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Full text of "Bericht Der Lehranstalt Für Wein , Obst Und Gartenbau Zu Geisenheim A. Rh. V. 1911"

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Bericht 


der 

Königl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau 


Geisenheim a. Rh. 

für das Etatsjahr 1911. 


Erstattet von dem Direktor 

Prof. Dr. Julius Wortmann, 

Geh. Reg.-Rat. 



Mit 59 Textabbildungen und 2 FarbendrucMafeln. 


BERLIN 

Verlagsbuchhandlung Paul Parey 

Verlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen 

SW- 11, Hedemannstraße 10 u. 11 

1912. 


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Alle Rechte Vorbehalten. 

Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Angabe der Quelle und Autoren gestattet. 


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Inhalt. 


I. Schulnachrichten. Seite 

1. Veränderungen im Personal der Anstalt. 1 

2. Frequenz. 2 

3. Chronik. 6 

4. Bauliche Veränderungen. 9 

5. Bibliothek • • • . 9 

II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 11 

A. Weinbau.*• • • %. 11 

B. Kellerwirtschaft. 34 

C. Sonstige Tätigkeit. 40 

D. Veröffentlichungen. 41 

Bericht über Obstbau, Gemüsebau sow r ie der Station für Obst- und Gemüseverwertung 43 

A. Obstbau. 43 

B. Gemüsebau. 68 

C. Obstverwertungsstation . 74 

D. Beteiligung der Anstalt an der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts- 

Gesellschaft in Kassel. 79 

E. Sonstige Tätigkeit des Berichterstatters. 79 

F. Bericht über Bienenzucht. 81 

Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei und Arbeiten im Parke der Königl. Lehranstalt 87 

A. Gartenbau. 87 

B. Obsttreiberei. 93 

C. Arbeiten im Parke der Lehranstalt. 94 

D. Aus dem Unterricht.104 

III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation.112 

A. Nicht parasitäre Entwicklungsstörungen der Kulturgewächse.112 

B. Durch tierische Feinde hervorgerufene Schäden.126 

C. Bekämpfungsversuche.131 

Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation.162 

A. Wissenschaftliche Tätigkeit.162 

B. Sonstige Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation.175 



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UMIVERSITY OF CALIFORNIA 






























IV 


Inhalt. 


Seite 


Bericht über die. Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation .178 

Bericht über die Tätigkeit der Hefe-Reinzucht-Station.206 

A. Tätigkeit der Station im Verkehr mit der Praxis.206 

B. Wissenschaftliche Betätigung der Station.208 

Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station während des Jahres 1911 • 210 

Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz für die 

Jahre 1910 und 1911. 218 

IV. Bericht der Reben Veredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 

a) Technische Abteilung.296 

b) Wissenschaftliche Abteilung.309 

V. Tätigkeit der Anstalt nach aussen .322 


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Original frum 

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I. Schulnachrichten. 


1. Veränderungen im Personal der Anstalt. 

a) Kuratorium. 

Zu weiteren Mitgliedern des Kuratoriums der Lehranstalt in Geisen¬ 
heim, zunächst für eine Amtsdauer bis Ende März 1915, wurden folgende 
Herren berufen: 

1. Bartmann - Lüdicke in Frankfurt a. M., Vorsitzender der Landwirt¬ 
schaftskammer in Wiesbaden, 

2. H. Müller, Baumschulenbesitzer, in Langsur b. Trier, 

3. Reinhold Hoemann, Gartenarchitekt, in Düsseldorf-Grafenberg. 

Die Herren: 

Landesökonomierat Siebert, in Frankfurt a. M., 

Hauptmann a. D. von Stosch, in Mittelheim, 

Weingutsbesitzer Burgeff, in Geisenheim 
wurden vom 1. April 1912 ab auf einen weiteren Zeitraum von 3 Jahren 
zu Mitgliedern des Kuratoriums ernannt. 

b) Lehrkörper. 

Der Privatdozent Dr. J. Hülsen aus Frankfurt a. M., welcher -seit 
dem Sommersemester 1908 an der hiessigen Lehranstalt Unterricht in 
Gartenarchitektur und Gartenkunst erteilt, musste durch seine Berufung als 
Professor an die Kunstakademie in Hanau mit Ablauf des Sommersemesters 
1911 seine Tätigkeit an der Geisenheimer Lehranstalt einstellen. 

Mit der einstweiligen Weiterführung des Unterrichts in Garten¬ 
architektur und Gartenkunst wurde der Gartenarchitekt J. F. Müller aus 
Düren, Rheinland, beauftragt. 

c) Verwaltungsbeamte. 

d) Hilfsbeamte. 

Assistenten. 

Es traten ein: 

Wilhelm Kroehn aus Tilsit (pflanzenphysiologische Versuchsstation), 
am 11. Dezember. 

Geisenheimer Jahresbericht 1911 . 


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Original fro-m 

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2 


, • * •• *•• 

I. Schulnachrichten. 

, •••>••••• • • « 

Hermann Opitz aus Rinteln a. W. (önochemisclie Versuchsstation), am 
1. Januar. 

Paul Lange aus Kohlow (pflanzenphysiologische Versuchsstation), am 
1. April 1912. 

Christian Fetzer aus Winkel, als Volontär-Assistent (pflanzen¬ 
pathologische Versuchsstation), am 1. April 1912. 

Es schieden aus: 

Dr. phil. J. Schwenk (önochemische Versuchsstation), am 23. Dezember. 
Richard Bonte (pflanzenphysiologische Versuchsstation), am 1. Dezember. 
Wilhelm Kroehn (pflanzenphysiologische Versuchsstation), am 30. März. 
Direktorialassistent Max Steeger, am 30. März. 


Der Anstaltsgärtner Otto Brünsch trat mit dem 1. Juli aus dem 
Dienste der Anstalt aus. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere 
Anstaltsschüler Friedrich Peper aus Harburg ernaunt. 

Am 31. Oktober schied der Anstaltsgärtner Georg Bartsch aus seiner 
Stellung aus. Als Nachfolger wurde der frühere Anstaltsschüler Hermann 
Welker aus Eberbach a. N. bestimmt. 


2. Frequenz. 

Wie aus dem nachstehenden Schülerverzeichnis zu ersehen ist, haben 
im Schul- bzw. Berichtsjahre 1911 



Eleven 

Schüler 

Gesamt- 


Wein- 

bau 

Garten¬ 

bau 

Wein¬ 

bau 

Garten¬ 

bau 

Schüler¬ 

zahl 

die Lehranstalt besucht. 

20 

32 

8 

22 

82 

vorzeitig ausgetreten sind. 

nach abgelegter Abgangsprüfung sind am 

1 

3 

— 

1 

5 

14. Februar 1912 entlassen. 

9 

13 

8 

21 

51 

ältere Eleven verblieben. 

10 

16 

— 

— 

26 

am 15. März 1912 traten ein. 

8 1 

12 

14 

23 

57 

Das Schuljahr 1912 wurde mithin eröffnet mit 

18 

28 

14 

| 23 

83 


Auch in diesem Jahre mussten wieder über 30 Bewerber um Auf¬ 
nahme als Schüler zurückgewiesen werden. 

In das Berichtsjahr wurden 2 Praktikanten übernommen, 28 traten im 
Laufe des Jahres ein, so dass 30 Praktikanten die Lehranstalt besuchten. 


1. Broer, Emil 

I. Eleven und Schüler, 
a) Ältere Eleven. 

(Weinbau.) 
aus Neustadt i. Holst. 

Schleswig. 

2. Faltin, Anton 

„ Langenschwalbach 

Hessen-Nassau. 

3. Franzen, Karl 

„ Bremm 

Rheinprovinz. 

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Veränderungen im Personal der Anstalt. — Frequenz. 


3 


In das III. Semester eingetreten. 


4. Hermann, Karol 

aus Focsani 

Rumänien. 

5. Kober, Peter 

„ Rheindiebach 

Rheinprovinz. 

6. Schredelsecker, Friedrich 

„ Worms 

Hessen. 

7. Schulemann, Erich 

„ Dt. Wilmersdorf 

Brandenburg. 

8. Steinhäuser, Gottlieb 

„ Nordhausen 

Prov. Sachsen. 

9. Weigel, Josef 

„ Landau 

(Gartenbau.) 

Bayern. 

10. Coudray, Werner 

aus Fritzlar 

Hessen-Nassau. 

11. Ellinger, Josef 

„ Siebenbrünn 

Österreich. 

12. Harth, Eduard 

„ Cöln 

Rheinprovinz. 

13. Hollmann, Otto (Preusse) 

„ Heidenoldendorf 

Detmold. 

14. Holzmann, Paul 

„ Kreisfeld 

Prov. Sachsen. 

15. Kunze, Kurt 

„ Treuenbrietzen 

Brandenburg. 

16. Lange, Karl 

„ Fahrenholz 

Brandenburg. 

17. Müller, Karl 

„ Blumenthal 

Hannover. 

18. Müller, Kurt 

„ Hildesheim 

Hannover. 

19. Oberhäuser, Johannes 

„ Offenhausen 

Bayern. 

20. Oelze, Friedrich 

„ Süplingen 

Prov. Sachsen. 

21. Reese, Emil 

„ Klein-Gartz 

Westpreussen. 

Ausgetreten am 29. Juli 1911. 


22. Scheunchen. Max 

aus Görlitz 

Schlesien. 

23. Vergin, Erich 

„ Potsdam 

Brandenburg. 

b) Jüngere Eleven. 

(Weinbau.) 


24. Bauer, Karl 

aus Geisenheim 

Hessen-Nassau 

25. Braun, Karl 

„ Eggingen 

Württemberg. 

26. Hauschild, Ludwig 

„ Mainz 

Hessen. 

27. Hoogendyk, Johannes 

„ VIaardingen 

Holland. 

28. Kilian, Philipp 

„ Winkel 

Hessen-Nassau. 

29. Krahmer, Sigmund 

„ München 

Bayern. 

30. Lahr, Ottomar 

„ Eschau 

Bayern. 

31. Milz, Josef 

„ Neuraagen 

Rheinprovinz. 

32. Szobonya, Stefan 

„ Ada 

Ungarn. 

Ausgetreten am 2. September 1911. 


33. Werner, Jakob 

aus Edenkoben 

Bayern. 

34. Wischlern, Ernst 

„ Westhalten 

Elsass-Lothringen. 


(Gartenbau.) 


35. Braun, Karl 

aus Kreuznach 

Rheinprovinz. 

Ausgetreten am 24. Mai 1911. 


36. Burchardt, Bernhard 

aus Swinemünde 

Pommern. 

37. Falck, Hans 

„ Bärwalde 

Pommern. 

38. Graeb, Otto 

„ Eilsleben 

Prov. Sachsen. 

39. Jaeschke, Julius. 

„ Grossenhain 

Hannover. 

40. Koch, Friedrich 

„ Herleshausen 

Hessen-Nassau. 

41. Lewald, Wolfgang (Preusse) 

„ Graupen 

Böhmen. 

42. Mehmel, Lebrecht 

„ Thamsbrück 

Prov. Sachsen. 

43. Melzer, Arno (Preusse) 

„ Soppen 

Sachsen. 

44. Merfert, Richard 

„ Kreiwitz 

Schlesien. 

45. Möbes, Adolf 

„ Vaethen 

Prov. Sachsen. 


1 * 


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Original frnm 

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4 


I. Schulnachrichten. 


46. Pfotenhauer, Fritz 

aus Breslau 

Schlesien. 

47. Rades, Ernst 

,, Stettin 

Pommern. 

48. Reintjes, Otto 

„ Andernach 

Rheinprovinz. 

49. Schopp, Heinrich 

„ Heidelberg 

Baden. 

Ausgetreten am 29. Juli 1911. 


50. Stümpke, Dietrich 

aus Berge 

Prov. Sachsen. 

51. Umhauer, Friedrich (Preusse) „ Worms 

Hessen. 

52. Wetterberg, Sven 

„ Sköfde 

c) Weinbauschüler. 

Schweden. 

53. Gladischeff, Michael 

aus Samarkant 

Russland. 

54. Glöckner, Heinr. (Preusse) 

„ 3Iainz 

Hessen. 

55. Graf, Franz 

„ Geisenheim 

Hessen-Nassau. 

56. Kateff, Athanas 

„ St. Wratza 

Bulgarien. 

57. Kreis, Valentin 

„ Hallgarten 

Hessen-Nassau. 

58. Thalheim, Franz 

„ Leipzig 

Sachsen. 

59. Walther, Franz 

„ Senheim 

Rheinprovinz. 

60. Zimmer, Mathias 

„ Schoden 

d) Garfenbauschüler. 

Rheinprovinz. 

61. Babendererde, Hans 

aus Schöneberg 

Brandenburg. 

62. Bayer, Rudolf 

„ Essen 

Rheinprovinz. 

63. Biber, Wilhelm 

„ Döpshofen 

Bayern. 

64. Bitter, Wilhelm 

„ Handorf 

Westfalen. 

65. Düx, Johann 

„ Cardorf 

Rheinprovinz. 

66. Ernst, Hermann 

„ Osterode a. H. 

Hannover. 

67. Fiesser, Karl 

„ Eppelheim 

Baden. 

68. Handrick, Willi 

„ Wettaburg 

Prov. Sachsen. 

69. Hartmann, Hermann 

„ Coblenz 

Rheinprovinz. 

70. Hoehle, Willy 

„ Abbendorf 

Prov. Sachsen. 

71. Hoffmann, Paul 

„ Jauer 

Schlesien. 

72. Kurthen, Reiner 

„ Orken 

Rheinprovinz. 

73. Linnekuhl, Ferdinand 

„ Osnabrück 

Hannover. 

74. Mayer, August 

„ 3Iehlem 

Rheinprovinz. 

75. Meyns, Max 

„ Hamburg 

Hamburg. 

76. Peters, Karl 

„ Düren 

Rheinprovinz. 

77. Schmand, Bernard 

„ Drensteinfurt 

Westfalen. 

Ausgetreten am 5. August 1911. 


78. Schollmeyer, Albert 

aus Kostheim 

Hessen. 

79. Trautner, Georg 

„ Unterleinleiter 

Bayern. 

80. Trautner, Johannes 

.. Unterleinleiter 

Bayern. 

81. Viereck, Rudolf 

„ Mülheim a. Rh. 

Rheinprovinz. 

82. Wendler, Wender 

„ 3Iagdeburg 

II. Praktikanten. 

Prov. Sachsen. 

1. Arens. 31 artin 

aus 31ainz 

Hessen. 

2. y. Barton-Stedmann, Else 

zurzeit Geisenheim 

Preussen. 

3. Bram, Bernhard 

aus Laxten 

Preussen. 

4. Cortain, Paul 

„ Wolbeck 

Preussen. 

5. Dörfer, Karl 

„ Witzenhausen 

Preussen. 

6. Dr. Ende 

zurzeit Geisenheim 

Braunschweig. 

7. Häusser, Paul 

aus Geb weil er 

Reichsland. 

8. Hammes, Johanna 

„ Wiesbaden 

Preussen. 


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Frequenz. 

5 

9. 

Hara, H. 


Tokio 

Japan. 

10. 

Haupold, Antonio 

ff 

Puerto Santa Maria 

Spanien. 

11. 

Hoehl, Karl 

V 

Geisenheim 

Preussen. 

12. 

Kemp 

n 

Stettin 

Preussen. 

13. 

von Külmer, Hans 

zurzeit Turin 

Schw. Sondershausen. 

14. 

Liessem, Jean 

aus 

Muffendorf 

Preussen. 

15. 

Lindwest, Gustav 

n 

Petersburg 

Russland. 

16. 

von Marschall, Fräulein 

n 

Geisenheim 

Preussen. 

17. 

von M.arschall, Friedrich 

V 

Geisenheim 

Preussen. 

18. 

Graf v. Matuschka- 





Greiffenklau 

ff 

Schloss Vollrads 

Preussen. 

19. 

Meyer, Harald 

ff 

Bielefeld 

Preussen. 

20. 

Muacevicz, Mladen 

ff 

Osyek 

Slavonien. 

21. 

Müller, Nikolaus 

ff 

Eiweiler 

Preussen. 

22. 

Dr. Osthelder, Richard 

ff 

Speyer 

Bayern. 

23. 

von Saleski, Eduard 

ff 

Kowalenki 

Russland. 

24. 

Schmitz, Lothar 

ff 

Godesberg 

Preussen. 

25. 

Schütt, Eduard 

ff 

Petersburg 

Russland. 

26. 

Suchy, Franz 

ff 

Brünn 

Österreich. 

27. 

Vogelwaid, Paul 

ff 

Horb 

Württemberg. 

28. 

Widmer, William 

ff 

Napeles 

Vereinigte Staaten von 





N.rAmerika. 

29. 

Winter, Bero 

ff 

Kronberg 

Preussen. 

30. 

Woronin 

ff 

Jalta 

Russland. 


III. Teilnehmer an periodischen Kursen. 


Kursus 

vom 

bis 


davon 

Preussen 

Reichs¬ 

inländer 

Ausländer 

Obstbaunachkursus l ). 

17. 7.11. 

22. 7.11. 

32 

30 

2 

_ 

Baum wärt ernachkursus J ). 

17. 7.11. 

22. 7.11. 

12 

12 

— 

— 

Wiede rholungskursus. 

24. 7.11. 

28. 7.11. 

21 

21 

— 

— 

Obstverwertungskursus für Frauen. . 

31. 7.11. 

5. 8.11. 

32 

31 

— 

1 

„ „ Männer u. 







Haushaltungslehrerinnen .... 

8. 8.11. 

19. 8.11. 

40 

23 

11 

6 

Analysenkursus. 

1.8. 11. 

12. 8.11. 

30 

17 

8 

5 

Hefekursus. 

14. 8.11. 

26. 8.11. 

39 

18 

16 

5 

Reblauskursus. 

15. 2.12. 

18. 2.12. 

40 

33 

— 

7 

Sa. 

246 

185 

37 

24 


Anmerkung: An dem Reblauskursus für Schüler am 12. und 13. Februar 1912 


nahmen 48 Schüler teil. 

Es besuchten somit die Lehranstalt: 

a) im Schuljahre 1911/12 ..... 77 Schüler dauernd, 

„ „ ...... 5 „ vorzeitig entlassen, 

b) „ Berichtsjahre 1911.30 Praktikanten, 

c) „ ,, „ . . . . . 246 Kursisten, 

Insgesamt 358 Personen. 

0 Die bisher von der Lehranstalt abgehaltenen Obstbau- und Baumwärterkurse sind 
jetzt von der Landwirtschaftskammer in Wiesbaden übernommen. Ihren Lehrkräften 
werden von der Lehranstalt Unterrichtsräume und Lehrmaterial zur Verfügung gestellt. 


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6 


I. Schulnachrichten. 


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Die Gesamtzahl aller Schüler und Kursisten, welche die Lehranstalt 
seit Bestehen besucht haben, beträgt nunmehr bis zum 31. März 1912 
gerechnet 10545, und zwar: 





Preussen 

Reichsinländer 

Ausländer 

Schüler . . . 

1538 ] 

1 

I 1257 

230 

51 

Praktikanten . 

528 

, davon waren j 

189 

194 

145 

Kursisten . . 

8479 


| 6988 

1222 

269 


3. Chronik, 
a) Besichtigungen usw. 

Am 10. April wurde unter dem Vorsitze des Herrn Geheimen Re- 
gierungsrats, Freiherm von Hammerstein aus dem Landwirtschafts¬ 
ministerium in der Anstalt eine Konferenz zur Erörterung des Abschätzungs¬ 
verfahrens in Reblausangelegenheiten abgehalten. 

Am 11. April fand die alljährliche Reblauskonferenz statt. 

Am 4. und 5. Mai fand eine Sitzung des Kuratoriums der Anstalt 
statt, zu welcher die nachstehend aufgeführten Herren erschienen waren: 

Ministerialdirektor Dr. H. Thiel, Exzellenz, Berlin, 

Ober-Regierungsrat Pfeffer von Salomon, Wiesbaden, Vorsitzender 
des Kuratoriums, 

Geheimer Regierungsrat Dr. Oldenburg, Berlin, stellvertretender Vor¬ 
sitzender des Kuratoriums, 

Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Wortmann, Direktor der Königl. 
Lehranstalt, 

Landesökonomierat Siebert, Frankfurt a. M., 

Hauptmann a. D. von Stosch, Mittelheim. 

Eine aus 6 Herren bestehende landwirtschaftliche argentinische 
Spezialkommission besuchte am 28. September die hiesige Königl. Lehr¬ 
anstalt. 

Unter der Leitung des Herrn Geheimen Regierungsrats, Freiherrn 
von Hammerstein, wurde am 11. Oktober in der Anstalt eine Reben¬ 
veredlungskonferenz abgehalten. 

Vom Etatsjahr 1911 ab sollen bis auf weiteres alljährlich im Früh¬ 
jahr oder Sommer an der Lehranstalt unter Leitung des Prof. Dr. LüSTNER 
Belehrungskurse für die in der Organisation zur Bekämpfung von Pflanzen¬ 
krankheiten tätigen Sammelstellenleiter und Sammler abgehalten werden. 

Am 23. und 24. November fand eine Sitzung des Kurratoriums der 
Anstalt statt, zu welcher die nachstehend aufgeführten Herren erschienen 
waren: 

Ober-Regierungsrat Pfeffer von Salomon, Wiesbaden, Vorsitzender 
des Kuratoriums, 

Geheimer Regierungsrat Dr. Oldenburg, Berlin, stellvertretender 
Vorsitzender, 

Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Wortmann, Geisenheim, 

Landesökonomierat Siebert, Frankfurt a. M., 


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Chronik. 


7 


Weingutsbesitzer Jos. Burgeff, Geisenheim, 

Hauptmann a. D von Stosch, Mittelheim. 

Am Nachmittage des 23. fand unter Zuziehung der Herren: 
Gartenbaudirektor Freiherrn von Engelhardt, Düsseldorf-Grafenberg, 
Gartenarchitekt Reinhold Hoemann, Düsseldorf, als Vertreter der 
Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, 

Obergärtner Reinhard, Köln, 

als Vertreter des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, sowie der 
an dem höheren gartenbaulichen Unterrichte in Geisenheim beteiligten 
Herren: 

Prof. Dr. Lüstner, 

Prof. Dr. Kroemer, 

Prof. Dr. von der Heide, 

Oberlehrer Löckermann, 

Garteninspektor Glindemann, 

Kunstmaler Frankenbach, Wiesbaden, und 
Gartenarchitekt Müller, 

eine eingehende Aussprache über die Gestaltung des Lehrplanes für den 
höheren landschaftsgärtnerischen Unterricht statt. 

Am Nachmittage des 24. November unterzogen sich die früheren 
Eleven 

Michael Klöckner aus Köln und 
Josef Schwarz aus Hückelhoven 
der stattlichen Fachprüfung (Obergärtnerprüfung). 

Vom Kuratorium waren zugegen: 

Ober-Regierungsrat Pfeffer von Salomon, Wiesbaden, 

Geheimer Regierungsrat Dr. Oldenburg, Berlin, 

Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Wortmann, Geisenheim, 
Landesökonomierat Siebert, Frankfurt a. M., 

Weingutsbesitzer Jos. Burgeff, Geisenheim, 

Hauptmann a. D. von Stosch, Mittelheim. 

Beide Kandidaten bestanden die Prüfung. 

Am 22. Dezember fand die alljährliche Weihnachtsfeier statt. An 
derselben beteiligten sich vom Kuratorium der Anstalt die Herren: 
Ober-Regierungsrat Pfeffer von Salomon, Wiesbaden, 

Hauptmann a. D. von Stosch, Mittelheim, 

Weingutsbesitzer Jos. Burgeff, Geisenheim. 

Die Lehranstalt beging den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und 
Königs in feierlicher Weise durch einen Festaktus in dem grossen Hörsaal. 

Prof. Dr. Kroemer hielt nach einem Gesänge des Schülerchors die 
Festrede über das Thema: „Die Entwicklung Preussens zur Deutschen 
Grossmacht.“ 

In der Zeit vom 5. bis 7. Februar unterzogen sich die vorgenannten 
älteren Eleven der schriftlichen Prüfung in folgenden Fächern: Gärungs¬ 
physiologie, Bodenkunde, Weinbau, Landschaftsgärtnerei. 


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8 


I. Schulnachrichten. 


Die Themata waren folgende: 

1. Der Essigstich der Weine. Seine Ursache, sowie die Mittel der Vor¬ 
beugung und Heilung. 

2. Die Ziele rationeller Bodenbearbeitung. 

3. Inwiefern beeinflusst das Reblausgesetz vom 6. Juli 1904 die Ver¬ 
mehrung der Reben? 

4. Wie ist das im Lageplan näher bezeichnete Grundstück am besten als 
Hausgarten zu verwerten? Die Wünsche des Besitzers gehen dahin, 
dass ein einfach und zweckmässig aufgeteilter Garten geschaffen wird, 
der den Räumen des Hauses, der Lage und der Grösse des Grund¬ 
stücks entsprechend den erforderlichen Pflanzenschmuck erhält. Auf 
eine geeignete Verwendung von Blütenstauden ist ein besonderer Wert 
zu legen. Der Kostenpunkt des Gartens einschliesslich aller Lieferungen 
usw. soll die Summe von 800 M. nicht überschreiten. Verlangt wird 
eine Bleifederzeichnung nebst genauer Angabe über die Bepflanzung 
und Kostenrechnung. 

An der mündlichen Prüfung, welche am 9. und 10. Februar in Gegen¬ 
wart der Herren: Ober-Regierungsrat Pfeffer von Salomon, Wiesbaden, 
Hauptmann a. D. von Stosch, Mittelheim, Weingutsbesitzer Jos. Burgeff, 
Geisenheim, stattfand, nahmen sämtliche Schüler teil. 

Die Prüfung erfolgte in folgenden Fächern: 

Weinchemie, Spalierzucht, Pflanzenanatomie, Feinde der Kultur¬ 
pflanzen, Gehölzkunde, Düngerlehre, Obstbaulehre, Blumentreiberei. 

Am 14. Februar schloss der Direktor das Schuljahr mit einer An¬ 
sprache an die Schüler. 

Durch den Etat für 1912 wurden Mittel zum Anschluss an die Fern¬ 
sprechleitung bewilligt. Die Herstellung der Anlage wird zu Anfang des 
Etatsjahres 1912 erfolgen. 

b) Besuche. 

Die Anstalt wurde besucht: 

am 22. April vom Preussischen Richterverein, Wiesbaden, 
am 23. April vom Gärtnerverein Rödelheim, Hausen, 
am 14. Mai vom Geflügel-, Kaninchen-, Vogelzucht- und Schutzverein 
Mittelrheingau in Geisenheim, 

am 16. Mai vom Obst- und Gartenbau-Verein, Bevensen, Bezirk Lüne¬ 
burg, 

am 20. Mai von Herren des 13. Fortbildungskursus für höhere Ver¬ 
waltungsbeamte in Frankfurt a. M., 
am 21. Mai vom Gesangverein „Männerchor“ zu Bruchköbel, 
am 21. Mai vom Obstbauverein Waldlaubersheim, 
am 25. Mai vom Obst- und Gartenbauverein Jugenheim, Rheinhessen, 
am 26. Juni von Studierenden der höheren landwirtschaftlichen Lehr¬ 
anstalt in Krizevci (Kroatien), 


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Bauliche Veränderungen. — Bibliothek. 9 

am 27. Juni von Teilnehmern an den Ausstellungen der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft, 

am 28. Juni von Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Garten¬ 
kunst, 

am 9. Juli vom Gärtnerverein „Flora“ in Niederwalluff, 
am 27. Juli vom Küfermeister-Verein in Mainz, 
am 6. August vom Godesberger Gärtnerverein, 
am 15. August vom Obst- und Gartenbauverein, Budenheim, 
am 27. August vom Obst- und Gartenbauverein, Ingelheim a. Rh., 
am 27. August vom Hanauer Kreisobstbauverein in Ostheim, 
am 6. September von ca. 20 Mitgliedern des Elsässer Weinbau-Ver¬ 
bandes in Kolmar, 

am 10. September vom Kreis-, Obst- und Gartenbauverein für den Kreis 
Mainz-Kastel, 

am 21. September von ca. 20 Herren der Vereinigung der Weinbergs¬ 
verwalter in Saarbürg, 

am 23. September von Schülern (Baumwärterkursisten) der Gross¬ 
herzoglichen Obstbauschule in Friedberg, 
am 24. September von Schülern der ländlichen Fortbildungsschule in 
Bornich, 

am 24. September vom Mainzer Gartenbau-Verein, 
am 1. Oktober vom Stenographenverein Stolze-Schrey, Geisenheim, 
am 8. Oktober vom Jünglingsverein in Ockenheim, 
am 14. Oktober von ca. 40 Referendaren des Königlichen Landgerichts 
Wiesbaden, 

am 9. März 1912 von der landwirtschaftlichen Schule in Zweibrücken. 

4. Bauliche Veränderungen. 

Keine. 

5. Bibliothek. 

Geschenkt: 

Vom Königl. preussischen Landwirtschaftsministerium: 

1. Anleitung zur Obst- und Gemüseverwertung im kleinen Haushalt, 
herausgegeben von A. D. Kaven, Lehrerin für Obstverwertung, und 
A. Hagemann, Obstbauinspektor der Landwirtschaftskammer für die 
Provinz Westfalen. 

2. Botanische Wandtafeln von L. Kny. 

3. Zahlreiche Bulletins des United States Department of Agriculture. 

Vom Geheimen Rechnungsrat Schaller aus dem Landwirtschafts¬ 
ministerium : 

4 Bände des Werkes: „Kernobstsorten“ von Dr. Au;. Frider. Adr. Diel 
in Dietz. 


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10 


I. Schulnachrichten. 


Vom Geheimen Regierungs- und Vortragenden Rat im Reichskolonial¬ 
amt Dr. Busse: 

1. „Die Bedeutung unserer Kolonien für die heimische Industrie“. 

2. Über das Vorkommen von Wurzelbranderregern im Boden. 

Von der landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin: 

1. „Die Entstehung der Pflugkultur von Dr. E. Hahn“, 

2. „Die Meliorationsverhältnisse der Grasländereien in der Provinz 
Brandenburg“, vom Privatdozent Dr. Max Augstin, 

3. „Die Bestimmung der Sortenreinheit und Sortenechtheit bei Beurteilung 
von Saatgutfeldem unter Zuhilfenahme variationsstatistischer Unter¬ 
suchungen“, Habilitationsschrift des Dr. Paul Hillmann. 


Goöglc 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


11 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Bericht Uber die Tätigkeit im Weinbau und in der Keilerwirtschaft. 

Erstattet vom Betriebsleiter Weinbauinspector Fischer. 

A. Weinbau. 

1. Jahresübersicht. 

Endlich ist wieder einmal über ein gutes Weinjahr zu berichten. 
Wenn es auch noch nicht alle in letzter Zeit geschlagenen Wunden zur 
Heilung brachte, so schuf es mindestens überall frischen Mut und neue 
Freude am Weinbau. Und das tat sehr not. Wäre die Arbeit nicht so 
mühsam gewesen, sicherlich hätte mancher Winzer in den letzten Jahren 
seine Reben ausgehauen. Nun ist wieder andere Stimmung eingekehrt. 
Überall sieht man schon lang liegende Wustfelder umbrechen, da und dort 
müssen im letzten Jahr in den Weinberg gepflanzte Bäumchen der Rebe 
wieder weichen. Der Weinbau ist wieder obenan. Das alles bewirkte 
der Erfolg des Jahres 1911. 

Die Aussichten auf eine gute Ernte waren zu Anfang des Jahres 
nicht gerade günstig. Das Holz zeigte besonders in manchen vernach¬ 
lässigten Weinbergen der Kleinwinzer vielfach eine nicht genügende Reife. 
So war es nicht erstaunlich, dass im Frühjahr über schlechte Überwinterung, 
namentlich des Sylvaners, geklagt wurde. In Rieslingweinbergen, die im 
Vorjahre unter Peronospora stark zu leiden hatten, lagen die Verhältnisse 
ähnlich. Die Folgen einer sachgemässen Bekämpfung der Blattfallkrank¬ 
heit zeigten sich bezüglich der Überwinterung der Reben wieder einmal 
recht deutlich. Die früher vielfach geäusserten Befürchtungen, dass man 
infolge des im Sommer 1910 niedergegangenen Hagels nicht genügend 
gut ausgebildetes Tragholz vorfinden werde, erwiesen sich als übertrieben. 
Die Hagelwunden waren grösstenteils gut verheilt. 

Die günstige Witterung gestattete einen frühzeitigen Beginn der 
Rebarbeiten. Schon im Februar wurde der Schnitt überall vorgenommen. 
Infolge des im allgemeinen linden Frühjahrswetters waren die Reben 
Ende März um mindestens 8 Tage in der Vegetation weiter als zu 
gleicher Zeit früherer Jahre. Da trat Ende April ein Kälterückschlag ein, 
der oft Temperaturen bis — 6° und recht scharfe Ostwinde brachte. Der 
Blutungssaft war an den Schnittflächen häufig zu Eis erstarrt. Einen 
ernstlichen Schaden haben die Reben indes nicht genommen, da die Augen 
durch die Knospenschuppen immer noch guten Schutz fanden. 

Der Austrieb ging, abgesehen von einigen Fällen recht gleichmässig 
vor sich. Der Ansatz der Gescheine zeigte sich je nach Lage und Sorte 
sehr wechselnd, jedoch immerhin befriedigend, wenn man die ungünstigen 


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12 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Verhältnisse des Vorjahres berücksichtigte. Die Zeit der Maifröste zog 
an den Beben spurlos vorüber. Bereits Ende Mai konnte man vielfach 
blühende Gescheine antreffen. Die Hauptblüte begann jedoch etwa um 
den 10. Juni. Leider setzte gleichzeitig eine kalte Eegenperiode ein. 
Viele der später sich öffnenden Blütchen rieselten daher durch; ein un¬ 
gleichen ässiger Fruchtansatz war die Folge. 

Der Juli leitete eine etwa 6 Wochen anhaltende Trockenperiode 
ein, die an den Reben der niederen Lagen und feuchten Böden im allge¬ 
meinen spurlos vorüberging, während sich in trockenen kiesigen Böden 
höherer Lagen Anzeichen bemerkbar machten, die auf einen Mangel an 
Feuchtigkeit schliessen liessen. Die unteren Blätter zeigten vielfach eine 
leichte Gelbfärbung, an besonders trockenem Standort fielen sie sogar ab. 
Die Trauben blieben kleinbeerig. Als später Gewitterregen fielen, konnte 
das Regenwasser namentlich in steilen Lagen leider nur zum geringsten 
Teil in den Boden eindringen. Von einigen wolkenbruchartigen Regen, 
die in dieser Zeit niedergingen, blieb dem Boden verhältnismässig wenig 
Feuchtigkeit; wohl brachten sie aber manchen Schwemmschaden. So 
wurden am 24. August die Stöcke in einzelnen Lagen der Obergemarkung 
bis auf die Wurzel frei gelegt. 

Von Anfang September an fielen häufiger Regen, die die Ausbildung 
der Trauben noch sehr förderten. Sogar die Grösse der Beeren nahm 
noch zu. Edelfäule trat in grösserem Umfang nur auf Sylvaner'ein. Da der 
Säuregehalt der Trauben dieser Sorte sich allgemein als gering erwies, 
schritt man bereits am 11. Oktober zur Lese. Die Rieslingtrauben blieben 
jedoch ziemlich allgemein gesund. Nur in niederen Lagen waren teilweise 
grössere Mengen edelfauler Beeren anzutreffen. Meist ernteten die 
grösseren Besitzer diese in Form einer Vorlese. Der übrige Behang 
sollte noch weiter reifen. Da trat am 20. Oktober ein sehr starker Regen¬ 
fall ein, der vor allem deshalb zur Fortsetzung der Lese drängte, weil 
sehr viele Trauben vom Stock abfielen. Einzelne besonders gute Berg¬ 
lagen sollten noch weiter edelfaul "werden; allein gerade in diesen waren 
infolge der Trockenheit im Sommer die Beerenhäute noch sehr dick und 
fest, weshalb die Edelfäule nicht in dem erwünschten Mafse eintreten 
konnte. Das Jahr 1911 ist ein typischer Beweis dafür, dass auch das 
sehr lange Hinausschieben der Lese keine allgemeine Edelfäule bringen 
kann, wenn die Beerenhäute der Botrytis keine Angriffspunkte bieten. 
Am 8. November w 7 ar die Lese beendet. Von 35 im Ertrag stehenden 
Morgen wurden 34 Halbstück Most geerntet. 

Das Holz war sehr gut ausgereift, in den trockenen kiesigen Böden 
sind die Triebe allerdings etwas kurz und dünn geblieben. 

Von pilzlichen Krankheiten blieb die Rebe im Jahre 1911 ziemlich 
verschont. Wohl zeigten sich des öfteren Anfänge der Blattfallkrankheit , 
doch konnte sich der Parasit infolge des heissen trockenen Wetters nicht 
weiter ausdehnen. Eine Reihe von Versuchen zur Bekämpfung dieses 
Pilzes z. B. mit Layko-Schwefel, Kupferoxychlorür. Floria-Kupferscliwefel- 
pulvat n. a. verliefen daher leider erfolglos. 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 13 

Oidium war häufiger anzutreffen. Besonders günstig gestalteten 
sich dessen Entwicklungsbedingungen nach den im letzten Drittel des 
Monates Juli niedergegangenen Gewittern. Doch tat der Schwefel seine 
Wirkung. Leider hatte das Schwefeln infolge der ausserordentlich grossen 
Hitze in jener Zeit sehr häufig Verbrennungserscheinungen an Trauben 
und Blättern im Gefolge. Wo an grünen Rebteilen grössere Schwefel¬ 
mengen haften blieben, traten Verbrennungen ein. Doch zeigten sich 
ähnliche, wenn auch schwächere Schäden auch in ungeschwefeiten Wein¬ 
bergen. Es ist daher entschieden unrichtig, wenn man die im Sommer 
1911 an Trauben und Blättern eingetretenen Verbrennungserscheinungen 
allein der energischen Wirkung des Schwefels zuschreibt. 

2. Neuanlagen. 

Gerodet wurden im Berichtsjahr: 

1. Eine 1 / 3 Morgen grosse Fläche im „Hintern Morschberg‘‘. Vor 
der Anlage wurden umfangreiche Bodenverbesserungen vorgenommen. Die 
ganze Fläche ist etwa 40 cm hoch mit Letten überfahren worden. Die 
Bepflanzung erfolgte mit Rieslingblindholz. Da die Anlage später Draht¬ 
unterstützung erhalten soll, ist statt des üblichen Doppelsatzes mit 1,15 m 
Stockentfernung einschenklig mit 70 cm Entfernung gepflanzt worden. 

Die jungen Reben entwickelten sich vorzüglich. Die Anlage war 
wohl das schönste einjährige Feld, das man im Rheingau seit langer Zeit 
gesehen hat. Eine Trieblänge von 2,50 m war nichts seltenes Zu diesem 
starken Wachstum hat auch das frühe Aufbinden der grünen Triebe bei¬ 
getragen. 

2. Ein etwa 3 / 4 Morgen grosser Teil der Erziehungsarten im „Fuchs¬ 
berg“. Wir berichten darüber, wenn die gesamte Anlage fertig ist. 

3. Eine 3 / B Morgen grosse Fläche in der „Flecht“. Wir wählten als 
Stockentfernung 75 cm. 

3. Beobachtungen und Versuche zur Bekämpfung des „Heu- und 

Sauerwurmes“. 

Trotzdem die Zahl der überwinternden Sauerwurmpuppen nicht sehr 
gross war, traten die Heuwurmmotten, besonders jene des bekreuzten 
Wicklers, sehr heftig auf. Bereits am 24. April wurde die erste Motte 
festgestellt. 

Seit Jahren bekämpfen die grösseren Weingutsbesitzer Geisenheims 
die Motten der 1. Generation durch Abfangen mit Klebefächern gemeinsam. 
Wie immer, zeigte sich im Berichtsjahr, dass ein Erfolg dieser Massnahme 
nur dann zu erwarten ist, wenn sie systematisch und lückenlos durch¬ 
geführt wird. Man muss die Stöcke mindestens 2 Mal täglich absuchen 
können. 

Die Heuwiirmer erschienen in so grosser Zahl, dass wir uns zum Ablesen 
derselben entschlossen. Die Kinder der oberen Schulklassen kamen hierzu 
zur Verwendung. Um eine 7V 2 Morgen grosse Fläche abzusuchen, waren 


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14 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


990 Arbeitsstunden erforderlich, was bei einer stündlichen Vergütung von 
15 Pf. einen Kostenaufwand von 148,50 M. ausmachte. Gefangen wurden 
etwa 89000 Würmer, so dass das Auslesen jedes Wurmes etwa J / 8 Pf. 
erforderte. Auf einen Morgen ausgerechnet betragen die Unkosten ungefähr 
20 M. Um den Erfolg erkennen zu lassen, ist es nur notwendig, an¬ 
zuführen, dass z. B. 21 Kinder in 2 1 / 2 Stunden in einem etwa 17 a grossen 
Weinberg 6500 und auf derselben Fläche nach 8 Tagen etwa 40 Kinder 
in 3 / 4 Stunden noch einmal 2000 Heuwürmer gefangen haben. Der Ab¬ 
fang der Motten durch Klebfächer ist nach diesen Feststellungen nicht nur 
teurer, sondern auch weniger erfolgreich. Vor allem kann der einzelne Be¬ 
sitzer wohl mit Erfolg Raupen einsammeln, nicht aber mit demselben Erfolg 
Motten abfangen. Die Befürchtung, dass die Kinder die Gescheine bei 
der Arbeit verletzen, hat sich bei uns nicht bewahrheitet, allerdings nur 
hei einer zusammenhängenden Beschäftigung von nicht mehr als 3 Stunden. 
Nach dieser Zeit treiben die Kinder entweder Spielereien oder richten sogar 
Schaden an. Die Beschäftigung während eines halben Tages ist daher 
nicht empfehlenswert. 

a) Bekämpfung der Winterpuppen. 

Bekanntlich macht die Bekämpfung der Winterpuppen an den Pfählen 
grosse Schwierigkeiten. Da die Pfähle aber in manchen Gegenden die 
hauptsächlichsten Aufenthaltsorte der Winterpuppen darstellen, bleibt eine 
Bekämpfung des Schädlinges ohne Behandlung der Pfähle sehr lückenhaft. 
Die bis jetzt empfohlenen Behandlungsarten der Holzstützen (Brühen und 
Dämpfen) werden durch die Notwendigkeit, die Pfähle herausnehmen und 
wieder einstecken zu müssen, sehr teuer. Die Pfahlbehandlung wird sich 
erst dann einbürgern, wenn die Entfernung der Stickel vom Standort nicht 
mehr notwendig wird. 

Ein Mittel, das vielleicht einen Erfolg nach dieser Richtung in Aus¬ 
sicht stellen könnte, wurde der Anstalt unter dem Namen Ledumin von 
dem Fabrikanten G. Hanning, Hamburg überwiesen. Auf Veranlassung des 
Herrn Professors Dr. Lüstnkr machten wir damit verschiedene Versuche. 

Das Mittel kam in einer neunfachen Verdünnung mit Wasser zur An¬ 
wendung. Mit der verdünnten Flüssigkeit bestrichen wir zunächst 100 Pfähle 
und hüllten diese nach der Behandlung vollständig dicht in ein ganz feines 
Drahtnetz ein. Die spätere Untersuchung ergab 7 tote und 2 lebende 
Sauerwurmpuppen. Zwei weitere Versuche in genau derselben Weise 
ergaben etwa dasselbe Resultat. In 100 Pfählen wurden einmal gefunden 
10 tote und 4 lebende, ein anderes Mal 5 tote und 6 lebende Puppen. 
In nicht behandelten Pfählen war die Zahl der toten Puppen regelmässig 
etwas kleiner, die Zahl der lebenden etwas grösser. Man erkennt daraus, 
dass beim Bestreichen der Pfähle mit Ledumin wohl einzelne, nicht aber 
alle Puppen vernichtet werden. Später ausgeführte Versuche lassen den 
Schluss zu, dass die von der Flüssigkeit benetzten Puppen zugrunde gehen, 
die versteckt liegenden beim Aufträgen mit dem Pinsel aber nicht ge¬ 
troffen werden. 


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16 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Beim Fang der ersten Generation erwies sich demnach die 1 / i l 
grosse Konservenbüchse als brauchbarstes Gefäss. Abgesehen von dieser 
Ausnahme haben sich bei der ersten Generation Gefässe mit kleiner An¬ 
flugöffnung besser bewährt als solche mit grossem Einflugloch. 

Die zweite Generation der Motten suchte im allgemeinen die Gefässe 
mit "weiter Einflugöffnung mehr auf. Die gesamten Zahlen lassen aber 
erkennen, dass die Art der Fanggefässe und vor allem die Grösse des 
Einflugloches nicht die grosse Rolle spielen, wie man das angenommen 
hat. Gewiss sind Unterschiede aufgetreten, aber sie waren nicht konstant, 
ist es doch häufig vorgekommen, dass in einem Gefäss z. B. 10—12 Motten 
gefangen worden waren, während sich im gleichgeformten benachbarten 
Gefäss das mit genau derselben Fangflüssigkeit gefüllt war, keine Motte 
vorfand. 

Einen grossen Einfluss hat die Form des Gefässes und der Anflug¬ 
öffnung auf die Verdunstung der Fangflüssigkeit. Um diese Unterschiede 
festzustellen, wurde je ein Gefäss mit der gleichen Menge Apfelwein 
gefüllt und 48 Stunden denselben Verhältnissen ausgesetzt. Die Ver¬ 
dunstungsgrössen zeigen folgende Zahlen, die bei Tagestemperaturen bis zu 
48—50 0 C. in der Sonne ermittelt wurden. 


»H* 

0? 

Art der Gefässe 

Nach 48 Stunden waren 
verdunstet in Prozent 

C 

<£> 

«♦-i 

G 

cS 

1 

1. Versuch|2. 

i ■ 

Versuch 

Im 

Mittel 

1 

Kreuznacher Flaschen. 

15 

20 

17,5 

2 

Weisse Steingutgefässe der Steingutfabrik Grünstadt, 
III. Grösse. 

33 

38 

35,5 

3 

Steingutgefäss von Fuchs-Baumbach (mit seitlicher halb¬ 
mondförmiger Öffnung). 

35 

32 

33,5 

4 

Weisse Steingutgefässe der Steingutfabrik Grünstadt, 
II. Grösse. 

43 

39 | 

41,0 

5 

Va-Liter Konservenbüchsen. 

46 

45 

45,5 

6 

1 / 4 -Liter Konservenbüchsen. 

49 

47 

48,0 

7 

Weisse Steingutgefässe der Steingutfabrik Grünstadt, 

. I. Grösse. 

50 

51 

50,5 

8 

Gelbe Blechgefässe von Weiss und Weller, Hanau . . 

50 

48 

49,0 

9 

Steingutgefäss von Merkelbach, Grenzhausen .... 

57 

55 

56,0 

10 

Steingutgefässe von Fuchs-Baumbach (mit kreisrunder 
Öffnung). 

58 

54 

56,0 

11 

Steingutgefäss von Steingutfabrik Sufflenheim .... 

60 

59 

59,5 

12 

Grüne kleine Blechdosen der Blechdosenfabrik Limburg 

61 

64 

62,5 

13 

Grüne grosse Blechdosen der Blechdosenfabrik Limburg 

72 

77 

74,5 

14 

Flache runde Blechteller (Durchmesser 32 cm) .... 

98 

97 

97,5 


Die geringste Verdunstungsgrösse wurde demnach bei den Kreuznacher 
Flaschen festgestellt, die grösste bei flachen runden Tellern von einem 
Durchmesser von 32 cm. Doch ist, wie folgende Tabelle lehrt, der Schluss 
nicht gerechtfertigt, dass mit der Grösse der Verdunstung auch die Lock¬ 
wirkung der Flüssigkeit zunimmt. 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschalt. 


17 


£ 


Innerhalb 48 Stunden 

<x> 

ca 

<v 

§ 

Art der Fanggefässe 

Durchschnittl. 
Verlust an 
Flüssigkeit 

Ol 

Io 

Durchschnitt¬ 
lich wurden 
Motten ge¬ 
fangen: Stück 

1 

Flache runde Blechteller (Durchmesser 32 cm) .... 

97,5 

9,6 

2 

V^Liter Konservendosen. 

48,0 

5,8 

3 

1 / 2 -Liter Konservendosen. 

45,5 i 

5,0 

4 

Steingutgefä8s von Fuchs-Baumbach (mit seitlicher halb¬ 
mondförmiger Öffnung). 

i 

| 

33,5 

2,6 

5 

Steingutgefäss der Steingutfabrik Sufflenheim . . . . . 

59,5 

2,4 

6 

Weisses Steingutgefäss der Steingutfabrik Grünstadt, 

I. Grösse.. 

50,5 

2,2 

7 

Weisses Steingutgefäss der Steingutfabrik Grünstadt, 
II. Grösse. 

41,0 

2,0 

8 

Gelbe Blechgefässe von Weiss und Weller, Hanau . . 

49,0 

1,8 

9 

Grüne grosse Blechdosen von der Blechdosenfabrik Lim- 
bürg. 

74,5 

1,0 

10 

Weisse Steingutgefässe der Steingutfabrik Grünstadt, 
III. Grösse. 

35,5 

0,8 

11 

Steingutgefäss von Merkelbach-Grenzhausen. 

56,0 

0,7 

12 

Steingutgefäss von Fuchs-Baumbach (mit kreisrunder 
Öffnung). 

56,0 

0,7 

13 

Grüne kleine Blechdosen der Blechdosenfabrik Limburg 

74,5 

0,5 

14 

Kreuznacher Flaschen. 

17,5 

0,2 


Um den Wert der verschiedenen Fangfliissigkeiten zu prüJ 

:en, wurden 


je 4 Konservendosen in Grösse von V 2 Liter mit den unten verzeichneten 


Flüssigkeiten gefüllt und die folgenden Fangresultate beobachtet. 


Laufende Nr. || 

Art der Fangflüssigkeit 

Von den gefangenen Motten 
waren: 

Ein- 

bindige 

Bekreuzte 

Zu¬ 

sammen 

1 

Apfelwein, ungezuckert. 

10 

21 

31 

2 

„ gezuckert (auf 10 Liter 1 kg) .... 

12 

30 

42 

3 

Tresterwein mit Essig, Zucker und Bimäther . . . 

15 

35 

50 

4 

Drusenwein. 

7 

15 

22 

5 

Apfelwein, gezuckert und mit Erdbeeräther . . . 

5 

12 

17 

6 

Essigwasser, gezuckert .... . 

6 

13 

19 

7 

Zuckerwasser mit Erdbeeräther. 

2 

10 

12 

8 

Apfelwein mit Essig. 

5 

9 

14 

9 

Traubenwein, ungezuckert. 

2 

8 

10 

10 

„ gezuckert (auf 10 Liter 1 kg) . . . 

3 

6 

9 

11 

Zuckerwasser mit Drusen. 

4 

| 

5 

1 9 

12 

Tropfbier . •. 

2 

i 6 

8 

13 

Feigenlösung. 

1 

! 5 

6 

14 

Gelee, stark mit Wasser verdünnt und Birnäther 

2 

2 

4 

15 

Apfelwein, ungezuckert, mit Erdbeeräther .... 

2 

2 

I * 

16 

Gelee, stark mit Zucker verdünnt. 

1 

2 

3 

17 

Dicke Zuckerlössung. 

— 

3 

3 

18 

Zuckerwasser (auf 10 Liter 1 kg) . 

— 

2 

2 

19 

Brennspiritus. 

— 

— 

— 


Geisenheimer Jahresbericht 1911. - 2 


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18 


11. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Von allen Lockflüssigkeiten haben sich am besten gezuckerter Tr ester¬ 
und gezuckerter Apfelwein bewährt. Gezuckerte Flüssigkeiten, bei denen 
der Zucker in Gärung überging, zeigten überhaupt grösseren Erfolg. 
Es scheint, dass das Gärprodukt eine besondere Anziehungskraft auf die 
Motten ausübte. Der Zusatz von besonderen Ködermitteln hatte keine 
Wirkung. 

Welchen Wert diese Art der Bekämpfung überhaupt hat, lehren folgende 
Zusammenstellungen. 

Fangresultat der 1. Generation auf 1,5 Morgen mit 120 Fanggefässen, 
gefüllt mit gezuckertem Apfelwein. 


Am 7. 

Mai gefüllt und jeden 2. Tag auf ihren 

Von den gefangenen Motten waren 





Inhalt kontrolliert 

Einbindige 

Bekreuzte 

i 

Zusammen 

Untersucht am 3. Mai. 

6 

50 

! 

i 56 

n 

n 11. *. 

12 

75 

87 

n 

„ 13. „. 

58 

1 100 

158 

n 

11 11 . 

18 

j 15 

33 

11 

„ 17- „ . 

2 

6 

1 8 


Zusammen: 

96 

246 

342 


Von den 342 Schmetterlingen waren etwa mindestens doppelt soviel 
Männchen als Weibchen. 


Fangresultat der 2. Generation auf 1,5 Morgen mit 120 Fanggefässen, 
gefüllt mit gezuckertem Apfelwein. 


Am 9. Juli gefüllt und jeden 2. Tag auf ihren 
Inhalt kontrolliert 

Von den gefangenen Motten waren 

Einbindige 

Bekreuzte 

Zusammen 

Untersucht am 

11. Juli. 

52 

. 126 

178 

ii ii 

13. „. 

231 I 

398 

629 

ii ii 

15. „. 

175 

255 

j 430 

ii ii 

17. „. 

264 

775 

1039 

n ii 

19. „. 

198 

520 

718 

ii ii 

21. „. 

130 

142 

272 

ii ii 

23. „. 

56 I 

100 

156 

ii ii 

25. „. 

21 

20 

41 


Zusammen: 

1127 

2336 

3463 


Die Motten der beiden Generationen verhielten sich nach diesen 
Zahlen ganz verschieden. Während bei der 1. Generation in einem Fang- 
gefäss im Durchschnitt 2,85 Motten anzutreffen waren, fingen sich unter 
denselben Verhältnissen beim 2. Flug 28,8 Motten. Die Wirkung war bei 
der 2. Generation also etwa 10 mal so gross, was sich aus der höheren 
Beweglichkeit dieser Motten erklärt. 

Endlich sollte der Einfluss der Entfernung der Fanggefässe vom Boden 
festgestellt werden. 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


19 


£ 

<x> 

*0 

Art der Fangflüssigkeit 

Gefangen wurden in Büchsen, welche 
vom Boden entfernt waren 

0 

4h 

"3 

öS 

1,20 m 

0,60 m 

An der Erd¬ 
oberfläche 

1 

Apfelwein, ungezuckert. 

2 

28 

1 

2 

„ gezuckert. 

4 

38 

— 

3 

Tresterwein, Essig, Zucker und Birnäther. 

11 

39 

— 

4 

Drusenwein, Essig, Zucker und Birnäther. 

— 

22 

— 

5 

Apfelwein, gezuckert und Erdbeeräther 

10 

5 

2 

6 

Essigwasser, gezuckert. 

1 

16 

2 

7 

Zuckerwasser und Erdbeeräther .... 

— 

12 

— 

8 

Apfelwein und Essig. 

2 

8 

4 

9 

Traubenwein, ungezuckert. 

3 

< 4 

3 

10 

„ gezuckert. 

2 

6 

i 

11 

Zuckerwasser und Drusen. 

1 

7 

1 

12 

Tropfbier. 

— 

6 

2 

13 

Feigenlösung. 

— 

2 

4 

14 

Gelee mit Wasser stark verdünnt und mit 
Birnäther. 


4 


15 

Gelee mit Wasser stark verdünnt . . . 

— 

! 3 

1 

16 

Apfelwein, ungezuckert und Erdbeeräther . 

1 

2 

— 

17 

Dicke Zuckerlösung. 

1 

2 

— 

18 

Zuckerwasser. 

— 

2 

— 

19 

Brenn spiritus. 

— 

— 

— 


Am meisten wurden jene Gefässe beflogen, die in der Höhe des 
Scheitels der Bogrebe, also etwa 50—60 cm vom Boden entfernt, befestigt 
waren. In der Nähe der Erdoberfläche wurden zwar sehr viele Garten¬ 
laufkäfer (Corabus auratus) aber sehr wenig Motten gefangen. 

Als Gesamtergebnis der Versuche wäre zu wiederholen: 

1. Die Art und Form der Fanggefässe und die Grösse ihrer Flug¬ 
öffnung ist nicht von ausschlaggebender Bedeutung für ihre Wirkung. 

2. Die Wirkung der Gefässe ist von der Verdunstungsgrösse nicht 
abhängig. 

3. Die verschiedenen Fangflüssigkeiten eignen sich ganz verschieden; 
am besten hat sich gezuckerter Apfel- und gezuckerter Tresterwein bewährt. 

4. Diese Bekämpfungsmethode der Motten ist bei der 2. Generation 
viel wirksamer als bei der ersten. Die Resultate befriedigten beim Mai¬ 
flug keineswegs. 

5. Wenn diese Bekämpfungsart sich in die Praxis einbürgern soll, 
muss sie zunächst noch mehr ausgebaut werden. Das Hauptaugenmerk 
ist dabei wohl auf die Auffindung eines geeigneten Lockmittels zu richten. 

6. Die Kosten des Verfahrens sind nicht hoch. Wir verbrauchten 
vom 9. bis einschliesslich 25. Juli für 120 Fanggefässe 135 l Fang¬ 
flüssigkeit. Auf 1V 2 Morgen käme somit ein Kostenbetrag für Flüssigkeit 
von 15—20 M. Teurer gestaltet sich das Vollhalten der Fanggefässe, 
besonders in gewitterreicher Zeit. 

2 * 


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20 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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c) Bekämpfung der Raupen 
«) durch Schwefelkohtenstoff-Petroleum-Seifen-Emulsion. 

Mit einem Revolverzerstäuber wurden die Gescheine gründlich mit 
dieser als MuTHSches Mittel im Handel vorkommenden Flüssigkeit 2 mal benetzt. 
Nach der Anwendung zeigten sich beidemal Verbrennungserscheinungen. Zum 
Vergleich zogen wir eine 3%ige Schmierseife an, die keine Verbrennungen 
hinterliess. Die Schwefelkohlenstoff-Petroleum-Seifen-Emulsion tötete 40 %, 
die Schmierseife 44,5 % der Raupen. 

ß) Audelina 

hergestellt yon Otto Hinsberg, Nackenheim. 

3 kg dieser Seife wurden in heissem Wasser gelöst und 100 l einer 
1 °/ 0 igen Kupfervitriolkalkbrühe zugesetzt. Die Brühe haftet gut und lässt 
sich gleichmässig verteilen. Der Erfolg kam aber nur einer Tötung von 
durchschnittlich 10—12% der Raupen gleich. 

4. Prüfung verschiedener Rebbürsten und ähnlicher Vorrichtungen 
für das Abreiben der Reben. 

Infolge des grossen Interesses der Praxis für Rebbürsten, Rebstock¬ 
schaber und dergleichen Vorrichtungen haben wir im Verein mit Herrn 
Professor Dr. LüSTNER verschiedene Neuerscheinungen auf diesem Gebiet 
geprüft. Wir wollen uns darauf beschränken, nur die für die Praxis 
wichtigen Vorrichtungen hier zu besprechen, und sehen davon ab, auf 
Doppel- und einfache Schrapper, Bürstenreiniger, Drahtkämme, Mähnen- 
und Schweifkämme, Putzbürsten und ähnliche ebenfalls eingesandte Dinge 
einzugehen. 

Von den vielen uns durch die Eisenhandlung Moritz Strauss, Geisen¬ 
heim von der Firma Petzold, Chemnitz überwiesenen Bürsten haben für 
die Praxis nur folgende 4 Bedeutung: 

1. Die Bürste, Katalog Nr. 594, Preis 1,30 M., besitzt runde äusserst 
zäh und haltbare Drahtborsten, 

2. die Bürste, Katalog Nr. 213, Preis 0,90 M., mit 35 mm langen 
und 0,4 mm dicken Runddrahtborsten, 

3. die Bürste, Katalog Nr. 4039, Preis 1 M., mit Blechschild; sie 
enthält 35 mm lange Drahtbündel aus 1,1 mm breiten, und 0,25 mm 
dickem Draht, 

4. die Bürste, Katalog Nr. 219, Preis 0,80 M., aus 35 cm langen 
runden Drahtbündeln. 

Unter sämtlichen PETZOLD’schen Bürsten besass diese die grösste 
Haltbarkeit. Durch die Anbringung eines seitlichen Drahtbügels könnte 
die mittlere Gebrauchsfähigkeit von 6—8 Tagen wesentlich erhöht werden. 

Die von der Bürstenfabrik Fischer in Neustadt a. d. Haardt hergestellte 
Rebbürste aus Stahldraht und Borstenhaaren entspricht den an sie zu 
stellenden Anforderungen auf die Dauer nicht. Zunächst arbeitet sie ganz 
gut, sobald aber die Drahtborsten schwinden, vermögen die übrig bleibenden 
Borstenhaare die Borke nicht mehr zu entfernen. Dort wo also gröbere 
Borkenteile zu beseitigen sind, ist der Gebrauchswert dieser Bürste gering. 


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Bericht über die Tätigkeit, im Weinbau und in der Kellerwirtschalt. 


21 


Die Firma Wuppermann in Riidesheim hat uns einige Bürsten ver¬ 
schiedener Grösse ohne nähere Bezeichnung eingesandt. Abgesehen von 
den kleinen Formaten, erwiesen sie sich als ziemlich lange gebrauchsfähig. 
Sie sind mit an die erste Stelle zu setzen. 


Herr Carl A. Piacenza in Neumagen a. d. Mosel stellt eine Bürste 
mit l'/ 2 cm langen Messingdrahtbündeln her. Zum Schutz ist der Draht 
von einem etwa 1 cm hohen Blechmantel umgeben. Beim Gebrauch zeigte 
sich nach kurzer Zeit, dass die Blechschutzhülle nur hinderlich ist und 
ein richtiges Ausbürsten der tiefer gelegenen Teile und Krümmungen am 
alten Holz geradezu unmöglich macht. Nachdem wir deshalb die Blech¬ 
hülse entfernten, stellten wir einen schnellen Verbrauch der Bürsten fest, 
da sich der Messingdraht sehr bald umlegt. Die Bürste ist daher nicht 
empfehlenswert. 

Ausser diesen neueren wurden auch 2 von der Firma Moritz Strauss, 
Eisenhandlung in Geisenheim schon lange geführte Bürsten einer Prüfung 
unterzogen und zwar eine 3- und 4reihige Bürste mit breiten Uhrfeder¬ 
stahldrahtborsten (Fabrikant J. Presmes, Dol, Frankreich), Preis 1,25 bzw. 
1,50 M.), und ferner eine solche aus runden Stahldrahtborsten mit seitlichem 
Stützbügel, hergestellt von der Firma Becker in Neustadt a. d. Haardt. 


Die erstgenannte Bürste wird 
in unserm Betrieb schon jahrelang 



benützt. Die durchschnittliche 
Gebrauchsfähigkeit beträgt beim 
3reihigen Format 5—6, beim 
4 reihigen 6—7 Tage. Ein seit¬ 



Abb. l. LüscHER’scher Rebstockschaber. 


licher Schutzbügel würde die Gebrauchsdauer bedeutend erhöhen. Die 


Bürste greift gut an, so dass man beim Abreiben keinen besonders starken 


Druck auszuüben braucht. 


Die zweitgenannte Bürste von Becker in Neustadt a. d. H., Preis 
1,25 M., entfernte Borkenteile sehr gründlich und besass die längste 
Gelrauchsdauer. Der in halber Höhe der Borsten angebrachte Drahtbügel 
gewährt namentlich den äusseren Borstenreihen guten Halt. Nach unseren 
Erfahrungen ist diese als die beste Rebbiirste anzusehen. 

Im übrigen war auch zu beobachten, dass die Gebrauchsfähigkeit der 
verschiedenen Bürsten von der Art, wie sie benutzt wird, abhängig ist. 
Stossweises Bürsten, das zum Entfernen der Borke am vorteilhaftesten 
wäre, wird immer einen schnellen Verbrauch zur Folge haben. Ruhiges 
Ansetzen und ruhiges Seitlichbewegen schont die Bürsten am meisten. 

Die Arbeit der Bürsten kann wesentlich verbessert werden durch die 


gleichzeitige Benützung des von der Stahlwarenfabrik Conrad Reitz, Bad 
Dürkheim (Rheinpfalz) hergestellten Lüscheb' sehen 'Rebstockschabers. Wie 
Abb. 1 zeigt, handelt es sich um ein raspelähnliches Instrument, das im 
vorderen Drittel gebogen ist. Mit Hilfe dieses Stockschabers lassen sich 
Rindenteile an tiefer gelegenen Stellen, an Krümmungen und zwischen 
Vergabelungen sehr gut entfernen. Als alleiniges Instrument soll der 


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22 II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

Schaber allerdings nicht benützt werden, da er sich den Unebenheiten des 
alten Holzes nicht gleichmässig anzupassen vermag. Als Unterstützung 
einer guten Stahldrahtbürste kann er das Abreiben wesentlich vervoll- 
kommen. Der Preis beträgt 0,70 M. Wir können die Anschaffung dieses 
Stockschabers sehr empfehlen. 

Mit recht gutem Erfolg haben wir auch den vom Winzer Franz Graf 
in Geisenheim hergestellten, einem Baumkratzer ähnlichen Rindenentferner 
benützt. Bei einiger Gewandtheit lässt sich die alte Rinde infolge der 
wechselnden Form der Kanten des Instrumentes leicht und sauber entfernen. 

Auf demselben grundlegenden Gedanken wie der Rebstockschaber 
beruht die von dem Verwalter Rösch der Domäne Avelerberg bei Trier er¬ 
fundenen Rebschere. Der Rücken des Balkens und Messers ist mit Ein¬ 
kerbungen versehen, wodurch eine raspelähnliche Oberfläche wie beim 
REiTz’schen Stockabreiber geschaffen wird. 

Die Rebschere ist wenig geeignet, beide ihr zugedachte Zwecke zu 
erfüllen. Vor allem ist ein ordentliches Abreiben unmöglich, weil die 
Reibungsfläche zu klein ist und man bei dichtem, altem Holz in die Ver¬ 
gabelungen und Verzweigungen nur sehr schwer, manchmal überhaupt 
nicht eindringen kann. 

5. Heftvorrichtungen. 

Im Bericht für das Jahr 1909 ist darüber bereits geschrieben. Wir 
behandelten dort die Oppenheimer Universal, die Schilling' sehe und alte 
Riidesheimer Heftvorrichtung und deuteten am Schlüsse die Mitteilung 
weiterer Prüfungsergebnisse an. Nunmehr sind unsere Beobachtungen 
nach beinahe fünfjähriger Tätigkeit nach dieser Richtung zu einem ge¬ 
wissen Abschluss gebracht. Wir berichten daher über den gegenwärtigen 
Stand dieser Frage für die Rheingauer Verhältnisse. Der Vollständigkeit 
halber wollen wir das Wesen der 2 wichtigsten Vorrichtungen noch ein¬ 
mal kurz beleuchten. 

Der wesentlichste Teil der „ Oppenheimer Universal-Heftvorriehtung“ 
sind, wie Abb. 2 zeigt, die beiden sog. Heftdrähte (ff). Sie sind ver¬ 
zinkte Eisendrähte, an deren Enden je ein Kettchen (ff) mit etwa 6—15 
Gliedern angebracht ist. An den Endpfosten (ff) sind in gewissen Ab¬ 
ständen Haken (A) befestigt (bei Holzpfosten rechtwinklig gebogene Nägel, 
bei Eisenpfosten in Haken auslaufende Bandeisenstücke), in welche die 
Kettenglieder eingehängt werden. An den Mittelpfosten werden die beiden 
Heftdrähte durch Klemmhaken aas Draht ( D ) derart zusammengespannt, 
dass sie ohne weitere Unterstützung auf der angewiesenen Höhe am 
Pfosten haften bleiben sollen. Am oberen Ende der Mittelpfosten findet 
sich jeweils auch ein Haken (.4). 

Alle bis jetzt aufgezählten Teile dienen zum Heften der Triebe. 
Um die Tragreben anbinden zu können, finden sich unten 1 oder 2 Gert¬ 
drähte ( G ). 

Das Heften geschieht folgendermassen: Im Frühjahr werden die Heft¬ 
drähte in die untersten Haken gebracht. Sobald die grünen Triebe so 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


23 


lang sind, dass ihre Mehrzahl in senkrechter Stellung die Höhe des 
2. Hakenpaares überragt, befestigt man die Heftdrähte im 2. Haken. 
Sollten darnach noch einzelne Triebe nach aussen hängen, also mit ihrem 
oberen Ende nicht von den Heftdrähten umschlossen worden sein, so 
bringt man diese mit der Hand in die richtige Lage. Mit zunehmendem 
Wachstum der Lotten führt man das Heftdrahtpaar mehr und mehr nach 
oben. Ende Juli oder Anfang August befindet es sich bereits im obersten 
Haken. Die Spannung der Drähte wird dabei nur durch Anziehen vor¬ 
genommen; durch Einhängen in verschiedene Kettenglieder lässt sich die 
gewünschte Spannung erreichen. 

Diese wesentlichen Teile werden in verschiedenen Gegenden ganz 
verschieden zusammengestellt. Zunächst schwankt die Zahl der Gertdrähte; 
in manchen Orten benützt man einen, in manchen Gebieten deren zwei. 
In Rheinhessen findet man gewöhnlich 2 „Biegdrähte“, wie sie dort genannt 



werden, vor. Sie sind meist 15 - 20 cm voneinander entfernt angebracht. 
Man hält in jenem Gebiet an 2 Drähten fest, weil man bestrebt ist, eine 
„Normalerziehung“, die sich für verschiedene Rebsorten, Böden und ver¬ 
schiedenen Nutzungszweck eignen soll, einzuführen. Unter so verschiedenen 
Verhältnissen ist der Rebstock bald niederer, bald höher gezogen. Die 
2 Drähte gestatten dem Winzer, sich beim Gerten nach der verschiedenen 
Höhe des alten Holzes zu richten. 

Wo man einem alten Weinberg die Pfähle durch Drahtzüge ersetzt, 
ist es sicherlich oft schwer, alle Bogrebenansätze auf gleiche Höhe zu 
bringen, weil die Stöcke bereits verschiedene Höhe haben werden. Da 
sind 2 Gertdrähte in vielen Fällen angezeigt. Wer aber einen jungen 
Weinberg von Anfang an für Drahterziehung schneidet, der wird die 
Stöcke alle in gleicher Höhe ziehen können, sofern er nur immer an das 
Anschneiden der Verjüngungszapfen denkt. In dieser Hinsicht wird aller¬ 
dings in manchen deutschen Weinbaugebieten mit niederer Erziehung noch 
gefehlt. Wohl schneidet man starke unter der Bogrebe stehende Triebe 


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24 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


als Zapfen an, schwache aber werden meist entfernt, oder, was noch 
schlimmer ist, auf 2- 3 Augen zurückgeschnitten. Das ist verkehrt. An 
schwachen Trieben, unterhalb der Bogrebe, die später einmal zur Ver¬ 
jüngung des Stockes dienen sollen, darf immer nur 1 Auge belassen werden, 
das im Laufe des Sommers einen kräftigen Trieb bildet, der im nächsten 
Jahr als Zapfen von 2 Augen Länge angeschnitten werden kann. Schneidet 
man derartig schwache Triebe auf 2—3 Augen zurück, so erhält man 
daraus 2—3 dünne Triebe, von denen wegen ihres kurzen und schwachen 
Wachstums keiner weder als Normalzapfen noch als Normalbogrebe ver¬ 
wendet werden kann. Dünne Triebe unterhalb der Bogrebe sollen also 
auf 1 Auge zurückgeschnitten werden, wenn man mit ihrer Hilfe eine Ver¬ 
jüngung des Stockes oder tiefere Stellung der Bogrebe bezwecken will. 



Abb. 3. 


Die Notwendigkeit der 2 Gertdrähte wird sehr häufig auch damit 
begründet, dass man es für vorteilhaft hält, wenn die Bogreben beim 
Biegen mit der Spitze nach abwärts kommen. Gewiss ist die Stellung der 
Tragreben nicht gleichgültig. Je nach ihrer Lage werden sich die Augen 
an ihr verschieden entwickeln. Um dies zu zeigen, ist Abb. 3 eingefügt. 
Die rechte Bogrebe der Figur ist am Draht entlang gezogen. In einer 
Berglage kommt bei solchem Gerten die Spitze am höchsten zu stehen. 
Da die höher stehenden Knospen zum „Saftstrom“ am günstigsten gestellt 
sind, -werden sie sich zu den üppigsten Trieben entwickeln. Die näher am 
Stock stehenden Augen bilden kleinere und schwächere, z. T. so schwache 
Triebe, dass sie im nächsten Jahr nicht als Bogreben benützt werden 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Keil erwirtschaft. 


25 


können. Man ist daher gezwungen, eine Rebe in der Nähe der „Nase“ 
als Tragrebe zu verwenden und kommt, will man kräftige Bogreben in 
seinem Weinberg sehen, in kurzer Zeit zu einer ungewohnt hohen Auf¬ 
machung des Stockes. Will man den Stock aber unbedingt am Boden 
halten, so wählt man vielleicht eine weniger entwickelte Rebe am unteren 
Ende des Bogens und ist gezwungen, die wegen ihrer Stärke geeigneteren 
Reben wegzuschneiden. Wiederholt sich dieser Fall mehrere Jahre hinter¬ 
einander, so wird dadurch naturgemäss der ganze Stock geschwächt. Auf 
diese Tatsache ist es zurückzuführen, wenn man da und dort behauptet, 
die Stöcke blieben in Draht Weinbergen nicht so „bei Holz“ wie in Pfahl¬ 
anlagen. 

Die linke Tragrebe in Abb. 3 ist in einem schwachen Bogen derart 
gezogen, dass die Spitze etwas niedriger liegt wie der Ansatz. Die Augen 
an der Biegungsstelle werden daher stärker, die Augen am oberen Ende 
der Rebe schwächer austreiben. Geeignete Bogreben finden sich hier 
namentlich an der Ansatzstelle der Tragrebe. Das Tragholz lässt sich 
in diesem Falle also sehr leicht am Boden halten, selbst wenn man die 
kräftigsten Reben als Tragreben verwendet. Für die Rheingauer und 
ähnliche Reberziehungen ist es demnach zweifellos vorteilhafter, wenn die 
Tragreben in einem leichten Bogen so gezogen werden, dass die Spitze 
etwas unter der Ansatzstelle steht, wie das seit Jahrhunderten in gut 
gepflegten Pfahlweinbergen geschieht. Lässt sich diese Stellung in Draht¬ 
anlagen mit einem Gertdraht nicht auch erreichen? Gewiss, man darf 
die Tragrebe nur nicht direkt am Draht hinleiten, sondern muss sie mit 
2 Weidenbändern, wie links in Abb. 3 angedeutet, formen. 

Wo man Neuanlagen mit Drahtunterstützung schon im 3. Jahr ein¬ 
richtet, wird man also bei entsprechendem Schnitt mit einem Gertdraht 
auskommen, und dabei nicht die Nachteile einer gestreckten Lage der Trag¬ 
reben empfinden müssen. Eine Ausnahme machen vielleicht nur besonders 
starkwüchsige Weinberge. Wer im übrigen zwei Gertdrähte für unbedingt 
notwendig hält, der mag sie verwenden, nur darf die Entfernung beider 
voneinander bei der im Rheingau üblichen Bogrebenlänge nicht 40 oder 
gar 50 cm betragen, wie man es da und dort sieht. Grösser als 15—20 cm 
darf ihr Abstand nicht sein. 

Bezüglich der Heftdrähte herrschen ebenfalls verschiedene Gepflogen¬ 
heiten. Ursprünglich hatte man bei der „Oppenheimer Heftvorrichtung“ 
nur ein Drahtpaar vorgesehen. Auch heute noch bleiben viele bei diesem 
Modus. Für niedere Erziehungen halte ich ein Drahtpaar auch für voll¬ 
ständig ausreichend, namentlich, wenn es sich um Sorten handelt, bei 
denen die Triebe infolge der weniger festen Verrankung beim Hochstellen 
der Drähte nicht abgerissen werden. Für Sylvaner-Weinberge des Rhein¬ 
gaues erscheint mir ein Heftdrahtpaar genügend, nicht aber für stark¬ 
wüchsige Rieslingfelder. Einmal legt der Riesling seine Lotten mehr 
seitlich, sodann sind die Ranken des Rieslings, die sich um Draht gewunden 
haben, sehr kräftig und fest und man kann sehr häufig beobachten, dass 


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26 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


sie beim Hochnehmen der Drähte auf weite Strecken nicht abbrechen, 
sondern eher die Triebe mit sich nach oben und dadurch vom Stock ab- 


reissen. Dass dem so ist, erkennt 



man am besten in Rüdesheim, wo 
die meisten Besitzer 2 Heftdraht¬ 
paare verwenden, denen sie sogar 
z. T. vollständig feste Stellungen 
geben, sie also gar nicht zum Be¬ 
wegen nach oben eingerichtet 
haben. Die Drähte bleiben immer 
an derselben Stelle und die grünen 
Triebe werden zwischen ihnen 
durchgesteckt. 



Abb. 5. Holzpfosten mit den Heft¬ 
hebelpaaren der „Rüdesheimer Heft- 
Vorrichtung“. 


Um kurz zu wiederholen, würde es sich also für den Rheingau im 
allgemeinen empfehlen , für Sylvaner einen , für starkwüchsige Kieslinge zwei 
Heftdrahtpaare zu verwenden. 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschait. 


27 


Für den Riesling des Rheingaues hat sich auch eine andere Art der 
Heftvorrichtung sehr gut bewährt. Ihre Wiege stand in Rüdesheim; wir 
haben sie daher „Rüdesheimer Heftvorriclitung i( genannt. Sie ist 
uns zuerst von Herrn Retzel, Verwalter der Firma J. B. Sturm, eingeliefert 
worden. Abb. 4 stellt die ursprüngliche Form dar. Es ist nur ein Gert¬ 
draht verwendet worden, 5 und 50 cm über diesem ist je ein Hebelpaar 
(s. Abb. 5) befestigt. Die aus verzinktem Bandeisen hergestellten, 22 cm 
langen Hebel führen nahe an ihrem losen Ende je einen Heftdraht. Das 
RETZEL’sche System benützt also 4 Heftdrähte, deren Enden in der ersten 
Form keine Kettchen trugen, sie waren vielmehr an den Endpfosten in 



Abb. 6. Klemmhaken, oben nach RETZELscher, unten nach Oppenheimer Art. 


üblicher Weise befestigt. Später hat Herr Retzel auch Kettchen angefügt, 
was wir für gut halten. Die eben beschriebenen Hebel sind nur an jedem 
zweiten Mittelpfosten angebracht. Zur Befestigung der Drähte in der Nähe 
der nicht mit Hebeln versehenen Pfosten verwendet Herr Retzel S-förmig 
gebogene Drahtstücke (Abb. 6), deren eine den Heftdraht umschliessende 
Schleife geschlossen ist und die am Heftdraht verschoben werden kann. 

Zu Beginn der Vegetation sind die Hebel und damit die Drähte abwärts 
geklappt. Dass sie sich in dieser unteren Stellung nicht berühren können, 
wird durch einen etwas unterhalb der Befestigungsstelle eingeschlagenen 
Stift verhindert. Das Heften geschieht einfach durch Hochklappen der 
Hebel und Zusammenziehen der Drähte durch die S-förmigen Haken. 

In dieser Form befriedigte die Heftvorrichtung nicht. Das obere 
Hebelpaar und damit die oberen 2 Heftdrähte konnten in der Höhe nicht 


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28 II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

verstellt werden. Wenn also Triebe von ungleicher Länge zu heften waren, 
so konnte es sehr leicht Vorkommen, dass beim Hochklappen der Hebel 
nur die längsten gefasst wurden, die kürzeren aber nicht bis an die hoch¬ 
genommenen Drähte reichten und daher ungeheftet nach der Seite fielen. 
Diesem Übelstand suchte der Erfinder dadurch abzuhelfen, dass er die 
Hebel nach der Höhe verstellbar einrichtete. Die Verschiebbarkeit nach 
oben brachte aber einen zu umständlichen Mechanismus mit sich, so dass 
jene verbesserte Hebel Vorrichtung für die Praxis ungeeignet war. Die 
Idee der klappbaren Hefthebel hielten wir aber von Anfang an für gut. 
Wir behielten daher das untere Hebelpaar bei und liessen das obere in 
Fortfall kommen. Statt seiner fügten wir etwa 25—30 cm von oben entfernt 
2 Heftdrähte nach Oppenheimer Art an. Noch besser hat sich für stark¬ 
wüchsige Rieslingweinberge eine Anordnung bewährt, wie sie Abb. 7 wieder¬ 
gibt. Unten befindet sich das Rüdesheimer Hebelpaar und oben sind 
2 Drähte (der oberste 10 cm, der unterste 20—25 cm vom oberen Ende 
des Pfostens entfernt), befestigt Die Hefthebel dienen zum „Vor- und 
Halbheften.“ Man ist dadurch in der Lage, in sehr kurzer Zeit die Triebe 
aus den Reihenzwischenräumen zu entfernen und in senkrechte Stellung 
zu bringen. Nun können die Reben ordnungsmässig bespritzt werden. 
Im späteren Stadium der Entwicklung werden die vorgehefteten Triebe 
entweder an die oberen 2 Drähte wie sonst angeheftet — nun steht ja 
meist mehr Zeit zur Verfügung — oder, was in den meisten Fällen genügt, 
zwischen den 2 Drähten durchgesteckt. Durch die Ranken befestigen sich 
die einmal senkrecht stehenden Lotten meist von selbst. 

Diese Art des Heftens hat sich bei unseren Versuchen für starktvilchsige 
Rieslingweinberge ganz entschieden am besten bewährt. Wir haben sie auch 
bereits in einigen Weinbergen im grossen durchgeführt und zwar mit 
bestem Erfolg. • 

Und nun noch einige Angaben über die Entfernungen der Drähte 
vom Boden. Natürlich wird es nicht angängig sein, unter den verschiedenen 
Verhältnissen (Wechsel der Sorte, des Bodens und des Nutzungszweckes) 
die gleichen Entfernungen einzuhalten. Wo man nur einen Gertdraht 
benützt, wird dieser etwa 25—35 cm vom Boden anzubringen sein. Man 
vergesse nicht, in geneigten Lagen den Abbau der Erde nach unten zu 
berücksichtigen. Ein etwa verwandter zweiter Gertdraht soll über dem 
ersten nicht höher als 20 cm angebracht werden. 

Die Abstände der Haken (A)* bei der „ Oppenheimer Heftvorrichtung“ 
werden sich in erster Linie nach der Höhe der Drahtgestelle richten müssen. 
Das unterste Hakenpaar soll auf jeden Fall etwa 5—8 cm unter den unteren 
Gertdraht, das oberste 10—15 cm vom oberen Ende der Pfosten gebracht 
werden. Man befestige es im allgemeinen nicht zu hoch, damit auch kurze 
Triebe von den Heftdrähten in deren obersten Stellung gefasst werden 
können. In den meisten Fällen wird zwischen dem untersten und obersten 
noch ein Hakenpaar und zwar bei nur einem Gertdraht 20—30 cm über 
diesem angebracht werden. An manchen Orten findet man dies mittlere 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


29 


Hakenpaar 70 und mehr cm vom Boden entfernt. Das ist ganz entschieden 
zu hoch, wenn der Gertdraht nur 25—30 cm Abstand vom Boden hat. 
Man kann bei einer derartigen 
Anordnung das erste Heften erst 
spät vornehmen und wir haben 
früher gesehen, dass die Heft¬ 
vorrichtungen in erster Linie ein 
frühes Heften ermöglichen sollen. 

Bei der „Büdesheimer Heft- 
Vorrichtung wie sie Abb. 7 wieder¬ 
gibt, wird der unterste Draht 
ebenfalls 25—35 cm vom Boden 
entfernt werden müssen. Den 
Drehpunkt der Hefthebel nimmt 
man etwa 5 cm darüber an, der 
oberste feste Draht ist etwa 10 cm, 
und der zweite 25 cm vom oberen 
Pfostenende anzubringen. Wenn 
man ein Drahtpaar nach Art der 
Oppenheimer Heftdrähte ver¬ 
wendet, soll dieses etwa 30 cm 
über das in Heftstellung gebrachte 
untere Drahtpaar (an den Heft¬ 
hebeln) zu stehen kommen. 

Diese Zahlen sollen nur als 
allgemeine Anhaltspunkte dienen 
und nicht in jedem Einzelfall un¬ 
verändert verwandt werden. Sie 
werden sich in erster Linie nach 
den Wachstumsverhältnissen der 
Rebe und der Höhe der Pfosten 
richten müssen. Unter Berück¬ 
sichtigung dieser beiden Faktoren 
wird sich jeder Winzer die ent¬ 
sprechende Anordnung nunmehr 
selbst wählen können. Jeder wird 
durch Beobachtung und Überlegung 
zu einem besonderen System von 
Drahtanlagen mit Heftvorrich¬ 
tungen kommen und das ist nach 
meiner Ansicht der einzig richtige 
Weg, etwas Brauchbares für die 
Praxis zu erhalten. Das gedankenlose Nachmachen einer Vorschrift ohne 
Anpassung an die besonderen Verhältnisse hat gerade der Verbreitung der 
Drahtanlagen ausserordentlich geschadet. 




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Abb. 7. Verbesserte „Riidesheimer Heftvorrichtiiiig“. 




30 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


6. Papierbindegarn 

von Julius Glatz, Neidenlels (Rheinpf.) 

Das Fabrikat ist als Ersatz für Gertweiden gedacht. Es besteht 
aus einem feinen Bindedraht, der mit einem präparierten Papier umwickelt ist. 

Das Bindegarn ist auf einer Spule aufgewickelt und direkt gebrauchs¬ 
fähig. Bei der Verwendung wird es allmählich abgespult. Das Binden 
geschieht genau wie bei Weiden. Zum Durchschneiden verwendet man 
am besten die kleinen spitzen Traubenscheren. Da man immer nur die 
notwendigen Stückchen abzutrennen braucht, entstehen keine Verluste 
an Material, wie z. B. bei den Weiden. 

Wir haben die Neuerung sowohl in Draht-, als auch Pfahlweinbergen 
verwandt. Die Dauerhaftigkeit des Materials lässt nichts zu wünschen 
übrig. Demgemäss steht auch die Haltbarkeit des Bandes jener der Weiden¬ 
bänder nicht nach. 

Anfänglich schreitet das Gerten mit dem Bindegarn etwas langsamer 
vor als mit Weiden. Nach kurzer Zeit vollzieht sich die Arbeit aber 
genau so schnell. 

Benötigt werden vom Bindegarn auf den Morgen Weinberg bei 
Rheingauer Erziehung 

im gleichmässig bestockten Weinberg 6,2 kg ä 0,70 M. = 4,34 M., 

in einem ältem Weinberg .... 4 1 / 2 „ ä 0,70 „ = 3,15 „ 

in einer Drahtanlage . . . . . . 3'/a » ä 0,70 „ =2.25 ,. 


Unter gleichen Verhältnissen braucht man Gertweiden: 


5,4 Pfund im Werte von 3,24 M. 

5.2 ,. „ ,. „ 3,12 „ 

3.3 „ > „ „ 1,98 „ 


Den Zentner Weiden zu 6 M. 
berechnet. 


Die Materialkosten sind bei Benützung von Weiden demnach ent¬ 
schieden geringer, die Arbeitszeiten in beiden Fällen bei längerer Übung 
gleich. Die Dauer des Bindegarns genügt allen Anforderungen. Bezüglich 
der Überwinterungsgelegenheiten für den Sauerwurm verhalten sich beide 
Materialien etwa gleich, denn das Papier dreht sich im Laufe der Zeit 
etwas auf und bildet auf diese Weise Schlupfwinkel. 


7. „Rebenbinder Fix“ 

eingesandt von der Firma Hüsser & Müller in Freiburg i. Breisgau. 

Der „Rebenbinder Fix“ besteht aus einer 35 cm langen mit Teeröl 
imprägnierten Hanfschnur, an deren einem Ende ein verzinkter Drahthaken 
befestigt ist. „Fix“ wurde benutzt zum Gerten und zum Heften. Die 
Arbeit geht mit dem Rebenbinder verhältnismässig schnell von statten. Man 
legt die Schnur um Pfahl und Rebe bzw. um Pfahl und Triebe. Anstatt 
eines Knotens klemmt man sie in Drahthaken fest. Meist genügte ein 
einmaliges Einklemmen, um dem Band den nötigem festen Halt zu geben. 
Nach Angabe des Herstellers soll das Band mehrere Jahre hindurch ver¬ 
wendbar sein. Zu diesem Zwecke sind die Heftbänder in jedem Herbst 
einzusammeln. Bei der 2. Verwendung im 2. Jahre war das Material zwar 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschalt. 


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noch recht gut und fest erhalten, das Band konnte aber nicht mehr so 
fest und sicher angelegt werden, weil die über dem Haken hängenden 
Enden durch die Einwirkung des Windes aufgedreht und faserig wurden. 
Um dem Band den nötigen Halt zu geben, musste die Schnur jetzt immer 
2 mal in den Haken eingeklemmt werden. 

1000 Bebbinder kosten 2.75 M. Auf 25 a benötigten wir beim: 
Gerten 6800 Stück im Werte von 18,70 H., 

Heften 19200 ,, „ „ „ 52,80 „ 

Da nach der Angabe des Herstellers die Schnur 5, die Haken 10 Jahre 
gebrauchsfähig bleiben, wären die Schnüre im 5. Jahr zu ergänzen. Das 
Tausend kostet 1,10 M. Danach wäre für unsere Verhältnisse in 10 Jahren 
folgender Materialaufwand notwendig: 

Beim Gerten 6,8x2,75 und 6,8x1,10 = 26,18 M., 

„ Heften 19,2x2,75 „ 19,2x1,10 = 73,92 „ 

Zu diesem Preis sind der Ersatz nichtberechneten Verlustes, die 
Unkosten für das Einsammeln und der Zinsverlust noch zuzuschlagen. 

Wenn man mit diesen Zahlen die Preise von Weiden und Heftstroh 
für 1 Morgen vergleicht, so ergibt sich für 10 Jahre bei einem Verbrauch 
von 25 kg ä 12 Pf. eine Ausgabe von 30 M. und bei einem Bedarf 
von 1 Zentner Heftstroh ä 6 M. ein Kostenaufwand von 60 M. Der 
Eebenbinder wäre demnach etwas billiger als Weiden, aber teurer als 
Stroh, wenn man allerdings Verluste an Material und Zinsen sowie das 
Einsammeln der Materialien nicht in Betracht zieht. Die Bänder könnten 
vielleicht zum Gerten empfohlen werden, wenn die Imprägnierung mit 
Karbolineum nicht daran hinderte. Wir möchten jedenfalls zur Vorsicht 
raten, denn wir halten eine Schädigung des an so befestigten Reben ge¬ 
zogenen Weines nicht für ausgeschlossen. Man nehme ja nicht an, dass 
sich der Karbolineumgeruch bald verflüchtete, im Gegenteil. Wärme und 
Feuchtigkeit vermögen ihn nur ganz wenig abzuschwächen. Absolut un¬ 
tauglich ist das Material zum Heften, da die Rebenbänder überall da, wo 
sie an den grünen Trieben anliegen, diese tiefgehend verletzen. 

Nach alledem hat der Bebbinder „Fix“ für die Praxis kein Interesse. 

8. Rebspritzen. 

a) Doppelfüllpumpe mit Batteriespritzen 

hergestellt von der Spritzenfabrik Gebrüder Holder in Metzingen (Württemberg). (Abb. 8.) 

Die Füllpumpe besteht aus 2 getrennten Pumpen, deren eine zur 
Luft-, deren andere zur Flüssigkeitsbeförderung bestimmt ist. Diese 
Trennung ermöglicht es, die Spritzenkessel ungemein rasch zu füllen. Die 
Batteriespritzen sind Spritzenkessel nach Art der selbsttätigen Spritzen 
der Firma, jedoch ohne Luftpumpe und Manometer. Eine Batterie besteht 
aus 3—8 solcher Spritzen. Zu Beginn der Spritzzeit pumpt man mit der 
Luftpumpe in sämtliche Spritzen 2 Atmosphären Luft ein, die über die 
ganze Spritzzeit in den Behältern verbleibt. Um die Luftpumpe ausser 
Tätigkeit zu setzen, ist es einfach nötig, den Stecker herauszunehmen, der 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


die Luftpumpe mit dem Hebel verbindet und ihn so einzustecken, dass 
die Flüssigkeitspumpe an den Hebel angeschlossen ist. Nun wird beim 
Bewegen des Pumpenhebels Spritzbrühe in die Spritze gepresst. Bei 
normaler Arbeit enthält der Kessel vor dem Einpumpen der Brühe 2 At¬ 
mosphären Luft. Pumpt man nun Brühe ein, bis das Manometer auf dem 
Windkessel der Füllpumpe 5 Atmosphären zeigt, so enthält die Spritze 
etwa 11 l Brühe, die für eine Spritzzeit von 10—15 Minuten reichen, je 
nachdem man sich eines grösseren oder kleineren Verstäubers bedient. 
Bei gewöhnlichen Spritzen mit Membranpumpe ist der normale Arbeits¬ 
druck meist nur 1—2 Atmosphären. Die Spritze soll in erster Linie dem 
Grossbetrieb dienen. 



Abb. 8. HoLDER’sclie Doppelfüllpumpe mit Batteriespritzen. 


Wir haben die Maschine versucht und dabei folgendes feststellen 
können: 

Dieses System der Spritzung spart 1 / 6 — 1 / i Spritzflüssigkeit gegen¬ 
über den gewöhnlichen Weinbergsspritzen. Da der Arbeiter während der 
Verteilung der Brühe nicht mehr zu pumpen braucht, lassen sich schwächere 
Arbeitskräfte verwenden. Ein Mann kann je nach der Entfernung des 
Spritzortes von der Pumpe für 4—8 Spritzen Brühe einpumpen. Wenn 
unter ebenso vielen Arbeitskräften 2 Erwachsene und die übrigen jugend¬ 
liche Arbeiter sind, vermögen sie die Pumpe und die Spritzen gut und 
schnell zu bedienen. Wo nur erwachsene Arbeiter benützt werden können, 
ist die Ersparnis an Arbeitskräften nicht gross. Allerdings werden die 
Arbeiter weniger angestrengt und bleiben dadurch längere Zeit leistungs¬ 
fähiger. Durch den Wegfall des Pumpens hat der die Spritze bedienende 
Arbeiter eine Hand stets frei und kann sie für die Wegnahme des Blatt- 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


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werks vor verdeckten Trauben benützen. Endlich ist die Verstaubung bei 
dem grossen Druck sehr fein. 

Für den Grossbetrieb ist die Neuerung sehr wertvoll, ganz besonders 
für den arrondierten. Je seltener man mit der Pumpe zu wandern und sie 
neu aufzustellen hat, um so günstiger. Im Kleinbetrieb würden die an¬ 
gegebenen Vorteile durch das öftere Überführen der Spritzen und Pumpen 
von einem in den andern Weinberg sehr eingeschränkt. 

Der Preis für die Füllpumpe beträgt 125 und für jede Spritze 42 M. 

Wir weisen noch darauf hin, dass die Spritzen ohne weiteres als Baum¬ 
spritzen zu benützen sind, wenn das kurze Spritzrohr durch ein längeres 
ersetzt wird. 

b) Dürkheimer Universal-Gelenk-Spritzrohr (System Krapp), 
alleiniger Fabrikant Rheinpfälzische Maschinen- und Metallwarenfabrik Cabl Platz, 

Ludwigshafen a. Rhein. 

Ein etwas länger als gewöhnlich hergestelltes Spritzrohr (Abb. 9) 
enthält direkt nach dem Abstellhahn ein flaches Sieb, das wie die zylin¬ 
drischen Einsätze vieler andern Spritzrohre gröbere Bestandteile aus der 



Brühe zurückhält und so Verstopfungen der Verstäuber verhütet. Zur 
bequemen Führung der Spritzlanze schliesst sich an die das Sieb ent¬ 
haltende Kugel ein Holzgriff an. Der äussere Teil des Spritzrohrs ist 
beinahe rechtwinklig gebogen. Auf das Ende des Rohres ist ein Doppel- 
verstäuber mit Gobet-Spritzdüsen aufgeschraubt, welche etwa 12 cm von¬ 
einander entfernt sind. Die Gobet-Mundstücke werden durch 2 gebogene 
durch eine Gelenkmutter mit dem Mittelstück verbundene Röhren gehalten. 
Durch diese entfernte Stellung der beiden Spritzdüsen soll das Zusammen¬ 
treffen der beiden Spritzkegel und damit die Bildung grösserer Tropfen 
vermieden werden. Das wird auch tatsächlich erreicht, zumal da die 
beiden Gelenkrohre ausserordentlich verstellbar sind. 

Durch die Benützung dieses Spritzrohrs ist man tatsächlich in der 
Lage, soweit es bei der Rebe überhaupt möglich ist, die Blätter und 
Trauben von unten zu treffen. Bei ganz niederer gleichmässiger Erziehung 
wie z. B. jener im bayrischen Qualitätsgebiet muss sich dieses Spritzrohr 
nach unserer Prüfung ganz ausgezeichnet bewähren. Bei höheren Kultur¬ 
arten, die das Auf- und Abwärtsbewegen des Spritzrohrs an den Reb¬ 
stöcken notwendig machen, erweist es sich als etwas schwer. Da der 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 3 


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34 


II. Tätigkeit 'der Anstalt nach innen. 


Schwerpunkt im äussersten Teil gelegen ist, ermüdet der Arbeiter bald 
und wird zu leicht verleitet, die Bewegung des Spritzrohrs einzustellen. 

Die Verwendbarkeit der Neuerung würde deshalb nach unserer Ansicht 
wesentlich gefördert werden, wenn es möglich wäre, eine leichtere Kon¬ 
struktion zu schaffen. 

B. Kellerwirtsehaft. 

1. Betriebsbericht. 

Im Anstaltskeller lagern zurzeit: 

9 Halbstück 1909 er, 

8 „ 1910 er, 

30 „ 1911er Weissweine und verschie¬ 

dene Rot- und Versuchsweine in kleineren Mengen. 

Am 23. Mai vergangenen Jahres fand eine Versteigerung von Anstalts¬ 
weinen statt, auf der 6 Halbstück 1907 er, 6 Halbstück 1908 er und 8 Halb¬ 
stück 1909 er Weine zum Ausgebot kamen. 
Der Verlauf der Versteigerung war sehr lebhaft ; 
alle Weine wurden zugeschlagen, da sie ohne 
Ausnahme weit über die Taxen bezahlt wurden. 
Der Durchschnittspreis für das Halbstück aller 
versteigerten Weine betrug 1083 M. 

Die Produkte des Jahres 1911 haben sich 
bis jetzt vorzüglich entwickelt. Selbst die ge¬ 
ringsten unter ihnen sind selbständig. Wenn 
die besten vielleicht auch nicht an die „Spitzen“ 
des Jahres 1893 reichen, so hat das Weinjahr 
1911 gegenüber 1893 doch den Vorzug, dass 
auch die schlechtesten Lagen reife und edle 
Weine ergaben. Das prägt sich u. a. auch in 
den Mostgewichten aus. Sylvanermoste mit einem Mostgewicht von 100 
bis 110° Öchsle waren keine Seltenheit, 106° Öchsle haben wir sogar 
einmal in einem jungen noch ganz wild wachsenden wenig geneigten 
Sylvanerweinberg in niederer Lage gemessen, während andererseits gute 
Rieslingmoste 115—120° Öchsle nicht überstiegen. Der Gehalt der Moste 
an Säure war auffallend niedrig, bei Sylvaner z. B. 4,8, 5,2 und 6 °/ 00 , 
bei Riesling im Durchschnitt 7,8—9 °/ 00 . Die höchste in Anstaltsmosten 
festgestellte Säuremenge betrug 11,4 °/ 00 . Der geringe Säuregehalt disponiert 
die 1911er Weine zum Zäh- und Schleimigwerden. Und in der Tat sind 
von der Praxis bereits derartig kranke Weine eingesandt worden. Aus 
einzelnen deutschen Gebieten z. B. der Pfalz kamen auch im Berichtsjahr 
geerntete braune Weine zur Begutachtung an die Anstalt. 

2. Prüfung eingesandter Materialien, die die Kellerwirtschaft 
betreffen, und Versuche, 
a) Der rotierende „Umfüllbock Halley“ 

der Firma SEITZ-Werke Theo und Geo Seitz, Kreuznach. 

Im letzten Jahresbericht behandelten wir den „SEirz’schen Abfüllfilter 
Komet“. Im Berichtsjahr wurde eine Ergänzung jenes Apparates geprüft, 



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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 35 

nämlich der „rotierende Umfüllbock Halley“ (Abb. 10). Auf einem Dreifuss 
mit aufgeschraubtem Kegel ist ein drehbares Gehäuse mit 4 für verschiedene 
Grössen einzurichtenden Flaschenträgern angebracht. Die den trüben 
Wein enthaltenden Flaschen werden durch verstellbare Klemmen auf den 
Trägern festgehalten. Dabei reicht ein Steigröhrchen in den Hohlraum 
der Flasche. Da es notwendig ist, dass dieses Röhrchen bis zum tiefsten 
Punkt der Flasche gelangt, kann die Länge des Röhrchens durch Ver¬ 
schieben des Schlauchzwischenstückes geändert werden. Durch dieses 
Umfüllröhrchen wird der Wein aus der Flasche gedrückt, sobald durch 
eine kleine Öffnung an dem in den Flaschenmund reichenden, mit Gummi 
überzogenen Kegel ein schwacher Kohlensäurestrom (bis 0,2 Atmosphären) 
dringt. Doch laufen nicht etwa alle Flaschen zu gleicher Zeit aus. Durch 
die Übernahme der grundlegenden Idee von dem von der Firma ebenfalls 
hergestellten Revolverhahn fliesst die Flüssigkeit zu gleicher Zeit nur aus 
einer Flasche. Durch drehende Bewegung ist das Gehäuse so zu verstellen, 
dass die Flaschen abwechselungsweise entleert werden. Ein Arbeiter 
schaltet die leeren Flaschen aus und vertauscht sie mit vollen. Die Aus¬ 
schaltung muss so frühzeitig geschehen, dass keine Kohlensäure in den 
Filter gelangt. 

Der Umfüllbock wird fast immer in Verbindung mit dem „Komet“ 
gebraucht. Ein Schlauch verbindet beide. Durch ihn gelangt der aus 
der Flasche durch die Kohlensäure verdrängte Wein in den Filter „Komet“, 
in dem eine erneute Klärung eintritt. 

Wie vom „Komet“ vermögen wir auch vom „Halley“ nur Günstiges 
zu berichten. Wenn ein Wein auf der Flasche nachtrüben oder absetzen 
sollte, kann eine schonende Wiederklärung durch den Gebrauch des 
„Komet“ in Verbindung mit dem Umfüllbock „Halley“ erzielt werden. 

Mit Luft kommt der Wein bei einer solchen Behandlung kaum in 
Berührung, leidet also durch Verlust von Stoffen, die er an die Luft etwa 
abgeben könnte, nicht. Dass die Umfüllung stossfrei vor sich geht, trägt 
ebenfalls zu diesem Vorzug bei. Die Klärung geht auf diese Weise ver¬ 
hältnismässig rasch vor sich, da der Niederschlag in den Flaschen zu¬ 
rückbleibt. 

Man ist auch in der Lage, den Umfüllbock ohne Filter zu benützen, 
also den Wein von Flasche zu Flasche zu füllen, ohne ihn zu filtrieren. 
Alle diese Vorzüge dürften eine rasche Einführung der Neuerung in die 
Kellereien sichern. 

b) Der Universalsicherheits-Gärspundapparat „Securitas“ 

eingeliefert von der Kellereimaschinenfabrik von Franz Frenav, Mainz. 

Der Apparat wird in 2 Grössen hergestellt, deren erste für grosse 
Kellereien empfohlene 100 M., deren zweite für kleinere Betriebe bestimmte 
ÖO M. kostet. Zu Versuchszwecken stand die kleine Form zur Verfügung. 

Der Apparat besteht aus einem Sammelgefäss, einem Gärspund und 
den notwendigen Schlauch- oder Röhrenleitungen. Das „Sammelgefäss“ 

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II. Tätigkeit der Anstalt nach* innen. 


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(Abb. 11) wird durch einen Glaszylinder dargestellt, der zwischen zwei 
verzinnten Messingscheiben luftdicht eingeschlossen ist. Im Innern des 
Zylinders findet sich ein Metallgehäuse, das in 2 Schlauchansätze (oben 
und unten in der Abbildung) endigt. Etwa 1 / 8 —*/ 2 des Behälters werden 
beim Gebrauch mit Wasser gefüllt, so dass das Gefäss als hydraulisches 
Ventil wirken kann. 

Auf jedes gärende Fass setzt man einen hölzernen Gärspunden, der 
sehr einfach konstruiert ist. Durch die Mitte eines Holzspundens führt 
eine Durchbohrung bis etw r a 4 cm vom oberen Ende. Rechtwinklig an 
diesen senkrechten Gang schliesst sich nach einer Seite eine Querbohrung 
an, die in einen kurzen Schlauchstutzen fortgesetzt ist. An den Gär¬ 
spunden wird ein Schlauch angeschlossen, dessen 
anderes Ende mit dem untern Schlauchansatz 
des „Sammelbehälters“ in Verbindung steht. 
Die dein Fass entweichende Kohlensäure strömt 
durch den Gärspunden und angeschlossenen 
Schlauch in den Behälter. Dort wird das Gas 
dadurch sichtbar, dass das Wasser im Behälter 
in Bewegung gebracht wird. An dem Grad 
der Bewegung lässt sich die Gärintensität der 
Moste in den angeschlossenen Fässern beurteilen, 
allerdings nur aller Fässer zugleich, nicht jedes 
einzelnen. Ein am oberen Schlauchansatz an¬ 
gefügter Schlauch führt das Gärungsgas ins Freie. 

Wir haben den Apparat w ährend der Gär¬ 
zeit in verschiedener Anordnung und Form be¬ 
nutzt. Zunächst müssen wir anerkennen, dass 
er in der Lage ist, die grössten in einem Fass 
gebildeten Kohlensäuremengen so schnell abzu¬ 
führen, dass eine Spannung im Fass und damit 
eine Gefahr für dieses nicht besteht. Die Ent¬ 
fernung des Gärungsgases in das Freie geschah 
ebenfalls sehr schnell und gut. Die Vorrichtung 
erfüllt also sicher ihren Zweck, den Keller während der Gärung von Kohlen¬ 
säure frei zu halten. Doch liesse sich dieser Zweck mit einfacheren Mitteln 
erreichen. Wenn man an die nach oben führende Röhre eines gewöhnlichen 
Steingutgärspundens einen Schlauch befestigte, und diesen in das Freie 
leitete, so hätte man auf billigere Art dieselbe Wirkung. Den Steingut¬ 
spunden könnte man auch durch den von der Firma Frenay verwandten 
Holzspunden ersetzen. Das wäre wahrscheinlich noch billiger. Freilich 
hätte man in beiden Fällen nur eine Ableitung der Kohlensäure und keine 
Kontrolle der Gärung, wie sie durch die Bewegung des Wassers im Glas- 
gefäss geschaffen ist. Doch ist der Wert der beim „Securitas“ erzielten 
Kontrolle nicht zu überschätzen. Da die Kohlensäure aus verschiedenen 
gärenden Fässern durch einen Apparat abgeführt werden kann, ist es un- 



Abb. 11. Gärspundapparat 
„Securitas* 1 . 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


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möglich, durch die Bewegung des Wassers im Behälter einen Einblick in 
den Zustand des Mostes in jedem einzelnen Fass zu erhalten. Wohl ist 
dagegen der Verlauf der Gärung im ganzen, d. h. in allen angeschlossenen 
Behältern möglich, was aber wenig Vorteil bietet. 

Wir wollen noch bemerken, dass die Firma Fassaufsätze mit und 
ohne Kugelventile herstellt. Uns erscheinen die Aufsätze mit Kugelventilen 
empfehlenswerter, da auf diese Weise der Fassinhalt vor dem Zurück- 
fliessen von Kohlensäure und etwa mitgerissener Flüssigkeit geschützt ist. 

c) „Sulfurator Custos“ 

eingesandt von dem Erfinder Theodob Bucheb in Luzern, zu beziehen von 
FBiEDBiCH & Hauebd, Grossafoltem, Kant. Bern. 

Der Apparat ist als sogenannter Kuhnenhüter gedacht. Auf einem 
durchbohrten Spunden findet sich ein geripptes zylindrisches Glasgefäss, 
dass mit einer besonders präparierten Watte angefüllt ist. Über den Zy¬ 
linder ist ein weiterer mit grösserem Durchmesser gestülpt. Von Zeit zu 
Zeit wird die Masse im erstgenannten Glasgefäss erneuert, indem man 
eine der mitgelieferten Ersatzpatronen einsetzt. 

Die Vorrichtung beruht auf dem Prinzip der Luftreinigung durch die 
präparierte Watte. 

Der Kahmhüter wurde zu verschiedensten Malen derart benutzt, dass 
in 2 gleich grossen vorher gründlich gedämpften kleinen Fässern dieselbe 
Menge des gleichen Weines eingefüllt und langsam abgezapft wurde, aus 
einem mit, aus dem andern ohne Kuhnenhüter. Ähnlich wurde auch mit 
Glasgefässen gearbeitet. In allen Fällen trat der Befall des Weines durch 
Kahm später ein, allein fast immer nur 4—6 Tage. Eine derartige Wirkung 
ist für die Praxis kaum von Wert. 

d) Versuche mit verschiedenen Flaschenlacken und -wachsen und 
Ersatzmitteln für solche. 

a) „Kaltflüssiger Flaschenlack“ 

von der Firma Carl Jacobs in Mainz. 

Die Firma nennt das neue Fabrikat „kaltflüssigen Flaschenlack“. 
Um keine falschen Vorstellungen zu erwecken, muss zunächst angeführt 
werden, dass es sich nicht um einen Flaschenlack handelt, der im Aus¬ 
sehen die Stelle der Flaschenkapsel vertreten kann und soll, sondern 
richtiger benannt, um ein kaltflüssiges Flaschenwachs. Wir wollen aber 
die Bezeichnung der Firma für die Besprechung beibehalten. 

Im kaltflüssigen Zustand besitzt der „Lack“ eine honigähnliche Kon¬ 
sistenz und braune Farbe. 

Bei Verwendung dieses Fabrikates ist es nicht notwendig den 
Flaschenmund wie gewöhnlich etwas in den Lack einzutauchen, vielmehr 
genügt es schon, wenn man den „Lack“ mit einem Pinsel auf den obern 
Spiegel des Korkes und den angrenzenden Flaschenmund aufträgt. 

Bei der Prüfung des Lackes wurde zunächst das leichte Annehmen 
durch das Glas und den Korken festgestellt Die Flüssigkeit lässt sich 


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Ii. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


sehr leicht gleichmässig verteilen und dringt auch in die kleinsten Uneben¬ 
heiten des Korkes ein. Das Bepinseln geht rascher vor sich als. das 
bisher übliche „Verwachsen* 4 . Wir brauchten bei sorgfältiger Ausführung 
meist nur den 3. Teil der Zeit. 

Der „Lack 41 trocknet innerhalb 3—4 Stunden an allen bestrichenen 
Teilen fest an. Der Überzug ist sehr wenig spröde und springt z. B. 
beim Bewegen der Flaschen. Einlegen und Herausnehmen aus dem Flaschen¬ 
schrank weit weniger ab, als der Belag von dem als gut bekannten Flaschen¬ 
wachs der Firma Malz und Beyer in Zerbst i. Anhalt oder aus einer 
aus 3 Teilen Paraffin und 1 Teil Bienenwachs hergestellten Mischung. 
Das Eindringen von Schimmelpilzen in die bestrichenen Teile konnte auch 
bei langer Aufbewahrung in zur Schimmelbildung neigenden Kellern nie 
beobachtet werden. 

Der Best des „Lackes“ in „im Anbruch“ befindlichen Gefässen behält 
seinen ursprünglichen flüssigen Zustand bei. 

ß) „Capselin“. 

Die Deutschen Capselin- und Zinolitwerke G. m. b. H., Hamburg, 
Martin-Lutherstr. 24 bringen ein Fabrikat „Capselin“ in den Handel, das 
eine flüssige Masse darstellt. In kaltem Zustand angewandt, soll die 
Flüssigkeit nach dem Prospekt einen eleganten, metallartigen Flaschen¬ 
verschluss ergeben, der das Aussehen der Flaschenkapsel nachahmen und 
den Flascheninhalt gleichzeitig luftdicht abschliessen soll. 

Bei der Anwendung legt sich der Lack zunächst dicht an die mit ihm in 
Berührung gebrachten Teile an, doch läuft er bei der Herausnahme der 
eingetauchten Flaschen aus der Flüssigkeit in langen Strängen an der 
senkrecht gestellten Flasche herunter. Um das Ablaufen zu vermeiden, 
ist es notwendig, jede Flasche mit dem Flaschenmund nach unten IV 2 
oder wenn etwas mehr Lack hängen bleibt, 2 Minuten lang andauernd zu 
drehen. Auch nach dieser sehr sorgfältigen und langwierigen Anwendung 
befriedigt der Verschluss sowohl in bezug auf sein Aussehen, als auch 
seine Dichte schon nach einigen Stunden nicht mehr. Sitzt der Kork 
z. B. tiefer als der Flaschenmund, so schält sich der Lack ab; die ab¬ 
gehobenen Teile rollen sich nach oben. Der Verschluss ist also undicht. 
Nur wenn das obere Ende des Korkes in der Höhe des Flaschenmundes 
liegt, bleibt der aufgetragene Lack manchmal in der ursprünglichen Lage. 
Doch springt er auch in diesem Fall häufig an einzelnen Stellen ab. 

Das „Capselin“ ist demnach nicht geeignet , den Anforderungen, die 
man an einen guten Flaschenlack stellen muss, zu genügen. Man ist mit 
seiner Anwendung nicht in der Lage, den Flascheninhalt auch nur einige 
Zeit luftdicht abzuschliessen. Dabei ist sein Gebrauch viel umständlicher 
und zeitraubender als der des gewöhnlichen Flaschenlackes. Das zeit¬ 
raubende Drehen der Flaschen sucht die Firma allerdings dadurch zu um¬ 
gehen, dass sie Apparate herstellt, in denen eine gewisse Anzahl von 
Flaschen umgekehrt in eine Vorrichtung ähnlich einem Abtropfgestell ein¬ 
gehängt werden. Durch eine einfache Hebelbewegung senkt sich die Vor- 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellemirtschaft. 


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richtung mit den Flaschen nach unten, wobei der Flaschenmund in das 
„Capselin“ eingetaucht wird. Doch sind diese Apparate viel zu teuer, um 
in die Praxis Eingang zu finden, kosten sie doch in der Grösse für 
12 Flaschen bereits 175 M. 

Nach alledem hat,.Capselin 11 für die kellerwirtschaftliche Praxis keinerlei 
Interesse. 

y) Flaschenemaillackpulver 

der Firma Walter Hahn, Dresden A., Blasewitzerstr. 18. 

Bei diesem Fabrikat handelt es sich um ein mehlähnliches Pulver, 
das in verschiedenen Farben hergestellt wird. Bei der Anwendung rührt 
man es 3—5 Minuten mit wenig Wasser zu einem dicken Brei an, und 
verdünnt dann nach Belieben mit Wasser, bis der Lack zur Verwendung 
am geeignetsten erscheint. Auf 1 kg Pulver rechnet man etwa 500 bis 
600 g Wasser von Zimmertemperatur. Der Fabrikant macht in seiner 
Gebrauchsanweisung darauf aufmerksam, dass der Überzug schöner und 
gleichmässiger wird, je länger man den dicken Brei rührt. 

Auch mit diesem Fabrikat ist nur dann ein genügender Abschluss 
zu erzielen, wenn die obere Fläche des Korkes mit dem Flaschenmund 
abschliesst. Bei tieferem oder höherem Stand des Korkes ist der Verschluss 
mangelhaft. Um das Ablaufen des Lackes am Flaschenhals zu vermeiden, 
ist hier eine gleichmässige Drehung mindestens 3—37 a Minuten erforderlich. 
Auch das Aussehen des fertigen Überzuges befriedigt nicht. Zahlreiche 
kleine Luftblasen erscheinen im Belag als dunklere Punkte. 

Trotz des billigen Preises — die Materialien für 100 Flaschen kosten 
nur 20—25 Pf. — hat dieses Fabrikat für die Praxis keinerlei Interesse. 

Nach alledem kommt von den sämtlichen geprüften Materialien für die 
Praods nur der „kaltflüssige Flaschenlack‘ l der Firma Jacobs in Mainz in 
Frage. Er überflügelt in jeder Beziehung auch die bisherigen fertig an¬ 
gebotenen warmen flüssigen, wie auch die aus Paraffin und Bienenwachs 
selbst bereiteten Wachse. Inbezug auf Güte und Dauerhaftigkeit steht 
das JACOBS’sche Fabrikat mit allen anderen mindestens gleich und kostet 
dabei nicht einmal die Hälfte. Um z. B. 100 Flaschen zu verlacken, 
brauchten wir von ihm 8 g im Werte von 0,04 M. Um dieselbe Anzahl 
von Flaschen mit einem Gemisch aus Bienenwachs und Paraffin abzudichten, 
waren 34 g im Werte von 0,09 M. notwendig. Der Jacobs' sehe Lack ist 
demnach billiger , lässt sich in einem Drittel der Zeit auftragen, braucht 
nicht erst erwärmt zu werden und liefert einen vorzüglichen Verschluss. Er 
steht daher an der Spitze aller bis jetzt für diesen Zweck angebotenen Mittel. 

e) Antimycel. 

Herr Max Bodlaender, Berlin W., Barbarossastr. 31 bat die Anstalt 
um die Prüfung eines von ihm erfundenen Mittels „Antimycel“, das eine 
Flüssigkeit darstellt. Durch die Imprägnierung der Korken mit dieser 
Flüssigkeit soll 

1. Jeder Korkgeschmack des Weines gänzlich ausgeschlossen sein, 


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40 


II. Tätigkeit der Anstalt nacli innen. 


2. der Verschluss unbedingt zuverlässig werden, weil der Kork nicht 
eintrocknen kann. 

Nach der Gebrauchsanweisung werden 500 ccm der Flüssigkeit mit 
gewöhnlichem Wasser auf 2 l verdünnt. In diese Flüssigkeit sollen die 
neuen Korken 24 Stunden lang gelegt werden, am besten lose in einem 
leichten Netz verpackt, das beschwert unter die Oberfläche der Flüssigkeit 
zu liegen kommt. Nach 24 Stunden nimmt man das Netz heraus, lässt 
die Korken abtropfen und verwendet sie. 

Bei der Prüfung ergab sich, dass die Korken durch die Behandlung 
mit dieser Flüssigkeit tatsächlich sehr elastisch bleiben; doch vermag das 
Präparat den andern angegebenen Zweck, nämlich den Korkgeschmack zu 
verhüten, nicht zu erfüllen. Bei der Verwendung von geringen Korken 
trat der Korkgeschmack nach wie vor ein. Wie viele andere neuerdings 
angebotene Mittel ist auch „ Antimycel “ für die weinbauliche Kellerwirtschaft 
ohne Bedeutung. 

C. Sonstige Tätigkeit. 

Als Praktikanten waren im Berichtsjahr in der Weinbauabteilung tätig: 
Arens, Martin, Mainz, 

Brauschinger, Ernst, Berlin, 

Baer, Fritz, Berlin, 

Dahs, Adolf, Jüngsfeld, Bez. Köln, 
v. Külmer, Hans, Turin, 

Hoogendyk Jean, Vlardingen, Holland, 

Gladischeff, Michael, Samarkant, Bussland, 

Ketter, Nicolaus, Kinheim, Bez. Trier, 

Häusser, Paul, Gebweiler, Eisass, 
v. Marschall, Friedrich, Geisenheim, 
v. Barton-Stedmann, Elsa, Jena, 

Meyer, Harald, Bielefeld, Westfalen, 

Schütt, Eduard, St. Petersburg, Russland, 

Lindwest, Gustav, St. Petersburg, Russland, 

Müller, Nie., Eiweiler, Kr. Saarbrücken, 

Osthelder, Dr. Richard, Speyer, 

Cortain, Paul, Wolbeck, Westfalen, 

Woronin, Viktor, Jalta, Russland, 
v. Matuschka-Greifenklau, Schloss Vollrads (Rheingau). 

Am Obstverwertungskursus für Männer hatte der Berichterstatter 11, 
am Obstverwertungskursus für Frauen 3 Vorträge übernommen. 

Am 25. Mai 1911 hielt er in Hönningen einen Vortrag über § 6 des 
Weingesetzes; am 14. Januar 1912 in Erpel über „Das Neueste von der 
Peronosporabekämpfung“; am 11. Februar in Heimersheim über dasselbe 
Thema und am 23. Februar in Büdesheim über die Rheingauer Reberziehung. 

Vom 1.—13. August führte der Berichterstatter eine weinbauliche 
Studienreise nach der französischen Schweiz aus, die in erster Linie dem 
Studium der Rebenveredelung und Reblausbekämpfung gewidmet war. 


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Bericht über die Tätigkeit im Weinbau und in der Kellerwirtschaft. 


41 


Als Geschäftsführer des „Verbandes preussischer Weinbaugebiete“ 
nahm er an den Vorstands- und Ausschusssitzungen sowie an der Haupt¬ 
versammlung in Trier teil. Er redigierte die Zeitschrift „Mitteilungen über 
Weinbau und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer), Geisenheim. 

Der Berichterstatter leitete folgende fachwissenschaftlichen Exkursionen ' 
der Wein- und Obstbauinteressenten der Anstalt. 

Im Monat Mai Besuch von verschiedenen Wein Versteigerungen des 
Rheingaus. 

Am 6. Juli Exkursion in das Hagelgebiet der Nahe, Besichtigung 
der Glashütte und der Einrichtungen der Firma Seitz und der Weinbau¬ 
schule in Kreuznach. 

Am 28. Oktober Besichtigung des Steinberges und des neuen Kelter¬ 
hauses der Rheingauer Weinbaudomäne in Eltville. 

Vom 23.—30. September fand die alljährlich abgehaltene grosse 
Exkursion unter der Leitung des Berichterstatters nach Lothringen, Luxem¬ 
burg und der Mosel nach folgender Zeiteinteilung statt: 

1. Tag: Fahrt nach Metz, Besichtigung der Stadt. 

2. Tag: Gang durch das Rebgelände von Scy, Besuch bei Herrn 

Weingutsbesitzer Pagenstecher. 

3. Tag; Besichtigung der Kelterei von Kupferberg & Cie. in 

Ars a. d. Mosel und des Rebgeländes dieser Gegend. In 
Joüy-aux-Arches Besuch der Kellerei der Gebrüder Hollard, 
Besichtigung der staatlichen Rebenveredlungsstation in 
Laquenexy. 

4. Tag: Gang über die Schlachtfelder bei Gravelotte und Besichtigung 

der Stadt Nancy. 

5. Tag: Besuch bei der Filiale Mercier & Cie. in Luxemburg, Be¬ 

sichtigung der Stadt. 

0. Tag: Besichtigung des Kurparks Mondorf und des Rebgeländes 
von Remich bis Grevenmacher, dort grosse Weinprobe. 

7. Tag: Besichtigung der Weinbaudomänen Serrig und Avelerberg und 

des Weingutes Knepper in Remich und Grünhaus bei Trier. 

8. Tag: Gang durch die Umgebung von Neumagen und Weinprobe 

bei Herrn Weingutsbesitzer Milz daselbst. Besichtigung 
der Hauptweinbergslagen in Bernkastel. 

9. Tag: Rückfahrt. 

Allen denen, die zum Gelingen der Studienreisen beigetragen haben, 
sagen wir an dieser Stelle unsern verbindlichsten Dank. 

D. Veröffentlichungen. 

Zur Verpuppung des Heu- und Sauerwurmes im Boden , gemeinsam 
mit Professor Dr. LCstner in den „Mitteilungen über Weinbau und Keller- 
wirtschaft“ (Der Winzer) Geisenheim. 

Neues von der Bekämpfung der Peronospora und des Oidiums in den 
„Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer) Geisen¬ 
heim. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Erfahrungen über die Bekämpfung des gefurchten Dickmaulrüsslers 
und des Bebenfallkäfers oder Schreibers in den „Mitteilungen über Weinbau 
und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer) Geisenheim. 

Über den Wert der Fanggefässe bei der Vernichtung der Heu - und 
Sauerwurmmotten gemeinsam mit Professor Dr. LüSTNER in den „Mit¬ 
teilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer) Geisenheim. 

Von der Peronospora und ihrer Bekämpfung in den „Mitteilungen 
über Weinbau , und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer) Geisenheim. 

Landesökonomierat Rudolf Goethe f als Förderer des Weinbaues, in 
den „Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft“ (Der Winzer) 
Geisenheim. 

Zur Behandlung der zum Braunwerden neigenden 1911er Weissweine 
in „Deutsche Weinzeitung“ Mainz. 

Zu einem bei Teubner erscheinenden Lesebuch für ländliche Fort¬ 
bildungsschulen lieferte der Berichterstatter 2 Beiträge aus dem Gebiete 
der Kellerwirtschaft. 


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Bericht über Obstbau. Gemüsebau usw. 


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Bericht Uber Obstbau, Gemüsebau sowie der Station für Obst- und 

Gemüseverwertung. 

Von dem Betriebsleiter Garteninspektor Junge. 

A. Obstbau. 

1. Allgemeine Jahresübersicht. 

Die Obstkulturen standen auch in den hiesigen Anlagen unter dem 
Einflüsse der Hitze und Trockenheit des verflossenen Jahres. Während 
nun allgemein aus allen Teilen Deutschlands über schwere Schäden berichtet 
worden ist, konnten solche in den hiesigen Anlagen erfreulicherweise nicht 
wahrgenommen werden; im Gegenteil, der Stand der Bäume, der Frucht¬ 
ansatz sowie die Ausbildung der Früchte waren auf sämtlichen Quartieren 
die denkbar besten. 

Der verflossene Winter hatte viel Niederschläge geliefert, so dass 
das Erdreich bis in grössere Tiefe gut durchfeuchtet war. Die Blüte 
verlief anfangs unter recht wechselnden Witterungsverhältnissen. Die 
Aprikosen und Pfirsiche standen dicht vor der Blüte, als anhaltend kaltes 
Wetter mit scharfen Ostwinden einsetzte. Mitten in der Aprikosenblüte 
war eine Frostnacht mit — 4,2 C. zu verzeichnen. Trotzdem haben die 
Blüten nicht gelitten, was wiederum als Beweis für die grosse Wider¬ 
standsfähigkeit derselben gegen Kälte gelten kann. Gerade die Aprikosen 
und Pfirsiche lieferten im verflossenen Jahre eine Vo \ernte. 

Mit Beginn der Kirschenblüte setzte recht warmes Wetter ein, das 
auch die übrigen Obstarten schnell vorwärts brachte. So kam es, dass 
sich Ende April auf einmal die gesamten Obstanlagen in schönster Blüten¬ 
pracht den Besuchern der Anstalt darboten. Leider verlief die Blüte 
infolge der warmen Witterung zu schnell, sodass insbesondere bei den 
Birnen ein grosser Teil der Blüten nicht befruchtet werden konnte. Immer¬ 
hin war der Fruchtansatz bei dieser Obstart noch ein recht befriedigender, 
der eine gute Mittelernte erhoffen liess. 

Der Monat Mai brachte anfangs reichliche Niederschläge und starke 
Gewitter, die glücklicherweise keinen nennenswerten Schaden anrichteten. 
Im Monat Juli setzte nun die bekannte Hitze und Trockenheit ein, die der 
rheingauer Winzer herbeigesehnt hatte und ihm endlich den erhofften Segen 
brachte. Die abnormen Witterungsverhältnisse wären den Obstanlagen der 
Anstalt bei den weniger günstigen Bodenverhältnissen zum Verderben 
geworden, wenn nicht in den Vorjahren eine rationelle Düngung, Boden¬ 
bearbeitung und Bewässerung eingeführt worden wäre. Neben einer öfteren 
Bodenlockerung mit Hand- und Planetgeräten musste während der trockenen 
Jahreszeit die Wasserversorgung ständig in Anspruch genommen werden. 
Die Verteilung des Wassers erfolgte bei dem natürlichen Gefälle sämtlicher 
Quartiere durch Berieselung. Insgesamt gelangten für die Obst- und 
Gemüsekulturen auf 32 Morgen 7000 cbm Wasser zur Verteilung. Das 
Wasser lieferte ein Brunnen von grosser Ergiebigkeit. Mit Hilfe von 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


zwei Pumpen mit elektrischem Antrieb wird das Wasser direkt in die 
Leitungsrohre geführt, die oberirdisch liegen, um dasselbe auf diese Weise 



Abb. 12. SteinobBt-Hochstämme, Zwischenpflanzung ßirnspindeln. Alter 6 Jahre. 


vor der Verteilung zu erwärmen. Im Herbste wird die gesamte Leitung 
rechtzeitig entleert. Zur Erwärmung des Wassers dient auch ein grösseres 



Abb. 13. Apfelhalbstämme mit Birnspindeln und Spargel als Zwischenpflanzung. Alter 5 Jahre. 

Bassin von 60 cbm Inhalt, das sich auf dem höchsten Punkte der Anlagen 
befindet. Von hier aus wird das Wasser auf die einzelnen Quartiere der 
Anlagen abgeleitet. Die Verteilung des Wassers in den Quartieren erfolgt 
in der Weise, dass an den oberen Grenzen derselben in Entfernung von 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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durchschnittlich 40 m Hydranten aufgestellt sind, von welchen das 
Wasser mittels Schläuche in auf gestellte flache Holztröge gebracht wird. 
Diese weisen in verschiedener Entfernung Ausflusslöcher auf, so dass das 
Wasser je nach der Aufteilung der Flächen in die Wege geleitet werden 
kann. Die gesamte Einrichtung ist derart einfach getroffen, dass die 
Wasserverteilung durch einen Arbeitsjungen ausgeführt werden kann und 
die Unkosten hierfür recht niedrige sind. 

Wie die Abb. 12 u. 13 zu erkennen geben, war das Wachstum der 
Bäume auf sämtlichen Quartieren ein überaus üppiges. Man konnte so 
recht erkennen, dass, wenn den Obstbäumen Nahrung und vor allen Dingen 
das Wasser nicht fehlt, die Hitze keinen Schaden anzurichten vermag, im 
Gegenteil, das Wachstum nur günstig beeinflusst wird. Verbrennungs¬ 
erscheinungen an Blättern, über die von vielen Seiten berichtet wurde, 
konnten nur ganz vereinzelt an kränklichen Bäumen wahrgenommen werden. 
Dies trifft besonders für die Birnsorten Hardenponts Winter-B.B. und Olivier 
de Serres zu. Das vorzeitige Abfallen der Blätter ist nirgends beobachtet 
worden; ein Beweis dafür, dass den Bäumen genügend Wasser zur Ver¬ 
fügung stand. Neben guter Ausbildung der Früchte setzten sämtliche 
Bäume auch noch reichliche Blütenknospen an, so dass auch für das 
kommende Jahr eine gute Ernte in Aussicht steht. 

Der Spaliergarten konnte während des Sommers nicht bewässert 
werden, da dieser von der Eibinger Leitung aus versorgt wird, die für 
sämtliche Gebäude der Anstalt und den Park die nötige Menge Wasser 
liefern muss. Mit diesem Umstande rechnend, wird dem Spaliergarten 
regelmässig im Spätherbste gründlich Wasser zugeführt; und dass dieses 
von grossem Vorteile ist, gab der Stand sämtlicher Quartiere zu erkennen. 
Da, wo während des Sommers Wasser nicht in hinreichender Menge zur 
Verfügung steht, sollte deshalb mit der Verteilung bereits im Spätherbste 
eingesetzt werden. 

Der Einfluss der Hitze und Trockenheit machte sich durch frühzeitige 
Reife der Früchte bemerkbar. Manche späte Winterbirne, wie Frau Luise 
Goethe und Esperens Bergamotte, musste demzufolge bereits Mitte Sep¬ 
tember gepflückt werden. Das Winterobst reifte auch auf dem Lager sehr 
früh; Winter Dechantsbirne, Mad. Verte, Olivier de Serres waren Ende 
November genussreif, so dass sich zur Weinachtszeit ein Mangel an guten 
Tafelbirnen bemerkbar machte. Dass die Güte der Früchte, Färbung, 
Aroma und Saftfülle eine hervorragende war, bedarf wohl keiner besonderen 
Erwähnung. Die Wirkung der Sonne, die einen hochedlen Wein erzeugte, 
konnte auch an den Früchten unserer edlen Obstsorten nicht spurlos vor¬ 
übergehen. 

Wenn sonst im allgemeinen die deutschen Obstzüchter mit Unbehagen 
an den Sommer 1911 zurückdenken und einen solchen nicht wieder herbei¬ 
wünschen, da er vielen nur Enttäuschungen brachte, so können wir in den 
hiesigen Anlagen, das lehrte das verflossene Jahr, bei weiterer sachge- 
mässer Bodenpflege derartigen abnormen Witterungsverhältnissen in aller 
Ruhe entgegensehen. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

Das Endergebnis der Ernte des verflossenen Jahres war folgendes: 
Äpfel: gering. Pfirsiche: sehr gut, 

Birnen: gut, Erdbeeren: ziemlich gut, 

Süsskirschen: sehr gut, Stachel- und Johannisbeeren: gut, 

Sauerkirschen: sehr gut. Himbeeren: genügend, 

Zwetschen: sehr gut, Brombeeren: gut, 

Reineklauden: gut, Weintrauben: sehr gut, 

Mirabellen: sehr gut, Walnüsse: gut, 

Aprikosen: sehr gut. 

Die Nachfrage nach Obst war im verflossenen Jahre eine ausser¬ 
ordentliche rege und selbst für die geringen Qualitäten wurden recht hohe 
Preise bezahlt. So kam es, dass trotz des weniger guten Ausfalles der 
Bimenernte dieselbe Gesamteinnahme erzielt wurde wie im Vorjahre, das 
uns in Birnen, unsere Hauptstärke, eine Vollernte gebracht hatte. 

2. Stand der neuen Anlagen. 

Die Steinobstquartiere brachten im verflossenen Jahre bereits an¬ 
sehnliche Erträge, besonders die Sorten Grosse grüne Reineklaude, Mira¬ 
belle von Nancy, Hauszwetsche, Italienische Zwetsche, Gubens Ehre, Ost- 
heimer Weichsel, Schattenmorelle und Bettenburger Glaskirsche. Die Italiener 
Zwetsche liess vor der Reife einen grossen Teil der Früchte fallen; sie 
scheint Trockenheit nicht so gut vertragen zu können, wie andere Sorten. 
Als schlechte Träger oder spät mit dem Ertrage einsetzende Sorten er¬ 
weisen sich Süssweichsel von Olivet und Grosser Gobet, die deshalb 
zum allgemeinen Anbau nicht empfohlen werden sollten. Im Pflaumen¬ 
sortimente fiel besonders auf die Sorte Zimmers Frühzwetsche, die ausser¬ 
ordentlich grosse, süsse und wohlschmeckende Früchte bringt und dabei 
noch etwa 8 Tage früher reift, wie die Bühler Frühzwetsche. Zimmers 
Frühzwetsche ist ohne Zweifel eine recht beachtenswerte Sorte. 

Die Äpfel- und Birnbäume lieferten noch keine Erträge, was auf ihre 
Jugend, im Herbst 1907 gepflanzt, und die ausserordentliche Triebkraft 
zurückzuführen ist. Nur die Sorten Weisser Klarapfel, Charlamowsky, 
Minister von Hammerstein, Birne von Tongre, Diels Bttb., Notair Lepin, 
Präsident Drouard, Mad. Verte und Alexander Lukas Bttb. brachten einige 
Früchte. Unter diesen Sorten fiel besonders die Birne von Tongre auf, 
die schon eine Menge grosser, wohlausgebildeter, schöner, wundervoll ge¬ 
färbter Früchte aufwies. Birne von Tongre verdient wegen der früh ein¬ 
setzenden Tragbarkeit sowie der schönen Färbung der Früchte warme 
Empfehlung. 

Bei einigen Bimsorten, die auf Quitte veredelt sind, konnte bereits 
festgestellt werden, dass diese Unterlage nicht für sie geeignet ist; so bei 
Clapps Liebling und Präsident Drouard. Erstere Sorte entwickelte sich 
wohl in den ersten Jahren gut, bald liess aber das Wachstum nach, und 
jetzt zeigen viele Bäume fast keinen Trieb mehr; eine Anzahl ist auch 
schon an der Veredlungsstelle abgebrochen. Will man daher Clapps 


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Bericht Uber Obstbau, Gemüsebau usw. 


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Liebling als Formbauin ziehen, so muss man sie je nach der Grösse der 
Form entweder auf Zwischenveredlung oder Wildling bringen. In manchen 
Gegenden gedeiht Clapps Liebling vorzüglich auf der Quitte. Die Ursache 
dieses verschiedenen Verhaltens dürfte auf die Bodenverhältnisse zurück¬ 
zuführen sein. Präsident Drouard gedeiht wohl auf Quitte, zeigt jedoch 
auf dieser Unterlage ein zu schwaches Wachstum. Für grössere Formen, 
wie Buschbäume, Pyramiden und grosse Verrierpalmetten sollte man daher 
den Wildling als Unterlage wählen, zumal diese empfehlenswerte Sorte 
auch auf Wildling früh und reich trägt. 

Auch im Sortimentsquartier zeigen verschiedene Sorten auf der 
Quitte ein schlechtes Wachstum; da die Anlage aber noch zu jung ist, um 
ein abschliessendes Urteil zu fällen, so soll später hierüber berichtet 
werden. 

Auf dem Apfelhalbstammquartier zeigten verschiedene Sorten der als 
Zwischenpflanzung benutzten Birnen in Spindelform in den vergangenen 
Jahren stark die Gelbsucht, besonders Birne von Tongre, Hardenponts 
Winter-B.B. und Notair Lepin. Erfreulicherweise konnte in diesem 
Sommer ein Zurückgehen dieser Erscheinung festgestellt werden, was 
wohl auf die erhöhte Bodenpflege in Verbindung mit der Wärme zurück¬ 
zuführen ist. 

Die Stachelbeerpflanzungen im Fuchsberg litten im Berichtsjahre 
stark unter der Hitze und Trockenheit, so besonders die Sorten Früheste 
von Neuwied, Sämling von Maurer und Grüne Flaschenbeere; sie liessen 
die meisten Früchte vor der Reife fallen. Als am widerstandsfähigsten 
erwiesen sich u. a. Weisse Volltragende, Weisse Triumph, Früheste gelbe, 
Runde Gelbe, Mertens Gebirgsstachelbeere, Grüne Riesenbeere, Rote Triumph, 
London, Alicant und Frühe Rote. Der verflossene Sommer zeigte einmal 
wieder, dass man Stachelbeeren nicht in zu sonnigen, heissen, zumal nach 
Süden geneigten Lagen anbauen sollte; es sei denn, dass sie im Halb¬ 
schatten unter Bäumen zu stehen kommen. 

3. Aasgeführte Neupflanzungen. 

Nachdem die Bepflanzung der neuen Anlagen vollständig zum Abschluss 
gebracht wurde, konnte bereits im Vorjahre mit der allmählichen Veijüngung 
der zum Teil im Zurückgehen begriffenen alten Anlagen eingesetzt werden. 
Im Jahresberichte 1909 sind die allgemeinen Gesichtspunkte erläutert, 
nach denen diese Arbeit, die sich voraussichtlich auf etwa 10 Jahre er¬ 
strecken wird, zur Durchführung gelangen soll. 

Im Berichtsjahre wurden die alten Steinobstreihen, welche das junge 
Spindelquartier am Hauptwege nach den Hochstämmen abgrenzten, entfernt 
und durch eine Nachpflanzung von Bimspindeln in der Sorte Clairgeaus Bttb. 
ersetzt. Insgesamt konnten auf diese Weise 80 Bäume untergebracht werden. 

In den alten Hochstammquartieren wurden 4 Reihen Beerenobst- 
sträucher, die als Zwischenpflanzung in den Hochstammreihen untergebracht 
waren, beseitigt und durch Apfelbüsche auf Doucinunterlage ersetzt. Es 


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48 H- Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

wurden hier 15 neue Sorten angepflanzt, die auf ihren Anbau wert geprüft 
werden sollen. Die Zahl der hier nachgepflanzten Bäume beträgt 30. 

In der neuen Anlage wurden auf den beiden Halbstammquartieren 
noch je 1 Reihe Bimspindeln resp. Apfelbüsche angepflanzt. Hierzu wurden 
Sämlinge der Anstalt benutzt, die in nächster Zeit als Neuheiten heraus¬ 
gegeben werden sollen. Es fanden auf beiden Quartieren 26 Apfel- und 
Birnsämlinge Aufnahme. 

Die auf der Westseite der Obstverwertungsstation vorhandenen Spaliere 
des Weissen Winterkalvills mussten im Berichtsjahre beseitigt werden, 
da trotz aller Sorgfalt und Mühen die Blutlaus überhand nahm, und Wachstum 
sowie Ertrag der Bäume zu wünschen übrig Hessen. Ein Teil der Bäume 
wurde mit der Apfelneuheit der Anstalt, r Geheimrat Dr. Oldenburg“ um¬ 
gepfropft, die sich bisher als widerstandsfähig gegen die Blutlaus erwiesen 
hat. Der Best wurde gänzUch beseitigt und durch senkrechte Kordons 
der Winterdechantsbirne ersetzt. 

4. Praktische Massnahmen zur Bekämpfung von Obstbaum¬ 
schädlingen. 

Die abnormen Witterungsverhältnisse des verflossenen Jahres haben 
die Entwicklung der tierischen und pflanzlichen Schädünge teils günstig, 
teils ungünstig beeinflusst. 

In den Monaten Mai und Juni richteten die Blattläuse empfindlichen 
Schaden an sämtUchen Obstarten an. Die Steinobstbänme sowie das Beeren¬ 
obst hatten unter diesem Befall besonders stark zu leiden. An den Pfirsichen 
trat die Blattlaus so stark auf, dass man mit bisher wirksamen Bekämpfungs¬ 
mitteln nicht mehr mit Erfolg einzugreifen vermochte; demzufolge verloren 
die Bäume einen grossen. Teil ihrer Blätter. Auch die Johannisbeeren 
wurden von diesem Schädlinge arg heimgesucht, w r as insbesondere von 
der Sorte „Rote HoUändische“ gilt, die sonst allgemein als genügsam und 
widerstandsfähig bekannt ist. Als wirksames Mittel wurde nur Quassia- 
schmierseifenbrühe verwendet, die schon seit Jahren in den Obstanlagen 
ausschUessUch für diesen Zweck benutzt wird. Die von dem Apotheker 
Caesar in Katzenelnbogen in den Handel gebrachte Quassiaseife „Caesar“, 
die die wirksamen Bestandteile in konzentrierter Form enthält, ist w T ohl 
recht bequem in der Anwendung — denn sie braucht nur in warmem Wasser 
nach Anweisung aufgelöst zu werden — stellt sich jedoch für grössere 
Obstpflanzungen zu teuer, so dass dieses Mittel nur den Gartenbesitzern 
zur Benutzung empfohlen w'erden kann. Infolge der anhaltenden Hitze 
verschwanden die Blattläuse plötzUch; eine Erscheinung, die in den hiesigen 
Anlagen in jedem w r armen und trockenen Sommer beobachtet w r urde. Alle 
Bäume, die sich in einem guten Ernährungszustände befinden und denen 
es vor allem nicht an dem nötigen Wasser fehlt, haben den Blattlaus¬ 
schaden gut überstanden. 

Auch die Blutlaus stellte sich in den ersten Sommermonaten in grosser 
Zahl ein; sobald jedoch die grosse Hitze einsetzte, verschwand dieser 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


49 


Schädling in kurzer Zeit. Wenn auch die Larven der Marienkäferchen, 
der Schweb- und Florfliegen unter den Blutläusen stark aulräumten, da 
es an Blattläusen fehlte, so wird doch die Hitze allein das Zurückgehen 
der Blutlaus verursacht haben. Wer da glaubte, dass dieser Schädling 
die Obstanlagen in Zukunft mehr verschonen würde, musste jedoch schon 
im Herbste die Wahrnehmung machen, dass er sich im Irrtum befand. 
Die Blutlaus trat wieder recht stark auf und konnte sich infolge der milden 
Witterung bis in den Dezember hinein vermehren. Sämtliche neueren 
Mittel, die von seiten der Fabrikanten als wirksam gegen die Blutlaus 
empfohlen werden, wurden auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Wenn auch 
mit den meisten derselben die vorhandenen Blutläuse vernichtet wurden, 
so ist es doch nicht möglich, diesen Schädling dauernd fernzuhalten. Bei 
allen neuen Mitteln ist auch Vorsicht geböten, da Beschädigungen der 
Bäume nicht zu den Seltenheiten zählen. In den hiesigen Anlagen wird 
während des Sommers zum Pinseln Insekten-Harzölseife in einer Stärke 
von 10 % benutzt, während in unbelaubtem Zustande die befallenen Stellen 
mit 30°/ 0 igem Karbolineum bestrichen werden. Mit Beginn des Austriebes 
ist dieses Bestreichen jedoch einzustellen, da sonst durch das abtropfende 
Regenwasser, das Bestandteile des Karbolineums mit sich nimmt, darunter 
befindliche belaubte Teile leicht beschädigt werden. Ausserdem werden 
sämtliche Bäume vor dem Austreiben mit einer 10°/ o igen Karbolineum- 
lösung bespritzt, die gleichzeitig als Bekämpfungsmittel gegen andere 
tierische Schädlinge Verwendung findet. 

Bei der Hitze des verflossenen Jahres haben sich auch die Schildläuse 
stark vermehrt. Dies gilt insbesondere von der roten austernförmigen 
Schildlaus, auf deren Gefährlichkeit in den Jahresberichten der Anstalt 
wiederholt aufmerksam gemacht wurde. Da Spritzmittel bei diesem Schäd¬ 
linge ohne Erfolg bleiben, ist ein Bestreichen der befallenen Holzteile mit 
40°/ 0 igem Karbolineum während der Vegetationsruhe auszuführen. An 
Häuserwänden werden die Birnspaliere besonders arg heimgesucht, so dass 
hier die Arbeit mit grösserer Gründlichkeit ausgeführt werden muss. 

Grossen Schaden richtete im verflossenen Sommer die Obstmade an; 
nicht nur beim Kernobst, sondern auch beim Steinobst, insbesondere der 
Italienischen Zwetsche, gab es viele wurmstichige Früchte. Wohl werden 
in den hiesigen Anlagen die Madenfallen in jedem Jahre angelegt und 
rechtzeitig beseitigt, da aber andere Obstzüchter der Gemarkung wenig 
oder garnichts gegen die Obstmade tun, werden wir auch in Zukunft trotz 
aller Mühen auf einen sichtbaren Erfolg nicht rechnen können. 

Die Rote Spinne zeigte sich sehr stark auf den Steinobstbäumen, 
insbesondere an den Mirabellen und der Bühler Frühzwetsche. Wenn 
auch die Blätter durch diesen Schädling nicht vollständig zum Abfallen 
gebracht werden, so erleidet ihre Tätigkeit hierdurch doch eine bedeutende 
Beeinträchtigung, die sich durch schwache Triebbildung bemerkbar macht. 
Alle bisher angewendeten Spritzmittel hatten keinen durchschlagenden 
Erfolg. Am wirksamsten erwies sich im verflossenen Jahre ein Spritzen 

Gelsenheimer Jahresbericht 1911. 4 


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50 II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

der Bäume mit einer 10°/ 0 igen Karbolineumlösung kurz vor dem Aus¬ 
treiben. Im Sommer kann die Quassiaschmierseifenbrühe angewendet 
werden, wobei jedoch darauf zu achten ist, dass möglichst die Unterseite 
der Blätter getroffen wird. Es wäre zu wünschen, dass der Praxis von 
seiten der Wissenschaft recht bald ein brauchbares, wirksames Bekämpfungs¬ 
mittel zur Verfügung gestellt werden könnte, zumal da der Schaden in 
den letzten Jahren in vielen Obstanlagen und auch Baumschulen ständig 
zugenommen hat. Dass gut ernährte Bäume, denen es gleichzeitig nicht 
an dem nötigen Wasser fehlt, in sorgfältig bearbeitetem Boden unter der 
Roten Spinne weniger Schaden erleiden, geben die Bestände in den neuen 
Anlagen deutlich zu erkennen. 

Der Frostspanner trat wider Erwarten recht spät auf, gegen Ende 
November. Trotzdem in jedem Jahre die Raupenleimringe rechtzeitig 
angelegt werden, wurden im verflossenen Herbste Männchen und Weibchen 
in grosser Zahl in den alten Beständen gefangen. Daher sollten es sich 
alle Obstzüchter zur Pflicht machen, die Raupenleimringe in jedem Jahre 
ohne Unterbrechung anzubringen. Wohl werden hierdurch die jährlichen 
Unkosten erhöht, doch was bedeutet eine Ausgabe von 6—10 Pf. für 
den Baum, wenn man sich den Schaden vergegenwärtigt, der in einem 
einzigen Jahre durch Raupenfrass hervorgerufen wird! Nicht allein, dass 
die Ernte des Jahres hierunter leidet, sondern der Baum gerät hierdurch 
in einen Schwächezustand, der sich noch im folgenden Jahre und darüber 
hinaus bemerkbar macht. Über die mit verschiedenen Raupenleimsorten 
angestellten Versuche wird im nächsten Jahre berichtet. 

Die Bimemte wurde durch die Birntrauermücke erheblich geschmälert. 
In früheren Jahresberichten wurde bereits darauf hingewiesen, dass einige 
Sorten mit Vorliebe von diesem Schädlinge befallen werden; in verflossenem 
Jahre waren es besonders Mad. Verte, Edelcrassane und Olivier de Serres. 
Hoffentlich gelingt es der Wissenschaft, den Obstzüchtern recht bald auch 
hierfür ein sicher wirkendes Bekämpfungsmittel an die Hand zu geben, 
das auch im Grossbetriebe zur Anwendung kommen kann. Das Aus¬ 
schneiden der befallenen Früchte, die durch besondere Grösse und etwas 
beulige Anschwellungen kenntlich sind, kann nur in kleinem zur Durch¬ 
führung kommen und erfordert gleichzeitig geschultes Personal. 

Die heisse Witterung war der Entwicklung der Stachelbeerblattwespe 
besonders günstig. Während sie bisher nur in 2 Generationen auftrat, 
erschienen im verflossenen Jahre deren 3. Die Raupen der 2. Generation 
begnügten sich nicht mit den Stachelbeersträuchern, sondern gingen auch 
auf die Johannisbeeren über. Sie erschienen hier in so grosser Zahl, dass 
an einzelnen Blättern 10 und mehr Tiere gezählt wurden. Bei der grossen 
Gefrässigkeit standen viele Sträucher im Laufe von 2—3 Tagen kahl da. 
Wohl haben wir in der Quassiabrühe ein sicher wirkendes Mittel, doch 
muss mit dem Umstande gerechnet werden, dass die Afterraupen in der 
Mitte der Sträucher, vom Boden ab beginnend, mit ihrem Zerstörungs¬ 
werke einsetzen. Zudem werden dieselben in ihrem ersten Entwicklungs- 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


51 


Stadium infolge ihrer geringen Grösse leicht übersehen. Daher bedürfen 
die Stachelbeerpflanzungen ständig einer scharfen Kontrolle, um mit dem 
Spritzen nicht zu spät einzusetzen. Es wurde die Wahrnehmung gemacht, 
dass grössere Afterraupen durch die Quassiabrühe in der üblichen Stärke 
(2,5 Pfd. Quassia, 5 Pfd. Schmierseife auf 100 l Wasser) nicht getötet 
werden. Die hiervon getroffenen Tiere lassen sich sofort zu Boden fallen, 
um alsdann von neuem ihre Arbeit zu beginnen. Um sicher zu gehen, 
wird deshalb die Quassiabrühe verstärkt hergestellt (5 Pfd. Quassia und 
6 Pfd. Schmierseife auf 100 l Wasser). Mit beginnender Reife muss das 
Spritzen eingestellt werden, da die Früchte sonst den Geschmack annehmen. 

In den Himbeerpflanzungen fand sich der Himbeerstecher in grosser 
Zahl ein. Da die Blüte jedoch sehr schnell verlief, war der Schaden auch 
nur ein geringer. Empfindlicher waren jedoch die Schädigungen des 
Blattrippenstechers, der besonders an den Apfelzwergbäumen viele Blätter 
zum Absterben brachte. Als Bekämpfungsmittel kam das sofortige Sammeln 
und Verbrennen der befallenen Blätter zur Anwendung; ein einfacheres 
Mittel steht zurzeit nicht zur Verfügung. 

Von pflanzlichen Feinden konnte der gefährlichste, das Fusicladium , 
infolge der dauernd trocknen Witterung nicht aufkommen, so dass fleckige 
Früchte zu den Seltenheiten zählten. Nur gegen Herbst hin, zeigte sich auf einigen 
Birnsorten ein leichter Befall. Auch Peronospora und Oidium war an den 
Reben nur vereinzelt anzutreffen, während der Meltau umsomehr auffiel. 
So fand sich der Pilz auf Sorten vor, die in normalen Jahren nur selten 
diese Krankheitserscheinung zeigen; u. a. seien genannt: Cox’s Orangen- 
Renette, Muskat-Rtte., Cox’s Pomona. Mit dem Schwefeln haben wir in den 
hiesigen Anlagen noch keinen sicheren Erfolg erzielt; wohl aber lehrte das 
verflossene Jahr, dass Bäumen, denen es nicht an Nahrung fehlt, so dass 
die Triebbildung eine flotte ist, der Meltau keinen Schaden zuzufügen 
vermag. 

In den Himbeeranlagen richtete ein Pilz, der wissenschaftlich noch 
nicht genau erforscht ist, und der den Namen Diplodina pallor Berk. 
erhalten hat, grossen Schaden an. Der Pilz zeigt sich im Sommer vor¬ 
zugsweise in der Umgebung der Knospen an den jungen grünen Trieben 
in Gestalt von etwas unregelmässigen, schwarzbraunen, sich von der hellen 
Farbe der Triebe scharf abhebenden Flecken, die allmählich immer grösser 
werden. Gegen Spätherbst verblasst die Farbe, so dass die Flecken im 
Winter weniger in die Erscheinung treten. Diese Triebe zeigen im folgenden 
Jahre nur eine kümmerliche Entwicklung und gehen auch zum Teil vor dem 
Austreiben ein. Ein sicher wirkendes Bekämpfungsmittel gibt es zurzeit 
noch nicht. 

Augenblicklicher Stand der Versuche, die auf Sortenzucht hinzielen. 

Die diesbezüglichen Versuche wurden von dem früheren Direktor der 
Anstalt, Königl. Landesökonomierat Goethe, im Jahre 1882 in die Wege 

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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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geleitet, wobei jedoch ausschliesslich als Endziel die Züchtung neuer Sorten 
gesteckt w T ar. Als dem Berichterstatter im Jahre 1902 die technische 
Leitung der Obstanlagen übertragen wurde, erfuhren die bis dahin durch¬ 
geführten Versuche eine wesentliche Erweiterung. Neben den sorgfältigen 
Beobachtungen der herangezogenen Sämlinge, von denen im nachfolgenden 
ausführlicher die Rede sein wird, wurden Versuche eingeleitet, die den 
heutigen Anschauungen auf diesem Gebiete Rechnung tragen. Diese Ver¬ 
suche umfassen zurzeit folgende Aufgaben: 

1. Beobachtungen über das Verhalten der Bäume derselben Sorte bezüglich 

Wuchs, Gesundheit und Tragbarkeit. 

Recht brauchbares Material liefern hierfür die neuen Anlagen, in 
denen die für den Rheingau wichtigsten Obstsorten in einer grösseren 
Anzahl von Bäumen stets unter denselben Verhältnissen und in gleichen 
Formen angepflanzt wurden. Um zuverlässige Anhaltepunkte zu gewinnen, 
sind für die Hauptsorten der einzelnen Quartiere Obstbaumertragsbücher 
eingerichtet, in welche in jedem Jahre sorgfältige Eintragungen über den 
Wuchs, den Ertrag und das sonstige Verhalten der einzelnen Bäume gemacht 
werden. Es steht zu erwarten, dass aus diesen Aufzeichnungen nach 
Ablauf einer Reihe von Ertragsjahren manche Schlussfolgerungen ge¬ 
zogen werden können, die zur Klärung dieser wichtigen Frage beitragen 
werden. 

2. Vergleichende Versuche über die Verwendung von Reisern von guten und 

schlechten Trägern einer Sorte. 

Zu diesem Zwecke wurden Reiser der Sorten Mad. Verte und Frau 
Luise Goethe benutzt, die aus den hiesigen Anlagen teils von anerkannt 
gut tragenden Bäumen, teils von solchen stammten, deren Tragbarkeit 
bisher zu wünschen übrig liess. Von jeder Sorte wurde eine Anzahl 
von Spindeln, auf Quitte veredelt, unter denselben Verhältnissen angepflanzt, 
um im Laufe der Zeit genaue Vergleiche hinsichtlich des Eintrittes und 
der Menge des Ertrages anstellen zu können. Mit der Beeinflussung der 
Tragbarkeit durch die Unterlage rechnend, wurden ausserdem einige ältere 
Pyramiden mit der Sorte Frau Luise Goethe derart umgepfropft, dass auf 
der einen Seite jedes Baumes nur Reiser von guten Trägern, auf der 
anderen Seite solche von schlechten Trägern verwendet wurden. 

Diese Versuche sollen von diesem Jahre ab noch etwas erweitert 
werden. Schon seit 5 Jahren werden genaue Aufzeichnungen über den 
Blüten- und Fruchtansatz von Spalieren des Weissen Winterkalvills gemacht, 
die sich an der Westseite der Obstverwertungsstation befinden. Dabei 
stellte es sich heraus, dass eine Anzahl von Bäumen bisher in jedem Jahre 
Blüten und Früchte entwickelte, während mehrere gar keine Neigung zur 
Blütenbildung zeigten. Es sollen nun von den verschiedenen Bäumen 
Reiser zur Veredlung benutzt werden, um auch durch diesen Versuch fest¬ 
zustellen, ob die guten resp. schlechten Eigenschaften auf den Nachwuchs 
übertragen werden. Wenn man sich über diese Frage von theoretischem 


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Bericht über Obstbau. Gemüsebau usw 


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Standpunkt aus betrachtet einig ist, so bedarf es doch noch derartiger 
Versuche, um zahlenmässig die Notwendigkeit einer sorgfältigen Auswahl 
der Mutterpflanzen zu beweisen. 

3. Die Vermehrung bestimmter Sorten aus Samen nach dem Löbxeb' sehen 

Verfahren. 

Garteninspektor LÖBNER-Dresden verfolgt schon seit einer Reihe von 
Jahren das Ziel, bestimmte Sorten aus Samen echt zu ziehen. Er hat 
diesbezügliche Versuche u. a. mit der Guten Luise von Avranches an¬ 
gestellt. Einige auf diese Weise gewonnene Sämlinge wurden der Anstalt 
von dem Züchter in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt, 
mit denen diese Züchtungsversuche hier am Ort fortgesetzt werden sollen. 
Weitere Versuche sind in den hiesigen Anlagen mit der Wintergoldparmäne 
eingeleitet. Einige Sämlinge dieser Sorte stammen aus Baden, während 
andere in den hiesigen Anlagen durch Aussaat gewonnen wurden. Auf 
diese Weise haben wir bereits einen Sämling erhalten, der in allen guten 
Eigenschaften der Wintergoldparmäne gleicht, jedoch früher zur Reife 
gelangt und sich als widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Feinde 
erwiesen hat. Mit diesem Sämlinge werden weitere Züchtungsversuche 
angestellt. — 

Diesen Versuchen gliedern sich nun die von Herrn Landes-Ökonomierat 
Goethe eingeleiteten an, die den Zweck verfolgen: 

4. Züchtung neuer Sorten. 

Diese wurden nach folgenden Gesichtspunkten durchgeführt: 

a) Nach der Methode Tourasse wurden ohne vorhergehende Kreuzung 
die Samen aus Früchten bestimmter Sorten gesammelt. Die durch Aussaat 
im Jahre 1882 gewonnenen Sämlinge wurden unveredelt weiterkultiviert 
und auf ihren Wert hin geprüft. Ein sehr grosser Teil der auf diese 
Weise erhaltenen Pflanzen musste im Laufe der Zeit als wertlos entfernt 
werden, wobei sich herausstellte, dass einzelne Sorten ohne Ausnahme nur 
mindeiwertige Sämlinge lieferten, die nicht verdienten, weiter beobachtet 
zu werden. Dies trifft u. a. für folgende Sorten zu: Weisser Winter¬ 
kalvill, Roter Herbstkalvill, Grosse Kasseler Rtte., Halberstädter Jungfern¬ 
apfel, Liegeis Winter-Bttb., Hardenponts Winter-Bttb., Forellenbime, Sixs 
Bttb., Winter-Nelis und St. Germain. 

Von folgenden Sorten wurden Sämlinge gewonnen, die in Anbetracht 
bestimmter guter Eigenschaften als Neuheiten herausgegeben werden 
konnten und zum Teil grössere Verbreitung gefunden haben: 

Aus Samen der Landsberger Rtte.: Minister von Hammerstein, 

.. ,. des Downton Pepping: Geisenheimer Augustapfel, 

der Esperens-Bergamotte: Frau Luise Goethe, 

„ ,. der Alexandrine Douillard: Stemebergs Sommer-Bttb. und 

Geisenheimer Köstliche. 

b) Kreuzungsversuche zwischen bestimmten Sorten. Hiermit wurde 
bezweckt, neue Sorten zu züchten, die gewisse gute Eigenschaften beider 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Eltern in sich vereinigen. Die Kreuzungsversuche dieser Art stammen 
aus dem Jahre 1886 und die hieraus gewonnenen Sämlinge wurden von 
dem Berichterstatter mit besonderer Sorgfalt weiter beobachtet. Ohne 
mich auf Einzelheiten gerade dieser interessanten Versuchsreihen einzu¬ 
lassen, sei an dieser Stelle nur kurz bemerkt, dass diese Kreuzungsver¬ 
suche zu recht wechselnden Ergebnissen führten. 

Brauchbare Sämlinge lieferten u. a. folgende Kreuzungen: 

Blumenbach-B.B. x Diels Bttb. Diese Kreuzung lieferte Geheimrat 
Dr. Thiel. 

Diels Bttb. x Edelcrassane, 

Hardenponts Winter-Bttb. x Olivier de Serres, 
Winter-Dechantsbirne x Esperens-Bergamotte, 

Bunte Julibirne x Clapps Liebling, 

Juli-Dechantsbirne x Giffards-Bttb. 

Als ungeeignet erwiesen sich u. a. folgende Kreuzungen: 

Sterkmanns Bttb. x Hardenponts Winter-Bttb., 

Späte von Toulouse x Josefine von Mecheln, 

Esperens-Bergamotte x Regentin, 

Olivier de Serres x Hardenponts Winter-Bttb. 

Bei den Kreuzungen mit Apfelsorten wurde bis jetzt kein brauchbarer 
Sämling gewonnen. Dies gilt u. a. von folgenden Sorten: 

Grosse Kasseler Rtte. x Champagner-Rtte., 

Ananas-Rtte. x Gelber Bellefleur, 

Goldparmäne x Gravensteiner, 

Goldparmäne x Champagner-Rtte., 

Weisser Winterkalvill X Canada-Rtte., 

Weisser Winterkalvill x Goldparmäne, 

Königl. Kurzstiel x Champagner-Rtte. 

Aus den bisherigen Ergebnissen glaube ich den Schluss ziehen zu 
dürfen, dass unter den hiesigen klimatischen- und Bodenverhältnissen die 
Kreuzungsversuche mit Birnen weit bessere Resultate liefern als die Äpfel, 
die sich im allgemeinen hier nicht sonderlich wohl fühlen. Für die weiteren 
Züchtungsversuche nach dieser Richtung hin dürfte ferner von Beachtung 
sein, dass manche Sorten für diese Zwecke besonders tauglich zu sein 
scheinen, während andere versagen. 

c) Aussaaten von Sämlingen, die sich als verbreitungswürdig erwiesen 
haben. Es wurde von einigen, als Neuheiten herausgegebenen Sämlingen 
ohne vorhergehende besondere Befruchtungen Samen gesammelt, um fest¬ 
zustellen, ob die aus diesen gewonnenen neuen Hlanzen wieder brauch¬ 
bares Material für die Vermehrung liefern. Soweit über die auf diese 
Weise gewonnenen Sämlinge ein Urteil schon gefällt werden kann, lieferte 
Minister von Hammerstein nur minderwertige Pflanzen, während vom 
Geisenheimer Augustapfel mehrere wertvolle Sämlinge gewonnen wurden, 
die verdienen, in nächster Zeit als Neuheiten herausgegeben zu werden. 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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d) Krenzungsversuche zwischen Neuheiten der Anstalt und vorhandenen 
älteren Sorten. Um bei den seitens der Anstalt gezüchteten Neuheiten 
vorhandene Mängel zu beseitigen, wurden nachträglich Kreuzungen mit 
älteren Sorten ausgeführt, die zum Teil gute Erfolge zeitigten. 

Wertlose Sämlinge lieferten die Kreuzungen von 
Minister von Hammerstein x Gelber Bellefleur, 

Canada-Rtte. x Edelborsdorfer. 

Bessere Resultate zeitigten die Kreuzungen zwischen 

Minister von Hammerstein, Weissen Winterkalvill und Weissen 
Astrakan. 

Als ein Kreuzungsprodukt zwischen Minister von Hammerstein und 
Baumanns-Rtte. wurde Geheimrat Dr. Oldenburg gezogen, der nachfolgend 
als Neuzüchtung der Anstalt zum ersten Male beschrieben ist. 

Wie die bisherigen Erfahrungen lehren, erfordert die Züchtung von 
Obstneuheiten viel Arbeit und Zeit, und die Erfolge lassen lange auf sich 
warten. Jeder Obstzüchter, der sich praktisch mit dieser Frage zu be¬ 
schäftigen beabsichtigt, muss damit rechnen, dass von den Sämlingen nur 
ein sehr geringer Prozentsatz weiter beobachtet zu werden verdient. Die 
Erfolge stehen daher in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zu der 
Arbeit und den Unkosten. Da jedoch die Züchtung neuer Sorten für 
unseren praktischen Obstbau eine anerkannt wichtige Frage ist, der in 
neuester Zeit auch der Deutsche Pomologen-Verein seine Aufmerksamkeit 
schenkt, so müssen es sich gerade die staatlichen Lehranstalten angelegen 
sein lassen, auf diesem Gebiete praktisch tätig zu sein. Aus diesem Grunde 
wird die Fortsetzung dieser Versuche, die sich bereits auf 30 Jahre er¬ 
strecken und über deren augenblicklichen Stand im obigen kurz berichtet 
ist, als eine wichtige Aufgabe des Obstbaubetriebes der Anstalt betrachtet 
und als solche auch weiter ausgebaut werden. 

Neuzüchtungen der Anstalt. 

Geheimrat Dr. Oldenburg (Sämling Nr. 666). 

(Züchtung der Königl. Lehranstalt zu Geisenheim.) 

(Hierzu eine Farbentafel.) 

Goldreinette** Oktober—Dezember. 

Die im nachfolgenden beschriebene Apfelsorte wurde im Jahre 1897 
an der hiesigen Lehranstalt als ein Kreuzungsprodukt von Minister 
von Hammerstein und Baumanns Reinette gewonnen. Sie stammt aus den 
von Herrn Landesökonomierat Goethe im Jahre 1886 eingeleiteten Ver¬ 
suchen über die Züchtung neuer Obstsorten, die von dem Berichterstatter 
fortgesetzt wurden. Der Mutterbaum zeichnete sich trotz wenig günstigen 
Standortes durch gesunde Entwicklung sowie durch frühen Eintritt der 
Tragbarkeit aus. Die ersten Früchte wurden im Jahre 1904 geerntet, und 
von diesem Zeitpunkte ab setzte der Mutterbaum in keinem Jahre mit dem 
Ertrage aus. Der Sämling wurde zu Ehren des Herrn Geh. Regierungsrat 
Dr. Oldenburg, Vortragender Rat im landwirtschaftlichen Ministerium zu 
Berlin, benannt. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Grösse und Gestalt. Mittelgross bis gross; Breitendurchmesser im 
Durchschnitt 7,5 cm, Längsdurchmesser 7,0 cm. Am Buschbaum und Kordon 
erreichen die Früchte die Grösse einer normal ausgebildeten Wintergold¬ 
parmäne. Die Form ist sehr regelmässig, rundlich bis stumpfkegelförmig, 
nach Stiel und Kelch zu gleichmässig abnehmend. Kleine Erhabenheiten 
finden sich nur auf der Kelchfläche vor. 

Stiel. In der Länge wechselnd, manche Früchte besitzen nur einen 
kurzen, gedrungenen Stiel, der über die Kelchfläche nicht hinausragt; bei 
anderen wiederum ist derselbe lang, dünn und holzig. Die Stielfläche ist 
regelmässig, eben, und mündet in eine kurze und enge Stielhöhle. 

Kelch. Derselbe befindet sich in einer mässig tiefen und weiten 
Kelchfläche, die, wie schon bei der Form angedeutet, kleine Erhabenheiten 
besitzt, die jedoch über die Kelchhöhle nicht hinausgehen. Die Kelch¬ 
blättchen sind vollkommen ausgebildet, am Grunde breit, nach oben gleich¬ 
mässig zugespitzt, mit einem weisslichen Flaum versehen. Die Blättchen 
sind oben etwas zurückgeschlagen, so dass der Kelch halboffen bis offen 
erscheint. 

Schale. Dieselbe ist dünn, fest, geschmeidig, bei längerem Lagern 
fettig. Zur Zeit der Baumreife ist die Grundfarbe gelblich-grün, in genuss¬ 
reifem Zustande der Frucht grünlich-gelb bis goldgelb, in der Nähe des 
Stieles herrscht das Grün als Grundfarbe vor. Auf der Sonnenseite mit 
schöner, lebhafter Karmin-Röte, die teils verwaschen, teils gestreift oder 
bandartig aufgetragen erscheint. In letzterem Falle findet sich auf der 
Grundfarbe noch ein lichtes, gleichmässig verwaschenes Rot vor. Einzelne 
Früchte besitzen einen feinen, netzförmig verteilten, gelblich-braunen Rost, 
der in der Umgebung des Kelches etwas mehr in die Erscheinung tritt. 
Bei Früchten, die mehr im Schatten gewachsen sind, ist die Grundfarbe 
mehr gelblich-grün und die Röte ist nur schwach aufgetragen; dafür treten 
•weissliche Schalenpunkte mehr in die Erscheinung. 

Fleisch. Dasselbe ähnelt in der Farbe, Festigkeit, Saftfülle und in» 
Geschmack dem der Wintergoldparmäne. Es ist gelblich-weiss, unter der 
Schale mehr gelblich, zuweilen auch gelblich-grün, recht saftig, zart und 
von kräftigem, erfrischendem Geschmack, wobei das feine Aroma besonders 
hervorgehoben zu werden verdient. 

Kernhaus. Mehr nach dem Kelche zu liegend und durch die gelblich¬ 
grün gefärbten Adern deutlich gekennzeichnet. Die Kernhauskammern sind 
mittelgross, geräumig und von rundlicher Form. Die Kernhausachse ist 
offen. Die Kerne sind vollkommen ausgebildet, zahlreich, von dunkelbrauner 
Farbe. Die Kelchhöhle ist klein, nach unten zugespitzt verlaufend. Die 
Staubfäden stehen mittelständig. 

Keife und Nutzung. Die Baumreife beginnt hierselbst Mitte Sep¬ 
tember, die Lagerreife Mitte Oktober. Die Frucht hält sich bei guter 
Lagerung bis Ende Dezember. Unter weniger günstigen Verhältnissen 
dürften Baum- und Lagerreife um 2—3 Wochen später einsetzen und auch 
die Haltbarkeit eine grössere sein. Die Früchte fallen durch die gleich- 


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Bericht Uber Obstbau, Gemüsebau usw. 


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massige Form sowie schöne, lebhafte Farbe ins Auge, so dass die Sorte 
sicherlich eine begehrte Marktfrucht werden dürfte. Für den Versand 
weisen die Früchte die erforderliche Festigkeit auf. 

Baum. Als ein ganz besonderer Vorzug dieser Sorte muss die 
gesunde, üppige Entwicklung, sowie die frühe, regelmässige und reiche 
Tragbarkeit hervorgehoben werden. Hieraus ist wohl der Schluss zu 
ziehen, dass die Blüte widerstandsfähig gegen die Unbilden der Witterung 
ist. Nach dem Standorte des Mutterbaumes und seiner Entwicklung zu 
urteilen, wird sich die neue Sorte als genügsam an den Boden erweisen; 
da sie im Rheingau mit der Wintergoldparmäne reift, wird sie auch in 
Höhenlagen ihre hier gezeigten guten Eigenschaften beibehalten. Eine 
Empfänglichkeit für Schädlinge und Krankheiten konnte erfreulicherweise 
bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Von Fusikladium scheint die 
Sorte vollkommen verschont zu bleiben; auch Blutlaus haben wir an den 
Bäumen bis jetzt nicht wahrgenommen. Die Jahrestriebe wachsen sehr 
kräftig, gedrungen, und die gut ausgebildeten Augen treiben willig aus, so 
dass die Verlängerungstriebe lang geschnitten werden können. Das Blatt 
ist gross, fest und derb. In der Baumschule lässt sich die Sorte in allen 
Formen mit Leichtigkeit ziehen und zeichnet sich auch hier vor vielen 
anderen durch ihren robusten Wuchs aus; man kommt schnell zu einer 
verkaufsfertigen Ware. 

Die Sorte w r ird sich nach unseren bisherigen Erfahrungen besonders 
für die Zwergobstkultur eignen, da sie durch willige Bildung von Frucht¬ 
holz hervortritt; gute Erfolge versprechen w T ir uns auch von der Ver¬ 
wendung als Buschbaum. Über die Tauglichkeit für die Hochstammkultur 
liegen bis jetzt noch keine Erfahrungen vor. 

Oberregierungsrat Pfeffer von Salomon (Sämling Nr. 282 ). 

(Züchtung der Königl. Lehranstalt zu Geisenheim.) 

(Hierzu eine Farbentafel.) 

Butterbirne ** Oktober—November. 

Diese neue Sorte w T urde im Jahre 1895 an der hiesigen Anstalt aus 
Samen gezogen. Sie ist ein Kreuzungsprodukt von Hardenponts Winter- 
Bttb. und Olivier de Serres. Der Mutterbaum setzte 1905 mit dem Ertrage 
ein, und seine Tragbarkeit sowie die Güte der Frucht befriedigte derart, 
dass der Sämling für die Weiterverbreitung als tauglich erachtet wird. 
Die beigefügte Farbentafel ist nach Früchten des Mutterbaumes angefertigt. 
Die Sorte wurde zu Ehren des Vorsitzenden des Kuratoriums der Geisen- 
heimer Lehranstalt, Herrn Oberregierungsrat Pfeffer von Salomon in 
Wiesbaden, benannt. 

Grösse und Gestalt. Die am Mutterbaum gezogenen Früchte kommen 
in der Grösse im Durchschnitt denjenigen von Hardenponts Wiuter-Bttb. 
nahe. Sicherlich w T erden die an veredelten Bäumen gezogenen Exemplare 
noch bedeutend an Grösse zunehmen. Die Form wechselt; man findet 
sowohl rundliche, ovale, als auch bimförmige Früchte vor. Vorherrschend 


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58 II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

ist die Form des Vaters, der Hardenponts Winter-Bttb., die sicherlich auch 
die auf veredelten Bäumen gezogenen Früchte aufweisen werden. Nach 
dem Stiele zu mit etwas eingezogenen Linien, nach dem Kelche zu mehr 
gewölbt verlaufend, und wie hei Hardenponts Winter-Bttb. in flach ab¬ 
gesetzter Kelchfläche endigend. Erhabenheiten und Beulen treten nicht 
merklich hervor, so dass die Form als eine schöne, gleichmässige erscheint. 

Stiel. Mittellang, kräftig, holzig, in einer kleinen Vertiefung meist 
etwas seitlich stehend. 

Kelch. Halboffen, vertieft. Die Blättchen sind homartig, fest, von 
gelbbrauner Farbe. Die Kelchfläche weist flache Erhabenheiten auf, die 
die Frucht, von unten betrachtet, etwas verschoben erscheinen lassen. 

Schale. Zur Zeit der Genussreife dünn und zart. Die Grundfarbe ist 
bei der Baumreife gelblich-grün, in genussreifem Zustande auf der Schatten¬ 
seite grünlich-gelb, auf der Sonnenseite mehr hellgelb. Bei manchen 
Früchten findet sich noch ein lichtes, trüb verwaschenes Rot vor, das 
jedoch nicht merklich in die Erscheinung tritt. Charakteristisch sind die 
zahlreichen, über die ganze Frucht verteilten, hellbraunen Rostpunkte und 
Rostflecken, die in der Nähe des Stieles und des Kelches zu einem zu¬ 
sammenhängenden Rostüberzug zusammenfliessen. 

Kernhaus. Mehr nach dem Kelche zu liegend, rundlich bis oval, 
durch mattgelb gefärbte Adern schwach angedeutet, an deren Stelle nach 
der Mitte zu kleine Steinchen treten, die in der Nähe des Kelches sich 
mehr anhäufen. Die Kemhauskammem sind geschlossen, klein, eng, oval. 
Die Kerne sind oft unvollkommen ausgebildet; bei voller Reife dunkelbraun, 
mit hervorgezogener Spitze. Die Kernhausachse ist geschlossen. Die 
Kelchhöhle ist klein und rundlich; Staubfäden und Pistill sind meist ver¬ 
kümmert. 

Fleisch. Gelblich-weiss, unter der Schale mehr grünlich-gelb, sehr edel 
im Geschmack, völlig schmelzend, überaus saftig; Süsse und Säure in 
harmonischem Verhältnis, mit leichtem Muskatgeschmack. In der Güte 
zwischen Hardenponts Winter-Bttb. und Olivier de Serres stehend. 

Reife und Nutzung. Die Pflückzeit fällt im Rheingau Ende Sep¬ 
tember; die Genussreife ist Mitte Oktober. Als ein besonderer Vorzug 
verdient hervorgehoben zu w r erden, dass die Frucht in genussreifem Zu¬ 
stande auf dem Lager nicht schnell übergeht. In Höhenlagen dürfte die 
Sorte zu den Winterbimen zu rechnen sein, die sich bis in den Dezember 
hinein halten wird. Wegen des ansprechenden Äusseren und des sehr 
edlen Geschmackes können wir sie zu den besseren Tafelbirnen zählen. 

Baum. Derselbe zeigt einen mässigen, aufrechten Wuchs. Die Sorte 
ist an der hellgelben Farbe der Jahrestriebe gut zu erkennen. Die Frucht¬ 
holzbildung ist eine willige. Das Blatt ist mittelgross, gesund. Ein Befall 
von Fusikladium ist bis jetzt noch nicht festgestellt. Da die Sorte in 
veredelten Exemplaren noch nicht getragen hat, kann auch noch nicht ein 
Urteil über ihre Tauglichkeit für die verschiedenen Formen gefällt werden. 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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Beobachtungen über die von der Lehranstalt bisher herausgegebenen 

Apfel- und Birnenneuheiten. 

Alle Obstneuheiten bedürfen einer mehrjährigen sorgfältigen Beob¬ 
achtung, um über ihren Anbauwert ein möglichst zuverlässiges Urteil abgeben 
zu können. Bei mancher Sorte treten im Laufe der Zeit bisher nicht 
beobachtete Eigenschaften zutage, die teils zu ihren Gunsten, teils zu 
ihren Ungunsten sprechen. Dies trifft auch für die an der hiesigen Anstalt 
gezüchteten Sorten zu. Es dürfte deshalb von allgemeinem Interesse sein, 
wenn über die nachfolgenden Sorten in diesem Sinne kurz berichtet wird. 

I. Apfelsorten. 

Minister von Hammerstein. Über diese Sorte ist in den Fachzeit¬ 
schriften wiederholt berichtet worden, woraus zu entnehmen ist, dass die¬ 
selbe schon weite Verbreitung gefunden hat. Allgemein wird als ein grosser 
Vorzug die frühe, reiche und regelmässige Tragbarkeit hervorgehoben. 
In den hiesigen Anlagen werden die schönsten Früchte an Zwergformen 
gezogen. Neben flottem Wachstum ist die Bekleidung mit Fruchtholz eine 
gleichmässige. Die Augen treiben an den Verlängerungen sehr gleich- 
mässig aus, so dass dieselben lang geschnitten werden können und die 
Aufzucht der Formen schnell von statten geht. Man gelangt somit in 
verhältnismässig kurzer Zeit zu einer grossen, tragfähigen Fläche, was die 
Tauglichkeit der Sorte besonders für die Spalierzucht erkennen lässt. Die 
Paradiesunterlage darf nur für die kleinsten Formen, wie senkrechte, wage¬ 
rechte Kordons und U-Formen verwendet werden. Für grössere Formen» 
wie Gabelspaliere, ist Doucin als Unterlage am tauglichsten. Buschbäume 
zeigen auf Paradiesunterlage nur auf bestem Boden freudiges Wachstum; 
im anderen Falle lässt die Entwicklung bald nach, und die Triebe werden 
von Meltau stark befallen. Die Urteile über die Empfänglichkeit des 
Ministers von Hammerstein für pflanzliche Krankheiten und tierische 
Schädlinge lauten verschieden. Manche Obstzüchter haben festgestellt, 
dass die Sorte stark von Fusikladium befallen wird. Diese Wahrnehmung 
konnten wir in den hiesigen Anlagen noch nicht machen; gerade die Bildung 
zahlreicher grosser, derber und gesunder Blätter dürfte mit ein Grund für 
die reiche und regelmässige Tragbarkeit sein. 

Die ausserordentlich grosse Saftfülle und der der Sorte eigene, kalmus¬ 
artige Geschmack wird von allen Seiten lobend hervorgehoben. Früchte, 
die in der Ausbildung zurückgeblieben sind oder vom Lichte nicht genügend 
getroffen wurden, lassen freilich im Geschmack zu wünschen übrig. Diesen 
fehlt das eigenartige Aroma, und die Säure tritt gar zu sehr hervor. Dass 
diese Erscheinung übrigens auch bei vielen anderen Sorten wahrgenommen 
werden kann, soll nicht unerwähnt bleiben. Leider lässt die Farbe der 
Früchte zu wünschen übrig, denn es fehlt die Röte. Dazu kommt, dass 
viele Früchte zur Zeit der Genussreife ihre grünliche Grundfarbe nicht 
ändern, so dass der Sorte auf dem Markte nicht die gebührende Beachtung 
geschenkt wird. Wenn somit das Äussere der Frucht den Forderungen 
des Handels nicht ganz entspricht, so kann doch in Anbetracht der ausser- 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


ordentlichen Fruchtbarkeit des Baumes sowie des guten Geschmackes und 
der grossen Saftfülle zu einem vermehrten Anbau, zumal für die Zwerg¬ 
obstkultur, geraten weitlen. Kenner der Sorte werden ihren Wert wohl 
zu schätzen wissen. Es verdient noch hervorgehoben zu werden, dass 
Minister von Hammerstein schon vielfach zum Umpfropfen älterer wüchsiger 
Hochstämme benutzt wird, und dass die Früchte für die Mostbereitung 
verkauft werden. Dass den Obstweinkeltereien diese Ware in Anbetracht 
der grossen Saftfülle recht willkommen ist, liegt nahe. 

Geisenheimer Augustapfel. Eine frühreifende Sorte, die sich in den 
hiesigen Anlagen nicht sonderlich wohl fühlt, da sie mehr einen schweren 
und genügend feuchten Boden verlangt. In leichtem, zum Austrocknen 
neigendem Erdreiche wird der Baum stark vom Meltau befallen, die Trieb¬ 
kraft lässt nach und die Früchte bleiben zu klein. Die Früchte werden 
unter zusagenden Verhältnissen mittelgross, sind von sehr gleichmässiger, 
rundlicher Form und w’eisen ein prächtig verwaschenes Rot auf. Das 
Fleisch zeichnet sich durch grosse Festigkeit, Saftfülle, weisse Farbe und 
angenehm süss-säuerlichen Geschmack aus, was in diesem Mafse bei keinem 
Frühapfel anzutreffen ist. Als ein besonderer Vorzug gegenüber anderen 
Frühapfelsorten verdient die verhältnismässig lange Haltbarkeit der Früchte 
auf dem Lager hervorgehoben zu werden. Die Tragbarkeit ist eine be¬ 
friedigende. Der Geisenheimer Augustapfel sollte mehr in Zwergform, 
insbesondere als Buschbaum, gezogen werden; für letztere Form eignet er 
sich besonders gut, da der Wuchs ein aufrechter ist. Es wurde in ver¬ 
schiedenen Anlagen die Wahrnehmung gemacht, dass die Früchte an Formen 
auf den schwachwachsenden Unterlagen an Grösse zunehmen und eine 
besonders lebhafte Färbung annehmen. Am Hochstamm bleiben die Früchte 
meistens zu klein. Wenn somit der Geisenheimer Augustapfel für den 
Gartenbesitzer ohne weiteres empfohlen werden kann, so hat er für den 
Erwerbsobstzüchter im Hinblick auf seine Ansprüche an den Boden nur 
einen beschränkten Anbauwert. Im allgemeinen stehen wir unter dem 
Eindrücke, dass dieser Sorte von seiten der Liebhaber noch nicht die ihr 
gebührende Beachtung geschenkt wird. 

Geheimrat Wesener. Eine Sorte, die sich durch die Bildung grosser, 
in der Form an Goldreinette von Bienheim erinnernder Früchte von edlem 
Reinettengeschmack auszeichnet. Die Genussreife beginnt im Dezember 
und hält bis März an. Charakteristisch ist für diese Sorte die breite und 
tiefe Kelcheinsenkung, die als sicheres Erkennungszeichen gelten kann. 
Leider lässt der Wuchs und die Tragbarkeit des Geheimrat Wesener zu 
wünschen übrig. Die Krone wächst in die Breite und die Äste nehmen 
bei zunehmendem Alter einen mehr hängenden Wuchs an. Die Blätter 
bilden sich in verhältnismässig geringer Zahl und sind auch auffallend 
klein, was als die Ursache wenig befriedigender Tragbarkeit angesehen 
werden dürfte. Die Augen treiben an den Verlängerungen nicht gerne 
aus, so dass die Aufzucht von Spalierformen infolge des notwendig werdenden 
kurzen Rückschnittes nur langsam vorwärts geht. Auch die Bekleidung 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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mit Seitenholz und die Bildung von Quirlholz ist eine wenig befriedigende. 
Die Früchte bilden sich mit Vorliebe an längeren Frachtraten, woraus 
hervorgeht, dass die Sorte für strenge Zwergformen, wie Spaliere, nicht 
zu empfehlen ist, zum mindesten einen langen Schnitt des Seitenholzes 
benötigt. Aus allem geht hervor, dass diese Sorte nur Liebhaberwert besitzt. 

II. Birnsorten. 

Sternebergs Sommer-B.B. Als ein besonderer Vorzug verdient bei 
dieser Sorte die frühe Reife hervorgehoben zu werden. Die Früchte sind 
gleich nach Clapps Liebling zu ernten. Wir haben jedoch die Wahr¬ 
nehmung machen müssen, dass die Früchte selbst unter besten Verhältnissen 
nicht sonderlich gross werden, so dass sie leider keinen grossen Marktwert 
besitzen. Der Baum wächst nur mässig und bildet eine aufwärtsstrebende 
Krone. Fehlt es an Nahrung und Wasser, so bleiben die Früchte derart 
im Wachstum zurück, dass sie fast wertlos sind. Für die Zwergobstkultur 
kommt die Sorte nicht in Betracht. Von einer Frühbirne, die nach Clapps 
Liebling reift, muss man verlangen, dass sie neben Genügsamkeit vor allen 
Dingen grosse Früchte liefert. Da Sternebergs Sommer-Bttb. diesen An¬ 
forderungen nicht entspricht, so kann ihr Anbau in Hochstammform nur 
für den Liebhaber von Sorten in Betracht kommen. 

Geisenheimer Köstliche. Ohne Zweifel weist diese Sorte von allen 
Birnen-Neuheiten der Anstalt den edelsten Geschmack auf; sie verdient 
ihren Namen „Köstliche“ mit Recht. Dazu kommt, dass die Früchte früh 
zur Reife gelangen und noch vor Amanlis B.B. geerntet werden können. 
Als ein grosser Übelstand, der zu Ungunsten dieser Sorte spricht, muss 
der späte Eintritt der Tragbarkeit sowie der geringe Fruchtbehang im 
allgemeinen hervorgehoben werden. Die Blüten erscheinen sehr früh und 
in grosser Menge; demgegenüber setzt die Blattentfaltung spät ein, und 
die Blätter selbst bilden sich nur in geringer Zahl. Da die Blüten und 
die sich daraus bildenden Früchte demzufolge nur kümmerlich ernährt 
werden, fällt der grösste Teil derselben vorzeitig ab. Der Baum hat auch 
ein schwaches Wachstum und die Sorte kann deshalb nur in kleinen Formen 
gezogen werden. Als eine Eigenart der Sorte verdient noch das Vor¬ 
handensein von Höckern auf der Rinde hervorgehoben zu werden, was bei 
manchem Obstzüchter schon die Vermutung hat aufkommen lassen, dass 
die Sorte, ähnlich wie Liegeis Winter-Bttb., von Fusikladium stark befallen 
würde und das Holz Grind aufweise. Dieses ist jedoch nicht der Fall. 
In Anbetracht der geringen Tragbarkeit kann die „Geisenheimer Köstliche“ 
nur Gartenbesitzern zum Anbau empfohlen werden, die den Bäumen mit 
regelmässiger und reichlicher Düngung und Bewässerung nachzuhelfen 
vermögen. 

Geheimrat Br. Thiel. Als Vorzüge dieser Birnsorte, die ein Sämling 
von Blumenbachs B.B. und Diels B.B. ist, sind anzuführen: frühe, reiche 
und regelmässige Tragbarkeit, sowie die Ausbildung grosser, gleichmässiger, 
prächtig gefärbter Früchte. Geheimrat Dr. Thiel lässt sich in allen 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Formen gleich gut ziehen; da sie willig Fruchtholz bildet und kurzen 
Rückschnitt des Seitenholzes gut verträgt, ist sie für die Zwergbaumzucht 
recht tauglich. Ihre Verwendbarkeit für den Spindelbaum und die Spindel¬ 
pyramide verdient besonders hervorgehoben zu werden; zurZeit der Blüte 
und Fruchtreife gewähren diese Formen in jeder Anlage einen prächtigen 
Anblick. In Hochstammform kann Geheimrat Dr. Thiel nur in geschützten 
Lagen angepflanzt werden, da die Früchte durch den Wind leicht herunter¬ 
geworfen werden. Um den Kronenästen einen grösseren Halt zu geben, 
ist in den ersten Jahren zu ihrer Kräftigung ein regelmässiger Rückschnitt 
auszuführen. So prächtig die Frucht von aussen ist, so befriedigt sie im 
Geschmack nicht in jedem Jahre. Im Jahresbericht 1907 der Anstalt 
wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Früchte unter keinen Umständen 
zu lange am Baume hängen bleiben dürfen, da sie sonst kein schmelzendes 
Fleisch erhalten. Die Pflückzeit fällt in den hiesigen Anlagen zwischen 
den 10. und 15. September und die Genussreife setzt Ende Oktober bis 
Anfang November ein; Geheimrat Dr. Thiel zählt somit nicht zu den 
Winter-, sondern zu den Herbstbirnen. Dass die Früchte auf dem Lager 
nicht schnell übergehen, wird sowohl den Obstzüchtern, als auch den 
Gartenbesitzern willkommen sein. Gegen Krankheiten und Feinde hat sich 
die Sorte bisher als recht widerstandsfähig erwiesen. Wenn wir Geheim¬ 
rat Dr. Thiel auch unter günstigen Verhältnissen in Zukunft für den Er¬ 
werbs- und Liebhaberobstbau empfehlen, so erfolgt dies unter der Voraus¬ 
setzung, dass die Baumbesitzer verstehen, die Pflückzeit in jedem Jahre 
richtig abzupassen, um auch Früchte von gutem Geschmacke zu ernten. 
Der Absatz bereitet keine Schwierigkeiten, und es werden stets gute Preise 
beim Verkauf erzielt. 

Geheimrat Dr. Traugott Mueller. Eine im Geschmack hochedle Birne, 
die im November, Anfang Dezember zur Reife gelangt. Die Früchte 
zeichnen sich besonders durch grosse Saftfülle und einen hervortretenden 
Zuckergeschmack aus. Leider behalten die Früchte im Zustand der 
Genussreife ihre grüne Grundfarbe, was ihren Verkaufswert etwas herab¬ 
setzt. Wer jedoch nur einmal Gelegenheit hatte, eine Kostprobe anzu¬ 
stellen, wird die*sen kleinen Fehler willig mit in Kauf nehmen. Der Wuchs 
des Baumes ist «lässig; es bilden sich wohl regelmässig viele Blüten¬ 
knospen, die aber nur mangelhaft befruchtet werden, so dass hierunter die 
Tragbarkeit leidet. Aus diesem Grunde kommt die Sorte mehr für den 
Gartenbesitzer in Betracht, dem es nicht in erster Linie um die Menge, 
sondern um die Güte des Obstes zu tun ist. 

Frau Luise Goethe. Auf diese Sorte ist in den Jahresberichten der 
Anstalt wiederholt hingewiesen worden und in den Fachzeitschriften sind die 
Urteile von verschiedenen Seiten bekannt gegeben. Auch Frau Luise Goethe 
hat wie jede andere ihre Vorzüge und Nachteile. Der Baum zeigt eine 
gesunde Entwicklung und hat sich als widerstandsfähig gegen Fusikladium 
erwiesen. Die Sorte gedeiht gut auf Quitte und sollte selbst in grösseren 
Formen auf diese Unterlage veredelt werden, um das üppige Wachstum in 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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den nötigen Grenzen zurückznlialten. Die Früchte zeichnen sich durch 
eine bedeutende Grösse aus und lassen in ihrer Form und Färbung die 
Abstammung von der Esperens-Bergamotte deutlich erkennen. Die Schale 
ist dick und derb, so dass sie auf dem Lager in reifem Zustande nicht 
schnell übergeht und auch nicht welkt. Der Geschmack ist hochedel, 
völlig schmelzend, saftreich, fein gewürzt. Als einziger Nachteil, der 
freilich für den Erwerbsobstbau sehr ins Gewicht fällt, ist der späte Ein¬ 
tritt der Tragbarkeit zu verzeichnen. In kleinsten Formen, wie senk¬ 
rechten Kordon und U-form, sollte man die Sorte überhaupt nicht ziehen, 
da sich durch den strengen Schnitt die frühe Tragbarkeit nicht erzwingen 
lässt. Wohl kann die Sorte unter den hiesigen Verhältnissen auch am 
Hochstamm gezogen werden, doch haben wir bisher die besten Erfahrungen 
mit der Aufzucht in Form von Spindelpyramiden gemacht. Man pflanze 
dieselben auf mindestens 3 m allseitigen Abstand, um die Seitentriebe 
nicht zu kurz halten zu brauchen; auch schneide man den Hauptleittrieb 
auf mehr Augen, um einer zu starken Entwicklung der Seitentriebe und 
somit einem zu dichten Stande derselben vorzubeugen. Bei zunehmendem 
Alter scheint die Sorte, zumal am Spindelbaum, regelmässiger zu tragen, 
was folgende Zahlen über die Erträge von 33 Bäumen, die seit dem 
Jahre 1909 sorgfältig notiert wurden, erkennen lassen: 


Im Jahre 

Ertrag in 
Pfund 

Erlös pro 
Zentner im 
Durchschnitt 
M. 

Gesamterlös 

M. 

1909 . 

600 

20 

180 

1910. 

925 

20 

185 

1911. 

760 

30 

228 


Da die Früchte sich sehr gleichmässig ausbilden und der Erlös ein 
recht hoher ist, so ist Frau Luise Goethe doch der Beachtung wert. Wir 
müssen freilich vor dem Anbau der Sorte unter weniger günstigen klima¬ 
tischen Verhältnissen warnen, da man hier auf den Ertrag vergebens 
warten wird; sie verlangt mehr Weinklima und einen an mineralischen 
Nährstoffen reichen Boden. 


Wie obige Angaben erkennen lassen, hat jede der an der hiesigen 
Anstalt bisher gezogenen Neuheiten ihre Vorzüge und Nachteile, wie dieses 
auch bei den vorhandenen älteren Sorten der Fall ist. Wir hoffen, dass 
aus diesen kritischen Betrachtungen Obstzüchter und Gartenbesitzer die 
erforderlichen Lehren ziehen und die einzelnen Sorten nicht überall an¬ 
pflanzen in dem guten Glauben, dass sie für alle Verhältnisse passen 
würden. Es ist recht erwünscht, dass die Erfahrungen, die man unter 
anderen Verhältnissen mit den einzelnen Sorten gemacht hat, uns mit¬ 
geteilt würden, um diese als weitere Unterlagen für eine spätere Bericht¬ 
erstattung benutzen zu können. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Aus den bisherigen Resultaten der Neuheitenzüchtung lässt sich die 
Lehre ziehen, dass die Erfolge auf diesem Gebiete im Vergleich zu den 
jahrelangen Mühen verhältnismässig geringe sind. Dies soll aus dem 
Grunde an dieser Stelle besonders betont werden, weil in neuester Zeit 
das Augenmerk der Obstzüchter auf die Notwendigkeit der Züchtung neuerer 
Sorten gerichtet wird, dem auch zugestimmt werden muss. Mag dieses 
Gebiet, welches bisher nur von wenigen Personen praktisch bearbeitet 
wurde, für manchen recht verheissungsvoll erscheinen, so kann nur solchen 
Personen dazu geraten werden, dieser Aufgabe näher zu treten, die über 
die nötige Geduld und Ausdauer verfügen, und die auch dann nicht miss¬ 
mutig werden, wenn der Erfolg ausbleibt. Mit Sorten, die nicht den 
berechtigten Forderungen entsprechen, ist dem Obstbau nicht gedient; im 
Gegenteil, er erleidet hierdurch nur Schaden, denn durch ihre Verbreitung 
wird — das lehren die Erfahrungen — das bisherige Zuviel an Sorten, 
wogegen doch überall angekämpft wird, nur vermehrt. Daher müssen der 
Züchtung von Obstneuheiten zunächst Anbauversuche mit denselben unter 
den verschiedensten Verhältnissen folgen, um ein endgültiges Urteil über 
ihren Wert zu gewinnen. 

Gerade weil die bisherigen Resultate bei der Züchtung von Obst¬ 
neuheiten, wenn ein strenger Mafsstab angelegt wird, wenig befriedigende 
waren, so ergibt sich hieraus die Notwendigkeit, dass die Verbesserung 
der vorhandenen guten Sorten durch sorgfältige Auswahl der zur Ver¬ 
mehrung benutzten Edelreiser von mindestens derselben Wichtigkeit ist. 
Wenn die Neuheitenzüchtung auch in Zukunft nur Sache einzelner Personen 
bleiben wird, so kann doch jeder Obstzüchter umsomehr zur Verbesserung 
der vorhandenen Sorten bzw. zur Erhaltung ihrer bisherigen guten Eigen¬ 
schaften durch Festlegung guter Mutterbäume für die Reisergewinnung das 
Nötige beitragen. Wenn dann alle Baumschulenbesitzer es sich angelegen 
sein lassen, bei der Anzucht der Bäume sich diesen Bestrebungen anzu- 
schliessen, so ist dem Obstbau mehr damit gedient, als mit der massen¬ 
haften Vermehrung und Verbreitung von Obstneuheiten von zweifelhaftem 
Werte. 

Anbauversuche mit neuen Erdbeersorten. 

Das vorhandene Erdbeersortiment, über welches im Jahre 1909 ein¬ 
gehend berichtet wurde, ist in den letzten Jahren um mehrere neue Sorten 
vergrössert worden, um auch diese auf ihren Anbauwert hin zu prüfen. Die 
Sorten befinden sich unter denselben Lagen- und Bodenverhältnissen und 
werden gleichmässig gepflegt, so dass zuverlässige Vergleiche angestellt 
werden können. Mit Rücksicht auf den Umstand, dass die verschiedenen 
Erdbeersorten bestimmte Anforderungen an den Boden stellen, so dass die 
eine auf mehr schwerem, die andere auf mehr leichtem Erdreiche die besten 
Resultate zeitigt, sei darauf hingewiesen, dass sich das Erdbeersortiment 
in den hiesigen Anlagen auf einem mehr leichten, sandigen, zum Austrocknen 
neigenden Lössboden befindet. Wenn manche Sorten hierselbst wenig 
befriedigten, dürften mit denselben auf mehr bindigem und feuchtem Boden 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


65 


bessere Erfolge zu erzielen sein. Als Beweis hierfür können Sieger, Louis 
Gauthier und Mac Mahon angeführt werden, die in den hiesigen Anlagen 
versagen, während sie an anderen Orten mit mehr schweren Böden als 
einträgliche Sorten hervorgehoben werden. Dementsprechende, von den 
nachfolgenden Beschreibungen abweichende Resultate werden wohl nicht 
vereinzelt dastehen und wird um solche Mitteilungen gebeten. 

Barths volltragende Biesen. Die Früchte reifen mittelfrüh; sie sind 
gross bis sehr gross, leider aber weich und innen hohl. Das Fleisch ist 
etwas fade im Geschmack, grob, säuerlich und ohne merkliches Aroma. 
Die Pflanzen zeigen einen gesunden, kräftigen Wuchs; sie tragen überaus 
reich und halten lange mit dem Ertrage an. 

Konsum. Eine Züchtung von Kliem, Gotha. Die Früchte reifen früh 
bis mittelfrüh; sie sind gross, in der Form sehr wechselnd, meist breit, 
hahnenkammförmig, dunkelrot gefärbt. Das Fleisch ist fest, etwas grob, 
leider zu sauer im Geschmack und ohne Aroma. Die Pflanzen tragen sehr 
reich und wachsen üppig. 

Delikatess. Ebenfalls von Kliem, Gotha gezüchtet. Die Tragbarkeit 
ist sehr reich. Leider werden die Früchte nur mittelgross; sie haben ein 
gelbliches, sehr saftreiches Fleisch, von einem hochfeinen, aromatischen 
Geschmack, der an Rudolf Goethe und König Albert erinnert; auch die 
Form der Früchte erinnert an letztere Sorte. Das Wachstum der Pflanzen 
ist recht gesund; sie bringen die Früchte mittelfrüh zur Reife. Für den 
Liebhaber eine warm zu empfehlende Sorte. 

Frühe Lore. Eine BöTTNERsche Neuzüchtung; sie reift, wie schon 
der Name andeutet, sehr früh, mit Deutsch Evern zusammen. Die Frucht 
ist gross, länglich, stumpfkegelförmig, hellrot. Das Fleisch ist rosa, fest 
und im Geschmack säuerlich, ohne Aroma. Der Ertrag ist reich, doch 
gibt es sehr viele kleine Früchte; die Pflanzen zeigen keinen kräftigen 
Wuchs. 

Jörn Uhl. Die Früchte werden gross; sie sind breit und unregel¬ 
mässig geformt, innen hohl und haben weiches Fleisch, das einen säuer¬ 
lichen, wenig aromatischen Geschmack aufweist. Die Reife beginnt schon 
früh. Grossen Anbauwert scheint die Sorte nicht zu besitzen. 

Königin Luise. Eine Neuzüchtung von Goeschke, die schon viel 
empfohlen wird. Sie reift früh, Anfang Juni. Die Frucht ist mittelgross 
bis gross, länglich bis rund, dunbelrot gefärbt, mit aufliegenden Samen 
und etwas reichlich grossem Kelch. Das Fleisch ist rosa, fest; es schmeckt 
säuerlich, aromatisch. Der Ertrag war 1910 sehr reich; ebenso im ver¬ 
flossenen Jahre, doch gab es viele kleine Früchte. Die Pflanzen zeigen 
eine gesunde Belaubung unj einen kräftigen Wuchs. Im Berichtsjahr 
befriedigte die Sorte nicht so sehr, doch ist ein versuchsweiser Anbau 
allgemein zu empfehlen. Die Früchte sind fest und somit versandfähig. 

Lotte. Eine Kreuzung von Deutsch Evern und Kaiser Wilhelm. 
Die Früchte sind mittelgross, rundlich, schön gefärbt, mit festem Fleisch; 
sie sind sehr saftreich und süss, doch ohne Aroma. Die Tragbarkeit ist 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 5 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


ausserordentlich reich. Reifezeit Anfang Juni. Zu versuchsweisem Anbau 
zu empfehlen. 

Paradies. Die Früchte sind nur klein bis mittelgross, rundlich, 
schwarzrot gefärbt; das Fleisch ist fest, dunkelrot und reichlich sauer im 
Geschmack. Der Wuchs ist schwach, und auch der Ertrag befriedigte 
bisher nicht. Für hiesige und ähnliche Verhältnisse besitzt die Sorte daher 
keinen Anbauwert. 

Schöne Lore. Ebenso wie frühe Lore eine BöTTNERsche Züchtung, 
die früh reift. Die Beeren werden gross, sind teils rundlich, teils länglich 
geformt, lebhaft rot gefärbt. Das Fleisch ist ziemlich fest, sehr saftreich, 
jedoch nicht sehr aromatisch. Die Tragbarkeit war bisher nicht be¬ 
friedigend, ebenso das Wachstum. 

Weserruhm. Eine Züchtung von Richter, die sehr reich trägt und 
fast ebenso früh reift wie Deutsch Evern. Leider sind die Früchte nur 
klein bis mittelgross, sie haben eine rundliche Form, sind dunkelrot ge¬ 
färbt, mit aufliegenden Samen. Das Fleisch ist fest und schön rot gefärbt, 
von säuerlichem Geschmack, ohne viel Gewürz. Die Pflanzen haben einen 
gedrungenen, gesunden Wuchs und kurze Fruchtstiele. Bisher befriedigte 
die Sorte hier nicht. 

Waterloo. Die Sorte zeigte bisher nur einen kümmerlichen Wuchs. 
Die Früchte reiften mittelfrüh bis spät; sie sind sehr gross, besitzen einen 
säuerlichen Geschmack und sind hohl. Das Fleisch ist weich. Ein ab- 
schliessendes Urteil über diese Sorte kann noch nicht gefällt werden. 

The Bedford. Mittelfrüh bis spät reifend. Die Frucht ist gross, 
hellrot, stumpfkegelförmig, mit festem Fleisch und aufliegenden Samen. 
Der Geschmack ist süss und sehr aromatisch. Der Ertrag ist mittelgut 
und die Pflanzen weisen einen gesunden Wuchs auf. Das Urteil über 
diese Sorte ist noch nicht abgeschlossen, da wir sie erst ein Jahr lang 
beobachtet haben. 

Millet. Eine Monatserdbeere. Die Frucht ist verhältnismässig gross, 
dunkelrot gefärbt, spitzkegelförmig; sie ist im Geschmack nicht so gut, 
wie Ruhm von Döbeltitz und Eythraer Kind, denn sie hat viel Säure und 
wenig Aroma. Die Pflanzen tragen reich und haben ein gesundes Wachstum. 

Die Vorteile des Schröpfens von Hochstämmen. 

Wenn auch in den Fachzeitschriften wiederholt zu der Ausführung 
dieser Arbeit geraten wird, so findet dieselbe doch immer noch nicht die 
ihr gebührende Beachtung. Manche Obstzüchter wollen von dieser Mass¬ 
nahme nichts wissen, da nach ihrer Angabe die Erfolge ausgeblieben sind, 
in manchen Fällen sogar Schäden hervorgßrufen wurden. Die in den 
hiesigen Anlagen erzielten sehr günstigen Resultate geben jedoch zu er¬ 
kennen, dass bei sachgemässer Ausführung der Arbeit von Misserfolgen 
keine Rede sein kann. 

Das Schröpfen kommt hierselbst vorzugsweise zur Anwendung, um 
zurückgebliebene Stämme zu beschleunigtem Dickenwachstum aiizuregen. 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


67 


Um festzustellen, welchen Vorsprung geschröpfte Bäume im Vergleich zu 
nicht geschröpften gewinnen, wurden an einer Anzahl von Hochstämmen 
der Mirabelle von Nancy, von gleichem Alter und unter denselben Ver¬ 
hältnissen stehend, im Frühjahre vor dem Schröpfen und im Herbste 
Messungen vorgenommen. Das Resultat dieses Versuches war folgendes: 


Mirabelle von Nancy 

g Umfang vor dem 

^ Schröpfen Frühjahr 1911 

| Umfang Herbst 1911 

| Umfangzunahme 

Zunahme d. geschröpften 
| Bäume im Mittel pro 
Baum 

Zunahme der nicht- 
| geschröpften Bäume im 
Mittel pro Baum 

Mehrzunahme der 
§ geschröpften Bäume 
~ gegenüber den un- 
geschröpften Bäumen 

B. 1 ungeschröpft . . . 

221 

270 

49 


_ 

i 

_ 

«2 „ ... 

222 

266 

44 


— 

i 43,5 

— 

„3 „ ... 

209 

244 

35 


— 

I 

— 

* 4 » ... 

245 

291 

46 


— 


— 

„ 5 geschröpft .... 

237 

282 

45 



— 

8,9 

„6 „ .... 

243 

300 

57 



— 

— 

„7 „ .... 

242 

294 

52 


52,4 

— 

— 

„8 „ .... 

218 

276 

58 



— 

— 

„9 „ .... 

218 

268 

50 



— 

— 


Wie diese Zahlen deutlich erkennen lassen, betrug die Mehrzunahme 
der Stämme der geschröpften Bäume gegenüber den liichtgeschröpften im 
Durchschnitt für den einzelnen Baum rund 1 cm, was wohl die Vorteile 
dieser Massnahme deutlich erkennen lässt. 

Um Misserfolgen vorzubeugen, ist vor allem zu berücksichtigen, dass 
nur gesunde, wüchsige Bäume geschröpft werden dürfen. Die Arbeit sollte 
unmittelbar vor dem Austrieb vorgenommen werden, damit die Schnitt¬ 
wunden bis zum Herbst gut überwallt sind. Um die nachteilige Einwirkung 
der Sonnenstrahlen zu verhindern, werden die Schröpfschnitte am besten 
von der Südseite femgehalten. Das Schröpfen der Stämme kann nicht nur 
bei dem Kemobste, sondern auch bei Zwetschen, Pflaumen, Reineklauden 
und Mirabellen ausgeführt werden; nur darf nicht gewartet werden, bis 
die Bäume in vollem Safte stehen, da sich sonst bei recht wüchsigen 
Exemplaren die Rinde an den Schnitträndern leicht loslöst. Die Schnitte 
dürfen auch nur die oberen Rindenschichten treffen. 


Zur Verwendung der Torfstreu bei Obstbaumpflanzungen. 

Wiederholt ist in den Jahresberichten der Lehranstalt auf die grossen 
Vorteile der Torfstreu bei der Pflanzung junger Obstbäume hingewieseu. 
Der Torfmull wird hierselbst waggonweise in Ballen bezogen, da sich der 
Preis hierbei wesentlich billiger stellt. Vor der Verwendung wird die 
Torfstreu zerkleinert, in ein zementiertes Bassin gebracht und mit Jauche 
vollständig durchtränkt. So vorbereitet wird das Material unter die 

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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Pflanzerde gemischt. Wir rechnen auf 1 cbm Erde durchschnittlich 10 bis 
12 Pfd. trockne Torfstreu. Die überaus günstige Entwicklung sämtlicher 
Bäume in den neuen Anlagen führen wir in erster Linie auf diese Art 
der Verwendung der Toristreu bei der Vorbereitung des Erdreiches zurück. 

Bei dem Bezüge der Torfstreu konnten wir im letzten Jahre die 
Wahrnehmung machen, dass ein grosser Unterschied in der Beschaffenheit 
des Materiales besteht. Je nachdem die Streu gröber oder feiner ist, 
bereitet die vorhergehende Zerkleinerung mehr oder weniger grosse 
Schwierigkeiten. Torfstreu, die in groben Fasern und in Klumpen fest 
zusammenhängt, lässt sich ohne besondere Vorkehrungen überhaupt nicht 
gut zerkleinern, und diese Stücke nehmen nur sehr schwer Flüssigkeiten 
auf. Es wurde ferner festgestellt, dass das Aufsaugevermögen des Torfes 
für Flüssigkeiten je nach seiner Beschaffenheit ein ganz verschiedenes ist. 
Grobe, mehr brockige Torfstreu nahm z. B. in dem Bassin von 8 cbm 
Inhalt 6 Fässer Jauche von je 600 l Inhalt auf, während Toristreu von 
mehr gleichmässig lockerer Beschaffenheit bei demselben Volumen 9 Fässer 
Jauche aufzusaugen vermochte. Wohl stellt sich der Preis für die letztere 
Alt der Toristreu für den Waggon (200 Ztr.) um 15 M. teurer; die grossen 
Vorzüge derselben legen es jedoch jedem Obstzüchter nahe, bei dem Bezüge 
der Toristreu nicht ausschliesslich auf den Preis, sondern auch auf die 
gute Beschaffenheit des Materiales zu sehen. 

B. Gemüsebau. 

Während sonst allgemein über eine vollständige Missernte bei fast 
sämtlichen Gemüsen infolge der Hitze und Trockenheit geklagt wurde, war 
der Stand der Kulturen in den hiesigen Anlagen ein recht befriedigender. 
Wohl liess das Wachstum derjenigen Gemüse, die zu ihrer Entwicklung 
mehr kühle und feuchte Witterung benötigen, zu wünschen übrig. Dies 
traf insbesondere für die verschiedenen Kohlgewächse zu, die im Mai—Juni 
stark unter dem Erdfloh, und im August unter Meltau zu leiden hatten. 
Abgesehen von diesen Wahrnehmungen konnte jedoch auf sämtlichen 
Quartieren festgestellt werden, dass bei hinreichender Düngung, rationeller 
Bodenbearbeitung und der Möglichkeit, in solchen heissen und trockenen 
Sommern in ausgiebigster Weise Wasser zuführen zu können, das Gedeihen 
der meisten Gemüsearten gesichert ist. Gerade bei den Gemüsekulturen 
traten in dem verflossenen Jahre die Vorteile der vorhandenen Wasser¬ 
versorgung deutlich in die Erscheinung. , 

Wenn im nachfolgenden kurz über die Ergebnisse der Anbauversuche 
mit verschiedenen Gemüsesoften berichtet wird, so sei hierzu bemerkt, 
dass manche bisher brauchbare Sorte im verflossenen Jahre nicht befriedigte, 
was auf den Einfluss der Hitze und Trockenheit zurückzuführen sein dürfte. 
Aber gerade aus diesem Grunde dürften die vorjährigen Beobachtungen 
über den Einfluss der Witterung auf die Ausbildung der einzelnen Ge¬ 
müsearten und -Sorten von allgemeinem Interesse sein. 

1. Weisskohl. Ausser den bewährten Frühsorten, die sich aber in 
diesem Jahre nur langsam entwickelten, wurden als Neuheiten angebaut 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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„Dithmarsches frühes“ und „Heinemanns Achtwoclien“. Die Aussaat er¬ 
folgte Ende September; die Pflanzen wurden anfangs Oktober pikiert, 
frostfrei überwintert und im März ausgepflanzt. Die Pflanzen entwickelten 
sich anfangs sehr gut, jedoch bildete die Sorte „Dithmarsches frühes“ 
keine Köpfe, sondern ging nach kurzer Zeit in Blüte, so dass sämtliche 
Pflanzen vernichtet werden mussten. Die Sorte „Heinemanns Achtwochen“ 
dagegen entwickelte sich sehr schnell, so dass bereits am 15. Juli die 
ersten Köpfe geerntet werden konnten. Die Köpfe dieser Sorte sind gross 
und fest und erinnern an das bekannte Filderkraut. Ob die Pflanzen der 
Sorte „Dithmarsches frühes“ sich nicht gerne überwintern lassen und bei 
Frühjahrsaussaat besser gedeihen, soll durch einen weiteren Versuch fest¬ 
gestellt werden. Von Spätsorten brachten „Braunschweiger“, „Magde¬ 
burger“ und die neue Sorte „Später Goliath“ von Heinemann in Erfurt 
gute Erträge. Letztere hat sich in diesem Sommer gut bewährt; die 
Köpfe platzten nicht so leicht wie bei anderen Sorten. Die Pflanzen 
wachsen recht gedrungen und kräftig. 

2. Rotkraut. Die frühen Sorten entwickelten sich sehr langsam, 
so dass im Sommer nur ein kleiner Teil geerntet werden konnte. Am 
besten bewährte sich das „Holländische frühe“ welches die erste Ernte 
lieferte. Bei den Spätsorten traten Unterschiede in den Sorten nicht zu¬ 
tage; die Köpfe sämtlicher Sorten wurden nicht so gross, wie in den 
früheren Jahren, waren aber sehr fest. Die im verflossenen Jahre zum 
ersten Male angebaute Sorte „Frankfurter Steinkopf“ hat sich in diesem 
Jahre wiederum gut bewährt; die Köpfe waren sehr fest, jedoch war die 
Färbung nicht mehr so intensiv rot, wie im ersten Jahre. Ob diese Er¬ 
scheinung auf die Hitze und Trockenheit oder auf das Saatgut zurück¬ 
zuführen ist, konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. 

3. Wirsing. Von allen Kohlarten bewährte sich im verflossenen 
Jahre, sowohl bei der Früh- als auch bei der Spätkultur, der Wirsing am 
besten. Als gute Frühsorten zeichneten sich wieder der „Wiener frühe“, 
„Zwei-Monats-Wirsing“ und die bewährte alte Sorte „Johannistag“ aus. 
Die Spätsorten „Kölner Markt“, „Vertus“ und die neue Sorte „Riesen- 
Winter“ lieferten trotz der grossen Hitze bedeutende Erträge. Letztere 
Sorte ist sehr grossköpfig und ähnelt dem „Vertus“. Die Köpfe sind fest, 
dunkelgrün und innen von zartgelber Färbung. Die vielfach empfohlene 
Sorte „Ulmer grosser später“ entwickelte sich sehr schlecht; die Köpfe 
schliessen nicht gerne, platzen leicht auf und faulen während des Winters 
stark im Einschlag. Die zum zweiten Male angebaute Sorte „Erfurter 
grosser gelber Riesen“ hat sich wieder gut bewährt; nur wurden die Köpfe 
nicht so fest wie im vergangenen Jahre. 

4. Blumenkohl. Sämtliche Blumenkohlsorten lieferten bei der Früh¬ 
kultur im freien Lande geringe Erträge. Die Sorte „Erfurter Zwerg“ 
brachte noch eine kleine Ernte; aber auch hier hatte die Mehrzahl der 
Pflanzen schlechte Blütenscheiben gebildet. Die Pflanzen mussten zum 
grössten Teile vernichtet werden, da anstatt Blütenscheiben lauter Miss- 


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70 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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bildungen erschienen. Kulturfehler sind nicht unterlaufen, so dass die Ur¬ 
sache in den Witterungsverhältnissen zu suchen ist. Für die Spätkultur 
wurden wiederum verschiedene Sorten angebaut, die sich aber sämtlich 
im Sommer sehr langsam entwickelten. Ende Oktober trat ein lebhafteres 
Wachstum ein, so dass Mitte November die ersten Blütenscheiben geerntet 
werden konnten. Angebaut wurden die Sorten „Frankfurter später“, 
„Frankfurter mittelfrüher“, „Algier“, „Vierländer“ und die neuen Sorten 
„Haarlemer“ und „Heinemanns vier Jahreszeiten“. Am besten bewährten 
sich wieder die Sorten „Frankfurter später“, „Frankfurter mittelfrüher“ 
und „Algier“, die alle recht schöne, feste und schneeweisse Blütenscheiben 
brachten. Dagegen haben die Sorten „Vierländer“, „Haarlemer“ und 
„Heinemanns vier Jahreszeiten“ nicht befriedigt; sie bildeten keine ge¬ 
schlossenen Blütenscheiben, sondern wuchsen grün in die Höhe, so dass die 
Pflanzen zum grossen Teile vernichtet werden mussten. 

5. Kohlrabi. Die Sorte „Ulmer frühe“ entwickelte sich infolge der 
Trockenheit sehr schnell, und ein grosser Teil platzte, was in den letzten 
Jahren noch nicht beobachtet wurde. Von Spätsorten wurden, wie in den 
Vorjahren, die Sorten „Goliath“ weiss und blau angebaut, welche sich trotz 
Hitze und Trockenheit derart ausbildeten, dass die meisten 8—10 Pfd. wogen. 

6. Rosenkohl. Die im vorhergehenden Jahre zum Versuch angebauten 
neuen Sorten bewährten sich im allgemeinen wieder recht gut. Die Pflanzen 
der Sorten „Frankfurter Markt“ und „Perfektion“ wurden noch höher als 
im verflossenen Jahre; auch bildeten sich die Rosen bei „Perfektion“ nicht 
so vollkommen aus. Die Sorte „Fest und Viel“ hat ihre guten Eigen¬ 
schaften behalten und verdient überall angebaut zu werden. 

7. Grünkohl. Der Grünkohl litt sehr unter Meltau und benötigte viel 
Wasser zu seiner Entwicklung. Angebaut wurde die alte Sorte „Krauser 
niedriger grüner“. 

8. Schwarzwurzeln . Es wurden die Sorten „Lange dicke“, „Vulkan“ 
und die neue Sorte „Heinemanns Einjährige Riesen“ kultiviert. Die beiden 
ersten Sorten gingen sehr schlecht auf; dagegen lieferte „Heinemanns 
Einjährige Riesen“ einen vollen Ertrag. Der Samen wurde im Frühjahr 
ausgesät und im Herbst konnten bereits dicke und schöne glatte Wurzeln 
mit zartem, weissem Fleische geerntet werden. 

9. Sellerie. Sämtliche Sorten lieferten trotz Hitze und Trockenheit 
einen guten Ertrag. Die Knollen wurden zwar nicht so gross wie in den 
Vorjahren; man konnte aber mit der Ernte zufrieden sein. Angebaut 
wurden „Prager Riesen“, „Sachsenhäuser dicker“ und die neue Sorte 
„Imperator“. Der „Sachsenhäuser dicke“, welcher schon lange Jahre in 
den hiesigen Anlagen kultiviert wird, brachte auch in diesem Jahre den 
besten Ertrag. Dagegen hat sich die Sorte „Prager Riesen“ nicht so gut 
bewährt. Die Sorte bildete zu hohes Kraut und faulte im Sommer von 
innen heraus zusammen. Die neue Sorte „Imperator“ hat sich gut bewährt; 
sie bringt schöne glatte Knollen mit wenig Wurzeln, und das Fleisch ist 
weiss und äusserst zart. 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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10. Möhren. Die beiden Sorten „Hamburger lange rote'* und die im 
letzten Jahre zum ersten Male angebaute „Hochrote Winter“ lieferten 
wieder recht gute Erträge. Von Karotten bewährte sich die „Pariser kurze 
eirunde“ recht gut. Diese Sorte wird schon eine Reihe von Jahren für 
Frühtreiberei im Kasten sowie im freien Lande angebaut. Die „Frankfurter 
mittelfrühe“ und „Nantaise“ sind ebenfalls recht brauchbar; sie zeichnen 
sich durch gleichmässige Form, lebhafte Farbe und grossen Ertrag aus. 
Die „Frankfurter halblange“ entwickelt sich im Frühjahr viel schneller 
als andere Sorten und ist genügsam an den Boden. 

11. Zwiebeln. Die Zwiebelemte war trotz der grossen Hitze und 
Trockenheit eine recht gute. Mit der Aussaat wurde Mitte Februar be¬ 
gonnen, denn es ist bekannt, dass bei früher Aussaat der Erfolg ein um 
so sicherer ist. Missernten sind in vielen Fällen auf zu späte Aussaaten 
zurückzuführen. Am besten bewährte sich die Sorte „Zittauer gelbe Riesen“. 
Die „Braunschweiger dunkelrote“, „gelbe Riesen“ und „Zittauer rote“ 
lieferten auch einen guten Ertrag, doch war die Ausbildung der Zwiebeln 
keine so gute. 

12. Kopfsalat. Als beste Sorte für die Frühkultur im freien Lande 
sowie für den kalten Kasten kann auf Grund mehrjähriger Beobachtungen 
„Maikönig“ bezeichnet werden. Die Köpfe schliessen sich schnell, sind 
sehr zart und widerstandsfähig gegen Kälte und Nässe. Die Sorten 
„Admiral“, „gelber Prinzenkopf“ und „Vorläufer“ haben ebenfalls ihre 
guten Eigenschaften behalten; sie sind aber 8—10 Tage später und nicht 
so widerstandsfähig wie erstere Sorte. Für die Sommerkultur wurden die 
Sorten „Genezzana“, „Graf Zeppelin“, „gelber Prinzenkopf“ und die neue 
Sorte „Holschuhs Erfolg“ angebaut. Infolge der grossen Hitze und Trocken¬ 
heit bildeten sich jedoch die meisten Sorten nicht gut aus; die Köpfe 
blieben klein und unvollkommen. Es war recht schwierig, unter den 
abnormen Witterungs Verhältnissen den Kopfsalat zu befriedigender Ent¬ 
wicklung zu bringen. Für die Überwinterung im freien Lande wurde die 
Sorte „Gelber-“ und „Brauner Winter“ benutzt. 

13. Endivien. Das Bleichen der Pflanzen bereitete im vergangenen 
Jahre nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Es stellte sich heraus, dass 
nach dem üblichen Zusammenbinden viele Pflanzen welkten und umfielen. 
Die besten Resultate wurden noch erzielt durch Einschlagen in Erde mit 
den Wurzeln nach oben. Nach 14 Tagen konnten die Pflanzen, tadellos 
gebleicht, Verwendung finden. Am besten bewährte sich wiederum die 
„grüne breitblättrige“; sie ist am widerstandsfähigsten gegen Nässe. Kälte 
und Hitze. 

14. Stangenbohnen. Die Bohnenernte fiel im allgemeinen trotz der 
grossen Trockenheit noch sehr gut aus, was wir auf die regelmässige und 
durchdringende Bewässerung zurückführen. Am widerstandsfähigsten gegen 
die Hitze zeigten sich die Sorten „Rheinische Speck“ und „Zehnwochen“. 
Die Sorten „Juli Stangen“ und „Schlachtschwert“ lieferten auch noch gute 
Erträge, doch fielen zu viel Blüten ab, so dass die Ernte früher zu Ende 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


ging. Die neue Sorte „Zeppelin“ bildet Hülsen von 25—30 cm Länge; 
der Behang war aber nicht so reich wie bei den älteren Sorten. 

15. Buschbohnen. Als gute Buschbohnensorten zeigten sich „Hinrichs 
Biesen, langschotische mit weissen Bohnen“ und „Kaiser Wilhelm.“ Die 
Sorte „Hinrichs Riesen mit weissen Bohnen“ bleibt sehr lange zart und 
eignet sich besonders gut für Konservenzwecke. Für spätere Aussaaten 
verdienen „Schlachtschwert“ und „Pariser verbesserte“ hervorgehoben zu 
werden; letztere ist sehr widerstandsfähig und liefert bis in den Herbst 
hinein recht zarte Hülsen. 

16. Erbsen. Bei den Erbsen kamen als frühe Sorten zum Anbau: 
„Allerfrüheste Mai“, „Wunder von Amerika“ und „Buxbaum“. Die erstere 
bringt als alte mittelhohe Sorte die frühesten und grössten Erträge; die 
beiden letzteren zeigten keinen Unterschied im Ertrage. Von späten Erbsen 
wurden „Ruhm von Kassel“, „Grünbleibende Folger“ und „Dr. M. Lean“ 
angebaut. Erstere sind bekannte gute, fruchtbare Sorten. „Dr. M. Lean“ 
erwies sich als ausserordentlich reichtragend; sie wird etwa 90 cm hoch. 

17. Puffbohnen. Ausser den Sorten „Mazagan“ und „lange west¬ 
fälische“, die schon seit Jahren mit gutem Erfolge in den hiesigen Anlagen 
kultiviert werden, wurde die „Windsor grünbleibende“ und die „Windsor 
grosse weisse“ aufgenommen. Die letztere setzt früh mit dem Ertrage 
ein; die „Windsor grünbleibende“ steht der „langen westfälischen“ im 
Ertrage fast gleich. 

18. Gurken. Im allgemeinen lieferten die Gurken einen sehr guten 
Ertrag, nur verlangten sie ausserordentlich viel Wasser. Zum Anbau 
kamen folgende Sorten: „Erfurter grüne Riesen“, eine sehr schöne, grosse 
Landgurke, die reich trägt; „Grüne lange von Meux“, eine widerstands¬ 
fähige und reichtragende Sorte mit ziemlich langen, dicken und glatten 
Früchten. „Walze von Athen“, „kleine frühe Trauben“, „Sachsenhäuser 
halblange“ und „Japanische Klettergurke“ liessen ebenfalls nichts zu 
wünschen übrig. Die neue Sorte „Unikum“ ist reichtragend; die Früchte 
erreichen eine Länge von durchschnittlich 35 cm und haben vorzügliches, 
festes Fleisch. 

19. Tomaten. Für die Tomatenkultur, waren die Witterungsverhält- 
nisse besonders günstig, so dass selbst die spätreifenden, grossfrüchtigen 
Sorten reiche Erträge lieferten. Kultiviert wurden die Sorten „Geisen- 
heimer Frühtomate“, „Johannisfeuer“, „Ponderosa“, „König Humbert“, 
„Grosse Gelbe“, „Kirschförmige rote“, „Gelbe Meteor“, und die neuen 
Sorten „Lukullus“, „Stone“, „Magnum bonum“ und „Gourmet“. Auch 
wurden uns einige Sorten von Amerika unter Nummerbezeichnung zum 
Versuch zugeschickt, die uns aber nach keiner Richtung hin befriedigten. 
Von der „Geisenheimer Frühtomate“ konnten wieder die ersten Früchte 
geerntet werden. Die Früchte sind jetzt durch sorgfältige Auswahl der 
Samenträger schön glatt und rund, so dass wohl von einer „Verbesserten 
Geisenheimer Frühtomate“ gesprochen werden kann. Die unter dem Namen 
„Johannisfeuer“ im Handel befindliche Sorte reift 8—10 Tage später wie 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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die „Geisenheimer Frühtomate' 1 und die Früchte sind noch ganz gerippt. 
Die neue Sorte „Gourmet“, die im vergangenen Jahre nicht zur Reife 
kam, hat sich im Berichtsjahre besser entwickelt. Sie zeichnet sich durch 
kräftigen Wuchs sowie durch die eigenartig rote Farbe der Früchte aus; 
der Fruchtansatz könnte jedoch ein besserer sein. Die neue Sorte „Lu¬ 
kullus“ reift sehr früh, gleich nach der „Geisenheimer Frühtomate“. Die 
Früchte sind rund und glatt; aber auch hier war der Ertrag nur ein 
massiger. Die neue Sorte „Magnum bonum“ hat sich in diesem Jahre etwas 
besser bewährt; sie ist recht grossfrüchtig und mittelfrüh. 

20. Spargel. Die Spargelernte war trotz der Trockenheit des Jahres 
eine sehr gute; konnten doch von 1000 Pflanzen, die als Zwischenkultur 
auf einem Apfelbuschquartier untergebracht sind, 27 Ztr. geerntet werden. 
Als beste Frühsorte können wir den „Schneekopf“ empfehlen. Die drei¬ 
jährige Spargelanlage mit 1300 Pflanzen brachte einen Ertrag von 6 Ztr. 
Wohl hätten noch einige Zentner mehr gestochen werden können, doch 
wurde mit Rücksicht auf die junge Anlage und die trockene Witterung 
früher als sonst üblich mit dem Stechen auf gehört. Wer in den ersten 
Jahren seiner Spargelanlage zu viel zumutet, wird sie niemals zu den 
höchsten Erträgen bringen. 

Mistbeetkulturen. 

Die Frühtreiberei des Salates zeitigte im allgemeinen bessere Resul¬ 
tate wie im Vorjahre. Über die zum Versuch angebauten neuen Sorten 
kann folgendes berichtet werden. Die Sorte „Wiesbadener Treib“ wächst 
sehr langsam und die Köpfe bilden sich breit und locker aus. Die Sorte 
„Coburger verbesserter Treib“ bildete in kurzer Zeit feste Köpfe, die im 
Aussehen dem „braunen Trotzkopf“ glichen. Wir vermuten, dass uns 
eine falsche Sorte geliefert wurde, denn im verflossenen Jahre blieben die 
Köpfe dieser Sorte klein, die Blätter waren gelb und sehr zart. Der 
„Stuttgarter Treib“ bildet goldgelbe Blätter, ähnlich wie „Gelber Stein¬ 
kopf“; er schliesst sich aber sehr schlecht und die Köpfe bleiben klein. 
„Alms Treib“ gedeiht im warmen Kasten anfangs recht gut, entwickelt 
sehr grosse Blätter, schiesst aber gerne in die Höhe, oder bildet nur lose 
Köpfe.. „Leppermanns Treib“ ist eine sehr gute Sorte für warme Kästen; 
leider erhält man das Saatgut von dieser Sorte selten echt geliefert. 

Gurken. Mit Rücksicht auf das günstige Wetter konnte mit der 
Aussaat und dem Auspflanzen der Gurken früh begonnen werden; trotzdem 
setzte der Ertrag bei den meisten Sorten erst spät ein. Die Pflanzen 
entwickelten sich wohl recht gut, setzten aber wenig Früchte an. Der ge¬ 
fürchtete Gurkenpilz trat in den Kästen nicht auf; er wurde nur vereinzelt 
im freien Lande beobachtet. Die Sorte „Deutscher Sieger“ hat sich wieder 
gut bewährt. Die „Erfurter Ausstellungsgurke“ versagte dagegen gänzlich; 
aus drei Fenstern wurden nur 15 Früchte geerntet. Hier muss die Liefe¬ 
rung schlechten Saatgutes vorliegen, denn wir glauben nicht, dass eine 
Sorte so schnell ihre bisherigen guten Eigenschaften verlieren kann. Auch 
die zum ersten Male angebaute Sorte „Blau’s Erfolg“ entsprach nicht ganz 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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den Erwartungen; die Pflanzen brachten wohl schöne 40—50 cm lange 
Früchte, aber der Ertrag war zu gering. 

Melonen. Auch die Melonenkulluren versagten anfangs; es wurden 
6 Aussaaten gemacht, die aber nur schlecht und spärlich aufgingen. Am 
besten bewährten sich wieder „Berliner Netz -1 und „Pariser Markt“. Die 
Sorte „Ananas“, die sonst die besten Erträge lieferte, versagte in diesem 
Jahre gänzlich. 

Blumenkohl. Die Blumenkohlpflanzen wurden beizeiten im Januar 
im kalten Kasten ausgepflanzt, wo sie sich vorzüglich entwickelten. Be¬ 
sonders schöne Blütenscheiben brachte der „Erfurter Zwerg“. Die Sorte 
„Berliner“ kommt etwas später zur Ernte und bildet seine Blütenscheiben 
nicht so geschlossen aus wie der „Erfurter Zwerg“. 

Kohlrabi. Von Kohlrabi wurde die Sorte „Wiener früher“ angebaut, 
die sich sehr gut bewährte und früh zur Ernte kam. 

Karotten. Die Sorte „Pariser Markt“, „Duwicker“ und „Frankfurter 
halblange“ befriedigten im Ertrage ausserordentlich; besonders die letztere 
Sorte verdient lobende Erwähnung. 

Im Herbste dieses Jahres wurden eine Anzahl von Treibkästen auf¬ 
gestellt. die mit holländischen Mistbeetfenstern versehen wurden. Über 
die mit diesen Kästen erzielten Resultate wird im Laufe der nächsten 
Jahre berichtet werden. 

C. Obstverwertungsstation. 

In erster Linie handelte es sich in der Station um die Herstellung 
grösserer Mengen von Dauerprodukten verschiedenster Art, um Schülern 
und Kursisten Gelegenheit zu bieten, sich mit der praktischen Ausübung 
der verschiedenen Verwertungsmethoden vertraut zu machen. Auf die Ver¬ 
arbeitung der Früchte zu Säften, Marmeladen und eigentlichen Konserven 
musste besonderer Wert gelegt werden, da nach diesen Erzeugnissen die 
Nachfrage eine besonders rege ist. 

Auf Veranlassung des Herrn Ministers für Landwirtschaft wurde eine 
grössere Anzahl von Obstkrautproben aus verschiedenen Früchten, die teils 
aus den hiesigen Anlagen, teils von aussen stammten, hergestellt, welche 
nach erfolgter Untersuchung in der hiesigen oenochemischen Versuchs¬ 
station an die Kaiserlich-technische Prüfungsstelle für Nahrungsmittel in 
Berlin gesandt wurden. Grössere Versuche konnten im Berichtsjahre nicht 
eingeleitet werden. Neue Maschinen und Hilfsgeräte wurden auf ihre 
Brauchbarkeit geprüft; soweit diese Versuche bereits ein Urteil zulassen, 
kann über dieselben wie folgt berichtet werden. 

Passiermaschine für grössere Haushaltungen (Abb. 14). Die nach An¬ 
gaben des Berichterstatters angefertigte und bereits in dem Jahresbericht 1907 
beschriebene Passiermaschine hat sich in der Praxis gut bewährt; es wurden 
an ihr in letzter Zeit einige Verbesserungen vorgenommen, die die Brauch¬ 
barkeit und Leistungsfähigkeit wesentlich erhöhten, was die mehrjährigen 
Prüfungen in der hiesigen Obstverwertungsstation und die zahlreichen 
Urteile aus der Praxis bestätigten. 


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Bericht über Obstbau. Gemüsebau usw. 


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Bei der an den Tisch anzubringenden Passieiniaschiue nahm der 
Füllkorb bisher immer die Stellung über der Tischplatte ein. während er 
jetzt je nach Bedarf auch auf der entgegengesetzten Seite angebracht 
werden kann. Demzufolge kann mau als Auffanggefäss für den durch¬ 
getriebenen Fruchtbrei eine grössere Schüssel wählen, so dass ein öfteres 
Umleeren vermieden wird. Für Pensionen, Hotels, Konditoreien usw., in 
denen grössere Mengen von Marmeladen, Musen und Konfitüren hergestellt 
werden, dürfte diese Einrichtung eine willkommene Verbesserung sein. 

Für das Durchtreiben 
der zerkochten Früchte 
dienen zwei Flügel, von 
denen der eine beweglich 
ist und die Aufgabe hat, 
den Fruehtbiei durch das 
Sieb zu drücken, während 
der andere, feststehend in 
entgegengesetzter Rich¬ 
tung. für das Freihalten 
des Siebes zu sorgen hat. 

Diese Vorrichtung hat sich 
für alle Obstarten gut be¬ 
währt. Steinobst, wie 
Kirschen, Mirabellen und 
B e ineklanden, braucht 
man vorher nicht zu ent¬ 
steinen; man kann diese 
Fruchtarten vielmehr in 
gnt zerkochtem Zustande 
zum Passieren direkt auf 
die Maschine bringen, 
ohne befürchten zu müssen, 
dass man derselben zuviel 
zumutet. Dadurch ist die 
Möglichkeit geboten, grössere Mengen von Marmeladen in viel kürzerer Zeit 
herzustellen, denn das zeitraubende Entsteinen kommt bei Benutzung dieser 
Maschine in Fortfall. Auch Tomaten kann man in gut zerkochtem Zustande 
durch das feinste Sieb streichen, ohne dass die Samen durchgedrückt werden- 
Zu der Maschine werden drei Siebe geliefert, die mit Rücksicht auf die ver¬ 
schiedenen Obstarten auch verschiedene Lochweiten aufweisen. Im all¬ 
gemeinen bevorzuge man die Siebe mit grosser Lochweite, da hierbei das 
Durchtreiben schneller von statten geht nnd die Ausbeute eine grössere ist. 

Das Auseinandernehmen der Maschine zum Reinigen lässt sich sehr 
bequem ausführen. Die Flügelschraube, die sich in der Nähe der Kurbel¬ 
räder vorfindet, ist zu lösen, worauf man bequem das Gestänge heraus¬ 
nehmen kann, an dem sich die Flügel zum Durchtreiben der Fruchtmasse 



Abb. 14. Neue Passiermascliine. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


befinden. Der Korb, der auf der Unterseite einen nach innen gebogenen 
Rand besitzt und der zur Auflage des Siebes dient, ist abnehmbar, so dass 
die Maschine in vier Teile — Korb, Sieb, Durchtreibwerk und in das 
eigentliche Gestell — zerlegbar ist; hierdurch kann die Maschine schnell 
und in einfachster Weise einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. 

In Anbetracht der bedeutenden Arbeit, die diese Maschine leisten 
muss, wird zur Herstellung nur bestes Material in genügender Stärke ver¬ 
wendet. Hervorzuheben ist noch der ruhige und verhältnismässig leichte 
Gang des Rührwerkes; es ist jedoch bei dem Durchtreiben darauf zu achten, 
dass man nicht zuviel Fruchtmasse auf einmal in den Korb bringt, da 
sonst die Arbeit erschwert wird. Der Korb wurde bisher aus bestverzinntem 
Weissblech hergestellt, doch werden jetzt auch Maschinen mit Kupferkörben 
angefertigt. Wohl wird hierdurch der Preis für die Maschine nicht un¬ 
wesentlich erhöht, doch gewinnt der Korb bedeutend an Haltbarkeit. 
Diese Passiermaschine wird von der Firma Gebr. Waas, Maschinenfabrik, 
Geisenheim in 2 Grössen hergestellt. Die erste Nummer, welche grösseren 
Haushaltungen, Hotels und Konditoreien besonders empfohlen werden kann, 
hat einen Korbinhalt von 12 l und kostet 33 M., mit Korb aus Kupfer 
38 M. Der Preis der kleineren Nummer mit einem Korbinhalt von 9 l 
beträgt 26 M., mit kupfernem Korb 30 M. 

EBEBHABDTSche Passiermaschine. Von der Firma Joh. Schwetz in 
Wien wurde vor einigen Jahren ein Durchtreibgerät in den Handel gebracht, 
das auch in dem Jahresbericht 1907 der Anstalt besprochen wurde. Dieses 
Durchtreibgerät ist wohl sinnreich konstruiert, doch lässt die Leistungs¬ 
fähigkeit sehr zu wünschen übrig, so dass es nur in solchen Haushaltungen 
Verwendung finden kann, wo kleinste Mengen von Früchten verarbeitet 
werden. 

Diesem Übelstande Rechnung tragend, stellte die Firma Eberhardt 
in Wiesbaden, eine Handpassiermaschine her, die dem obigen Geräte sehr 
ähnelt, jedoch verschiedene Verbesserungen auf weist. 

Die Maschine besteht aus dem eigentlichen Durchschlag und dem 
Rührwerk. Der Durchschlag hat einen Durchmesser von 21 cm und eine 
Höhe von 11 cm. Die Maschine ist leicht auseinandernehmbar, so dass 
eine gründliche und leichte Reinigung zu jeder Zeit möglich ist. Während 
bei der ScHWETZschen Passiermaschine zum Durchstreichen des Markes 
zwei Flügel dienen, finden wir bei diesem Gerät für Erledigung dieser 
Arbeit zwei Rollen vor, die im Gebrauch sich um ihre eigene Achse drehen; 
ein federnder Abstreifer verhütet, dass die Fruchtmasse an den Rollen 
festhaftet. Es gehören zu dem Geräte vier Siebe von verschiedener Weite. 
Sämtliche Böden sind leicht gewölbt, so dass die zu passierende Masse 
von den zwei Rollen immer nach der Mitte zu gedrückt wird. Das Aus¬ 
wechseln der einzelnen Böden erfolgt derart, dass man die Maschine um¬ 
kehrt und den an dem Federring befindlichen Hebel nach innen drückt. 
Dadurch verengt sich der Federring und man kann diesen mit dem Sieb¬ 
boden bequem herausnehmen. Das Einsetzen eines neuen Siebes geschieht 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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in der Weise, dass man dieses mit der Wölbung nach aussen legt, dann 
den Federring mit nach innen gedrücktem Hebel darauf bringt und letzteren 
nach aussen bewegt. Um das Rührwerk herauszunehmen, schlägt man 
den Drahtbügel zurück und hebt die beiden Drahthäkchen in die Höhe. 
Diese Passiermaschine zeichnet sich gegenüber der ScHWETZschen durch 
eine grössere Leistungsfähigkeit aus, was durch die Grösse des Durch¬ 
schlages und der Siebe bedingt ist. Auch verdient das leichte und schnelle 
Auseinandernehmen der Maschine Erwähnung. 

Der Abstreicher ist an dem Stege über dem Durchschlag derart an¬ 
gebracht, dass das Drehen der Kurbel nach rechts unmöglich ist. Da 
jedoch das Linksdrehen nicht jedem zur Hand steht, so bedarf diese Ein¬ 
richtung einer Abänderung. Steinobstfrüchte lassen sich mit Kern nicht 
durch die Maschine treiben, da der Widerstand, den die Rollen zu über¬ 
winden haben, zu gross und die Maschine hierfür zu leicht gebaut ist. 
Ein vorheriges Entsteinen dieser Fruchtarten ist deshalb unbedingt not¬ 
wendig. Zum Durchtreiben des Fruchtbreies bevorzuge man die gröberen 
Siebe, da diese die Arbeit wesentlich erleichtern. Bei Verwendung der 
feinen Siebe ist die Arbeit zu zeitraubend und der Rückstand zu gross. 
Es empfiehlt sich, während des Durchtreibens ein festes Gefäss zum Auf¬ 
legen der Maschine unterzustellen. An der hiesigen Station haben wir zu 
diesem Zwecke mit Vorteil Steinguttöpfe benutzt, die durch ihre eigene 
Schwere für den nötigen Halt sorgen. 

Wiederholte Vergleiche zwischen der JuNGEschen Passiermaschine 
und der EßERHARDTschen gaben zu erkennen, dass erstere bedeutend 
leistungsfähiger und haltbarer ist. Immerhin kann die Passiermaschine 
der Firma Eberhardt in Wiesbaden im Preise von 6,50 M. solchen Haus¬ 
haltungen empfohlen werden, in denen jährlich geringe Mengen von Obst 
verarbeitet • und nicht grosse Anforderungen an die Maschine gestellt 
werden. 

DnEYERScher Fruchtsaftapparat. Von der Firma Dreyer in Winsen 
a. d. L. wurde ein neuer Apparat zwecks Gewinnung von Fruchtsäften in 
den Handel gebracht, der in der hiesigen Station wiederholt in Benutzung 
genommen wurde. Neben besonderen Vorzügen ergaben sich einige Nach¬ 
teile, die beide jedoch an dieser Stelle nicht besprochen werden sollen, da 
der Apparat inzwischen von der Firma Rex-Konservenglasgesellschaft in 
Homburg v. d. H. käuflich erworben wurde, die sich die Verbesserung 
dieses Apparates angelegen sein liess. Die Versuche werden in dem 
kommenden Jahre fortgesetzt, so dass in dem folgenden Jahresbericht ein 
endgültiges Urteil über die Brauchbarkeit des Apparates abgegeben 
werden kann. 

Prüfung von Konservengläsern und -Apparaten. In der hiesigen Obst¬ 
verwertungsstation wurden bisher mit recht gutem Erfolg die Gläser und 
Apparate der Firmen BüDER-Mainz, REX-Homburg, SCHILLER-Godesberg, 
WECK-Öfflingen und WOLFF-Habelschwerdt benutzt. Gleichzeitig wird 
jedoch auch den neueren Apparaten und Gläsern, die in den letzten Jahren 


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11. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


in grosser Zahl auftauchten, die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, und 
durch Versuche werden dieselben auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Um 
ein endgültiges Urteil hierüber fällen zu können, müssen die Gläser und 
Apparate jedoch mehrere Jahre hintereinander benutzt werden, so dass 
erst später über das Ergebnis der Prüfung berichtet werden kann. Zurzeit 
werden die Gläser und Apparate folgender Firmen einer Prüfung unter¬ 
zogen: Amweiler Emaill- und Metallwerke vormals F. R. Ullrich Söhne 
in Antweiler, Gebrüder Hammer, Berlin W. 8, Hermann Bade in Hildes¬ 
heim 27, F. G. Zieger in Rosswein in Sachsen, Rex-Conservenglas-Gesell- 
schaft in Homburg v. d. H. 

Neue Erdbeerversandkiste (Abb. 15). Die Erdbeerversandkiste der Firma 
A. K. W. Krause in Erxleben, Kreis Neuhaldensleben, ist 70 cm lang, 80 cm 
breit und 25 cm tief; sie kann insgesamt 20 Pfd. Erdbeeren fassen, die in 

kleinen Pappschachteln ä 
1 Pfd. untergebracht wer¬ 
den. Der Preis für eine 
Kiste beträgt 1,80 M., die 
Pappschachteln werden 
bei Abnahme von 1000 
Stück mit 17,50 M. be¬ 
rechnet. 

Die Kiste nimmt 20 
Pappkartons auf, die in 
zwei Schichten ä 10 Stück 
übereinander gestellt wer¬ 
den. Als Zwischenboden 
dient ein leichtes Latten¬ 
gestell, das durch eine 
verschiebbare Latte an der 
Stirnwand festgestellt werden kann. Im allgemeinen dürfte die Kiste für 
den Fernversand weniger geeignet sein, da dieselbe hierfür zu leicht gebaut 
ist. Auch die Abstände der einzelnen Latten sind etwas reichlich bemessen, 
so dass mit der Entwendung der Früchte gerechnet werden muss Es 
empfiehlt sich deshalb, die Latten für den Deckel etwas enger zu nehmen, 
wodurch die Kiste gleichzeitig an Festigkeit gewinnen würde. Immerhin 
kann diese sehr praktisch eingerichtete Erdbeerversandkiste für den Nah¬ 
versand empfohlen werden. 

Neuer Sackkorb für die Obsternte. Der von dem Obst- und Bienen¬ 
züchter J. N. Dichter in Oberstedem zur Prüfung übersandte Obstpflück- 
Sackkorb ist leider für das Ernten des Obstes nicht gut verwendbar, weil 
er sich ausdehnt, so dass das Obst leicht gedrückt wird. Ferner kann 
man ihn nicht auf den Boden stellen, wenn er halb gefüllt ist, was doch 
nötig ist, sobald die Leiter zu verstellen ist; hierbei fallen die Früchte 
heraus. Wir halten den Pflückkorb auch für zu gross, besonders bei 
Äpfeln; die unteren Flüchte werden gedrückt, was wir bei verschiedenen 
Sorten beobachten konnten. 



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Abb. 15. Neue Erdbeerversandkiste. 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau nsw. 


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D. Beteiligung der Anstalt an der Ausstellung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft in Kassel. 

Der Beteiligung der Lehranstalt an der Ausstellung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft in Kassel lag der Gedanke zugrunde, durch 
Pläne, Photographien und graphische Darstellungen den Besuchern der 
Ausstellung einen kleinen Einblick in die obstbauliche Abteilung der Lehr¬ 
anstalt zu verschaffen. Zu diesem Zwecke gelangte das nachfolgende 
Lehr- und Anschauungsmaterial zur Verwendung: 

Grosser Plan von den gesamten Obstanlagen, Plan des Spaliergartens, 
der Baumschulen, der Domanialpflanzung auf der Windeck sowie des Obst¬ 
hauses. Photographische Aufnahmen aus den Obstanlagen, den Gemüse¬ 
kulturen sowie der Obstverwertungsstation. Demonstrationsmaterial aus 
den pomologischen Sammlungen. Obst- und Gemüsekonserven verschiedener 
Art als Arbeiten der Schüler in der Obstverwertungsstation. Es waren 
ferner zur Kenntnisnahme der Besucher ausgelegt: die Jahresberichte der 
Lehranstalt, Führer durch die Anstalt, Album von den einzelnen Stationen 
und praktischen Betrieben, die Satzungen und Stundenpläne der einzelnen 
Lehrgänge und Kurse im Obstbau und in der Obstverwertung. Wie Abb. 16 
zu erkennen gibt, war alles zu einem harmonischen Gesamtbilde vereinigt. 
Zur Belebung desselben hatte noch ein Sortiment frischer Kirschen und 
Johannisbeeren Verwendung gefunden. Von der Gärtnerei des Herrn 
Kommerzienrates Wegmann in Kassel waren der Lehranstalt in entgegen¬ 
kommender Weise Dekorationspflanzen zur Verfügung gestellt. Mit der 
Zusammenstellung und dem Aufbau der Ausstellungsgegenstände war der 
Berichterstatter beauftragt. 

E. Sonstige Tätigkeit des Berichterstatters. 

Im Laufe des Jahres wurden von dem Berichterstatter folgende Vor¬ 
träge gehalten: 

Bei Gelegenheit der Vorstandssitzung des Nass. Landes-Obst- und 
Gartenbauvereins zu Diez über : Ergebnisse der Landes-Obst- und Gartenbau- 
Ausstellung zu Frankfurt a. M.; 

im Obst- und Gartenbau-Verein zu Seckbach b. Frankfurt a. M. über: 
Die Obstbaumtaxation; 

im Obst- und Gartenbau-Verein Osterholz-Scharmbeck und Umgegend 
über: Wert- und Rentabilitätsberechnung der Obstkulturen. 

Bei Gelegenheit des IV. Repetitionskursus für preuss. Obstbaubeamte 
hatte Berichterstatter folgende Vorträge übernommen: 

1. Zeitfragen im Obstbau. 

2. Obstbau in Verbindung mit Landwirtschaft. 

3. Obstbau in Verbindung mit Gemüsebau. 

4. Vorschläge für die Ausgestaltung unserer Obstausstellungen. 

5. Wertberechnung der Obstkulturen. 

An 4 Nachmittagen fanden Exkursionen und praktische Demonstrationen 
in den Obstanlagen und in der Station für Obst- und Gemüseverwertung 


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Abb. 16 . Beteiligung der Obstbau-Abteilung der Lehranstalt au der Ausstellung der D. L.-G. zu Kassel. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 



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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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statt. An den Obstbau- und Obstverwertungskursen wurden insgesamt 
80 Stunden Unterricht und praktische Demonstrationen erteilt. 

Berichterstatter leitete die Zeitschrift „Geisenheimer Mitteilungen 
über Obst- und Gartenbau“, die als Organ der Anstalt im 26. Jahrgange 
erscheint. An Werken wurden herausgegeben: 

1. Die XIV. Auflage des „Obsteinkochbüchleins“. 

2. „Obstbauliche Verhältnisse in Norddeutschland“. Zusammengestellt 
auf Grund einer mit Genehmigung des Herrn Ministers ausgeführten 
Studienreise. 

3. „Unser Beerenobst in Feld und Garten“. Mit 29 Farbentafeln. Diese 
Schriften sind im Verlage von R. Bechtold & Co. in Wiesbaden erschienen. 
Berichterstatter führte im Sommer eine Studienreise nach Holland 

aus, wobei insbesondere auf die Obst- und Gemüsekulturen daselbst Rück¬ 
sicht genommen wurde. Die gemachten Wahrnehmungen sind in einem 
ausführlichen Berichte an den Herrn Minister niedergelegt. 

Mit den Schülern wurden mehrere kleinere Exkursionen in die Um¬ 
gebung von Geisenheim zur Besichtigung von Obstanlagen ausgeführt. 

Tm Obstbaubetriebe waren im Berichtsjahre 19 Praktikanten tätig. 

F. Bericht über Bienenzucht. 

Von Anstaltsgärtner N. Baumann. 

Am 26. Januar hatten wir 6° C. im Schatten. An diesem Tage sind 
zwei Völker von unserem Stand etwas geflogen und die Bienen im Stocke 
waren sehr unruhig. Aus dem einen Flugloch ist sogar etwas Dampf 
herausgestiegen, so stark fächelten die Bienen. Es hat sich dann bei der 
Revision am 22. Februar herausgestellt, dass beide Völker ihre Königin 
schon im Dezember oder Januar verloren hatten. 

Im März wurde noch ein drittes Volk gefunden, das seine Königin 
verloren hatte. Um dieses Volk zu heilen, war die Zeit viel zu weit vor¬ 
geschritten; man hätte doch bis zur vollen Tracht keinen starken Bien 
mehr von ihm bekommen. Wir haben die Waben mit den Bienen an einem 
sonnigen Platz in der Nähe des Bienenstandes auf gestellt, damit die Bienen 
sich recht voll Honig saugen konnten. Dann wurde ihr Flugloch mit 
Holzwolle zugestopft und ein altes, feuchtes Tuch davor gehängt, damit 
die Bienen es nicht mehr sehen sollten. Jetzt fegte man alle Bienen, als 
sie schwer mit Honig beladen waren, auf eine Strohmatte. Sie bettelten 
sich dann, ohne abgestochen zu werden, in die Nachbarstöcke ein. Mit 
Honig beladene Bienen werden im Frühjahre gerne von anderen Völkern 
angenommen. Diese wissen ganz genau, dass eine Biene, die mit Honig 
beladen ist, nicht räubern will. Solche Bettler fliegen ganz langsam auf 
das Flugbrett und fangen gleich an zu fächeln, während eine Raubbiene 
mit der grössten Frechheit ins Flugloch hinein fliegen will, um dorten in 
den meisten Fällen von den wachhabenden Bienen den Todesstoss zu erhalten. 

Vom 18.—20. März war es hell und klar, den ganzen Tag etwas 
Sonnenschein; es wehte aber ein so kalter Ostwind, dass sich nicht eine 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 6 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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einzige Biene sehen liess. Sie hatten sich wieder auf eine Traube zusammen¬ 
gezogen und glaubten, es würde wieder von neuem Winter. 

Vom 21.—24. März war die Witterung wieder gut. Einige Bienen 
trugen das erste Wasser ein, und zwar einige Tage später als in dem 
vorhergehenden Jahre. Pollen haben sie aber noch keine gebracht, wie 
man das in anderen Jahren beobachtete. Wasser- und Pollentracht beginnen 
fast immer zu gleicher Zeit. In diesem Jahr sind gewiss um diese Zeit keine 
Pollen vorhanden gewesen, denn man konnte keine blühenden Pflanzen sehen. 

Vom Dienstag, den 28. März bis Sonntag den 2. April war die 
Witterung günstig; dann hat erst die richtige Pollentracht begonnen. An 
diesen Tagen haben wir unsere Völker durchgesehen und dabei den Grund 
gefunden, warum sie so wenig Wasser und Pollen eintrugen. Es war 
nämlich nur in den starken Völkern Brut vorhanden; da brauchten sie 
auch nicht viel Wasser und Pollen, um ihre Brut zu ernähren. Bei den 
schwachen Völkern fing die Königin erst an Eier zu legen. Wir hatten 
somit wieder den Beweis, dass man keine schwachen Völker einwintern 
soll, besonders hier am Rheine nicht, weil wir unsere Honigernte fast nur 
von der Baumblüte bekommen. Am 4. April ist die Temperatur wieder 
gesunken und es gab einige Nächte Reif. Unter diesen Verhältnissen 
mussten die Bienen wiederum eine Pause machen, denn sie konnten noch 
nicht einmal Wasser eintragen. Am 9. April wurde es wieder warm, so 
dass viel Pollen und Wasser geholt werden konnten. 

Am 28. März sind die Mandeln, am 30. die Aprikosen, am 1. April die 
Pfirsiche im Freien und am 3. April die Stachelbeeren in die Blüte getreten. 
In diesem Jahre waren die Pfirsiche in vier Tagen verblüht; sonst spricht 
man von Früh- und Spätblühern, aber in diesem Jahr war dies nicht der 
Fall. Die Bienen haben an den Pfirsichblüten viel Pollen geholt. Die 
Pfirsichernte war aber auch bei uns an den Buschbäumen eine sehr reiche. 
Das hat uns wieder gezeigt, dass die Bienen viel zu der Befruchtung bei¬ 
getragen haben. Trotzdem jetzt schon viele Obstbäume in der Blüte standen, 
so sind die Bienen doch nicht schnell genug weiter gekommen. Es regnete 
während der ganzen Zeit nur wenig, die Luft war zu trocken, und unsere 
Pflanzen honigen doch bekanntlich nur, wenn die Luft feucht und warm ist. 

In solchen Zeiten sollte der Bienenzüchter seine Honigwaben, die 
er im vorhergehenden Jahr zurückgestellt hat, in seine Völker einhängen. 
Wer dieses nicht getan hat, der bekam keine starken Völker und brauchte 
auch seine Honigräume nicht zu öffnen. Wir haben die Honigtafeln, welche 
uns die Völker, die ihre Königin einbüssten, lieferten, zum Füttern benutzt. 
Man soll aber diese Waben nicht ohne weiteres in die Völker einhängen, 
sondern muss sie zuerst entdeckein. Dabei bekommt man ein Futter, 
welches die Königin zum Eierlegen reizt. Beim Entdeckein nimmt man 
sich zuerst zwei warme Backsteine und stellt eine Schüssel mit warmem 
Wasser darauf, in welche die Entdeckelungs-Abfälle hineinfallen; das Wasser 
muss immer warm bleiben. Ist man mit dem Entdeckein fertig, dann 
wäscht man die Wachsabfälle gut aus und füllt mit dem Honigwasser 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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einige Waben. In die Völker, welche reif sind zum Erweitern, oder denen 
es an Honig fehlt, stellt man in die untere Etage eine solche mit Honig- 
wasser gefüllte Wabe und darauf eine entdeckelte Honigwabe. Das Ein¬ 
stellen der Waben darf nur an warmen Tagen geschehen und muss auch 
schnell ausgeführt werden, damit die Völker nicht zuviel Wärme verlieren. 
Die Bienen fallen direkt über den Honig der eingestellten Waben her. 
Aus diesem Grunde bringen wir die Waben in die Nähe der Brut und 
nehmen die Arbeit nur gegen Abend vor, sonst kann Räuberei entstehen. 
Die Königin glaubt, es wäre im Freien eine gute Tracht und legt dann 
schnell viele Eier. Auf diese Weise kommt man schnell zu kräftigen 
Völkern, die dann, wenn die Witterung gut wird, auch tüchtig Honig 
sammeln können oder stark schwärmen. Die Völker, welche man auf diese 
Weise gefüttert hat, muss man im Auge behalten und die Bruträume, so¬ 
bald sie volkstark werden, mit leeren Waben erweitern. 

Am Freitag, den 14. April setzten die Kirschen und am Oster¬ 
sonntag, den 16. April die Pflaumen mit der Blüte ein. Das Wetter war für 
diese Obstarten recht günstig. 

Die Bimblüte ist am 15. April auf gebrochen; sie wurde viel stärker 
als in den früheren Jahren von den Bienen beflogen, die Blütenstaub 
sammelten. Dabei ist gewiss manche Blüte befruchtet worden, denn wir 
hatten in diesem Jahre trotz der grossen Trockenheit eine reiche Birn- 
ernte. Man hat schon beobachtet, selbst wenn die Witterung in der Bim¬ 
blüte gut war, dass die Bäume trotzdem nicht von den Bienen beflogen 
wurden. Das dürfte wohl an der Blüte selbst liegen, aber auch Mangel an 
Blütenstaub kann dazu beigetragen haben. 

Am 13. Mai war die Hitze sehr gross; wir hatten mittags um 2 Uhr 
26,2° C. im Schatten. An diesem Tag hat es auch den ersten Schwarm 
gegeben, der recht klein war; er hat aber trotzdem einen Platz angewiesen 
bekommen. Wir mussten die drei leeren Wohnungen, aus denen uns im 
Winter die Königinnen abgestorben sind, wieder neu besetzen. Da die 
Witterung gleich nach dem Einschlagen des Schwarmes kühl wurde, so 
mussten wir den Schwarm füttern, damit er seine Waben schnell herunter¬ 
bauen konnte. Sobald ein Stillstand im Bauen eintritt, so gehen Vor¬ 
schwärme sofort in Drohnenbau über. Darum reichten wir zwei Tage 
hintereinander je eine Flasche Zuckerwasser. Er hat auch seine Waben 
in ganz kurzer Zeit mit Arbeiterbau heruntergezogen. Anfängern in der 
Bienenzucht raten wir, den Vorschwärmen nur ganze Kunstwaben zu geben, 
da durch diese die Bienen gezwungen werden, nur Arbeiterbau zu bauen. 
Vorschwärme haben fast immer alte Königinnen, während Nachschwärme 
mit jungen Königinnen versehen sind; diese Bienen bauen lieber Arbeiterbau. 

Unsere Schwärme sind in diesem Jahre nicht in die Kronen der 
Bäume hineingeflogen, um sich an den Stamm oder einen dicken Ast zu 
setzen, wie das im vorigen Jahre immer der Fall war. Sie haben sich 
ausserhalb der Krone an einem dünnen Zweig niedergelassen. Im Jahre 1910 
musste man bei jedem Schwarm, um ihn zu fassen, einen Bienenschöpfer 

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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


benutzen. Die schwärmenden Bienen brauchten sich in diesem Jahre nicht 
vor kalter Luft zu schützen, wie dies im vorigen Jahr der Fall war. 

Das Volk, welches am 13. Mai einen Schwarm abgegeben hat, sollte 
keinen Nachschwarm geben, weil es sonst durch das Schwärmen viele 
Bienen verloren hätte und dadurch sehr geschwächt wäre. Um den Nach¬ 
schwarm zu verhindern, gibt es viele Wege. Alle Bienenbücher und Zeit¬ 
schriften sagen, man soll nach 5—6 Tagen nach dem Schwärmen dem 
Volk alle seine Weiselzellen bis auf eine, und zwar die grösste, entfernen, 
dann soll es keinen Schwarm mehr geben. In dieser Zeit sind aber so 
viele junge Bienen aus den Zellen ausgeschlüpft, dass die ganze Beute 
wieder gefüllt ist. Darum wird es beim Abstossen der Weiselzellen manchen 
Stich absetzen. Trotz der schwierigen Arbeit kann man noch nicht ein¬ 
mal sagen, ob das Verfahren geglückt ist. Hat man einige Weiselzellen 
übersehen, was bei den vielen Bienen leicht Vorkommen kann, so gibt es 
doch noch einen Nachschwarm. Setzen wir einen anderen Fall. Wir 
haben dem Volke die schönste Weiselzelle gelassen, es schlüpft aber, wenn 
die Zeit dafür da ist, keine Königin aus. Öffnen wir die Zelle, so müssen 
wir die Wahrnehmung machen, dass die Königin in derselben schwarz ge¬ 
worden und abgestorben ist. Jetzt ist unser Volk weisellos geworden und 
wir müssen eine junge Königin kaufen oder ihm junge Brut von einem 
fleissigen Volk einhängen, damit es sich eine junge Mutter nachzieht. 
Dadurch gehen aber wieder 17—18 Tage ins Land, bis die Bienen anfangen 
zu arbeiten. Bei diesem Vorgang wird uns das Volk keinen Tropfen 
Honig liefern. Wir halten aber keine Bienen zum Vergnügen, sondern 
wir wollen etwas an ihnen verdienen. 

In diesem Sommer haben wir auf unserm Bienenstand ein anderes 
Verfahren angewendet, um den zweiten Schwarm zu verhindern, und wir 
sind recht gut dabei gefahren. Sobald der Erstschwarm gefasst und an 
seine für ihn bestimmte Stelle gebracht ist, nimmt man dem abgeschwärmten 
Volke alle Waben, die mit Honig gefüllt sind, schleudert sie schnell und 
hängt sie dem Volke wieder ein. Wegen Mangel an Nahrung tragen die 
Bienen über Nacht alle Weiselzellen bis auf eine ab und das Schwärmen 
hört auf. Die Bienen fangen wieder an zu arbeiten, was man gleich am 
anderen Tag sehen kann. Jeder Bienenzüchter weiss, dass seine schwärmen¬ 
den Bienen für mehrere Tage Honig mit auf den Weg nehmen; das kann 
man ihnen beim Schwärmen ganz gut ansehen, denn sie haben dicke 
Leiber und sind auch unbeholfen im Fliegen. Bekanntlich arbeiten die 
Bienen, wenn der Erstschwarm ausgeflogen ist, fast gar nicht mehr, sie 
bleiben ruhig zu Hause, auch wenn die schönste Tracht vorhanden, bis 
der zweite Schwarmakt vorbei ist. Erst wenn die junge Königin in dem 
Stock befruchtet ist, kommt wieder Leben in das Volk und dann denken 
die Bienen auch wiederum an die Arbeit und tragen Honig und Pollen ein. 

So wurde uns auch früher von verschiedenen Seiten empfohlen, die 
alte Königin, wenn der Schwarm gefasst ist, zu töten; dann fliegen alle 
Bienen wieder in ihre alte Wohnung und es gibt einen recht kräftigen 


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Bericht über Obstbau, Gemüsebau usw. 


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Nachschwarm. Es gibt dann gewöhnlich mehrere Nachschwärme, die alle 
recht klein sind. Die heimfliegenden Bienen arbeiten aber keinen Streich; 
das gibt die faulsten Völker auf dem ganzen Stande. Will der Bienen¬ 
züchter den Erstschwarm nicht aufstellen, so lässt er ihn am besten fort¬ 
fliegen; bei einem anderen Volke bringt er ihm doch keinen Vorteil. Oder 
aber er schleudert allen Honig von dem abgeschwärmten Volke, tötet die 
alte Königin, dann werden die Bienen, wenn man dem Volk noch einige 
Kunstwaben einhängt, gezwungen zu arbeiten. 

Die Himbeeren sind am 18. Mai in die Blüte getreten. Leider wird 
diese Obstart, die nur wenig Arbeit verlangt und trotzdem so sehr reich 
trägt, noch lange nicht häufig genug angebaut. Sie braucht noch nicht 
einmal das beste Land und ist sogar mit jeder Lage zufrieden. Wenn sie 
nur etwas Sonne bekommt, so reifen die Beeren doch und werden recht 
aromatisch. Aus der Himbeerfrucht kann dje Hausfrau gar manches für 
ihre Haushaltung herstellen. Ich erinnere nur an Himbeersaft; wie sehr 
dieser im Sommer den Durst löscht, wenn man nur einige Tropfen davon 
in ein Glas frisches Wasser giesst. Darum soll jede Hausfrau in ihrem 
Hausgärtchen neben Gemüse auch einige Himbeerstauden anpflanzen lassen, 
und wenn es nur einige Dutzend wären, davon bekommt sie schon, bei 
richtiger Auswahl der Sorten, einige Liter schönen Saft. Für den Bienen¬ 
züchter ist die Himbeerblüte eine Honigquelle. Wenn sich diese öffnet, 
so summt es von lauter Bienen in dem betreffenden Felde. 

Die Akazienblüte, auf die der Rheingauer Bienenzüchter grosse Hoff¬ 
nungen setzt, hat in diesem Jahre ganz versagt. Man hat gar keine 
Akazienbäume blühen sehen. In Rheinhessen trifft man ganze Waldungen 
von Akazien an, dorthin fahren während der Blütezeit die Rheingauer 
Wanderbienenzüchter ihre Bienen. In diesem Jahre sind sie aber sehr 
getäuscht worden, denn auch dorten ist die Blüte ausgefallen. 

Dafür sind wir aber durch die zweite Luzerneblüte entschädigt worden. 
Die Luzerne wird im Rheingau viel von den Landwirten als Futter ge¬ 
zogen. Die Blüte enthält auch viel Honig. In feuchten Jahren wird aber 
die Blütenröhre so lang, dass die Bienen mit ihrer Zunge nicht auf den 
Boden der Blüte gelangen können, um den Honig zu holen. Durch den 
trockenen August ist die zweite Luzernenblüte recht klein geblieben, so 
dass die Bienen den Honig ganz gut bekommen konnten. Das haben sie 
auch im reichen Mafse getan. Wir konnten im September 2 Töpfe voll 
Honig schleudern und die Bienen haben noch viel für den Winter behalten. 
Die Landwirte konnten infolge der Trockenheit die Luzerne nicht zum 
Trocknen abmähen, auf den Wiesen hat es kein Gras gegeben, darum 
mussten sie die Luzerne zum Grünfüttern stehen lassen, wodurch unsere 
Bienen den ganzen August eine ziemliche Weide hatten. 

In einigen Bienenzeitungen wurde auch wieder für den Anfänger 
in der Bienenzucht empfohlen, er möge seine praktischen Kenntnisse an 
einem Strohkorb erlernen. Ich halte das nicht für richtig. Was kann ein 
junger Anfänger in der Bienenzucht an einer Beute lernen, bei der er noch 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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nicht einmal in das Volk hineinsehen kann? Da tut er doch viel besser, 
gleich eine einfache Wohnung zu kaufen, die leicht auseinander zu nehmen 
ist, wenn sie auch einige Mark mehr kostet, damit er dann sehen kann, 
wie die Bienen bauen. Er kann dann auch beobachten, ob sie Arbeiter¬ 
oder Drohnenbau aufführen. Das sieht man wohl auch bei einem Korbvolk, 
indem man zuerst etwas Rauch unter den Korb blässt, damit sich die 
Bienen in die Höhe ziehen, um dann nachher den Korb auf den Kopf zu 
stellen. Man muss aber schnell dabei verfahren; sobald der Rauch 
entweicht, ziehen sich wieder viele Bienen nach oben, so dass sie alle 
Waben bedecken. Der Anfänger will auch einmal sehen, wie eine Königin¬ 
zelle aussieht. Das ist. ihm jedoch bei einem Korbvolk kaum möglich, 
weil die Bienen die Weiselzellen nicht unten am Boden bauen, denn dorten 
ist es ihnen zu kalt; die Weiselzellen werden in der Mitte der Waben 
angelegt. Hat der Anfänger sich aber eine Wohnung zum Auseinander¬ 
nehmen gekauft, so braucht er nur in der Schwarmzeit eine Wabe aus der 
Mitte des Volkes zu ziehen, so wird er bald, wenn er es nicht früh genug 
erweitert hat, eine ganze Anzahl dieser Weiselzellen finden. Kauft er 
sich dann noch ein einfaches, kleines Bienenbuch, in dem das Leben der 
Bienen kurz beschrieben ist, so wird er schon nach einem Jahr so viel 
in der praktischen Bienenzucht lernen, dass er bald mehrere Völker auf¬ 
stellen und bearbeiten kann. 


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Bericht über Gartenbau. Obsttreiberei usw. 


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Bericht Uber Gartenbau, Obettreiberei und Arbeiten im Parke der 

Königl. Lehranstalt. 

Erstattet von dem Betriebsleiter Garteninspektor F. Glindemann. 

A. Gartenbau. 

1. Allgemeines. 

Die aussergewöhnliche Trockenheit und Hitze des letztverflossenen 
Sommers machte sich auch in den Parkanlagen der Königl. Lehranstalt an 
den verschiedensten Pflanzen bemerkbar. In erster Linie waren es die 
Ziergehölze, die unter den oben erwähnten Einflüssen litten und unter 
diesen waren es besonders die Laubhölzer. Hierbei konnte allerdings fest¬ 
gestellt werden, dass manche Gehölze sehr stark zu leiden hatten, während 
andere nur in geringem Mafse Beschädigungen erkennen liessen und schliess¬ 
lich auch solche vorhanden waren, die vollständig verschont geblieben sind. 
Man erkennt hieraus die grosse Verschiedenheit und Widerstandsfähigkeit 
der einzelnen Gehölze in ihren Ansprüchen an den Feuchtigkeitsgehalt des 
Bodens und den Einfluss von Hitze und Trockenheit auf dieselben. Es 
erscheint daher zweckmässig, die gemachten Beobachtungen und die ge¬ 
sammelten Erfahrungen hier anzuführen, ist es doch auch für die Praxis 
von Vorteil, zu wissen, wie die Ansprüche der verschiedenen Gehölze sich 
in dieser Beziehung verhalten. 

I. Laubhölzer. 

a) Stark gelitten haben folgende Gehölze: 

Deutzia crenata Sieb et Zucc. und Abarten. 

Hibiscus syriacus L. 

Syringa vulgaris L. und Abarten. 

Stephanandra flexuosa. 

„ Tanakae. 

Weigela rosea Lindl. und Abarten. 

Comus alba L. und Abarten. 

Rubus deliciosus. 

Corylus Avellana L. und Abarten. 

Acer Negundo L. 

Crataegus oxyacantha L. 

Tilia platyphyllos. Scop. 

Potentilla fruticosa L. 

Forsythia Fortunei, suspensa und viridissima. 

b) Vollständig verschont blieben die nachstehenden Gehölze: 

Tamarix tetrandra. Pall. 

Philadelphus Lemoinei hybr. 

Spiraea arguta, van Houtte und discolor. 

Vibumum opulus und opulus sterile. 

Rhus cotinus, glabra, typhina und vernicifera. 


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88 II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 

Halimodendron argenteum De. 

Ligustrura ovalifolium und Abarten. 

„ vulgare L. 

Cercis siliquastrura L. 

Xanthoceras sorbifolia. Bge. 

Indigofera dosua. Lindl. 

Elaeagnus augustifolia L. 

Calycanthus floridus L. 

Betula alba L. 

Platanus occidentalis L. 

Ailanthus glandulosa. Desf. 

Sopbora japonica L. und Abarten. 

Populus alba L. 

„ balsamifera L. 

„ canadensis. Mnch. 

,. nigra L. 

„ tremula L. 

Catalpa bignonioides. Walt. 

Bungei. Mey. 

Kaempferi. Sieb, et Zucc. 

Ribes alpinum L. 

„ sanguineum. Pursh. 

Sambucus nigra L. und Abarten. 

„ racemosa L. und Abarten. 

Symphoricarpus orbiculatus und racemosus. 

Die verschiedenen Robinien und ihre Abarten. 

Gleditschia inerinis, triacanthos, sinensis und ferox. 

Tilia alba. Ait. 

Tilia euchlora. Koch. 
tomentosa. Mnch. 

„ ulmifolia. Scop. 

Gymnocladus canadensis. Lam. 

Liriodendron tulipifera L. 

Acer Monspessulanum L. 

,. dasycarpum. Ehrh. 

,. platanoides L. und Abarten. 

,. Pseudo-Platanus L. und Abarten. 

II. Nadelhölzer. 

Wie bei den Laubhölzerti, so konnte auch bei den Nadelhölzern ein 
verschiedenartiges Verhalten gegen die Einwirkung von Trockenheit und 
Hitze festgestellt werden. 

a) Stark gelitten haben folgende Nadelhölzer: 

Thuyopsis dolobrata. S. et Z. 

Chamaecyparis pisifera und Abarten. 


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Bericht über Gartenbau. Obsttreiberei usw. 


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Chamaecyparis Lawsoniana und Abarten. 

Picea sitchensis. Trautv. et Mey. 

Abies balsamea. Mül. 

„ Nordmanniana. Lk. 

Juniperus communis hibernica. Gord. 

b) Vollständig verschont blieben dagegen: 

Cephalotaxus pedunculata. S. et Z. 

Taxus baccata und Abarten. 

Pinus Laricio austriaca. Endl. 

Sequoia gigantea. Torr. 

Picea omorica. Panc. 

„ orientalis. Lk. 

„ Alkokiana. Carr. 

Cedrus atlantica und var. glauca. 

„ Deodara. Loud. 

Thuya occidentalis tmd Abarten. 

Stellt man einen Vergleich an zwischen den angeführten Gehölzen 
und sucht man dabei die Ursache der Beschädigung festzustellen, so ergibt 
sich die Tatsache, dass es in erster Linie die flach wurzelnden Gehölze 
sind und solche mit feinverzweigtem Wurzelvermögen. Die tiefwurzelnden 
Gehölze dagegen, welche in der Lage sind, aus den unteren Schichten des 
Bodens ihren Bedarf an Wasser zu decken, haben wenig oder gamicht 
gelitten. Dann aber haben sich auch jene Gehölze als widerstandsfähig 
gezeigt, welche von Natur aus einen Schutz der Blätter in Form eines 
filzartigen Überzuges erhalten haben, welcher es ermöglicht, eine stärkere 
Wasserabgabe zu verhindern. Die letzteren Eigenschaften sind namentlich 
bei den verschiedenen Laubhölzern vertreten. 

Für die Verwendung der Gehölze in den gärtnerischen Anlagen ergibt 
sich hieraus der Fingerzeig, dass je nach den Bodenverhältnissen, dem 
Feuchtigkeitsgehalt des Bodens und der Wasserversorgung es vorteilhaft 
ist, eine möglichst geeignete Auswahl passender Gehölze zu treffen. 

III. Krautartige Pflanzen. 

Unter diesen waren es ganz besonders die Dahlien, deren Blütenflor fast 
vollständig unter dem Einflüsse der Witterungsverhältnisse vernichtet wurde. 

Auffallend war auch die geringe Entwicklung der Salvia plendens 
und deren mangelhafter Blütenflor. Letztere hatten auch unter der roten 
Spinne stark zu leiden und kamen erst im Spätherbst zur vollen Entfaltung 
ihres Blütenflors. 

2. Beobachtungen über die Einwirkung von Ranch nnd Russ auf 
das Wachstum der Nadelhölzer in den Parkanlagen der Lehranstalt. 

Der Umstand, dass die eine Seite der Parkanlagen der Königl. Lehr¬ 
anstalt durch den Eisenbahnkörper begrenzt wird und der ausserordentlich 
starke Verkehr auf der Eisenbahn selbst, übt auf die verschiedenen Gehölze, 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


die in den Parkanlagen angepflanzt stehen, vielfach einen nachteiligen 
Einfluss aus und dieser macht sich in erster Linie an den immergrünen 
Gehölzen, namentlich den Nadelhölzern, bemerkbar. Die starke Rauch¬ 
entwicklung der Lokomotiven, der häufige dichte Nebel in den Herbst- und 
Wintermonaten, wodurch das Aufsteigen der sich entwickelnden Rauch¬ 
massen verhindert wird, hat zur Folge, dass die Blätter der Pflanzen mit 
einem dicken schwarzen Überzüge versehen werden, und dass dadurch die 
Tätigkeit derselben wesentlich eingeschränkt wird. Je näher nun diese 
Pflanzen dem Eisenbahnkörper stehen, um so stärker macht sich der Schaden 
selbst bemerkbar. 

Auf Grund jahrelanger Beobachtung konnte festgestellt werden, dass 

Pinus strobus. L. 

Picea Engelmanni. Engelm. 

Abies Nordmanniana. Lk. 

(Jhamaecyparis pisifera und Abarten. 

Pseudotsuga Douglasi. Carr. 

Juniperus communis biberaica. Gord. 
sehr zu leiden haben und sich auf die Dauer nicht halten. 

Dagegen haben sich 

Taxus baccata und Abarten 

Cephalotaxus pedunculata. 8. et. Z. 

Pinus Laricio austriaca. Endl. 

Pinus excelsa. Wall. 

Pinus montana. Mül. 

Cedrus atlantica glauca. Hort. 

Sequoia gigantea. Torr. 
als widerstandsfähig gezeigt. 

3. Empfehlenswerte Canna zur Ausschmückung gärtnerischer 

Anlagen. 

Im schroffsten Gegensatz zu den Dahlien, die im letzten Sommer 
unter den Witterungsverhältnissen im Blütenflor vollständig versagt haben, 
standen die Canna. Nicht nur die Entwicklung der Pflanzen war eine 
ausserordentlich gute, sondern auch der Blütenflor. Die Vollkommenheit 
und Färbung der Blüten übertraf alles, was bisher an den Canna beobachtet 
werden konnte. Trocknes, warmes Wetter scheint diesen Pflanzen besonders 
zuzusagen und wenn es dann denselben an der genügenden Feuchtigkeit 
im Boden sowie an Dünger nicht fehlt, so zählen dieselben ohne Zweifel 
zu unseren schönsten und dekorativ wirkungsvollsten Blütenpflanzen in den 
gärtnerischen Anlagen. Han erkennt hieraus, dass die Canna nur dort 
im Garten ihre Verwendung finden sollten, wo sie freistehend der vollen 
Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt sind und doch dabei recht ge¬ 
schützt stehen. Im Schatten oder halbschattig stehend, wird man stets 
finden, dass sie wohl üppig gedeihen und eine riesige Blattmasse entwickeln, 
dass aber der Blütenflor sehr viel zu wünschen übrig lässt. Auch eine 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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reiche Bewässerung der Pflanzen von oben, namentlich mit Beginn der 
Blütezeit ist als ein grober Fehler zu bezeichnen, weil dann gar zu leicht 
unter der Einwirkung der Nässe die Blüten leiden, indem sie faulen. 

Sorgt man nun dafür, dass die Pflanzstellen für Canna etwas vertieft 
liegen, so dass auf diese Weise die Bewässerung des Bodens noch aus¬ 
giebiger vorgenommen wird und überdeckt man den Boden nach der 
Pflanzung noch mit verrottetem Dünger, was nicht nur den Zweck hat, 
den Cannapflanzen die genügende Düngermenge für eine üppige Entwicklung 
mit auf den Weg zu geben, sondern auch den Boden locker zu halten und 
eine stärkere Verdunstung des Wassers im Boden zu vermeiden, so trägt 
man auf diese Weise den Ansprüchen der Canna am meisten Rechnung. 

Unter den zahlreichen Cannasorten seien die nachstehenden zur Ver¬ 
wendung in den gärtnerischen Anlagen ganz besonders empfohlen. 

1. Reichskanzler Graf von Bülow. Die leuchtend blutroten Blüten 
dieser Sorte stehen herrlich zu dem frischgrünen Laubwerk der Pflanzen 
und werden auf straffen Stielen aufrecht getragen. Im Verblühen begriffen 
werden die einzelnen Blüten leicht abgestossen, so dass sich die Pflanze 
selber putzt und dadurch an Schönheit nicht einbüsst. Diese Eigenschaft 
ist bei dieser, wie auch bei den weiter angeführten Sorten ganz besonders 
hervorzuheben und als ein besonderer Vorzug gegenüber zahlreichen 
anderen zu bezeichnen. 

2. Gust. Gumpper. Diese Sorte bildet gewissermassen das Gegen¬ 
stück der vorhergehenden Sorte, nur mit dem Unterschiede, dass die tief¬ 
goldgelben Blüten mit den frischgrünen Blättern sich vereinigen. Der straffe 
Bau der Pflanze ist als weitere gute Eigenschaft anzuführen. 

3. Dr. Marcus. Die Pflanze zeigt eine gute Haltung und baut sich 
gedrungen. Die mehr rundlichen Blätter sind braunrot gefärbt und die 
feurig roten Blüten stehen auf straffen Stielen hoch über dem Laubwerk 
der Pflanze. Es ist eine hervorragend schöne Sorte für Gruppenpflanzung. 

4. Undine. Diese Sorte erreicht eine Höhe von 50—60 er und 
blüht ausserordentlich dankbar. Die leuchtend zinnoberroten Blüten sind 
von goldgelbem Rande umsäumt und zeichnen sich durch eine langan¬ 
haltende Blütezeit aus. Die Blätter sind grün und bleiben, gegenüber 
anderen Sorten verhälttismässig klein. 

5. Professor Hugo de Vries. Die zart karminrosa gefärbten Blüten 
sind von hervorragender Wirkung und kommen um so schöner zur Geltung, 
wenn diese Sorte zur Bepflanzung grösserer Gruppen verwendet wird. 
Man wähle bei der Anpflanzung einen möglichst geschützten Standort, um 
die etwas empfindlichen Blüten gegen Wind zu schützen. Durchschnittlich 
erreichen die Pflanzen dieser Sorte eine Höhe von 60—80 cm und sind 
grünblättrig. 

6. Eheinstein. Auch diese Sorte weist grüne Belaubung auf, wächst 
sehr stark und erreicht eine Höhe von 1,20—1,40 m. Die hell scharlach¬ 
roten Blüten sind sehr gross und werden frei über dem Laubwerk getragen. 
Zur Bepflanzung grösserer Gruppen kann diese Sorte besonders empfohlen 
werden. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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7. Karl Lute. Bei gut gedüngtem Boden erreicht auch diese Sorte 
eine Höhe von 120—150 cm. Die lebhaft dunkel zitronengelben Blüten 
sind von eigenartiger Wirkung und stehen zu den grossen dunkelgrünen 
Blättern der Pflanze recht gut. 

8. Nadir. Die auffallend grossen karminroten Blüten dieser Sorte 
bilden mit dem dunkel braunroten Laubwerk der Pflanze eine hervorragende 
Wirkung, so dass sie zur Einzelpflanzung im Basen, wie auch zur Be¬ 
pflanzung ganzer Beete gleich wertvoll ist. 

9. Meteor. Eine Sorte, die durch die riesige Laubentwicklung be¬ 
sonders auffällt, dabei aber doch reich blüht und grosse, zinnoberrot ge¬ 
färbte Blüten zur Entfaltung bringt. Neben reicher Bewässerung ist auch 
eine ausgiebige Düngung erforderlich, wenn die volle Entwicklung der 
Pflanzen erzielt werden soll. 

10. Bernbarg. Diese Sorte zeichnete sich besonders durch den 
reichen Blütenflor aus und durch die eigenartig braunorangerot gefärbten 
Blüten. Ihre Verwendung mit anderen Farben erfordert daher grosse 
Vorsicht und Farbenkenntniss. 

11. Hungaria. Unter den angeführten Sorten wohl diejenige, welche 
die grössten Blüten zur Entfaltung brachte. Die lebhaft hellrosa gefärbten 
Blüten bilden mit den grünen, silberglänzenden Blättern ein Farbenspiel 
von ganz eigenartiger Wirkung. 

4. Dem Gartenbaubetriebe überwiesene Geschenke. 

1. Von der Stadtgärtnerei Köln a. Rh. einige Pflanzen von Teucrium 
montanum Berggamander. 

2. Aus dem Königl. botanischen Garten Dresden die nachstehenden Gehölze: 

Actinidia Kolomicta. Maxim. 

Lonicera hirsuta. 

Deutzia Siboldi. 

Prunus Maximowiczi. 

Juglans Siboldi. 

Cornus circinata. 

Betula coerulea. 

Acer sacharineum. 

,. laetum rubrum. 

,. palmatum Jamamonyi. 

Viburnum cassinoides. 

„ venosum. 

Berberis dictiophylla. 

Philadelphus Lemoinei „Dresden". 

Cryptomeria japonica. 

Chamaecyparis obtusa. 

3. Aus der Stadtgärtnerei Frankfurt a. M. eine Anzahl junger Pflanzen 
von englischen Pelargonien. 

4. Vom Palmengarten in Frankfurt a. M. ein Sortiment wertvoller gross¬ 
blumiger Chrysanthemum. 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


93 


Den freundlichen Gebern sei an dieser Stelle noch einmal der Dank 
der Königl. Lehranstalt ausgesprochen. 

B. Obsttreiberei. 

Die Verwendung der Papierbentel (Sac de France) bei der 

Weintreiberei. 

Des öfteren wurde in der gärtnerischen Praxis auf die Bedeutung des 
Eintütens der Früchte hingewiesen. Diese Arbeit, die hauptsächlich an 
besseren Tafelobstsorten von Äpfel und Birnen zur Ausführung gelangt, 
sollte im Berichtsjahre auch auf die Tafeltrauben übertragen werden. 

Im Handel befinden sich Tüten aus Zeitungs-, Pergament- und starkem 
Packpapier. Wir verwendeten zu diesem Versuche Pergamentpapiertüten, 
die eine durchschnittliche Grösse von 40—25 cm aufweisen. Bezogen 
wurden die. Beutel von G. Lange in Ostrich i. Rheingau und kosteten 
pro Hundert 2,30 M. Die Pergamentpapiertüten sind unseres Erachtens 
lichtdurchlässiger wie solche aus Zeitungs- und Packpapier, und zeichnen 
sich gegenüber denen aus Zeitungspapier durch ihre Haltbarkeit aus und 
gestatten ein leichteres und schnelleres Arbeiten. Letzteres ist bedingt 
durch die Geschmeidigkeit des Papieres, das man leicht zusammenbinden 
kann, zumal dann, wenn es etwas angefeuchtet ist. Nach dem Gebrauch 
können die Pergamentpapierdüten wieder glatt gestrichen, aufbewahrt und 
mehrere Jahre verwendet werden. Alle diese Punkte sprechen für die 
Brauchbarkeit dieser Art Tüten. 

Zur Ausführung unseres Versuches standen uns 12 Rebstöcke in dem 
Weintreibhaus zur Verfügung und zwar 6 Stöcke der Sorte Black Alicant 
und 6 Stöcke Barbarossa. Von jeder Sorte wurden nun die Früchte von 
3 Rebstöcken eingetütet, während die Früchte der anderen 3 Rebstöcke 
unverwahrt blieben. Es war somit ein guter Vergleich möglich, denn man 
hatte von jeder Sorte drei Stöcke mit eingetüteten und drei Stöcke mit 
freien Trauben, die unter denselben Bedingungen herangewachsen waren, 
an gleich alten Stöcken hingen und die nämliche Gesundheit aufwiesen. 

Wann und wie tüten wir ein? Nach dem zweiten Ausbeeren, das 
gewöhnlich Mitte Juni vorgenommen wird, rückt auch die Zeit zum Ein¬ 
tüten der Trauben heran. Die Arbeit kann bequem von einem Mann allein 
ausgeführt werden. Man öffnet die Düte, die eine sehr grosse Öffnung, 
besitzt, zieht sie über die Traube hinweg, rafft den Beutel oberhalb der 
Traube am Stiel zusammen und bindet ihn mit einem Bastfaden zu, indem 
man diesen doppelt umlegt, Auf diese Weise ist die Tüte gut befestigt. 
Sollte das Pergamentpapier nicht weich und geschmeidig genug sein, so 
ist es ratsam, den Teil des Beutels, an dem er angebunden wird, mit 
Wasser zu benetzen. Hierdurch wird das Papier geschmeidig und lässt 
sich so bequem umlegen und festbinden. 

Nach dem Anlegen der Beutel ist eine öftere Kontrolle empfehlens¬ 
wert, weil man hierdurch in der Lage ist, gegen Schimmelpilze, die 
sich auf den Trauben einstellen können, zur rechten Zeit vorzugehen, 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


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wodurch grössere Verluste ausgeschlossen werden. Nebenbei gesagt, können 
wir uns auch mit den Papierbeuteln gegen Traubendiebstahl schützen. Es 
geschieht dies in der Art, dass man beim Eintüten der Trauben jedem 
Sack eine Nummer gibt und diese dann bei der Ernte notiert. Man weiss 
auf diese Weise stets, wieviel Trauben noch am Stock hängen und kann 
leicht feststellen, wenn eine fehlt. 

Beim Eintritt der Reife erfordern die eingetüteten Trauben doppelte 
Aufmerksamkeit. Es stellt sich an ihnen nämlich leicht die von dem 
Graufäulepilz (Botrytes cinerea) hervorgerufene Stiel- und Stengelfäule ein, 
die den Wert der Früchte stark vermindert. Man tut deshalb gut, um 
die fragliche Zeit die Hülle zu entfernen. Ein weiterer Nachteil ist darin 
zu erblicken, dass die Trauben dabei um 14 Tage bis 3 Wochen später 
reif werden wie die nicht geschützten, woraus sich ergibt, dass Licht und 
Luft bei dem Reifeprozess eine wichtige Rollen spielen. 

Als Vorteile des Eintütens sind Schutz gegen Peronospora und Oidium, 
sowie, da das Papier Wasser nicht durchlässt, gegen Tropfenfall zu nennen. 

Die Versuche sollen im nächsten Jahre fortgesetzt werden und dabei 
verschiedene Papiersorten Verwendung finden. Auch wird alsdann fest¬ 
gestellt werden, ob ein Unterschied zwischen dem Zucker- und Säuregehalt 
der eingetüteten und nicht eingetüteten Trauben besteht. 

C. Arbeiten im Parke der Lehranstalt. 

1. Bepflanzung von Blumenbeeten. 

Wiederholt ist in den Jahresberichten der Königl. Lehranstalt auf 
geeignete Farbenzusammenstellungen für Blumenbeete unter Angabe der 
verwendeten Pflanzen hingewiesen worden. Auch in diesem Jahre konnten 
in dieser Beziehung wieder verschiedene Versuche angestellt werden, wobei 
sich die nachstehenden Zusammenstellungen als recht wirkungsvoll er¬ 
wiesen haben. 

a) Zusammenstellung in der BepBanzung für den Frühjahrsflor. 

Beet Nr. 1. Zur Verwendung kamen: Tulpe Couleur de Cardinal in 
lockerer gleichmässiger Verteilung auf der ganzen Beetfläche mit einer 
Unterpflanzung von Viola tricolor maxima rubra (Rotkäppchen) und einer 
schmalen Einfassung von Aubrietia Hendersoni. Die prächtige Färbung 
der Tulpenblüte (lebhaft carmoisin mit purpurnem Grund) steht vorzüglich 
auf dem feuerroten Untergründe der Stiefmütterchenblüten und heben sich 
gegenseitig in der Leuchtkraft und Wirkung. Das lichte Violettblau der 
Aubrietienblüte steht als Einfassung recht gut zu dem vorerwähnten 
Farbenspiele. 

Die zur Verwendung gebrachte Tulpensorte ist um so mein- zur Be¬ 
pflanzung von Blumenbeeten zu empfehlen, weil der Blütenflor derselben 
von langer Dauer ist und oft 3—4 Wochen anhält. 

Beet Nr. 2. Zur Bepflanzung wurde die Tulpe Washington in lockerer 
Verteilung auf dem ganzen Beete, mit einem Untergrund von Viola tricolor 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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maxima Lord Beaconsfield verwendet. Die rahmweisse Färbung der Tulpeu- 
blüte steht ausserordentlich gut zu der purpurvioletten Färbung der Stief- 
mütterchenblüte und da die letzteren von einem weissen Saume umgeben 
sind, so entstehen in diesem Farbenspiel die feinsten Übergänge von Rahm- 
weiss bis zum satten Purpurviolett. Die Leuchtkraft des Farbenspiels 
dieser Blütenzusammenstellung ist zwar nicht von so auffallender Wirkung 
wie bei Beet Nr. 1, aber sie kann am richtigen Platze und in geeigneter 
Weise verwendet als sehr fein und vornehm wirkend bezeichnet werden. 



cSb&iatKeJh 1-50 



Abb. 17. Beet Nr. 4. — Nr. 1 Lobelia cardinalis Queen Victoria und Abutilon Thomsoni; Nr. 2 
Ageratum mexicanum Leipziger Kind; Nr. 3 Alternanthera metallica. 


Beet Nr. 3. Für die Bepflanzung des Beetes wurde die Tulpensorte 
Chapeau de Cardinal verwendet mit einem Untergrund von Viola tricolor 
maxima „Azurblau“. Auch in dieser Zusammenstellung ergibt sich eine 
prächtige Farbenwirkung sowohl für kleinere, als auch für grössere Blumen¬ 
beete. Die dunkelbraunrote Färbung der Tulpenblüte auf dem azurblauen 
Untergründe der Stiefmütterchenblüten ist ausserordentlich wirkungsvoll. 
Es kann diese Tulpensorte besonders zur Verwendung in den Anlagen 
empfohlen werden, weil sie grosse vollkommene Blüten zur Entfaltung 
bringt und der Blütenflor 3—4 Wochen anhält. 


b) Zusammenstellung in der Bepflanzung für den Sommerflor. 

Beet Nr. 4. (Abb. 17 u. 18.) Lobelia cardinalis Queen Victoria in einzelnen 
Klumpen bildeten mit Abutilon Thomsoni in lockerer Anordnung den Haupt- 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


bestand des Beetes und erhielten einen Untergrund von Begonia semperfl. 
lnminosa. Als Einfassung wurde hierzu ein schmaler Streifen (Doppelreihe) 
von Ageratum mexicanum Leipziger Kind und ein breiter Streifen von Alter- 
nanthera metallica gewählt. Das Farbenspiel ist reich zusammengestellt und 
von besonderer Leuchtkraft. Die tief dunkelroten Blätter und die leuchtend- 
roten Blüten der Lobelien heben sich von der gelbbunten Belaubung der 
Abutilon sehr gut ab, wobei der einheitliche Untergrund von Begonien die 
Farbenwirkung unterstützt. Die Farben der Einfassungspflanzen sind matt 
gewählt, um die vorerwähnten Hauptfarben in keiner Weise zu beein¬ 
trächtigen. Hält man die Abutilon während der Sommerzeit gut im Schnitt, 
so ist es stets möglich, dass sich die Blüten der Lobelien hoch über dem 
Laubwerk der Abutilon erheben und so die Hauptwirknng des Blumen¬ 
beetes darstellen. 



Abb. 18. Blumenbeet Nr. 4. Photographisch aufgenommen während der Sommerzeit. 


Beet Nr. 5. Pelargonium zonale Meteor in ganz lockerer Verteilung 
auf der Gesamtfläche des Blumenbeetes mit einer Untergrundpflanzung von 
Viola comuta Gustav Wermig und einer Einfassung von Cerastium tomen- 
tosum. 

Die Wirkung des Farbenspiels dieser Bepflanzung war ausserordentlich 
schön. Die feurigroten Blüten der Pelargonien heben sich auf dem licht¬ 
blauen Untergründe der Violablüte vorzüglich ab und beide Farben sind in 
ihrer Leuchtkraft und in ihrer Zusammenwirkung für das Auge des Be¬ 
schauers recht wohltuend. 

2. Beobachtungen über Grasaussaaten. 

Die weiteren Beobachtungen über die bereits im Jahresbericht der 
Lehranstalt 1911 erwähnten Grasaussaaten haben folgendes Ergebnis 
gehabt: 


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J 


Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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1. Agrostis capillaris, Rasenstraussgras (amerikanische Saat) ist im 
zweiten Jahre fast vollständig abgestorben und scheint sich unter den 
hiesigen Bodenverhältnissen nur kurze Zeit zu halten. 

2. Agrostis stolonifera, Fioringras (deutsche Saat) hat sich auch im 
zweiten Jahre recht dicht bestockt gehalten und liberstand die Trocken¬ 
heit des Sommers von den verschiedenen Gräsern mit am besten. Für 
feinere Grassamenmischungen ist es jedenfalls ein vorzügliches Untergras. 

3. Festuca ovina augustifolia, Feinblättriger Schwingel. Auch dieses 
Gras hielt sich dicht bestockt, und blieb wiederstandsfähig gegen die 
Witterungsverhältnisse des letzten Sommers. Unter guten Bodenver¬ 
hältnissen bildet es eine recht dichte Narbe und verdient alle Beachtung. 

4. Festuca rubra, Roter Schwingel (deutsche Saat). Die Pflanzen 
sind im zweiten Jahre stark ausgewintert und es bestätigt sich damit die 
früher gemachte Angabe, dass dieses Gras für die hiesigen Verhältnisse 
nicht geeignet ist. 

5. Poa trivialis, Gemeines Rispengras, scheint unter Trockenheit mit 
am meisten zu leiden und blieb in der Entwicklung gegenüber dem Vor¬ 
jahre stark zurück. 

6. Poa nemoralis, Hain-Rispengras, blieb, obgleich es der vollen Sonne 
ausgesetzt war, dicht bestockt und zeigte sich widerstandsfähig gegen 
Trockenheit. 

7. Poa pratensis, Wiesen-Rispengras, hat ebenso wie das Hain-Rispen¬ 
gras sich widerstandsfähig gezeigt und blieb dicht bestockt. 

8. Anthoxanthum odoratum, Ruchgras. Von den verschiedenen, hier 
angeführten Gräsern hat das Ruchgras unter der Trockenheit mit am 
meisten gelitten, so dass es auch aus diesem Grunde als nicht empfehlens¬ 
wert für Grassamenmischungen bezeichnet werden kann. 

9. Festuca ovina, Echter Schafschwingel, hat seine, bereits früher 
erwähnten guten Eigenschaften auch weiterhin beibehalten und unter der 
Trockenheit kaum gelitten. 

10. Festuca rubra, Roter Schafschwingel, verhielt sich in seinen Eigen¬ 
schaften wie für Nr. 4 angegeben worden ist. 

11. Oynosurus cristatus, Kammgras (holländische Saat), ist im Bestände 
noch weiter zurückgegangen und hatte namentlich unter dem schneearmen 
Winter des letzten Jahres sehr zu leiden. 

12. Cynosurus cristatus, Kammgras (deutsche Saat), zeigte sich gegen¬ 
über der holländischen Saat widerstandsfähiger und wenn auch hier eine 
Anzahl Pflanzen auswinterten, so blieb doch der Hauptbestand erhalten. 

13. Anthoxanthum puelli bleibt zwar dicht bestockt, ist aber, wie 
bereits früher erwähnt, für bessere Rasenmischungen untauglich. 

14. Alopecurus pratensis, Wiesenfuchsschwanz. Der Bestand an Pflanzen 
ging so stark zurück, dass diese Parzelle im Frühjahr umgespatet werden 
musste. 

Mit dem Ergebnis dieser Beobachtungen kann der Versuch zum Ab¬ 
schluss gebracht werden. Die Zusammenstellung der einzelnen Gräser 

Geisenhelmer Jahresbericht 1911. 7 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


unter Beachtung der Eigenschaften und Ansprüche usw. bleibt, wie dieses 
bereits im letzten Jahresberichte erfolgt ist, unverändert. 

3. Ein Beitrag zur Rasenpflege. 

Soll der Rasen einer Gartenanlage zur Zierde dienen und will man 
den ausgesprochenen Teppichrasen erzielen, wie er in Kulturgärten verlangt 
wird, so erfordert derselbe die sorgfältigste Pflege. Dazu gehört nicht 
nur die Reinhaltung von Unkräutern, usw., sondern auch ein häufiger Schnitt, 
der während der Sommerzeit mit einem guten Rasenmäher möglichst alle 
8 Tage einmal ansgeführt werden sollte. Je öfter man den Rasen schneiden 
lässt, um so dichter bestocken sich die Graspflanzen und um so blattreicher 
werden dieselben bei feiner Blattbildung. Die abgeschnittenen Grasblätter 
werden nach jedesmaligem Schnitt sorgfältig mit dem Reisigbesen abgekehrt 
oder, wie dieses in den grösseren Parkanlagen und Gärten geschieht, mit 
Hilfe des Grasfangkorbes aufgefangen. Dass der häufige Schnitt das 
Höhenwachstum der Graspflanzen schwächt, ist erklärlich und man sieht 
sich deshalb gezwungen, eine öftere Düngung derselben während der 
Sommerzeit vorzunehmen, wenn man eine stets üppige Rasennarbe erzielen 
will. Sowohl die Beseitigung des Grasschnittes, als auch die Düngung 
der Rasenflächen ist zeitraubend und kostspielig und man hat deshalb ver¬ 
sucht, mit Hilfe der abgeschnittenen Grasblätter eine direkte Düngung der 
Grasnarbe nach jedesmaligem Schnitte vorzunehmen. Ein solcher Versuch 
ist im verflossenen Jahre auch in den Parkanlagen der Königl. Lehr¬ 
anstalt zur Ausführung gekommen. Derselbe gestaltete sich in folgender 
Weise: Eine grössere Rasenfläche wurde wöchentlich einmal mit dem Rasen¬ 
mäher geschnitten und das abgeschlagene Gras blieb direkt auf der Fläche 
liegen. Diese Behandlungsweise wurde vom zeitigen Frühjahr (Mai) bis 
zum Spätherbst (Oktober) ununterbrochen fortgesetzt. Das Ergebnis war, dass 
dadurch die Schönheit der so behandelten Rasenfläche nicht im geringsten 
beeinträchtigt wurde, sondern dass der liegengebliebene Grasschnitt zur 
Düngung der Grasnarbe und zur Feuchthaltung des Bodens beitrug und 
so das Wachstum der Graspflanzen unterstützte. 

So zweckmässig diese Art der Rasenpflege auch im Garten bezeichnet 
werden kann und so sehr sie namentlich für grössere Flächen und Anlagen 
zu empfehlen ist, so muss doch darauf hingewiesen werden, dass sie unter 
allen Witterungsverhältnissen nicht gut ausführbar ist. Bei sonnigem, 
trockenem Wetter trocknet das abgeschnittene Gras so schnell und so 
stark auf, dass schon nach Verlauf von einem Tage kaum noch Spuren 
von ihm auf den Flächen zu sehen sind. Ist dagegen das Wetter regnerisch 
und trübe, so dass es an der Wirkung der Sonnenstrahlen fehlt und da¬ 
durch der Grasschnitt längere Zeit frisch bleibt, so geht derselbe allmählich 
in Fäulnis über und gibt dadurch der Rasenfläche ein hässliches, gelb¬ 
grünes Aussehen. Ausserdem scheint dann auch der in Fäulnis übergehende 
Grasschnitt den feineren Graspflanzen zu schaden. 

Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass die angeführte Rasen¬ 
pflege nur dort anwendbar ist, wo die Rasenflächen wöchentlich mindestens 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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einmal geschnitten werden. Ist dies nicht der Fall, sondern geschieht es 
nur in grösseren Zwischenräumen, dann muss der Grasschnitt von den 
Rasenflächen entfernt werden, weil die abgeschnittenen langen Grashalme 
und Grasblätter nur langsam austrocknen und infolgedessen störend wirken 
können. 



Abb. 19. Fagus sylvatica pendula hört. 

Der Versuch zeigt also, dass diese Art der Rasenpflege unter be¬ 
stimmten Witterungs Verhältnissen sehr gut möglich und empfehlenswert ist. 

4. Interessante Gehölze ans den Parkanlagen der Königl. 

Lehranstalt. 

Fagus sylvaticapendula-hort. Trauerbuche. Unsere Abbildung zeigt ein 
treffliches Exemplar dieser Rotbuchen Spielart. Die Trauerbuche ist mit 
solch ausgeprägtem Wuchs, wie es bei der hiesigen der Fall ist. nur ver- 

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IJ. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


einzelt anzutreffen. Meistens findet man Bäume, bei denen der hängende 
Wuchs mit zunehmendem Alter fast gänzlich verloren gegangen ist. 

Es ist aus diesem Grunde um so mehr auf nebenstehend abgebildetes 
Exemplar hinzuweisen, weil es bereits über 40 Jahre alt ist und sämtliche 
Charaktermerkmale voll und ganz beibehalten hat. Die unteren Äste 
laufen weit über den Boden hin, die oberen wachsen teilweise in ver¬ 
schiedenen Richtungen oder fast senkrecht zurück dem Boden zu. In 
unbelaubtem Zustande ist der charakteristische Bau des Baumes noch viel 
deutlicher zu sehen. 



Abb. 20. Ginkgo biloba L. im laublosen Zustande. 


Der oben erwähnten guten Eigenschaften wegen empfiehlt sich die 
Trauerbuche besonders zur Einzelstellung auf Rasenflächen in landschaft¬ 
licher Anlage, also dort, wo alles in freier Entwicklung sich entfalten 
kann, zu verwenden. 

Ginkgo biloba L. Echter Ginkgobaum. Wohl einer der interessantesten, 
jedoch weniger in dieser eigenartigen Entwicklung anzutreffender Baum 
ist der Güikgo. Auf den ersten Blick einem Laubbaume ähnlich, zeigt 
er sich doch in der Anordnung seiner Äste und Zweige, die in fast regel¬ 
mässigen Quirlen angeordnet sind, wie wir dieses bei den Kiefern, Fichten 
usw. finden, als zu den Nadelhölzern gehörend. 

Seine Heimat ist China und Japan, von wo er im Jahre 1754 nach 
Europa eingeführt wurde. 


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101 


Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


Unsere Abbildung zeigt ein Pracht-Exemplar, welches einen freien lockeren 
pyramidalen Wuchs aufweist, während der Ginkgo biloba sich sonst mehr 
unregelmässig aufbaut. Welche vorzügliche dekorative Wirkung sich durch 
Einzelstellung dieses Baumes erzielen lässt, ist aus der beigefiigteii Abbildung 
ersichtlich. Aus Samen gezogen wächst Ginkgo biloba fast stets regel¬ 
mässig pyramidal, dagegen sind Exemplare von Stecklingen oder Ablegern 
abstammend meistens einseitig in der Entwicklung der Krone. 

Die lederartigen Blätter sind fächerförmig und glänzendgrün gefärbt. 
Sie werden im Herbste abgeworfen und dann macht der Ginkgo eher den 



Abb. 21. Gingko biloba L. im belaubten Zustande. 

Eindruk eines Laubbaumes und wird von dem Laien selten zu den Coni- 
feren gezählt. 

Dem dekorativen Baume sollte stets ein freier Standort zugewiesen 
werden, um eine gute Entwicklung desselben zu ermöglichen. 

Picea Morinda Lk. Himalaya-Fichte. Eine der dekorativ wirkungs¬ 
vollsten Fichten zeigt nebenstehende Abbildung. Diese Himalaya-Fichte ist in 
dem Parke der Lehranstalt in einem Exemplar von etwa 5 m Höhe ver¬ 
treten. Ihre prächtige Entwicklung ist jedoch in erster Linie auf die 
günstigen klimatischen Verhältnisse des Rheingaues zurückzuführen, und 
dürfte sich in Deutschland kaum ein stärkeres Exemplar in solcher Voll¬ 
endung vorfinden. So zählt diese Fichte zu den wertvollsten (Koniferen 
der Gehölzsammlung der Lehranstalt. 


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102 .II. Täti^öil der Anstalt nach innen. 

• •••••*••• •• • • • 

•••*•• • ••• * * •• • 

• ••• ••• • « • * 

Der Gesamtaufbau ist sehr regelmässig, die Äste stehen quirlständig 
und bekleiden den Baum bis zum Grunde. Die Bezweigung ist leicht nach 
unten geneigt und gibt dadurch dem Baume einen eigenartigen Charakter. 

Die harten, scharf zugespitzten Nadeln stehen dicht und rund um 
die Zweige und sind fast so lang wie die der Kiefer. 

Die grossen dunkelbraunen Zapfen sind aus einzelnen Schuppen ge¬ 
bildet und scheiden oft, ebenso wie die Rinde helle Harztropfen aus. Dieser 
Eigenschaft wegen führt die Conifere in ihrer Heimat die Bezeichnung 
Morinda, gleich Nektartropfen bedeutend. 



Abb. 22. Picea Morinda Lk. Himalaya-Fichte. 

Als Einzelbaum erzielt man durch die Picea Morinda in den Park¬ 
anlagen eine prächtige Wirkung, welche noch gesteigert wird, wenn, wie 
unsere Abbildung zeigt, Laubholz als Rahmen dient. 

Cercis Siliquastrum L .■ Judasbaum. Die eigentliche Heimat des 
Judasbaumes ist der 1 Orient. In Deutschland gedeiht er nur in Gegenden 
mit günstigen klimatischen Verhältnissen, und daher ist es wohl erklärlich, 
dass dieser prächtige Baum nur so selten in stattlicher Entwicklung an¬ 
getroffen wird. 

Der Bau des Baumes ist unregelmässig, doch lassen sich durch ge¬ 
schickte Zusammenstellung mehrerer Exemplare recht malerische und wirkungs¬ 
volle Gruppen bilden. 


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Abb. 23. Cercis Siliquastrum L. Judasbaum. 


Abb. 24. Sophora japonica pendula. Hort. Hängende japanische Sauerschote. 


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104 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Die Form der Blätter ist nieren- oder herzförmig; die Blattfarbe 
wird im Sommer blaugrün. 

Das schönste Bild bietet uns der Judasbaum zur Blütezeit, welche in 
die Monate April und Mai fällt. 

Die lila-rötlichen Blüten sitzen in Büscheln an den Zweigen und er¬ 
scheinen vor dem Austreiben der Blätter. Doch nicht nur die jungen 
Triebe, sondern auch Äste und Stamm sind überreich mit dichten Blüten- 
polstem bedeckt. 

Solch eine Gruppe blühender Bäume gewährt in ihrem Blütenschmuck 
einen prächtigen Anblick. 

Sophora japonica pendula. Hort. Hängende japanische Sauerschote. 
Ein typischer Vertreter der Gruppe Trauerbäume ist auch die hängende 
japanische Sauerschote. Die Zweige wachsen in weitem Bogen nach 
aussen und hängen bis tief zur Erde herab. Der Gesamtbau dieses fremd¬ 
ländischen Baumes mutet eigenartig an. Dichte und massige Blattpolster 
bauen sich malerisch nach aussen auf und dadurch wirkt diese Form der 
japanischen Sauerschote recht gefällig. 

Im Gegensatz zu anderen Trauerbäumen z. B. Fagus sylv. pendula 
ist die Sophore bedeutend schwerer in der dekorativen Wirkung. Doch 
wird die kompakte Masse und steife äussere Form durch die zierlichen, 
gefiederten Blätter gemildert. 

Die dunkelgrüne Rinde der Zweige bildet besonders im Winter 
einen hübschen Schmuck des Baumes. 

Als Einzelbaum verwendet wird die hängende Sauerschote niemals 
ihre Wirkung in den gärtnerischen Anlagen verfehlen. 

D. Aus dem Unterricht. 

Entwerfen von Gartenplänen. 

Die nachstehenden Aufgaben sind im Unterricht gestellt und von 
den Gartenbaueleven gelöst worden: 

1. Entwurf zu einem Vorgarten. 

Bedingungen: 

Die zur Verfügung stehende Fläche soll als Vorgarten verwertet 
werden. Unter Berücksichtigung der Grössenverhältnisse des Grundstücks, 
der Lage desselben und der inneren Aufteilung des Gebäudes ist der Ent¬ 
wurf so auszuarbeiten, dass der Blumenschmuck des Gartens lediglich aus 
Rosen gewählt wird. 

Der Entwurf ist im Mafsstab 1: 50 anzufertigen. Arbeits- und Be¬ 
pflanzungsplan nebst Kostenanschlag sind erforderlich. 

2. Entwurf zu einem Hausgarten. 

Bedingungen: 

Auf dem in dem anliegenden Plane näher bezeichneten Grundstücke 
soll eine gärtnerische Anlage (Hausgarten) angelegt werden. Dem Gebäude 
(vornehmes Landhaus) entsprechend wird auf eine einfache, zweckmässige 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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und dabei vornehme Ausstattung ein besonderer Wert gelegt, wobei zu 
berücksichtigen ist, dass die Summe von 600 M. für die Gesamtausführung 
nicht überschritten werden darf. Der mit B bezeichnete kleine Teil des 
Gartens kann als Obst- und Gemüsegarten Verwendung finden. Das Grund¬ 
stück weist einen tiefgründigen Lehmboden auf. 



Der Entwurf ist im Mafsstab 1:100 anzufertigen. Arbeitsplan sowie 
einige Schnitte und Details und Kostenanschlag wird verlangt. 

3. Entwurf zu einem Stadtplatz. 

Das an der alten Heer- und Salzstrasse gelegene Grundstück, welches 
im N. von einer noch anzulegenden Strasse, im 0. und W. von Villen und 
Vorgärten und im S. von einem Industriegebäude begrenzt wird, ist für 
eine öffentliche Gartenanlage bestimmt. 


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106 


II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


Dieselbe soll den Charakter eines erweiterten Stadtplatzes tragen 
und mit Rücksicht auf die Lage in angemessener Weise ausgeschmückt 
werden. Es ist daher Sorge zu tragen für eine Anzahl Sitzplätze sowie 
für die Anordnung einer Milchtrinkhalle und einer Bedürfnisanstalt. Die 



Kosten dürfen bis zu 3,50 M. pro Quadratmeter einschliesslich Wasser¬ 
leitung und Bänke, doch ohne Baulichkeiten, sich belaufen. 

Verlangt wird: 

1. Ein farbiger Plan im Mafsstab 1:200. 

2. Ein technischer Plan im Mafsstab 1:100. 

3. Schnitte nach Bedarf. 

4. Flächen- und Erdberechnung. 

5. Aufstellung eines Kostenanschlages. 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


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4. Entwurf zu einem Villengarten. 

Das vorliegende Grundstück ist als Villengarten zu bearbeiten. Dem 
vorhandenen Gartenhause entsprechend wird auf eine vornehme Ausstattung 
des Gartens ein besonderer Wert gelegt. 

Verlangt wird: 

1. Ein Grundplan mit allen Einzelheiten in farbiger Darstellung oder 
Federzeichenmanier. Mafsstab 1:100. 



2. Ein technischer Plan mit den Höhenangaben. Mafsstab 1:50. 

3. Schnitte nach Bedarf. 

4. Erläuterungen und Kostenanschlag. 

5. Entwurf zu einem Hausgarten. 

Wie ist das vorliegende Grundstück am besten als Hausgarten zu 
verwerten? Die Wünsche des Besitzers gehen dahin, dass ein einfach 
und zweckmässig aufgeteilter Garten geschaffen wird, der den Räumen 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


109 


des Hauses, der Lage und der Grösse des Grundstücks entsprechend den 
erforderlichen Pflanzenschmuck erhält. Auf eine geeignete Verwendung 
von Stauden ist ein besonderer Wert zu legen. 



Der Kostenpunkt des Gartens einschliesslich aller Lieferungen usw. 
soll die Summe von 500 M. nicht überschreiten. 

Verlangt wird eine Bleifederzeichnung nebst genauer Angabe über 
die Bepflanzung und Kostenberechnung. 


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II. Tätigkeit der Anstalt nach innen. 


E. Sonstige Tätigkeit. 

Der Berichterstatter leitete folgende fachwissenschaftliche Exkursionen 
der Gartenbaueleven und Gartenschüler der Lehranstalt. 

Am 10. April: Besuch des Schlossparkes zu Biebrich a. Eh. und daran 
anschliessend Besichtigung der in der Ausführung begriffenen Gartenanlage 
Alfred Dyckerhoff, sowie des fertig gestellten Villengartens K. Dyckerhoff 
in Biebrich. Besuch des Gartens Dr. Heile in Wiesbaden mit anschliessen¬ 
dem Gang durch die Kuranlagen, Besichtigung der Umgestaltung der 
hinteren Kuranlagen sowie eines Villengartengeländes im Nerotal mit dem 
genehmigten und zur Ausführung bestimmten Gartenplan. Die Besichtigung 
der Anlagen erfolgte unter Führung des Gartenarchitekten K. Hirsch und 
des Stadtgarteninspektors Berthold in Wiesbaden. 

Am 8. Mai: Besuch der Nizzaanlagen, der Stadtgärtnerei, der 
städtischen Baumschulen, der Güntersburg-Parkanlagen, des neuen Ostparks 
mit dem städtischen Schulgarten in Frankfurt a. M. unter Führung des 
Stadtgartendirektors Heicke, sowie des Palmengartens dortselbst unter 
Führung des Landesökonomierat Direktor A. Siebert. 

Am 25. Juni: .Besuch der Kurparkanlagen, der Gärtnerei von W t eber 
& Co. nebst den dazu gehörigen Baumschulen und der Nerotalanlagen in 
Wiesbaden. 

Am 9. Juli: Besuch des neuen Südfriedhofes in Wiesbaden unter 
Führung des städt. Obergärtners Steinringer. 

Am 15. Juli: Besichtigung der Schnittblumengärtnerei von F. Sinai 
in Frankfurt a. M. sowie des Palmengartens und der Hohenzollemanlagen 
daselbst. 

Am 14. November: Besuch der in der Ausführung begriffenen städti¬ 
schen Parkanlage im Mühlbachtal in Wiesbaden, sowie der neuangelegten 
und in der Herstellung begriffenen Spielplatzanlagen daselbst unter Führung 
des Stadtgarteninspektors Berthold. 

Am 20. Dezember: Besuch der Blumentreibereien von F. Sinai in 
Frankfurt a. M. 

Berichterstatter leitete auch die diesjährige Studienreise der Garten¬ 
bauschüler und Gartenbaueleven, die in der Zeit vom 22.—28. September 
stattfand. Auf dieser Keise wurden folgende Anlagen und Einrichtungen 
besichtigt: 

1. Tag. Eeise von Geisenheim über Mainz, Darmstadt nach Heidel¬ 
berg. Besichtigung des botanischen Gartens der Universität, der Anlagen 
am Heidelberger Schloss und des Stadtgartens unter Führung des Garten¬ 
architekten Weisbrod. Fahrt nach Stuttgart. 

2. Tag. Besuch der Handelsgärtnerei von W. Pfitzer (Stadtgeschäft) 
und Hausmann. Besichtigung der Stadtgärtnerei, der Obstanlagen von 
N. Gaucher und des Urnenhaines auf dem Zentralfriedhofe. Bahnfahrt 
nach Cannstadt. Besichtigung der Hofgärtnerei Wilhelma, der Kuranlagen 
und der neuen Gärtnerei von W. Pfitzer. Führung Gartenarchitekt Schmidt. 


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Bericht über Gartenbau, Obsttreiberei usw. 


111 


3. Tag. Fahrt über Ulm nach Augsburg. Unter Führung des Stadt- 
garteninspektors Heerwagen Besichtigung der gärtnerischen Anlagen auf 
den öffentlichen Plätzen, der verschiedenen Baumpflanzungen in den 
Strassen, des Stadtgartens und der Handelsgärtnerei von Meth. Fort¬ 
setzung der Bahnfahrt nach Füssen. 

4. Tag. Fusstour über Hohenschwangau, Neuschwanstein, Ammer¬ 
wald nach Linderhof und Besichtigung der Königsschlösser. 

5. Tag. Fusstour über Ettal nach Oberau. Bahnfahrt bis Parten¬ 
kirchen. Fusstour nach dem Eibsee. Bahnfahrt nach München. 

6. Tag. Besichtigung der Stadtgärtnerei, der öffentlichen Spielplatz¬ 
anlagen, der städtischen Baumschulen, des Waldfriedhofes und des Aus¬ 
stellungsparks in München. Führung: Landesökonomierat Heiler und Stadt¬ 
garteninspektor Rothmund. 

7. Tag. Besichtigung des Hofgartens, des englischen Gartens 
(Führung: Hofgärtenoberinspektor Schall) des Schlossgartens Nymphen¬ 
burg, des in der Ausführung begriffenen neuen botanischen Gartens und 
des Schlossparkes Schleissheim unter Führung des Hofgarteningenieurs 
Dirmayer. 

8. Tag. Bahnfahrt nach Nürnberg. Besichtigung der städtischen 
Parkanlagen und Schmuckplätze unter Führung des Stadtgartendirektors 
Elpel. Fortsetzung der Bahnfahrt nach Würzburg. 

9. Tag. Besichtigung der städtischen Parkanlagen. Besuch des 
Schlosses und des Schlossgartens in Würzburg. Führung: Stadtgarten¬ 
inspektor Drobeck. Fahrt nach Veitshöchheim und dort Besichtigung des 
alten Schlossgartens. Rückfahrt über Frankfurt a. M. nach Geisenheim. 

Für die freundliche Führung in den einzelnen Städten und Betrieben 
sprechen wir auch an dieser Stelle noch einmal unseren verbindlichsten 
Dank aus. 

Berichterstatter war wiederholt als gerichtlicher Sachverständiger tätig. 

Er bekleidete ferner das Amt eines* Geschäftsführers im „Rhein- 
gauer Verein für Obst-, Wein- und Gartenbau“ sowie den Posten eines 
Vorsitzenden in der „Gärtnervereinigung des Rheingaues“. 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen 

Institute. 

Bericht Uber die Tätigkeit der pflanzenpathologischen 
Versuchsstation. 

Erstattet von Prof. Dr. Gustav Lüstneb, Vorstand der Station. 

A. Nicht parasitäre Entwicklungsstörungen der Kulturgewäehse. 
1. Nachwirkungen der vorjährigen Rheinüberschwemmungen. 

In dem vorjährigen Berichte (S. 147) wurde darauf hingewiesen, dass 
von den auf den Rheinwiesen hei Geisenheim stehenden Zwetschenbänmen 
infolge wiederholter und langandauernder Überschwemmungen eine grössere 
Zahl eingegangen ist. Die Nachwirkungen hiervon machten sich noch in 
diesem Frühjahr bemerkbar, insofern, als von diesen Zwetschenbäumen noch 
einige weitere kurz nach dem Austrieb, resp. der Blüte zugrunde gingen. 
Die nämliche Erscheinung wurde auch an Ahombäumen beobachtet, von 
denen gleichfalls noch eine Anzahl, und zwar nicht allein junge, sondern 
auch alte, kräftige Exemplare kurz nach der Blüte abstarben und ver¬ 
trockneten. Auch in anderen Gemarkungen des Rheingaues und auf den 
Rheininseln wurde dies durch Überschwemmungen verursachte Baumsterben 
beobachtet. Auch im Frühjahr 1912 hielt das Sterben noch an. 

2. Schäden durch Spätfröste. 

Das Frühjahr dieses Jahres wies eine Reihe schöner und warmer 
Tage auf, hei denen die Temperatur bis auf 22,4 0 C. stieg. Anfangs April 
trat plötzlich ein Umschlag ein, der bis zum 8. April anhielt. Dabei fiel 
die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt. Die in diesen Tagen gemessene 
grösste Kälte betrug in der Luft (2 m über der Erde) 4,2° C. und unmittel¬ 
bar über dem Erdboden 6,7° C. Der Blutungssaft der Reben in den Wein¬ 
bergen war damals hart gefroren und hing in Gestalt von Eiszapfen an 
den Enden der Bogreben herab. Stellenweise, z. B. in den Gemarkungen 
Camp, Kestert und Osterspai des Kreises St. Goarshausen rief dieser Frost 
Schäden an der Kirschblüte hervor, während in den Gegenden, in denen 
zur Zeit seines Eintrittes die Knospen noch geschlossen waren, die Blüte 
der Obstbäume keine Not gelitten hat. An den Blättern der Obstgehölze 
machten sich jedoch späterhin Frostbeschädigungen bemerkbar, die so eigen¬ 
artig waren, dass sie von den meisten Obstzüchtern nicht richtig gedeutet 
wurden. Am Apfelbaum blieben diese Blätter gegenüber den anderen, nicht 
vom Froste betroffenen, in ihrer Entwicklung auffallend zurück und zeigten 
ein faltiges, williges oder gekräuseltes Aussehen (s. Abb. 30). Diese Blätter 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


113 


sassen stets in einer bestimmten Höhe am Trieb, woraus zu erkennen war, 
dass der an ihnen vorhandene Schaden zu einer ganz bestimmten Zeit 
eingetreten ist. Versucht man, solche Blätter wieder in ihre normale Lage 
zu bringen, so reisst gewöhnlich die Oberhaut ihrer Unterseite auf und 
man erkennt dann, dass diese von dem darunter liegenden Gewebe ab¬ 
gehoben ist, so dass man sie leicht abziehen kann. Besonders ist dies 
an den Rippen der Fall, wo das Gesagte schon äusserlich au der helleren 
Färbung der abgehobenen Partieen leicht wahrgenommen werden kann. 
Diese Erscheinung ist bereits von Sorauer beobachtet und mit dem 
Namen „ Frostblasen “ belegt worden. Nach seiner Auffassung beruhen 



Abb. 30. Frostblasen an Apfelblättern. 


die Frostwirkungen „nicht nur in der chemischen Veränderung des Zell¬ 
inhaltes und in den, wie angenommen wird, durch Eiskristalle veranlassten 
Zerklüftungen, sondern vielfach allein in Gewebezerrungen, die sich infolge 
verstärkter Spannungsdifferenzen zwischen verschiedenen Gewebeformen 
bei Einwirkung einer bestimmten Temperatureruiedrigung bis zur Abhebung 
steigen können. 

An Birnenblättern äusserten sich die Frostbeschädigungen nicht allein 
in einem uuregelmässigenWuchs und einerVerkrüppelnng ihrerSpitze, sondern 
auch in Form von streifenförmigen Durchlöcherungen in der Nähe der Mittel¬ 
rippe (s. Abb. 31). Diese Schäden sind darauf zurückzuführen, dass die Blätter 
vom Froste getroffen wurden, als sie sich noch in der Knospenlage befanden. 
In diesem Stadium sind die Birnenblätter bekanntlich nach innen zusammen¬ 
gerollt, so dass allein die Mittelrippe und die ihr unmittelbar angrenzenden 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 8 


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114 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Teile der Blattfläche frei liegen und deshalb dem Angriffe des Frostes 
am meisten ausgesetzt sind. Wir finden deshalb auch den stärksten 
Schaden gerade in diesem Teile der Blattfläche vor, in dem er sich zunächst 
in Form von braunen, abgestorbenen Streifen und, wenn diese bei der Ver- 
grösserung des Blattes zerrissen werden, in Gestalt von länglichen Löchern 
bemerkbar macht. Auch diese Blätter sitzen stets in ein und derselben 
Höhe am Trieb, ein Beweis dafür, dass sie alle von der nämlichen Ursache 
und in derselben Zeit beschädigt wurden. 

Daneben wurden auf den Birnblättern auch Frostblasen beobachtet. 
Sie äusserten sich in der Form von weissen Streifen auf der Unterseite 




Abb. 32. Frostschaden an einem Himbeerblatt. 


längs der Mittelrippe. Meist sind zwei solcher wahrzunehmen, mitunter 
sind auch mehrere davon auf jeder Blatthälfte zu erkennen. Ihre Lage 
zeigt uns wieder an, dass ihre Entstehung in die erste Entwicklungszeit 
des Blattes fällt. Auch diese Froststreifen können später zerrissen werden, 
wonach die Blätter streifenförmig durchlöchert erscheinen. 

Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den an Himbeerblättern be¬ 
obachteten Frostschäden. Da jedoch bei diesen die Knospenlage eine 
wesentlich andere ist, als bei den Birnblättern, muss sich an ihnen auch 
der Frostschaden in einer anderen Weise bemerkbar machen. Die Himbeer- 
blätter liegen gefaltet in der Knospe, etwa wie der Balg einer zusammen¬ 
gedrückten Harmonika oder eines zusammengeschobenen photographischen 
Apparates. Dabei werden die inneren Falten von den Blattrippen, die 
äusseren von dem mittleren Teile der zwischen den Rippen gelegenen 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Blattfläche gebildet. Letzterer ist somit dem Froste am meisten ausgesetzt 
und er wird deshalb auch am ersten und stärksten von ihm beschädigt. 
Wenn sich das Blatt später entfaltet, werden die abgetöteten, zwischen 
den Rippen liegenden Teile zerrissen, wonach es je nach der Intensität 
des Frostes mehr oder weniger zerschlitzt erscheint und aussieht, als 
ob es von einem Insekte zerfressen worden wäre (s. Abb. 32). Von der 
Blattfläche sind dann vielfach nur noch kleine Reste übrig, die in schmalen 
Streifen längs der Rippen verlaufen, so dass von der ursprünglichen Form 



Abb. 33. Frostschaden an Fliederblättem. 


des Blattes nur noch wenig zu erkennen ist. Dieselbe Erscheinung kann 
man auch sehr schön an Rosskastanienblätttern, einigen Ahornarten, Birken 
und Weissbuchen beobachten, worauf Sorauer und Laubert bereits schon 
früher hingewiesen haben. 

An Fliederblättern äusserten sich die Spätfrostschäden dadurch, dass 
sie keine Spitzen mehr aufwiesen und eigentümlich verbogen waren. Sie 
zeigten dadurch ein charakteristisches löffelartiges Aussehen, so dass sie 
schon von weitem auffielpn (s. Abb. 33). 

Am merkwürdigsten waren schliesslich die Spätfrostschäden, die an 
Rebblättern beobachtet wurden, sie zeigten sich jedoch nur an Planken- 

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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 




stocken. Die fraglichen Blätter Hessen nämlich auf ihrer Unterseite Aus¬ 
wüchse erkennen, die meist an den Nerven entsprangen, sie ein grösseres 

oder kleineres Stück beglei¬ 
teten und nur ganz ausnahms¬ 
weise auch zwischen den 
Nerven vorhanden waren. 
Ihren Ursprung nahmen sie 
meist in dem Winkel, den 
die kleineren Nerven mit 
den Hauptnerven bilden, und 
die kleineren von ihnen waren 
nur hier zu finden. Die 
Grösse wechselt sehr; ich 
habe auf einem Blatt solche 
von 1—30 mm Länge ge¬ 
messen. Auch Teilungen 
der Nerven, unmittelbar 
über der Ansatzstelle des 
Blattstieles, die sich in 
weiterer Entfernung von 
derselben wiederholten, 
konnten beobachtet werden. 
In solchen Fällen wiesen 
die Blätter eine abnorme 

Gestalt auf und zeigten namentlich eine starke Spitzenentwicklung. 

Die Auswüchse selbst hatten ein lippenförmiges oder kraterförmiges, 

in den am vollkommen¬ 
sten ausgebildeten 
Fällen ein blattartiges 
Aussehen. Es hatte 
dann den Anschein, 
als ob in der Nähe der 
Hauptrippen eine Reihe 
neuer Blättchen oder 
wenigstens Blattzipfel 
entstanden wären. 
Beim Gegendaslicht- 
halten solcher Blätter 
erschienen diezwischen 
den Lippen oder Wül¬ 
sten liegenden Partien 
hell und transparent, 
und es sah dann so 
aus, als ob an diesen 
Stellen nur noch die Oberhaut des Blattes vorhanden wäre. Die bei¬ 
stehenden Abb. 34—35 lassen alle diese Verhältnisse erkennen. Auffallend 


Abb. 34. Frostschaden (?) an einem Rebblatt. 


Abb. 35. Frostschaden (?) an einem Rebblatt. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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an diesen Blättern war schliesslich noch das Vorhandensein von blasen¬ 
artigen Auftreibungen, durch die sie ein gekräuseltes Aussehen erhielten. 

Allem Anscheine nach sind diese Erscheinungen an den Blättern 
infolge von Verletzungen, die sie in ihrer ersten Jugend erlitten haben, 
entstanden. Wir haben in ihnen somit eine eigenartige Form von Wund¬ 
heilung vor uns, bei der es zur Neubildung von Blattteilen kommt und 
zwar an Stellen, wo diese normalerweise niemals entstehen. Die Wülste 
und blattartigen Auswüchse sind nämlich nichts anderes als vollkommen 
normal ausgebildete Blattteile, die aus einer oberen und unteren Epidermis 
und dazwischen aus Pallisaden- und Schwammparenchym bestehen, wobei 
die normale Oberseite des Blattes nach unten gekehrt ist, was schon mit 
blossem Auge an der dunkelgrünen Farbe dieser Seite zu erkennen ist. 
Beim Grösserwerden der Bildungen nehmen sie sogar die Form der Blatt¬ 
zipfel an, so dass man alsdann tatsächlich Anfänge neuer Blätter aus den 
alten hervorwachsen sieht. 

Worauf diese Erscheinungen zurückzuführen sind, lässt sich mit 
Bestimmtheit nicht sagen. Ich habe die Vermutung, dass der Frost dafür 
verantwortlich zu machen ist, der die Blätter getroffen, als sie sich noch 
in der Knospenlage befanden und die Knospen sich eben geöffnet hatten. 
Den Weinbergsreben konnte dieser Frost nicht viel anhaben, da ihre Knospen 
zur Zeit seines Eintrittes noch vollständig geschlossen waren. Anders 
liegen jedoch die Verhältnisse an den an Planken gezogenen Reben. An 
diesen waren um die fragliche Zeit die Knospen schon geschwollen und 
ihre Blättchen schimmerten durch die Wolle hindurch, so dass sie viel 
stärker von den Frost getroffen wurden als die anderen. Wir finden deshalb 
auch nur an ihnen die beschriebenen Schäden. Unsere Annahme gewinnt 
noch dadurch an Wahrscheinlichkeit, als sich, wie wir oben gesehen 
haben, ähnliche Frostwirkungen auch an den Blättern anderer Pflanzen 
gezeigt haben. 

Schliesslich hatten wir noch Gelegenheit, an Apfelfrüchten eigenartige 
Frostschäden zu beobachten. Sie wurden uns durch Vermittelung des früheren 
Vorstehers der Obstbauabteilung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S., 
jetzigem Direktor der Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau, 
Herrn Otto Schindler, zugeschickt, wofür ich ihm auch an dieser Stelle 
nochmals meinen verbindlichsten Dank sage. Die Früchte stammten aus 
dem Bezirk Magdeburg, und es wurde in dem Anschreiben darauf hin¬ 
gewiesen, dass in diesem Frühjahr in der Provinz Sachsen durch den Frost 
vom 20. auf 21. Mai, der stellenweise bis zu 4° betrug, nicht nur viele 
Hoffnungen auf eine gute Obsternte zerstört, sondern auch andere grosse 
Schäden hervorgerufen worden sind. So sind unter anderem in manchen 
Baumschulen die jungen Austriebe der okulierten Bäume und die Spitzen¬ 
triebe an grösseren Bäumen bis auf Fingerlänge vollständig abgefroren. 
Austriebe, die weniger stark verletzt waren, zeigten an der beschädigten 
Stelle braune, korkartige Streifen und eine Krümmung des Triebes. Je 
jünger die Bäume waren, desto grösser war der Schaden. In einer Baum- 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


schule bei Heringen waren an einjährigen Veredlungen von Pfirsichen, 
Pflaumen, Äpfeln und Birnen alle Spitzen erfroren, so dass sie bis auf die 
gesunden Augen zurückgeschnitten werden mussten. An Hochstämmen 
waren nur die obersten 3—5 Triebe zerstört. Apfelhalbstämme, die zwischen 
Pflaumenhochstämmen standen, hatten nicht gelitten, weil sie durch diese 
geschützt worden waren. Nach den Angaben eines dortigen Baumschulen¬ 
besitzers waren in seinen Pflanzungen Schäden, wie aus nachstehender 
Tabelle ersichtlich, zu verzeichnen. 



1jährige 

Vered¬ 

lungen 

°j 

Io 

2 jährige 
Vered¬ 
lungen 

0/ 

Io 

3jährige 

Vered¬ 

lungen 

Ol 

10 

4 jährige 
Veredlungen. 
Pyramiden, 
Hochstämme 
mit 1 jähriger 
Krone 

0/ 

Io 

Äpfel zu Hochstämmen. 

100 

100 

25 


Äpfel zu Hochstämmen zwischen Pflaumen 
zu Hochstämmen. 

100 

5 



Birnen zu Hochstämmen. 

100 

20 

— 

— 

Pflaumen zu Hochstämmen. 

100 

50 

— 

— 

Äpfel zu Pyramiden auf Doucin u. Paradies 

100 

50 

— 

— 

Birnen zu Pyramiden auf Quitten .... 

100 

75 

50 

10 

Birnen zu Pyramiden auf Wildlingen . . 

100 

75 

50 

10 

Pfirsiche zu Büschen auf St. Julien . . . 

100 

25 

25 

25 

Aprikosen zu Büschen auf St. Julien. . . 

100 

25 

25 

25 


Was nun die Schäden an den Früchten betrifft, so äusserten sich 
diese in einer höchst eigenartigen Weise, nämlich durch Spalten, die un- 



Abb. 36. Abb. 37. 

Frostschaden an ApfelfrüchteD. 


regelmässig über ihre Oberfläche verteilt waren. Diese lagen entweder 
um die Kelchhöhle herum (s. Abb. 37) oder befanden sich an den Seiten 
der Frucht (s. Abb. 36). In ersterem Falle waren sie breiter aber nicht 
so tief wie in letzterem. Die Länge der einzelnen Spalten betrug meist 
1—3 cm. An den Seiten der Frucht traten sie vereinzelt in unregel- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


119 


massigen Abständen auf und verliefen hier vertikal; um die Kelchhöhle 
herum verliefen sie horizontal und bildeten hier, indem sie ineinander 
übergingen, einen mehr oder weniger geschlossenen Ring. Sie sind dadurch 
entstanden, dass die an der jungen Frucht durch den Frost abgetöteten 
Gewebepartien bei ihrem Weiterwachsen auseinandergerissen wurden, bis 
schliesslich ihre Heilung durch eine Korkschicht erfolgte. 

3. Sonnenbrandschätlen an Obstfrüchten. 

An den Früchten verschiedener Obstarten wurden im Frühjahr und 
Sommer Verbrennungserscheinungen beobachtet, die auf eine zu starke Be¬ 
strahlung durch die Sonne zurückzu¬ 
führen waren. Im Frühjahr waren es 
die Kirschen , welche in auffallender 
Weise unter dem Sonnenbrand zu leiden 
hatten und infolge dieser Schäden eine 
verkrüppelte Gestalt annahmen (s. 

Abb. 38). Solche Früchte sind immer 
auf einer Seite an der Ansatzstelle des 
Stieles und ihrer Umgebung abgeplattet, 
während die entgegengesetzte die nor¬ 
male Rundung aufweist. Dabei ist die 
abgeplattete Seite eingeschrumpft und 
gerunzelt und in ihrer Mitte dunkel¬ 
braun bis schwarz gefärbt, so dass es 
aussieht, als ob sie hier von einem 
Pilze befallen wäre. Öfters ist diese 
Mittelpartie auch etwas erhöht und 
fühlt sich hart an, was darauf zurück¬ 
zuführen ist, dass der Kern der Frucht 
an dem Einschrumpfen nicht teilnimmt, 
das über ihm liegende Fruchtfleisch 
vielmehr auf ihm eintrocknet. Die 
ganze Erscheinung kommt dadurch zu¬ 
stande, dass die Sonne natürlich nur 
den Teil der Früchte abtötet, der von ihr direkt getroffen wird. Da 
nun die Kirschen infolge ihrer Schwere an ihrem schwachen Stiel 
stets nach unten hängen, werden sie auch am stärksten an der An¬ 
satzstelle des letzteren von der Sonne bestrahlt und die hier liegenden 
Gewebe abgetötet. Die auf der entgegengesetzten Seite liegenden Frucht¬ 
teile wachsen jedoch normal weiter, so dass die Frucht hier ihre runde 
Gestalt behält. 

Während des Sommers zeigten sich Sonnenbrandschäden noch an. 
Weintrauben, freistehenden Stachelbeeren und Äpfeln, die an Wand¬ 
spalieren gezogen werden. Ihre der Sonne zugekehrte Seite sieht dann 
aus, als ob sie gebraten wäre. 



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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


4. Beschädigungen durch Pflanzenschutzmittel. 

Kupfervitriolkalkbrühe und Schwefel sind zwei Pflanzenschutzmittel 
von hervorragender Wirksamkeit. Dem Weinbauer vor allem sind sie 
heutzutage zur Bekämpfung der Peronospora und des Oidiums unentbehrlich. 
Sie werden auch meist von den damit behandelten Beben gut vertragen, 
so dass diese selbst durch sie normalerweise nicht beschädigt werden. 
Mitunter stellen sich bei ihrer Anwendung, selbst wenn diese sachgemäss 
erfolgt, ungünstige Nebenwirkungen ein, die sich durch Verbrennungs¬ 
erscheinungen namentlich an den Blättern, aber auch an den Trieben, 
Gescheinen und jungen Trauben äussern. Bei der Kupferkalkbrühe ist dies be¬ 
sonders dann der Fall, wenn die grünen Rebteile zur Zeit der Bespritzung 
noch zart und weich und infolgedessen sehr empfindlich sind. Die ge¬ 
troffenen Teile sterben dann ab, färben sich dunkelbraun bis schwarz und 
vertrocknen schliesslich. Derartige Schäden wurden in diesem Früh¬ 
jahr häufiger beobachtet, doch sind sie im Vergleich mit denen früherer 
Jahre nur als schwache zu bezeichnen. 

Beim Schwefel liegen diese Verhältnisse für den Winzer noch günstiger. 
Er ist für den Stock meist harmlos, nur bei sehr intensivem Sonnenschein 
wird er durch ihn benachteiligt. Unter solchen Verhältnissen entwickelt 
sich nämlich aus dem Schwefel zu viel schweflige Säure, so dass durch 
diese nicht allein der Pilz, sondern auch alle grünen Rebteile, die mit dem 
pulverförmigen Schwefel bedeckt sind, abgetötet werden und vertrocknen. 
Solche Verbrennungserscheinungen zeigten sich in diesem abnorm heissen 
Sommer nicht allein an den Trauben, sondern auch an den Blättern der 
Rebe, wodurch in manchen Weinbergen empfindliche Schäden ent¬ 
standen sind. 

5. Unwetterschäden. 

Das Gewitter vom 25. August brachte einen fünf Minuten lang an¬ 
haltenden geringen Hagel mit sich, durch den die Trauben, die frei hingen, 
an- und aufgeschlagen wurden; ein nennenswerter Ernteausfall ist jedoch 
hierdurch nicht entstanden. Von Nachteil war dieses Gewitter den Winzern 
nur insofern, als durch den mit ihm verbundenen Regen (30,5 mm!) in den 
steilen Lagen grössere Mengen von Erde fortgeschwemmt wurden, deren 
Zurückschaffung dem Winzer neue Arbeit auferlegte. 


6. Blitzschäden in Weinbergen. 

In diesem Sommer scheinen Blitzschläge in Weinberge häufiger 
gewesen zu sein, denn ich erhielt, ohne danach gefragt zu haben, nicht 
weniger wie fünf Nachrichten darüber. Von diesen Schäden befanden sich 
3 in der Gemarkung Geisenheim, einer in der Gemarkung Winkel und 
einer in der Gemarkung Kiedrich. Dieselben zeigten alle dasselbe Bild, 
so dass es genügt, wenn nur einer davon hier genauer beschrieben wird. 

Derselbe fand sich in der Lage „Hoher Decker“ der Gemarkung 
Geisenheim vor und erstreckte sich über eine Fläche von ca. 200 qm. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


121 


Es waren im ganzen 18 Kebzeilen und in diesen 10 Stockreihen vom Blitze 
getroffen worden. Dabei wiesen jedoch nur 38 Stöcke Beschädigungen 
auf, und zwar waren zwei Stöcke vollständig abgetötet, 4 bis zur Hälfte 
ihrer Höhe welk und 32 zeigten nur dürre Spitzen, die ein Viertel oder 





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weniger der Trieblänge einnahmen. Alle übrigen Stöcke waren gesund 
und unversehrt geblieben. Der getroffene Weinberg liegt an einem Abhang 
und es ist bemerkenswert, dass sich die stärksten Schäden in seinem unteren, 
tiefer gelegenen Teile vorfanden (s. Abb. 39). 

Der zweite und dritte Blitzschlag in der Gemarkung Geisenheim 
wurden in den Lagen „Kirchgrube“ und ,.Steingrube“ festgestellt. Sie 


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122 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

waren ungefähr von derselben Grösse und boten im wesentlichen dasselbe 
Bild. Bei dem Schlag in der „Steingrube“ wurde ein Pfahl vollständig 
zertrümmert. 

In der Gemarkung Winkel ereignete sich der Blitzschlag in der Lage 
„Neuberg“. Er hatte einen Umfang von ca. 100 qm und es waren durch 
ihn 43 Stöcke beschädigt worden. Ich wurde auf ihn durch Herrn Ver¬ 
walter Adam Nass aufmerksam gemacht. 

Die Angaben über den Blitzschlag in der Gemarkung Kiedrich verdanke 
ich Herrn Ökonomierat Ott zu Rüdesheim. Er stellte denselben in einem 

Umfange von ca. 200 qm in 
einem Weinberg der Lage 
„Weihersberg“ fest. Die 
getroffenen Stöcke zeigten 
die Schäden nur an den 
längsten, über die Pfähle 
hervorragenden Trieben, 
während an den kürzeren 
Trieben solche nicht vor¬ 
handen waren. Im ganzen 
wiesen 17 Stöcke Beschädi¬ 
gungen auf. 

An denjenigen Trieben 
nun, die vom Blitz nur in 
den oberen Teilen getötet 
worden waren, stellte sich 
späterhin eine Erscheinung 
ein, auf die ich hier beson¬ 
ders aufmerksam machen 
möchte, weil sie es uns er¬ 
möglicht, Blitzschäden an 
Reben auch längere Zeit 
nach ihrer Entstehung noch 

Abb - 40 - Abb. 4i. erkennen 

Blitzschäden an Rebtrieben. L ei Keimen. 

Dieselbe äusserte sich 

in Form von Brandspuren, die der Blitz bei seinem Laufe von der 
Triebspitze zur Erde an den Trieben hinterlassen hat. Da diese Brand¬ 
wunden eine sehr verschiedene Tiefe aufweisen, bietet natürlich auch ihr 
Heilungsprozess ein ganz verschiedenes Bild dar. Die Wunden, bei 
denen nur die Rinde getötet worden ist, sind glatt geheilt und mit 
einem neuen Korkmantel umgeben worden. Diejenigen Beschädigungen 
jedoch, welche tiefer in den Trieb hineingingen und bei welchem das 
Kambium getötet worden ist, zeigen die für das Rebholz charakte¬ 
ristischen Überwallungen, welche sich aus einer grösseren Zahl von kleinen 
knollenförmigen Wülsten und Wucherungen zusammensetzen, und durch die 
allmählich die Wunde verschlossen wird. Am auffallendsten sind diese 



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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Wucherungen an den Knoten der Triebe, die durch sie stark aulgetrieben 
und keulenförmig verdickt erscheinen. Die Abbildungen zeigen bei a diese 
Erscheinung sehr deutlich und man erkennt an ihnen auch, wie durch das 
Wachsen der Wucherungen die abgetötete Kinde gesprengt und in schmale 
Streifen zerrissen wird, wie dies bekanntlich auch bei der normalen Borke¬ 
bildung des Rebholzes geschieht. Diese Wülste und Wucherungen haben 
eine grosse Ähnlichkeit mit der als „Grind“ oder „Mauke“ bezeichneten 
Krankheit der Rebe, welche sich jedoch nur selten am jungen, sondern 
meist nur am alten Holz zeigt und in ihrem Auftreten vorwiegend auf eine 
Höhe von 10—30 cm über dem Erdboden beschränkt ist. Nach R. Goethe 
wird sie durch den Frost, und zwar meist durch Frühjahrsfröste verursacht, 
durch die das Kambium stellenweise abgetötet wird und die entstehenden 
Verletzungen später durch die Tätigkeit der gesund gebliebenen Kambium¬ 
zellen geschlossen werden. Beide Erscheinungen haben somit eine Entstehungs¬ 
ursache, die schliesslich auf ein und dasselbe hinausläuft, nur dass in dem 
einen Fall die Abtötung der Zellen durch zu grosse Wärme, in dem anderen 
durch zu grosse Kälte erfolgt. In Zukunft haben wir also zu unterscheiden 
zwischen einer Frostmaulte und einer Blitzmaulte. Ob auch an den älteren 
Holzteilen der vom Blitz getroffenen Stöcke diese Mauke noch in die 
Erscheinung treten wird, bleibt abzuwarten. 

7. Folge» der Dürre. 

Mit Anfang Juli setzte eine lange, ungemein heisse Trockenperiode 
ein, die nur viermal, am 14. und 27. Juli und 23. und 25. August durch 
ergiebige Regen unterbrochen wurde und bis Anfang September anhielt. 
Während unter dieser Dürre die ganze übrige Vegetation notlitt, zeigten 
die Reben ein üppiges Wachstum und einen Stand, wie sie ihn lange nicht 
aufgewiesen haben. Der reiche Behang liess allerdings bis gegen Ende 
August insofern zu wünschen übrig, als infolge der Trockenheit die Beeren 
sehr klein blieben und keine Fortschritte machten. Nach den Gewitter¬ 
regen entwickelten sie sich jedoch schnell weiter und waren anfangs 
September vollkommen ausgebildet und weinig geworden, so dass die 
Weinberge überall geschlossen werden mussten. Der Ertrag wurde im 
allgemeinen auf einen guten halben Herbst geschätzt, doch ist er stellen¬ 
weise sehr viel reichlicher ausgefallen. 

Die an den Obstbäumen und Obststräuchern vorhandenen Schäden 
waren natürlich je nach den Bodenverhältnissen, der Grösse und Be¬ 
schaffenheit ihres Wurzelwerkes, ihrem Alter und ihrer Wasserökonomie 
verschieden grosse. Die bereits früher von der Wissenschaft und Praxis 
gesammelten Erfahrungen wurden wieder bestätigt. Im allgemeinen lässt 
sich sagen, dass die Obstbäume und die -sträucher um so weniger unter 
der Trocknis litten, in je reichlicheren Mengen ihnen Wasser zur Ver¬ 
fügung stand, je leichter sie es sich erwerben konnten und um so haus¬ 
hälterischer sie mit ihm umzugehen vermochten. Was zunächst die 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bodenverhältnisse betrifft, so standen die Obstpflanzen auf tiefgründigen, 
bebauten und mit Stallmist gedüngten Böden am besten, weil alle diese 
Verhältnisse die Wasserabgabe erschweren, resp. das Wasser stets wieder 
aus der Tiefe ersetzt wird. Unter umgekehrten Verhältnissen war die 
Entwicklung der Obstpflanzen nur dann eine gute, wenn sie in ausgiebigem 
Mafse bewässert werden konnten oder ihnen Feuchtigkeit durch in ihrer 
Nähe befindliche Wasseransammlungen in genügenden Mengen stets zur 
Verfügung stand. In zweiter Linie war die Widerstandsfähigkeit der 
Obstpflanzen abhängig von der Grösse und Beschaffenheit ihres Wurzel¬ 
werkes. Starke Entwicklung derselben, tiefes Eindringen in den Boden 
und Unbeschädigtsein ermöglichte es ihnen, die wasserarme Zeit leichter 
zu überstehen wie im entgegengesetzten Falle. Aus diesen Gründen haben 
im vergangenen Sommer die alten Bäume viel weniger unter der Trocken¬ 
heit gelitten, wie die jungen, Birnbäume auf Wildlingen weniger wie auf 
Quitten, das Beerenobst mehr wie das Kern- und Steinobst und frisch ge¬ 
pflanzte Bäume stärker wie schon länger stehende. Auch die Stärke des 
Stammes ist von Einfluss auf die Wiederstandsfähigkeit der Bäume gegen 
Trockenheit, weil derselbe gewissermassen ein Wasserreservoir darstellt, 
das bei dicken Bäumen grösser ist als bei dünnen. Von sehr grosser Be¬ 
deutung für die Wasserökonomie der Bäume ist endlich noch die Be¬ 
schaffenheit ihres Laubes, weil von ihr die Verdunstungsgrösse abhängig 
ist. Sorten mit dünnen, weichen und kahlen Blättern verdunsten unter 
denselben Verhältnissen mehr Wasser, als solche mit derbem von einer 
dicken Haut überzogenen und behaartem Laube. In den Anlagen unserer 
Anstalt waren Trockenheitserscheinungen an den Bäumen kaum*eu beobachten, 
so dass über das Verhalten der einzelnen Sorten der Dürre gegenüber 
nichts gesagt werden kann. Es ist dies darauf zurückzuführen, dass in 
ihnen reichlich bewässert und mit Stallmist gedüngt sowie der Boden 
öfters gelockert wird. Das Holz der Bäume ist gut ausgereift und der 
Blütenansatz ein reichlicher, so dass im nächsten Jahre eine gute Ernte 
zu erwarten ist. 

Auch in den hiesigen Anlagen haben einzelne Sorten zweimal geblüht 
und Früchte angesetzt. Es waren dies Regentin, Williams Christbirne, 
Clapps Liebling, Napoleon und Jules Guyot. An letzterer sind die Früchte 
ausgereift, hatten aber keine normale Gestalt, sondern waren gurkenförmig. 
Eine zweite Blüte und ein zweiter Fruchtansatz bei diesen Sorten kommen 
übrigens hier öfters vor und brauchen diese Erscheinungen deshalb nicht 
als eine besondere Merkwürdigkeit des vergangenen Sommers betrachtet 
zu werden. 

8. Windschäden an Zwetschenbäumen. 

Auf Windschäden an Zwetschenbäumen habe ich schon 1907 (s. 
Geisenheimer Jahresbericht 1907, S. 305) aufmerksam gemacht und sie 
seitdem jährlich beobachtet. Auch in diesem Jahre waren sie in der 
hiesigen Gegend vorhanden und habe ich sie sowohl in den Anlagen der 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Anstalt, als auch in den Pflanzungen am Rhein festgestellt. Bei jedem 
stärkeren Wind kann man ihre Entstehung leicht verfolgen. Betrachtet 
man alsdann die Blätter genauer, so nimmt man wahr, dass kleinere oder 
grössere, meist an der Spitze oder dem Rand belegenen Teile von ihnen 
welk und schlaff werden, während die mittleren Partien vollkommen 
turgeszent verbleiben. Diese welken Teile trocknen bald ein und erscheinen 



Abb. 42. Vom Nascher (Otiorhynchus Ligustici L.) befressene Apl’elveredlungen. 


dann braun. Die Vertrocknungserscheinungen erstrecken sich jedoch nicht 
allein auf die Blätter, sondern auch, wenn auch in sehr viel schwächerem 
Grade, auf die Triebspitzen. Die trockenen Blattpartien rollen sich nach 
oben zu ein. Die stärker beschädigten Blätter fallen nach einiger Zeit 
ab, an denjenigen mit geringeren Schäden werden die dürren Ränder oder 
Spitzen im Laufe der Zeit abgestossen, können aber auch längere Zeit 
mit dem gesunden Blatt in Verbindung bleiben. 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


B. Durch tierische Feinde hervorgerufene Schäden. 

9. Käferschäden an Apfelveredlungen. 

In der Anstaltsbaumschule auf der Windeck wurden in den letzten 
Jahren an jungen, einjährigen Okulationen Schäden beobachtet, durch die 
dieselben sehr stark in ihrer Entwicklung aufgehalten wurden. Die Be¬ 
schädigungen änsserten sich dadurch, dass die Blätter der jungen Triebe 
schwächere oder stärkere Frassspuren aufwiesen, die am Rande begannen 
und sich bis zur Mittelrippe erstreckten, wie dies aus beistehender 
Abb. 42, rechts zu erkennen ist. Dabei kam es nicht selten vor, dass die 
die Blätter vollständig abgefressen waren, also nichts mehr von ihnen am 
Trieb vorhanden war (s. Abb. 42, links). Als Urheber des Schadens wurde 
ein Rüsselkäfer erkannt, der den Namen Nascher oder Liebstöckel- Lappen- 
rüssler (Otiorhynchus Ligustici L .) trägt. Er hat eine Körperlänge von 
10—12 mm. Seine Farbe ist schwarz, gelbgrau beschuppt. Rüssel kurz 
und gekielt. Er kommt in ganz Europa vor und zeigte sich seither häufig 
in Deutschland, Österreich und Frankreich. Namentlich neugepflanzte 
Weinberge haben unter dem Schädling zu leiden. Berichte darüber liegen 
vor aus Rheinhessen (Bornheim, Oppenheim, Nierstein, Stadecken), aus dem 
Rheingau, dem Eisass, dem Breisgau, von der Mosel und Saar und aus 
Österreich. In letzterem Lande wird er Nascher genannt. Sein Schaden 
besteht darin, dass er die Knospen der Reben an- und ausfrisst. In Frank¬ 
reich soll der Käfer ausser den Reben namentlich die Pfirsiche angelien 
und sie durch Benagen der Blüten und jungen Triebe schädigen. Sehr 
lästig wird das Insekt auch dem Landwirt dadurch, dass es sich auf den 
Luzernefeldern einstellt und ihnen empfindlichen Schaden zufügt. Auch 
auf Rosen, Bohnen, Hopfen und Doldengewächsen trifft man ihn an. Er 
erscheint im April und Mai, in welchen Monaten man ihm nicht selten auf 
Wegen begegnet und unter Steinen vorfindet. 

Seine Larve lebt auf den Wurzeln der Pflanzen und erhöht, da sie 
diese durch ihren Frass zerstört, den Schaden des Käfers bedeutend. 

Wie seine Verwandten, tritt auch der Liebstöckel-Lappenrüssler meist 
nur örtlich auf. Es ist dies darauf zurückzuführen, dass seine Flügeldecken 
miteinander verwachsen sind, er also nicht imstande ist, zu fliegen. 

Seine Bekämpfung besteht hauptsächlich in dem Einsammeln und 
Vernichten der Käfer, die nur nachts fressen und sich tagsüber am Fusse 
ihrer Nährpflanzen unter Steinen oder Erdschollen aufhalten. Das Ablesen 
in der Nacht muss also bei Latemenbeleuchtung vorgenommen werden, 
während man am Tage mit einem Blechlöffel die Erde von den Pflanzen 
wegräumt und die Käfer aufliest. Diese Massnahme muss, da der Käfer 
sehr unregelmässig erscheint, öfters wiederholt werden. Man kann sich 
das Einsammeln erleichtern, indem man am Fusse der Nährpflanzen alte 
Lappen, Rasenstücke, Moosbündel, kleine flache Brettchen usw. auslegt, 
worunter sich die Käfer verkriechen und so leichter gefunden werden können. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Als natürlicher Feind des Käfers kommt vor allem die Saatkrähe in 
Betracht. Unter 131 Stück dieses Vogels, welche Hollrung im Laufe 
eines Jahres untersuchte, befanden sich 80, welche diesen Käfer im Magen 
hatten, und zwar im ganzen 1668 Stück. 

10. Ein neuer Vergissmeinnichtschädling. 

Im Februar wurden uns Treibvergissmeinnichtpflanzen der Sorte 
Myosotis oblongata perfecta zugeschickt, die Schäden aufwiesen, wie sie 



Abb. 43. Von Ceuthorrhynchus asperifoliarum Oyll. befressene Vergissmeinnichtpflanze. 

seither an dieser Pflanze noch nicht beobachtet worden sind, und die des¬ 
halb wohl auch allgemeines Interesse verdienen. Diese Beschädigungen 
äusserten sich in Form von Löchern auf den Blättern, die unregelmässig 
gestaltet waren und eine verschiedene Grösse aufwiesen, wie dies auf der 
beistehenden Abh. 43 zu erkennen ist. Die kleineren Löcher waren 
meist rundlich, die grösseren streifenförmig, mitunter gingen sie ineinander 
über und erschienen dann verschieden gestaltet. Auch ihre Verteilung 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


über die Blätter war regellos; bald fanden sie sieb in der Mitte des Blattes, 
bald in der Nähe seines Randes vor. Die Länge der Löcher betrug bis 6, 
ihre Breite bis 4 mm. Der Schaden soll sich namentlich an den in der 
Nähe der Wände stehenden Pflanzen zeigen und zuweilen so stark sein, 
dass die Stengel nicht mehr verkaufsfähig sind. Der Einsender beobachtete 
auf den kranken Pflanzen neben Erdflöhen kleine Tiere, die er für den 
Schaden verantwortlich machte. Er hat sich hierin nicht getäuscht. Wie 
die Bestimmung dieser Tiere ergab, handelt es sich jedoch nicht um Erd¬ 
flöhe, sondern um einen kleinen Rüsselkäfer, der seither auf Vergissmeinnicht 
noch nicht beobachtet worden ist, der aber auf anderen Boragineen, z. B. 



Abb. 44. Vom Schmalbauch (Phyllobius oblongus L.) befressene Walnußsblätter. 


Anchusa arvensis häufig, auf Anchusa officinalis, Cynoglossum officinale 
und Echium vulgare seltener vorkommt. Er heisst wissenschaftlich Ceuthor- 
rhynehus asperifoliarum Qyll., einen deutschen Namen für ihn habe ich 
nicht finden können. Seine Körperlänge beträgt 2 mm. Die Farbe der 
Flügeldecke ist dunkelbraun mit weissen Flecken an der Spitze, an der 
Naht in der Nähe der Wurzel und an den Seiten in der Mitte. Bei der 
Berührung der Pflanze lässt er sich zu Boden fallen und stellt sich hier 
tot. Nach den Angaben in der Literatur überwintert der Schädling unter 
Moos. Dadurch wird uns angezeigt, wie wir gegen ihn vorzugehen haben. 
Wir brauchen uns nur diese Gewohnheit des Käfers zu nutze zu machen 
und nach seinem Erscheinen zwischen die Pflanzen Moos auszulegen, so 
ist zu erwarten, dass dieses von dem Käfer aufgesucht wird, um sich darin 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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zu verbergen. Dieses Moos muss später, wenn der Schädling von den 
Pflanzen verschwunden ist, nachgesehen werden, wobei alle sich vorfindenden 
Käfer zu vernichten sind. 

11. Der Schmalbauch als Schädling der Walnussblätter. 

Der Schmalbauch oder Blattnager (Phyllobius oblongus L.) ist ein 
namentlich in Obstbaumschulen gefürchteter Rüsselkäfer. Sein schmaler 
Körper ist schwarz gefärbt und grau behaart; die Flügeldecken sind hell- 
bis dunkelbraun, die Beine und Fühler rotbraun. Die Länge beträgt 
4—5 mm. Er kommt auf fast allen Obstarten vor und schadet dadurch, 
dass er die eben austreibenden Knospen und jungen Blätter aus- und an¬ 
frisst, so dass sie nicht zur Entwicklung kommen; auch auf jungen Buchen 
ist er schon beobachtet worden. Er erscheint bereits im Mai und zeigt 
sich bis in den Juli hinein. Über seine Lebensweise ist weiter nichts 
bekannt. Schmidberger war der Ansicht, das seine Larve in der Erde 
lebt, während Nördlinger sie in zusammengerollten Spitzenblättern ver¬ 
schiedener Laubhölzer vermutet (s. Taschenberg, Praktische Insektenkunde, 
S. 111). Ich glaube, dass die erstgenannte Ansicht richtig ist, denn es 
ist mir bis jetzt noch nicht gelungen, die Larve in zusammengerollten 
Blättern zu finden. 

Im vergangenen Frühjahr (1911) war der Schmalbauch in der hiesigen 
Gegend ungemein häufig. Er trat damals nicht allein massenhaft auf den 
Obstbäumen auf, sondern er zeigte sich ebenso zahlreich auch auf Wal¬ 
nussbäumen. Dieses Vorkommen ist m. W. seither noch nicht beobachtet 
worden, und es ist noch dadurch bemerkenswert, dass der Käfer nicht 
allein die Knospen und jungen Blättchen anging, sondern auch die bereits 
vollständig entwickelten Blätter befiel. Es waren alte, hohe Bäume, 
auf denen er sich eingestellt hatte, und ich habe ihn auf diesen 
sowohl in tiefen, als auch in hohen Lagen angetroffen. Der von 
dem Käfer angerichtete Schaden zeigt das Bild, wie es die neben¬ 
stehende Abb. 44 wiedergibt. Wir erkennen an ihr, dass er die Blätter 
meist vom Rande her angreift und kleine rundliche Stücke heraus¬ 
frisst, so dass der Rand wie gebuchtet erscheint. Beim Weiterfressen 
werden die Buchten immer grösser bis sie sich schliesslich über 
das halbe, ja sogar ganze Blatt erstrecken und nur die Mittelrippe 
übrig bleibt. Zuweilen geht der Käfer die Blätter auch von der Fläche 
her an, wodurch unregelmässig gestaltete Löcher zwischen den Seiten¬ 
rippen entstehen. 

Die Bekämpfung des Schädlings erfolgt am besten durch Abklopfen 
der Käfer auf untergelegte Tücher früh morgens, solange die Tierchen 
noch taulahm sind und Vernichten derselben. Die Augen der Pfropfreiser 
können, wie von Schilling angibt, durch einen Anstrich mit Lehmbrei 
gegen die Angriffe des Käfers geschützt werden. 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 9 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 



12. Beobachtungen über die Lebensweise der gelben Stachelbeer- 
blattwespe (Nematus ventricosus). 

Dieses Insekt hat sich im Frühjahr und Sommer dieses Jahres als 
sehr schädlich erwiesen. Es trat in zwei Generationen im Mai und Juni 


in solchen Mengen auf, dass nicht 


allein einzelne Sträucher, sondern gleich 
ganze Pflanzungen von ihm kahl ge¬ 
fressen wurden (s. Abb. 45). Dabei 
befiel es nicht allein die Stachel¬ 
beeren, sondern ging auch auf die Jo¬ 
hannisbeeren über, an denen es diesel¬ 
ben Schäden verursachte. Da dieser 
Schädling zunächst ganz verborgen 
im Innern der Stöcke lebt und von 
hier aus erst allmählich nach aussen 
vordringt, wird er meist erst erkannt, 
wenn er die Triebe schon stärker 
befressen hat, wenn also der Schaden 
geschehen ist. Der Anfangsfrass 
der jungen Afterraupen ist den Obst¬ 
züchtern überhaupt nicht bekannt 



Abb. 45. Von den Afterraupen der gelben Abb*46. Von den jungen Afterräupchen der gelben 
Stachelbeerblattwespe befressene Stachelbeer- Stachelbeerblattwespe befressene Stachelbeer¬ 
triebe. blätter. 


und m. W. auch noch nicht beschrieben worden, und halte ich es 
deshalb für angebracht, ihn hier bildlich darzustellen, damit jeder in 
der Lage ist, seinen Feind so früh wie möglich zu erkennen und gegen 
ilm vorzugehen. Die jungen Afterräupchen der gelben Stachelbeerblatt¬ 
wespe greifen die Blätter von der Fläche her an und fressen in sie 
fast kreisrunde Löcher hinein. Die Blätter (s. Abb. 46) sehen dann aus, 
als ob sie mit Schrot durchschossen worden wären und in den meisten 
Löchern trifft man ein kleines, weisslich oder grünlich gefärbtes Räupcheu 
an. Daneben findet man, und zwar dicht an den Rippen der Blätter, 


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Original fro-m 

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Bericht über die Tätigkeit der pfianzenpathologischen Versuchsstation. 


131 


die Eihüllen, aus denen die Räupchen entstanden sind. Von ihnen 
habe ich 40 auf einem Blatte vorgefunden und daneben fast eben¬ 
so viele Räupchen und Löcher gezählt. Wenn die Räupchen grösser 
geworden sind, fressen sie die Blätter vollständig auf, und es ent¬ 
steht dann das Frassbild, wie es den meisten Obstzüchtern bekannt 
ist (s. Abb. 45). Die Bekämpfung dieses Schädlings erfolgt bekannt¬ 
lich durch ein möglichst frühzeitiges Bespritzen der befallenen Triebe 
mit Quassiaschmierseifebrühe. Auch das Abschütteln der Raupen auf 
untergehaltene Tücher oder Schirme und das Einsammeln der mit 
Eiern oder jungen Räupchen besetzten Blätter kann zur Bekämpfung 
empfohlen werden. 

13. Plötzliches Verschwinden der Blutläuse. 

Von verschiedenen Seiten ist in diesem Sommer auf das plötzliche 
Verschwinden der Blutläuse nach einer Zeit starker Vermehrung hin¬ 
gewiesen worden. Für die hiesige Gegend stellt diese Erscheinung nichts 
neues dar, denn wir haben sie auch schon in früheren Jahren beobachtet 
und dabei gefunden, dass hierfür nicht allein die Witterung, sondern auch 
das stärkere Auftreten ihrer natürlichen Feinde, namentlich der Marien¬ 
käfer, sowie der Flor- und Schwebefliegen verantwortlich gemacht werden 
muss. Dass sich die Marienkäfer und ihre Larven und die Larven der 
Flor- und Schwebefliegen auch von Blutläusen ernähren, habe ich bereits 
im Sommer 1899 festgestellt (s. Geisenheimer Jahresbericht 1903, S. 177). 
Es scheint dies jedoch in grösserem Umfange nur dann der Fall zu sein, 
wenn diese Nützlinge in so grossen Mengen auftreten, dass die Zahl der 
gewöhnlichen Blattläuse für ihre Ernährung nicht mehr hinreichend ist. 
Auch hier waren im Hochsommer d. J. die Blutläuse fast vollständig ver¬ 
schwunden, sie erholten sich jedoch gegen den Herbst hin wieder auf¬ 
fallend, so dass von einer Dezimierung nichts mehr zu merken war. 

C. Bekämpfungsversuehe. 

14. Allgemeines über das Auftreten des Heu- und Sauerwurmes. 

Die Heu wurmmotten erschienen in diesem Jahre etwas später wie im 
vergangenen. Diejenigen des bekreuzten Wicklers wurden in der Rüdes- 
heimer Gemarkung (Oberfeld) zum ersten Male am 21. April beobachtet, 
und am 22. April flogen sie vereinzelt auch in der Gemarkung Geisenheim 
(Tal und Rotenberg-Rück). Einige Tage später begann auch die Flugzeit 
des einbindigen Wicklers. Eine Abnahme der beiden Schädlinge war zu¬ 
nächst nicht festzustellen, was sich auch aus dem überall ausgeführten 
Fächerfang ergab, bei dem Hunderttausende ihrer Motten unschädlich 
gemacht wurden. So war es nicht zu verwundern, dass sich auch der 
Heuwurm in grosser Zahl in den Gescheinen einstellte und stellenweise 
erheblichen Schaden verursachte. In wie grossen Mengen er in manchen 
Lagen vorhanden war, zeigt mit aller Deutlichkeit eine Beobachtung, die 

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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


im Weinbaubetrieb der Anstalt von Inspektor Fischer bei seiner Bekämpfung 
gemacht wurde. Bei dem Auslesen der Würmer aus den Gescheinen konnten 
nämlich aus einer 3 / 4 Morgen grossen Fläche noch 6000 Würmer entfernt 
werden, trotzdem auf der fraglichen Parzelle bereits die Motten mit Klebe¬ 
fächern und Fanggefässen gefangen und während des Winters die Schenkel 
abgebürstet worden waren. Hieraus ist zu erkennen, wie machtlos der 
einzelne gegenüber dem Schädling ist und wie nötig es ist, sich bei seiner 
Bekämpfung zu vereinigen. Bei der zweiten Generation machten sich 
Unterschiede in dem Auftreten der beiden Arten bemerkbar. Während 
nämlich bei dem einbindigen Wickler eine auffallende Abnahme zu erkennen 
war, zeigte der bekreuzte eine sehr starke Vermehrung und Ausbreitung, 
so dass er nunmehr, wenn auch in verschiedener Stärke, überall in den 
freien Weinbergen zu finden ist, während er früher nur in geschützten 
Lagen und an Spalierreben vorhanden war. Noch stärker war in einzelnen 
Lagen sein Auftreten bei der dritten Generation Ende August und namentlich 
anfangs September, in welcher Zeit er geradezu in Schwärmen umherflog. 
Hieraus war auf ein stärkeres Auftreten seiner Sauerwürmer zu schliessen, 
was merkwürdigerweise nicht eintrat und wofür bis jetzt eine Erklärung 
nicht gefunden werden konnte. 

Dieses starke Auftreten der Motten der dritten Generation des be¬ 
kreuzten Wicklers verdient in hohem Mafse beachtet zu werden; denn es 
fällt in die Zeit, in der die Weinberge geschlossen sind, also nicht betreten 
werden dürfen und der Winzer seine Reben der nahe bevorstehenden Ernte 
wegen in Ruhe lässt. In dieser Zeit hat somit der Heu- und Sauerwurm 
aufs beste Gelegenheit, sich von den Schlägen, die wir im Winter, im 
Frühjahr und im Sommer gegen ihn ausgeführt haben, zu erholen und sein 
Geschlecht wieder so in die Höhe zu bringen, dass es imstande ist, uns 
im nächsten Jahr von neuem Sorge zu bereiten. Wir müssen während 
des Weinbergsschlusses also tatsächlich Zusehen, wie unsere Trauben von 
Tag zu Tag weniger werden, ohne dass wir dagegen etwas unternehmen 
können. Hieran sollten die Winzer das ganze Jahr über denken und 
bestrebt sein, den Feind schon vor dem Herbst zu vernichten, wo sie 
nur können; denn je energischer dieser Kampf durchgeführt wird, um so 
weniger stark wird das Auftreten seiner dritten Generation im Spät¬ 
jahr sein. 

15. Verpuppung des Heu- und Sauerwurms im Boden. 

Im Laufe des vergangenen Winters veröffentlichte Herr Rentmeister 
KOEGLER-Eltville in verschiedenen Fachblättern einen Aufsatz, in dem er 
angab, festgestellt zu haben, dass die Puppe des Sauerwurms nicht allein 
oberirdisch, sondern auch im Boden überwintere. Beim Auswaschen von 
Weinbergsboden habe er Sauerwurmpuppen in verhältnismässig grosser 
Zahl gefunden, die alle lebensfähig waren. Diese weitverbreitete Nachricht 
rief unter der weinbantreibenden Bevölkerung grosse Beunruhigung hervor 
und erweckte teilweise die Meinung, dass die Winterbekämpfung dieses 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologiscken Versuchsstation. 


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Schädlings nach diesen Feststellungen zweklos sei. Der Gedanke, die 
Puppen des Heu- und Sauerwurms im Boden aufzusuchen, ist nicht neu. 
Schon in den Jahren 1860/61 spricht Forel von der Verpuppung der 
Würmer in der Erde, und seit dieser Zeit sind diesbezügliche Unter¬ 
suchungen öfter sowohl in Deutschland als auch in Frankreich ausgeführt 
worden. Aus ihnen darf auf keinen Fall geschlossen werden, dass sich 
Sauerwurmpuppen in grösserer Menge im Boden vorfinden, zumal ein Teil 
dieser Beobachtungen aus der Praxis stammt, es also noch nicht mit 
Sicherheit bewiesen ist, ob es sich in diesen Fällen auch tatsächlich um 
Sauerwurmpuppen gehandelt hat. Immerhin kommen Heu- und Sauerwurm¬ 
puppen im Boden vor, wenn dies auch nur selten der Fall ist. Wir hatten 
dank des Entgegenkommens des Herrn Koeüler Gelegenheit, einen Teil 
4er von ihm gefundenen Puppen zu untersuchen, wobei wir feststellen 
konnten, dass sich unter dem uns eingesandten Material nur eine einzige 
Wicklerpuppe, die vielleicht eine Heu- und Sauerwurmpuppe sein könnte, 
vorfand. Diese katte keinen Kokon und war vertrocknet und stark be¬ 
schädigt (in ihrem vorderen Teile allem Anscheine nach ausgefressen). 
Alle übrigen eingesandten Puppen waren Tönnchen, gehörten also dem 
Heu- und Sauerwurm nicht an. 

Zur Klarlegung der Frage habe ich weiter zusammen mit Weinbau- 
Inspektor Fischer 1 ) verschiedene Weinbergsböden auf das Vorhandensein 
von Sauerwurmpuppen untersucht, wobei die Erde teils Pfahlweinbergen 
und teils Drahtweinbergen in verschiedener Tiefe entnommen war. In 
allen Fällen handelte es sich nur um Böden aus Lagen, die seit Jahren 
vom Heu- und Sauerwurm sehr stark befallen sind. Die Erde wurde durch 
Siebe mit verschiedener Maschenweite geschlämmt und der Rückstand 
dann auf Puppen untersucht. In 280 Pfd. Weinbergserde wurden auf diese 
Weise zehn Tönnchenpuppen gefunden, w’ährend in keinem einzigen Falle 
eine Puppe des Heu- und Sauerwurms nachgewiesen werden konnte. Genau 
so lagen die Verhältnisse bei der Untersuchung von Schlackenerde, d. h. 
von Schlacken, die in Weinbergen über dem Boden ausgebreitet waren, 
die nach Ansicht eines Rheingauer Weinbergsbesitzers „das reinste Puppen¬ 
paradies“ darstellen sollen; auch in ihnen konnten keine Sauerwurmpuppen 
festgestellt werden. 

Da nach den Beobachtungen französischer Forscher die Heuwürmer 
beim Aufsuchen ihrer Verpuppungsplätze sehr viel weniger wählerisch sind 
wie die Sauerwürmer, sich dabei dem Boden nähern, ja sogar in ihn ver¬ 
kriechen und in ihm verpuppen können, habe ich die Untersuchung des 
Bodens auf Puppen auch auf das Frühjahr ausgedehnt, um feststellen zu 
können, ob diese Wahrnehmungen auch für unsere Verhältnisse zutreffend 
sind. Zu diesem Zwecke liess ich sechs grössere Käfige von 1 m Länge, 
35 cm Breite und 35 cm Höhe aus engem Drahtgeflecht anfertigen und 
stellte diese an verschiedenen Stellen dicht neben dem Fusse der Stöcke 


l ) S. auch Lüstner und Fischer, Zur Verpuppung des Heu- und Sauerwunnes ira 
Boden. „Weinbau und Weinhandel“ 1911, S. 79. 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


in einem Weinberg auf, wobei ihre unteren Teile mit Erde behäufelt und 
diese fest angedrückt wurde, so dass alle Tiere, welche von der Erde 
aus in die Käfige gelangten, nicht entweichen konnten. Die Aufstellung 
erfolgte, nachdem die Heuwürmer die Gescheine verlassen hatten, die 
Wegräumung nach Beendigung des Fluges der Sauerwurmmotten. Bei der 
öfter vorgenommenen Untersuchung dieser Käfige wurde auch nicht eine 
einzige Heu- und Sauerwurmmotte in ihnen vorgefunden. Bei keiner 
unserer Untersuchungen wurden somit Traubenwicklerpuppen im Boden 
angetroffen und auch von anderen wurden sie hier nicht oder doch nur 
ganz vereinzelt gefunden. Auf jeden Fall kann aus den vorliegenden Be¬ 
obachtungen geschlossen werden, dass das Vorkommen von Heu- und 
Sauerwurmpuppen im Weinbergsboden kein regelmässiges, sondern nur ein 
zufälliges ist und dass durch es in der Winterbekämpfung des Wurms 
nichts geändert zu werden braucht. Es muss vielmehr den Winzern 
empfohlen werden, die Winterbehandlung des Schädlings so gewissenhaft 
wie nur möglich weiterzuführen, zumal uns für diese genügende Zeit und 
Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Wenn das Abreiben der Schenkel 
in die Reihe der regelmässigen Weinbergsarbeiten in Verbindung mit dem 
Schnitt allgemein auf genommen und dieser selbst sauber ausgeführt wird 
und an Stelle der Pfahlerziehung die Drahterziehung tritt, dann müssen 
diese Arbeiten unbedingt eine Verminderung des Wurms nach sich ziehen, 
wie auch die in grossem Mafsstabe durchgeführten Versuche - in der 
Pfalz gezeigt haben. 

16. Fangen der Heu- und Sauerwürmer in Fallen. 

Die von uns benutzten Fallen sind so gut wie möglich den natür¬ 
lichen Schlupfwinkeln des Insektes nachgebildet. Es sind Holzplatten, die 
mit Fräsen versehen sind, welche den Rissen und Spalten der Rebpfähle, 
in denen sich der Schädling mit Vorliebe verpuppt, entsprechen und die 
leicht an den Reben angelegt und abgenommen werden können. Durch 
ein Hindurchziehen eines spitzen Gegenstandes, z. B. eines Messers oder 
Nagels durch die Fräsen können die in ihnen vorhandenen Puppen leicht 
getötet werden. Zum Fangen der Raupen des bekreuzten Wicklers sind 
die Latten mit durchbrochenen Tuchstücken versehen. Die Fallen sollen 
namentlich in Drahtweinbergen Verwendung finden und hier den Würmern 
Gelegenheit geben, sich an ihren Lieblingsplätzen zu verpuppen. 

Mit den Fallen sind bereits im vergangenen Jahre Versuche aus¬ 
geführt worden, die jedoch zu einem Erfolge nicht geführt haben. Es ist 
dies allem Anscheine darauf zurückzuführen, dass sie damals noch zu neu 
waren und infolge des ihnen anhaftenden Holzgeruches von den W T ürmem 
gemieden wurden. In diesem Jahre wurden die Fallen von Herrn Ökono¬ 
mierat EHATT-Trier von neuem geprüft, wobei im ganzen 500 Stück Ver¬ 
wendung fanden. Von diesen waren von der ersten Raupengeneration 238 
zur Verpuppung benutzt worden, und zwar fanden sich in ihnen durch- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


135 


schnittlich 3—5 Puppen pro Falle vor, die in der oben genannten Weise 
leicht vernichtet werden konnten. 

Bei einem Versuche, der von uns selbst in der Gemarkung Büdes¬ 
heim ausgeführt wurde, fanden sich im Herbst an 78 Fallen 121 Puppen 
vor, von denen 38 gesund und 63 angefressen waren (wahrscheinlich von 
Spinnen). Es macht dies pro Falle 1,5 Puppen. An einer Latte wurden 
im günstigsten Falle 13 Puppen, des öfteren auch 5—7 Puppen vorgefunden. 
Bei dem schwachen Auftreten des Schädlings in diesem Jahre ist das Er¬ 
gebnis als ein gutes zu bezeichnen. Die Versuche werden fortgesetzt. 

Lieferant der Fallen ist die chemische Fabrik Dr. H. Nördlinger in 
Flörsheim. 

17. Bekämpfung der Winterpuppe mit chemischen Mitteln. 

Im vergangenen Jahre haben wir darüber berichtet, dass sich Olivenöl, 
Sesamöl und vor allem Petroleum gut für die Bekämpfung der an den 
Pfählen ruhenden Winterpuppen des Heu- und Saueiwurmes eignen, wenn sie 
mit Nähmaschinenölern in die Bisse und Spalten derselben gebracht werden. 
Infolge ihrer grossen Benetzungsfähigkeit dringen sie alsbald in diese ein, 
verteilen sich sehr schnell in ihnen und töten die Puppen ab, die mit ihnen 
in Berührung kommen. Da die Behandlung jeder einzelnen Pfahlspalte 
mit diesen Flüssigkeiten leider viel Zeit erfordert, dabei auch Puppen 
leicht übergangen werden können, so haben wir diese Bekämpfungsart in 
der Weise zu vereinfachen gesucht, dass wir gleich die ganzen Pfähle in 
die puppentötenden Flüssigkeiten hineingelegt bzw. sie von oben bis 
unten damit angestrichen haben. In ersterem Falle blieben die Pfähle in 
der Flüssigkeit verschieden lange liegen, um feststellen zu können, welche 
Zeit zum Abtöten der Puppen erforderlich ist. Zu dem Versuche wurden 
drei Präparate, Ledumin, Oskitol und Oskitol spezial, die uns von dem 
Fabrikanten, G. HANNiNG-Hamburg, kostenlos überlassen worden waren, 
benutzt. 

Bei unseren eigenen Versuchen mit Ledumin, bei denen 100 Pfähle 
damit behandelt worden waren, fand sich an diesen bei der Untersuchung 
leider nur eine Puppe vor, so dass Schlüsse auf die Wirksamkeit des Mittels 
nicht gezogen werden können. Bei einem Kontrollversuch, der auf unsere 
Veranlassung hin von Herrn Weinbauinspektor Fischer ausgeführt wurde, 
wurden mit Ledumin in einer Verdünnung von 1 Teil mit 9 Teilen Wasser 
nach dem Eintauchen selbst bei der geringsten Dauer der Einwirkung, 
d. h. blossem Hineinlegen und Wiederherausnehmen der Pfähle in die 
Flüssigkeit, lebende Puppen an ihnen nicht mehr vorgefunden. Die Wir¬ 
kung ist als eine sehr gute zu bezeichnen. An den mit Ledumin be¬ 
strichenen Pfählen wurden dagegen neben 7 toten Puppen noch 2 lebende 
festgestellt. 

Über die Wirksamkeit der Oskitole beim Eintauchen der Pfähle geben 
nachstehende Tabellen Auskunft: 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Oskitol spezial. 

2 V 2 Min. 15 Puppen tot, 8 lebend 

3%ig' 5 r 16 »• >• 3 

10 , 6 ,.2 

27 a Min. 12 Puppen tot, 2 lebend 

5% ig ■ 5 ,. 7 ,. ,. 0 ,. 

10 „ 10 ,. ,. 3 ,. 

I 2 l / 2 Min. 0 Puppen tot, 4 lebend 

10%ig{ 5 „ 0 ,.4 ,. 

( 10 ,. 12 ,. ,. 4 ,. 

Oskitol. 

2 l l% Min. 20 Puppen tot, 2 lebend 

3 % ig < 5 r 12 4 ,. 

10 13 „ „ 2 „ 

I 2 l / 2 Min. 9 Puppen tot, 3 lebend 

5 °/o ig ] 5 >■ 10 )• r 0 

I 10 ,. 14 1 ,. 

27 2 Min. 9 Puppen tot, 2 lebend 

10 °/ 0 ig 1 5 ,. 22 ,. ,. 3 „ 

10 19 ,. ,. 2 ,. 

NB. Von den toten Puppen war eine Anzahl bereits durch Pilze getötet. 

Die Wirkung der Oskitole stand somit hinter derjenigen des Leduniins 
zurück. Sie war auch eine sehr schwankende, insofern mit den weniger 
konzentrierten Lösungen bessere Erfolge erzielt worden sind wie mit den 
stärkeren und dieselbe Lösung bei kürzerer Versuchsdauer besser wirkte 
wie bei längerer. Ganz abgesehen hiervon wird sich das Eintauchen der 
Pfähle in puppentötende Flüssigkeiten in der Praxis allgemein kaum ein¬ 
bürgern, weil die Pfähle durch das Ausziehen und Wiederansticken zu sehr 
beschädigt werden. Es kann jedoch gut an Stelle des zeitraubenden Ab¬ 
kochens der Pfähle treten und dürfte sich wohl auch für alle diejenigen 
Gegenden eignen, in denen vor Winter die Pfähle aus der Erde genommen 
werden. Da die Zahl der Puppen in den Pfählen der hiesigen Gemarkung 
eine sehr schwankende war, wurden diese Versuche auf unsere Veranlassung 
hin auch in der Domäne Rauental und von Herrn Weingutsbesitzer Haen- 
lein in der Gemarkung Hochheim ausgeführt, wo die Pfähle sehr stark 
mit den Puppen besetzt waren. Dabei wurden mit Ledumin dieselben 
günstigen Erfolge erzielt wie in Geisenheim. 

18. Bekämpfung der Heu wurmmotten mit Fanggefässen. 

Bei dem Streben, ein gutes Mittel für den Heu- und Sauerwurm zu 
finden, ist man neuerdings auf den Gedanken gekommen, seine Motten 
mit Geruchstoffen anzulocken und sie dabei gleichzeitig mit ihnen zu fangen. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Dieser sog. Köderfang wird von den Schmetterlingssammlem schon 
lange Zeit, wenn auch in anderer Form, zum Erbeuten von Nachtschmetter¬ 
lingen benutzt, wobei sie stets befriedigende Ergebnisse erzielen. Unsere 
diesbezüglichen Versuche gehen bis zum Jahre 1901 zurück. Schon damals 
haben wir versucht, die Motten der ersten Generation mit verschiedenen 
Fruchtäthern (Himheer-, Erdbeer-, Apfel-, Birnen-, Ananasäther), die, mit 
Wasser vermischt, auf Tellern in den Weinbergen auf gestellt waren, zu 
fangen. Da jedoch Erfolge hiermit nicht erzielt wurden, wurde diese 
Bekämpfungsart wieder verlassen. In neuerer Zeit wurden diese Versuche 
von anderer Seite wieder aufgenommen, nur mit dem Unterschiede, dass 
dabei nicht allein andere Flüssigkeiten, meist Apfelwein, Wein oder Bier, 
Verwendung fanden, sondern dass sie auch zu einer anderen Zeit, nämlich 
gegen die Motten der zweiten Generation zur Ausführung kamen. Die 
dabei namentlich in der Pfalz und im Eisass erzielten Resultate waren so 
günstige, dass diese neue Bekämpfungsart in diesem Frühjahr von vielen 
Winzern aufgenommen und in grösserem Massstabe durchgeführt wurde. 
Es war daher unsere erste Aufgabe, die seitherigen Ergebnisse nachzu¬ 
prüfen, daneben aber auch zu versuchen, diese neue Bekämpfungsart zu 
verbessern. Es geschah dies in der Weise, dass wir einmal den Fang¬ 
flüssigkeiten noch besondere Lockmittel zufügten, von denen wir erwarteten, 
dass sie ihre Anziehungskraft für die Motten erhöhten, und dann suchten 
wir festzustellen, ob nicht die Form und Grösse und vor allem die Öffnungen 
des Gefässes von Einfluss auf das Fangergebnis sind. 

Als Fangflüssigkeiten wurden benutzt: gezuckerter Apfelwein, ver¬ 
dünnter und gezuckerter Essig, Bier und Erdbeermarmelade. 

Von Lockmitteln fanden Verwendung: Erdbeer-, Himbeer-, Birnen-, 
Apfel-, Aprikosen-, Kirsch-, Ananas- und Pfirsichäther, Erdbeer- und 
Himbeeröl, Önanthäther, künstlicher und natürlicher, die Weinbukettstoffe 
R.B., M.B. und M.R.B. (bezogen von Karl JACOBS-Mainz), Honigaroma 
(geliefert von Go. HANNiNu-Hamburg). Mottenwitterung (von Elsässer- 
Worms) und Weinthalin (von J. WEINTHAL-Harburg a. d. Elbe), dieses ver¬ 
mischt mit Wasser. 

Von Fanggefässen wurden erprobt: Blechbüchsen, Steingutkrüge und 
Gläser mit verschieden grossen und verschieden gestalteten Öffnungen. 

Das Auffallendste an dieser Bekämpfungsmethode sind jedenfalls die 
so ungemein stark voneinander abweichenden Resultate bei der ersten 
und zweiten Mottengeneration. Während bei der ersten Generation die 
Fanggefässe fast vollständig versagten und im günstigsten Falle bei den 
grösseren Versuchen (Versuch VI) durchschnittlich nur 7,6, bei den kleineren 
(Versuch 51) nur 10 Motten mit einem Gefäss erbeutet wurden, zeitigte 
diese Fangvorrichtung bei der zweiten Generation befriedigende Erfolge. 
Bei ihr fanden sich bei den grösseren Versuchen (Versuch I) im günstigsten 
Falle 42, bei den kleineren Versuchen (Versuch 38) gar 84 Motten im 
Durchschnitt in ihnen vor. Daneben wurden damit noch einige Spring¬ 
wurmmotten unschädlich gemacht. Dieses Ergebnis wird noch ein wesentlich 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


besseres, wenn wir die einzelnen Fangflüssigkeiten für sich allein betrachten. 
Wir erhalten dann bei den grösseren Versuchen (Versuch I, Nr. 5) im 
günstigsten Falle 53 Motten im Durchschnitt auf ein Gefäss. 

Über die Ursache dieser Erscheinung können nur Vermutungen geäussert 
werden, doch hat es allen Anschein, dass die Wärme dabei eine Rolle 
spielt. Es ist ja schon lange bekannt, dass die Motten der ersten Generation 
viel träger und flugunlustiger sind wie die der zweiten. Je kühler die 
Witterung ist, um so weniger lebhaft sind sie, und man kann unter solchen 
Verhältnissen, wenn man versucht, sie aufzuscheuchen, beobachten, dass 
sie, statt fortzufliegen, sich einfach auf den Boden fallen lassen und sich 
hier verstecken. Sie werden also im Frühjahr nicht so leicht auf die 
Fanggefässe aufmerksam werden wie im Sommer, zumal ihr Durstgefühl, 
das sie zum Aufsuchen der Fanggefässe mit veranlassen dürfte, dann ein 
geringeres ist als in der heissen Jahreszeit. Auch die Verdunstung der 
Fangflüssigkeiten, die bei der Anlockung der Motten gleichfalls eine Rolle 
spielen wird, ist im Frühjahr geringer wie im Sommer, und endlich ist 
das Fangergebnis auch abhängig von der Zahl der in den Weinbergen 
vorhandenen Motten; es wird bei einem spärlichen Auftreten selbstver¬ 
ständlich geringer sein als bei einem stärkeren. 

Im ganzen wurden bei der ersten Generation nur 976, bei der zweiten 
dagegen 3991 Motten unschädlich gemacht. 

Die Motten zeigen also den Fanggefässen gegenüber dasselbe Verhalten 
me gegen die Fanglampen. Auch diese haben sich bei der Bekämpfung 
der ersten Generation nicht bewährt, während sie bei der zweiten Generation 
viel bessere Resultate lieferten, so dass sie auch hauptsächlich gegen diese 
Verwendung finden. Auch hierbei spielt wieder die Wärme eine Rolle; 
denn die Erfahrung hat gezeigt, dass die Lampen nur in warmen, dunkelen 
und windstillen Nächten wirksam sind, während sie in kalten, hellen und 
windigen Nächten vollkommen versagen. Da nun zur Flugzeit der ersten 
Mottengeneration die Nächte meist noch kühl sind, ist leicht zu verstehen, 
weshalb ihr gegenüber die Fanglampen eine Wirkung nicht äussem. Durch 
diesen Vergleich gewinnt jedenfalls unsere Ansicht über die Ursache des 
schlechten Ergebnisses des Mottenfanges mit Fanggefässen bei der ersten 
Generation an Wahrscheinlichkeit. 

An dem Ergebnis unserer Versuche verdient weiterhin die sehr starke 
Vermehrung des bekreuzten und die auffallende Abnahme des einbindigen 
Wicklers im Laufe des Sommers Beachtung. Während bei der ersten 
Generation noch 100 einbindige Motten mehr gefangen wurden als bekreuzte, 
fanden sich bei der zweiten Generation von letzteren in den Gefässen 2327 Stück 
mehr vor als von ersteren. Daneben konnte, da die Versuche an drei 
verschiedenen Stellen der Gemarkung ausgeführt wurden, festgestellt werden, 
dass der bekreuzte Wickler nunmehr auch überall in den freien Weinbergen 
vorhanden ist, was durch andere Beobachtungen bestätigt wurde. 

Von anderen Insekten, die in den Fanggefässen ihren Tod fanden, 
sind ausser den bereits erwähnten Springwürmern zu nennen: eine grössere 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 139 

Zahl von Amelsen und Wespen, ferner Fliegen, Schmetterlinge (Eulen), 
einige Käfer, Florfliegen, Ohrwürmer, Spinnen, Weberknechte und Bienen. 
Das Vorkommen der letzteren in den Fanggefässen verdient insofern Be¬ 
achtung, als schon von seiten der Bienenzüchter Stimmen laut geworden 
sind, dass ihre Pfleglinge durch dieselben in grösserer Zahl vernichtet 
würden, und versuchten sie deshalb, dahin zu wirken, dass diese neue Be¬ 
kämpfungsart in den Weinbergen nicht eingeführt würde. Nach unseren 
Versuchen ist diese Befürchtung der Bienenzüchter vollständig unbegründet, 
denn es fanden sich bei denselben nur in einem einzigen Gefässe drei 
Bienen vor. Von einer Dezimierung der Bienenvölker durch die Fang- 
gefässe kann also keine Rede sein. Auch das Vorkommen von nützlichen 
Insekten, z. B. von Florfliegen, in den Fanggefässen ist ein so geringes, 
dass hierdurch ihr Wert für die Wurmbekämpfung nicht beeinträchtigt 
wird. Es sei jedoch bemerkt, dass in anderen Gemarkungen sich Bienen 
zahlreicher in den Fanggefässen vorfanden. 

Erwähnungswert ist ferner das Verhalten der Motten der ersten Gene¬ 
ration einzelnen Fanggefässen gegenüber. Es konnte nämlich beobachtet 
werden, dass sich in einzelnen Gefässen während der Nacht eine grosse 
Anzahl von Motten fingen, während sich in den benachbarten auch nicht 
ein Stück von ihnen vorfand. Eine Erklärung für dieses eigenartige Ver¬ 
halten der Motten konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. Mög¬ 
licherweise ist es darauf zurückzuführen, dass sich in den betreffenden 
Gefässen zuerst ein unbefruchtetes Weibchen gefangen hat, von dem alle 
anderen in den Gefässen noch vorhandenen Motten angezogen worden sind; 
in diesem Falle müsste die Anlockung durch einen von dem Weibchen 
ausgeschiedenen Geruchstoff bewirkt werden. Es ist jedoch auch nicht aus¬ 
geschlossen, dass die Motten ihre gefangenen Artgenossen mit dem Gesicht 
wahrnehmen und bei dem Versuche, sich ihnen zu nähern, in die Flüssig¬ 
keit geraten. Endlich können auch Gefässe infolge ihres günstigen 
Standes von den Motten bevorzugt werden. Einige zur Klärung dieser 
Frage von uns ausgeführte Versuche, bei denen weibliche Motten in kleinen 
Drahtkäfigen dicht über der Fangflüssigkeit befestigt bzw. kleine Papier¬ 
stückchen in der Form und Farbe der Motten über die Oberfläche der 
Fangflüssigkeit verteilt wurden, führten zu keinem Ergebnis. Auch durch 
die Aufstellung der bevorzugten Fanggefässe an einem anderen Platz im 
Weinberge konnte diese Frage nicht geklärt werden. 

Gehen wir nun nach diesen allgemeinen Bemerkungen zur Beurteilung 
der Fanggefässe und Fangflüssigkeiten selbst über. Was zunächst die 
ersteren betrifft, so konnte hinsichtlich ihrer Form eine besondere Wirkung 
auf das Fangergebnis nicht festgestellt werden. Es fanden Gefässe 
folgender Art Verwendung: aus Blech, Steingut und Glas, solche mit 
weiten und schmalen Öffnungen, mit verschieden gestalteten Öffnungen, 
mit der Öffnung im Boden und in der Seite, mit einer und zwei Öffnungen, 
von verschiedener Farbe, durchsichtig (Gläser) und undurchsichtig 
(Bleche und Steingutkrüge). Alle diese Momente spielen beim Köderfang 
keine Rolle. 


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140 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Die mit sehr kleinen Öffnungen versehenen, farblosen Gläser der 
Aktien-Gesellschaft für Glasindustrie, vorm. Friedrich SiEMENS-Dresden, 
lieferten fast ebenso viele Motten wie die Hanauer Blechbüchsen mit sehr 
weiten Öffnungen; in den Krügen mit einer Öffnung fanden sich ebenso 
viele Motten vor wie in denjenigen mit zweien, und in den Kreuznacher 
Flaschen, die dunkelgrün gefärbt sind und eine enge Öffnung aufweisen, 
fingen sich nur etwas mehr Motten als in den weiter offenen, dunkelgrünen, 
hellgrünen und braunen Gläsern von ÜNRICH-Musbach. 

Wesentlich anders liegen die Verhältnisse bei den Fangflüssigkeiten. 
Sie sind für das Fangergebnis von ausschlaggebender Bedeutung. Unter 
ihnen verdient gezuckerter und mit Wasser verdünnter Apfelwein an erster 
Stelle genannt zu werden. Er lieferte bei unseren Versuchen die besten 
Resultate. Mit der Verdünnung kann man dabei sehr weit gehen. Dies 
konnten wir nach einem Gewitter, bei dem ein stärkerer Regen die Fang- 
gefässe zum Überlaufen brachte, feststellen. Trotzdem hierdurch die Fang¬ 
flüssigkeit sehr stark verdünnt, beinahe in reines Wasser umgewandelt 
worden war, fingen sich in den Gefässen in den darauffolgenden Tagen 
ebenso viele Motten wie vorher, als sie noch die konzentrierte Flüssigkeit 
enthielten. 

Während bei den Versuchen mit Apfelwein bei beiden Generationen 
durchschnittlich 32,2 Motten unschädlich gemacht wurden, wurden mit 
Bier nur 4,2 und mit Essig nur 2,7 davon vernichtet. 

Es wurde weiter festgestellt, dass der Zugabe eines besonderen 
Lockmittels zur Fangflüssigkeit ein Wert nicht beizulegen ist; denn es 
wurden mit einem solchen nicht mehr Motten gefangen als mit der 
Fangflüssigkeit allein. Bei den Versuchen mit nur einem oder zwei 
Fanggefässen haben sich die Erdbeermarmelade und Apfelwein mit Honig¬ 
aroma besonders gut bewährt, weshalb beabsichtigt wird, diese Versuche 
im nächsten Jahre in grösserem Massstabe zu wiederholen. 

Alles in allem genommen, können also nach unseren Versuchen die 
Fanggefässe, mit verdünntem Apfelwein gefüllt, zur Bekämpfung der zweiten 
Generation der Traubenwickler empfohlen werden, wenn es auch niemals 
gelingen wird, sie damit vollständlich unschädlich zu machen. Sie werden 
ihren Zweck jedoch nur dann erfüllen, wenn sie von allen Besitzern einer 
Gemarkung in Benutzung genommen werden; bei der Verwendung im 
einzelnen sind sie nicht allein zwecklos, sondern geradezu nachteilig, da 
durch sie die Motten in den Weinberg, in dem sie aufgehängt sind, gelockt 
werden. 

Da das Nachfüllen der Fanggefässe eine immerhin umständliche 
Sache ist, versuchten wir auch, festzustellen, ob es möglich ist, die Fang- 
flüssigkeitep durch einen Klebstoff, an dem die Motten beim Anfliegen 
haften bleiben sollten, zu ersetzen. Zu diesem Zwecke wurden Holzkohlen 
mit Lockmitteln, und zwar Apfel-, Kirsch-, Ananasäther, Erdbeer- und 
Himbeeröl, getränkt und in eigens zu diesem Zwecke hergestellte Blech- 
gefässe. in deren Wand zum Austreten des Geruches Schlitze bzw. Draht- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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gitter angebracht worden waren, gelegt. Diese Behälter wurden dann 
aussen mit Mottenleim bestrichen und in den Weinbergen zwischen den 
Fanggefässen aulgehängt. Im ganzen fanden 14 Stück Verwendung. Der 
Versuch verlief vollständig ergebnislos, denn es fing sich auf den Leim¬ 
ringen nicht eine einzige Motte. 

In genau derselben Weise verlief ein mit der „Frosttütevon Jakob 
Koch I-Worms ausgeführter Versuch. ' Dieselbe soll zur gleichzeitigen 
Abhaltung des Frostes und der Heuwurmmotten von den jungen Rebteilen 
dienen. Sie besteht aus einem Stück Pergamentpapier von 25 cm Länge 
und 15 cm Breite, das zusammengefaltet, von Drähten gehalten und ausge¬ 
breitet und mit den Drahtenden an den Stöcken befestigt wird. Beide Seiten 
sind mit Leim bestrichen. Trotzdem ca. 150 dieser Tüten während der 
Flugzeit der Heuwurmmotten ausgehängt worden waren, wurde keine Motte 
mit ihnen gefangen. Bei Regenwetter kam das Papier vielfach aus der 
ihm gegebenen Stellung und verlor der Lein von seiner Klebekraft, so dass 
die ganze Vorrichtung einen Erfolg nicht mehr erwarten liess. Für die 
Heu- und Sauerwurmbekämpfung haben diese Tüten somit keinen Wert. 

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass sich in den Netzen der 
Weinbergsspinnen keine Motten der beiden Traubenwicklerarten fangen. 
Es wurden von uns viele Hunderte von solchen Netzen in diesem Jahre 
untersucht, ohne dass es uns gelang, auch nur eine Motte oder Reste von 
einer solchen in ihnen zu finden. Auch in früheren Jahren haben wir‘in 
den Spinngeweben niemals Heu- und Sauerwurmmotten beobachten können, 
obgleich wir die Netze sehr genau daraufhin betrachteten. Es ist dies 
allem Anscheine nach darauf zurückzuführen, dass die Motten sehr gut 
sehen, so dass sie den Netzen ausweichen und mit ihnen nicht in Berührung 
kommen. Geschieht letzteres zufälligerweise doch einmal, so arbeiten sich, 
wie wir zweimal beobachten konnten, die Motten sehr schnell wieder aus 
dem Netz heraus und fliegen davon. Von den Weinbergsschädlingen haben 
wir nur ein einziges Mal einen vollständig eingesponnenen Rebstecher in 
einem Netz vorgefunden, sonst enthielten die Gespinste meist nur Mücken, 
Fliegen und geflügelte Blattläuse. 

19. Fernhalten der Motten von den Reben durch Geruchstoffe. 

War es bei den Versuchen mit Fanggefässen darauf abgesehen, die 
Motten anzulocken, um sie in grösseren Mengen zu vernichten, so führten 
wir daneben noch eine Reihe von Versuchen aus, die darauf hinzielten, 
die Motten von den Stöcken fernzuhalten, so dass sie nicht imstande sind, 
ihre Eier auf die Gescheine und Trauben abzulegen. Die Versuche schliessen 
sich an andere an, welche von uns bereits im Jahre 1900 angestellt worden 
sind. Damals benutzten wir dazu Cumarin, Eucalyptus- und Tomaten- 
Blattextrakt, Asa foetida und einige andere Präparate; alle diese Mittel 
versagten. In diesem Jahre kamen sowohl Riech- als Schreckmittel zur 
Anwendung. Mit ersteren versuchten wir, auf die Trauben einen Geruch 
zu bringen, der ihren natürlichen Geruch verdeckt, so dass die Motten, 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


vorausgesetzt, dass sie dieselben mit ihrem Geruchsinn aulsuchen, sie nicht 
auffinden können, mit letzterem sollten die Motten direkt von den Trauben 
ferngehalten werden. Um die Geruchstoffe möglichst innig mit letzteren 
in Berührung zu bringen, kamen sie in Verbindung mit Seife zur Anwendung, 
wobei erwartet wurde, dass auch diese eine Wirkung ausübe. Der Ein¬ 
fachheit halber wurden zu diesem Zwecke verschiedene Toilettenseifen, 
wie sie von den Parfümeriefabriken geliefert werden, benutzt. Die Seifen 
wurden in warmem Wasser gelöst, dann mit kaltem Wasser verdünnt und 
so verspritzt. Da die Lieferung sich längere Zeit hinzog, konnten sie nur 
gegen die Motten der zweiten Generation Verwendung finden. Um zu 
verhüten, dass sich der Geruch der Seifen dem Weine mitteile, wurde nur 
eine einmalige Bespritzung vorgenommen. 

Bei allen diesen Versuchen war ein verminderter Wurmbefall fest¬ 
zustellen, nur bei der Teerschwefelseife, von der wir eigentlich mit die 
beste Wirkung erwarteten, fanden sich in der behandelten Zeile mehr 
Würmer vor als in der Kontrollzeile. Die mit Flieder- und Akazienseife 
behandelten Trauben waren vollständig wurmfrei. Der Flieder zählt übrigens 
zu den Nährpflanzen des einbindigen Wicklers, so dass bei ihm auch eine 
Anlockung nicht ausgeschlossen war. 

Um die Wirksamkeit der Natronseife auf den Schädling für sich allein 
feststellen zu können, wurden noch drei Parallel-Versuche ausgeführt, bei 
welchen diese in 1-, 2- und 3%igen Lösungen verspritzt wurde. Es 
fand eine zweimalige Behandlung statt. Bei den 1- und 3%igen 
Lösungen wurden hierbei Würmer in den damit behandelten Trauben über¬ 
haupt nicht mehr angetroffen, während bei der 2 °/ 0 igen Lösung eine 
Abnahme von 75 % festgestellt werden konnte. 

Leider lassen sich die Ergebnisse dieser Versuche nicht genau ver¬ 
gleichen, da die parfümierten Seifen nur einmal, die einfache Kernseife 
dagegen zweimal verspritzt worden sind. Sieht man hiervon ab, so kann 
man den verwandten Geruchsstoffen eine abschreckende Wirkung auf die 
Motten nicht zuschreiben; denn die mit der geruchlosen Kernseife erzielten 
Erfolge sind ebenso gute, wie sie die parfümierten Kernseifen nach sich 
zogen. Der spezifische Geruch der Kernseife ist bei diesen Versuchen 
nicht berücksichtigt worden. 

Da es nicht ausgeschlossen erschien, dass durch die verwendeten 
Geruchstoffe auch die Kontrollzeilen, die unmittelbar neben den behandelten 
lagen, geschützt worden sind, wurde vergleichshalber auch noch der Sauer¬ 
wurmbefall in den an das Versuchsfeld angrenzenden Weinbergen festgestellt. 
Es ergab sich, dass in der Umgebung des Versuchsfeldes der Wurmbefall 
im allgemeinen derselbe war wie in ihm selbst, nur im Westen fanden 
sich rund noch einmal so viele Würmer vor wie an den Kontrollstöcken. 
Inwieweit hierbei die Geruchsstoffe eine Rolle spielen, lässt sich leider 
nicht sagen. Die Versuche werden im nächsten Jahre fortgesetzt. Näheres 
ergibt nachstehende Tabelle. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


143 


Versuche mit parfümierten Seifen. 


Ansgeführt am 14., 15., 17., 18. Juli — Kontrolle 29., 30., 31. August 1911. 


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1 

Opoponax . . 

10 

Behandelt 82 Trauben 3 

Beeren 

3,7 

— 44,8 

14. Juli 




Kontrolle 75 

T? 

5 

V 

6,7 

2 

Heliotrop . . 

10 

Behandelt 96 

■v 

2 

11 

2,1 

— 74,4 

14. Juli 




Kontrolle 73 

11 

6 

11 

8,2 

3 

Patohouly . . 

10 

Behandelt 88 

n 

4 

n 

4,5 

— 30,8 

14. Juli 




Kontrolle 92 

n 

6 

n 

6,5 

4 

Benzoe . . . 

20 

Behandelt 105 

n 

6 

n 

5,7 

- 43,6 

15. Juli 




Kontrolle 79 

n 

8 

ii 

10,1 

5 

Camphor . . 

10 

Behandelt 68 

n 

1 

ii 

1,5 

— 73,2 

15. Juli 




Kontrolje 90 

n 

5 

ii 

5,6 

0 

Styrax . . . 

15 

Behandelt 107 

V 

3 

n 

2,8 

— 22,2 

15. Juli 




Kontrolle 84 

n 

3 

ii 

3,6 

7 

Teer-Schwefel . 

10 

Behandelt 93 

V 

6 

ii 

6,5 

00 

+ 

15. Juli 




Kontrolle 65 

n 

4 

n 

6,2 

8 

Vanille . . . 

15 

Behandelt 79 

n 

2 

ii 

2,5 

- 26,5 

15. Juli 




Kontrolle 87 

11 

3 

ii 

3,4 

9 

Flieder . . . 

10 

Behandelt 68 

n 

0 

n 

0,0 

— 100.0 

15. Juli 




Kontrolle 72 

n 

3 

ii 

4,2 

10 

Ichthyol. . . 

10 

Behandelt 98 

ii 

3 

ii 

3,1 

- 43,6 

15. Juli 




Kontrolle 110 

ii 

6 

ii 

5,5 

11 

Moschus. . . 

10 

Behandelt 101 

„ 

1 

ii 

1,0 

— 76,7 

17. Juli 




Kontrolle 92 


4 

ii 

4,3 

12 

Linden . . . 

15 

Behandelt 128 

ii 

1 

ii 

0,8 

- 71,4 

17. Juli 




Kontrolle 106 

ii 

3 

ii 

2,8 

13 

Akazien. . . 

10 

Behandelt 102 

ii 

0 

ii 

0,0 

— 100,0 

17. Juli 




Kontrolle 109 

n 

7 

ii 

6,4 

14 

Heuduft. . . 

10 

Behandelt 94 

ii 

2 

ii 

2,1 

— 40,0 

17. Juli * 




Kontrolle 115 

ii 

4 

ii 

3,5 

15 

Reseda . . . 

10 

Behandelt 123 

ii 

4 

ii 

3,3 

- 28,3 

17. Juli 




Kontrolle 87 

ii 

4 

ii 

4,6 

16 

Kernseife 3 °/ 0 . 

— 

Behandelt 77 
Kontrolle 98 

ii 

ii 

0 

2 

ii 

ii 

0,0 

2,0 

— 100,0 

17. Juli 

wiederholt 8. August 

17 

, 2 „ . 

— 

Behandelt 86 

ii 

1 

ii 

1,2 

— 75,0 

18. Juli 




Kontrolle 104 

ii 

5 

ii 

4,8 

wiederholt 8. August 

18 

11 ^ „ • 


Behandelt 91 
Kontrolle 108 

ii 

ii 

0 

3 

ii 

ii 

0.0 

2,8 

-100,0 

18. Juli 

wiederholt 8. August 


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144 HL Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

20. Versuche mit dem neuen Klebefächer. 

Dieser von mir konstruierte Klebefächer weist auf seiner Fangfläche 
eine Anzahl übereinandergeschichteter, mit Klebestoff versehener Papier¬ 
blätter auf, welche wie die Blätter eines Abreisskalenders einzeln abge¬ 
zogen werden können, so dass nach Verbrauch einer Schicht stets ohne 
besondere Umstände eine neue Klebstoff Schicht geschaffen werden kann. 
Der Fächer, der von der chemischen Fabrik Dr. Nördlinger bezogen 
werden kann, ist im vergangenen Sommer von Herrn Ökonomierat Ehatt- 
Trier praktisch erprobt worden, der sich über seine Brauchbarkeit folgender- 
massen äussert: „Mit dem LüSTNERSchen Klebefächer werden in den drei 
Weinbaudomänen Versuche angestellt. Es hat sich dabei ergeben, dass 
die jetzige Abmessung des Fächerstieles etwas knapp und dass der Fächer 
durch den Klebeblock für jugendliche und schwächere weibliche Arbeiter 
etwas zu schwer ist. Der Klebeblock zeigt den Nachteil, dass er beim 
Abfangen taufeuchter Stöcke und bei feuchter Witterung leicht aufweicht. 
Im übrigen hat sich der Klebefächer zum Fangen der Motten gut bewährt. 
Namentlich ist die schnelle Instandsetzung der Dr. LüsTNERschen Klebefächer, 
welche durch einfaches Abziehen des mit der verbrauchten Klebstoffschicht 
versehenen Papierblattes bewirkt wird, hervorzuheben.“ Es soll versucht 
werden die genannten Mängel abzustellen. 

21. Fangen der Motten mit Klebstoffen. 

Es wurde schliesslich noch versucht, die Heuwurmmotten noch auf 
eine andere Art unschädlich zu machen, die, soviel mir bekannt, seither 
noch nicht zur Anwendung gekommen ist. Bekanntlich lassen sich die 
Motten, wenn sie ihre Eier auf die Gescheine ablegen wollen, auf ihnen 
nieder und verharren hier kurze Zeit. Diesen Augenblick wollten wir 
benutzen und sie mit einem Klebstoff, der auf die Gescheine gespritzt 
worden war, fangen. Benutzt wurden dazu Stärkekleister uud Dextrin. 
Leider versagten beide Mittel, weil sie sich nur in einer Verdünnung ver¬ 
spritzen liessen, in der sie nur noch wenig Klebkraft besassen, auch trockneten 
sie zu schnell ein, so dass die Versuche auf gegeben werden mussten. Bei 
Anwendung klebriger Flüssigkeiten ist auch zu befürchten, dass, wenn sie 
auf den Blütenknospen fest geworden sind, diese sich nicht mehr zu öffnen 
vermögen. 

22. Versuche zur Bekämpfung der Heu- bzw. Sauerwürmer. 

a) Mit Nikotin. 

Für die Bekämpfung der Heu- und Sauerwürmer sind in diesem Jahre 
wieder eine grössere Zahl von Mitteln in Vorschlag gebracht worden, ohne 
dass die meisten von ihnen vorher praktisch erprobt worden waren. Die 
Bekämpfung dieses Stadiums des Schädlings stösst, worauf wir schon wieder¬ 
holt hingewiesen haben, auf sehr grosse Schwierigkeiten, einmal der Be¬ 
laubung der Stöcke wegen, die das Treffen jedes einzelnen Gescheines mit 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


145 


der Spritzflüssigkeit sehr erschwert, und zweitens weil die Raupen in ihren 
Gespinsten ein vorzügliches Schutzmittel gegen Benetzung besitzen, von 
wässrigen Flüssigkeiten also nur schwer erreicht werden. Zur Erzielung 
eines Erfolges müssen deshalb die Gescheine einzeln, d. h. jedes für sich, 
behandelt und die Mittel selbst unter starkem Druck und Aufwendung 
grosser Mengen davon von zwei Seiten bespritzt werden. Die Arbeit 
verursacht somit nicht allein grosse Kosten, sondern sie erfordert auch 
zahlreiche Arbeitskräfte und nimmt viel Zeit in Anspruch. Dazu fällt sie 
noch in die arbeitsreiche Frühjahrszeit, in der der Winzer sowieso alle 
Hände voll zu tun hat. Aller dieser Gründe wegen haben diese sog. Wurm¬ 
gifte bei der weinbautreibenden Bevölkerung bis jetzt nur wenig Aufnahme 
gefunden und wenn es der Fall war, haben die Bekämpfungsarbeiten damit 
zu sehr voneinander abweichenden Ergebnissen geführt, weshalb sie bald 
wieder aufgegeben wurden. Mit am besten hat sich in neuerer Zeit, 
besonders im vergangenen Sommer, das Nikotin bewährt, so dass es von 
vielen Seiten zur Wurmbekämpfung allgemein empfohlen worden ist. Ob 
es jedoch in der Hand der Praxis dieselbe günstige Wirkung zeigen wird 
wie bei den betreffenden Versuchsanstellern, ist sehr zu bezweifeln, da sie 
niemals so vorsichtig arbeiten kann wie diese. 

Der Nachteil, der dem Nikotin als Schädlingsbekämpfungsmittel an¬ 
haftet, besteht darin, dass es durch den Regen leicht abgewaschen wird 
und dann natürlich eine Wirkung nicht mehr ausüben kann. Je trockener 
die Witterung, desto grösser werden die damit zu erzielenden Erfolge 
sein, woraus sich ergibt, dass der diesjährige Sommer besonders günstig 
für seine Benutzung war. 

Wie in den Vorjahren, so brachten wir auch diesmal wieder das 
Nikotin in verschiedenen Formen zur Anwendung, unter denen sich auch 
einige seiner unlöslichen Salze befanden. Von den geprüften bekannten Sorten 
haben sich das Nikotin Schachenmühle, wetterfest, der Elsässischen Tabak¬ 
manufaktur in Strassburg-Neudorf und der Tabakextrakt der Firma A. W. 
EvERTH-Hamhurg sehr gut bewährt. Sie kamen in Mischung mit 1 °/ 0 iger Borde¬ 
laiserbrühe zur Verwendung, und zwar 2 kg auf 100 l derselben. Es war 
eine nur zweimalige Behandlung vorgesehen. Da jedoch nach der ersten 
Bespritzung ein stärkerer Regen niederging, musste sie wiederholt werden, 
so dass die Mittel im ganzen dreimal verspritzt wurden. Bei der Kontrolle 
wurden bei dem Nikotin Schachenmühle in den Gescheinen lebende Würmer 
überhaupt nicht mehr vorgefunden, während mit dem EvERTHschen Nikotin 
75 % der vorhandenen Würmer getötet worden sind. Es ist dies das 
günstigste Resultat, das wir bis jetzt mit dem Nikotin bei der Heuwurm¬ 
bekämpfung erzielt haben. Dabei muss jedoch darauf hingewiesen werden, 
dass bei anderen im vergangenen Jahre von uns und unter unserer Leitung 
ausgeführten Versuchen die beiden Nikotinsorten sich gerade umgekehrt 
zueinander verhielten, d. h. das EvERTHsche eine bessere Wirkung zeigte 
wie das Strassburger, und dass damals bei von der Praxis im grossen 
ausgeführten Versuchen beide Sorten auch mehr oder weniger versagten. 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 10 


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146 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Auch muss erwähnt werden, dass bei Benutzung des EvERTHSchen Extraktes 
sowohl im vorigen als auch in diesem Jahre leichte Verbrennungen an 
den Gescheinen entstanden sind. 

Auch von anderen Firmen waren uns Nikotin-Präparate zur Prüfung 
überlassen, bzw. auf unsere Veranlassung hin hergestellt worden, mit denen 
einige weitere Versuche zur Ausführung gelangten. Unter ihnen ist an 
erster Stelle ein Arsen-Nikotinsalz der chemischen Fabrik Dr. Marquart 
in Beuel a. Rh. zu nennen, mit dem in 0,l°/ o iger Verdünnung 82% der 
vorhandenen Würmer getötet, leider aber auch geringe Verbrennungs¬ 
erscheinungen entstanden sind. Auch das Cucasa-Nikotin dieser Firma, 
das pulverförmig zur Anwendung kommt, bewährte sich gut. Mit ihm 
sind l%ig 73 und2%ig 71% der vorhandenen Würmer getötet worden. 
Mit pikrinsaurem Nikotin + Kupferacetat der Elsässischen Tabakmanufaktur 
wurde eine Sterblichkeit von 70% erzielt. 

Ob jedoch auch in der Hand der Praxis und unter weniger günstigen 
Witterungsverhältnissen ebenso günstige Ergebnisse damit erzielt werden, 
muss die Zukunft zeigen. 

Mit den anderen noch geprüften Nikotinverbindungen wurden keine 
so guten Erfolge erzielt. Es waren dies: tannins.-Nikotin mit Kupfer¬ 
acetat der Elsässischen Tabakmanufaktur, Strassburg-Neudorf, pikrinsaures 
Nikotin der Elsässischen Tabakmanufaktur, Strassburg-Neudorf, Cucasa- 
Schwefel-Nikotin, pulverförmig, 1 %, von Marquart, Beuel und dasselbe 2%. 

Ausser in flüssiger Form wird das Nikotin auch in Dampfform zur 
Schädlingsbekämpfung benutzt. Wir hielten es deshalb für zweckmässig, 
auch einmal in den Weinbergen einen Versuch mit dampfförmigem Nikotin 
auszuführen. Dabei hofften wir» Erfolge nach zwei verschiedenen Rich¬ 
tungen hin zu erzielen. Einmal sollten die Raupen direkt damit abgetötet 
w T erden, und dann erwarteten wir, das sich das gasförmige Nikotin auf 
den durch die Transpiration immer kühlen Gescheinen niederschlagen und 
von den Raupen beim Fressen derselben mit verzehrt würde. Der von 
uns für die Versuche konstruierte Apparat erwies sich jedoch als nicht 
brauchbar, weshalb wir unsere Idee, den Herren St. Kolbenschlag & Co. 
zu Landau (Pfalz), die uns einen Dampfapparat zur Bekämpfung von 
Pflanzenschädlingen im vergangenen Sommer zur Prüfung übersandt hatten, 
zur weiteren Ausarbeitung überliessen, indem wir ihnen angaben. nach 
welcher Richtung hin dies zu erfolgen habe. Das Nähere hierüber ist 
aus dem folgenden Absatz zu ersehen. 

b) Der Reben- und Pflanzen-Dampfapparat „Landaurett“. 

Den Dampfapparat ,,Landaurett il der Firma St. Kolbenschlag & Co. 
in Landau prüfen wir seit Dezember 1910 auf seine Brauchbarkeit. In 
dieser Zeit ist der Apparat in seiner Konstruktion mehrfach, zum Teil auf 
unsere Anregung hin, wesentlich geändert worden. Die älteren Apparate 
sind von der Firma zurückgezogen worden. Zurzeit wird die vierte ab¬ 
geänderte Form einer Prüfung unterzogen, die zwar noch nicht abgeschlossen 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


147 


ist, aber immerhin bereits ergeben hat, dass der Apparat auch in seiner 
jetzigen Gestalt bei weitem noch nicht den Anforderungen genügt, die 
man an ihn stellen muss, wenn er der Praxis empfohlen werden soll. Die 
älteren Apparate, zum Tragen auf dem Rücken eingerichtet, wurden mit 
einer Spiritusflamme geheizt. Schon bei schwachem Winde und auch bei 
nicht völlig aufrechter Haltung des tragenden Arbeiters schlugen die 
Flammen seitlich aus dem Apparat hervor: der Spiritus selbst geriet ins 
Kochen, und seine Dämpfe entzündeten sich bei dem durch das Kochen 
bewirkten Austritt aus dem Sicherheitsrohr. Das Tragen des Apparates 
war daher für den Arbeiter mit Lebensgefahr verbunden. Bei dem jetzt, 
vorliegenden grösseren Apparat, der von zwei Leuten getragen oder auch 
auf einer Karre gefahren werden kann, erfolgt die Heizung durch Holzkohle. 

Die erwähnten Übelstände sind dadurch behoben. Es fehlt jedoch 
ein Wasserstandsrohr, so dass es leicht vorkommt, dass der Dampfkessel 
an den Lötungsstellen durchschmilzt. Weiter ist zu bemängeln, dass die 
Verdampfungsrohre eine zu kleine Öffnung besitzen, weshalb auch bei 
starkem Druck nur ein wenig umfangreicher Dampf strahl austreten kann, 
infolgedessen auf die Behandlung befallener Pflanzen sehr viel mehr Zeit 
verwandt werden muss als bei den sonst üblichen Bekämpfungsmethoden. 

Der Gedanke, geeignete Bekämpfungsmittel in Dampfform zur An¬ 
wendung zu bringen und dadurch die Wirkung des Mittels selbst mit der 
des heissen Wasserdampfes zu kombinieren, ist gut und verdient weiter 
verfolgt zu werden. Die von der Firma St. Kolbenschlag & Co. anfangs 
zu dem Apparat gelieferte Flüssigkeit war jedoch ganz ungeeignet. Sie 
enthielt in Wasser gelöste Metallsalze und Pflanzenextrakte, die überhaupt 
in den Dampf nicht übergehen, sondern im Kessel Zurückbleiben, so dass 
nur reiner Wasserdampf austrat, der allerdings für sich allein schon eine 
gute Wirkung auszuüben vermag, zur Abtötung mancher Schädlinge jedoch 
nicht hinreicht. Auf unsere Anregung hin liess dann die Firma für unsere 
Versuche ein Präparat herstellen, das ein auch in den Dampf übergehendes 
Insektizid enthält, das Nikotin. Es stehen jedoch der Anwendung dieses 
Präparates in der Praxis Bedenken entgegen. Bei der grossen Giftigkeit 
des Nikotins ist schon bei der gebräuchlichen Verspritzung desselben 
peinliche Vorsicht erforderlich. Bei der Anwendung in Dampfform ist infolge 
der schnellen Verteilung des Nikotindampfes in der umgebenden Luft die 
Gefahr für den Arbeiter jedoch eine viel grössere. Es machten sich denn 
auch bei unseren Versuchen Reizungen der Augen wie der Schleimhäute 
der Nasen-, Mund- und Rachenhöhle alsbald bemerkbar. Es muss daher 
auf eine andere Zusammensetzung des Mittels Bedacht genommen werden. 

Bei diesen zurzeit noch vorhandenen Mängeln des Apparates und der 
Verdampfungsflüssigkeit ist es nicht zu verwundern, dass die Resultate 
unserer Versuche noch zu wünschen übrig lassen. Dass die Anwendung 
viel mehr Zeit erfordert als die Bespritzungen, Streichen oder Bepinseln 
ist bereits vorher erwähnt. Auch in solchen Fällen, in denen durch das 
Dämpfungsverfahren ein voller Erfolg erzielt wurde, liegt daher kein Grund 

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148 


III. Bericht Uber die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


vor, zugunsten des Apparates die alten bewährten Bekämpfungsverfahren 
zu verlassen. 

Was die einzelnen Versuche, die von uns vorgenommen wurden, 
betrifft, so wurde ein voller Erfolg erzielt bei Blattläusen des Apfel- und 
Birnbaumes und bei der Blutlaus. Diese Läuse wurden sämtlich abgetötet. 
Nicht so gut war das Ergebnis beim Heu wurm der Hebe; hier wurden bis 
zu 2 /s der Tiere abgetötet, ein Erfolg, der durch Bespritzungen mit Nikotin¬ 
brühe ebenfalls erreicht wird. Von den Raupen des Kohlweisslings, die, 
abgesehen vom Ablesen, auch sonst sclrwer zu vernichten sind, wurden 
nur ganz junge Tiere abgetötet, die älteren erholten sich bald wieder. 
Ohne Erfolg war das Verfahren bei Schildläusen (Aspidiotus ostreaeformis 
und Diaspis piri) sowie bei der gewöhnlich „roten Spinne“ genannten 
Spinnmilbe Tetranychus telarius. 

c) Andere Wurmbekämpfungsmittel. 

Von den anderen von uns in diesem Sommer noch geprüften Heu- 
und Sauerwurm bekämpfungsmittein haben sich noch folgende bewährt: 

1. Harzölseife von der chemischen Fabrik in Emmendingen: 70% 
Würmer tot. 

2. Floria Harzölseife von Dr. Nördlinger. Flörsheim, 3%ig: 72% 
Würmer tot. 

8. Floria-Pflanzenseife von Dr. Nördlinger, Flörsheim, 2%ig: 78% 
Würmer tot. 

4. Floria-Pflanzenseife von Dr. Nördlinger, Flörsheim, 3%ig: 85% 
Würmer tot. 

Dazu muss bemerkt werden, dass die Gescheine, bzw. Trauben von 
zwei Seiten unter starkem Druck bespritzt wurden. 

Es sind mit den Harzölseifen somit rund Dreiviertel der vorhanden 
gewesenen Würmer vernichtet worden. Ihre Wirksamkeit kommt also 
derjenigen des Nikotins sehr nahe; sie ist derselben fast gleich. Dabei 
sind diese Seifen vollständig ungefährlich, auch konnte eine Benachteiligung 
der damit behandelten Rebteile nicht erkannt werden. Ihre Brauchbarkeit 
gegen andere Insekten ist bekannt. Vielleicht lässt sich ihre Wirksamkeit 
durch eine Beimischung von Nikotin noch steigern. Für ihre Verwend¬ 
barkeit in der Praxis gilt das beim Nikotin Gesagte. 

Die anderen noch geprüften Mittel sind in nachstehender Tabelle S. 149 
zusammengestellt: 

Unter ihnen hat sich das Baryumhydroxyd, das von SAHM-Düsseldörf 
geliefert worden war, sehr gut bewährt; mit ihm ist fast ein voller Erfolg 
erzielt worden. Das Mittel soll im nächsten Jahre noch einmal geprüft 
werden. Mit der Trockenstaub-Schwefel-Kupfer-Nikotinseife sowie mit 
Cupran und Tenax spezial sind über die Hälfte der Würmer getötet worden, 
ihre Wirkung blieb jedoch hinter derjenigen des Nikotins und der Harz¬ 
seifen zurück, so dass letztere den Vorzug verdienen. Mit dem Mimischen 
Mittel, das dabei sehr teuer ist, wurden nur 43,7 %, also nicht ganz die 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


149 



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150 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Hälfte der vorhanden gewesenen Würmer vernichtet. Stellenweise traten 
nach der Anwendung dieses Mittels Verbrennungserscheinungen auf. Einige 
der geprüften Mittel sollten ausser gegen den Heu- und Sauerwurm auch 
gegen die Peronospora wirksam sein. Diesbezügliche Beobachtungen konnten 
nicht gemacht werden, weil dieser Pilz sich im vergangenen Sommer nur 
ganz vereinzelt gezeigt hat. 

Galbengummi, das Herrn Landrat Freiherr von Hammerstein zu 
Kochern a. d. Mosel zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes empfohlen 
worden war und um dessen Prüfung er uns ersuchte, eignet sich nicht 
dafür. Durch Räuchern mit demselben werden die Raupen beider Arten 
nicht getötet, wohl aber die Gescheine verbrannt. G. Hanning in Hamburg 
hatte auf unsere Veranlassung hin verschiedene Präparate hergestellt, bei 
denen an und für sich wasserunlösliche Stoffe in eine wasserlösliche Form 
gebracht waren, die einen Gehalt von 80 % des Stoffes enthielt. Es waren 
Benzol, Schwefelkohlenstoff, Vaselinöl, Petroleum und eine Mischung der 
drei erstgenannten Stoffe. Die Versuche wurden mit 0,5-, 1-, 2-, 3- und 
5 °/ 0 igen Lösungen angestellt, es zeigte sich jedoch, dass selbst die 
V 2 °/oi& en Lösungen noch Verbrennungserscheinungen hervorriefen, weshalb 
von weiteren Versuchen abgesehen werden musste. 

Schwefelsaures Chinoidin ist ungeeignet zur Heuwurmbekämpfung. 
1-, 3- und 5%ige Lösungen, auf die Gescheine verspritzt, vermochten 
weder die Würmer vom Frass abzuhalten, noch dieselben zu töten. 

28. Prüfung einiger Schädlingsbekämpfungsmittel. 

Im folgenden soll über die Brauchbarkeit einiger Mittel zur Schäd¬ 
lingsbekämpfung berichtet werden, die uns von ihren Fabrikanten zur 
Prüfung überlassen worden sind. Wenn wir auch derartigen Mitteln einen 
Wert für den Pflanzenschutz im allgemeinen nicht so ohne weiteres bei¬ 
legen können, weil die Hersteller solcher Fabrikate vielfach die Natur der 
Schädlinge, die damit vernichtet werden sollen, überhaupt nicht kennen, 
die Mittel selbst auch meist nichts besseres darstellen, als die schon lange 
in Gebrauch befindlichen, so dürfen wir dieselben doch nicht übergehen, 
weil hier sehr viele Anfragen darüber einlaufen und die Praxis ein Urteil 
über ihre Wirksamkeit verlangt. Daneben kommt es auch nicht selten 
vor, dass die Prüfung derartiger Mittel von unserer Vorgesetzten Behörde 
gefordert wird, eine solche also vorgenommen werden muss. Auf jeden 
Fall liegt es im Interesse der Obstzüchter und Gartenbesitzer, solche Mittel, 
die in den Fachblättern angeboten werden, öffentlich zu besprechen, damit 
sie unter Umständen vor Schaden bewahrt bleiben. 

Die Versuche gegen die Blutlaus und Schildlaus wurden im Oktober 
und anfangs Dezember ausgeführt; die Revision erfolgte Mitte Dezember. 
Infolge der warmen Witterung zeigte um diese Zeit die Blutlaus noch eine, 
wenn auch langsame Vermehrung. Die Versuche gegen die Blattläuse 
wurden im Frühjahr, die gegen den Kohlweissling im Sommer angestellt. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


151 


A. Blutlausmittel. 

a) Thilmanys Blutlausmittel. 

Lieferant: J. Wirth, chem. Abteilung, Köln-Braunsfeld. 

Das Mittel soll auf die befallenen Stellen geträufelt oder mittels eines 
Pinsels aufgetragen werden, wonach es die Laus nebst ihrer Brut augen¬ 
blicklich und dauernd vernichten soll, wenn es überall angewendet wird. 
Das Holz und selbst feine Triebe sollen dabei nicht angegriffen werden. 

Bei der Prüfung wurde das Mittel mit einem Pinsel sorgfältig auf- 
getragen, wonach die Läuse verschwunden waren. Diese gute Wirkung 
ist jedoch keine dauernde, denn bei der Revision zeigten sich an mehreren 
Stellen wieder neue Kolonien. Die Angabe des Fabrikanten, dass die 
Laus dauernd vernichtet wird, ist also nicht zutreffend. Am Baume selbst 
wurden Beschädigungen nicht beobachtet. 

b) Antiparasitol. 

Lieferant: A. Schböter & Comp., Fahr (Rhld.). 

Das Mittel wird in zwei Sorten in den Handel gebracht: Antiparasitol (S.) 
und Antiparasitol (W.); ersteres dient zur Sommer-, letzteres zur Winter¬ 
behandlung. Beide Sorten wurden von uns erprobt. Antiparasitol (S.) ist 
speziell zur Vernichtung der Blut- und Blattlaus (welcher?), Raupen usw. 
bestimmt. Bei unserem anfangs Oktober damit ausgeführten Versuch wurden 
die Blutläuse getötet, anfangs Dezember zeigten sie sich jedoch bereits 
wieder in mehreren Kolonien an dem behandelten Baume. Die Sorte (W.) 
soll, wenn die Bäume damit im unbelaubten Zustande behandelt werden, 
die Blut- und Schildlaus (welche?) abtöten, ohne dabei dem Baum den 
geringsten Schaden zuzufügen, sondern im -Gegenteil auf Krebsstellen und 
sonstige Wunden einen heilenden Einfluss besitzen. Dementsprechend be¬ 
strichen wir einen sehr stark von der Blutlaus befallenen Ast am 7. Dezember, 
wobei die Läuse sämtlich vernichtet wurden. Bei einer am 18. Dezember 
ausgeführten Revision waren neue Kolonien nicht zu entdecken. Diese 
Sorte scheint viel Öl zu enthalten, denn die damit bestrichenen Baumteile 
werden stark fettig und behalten diese Eigenschaft lange Zeit bei. Ob 
durch diesen Fettüberzug die behandelten Baumteile notleiden, kann einst¬ 
weilen noch nicht gesagt werden Voraussichtlich wird die Wirkung des 
Mittels anhalten, so lange der Fettüberzug erhalten bleibt. Ein endgültiges 
Urteil kann erst später abgegeben werden. 

c) Blutlaustinktur. 

Lieferant: Quirin Klesy, Mainz, Nachstr. 11. 

Nach Angabe des Fabrikanten kann die Tinktur zu jeder Jahres- und 
Tageszeit mit dem Pinsel angewendet werden, denn er selbst hat sie im 
Frühjahr, als die Triebe 15 cm lang waren, erprobt, ohne den geringsten 
schädlichen Einfluss bemerkt zu haben. Durch das Mittel werden die 
Läuse zum Verschwinden gebracht, erscheinen an den behandelten Stellen 
jedoch bald wieder. Dem Baume ist die Tinktur nicht von Nachteil. 


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152 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

d) Obstbaumkarbolineum mit Kampfer. 

Lieferant: E. Hupertz & Comp.. Rodenkirchen-Köln. 

Das Mittel soll während der Vegetationsruhe angewendet werden, 
weil dann Blatt- und Blutenknospen nicht damit verletzt werden können. 
Die Bäume sollen damit berieselt werden. Bei unserem Versuche gegen 
die Blutlaus übte das Präparat eine tödliche Wirkung auf die Läuse aus; 
doch gelang es damit nicht, den Baum dauernd von dem Insekte frei zu 
halten; bereits nach ca. 5 Wochen zeigten sich auf ihm neue Kolonien an 
den früher befallen gewesenen Stellen. Die Verwendungsart war */ 2 l auf 
25 l Wasser. 

e) Obstbaum-Kampfer-Kresolseife. 

Lieferant: E. Hupertz & Comp., Rodenkirchen-Köln. 

Mit einer Mischung von V 2 ^ auf 50 l Wasser wurden die Läuse 
momentan vernichtet, doch erschienen sie nach ca. 5 Wochen wieder. 

f) Kampfer-Eucalyptus-Harzölseife. 

Lieferant: K Hupertz & Comp., Rodenkirchen-Köln. 

Der Lieferant gibt an, dass das Mittel bei einer 8°/ 0 igen Mischung 
mit Wasser gute Dienste bei der Schädlingsbekämpfung geleistet haben 
soll. Wir können uns dieser Ansicht nicht anschliessen, denn an dem mit 
einer solchen Brühe bespritzten Baum erschien die Laus, die nach der 
Behandlung verschwunden war, schon nach nicht ganz 3 Wochen wieder 
von neuem. 

Eine längere Zeit andauernde Wirkung war also bei keinem der 
3 Präparate von Hupertz & Comp, zu beobachten. Schäden an den 
Bäumen wurden nicht beobachtet. 

g) Hohenheimer Brühe. 

Lieferant: Osterberg-Gräter, Stuttgart, Paulinenstr. 

Es soll mit 4 °/ 0 iger Mischung gespritzt und die Brühe dabei im 
Überschuss angewandt werden, damit sie sicher in alle Schlupfwinkel 
gelangt. Dabei wird eine zweimalige Bespritzung empfohlen. Aus einem 
Versehen ist die Brühe bei unserem Versuche jedoch nur einmal an¬ 
gewendet worden. Dabei zeigte sie eine gute Wirkung, die jedoch keine 
dauernde war, da nach ca. 9 Wochen neuer Befall festgestellt werden 
konnte. 

h) V. 1. Winterfluid. 

Lieferant: Mai Kanold, Hamburg. 

V. 1. Fluid soll für die Bäume vollständig unschädlich sein, was 
wir bestätigen können. Es soll Moose und Flechten vernichten, die lose 
Rinde und die Winterform vieler tausenden Insekten entfernen. Die 
Spritzung soll in den Wintermonaten vorgenommen werden und dabei 
möglichst an einem trüben, ruhigen und frostfreien Tag erfolgen. Zur 
Bekämpfung wird eine Verdünnung von 1 Teil Fluid mit 75 Teilen Wasser 
empfohlen. In dieser Form wurde es auch von uns benutzt. Dabei 
wurden die Läuse scheinbar vollständig vernichtet, begannen sich jedoch 
nach ca. 2 Wochen wieder zu zeigen. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


153 


i) Mittel des Bezirksbaumwarts Schönlau-Zweibrücken. 

Das Mittel wurde uns von seinem Erfinder überbracht, und zwar 
wurden uns nur 100 g geliefert. Nach seiner Anwendung blieben die 
Läuse einige Zeit verschwunden, begannen jedoch nach 2 Monaten sich 
wieder zu vermehren. 

B. Blutlaus- und Sehildlausmittel. 

k) Mittel der Reesa-Werke. 

Lieferant: Reesa-Werke, chem.-techn. Fabrikate, Bremen, Wartburgstr. 84. 

Diese Firma empfiehlt wegen der Schärfe des Mittels nur altes Holz 
damit zu behandeln. Auf dieses soll es nicht mit einem Haarpinsel, sondern 
mit einem scharfen Fiberpinsel aufgetragen werden; wir besorgten es mit 
einer Einschmierbürste. Wir brachten es gegen die Blutlaus und die rote 
austerförmige Schildlaus (Diaspis piri) zur Anwendung. Gegen erstere ist 
seine Wirkung nur eine geringe, denn bereits nach 10 Tagen zeigten sich 
an dem behandelten Baume neue Kolonien. Die Schildlaus wurde von 
dem Mittel überhaupt nicht benachteiligt; nach 14 Tagen waren alle 
untersuchten Tiere noch am Leben. Am Baume traten Schädigungen bis 
jetzt nicht in die Erscheinung. 

1) Demi-Lysol. 

Lieferant: Firma Schülke & Mayr, Hamburg 39. 

Auf das Mittel machte uns Herr Lehrer A. BAUM-Limburg aufmerksam, 
der damit gute Erfolge erzielt haben will. Es soll mittlerweile verbessert 
worden sein und hat von seinem Fabrikanten in dieser neuen Form den 
Namen „Lysochlor“ erhalten. Auf Wunsch des genannten Herrn führten 
wir mit diesem neuen Präparat je einen Versuch gegen die Blutlaus und 
rote austerförmige Schildlaus (Diaspis piri) aus, wobei festgestellt wurde, 
dass die Blutlaus an den behandelten Bäumen bereits nach ca. 2 Wochen 
wieder erscheint, die Schildlaus innerhalb derselben Zeit nicht abgetötet 
wird. Die Verwendungsart war gegen Blutlaus 5°/oig, gegen die Schild¬ 
laus 8°/ 0 ig- 

C. Blattlausmittel. 

m) Quassia-Seife „Caesar“. 

Lieferant: Apotheker E. Caesar. Katzenelnbogen. 

Wie der Prospekt besagt, enthält dieses Präparat die wirksamen 
Bestandteile der Quassiaseifenbrühe in konzentrierter Form. Es soll das 
zeitraubende und nur unvollständige Ausziehen des Quassiaholzes durch 
Auskochen überflüssig machen und uns in den Stand setzen, in kurzer 
Zeit eine sehr wirksame Quassiaseifenbrühe herzustellen. In 1 °/ 0 iger 
Lösung soll sie das beste und unschädlichste Mittel zur Bekämpfung der 
Blattläuse sein. Zur Herstellung der Spritzbrühe wird ein Teil Quassia- 
seife mit wenig warmem Wasser zu einem dünnen Brei angerührt und 
hierauf in mehr Wasser zu 100 Teilen aufgelöst. — Wir erprobten das 
Mittel gegen die Pfirsichschildlaus (Apliis persicae) und die grüne Apfel- 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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baumblattlaus (Apbis mali) im Frühjahr, kurz nach dem Erscheinen der 
Läuse. Bei der Untersuchung wurde ein guter Erfolg festgestellt, der 
dem mit der gewöhnlichen Quassiabrühe erzielten gleichzustellen ist. Das 
Mittel kann somit zur Blattlausbekämpfung empfohlen -werden. Sein 
gegenüber der selbst bereiteten Brühe höherer Pi*eis wird durch die leichte 
und einfache Herstellungsweise der Brühe wett gemacht. Im Obstbaubetrieb 
der Anstalt hat sich das Präparat auch gegen die sog. rote Spinne (Tetra- 
nychus telarius) bewährt. 

n) Wurmol 1911. 

Lieferant: Uhem. Fabrik Dr. H. Nördlinger, Flörsheim a. M. 

Mit 3°/ 0 iger Lösung wurden die Läuse (Apfelbaumblattlaus = Aphis 
mali) durch eine einmalige Bespritzung sämtlich getötet; mit 1 °/ 0 iger 
Lösung jedoch nur teilweise. 

D. Mittel gegen Kohlweisslingsraupen. 

o) Wurmol 1911. 

Lieferant: Chem. Fabrik Dr. H. Nördlinger, Flörsheim a. M. 

Nach Angabe des Lieferanten soll es möglich sein, die Kohlweiss¬ 
lingsraupen mit einer 2 °/ 0 igen Wurmollösung abzutöten, wenn man mit 
starkem Druck auf der Spritze arbeitet und den Spritzkopf ganz dicht 
(etwa 2—5 cm) an die Tiere heranhält. — Trotz starken Druckes auf der 
Spritze, der vorgeschriebenen Haltung des Spritzenkopfes und eines Ver¬ 
brauches von 16 l Flüssigkeit für 20 Pflanzen wurden nur die kleinen 
Raupen getötet, während die grösseren nach einigen Stunden sich wieder 
erholten und weiter frassen. — 

Aus den angeführten Versuchen ergibt sich, dass es mit keinem der 
genannten Mittel gelingt, die Blutlaus vollständig zum Verschwinden zu 
bringen. Wohl sind sie alle gegen den Schädling wirksam, allein diese 
Wirksamkeit ist nur eine begrenzte, denn früher oder später tritt er an 
den behandelten Bäumen wieder in die Erscheinung. Derartige Erfolge 
werden jedoch auch mit anderen, schon längere Zeit bekannten Mitteln 
erzielt, so dass die in Rede stehenden eine Verbesserung nicht darstellen. 
Gegen die rote austernförmige Schildlaus haben die angewandten Mittel 
versagt, und mit dem Kohlweisslingsmittel ist es nur gelungen, die jungen 
Raupen abzutöten. Bei frühzeitiger Anwendung und reichlichem Material¬ 
verbrauch werden Erfolge damit erzielt werden können. Die beiden Blatt¬ 
lausmittel haben sich dagegen bewährt und können zur Benutzung empfohlen 
werden, wobei jedoch hervorgehoben werden muss, dass mit der bekannten 
Quassia-Schmierseifenbrühe, die billiger hergestellt werden kann, dieselben 
günstigen Erfolge erzielt werden können. 

E. Auskunftserteilung. 

Die Station wirkte auch im Berichtsjahre, wie früher, als Haupt¬ 
sammelstelle der Organisation zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. 
Als solcher sind ihr unterstellt: a) im Regierungsbezirk Wiesbaden 9 Sammel- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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stellen mit 234 Sammlern, b) in der Rheinprovinz das Gebiet des Wein-, 
Obst- und Gartenbaues mit 7 Sammelstellen und 164 Sammlern, c) das 
Fürstentum Birkenfeld mit 17 Sammlern. Ausser von vorbezeichneten 
Stellen werden an die Station eine grosse Anzahl von Anfragen und Ein¬ 
sendungen zur Bearbeitung gerichtet von der stets zunehmenden Schar der 
früheren Schüler und Kursisten der Anstalt, nicht nur aus dem Gebiete des 
ganzen Deutschen Reiches, sondern auch weit darüber hinaus. Diese 
starke Inanspruchnahme der Station, so erfreulich sie ist, hat jedoch zur 
Folge, dass sie sich der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit, die ihr 
nach der Geschäftsordnung der Königl. Lehranstalt obliegt, nicht in der 
Weise widmen kann, wie das im Interesse der Sache erforderlich wäre. 

Die Zahl der Einsendungen mit Anfragen, die sich auf Schädlinge 
und Krankheiten der Kulturpflanzen und ihre Bekämpfung beziehen, betrug 
im Berichtsjahre 995 (gegen 1440 im Jahre 1910 und 849 im Jahre 1909). 


Davon entfielen auf: 

Obst- und Gartenbau.448 

Weinbau.232 

Landwirtschaft. .43 

Forstwirtschaft.26 

Hausschwamm. 2 

Chemische und technische Mittel zur Schädlings¬ 
bekämpfung .213 

Sonstige Anfragen mit Bezug auf Feinde und Krank¬ 
heiten . 31 


Der Rückgang der Zahl der Anfragen gegen das Vorjahr ist darauf 
zurückzuführen, dass das trockene und heisse Wetter des Sommers 1911 
hemmend auf die Entwicklung schädlicher Organismen, namentlich aus dem 
Pflanzen-, weniger aus dem Tierreiche einwirkte, die schlechte Witterung 
des Jahres 1910 dagegen das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen 
besonders begünstigte. 

Über bemerkenswertere Erscheinungen, soweit sie nicht im vorher¬ 
gehenden behandelt sind, ist folgendes zu berichten: 

1. Milben. Es traten auf: Eriophyes malinus Nal. an Apfelbäumen 
in Weilburg; Eriophyes similis Nal. an Zwetschen in Montabaur, an Mira¬ 
bellen in Soden i. T.; Eriophyes nervisequus Can. var. maculifer Trotter 
an Blutbuchen in Luckau in der Lausitz; Eriophyes tiliae Nal. an Linden 
in Schierstein a. Rh.; Tetranychus ununguis Jakoby an Picea-Arten in 
Cronberg, Wiesbaden, Biebrich, Bingen; Bryobia ribis Thom. an Stachel¬ 
beeren in Enkheim bei Hanau, Hattenheim. 

2. Blattläuse. Aphis crataegi Kalt, an Apfelbäumen in Kleinwald bei 
Breidenbach in Lothringen; Pemphigus nidificus Low an Eschen in Geisen¬ 
heim, Wiesbaden und Goddert bei Selters. 

3. Agrilus pannonicus Pili. (A. biguttatus Fahr.) Nach Mitteilung des 
Einsenders haben die Larven dieses Prachtkäfers in einem ca. 3000 Morgen 
grossen Eichenforste bei Ahlen i. Westf. durch die Vernichtung der Zukunfts¬ 
bestände in ca. l'/ 2 Jahren einen enormen Schaden angerichtet. Wir haben 


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111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


die Käfer aus den Larven, die sich in Bäumen jeden Alters fanden, ge¬ 
züchtet und als A. pannonicus bestimmt. Nach Ältum (Forstzoologie III, 
128) ist A. pannonicus ganz unschädlich; Judeich-Nitsche führen den Käfer 
unter den Agrilus-Arten auf, die Schäden von grösserer Bedeutung herbei¬ 
zuführen vermögen. 

4. Lophyrus pini L. Die Larven der gemeinen Kiefern-Buschhorn- 
blattwespe wurden von Gross-Gerau (Hessen) als Spargelschädiger ein- 
gesandt, mit der Angabe, sie hätten dort eine 1 / i Morgen grosse Spargelkultur, 
die neben einer Kiefernwaldung neu angelegt -worden war, fast völlig kahl 
gefressen, nur die härteren, unteren Teile der bereits 40 cm langen Triebe 
wären verschont worden. An den miteingesandten Stengelresten fanden 
sich zahlreiche Cocons vor. Da das Tier nach Judeich-Nitsche (Mittel¬ 
europäische Forstinsektenkunde I, 643) mit seinem Frasse ausschliesslich 
auf die gemeine Kiefer beschränkt ist und in der Freiheit sogar andere 
verwandte Kiefernarten verschmäht, uns auch sonst keine Angaben bekannt 
geworden waren, dass die Larven ihren Frass auf andere Pflanzen aus¬ 
gedehnt hätten, so lag der Verdacht nahe, dass die Wespenlarven an dem 
Schaden unbeteiligt waren, dieser vielmehr von anderen Schädlingen ver¬ 
ursacht worden war. Fütterungsversuche, die wir anstellten, bestätigten 
jedoch die Richtigkeit der Beobachtungen des Einsenders. Blätter, Zweige 
und jüngere Stengelteile des Spargels wurden von den Larven verzehrt, 
die sich bei dieser Nahrung, die sie bis zu ihrer nach ca. 8 Tagen erfolgten 
Verpuppung erhielten, anscheinend ganz wohl befanden. Aus den Puppen 
schlüpften normale Imagines aus. 

5. Mamestra dissimilis Kn. Die Raupen dieser Eule halten sich 
gewöhnlich an Melde, Ampfer und anderen niederen Pflanzen auf. Im 
Juli und August traten sie in grösserer Anzahl an mehreren Birnpyramiden 
in Geisenheim auf. Die Eier waren in Häufchen an der Unterseite der 
Blätter abgelegt; die sehr gefrässigen Raupen skelettieren zunächst die 
Blätter, später w r erden diese bis auf den Stiel und den unteren Teil der 
Mittelrippe vollständig aufgefressen. Die Angaben in Hofmann, die Raupen 
der Gross-Schmetterlinge Europas 1893, 88, und in Spuler, die Schmetter¬ 
linge Europas 1908, 171, nach denen die Raupen in der Jugend grün, er¬ 
wachsen gelblich-fleischfarben resp. rötlich-gelb sind, stimmen mit unseren 
Beobachtungen nicht ganz überein. Der Grundton der Farbe der 26 Raupen, 
die wir in Zucht hatten, entsprach in der Jugend obigen Angaben, er war 
grün. Bei einem Teil der Raupen blieb er so bis zu ihrer Verpuppung 
erhalten, der andere Teil dagegen zeigte erwachsen den gelblich-fleisch¬ 
farbenen Ton in der Färbung. Es scheint daher, dass die Raupen der 
M. dissimilis in der Farbe ebenso variieren, wie die zahlreicher anderer 
Arten dieser Gattung. 

6. Bakteriose der Winterlevkojen (Matthiola incana R. Br.) Aus 
Köln a. Rh. erhielt die Station erkrankte Winterlevkojen zur Untersuchung. 
Wie der Einsender schrieb, wäre der ganze Bestand, mehrere Tausende 
von Pflanzen, von einem tierischen Schädling befallen. Es konnte jedoch 


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Bericht über die Tätigkeit der pllanzenpathologisclien Versuchsstation. 


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bei der Untersuchung weder ein solcher selbst noch eine Spur einer tierischen 
Beschädigung festgestellt werden, wohl aber wurde eine durch Bakterien 
verursachte Erkrankung konstatiert. Das Krankheitsbild war fast genau 
das gleiche, wie es v. Faber von einer durch ihn untersuchten, ebenfalls 
durch Bakterien hervorgerufenen Krankheit der Winterlevkoje gibt (Arbeiten 
der Kaiserl. Biologischen Anstalt V, 489). v. Faber stellte fest, dass 
Pseudomonas campestris Smith der Erreger der Braunfäule des Kohls, auch 
die Bakteriose der Levkojen verursacht hat. Die Untersuchung der aus 
den Kölner Pflanzen reingezüchteten Bakterien ergab, dass Pseudomonas 
campestris im vorliegenden Falle die Krankheit nicht hervorgerufen hat. 
Näheres über die Untersuchung, die Art der Bakterien und die eingeleiteten 
Infektionsversuche kann erst später mitgeteilt werden. 

7. Bakterienfäule der Tomatenfrü eilte trat auf in Mainz, St. Wendel, 
Wiesbaden, Geisenheim und Bonn. Eine nähere Untersuchung und ein¬ 
gehende Bearbeitung der zahlreichen Einsendungen, die wünschenswert 
gewesen wäre, da bisher nur wenige Nachrichten über diese Erkrankung 
vorliegen, musste aus Mangel an Zeit leider unterbleiben. 

8. Exobasidium spec. an Azalea indica wurde eingesandt aus Ander¬ 
nach. Im Frühjahr 1910 erhielten wir drei stark befallene Exemplare der 
Soite Prof. Walter aus Neuenahr. Dort hatte sich der Pilz im Sommer 1909 
zuerst an den Pflanzen bemerkbar gemacht. Der Besitzer entfernte die 
befallenen Blätter, sobald sie sich zeigten; den Winter über war dann 
von dem Pilze nichts zu sehen. Als aber dann im Frühjahr 1910 die 
Verunstaltungen der Blätter von neuem wieder auftraten, wurden uns die 
Pflanzen überlassen. Wir entfernten von den zahlreichen, verdickten und 
von den Sporen weiss bestäubten Blättern nur einige für Sammlungszwecke, 
die Mehrzahl der befallenen Blätter wurde an den Pflanzen belassen, auch 
nach dem Eintrocknen und Abfallen wurden sie nicht von den Töpfen ent¬ 
fernt. Eine Zeitlang zeigten sich auch noch neue befallene Blätter, der 
Befall nahm aber ab und hörte schliesslich im Laufe des Sommers ganz 
auf. Die Pflanzen, die bisher im Zimmer gestanden hatten, kamen nun 
ins Freie, wo sie bis zum Eintritt kälterer Witterung verblieben, um dann 
im Frühjahr 1911, ohne dass sie zurückgeschnitten wurden, wieder im 
Freien aufgestellt zu werden. Der Pilz hat sich bis jetzt, Frühjahr 1912, 
nicht wieder gezeigt, obwohl besondere Bekämpfungsmassregeln, wie das 
von Laubert empfohlene vorbeugende Spritzen mit Kupferkalkbrühe nicht 
angewandt wurden. Eine Neuinfektion durch Sporen ist hier offenbar 
nicht mehr erfolgt, die Blätter, die hier noch neu befallen wurden, sind 
wahrscheinlich von den Zweigen aus infiziert worden. Eine ähnliche Be¬ 
obachtung konnte Naumann machen (Jahresbericht der Vereinigung für an¬ 
gewandte Botanik 1909, 186); gesunde heimische Pflanzen, die zwischen 
stark erkrankten belgischen aufgestellt waren, wurden nicht infiziert, auch 
Infektionen mit gekeimten Sporen gelangen ihm nicht. Man darf demnach 
wohl annehmen, dass bei uns gewisse Bedingungen für das Zustandekommen 
von Neuinfektionen fehlen. Ob diese Bedingungen in irgendwelcher Be- 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Ziehung mit der bei der Kultur verwendeten Erde stehen, wie u. a. Laubebt 
(Handelsblatt für den deutschen Gartenbau XXIV, 436—468) anzunehmen 
geneigt ist, muss dahingestellt bleiben; aus unserem Fall lassen sich 
hierüber keine Schlüsse ziehen, denn wir haben zwar die Pflanzen in der 
Erde belassen, in der wir sie aus Neuenahr bekamen, wir wissen jedoch 
nicht, ob die Pflanzen sich bereits in dieser Erde befanden, als die In¬ 
fektion erfolgte. Ebenso können wir auch, da der Zeitpunkt der Infektion 
nicht festzustellen war, nicht genau angeben, wie lang die Lebensdauer 
des Mycels in den Zweigen ist. Ebenso wie Hennings (Zeitschrift für 
Pflanzenkrankheiten 1903, 45) für Exobasidium Rhododendri an Rh. ferru- 
gineum muss man auch für das Exobasidium an Azalea indica annehmen, 
dass sein Mycel mehrere Jahre ausdauernd ist. 

9. Puccinia absynthii D. G. machte in Geisenheim Esdragon un¬ 
brauchbar. 

10. Pitya cupressi Bätsch, nach Fuckel in Reinhartshausen im Rhein¬ 
gau auf Juniperus sabina und Thuya vorkommend, ist auch sonst im 
Rheingau und dem angrenzenden Gebiet nicht gerade selten am Sadebaum. 
Wir fanden den Pilz in Johannisberg, Bingen und Bacharach. Nach Rehm 
(Rabenhorsts Kryptogamenflora HI, 925) sind die beiden der Gattung 
Pitya angehörigen Arten Parasiten. Wenn das für P. cupressi wirklich 
der Fall sein sollte, so ist die Schädigung von Juniperus sabina eine so 
geringe, dass sie äusserlich gar nicht festzustellen ist; man merkt den 
Pilz erst, wenn seine Fruchtkörper da sind. Die Sträucher haben keine 
Anzeichen irgendeiner Erkrankung, und die Fruchtkörper selbst treten fast 
immer nur an abgefallenen modernden Zweigstücken und deren Nadeln 
hervor, nur einmal fanden wir sie an einem Zweig, der noch in Verbindung 
mit dem Strauche stand, aber auch schon völlig abgestorben war und mit 
seiner Spitze, die die Fruchtkörper trug, der Erde auflag. Man findet den 
Pilz von Oktober bis in den März hinein, auch unter Schneedecke werden 
die Fruchtkörper gebildet. Die Sporen keimen leicht nach 24—36 Stunden 
mit 1—3 Keimschläuchen in Sabinadecoct, auch in Most, nicht in Wasser. 
In den Flüssigkeiten werden bald Chlamydosporen gebildet. Infektionsver¬ 
suche konnten wir noch nicht vornehmen. 

11. Fusicladium cerasi Rabenh. trat auf Kirschen stark auf; grossen 
Schaden hatten namentlich die Kirschenzüchter in der Umgegend von 
Bonn, ferner bei Frankfurt und in Usingen. Auf Mirabellen und Reineclauden 
zeigte es sich in Soden a. T. 

12. Clasterosporium carpophüum Lev. schädigte Prunus laurocerasus 
am Bodensee in Ittendorf bei Meersburg und auf der Mainau. 

13. Cladosporium cucumerinum Eil. et Arth. (Scolicotrichum meloph- 
thorum Prill. et Delacr.) befällt seit mehreren Jahren die Gurken in Schier¬ 
stein a. Rh. Geradezu verheerend wirkt es bei den Treibgurken in den 
Kästen, weniger bei Freilandgurken. Bespritzungen mit Kupferkalkbrühe 
verschiedener Konzentration waren ohne Erfolg, desgleichen Bestäubungen 
mit Schwefel. Auch Ausräumung der Kasten, gründliche Säuberung und 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


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Verwendung neuer Erde konnte den Pilz nicht zum Verschwinden bringen. 
Im Jahre 1910 trat der Pilz auch in Geisenheim auf und richtete unter 
Glas kultivierte Gurken völlig zugrunde; er blieb nicht auf die Gurken 
beschränkt, sondern ging auch auf Melonen und Zierkürbisse über, ebenso 
zeigte er sich an Freilandgurken. Die Gärtnereien in der Umgegend von 
Frankfurt a. M. hatten gleichfalls grossen Schaden, ferner wiesen einge¬ 
sandte Gurken aus Wiesbaden, Dortmund und Treuenbrietzen den Pilz auf. 
Im Jahre 1911 war das Auftreten in Schierstein ebenso stark wie im 
Jahre 1910; in Geisenheim waren die Gurken in den Kästen pilzfrei, 
schwacher Befall wurde dagegen im freien Lande festgestellt 

14. Fusarium-Welkekrankheit kam vor bei Phaseolus in Brandoberndorf 
(Kr. Usingen) und Hahnstätten bei Diez; bei Cinerarien in Schwelm in 
Westfalen. Fusarium dianthi Delacr. et Prill. richtete in Nelkenkulturen 
in Weimar nicht unbeträchtlichen Schaden an. 

15. Septoria lycopersici Speg. Dieser Pilz trat in Schierstein a. Eh. 
an Tomaten auf, namentlich die Sorten Ficarazzi, Geisenheimer Frühe und 
Alice Eoosevelt waren befallen. Zur Bekämpfung wurde wiederholt mit 
1 %iger Kupferkalkbrühe gespritzt, wodurch ein voller Erfolg erzielt wurde. 

16. Vermicularia trichella Fr. wurde beobachtet an Efeu aus Arns¬ 
berg in Westfalen, wo er in einer Gärtnerei sowohl alte wie junge Pflanzen 
entblätterte, zum Teil gänzlich. Da wir hier in Geisenheim und Umgegend 
den Pilz an Efeu nicht haben — Phyllosticta hedericola Dur. et Mont, ist 
dagegen hier überall häufig —, liessen wir uns 10 befallene Efeupflanzen 
aus Arnsberg kommen, um Bekämpfungsversuche anzustellen. Nach Empfang 
der Pflanzen mussten die Versuche infolge anderer dringender Arbeiten 
zunächst aufgeschoben werden. Im Laufe des Sommers jedoch verschwand 
der Pilz von den Pflanzen von selbst vollständig und hat sich auch bisher 
nicht wieder eingestellt. 

17. Stysanus stemonitis Cor da richtete die Kartoffelernte eines ' i / i 
Morgen grosssen Ackerstückes in Geisenheim zugrunde; nur ein kleiner 
Teil der Knollen war nicht befallen. Von anderen Organismen konnten 
nur noch Milben an den Knollen hin und wieder festgestellt werden. 

WlSSMANN. 

F. Sonstige Tätigkeit der Station. 

Als Praktikanten (s. Satzungen der Anstalt, S. 14 unter I).) arbeiteten 
in der Station: 

1. Herr Paul Cortain aus Wolbeck i. W. 

2. Herr Privatdozent Dr. H. Emde aus Braunschweig. 

3. Herr Franz Suchy aus Brünn (Mähren). 

4. Herr William Widmer ans Naples (Nordamerika). 

Professor Lüstner hielt folgende Vorträge: 

1. Am 18. September auf der Hauptversammlung des Verbandes 
Preussischer Weinbaugebiete zu Trier über: ,.Neuere Erfahrungen bei der 
Bekämpfung der Peronospora.“ 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


2. Am 11. Oktober auf der Sitzung der Preussischen Reben veredlungs- 
kommission über: „Die Naturgeschichte der Reblaus mit Demonstrationen.“ 

3. Am 14. November in der Versammlung der Ortsgruppe Geisenheim 
des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung über: 
„Den Elfer in Poesie und Prosa.“ 

4. Am 12. Dezember in der Versammlung der Ortsgruppe Geisenheim 
des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung über: 
„Die Weinbergsunkräuter im Volksmund, in Sage und Dichtung.“ 

5. Am 24. Januar in der Generalversammlung der Vereinigung Rhein- 
gauer Weingutsbesitzer in Hattenheim über: „Den Elfer in Poesie und Prosa.“ 

6. Am 28. Januar in der Generalversammlung der Ortsgrugpe Lorch 
über: „Neuerungen bei der Schädlingsbekämpfung in den Weinbergen.“ 

7. Am 23. Februar in dem Vortragskursus der Landwirtschaftskammer 
der Provinz Brandenburg zu Berlin: „Über Feinde und Krankheiten des 
Beerenobstes.“ 

8. Am 3. März in der Generalversammlung des Rheingauer Weinbau- 
Vereins in Rüdesheim: „Über den Elfer in Poesie und Prosa.“ 

9. Über „Rauchschäden in den Weinbergen.“ In der Ausschusssitzung 
des Verbandes Preussischer Weinbaugebiete zu Koblenz am 25. März. 

Im Repetitionskursus für Obstbaubeamte und Landwirtshhaftslehrer: 

10. Über „Allgemeines über Pflanzenschutz.“ 

11—13. 3 Vorträge über tierische und pflanzliche Feinde des Holz¬ 
körpers der Obstbäume. 

14. Über Feinde und Krankheiten des Beerenobstes. 

Am 8., 9. und 10. Juni hielt Prof. LüSTNER einen Pflanzenschutz- 
Kursus für die Sammelstellenleiter und Sammler der Organisation zur 
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten ab, der von 19 Personen besucht war. 

Der Reblaus-Kursus für die Schüler fand am 12. und 13., der öffent¬ 
liche Reblaus-Kursus am 15., 16. und 17. Februar statt; beide Kurse wurden 
von dem Berichterstatter geleitet. Die Teilnehm erzähl für beide Kurse 
betrag 86 Personen. 

G. Veröffentlichungen der Station. 

Vom Vorstand der Station Prof. l)r. G. Lüstner. 

1. Die Birnengallmücke (Diplosis pirivora). Deutsche Obstbauzeitung 
1911, S. 204. 

2. Eigenartige Frostschäden an Obstgehölzen. Ebenda, S. 233. 

3. Sonnenbrand an Kirschen. Ebenda, S. 431. 

4. Beobachtungen aus dem Sommer 1911. Ebenda 1912, S. 8. 

5. Eigenartige Frostschäden an Apfelfrüchten. Ebenda, S. 50. 

6. Habt Acht auf die gelbe Stachelbeerwespe. Möllers Deutsche 
Gärtnerzeitung 1911, S. 295. 

7. Über Vogeltränken. Ebenda 1912, S. 130. 

8. Bericht über das Auftreten von Feinden und Krankheiten der Kultur¬ 
pflanzen in der Rheinprovinz im Jahre 1910, zusammen mit Prof. Dr. Remy- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 


161 


Bonn. Veröffentlichungen der Landwirtschaftskammer für die Rhein¬ 
provinz, 1911, Nr. 3. 

9. Ein Doppelgänger des Hen- und Sauerwurmes, der dreieckige Sack¬ 
träger, Solenobia triquetrella Zell. Weinbau und Weinhandel 1911, S. 187. 

10. 1811er—1911er. Ebenda, S. 461. 

11. Ergebnisse der Heu- und Sauerwurmbekämpfungsversuche im 
Jahre 1911. Ebenda, S. 582 u. 593. 

12. Weinbergsschluss im Rheingau. Frankfurter Zeitung vom 8. Sept. 
1911, 1. Morgenblatt. 

13. Über den Stand der Weinberge. Beiblatt der National-Zeitung 
zu Nr. 206, 1911. 

14. Kleine Rebenschildlaus. Erfurter Führer im Obst- und Garten¬ 
bau. 1911, S. 18. 

15. Die Johannisberger Dorflinde. Mitteilungen des Vereins für 
Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 1911, S. 26. 

16. Die Weissdornblattlaus als Schädling des Apfelbaumes. Geisen- 
heimer Mitteilungen über Obst- und Gartenbau 1911, S. 71. 

17. Zum Auftreten der gelben Stachelbeerblattwespe. Ebenda, S. 97. 

18. Über ein grösseres Zwetschensterben im Rheingau. Ebenda, S. 115. 

19. Heu- und Sauerwurmbekämpfungs-Kalender. Mitteilungen über 
Weinbau und Kellerwirtschaft 1911, S. 113, 129, 145, 161, 177, 193, 
209, 225 u. 241. 

20: Zum Anlocken der Meissen in die Weinberge. Ebenda, S. 88. 

21. Bericht über einige von der Praxis unter Leitung der Königl. 
Lehranstalt ausgeführte Versuche zur Bekämpfung des Heu- und Sauer¬ 
wurmes. Ebenda, S. 135. 

22. Über den Wert der Fanggefässe bei der Vernichtung der Heu¬ 
wurmmotten. Zusammen mit Weinbau-Inspektor Fischer. Ebenda, S. 162. 

23. Über eigenartige Neubildungen an Rebblättern. Ebenda, 1912, 

S. 28. 

24. Über Blitzschäden in Weinbergen. Ebenda, S. 39. 

25. Die Stachelbeerblattwespe wieder in Sicht! Amtsblatt der Land¬ 
wirtschaftskammer zu Wiesbaden, 1911, S. 185. 

26. Beobachtungen über den Kartoffeltriebbohrer Ebenda, S. 200. 

27. Neues über die Bekämpfung der Peronospora. Ebenda, S. 387. 


Geisenheimer Jahresbericht 1911. 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bericht Uber die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen 
Versuchsstation. 

Erstattet von Prof. Dr. Karl Kroemer, Vorstand der Station. 

A. Wissenschaftliche Tätigkeit. 

1. Über die Wurzelbildung der Obstbäume. 

Von Prof. Dr. Kabl Kkoemeb. 

Eingehende und zuverlässige Beobachtungen über die Wurzelent¬ 
wicklung der Obstbäume liegen nur in sehr geringer Zahl vor. Erst in 
der letzten Zeit sind einige Veröffentlichungen erschienen, die sich mit 
dieser Frage näher befassen, darunter in erster Linie zu nennen die be¬ 
kannte, auf zahlreiche Ausgrabungen von Obstbäumen gestützte Unter¬ 
suchung von Goethe (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschaft 1910). Der 
Berichterstatter hat auf die Bedeutung derartiger Beobachtungen für den 
Betrieb des Obstbaues wiederholt hingewiesen und deshalb auch schön 
seit Jahren vorgesehen, seine Wurzeluntersuchungen auch auf die Obst¬ 
bäume auszudehnen. Gelegenheit dazu bot sich im letzten Jahre nach 
der Umänderung des Wurzelhauses der Versuchsstation. Bei der Neu¬ 
bepflanzung des Hauses wurden drei Kästen für derartige Untersuchungen 
bestimmt und mit verschiedenen Obstgehölzen bepflanzt. Mit Rücksicht 
auf die von Goethe eingeleiteten Versuche war ursprünglich nur beab¬ 
sichtigt, die Wachstumsperioden der Obstbauniwurzeln und den Einfluss 
der Edelreiser auf die Wurzelentwicklung festzulegen, eine Aufgabe, die 
mit den Einrichtungen des Wurzelhauses besser zu lösen sein dürfte als 
durch Ausgrabungen. 

Im Laufe des letzten Jahres wurde an den Berichterstatter jedoch 
das ehrenvolle Ersuchen gerichtet, die von Goethe eingeleiteten, durch 
seinen Tod leider zum Stillstand gekommenen Untersuchungen über das 
Wurzelwachstum der Obstbäume weiter fortzuführen. Aus der Übernahme 
dieses Auftrages ergab sich die Notwendigkeit, die Untersuchungen auf 
einer breiteren Grundlage aufzunehmen, wobei zu beachten war, dass für 
die Aufstellung des Arbeitsplanes die Bedürfnisse der Praxis massgebend 
sein mussten; diese leiten sich her aus den Betriebsverhältnissen der 
Baumschulen, aus der Art des Verpflanzens der Obstbäume, den Schwierig¬ 
keiten der Sortenwahl bei der Anlage von Obstpflanzungen und der Pflege 
der älteren, im Ertrag stehenden Bäume. In allen diesen Abschnitten des 
Obstbaues hängt der Erfolg des technischen Betriebs zu einem sehr wesent¬ 
lichen Teile gerade davon ab, ob die Wurzeln der Bäume in günstiger 
Entwicklung stehen oder nicht; mithin ist es auch in erster Linie er¬ 
forderlich, dass wir Klarheit darüber gewinnen, wie der Bodenernährungs¬ 
apparat unter diesen von der Praxis geschaffenen Verhältnissen wächst 
und arbeitet. Eine Zusammenstellung der bekannten Tatsachen zeigt, 
dass unsere Kenntnisse in dieser Beziehung noch recht lückenhaft sind. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


163 


Bei einer Sichtung des vorhandenen Stoffes ist zu berücksichtigen, dass 
die meisten Obstarten nur in veredeltem Zustande angebaut werden, und 
infolgedessen nicht eigentlich die Wurzeln der Obstarten, sondern die 
ihrer Unterlagen zu untersuchen sind. Dieses vorausgeschickt, haben wir 
festzuhalten, dass die Wurzeln der Obstbäume nach ihrem morphologischen 
Charakter entweder zu den Haupt- oder zu den Nebenwurzelsystemen ge¬ 
hören, je nachdem sie aus Sämlingen oder aus Stecklingen enstanden sind. 
Zu den ersteren sind z. B. zu rechnen die Wurzeln des Birnbaums (Wild¬ 
ling), des Apfelbaums (Wildling), der Süsskirsche (Prunus Avium) und der 
Steinweichsel (Prunus Mahaleb); zu den letzteren zählen unter anderem 
die Wurzelsysteme der Quitte (Pirus Cydonia), des Doucinapfels (Pirus 
Malus mitis) und des Paradiesapfels (P. M. paradisiaca). 

Diese rein morphologische Unterscheidung der Obstbaumwurzeln hat 
nicht nur rein wissenschaftliches Interesse, sondern auch praktische Be¬ 
deutung, weil von der Art der Enstehung und Stellung der Wurzeln am 
Pflanzenkörper bis zu einem gewissen Grade auch die ganze Tracht der 
Wurzelsysteme und ihre Lage im Boden beeinflusst werden. 

Bei den Wurzelsystemen der erstgenannten Art interessiert uns zu¬ 
nächst ihre Entwicklung von der Keimung bis zur Veredlung der Sämlinge. 
Leider sind wir über diesen Vorgang aber nur sehr schlecht unterrichtet. 
Wenn wir von den ganz allgemein gehaltenen Beschreibungen über die 
Pfahlwnrzelbildung der Obstbaumsämlinge absehen, so fehlt uns überhaupt 
jede nähere Angabe über die in Betracht kommenden Erscheinungen; 
weder kennen wir die Form der Bewurzelung, wie sie sich unter den 
Verhältnissen der Baumschulen an den Sämlingen einstellt, noch wissen 
wir etwas über den Wurzelraum der einzelnen Pflanzen, gar nicht zu ge¬ 
denken aller weitergehenden Probleme der Wurzelentwicklung, wie sie 
weiter unten noch gestreift werden sollen. Allerdings stellen sich der Be¬ 
antwortung der hier vorliegenden Fragen manche Schwierigkeiten in den 
Weg, die hauptsächlich in der bekannten Verschiedenartigkeit der Obst¬ 
baumsämlinge begründet sind und die sich nur mit Hilfe besonders ge¬ 
züchteter, vergleichbarer Versuchspflanzen werden beseitigen lassen. Solche 
Pflanzen können nur aus Samen erzogen werden, die auf dem Wege der 
Selbstbefruchtung entstanden sind, wie das schon Goethe (Jahrbuch der 
D. L.-G. Bd. 20, S. 180) angegeben hat. 

Wenn bemerkenswerte Unterschiede im Wurzelvermögen der einzelnen 
Obstarten und -Sorten vorhanden sind, müssen sie gerade bei der Unter¬ 
suchung junger Sämlinge deutlich hervortreten. Lehrreich sind in dieser 
Beziehung zwei von Goethe veröffentlichte Abbildungen, die erkennen 
lassen, dass die Ananas-Renette in der Bewurzelung ihrer Sämlinge sicht¬ 
lich von der Wintergoldparmäne abweicht. Nach den Versuchen der 
Station darf man vermuten, dass die Sämlinge der Obstarten sich ganz 
allgemein schon vor der Veredlung viel kräftiger bewurzeln, als man ge¬ 
wöhnlich annimmt. So entwickelte ein einjähriger, Anfang Mai 1911 in 
das Wurzelhaus verpflanzter Sämling der Steinweichsel (Prunus Mahaleb) 

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164 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

in der Zeit vom 4. Mai bis zum 28. August 1911 eine Wurzelkrone, die 
an ihrer breitesten Stelle einen Durchmesser von etwa 90 cm zeigte und 
mit den äussersten Spitzen bis zu einer Bodentiefe von 1,20 m vorgedrungen 
war. Die Höhe der oberirdischen Triebe vom Erdboden gemessen betrug 
bei dieser Pflanze Ende August 1,38 m. 

Wie sich das Wurzelsystem der im Obstbau benützten Stecklinge in 
der Zeit von der Pflanzung bis zur Veredlung entwickelt, ist ebenfalls nur 
unzureichend bekannt. Einen Aufschluss darüber haben Beobachtungen 
ergeben, die vom Berichterstatter angestellt werden, von denen aber nur 
mitgeteilt werden kann, dass von den untersuchten Obstarten besonders 
der Doucinapfel durch starke Bewurzelung auffiel. Einjährige, in Töpfen 
angezüchtete und Anfang Mai ins Wurzelhaus verpflanzte Stecklinge bildeten 
bis Ende August desselben Jahres ein bis zu einer Tiefe von 110 cm in 
den Boden eindringendes Wurzelnetz, das an der breitesten Stelle einen 
Durchmesser von etwa 95 cm aufwies. 

Auf die Frage, wie sich das Wurzel Wachstum nach der Veredlung 
in der Baumschule gestaltet, eine Erscheinung, deren Erörterung wichtig 
ist, wird später noch einzugehen sein. 

Von grosser Wichtigkeit für die Praxis ist die Neubildung der Wurzeln 
nach dem Verpflanzen der Obstbäume, weil von diesem Vorgang das „An¬ 
wachsen“ der Bäume in erster Linie abhängig ist. Bei den heutigen 
Betriebsverhältnissen des Obstbaues ist eine ungestörte Entwicklung des 
bei der Anzucht der Obstbäume entstandenen Wurzelapparates ja nur noch 
in Äusnahmefällen möglich, da es nur äusserst selten vorkommt, dass Obst¬ 
bäume an der Stelle, wo sie herangezogen worden sind, auch dauernd 
stehen bleiben. Einige Fälle dieser Art gibt es allerdings immer noch, 
so z. B. am Mittelrhein in der Gegend von Kamp und Kestert, wo hie 
und da wohl noch wildwachsende Stämmchen von Prunus avium an der 
Fundstelle veredelt und dann ohne Umpflanzung zu Ertragsbäumen weiter¬ 
kultiviert werden. Auch kann natürlich bei „wurzelechten“ Obstbäumen, 
den „Kernstämmen“, wie sie Goethe gelegentlich genannt hat, und wie 
sie z. B. in den Mutterbäumen neuer Sorten vorliegen, die Wurzelentwick¬ 
lung ohne Störung vor sich gehen, wenn diese Bäume nämlich nach der 
Aussaat nicht mehr verpflanzt werden. Aber diese und einige ähnliche 
Vorkommnisse bilden heute doch immerhin eine so grosse Seltenheit, dass 
sie bei Untersuchungen der vorliegenden Art wohl unberücksichtigt bleiben 
können. 

Dass dagegen die Vorgänge, die zur Anlage der Ersatzwurzeln führen, 
näher erforscht werden müssen, ist zweifellos und auch von der Praxis 
längst als notwendig erkannt, führen doch gerade diese Erscheinungen 
immer wieder zu neuen, meist recht gewagten Hypothesen, die oft nur 
dazu dienen, unsichere Verfahren, wie den Kurzschnitt der Wurzeln, in 
den Obstbau einzuführen und gegen alle Bedenken zu verteidigen. 

Fragen wir uns demgegenüber, was wir von dem Wurzel Wachstum 
umgepflanzter Obstbäume wissen und inwieweit wir unsere Kenntnisse 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


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darüber vertiefen müssen. Bekanntlich bleibt beim Herausnehmen der 
jungen Stämme aus der Baumschule der weitaus grösste Teil ihres Wurzel¬ 
körpers im Boden. Die jungen Bäume behalten nur die älteren Teile der 
stärkeren „verholzten“ und „verkorkten“ Wurzeln, die selbst zur Nahrungs¬ 
aufnahme nicht mehr befähigt sind und höchstens aus sehr feuchtem Boden 
unter bestimmten, hier nicht näher zu erörternden Verhältnissen kleine 
Mengen von Wasser ansaugen mögen. Der Absorptionsapparat muss daher 
neu angelegt werden, und von der Art, wie dies geschieht, wird es fast ganz 
allein abhängen, ob der Baum anwächst und wie er sich weiter entwickelt. 

Die Neubildung der Wurzelkrone geht in der Hauptsache offenbar 
von den vorhandenen Wurzelstümpfen aus, braucht aber durchaus nicht 
darauf beschränkt zu sein, wie wir gleich noch sehen werden. 

Betrachten wir zunächst nur die Reproduktion an den Wurzeln selbst, 
so ergibt sich sogleich die Tatsache, dass es für die Praxis durchaus nicht 
gleichgültig sein kann, an welcher Stelle der älteren Wurzeln die neuen 
Wurzelzweige entstehen, und welche Richtung sie beim Wachstum ein¬ 
nehmen. Die Pflanztechnik muss diesen Erscheinungen jedenfalls Rechnung 
tragen, vor allen Dingen beim Rigolen, bei der Ausmessung der Baum¬ 
löcher und der Verteilung der Pflanzerde. Nach allem, was uns darüber 
bekannt ist, bilden die Wurzelstümpfe nur an ihren äussersten Enden, da 
wo sie frisch angeschnitten worden sind, neue Wurzeln, die infolge ihrer 
vom Stamm abgekehrten Wachstumsrichtung (Exotropismus) von den Baum¬ 
löchern aus in das umgebende Erdreich Vordringen. Von dem Verhältnis 
der Wurzellänge zur Weite der Baumgruben wird es daher abhängen, ob 
die jungen Wurzeln sich zur Hauptsache in dem Baumloch entwickeln, wo 
sie in der Pflanzerde günstige Wachstumsbedingungen finden, oder ob sie 
mehr auf den festen Boden angewiesen sind. Daraus darf natürlich nicht 
gefolgert werden, dass es richtig wäre, die Wurzeln bis auf kurze Stümpfe 
zurückzuschneiden. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Baustoffe 
und auch die Wassermengen, die zur Bildung der neuen Wurzelfasern nötig 
sind, vorzugsweise von den älteren Wurzeln geliefert werden. Übermässige 
Verkürzung der alten Wurzeln kann daher leicht dazu führen, dass die 
vorhandenen Bau- und Betriebsmittel nicht mehr hinreichen, um das Wurzel¬ 
wachstum lebhaft genug zu fördern. Und gerade das ist notwendig; die 
Ersatzwurzeln müssen sich schnell entwickeln, weil der Baum unbedingt 
im Wachstum zurückbleibt, wenn er nicht zur Zeit des Knospentriebs 
bereits über leistungsfähige Aufnahmeorgane für Wasser verfügt. Überhaupt 
besteht beim Umpflanzen die Gefahr, dass die Bäume schädliche Wasser¬ 
verluste erleiden; sie ist um so grösser, je weiter die Wurzeln zurück¬ 
geschnitten werden, denn mit der Vermehrung und Vergrösserung der 
Wundflächen steigt natürlich die Wasserabgabe aus dem durch den Schnitt 
freigelegten wasserführenden Holzkörper; der Boden verhindert solche Ver¬ 
luste durchaus nicht unter allen Umständen. 

An der Erneuerung des Wurzelapparates wirken bei manchen Obstarten 
wohl auch die unterirdischen Stammteile mit. Wenigstens ist zu vermuten, 


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166 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

dass Bäume, die auf Stecklingsunterlagen gepfropft sind, nach dem Ver¬ 
pflanzen auch noch stammbürtige Wurzeln erzeugen werden. Diese Wurzeln 
würden dann in der ersten Zeit sehr günstige Entwicklungsbedingungen 
vorfinden, weil sie in den lockeren, wohl immer besonders vorbereiteten Boden 
der Pflanzgruben zu liegen kommen. Die in der Praxis wiederholt 
beobachtete Erscheinung, dass auf Quitten veredelte Birnbäume nach dem 
Umpflanzen zunächst stärkere Triebe zeigen als Bäume, die auf Wildling 
veredelt sind, könnte mit solchen Vorgängen wohl in Zusammenhang 
stehen. Jedenfalls müssen über diese Frage der Wurzelentwicklung noch 
weitere Beobachtungen angestellt werden. 

Natürlich wird sich die Neubildung der Wurzelkrone je nach den inneren 
und äusseren Lebensbedingungen der Bäume verschieden gestalten. Es sei 
in dieser Beziehung nur hingewiesen auf die Einfl üsse des Gesundheits¬ 
zustandes, des Wasser- und Nährstoffgehaltes und der Wachstumsperiode 
der Bäume. Von äusseren Kräften, die in Beziehung zur Wurzelentwicklung 
stehen, kommen namentlich in Betracht die Einwirkungen des Bodens und 
der damit zusammenhängende Einfluss der Luft, des Wassers und der 
Wärme. Was diese letzterwähnte Frage anbetrifft, so hat ihr Goethe 
schon einige Aufmerksamkeit zugewandt und durch Versuche geprüft, wie 
sich die Wurzelbildung gestaltet, wenn die Pflanzerde Zusätze von Torf¬ 
stücken, erdigem Tonschiefer, Sand, Steinkohlenasche, Holzabfällen oder 
groben Kompostteilen erhält, der Boden an der Pflanzstelle gelüftet und 
der Untergrund durch eine lockere Stein- oder eine Tonsandschicht ver¬ 
bessert wird. Dabei hat sich ergeben, dass die Reproduktion der Wurzeln 
durch Stoffe, die den Boden lockern, ausserordentlich begünstigt wird; schon 
Beimischungen von Sand, Holzteilchen und Holzkohlenasche lassen eine 
solche Wirkung erkennen, am besten ist aber der Erfolg, wenn die Pflanz¬ 
erde mit Kompost oder Torf vermengt wird. Goethe führt das darauf 
zurück, dass diese Stoffe den Boden nicht nur lockern und der Luft zu¬ 
gänglich machen, sondern ihn auch mit Nährstoffen, und was besonders 
für den Torf zu gelten hat, auch mit Wasser bereichern. Was den übrigens 
allseitig anerkannten günstigen Einfluss einer Kompostbeigabe anbetrifft, 
so scheint es allerdings nicht ausgeschlossen, dass daran auch die Er¬ 
wärmung des Bodens beteiligt ist. 

Es kommt nun weiter in Betracht der Verlauf des Wurzelwachstums 
bei älteren, in Ertrag stehenden Bäumen, wobei besonders zu achten ist 
auf die Form der sich bildenden Wurzelsysteme, ihre Bodenlage und die 
Art ihrer Verästelung. Inwieweit sich die verschiedenen Arten und Sorten 
der Kulturobstbäume in der Art ihrer Bewurzelung unterscheiden, und 
ob hier überhaupt von charakteristischen Wurzelformen immer die Rede 
sein kann, ist noch nicht recht aufgeklärt. Da heute fast nur noch ver¬ 
edelte Obstbäume angebaut werden, ist die Frage überhaupt so zu stellen, 
ob die im Obstbau verwendeten Ünterlagssorten im Aufbau ihrer Wurzelnetze 
unterscheidungsfähige Wuchsformen erkennen lassen und ob sie diese unter 
der Einwirkung der aufgepfropften Edelsorten beibehalten oder abändem. 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


167 


Dass der Entwicklungsgrad der Wurzeln von der aufgepfropften 
Edelsorte im hohen Mafse abhängig ist, kann keinem Zweifel unterliegen, 
da die Kohlehydrate, die zur Bildung neuer Wurzeln notwendig sind, aus¬ 
schliesslich von den Blättern bezogen werden, und den Wurzeln daher je 
nach der Triebkraft der einzelnen Sorten grössere oder geringere Mengen 
dieser wichtigen Baustoffe zur Verfügung stehen. Stämme mit grösserer 
Laubmasse müssen also stärker bewurzelt sein, als Bäume mit einer ge¬ 
ringeren Zahl von Blättern, ein Unterschied, der heim Vergleich von Hoch¬ 
stämmen mit Formobstbäumen natürlich am deutlichsten hervortreten wird, 
der sich aber auch zeigen dürfte bei einer Gegenüberstellung von stark¬ 
wüchsigen Edelsorten mit schwachwüchsigen. Manche Beobachtungen der 
Praxis sprechen für die Richtigkeit dieser Annahme; so behauptet z. B. 
Grau (Pomologische Monatshefte 1905, S. 61) auf Grund seiner Erfahrungen, 
dass das Wurzelvermögen der Unterlagen stets der Wachstumsenergie der 
Edelsorten entspreche. Nach Mitteilungen von Goethe (Jahrbuch d. D. 
L.-G. 1905, S. 179) soll man auch im Baumschulbetrieb mit der Tatsache 
rechnen, dass die Wurzelentwicklung der Bäume von der Edelsorte beein¬ 
flusst wird. Gerade in der Bewurzelung der verschiedenen Apfelsorten 
soll sich diese Abhängigkeit bemerkbar machen. Ob diese Einwirkungen 
allerdings so stark sind, dass auch die Wachstumsrichtung der Wurzeln 
davon betroffen wird, wie das einzelne Obstzüchter angeben, erscheint 
freilich noch sehr fraglich. Goethe (Deutscher Obstbau 1908, S. 117) 
erwähnt z. B. die Behauptung, dass die Unterlagen durch die flachkronige 
Kanada-Renette zu flachstreichender, durch die hochkronigen Sorten „Weisser 
Rosmarin“ und Herbsttaffetapfel dagegen zu tiefgehender Bewurzelung 
gezwungen werden. Es ist also auch in bezug auf diese Fragen der 
Wurzelbildung noch vieles strittig, was nicht so leicht aufgeklärt werden 
kann, weil den bekannt gewordenen Beobachtungen — wie das bei der 
Verschiedenartigkeit der Unterlagen und der Edelsorten auch nicht anders 
erwartet w y erden kann — nur selten wirklich vergleichbare Untersuchungs¬ 
objekte zugrunde gelegen haben. Aber haftet den meisten hier zu er¬ 
wähnenden Angaben auch eine gewisse Unsicherheit an, — ohne Wert 
sind sie trotzdem nicht; sie geben uns über manche wichtige Erscheinung 
des Wurzellebens näheren Aufschluss und zeigen wenigstens, in welcher 
Richtung sich weitere Untersuchungen über diese Fragen zu bewegen haben 
werden. Wichtig sind in dieser Beziehung namentlich die folgenden Angaben. 

Nach den Erfahrungen der Praxis kann wohl als feststehend angesehen 
werden, dass die Bewurzelungskraft der einzelnen Obstarten und ihre Unter¬ 
lagen sehr verschieden gross ist. Goethe hat danach die Obstbäume in 
Starkwurzler und Schwachwurder eingeteilt, allerdings ohne für diese Unter¬ 
scheidung Belege anzuführen. Auch sonst fehlen genaue Angaben über 
diese Erscheinung, die für die Praxis sehr wichtig und deshalb näher zu 
erforschen ist. 

Allgemein rechnet man im Obstbau ferner mit der Tatsache, dass 
der Tiefgang der Wurzeln und ihre seitliche Ausbreitung bei den Obst- 


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168 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


bänmen sehr verschieden sind. Soweit die vorhandenen Angaben ein Urteil 
darüber zulassen, kann man als ausgesprochene Tiefwureler bezeichnen den 
Birnbaum, den Nussbaum und die Edelkastanie (Goethe). Die Beobachtungen 
des Berichterstatters machen es wahrscheinlich, dass auch der Doucinapfel 
und die Weichselkirsche (Pr. Mahaleb) dazu gehören, was für den Doucin 
auch durch eine Mitteilung von Lorentz (Pomol. Monatshefte 1905, S. 123) 
bestätigt wird. Als Flachwureler werden angesehen der Apfelbaum, die 
Quitte, die Zwetsche, die Pflaume und die Sauerkirsche. Eine Mittelstellung 
nehmen in bezug auf die Lage ihrer Wurzeln ein die Süsskirsche, der 
Pfirsich und der Aprikosenbaum (Goethe). 

Bis zu welcher Tiefe die Obstbaumwurzeln überhaupt Vordringen 
können, ist ganz unbekannt. Wie wir noch hören werden, hängt das auch 
sehr von der Beschaffenheit des Untergrundes ab; ist derselbe undurchlässig, 
dann bildet er in der Regel die Grenze für das Wurzelwachstum. Er 
hemmt dann aber nicht selten auch die weitere Entwicklung der Bäume, 
woraus man entnehmen kann, dass wenigstens einzelne Obstarten darauf 
angewiesen sind mit ihren Wurzeln sehr tiefe Bodenschichten aufzusuchen. 

Dass die älteren Ansichten über die seitliche Ausbreitung der Obst¬ 
baumwurzeln unrichtig sind, hat man in den letzten Jahren wohl auch in 
der Praxis allgemein erkannt. Weitaus in der grössten Zahl der Fälle 
werden die äussersten Wurzelspitzen ziemlich weit über die Kronentraufe 
hinausreichen. Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme sind mehrfach 
erbracht. Goethe fand z. B. in einem Falle durch sorgfältige Blosslegung 
der Wurzeln, das 20-jährige Kirschen- und Zwetschenbäume Wurzelkronen 
von 10—12 m Breite entwickelt hatten, während ihre Baumkronen nur 
einen Durchmesser von 5—5 l /2 m zeigten. Ferner konnte er feststellen, 
dass ein auf Süsskirsche veredelter 25-jähriger Sauerkirschenbaum bei einer 
Kronenbreite von 4,75 m nach einer Seite flachstreichende Wurzeln von 
6,5—11,5 m Länge getrieben hatte. Auch bei 30-jährigen, auf Wildling 
veredelten Bimpyramiden sah er eine grosse Zahl stärkerer Wurzeln, die 
mehrere Meter weit über die Baumkrone hinausreichten. In Übereinstimmung 
damit steht eine sehr interessante Mitteilung von Bissmann (Pomol. Monats¬ 
hefte 1906, S. 214), der an 30-jährigen Zwetschen- und Apfelbäumen Wurzeln 
beobachtete, die mindestens viermal so lang waren als der Halbmesser der 
Baumkronen. Was dieser Beobachtung besonderes Gewicht verleiht, ist 
die Tatsache, dass die Wurzeln in diesem Falle durch eine starke Über¬ 
schwemmung und reissendes Wasser bis zur Spitze freigelegt worden waren, 
was man durch einfaches Ausgraben bekanntlich nie erreichen kann, da 
die jüngsten Wurzeln dabei fast ausnahmslos abbrechen. Auf einige weitere 
Beobachtungen von Schindler, die ebenfalls ergeben haben, dass die 
Wurzelkrone häufig breiter ist als die Baumkrone, sei hier gleichfalls noch 
hingewiesen. 

Was die Dichte der Wurzelverzweigungen anbelangt, so hat auch 
darüber bereits Goethe einige Angaben gemacht. Die von BüSGEN vor¬ 
geschlagene Unterscheidung der Baumwurzeln in extensive und intensive 


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Bericht über die Tätigkeit der pfianzenphysiologischen Versuchsstation. 


169 


Systeme lässt sich nach Goethe auch auf die Wurzeln der Obstbäume 
anwenden. Nach seinen Untersuchungen sollen der Splittapfel, der Johannis¬ 
apfel, die Quitte, die Pflaume, die St. Julien, die schwarze Johannisbeere 
und die Kornelkirsche Wurzeln ausbilden, die man nach ihrer dichten Ver¬ 
zweigung und dem Überwiegen der Kurzwurzeln zu den intensiv arbeitenden 
Systemen rechnen muss. Der Birnbaum, die Süsskirsche, die Steinweichsel, 
die Mirobalane, der Pfirsich und die Aprikose sollen dagegen extensive 
Wurzeln besitzen, die weniger dicht mit Faserwurzeln besetzt sind und 
vermutlich einen grösseren Bodenraum beanspruchen. Der Berichterstatter 
hat über diese Eigentümlichkeiten der Obstbaum wurzeln im letzten Jahre 
ebenfalls Untersuchungen angestellt, über deren Ergebnis hier aber nur 
mitgeteilt werden kann, dass es noch fraglich erscheint, ob eine so scharfe 
Gliederung, wie sie oben angegeben ist, sich für die genannten Obstbäume 
in allen Fällen durchführen lassen wird. Schon Goethe selbst hat das ja 
bezweifelt. 

Nicht unerwähnt sei, dass sich die Wurzelkrone auch bei älteren 
Stämmen, wenigstens bei Formobstbäumen, noch durch Bildung stamm- 
bürtiger Wurzeln vervollständigen kann. Die nachträglich erscheinenden 
und deshalb im Verhältnis zu den Hauptwurzelästen ziemlich dünnen Wurzeln 
stehen in grosser Zahl meist dicht unter dem sog. Wurzelhals und mögen 
bei den auf Sämlingsunterlagen gepfropften Bäumen in der Mehrzahl wohl 
aus der Basis der Hauptwurzeln hervorbrechen. Sie sind wahrscheinlich 
für die Ernährung der Obstbäume von einiger Bedeutung, was aber hier 
nicht näher erörtert werden kann. 

Mit einigen Worten muss aber noch darauf eingegangen werden, was 
wir von der Wachstumsperiode der Obstbaum wurzeln wissen. Bekanntlich 
ruht das Wachstum während des Winters im unterirdischen Teil des Baumes 
ebenso wie im oberirdischen, so dass die Entwicklung des Wurzelsystems 
genau wie der Aufbau der Krone periodisch vor sich geht. Für die Praxis 
hat diese Erscheinung des Wurzellebens grosse Bedeutung, weil die Wurzeln 
eigentlich nur zur Zeit lebhaften Wachstums als Emährungsorgane tätig 
sind. Es ist daher nicht unwichtig zu erfahren, wie das Wachstum der 
Wurzeln zeitlich verläuft. Goethe nimmt nach den Untersuchungen von 
Engler, die sich auf Nadel- und Laubhölzer beziehen, und nach eigenen 
Beobachtungen an, dass auch bei den Obstbäumen die Wurzelneubildungen 
in der Hauptsache wahrscheinlich im Vorsommer und im Herbst stattfinden, 
dass dagegen im Juli und August eine Ruhezeit oder doch eine Hemmung 
des Wurzelwachstums eintritt. 

Aus den Versuchen, die im letzten Jahre vom Berichterstatter aus¬ 
geführt worden sind, ergab sich aber, dass sich unter den Verhältnissen 
des Wurzelhauses gerade in diesen beiden Monaten Längenwachstum und 
Verzweigung der Obstbaum wurzeln überaus rege gestalteten. Zum mindesten 
ist danach die Vermutung berechtigt, dass sich auch im freien Lande 
ähnliche Verhältnisse einstellen werden, wenn der Wassergehalt des Bodens 
dies zulässt. In Zusammenhang damit sei nur kurz auf die Forderungen 


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170 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

hingewiesen, die daraus für die Düngung und die Wässerung der Obstbäume 
abzuleiten sind. 

Es fragt sich nun endlich noch, wie sich die Entwicklung der Obst¬ 
baumwurzeln unter wechselnden Wachstumsbedinguugen gestaltet. Wie 
schon erwähnt, machen sich beim Aufbau der Wurzelkrone, wie auch bei 
anderen Organen Einflüsse innerer und äusserer Art geltend. Die Ab¬ 
hängigkeit des Wurzelwachstums vom Ernährungs- und Gesundheitszustände 
der Bäume und der Triebkraft der Edelreiser ist bereits kurz besprochen 
worden und kann daher hier unberücksichtigt bleiben. Ebenso genügt es 
darauf hinzuweisen, dass auch die Erziehungsart der Bäume die Wurzel¬ 
bildung in hohem Grade beeinflusst, weil durch den Schnitt die Grösse 
des Laubdaches und damit auch die Menge der für die Wurzel verfügbaren 
Baustoffe künstlich herabgesetzt werden. Eingehender ist diese Erscheinung 
vom Berichterstatter schon an anderer Stelle erörtert worden. Ganz eigen¬ 
artige Verhältnisse müssen im Wurzelsystem beim Umpfropfen älterer 
Bäume entstehen, weil dieser Eingriff zur Folge haben muss, dass die 
Nährstoffzufuhr zu den Wurzeln in ganz ausserordentlichem Mafse ein¬ 
geschränkt wird. Ob infolgedessen einzelne Wurzeläste absterben, wie 
man das bei den Kulturreben infolge des jährlich wiederkehrenden Schnitts 
beobachten kann, ist noch unentschieden. Es darf bei dieser Frage auch 
nicht ausser acht gelassen werden, dass allerdings auch die Inanspruch¬ 
nahme der Wurzeln für die Wasserzufuhr nach dem Umpfropfen zunächst 
nicht sehr gross sein kann. 

Ziemlich gut unterrichtet sind wir über den Einfluss der Boden¬ 
beschaffenheit auf das Wurzelwachstum der Obstbäume, wozu namentlich 
die schönen Beobachtungen von Goethe viel beigetragen haben. Wir 
können mit ihm annehmen, dass die Wurzelbildung in mässig frischen 
Böden stärker als in feuchten, im Sandboden am stärksten, im Tonboden 
am schwächsten ist. Bestimmend für die Bewurzelung der Obstbäume ist 
nach Goethe vor allem der Untergrund, der das Wachstum der Wurzeln 
in ausserordentlicher Weise behindert, wenn er sehr feucht ist oder undurch¬ 
lässige Schichten enthält. Einzelheiten darüber können hier nicht an¬ 
geführt werden. 

Mehr als diese im wesentlichen schon klargestellten Erscheinungen 
werden bei den weiteren Untersuchungen zu berücksichtigen sein die Be¬ 
ziehungen der Rasenbedeckung, der Unterkulturen und der Düngung zur 
Wurzelentwicklung der Obstarten. Auch die Wurzelkrankheiten und die 
Erscheinung der Baummüdigkeit müssen wohl noch näher erforscht werden. 

2. Über den Einfluss der schwefligen Säure auf die 
Gärungserreger des Mostes. 

Von Prof. Dr. K. Kroemer. 

Wie schon in früheren Berichten auseinandergesetzt worden ist. be¬ 
ansprucht die Einwirkung der schwefligen Säure auf die Gärungserreger 
des Weines in neuerer Zeit wieder grösseres Interesse, namentlich im 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


171 


Hinblick auf die stärkere Anwendung der schwefligen Säure in der Keller¬ 
wirtschaft, wie sie besonders seit Einführung des neuen Weingesetzes 
stellenweise auch in Deutschland üblich geworden ist. Schon im Jahre 
1910 wurden deshalb in Ergänzung älterer, von anderer Seite ausgeführter 
Arbeiten einige Versuche angestellt, die weiteren Aufschluss geben sollten 
über die Entwicklungshemmung, welche die verschiedenen Gärungserreger 
des Mostes unter der Einwirkung von schwefliger Säure erleiden. Diese 
Versuche wurden im letzten Jahre fortgesetzt. Von den Ergebnissen 
können hier nur die wesentlichsten mitgeteilt werden. In Übereinstimmung 
mit einigen früheren Beobachtungen wurde festgestellt, dass die Wider¬ 
standsfähigkeit der echten Weinhefen gegen schweflige Säure relativ gross 
ist und im allgemeinen ihrer Gärkraft entspricht, so dass also gärkräftige 
Rassen durch schweflige Säure weniger behindert werden als gärschwache. 
Durch fortgesetzte Kultur in eingeschwefelten Mosten lassen sich die Wein¬ 
hefen verhältnismässig leicht an schweflige Säure anpassen und vermögen 
dann auch bei Gegenwart ziemlich grosser Mengen von Schwefeldioxyd 
noch lebhafte Gärung zu unterhalten. Die hemmende Wirkung der 
schwefligen Säure macht sich im Gärverlauf aber auch bei solchen an 
Schwefeldioxyd gewöhnten Hefen noch deutlich bemerkbar, wie z. B. daraus 
hervorgeht, dass die Heferasse Winningen in einem Versuch, in welchem 
sie an steigende Mengen von schwefliger Säure gewöhnt wurde, zur Ent¬ 
wicklung von 74 g C0 2 aus 1 l Most 

bei Gegenwart von 54,7 mg S0 2 im Liter 18 Tage 

;• n )• 164,1 „ „ „ „ 25 ,, 

„ „ 218,0 „ „ .. „ 29 „ 

und „ ,, „ 272,0 „ ,, „ „ 68 „ brauchte. 

Weit empfindlicher gegen schweflige Säure zeigten sich die Apicu- 
latushefen. Von 12 untersuchten Rassen wurde eine schon bei Gegenwart 
von 50 mg S0 2 im Liter Most in der Entwicklung merkbar gehemmt; die 
übrigen Rassen zeigten sichtbare Beeinträchtigung ihres Wachstums aller¬ 
dings erst in Mosten, die 100 mg S0 2 im Liter enthielten. 

Die Entwicklung der untersuchten Apiculatushefen in Most wurde 
völlig unterdrückt 

bei 1 Rasse durch die Anwesenheit von 100 mg S0 2 im Liter Most 


7 Rassen „ 

>1 


» 150 h 5? 

r 

5? 

3 » ,, 

r 

r 

„ 200 „ „ „ 

r 


1 Rasse „ 

r 


n 250 „ „ „ 

n 



Die Kahmpilze sind gegen schweflige Säure durchschnittlich etwas 
weniger empfindlich. Geprüft wurden 9 verschiedene Stämme von Myco- 
derma vini in einer Nährlösung, die in 100 Raumteilen 50 ccm Most und 
wechselnde Mengen von S0 2 enthielt. Darin zeigten eine schwache 
W achstumshemmung 

2 Rassen bei Gegenwart von 50 mg S0 2 im Liter 



100 

150 


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172 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Verzögerte, aber starke Deckenbildung trat noch ein 

bei 2 Bassen bei Anwesenheit von • 50 mg S0 2 im Liter 


„ 1 Rasse 

V 

r 100 „ , 

?• 

v 1 y v 

r 

,, 150 „ „ ,, 

r 

^ 5 Rassen. 

r 

,• 200 „ „ „ 

V 


Erst eine Erhöhung dieser Schwefligsäure-Gehalte um je 50 mg im 
Liter unterdrückte das Wachstum dieser Bassen völlig. 

Geprüft wurden auch mehrere Stämme von Willia anomala, weil 
diese Art auf Wein ebenfalls leicht Kahmhäute bildet. Zwei von diesen 
Bassen glichen in ihrem Verhalten den untersuchten Mycodermen, eine 
dritte unterschied sich dagegen deutlich von ihnen. Sie erlitt in ver¬ 
dünntem Most zwar schon bei Gegenwart von 50 mg S0 2 im Liter eine 
deutliche Entwicklungsstörung, zeigte aber selbst bei Steigerung des 
Schwefligsäure-Gehaltes auf 300 mg S0 2 im Liter noch ganz schwaches 
Wachstum und einen leisen Anflug von Deckenbildung. Genau ebenso 
verhielten sich die beiden Arten Willia Satumus und Pichia membra- 
naefaciens. 

Am empfindlichsten gegen schweflige Säure erwiesen sich die unter¬ 
suchten Torula-Arten (Schleimhefen Meissner). Ihre Entwicklung in Most 
wurde durch 50 mg S0 2 im Liter stark verzögert, und durch 100 mg S0 2 
völlig unterdrückt. Eine Ausnahme machte nur eine der untersuchten 
Schleimhefen, die sich auch bei Anwesenheit von 100 mg S0 2 im Liter 
noch entwickelte. Bei einer Zunahme dieses Schwefligsäure-Gehaltes um 
50 mg vermochte auch sie nicht mehr zu wachsen. 

Eine ausführlichere Mitteilung über die Versuche soll an anderer 
Stelle erfolgen. 

3. Das Verhalten der Kahmpilze zum Alkohol. 

Von Prof. Dr. K. Kboeheb. 

Bei der Untersuchung von ausländischen Weinen machte sich wieder¬ 
holt das Bedürfnis nach genaueren Angaben über die Empfindlichkeit der 
kahmbildenden Organismen gegen Alkohol geltend. Seifert hat festgestellt, 
dass die von ihm untersuchte Mycoderma vini I. noch bei Anwesenheit 
von 12,2 Vol.-% Alkohol wächst, und dementsprechend pflegt man anzu¬ 
nehmen, dass erst Weine, die mehr als 12 Vol.-% Alkohol enthalten, gegen 
die Entwicklung von Kahm geschützt sind. Da unter den kahmbildenden 
Organismen des Weines aber sehr verschiedene Arten und Bassen vertreten 
sind, erschien es im Hinblick auf die Tatsache, dass auch Weine von ge¬ 
ringem Alkoholgehalt von Kahm nicht befallen werden, noch fraglich, ob 
diese Verhältnismässig grosse Widerstandsfähigkeit gegen Alkohol bei der 
Mehrzahl der Kahmpilze vorhanden ist. Dass auch Kahme Vorkommen, 
die gegen Alkohol empfindlicher sind, hat Seifert selbst nachgewiesen. 
Um einen Beitrag zur Lösung dieser Frage zu liefern, wurde eine Anzahl 
von Kahmpilzen aus der Geisenheimer Sammlung auf das Verhalten gegen 
Alkohol geprüft, indem sie aus frisch hergestellten Keinzuchten in sterile 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


17S 


Nährlösungen übertragen wurden, die in 100 ccm neben reinem Wasser 
50 ccm Traubenmost und 3—10 g Alkohol enthielten. In jeder Mischung 
wurde der Alkoholgehalt bestimmt und dann auf Grund der Analyse soweit 
korrigiert, bis er die gewünschte Höhe erreicht hatte. Die Aussaat wurde 
mit der Platinnadel vorgenommen und auf eine relativ geringe Zahl von 
Zellen beschränkt. Nach der Impfung wurden die Versuchsgefässe in 
einem Raum auf gestellt, dessen Temperatur von 18—22° schwankte. 

Das Ergebnis des Versuchs zeigt die folgende Zusammenstellung: 

(Siehe Tabelle S. 174.) 


Es geht aus dieser Übersicht hervor, dass sich eine entwicklungs¬ 
hemmende Wirkung schon bei Gegenwart von 5 g Alkohol, in einigen 
Fällen sogar schon bei Anwesenheit von 4 g Alkohol in 100 ccm bemerkbar 
machte. Stärker wurde die Verzögerung des Wachstums in der Regel 
allerdings erst dann, wenn der Alkoholgehalt 7—8 g überstieg. Entwick¬ 
lungsfähig blieben 

bei Gegenwart von 10 g Alkohol 7 von 15 Rassen, 


?? r- 


9 „ , 1 „ 15 

8 ,. ,, 5 ,. 15 

5 ,. „ 1 , 15 

4 n 11 1 !• 


Auffallend ist die hohe Empfindlichkeit gegen Alkohol bei den Kähmen 
Nr. 42 und 41; sie erklärt sich aber vielleicht aus der Tatsache, dass hier 
Mycodermen vorliegen, die aus Bohnenkonserven isoliert wurden und in 
Weinen normal nicht Vorkommen mögen. 


Über den Wert fluorhaltiger Holzkonservierungsmittel für den 

Gartenban. 

Von Prof. Dr. K. Kroemer. 

Von Netzsch, Malenkowicz und anderen ist darauf hingewiesen 
worden, dass die Fluoride sehr geeignete Mittel zur Holzkonservierung dar¬ 
stellen. Daraufhin sind in den letzten Jahren verschiedene Desinfektions¬ 
und Imprägnierungsmittel in den Handel gekommen, die entweder reine 
Fluorverbindungen in fester oder gelöster Form sind oder neben Fluoriden 
auch noch andere Desinfektionsmittel enthalten. Einzelne dieser Präparate 
haben auch in die Praxis Eingang gefunden, so z. B. das „Montanin“, eine 
wässerige, nahezu reine Lösung von Kieselflusssäure, die als Desinfektions¬ 
mittel den Vorzug hat, dass sie verhältnismässig ungiftig und völlig geruchlos 
ist und dabei doch eine keimtötende Wirkung besitzt, die für die Zwecke 
der Praxis vollkommen ausreicht. Ähnliche Vorzüge rühmt man auch den 
fluorhaltigen Holzkonservierungsmitteln nach und empfiehlt ihre Anwendung 
in neuerer Zeit auch für den Gartenbau. Wenn ihre konservierende Wirkung 
sich als gross genug erweisen sollte, könnten sie für diesen — auch 
gegenüber den phenolhaltigen Präparaten — in der Tat Bedeutung erlangen, 
namentlich soweit die Imprägnierung von Holzteilen in Frage kommt, die mit 
empfindlichen Pflanzenorganen in Berührung stehen. Es erschien deshalb 


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174 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 



Gramm Alkohol in 
100 ccm Nährlösung 
(verd. Most) 

CC-03^£»CCC£CCCCt£> 

Willia 

Satumus 


Willia 
anomala 40 

ESxC'CT'CT'^^CT 

Mycoderma 
vini 15 

KE- -or:*-rf^*-üa£ 

Mycoderma 
vini 3 


Willia 
anomala 7 

U S: 31 3' O» CJ< W 

Mycoderma 
vini 21 

VK 

tc *—k 

Willia f 

anomala 49 ö 

, G> 

n 

| to H- t— 

1 c:tcco-<i^j4^4-.^ 

- p— 

CD 

Mycoderma o; 

vini 10 S 

S 

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Mycoderma § 

vini 12 =■ 

.. s? 

! S cc x a: O' cp w 

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Mycoderma , p 
vini 8 

1 1 tc -o x ü cc cc 

Pichia mem- 
branaefaciens 

! Ec x -o c» 4- cc 

Pichia 

farinosa 

i 

1 I x c: x x x :r. er» 

! i I i 1 c5x4-4-. 

Mycoderma 
vini 35 

Mycoderma 42 

1 i ! i i 1 § ES 4- 

Mvcoderma 41 


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Original frnm 

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Kräftige Deckenbildung nach Tagen 












Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


175 


zweckmässig, eine Anzahl von Fluoriden und Handelspräparaten ähnlicher Zu¬ 
sammensetzung näher auf ihre keimtötende Wirkung zu prüfen. Im Anschluss 
an eine frühere Untersuchung über den Desinfektionswert des Montanins 
wurden dafür folgende Präparate ausgewählt: Kieselflusssäure aus der Fabrik 
von Humann & Teisler in Dohna bei Dresden, kieselflusssaures Zink, 
kieselflusssaures Kupfer und Kronoleum, ein Präparat der Fabrik Montana 
in Strehla a. E., welches früher unter dem Namen Montaninfluat im Handel 
war und nach den Angaben der Fabrik eine Lösung von Kieselflusssäure 
und kieselflusssaurem Zink darstellt; der Lösung ist ein rotbrauner Farb¬ 
stoff zugesetzt, um die Handhabung des Präparates beim Anstrich zu er¬ 
leichtern. Das Präparat wurde gewählt, weil es schon ziemliche Verbreitung 
erlangt hat, verhältnismässig billig ist und nach den Untersuchungen von 
Netzsch bei der Bekämpfung der Schwamm- und Schimmelbildung wirklich 
gute Erfolge liefern soll. Zum Vergleich wurde noch das Präparat Antorgan 
der Fabrik Noerdlinger in Flörsheim herangezogen. 

Die Prüfung auf die Desinfektionskraft dieser Verbindungen wurde 
in ähnlicher Weise wie bei einer früheren Untersuchung über das Montanin 
in der Weise vorgenommen, dass die zur Prüfung benutzten Organismen 
zunächst in Würze oder auf anderen geeigneten Nährböden angezüchtet 
und dann in die Lösungen der Desinfektionsmittel übertragen wurden. In 
bestimmten Pausen wurden von den so erhaltenen Mischungen neue Kulturen 
angelegt und dann festgestellt, ob eine Schwächung oder Vernichtung der 
Pilze erzielt worden war- Dabei zeigte sich die benutzte Kieselflusssäure 
in 3%iger Lösung gleichstarken Lösungen von Kronoleum und Antorgan 
und 1 °/ 0 igen Lösungen von kieselflusssaurem Kupfer und kieselflussaurem 
Zink an Desinfektionskraft überlegen, wobei allerdings zu berücksichtigen 
ist, dass die beiden Handelspräparate Kronoleum und Antorgan nach den 
Angaben der in Betracht kommenden Fabriken in stärkerer Lösung benutzt 
werden sollen. Namentlich unter Berücksichtigung dieser Tatsache kann 
aus den Versuchen gefolgert werden, dass auch diese Mittel zum Konser¬ 
vieren von Holzgeräten, Pfählen u. dergl. mit Erfolg benutzt werden können. 
Einige andere Versuche sollten darüber Aufschluss geben, ob ein Anstrich 
von Pflanzenkästen, Spalierlatten und Spalierwänden mit Lösungen von 
Kieselflusssäure-Präparaten erfolgen kann, ohne den Pflanzenwuchs zu 
gefährden. Die betreffenden Versuche wurden mit Kronoleum ausgeführt, 
dabei konnte in keinem Falle eine Schädigung der benutzten Versuchs¬ 
pflanzen bemerkt werden. 

B. Sonstige Tätigkeit der pflanzenphysiologisehen Versuchsstation. 

1. Verkehr mit der Praxis. 

Die Station stand auch im Berichtsjahre in regem Verkehr mit der 
Praxis. Insbesondere wurde sie häufig um gutachtliche Äusserungen ersucht 
über Fragen der Pflanzenernährung, der Wein- und Obstweinbereitung und 
der Obstverwertung. 


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176 111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


2. Kurse. 

Die Station war beteiligt an dem Wiederholungskursus für Wein-, 
Obst- und Landwirtschaftslehrer in der Zeit vom 24.-28. Juli 1911 mit 
einer Vorlesung über die Mykologie der Gemüsesäuerungen und 2 Vorträgen 
über die mykologischen Grundlagen der Obstverwertung, an dem Obst¬ 
verwertungskursus für Frauen in der Zeit vom 31. Juli bis zum 5. August 1911 
mit 5 Vorträgen über die Mykologie der Obstverwertung, an dem Obst- 
verwertungskursus für Männer in der Zeit vom 7.—18. August mit 6 Vor¬ 
trägen über den gleichen Gegenstand. 

In der Zeit vom 14.—26. August 1911 wurde in der Station ein Kursus 
über Weingärung, Weinkrankheiten und Anwendung von reingezüchteten 
Weinhefen abgehalten, an dem sich 40 Herren und eine Dame beteiligten. 
Von den Hörern waren 18 aus Preussen, 5 aus Bayern (darunter 1 Dame), 
2 aus Württemberg, 1 aus Sachsen, 6 aus Baden und je 1 aus Hessen, 
Mecklenburg-Schwerin, Elsass-Lothringen, England, Luxemburg, Russland, 
Spanien, Rumänien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 

Im Laboratorium der Station arbeiteten im Berichsjahre als Prak¬ 
tikanten Fräulein v. Barton-Stedmann aus Jena und die Herren Graf 
Richard v. Matuschka-Greiffenklau von Schloss Vollrads im Rheingau, 
Harald Meyer aus Bielefeld, Eduard Salesky aus Kowalenky (Russland), 
Eduard Schütt aus St. Petersburg (Russland) und William Widmer aus 
Naples (Staat New York der Vereinigten Staaten von Nordamerika). 

3. Vorträge. 

Der Berichterstatter hielt folgende Vorträge: 

1. „Das Versuchswesen der Rebenveredlung u auf der Herbstzusammen¬ 
kunft der Rebenveredlungskommission in Geisenheim a. Rh. 

2. „ Wege und Ziele des neuen Weinbaues “ in der wissenschaftlichen 
Sitzung der Senkenbergischen naturforschenden Gesellschaft vom 24. Februar 
1912 in Frankfurt a. M. 

4. Veröffentlichungen. 

1. Kroemer K., Pfropfbastarde und Chimären. Möllers Deutsche 
Gärtnerzeitung 1912, Nr. 9, 10—12. 

2. Kroemer, K., Über die Bildung von flüchtiger Säure durch die 
Gärungserreger des Weines. W T einbau und Weinhandel 1912. 

3. Kroemer K., Versuche über den Einfluss der Blätter auf die Ent¬ 
wicklung der Birnen. Geisenheimer Mitteilungen über Obst- und Garten¬ 
bau 1911, S. 94. 

4. Kroemer, K., Über die Wirkung des Strassenteerens auf den Baum¬ 
wuchs. Geisenheimer Mitteilungen über Obst-und Gartenbau 1911, S. 111. 

5. Neuanschaffungen. 

Von wertvolleren Neuanschaffungen sind zu nennen: 

Für das Laboratorium: 1 Anaerobenapparat für Reagensglaskulturen 
nach Ma assen, 1 Anaerobenapparat für Plattenkulturen nach Maassen, ver- 


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Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation. 


177 


schiedene Bodenthermometer, 3 Anaerobenapparate nach Omelianski, 1 Anae- 
robenapparat nach Novy. 

Für den Unterricht und die Sammlungen des Instituts : 1 Episkopische 
Einrichtung zum Projektionsapparat, 12 Wandtafeln über Gärungsorganismen, 
3 Wandtafeln zur Pflanzenzüchtung, 1 Reihe mikroskopischer Präparate 
und 115 Glasphotogramme, davon 60 zur Physiologie der Obstbäume, 35 zur 
Physiologie der Ernährung und 20 zur Physiologie der Fortpflanzung. 

Für die Bibliothek : Ausser den laufenden Zeitschriften: Amtsblatt der 
Landwirtschaftskammer, Bakteriologisches Zentralblatt, Flora, Jahrbuch 
für Wissenschaftl. Botanik, Weinbau und Weinhandel und den Lieferungs¬ 
werken: Kirchner, Lebensgeschichte der Blütenpflanzen, Lafar, Hand¬ 
buch der Mykologie, Rabenhorst, Kryptogamenflora und Sorauer, Hand¬ 
buch der Pflanzenkrankheiten, die Werke: Baur, Einführung in die 
experimentelle Vererbungslehre, Bechtle, Klima, Boden und Obstbau, 
Cettolini, Dal Mosto al vino, Jacquemin u. Alliot, La cidrerie moderne, 
Jacquemin u. Alliot, La preparation moderne de l’hydromel, Hubert, 
Vinification rationelle en rouge et en blanc, Kossowicz, Mykologie der 
Nahrungsmittelgewerbe, Kossowicz, Mykologie der Genussmittel, Löhnis, 
Landwirtschaftl. bakteriol. Praktikum, Mosler, Die moderne graphische 
Reproduktion, Nathanson, Stoffwechsel der Pflanzen, Weinmann, Manuel 
du travail des vins mousseux, Volkmann, Praktikum der Linsenoptik, 
Trümmer, Rebsorten im Herzogtum Steiermark. 

Aus dem Nachlass des verstorbenen Herrn LandesökonomieratR. Goethe 
übernahm die Versuchsstation: Geisenheimer Mitteilungen über Weinbau 
und Kellerwirtschaft, Jahrgang 1889—1909 und 26 verschiedene Abhand¬ 
lungen über Wein-, Obst- und Gartenbau. 

Die Station erhielt ansserdem von dem Herrn Minister für Landwirt¬ 
schaft: Landwirtschaftliche Jahrbücher 1911, Statistische Nachweisungen aus 
dem Gebiete der landwirtschaftl. Verwaltung von Preussen 1910; vom 
Reichsamt des Inneren: Berichte über Landwirtschaft, Heft 23; von der 
Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem- 
Berlin: Bericht über die Krankheiten und Beschädigungen der Kulturpflanzen 
im Jahre 1909; vom Württembergischen Weinbauverein: Der Weinbau 1911 
und vom Staatsdepartement für Landwirtschaft in Washington: Experiment 
Station Record., Bd. 24. 

6. Personalveränderungen. 

Der Assistent Richard Bonte trat am 30. November 1911 aus der 
Station aus, um eine Lehrerstelle an der Landwirtschaftlichen Winterschule 
in Prenzlau zu übernehmen. Sein Nachfolger wurde am 11. Dezember 1911 
Herr Wilhelm Kroehn aus Tilsit; leider musste er seine Stellung infolge 
einer schweren Erkrankung Ende des Berichtsjahres wieder aufgeben. 


Geisenheimer Jahresbericht 1911. 


12 


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178 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bericht Uber die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 

Erstattet von C. von deb Heide, Vorstand der Station. 

1. Untersuchung von Mosten des Jahres 1911 aus den 
preussischen Weinbaugebieten. 

Die abnormen Witterangsverhältnisse des Sommers 1911 beherrschten 
den Weinbau in ausschlaggebender Weise, wie im einzelnen gezeigt 
werden möge. 

Bheingau: Auf den trostlosen Herbst 1910 folgte ein im allgemeinen 
milder, feuchter Winter. Wenn auch die Kälte, die im Januar kurze Zeit 
auftrat, die Weinbergsarbeiten verzögerte, so kamen doch die Beben im 
allgemeinen gut durch den Winter. Frostschäden wurden trotz der mangel¬ 
haften Holzreife nur sehr vereinzelt festgestellt. Das Sylvanerholz war 
durchgehend von geringerer Beschaffenheit als das des Bieslings. Das 
starke Auftreten des Heu- und Sauerwurmes im Vorjahre zwang die Rhein- 
gauer Winzer die Bekämpfung dieses Schädlings auch im Winter aufzu¬ 
nehmen. Die hohen Kosten von 80—100 M. für den Morgen gestatten 
jedoch zunächst nur den Grossgrandbesitzer energisch vorzugehen. Erst 
nach Bereitstellung staatlicher Mittel wurde die Winterbekämpfung auf 
breiterer Grundlage in Angriff genommen. Gltickverheissend setzte der 
Frühling ein. Die Spätfröste im April trafen noch keine Gescheinsknospen, 
so dass ein wesentlicher Schaden durch Frost kaum entstand. Stärker 
als man nach der Winterbekämpfung erwartet hatte, setzte der Mottenflug 
ein. Schon am 19. April wurden in Rtidesheim die ersten Motten beob¬ 
achtet. Der Fang der Motten der ersten Generation mit Fangnäpfen, die 
mit Apfel-, Tresterwein oder ähnlichen Flüssigkeiten beködert wurden, 
liess keinen Erfolg erkennen. Dagegen scheinen die Motten der zweitem 
Generation leichter in die Fangnäpfe zu geraten; ob durch den Geruch 
oder durch Durst angelockt, sei dahingestellt. Trotzdem glaube ich per¬ 
sönlich nicht, dass durch die Fangnäpfe dieser Schädling in erheblicher 
Weise wird vermindert werden können. Ebenso zweifle ich an der Wirk¬ 
samkeit der Winterbekämpfung. Anfangs Juni begann allgemein die Blüte. 
Leider wurde ihr rascher Verlauf durch eintretende nasskalte Witterung 
verzögert. Auch Pilzkrankheiten begannen sich bemerkbar zu machen, so 
dass überall fleissig gespritzt und geschwefelt wurde. Anfangs Juli trat 
hochsommerliches Wetter mit beinahe unerträglicher Hitze ein, die bis 
spät in den Herbst anhielt. Nur vereinzelte Gemarkungen erhielten ge¬ 
legentlich einen zufälligen Gewitterregen, der den Reben sehr nützte. 
Sonst aber seufzte sogar der Rebstock an den steilen Bergen, wo es an 
Grundwasser zu fehlen begann, unter der abnormen Hitze. Im Juli flog 
schon die zweite Generation der Heu- und Sauerwurmmotte. Vielfach 
wurde dagegen mit Aussuchen der angestochenen Beeren vorgegangen. 
Die Pilzkrankheiten kamen durch das heisse Wetter rasch zum Stillstand. 
Vereinzelt war durch das Schwefeln Schaden angerichtet worden, indem 


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Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


179 


Laub und Beeren verbrannt wurden. Infolge Wassermangels blieben die 
Beeren klein und wurden zum Teil notreif. 

Der Heu- und Sauerwurm wurde durch die heisse Witterung stark 
vermindert, ohne jedoch vollständig vernichtet zu werden. Leider wurden 
auch dieses Jahr wieder neue Reblausherde aufgefunden. 

Ende September begann die Rotweinlese, Mitte Oktober die allgemeine 
Weissweinlese, die sich bis Mitte November hinzog. Die Güte des Mostes 
ist hervorragend, beträgt doch das Durchschnittsmostgewicht mehr als 90° 
bei einem Durchschnittssäuregehalt von etwa 8 °/ 00 . Vereinzelt wurden 
sehr hochgradige Auslesen erzielt, doch erntete man dies Jahr weniger 
edelfaule als rosinartig eingetrocknete Beeren. Die Trauben waren bei 
der Lese sehr gesund und fast frei von Fäulnis irgend welcher Art. Die 
Menge des Mostes entspricht etwas mehr als einem halben Herbste. Infolge 
des allgemeinen Weinmangels und der ihrer Art nach hervorragenden Ernte, 
sind die Preise im Rheingau sehr hoch. Für 1 kg Trauben wurde 1 bis 
1,20 M., ja sogar 2 M. bezahlt. Winzermoste kosteten 1300—2000 M. 
(gegen 500—1000 M. in früheren Jahren) 

Ernte 1904 . 77 854 hl. 

„ 1905 . 94541 „ 

,. 1910 . 13 754 „ 

„ 1911 . 57 060 „ 

Es waren im Ertrag 2157 ha, der Durchschnittsertrag des Hektai-s 
belief sich auf 26,4 hl. 

Mosel. Das Rebholz kam ziemlich gesund in die kalte Jahreszeit. 
Sehr energisch suchte man während des ganzen Winters die Puppen des 
Heu- und Sauerwurmes zu vernichten. Das Abbürsten und Abreiben der 
Stöcke, der saubere Schnitt der Reben, das Verschmieren der Ritzen in den 
Pfählen usw. wurde z. T. mit grosser Sorgfalt durchgeführt. Vielerorts 
wurde die Bekämpfung nicht dem einzelnen überlassen, sondern gemein¬ 
schaftlich durchgeführt. 

Frostschäden w'urden nicht festgestellt. Ein Kälterückschlag anfangs 
April konnte ebenfalls keinen Schaden anrichten, da die Reben erst im 
Mai auszutreiben anfingen. Maifröste traten nicht auf. Alsbald begann 
man fleissig zu spritzen und zu schwefeln. Die Heuwurmmotte flog zahl¬ 
reicher als man nach der fleissigen Winterbekämpfung erwartet hatte — 
ein Beweis der Wertlosigkeit dieser Arbeit. Allerorts wurde die Motte 
bekämpft, sei es durch Klebfächer oder durch Fangnäpfe. Gegen den Heu¬ 
wurm ging man durch Aussuchen der Beeren oder durch Bespritzung der 
Gescheine vor. Zu diesem Zwecke dienten als Spritzmittel Naphtalin, 
Schwefel, Arsenverbindungen, Kalischmierseife, Nikotin und andere Stoffe. 
Das einzige Mittel, das mir persönlich Erfolg zu versprechen scheint, dürfte 
die von Prof. MuTH-Oppenheim vorgeschlagene Emulsion sein, die unter 
anderem Kaliseife, Nikotin und Schwefelkohlenstoff enthält. Da jedoch in 
diesem Jahre durch natürliche Einflüsse der Wurm überhaupt dezimiert 
wurde, so geben die Bekämpfungsversuche diesmal überhaupt kein klares 

12 * 


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180 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bild über den Wert oder den Unwert irgend einer Bekämpfungsweise. 
Nachdem der Mai sehr günstig verlaufen war, setzte anfangs Juni eine 
nasse und kalte Periode ein, während der die Temperatur bis auf +3° 
sank. Die Blüte wurde dadurch verzögert und gestört. Gegen Pilzkrank¬ 
heiten wurde sehr fleissig gespritzt und geschwefelt. Anfangs Juli war 
die Blüte zur allgemeinen Zufriedenheit beendet. Als im Juli die heisse 
Witterung ihren Anfang nahm, begann der Mottenflug der 2. Generation. 
Weinberge, die kurz vorher geschwefelt worden waren, litten grosse Not. 
Der Schwefel rief, nicht nur am Laube, sondern auch an den Trauben starke 
Verbrennungen hervor. Stellenweise wurde so der fleissige Moselwinzer um 
seinen Lohn betrogen. Die starke Hitze gebot allen Krankheiten Stillstand, 
ebenso wurde die Sauerwurmmotte sehr vermindert. Der Weinstock stand 
schön und üppig. Im September brachten nur ganz vereinzelt Gewitter 
etwas Feuchtigkeit. Die steilen Lagen litten sehr unter Wassermangel, 
so dass die Beeren sehr klein blieben. Dagegen erzeugten die flachen 
Lagen, die für gewöhnlich minderwertige Weine liefern, in diesem abnormen 
Jahre der Art und Menge nach hervorragende Erträge. Nachdem bereits 
in der ersten Augustwoche weiche Rieslingtrauben angetroffen worden waren, 
begann Anfang Oktober die allgemeine Lese. Häufig wurden Vorlesen 
gehalten. Die Menge des Mostes entsprach nicht der Erwartung. Das 
Bukett der Trauben hingegen war häufig — jedoch nicht immer — von 
grosser Art. Sehr enttäuschten die Mostgewichte; sie überstiegen nur in 
wenigen Ausnahmefällen 85° Öchsle, während sie im grossen Durchschnitt 
nicht mehr als 70° betrug. Ende Oktober war die Lese beendet. Die Gärung 
verlief sehr glatt und rasch Die Jungweine klärten sich in wenigen 
Wochen und zeigen meist ein bestechendes Bukett. Stellenweise sind jedoch 
die 1910 besser als die 1911. 

Grosser wirtschaftlicher Schaden entstand durch die Zweifel über die Aus¬ 
legung der gesetzlichen Zuckerungsbestimmungen; der Handel liegt darnieder. 

Die Mosternte von der Mosel betrug 362 996 hl von 6877,6 ha im 
Durchschnitt also 52,8 hl von 1 ha. Dieses entspricht etwa einem s / 4 Herbste. 

Ernte 1903 . 509 839 hl. 

,. 1904 . 496 999 „ 

.. 1909 . 185481 „ 

,. 1911 . 362996 „ 


Zur statistischen Untersuchung wurden insgesamt 653 Moste ein- 
gesandt, und zwar 646 weise und 7 rote Moste. 

Davon entfallen auf das Gebiet: 


Maingau . . . 

Rheingau . . . 

Rechtes Rheintal 
Linkes 

Nahe .... 


Weisse Moste 

. 5 

.208 

. 7 

. 7 

.42_ 

Zu übertragen: 269 


Rote Moste 


2 

3 


5 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 











Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


181 


Übertrag: 269 5 

Mosel.192 — 

Saar und Ruwer.173 — 

Ahr.— 2 

Lahn. 3 — 

Ostdeutsches Weinbaugebiet . . 9 _ — 

646 T 

Die Einzelergebnisse der gesamten Untersuchung werden mitgeteilt 
werden in den „Arbeiten des kaiserlichen Gesundheitsamtes“. Die folgende 
Tabelle gibt eine kurze Zusammenfassung der ganzen Untersuchung. 

Im Rheingau wurden nur vereinzelt Mostgewichte unter 85° Öchsle 
beobachtet, an der Mosel nur vereinzelt solche über 85°. Das Durchschnitts¬ 
mostgewicht im Rheingau beträgt 85—105° Öchsle, an der Mosel 65 bis 
75° Öchsle. Das höchste beobachtete Mostgewicht betrug im Rheingau 
209° (darin bestimmt 46,6 g Invertzucker [nach Fehling]). 

Der Säuregehalt betrug durchschnittlich im Rheingau 6—10 °/ 00 ; an 
der Mosel 8—12%,). Der charakteristische Unterschied zwischen Rhein¬ 
gau und Mosel ist dieses Jahr sehr scharf ausgeprägt. 



Maingau 

3 

tb 

& 

*£> 

rG 

Rechtes Linkes 

Rheintal 
unterhalb des 
Rheingaus 

Nahe 

Mosel 

Saar und Ruwer 

■ 

I 

Ostdeutsches 

Weinbaugebiet 

Insgesamt 

Mostgewicht 

0 Öchsle 












bis 54,9 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

von 55.0 ., 64,9 

— 

— 

— 

— 

— 

12 

53 

— 

— 

— 

65 

„ 65,0 _ 74,9 

— 

1 

1 

3 

9 

138 

101 

— 

3 

2 

258 

„ 75,0 „ 84,9 

1 

9 

5 

4 (IR) 

14 

40 

19 

— 

— 

7 

99 (11t) 

„ 85,0 „ 94,9 

— 

50 

3(2 R) 

3 (2R) 

16 

1 

— 

2 (2 R) 

— 

— 

75 (6 R) 

„ 95,0 104,9 

1 

111 

— 

— 

3 

1 

— 

— 

— 

— 

116 

„ 105,0 „ 114,9 

1 

26 

— 

— 

— 

— 

—' 

— 

— 

— 

27 

„ 115,0 „ 154,9 

1 

4 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5 

,, 155,0 „ 204,9 

1 

6 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

7 

,. 205,0 und mehr 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— | 

— 

1 

Zusammen; 

5 

208 

9 (2 R) 

10 (3R) 

42 

192 

173 

2 (2 R) 

3 

9 

653 (7 R) 

Freie Säuren 
g in 100 ccm 












von 0,40 bis 0,59 

1 

5 

3 ! 

1 (IR) 

1 

— 

— 

— 

— 1 

3 

14 (IR) 

* 0,60 „ 0,79 

2 

71 

5 (l R) 

2 (2 R) 

16 

12 

10 

2 (2 R) 

— 

5 

125 (5R) 

„ 0.80 „ 0,99 

2 

92 

i (i R) 

6 ; 

17 

135 

88 

— 

— 

1 

342 (1 R) 

„ 1,00 „ i,19 

— 

24 

— 

1 

8 

44 

72 

— 

i i 

— 

150 

„ 1,20 ., 1,39 

— 

15 

— 

— 

— 

— 

3 

— 

2 

— 

20 

„ 1.40 ., 1,59 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

2 

Zusammen: 

5 

208 

9 (2 R) 

10 (3 R) 

42 

192 

173 

2 (2 R) 

3 

9 

653 (7 R) 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 




















182 


111. Bericht über, die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


2. Moste der RebenVeredlungsstation Eibingen im Jahre 1911. 

Die Mostgewichte und Säuregehalte der veredelten Reben aus der 
Rebenveredlungsstation Eibingen-Geisenheim ergeben sich aus folgender 
Tabelle: 


Laufende Nr. j 

Traubenbezeichnung 

Mostgewicht 

0 Öchsle 

Säure 

9 

1 

Sylvaner auf Riparia G. 2.. . 

89 

0,92 

2 

„ „ Solonis. 

95 

0,95 

3 

„ „ Gloire de Montepellier. 

89 

0,82 

4 

„ „ Riparia. 

99 

0,90 

5 

„ „ verschiedenen Unterlagen. 

90 

0,98 

6 

„ „ Riparia. 

83 

1.13 

7 

,, „ Solonis. 

92 

1,05 

8 

„ „ Riparia. 

92 

1,02 

9 

„ „ Rupestris. 

96 

0,88 

10 

,, „ Riparia G. 72. 

100 

0,86 

11 

n ,i n G. 78. 

108 

0,90 

12 

„ „ Cordifolia X Rupestris 19 G. 

103 

0,82 

13 

„ „ Riparia Gloire. 

108 

0,77 

14 

„ „ „ X Rupestris 12 G. 

109 

0,86 

15 

n * » X „ 13 G. 

100 ^ 

0,74 

16 

,, r » X „ 15 G. 

110 

0,80 

17 

„ „ Solonis X York Madeira 159 G. . . . 

104 

0,78 

18 

„ „ Rupestris monticola. 

104 

0,74 

19 

„ „ „9 H.G. 

108 

0,79 

20 

„ „ Riparia X Rupestris 11 G. 

99 

0,88 

21 

„ „ Solonis. 

100 

0,82 

22 

„ „ „ u. Gutedel 96 G. 

98 

0,90 

23 

„ „ Cordifolia X Rupestris 17 G. 

109 

0,82 

24 

„ „ Riparia X Rupestris 3 H.G. 

100 

0,82 

25 

n „ „ X „ 10 M.G. 

102 

0.88 

26 

„ „ Trollinger X Riparia 51 G. 

103 

0,88 

27 

„ „ n x „ 98 G. 

102 

0,98 

28 

„ „ Riperia X Gut edel 45 G. . . ... 

102 

1,00 

29 

„ „ Cabernet X Rupestris 33 a M.G. . . . 

100 

1,05 

30 

Riesling auf Riparia. 

99 

1.16 

31 

„ „ Solonis. 

100 

1,12 

32 

„ ^ Riparia. 

98 

1,08 

33 

„ „ verschiedene Unterlagen. 

96 

1,30 

34 

„ „ Solonis. 

98 

1,38 

35 

„ „ Riparia. 

96 

1,30 

36 

„ „ Rupestris metallica. 

96 

1,16 

37 

„ „ Riparia X Rupestris. 

98 

1,20 

38 

„ „ Annirensis. 

94 

1,20 

39 

r ,, Solonis. 

97 

1,25 

40 

„ „ Riparia Portalis. 

96 

1,16 

41 

9 . 

96 

1,25 

42 

« 71 11 . 

92 

1,40 

43 

,, Solonis. 

98 

1,24 


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Original from 

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Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


183 


Laufende Nr. j 

Traubenbezeichnung 

Mostgewicht 

0 Öchsle 

Säure 

9 

44 

Riesling auf Riparia. 

94 

1,22 

45 

„ „ Gutedel X Riparia. 

96 

1,26 

46 

„ „ Solonis Sämling. 

97 

1,34 

47 

„ „ Rupestris. 

96 

1,22 

48 

„ „ verschiedenen Unterlagen . 

103 

1,20 

49 

Sylvaner auf Cordifolia X Rupestris G. 17 .... 

98 

0,78 

50 

„ „ Mourvedre X Rupestris 1202. 

94 

0,88 

51 

„ „ Riparia X Rupestris 3 H.G. 

95 

0,72 

52 

„ „ Cabernet X Rupestris 33 a. 

99 

0,75 

53 

„ „ Riparia IG. 

96 

0,84 

54 

„ „ Taylor Geisenheim. 

97 

0,72 

55 

„ „ Riparia X Rupestris 101 14 . 

100 

0,68 

56 

» » X » G. 15. 

99 

0,70 

57 

« v » x » G. 11. 

97 

0,67 

58 

„ „ „ X „ M.G. 108 ... . 

99 

0,78 

59 

Riesling auf Riparia G. einschenkl.. . 

103 

1,08 

60 

„ „ „ G. zweischenkl. 

102 

1,15 


3. Untersuchung von Naturweinen des Jahres 1910 aus den 
preussischen Weinbaugebieten. 

Im Laufe des Jahres 1911 wurden 130 naturreine Weine des Jahr¬ 
gangs 1910 aus den preussischen Weinbaugehieten untersucht. Unter ihnen 
befand sich nur ein Rotwein. 

Von den Proben entfallen auf den Rheingau 18, das Rheinthal unterhalb 
des Rheingaus 1, die Nahe 13, die Mosel 76, die Saar 21 und die Ahr 1. 

Über den Jahrgang 1910 ist das notwendige schon bei der Most¬ 
statistik dieses Jahres gesagt worden. Hervorgehoben möge folgendes 
werden : Das Jahr 1910 ist ein Jahr der Missernte. Im Rheingau wurde 
etwa 1 / 7 , an der Mosel 1 / a eines vollen Herbstes geerntet. 

Heu- und Sauerwurm, allgemeine Fäulnis der Trauben, Auftreten von 
Pilzkrankheiten verursachten diesen grossen Schaden. 

Infolge des grossen Weinmangels hielt die Preissteigerung, die sich 
schon bei den Mosten dieses Jahres geltend gemacht hatte, bei den Weinen an, 
und übertrug sich auch allerdings mit mehr innerer Berechtigung auf die Moste 
und Jungweine des Jahres 1911. Es verdient erwähnt zu werden, dass an der 
Mosel vereinzelt die 1910 er höher geschätzt werden als die 1911er. 

Ob die gewaltige Preissteigerung der kleinen Weine für den Winzer 
auch in Zukunft von Vorteil ist, bleibt abzuwarten. Eine Folge der ge¬ 
ringen Weinernte und der damit. verbundenen Preissteigerung dürfte jeden¬ 
falls die massenhafte Einfuhr von geringwertigen Auslandsweinen sein, 
deren Verkehrsfähigkeit jedoch häufig weder durch die Analyse noch durch 
die Kostprobe mit Recht bezweifelt werden kann. Treten bei uns einmal 


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184 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


wieder normale oder gar reiche Ernten ein. so wird der Wettbewerb jener 
Weine die Preise sehr stark sinken lassen. 

Die gesamten Ergebnisse der analytischen Untersuchung im einzelnen 
werden mitgeteilt werden in den „Arbeiten des kaiserlichen Gesundheitsamtes. “ 

Die folgende Tabelle gibt eine zusammenfassende Übersicht über die 
ermittelten Weinbestandteile. 

Es zeigt sich, dass der Alkoholgehalt sämtlicher Weine 6—8 g im 
Durchschnitt beträgt. 

Insbesondere ist ein deutlicher Unterschied zwischen Mosel und 
Rheinwein nicht erkennbar. Der Säuregehalt der Rheingauweine beträgt 
etwa 0.9—1,1 g; der der Moselweine 0,9—1,2 g. Auffallend ist der niedrige 
Säuregehalt der Saarweine, der nur 0,7— 0,9 g beträgt. Die oft etwas 
hohe flüchtige Säure zeigt, aus wie faulen Trauben die Weine gewonnen 
werden mussten. Bei den Extrakt- und Mineralstoffgehalten zeigt sich 
das normale Verhältnis. An der Mosel sind die Werte nicht unbeträchtlich 
niedriger als im Rheingau. 


g in 100 ccm 

Rheingau 

Rheintal 
unterhalb 
des Rhein¬ 
gaus 

(linksrh.) 

Nahe 

Mosel 

Saar 

Ahr 

(Rotwein) 

Ins¬ 

gesamt 

Alkohol 








bis 5,99 

2 

— 

— 

11 

5 

— 

18 

von 6.00 ,, 6,99 

3 

1 

8 

27 

15 

— 

54 

„ 7,00 „ 7,99 

11 

— 

2 

34 

1 

1 

49 

„ 8.00 „ 8.99 

2 

— 

1 

4 

— 

— 

7 

., 9,00 „ 9,99 

— 

— 

2 

— 

— 

— 

2 

10,00 und mehr 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Zusammen: 

18 

i 

13 

76 

21 

1 

130 

Gesamtsäure 








bis 0,59 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

von 0,60 „ 0,69 

1 

— 

1 

6 

— 

1 

9 

.. 0,70 „ 0,79 

4 . 

— 

6 

7 

10 

— 

27 

., 0,80 „ 0,89 

2 

— 

1 

9 

6 

— 

18 

,, 0,90 „ 0,99 

5 

— 

2 

11 

3 

— 

21 

., 1.00 „ 1,09 

5 

— 

2 

14 

1 

— 

22 

„ 1,10 „ 1,19 

1 

— 

1 

20 

— 

— 

22 

1,20 und mehr 

— 

1 

— 

9 

1 

— 

11 

Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 

Milchsäure 








bis 0,09 

8 

1 

3 

30 

1 

— 

43 

von 0,10 „ 0,19 

6 

— 

7 

20 

1 

— 

34 

0,20 .. 0,29 

4 

— 

3 

21 

17 

1 

46 

„ 0,30 „ 0,39 

— 

— 

— 

5 

2 

— 

7 

„ 0,40 „ 0.50 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 


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Gck igle 


Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


185 


g in 100 ccm, 

Rheingau 

Rheintal 
unterhalb 
des Rhein¬ 
gaus 
(linksrh.) 

Nahe 

Mosel 

Saar 

Ahr 

(Rotwein) 

Ins¬ 

gesamt 

Flüchtige Säuren 
von 0,020 bis 0,039 

4 


7 

42 

14 


67 

„ 0,040 „ 0,059 

13 

1 

6 

34 

7 

— 

61 

„ 0,060 „ 0,079 

1 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

„ 0,080 und mehr 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 

Nichtflüchtige 

Säuren 








bis 0,49 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

von 0,50 „ 0,69 

3 

— 

6 

8 

2 

1 

20 

„ 0,70 0,89 

5 

— 

2 

20 

17 

— 

44 

„ 0,90 „ 1,09 

9 

— 

4 

27 

1 

— 

41 

1,10 und mehr 

1 

1 

1 

21 

1 

— 

25 

Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 

Ge samt schweflige 
Säure 








von 0,0030 bis 0,0039 

— 

— 

1 

3 

— 

— 

4 

„ 0,0040 „ 0.0049 

— 

— 

3 

10 

2 

1 

16 

„ 0,0050 „ 0,0059 

— 

— 

5 

12 

4 

— 

21 

„ 0,0060 , 0,0069 

— 

— 

1 

6 

12 

— 

19 

„ 0,0070 „ 0,0079 

— 

— 

1 

— 

1 

— 

2 

„ 0,0080 „ 0,0089 

— 

— 

1 

3 

— 

— 

4 

„ 0,0090 „ 0,0099 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

0,0164 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

Zusammen: 

— 

— 

13 

34 

20 

1 

68 

Gesamtweinsäure 








bis 0.09 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

von 0.10 „ 0,19 

3 

— 

1 

— 

— 

1 

5 

. 0,20 „ 0,29 

13 

— 

6 

35 

1 

— 

55 

„ 0,30 „ 0,39 

2 

1 

5 

36 . 

16 

— 

60 

„ 0,40 „ 0,50 

— 

— 

1 

5 

4 

— 

10 

Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 

Alkalität 

der Gesamtasche 
in ccm n-Lauge 








bis 0,69 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

von 0,70 „ 0,79 

— 

— 

— 

2 

— 

— 

2 

„ 0,80 „ 0,89 

4 

1 

— 

1 

— 

— 

6 

„ 0,90 „ 0,99 

4 

— 

— 

3 

1 

— 

8 

. 1,00 „ 1,09 

1 

— 

— 

4 

— 

— 

5 

, 1,10 „ 1,19 

2 

— 

— 

2 

— 

— 

4 

1,20 und mehr 

7 

— 

— 

1 

— 

— 

8 

Zusammen: 

18 

1 

— 

13 

1 

— 

33 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 









86 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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9 


Rheingau 

Rheintal 
unterhalb 
des Rhtin- 
gaus 

(linksrh.) 

Nahe 

Mosel 

Saar 

— 

Ahr 

(Rotwein) 

Ins¬ 

gesamt 

Alkalität der 
wasserlösl. Asche 
in ccm n-Lauge 
bis 0,09 








von 

0,10 „ 0,19 

— 

— 

— 

3 

1 

— 

4 

n 

0,20 „ 0,29 

3 

1 

— 

3 

— 

— 

7 

n 

0,30 „ 0,39 

5 

— 

— 

6 

— 

— 

11 

n 

© 

© 

1 

o 

V 

© 

4 

— 

— 

1 

— 

— 

5 


0.50 „ 0,59 


— 

- 

— 

— 

— 

1 

n 

0,60 „ 0,69 


— 

— 

— 

— 

— 

4 

T, 

0,70 n 0,79 
und mehr 


_ 


_ 

_ 

_ 

1 


Zusammen: 

18 

1 

— 

13 

1 

• — 

33 

Alkalität der 
wassernnlösl. Asche 
in ccm n-Lauge 
bis 0,49 








von 

0,50 „ 0,59 


— 

— 

2 


— 

7 

n 

0,60 „ 0,69 


1 

— 

4 


— 

9 

V 

0,70 „ 0,79 

2 

— 

— 

3 


— 

5 


0,80 und mehr 

7 

— 

— * 

4 


— 

12. 


Zusammen : 

18 

1 

— 

13 



33 

Alkalität der Asche 
und Farnsteiner 
in ccm n-Lange 
von 0,60 bis 0,69 




3 

| 

■ 

3 

n 


— 

— 

— 

2 



2 

V 


— 

— 

1 



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— 


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5 

V 


— 

— 


11 

3 

— 

16 

n 

1,10 „ 1,19 

— 

— 


10 

1 

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13 

V 

1,20 „ 1,29 

— 

— 


15 

1 

— 

19 

n 

1,30 „ 1,39 

— 

— 


9 

7 

— 

18 

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1.40 „ 1,49 


— 


2 

2 

— 

5 

ii 

1,50 „ 1,59 

— 

— 

1 

3 

3 

— 

7 

n 

1.60 „ 1,69 

— 

— 

1 

1 

3 

1 

6 


1,70 und mehr 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

1 


Zusammen: 

— 

— 

13 

68 

21 

1 

103 

Extrakt nach Abzug 
der 0,1^ übersteigen¬ 
den Zuckermenge 
von 1,75 bis 1,99 









2,00 „ 2,24 

— 

— 

— 

18 

4 

— 

22 

•n 

2,25 „ 2,49 

— 

— 

4 

31 

16 

— 

51 

n 

2,50 „ 2,74 

4 

1 

6 

15 

1 

— 

27 

rt 

2,75 „ 2,99 

8 

— 

1 

11 

— 

— 

20 

'1 

3,00 „ 3,24 

3 

— 

2 

1 

— 

1 

7 

ri 

3,25 „ 3.49 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

3 


3.50 und mehr 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


Zusammen: 

18 

1 

13 

76 

21 

1 

130 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



































Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


187 


g in 100 ccm 

Rheingau 

H 

Nahe 

Mosel 

Saar 

Ahr 

(Rotwein) 

Ins¬ 

gesamt 

Extrakt nach Abzug 
der 0,1^ üb ersteigen¬ 
den Zuckermenge 
und der nichtfltich- 








tigen Säure 
bis 1,09 




1 



1 

von 1,70 „ 1,24 

— 

i 

— 

6 

— 

— 

7 

, 1,25 „ 1,49 

— 

— 

1 

38 

10 

— 

49 

» 1,50 „ 1,74 

— 

— 

6 

24 

10 

— 

40 

n 1>75 „ 1,99 

8 

— 

2 

6 

1 

— • 

17 

„ 2,00 „ 2,24 

5 

— 

2 

1 

— 

— 

8 

» 2,25 „ 2,49 

4 

— 

1 

— 

— 

— 

5 

„ 2,50 „ 2,74 

1 

— 

1 

— 

— 

1 

3 

2,75 und mehr 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Zusammen: 

18 

i 

13 

76 

21 

1 

130 

Mineral bestand teile 








bis 0,129 

1 

— 

— - 

6 

— 

— 

7 

von 0,130 „ 0,139 

— 

— 

— 

4 

— 

— 

4 

» 0,140 „ 0,149 

— 

— 

— 

5 

1 

— 

6 

„ 0,150 r 0,159 

— 

— 

1 

6 

4 

— 

11 

„ 0,160 „ 0,199 

1 

— 

9 

23 

16 

— 

49 

„ 0,200 „ 0,249 

9 

i 

1 

23 

— 

— 

34 

„ 0,250 B 0,299 

3 

— 

2 

9 

— 

— 

14 

„ 0,300 „ 0,349 

4 

— 

— 

— 

— 

— 

4 

0,350 und mehr 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

Zusammen: 

18 

i 

13 

76 

21 

1 

130 

Phosphatrest 








bis 0,0299 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

2 

von 0,0300 „ 0,0399 

— 

— 

— 

9 

— 

— 

9 

„ 0,0400 „ 0,0449 

— 

— 

6 

14 

12 

— 

32 

„ 0,0500 „ 0,0599 

5 

— 

5 

25 

6 

— 

41 

„ 0,0600 „ 0,0699 

2 

— 

1 

8 

3 

— 

14 

„ 0,0700 „ 0,0799 

5 

— 

— 

3 

— 

— 

8 

„ 0,0800 „ 0,0899 

3 

i 

1 

2 

— 

1 

8 

„ 0,0900 „ 0,0999 

1 

— 

— 

2 

— 

— 

3 

0,1000 und mehr 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Zusammen: 

18 

i 

13 

64 

21 

1 

118 

Gesamtstickstoff 








bis 0,029 

— 

— 

— 

3 

— 

— 

3 

von 0.030 ., 0,049 

— 

— 

— 

17 

1 

— 

18 

.. 0,050 „ 0,069 

— 

— 

— 

46 

16 

— 

62 

., 0,070 „ 0,089 

2 

i 

4 

10 

4 

— 

21 

.. 0,090 „ 0,109 

5 

— 

5 

— 

— 

1 

11 

.. 0,110 „ 0,129 

9 

— 

4 

— 

— 

— 

13 

0,130 und mehr 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

Zusammen: 

18 

i 

13 

76 

21 

1 

130 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 











188 


III. Bericht Uber die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


g in 100 ccm 

Rheingau 

Rheintal 
unterhalb 
des Rhein¬ 
gaus 
(linksrh.) 

Nahe 

Mosel 

Saar 

Ahr 

(Rotwein) 

ins¬ 

gesamt 

Ammoniakstickstoff 
bis 0,0049 




20 



20 

von 0,0050 „ 0,0099 

— 

— 

— 

34 

2 

— 

36 

0,0100 . 0,0149 

1 

— 

7 

13 

17 

1 

39 

- 0,0150 „ 0,0199 

7 

— 

5 

1 

2 

— 

15 

.. 0,0200 „ 0,0249 

5 

1 

1 

— 

— 

— 

7 

0,0250 und mehr 

5 

— 

— 

— 

— 

— 

5 

Zusammen : 

18 

1 

13 

68 

21 

1 

122 


4. Über die Bildung von flüchtiger Säure bei der Hefegärung. 

Die Frage nach der Bildung von flüchtigen Säuren bei der Most¬ 
vergärung besitzt ein erhebliches praktisches Interesse. 

Über Versuche, wie sich die Menge der flüchtigen Säuren bei steigendem 
Zuckergehalt ändert, sei im folgenden berichtet: 

Geprüft auf ihr Vermögen, flüchtige Säuren zu bilden, wurde die 
Moselweinheferasse „Winningen“, die sich in der praktischen Kellerwirtschaft 
wegen ihrer ausgezeichneten Eigenschaften bewährt hat. Es wurden 2 
Versuchsreihen durchgeführt, die eine mit sehr wenig Hefe, die andere mit 
sehr viel Hefe. Um in jedem Einzelversuche alle anderen Bestandteile mit 
Ausnahme des Zuckers in der gleichen Konzentration zu haben, gingen 
wir folgendermassen vor. 

Zu einem Anteil eines Mostes wurde so viel Zucker gegeben, dass er 
etwa 70 3 / 0 Zucker enthielt (Most A). Zu einem anderen Teil desselben 
Mostes wurde so viel Wasser zugesetzt, als der Raum Vermehrung des ersten 
Anteils durch den zugesetzten Zucker entsprach (Most B). Hierdurch wurde 
der Zuckergehalt des Mostes B auf etwa 11 % herabgesetzt. Die beiden 
Moste enthielten nun alle Bestandteile in derselben Verdünnung und unter¬ 
schieden sich nur durch ihren Zuckergehalt. 

Die beiden Moste wurden wiederum in 2 Anteile, A,, A 2 , B,, B 2 
zerlegt und für sich pasteurisiert. Hierauf w T urde zu je 1 l der Moste A t 
und B, die gleiche, sehr grosse Hefemenge gegeben (1 ccm des Gärgutes 
enthielt etwa 200 Millionen Hefezellen). 

Ebenso wurde Most A 2 und B 2 auf je 11 mit derselben kleinen Hefen¬ 
menge versetzt (1 ccm des Gärgutes enthielt etwa 5 Millionen Hefezellen). 

Nachdem nun in den 4 Mosten der Zuckergehalt bestimmt worden 
war, wurde durch Mischung berechneter Mengen von Most A, mit Bj und 
von Most A 2 mit B 2 zweimal je 15 Proben von 300 ccm hergestellt, die 
Zuckergehalte von 10—70 % aufwiesen. Die genauen Zahlen sind aus der 
Tafel weiter unten ersichtlich. 

Diese Proben wurden in sterile Flaschen gebracht, mit Gärspunden 
verschlossen und bei 20—25° der Gärung überlassen. Nach 10 Wochen 
wurden die Proben analysiert, wobei sich folgendes Bild ergab: 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



Versuche mit wenig Hefe. 


Bericht über die Tätigkeit der (biochemischen Versuchsstation. 


189 



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29,68 

41,60 

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Original fram 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



















190 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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Laufende Nr. 
des Versuchs 

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M o» «O M © 00 C* CR ** »a C* © <© IG 

__© Zucker im 
° Ansatz 

0,62 

0,63 

0,69 

0,68 

0,70 

0,71 

0,71 

0,71 

0,79 

0,82 

0,90 

0,89 

0,84 

0,60 

0,53 

Gesamtsäure 

0,035 

0,043 

0,065 

0,078 

0,093 

0,095 

0,090 

0,118 

0,210 

0,231 

0,332 

0,339 

0,282 

0,071 

0,018 

^ Flüchtige 
Säure ; 

6,21 

8,42 

11,19 

11,57 

12,65 

13,13 

13,28 

13,84 

11,12 

9,70 

7,19 

4,89 

2,72 

0,69 

? 

^ Alkohol 

0,13 

0,18 

0,26 

0,29 

0,52 

0,92 

1,50 

3,08 

11,86 

18,00 

26,96 

34,80 

42,30 

54,60 

66,40 

1 

Zu 

vor 

der In 

9 

0,17 

0,27 

0,36 

0,40 

0,68 

1,12 

1,79 

3,13 

12,16 

19,04 

28,16 

36,70 

44,05 

54,60 

67,20 

cker 

nach 

Version 

9 

2,09 

2,27 

2,58 

2,69 

3,05 

3,67 

4,52 

6,20 

16,05 

23.43 

32,94 

42,12 

52,11 

Extrakt nach 
Tababie 

0,9973 

0,9947 

0,9921 

0,9920 

0,9920 

0,9938 

0,9969 

1,0028 

1,0441 

1,0742 

1,1138 

1,1520 

1,1929 

1,2330 

1,2698 

Spez. Gewicht 
des Weines 

O O O O ,© JO © © © © © CD o O O 

CD CD 'cD Id 'co'cd'cd'co'cd'cd'cD 'cd'cd'cD 'cd 

© CO CO CO 00 00 00 <1 QD Qp 00 0D 00 00 

00 00 P* M >o to 00 O (ß ö M CO P* CD 

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Spez. Gewicht 
des Destillates 

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gewogen „g.» 

ff" * 

1,0081 

1,0088 

1,0100 

1,0104 

1,0118 

1,0142 

1,0175 

1,0240 

1,0619 

1,0901 

1,1261 

1,1607 

1,1979 

1,2343 

1,2711 

g rö 5? 

g 1 © 5 
berechnet ® g- 2. 

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0,015 

0,030 

0,030 

0,023 

0,048 

0,044 

0,046 

0,056 

0,105 

0,094 

0,163 

0,193 

0,170 

0,043 

0,011 

Flüchtige Säure 
im alkoholischen 
Destillat 


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CD 

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Gch igle 


Original frnm 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 


Versuche mit viel Hefe. 



Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


191 


Die Alkoholgehalte und die flüchtige Säuremengen, die bei ver¬ 
schiedenen Zuckerkonzentrationen erzeugt wurden, sind in dem folgenden 
Schaubild (Abb. 47) zeichnerisch niedergelegt. — Die nachfolgende 



Tabelle gibt an, wieviel Gramm flüchtige Säure auf 100 Alkohol ge¬ 
bildet werden bei geringem und bei starkem Hefezusatz. 


Bei einem Zuckergehalt 
von etwa x°/ 0 

werden y Gramm flüchtige Säure erzeugt 
von wenig Hefe von viel Hefe 

berechnet auf 100 g erzeugten Alkohol 

11 

0,31 

0,56 

16 

0,35 

0,51 

21 

0,44 

0,59 

22 

0,58 

0,67 

24 

0,50 

0,74 

26 

0,60 

0,72 

28 

0,77 

0,68 

30 

0,95 

0,85 

35 

? 

1,88 

40 

2,06 

2,38 

44 

4,03 

4,62 

49 

7,79 

6,89 

54 

14,44 

10,37 

58 

18,75 

10,29 


Die Arbeit gedenke ich in Gemeinschaft mit C. Kroemer auf Grund 
der bis jetzt gewonnenen Erfahrungen fortzusetzen und insbesondere zu 
prüfen, ob die bis jetzt gewonnenen Ergebnisse sich verallgemeinern lassen. 
Besondere Schlussfolgerungen aus der Untersuchung sollen deshalb an dieser 
Stelle noch nicht gezogen werden. Es sei nur kurz auf die praktische 
Bedeutung der Versuche hingewiesen. Bekanntlich ist der Ausbau von 
stark zuckerhaltigen Auslese weinen eine der schwierigsten kellerwirtschaft- 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 











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192 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

liehen Aufgaben, weil die Weine jahrelang immer wieder Nachgärungen 
unterliegen. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass es gelingt, durch 
reichlichen Hefezusatz gleich von vornherein den Alkoholgehalt so zu 
steigern, dass spätere Nachgärungen ausgeschlossen sind. 

Die analytischen Arbeiten führte Herr Dr. E. Schwenk aus, dem ich 
hierfür zu Dank verpflichtet bin. 

5. Bestimmung der Milchsäure in zuckerfreien Weinen. 

In unseren Händen hat sich seit längerer Zeit folgende Abänderung 
des Möslin GERschen Verfahrens zur Bestimmung der Milchsäure im Weine 
am besten bewährt. 

Aus 50 ccm Wein wird nach der amtlichen Vorschrift die flüchtige 
Säure abgetrieben. 

Der Bückstand wird verlustlos in eine 200 ccm fassende Porzellan¬ 
schale übergespült und mit 10 ccm einer 10°/ 0 igen Baryumchloridlösung 
versetzt. Hierauf gibt man unter Verwendung von Phenolphthalein als 
Indikator heissgesättigte Barytlauge bis zur bleibenden Rotfärbung hinzu. 
Der Überschuss an Baryt wird dann sofort durch Einleiten von Kohlensäure 
weggenommen. Dann dampft man auf dem Wasserbad auf etwa 10 ccm 
ein, führt den Rückstand in ein geeichtes 100 ccm Kölbchen über, das bei 
20 ccm ebenfalls eine Marke trägt. Man spült die Schale mit wenig heissem 
Wasser nach, bis die 20 ccm-Marke im Messkölbchen erreicht ist. 

Hierauf gibt man bis fast zur 100 ccm-Marke 96%igen Alkohol 
hinzu, temperiert auf 15° und füllt mit Alkohol endgiltig auf. Man mischt 
ordentlich, lässt 2 Stunden stehen und filtriert durch ein trockenes Filter 
in ein trockenes Gefäss (unter Verwerfung der zuerst abfliessenden ccm). 
Das Filtrat wird auf 15° temperiert, ein aliquoter Teil davon (gewöhnlich 
75 ccm) in eine Platinschale pipettiert und auf dem Wasserbad unter Ver¬ 
meidung des Siedens zur vollständigen Trockne verdampft. Hierauf erhitzt 
man zuerst vorsichtig auf dem Asbestdrahtnetz bis zum Verkohlen, glüht 
dann heftig und brennt die Asche nach Möglichkeit weiss. Nach dem 
Abkühlen nimmt man mit 25—35 ccm ‘/e n-Salzsäure auf, erhitzt auf dem 
Wasserbad und titriert mit 1 / 6 n-Lauge unter Verwendung von Phenolph¬ 
thalein zurück. Es soll so viel Salzsäure vorgelegt werden, dass mindestens 
10 ccm l / 6 n-Lauge zum Zurücktitrieren erforderlich sind, wozu die oben 
angegebene Menge Salzsäure in den meisten Fällen ausreicht. 


6. Analyse eines Apfelweines. 

Der Wein war aus Trierer Mostäpfeln des Jahres 1910 ohne jeden 
Zusatz hergestellt w r orden. Die Analyse wurde ausgeführt im Sommer 1911. 


Spezifisches Gewicht : 


1. des Weines — s w . 

1,0019 

2. des alkohol. Destillats = s ft . . . . 

0,9922 

3. des entgeist. Rückstandes = s e . . 

1,0096 

1 + s «v- s a- s e=.' 

+ 0,0001 


Gck igle 


Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 





Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


193 



9 

Alkohol. 

4,31 

Extrakt (aus s e berechnet). 

2,48 

Extrakt (direkt bestimmt). 

2,45 

Zucker. 

0,18 

Glyzerin. 

0,30 

Säuren (frei und gebunden) ...... 

0,94 

Asche (abzüglich C0 8 " + O"). 

0,203 

Stickstoffsubstanz (N x 6,25) 

0,036 

Ammoniak.* 

0,001 

Summe: 

1,660 


ccm norm. 

Gesamtstickstoff. 

0,007 

Ammoniak. 

0,0014 0,083 

Kohlensäure im Wein. 

0,1781 [90,64 ccm bei 760 mm u. 0°] 

S0 4 in der Asche. 

0,0199 

S0 4 im Wein. 

0,0166 

Alkohol: Glyzerin = 100 : x. 

7,0 

Aldehyd nach Levin. 

Blaufärbung 

Rohrzucker nach Rothenfusser 

positive Reaktion 

Zitronensäure nach DkNiGfcs ....*. 

keine Reaktion 

Benzoesäure. 

keine Reaktion 

Salpetersäure nach Tillmanns. 

keine Reaktion 



9 

ccm norm. 

Alkalität nach Farnstkiner = A . . . . 

_ 

3,10 

Ammoniak = a. 

0,0014 

0,083 

Phosphorsäurekorrektur = y. 

— 

0,283 

Nicht titrierbare Säuren : n = A -f- a -f- y * 

— 

3,466 

Titrierbare Säuren = t. 

— 

7,20 

Nicht titrierbare Säuren = n. 

— 

3,466 

Summe t + n: 

— 

10,666 

Freie schweflige Säure = s. 

0,0005 

0,015 

Organische Säuren : t n — s: 

— 

10,05 

Weinsäure. 

0,005 

0,06 

Äpfelsäure. 

0,139 

2,07 

Milchsäure. 

0,624 

6,93 

Bemsteinsäure. 

0,045 

0,76 

Essigsäure. 

0,043 

0,71 

Gerbsäure. 

0,078 

0,24 

Oxyäthan8ulfosäure. 

0,006 

0,05 

Organische Säuren: 

0,940 

10,82 

Freie schweflige Säure. 

0,0005 


Gebundene schweflige Säure. 

0,0032 


Gesamte schweflige Säure. 

0,0037 



Geisenheimer Jahresbericht 1911. 13 


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Original frum 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 








































194 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 



9 

ccm norm. 

°/ 

Io 

Asche (bestimmt). 

0,2864 



K. 

0,1213 

3,102 

42,35 

Na. 

0,0035 

0,152 

1,22 

Ca. 

0,0144 

0,718 

5,03 

Mg. 

0,0077 

0,633 

2,69 

Mn. 

0,0010 

0,036 

0,35 

Fe. 

0,0011 

0,059 

0,38 

Al. 

0,0002 

0,022 

0,07 

Cu. 

0,0003 

0,009 

0,10 

Kationensurame: 

0,1495 

4,731 

52,19 

SO/'. 

0,0199 

0,414 

6,95 

PO/". 

0,0269 

0,849 

9,39 

CI'. 

0,0023 

0,065 

0,80 

SiO/'. 

0,0005 

0,013 

0,17 

CO,". 

0,0773 

2,577 

26,99 

Anionensumme: 

0,1269 

3,918 

44,30 

J". 

0,0065 

0,813 

2,27 

Asche (berechnet): 

0,2829 


98,76 

Alkalitäten: 




1. berechnet (C0 8 " -f- 0"). 


3,390 


2. nach Fabnsteineb. 


3,10 


3. gegen Baryt. 


2,33 


4. nach Reichsvorschrift. 


3,07 


5. wasserlösliche = 1. 


2,20 


6. wasserunlösliche = u. 


0,77 


7. Summe 1 + u. 


2,97 


Alkalitätszahl. 


— 



7. Analyse eines Tresterweines. 

Der Wein wurde aus Rieslingtrester des Jahres 1910 an der Mosel 
im technischen Betriebe hergestellt. Die Trester wurden mit soviel Zucker¬ 
wasser tibergossen, dass sie gerade von der Lösung bedeckt wurden. 

Aus den Trestern von 4 Fuder Most wurde ein Fuder Tresterwein 
hergestellt. Ausser Zuckerwasser wurde nichts zugesetzt. 


Spezifisches Gewicht: 


1. des Weines = s w . 

0,9962 

2. des alkohol. Destillats = s ft . . . . 

0,9898 

3. des entgeist. Rückstandes = s e 

1,0065 

. 

— 0,0001 


9 

Alkohol. 

5,83 

Extrakt (aus s e berechnet. 

1,68 

Extrakt (direkt bestimmt). 

1,60 


Difitized by 


Gck igle 


Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 
































Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


195 


Zucker. 

Glyzerin. 

Säuren (frei und gebunden) . 
Asche (abzüglich C0 8 " + O") 
Stickstoffsubstanz (N x 6,25) 
Ammoniak. 


Gesamtstickstoff. 

Ammoniak. 

Kohlensäure im Wein . . . . 

S0 4 in der Asche. 

S0 4 im Wein. 

Alkohol: Glyzerin = 100 : x . . 

Aldehyd nach Levin . . . . 

Rohrzucker nach Rothenfusser 
Zitronensäure nach Denigeö 

Benzoesäure. 

Salpetersäure nach Tillmanns . 


Summe: 


0,13 

0,49 

0,67 

0,146 

0,072 

0,004 


1,512 


ccm norm. 

0,015 


0,004 

0,25 

0,0919 

46,77 

0,0164 


0,0118 


8,4 

Blaufärbung 


Schwache Trübung 
keine Reaktion 
keine Reaktion 




9 

ccm norm. 

Alkalität nach Farnsteiner = A . . . . 

_ 

1,47 

Ammoniak = a. 

0,00425 

0,26 

Phosphorsäurekorrektur = |. 

— 

0,29 

Nicht titrierbare Säuren : n = A -f- a -|- j : 

— 

2,01 

Titrierbare Säuren = t. 

— 

6,33 

Nicht titrierbare Säuren = n. 

— 

2,01 

Summe t n: 

•- 

8,34 

Freie schweflige Säure = s. 

0,0008 

0,024 

Organische Säuren : t + n — s: 

— 

8,32 

Weinsäure. 

0,180 

2,40 

Äpfel säure. 

0,126 

1,58 

Milchsäure. 

0,188 

2,13 

Bemsteinsäure. 

0,089 

1,50 

Essigsäure. 

0,029 

0,48 

Gerbsäure. 

0,048 

0,15 

Oxväthansulfosäure. 

0,008 

0,06 

Organische Säuren: 

0,668 

8,30 

Freie schweflige Säure. 

0,0008 


Gebundene schweflige Säure. 

0,0041 


Gesamte schweflige Säure. 

0,0049 



13* 


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Gck igle 


Original frnm 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 


































196 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


g I ccm norm. 


Asche (bestimmt). 0,1885 

K. 0,0778 1,990 41,27 

Na. 0,0018 . 0,078 0,95 

Ca. 0,0089 0,443 4,72 

Mg. 0,0058 0,476 3,08 

Mn. 0,0006 0,020 0,32 

Fe. 0,0006 0,030 0,32 

Al. 0,0001 0,011 0,05 

Cu. . . 0,0003 0,009 0,16 

Kationensumme: 0,0959 3,057 50,87 

S0 4 ". 0,0164 0,344 8,70 

P0 4 "'. 0,0276 0,871 14,64 

CF. 0,0045 0,124 2,38 

Si 0 8 ". 0,0013 0,034 0,69 

C0 8 ". . . | 0,0402 _ 1,338 21,32 

Anionensumme: 0,0900 2,711 47,73 

0". . . 0,0028 0,346_1,49 


Asche (berechnet): 
Alkalitäten: 

1. berechnet (C0 8 " + 0"). 

2. nach Faensteineb. 

3. gegen Baryt. 

4. nach Reichsvorschrift. 

5. wasserlösliche = 1. 

6. wasserunlösliche = u. 

7. Summe 1 + u. 

Alkalitätszahl. 


0,1887 100,09 


1,684 

1,47 

1,00 

1,60 

1,00 

0,53 

1,53 


8. Analyse eines Moselweines. 

Untersucht wurde das Fuder Nr. 141 (Piesporter) des Wachstums des 
Grafen von Kesselstatt aus dem Jahre 1904. Das Fuder (1000 l) wurde 
am 10. Mai 1906 in Trier ersteigert von der Firma J. HAUTH-Berncastel 
zum Preise von 25 000 M., dem höchsten Preise, der bisher von Mosel¬ 
weinen erreicht worden ist. Die Liebenswürdigkeit des Ersteigerers ge¬ 
währte uns die Möglichkeit diese Untersuchung ausführen zu können, 
wofür wir auch an dieser Stelle bestens zu danken nicht verfehlen möchten. 


Spezifisches Gewicht: 


1. des Weines = s w . 

0,9983 

2. des alkohol. Destillats = s a . . . . 

0,9855 

3. des entgeist. Rückstandes = s e . . 

1,0133 

1 + 8 w - s a - 8 e =. 

— 0,0005 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 




























Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


197 


Alkohol. 

Extrakt (aus s e berechnet) 
Extrakt (direkt bestimmt). . 

Zucker. 

Glyzerin. 

Säuren (frei uiid gebunden) . 
Asche (abzüglich C0 8 " + 0") 
Stickßtoffsubstanz (N X 6.25) 
Ammoniak. 


Gesamtstickstoff . . 

Ammoniak .... 
Kohlensäure im Wein 
S0 4 " in der Asche . 
S0 4 " im Wein . . 


9 

8,75 

3,31 

3,38 (durch Eindampfen von 50 ccm). 


0,480 

1,07 

1,02 

0,17 

0,25 


Summe: 2,99 

. . . 0,0392 

. . . 0,0034 

. . . 0,1017 

. . . 0,0235 

. . . 0,0175 


ccm norm. 

0,20 

51,75 


Alkohol: Glyzerin = 100: x 


12,2 



Alkalität nach Farnsteineb = A . . . . — 0,93 

Ammoniak = a. — 0,20 

Phosphorsäurekorrektur = £. — 0,55 


Nicht titrierbare Säuren :n = A-f-a-f-J* ’ — I 1,68 




Summe t -f- n: — 14,28 

Freie schweflige Säure = s. 0,0008 _0,024 


Organische Säuren : t + n — s: I — I 14,26 


Weinsäure. 0,185 

Äpfelsäure. 0,541 

Milchsäure. 0,073 

Berasteinsäure. 0,083 

Essigsäure. 0,070 

Gerbsäure. 0,055 

Oxyäthansulfosäure. 0,015 


Organische Säuren: | 1,022 



14,28 



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Original frurn 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 
















































198 


IIL Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 



9 

ccm norm. 

0 

c 

Ca. 

0,0085 

0,424 

4,68 

Mg. 

0,0145 

1,192 

7.98 

Mn. 

0,0026 

0,095 

1.43 

Fe. 

0,0009 

0,048 

0,50 

Al. 

0,0001 

0,011 

0,06 

Cu. 

0,0002 

0,006 

0,11 

Kationensumme: 

0,0795 

3,164 

— 

SÜ 4 ". 

0,0235 

0.489 

12.93 

KV" . .*. 

0,0523 

1,650 

28.78 

er. .... 

0,0044 

0,124 

2.42 

Si 0,". 

0,0022 

0,058 

1.21 

<’0,". 

0,0089 

0,297 

4,90 

Anionensumme: 

0,0913 

2,618 

— 

0". 

0,0044 

0,546 

2,42 

Asche (berechnet): 

0,1752 

— 

96,42 

Alkalitäten: 




1. berechnet (CO," + 0"). 


0,843 


2. nach Farn8TEIN*b. 


0.93 


3. gegen Baryt. 

4. nach Reichsvorschrift. 


— 


5. wasserlösliche = 1. 


— 


6. wasserunlösliche = u. 


-- 


7. Summe 1 + u. 


— 


Alkalitätszahl. 


5,12 



9. Analyse eines Mostes. 

Ein Most des Jahres 1911 aus dem Aveler Tal bei Trier wurde ein¬ 
gehend untersucht, wobei sich folgendes Bild ergab: 


Spezifisches Gewicht: 


1. des Mostes.. 

1,0664 (pyknometrisch) 

2. des alkohol. Destillats = s ft ... 

1,0000 

3. des entgeist. Rückstands = s e . . 

1,0660 


9 

Zucker.. 

14,65 

Glyzerin. 

0 

Säuren (frei und gebunden). 

1,05 

Asche (abzüglich C0 3 " -f- 0"). 

0,164 

Stickstoffsubstanz (N x 6,25). 

0,214 

Ammoniak. 

0,015 

Summe: 

16,093 

Gesamtstickstoff. 

0,0466 

Ammoniak. 

0,0150 


100 ccm Most verbrauchen 0,04 ccm norm. Jodlösung (nicht eingebrannt). 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 






























Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


199 



9 

ccm norm. 

Alkalität nach Farnsteineb = A . . . . 


1,87 

Ammoniak a. 


0,88 

Phosphorsäurekorrektur ■= y. 


0,33 

Nicht titrierbare Säuren: n = A + a -f- : 


3,08 

Titrierbare Säuren = t. 


11,73 

Nicht titrierbare Sänren = n. 


3,08 

Summe t + n: 


14,81 

Freie schweflige Säure = s. 


0 

Organische Säuren : t -f- n — s: 


14,81 

Weinsäure. 

0,646 

8,61 

Apfelsäure. 

0,408 

6,09 

Organische Säuren: 

1,054 

14,70 



9 

ccm norm. 

0/ 

10 

Asche bestimmt. 

0,2208 



K. 

0,0815 

2,08 

36,91 

Na. 

0,0029 

0,13 

1,31 

Ca. 

0,0084 

0,42 

3,81 

Mg. 

0,0119 

0,98 

5,39 

Mn. 

0,0005 

0,02 

0,23 

Fe. 

0,0002 

0,01 

0,09 

Al. 

0,0001 

0,01 

0,05 

Cu. 

0,0008 

0,03 

0,36 

Kationensumme: 

0,1068 

3,68 

48,15 

SO/'. 

0,0226 

0,45 

10,23 

P0 4 '". 

0,0312 

0,98 

14,13 

CP. 

0,0014 

0,04 

0,63 

Si0 8 ". 

0,0016 

0,04 

0,72 

co,-. 

0,0545 

1,82 

24,68 

Anionensumme: 

0,1113 

3,33 

50,39 

0". 

0,0028 


1,27 

Asche (berechnet): 

0,2204 


99,81 

Alkalitäten: 




1. berechnet (CO," + 0"). 



2,17 

2. nach Farnsteineb. 



1,87 


10. Der Gehalt der Moselweine an schwefliger Säure. 

Im Sommer 1911 wurden 121 Moselweine verschiedener Jahrgänge 
auf ihren Gehalt an schwefliger Säure untersucht. Die untersuchten Weine 
waren sämtlich bis zur Flaschenreife ausgebaut und auch schon auf Flaschen 


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Original from 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 













































200 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


gezogen. Die freie und die gesamte schweflige Säure wurde nach der 
amtlichen Anleitung durch Titration mit Jodlösung ermittelt. Die gebundene 
schweflige Säure wurde aus diesen beiden Werten in üblicher Weise 
berechnet. 

Die folgenden 3 Tabellen geben eine Übersicht über die ermittelten 
Werte: 

Tabelle 1. 

Freie schweflige Säure. 


Enthalten im l 

Anzahl der Weine des Jahrgangs 

Ins¬ 

gesamt 

x mg freie S0 9 
mg 

1895 

1901 

1904 

1906 

1907 

1908 

1909 

1910 

0— 3,9 

_ 

_ 



2 

_ 

2 

6 

10 

4— 4,9 

— 

1 

1 

2 

2 

1 

6 

4 

17 

5— 5,9 

— 

— 

i 

1 

— 

3 

5 

8 

18 

6— 6,9 

7— 7,9 

8— 8,9 

1 

— 


_ 

_ 

4 

3 

1 

7 

15 

i 

_ 

_ 

7 

_ 

1 

3 

1 

2 

8 

i 

15 

9— 9,9 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

2 

7 

11 

10-11,9 

— 

— 

— 

— 

— 


3 

2 

5 

12—13,9 

— 

— 

1 


— 

1 

4 

5 

11 

14—15,9 

— 

— 

i _ 

— 

— 

! — 

1 

4 

5 

16—17,9 

— 

— 

1 

— 

— 


2 

3 

6 

18—19,9 

— 

— 

— 

— 

i 


3 

- 

3 

20-29,9 

— 

— 

— 

— 


1 

1 

— 

2 

30—39,9 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

2 

2 

über 40 

— 

— 

— 

| — 

— 

— 

— 

— 

0 

Zusammen: 

1 

1 

5 

! 4 

i 

5 

14 

35 

56 

121 


Tabelle 2. 


Gebundene schweflige Säure. 


Enthalten im / 
x mg gebundene S0 2 
mg 

Anzahl der Weine des Jahrgangs j 

Ins¬ 

gesamt 

1895 

1901 

; 

1904 

1906 

1907 

1908 

1909 

1910 

0- 9,9 

_ 

__ 

_ ! 

_ 

_ 

_ 

_ 

4 

4 

10— 19,9 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

2 

20— 29,9 

1 

— 

— 

i i 

— 

2 

2 

3 

9 

30— 39,9 

— 

— 

i i 

! 

i 

— 

— 

4 

4 

9 

40- 49,9 

— 

1 


1 

2 

1 

2 

14 

20 

50— 59,9 

— 

— 

; — 

— 

2 

— 

6 

11 

19 

60— 69,9 

— 

— 

1 

— 

1 

1 

6 

9 

18 

70- 79,9 

— 

— 

i — 

2 

— 

1 

4 

6 

13 

80- 89,9 

— 

— 

! l 

— 

— 

2 

9 

3 

15 

90- 99,9 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

1 

— 

4 

100-119,9 

— 

— 

| 1 

1 

— 

3 

1 

— 

6 

120-139,9 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

0 

140—179,9 

—' 

— 

1 1 

— 

— 

— 

— 

1 

2 

über 180 

— 

— 

1 - 

— 

— 

— 

— 

— 

0 

Zusammen: 

1 

; i 

i & 

4 

5 

14 

) 35 

55 

121 


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Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


201 


Tabelle 3. 

Gesamte schweflige Säure. 


0— 9,9 
10— 19,9 
20— 29,9 
30— 39,9 
40— 49,9 
50- 59,9 
60— 69,9 
70— 79,9 
80- 89,9 
90- 99,9 
100-109,9 
110-119,9 
120-129,9 
130—139,9 
140-169,9 
170—199,9 

über 200 _ 

Zusammen: 

Zur besseren Übersichtlichkeit seien die Tabellen folgendermassen 
zusammengezogen: 

Anzahl der Proben 121. 

a) Es enthalten gesamte schweflige Säure: 

0— 49,9 mg 26 Proben = 21,5% aller Proben. 

50— 99,9 „ 82 =67,8 .. „ 

100-149,9 „11 „ = 9,1 „ 

150—199,9 „2 „ = 1,6 „ „ 

über 200 ,, 0 „ --= 0,0 „ ,, _ „ 

Insgesamt: 121 Proben = 100% aller Proben. 

b) Es enthalten freie schweflige Säure: 

0— 0,9 mg 87 Proben = 71,9% 

10—19,9 „ 80 „ =24,8 „ 

20—39,9 ,. 4 „ = 3,3 „ 

übe r 40 „ 0 „ = 0,0 „ 

Insgesamt: 121 Proben = 100% 

Es zeigt sich demnach, dass der Gehalt an gesamter schwefliger 
Säure in keinem Falle 200 mg überstieg. Nur in zwei Weinen (= 1,6 % 
aller Proben) stieg er über 129 mg. Dagegen blieb er in 108 Weinen 
(= 89,3% aller Proben) unter 100 mg. 

Der Gehalt von gebundener schwefliger Säure betrug in 109 Weinen 
(=90.1 % aller Proben) unter 90 mg ; er stieg im Höchstfälle einmal bis 
auf 170 mg. Der Gehalt an freier schwefliger Säure blieb bei 117 Weinen 


Enthalten im l 
x mg gesamte S0 2 
mg 



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202 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftliche® Institute. 

(= 96.7 % aller Proben) unter 20 mg-, er betrug bei 4 Weinen (= 3,3 %) 
20—40 mg und überschritt 40 mg in keinem Falle. 

Mit diesen Ergebnissen meiner Untersuchung stimmen überein die 
Werte, die Herr Wellenstein, Trier, Herr PETRI-Coblenz und Herr Stern- 
Kreuznach bei ihren Untersuchungen über Moselweine erhielten. 

Von 240 Weinen, die diese Forscher prüften, enthielten gesamte 
schweflige Säure: 

0— 49,9 mg 22 °/ 0 aller Proben. 

50— 99,9 „ 65 „ ,. 

100—149,9 „ 11 „ 

150—199,9 „ 2 ,, 

über 200 ,, 0 „ ,, 

73 von diesen 240 Weinen, die auch auf freie schweflige Säure untersucht 
wurden, enthielten: 

0— 9,9 mg 77 °/ 0 aller Proben. 

10—19,9 15 ,. 

20—39,9 ,. 8 ,. 

über 40 ,, 0 „ ,. „ 

Die gesamten Untersuchungen geben mithin folgendes Bild: 

i. Gesamte schweflige Säure. 

Anzahl der Proben 361. 

Es enthalten gesamte schweflige Säure: 

0— 49,9 mg 76 Proben = 21,1 °/ 0 aller Proben. 

50— 99,9 243 .. =67,3 „ „ 

100—149,9 ,. 36 ,. = 9,9 ,. „ 

150—199,9 „ 6 „ = 1,7 „ 

über 200 „ 0 „ = 0,0 „ „ 

Insgesamt: 361 Proben = 100 °/ 0 aller Proben. 

2 . Freie schweflige Säure. 

Anzahl der Proben 194. 

Es enthalten freie schweflige Säure: 

0— 9,9 mg 148 Proben = 76,3 °/ 0 aller Proben. 

10—19,9 „ 36 ,. = 18,6 ,. 

20—39,9 ,. 9 ,. = 4,6 ,. „ 

üb er 40 ,. 1 „ = 0,5 „ „ 

Insgesamt 194 Proben = 100 % aller Proben. 

Aus den erhaltenen Zahlenwerten geht mit Deutlichkeit hervor, dass 
an der Mosel von dem Schwefel ein äusserst sparsamer Gebrauch ge¬ 
macht wird. Die gegenteiligen Behauptungen sind nach dieser Statistik 
mit Sicherheit als falsch nachgewiesen. 

11. Beiträge zur Zuckerbestimmung im Wein. 

Bisher benutzte man zum Abfiltrieren des bei der Zuckerbestimmung 
ausgeschiedenen Kupferoxyduls gewöhnlich die ALLiHNschen Filterröhrchen, 


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Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation. 


203 


in denen man später das Kupferoxydul zunächst oxydierte, dann mit Wasser¬ 
stoff reduzierte. Seitdem man von der Reduktion überhaupt absieht und 
sich auf die Oxydation beschränkt, hat P. Kulisch vorgeschlagen, an Stelle 
der Filterröhrchen ein mit Asbest beschickten GoocH-Tiegel zu benutzen. 
Wir haben hiermit die besten Erfahrungen gemacht, so dass wir die alten 
Filterröhrchen überhaupt nicht mehr verwenden. Zweckmässig ist es, um 
Verwechslungen der Tiegel zu vermeiden, sich eine Anzahl GoocH-Tiegel 
in der Porzellanfabrik durch Einbrennen von Nummern kennzeichnen zu 
lassen. 

Einen weiteren Vorschlag zur Vereinfachung der Zuckerbestimmung 
haben die analytischen Chemiker der Schweiz gemacht. Sie setzen zwar 
dem Wein Bleiessig zu, entfernen aber das überschüssige Blei vor der 
eigentlichen Zuckerbestimmung nicht. 

Wir haben diesen Vorschlag nachgeprüft und sind zu der Über¬ 
zeugung gelangt, dass es tatsächlich für technische Zwecke ohne jede Be¬ 
deutung ist, ob man vor der weiteren Behandlung des Filtrates vom Blei¬ 
essigniederschlag entbleit oder nicht. Um das missliche Abfiltrieren des 
sehr voluminösen Bleiniederscjilags zu umgehen, schlagen wir folgenden 
Weg ein, wobei allerdings der Besitz einer grossen Zentrifuge, die 100 ccm 
zu schleudern gestattet, vorausgesetzt wird. 

In sehr starkwandige, etwas langhalsige Zentrifugenkölbchen, die am 
Halse eine Marke bei 50 ccm und eine weitere bei 55 ccm tragen, und 
die in die Schutzgefässe der Zentrifuge gerade hineinpassen, wird Wein 
bis zur 50 ccm Marke gefüllt und dann Bleiessig bis zur 55 ccm Marke 
zugegeben. Man setzt die Kölbchen in die Zentrifuge und schleudert 
einige Minuten. Der Bleiniederschlag setzt sich so fest an dem Boden 
des Kölbchens ab, dass die Flüssigkeit stets bis auf die letzten Tropfen 
klar abgegossen werden kann. Nun wird ohne zu entbleien sofort die 
Zuckerbestimmung ausgeführt. Will man vorher die Flüssigkeit entbleien, 
so füllt man mit ihr ein ähnliches Zentrifugenkölbchen, das bei 30 und 
33 ccm Marken trägt, bis zur ersten Marke an, gibt bis zur zweiten 
Marke Natriumkarbonat (oder Phosphat oder Sulfat) hinzu und schleudert 
wiederum. Auch hier lässt sich die Flüssigkeit nachher ganz klar abgiessen. 

Bei Weinen mit Zuckergehalten bis zu 0,35 g haben wir das ge¬ 
wichtsanalytische Verfahren verlassen und bedienen uns ausschliesslich des 
Tritrationsverfahren von N. Schoorl, (Zeitschr. f. angew. Chemie 1899, 12. 
633 ff.), dass folgendermassen ausgeführt wird. 

10 ccm Fehlings Lösung I (69,28 g S0 4 Cu. 5 OH 2 zu 1 l gelöst, 
wobei 10 ccm entsprechen 27,74 ccm n/10 Thiosulfat) werden mit 10 ccm 
Fehlings Lösung n (346 g Seignettesalz + 103 g Natriumhydroxyd zu 1 l 
gelöst) im Erlenmeyerkölbchen von ungefähr 200 ccm gemischt, auf 50 ccm 
mit destilliertem Wasser angefüllt und auf dem Drahtnetz mit Asbestpappe, 
worin ein kreisförmiger Ausschnitt von 6 cm Durchmesser, 2 Minuten 
lang gekocht. Nachdem die Flüssigkeit unter dem kalten Wasserstrahl 
schnell und vollständig abgekühlt worden ist, werden erst 10 ccm einer 


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204 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


20°/ o igen Jodkaliumlösung, dann 10 ccm einer 25°/ 0 igen Schwefelsäure 
(17a Vol. konz. Schwefelsäure, 87 2 Vol. Wasser) zugefügt. Das abge¬ 
schiedene Jod wird unverzüglich mit n/10 Thiosulfat zurückgenommen, 
wobei man gegen Schluss der Titration Stärkelösung zufügt. Das Ende 
der Titration wird durch den Umschlag der schmutzig-blauen Färbung in 
reines rahmgelb (von CuJ herrührend) angezeigt. 

Nachdem man durch diesen Versuch den Titer der FEHLlNGSchen 
Lösung genau festgestellt hat, macht man ganz dieselbe Probe mit 20 ccm 
FEHLiNGScher Mischung und einem bekannten Volum der Zuckerlösung 
(25 ccm), wobei man ebenfalls mit destilliertem Wasser auf 50 ccm auffüllt. 

Die Differenz zwischen beiden Titrationen ist auf Zucker umzurechnen. 

Wein, der mehr als 0,35 g Zucker enthält, ist zweckmässig erst auf 
diesen Zuckergehalt herabzusetzen. 

Wir behalten uns vor, über die Abkürzung des Zuckerbestimmungs¬ 
verfahren unter Nachweis von analytischen Belegen später ausführlich zu 
berichten. 

12. Erfahrungen über die Rothenfnssersche Reaktion zum Nach¬ 
weis von Rohrzucker in verbesserten Weinen. 

Zu meinem Bedauern kann nicht empfohlen werden, dem positiven 
Ausfall 'dieser Beaktion die Bedeutung zuzuerkennen, dass dem Weine 
Rohrzucker zugesetzt worden sei. 

Wiederholt ist von uns festgestellt worden, dass Naturweine nach 
diesem Verfahren Rohrzucker enthalten sollen, während mit Rohrzucker 
verbesserte Weine keinen positiven Ausfall der Reaktion zeigten. 

13. Laufende Arbeiten. 

Über die Ergebnisse von Zuckerungs- und Entsäuerungsversuchen 
mit Moselweinen kann erst später berichtet werden. 

14. Sonstige Tätigkeit der Station, 
a) Veröffentlichungen. 

Der Berichterstatter veröffentlichte in den „Arbeiten aus dem Kaiser¬ 
lichen Gesundheitsamte“ Bd. 49, 1911, S. 27—49 den Bericht über die 
preussische Weinstatistik für das Jahr 1909 und an demselben Ort S. 170 
bis 187 den Bericht über die preussische Moststatistik für das Jahr 1909. 
In Gemeinschaft mit seinem früheren Assistenten, Dr. F. Jakob, liess der 
Berichterstatter in dem Verlage Eugen Ulmer, Stuttgart, ein Büchlein: 
Praktische Übungen in der Weinchemie und Kellerwirtschaft (121 Seiten) 
erscheinen. 

Der Assistent Dr. Erw. Schwenk gab im Weinbau und Wein¬ 
handel 1911 S. 539ff. die Übersetzung einer Arbeit von Lucien Semichon: 
Zur Herstellung von Süssweinen und Mistellen (Revue de Viticulture 1909II, 
S. 711—716). 


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Bericht über die Tätigkeit der önochemiechen Versuchsstation. 


205 


b) Vorträge, Kurse, Unterricht. 

Der Berichterstatter nahm teil an den Beratungen der Kommission für 
die amtliche Weinstatistik in Bad Neuenahr am 28. und 29. September 1911, 
dabei erstattete er folgende Referate: 

1. Versuche über Umgärungen zweier Obermoselweine des Jahr¬ 
ganges 1910. 

2. Analyse von 3 Fudern Moselwein des Jahrganges 1908. 

3. Analyse eines Piesporter Weines, Jahrgang 1904, Wachstum Graf 
von Kesselstatt. 

4. Glyzeringehalt der Moselweine. 

5. Gehalt der Moselweine an schwefliger Säure. 

An dem Obstverwertungskursus für Männer vom 8.—19. August 1911 
war die Station mit 6 Vorträgen, an dem Obstverwertungskursus für Frauen 
vom 31. Juli bis 5. August 1911 mit einem Vortrag beteiligt. 

Der Kursus über die chemische Untersuchung der Weine und die 
Weinbehandlung fand vom 1.—12. August 1911 unter einer Beteiligung 
von 30 Hörern statt. 

Ferner arbeiteten auch in diesem Berichtsjahre in dem Laboratorium 
der Versuchsstation eine Anzahl Praktikanten. 

c) Gutachten. 

Auch in diesem Jahre wurde eine Anzahl von schriftlichen Gutachten 
an die Praxis abgegeben. Ferner erteilte der Berichterstatter in einigen 
Fällen Gutachten an die Königl. Staatsanwaltschaft und trat als Sach¬ 
verständiger vor Gericht auf. 

d) Honoraranalysen. 

Im Berichtsjahre wurden 99 Untersuchungen teils in privatem, teils 
in amtlichem Aufträge ausgeführt. Gegenstand der Untersuchungen waren 
Weiss- und Rotweine, Obst- und Beerenweine und Fruchtsäfte, Schaum¬ 
weine, Moste, in vereinzelten Fällen auch Kognak, Wasser, Kupfervitriol 
und Weinbergschwefel. 

e) Neuanschaffungen, 

Nachdem Se. Exzellenz der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten einen Sonderkredit bewilligt hatte, wurde es möglich, ein 
kleines chemisch-physikalisches Laboratorium einzurichten. Angeschafft 
wurde zunächst eine vollständige Einrichtung zur Bestimmung der Leit¬ 
fähigkeitstitration im Weine ein Heisswasserthermostat usw. 

Die Stationsbibliothek wurde planmässig erweitert und ergänzt. 


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206 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bericht Uber die Tätigkeit der Hefe-Reinzucht-Station. 

Erstattet von R. Laue, Assistent der Station. 

Personalveränderungen. 

Am 10. September des Berichtsjahres trat der bisherige Assistent 
Herr Dr. Bierberg aus der Station aus. Die Stelle wurde erst am 4. Januar 
durch Herrn R. Laue wieder besetzt. 

A. Tätigkeit der Station im Verkehr mit der Praxis. 

1. Geschäftsverkehr. 

Die Zahl der eingegangenen und erledigten brieflichen Anfragen betrug 
3187 gegenüber 3972 im Vorjahre. Hiervon hatten Bezug auf Umgärungen 
118 (157), Vergärung von Traubenmosten 378 (358), Vergärung von Obst¬ 
und Beerenmosten 1024 (1464), Schaumweinbereitung 144 (270). Der Rest 
betraf verschiedene gärungsphysiologische Fragen usw. 

Die Zahl der Ausgänge betrug 2222 gegenüber 3206 im Vorjahre. 

2. Ausstellungen. 

Die Station beteiligte sich an der internationalen Hygieneausstellung 
in Dresden. 

Daselbst wurde der Gang der Hefereinzucht, durch Aufbau der dazu 
erforderlichen Apparate, von der ersten Trennung der Mikroorganismen im 
umgekehrten Erlenmeyerkölbchen bis zur Einzellkultur im Hängetropfen in 
ausführlichster Weise veranschaulicht. Die ferner ausgestellten Riesen- und 
Strichkulturen einer Reihe für die Weinbereitung wichtiger Organismen, 
vergleichende Gärkurven, Mikrophotographien usw., gaben eine genaue 
Übersicht über die Tätigkeit der Station. 

Gleichzeitig wurden auch die für die wichtigsten Weinuntersuchungen 
in Betracht kommenden Apparate verschiedener Konstruktionen und Unter¬ 
suchungsarten vor Augen geführt, so dass dem Besucher auch nach dieser 
Richtung hin ein Einblick geboten werden konnte. 

3. Tätigkeit der Station in bezug auf die Vergärung von Obst-, 
Beeren- und Traubenmoste. 

Der Absatz von Reinzuchthefen zur Vergärung von Beeren- und 
Traubenmosten ist ziemlich auf gleicher Stufe geblieben, obgleich zu be¬ 
fürchten war, dass sich infolge des guten 1911er Weinjahres ein stärkerer 
Rückgang bemerkbar machen würde, da man annehmen kann, dass die 
Menge der abgegebenen Hefen bis zu einem gewissen Grade immer von 
den allgemeinen Emtebedingungen abhängig ist. Die Hefeabgabe zur 
Vergärung von Apfelmosten hat jedoch gegenüber der vorjährigen einen 
beträchtlichen Ausfall zu verzeichnen. Letzteres ist wohl lediglich darin 
zu suchen, dass im vorigen Etatsjahre eine aussergewöhnlich grosse Kem- 
obsternte stattgefunden hat. Es wurden infolgedessen in demselben Jahre 
593 Reinhefen allein zum Vergären von Apfelmost zum Versandt gebracht, 
eine Zahl, die bisher noch nie erreicht worden ist. 


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Bericht über die Tätigkeit der Hefe-Reinzucht-Station. 


207 


4. Tätigkeit der Station in bezug auf Umgärungen von Weinen, 
Schaumweinbereitung und Dnrohgären von Weinen mittels Beinhefe. 

Der Hefeversand für obige Zwecke war in dem Berichtsjahre keinen 
nennenswerten Veränderungen unterlegen, in bezug auf Umgärungen ist 
derselbe jedoch infolge des neuen Weingesetzes in den letzten Jahren 
bedeutend zurückgegangen. Vor dem Inkrafttreten des Gesetzes betrag die 
Zahl der für Umgärungen gelieferten Hefen durchschnittlich ca. 1000 Flaschen 
pro Jahr, während jetzt die Zahlen zwischen 4—500 Stück schwanken. 

In der Praxis werden auf diesem Gebiete besonders von Neulingen 
immer noch viele grobe Fehler gemacht, trotzdem jeder Sendung stets 
ausführliche Beschreibungen über die Verwendung der Reinhefen beigefügt 
werden. 

Sie bestehen meistens darin, dass der Wein, welcher zum Ansatz 
dient, garnicht oder nur ungenügend gekocht wird, so dass der Alkohol¬ 
gehalt noch zu hoch ist, um eine ausreichende Hefevermehrung herbei¬ 
zuführen. Ein weiterer Fehler wird insofern begangen, dass der Hefeansatz 
schön erfolgt, bevor die heisse Ansatzflüssigkeit entsprechend erkaltet ist, 
wodurch natürlich die Zellen sofort abgetötet werden. Und so könnten 
noch eine ganze Reihe von Fehlern, die man aus den täglich einlaufenden 
Anfragen ersieht, erörtert werden, denen wir aber hier weiter keine Be¬ 
achtung schenken wollen. Wenn die Vorschriften genau beachtet werden 
•und die sonstigen Lebensbedingungen der Hefe günstig gestellt sind, so 
tritt in solchen Fällen eine Gärung sehr schnell ein und der gewünschte 
Erfolg bleibt nie aus. 

In der Schaumweinbereitung erfreut sich die Champagne-Ay-Hefe eines 
guten Rufes, dieselbe wird von Jahr zu Jahr mehr verlangt und findet 
ihre Abnehmer weit über die Grenzen Deutschlands. 

5. Tätigkeit der Station in bezug auf Untersuchungen fehlerhafter 

und kranker Weine. 

Der Station wurden im Laufe des Jahres eine Menge fehlerhafter 
und kranker Weine zur Untersuchung eingesandt. Es handelte sich grössten¬ 
teils um stichige, schleimige u. dergl. in der Gärung steckengebliebene 
Weine, deren Ursache und Abhilfe oft schon durch die mikrospische Analyse 
und Kostprobe bestimmt werden konnte. 

Die Untersuchungen führten fast ausschliesslich zu dem Resultate, 
dass die Fehler resp. Ursache der Krankheiten in der unrichtigen Einleitung 
der Gärung zu finden waren. Dieses ist namentlich bei Obst- und Beeren¬ 
weinen zn konstatieren. Da die Moste derselben ausser wenigen guten 
Weinhefen sehr viel schädliche Organismen, wie Apiculatus-, Schleimhefen, 
Essigbakterien usw. enthalten, gehen dieselben sehr leicht in falsche Gärung 
über. Die schädlichen Lebewesen bekommen die Übermacht, unterdrücken 
eine Vermehrung der eigentlichen Weinhefen und geben dabei dem Weine 
allerlei unangenehme, geschmackswidrige Stoffe ab, die denselben nach und 
nach vollständig ungeniessbar machen können. Das noch rechtzeitige Ein- 


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208 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


greifen und Behandeln mit Reinhefe hat fast immer gute Dienste getan 
und somit dem gänzlichen Verderben der Weine entgegengewirkt. 

Es ergibt sich daher immer wieder aus der Praxis selbst, dass 
besonders Obst- und Beerenmoste, um ein gutes, reintöniges Produkt zu 
erzielen, stets mit geeigneten Reinhefen vergoren werden müssen, da sich 
dieselben schnell vermehren und bei sachgemässer Gärleitung in kurzer 
Zeit eine kräftige Durchgärung zustandebringen. Ein Aufkommen der im 
Most gleichfalls vorhandenen schädlichen Organismen wird dadurch unmög¬ 
lich gemacht. 


B. Wissenschaftliche Betätigung der Station. 

1. Kultur und Vermehrung der in der Sammlung befindlichen 

Organismen. 

Sämtliche in der Station befindlichen Weinhefen sind nunmehr in 
10 °/ 0 Rohrzuckerlösung enthaltende Freudenreichkölbchen gebracht worden. 
In dieser Lösung .lassen sich die Hefen erfahrungsgemäss am besten auf 
längere Zeit am Leben halten. Für die Station ist das von besonders 
grossem Wert, da ein Teil derselben in der Weinbereitung praktische Ver¬ 
wendung findet. 

Die Sammlung wurde um einige reingezüchtete 1911er Weinhefen, 
deren Brauchbarkeit für die Praxis noch erprobt werden muss, bereichert. 

2. Versuche über die Lebensdauer der Hefen in 10°/ 0 
Saccharoselösung. 

Wie eben schon erwähnt, werden die Hefen, um sie auf lange Zeit 
im lebenden Zustande zu erhalten, in Rohrzuckerlösung aufbewahrt; ein 
Verfahren, welches E. Chr. Hansen zuerst eingeführt hat. 

Es ist infolgedessen auch interessant zu erfahren, auf welche Zeit 
die Lebensdauer derselben in dieser Flüssigkeit begrenzt ist. In der 
Hefereinzuchtstation befinden sich eine Anzahl alter Stammkulturen von 
Hefen verschiedener Weinbaugebiete und Jahrgänge, die seit den Jahren 
1898—99 in Saccharoselösung aufbewahrt werden und seit dieser Zeit nicht 
wieder aufgefrischt worden sind. Dieselben wurden, um sie auf ihre Lebens¬ 
fähigkeit zu prüfen, unter Beobachtung aller Vorsichtsmassregeln in sterilen 
Most geimpft. Es waren im ganzen 68 Kulturen, davon enthielten 60 Stück 
noch einige ccm Lösung, während die übrigen 8 nur eben feucht er¬ 
schienen. Das Ergebnis der Impfung war folgendes: 

Von den ersten 60 Hefen kamen nur 53 in Gärung, die anderen 
7 waren bereits abgestorben, die zweiten 8 Stück gingen sämtlich an, mit¬ 
hin ein Ausfall von 10,3 %. 

Im Jahre 1909 betrug die Zahl der abgestorbenen Hefen derselben 
Stammkulturen 4,34%, ein Zeichen, dass dieselben nun von Jahr zu Jahr 
mehr an Lebenskraft verlieren und dem Ende der Lebensdauer entgegengehen. 

Da nun nicht allein Weinhefen, sondern auch Kahm- und Apikulatus- 
liefen in 10% Zuckerlösung konserviert werden, so sollen den Versuchs- 


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l.ericht über die Tätigkeit der Hefe-Iteinzuclit-Station. 


209 


kulturen noch einige von diesen angereiht werden, um später damit Prüfungen 
anstellen zu können. Es ist jedenfalls sehr fraglich, ob sich dieselben 
darin ebensolange als Weinhefen lebensfähig erhalten lassen, denn vom 
Berichterstatter konnte festgestellt werden, dass von 24 Stück 4 Jahre alten 
Apikulatuskonserven nur noch 13 Stück lebende Zellen aufzuweisen hatten 
und die restlichen 11 Kulturen schon in Zersetzung übergegangen waren. 

Von Bedeutung wäre es auch gleichzeitig, Aufklärung zu schaffen, 
ob und event. wie weit die in Saccharoselösung aufbewahrten Hefen ihre 
charakteristischen Eigenschaften behalten haben. Über die Gärkraft der 
alten Kulturen liegen aber von früher keine genauen Notizen vor, es wurden 
deshalb der Versuchsreihe noch eine Anzahl in der Praxis erprobter Wein¬ 
hefen, deren Eigenschaften bekannt sind, zugeteilt. Dieselben sollen dann 
ebenfalls von Zeit zu Zeit auf ihre Gärtätigkeit bezügl. Alkoholbildung usw. 
im Vergleich mit den ursprünglichen Resultaten untersucht werden. 

Eine weitere wissenschaftliche Betätigung konnte in dem kurzen 
Zeitraum nicht eintreten, da das Instandbringen der in den letzten Jahren 
angelegten umfangreichen Mikroorganismensammlung und Auffrischen der 
Stammkulturen sehr viel Zeit und Mühe erfordert hat. 

N euanschaffungen. 

Für das Laboratorium wurde ein Dampfentwicklungskessel zur gleich¬ 
zeitigen Ausführung von 3 Bestimmungen der flüchtigen Säure angekauft. 
Der Stationsbibliothek wurden einige neue Werke einverleibt. 

Die Dahlen-Bibliothek ging in die Verwaltung der Station über. 


Geisenheim»^ Jahresbericht 1911. 


14 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



210 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bericht Uber die Tätigkeit der meteorologischen Station 
während des Jahres 1911. 

Erstattet von Prof. Pr. G. Lüstner, Vorstand der Station. 

Die meteorologische Station der Königl. Lehranstalt ist eine Beob- 
achtungsstation II. Ordnung des Königl. meteorologischen Instituts zu Berlin. 

Sie liegt: 

östliche Länge von Greenwich 7° 58'; nördliche Breite 49° 50'; Höhe 

des Nullpunktes des Barometers über N.N. (Normal-Nnll), d. h. über dom 

Nullpunkte des Amsterdamer Pegels 103,37 in. 

Die Ablesungen finden täglich statt: 

7 28 ha 

2 28 hp 

9 28 hp 

Die hierbei gemachten Beobachtungen werden in eine Tabelle ein¬ 
getragen (Monatstabelle, Sonnenscheintabelle), welche nach Schluss eines 
jeden Monats sofort dem Königl. meteorologischen Institut in Berlin ein- 
gesandt wird. Über Gewitter, Wetterleuchten, Höhe der Schneedecke und 
andere wichtige meteorologische Erscheinungen wird besonders dorthin 
berichtet. Am öffentlichen Wetterdienst nimmt die Station insofern teil, 
als sie an jedem Vormittag der Wetterdienststelle zu Frankfurt a. M. 
(Physikalischer Verein) telegraphisch und an jedem Nachmittage den Wetter¬ 
dienststellen zu Bonn und Aachen (Meteorologisches Observatorium) durch 
Postkarte über die Wetterlage im Rheingau Nachricht gibt. Die Königliche 
Rheinstrom-Bauverwaltung zu Koblenz wird im Winter an jedem Montag 
über die Höhe der Schneedecke und die Temperatur und die öffentliche 
Wetterdienststelle zu Berlin an demselben Tage über die Dauer des Sonnen¬ 
scheines an den einzelnen Wochentagen unterrichtet. In zehntägigen 
Zwischenräumen wird an die Deutsche Seewarte zu Hamburg Bericht er¬ 
stattet über alle wichtigen meteorologischen Erscheinungen, über das Auf¬ 
treten von Pflanzenfeinden und Pflanzenkrankheiten sowie über den Stand 
der landwirtschaftlichen Kulturen und Arbeiten, Beobachtungen, w r elche in 
dem „zehntägigen Witterungsbericht für die Landwirtschaft“ der deutschen 
Seewarte veröffentlicht werden. In diesen Berichten gelangen auch die 
Beobachtungen der Station über die Lufttemperatur (Max. und Min.), sowie 
über die Niederschläge und Dauer des Sonnenscheins zum Abdruck. 

Die Station hat auch im vergangenen Jahre an Behörden und Privat¬ 
personen öfters Auskunft über Wetterfragen erteilt. Sie ist mit nach¬ 
stehenden Instrumenten ausgestattet: 

1. Im Innern der WiLDSchen Hütte. 

1. Ein trocknes Thermometer ] 

2. Ein feuchtes Thermometer ( AuullsTsches Psychrometer. 

3. Ein Maximum-Thermometer mit durch Luftblase getrenntem Queck¬ 
silber-Index nach Negrktti und Zambua. 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station usw. 


211 


4. Ein Alkohol-Minimum-Thermometer mit verschliessbarem Glas-Index 
nach Rutherford. 

5. Ein Haarhygrometer nach Koppe. 

6. Ein RlCHARDscher Thermograph. 

7. Ein in halbe Grade geteiltes Quecksilber-Thermometer (Kontroll- 
thermometer zu 6). 

II. ln unmittelbarer Nahe der WiLDSchen Hütte. 

8. Ein Maximum-Thermometer nach Neoretti und Zambra. 

9. Ein Minimum-Thermometer nach Rutherford. (Beide Instrumente 
liegen 7,5 cm über dem Boden.) 

10. Zwei Regenmesser nach Hellmann. 

11. Eine WiLDsche Windfahne mit Anemometer auf hohem Maste. 

III. In einem Zimmer der pflanzenpathologischen Versuchsstation. 

12. Ein Stationsbarometer mit thermom&tre attache von R. Fuess Berlin. 

iE Im Versuchs-Weinberg der Anstalt. 

13. Ein Sonnenschein-Autograph nach Cambpell-Stockes. 

14. Ein Hygrograph. 

15. Ein Pluviograph. 

V. Besitzt die Station noch: 

16. Einen Wolkenspiegel. 

17. Einen Schöpfthermometer. 


14* 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 



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212 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 


Zusammenstellung (1er Beobachtungen ans dem Kalenderjahr 1911. 

1. Der Luftdruck. 





















Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station usw. 


213 




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3. Die Luftfeuchtigkeit. 







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Gemessen 

mittels des 

XopPEsclien Haarhygrometers. 




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4. Die Bewölkung. 


Stunde 
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Februar 

März 

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Mittel: 

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Trübe Tage 21 11 13 4 


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*) Thermometer zerbrochen, 
*) Hygrometer zerbrochen. 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 


















214 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


5. Die Niederschläge und die Gewitter. 


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11,2 

10. 

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5 

4 

2 

8 

1 

6 

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Februar .... 

15,0 

5,4 

20. 

9 

16 

— 

3 

12 

— 

— 

— 

— 

März. 

30,8 

9,7 

27. 

13 

17 

3 

2 

9 

— 

— 

3 

1 

April. 

20,3 

7,4 

28. 

7 

13 

— 

2 

3 

— 


— 

1 

Mai. 

33,2 

7,2 

18. 

12 

16 

— 

— 

— 

— 

— 

9 

1 

Juni. 

54,5 

15,1 

16. 

13 

16 

— 


— 

1 

— 

4 

2 

Juli. 

56,2 

36.0 

15. 

6 

8 

— 

1 

— 

-* 

— 

5 

3 

August .... 

43,7 

30,5 

26. 

2 

7 


1 

— 

1 

— 

2 

3 

September . . . 

29,8 

10,8 

28 . 

6 

11 

— 

— 

— 

3 

— 

2 

3 

Oktober .... 

35,4 

8,3 

5. 

13 

14 

— 

— 

3 

5 

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— 

— 

November . . . 

46,4 

12,3 

22. 

16 

18 

1 

— 

5 

5 

1 

— 

— 

Dezember . . . 

66,8 

13,2 

22. 

19 

23 

— 

— 

9 

9 


— 


Jahressumme: 

449,5 

167.1 

— 

123 

164 

8 

11 

| 49 

25 

8 

25 

14 


6. Die Windrichtung. 


Windrichtung 

Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

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September 

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November 

Dezember 

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14.5 

5.5 

9.0 

2,0 

6,0 

10.0 

6,5 

4,0 

94.0 

Nordost. 

16.5 

7.5 

15.5 

11,5 

17,0 

9,0 

5,0 

7,0 

5,5 

16,0 

26.5 

30,5 

167,5 

Ost. 

11,0 

4.5 

11.0 

3,0 

5.5 

2,5 

4.5 

4,0 

3,5 

2,5 

4.0 

8,5 

64.5 

Südost. 

— 

0.5 

1.5 

— 

3.5 

0.5 

0.5 

1.0 

1.0 

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1.0 

3.0 

12.5 

Süd. 

— 

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4,5 

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4.5 

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34,5 

Südwest. 

18,5 

15.0 

9.5 

9,0 

7.0 

16.5 

7.0 

13.0 

9,5 

17.5 

18.0 

7,5 

148.0 

West. 

16.5 

29.0 

25.0 

34.0 

li.O 

21,5 

19.0 

27,0 

17.0 

17,0 

10.0 

26,5 

253,5 

Nord west .... 

10.0 

19.0 

18.5 

17,5 

22,5 

21.0 

35.0 

20,0 

22.5 

13.5 

3.0 

5.0 

207,5 

Windstille .... 

3.0 

1.0 

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5,0 

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9.0 

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23,0 

14,0 

13.0 

8,0 

113.0 


7. Die Windstärke. 


Stunde 

der 

Beobachtung 

Januar 

Februar 

März 

April 

c3 

S 

’S 


-4-» 

CC 

u 

33 

September | 

Oktober 

November 

Dezember | 

Jahresmittel | 

O 

ff 

05 

eo 

V 

— 

7 28 ha. 

1,2 

1.7 

1,1 

1,3 

1,2 

1,3 

1,4 

1,2 

0,9 

1,5 

1,4 

1,7 

1,3 

15,9 

2 28 h p .... 

1.3 

2,5 

2,1 

2,6 

1.7 

2,8 

1.7 

1,5 

1.9 

1,9 

2,0 

1.8 

2,0 

23,8 

9 28 hp .... 

1,3 

2,5 

1,5 

1,6 

1,2 

1,4 

1,1 

1.0 

0,6 

1,1 

1,5 

1,6 

1.4 

16,4 

Mittel: 

1,3 

2.2 

1.6 

1,8 

M | 

1,8 

M 

1,2 

1,1 

1,5 

1,6 

1,7 

1,6 

18,7 

Sturm tage: 


5 

2 

4 


1 

1 

— 

— 

4 | 

4 

6 

— 

27 


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UNIVERSITY OF CALIFORNIA 













Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station usw. 


215 


8. Die Dauer des Sonnenscheins. 


Monat 

Summe des 

Monatsmittel des 

Vor¬ 

mittags 

Nach¬ 

mittags 

Tages 

Vor- 

mittags 

Nach¬ 

mittags 

Tages 

Januar . 

17,0 

28,2 

45,2 

0,6 

0,9 

1,5 

Februar . 

39,7 

50,8 

90,5 

1,4 

1,8 

3,2 

März. 

54,5 

44,6 

99,1 

1,8 

1.4 

3,2 

April. 

100,7 

100,4 

201,1 

3,4 

3,3 

6,7 

Mai. 

110,9 

113,0 

223,9 

3,6 

3,6 

7,2 

Juni. 

108,8 

100,0 

208,8 

3,6 

3,3 

7,0 

Juli. 

176,0 

159,2 

335,2 

5,7 

5,1 

10,8 

August. 

141,7 

131,1 

272,8 

4,6 

4,2 

8,8 

September. 

86,7 

98,4 

185,1 

2,9 

3,3 

6,2 

Oktober. 

53,8 

66,3 

120,1 

1,7 

2,1 

3,9 

November. 

13,3 

15,1 

28,4 

0,4 

0,5 

0,9 

Dezember. 

7,9 

9,4 

17,3 

0,3 

0,3 

0,6 

Jahressumme: 

911,0 

916,5 

1827,5 

30,0 

29,8 

60,0 


9. Vergleichende Übersichten der letzten fünf Jahre. 

A. Mittel der absoluten Feuchtigkeit. 


Jahr 

Januar 

Fe¬ 

bruar 

März 

April 

’rf 

s 

d 

d 

's 


+3 ' 

CO 

| 

d 

< 

4 h 

i <V 

Ph rO 

<V Q 

4 h 

-4 Ja 
O $ 

4 h 

6 | 

* § 
> 

& ■§ 

<=» 1 
N 

Jahres¬ 

mittel 

1907 

4,6 

4,3 

4,8 

5,4 

8,4 

9,4 

10,0 

10.8 

9,9 

9.2 

6,0 

5,3 

7,4 

1908 

3,8 

4,8 

4,9 

5,4 

9,7 

1 11,1 

11,6 

10,8 

9.4 

7.5 

5,4 

4,9 

7,4 

1909 

4,5 

4,8 

6,2 

9,9 

11,7 

9,1 

10,3 

1U 

9,6 

8.5 

5,1 

4,9 

8.0 

1910 

4,7 

5,1 

4,9 

5,4 

8,0 

10,9 

11,1 

11,2 

9,3 

8,4 

5,2 

5,5 

7,5 

1911 

4,3 

4.8 

5,7 

6,1 

9,3 

10,1 

12,2 

— 

9,0 

7,3 

6.1 

5,7 

— 


B. Mittel der relativen Feuchtigkeit. 


1907 

75,7 

79,7 

73,7 

63,3 

63,3 

64,7 

69,7 

66,3 

80,0 

81,7 

83,0 

80,0 

73.4 

1908 

73,3 

70,0 

66,7 

59,3 

72,3 

61,7 

66,0 

70,0 

76,3 

72,0 

78,6 

85,0 

70,7 

1909 

74,7 

65,0 

63,7 

55,3 

41,7 

58,0 

65,7 

57,7 

71,0 

81,7 

76,3 

76,3 

65,8 

1910 

75,0 

76,6 

78,3 

69,0 

75,0 

69,0 

79,3 

81,0 

86,7 

86,3 

86,0 

91,0 

79,4 

1911 

89,7 

90,0 

89,7 

69,0 

72,7 

72,0 

64,7 

66,3 

70,7 

84.0 

90,0 

91,7 

79,2 


0. Mittel der Lufttemperatur. 


1907 

1,7 

0,3 

4.9 

8,1 

14,1 

16,1 

16,0 

17,2 

14,3 

11,3 

4,9 

2,8 

9,3 

1908 

-2,8 

2,9 

4,3 

7,6 

14,7 

18,8 

18,4 

15,3 

12,8 

8,4 

2.4 

0,7 

8.6 

1909 

—0,7 

0,4 

3,9 

10 ; 3 

13,6 

15,6 

16,5 

17.8 

13,9 

10,5 

3,6 

3,3 

9,1 

1910 

2,8 

4,1 

5,3 

9,5 

13,6 

17,6 

16,7 

16,8 

12,8 

10,3 

3,7 

3,8 

9,8 

1911 

,0,2 

3,3 

5,8 

9,0 

14,5 

16,3 

20,9 

21,0 

15,5 

9,1 

5.6 

4,4 

10,5 


D. Niederschlagssumme. * Jahressumme 


1907 

30,3 

21,8 

48,7 

45,0 

37,3 

! 18,7 

57,8 

48,3 

48,9 

43,6 

! 44,3 

74,6 

519,3 

1908 

15,9 

52,6 

16,4 

54,4 

86,2 

36,5 

71,0 

79,5 

38,4 

2,1 

27,7 

14,4 

495,1 

1909 

26,1 

22,6 

12,1 

23,1 

15,5 

38,5 

79,9 

34,7 

52,4 

63,2 

34,2 

63,8 

466,1 

1910 

42,3 

54,3 

6,0 

13,5 

90,3 

78,4 

96,1 

46,6 

35,1 

11,5 

97,5 

41,3 

621,9 

1911 

17.4 

15,0 

30,8 

20,3 

33,2 

54,5 

56,2 

43,7 

29,8 

35,4 

46,4 

66,8 

449,5 




E. Dauer des Sonnenscheins in 

Stund en. 




1907 

oo,8 

41,4 

162,4 

162,2 

219,1 

191.5 

| 205,2 

242,4 

187,7 

78,6 

j 53.4 

29,8 

1629,5 

1908 

68,4 

51,0 

106,7 

167,8 

162,1 

268,3 

255.6 

182,8 

184,7 

157,5 

71,5 

21,4 

1697,8 

1909 

84,4 

102,9 

95,8 

234,8 

325,2 

208,7 

162,7 

215,0 

165,8 

82,3 

56,5 

56,6 

1790,7 

1910 

48,3 

65,1 

136,5 

197,7 

229,0 

188,0 

179.9 

215,0 

128,5 

92,0 

55,3 

28,6 

1563.9 

1911 

45,2 

90,5 

99,1 

201,1 

223,9 

208,8 

335,2 

272,8 

185,1 

120,11 

28,4 

17,3 

1827,5 


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210 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


10. Phänologische Beobachtungen während des Jahres 1911. 

Abkürzungen. 

BO = erste normale Blattoberflächen sichtbar, und zwar an verschiedenen (etwa 
3—4) Stellen; Laubentfaltung. 

b = erste normale Blüten offen und zwar an verschiedenen Stellen. 

f = erste normale Früchte reif und zwar an verschiedenen Stellen; bei den saftigen: 
vollkommene und definitive Verfärbung; bei den Kapseln: spontanes Aufplatzen. 

W = Hochwald, grüu = allgemeine Belaubung: über die Hälfte sämtlicher Blätter 
an der Station entfaltet. 

LV = allgemeine Laubverfärbung: über die Hälfte sämtlicher Blätter an der Station 
— die bereits abgefallenen mitgerechnet — verfärbt. 

W und LV müssen an zahlreichen Hochstämmen (Hochwald, Alleen) aufgezeichnet 
werden. 

E = Ernteanfang. 



BO 

b 

f 

LV 

Aesculus Hippocastanum. 

31. 111. 

27. IV. 

_ 

_ 

Atropa Belladonna. 

— 

— 

— 

— 

Betula alba. 

4. IV. 

16. IV. 

— 

25. X. 

Cornus sanguinea. 

— 

21. V. 

— 

— 

Corylus Avellana. 

— 

31. I. 

— 

— 

Crataegus oxyacantha. 

— 

4. V. 

— 

— 

Cydonia vulgaris. 

— 

3. V. 

— 

— 

Cytisus Labumum. 

— 

1. V. 

— 

— 

Fagus silvatica. 

15. IV. 

W 23. IV. 

23. X. 

Ligustrum vulgare. 

— 

3. VI. 

— 

— 

Lilium candidum. 

— 

24. VI. 

— 

— 

Lonicera tatarica. 

— 

20. IV. 

25. VI. 

— 

Narcissus poeticus. 

— 

17. IV. 

— 

— 

Prunus avium. 

— 

13. IV. 

— 

— 

Prunus Cerasus. 

— 

17. IV. 

— 

— 

Prunus Padus. 

— 

19. IV. 

— 

— 

Prunus spinosa. 

— 

6. IV. 

— 

— 

Pi ms communis. 

— 

15. IV. 

— 

— 

Pirus Malus. 

— 

17. IV. 

— 

— 

Quercus pedunculata. 

16. IV. 

W 25. IV. 

21. X. 

Ribes aureum. 

— 

12. IV. 

10. VII. 

— 

Ribes rubrum.-. 

— 

4. IV. 

20. VI. 

— 

Rubus idaeus. 

— 

18. V. 

17. VI. 

— 

Salvia officinalis. 

— 

— 

— 

— 

Sambucus nigra. 

— 

21. V. 

— 

— 

Secale cereale . 

— 

24. V. 

lErnte Anfang 13. VI1 

Sorbus aucuparia. 

— 

5. V. 

6. VIII. 

— 

Spartium scoparium. 

— 

7. V. 

— 

— 

Symphoricarpus racemosus. 

— 

26. V. 

16. VII. 

— 

Syringa vulgaris. 

— 

25. IV. 

— 

— 


l ) Die Beobachtungen wurden nach dem Giessener Schema, Aufruf von Hoffmann- 
Jhne. angestellt. Die phänologischen Beobachtungen während der Jahre 1898—1911 sind 
in den betreffenden Jahresberichten der Lehranstalt enthalten. 


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Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station usw. 


217 



BO 

b 

f 

LV 

Tilia grandifolia. 


4. VI. 

_ 

_ 

Tilia parvifolia. 

— 

13. VI. 

— 

— 

Vitis vinifera. 

— 

6. VI. 

— 

— 


Abies exelsa . . 

Acer campestre 
Acer platanoides . 
Acer Pseudoplatanus 
Ainus glutinosa 
Amygdalus communis 
Anemone nemorosa 
Berberis vulgaris . 
Buxus sempervirens 
Calluna vulgaris 
Caltha palustris 
Cardamine pratensis 
Cercis Siliquastrum 
Chelidonium majus 
Chrysanthemum leuc. 
Colchicum autumnale 
Cornus mas . . . 

Evonymus europaeus 
Fraxinus exelsior . 
Galanthus nivalis . 
Hepatica triloba 
Juglans regia . . 

Larix europaea . . 

Leucojum vernum . 
Lonicera Xylosteum 
Monis alba . . . 

Narcissus Pseudon . 
Olea europaea . . 

Persica vulgaris 
Philadelphus coron. 
Pinus silvestris 
Populus tremula 
Prunus Armeniaca 
Ranunculus Ficaria 
Ribes grossularia . 
Robinia Pseudacacia 
Salix caprea . . . 

Salvia pratensis 
Tilia grandifolia 
Tilia Parvifolia 
Triticum vulgare . 
Tussilago Farfara . 
Ulmus campestris . 
Vaccinium Myrtillus 


Ergänzungsliste. 


6. IV. 


8. Y. 

Blattopltien: 

19. I. 


14. IY. 
20. 1Y. 


3. V. 
3. IV. 
25. IV. 
2. UI. 
22. III. 
25. III. 
8. V. 


20. VII. 
10. IV. 

20. IV. 
7. V. 

21. IV. 


20. V. 
10. VIII. 
27. II. 
13. V. 

17. IV. 
30. I. 


16. X. 


3. III. 
25. IV. 
27. III. 
25. II. 
2. V. 
14. V. 
21. III. 


25. IX. 


9. IV. 
19. V. 
12. V. 
1. IV. 
29. III. 
27. III. 
1. IV. 
22. V. 
24. 111. 
16. V. 


29. VI. 


10. VI. 


3. V. 


18. X. 


8. XI. 


13. X. 


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Original frum 

UNIVERSITY OF CALIFORNIA 






















































218 


III. Bericht »her die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen 
in Metz für die Jahre 1910 und 1911. 

Erstattet von Dr. J. Dewitz. Leiter der Station. 

Berieht für 1910. 

Bearbeitung der Literatur der Traubenwickler. Xr. 2. 

(Fortsetzung von Jahresbericht für 1909. S. 201—237.) 

Indem ich mich auf die einleitenden Worte zum ersten Abschnitt 
der Bearbeitung der Literatur der Traubenwickler beziehe, möchte ich liier 
nochmals darauf hiuweisen, dass diese Literatur ausserordentlich umfang¬ 
reich und zerstreut ist, so dass es schwer hält, eine vollständige Zusammen¬ 
stellung zu liefern. Auch der nachfolgende Abschnitt ist von diesem Ziel 
noch weit entfernt. Um ein solches zu erreichen, müsste mau viele Monate 
in den Spezialbibliotheken der verschiedenen weinbautreibenden Länder 
zubringen. Wie notwendig aber eine kritische Bearbeitung der Literatur 
der Traubenwickler ist, ersieht derjenige, welcher sie ausfülirt. Man 
bemerkt dann immer wieder, dass selbst solchen Personen, welche sich 
speziell mit den Traubenwicklern beschäftigen, die von ihren Vorgängern 
oder in anderen Ländern ausgefühlten Versuche sehr oft unbekannt geblieben 
waren. Dadurch entsteht eiii Arbeiten ohne Zusammenhang, welches den 
Verlust eines grossen Aufwands von Zeit und Arbeit zur Folge hat. 

Die Bearbeitung des vorliegenden Abschnittes war bereits im Jahre 1910 
ausgeführt. Die grosse Anzahl der in den letzten Jahren und besonders 
im Jahre 1911 erschienenen Arbeiten änderte aber in verschiedenen Punkten 
unsere bisherigen Kenntnisse bezüglich der Traubenwickler, so dass es 
notwendig war, einzelne Abschnitte des bereits abgeschlossenen Manuskripts 
umzuarbeiten und zu vervollständigen. 

Die Falter und ihre Vernichtung. 

I. Biologische Verhältnisse. 

1. Erscheinen und Aufenthalt im Weinberg. 

Es ist aus verschiedenen Gründen von Wichtigkeit, in jedem Jahre 
möglichst genau den Zeitpunkt zu kennen, in dem die Schmetterlinge der 
Traubenwickler auskommen. Man will die Schmetterlingsweibchen vor der 
Eiablage fangen (mit Lampe, Fächer, Köder); man will die Lampen der 
Kosten wegen nicht zu früh und des besseren Resultates wegen nicht zu 
spät anzünden; man will die Insektiziden dann anwenden, wenn dieRäupchen 
noch in der Eihülle sitzen oder im Auskommen begriffen sind oder man 
möchte die Eier selbst töten. 

Für das Auskommen der Schmetterlinge hat man zunächst natürliche 
Anzeichen. Vor allem kommt es auf die im Freien herrschende Temperatur 
an. Nach Anouilh 1 ) fängt die P. b. x ) in den Kelterräumen der Gironde, 
wohin die Würmer mit den Trauben verschleppt werden, bei 15° ('. an 

l ) 1\ botrana. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 219 


auszdkommen, was in der dortigen Gegend etwa dem 15. Mai entspricht. 
Die Temperatur hat dann andererseits Einfluss auf die Entwicklung der 
Rebe, so dass auch der Entwicklungsgrad dieser ein Kennzeichen für das 
Erscheinen der Schm, abgibt. Das Auskommen richtet sich daher nach 
der Entwicklung der Vegetation (H. Kehrig 71 u. a.). Oberlin (W. W. 
1890, S. 112) bezeichnet den Augenblick des Auftretens der Heuwurm¬ 
motte (C. a.)') indem er sagt, dass die Flugzeit der Schm, beginnt, sobald 
die Gescheine an den jungen Trieben der Rebe sichtbar sind. Die Eier 
werden auf die Gescheine gelegt, ehe die Blüte beginnt. Nach Czeh 32 “) 
können einzelne Motten vor dem Öffnen der Knospen erscheinen. Die 
Augenknospen sind dann noch fest geschlossen. 

Unmittelbar lässt sich der Beginn der Schmetterlingsperiode zunächst 
dadurch feststellen, dass man durch die Reben geht und auf diese schlägt, um 
etwa vorhandene Motten aufzuscheuchen [H. Kehrig 71 ); Maisonneuve, 
Moreau, Vinet 103 ); Arnaud nach De Fontenouille sowie De Fonte- 
nouille 55 )'J. Sodann kann man in den Weinbergen einige Probelampen ver¬ 
teilen (laternes temoins, lampes d’observations, lampes avertisseurs) und die 
ersten Schm, feststellen [Laborde 80 ), 79 );Bouffard, Gironde, 10 Lampes äessene 
pro Hektar, nach Laborde 78 ); H. Kehrig 71 ); H. Michel 112 ); J. Durand 58 )]. 
Puppen pflegt man für die gleichen Zwecke in folgender Weise zu behandeln. 
Schachteln mit Puppen (Caisses d’observation) werden im Freien aufbewahrt 
und ihr Inhalt der Kontrolle unterworfen (Bouffard, Gironde nach Laborde 78 ) 
und nach Brin R. vit. 12.1899, p. 73—75; Lescure, Gironde nach Laborde 78 ) 
Laborde 79 ), 8 9); Rachel Severin R. vit, 10. 1898, p. 303—305; C. 
Seufferheld W. W. 1887, S. 266; Maisonneuve, Moreau, Vinet 103 ); 
Farini 54 ), Padua). Neuerdings hebt man, besonders in den Stations 
d'avertisssements, im Hause oder nahe am Hause und gleichzeitig im Freien, 
Puppen auf. Das Auskommen der ersteren veranlasst die Überwachung 
der letzteren und die im freien Weinberg befindlichen Puppen (Capus und 
Feytaud 19 ), Chappas 25 ), Barbut 7 )]. Deumie 89 ) sammelt einige Puppen, 
bringt sie unter die Borke mehrerer Stöcke desselben Weinbergs und um¬ 
gibt den Stamm mit einem Stück Tarlatane (souches-temoins). Schliesslich 
hat man auch von Raupen bewohnte Blüten oder Trauben in Gazesäckchen 
eingeschlossen, in denen sich dann später die Puppen und darauf die Schm, 
befanden [Bouffard, Gironde nach Laborde 78 )], Capus 14 ) (Propr. agr. 
vit. 32, p. 578) hält die Beobachtung des Auskommens der Schm, aus der 
Puppe nicht für genügend, Er gibt daher, besonders für P. b., deren 
Gegenwart sich schwer mit Probelampen feststellen lässt, folgendes Ver¬ 
fahren an. Um nicht dieselben Individuen mehrere Male zu zählen, geht 
man die Reihen in der Richtung des Windes durch. Man schaut auf die 
Stöcke in der Höhe der Trauben und zählt die Schm., die man auf der 
Länge von etwa 100 m trifft. Man wiederholt diese Aufzeichnungen täglich 
an verschiedenen Stellen und stellt für die Stärke der Invasion Kurven 
auf, die man in den verschiedenen Jahren vergleichen kann. In neueste]' 

*) (J. ambiguella. 


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220 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Zeit sind in Frankreich durch die Einrichtung von Stations d’avertistemeuts 
Nachrichtendienste entstanden, welche das Erscheinen und Auftreten der 
Schädlinge und Pilze beobachten und daraufhin das weiubautreibende 
Publikum unterrichten. Die erste dieser Station wurde von Cazeaux- 
Cazalet und Capus in Cadillac (Gironde) gegründet. Die Einrichtung 
fungiert als wirkliche Station seit 1904 [Capus 14 )]. Weitere Stationen 
existieren für die Marne seit 1904 [Chappez * 5 )] und für die Aude in 
Carcassonne [Barbut ’)]. Auch Maissonneuve, Moreau, Vinet 103 ) hielten 
die Winzer mittelst der Presse bezüglich der Entwicklung dieser Insekten 
auf dem Laufenden. 

Der Zeitpunkt des Auskommens der Schm, der Traubenwickler ist 
sowohl nach dem Lande oder der Gegend, als auch nach den Witterungs¬ 
verhältnissen des Jahres verschieden. Ich habe aus den Mitteilungen, 
besonders aus denen, die den Fächer- und den Lampenfang zum Gegen¬ 
stände haben, einige Daten notiert. 

Was Deutschland angeht, so ist hier zunächst die von Oberlin 115 ) 
mitgeteilte Tabelle zu erwähnen, welche sich auf das Erscheinen der Heu¬ 
wurmmotte (C. a.) während des bedeutenden Zeitabschnittes von 1856 bis 
1889 bezieht. 

Tabelle 1. 

Erscheinen der Heuwurmmotte nach Oberlin. 


Jahr 

Datum 

Jahr 

Datum 

Jahr 

Datum 

i 

Jahr 

i 

Datura 



1861 

23. Mai 

1871 

20. Mai 

1881 

20. Mai 

— 

— 

1862 

27. „ 

1872 

17. „ 

1882! 

15. „ 

— 

__ 

1863 

10. „ 

1873 

31. „ 

1883; 

16. „ 

— 

— 

1864 

18. „ 

1874 

27. „ 

1884 

15. „ 

— 

— 

1865 

5. „ 

1875 

12. „ 

1885 

25. „ 

1856 

25. Mai 

1866 

8. ., 

1876 

18. „ 

1886! 

15. ., 

1857 ! 

17. „ 

1867 

15. „ 

1877 

21. „ 

1887 | 

30. .. 

1858 

15. „ 

1868 

14. „ 

1878 

13. „ 

1888 | 

18. „ 

1859 

io. „ 

1869 

1- „ 

1879 

! 1. Juni 

1889| 

15. „ 

1860 

r 

© 

<M 

1870 

i 20. „ 

1880 

14. Mai 

1890 

— 

Durchschnitt: 

17. Mai 

— 

11. Mai 

— 

21. Mai 

— 

19. Mai 


Nach dieser Tabelle, die 34 Jahre umfasst, fällt im Durchschnitt 
der Beginn des Fluges auf den 17. Mai. Das früheste Datum ist der 
1. Mai (1869), das späteste der 1. Juni (1879). Von andern Daten fand ich: 

Für Deutschland. Rheingau. 18. 5. 86 e. Schm. 1 ) (J. Moritz); 25. 5. 91 e. Schm. 
(Czeh); 26. 5.—1. 6. 91 Mottenfang (Czeh); 2. 8. 91 Mottenfang (Czeh); 14. 5. 92 e. Schm. 
(H. Schlegel); 17. 7. 92 Flugzeit (H. Schlegel); 20. 7. 98 e. Schm. (Lüstner); 13.—17. 5. 
Fächerfang, Beginn, 18.—29. 5. allgemein, 31.5. 01 Ende (Seufferheld); 16.5.—1.6. 03 
Lampenfang (Lüstner); 25. 7.-8.8.03 Lampenfang (Lüstner); 20. 5.04 e. Schm. (Lüstner); 
18.7.04 Schm. (Lüstner);-12. 4.—31. 6. u. 26. 7.—6. 8. 02 Fächerfang (Seufferheld); 
26. 5.-3. 6. u. 24. 7.-6. 8. 02 Lampenfang (Seufferheld); 28. 4. u. 13. 7.10 e. Schm., 13. bis 


A ) Der erste oder die ersten Schmetterlinge. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 221 


28. 5. u. 15 7.-5. 8. 10 Mottenfang (Zmavc); 21. 4. 11 e. Schm. (Lüstner). — Ahr. 
24.- 31. 7. 90, 24. 7.—-1. 8. 90, 23. 5. u. 29. 7. 07, 21. 5. 05 e Schm. (Braden). — Mosel. 
18. 5. 97 e. Schm., 8. 7. 97 Motten seit (Speth); 25. 7. 99 erst. Paar in Begatt. (Dien- 
hart); 22. 7.-5. 8. 99 Fächerfang (Dienhart); 12. 5. u. 23. 7. 00 Paare in Begatt. 

Für Österreich (Orsi, Mach). Für San Michele, Tirol (97, 118 u. W. W. 1894, 
p 248) werden folgende Angaben gemacht. Von der ersten Generation waren im Jahre 
1890 die ersten Schm, am 29. April und die letzten am 23. Mai sichtbar. Im Jahre 1891 
flogen die Schm, anfangs Mai, die meisten zwischen 6. u. 13. Mai. Im Jahre 1893 be¬ 
merkte man die ersten Schm, bereits am 15.—16. April und die Flugzeit dauerte bis zum 
14.—15. Mai. Die meisten Schm, machten sich zwischen 27. u. 30. April bemerkbar. 
Von der zweiten Generation sah man im Jahre 1890 die ersten Individuen am 22. Juni 
und im Jahre 1891 am 28. Juni. Nach Räthay 124 ) zeigten sich in Niederössterreich die 
Schm, der P. b. im Jahre 1896 am 24. Juli (11 Tage nach d. Raup.); in Klosterneuburg 
Ende Mai bis Anfang Juni und vom 15. Juli bis 6. August. 

Für die Schweiz . 20. 5.—5. 6. u. 26. 7.—14 8.90 Lampenfang (C. d. Vaud, 
J. Dufour); 20. 5.—5. 6. u. 26. 7.—14. 8. 88 1. u. 2. Generation (C. d. Vaud, Morerod); 
14.—18.5.09 e. Schm. (C. d. Vaud, Faes). 

Für Italien. 15. —20. 4. u. 25.6. e. Schm. C. a. (Padua, Farini); 1891—1893 e. 
Schm. C. a. anfangs u. Mitte Juli (Florenz, Del Guercio). — ln Italien Schm. P. b. anfangs 
April bis anfangs Mai, auf den Inseln u. in Calabrien 10—14 Tage früher als in den 
übrigen Teilen; 2. Generation anfangs Juni; 3. Generation anfangs August (Del Guercio). 

— In Norditalien e. Schm. C. a. Ende April oder erst. Tage des Mai (Pinolini). 

Für Frankreich. Gironde. 27. 4. u. 27. 6. 99 e. Schm. (Mestre); 15.—24. 7. 98 
Lampenfang (R. Severin); 9.—30. 7.98,3.-19.7.99,10.—31. 7. 00 Lampenfang (Lab orde); 
25.7.—5.8.92 Lampenfang (Rabot); 12.7.98 e. Schm. (Bouffard); 12. 7.—18. 7. 90 
Lampenfang (Elie); 3. 5. 09 zahlreiche Schm. P. b. seit (Audebert); 28. 4. u. 2. 7. 09 e. 
Schm. P. b. (Capus & Feytaud). — (’harente. 15.—25. 7. 98 Lampenfang (R. Severin). 

— 26. 4. 99 e. Schm. — Var. 30. 6. 99 Lampen (Mege); hei Brignoles Erscheinen der 
Schm, regelmässig gegen 27. 4. u. 27. 6. (Amaud). — Bouches du Rhone 14. 6.-5. 7. 97 
Lampen (Saintes-Meries, Benoit). — Isere 10.—26. 7. 97 Lampen (Thibaud); 4. 5. u. 7. 7. 98 
e. Schm. (Thibaud). — Gard. 16. 6. 96 Lampen (Chauzit). — Bourgogne. Normales Er¬ 
scheinen 10.—15.5. — Herault. 2.—3. 5. 09. e. Schm., Hauptmasse 8.5.09. — Anjou. 
Erscheinen der Schm. C. a. 13. 5. u. 12. 7. 08, 3. 5. u. 20. 7. 09, 18. 5. u. Ende Juli 10 
(Maisonneiive, Moreau, Venet). —Nach Brin erscheinen die Schm, am Mittelmeer 8 Tage 
früher als in der Gironde und den Charentes und 14 Tage früher als in der Gegend von 
Saumur, im Anjou, in der Gegend von Paris und in der Champagne. 

Was die Dauer der Flugperiode angeht, so liegen für diese Angaben 
vor. Nach Audebert 3 ), 4 ) fällt das Auskommen der Schm, der Trauben¬ 
wickler der 1. Generation in der Gironde zwischen Ende April und Anfang 
Mai. Zwischen dem Auskommen der ersten und der letzten Schm, befindet 
sich ein Abstand von 3 Wochen. Die grosse Masse der Schm, kommt in 
einem Zeitraum von 10—12 Tagen aus. Nach Audebert folgt das Aus¬ 
kommen ebenso wie die Entwicklung der Blätter der Temperaturerhöhung. 
Beide Erscheinungen verlaufen parallel, so dass man nach der letzteren 
die erstere beurteilen kann. Das Ausschlagen der Beben hatte in den 
letzten 5 Jahren zwischen dem 10. April (1905) und dem 30. April (1908) 
geschwankt. Welches aber auch das Datum des Anschlagens ist, die ersten 
Schm, erscheinen zahlreich, wenn das dritte Blatt die Grösse eines 10- 
Centimes-Stückes*) erreicht hat. Unter normalen Witterungsverhältnissen 
entsteht durchschnittlich alle 4 Tage ein Blatt. Das Auskommen der 

4 ) Durchmesser 3 cm. 


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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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Schm, geht parallel. Beim 6. Blatt ist es grösstenteils beendet. Es hat 
dann 12 Tage gedauert. Wenn die Temperatur sinkt, zieht sich das Aus¬ 
kommen hin. Ebenso wie sich gewisse Knospen langsam entwickeln, gibt 
es unter den Schm. Nachzügler. Auch sonst ist betont worden, dass die 
Dauer einer Flugperiode viel vom Wetter und der Temperatm-, vom Klima 
und vom Jahr abhängt. Nach Capus und Feytaud 19 ) liegen in südlichen 
Gegenden und in warmen Jahren die Grenzen, innerhalb deren die ver¬ 
schiedenen Individuen auskommen, nahe an einander; die Schmetterlings¬ 
periode ist kurz. In kältem Klimaten und kältern Jahren kann sich besonders 
die erste Generation lange hinziehen und das Auskommen findet schubweise 
statt. Im allgemeinen betrifft aber in warmen Ländern, wie die Gironde, 
ein solches schubweises Auskommen nur eine kleine Zahl von Individuen; 
die Hauptmasse der Schm, bleibt gruppiert. Bei den 0. a. ist dieses 
weniger der Fall. In der Gironde dauert in normalen Jahren die Schmetter¬ 
lingsperiode 8 Tage. 

Lenert [Pfalz 84 )] gibt die Zeit des Mottenfanges auf 12—16 Tage an. 
Nach Koch 75 ) dauert die Schmetterlingsperiode der 2. Generation 3 Wochen 
und länger und Strassner [vgl. Lüstner 92 )] sah im Jahre 1910 in Büdes¬ 
heim (Rheingau) die Motten der ersten Generation 7 Wochen lang fliegen. 
Die ersten zeigten sich am 14. April; häufiger wurden sie am 22. April 
(C. a. u. P. b.) und die letzten Motten wurden am 4. Juni beobachtet. 
Im Beaujolais währt nach Yermorel 141 ) das Auskommen der Schm, der 
1. Generation ungefähr 1 Monat, der 2. Generation etwas weniger als 
1 Monat. Für die gleiche Gegend haben Yermorel und Dantony 144 ) 
die Flugdauer in einem isolierten, durch Mauern vollkommen abgeschlossenen 
Weinberg von 1500 gm durch Lampen bestimmt (1911). C. a 1. Generation: 
3.—28. Mai, Maximum 17./18. Mai. 2. Generation: 7.—28. Juli, Maximum 
9./10. Juli. — P. b. 1. Generation: 28. April bis 30. Mai, Maximum 15./16. und 

22. /23. Mai. 2. Generation: 16. Juli bis 3. August, Maximum 20./21. Juli. — 
3. Generation: 23. August bis 8. September, Maximum 30/31. August. 
H. Kelirig 78 ) stellte für das Jahr 1909 und für P. b. in der Gironde 
folgenden Verlauf der Flugperiode fest: 25. April erste Schm. An frühen 
Lagen; 30. April bis 3. Mai Stillstand wegen kalten Wetters; 10.—15. Mai 
allgemeines Auskommen; 15.—25. Mai Abnahme; 10. Mai Paarung beendet. 
Gleichfalls für die Gironde und die 2. Generation der P. b. notierten Capus 
und Feytaud 16 ) (u. Progr. agr. vit. 29. 1908, p. 77) folgende Daten: 
9.—30. Juli 1898, 3.—19. Juli 1899, 10.—31. Juli 1900, 10.—30. Juli 1907, 
5.—15. Juli 1908. Marchal 105 ) für 1911 u. P. b.: 1. Generation, Beginn 
gegen 15. Mai, starkes Auftreten 23.—31. Mai, darauf Abnahme, 6. Juni 
selten, Verschwinden an den folgenden Tagen. 2. Generation: Beginn 
7. Juli, wenig zahlreich; 14. Juli geringe Zunahme; ziemlich stark bis 

23. Juli. Die zweite Generation erreichte nicht die Stärke der ersten. 
Abnahme der Flugperiode ohne ganz aufzuhören. Übergang in die zweite 
Flugperiode. Merkliche Zunahme der Schm, infolge des Einsetzens der 
3. Generation am 24. August. Anwesenheit der Schm, bis zur Lese (Mitte 


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Bericht, über die Tätigkeit der Station für Sehädlingsforsehungen in Metz usw. 223 


September), wo die Beobachtungen aufhörten. Laborde 82 ) untersuchte die 
Ovarien der mit den Lampen gefangenen Weibchen, um sich über den 
Verlauf und den Schluss der Flugperiode zu unterrichten. Arnaud 2 ) (Var) 
erkennt das Ende der Legeperiode daran, dass die Schm, weissliche, ab¬ 
geriebene Flügel zeigen, was gegen den 24. Tag ihres Erscheinens eintrete. 
Das Leben eines Individuums der beiden Arten nimmt Laborde 77 ) (Gironde) 
auf 2—3 Wochen an; Fr. W. Koch 75 ) auf 12—13 Tage. NachForel 66 ) 
(Schweiz) leben die Schm, der (J. a. (1. Generation) 5—6 Tage, nach 
Farini 54 ) (Padua) 13 Tage, nach Kehrig 74 ) 1—2 Wochen, nach Del 
Guercio 38 ) die der P. b. 12 Tage. 

Was die Tageszeit angeht, so übt diese einen verschiedenen Einfluss 
auf die beiden Traubenwicklerarten aus. Bekanntlich fliegen gewisse 
Schm, nur am Tage, während sich andere am Tage ruhig verhalten und 
erst mit Einbnich der Nacht ihr Treiben beginnen. Andere Arten wiederum 
sind Dämmerungsfalter. Die P. b. gehört zu dieser letzten Kategorie. In 
der Gironde beginnt sie nach Laborde 80 ) zu fliegen von 4—5 Uhr vor¬ 
mittags an und gelangt zur Kulie am Ende der Dämmerung, wo sie sich 
im Blattwerk versteckt. Am nächsten Morgen verlässt sie dieses mit der 
Dämmerung und verbirgt sich gegen 8—9 Uhr. Sie benutzt zum Fliegen 
weniger die Morgen- als die Abendstunden. Nach Räthay 124 ) (Kloster¬ 
neuburg) fliegen die Schm, der P. b. bei schönem, warmem Wetter abends 
zwischen 7 und 1 / 2 9 Uhr. Nach den Beobachtungen von Marchal 105 ) 
beginnen sie in der Gegend von Paris sogleich nach Sonnenuntergang zu 
fliegen und der Flug erreicht bei der 1. Generation die grösste Stärke um 
7 45 Uhr. Um 8*° Uhr nimmt der Flug mit Einbruch der Nacht ein Ende. 
H. Kehrig 73 ) (Gironde) stellte fest, dass in dem Mafse, als es später Nacht 
wird, auch der Flug später beginnt und später endet. Während des Zeit¬ 
abschnittes vom 25. April bis zum 25. Mai dauert der Flug in den ersten 
Tagen von 6 30 —7 30 Uhr, in den letzten Tagen von 7—8 Uhr. Am 16. Mai 
wurde es infolge eines schwarzen Gewitterhimmels früh dunkel. Infolge¬ 
dessen begann auch die Flugzeit früher, nämlich gegen 5 Uhr. 

Der Flug der P. b. ist hastig, schnell, bildet Zickzacklinien [Kehrig 73 )| 
und ist gewunden, weshalb sie mit dem Fächer schwerer zu fangen ist 
als die C. a. (Zschokke, Deutsch. Weinbaukongr. f. 1889, S. 99). 

Die Schm, der C. a. [vgl. Lenert 84 ), Koch 78 ), Zw eifler lv> ), Brin n )| 
sitzen am Tag auf der Unterseite der Blätter, im Schatten der Pfähle oder 
an anderen Gegenständen. Sie beginnen kürzere Zeit (nach Lenert 
2 Stunden vor Sonnenuntergang, nach Zweifler gegen 6 Uhr) vor Sonnen¬ 
untergang zu erwachen und fangen nach Sonnenuntergang an, lebhaft zu 
werden und höher zu fliegen. Nach Zweifler (W. W. 1890, S. 271) ist 
die Hauptflugzeit zwischen 9 und 11 Uhr abends. Bei warmem, günstigem 
Wetter fliegt der Schm, der 0. a. die ganze Nacht hindurch; gern an 
geschützten Lagen, am Fusse der Berge, in der Nähe der Wiesen und 
Gewässer. Starken Zugwind meidet er. Auch in kalten Frühjahrsnächten 
schwärmt er wenig. Am Tage aufgescheucht, setzt er sich oft auf die 


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111. Bericht Uber die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute.- 


Unterseite der Blätter [Brin n )]. Fliegt er weiter, so hat er einen kurzen, 
stossweisen Flug. Er fliegt in kurzen Absätzen ungefähr 6—10 m und 
setzt sich bald irgendwo auf die Erde, wo man ihn auf dem beackerten 
Boden wahrnehmen kann. Grössere Strecken legt er zurück, wenn er sich 
über die Stöcke erhebt und vom Winde weitergetragen wird. An bewölkten 
Tagen fliegt er leichter auf als bei Sonnenschein (vgl. Lenert, Koch, 
Zweifler, Brin). Auch Picard 1 * 3 ) sagt aus, dass an warmen, feuchten 
Tagen, bei bedecktem Himmel, die Schm, am hellen Tage fliegen und die 
Eier ablegen, während sie sich bei trockenem Wetter, wenn der Mistral 
(kalter Wind der unteren Rhone und der Nordküste des Mittelmeeres) weht, 
verstecken. Dienhart [Mosel 49 )] behandelt gleichfalls das Verhalten der 
Schm. C. a. am Tage. Bei schönem, warmem Wetter, sagt er, selbst wenn 
gleichzeitig Nebel oder feiner Staubregen sich einstellt, besonders während 
der Morgenstunden bis gegen 9 Uhr und abends von 6 Uhr an, flattern 
die Motten von selbst um die Stöcke, und es werden dann oft in wenigen 
Minuten mehr Motten mit dem Fächer gefangen als sonst an einem halben 
Tage. Bei heissem Wetter fliegen die Motten nicht und suchen, .auf¬ 
gescheucht, blitzschnell nach einem Nachbarstock zu entfliehen. Bei kühlem 
Wetter fliegen sie aber selbst dann nicht auf, wenn man den Stock stark 
schüttelt. Sie bleiben vielmehr festsitzen oder fallen erstarrt herab. Bei 
windigem Wetter steigen die aufgescheuchten Schm, leicht hoch in die 
Luft und werden weit fortgetragen. 

Wenn gegen Abend die beiden Schmetterlingsarten ihr Versteck ver¬ 
lassen, wenden sie sich, sagt Audebert 3 ) nach der untergehenden Sonne, 
nach Westen. Sie fliegen einzeln oder in Gruppen, selbst in Schwärmen. 
Wenn man die Rebe mit klebrigen Substanzen bespritzt, findet man oft 
auf den Blättern einiger Reben viele Schm., auf den Nachbarreben keine. 
Sie fallen wie ein Schwarm Vögel ein. Des Abends vereinigen sie sich 
um die Gebäude, im Schutze der Hecken und Gebüsche. 

Bezüglich des Aufenthaltes der Schm, im Weinberge hat man besondere 
Erscheinungen wahrnehmen können. Sie bevorzugen gewisse Stellen (C. a.). 
Es sind dieses die äussersten Rebenreihen, besonders, wenn solche an einen 
Feldweg oder Graben stossen. Unter diesen letzteren Verhältnissen fand 
ich auch im Herbst unter der Borke eine grosse Zahl von Puppen oder 
Sauerwürmern, während sonst der Weinberg (Villefranche) fast ohne alle 
Parasiten war. Zweifler 135 ) gibt an, dass die Zahl der mit dem Fächer 
gefangenen Schm. (C. a.) an den Grenzen des Rebfeldes grösser ist und 
nach der Mitte kleiner wird; dass sich diese Erscheinung aber mehr bei 
der ersten als bei der zweiten Generation zeigt. Dienhart 49 ) konnte diese 
Beobachtung gelegentlich des Fächerfanges (C. a.) in Wehlen a. d. Mosel 
bestätigen. Hier war in den beiden Grenzgeländen die Zahl der gefangenen 
Schm, das Dreifache von der Zahl, welche die Mitte ergab (101588 und 
30 776 Stück). Dabei war das Gelände auf den beiden Grenzen zusammen 
halb so gross als der mittlere Teil. Dienhart ist der Meinung, dass das 
stärkere Auftreten der Schm, an den Grenzen nur von dem Überfliegen 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 225 


aus den Nachbargebieten herrührt. Der Lampenfang bestätigte die Ergeb¬ 
nisse des Fächerfanges. Zmavc 149 ) beobachtete in Johannesberg (Rheingau), 
wie die Schm, am zahlreichsten an den Weinbergsgrenzen schwärmten. 
AucJn ist der Wurmbefall des Schlossberges dort am stärksten, wo er an 
Wiesen und Mauern grenzt, die mit Unkraut, Gräsern und Efeu bewachsen 
sind. Der Ansicht Brins u ) zufolge suchen die Schm, die Ränder der 
Weinberge, wo sich Wege und Gräben befinden, weniger wegen des Grases 
und der Kräuter, als deshalb auf, weil sie sich zur Zeit der Dämmerung 
nach dem Licht ziehen. Diese Erklärung erinnert daran, dass man abends 
auf Waldwiesen und Lichtungen im Walde Schm, antrifft und fängt. 

Man hat auch die Frage erörtert, ob sich die Schm, von dem Standort, 
den sie inne haben, weit entfernen oder an demselben oder in der Nähe 
verbleiben („Ortstiere“ Gescher). Schwangart 129 ), 181 ) nimmt in dieser 
Frage eine mittlere Stellung ein. Bei dem Traubenwickler finden nach 
ihm keine weiten Wanderungen statt, er ist aber auf der anderen Seite 
auch nicht ein Ortstier, das seinen Standort wenig wechselt. Nahrungs¬ 
mangel oder Legegelegenheit veranlassen ihn, in weniger befallene Gebiets¬ 
teile hinüberzutreten. Die zufliegenden Schm, nehmen zuerst vom Rande 
eines Weinbergs Besitz und breiten sich dann nach der Mitte aus. Der 
Umfang einer Gemarkung reicht unter Umständen zur Erhaltung eines 
Bekämpfungserfolges nicht aus. Demgegenüber behauptet Gescher, 68 ), 61 ), 66 ), 
dass die Schm, nicht weit fliegen. Er stützt sich u. a. auf einen Versuch 
von Seufferheld 134 ). Im Jahre 1902 hat Seufferheld im Fuchsberg 
bei Geisenheim Schm. (C. a.) mit dem Fächer fangen lassen und am letzten 
Abend nur noch 75 Schm, erbeutet. Gleichzeitig wurde aber an diesem 
Abend rechts und links 22 Zeilen breit das Nachbargebiet abgesucht und 
dabei 2301 Schm, gefangen. Aus diesem Ergebnis schliesst Seufferheld, 
dass sich die Schm, von ihrem Standpunkt nicht allzuweit entfernen. Die 
gleiche Erscheinung hatte Seufferheld 18S ) bereits im voraufgehenden Jahre 
festgestellt. Am letzten Abend konnte man im Fuchsberg mit 24 Fängern 
nur noch 28 Motten erhalten. Die beiden Nachbarweinberge rechts und 
links wurden darauf 24 Zeilen breit begangen und man erbeutete hier 
1928 Motten. Man kann hier auch folgenden Lampenversuch anführen. 
Wenn Crosasso 31 ) Lampen ausserhalb der Fangparzelle aufstellte und 
dann das Fangergebnis mit dem der Lampen der Fangparzelle verglich, 
wo die Lampen von Anfang an waren, so erhielt er mehr Schm, ausserhalb. 
Dieses würde für die geringe Ortsveränderung der Schm, und andererseits 
für ihre Lichtempfindlichkeit auf nur geringe Entfernung hin sprechen. 

Brin u ) konnte feststellen, dass die Schm. (C. a.) gern in Weinberge 
mit üppiger Entwicklung gehen, in deren Blattwerk die Raupe die für ihr 
Gedeihen nötige Kühle findet. Er erwähnt in dieser Hinsicht für die 
Gironde die Weinberge der Niederungen (Palus) und der Inseln in der 
Gironde (Fluss). Auch Audebert 3 ) fand, dass die Schm, der beiden Arten 
die schönsten Weinberge, die belaubtesten Reben aufsuchen. Bei schwacher 
Invasion kann man wahrnehmen, wie sie sich nach besondern Stellen hin- 

Geisenheim er Jahresbericht 1911. 15 


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226 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


ziehen. Zschokke 151 ) denkt, dass die dunkelgrüne Farbe der üppigen 
Weinberge die Motten anzieht. Es sei bekannt, dass die dunkelgrünen 
Nesselbüsche und Kleefelder längs der Weinberge Lieblingsplätze der 
Motten sind. Nach Lüstner 88 ) halten sich die Schm. (C. a.) ferner ^gern 
in Hecken auf, welche die Weinberge umgeben. Durch Klopfen auf solche 
Hecken scheuchte er sie auf. Auch ihre Eier fand er in den Hecken. 
Dieses war die Veranlassung zu folgendem Versuch. Zweige von ver¬ 
schiedenen Straucharten (Vibumum opulus, Comus mas, Ligustrum vulgare, 
Evonymus europaeus) wurden in mit Wasser gefüllte und im Weinberg 
eingegrabene Flaschen gesteckt. Während man darauf durch Klopfen auf 
die Reben nur wenige Motten heraustrieb, entflohen den Zweigen von 
Evonymus einmal 6 und ein andermal 20 Stück. Kürzlich beobachtete 
Lüstner 92 ) die Schm. P. b. im April bei Rüdesheim im Efeugebüsch. 
Verschiedene Sträucher, Strauchgruppen und Hecken am Park von Johannis¬ 
berg (Rheingau), in der Nähe des Weinbergs fand Zmavc 149 ) stark von 
Schm, besetzt. Fr. Fuchs (Ber. Deutsch. Weinbau-Kongr. 1900, S. 111) 
hat die Beobachtung gemacht, dass sich die Schm, in Kleefeldern und 
Obstbäumen befanden, aber nicht nebenan in den Reben. Ich 41 ) hatte in 
Villefranche im Garten des Herrn Vermorel in die Krone eines Apfel¬ 
baumes, der an der Mauer eines Weinbergs stand, eine Acetylenlampe 
Meduse gestellt, um andere Schmetterlinge zu fangen, und fand in dieser 
Lampe öfters Schm. 0. a. Bekanntlich sind die Reben oft reichlich mit 
Spinnnetzen versehen. Lüstner 98 ) sah aber in vielen Hunderten solcher 
Netze keine Motte. Sodann haben verschiedene Personen die Beobachtung 
gemacht, dass die Motten für ihren Aufenthalt gewisse Rebensorten bevor¬ 
zugen. So sagt Orsi 118 ) (San Michele, Tirol), dass sich die meisten der 
ersten Schm, in Gamay und überhaupt in frühblühenden Reben aufhalten, 
während die letzten Schm, hauptsächlich auf Cabernet und Riesling (Nord¬ 
lage) zu finden sind. Lenert (Pfalz) (W. W. 1902, S. 254) sagt aus, dass 
die Motte Riesling bevorzugt. Der Grund hierfür sei der, dass, ausser 
durch Grösse der Gescheine der Riesling sich auch durch frühes Blühen 
auszeichnet (vgl. auch unter Geschlechtsleben die Angaben von Capus). 

Wenn über die Zahl der Würmer auf der Höhe verglichen zu der in 
der Ebene Angaben zu finden sind, so sind derartige Mitteilungen selten 
für die Schm. Eine solche liegt vor von H. Morerod (Chron. agr. vit. 
Cant. Vaud. Ann. 2, 1889, p. 39). In Yvorne (Canton de Vaud) waren 
in den oberen Teilen des Gebietes die Motten ebenso wie die Würmer 
viel weniger zahlreich. 

Es wurde oben gesagt, dass die Motten stark belaubte, schattige 
Weinberge aufsuchen. Sie tun dieses wahrscheinlich einmal, weil sie das 
Tageslicht fliehen; dann aber auch, weil ihnen die Wärme lästig ist. 
Damit hängt es dann wohl auch zusammen, dass in dem verflossenen 
Sommer mit seiner starken, anhaltenden Hitze die Schm, der 2. Generation 
plötzlich verschwunden waren, wie von verschiedenen Seiten gemeldet 
wurde (Chatenay nach Marchal 105 ); V. Abt, Progr. agr. vit. 32, 1911, 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 227 


p. 608—610). Über den schädlichen Einfluss höherer Temperatur auf die 
Schm. (C. a.) liegt ein direkter Versuch vor, den Lüstner ^ vor längerer 
Zeit anstellte. Er erwärmte die Schm, unter einer Glasglocke auf 35° C., 
worauf sie tot herabfielen. 

Auf der andern Seite kann ungünstige Witterung gleichfalls zur Ver¬ 
nichtung der Motten beitragen. Nach Brin u ) können viele Schm. (C. a.) 
der 1. und 2. Generation vernichtet werden, wenn im Frühjahr oder Sommer 
starke Regen niedergehen. Scheu (vgl. Fuhr u. Eissel 68 ) hat neuer¬ 
dings bei Bingen die gleiche Beobachtung gemacht. Am 21. Mai 1910 
stellte sich ein Gewitter mit Wolkenbruch und Hagel ein. Am nächsten 
Tage sah man, dass die Motten fortgespült waren und tot im Schlamm¬ 
wasser lagen. 


2. Geschlechtsleben der Schmetterlinge. 

Durch langjährige Beobachtungen, die sich auf zusammen 32176 In¬ 
dividuen von Tagschmetterlingen, Spinnern und Eulen bezogen, hat Stand- 
fuss 138 ) festgestellt, dass das Geschlechtsverhältnis der Schmetterlinge im 
Durchschnitt ein derartiges ist, dass auf 100 Weibchen 105—107 Männchen 
fallen, was 51,3—51,7% Männ. und 48,3—48,7% Weib, entspricht. 

Bezüglich der Traubenwickler kann man die bei Fängen erhaltenen 
Zahlen nicht als das wirkliche Geschlechtsverhältnis ansehen, da hier zu 
viele Faktoren mitspielen, welche ein solches fälschen können. Am 
ehesten wäre noch der Fang mit dem Fächer zu berücksichtigen, da hier 
die Motten ohne Wahl aufgescheucht und gefangen werden. Auch hier 
könnte man einwenden, dass die Männ. leichter auffliegen als die Weib. 
Wir werden aber weiter unten sehen, dass sowohl beim Fächer- wie beim 
Lichtfang die männl. und weibl. Zahlen die Tendenz zeigen, sich den 
Prozentzahlen 60 bzw. 40 zu nähern, und dass solches auch für den 
Lampenfang anderer Kleinschmetterlinge gilt. Ob das Verhältnis 60:40 
das wirkliche Geschlechtsverhältnis bedeutet, ist schwer zu sagen. Man 
hat versucht, die Zahl der Männ. und Weib, der Traubenwickler durch 
Zucht festzustellen. So hat Laborde (Bull. Soc. Etud. vulgär. Zool. agr. 
1903, p. 68) im Winter eine Anzahl Puppen (C. a.) gesammelt und im 
Frühjahr 36 Männ. und 24 Weib, erhalten, was 60 % Männ. und 40 % Weib, 
entspricht. Wir haben hier also wieder die genannte Verhältniszahl. 
C. Keller 71 ) zog aus 69 ihm vom 9.—12. Mai gesandten Winterpuppen 
(C. a.) 37 Männ. und 32 Weib. = 53,6 % Männ. und 46,3 % Weib. 
Diese Zahlen entfernen sich schon von der Verhältniszahl 60:40. Ich 
selbst 46 ) zog aus Heuwürmern (C. a.) 58 Männ. und 67 Weib., was durch 
grosse Sterblichkeit der Würmer veranlasst wurde. Maisonneuve (Bull. 
Soc. industr. agric. Angers Fevrier 1908), welcher an gesammelten Puppen 
(C. a.) das Geschlecht bestimmte, fand die gleiche Zahl von Männ. und 
Weib., nämlich 43 Männ. und 41 Weib. 

Wie man sieht, bereitet es einige Schwierigkeiten, durch Aufzucht 
das Geschlechtsverhältnis der Schm., der Traubenwickler festzustellen. Um 

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III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


keinen Fehler zu begehen, müsste man zunächst eine sehr grosse Zahl von 
Individuen aufziehen, was bereits mit gewissen Schwierigkeiten verbunden 
ist Was aber noch störender ist, sind die Verluste, die sich bei aller Sorg¬ 
falt einstellen und die das schliessliche Resultat trüben. Man kann nun das 
Geschlecht an den Raupen und Puppen feststellen (Abb. 48 u. 49), was leicht 
auszuführen ist, wie ich gezeigt habe 46 ), 48 ). Bei den männl. Raupen, be¬ 
sonders bei denen der 2. Generation der C. a., sieht man die roten Hoden 
deutlich als zwei längliche Körperchen durchscheinen. In der Puppe bilden 
die Hoden einen einzigen rundlichen Körper, der äusserlich als dunkler 
Fleck sichtbar ist und den H. Schlegel (W. W. 1891, S. 495) bemerkt 
hat, den er aber für einen Parasiten hielt. Wenn nun auch die Be¬ 
stimmung der Geschlechtszahl mit Hilfe der Raupen und Puppen viel 
leichter ist als mit Hilfe der Schm., so könnte man doch einwenden, dass 

es sich hier erst um die Entwicklungs¬ 
stadien und noch nicht um die fertigen 
Insekten handelt und dass die Sterb¬ 
lichkeit dieser Entwicklungsstadien 
nach dem Geschlecht eine verschie¬ 
dene sein kann. 

Eine andere Frage ist die, ob 
sich die Geschlechtszahl nach den 
Jahren ändern kann. Ich bin ge¬ 
neigt zu glauben, dass mit dem 
Niedergang einer Invasion aus äusse¬ 
ren und inneren Gründen die Zahl 
der Weib, abnimmt. Landois hatte 
bereits erkannt, dass bei Nahrungs¬ 
mangel mehr Weib, entstehen. Er 
beging aber den Irrtum zu glauben, 
dass Nahrungsmangel direkt auf das 
Selbst die frühsten Entwicklungsstadien 
Wenn Raupen bei Nahrungsmangel 
einen anderen 




Abb. 48. 

Männliche Raupe der 
C. ambiguella. 


Abb. 49. 

Männliche Puppe der 
C. ambiguella. 


Geschlecht der Raupen wirkt, 
sind bereits geschlechtlich differenziert. 
mehr Männ. geben, so hat dieses nach Standfuss 13S ) 

Grund. Aus seinen langjährigen Zuchten geht hervor, dass, falls infolge 
von Nahrungsmangel Raupen zugrunde gehen, die überlebenden Indi¬ 
viduen durchaus dem männl. Geschlecht angehören. Für die Trauben¬ 
wickler liegen keine exakten Beobachtungen vor, welche die Abnahme eines 
Geschlechts mit der Abnahme der Schm, in Beziehung setzen. Jedoch sagt 
Zschokke (Ber. 19. Deutsch. Weinbaukongr. 1900, S. 105), dass im Jahre 1900 
die schwärmenden Motten zu einem auffallend grossen Teil Männ. waren, 
und dass dieses Verhältnis auch noch am Ende der Flugzeit bestand. Der 
Unterschied war grösser als im vorhergehenden Jahre. Zschokke wirft die 
Frage auf, ob im 4. oder 5. Jahre regelmässig derartige Geschlechtsverhältnisse 
Vorkommen. Ich 42 ) machte für die Springwurmmotte folgende Beobachtung. 
Im Beaujolais (Villefranche) begann im Jahre 1900 eine Springwurminvasion, 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 229 


die int Jahre 1901 bereits sehr stark war. Man fing mit 20 Azötylen- 
lampen Meduse in einer Nacht 64000 Springwurmmotten, von denen 58°/ 0 
Mann, und 42 % Weib, waren. Die Invasion liess darauf nach und im 
Jahre 1903 war sie bereits so schwach, dass mit gleichfalls 20 Lampen in 
38 Nächten nur 32474 Springwurmmotten, unter denen sich nur 7645 Weib, 
vorfanden, erbeutet wurden. Ich möchte daran erinnern, dass die Spring¬ 
würmer im Gegensatz zu den Raupen der C. a. und der P. b. oft die ganze 
Rebe stark beschädigen, so dass sie auf 2 —3 Jahre hin an den Folgen 
der Verstümmlung leidet. Die gefrässigen Tiere lassen bisweilen nur die 
Ruten übrig. Unter solchen Umständen wird nicht allein die Nahrung eine 
beschränkte, sondern der Nachwuchs an der Rebe wird wohl auch ein 
minderwertiger sein. Man vgl. hierüber Standfuss ,38 ) S. 164: Wenn 
man bei künstlicher Zucht von Raupen denselben Baum zwei Jahre hinter¬ 
einander kahl fressen lässt und ihn im dritten Jahre noch einmal benutzt, 
so ist das Zuchtergebnis ein schlechtes und sehr häufig mit dem Auftreten 
von Infektionskrankheiten verbunden. 

Die Erscheinung, welche man Protandrie nennt und die darin besteht, 
dass sich die Männ. früher einstellen als die Weib., ist unter den Tieren 
und unter den Organismen überhaupt weit verbreitet und auch für die 
Traubenwickler allgemein beobachtet worden. Dieses geht auch aus der 
Aufzeichnung der Fänge hervor, bei denen für die aufeinanderfolgenden 
Tage die Geschlechter bestimmt werden. Bei Lenert 82 ) (1898) beginnen 
am 13. Mai die Männ. und Weib, mit 71,8 °/ 0 bzw. 28,2 °/ 0 und enden am 
25. Mai mit 33,3 % bzw. 66,7 %; im Jahre 1902 8B ) sind die Prozent¬ 
zahlen am 9.—13. Mai 71,4% bzw. 28,6 % und am 31. Mai 22,2 % bzw. 
77,8%. Nach Häuters 67 ) Aufzeichnungen waren am 16. Mai 1898 66,6% 
bzw. 33,4 % und am 28. Mai 45,4 % bzw. 54,6 % vorhanden. 

Wie bei der Springwurmmotte findet auch bei den beiden Schm, der 
Traubenwickler die Begattung in der Weise statt, dass sich die beiden 
Individuen, mit den Köpfen nach entgegengesetzter Richtung gewandt, mit 
dem Ende des Hinterleibes nähern und in dieser Stellung verharren 
(Forel 56 ); Del Guercio 38 ); Marchal 106 ), die Begattung dauert oft mehr 
als eine Stunde). Brin u ) beschreibt das Verhalten der beiden Geschlechter 
der 0. a. in diesem Zeitpunkt in folgender Weise. Drei bis vier Tage 
nach dem Auskommen werden die Motten beweglicher; dieses ist die Zeit 
der Begattung. Die Männ. verlassen leichter ihren Versteck als die Weib. 
Umhüllt man eine Rebe mit Gaze und lässt unter dieser Puppen auskommen, 
so suchen die Männ. des Abends zu entfliehen; die Weib, bewegen sich 
mit schwererem Fluge 1 ) als die Männ. Diese sterben bald nach der Be¬ 
gattung; sie sind dann 5—6 Tage alt. Die Weib, werden nach der Be¬ 
gattung wieder ruhiger, um dann später zur Zeit der Eiablage wieder 
beweglich zu werder. Sie legen 8 Tage nach der Begattung. Ihr Leben 
dauert nicht länger als 3 Wochen. 

*) Schlegel 197 *» sagt für den Fächerfang aus, dass die Weib, einen trägeren, 
schwirrenden Flug besitzen und leichter zu fangen sind als die Männ. 


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111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Lenert 84 ) setzt den Zeitpunkt der Paarung des C. a. auf 8 Tage 
nach dem Auskommen fest. Marchal l05 ) isolierte ein in Begattung be¬ 
griffenes Paar von P. b. am 17. Mai abends und fand am 24. Mai 16 Eier. 

Das Weib, der Traubenwicklerschmetterlinge legt vor Sonnenuntergang. 
Picard m ) gibt an, dass das Ablegen der Eier sich nicht ununterbrochen 
vollzieht. An feuchten warmen Tagen bei bedecktem Himmel, fliegen die 
beiden Schmetterlingsarten am hellen Tage und legen ihre Eier. Beim 
Legen entfaltet das Weib, etwas die Flügel und führt mit ihnen zitternde 
Bewegungen aus. Es verlängert den Hinterleib und krümmt ihn finger¬ 
förmig gegen .die Unterlage, auf der es das Ei ablegen will; öffnet die 
Ausmündung des Geschlechtsapparates und lässt das Ei hinaustreten. Es 
bedeckt dieses mit einem klebrigen, trocknenden Schleim. Beim Legen 
bringt es die Füsse an den Hinterleib. Dann ändert es den Platz und 
legt ein anderes Ei [Kehrig 71 ), Lüstner 86 ), 87 ), Maisonneuve, Moreau, 
Vinet 98 ), Del Guercio 38 ), Brin u ), Marchal 105 )]. Die abgesetzten Eier 
haben verschiedene Beobachter teils kurz erwähnt, (H. Kehrig 71 ), 72 ), 
Jolicoeur 70 ), Koch 75 ), Keller 74 ), Lenert 81 ), Brin u ), Maisonneuve 98 ), 
Dufour R. vit. T. 9. p. 633), teils eingehender beschrieben oder abgebildet 
(Forel 56 ) C. a., Del Guercio 88 ) P. b., Lüstner 88 ) C. a., Dewitz 48 ), 40 ) 
C. a., Slingerland 135 ) P. viteana, Marchal 105 ) P. b.). Nach Marchal 105 ) 
unterscheidet sich das Ei der P. b. von dem der C. a. in einigen Einzel¬ 
heiten und auch darin, dass es bei der Entwicklung keine orangefarbenen 
Flecken zeigt. 

Was die Zahl der Eier eines Weib, angeht, so haben neuerdings 
Picard und Maisonneuve auf den Unterschied aufmerksam gemacht, der 
zwischen der Zahl der in den Eierstöcken vorhandenen und der Zahl der 
Eier besteht, die nach den verschiedenen Angaben ein Weib, ablegt. Auf 
die Zahl der Ovarialeier haben aber schon früher andere Beobachter hin- 
gewiesen. C. Keller 74 ) gibt an, dass bei C. a. jede der 8 Eiröhren durch¬ 
schnittlich 15—17 Eier in allen Stadien der Entwicklung enthält, so dass 
in einem Weib. 120—130 Eier angelegt sind. Lenert 81 ) sucht die Zahl 
der Eier in den Ovarien der C. a. nach den verschiedenen Abschnitten 
der Flugperiode festzustellen und teilt folgende Zahlen mit: 16. Mai 
50—55 Eier; 18. Mai 40; 19. Mai 30—40; 20. Mai 20—30; 21. Mai 
etwa 15; 24. Mai nur noch einige Eier im Eierstock. Dasselbe tut er 85 ) für 
die zweite Generation: 23. Juli 22 Eier; 24. Juli 30; 25. Juli 18; 26. Juli 17; 
27. Juli 20; 28. Juli 13; 29. Juli 19; 30. Juli 10; 31. Juli 9; 1. August 9. 
Es liegen von Lenert 85 8 ) ferner folgende Beobachtungen vor. Er hat die 
Eiablage an gezogenen Motten im Glaskästchen sowie die Eierstöcke an 
gezogenen und im Freien am ersten Tage des Erscheinens gefangenen 
Motten untersucht. Er untersuchte mehr als 1000 Eierstöcke. Er fand 
1. Generation: In den Eierstöcken in der Regel 50, seltener 55, sehr 
selten 60, einmal 72 Eier. Zur Ablage kamen 40—50 Eier. Die 2. Gene¬ 
ration hat weniger Eier. Die Zahl sinkt bis 30. Mit diesen Zahlen 
stimmt nach Lenert die Anzahl der Würmer, Puppen und Motten über- 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 231 


ein. Aus 1 Winterpuppe entstehen 400 Sauerwürmer. .Tablonowski 68 ), 6B ) 
zählt im gezüchteten Weib, in jeder der 8 Eiröhren nach der Spitze zu 
5—7 unentwickelte und nach dem Ende zu 19—21 entwickelte Eier; im 
ganzen 24—28 Eier = 184—224 Eier, von denen das Weib. 150—200 Stück 
ablegen könne. Es wurden von ihm jährlich Weib, untersucht und stets 
fand er 8 Eiröhren. Von Laborde liegen zwei Angaben vor. Nach der 
ersten TOtt ) sind 6 Eiröhren mit je 12 Eiern vorhanden, w r as 72 Eier aus¬ 
macht. Nach der zweiten 79 ) zählt er 8 Eiröhren mit 8—12 Ehern, die 
aber niemals zur Keife kommen. Nach der herrschenden Ansicht würden 
nur 40—50 abgelegt. Er bildet gleichzeitig die Eierstöcke eines Weib, 
ab, das noch nicht gelegt hat, und zweitens eines Weib., das schon gelegt 
hat und das, ausser einiger weniger entwickelter Eier, nur ganz kleine 
Eier am Ende der Ovarien hat. Diese letztem würden wahrscheinlich zu¬ 
grunde gehen. Picard 12i} ) setzt nach seinen Beobachtungen die Zahl der 
Ovarialeier für C. a. auf 160 fest und zwar fallen davon 20 Eier auf jede 
der 8 Eiröhren. Die P. c. hat nach ihm 120 Ovarialeier, 15 in jeder der 
8 Eiröhren. Maisonneuve hat sich für 0. a. mehrere Male mit dem 
Gegenstand beschäftigt. 1. 102 ) Er sezierte am 14. Mai 1911 ein am 13. Mai 
ausgekommenes Weib, und fand jederseits 3 Eiröhren mit je 20 Eiern = 
120 Eier. Es waren nur die ersten 11—12 Eier ungefähr reif. 2.") 
Am 28. Mai 1911 sezierte er ein Weib. 8 Tage nach seinem Auskommen 
und fand, dass jede der 6 Eiröhren 25—30 Eier in verschiedenen Ent- 
wicklungsstadien beherbergte, was 150—180 Ovarialeier ausmacht. Er 
meint, dass die Zählung je nach dem Alter des Weib, verschieden ausfallen 
würde. 3. 10 °) Am 8. Juli 1911 gab ihm ein frisches Weib, nur 12 Eier pro 
Eiröhre, am 14. Mai 1911 dagegen 20 Eier. Er vermutet im Gegensatz 
zu Picard, dass die Zahl der Ovarialeier in den beiden Generationen 
nicht dieselbe ist. Für die zweite Generation nimmt er lul ) die Hälfte der 
Eher der ersten Generation an (vgl. oben Lenert). 

Von diesen Zahlen weichen die Zahlen sehr stark ab, die man für 
die von einem Weib, in der Gefangenschaft abbelegten Eier angegeben 
hat. Für die C. a. wird diese Zahl der Eier von Taschenberg auf 
30—36 festgesetzt. C. Keller 74 ) glaubt mit Rücksicht auf die Zahl der 
Ovarialeier, dass die Menge der Eier, die ein Weib, legt, doppelt so gross 
(als 30—36) sein müsse. Jolicoeur 70 ) nimmt 30 Eier an, Kehrig 71 )40, 
Nessler [nach Dolles 51 )] 30—50, Koch 76 ) 30—36 in beiden Generationen. 
Für P. b. gibt Del Guercio 88 ) an, dass das Weib, der 2. Generation in 
4—5 Tagen 20—40 Eier ablegt. In der Gefangenschaft hat ein Weib. 
Kehrig 72 ) 25 Eier geliefert. Marchal 106 ) hat neuerdings die Frage für 
P. b. näher studiert. Die Weib, werden gefangen und in Glasröhren 
isoliert. 1. Ein am 2. Juni isoliertes Weib, legte im ganzen 44 Eier. 
Am 3. Juni 7 Uhr abends 10, am gleichen Tage zwischen 7 und 10 Uhr 
abends 34. 2. Ein zweites Weib, gab 43 Eier. 3. Ein drittes Weib, 

wurde am 3. Juni 7 Uhr abends in einer Glasröhre isoliert und legte in 
der Nacht vom 6.—7. Juni 26 Eier, am 7. Juni 11 Eier. Es starb am 


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232 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

11. Juni und hatte im ganzen 46 Eier gelegt. In der Gefangenschaft hat 
Marchal nie viel mehr als 40 Eier von einem Weib, der P. b. erhalten 
können. Darauf starb es. Er vermutet, dass die Eiablage in Serien von 
40 Stück mit jedesmaliger voraufgehender Begattung erfolgt. 

Alle Autoren, welche die Eier erwähnen, sagen, dass sie das Weib, 
einzeln absetzt. Kehrig 71 ) stellt durch Punkte, welche die Eher bezeichnen, 
den Weg dar, den ein Weib. (C. a.) nahm, um 15 Eier abzusetzen. 

Zschokke 151 ) gibt an, dass die Schm, der C. a. ihre Eier in kleinen 
Portionen von 1—5 Stück ablegen. Dementsprechend sei die Entwicklung 
der Eier in den Eierstöcken eine allmähliche und man treffe in ihnen 
höchstens 10—20 ausgebildete Eier an. 

Diejenigen Teile der Rebe, auf der die 1. Generation der C. a. die 
Eier ablegt, werden von den Berichterstattern in folgender Weise gekenn¬ 
zeichnet. Forel 66 ): auf den neuen Sprossen, den Blütenstielen; aber be¬ 
sonders auf den Blütenständen, auf der Achse und den Stielen. — Jolicoeur 70 ): 
auf den Knospen und Blütenstielen. — Koch 75 ): an jungen Gescheinen 
oder in deren Nähe an zarten Sprossen. — Lüstner 86 ): an der Unterseite 
der Vorblätter der Gescheine; meist 1 Ei, seltener 2 Eier auf ein Vorblatt. 
Auch an der Seite der Knospen; an einem Gescheine meist 1—2, seltener 
3—5 Eier. Die erstere Zahl findet man zu Anfang der Flugperiode, die 
zweite später. L. glaubt, dass die an einem Gescheine untergebrachten 
Eier von verschiedenen Weib, stammen. — Dewitz 40 ), 48 ): auf den Knospen 
und zwar besonders an der Seite, viele auch in der Vertiefung an der 
Spitze. Wenige auf der Ache der Gescheine, einige an den Vorblättem. 
Oft mehrere Eier auf einer Knospe in sehr verschiedenen Entwicklungs¬ 
stadien, was darauf schliessen lässt, dass mehrere Weib, oder dasselbe 
Weib, zu verschiedenen Malen auf derselben Knospe ein Ei legt. Man 
könne glauben, dass die Knospen die Weib, anziehen. Es wäre möglich, 
dass dieses durch den Geruch der Nektarien geschieht, die auch von den 
Räupchen aufgezehrt werden. — Brin 11 ): am Stiel der Blüten, bisweilen 
an den Vorblättern der Blüte. — Für P. b. Del Guercio 38 ): auf Blüten¬ 
knospen. — Marchal 105 ): Auf den Gescheinen; oft auf Zweigen in grösserer 
Entfernung von den Blüten; selbst auf Blättern. Wenn die Gescheine 
noch nicht entwickelt sind, so auf Vorblättern. Später mit Vorliebe auf 
Knospen, an der Seite, an der Basis oder Spitze, oft auf den Stielen und 
Rappen. — 2. Generation C. a. Forel 58 ): Besonders auf den Beeren oder 
deren Stielen. — Jolicoeur 70 ): 3—4 Eier auf den Beeren ein und der¬ 
selben Traube — Koch 75 ): Auf den Beeren oder Stielen. —Lüstner 86 ): 
Fast immer an den Beeren, selten an der Hauptachse oder den Beerenstielen. 
Zwei Eier wurden auf einem Blatt gefunden. Die Zahl der Eier auf einer 
Traube ist schwankend, 2—10 Stück. — Brin 11 ): Auf der Beere nahe 
am Stiel oder auf den Beerenstielen. — P. b. Laborde 78 ): Bei der 
3. Generation legt das Weib, mit Vorliebe die Eier auf die bereits durch 
vorhergehende Raupen angegriffene und veränderte Beeren. — Slinger- 
land 136 ): (P. viteana Clemens). Die amerikanische Form legt gleichfalls 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 233 


auf deu Beeren. — Marchal 106 ): Die 2. und 8. Generation ist exklusiver 
in der Wahl des Ortes als die 1. Generation; legt auf Beeren. Kein 
Unterschied, an welcher Stelle der Beere. 

Ich 4Ä ) war der Ansicht, dass hei der Ablage der Eier dnrch den 
weiblichen Schm, an der Seite der Knospe, besonders in der Nähe des 
Stieles und in der Vertiefung an der Spitze der Knospe ein gewisser 
Kontaktreiz mit im Spiel ist. Dieser würde auf die tastende Hinterleieibs¬ 
spitze des legenden Weib, wirken: Es sei hierzu bemerkt, das Lüstner 86 ), 
welcher die Eier auf den Blättern bzw. Blüten anderer Pflanzen fand, 
angibt, dass die Eier in allen Fällen in Vertiefungen lagen. Marchal 106 ) 
hat kürzlich ungefähr dieselbe Ansicht wie ich geäussert. Er glaubt, dass 
das Weib, der P. b. durch das Tastvermögen des Hinterleibes auf der 
glatten Fläche beim Eierlegen geleitet wird. Diese Annahme stützt er 
durch Versuche, in denen er Trauben mit Pulver oder einer klebrigen 
Masse umkleidete. In diesen Fällen blieb das Legen der Eier seitens des 
Weib, auf den Beeren aus. 

An der Rebe scheint das eierlegende Weib, gewisse Regionen zu 
bevorzugen. Zschokke 152 ) fand, dass die ersten Eier sich immer an den 
etwas tiefer sitzenden Blütenträubchen befinden. Mit einiger Übung sagt 
er, hält es nicht schwer, die von dem Weib, bevorzugten Gescheine nach 
ihrer Lage zu erkennen. In einigen besonders geschützten Gescheinen 
waren 6—12 Eier, in den übrigen Blütenträubchen vereinzelte oder gar 
keine. Er 1M ) meint ausserdem, dass die Schm, die belaubten Weinberge 
deshalb aufsuchen, weil sie ihnen beim Eierlegen bessern Schutz gegen 
Witterungseinflüsse, besonders gegen Wind gewähren. Cazeaux-Cazalet 
[nach Capus & Feytaud 18 )] beobachtete, dass die Weib, der beiden 
Traubenwickler zum Legen die Trauben aufsuchen, die sich im Schatten 
befipden. Die von der Sonne beschienenen Trauben sind immer weniger 
befallen. Hieran reiht sich ein Versuch von Vogel 14 °). Um den Motten 
den Zugang zu den Gescheinen zu erschweren, hatte er über 300 Gescheine 
Papiertüten geklebt, die unten offen waren. Auf den so behandelten Trauben 
waren später drei Mal soviel Würmer als in den nicht geschützten Trauben. 
Auch sonst hat er die Bemerkung gemacht, dass gerade die versteckt 
sitzenden Gescheine besonders stark von der Motte aufgesucht werden. 
Es ist schliesslich noch die Beobachtung von Bassermann-Jordan zu 
erwähnen, [vgl. Schwangart 129 )], nach der die Weib, die Eier auf der 
Ostseite der Reben ablegen, da auf dieser Seite die meisten Würmer wären. 

Capus [Capus 18 ), ir> ), Capus & Feytaud ,6 )] schreibt dem Weib, 
der P. b. einen besondern Instinkt zu, der sie bei der Wahl der Reben¬ 
sorten leitet. Das Auskommen der Raupen der 1. Generation der P. b. 
fällt mit dem Blühen des Stockes, auf dem die Eier abgelegt sind, zu¬ 
sammen. Die Chasselats blühen 10 Tage früher als die andern Rebeu- 
sorten. mit denen sie im Weinberge zusammen stehen. Überall finden sich 
auf ihnen bereits die Würmer, während die übrigen, etwas später blühenden 
Sorten noch keine besitzen. Man müsse daher annehmen, dass die ersten 


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234 


III. Bericht Uber die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Schm, die frühblühenden Rebensorten erkennen und diese wählen. Diese 
Erscheinung zeigt sich auch, wenn die spätere Entwicklung des Stockes 
künstlich herbeigeführt wird. So waren Stöcke von Semilion am Stamm 
spät mit Eisensulfat bestrichen, was das Treiben und die Blüte ver¬ 
zögerte. Hier kamen nun die Würmer in der Weise aus, als wenn sich 
die Stöcke infolge der Sorte spät entwickelt hätten. Diese Verhältnisse 
waren aber schon lange vorher in Italien von Siro Martini erkannt 
(Progresso agric. e commerc. delle Toscana. Gingno 1894, p. 130), welcher 
täglich die verschiedenen Rebensorten bezüglich ihrer Entwicklung und 
ihres Befalles beobachtete. Er kam zu dem Schluss, dass der Schm, beim 
Ablegen der Eier diejenigen Sorten zu wählen versteht, deren Blüten sich 
zur Zeit des Auskommens der Eier öffnen („sembra certo che la farfalla 
sappia, nella deposizione delle sue nova, presceglere il vitigno che avrä i 
grappoli prossimi alla fioritura allorche arriva lo schiudimento delle 
uova stesse“)- 

Wir kommen dann schliesslich noch zu den Beobachtungen Lüstners 86 ), 
welcher die Eier der C. a. auf andern Pflanzen feststellte. Durch Schläge 
auf Hecken stellte er zunächst fest, dass aus ihnen Motten hervorkamen, 
worauf er die verschiedenen Sträucher, die die Hecken zusammensetzten, 
untersuchte. Er fand die Eier auf Evonymus europaea, und zwar 3 Eier; 
1 Ei auf der Blattoberseite in der Nähe des Blattstieles, 2 Eier auf der 
Blattunterseite, dicht an der Mittelrippe. In grösserer Zahl fand er die 
Eier auf Viburnum opulus. Ein Ei lag auf der Blattoberseite in der Ver¬ 
tiefung einer Nebenrippe; die übrigen, etwa 10 Stück, waren auf den Ästen 
des B.lütenstandes, in den hier vorhandenen Längsrinnen. Auf Cornus mas 
fand er 1 Ei, und zwar an den Hüllblättern einer Blütenknospe. In allen 
Fällen lagen die Eier in Vertiefungen. 

Der heisse Sommer von 1911 wirkte auf die abgelegten Eier schädlich 
ein. Aber auch in andern Sommern ward diese Erscheinung festgestellt. 
Kehrig 71 ), 72 ) sagt darüber folgendes. Anfangs September 1906 machten 
zwei Besitzer Dillaire und Th. Skawinski die Beobachtung, das während 
der starken, zwei Wochen anhaltenden Hitze eine grosse Anzahl der Eier 
der P. b. zu Grunde ging. Dasselbe fand nach Kehrig im August 1892 
für die Eier der C. a. statt. Am 16. August 1892 wehte ein heisser 
Wind, der die Trauben vertrocknete; der aber auch die Eier der C. a. der 
2. Generation vernichtete, so dass die 2. Raupengeneration ganz unter¬ 
drückt war. Für 1911: Dillaire 50 ); an Tagen, an denen 35—38° C. 
waren, vertrockneten die Eier der P. b. — Maisonneuve, Moreau, 
Vinet (R. vit. 1909). Eine Anzahl Eier der C. a. geht zu Grunde, ohne 
sichtbaren Grund; etwa 50°/ o der Eier. — Capus & Feytaud 16 ). Im 
Jahre 1906 vertrockneten in der Gironde eine grosse Menge der Eier 
der P. b. 

Auf diese Verhältnisse stützt sich die als Bekämpfungsmittel von 
Capus & Feytaud 18 ) ausgeführte Entblätterung (effeuillage) der Rebe. 
Wie erwähnt, legen die Schm, beider Arten am liebsten auf beschatteten 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 235 


Trauben. Die der Sonne ausgesetzten Trauben sind am wenigsten be¬ 
fallen. Auch von den Schnittarten begünstigen einen stärkeren Befall die¬ 
jenigen, bei denen die Trauben unter Blättern versteckt sind (Gobelet). 
Wenn man die Blätter künstlich entfernt, so kann man die Würmer um 
29% vermindern, da die Schm, weniger auf besonnten Trauben legen. 
Das Entblättern sollte stattfinden im Augenblick, wo die Schm, während 
der 8. Flugperiode legen. Auf diese Verhältnisse ist vielleicht auch der 
Umstand zurückzuführen, dass Kordonreben weniger befallen werden 
(Hefner, Mitt. Weinb., Kellerwirtsch. 1906, S. 200). 

Im allgemeinen wird angegeben, dass in warmen Jahren die Eier 
durch blosses Eintrocknen zu Grunde gehen. Es fragt sich nun, ob hohe 
Temperatur als solche schädigend auf die Eier wirken kann. Ich 44 ) habe 
darüber Versuche angestellt, Eier von P. b. (2 Generation) wurden unter 
Erhaltung eines gewissen Feuchtigkeitsgrades der umgebenden Luft auf 
folgende Grade (C.) erwärmt. Nach dem Erwärmer werden die Eier auf¬ 
bewahrt, um das Resultat festzustellen. Die Entwicklung hatte in diesen 
Eiern bereits begonnen; der Kopf war schon sichtbar. Es wurden er- 

45 0 45 0 45 0 

wärmt: 2 Eier auf —-|-, 1 Ei auf —-k 3 Eier auf —-b, 1 Ei auf 

19 m 15 m 14 m 

45° 40° 40° 

--— +, 2 Eier auf - -- 1, 3 Eier auf 1. Der Zähler drückt die 
9 m 15 m ’ 15 m 

Grade, der Nenner die Expositionszeit in Minuten aus; 1 bedeutet lebend, 
+ bedeutet tot. Die Temperatur setzte bei 40° C. ein und erreichte den 
angegebenen Grad in 3, 4 oder 2 Minuten. Die Abtötungstemperatur liegt 
zwischen 40° und 45° C. 

Del Guercio 38 ) gibt an, dass, wenn man die Eier der P. b. 40 bis 
60 Sek. in Wasser von 55—60° C. taucht, der Embryo getötet wird. 

Wie die Wärme, so kann auch schlechtes Wetter auf die Entwicklung 
ungünstig wirken. Zschokke 151 ) fand, dass, als auf warmen Tagen, 
während welcher die Motten ausgekommen waren und sich gepaart hatten, 
rauhe, regnerische Tage und Wochen folgten, die Weib, einen an¬ 
geschwollenen Hinterleib hatten und mit einer ungewöhnlich grossen Zahl 
reifer Eier versehen waren. Er vermutet, dass das ungünstige Wetter die 
Schm, am Eierlegen gehindert hatte, und dass sich so die reifen Eier in 
den Eileitern angesammelt hatten. Die Eier zeigten eine veränderte 
Färbung und Inhaltsbeschaffenheit und schienen nicht mehr entwicklungs¬ 
fähig zu sein. 

Ein anderes mechanisches Mittel, die Weib, vom Legen auf den Trauben 
fernzuhalten, ist von Burger in Colmar [vgl. A. Zmavc 147 )] erdacht. Er 
hüllt die Trauben in Säckchen ein, worauf sie gesund blieben. In dieser 
Weise liess er 600 Säckchen anbringen, was mit Anschaffung der Säckchen 
1 Pfg. pro Sack kostete. Das Verfahren sei nur gegen die 2. Generation 
angebracht. 

Die Vernichtung der Eier durch Insektiziden ist hier nicht berück¬ 
sichtigt. Sie wird besser zusammen mit der Vernichtung der Raupen 
behandelt. 


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236 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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II. Vernichtung der Schmetterlinge. 

1. Der Fächerfang, 
a) Der Klebfächer und sein Ursprung. 

Eine hauptsächlich in Deutschland geübte Methode der Vernichtung 
der Motten, besonders der Motten der 1. Generation, ist das Fangen mit 
dem Fächer (öcran englue, raquette engluee). Dieses Instrument besteht 
(Oberlin W. W. 1890, S. 112) aus einem 25 x 30 cm grossen, eckigen, 
durchlöcherten Stück Blech, das am oberen Rande zylinderförmig, nicht 
eckig eingebogen ist und einen Stiel hat. Das Blech kann auch durch 
Drahtnetz ersetzt werden. Die Fläche des Fächers wird mit Leim bestrichen. 
Man hält den Fächer in der rechten Hand und mit der linken einen Stab, 
mit dem man auf die Reben schlägt (Oberlin W. W. 1890, S. 112). In 
neuerer Zeit stellt man nach Ob er lins Angabe den Fächer einfach aus 
einem oben umgebogenen Stück Blech von 25 x 30 cm und einem 50 cm 
langen Holzstiel dar, der zur Hälfte eingesägt wird und in den man das Blech 
schiebt. In dem Versuchsfeld von Deidesheim (Pfalz, 1899) hatte man 156 ) 
dem Fächer eine schwarze Farbe gegeben, weil man wahrnahm, dass die 
Motten schwarzen Objekten zuflogen. Ltistner 95 ) hat neuerdings an dem 
bekannten Modell des Fächers eine Änderung vorgenommen. Auf dem 
Fächer ist ein Block Papier befestigt, dessen Schichten nach und nach 
abgelöst werden. Von der Beschaffenheit des Leimes hängt zum guten 
Teil das Gelingen des Fanges ab. Öfters wurde der Pallbornsche Leim 
(W. W. 1890, S. 112) empfohlen. Er soll sich jedoch nicht bewährt haben. 
Neuerdings lobt man den Leim von Hinsberg in Nackenheim. Solange die 
Oberfläche des Leimüberzuges klebrig bleibt, haften die Motten sehr gut. 
Sobald sich aber eine Haut bildet, können sie sich wieder frei machen. 
Man stellt den Leim meist aus gleichen Teilen Kolophonium und Leinöl 
dar (Oberlin W. W. 1890, S. 112), wobei man auf dem Feuer in einem 
irdnen Gefäss das Kolophonium schmilzt und das Leinöl unter beständigem 
Umrühren hinzufügt. H. Schlegel 120 ) verwendet für die Herstellung des 
Leimes 25 g Kolophonium und 126 g Leinöl. Dufour (vgl. m ) benutzte 
10 kg Pech, 5 kg Terpentinöl, 5 kg Leinöl, 1 kg Olivenöl. Farini 54 ) 
(Padua) stellt den Leim her aus 3 Teilen Kolophonium und 2 Teilen Leinöl. 
Er schmilzt das Kolophonium auf dem Feuer und giesst unter beständigem 
Umrühren allmählich Leinöl zu. 

Reinigen lassen sich die Fächer u. a. dadurch, dass man sie im 
Feuer glüht, wobei der Leim verbrennt (W. W. 1890, S. 293—294). 

Was den Ursprung des Fangens der Traubenmotten mit dem Fächer 
angeht, so heisst es allgemein, dass diese Methode von Oberlin (Colmar) 
stammt. Mit Rücksicht hierauf möchte ich folgendes mitteilen. Im 
„Wochenbl. d. landw. Vereins, Grossherzogt. Baden“ 26. Juni 1889, S. 320 
findet sich ein Aufsatz von v. Hanstein „Zur Frage der Bekämpfung des 
Heu- und Sauerwurms“, aus dem ich folgenden Abschnitt anführe: 

„Die Versuche, die Motte des Heuwurms zu vertilgen, wurden im laufenden Jahre 
im Amtsbezirk Müllheim in verschiedener Weise angestellt und ist in dieser Beziehung 
des Nähern zu bemerken. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station iür Schädlingslorschungen in Metz usw. 237 


In Müllheimer Rebbergen wurde dieses Geschäft seit 16. Juni, dem Beginn der 
Schwärmzeit, mit Hilfe grösserer Schulknaben unter Aufsicht von Rebbesitzem vorgenommen, 
anfänglich nach dem Schanzlinsehen Vorschlag, durch Niederschlagen oder Fangen mit 
der Kopfbedeckung, durch Zerdrücken am Stamm usw. 

Sehr bald wurden statt der Kopfbedeckungen kleine Reisigbesen verwendet und so 
am ersten Tage ca. 2000, am zweiten ca. 5000 und an einem spätem Tage ca. 9000 bis 
10 000 Stück durch 10—14 Knaben vertilgt. Es geschah dieses in den Nachmittags- 
stunden von 3 oder 4—6 resp. 7 Uhr. Die Knaben erhielten von der Gemeinde eine Ver- 
gütigung von 30 Pfg., die Aufseher 1 M. 

Kaufmann G. Seuffert-Müllheim i. B. schlug die Verwendung eines mit Klebstoff 1 ) 
bestrichenen Fächers 1 ) vor und fertigte er nach eingehender Beratung einen solchen von 
Pergamentpapier mit flüssigem Klebstoff bestrichen. Der erste Versuch ergab ein sehr 
günstiges Resultat, indem innerhalb einer Stunde ca. 300 Motten damit gefangen wurden. 
Es wurden alsbald noch mehr Fächer angefertigt und verwendet; ist der Klebstoff gut und 
sind die Motten nicht zu lebhaft (was bei gewitteriger Luft der Fall), dann lassen sich 
sehr viele derselben fangen. Es dürfte somit nach meinem unmassgebenden Vorschlag die 
Anfertigung und Verteilung einer grösseren Anzahl von Fächern zur Anstellung von 
weiteren Versuchen angezeigt sein. . . .“ „Die Kosten eines Fächers zum Fangen der 
Motten stellt sich einzeln auf 25 Pfg., im grossen Hesse sich derselbe billiger herstellen 
und möchte sich Kaufmann Seuffert die Anfertigung seiner Erfindung Vorbehalten. 

In Müllheim werden die Versuche noch so lange fortgesetzt,, als Motten fliegen.“ 

Dieser Artikel war auch in W. W. Jahrg. 7 Nr. 27, 6. Juli 1889, 
S. 295—296 abgedruckt. In derselben Zeitschrift (W. W.) und in dem¬ 
selben Jahrgange findet man darauf in Nr. 37, 14. Sept. 1889, S. 396, 
einen Aufsatz von Ch. Oberlin, aus dem ich folgenden Abschnitt wiedergebe: 

„Es dürften zur Bekämpfung des obigen Schädlings wohl praktischere Mittel zu finden 
sein, als diejenigen, welche uns regelmässig jedes Jahr angepriesen werden. Wenn man 
lange genug sucht, so erreicht man am Ende das erwünschte Ziel doch. Ich seihst habe schon 
die verschiedenartigsten Versuche gemacht, und so bin ich in diesem Frühjahr auf den 
Gedanken gekommen, statt den Wurm den Schm, zu bekämpfen. 

Der weibl. Schm, legt etwa 30— 40 Eier. Tötet man denselben rechtzeitig, so be¬ 
seitigt man mit einem Schlage 30—40 Würmer, und dieses ohne Beschädigung der Trauben. 
Wie gedacht, so getan. Ich liess sofort 3 Tabletten in leichtem Blech von 30 cm im Quadrat 
herstellen und jede mit einem hölzernen Stiel versehen; dieselben können auch länglich, 
oval oder rund sein. Hauptsache ist, dass sie auf beiden Seiten mit einem dünnen Klebe¬ 
mittel, wie Fliegenleim, vollständig bestrichen werden.“ 

Meines Wissens spricht Oberlin hier zum ersten Mal von der in 
Frage stehenden Methode. Auf jeden Fall hat er den seinem Artikel in 
demselben Blatte vorauf gehenden Aufsatz von v. Hanstein unberücksichtigt 
gelassen. Später nennt dann Oberlin öfters das Verfahren seine Erfindung 
und reklamiert sie als solche (W. W. 1901, S. 234; Mitteil. Weinb., Keller- 
wirtsch. 15, 1903; Chron. agr. Canton Vaud 14, 1901, p. 251). 

Dieses habe ich über den Ursprung des Klebfächers auffinden können. 
Übrigens scheint man schon sehr viel früher mit derartigen Instrumenten 
die Motten gefangen zu haben. Dahlen ® 6 ) gibt uns Nachricht über das 
folgende: „Im Rheingau versuchte man in den dreissiger Jahren eine Falter¬ 
vorrichtung, welche aus zwei mit Klebstoffen bestrichenen, undurchlöcherten 
Fächern bestand, die nach Art einer Klappe gegen einander bewegt werden.“ 
Sodann empfiehlt im Jahre 1879 (Weinlaube 1879, S. 380) Eördögh (Ungarn) 

1 ' Ist im Original durch den Druck nicht hervorgehoben. 


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238 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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das Abfangen der Traubenschmetterlinge mittels Schmetterlingsfänger mit 
Hilfe von Schulkindern unter Führung der Lehrer. In der Gironde ver¬ 
wandte Laborde 77 ) für P. b. zwei Fächer für 1 Person. Diese hielt in 
jeder Hand einen mit Leim bestrichenen Fächer, der aus einem Holzreif von 
50 cm Durchmesser, einem Überzug aus leichtem Stoff und aus einem Stiel 
bestand. Man geht die Reihen entlang und, während man den Fächer der 
linken Hand horizontal und unbeweglich hält, schleudert man gegen ihn mit 
dem Fächer der rechten Hand den Schm. Die Schm, blieben auf dem einen 
oder dem andern der beiden Fächer haften, gewöhnlich auf dem untern. 
Farini 54 ) (Padua, Italien) übte den Mottenfang mit einem von ihm kon¬ 
struierten Instrument seit 1891 (Mottenfang = sfarfallamento, Caccia alle 
farfalle). Er fertigte ein korbartiges Netz aus Leinwand und durchtränkte 
es mit gekochtem Leinöl. Nach dem Trocknen wird die Leinwand steif. 
Der Korb, welcher an einem langen Stiel befestigt ist, wird auf der Innen¬ 
fläche mit Leim (vgl. oben S. 236) bestrichen. Während des Fangens 
schlägt man mit einer Keule an die Stöcke. D. Avazza berichtet (La 
lotta contra la Tignuola dell’ uva, Milano-Piacenza-Bologna 1891), dass in 
Nord-Italien der Mottenfang geübt und empfohlen wurde von G. B. Pelle- 
grini (in Boves) und Fissore (in Bra). Angewandt wurden kleine, unten 
spitz zulaufende Netze mit ganz kurzem Stiel. Matteo Fissore (Colti- 
vatore, Ann. 50, 1904, 1, p. 503) findet die verschiedenen gegen den Sauer¬ 
wurm benutzten Mittel nicht wirksam ausser der Caccia alle farfalle mit 
geeigneten Netzen bei Sonnenauf- und -Untergang. Auch Ottari (Colti- 
vatore, Ann. 42, 1896, 1) bezeichnet G. B. Pellegrini in Boves bei Cuneo 
(Piemont) und Giovanni Farini in Tavo bei Padua als solche Personen, 
die in Italien den Mottenfang betrieben haben. 

b) Beim Fächerfang zu berücksichtigende Verhältnisse. 

Man hat sowohl die 1. wie auch die 2. Generation von Motten mit 
dem Fächer gefangen. Bei der zweiten Generation macht sich das Er¬ 
scheinen der Schm, weniger bemerkbar, da sich Laub und Zweige stark 
entwickelt haben, was auch der freien Bewegung der Fänger hinderlich ist. 
Gewisse Personen, z. B. Farini 54 ), gaben den Fang im Sommer ganz auf. 

Für die Ausübung des Mottenfanges baben sich öfters allgemeine Ge¬ 
sichtspunkte ergeben. Vor allem müssen sich die Fänger in der Richtung 
des Windes bewegen, da die aufgescheuten Motten mit dem Winde fliegen 
und man die nicht getroffene Motte nur dann wiederfindet, wenn man ihrer 
Zugrichtung, d. h. der Windrichtung folgt (H. Schlegel 126 ), Dienhart 49 ), 
Zweifler 156 ). In diesem Sinne rät Bezencenet (Chron. agr. Canton Vaud 14, 
1901, p. 282) auch einer Motte, die entflieht, nicht nachzugehen; man 
findet sie 3—4 Stöcke weiter. Ausserdem würde man bei der Verfolgung 
andere Motten aufscheuchen. 

Zschokke 152 ) rät, den Mottenfang sogleich mit dem Auftreten der 
Schm, allgemein und gründlich im ganzen Gebiet durchzuführen. Der Fang 
ist nach ihm dann am meisten zu empfehlen, wenn die Invasion auf 
bestimmte Stücke beschränkt und das Hinüberfliegen aus der Nachbarschaft 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schadlingsforschungen in Metz usw. 239 


nicht zu befürchten ist. In solchen Stücken muss man mit Aufbietung aller 
Kräfte Vorgehen. Wenn sich der Schädling erst über grosse zusammen¬ 
hängende Gemarkungen (300 oder 900 ha in der Pfalz) ausgebreitet hat, 
ist mit dem Mottenfang nichts mehr zu erreichen, weil man nicht die 
genügende Zahl von Fängern erhalten kann. Energisches Vorgehen am 
Anfänge der Wurmperiode in den Wurmzentren. Nach Zweifler 185 ) ist 
ein nicht isoliertes Stück 6 Mal zu begehen. Dadurch wird jedoch der 
Boden, besonders nach Regen, sehr fest. Als die beste Tageszeit für den 
Fächerfang werden die späten Nachmittagsstunden oder die frühen Abend¬ 
stunden bezeichnet und auch aus den Berichten geht hervor, dass man zu 
dieser Zeit den Fang betrieben hat. Andere Personen (F. Fuchs, Ber. 
Verhand., 19. Deutsch. Weinbau-Kongr. 1900, S. 108) meinen, dass man 
den ganzen Tag fangen kann, besonders bei trübem Wetter. H. Schlegel 127 ) 
(Rheingau) empfiehlt die Zeit zwischen 5 und 8 Uhr abends, nötigenfalls 
zwischen 5 und 7 Uhr morgens. Ob erlin 110 ) zieht es vor, am Tage zu 
fangen und nicht morgens früh oder abends, weil die Motten am Tage 
weniger unruhig sind. Czeh 88 ) (Rheingau) gibt an, dass er die meisten 
Motten abends gefangen hat. Pfeiffer m ) (Rheinhessen) empfiehlt Tage 
mit ruhiger Luft. Die Morgenstunden sind nach ihm zu kalt. Es eignen 
sich die Nachmittagsstunden von 3 Uhr ab. Er hat mit Erfolg von 3 bis 
8 Uhr gearbeitet. J. Dufour, Schweiz (R. vit. 9, 1898, p. 633), wählt 
die Zeit zwischen 6 und 8 Uhr abends. Farini, Padua, die Zeit von 
4 1 / 2 Uhr bis Sonnenuntergang, besonders an Tagen mit bedecktem Himmel. 
Rezencenet, Schweiz, (Chron. agr. Cant. Vaud. 14, 1901, p. 282) hält 
für die besten Stunden die des morgens vor Sonnenaufgang und des abends 
von 5 Uhr bis zur Dämmerung. Nach Laborde 77 ), 79 ), Gironde (P. b.), 
war der Fang am Morgen viel weniger ergiebig als am Abend. 

c) Ergebnisse beim Fächerfang. 

Deutschland. Rheingau. Zweifler 188 ) (1898). Fang der 2. Generation. 
Das Stück wurde 6 mal begangen. Wegen Laubmenge vollzog sich die 
Arbeit langsamer als bei 1. Generation. Die besten Stunden sind die 
Abendstunden. Man erhielt bei den sechs verschiedenen Malen des Fanges 
848, 918, 1978, 2283, 1697, 814 = 8538 Motten. Die Kosten betrugen 
bei 31“/ 4 Arbeitstagen und bei sechsmaligem Begehen pro Morgen 8,91 M. 
Für die erste Generation bei 29 8 / 4 Arbeitstagen und sechsmaligem Be¬ 
gehen 6,96 M. 

Czeh 32 ) (1891). Erste Generation. Im Kleinen Steinberg: an 4 Tagen 
zusammen 51 Arbeiter fingen 1223 Motten. Im Grossen Steinberg: Dass. 
5853 Motten. Im ganzen 138,7 Motten pro Arbeitstag. Davon waren 
64 % Männ. und 36 °/ 0 Weib. — 2. Generation. Es wurde am 2. August 
an denselben Stellen als im Frühjahr gefangen. Man erhielt 3037 Motten. 
Fang weniger ergiebig als im Frühjahr. Die Hälfte bestand aus Weib. 

Czeh 88 ) (1901—1905). Fang der Heu- und Sauerwurmmotte, für 
5 Jahre. Steinberg, von einer 3—4 m hohen Mauer umgeben. Beginn 


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240 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


5 Uhr morgens. Nachmittags 5—8 oder 87a Uhr. Die meisten Motten 
wurden abends gefangen. Die Zahl nahm von Jahr zu Jahr ab. 


Tabelle 2. 

Fächerfang von Czäh im Rheingau (1901—1905). 


Jahr 

Weinbergsfläche 
in Ertrag 

Mit Klebfächern 

ln der Nacht 
mit Lampen 

Stück 

Zusammen 

gefangene 

Motten 

Stück 

morgens 

abends 

Heuwurmmotte 

Sauerwurmmotte 

ha 

a 

m 

1901 

20 

26 

08 

102114 

204 229 

71 768 

378111 

1902 

20 

99 

62 

70 011 

120 489 

19 433 

209 933 

1903 

21 

82 

77 

14 232 

35 143 

14 690 

64 065 

1904 

22 

90 

29 

15 172 

| 23 359 

8 238 

46 759 

190ö_ 

22 

62 

72 

7 712 

i 17 504 

2 378 

27 594 

Zus.: 

— 

— 

— 

209 241 | 

400 724 

116 497 

726 462 


Die Steigerung der Erträge ist hauptsächlich auf die Bekämpfung 
zu setzen. Es ist eine eingehende Berechnung der Erträge in den be¬ 
kämpften Weinbergen mitgeteilt, sowie für den Steinberg der Reingewinn. 


Tabelle 3. 

Reingewinn im Steinberg. 


Im Jahr 

Mehrertrag 
an Wein 

hl | / 

Erzielter 
Preis pro 
Hektoliter 

M. Pfg. 

Gesamtwert 
des Mehr¬ 
ertrages 

M. jPfg. 

Kosten der 
Bekämpfungs¬ 
arbeiten 

M. Pfg. 

Nach Abzug 
der Kosten 
reiner Nutzen 

M. ;Pfg. 

1901. 

144 


213 

13 

30 690 

72 

7 182 

59 

23 508 

13 

1902 . 

498 

45 

88 

07 

43 898 

49 

13 137 

93 

30 760 

56 

1903 . 

694 

17 

90 

75 

62 995 

92 

5 983 

17 

57 012 

75 

1904 . 

344 

69 

400 


137 876 

— 

6 723 

15 

131152 

85 

1905 . 

347 

55 

150 

1 — 

52 133 

— 

5118 

14 

47 014 

86 

Zusammen: 

2028 

j 86 

— 

' — 

327 594 

13 

38144 

98 

289 449 

15 


Czech ® 4 ) (1907). Täglich morgens und abends, bis keine Motte mehr 
angetroffen wurde. Mit 60—120 Frauen, Mädchen und Jungen, 12. Mai 
bis 3. Juni, 1.—12. August 1907. Auf 30,5406 ha wurden gefangen mit 
dem Fächer 132461 Motten (im Steinberg ausserdem mit 1000 Lampen 
8757 Motten der 2- Generation) und zwar: 1. Im Steinberg, 22,7563 ha. 
1. Generation 30 562, 2. Generation 22195. 2. In Rauental und Eltville, 

4,3933 ha. 1. Generation 22419, 2. Generation 36142. 3. In Markobrunn, 
3,3910 ha. 1. Generation 11118, 2. Generation 10025. Im ganzen 132 461 
Stück. Da, wo keine Bekämpfung ausgeführt war, berechnet sich im Durch¬ 
schnitt der Ertrag pro Hektar auf 2,26 hl; wo eine Bekämpfung angewandt 
war, auf 16,96 hl pro Hektar, was einen Mehrertrag von 170,9 °/ 0 bedeutet. 
Der Mehrertrag an Wein war 418,11 hl, was unter Annahme des nied¬ 
rigsten Preises von 150 M. pro Hektoliter 62 716,50 M. ausmacht. Nach 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 241 


Abzug der Kosten der Bekämpfungsarbeit von 8217,43 M. bleibt ein Rein¬ 
gewinn von 54499,07 M. 

C. Seufferheld (Weinb. Kellerwirtschaft 1901, S. 103 und W. W. 
1901, S. 305). In verschiedenen Orten des Rheingaus, von Eltville bis 
Lorch. Der Fang begann am 13.—17. Mai (1901) und wurde vom 18. bis 
29. Mai allgemein durchgeführt. Es wurden gefangen 1351174 Motten. 
Die Gemeinden (Privatpersonen nicht mitgerechnet) fingen 1165 508 Motten 
und gaben dafür 8600 M. aus. 1000 Motten kosteten 7,40 M. Bei der 
2. Generation wurden 2 254402 Motten gefangen, von denen aber 53651 
Stück auf die Lampen fielen. 

C. Seufferheld 134 ). Fang der Heuwurmmotte • in Eibingen bei 
Geisenheim, etwa 2 ha, vom 12. April bis 31. Juni 1902, an 7 Tagen mit 
16 Kindern, Ergebnis 10152 Motten. Fang der Sauerwurmmotte vom 
26. Juli bis 6. August 1902, an 11 Tagen mit 18 Kindern. Ergebnis 
20 066 Motten. 

C. Seufferheld 134 ) vergleicht die Fangergebnisse zweier aufeinander 
folgender Jahre und zeigt die Abnahme der Motten und die Zunahme des 
Ertrages. Im Fuchsberg bei Geisenheim (2 ha) waren im Jahre 1901 die 
Motten mit dem Fächer gefangen. Die Wirkung zeigte sich darin, dass, 
während im Jahre 1901 20080 Sauerwurmmotten erbeutet waren, im 
Jahre 1902 an 13 Abenden mit 20 Fängern nur 6056 Heuwurmmotten und 
von den Sauerwurmmotten an 13 Abenden mit 22 Fängern sogar nur noch 
3708 Stück gefangen wurden. Demgemäss konnte in den 2 ha des Fuchs¬ 
bergs eine ®/ 4 Ernte erzielt werden, während sich die Nachbarn meist mit 
: / 4 Ernte begnügen mussten. 

A. Zmavc 146 ), Schloss Johannisberg. Mit neuem Klebfächer von 
Lüstner 95 ). 1. Generation: 13.—28. Mai 1910, 5-7 Uhr morgens, 5—7 
bzw. 8 Uhr abends. Täglich 120—150 Kinder in 4 Abteilungen. In 
2810 Arbeitsstunden 54 735 Heumotten. Kosten 421,58 M., 1 Motte = 
0,77 Pfg. Im Jahre vorher in 990 Arbeitsstunden 14781 Motten ge¬ 
fangen. — 2. Generation: 15. Juli bis 5. August 1910. In 3166 Arbeits¬ 
stunden 49564 Motten. Kosten 474,97 M., 1 Motte = 0,95 Pfg. Im Jahre 
vorher in 3158 Arbeitsstunden 113221 Motten. 

Zmavc 148 ), Schloss Johannisberg. 3.—29. Mai 1911. Schwacher 
Flug im Rheingau. 5381 Arbeitsstunden. Zahl der gefangenen Motten 
16 783. Kosten ohne Material und Aufsicht 982,11 M., für 1 Motte 5,86 Pfg. 
3,12 Motten kamen auf 1 Arbeitsstunde und 167,83 Motten auf 1 Morgen 
bei 100 Morgen Gesamtfläche. 

Mosel. Speth 187 ) (1897). An drei Abenden von 1 / 8 8— 1 / 2 9 Uhr wurde 
die 2. Generation gefangen. 1. Abend mit 31 Knaben 1024 Motten. 
2. Abend mit 35 Knaben 2290 Motten. 3. Abend mit 52 Knaben 3705 Motten. 

Unter der Leitung von J. P. Dienhart 49 ) wurde in den Jahren 1899 
und 1900 auf dem Wehlener Berg, rechte Moselseite, auf einem Weinbergs¬ 
areal von 60 ha der Mottenfang ausgeführt. — 1899. 1. Mit Schulkindern, 

22. Juli bis 5. August, an 12 Vor- und 10 Nachmittagen. Bei jedem Fange 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 16 


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242 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

waren 25—40 Fänger, im ganzen 770 Fänger. 1—4 Stunden anf jeden 
Fang verwandt, im ganzen 66 Stunden. Ergebnis: 92785 Motten. 2. Mit 
Erwachsenen. 22. Juli bis 4. August, an 11 Vor- und 11 Nachmittagen, 
5—9 oder 10 Uhr vormittags, 5—8 oder 9 Uhr nachmittags. Bei jedem 
Fang waren etwa 120 Fänger. Es wurden 3—5 Stunden auf jeden Fang 
verwandt, im ganzen 97 Stunden. Ergebnis 277187 Motten — 1900. 
1. Mit Schulknaben, a) erste Generation 9.—29. Mai, an 3 Vormittagen 
und 16 Nachmittagen. Bei jedem Fang waren 23—46 Fänger, im ganzen 
760. Es wurden 1—4 Stunden auf jeden Fang verwandt, im ganzen 
44 Stunden. Ergebnis: 40404 Motten, b) Zweite Generation 21. Juli bis 
3. August, an 6 Vor- und 7 Nachmittagen. Bei jedem Fang waren 30 bis 
41 Fänger, im ganzen 494. Es wurden 2—3 Stunden auf jeden Fang ver¬ 
wandt, im ganzen 30 Stunden. Ergebnis: 21003 Motten. 2. Mit Er¬ 
wachsenen, a) erste Abteilung 10.—29. Mai, an 6 Vor- und 16 Nachmittagen. 
Bei jedem Fang waren 23—47 Fänger, im ganzen 741. Es wurde gefangen 
einmal 5, sonst 4, im ganzen 89 Stunden. Ergebnis: 56743 Motten, 
b) Zweite Abteilung 10.—29. Mai, an 5 Vor- und 16 Nachmittagen. Bei 
jedem Fang waren 23—51 Fänger, im ganzen 702. Es wurde gefangen 
einmal 5, sonst 4, im ganzen 85 Stunden. Ergebnis: 47577 Motten. Im 
Jahre 1900 betrugen die Kosten 1521,05 M. Resultat: Nach Jahren voll¬ 
ständiger Missernte hatte man im Jahr 1899 */*— V« Herbst. Im Jahre 1900 
2 / s Herbst, wo das fehlende l / 8 auf eine Frostnacht geschoben werden muss. 

Pfalz. A. Lenert 81 ) (1890). Fang dauert vom 11.—24. Mai mit 
Ausnahme des 13., 22. u. 23. Mai; 37—47 Fänger täglich, im ganzen 467. 
Gefangen wurde l 1 /*— 2 1 /. i Stunden täglich, im ganzen 20 # / 4 Stunden. Er¬ 
gebnis: 11956 Motten. 

A. Lenert 82 ) (1898). Fang 13.—25. Mai, mit Ausnahme des 14., 
15., 21. u. 22. Mai; 117—136 Fänger täglich, im ganzen 1146. Ergebnis: 
41152 Motten. Die Kosten für 300 Morgen 600 M. 

A. Lenert 85 ) (1902). Fangdauer 9.—31. Mai, mit Ausnahme des 17. 
und 24. Mai. Ergebnis; 31478 Motten. 

Häuter 67 ) (1898). Fang innerhalb und ausserhalb des Versuchsfeldes. 
16.—28. Mai, mit Ausnahme von 5 Tagen. Innerhalb des Versuchsfeldes 
27—37 Fänger pro Tag, im ganzen 263; ausserhalb des Versuchsfeldes 
14—20 pro Tag, im ganzen 140. Ergebnis: 5400 Motten innerhalb und 
10757 Motten ausserhalb des Versuchsfeldes. 

In Deidesheim 196 ) wurde 1899 an 18 Tagen mit durchschnittlich 
37 Knaben gefangen. Pro Tag durchschnittlich 1759 Motten oder pro Tag 
und Fänger 48 Motten. 1 Motte nicht ganz 1 Pfg. 

Zschokke 15 °) liess Ende Mai 1899 mit 80 Knaben an 5 Abenden 
die Schm, fangen. Ergebnis: 13620 Stück. Im Mai 1900 wurden 29303 Stück 
erbeutet. 

Hessen. Pfeiffer 121 ). Kempten (Rheinhessen). Beginn 11. Mai, 
15 Arbeitstage, durchschnittlich 50 Fänger; Kosten 807,38 M.; 160 M. pro 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 243 


Morgen; Ergebnis: 167900 Motten. Die einzelnen Weinberge wurden 
4—5 bzw. 2—3 mal begangen. 

Scheu [vgl. Fuhr n. Kissel **)]. Bingen (Reinhessen). 1. Generation: 
15.—27. Mai 1910; 7 Tage von 4 J / 2 —7 1 /» Uhr; Resultat: 19047 Motten; 
1 Motte kostet 1,3 Pfg. 2. Generation: 25. Juli bis 10. August 1910; 
12 Tage; Ergebnis: 26718 Motten; 1 Motte kostet 1,4 Pfg., 1 Morgen 
9,60 M. 

Württemberg. (W. W. 27. 1909, S. 215—216). Von einem Lehrer 
mit Schülern, 74 Personen, 38000 Motten in einer Gemeinde, im ganzen 
Bezirk 200000 Motten gefangen. 

Fisass. Oberlin [vgl. Maisonneuve “)] gibt in 5 Jahren für 29 ha 
folgende Fänge an: 1901, morgens: 102104, abends: 204229; 1902, morgens: 
70011, abends: 120489; 1903, morgens: 14232, abends: 35143; 1904, 
morgens: 15172, abends: 23359; 1905, morgens: 7712, abends: 17504 Stück. 
Von Jahr zu Jahr nahm die Zahl ab. In 5 Jahren wurden morgens 269241 
und abends 400724 Motten gefangen. 

Österreich. Fächerfang in Tirol (San Michele); Orsi (W. W. 1894, 
S. 248). Zwischen 27. u. 30. April 1893 fingen 10—12 Schüler täglich 
morgens 1 Stunde. Im ganzen wurden 3550 Stück erbeutet gegen 600 
Stück im Jahre 1892, 2000 Stück im Jahre 1891 (1.—15. Mai) und 6300 
Stück im Jahre 1890. 

Schweis. Gaillard-Perreaz und G. Rosset 69 ). Aigle, Canton de 
Vaud. 18.—2. Juni 1900, 6 l /a—8V 2 Uhr. 21184 Schm, auf einem Areal 
von 52 Fossories. Knaben in 5 Abteilungen. Der Schaden wenig bedeutend, 
die Methode sehr zu empfehlen. 

Coderey 28 ). Canton de Vaud. Versuche in 2 isolierten Weinbergen. 
In Chigny 44 a, in Saint-Prex 110 a. Beginn 22. Mai 1896. In Chigny 
in 10 Arbeitsstunden (5V 2 —7 Uhr) 850 Schm. In Saint-Prex in 50 Abeits- 
stunden 4090 Schm. Verminderung der Würmer um 40°/ 0 . 

Dufour 62 ). In Aigle. 16.—31. Mai 1902- 2 Stunden täglich. 45559 
Schm. — 4.—8. August 1903: 4677 Schm. Alle andern Mittel geben nicht 
dasselbe Resultat als der Fächerfang. 

J. Matthey (Chron. agr. Canton de Vaud. 8, 1895, S. 603). Yvorne, 
Canton de Vaud. 26. Juli bis 10. August 7 1 / 2 —8 l / a Uhr. 

Frankreich. Der Fächerfang ist in Frankreich nur ganz ausnahms¬ 
weise und versuchsweise angewandt worden. Ein solcher Versuch wurde 
im Jahre 1900 auf Chateau Carbonnieux, Gironde, angestellt [vgl. La- 
borde 77 ) 79 ) und die Besitzer des Chat. Carbonnieux 157 )] und galt der P. b. 
Der benutzte Fächer ist bereits oben bezeichnet worden (vgl. S. 238). Eine 
Person fing mit diesem Instrument im Mittel während 2 Abendstunden 500 
Schm. In 15—20 Tagen hatte man 500000 Schm, gefangen, was Laborde 
als einen kleinen Bruchteil der damals vorhandenen Schm, bezeichnet. 
Der Fang am Morgen war viel günstiger als am Abend. Ausserdem hat 
sich Beilot des Minieres 8 ) mit dieser Methode beschäftigt, wobei er 
einen 25 cm grossen Fächer und als Klebstoff „Coaltar“ benutzte. Er fing 

16 * 


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244 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


an einen Abend in 1 Stunde vor Dunkelheit 27000 P. b. Anderwärts 9 ) gibt 
er an, dass er seit 1886 den Fächer auf Haut-Bailly gebraucht habe. In 
Feuile vinicole de la Gironde 25, 1900, p. 15. sagt er dagegen seit 1888. 

Italien (vgl. oben S. 238). 

Farini 64 ) (Padua) teilt folgende Resultate mit, die er mit seinem 
korbartigen Instrument (vgl. oben S. 238) erzielt hat. 

Tabelle 4. 

Mottenfänge von Giovanni Farini (Padua). 


1890. 

1. 

und 2. Generation.. 

36 Motten 

1891. 

1. 

Generation 7.- 

-16. Mai (spätes Erscheinen) . . . 

1014 

H 

1892. 

1. 

* 26. 

April bis 21. Mai. 

14108 

n 

1892. 

2. 

„ 28. 

Juni bis 12. Juli. 

2 417 

n 

1893. 

1. 

* 19- 

April bis 14. Mai. 

17 100 

n 

1893. 

2. 

* 30. 

Juni bis 18. Juli. 

1577 

n 

1894. 

1. 

n 19. 

April bis 11. Mai. 

24 632 

Y) 

1894. 

2. 

» 25. 

Juni bis 10. Juli. 

1499 

n 

1895. 

1. 

„ 13. 

April bis 14. Mai. 

6 866 

ii 

1896. 

1. 

„ 1. 

April bis 9. Mai (geringe Anzahl) . 

— 

V 

1897. 

1. 

„ 15. 

April bis 11. Mai .... 

26 160 

„ 

1898. 

1. 

25. 

April bis 10. Mai. 

11269 

n 

1899. 

1. 

„ 28. 

April bis 18. Mai. 

23 278 

„ 


Er nennt das Resultat gut und den Schaden gering. Er erörtert 
ferner,, dass in dem Weinberge von Guiseppe Trieste mit 18 Arbeitern in 
27 Tagen 20230 Motten gefangen wurden. 

d) Andere Anwendung von Klebstoff für den Moffenfang. 

Klebstoff hat auch in anderer Weise als auf dem Fächer Anwendung 
gefunden. 

Lüstner 92 ) hat mit Tuchstreifen, die beiderseits mit Klebstoff ver¬ 
sehen und in den Zeilen ausgespannt waren (Adolf Beiderlinden), vom 
15. Mai bis 15. Juni operiert, ohne jedoch eine Motte zu fangen. Oberlin 
(W. W. 1910, S. 325) schlägt vor, die Pfähle mit klebenden und die 
Motten anziehenden Substanzen zu bestreichen. 

Audebert 8 ), 4 ) hatte bemerkt, dass die Schm, zu Grunde gehen, 
wenn sie mit der von ihm hergestellten Flüssigkeit „Insecticide bordelais“ 
in Berührung kamen. Er hat infolgedessen für beide Generationen vor 
Sonnenuntergang die Reben mit einer 4% Lösung seines Insektizids, der 
Melasse, Zucker o. dergl. zugesetzt waren, um das Austrocknen zu ver¬ 
hindern, bespritzt. Die Versuche, welche zwei Jahre dauerten, wurden 
dadurch beeinträchtigt, dass es schwer ist eine Flüssigkeit herzustellen, 
welche weder eintrocknet noch vom Regen abgewaschen wird (Soc. agr. 
Gironde, 5. Dec. 1906). Er tötete sodann die Schm, und besonders die 
Eier, indem er die Gescheine mit seinem Insektizid behandelt, dem Kalk¬ 
milch zugesetzt war. 

2. Besondere Fangarteu. 

a) Gläschenfang. 

Diese mit der Hand geübte Methode wurde von Lenert 88 ) in Vor¬ 
schlag gebracht. Man deckt am Tage auf die auf dem Erdboden, am 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 245 


Stamm oder sonstwo sitzenden Motten ein Gläschen, auf dessen Boden sich 
mit Äther getränkte Watte befindet und von dem man den Kork in dem 
Augenblick wegnimmt, indem man es mit der Mündung auf die Motte 
decken will. 

b) Brancard Bourchanin. 

Eine Tragbahre (vgl. Verinorel 142 ) an der die Seiten und die Decke 
aus Drahtnetz bestehen, so dass sie einem umgekehrten Kasten gleicht. 
Länge 1,80 m, Höhe 1,20 m. Der Brancard (Abb. 50) wird von 2 Männern 
getragen, die eine Zeile entlang gehen, so dass 2 Reihen Reben gerade 
im Apparat Platz haben. Die Schm, werden auf gescheucht, können aber 
wegen der Decke nicht 
entfliehen. Der Appa¬ 
rat wurde im Beau¬ 
jolais hauptsächlich für 
die Springwurmmotte 
benutzt, 

3. Der Lichtfang. 

Es sei sogleich 
bemerkt, dass die hier 
folgenden Angaben, be¬ 
sonders solche, welche 
aus der Zeit vor den 
90 er Jahren des letzten 
Jahrhunderts stammen, sich grösstenteils auf die Schm, der C. a. beziehen, 
da diejenigen der P. b. wenig auf künstliches Licht reagieren. Allerdings 
fehlt es auch nicht an Angaben, aus denen hervorgeht, dass man auch 
diese Art mit Lampen gefangen hat (vgl. unten S. 256). 

a) Die Lichfarten und ihre Anziehungskraft. 

Die Anziehungskraft, welche die verschiedenen Spektralfarben auf 
ampelophage Kleinschmetterlinge ausüben, wurde von Perrand 12 °) unter¬ 
sucht und zw r ar an den Schm, des Springwurms und au denen der C. a. 
In einem dunklen Zimmer wurde ein Spektrum geworfen und die frei um- 
lierfliegenden Schm, gruppierten sich in der Weise auf den Spektralfarben, 
dass sich die meisten in dem Abschnitt gelb, grün, orange befanden. 
Eine ziemlich grosse Anzahl wurde auch durch rot angezogen; eine kleine 
Menge durch blau und einige wenige durch violett. Das gleiche Resultat 
erhielt man, wenn man einfarbiges Licht anwandte, das jedesmal eine 
dieser Farben ansstrahlte. Es werden dann die verschiedenen einfarbigen 
Lichtquellen sowie auch weisses Licht mit einem Fangapparat versehen 
und die Zahl der jedesmal gefangenen Schm, festgestellt. Diese verteilten 
sich in folgender Weise: Weisses Licht 33,3, gelb 21,3, grün 13,8, orange 13, 
rot 11,5, blau 4,9, violett 2,2°/ 0 . ln Saarburg (Rheinprovinz) hat man 
gleichfalls verschiedene Lichtfarben versucht [28. und 29. Denkschrift 
Reblanskrankh. 159 )]: 1905, 1. Generation, weiss (Milchglas) gab 10, blau 16, 



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246 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


gelb 26, rot 36, grün 57 Schm. 2. Generation, 5 Lampen, 17 Nächte: 
mattrot gab 815, (dunkelrot 304), grün 1203, blau 466 Schm. — 1906. 
Am meisten zog grünes Licht an. Es liegt auch eine andere Notiz vor, 
aus der hervorgeht, dass grünes Licht einen besonderen Einfluss auf 
Schmetterlingsarten ausübt. St. Bordan (Illustr. Zeitschr. Entomologie, 
Bd. 3, 1898, S. 267—268) köderte nachts Schmetterlinge, indem er die 
Bäume mit Substanzen bestrich. Wenn er sich mit einer Laterne nur von 
Ferne sehen liess, liessen sich die Schm, fallen. Bei Anwendung von 
grünem Licht flog jedoch kein Stück davon oder liess sich fallen. Auch 
bei andern Tieren hat man die grosse Anziehungskraft des grünen Lichtes 
erkannt. C. Hess (vgl. Zoolog. Zentralblatt Bd. 17, 1911, S. 709) operierte 
mit Fischen. In einem geworfenen Spektrum sammelten sich die Fische 
vorwiegend in grün an. Nach Angabe von Hess beruht dieses auf dem 
hohen Helligkeitswert, den das grüne Licht für die Versuchstiere besitzt. 
Es geht aus den erwähnten Versuchen zunächst hervor, dass der weniger 
brechbare Teil des Spektrums (rot-grün) eine grössere Anziehungskraft für 
die Schm, hat als der brechbarere (blau-violett). Wieweit dabei grün das 
Maximum der Anziehungskraft bildet, müsste mit wirklich monochromatischem 
Licht untersucht werden, denn die im Handel vorhandenen einfarbigen 
Gläser lassen bei spektroskopischer Untersuchung meist mehrere Strahlen¬ 
gattungen passieren. 

Perraud 12 °) führt in seinen Angaben ferner aus, dass die Anziehung, 
welche eine Lichtquelle auf die Schm, ausübt, der Intensität dieser Licht¬ 
quelle nicht proportional ist, wie dieses die Ergebnisse von 12 Fängen zeigen: 


Mittlere Zahl der gefangenen Schm, pro Nacht. 

Zahl der Dezimalkerzen Lampe mit Hülle Lampe ohne Hülle 

1 569 411 

4 518 390 

7 545 409 


Er schliesst ferner,. dass diffuses Licht (Lampe mit Hülle) eine 
grössere Anziehungskraft besitzt als strahlendes Licht (Lampe ohne Hülle). 

Arnaud 2 ) brachte an seinen Azetylenlampen einen Lampenschirm aus 
durchsichtigem, geöltem Papier an. Er erhielt 90 °/ 0 Schm. (C. a.) bei An¬ 
wendung des Schirmes und 45°/ 0 bei Anwendung der nackten Flamme. 

Vogelmann 1408 ) hält das Licht von Papierlaternen (mit Petroleum 
lampe) für günstiger, als das helle Azetylenlicht. 

Chappaz 21 ), 22 ), 24 ) sagt dagegen aus, dass sich bei seinen Versuchen 
mit elektrischem Licht in Verzenay gezeigt hatte, dass die nackte Lampe 
vorzuziehen ist. Er berichtet gleichfalls, dass die Anziehungskraft der 
Lichtstärke nicht proportional ist. Neben den elektrischen Lampen von 5 
Kerzen wurde auch elektrisches Licht von 16 Kerzen benutzt, ohne dass 
ein Unterschied wahrgenommen wäre. 

Eine Anzahl von Experimentatoren hat über die Anziehungskraft der 
verschiedenen Lichtquellen vergleichende Versuche angestellt. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 247 


Lüstner und Seufferheld 184 ) gaben dem von Öllampen erzeugten 
Licht den Vorzug vor solchem, welches von Azetylenlampen ausgestrahlt 
wird. Lüstner 90 ) ist der Ansicht, dass, obgleich mit einem Reflektor 
versehene Azetylenlampen ein sehr helles Licht geben, sie sich nach seinen 
Versuchen zum Fangen der Schm, der Traubenwickler nicht besser eignen 
als Öllampen (1903). Ein im voraufgehenden Jahre (1902) an einem andern 
Ort des Rheingaus angestellter Versuch [Lüstner 89 )] gab ihm folgende 
Resultate: 

1000 Öllampen gaben für die 1. Generation in 14 Nächten 6839 Motten, 

1000 „ ,. „ „ 2. „ „ 14 „ 12276 „ 

19115 Motten. 

11 Azetylenlampen gaben für die 1. Generation in 14 Nächten 119 Motten, 

11 ,. „ „ 2. „ „ 14 ,__H>9 „ 

318 Motten. 

0. Seufferheld 184 ) stellte im Jahre 1902 im Fuchsberg bei Geisen¬ 
heim gleichfalls einen vergleichenden Versuch an, der folgendes ergab: 

1. Generation: Mit 4 Azetylenlampen in 5 Nächten 48 Heuwurmmotten. 


4 Petroleumlampen ,. 

5 , 

168 

5? 

1 Nachtlampe ,, 

5 , 

64 

r, 

5 Nachtlampen „ 

5 

192 

r 

25 

5 „ 

560 

r 


2. Generation: Mit 4 Azetylenlampen in 13 Nächten 200 Sauerwurmmotten 
und 855 Springwurmmotten, 

mit 4 Petroleumlampen in 13 Nächten 1292 Sauerwurm¬ 
motten und 300 Springwurmmotten, 
mit 12 Nachtlampen in 13 Nächten 1264 Sauerwurm motten 
und 110 Springwurmmotten. 

Fr. Buhl 13 ) teilt gleichfalls solche Versuche mit. Nach ihm hat 
Schellhorn (Pfalz) in 34 Nächten pro Nacht und Lampe mittels Azetylen¬ 
licht im Mittel 12 Schm, der 0. a. und P. b. gefangen; mit gewöhnlichen 
Lampen 16 C. a. In Deidesheim (Pfalz) waren 10 Azetylen- und 20 
Petroleumlampen aufgestellt. Das Resultat war folgendes: 

17.—27. Juli mit 1.0 Azetylenl. 41 C. a.; mit 20 Petroleuml. 13 C. a. 


28. Juli bis 6. Aug. ,, 

, 10 

63 , „ 

„ 20 

V 

18 , „ 

7.—16. August , 

. 10 

, 19, , 

, 20 


4 , „ 

16.—25. August 

. 10 

r 20 „ 

143 C. a. 

, 20 

r 

38 C. a. 


In Edesheim (Pfalz) ergaben Azetylenlampen 60 und Petroleumlampen 
85 C. a. pro Lampe und Nacht. 

Lenert 86 ) berichtet, dass er in Siebeldingen (Pfalz) gefangen hat 
pro Lampe und Nacht: 

Mit Azetylenlampen 240 C. a. und 380 0. pilleriana. 

,. gewöhnl. Lampen 22 „ ,, ,. 22 ,, ,. 

.. andern ,. 13 ,. 13 ,. ,, 


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248 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


5848 


In Diedesfeld (Pfalz) erhielt Lenert pro Lampe und Nacht: 

Mit Azetylenlampen 113 C. a. und 270 0. pilleriana. 

„ gewöhnl. Lampen 10 „ „ „ 15 „ 

Flikinger (nach Lenert 86 ) gibt für Edesheim (Pfalz) und für die 
Zeit vom 25. Juli bis 6. August folgende Fänge an: 

Mit 2 Azetylenlampen. . . 1567 C. a. und 2408 0. pilleriana. 

3 Petroleumlampen und | 

2 Schmetterlingslaternen j ’• ’• 

„ 5 Öllampen. 890 2434 ,, ,, 

Zschokke (Pfalz) (W. W. 1903, S. 343) erhielt in den ersten 10 Tagen 
seines Versuches pro Nacht und Lampe mit Mannheimer Azetylenlampen 
mit Reflektor 33, mit Azetylenlampen Mfcduse (Vermorel) 15 und mit 
Petroleumlampen 16 0. a. Ferner hat Zschokke 158 ) (Pfalz) vom 15./16. 
bis 29./30. Juli (13 Nächte) mit 4 Azetylenlampen mit Scheinwerfer, 20 
Petroleumlampen und 100 Öllampen gefangen. Die Azetylenlampen standen 
in einem anderen Weinberg als die übrigen Lampen. Mit der ersten 
Sorte von Lampen erhielt er 2035, mit der zweiten 14960 und mit der 
dritten 5815 Sauerwurmmotten, im ganzen 22 810 Stück. .(Es ist zu be¬ 
merken, dass am 15./16. Juli nur 20 Öllampen brannten). 

Für jeden der hier mitgeteilten vergleichenden Versuche habe ich 
pro Nacht und Lampe die Zahl der gefangenen Schm, der Traubenwickler 
berechnet. 

Tabelle 5. 

Resultate der vergleichenden Versuche. 



Azetylen¬ 

licht 

Öllampe 

Petro¬ 

leum¬ 

lampe 

Nacht¬ 

lampe 

gewöhn¬ 

liche 

Lampe 

Liistner. 

2,1 

1,4 




Seufferheld 1. Generation . . . 

2.4 

— 

8,4 

5,2 

— 

„ 2. „ ... 

3,8 

— 

24,8 

8,1 

— 

Schellhorn . 

12,0 

— 

— 

— 

16 

Buhl. 

0,4 

— 

— 

— 

— 

» . 

60,0 

— 

85.0 

— 

— 

Lenert . 

240,0 

— 

— 

— 

22 u. 13 

n . 

113,0 

— 

— 

— 

10 

Flickinger. 

{ 

60,3 

33,0 

13.7 

50,9 

— 

— 

Zschokke.<j 

15,0 

— 

16,0 

— 

— 


39,7 

4,8 

60,8 

— 

— 


Schliesslich sind die vergleichenden Versuche von Verzenay (Cham¬ 
pagne) mit Azetylen- und elektrischem Licht (G. Chappaz a7 ) zu erwähnen, 
durch die festgestellt wurde, dass die Azetylenlampen Liotard (Paris) von 
10 Kerzen bessere Resultate geben, als die elektrischen Lampen von 5 Kerzen, 
und dass ihre Wirkung vergleichbar ist einer elektrischen Lampe von 
32 Kerzen. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 249 


Wie bei allen Lampenfängen, so sind auch in den obigen Fällen die 
Resultate sehr ungleich. Es scheint aber, als ob Petroleumlicht eine stärkere 
Anziehung hat als Öllicht. Was Azetylenlicht angeht, so entspricht das 
Resultat nicht der grösseren Helligkeit der Lichtquelle. Es muss aber 
betont werden, dass man fast immer unterlassen hat, die Lichtquelle spek¬ 
troskopisch zu prüfen. Die verschiedenen Strahlen haben aber ohne Zweifel 
eine verschiedene Anziehung für die Schm., was schon aus den oben mit¬ 
geteilten Versuchen für einfarbiges Licht hervorgeht (vgl. oben S. 245). Wollte 
man den Lichtfang nach wissenschaftlichen Grundsätzen regeln, so müsste 
man vor allem die Anziehungskraft der verschiedenen reinen Spektralfarben 
feststellen und dann jede zu benutzende Lichtquelle spektroskopisch prüfen. 
Es scheint auch, dass hier für die verschiedenen Schmetterlingsarten Unter¬ 
schiede vorhanden sind. Die Springwurmmotte und ebenso der Schm, der 
P. b. (vgl. unten S. 256) scheint auf Licht von Azetylen (oder Petroleum¬ 
äther) besser zu reagieren als der Schm, der C. a. Ich 45 ) habe übrigens 
schon früher darauf hingewiesen, dass die beiden ersten Arten viele Er¬ 
scheinungen gemein haben. 

b) Lampensysteme. 

Es seien hier die hauptsächlichsten der mannigfaltigen Lampenarten 
erwähnt, welche man für den Mottenfang benutzt hat. 

Die ursprünglichsten Lichtquellen waren wohl einfache, im Felde oder 
in den Weinbergen angezündete Feuer. Schon 1835 führte von Ritter 1SS ) 
(Rheingau) unter den Vernichtungsmitteln des Traubenwicklers solche Feuer 
an. Nach Morerod (Chron. agr. vit. Cant, Vaud. 1. 1888, p. 60—61) 
wurden in Yvorne (Canton de Vaud, Schweiz) an verschiedenen Stellen 
im Weinberge Feuer aus Blindholz angezündet, um Motten zu fangen. 
Kein Erfolg. Pieyre de Mandiargues (R. vit. 6. 1896, p. 41—43) sagt 
noch im Jahre 1896, dass er in seinen Weinbergen in jeder Nacht mit 
den alten Reisern der Reben Feuer zur Vertilgung der Rebenschädlinge 
anzünde. Diese Fangmethode wurde aber schon vor 100 Jahren (1787) 
von Abbe Roberjot 1 ), Pfarrer von Saint-Verand im Mäconnais, für die 
Springwurmmotte befürwortet. Anfangs stellte er Licht auf das Fenster. 
Darauf liess er kleine Feuer in den Weinbergen anzünden und riet, in 
jeder Gemeinde 20 grosse Holzfeuer „mit Intelligenz“ zu plazieren. Nach 
Audouin 5 ) riefen diese Versuche Aufsehen hervor und die Societe d’agri- 
culture de Lyon gab in einem Bericht über diese Methode den Rat, die 
Holzfeuer durch Lampen zu ersetzen, welche über mit Wasser gefüllten 
Wannen hängen sollten. Desvignes, Besitzer in Romaneche, liess an 
Pfählen Fackeln befestigen und mit Stöcken die Schm, aus den Reben 
jagen. Maffre liess in den Weinbergen Harzfackeln umhertragen. Ebenso 
füllte er kleine Löcher im Boden mit Stroh und liess es des Abends 
anzünden und die Schm, im Weinberge aufscheuchen. Im Jahre 1837 
nahm dann Audouin den Gedanken Roberjots und der Societe von 

’) Vgl. J. N. Vallot, Memoire pour servir a l’histoire des insectes ennemis de 
la vigne. p. 277, 318. — Audouin 5 ); Mestre 110 ). 


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250 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Lyon wieder auf und stellte mit Lampen Versuche an. Diese Versuche 
sowie die der vorher genannten Personen betreffen die Springwurmmotte und 
das Beaujolais, Mäconnais und Burgund, das klassische Gebiet des Spring¬ 
wurms. Audouin nahm 200 Schalen, welche mit einer Ölschicht bedeckt 
waren und setzte auf sie ein Nachtlicht. Am Abend des 6. Aug. wurden 
die 200 Schalen auf 17 2 ha verteilt im Abstand von 8 m. Die Lichte 
brannten 2 Stunden. Mit jedem dieser Apparate wurden im Mittel 150 Schm, 
oder im ganzen 80000 Stück erbeutet. Am 7. August erhielt er mit 
180 Apparaten 14400 Schm. Allmählich hat man dann Lampen verschie¬ 
dener Konstruktion für die Vernichtung der Schm, benutzt. 

Von kleinen Lampen ist in Deutschland besonders die Lampe von 
W. Dolles 51 ) [Dahlen 85 ) 86 )] bekannt. Ein grosses Trinkglas ist zur 
Hälfte mit Brennöl gefüllt, auf dessen Oberfläche das auf dem Kork be¬ 
findliche Nachtlicht schwimmt. Drei Nadeln sind in den Kork gesteckt 
und halten das Nachtlicht von den Seiten ab. Das Glas steht in einer 
mit Wasser und Öl gefüllten Schale und ist mit einem Hütchen aus Blech 
überdeckt. Bei der Lampe vonLenert 81 ) ist das Glas sehr hoch (15 cm) 
und 5 cm breit. Sie ist ferner dadurch ausgezeichnet, dass der obere Teil 
des Glases von einem mit Leim bestrichenen Papier umhüllt ist, an dem 
die Insekten kleben bleiben. Das Glas steht in einem blechernen Unter¬ 
satz von 40 cm Durchmesser. Wie J. P. Dienhart 49 ) angibt, ist es sehr 
wichtig, dass man gutes Brennöl nimmt, da bei schlechtem Öl die Lampen¬ 
gläser beschlagen und die Reinigung mit Sodawasser und Asche zur Unter¬ 
brechung des Fanges führt. Anderwärts bezeichnet man grosse Bassins 
und starke Petroleumlampen als günstig für den Mottenfang (27., 28., 29. 
Denkschrift Reblauskrankh. 159 ). Ebenso sagt Zschokke 152a ), dass die mit 
Wasser und Öl gefüllten Teller nicht zu klein sein dürfen, da die Motten 
(er spricht von Springwurmmotten) oft wie geblendet vor dem Teller 
niederfallen. In Frankreich ist eine Laterne verbreitet, die den Namen 
„Falot bordelais“ führt und von F. Bouffard (vgl. Rachel Severin, 
R. vit. 10. 1898, p. 303—305) konstruiert ist. In der Mitte eines 
viereckigen blechernen Untersatzes befindet sich ein mit Petroleum¬ 
äther gefülltes Lämpchen. Vier Eisendrähte erheben sich senkrecht auf 
dem Plateau, das Lämpchen in die Mitte nehmend, und auf den Drähten 
ruht ein Deckel mit Haken zum Aufhängen der Lampe. Schliesslich wird 
auf die vier Drähte eine Hülle aus starkem Papier gestreift und mit Leim 
bestrichen. Die Lampe bildet so eine Art Lampion. Elie (Feuille vinic. 
Gironde 24. Juill. 1890) stellte die fertigen Lampen auf eine Tragbahre und 
liess sie von 2 Männein in die Weinberge tragen. In anderen Fällen 
[Morerod 118 )] umgab man kleine Petroleumlampen mit Leimpapier. Vassil- 
liere (Feuille vinic. Gironde 18. Juill. 1889 und Vermorel 141 ) konstruierte 
aus Tonnenreifen und gespannten Bindfäden eine Art durchsichtige Tonne, 
die geteert wurde und in die man eine Lampe stellte. Es wurde von ver¬ 
schiedenen Seiten (z. B. Morerod 118 ) als lästig empfunden, dass der Kleb¬ 
stoff auf dem Papier der Lampen bald eintrocknet und erneuert werden 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 251 


muss. J. Dufour (Chron. agr. Cant. Vaud. 5, 1882, p. 179) fertigte einen 
Leim aus 10 Gew.-Teilen Pech, 5 Gew.-Teilen Terpentinöl, 5 Gew.-Teilen 
Leinöl, 5 Gew.-Teilen Olivenöl (vgl. oben S. 236). 

Es lassen sich unter den gewöhnlichen Lampen insofern 2 Typen 
unterscheiden, als bei den einen die angezogenen Schm, durch Klebstoff 
festgehalten werden, während sie bei den andern in ein Becken mit Flüssig¬ 
keit fallen. 

Azetylenlampen kamen besonders in Frankreich zur Anwendung. 
Im allgemeinen waren alle diese Lampen zu wenig solid für den Zweck, 
den sie erfüllen sollten, bis auf einen Apparat von G. Gastine [vgl. 
Vermorel 141 )], der wie alle landwirtschaftlichen Apparate (vgl. den Pal 
injecteur für Schwefelkohlenstoff), die man dem Marseiller Gelehrten ver¬ 
dankt, von ebenso sinnreicher wie tadelloser Ausführung ist. Da das 
ursprüngliche Modell zu teuer war, so hat es sein Erfinder in die bekannte, 
vom Hause Vermorel in den Handel gebrachte Meduse umgewandelt. 
Die Mannheimer Azetylenlampe [vgl. Lüstner 88 )] unterscheidet sich wenig 
von der Meduse. In der Champagne hat man neuerdings in mehreren 
Gemeinden mit Azetylenlampen gearbeitet (Martin-Flot & Piusard 106 ), 
Chappaz 21_24 ), 26 ), 27 ); vgl. unten) und in Carcassonne war im Jahre 1911 
eine Ausstellung speziell für Mottenlampen organisiert, die ausschliesslich 
mit Azetylenlampen beschickt war, welche 18 Fabrikanten gesandt hatten. 
Die Bedingungen waren: Brennzeit mindestens 6 Stunden, Anwendung 
eines englischen Brenners mit einem Verbrauch von 14 l Azetylengas pro 
Stunde. Die Lampen brauchten nicht mehr als 10 Cts. Material pro 
Lampe und Nacht. Das Charakteristische der Lampen der Ausstellung 
bestand darin, dass sie sehr niedrig waren, oft mit dem Plateau auf dem 
Boden standen. Die höchste Auszeichnung erhielt die Lampe C. B. C. von 
Cochet, Baudol & Cie. in Andrezieux (Loire), Preis 6,25 Fr. Von 
anderen Lampen sind zu erwähnen die in der Champagne (in Avize und 
Cramant) benutzte Lampe von Listard Freres, Paris, Preis 4,75 Fr. 
Ferner die bekannte Meduse von Vermorel und seine neue Azetylenlampe 
Diana, Preis 7 Fr. Diese Lampen würden aber wohl kaum eine allgemeine 
Anwendung finden, besonders in Südfrankreich (Midi) nicht, da man dort 
10 Lampen pro Hektar braucht, was für eine Gemeinde von 500 ha 
5000 Lampen = 25000 Fr. macht [vgl. G. Barbut 8 )]. 

Bis vor kurzem hatte man für den Mottenfang das elektrische Licht 
nicht benutzt. Neuerdings ist nun auch diese Lücke in der Sauerwurm¬ 
bekämpfung ausgefüllt. In Verzenay [Marne; vgl. Chappaz 21 ), 22 ), 24 )] kam 
das elektrische Licht für den Fang der Motten der Traubenwickler und 
des Springwurms in folgender Weise zur Anwendung. Ein Strom von 
220 Volt wurde durch einen besonderen Draht nach den Versuchsfeldern 
geleitet. Über dem Weinberg wurden Drähte gespannt in solcher Höhe, 
dass man darunter Weggehen konnte (2,50 m über den Reben). Auf diesen 
Drähten glitten Rollen, an denen senkrechte Drähte befestigt waren, an 
deren Enden, 7—8 cm über dem Plateau mit Wasser und Petroleum, 


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252 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


eine elektrische Lampe von 5 Kerzen befestigt war. Das Plateau wurde 
auf die Erde oder auf zwei Ziegelsteine gestellt. 15 Lampen pro Hektar. 
Ursprünglich waren die elektrischen Lampen an die Reben gehakt und als 
Falle diente eine klebrige Hülle, welche die Lampe umgab. Auf der Aus¬ 
stellung in Carcassonne [Barbut 6 )] waren die Einrichtungen für 2 ha 
reproduziert. Aussteller war die Soci6te meridianale de transport de force 
in Carcassonne. 

Von Veröffentlichungen, welche Lampen für den Fang schädlicher 
Insekten beschreiben, seien die von J. H. Comstock 39 ) und die von 
V. Vermorel 141 ) genannt, von denen sich die erstere hauptsächlich auf 
amerikanische Verhältnisse bezieht. Dem Lampenfang von schädlichen 
Insekten sind ferner die Broschüre von Slingerland 1S5 ) (Nordamerika), 
die Beschreibung der Versuche von Fank und Rörig 57 ) sowie die meiner 41 ) 
zweijährigen Versuche gewidmet. Über die in Carcassonne ausgestellten 
Lampen berichtet Barbut 0 ) unter Beifügung vieler Abbildungen. 

Es ist schliesslich noch zu erwähnen, dass man versucht hat, bei 
Fanglampen die Anziehung durch Licht mit der Anziehung von Riech¬ 
stoffen, die in das Wasserbecken gegossen werden, zu kombinieren. So 
hat Scheu [vgl. Fuhr und Kissel 58 )] in Bingen bei •einigen seiner Lampen 
einige Tropfen Fruchtäther gebraucht. Aber vorher wurden schon in 
Saarburg (Rheinprovinz) solche Versuche mit Riechstoffen angestellt [vgl. 
28., 29. Denkschrift Reblauskrankh. 159 )]. Mit Apfelwein war ein Becken 
angefüllt, er ersetzte das Wasser, ohne Erfolg. Aus der Abwesenheit der 
Motten in den betreffenden Becken schloss man, dass Baldrian, Bergamott 
und Menthol den Motten unangenehm ist. 

c) Aufstellung der Lampen im Weinberge. 

1. Höhe der Lampen über dem Erdboden. Es ist vielfach erörtert 
und auch durch Versuche erprobt worden, welches die günstigste Ent¬ 
fernung der Lampen vom Erdboden ist. Exakte Versuche wurden schon 
vor längerer Zeit im Rheingau von Seufferheld 184 ) angestellt (C. a.) und 
durch folgende Tabelle zusammengefasst: 

Tabelle 6. Zahl der gefangenen Motten für verschiedene 
Höhe der Lampen. (Seufferheld.) 

1. Generation. 


Höhe der Lampe 
über dem Erd¬ 
boden 

cm 

Zahl der 
gefangenen 
Motten 

Zahl der 
Lampen 

Anzahl 

der 

Nächte 

30 

106 

5 

5 

70 

204 

5 

5 

120 

125 

5 

5 

160 

80 

5 

5 


2. Generation. 


30 

407 

5 

10 

70 

995 

5 

10 

120 

504 

5 

10 

160 

280 

5 

10 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 253 


Seufferheld kommt zu dem Schluss, dass die Höhe von 60—80 cm 
am günstigsten ist. Damit stimmt ungefähr die in Saarburg (Eheinprovinz) 
gemachte Beobachtung überein, dass sich die Motten in einer bestimmten 
Flugzone von 50 cm über dem Boden bewegen [27. Denkschrift Reblaus- 
krankh. 160 )]. Crosasso S1 ) (Canton de Vaud) gibt dem Lampenbecken die 
Höhe von 75—80 cm. Vogelmann MOa ) hat die meisten Motten gefangen, 
als er seine Papierlatemen 70—90 cm über dem Boden aufhing. Ver- 
morel & Dantony 148 ), 144 ) haben gleichfalls vergleichende Versuche für 
C. a. angestellt. Sie stellten auf 25 m Entfernung nach allen Richtungen 
hohe (Meduse) und niedrige Lampen (Lucina), miteinander abwechselnd, auf. 

Resultate für hohe und niedrige Lampen (Vermorel & Dantony). 



1./2. 

2./3. 

4./5. 

5./6. 

6-/7. 

7./8. Juli 1911 

Hohe Lampen . . 

. 0 

0 

20 

25 

31 

12 Schm. 

Niedrige Lampen . 

. 26 

55 

56 

41 

13 

13 „ 


Auf Grund dieser Resultate wollen sie keine Entscheidung treffen. 
Außerdem wurden Lampen eingegraben, so dass die Flamme in der Höhe 
des Bodens war. Diese Lampen ergaben nicht mehr Schm, als andere 
Lampen. 

Im Canton de Vaud stimmten einige Personen für 20 cm Höhe. 
J. Dufour (vgl. Vermorel, Propr. agr. vit. 11, 1890, p. 349) entfernte 
seine Lampe 20 cm vom Boden. Diejenigen Lampen, denen man die Höhe 
der Rebpfähle gab, ergaben eine geringere Ausbeute. Dasselbe sagte 
H. Morerod (Chron. agr. vit. Cant. Vaud 2, 1889, p. 40) und Maurice 
Bujard (id.). Ähnliche Abstände vom Erdboden befürwortet nach den in 
der Champagne mit Azetylenlampen ausgeführten Bekämpfungsversuchen 
Martin-Flot 107 ) (20 oder selbst 10—15 cm). Und Chappaz 22-24 ), 26 ) 
gibt auf Grund derselben Versuche an, dass die Motten zu den Lampen in 
einer Höhe von 25—30 cm fliegen. Auch nach den Versuchen mit elekt¬ 
rischem Licht (Verzenay, Champagne) betont derselbe Gewährsmann die 
Wichtigkeit der Höhe der Lampen. Man fange um so mehr Schm, und 
besonders Weib., je mehr man die Lampen dem Boden nähere. Das Becken 
wurde auf die Erde gestellt und die elektrische Lampe hing über ihm in 
der Entfernung von 7—8 cm. 

Wie aus den in Carcassonne [Barbut 6 )] ausgestellten Lampen- 
inodellen, welche sämtlich Azetylenlampen vorstellten, hervorging, herrscht 
zurzeit in Frankreich die Tendenz, sehr niedrige Lampen zu konstruieren. 
Oft wird das Becken direkt auf die Erde gestellt. Aber auch früher schon 
bestand diese Tendenz für andere Lampen. So gaben folgende Autoren 
an, dass sie es vorziehen, die Lampen auf den Boden zu stellen: G. Roy, 
Gironde (R. vit. 6, 1896, p. 89—91), J. Benoit, Bouches-du-Rhöne (Pr. 
agr. vit., 1897, p. 61—63). Dasselbe Verfahren empfiehlt in Deutschland 
Dahlen 36 ) für niedrige Erziehung, ebenso Dolles 51 ). Andere Personen 
ziehen schliesslich die Höhe der Reben oder die Terrainverhältnisse in 
Rücksicht. Nach Dolles 51 ) scheinen bei niedriger Erziehung die Motten 
tief am Boden zu fliegen. Auf den blossen Boden gestellte Lampen gaben 


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254 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


bessere Resultate als höher gestellte Lampen. Bei hoher Erziehung 
scheint ihm dieses nicht mehr der Fall zu sein. Gleichzeitig bemerkt 
Dolles, dass man in Weinbergen voller Unkraut bei niedriger Erziehung 
fast nichts fängt. Andererseits ist Dienhart (W. W. 1901, S. 155) der 
Ansicht, dass sich die Höhe der Lampen nach der Beschaffenheit des Ge¬ 
ländes zu richten hat. In Senkungen, Mulden flattern die Motten höher 
als in steilen Geländen, zumal wenn diese dem Wind ausgesetzt sind. Es 
könne daher nicht ein für allemal angegeben werden, wie hoch die Lampen 
anzubringen sind. Im allgemeinen dürfe man sagen, etwas über der halben 
Höhe der Stöcke. An einem anderen Orte sagt Dienhart 19 ) gleichfalls 
aus, dass die Höhe der Lampen auf die Flughöhe der Motten Rücksicht 
nehmen muss. Diese sei in den Mulden je nach der Höhe der Stöcke 
1,50 —2 m oder höher, in freien, steilen Lagen niedriger, etwa 1,30—1 m, 
wenn nicht noch niedriger. 

2. Entfernung der Lampen voneinander. Ein anderer Punkt, der 
beim Aufstellen der Lampen Berücksichtigung verlangt und auch bei ver¬ 
schiedenen Personen Beachtung gefunden hat, ist die Entfernung zwischen 
den Lampen oder die Zahl der Lampen pro Flächeneinheit (Morgen, 
Hektar). Auch für diese Frage liegen exakte Versuche von Seufferheld 184 ) 
vor. Es wurden im Rheingau 5 nebeneinander liegende Morgen Weinberg 
mit einer wachsenden Anzahl von Lampen bestellt. Nach diesen Versuchen 
fängt man desto mehr Schm., je mehr Lampen man verwendet; die Zahl 
der gefangenen Schm, wächst aber nicht in dem Verhältnis der Zahl der 
Lampen. 

Tabelle 7. 

Anzahl der Lampen und der gefangenen Schmetterlinge. (Seufferheld.) 

1. Generation. 


Nummer 

des 

Morgens 

Zahl der 
Lampen 

Zahl der 
Nächte 

Zahl der 

ge¬ 

fangenen 

Motten 

Zahl der 
ge¬ 
fangenen 
Motten pro 

1 Lampe 1 ) 

1 

5 

5 

141 

28,2 

2 

10 

5 

214 

21.4 

3 

15 

5 

342 

22,8 

4 

20 

5 

363 

18,1 

5 

25 

5 

482 

19,3 


2. 

Generation 



1 

5 

10 

861 

172,2 

2 

10 

10 

1074 

107,4 

3 

15 

10 

1268 

84,5 

4 

20 

10 

1518 

75,9 

5 

25 

10 

1974 

78,9 


') Von mir hinzugefügt (J. Dtz.). 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 255 


Ebenso verteilte Scheu [vgl. Fuhr & Kissel 58 )] auf je 1 Morgen 
eine verschiedene Zahl von Lampen. Auch hier kann man sehen, wie zwar 
mit wachsender Zahl der Lampen pro Flächeneinheit (Morgen) auf dieser 
die Zahl der gefangenen Motten wächst, dass aber dieses Wachstum der 
Zahl der Lampen nicht proportional ist. 

Tabelle 8. 

Anzahl der Lampen und der gefangenen Schmetterlinge. (Scheu.) 


Zahl der 
Lampen 
pro 1 Morgen 

Zahl der 
gefangenen 
Schmetter¬ 
linge 

Zahl der 
gefangenen 
Schmetterlinge 
pro Lampe 
und Abend 

9 

585 

5,1 

10 

685 

o,3 

14 

839 

4,6 

20 

1230 

4,7 

20 

1434 

5,5 


Auch sonst ist allgemein erkannt worden, dass man desto bessere 
Resultate erhält, je mehr man die Zahl der Lampen vermehrt. Aber man 
hat auch oft die Vermehrung der Lampen als eine grosse Erschwerung des 
Fangens empfunden. Ein Beobachter macht auch einen Unterschied zwischen 
Höhe und Tiefland. Crosasso 81 ) (Cant. Vaud) rät,'die Lampen auf der 
Höhe weit zu stellen und sie in Mulden zu nähern. Vielleicht hängt dieses 
mit der verschiedenen Zahl der Motten an diesen Orten zusammen (vgl. 
oben S. 226). 

Eine andere Frage, die hier behandelt werden muss, ist die, auf 
welche Entfernung die Motten angezogen werden. Es ist schon oben ein 
Versuch von Crosasso 81 ) (vgl. oben S. 225) nach dieser Richtung mit¬ 
geteilt, bei dem die geringe Entfernung für die Anziehung der Motten aus 
einem Vergleich der Zahl der gefangenen Motten innerhalb und ausserhalb 
der Versuchsparzelle hervorgeht. Auf einen ähnlichen Vergleich stützen 
sich die Beobachtungen von Gastine 6l ) für 0. pilleriana. Wenn man nach 
einer Fangnacht am Tage in einem Umkreis von 10 »n um die Lampen 
(Meduse) nachsuchte, so fand man nur wenige Schm. Ihre Zahl nahm in 
dem Mafse zu, als man sich von den Lampen entfernte. Ebenso waren die 
Eigelege der 0. pilleriana erst häufiger von 8—10 m Entfernung von den 
Lampen. Ferner wurden in einem Weinberge, der arm an Schm, der 
0. pilleriana war, nur wenige Exemplare gefangen, obgleich ganz nahe ein 
stark befallener Weinberg mit vielen Schm. lag. Perraud 1<0 ) fand durch 
Versuche (C. a. und 0. p.), dass der Radius der Anziehung, in dessen 
Mittelpunkt das Licht steht, nicht proportional der Lichtstärke ist. Für 
ein Licht von 1 Kerze kann man den Radius der Anziehung auf 12—14 m 
angeben, für ein Licht von 7 Kerzen auf 16—18 m. Vor kurzem haben 
auch Vermorel und Dantony 14S ), 144 ) die Entfernung der Anziehung fest¬ 
zustellen gesucht. In einem Saal von 50 m Länge wurde eine Azetylen- 


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256 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


lampe aulgestellt. Alle Abende wurden durch Zucht erhaltene Schm, in 
verschiedenen Abständen von der Lampe losgelassen. Man beobachtete, 
dass die C. a. auf 25 m angezogen wird. Die P. b. reagierte auf diese 
Entfernung hin nicht. 

d) Besondere beim Lichtfang zutage tretende Verhältnisse. 

Gewisse Schm, zeigen eine stärkere Reaktionsfähigkeit für Licht als 
andere. Von den beiden uns hier beschäftigenden Arten C. a. und P. b., 
kommt die letztere Art für den Lichtfang weniger in Betracht, da sie 
weniger lichtempfindlich ist und mehr in der Dämmerung fliegt. Bezüglich 
dieser Verhältnisse sagt Laborde ”), ®°), dass die Mottenlampen auf die 
P. b. keine Wirkung ausüben und dass diese Erscheinung allgemein wahr¬ 
genommen sei. Ausserdem handele es sich hier um einen Dämmerungs¬ 
falter, der gegen Sonnenauf- und -Untergang, des Morgens aber sehr viel 
weniger als des Abends fliegt. Rathay 124 ) erbeutete vom 20. Juli bis 
30. August mit Lampen nur 1 Exemplare der P. b. Zschokke (W. W. 1903, 
S. 343) bemerkte für die Art, dass ihre Lichtempfindlichkeit in der Nacht 
ganz gering sei. Zur Nachtzeit aufgescheuchte oder freiwillig fliegende 
Stücke fliegen durchaus nicht immer zu den Lampen. Mit Azetylenlampen 
fängt man gewöhnlich etwas mehr bekreuzte Motten als mit Petroleum¬ 
oder Öllampen (vgl. oben S. 249). Nach Bellot des Miniers 8 ) lässt sich 
die P. b. nur schwer mit den Falots fangen; sie flieht aller Art Licht. 
Picard 1 * 2 ) hat mit-2 Azetylenlampen vom 27.—30 Juni keine P. b. in 
einem Weinberge, in dem sie selten war, gefangen. Andere Personen haben 
mehr P. b. erbeutet. Schellhorn (Pfalz, vgl. Buhl 12 ) fing sie mit Azetylen¬ 
lampen neben der C. a. F. Bouffard und P. C. Mestre [vgl. Mestre X11 )] 
hatten schon 1900 gefunden, dass die Schm, der P. b. vom Licht der 
Falots angezogen werden. 1900 unternahm dann Larronde in seinem 
Weinberg in Duplessy (Gironde) von 20 000 Stöcken abends 9 Uhr Ver¬ 
suche. Zunächst setzte er ein Falot in die Reben, bewegte die Stöcke 
und wartete einige Zeit, um die Laterne weiterzutragen. Nach 1 Stunde 
klebten 400 P. b. auf dem Falot. Gleichzeitig brannten 10 Falots; am 
Morgen waren auf jedem 150 P. b. Darauf begann ein grösserer Versuch, 
dessen Resultate in folgender Tabelle niedergelegt sind: 

Tabelle 9. Lichtfang der Schmetterlinge der P. bofrana. 


Datum 

Zahl der 
Falots 

Anzahl 

der 

Stunden 

Zahl der 

Motten 

23. August 

26 

2 

15 000 

24. 

17 

1 

1 500 

28. 

20 

2 

15 000 

29. 

19 

2 

17 000 

30. 

19 

2 

13 000 

31. 

18 

2 

7 900 

1. September 

18 

2 

8000 

3. 

21 

2 

2 700 

4. 

24 

2 

6 800 

5. 

20 

2 

2 500 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in -Metz usw. 257 


In 10 Nächten wurden etwa 90000 P. b. erbeutet oder in einer Nacht 
mit 360 Falots 9000 Stück. Nach Barbut 7 ) wurden in dem Weinberge 
von Cepie (Aude) mit Azetylenlampen 472000 C. a. und P. b. gefangen. 
Denn im Gegensatz zu dem, was man gewöhnlich annehme, hätten sich 
ebensoviel P. b. als C. a. gefangen. Alle Winzer hätten dieses bestätigen 
können. Uteau & Perpezat 139 ) fing mit 30 Falots bordelais 4070 P. b. 
der ersten und 4160 P. b. der 2. Generation. Vermorel & Dantony 144 ) 
erbeuteten den Sommer über mit Azetylenlampen 286 P. b. und 128 C. a. Die 
Schm, der P. b. Hessen sich demnach ausser mit Azetylenlicht auch mit dem 
Licht der Falots bordelais, das durch Petroleumäther erzeugt wird, fangen. 

Beim SchmetterUngsfang mit Licht kommt es vor allem darauf an, 
dass die Nächte warm, ruhig und dunkel sind. Denn in kalten, windigen 
Nächten fliegen Schmetterlinge wenig. Diese Hauptbedingung für das 
Gelingen des Mottenfanges ist aber in unsern Breiten zurZeit der 1. Generation 
der Schm, der Traubenwickler noch nicht erfüllt. Günstiger gestalten sich 
die Verhältnisse bei der zweiten Generation. Wie sehr solche klimatischen 
Verhältnisse beim Lichtfang von Insekten im allgemeinen im Spiele sind, 
geht z. B. aus folgenden Angaben Slingerlands 1S5 ) hervor. Dieser 
amerikanische Entomologe fing im Staate New York mit einer Lampe in 
vier Monaten 13000 Insekten mit 350 Arten. In den Baumwollfeldern 
von Texas wurden in einer einzigen Nacht mit 3 Laternen 24490 Exemplare 
mit 328 Arten erbeutet. Dagegen fingen sich in Canada in drei Monaten 
mit einer Lampe nur 2000 Insekten. 

Es scheint aber, dass, wenn wir von der Häufigkeit der Art in dem 
betreffenden Jahre absehen, auch andere Faktoren auf die Grösse der 
Fänge mittelst Lampen von Einfluss sein können. So ist nach Standfuss 138 ) 
lange anhaltende Trockenheit sehr ungünstig für den Lichtfang der Schm. 
Sie scheint die Tiere zu veranlassen, sich tief zu verkriechen. Es füegt 
dann selbst in warmen Neumondnächten fast nichts an die Lampen. Das¬ 
selbe Resultat erhält man bei starkem Wind und bei vollem, hellen Mond¬ 
schein. Hinsichtlich der Mondnächte sind solche bei den Fängen von 
Avize (6.—12. Juli 1911) und Cramant (5.—13. Juli 1911) in der Cham¬ 
pagne verzeichnet [Chappez 27 )]; ebenso für die Gironde von J. Laborde 79 ) 
(9.—17. Juü 1900, 7.—24. JuH 1901). Ein Einfluss des Mondes auf die 
Fänge ist nicht ersichtlich. Martin Flot 107 ) (Champagne) gibt an, dass 
man in Mondnächten gute Fänge machen kann, gewöhnlich sei aber das 
Gegenteil der Fall. Ferner wirkt auf die Zahl der gefangenen Schmetter¬ 
linge einer Nacht jedenfalls noch der Zeitpunkt des Auskommens der 
einzelnen Individuen der Art ein. Denn alle Exemplare ein und derselben 
Art können nicht gleichzeitig auskommen. Diese Verhältnisse sind beim 
Lampenfang noch kaum studiert worden, sie sind aber ohne Frage als 
einer der vielen Ursachen für die Ungleichheit der Fänge der verschiedenen 
Nächte anzusehen. Im Jahre 1903 untersuchte ich 42 ) das gesamte Material 
der vom 25. Juli bis zum 5. September mit Azetylenlampen gefangenen 
Springwurmmotten. Die auf die einzeln sich folgenden Nächte fallende 

Geisenheimer Jahresbericht 1911. 


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258 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Zahlen der gefangenen Schm. Hessen Perioden erkennen. Diese Perioden 
waren dadurch charakterisiert, dass der Wert des letzten Gliedes einer 
Periode unter, und oft sehr bedeutend, dem Wert des ersten Gliedes der 
folgenden Periode lag, und dass der Wert dieses ersten Gliedes sich 
unter dem Wert des zweiten Gliedes derselben Periode befand z. B. 49, 
343,* 770 usw., oder 83, 535, 1159 usw., oder 133, 1352, 3163 usw. 
Anders geartete Perioden konnte ich bei den Zahlen erkennen, die Labor de 79 ) 
für die vom 7.—15. Juli (1901) mit gewöhnlichen Laternen gefangenen 
Schm, der C. a. gegeben hat. Es lassen sich die Zahlen der aufeinander 
folgenden Nächte in folgende Perioden teilen: 1. Periode: —, —, —, 1595, 
3314. 2. Periode: 2928, 6060, 9791, 8029, 10324. 3. Periode: 5374, 

6210, 8867, 8267, 24075. 4. Periode: 1792, 813, 668, 618, 956. 5. Periode: 
437 . . . Die vierte Periode ist nicht so regelmässig aufgebaut wie die 
zweite und dritte. Die Ziffern einer Periode wachsen bis zum letzten 
Glied und die nächste Periode beginnt mit einer kleinern Zahl. Bemerkens¬ 
wert ist, dass im vorletzten Glied das Anwachsen unterbrochen ist und 
dass dieses zwischen zwei Werten liegt, die grösser sind als es selbst. 
Jede Periode besteht aus 5 Gliedern, was vielleicht mit einem schubweisen 
Auskommen der Schm, der C. a. zusammenhängt. 

e) Lichtfang ausserhalb der Weinberge (Gebäude). 

In der Gironde werden im Herbst mit den Trauben grosse Mengen 
von Baupen der P. b. in die Kelterräume gebracht, wo sie sich in den 
Spalten der Lese- und Keltergeräte, der Fässer, Mauern, Bänder und selbst 
in dem Futter etwaiger Kleidungsstücke verpuppen. Sobald die Temperatur 
auf 14° C. gestiegen ist, geben die Puppen im Frühjahr Schm., die in die 
Weinberge gehen. Um die in den Kelterräumen ausgekommenen Schm, 
wegzufangen, wendet man in der Gironde allgemein folgendes System an. 
Man schliesst vor dem Auskommen (in der Gironde vor dem 15. Mai) alle 
Öffnungen, Fenster, Luken usw., so dass im Kelterhaus vollkommene 
Dunkelheit herrscht. In der Türe oder in einem Fensterladen macht man 
eine Öffnung von 20 x 30 cm und setzt auf sie von aussen eine Glasscheibe. 
Vor der Öffnung bringt man eine Falle mit Klebpapier an. Die Falle ist von 
dem Syndikat in Cadillac, Gironde, zu beziehen [Anouilh *), Kehrig 7a ), 78 )]. 
Auf einen ähnlichen Fall von Verschleppung weisst Caruso 20 ) hin. In 
einem Weinberge bei Pisa war der Befall stark in den Beben, die sich nahe 
bei der Casa di conservazione delle uve (Aufbewahrungshaus der Trauben) 
befanden. 

f) Ergebnisse beim Lichffang. 

Deutschland. Nach Dolles (1889), vgl. Nr. 51 ), erbeutete man 20 bis 
25 Motten pro Lampe. Zweifler (W. W. 1890, S. 271), Eeingau, erhielt 
in einer warmen Nacht mit 20 Lampen 166 Schm., in der folgenden kühlen 
nur 22. A. Lenert 81 ), Pfalz, erhielt vom 16.—25. Juli 1890 (mit Aus¬ 
schluss des 19. und 22. Juli) 314 Motten. Im Durchschnitt brannten 
5 Lämpchen; 10 Lämpchen pro Morgen seien genügend. In 8 Nächten 
wurden 314 Motten gefangen; vom 27. Juli ab waren nur noch wenige 
vorhanden. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 259 

Im Ahrtal 155a ) wurden in Jahre 1890 in drei verschiedenen Wein¬ 
bergen an denselben Tagen Versuche angestellt. Im 1. Weinberg dauerten 
die Versuche vom 24./25. bis zum 30./31. Juli, im 2. Weinberg vom 
24./25. Juli bis zum 31. Juli / 1 August (mit Ausschluss der Nacht vom 
26./27. Juli); im 3. Weinberg vom 25./26. Juli bis zum 31. Juli / 1. August. 
Von Lampen brannten im 1. Weinberg in jeder Nacht 3—6 Stück, im 
ganzen 28; im 2. Weinberg in jeder Nacht 1—9, im ganzen 35; im 3. Wein¬ 
berg in jeder Nacht 3—7, im ganzen 39. An Motten wurden gefangen 
im 1. Weinberg 2486 Stück, mit einem Maximum von 1600 mit 4 Lampen 
oder 400 Motten pro Lampe am 28./29. Juli; im 2. Weinberg 2967 Motten, 
mit einem Maximum von 1943 Motten mit 8. Lampen oder 242,9 Motten 
pro Lampe, gleichfalls am 28./29. Juli; im 3. Weinberg 4430 Motten, mit 
einem Maximum von 2348 Motten mit 5 Lampen oder 469,6 Motten pro 
Lampe, gleichfalls am 28./29. Juli. Es ist interessant, dass in allen 
3 Weinbergen in derselben Nacht (28./29. Juli) ein sehr hohes Maximum 
erreicht war, das alle übrigen Nächte bedeutend übertraf. 

Über die Resultate von Czeh ss ) (Rheingau) für 1901—1905 vgl. 
Tab. 2, S. 240. Im Jahre 1898 hatte er im kleinen Steinberg 46 Dollessche 
Lampen aufgestellt und in dem benachbarten Teil des grossen Steinbergs 10. 
Er erhielt in 7 Nächten (26. Mai bis 1. Juni) 291 Motten (144 Weib.) oder 
0,7 Motten pro Nacht und Lampe. 

Bei den S. 241 (C. Seufferheld) angegebenen Fängen, die für die 
erste und zweite Generation im Jahre 1901 in den verschiedenen Orten 
des Rheingaues, von Eltville bis Lorch, angestellt wurden, wurden während 
der zweiten Generation auch 53651 Motten mit Lampen gefangen. 

Dienhart 49 ) liess (vgl. S. 241) auf dem Wehlener Berg in den Jahren 
1899 und 1900 die zweite Generation nicht nur mit dem Fächer, sondern 
auch mit Lampen fangen, welche den Lenertschen Lampen glichen. Das 
Resultat seiner Fänge fasst er in den beiden folgenden Tabellen zusammen 

Tabelle 10. 

Lampenfang in Wehlen (Mosel) im Jahre 1899. 


2. /3. August mit ca. 100 Lampen. 4 433 Motten, 

3. /4. „ „ 135 „ .6121 

4.1b. „ .. „ 190 .*2 807 

5. /6. .. „ 190 . 3 696 

6. /7.190 „ .... . 1282 „ 

18 639 Motten. 


Einzelne Lampen fingen pro Nacht bis 216 Motten. Im Durchschnitt fielen 
27,1 Motten pro Nacht und pro Lampe. Es kam 1 Lampe auf 600 Stöcke, was für die 
hohen und umfangreichen Stöcke der Mosel zu wenig ist. Diese Erziehungsart würde es 
notwendig machen, dass die Lampen 14—16 m voneinander entfernt sind. In der Dämme¬ 
rung und des Nachts fliegen die Motten nicht weit, schwirren und flattern, während sie am 
Tage bei Sonnenschein aufgescheucht oft mehr als 100 m weit verfolgt werden können. 

Tabelle 11. 

Lampenfang in Wehlen (Mosel) vom 24. Juli bis 3. August 1900. 

Nacht 24./2Ö. 2Ö./26. 26./27. 27./28. 28./29. 29./30. 30./1. 1./2. 2./3. 3./4. 

Zahl der Motten 6 927 7 599 10 256 8 253 8 077 3 841 — 248 8 851 539 

Summe 54 591 Motten. 

17* 


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260 


111. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Die Kosten für den Lampenfang von 1900 betrugen 2612,18 M. 

Frankreich. G. Oouanon TO ) macht für Versuche im Jahre 1900 in 
Bouzy (Marne) folgende Angaben. Es waren auf 20 ha 100 Falots auf¬ 
gestellt und brannten von Mitte Juli bis Anfang August 20 Nächte. Man 

erhielt oft mehr als 400 Schm, pro Nacht und Lampe. Die Kosten be¬ 
trugen 5000 Fr. oder 5 Fr. pro Lampe und für die ganze Fangdauer. — 

Albert Laurent (R. vit. 14, 1900, p. 421) teilt für die im Juli 1900 in 

der Vallee du Gresivaudan (Grenoble) gemachten Fangversuche folgende 
Zahlen mit. Die Fläche des Weinbergs war grösser als 22 ha ; es brannten 
157 Falots; die Fangzeit dauerte 8 Tage; die Ausbeute betrug 60000 Schm. 
Bei 10 Falots pro Hektar und 12 Fangtagen betrugen die Kosten 21,35 Fr. 
pro Hektar. — Elie [Feuille vinic. Gironde 24 Juill., 1890 und Kehrig 71 )]. 
Chateau Carmeil (Ile du Nord, Gironde). 16. Juli, 10 Lampen, etwa 
1300 Schm.; 17. Juli, 50 Lampen, 3250 Schm.; 18. Juli, 50 Lampen, 
1750 Schm. Im ganzen 6300 Schm. — Chenu-Lafitte, Chateau de Mille- 
Secousses (Bourg s. Gironde) [Feuill. vinic. Gironde, 24 Juill., 1890 und 
Kehrig 71 )]. 18.—19. Juli, mit 4 Lampen 350 Schm.; 20.—21. Juli, mit 
4 Lampen 3 Schm., obgleich zahlreiche Schm, flogen. — C. Mestre 10u ) 
und Rachel Severin (R. vit. 10, 1898, p. 303—305). Chäteau-Pavie 
(St.-Emilion, Gironde), 13.—31. Juli 1898, 225 Lampen, 56000 Schm., im 
Mittel 3080 pro Nacht. Nach Mestre fing man ferner auf Chateau de 
Claix (Charente) 80000 Schm, in 10 Nächten mit 150 Falots. — Die um¬ 
fangreichsten Versuche in der Gironde wurden auf der Besitzung La 
Maqueline von dem Direktor David zusammen mit Laborde ausgeführt 
(vgl. Laborde 7Ö ) und R. vit. 15, 1901, p. 397). Diese Weinberge hatten 
die Grösse von 120 ha und die Versuche wurden in den Jahren 1898 bis 
1901 während der 2. Generation unternommen. 

Zahl der 

Datum gefang. Schm. Zahl der Lam ‘ )en 

9.—30. Juli 1898 62400 .... 13.—26. Juli 100 Laternen, vom 26. Juli 

ab ausserdem 200 Falots; 

3.—19. Juli 1899 44034 .... 3.—11. Juli 860 Laternen oder Falots. 

11.—20. Juli ausserdem 1025 Falots; 
10.—31. Juli 1900 80000 .... in allen Nächten 1200 Laternen. 

Das Maximum fiel im Jahre 1898 auf den 20., im Jahre 1899 auf 
den 8., im Jahre 1900 auf den 22. Juli. Ebenso ist im Jahre 1899 der 
Anfang und die Dauer des Fanges verschieden. Im Jahre 1900 war für 
die 2. Generation der Fang so gut eingerichtet, dass man glauben konnte, 
die 80000 gefangenen Schm, stellten sämtliche auf den 120 ha vorhandenen 
Schm. dar. Trotzdem fand man im August kürzere Zeit nach dem Aus¬ 
kommen der Raupen 5—10 Raupen pro Stock, was 1200000 Raupen im 
ganzen Weinberge entsprach. 

Im Jahre 1901 wurde auf den 120 ha vom 7.—24. Juli nochmals die 
2. Generation mit 1200 Stallaternen gefangen. Die Resultate sind in 
folgender Tabelle zusammengefasst: 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 261 


Tabelle 12. 

Lampenfang in der Gironde (Laborde) im Jahre 1901. 


Datum 1901 

u § 

£ g g 
- 

,d 2 o 

06 & S 
SJ © ^ 
bi 

^ Männchen 

Weibchen 

o Weibchen 
° voll Eier 

0 bl 

1 | fe 

a> -*-• ^ 

£ e 

°u 

_© Weibchen 
° ohne Eier 

Mond¬ 

aufgang 

bl 

i 0 

•§ S> 

S 8 
o 

0 

7. Juli . . . 

1595 

58 

42 

16 

26 

0 

1Q37 

1028 

8. 

3 314 

41 

59 

41 

18 

0 

1105 

1142 

9. 

2 928 

53 

47 

40 

7 

0 

1136 

1258 

10. 

6 060 

66 

34 

17 

17 

0 

1211 

213 

11. 

9 791 

82 

18 

6 

12 

0 

1211 

32 1 

12. 

8 029 

90 

10 

0 

10 

0 

1254 

437 

13. 

10 324 

92 

8 

0 

8 

0 

145 

540 

14. 

5 374 

23 

77 

0 

6 

71 

245 

633 

15. 

6 210 

33 

67 

0 

0 

67 

351 

717 

16. ... 

8 867 

71 

29 

0 

9 

20 

502 

754 

17. 

8 267 

42 

58 

8 

27 

23 

618 

825 

18. 

24 075 

37 

65 

6 

31 

28 

723 

851 

19. 

1 792 

33 

67 

8,5 

50 

8,5 

8»1 

916 

20. 

813 

60 

40 

0 

13 

27 

937 

936 

21. 

668 

61 

39 

5,5 

33,5 

0 

1042 

1Q02 

22. 

618 

100 

0 

0 

0 

0 

1145 

1026 

23. ... 

956 

66 

34 

5,o 

0 

28,5 

12£ 

1053 

24. , ... 

437 

87 

13 

0 

0 

13 

149 

H23 


— Zwischen 12 ühr mittags und 12 Uhr nachts. 


Laborde berechnet die Wirkung des Fangens. Im ganzen wurden 
100000 Schm, gefangen. Das Verhältnis der gefangenen Männ. zu dem 
der gefangenen Weib, war wie 60:40. Das Maximum des Erfolges würde 
durch die Vernichtung sämtlicher Weib, vor dem Beginn der Eiablage erreicht 
sein. Von derartigen Weib, wurde jedoch nur eine kleine Zahl erbeutet. Die¬ 
jenigen Weib., welche noch einige Eier besassen, kann man gänzlich beiseite 
lassen. Wenn man annimmt, daß ®/ 4 der Eiablage bei ihnen stattgefunden 
hatte, so entspricht 1 Weib, mit allen Eiern 4 Weib, dieser letzteren 
Kategorie. Es waren im Mittel für die erstere Kategorie von Weib. 8,5 °/ 0 , 
für die zweite 14.7 °/ 0 und von allen Weib. 40°/ o gefangen. Danach würden 

14 7 

40 beliebige Weib, entsprechen 8,5 H—= 12,3 Weib, mit allen Eiern, 

was ^ =31 °/ 0 darstellt. Dieses sei die Wirkung des Fanges. 

W T enn man aber annimmt, dass die Zahl der im Weinberge vorhandenen 
Weib, nicht 40 beträgt, sondern der Zahl der Männ. gleich ist, so muss 
man nicht mit der Zahl 40, sondern mit der Zahl 60 rechnen und erhält man 

12 3 >r 100 

dann — 1 — — 20°/ o Weib, mit allen Eiern. Diese beiden Zahlen 31 °/ 0 

60 

und 20°/ o waren im Jahre 1902 noch schwächer, denn sie betrugen nur 
20 bzw. 14°/ 0 - Die 40000 Weib. (100000 Schm, mit 40°/ 0 Weib.) von 
1901 entsprachen 12400 Weib, mit allen Eiern, und diese würden etw r a 


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262 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


496000 Raupen gegeben haben. Die Gesamtkosten betrugen 1600 Fr., so 
dass die Vernichtung von 310 Raupen 1 Fr. kostete. 

Ein anderer grosser Versuch wurde neuerdings in der Champagne 
ausgeführt; vgl. Chappaz * 1-24 ), 26 ), 27 ), Martin-Flot & Puisard 106 ).— 
1910: Syndicat der Gerneiden Avize und Cramant für den Lampenfang; 
390 ha mit 6500 Azetylenlampen —16 pro Hektar. Die Fläche wurde in Teile 
von 22—28 ha geteilt mit je 1 Aufseher. 1 Arbeiter sorgte für 110 bis 
130 Lampen. Lampen von Liotard Freres, Paris, standen auf dem 
Boden, waren mit einem Brenner von 12 l, geregelt auf 10 l, versehen. 
Brennzeit 5 1 /*—6 Stunden. Becken 0,55 m Durchmesser und 0,045 m 
Tiefe. Gefangen wurden 11. Juli bis 5. August 1910, 7—12 Uhr, 4936972 
C. a. und 7480564 0. pilleriana. 1911 (Chappaz 27 ): 8000 Lampen 
Liotard Freres, 6. Juli bis 1. August 528801 C. a. und 2028866 0. pille¬ 
riana. In Le Mesnil, 389 ha, 6891 Lampen (anderes System, auf Boden), 
421549 C. a. und 2036034 0. pill. In Verzenay, 6 ha, 117 elektrische 
Lampen zu 5 Kerzen (vgl. oben S. 251), 4./5. Juli bis 3./4. August 20915 
C. a und 251270 0. pilleriana. 


4. Ködern. 

a) Ködern. 

In einer kleinen Broschüre über die Traubenwickler erwähnte ich 47 ) 
unter den Vemichtungsmethoden der Schm, der beiden Arten auch das 
Ködern; konnte aber damals über die Anwendung des Verfahrens für die 
in Frage kommenden Arten nichts mitteilen. Seit jener Zeit hat man 
jedoch zahlreiche Versuche nach dieser Richtung angestellt. 

Über die Anziehung der Insekten durch Riechstoffe, besonders mit 
Rücksicht auf die Blüten liegen eingehende Versuche von J. Perez [Soc. 
Linneen. Bordeaux XLVII. 1894 und HI (6. Ser.) 1903] und F. Plateau 
(Bull. Acad. Scienc. Belg. 3. Ser. XXX.—XXXIII. 1895—1897 sowie Soc. 
Zool. France XTJTT . 1899) vor. Beide haben auf experimentellem Wege 
untersucht, wie die Insekten durch den Duft angezogen werden, während 
frühere Autoren unter dem Einfluss darwinistischer Spekulation eine solche 
Anziehung mehr den Farben der Blüten zuschreiben. 

Auch andere Pflanzenorgane als die Blüte, welche mit drüsigen Organen 
ausgestaltet sind, können die Schmetterlinge anlocken. So erwähnt Com- 
stock 29 ), dass die Blätter der Baumwollenpflanze solche Organe besitzen, 
und dass die Ausscheidungsprodukte dieser von den Baumwollenschmetter¬ 
lingen Aletia argilacea und Heliothus armiger aufgesogen werden, welche 
ihre Eier auf die Blätter legen. Es wurden Exemplare beobachtet, die 
legten und gleichzeitig sogen. Man weiss ferner, wie gern Falter an 
blutenden Bäumen saugen, wo der Saft wahrscheinlich in Gärung über¬ 
gegangen ist. Auch ausserhalb der Pflanzen sieht man sie oft saugen, 
so an Wasserpfützen (Weissliege) oder an Exkrementen auf Waldwegen 
(Limenitis, Apatura). Standfuss 138 ) erzählt, dass er in Italien die Beob¬ 
achtung gemacht hat, dass gewisse Psychiden durch menschlichen Schweiss 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 263 


stark angezogen werden. Nach ihm übt in heisser trockner Zeit auch ein¬ 
faches Wasser, in Vertiefungen auf den Boden gegossen, auf die Falter 
eine Anziehung ans. 

Diese Eigenschaften der Insekten, von Stoffen und Flüssigkeiten an¬ 
gezogen zu werden, hat man dann benutzt, um sie für Sammlungszwecke 
zu fangen oder um sie ans wirtschaftlichen Gründen zn vernichten. Die 
Schmetterlingssammler bedienen sich bekanntlich vielfach der Methode. 
Standfuss 138 ) erwähnt, dass gerade der Köderfang dem Lepidopterologen 
am reichlichsten befruchtete, mit Eiern versehene Weibchen liefert. Vielleicht 
legen diese erst nach Aufnahme von Nahrung. 

Zur Vernichtung von Insekten hat, wie gesagt, die Fangmethode 
gleichfalls gedient. Man schüttet hier die Lockflüssigkeit in besonders 
geformte Gläser und sucht schädliche Schmetterlinge oder Wespen zu ver¬ 
nichten. Neuerdings hat man sich auch in den Rübenfeldem auf den 
Köderfang der Eulenschmetterlinge gelegt (s. M. Wassiljew, Blätter für 
Zuckerrübenbau, 17. 1910, S. 397). Ein anderes Verfahren besteht ferner 
darin,. dass man den Köder vergiftet. Besonders geschah dieses in den 
Vereinigten Staaten für die Eulenschmetterlinge, unter anderen auch für 
die Arten der Baumwollenpflanzen [Comstock ")]. Man behandelte über¬ 
reife Früchte (Melonen, Pfirsiche, Äpfel) mit einer giftigen Mischung 
(Vs Rhum, Vs Melasse, Vs Wasser und etwas Arsenik). Im Jahre 1860 
hatte J. M. Heard [vgl. Comstock 29 )] in Nordamerika einen Fangapparat 
mit Ködersubstanz für Baumwollenschmetterlinge konstruiert, welcher in 
den Südstaaten in Gebrauch war. Auch G. Mc. Carthy (Some injourious 
insects, North Carolina agi*. exper. stat. Bull. Nr. 78, 1891) sagt, dass der 
Baumwollschmetterling Aletia xylina gierig nach süssen Flüssigkeiten ist. 
Man stellte daher in die Felder Schalen mit Melasse, in welche weisser 
Arsenik gerührt war. Mally 104 ) behandelt denselben Gegenstand. Man 
vergiftete nach ihm den Baumwollenschmetterling Helianthus armiger, in¬ 
dem man in den Baumwollenfeldern Pferdebohnen säte und die Blüten mit 
vergifteten Flüssigkeiten in grossen.Tropfen bespritzte. Neuerdings bekämpft 
man in ähnlicher Weise die Olivenfliege. 

Sehen wir nun zu, welche Erfahrungen man mit den Schm, der 
Traubenwickler gemacht hat. 

Was ihr Verhalten ohne Zwischenkunft des Menschen angeht, so be¬ 
richtet Bassermann (Deutsch. Weinbaukongress 1899, S. 105), dass au 
solchen Plätzen im Weinberge, an denen Dünger gelegen hat, mehr Motten 
schwärmen. Die Motten verhalten sich in diesem Punkte also wie andere 
Schm. Ich 4S ) schloss, dass das Parfüm der Nektarien der Traubenblüte 
die Motten anzieht und sie veranlasst, auf der Knospe das Ei zu legen. 
Dass die Traubenwicklermotte (C. a.) gern Wasser aufnimmt, wurde von 
C. Keller 74 ) und von mir 4 ®) beobachtet. Nach Keller liebt der Falter 
die Feuchtigkeit und fliegt in der Gefangenschaft rasch angebotenen 
Wassertropfen zu. Ich konnte die gefangenen Schm, ziemlich lange am 
Leben erhalten, indem ich Stücke feuchtes Fliesspapier auf die innere Fläche 


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264 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

der Gefässe legte, an denen sie sogen. In den Sturmschen Weingärten 
in Rüdesheim (Rheingau) sah ich später (1905) zahlreiche Schm, der P. b., 
die sich in mit Wasser gefüllten Fliegenglocken ertränkt hatten (Mitteil. 
Weinb. Kellerwirtsch. 20, 1908, S. 148). Picard 1 ' 28 ) nährte die Motten 
in der Gefangenschaft mit Zuckersirup. Bon net (Progr. agr. vit. 1911, 
32, p. 545), in der Champagne, fand zahlreiche Schm, der Traubenwickler 
in Wasserbehältern, in denen sie ohne Zweifel trinken wollten. Marchal ,6 °) 
fand wie ich, dass man den Schm. (P. b.) in der Gefangenschaft Wasser 
bieten muss, um sie am Leben zu erhalten. Seine gefangenen Motten 
nahmen gern süsse Flüssigkeiten an. An Blüten im Freien sah er sie aber 
nie saugen. Nach ihm ist Vezin der Ansicht, dass die Weib. (P. b) nur 
legen, wenn sie Wasser saugen können. 

Gehen wir nun zu den Versuchen über, welche bezweckten, die 
Traubenmotten mittels Flüssigkeiten zu töten. 

Bezüglich des Vergiftens der Motten riet ich 48 ) unter Anlehnung an 
meine Beobachtung, dass die Schm, an feuchtem Fliesspapier saugen, sie 
in den Weinbergen wie die Baumwollenschmetterlinge mit giftigen Flüssig¬ 
keiten zu vernichten, und kam dann später unter Bezugnahme auf die 
Bekämpfung der Olivenfliege noch einmal darauf zurück (Mitteil. Weinb. 
Kellerwirtsch. 20, 1908, S. 158). Darauf hat Lüstner (dass. 22, 1910, 
S. 23) arsenhaltige Zuckerlösung auf einen Rebentrieb gespritzt und den 
Trieb unter eine Glocke gestellt, unter der sich Motten befanden (C. a. und 
P. b.). In 12 Tagen hatten aber diese nicht gesogen. 

Für das Ködern der Traubenmotten liegt zuerst eine Notiz von Saal¬ 
müller vor (W. W. 1890, S. 205), in der dieser den Rat gibt, die Motten 
mit einer Mischung von abgestandenem Bier, Sirup und etwas Apfeläther 
oder Rum anzulocken. Sodann hat Lüstner 96 ) 1901 versucht, die Motten 
der ersten Generation zu fangen, indem er in die Weinberge Teller mit 
Wasser stellte, dem verschiedene Fruchtäther beigemischt waren. Nach 
Oberlin m ) bemerkte E. Geyl in Beblenheim, dass in Weinresten, die 
draussen stehen geblieben waren, eine.Anzahl Schm, der C. a. ertrunken 
war. Er teilte die Beobachtungen in den Zeitungen mit. Darauf führte 
Oberlin selbst Versuche aus. Nur in Gefässen mit Wein waren Motten 
ertrunken. Der Winzer W. Kraus in Kaub a. Rhein (W. W. 1910, S. 348) 
fand, dass sich Sauerwurmmotten in Menge an in Weinbergen wachsenden 
Reineclauden sammelten, was ihn veranlasste, Fangversuche mit Ver¬ 
dünnungen von Fruchtgelees und mit andern Flüssigkeiten anzustellen. Er 
fand, dass Zuckerwasser die besten Dienste leistete. Nach Schwangart 18 ' 2 ) 
und Muth 114 ) ist der Weingutsbesitzer Stadler in Deidesheim (Pfalz) auf 
die Methode dadurch gekommen, dass er in Obstpflanzungen Lockgefässe 
aufhing. Schott 128 ) erprobte mit G. A. Stadler 1910 in Deidesheim 
den Massenfang der Traubenmotten, nachdem der letztere bemerkt hatte, 
dass in Obstkulturen, in denen Reben standen, viele Traubenwicklerschm. 
in den mit Bier- und Weinresten gefüllten Konservenbüchsen den Tod ge¬ 
funden hatten. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforechungen in Metz usw. 265 


Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich werden zahlreiche 
Köderversuche angestellt: 

Lüstner 98 ), gezuckerter Wein, 31. Juli bis 10. August 1910, 12 Ein¬ 
machgläser. Unmasse von Mücken und Fliegen, 249 Eulenschm., 26 Trauben¬ 
wickler. — Lüstner und Fischer 94 ), l 1 /* Morgen, 120 Gefässe, 6. bis 
25. Mai 1911, 96 C. a. und 246 P. b. (= 3 Motten pro Gefäss). Auf die 
Grösse der Öffnung und die Form des Gefässes kommt es nicht an. Die 
beste Wirkung hatte gezuckerter Tresterwein und gezuckerter Apfelwein; 
Zusatz von andern Ködermitteln ohne Bedeutung. — Lüstner 96 ). Sehr 
umfangreicher Versuch mit den verschiedenartigsten Gefässen. Auf die 
Art der Gefässe kommt es nicht an. Die Fangergebnisse für Apfelwein, 
Bier und Essig verhalten sich wie 32,2 : 4,2 : 2,7. Die Beimischung von 
Lockflüssigkeiten (Fruchtäther) ohne Bedeutung. 1. Generation: 438 P. b., 
538 C. a. 2. Generation: 3159 P. b.. 832 C. a. — Weyrich 145 ) (Mosel). 
Lockflüssigkeiten: 1. 2 Teile verdünnter Tresterwein + 1 Teil Essig + 
10 g Zucker pro 1 l Mischung; 2. verdünnter Apfelwein in gleicher 
Mischung; 3. Abgestandenes Bier mit Zuckerzusatz; 4. Trester-oder Apfel¬ 
wein mit Zusatz von Abkochung aromatischer Kräuter. An 1 Tage in 
100 Gefässen mit Kr. 1 700 0. a.; an demselben Tage in 100 Gefässen 
mit Nr. 2 500 C. a. Kr. 3 wirkte noch schwächer. Mit Nr. 4 in 4 Tagen 
mit 60 Gefässen 580 Schm. Auch später wirkte Nr. 1 am besten. — Scheu 
[vgl. Fuhr und Kissel 58 )] bei Bingen. Fliegenglocken 60—70 cm über 
dem Boden. Apfelgelee mit Wasser und einigen Tropfen verschiedener 
Arten Fruchtäther. An einigen Tagen zwischen 29. Juli und 13. August 
1910. Mit 10 Gläsern 436, 684 (Erdbeeräther), 407, 403 Motten. Ausser¬ 
dem Dipteren und Eulenschm. — Schwängert 180 ). Schneider in Frost 
(Pfalz) in 24 Stunden (22. Juli) 20—25000 Motten. In den Weinbergen 
von Buhl in Deidesheim (Pfalz) 35—40000 Stück. Nach Schwangarts 
Versuchen übt Wein grössere Anziehung aus als Bier. Essigzusatz zum 
Bier erhöht die Wirkung. Reines Wasser und Zuckerwasser ohne Wirkung. 
Zusatz von Birnäther ohne Bedeutung. — Zschokke 154 ). Nach Schneider 
(Frost, Pfalz), 1910, 1 Teil Essig, 3 Teile Wasser und 10 g Zucker pro 
1 l Mischung. 1911 nach Zschokke: Gefässe mit weiter Anflugöffnung. 
Besser als verdünnter Essig wirkten Mischungen mit Weinarten. Zusatz 
von Riechstoffen ohne Bedeutung. Stärkere Konzentration von Essig und 
grösseres Quantum von Zucker scheint die Wirkung zu erhöhen. Hefe mit 
Wasser, etwas Essig und Zucker wirkt besser als verdünnter Essig. — 
Muth li4 ) stellte Versuche an mit: 1. Drusenwein mit Zusatz von 5°/ 0 Essig 
und 4 Pfd. Zucker pro 100 l: 2. Tresterwein mit demselben Zusatz; 3. Apfel- 
und Birnenwein mit 4 Pfd. Zucker pro 100 Z; 4. Marmelade. Am besten 
wirkte Nr. 1. Zur Herstellung des Drusenweins nimmt man pro 1 Halb- 
stiick 60—70 l konservierte Hefe, 150 Pfd. Zucker und 60 g Tanin; 
ausserdem etwas Reinhefe. — Fuhr & Kissel M ), Oppenheim und Nieretein. 
4 Morgen, 500 Gefässe, August 1910. Am besten wirkt Tresterwein, auch 
ist abgestandenes Bier wirksam. 


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266 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Paul Depuiset (Pr. agr. vit. 1911, 32, p. 541—542), 2. Generation, 
Teller auf Boden, roter Wein, 5 Tage Fang. 3 Motten im ganzen. — 
De la Rochemace 87 ), unvermischter Wein, Bier, Wasser mit Melasse, 
Wein mit Melasse und ein besonderes Ferment, 50 ha Drahtei Ziehung. 
Gefässe zwischen beiden Drähten, einige auf dem Boden. 27. Juli bis 
1. August. Wein mit Melasse wirkt am günstigsten, die Mischung geht 
in der Sonne in Gärung über. — G. Chappaz 27 ). Versuch von Bonnet 
in Murigny (Champagne). 17.—26. Mai. 450 Büchsen pro Hektar. Die 
Zahl der Gefässe und der gefangenen Motten für Weinhefe 1050 Gefässe 
mit 6270 Motten; für Bier 770 Gefässe und 4840 Motten, für Apfelwein 
360 Gefässe und 2150 Motten. Bei der 2. Generation nichts gefangen, es 
waren vorher die Würmer mit der Hand getötet. Couvreur-Perrin in 
Rilly-la-Montagne stellte 70 Teller auf 1 ha auf. Pro Teller und Nacht 
nicht einmal 1 Motte. Vermutet, dass die Höhe des Gefässes von Einfluss 
ist. — Maissonneuve ,01 ), 6 a mit 60 Gefässen Wein, der alle Abend 
erneuert wurde. 8.-24. Juli 1911, 258 Schm. C. a. — Vermorel & Dan- 
tony 144 ), Wein und Melasse, reiner Wein. Einige wenige Motten, ebenso¬ 
viel mit reinem Wasser. — Labergerie 76 ), verdünnte Melasse. 15. Mai 
bis 15. September 1911, C. a., P. b. und 0. pilleriana. Bis zum 5. Juni 
wenig, mehr seit 10. Juni, Zunahmen des Fanges bis 15. Juli. Zu dieser 
Zeit oft 2—15 Schm, pro Nacht und Gefäss. Vom 30. Juli Abnahme. Auf¬ 
hören gegen 20. August. Mit 3000 irdenen und 200 blechernen Gefässen 
etwa 60000 C. a., 30000 P. b. und mehr als 200000 Springwürmer. 

Man hat zur Köderung auch ein „Ferment Ortei“ benutzt, das aus 
Algier stammt (vgl. L. Degrully, Pr. agr. vit. 31, 1910, p. 495—496; 
Lüstner 92 ), 93 ); Nr. 158). Es besteht aus Blüten und Feigen, die zu einer 
Masse verarbeitet sind, der ein Riechstoff zugesetzt ist. Wenn diese Sub¬ 
stanz mit Wasser gemischt wird, gärt sie und soll dann Insekten anziehen. 
Als Fangvorrichtung dienen Gläser von Art der Fliegenglocken, welche 
50 ccm mit 5—7 g Ferment erhalten. Lüstner hat mit diesem Lock¬ 
mittel Versuche angestellt. 250 Originalgläser wurden in der Höhe der 
Bogreben befestigt. 1. Generation. 13. Mai bis 1. Juni. Die ganze Flüssig¬ 
keit war mit Kleintieren angefüllt, so dass sie zweimal erneuert wurde. 
In 19 Tagen wurden 4034 Insekten und Spinnen gefangen. Die Zahl der 
Dipteren war sehr gross (3825), vom Traubenwickler waren nur 44 Motten 
vorhanden. 2. Generation. 21. Juli bis 10. August, Flüssigkeit zweimal 
gewechselt, Fliegen und Mücken, 20 Motten. 

Ges eher 66 ) benutzte zur Zeit der 2. Generation ein aus Ägypten 
(Baumwollenschm.) erhaltenes Lockmittel, mit dem er mehr Motten er¬ 
beutete als mit Tresterwein. 

Nach den verschiedenen Mitteilungen lassen sich einige allgemeine 
Gesichtspunkte aufstellen. Im allgemeinen wird den verschiedenen Wein¬ 
arten der Vorzug gegeben; ein Zusatz von Fruchtäther zur Lockflüssigkeit 
ist ohne Bedeutung. Der Eintritt von Gärung scheint günstig zu wirken. 
Die Wirkung der Lockflüssigkeit kann nach Muth U4 ) beeinträchtigt werden 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 267 


durch die Nähe von Sträuchem von Ampelopsis, Efeu, Johannisbeeren. 
Stachelbeeren, Amerikanerreben (Isabella). Auch die Schmetterlingsfänger 
geben nach Pagenstecher U9 ) stark riechende Blüten als ein Hindernis 
für den Köderfang an. Nach Schott 128 ) und Muth 114 ) beruht die Wirkung 
der Köderflüssigkeit nicht allein auf der Anziehung durch Riechstoffe, sondern 
auch auf der Anziehung durch Spiegelung der Flüssigkeitsoberfläche. Viel¬ 
leicht gehört hierher auch die Wahrnehmung von Burger in Colmar (Mitt. 
Deutsch. Weinbauverein 6. 1911, S. 19), der zufolge die weissen Teller 
die Motten mehr anziehen als die braunen. Aus der Art und Form der 
Gefässe scheint kein besonderer Vorteil zu erwachsen. Schott und Muth 
verlangen eine horizontale Lage des Gefässes, durch die eine grosse Flüssig¬ 
keitsoberfläche entsteht, und eine seitliche Öffnung. Nach Muth findet 
die Verdunstung der Flüssigkeit am schnellsten in Blechgefässen, am lang¬ 
samsten in Glasgefässen statt. Labergerie hat mit irdenen Gefässen 
gute Fänge gemacht, Blechgefässe dagegen ergaben nichts. Die Gefässe 
müssen nach ihm von Blättern und Zweigen beschattet sein. Dasselbe 
erwähnt Schott. Die günstigste Zeit für den Fang ist die zweite Motten¬ 
generation. Lüstner 96 ) weist darauf hin, dass hier ähnliche Verhältnisse 
vorliegen wie beim Lampenfang und bezeichnet die Wärme als Ursache 
der Erscheinung, welche auf die Beweglichkeit der Schm, und auf die 
Ausbreitung der Riechstoffe wirkt. Auch die Schmetterlingssammler geben 
für den Köderfang die Monate August bis Oktober an [Pagenstecher 119 )]. 

b) Abstossen. 

Schon vor längerer Zeit wurde versucht, die Motten durch Riechstoffe 
von den Reben fern zu halten. 

Rubina, von Berlese mit Holzteer und kaustischer Soda hergestellt 
und wegen seiner roten Farbe so benannt, wurde in Italien eine zeitlang viel 
versucht sowohl als insektizide, als auch als insektifuge Substanz gegen 
Raupen und Schmetterlinge der C. a., vgl. Berlese & Leonardi 10 ), ebenso 
Berlese (Bolletin. Enotom. agrar. Patalog. veget. 1. 1894, S. 11). — 
Martini 108 ): Die ersten Schm, auf Gamay erschienen am 22. April. Am 
20. und am 26. April wurde die insektifuge Behandlung mit Rubina sowie 
mit Kreolin ausgeführt. Caruso 20 ) wandte im April 1895 insektifuge 
Substanzen (Rubina, Benzin, Petroleum), die von Berlese empfohlen waren, 
ohne Erfolg an. 

Del Guercio 88 ) hat Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Nitrobenzin. 
Teer, verschiedene Essenzen wie Orangeblüten, Pfeffermünz, Eucalyptus. 
Rosmarin, Canell, Geranium, Melisse usw., selbst Asa foetida versucht. 

Lüstner 91 ) und Seufferheld hatten die Absicht, Kalk oder Koalin- 
pulver mit Lavendelöl, Pfeffermünzöl oder Formalin zu durchtränken und 
dann auszustreuen. Lüstner 96 ) erwähnt nachträglich, dass er bereits 1900 
Abstossversuche angestellt hat. Er benutzte damals Cumarin, Eucalyptus. 
Tomatenextrakt, Asa foetida usw. ohne Erfolg. Im Jahre 1911 wurden 
diese Versuche von ihm wieder aufgenommen. Ausserdem verwandte er 
parfümierte Seife (u. a. Fliederseife), welche den Motten den Geruch der 


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208 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

Trauben verdecken sollte und die in Wasser gelöst auf die Trauben ge¬ 
spritzt wurde. — Vgl. auch oben die Versuche von Saarburg (Rheinprovinz), in 
denen riechende Substanzen in das Lampenbecken gegossen werden (S. 252). 

In anderer Weise wurde die Frage von Capus & Feytaud 17 ) be¬ 
handelt. Sie stellten fest, das Nikotin wie auch Chlorbarium die Schm, 
davon abhält, auf den Trauben die Eier zu legen. Juli—August 1909. 
Die Zahl der Eier auf mit Nikotin oder Barium behandelten Trauben wurde 
verglichen mit der Zahl der Eier auf unbehandelten Trauben. 1. Nikotin: 
8—13 Eier auf 100 behandelten Trauben, 168 Eier auf 100 unbehandelten 
Trauben. — In einem andern Weinberge: 46 Eier auf 100 unbehandelten 
Trauben, 3,8 Eier auf 100 am 3. Juli, 13 Eier auf 100 am 8. Juli und 
10 Eier auf 100 am 23. Juli behandelten Trauben. 2. Chlorbarium: 168 Eier 
auf 100 unbehandelten Trauben, 15 Eier auf 100 am 3. Juli und 13 Eier 
auf 100 am 13. Juli behandelten Trauben. — In einem andern Fall ergab 
die Kontrolle 46 Eier, die behandelten Trauben nach den verschiedenen 
Daten der Behandlung folgende Zahlen: 6,6 bei Behandlung am 5., 11,5 
bei Behandlung am 8., 14,9 bei Behandlung am 13., 16 bei Behandlung 
am 16., 15,8 bei Behandlung am 19., 20 bei Behandlung am 23. Juli. Die 
Verfasser schliessen aus diesen Beobachtungen, dass beide Substanzen 
insektifuge Eigenschaften für die Motten haben, und dass die Wirkung 
(Zahl der abgelegten Eier) sich nach der Zahl der Motten richtet, die nach 
dem Erscheinen der ersten Motten zunimmt. Aber auch andere Substanzen 
haben Capus & Feytaud gezeigt, dass sie insektifuge Eigenschaften 
haben (R. vit. 33. 1910, p. 393, 395 und 396): Karbolsäure, Lysol und 
selbst Kupferbrühe. Diese letztere vermindert merklich die Zahl der Eier. 
Sie hält ebenso auch andere Insekten ab, auf ihren Wirtpflanzen Eier zu legen. 

5. Die Zahl der Männchen und Weibchen, welche mit den ver¬ 
schiedenen Methoden gefangen werden. 

Mehrere Personen haben sich der Mühe unterzogen, für die gefangenen 
Heu- oder Sauerwurmmotten die Zahl der Männchen und der Weibchen 
festzustellen. 

Für den Fächerfaug. — Schlegel (W. W, 1897, S. 249) gibt die 
Zahl der gefangenen Weib, auf 2 / 3 an. Czeh 32 ) fand im Jahre 1891 
im grossen und kleinen Steinberg (Rheingau) unter 7076 Motten 64 0 / 0 
Mämi. und 36 °/ 0 Weib. Bei der 2. Generation enthielten 3037 Motten 
50 °/ 0 Weib. Zweifler (W. W. 1890, S. 271) fand */ 4 Männ. und >/* Weib. 
(=75°/ 0 bzw. 25°/ 0 ). Dienhart 49 ) liess bei seinen Fängen auf dem 
Wehlener Berg (Mosel) die Geschlechter durch die Fänger (Kinder) be¬ 
stimmen, was den Wert seiner Angaben beeinträchtigt. Für die 1. Generation 
1900 gibt er 40404 Motten mit 22,4 °/ 0 Männ. und 77,5 °/ 0 Weib., für die 
2. Generation 1900 21003 Motten mit 24,4 °/ 0 Männ. und 75 °/ 0 Weib an. 
Auffallend ist auch die grosse Übereinstimmung der Prozentzahlen der beiden 
Generationen. Auch für 1899 gibt er an, dass Ende Juli 60—75 °/ 0 der 
gefangenen Motten Weib, waren. Vielleicht war während der verschiedenen 
Fänge ein Teil der männl. Motten bereits verschwunden. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 269 


Lenert und Häuter teilen Zahlen mit, welche grösseres Interesse 
bieten. Ich habe aus den täglichen Angaben die Prozente der Männ. und 
Weib, berechnet und aus diesen Prozentzahlen das Mittel genommen. Da¬ 
nach lautet für Lenert 82 ), 85 ), die Verhältniszahl der Männ. und Weib. 
57,3:42,7 und 60:40, für Häuter 67 ) 55,5:44,5. Diese Zahlen nähern 
sich dem Wert 60:40, dem wie schon oben (vgl. S. 227) begegneten. 

Für den Lichtfang. — Abgesehen von mehreren flüchtigen Angaben 
liegen auch einige eingehendere Mitteilungen vor. 

Im Jahre 1902 und 1903 habe ich 41 ) in der Station von Villefranche 
von Mai bis Oktober mit 8 Azetylenlampen Meduse Schmetterlinge im all¬ 
gemeinen gefangen und die Geschlechter bestimmt. Ich konnte dabei fest¬ 
stellen, dass sich die Prozentzahlen der Weib, bei den Spinnern der Zahl 4, 
bei den Eulen der Zahl 19, bei den Spannern der Zahl 27 und bei den 
Kleinschmetterlingen der Zahl 38 näherten. Da die Kleinschmetterlinge 
etwas vernachlässigt waren, so ist die letzte Zahl ohne Zweifel zu klein. Aber 
auch so schon nähert sie sich der Zahl 40. Dieser Zahl begegnen wir 
auch beim Lampenfang der Kleinschmetterlinge der Rebe. Für die im 
Jahre 1901 von Vermorel & Gastine 62 ) mit der Meduse gefangenen 
Springwurmmotten bestimmte ich die Männ. und Weib., wobei man im 
Mittel 58°/ 0 Männ. und 42°/ 0 Weib, erhielt. In demselben Jahre wurden 
von Laborde 79 ) die vom 7.—24. Juli auf La Maqueline (Gironde) ge¬ 
fangenen C. a. untersucht (vgl. oben S. 261), was ihn zu folgendem 
Resultate führte: Die Zahl der Männ. zu der der Weib, war für den 
ganzen Fang wie 60:40. Er fand es auffallend, dass diese Zahlen sich 
den soeben für die Springwurmmotte erwähnten sehr nähern. Für die 
Fänge in Avize (6./7. Juli bis 31/1. Juli-August 1911), vgl. Chappaz 27 ), 
bestimmte Chatnay die Geschlechter und erhielt für C. a. und 0. pill. zu¬ 
sammen 43,5% Weib. Diesen Resultaten gegenüber sind die von Martin- 
Flot & Puisard 106 ) bemerkenswert. Sie fingen im Jahre 1910 in Avize 
und Cramont (Champagne) 4936972 C. a. und 7480564 0. pill., unter denen 
sich 56°/ 0 Weib, und 44°/ 0 Männ. C. a. und 58°/ 0 Weib, und 42% Männ. 

O. pill. befanden. Es wurde hier also gerade das umgekehrte Verhältnis 

beobachtet. 

Über die Menge der Eier, welche die gefangenen Weibchen enthalten, 
liegen nur sehr wenige bestimmte Angaben vor. Für die C. a. sind solche 
hauptsächlich von Laborde 79 ) gemacht und beziehen sich auf die in der 
Tab. 12 wiedergegebenen Fänge. Sie sind in der folgenden Tabelle enthalten: 

Tabelle 13. Menge der Eier in den mit Licht gefangenen Weibchen (Laborde). 

Datum (Juli 1901) 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 

1. °/ 0 Weib. 42 59 47 34 18 10 8 77 67 29 58 65 67 40 39 0 34 13 

2. °l 0 der Weib. 

mitEiernangefüllt 16 41 40 17 6 0 0 0 0 0 8 6 8.5 0 5.5 0 5.5 0 

3. °/ 0 der Weib. 

mit wenig Eiern 26 18 7 17 12 10 8 6 0 9 27 31 50 13 33,5 0 0 0 

4. °/„ der Weib. 

ohne Eie r. 0 0 0 0 0 0 0 71 67 20 23 28 8,5 27 0 0 28,5 13 

Summe von 3 u. 4 26 18 7 17 12 10 8 77 67 29 50 59 58,5 40 33,5 0 28,5 13 


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270 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Von der Springwurmmotte habe ich **) 32474 vom 25. Juli bis zum 
5. September mit der Azetylenlampe Meduse gefangene Stücke, welche die 
ganze Ausbeute darstellten, untersucht Ich unterschied hierbei zwischen 
mit Eiern angefüllten Weib. (Weib. I) und solchen Weib., die nur noch 
ganz wenige Eier besassen oder schon abgelegt hatten (Weib. II). Es 
wurden im ganzen 7645 Weib, festgestellt und von diesen fielen 2821 auf 
die Weibchengruppe I und 4824 auf die Weibchengruppe 13. Anfangs war 
die Zahl der Weib. I grösser als die der Weib. n. Gegen den Schluss 
fand das umgekehrte Verhältnis statt und die Zahl der Weib. I sank auf 0. 

Zeit v. 25-/26. Juli b. z. 17./18. Aug. (= 22 Nächte) = 849 Weib. I + 560 Weib. II = 1409 Weib. 

(— 60,2 °/ 0 ) (=39,7°/ 0 ) 1 ) 

Zeit v. 18./19. Aug. b. z. 5-/6. Sept. (= 16 Nächte) = 1972 Weib.I + 4264 Weib. II = 6236 Weib. 

(= 31,60/») (= =6 8 , 3 o/ n) *) _ 

2821 Weib. I + 4824 Weib. II = 7645 Weib. 

Sonst liegen nur vereinzelte Angaben vor. Dienhart 49 ) machte in 
Wehlen folgende Beobachtungen. Bis Ende Juli (1899) waren 60--75% 
aller mit dem Fächer gefangener Motten Weib. Fast alle hatten noch 
ihre Eier bei sich. Am 2. August wurden die ersten Weib, bemerkt, welche 
teilweise oder ganz abgelegt hatten. Am 5. August fand man unter 40 
untersuchten Motten 12 Weib., die fast abgelegt hatten. Picard 122 ) fing 
vom 27.—30. Juni mit 2 Azetylenlampen. Die Weib. C. a. waren alle be¬ 
fruchtet; 1 Weib, hatte alle Eier; 1 Weib, war fast leer; 17 Weib, hatten 
30—120 Eier. Chappaz 27 ): Verzenay (Champagne), 1. Generation. Von 
50 Weib. C. a. hatten 17 noch nicht gelegt. 22 teilweise, 11 waren fast leer. 

Es ist interessant und wichtig, die Wärme der Nächte mit der Zahl 
der gefangenen Weib, und andererseits mit der Zahl der Weibchen zu ver¬ 
gleichen, die noch nicht abgelegt haben. Es ist bekannt, dass in warmen 
Nächten mit Lampen viele Schmetterlinge gefangen werden. Es scheint 
mir nun, dass solche Nächte, welche mittels Lampenfang überhaupt viele 
Schmetterlinge liefern, auch relativ mehr Weib, geben als andere Nächte. 
Bei meinen Versuchen mit Azetylenlampen in Villefranche habe ich 41 ) im 
allgemeinen vom Goldafter (P. chrysorrhoea) keine oder sehr wenige Weib, 
erhalten. In einigen Nächten fing ich verhältnismässig viele Exemplare 

der Art, und in solchen Fängen fanden sich dann Weib. vor. Im ganzen 

fing ich 940 Exemplare mit 24 Weib. Neun Fänge mit im ganzen 

562 Exemplaren gaben 24 Weib., während 94 Fänge mit im ganzen 

378 Exemplaren keine Weib, gaben. Gastine und ich [vgl. Gastine 61 )] 
haben im Jahre 1902 beim Fang von 0. pill. für 3 Proben folgende Fest¬ 
stellungen gemacht: 


Nacht 

Temperatur 

Männ. 

Weib. 

Weib, 
mit Eiern 

Weib, 
ohne Eier 


0 C. 

°/o 

0, 

10 

°lo 

°lo 

t>./7. August 

. . . 21 

44,48 

55,52 

73,0 

27,0 

8./9. 

. . . 17 

72,42 

27,58 

60,0 

40,0 

9./10. ,. 

. . . 14 

90.58 

9.42 

53,5 

46,5 

*) Beide auf 

1409 bezogen. — 

9 ) Beide auf 6236 bezogen. 




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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 271 


Man könnte ans diesen Zahlen folgenden Schluss ziehen: Je kälter 
die Nacht ist, um so weniger Weib, und um so weniger Weibchen mit 
Eiern werden gefangen. Hierzu möchte ich die Erfahrungen (C. a. und 
O. pill.) von Martin-Flot I07 ) anführen. In kalten Nächten hei Tau und 
Mondschein erhielt er 75—80°/ 0 Männ. und 20—25°/ 0 Weib.; wenn der 
Wind etwas stark war höchstens nur Männ. In stillen und warmen Nächten 
trat das umgekehrte Verhältnis ein. 

Schliesslich ist zu erwähnen, dass auch für den Köderfang einige 
Beobachtungen über die Zahl der Geschlechter gemacht worden sind. 

Schott m ) äussert sich in folgender Weise. Zeitweise waren die 
Männ. an Zahl vorherrschend, doch weitaus nicht immer, ebenso die Weib, 
ohne Eier im Vergleich zu den Weib, mit Eiern. Im Gegenteil hat er (im 
August) Motten aus Gläsern erhalten, in denen das Verhältnis der Weib, 
mit Eiern zu dem ohne Eier wie 2 :1 war (667 : 333). Gescher *°), welcher 
mit einem aus Ägypten erhaltenen Lockmittel fing, erhielt anfangs mehr 
Männ., dann mehr Weib. Reichlich die Hälfte der gefangenen Motten waren 
Männ. Vs der Weib, hatten alle oder fast alle Eier, 2 /s hatten die meisten 
Eier abgelegt und a / 6 waren ohne Eier. Für in Forst (Pfalz) am 27. Juli 
geköderte Motten stellte Schwangart 18 °) 277 Männ. und 82 Weib. C. a. 
und 358 Männ. und 123 Weib. P. b. fest. Labergerie 76 ) schätzt die mit 
Melasse gefangenen Geschlechter auf: 0. pill. 1 Männ. zu 5 Weib., C. a. 
und P. b. 1 Männ. zu 2 Weib. Wenn in einem Gefäss 2 Schm, der P. b., 
besonders der C. a. waren, so handelte es sich meist um ein Weib, und 
ein Männ. Dieses erinnert an das, was Schwangart 18a ) aus der Pfalz von 
den „Wunderbüchsen“ berichtet. In einzelnen Gefässen fand man 100 Exem¬ 
plare. Sie enthielten vorwiegend Männ. neben einigen wenigen oder nur 
einem Weib. Maisonneuve loa ‘) fand unter den von ihm am 10. bis 
24. Juli 1911 mit Wein geköderten 311 C. a. 38°/ 0 Männ. und 67 °/ 0 Weib, 
und unter den von Moreau und Vinet auf gleichem Wege am 9. bis 
18. Juli 1911 erhaltenen 252 C. a. 34 °/ 0 Männ. und 69 °/o Weib. Anfangs 
waren die Männ. ebenso zahlreich oder zahlreicher als die Weib. — Vgl. oben 
(S. 263) Standfuss. 

Literaturangaben. 

(Pr. agr. vit. = Progres agricole et viticole; Feuill. vinic. Gironde = Feuille Vinicole de 
la Gironde; R. vit. = Revue de Viticulture; Chron. agr. Cant. Vaud. = Chronique agricole 
du Canton de Vaud; W. W. = Weinbau und Weinhandel; Mitt. Weinb. Kellerw. = Mit¬ 
teilungen über Weinbau und Keller Wirtschaft.) 

1. Anouilh, Paul. 1910. La lutte contre l’Eudemis et la Cochylis. Pr. agr. vit. 31, 

p. 618—619. 

2. Arnaud, Louis. 1911. Observations sur la maniere de se nourrir de la Cochylis 

et sur sa destruction. Pr. agr. vit. 32, p. 787— 790. 

3. Audebert, Octave. 1909. La lutte contre la Cochylis et l’Eudemis. Pr. agr. 

vit. 30, p. 69—78. 

4. — — 1910. La Campagne de 1909 contre PEudemis. Pr. agr. vit. 31, p. 415—417. 

5. Audouin, Victor. 1842. Histoire des insectes nuisibles ä la vigne et particuliere- 

ment de la Pyrale. Paris 1842, XVI und 349 p. 23 PI. 

6. Barbut, G. 1911. Les pieges lumineux au concours de Carcassonne. Pr. agr. 

vit. 32, p. 13—22, 9 Abb. 


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272 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

7. Barbut, G. 1911. La Station d’essais agricoles de Carcassonne. ExpSriences contre le 

mildiou et contre la Cochylis. Pr. agr. yit. 32, p. 544—547, 574—580. 

8. Beilot des Minieres. 1900. l’Eudemis botrana. Feuill. vinic. Gironde 25, p. 118. 

9. - 1900. Communications (E. botrana). Feuill. yinic. Gironde 25, p. 138. 

10. Berlese, Antonio e Gustavo Leonardi. 1896. Notizie intomo all’effetto degli 

insettifughi nella lotta contro la Cochylis ambiguella, Rivist. patol. veget. 4, 
p. 304—343, 4 Abb. 

11. Brin, F. 1900-1901. La Cochylis. R. vit. 13, 1900, p. 500- 502; 14, 1900, 

p. 10—13, 37—39; 15, 1901, p. 41—44, 153—158, 179—183, 212—216, 346—351; 
16, 1901, p. 481—485, 505—510. 1 pl. 17 Abb. 

12. Buhl, Franz. 1902. La lutte contre la Cochylis et la Pyrale en Baviere. R. yit. 18, 

p. 614—615. 

13 Capus, J. 1902. Commission d’6tudes sur la destruction de l’Eudemis botrana. 
Experiences effectuees au Chäteau Latresne (Gironde), 1901—1902. Feuill. Yinic. 
Gironde 1902. 

14. — — 1911. Les avertissements pour les traitements des maladies cryptogamiques et 

des insectes parasites de la vigne. Origine et fonctionnement de la Station de 
Cadillac. Pr. agr. vit. 32, p. 578-580, 658—662, 687—689, 709-712, 773—776. 

15. — — 1911. Recherches sur Involution et le traitement de l’Eudemis et de le Cochylis 

en 1911. R. vit. 36, p. 272—278. 

16. Capus, J. & J. Feytaud. 1909. l’Eudemis et Cochylis. Moeurs et traitements. 

Paris et Bordeaux 1909, 70 p. 

17. — — 1910. La lutte contre l’Eudemis et la Cochylis par la raethode preventive. 

R. vit. 33, p. 231—237, 3 graphiques, 261—265, 2 graphiques, 291—294. 

18. — — 1910. Experiences contre l’Eudemis et la Cochylis en 1909. Essai comparatif 

de divers traitements insecticides. R. vit. 33, p. 393—399, 426—430, 455—459. 

19. — — 1911. Les invasions d’Eudemis et de Cochylis dans la Gironde en 1910. 

Recherches sur les traitements insecticides. R. vit. 35, p. 430—434, 453—460, 
482 -487. 

20. Caruso, G. 1895—1897. Esperienze sui mezzi per combattere la tignuola della vite 

fatte nel 1894—1896. Att. R. Accad. Georgofili. Ann. 1895—1897, vol. 18—20. 
Firenze. 

21. Chappaz, Georges. 1909. Les pieges lumineux contre la Pyrale et la Cochylis. 

Pr. agr. vit. 30, p. 97—100. 

22. -1910. Les pieges lumineux contre la Pyrale et la Cochylis. Pr. agr. vit. 31. 

p. 161-164. 1 Abb. 

23. -1910. Organisation des syndicats de defense contre la Pyrale et la Cochylis. 

Pr. agr. vit. 31, p. 217-221. 

24. — — 1910. Les pieges lumineux contre la Pyrale et la Cochylis. Pr. agr. vit. 31. 

p. 461—464. 

25. — — 1911. Premiers attaques de parasites. Stations d’avertissements. Pr. agr. 

vit. 32, p. 605—609. 

26. — — 1911. A propos des pieges lumineux. Pr. agr. vit. 32, p. 33—36. 

27. -1911. La lutte contre la Pyrale et la Cochylis par le papilionnage. Pr. agr. 

vit. 32, p. 449 - 454. 

28. Coderey, Jules. 1901. Chasse aux popillons du ver. Chron. agr. Cant. Vaud. 14. 

p. 284—285. 

29. Comstock, J. Henry. 1879. Report upon cotton insects. Washington 1879. 

30. Couanon, G. 1904. Traitement d’hiver contre la Pyrale et la Cochylis en Cham¬ 

pagne. R. vit. 1904, 21, p. 215—218. 4 Abb. 

31. Crosasso, F. 1908. La chasse aux papillons du ver de la vigne. Chron. agr. Cant. 

Vaud. 21, p. 524—526. 

32. Czeh, Andreas. 1898. Über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes und die 

Nutzbarmachung eines natürlichen Feindes desselben. W. W. 16, S. 101 —102, 111. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 273 


32 a. Cz6h. 1903. Die Vermehrungsfähigkeit des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 21, 
49-50, 151. 

33. -- 1906. Die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes (Conchylis ambiguella) in 

den Königl. preussischen Domanial-Weingütem im Rheingau. W. W. 24, S. 93 
bis 94, 104. 

34. - 1908. Die Bekämpfung des Heu- und Sauerwunnes in den Königl. Domanial- 

Weingütem im Rheingau. W. W. 26, S. 65—66. 

35. Dahlen, H. W. 1890. Wieviel Dollessche Lampen sind für den Hektar Weinberge 

notwendig? W. W. 8, S. 179. 

36. —- 1890. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 8, S. 153 

bis 155. 3 Abb. 

37. De la Rochemacö. 1911. Les pieges ä Cochylis. Pr. agr. vit. 32, p. 639—640. 

38. Del Guercio, Giacomo. 1899. Delle tortrici della fauna italiana specialmente 

nocive alle piante coltivate. Nuov. relaz. Stazion. entomol. agrar. Firenze. Ser. 1, 
Nr. 1, 1899, p. 117—193. 28 Abb. 

39. Deumiö, M. 1911. Determination de la date d’eclosion des Cochylis et des Eude- 

mis. Pr. agr. vit. 32, p. 265—266. 

40. Dewitz, J. 1901. La ponte de la premiere genöration de la Cochylis. 6. Congr 

internat. agr. Paris. T. 2. Compt. rend. travaux du Congr. Paris, p. 336—337. 

41. - 1904. Fang von Schmetterlingen mittels Azetylenlampen. Allg. Zeitschr. f. 

Entomologie, Bd. 9, S. 382—386, 401—409. 

42. — — 1905. Über Fangversuche angestellt mittele Azetylenlampen an den Schmetter¬ 

lingen von Tortrix pilleriana. Zeitschr. wissensch. Insektenbiolog. Bd. 1 (10) 1905, 
S. 106—116. 

43. — — 1905. Beobachtungen, die Biologie der Traubenmotte Cochylis ambiguella 

Hübn. betreffend. Zeitschr. wissensch. Insektenbiolog. Bd. 1 (10), S. 193—199, 237 
bis 247, 281—285, 338-347. 1 Taf, 13 Abb- 

44. — — 1906. Über den Einfluss der Wärme auf die Raupen der Traubenmotten 

Cochylis ambiguella und Eudemis botrana. Bericht Geisenheim für 1905, S. 161 
bis 188. 

45. — — 1906. Die Häufigkeit des Sauerwurmes, in den Weinbergen der Lehranstalt 

im Sommer 1905 nebst Bemerkungen über das Verhalten der Art C. ambiguella und 
E. botrana. Bericht Geisenheim für 1905, S. 188—193. 

46. - 1906. Die Verteilung der Geschlechter bei C. ambiguella. Bericht Geisenheim 

für 1905, S. 194—196. 2 Abb. 

47. — — 1907. Die Bekämpfung des einbindigen und des bekreuzten Traubenwicklers. 

Landw. Jahrbücher 36. S. 959—997. 2 Ta f ., 14 Abb. 

48. — — 1911. Die Zahl der Männchen und Weibchen bei den Kleinschmetterlingen 

der Rebe. W. W. 29, S. 273—274, 2 Abb.; 285. 

49. Dienhart, J. P. 1901. Denkschrift über die „Wehlener Methode“ zur Bekämpfung 

des Heu- und Sauerwurmes. Trier 1901, S. 35. 3 Taf. 

50. Dillaire. 1907. Traitement de l’Eudemis par la chaux (oeufs). Pr. agr. vit. 28, 

p. 108-110. 

51. Dolles, Wilhelm. 1889. Zum nächtlichen Einfangen der Motten des Heuwurmes 

und Springwurmes mittels Lämpchen. W. W. 7. S. 329—331. 

52. Dufour, J. 1903. Ver de la vigne (chasse). Chron. agr. Cant. Vaud. 16. p. 223 

bis 226. 

53. Durand, Joseph. 1911. (Lampes avertisseurs). Pr. agr. vit. 32, p. 15—16. 

54. Farini, Giovanni. 1900. Cochylis. Caccia alle farfalle. Padova 1900, 38 p. 1. Tav. 

55. Fontenouille, G. de. 1911. La Cochylis. Besangon 1911, 29 p. 

56. F o r e 1. 1861. Note sur la pyrale, ou teigne de la vigne (C. ambiguella). Ann. Soc. linneen. 

Lyon N. S. T. 7. 1860—1861, p. 173—186, 1 pl. Der grösste Teil der vorstehenden 

Arbeit war bereits publiziert unter dem Titel: Ch. Bugnion, Rod. Blanchet et 
Al. Forel. Memoire sur quelques insectes qui nuisent ä la vigne dans le Canton de 
Geisenheimer Jahresbericht 1911. 18 


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274 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Vaud. Neue Denkschr. allg. Schweiz. Gesellsch. f. ges. Naturwiss. Neufchatel 1841. 
T. 5, 44 S., 1. Taf. 

Es sind nur einige Bemerkungen über Vorkommen in der Schweiz zugefügt. 
Nach den Angaben im Text hat Forel die Untersuchungen bis 1839 aus¬ 
geführt. Sie wurden 1841 in der Schweiz. Denkschr. veröffentlicht, 1856 der Soc. 
lienn. Lyon vorgelegt und hier 1860—1861 veröffentlicht. 

57. Frank&Rörig. 1896. Über Fanglatemen zur Bekämpfung landwirtschaftl. schädlicher 

Insekten. Landw. Jahrbücher 1896, Bd. 25, S. 483—495. 1 Taf., 2 Abb. 

58. Fuhr & Kissel. 1911. Versuche zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes im 

Jahre 1910. Arbeiten d. Landwirtschaftskammer f. d. Grossh. Hessen. Heft 7. 

59. Gaillard-Perr6az & G. Rosset. 1901. Resultats obtenus ä Aigle dans la chasse 

aux papillons. Chron. agr. Cant. Vaud. 14, p. 235, 237. 

60. - 1902. Ver de la vigne (chasse). Chron. agr. Cant. Vaud. 15, p. 271—273. 

61. Gastine, G. 1903. Les pieges lumineux contre la Pyrale (T. pilleriana). Progr. 

agr. vit. 24, p. 630—641. 

62. Gastine, G. & V. Vermorel. 1901. Sur les ravages de la Pyrale (T. pilleriana) 

dans le Beaujolais et sur la destruction des papillons noctumes au moyen de pieges 
lumineux alimentes par le gaz acötylene. Compt. rend. Acad. Sc. Paris. 133, 2, 
p. 488—491. Auch in R. vit. 16, 1901, p. 354—357. 

63. Ge sch er, Kl. 1905. Die nützlichsten Weinbergsinsekten. Trier 1905. 

64. -(1911). Die Sauerwurmbekämpfung für den kleinen und mittleren Winzer. 

Trier. S. 14. 

65. -1911. Ist der Traubenwickler ein Ortstier oder nicht? W. W. 29, S. 134—135. 

66. -1911. Schädlingsbekämpfung im Jahre 1911. W. W. 29, S. 383. 

67. Häuter. 1899. Ergebnisse der Edenkobener Heu- und Sauerwurmbekämpfungs¬ 

versuche. W. W. 1899, 17, S. 109. 

68. Jablonowski, Jözsef. 1900. A szolomoly es a szoloiloncza. Eletmodljuk es irta- 

suk. Budapest 1900, 94 S., 8 Abb., 3 Taf. Auszug von Czeh in W. W. 21, 
1903, S. 49—50, 151. Vgl. Nr. 32 a. 

69. -1911. Über die Eianzahl im Eierstock des Traubenwicklers. Naturw. Zeitschr. 

Forst- u. Landwirtschaft. 9, S. 467—472. 

70. Jolicoeur, Henri. 1894. Description des ravageure de la vigne. Reims 1894, 

VIII u. 236 p., 20 pl. 

71. Kehrig, Henry. 1893, La Cochylis. Des moyens de la combattre. 3. Edit. 

Paris et Bordeaux 1893, 61 p., 2 pl. 

72. — — 1907. l’Eudömis (Eudemis botrana, Schiffermüller) ou ver de la vigne. Les 

moyens proposSs pour la combattre. 2. Edit. Paris et Bordeaux 1907, 18 p., 5 Abb. 

73. - 1909. Enquete sur l’Eudömis. Feuill. Vinic. Gironde 1909. 

74. Keller, C. 1890. Der Sauerwurm und seine Bedeutung für den Weinbau. Schweiz. 

landw. Zentralblatt 1890, S. 16. 

75. Koch, Fr. W. 1898. Der Heu- und Sauerwurm oder der einbindige Traubenwickler 

(Tortrix ambiguella) und dessen Bekämpfung. Trier. 3. Aufl. 1898, 32 p., 2 Taf. 

76. Labergerie. 1911. Destruction de la Cochylis, de PEudemis et de la Pyrale. R. 

vit. 36. p. 612—614. 

77. Laborde, J. 1901. Sur les moyens de combattre la Cochylis au printemps et en 

ete. Pr. agr. vit. 1901, 1, p. 693—707. 

78. — — 1901. Sur la Cochylis et PEudemis. R. vit. 15, p. 320—326, 2 Pl. 

78 a. — — 1902. Rapport sur les moyens de combattre PEudemis, la Cochylis et l’Altise. 
Bullet. Minist. Agric. 1902. 

79. — — 1902. Sur la destruction des papillons de Cochylis par les lantemes piöges. 

R. vit. 18, p. 173—178, 2 Abb. 

80. - 1904. Sur la Cochylis et PEudemis botrana. Influence de leurs dögäts sur la 

vinification; moyens de combattre ces deux parasites. Pr. agr. vit. 1904, 1, p. 563 
bis 568, 593—598, 629—637. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 275 


81. Lenert, A. 1890. Denkschrift über die Bekämpfung des Sauerwurmes im Bezirks¬ 

amt Landau (Pfalz) im Jahre 1890. Kaiserslautern 1890, 32 S., Abb. Ebenso in 
W. W. 1891, S. 79—82, 3 Abb.; 93 - 96, 4 Abb.; 159—162, 4 Abb. 

82. — — 1899. Bericht über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes auf dem 

Versuchsfelde zu Edenkoben. W. W. 17, S. 227. 

83. - 1901. Der Gläschenfang der Traubenmotten. W. W. 1901, 19, S. 301—302. 

84. - 1901. Weitere Erfahrungen, betr. Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. 

W. W. 19, S. 547—548. 1 Abb. 

85 - 1902. Bericht über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes in dem Ver¬ 

suchsfeld „Gerech“ bei Edenkoben im Jahre 1902. — Anwendung von Mottenfang¬ 
lampen in den Gemarkungen von Edenkoben, Diedesfeld und Siebeldingen. — Zur 
Verwendung der Mottenfanglampen in den Weinbergen. W. W. Jahrg. 20, S. 254, 
339—340, 357. 

85 a.- 1903. Noch einmal die Vermehrungsfähigkeit des Heu- und Sauerwurmes. 

W. W. 21, S. 128. 

86. Lüstner, G. 1898. Beiträge zur Biologie des Traubenwicklers Tortrix ambiguella 

Hübner. Mitt. Weinb., Kellerw. 10, S. 81—84. 3 Abb.; S. 116—120, 3 Abb.; 

S. 129-134, 3 Abb. 

87. - 1899. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 17, S. 77—78, 87,97. 

88. - 1902. Eine neue Lampe zum Fangen der Schmetterlinge des Heu- und Sauer¬ 

wurmes. Bericht Geisenheim für 1901. S. 170—174. 3 Abb. 

89. - 1902. Weitere Erfahrungen bei der Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. 

W. W. 20, S. 399. 

90. - 1904. Bekämpfungsversuche gegen den Heu- und Sauerwurm (Tortrix ambiguella 

Hüb.), a) Fangen der Motten mittels Azetylenlampen. Bericht Geisenheim für 
1903, S. 192—193. 

91. - 1905. Prüfungen von Mitteln, welche die Motten von den Stöcken fernhalten 

sollen. Bericht Geisenheim für 1904, S. 252—253. 

92. -1910. Fangversuche mit Heu- und Sauerwurmmotten. W. W. 28, S. 547. 

93. -1911. Neuere Erfahrungen bei der Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. 

Mitteil. Weinb., Kellerw. 23, S. 40—62. 

94. Lüstner, G & J. Fischer. 1911. Über den Wert der Fanggefässe bei der Ver¬ 

nichtung der Heuwurmmotten. Mitt. Weinb., Kellerw. 23, S. 162—163. 

95. Lüstner, G. 1911. Ein neuer Klebfächer znm Fangen der Heu- und Sauerwurm- 

motten. W. W. 29, S. 9. 3 Abb. 

96. -1911. Ergebnisse der Heu- und Sauerwurmbekämpfungsversuche im Jahre 1911. 

W. W. 29, S. 581—584, 593—596. 

97. Mach, E. 1890. Über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Allg. Wein- 

Zeitung 7, S. 333—334, 345—346, 355—356, 375—376, 434—435, 445—446. 

98. Maisonneuve, P. 1907. Etüde sur la Cochylis. Biologie et traitements. Bull. Soc. 

industr. agric. Angers. 1907, 39 p., Extrait. 

99. -1911. Sur l’appareil ovarien des Cochylis. R. vit. 35, p. 769 (auch in: C. Rend. 

Acad. Scienc. Paris. T. 152, p. 1702, 12. Juni 1911). 

100. -1911. Les oeufs de la Cochylis. R. vit. 36. p. 69—70. 

101. — — 1911. Les oeufs de la Cochylis et la seconde göneration de 1911. R. vit. 36, 

p. 181—186. 

102. -1911. Sur la fecondite des Cochylis. Compt. rend. Acad. Scienc. Paris. 

T. 152, p. 1511, 29. Mai 1911. 

102 a. — — 1912. La lutte contre la Cochylis en Anjou en 1911. R. vit. T. 37, p. 371 
bis 377, 411—416. 

103. Mai son neu ve, L. Moreau, E. V in et. 1909. La destruction de la Cochylis. Etudes 

et expöriences. Bull. Soc. industr. agric. Angers. 1909, 45 p., Extrait. 

104. Mal ly, F. W. 1893. Report on the Boll Worm of Coton (Helianthus armiger Hübn.). 

U. S. Dep. agr. Divis. Entomol. Bull. No. 29. Washington 1893. 

18* 


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276 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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105. Marchal, Paul. 1911. Observations biologiques sur TEudemis. R. vit. 36. p. 690 

bis 695, 721—724. 

106. Martin-Flot et Piusard. 1910. Rapport sur les essais tentös en yue de la de- 

struction des papillons de la Pyrale et de la Cochylis. Pr. agr. vit. 31, p. 259—263. 

107. Martin-Flot. 1911. Essais de destruction de la Cochylis et de la Pyrale, ä Ayize, 

par les pieges lumineux. R. yit. 36, p. 448—451. 

108. Martini, S. 1897. Ancora del sistema insettifugo contro la tignuola della vite. 

Bulletin. Entomol. agrar. Patolog. veget. Anm. 4, p. 281—284, 334—337. 

109. Me st re, C. 1899. Cochylis et lantemes-pieges. Pr. agr. vit. 20, 1, p. 599—602. 1 Abb. 

110. - 1900. Conference publique sur la Cochylis ä Carcassonne. Carcassonne 1900, 44 p. 

111. -1901. Eudemis et Cochylis. Feuill. vinic. Gironde 26, p. 70. 

112. Michel, Henri. 1911. Des pieges lumineux comme avertiseurs de Feclosion de la 

Cochylis. Pr. agr. vit. 32, p. 803. 

113. Morerod, H. 1890. Essais ä Yvorne. Feuill. Yinic. Gironde. 10. Avril 1890. 

Chron. agr. vit. Canton Vaud. 2, 1889, p. 39. 

114. Muth, Franz. 1911. Lockflüssigkeiten für Heu- und Sauerwurmmotten. W. W. 29, 

S. 223-224. 3 Abb. 

115. Oberl in, Ch. 1890. Der Beginn der Flugzeit der Traubenmotte. W. W. 8. S. 161. 

116. -1901. Die Bekämpfung des Traubenwurmes. W. W. 19, S. 234. 

117. -1910. Le ver de la vigne. Pr. agr. vit. 31, p. 135—136. 

118. (Orsi). 1890—1892. Leseberichte aus San Michele 1889—1891. Weinlaube 1890, 

22, S. 79—80; 1891, 23, S. 187—188; 1892, 24, S. 248. 

119. Pagenstecher, Arnold. 1875. Über den nächtlichen Fang von Schmetterlingen. 

Jahrbücher Nassauisch. Yer. Naturkunde Jahrg. 29 und 30. 

120. Perraud, J. 1904. Sur la perception des radiations lumineuses chez les papillons 

noctume8 et Temploi des lampes-pieges. Pr. agr. vit. 1904, 1, p. 722—723. 

121. Pfeiffer, F. 1906. Die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes in Kempten 

(Rheinhessen). W. W. 24, S. 18—19. 

122. Picard, F. 1911. Une experience sur les pieges lumineux. Pr. agr. vit. 32, p. 40—41. 

123. — — 1911. Sur quelques points de la biologie de la Cochylis et de l’Eudemis. 

Pr. agr. vit. 32, p. 53—54. (Auch in C. Rend. Acad. Scienc. Paris. 19. Juli 1911 
u. R. vit. 36, 1911, p. 17—18). 

124. Rathay, Emerich. 1896. Über ein schädliches Auftreten von Eudemis botrana in 

Niederösterreich. Weinlaube 28, S. 409—414. 4 Abb. (Mit altern Literaturangaben 
für die Art). 

125. von Ritter, C. 1835. Bemerkungen über den Heu wurm und Sauerwurm an den 

Weintrauben 1835, S. 32. 4 Abb. Auszug in W. W. 8, 1890, S. 147. 

126. Schlegel, Hermann. 1890. Praktische Erfahrungen beim Bekämpfen der Heu- 

wurmmotten. W. W. 8, S. 195—196, 249. 

127. - 1891. Zum Kampf gegen die Traubenmotte. W. W. 9, S. 201. 

127 a.- 1897. Die Sauerwurmmotte fliegt. W. W. 15, S. 240. 

128. Schott, Peter Carl. 1911. Mottenfanggläser zum Fang von Heu- und Sauer¬ 

wurmmotten. Naturw. Zeitschr. Forst- und Landwirtschaft. 9, S. 178—186, 205—214. 

129. Schwangart. 1910. Über die Traubenwickler (Conchylis ambiguella Hübn. und 

Polychrosis botrana Schiff) und ihre Bekämpfung, mit Berücksichtigung natürlicher 
Bekämpfungsfaktoren. G. Fischer, Jena, 70 S. 3 Taf. 

130. — — 1910 u. 1911. Ist eine Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes möglich? 

Mitteil. Deutsch. Weinbau-Yerein 5, S. 345-360, 6, 11—19. 

131. -1911. Ist der Traubenwickler ein Ortstier? W. W. 29, S. 172—173, 199. 

132. — — 1912. Neue Erfahrungen mit der Bekämpfung der Traubenwickler. Mitt. 

Deutsch. Weinbau-Verein 7, S. 33—46, 82—90. 

133. Seufferheld. 1902. Die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Bericht Geisen¬ 

heim f. 1901, S. 19—22. 

134. — — 1903. Die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Bericht Geisenheim f. 

1902, S. 18-22. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 277 


135. Slingerland, M. V. 1902. Trap-Lanterns or „Moth Catchers“. Cornell Universit. 

Agric. exper. Station. Bull 202, 1902, p. 241. 3 Abb. 

136. - 1904. The grape-berry moth (Polvchrosis viteana Clemens). Cormell Universit. 

Agric. exper. Station. Bull 223. Tthaca 1904, 19 p. 25 Abb. 

137. Speth. 1897. Zur Bekämpfung der Traubenmotte. W. W. 15, S. 282. 

138. Standfuss, M. 1896. Handbuch der paläarktischen Grossschmetterlinge für Forscher 

und Sammler. 2. Aufl. Jena, 1896. 

139. Uteau, R. & Frederic Perpezat. 1908. Quelques observations sur le traitement de 

FEudemis. R. vit 30, p. 656—658. 

140. Vogel. 1907. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Mitt. Weinb., Kellerw. 

29, S. 34—35. 

140a. Vogelmann. 1904. Erfahrungen mit Fanglampen und neue Beobachtungen über 
nützliche Insekten. W. W. Jahrg. 22, S. 332. 

141. Vermorel, V. 1902. Les pieges lumineux et la destruction des insectes nuisibles. 

Montpellier et Paris, 1902, 64 p., 31 Abb. 

142. — — 1911. Mildou, Cochylis, Eudemis. Paris et Montpellier, 1911,86 p., 2 PL, 27 Abb. 

143. -1911. La Cochylis et les lampes pieges au point de vue de Fopportunit6 des 

traitements. Pr. agr. vit. 32. p. 70. 

144. Vermorel & Dantony. 1911. Experiences executees sur les vers de la grappe. 

Pr. agr. vit. 32, p. 735—739. 

145. Wey rieh, A. 1911. Lockflüssigkeiten zum Abfangen der Heuwurmmotten. W. W. 

29, S. 280. 

146. Zmavc, A. 1910. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 28, S. 393 

bis 394. 

147. — — 1910. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 28, S. 461. 

148. -1911. Zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 29, S. 311—312. 

149. — — 1911. Zur Bekämpfung des Heu* und Sauerwurmes. W. W. 29, S. 442—443. 

150. Zschokke, A. 1900. Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Jahresb. Pfalz. 

Wein- und Obstbauschule Neustadt a. d. H. für 1899—1900, S. 25—32. 

151. -1901. Neuere Erfahrungen bei Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Ber. 

19. Deutsch. Weinbaukongr. für 1900. S. 102—107. 

152. — — 1902. Beobachtungen über das Auftreten des Heu- und Sauerwurmes. W. W. 

20, S. 207—208. 

152a. — — 1903. Versuche über die Wirksamkeit der Fanglampen zur Bekämpfung von 
Rebenschädlingen. W. W. Jahrg. 21, S. 343—344. 

153. — — 1904. Bekämpfung des Traubenwicklers und des Springwurm Wicklers. II. Ver¬ 

such mit Fanglampen. Jahresb. Pfälzisch. Wein- und Obstbauschule Neustadt a. d. H. 
für 1903, S. 24—25. 

154. -1911. Erfahrungen mit dem Mottenfang in Fanggefässen. Pfalz. Wein- und 

Obstbau-Zeitung 11, S. 34—36. 

155. Zweifler, Fr. 1898. Bericht über Versuche zur Bekämpfung des Heu- oder Sauer¬ 

wurmes. W. W. 16, 1898, 8. 196-197. 204-205, 212, 220—221. 

155 a. * * 1890. Praktische Erfahrungen bei der Bekämpfung des Heu- oder Sauer¬ 
wurmes. W. W. 8, 8. 292-294, 300, 308—310. 7 Abb. 

156. * * 1899. Versuche zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes im Versuchsfeld 

Deidesheim. W. W. 17, S. 227—228. 

157. * * (Les proprietaires du Chateau Carbonnieux) 1900. LEudemis botrana. Feuill. 

vinic. Gironde 25, p. 142. 

158. * * 1909. La plus importente decouverte agricole des tempes modernes. — Le 

ferment Ortei pour Fextermination des insectes nuisibles ä Fagriculture et la capture 
des mouches. moustiques et autres facteurs des maladies intertropicales. L’Afrique 
frangaise, Notre Algerie. N. S. Ann. 3. Suppl. au No. 99, 28 p. 

159. * * Denkschrift betreffend die Bekämpfung der Reblauskrankheit. Bearbeitet in d. 

Kais. Biolog. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft 27. (für 1904), 28. (für 1905). 
29. (für 1906) Denkschrift. 


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278 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Physiologische Untersuchungen an Insekten Nr. 3. 

(Vgl. Nr. 1 und 2, Jahresbericht für 1905 und 1909.) 

Über die Entstehung der Farbe der Kokons von gewissen auf 
unseren Obst- und Schattenbäumen lebenden Raupen. 

Gewisse Raupen, welche auf unseren Obst- oder Schattenbäumen 
leben, spinnen Seidenkokons, die sich dadurch auszeichnen, dass ihre 
normale Farbe, welche braun oder selbst schwarzbraun ist, hellere Töne 
annehmen oder sogar in weiss übergehen kann. Solche Arten sind 
unsere Saturniden (S. pavonia, pyri), B. lanestris, P. auriflua u. a. 
Die englischen Forscher und besonders Poulton sind der Ansicht, dass 
es sich hier um eine Anpassung an die Umgebung handelt, da man 
von solchen Arten auf weisser Unterlage helle Kokons erhält. Um 
nun diesen Gegenstand zu erforschen, erscheint es vor allem notwendig, 
die Entstehungsweise der braunen Farbe jener Kokons zu kennen. Über 
die äussere Seite dieser Frage wurden schon von Reaumur Beobachtungen 
gemacht. Bereits Reaumur war es bekannt, dass die sich verwandelnden 
Raupen von G. neustria ein Gespinst anfertigen, das anfangs farblos ist, und 
dass sie darauf aus dem After eine weiche Masse von zitronengelber Farbe 
entleeren, welche sie mittels der Mundorgane gegen das Gewebe pressen. 
Infolgedessen erscheint der Kokon wie gepudert. Diese Masse soll aus 
den Malpigischen Gefässen stammen. Es erscheint Reaumur auch wahr¬ 
scheinlich, dass die Raupe von L. salicis in ähnlicher Weise verfährt, wenn 
sie ihren Kokon anfertigt, und dass andere Raupenarten ihrem Kokon dadurch 
Festigkeit verleihen, dass sie ihn mit ans dem After entleerter Flüssigkeit 
durchtränken (S. pyri, G. quercifolia). 

Die von Reaumur und andern erwähnten Kokons lassen sich in zwei 
Gruppen teilen. In der ersten dieser beiden Gruppen, in welche ich 
B. lanestris, G. neustria und L. salicis stelle, verfährt die sich einspinnende 
Raupe in der Weise, wie es soeben für G. neustria angegeben wurde. Die 
Raupe von B. lanestris weicht von diesem Verfahren aber insofern ab, als 
sie den Kokon mit der weichen Masse umkleidet, so dass eine Schale 
ähnlich der der Reptilien- oder Vogeleier entsteht, deren Innenfläche das 
zarte Gespinst des Kokons anliegt. Soviel mir aus der Literatur und aus 
eignen Beobachtungen bekannt ist, variiert die Farbe des Kokons (der 
äusseren Schale) nur bei B. lanestris. Und auf diese Art beziehen sich 
auch meine Nachforschungen. 

Zur zweiten Gruppe gehören die Kokons gewisser Saturnidenarten 
und wahrscheinlich auch die anderer Bombyciden. Wenn die Raupe dieser 
Arten auf gehört hat zu fressen, entledigt sie sich des Darminhaltes, indem 
sie anfangs mehr oder minder feste Bestandteile und darauf eine bräunliche 
Flüssigkeit aus dem After ausstösst, bis aus diesem nur noch eine ungefärbte 
Flüssigkeit ausfliesst. Nachdem sich die Raupe in dieser Weise geleert 
hat, spinnt sie ihren Kokon, der anfangs vollkommen ungefärbt ist, und 
nach 24 Stunden stösst sie von neuem aus dem Darm eine mit dem Inhalt 
der Malpigischen Gefässe vermischte, farblose Flüssigkeit aus, mit der 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 279 


sie den Kokon durchtränkt, so dass er vollkommen feucht ist. Er ändert 
dann seine Farbe und wird braun. Es fragt sich nun, ob sich der farblose, 
aus dem After entleerte Saft an der Luft bräunt, so dass der Kokon braun 
erscheint, oder ob sich die Seidenfäden des Kokons unter dem Einfluss der 
farblosen Flüssigkeit braun färben. Meine Beobachtungen betreffen haupt¬ 
sächlich die Kokons von S. pavonia. 

i. Die Kokons von Saturnia pavonia. 

Zur Lösung der zuletzt aufgeworfenen Frage ist es zunächst not¬ 
wendig, dass man sich Kokons verschafft, w T elche noch nicht mit dem 
Darmsaft durchdrängt sind und daher noch ihre weisse Farbe besitzen. 
Dieses geschieht am besten in folgender Weise. Man wartet, bis sich die 
Raupe von S. pavonia zum ersten Mal entleert hat und sich anschickt zu 
spinnen. Dann verschliesst man ihr den After durch eine Ligatur oder 
indem man auf ihn eine kleine Menge 
eines schnell trocknenden Firnis 
bringt. Der Kokon, den eine so 
präparierte Raupe spinnt, bleibt 
weiss, weil die Raupe jetzt nicht 
mehr imstande ist, ihn mit Darm¬ 
saft zu durchtränken. Das Ge¬ 
spinst eines solchen weissen Kokons, 
das seine Entstehung nur den 
Sekreten der Spinndrüsen ver¬ 
dankt, kann mau jetzt einer ein¬ 
gehenden Untersuchung unter¬ 
werfen. 

a) Braunfärbung der Kokons iu Wasser und wässrigen Lösungen. 

Von den Einwirkungen, welche die verschiedenen Flüssigkeiten auf 
den farblosen Kokon ausüben, ist die merkwürdigste diejenige, welche 
reines Wasser hat. Die weissen Kokonstücke werden nämlich in destilliertem 
Wasser sehr bald braun. Schon nach einigen Stunden nimmt man die 
Umfärbung wahr. Nach längerem Weichen der Kokonstücke bekommt das 
Wasser eine schwach rötliche Färbung, woraus sich schliessen lässt, dass 
von der Gewebesubstanz etwas in Lösung übergegangen ist. Wenn man 
eine grössere Menge weisser oder natürlicher, brauner Kokonstücke in 
destilliertem Wasser oder verdünntem Glyzerin mazeriert, eine Woche oder 
länger, so erhält man eine bräunliche oder rötlich braune Flüssigkeit, die 
im Sonnenlicht nach Art der Lösungen von Anilinfarben einen smaragd¬ 
grünen Schein hat. 

Das Vermögen der weissen Kokonstücke, im Wasser braun zu werden, 
wird zerstört, wenn man sie für einige Augenblicke in siedendes Wässer 
hält. Dieses könnte auf die Anwesenheit eines Enzyms deuten, welches die 
Verfärbung veranlasst. Man könnte aber auch glauben, dass die sich ver¬ 
färbende Substanz durch siedendes Wasser ausgezogen wird. Denn taucht 



a b 

Abb. 51. Kokons von S. pavonia. a weisser, 
b brauner (natürlicher) Kokon. 


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280 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

man mehrere Stücke nacheinander in dasselbe siedende Wasser, so erhält 
dieses eine schwärzliche Färbung. Es gehen also gewisse Stoffe in Lösung. 
Dies zeigt auch folgender Versuch. Kocht man weisse Stücke lange auf 
dem Wasserbad und dampft ein, so erhält man eine braune Flüssigkeit und 
schliesslich einen schwarzbraunen Rückstand von der Farbe der schwarz¬ 
braunen, unter natürlichen Verhältnissen entstandenen Kokons, der sich 
leicht in verdünnter Natronlauge, wenig in verdünnter Essigsäure löst. 

Die Wärme wirkt fördernd auf das Erscheinen der braunen Farbe. 
Befeuchtet man eine aus Seidenwolle geformte Kugel mit destilliertem 
Wasser und legt sie in eine mit einem Deckel verschlossene Glasdose, 
welche man hei 45 0 C in den Thermostaten stellt, so ist die Kugel nach 
15 Minuten braun. Wasser entziehende Substanzen verzögern die Braun¬ 
färbung (Glyzerin, konzentrierte Lösung von Chlornatrium). Wenn man die 
weissen Kokonstücke aus konzentriertem Glyzerin, in dem sie sich nicht 
verfärben, herausnimmt, abspült und in Wasser legt, so werden sie sehr 
bald braun. 

Wässerige Lösungen stark reduzierender Körper (Hydroxylamin, 
Cyankalium) sind der Braunfärbung hinderlich, bei stärkerer Lösung von 
Cyankalium unterbleibt sie ganz. Bei einer solchen von Hydroxylamin 
erhalten die Stücke nur einen blassgelben Schein. In Wasser, in das man 
Wasserstoff gas leitet, unterbleibt jede Färbung. Wenn man nach einer 
Anzahl von Stunden die weissen Stücke in reines Wasser legt, so haben 
sie ihr Vermögen sich zu verfärben verloren. 

In wässrigen Lösungen oxydierender Körper werden die Stücke braun. 
In Chromsäure sind sie nach 24 Stunden fast schwarzbraun. In stark 
verdünnter Lösung von übermangansaurem Kali rufen die Kokonstücke 
Entfärbung hervor; die rote Flüssigkeit wird hellgelb. Die Kokonstücke 
selbst werden braun. Die reduzierende Eigenschaft der weissen Kokon¬ 
stücke zeigt sich auch darin, dass sie in einer wässrigen Lösung von 
Silbernitrat einen schwarzen Niederschlag hervorrufen und schwache 
Lösungen von Methylenblau oder Indigokarmin entfärben. 

Da der aus dem After der spinnfähigen Raupe hervorkommende 
farblose Saft alkalisch reagiert und kohlensaures Alkali enthält und da 
anderseits die Kittsubstanz der Seidenfäden durch alkalische Lösungen 
gelöst wird, so ist es interessant, die Wirkung solcher Flüssigkeit auf die 
weissen Kokons zu untersuchen. 

Giesst man verdünnte Natronlauge auf weisse Kokonstücke oder 
weisse Seidenwolle, so wird die Flüssigkeit schön rot, geht aber beim 
Stehen in gelb oder gelbbraun über. Die Stücke selbst bleiben weiss. 
Wenn man aber an Stelle der weissen Kokonstücke oder der weissen 
Seidenwolle Stücke oder Wolle von natürlichen dunkelbraunen Kokons von 
S. pavonia oder pyri in 1 °/ 0 ige Natronlauge legt, so wird die Flüssigkeit 
nicht rot, sondern höchstens ein wenig gelblich. In absolutem Alkohol, 
den man mit einigen Tropfen Natronlauge versetzt hat. bleibt die Rot¬ 
färbung der Flüssigkeit gleichfalls aus. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 281 


Bei Gegenwart von reduzierenden Körpern kann sich die rote Farbe 
auf Zusatz von Natronlauge dennoch einstellen, so bei Gegenwart von 
Schwefelkalium und Zyankalium. Ist aber eine l°/oige Lösung von Hydroxyl¬ 
amin mit Natronlauge versetzt, so erhält die Flüssigkeit nur einen ganz 
blassgelben Schein. 

Oxydierende Substanzen w r erden reduziert. Fügt man durch Natron¬ 
lauge erhaltene rote Flüssigkeit zu einer Lösung von übermangansaurem 
Kali, so wird diese grün. Fügt man zu einer recht schwachen Lösung 
dieses Körpers etwas Natronlauge und legt darauf in die Mischung weisse 
Kokonstücke, so wird die Lösung des Permanganats zuerst grün und dann 
allmählich schwach gelb oder schwach bräunlich. 

Lösungen von kohlensaurem Natron sind nach 24 Stunden unter Ein¬ 
wirkung der weissen Kokonstücke intensiv braun. 

In Essigsäure, die soweit verdünnt ist, dass sie blaues Lackmuspapier 
gerade noch rötet, färben sich die Kokonstücke wie in destilliertem Wasser, 
vorher gekochte Stücke jedoch nicht mehr. In verdünnter Salzsäure bleiben 
auch die ungekochten Stücke weiss. 

Die Ergebnisse der mit weissen Kokonstücken von Saturnia bis hierher 
gemachten Versuche glaube ich in folgender Weise zusammenfassen zu 
können. 

Wasser und stark verdünnte Essigsäure lösen etwas, Lösungen von 
Alkalien stärker das im Gewebe des weissen Kokons enthaltene Chromogen 
und dieses bemächtigt sich des Sauerstoffes der Luft oder oxydierender 
Körper und verfärbt sich. Das aus den Sekreten der Spinndrüsen ent¬ 
standene Gewebe der Kokons der Satumiaraupe hat also bereits alle 
Elemente in sich, um sich braun zu färben. 

Ob ein Enzym dabei im Spiele ist, lässt sich schwer sagen, da 
siedendes Wasser das Chromogen auszieht und die gekochten Gewebe sich 
schon aus diesem Grunde nicht zu verfärben brauchen. Dass aber in dem 
Kokongewebe Enzyme wirklich enthalten sind, geht aus den folgenden 
Versuchen (b und c) hervor. 

b) Blaufärbung von Guajaktinktur durch die Kokons. 

Weisse sowie braune Seidenwolle und Kokonstücke von Saturnia 
pavonia und pyri geben in einer dicken Emulsion von Wasser mit viel 
Guajaktinktur die charakteristische blaue Reaktion von Oxydasen. 

Legt man auf künstlichem Wege (Verschluss des Afters) entstandene 
weisse Kokonstücke, besonders weisse Seidenwolle, in die Emulsion, so 
bildet sich sehr bald um sie herum in der Emulsion eine blaue Färbung. 
Nach mehreren Stunden ist die ganze Flüssigkeit blau. Stücke aber, die 
in kochendes Wasser getaucht waren, gaben die Blaufärbung der Emulsion 
nicht. Ein Zusatz von Hydroxylammon oder Schwefelkalium zur Emulsion 
hindert die Reaktion. 

In Guajakol werden die weissen Stücke rotbraun und erscheinen beim 
Lampenlicht kirschrot. 


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282 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


c) Zersetzung vou Wasserstoffsuperoxyd durch die Kokons 

(Katalase). 

Die weissen, künstlich erzeugten, sowie die braunen, natürlich ent¬ 
standenen Kokons von S. pavonia und pyri rufen in Wasserstoffsuperoxyd 
eine starke Gasentwicklung hervor, welche bei gekochten Stücken unter¬ 
bleibt. Die Gegenwart von Hydroxylamin oder von Zyankalium hindert 
die Zersetzung nicht. Die Wirkung der Katalase ist also durch die Gegen¬ 
wart reduzierender Körper nicht aufgehoben. In der Zyankalium ent¬ 
haltenden Flüssigkeit wird eine Anzahl der weissen Kokonstücke hellgelb- 
braun; in der Hydroxylamin enthaltenden Flüssigkeit grün. Aber schon 
in Hydroxylamin allein nehmen die Stücke eine hellgrüne Farbe an. Diese 
grüne Reaktion erinnert an die grünen Kokons von Satumia Yama-Mai'. 

Mit mir zur Verfügung stehenden weissen oder gelben Kokons von 
B. mori habe ich keine Gasentwicklung in H 2 O 2 erhalten. 

Die Gasentwicklung lässt für die beiden Geschlechter einen kleinen 
Unterschied erkennen. In drei Versuchen wurden gleiche Gewichtsmengen 
von fein zerkleinerten braunen Kokons von S. pyri mit weiblicher und 
männlicher Puppe, die also von einer weiblichen bzw. männlichen Raupe 
gesponnen waren, mit einer gleichen Menge von schwach alkalischem HaOa 
zusam mengebracht. 

1. Versuch. 

640 mg Kokonmaterial und 60 ccm H a O a für jedes Geschlecht. 

Weiblicher Kokon. 

Nach */s Stunde waren gebildet .... 60 ccm Gas, 

, 1 , ,.85 ,. ,. 

, 2 ,. .115 ,. „ 

.. 3 . 130 ,. .. 

390 ccm Gas. 

Männlicher Kokon. 

Nach V» Stunde waren gebildet .... 45 ccm Gas, 

.. 1 .. . 80 ,. .. 

, 2 .. .120 ,. ,. 

3 ,. 135 „ „ 

380 ccm Gas. 

2. Versuch. 

190 mg Kokonmaterial und 50 ccm IL 0 2 für jedes Geschlecht. 

Weiblicher Kokon. 

Nach V 2 Stunde waren gebildet.... 20 ccm Gas, 

1 .. 35 ,. 

3 . 60 ,. ,. 

115 ccm Gas. 

Männlicher Kokon. 

Nach Vs Stunde waren gebildet .... 15 ccm Gas, 

.. 1 .. .. ,.20 .. ,. 

.. 3 .. 45 ,. ,. 

80 ccm Gas. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 283 


3. Versuch. 

1850 mg Kokonmeterial und 90 ccm HflOä für jedes Geschlecht. 

Weiblicher Kokon. 

Nach 1 / 2 Stunde waren gebildet .... 155 ccm Gas, 

1 , „ . . . . 210 „ „ 

365 ccm Gas. 

Männlicher Kokon. 

Nach 1 / 2 Stunde waren gebildet .... 140 ccm Gas, 

1 195 „ „ 

335 ccm Gas. 

2. Die Kokons von Bombyx lanestris. 

Der Kokon von ß. lanestris besteht, wie oben gesagt wurde, aus 
einer äusseren Schale, die sich aus der aus dem Darm entleerten und von 
der Raupe gekauten Masse zusammensetzt, und aus einem zarten, dieser 
Schale innen anliegenden Gespinst. Wenn nun auch die Schale einen 
anderen Ursprung hat als der weisse Kokon von Saturnia, so ist ihre Masse 
doch ebenso wie das Gespinst des weissen Kokons durch den Mund der 
Raupe gegangen. 

In der Natur bohrt sich die Raupe zur Verwandlung in die Erde. 
In der Gefangenschaft spinnt sie ihren Kokon auch an den Wänden des 
Kastens an, fertigt ihn auf trocknem Sand an usw. Je nachdem nun die 
Umgebung wasserreich oder trocken ist, wird die Kokonschale braun bzw. 
braunschwarz oder sie bleibt gelblich-weiss. 

Die Reaktionen der weissen Schale von B. lanestris sind ungefähr 
die gleichen wie die der weissen Kokons von S. pavonia. 

In Wasser wird die weisse Schale braun und färbt dabei das Wasser 
etwas rötlich. Kokonschalen, die die Raupe in feuchter Erde oder in 
feuchter Luft (z. B. im Gewächshaus) anfertigt, sind daher braun. Kochen 
der Schale verhindert ihre Bräunung. In stark verdünntem, aber nicht in 
96 % igem Alkohol verfärben sich die weissen Schalenstücke. In gerade 
noch sauer reagierender Essigsäure tritt Verfärbung ein. Da, wo die 
Schale die bekannten Löcher oder Vertiefungen hat, ist die Schalensubstanz 
gehäuft und die Schale ist hier dicker. An solchen Stellen wird die 
Bräunung durch die Agentien stärker, als in den übrigen Teilen der Schale. 

Das Gespinst, welches als festes Häutchen der Innenfläche der Schale 
anliegt, färbt sich in Wasser meist nur wenig. In andern Fällen bräunt 
es sich mehr. 

Mit 1 %iger Natronlauge geben die weissen Schalen eine rote Färbung 
der Flüssigkeit. Die braunen Schalen sind weniger ausgiebig und die 
schwarzbraunen noch viel weniger. Ein Zusatz von Hydroxylamin hindert 
die Rotfärbung. 

Legt man weisse Schalenstücke in eine Emulsion von Guajak, so 
entsteht in der Emulsion um die Schalenstücke herum nur eine Andeutung 
von Blaufärbung. 


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284 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


In schwach alkalischem HgOg entwickeln braune und weisse Schalen 
Gas. Gekochte Schalen tun dies nicht. Das der Schale innen anliegende 
Gespinst zersetzt gleichfalls H 2 0 2 . An der breiartigen, zu Klümpchen er¬ 
starrten Masse, welche die Raupe aus dem After entleert und im Käfig 
bisweilen zerstreut, ohne sie zu kauen und zur Anfertigung der Schale zu 
benutzen, konnte ich keine Gasentwickelung wahrnehmen. Das zer¬ 
legende Enzym muss daher bei der Schale von B. lanestris ebenso wie bei 
dem Gespinst von S. pavonia und pyri aus dem Mund der Raupe stammen. 

Um die obigen Ausführungen zusammenzufassen, glaube ich sagen 
zu können, dass die Braunfärbung des Gespinstes von S. pavonia und pyri 
sowie die der Kokonschale von B. lanestris als Ursache ein durch den 
Mund der Raupe ausgeschiedenes Sekret hat. Dieses Chromogen liefert 
den braunen Farbstoff unter Einwirkung des Sauerstoffs und der Feuchtig¬ 
keit. Bei den beiden ersten Arten fungiert als Feuchtigkeit die aus dem 
After ausgestossene alkalische Flüssigkeit. Bei B. lanestris genügt der 
Feuchtigkeitsgrad der aus dem After hervorgekommenen, gekauten Masse 
offenbar nicht und es bedarf hier noch des feuchten Zustandes der Um¬ 
gebung (feuchte Luft, feuchtes Erdreich). Ob bei diesen Vorgängen ein 
Enzym mit im Spiele ist, lässt sich mit Sicherheit nicht sagen, wenngleich 
festgestellt werden konnte, dass in beiden Fällen Enzyme vorhanden sind. 

Es wurde bisher nur der erste Punkt unseres Themas d. h. die 
Entstehung der braunen Färbung studiert. Die zweite Frage wäre die, 
ob das Licht auf den Verfärbungsprozess von Einfluss ist, so zwar, dass 
eine helle Umgebung die Verfärbung schwächt und eine dunkle Um¬ 
gebung sie fördert. Ich besitze zurzeit zu wenig Resultate, um diese 
Frage unterscheiden zu können. Besonders kenne ich bisher zu wenig 
die etwa in Betracht zu ziehende Rolle der aus dem After hervorquellenden 
Substanz, die sich aus Darmsaft und aus dem Inhalt der Malpighischen 
Gefässe zusammensetzt, wie die zahlreichen in ihr enthaltenen Kristalle 
beweisen. Ich will aber auf folgende Punkte aufmerksam machen: 1. In 
der Kokonschale von B. lanestris sind beide in Frage kommenden Elemete 
enthalten, nämlich das aus dem After entleerte Material und andererseits 
die Sekrete des Mundes, da die Raupe jenes Material kaut. Trotzdem 
bleibt die Kokonschale weiss, wenn Luft oder Erde oder die sonstige 
Umgebung trocken sind. Sie wird braun, wenn genügende Feuchtigkeit 
zu Gebote steht. Licht scheint dabei gar keine Rolle zu spielen. 
2. Die Raupe von S. pavonia fertigt auch, ohne dass man vorher ihren 
After verschliesst, in trockener Zimmerluft einen weissen Kokon an, mag 
sie sich im Dunkeln oder im Hellen befinden. Ich glaube, dass sie in 
solchen Fällen wenig oder gar keine Flüssigkeit aus dem After entleert, 
was auch die sehr geringe Anzahl der auf solchen Kokons vorhandenen 
Kristalle der Malpigischen Gefässe anzuzeigen scheint. Wenn das direkte 
Sonnenlicht die Raupe trifft, so w r äre es gleichfalls möglich, dass die da¬ 
durch belästigte Raupe die sonst aus dem After entleerte Substanz zurück¬ 
hält. 3. Folgender Versuch spricht gleichfalls nicht für die Beeinflussung 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 285 


der Verfärbung durch das Licht. In der Gegend von Nizza wurden im 
Juli in das direkte Sonnenlicht in folgender Weise präparierte weisse Unter¬ 
schalen gestellt. Man goss in die Schalen in dünner Schicht teils reines 
Wasser, teils Lösung von kohlensaurem Natrium und legt in die Flüssig¬ 
keit weisse Schalen von B. lanestris oder weisse, durch den Verschluss 
des Afters der Raupe erzielte Kokons von S. pavonia. In dieser äusserst 
starken Beleuchtung bei weissem Grunde verfärbten sich die Versuchs¬ 
gegenstände in derselben Weise wie im Dunkeln. 

Diese Verhältnisse scheinen nicht darauf schliessen zu lassen, dass die 
Beleuchtung einen Einfluss auf die Farbe der untersuchten Kokons ausübt. 

Die Versuche von Bericht 1911 Versuche über den Einfluss der 
Anilinfarben auf die Reblaus“ sind z. T. im Jahre 1910 ausgeführt worden 
(vgl. unten). 


Bericht für 1911. 

Untersuchungen an Rebläusen. 

i. Versuche bezüglich der Möglichkeit, die Moselberge mit der Reblaus 

zu infizieren. 

Der Umstand, dass die auf den Schieferbergen der Preussischen Mosel 
wachsenden Reben bisher als frei von der Reblaus betrachtet werden, sowie 
die Immunität, welche gewisse Weinbergsböden (Dünensand) der Reblaus 
gegenüber geniessen, Hessen den Gedanken auf kommen, dass vielleicht auch 
in den Weinbergen der Mosel die Reblaus nicht zu leben vermag. Es war 
daher sehr wichtig, die Richtigkeit dieser Annahme durch das Experiment 
zu prüfen. Da es aber ausgeschlossen war, die Reblaus nach der Mosel 
zu bringen, so mussten Bodenproben und Reben von den Moselaner Wein¬ 
bergen nach Lothringen transportiert werden, wo das Arbeiten mit Reb¬ 
läusen nicht auf den Widerstand der Gesetze stösst. Die Ausführung der 
Versuche wurde durch die weitgehenden Bemühungen des Herrn Weinbau¬ 
inspektor Neumann in Bernkastel ermöglicht. 

Herr Weinbauinspektor Neumann verschaffte mir von drei Weinbergen 
der Mosel Weinbergsboden und gleichzeitig junge Reben, welche in den 
betreffenden Böden gewachsen waren. Diese Weinberge lagen in den 
Gemarkungen Lieser, Bernkastel und Uerzig. Der Boden aus Lieser enthielt 
guten, blauen Schiefer und war locker. Der Boden von Bernkastel war 
dagegen ebenso wie die in ihm enthaltenen Schieferstücke gelblich grau, 
hatte mehr Ton und war nach Aufnahme von Wasser schmierig und zäh. 
Die Uerziger Erde bestand aus rotem, tonreichem Schieferboden und hatte 
nach dem Anfeuchten die Eigenschaft von Lehm. 

Boden und Reben kamen in grosse, 20—22 l fassende Töpfe, auf 
deren Boden mit Rebläusen besetzte Wurzelstücke aus den Weinbergen 
von Scy in der Weise gelegt waren, dass sie mit den Wurzeln der Versuchs¬ 
reben in Berührung waren. Die grösseren Stücke des Schieferbodens von 


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286 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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Lieser und Bernkastel wurden zerkleinert und dann dem Rest des betreffenden 
Bodens beigemengt. Ein Topf von Bemkastel wurde des Vergleichs halber 
mit unzerkleinertem Boden gefüllt. Ebenso wurden die Schieferstücke des 
Bodens von Uerzig intakt gelassen, da das Aussieben und Zerschlagen der 
Stücke, denen der rote, zähe Ton anhaftete, nicht leicht auszuführen war. 

Sodann wurden Reben von den genannten Weinbergen in je zwei 
Töpfe gesetzt, die mit Gärtnererde aus Devent-les-Ponts (Metz) gefüllt 
waren. Die Infektion geschah wie vorher. 

Die Reben wurden gepflanzt und mit Rebläusen infiziert im Mai 1911, 
die Feststellung der Resultate geschah im Oktober desselben Jahres. 
Anfangs standen die Töpfe im Gewächshaus; später, als die Reben zu 
wachsen anfingen, wurden sie in das Freie gebracht. 

Die Resultate der Versuche sind in der beigegebenen Tabelle 
niedergelegt. (Vgl. Tabelle S. 287). 

Aus den Versuchen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 

Soweit man aus den vorliegenden Versuchen Schlüsse ziehen kann, 
wurden die Reben der Schieferberge der Mosel, sobald sie zur Infektion 
Gelegenheit haben, von der Reblaus befallen. 

In dem lockeren, nicht bindigen, aus gutem Schiefer entstandenen 
Boden des Weinbergs in Lieser, bewurzelten sich die Reben am besten 
und gleichzeitig waren ihre Wurzeln am meisten mit Nodositäten besetzt. 
Weniger gut war die Bewurzlung und geringer der Befall mit Nodositäten 
bei den Reben aus Uerzig, was damit übereinstimmt, dass der Weinbergs¬ 
boden aus zähem, rotem Ton bestand, dessen Eigenschaft, Luft und Wasser 
wenig gut durchzulassen, nur die grossen unzerkleinerten Schieferstücke 
verminderten. Die Versuche mit Reben von Bemkastel fielen, was Be- 
wurzelung und Befall von Nodositäten angeht, am wenigsten gut aus. Und 
diesen Erscheinungen ist wohl der Umstand an die Seite zu stellen, dass 
der Boden zäh, schmierig und sehr wenig durchlässig für Wasser war. 
Da für diesen Boden die grossen Schieferstücke zerkleinert waren, so war 
die letztere Eigenschaft noch erhöht. Nur in einem Fall waren die Schiefer¬ 
stücke intakt gelassen und hier zeigte sich dann auch eine gute Bewurzelung 
und ein starker Befall der Wurzeln durch die Reblaus. 

Einer besonderen Erwähnung bedürfen die aus den drei Weinbergen 
stammenden Reben, welche nicht in den entsprechenden Weinbergsböden, 
sondern in ziemlich schwerer, zäher Gärtnererde wuchsen, die sich infolge 
des Giessens ziemlich stark sackte und kompakt wurde. Hier zeigte sich 
nun, dass, wenn man von den Ueziger Reben absieht, die sehr kräftig 
und älter als die übrigen Reben waren, die Bewurzelung und die Ausbreitung 
der Reblaus sehr viel geringer ausfiel, als man hätte erwarten können. 
Ob diese Erscheinungen allein auf die Kompaktheit dieser Erde zurück¬ 
zuführen sind, lässt sich nicht entscheiden. Was die Reben angeht, so 
könnte ihnen auch der veränderte Boden nicht zugesagt haben. 

Es scheint nun, dass die gelegentlich der Vernichtungsarbeiten der 
Reblaus gewonnene Erfahrung, nach der sich die Reblans in steinigen, 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 287 


Zusammenstellung der Resultate. 


OQ 

Herkunft 

Datum 

Zustand 


Nuramei 
des Topli 

der 

Reben 

des 

Bodens 

der Pflan¬ 
zung und 
der In¬ 
fektion 

der 

Prüfung 

der 

Belaubung 

i 

der 

Bewurzelung 

Befund 

bezüglich der Infektion 

59 

Lieser 

Lieser 

15. 5.11 

9.10.11 

! 

gut 

schwach 

Anzahl von N 1 ); T l ) vor¬ 
handen. 

60 

77 

77 

77 

11.10.11 

gut 

gut 

Sehr stark mit N befallen. 

61 

77 

n 

„ 

77 

gut 

gut 

Zahlreiche N. 

62 


r> 

" 

9.10.11 

gut 

sehr gut 

Ganz ausserordentlich viele 
N; T vorhanden. 

63 


n 

77 

16.10.11 

gut 

gut 

Zahlreiche N. 

64 

65 2 ) 

77 

n 

n 

Garten¬ 

erde 

77 

77 

9.10.11 
U.10.1l{ 

genügend 
a) befriedigend 
b) gut 

genügend 

befriedigend 

gut 

Anzahl von N. 

Keine N. 

Einige N. 

66 

n 

w 

77 

3.10.11 

genügend 

genügend 

Anzahl von N; einige T. 

67 

Bern¬ 

kastel 

Bern¬ 

kastel 


14.10.11 

fast keine 

keine 

Keine. 

68 

V 

77 

77 

77 

genügend 

befriedigend 

Anzahl von frischen und ab¬ 
gestorbenen N; einige T. 

69 


n 

- 

77 

sehr gering 

sehr gering (meist 
abgestorben) 

Einige abgestorbene N. 

70 


77 

77 

77 

sehr gering 

sehr gering 

Ein paar N. 

71 

77 

77 

77 


gut 

(erkrankte) 

befriedigend 

Einige N. 

74 

n 


77 

11. 10. 11 

sehr gut 

sehr gut 

Keine. 

84 

77 

r 

22. 5.11 

16.10.11 

befriedigend 

befriedigend 

Zahlreiche N; T.vorhanden. 

85 

n 

« 

77 

77 

befriedigend 

gering 

Keine. 

86 

.. 

; V 


11.10.11 

gut 

sehr gut 

Zahlreiche N; T.vorhanden. 

87 


1 V 

1 (intakt) 

22. 5.11 

n 

gut 

sehr gut 

N in grosser Zahl; T. vor¬ 
handen. 

72 2 ) 


Garten¬ 

erde 


mm 

aj sehr gering 
b) gering 

sehr gering 
gering 

Keine. 

Keine 

73 

77 

77 

” 

■ 

genügend 

befriedigend 

Einige N. 

76 

Uerzig 

Uerzig 

22. 5.11 


befriedigend 

befriedigend 

N sehr zahlreich. 

77 

77 

r 

77 


sehr gut 

sehr gut 

N sehr zahlreich. 

78 

' 

77 

77 

77 

sehr gering 
(schlug sehr spät 
aus) 

fast keine 

Keine. 

79 

n 


„ 


gering 

gering 

Einige N. 

81 

w 


.. 


befriedigend 

sehr schwach 

Keine. 

82 

77 


„ 

77 

gut 

nicht stark 

Eine Anzahl von N. 

83 

77 

77 

77 

77 

recht gut 

genügend 

Vereinzelte N. 

75 

71 

Garten¬ 

erde 

77 

14.10. 11 

stark belaubt 
(Blätter er¬ 
krankten) 

sehr stark 

N zahlreich; T vorhanden. 

80 

»7 

77 

77 

9. 10. 11 

77 

V 

Anzahl von N; einige T. 


*) N = Nodositäten, T = Tuberositäten. 2 ) Zwei Reben in 1 Topf. 


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288 III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 

lockeren Böden leichter ansbreitet als in schweren, kompakten, für Wasser 
wenig durchlässigen Böden auch hier Bestätigung findet. Die Gegenwart 
von Schiefer oder dessen Zerfallprodukten im Boden scheint hierbei ohne 
Einfluss zu sein. 

2. Versuche über den Einfluss der Anilinfarben auf die Reblaus. 

Ich hatte den Auftrag, festzustellen, ob Anilinfarben auf die Reblaus 
eine tödliche Wirkung ausüben. Zur Entscheidung dieser Frage wurden 
verschiedene Wege eingeschlagen. Die Versuche verteilen sich auf die 
Jahre 1909, 1910 und 1911. 

1. Kultur der Versuchsreben in mit Anilinfarben gemischter Erde, 
a) Kultur der Versuchsreben in kleinen Töpfen. 

Die Versuche wurden zuerst mit jungen, aus Stecklingen erzogenen 
Reben in kleinen Töpfen von 700 ccm Inhalt angestellt. Die Erdmischungen 
bestanden aus 1 y Farbstoff auf 1 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. 
Von Farbstoffen wurden versucht Methylenblau, Blavin (Methylviolett) und 
Goldin (Auramin). 

Zusammenstellung der Versuche. 


Laufende Nr. 

Rebenart 

Datum des 
Einsetzens d. 
Rebe in die 
Erdmischung 

Datum der 
Infektion der 
Rebe 

Laufende Nr. 

Rebenart 

Datum des 
Einsetzens d. 
Rebe in die 
Erdmischung 

Datum der 
Infektion der 
Rebe 


Methylenblau. 


1 

12 

Später Burgunder . 

7. 6.10 

27. 6.10 

1 

Später Burgunder . 

6. 6.10 

5. 8.10 

13 

Riesling 


9. 6. 10 

5. 8.10 

2 

n r • 

r 


14 

Später Burgunder . 

r 


3 

Holz y. Longeville*) 


4. 8.10 

15 

n 

ii 

V 

r 

4 

Später Burgunder . 

.. 

27. 6. 10 

16 

n 

V) 

7. 6.10 


5 

Riesling .... 


4. 8.10 

17 

ji 

n 

n 

27. 6.10 







Goldin. 



Blavin. 


18 

Später Burgunder . 

11.6.10 

5.8.10 

6 

Später Burgunder . 

7. 6.10 

27. 6. 10 

19 

n 


n 

4. 8.10 

7 

r> 

6. 6. 10 

r> 1 

20 

n 

r> 

n 

5. 8.10 

8 

Riesling .... 

7. 6.10 

5. 8.10 : 

21 

„ 

n 

n 

r 

9 

.... 

n 

4. 8.10 | 

22 


.. 

n 

r 

10 

.... 

n 

27. 6. 10 

23 


r 

n 

r» 

11 


9. 6.10 

5. 8.10 

24 

- 


n 

r 


In diesen Versuchen entwickelten sich infolge von Infektion überall 
Rebläuse und traten oft in sehr grosser Zahl auf. In allen Erdmischungen 
entstanden grosse Nodositäten. Da die Rebläuse die Wurzelenden auf- 
suchen, so lagen die Nodositäten mit den Rebläusen in der äusseren Schicht 
des Ballens, wo sie sich in direkter Berührung mit der den Farbstoff ent¬ 
haltenden Erde befanden. 

Die Vermehrung der Läuse und die Bildung der Nodositäten vollzog 
sich während der ganzen warmen Jahreszeit. Im Winter gingen dann in 

l ) Holz aus dem Weinberg von Herrn Direktor Buch in Longeville bei Metz. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingslorschungen in Metz usw. 289 


den meisten Versuchstöpfen zugleich mit den Nodositäten die Läuse zu¬ 
grunde. Dasselbe fand aber statt in den meisten der zahlreichen Töpfe 
von gleicher Grösse, in denen in reiner Erde Eehen von derselben Aufzucht 
wuchsen, welche zwecks Beschaffung von Reblausmaterial infiziert worden 
waren. In beiden Serien hatten sich während des Winters nur in wenigen 
Töpfen Läuse erhalten. Im folgenden Sommer wurden am 20. 6. 1911 neue 
Nodositäten und Läuse in folgenden Töpfen mit Erdmischungen gefunden: 
5, 8, 9, 10, 11, 12, 18, 19. Es fällt dabei auf, dass von 6 vorhandenen 
Rieslingen 5 noch im folgenden Jahre mit Läusen besetzt waren, während 
hei den übrigen 17 Töpfen (später Burgunder) dieses nur bei 3 Töpfen der 
Fall war. 

b) Kultur der Versuchsreben in grossen Töpfen. 

Beweiskräftiger waren die Versuche mit zweijährigen Reben, die in 
Töpfen von 20 l Inhalt wuchsen. Die Reben wurden im Jahre 1909 (ausser 
Nr. 57 und 58) in die Erdmischung gepflanzt. Sie wuchsen daselbst bis 
zum 18. 10. 1910, d. h. etwa 15 Monate. Dann wurden sie an diesem 
Tage herausgenommen. Die alte Erdmischung wurde weggeworfen und 
durch eine neue ersetzt (ausser in Nr. 57 und 58). Etwas später wurden 
mit Rebläusen besetzte Wurzelstücke aus den Weinbergen von Scy in die 
Töpfe gelegt, so dass sie die Wurzeln der Versuchsrebe berührten. Die 
Feststellung der Resultate fand 9—11 Monate später statt. Neun Reben 
dienten zum Versuch und zwar die Nummern 50—58. 

Nr. 50. Kleinberger. Gepflanzt am 3. 7. 1909; 20 # Methylenblau 
und 20 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. Am 18. 10. 1910 wurde die 
Mischung erneuert. Infektion am 26. 10. 1910. Die Rebe wird am 25. 9. 
1911 zwecks Feststellung des Resultates aus dem Topf genommen. Nodo¬ 
sitäten selten. Dagegen sind die stärkeren Wurzeln mit Tuberositäten 
stellenweise dicht bedeckt, auf denen zahlreiche, noch hellgelbe Läuse 
sitzen. Schön entwickeltes, feines Wurzelsystem. 

Nr. 51. Kleinberger. Gepflanzt am 3. 7. 1909; 10 g Methylenblau 
und 20 l Gärtnererde von Devant-les-Ponts. Am 18. 10. 1910 Erneuerung 
der Mischung. Infektion am 26. 10. 1910. Feststellung des Resultates an 
der aus dem Topf genommenen Rebe am 18. 7. 1911. Eine Anzahl von 
Nodositäten. Mit gut entwickeltem, feinem Wurzelsystem. 

Nr. 52. Kleinberger. Gepflanzt am 6. 7. 1909; 10 g Methylviolett 
und 20 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. Am 18. 10. 1910 Erneuerung 
der Erdmischung. Infektion am 26. 10. 1910. Feststellung der Resultate 
an der aus dem Topf genommenen Rebe am 23. 8. 1911. Eine Anzahl von 
Nodositäten, wenige Tuberositäten, Läuse zahlreich. Wurzelsystem gut 
entwickelt. 

Nr. 53. Kleinberger. 2 Reben in 1 Topf. Gepflanzt am 5. 7. 1909; 
10 g Methylviolett und 20 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. Am 
18. 10. 1910 Erneuerung der Mischung. Infektion am 26. 10. 1910. Fest¬ 
stellung der Resultate an den aus dem Topf genommenen Reben am 23. 8. 
1911. Nodositäten und Tuberositäten selten. Läuse in Kolonien am 

Geisenheimer Jahresbericht 1911 . 19 


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290 


III. Bericht aber die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


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unterirdischen Teil des Stammes und auch auf starken Wurzeln. Wurzel¬ 
system mässig bezw. schlecht entwickelt. 

Nr. 54. Kleinberger. 2 Reben in 1 Topf. Gepflanzt am 6. 7. 1909; 
15 g Gentianviolett und 20 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. Am 18. 
10.1910 Erneuerung der Erdmischung. Infektion am 26. 10.1910. Feststel¬ 
lung der Resultate an den aus dem Topf genommenen Reben am 25. 9. 1911. 

Erste Rebe: Auf den stärkern Wurzeln Tuberositäten. Auf einigen 
viele Läuse; alte, junge, sowie Eier. Einige wenige Nodositäten. Wurzel¬ 
system schlecht. — Zweite Rebe: Auf den stärkern Wurzeln Tuberositäten 
mit Läusen; auf den feinen Wurzeln ziemlich viele Nodositäten. Wurzel¬ 
system besser entwickelt als bei der ersten Rebe; ziemlich viele feine Wurzeln. 

Nr. 55. Kleinberger. Gepflanzt am 5. 7. 1909; 15 g Goldin und 
20 l feine Heideerde aus der Gärtnerei Frenkel, Symphorien-Insel (Metz). 
Am 18. 10. 1910 Erneuerung der Erdmischung. Infektion am 26. 10. 1910. 
Feststellung des Resultates an der aus dem Topf genommenen Rebe am 
25. 9. 1911. Rebe schwächlich, Wurzeln ebenso. Einige Nodositäten. 

Nr. 56. Kleinberger. Gepflanzt am 5. 7. 1909; 10 g Goldin und 
20 l Heideerde aus der Gärtnerei Frenkel. Am 18. 10. 1910 Erneuerung 
der Erdmischung. Infektion am 26. 10. 1910. Feststellung der Resultate 
an der aus dem Topf genommenen Rebe am 10. 8. 1911. Mit zahlreichen 
Nodositäten und Tuberositäten. Feines Wurzelsystem stark entwickelt. 

Nr. 57. Kleinberger. Gepflanzt am 27. 10. 1910; 10 g Blavin und 
20 l Gärtnererde aus Devant-les-Ponts. Infektion am 27. 10. 1910. Fest¬ 
stellung der Resultate an der aus dem Topf genommenen Rebe am 9. 8.1911. 
Nodositäten zahlreich. Die stärkem Wurzeln sind mit Tuberositäten bedeckt 
und tragen Rebläuse und auch Eier in grosser Zahl. Der unterirdische 
Teil des Stammes trägt stellenweise sehr viele Rebläuse; zum Teil sind 
sie unter der Borke. Wurzelsystem gut entwickelt. 

Nr. 58. Riesling. Gepflanzt am 27. 10. 1910; 15 g Blavin und 20 l 
Gärtnererde von Devant-les-Ponts. Infektion am 27. 10. 1910. Feststellung 
des Resultates an der aus dem Topf genommenen Rebe am 11. 8. 1911. 
Stark befallen. Die feinen Wurzeln mit vielen Nodositäten; die stärkern 
vielfach von Tuberositäten bedeckt. Wurzelsystem stark entwickelt. 

2. Direkte Einwirkung der Lösung der Anilinfarben auf die 

Rebläuse. 

Zur Vervollständigung der obigen Versuche wurde noch die direkte 
Einwirkung von wässrigen Lösungen von Anilinfarben auf die Rebläuse 
versucht. Zu diesem Zwecke wurden mit Läusen besetzte Nodositäten 
abgeschnitten und für kürzere Zeit in die Farbstofflösung gelegt. Nachdem 
die überschüssige Farblösung mit Fliesspapier abgesaugt war, wurden die 
Nodositäten in ein Schälchen gelegt, auf dessen Boden sich feuchtes Fliess¬ 
papier befand, und dann zugedeckt. 

Versuch 1. Methylenblau, Lösung 1 : 1000, Einwirkung auf die mit 
Rebläusen besetzten Nodositäten 1 / 2 Stunde, Beginn des Versuches am 
4. 10. 1910. Am 8. 10. 1910 sind viele Läuse von hellgelber Farbe auf 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 291 

<len Nodositäten wahrzunehmen. Am 11. 10. 1910, einige wenige laufen 
auf dem Fliesspapier umher; auf den Nodositäten zahlreiche lebende Läuse. 
14. 10. 1910 Nodositäten vertrocknet; lebende Läuse sind auf ihnen noch 
-vorhanden. 

Versuch 2. Methylenblau, Lösung 1 :1000, Einwirkung 1 Stunde, 
Beginn des Versuches am 8. 10. 1910. Auf den Nodositäten befinden sich 
ausser vielen Läusen auch Eier. Nach dem Bade haben die Eier teilweise 
■eine blaugrüne Farbe angenommen. Am 11. 10. 1910, viele lebende Läuse 
auf den Nodositäten; sind vielfach hellgelb. Viel frisch gelegte Eier. Am 
14. 10. 1910, viele lebende Läuse; viele Eier, darunter ganz frisch gelegte. 
Am 17. 10. 1910, wie vorher; Läuse sehr hellgelb. 

Versuch 3. Methylviolett, Lösung 1 : 1000, Einwirkung x / 2 Stunde. 
Beginn des Versuches am 4. 10. 1910. Am 8. 10. 1910, viele Läuse auf 
den Nodositäten; einige sind zitronengelb, andere infolge des Bades schwärz¬ 
lich, frische Eier. Am 11. 10. 1910, auf den Nodositäten viele hellgelbe 
{frisch gehäutete) Läuse. Am 14. 10. 1910, frisch ausgekommene Läuse; 
zwei Eier legende Weibchen; Eier, darunter frisch gelegte. Am 17. 10. 
1910, auf einer Nodosität eine Anzahl hellgelber Läuse, frische Eier. 

Versuch 4. Methylviolett, Lösung 1:1000. Die Nodositäten werden 
vor dem Bade an- oder durchgeschnitten, Einwirkung 1 Stunde, Beginn des 
Versuches am 7. 10. 1910. Am 8. 10.1910, auf dem Fliesspapier in Schälchen 
verschiedene lebende Läuse, von denen einige im Bade schwärzlich gefärbt 
sind. Die übrigen Läuse sind auf den Nodositäten; eine schwärzlich gefärbte 
Laus hatte ein Ei gelegt. Am 11. 10. 1910, viele lebende Läuse auf den 
Nodositäten oder auf dem Papier. Am 14. 10. 1910, lebende Läuse auf 
den Nodositäten. 

Versuch 5. Blavin, Lösung 1: 1000, Einwirkung l j 2 Stunde, Beginn 
des Versuches am 3. 10. 1910. Am 8. 10. 1910 sind wenige Läuse vor¬ 
handen; sind infolge des Bades schwärzlich. Am 11. 10. 1910 rühren die 
Läuse sich kaum, scheinen aber noch zu leben. Am 14. 10. 1910 noch 
einige lebende, geschwärzte Läuse. Am 17. 10. 1910 auf den Nodositäten 
abgestorbene Läuse. 

Versuch 6. Blavin, Lösung 1:1000, Einwirkung 1 / 2 Stunde, Beginn 
des Versuches am 6. 10. 1910. Nach dem Bade viele lebende Läuse; einige 
sind hellgelb, die meisten infolge des Bades geschwärzt. Am 11. 10. 1910, 
sehr viele Läuse haben die Nodositäten verlassen und laufen auf dem 
Papier umher; ausserdem lebende Läuse auf den Nodositäten Die meisten 
Läuse haben die Nodositäten verlassen. 

Versuch 7. Blavin, Lösung 1:1000, Einwirkung 1 Stunde, Beginn 
des Versuches am 7. 10. 1910. Die Nodositäten waren vor dem Bade an- 
oder durchgeschnitten. Am 8. 10. 1910 auf dem Fliesspapier verschiedene 
lebende Läuse; einige sind im Bade schwärzlich geworden; die übrigen 
Läuse auf den Nodositäten. Am 11. 10. 1910, viele Läuse laufen auf dem 
Papier umher; ausserdem viele lebende Läuse auf den Nodositäten. Am 
14. 10.1910, eine Anzahl lebender, geschwärzter Läuse; einige sind hellgelb. 

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292 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Versuch 8. Goldin, Lösung 1: 1000, Einwirkung 1 / 2 Stunde, Beginn 
des Versuches am 4. 10. 1910. Nach dem Bade eine grössere Anzahl 
lebender Läuse auf den Nodositäten. Am 11. 10. 1910 Nodositäten gänzlich 
vertrocknet; die Läuse leben, laufen auf dem Papier umher. 

Versuch 9. Eosin, Lösung 1:1000, Einwirkung 1 Stunde, Beginn 
des Versuches am 6. 10. 1910. Die Nodositäten haben sich im Bade wenig 
gerötet. Am 8. 10. 1910 viele lebende Läuse, viele frische Eier. Am 
1.10. 1910 ausserordentlich viele frische Eier; viele Läuse laufen umher, 
viele sitzen auf den Nodositäten. Am 14. 10. 1910 Nodositäten stark 
zusammengeschrumpft; ein grosser Eihaufen, Anzahl lebender Läuse. 

Versuch 10. Neutralrot, Lösung 1:1000, Einwirkung 1 Stunde, Beginn 
des Versuches am 8. 10. 1910. Am 11. 10. 1910 zahlreiche lebende Läuse 
auf den Nodositäten, viele sind hellgelb. Am 14. 10. 1910 Anzahl lebender 
Läuse, darunter hellgelbe; Anzahl Eier, darunter ganz frisch gelegte. Am 
17. 10. 1910 wie vorher, einige ganz frische Eier. 

Versuch 11. Bismarkbraun, Lösung 1:1000, Einwirkung 1 Stunde, 
Beginn des Versuches am 8. 10. 1910. Viele lebende Läuse, Eier. Die 
Eier sind gefärbt. Am 11. 10. 1910 ebenso; frisch ausgekommene Läuse. 
Am 14. 10. 1910 Anzahl lebender Läuse. 

Aus den vorliegenden Versuchen, welche die Kultur der Reben in 
mit Anilinfarben gemischter Erde sowie die direkte Wirkung von wässerigen 
Lösungen solcher Farbstoffe betrafen, kann man nicht schliessen, dass 
Anilinfarben vernichtend auf die Rebläuse wirken. (Man wird aber bemerkt 
haben, dass die Anilinfarben die Entwicklung der Wurzeln günstig beein¬ 
flussten, ausser in drei Fällen, bei denen aber zweimal — 53 und 54 — 
zwei Reben in einem Topf standen, was vielleicht eine schädigende Wirkung 
hatte.) _ 

Die hiesigen Reblausuntersuchungen der Königl. Lehranstalt begannen 
im Frühjahr 1909 und wurden im Jahre 1910 fortgeführt, erlitten aber im 
Jahre 1911 infolge meiner Erkrankung eine störende Unterbrechung. Sie 
bezogen sich zunächst auf das Verhalten der Reblaus gegenüber Boden¬ 
arten und Erdmischungen. Für die Infektionen benutzte ich Rebwurzeln 
aus den Weinbergen der Herren Pichon und Rammer in Scy, welche mir 
das Ausgraben solcher Wurzeln freundlichst gestatteten. 


Mitteilungen bezüglich der Bekämpfung von Schädlingen. 

Einwirkung von verstäubtem Gips und Zement auf die Heuwürmer 
und andere Insektenlarven. 

Herr Rentmeister Koegler in Eltville a. Rhein hatte, gestützt auf 
kleinere Versuche, die Ansicht geäussert, dass Gips sowie Zement, in fein 
zerteiltem Zustand auf die Gescheine gebracht, die Heuwürmer tötet. 
Diese würden gemäss der Ansicht des genannten Beobachters mit der 
Nahrung eine gewisse Menge Gips bzw. Zement verschlucken, welche im 
Darmkanal erhärten und den Tod des Tieres herbeiführen müsste. 


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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 293 


Ich wurde beauftragt, diese Hypothese zu prüfen, weshalb mehrere 
Versuche nach der besagten Richtung angestellt wurden. Da aber dieses 
Verfahren auch ebenso für andere schädliche Insekten Gültigkeit haben 
würde und da grössere Insektenlarven die Versuche erleichtern, so wurden 
diese auch auf andere Arten ausgedehnt. 

Versuche mit Heuwürmeru des bekreuzten Traubenwicklers 
(P. botrana). (Abb. 52, 53.) 

19 Gescheine wurden dick mit Zement bestreut, der zwischen den 
Knospen und Blüten dicke Lager bildete, und in eine Glasschale (Petri¬ 
schalen) von 11,5 cm Durchmesser gelegt. Die Schale wurde mit diesen 
Gescheinen angefüllt; auf diese wurde noch etwas Zement gestreut und 
die Schale mit einer zweiten Schale (Doppelschale) zugedeckt. Knospen 
und Blüten waren von Zement gänzlich umhüllt. 




Abb. 52. Raupen von P. botrana in mit Zement Abb. 53. Raupen von P. botrana in mit Gips 

bedeckten Gescheinen. bedeckten Gescheinen. 

Die Gescheine stammten aus Winningen a. d. Mosel. Einige blühten, 
andere hatten Knospen, noch andere blühten teilweise. Sie waren sehr stark 
mit Heuwürmern des bekreuzten Traubenwicklers besetzt . Die Würmer wiesen 
alle Stadien auf; man fand solche, die bereits ausgewachsen waren, und 
auf der anderen Seite ganz winzige, welche noch das Innere der Knospen 
bewohnten. Zu diesen bereits zahlreichen, in den Gescheinen schon vor¬ 
handenen Heuwürmern wurden noch andere hinzugefügt. 

Die Würmer bewegten sich ungehindert in dem Pulver und nährten 
sich von den bestäubten Knospen und Blüten. Nach 5 Tagen (12. 6. bis 
17. 6. 1911) wurde der Inhalt der Schale auf einen Bogen Papier geschüttet 
und eingehend geprüft. Der Zement wurde sorgfältig durchsucht und von 
den Gescheineii Knospe für Knospe, Blüte für Blüte mit der Pinzette ab¬ 
genommen. Mau fand nun 68 lebende uud 3 tote Würmer. Von einer 
Einwirkung des Zements auf die Würmer war nichts zu merken. 


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294 


III. Bericht über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. 


Derselbe Versuch wurde unter Beuutzung von Gips angestellt. Die 
Zeitdauer war die gleiche. In der Schale befanden sich 21 Gescheine, und 
die Würmer wiesen wieder alle Grössenunterschiede auf. Am Schluss fand 
man 70 lebende Würmer, 1 Puppe und 2 tote Würmer. Auch hier konnte 
man eine Wirkung der benutzten Substanz nicht wahrnehmen. 

Versuch mit Raupen von Leucoma salicis. 

Pappelblätter wurden mit einer dünnen Schicht Zement bedeckt und 
der Zement mit einem Hornlöffelchen leise auf die Blätter gedrückt, ohne 
die Epidermis der Blätter zu beschädigen. Darauf wurden die mit Zement 
bedeckten Blätter in eine grosse Kristallisierschale gelegt und 29 Raupen 
von L. salicis hinzugefügt. Die Blätter und die Zementschicht auf ihnen 

wurden nach einigen Tagen 
erneuert. Beide Male hatten 
die Raupen unter normaler 
Kotentleerung die Blätter 
zum grossen Teil aufge¬ 
fressen. Nach 5 Tagen (12. 
6.—17. 6. 1911) lebten sämt¬ 
liche Raupen. 

Aus diesen Versuchen 
ging nicht allein hervor, 
dass der mit der Nahrung 
verschluckte Zementstaub 
den Raupen nichts schadete, 
sondern auch, dass die Be¬ 
rührung mit dem Staub sie 
nicht tötete. Um diesen 
letzten Punkt noch zu er- 

Abb. 54. Raupen von G. neustria auf mit Gips bedeckten 

Blättern. härten, wurden zweimal je 

22 Raupen der Art in eine 
Kristallisierschale gesetzt, deren Boden mit einer Schicht, bestehend 
aus Zementpulver, bedeckt war. Die Raupen bewegten sich in diesem 
Pulver, mit dem sie völlig beladen waren. Sie spannen später und fingen 
an, sich zu verpuppen. Nach 5 Tagen lebten sie alle. In einem Falle 
hatten sich 6, in dem zweiten 3 Raupen verpuppt. 

Versuche mit Raupen von Gastropacha neustria (Abb. 54). 
ln diesem Falle bestand die Nahrung aus Pflaumenblättem, die mit 
Gips bedeckt waren. Nach 5 Tagen (22. 6.—27. 6. 1911) fand man in 
der Kristallisierschale 24 lebende, 7 tote und 2 schwache Raupen. Die 
Raupen dieser Art sind ziemlich zart und liefern in der Gefangenschaft 
auch unter normalen Verhältnissen tote Exemplare. Die Blätter waren 
teilweise fast ganz verzehrt. 

Versuche mit Mehlwürmern (Tenebrio molitor). 

Diese Käferlarven eignen sich sehr gut für die Entscheidung der 
Frage, ob Zement oder Gips im Insektendarm erhärtet. Man braucht nur 



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Bericht über die Tätigkeit der Station für Schädlingsforschungen in Metz usw. 295 

dem Mehl, mit dem. man die Mehlwürmer ernährt, das Versuchspulver bei¬ 
zumengen. 

Eine grössere Anzahl Mehlwürmer wurde in ein Glas gebracht, welches 
eine Mischung von 1 Teil Zement und 3 Teilen Mehl enthielt. Der Ver¬ 
such dauerte 1 Monat (14. 6.—18. 7. 1911). In einem zweiten Versuch 
wurden die Mehlwürmer mit einer Mischung von 2 Teilen Mehl und 1 Teil 
Gips gefüttert. Der Versuch dauerte gleichfalls einen Monat (16. 6. bis 
18. 8. 1911). 

Während dieser langen Zeit mussten die Mehlwürmer eine grosse 
Menge von Gips bzw. Zement zu sich genommen haben; man sah aber nicht, 
dass sie starben. Sie verwandelten sich zu Puppen und gaben schliesslich 
Käfer. Nur eine Erscheinung fiel auf. Von der Mischung von Gips und 
Mehl nährten sich die Mehlwürmer, ohne zu sterben; ihre Verwandlung zu 
Puppen schien aber weniger normal zu verlaufen als bei reinem Mehl oder 
bei einer Mischung von Mehl und Zement. Diese Erscheinung betrifft 
aber nicht die von Herrn Rentmeister Koegler geäusserte Ansicht über 
die Erhärtung von mit der Nahrung verschlucktem Gips oder Zement im 
Darmkanal der Insektenlarven. Denn die Mehlwürmer nahmen einige 
Wochen hindurch Gips auf, ohne dass dieser die vermuteten Folgen gehabt 
hätte. Dasselbe geht auch aus den übrigen Versuchen hervor. 


Während des Jahres 1911 erfuhr der Artikel „Bearbeitung der Lite¬ 
ratur der Traubenwickler Nr. 2 il eine Umarbeitung und Vervollständigung 
(vgl. S. 218). 


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296 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


IV. Bericht der Rebenveredliingsstation Geisenheim- 

Eibingen. 


a) Technische Abteilung. 

Erstattet, vom Betriebsleiter Weinbauinspektor Fischer. 

1. Beobachtungen an den veredelten Reben der Versuchsanlage 

Leideck. 

Die älteren Bestände der veredelten Reben überdauerten den 
Winter 1910/11 sehr gut; nur die im Jahr 1905 gepflanzten veredelten 
Sylvaner auf Quartier 3 hatten infolge ihrer sehr schlechten Triebreife 
durch die Mitte Januar bis Anfang Februar herrschenden starken Fröste 
zu leiden. Von den 743 Stöcken dieses Quartiers wurden 1910 etwa 700, 
1911 dagegen nur 280 auf Halbbogen angeschnitten. 

Der Austrieb der Reben vollzog sich ziemlich gleichmässig. Die 
ersten blühenden Gescheine wurden am 10. Juni unter den Sylvanern 
gefunden. 

Von Krankheiten machte sich in diesem Jahr in ganz auffälliger 
Weise die Chlorose bemerkbar. Wie Tabelle 1 zeigt, litten im Berichts¬ 
jahre 265 Stöcke mehr an Gelbsucht wie im Vorjahre. Am meisten 
betroffen waren wie auch früher die Veredlungen Riesling auf Solonis und 
auf Riparia. Die Stöcke Riesling auf York Madeira, die, wie wir im letzten 
Jahr berichteten, durch Chlorose zum Teil direkt vernichtet wurden, sind 
ausgehauen worden. Es ist eigentümlich, dass die Gelbsucht seit 1909 in 
der Anlage ganz bedeutend zugenommen hat. Während zum Teil die 
Sylvaner bis 1909 von dieser Krankheit vollständig verschont geblieben 
waren und erst 1910 einen kleinen Befall zeigten, war 1911 das Auftreten 
der Chlorose auf diesen Quartieren ziemlich allgemein. Die Beobachtungen 
im Berichtsjahr deuten allerdings darauf hin, dass neben dem Kalkgehalt 
auch die Trockenheit als Ursache anzusehen ist. Wir haben bereits mit 
einer gründlichen Untersuchung der einschlägigen Verhältnisse begonnen 
und werden später darüber berichten. 

Die Triebkraft der Stöcke war im allgemeinen gut. Welche Längen 
die Triebe der Veredlungen auf den verschiedenen Unterlagssorten bis zum 
Gipfeln erreichten, zeigen die Tabellen 1—3. 

Am 17. September wurden die Frühburgunder, am 16. Oktober die 
Spätburgunder, am 24. Oktober die Sylvaner und am 6. November die 
Rieslinge gelesen. Die Ernte von 5366 Stöcken betrug 1880 kg, gegen 
1910 ein Mehr von 712 kg. Das höchste Mostgewicht hatten die Sylvaner 
auf Riparia x Rupestris G. 15. 


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Tabelle 1. 

Versuchspflanzung Lei deck (ältere Bestände). 


a) Technische Abteilung. 


297 


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UNIVERSITY 0F CALIFORNIA 














298 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


Tabelle 2. 


Quartier III (Jungfeld) auf der Leideck, angelegt im Jahre 1905. 


Sylvaner veredelt auf 

Anzahl 

der 

Stöcke 

Durchschnitt- 
^ lieh erreichte 
~ Trieblänge bis 
zum Gipfeln in 

Ertrag 

1910 

in kg 

1911 

Most¬ 

ge¬ 

wicht 

in 

0 Öchsle 

in 

Säure 

0/ 

00 

Riparia 72 G. 

18 

2,0 

4,0 

5,0 

100 

8,6 

v 78 „. 

17 

2,0 

3,0 

2,5 

108 

9,0 

,, Gloire de Montpellier .... 

35 

1,7 

8,0 

3,0 

108 

7,7 

„ X Gutedel 45 G. 

23 

2,1 

5,0 

2,5 

102 

10,0 

X Rupestris 11 G. 

42 

2,1 

8,0 

12,5 

99 

8,8 

- x „ 12 „. 

35 

2,0 

9,0 

2,5 

109 

8,6 

„ X .. 13 r . 

69 

2.0 

16,0 

11,5 

100 

7,4 

X 15 „. 

34 

2.2 

10,0 

2,5 

110 

8.0 

X .. 3 H.G. 

44 

1,8 

8,0 

9,5 

100 

8,2 

„ X „ 108 M.G. 

44 

1,7 

7,0 

6,0 

102 

8.8 

Rupestris 9 H.G. 

12 

2,0 

3,0 

i 1,6 

108 

7,9 

„ monticola. 

14 

1,9 

3,0 

1,6 

104 

7,4 

Cabemet X Rupestris 33 a. 

12 

2,3 

2,0 

2,0 

100 

10,4 

Oordifolia X „ 17 G. 

42 

1,9 

7,0 

7,0 

109 

8,2 

» x „ 19. 

62 

2,1 

13,0 

' 8,0 

103 

8,2 

Solonis. 

52 

1.9 

14,0 

6,5 

100 

8,2 

„ X Gutedel 96 G. 

13 

1,9 

3,0 

1,5 

98 

9,0 

„ X York Madeira 159 G. . . . 

17 

2,0 

3,0 

2,5 

104 

7,8 

Trollinger X Riparia 51 G. 

22 

2,0 

3,0 

0,5 

103 

8,8 

X 

SS 

QD 

3 

22 

1,9 

4,0 

; 5,0 

102 

9,8 

Sylvaner unveredelt. 

114 

2,0 

34,0 

! 14,0 

104 

6,8 




167,0 

107,5 






107,5 





1911 = 59,5 kg weniger gelesen. 


Tabelle 3. 

Quartier VI (Jungfeld) auf der Leideck, angelegt im Jahre 1906. 


Riesling veredelt auf 

Durchschnittlich erreichte Trieb¬ 
länge bis zum Gipfeln in m bei 

Riesling 

veredelt 

Riesling 

unveredelt 

Riparia Gloire de Montpellier. 

Riparia X Rupestris 11 G. 

Cordifolia X Rupestris 19 G. 

Riparia IG. 

Riparia X Rupestris 12 G. 

Solonis. 

Riparia X Rupestris 15G. 

7i X „ 13 G. 

Rupestris monticola. 

2,0 2.0 

2.5 2,0 

2.5 2.0 

2,3 2.0 

2,0 1,9 

2,3 2.0 

2.2 1.9 

2,0 2,0 

2.3 { 2,0 


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Original frnm 

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a) Technische Abteilung. 


299 


2. Rebsclmle. 

In der Zeit vom 26. April bis 13. Mai wurden 9000 Veredlungen nach 
dem bereits früher geschilderten Verfahren hergestellt. Am 29. Mai konnten 
8566 eingeschult werden, so dass ein Ausfall während des Vortreibens von 
nur 4,8 % eingetreten war. 

Die Weiterentwicklung der Veredlungen in der Rebschule war vor¬ 
züglich. Schon 8 Tage nach dem Einschulen durchbrachen die kleinen 
Triebe die aufgebrachte Erdschicht; am 26. Juni konnten die ersten Edelreis¬ 
wurzeln entfernt werden, was am 25. Juli wiederholt wurde. Abb. 55 zeigt 
den Stand der Veredlungen Mitte August. Zu diesem vorzüglichen Stand 
hat allerdings auch eine Massnahme beigetragen, die wir im Berichtsjahr 
zum ersten Mal anwandten. Die schwächeren Seitentriebe wurden auf 
1 Blatt eingekürzt, wodurch der allein stehen gebliebene Haupttrieb 



Abb. 55. 


eine Kräftigung erfuhr. Infolge der grossen Hitze fehlte von Mitte August 
ab die zu einer guten Entwicklung notwendige Feuchtigkeit, weshalb die 
einzelnen Flächen verschiedene Male bewässert werden mussten. Während 
des Sommers wurden die Veredlungen 15 mal gespritzt, am 15. September 
abgehäufelt und am 2. Dezember ausgegraben. 

2 a. Anlage eines veredelten Europäersortimentes. 

In der Rebschule wurde ein Sortiment europäischer Reben auf ame¬ 
rikanischer Unterlage veredelt. Von jeder Edelsorte kamen 3 Stöcke zur 
Pflanzung, deren einer unveredelt blieb, während ein zweiter Riparia 
Gloire de Montpellier und ein dritter Riparia x Rupestris 13 G. zur Unterlage 
hatte. Wir lassen die Namen der Edelsorten nach Farbe getrennt folgen. 

Blaue Sorten. Affenthaler blauer, Ararnon blauer, Arbst blauer, 
Augster blauer, Beclan, Blanfränkische, Blussard blauer, Boucherau, Boudales, 


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300 * IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 

Burgunder blauer, Burgunder früher blauer, Cabernet, Cabernet Sauvignon, 
Carmenere, Casemo, Corbeau, Corthumtraube, Cypemtraube, Damascener 
blauer, Darkaia blau, Farbtraube, Findendo, Gamay blauer, Gamay crepet, 
Gamay d’Arcenant, Gamay de Liverdun, Gamay de Malain, Gänsfüsser blauer, 
Gelbhölzer blauer, Hängling blauer, Heunisch blauer, Hudler blauer, Kadarka 
blaue, Kölner blauer, Lacrima Christi dolce, Malbeck, Merlot, Mohrenkönig 
blauer, Mondwein, Morillon zweifarbiger, Muscat Caillaba, Muscat Haläper, 
Muscat noir Vibert, Muskat -Trollinger, Muskateller blauer, Muskateller 
violetter, Müllerrebe, Müllerrebe x Farbtraube Nr. 5, Müllerrebe x Farb¬ 
traube Nr. 6, Noir de Lorraine, Ochsenauge blaues, Olivette noire, Panse 
noire, Pinot noire, Piquepoule petite noire, Portugieser blauer, Riesling 
schwarzblauer, Rouge, Schirastraube, St. Laurent, Süssrot, Sylvaner blauer, 
Tressot blauer, Trollinger blauer, Urbanitraube, Urben blauer, Wildbacher 
früher, Wälscher früher blauer, Wälscher früher blauer x Farbtraube Nr. 1, 
Wälscher früher blauer x Farbtraube Nr. 2, Wälscher früher blauer x Farb¬ 
traube Nr. 7. Wälscher früher blauer x Farbtraube Nr. 8. 

Weisse Sorten. Aspirant weisser, Augster weisser, Barducis, Basilicum- 
traube, Bermestia bianca, Bia blanc, Bicane, Blanche douce, Bukettraube, 
Brustiano, Burgunder weisser, Bukland Sweet Water, Calabreser weisser, 
Chaptal, Chasselas de Jalabert, Chasselas mit weichem Fleisch, Chasselas 
St. Laurent, Chasselas weiss krachend, Circe, Clairette blanche, Courtiller 
musque, Dordina de Bella, Eicheltraube weisse, Elbling weisser, Eparse, 
Folie blanche, Forster’s white Seedling, Furmint, Gamay de Bevy, Gamay 
weisser, Geisdutte gewöhnliche, General de la Marmora, Gierneolat, Gutedel 
geschlitztblätteriger, Gutedel grauer, Gutedel-Muskat, Gutedel weisser, 
Heunisch weisser, Honigler, Imperial feigenblättriger, Kakura, Kleinberger 
früher von Bettingen, Korinthe weisse, Königstraube weisse, Lahntraube 
frühe weisse, Lamberttraube, Lämmerschwanz, L’Enfant trouve, Madeleine 
angevine, Madeleine royale, Malingre früher, Marechal Bosquet, Mayorquin, 
Morillon weisser, Muscat bifer, Muskat-Blume, Muscat d’Alexandria, Muscat 
de Bowood, Muscat de Calabre, Muscat de Malaga, Muskat-Diamant, Muskat- 
Duft, Muskat Edel-, Muscat Eugenien, Muskat Kaiser-, Muscat Ottonel, 
Muskat-Riesling, Muscat St. Laurent, Muscat Troweren, Ofner weisser, 
Olber weisser, Orangetraube, Orleans grüner, Ortlieber gelber, Pedro Ximenes, 
Räuschling weisser, Ribola, Riesling Bukett, Riesling Firn-, Riesling Gold-, 
Riesling kernloser, Riesling Marien-, Riesling Reichs-, Riesling weisser, 
Riesling x Madeleine royale, Riesling x Riesling Nr. 5, Riesling von Engel¬ 
mann, Rousette, Salicette, Sarfeher, Sauvignon blanc, Sauvignon grau, 
Seidentraube gelbe, Seidentraube grüne, Sylvaner grüner, Tantovina weisser, 
Traminer weisser, Vanilletraube, Wachtelei weisses, Wälschriesling weisser, 
Wippacher weisser. 

Rote Sorten. Burgunder roter, Calebstraube rote, Chasselas de Negro- 
pont, Clairette rose, Darkaia rot, Dolicola, Elbling roter, Gutedel dunkel¬ 
roter, Gutedel Königs-, Gutedel roter krachender, Hansen roter, Heunisch 
roter, Muskateller roter, Riesling roter, Steinschiller, Sylvaner roter, Tarant 


Goöglc 


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Tabelle 4. 


a) Technische Abteilung. 


301 



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302 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


roter, Traminer roter, Traminer Gewürz-, Trollinger roter, Urben roter, 
Veiteliner früher roter, Velteliner grosser roter. Wildbacher rotblättriger, 
Zabalkansky. 

Geisenheitner, Oberlin'sche und Rasch 1 sehe Hybriden. Basilicum x 
Riparia x weisse Vinifera Rasch 105, Blanc d’ ambre x Basilicum Rasch 88, 
Riparia x Gamay Oberlin 595, Gamay x Riparia Oberlin 701, Gamay x 
Riparia Oberlin 702, Gamay x Riparia Oberlin 705, Gamay x Riparia 
Oberlin 714, Gamay x Riparia Oberlin 716, Madeleine angevine x Riparia 
X Portugieser Rasch 102, Madeleine royale x Riparia Oberlin 651, Madeleine 
royale x Riparia Oberlin 661, Madeleine royale x Riparia Oberlin 663, Made¬ 
leine royale x Riparia Oberlin 674, Madeleine royale x Riparia Oberlin 675, 



Abb. 56. Abb. 57. 


Madeleine royale X Taylor Oberlin 806, Madeleine royale X Taylor Oberlin 812. 
Pinot x Riparia Oberlin 646, Taylor x Frühburgunder Rasch 109, Taylor x 
Portugieser Rasch 97, Trollinger x Riparia 110G. Trollinger x Riparia 111G, 
Trollinger x Riparia 112 G. 

Dieses Sortiment soll Anhaltspunkte für das Verhalten der ver¬ 
schiedenen Sorten auf diesen Unterlagen bieten. 

3. Oberlin’sche, Rasch’sche und Geisenheinier Hybriden. 

Über Wachstum, Krankheiten. Behang, Menge und Güte des Ertrages 
dieser Kreuzungen im Berichtsjahr gibt Tab. 4, S. 301 Auskunft. Im allgemeinen 
befriedigte das Wachstum dieser Reben mit Ausnahme der Kreuzung 
Taylor x Portugiesser 97 Rasch, die schon seit Jahren kümmert. Das seit 


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a) Technische Abteilung. 


303 


•einigen Jahren beobachtete Auftreten der Melanose zeigte sich auch im 
Berichtsjahr bei Trollinger x Riparia 111G. und Pinot x Riparia 646 Oberlin 
am stärksten, etwas schwächer bei Trollinger x Riparia 112G., Madeleine 
royale 651, 661 und 663 Oberlin. 

4. Über das Hengl’sche Verfahren der Rebenveredlung. 

Wir stellten im letzten Jahresbericht ein abschliessendes Urteil über 
die Brauchbarkeit dieses Verfahrens in Aussicht. Bereits im Bericht für 
das Jahr 1909 gingen wir auf die Grundlage dieser Methode ein. Wir 
betonten dort, dass die HENGL’sche Art zu veredeln auf den Erfahrungen 
bei der Stiftenveredelung aufbaut. Wie Abb. 56 zeigt, erhält das Edelreis 
durch die HENGL’sche Veredlungsmaschine „St. Severinus“ (s. Abb. 57) 
einen Zapfen, der andere ein im 
Umfang gleichgrosses Loch. Die 
Anordnung kann übrigens auch um¬ 
gekehrt sein. Durch Einschieben 
des Zapfens in das Loch wird die 
Verbindung beider Teile herge¬ 
stellt. Bindematerialien werden 
dabei nicht benützt. 

Der Erfolg dieser Maschine 
hängt in allererster Linie von der 
Bauart der Fräser und Lochbohrer 
ab. Die Garnitur dieser Geräte, 
wie wir sie im letzten Jahresbe¬ 
richt beschrieben (s. Abb. 58), 
hat sich auch im Berichtsjahr gut 
bewährt; ihr Wert ist viel höher 
einzuschätzen als der der erst ge¬ 
lieferten Bohrer und Fräser. Be¬ 
sonders wertvoll ist vor allem 
die Möglichkeit, Bohrer und Fräser 
auszuwechseln. 

Über die Leistungsfähigkeit der Maschine haben wir uns bereits im 
Bericht 1009 ausgesprochen. Auch in der Zukunft war es uns nicht 
möglich, die von Hengl in seinem Prospekt angegebene Leistungsfähigkeit 
zu erreichen, namentlich, wenn unter der Schnelligkeit der Ausführung 
deren Güte nicht leiden soll.- Unsere Prüfungen haben nach dieser Richtung 
•wohl ergeben, dass bei Anwendung der Maschine die Rebenveredlungen 
schneller anzufertigen sind als von der Hand. Die Ersparnis beträgt 
nach unseren Feststellungen im Durchschnitt etwa Vs der zur Ausführung 
der Handveredlung notwendigen Zeit. 

Der Prozentsatz der Verwachsung kommt bei Verwendung der neuen 
Fräser und Bohrer im Durchschnitt den Verhältnissen der Handveredlung 
gleich; er schwankt bei einzelnen Sorten etwas nach unten, bei einzelnen 



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304 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


ein wenig nach oben, hält sich im Durchschnitt also auf derselben Höhe- 
Allerdings hat es sich immer mehr gezeigt, dass die Schulung der die 
Maschine bedienenden Arbeiter eine ausserordentlich grosse Rolle spielt. 
Die z. T. sich sehr widersprechenden Ansichten über den Wert des Ver¬ 
fahrens sind sicher zu einem grossen Teil durch die verschiedene Fertig¬ 
keit der Arbeiter zu erklären. In unserm Betrieb arbeiten bereits seit 
3 Jahren dieselben Arbeiter an der Maschine und doch ist immerhin noch 
ein, wenn auch allerdings kleiner, Fortschritt durch die grössere Fertigkeit 
zu bemerken. Wer etwa einige Stunden oder vielleicht einen Tag „Ver¬ 
suche“ mit der „St. Severinus“ anstellt, kommt zu einem gänzlich falschen 
Urteil über ihren Wert. 

Die Art der Kallusbildung bei den mit Hengl’s Maschine erzeugten 
verwachsenen Veredelungen liess nichts zu wünschen übrig. Die Bildung 
des Verwachsungsgewebes geschah am ganzen äusseren Rande der Schnitt¬ 
flächen sehr gleichmässig und fast immer in Form eines völlig geschlossenen 
Kallusringes. Alle verwachsenen Reben konnten dementsprechend als erste 
Qualität bezeichnet werden. Wir hatten nicht notwendig, eine zweite 
Sorte zu bilden, wie das bei Handveredelungen immer geschehen muss, 
wenn man einigermassen verwachsene Veredelungen nicht wegwerfen will. 
Im allgemeinen geschah die Erzeugung des Verwachsungsgewebes so reich¬ 
lich, dass die Gewebemasse grösstenteils über den Holzteil der Veredlungen 
hinausquoll. 

In allen Fällen haben wir eine schwächere Neigung zur Triebbildung 
während des Vortreibens als bei denen von Hand veredelten Kontrollreben 
beobachten können. Der Unterschied ist sehr auffallend. Diese Eigen¬ 
schaft der mit Hengl’s Maschine hergestellten Veredlungen erscheint uns 
wertvoll, denn der Vortreibeprozess kann länger zur Durchführung kommen, 
ohne dass die Triebbildung unerwünscht weit vorschreitet. Nach dem 
Einschulen konnte ein verschiedenes Verhalten der mit „St. Severinus“ 
gegenüber den mit der Hand veredelten Reben in der Weiterentwicklung 
nicht beobachtet werden. 

Wenn ich znm Schlüsse zusammenfasse, wäre die Güte der Arbeit 
der HENGL’schen Maschine den der Handveredlung etwa gleich zu stellen, 
ihre Leistungsfähigkeit etwas grösser. Ob dieser geringe Vorteil bei den 
immerhin hohen Anschaffungskosten die allgemeine Einführung der ,.St. 
Severinus“ sichern, will mir allerdings fraglich erscheinen. 

5. Vortreiben der Reben in einem warmen Mistbeetkasten. 

Verschiedentlich hat man bereits versucht, das Vortreibhaus durch 
einen Mistbeetkasten zu ersetzen, zum grossen Teil mit negativem Resultat. 
So hat die Provinzial-Wein- und Obstbauschule Trier in ihren Jahres¬ 
berichten 1908 und 1909 derartige Versuche veröffentlicht, die jedoch 
einem Misserfolg gleichkamen. Bei der spätem Bedeutung dieser Frage 
für den Kleinbetrieb erschien es mir notwendig, diese Sache auch in den 
Arbeitsplan unserer Station aufzunehmen. Seit Frühjahr 1909 haben wir 


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a) Technische Abteilung'. 


305 


uns daher mit dieser Frage beschäftigt und sind nunmehr zu einem ab¬ 
schliessenden Urteil gelangt. 

Jeweils Anfang Mai wurden mit englischem Kopulationsschnitt ver¬ 
edelte Rehen wie gewöhnlich in Kisten verpackt. Als Einbettungsmaterial 
diente eine Mischung von s / 4 Torfmull und % Holzkohle. Auf das obere 
Ende der Veredlungen brachten wir wie gewöhnlich eine etwa 3 cm dicke 
Deckschicht aus denselben Stoffen. Die Hälfte der Kisten wurde wie üblich 
im Glashaus, die Hälfte in einem warmen Mistbeetkasten vorgetrieben. 
Der Kasten war folgendennassen vorbereitet. Zunächst wurde er auf 1,40 m 
vertieft und dann auf den Untergrund eine 80 cm starke Schicht frischen 
Pferdedunges gebracht. Nach 2 Tagen wurde der Dung gleichmässig fest¬ 
getreten und darüber eine etwa 20 cm dicke lockere Schicht geschüttet, 
zu deren Herstellung sich am besten Torfmull oder Kompost eignet. Auf 
diese Schicht stellten wir die mit Veredlungen bepackten Kisten. Die 
Seitenflächen der Kisten blieben von aussen vollständig unbedeckt. Die 
mit Veredlungen beschickten Kästen wurden vorläufig geschlossen gehalten 
und bei sonnigem Wetter etwas gelüftet. 

Bereits nach 8 Tagen zeigten sich die ersten Spuren der Kallusbildung, 
nach weiteren 4—6 Tagen brachen die ersten Triebe durch die Deckschicht. 
Nun wurde durch Öffnen der Fenster mit der Abhärtung begonnen. 24 bis 
26 Tage nach dem Einschichten der Reben in die Kisten erfolgte die Ein¬ 
schulung in das freie Land. Das war etwa der Zeitpunkt des Auspflanzens 
der im Treibhaus vorgetriebenen Reben. Nach dem Auspflanzen fielen die 
Versuchsreben durch ihren etwas besseren Stand gegenüber den Kontroll- 
reben auf. 

Die Resultate der in den Jahren 1909, 1910 und 1911 ausgeführten 
Versuche gibt folgende Tabelle wieder. 

Tabelle 5. 


Edel- und Unterlagssorten 


Vort reib¬ 
raum 

Ver¬ 

edelt 

Einge¬ 

schult 

Ver¬ 

wachsen 

°lo 

09. 

Kasten 

250 

248 

112 

44,8 

Haus 

250 

238 

108 

43,2 

Kasten 

250 

229 

129 

51,6 

Haus 

250 

247 

130 

52,0 

Kasten 

250 

240 

108 

43,2 

Haus 

250 

244 

105 

42,0 


Riesling auf Riparia X Rupestris 13 G. . . | 

Riesling auf Riparia X Rupestris 101 14 M.G. -j 
Sylvaner auf Aramon X Riparia 1 Ganzin | 


1910. 

Riesling auf Riparia 2 G. 

Riesling auf Riparia X Rupestris 13 G. . | 
Riesling auf Cabemet X Rupestris 33 a. . | 
Geisenheimer Jahresbericht 1911. 


Kasten 

250 

250 

39 

15,6 

Haus 

250 

248 

69 

27,6 

Kasten 

250 

250 

126 

50,4 

Haus 

250 

240 

109 

43,6 

Kasten 

250 

245 

93 

37,2 

Haus 

250 

243 

84 

33,6 


20 


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306 IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


Edel- und Unterlagssorten 


Vortreib¬ 

raum 

Ver¬ 

edelt 

Einge¬ 

schult 

Ver¬ 

wachsen 

0 / 

Io 

Kasten 

250 

241 

115 

46,0 

Haus 

250 

230 

85 

34,0 

Kasten 

250 

240 

132 

52,8 

Haus 

250 

248 

89 

35,6 

Kasten 

250 

243 

123 

49,2 

Haus 

250 

239 

70 

28,0 


1911. 


Riesling auf Riparia X Rupestris 15 G. . | 
Riesling auf Cordifolia X Rupestris 19 G. | 
Riesling auf Riparia X Rupestris 108 M.G. | 


Beim Vergleich dieser Zahlen findet man, dass die Verwachsungs¬ 
prozente der im Kasten vorgetriebenen Veredlungen zum mindesten ebenso 
hoch, in den meisten Fällen sogar höher sind, als der im Warmhaus strati- 
fizierten. Dazu müssen wir noch bemerken, dass die im Mistbeetkasten 
vorgetriebenen Beben wohl etwas später austreiben, die Triebe dafür aber 
auch etwas gedrungener bleiben. 

Unsere Erfolge mit diesem Verfahren befriedigen also durchaus. Es 
scheint, dass die für die Verwachsung günstigen Verhältnisse vor allem 
dadurch geschaffen wurden, dass wir die Kisten nicht „von allen Seiten 
dickschichtig mit frischem Pferdedung“ umgeben haben. „Eine Überhitzung 
bzw. Verbrennung“ war bei uns unmöglich, weil über den festgetretenen 
Dung eine etwa 20 cm dicke lockere Schicht aus Torfmull oder Kompost 
geschüttet wurde. Des weiteren müssen die Temperaturverhältnisse im 
Kasten durch rechtzeitiges Lüften ausgeglichen werden. Wärmegrade von 
46° C. werden natürlich nachteilig auf die Reben einwirken. Bei unsem 
Versuchen schwankten die Temperaturen in folgenden Grenzen: 

(Siehe die Tab. 6, S. 307.) 

Die Temperaturen in der Kiste entsprechen annähernd dem Durch¬ 
schnitt der während des Rebenvortreibens in einem Warmhause herrschenden 
Wärme in den Kisten. 

Schimmelbildung hat bei uns nicht störend gewirkt. Dazu hat sicher 
u. a. auch die Verwendung von Torf mit Kohle statt Moos und die beinahe 
völlige Unterlassung des Überbrausens der Veredlungen beigetragen. 

Demnach erscheint es uns sehr wohl möglich , im Kleinbetrieb Beben 
mit Erfolg nach dem von uns wiedergegebenen Verfahren im warmen Mist¬ 
beetkasten auf billige Weise vorzutreiben. 


6. Vortreiben von Veredlungen unter Verwendung von Töpfen. 

Bei dem gewöhnlichen Verfahren der Herstellung und des Vortreibens 
der Veredlungen ist immer 1 Jahr zur Heranzucht einer pflanzfähigen 
veredelten Wurzelrebe erforderlich. Die unten beschriebene Methode er¬ 
möglicht es, schon im Juni des Veredlungsjahres gut verwachsene bewurzelte 
Veredlungen an Ort und Stelle zu pflanzen. Dadurch lässt sich ein Jahr 
gewinnen. 


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a) Technische Abteilung. 


307 


Tabelle 6. 




Morgens 6 Uhr 

Mittags 2 Uhr 

Abends 6 ühr 

Datum 

in der 

im 

in der 

im 

in der 

im 



Kiste 

> Kasten 

Kiste 

| Kasten 

Kiste 

Kasten 



•C. 

l # c. 

°C. 

i «c. 

°C. 

•C. 

3. 

Mai 

22 

' 18 

26 

28 

25 

30 

4. 

« 

22 

15 

27 

30 

26 

28 

5. 

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25 

18 

27 

30 

27 

28 

6 . 

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28 

1 30 

28 

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7. 

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26 

28 

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8. 

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28 

25 

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9. 

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30 

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10. 

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21 

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11. 

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22 

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28 

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12. 

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30 

26 

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13. 

V 

23 

21 

26 

30 

27 

28 

14. 

V 

24 

19 

25 

30 

26 

29 

15. 

V 

23 

1 20 

25 

30 

27 

30 

16. 

V 

25 

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27 

30 

27 

30 

17. 

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26 

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18. 


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21 

30 

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19. 

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25 

20 

29 

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22. 

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27 

30 

26 

28 

23. 

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20 

17 

25 

29 

25 

I 25 


Die zur Verwendung kommenden Unterlagsreben und Edelreiser 
können bereits im Dezember und Januar geschnitten werden, sofern man 
Schäden durch Frost befürchtet. Man bewahrt sie bis zum Zeitpunkt der 
Veredlung in Sand eingeschlagen in einem Keller auf. Die besten Erfolge 
erhält man aber auf jeden Fall mit solchen Reben, die kurz vor der Ver¬ 
edlung, also etwa Mitte März, geschnitten werden. Wir benutzten zu 
diesem Versuche die Unterlagssorten Aramon x Rupestris 1 Ganzin und 
Riparia x Rupestris 101 14 M.G., als Edelsorte Sylvaner und Riesling. 

Nach der Fertigstellung wurden die am 15. März hergestellten Ver¬ 
edlungen in Torfmull und Holzkohle wie gewöhnlich in die Vortreibkisten 
eingeschichtet. Das Vortreiben geschah einschliesslich der Abhärtung in 
einem warmen Mistbeetkasten, wie wir es in dem vorhergehenden Kapitel 
geschildert haben. Infolge der frühen Jahreszeit mussten die Fenster der 
Kästen allerdings des Nachts mit Strohmatten bedeckt werden. 

Nach der Abhärtung wurden die Veredlungen am 15. April in ge¬ 
wöhnliche Blumentöpfe von 12 cm Durchmesser und derselben Höhe, die 
mit einer Mischung von sandiger Kompost- und Lehmerde gefüllt waren, 
gepflanzt. In dem bisher zum Vortreiben benutzten Mistbeetkasten hatte 
man inzwischen vom alten Dung einen Teil herausgenommen und dafür 
eine Schicht (festgetreten 25—30 cm hoch) frischen Pferdedunges gebracht. 
Nachdem dieser angetreten war, wurde darüber etwa 20 cm hoch Torfmull 

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IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


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geschüttet. Obenauf stellten wir die Töpfe eng zusammen. Der Abstand 
zwischen den Triebspitzen der Veredlungen und dem Fenster betrug etwa 
20 cm. Bei einer grösseren Entfernung liegt die Gefahr des Vergehens 
der Triebe vor. Der untere Teil der Veredlungen war bis über die Ver¬ 
edlungsstelle vollständig in Torfmull eingebettet. 

In den ersten Tagen w r urde der Kasten geschlossen gehalten und bei 
sonniger Witterung die Fenster mit Packleinwand bedeckt, um die kleinen 
Triebchen vor dem Verbrennen zu schützen. Nach etwa 8 Tagen konnte 
man während der wärmsten Tageszeit bereits etwas lüften. Nach 2 Wochen 
war die Trieblänge der meisten Veredlungen etwa 10—12 cm, und nun 
bildeten sich auch die ersten Edelreiswurzeln, die sorgfältig entfernt 
wurden. Diese Arbeit war auch später noch einmal notwendig. Eine 
mehrmalige Untersuchung des Topfballens liess eine gute Wurzelbildung' 
erkennen. Am 22. Mai konnte mit der Abhärtung begonnen werden; am 
8. Juni wurden die Veredlungen ausgepflanzt. Dabei zeigten 15 °/ 0 gar 
keine Bewurzelung, 20°/ 0 waren nicht genügend gut verwachsen, so dass 
etwa 65°/ 0 guter Veredlungen zur Auspflanzung übrig geblieben waren. 
Die Verpflanzung geschah in einen lehmig sandigen Boden. An den Pflanz¬ 
stellen wurde mit dem Spaten ein Loch ausgehoben, in welches die Ver¬ 
edlungen unter möglichster Schonung des Wurzelballens gesetzt wurden. 
Um den Topfballen brachten wir etwas Kompost und warfen das Loch halb 
mit Erde zu. Nach erfolgter Anschlämmung wurde das Pflanzloch so ge¬ 
schlossen, dass die Veredlungsstellen bis ungefähr 3 cm unter der Erde 
standen. Um jede Wachstumsstörung zu vermeiden, ist diese vorläufige 
Bedeckung der Veredlungen notwendig. Erst nach und nach wird die 
Erde wieder entfernt. Die Entwicklung dieser Reben war sowohl im 
Sommer 1910 als auch 1911 ausserordentlich günstig. Schon 8 Tage nach 
dem Auspflanzen konnte man eine weitere Entwicklung der Triebe be¬ 
obachten. Ende August, Anfang September hatten manche Stöcke bereits 
schon die Pfahlhöhe (1,50 m) erreicht. Abb. 59 zeigt im Vordergrund 
den Stand der Veredlungen Mitte Oktober. 

Die Erfolge dieses Verfahrens sind also sehr ermunternd. Man ver¬ 
mag in einem Sommer sehr kräftige Pflanzen am zukünftigen Standort zu 
schaffen. Zur Ausfüllung von Lücken in älteren Weinbergen mit Vered¬ 
lungen ist dieses Verfahren ganz ausgezeichnet geeignet. 

In Zukunft werden w T ir allerdings noch zu prüfen haben, ob sich 
diese Methode nicht noch billiger gestalten Hesse. Ich denke z. B. an die 
Verwendung eines geeigneten Topfersatzes. Töpfe von 12 cm Durchmesser 
nehmen infolge ihrer Breite verhältnismässig viel Platz ein. In einem 
Fenster von 1:1,5 m hatten bei unseren Versuchen nur 80 Töpfe neben¬ 
einander Platz. Bei der im Rheingau gewöhnlich beabsichtigten Länge des 
Wurzelstammes von 40—50 cm erschienen die Töpfe auch zu niedrig. 
Nun stellt die Topfwarenfabrik Gilger & Buch in Diemeringen i. Eisass 
Töpfe her, von denen das höhere „System Greiner“ 19Va cm hoch ist und 
einen oberen Durchmesser von 14 cm besitzt. Der Preis beträgt für 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


309 


100 Stück 10 M. Eine zweite Sorte derselben Fabrik ist ebenfalls 19 1 /* cm 
hoch, aber nur 12 1 /« cm breit. 100 Stück hiervon kosten 7 M. Wir haben 
die Töpfe noch nicht geprüft, auf jeden Fall erscheinen sie uns aber zu 
teuer. Die bei den Versuchen unserer Station benutzten gewöhnlichen 



Blumentöpfe (12 cm hoch und 12 cm breit) kosteten im Hundert nur 
2,40 M. und ergaben dabei recht gute Resultate. 

Neuerdings hat Herr C. Preis-Hexny in Mittelweier Flaschenhülsen 
aus Stroh, die zur Haltbarmachung mit einer 4—5°/ 0 igen Kupfervitriol- 
lösung getränkt wurden, mit sehr gutem Erfolge benutzt. 


b) Wissenschaftliche Abteilung. 

Erstattet von Prof. Dr. Karl Kroemer. Vorsteher der Abteilung-. 

1. Reben veredlungsfragen des Auslandes. 

Von Dr. F. Schmitthenneb. 

Im Aufträge der Königl. Preuss. Rebenveredlungskommission wurde 
im Berichtsjahre ein eingehendes Referat über Rebenveredlungsfragen des 
Auslandes abgefasst, welches eine ausgedehnte Bearbeitung der ausländischen 
Fachliteratur erforderte. Das Referat wird unter dem obigen Titel in den 
Landwirtschaftlichen Jahrbüchern erscheinen. Bei der Abfassung desselben 
wurde die gesamte einschlägige Literatur des Auslandes aus den letzten 
8 Jahren berücksichtigt und stellenweise, wo es im Interesse des Zusammen¬ 
hanges und zum besseren Verständnisse nötig war, auch auf ältere Ver¬ 
öffentlichungen zurückgegriffen. Dabei ergab sich eine Fülle interessanter 


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310 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


Fragen aus allen Gebieten des Rekonstruktionswesens, deren weitere Durch¬ 
arbeitung, soweit es im Interesse unseres heimischen Weinbaues nötig ist, 
zu den kommenden Aufgaben der Station gehören wird. 

I. Ganz besonders eingehende Bearbeitung fand in dem Referate die 
Frage der wechselseitigen spezifischen Beeinflussung des Edelreises und der 
Unterlage bei veredelten Reben. Es waren in dieser Beziehung von ein¬ 
zelnen französischen Autoren, insbesondere von Professor Daniel in Rennes 
in zahlreichen Veröffentlichungen ausserordentliche Bedenken gegen die 
Rebenveredlung geäussert worden. In dem Referate sind nun alle das 
Thema der wechselseitigen Beeinflussung des Reises und der Unterlage 
berührenden Veröffentlichungen zu einem übersichtlichen Bilde vereinigt, 
an der Hand dessen sich auch Nichtfachleute ein Urteil machen können 
über die Hinfälligkeit der Theorien Daniels und seiner Anhänger. Da 
es hier nicht möglich ist, auf Einzelheiten näher einzugehen, sei auf die 
Originalarbeit selbst verwiesen, während im folgenden nur der Inhalt der 
einzelnen Abschnitte kurz hervorgehoben werden soll. 

Abschnitt 1 behandelt die Frage der Erhaltung der Rehlausfestigkeit 
amerikanischer Unterlagsreben nach der Veredlung. Es wird gezeigt, dass 
alle Zweifel an der Erhaltung der Reblausfestigkeit dieser Reben bis jetzt 
noch jedweder stichhaltigen Begründung entbehren und ein Nachweis über 
die Verminderung ihrer Reblausfestigkeit noch in keiner Weise erbracht 
worden ist, auch von Daniel und seinen Anhängern nicht, welche aus dieser 
ihrer Theorie beits eine Tatsache gemacht haben. Auch die Theorie von 
Daniel und Jurie, nach welcher die Europäersorten im gepfropften Zustande 
eine gewisse Reblausfestigkeit von den Amerikaner-Unterlagen übernehmen, 
so dass die von veredelten Stöcken gewonnenen Europäer-Schnittreben sich 
auch ohne Amerikaner-Unterlage als reblausfest erweisen, entbehrt bis jetzt 
noch jedes exakten Nachweises. 

Abschnitt 2 beschäftigt sich mit der Variation der Wuchsform sowie 
der Blätter und Trauben infolge der Veredlung. Diese Frage ist, soweit 
es sich nm die durch Emährungseinflüsse bedingten Variationen handelt, 
noch wenig geklärt. Aus einzelnen Fällen, die aber der Nachprüfung noch 
dringend bedürfen, scheint hervorzugehen, dass Ernährungsmodifikationen 
infolge der Veredlung, ähnlich wie bei veredelten Obstbäumen, auch bei 
veredelten Reben auftreten, und dass es hier wie dort lediglich von den 
inneren Analogieverhältnissen zwischen den Pfropfsymbionten abhängt, in 
wie starkem Mafse sich solche bemerkbar machen. Keinesfalls aber ist 
bis jetzt, auch von Daniel und seinen Anhängern nicht, der Nachweis er¬ 
bracht worden, dass gegenseitige Beeinflussungen spezifischer Natur zwischen 
dem Edelreis und der Unterlage stattfinden. Alle von Daniel und Jurie 
angeblich beobachteten spezifischen Variationen infolge der Veredlung sind 
ungenügend, in den meisten Fällen sogar überhaupt nicht als solche nach¬ 
gewiesen und alle diesbezüglichen Nachrichten dieser Autoren sind schon 
aus dem Grunde völlig wertlos, weil die nötigen Parallelbeobachtungen an 
unveredelten Reben unterlassen worden sind. 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


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Im Abschnitt 3, der betitelt ist: „ Allgemeines über das Verhalten ver¬ 
edelter Reben im Vergleiche mit unveredelten “ wurde zunächst das Verhalten 
veredelter Reben gegenüber den verschiedenen kryptogamischen Krankheiten 
im Vergleiche mit dem der unveredelten auf Grund der vorliegenden Ver¬ 
öffentlichungen behandelt und auch hierbei die Behauptungen Daniels und 
seiner Anhänger kritisch beleuchtet. Ausserdem wurde das allgemeine 
biologische Verhalten der veredelten Reben, ihre Lebensdauer u. dergl. 
sowie schliesslich die Einwirkung der Düngung auf dieselben im Zusammen¬ 
hänge mit den Erörterungen Daniels besprochen. 

Im Abschnitt 4 endlich wurden die tatsächlich bekannten, auf Er¬ 
nährungseinflüsse zurückzuführenden Variationen des Reises und der Unter¬ 
lage zusammengestellt. 

II. Der gegenwärtige Stand der Direktträgerfrage in Frankreich. — 
Aus den neueren Veröffentlichungen über diese Frage geht deutlich hervor, 
dass zwar in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte in der Züchtung 
von direkttragenden Hybriden gemacht worden sind, dass es aber dennoch 
bis jetzt nicht gelungen ist, Direktträger zu erzeugen, welche den Bedürf¬ 
nissen der Praxis auch nur annähernd gerecht werden. Da sich gezeigt 
hat, dass die beiden Eigenschaften „Reblausfestigkeit“ und „annehmbare 
Qualität des Produktes“ sich nicht in einer Hybride vereinigen lassen, 
wohl aber Sorten erzielt werden können, die bei einigermassen annehm¬ 
barer Qualität eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen die kryptogamischen 
Krankheiten (Peronospora und Oidium) besitzen, verfolgen die Züchter jetzt 
fast ausnahmslos nur noch das letztere Ziel. Die entstehenden Hybriden 
sind dann allerdings nur noch dem Namen nach Direktträger, in Wirklich¬ 
keit müssen sie zum Schutze gegen die Reblaus wie jede Europäersorte 
veredelt werden. 

Während man zu Beginn der Direktträger-Züchtungsversuche fast 
ausschliesslich mit Halbbluthybriden (Amerikaner x Europäer) arbeitete, 
damit aber nur schlechte Erfolge erzielte, werden heute fast nur noch 
Dreiviertelsbluthybriden [(Amerikaner x Europäer) x Europäer] und ganz 
besonders Kreuzungen aus diesen und den Halbbluthybriden zu den Kultur¬ 
versuchen herangezogen. 

Die Zahl der bisher erzeugten Hybriden ist ausserordentlich gross, 
aber nur sehr wenige haben bisher die Probe auf ihre Brauchbarkeit be¬ 
standen, und auch diese sind nach der Ansicht nahmhafter französischer 
Sachverständiger nur für solche Gebiete zu empfehlen, wo der Weinbau 
lediglich als Nebenkultur getrieben wird, bzw. für die Gewinnung eines 
Haustrunkes. Für deutsche Weinbauverhältnisse haben die zur Zeit 
existierenden Direktträger kaum nennenswerte Bedeutung, schon allein aus 
dem Grunde, weil gerade die brauchbareren unter ihnen zur Gewinnung 
von Rotweinen dienen, während für Deutschland in der Hauptsache weisse 
Hybriden in Frage kommen. 

In der Originalabhandlung sind die Ausführungen einiger namhafter, 
französischer Autoren über den Wert der Direktträger ausführlich wieder- 


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IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheini-Eibingen. 


gegeben und eine grosse Anzahl der Züchtungen von Seibel, Couderc. 
Castel und Oberlin kurz charakterisiert. 

III. Die Reblausfestigkeit der Aratnon x Rupestris 1 Ganzin und 
Mourvedre Rupestris 1202 Coud. — Über dieses Thema wurde ebenfalls 
ausführlich, unter besonderer Berücksichtigung der neuesten Feststellungen 
in Sizilien, berichtet. Die Reblausfestigkeit der genannten beiden Unter¬ 
lagssorten ist bekanntlich wiederholt angezweifelt worden, insbesondere 
wurde von verschiedenen Autoren die Aramon x Rupestris 1 Ganzin als, 
besonders in wärmeren Gegenden, durchaus ungenügend erachtet. Diese 
Vermutung schien der Umstand zu bekräftigen, dass auf der Insel Sizilien 
die Veredlungen auf dieser Unterlage in grosser Anzahl zugrunde gingen, 
unter Anzeichen, nach denen man bei oberflächlicher Betrachtung die 
Reblaus als Ursache zu betrachten geneigt sein konnte. Es wurde darauf¬ 
hin von der italienischen Regierung eine Kommission von 6 Fachleuten 
beauftragt, die Sache näher zu untersuchen. Dabei stellten sich folgende 
interessante Tatsachen heraus: Ausser den Veredlungen auf Aramon x 
Rupestris 1 Ganzin waren stellenweise auch Veredlungen auf zweifellos 
reblausfesten Unterlagen unter denselben Erscheinungen zu Grunde ge¬ 
gangen. Andererseits standen Veredlungen auf nachgewiesenermassen sehr 
wenig reblausfesten Unterlagen (z. B. Jacquez) in üppigster Vegetation 
neben den zurückgehenden Veredlungen auf 1 Ganzin. Schliesslich konnte 
auch die Beobachtung gemacht werden, dass die zurückgegangenen Ver¬ 
edlungen auf 1 Ganzin sich stellenweise wieder erholten, trotzdem nach 
wie vor Rebläuse, Nodositäten und Tuberositäten in grosser Anzahl an 
ihren Wurzeln vorhanden waren. Und anderwärts gingen dieselben Ver¬ 
edlungen auf 1 Ganzin mehr und mehr zurück und schliesslich zu Grunde 
trotz völliger Abwesenheit der Reblaus. 

Alle diese Anzeichen deuteten mit Bestimmtheit darauf hin, dass die 
Reblaus zum mindesten nicht die primäre Ursache des Zurückgehens der 
Veredlungen auf 1 Gauzin sein könne. Nach der Ansicht der Untersuchungs¬ 
kommission dürfte vielmehr die mangelhafte Anpassung der 1 Ganzin an 
die eigenartigen Boden- und klimatischen Verhältnisse der Insel Sizilien 
den ersten Anstoss hierzu gegeben haben, worauf dann die Reblaus als 
Faktor von sekundärer Bedeutung das Vemichtungswerk an den bereits 
sehr geschwächten Reben fortsetzte. Man ist nun zurzeit in Sizilien damit 
beschäftigt, durch Züchtung und Selektion im eigenen Lande neue Unter¬ 
lagssorten zu erzeugen, welche den dortigen Verhältnissen besser angepasst 
sind, und hat mit einigen der Neuzüchtungen auch bereits gute Erfolge 
erzielt. 

Auch die Reblausfestigkeit der Mourvedre x Rupestris 1202 ist vielfach 
angezweifelt worden. (Vgl. den vorjährigen Bericht S. 227.) Es hat auch 
tatsächlich nach den vorliegenden Meldungen aus verschiedenen Gegenden 
den Anschein, als ob die Widerstandsfähigkeit dieser Sorte eine sein- 
bedingte sei. In tiefgründigen, frischen, nährstoffreichen Böden hat sie 
indessen bis jetzt überall genügt. 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


313 


IV. Die Berlandierihybride Pecs. — Unter dem Namen Eiparia x 
Berlandieri 157 11 ist in Österreich-Ungarn eine Unterlagsrebe verbreitet 
worden, die mit der französischen Züchtung gleichen Namens nicht identisch 
ist. Es handelt sich dabei um eine Sorte von hoher Kalkwiderstands¬ 
fähigkeit, die jedoch anscheinend kein Eipariablut enthält, und daher ihren 
Namen, zum mindesten aber ihre Selektionsnummer zu Unrecht trägt. Über 
die Herkunft der Sorte ist folgendes bekannt geworden: Die städtische 
Kebschule in Pecs (Fünfkirchen) erhielt auf Bestellung seitens der Eegierung 
aus Frankreich eine Anzahl Amerikanerreben, die als Berlandieri-Varietäten 
bezeichnet, in Wirklichkeit aber ein Gemisch der verschiedensten Sorten 
waren; es befand sich keine einzige reine Berlandieri darunter. Aus diesem 
Sortengemisch wurde nun eine Pflanze mit Berlandieri-Blut wegen ihres 
dunkeln Laubes und starken, gesunden Wachstums ausgewählt und von 
Direktor Szilägyi in grösserem Umfange vermehrt und geprüft. Dabei 
zeigte sich, dass die Sorte eine ausserordentlich hohe Kalkwiderstands¬ 
fähigkeit besitzt. Von ihren Eltern ist bis jetzt nur die Mutter, und zwar 
als Berlandieri bestimmt erkannt. Weiter ist über ihre Abstammung 
nichts bekannt. A. Horvath ist der Ansicht, dass es sich um eine Zufalls¬ 
hybride zwischen Berlandieri und Jacquez handle, die in Frankreich 
entstanden ist. Form und Farbe der Blätter lassen darauf schliessen, 
dass Jacquez an der Kreuzung beteiligt war; hie und da sind aber auch 
Blätter vorhanden, die auf Eiparia hinweisen, doch besitzt die Triebspitze 
keine gefalteten Blättchen wie Eiparia, sondern ausgebreitete wie Vinifera 
(Jacquez enthält Aestivalis und Viniferablut). Eiparia ist sehr wahr¬ 
scheinlich nicht in der Hybride enthalten. In Anbetracht dieser Umstände 
hat man in Ungarn der Sorte den Namen „Berlandierihybride Pecs“ gegeben 
zum Unterschiede von der französischen Eiparia x Berlandieri 157 11 , mit 
der sie keine Ähnlichkeit haben soll. 

Nach Teleki (Eekonstruktion der Weingärten S. 111) ist die Pecsscher 
Hybride empfänglich für Peronospora, was übrigens ebenfalls auf Vinifera¬ 
blut hindeutet. Ihre Beblausfestigkeit ist noch nicht sicher festgestellt; 
sie hat jedoch bis jetzt noch nirgends unter dem Insekte gelitten. 
Bemerkenswert ist ihre hohe Kalkwiderstandsfähigkeit, denn nach Szilägyi 
verträgt sie 60—65 % Kalk mit Leichtigkeit. Sie bewurzelt sich jedoch 
nach Teleki s Angaben sehr schwer. Wortmann teilt ausserdem mit, dass 
sie ihr Holz sehr früh, schon gegen Ende August reift, und dass er sie in 
einem Boden mit 50 °/ 0 löslichem Kalk neben den verschiedensten Unter¬ 
lagen, die sämtliche stark chlorosierten, allein in frischem Grün gesehen habe. 

V. Die Berlandieri x Eiparia Teleki. — Die französischen Berlandieri- 
Eiparia-Hybriden haben in Österreich nicht besonders befriedigt, dagegen 
sollen sich die Fünfkirchener Hybriden dieser Art. die Berlandieri x Eiparia 
Teleki vorzüglich bewähren. Dieselben haben bisher noch ein grosses 
Formengemisch dargestellt, sind aber nun sorgfältig selektioniert, und die 
besten von ihnen sind mit den Nummern 4—9 versehen worden; 4, 5 und 6 
haben mehr Eiparia-, 7. 8 und 9 mehr Berlandieri-Charakter im Blatt. 


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314 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


Teleki (die Rekonstruktion usw. S. 76) hält jedoch alle für ziemlich 
gleichwertig, da weder in ihrem Wachstum, noch in der Adaptation und 
Affinität zu den Viniferasorten nennenswerte Unterschiede festzustellen 
seien. Nr. 5 und 8 seien vielleicht die besten. 

Über die Entstehung der Teleki-Hybriden berichtet A. Teleki (1. c. S. 66), 
dass es sich nicht um die Produkte einer in Fünfkirchen planmässig vor¬ 
genommenen Hybridation handelt, sondern, dass die Reben alle aus Samen 
entstanden seien, welche er von Resseguier bezogen hat. Die Samen 
sollten der Bestellung nach Berlandierisamen sein, doch erwiesen sich von 
etwa 40000 aufgegangen Sämlingen kaum 10 Stück als reine Berlandieri. 
alle anderen waren Franko- und Ameriko-Amerikaner. Aus diesen Sämlingen 
sind nun die genannten Berlandieri-Hybriden im Laufe der Jahre selektioniert 
worden. Nur zweifellos Berlandieri- und Ripariablut enthaltende, in einem 
Boden von 75 % Kalk nicht chlorosierende Mutterstöcke wurden beibehalten 
und vermehrt. 

Die Frage, ob die Berlandieri x Riparia Teleki künstliche oder natür¬ 
liche Hybriden sind, kann nicht mit Bestimmtheit beantwortet werden. 
Ravaz hält bekanntlich eine natürliche Kreuzung dieser beiden Arten für aus¬ 
geschlossen, weil ihre Blütezeiten zu weit auseinander liegen; dagegen 
bemerkt Teleki nach der Ansicht eines hervorragenden ungarischen 
Ampelologen, dass das wohl möglich sei, weil Ripariapollen seine Keim- 
und Befruchtungsf&higkeit sehr lange behält. Das spricht indessen noch 
nicht gegen die Ravaz sehe Ansicht, denn bei so weit auseinander liegenden 
Blütezeiten ist es fraglich, ob zur Zeit der Berlandieri-Blüte überhaupt 
noch Ripariapollen vorhanden ist oder ob er nicht unterdessen verweht 
und vernichtet wurde. 

Teleki gibt von seinen Hybriden folgende Beschreibung, die in der 
Hauptsache auf alle 6 Selektionsnummern passt. Ausgewachsenes Blatt 
stark an Riparia Gloire erinnernd, dreilappig, mit ausgeprägter Blattspitze 
sowie spitzer und enger Bezähnung. Nerven 1. und 2. Ordnung unterseits 
etwas behaart und bei der Stielbucht leicht rosarot gefärbt. Blattfläche 
glänzend, dunkelgrün, glatt, dick, lederartig, etwas länger als breit, zwischen 
den Nerven leicht gebläht, sehr gross. (Es wurden Blätter mit bis 48 cm 
Länge gemessen). — Junge Blätter mattgrün, etwas bronziert, glänzend. — 
Triebspitzen hell bis tief bronziert, stark glänzend, öfters etwas wollig. — 
Triebe eckig, stark behaart, anfangs grün, mit einem leichten Stich ins 
Rote, im Hochsommer rot und bei Eintritt der Reife haselnussbraun bis 
aschgrau. Internodien sehr lang. Ausgereiftes Holz dick mit dünner 
Markröhre. 

Das Auffallendste an den Hybriden ist ihre ausserordentlich frühe 
Holzreife; das Holz ist in Villäny (bei Teleki) gewöhnlich Anfang September, 
3—4 Wochen vor der Riparia Gloire und 6—8 Wochen vor der Rupestris 
und ihren Hybriden vollständig ausgereift. Im Frühjahr treibt sie angeblich 
als erste an, erzeugt allerdings weniger Triebe als die Riparia Gloire, fast 
nie über 10, meistens jedoch nur 5—6 pro Stock, schiesst schnell in die 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


315 


Höhe und ist bereits Mitte Juni an der Spitze der 6 m langen Drähte 
angelangt. Vom Juni ab lässt man in Villäny meist 2—3 Geiztriebe 
stehen, weil die Reben sonst zu dick werden. Oft geben diese Geiztriebe, 
wenn sie sorgfältig hinaufgebunden werden, noch veredlungsfähiges Reben¬ 
material. 

Die Bewurzelungs- und Veredlungsfähigkeit der TELEKischen Hybriden 
sind nach A. Telekis Angaben ausgezeichnet, die Adaptation eine sehr 
ausgedehnte. In trockenen und nassen, mergeligen und kalkigen, mageren 
und fruchtbaren Bödeü gedeiht sie fast gleich gut, nur flachgründige, zu 
trockene Böden liebt sie nicht. „Ihre Hauptbedeutung“, sagt TELEKi, „hat 
sie als Kalkrebe im allgemeinen und als Rekonstruktionsrebe für nördliche, 
kühle Weinbaugebiete im speziellen“. Sehr viele schätzenswerte Eigen¬ 
schaften wurden den TELEKischen Hybriden nachgesagt gelegentlich einer 
Rundfrage, welche Kober im Jahre 1910 über Berlandieri- und Rupestris- 
hybriden veranstaltet hat. (Allg. Weinzeitung, Wien 1911, Nr. 10, 13, 15 
und 16). Selbst unter den ungünstigsten klimatischen Verhältnissen und 
in den verschiedenartigsten Böden hätten sie sich vorzüglich bewährt, und 
besonders sei hervorzuheben, dass sie nicht nur in Kalkböden, wie man 
immer glaubte, sondern selbst in den sog. Ripariaböden gut gedeihen und 
auch bei kurzem Zapfenschnitte fruchtbar und frühreifend bleiben. Es ist 
beabsichtigt, in Zukunft nur noch die Nr. 8 B in den Handel zu bringen, 
welche wir seit Frühjahr 1910 auch in der Tiefenbacher Quarantäne¬ 
station haben. 

VI. Urteile über Berlandieri- und Bupestrishybriden aus Niederöster¬ 
reich. — Auf Grund einer Rundfrage bei zahlreichen niederösterreichischen 
Praktikern über ihre Erfahrungen mit Rupestris- und Berlandierihybriden 
entwickelt Kober ein Bild über den Wert der einzelnen Hybriden für die 
dortigen Verhältnisse (Kober, Allg. Weinzeitung, Wien 1911, Nr. 10, 13, 
15 und 16), aus dem zu entnehmen ist, dass nicht nur die Berlandieri¬ 
hybriden französischer Züchtung Berlandieri x Riparia 420 A , 34 E. M. und 
157 “, sondern auch die Franko-Amerikaner: Aramon x Rupestris 1 Ganzin 
und Mourvedre x Rupestris 1202 für niederöstereichische Verhältnisse wenig 
geeignet sind und allmählich durch die Berlandieri x Riparia Teleki ersetzt 
werden. Die Chasselas x Berlandieri 41 B befriedigt im allgemeinen und 
findet auch in kalkarmen Böden mit gutem Erfolge Verwendung. Die 
allgemein bekannten, in allen Rekonstruktionsländern vielfach verwendeten 
Sorten: Riparia x Rupestris 3306, 3309 und 101 u , sowie die Rupestris X 
Berlandieri 301 A und Teleki 10 bezeichnet Kober als für Niederösterreich 
völlig wertlos. Es gewinnt demnach mehr und mehr den Anschein, als 
habe man es in der Berlandieri x Riparia Teleki mit einer Universal¬ 
unterlagsrebe zu tun. 

VII. Neuere Urteile über Berlandieri- und Bupestrishybriden aus 
Frankreich. — Im Gegensätze zu Niederösterreich spielen die Berlandieri- 
und Rupestrishybriden nach wie vor in Frankreich eine Hauptrolle. (Vgl. 
Chappaz, Les porte-greffes hybrides de Rupestris et de Berlandieri. Progr. 


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316 


IV. Bericht der Hebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


agr. et vitic. 1909 11 p. 409 und 469 und J. M. Guillon, Les porte-greffes 
en 1909 [Revue de viticult. 1910 T. XXXIII p. 141].) Reine Amerikaner¬ 
arten finden zurzeit nur noch wenig Beachtung; nur die reine Berlandieri 
hat in den Kreideböden der Charente und Champagne noch Aussichten auf 
umfangreiche Verwendung, und ausserdem ist Rupestris du Lot im Süden 
ziemlich beliebt. Da letztere aber sehr wahrscheinlich keine reine Art, 
sondern eine Hybride ist, bleibt es also bezüglich der Verwendung reiner 
Arten allein bei Berlandieri, denn auch von der Riparia ist man jetzt fast 
ganz abgekommen. 

Rupestris du Lot veredelt sich gut, ist ausserordentlich fruchtbar, 
verzögert aber die Reife der Trauben und des Holzes und ist daher für 
nördliche Gebiete nicht geeignet. Von den Riparia-Rupestrishybriden ist 
3309 zurzeit immer noch die geschätzteste für Böden von mittlerer Frucht¬ 
barkeit und kleinem bis mittlerem Kalkgehalte (bis 25 °/ 0 ); 3306 wird da¬ 
gegen in frischen Ton- und Kieselböden vorgezogen, während 101 14 haupt¬ 
sächlich den Ersatz für die reine Riparia bildet, weil ihre Kalkfestigkeit 
etwas höher ist als die der letzteren. Aramon x Rupestris 1 Ganzin, deren 
Reblausfestigkeit so oft angezweifelt worden ist, gab nach wie vor zu keinen 
Klagen Anlass, ebensowenig die Mourvedre x Rupestris 1202. Erstere ge¬ 
deiht sowohl in trockenen, als auch in feuchten Böden, verträgt jedoch nur 
mittlere Kalkmengen, 30—40°/ o ; da ihre Wurzeln tief gehen, muss auf den 
Kalkgehalt des Untergrundes Rücksicht genommen werden. Sie übertreibt 
das Wachstum nicht so sehr wie die 1202 und besitzt regelmässigere 
Fruchtbarkeit. Mourvedre x Rupestris wird allgemein für die kalkfesteste 
Rupestrishybride erachtet. Die Behauptung, dass sie wegen ihrer zweifel¬ 
haften Reblausfestigkeit nicht für oberflächliche trockene Böden geeignet 
sei, trifft nach den neueren Veröffentlichungen nur für die warmen süd¬ 
lichen Gegenden zu; in nördlichen Gebieten gedeiht sie angeblich auch in 
trockenen Böden gut, doch dürften wohl auch hier die feuchten Kalkböden 
ihre eigentliche Domäne sein. Ihre bekannte schlechte Eigenschaft, das 
Wachstum zu übertreiben, muss durch langen Schnitt behoben werden, 
weshalb sie niemals als Unterlagsrebe für Qualitätsgebiete in Frage kommen 
kann. — Im Gegensatz zu ihr zeichnen sich die Berlandierihybriden nie 
durch übertriebenes Wachstum aus und bilden daher beliebte Unterlagen 
für Qualitätsproduktion. Die Fruchtbarkeit der Veredlungen auf Berlandieri¬ 
hybriden ist infolge des gemässigten Wachstums derjenigen der wurzel¬ 
echten Europäer ungefähr gleich, die Ausbildung der Trauben oft sogar 
besser, und vor allem die Fruchtreife zeitig und regelmässig, nicht selten 
auch früher. Ihrer Abstammung entsprechend vertragen die Berlandieri- 
Ripariahybriden nicht die höchsten Kalkmengen, wie man oft glaubt, 
sondern in der Regel nur etwa 30 °/ 0 Kreidekalk oder 40 % Jurakalk. Ihr 
besonderer Wert besteht vielmehr darin, dass sie in sehr glücklicher Weise 
die guten Eigenschaften ihrer Eltern in sich vereinigen. Über die Eigen¬ 
schaften der einzelnen Berlandierihybriden französischer Züchtung wurde 
schon im letzten Jahre näheres berichtet. Erwähnt sei nur noch, dass 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


317 


ausser den bekannten Sorten 420 A und 420®, 34 E. M. und 157“ neuer¬ 
dings eine bei uns noch ganz unbekannte Sorte, die Berlandieri x Riparia 
Phoenix (A. Gautier), in der Champagne sehr gelobt wird. — Über die 
Franko-Berlandieri ist dem früher (Bericht 1910) Gesagten nichts neues 
hinzuzufügen. 

VIII. Die Roncetkrankheit der amerikanischen Rehen. — Auf Grund 
der Untersuchungen von F. Krasser (Mitt. d. Vereins z. Schutze des öst. 
Weinbaues 1907, S. 4227) wurde über die Merkmale, den Verlauf, die 
Übertragung, Vererbung und Bekämpfung dieser merkwürdigen Krankheit 
berichtet. Ein Erreger derselben ist bis jetzt nicht bekannt, weshalb man. 
sie zu den sog. physiologischen Krankheiten rechnet. Die Krankheit gibt 
sich zuerst durch Verzögerung des Austriebes zu erkennen; die Triebe 
wachsen dann sehr langsam, erreichen ihre normale Grösse nicht mehr 
und die Blattform verändert sich, indem die Blattlappen stärker hervor¬ 
treten. An ein und demselben Stocke können gesunde und kranke Triebe 
gleichzeitig Vorkommen. Die Krankheitssymptome verstärken sich von 
Jahr zu Jahr. Die Triebe verholzen frühzeitig, bilden abnorm viele Knospen, 
die Blätter erreichen die normale Grösse nicht mehr und werden infolge 
der Verlängerung der Lappen und Zähne bei manchen Sorten förmlich 
zerschlitzt. Zwischen Erkrankung und Konstitution der Stöcke scheint 
insofern eine Beziehung zu bestehen, als vielfach die kräftigsten Stöcke 
zuerst erkranken. Die Ausbreitung der Krankheit erfolgt radial wie von 
einer Infektionsstelle aus. Ein Erreger ist jedoch, wie gesagt, noch nicht 
bekannt. Krasser und Schiff-Georuini nehmen an, dass es sich um einen 
„Virus“ handelt, ähnlich wie bei der Mosaikkrankheit der Tabaks. Die 
Übertragung findet durch die Veredlung sowohl auf amerikanische als auch 
auf europäische Edelreiser statt, während wurzelechte Europäer im all¬ 
gemeinen nicht von der Krankheit befallen werden. Anscheinend kann 
auch eine Übertragung der Krankheit durch den Boden stattfinden. 

Zur Bekämpfung der Krankheit empfiehlt Silva eine Reihe von Mass¬ 
nahmen, die jedoch nach Krassers Ansicht nur provisorischen Wert haben. 
Richtige Auswahl des Unterlagsholzes kommt als vorbeugende Massregel 
in erster Linie in Betracht, ausserdem getrenntes Schneiden der kranken 
und gesunden Stöcke sowie Desinfektion der Instrumente. 

IX. Desinfektion von Wurzelrehen. — In der Weinbauversuchsstation 
Champ-de-l'air hat H. Faes wertvolle Versuche über die Desinfektion von 
Wurzelreben angestellt. Dieselben erstrekten sich auf eine Reihe von 
Desinfektionsmitteln und wurden sowohl an wurzelechten Europäern als 
auch an veredelten Amerikanern erprobt. Unter den 9 in der Original¬ 
abhandlung aufgeführten Mitteln erwiesen sich bei einem Vorversuche als 
event. brauchbar: Eine 2 °/ 0 ige Lysollösung und eine Lösung von schwarzer 
Seife 1 °/ 0 und Kaliumsulfokarbonat 32° Be.) 3 °/ 0 in Wasser. Mit diesen 
Mitteln wurden nun die Versuche allein fortgesetzt unter Anwendung ver¬ 
schiedener Eürwirkungszeiten: 5,10,15, 30 Minuten, 1 Stunde und 12 Stunden. 
Die Würzlinge wurden nach der Behandlung rasch einige Sekunden in 


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•818 


IV. Bericht der Rebenveredlungsstation Geisenheim-Eibingen. 


Wasser getaucht und dann ausgepflanzt. Eine spätere Prüfung der des¬ 
infizierten Reben ergab folgendes: Die Lösung von schwarzer Seife 1 °/ 0 
und Kaliumsulfokarbonat 3 °/ 0 hatte nicht die geringste nachteilige Wirkung 
auf die Pflanzen ausgeübt; selbst die Reben, welche 12 Stunden in der 
Lösung geblieben waren, zeigten durchweg ein üppiges Wachstum. Die 
Wirkung dieser Lösung auf die Rebläuse war eine vollkommene; in keinem 
einzigen Falle konnten nach 12 ständiger Einwirkungsdauer noch lebendige 
Rebläuse in irgend einem Entwicklungsstadium festgestellt werden. — Die 
2 °/oige Lysollösung übte bei einer Einwirkungsdauer von 30 Minuten noch 
keine gänzlich vernichtende Wirkung auf die Rebläuse aus, verursachte 
aber schon bei einer Wirkungsdauer von 15 Minuten eine deutlich wahr¬ 
nehmbare Schädigung der Reben. 

Das Desinfektionsmittel: schwarze Seife 1 °/ 0 , Kaliumsulfokarbonat 
(32° Be.) 3°/ 0 in Wasser wurde daraufhin in die Praxis (Kanton Waadt) 
•eingeführt und hat sich daselbst ebenfalls vorzüglich bewährt. Die Des¬ 
infektion erfolgt in den dazu bestimmten Zentralen derart, dass die Reben 
über Nacht in der Lösung bleiben; die Winzer liefern also abends ihre 
Wurzelreben ab und können sie morgens wieder in Empfang nehmen. 

X. Die Rekonstruktion der Weinberge in Österreich. — Dieser Abschnitt 
des Referates enthält Angaben über den Fortgang der Rekonstruktion in 
Österreich und die dabei gesammelten Erfahrungen über die Stratifikation 
der Veredlungen, die Verwendung von Gemeinde- und Vereinsvortreib- 
häusern, die Schnittholzgewinnung, das Kultural verfahren und das Verhalten 
einzelner Unterlagssorten. 

XI. Die Ursachen der Reblausfestigkcit der amerikanischen Unterlags¬ 
reben. — Die Frage, warum eigentlich gewisse wildwachsende amerikanische 
Reben der Reblaus widerstehen, ist bis jetzt noch wenig geklärt. G. FoEx 
und A. Millardet versuchten schon in den Jahren 1879 bzw. 1885 die 
Erscheinung teils mit dem anatomischen Bau dieser Reben, teils mit ihrem 
stärkeren Wundheilungsvermögen in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. 
(G. FoEx, Rapport sur les experiences de viticult. Montpellier 1879, p. 25 — 
A. Millardet, Historie des principales Varietes et especes des vignes 
d’origine americaine qui resistent au phylloxöra [Paris 1885] p. VI). Die 
von diesen beiden Autoren gegebenen Erklärungen sind jedoch nach dem 
heutigen Stande unserer Kenntnisse völlig unzureichend und teilweise sogar 
unhaltbar. Es ist dann ausserdem in den siebziger Jahren von Boutin 
der Gedanke ausgesprochen worden, die Reblausfestigkeit könnte event. 
mit dem Säuregrad der Rebenwurzeln im Zusammenhänge stehen, doch ein 
sicherer Nachweis hierfür wurde damals nicht erbracht, und das ganze 
Problem blieb dann bis in die neueste Zeit unbeachtet. Nunmehr haben 
sich verschiedene italienische Autoren wieder damit befasst. 

Zunächst hat sich Com es auf Grund seiner an anderen Pflanzen gemachten 
Beobachtungen dahin ausgesprochen, dass bei Kulturpflanzen der Säure¬ 
gehalt ihrer Organe sehr häufig geringer sei als bei den entsprechenden 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


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wildwachsenden Exemplaren; diese Säureverminderung bei der Kultur der 
Gewächse stände aber in ursächlichem Zusammenhänge mit deren geringerer 
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Er glaubt, daraufhin weiter 
schliessen zu dürfen, dass auch bei den reblausfesten Amerikanerreben die 
Ursache ihrer Widerstandsfähigkeit in dem hohen Säuregehalt ihrer Wurzeln 
zu suchen sei und andererseits aber auch, dass diese Widerstandsfähigkeit 
bei der Kultivierung derselben verloren gehen könne. Auch die gegenteilige 
Vermutung spricht Comes aus, nämlich dass die Europäerreben durch Ver¬ 
wilderung ihren Säuregehalt wieder vermehren und dadurch bis zu einem 
gewissen Grade reblausfest werden könnten. Weder in der einen noch in 
der anderen Richtung liegen jedoch bis jetzt Versuchresultate vor, welche 
diesen Vermutungen als sichere Stützpunkte dienen könnten. Inwieweit 
und ob überhaupt die Befürchtung eines allmählichen Verlustes der Reblaus¬ 
festigkeit der kultivierten Amerikanerreben berechtigt ist, hängt zunächst 
noch davon ab, ob die Reblausfestigkeit tatsächlich mit dem Säuregrad der 
Wurzeln in ursächlichem Zusammenhänge steht und ob auch bei den Reben 
mit der Kultur eine Säureverminderung verbunden ist. Letzteres ist bis 
jetzt überhaupt noch nicht experimentell erwiesen, und ersteres steht auf 
Grund der bisherigen Versuchsresultate nichts weniger als fest. Während 
z. B. Averna-Sacca auf Grund seiner Untersuchungen den gleichen Stand¬ 
punkt wie Comes vertritt, hebt Petri hervor, dass die Pflanzensäuren aus 
verschiedenen Gründen zum mindesten nicht direkt als Schutzmittel gegen 
die Reblaus dienen können. Hierfür spricht z. B. schon der Umstand, dass 
bei ein und derselben reblausfesten Rebe die am meisten sauren Organe, 
nämlich die Blätter und jungen Würzelchen mehr befallen werden als die 
weniger sauren, älteren Wurzeln, und ferner der Umstand, dass die Gallen- 
laus gewöhnlich die saureren Amerikanerblätter den weniger sauren Euro¬ 
päerblättern vorzieht, sowie verschiedene andere Erscheinungen mehr. 
Petri glaubt vielmehr die Ursache für eine mehr oder weniger grosse 
Widerstandsfähigkeit gegen die Reblaus in dem Grade der Reizbarkeit des 
lebenden Cytoplasmas suchen zu müssen, wobei gleichzeitig drei Faktoren zu 
beachten wären, nämlich: 1. der Grad der Rezeptivität der Wurzeln für 
das Insekt (Geschmack der Säfte), 2. das Reizbarkeitsvermögen des Wurzel¬ 
gewebes gegenüber dem Stiche der Reblaus und 3. die Widerstandsfähig¬ 
keit desselben Gewebes gegenüber der Fäulnis. 


2. Die Versuchspflanzung Bretzenheim a. d. N. 

Zur Prüfung von amerikanischen Reben auf Chloroseempfindlichkeit 
ist der wissenschaftlichen Abteilung der Rebenveredlungsstation seit dem 
Jahre 1908 der von der Rebenveredlungskommission im Jahre 1896 an¬ 
gelegte Versuchsweinberg Bretzenheim a. d. N. (Lage „obere Manick“) zur 
Verfügung gestellt worden. Er ist 0,0865 ha gross und liegt auf einem 
schweren Lehmboden,, dessen Kalkgehalt durchschnittlich 12,8 % beträgt. 
Im Untergrund befindet sich eine schwer durchlässige Lettenschicht, die 
der Entwicklung der Reben besonders hinderlich ist. Die Bewirtschaftung 


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320 


IV. Bericht der Rebenveredlungastation Geisenheim-Eibingen. 


des Feldes und die Aufsicht über die Pflanzung sind der Direktion der 
Provinzial-Wein- und Obstbauschule zu Kreuznach a. d. N. übertragen. 

Auf dem Versuchsfeld waren bisher folgende Reben in unveredeltem 
und veredeltem Zustande angepflanzt: 

Von 1896—1902 die Sorten 

Riparia x Rupestris 101 11 


X 

r 

108 M.G. 

X 

r 

G. 11 

X 


G. 15 


Gutedel x Berlandieri 41 B - M.G. 

Malbec x Berlandieri 1 H.G. 

Rupestris monticola 
Cabernet x Rupestris 33 a M.G. 

Aramon x Rupestris 1 Ganzin 
Trollinger x Riparia 112 G. 

„ X „ 110 G. 

Aramon x Riparia 143 Bi M.G. 

Sylvaner auf diese Sorten veredelt neigten in allen Fällen zur Chlorose. 
Bei einzelnen Unterlagen mehr, bei anderen weniger. Besonders stark trat 
die Krankheit auf an den Sylvaner Veredlungen auf Rupestris monticola, 
Riparia x Rupestris 101 u , Riparia x Rupestris 108 M.G. und Cabernet 
X Rupestris 33 a M.G. Die Stöcke von Malbec x Berlandieri 1 H.G. ver¬ 
sagten im veredelten wie im unveredelten Zustande auch in der Trieb¬ 
kraft völlig. 

Da die Fortführung des Versuches in der bisherigen Form Interesse 
nicht mehr beansprucht, wurde die untere Hälfte des Versuchsfeldes im 
Berichtsjahre geräumt und nach dem Rigolen mit Klee bestellt. In Zu¬ 
kunft soll dieser Teil der Anlage zur Prüfung neuer Unterlagsreben auf 
Widerstandsfähigkeit gegen Chlorose benutzt werden. Zur Anpflanzung 
sind zunächst bestimmt folgende Sorten: Berlandierihybride Pecs, Riparia 
X Berlandieri Teleki 8 B. und in geringerer Stockzahl auch ein Sortiment 
der übrigen Fünfkirchener Berlandierihybriden. 

Neuanschaffungen. 

Für die Bibliothek-. Ausser den Zeitschriften: Revue de viticulture, 
Progres agricole et viticole, Moniteur vinicole und Zeitschrift für Botanik 
die Werke: Compte rendu des traveaux du Congres viticole de Montpellier 
17.—21. Mai 1911, Emich, Lehrbuch der Mikrochemie, Gautier, Les 
theories et les applications nouvelles de la greffe, Ramann, Bodenkunde, 
Pfeffer, Pflanzenphysiologie und Winkler, Untersuchungen über Pfropf¬ 
bastarde, 1. Teil. 

Die Station erhielt ausserdem von dem Minister für Landwirtschaft: 
Mitteilungen der Königl. Preussischen Rebenveredlungskommission, Heft 3, 
und Schaller, Reblausgesetze. 


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b) Wissenschaftliche Abteilung. 


321 


Für das Laboratorium: 1 Blitzlichtlampe, 2 Handwagen, 1 elektrischen 
Ofen, 1 Aktinometer und verschiedene Einrichtungsgegenstände für das 
Gewächshaus und die photographische Dunkelkammer. 

Die Sammlung der Station wurde vermehrt durch eine Anzahl Prä¬ 
parate von Direktträger-Trauben und Veredlungsstellen, sowie durch zahl¬ 
reiche photographische Aufnahmen. 

Vorträge und Besichtigungen. 

Prof. Dr. Kroemer nahm teil an der Herbstzusammenkunft der Königl. 
Preussisclien Reben Veredlungskommission in Geisenheim am 11. Oktober 
1911 und den vorausgegangenen Besichtigungen der Veredlungsanlagen in 
Obemhof, Oberlahnstein, Geisenheim und am Steinberg im Rheingau. Auf 
der Kommissionssitzung am 11. Oktober 1911 in Geisenheim hielt er einen 
Vortrag über das Thema: Das Versuchswesen der Rebenveredlung. 

V eröffentlichungen. 

1. Dr. Schmitthenner, F., Zur Amerikanerfrage. In „Weinbau und 
Weinhandel“. 

2. Derselbe, Über die Ursachen der Reblausfestigkeit amerikanischer 
Unterlagsreben. In „Weinbau und Weinhandel“. 

3. Derselbe, Amerikanische Unterlagsreben und Direktträger, ihr 
Wesen und ihre Bedeutung. In „Der badische' Wein“. 

4. Derselbe, Die Bedeutung amerikanischer Reben für den Weinbau 
in Reblausgebieten. In der „Umschau“. 

5. Derselbe, Mehrere Referate in „Weinbau und Weinhandel“. 


Geisenheimer Jahresbericht i«ii. 


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322 


V. Tätigkeit der Anstalt nach aussen. 


V. Tätigkeit der Anstalt nach aussen. 


Der Direktor führte das Amt eines Vorsitzenden der Königl. 
preussischen Rehen-Veredlungs-Kommission. In dieser Eigenschaft führte 
er die Oberleitung der neu gegründeten Reben-Veredlungs-Station Ober¬ 
lahnstein, besichtigte das Institut für Schädlingsforschung in Metz, die 
Reben-Veredlungs-Stationen in Bernkastel a. M. und in Pödelist bei 
Freyburg a. U., beteiligte sich an den Sitzungen der Kommission in Geisen¬ 
heim und leitete die Geschäfte der Kommission. 

Der Direktor leitete den „Verband preussischer Weinbaugebiete“, be¬ 
teiligte sich an der Generalversammlung des Verbandes in Trier a. Mosel 
und hielt dortselbst einen Vortrag „ Über den Einfluss der Temperatur auf 
Geruch und Geschmack des Weines“. 

Er beteiligte sich ausserdem an mehreren Kommissions- und Vor¬ 
standssitzungen des Deutschen Weinbau-Vereins sowie an dem Deutschen 
Weinbau-Kongresse in Wiirzbnrg. 

Infolge Überlastung mit Berufsgeschäften legte der Direktor den 
Vorsitz nieder in dem Nassauischen Landes-Obst- und Gartenbau-Verein, 
in dem Rheingauer Verein für Wein-, Obst- und Gartenbau, sowie in dem 
Ausschüsse Villa für Obst- und Gartenbau der Landwirtschaftskammer in 
Wiesbaden. In diesen letzteren Ausschuss trat der Direktor späterhin als 
kooptiertes Mitglied der Landwirtschaftskammer wieder ein. 

Die in Geisenheim stationierten Obst- und Weinbau-Wanderlehrer der 
Landwirtschaftskammer in Wiesbaden hielten im Einvernehmen mit der 
Anstaltsleitung Kurse und Vorträge ab, und zwar: 

1. Obst- und Weinbauinspektor Schilling hielt folgende Vorträge, 
Kurse und praktische Unterweisungen. 

8 über Weinbau. 

2 über: „Die Sommerarbeiten in den Weinbergen“. 

1 „ „Die Lese und Kelterung der Trauben“. 

4 ,, „Die Düngung der Weinberge mit besonderer Berücksichtigung 

der künstlichen Dünger“. 

1 „ „Herstellung von Drahtanlagen ohne und mit Heftvorrichtung“. 

78 über Obst- und Gartenbau. 

16 über: „Das Umveredeln der Obstbäume und die verschiedenen Ver¬ 
edlungsarten“. 


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V. Tätigkeit der Anstalt nach aussen. 


323 


11 über: „Die Sommerarbeiten an den Obstbännien, insbesondere die 
Schädlingsbekämpfung und der Sommerschnitt des Zwergobstes“. 

7 „ „Die Konservierung von Obst und Gemüse“. 

G „ „Ernte, Aufbewahrung und Verpacken des frischen Obstes“. 

7 „ „Die Anforderungen der Obstbäume an Klima, Lage und Boden 

und die Obstsortenw'ahl“. 

7 „ „Die Pflanzung der Obstbäume und der Baumschnitt“. 

4 ,. „Auslichten, Ausputzen, Verjüngen und die Düngung der Obst¬ 

bäume“. 

7 ,. „Die gefährlichsten Schädlinge und Krankheiten der Obstbäume 

ihre Verhütung resp. Bekämpfung“. 

2 ,, „Die Kultur der Erdbeeren, Stachel-, Johannis-, Hirn- und Brom¬ 

beeren“. 

1 ,, „Spalierobstzucht an Mauern und Häuserwänden“. 

1 ,. „Die Taxation der Obstbäume“. 

1 ,, „Der Obstbau des Dillkreises“. 

2 „ „Der Einfluss der Trockenheit und Hitze des Sommers 1911 auf 

die Obstbäume“. 

6 ,, „Fenster und Baikone im Blumenschmuck, mit Lichtbildern“. 

An diesen 86 Vorträgen beteiligten sich 3085 Personen. 

Ferner wurden von demselben abgehalten: 

2 Weinbaukurse von je 6tägiger Dauer; 

4 Mostuntersuchungskurse von je 1 / s tägiger Dauer; 

4 je V 2 tägige praktische Unterweisungen in der Bekämpfung des Heu- 
und Sauerwurmes; 

4 je 6tägige Obstbaulehrkurse; 

3 je 3tägige Obstbaulehrkurse; 

16 je 1 I 2 tägige praktische Unterweisungen im Umveredeln von Obstbänmen; 
11 je 1 / a tägige praktische Unterweisungen im Sommerschnitt des Zwerg¬ 
obstes und in der Schädlingsbekämpfung; 

6 je 1 tägige praktische Unterweisungen im Ernten, Sortieren und Ver¬ 

packen des Obstes; 

7 je 3 tägige Obst- und Gemüseverwertungskurse und an 6 Nachmittagen 

Probepflügen in Weinbergen. 

Diese Belehrungen wurden von 1810 Personen besucht. Ausserdem 
besichtigte der Obst- und Weinbauinspektor 12 Gemeindebaumsckulen, 
14 Gemeindeobstanlagen und 50 km mit Obstbäumen bepflanzte Vizinal- 
wege. Er beging wiederholt die Weinbaugemarkungen und machte die 
Winzer auf die gerade notwendigen Arbeiten durch Wort und Schrift auf¬ 
merksam. Er nahm teil an der Vorstandssitzung und Generalversammlung 
des Nassauischen Landes-Obst- und Gartenbauvereins und hielt auf letzterer 
zwei Vorträge, ferner beteiligte er sich an den Sitzungen der Ausschüsse 
für Obst- und Weinbau der Landwirtschaftskammer. Im Obstbau- und 
im Baumwärterkursus an der Königl. Lehranstalt erteilte er in 82 Stunden 
theoretischen und praktischen Unterricht in Obstbaulehre, Spalierzucht, 

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324 


V. Tätigkeit, der Anstalt nach aussen. 


Feinde und Krankheiten der Obstbäume und Obstbaumphysiologie. Für 
Behörden und Private besichtigte er mehrmals Grundstücke und stellte 
Gutachten aus, ebenso war er Obstbaumtaxator im Konsolidationsverfahren 
und Sachverständiger vor Gericht. Unter seiner Leitung fanden die Obst¬ 
märkte in Diez, Ems, Nassau, Dillenburg, und der Rheingauer Obstmarkt 
in Wiesbaden statt, im Aufträge der Landwirtschaftskammer besuchte er 
zwecks Studiums den November-Obstmarkt der Landw. Kammer für die 
Provinz Brandenburg in Berlin und nahm an der Abhaltung eines Obst¬ 
marktes in Frankfurt teil. Durch ihn wurden i. A. der Landwirtschafts¬ 
kammer mehrere Rebendüngungs versuche ausgeführt, ln zahlreichen Fällen 
hat er auf Anfrage schriftlichen und mündlichen Rat erteilt. Die Zahl 
der von ihm im Berichtsjahre abgesandten Briefe und Karten beträgt 1375. 
In Fach- und Lokalzeitungen veröffentlichte er folgende 11 Aufsätze: Die 
Düngung der Weinberge mit künstlichen Düngemitteln; die Bekämpfung der 
Peronospora und desöidiums; Pflanzt Erdbeeren; Baut Gemüse; Empfehlens¬ 
werte Obstsorten für den Unterlahnkreis; Pflanzt Beerenobst; Landwirte 
und Obstzüchter legt Klebgürtel an; Obstpreise 1911; Landwirte bekämpft 
die Obstbaumschädlinge; der Einfluss der Trockenheit und Hitze des 
Sommers 1911 auf die Obstbäume; Welche Obstbaumschädlinge treten 
gegenwärtig auf und wie ist ihre Bekämpfung. 

2. Obst- und Gartenbaulehrer Herrmann hielt im Berichsjahre in den 
zu seinem Arbeitsfeld gehörenden Kreisen Höchst, Frankfurt, Untertaunus, 
Unterwesterwald, Oberlahn und Usingen folgende 67 Vorträge: 5 über „die 
Bedeutung des Obstbaues und die Ansprüche der einzelnen Obstarten an 
Klima, Lage und Boden“; 13 über „Die Vorarbeiten für die Pflanzung 
und die Pflege der jüngeren Bäume“; 18 über „Die Pflege der älteren 
Bäume, unter besonderer Berücksichtigung der Düngung“; 7 über „Die 
wichtigsten Schädlinge im Obstbau und ihre Bekämpfung“; 8 über „Das 
Umpfropfen der Obstbäume“; 5 über „Die Behandlung der Obstbäume nach 
dem Umveredeln“; 3 über „Obstbau und Vogelschutz“ und je einen über „Die 
Bedeutung des Zusammenschlusses kleinerer Obstbauvereine zu Obstbau¬ 
verbänden“; „Die Buchführung im Obstbau im kleinbäuerlichen Betriebe“; 
„Die Kultur des Beerenobstes“; „Der Obst- und Gartenbau und seine 
Bedeutung für die Menschheit“; „Welche Gesichtspunkte müssen uns beim 
Pflanzen der Obstarten und Sorten leiten“; „Die Düngung der Obstbäume 
mit künstlichen Düngemitteln“; „Rationeller Obstbau mit Unterkulturen“ 
und „Grundlagen eines rationellen Obstbaues“. 

Ferner wurden durch ihn veranstaltet: 5 Obstbaumpflegekurse von 
je 6 tägiger Dauer; 8 von je 2 tägiger; 2 von je 1 tägiger und 2 von je 
1 / 2 tägiger Dauer; 1 Spalierobstpflegekursus von 2 tägiger Dauer; 5 Pfropf¬ 
kurse von je 2 tägiger Dauer und 4 Obstverwertungskurse von je 3 tägiger 
Dauer. 

Des weiteren wurden durch ihn 4 Besichtigungen von Gemeindebaum- 
schulen und 12 Besichtigungen von Gemeindepflanzungen ausgeführt. In 


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V. Tätigkeit, der Anstalt nach aussen. 


325 


Weil bürg' a L. taxierte er die durch den Neubau der Infanteriekaserne in 
Wegfall kommenden Obstbäume von etwa 800—1000 Stück. 

Der Obst- und Gartenbaulehrer nahm an den Sitzungen des Aus¬ 
schusses Villa für Obst- und Gartenbau teil und führte Protokoll, des¬ 
gleichen besuchte er die Sitzungen der „Zentralstelle für Obstverwertung“ 
in Frankfurt a. M. und beteiligte sich an einem durch die Zentralstelle 
abgehaltenen Obstmarkte. Er besuchte weiterhin einen im Dezember 1911 
in Seebach abgehaltenen Vogelschutzkursus von 6tägiger Dauer. 

Auch in diesem Jahre lag die Geschäfts- und Kassenführung des 
Nass. Landes-Obst- und Gartenbauvereines in den Händen des Obst- und 
Gartenbaulehrers. Als Geschäfts- und Kassenführer hatte er den aus¬ 
gedehnten Schriftwechsel des Vereins zu erledigen, die Kassengeschäfte zu 
leiten, über die Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen des 
Landes Vereins Bericht zu erstatten, den Versand von Edelreisern für die 
Frühjahrsveredelungen auszuführen und den Gemüseanbauversuch zu leiten. 

Der Obst- und Gartenbaulehrer besichtigte im Sommer 1911, 
31 Gemüseanbaustellen, klärte die Versuchsansteller über den Zweck des 
Anbauversuches auf und machte sie auf praktische Winke für die Durch¬ 
führung und grösstmögliehste Ausbeutung der Kulturen aufmerksam. Leider 
hatte der Gemüseanbauversuch 1911 sehr unter Trockenheit und Hitze 
zu leiden. Über das Resultat dieses Gemüseanbauversuches fertigte der 
Geschäftsführer eiuen Bericht an, der gedruckt zur Kenntnis aller Vereins¬ 
mitglieder gelangte. Als Mitglied einzelner Komitees des Landesvereines 
bearbeitete er fernerhin, gemeinsam mit den übrigen Kommissionsmitgliedern, 
die vorliegenden Fragen im Obstbau und Obsthandel. 

Gelegentlich seiner Vorträge und Kurse im Kammerbezirke wirkte 
der Geschäftsführer auf eine weitere Bildung von Obst- und Gartenbau- 
Vereinen hin. So wurden durch ihn in Rohnstadt, Langenbach, Oberlieder¬ 
bach, Pfaffenwiesbach und Rod a. W. neue Obstbauvereine gegründet. Hier¬ 
durch wurden neben der Neugewinnung von persönlichen Mitgliedern und 
solcher bei bereits bestehenden Vereinen, dem Landesvereine rund etwa 
350 neue Mitglieder zugeführt. Auf seinen Besichtigungen usw. verfehlte 
er nicht die Vorsitzenden der Obstbauvereine und Besitzer von grösseren 
Obstanlagen zu besuchen. Auch nahm der Obstbaulehrer an einigen 
Generalversammlungen von Kreisobstbau-Vereinen und Versammlungen von 
Baumwärtern teil. 

An Versuchen wurden durch ihn diejenigen zur sachgemässen 
Bekämpfung von Obstbaumschädlingen in den Musterbaumstücken im Land¬ 
kreise Frankfurt a. M. weiter durchgeführt, desgleichen die Gemüseanbau¬ 
versuche und ein Spritzversuch mit Schwefelkalkbrühe in Seckbach. 

Der Besuch der Vorträge, Kurse usw. kann im allgemeinen als gut 
bezeichnet werden. An manchen Orten war nach Lage der Verhältnisse 
die Beteiligung eine grössere als an anderen. Es nahmen an allen Ver- 


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V. Tätigkeit der Anstalt nach aussen. 


anstaltungen, die der Berichterstatter zur Förderung des Obst- und Garten¬ 
baues leitete, im ganzen etwa 1700 Personen teil. 

Neben den angeführten Massnahmen erteilte der Obst- und Gartenbau¬ 
lehrer jederzeit schriftlich und mündlich Auskunft in allen den Obst- und 
Gartenbau betreffenden Fragen. 

Die vermehrte Anpflanzung und Pflege von Obstbäumen und sonstigen 
Gartengewächsen, die starke Nachfrage nach theoretischen und praktischen 
Unterweisungen und die Hebung des Interesses am Obst- und Gartenbau 
können als Beweis des Erfolges der oben angeführten Arbeiten gelten. 
Ausserdem hielten die vorgenannten beiden Wanderlehrer im Frühjahr 1912 
die periodischen Obstbau- und Baumwärterkurse an der hiesigen Königlichen 
Lehranstalt ab. 


Druck von Fr. Btollberg, Meraaburg. 


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BRANCH OF THE COLLEGE OF AGRICULTURE 


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