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Für die Jahre IBM.
Bamberg, 1870.
Gedruckt bei J. M. Reindl,
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Inhalt.
Gesellschafts-Angelegenheiten > ; i Po
Göthe als Naturforscher, von Prolessor Dr. Hoh R j BR N
Chemische Untersuchungen des Fluss- und Brunnen-
wassers zu Bamberg, von Prof. Herzogenrath : at.
Die Thiere des 'Kastanienbaums, von P, Vine. Gredier,
Gymnasial-Professor in Botzen . Ber ER
Die Säugethiere der drei fränkischen Kucke Bayerns.
: von Pfarrer Jäckel in Windsheim : : N
- Deber singende Mäuse, von Franz Wilke a Nr
% Die Binnenmollusken-Fauna von Triest, Istrien, Dalmatien
; und Montenegro, von Dr. Küster* . oe - 80:
welcher Vitrina, Zonites, Helix und Succinea enthält und druckfertig
- vorlizgt, für den nächsten Bericht zurückzulegen, da es sich um einige, nicht
wohl wegzulassende Zusätze handelt. Küster.
*) Zwingende Gründe bestimmen mich, den ersten Artikel dieserFauna,
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Gesellschalts-Angelegenheiten.
Indem wir im Nachstehenden eine Uebersicht des
Standes der Gesellschaft, so wie der übrigen Verhält-
nisse den Mitgliedern darlegen, konstatiren wir mit Ver-
snügen die Thatsache, dass die in dem letzten Bericht
beklasten Uebelstände zum’ grössten Theil gehoben sind.
Es ist schon aus der Mitgliederzahl ersichtlich, dass
ein, grosser Schritt zum, Besseren stattgefunden hat.
Die Sitzungen sind zahlreich besucht, das Interesse an
den Vorträgen und Mittheilungen, deren Stoff meistens die
neueren wissenschaftlicheu Entdeckungen und Probleme
behandelt, ist. im Wachsen, und nur die geringe Zahl
der dabei aktiv betheilieten Mitglieder ist der Grund,
dass noch. Manches ‚unterbleibt , was hätte seschehen
sollen.
Hoffen wir auch .darin eine baldige Besserung, eine
Vermehrung; der, produktiven; Kräfte, welche dringend
Noth thut, um den durch die Fülle des Neuen und In-
teressanten; immer wachsenden Anforderungen der Zeit
genügen zu können.
IV
1870.
A.
Stand der Gesellschaft am Schlusse des Jahres
Protector:
Seine Majestät Ludwig Il., König von Bayern.
Ehrenmitglieder:
1) Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern.
2) Seine Excellenz Michael von Deinlein, Erzbischof von
3) Herr
4)
»
Bamberg.
Dr. von En zu Nürnberg. |
Dr. Buis-Ballot, L Hauptdirector des k.
niederländischen PRSREROBEINGRER Instituts zu
Utrecht.
Dr. Bruhns,. Astronom -an der .k. Ser
in Berlin.
Dr. Felix Flügel in Leipzig.
Dr. Fraas, k. Direktor und Universitäts-Pro-
Dr. ER K. Universitäts-Professor in
Breslau. | hi
Dr. vonHaidinger, Direktor der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt zu Wien.
Dr. Heiss, Professor in Münster.
Dr. a Schäffer, k. Gerichts „Arzt. in
Regensburg.
Dr. Körber, k. Professor in Breslau.
Dr. Küster, k. Telegraphen -Verwalter in
Bambers.
Dr. Lamont, k. Director und Universitäts-
Professor in München.
V
da) ‚Herr Dr. Quenstädt, k. nern in
16)
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18)
19)
20) ©
21)
29)
23)
”
Tübingen.
Dr. Reindl, Domdechant in München.
R eindl, Buchdruckereibesitzer in Bamberg.
Renard, kais. Staatsrath in Moskau.
Dr. Sandberger,. k. Universitäts-Professor
in Würzburg.
Dr. Scehafhäutl, k. Universitäts-Professor
in München. ®
Dr. Schenk, k. Direktor und Universitäts-Pro-
fessor in Ds
Dr. ‚Schlagintweit, Herrmann von, auf
Schloss: Jägersburg.
Dr. Schlagintweit, Robert von, k. Univer-
sitäts-Professor in Giessen.
Dr. Schlechtendahl, k. Universitäts-Pro-
fessor in Halle.
vonStengel, k. Regierungs-Rath in Bamberg
Sycekes, Oberst in London.
Dr. Walser, ‚prakt. Arzt in Schwabhausen.
Fischer von Waldheim, k. Staatsrath in
Moskau.
Dr. Wittstein in München.
-Correspondirende Mitglieder.
Dr. Au gust, k. Gymnasial-Direktor in Berlin
Betta, Eduardo Nobile de, in Verona.
Dr. Döbner, Medieinalrath in Meiningen.
Dotzauer, Conchyliologe in Hamburg.
Dr. Emmerich, Professor in Meiningen. |
Dr. Erlenmay er, ‚' Ditektor in Bundorf: bei
'Coblenz.
Dr. Fenzel, k. k. Direktor und Universitäts-
Professor in Wien.
VI
8) Herr Frauenfeld, Ritter von, ‚Custos und Adjunet
der k.k. Akademie der Wissenschaften in Wien.
9) „Fleischmann, Inspektor in München.
10) „Dr. Friekhinger, Apotheker m Nördlingen.
11) „.Poö@redler,kk. Professor m Botzen. |
12) 1, \v.öHeldreieh, Direktor in Athen.
13) „, Jäckel, Pfarrer in Windsheim.
14). .,; vw. Josch, k. k. ‚Landgerichts-Präsident in
Laibach.
15) „ Kellner, Forstrath in Gotha.
16) .„ Kress, Arzt in Klosterebrach.
1%) , Dr. Landerer, Professor in Athen.
18) „ Dr. Mäcklin, Professor in Helsinsfors.
19) '„ Meinrad Ritter von Gallenstein, Pro-
fessor in Klagenfurt.
20) , Micklitz, k. k. Oberforstmeister in Görz.
21) „ Paupera, Schuldirektor iu Gross-Kikinda
(Ungarn.) N
22) „Dr. Louis’ Pfeiffe 1m’ Vassel
23) „' Dr. Pollack, k. Studienrektör in Dilingen
24) „Dr. Prestel in Emden. ei
35) „ Dr von Schauroth, Direktor in Coburg.
26) „,, Dr. Schenk, Professor in Weilbure.
2) „ Dr Sehmidt, Apotheker in. Forchheim.
28) .„. Strobel, Pellegrino, Professor in Parma.
29) „ Tommasini, Podesta in Triest.
30) „ Wacker, Or in Erbendorf.
Auswärtige Mitglieder.
1) Herr vonBerg-Schrimpf, Major inKloster chracke
2) „von Berg-Schrimpf; Oberst in Ingolstadt.
3) „ Dr. Besnard, Regiments-Arzt in: München.
4) u. Engelhardt, Pfarrer in Königsfeld.
5) „ Friedrich, Bataillons-Arzt in ‚München.
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6) Herr Gonnermann, "Apotheker 'in Neustadt bei
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Coburg. ER
Gross, see in Burkardroth.
Hartung, Apotheker in Hollfeld.
Kaiser, Oberförster in Gefäll.
Kirschner, Landarzt ın Schwarzach.
Le ehner. Aal in Pottenstein.
Link, Apotheker in Buürgpreppach.
Meyer, Telegraphen-Assistent in Würzburg.
Moritzbeck, Oberförster in Bug. |
Sattler, Privatier in Schweinfurt.
Scheidemantel, Apotheker in’ Arzberg.
Stenglein, Pfarrer in Geisfeld.
Dr. Weber in Streitbere.
Weisenfeld, Kaplan in Niedermirsberg.
Hiesige Mitglieder,
' Adlerstei.n, Kaufmann.
Bader, Posamenlier.
Bähr, k. Oberinspector,
“Dr. Bauernschmi dt. prakt: Arzt.
Bayer, ‚Privatier.
Bayl, Apotheker.
v. Berg.
Dr. Berz, Sekundärar zt im allgemeinen Kran-
kenhause.
Dr. Boveri, is kr
Dr. Brandis, prakt. zu
Brüll, Kaufmann.
Büttner, Kaufmann.
Buseck, Baron von.
Colin, Bankbeamter.
Deckelmann, Uhrmacher.
Dr. Dossaten, prakt... Arzt.
-
vm
47) Herr, Dessauer, Sigmund, Kaufmann.
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Deuerling, Kaufmann.
Elsner, k. Rechtsanwalt.
Eysselein, Kaufmann.
Erhardt, k. Bezirksgerichts-Assessor.
Fexer, Lieutenant.
Dr. Frohwein, Bataillons-Arzt.
Fuchs, k. Material-Verwalter.
Dr. Funk, prakt. Arzt.
Gabler, k. Bank-Öberbeamter.
Gabler, Gasverwalter.
Dr. Geiger, Direktor der Endbindungsanstalt,
Dr. Gessner, k. Notar.
Dr. Gleitsmann, Direktor des allgemeinen
Krankenhauses.
Gnuva, Tabakfabrikant.
Gross, Rudolph, Kaufmann.
Günther, Oberlieutenant.
Hader, k. Bezirksgerichts-Rath.
Hagenauer, Accessist.
Dr. Haupt, k. Inspektor und Lyceal-Professor.
v. Haupt, k. Bezirksger 0
Hepp, Accessist.
v. Herrnböck, Professor.
Herzogenrath, Professor.
Hetzel, Coneipient.
Hofbauer, Maurermeister. %
Dr. Hoh, k.'Lyeeal-Professor:. (©
Hoh, Seifenfabrikant.
Holdermann, Kaufmann.
Horst, von der, Färbermeister.'
Hütter, k. Appellationsgerichts- Han
Kamm, Bildhauer.
Karl, Apotheker.
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; 50) Herr Kiesewetter, Maler.
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Kiesewetter, Buchhalter.
52) Fräulein Kirchheimer.
53) Herr Krackhardt, Kaufmann.
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82)
83)
Kreitmair, k. Rechtsanwalt.
Kumpf, Accessist.
L aber, Oberlieutenant.
Leopolder, Lieutenant.
Leutemann, Buchhalter.
v. Lindenfels, Hauptmann.
Dr. Lippmann, k. Staatsanwalt.
Löw, Kaufmann.
Lotter, Glockengieser.
Lurz, Fabrikant.
Maier, k. Betriebs-Ingenieur.
Maier, Apotheker.
Maier, k. Bezirksamts-Assesor.
Dr. Martinet, geistlicher Rath.
Messerschmitt, Weinhändler.
Messerschmitt, Kaufmann.
v. Metz, k. Appellations-Gerichts-Präsident.
Dr. Molter, Assistenzarzt.
Morgenroth, Kaufmann.
Netsch, Bankbuchhalter.
Neumann, Hauptmann.
Osann, k. Bezirksamts-Assessoı.
Possner, Oberbahnamts-Assistent.
Dr. Rapp, k. Bezirksgerichts-Arzt.
Reichert, Brauereibesitzer.
Dr. Remeis, k. Stadtgerichts-Assessor.
Dr. Röhring, prakt. Arzt.
Dr. Roth, prakt. Arzt.
Roth keppel, Kaufmann.
Rothlauf, Domdechant.
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34) Herr Bothlauf, k. Rechtsanwalt.
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Sack, Kaufmann. ee
Schneidewind. Lieutenant.
Schmidt, Institutsinhaber. -
Dr. Sehmitt, k. Rechtsanwalt.
Dr. Schn eider, Bürgermeister und k. Rek-
tor der Gewerbschule.
Scholz, Privatier.
Schröpp el, Fabrikant.
Schr uck, Kaufmann. N
Dr. Schrüfer, k. Lyceal-Professor.
Sehubert, Reeiments-Kleidermacher.
Schwager, Kaufmann. kg Shi
Seeber, Färbermeister.
v. Seefried, .L., Baron.
Siebert, Kaufmann.
Siegel, Coneipient.
Sip D el, Apotheker und Magistrats- Rath.
Sondinger, Oberlieutenant.
Spörl a E Lycealprofessor.
Stegner, Apotheker.
v. Stengel, k. Oberstaatsanwalt.
Stenger, Professor.
Dr. Stenglein, k. Bibliothekar.
Stiegelschmitt, Fabrikant.
Stöcklein, Kaufmann. |
Thorbecke, Tabakfabrikant.
Uhlfelder, Kaufınann.
Ultsch, Gerbereibesitzer.
Vaıllez, Protessor.
Vierling, k. Bezirksgerichts-Assessor.
Vogtherr, Friedrich, Kaufmann.
Vostherr, Julius, Kaufmann.
Vogtherr, Georg, Maler.
{6
{
or 92 R
XI
a Herr Vollhardt, Concipient.
A481. 5% -v. Wachter, :Appellationsgerichts- aakit
19) „ 1. Waldenfels,'k. Bezirksgerichts- "Assessor,
420) 5 Di Wierrer, prakt. Arzt.
421) „Dr. Wierrer, Assistenzarzt.
4122) „ Dr. Wildberger, Hofrath. |
4123)... Dr. Wildberger, Yv orstand.d. oithöhädischen
Instituts.
424) „ Wilke, Bürstenfabrikant.
125) .; Wolfsthal, k. Rechtsanwalt.
-426) .„ Zacherl, k. Post-Official.
Die Gesellschaft zählt demnach:
4) Ehrenmitglieder . . . we
2) Correspondirende Dhlshede, a
a Auswäthse ee ni. ld
Artlnge 5 0 een a
zusammen 204
Vorstandsmitglieder.
1) Dr. Küster, I. Vorstand.
2) Director Dr. Gleitsmann, II. Vorstand.
3) Dr. Roth, Secretär.
4) Maeistratsrath:Sipp el, Cassier.
Der Ausschuss konnte bisher nicht constituirt wer-
‚den, da mehrere Fächer gar nicht vertreten sind,, an-
«dere Fächer -durch Fernbleiben der passenden Mitglieder
nicht besetzt werden können. Auch: hier müssen wir
auf bessere Zeiten hoffen, die uns vielleicht die nöthigen
Kräfte wieder zuführen.
B. Die Sammlung.
Nach vollständiger Ueberführung der‘Sammlune in
das neue Lokal wird, da ein besseres nicht zu erwärten
ist, in diesem Sommer mit der Aufstellung "begonnen.
En
Zunächst werden unsere Pflanzen-Versteinerungen be- {
rücksichtigt, jedoch nur in Auswahl, da die Zahl der-
selben 'zu gross und der Raum: sehr 'spärlich zugemies-
sen ist. Eine Sammlung; der hiesigen Conehylien steht
zur Aufstellung bereit, die hiesigen Amphibien und
Fische werden sich wohl bald zusammenbringen lassen,,
da ‚ein. Theil derselben schon vorhanden ist. Die erst
im Anfang begriffene Mineralien-Sammlung: bedürfte be-
deutender Nachhilfe, jedoch ist auch hier nach Zusagen
von Freunden unserer Gesellschaft Manches zu hoffen.
Für Säugethiere und. Vögel, sowie einige Skelette
muss freilich der Ankauf eintreten, wenn. nicht die
Opferwilliskeit einer Reihe von Mitgliedern uns viel-
leicht theilweise darin unterstüzt. |
Da unsere Sammlung neben ange S im Laufe
der Zeit zu erreichender Vollständigkeit der Naturpro-
dukte Frankens, auch die Mittel zu Demonstrationen
bei den Vorträgen bieten muss, sollen diese den Nutzen
gewähren, den man»davon erwartet, so wurde einst-
weilen eine Parthie Korallen in sehr. schönen Exem-.
plaren angekauft, von weiteren derselben wird später
bei den Geschenken die Rede sein.
C. Bibliothek.
Der Tauschverkehr mit den deutschen und ausser-
deutschen Gesellschaften brachte uns auch in dem Zeit-
raum seit Ausgabe des letzten Berichtes reichlichen Zu-
wachs für die Bibliothek, theilweise in höchst werthvollen
Schriften bestehend.
Wir stehen jetzt mit nachstehenden Vereinen und
Gesellschaften im gegenseitigen Schriftenaustausch.
Altenburg, Naturforschende Gesellschaft des Oster-
landes.
Annaberg-Buchholz, Verein für Nataikarnda
-j;' e
3
Ansbach, historischer Verein in Mittelfranken.
Augsburg, naturhistorischer Verein.
f Basel, naturforschende Gesellschaft.
Rerlin, deutsche geologische, Gesellschaft.
Bern, naturforschende Gesellschaft.
Bonn, naturhistorischer Verein der preusischen
Rheinlande und Westphalens.
"Boston, Society of Natural-History.
Boston, American Academy of Arts and Sciences.
"Bremen, naturwissenschaftlicher ‘Verein.
"Breslau, schlesische Gesellschaft für vaterländische
Kultur.
' Breslau, Verein für schlesische Inseetenkunde.
Brünn, k. k. "mährisch-schlesische' Gesellschaft
"für Ackerbau, 'Natur- und Landeskunde.
Brünn, Werner-Verein.
0.) Brünn, -Naturforschender. Verein.
Bruxelles, Academie Royale des Sciences, des
‚‚Lettres ‚et des ‚Beaux-Arts, de Belgique. .
ash ridge, Museum of comparative Zoology at
..Havard in, in Cambridge.
Carlsruh e, naturwissenschaftlicher Verein.
Cassel, Verein für Naturkunde.
Cherbourg, Societe des Sciences naturelles.
Chicago, Chicago Academy of Sciences.
Chur, naturforschende Gesellschaft. _
Christiania, Kongelige Norske Universitet.
‚Danzig, naturforschende Gesellschaft.
Darmstadt, Verein für Erdkunde und verwandte
Wissenschaften.
‚Dublin, Natural History Society.
Emden, naturforschende Gesellschaft.
Elorenz, Reale Comitato, geologico d’Italia.
Frank furt, zoologische Gesellschaft,
"Frankfurt, physikalischer Verein. iu
Frankfur t, ‘ärztlicher Verein.
Fr eiburg WB., Gesellschaft zur Beförderung der 2
N Atırwissenschaften. ad
Gera, Gesellschaft von Fr eunden der Naturwis-
senschaften. er
Giessen, Oberhessische Gesellschaft ‚für ‚N atur-
und Heilkunde.
Göttingen, k. ‚Gesellschaft, der Wissenschaften,
ı@&örlit,z, naturforschende. Gesellschaft:
Gratz, Verein der Aerzte für Steiermark.
Gratz;| geognostisch montanistischer Verein für
Innerösterreich und. des Landes, ‚unter ‚der, Enns.
Gratz, geognostisch- monianisbipcher Verein für
Steiermark.
Gratz, nation Ver ein: ie Steier- ge
Kine BR.
Greifswald, Gartenbau-Verein für OR TOIDE UM
mern und Rügen. UA
Halle, naturwissenschaftlicher Verein‘ a: Sach-
sen und Thüringen.
Halle, naturforschende Gesellschaft.
Hamburg, naturforschende Gesellschaft:
Hanau, Wetterauische un Tür die ge-
nme Naturkunde.
Hannover, naturhistorische Gesellschaft:
Helsingfors, Finska Vetenskap Societaten.
Helsingfors, Sallskapets u u sen) Flora
Fennica.
Hermannstadt, Steh nähen ‚Verein für
Naturwissenschaften. NSIEBRE IE RE
Innsbruck, Fer ns für Tyrol und Nord
arlberg.
52%
Kiel, Verein nördlich der. Elbe zur Verbreitung
naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
Kingston, Botanical, Society of Canada.
\.., Klagenfurt, ‚naturhistorisches Landesmuseum
vom Kärnten. ..,
‚Königsberg, physikalisch- -ökonomische Gesell-
schaft, ”%
Linz, ee Franeisco- Carolinum für Oester-
reich ob der Enns und Salzburg.
Lüneburg, naturwissenschaftlicher Verein.
Lux emburg, Societe des Sciences naturelles du
Grand-Duch® de Luxembourg.
Maine, Commission „of ‚Fisheries the State of
Maine.
M annheim, Verein für Naturkunde.
Marbur g, Gesellschaft zur Beförderung der ge-
. sammten. Naturwissenschaften.
M oska u, Soeiete Imp. des Naturalistes.
„München, K. Akademie der Wissenschaften.
Neubrandenburg, Verein der Freunde der
Naturgeschichte in Mecklenburg. - ,
Neuvorpommern- und Rügen, naturwissen-
schaftlicher Verein. a
Nürnberg, naturhistorische Gesellschaft.
Offen bach, Verein für. Naturkunde. „
Passau, naturforschender Verein. _
Pfalz, Pollichia ein naturwissenschaftlicher Verein.
Philadelphi a}! American ÜPhilosophical Society.
»»Phmiladelph ia;,: Academy ‚of: Natural-Sciences.
»:Philadelphra, American ‚Academy.
‘Portland, ‚Soeiety :of Natural-History.
Prag, naturhistorischer ‘Verein: Lotos.
Presburg, Verein für Naturkunde.
Regensburg, zoologisch-mineralogischer Verein:
xVvI
"Riea, naturforschender Verein.
Saint-Louis, Academy of Sciences.
Salem, Essex Institute. 210"
"Schweiz, Allgemeine schweizerische Gesellschaft
für die gesammten Naturwissenschaften.
"St. Gallen, naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Stockholm, kongl. Vetenskap Akademien.
Stut tgart, Wür ttembergischer nafurwissenschaft
licher Verein.
Utrecht, Nederlansk meteorologisch Institut.
Washington, American Association. for the
Advancement of Science.
"Washinston, Smithsonian Institution. er
schaft in der. leztvergamgenen‘ Periode ‘reich :bedacht.
Herr Gasverwalter 'Gäbler, der‘sich: überhaupt der
Gesellschaft so warm annimmt; übergab:
den
Wien, k. k. Geologische Reichsanstalt.
‚Wien, KR Akademie der Wissenschaften.
Wien, k. k. zoolögisch-botanischer Verein.
Wies b aden, Ver ein für N aturkunde im }
thum Nassau.
Würzburg, physikalisch-medieinische Gesellschaft.
Zürich, naturforschende Gesellschaft.
Zweibrücken, naturhistorischer Verein.
Gehalten rail an Zeitschriften:
Gaea, Natur und Leben.
Der Naturforscher.
Archiv für Anthropologie. 2
Berliner entomologische Zeitschrift.
! D.. Geschenke.
Im ‘Vergleich zu den: Vorjahren wurde: die: Gesell-
F
1) Lesepult zum Sohraselr bei‘ den —-_ in
W ochenversammlungen, daı9yad
ne
EN Zu 0 u
59) "eine Reihe‘ Pflanzenversteinerungen aus dem
Zwickauer Kohlenschiefer, darunter viele‘ durch Grösse
und Reinheit ausgezeichnete ‘Exemplare,
3) eine’ Sammlung der aus Glimmer' hergestellten;
sog. "Brokatfarben, in‘ einem zierlichen' Kästchen "mit
Glasverschluss' schön geordnet, nebst einem sehr 'schö-
nen Handstück Glimmer, iu |
3 2) 'eine Hyalonema, Millepora tortuosa "und Car-
dium speudolima.
Has ‚Von Herm Dotzauer in Hamburg erhielten wir:
» 4). ‚ein, ‚prachtvolles ‚Exemplar der ‚interessanten
amladiei aspergillum, .; R
„..,2) Madrepora. ramosa,
en Poecillepora damicormis. '
" Von’ Herrn Weinwirth 'Messerschmitt eine a
maus (Vesperugo noctula).
Von Herrn'''k.- Untersuchungsrichter Vierling | ein
schönes Stück Rosenquarz.
; Von Herrn Offizial Zacherl. Eine Parthie Pflanzen-
versteinerungen aus dem Zwikauer Kohlenschiefer.
E. Innerer Verkehr.
"> Die er ioheinilicheh Zusammenkünfte würden bis-
her fortgesetzt und; so » weit die vorhandenen. Kräfte
- dazu: ausreichten,, (durch 'sachgemässe: wissenschaftliche
Mittheilungen theilweise "ausgefüllt, Gesellschafts-Ange-
legenheiten: besprochen, Anträge gestellt und: entgegen-
genommen, den: übrigen: Theil‘ des: Abends» füllte : die
Unterhaltung. der 'Mitglieder unter sich aus. ES! erwies
‚sich immer mehr, dass das allwöchentliche ‚Beisammen-
sein im höchsten Grade fördernd' 'war, ‘die 'Theilnahme
war:an' jeden Gesellschaftsabend ‚eine: zahlreiche und
die gegenseitige: Annäherung der' ‚dem‘ verschiedenartigs-
xVIH
ten’ Berufsarten. angehörigen, Mitglieder ‚war. eine, wahr- "n
haft -wohlthuende, Erscheinung. NEN
N L
So konnte es» kommen ;' dassi«die »wenigen Mitelie- F
der, welche gewillt oder ‚befähigt ‚waren, wissenschaft-
liche ‚Mittheilungen‘ „zu ‚machen., oder ‚die Aufmerksam-
keit, auf meue.‚oder, interessante Erscheinungen ‚im. .Ge;
biete der Naturwissenschaften zu, lenken. und, ‚darüber
Besprechungen. zu veranlassen, trotz ‚der vielfachen
Inanspruchnahme doch gerne sich dieser Aufgabe um-
terzogen. Auch die grösseren Vorträge füs die Mit-"
glieder und deren Familien wurden im Winter 1869
fortgesetzt. Durch die Güte ‘des Kel. Rectorats der
Gewerbschule konnten dieselben wieder in dem bekann-
ten höchst passenden Lokal ‚stattfinden. eider (waren
einige Herren durch Unwohlsein, an..der »Theilnahme
verhindert, so dass ‚nur .von ‚Nachstehenden, | zu ohPrIehE
ten ist. F) jbrrArer
1): Dr’ med. Küster, über die a Lay
2) Pfarrer Engelhardt ‚über ‚die /Grabstätten ‚der
„u Urbewohner.Frankens.
3)..Dr.. Küster über ‚die Urbevölkerung Europas
4) Derselbe über Sternschnuppen und Koma
5) Apotheker'Dr.' Sehmidtiiber Porzellan.
Im "Winter von 1870 : wurden »' unter: erfreulicher
Theilnahme : von » Nichtmitgliedern der »naturforsch-
enden‘ Gesellschaft, eine Reihe ‘von Vorträgen‘ gegen
mässige'"Subseriptionspreise zum ' Besten ‘der. "kranken
und verwundeten Krieger ‘und der' zu diesem Zweck
bestehenden Vereine’abgehalten, so‘ dass die ’selbstän-
dige ''Thätigkeit der Gesellschaft für » diesen‘ ee
sistirt wurde. ? ia
‚Im Februar .1869 wurde die: REN. lien
neralversammlung; zur’ Reehnungsablage und 'Feststell-
ung des »Etats' für ‚das betreffende Jahr abgehalten.
xIX
Die Jahresrechnung ergab als Resultat:
Kassarest aus dem Vorjahre . „ . . 408 fl. 41 kr.
Einnahmen im Jahre 1868 . „ . . . 4178 fl. 12 kr.
Summa 581 fl. 53 kr.
Ausgaben im Jahre 1868 . . . . . 106 fl. 39 kr.
Verbleiben 475 fl. 12 kr.
Bei der im Februar 1870 abgehaltenen General-
Versammlung stellt sich der Kassastand wie folgt:
Kleberiras vom Vorjahr . . .'. 401. 12 kr.
Einnanme am Jahr 1869 . ...... 2 256 1 12 ke.
u Summa 631 fl. 24 kr.
Peer ei ea de Mid. .kr.
Verbleiben 239 fl. 21 kr,
y
a a 2,
Göthe als Naturforscher.
Von Theodor Hoh in Bamberg.
Auf allen Gebieten ' wissenschaftlicher und künst-
lerischer Thätigkeit Vorzügliches zu ‚leisten, ist auch
dem Besten nicht möglich, aber auf mehreren derselben,
selbst wenn sie einander fern liegen, Namhaftes hervor-
zubringen, gelingt ihm, sobald er den richtigen Angrifi-
punkt findet, und zu einer der. Sache entsprechenden
Uebung der Kräfte fähig, wie entschlossen ist. Fehlt
es an einer dieser beiden Voraussetzungen, so wird aus
der ernsten Arbeit eine Dilettantenbeschäftigung, deren
Früchte besten Falles nur eine subjective Befriedigung
gewähren, ‚leider aber auch, wenn ‚der Zauber eines
glänzenden Namen ihre Verbreitung erleichtert, einer
besonderen wissenschaftlichen Bestrebsamkeit eine fal-
sche Richtung aufprägen, oder doch die Anerkennung
der Wahrheit für eine. gewisse Zeit hintanhalten kön-
nen. Dies ist um so. leichter möglich, als die Meinun-
gen, welche aus Liebhaberei für eine fremde Sache, ‚aus
Nebenbeschäftigungen emporwuchsen, mit der halbver-
stohlenen Neigungen, einwohnenden. Zärtlichkeit gehegt
und leidenschaftlich von ihrem Schöpfer vertreten zu
werden pflegen; denn ihnen legt manch guter. Mann,
welcher auf eine Grossthat stolz sein und wohlgelungene
Berufsleistungen aufzeigen könnte, das grösste Gewicht
bei, hört ein Lob darüber am liebsten und verzeiht einen
Tadel oder Zweifel am schwersten. —. „Auf Alles, was
' ich als. Poet. geleistet habe, bilde ich mir ;gar nichts ein,
Es haben treffliehe Dichter mit mir gelebt, es lebten
noch trefflichere vor mir und es, werden ihrer nach mir
sein. Dass ich aber in meinem Jahrhundert. in der
1
2
schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige
bin, der das Rechte weiss, darauf thue ich mir etwas R R
zu gut.“ —, ,S80.,sprach , auf der Höhe seimes Ruhmes
zu Ekermann der ereise Goethe, der Dichter des ge-
dankenreichsten Drama, homerischer Gesänge und lieb-
licher Lieder. Diese Schöpfungen waren aber so mühe-
los und 'naturgemäs seinem Herzen entströmt,' dass er
ihre Hervorbringung für weniger erheblich hielt, als’ die
planmässig geförderten naturwissenschaftlichen
Arbeiten. ‘Und &eräde der bedenklichsten derselben
schrieb er den höchsten Werth zu, ja sprach ihr ein
ausdrückliches Lob ‘aus, wie wenn er geahnt hätte, dass
hier die Empfehlung eines selbst im Irrtum geachteten
Namen’ nothwendig wäre, während Alles Andere sich
von selber weiterhelfen werde. Wenn nicht ‘berück-
sichtigt wird, dass das künstlerische Auge und der an-
scheinend einfache Natursinn, wie sie Goethe besass,
der physikalischen Forschung durch Missverständniss
wesentlicher Voraussetzungen einen schlimmen Streich
spielten, wäre die Abirrung der letzteren oder die fal-
sche Deutung ihrer Resultate unerklärlich. Denn man
kann nicht sagen, dass Goethe an sich der Naturfor-
schung nicht gewachsen gewesen sei und wegen Psy-
chischer 'Grundmängel auf dem fremden Gebiet habe
verunglücken müssen. ' Vielmehr war seine ganze Art
ins Leben zu schauen, für die Naturforschung gemacht
Schiller sagt in dieser Hinsicht sehr bezeichnend von ihm
„Seine Vorstellungsart ist zu sinnlich und betastet mir
zuviel,“ und Heine meinte, Gott habe Goethe geschaffen,
weil er durch Vermittlung 'eines Menschenbildes’ die Na-
tur habe’ sehen wollen. Solch eine Organisation, wel-
che zu eigentümlichster Erfassung des Gegebenen hin-
drängte, macht uns das Errungene selbst dann’ interes-
sant, wenn es, wie der jetzt zuerst "behandelte Gegen-
stand, in wissenschaftlichem Sinne aller Bedeutung ent-
8
‚behrt. — PhysikalischeGrundlehrefürdie Far-
benerscheinungen ist, dass’ das weisse Licht oder
der farblose Sonnenstrahl nicht, wie es den Anschein
hat, das: Reinste und Einfachste sei, vielmehr eine Ver-
einisung von Einzelnvorgängen, deren jeder für sich
einen eigentümlichen im Farbcharacter ausgesprochenen
Eindruck auf das Auge macht und mit’'jedem andern
nur durch‘ das gemeinsame Moment eines gewissen Gra-
des von Helliskeib übereinstimmt. Die Zerlegung 'ge-
schieht am regelmässigsten in einem dreiflächigen Glas-
prisma. Je’ nach der jedem‘ Bestandtheil eigenen Ge-
schwindigkeit erleidet er eine grössere oder geringere
Brechung und wird von den übrigen so gesondert, dass
er das empfindliche Auge mit dem bestimmten Reize
irgend einer Farbe anspricht. Dies ist die reinste Me-
thode, die Farben zu erzeugen, und mittels ihrer Dar-
stellung aus dem farblosen Sonnenlicht, geleitet durch
wasserhelles Glas und aufgefangen auf weissem Schirme
zu beweisen, dass sie unabhäneig von dem sewöhnlich
mit ihnen verwechselten Farbstoff auf formalen oder
mechanischen Differenzen des leuchtenden Vorganges _
beruhen. Meist macht man die Bekanntschaft der Farbe
in andrer’ Weise. Je nach der oberflächlichen ‘oder
inneren Beschaffenheit der kleinsten Theilchen wirft ein
Körper’ bald dieses bald’jenes einer gewissen Farbe ent-
sprechende System gleichartiger Lichtelemente zurück,
während die andren Bestandtheile des farblos auffallen-
den Strahles verschluckt oder in ihrer Thätigkeit ver-
nichtet werden. Auch kann das Sonnenlieht, wenn es
Plüssigkeitschichten oder farbige Gläser durchwandert, zum
Theil aufgehalten und ausgelöscht werden, wonach nur
die einer bestimmten Farbe entsprechenden Wellen in
das Auge 'selangen. ' Die Farbentfaltungen durch Inter-
ferenz, Beugung und Polarisation, von Göthe mit rich-
tiser Beschreibung aber falscher Deutung als p “ rFOp-
1
&
tische und: epoptische vorgeführt, sämmtlich auf Be-
wegungsunterschieden der optischen Schwingungen be-
ruhend, sind zwar besonders geeignet, über das Wesen
des Lichtes und seine Schicksale unter bestimmten Ein-
flüssen Aufschluss: zu geben, Können und sollen aber
hier nur flüchtig berührt werden. — Um zu erfahren,
wie sich Göthe zu den hiemit in ihrer physikalischen
Bedeutung erläuterten Fragen stellte, werfen wir einen
Blick auf sein darüber geschriebenes Buch. — In der
Vorrede werden die Farben als 'Thaten und Leiden des
Lichtes bezeichnet und später in der Einleitung für Halb-
lichter und Halbschatten erklärt. Wie sie ihm zuvör-
derst als dem Auge angehörig interessant geworden
waren, danach ihre Darstellung mit farblosen Mitteln
seine Theilnahme erregt hatte und sie schliesslich als
»
an die Gegenstände gebunden merkwürdig erschienen,
werden sie unter drei Rubriken vom physiologischen,
physikalischen und chemischen Standpunkt besprochen.
Die Untersuchungen, deren Lektüre unerquicklich ist,
verdienen keine besondere Darlegung, und da sie eine
allgemeine Würdigung später finden, wenden wir uns
zu den Betrachtungen über die sinnlich sittliche
Wirkung der Farbe. Ihr wird die Hervorrufung
eines unausprechlichen Behagens zugeschrieben, jedem
Einzelneimdruck aber eine specifische Wirksamkeit vor-
behalten, welche die entsprechende Gemüthstimmung
auslöst. Dies kann in der Hauptsache zugegeben wer-
den, aber so entschieden und klar wird ‚das betreffende
Verhältniss selten ausgeprägt sein, wie in jenem Fran-
zosen, welcher behauptete, der Charakter seiner Unter-
haltung mit einer Dame habe sich geändert, seitdem
ihr Zimmer blau statt roth ausgestattet sei Die Farben
auf der rothen Seite des Spectrum , das uns am gross
artigsten der Regenbogen vorführt, sind regsam, lebhaft,
strebend. Das Gelb, „die nächste Farbe am Lichte“
5
erregt Heiterkeit und Wärme. Die blauviolete Seite der
prismatischen Farbenreihe ist den unruhigen, weichen,
sehnsüchtigen Empfindungen gewidmet, es liest eine
weite Ferne, ein dunkles Geheimniss hinter ihnen, aber
ihre ausschliessliche Herrschaft erweckt ein Gefühl
von Kälte. Das Grün, die Lieblingsfarbe, in welche
sich die Erde kleidet, gewährt Ruhe und Befriedigung.
Der Purpur fehlt unter den Regenbogenfarben, man
kann ihn jedoch durch Mischung der an den äussersten
Grenzen des Spectrum stehenden rothen und violeten
Farbe darstellen. Indem er die Endglieder der prisma-
tischen Farbenreihe verbindet, schliesst er sie zu einem
Kreis ab, enthält alle Farben und umfasst in gemein-
samem Eindruck. Ernst und Huld, Würde und Anmuth.
— In einer Untersuchung über die Möglichkeit, Berech-
- tigung oder Verwerflichkeit der Farbenzusammenstell-
ungen werden die. characteristischen Kombinationen;
Blau mit Gelb oder Roth, Purpur neben Gold, Orange
zu Violet den characterlosen gegenübergestellt, deren
Glieder einander zu nah stehen, als dass, was für die
Anmuth' der Erscheinung höchst erspriesslich ist, die hier
durch eine volle Mittelfarbe ausgefüllte Distanz der
Eindrücke bestände, welche im Empfindungskreise
zu ‚ästhetischen Zwecken gefordert wird. Bunte Zu-
sammenstellungen liegen im Geschmack des Naturmen-
schen, während der Gebildete eine Abneigung sich da-
sesen erworben. zu haben pflegt. Er vermeidet das
Schreiende und Mannisfaltige,.. weil das Bewusstsein
inneren Werthes mit der Scheu einer prunkenden Schau-
stellung verbunden ist und das zarte Gefühl einer fein
und edel organisirten Seele. Alles widerräth, was die
‚sinnliche Aufmerksamkeit in einem die Bescheidenheit
.verletzendem Masse erregt. — Die Betrachtungen über
die ästhetische Wirkung der Farben, auf deren
Analogie mit den Tönen gelegentlich in den Wor-
6
ten hingewiesen'ist:“ „man würde nicht mit Unrecht
ein Bild von mächtigem Effect mit einem musikalischen
Stück aus dem dur Ton, ein Gemälde von feinstem Ef-
fect: mit einem Stücke aus dem moll Ton vergleichen“,
sowie über ihren "allegorischen. symbolischen
und mystischen Gebrauch sind physikalisch werth-
los und können, wenn in diesem Sinne die Göthe’sche
Farbenlehre 'beurtheilt werden will, nicht in die Wao-
schale gelegt werden. Wohl zu beachten aber ist, _
dass ‘das’ Feld‘ der Sinnesanschauung nirgend “über-
schritten werden wollte, vielmehr danach gestrebt ward,
die dem Scheine entsprechenden Bedingungen 'aufzu-
stellen, unter denen ‘die Farben hervortreten. Sofern
es sich blos um Versinnlichune' einzelner Vorgänge
handelt, ist deren Beobachtungs- und Beschreibungsweise
durchaus lobenswerth, aber den Werth einer physika-
lischen Forschung; welche zu den wahren Ursachen der
Erscheinung emporsteiet oder ‘doch das Gemeinsame
verwandter Phänomene in formalen Gesetzen feststellen
Sol, kann man der Arbeit nicht beilegen. Die Grundidee
ist ein Rückschritt bis auf Aristoteles, welcher die Mein-
ung ausgesprochen hatte, class jede Farbe auf eine Misch-
ung von Weissund Schwarz zurückzuführen sei; weil jedoch
unter gewöhnlichen Umständen hiebei Grau entsteht, ver-
legt Goethe die Art der Verdunkelung, welche die Farbe
erzeuge, in den Einfluss der trüben Mittel auf das Licht.
Jenesindeleichmässige Mengungen der kleinsten Theilchen
verschieden dichter Stoffe: sie erscheinen im auffallenden
Liehte blau, im durchgehenden roth, weil an den un-
zähligen Grenzflächen der heterogenen Moleküle Brech-
ungen und Reflexe geschehen, welche zur chromatischen
Differenzirung des Lichtes führen; wie sie es machen,
um alle möglichen Farben zu erzielen, erklärt Goethe
ebensowenig, als ihm gelingt, eine befriedigende Ver-
7
ständlichkeit zu erreichen, wenn er sagt, beim Betrach-
ten einer auf. dunklem Hintergrund liegenden weissen
Fläche durch’s Prisma werde das Bild getrübt und ver-
schoben, wobei der vorangehende Rand auf den dunk-
len. Grund’ sich legend als: 'helleres aber trübes Medium
vor jenem blau erscheine, ‚der 'anderseitige' gelbrothe
Rand aber durch eine Verdeckung des Hellen vom dar-
übergeschobenen schwarzen Streifen ‚entstehe.: Hierauf
bezieht. sich die. Forderung. der Grenzen, ‚welche
Goethe für die Farbenerscheinung an Stelle der prisma-
tischen ‚Zerstreuung setzt. — Seine Lehre fand'im Krei-
sen, weiche ‚der Anschaulichkeit und dem künstlerischen
Interesse günstiger gesinnt waren, als der strengen Un-
tersuchung, Beifall und ‚man könnte sie als einen Ver-
such, ‚sich ‚einen: bestimmten Erscheinungskreis zu: indi-
viduellem: Verständniss zurecht zu legen, gelten lassen,
wenn sie ‚nicht ihre Ansprüche bis zur hartnäckigen und
leidenschaftlichen Polemik gesteigert: hätte. Im der
Fehde gegen die Newton’sche Theorie fehlt ‚es: an der
wesentlichen Voraussetzung eines zu befriedigendem Ab-
schluss, führenden Verlaufes. Der Angreifer steht auf ganz
andrem Boden, als; der, welchen er anzugreifen meint,
und: beginnt den, Feldzug mit ‚einem: Missverständniss
von entscheidender Bedeutung. Offenbar war es nicht
die physikalische Eigentümlichkeit: der Newton’schen
Lehre, was Goethe stutzig machte — er scheint dieselbe
nicht einmal vollkommen und tief genug gekannt zu
haben — wenigstens nahm er sich nicht: die Mühe, mit
reinem einfachen Lichte die von ihm häufig in unwür-
digen Ausdrücken, verspotteten Grundversuche zu » wie-
derholen; ‚sondern erwartete im Kreise der gewöhnlieh-
sten Sinneserfahrungen Resultate, welche durchaus —
wie. die vermuthete bunte Färbung: der. ganzen durchs
Prisma betrachteten‘ weissen Wand» — ausserhalb der
theoretischen Consequenz lagen. Sein ästhetisches Ge-
8
fühl war dadurch beleidigt, dass dem farblosen Lichte
die Reinheit und Einfachheit geraubt ward, seine der
unmittelbaren Sinneswahrnehmung vertrauende Auffass-
ung' streubte sich gegen eine nur mittels wissenschaft-
licher Abstraktion und mechanischer Vorstellungsweise
mögliche Erklärung von Erscheinungen, welche er als
solche für wahr anerkannt wissen wollte, und seine
Einwände gegen die nicht nur' bezweifelte, sondern —
was die den schwachen Stand der Sache verrathende
Betheiligung, ja Ueberwucherung ‘der gemüthlichen! AR
fecte darthut — eingestandener Massen verhasste Lehre
schienen ihm unwiderleglich, weil sie mit ziemlich kunst-
losen, darum aber doch täuschenden, Mitteln, wie es
‚schien, der frischen Quelle: lebendiger 'Thatsachen 'ent-
nommen waren. Wie kann aber ihnen eine überzeu-
gende Kraft zu Gunsten der neuen und zum‘ Schaden
der bekämpften Theorie ' beigemessen werden, wenn
die letztere so gründlieh verkannt wird, dass ihre'einfa-
chen Annahmen absichtlich oder durch ein unbegreifli-
ches Missverständniss verwirrt und getrübt, die Grund-
versuche verdächtigt oder verspottet, und die Resultate
mit Vorurtheil gedeutet, oft auch durch die der eigenen
hartnäckigen Meinung zusagenden ohne Weiteres ersetzt
werden? — Zur Entschuldigung wäre höchstens anzu-
führen, dass zur damaligen Zeit die Unyollkommenhei
und stellenweise Mangelhattiekeit der optischen Theorie
allerdings Missverständnisse und Zweifel nicht ausschloss.
Die Schwingungslehre des Lichtäther, obwohl
in der Hauptsache schon 1690 von Huyghens entwickelt,
sollte 'erst in unserem Jahrhundert zur Herrschaft ge-
langen, im vorigen fand sie fast nur an Euler einen
namhaften Vertheidiger und ward von der Newton’schen
Hypothese der Aussendung unendlich feiner‘ zahlreicher
Theile eines unwaegbaren Lichtstoffes gänzlich in Schat-
ten gestellt. Nun war diese zwar fähig, viele Erschein-
9
ungen zu erklären, aber je mehr der Schatz der Beob-
achtungen und Versuche anwuchs, desto unzulänglicher
wurde sie, sofern man sich nicht entschloss, oft ziem-
lich gezwungene Modificationen und willkürliche Ne-
benannahmen zu machen, von denen ich nur erwähne,
dass die wägbaren Stofftheilchen eine sehr kleine aber
in Betracht der gegenseitisen Abstände doch beträcht-
liche Wirkungsphäre besitzen sollten, innerhalb deren
sie die Liehtpartikeln anziehen, während sie in grös-
seren Entfernungen (dieselben abstossen, dass ferner die
Lichttheilchen ' selber abwechselnd Anwandlungen des
leichteren Zurückprallens oder des schnelleren Durch-
sehens hinsichtlich der von ihnen betroffenen Medien
hätten, dass: dieselben endlich, je nachdem sie verschie-
denen Farben entsprechen, an Masse sowohl, als an
attractiver oder repulsiver Beziehung zu den materiellen
Molekülen untereinander abweichen. Schon der Laie
erkennt, dass das mehrfache Bedürfniss derartiger Er-
sänzungen nicht zur Empfehlung einer Theorie dient,
welche später einer alles Optische im natürlichen Zu-
sammenhang aus einfachen Bedingsunsen ableitenden
Lehre weichen musste, zwar vermuthlich nicht durch
ihre wissenschaftlichen Gebrechen, welche überdies ganz
‚wo anders lagen, Göthe’s Anfeindungen hervorrief, doch
aber solche, freilich gerade am wenigsten auf dem Ge-
biete der Farben, durch so viele Blössen herausforderte,
dass dieselben verzeihlicher erscheinen, als wenn
sie gegen ein mit dem deutlichen Kennzeichen der
Wahrheit ausgezeichnetes System. gerichtet gewesen
wären. — Auch verlangt die Gerechtigkeit zuzugestehen,
dass überall, wo nicht der oft gehässige polemisirende
Ton herrscht, eine fleissige historische Forschung und
eine treue Hingabe an die Natur für Göthe’s Bestreb-
ungen Achtung erweckt. Von Einzelheiten erscheint
dabei bemerkenswerth, dass das 1852 von 'Stockes in
10
Cambridge wissenschaftlich begründete, freilich schen |
von Brewster als. innere, Dispersion bezeichnete und
unter dem .Namen epipolisirtes Licht von Her-
schel am schwefelsauren , Chinin beobachtete, Phänomen
der Fluoreszenz durch Goethe ganz richtig. 'beobach-
tet und folgendermassen geschildert wird: „Man nehme:
einen Streifen frischer Rinde. von der Rosskastanie, man
stecke denselben in ein Glas Wasser, und in der kür-
zesten Zeit werden wir das vollkommenste Himmelblau
entstehen sehen, da, wo das: Vorne. erleuchtete Glas”
auf dunklen Grund gestellt- ist, hingegen das schönste
Gelb, wenn wir 'es gegen das Licht halten“). —
Wenn es einen schmerzlichen Eindruck macht, einehohe
geistige Kraft in unheilbarer Verirrung befangen zu seh-
en, fühlt man sich in Gegentheil gehoben und befriedigt
durch den Anblick einer seinen sonstigen Gaben eben-
bürtigen Leistung. — Nach. Methode und: Inhalt hoch
über . den. physikalischen. Arbeiten, obschon am
Umfang ‚geringer stehen Göthes bone Studien.
Dass . die Pflanze, nur zwei "wesentlich ‘verschiedene
Organe habe: Blatt und Stengel, dass alle übrigen
Theile des Gewächses, besonders Blüthe und Frucht
*) Ich halte diese Bemerkung nicht desshalb der Hervor-
hebung werth, weil etwa @o@the dadurch zum, wenn auch unbe-
wussten Entdecker der 'Fluorescenz gestempelt würde, vielmehr
reichen Beobachtungen ähnlicher Phänomene mindestens bis: ins
sechzehnte Jahrhundert zurück, sondern weil, während die letzte-
ren sich ausschliesslich auf das, wie es scheint, sowohl thatsäch-
lich als seiner Bedeutung nach uns unzugänglich gewordene „ne-
phritische Holz“ beziehen, das auch Goethe mehrmal erwähnt und
von der Pflanze; Guilandina L. (Linne dagegen von Hyperanthera
Moringa) herleitet, hier ein einfacher Versuch mit einem überall
leicht und bequem anwendbarem Material vorliegt, weil durch
denselben ferner ein fast vergessener Gegenstand wieder in die
moderne Experimental-Physik eingeführt ward, und weil dies end-
lich durch eine unser höchstes Interesse in Anspruch anne
Persönlichkeit geschah,
41
‚Abänderungen eines jemer Grundelemente oder aus bei-
den verschmolzene Gebilde seien, ist schon früher, na-
mentlich 1759 von ‚Caspar Friedrich Wolff ausge-
sprochen, ja selbst schon von Linn angedeutet worden
aber jene Naturthatsache gewinnt doch erst eigentlich
iu. Göthe’s Metamorphose der Pflanze einen ge-
dankenreichen , ansprechenden weithin wirksamen Aus-
_ druck, welchen er gelegentlich sogar in po&tische Formen
kleidete. — 'Gleichgross ist der Dienst, den er der ver-
sleichenden Anatomie mit der Entdeckung; des
menschlichen Zwischenoberkieferknochen leis-
tete. Die Säugethiere besitzenmitten in der Schnauzenspitze
vor‘ den Nasenlöchern oben wie unten besondere: Kno-
chenstücke, von denen manchmal das obere nur durch
Bänder mit den Seitenkiefern zusammenhängt, und welehe
sämmtliche Schneidezähne tragen: Am Menschen be-
merkt man in frühster Jugend die Spur einer ‘Naht,
welche vom hinteren Ende des Gaumenkanals an die
untere Seite, des Gaumenfortsatzes vorwärts und aus-
.wärts zwischen dem äussersten Schneide- und Eckzahn
jeder Seite sich hiner streckt und die früheren Grenzen
eines selbständigen Zwischenkieferknochen nachweist.
Galen spricht, von dieser Einrichtung, kommt aber da-
mit bei Vesälius übel weg, welcher ihm geradezu vor-
wirft, er habe nur die Anatomie der Thiere, nicht aber
diejenige der Menschen gekannt, weil er einen Knochen-
theil erwähne, welchen er blos ‚an ersteren gesehen
habe und ohne Prüfung ‚des wirklichen Bestandes auf
letzere übertrage. Die Anhänger: des Galen wussten
ihren Meister nur, durch die ungeschickte Erklärung zu
schützen, dass die Menschen der guten alten Zeit aller-
dings sich des unbestrittenen ‚Besitzes eines besön-
deren Zwischenoberkieferknochen erfreut, solchen: aber
später zur Strafe ihres schlechten Lebenswandel und
ihrer Verweichlichung verloren hätten. . Denn die wirk-
12
liche Existenz desselben hielt man zur Zeit so wenig
einer Erweisung fähig, dass er in die Reihe der Haupt-
unterscheidungsmerkmale zwischen Mensch und Affe
aufgenommen ward, welche durch seine Entdeckung
vermindert zu haben, Göthe, gewissermassen ein Vor-
kämpfer der Darwin’schen Lehre, mit Behaeen von sich
rühmt. ‘Von dem Gedanken ausgehend, dass der Mensch,
in physischer Hinsicht durchaus der zoonomischen Beur-
theilung unterworfen, ‘weil er mit‘ vielen Säugethieren
im Besitz der Schneidezähne übereinstimme, auch den
die oberen derselben tragenden besondren Knochen
haben werde, verglich er die Oberkiefer mehrerer Ge-
schöpfe und fand, dass die Ausbildung eines Zwischen-
knochen verschiedene Grade zeigt, insbesondere von der
mit ‘den 'Eigentümlichkeiten der Nahrung zusammen-
hängenden Art und Grösse der Zähne bestimmt wird.
Oft ergab sich, dass wenn auch bei vollkommener Ver-
wachsung aussen die Nähte ganz verschwunden waren,
auf der Innenseite sie erkenntlich hervortraten. — Der
Zwischenkieferknochen ist freilich ein sehr kleines Ding
und man darf es den mit der Naturwissenschaft auf ober-
flächlichem Fusse stehenden Leuten der grossen Welt
kaum verübeln, wenn ihnen die Wichtigthuerei der Na-
turforscher über irgend eine vereinzelte Entdeckung ei-
nigermassen komisch vorkommt. Aber die ernste Er-
wägung führt doch gewöhnlich auf den Gedanken, dass
durch die scheinbare Geringfügiskeit vielleicht eme
Wendung in gewissen Anschauungen oder eine Vervoll-
kommnung in der der natürlichen Wahrheit nachstre-
benden Erkenntniss eingetreten sei, welche, wenn auch
vorerst nur den Eingeweihten verständlieh, manchmal
selbst von diesen nur halb geahnt, später nicht verfehlen
werde, in den Beziehungen zwischen Naturund Menschheit
eine Rolle zu spielen. So ist's auch hier. Für Spre-
chen, Kauen und sonstige Thätigkeiten des menschli-
13
chen Mundes ist’s gleicheiltig, ob die Schneidezähne in
einem besondren Beinstück stecken oder gemeinsam
mit ihren Brüdern in einem zusammenhängsenden Kno-
chenbogen, ja nach unseren Gewohnheiten und Bedürf-
nissen wäre es vermuthlich höchst unbequem für ein
ausgezeichnetes Individuum, Göthe’s anatomische Idee
in reinstem Urzustand an sich verkörpert zu tragen.
- Aber wenn es wahr ist, dass die Entwicklungs-
geschichte eine über das Einzelwesen ja über die
Gattung hinausragende Bedeutung hat, dass von ihr
aus am klarsten der Zusammenhang des Natür-
lichen begriffen wird, und dass dieser, die concrete
Manifestation der Idee von der Einheit der Kräfte
und der Harmonie in der Schöpfung, eine ebenso
thatsächlich wohl begründete, als geistig tief wurzelnde
und weitgreifende Bedeutung: hat, so ist @öthe’s Ahnung
sein Forschungsweg und die gemachte Enthüllung der
höchsten Theilnahme würdig. Wenn jedoch Owen sast:
„Durch seine Entdeckung des Zwischenknochen in der
oberen Kinnlade des Menschen hat Göthe für alle der-
artige Untersuchungen, welche die durchgehende Ein-
heit der Natur erweisen, die Führung genommen“, und
Carus ihn als Schöpfer der vergleichenden Anatomie
preist, so darf der damals erwachenden neuen Richtung
und der Mitarbeit bedeutender Kräfte nicht vergessen
‚werden. Während Göthe seine Entdeckung 1784 ge-
macht zu haben scheint, sprach Vieq d’Azyr in einer
_ vermuthlich schon 1780 entworfenen, freilich erst 1786
veröffentlichten Abhandlung den: nämlichen Gedanken
aus; damit ist Göthe’s Verdienst und Originalität nicht be-
stritten, sondern nur gesagt, dass die Zeit für diese Frage
in der Entwicklung der Wissenschaft gekommen war.
—- Die zweite That Göthe’s in der Anatomie bezieht
sich auf die Vergleichung von Rückgrat und
Kopf, den er als eine erweiterte Bildung. der Wirbel-
44
knochen ansprach, indem vier ‘oder sechs der’ letzteren
in modifizirter Gestaltung zum Schädel zusammengetre-
ten seien... Obwohl Carus den ersten Gedanken, in wel
chem die Idee der Einheit unter den manchfaltigen Kno-
chentheilen den klarsten Ausdruck gefunden, ausdrück-
lich als: @oethe’s eisenstes Verdienst preist, darf doch
nicht verschwiegen werden, dass die Originalität der Ent-
deckung von namhafter Seite ihm bestritten ward. Wäh-
rend Goethe an einem auf dem Judenkirchhof bei Ve-
nedig ‚1790 :gefundenem Schöpsenkopf zuerst seine Idee
verkörpert sah, fand: Oken 1806 im Harz den Schädel
‘eines Hirsches, an welehem ihm der modifieirte Typus
einer: Wirbelsäule so zweifellos aufging, dass er seine
Gedanken darüber sofort veröffentlichte und ein Exem-
plar der. ‚Schrift an Goethe, als damaligem Curator der
Universität Jena, woselbst Oken lehrte, einsandte. Weil _
dieser nun die Sache zwar beifällig, aber ohne 'eine
Andeutung gleichgesinnter Vermuthung hingenommen
habe, könnte man meinen, dass er früher überhaupt
darüber: nichts‘ Rechtes gedacht oder gewusst‘ habe.
Schweigend, solang die noch junge Lehre verspottei
oder bezweifelt ward, sei er später, als sie bedeutend x
und vielversprechend zu werden anfıng, mit: der Behaup-
tung hervorgetreten, ‚dass er längst von der fraglichen
Verwandtschaft der Knochengebilde überzeugt gewesen.
— Wenn eine wissenschaftliche Entdeckung mit einem
bestimmten Ausspruch auf‘ Einmal fertig und gerüstet
dasteht, sind Prioritätsfragen leicht ' entschieden; so
trifft sichs aber äusserst selten. "In der Regel zuckt
die Wahrheit‘ wie‘ ein Blitz in"finsterer Nacht in Perio-
den tiefester Dunkelheit da und dort auf, ohne zu zün-
den, aber die Gedankenatmosphäre wird doch dabeierrest,
die ‚Welt auf eine neue ‚Erscheinung vorbereitet, und
diese selberin prophetischen Signalen den Eingeweihten
verrathen. ; Sobald die Summe der bestätigten und ''ver-
45
_ breiteten Kenntnisse, die Theilnahme des lebenden Ge-
schlechts an dem Wissensbestrebungen, und die äussere
Cultur eine gewisse Höhe erreicht haben, zögert jene
nichtins Leben zu treten. Da wird sie denn freilich
von der Mense als ein halbes Wunder angestaunt, aber
dem‘ Kundigen waren lang die Schwingungen vernehm-
lich, welche ihre Auferstehung vorbereiteten, und neben
dem leeitimen ostensiblen ‘Vater einer neuen Idee ver-
sisst. ser nicht ‘die Vorkämpfer ’der Wahrheit, welche
namenlos verschollen oder gar als Märtyrer ihrer Ueber-
zeugung fielen. —- Wie Viele vor Copernicus eine rich-
tige Ahnung des Weltplanes hatten, so spricht vor Oken
und Goethe der gelehrte Mönch des dreizehnten Jahr-
hundert Albert von den Gliedern des Kopfes und legt
die Wirbelsäule seiner Beschreibung des gesammten
menschlichen Knochensystems zu Grund. Einerseits also
ist der Prioritätstreit zwischen jenen Beiden dahin zu
entscheiden, dass im strengen Sinne keinem die Palme ge-
bührt, anderseits aber wird jedem ein bestimmtes Mass selb-
‚ständigen Verdienstes zu vindieiren sein. Goethe achtete
bei aller behäbigen Vornehmheit, welche den Genuss
des Vorhandenen und die Darstellung des Erlebten
oder Erworbenen zuweilen so: selbstgefällig erscheinen
lässt, fremde Bestrebungen zu sehr und war der Ent-
behrlichkeit unächten Schmuckes ‘zu tief sich bewusst,
als dass man ihn eines absichtlichen Geistesraubes 'be-
schuldigen dürfte. "Vielmehr ist höchst wahrscheinlich,
dass er die Idee des Primordialschädel original ‘gefasst
und bei Kenntnissnahme der Oken’schen Mittheilung
‚die Freunde nur desshalb ersucht habe, „sich still zu
halten“, weil „dem Wissenden nur allzusehr in die Au-
gen fiel, dass in jenem Programm die Sache nicht geist-
reich durchdrungen „ nicht. aus der ‘Quelle geschöpft
war.“ Trotz dieses Vorwürfes indess, welcher sieh wohl
vornehmlich auf die Darstellung bezieht, mag Oken’s
46
Arbeit, als diejenige eines Fachgelehrten, der Idee erst
jene Durchbildung: verliehen haben, welche unerlässlich
war, wenn sie einen unbestrittenen Platz im wissen-
schaftlichen System für alle Zeiten einnehmen und be-
wahren sollte.
Auf den bisher besprochenen Gebieten forderte die
Thätigkeit @öthe’s eine genaue Betrachtung und scharfe
Kritik heraus, weil sie für einzelne Fragen der betreffenden
Wissenschaft bahnbrechend und umgestaltend verfahren
wollte. In anderen Dingen blieb er liebenswürdiger Dile-
tant. — Diemineralogischen undgeognostischen
Forschungen, gelegentlich seiner böhmischen Badereisen
aufgenommen und durchgeführt, würden obwohl mit Um-
sicht und Ausdauer angestellt, schwerlich ausser als An-
hang zu sonst bedeutenden „sämmtlichen Werken“ des
Druckes werth befunden, diemeteorologischen Ar-
beiten, durch Howard’s Classifieirung der Wolkenge-
stalten angerest, und 1825 zum „Versuch emer Wit-
terungslehre‘ gesteigert, sind kaum mehr als Ewäh-
nungen bekannter Dinge und flüchtige Betrachtungen, unter
denen diejenige hervorgehoben zu werden verdient, in
welcher er von der Electricität sagt, dass sie das durchgeh-
ende allgegenwärtige Element sei, das alles materielle Da-
sein begleitet und ebenso das atmosphärische; man
könnte sie auch unbefangen als Weltseele denken; auch
wohl geneigt sein, das Erdbeben als entbundene. tellu-
rische Electricität anzusehen — von den allgemein
'naturwissenschaftliechen Aufsätzen endlich ist
zu loben, dass im ‚Wesentlichen jene grossartige Auffas-
sung daraus hervorleuchtet, welche in den manniegfalti-
sen und vielfachen Einzelnerschenungen nur Erweis-
ungsformen des einheitlichen Naturlebens
erkennt, und dass in demjenigen, welcher 1795 über
den Versuch als - Vermittler von Object und
Subject geschrieben ward, ‚eine Lehre über die Selbst-
Be | 17
verläugnung, Unbefangenheit und Wahrheitsliebe, wie
sie der Naturforscher üben müsse, ausgesprochen ist,
welche mit unverwischbaren Zügen stets vor der Seele
dessen leuchten sollte, der sich nicht als Gebieter, sondern
als Diener, höchstens als Dolmetsch der Natur fühlen
darf, eine Lehre, deren ernste Beherzigung und stand-
hafte Befolgung der Wissenschaft viele Irrthümer und
Rückschritte erspart hätte, eine Lehre, deren Consequen-
zen aber freilich so schwer festzuhalten sind, dass ihr Ver-
künder selber nicht selten in bedenkliche und verhäng-
nissvolle Abweichungen von derselben gerieth.
Da in einem harmonisch ausgebildeten Menschen
keine Kraft ohne Bezug zu den übrigen bleibt, und jede mit
Liebe und Ausdauer unternommene Arbeit nicht ohne
Einfluss auf die anderweitige Thätigkeit ist, liegt die
Frage nahe, ob und wie sich @oethe’g natur wissen-
schaftlicheRichtunginseinendichterischenW er-
ken spiegelt. Ich glaube, dass dieselbe darin in eminen-
tem Sinne zum Ausdruck gelangte, nicht sowohl im
Einzelnen, obwohl selbst Versmass und Reim von
seinem feinenN atursinn oftZeugniss geben, als hinsicht-
lich der über sie gehauchten Gesammtfärbung. Wie
im philosophisch gesinnten Schiller die idealisirende und
reflexive Betrachtung der Welt und der Natur überwog,
so ist dem naturforschenden Goethe die realistisch-naive
Auffassung und Schilderung des Lebens eigen. Der
ganze Ton seiner Poesie entspricht der Ruhe und Klar-
heit, welche Inhalt und Form der naturwissenschaftli-
ehen Forschung auszeichnen, seine Characterzeichnungen
und Bilder beweisen den offenen Blick und das tiefe
' wie schnelle Verständniss für thatsächliche Umstände,
jenes „gegenständlicheDenkvermögen“, welches
Heinroth an ihm rühmte, wofür die beste Schule in dem.
von allem tendenziösem und egoistischem Beigeschmack
freien Studium der Natur gelegen ist. Dies an beson-
| 2
18
A k ; ?
deren Stellen nachzuweisen, ist hier ‚weder vathsam,
a oo 154 2
noch ı nötig, weil das Ölaracleristische, ‚das ch mei
J43% 14
Shhmung, welche sich vom nen An sehr N
leicht Geniessen, den Uneineeweihten aber schwer be- R :
schreiben lässt. > a
Einer seiner Römane, „die Wahlyerwandischaften“
erinnert bekanntlich nicht nur im Titel sondern in der ;
ganzen Ver- und Entwicklung an die chemische Erfahr- BER
ung der zu neuen Verbindungen führenden Zersetzung N
von Salzen, deren Bestandtheile und Einwirkungsstoe, e
sich verschiedentlich anziehen; doch ist vielleicht gerade % e
hier die Beziehung zur Rau chaft mehr eine,
äusserliche, und die entzückende Lauterkeit des Gefühles, RE
die überzeugende Kraft der Wahrheit, dıe imponirende
‚Macht des noötl ıwendigen ‚Verlaufes, welche wir an den
Urbildern der Natur (man denke an die herrliche Iphi-
senia!) bewundern, durch eine krankhafte Richtung‘ und |
leidenschaftliche Herrschaft der Gefühle verdeckt. N
“Wie tritt, dagegen, um nurnoch Eins zu berühren, =
im ‚Hauptwerk, an welchem sich Goethe’s Indiyidualiti
am tiefsten enthüllte, die Beziehung auch des. "höchst"
entfalteten Menschen zum allgemeinen "Naturleben her-
vor! Ein Priester und ein Märtyrer der Wissenschaff,
wenig erfreut von der unmittelbaren Frucht des geist
gen Strebens in Gestalt eines praktischen che
ae un vom Wunsche a innerer unse
a
dieune. Denn ss, Ai a Bun von.
a u kr -
tissten Drange beflügelte ‚Schritt wı endlich. klein, ‚ven ji ®
; j E
der &renzenlösen Ausdehmune der Bahn n gedacht wird Ro
und anderseits sind N aturen, als deren Urbild "Faust =” x |
scheint, trotz ihrer idealen Anlage zu wenige” ätherisch, Ze
um’ den Freuden und Leiden des Lebens, zu, entsagen.
Sowohl de Begeisterung us den höchsten
>} KIENDEST
19
Blicken der Weihe, als das feurige starke Gefühl der
Lust beim Hinuntertauchen in die Genüsse der sinnli-
chen Welt machen den Genius momentan glücklich,
weil aber Beides vergänglich ist und die Empfindung
der Reaction um so widerlicher klingt, je tiefer man
sich des Widerspruches zwischen Höhe und Abgrund
bewusst wird, erwacht Missstimmung und Unzufrieden-
heit. — Der ce Gram, dass das geistige Be-
wusstsein und das natürliche Ba sich nicht in jedem
Augenblick durchdringen und harmonisch ergänzen,
_ führt den ermüdeten, vom Geiste, der am sausenden
Webstuhl der Zeit das lebendige Kleid der Gottheit
wirkt, in seine Schranken zurückgeworfenen Forscher
zur Ueberzeugung, dass nur eine ungewöhnliche Herr-
schaft über die Natur, wiesie nach herkömmlicher
Auffassung „die Magie“ "verleiht -zu den ersehnten Er-
folgen führe, Um dieser gewiss. zu sein, ‚wird die
Personification einer elementaren Gewalt zur Mitwirk-
ung gezogen, welche den ganzen Standpunkt - verrückt.
Denn sobald die Hingabe an, eine, willkürliche ‚Macht,
besiegelt, ist, stellt sich der unfrei Gewordene in unver-
söhnlichen ner zum Leben der Menschen,
wie zum, Walten der Natur, welche beide die
Sicherung ihres einfachen Verlaufes nur darin finden,
dass jeder äussere Angriff einer ihrem Wesen fremdar-
| tigen Gewalt, ausgeschlossen ist. Damit jedoch der
‘ dem Teufel Verfallene nicht unsere nur der Freiheit
sichere Theilnahme verliere, ist die in sein Leben tre-
tende diabolische Persönlichkeit mindestens äusserlich
in sehr merklichem Zusammenhang mit der Natur be-
lassen, indem sie gleichsam durch eine unmittelbare
Metamorphose aus derselben hervorgeht und mittels
ihrer gewaltissten Regung’ den Hauptangriff auf ihr
Opfer einleitet. Selbst im Wirken der Wunder verläug-
net sie nicht die Vorliebe für das Thatsächliche, thut
28
20
sie nicht durch Worte und Winke, sondern mit Hilfe
natürlicher Mittel — um mit Faust von der Erde sich
zu erheben, schwellt Mephisto den Mantel mit rasch be-
reiteter Feuerluft, und um den steif gewordenen _Ge-
lehrten zu verjüngen, bedarf es eines aus seltsamer, aber
mit natürlichen Ingredienzien laborirender Küche bezo-
genen Trankes. — Die Katastrophe hat Goethe feinfüh-
lend an eine Leidenschaft geknüpft, welche im Leben
des Menschen fast immer eine entscheidende Rolle
spielt, und falls er nicht von eiserner oder eisiger Con-
stitution ist, ihn oft auf unerwartete Wege drängt; er
hat dem Gegenstand derselben eine unnachahmliche
Zartheit verliehen, wie es nur durch den einfachen Zau-
ber. der Natürlichkeit möglich war. — Das Endle
musste problematisch bleiben, wie die ganze Natur
eines Faust angelegt ist, und der Lösungsversuch im
zweiten Theil, welcher in seinem phantastischen,
die complieirtesten Apparate der Kunst herbeiziehenden,
doch aber im Hauptinhalt entschieden zum realen Le-
ben hingewendetem Aufbau an eine Beethoven’sche
neunte Symphonie erinnert, während im ersten
das gewaltige Rauschen und die Schicksalsschläge, die
Geistesqual und Erhebung der C moll Symphonie
wiederklingen, befriedigt mit seiner Himmelfahrt eben-
sowenig, als ein concreter Höllensturz — für beides,
in bildlichem Sinne, waren in Faust die Elemente vor-
handen, aber ein Recht auf ihn hat nur die Erde.
Chemische Untersuchung des Fluss- und Brunnen-
wassers zu Bamberg.
‚Von Friedrich Herzogenrath in Bamberg.
Die Sadt Bamberg liest bekanntlich zum grössten
Theil in der Ebene des Regnitzthales. Bei dem südlich
von der Stadt gelegenen Belustigungsorte Bug spaltet
sich dieses Wasser in zwei Arme, welche ziemlich ge-
'nau von Süd nach Nord fortfliessen, um sich bei der
eine Viertelstunde eniferntenBaumwollens pinnerei wieder
zu vereinigen.
-Ein Theil-der Stadt (der-I.-Distrikt) liegt zwischen
den beiden Regnitzarmen, in ihm findet der meiste Ver-
kehr statt. 29
Ein zweiter Theil der Stadt (der II. Distrikt) legt
östlich von der Regnitz und an ihn reiht sich die eigent-
liehe Gärtnerei mit ihren bis an ‚die nahegelegene Wald-
ung „Hauptsmoor“ reichenden Gemüsegärten an. Ein
dritter Theil der Stadt (der II. und IV. Distrikt)
_ liegt westlich von der Regnitz zumeist auf Hügeln,
welche sich nicht weit vom Ufer der Regnitz erheben.
3; Es heissen diese Hügel der: Stephans-, Kaul-, Jacobs-
und Michaelsberg. Westlich von diesem Stadtheile setzt
| sich das Hügelland fort; die höchsten Punkte desselben
stellen die Altenburg und der Rothhof dar.;
Was. die geognostischen Verhältnisse des Bamber-
ger Stadtgebietes betrifft, so befinden sich, der I. und
I. Distrikt im Inundationsgebiete der Regnitz. Unter
einer etwa 12° mächtigen Sandschicht finden wir noch
Kalkgerölle. Westlich der Regnitz tritt der Keuper in
verschiedenen Schichten zu Tage, die meist wie z. B.
22
auf der Altenburg, dem Rothhofe u. s. w. von dem Lias
oder schwarzen Jura überlagert sind. In Folge dieser
Lagerungsverhältnisse finden wir. denn auch auf der
Westseite der Stadt unter der Erde viele Sandsteinfel-
sen, abwechselnd mit Mergeln.
'"Weberall sammelt sich bald in beringer, baldin TUR
serer Tiefe Wasser an. durch welehes eine nicht ge-
ringe Zahl'von laufenden’ Brühnen gespeist wird.
Im östlichen Theile der Stadt, unten im Thale, ver-
breitet sich in ‚einer Tiefe von. ea. 16’ das Grundwasser"
welches jedenfalls mit dem, Wasser ‚der Regnitz commu
nizirt und die Brunnen in dieser Gegend ‚speist.
Im Nachfolgenden theile ich wein Verzeichnis , ‚der
hiesigen öffentlichen Brunnen, zugleich, mit; deren Tiefen, nF
Wasserhöhe und Temperaturen mit. ai
Bumplbrunnen
I. Distrikt:
4) ' Brunnen am Obstmarkt 117
2) Brunnen am Schillerplatz ul
3); Brunnen am Militärlazareth 16‘
4) Brunnen in der Generalsgasse || 17‘. 2,0%
5)* Brunnen in derKesslersgasse (Spe-)
cialbank) AT
6) "Brunnen in’der Kesslersgasse am?" ||i
Neptun” 18a
7) . Brunnen. im Rosengässchen ' 16°
8) Brunnen in der Klebersgasse ,| 17‘
9) Brunnen in der Weide 16’
40) "Brunnen in der Fischerei ine
11) Brunnen in der Sl,
. ) nächst der prot. Schulen 16°
12) Brunnen ander Könnzinenkirghe) 18
13) Brunnen in der. Edelsgasse | 46,5‘,
14) Brunnen in der Frauengasse |, 17’
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(St)
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Su ey Gebe, Ki BE e
Br adürne we, Brum- Se 335
: weng perböhr- ss
sb) Im Bean in den El Tieischgusse bei cerreii
Gross.‘ em) (ER
16). Brunnen‘ in der Aeidinieh, oe) 8,5
17); Brunnenim Burgershofe ı 19%1:11,d4nellı AD
15) Brunnen in der; @ewerbschule: |16‘: || 3411| 9,59
49). Brunnen‘am Geyerswörth 17° 4,54) 8,20
20) Brunnen jam Düthörnl 18111441) 8,99
20a) Brunnen in der Stangsgasse 15°: del
20b) Brunnen‘ in ‚der Ludyagsstmanse a5
HI. Distrikt: 1 1010 in
31). Brumnen.bei Grosskopf TA 7,6°
22). Beunnenvbeim'| weissen Lamm || 444. |hh4tl| 8,29
23) Brunnen beim grünen Badim aaa 4 8,5%
24) Brunnen“in der Fröscharube 14,534 8,29
25), Brunnenjin der Reitschule däinahndl) 7,80
26); Brunnenam Leichenhans 54h 7,80
27%). Brunnen'‘in der Mittelgasse 164,591] 8,59
28) Brunnen an der»Hl. Grab-Mauer) 17°. |4;5*!\| 7,80
29) Brunnen beim|Sebastiani' a6) 9,20
30); Brunnen‘ am Rüdel’schen Schul- IPs
os hause 5 Bro To ee 1
31) Brunnen‘ in der Lausing am By KEN
OD Brückchen; ah IP
32) Brunnen in der Wunder rund! 13 45) 8,10
33) Brunnen im Holzmagazin! an] 2,50
3%) Brunnen lim Egelsee 46’. )14,5'%| 8,90
35). Brunnen (am Gangolpher _. 1 lead 7% WhrıE
36). Brunnen’ ihei Katnm ı Aka 02% AE
36a) Brunnen im Boßneniiöfstisscheil 43° 1164 =
36b) Brunnen an den Eisenbahnstrasse| 23° 6% 45
EHI. Distrikt: |
3%) Brumnen am Katzenbere Bra‘ HS
38), Brunnen am k., Bezirksamt Bam-| 23° 4 9,8
WEL 2 N N Yelbergsl
39 ‚Brunnen am Fischmarckt 12 De la
io) "Brunnen an ‚der „garmelten.), i
kirche a la
24
Bumpbrunnen
41) Brunnen am Gesellenhaus
42) Doppelbrunnen auf dem Kaulberg
43) Brunnen an der Lorenzikirche
44) Brunnen am Greifenklau
45) Brunnen im alten Graben
46) Brunnen im unteren Stephans-
berge
47) Brunnen in der Judengasse
48) Brunnen in der Hölle
48a) Brunnen im oberen Stephansberg
48b) Brunnen im mittleren Stephans-
berg Dar —
48c) Brunnen im Schulhof Distrikt III] 40° | 12° —
YV. Distrikt: Ga
49) Brunnen im Sandbad 17° | 4,5 | 8°
50) Brunnen am Zuchthause 14' 4' | 8,6°
51) Brunnen am Klepperstall 12' 4 || 7,6°
52) Brunnen im Ziegelhof 33 6’ || 8,70
53) Brunnen auf dem Michaelsberge| 47‘ | 10° 8%
54) Brunnen am Fusse des Michaels-
berges 63° Be
55) Brunnen in der Storchsgasse ! 75‘ | 0,8° | 8°
55a) Neuer ditto 87 | 84 —
56) Brunnen an der Jacobskirche | 76‘ | 1,5° | 9,2°
57) Brunnen beim Murmann 64° || 1,5 | 8,5°
58) Brunnen in der Matern BB 92
59) Brunnen in der Sutte 44' 9 928
60) Brunnen beim Buseck 40' || 15 | 8,6°
61). Brunnen im Bach Hs.-Nro. 2002| 44° 8 || 8,90
62) Brunnen im Bach Hs.-Nro. 1990 35° || 10° | 7,5°
63) Brunnen im Schrottenbergshofe) 70‘ ge, SR
Bauamtes vom 1. März |]. J. entnommen.
Die Angabe der Brunnentiefen und Wasserhöhen
habe ich dem neuesten Brunnen-Rapport des städtischen
Die Tempe-
raturangaben habe ich aus einer sogleich zu erwähnen-
den Arbeit des Herm Hofapothekers Lamprecht.
Di - £ \ N
7 N ' 2 N a
Der mı a7 „up. mm Tal „2 ml Bun in tan nr Eu En u a ri Fa
25
Leider ist bis jetzt in hiesiger Stadt ein Nivelle-
ment in ausgedehnterem Masse noch nieht ausgeführt
worden, so dass es mir unmöglich ist, anzugeben, welche
relative Höhen die einzelnen Wasserstände der Brunnen
besitzen. Nur einige Brunnen sind durch Herrn Dok-
tor Schrüfer nivellirt worden, dessen Resultate ich
in einer Beilage liefern werde. Die öffentlichen laufen-
den Brunnen befinden sich, wie erwähnt, sämmtlich in
dem westlichen Theile der Stadt. Sie erhalten ihr Was
ser aus den nahe gelegenen Hügeln z. B. der Altenburg,
dem Michaelsberger Walde etc. Es sind folgende:
en u u — ——— —
| Temperatur
Hanfende Brannen | nach
Celsius
64) Laufbrunnen beim grünen Hund (er
65) Tauchersbrunnen 1200,30
66) Laufbrunnen am oberen Stephansberg
(nun Pumpbrunnen siehe Nro. 48a) | 7,6°
67) Laufbrunnen am Entbindungshaus 1 288
68) Laufbrunnen am Kletten | ..8,80
69) Laufbrunnen am Maienbronnen I SE
70) Laufbrunnen am kgl. Bezirksgerichte | 9,70
74) Laufbrunnen auf dem Kaulberg ı 9,50
72) Laufbrunnen am oberen Stephansberg,
Hs.-Nro. 1531) I
73) Laufbrunnen am Zuchthaus _-
74) Laufbrunnen am Fischmarkt
Von diesen Brunnen gibt nur der Tauchersbrunnen
eine ansehnliche Wassermenge; die übrigen laufen ziem-
lich schwach.
Schon in den Monaten November und Dezember
1865 sowie im Januar 1866 wurde im Auftrage des
hiesigen Stadtmagistrates durch Herrn Hofapotheker
Lamprecht eine Untersuchung sämmtlicher hiesiger
Communalbrunnen vorgenommen. Man befürchtete in
jener Zeit das Auftreten der Cholera in hiesiger Stadt
26
und ’hielb' deshalb eine genaue Prüfung der Teiles er-
verhältnisse. Bambergs für notliwendig. "Da Herr He
apotheker Lamprecht’ bei''seinew Arbeit von der 'An-
sichtuausging, dass der Infeetionsstoff für' derartige ep
demische Krankheiten ';,in den’ Infusorien, den niederen. Er
lebenden Organismen, . dei‘animalischen und vegetabi- A
lischen Resten in Sümpfen’ und feuchten, eingeschlös-
senen Räumen‘ zu”suchen sei, wändte er sein Hatipt-
augenmerk' auf die mikroscopischen: Beständthelle der
Brunnenwasser und wies aueh in den meisten derselben" "
De und ahimalische Organismen nach.
Auf-dieses- Gutachten “hin wu rde eine Pirifiärung, %
de als schlecht befundenen Brunnen angeordnet und
scheinen sich in der That seither manche a
ser gebessert zu haben. Ich habe einige der ‚als he
sonders schleeht bezeichneten W asser neuerdines auf
ihren Geschmack, sowie unter dem Mikroscope. zepml i
und fand bei einigen.derselben nichts Besonderes auszu-
setzen. Andere sind nach wie! vor schlecht geblieben, Bi
so besonders Nro. 9 der Brunnen’ in" der "Weide, Nro. a
39 der Brunnen am Fischmarkt und Nro. A der Brun- ER |
nen an der Lorenzikirche. . Eine besonders gTOSSe Menge
organischer Substanzen enthalten Hbzig ens- ara diese
Wasser nicht. a ‚orf,aH
Meine Untersuchungen haben sich nun allerhöchstem |
Auftrag gemäss besonders über die quantitative Zusam-
mensetzung‘ ıder hiesigen Wasser verbreitet und ich bin
hiebei : der ;Segebenen Richtsehmur soviel als möglich ve.
folgt. ne vl
Zunächst: habe ich ı vom drei’ 'Wassern vollktähdige Ir
Analysen nach..der von Fresenius'in seinem‘ Handbuche
der quantitativen Analyse gegebenen Anleitung ausgeführt, |
Ich-wäblte,'dazu das Wasser des: nahe an’ der Reswis
gelegenen Brunnens der‘ Gewerbschule, dann das a
mitzwasser selbst und! )das) Wasser eines \der Lauf 7 33
27
brunnen ‚auf der westlichen Seite der Stadt, welches je-
dem Bamberger unter dem Namen Brunnenwasser vom
grünen Hund als besonders wohlschmeekend bekannt ist.
I. @ewerbschulbrunnen.
In einem Liter ‚des Wassers wurden gefunden:
Natrom N) 7 .. 12 Gr
Kalk: 192 2. O1ogaold
Maegnesia:).) . . 9006017;
Kieselerde'\! ;- ;. 0014999,
Kohlensäure . . 0,1087 ,,
‚Schwefelsäure . 0,0495 _„,
Salpetersäure . . 0,0885 „,
enlor 2 NO 2.
0,6301 Grm.
‚Subtrahirt man hievon die dem gefundenen Chlor
äquivalente Menge Sauerstoff, so , erhält man ‚0,6164.
Grm. als die Gesammtmenge der fixen Bestandtheile.
Il Regnitzwasser bei mittlerem
Wasserstande.
In einem Liter. des Wassers wurden gefunden: /
Natron. 52.8969,089 PP Grm!
Kalk no (lsyuleb,eu0, HERE },
Magnesia . ...:0,02386 _.,
Kieselerde . . . 0,00% „,
‚Kohlensäure » .. . 0,0877.
Schwefelsäure . .. 0,0367;
Chlor 1.43% 4:00,0069 id,
0,2689 Grm.
Salpetersäure ‚konnte ich nicht ‘quantitativ ‚bestim-
men, sie. war, selbst qualitativ kaum nachzuweisen. _Sub-
trahirt man «von obiger Summe, die dem. gefundenen
Chlor entsprechende Menge Sauerstoff, so erhält man
0,2673 als die Gesammtmenge der fixen Bestandtheile.
RS.
Il. Laufbrunnen beim grünen Hund.
In einem Liter des Wassers wurden gefunden:
Neairen a NOANAO are
Kalk une. 119: A049) 5
Magenesia „7.2. 0,0524 ,,
Kieselerde .;, . . 0,02418.\,
Kohlensäure : , 0,1907 5
Schwefelsäure . . 0,0575. „
Salpetersäure . . 0,0868 „,
Chlor set... 0,0568914
0,6964 Grm.
Subtrahirt man von dieser Summe die dem gefun-
denen Chlor äquivalente Sauerstoffmenge, so erhält man
0,6837 Grm. als die Gesammtmenge der fixen Bestand-
theile.
In einer grösseren Anzahl von Wassern habe ich
ferner den festen Rückstand, die in demselben enthal-
tenen organischen Substanzen, die freie Kohlensäure,
die Salpetersäure u. den Kalk bestimmt. Ich habe diese
Wasser so ausgewählt, dass die Brunnen, denen sie ent-
nommen sind über das ganze Stadtgebiet ziemlich gleich-
mässig vertheilt liegen, um dadurch eine möglichst rasche
Uebersicht über die hiesigen Wasserverhältnisse zu er-
halten.
Die Bestimmung des festen Rückstandes und der
organischen Materie geschah nach der Methode von Frank-
land. In den hiezu ausgewählten Wassern habe ich zu-
gleich den Kalkgehalt festgestellt. Es geschah dies ge-
wichtsanalytisch, weil ich aus mir bis jetzt noch unbekann-
ten Gründen mit der Wilson’schen Methode der Härte
bestimmung nicht genügend unter sich übereinstimmende
Resultate erhalten konnte. Nachstehende Zahlen geben
in Grammen die in je einem Liter der verschiedenen-
Wasser gefundenen Mengen erwähnter Substanzen.
|
|
4
ee de aa
29;
hm
| 6r-. | Amen) Orga- |
sammt- |brennl. | nifde
Rüc- | Rüc- | Sub. | Balk
stand || stand || flanz
1) Gewerbschulbrunnen 0,615 10,591. [0,024 |0,1014
2) Brunnen in der Kesslersgasse l |
(Speecial-Bank) 0,812 0,762 |0,05 [0,163
3) Brunnen auf dem Balınhof-
platze 0,601 \0,565 10,036 0,0849
4) Brunnen beim Greifenklau 10,483 [0,442 0,041 0,0963
5) Laufbrunnen beim Lösch
(Tauchersbrunnen) 0,531 0,516 0,015 0,1438
6) Laufbrunnen b. grünen Hund|0,6855 0,6662 0,0193 |0,1394°
9) Flusswasser beimittlerer Was- N |
serhöhe 0,987 |%067 [0,02 10,0674
Schon vor mehreren Jahren habe ich im Auftrage
der hiesigen Stadteommandantschaft beim Bau der Kop-
penhofkaserne mehrere der dortigen Brunnen untersucht
und in denselben durchschnittlich 0,6 Grm. festen Rück-
stand gefunden. Ungleich weniger Rückstand erhielt
ich aber aus dem Wasser zweier ziemlich nahe an dem
westlichen Saume der ansehnlichen Waldung Haupts-
moor auftretenden Quellen. In der einen Quelle wa’
ren. per Liter nur. 0,068 :Grm., in der anderen nur
0,059 Grm. fester Rückstand aufzufinden. Es scheinen
somit die im Stadtbezirke gelegenen Wasser so ziem-
lich egleichviel festen Rückstand zu geben, während
ausserhalb desselben Wasser von wesentlich anderer
Zusammensetzung vorkommt.
Im Wasser des Gewerbschulbrunnens habe ich drei
Monate nach der ersten Bestimmung nochmals den fes-
ten Rückstand bestimmt und fand dabei
0,621 Grm. festen Gesammtrückstand
0,597 ,„. unverbrennlichen Rückstand
0,024 „ organische Substanz.
ia & ; BRENNT
he A a
Die erste. Bestimmung war nach. anhaltendem. Re
gen, diese letzte nach andauernder Trockne gemacht;
deimioch" „zeigt, sich kein merklicher‘ Unterschied.
Auch das 'Flusswasser habe ich periodisch unter-
sucht und zwar einmal bei hohem.'bei mittlerem und
bei niederem Wasserstand. Zugleich stellte ich dabei
auch die Menge der in dem Wasser suspendirten BR
Theile Dan, Liter fest.
In je einem Liter Regnitzwasser fand ich:, hunde
Am 9. Dg. |Den 1. IT; FE a
bei hohem bei mittlecem| bei niederem
Dnfferfiamde Wofferftande || Waferflande
Bei 120°CgeirockneterGe- 0,2214 | 0,287 | 0278
sammtrückstand |
Unverbrennl. Rückstand | 0,2024 | 0,267 | 0
Organische Substanz 0,019 | 0,02 9, 021
Suspendirte Theile a) Un- |
verbrennliche 0,1097 | 0,0114 0, 0087. :.
»). Verbrennliche 0,0336 | : 0,0051, 0,0033 Fe.
Die Bestimmung der‘ Salpetersäure geschah‘, weil “
die, bei den vollständigen Analysen angewandte Methode
von: Siewerb zu zeitraubendgewesen wäre, nach der von
Dr. Marx angegebenen Methode mit! empirisch HLFIOBER ER
Indigolösung. In’ je einem Liter‘ fand'ich: Ir Jung
RISK £‘ 332
1) Gewerbschulbruunen at) En Ren 30), 102. u Salpı8.
2) Brunnen in der Kesslersgasse 4, ummdsan: BITTE Un
(Specialbauk) . . . . .... . 0,1546 ee
5) Brunnen in der Frauensasse . . ‚0,1818 „ a a
4) Brünnen‘ SH Eng NEHBEIEDEG D.,625: 55 RE TE
5) Brunnen beim "Greifehklau a 0,0954 sr A, e SEN
6) N bei'Apotheker Bail. . 0, IB
is
7) Brunnen Ahr den. BEHNONBIAE" ud, 06& 10
8) Brunnen dem Kirchhöfe sale, 0622 rn
”
31
9) Baufbrunnen beim erünen Hund 0,1068 &. Salp. >.
- 40) Laufbrunnen beim Dösch 0,092 , ”
op)
Die Bestimmungen der en Kohlensäure nes chäh
nach der "vortrefflichen Methode von Pettenkofer, mit
titrirter Kleesäure und Kalkwasser. Sie wurden in den,
Monaten Fel bruar bis, Apkil | auseeführt, während welcher,
Zeit die Wasser eine Temperatur von eirca 9° ©. be;
sassen und fole ende Resultate erhalten:
I Kohlenfäure
In 190 Kubik- In 1 2iter
ER E eentimetern |___ 7
4) Gewerbschulbrunnen 10,6134 Grm.-6,7 CC.0,132 Gr.
2) Brunnen in der Kesslersgasse || |
Special-Bank 0,0174: .;.. 8,7... 0,174
3) Brunnen in der Frauengasse 0,0157 BD: OT
4) Brunnenauf dem Michaelsberge' 0,0222 CE URN ZI.
5) Brunnen beim Greifenklau 0 ‚0173 728,09... 0.1780, 5
6) Brunnen bei Apotheker Bail 0,0095 105,49 .°%..10,090, 3%,,
7) Brunnen auf dem Bahnhofplatze 0,0169 ., 5,45 ., 0,109
8) Brunnen dem Kirchhofe gegen-
über 0, 01 RR, 2,1 er
9) Laufbrunnen beim grünen Hund 0, 0089 „4,45 „. 10,089 .,
10) Laufbrunnen bei Lösch 0,02 3 LO ”
11) Flusswasser bei mittlerem Was- |
. serstand VAR Rep ENTE
Am meisten freie Kohlensäure enthalten demnach
die Wasser im IL, III. und IV. Distrikt, während die im
I. Distrikt verhältnissmässig" ärmer daran sind.
Da im Sommer. die Temperatur der Wasser eine
höhere und wie ich mich überzeugte durchschnittlich
16° ©. ist, so lag die Vermuthung nahe, dass sich in
ihnen alsdann weniger freie Kohlensäure findet. Ich
- habe, um darüber Gewissheit zu erlangen, das Wasser
des Gewerbschulbrunnens und das der Reenitz in den
heissen Tagen des Juli nochmals untersucht, jedoch
keinen merklichen Unterschied im Kohlensäuregehalte
32
gegen früher constatiren können. Im erstgenannten
Wasser fand ich in 100 C. C. 7,1 und im letztgenann-
ten Wasser 5,15 C. C. Kohlensäure.
Aus den vorliesenden Untersuchungsresultaten ist
zunächst zu entnehmen, dass die Stadt Bamberg gute,
wenn auch etwas harte Trinkwasser besitzt und es möch-
ten dieselben bei genügender Reinhaltung der Brunnen
wohl noch auf Jahre hin allen Anforderungen genügen.
er
A Die Thiere des Kastanienbaum’s.
Von P, V. M. Gredler.
Gymnasial-Professor in Botzen.
Im Anschlusse an eine kleine monographische Piece
(VI. Ber. d. naturf. Ges. S. 26. d. Thiere des Feigen-
baum’s *), welche mit den Worten schloss: „Später ein-
mal über die Faunen anderer südländischer Bäume“, —
möge diesmal eine kurze Schilderung über das bunte
"Leben u. Treiben einer überaus zahlreich associrten
Insektenwelt auf und im Kastanienbaume gütige
Aufnahme erhalten.
| Dieser mächtige Baum und Vertreter der deutschen
Eiche im Süden, dessen Stämme im südlichen Tirol aller-
dings nicht die 50 Fuss Umfang erreichen, wie ein Exem-
plar am Aetna, in den meisten Fällen aber geradezu unmess-
bar sind: wo nämlich aus der unverwüstlichen Wurzel
eines Urahnen mit dessen Fusse verwachsen und dicht
gereiht Kinder und Enkel jeden Alters seit Jahrhunderten
emporsprossten und eine Genealogie auf unfürdenkliche
Zeiten zurückführen, — dieser mächtige Baum bildet
- von der Franzensfeste bei Brixen und von Schlanders im
Vinschgau abwärts der Flussgebiete des Eisacks und der
Etsch entlang, sowie in den meisten Seitenthälern itali-
enischer Zunge ausgedehnte Bestände, überspringt dann
wieder mit der eigensinnigsten Laune meilenweite Stre-
cken, worauf der stachelig unwirsche Alte nicht siedeln
mag. Wie aber der Kastanienbaum dort, wo er ein-
mal erbgesessen, wie um die Ortschaften und Einzelge-
höfte der Abhänge, oder wo er halb und ganz verwildert
iu das Nadelgehölz vorgedrungen mit seinen weiten Kro-
*) Zur Ergänzung des Verzeiehnisses derselben registrire
hier nachträglich: Anobium emarginatum, Brachytarsus varius und
Hylesinus vittatus. \
3
34
nen die Physiognomie der Landschaft bestimmt; so ist
das alte patriarchalische Haus zeitweilig auch der Sam-
mel- and Tummelplatz der verschiedenartigsten Kerfe der
Umgebung; darum-aber; auch der. magnetische Pol der
entomophilen Entdeckungsreisenden.: Lassen wir uns
nur,in den Blüthetagen des Juni, wo der. brautschmucke
Alte tausend goldene Federn auf die breiten Krempen
seines Hutes wie ebensoviele Lustern aufgehangen hat,
um zum zwanzigsten Male seine Jubelhochzait zu feiern
unter dem Schatten eines solchen allerliebsten Gesellen.
nieder, in. dessen tiefen Runzeln längst Hirtenbuben
Haus, Hof und Herd aufgeschlagen; — oder noch besser
in den ersten Julitagen auf einem Bergplateau, wohin
um diese Zeit auch die Bewohner der Thaltiefen vor
der Hitze sich flüchten. Welch ein lustiges, buntes
Treiben und Lärmen geht da um und über uns Dr welch
Summen u. Brummen, Wirren u. Schwirren ist das:
wie singt, zirpt und klingt da die Luft, was alles in der
Welt kieft, Knistertu. raschelt, geist, spielt und tanzt da
uns zu Häupten, als wären alle kleinen Teufelchen heute
los!? Wir wollen uus auf die Schmalseite kehren und
ein ‚wenig Umschau nach diesen losen Störenfrieden
vom Boden bis zum Gipfel halten. Dieser laneweilige
Helops lanipes, der, wie sein Vetter H. coeruleus am
liebsten im Parterre dieser Behausung sich einrichtet,
hat doch mit seinen weichen, den Kastanienhülsen hen
gebildeten Katzenpfötchen HEN Lärm nicht gemacht? und
die geistesverwandte Lagria hirta an seiner Seite, das
Zwergenvolk verschiedener Apionen u. der nee
schwarın von Stenus u. Tachyporus auch kaum; diese
Coccinellen, die da in den Ritzen vom Dienste ten aus-
ruhen, welchen andere Individuen auf ihren Rundreisen
um Stamm und Aeste im Auftrage ihres Hausherrn und
zum: Schrecken eines grossen Aphiten mit weiss und
schwarz gebänderten Flügeln annoch vollbringen, sie
schaffen ohnehin nur Gutes und darum stille. Die schwes-
Be
35
terlichen Halyzia naschen behaglich auf den Blättern,
was von der grossen Tafel oben herabfällt, und spielen
auf dem: dunkeln Blattgrün neben Attalus analis, Phyl-
lobius betulae, Trichius nobilis, Lebia cyathigera u. a.
wie kostbares - Edelgestein. ' Was ‘der unansehnliche
Knirps Oxytelus depressus neben ihnen macht, ist schwe-
‚rer abzusehen; und dieser‘ Mesocoelopus niger und dieses
Dorcatoma bovistae var. castaneae, und gar ein Vamaro-
notus cinnamopterus (Wanze) leben sonst wol zurück-
sezogener, wenn gleich unter der Aegide dieses Kost-
herrn. — Ephippium thoracicum fleet leise, gleich einer
Schwebfliege vom untersten Stamme ab und wieder zu,
als waste sie — die vom Parasitentrosse — trotz roth-
sammetner Weste und .schwarzseidener Gallakleidung
nicht unter (die Tafelgäste sich zu mischen.
'Lebhafter regt sich’s schon in und unter der Rinde,
im 'altersmorschen, absterbenden Holze, in 'dürrenden
Aesten, wo grosse und kleine Pioniere hämmern und
bohren, um rechtzeitig noch zum Feste zu kommen;
und bereits haben sich einzelne Individuen von Anaes-
thetis testacea, Liopus nebulosus, die schöne Mesosa cur-
eulionoides von Cerambiciden träg an die Aeste gekauert,
als wollten sie ausruhen von ihrem nächtlichen Tage-
werke, als fänden sie sich noch nicht hinein in den
sonnenhellen Himmel. — Da gesellen sich von ihren
Brüdern alsbald Rhagium inquisitor, Pogonocherus his-
pidus, Saperda scalaris, lauter Hausgenossen, bei, indess
die rührigern Strangalia — Arten (attenuata, nigra,
bifasciata) bereits sich zu Tische gesetzt haben. ‘Da
gräbt sich soeben Apate capueina in ihrer neuesten
Mode zu Tage, Opilus pallidus, Tillus unifasciatus und
Tarsostenus: univittatus haben sich gleichfalls eingefun-
den — zum Schmause nur, oder sind sie daheim da?
‚und die beiden lockern Kameraden Anthrenus clavöger
und Trinodes hörtus, was machen diese so. zahlreich
‚auf den Blättern der Kastanie? Innen aber‘ unter der
3*F
‚36 |
Rinde und im. Holze arbeiten geschäftiger als. je im
braunen. Lodenrocke viele kleine Kerle: Laemophloeus
castaneus,, Anobium fulvicorne, plumbeum (wahrschein-
lich auch. denticolle), Gastrallus, Oligomerus brumneus,
Mesites. cunipes, Tropideres. sepicola, Rhyncolus porca-
tus und die erst in ein paar Ex. aufgefundenen Amau-
rorhinus narbonnensis und‘ Phloeophthorus. praenotatus.
So ertönt. fast zu selbiger Zeit der, Lärm wie ein Auf-
erstehungsruf zu seligerm Leben auch. an Alle, die im
Finstern verborgen gelegen.
B “
Aber auch Hymenopteren schaffen da in den Laby-
rinthen und Löchern des weiten Baues mit, namentlich
aber Ameisen, darunter. die seltene Colobopsis truncata
und Wespen (Stigmus Solskyi). Den stündlich steigenden
beinahe sinnbetäubenden : Heidenlärm von der Baum-
krone nieder machen doch aber nicht die Honigbienen
und Hummeln allein? die allerdings in Schwärmen ab
‚ und zufliegen, um die Ambrosia sich raufen; nicht die
Bombylius, Trypeta und andern zahlreichen Fliegen,
oder: die „Hammerschmiede‘“:. Lacon 'murinus an der
Spitze und Agröotes pilosus und. Cardiophorus nigerri-
mus uud Uryptohypnus minutissimus, der winzige Wicht?
Die. Ballettänzer Mordella (faseiata, aculeata ete.) und
Mordellisiena und. ihre sittsamern Bäschen Anaspis va-
rians,.thoracica, flava ete.\ noch weniger; die naschen-
den .Weichlinge:' Cantharis. fulva, humeralis albomar-
ginata und fusceicornis, — die Malthoiles, Malthinus
(iaveolus zumal) und. Dasytes, — Aanthochroa car-
niolica, ‚Oedemera flavipes, podagrariae und annu-
lata, Anoncodes rufiventris etc. vegen Kiefer, Lippen
‚und..Palpen nur, so ganz hingegeben stecken in den
Blüthennaschwerk sie! — — Und all:das zahlreiche
Gethier, welches sich in den: mächtigen Federn wie zu
einem Volksfeste versammelt ‚hat, findet reichliche Nahr-
ung, Gross und Klein ‚lebt, wie Tauben neben Löwen
an der Wüstenquelle in Frieden: Bruchus viciae und
BR TE
Te ee et ı A Er De Ann
. n = 2 BEER 5 € R
ke a LET EI EEE ST rn Aa FT ame anheben a na
Sek
37
Hammticherus cerdo, die gelben Anihobium neben Tri-
chius fasciatus und Gnorimus variabilis, Notozus bra-
chycerus und trifasciatss neben Üteniopus sulphureus
und Cistela Luperus, Melolontha hippocastani und
andere Plebejer. | |
Doch ja, die schwerfällligen Cetonier in ihren gol-
denen Panzer sind es, die dumpf summend, brummend,
klirrend wie ferner Waffentanz, in vollzähliser Reprä-
sentanz — die prächtige affinis, die südländische morio
zumal — sich eingefunden haben und von Blüthe zu
Blüthe schwirrend plump und ungalant auf die seiden-
rauschenden Kleider der Libellen, der Libythea_ celtis
und verschiedener Zygaena-Arten (phegea, transalpina,
medicaginis) — dieser fetttriefenden Schlemmer unter
den Lepidopteren — einfallen. Von Schmetterlingen
findet sich noch an den Stämmen der Spanner Eupi-
thecia coronata und Acronycta aceris, und warten still-
len Behagens die Nacht ab, um mitzuthun.
Mit alledem ist aber der schrille Singsang noch
immer nicht erklärt: die Hauptlärmmacher, die Instru-
mentalmusiker, der Chorus der „leidenlosen Erdentöch-
ter“ Cicaden entgiengen bisher unsern Augen, ungeach-
tet ihrer Grösse, weil sie sich hoch oben an die Aeste
gedrückt, in einer Gabel postirt oder gleich einem Eich-
hörnehen und Baumläufer schon an die Kehrseite des
. Stammes gewendet haben, ehe des Menschen Blick sie
begegnet, den sie schon auf weitere Fernen, als andere
Insekten wahrnehmen. *) Sie scheinen eigens zum
Feste geladen, weil heute das ganze Terzett der Um-
gebung auf dem Baume sich eingefunden: Oicada orm,
plebeja, und haematodes, wenn nicht gar auch C. mon-
*) Dass und warum sie aber auch ins Gesicht schiessen, wie
es dem Berichterstatter zweimal innerhalb einiger Minuten, wahr-
scheinlich vom nämlichen Individuum, wiederfuhr, dürfte weniger
‚bekannt sein.
der Himmel | at ee BR
solchen Kastanienwaide ‚an schwülen Sommeı
or und man kriegt, dieser ee.
freundlich. bedenkt. Denn Rs ex "später E en:
‚hat, seine Kastanien, läst er nur unwillig _ N Stz
klopfen, . und der Eumolose findet darin. wi
nichts als eine „Wicklerraupe (Reaum Er a 40.
ä 16 — ah oder dreifach sinanpickel einen Ru 5
N
tisch beut.. ;
5 Die
SHäugethiere der drei fränkifhen
. Kreife Bayerns.
Von
A. I Jäckel,
Pfarrer in Windsheim.
e | 8. Ordnung;
Fledermäuse. Chiroptera.
1. Familie. Blattnasen. Phylostomata.
1. Gattung. Rhinolophus Geoff.
I. Rhinolophus Hipposideros Blas.
Die kleine Hufeisennase.
Gesellig lebend bewohnt sie Höhlen „ unbewohnte
Gebäude, Ruinen u. s. w., ist in manchen Gegenden,
z. B. in den Höhlen des fränkischen. Jura bei Streit-
berg, Muggendorf in grosser Menge; vorhanden, in
anderen, wie im Steigerwalde bei ‚Kloster Ebrach,
im ‚südlichen Oberfranken bei und in Neuhaus bei
Höchstadt an der Aisch, wo ich sie in den Schloss-
kellern und in einem Felsenkeller im nahen Walde öfters
hibernirend antraf, in den Kellern des Anatomiegebäu.
des in Erlangen und in der Gegend von Nürnberg
nicht eben selten, während sie an anderen Orten zu
fehlen scheint, wenigstens von. mir und sicheren, Ge-
währsmännern nicht aufgefunden werden ‚konnte,
‘2: Rhinolophus ferrum equinum K. et Blas.
Die grosse Hufeisennase.
In grosser Menge bewohnt sie ‘die Höhlen’ der
fränkischen Schweiz bei: Streitberg, Muggendorf
40
ete., von wo ich sie aus der Schönsteins- undRosen-
müllers Höhle in sehr vielen Exemplaren erhielt.
Im Steigerwalde bei Kloster Ebrach ist sie selten,
doch hat man einige todte Exemplare vertrocknet hinter
einer alten Thüre gefunden, aus den unterirdischen Gän-
gen der Willibaldsburg bei Eichstädt erhielt ich
am 24. May 1864 ein einzelnes Männchen und in Un-
terfranken dürfte sie vorkommen, da die Würzburger
Sammlung Exemplare aus „Franken“ besitzt.
2. Familie. Glattnasen. Vespertiliones.
2. Gattung. Plecotus Geoffr.
I. Plecotus auritus K. et Blas.'
Die langöhrige Fledermaus.
Gemein durch ganz Franken. Ich kenne sie aus
der ganzen Gegend von Forchheim (Kunreuth),
von Neunkirchen (Dormitz), von Neuhaus bei
Höchstadt an der Aisch, aus dem Steigerwalde
(Kloster Ebrach etc.), von Bamberg, Bayreuth,
aus dem Fichtelgebirg und Voigtland (Hof), aus Mittel-
franken von Nürnberg. Fürth, Cadolzburg, Neu-
stadt a. A., Windsheim, Herrieden, Wasser-
trüdingen, Ansbach, Eichstädt, aus Unterfranken
von Würzburg, Aschaffenburg und aus der Spes-
sart-Gegend. |
In dem Orgelwerke einer mittelfränkischen Land-
kirche fand ich bei einer Temperatur unter © R. und
am 20. Januar 1869 im den Kasematten, Kellern und
der freiherrlich von Crailsheim’schen Ahnengruftunter
der Kirche des Schlosses Sommersdorf bei 2 Graden
Kälte an den Ueberwinterungsstellen eine Anzahl dieser
Fledermäuse lebend. Die‘ Fledermäuse, wenigstens ein-
zelne Arten, erfrieren also nicht, wenn die Temperatur
bis auf den Gefrierpunkt ‚herabsinkt.
Aus einem ehemaligen, nun sehr‘ verfallenen Bier-
4
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pe A ee nn nd nee zn un Bl nn na El a ne na" Le DE a
j 0% 2 >
el SD 0 SE Zar Ste n
41
keller zu Thann bei Herrieden nahm ich am; 19. De-
zember 1867 mehrere der Varietät brevipes angehörige
Exemplare und am 8. Juli 1868 war ich Zeuge, wie
aus einer alten hohlen Linde in Tries dorf, in welche
ein Bienenschwarm eingeflogen ‚war, 10 Stück trächtige
Weibchen der variatio montanus C. Koch. ausgeräu-
ehert wurden und erst zum Vorschein kamen, als: durch
Einwerfen brennender Wollenlappen der Qualm, höchst
belästigend geworden war. Die genannte. Varietät findet
sich. hier in, der Ebene, ein Umstand der ihrer Geltend-
machung; nicht günstig ist. Eines dieser Weibchen hatte
ein Junges im Leibe.
‚Im. Gewölle der Schleiereule fand. ich mehrmals
Schädel dieser Fledermaus.
3. Gattung. Symotus Keys». et Bias.
I. Synotus Barbaslellus Keys. et Blas.
Die breitöhrige Fledermaus.
. Sie ist um Vieles seltener als Plecotus auritus
aber gleich ihr. überall in den 3 Franken vorhanden.
Aus Oberfranken kenne ich sie von der Gegend bei
Höchstadt a. A. (Neuhaus, Heppstädt ete.), aus
dem Steigerwalde von Kloster Ebrach, Aschbach,
Sugenheim etc, von Bamberg, Kloster Banz,
fesner aus dem Bayreuth’schen und aus dem V oigt-
lande (Hof), aus Mittelfranken von Erlangen,
Wendelstein bei Nürnberg, Ansbach, (Sommers-
dorf)und Wassertrüdingen(Königshofen in der
Haide) und aus Unterfranken von Würzburg und
Aschaffenburg.
4. Gattung. Vesperugo Keys. et Blas.
Erste Gruppe. Waldfledermäuse.
l. Vesperugo Noctula Keys. et Blas.
Die frühfliegende Fledermaus.
In Oberfranken (Höchstadt a. A., Neuhaus), im
42
Steigerwälde (Kloster Ebräch etc.) bei Bamber 8, |
Kloster Banz, Bayreuth, im Fichtelgebirg und Voigt-
land, in und bei Nürnberg und Fürth, Erlangen,
Cadolzburg, Ansbach, Herrieden, Wassertrü-
dingen, Feuchtwangen, Würzburg und le
rem gemein. -
Bei Neuhaus sah ich diese Fledermaus‘ am 27.
September und 1. October 1856 und am 20. April 1857
schon Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, am letztge-
: ' « . FRACHN.
nannten Tage bei herrlichem Wetter und Sonnenschein
auch gesen Abend über den dortigen Weihern in grosser
Anzahl fliesen. Häufiger sah ich dieses frühe Umher-
fliesen bei Sonnenuntergang über den eben genannten
Weihern, am 18. Oktober 1864 über den eben genann-
ten Weihern, am 18. Oktober 1864 über dem Weiher
von Ornbau an der) Altmühl; am 20..Aprilı 1869 ın
den Lindenalleen und “über. freien Plätzen zwischen
denselben auf dem Staatsgute zu Triessdorf.
Ihren Schädel fand ich öfters in den Gewöllen
der Schleiereule.
Ein riesiges Exemplar besitze ich von Kloster
Banz. In den Abhandlungen des zoologisch -minera-
logischen Vereines in Regensburg. 8 Heft. 1860, habe
ich in meiner Abhandlung über die bayerishen Chirop-
tera Seite 81 f. eine Beschreibung dieses merkwürdigen
Thieres gegeben, worauf ich hier verweisen will.
2. Vesperugo Leisleri Keys. et Blas.
'» Die rauharmige: Fledermaus.
Diese seltene Fledermaus wurde von Professor
Dr. Blasius bei Bamberg und Aschaffenburg, von Pro-
fessor Dr. Leiblein bei Würzburg beobachtet, einmal
am 22. August 1860. von’ dem’Landarzte Kress auf der
Strasse von Kloster Ebrach nach Burgwindheim
auf dem Wege. unter einen, Kirschbaum‘ lebend, aber
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43
flugunfähig gefunden und von mir in Mittelfranken in 'ver-
schiedenen Exemplaren erbeutet. Ein Exemplar erhielt
ich von Arberg bei Gunzenhausen und 14 Stücke auf
einmal am 26. August 1867 ,v.oni«Triesdorf bei Ansbach.
Es hatte sich diese Gesellschaft in emem leeren, aus
einem hohlen Apfelbaum-Aste mit natürlichem Flugloch
sefertisten und an einem Baume eines dortigen Obst-
sartens angenagelten Staarenkobel eingenistet, war dort
von 2 Herren, deren soziale Stellung ich zu nennen
Anstand nehme, entdeckt, erschlagen und in die Jauche
einer, Dungstätte geworfen worden. Ich kam nach vol-
lendeter Heldenthat und rettete von den jarmen Opfern
der. ‚Unwissenheit ein einziges noch brauchbares Exem-
plar für meine Sammlung. ‚Von: dem nahen ehemaligen
Hirschparke mit seinen Eichen und der angrenzenden
königlichen Baumplantage erstrecken sich nach jenem
Garten und über denselben hinaus prächtige Linden- u.
Buchenalleen, meist mächtige Baumriesen aus der Mark-
srafen-Zeit, welchem Umstande es zuzuschreiben: ist,
dass die rauharmige Fledermaus. die man bisher nur als
Waldbewohnerin kannte, ihr ‚Domizil in’ die schönen
ehemals markgräflichen Gärten Triessdorfs verlegt hat.
Zweite Gruppe. Zwergfledermäuse.
3. Vesperugo Nathusii Keys. et Blas.
Die rauhhäutige Fledermaus.
Ich fand diese ‚Art. bis; jetzt nur in der Gegend
von Höchstadt a. A., in der Stadt selbst und in den
Ortschaften Neuhaus und Buch nicht gar selten. In
8 Jahren erbeutete ich 17 Exemplare, die hinter Fenster-
läden oder‘ Dachsparren in Scheunen gefangen, ‘oder
mit der Peitsche aus der Luft herabgeschleudert wurden;
eine wurde lebendig aus einem Brunnen herausgepumpt,
in dessen Piepe (Rohr, aus dem ‘Wasser läuft) sie sich
verkrochen hatte, In Mittelfranken hat sie. unser Ver-
44
einsmitglied. Herr Dr. Küster einmal und zwar aus
Erlangen erhalten, in Unterfranken bei As char
Professor Blasius beobachtet.
4. Vesperugo Pipistrellus Keys. et Bas.
Die Zwersfledermaus.
In ganz Franken eine der häufigsten Fledermäuse.
Dritte Gruppe. Bergfledermäuse. a
5. Vesperugo Nilssonii Keys. et Blas.
Die nordische Fledermaus. Er
Nilsson entdeckte 'sie als Bewohnerin der Höhen
der skandinavischen ‘Halbinsel, Blasius beobachtete und
erhielt sie aus dem nördlichen Russland, aus dem mitt-
lern Ural und Altai und erwähnt ihr Vorkommen in
Petersburg, Finnland; in Kopenhagen und den Ostsee-
provinzen und am Harz, woselbst sie, ihrer nordischen
. Natur gemäss, nur auf der Höhe, nirgends am Fuss des
Gebirgs in der: Ebene vorkommen: sollte. Blasius ver-
muthete, dass diese Art den Zugvögeln gleich mit ihrem
Aufenthalte in den verschiedenen Jahreszeiten wechsle,
also ein Zugthier, wie das Rennthier, sei und jährlich
grosse Strecken bis zu 10 Breitengraden durchwandere.
Mit Gewissheit behauptet das Blasius nicht, aber nach
einer Reihe von Sätzen mit: „es scheint nicht zu zwei-
feln, dass ete., es scheint, als ob etc. es scheint klar zu
sein etc. kommt er zu dem Schlusse, dass V. Nilssonü
zu ziehen „‚scheine.“ Anderen Forschern, namentlich
Kolenati, der unsere Fledermaus in Mähren und Schle-
sien gefunden, genüsten diese Vermuthungen und wurde
ihr sofort die Eigenschaft des Wanderthieres im 'gross-
artisem Masstabe zugesprochen und behauptet, sie ziehe
im Mähren nur durch und in Schlesien sei sie Winter-
gast. Inzwischen wurde das Thier von Blasjus in den
Alpen 'gefünden und von Karl Koch im April 1863
bei Gelegenheit des zu Ende gehenden Schnepfenstrei-
45
ches bei Dillenburg geschossen. Koch lässt es da-
hingestellt, ob sie im Dillenburg’schen nur auf dem
Durchzuge erscheint, er vermuthet vielmehr, dass die
Höhe des Westerwaldes zu einem Sommeraufenthalte
_ für sie besonders geeignet sei nnd dass sie dort gewiss
als ständige Bewohnerin anzutreffen sein werde, ein
Urtheil, in welchem. ich"ihm aus voller Ueberzeugung
beistimme. Am 8. August 1852 wurde hinter einem
Fensterladen auf der Stärkefabrik in Memmingen
segenüber der Riedmühle ein Exemplar gefangen ,
welches gegenwärtig in der Sammlung des naturhistori-
schen Vereines in Augsburg steht, von mir an Herm
Professor Dr. Blasius geschickt worden ist und als
V. Nilssenii anerkannt werden musste. Anfangs April
1857 erhielt ich ein prächtiges Exemplar aus Mittelfran.
ken, welches bei dem Abbruche eines alten Thurmes
der Ruine Eybburg bei Wassertrüdingen zwischen
den Dachsparren gefunden wurde und. im Herbst 1860
ein junges Männchen im Fleisch von Regensburg
durch den kg]. Forstmeister Drexel, welchem es Eisen-
'bahnarbeiter gebracht hatten. So ist denn die soge-
nannte nordische Fledermaus .in Bayern im Frühling,
Sommer und Herbst, und da man, wo.es sich um Fleder-
mäuse handelt, auch noch den April zu den Wintermo-
naten rechnen darf, auch im Winter beobachtet worden,
“weshalb mir die Annahme. dass sie im. Sommer weit
gegen Norden vorkomme, den Winter in wärmeren Ge-
senden zubringe und in Süddeutschland nur auf der
Durchreise angetroffen werde, als unhaltbar erscheint.
Ich halte sie für eine ständige Bewohnerin Bayerns, die
man aber fast gar nicht kennt, weil Chiropterologen
noch seltener sind, als die seltenste Fledermaus. Oef-
. ters mag auch V. Nilssonii mit anderen Arten ver-
wechselt worden seyn. Gewiss ist, dass der berühmte
Zoologe Professor Dr. A. Wagner eine von dem +
Forstrathe Koch von Regensburg erhaltene Fleder- N
maus zuerst für V. Nilssonii hielt, dann für discolor a
erklärte und endlich für eine Sn na Varietät
von serotinus. Wenn ein Wagner so im Nebel um-
hertappte, was wird dann nieht anderen kleineren Lich-
tern widerfahren können.?
6. Vesperugo discolor Keys. et Bas.
Die zweifarbige Fledermaus.
Ich erhielt diese Art von Kloster Ebrach, H u
stadt a. A. (Neuhaus, Buch), Erlangen, Nürn-"
berg, Gunzenhausen (Arberg) und Würzburg,
woselbst sie zu den selteneren Arten gehört.
Vierte Gruppe. sSpätflieger.
‘7. Vesperugo 'serotinus Keys. et Blas.
Die spätfliegende Fledermaus.
Mehr ‘oder minder häufig in und bei Hof, Bay-
reuth, Bambere, Kloster Ebrach, Erlangen,
Ansbach (Sommersdorf), Gunzenhausen (Ar-
berg), Eichstädt, Würzburgund Aschaffenburg.
Ihren Schädel fand ich im Gewölle der Schleiereulen.
5, Gattung. Vespertillo U. er
a. Langohrige Fledermäuse.
I. Vespertilio murinus Schreb.
; Die gemeine Fledermaus.
Gemein im Voigtlande (Hof,) Fichtelgebirg, im
Bayerischen und im Steigerwalde (Kloster Ebrach)
in Bamberg, Pottenstein, Neuhaus bei Höch-
stadt a. A., in Erlangen, Nürnberg, Fürth, Ans-
bach (Sommersdorf), Windsheim, Würzburg
und Aschaffenburg. In Schleier a Gewöllen von
Sommersdorf und Windsheim fand ich mehrere
Schädel dieser Fledermaus.
'2. Vespertitio Bechsteinii Leisl.
Die grossöhrige Fledermaus. _ a
Findet sich bei Aschaffenburg, Würzburg,
47
im. Steigerwalde, , woselbst mein Freund Kress im Spät.
herbst 1867 zwei Exemplare‘ von Kloster Ebrach
und Koppenwind erhielt. Ein, Exemplar meiner
Sammlung wurde in der Gegend von Gunzenhausen
in Arberg geschossen, ein anderes flog mir am 19.
Juli 1868 zu Sommersdorf in das Zimmer.
b. Wimperhäutige Fledermäuse.
3. Vespertitio Nattereri Kuhl.
Die gefransete Fledermaus.
Selten und bisher nur. in einigen Gegenden, bei
Aschaffenburg, bei Kloster Ebrach, woselbst eine
Ueberwinternde im Januar 4859 in einer Sandgrube
im Walde gefunden wurde, bei Höchstadt a. A. (Neu-
haus, Buch, Poppenwind) und bei Ansbach (Som-
mersdorf) beobachtet, In Neuh aus erbeutete ich
9 und in den Kasematten des.Schlosses zu Sommers-
dorf am 14. Dezember 1867 und am 9. November
1868 im Ganzen nur 3 Stücke.
e. Wasserfledermäuse.
4. Vespertilio mystacinus Leisl.
Die Bartfledermaus.
Bei Bamberg, Kloster Banz, Kloster Ebrach
Streitberg, Neuhaus bei Höchstadt a. A., bei Er-
lan gen, Nürnberg, Cadolzburg (Ammerndorf,)
Leutershausen, Triessdorf bei Ansbach nicht
selten. 1856 erhielt ich von Kloster Banzein Exem-
plar von grosser Schönheit mit blütheweisser Behaarung
über den ganzen Leib, weissen Ohrmuscheln und Flug-
häuten.
5. Vespertilie Daubentonii Leisl.
Die, Wasserfledermaus.
Ziemlich häufig in. den Maingegenden von Aschaf-
fenburg herauf nach Würzburg, in. den grossen
Weihercomplexen der Landgerichte Höchstadt a. A.
)
48
-und Herz Me bei Neuhaus etec., Are
wangen (Wwieskti i ' Dr
II. Ordnung.
Insektenfresser. Imsectivora.
3. Familie. Maulwürfe. Talpina.
5 6. Gattung. Talpa L. ni
I. Talpa europaea L. ö,
Der gemeine Maulwurf. we:
Allenthalben vorkommend. Weissgescheckte Vari-
etäten sind in den Steieerwaldgegenden, bei Cadolzburg
in Mittelfranken und anderwärts nicht gar selten vorge-
kommen, eine orangeselbe, am Rücken leicht in das
"Grauliche ziehende Varietät erhielt die Dr. Sturm-
sche Sammlung in Nürnberg und die meinige in je einem
Exemplare von Cadolzburg und dem nahen Ammem-
dorf. 5
In 3135 von mir untersuchten Gewöllen der Schleier-
eule fand ich nur 15 Maulwurfsschädel.
4. Familie. Spitzmäuse. Soricina.
7. Gattung. Crossopus Wagl.
I. Crossopus fodiens Pall.
Die Wasserspitzmaus. »
Allenthalben in ganz Franken an Bach- und Fluss: a
ufern, an Teichen, Canälen und Quellen gemein. m
3133 Gewöllen a Schleiereule fand ich 422 Schädel | .
dieser Spitzmaus. ;
8. Gattung. Sorex L.
I. Sorex vulgaris L.
Die Waldspitzmaus. ‘
Gemein. In 3133 Gewöllen der Schleiereule fand 2
ich 1093"und in 48: Gewöllen der Waldohreule 5 Sehä- e.
del dieser Art. RR
49
2. Sorex pygmaeus Pall.
Die Zwergspitzmaus.
Im: Steigerwalde fand Herr Landarzt Kress zu
Kloster Ebrach eine todte Spitzmaus, die in meinen
Besitz gekommen ist, in der Nähe seines Wohnortes,
ein zweites Exemplar bei Aschbach. Ich selbst ent-
wickelte früher mehrere Schädel aus dem Gewölle eines
auf einem Thürmchen der Klostermauer zu Ebrach
brütenden Schleiereulen-Paares, ein Stück erhielt ich
im Fleische von Kloster Banz, ein ziemlich gut er-
haltenes schnitt ich am 18. Dezember 1849 aus dem
Magen eines im Reichswalde in der Gegend von Nürn-
berg bei Worzeldorf geschossenen Rauhfussbussardes
(Buteo lagopus), 2 Exemplare aus dem Schernfel-
der Forste sah ich in der herzoglich Leuchtenberg’schen
Sammlung in Eichstädt und fand noch etliche Schä-
del in Schleiereulen -Gewölle vom 'Schlosse zu Neuhaus
bei Höchstadt a. A. und von Dinkelsbühl in Mittelfranken.
Hatte ich schon hiedurch die Ueberzeugung gewonnen,
dass dieses winzige Säugethier weder so selten, noch
so sporadisch über Bayern verbreitet sei, als gewöhn-
lich angenommen wird, so wurde diess zur Gewissheit
durch meine neueste Untersuchung von 3133’ Gewöllen
der Schleiereule, wodurch sich ergab, dass unsere Spitz-
maus auch die Gegend von Windsheim und Uffen-
heim in Mittelfranken und auch den 'unterfränkischen
Kreis bewohnt, bei Ebrach gar nicht selten ist und in
hiesiger Gegend fast nbch häufiger vorkommt.
Aus 105 Gewöllen von Windsheim entwickelte ich 3,
9 1) 3 „ Dottenheim 4 auuh,
= 50 } „. Ickelheim a
ai h, „ Pfaffenhofen und Custen-
lohr bei Uffenheim 19,
R 33 H „ Bimbach in Unterfranken 1,
5 13 “ „ Höchstadt a. A. 4,
4
50
aus 28 Gewöllen von Neuhaus entwickelte ich 3,
„ „1058, rem, NgRloster Ebrach 20,
im Ganzen 54 Schädel der Sorex-pygmaeus. a
9. Gattung. Orocidura Wagl.
I. Grocidura leucodon Wagl.
Die Feldspitzmaus.
Durch ganz Franken gemein. In der mehrfach an-
gegebenen Zahl von Gewöllen der ‚Schleiereule fand
ich 1806 Schädel dieser Spitzmaus. Die Blasius’sche "
Beschreibung des’ dritten oberen. Vorderzahnes, wornach
derselbe etwas niedriger, als der vorhergehende zweite
und als die erste Spitze am Vorderrande des folgenden
vielspitzigen Backenzahnes sein soll, fand ich an nahe
zu 2000. Schädeln, worunter sehr viele im Fleische er- #
haltene Thiere, nicht bestätigt. Der fragliche Zahn war
mit ganz wenigen Ausnahmen etwas niedriger als der a
vorhergehende zweite und höher als die erste Spitze n
amı Vorderrande ‚des folgenden: vielspitzigen Backen-
zahns, wenige Schädel stimmten mit der Blasius’schen
ne und Beschreibung, an etlichen war die. erste
Spitze des ersten Backenzahnes gleich lang mit dem
dritten , Vorderzahne, bei abermals anderen überragte
diese Spitze den mehrgenannten Zahn ganz so, wie.
Blasius die Zahnbildung der Croeidura araneus
beschreibt und abbildet, und gleiehwohl waren esechte
Cr. leucodon, bei denen, abgesehen von der. spezifr |
schen Färbung des ‚Pelzes, ein Zweifel ‚bezüglich dr
Art um desswillen nicht aufkommen konnte, weil de a
Linie, welche die beiden: hervortretendsten Punkte an
der Aussenfläche des ersten Backenzahnes berührte, den
letzten 'einspitzigen Zahn nach innen einschloss, ohne
ihn zu schneiden, so dass von hinten her, in der Richt- Ri
ung dieser Linie gesehen, dieser Zahn nicht sichtbar
war.
54
Von Farbenvarietäten sind mir 2 Exemplare vor-
gekommen, bei welchen sich auf der linken oder rech-
ten Körperseite hart hinter dem Vorderfuss die weisse
Färbung der Unterseite in einem schmalen Streif her-
auf gegen den Rücken 208.
2. Crocidura Araneus Schreb.
Die Hausspitzmaus.
Diese Art soll in ganz Bayern verbreitet und ge-
mein sein, nur Landarzt Kress versichert, dass sie im
Steigerwaldgebiete ziemlich selten vorkomme. In ver-
schiedenen Sammlungen sah ich ältere Exemplare aus
der Gegend von Erlangen und Eichstädt ete, und un-
tersuchte 2 ausgestopfte uud 3 im Weingeist, liegende
Exemplare der Croc. major Wagl. in der herzog-
lich leuchtenbergischen, Sammlung, die im December
1821 im Lämmerthal bei Eichstädt in einem Compost-
haufen gefunden wurden und dem bekannten Natur-
forscher Wagler als Originale seiner neugeschaffenen
Species dienten. Ich selbst habe, obwohl 30 Jahre,
hauptsächlich in Ober- nnd Mittelfranken sammelnd, die
Hausspitzmaus nicht ein einziges Mal erhalten. Für
Würtemberg hat mir Herr Dr. Julius Hofmann in
Stuttgart die nemliche, selbst gemachte Wahrnehmung
eonstatirt. Auch dieser fleissige, kenntnissreiche Samm-
ler fand sie nicht ein einziges Mal.
5. Familie. Igel. Erinacei.
10. Gattuug. Erinaceus L.
1. Erinaceus europaeus L.
Der Igel.
Allgemein verbreitet, doch ziemlich selten. Der
' Uhu frisst junge und alte Igel, ebenso der Iltis.
4*
. a
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52 |
DE. Ordnung. 7
"Raubthiere Carnivora. ER r
‘6. Familie. Katzen. Felina. ' "—°
u Gattung. Fels L. al SHIT
I. Felis Catus L. ya RE
; Die Wildkatze.
In den drei fränkischen Kr. eisen beheimathet, wird
sie im oberfränkischen Steieerwaldantheile auf allen Re-
vieren angetroffen; aus der fränkischen Schweiz, dem
Muggendorfer Lande, ist mir nur ein Fall ihres Vor"
kommens bekannt geworden: ein starker Kater wurde
im Altenberg bei Greifenstein geschossen. Einen ihrer
Hauptsitze hat sie in Mittelfranken in dem "grossen
Waldgürtel, welcher sich von der würtembergisch-bayeri- ®
schen Grehre ostwärts von Rothenburg her über
Endsen, den Nordenberger Forst, im Zusammen-
hange Hit dem Burgbernheimer- Markt Berg ler e
Westheimer und Ickelheimer Wald’ nö:
über die Gegend von Ipsheim und Hoheneck gegen
Neustaädta. A., südöstlich über Ober- und Unter
zenn, Dachstetten, Egenhausen und die winds-
heim’sche " Schossba eis änaah segen Markt Erl-
bach und noch eimmal von Dachstetten aus über ;
Virnsberg und Flachslanden gegen die Ansbacher
Gegend sich erstreckt. Hier ist die Wildkatze förmlich
eingenistet, fast ebenso zahlreich bewohnt sie die Wald-
ungen der Umgegend von Rothenburg ob der Tau-
ber (Wettringen, Grimmschwindem, Windels-
bach ete.); viel seltener erscheint sie in der Gegend
von Schillingsfürst;Din kelsbiühl,' nicht gar selten
dagegen bei Windih eim 'in den Bävernwalle S
bei Erkenbrechtshofen, auf den Jagden der Her-
ren von Seckendorf zu Su senheim, im Nordwe
sten des Kreises in den Vorbergen des Steigerwaldes,
bei Uffenheim (Hohenlandsberg, Frankenberg)
53°
und im Süden des Kreises‘ bei"Weissenburg, Pap-
.penheim und Eichstädt. In Unterfranken ist
sie. im ı Allgemeinen: selten, ‚so im -R.höngebirge, im
Guttenbeuger, Gramschatzer, Irtenberger
Foxste,,bei Schweinfurt im Steigerwalde, Spes-
sart;und.O.denwald (Amorbach), am zahlreichsten
noch im. Aschaffenburgischen.
‚Anmerkung. »' Der Luchs (Felis Lynx): ist als Bewohner
Frankens ausgerottet. Am Ende des. 17. Jahrhunderts war er noch
im Spessart einheimisch, in Mittelfranken wurde der letzte ‚Luchs
1661 bei Langenzenn, 1672 in der Rothenburger Landwehr
geschossen, 1699 war die Wolfs- und Luchsjagd noch ein gemei-
nes Wesen im Eichstädtischen' und am längsten hielt sich dieses
Raubthier im Fichtelgebirge, woselbst 1774 der letzte südöstlich
von der Luchsburg (Louisenburg) im Steinwalde erlegt wurde.
7. Familie. Hunde. Canina,
11. Gattung. Gamis L.
I. Canis lupus L.
Der Wolf.
br Frunken längst nicht. mehr ‚heimisch wurden
hohl bis. in die neueste, Zeit ‚in Unterfranken, in
den „Hassbergen, im Frankenwald und Fichtelgebirge
immer wieder Wölfe auf ihren Streifzügen gespürt und
meistens geschossen. Der letzte, aus dem Badischen
kommend, im bayerischen Antheil des Odenwaldes
(Amorbach, Miltenberg ete.) im Winter 1865,66.
© Nachdem dieser Wolf im fürstlich leiningenschen
Parke und auf den Jagden im Freien an Roth-, Dam-
wild und Rehen. und unter den Schäfheerden der‘ Um-
gegend arge Verwüstungen angerichtet hatte, wurde er
am 12. März 1866 bei Ebersbach im Grossherzog-
thum Baden erschossen. Oeffentliche Blätter brachten
vor wenig Tagen die Nachricht von einem seit Mitte
Mai 1870 in der nahen Oberpfalz bei Pfreimd sich
zeigenden Wolfe und einer fruchtlosen Treibjagd Zu
den gefürchteten Räuber.
94.
2. Canis Vulpes L.
Der Fuchs. SE,
Ein nicht auszurottendes, der Wildbahn höchst schäd-
liches, in allen Waldungen Frankens heimisches Raub-
thier. Bei Grimmschwinden, Forstamts Feuchtwangen,
wurde vor etwa: 20 Jahren ein Fuchs geschossen, an
welchem sich die Basis der Lunte (Ruthe) auf eine
Länge von 5 Zoll normal gefärbt zeigte, der übrige
Theil aber ganz weiss war. Ein weisser Fuchs lief im
Juli 1867 einen: mir befreundeten Fortbeamten auf der”
Revier Forsthof bei Nürnberg an; ich selbst erhielt
am 11. Dezember 1869 einen schmutzig-weissen starken
Fuchs, an dem der Schnauzenrücken und die Gegend
unter den Augen leicht in das Röthlichgelbe zieht, de
Ohren auf der Hinterseite, die Füsse (Branten) auf der
Oberseite und die Nägel nebst der Nase schwarz sind;
die Lunte hat viel schwarzes Grannenhaar und die Au-
gen waren normal gefärbt. Dieses schöne Thier wurde
auf einer Bauernjagd hiesiger Gegend in der Nähe von
Etzelheim bei Sugenheim, ein schwarzer Fuchs 14
Stunden von hier bei Hoheneck vor zwei Jahren erlegt.
7. Familie. Bären. Ursina.
14. Gattung. Ursus L.
Der Bär (Ursus Arctos) ist in den meisten Ge- s
genden Frankens, die er einst bewohnte, seit 2 bis 3
Jahrhunderten verschwunden; am längsten hielt er sich
im Fichtelgebirg, wo 1769 der letzte erlegt wurde nd
>
woselbst sich noch auf dem grossen Waldstein bei Zell 1
ein gut erhaltener steinerner Bärenfang befindet. Im
südlichen Oberfranken wurde noch 1598 bei Plech ein
Bär gejagt, der in den Veldenheimer Forst entkam,
und im heutigen Mittelfranken in der Hersbrucker Ge-
gend bei Reicheneck und Happurg 3 Bären 1535
geschossen. Auch der Burgbernheimer Wald, 2 Stun-
55
. den; von hier, beherbergte, wie aus Urkunden erwiesen
_ ist, ehedem dieses mächtige Raubthier und ebenso steht
' urkundlich fest, dass es auch vor Jahrhunderten die
Gebirgswaldungen Unterfrankens bewohnte.
8. Familie, Marder. Mustelina.
15. Gattung. Meles Briss.
I, Meles Taxus Schreb.
Der Dachs.
Selten und einsam, doch im ganzen Gebiet ver-
breitet, immer seltener werdend.. „‚Dachsbau‘“ ist eine
ziemlich oft wiederkehrende Benennung von Walddistrik-
ten oder Abtheilungen, in denen jetzt der Dachs nicht
mehr lebt, ein Beweis für seine einstige viel grössere
Verbreitung. Im ‚Oktober 1863 wurde bei Burggries-
bach in Mittelfranken ein uralter, sehr fetter Dachs
mit einem ganz schlechten Gebisse ausgegraben. Trotz-
dem, dass die Schneid- und Reisszähne völlig abgenützt
waren, war das Thier doch sehr gut bei Leibe und fanden
sich in seinem Magen über 20 Igelstacheln. Aus dem
Magen eines anderen wurde ein Eichhörnchen ge-
schnitten.
Im Miltenberger 'Stadtwalde wurde am 27. Novem-
ber 1867 aus einem Felsenbaue 4 Dachse im Gesammt-
gewicht von 109 bayesischen Pfunden erlegt und im
Endseeer Berg und in Schlingenbach bei Steinach
an der Ens werden durch Stellung von sogenannten
Stossfallen an den vorhandenen Felsenbauen fast all-
_ jährlich 4 bis 6 Dachse erobert.
16. Gattung. Mustela L,
I. Mustela Martes Briss.
Der Baummarder. ,
Kommt durch ganz Franken in grossen zusammen-
hängenden Waldungen, die viele Tannen, Fichten und
alte hohle Eichen haben, doch ziemlich selten vor. Jün-
gere Exemplare haben hie und da eine schmutzige oder
graugelbliche Färbung der Kehle und werden öfters von
den Jägern für Bastarde von dem Baum- und Stein-
marder angesehen: |
2. Mustela Foina Briss.
Der Steinmarder. \
Durch ganz Franken verbreitet. Am 20. December \
1822 wurde in einer Scheune zu Oberwurmbach bei
Gunzenhausen ein weiblicher blendend weisser Stein-
marder mit rothen Augen und röthlicher Schnauze ge ge
schossen. a
17. Gattung. Foetorius Keys. et Bias,
1. Foetorius Putorius L. 44 ee
Der Iltis. 0
Im ganzen Gebiete verbreitet und wie ie Haus-
“
marder allgemein bekannt.
-L. Foetorius Erminea L.
Das Hermelin.
Ueberall vorkommend.
3. Foetorius vulgaris Briss,
Das kleine Wiesel.
(sleich dem Hermelin über das ganze Gebiet ver- EN
breitet. Im Winter wird es zuweilen weiss.
‚. Anmerkung. In der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen in
Bayern von Dr. Christn. Friedr. Meyer, München 1818, S. 175
berichtet der k. bayer. Forstmeister Freiherr von der Borch zu
Gunzenhausen, dass in der "Reizat bei Spalt im December
1816 drei Nörze (Foetorius Lutreola);sich gezeigt hätten, von
denen 2, ein Männchen und ein Weibchen, am 3. Januar 1817 er-
legt worden und in die Sammlung des Professors Dr. Wolf in
Nürnberg gekommen seien. Ich kann mit Bestimmtheit versi-
chern, dass die fraglichen Thiere nicht Nörze, sondern jüngere
Exemplare des gemeinen Fischotters waren. u
18. Gattung. S:wtrs Raj.
Lutra vulgaris Erxl.
Der Fischotter.
In den fränkischen Gewässern nicht selten. Am
10. November 4867 wurde nahe an''Herrieden in der
Altmühl ein 15 Pfd. schwerer Otter auf eine eigen-
thümliche Weise gefangen. Derselbe war in eine seichte
Röhre am Ufer eingefahren, lies aber einen Theil des
Schwanzes heraushäöngen, ward daran von einem Fischer
ergriffen, hervorgezosen und nach langem Kampfe, wäh-
rend dessen er sich in die Joppe des Jünglings verbiss;
mittelst eines daliegenden Holzstückes erschlagen. Zwei
andere Stücke fanden im Herbst’ 1868 auf ebenso be-
merkenswerthe Weiße ihren Tod. Der gutsherrliche
Jäger Schöppler kam im November auf dem Wege
nach Wassertrüdingen an einem Tümpel nahe am
Bache bei Altentrüdingen vorüber, woselbst sein
Dachshund sehr lebendig ward, auf das Eis ‘hinein-
sprang und im Weidengebüsch zu suchen und zu bellen
anfing. Der Jäger liess durch herbeigerufene Leute das
Eis ‚einschlagen, stellte sich am Eingang des 'Tümpels
an und hatte endlich die Freude, das angeblich‘ so
schlaue Thier zum Vorschein kommen zu sehen und
es mit einem Schrotschuss zu‘ erlegen. "Zur selben
Zeit ging der fürstlich öttingen’sche Förster Jägerhu-
ber gleichfalls nach Wsssertrüdingen, traf unter-
wegs zwei Holzsammler, hielt sie an, sprach längere
Zeit laut mit ihnen und gewahrte, dass ein Fischotter
aus der Wörnitz ausstieg, unbekümmert um die 3
Männer auf Büchsenschussweite an’ sie herantrabte und
auf den sogenannten Forstgraben zuhielt. in welchem
sieh schon früher gerne Otter aufhielten. Der Förster
sprang zu und’erschoss den arglosen Wanderer. Wo
bleibt da die oft gerühmte‘ Schlauheit dieses 'Thieres?
Wie ss damit beschaffen ist, vermag man auch aus der
58
Leichtfertigkeit zu ersehen, mit welcher der Fischotter
seinen Bau öfters im‘der' Nähe menschlicher Wohnun-
gen und regen Verkehrs anlest. Ganz nahe an dem
sehr stark begangenen Fussweg von Taugenroth
nach Ornbau wurde im April 1868 am Ufer der Wie-
seth ein: sehr starker Fischotter in einem elenden
Schlupfwinkel, ‚der kaum die Bezeichnung; eines Baues
verdiente, in einer kleinen Aushöhlung zwischen Wur-
zeln, die so seicht war, dass der Otter, wenn er sich
noch so sorgsam verbarg, eleiehwohl sichtbar blieb, von
einem Knaben: mit einem sogenannten Heurupfer ersto-
chen. ‘Dass diese geringe Höhle wirklich der ständige
Aufenthaltsort war, bewies die viele Losung, die ober-
halb desselben lag. % Io
In Ingolstadt kam es vor, dass sich 3 Fischotter
längere Zeit sogar innerhalb der Stadt in der Schutter
aufhielten. In den wenige Schritte vom Wasser abge-
legenen Häusern konnte man sie von den Wohnzim-
mern aus beobachten, wie sie ihr Wesen in dem Flusse
trieben, ja einer meiner Freunde gewahrte sie, während
er. mit einem Begleiter eine Brücke über die Sehutter
passirte, wie sie unter derselben drei Mann hoch
langsam von einem Loche zum anderen in allernächster
Nähe der beiden Beobachter wanderten und im Baue
verschwänden. Am Abende desselben Tages wurden
hei Mondschein bei einem von etlichen Offizieren und
dem Stadtförster veranstalteten Anstande zwei von die-
sen: Fischottern esschossen. ;
Gräserinnen scheuen sie nicht und tummeln sch
unbekümmert um sie, öfters in ihrer Nähe im Wasser.
Ein’ Mann von Wiesethbruck bei Ornbau fing bei dem
Mähen’ des Schilfs und der Binsen in der Wieseth einen
jungen Otter, auf dessen Gewinsel der Alte herbeikam,
sich zur Wehre stellte und von dem Manne verwundet
ward, worauf das treu besorgte Thier verschwand.
f 3.0 RT - . re Par RERTE v. bie u ai Din
a ee nn he ie en m > wen Dal Be ne = ua ZP 3 Kt ed = a zu ht ü u Zu zu
59
Am 3. Februar 1864 tödtete ein Müller an der
Wieseth bei dem Aufeisen des Flüsschens 3 junge Fisch-
otter, die nach dem Gutachten des jetzigen‘ königl.
Forstmeisters Lösch in Nürnberg ‚ein Alter von etwa
8 Tagen hatten.
IV. Ordnung.
Nagethiere. Gliüres.
9. Familie. Eichhörnchen. Seiurina.
19. Gattung. Seiurus L.
I. Sciurus vulgaris L.
Das Eichhörnchen.
Gemein in unseren Waldungen, im Spätherbst auch
einzeln in Gärten und grösseren Baumpflanzungen, in
manchen Jahrgängeu (1825 bei Gunzenhausen, 1858
bei Neuhaus in der Gegend von Höchstadt a. A.)
‚in sehr grosser Anzahl, in anderen um Vieles seltener.
In dem letztgenannten Jahre thaten sie durch Abbeis-
sen der Fichtenknospen im Frühjahr und später der.
Fichtenzapfen so erheblichen Schaden, dass Schussgeld
für jeden gelieferten Eichhörnchenschwanz bezahlt wurde.
Die Ursächer der vielbesprochenen Tannen- und Fich-
tenabbisse oder Absprünge sind ohne Zweifel die von
Vielen in unverdienten Schutz genommenen Eichhörn-
chen, die man in Ruhe lassen kann, so lange die ge-
ringe Anzahl der Absprünge ein Einschreiten mit Pul-
ver und Blei nicht als unabwendbare Massregel er-
scheinen lässt, denen man aber das Handwerk legen
soll, wenn der Unfug zu stark wird.
Ein alter Pfarrherr meiner Bekanntschaft unterhielt
ein Eichhörnchen-Paar, das zweimal im Zimmer Junge
geworfen und aufgezogen hat.
Vielleicht ist es manchem Leser dieser Abhandlung
erwünscht, zu vernehmen, wie weit die Liebhaberei ge-
zähmter Eichhörnchen ‚einen. grossen Mann führen
60
konnte. Aus einem Briefe von Jean Paul vom Jahre | 5
1808 ist zu entnehmen, dass derselbe in Bayreuth u
Gevatter stand und auf: seiner ‘linken Achsel ein Eich
hörnchen mitnahm, das er, während er sein Pathehen
auf den Armen hielt, in seine Rocktasche gesteckt hatte.
„Wäre (das Thier plötzlich heraus und auf die Achsel
Selaachen, es hätte uns alle in u heiligen Handlung
gestört.“
10. Familie. Schläfer. Myoxina.
20. Gattung. FR yoxua Zimmern
I. Myoxus quercinus L.
we Der Gartenschläfer. |
Selten in der fränkischen Schweiz bei Streitberg
Muggendorf ete., im Steigerwalde (Koppenwind,
bei der Magdalena-Kapelle), in den Gärten um Würz-
burg u. s. w.
H IM:
2. Myoxus Glis L.
Der: Siebenschläfer. |
| In Oberfranken im. Buchenhain bei a J
bei Wonsees, Streitberg, Kloster Banz, im
Steigerwalde (Kloster Ebrach ete.), ‚in Mittelfram-
ken in den Waldungen bei Eichstädt (Fasanerie ete.),
bei Rothenburg o..d. T.. im Nordenberger Forst
bei Steinach, in den Gemeindewaldungen von Burg-
bernheim, Ickelheim, ferner bei Obernzenn,
Egenhausen, in. dem, ,Windsheimer ‚ Stadtwalde
Schossbach, bei Markt Scheinfeld, Würzburg,
Lohr, im Gramschatzer Walde, Spessart, und im i
Rhöngebirge. isn
Myoxus avellanarius L.
Die Haselmaus. Br
‚In ‘Oberfranken im Bayreuthischen (Wo nsees),
bei Streitberg, Muggendorf, im Steigerwalde, in
Mittelfranken bei Rothenburg o. d. T., Steinach
>
61
(Endseer Berg, Schlngenbach, im Nordenberger Forst,
Teufelseraben), Uffenheim am Hohenlandsberg, Burg-
bernheim, Westheim, Ickelheim, Obernzenn
in ‘Unterfranken bei Würzburg, Aschaffenburg,
im Vorspessart und in der Rhön. In der 'Gegend von
Windsheim ist er nur einzeln in der Gräfwaldung be-
troffen worden.
11. Familie. Mäuse. Murina.
21. Gattung. Oricetus Pal.
I. Cricetus frumentarius Pall.
Der Hamster.
‘Sein Hauptwohnsitz ist der unterfränkische Kreis
und hier wieder hauptsächlich das Mainthal. Seine
Norderenze findet er in diesem Kreise bei Neustadt
a. ©. und bei Königsshofen im Grabfelde, von da
aus kommt er zahlreicher werdend über Hamm elburg,
Arnstein, Büchold in den überaus fruchtbaren Main-
erund. Vorzüglich hat er sich im Schweinfurter Gau’
ausgebreitet; geht von hier mamaufwärts über Hassfurt
an die oberfränkische Kreisgrenze, ist um Werneck
im Wern- und Maingrunde hie und da häufig, um
Geroldshofen, Oberschwarzach, Neuses am Sand auf der
grossen Frankenebene an der westlichen Abdachung
les Steigerwaldes allgemein verbreitet, ohne häufig zu
sein und geht von Schweinfurt mainabwärts über D et-
telbach, Effeldorf, Kitzingen und Marktsteft
in den Ochsenfurter und Gollachgau, wo er in
manchen Jahrgängen in grosser Menge vorhanden ist.
Bei Würzburg, (Rimpar, Gerbrunn, Rotten-
dorf, Heidingsfeld) und Aschaffenburg (Klein-
wallstadt ete.) findet man ihn einzeln allenthalben.
Aus dem unterfränkischen Gollachgsaun bei Aub und
dem Ochsenfurter Gau verbreifet er sich auch in das
‚angrenzende Mittelfranken, ist um Markt Bibart sel-
62
ten und geht einzeln bis in die Gegend. von Neustadt
a..A. erscheint im weissen Gau bei Uffenheim,
Oberickelheim, Gollachostheim, in Franken
bei Ulsenheim gewöhnlich nur. vereinzelt, manch-
mal aber auch häufig und nähert sich dem schwarzen
Gau (Windsheim) bei Neuherberg etc. Im letzt-
genannten Gau und bei Burgbernheim ist er ausge-
rottet, war aber an beiden Oertlichkeiten zeitweise schon
in grosser Menge. Die Chronik von Windsheim
berichtet zu dem. Monat August 1742: Die Hamster und
Mäuse, deren es schrecklich viele gegeben, haben am
Getraide auf dem Felde unwiederbrinelichen Schaden
sethan und weil man von Herrschaftswegen publiziren
lassen, dass wer einen Hamster liefern würde, 3 Batzen
bekommen sollte, deren aber sehr viele gefangen und
eingebracht worden sind, als hat man nur 2 Batzen
fränkisch derenthalben bezahlt.“ Bei Burgbernheim gru-
ben arme Leute die Hamsterbaue auf und holten 3 bis
4 Metzen Getraide heraus. Vor etwa 20 Jahren wurde
in den sogenannten Krautbeeten zwischen Windsheim
und Külsheim noch ein Hamster ausgegraben; seit-
dem hat man von diesem Thiere dahier nichts mehr
bemerkt.
Es scheint der Hamster in Jahren übergrosser Ver-
mehrung und dadurch hervorgerufener Vertileungsmass-
regeln zu wandern; denn 1741 that er im ÖOchsenfurter
Gau, woselbst er in grosser Menge zum Vorschein ge-
kommen war, an den Feldfrüchten vielen Schaden und
1742 trat er, wie erwähnt, massenhaft in hiesiger Ge-
gend auf, lässt sich auch von Zeit zu Zeit, so 1850 bei
Burgbernheim, wieder sehen. |
22. Gattune. Mus L.
I. Mus decumanus Pall.
Die Wanderratte. i
Im letzten Dezennium des vorigen Jahrhunderts
63
drang diese Abscheu erregende, widerliche Ratte, aus
Norddeutschland kommend, in Franken ein, wurde im
Frühjahr 1794 zum ersten Male in Cöburg”) bemerkt
und rückte um dieselbe Zeit in die Maingegenden und
in die Flussthäler der fränkischen Saale, der Milz etc.
ein. - Hauptsächlich sollen siein den französischen Krie-
gen durch österreichiche Fruchtmagazine und dureh die
russischen Truppen eingeschleppt worden sein. Im Nürn-
berg’schen und in Würzburg traten sie zuerst im Jahre
1800 auf. Die Schleiereule erbeutet sie selten: in 3133
Gewöllen fand ich nur 8 Schädel der Wanderratte.
Anmerkung. Die Hausratte Mus rattus L. war bis
zum Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts
in Franken alleinige Herrin; das Jahr 1800 kann man,
im Allgemeinen zutreffend, als dasjenige bezeichnen, wo
ihr der neue Eindringling, die Wanderratte, die alten
Wohnsitze streitig zu machen anfıng, 1816 und 1817
war sie noch in Mühlen, Brau-, und Schlachthäusern,
Gerbereien u. s. w. keine Seltenheit, aber bereits im
Jahre 1828 der Hauptsache nach ausgerottet. Nur hier
und da hat sie ihr Dasem noch gefristet, wurde gegen
‘ das Ende der vierziger Jahre noch in einigen Häusern
von Cadolzburg in Mittelfranken wahrgenonmen und
von meiuem Freunde Herrn Professor Eugen von Böck
im Jahre 1852 in einem Fuchsbaue bei Ansbach in
einem Exemplare todt gefunden. Heutzutage dürfte sie
in ganz Franken für ausgestorben zu erachten sein.
2. Mus Musculus L.
Die Hausmaus.
Eine sehr bekannte Ueberlast menschlicher Woh-
nungen, im Sommer, besonders in mäusereichen Jahren,
findet man sie weit von den Häusern entfernt auf Fel-
*) Am 24. September 1794 veröffentlicht Dr. Hornschuh im
Coburger Wochenblatte die Naturgeschichte dieses Thieres.
dern, in: Mauern, Gebüschen, auf. Feldrainen u. s.w.
In Neuhaus bei Höchstadt a. A. fing ich in meinem ie
Hause und Garten 4 eraulicheelbe Mäuse, in Sommers-
dorf ein Exemplar, das am Rücken a Bauche mit
vielen linsengrosen weissen Flecken hei sonst, gewöhn-
licher Färbung varürte, und eines von gleichfalls nor- I
malem Kolorit, das auf lehmgelbem. Unterleibe einen
einzigen : linsengrossen , weissen Fleck hatte, Gegen je E
Kälte ist die Hausmaus sehr empfindlich. Nicht nur a
fand ich im Winter bei einer Temperatur in den Häusern ® ” RK
über dem Gefrierpunkte die in zuklappenden 'Draht-
Fallen Gefangenen ‚oftmals todt, ‚während noch Speck,
Brod und anderer Köder ee ‚war, selbst bei eini-
gen Graden Wärme befanden ‚sich verschiedene Mäuse
im elendesten Zustande, zitternd vor Frost, und unfähig
zu entfliehen, wenn ich sie aus der geöffneten Falle frei
auf den Boden fallen. liess. Rn
3. Mus sylvaticus L. Re
Die Waldmaus. Bi
Gemein, in manchen Jahren in Veber zahl nd Be:
forstschädlich, im Winter ‚nicht selten in den Häusern
der Dörfer und selbst der Städte. _ Mit der Vorigen
macht sie einen Hauptbestandtheil der Nahrung unserer
Nachtraubvögel aus. In ‚3133 Gewöllen der Schleier-
Eule fand ich 3126, und in 43 Gewöllen der ‚Waldohr-
eule 29 Schädel der Haus- und: Waldmaus. In den .
Wurzeln hohler Bäume, in, Felsenspalten ete. findet man
oft Vorräthe von Weichseln-, Kirschen-, Pflaumen- und ee:
Zwetschgenkernen, Haselnüssen, Eicheln, Heckenrosen-
Lindenkernen ete., die sie für den Winter im ihren
Magazinen ne Sie springt sehr gut, weshalb e
sie in manchen Gegenden den Namen „Jucker, Springer“
führt, auch klettert sie sehr eewandt. In mehreren i
Wintern kletterten, Waldmäuse an der Aussenseite des
massiv ‚gebauten Pfarrhauses zu Sommesdorf 4 Fuss
65
hoch‘ vom : Boden herauf: in.'den Raum: zwischen den
inneren und den Vorfenstern ‚von: welch’ letzteren ein
Flügel offen ‚gelassen war, und frassen das für Kohl-
meisen 'hingelegte Futter: »(Brod; Nusskerne, Sonnen-
blumenkerne u. s. w.), ja sie kletterten' sogar. am Fen-
sterkreuz empor und frassen’ einem daran aufgehängten
Sägentlein (Mergus albellus) die Fleischtheile der Brust
unddes Halses weg. Auch die. Bienenstände besuchen
sie’ im Winter und nehmen die todten Bienen fort; ich
fing‘ sie öfters zwischen den Körben in aufgestellten
Fallen.
en 4. Mus agrarius Pall.
Die Brandmaus.
Nach briefliehen Mittheilungen des kürzlich ver-
storbenen Professors Dr. Blasius findet sie sich bei
Aschaffenburg, nach Dr. Küster bei Erlangen. Ich
selbst habe sie in Bayern und Franken nie gesehen.
5. Mus minutus Pall.
Die Zwergmaus.
loch, Blasius (in ltteris) bei Bamberg und Aschaf-
ai ve
'23. Gattung. Arvicola. Lacepede.
6. Arvicola glareolus Schreb.
Die 'Waldwühlmaus.
Im Juni 1854 fand Dr. Brandt eine todte Maus
dieser Art bei Rabenstein in der fränkischen ‚Schweiz,
Ländarzt Kress im Steigerwalde bei Aschbach und auf
dem Radstein bei Kloster Ebrach im Jahre 1850. Vom
März bis September 1859 war sie so häufig, dass man
bei ruhigem Verhalten des Abends in den Ebrach’schen
Waldungen, namentlich um Ebrach und Winkelhof in
einem Umkreise |von.2i:bis; 3: Quadratruthen 60 bis 80
Stücke in einer Viertelstunde sehen konnte. Im Frühjahre
b)
15}
66 -
fand man sie nur ah sonnigen Waldabhängen, die von
kleinen 'Waldbächen: bespült waren, bis: sie sich»nach MR
und nach "über die: ganze Waldiläche verbreitete und
Schaden an':den: jungen, Buchenpflanzungen that. Der-
‚selbe bestand ‘darin, dass ‚die Mäuse die Pflanzen. ent-
weder kurz über: dem::Boden.:abbissen ‚oder sie ganz
ausrissen, in ihre Höhlen trugen und dort die Dieolyle-
donen und ersten Blättehen abnagten.. Beim Aufgraben
der Gänge und Höhlen fand man grosse Mengen von
leeren 'Buchensamenhülsen, deren Inhalt: sie verzehrt”
haben. Würde die Büchelaussaat im Frühjahr nicht'.so
reichlich veranstaltet-worden sein, ‚so wäre der Schaden
noch weit grösser geworden. So häufig sie im angege-
benen Jahre waren, so selten waren sie im darauffo-
genden: man sah sie fast, nicht mehr in, der. ganzen
Gegend, ein einziges Exemplar fand Kr ess im März
1860 auf Schnee erstarrt in der Nähe von Geus f eld.
Ich erhielt damals von diesem meinem verehrten Freunde
10 schöne Glareöla- Bälge und viele Schädel aus
dem Gewölle der auf einem Thürmchen der östlichen
Klostermauer zu Ebrach 'hörstenden Schleiereulen.
Eine ziemliche Anzahl dieser Schädel repräsentirte die 4
variatio Nageri. Ferner besitze ich. ein Origina-
Exemplar von Blasius aus der,.Gegend von Bamberg
in Spiritus und sah ein anderes in der Münchener Staats
sammlung aus .der Umgebung Eichstädts. Neuerdings
entwickelte ich 46 Schädel aus Gewöllen der Schleier-
eule von Ansbach (Sommersdorf), Windsheim,
(Pfaffenhofen, Custenlohr); ‚einen Schädel fand
ich in 43 Gryällen der Waldohreule ‘und die hintere S
Hälfte einer: solehen Maus im Fleische unter dem Horste
eines Thurmfalken zu Sommersdorf. 7
2. Arvicola amphibius L.
Die Wassermaus.
Ueberall in Franken vorkommend und unter den
are
67
Namen „Wasserratz, Erd-, Stossratte, Schermaus, Höllen-
maus“ allgemein bekannt. Sie:lebt auf Wiesen, wo sie
Gänge wühlt und dabei Erdhaufen, wie’ der Maulwurf,
aufwirft. In der Nähe von Gewässern, fliessenden und
stehenden, lebt sie’ gern unter den Wurzeln der Weiden
und Erlen, schadet durch ihre Röhrenbauten den Ufern,
von welchen durch das Eindringen ‘des Wassers ' bei
Ueberschwemmungen öfters ganze Ufer- und Rasenstücke
in die Tiefe abrutschen. Nicht selten 'stöst man bei dem
Krebs- und Aalruttenfang, wenn man in die Höhlungen
unter dem Wasser greift, auf eine Wasserratte, die dann
gehörig beisst. Einem meiner Bekannten biss eine solche
den Nagel des Daumens durch und wurde, vollständig
verbissen, daran hängend hervorgezogen. In Gärten,
z. B. in dem von 2 Bächen durchflossenen zu Som-
mersdorf, hält sie sich gerne auf, thut Schaden na-
mentlich an den Knollengewächsen, am Mais, kann mit
Maulwurfsfallen leicht gefangen: werden und 'ertrinkt- öf-
ters in Fischbehältern. In 3133 Gewöllen der Schleier-
eule fand ich nur 15 Schädel dieser Maus. Auch die
Krähen stellen ihr nach, wenn sie bei Ueberschwem-
mungen auf das Trockene flüchtet.
3. Arvicola agrestis Blas.
Die Erdmaus:
Die bis auf Blasius (1857) bekannten Fundorte
dieser Maus in Deutschland waren Braunschweig,
Düsseldorf, Aachen,Heidelberg,dassächsische
Voigtland,Schlesien, ausserhalb Deutschland Frank-
reich nördlich von der Seine, und westlich ‚von der
Mosel, sonst: noch‘Belgien und. die Pyrenäen. Im
Münsterlande, woselbst sie nicht! selten, vielleicht sogar
häufig ist, entdeckte sie Dr. B. Altum, ich ehe fand
68
3 Schädel in Otus syIvestris-Gewölle von Maria:
hofm Obersteiermark, das ich der Güte der rühm- |
lich‘ bekannten ‚österreichischen Oxnithologen;,, Pfarrer _
Bla sius-Hanfund Baron VietorRitter von Tjehusi,
verdanke. ‚Ihr, Vorkommen in ‚Oberfranken ‚erfahr B.
Professor Blasius durch Fxemplare „die ich ihm auf
der Ornithologen-Versammlung in Köthen vorlegte und
die ich in der Gegend, ‚von Höchstadt a. & New
haus, 'Buch) sammelte. Neuerdings. untersuchte ich
3133 :Gewölle: der Schleiereule, fand darinnen 155 Schä-*
del:und: constatirte dadurch das Vorkommen dieser Maus
in Oberfranken bei Kloster Ebrach, in Unterfran-
kenibei Bimbiach, in Mittelfranken bei Dinkels-
bühl, ' Uffenheim (Pfaffenhofen, Custenlohn),
Windsheim. (Icekelheim), Neustadt a. A. (Dot-
tenheim),Herrieden(Sommersdorf,Sachsbach) .
und Gunzenhausen (Arberg), von welch letzterem
Orte ich sie wiederhelt auch im, Fleische ‚erhielt. . Aus
43: :Gewöllen der: ‚Waldohreule aus; dem Herrenholze
bei Sommersdorf entwickelte ich nur einen einzigen MR
Schädel, was auffallen muss, da Arv. agrestis.eme
Bewohnerin des Waldes ist und in. der. genannten Ge- ug
gend doch nicht selten sein kann, da 30.Gewölle dr
Schleiereule von Herrieden einen, ‚221 Gewölle von Br
Sommersdorf 23, und endlich 13 Gewölle von Sachs-
bach 2 Schädel lieferten: "Am häufigsten dürfte ieim
Steigerwalde sein, denn 1160 Gewölle der Schleiereule Bi
enthielten 87 Schädel.
4. Arvicola arvalis Pal. 4 % |
‚Die, gemeine, Feldmaus. ge IR
Durch ganz Franken verbreitet, wird sie in 'man-
chen Jahrgängen (durch ungeheure Vermehrung: zur Land:
plage. ‘Ueber die durch sie angerichteten Verheerungen _ 4
alter und neuer Zeit besteht eine reichhaltige Literatur.
69
Im Oktober 1861 erhielt ich von Sommersdorf eine
ganz weisse Varietät mit dunklen Öhrenhäuten und Augen.
‚„.n..3135 Gewöllen der Schleiereule fand ich 3175,
in» eh Gewöllen. der. Waldohreule 15 Schädel.
Anmerkung.‘ Die brauue Feldmaus' Arvicola campestris
Blas. hat ihr Entdecker in 6 "Exemplaren bei Braunschweig,
vom: Niederrhein aus der Gegend von Düsseldorf theils' selbst
gesammelt, theils erhalten; im Leydener Museum steht ein Exem-
plar derselben und soll diese Maus, wie Temminek dem Pro-
fessor' Blasius sagte, einst in Holland in undenklichen Massen
vorgekommen sein; auch bei’ Wien will man einige Exemplare
gefunden haben und Dr. Altum führt’ sie nach einem Schädel
'aus' Schleiereulen-Gewölle mit Gewissheit ‘als Bewohnerin des Mün-
sterlandes auf. Wenn der Bau des dritten Oberkieferzahnes, wie
ihn Blasius beschreibt (6° Schmelzschlingen, die beiden letzten
nicht vollständig getrennt; innen 4 und aussen 5 Kanten, die vierte
‘oder vorletzte schwächer als die übrigen), für Arvie. campestris
‚artentscheidend ist, dann habe ich in 3133 Gewöllen der ’Schleier-
-eule 240 Schädel der braunen Feldmaus gefunden und kommt 'sie
bei Kloster Ebrach und Höchstadt a. A. (Neuhaus), bei
Herrieden(Sommersdorf), beiWassertrüdingen, Ehingen
'am Hesselberg, Wittelshofeu, Dorfkemathen, bei Winds-
heim, (lckelheim) U ffenheim (Pfaffenhofen, Custenlohr)
und in Unterfranken beiBimbach vor. In 43 'Gewöllen der
Waldohreule (Otus sylvestris) befanden sich 6 Schädel von der
oben’ angegebenen’ Struktur. Ein’frisches Exemplar der A. cam-
pestris habe ich aus Franken noch nicht erhalten und «der Um-
‚stand, dass mir'246 Schädel "dieses "seltenen Wühlers "sollen zu
Handen gekommen sein, während ein so 'eminenter Forscher, wie
der zum tiefsteu Bedauern aller Fachgenossen der’ Wissenschaft
_ viel zw'früh entrissene Professor'Blasius es war, im Ganzen seit
1843 nur 6 Individuen gesehen und theilweise genau untersucht
hat, erregt mit grosse Bedenken. Um vielleicht in das Reine zu
kommen, schickte ich anBlasius vor mehr als einem Jahre eine
grosse Partie der fraglichen Schädel mit der Bitte um sein Urtheil,
'erhielt aber keine Antwort. An dem einzigen Schädel , den Dr,
Altum aus Eulengewölle entwickelte, vermeinte derselbe eine
Ausschlag. gebende, Eigenthümlichkeit: für ceampestris im Gegen-
satz zu arvalis in den beiden mit ‚grösseren Oeffnungen nicht
durchbohrten Gaumenrinnen gcfunden zu haben. Unter den 246
fraglichen Schädeln meiner Sammlung befinden sich solche, welche
TO
diese Gaumendurchbohrungen ebenfalls nicht haben und in allem
Uebrigen mit dem münsterländischen, von Blasius selbst be-
stimmten und in meinem Besitze befindlichen campestris- -Schä- Ser
del übereinstimmen, die grössere Mehrzahl aber besitzt Gaumen- Bi
rinnen mit einzelnen, meist unregelmässigen, oft nur einseitig vor-
handenen grösseren ‚Durchbohrungen. Das; nemliche Verhältniss
findet bei Arv. arvalis und ‚agrestis statt. Die von Altum
behauptete für A.ıcampestris Ausschlag ‚geben sollende Eigen-
thümlichkeit bestätigt. sich sonach nicht, überhaupt, dürften; so mi-
nutiöse Unterseheidungs-Merkmale, selbst wenn sie vorhanden wä-
ren, praktisch nicht zu verwerthen sein, „Denn, wenu ich, um ein,
kleines Säugethier ‚mit Sicherheit zu bestimmen, demselben das”
Fell über. die Ohren. ziehen und nicht blos, was schon. subtil ge-
nng, ‚aber. unvermeidlich ist; die Zähne untersuchen, sondern noch
die Gaumenrinnen sauber präpariren und ‚mit‘ der Loupe mich
‚vergewissern soll, ob, Durchbohrungen vorhanden sind. oder nicht,
so scheint mir ‚das eine zu weit gehende Forderung zu sein, ge-
eignet, nicht; blos Anfängern, auch schon Geförderten die Lust und
Liebe zur: Erforschung ‘unserer Fauna gründlich zu 'benehmen,
Als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal des Schädels ver-
bleibt somit nur der dritte, Oberkieferzahn, dieser’ aber stimmt bei
meinen 246 fraglichen camp’estris-Schädeln sowohl mit dem
münsterländischen Präparate, als auch mit der Beschreibung und
Zeichnung bei Blasius mit Ausnahme von wenigen Exemplaren
vollständig überein. ‚Zu diesen. Ausnahmen gehört ein: Schädel
aus. Eulengewölle vom Spitalkirchthurm in Windsheim, dessen
dritter Oberkieferzahn: 6 vollständig getrennte Schmelzschlingen und
innen 4, aussen. aber nicht fünf, sondern sechs Kanten aufweist,
von denen die fünfte schwächer, als die vier anderen, doch beider-
seits scharf geschnitten. bis in die Alveole des Zahnes verläuft
Etliche Schädel zeigen an dem charakteristisch sein sollenden drit-
ten Oberkieferzahn. links die Bildung der sampasizie, rechts: die _
der awvalis.. Wohin gehören nun diese? E99
"Blasius fand bei den zahlreich untersuchten ver-
wandten Arten in Gebiss, Ohrbehaarung und Fussbil-
dung keine Spur wesentlicher Abweichung. und glaubte
in dieser Unwandelbarkeit, die in keinerlei Weise .eine
Annäherung an die ihm vorliegende Form zeigte, eine
genügende Bürgschaft für" deren speeifische Selbststän-
digten finden zu müssen, weshalb er sie 1853 in den
11
‚ gelehrten Anzeigen der bayerischen Akademie als neue
Art beschrieb. Meine Untersuchungen haben wenigstens
in Betreff des Gebisses der nahe verwandten Arten zu
ganz anderen Resultaten geführt; denn ich besitze ganze
Reihen von Schädeln, habe ‘auch nicht wenige deren
an Blasius geschickt, bezüglich deren man in Verle-
genheit ist, wofür man sie zu halten 'hat, ob für arva-
lis oder agrestis oder für Uebergangstormen zu agres-
tis im Sinne Darwins.
"Im Oberkiefer der typischen Arv. agrestis hät
der 1. Backenzahn 5) Schmelzschlingen, ‘aussen und'in-
nen 3 Kanten. "Ich besitze eine Anzahl von Schädeln,
deren erster Backenzahn ein überzähliges (sechstes)
Prisma, demnach 6 Schmslzschlingen, aussen undi innen
4 Kanten hat. |
' Der zweite Backenzahn der agrestis hat 5 Schmelz-
ekäkisen aussen 4, innen 3 Kanten. Ich besitze einen
Schädel, der rechts 5 links 4 Schmelzschlingen, rechts
aussen und innen 3 Kanten, wie agrestis, links 2
Kanten innen, wie ei und 3 Kanten aussen hat,
wieder ein änderer ‘besitzt 5 Schmelzschlingen, aber
statt des spitzen Prismas oder der abgerundeten Schlinge
(beide Formen sind an typischen Schädeln zahlreich)
steht hier ein nach innen scharf geschnittener Würfel.
Der 3. Oberkieferzahn der typischen agrestis hat
6 Schmelzschlingen, die beiden letzten nicht vollständig
getrennt, aussen und innen 4 Kanten. Hievon weicht
indessen die auch in Franken in fast gleicher Anzahl
mit der typischen Form auftretende var. brittanicus
de Selys ab, die aussen 5, innen 4 Kanten des 3.
Oberkieferzahnes aufzeigt, nur mit dem Unterschiede,
dass viele fränkische brittanicus die vierte Kante
nicht schwach angedeutet, sondern scharf eckig besitzen.
Ausser dieser recht gewöhnlichen Varietät befinden sich
in meiner Sammlung eine Anzahl von Schädeln, an de-
72
nen. der: fragliche ‘Zahn. sieben Schmelzschlingen. und
aussen und innen fünf Kanten, andere. 'wo er bei |
gleicher. Schmelzschlingenzahl aussen 5, innen 4; ‚und
endlich einen, .der..7. Schmelzschlingen und aussen ‚4, 1
innen fünf-Kanten. hat. ara,
Diese Alle sind unbestreitbar a A Be estig:
die ‚Behauptung der Umwandelbarkeit des ‚Gebisses der
unserer Blasius’schen campestris nahe verwandten
Arten aber, an denen keine Spur von wesentlicher‘ Ab-
weichung, zu ‚beobachten seyn soll, wird. dureh ‚solche
Thatsachen, wofürich Jeden, dersich dafür interessirt,.die
Nachweise ‚liefern will, doch ‚wohl vollständig. widerlegt.
Blasius gesteht zu, dass das ‚seltene Vorkommen
einer Form, die in, mancher; Bezichung die Mitte ‚zwi
schen agrestis und arvalis halte, auf die Idee einer
Bastardbildung. zwischen. beiden, Arten . führen ‚könne,
wiewohl er gestehen. müsse, dass aus der. Lebensbeob-
achtung kein Wahrscheinlichkeitsgrund ‚für eine solche
Hypothese hervorgehe. Ein bestimmtes Urtheil kann ich
nicht abgeben, weil ich die campestris ‚noch ‚nicht
im Fleische in die Hände bekommen. habe, ; das aber
glaube ‚ich, dass. die Akten ‚über. die ‚Artberechtigung
dieses Wühlers noch nicht geschlossen sind, ‚weshalb. ich
ihr auch eine fortlaufende Nummer in, gegenwärtigem
Verzeichnisse nicht gegeben habe. ut
‚.. Anmerkung 2. Die kurzöhrige Erdmaus Arvicola sub ter-
aneus de Selys kenne ich aus dem südlichen Bayern und ‚habe
ein in der Gegend von Memmingen bei Woringen gefangenes
Exemplar an Professor Blasius geschickt, der denn auch das
Vorkommen dieses Wühlers in Bayern in seiner Naturgeschichte-
der Säugthiere Deutschlands Seite ‚893 ‚angemerkt hat. ‚Aus'Fran-
ken habe ich sie im Fleische noch nicht erhalten, besitze aber von
Kloster Ebr ach, Sommers dorf, Windsheim und Uffen
heim (Pfaffenhofen) eine Adzaht von Sehädeln. welche kei-
ner andern Art angehören werden. Die Oberkieferzähne, nament-
lich die ersten Prismen des ersten’und dritten Zahnes, sind nicht
wie bei den ‚verwandten Arten, die hier, in Betracht: kommen könn-
' ten, rundlich nach oben gewölbt,,sonderh: am Oberrande‘ fast » ge-
radlinig geschnitten, in der, Mitte mit einer. leichten, Einsenkung
nach unten, wodurch die Zahnköpfe auffallend comprimirt er-
A scheinen, eine Bilduug, zu der auch die hochhinaufgezogenen Un-
Whändet der beiden Zahnköpfe wesentlich beitragen. Ich glaube
mich’auch in der Deutung der fraglichen’Schädel nicht'zu täuschen
(wer Tausende von Mäuseschädeln untersucht hat, wird: doch wohl
einen ‚scharfen Blick für feine Unterschiede sich angeeignet haben),
halte es aber doch für besser, die subterraneus nur ‚als sehr
wahrscheinliche Bewohnerin BE, mit Vorbehalt aufzuführen.
Anmerkung 3, Dass der Biber einst in Franken heimisch war,
ist Thatsache. Viele Bach- und Ortsnamen des Maingebietes er-
innern 'an ihn, die Pürsch-''und Fanggelder-Regulative des Burg-
srafthums Nürnb;erg; unterhalb Gebirgs, z, B.. das.des Markgra-
fen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbaeh vom
22. Dezember 1679, setzen Prämien von 1. 12 kr. für einen Biber
aus, und nach Göttlings (+ 1679) Chronik von Rothenburg
o. T. kamen den Bürgermeistern daselbst die Biber und Otter,
welche in der 'Tauber' und ‘den 'Seen ‘der 'Rothenburger‘ Landwehr
gefangen ‚wurden, allein zu. , Am 27.. Angust 1586, wurde ein Bi-
ber an der Gersprinz unfern Stockstadtim Aschaffenburg’-
schen gefangen und im Winter 1727/28 ein wahrcheinlich. durch
Hochwasser und Treibeis aus der Donau bei der Kratzmühle in
der Nähe von Pfraundorf von dem Revierförster Nieb erlein
von Haunstetten geschossen, nach Kipfenberg gebracht und
als grosse Seltenheit in den. doriügen Schulen gezeigt. , Ich sah
diesen Biber in der ehemaligen leuchtenberg’schen Sammlung. aus-
gestopft neben einem altbayerischen Biber \ von Ismaning.
‘
12. Familie. Hasen. Leporina.
24, Gattung. Lepus L.
Lepus timidus .L.
Der Hase.
Allgemein verbreitet. ’ Farbenvarietäten sind 'gar
nicht selten. ı Gescheckte Hasen wurden bei Cammer-
stein und Engelthal in Mittelfranken geschos-
sen; an letzterem wären die Läufe, die hintere Längs-
hälfte der Löffel, eine grosse‘ 'Stirnblässe und ein’ vom
Rücken handbreit ‚herabsteigender, an: den Seiten‘ sich
7a
bedeutend erweiternder und mit der weissan Bauchseite
sich vereinigender Sattel ganz weiss. Ein gewöhnlich
gefärbter Hase mit grosser weisser Stirblässe wurde
bei Ehingen am Hesselberg, ein am ganzen Leibe
gelblich weisser bei Insingen im Rothenburg’schen
und ganz weisse Hasen bei Hoheneck und Dinkels-
bühl in Mittelfranken und bei Hallerstein Forst-
amts Marktleuthen in Oberfranken erlegtr
Missbildungen der Zähne sind gleichfalls nicht selten.
Im Jagdbezirke Stierberg Forstamts Horlach n*
Oberfranken wurde 1844 ‚ein Hase mit ganz:abnormen
Zähnen geschossen. Die beiden unteren ‘erhoben sich
nämlich über die Kinnladen ‘etwas gekrümmt, 1" 54
hoch und standen oben 5“ weit auseinander; von dn
beiden. oberen war ‚der linke 7” lang und auswärts
gekrümmt, der: rechte aber 1‘ 6“ lang und: so rund
abwärts gebogen, dass es nur eines Bogenfortsatzes von
bu Länge bedurft hätte, um einen regelmässigen Kreis
mit 7° Diameter zu bilden. Man hätte denken sollen, a
ein. Hase mit solchem Gebisse hätte nicht -äsen können,
gleichwohl: war derselbe sehr gut bei Leibe. 2,
Die: grosse Geilheit des Hasen macht es erklärlich,
dass Missgeburten desselben, darunter die sonderbarsten
Gestalten, häufiger, als bei jedem anderen in der Frei-
heit lebenden. Thiergeschlechte gefunden ‚werden. Im
Jahre 1783 wurde im Markgrafenthum Ansbach eine
Häsin geschossen, die mit 2 Jungen trächtig war. Das
eine noch lebende-'war normäl' gestaltet, das andere
todte aber war, so beschreibt es der bekannte kurhes-
‚sische: Oberforstmeister v. Wildungen in Marburg,
auf dem Rücken in die Länge gespalten und durch die-
sen Spalt war ein in in der Mitte liegendes vollständig
ausgebildetes Hasenköpfehen sichtbar, das zwar höchst
wahrscheinlich zu diesem Embryo selbst, der den
Rücken und einen Vorderlauf ausgenommen: in einer
15
diehten Haut fest eingehüllt lag, angehörte, auf ,den'er-
‚sten. Anblick aber natürlich so aussah, als ob in. diesem
jungen 'Häschen . wieder. ein ‚anderes "eingeschachtelt
läge. ‚Eine klare Vorstellung von der Gestalt, dieses
abenteuerlichen Monstrums gibt mir wenigstens. die Be-
schreibung: Wildungens nicht.
5... In dem gräflich von $Schönb orn’schen: Forstrevier
Huckelheim: wurde ein todtes Häschen mit ganz sicht-
‚baren. Verletzungen am Kopfe und am linken Hinter-
sprung.:gefunden. Das. 'Thierchen, welches 4 bis 5: Tage
alt, geworden sein mochte, ; hatte: ‚daher gelebt. Der
Kopf war stärker, als der eines gewöhnlichen Hasen
- on ‚gleichem. ‚Alter, aber nicht ‚missgestaltet.. Zwei Löf-
fel befanden. sich an ihrem natürlichen Standorte, zwei
kleinere standen niederliegend am. Hinterkopfe, alle 4
von normaler Bildung, die kleineren aber weniger 'be-
haart. Die Bildung..des,' Halses,..der Brust, des Blattes,
der Vorderläufe, überhaupt des‘ ganzen Vorderleibes
wich ‘nicht ‚von. der normalen, ab, jedoch oberhalb
des Blattes auf ‘dem Rücken befanden: sich zwei Vor-
dersprünge (Läufe) neben einander rückwärts liegend.
Auch an diesen Sprüngen bemerkte’ man eine: schwä-
.chere Formation. . Die letzte Rippe, war. der Theilungs-
‚punkt des Körpers in zwei Theile, von denen jeder,ein
vollkommen ausgebildeter. Hinterkörper war. ‚Die Hin-
tersprünge, die Blume, und, Zeugungstheile waren voll-
ständig ausgebildet, letztere. einerseits männlich, andrer-
seits weiblich.‘ Die innere ' Organisation konnte nicht
mehr untersucht werden, da. Behlen die Missgeburt
ausgeweidet und in hochgradiger -Fäulniss erhielt und
sofort in Alkohol setzen musste. Ein zweiter, in sei-
ner äusseren Gestalt mit der eben beschriebenen Mon-
‚strosität vollkommen übereinstimmender, nur grösserer
und stärkerer Hase, ein ‚Beweis, dass. ‚er länger gelebt
hatte,,, wurde todt in dem Forste Säulauf im Spessart
6
gefunden! Von ‘diesem Doppeihasen sah Behlen nur
‚den ’Balg. ‘Einen ganz ähnlichen besass ich durch’ die
Güte ‘meines Freundes des Arztes Kress in Kloster
Ebrach'aus dem Steigerwalde und im’September 1864
fing der‘ Jagdhund des’ 'kgl.' Försters Kühlwein "zu
Feuchtwangen einen jungen Hasen mit 2 gänz 'nor-
malen “Hintertheilen, 8 Läufen,'4 Löffeln, zwei nach
oben,‘ zwei’ am Halse nach unten gerichtet, mit kurzem
gedrungenen Halse, eitiem Kopfe mit '4 Augen, das vierte
verwachsen, aber unter der Haut fühlbar, einer’ Näse
und statt des Maules mit einer kleinen’ Oeffnung. Zwei
der: Vorderläufe stehen normal, 2 erheben sich ober-
halb ‘des. Blattes auf dem’ Rücken.‘ Herr Kühlwein
besitzt ‘dieses 'etwa 2 Tage alt gewordene Doppelhäs-
‚chen 'ausgestopft, eine a ua ist in 'mei-
nem Besitz. ATI TEEN
v2, ie Cuniculus L. ne Sr
| Das Kaninchen. a
Dieses Unkraut,‘ wie es der Jagdschrifsteller Diezel
nannte, ‘bewohnt einen Theil des westlichen Unterfran-
kens, tritt 'hier' jedoch massenhaft auf, so im Revier
Wasserlo's bei’ Alzenau, woselbst ansehnliche Wald-
flächen‘ mit‘‘dem 'Kothe dieser Thiere ganz 'bedeckt er-
scheinen. Ausserdem ist es in der Gegend von Aschaf-
fenburg allgemein verbreitet, im Revier Kleinost-
heim (Stried), Aschaffenburg, namentlicham Go- K
delsberg und Büchelberg, Grossostheim und
Kleinwallstadt. Es thut hier den Acker- und Wein-
bergbesitzern bedeutenden Schaden, in den Weinbergen
theils 'durch Untergraben, theils durch Abnagen‘ der
Rinde und der Knospen "der Winterstöcke; auch den
forstlichen ‘Culturvemühungen ist es ‘sehr hinderlich,
weil es. Fohren, Birken und Erlen angreift und 'die
Rinde der‘ jungen Pflanzen und ‘Stockloden der Akazien
abnagt.‘ Bei Aschaffenburg dürfte es ausgesetzt worden
a“
sein; bei: Wasserlos kommt eine ‚ganz schwarze, Va-
rietät vor.
Vv. ee
ER Wiederkäuer. Ruminantia. _
13.. Familie. Hirsche. , Cervina.
4 25. Gattung. Cervus L.
1; Cervus. Elaphus L.
‚Der Edelhirsch.
rang war vor, dem. Jahre 1848 noch in a.
grossen, Waldungen: Frankens theils. als-Stand-, theils als
Wechselwild zu finden; heutzutage aber ist er beinahe
ausschliesslich in die Porke internirt und nur, noch | da
und dort hat ‚sich ein schwacher Edelwildstand im Freien
erhalten. Unterfranken besitzt in den königlichen und
fürstlich löwenstein’ schen Wildparken des, Spessarts und
im fürstlich, leiningen’schen Parke bei, Amorbach noch
vieles Parkwild, dagegen stehen ‚sowohl im Spessart
als ‚auch im ech Antheil des Odenwaldes nur
noch, wenig Hirsche im Freien, auch in .der Rhön, und
in. den Hassbergen haben sie ihr Dasein gefristet und
| wechseln von da in den Gramschatzer und ;Guttenber-
ger Wald und in die Gegend von Schweinfurt. In Ober-
franken hat sich der Hochwildstand des Fichtelgebirges
eleichfalls seit dem in der Geschichte der Jagd so be-
deutungsvollen Jahre 1848 sehr vermindert, doch steht
noch immer in den zusammenhängenden ‚Forsten von
Weissenstadt, Sparneck, Kirchenlamitz und Bi-
schoffsgrün bei Wunsiedel und Marktleuthen
einiges, Standwild, 40 bis 50 Stück. Im Hauptsmoor
bei,Bamberg wurden die Hirsche völlig vertilgt, doch
fanden sich schon 1859 wieder ein Hirsch und 2 Thiere
ein und wäre es nicht unmöglich, dass Standwild wie-
der heimisch. würde, wenn nicht sofort, sobald sich eine
Schale spüren lässt, Jagd darauf. gemacht würde. In
18
Mittelfranken stand vor dem mehrgenannten Jahre noch
vieles Hochwild in den öttingen’schen, pappenheim’schen e
und leuchtenberg’schen Forsten, welche weithin dieGe-
gend mit Wechselwild ar namentlich die Wald- 4
ungen von Altdorf, bei Eichstädt, "Raitenbuch, wo es
nicht sehr viel’Hochwild gab und’ noch gegen das Ende
der vierziger Jahr sehr stärke Hirsche (im August 1845
ein Sechsender, der ausgeweidet 299 Pfund wog) er-
legt wurden. Einiges Standwild befand sich im Weis-
senburger 'Stadtwalde und in einer Staatswaldparzelle
des Reviers Weiltingen, wo die Jagd öttingisch war,
im übrigen Theil des örtng: gab es nur Wechelwrild.
Ein 'bedeutenderer Stand hatte sich Auf dem Revier
Abtsberg und Gunzenhausen erhalten, von wo das
Wild in die angrenzenden fürstlich von Wrede’schen
Thronlehensjagden, in die Waldungen bei Weingar
ten, Gräfensteinberg, welfeneia ab- und zu-
wechselte. ‘In der letzteren "Gegend, in Haide, einer
prächtigen Waldunt zwischen Markt Bechhofen "und
Schwaningen, waren zu markgräflichen Zeiten die
Hirsche in grosser Anzahl vorhanden und würden
von den letzten Markgrafen Carl und Ale xänder
zahlreiche Parforcejagden abgehalten. Heute noch ber. 09
singt der Volkswitz etliche Waldnester jener Gegend on
mit dem $pottreim:
Friedrichsthal und Kaltengreuth,, en
Ehrenschwind ist auch nicht weit.
Das sind drei gelobte Länder
Schau’n die Hirsche in das Fenster.
Der Witz dieser Bauernpoesie ist längst nicht mehr
zutreffend, wenn aber Hirsche des Burgbernheimer Wal-
des weit in die Ferne streunen, so kommen sie von
Zeit zu Zeit an den alten Wohnsitz ihrer Ahnen, in die
Haide und in den nahen Mönchswald der Revier
Lindenbühl. Ein Achtender' wurde auf der Warti :
79
Stadeln’im Mönehswalde 1856 erlegt, Mitte Juli 1861
wechselten 2 starke Hirsche, den Schalen nach ein
Zwölf- und ein Zehnender, durch die Haide nnd. An-
fangs Juli 1867 abermals 2 Hirsche, ein Zehn- bis
Zwölfender und ein geringerer Hirsch durch denselben
Forst. Der stärkere hielt sich etwa 14 Tage in der
Gegend von Röttenbach bei Arberg auf und würde
hier und bei Beuerberg am Hesselberg zu ver-
schiedenen Malen vergeblich nach ihm gejagt.
Die Revier Auernheim "und Treuchtlingen
erhielten noch vor: 25‘ Jahren 'hie und da Zuwechsel
aus den gräflich pappenheim’schen Jagden.
© Einiser Hochwildstand befindet sich noch auf der
srossen Fläche der Communalwaldungen ‘von Burg-
bernheim, Steinach an’der Ens, Galmersgarten,
Endsee, Urphershofen und Hartershofen, wo-
selbst es sehr' viel herumwechselt und häufig in den so-
genannten Klosterwald des Reviers Windelsbach, in
die Gegend von Uffenheim, Welbhausen, mitun-
ter auch bis Schillinesfürst, Kloster Sulz, Leu-
tershaussen, Aurach, viel seltener noch m die
Waldungen nordwestlich, von.‚Wimdsheim und in die
Steigerwaldreviere gelangt. Die meisten Hirsche des
Burgbernheimer Waldes werden in den Steinacher Feld-
hölzern angetroffen, wohin sie der guten Aesung und
des Quellwassers wegen sehr gern aus den zusammen-
hängenden Waldungen ziehen. Im Jahre 1866 wurden
dort 2 Hirsche zu Holz geschossen, ein dritter starker
Hirsch wurde im Burgbernheimer Walde angeschossen,
nieht erbentet und im darauffolgenden Winter einige °
Male in seiner rothen Sommerdecke als Kümmerer ge-
sehen. 1858 schoss Herr, Oberförster Model in Burg-
bernheim einen Zehnender und am 29. September
1859 mit andern Jagdgenossen einen Capitalhirsch von
18 Enden, der ausgeweidet 245 Pfund wog. Herr För-
ster Kastner in Steinach a. E. schoss‘ daselbst zu
Ende des Jahres, 1867 ein: Schmalthier im N orden-
bergier Forste; das 123. Pfd. wog, von. 22 Achtendern
und .einem .Spieser, ‚die er ‚gleichfalls erleete,, ‚wog K
der stärkste ausgeweidet, 198, der ‚geringste 137 Pfd.
Ende 1867. schoss. ein dortiger Baueruschütze in. der
Hohenleithe einen ausgeweidet; 243. bayerische ‚Pfunde “
wiegenden Achtender,' mit; den: ein , Zwölf-. oder, Vier:
zehnender und ein: geringerer Hirsch. wechselte.‘ , Der
gegenwärtige , Wildstand wird die, Zahl von beiläufig ' “
25 Stükem nicht überschreiten und mögen sich hierunber E; i
befinden. 1867 ie im Walde die Te z
Geweihe ‚eines. Zwölfenders, zweier, Achter, und. anaien, Bet
Sechsender gefunden... ı or
„ Endlich . stehi . noch. Hochwild ungefähr £0, ch 5
70. Stücke im. Veldensteiner Forst bei Pegnitz und
Plech, von wo, es’ in. die, Waldungen, von Gösswein
stein, Muggendorf und im ‚die nahe ‚Oberpfalz in
die, Gegend von Weiden, Eschenbach u.s.w. aus; Se
wechselt. ni ka F urn ee
2. Corvus Dama L chi
f 2
Ber’ Damhirsch!: WW AIR e Fu
Im Freien steht kein Damwild mehr, eingeparkt r
aber findet es sich in verschiedenen, königlichen, fürst-
lichen und gräflichen Thierparken. Der durch ae kö- \
niglich preussische Regierung in dem ehemaligen Mark-
srafthum Ansbach-Bayreuth angeordneten und in
den Jahren 1794 bis 1800 in das Werk gesetzten Ver- =
"tileung des Hochwildes enteing im Mönchswald der U
Revier Lindenbühl Förstamts Gunzenh aussen
ein geringer Wildstand, weisse, Gelb-, Roth- und Schwarz-
schecken und ganz dunkles Dahwire! sögenanntes ; ;
schwarzes, dass sich bald. en bedeutend mehrte und *
ARE
&1
so dreist wurde, dassı€s sieh'ihur mit Mühe verscheu-
chen liess und nach kurzer Zeit wiederkehrte, wenn es auch
mit Hunden weggehetzt ward. Im Sommer streunte es
weithin in die Umgegend, in, dieHaide (Lellenfeld,
Schwaningen) in die Waldungen bei Windsbach
Lichtenau, Gräfensteinberg und Sandsee, ein-
zeln sogar in die von Crailsheim'schen Waldungen
bei. Thann (Herrieden), im Winter aber wechselten
alle diese Streuner, sofern sie nicht dem, tödtenden Blei
erlegen waren, in den Mönchswald zurück. \ Vor 6 Jah-
ren befanden sich dort noch 3 Mutterthiere, aber kein
Hirsch mehr. Sie verkamen, ohne. dass über; ihr weite-
res Schicksal Etwas bekannt geworden wäre.
27. Gattung. Capreolus Smith.
1 Capreolus. Capreolus L. Das Reh.
Allgemein in den Waldungen Frankens verbreitet.
to) ko) i Ä
Ein prachtvolles Rehgehörn, ungeraden Achzehnender,
besitzt Freiherr Gutend von Seckendorf m Winds-
heim. Das Gehörn stammt von einem von Jugend auf
zu Bur obernheim zahm gehaltenen und im Alter
von 3 Jahren verendeten starken Bock, der sehr unver-
träglich die Gaisen, die man ihm zugesellte, nicht um
sich duldete, niemals bedeckte, sondern im Gegentheil
tödtete. Wegen seiner Bösartigkeit aus dem geräumige-
ren Garten, wo er sich gewöhnlich aufhielt, in einen
zu engen Hofraum gebracht, magerte er bei guter hin-
reichender Nahrung ab und ging ein. Das Gehörn ge-
hört zu den schönsten und interessantesten Abnormitä-
ten, die ich je gesehen. Aus dem rechten Rosenstock
entwickeln sich 3 Ende, von denen das grösste 3 Zoll
paris, Maas lang und + Zoll dick ist, aus dem linken
6 Ende, von denen 3 eine Länge von 2 bis 24 Zoll
haben.
6
| 0001 27. Gattung. Sus L.
ii; ‚41. Sus Serofa L, Die Wildsau. ER
Im Freien ist sie in ganz Franken vertilgt, kommt
in verschiedenen königlichen, fürstlichen und gräflichen a
Parken häufig genug vor, wird aber, entweder aus Nach-
barländern eingewechselt oder aus einheimischen Parken
ausgebrochen, von Zeit zu Zeit immer wieder gesehen
und erlegt. ‘So wurde im Winter 1863[64 im Burg- N
bernheimer Walde, bei einem Treibjagen eine überlau-
fene Sau angetroffen und bei Grimmschwinden er-
lest; 1865 stellte sich in den Burgbernheimer, Steina-
cher ‘und Windelsbacher Waldungen wieder eine Sau
ein, die endlich am 6. Juli 1867 in der Nähe des Ortes
Linden bei Windelsbach erschossen wurde, und
im Herbst desselben Jahres liess sich eine Bache mit
8 oder 9 überlaufenen Frischlingen in der Gegend von
Rothenburg o. T. sehen. Nach einer vergeblichen
Jagd im Revier Kloster Sulz wechselte die Bache R
über Breitenau und Feuchtwangen in das Wal
-lJensteinsche. Zuderselben Zeit wurden auch in Un- | ’ N
terfranken bei Remlingen Wildsauen erlegt. 2
Ueber singende Mäuse
von Franz Wilke.
Die mehrfachen Beobachtungen über singende Mäuse
und die immer noch laut werdenden Zweifel an der
Wahrheit der Angaben, veranlassen mich, Nachstehen-
des zu veröffentlichen.
Der unter meinem Wohnhause befindliche Keller
besteht aus 2 Abtheilungen, deren vordere als Arbeits-
Lokal dient, während in der hinteren mein Werk- und
Brennholz aufbewahrt ist. Eines Tages in der vorde-
ren Abtheilung beschäftigt, hörte ich einen Gesang, wie
von einem Vogel, ohne entdecken zu können, wo die-
ser Gesang herrühre, und so noch viele Tage fort, bis
ich endlich in der hinteren Kellerabtheilung salı, wie
eine Maus mit ausgestreckten Beinen langsam und sin-
send emporkletterte. Später kam dieselbe auch in den
vorderen, den Arbeitskeller, und sang, unbeirrt wenn
Jemand da war, während des Hin- und Herlaufens lang-
sam aber recht kräftig; sie hörte auch nicht auf, wenn
ich mich nach ihr hinwendete. \
Um diesen Sänger ungestört und immer be-
obachten zu können, nahm “ieh mir vor, ihn zu fan-
sen. Ich richtete einen Kasten, mit Glasfenstern ver-
sehen, ein; nachdem derselbe fertig war, stellte ich eine
Falle auf und war so glücklich, die Maus zu fangen.
Dass es die richtige war, davon überzeugte sie mich
selbst, denn sie sang selbst in der Falle. Ich wies ihr
nun ihre neue Wohnung an und, nachdem sie dieselbe
"gemustert, sang sie wieder in einer Ecke am Ende
derselben. |
Am andern Tag hörte ich an der. früheren Stelle
wieder eine singende Maus. Auch für diese wurde die
6*
84
Falle aufgestellt, und zwar mit gleich günstigem Erfole &
wie das Erstemal, auch diese zweite Maus Pau, schon
in der Falle,
Sie kam in denselben Kasten mit der erstgefange-
nen zusammen, sie sangen beide lang anhaltend und
so stark, dass der Gesang bei offenen Thüren in dem
über eine Treppe befindlichen Wohnzimmer noch deut-
lieh gehört wurde und meinen Haus- und Tischgenos-
sen in Erstaunen setzte, der zuerst den Gesang eines
Vogels zu hören elaubte und nur durch den Augen- .
schein zu überzeugen war, dass der vermeintliche Vo-
selgesang von Mäusen herftihire, Um meinen Gefange-
nen den Aufenthalt recht angenehm zu machen, brachte
ich klein geschnittenes Stroh und Watte in Ri Kasten,
aus welchem Materialien sie sich ein kunstvolles ns
warmes Nest bereiteten. ' -
Die Mäuse befanden sich im ihrem Kasten ganz
wohl, sangen viel und wurden sehr zutraulich, blieben
singend an den Glasfenstern des Kastens, selbst wenn
ich mit Licht davor stand, wodurch mir Gelegenheit ge
geben war, sie während des Gesanges zu beobachten,
wobei ich in den Weichen der Thiere eine, dem schnel-
len Athmen gleichende Bewegung wahrnahm.
Ihre Stellung war meist die sitzende. Sie schienen
mir etwas‘kleiner, als (die gewöhnlichen Mäuse, die
Ohren grösser, der Bauch und die Kehle heller weiss,
wie auch die übrige Körperfarbe entschieden heile
war.*) 2
*) Diese Verschiedenheiten können zufällige gewesen sein,
und ist wohl, da direkte Vergleichung mit gewöhnlichen Mäusen
nicht stattfand, auch auf die längeren Ohren nicht viel Gewicht
zu legen. Bemerkenswerth ist aber die Einstimmigkeit aller Be-
‚obachter singender Mäuse über das zutrauliche Wesen dieser Sän-
a % AR;
EN IE ERS
en re a
85
So hatte ich meine Singmäuse über 4 Wochen mit
aller Aufmerksamkeit behandelt und beobachtet und
glaubte, vielleicht so, glücklich zu sein, Nachkommen-
schaft von denselben zu erhalten. Aber trotz meiner
Aufmerksamkeit und dem reichlichen Futter, welches
ich ihnen reichte, zogen sie doch die Freiheit vor,
und ehe ich durch Beschlagen der Kastenwände mit
Blech dies verhinderte,‘ durchnagten sie die Wand
und entflohen. Ich hörte sie nach ihrem Entfliehen nur
noch einmal. Lassen sich, wieder dergleichen bei mir
hören, werde ich ihre Flucht durch die geeigneten Mit-
tel zu vereiteln suchen.
ger, die sich durch die Anwesenheit von Menschen durchaus nicht
stören lassen. (S. darüber auch Jahresheft IV des naturwissen-
schaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg, p. 135.)
Anmerkung der Redaction.
86
Die Binnenmolluken-Fauna
von Triest, Istrien, Dalmatien und Montenegro.
Von Dr. H. 6. Küster.
LI. ae
Mit 1 Tafel. Sa
Bulimus Scopoli.
Zebrina Held.
1. B. detritus Müller.
Von Triest abwärts bis gegen Cattaro beobachtet.
Die Triestiner Exemplare sind etwas schlank, die brau-
nen Linien oft mach unten abgekürzt, selten in Strie-
men verbreitert. Die Ragusaner sind kleiner, meist weiss
oder, nur undeutlich _gestriemt. _ Die schönsten Stücke
erhielt ich im Zaratiner Kreis, sie sind meist gross,
häufig mit zahlreichen hellen Striemen geziert.
Cochlicellus Albers.
2. B. acutus Müller.
Eine ächte Strandschnecke und, wo sie vorkommt,
gewöhnlich in Menge zu treffen, aber erst auf Dalma-
tiner Gebiet beginnend. Das nördlichste mir bekannte
Vorkommen ist bei Nona, wo sie zugleich sehr ver-
schiedenartig und reich gezeichnet ist; von den weiter
südwärts vorkommenden zeigen nur die vom Strandge-
biet bei Almissa häufig blass braune Striemen oder Li-
nien, die von Spalato, Macarsca, vom Omblathal sind
entweder einfarbig weiss oder haben nur die braune
Binde an der Basis. Sehr schlanke. wie sehr grosse
Gehäuse mit stark gewölbten Windungen sind darunter | a :
nicht selten, manche erreichen die Höhe von 15—18mm.
2. B, ventrosus Ber.
Sparsam bei Nona.
So nahe auch manche Exemplare des acutus mit
8
sanz flachen Windungen an ventrosus herantreten und
ihm täuschend ahnlich werden, so lässt doch die Stel-
lung des brauner Bandes an der Basis der Windungen
beide Arten gut unterscheiden. Bei ventrosus be-
rührt dieses Band den Rand der nächstunteren Win-
dung vollständig, bei acutus, wo dieses Band auch
häufig in zahlreiche kleine Fleckchen aufgelöst ist, bleibt
zwischen ihm und dem Oberrand der nächsten Win-
dung immer noch Weiss, theils breiter, theils schma-
ler. Bei den oft sehr breit längsgestriemten Stücken
des acutus, wie ich ihn aus Algier besitze, fällt dies
zwar weg, aber ventrosus scheint überhaupt nicht
so gestriemt vorzukommen, und wo Andeutungen einer
solehen Zeichnung vorhanden sind, wie bei Exemplaren
von Madera, ist diese sehr undeutlich; die Maderenser
überhaupt auffallend kurz und breit, so das die gleich-
hohen Stücke des acutus sehr schlank erscheinen und
nieht damit zu verwechseln sind.
Napaeus Albers.
4. B. consentaneus Ziegler,
Dalmatien. Im Kreis von Ragusa vereinzelt unter
Steinen; Lacroma (Cusmich).
5. B. subtilis Rossm.
Süddalmatien, Fort St. Trinit& bei Ledenice (Wal-
derdorff.)
Chondrula Beck.
6. B. pupa Brug.
In Dalmatien bei Budua und auf Lacroma von Wal-
derdorff und Cusmich aufgefunden, mir kam sie nicht
vor.
7. B. Kutschigii Küster
Küster Conch. Cab. Pupa p. 61. +8 f. 1.2.
Diese niedliche, an Grösse nicht die kleinen Exem-
IE *“
88
plare von tridens erreichende ieh ausgezeichnet dur
Mangel der Zähne auf Lippe und Spindel, N e
nur einmal aus Neumeyers Nachlass zu Händen.
8 B: tridens. Müller. ei;
Bei Triest fand ich nur wenig Exemplare der klei-
nen, mehr der grossen Form (var. eximia Rossm), mit B;
ae Bewehrung der Mündung und ziemlich schlan-
kem Gehäuse, ebenso in Istrien an mehreren Stellen. Ri
Dagegen Test. mir aus Neumeyers Nachlass eine Reihe
von Dalmatiner Exemplaren vor, welche die deutschen“ *
und Schweizer - Exemplare Sic oder ‚nur wenig an
Grösse übertreffen. Mehrere von ihnen zeigen die Mün.
dungstheile intensiv rosenroth gefärbt. Im mittleren. und A
unteren Dalmatien wird tri is von der nächsten Art
vertreten. En
Ib. quinquedentatus Mühlf |
fand
Von Spalato abwärts traf, ich diese Art hie zur Na-
renta fast überall, theils, nur einzeln, theils häufig (be-
sonders auf Lissa). Sie kommt, wie tridens, ineimer.
kleinen und grossen Form vor, am kleinsten. af Lissa,
(43-53”) besonders schön und gross sind die Exemplare -
bei Ragusa auf der Höhe gegen das Castell (3 breit
bis 8“ hoch). Mittlerer Grösse ist sie bei Spalato, Al-
missa, Stagno, kleiner bei Fort Opus (Narenta) einzelne _
Exemplare darunter aber sehr lang ausgezogen "und
schlank (bis 8° hoch» bein24”' Breite). Sie scheint sich k
nicht weit vom Meere zu entfernen, ich fand sie im In-
nern ‚des Spalatiner ‚Kreises. nirgends. Wenn sie dem- 63
ungeachtet noch bei ‚Fort ‚Opus vorkommt, so scheint _
sie sich, wie Helix profuga, bei der allmähligen Aus-
füllung der ehemaligen ‚Bucht durch die Anschwem-
mungen des Narentaflusses, an die Binnenverhältuisse ge-
wöhnt zu haben. i
‚8
; „10. B. mierotragus Parreiss.
In Dalmatien auf der: Insel Lacroma ))
” ‚meine Exemplare aus eenpren Nachlass.
se
11. B. seductilis Ziegler.
Weit verbreitet und ausserordentlich abweichend
in: Grösse‘'und Form, ‘jedoch nicht nach den Localitä-
ten, sondern fast überall sind grosse und kleine zusam-
men zu treffen. «Ich sammelte. sie bei Spalato (hier sehr
häufig unter Steinen, im Sommer eingegraben), bei Al-
missa, auf den ee Lissa, Zirona grande, auch in.Mon-
tenegro bei Cettisne. Von Zirona grande habe ich Exem-
plare von 3—6 Höhe, von Spalato ebenso. Mehr Gleich-
förmiekeit zeigen die Exemplare von Lissa, die sich
zugleich durch helle Farbe und Glanz auszeichnen; die
Montenegriner sind plump gebaut, dunkel hornbräunlich,
‚mit schwacher Gaumenwulst, welche aussen nur schwach
angedeutet | ist.
12. B: quadridens Dar
' Kleiner und breit, 34 hoch und 1#' breit ini
sehr’ lang und schlank, 5’ hoch und aa breit, ‚aber
‚keineswegs in B. Löwii übergehend. al Gegentheil
sind gerade die schlanken Exemplare mit sehr ausge-
bildeten Mündungszähnen versehen und zeigen eine weit
mehr walzige Form, als sie Löwii je zeigt. Meine
Exemplare stammen von Neumeyer; Cusmich fand sie
auf Lacroma. |
; | Stenogyra Shutileworth.
13. B. decollatus Linne.
Von Triest an durch Istrien und Dalmatien bis zum
Kreis von Cattaro überall und fast nirgends selten; das
südlichste beobachtete Vorkommen ist bei Castel nuovo,
wo’sie nur selten gefunden wird. Im Allgemeinen ist
die Grösse nicht bedeutend, doch finden sich schon bei
fand ich desAsiken der Imselaluns 9 "4000 übe m
33—4'' breit). Sie ist dort zugleich dunkler gefärl t
und rauhstreifiger.
B. decollatus scheint flache breite Küstensterken
den schroff ansteigenden, felsigen vorzuziehen, an letzte-
ren fand ich sie wenigstens nicht. u
Achatins Lamarck. a ih
Die Achatinen unseres Gebiets bieten, wie die Bu--
limiden, nur eine geringe Artenzahl. Aber während
bei letzteren mehrere, wie B. acutus, ventrosus,
decollatus, ober ha die einzigen Allen des Mit 1
meergebietes sind, und eine Gattung (Chondrula) ge
in Dalmatien ( was Grösse und Bewehrung der Münd-
ung betrifft) ihre höchte Ausbildung erlanst, sind die |
meisten vorkommenden Achatinen nur die spärlichen
Ausläufer grösserer Gruppen oder Gattungen, und durch
die geringe Häufigkeit der Mehrzahl. der Arten als hier
nicht recht heimisch zu betrachten. Nur bei En gr
‘Arten zu erwarten sein. &
Zua Leach.
1. A. lubrica Müller.
Bei Triest nicht selten, in Istrien bei Zanle, Pola,
Fiume, Dalmatien häufig bei Spalato und Almissa, Bi-
lisane, auch in Zaratiner-Kreis. Im Allgemeinen den
deeoen Exemplaren gleich, nur bei Zaule etwas SEos
ser und bauchiger.
Azeca Leach. De
.. A. pupäformis Cantraine.
In en bei Zara, Spalato, Ragusa, im Ko 2
von Cattaro bei Risano, auf den Inseln Lesina undLissa
Aa
Br“
9
nirgends häufig. Das Thier ist schwarz, sehr: lebhaft,
kriecht schnell und fast sehrittweise, wobei es sich von
Zeit zu Zeit halb aufrichtet, wie sich umzusehen. Ist
fleischfressend.
Ferussacia Bourguignat.
3..A. follieulus Gronov.
In Dalmatien sehr selten. Lacroma (Brusinp).
4. A. Hohenwardti Rossmässler. Tafel I.
Von dieser zierlichen Schnecke fand ich mehrere
Exemplare im Sediment des Meeres bei Triest unterhalb
Servola, andere bei Spalato, ebenfalls leer. Ausserdem
wurde sie gesammelt auf Lacroma (Brusina) und im
Kreis von Cattaro (Neumeyer). Sie scheint also das
sanze Litorale zu bewohnen, ist überhaupt weit ver-
breitet, ich erhielt sie auch von Philippi aus Gravina
in Apulien, ausserdem soll sie in Algier, Spanien, Frank-
reich und auf Corsika vorkommen, wenn sie da oder
dort nieht mit anderen Arten verwechselt wurde. Bour-
suignat bringt unsere Art zu Caecilianella, gewiss nicht
mit. Recht, da sie keine Truncatur der Spindel zeigt
Caecilianella Bourguignat.
a A. acrenla Müller, Tafel.
Diese kleine, über ganz Mitteleuropa verbreitetete
auch in Frankreich und, sehr selten, in England vor»
kommende Art -traf ich sparsam im Sediment am Meer
bei Triest, vollkommen mit den mitteldeutschen über-
‚einstimmend. Weiter. südwärts sah ich sie nicht mehr.
6. A. acieuloides Jan. Tafel L
| Ein Stiefkind der europäischen Molluskenfauna,
‘welches von seinem Taufpathen so ärmlich ausgestattet
wurde, dass es entweder gar keine Unterkunft fand,
oder irgendwo untergesteckt ist, wohin es nicht gehört.
In der That ist die Diagnose Jan’s gänzlich unbrauchbar,
92
sie lautet: Testa fusiformi,imperforata, gracili.
laevi, nitida, alba, anfraetibus rodundatis:
apertura ovata, peristoömate simplice. Lone.
24”, lat. 3. Im Allgemeinen passen diese Worte auf A
alle kleinen Achatinen;, „anfractibus rotundatis«
und „apertura o vata”“ aber auf gar keine.
In seiner Schrift: Malocologia della valle di
Non, Verona 1852, beschreibt Eduard de Betta Acha-
tina aciculoides. nach Exemplaren, welche von Jan*
selbst bestimmt waren, folgendermassen: Testa minuta,
fusiformi-cylindrica, acieularis, apice atte-
nuata. obtusa, hyalina, nitida,,alba aut gri.
sea; anfr. fereplani;sutura angustissime mar-
sinata; columella arcuata, basi anguste trun-
cata; apertura ovato-oblonga, lanceolata, an-
sustissima; perist. simplex, reetum. Long 4mm
lat. 14mm und gab dazu eine mittelmässige Abbildung, die
aber doch ausreicht, um aciceuloides von acieula
zu unterscheiden. Exemplare meiner Sammlung aus
Betta’s, Hand stimmen vollkommen mit der. von ihm
gegebenen Abbildung und Beschreibung. Aber er scheint
‚später selbst wieder irre geworden zu sein, denn ich
erhielt von ihm acicula mit der Bezeichnung acieu-
loides, während er in seiner oben erwähnten Schrift ei
"als acicula eine ganz andere Art (veneta Charp) ;
abbildet und beschreibt. Bourguignat beschreibt im
zweiten Theil seiner Amenites malacologiques eineCaeci-
lianella aciculoides von 5 — 6mm Höhe und
2imm Breite, welcher er stärker gewölbte Windungen
zuschreibt wie A. Hohenwardti sie hat, besonders
soll die letzte, bauchig sewölbt sein. ‚Die Abbildung
dazu stimmt aber mit unserer Art. gut überein. Br E
”
Von der merklich höheren, fast ahlenförmigen a ci-
eula unterscheidet sich unsere Art sofort dureh die
9%
sanz andere, etwas spindelförmige, walzige Form, viel
höhere letztere Windung; von der Hälfte der Höhe, (acicula
*) und die längere, durch die nicht so weit zurücktre-
tende Mundungswand nach unten weniger erweiterte
Mündung. Die mässig zunehmenden Windungen sind
etwas gewölbt, der Oberrand merklich verdickt, fein ge-
randet; die Basis der letzten Windung ist sehr flach
boeig verschmälert. Die Biegung der Spindel ist eben-
falls nur unbedeutend, die Truncatur der Basis schräg,
die Mündränder durch einen deutlichen Umschlag ver-
bunden. Die Aussenlippe ist nach unten vorgezogen, flach-
bogig in die Truncatur der Spindel verlaufend. Höhe
Dmm, Breite 4341 mm. Ich fand: mehrere ,„ ‚mit den
Exemplaren Betta’s ganz Fubereimeliumendde Stücke bei
Triest.
Der Vollständigkeit und des Vergleichs wegen gebe
ich hier die schon genannte C. veneta.
A. veneta Charpentier. Tafel Il.
Testa conico-ovata, polita, diaphana, albida; spira
conica, apice acutiuseula, anfı. 6 vix convexiusceulis, su-
tura marginata junetis, ultimo subventrieoso, 3% altitudi-
nis aequante; apertura subpyriformi-elongata, superne
angusta, labro antrorsum dilatato, columella arcuata,
abrupte truncata, marginibus callo tenui junctis.
A. veneta, Charpentier in sched.
ER A. acicula, Betta Malacol. della valle «di Non
p. 724209,31: 62:
Durch die rein kegelförmige Oberhälfte unterschei-
det sich diese Art sofort. Die Spitze ist ziemlich fein,
mit abgerundetem Ende; die Windungen nehmen mäs-
sig zu, sind kaum: gewölbt, nur durch die fein geran-
dete Naht etwas abgesetzt, die letzte ist sehr flach bo-
gig gewölbt, unten ziemlich rasch eingezogen. Die Mün-
dung ist 24mm. hoch, oben sehr eng. im Ganzen ehäl
birnförmig, die Tipge ist. bogig nach vorn vorgezoesen,
die Spindel wenig gebogen, unten etwas schräg abge-
stuzt und mit einem schmalen dünnen Umschlag belegt.
Höhe 6—63mm., Breite 2mm.
Südtyrol, bei Fondo und im Valle di San Remedio
(Betta), Trient (Gredler). Die von Betta mitgetheilten
Exemplare erhielt ich von ihm ‚unter dem Namen A.
acicula, daher die Richtigkeit des obigen Citats. ver- |
büret ei
7. A. Gredleri mihi. Tafel I.
Testa ovato-fusiformi, gracili, tenera, polita, albida;
spira acutiuscula;; anfractibus convexiuseulis, sutura mar- .
oinata junetis, ultimo 4 altitudinis superante; apertura
angusta, lanceolota, peristomate recto, acuto, antrorsum
arcuato , columella breviter paululum arcuata, oblique
‚truncata, mareinibus callo junctis.
Man könnte wohl sagen, dass diese Art eine ver-
kürzte, breiter gewordene aciculoides vorstellt, wie
veneta als Fortbildung der acicula erscheint. Das
schlanke Gehäuse ist spindelförmig, doch fällt die grösste
‚Breite unter die Mitte. Die Wandung ist wie gewöhnlich
dünn, jedoch nicht so zart wie bei veneta, die Win-
bungen sind sehr schwach gewölbt, die letzte unten im
sanften Bogen’ verschmälert. An der etwas aufgewor-
fenen Naht zieht sich eine sehr feine Fadenlinie hin.
Die Mündung ist hoch, schmal lancettförmig, die Lippe
steigt gerade ‘herab und ist in der Mitte flach rundlich !
vorgezogen; die Spindel ist nur unten leicht gebogen,
schräg abgestutzt, die Abstutzung etwas über der Mün-
dungsbasis. Ein sehr deutlicher Umschlag zieht sich
bogig bis zur Lippe hinauf. Höhe 54mm, Breit kaum
2mm. | 5
"a
Bei Trient, von meinem geehrten Freunde Profes-
sor Gredler mit A. veneta erhalten. Ein Exemplar
fand ich bei Triest.
Glandina Schumacher.
8. Poireti Ferussae.
Von Triest an bis zur Süd-Grenze Dalmatiens übe-
rall und nicht gerade selten, wenn auch meist verein-
zelt, in Montenegro aber nicht getroffen. Sie wird sehr
gross, ich sah in Dalmatien Exemplare von 2“ Höhe.
Sie ist ein gewaltiges Raubthier, eine in Triest mit
Helix aspersa zusammengesperrte Poireti hatte sich
in einer Nacht tief in den Körper der ersteren eingefressen.
Pupa Draparnaud.
Die Artenzahl dieser Gattung ist in dem Gebiet,
im Vergleich zu den ausserordentlichen Reichthum der
nahe verwandten Gattung Clausilia, eine sehr geringe.
Viele auch in Deutschland vorkommende Arten finden
ihre Südgränze schon bei Triest, andere scheinen nur
auf. em kleines Gebiet beschränkt. Auch die Indivi-
duenzahl mehrerer Arten ist eine geringe, einzelne schei-
nen geradezu selten genannt werden zu dürfen.
Pupilla Studer.
1. P. pachygastris Ziegler.
Diese durch die fast rein konische Form und zahl
reiche Gaumenfalten von frumentum verschieden-
Art erhielt ich nur aus Neumeyers Nachlass aus dem
Kreis von Ragusa.
2. P. frumentum Drap.
Eine der häufigsten Schnecken des ganzen Gebiets.
Schon bei Triest überall, besonders auf der Strasse nach
Servola unter Steinen und an Mauern ungemein häufig,
beginnt sie schon hier an den höher gelegenen, trocke-
nen Standorten ihre Umformung: in die var. illyrica.
96
Sie wird grösser (bis zu 12mm), oft sehr schlank, mit
zunehmender Grösse schwindet die bei kleinen Stücken
noch gut entwickelte Nackenschwiele allmählig immer ,
mehr, ist oft nur durchneinen, weissen Streif angedeu-
tet. Dagegen ist sie bei dem nahen Zaule, wo sie auf
Lehmboden unter Steinen nahe dem Strand eben so
häufig vorkommt, meistens klein und bauchig ‚(7mm
hoch, 3mm breit) und die Nackenschwiele tritt als starke,
oft, zugeschärfte Leiste auf. Weiter vom Meer entfernt,
auf Kalkboden, gleicht sie durch schlanken Bau bei ge-
ringerer Grösse den Triestiner Exemplaren und wie ‚dort
hat sich auch hier die mächtige Entwicklung der Gau-
menwulst wieder sehr gemindert. So zieht sie sich durch
Istrien hinab durch Dalmatien, erreicht bei Spalato und
aufBrazza und Lissa ihre höchte Ausbildung, (11— 12mm
hoch, bis mm breit), häufig ohne Spur einer Nacken-
wulst.
3. P. eylindracea Ziegler.
Sehr selten. Ich fand sie bei Almissa, jedoch nieht
in Geselischaft der dort vorkommenden frumentum.
Sie unterscheidet sich durch die rein walzige Form,
bedeutende Höhe zur Breite (19mm: 3mm) uni de
Zahl von 12 Windungen.' Immer ist aber ihre Selbs-
ständigkeit noch nicht vollkommen gesichert.
4. P, füsiformis Kstr.
Noch: schlanker als die vorige, feiner zugespitzt,
sehr. undeutlich gestreift, mit Weisklich serandeter Naht
und nur zwei ausgebildeten Gaumenfalten. N
Aus Neumeyers Nachlass.
x
5. P. secale Drap.
Bei Triest in wa ziemlich kleinen Exempla-
ren gefunden. ) re
6. P. granum Drap.
%
Bei Triest in wenigen, ziemlich kleinen Exempla-
ren gefunden,
6. P. granum. Drap.
Durch sanz Dalmatien, zuweilen häufig, ändert in
der Grösse sehr ab; die kleineren Exemplare mehr ko-
nisch, die grossen (bis 5mm) walzenförmie.
A
ch
‚1. P. Mühlfeldi Kstr.
Küster Conch. Cab. Pupa p. 2864 £. IT.
Im mittleren Dalmatien fast überall, im Innern
(Verlika) bis dicht an die Küste am Felsen, stellenweise
häufig, z. B. an den riesigen Felswänden bei Almissa,
auch auf den Inseln, wo ich sie auf Lissa und Lesina
traf. Sie scheint auch im Sommer thätig zu bleiben,
wenigstens fand ich sie noch im Juli bei Almissa an
den, den ganzen Tag von der Sonne beschienenen, Wän-
den der hinter der Stadt sich erhebenden Kalkgebirge
angeklebt und im Schatten leicht zum Kriechen zu
bringen. :
Theils an gleichen Orten. theils jede für sich, kom-
men zwei Formen dieser Art vor, die eine doppelt se
sross, 6—64mm. h, 3mm br., die kleine nur Amm h, 2mm
br. Die grosse Form ist gewöhnlich dunkler, bis tief
kirschbraun, mit 6 bis 8 Falten der Mündung, indem
sich oberhalb der zwei normalen Gaumenfalten noch ein
kleines 'Fältehen: zeigt und eine vierte, jedoch’ selten
vorhandene, an der Basis steht. Die kleine Form ist
bräunlich hornroth, die normalen sechs Falten, zwei
am Gaumen, zwei an der Spindel und zwei an der
Mündungswand sind zwar oft vorhanden, nicht selten
schwindet aber von den beiden letzteren Paaren je
eine, oder es fehlt nur die untere Spindelfalte.
"Bei Racusa fand ich beide Formen. jedoch nicht
semenst, eine Mittelform auf Lesina, die grössten sind
y8
bei'Spalato, mehr landeinwärts ist nur die kleine, ebenso
bei Makarska. Auf Lissa ziemlich gross, jedoch die
Spalatiner darin nicht erreichend.
8 P. rhodia Roth.
Im mittleren und unteren Dalmatien, von Spalato
abwärts, auf den Inseln Lussin, Lesina, Meleda, in der
Narenta und im Kreis von Cattaro bei Dobrota.
9. P. Philippii Cantraine.
Ziemlich selten, bei Ragusa, Castel nuovo, auf Le-
sina, auch in Montenegro.
Orcula Held.
P. dolium Drap.
Diese von Cusmich als auf Lacroma vorkommend
angegebene Art traf ich von Triest abwärts nirgends,
kann daher ihr Vorkommen nicht als sicher verbürgt
betrachten.
10. P. Schmidti Kstr.
Küster Conch. Cab. Pupa p. 26. t 3 F. 20—23.
Eine kleine, in der Form zu P. doliolum hinnei-
sende Art, die ich nur in wenigen Exemplaren bei
Cettigne in Montenegro auffand.
Pupilla Pfeiffer.
11. P. umbilieata Drap.
Bei Triest auf, Anhöhen der Küste unter Steinen
stellenweise häufig, in der Arena von Pola einzeln, bei
Spalato, Almissa und Ragusa in Dalmatien, auch auf
Lissa und Lesina.
13..P. Neumeyeri Kstr.
Küster Conch. Cab. Pupa p. 56 t 7 F. 15, 16.
Durch die enge, fast halbmondförmige Mündung,
Mangel einer verdiekten Lippe, schiefstehende Falte der
Mündungswand und den Faltenhöcker im Grunde der
Mündung von muscorum verschieden. Aus Neumay-
ers Nachlass, also wahrscheinlich von Ragusa.
“
99
14. P. muscorum Linne.
Bei Triest häufig, südwärts selten, ich habe sie nur
vonSebenico, Lissa und aus dem Kreis von Ragusa, letz-
tere von Neumeyer, und dadurch ausgezeichnet, dass der
Falte der Mündunsswand schräg gegenüber innerhalb
des Lippenwulstes und mit ihm zusammenhängend, ein
kurzes Fältehen oder Höckerehen vorhanden ist, eine
Eigenthümlichkeit, die auch bei den deutschen Exem-
_plaren der muscorum öfters vorkommt. Brusina fand un-
sere Art. auch- bei .Bilisane.
15. P. triplicata Studer.
Sehr selten bei Triest, dann bei Ragusa lebend an
. einem Stein gefunden. Von Neumeyer besitze ich grosse
Exemplare mit stark entwickelter Nackenwulst und sehr
kräftigen Mündungsfalten, welche wahrscheinlich auch
aus der Gegend von Ragusa stammen.
*
16. P. uniarmata Kstr. Tafel I.
Küster im dritten Bericht der naturf. Gesellschaft
zu Bamberg. p. 77. ,
Reichlich so hoch, wie P. striata Gredler, aber
weit schlanker, scharf quer, gerippt, rein walzenförmig,
mit stark gewölbt abgesetzten Windungen.
Von dieser zierlichen Art fand ich nur drei ausge-
bildete und mehrere unausgewachsene Exemplare im
Sediment bei Triest.
17. P. minutissima Hartm.
Von dieser Art fand ich unter Steinen eines gra-
sigen Abhanges zu Servola bei Triest eine Reihe von
Exemplaren, welche von der Stammform durch die
schwachen oder ganz fehlenden Rippenstreifen verschie-
den sind. Brusina hat die Normalform von der Insel
Lacroma bei. Ragusa.
100
3
18. P. edendula Drap. Pa.
Von Brusina auf der Insel Lacroma gefunden, Ich
zweifle, an der Richtigkeit der Bestimmung, da ich diese |
Art bisher nur an Pflanzen in Bergwäldern; in der
Niederung, z. B. bei Bamberg, nur an feuchten Orten
sefunden babe Beide V elinie bietet Dalmatien
nicht, die kahle Insel Lacroma am wenigsten.
Sphyradium Agassiz.
19. P. biplicata Michaud.
Zwei schöne Exemplare dieser Art fand ich in Neu-
meyers. Nachlass.
20. P.. doliolum Bruguiere.
‚Im unteren Dalmatien, im Kreis von Ba und
Cattaro, auf Lacroma, jedoch auch in der Promina, auch
in Montenegro in kleinen etwas schlanken Exemplaren.
-21. P. truneatella Pfeiffer.
Bei Triest selten, im Kreis von Cattaro und bei
Cattaro selbst in schlankeren weniger scharf rippenstrei-
fisen Stücken.
22. P. pagodula Desm.
Bei Triest, in Croatien, auf Lacroma,. im Kreis
von Ragusa und Cattaro, überall selten.
Scopelophila Albers.
23. P: Kokeillii Rossm.
Ein einziges Exemplar fand ich an einem Felsen
bei Almissa, Brusina hat sie von Obrovazzo.
Vertigo Müller.
24. P. antivertigo Drap. i
In dem Sediment des Meeres bei Triest sehr ver-
einzelt,
25. P. pygmaea Drap. |
Mit der vorigen, aber ungleich häufiger, in selır
5 = 108
verschiedenen Grössenabstufungen; auch lebend bei Ser-
vola unter Steinen.
Vertilla Beck.
26. P. pusilla Müller.
Bei Triest in todten Exemplaren, einige Stücke le-
bend bei Servola mit minutissima.
20. P. ansustior Jefft.
Ebenfalls nur im Sediment bei Triest gefunden.
Zehnter Bericht
der
naturforschenden Gesellschaft
zu
Bamberg.
Für die Jahre 1871 — 1874.
Mit 3 Tabellen.
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Bamberg. 1875.
Druck von E. Th. Jacob in Erlangen.
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LIBRARY OF CONGRESS |
RECEIVEN
lage
DOCUMENTS DIVISION
Inhalt.
Vorwort N ;
Meteorologische Beobachtungen aus den Haflra 1872, 1873. 1874. Zu
sammengestellt und der naturforschenden Gesellschaft zu Bam-
berg übergeben von Oberst L. Frei. Mit 3 Tabellen
Die Verbreitung irdischer Stoffe im Weltraum nach- den neuesten Mh
schungen Zusammengestellt von Heinrich Possner .
Die Thiere des Rebstockes von P. V. Gredler
Melacozoologische Notizen. I. Von Dr. Küster . Ar
Die Binneneonchylien Dalmatiens III. Die Gattung nike Von
Dr, Küster . SM
Vorwort.
„na nn
Wieder sind mehrere Jahre verflossen, bis es möglich
wurde, einen Bericht fertig zu stellen und dadurch unseren
auswärtigen Freunden zu beweisen, dass unsere Gesellschaft noch
besteht und lebensfähig ist.
Der Grund der Verzögerung liegt nahe genug. Wenn, wie
hier, der grösste Theil derer, zu deren Beruf Naturstudien ge-
hören, sich fern hält und Laien die Leitung der Gesellschaft so
wie die wissenschaftliche Thätigkeit in derselben besorgen müs-
sen und dazu nur die wenige freie Zeit benützen können, wel-
che die andersartigen Berufsgeschäfte übrig lassen, so ist die
Anstrengung schon eine ausserordentlich grosse, durch Vorträge
und kürzere wissenschaftliche Mittheilungen in den Versamm-
lungen die Theilnahme rege zu erhalten. Da bleibt denn nicht
viel Zeit, Beiträge für die Berichte auszuarbeiten. Wir bitten
daher unsere vielen Freunde, die auswärtigen Gesellschaften
und Vereine, uns, in Erwägung der vorerwähnten Verhältnisse,
ihr Wohlwollen nicht zu entziehen und ihre Publikationen auch
ferner übersenden zu wollen, wie bisher geschah, wofür wir uns
zu grösstem Danke verpflichtet fühlen.
Um die Ausgabe des Berichts noch in diesem Jahre zu er-
möglichen, wurde die Darlegung der inneren Verhältnisse unse-
rer Gesellschaft für diesesmal weggelassen. Es soll dieselbe
ausführlich in dem 11., schon vorbereiteten, im nächsten Jahre
erscheinenden Bericht stattfinden; jetzt ist die Beiseitlassung
der Gegenstände des inneren Haushaltes um so eher möglich, als
keine besonderen Vorkommnisse stattgefunden haben.
Die Gesellschaft hat, wie früher, ihre regelmässigen Ver-
sammlungen in den von der Gesellschaft Concordia freundlichst
©&
ıV
zur Verfügung gestellten Räumen abgehalten, welche während Re
der beiden letzten Jahre auch im Sommer im Freien stattfanden.
So viel wie möglich, wurde in den Winterversammlungen regel-
mässig ein Vortrag über irgend einen wissenschaftlichen Gegen-
stand gehalten oder Mittheilung über eine gerade besonderes
Interesse erregende Thatsache oder Entdeckung etc. gemacht.
Die Versammlungen waren in der Regel zahlreich besucht.
Die Zahl der Mitelieder aus allen Ständen ist im fortwäh-
renden Steigen, wenn gieich zu bedauern ist, dass alljährlich
eine nicht geringe Zahl durch Umzug, Versetzung etc. der Ge-
sellschaft verloren gehen.
Nun noch einige Worte über den Inhalt des jetzigen Be-.
richts. Es erscheint hier die dritte Abtheilung der Dalmatiner
Binnenmollusken, statt der ersten, die Gattung Helie etc. ent-
haltend. Der Verfasser zog es vor, die einer Revision so sehr
bedürftigen Clausilien zuerst zu geben, um der in dieser Gattung
herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen, und wird sich
bestreben, diese Abtheilung recht bald zu Ende zu führen. Ur-
sprünglich war bestimmt, die Abbildungen der neuen Arten zu
geben, weil ein gutes Bild oft auf einem Blick das erkennen
lässt, was durch die sorgfältigste Beschreibung nicht immer
deutlich gemacht werden kann. Diese Abbildungen, jetzt wegen
Zeitmangels bei Seite gelassen, sollen aber, wenn irgend mög-
lich, nachgeliefert und ebenso bei den später zu beschreibenden
neuen Arten beigegeben werden.
Es möchte vielleicht befremden, dass die Arbeit über Clau-
silien besonders paginirt ist. Es schien aber besser, die zwei
oder drei Stücke als ein zusammenhängendes Ganzes zu geben;
auch die häufigen Citate drängten dazu, damit nicht, wie bei
abtheilungsweiser Paginirung kommen würde, vielfach die glei-
chen Seitennummern sich ergäben und man immer genöthigt
wäre, die Berichtsnummer auch zuzusetzen.
Bamberg im October 1875.
Bere un an
Aufsätze.
Meteorologische Beobachtungen
aus den Jahren 1872. 1873. 1874.
Zusammengestellt
und der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg
übergeben
von Oberst L. Frei.
(Mit 3 Tabellen).
(Herr Oberst Frei hatte die Güte, der Gesellschaft die
nachstehenden Resultate seiner dreijährigen Beobachtungen zum
beliebigen Gebrauch zu überlassen. Wir glauben keine bessere
Anwendung davon machen zu können, als wenn wir diese Be-
obachtungen als einen werthvollen Beitrag unseren zehnten Be-
richt hiermit einverleiben. (Die Red.) |
Allgemeine Bemerkungen.
Im Jahre 1872 wurde nür eine Aufzeichnung täglich ge-
macht und zwar h. 6—7 Morgens
1873 und 1874 täglich 3 Aufzeichnungen h. 6—7 Morgens
h. 12—1 Mittags h. 6—7 Abends.
Im Monat August und September 1874 sind die Aufzeich-
nungen über helle, trübe ete. Tage und den Windrichtungen
nicht vollständig.
Die Angaben des Wetters, als: Nebel, Reif ete. beziehen
sich grösstentheils nur auf die Tage und nicht auch auf die
Nacht. -
Die Windrichtungen sind der St. Gangolphs Wetterfahne
entnommen, und stimmen mit den höher gelegenen Wetterfahnen
selten.
Differenzen können auch in den Barometerständen vor-
kommen, je nach dem höher liegenden Standort des Instruments.
Bemerkt wird noch, dass die Höhe Bamberg’s über dem
Meere 230 Meter beträgt.
1*
Januar.
-Mittelstand des Barometer (Pariser Linien)
1874
1872 | 1873 | 1784 1572 | 1875 | 1874 1872 | 1873
vom vom
1.- 5.| 329.6 | 329.6 | 328.3 |) 1.-10.\|327.8°° 330.2 330 |
5-10. 325.1| 350.8| 3317|) | |
10.-15.| 330.6 | 331.1 | 329.3 |\ 10.-20.11327.9° 328.8“328.4 \ vom 1997 ,4u1398 27 1390,90 4
15.-20.| 325.5 | 326.6 | 327.7 y 1.-31.
20.-25.| 324.5 | 321.9 | 331.7 ee 331,2 |
25.-31.| 328.5 | 329.3 330,9 } R |
. Mittelstand des Thermometers (Reaumur) \ ı
5 vom i
1- 012.40 143.90 | +0.90 Ne j
. +060|+3.10 1-20 „ | \ }
0128 |+3.40 |-00 |110.-20.] — 2 +1.30 || vom | _ 7,60 |r9,90 Ir 1.00 2
15.-20.! _] 90 +4.20 +2,70 h 5 31. An a! |
a0 +20 |13,% (20.51, 2,50 |+1,40 |+3.10 4
5.-31.| 1.80 |+0.80 [+2,40 | , | 4
Höchster Barometer- und Thermometerstand. 4
1872 332.5. 1873332" 1874334
1872322 1873317 1874323
Das Thermometer fiel unter 0° 1872 23 mal, 1873 11 mal,
1574
1872 Nebel 8 — Reif 1 — Schnee 3 aufgezeichnet.
1873 Nebel 11 — Reif 5 — Schnee 2 — Regen 2 aufge-
Niederster Barometer-
17 mal.
zeichnet.
1874 Nebel 7 — Reif 4 — Schnee 2 — Regen 2 — Glatt-
eis 4
1874 2 ganz — 13 theilweise — 16 ganz trübe Tage. —
Windriehtung SW. 50 W. 15 S. 15 N. 11 mal.
aufgezeichnet.
und
1872
1872 +401873 +9 1874 +100 °
Thermomeiterstand.
6187330 1874110 7
An von der Sonne beschienenen Wand 1873 27. 200, 1574
18.
20°,
beide mal h.
2 Nachmittags.
1873 blühende viola tricol.,
Gänseblümchen,
1574 Weiden
mit Kätzchen und blühende Gänseblumen gefunden,
vom
1.- 5.
E10.
10.-15.
15.-20.
20.-25.
25.-28.
1.- 5.
5-10.
10.-15.
15.-20.
20.-25.
25.-28.
Februar.
Mittelstand des Barometer
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874
vom
327.5°.832 832° |\ 1.-10.,|828.7°)327.9°330.8'
830" |1827.1”1329.7' |
328.1” |334.8°1326.8°'
328.9'''1328.1'1328.1'1120.-28. 1] |338°° 1327.4
327.1'\326.6°1326.6° h
327 |
Mittelstand des Thermometer
vom
_30 0.40 |+2,70 |} 1.-10.1|—2.30 [4.00 |+2.10
— 1.70 |+8,50 |+1.50 h | |
— 0,20 10.40 | 4.30 |\10.-20.\|+0.10 |+0.30 |+0,90 || vom | noo N) 0
Se N 198-080 [+2,60 |+1.2
+2.50 |+2.10 [+2,60 N +0.90 | +3,60 +2,50 |
— (0,30 |+5.10 |+2,40 )
Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 331.5 1873 336° 1874 335.5 1872 +7018%73 + 901874 + 120
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 324 1873321 1874323.5° 1872 —50 1873 — 701874 — 150
Das Thermometer fiel unter 0% 1872 18 mal, 1873 11 mal,
1874 23 mal.
1872 Nebel 3 — Reif 10 — Schnee 2 — Regen 2.
1873 Nebel 12 — Reif 2 — Schnee 7 — Regen 4.
1874 Nebel 8 — Reif 4 — Schnee 3 — Regen 1 — Glatt-
eis 1 — ganz helle 3 — theilweise helle 19 — ganz trübe 6 Tage.
Windrichtung NNO. 9 — 0.9 — NW. 18 — W. 21 — SW.
17 —8S.7 — 80.3.
1872
28
222%
h. 2 20° an sonnenbeschien. Wand. —.< h.
= 172220. — Abend h. 6 Gewitter mit Donner u. Blitz,
starker Sturm. — Nachmittag Bienen fliegen weit aus; am
17. Lerchengesang, am 26. Amsel- und Finkenschlag. In der
Nacht vom 19. bis 20. h. 11 ein hellglänzender Meteor von S-N,
gesehen. ;
328.2'1327.9”.1331 slnsı 328.1'1831.3°1329.7°.|| vom |a98 ou 308,914 lan9,1.
März,
Mittelstand des Barometer
1872 | 1873
vom
Is 329 [830,6
1872 | 1873 | 1874
.830.1”| 826.1) 332.5
.327.9'| 326.5 328.7
-15.|827 5° 323.8] 329.4 || 10.-20.| 326.9°1329 1” [329.1
826.3” | 325.5| 328.9
323.9” | 328 | 330.8 |120.-30.| 324.7\328.3”.829.9”
325.6" | 328.7 | 329.1 N
330.6 |
Mittelstand des Thermometer
vom
+4.9 |+1.9 1.-10.\|+2.30
+5.3 |+3.5
.|-+2,40
.|-+2.20
+5.10 |+2.70
‚+1,70 |+4.9 |442
le De +9,30 [+5,80
31.|+4.30 |+11.5 |+6.6
Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 333° 1873 330° 1874334" 1872 +80 1875 + 1901874 + 10,50
Niederster Barometer- und Thermometerstand,
1872 319 1873321 1874322.5° 1872 —30 1873 —29 1374 —69
Das Thermometer fiel unter 0% 18%2 12mal, 1873 2 mal,
1574 9 mal.
1872 Nebel 1 — Reif 8 — Schnee 2 — Regen 7.
1873 Nebel 3 — Reif 3 — Schnee 2— Regen 6 — Höhen-
rauch 2.
1874 Nebel 1 — Reif 9 — Schnee 7 — Resen 11 — ganz
hell 6 — theilweise hell 15 — ganz trüb 10 Tage. N. 2 —
NW. 18 — W. 33 — SW. 18 — S. und SO. 22.
da —_ Ih
am sonnebesch. Wand 28° h.2 — 12 an sonne-
beschienener Wand 25° um h. 4.45 an nn Stelle 320.
1874 den 4. graue. Bachstelze, 6. Pirol, 9. gelbe Bach-
stelze, 16. Drossel, 17. Staar, 23. Kiebitz, 24. braune Schmetter-
linse und Citronenfalter, 28. Rothschwänzchen getroffen, 17.
Schneeglöckchen, 23. Kirschen, Buchen, Kastanien stark ent-
wickelte Knospen, Stachelbeer Blätter. \
1874 1872 | 1873 | 1874
‚vom uu 77 2
VOM |326.8 326.4” [829.8
-15.)—00 |+4.1 |+0.9 en +0.80 |+4.50 |+2.50 ” +1.50 |+6.80 |-13,70 '
TEN re ET Eu er
Be = 757 Bo
we
ee nen
April.
Mittelstand des Barometer
sa | 1873 | 18a 1872 | 1873 | 1874
vom
1.- 5.| 325.5
vom
1.-10.\| 327.4
1872 | 1873 | 1874
328.3 | 326.3
9.-10.| 529.4 | 327.3 | 326.3
10.-15.| 329.0 | 327.2| 322.2 |\10.-20.\| 327.8 | 326.1 | 325.1 I ul
15.-20.| 325.8 | 325 | 328 } 1.0 Pd
20.-25.| - 326 | 329.8 oa
327.3 | 326,3
326.4 | 329.8
25.-30.| 329 | 326.8.| 329,8
Mittelstand des Thermometer
| vom
1.- 5.450 |+11.60|4+8.50 N
5.-10.|+4.40 |+5.50 |+6.90
10.-15.+40 |+90 |+9.50 || 10.-20.1|+3.80 |+9.90 |+8.50
15.-20.14+3.7 |+10.80|+7.60
20.-25.| » +5.10 [+12.801 20.-30.1/+4.3 |-+4.3 |+10.30
25.-30.|4+9.7 |-+3.50 |+7,90
+4,70 |+8,50 |+7.70 |
1.30.4440 |+7.50 |+8.80
Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 331° 1873 330° 1874 331,5° 1872 +1101875 +1801874 +20°
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 324° 1873323 1874320,5° 1872 —0 1873 —10 1874 —1°
Das Thermometer fiel unter 00 1872 —, 1873 3mal, 1874
1 mal.
1572 Nebel 1 — Reif 4 — Regen 3.
1873 Nebel 4 — Reif 4 — Regen 12 — Schnee, Hagel5
— Gewitter 2.
1874 Nebel 5 — Reif 2 — Regen 11 — Gewitter 1 — ganz
“ hell 4, theilweise hell 20, ganz trüb 6 Tage. — Windrichtung
N. 6 — NO. 4 — NW. 18 — S.6 — SO. 5 — SW. 17 — 0.2
— W. 32.
1872 1873
7
een
17.18.
— 97310 h, 6 280. = 217 1u.22,h, 6 Ab 3007 23 starkes
h. 2 an sonnebeschien. Wand 30°.
Gewitter. — Nachts 29. u. 30. Frost. — d. 5. Schwalben, d. 24,
Kukuk, d. 24. Obstbäume in voller Blüthe, 25. Weinstöcke am
Spalier Blätter, Wintergetreide schosst, Walderdbeeren blühen.
| 1872
vom
1.- 5.1330,.9°*
5.-10.326.3
10.-15.327.1
15.-20.1326
20.-25.1326.9
25,-31.1330.4
1873 | 1874
325,8" 325.2"
326.5 [324.8
328.6 327.8
326.1 329.4
329 [325.9
328.2 |328.8
Mittelstand des Thermometer
vom
1.- 5.44.70 |+8.60 |+60
5.-10.|4+8.50 |+.10.70|+7.20
10.-15.|+5.30 +10.90|+6.60
15.-20.| +10.60/ 410.90) + 7.10
20.-25.|+9.30 |+9.80 |+11.90
25.-31.|+8.80 |+8,50 |+13 50
Höchster Barometer-
Mai,
Mittelstand des Barometer
1872 | 1873 | 1874
vom
\ 1.-10. |328.6°”|326.1°”|325°“
Be 326.5°”1327.2'"
a
28.6'"1328.5°”
vom
N 1.-10.\ |+6.60 |+9,60 |+6.60
I,
+7.9 | 1.10.9014 6.80
120.01. +9,10 |+12.70
und
328.6°"
327.3."
| vom
1.-31.
IR +7.80 |4+9,90 [48.70 7
1782 | 1875 1874
327.9'"\327.3'” 1326, gun
| Bi
Thermometerstand.
1872 331° 1873 331° 1874331” 1872 +120 1875 +200 1574 +21
Niederster Barometer-
und
Thermometerstand.
1872 324 1873 323.75 1874323.5° 1872 +4.750 1875 +20 1874 +10
Das Thermometer stieg über +20 In,
31.
1872 Nebel 6 — Regen 8 — Gewitter 4.
1873 Nebel 4 — Regen 16 — Gewitter 4.
1874 Schnee und Regen 11 — Regen 6 — Gewitter 1 —
Wetterleuchten 1 — ganz hell 2, theilweise hell 23, ganz trüb
6 Tage.
8 — 8.1.
1873
196,
mel, die folgenden
1874
15. auf 16.
bedeckt,
den 17. Hochwasser,
3 Tage regnerisch.
Nachts die Berge bei Friesen etc.
Wand +35°, im Schatten Nordlage +8° bei NW,
N. 6 — NO. 8 — 0.5 — NW. 47 — W. 18 — SW.
partiale Sonnenfinsterniss, theilweise bedeckter Him-
mit Schnee
den 18. h. 2 an sonnebeschienener
1572
1.- 5.| 397"
5.-10.| 327.3
10.-15.| 327.7
15.-20.| 350.1
20.-25.| 329.2
25.-30.| 328.4
vom
1.- 5.)+10.90
5.-10.+100
10.-15.+ 9:50
15.-20.,+10.50
20.-25.|+11.40
25.-30.|+11,40
1873
328.2
327.9
326.2
329.3
329,5
328.9
+12,70
+10,80
719,10
+15.80
+16.90
+14.90
1874
351.2
329.9
330
329.4
328.5
327
+18.50|
+18.40
+12,10
+140
Tl ARE
Juni.
Mittelstand des Barometer
‚ 3937 13284 |
vom
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874
30.928.2°" 328.6°” 1329.1’”
| 328.9'1327.7'”|329.5°” N
.\1328.8°*|329.1°*|1327,5°”
Mittelstand des Thermometer
vom
h 1.-10.\+10.40 |+11.70|/+18,40
m +10.20 414.40 |+130 Bi +140 +10.60 +15,30
+4,80
an
Höchster Barometer-
1872 332° 1873331.5° 1874332.5° 1872+1401873+230 18744240
Niederster Barometer-
1872 326‘ 1873 324° 1874325 1872 +8.250 1875 +401874 +60
Das Thermometer stieg über 200 1873 2 mal, 1874 7 mal.
1872 Nebel 4 — Regen 11 — Gewitter 4.
1873 Nebel 7 — Regen 8 — Gewitter 3 — Wetterleuchten
1 — Höhenrauch 4.
1874 Regen 7 — Gewitter mit Regen 4 — Wetterleuchten 4
— ganz hell 14, theilweise hell 14, ganz trüb 2 Tage. — N. A
NO. 2 — NW. 28 — S. 8 — SW. 8 — W. 40.
1873
22.
+11.40 |+15.90 Mas | |
und Thermometerstand.
und Thermometerstand.
an sonnebeschien. Wand h. 11 -+36°. — h.4.15 Ab
an sonnebesch. Wand 37.5°%, den 8. an derselb. Wand h. 10 Mrg.
350 und h. 3 Nachm. +37.5°, den 18. h. 6 Ab. +369.
-- Korn blüht, den 8. blühende Trauben, den 13. häufig
reife Walderdbeeren, den 15. blühende Frühkartoftel,
-
Juli.
Mittelstand des Barometer 2
1872 | 1875 | 1874
vom
EN SA
1872 | 1875 | 1874
. 829.2 | 328.7 |330.2°”
.| 328.2 | 329.3 330.7
.\ 328.6 | 327.5 [329.3 |] 10.-20.
.| 328.3 | 330 1329.7
.| 829.7 | 329.6 327.6 120.-31.
.| 328.1 | 329.4 327.1 \ N
329" [530.8
——
328.9'*|529.5°“|327.3°°
Mittelstand des Thermometer
+14.80|+19.60 +16.30|+19.70
+17,90|+19.90
.1+10.20
.1+11.20
vom
\ 1.-10. \\+11.90
.\+110 |+14.30|+200
>.|+12.40)+180 |+16.50 el +180 416,30
‚|+160 [+18.10/-+17.10
Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 331°" 1873 332” 1874 331.5 1872 180 1873 2409 1874 260
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 326 1873 327 1874 324.5" 1872 80 1873 8.50 1874 110
Das Thermometer stieg über 20° 1873 Smal, 1874 20 mal.
1872 Nebel 4 — Regen 8 — Gewitter 4.
1573 Nebel 6 — Gewitter und Regen 8 — Wetterleuchten
4 — Höhenrauch 1.
1874 Nebel 1 — Regen 7 — Gewitter mit Hezen A —
Wetterleuchten 5 — ganz hell 16 — theilweise hell 13 — ganz
trüb 2 Tage. — NO. 6. — NW. 31 — 8.7 — So. 1 " Sy
— W. 27 — Ost 4.
—ı h. 2 an sonnenbeschien. Wand 42°, den 26° Nachts Stern-
schnuppenfall, den 6. Nachts Gewitter mit starkem Sturm.
— h. 2 an sonnenbeschien. Wand 40°, den 8 h. 3 an
sonnenbeschien. Wand 43.5%. Mit Ausnahme des Hafer alle Kör-
nerfrüchte in der 2. Hälfte des Monats reif.
1872 | 1873 is
328.4'” 328.7" Ba ke 3928. 6°"15 D: >9.4 3394 |
K|
1
1
25
|
5.412.380 417.80 419,80 el +11.60|+160 |+19,90 & 7 |H12.10\416,80\4 18, go
2; 1
m August.
| Mittelstand des Barometer
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 1874 1872 | 1873 | 1874
‚vom vom
L.- 5.| 326.9 | 329.5 | 328 1.-10.11327° |329,3°° 327.6”
5.-10,| 327.2 | 329.2 | 327.2
10.-15.| 329.7 | 329.8 | 327.6 \\10.-20.\|329.7°°829.3°”|329.3“|\ vom in aan ”
15.-20.| 329.8 | 323.9 | 331 h | 1.1.
20..25.| 329 | 328.6 | 330.3 Be
25,-31.| 329,2| 328.4| 328
328.5°”1329.1'”
5° _ — Mittelstand des Thermometer
1 5.L.11.6|-15.70.-17.60|\ 1-10. \\+11.6014.16 2014 16.40
5.-10.|-11.70)-16.80|= 15.20 |[ |
-10.-15.|-10.10|-13.30| _15.80|\10.-20, h +11,50 4,140 |+15.10]\ VOM | 1130| ,15.30|1 14,80
15.-20. 120 |_14.80 -130 hun 1.31. U 2 u 2
20.-25.|-12.20|-160 |-130 . -31. \ +11.20|4+.15,70| 4 13,10
25.-31.| 10.20 |-15.40|-13.20 | ’
Höchster Barometer. und Thermometerstand.
1572 331° 1873 331°” 1874332 1872 + 1501873 +2201874 +220
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 326“ 1873 326.5° 1874326 1872 +89 1873 +99 1574 +70
Das Thermometer stieg über 200 1873 5mal, 1874 1mal.
1872 Regen 5 — Gewitter 2 — Gewitter mit Hagel 1.
1573 Regen 5 — Gewitter 2, wovon 1 mit Hagel — Wetter-
leuchten 1 — Höhenrauch 1 — Nebel 5.
18574 Regen 7 — Gewitter 2, wovon 1 mit Hagel — Wet-
terleuchten 1 — Nebel 1 — ganz hell 5 — theilweise hell 17 —
sanz trüb 1. — N. 3 — NW. 21 — NO. 1 — SW. 8 — W. 36,
—_ Gewitter mit Hagel. = Gewitter mit Hagel. —
Gewitter mit Hagel.
10.15. 332.3| 327.4 | 328.38 \10.-20. | 1329.9°*1327.3°”1528.7°"
.15.-20.| 326.7 | 327.6 | 328.6 1.-30
- 20.-25.
- 1.- 5.1+13,60)+4+ 12.90)+16.50|( 1.-10. \+12.70%+120 |+15.40
13 A .
September.
Mittelstand des Barometer |
1872 | 1873 1
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1875 | 1874
vom vom
1.- 5.| 328.7 | 328.5 | 328.9|\ 1.-10.11328.6°”|328.1’”|328.5°* a
5.-10.| 328.6 | 327.8 | 328.1 | a
vom
Mi |328.3°«|528.6°% 82949 |
Mittelstand des Thermometer }
4
326.5 | 331 329.8 I \ 326.7'”\330.2'"1329.8°”
25.-30.| 327 | 329.4 329.9 |
vom
5.-10. + 11.80)+ 11.20)+ 14.40
- 10.-15. |+ 10.80) + 13.60|+ 12,10 De +10.30/4+12.30|+12 10] >] .-.30,|+ 9.90 |+11.30 4140)
—- 25.-30,.|+ 10.60|+ 10.10|+ 14.60
Eu
15.-20.|+ 9.90+110 |+12.20 |
20.-25.|+ 2.80+ 9,404 14.80 a + 6.70+ .f: 14.70
e Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872332" 1873332 1874 332° 1872 +140 1873 +20 1874 +21°
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 325°" 1873 325.5°'1874 325° 1872 +19 1873 +20 1874 +5
Das Thermometer stieg über 20° 1874 2 mal.
1872 Nebel 6 — Regen 7.
1873 Nebel 5 — Regen 9 — Gewitter 1 — Reif 4.
1874 Regen 1 — ganz hell 7 — theilweise hell 7 — ganz
trüb — — S. 14 — SW. 7 — W. 18.
— h. 2 an sonnenbeschien. Wand +40°%, am 6. +32.
a. h. 2 Sturm mit Hagel, den 14. Abends Sturm mit Regen
.
und Blitz. —- h. 2 15 an sonnenbeschien. Wand +36°.
1872
.| 327.2
.| 329
.| 325.1
.| 326.5
.| 325.4
.| 326.8
1.- 5.48.70
5,-10.|+ 6.40
| 10.-15.|44.70
| 15.-20.|+3.70
20.-25.|+5.90
25,-31.+ 6,60
Niederster Barometer-
1872 322.5° 1873 321.5 1874322.5° 1872 +301873 +101874+30
Das Thermometer fiel unter 00 1874 6 mal.
1872 Nebel 9 — Regen 12.
1873 Nebel 8 — Regen 6 — Reif 3 — Höhenrauch 1.
1874 Nebel 16 — Regen 7 — Reif 9 — ganz hell 10 —
theilweise hell 15 — ganz trüb 6 Tage. 8.
W. 23. 1874 |, 2 an sonnenbeschien. Wand +26°.
October.
Mittelstand des Barometer
1872 | 1873 | 1874
vom
N N 328.1'"|328,.4'”|327.4°"
1875 | 1874
828.3°"1325.6°"
328.1 329.2
328 329.8
328.6 329.3
324.2 328.7
328.5 592
en 326.1 |326.3°330.3°“
Mittelstand des Thermometer
vom
+13.40|+11.60\ 1.-10.\1+ 7.50 |+11.70+ 9.60
+10.10|+ 7.60
+ 9.40+ 7.90110.-20.
L 7.404 12.30
13
1872 | 1873 | 1874
N 328.3°*,329.5°*)> VOR 1396.6'197.8°4 |329.17%
+4,20 |+ 8.401 +10.10 er +60 [+8,80 [+8,40
+ 7.20|+ 7.60 en + 6.4014 5.50
+ 5,604 3,50 j}
Höchster Barometer- und Thermometerstand,
und
26.
1872 332°" 1873 332 1874 332.5 1872 +1101873 +1601874 +19
Thermometerstand.
38 — SW. 32 —
15.-20.+0.10 [+1.40 |+1.30
November.
Mittelstand des Barometer
\
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1878
3 vom
1.- 5./328°“ | 324.8] 331.2 || 1.-10.11330.2‘”|326.3°”|831.6”
5.-10.1332.4 | 327.9| 332
10.-15.1324.1 | 329.6 | 326.2 |\10.-20.\1325'* |329.9'”|324,5 |) vom 7 un
15.20.1326 330.2 Be } „a a
20.-25.327 | 325.4| 327.7 Bee 326.6 [425.9 |
25.-30.1326.1 | 327.9 | 325.1
Mittelstand des Thermometer
; vom
1.- 5.#5.20 |+5.10 |+1.60 | 1.-10.1]+5.30
5.-10.)+5.50 |+4.70 |+4.80 /
- 10.-15.|410 |+1.40 |+0.20 Me +1,40 |+0.70 1) 02 |+3.70 43.60 41.20
+4,90 |12,90 |
20.-25.+4.50 |+3,70 |-0.30 a
+5,50 |+4.60 140.10 1
25.-30,+6.50 +5,50 |+0.50
” Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 333° 1873 332° 1874 333.5" 1872 +1001873 +1001874 +80
Niederster Barometer- und Thermometerstand,
1872 321.5 1873 318.5 1874320 1872 —2 1873 — 3 1874 —6°
Das Thermometer fiel unter 0° 1872 3mal, 1873 Smal, }
1874 15 mal.
18%2 Nebel 4 — Regen 14 — Schnee 2.
1873 Nebel 8 — Regen 6 — Reif 8 — Regen u. Schnee 2.
1874 Nebel 6 — Regen 4 — Reif 1 — Schnee 6 — ganz
hell 3 — theilweise hell 9 — ganz trüb 18. NO. 3 — NW. 24
— 80. 9 — SW. 29 — W. 25.
EA Ze oe re
e
Pen
15
December.
Mittelstand des Barometer
| 1872 | 1875 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 |1874
| vom
vom
| 1.- 5.393.6°°) 334“ | 326.2 || 1.-10.1828.8'”\334.9°*|325.6
| 5.10.8324 | 335.0| 325.1
10.15.327.5 | 332.9 | 321.8||10.-20.\326.8°”)330.0°°)323.3 |, vom \996.341331.614 1325°%
| 15.-20.326.1 | 3284| 324.8 en.
| 20.-25.1327.1 | 330 | 823.8 \20.-81. I 3.41399.5:41326,2.%
| 25.-31.1329.5 | 329 | 328.6 N
Mittelstand des Thermometer
vom
1.- 5.43.60 42.59 140.3 |\ 1.-10.
5.-10.142.80 |-0.70 |+2.6
0.150 |o |+14 al +1,20 |H1.50 408 vo 1.0 [40.90 |-0.6
+3.20 |+0.90
+1,40 |
| 15.-20..+2.60 430 |+0.2
| 20.-25.|+1.40 Et —1,8 10-31. O2 1.5052 3.8
25,-31.|0,60 |—1.50 |-5.9 |
Höchster Barometer- und Thermometerstand.
1872 331.5" 1873 336° 1874 331° 1872 +50 1873 +100 1574 +8
Niederster Barometer- und Thermometerstand.
1872 319° 1873327 1874318" 1872 —40 1873 —8 1874 —18
Das Thermometer fiel unter 00 1872 5mal, 1873 Amal,
1874 16 mal.
1872 Nebel 8 — Regen 8 — Reif 3. h. 2 am 3. an sonne-
beschien. Wand +23°.
1873 Nebel 6 — Regen 2 — Reif 8 — Schnee u. Regen
2. — h. 2 am 29. an sonnebeschien. Wand +18°.
1874 Nebel 7 — Regen 9 — Schnee 12 — Glatteis 1 —
Reif 2 — ganz hell 2 — theilweise bedeckt 11 — ganz trübe
18 Tage. NO. 3 — NW. 16 — SW. 39 — W. 35.
1572 Maximum des Barometerstandes 3., 4. Mrz. 8. Nvbr. 333°
ji hi % R 19. Fbr. 8. Dzbr. 336‘
I Sr 11. Fbr. 335.5“
1872 Minimum jan Barometerstandes 25. Mrz. 11. Dzbr. 319“
ji % A 5 2. Jun ale
1854 ° ,„ : 2 9; u. 12. Dzbr- 313
16 ”
Isa Maximum des Thermometerstandes 28. Juli + 180
1873 is „ = 23. Juli + 240
lei Me be 55 10: Juli + 260
1872 Minimum _,, " 2., 12. Januar
jis s # 31. Dzbr. — 80
1574 SR Is ns 28. Dzbr. leR
1872 letzter Frühlingsfrost 27. März — erster Winterforst
14. Nvbr., Zwischenzeit 231 Tage — letzter Frühlingsschnee
23. März, erster Winterschnee 13. Nvbr., Zwischenzeit 234 Tage.
1873 letzter Frühlingsfrost 9. April — erster Winterfrost
11. Novbr., Zwischenzeit 216 Tage — letzter Frühlingsschnee
30. April, erster Winterschnee 22. Nvbhr.. Zwischenzeit 206 Tage.
1874 letzter Frühlingsfrost 30. April — erster Winterfrost
25. Oktbr., Zwischenzeit 177 Tage — letzter Frühlingsschee
14. Mrz., erster Winterschnee 16. Nvbr., Zwischenzeit 246 Tage,
letztes Schneegestöber 17. Mai.
Jahres-Mittelstand des Barometers.
1812 327.7 — 1878 328.37 — 1874 32832.
Jahres-Mittelstand des Thermometers.
1872 6.50 R. — 1873 + 8.30 R. — 1874 +,7.9
Nach dem Barometer-Mittelstand folgen sich die Monate im Jahr:
1872 1875 1574
Dezember 326.3" März 326.4 Dezember 325’
Oktober 326.6‘ April 326.7“ Mai 326.9
März 326.8° Mai 327.3”. April 321%
November 327.2 November 327.6‘ November 327.3
Januar 327.4“ Oktober 327.7 August 328.6"
April 327.6“ Januar 328.2" September 329‘
Mai _ 827.9 Juni 328.6 Juli 329%
Februar 328.2 September 328.6“ Oktober ' 329.1"
Juni 328.2 Februar 328.9“ Juni 329.14:
September 328.3 Juli 329 Februar 32a:
Juli 328.6” August BB hans 229.07,
August 328.6‘ Dezember 331.6‘ Januar 329.9“
17
Nach dem Thermometer-Mittelstand folgen sich die Monate im Jahr:
1872 1875 1874
Januar — 1.6° Dezember + 0.99 Dezember
Februar — 0.49% Februar + 2.6° Januar
März + 1.50 Januar + 2.90 November
Dezember + 1.60 November + 3.60% Februar
November + 3.70 März + 6.30 März
April + 4.40% April + 7.50 Oktober
Oktober + 5.90 Oktober + 8.80 Mai
Mai + 7.80 Mai + 9.90 April
September + 9.99 September + 11.30 September
Juni + 10.60 Juni + 14% August
August + 11.30 August + 15.30 Juni
Juli =. 12a all + 16.80 Juli
Zusammenstellungen pro 1814.
Januar höchst. Barometerst. 334 niedst. 323 er
Februar 1% ” SSR 3230
März R = Baden 2 De
April Ri x 3a , 719208;
Mai er a SE a 323...
Juni F " BI2DE u IS2DEEr
Juli is 2 331297. %.,# 334: Da
August e E DD 320n
September 2 a SEIEN,
October e x S3a2laur 0) SO2n
November a = Baal 1%. 35 DAUBr:
Dezember ES x 3alk. a
Januar höchst. Thermometerst. + 10° nied. — 11 gr.
Februar ,, “ +12 , 149,
März & 2 + 10.50, — 6,
April 3 h +720%. a
Mai x en 7. 210%.,.,; der
‘ Juni ia “ Er 240: 52 60%
Juli E IE 29260 ° „Een
August 5: hs + 229 „. +70,
September ., I 210; 2-6 a5
October ae >% 190 | 4. SE a,
November ,, : + 90,0. 69,
Dezember J„, „= + 80, Iso
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Februar
März
April
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- August *)
Septem. *)
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Dezbr. *)
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*) Nieht aufgezeichnet.
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Windrichtung.
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Jahrgang [7273| 74] 72 | 73 | 74 [72| 73 | 74 [72] 73 | 74 ]72|73,74]72|73 74172 73|74172|73|74
Januar 10 ı 151 12] 36 u 31 33] 151 4 3 en -1—|—|-- 3 — lol
Februar 1116| 71 11) 22) 171 2) 12] 211 1) 13] 18] -, 3) 3| 1116) 64—| 5| 91 3| 51 5
März 2) 9 101 9| 42) ı8| 9) 1| 33] 3) 13) 18| 1) 6) 2] 2) 8SI—I 2]10)—| 3) 3/10
April 3! 4 61 4| 15| 171 6| 18| 32] 6) 17] 18] - 11] 6| 2) 3] A| 1) 7) 21 13/5
Mai 2/1) 1 11) 14 8 5|/ 49) 18| 8| 21) 47] 1) 6) 61 4 2) SI -|-| 5[-|-|—
Juni 312) 8 5] 10| 8 5) 23) 40| 9) 16| 28] 1117| A| 5] 4 2I—| 8 -| 11 -|—
Juli 810) 7I 6| 25\ 17| 7| 30) 274 6) 25| 311 -/— | —I 1| 2| 66 — 11 4 1—| 1
* August —| 3) —I 6| 23] 8 9) 44] 36| 7| 12) 21] 2) 2) 3[ 5) —| 1] 11 -|-1— | —
* September | 1) 4 14| 8| 24 713] 30| 18S[ 8 13) 6|—| 6—1—| 9—I—| 11—I—/— | —
October 10115) 381 5| 16| s2J13| 32] 23] 2) 10) —I—| 11—1-| 3 —f—| 3)— | 1/11)
November 5111) —I 9| 24 29112 21 2512 6 24——|—] 1 2 3[— 14—1 1| 8 9
Dezember | 5|— -] 16| 23| ss] 4] 35) 35] 4] 16 16[ 17-1 1 —| 3-1] U —/—
Summa _[60/791106]102]274250]88]328]323[60]163 227] 5691351221493] 4152 2011342728
Im Jahr 1872 täglich 1 Aufzeichnung h 6 fr.
re. 1873 I) 5 h 6. 12. 6 Ab.
Be 21874 rd a h 6. 12. 6 Ab.
Im Jahr 1872 sollen 365 sind nur 354 Aufschreibungen.
era 1095: 5 2,1056 E
ke! IE 1022 =
e)) 2 »
*) Nicht aufgezeichnet.
*) August u. September 1873 u. 74 sind mangelhaft.
Du”
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1874
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NW 227
S 106
N. 35
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SAALE
7 II.
Die Verbreitung irdischer Stoffe im Weltraum
nach den neuesten Forschungen zusammengestellt
von
Heinrich Possner.
Vorwort.
Anrunnn
Die glänzendste und bedeutendste Leistung unseres Jahr-
hunderts auf dem Gebiete naturwissenschaftlichen Forschens ist
die Entdeckung und Anwendung der Spectralanalyse. Die neu-
gewonnene Untersuchungsmethode hat fast in allen Zweigen des
naturwissenschaftlichen Studiums tief eingreifend, umgestaltend,
befruchtend gewirkt, ungeahnte neue Bahnen des Weiterforschens
eröffnet und in der kurzen Zeit einer fünzehnjährigen Ausbeute
die grössten Erfolge geliefert, deren unabsehbare Mehrung im
Laufe der Zeit noch in sicherer Aussicht steht. Kein anderer
Theil des Naturforschens aber hat solche Förderung und Er-
weiterung durch die Spectralanalyse erfahren, als die Astro-
nomie. Durch dieses neue Hilfsmittel der Beobachtung wurde
unser chemisches Wissen weit über die Schranken unseres Pla-
neten hinausgerückt, die qualitative Beschaffenheit und die phy-
sische Konstitution der Gestirne in den Bereich des Forschens
und Erkennens gezogen und die grosse Idee der Einheit der
Materie im Weltall hervorgerufen und festgestellt. Und diese
letzte geistige Erkenntniss ist wohl die grösste Leistung, der
bedeutendste Erfolg der Spectralanalyse; sie bietet uns die Grund-
lage zur Weiterforschung über die Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft des Universums, und in nicht ferner Zeit vielleicht
wird es gelingen, aus dem Dasein und dem Zustande der Stoffe
auf den einzelnen Weltkörpern auch auf die Gesetze zu schliessen,
nach welchen der Entwicklungsprozess des Gestirnes sich be-
stimmt und fortschreitet. — Die hiebei in Betracht kommenden
Resultate der Spectralforschung sind vermöge der nothwendigen
Arbeitstheilung Seitens der Beobachter in einzelnen Werken
22
und Zeitschriften vertheilt und zerstreut; unseres Wissens
steht noch kein übersichtliches Verzeichniss der bisher erkannten
Stoffe, aus welchen das Weltall zusammengesetzt ist, und doch
dürfte wohl eine solche Zusammenstellung nothwendig und ge-
eignet sein, um den Beweis und das Verständniss für die Ein-
heit der Materie im Universum zu geben und zugleich die Grund-
lage zur Vergleichung und für die daraus zu ziehenden Schlüsse
zu liefern. Der Verfasser hat daher, veranlasst zunächst durch
den Wunsch einiger Freunde der Naturforschung, unternommen,
in Nachstehendem die bisherigen Ergebnisse aller Untersuch-
ungen in Bezug auf die chemische Beschaffenheit der Gestirne
in möglichster Genauigkeit und Vollständigkeit zu verzeichnen.
Die Arbeit möge daher im Wesentlichen nur als Compilation be-
trachtet werden und wird ihren Zweck vollständig erfüllen, wenn
sie dem Laien einen Einblick in die Natur des Universums und
dem Forscher eine arbeiterleichternde Uebersicht gewährt.
I. Chemische Bestandtheile der Sonne.
Nach Kirchhoff: Baryum, Calcium, Chrom, Eisen, Kalium,
Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Nickel, Wasser-
stoff, Zink.
nach Angström und Thalen:
Sicher: Baryum, Calcium, Chrom, Eisen, Kobalt, Kupfer,
Maenesium, Mangan, Natrium, Nickel, Titan, a erh
Wahrscheinlich: Aluminium, Zink und vielleicht auch Brom.
nach Young:
Sicher oder doch nahezu sicher: Baryum, Calcium, Cerium,
Chrom, Eisen, Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium,
Nickel, Schwefel, Strontium, Titan, Wasserstoff, Zink.
Mit einem geringeren Grade von Wahrscheinlichkeit: Di-
dymum, Erbium, Lanthanium, Yttrium und vielleicht auch Brom,
Sauerstoff und Stickstoff.
Nach Lockyer:
Aluminium, Baryum, Blei, Cadmium, Cerium, Chrom, Eisen,
Kalium, Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Nickel,
- Strontium, Titan, Uran, Wasserstoff, Zink.
Beh,
23
Wir übergehen die Sonnenstoffe, welche Janssen, Rayet,
Secchi u. A. nachwiesen, weil von diesen Forschern keine so
vollständigen Beobachtungsreihen, wie die angeführten, vorliegen,
und deren Untersuchungen sich nur auf das Vorkommen des
Caleium, Eisen, Magnesium, Natrium, Wasserstoff und in einigen
Fällen auch des Baryum, Mangan, Nickel beschränken. Dagegen
heben wir die interessante Entdeckung Secchi’s hervor, dass
in der Sonne auch Wasserdampf existirt, und zwar stets in der
Nähe grosser Sonnenflecken, deren weit niedere Temperatur
eben diese Ausscheidung von Wasser begünstigt. Denn bekannt-
lich gewinnt die Zöllner’sche Theorie mehr und mehr an
Boden, nach welcher die Sonnenflecken Rauch ausstossende
Schlacken sind, welche auf der glühendflüssigen, zum Theil schon
schwach überkrusteten Sonnenkugel schwimmen. Die Entdeck-
ung des Wasserdampfes in der Sonne ist um so wichtiger, als
die Anwesenheit desselben auch diejenige des Sauerstofis, der
prismatisch dort nur unvollkommen nachgewiesen ist, theoretisch
unabweislich macht.
Nach dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft ist die
Sonne eine glühendflüssige, von mineralischen Dämpfen umhüllte
Riesenkugel, welche ganz die nämlichen Bestandtheile wie unsere
heimathliche Erde besitzt.
Vereinigen wir die Forschungen vonKirchhoff, Angström,
Young, Lockyer, Secchi und der übrigen Sonnenbeobachter
so sind es folgende Substanzen, welche in der Sonne glühen:
Sicher oder doch wahrscheinlich vorhanden: 1. Aluminium,
2. Baryum, 3. Blei, 4 Cadmium, 5. Calcium, 6. Cerium,
7. Chrom, 8. Eisen, 9. Kalium, 10. Kobalt, 11. Kupfer,
12. Magnesium, 13. Mangan, 14. Natrium, 15. Nickel, 16. Schwe-
fel, 17. Strontium, 18. Titan, 19. Uran, 20. Wasserdampf;
21. Wasserstoft, 22. Zink.
Vermuthlich vorhanden: 23. Brom, 24. Didymum, 25. Erbium,
26. Lanthanium, 27. Sauerstoff, 28. Stickstoff, 29. Yttrium.
Die Kenntniss aller dieser Substanzen, welche den 20 Mil-
lionen Meilen entfernten Sonnenkörper bilden, ist bekanntlich
eine Errungenschaft jenes ungeheuren Fortschritts in den Natur-
wissenschaften, der durch Kirchhoff und Bunsen im J. 1859
begründeten Spectral-Analyse. Als Beweis für die Sicherheit
dieser Methode in ihrer Anwendung auf die himmlischen Körper
möge folgendes Beispiel dienen:
BR PROF T TR .
Während Kirchhoff schon über 60 und sein Schüler Hoff-
mann gegen 80 Eisen-Linien in der Sonne mit eben so vielen
irdischen Eisen-Linien identificirten, steigt die Anzahl dieser
Linien in den Untersuchungen von Angström und Thalen,
welche das Eisen im elektrischen Flammenbogen verdampften,
auf 450. Solch erstaunliche Uebereinstimmung von vielen Hun-
derten von Linien und ganzen, charakteristischen Linien-Gruppen
kann nun selbstverständlich kein Zufall sein, und schliesst daher
jeden Zweifel an dem Ursprung jener Sonnen-Linien vom
Eisen aus.
ll. Chemische Bestandtheile der Fixsterne.
Die Fixsterne sind bekanntlich nichts Anderes als Sonnen,
welche aus ungeheuren Fernen noch zu uns herüberglühen. Sie
sind zahllos wie die Halme, Blätter und Blüthen unserer irdischen
Pflanzenwelt; die Zahl derjenigen, welche in unseren Riesen-
teleskopen noch sichtbar sind, beträgt vielleicht 1500 Millionen.
Nicht wenige derselben hat man auch in Bezug auf die Strahlen
geprüft, welche sie uns zusenden, denn die Anzahl der von
Hugeins und Miller, Seechi, Rutherford, Wolf und Rayet, Janssen,
Vogel und Lohse untersuchten Fixsternsonnen beträgt gegen-
wärtie schon über 1000, und alle diese glühenden, von minera-
lischen Dämpfen umhüllten, tropfbarflüssigen Riesenbälle ent-
halten fast durchgehends Natrium und Magnesium, sehr häufig
auch noch Calcium, Eisen, Wasserdampf und Wasserstoff und
bisweilen auch Antimon, Baryum, Chrom, Mangan, Quecksilber
Silber, Tellur, Wismuth, Zinn und sonstige, uns von der Erde
her bekannte Stoffe. Wir erwähnen einiger solcher Fixsterne,
deren Bestandtheile genauer studirt worden sind.
1. Aldebaran im Stier.
(« Tauri).
Er enthält:
nach Huggins und Miller:
Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Caleium, Eisen, Wismuth,
Tellur, Antimon, Quecksilber.
25
Nach Vogel und Lohse:
Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen, Wismuth,
Antimon, Quecksilber.
Hiezu kommt nach Secchi noch Wasserdampf, so dass der
Fixstern Aldebaran nach unserer gegenwärtigen Kenntniss fol-
sende 10 Substanzen aufweist:
1. Wasserstofl, 2. Natrium, 3. Magnesium, 4. Calcium,
5. Eisen, 6. Wismuth, 7. Tellur, 8. Antimon, 9. Quecksilber,
10. Wasserdampf.
Da das Spectrum eines Fixsterns selbstverständlich ‚nicht
so intensiv sein kann, als das “brillante Sonnen-Spectrum, so
können auch dort nicht so viele Absorptions-Linien zur Ver-
gleichung mit irdischen Elementen dienen, wie in dem Prismen-
bild der Sonne, in welchem schon Kirchhoff gegen 5000 Streifen
und Linien unterschied, während neuerdings Cooke mittelst
seines grossen Spektral-Apparates aus neun Kohlenstoff-Prismen
ihre Anzahl gar nicht zu schätzen wagt.
In der That sind denn auch die Absorptions-Linien in den
Spektren der Fixsterne so ausserordentlich fein, dass ihr Stu-
dium auf die Dauer das Auge sehr angreift, namentlich bei un-
ruhiger Luft und nahe am Horizont, wo diese Linien beständig
im Sehfeld hin- und herzittern. Die genannten Beobachter be-
schränkten daher ihre Untersuchungen des Aldebaran nur auf
einzelne Regionen des Spektrums, und zwar Huggins und Miller
auf ungefähr 70—80, Vogel und Lohse auf 72 Absorptionslinien.
Diese Linien sind zwar nur ein kleiner Bruchtheil der vielen,
zarten Dunkel-Linien, welche das irisfarbige Lichtband des Alde-
baran parallel zu einander durchziehen; allein schon diese ge-
ringe Anzahl genügt, um die Anwesenheit der vorhin erwähnten
Stoffe in jenem Fixstern zweifellos nachzuweisen. Von den 450
Eisen- und 75 Caleium-Linien, zZ. B. welche Angström in dem
Licht des glühenden Sonnenkörpers und seiner Photosphäre
constatirte, finden sich nicht wenige im Spektrum des in Rede
stehenden Fixsterns wie die folgende Zusammenstellung beweist:
26 _ 7
nach Huggins nach Vogel
und Miller, und Lohse.
Wasserstoff eoineidirt mit Absorptionslinien im Fixstern 2 2
Natrium 3 “ 2 2
Magnesium ER si 3 4
Calcium 4 .n 4 11
Eisen = ” 5 18
Wismuth Ai 2 4 6
Tellur = ER 4 nicht untersucht.
Antimon x in 3 4
Quecksilber is S 3 7
2. Beteigeux im Orion.
(@ Orionis).
Seine Bestandtheile sind nach Huggins und Miller:
Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen, Wismuth und vermuthlich
auch Thallium, wozu nach Huggin’s späteren Untersuchungen
noch Wasserstoff kommt.
Nach Secechi: Natrium, Magnesium, Eisen, Wasser-
stoff und Wasserdampf. |
Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium, Cal-
cium, Eisen, Wismuth und Wasserstoff.
Nach Angström: Mangan-Oxyd (die schattenartigen
Absorptions-Bänder, welche dem dritten Spectral-Typus eigen-
thümlich sind und bisweilen dem Spectrum ein merkwürdiges
colonnadenförmiges Aussehen verleihen).
Der Fixstern Beteigeux oder Alpha im Orion enthält dem-
nach sicher: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Caleium, 4. Eisen,
5. Wismuth, 6. Wasserstoff, 7. Wasserdampf und vermuthlich
auch: 8. Thallium, 9. Mangan-Oxyd.
nach Huggins nach Vogel
und Miller und Lohse
Wasserstoff eoineidirt mit Absorptionslinien im Fixstern 2 1—2
Natrium n Re 2 2
Maenesium EE Br 3 4
Calcium Mi 2 4 10
Eisen > % 4 14
Wismuth ah n 4 |
Thallium ? sn hr == nicht untersucht.
Auch hier umfassen die Untersuchungen nicht das ganze
Spectrum, sondern nur die Parthien im Roth, Gelb, Grün und
Blaugrün, welche im Sonnen-Spectrum durch die Linien C bis F'
: 27
Fraunhofer begrenzt werden. Zur Vergleichung benützten Hugeins
und Miller etwa 80, Vogel und Lohse 87 Absorptions-Linien im
Fixstern.
3 Areturus im Bärenhüter.
(@ Bootis)
enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magnesium, Eisen
und Wasserstoff.
Nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was-
serstoft.
Nach Vogel und Lohse: Wasserstoff, Natrium,
Maenesium, Eisen, Chrom, Caleium und wahrscheinlich auch Ba-
ryum, Mangan und Silber.
Zusammengenommen glühen und verdampfen demnach im
Arcturus: 1. Wasserstoff, 2. Natrium, 3. Magnesium, 4. Eisen,
5. Chrom, 6. Caleium und wahrscheinlich auch 7. Baryum,
8. Mansan und 9. Silber.
4. Scheat oder Menkab-el-Pheras im Pegasus.
(ß# Pegasi)
enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magnesium und
wahrscheinlich auch Baryum.
Nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was-
serstoft.
Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium,
Eisen und Calcium. Wasserstoff-Linien wurden nicht gesehen.
Die chemischen Bestandtheile des Fixsterns # Pegasi sind
demzufolge: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen, 4. Calcium,
ferner wahrscheinlich auch 5. Baryum und 6. vielleicht auch
Wasserstoft.
Die Anzahl der in diesem Stern glühenden, uns bekannten
Substanzen ist wahrscheinlich noch grösser, als sich aus dieser
Zusammenstellung ergiebt, und wären fortgesetzte Untersuch-
ungen hier gewiss sehr wünschenswerth. Vogel und Lohse haben
nur 40 Linien (darunter 29 wiederholt) bestimmt, obwohl die An-
zahl derselben sehr gross ist, denn wir haben schon erwähnt,
dass solche Beobachtungen wegen ihrer ausserordentlichen Fein-
heit sehr schwierig sind.
Huggins und Miller, die wegen ungünstiger Luft sogar nur
17 Linien zu fixiren vermochten, und auch diese nur mit grosser
nr ; 2
Mühe, konnten, wie mitgetheilt, ihre Vergleiche nur auf Natrium
und Magnesium mit Sicherheit ausdehnen. Die Linien des Ba-
ryum, Eisen und Mangan zitterten in Folge der atmosphärischen
Unruhe zu sehr, um sich genau identificisen zu lassen, doch schien
die Anwesenheit des Baryum nahezu gewiss zu sein. Das Eisen
wurde übrigens hier durch Secchi, Vogel und Lohse constatirt
und auch das Mangan dürfte nicht fehlen, wenn Angström’s Ver-
muthung sich bestätigen sollte, dass die breiten Absorptionsbänder
des dritten Speetral-Typus vom Mangan-Oxyd herrühren. Das
prachtvolle, oraniengelbe Licht von 8 Pegasi zerlegt sich näm-
lich prismatisch in ein schönes Lichtband, von den Farben des
Regenbogens, welches ausser den feinen Absorptions-Linien auch
eine Anzahl breiter, dunkler, einseitig verwaschener Banden auf-
weist, die schattenartig über das ganze Spectrum hinziehen.
Gerade bei diesem Stern treten jene Banden sehr stark und
charakteristisch auf, so dass das Spectrum den sonderbaren
Anblick einer Reihe von der Seite beleuchteter Säulen darbietet,
und damit eine wahrhaft stereoskopische Aehnlichkeit besitzt.
5. Sirins im grossen Hund.
(«e Canis majoris).
Er enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magne-
sium, Wasserstoff und wahrscheinlich auch Eisen.
Nach Secchi: Natrium, Magnesium und Wasserstoff.
Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium und
Wasserstoff.
6. Wega in der Lyra.
(«e Lyrae).
Sie enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magne-
sium, Wasserstoff und wahrscheinlich auch Eisen.
Nach Secchi: Natrium, Magnesium und Wasserstof.
Die Gesammt-Beobachtungen am Sirius und an der Wega
ergeben demnach für jeden dieser beiden Fixsterne die Anwesen-
heit von 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Wasserstoff und 4. wahr-
scheinlich auch Eisen.
Eingehendere Spectral-Untersuchungen sind bei den silber_
farbigen Fixsternsonnen, wie Sirius und Wega, nicht möglich
denn die Absorptions-Linien sind hier unendlich fein, viel feiner
@
29
als bei den rothen, z. B. Aldebaran, Arcturus, Antares, Pollux,
« Orionis, # Pegasi, « Herculis u. s. w., so dass ihre Wahrneh-
mung und genaue Bestimmung selbst in grossen Telespektrosko-
pen auf das Aeusserste erschwert ist. Eine Ausnahme machen
nur die vier Wasserstoft-Linien im Roth, Blau, Blaugrün und
Violett, welche hier ungewöhnlich breit und stark sind.
7. Antares im Scorpion.
(«@ Scorpii).
Er enthält nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und
Wasserdampf.
nach Vogel und Lohse: wahrscheinlich Natrium,
Magnesium und Eisen. Die tiefe Stellung dieses Fixsterns über
dem Horizont verhinderte leider eine genauere Untersuchung.
Die prismatisch erkannten Bestandtheile der Fixsternsonne An-
tares beschränken sich daher vorläufig nur auf:
1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen, 4. Wasserdampf.
8. Ras-el-Schethi im Hereules.
(@ Herculis).
Seine Bestandtheile sind
nach Huggins und Miller:
Natrium, Magnesium und Eisen
nach Secchi:
Natrium, Magnesium, Eisen und Wasserstoff
nach Vogel und Lohse:
Natrium, Magnesium, Eisen und wahrscheinlich auch Cal-
cium und Zinn.
Die Vereinigung aller Beobachtungen ergiebt für den Fix-
stern &@ Hereulis: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen und wahr-
scheinlich auch 4. Calcium, 5. Zinn und 6. Wasserstoff. Ferner
scheint uns das prachtvolle Säulen-Spectrum desselben zu dem
Schluss zu berechtigen, dass auf jenem fremden Weltkörper
Mangan-Oxyd existirt (nach Angström).
9. Mira im Wallfisch.
(o-Omikron-Ceti).
In diesem Stern existiren
nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was-
serstoff,
30
Ausserdem zeigt Mira ein schönes, kolonnadenartiges Spec-
trum, das, wie schon erwähnt, nach Angström vermuthlich vom
Mangan-Oxyd herrührt,
10. Pollux in den Zwillingen.
(® Geminorum)
enthält
nach Huggins und Miller:
Natrium, Magnesium und Eisen.
nach Secchi:
Natrium, Magnesium, Eisen, Wasserstoff und Wasserdampf.
nach Vogel und Lohse:
Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen und viel-
leicht auch Wismuth. Leider waren die atmosphärischen Ver-
hältnisse diesen Beobachtungen nicht sehr günstig, so dass nur
27 der auffallendsten von den überaus vielen und besonders fei-
nen Linien des Pollux bestimmt werden konnten. Mit ziemlicher
Sicherheit ergab sich daraus das Dasein der erstgenannten fünf
Stoffe, während die Anwesenheit von Wismuth zweifelhaft blieb.
Immerhin aber berechtigt uns die Vereinigung aller bisherigen
Beobachtungen zu der Annahme, dass der Fixstern Pollux vor-
zugsweise aus 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Calcium, 4. Eisen,
5. Wasserstoff, 6. Wasserdampf und vielleicht auch 7. Wismuth
zusammengesetzt ist.
11. Eta im Schiff Argo.
(n Argüs).
Dieser merkwürdige, in Europa unsichtbare Stern des Süd-
himmels gehört zu den wenigen Fixsternen, in deren Spektren
statt der Absorptions-Linien und Absorptions-Banden farbige
Linien auftreten, ähnlich, wie bei den Nebelflecken und Sonnen-
Protuberanzen, so dass die unmittelbare Vergleichung mit den
Spektren irdischer Metalle und Metalloide, wo ja auch die Strei-
fen und Linien farbig sind, vorgenommen werden kann. In der
That fand Le Sueur mit dem grossen Melbourne-Telescop auch
in dem Stern n der Argo das Vorhandensein einiger uns be-
kannter Substanzen angezeigt, und zwar dasjenige des Wasser-
stoffs durch die Linien C (roth) und F (blaugrün) Fraunhofer,
während einige andere Linien (gelb und grün) auf Natrium,
Magnesium und Stickstoff hinzuweisen schienen.
ol
12. Rothes Sternchen im grossen Bären.
(Nr. 152 des Catalogs von Schjellerup).
Dieses höchst interessante Sternchen 6. Grösse befindet
sich an der Grenze des grossen Bären und der Jagdhunde Chara
und Asterion (AR = 12h 39m 155, D = + 460 7' 21 für 1875)
und zeichnet sich durch sein intensives, hochrothes Licht, sowie
durch sein prachtvolles und merkwürdiges Spectrum aus. : Letz-
teres hat nach Secchi eine grosse Aehnlichkeit mit demjenigen
des elektrischen Funkens im Benzin-Dampf, so dass es möglich -
ist, dass Kohlenwasserstoffe eine bedeutende Rolle auf dieser,
jedenfalls schon in beträchtlicher Abkühlung befindlichen Fixstern-
sonne spielen. Secchi hält es für „voreilig aus dieser noch un-
vollendeten Thatsache Schlüsse zu ziehen“, glaubt aber „nicht
zu weit über die beobachteten Thatsachen hinauszugehen‘“, indem
er sagt: „Hier werden wir also in den Gestirnen auf die Existenz
sehr merkwürdiger und unerwarteter Verbindungen hingewiesen
und der chemischen Astronomie ein neues Feld eröffnet. Seither
suchte man besonders nach Elementen, hauptsächlich nach Me-
tallen, und nun zeigt es sich, dass auch Verbindungen in Gas-
form daselbst vorkommen können. Sehr viele Sterne zeigen eine
schwarze Linie im Grün, sehr nahe bei den Magnesium-Linien
U Fraunhofer, und es ist wahrscheinlich, dass sie eher durch
einen Kohlenwasserstoff, als durch Magnesium hervorgebracht
wird.“ —
Ill. Chemische Bestandtheile der Nebelflecken.
Diese, häufig blaugrün gefärbten Lichtscheibehen und phan-
tastischen Nebelwölkchen, welche kraftvolle Riesen-Teleskope zu
vielen tausenden am klaren Nachthimmel hervorzaubern, sind
zuerst von Huggins im August 1864 und später auch von
Secchi, Alexander Herschel, d’Arrest, Vogel u. A. durch das
Prisma als ungeheure, hauptsächlich aus Stickstoff und Wasser-
stoff bestehende Ansammlungen von glühenden Gasen erkann-
worden. Wir erwähnen hier speciell einige der bekanntesten
Gasnebel, und zwar nach den Angaben der genannten Forscher :
1) Berühmter Nebelfleck im Schwertgriff des Orion. Diese
grosse, seltsam geformte Gas-Wolke ist schon mit freiem Auge
sichtbar, schimmert im Teleskop phosphorisch-blaugrün und vert
32
räth im Spectroscop die Anwesenheit von Stickstoff und Was-
serstoff.
2) Berühmter Ring-Nebel in der Lyra, einem phosphorisch
schimmernden Reifen gleichend, über welchen ein feiner, duftiger
Schleier gespannt ist. Die zahllosen Lichtpünktchen auf dem
Nebel-Ring sind blosse Nebelbällchen, keine wirklichen Stern-
chen. Das ganze, merkwürdige Gebilde besteht fast ausschliess-
lich nur aus Stickstoffgas.
3) Kleiner planetarischer Nebel im Wassermann, von grün-
lichblauem Colorit und saturnförmigem Umriss. Die Nebelscheibe
läuft am Rand in eine Strahlen-Glorie aus, und das Ganze be-*
steht aus glühendem Stickstoff und Wasserstoff.
4) Planetarischer Nebel im Drachen, eine grünlichblaue -
Nebelscheibe, mit weissem, sternartigem Centrum, darstellend.
Auch diese Gaskugel besteht aus Stickstoff und Wasserstoff.
5) Bläulicher Ring-Nebel in den Zwillingen, mit Strahlen-
Glorie und Central-Kern, neben welchem sich ein kleiner, schwar-
zer, rundlicher Raum befindet. Letzterer ist offenbar keine
Oefinung in der Nebel-Materie, sondern wahrscheinlich ein aus-
sebranntes Sonnen-System, welches gegenwärtig vor dem Nebel-
fleck vorüberzieht. Der Ring-Nebel selbst besteht aus Stickstoff
und Wasserstoff.
6) Der sogenannte Dumbell-Nebel im Sternbild des Fuchses
mit der Gans. Diese ungeheure Nebel-Wolke scheint bloss aus
Stickstoffgas zu bestehen. Die sternartigen Pünktchen auf ihr
sind ebenfalls nur Verdichtungen in dieser Gasmasse (Nebelbäll-
chen), nicht aber wirkliche, ausgebildete Fixsternsonnen.
7) Stern-Nebel im Schwan, eine grünlichblaue, scharf be-
srenzte Nebelscheibe, mit sternartigem Centrum. Sie besteht
aus Stickstoff und Wasserstoff.
8) Kleiner, aber heller planetarischer Nebel in der Andro-
meda, mit ringartiger Oeffnung und ovalem Nebelhof. Derselbe
ist grünlichblau und besteht aus Stickstoff und Wasserstoff.
9) Planetarischer Nebel in der Hydra, eine kleine aber
helle Nebelscheibe von blauem Licht. Sie besteht aus Stick-
stoff und Wasserstoff.
10) Planetarischer Nebel im Pfeil, von Lord Rosse als Spi-
ral-Nebel erkannt. Dieser kleine Nebelfleck ist satellitenartig
von vier Fixsternchen begleitet und besteht, nach dem prisma-
tischen Anblick zu schliessen, nur aus Stickstofigas,.
99
11) Planetarischer Nebel im Adler. Er bietet eine grosse
scharfbegrenzte Nebelscheibe dar und scheint ebenfalls nur aus
Stickstoff gebildet zu sein.
12) Planetarischer Nebel im Schlangenträger. Das Licht
dieser herrlichen Nebelkugel, von 8 Minuten Durchmesser, ist
trübe und verwaschen, flimmert aber sternartig und der Nebel-
fleck wird daher schon in der Abenddämmerung sichtbar. Eben
so schön ist auch das Spectrum, dessen scharfe, brillante Linien
hier das Vorhandensein von Stickstoff und Wasserstoff nach-
weisen. —
IV. Chemische Bestandtheile der Planeten.
Da die Planeten keine glühenden Körper sind, wie z. B.
die Sonne, die Fixsterne und Nebelflecken, und daher auch nicht
eigenes Licht aussenden, sondern nur in reflektirtem Sonnenlicht
strahlen, so lassen sich hier nur solche Substanzen ermitteln,
welche die wenigen Bestandtheile ihrer Atmosphären bilden. In
der Erd-Atmosphäre sind diess vorzüglich Stickstoff (79,2), Sauer-
stoff (20,8), Kohlensäure (zwischen 0,05 und 0,1 varürend) und
Wasserdampf, dessen wechselnde Menge von den verschiedenen
Wärmegraden unseres Dunstkreises abhängt. Alle diese Be-
standtheile der irdischen Atmosphäre sind nun in der That auch
in den Dunsthüllen mehrerer anderer Planeten constatirt worden.
Die teleskopische Beobachtung einer Atmosphäre des Mars,
welche periodisch — sei es durch Rotation oder Jahreszeiten-.
wechsel — die landschaftlichen Schattirungen an der Oberfläche
der Marskugel trübt und dann wieder in klaren, bestimmten
Umrissen hervortreten lässt; ferner die beweglichen, lichten
Wolkenstreifen, welche in dieser Atmosphäre schwimmen, und
deren Existenz ebensowohl durch ältere Beobachter, wie Schrö-
ter zu Lilienthal und Wilhelm Herschel zu Slough, als durch
neuere, wie Browning zu London und Linsser zu Pulkowa con-
statirt ist; endlich die Schnee - und Eis-Zonen an den beiden
Kältepolen des Mars, welche, ganz nach dem Verlauf der dorti-
. gen Jahreszeiten, in ihrer Ausbreitung veränderlich sind, im
Winter ein brillantes, fixsternartiges Licht (Mädler, Linsser,
Vogel), im Sommer einen rosigen Schimmer (Secchi) aussenden,
und uns so ihr abwechselndes Schmelzen und Neubilden vor Au-
5
34
sen führen — diess Alles hatte schon früher das Vorhandensein
von Wasser auf diesem Nachbar-Planeten theoretisch in hohem °
Grade wahrscheinlich gemacht. Erst unserer Zeit war es jedoch
vorbehalten durch das Prisma den directen Beweis hiefür zu
liefern. Der französische Physiker Janssen, der sich bis zum
Jahr 1865 durch verschiedene, sinnreiche Experimente überzeugt
hatte, dass mehrere der telluratmosphärischen Spektral-Linien
durch Wasserdampf hervorgebracht werden, benützte nämlich
im Jahr 1867 eine wissenschaftliche Reise näch Italien und Grie-
chenland, um die Atmosphären der Planeten Mars und Saturn
bezüglich ihres Gehaltes an Wasser einer prisimatischen Analyse
zu unterziehen. Er beobachtete, um sich gegen jede Täuschung
zu sichern, auf dem Gipfel des Aetna, in einer Höhe von 10,000
Fuss und somit fast gänzlich ausserhalb des Bereiches jedes stö-
renden Einflusses der Erd-Atmosphäre. Zu Palermo und Mar-
seille wurden später diese Forschungen mit grösseren Spektro-
skopen fortgesetzt und constatirt, dass Wasserdampf sowohl in
der Atmosphäre des Mars, wie in derjenigen des Saturn vor-
kommt.
Diese interessante Entdeckung ist seitdem auch von anderen
Beobachtern bestätigt worden, und zwar für den Mars: von
Secchi, Hugeins und Miller, Vogel und Lohse; für den Saturn:
von Secchi, Hugsgins und Miller, Vogel und Lohse; für den Ju-
piter: von Secchi, Huggins und J. Miller, Le Sueur, Vogel und
Lohse; für die Venus: von Secchi, sowie von Vogel und Lohse.
Die Anzahl der atmosphärischen Streifen des Mars-Spektrums,
welche mit solchen der Erd-Atmosphäre identisch sind, beträgt
nach Dr. Vogel’s sorgfältigen Messungen sieben. Sie bestätigen
die schon vor Anwendung des Prisma’s bestandene Ansicht, dass
Mars eine Atmosphäre besitzt, deren Zusammensetzung nicht
wesentlich von der unserigen abweicht, und dass vor Allem diese
Atmosphäre reich an Wasserdampf sein muss. Die Anwesenheit
des Wasserdampfes in der Mars-Atmosphäre liefert aber in Ver-
bindung mit den teleskopischen Wahrnehmungen den Beweis,
dass auch auf dem Mars das Wasser einem ähnlichen Kreislauf
unterworfen ist, wie auf der Erde, indem das Wasser der dorti-
sen Meere, Seen und Flüsse verdampft, in der Atmosphäre auf-
steigt und, je nach der Temperatur der letzteren, als Schnee
oder Regen, als Reif oder Thau wieder auf den Planeten fällt.
Bei dem Riesen-Planeten Jupiter, der im Teleskop keine
35
Spur von landschaftlichem Detail verräth, wohl aber ein stark-
wolkiges Aussehen darbietet, das nicht allein vom Wasserdampf
herzurühren scheint, sondern wahrscheinlich mit den plutonischen
Vorgängen auf jener Planetenkugel im Zusammenhang steht —
zeigen sich nach Vogel und Lohse acht Streifen und Banden
von atmosphärischem Ursprung. Sieben derselben stimmen mit
tellur-atmosphärischen Banden überein, und deuten auf eine Gas-
hülle des Jupiter hin, welche auf die sie durchdringenden Son-
nenstrahlen eine ähnliche Wirkung ausübt, wie unsere Erd-
Atmosphäre. Die achte Bande hingegen, im rothen Lichtfeld,
fehlt in den Atmosphären der Erde und ihrer Nachbar-Planeten,
und findet sich nur noch in der Gashülle der Saturnkugel und
vielleicht auch in derjenigen ihres Ring-Systems, die beide ja
ebenso wie Jupiter sich noch im erbitterten, plutonischen Kampf
um das Dasein befinden.
Das bleiche, nebelartig verschwommene Aussehen der dunk-
len Schattirungen an der Venus-Oberfläche und ihr schwieriges
Erkennen, selbst bei klarer, ruhiger Luft; ferner das grelle
blendende Licht auf der Tagesseite der Venus und dessen all-
mäliges Erblassen nach der Nacht-Halbkugel des Planeten hin;
endlich die wolkenartigen, oft sehr intensiven Lichtflecken auf
diesem matteren Hintergrund und das Auftreten von Dämme-
rungs-Zonen an dieser Grenze von Tag und Nacht — das Alles
machte schon früher das Vorhandensein einer sehr dichten und
wolkenreichen Dunsthülle der Venus unzweifelhaft. Durch das
Speetroskop erkannten Secchi, Vogel und Lohse Spuren von
Wasserdampf in dieser Atmosphäre, woraus bei dem vorgerück-
ten Bildungsstadium der Venus sich das Vorhandensein von
Wasser an der eigentlichen Planetenoberfläche, also von Meeren
und Seen, von selbst ergiebt. Wasser und Wasserdampf setzen
aber auch die Anwesenheit von Sauerstoff voraus, da Wasser ja
die chemische Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff ist.
Endlich findet Secchi eine merkwürdige Verstärkung der irdisch-
atmosphärischen Stickstofflinie nahe bei F. Fraunhofer, sobald
sich diese auf die auf- oder untergehende Venus projieirt, und
diese Verstärkung ist nur erklärlich, wenn auch in der Venus-
atmosphäre Stickstoff existirt.
Der Planet Mercurund der Planetoid Vesta sind ebenfalls
von Vogel und Lohse spektroscopisch untersucht worden; doch
ist das Ergebniss noch keineswegs sicher. Bekanntlich wird das
3*
36
T:ıcht der Merkursscheibe gegen die Grenzlinie der Tag- und
Nachthalbkugel hin matter, ähnlich, wie bei der Venus; auch
sahen am 29. September 1832 Beer und Mädler in Berlin die
Lichtgrenze nicht ganz scharf, sondern etwas verwaschen. Schrö-
ter und Harding zu Lilienthal bei Gotha beobachteten auf
diesem Himmelskörper einen dunklen Streifen mitten auf der
Scheibe, welcher nach Osten hin eine schwärzere Stelle zeigte.
- Aus diesen und einigen anderen, weniger sicheren Beobachtungen
hat man geschlossen, dass Merkur eine nicht ganz durchsichtige
Atmosphäre besitzt. In der That fand auch Vogel in den Jahren
1871 bis 1873, dass im Spectrum des Merkur, welches im Ueb-
rigen stets vollkommen mit dem Sonnenspectrum übereinstimmte,
die beiden Streifen & und Ö des telluratmosphärischen Spectrums
vorhanden sind. Indessen steht Merkur am Morgen und Abend
stets so niedrig über unserem Horizont, dass es sich schwer
wird entscheiden lassen, ob diese Streifen von unserer eigenen
Atmosphäre herrühren oder jenem Planeten eigenthümlich sind.
Die kleine Vesta, mit ihrem Durchmesser von nur 40—60
Meilen, nähert sich uns bisweilen, in günstigen Oppositionen, bis
auf 23 Millionen Meilen und sie wird dann am Nachthimmel
einem scharfen, unbewaffneten Auge als zartes Lichtpüncktchen.
6. Grösse sichtbar. Bei einer solchen Gelegenheit, am 13. Feb-
ruar 1872, wurde sie von Vogel prismatisch untersucht und ergab
sich ein sehr schwaches Farbenband mit drei Absorptionsstreifen,
von welchen die zwei schwächeren vom reflektirtem Sonnenlicht
herrührten, der stärkste hingegen mit der tellur-atmosphärischen
Liniengruppe d Brewster zusammenzufallen schien. Vesta stand
während dieser Beobachtung hoch am Himmel, so dass die Erd-
atmosphäre mit ihren prismatischen Banden nicht störend ein-
wirken konnte; denn die tellur-atmosphärischen Absorptionsbanden
pflegen in den Spectren der Gestirne erst bei deren Annäherung
an den Horizont aufzutreten.
Die besprochene Linien-Gruppe, welche der englische
Physiker Brewster mit d bezeichnete und daher als „Brewster’-
sche Region“ bezeichnet wird, ist bisher in der Sonne, in einer
sehr grossen Anzahl von rothen und gelben Fixsternen und end-
lich, mehr oder minder, in den Atmosphären der Planeten Mars,
Saturn, Jupiter, Venus, Mercur und Vesta wahrgenommen wor-
den, und ihre gründliche Erforschung ist daher von sehr grosser
Wichtigkeit. Janssen und mit ihm Secchi, Vogel und andere
SR
Spectralforscher führen bekanntlich den Ursprung dieser telluri-
schen Absorptions-Bande auf denjenigen vom Wasserdampf zu-
rück; allein dieser Annahme tritt ein sehr competenter Beobachter
Prof. Angström entgegen. Auch Angström theilt in seinen „Unter.
suchungen über das Sonnen-Spectrum“ (Recherches sur le spectre
solaire) Janssens Ansicht, dass die tellur-atmosphärischen Spectral-
Linien hauptsächlich vom Wasserdampf herrühren, namentlich
diejenigen, deren Aussehen, je nach dem Feuchtigkeits-Gehalt
der Luft, mehr oder minder veränderlich ist. Andere dagegen,
z. B. die in Rede stehende Gruppe d Brewster, glaubt er auf
andere Substanzen, am wahrscheinlichsten auf Kohlensäure, zu-
rückführen zu dürfen. „Um die Entstehung“ sagt er, „der dunklen
Streifen A, B, @ und d zu erklären, welche sehr beständig sind
und nicht merklich von den Schwankungen der Luft-Temperatur
abhängen, muss man zu anderen gasigen Stoffen seine Zuflucht
nehmen, deren Spannung weniger wechselnd ist, als diejenige
des Wasserdampfes. Unter diesen Stoffen habe ich bereits auf
die Kohlensäure hingewiesen, und man könnte selbst annehmen,
dass das Ozon eine ähnliche Wirkung erzeugen kann, vorausge-
setzt, dass es frei in der Atmosphäre vorkommt.“
Sollte sich die Vermuthung des verdienstvollen Angström
im Lauf der Zeit bestätigen, so hätten wir auch auf unseren
Nachbar-Planeten, namentlich der Venus, mehr oder minder voll-
ständig alle diejenigen Bestandtheile beisammen, welche auf
unserer Erde als wesentlich für das Leben gelten, nämlich Stick-
stoff, Sauerstoff, Kohlensäure und Wasserdampf.
V, Chemische Bestandtheile der Kometen.
Von den Kometen, welche auf ihren Irrfahrten durch den
Weltraum vorübergehend auch unser Sonnensystem besuchen,
oder solchen, denen dieser Besuch gefährlich wird, indem sie
fortan bis zu ihrer völligen Auflösung in unzählige Meteorkör-
perchen zur unfreiwilligen Wanderung um die Sonne genöthigt
sind, sind auch in der letzten Zeit nicht wenige im Perihelium
sichtbar geworden. Seit Anwendung des Prisma auf die Sterne
(1862) hat man z. B. gegen 50 jener interessanten Fremdlinge
beobachtet, und von diesen hat allein das Jahr 1873 sieben ge-
38
bracht. Aber die Mehrzahl derselben war selbst für die grossen
und kraftvollen Spektroskope der Gegenwart zu lichtschwach,
und daher ungeeignet zu Aufschlüssen über die Materie, aus
welcher diese, früher so räthselhaften Himmelskörper bestehen.
Nur bei einigen der helleren, zu denen sich im vorigen Som-
mer, nach langem, sehnsüchtigem Harren von Seite der Wis-
senschaft, endlich auch einmal ein grosser, brillanter Komet
(Cosgia 1874 II) gesellt hat, ist man so glücklich gewesen,
derartige Aufschlüsse zu finden. Uebereinstimmend ergab sich
bei denselben die interessante Thatsache, dass Kohlenstoff ihren
Hauptbestandtheil bildet, mochte man auch ihr Spektrum mit
demjenigen verschiedener Kohlenwasserstoffe: des Benzin, des
blauen Theiles einer Leuchtgasflamme oder des blauen Theiles
einer Petroleumflamme vergleichen. Diese kohlenstoffhaltigen
‚Kometen sind folgende: x |
1) Komet von Winnecke (1868 II) nach den Untersuchungen
von Secchi und Hugeins.
2) Komet von Winnecke (1871 I) nach Huggins.
3) Komet von Tuttle (1871 III) nach Young.
4A) Komet von Encke (1871 V) nach Huggins.
5) Komet von Henry (1873 IV) nach Vogel.
6) Komet. von Coggia (1874 UI) nach Secchi, Vogel und v.
Konkoly.
Vogel, welcher ursprünglich nur bei den Kometen von
Winnecke (1868 II), von Henry und dem grossen Kometen von
Cogsia die Indentität der farbigen Kometen-Banden mit denje-
nigen des Kohlenstoff-Speetrums anerkannte, neigt sich neuer-
dines zur Annahme hin, dass die erwähnten sechs Kometen
sämmtlich kohlenstoffhaltig sind. Die Ansicht des englischen
Astronomen Christie, welcher aus seinen Beobachtungen auf der
Sternwarte zu Greenwich den Schluss zieht, der Kopf des grossen
Kometen von Coggia bestehe aus Kohlenoxyd oder Kohlensäure,
berichtist Vogel dahin, dass die Vergleichung mit den Spektren
von Kohlenwasserstoffen, sowohl hier als bei anderen Kometen,
sich den Beobachtungen viel besser anschliesst als diejenige mit |
den Spektren der Sauerstoffverbindungen des Kohlenstoffs.
Dieser Kohlenstoffgehalt der Kometenköpfe erklärt auch
die grünliche oder bläuliche Färbung mancher Kometen, wie
man sie bereits schon vor Erfindung des Fernrohrs beobachtet
hat. So wurden bläuliche Kometen in den Jahren 1468 und
ee
Er
39
1476 nach Chr. gesehen. Der grosse Komet von 1811 hatte
einen grünlichblauen Kopf, mit schwach röthlichem Kern, der
Halley’sche Komet von 1835 und der Donatische von 1858 wa-
ren ebenfalls bläulichgrün. Der Swift’sche Komet von 1862
hatte einen bläulichen Schweif, während die Ausströmung eine
gelbliche Farbe zeigte. Der Kopf des Winnecke’schen Kometen
von 1868, dessen Spektrum so auffallend mit denjenigen der
Kohlenwasserstoffe übereinstimmte, schimmerte blau und ebenso
verbreitete der grosse Komet von Coggia nach meinen eigenen
Wahrnehmungen ein meergrünes Licht. Am zweifellosesten gab
sich diese Färbung am Abend des 14. Juli 1874, wo der Ko-
metenkopf zum letzten Mal noch über dem Horizont stand, zu
erkennen. Ich untersuchte ausschliesslich zu diesem Zweck
den Kometen auf dem kleinen Observatorium des Herrn Dr.
Remeis in der Nähe der Altenburg bei Bamberg. Die Nacht
der Beobachtung war klar und ruhig; weder Mondlicht noch
künstliche Beleuchtung störten, da der Beobachtunesort west-
lich von der Stadt auf einem Hügel im Freien liest. 4 m
kleinen Bären, A im Drachen (Dschiauzar), y im Adler (Tara-
sed) und andere Sternchen dritter bis vierter Grösse zeigten
im, Tubus ihr gewöhnliches, prachtvolles Oraniengelb. Das
zarte, geisterhafte Gewebe des Kometenkopfes hingegen schim-
merte deutlich in grünlich-phosphorischem Schein, mit Aus-
nahme des röthlichen Kernes und seiner fächerförmisen Aus-
strömung. Auch die vom Kometenkopf entfernteren Parthien
der schönen, riesigen Lichtfelder, welche der Schweif nach Auf-
hören der Dämmerung am nördlichen Himmel bildete, zeigten
jenen eigenthümlichen, schwer zu beschreibenden, grünlichen
Schimmer und contrastirten hiedurch gegen den schwarzen
Streifen, welcher vom Kern aus den Kometenschweif in zwei
Hälften schied.
VI. Chemische Bestandtheile der Meteor - Sternchen.
(Sternschnuppen, Leuchtkugeln, Meteorsteine).
Diese Miniatur-Himmelskörperchen sind mineralische Mas-
sen von kometarischem Ursprung, die «bald einzeln, bald in
Schwärmen von Milliarden, sich mitten unter den zahllosen
40
Sonnen, Planeten, Kometen und Nebelflecken im Weltraum
bewegen. Zuweilen begegnen sie auf ihrer Wanderung der
Erde, und werden dann von ihr mehr oder minder kräftig an-
gezogen. In diesem Fall versetzt sie ihre rasende Geschwin-
digkeit beim Durcheilen unserer Atmosphäre in vorübergehenden
Gluthzuständ, und sie werden uns dann, je nach ihrer Grösse
und ‚Entferrung im Moment des Aufstrahlens, entweder als
Sternschnuppen oder Leuchtkugeln sichtbar, die ausserhalb
unseres Dunstkreises bald wieder erlöschen. Oefters fallen sie
aber auch als sogenannte Meteorsteine (A@rolithen) vom Him-
mel zur Erde nieder, wo wir diese merkwürdigen Fremdlinge,
die vielleicht schon seit undenklichen Zeiten im Weltraum um-
hergezogen, mit unseren Fingern betasten, mit unseren leib-
lichen Augen besichtigen können, etwa wie eine gepflückte Blume
oder einen gefangenen Schmetterling. Manche dieser Meteor-
steine sind nur so gross wie eine Nuss, eine Erbse und noch
kleiner, und wiegen oft nur 0,17 bis 0,60 Gramm, wie die am
1. Januar 1869 bei Hessel in Schweden gefallenen Meteoriten.
Sie sind wohl ohne Zweifel mit jenen winzigen Sternschnuppen
identisch, die man bisweilen plötzlich am Himmel aufleuchten
und sofort auch wieder verpuffen sieht. Andere — und diese
mögen bei ihrer Entzündung in unserer Atmosphäre wahrschein-
lich das Phänomen grosser Leuchtkugeln darbieten — besitzen
enorme Dimensionen, wie die grosse Steinmasse von 600 Pfund,
welche zugleich mit ungefähr tausend anderen, kleineren Me-
teorsteinen am 9. Juni 1866 zu Kniahynia in Ungarn fiel, oder
die im Jahr 1871 von Prof. Nordenskjold aufgefundenen Meteor-
eisenmassen von Ovifak in Grönland, welche sogar 49000,
20000 und 10000 Pfund wiegen, und sich gegenwärtig in den
Sammlungen von Stockholm und Kopenhagen befinden. Dass
die Sternschnuppen - und Leuchtkugeln , sowie die glühenden
Dämpfe, von welchen sie, gleich den Kometen, bei ihrem Auf-
strahlen in der Erdamosphäre schweifartig begleitet sind, eine
verschiedenartige, chemische Zusammensetzung besitzen, be-
weisen schon die verschiedenen Farben dieser Himmelskörper-
chen. Die Mehrzahl derselben strahlt in silberfarbigem oder
phosphorischem Lichtschein; aber sehr viele sind auch rosen-
roth, blutroth, kupferroth, orange, violett, saphirblau, stahlgrau,
smaragdgrün, blaugrün. Manche zeigen eine eigenthümliche Misch-
ung von Grün und Goldfarben, von Grün und Kupferroth, und
41
nicht selten ist das Licht auch irisirend, wie bei einer schönen,
von Secchi im November 1868 beobachteten Sternschnuppe,
welche hintereinander alle Farben des Regenbogens zeigte.
Einzelnen Beobachtern ist es nun geglückt eine mässige Anzahl
solcher Meteorsternchen einer prismatischen Analyse zu unter-
ziehen, so wenig auch ihre flüchtige Erscheinung sie für das
Studium im Spektroskop geeignet macht, und finden Alexander
Herschel, Browning, Secchi und v. Konkoly, dass Natrium,
Maenesium und Strontium am Verbrennungsprocess der Meteore
hauptsächlich betheiligt sind. Nach v. Konkoly ist das Natrium
in den gelben, das Magnesium in den grünen, das Strontium in
den rothen Sternschnuppen und ihren Schweifen vorherrschend.
Wir können. uns vorläufig mit diesem kleinen, aber wich-
tigen Anfang zur Kenntniss der substanziellen Beschaffenheit
der Meteorsternchen begnügen, da wir schon vor Anwendung
der Spectral- Analyse — und zwar auf einem viel näheren
Wege — hierüber eingehend unterrichtet waren. Diesen Auf-
schluss verdanken wir den Meteorsteinen, welche bei directer
chemischer Analyse eine wahre Musterkarte von Stoffen dar-
bieten, welche uns von der irdischen Heimath her bekannt sind.
Ja, was eben so merkwürdig ist, die elementaren Bestandtheile
dieser Meteorsteine, dieser Abkömmlinge der Kometen von
Swift (1862 III), Tempel (1866 I), Thatcher (1861 I) und Biela
(der berühmte Doppelkomet), welche nachweisslich mit den
grossen, periodischen Meteor-Schwärmen vom August, Novem-
ber, April und December im innigsten Zusammenhang stehen
— sie kommen dort, wenn auch nicht ganz in den nämlichen,
so doch in ähnlichen Verbindungen und Formen vor, welche
jene Urstoffe auf unserem Erdkörper einzugehen pflegen. Ihr
Aussehen ist sehr mannichfaltig, und es ist daher nicht immer
leicht, zwischen den einzelnen Meteorsteinen eine Verwandt-
schaft zu entdecken, namentlich zwischen jenen zusammenge-
backenen, erdigen oder kohlenartigen Massen, mit wenigen,
darin zerstreuten Metallbrocken, und dem Meteoreisen, aus
welchem sich arabische Chalifen und mongolische Fürsten
Schwerter schmieden lassen konnten. Gleichwohl zeigen sie,
wie gross auch die Verschiedenheit ihrer inneren chemischen
Beschaffenheit sein mag, in ihrem Aeusseren eine gewisse phy-
siognomische Uebereinstimmung, welche sie von irdischem Ge-
stein sofort unterscheidet. Fast alle besitzen nämlich einen
42
dünnen, pechschwarzen, glänzenden und geäderten Ueberzug,
eine prismatische oder pyramidale, an der Spitze abgestumpfte
Form, breite, etwas gebogene Bruchflächen und abgerundete
Ecken. Im Allgemeinen sehen wir in diesen A@rolithen nur
die Bruchstücke zersprungener Meteore vor uns, denn nur sel-
ten gelangen diese in derjenigen Form zur Erde, in welcher
sie vorher durch den Weltraum gezogen. Die meisten senden
bei dem Eindringen in die irdische Atmosphäre und der hie-
durch hervorgerufenen, starken Erhitzung entweder nur ihre
Trümmer zu uns hernieder, oder sie verpuffen und zerstäuben
vollständig, wobei sie als sogenannter Meteorstaub sich auf die
Erde bisweilen herabsenken. Zu denjenigen Ausnahmen, wo
ein Meteor in seiner ursprünglichen, kosmischen Form zur Erde
fällt, zählt der ungeheure Steinregen von Pultusk in Polen,
wo am 30. Januar 1868 ein ganzer Meteoritenschwarm, von
vielen tausenden von Aörolithen, aus der Atmosphäre herab-
stürzte, sowie der vereinzelte Aörolithenfall von Krähenberg in
der Pfalz, wo am 5. Mai 1869 unter gewaltiger Detonation eine
311/, Pfund schwere, mineralische Masse fiel. Dieselbe hat die
Form eines abgeplatteten Sphäroids oder einer dicken Scheibe,
mit einer dünnen, pechschwarzen Schmelzkruste von Eisen-Oxydul-
Oxyd und eigenthümlichen, fingerartigen Eindrücken. Die Grund-
masse des Meteorsteins ist hellerau und enthält zahlreiche
Blättehen und Körnchen von Eisen, dessgleichen sehr fein ver-
theilten Schwefelkies. Aehnliches zeigen auch die Meteorsteine
von Pultusk, jedoch mit dem Unterschied, dass nur bei weni-
gen sich jene charakteristische, sphäroidale oder dickscheiben-
artige Form erhalten hat und leider die Mehrzahl dieser kos-
mischen Stein-Sphäroide bis zur. Unkenntlichkeit zertrümmert
und geschmolzen wurde, selbst bis zur Kleinheit von Staub
oder Sandkörnern. Manche von den grösseren dieser Aörolithen
zeigen nämlich an ihrer Rückseite ein angekittetes Conglomerat
kleiner und kleinster Meteorkörner, theils umrindet, theils auch
ganz geschmolzen. Dieser Umstand erklärt sich leicht durch
die Erwägung, dass die von dem kosmisch bewegten, gegen den
stets wachsenden Atmosphärendruck ankämpfenden Aörolithen
abgeschmolzenen Theilchen sich wieder mit demselben vereini-
gen mussten, sobald sie in die momentane Luftleere, unmittel-
bar hinter demselben gelangten; denn in diesem Fall mussten.
sie eine grössere Geschwindigkeit als der glühende Hauptkörper,
45
von welchem sie abtröpfelten oder sich losbröckelten, annehmen
und daher denselben auch augenblicklich wieder einholen.
Bis jetzt sind in den Meteorsteinen folgende 24 einfache
Körper erkannt worden:
1) Aluminium, 2) Arsen, 3) Blei, 4) Caleium, 5) Chrom,
6) Eisen, 7) Kalium, 8) Kobalt, 9) Kohlenstoff, 10) Kupfer,
11) Lithium, 12) Magnesium, 13) Mangan, 14) Molybdän,
15) Natrium, 16) Nickel, 17) Phosphor, 18) Sauerstoff, 19) Schwe-
fel, 20) Silicium, 21) Strontium, 22) Titan, 23) Zinn, 24) Was-
serstoff.
Ob übrigens Wasserstoff in allen Fällen einen wirklichen
Bestandtheil der Meteorsteine und somit auch der Meteor-
Sternchen, deren Fragmente sie ja sind, bildet, bleibt vor-
läufig dahin gestellt. Denn manche Meteorsteine, wie die 194
Pfund schwere Meteoreisenmasse von Lenarto in Ungarn, ent-
halten solch unbegreifliche, allen unseren Erfahrungen wider-
sprechende Mengen von Wasserstoff, dass wir mit Graham, dem
berühmten Entdecker dieser wichtigen und merkwürdigen That-
sache, nothwendig annehmen müssen: das Meteoreisen von Le-
narto habe sich, bevor es zur Erde fiel, irgendwo im Weltraum
in einer Atmosphäre mit Luft gesättigt, die den Wasserstoff
unter einem viel höheren Druck, d. h. in viel grösseren Men-
sen, enthält als der Druck unserer irdischen Atmosphäre be-
trägt. Wo diese wasserstoffreiche Himmelsregion zu suchen
ist, lässt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit angeben. Aber
wahrscheinlich ist es, dass vielleicht vor undenklichen Zeiten
das Meteor von Lenarto einmal durch einen Nebelfleck hin-
durchging und dort den Wasserstoff in sich aufnahm, denn be-
kanntlich sind jene bleichen, phantastischen Nebelgestalten,
welche den Himmel zu vielen tausenden bevölkern, ungeheure,
glühende Gasmassen, deren Hauptbestandtheil der Wasserstoff
bildet.
Gustav Rose, der berühmte Kenner der Meteorsteine,
zählt in denselben, die er in Stein- und Eisenmeteoriten theilt,
folgende Mineralien:
1) Meteoreisen, gediesenes Eisen, das etwas nickelhaltig,
hexaädrisch, stahlerau, nickelhaltig, metallglänzend und
spaltbar ist.
2) Tänit, ein etwas nickelhaltigeres Eisen als das vorige.
44
3) Schreibersit, eine eigenthümliche, schon von Berzelius be-
merkte Verbindung von Phosphor, Nickel und Eisen.
4) Rhabdit, ein Phosphor-Nickel-Eisen ähnlich dem vorigen.
5) Graphit.
6) Trollit oder Einfach-Schwefel-Eisen.
7) Magnetkies.
8) Chrom-Eisenerz.
9) Quarz.
10) Olivin, derb und krystallisirt.
11) Shepardit.
12) Augit. ö
13) Anorthit.
Ausser dem Meteor von Lenarto, welches durch seinen
überraschenden Reichthum an Wasserstoff uns unerwartete Auf
schlüsse über die früheren Schicksale dieses Himmelskörperchens
darbietet, gibt es sogar auch solche, deren Fragmente an-
zudeuten scheinen, dass auch anderwärts im Weltraum, als
nur auf unserem Erdplaneten, organisches Leben existirt. In
diese Kategorie gehören die kohlehaltigen Meteorsteine von
Alais, Bokkefeld, Kaba und Orgueil, denen wir schliesslich hier
eine kurze Beschreibung widmen wollen.
1) Alais. Am 15. März 1806 fielen bei Alais im südlichen
Frankreich, und zwar in der Nähe der Dörfer St. Etienne de
Lolm und Valence, unter heftigen Detonationen zwei heisse
Steine von 8 und 4 Pfund Gewicht zur Erde nieder. Dieselben
wanderten, wie üblich, in die Sammlungen, und wurden von
einigen damaligen französischen Chemikern einer sehr unvoll-
kommenen Analyse unterzogen, mit welcher man sich lange
Zeit begnüste. Erst im Jahre 1834 entdeckte Berzelius die
merkwürdige Thatsache, dass das Meteoritengestein von Alais
eine organische, in Wasser lösliche, beim Erhitzen sich bräu-
nende und etwas schwarze Kohle zurücklassende Materie ent-
hält. Neuerdings untersuchte auch Roscoe ein Fragment der
nämlichen Aörolithen und fand in demselben eigenthümliche
Krystalle, theils nadelförmig, theils rhombische, die einen
sonderbaren, aromatischen Geruch verbreiteten und bei starkem
Erhitzen einen kohligen Rückstand hinterliessen.
2) Bokkefeld. Am 13. October 1838 ereignete sich bei
Bokkefeld am Cap der guten Hoffnung unter furchtbarer De-
tonation ein grossartiger Steinregen. Harris unterzog ein-
45
zelne dieser Meteorsteine einer sorgfältigen Analyse, und fand
ausser Kohlenstoff, Eisen, Nickel, Schwefel, Kieselsäure, Eisen-
oxydul, Magnesia, Caleiumoxyd, Thonerde, Chromoxyd, Kalium,
Natron, Manganoxydul, Kupfer und Spuren von Kobalt und Phos-
phor auch eine bituminöse Substanz im Betrag von 0,25 der
untersuchten Gesammtmasse. Dieselbe ist von gelblicher Farbe,
harz- oder wachsartig und sehr leicht schmelzbar, und zersetzt
sich beim Erhitzen in schwarze Kohle, unter Entwickelung eines
starken, bituminösen Geruches.
3) Kaba. Am 15. April 1858 fiel bei Kaba, in der Nähe
von Debreczin in Ungarn, ein Aörolith von sphäroidaler Form
und 7!/, Pfund Gewicht. Wöhler findet hier ausser Kohlenstoff,
Eisen, Nickel, Kupfer, Chromeisenstein, Magnetkies, Eisenoxydul,
Magnesia, Thonerde, Calciumoxyd, Kalium, Mangan-Oxydul, Kie-
selsäure, auch Spuren von Kobalt, Phosphor und eine unbekannte
Materie, ganz ähnlich der kohlenstoffhaltigen Substanz in den
Meteorsteinen von Bokkefeld. Wie dort, so kommt sie auch hier
ausser der freien Kohle vor, wird an siedenden Alkohol als leicht
schmelzbare, weiche Masse, ähnlich unseren Bergwachsarten,
abgegeben, und ist nach Köhler „unzweifelhaft“ organischen Ur-
sprungs, vielleicht nur ein Ueberrest ursprünglich in dem Me-
teoriten enthaltener und im Moment der Feuererscheinung unter
Abscheidung von Kohle zersetzter, organischer Substanz.“
4) Orgueil. Am Abend des 15. Mai 1864 sah man in einem
srossen Theil des südwestlichen Frankreich einen geschweiften
Feuerball, fast von Vollmondgrösse, der, ähnlich einer verpuffen-
den Rakete, sich in zahlreiche Sternchen auflöste und verschwand.
Einige Minuten später erfolgte ein donnerartiges Rollen und ein
Steinregen gestattete die ausserirdischen Substanzen zu prüfen,
aus welchen jenes Meteor bestand. Leider wurden nur etwa
20 Fragmente, in der Nähe des Dorfes Orgueil, gefunden, und
zwar von der Grösse eines Kopfes bis zu derjenigen einer Faust.
Sie besassen eine schwarze Rinde und ihre chemische Analyse
ergiebt ausser Eisen, Magneteisen, Magnetkies, Schwefel, Nickel,
Silicaten nach den übereinstimmenden Untersuchungen von Qloöz,
Pisani und Berthelot eine organische Substanz, die nach dem
erstgenannten Chemiker 7,41 der gesammten Meteoritenmasse
beträgt und aus
Reto ar WASCH ZENBEN EN
Kr Er SS FENTIER
46
63,45 Kohlenstoff
5,98 Wasserstoff
30,57 Sauerstoff
zusammengesetzt ist. Berthelot hat im Jahr 1868 auch die
höchst interessante Frage zu beantworten gesucht, von welcher
ursprünglichen Beschaffenheit wohl die organischen Stoffe sein
mögen, durch deren Zerstörung jener kohlenstoffartige Rückstand
in einzelnen Meteorsteinen erzeugt wird, und zwar durch Un-
tersuchung der Meteorsteinmasse von Orgueil. Diese Frage ist
zwar sehr kühn uud übersteigt die gegenwärtigen Hülfsmittel
der Wissenschaft. Gleichwohl hat Berthelot wenigstens ein an“
näherndes Resultat erzielt, bemerkenswerth desswegen, weil es
eine weitere Analogie zwischen der kohlenstoffartigen Substanz
der Meteorsteine und den kohlenstoffhaltigen Substanzen orga-
nischen Ursprungs an der Erdoberfläche nachweist. Durch eine
von ihm herrührende, eigenthümliche Methode ist nämlich Ber-
thelot im Stande jede organische Verbindung in die entsprechen-
den Kohlenwasserstoffe umzuwandeln, selbst Holzkohle und Stein-
kohle. Obwohl nun eine nur unbedeutende Menge der kohlen-
stoffartigen Materie von Orgueil zur Untersuchung verwendet
werden konnte, so gelang dennoch Berthelot auch hier die Um-
wandelung in Kohlenwasserstoff, ähnlich den Oelen des Pe-
troleums.
Anmerkung.
Es dürfte nicht unerwünscht sein, wenn wir dieser Zusam-
menstellung der im Weltraum verbreiteten, uns von der Erde
her bekannten Stoffe auch einige Angaben über die Forscher
beifügen, welchen wir jene staunenswerthen Entdeckungen ver-
danken:
Kirchhoff, der geniale Begründer der himmlischen Speectral-
Analyse, ist Professor der Physik an der Universität zu Heidel-
berg; Angström, Observator an der Sternwarte zu Upsala in
Schweden; Lockyer, Astronom und Besitzer einer Privatstern-
warte zu London; Young, Director der Sternwarte des Darth-
mouth-College zu Dorf Hannover in Nord-Amerika. Die Sonnen-
WEL 4
a7
47
linien beobachtete er im Juli und August 1872 auf der 8300
Fuss hoch gelegenen Station Sherman im Wyominsterritorium.
Janssen, dem wir die umfassendsten Untersuchungen über Was-
serdampf in den Himmelskörpern verdanken, ist Pariser Physiker.
Das Sonnenobservatorium, welches ihm Kaiser Louis Napoleon
auf seine eigenen Kosten in einem Pavillon des Palastes von
St. Cloud errichten liess, war leider eines der ersten Gebäude,
welches bei der Belagerung durch die deutschen Armeen dem
Bombardement zum Opfer fiel. Seine prismatischen Untersu-
chungen der planetarischen Atmosphären vom Jahr 1867 auf
dem Gipfel des Aetna hat er später am Himalaya fortgesetzt,
als ihn die totale Sonnenfinsterniss vom 18. August 1868 nach
Indien rief, und constatirte er hier das Vorhandensein wasser-
haltiger Atmosphären auch bei einer sehr grossen Anzahl von
rothen und gelben Fixsternen. Rayet ist Adjunct-Astronom am
Pariser Observatorium; seine Spectralbeobachtungen der Fix-
sterne, anfangs in Paris angestellt, umfassten später auch die
Sterne des Südhimmels, als ihn 1868 die genannte Sonnenfinster-
niss zur Reise nach Indien veranlasste. Huggins beobachtet
die Fixsternspectren seit 1862 mit grossen Telespectroscopen
von 8 und 15 Zoll Oeffnung, und zwar auf seinem Privatobser-
vatorium zu Upper-Tulse-Hill am Westende von London. An-
fangs stellte er diese Beobachtungen in Gemeinschaft mit Miller
an, gegenwärtig allein. Miller ist Vice-Präsident der Royal-
Astronomical-Society zu London; Pater Secchi, Director der
Sternwarte des Jesuitencollegiums in Rom; Hermann Vogel (Bru-
der des bekannten Afrikareisenden) bisheriger erster Astronom
der prachtvollen Sternwarte des Kammerherrn v. Bülow zu
Schloss Bothkamp bei Kiel und zur Zeit designirter Director
der neuen Sternwarte auf dem Telegraphenberg bei Potsdam ;
Lohse zweiter Astronom der Sternwarte von Bothkamp; Capitän
Alexander Herschel, ein Sohn des unlängst verstorbenen, be-
rühmten Astronomen Sir John Herschel; d’Arrest Professor der
Astronomie und Director der Universitäts-Sternwarte zu Kopen-
hagen. Letzterer beobachtet mit einem herrlichen Refractor
von 101/ Zoll Oeffnung und 16 Fuss Brennweite, und gilt gegen-
wärtig als grösster Kenner der Nebelflecke, von denen er schon
bis zum Jahr 1867 nicht weniger als 1942 (zum Theil auch spek-
troskopisch) beobachtete und beschrieb. Wöhler ist Professor
Die Thiere des Rebstockes.
Von
P. V. M. Gredler in Bozen,
Auf die Thiere des Feigenbaum’s (VI. Ber. d. natur-
forsch. Ges.) und des Kastanienbaum’s (IX. Ber. d. naturf.
Ges.) lassen wir hier die Thiere der Rebe als Lückenbüsser
für ein leeres Blatt folgen. Ist sie auch kein Baum, zu dem sie
sich nur kletternd gern erhebt, sondern ein Strauch, der selbst
darniederliest und Andere niederwirft; so richtet sie doch unter
Umständen auch sich und Andere auf. Diese Wirkung liegt
schon einmal im Blute der Rebe, das selbst noch in der Ver-
herrlichung seiner göttlichen Transsubstanziation „et justificat
et condemnat.“ Und dass es an der Rebe, deren Saft „das
Menschenherz erfreut“ auch der Thierwelt heine st, zeigt die nicht
unbeträchtliche Zahl ihrer Bewohner. Wir meinen hier nicht die
kleinen Säufer,, die in Fugen der Weinfässer ihre Kneipe auf-
schlagen: Oligota granaria, Mycetaea hirta, Lathridius elongatus,
Cryptophagus cellaris u. a.; nicht eine Drosophila funebris, die
selbst Essig nicht verschmäht; sondern die Thierchen alle, die
im Freien am lebendigen Gewächse ihr Leben fristen. Da zehrt
aber an der Rebe von der äussersten Wurzelfaser bis zur rei-
fen Beere, von der mikroscopisch kleinen Wurzelblattlaus
(Phylloxera vastatrix) — dem Schrecken der Franzosen, bis zum
Kurkranken (Homo superfluus) — der Freude der Doktoren von
Meran — ein ganzes Heer existenzsüchtiger Wesen, die wohl
sämmtlich Feinde der Rebe so wahrhaft sind, als sie ch Freunde
derselben nennen.
Da stellt von Sechsfüsslern, deren Zahl vergleichweise
nicht übergross, ein namhaftes Contingent, gepanzerte Männer,
Weiber und nackte Kinder sammt ihren Puppen, das rohe Volk
der Coleopteren. Schon Kaltenbach (die Pflanzenfeinde aus
der Klasse der Insekten) nennt uns eine erkleckliche Zahl Ver-
bündeter und Führer dieser verheerenden Horde mit ihren bar-
barischen Namen, als da sind: die Rüssler Otiorhynchus nigrita
E., Ot. suleatus F., ÖOt. lieustiei L., Ot. pieipes F., Ot. raucus
F., Ot. helvetius Boh., welcher als Schädling der Rebe wohl nie
ertappt oder constatirt worden, im J. 1873 aber in den Wein-
4
50
bergen von Ueberetsch sogar verheerend auftrat, so dass er
sich als „Pelzbetäle“ unter dem Volke einen Namen gemacht.
Er zehrte die jungen Blattknospen auf und wurde der sonst
so gesuchte Käfer pfundweis eingesammelt; ferner Rhynchites
betuleti F., Peritelus griseus Ol. und hirticornis Hbst., Cneor-
hinus geminatus F.; die feisten Blatthörner Melolontha vul-
garis F., Anomala Frischi F. und An. vitis F., Lethrus cepha-
lotes F.; den Borkenkäfer Apate (Sinoxylon) sexdentata Ol.;
die Blatt- und Fallkäfer Eumolpus vitis F., Chrysomela lu-
rida L., Cryptocephalus coryli L. Zum Glücke für Rebe, Wein-
bauer und Weintrinker aber haben diese Thiere noch nicht mit
der Rebe gleiche Verbreitung allerwärts gefunden. So hat sich
Cneorhinus und Otiorhynchus nigrita vom Mt. Baldo (Rossenhauer)
noch nie in die Thaltiefe gewagt, Otiorhynchus raucus ist im
Etschlande eine grosse Seltenheit, der Peritelus griseus, Lethrus,
Eumolpus in Tirol nicht gekannt, Anomala Frischi nur in nörd-
lichen oder kältern Gebieten daheim, Cryptocephalus coryli rar
genug. Dafür hat Südtirol manche andere, zum Theil schlim-
mere Rebenfeinde zu beklagen, wie von Käfern: Melolontha hip-
pocastani F., Anomala Junii Dft. und oblonga F., das noch bös-
artigere Sinoxylon muricatum F.; welches nicht blos wie Lethrus
‘Knospen und Triebe abschneidet, sondern gleich den Rebstock
selbst: indem es denselben in seinem Innern ringförmig oder
vielmehr in einer unmerklichen Spirale durchbohrt. Aehnliches
scheint sich S. sexdentatum zu erlauben; auch wohl Tarsostenus
univittatus Rossi und Mesites cunipes Schh. sind mir verdächtig;
warum Cyphon padi und andere Arten dieser Gattung, Lebia
tureica F., Oxypoda umbrata Pyll., Sinodendron cylindricum L.,
Xylophilus pygmaeus de Geer, Anthocomus equestris F., Gymne-
tron spilotus Schh., Luperus rufipes F., Halyzia 22-punctata L.
und bissexguttata F. mit Vorliebe auf Reblaub sitzen, darüber
wollen wir nicht freventlich urtheilen, — gegentheils sind letz-
tere zwei wenigstens wahrscheinlich zum Schutze gegen soviele
Feinde da. Noch weniger wollen wir Gericht halten über Käfer,
die nur dem Weingartenholze, nicht der Rebe selbst, zu Leibe
gehen, Bothrideres eontractus, Cryphalus tiliae F. Ratz u. a.;
es liegt uns auch nur ob, die Bewohner des Weinstockes zu
verzeichnen. Doch genug von den Käfern.
Das nächstgrösste Contingent stellen wohl die Abend- und
Nachtschmetterlinge, die meist als Raupen von den Laub-
51
blättern leben. Bekannt sind von erstern: Deilephila lineata
Hbn., elpenor Hbn., porcellus Hbn. und celerio Hbn., sowie die
Blätter minirende Alychia ampelophaga Hbn. und statices Linn. ;
Agrotis aquilina Tr., Amphipyra typica L.; — dann die Holzraupe
Cossus caestrum, Agrotis foreipula, welche die jungen Zweig-
Knospen nächtlich ausfressend i.J. 1861 die Weinberge v. Tramin
und Kaltern, 1874 jene v. St. Magdalena bei Bozen heimsuchte,
Conchylis roserana Fröl. (ambiguella Hbn., uvana Ok.) inBlüthen und
Früchten, Grapholitha botrana S. V. (Tortrix reliquana Tr., vi-
tisana Jacqu.), Gr. (Tortrix) Pilleriana Ill., welche als Raupe in
zusammengerollten Laubblättern, wie sie Rhynchites betuleti zu
Tüten fabrizirt, leben soll”); endlich die Tinea Antispila Ri-
villei Stt. (— nach anderer Schreibweise: riviella —).
Hatten die eben erwähnten Insekten nach Zeit und Oert-
lichkeit verschieden auf dem Rebstock sich eingefunden, um
ihre direkten oder indirekten Ansprüche darauf geltend zu
machen; so stellt sich zur Zeit der Traubenreife das bunteste
Gewimmel, ein Parasiten-Schwarm aus allen Klassen und Stän-
den zehrend und verheerend auf der Frucht ein. Jetzt tum-
meln sich als Pioniere Hymenopteren darauf; Polistes gal-
lica zumal, Vespa vulgaris und Crabro, Ameisen, Fliegen aller-
art, Mauer-Eidechsen (Podareis muralis) und Julus- Arten, die
wenigst auffallend häufig im Gezweig der Traube sich sesshaft
machen, Schnecken selbst, die den weiten Weg, dahin nicht
gescheut, setzen sich an den gedeckten Tisch, welchen Schaa-
ren geschäftiger Sperlinge (Fringilla cisalpina), und — wo sie
einheimisch — von Staaren, Drosseln auch, mit kundigem Schna-
bel stets frisch und freigebig zubereiten. .Von Säugern sind
Marder, Dachse, Füchse keine Traubenverächter, ja der Sage
gemäss sind in früheren Jahren die Bären des Nonsberges den
Beeren am Kalterer See arg zu Leibe gegangen; — diebische
Buben auch und leckere Maidlein, bärtige Männer, die zum
y
*) Inwiefern unter den hier erwähnten Wicklern (oder den noch frag-
lichen, wie Pyralis vitana F. etc.) etwa blosse Lokalvarietäten, eigene Arten
oder Synonymen enthalten sind, muss Spezialisten überlassen bleiben; auch
unser Traubenwickler, die hierlandes s. g. Gosse, Conchylis ambiguella
Hübn. stimmt nicht völlig (m. vgl. Verhandl. d. zoolog. botan, Gesellschaft
1869).
4*
52
Schutze (zeitweilig zum Morde) der Menschheit — doch nicht
der Traube, Flurschützen mit Hellebarden (hier Saltner ge-
nannt), die zum Schutze der Traube vor der Menschheit bestellt
sind, alle, wer möchte es läugnen, heben unangemeldet ihren
Zehent ein, und der Winzer der zur Nachlese (zum „Spigeln“
— spieilegium) kommt, ist der schlimmste kaum mehr.
Wir haben aber noch nicht aller Schädlinge oder sonstigen
Bewohner der Rebe erwähnt, und zunächst anderer Insekten-
ordnungen und Spinnenthiere zu gedenken. Wenn von den
Netzflüglern Panorpa communis auf den Blättern gerne sich
niederlässt, so stellt sie sicher nur schädlichem, kleinem Ge-
thier nach und mag für nützlich gelten. Dasselbe vermuthe
ich von einem kleinen Springschwanze (Smynthurus: Honiggelb,
Beine und Springgabel blasser, Augen schwarz), der fast regel-
mässig neben dem gleichgefärbten, nur rothbetupften Phytopus
vitis Land. — einer fast mikroscopisch kleinen, in letztern Jah-
ren auch im Eschthale in Vermehrung begriffenen Milbe —
vielleicht als deren Todfeind (?) auf allen kränkelnden Blättern
sich einfindet. Ob die vou Kaltenbach als Rebenthier bezeich-
nete, mir unbekannte Milbe: Phyllereus vitis Am. mit obiger
synonym oder davon verschieden ist, wage ich Dr. Haupt ge-
genüber nicht zu behaupten. Desgleichen werden zwei ächte
Spinnen von grün- oder gelblichgrauer Farbe, die in Trauben
und Blättern lauern, als geheime Polizei und somit zum öffent-
lichen Wohle der Rebe bestellt angesehen werden müssen. Die
Eine dieser beiden hat einer meiner beiden Spinnenfreunde
Koch, der Koch von Nürnberg nämlich, Prof. Dr. Milde zu
Ehren Cheiracanthium Mildei getauft.
Als pflanzenschädlich, als ebensoviele Spünde am lebendi-
gen Weinfasse werden ohne Zweitel alle saugenden Hemipte-
ren zu betrachten sein; und es stellt fast jede Familie ihren
Vertreter. So die Wanzen einen Nysius (— soll wol Henestaris
heissen?) Spinolae (m. vgl. Ztschr. d. zool. bot. Ges. 1869, IV.
S. 943) und Nabis subapterus de Geer (im Sptbr. u. Oktbr. an
den Trauben); die Cicaden den „Weinzürner“ (Cicada haemato-
des); die Cicadinen eine kleine Typhlocyba von eitrongelber
Farbe (einer T. rosae L. verwandt), die auch Dr. Fieber und
Puton nicht bestimmen mochte, welche aber im Herbste so
zahlreich, dass ihr Ab- und Anspringen an den Blättern ein
leises Rascheln verursacht; die Blattläuse eine Aphis vitis Scop.;
en
aan
53
die Schildläuse Lecanium vini Bouche und vitis L., welch letz-
tere um Bozen zwar nur sporadisch, jedoch letzten Sommer bei
Eppan in bedenklicherer Menge auftrat.
Das sind nun unseres Wissens das Hausgesinde, die Stamm-
gäste und Touristen im Hötel zur Traube. Fremdenbücher an-
derer Welttheile enthalten unzweifelhaft auch wieder andere
Namen eingezeichnet. Diese Nachlese muss aber Gerstäckern
oder Bädeckern überlassen bleiben.
Malacozoologische Notizen.
I. Ein Analogon der Spirallamelle in der Clausi-
lien Mündung bei Arten der Gattung Pupa.
Von
Dr. Küster.
Archidiakonus A. Schmidt in Aschersleben hat in seinen
Schriften über Clausilien wiederholt auf den Werth der genauen
Beobachtung der Innentheile der Mündung bei den Arten dieser
Gattung, der Falten und Lamellen, hingewiesen, dieselben ge-
sondert und benannt, und die Wichtigkeit der Spirallamelle *)
zur Unterscheidung der Gruppen und Arten besonders betont.
Und in der That ist es, wenigstens bei mehreren Gruppen der
Clausilien, kaum möglich, die Arten mit Sicherheit zu unter-
scheiden, wenn diese Lamelle, theils für sich, theils in ihrem
Verhalten zur Ober- und Unterlamelle unberücksichtigt bleibt.
Bei den nahen Beziehungen, die durch Aehnlichkeit der
Mundbildung zwischen manchen Arten von Pupa und den Clau-
silien stattfinden, lag der Gedanke nahe, auch hier das Innere
der Mündung einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen,
um zu sehen, ob diese äusserlichen Aehnlichkeiten auch weitere,
im Innern der Mündung im Gefolge hätten, und es ist dies
letztere in der That insoweit der Fall; als wenigstens die Spi-
rallamelle, diese Hauptstütze der dünnen zerbrechlichen Münd- .
ungswand, bei den Arten mehrerer Gruppen von Pupa vor-
handen ist. Freilich ist sie nicht sehr entwickelt und nur bei
einzelnen Arten der Spirallamelle der Clausilien entsprechend,
aber selbst im verkleinerten unscheinbaren Zustande noch deut-
lich erkennbar.
Vergleichen wir, um sichere Anhaltspunkte zu haben, die
Mündung der Arten von Pupa mit der Clausilien- Mündung und
beginnen mit der Gruppe der P. mumia, so ist die Falte auf
*) Die Spirallamelle der- Clausilien, entweder neben dem inneren Theil
der Oberlamelle entspringend oder mit dieser unmittelbar verbunden, zieht
sich auf der Mündungswand halbkreisförmig nach innen, meist neben der
Unterlamelle endigend.
55
der Mündungswand und die zweite auf der Spindel (ebenso bei
mehreren Arten aus der Gruppe der P. minutissima) offen-
bar der Ober- und Unterlamelle bei den Olausilien entsprechend.
Bei manchen anderen Arten, z.B. Sempronii, edentula etc.
fehlen diese Falten ganz, bei noch anderen, wie muscorum und
Verwandte, ist nur eine kleine höckerartige Erhöhung auf der
Mündungswand vorhanden, bei vielen anderen hängt die Falte
der Mündungswand mit dem Mundsaum znsammen. Bei den
Arten, welche zahlreiche Falten besitzen, ist immer die äussere
auf der Mündungswand (die rechtseitige) mit dem Mundsaum
zusammenhängende das Analogon der Oberlamelle der. Clausi-
lien, die innere oder linksstehende entspricht allenfalls den Fält-
chen des Interlamellars (bei Cl. plicatula und Genossen), von den
2 Spindelfalten ist die obere gleich der Unterlamelle der Olau-
silien, die untere wäre ungefähr der Subcolumellarfalte dersel-
ben entsprechend.
Durch diese Deutung, besonders der der Ober- und Un-
terlamelle entsprechenden Falten, haben wir realen Boden ge-
wonnen, auf den wir die Untersuchung beginnen können.
Bei P. uva (andere besitze ich nicht in solcher Zahl, um
mehrere zum Aufbrechen verwenden zu können) zeigt sich die
Spirallamelle weit innen als eine feine, wenig erhobene, flach
bogige, 11/, bis 31/, Mm. lange Leiste. |
Die manchen Clausilien äusserlich so ähnliche P. cinerea,
bei der auch die rechtseitige Falte der Mündungswand wenig
entwickelt ist, zeigt keine Spur einer Spirallamelle, selbst bei
einigen zwanzig aufgebrochenen Exemplaren.
Aus der Gruppe der P. frumentum, wo eine eingehende
Untersuchung so nöthig wäre, um die verschiedenen angezwei-
felten Arten festzustellen oder als Varietäten gehörigenorts
unterzubringen, standen mir nur 2 Arten zur Untersuchung in
hinreichender Zahl zu Gebote.
Die Innentheile der Mündung zeigen bei P. frumentum
die grösste Uebereinstimmung, gleichviel, ob grosse oder kleine,
solche mit stark entwickelter oder solche mit fehlender Nacken-
schwiele, ob Exemplare aus dem Norden oder Süden untersucht
werden. Die rechtseitige Falte der Mündungswand ist mit dem
Mundsaum verbunden, in dem Winkel, den beide einschliessen,
steht ein kleines Fältchen (auch bei den übrigen Arten der
Gruppe vorhanden), welches wohl als Analogon der lamella
56
parallela, die sich bei den Clausilien auf der Mündungswand,
dicht an der Naht, parallel der Spirallamelle hinzieht, betrach-
tet werden kann. Die rechtseitige Falte zieht sich innen schräg
gegen die linkseitige der Mündungswand hin, dieselbe zuweilen
fast berührend; weit innen) wo die linkseitige Falte nach hinten
mit steilem Bogen abfällt und endet, steht die Spirallamelle als
kleine "elliptische, weissliche Erhöhung, deren Richtung nicht
mit dem Verlauf der rechtseitigen Falte zusammentrifft, sondern
nach vorn zu rechtshin abweicht. Die Länge dieser Spiralla-
melle wechselt: von 1/, bis 2/; Mm.
Die zweite untersuchte Art: P. pachygastra Zelr.,
ist eines von den Stiefkindern, welche, weil man sie einer nähe-
ren Untersuchung nicht für würdig hält, irgendwo untergesteckt
werden. Die Verschiedenheiten von frumentum schon im
Aeusseren sind hier nicht zu erörtern, die Verhältnisse der in-
neren Mündungstheile stempeln sie zu einer gar nicht anzu-
zweifelnden guten Art*). Die beiden Falten der Mündungswand
stehen sich am Ende der rechtseitigen weniger nahe, als bei
frumentum, die linkseitige, bei frumentum einen regel-
mässigen Kreisausschnitt bildend, läuft hier erst eine Strecke
sehr flach bogig nach innen, bildet an der Stelle, wo die Höhe
plötzlich steil bogig abfällt, einen sehr stumpfen Winkel, und
setzt sich als feine erhobene Linie weiter in das Innere fort,
noch einmal eine stumpfe Ecke bildend. Neben der Mitte des
höheren Theils dieser Falte, zuweilen schon etwas vor dersel-
ben beginnt die Spirallamelle als scharf erhobene, regelmässig
flach bogige Leiste und zieht sich bis an den abfallenden Theil
der Erhöhung dieser linkseitigen Falte fort, bei älteren Exem-
*) Ich freue mich, dass ich damit den alten, scharfsehenden Ziegler
wieder einmal zu seinem Recht verhelfen konnte, welches ihm so oft ver-
kümmert wurde, bis spätere Untersuchungen es wieder herstellten, Ich er-
innere z. B. nur an Clausilia tumida, asphaltina, mucida u. a.
Welche Früchte das beliebte Combiniren bringt, ist, um nur ein Beispiel
anzuführen, aus Rossmässlers sonst so ausgezeichneter Iconographie er-
sichtlich. Dieser Autor hat dort als Clausilia laevissima folgende
Arten (welche in vier verschiedene Gruppen gehören) zusammengefasst: Cl.
laevissima (Heft 11 Fig, 711. 712). Cl. latilabris Wgn. (715), Cl.
satnra (714 nebst 9), Cl. pachychila Kstr. (715), Cl, deeipiens (716)
und Cl. robusta Kstr. (417 7). Gewiss genug auf einmal!
57
plaren zuweilen 2 Mm. lang, bei jüngeren kürzer, aber schon
leicht gebogen. Bei einem sehr alten aufgebrochenen Stücke
hängt die rechtseitige Faite der Mündungswand mit der Spiral-
lamelle selbst zusammen (wohl nur individuell oder nur bei sehr
kräftigen Exemplaren vorkommend).
Die vorstehend angegebenen Eigenthümlichkeiten werden
genügen, um die Trennung der P. pachygastra von fru-
mentum für immer zu sichern. Bemerken will ich noch, dass
eine grosse Pupa von Riva zu pachygastra gehört, und dass
dazu wohl auch P. apennina Charpent. zu zählen sein wird,
da sie durch Grösse und die feine Spitze des Wirbels als hieher
gehörig erscheint. Leider besitze ich nur 2 Exemplare aus des
Autors Hand, die ich deshalb der Untersuchung nicht opfern
kann.
Zu welcher Gruppe P. variabilis gehört, ist mir bis
jetzt noch nicht Klar. Ich untersuchte 5 Exemplare, fand aber
bei denselben nicht die geringste Andeutung einer Spiral-
lamelle.
Die Arten der Gruppe der P. secale, besonders reich
im Südosten von Europa vertreten, zeigen eine ganz andere
Bildung der inneren Mündungstheile. Das kleine Fältchen im
oberen Mundwinkel ist gewöhnlich vorhanden, die rechtseitige
Falte der Mündungswand hängt mit dem Mundsaum zusammen
und geht unmittelbar in die Spirallamelle über, deren Tren-
nung nur durch eine mehr oder weniger tiefe Einsenkung der
Falte angedeutet ist. Die Spirallamelle ist in ein stumpf ab-
gerundetes Dreieck erhoben und endet entweder mit der link-
seitigen Falte oder reicht noch etwas über sie hinaus. Dadurch
entsteht freilich eine gewisse Einförmigkeit; bei einiger Auf-
merksamkeit lässt sich jedoch das Unterscheidende in der Bild-
ung der Spirallamelle leicht auffinden.
Unwillkürlich wird man bei dieser Abtheilung an einige
Clausiliengruppen, wie ventricosa, dubia etc., dann die made-
rensischen Clausilien erinnert, bei denen regelmässig die Ober-
lamelle unmittelbar in die Spirallamelle verläuft.
Die Spirallamelle ist bei secale ziemlich hoch, ein Drei-
eck mit abgestumpfter Spitze bildend, und reicht etwas über
die innenseitige Falte der Mündungswand hinaus; bei polyo-
don reicht sie mit der halben Länge über diese Falte, bildet
ebenfalls ein Dreieck, aber die Spitze ist wenig abgestumpft
ENT BR EN EEE DE ae Ren er ZN ER
58
und der hintere Schenkel des Dreiecks fällt weit steiler ab als
der vordere. P. megachilos zeigt schon eine etwas andere,
zu avenacea hinneigende Form, indem die, die Falte und
Spirallamelle trennende Einsenkung tiefer ist, die Spirallamelle
bildet eine oben ziemlich flach bogige Erhöhung, welche mit
der inneren Falte zugleich endist, dagegen ist bei gonio-
stoma der Eindruck weniger tief und die als bogige Erhöhung
erscheinende Spirallamelle mehr flach dreieckig und hinten steil
herabgebogen.
Die rechtseitige Falte der Mündungswand ist bei Moqui-
niana im Allgemeinen niedrig, die Finsenkung fach, nur an
jedem Ende etwas tiefer, die Spirallamelle wenig erhoben, am
Ende schräg abfallend und in eine feine Leiste auslaufend. Da-
gegen verläuft bei bigorrensis die Falte ziemlich gleich hoch
und hat nur an der Spirallamelle eine deutliche Einsenkung,
die Lamelle selbst ist kurz, gerundet erhoben und fällt hinten
steil bogig ab.
Bei P. avenacea und den übrigen kleineren, mehr ko-
nischen Arten, wie Mühlfeldi, ist die Lamelle klein, nur eine
längliche, abgerundete weissliche Erhöhung, ist eben so häufig
von der Falte getrennt, als damit verbunden; wenn letzteres
der Fall, so ist die Verbindung nur durch eine feine Leiste
von der braunen Farbe der übrigen Fläche hergestellt, daher
ziemlich undeutlich. |
Von den meisten übrigen Gruppen der Gattung Pupa
zeigen die Arten derselben im Innern gar keine Falten oder
sonstige ähnliche Bildungen. Nur dolium mit Verwandten,
dann umbilicata und Genossen sind noch erwähnenswerth.
Bei dolium zieht sich die einzige Falte der Mündungswand
(die rechtseitige, die andere fehlt), als weisse Leiste spiralig,
zugleich langsam an Höhe und Stärke abnehmend, bis zum
drittletzten Umgang hinauf; dagegen wird diese Leiste bei do-
liolum von der Mitte an höher, lamellenartig, neigt sich
schräg auswärts und verläuft, allmälig niedriger und feiner
werdend, bis in die drittletzte Windung. Sehr ausgezeichnet
ist die Falte bei P. gularis. An und für sich schon ziemlich
hoch und etwas nach aussen geneigt, bildet sie innen einen
kurzen, scharfen Bogen nnd steigt dann, zugleich gerade aufge-
richtet, eine Strecke weit, fällt steil ab und zieht sich dann als
feine Leiste noch eine Strecke weit in das Innere.
59
e
P. umbilicata hat wie die übrigen Gruppenglieder nur
eine feine Leiste als unmittelbare Fortsetzung der Falte der
Mündungswand, welche sich eine kurze Strecke nach innen zieht
und allmälig verlischt.
Die bei vielen Arten von Buliminus und Chondrula
aus den Gruppen von B. zebra, Ch. tridens und quadri-
dens hat die Untersuchung der Innentheile ein negatives Re-
sultat geliefert, mit Ausnahme der bei Ch. niso, wo die Falte
der Mündungswand einen schwachen Fortsatz nach innen hat.
Vorstehende Angaben dürften genügen, darzuthun,, dass es
auch bei der Gattung Pupa im weiteren Sinn nothwendig ist,
bei Abgrenzung von Gattungen oder Gruppen, so wie zur Fest-
stellung der Arten, die Innentheile der Mündung zu berück-
sichtigen. Dem zukünftigen Monographen der Gattung muss es
überlassen bleiben, die Bezeichnung der Innentheile festzustel-
len, wie es A. Schmidt für die Clausilien gethan; mir war
hier nur darum zu thun, einige Daten zu liefern, um auf diese
Theile die Aufmerksamkeit der Malacozoologen zu richten.
Die
Binnenconchylien Dalmatiens
mit Zuziehung
der Faunen von Triest, Istrien und Montenegro.
Dr. H. C. Küster.
III.
Die Gattung Olausilia.
Bamberg, 1875.
Beim Beginn der Arbeit über die Clausilien Dalmatiens
und des dazu gehörigen Gebietes, in der Art der vorhergehen-
den Abtheilung, wo_ die schon bekannten und beschriebenen
» Arten nur genannt und die Fundorte derselben aufgeführt sind,
die neuen ausführlich beschrieben wurden, zeigte sich bald, dass
auf diesem Wege nichts Zweckdienliches zu erreichen wäre.
Die Namensverwirrung ist schon jetzt sehr gross und zwar
gerade bei den Dalmatiner Arten; sie droht noch grösser zu
werden, da man ganz willkührlich die neuen Arten mit schon
längstbekannten combinirt, die traditionellen Namen der Ent-
decker ignorirt oder auf ganz andere Arten überträst, selbst
schon beschriebene und abgebildete mit anderen verwechselt
und so in den betreffenden Schriften aufführt, oder endlich ganze
Artengruppen unter einem geläufigen älteren Namen zusammen-
Fasst. j
Alles Vorstehende erwogen, zeigte mir, dass Klarheit und Ord-
nung nur durch tieferes Eingehen gewonnen werden kann. Es sind
daher in den nachfolgenden Blättern bei allgemein bekannten
Arten wenigstens die Diagnosen und die nöthigen Bemerkungen
bei weniger bekannten und neuen aber ausser der Diagnose die
vollständige Beschreibung gegeben. Besondere Ausführlichkeit
erhielten solche Arten; welche entweder sehr veränderlich oder
wegen ihrer Aehnlichkeit mit anderen zu Verwechslung Anlass
geben könnten; und es sind darunter nicht wenige, die bisher
als ganz gute und leicht zu unterscheidende anerkannt waren.
Dalmatien verdient bei seinem Clausilienreichthum, welcher
noch immer nicht erschöpft ist, fast mehr als jedes andere
europäische Gebiet einer eingehenden Würdigung desselben.
Die Dalmatiner zählen mehr als 2/, der europäischen Clausilien;
Dalmatien enthält nicht nur die grössten, sondern auch eine
Reihe von prächtigen, denen keines anderen Landes nachstehen-
den, ebenso die kleinsten höchst zierlichen Arten. Sie bilden,
4
selbst in dem Umfange, wie ich die Dalmatiner Fauna annehme,
einige nördliche Ausläufer ausgenommen, ein Reich für sich, in
dessen Grenzen vielleicht türkisch Albanien und Epirus auf-
genommen werden können, und von dem mur hier und da, wie
versprengt erscheinend, in fernen Gegenden einzelne Angehörige
auftauchen.
Das Material für die Bearbeitung der Dalmatiner Clausilien
ist in meiner Sammlung so reich vertreten, dass vielleicht keine
zweite dasselbe bieten dürfte. Die meisten Arten sind in zahl-
reichen, instructiven, oft aus Hunderten ausgelesenen Exem-
plaren vorhanden.
Ich selbst sammelte in Dalmatien und Montenegro während
eines fast neunmonatlichen Aufenthaltes, erhielt bei dieser Ge-
legenheit von Sandri und Kutschig viele Exemplare von schon
bekannten Clausilien aus verschiedenen Lokalitäten, sowie Typen
der vor ihnen entdeckten und getauften Arten; eine Reihe von
seltenen, so wie neuen Arten kam durch den Ankauf des
Restes der Neumeyer’schen Sammlung in meinen Besitz; von
Parreiss und Erber in Wien und Dotzauer in Hamburg wurde
meine Sammlung mit interessanten Novitäten bereichert.
Zumeist bin ich jedoch meinem geehrten Freund, den eifrigen
Sammler und glücklichen Entdecker vieler ausgezeichneter Arten,
Herrn Districkts- Commissär Kleciach in Sign zu grösstem Danke
verpflichtet. Nicht nur sandte mir derselbe seine sämmtlichen
Clausilien- Vorräthe zur Revision, er theilte mir auch von seinen
neuen Entdeckungen für meine Sammlung mit, sowie er dieselbe
durch Uebersendung von interessanten Varietäten, wie von
Exemplaren bekannter Arten von mir noch unbekannten Fund-
orten mit grösster Liberalität bereicherte. Ich darf wohl sagen,
dass meine Arbeit ohne die aufopfernde Freundschaft des Herrn
Kleciach weit unvollständiger und lückenhafter geblieben wäre
und dass derselbe sich daher ein grosses Verdienst um die
Wissenschaft, sowie um die Kenntniss der conchyliogischen Schätze
Dalmatiens erworben hat.
So weit es also das mir zu Gebote stehende reiche Material
betrifft, darf ich mich wohl berechtigt glauben, mit der Bear-
beitung der Dalmatiner Clausilienfauna vorzugehen. Anders mit
der wissenschaftlichen Seite, hier fragt es sich sehr, ob die ge-
stellte Aufgabe so gelöst ist, dass sie den jetzigen Stand der
'5
Wissenschaft entspricht. Für das Gute, welches man allenfalls
in meiner Arbeit findet, gebührt die Anerkennung zunächst den in
ihrer Art mustergültigen Arbeiten A. Schmidt’s: die kritischen
Gruppen der europäischen Clausilien und das System der europä-
ischen Clausilien und ihrer nächsten Verwandten, die mir als un-
übertreffliche Vorbilder der Behandlung des Gegenstandes dienten.
Wenn ich demungeachtet die Reihenfolge der Gruppen und For-
menkreise theilweise änderte, geschah es nur wegen zwingender
Nothwendigkeit. Schmidt hat viele normgebende Arten, ja ganze
Formenkreise und Gruppen noch nicht gekannt (z. B. den Formen-
kreis der Cl. semilabiata), er hat aus Mangel an Material manche
Art nicht festzustellen vermocht, auch einzelne Kennzeichen
übersehen oder ihnen die Bedeutung nicht beigelegt, die sie
verdienen und die sich erst durch die jetzt bekannt gewordene
grössere Artenzahl festgestellt hat. Dem Mangel ausreichenden
Materials ist es auch zuzuschreiben, dass bei manchen Gruppen
ihm die Arten zu verschwimmen scheinen. Diese kleinen Män-
gel verschwinden aber im Vergleich zu der Gründlichkeit, dem
eingehenden Studium und der trefflichen Anordnung im Ganzen
und Einzelnen, wie sie im System dargelegt ist.
Die Vorarbeiten für eine Dalmatiner Clausilienfauna sind
nur gering. Rossmässler hat in seiner trefflichen Iconographie
nur einen kleineren Theil der Arten abgebildet und beschrieben,
in meiner Monographie der Olausilien (in der neuen Ausgabe des
Martini-Chemnitz’schen Conchilien-Cabinets) ist eine weit grössere
Zahl enthalten, aber ohne nach den Verwandtschaftsverhält-
nissen zusammengestellt zu sein, wie dies leider immer der
Mangel solcher grösserer Arbeiten ist, zu .denen man das Ma-
terial zum Theil nach und nach aus fremder Hand leihweise
zusammenbringen muss.
L. Pfeiffer hat in seiner Monographia Heliceorum viven-
tium die sämmtlichen ihn bekannten Dalmatiner, auch von den
von mir zuerst publicirten die Diagnosen aufgenommen, allein
auch hier sind, in Folge der Anordnung nach dem Vorhanden-
sein oder Fehlen der Mondfalte, die in nächster Beziehung zu
einander stehenden Arten auseinandergerissen und dadurch
schwer aufzufinden.
Die einzigen nennenswerthen Arbeiten speciell über Dal-
matien von Walderdorff und Brusina wurden schon früher an-
geführt.
Die Zahl der Arten hat sich neuerdings in Folge der Ent-
deckung neuer, so wie auch dadurch erheblich gemehrt, dass
ich bei genauer Durchsicht meiner Vorräthe und der Sammlung
bei sorgfältiger Berücksichtigung aller Eigenschaften, besonders
der Innentheile, nicht wenige Formen auffand, welche mit gu-
tem Recht als vollgültige Arten angesehen werden können.
Dadurch ist freilich die Unterscheidung derselben schwieriger
geworden. Mehrere früher festgestellte Formen, wie deci-
piens, semirugata, gastrolepta, satura, cataphracta
u. a. bilden jetzt die Themata, um die sich zahlreiche Arten
als Variationen gruppiren, welche ihre Eigenthümlichkeiten
ebenso behaupten, als sie das ursprüngliche Grundthema doch
immer wieder erkennen lassen, während andere in stolzer Ruhe,
wie ein festgegründeter Bau, sich bezüglich ihrer Artcharactere
streng gleich bleiben und (so weit die jetzige Kenntniss reicht)
nach keiner Seite hin abirren. Solche Arten sind wahre Ruhe-
punkte in ihren Formenkreisen oder Gruppen, welche zeigen,
dass die wirkenden Einflüsse doch nicht so gewaltig sind, um
endlich alles in ein Chaos von Formen aufzulösen, denen man
nicht mehr den Werth einer Art zuerkennen möchte.
Stellt man eine solche festbegründete Art einer anderen,
die verschiedensten Phasen der Abirrung zeigenden, gegenüber,
so scheinen freilich Diejenigen recht zu haben, welche in edler
Selbstverläugnung, wie sie glauben, alle nahestehenden Arten
in eine oder einige zusammenziehen. Sie finden Anhänger ge-
nug, braucht man sich dann doch nicht mehr mit den Bestimm-
ungen schwieriger Formen abzumühen, und, was die Haupt-
sache, fehlen diese Arten nun doch nicht mehr in der Samm-
lung; man hat die Hauptart und ist damit befriedigt.
Wo ich bei meiner Arbeit einer Reihe von gleichwerthi-
sen Formen gegenüberstand, die sich gegenseitig ergänzten
und so ein harmonisches Ganzes bildeten, von denen aber keine
für sich allein so entschieden hervortrat, um die anderen als
Varietäten um sie gruppiren zu können, war es für mich zwei-
fellos, hier mit eben so vielen besonderen Arten zu thun zu
haben. |
Ich zog, wenn gleich möglich, ja wahrscheinlich ist, dass
ein oder die andere Art eingehen wird, wenn Uebergänge zu
andern aufgefunden werden, diese Methode doch dem so be-
liebten Combiniren vor, welches nicht selten ohne alle Kritik
7
und mit einem aller Gründe entbehrenden Machtspruch geübt
wird *).
Man denkt dabei freilich nicht an den Schaden, den man
der Wissenschaft durch unzeitiges Combiniren bringt. Die Ar-
ten verschwinden und werden vergessen, da man sie keiner
weiteren Untersuchung werth hält. Und werden sie endlich
doch nach ihrem wahren Werth erkannt, aus welchem Wirrsal
müssen sie dann herausgearbeitet werden, bis sie ihre rechte
Stelle wieder finden. Wer stand früher nicht rathlos den ver-
schiedenen Formen gegenüber, welche unter Cl. ventricosa,
plicatula und der zweiköpfigen rugusa-dubia Rossmässlers zu-
sammengeworfen waren. Wie viele mochten mehr als leise
Zweifel hegen über die Zusammengehörigkeit der Cl. ungulata
mit laminata. Und welcher Klarheit ist jetzt das über der
vorerwähnten Gruppe früher schwebende Dunkel gewichen, seit
der ausgezeichneten Bearbeitung derselben durch A. Schmidt
in seinen kritischen Gruppen. Welche scharfe Grenzlinie zieht
sich jetzt zwischen Cl. laminata und ungulata hindurch, seitdem
man durch Schmidt weiss, dass das Innenende der Spirallamelle
bei Cl. laminata hinter der etwas weiter nach innen sich hinauf-
ziehenden Unterlamelle zurückbleibt, während bei Cl. ungulata und
den verwandten Formen die Spirallamelle zugleich mit der Unter-
lamelle endet oder sich noch weiter nach innen hinaufzieht.
Und wie- leicht ist es jetzt, Ol. silesiaca, welche Rossmässler
noch nicht von Cl. lJaminata zu trennen wagte, daran zu erken-
nen, dass bei ihr die Spirallamelle allmälig ausläuft, während
sie bei laminata nach ihrem inneren Ende stetig an Höhe zu-
nimmt und dann plötzlich bogig abfällt. Mit welcher Sicherheit
werden die Arten des Formenkreises der Cl. macarana unter-
schieden, besonders aus der Gruppe der Cl. dalmatina, seit
man durch Rossmässler weiss, dass bei dieser und Genossen
das Innenende der.Spirallamelle gabelig gespalten und diese
Gabel nach den Arten selbst wieder. verschieden gebildet ist,
*) So soll jetzt auch der von Rossmässler und A. Schmidt anerkannten
Cl. fimbriata die Existenz abdeeretirt werden, indem man sie mit laminata
vereinigt. Gründe dafür werden nicht angegeben; aber die Frage dürfte doch
erlaubt sein, ob denn auch die anatomischen Verhältnisse sorgfältig geprüft
und mit denen der Cl. laminata übereinstimmend gefunden wurden? Und
wenn nun nicht, was dann?
DE:
8
wodurch endlich Ordnung in das Chaos gebracht werden kann,
welches bis auf den heutigen Tag in dieser Gruppe herrscht.
Freilich handelt es sich in den meisten dieser Fälle um
wahre Kleinigkeiten. Aber wer nicht anerkennen will, dass
öfters schon die veränderte Richtung einer Falte mit bedeuten-
den Differenzen des Schliessapparates zusammenhängt, wer sich
nicht erinnert, dass die Natur mit dem geringsten Aufwand
von Mitteln ihre Zwecke verfolgt und erreicht, der verzichte
überhaupt darauf, sich bei den Clausilien zu orientiren.
Für Viele ist das gemeinsame Vorkommen nahe verwandter
Formen an gleichen Fundorten ein Grund mehr, sie mit ein-"
ander zu verbinden. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass bei ver-
einzeltem Vorkommen solche Arten weit mehr vom Typus ab-
irren, als wenn sie mit anderen nahe verwandten wirklich
zusammentreffen, wo sie ihre sSelbstständigkeit meist streng
behaupten. In dieser Hinsicht eilt daher der zuerst von
Mousson aufgestellte Grundsatz: Formen, welche mehrfach
an gleichen Orten beisammenlebend getroffen wer-
den, ohne sich durch Uebergänge mit einander zu
verschmelzen, sind für verschiedene Arten zu hal-
ten, als sicherer Rathgeber, um nahestehende Formen richtig
würdigen zu können. Die nahe Verwandtschaft oder Aehnlich-
keit geht immer nur bis zu einem gewissen Grad, bei gründ-
licher Untersuchung wird man doch etwas finden, welches Grund
zur Trennung sein kann.
Was dem Studium der Clausilien hohen Reiz gewährt,
theilweise es auch erschwert, das sind die vielfachen Beziehun-
sen der Arten verschiedener Formenkreise und Gruppen unter
einander. Was bei dem einen Formenkreis als hervorragende
Eigenschaft, als Abzeichen desselben gilt, tritt, mehr oder
weniger deutlich, oft bei sehr fern stehenden Arten wieder auf.
Wie im Traum eine Erinnerung oder ein Bild auftaucht, ohne
jedoch immer zur völligen Klarheit zu gelangen, so überrascht
uns plötzlich das Wiedererscheinen der Eigenthümlichkeit eines
anderen Artencomplexes, oft nur in leisen Andeutungen, oft
auch mehr oder weniger deutlich ausgepräst. Um die wech-
selnden Beziehungen zwischen Formen von ebenso verschiedener
Gesammtbildung als durch räumliches Vorkommen weit getrennt
überhaupt finden und richtig würdigen zu können, ist es frei-
lich nothwendig, nicht nur die zu behandelnden Gruppen oder
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4
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4
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9
die Glieder der Fauna eines bestimmten Bezirks genau zu stu-
diren, es müssen auch die nicht zu dem Faunengebiet gehöri-
sen Gruppen einer eingehenden Betrachtung unterzogen wer-
den, wie es hinsichtlich der Clausilien Dalmatiens mit allen
Formenkreisen der drei ersten Felder zu geschehen hat. Denn
immer steht das Einzelne in inniger Beziehung zum Ganzen,
und Letzteres vernachlässigen, heisst nur, sich der Einseitiskeit
hingeben und unklare Ansichten darbieten.
Und diese wechselseitigen Beziehungen, die Wiederholun-
gen gewisser Eigenthümlichkeiten, wenn auch nur im kleinen
Maassstab, sind es gerade, welche häufig die Kriterien für die
richtige Einordnung kleinerer oder grösserer Gruppen an der
gehörigen Stelle darbieten. So steht, um nur ein Beispiel an-
zuführen, Cl. piceata mit ihrer senkrechten Mondfalte und ihren
kleinen Papillen scheinbar ganz unpassend am Ende des For-
menkreises der Cl. lamellata nach Cl. paestana, welche letztere
durch ihre Aehnlichkeit mit Cl. ornata den passendsten Ueber-
gang zu dem Formenkreise der Cl. itala vermittelt. Aber die-
ses Unpassende und Unbequeme in der Stellung der Cl. piceata
hat seinen Grund nur in der bei meiner und ähnlichen Arbeiten
nicht zu vermeidenden linearen Anordnung der Arten, in einem
nach den Verwandtschaften construirten Schema würde sie sich
an Cl. advena anreihen, welche letztere in Beziehung auf die
Mundbildung ihr vollkommen gleich, so wie die charakteristische
Ausbuchtung des Mundrandes der Ül. piceata am Sinulus nicht
nur bei Cl. advena und gemmulata, sondern auch bei Cl. soror,
Neumeyeri und paestana sich wiederfindet. Solche Verhältnisse
nicht berücksichtigen wollen, hiesse die nächsten verwandtschaft-
lichen Beziehungen zerreissen.
Die bald in höherem, bald in minderem Grade bei den
Olausilienarten vorkommen. Modificationen gründen sich zumeist
theils auf Abschwächung, theils Ueberbildung, und zwar
beides sowohl im Gesammthabitus, wie in Rücksicht auf einzelne
Charaktere. Auffallende, an bestimmten Lokalitäten constant
auftretende Abänderungen des Grundtypus bilden die Varietäten.
Ist auch ihre Bildung an die vorgenannten Modificationen ge-
knüpft, so haben doch weder Ueberbildung noch Abschwächung
in irgend einer Beziehung jedesmal die Bildung einer Varietät
im Gefolge. Man findet fast bei allen Arten kleinere und
grössere Individuen, manche bis zu colossalen Dimensionen, an
10
gleichen Fundorten beisammen, ebenso an gleichen Orten be-
deutende Verschiedenheiten der Sculptur bei einer oder der
anderen Art. Als Ueberbildung muss man es ansehen, wenn
bei einzelnen Individuen des Formenkreises der Cl. binotata,
dessen Hauptkennzeichen in einer nicht mit der Mondfalte ver-
bundenen unteren Gaumenfalte besteht, beide durch eine kurze
niedrige Brücke verbunden sind; wenn Cl. macarana eine der
Prinecipalfalte gleich starke und lange zweite Gaumenfalte be-
sitzt, wenn. bei Cl. Alschingeri das Rudiment einer unteren
Gaumenfalte erscheint, bei den Gliedern der Gruppe der Cl.
dalmatina die zweite Gaumenfalte, sonst innen frei, bis zur
Mondfalte fortgesetzt ist, wenn endlich eine sonst glatte Art,
auch rippenstreifig erscheint, wie bei Cl. coelestina und schwä-
cher auch bei angustella und aquila etc.
Weit intensiver wirkt die Abschwächung, sowohl auf den
Gesammthabitus, als auf einzelne Charaktere. Man findet un-
gleich seltener grosse als kleine constante Formen fast aller
Arten, die Abschwächung erstreckt sich auf alle Theile, von
derselben im Einzelnen werden besonders die Theile des Schliess-
apparates betroffen, ja so tief eingreifend sind die durch sie
bewirkten Veränderungen, dass selbst das Clausilium gänzlich
fehlen kann, wie bei Cl. livida und straminicollis, wo Exem-
plare mit und ohne dasselbe gefunden werden.
. Einer Eigenthümlichkeit in der Bildung muss hier eben-
falls Erwähnung geschehen, die meist schlankere Form der
grösseren, der mehr bauchigen bei den kleineren Exemplaren,
wie man dieses fast bei allen Arten findet. Hier hat man es
weder mit Ueberbildung noch Abschwächung zu thun, es ist die
rein mechanische Wirkung der Lebensweise, und zwar nicht
bei den Clausilien allein, die Arten der Gattung Helix im wei-
teren Sinn zeigen (dieselben Verhältnisse. Bei allen Schnecken,
welche im Zustand der Ruhe hängen, wird das Gehäuse lang;
bei den Heliceen ist die Gruppe der H. lactea ein ausgezeich-
netes Beispiel dieser Eigenthümlichkeit, die Arten zeigen ganz
die Form eines Hängeschlosses; bei den Clausilien wird das
Gehäuse der hängenden Arten lang und schlank, während die
auf Flächen lebenden und ruhenden kürzer und bauchig sind,
letzteres, weil der vorhandene Baustoff doch verwendet werden
muss und somit zum grösseren Umfang den ausreichenden Stoff
liefert. Viele Arten bieten beide Formen (so Cl. biplicata),
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11
weil sie sich in alle Wohnortsverhältnisse fügen; die an und für
sich schlanken, also in der Ruhe immer mehr oder weniger hän-
genden, zeigen nur noch schlankere Formen, hervorgebracht
durch das vollkommen frei hängende Gehäuse während der Ruhe
und des Kriechens. Ich besitze von der an und für sich schlanken
Cl. plicata bis zum Extrem verlängerte Gehäuse aus einer grot-
tenähnlichen Vertiefung, im der sie wohnten und nie einen
Stützpunkt für die Gehäuse hatten. Von Cl. exarata besitze
ich eine Form von bis 21 Mill. Länge bei nur 3 Mill. Durch-
messer. Auch Cl. dubia, wenn an steilen Felswänden wohnend,
ist dort auffallend schmal und lang ausgezogen. Weitere zahl-
reiche Beispiele lassen sich in jeder Sammlung finden.
Aus dem vorstehend Gesagten geht nun freilich hervor,
dass die Unterscheidung der Clausilien unter Umständen sehr
schwierig sein kann und eine genaue Untersuchung aller Kri-
terien fordert. Aber so wenig die Form, Sculptur und Farbe
vernachlässigt werden dürfen, sind sie doch für sich allein nicht
im Mindesten ausreichend, sichere Unterschiede zu gewähren,
nur die eingehendste Untersuchung des Schliessapparats in allen
seinen Theilen kann am Ende die nöthige Sicherheit herbei-
führen. Daraus folgt die Nothwendiskeit, alle Theile der
Mündung, besonders die Lamellen und Falten genau zu sondern
und zu benennen, wie es A. Schmidt in seinem System der
Clausilien gethan, dessen Ausführung in dieser Beziehung ich
hier wörtlich zu geben mir erlaube.
„Zunächst denn von den Lamellen. Die drei schon allbe-
kannten, die Ober-, Unter- und Spirallamelle stehen an der
Mündungswand. Auch die Unterlamelle nämlich läuft mit ihrem
hinteren Ende auf der Mündungswand aus. Um nun die Ueber-
sichtlichkeit der diagnostischen Ausdrücke zu erleichtern, wollen
wir alle Erhebungen auf der Mündungswand Lamellen nennen.
Zu jenen drei fügen wir noch drei bisher noch nicht, oder doch
nicht genug, berücksichtigte: eine feine Falte, welche sich auf
der Mündungswand, dicht an der Naht, der Spirallamelle pa-
rallel hinzieht und nennen sie lamella parallela; ein feines
Fältchen, dem wir bei zahlreichen Arten zwischen den hinteren
Ausläufern der Spiral- und Unterlamelle begegnen, die 1la-
mella inserta; c) eine kleine, meist wulstige, in der Gegend
der Lunella schräg gegen die Naht gerichtete, das Clausilium
stützende, den Verwandten von Cl. solida, leucostigma, syra-
“
12
cusana, filograna, gracilis, tetragonostoma, bicarinata u. S. w.
eigene, bisher als Rudiment der Spirallamelle betrachtete Falte,
die lamella fulerans. Dass die letztere von der lamella
spiralis zu unterscheiden ist, beweisen Cl. Stabilei, concilians,
laevicollis u. a., bei welchen wir beide, genau genommen das
Rudiment der Spirallamelle mit der lamella fulcrans verschwim-
mend finden, doch so, dass erstere, wie auch die lam. parallela,
als feine weisse Striche in. der fast farblosen Wulst deutlich
bezeichnet sind.
Die lamella inserta treffen wir bei vielen Arten der
beiden ersten Felder. Für das System im Grossen und Ganzen
ist dieses kleine Fältchen von keinem Belang, wohl aber stärkt
sein Vorhandensein oder Fehlen anderweitige Unterscheidungs-
momente bei einzelnen kritischen Arten und lässt sich hin und
wieder bei Abrundung kleiner Gruppen gebrauchen.
Die Spirallamelle ist bisher hauptsächlich nach ihrem Ver-
hältniss zur Oberlamelle gewürdigt. Ich muss aber darauf auf-
merksam machen, dass sich die Unterscheidung nahe aneinan-
der erenzender Arten mehrfach erleichtert, wenn man darauf
achtet, ob die Spirallamelle oder die Unterlamelle weiter nach
innen verläuft, ob erstere innen gespalten ist oder in eine Ga-
bel endet, und ob bei ungetheiltem Innenende dieses mehr oder
weniger steil oder bogig rasch abfällt oder allmälig ausläuft.
Wenn wir also von Lamellen reden, denken wir aus-
schliesslich an Erscheinungen auf der Mündungswand; wenn von
Falten die Rede ist, sind die übrigen Theile der Mündung in’s
Auge zu fassen.
Es ist unumgänglich nöthig, dass wir uns die der oberen
Gaumenfalten zunächst stehender Falten genauer ansehen und
deren Benennung rectifieiren. Die sogenannte obere Gaumen-
falte ist keineswegs immer die oberste der Gaumenfalten; unter
Umständen ist sie erst die vierte. Man wird sich davon durch
senauere Betrachtung von Cl. icabellina, intrusa, syracusana
leicht überzeugen. Hier bemerken wir dicht unter der Naht
mehrere kleine Falten und dann folgt erst die weit stärkere
obere Gaumenfalte. Diese an vielen Dalmatinern und anderen
Arten einzeln oder mehrfach vorkommenden längst beobachte-
ten „falschen Gaumenfalten“ der Herren Bielz und v. Vest wer-
den wir plicae suturales, die obere Gaumenfalte plica
principalis nennen. Dass die darunter stehende als zweite
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13
Gaumenfalte betrachtet wird, bedarf kaum der Erwähnung,
denn selbstverständlich rechnen wir die Principalfalte stets als
erste Gaumenfalte.“
So weit A. Schmidt über Lamellen und Falten.
Es ist jedoch noch eine Falte vorhanden, die Lunella
oder Mondfalte, welche gleichsam die Schlussleiste des Falten-
systems der Mündung bildet. Sie fehlt freilich ganzen Abthei-
lungen oder ist nur wenig entwickelt, bei anderen Gruppen
desto kräftiger ausgebildet und mehr oder weniger bis zum
Halbmondförmigen gebogen. Hier handelt es sich jedoch nicht
um die Form, von der bei den einzelnen Gruppen die Rede
sein wird, nur ihr Verhältniss zur zweiten Gaumenfalte soll
erwähnt werden. Häufig bildet die letztere den Oberrand der
Mondfalte, welche sich nach der ganzen Breite anlest, wie in
der Gruppe der Ül. Stentzii, wo aber die zweite Gaumenfalte
eine stärker erhobene Randleiste bildet, oder die Mondfalte ist
mit ihr zu einem Ganzen verbunden, wobei die Vereinigungs-
stelle durch eine mehr oder weniger deutliche Ecke sichtbar
ist (bei Cl. conspurcata, und dicipiens nebst Genossen) oder sie
vereinigen sich vollständig zu einem halbmondförmigen Bogen
(die meisten Arten der Gruppe der Cl. binotata). Bei- noch
anderen, besonders aus der Gruppe der Cl. macarana enden
Prineipal- und zweite Gaumenfalte hinter der Mondfalte, welche
- aus der Mitte der zweiten Gaumenfalte entspringt, dagegen ist
letztere bei Cl. agnata, gibbula u. a. weiter herabgerückt, und
entspringt unter dem Öberende der Mondfalte, ohne dieselbe
immer zu berühren.
Bei vielen einzelnen Arten verschiedener Gruppen zeigt
sich dagegen das Bestreben der zweiten Gaumenfalte, sich aus
ihrer Verbindung mit der Mondfalte frei zu machen und selbst-
ständig über die Ecke der Vereinigungsstelle fortzusetzen. Es
ist dies z. B. der Fall bei Cl. lamellata, tenella, Cusmichi, ta-
bida u. a.
In dem Formenkreis der Cl. macarana sind die Arten mit
gabelförmigem Innenende der Spirallamelle auch ohne Aufbruch
der Gehäuse durch das Verhalten der zweiten Gaumenfalte
gegen die Mondfalte erkennbar. Erstere beginnt vorn mit der
Prineipalfalte und zieht in gleicher Richtung mit dieser nach
innen, verlischt jedoch schon vor der Mondfalte (nur ausnahms-
weise verläuft sie in diese selbst), während bei den Arten mit
14
ungegabelter Spirallamelle die zweite Gaumenfalte die Mond-
falte begrenzt oder durchkreuzt, oft nur als kurzes Fältchen,
oder auch weit hervorgezogen, die Principalfalte an Länge fast
erreichend.
Es drängt sich bei diesem Verhalten der zweiten Gaumen-
falte zur Mondfalte unwillkürlich der Vergleich mit dem der
ÖOberlamelle zur Spirallamelle auf. Hier wie dort Trennung bei-
der, oder Vereinigung zu einem Ganzen, jedoch mit dem Unter-
schied, dass die getrennten Lamellen häufiger als die vereinig-
ten vorkommen, während bei den Falten der umgekehrte Fall
eintritt, die Vereinigung der Mond- und zweiten Gaumenfalte
zu einem Ganzen ist häufiger als die Trennung beider.
Zum Schlusse mögen noch einige, zum Verständniss die-
nende Bemerkungen folgen.
Man könnte wohl fragen, warum die behandelten Clausilien
nicht in die von H. et. A. Adams u. a. aufgestellten Gattungen
eingereiht, sondern lieber in eine ziemliche Zahl von Formen-
kreisen und Gruppen vertheilt wurden. Darauf diene Nach-
stehendes:
Fast alle diese Gattungen enthalten eine grosse Zahl zum
Theil ganz heterogener Arten, so dass eine richtige Diagnose
einer solchen abzufassen geradezu unmöglich ist. Und dadurch
geht ja der Zweck der Aufstellung von Gattungen, nämlich Zu-
sammenfassen des Nächstverwandten behufs leichteren Auffin-
dens der Arten für die Bestimmung, vollständig verloren. Es ist
schon die Umschreibung mancher Gruppen schwierig genug, da
die Kennzeichen oft mehr für das Auge als für das Wort deut-
lich sind; wie man aber Gattungen aufstellen kann, welche
Arten von 6—8 verschiedenen Gruppen enthalten, ist ganz uner-
findlich.
Neuerlich hat Herr W. v. Vest (im 18. Jahrgang der Ver-
handlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für
Naturwissenschaften zu Hermannstadt) begonnen, ein "System
der Clausilien auf genaue und eingehende Untersuchungen des
Schliessapparats, besonders des Clausiliums zu gründen. An den
Mängeln aller künstlichen Systemen leidend, hat das seinige,
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auch nebenbei den Fehler, dass ohne gänzliches Aufbrechen des
Gehäuses man gar nicht wissen kann, wohin eine unbestimmte
Clausilie gehören möchte. Wer wird ein einziges Exemplar einer
seltenen Art, vielleicht mit Mühe errungen, zerstören wollen, um
zu wissen, in welche Gattung es gehört? Esbleibt dann nur eine
Ruine für die Sammlung, bei der es gleichgiltig ist, wohin man
sie lest. z
Aber die Arbeit des Herrn v. Vest zeigt theilweise noch
andere, sehr erhebliche Mängel. In der Gattung Herilla,
z. B. stehen neben Ül. dacica, bosniensis und magnilabeis .die
Arten Cl. gibbula, cattaroönsis und albida.. Wären Gattungen
zu errichten, so würden Cl. cattaroensis und Verwandte eine
solche und zwar ganz naturgemässe bilden können, aber sie mit
so ganz heterogenen Arten zuzammenzustellen, geht doch zu
weit.
In der Gattung Delima kommt ‘Cl. albida noch einmal vor.
Wohin gehört sie also ? Ueberhaupt sind in dieser Gattung meh-
rere Arten zweimal aufgeführt, und zwar gerade solche mit kur-
zer, innen nicht über die Mondfalte verlängerter ersten Gaumen:
falte in der Abtheilung mit weit hinter der Mondfalte beeinnen
der Gaumenfalte, wie robusta, semilabiata. Auch Cl. fulerata ist
_ dort 2 mal aufgeführt. Hat Vest diese Arten gar nicht ge-
sehen? Wer nach solchen Gattungen seine Clausilien ordnen
will, wird bald sehen, zu welchem Chaos er gelangt.
In den nachstehenden Blättern sind bei mehreren Abthei-
lungen hier und da nicht zur Dalmatiner Fauna gehörige Arten
mit aufgenommen. Ich hoffe, man wird dieses entschuldigen,
weil es lediglich zu dem Zweck geschah, dadurch die Gruppe
oder den Formenkreis zu vervollständigen, d. h. alle bis jetzt
bekannte Arten derselben zu geben, andrerseits geschah es,
damit nicht oder unvollkommen beschriebene Arten, welche mit
Dalmatiern verwechselt werden können, auseinandergesetzt und
ihre Beziehungeu zu den letzteren gewürdigt werden konnten,
oder wenn endlich eine Dalmatiner Art von anderen Autoren
mit einer anderswo vorkommenden zusammengeworfen oder ver-
wechselt war, so z. B. von A. Schmidt Cl. Neumeyeri mit pae-
stana. In solchen Fällen sind alle vorkommenden Zweifel so-
fort beseitigt, wenn die fremde Art mitaufsenommen und ihr
Verhalten zu den Dalmatinern genau angegeben, d. h. die Unter-
16
schiede gehörig hervorgehoben werden. Zur Unterscheidung
fehlt bei den Nichtdalmatinern die laufende Nummer.
Ebenso ist eine nicht unbeträchtliche Zahl von Arten auf
genommen, deren Heimath bisher noch gänzlich unbekannt ist.
und die nur angeschwemmt an einigen Inseln und Küstenpunkten
Dalmatiens gefunden werden. Mir schien es unpassend, solche
Arten auszuschliessen, da sie doch auf Dalmatischen Boden ge-
troffen werden, und jeder Sammler, welcher dergleichen- dort
aufgelesen, wird sie zunächst in einer Schrift über die Dalma-
tiner Fauna suchen. Mögen sie später in ihrer wirklichen
Heimath, vielleicht in weiter Ferne, vielleicht in dem, vor der
Hand wegen Unsicherheit für Leben und Eigenthum conchylio-
logisch nicht zu untersuchenden nördlichen Theilen des türki-
schen Albaniens gefunden werden, immer wird es. besser sein
sie beschrieben zu finden, als sie in den Sammlungen unter
irgend einem Namen oder mit anderen zusammengeworfen liegen
zu haben.
Su
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Er
17
Erstes Feld.
Das erste Feld, nicht sonderlich reich an Arten, bildet
einen geschlossenen Ring, und wenn hier bei der nothwendigen
linearen Anordnung ein Einschnitt gemacht werden musste, So
ist dabei nothwendig zu bemerken, dass Anfang und Ende in
einander laufen und dass gerade so gut mit den Formenkreis
der Cl. laminata hätte begonnen werden können, als mit dem
der Cl. orthostona.
Die hieher gehörigen Arten zeichnen sich besonders durch
den abgeschwächten oder ganz fehlenden Verschluss aus. Die
Mondfalte fehlt immer, die untere Gaumenfalte ist meist kräftig
und tritt weit herab, häufig ist neben ihr eine, selten gleich-
starke, meist aber schwächere zweite zwischen der ersten und
der Subcolumellarfalte. Das Clausilium fehlt zuweilen ganz, bei
anderen Arten ist es klein und schmal, bei vollständiger Aus-
bildung vorn seitlich ausgerandet und dadurch zweilappig. Die
Spirallamelle immer von der Oberlamelle getrennt.
Formenkreis von Cl. orthostoma.
Cl. costata Ziegler.
Die Arten dieses Formenkreises sind etwas schlank, entwe-
der fein regelmässig gestreift oder rippenstreifig oder wirklich
serippt. Besonders hervorzuheben ist die längliche Mündung
und die sehr entwickelte, häufig vorn abgestutzte Unterlamelle.
Die Farbe geht von hell horngelb oder bernsteingelb bis zum
gelblich Braunrothen.
1. Cl. costata Zglr.
Testa anguste rimata, fusiformis, confertim costulata, niti-
"dula, corneo-rufa; spira attenuata, apice acutiuscula; sutura di-
stineta, anfract. 11 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus
romote costatus, basi tumidiusculus, obsolete eibbus et sulcatus;
apertura oblongo-pyriformis; peristoma vix expansum, non labia-
tum; lamellae compressae, infera arcuatula, antice subtruncata;
plica _suturalis conspicua, principalis brevis, palatalis secunda
brevissima infima sicut subcollumellaris emersa; clausilium sub-
rotundato - excisum,
18
Olausilia costata Zieglr. Rossmässler Icon III p. 16 f. 181.
Pfeiffer Mon. Hel. II p. 407. N. 27. \
Küster Claus. p. 120. Nr. 115. t. 11 £. 12—14.
” ” ”
” ” ”
Eine sehr zierliche, der Cl. intermedia nahestehende Art,
welche sich aber durch mehrere Kennzeichen gut unterschei-
det, das Gehäuse ist schlanker, im Wirbel nicht so fein aus-
gezogen, die Costulirung fast gleich, bei costata aber auf der
letzten Windung weitläufiger als auf der vorletzten, bei Cl.
intermedia eher noch feiner und dichter, die Windungen nehmen
bei Cl. costata gleichmässig an Höhe zu, der Kielhöcker der
letzten, obgleich wenig ausgebildet, ist doch deutlicher als bei
intermedia. Die Mündung steht senkrecht, ist schmal und länglich
birnförmig, der Mundsaum nicht verbunden, fast ohne alle Ver-
diekung, die untere Lamelle steigt etwas bogig an und ist vorn
schwach abgestutzt. Die Saturalfalte deutlich, die Prinzipalfalte
kräftig, kurz, die zweite Gaumenfalte sehr kurz, zuweilen fast
punktförmig die untere wieder kräftig und tritt wie die Subco-
lumellarfalte in der Mündung vor. Das Clausilium hat im All-
gemeinen dieselbe Form wie das der Cl. intermedia, jedoch ist
der obere Lappen des rundlichen Ausschnittes vorn nicht, bei
intermedia deutlich ausgerandet.
Mein Exemplar stammt aus Istrien, ausserdem ist costata
noch im Isonzothal und nach Rossmässler in Syrmien.
Formenkreis von (Ü!. laminata.
Cl. fimbriata Mühl.
— grossa Zglr.
— laminata Mont.
— ineisa Kstr. |
— Dotzaueri Kstr. -
-- ungulata Zglr.
—. umbrosa Kstr.
— curta Rossm.
— »Sorex Kstr. i
Im allgemeinen grössere Arten als bei dem vorigen For-
menkreis, häufig bauchig spindelförmig, jedoch auch schlank und
lang ausgezogen. Die Streifung ist fein, jedoch meist nur an der
Naht kräftiger und regelmässig. Die Unterlamelle nicht beson-
ders stark, dagegen die untere Gaumenfalte häufig sehr ent-
2
wickelt und weit herab fortgesetzt. Die Gaumenwulst deutlich.
mehr oder weniger schräg absteigend, meist mit der unteren
Gaumenfalte verbunden. Farbe bräunlichgelb bis tief bräunlich
kirschroth. Weisse Stricheln oder Papillen fehlen, häufig
ist aber die Naht mehr oder weniger deutlich weiss gesäumt.
2. CI. fimbriata Mühlf.
Brusina Moll. dalmat. pag. 113. N. 76.
Nach Brusina von Walderdorff auf der Insel Lacroma (an-
seschwemmt) gefunden. Ob es die wirkliche Mühlfeld’sche Art,
oder nicht eine andere der Gruppe, kann ich nicht entscheiden,
da es mir nicht gelang ein Exemplar derselben zu erhalten.
3 Cl. grossa Zieglr.
Testa rimata, subfusiformis, obsolete striata, nitida, corneo-
lutea; spira attenuata, apice acuta; sutura distincta, subinae-
qualis; anfract. 11 minus convexi, lente accrescentes, ultimus
basi vix gibbus, antice obsolete costato -striatus et macula ob-
ligua aurantio-albida ornatus; apertura majuscula, ovata, sinulus
rotundatus subdepressus; peristoma appressum, candido-limbatum ;
lamella supera recta, utrinsecus producta; infera curvata, antice
subincrassata; callus palatalis rufescenti-albus, infra redecens;
plica prineipalis et vix distineta suturalis cum callo conjunctae,
palatalis secunda brevis, infera valida, conspicua, infera secunda
brevior tenuisque; plica subcolumellaris stricta, arcuato-emergens.
Long. 22 mm. diam. 4!/; mm. apert. 4!/, longa 31/, mm. lata.
Rossmässl. Icon f. 463.
Ich führe diese bisher als Varietät von laminata be-
trachtete Schnecke hier als besondere Art auf, da sie weder
zu laminata noch zu melanostoma passt, wohin sie
A. Schmidt gebracht hat. Letztere, so wie ihre Var. inaequa-
lis zeigen stets eine engere Mündung, deren einzelne Theile sehr
kräftig entwickelt sind, anders gebildetes Clausilium, weniger
feine Spitze des Wirbels und inaequalis insbesondere noch den
oft tief eingedrückten Obertheil des rechten Mundsaums, welcher
. 20
den Sinulus einschliesst, sowie eine starke emailslänzende
Gaumenwulst. Ausserdem ist bei grossa die letzte Windung
breiter und kürzer, so dass die Prinzipalfalte nebst zweiter
Gaumenfalte den unteren Falten viel näher stehen. Sehr auf-
fallend erscheinen mir die Andeutungen von Papillen an einem
meiner Exemplare, welche an der Naht der mittleren REN Be
in Form kleiner weisslicher Knötchen sichtbar sind.
Ich fand nur wenige Exemplare bei Triest, jedenfalls den
südlichsten Fundort dieser Art auf unserem Gebiet.
4. Cl. laminata Mont.
Walderhoff Verzeich. in Verh. d. not. zool. Gesellsch. zu Wien
1864 p. 506.
Ich kenne keine Dalmatiner Exemplare, doch erwähnt A.
Schmidt, sie mit der var. grandis unter Frauenfelds Vor-
räthen Dalmatiner Conchilien gefunden zu haben; von Wal-
derdorff fand sie in einem Buchenwalde bei Cerkvize, jedoch
nur selten.
5. Cl. inceisa Küster.
Testa punctiformi-rimata, fusiformis, apice attenuata, acu-
tiuscula, striatula, corneo-rufula, nitidula; anfr. 12 convexius-
euli, lente accrescentes; sutura distincta, filomarginata; cervix
juxta rimam tuberculata et sulcata, antice plicato-striata ; pe-
ristoma continuum, . appressum, candido - limbatum; apertura
ovata, vix obliqua; sinulus rotundatus; lamella supera compressa,
elata, infera curvata, antice incisa; callus palatalis tenuiusculus,
infra recedens; plica principalis et tertia palatalis cum callo
conjunctis, pl. palatalis secunda brevis, minus obliqua; subcolu-
mellaris antice arcuata, conspicua; clausilium late excisum.
Long. 17, diam. 4. mm. apertura 3!/g mm. longa, 3 lata.
Diese Art steht der Form nach zwischen den grossen Stücken
der ungulata und recht schlanken von laminata in der Mitte.
Sie ist langgestreckt spindelförmig, von weit unter der Mitte
an verschmälert und läuft in einen feinen kaum concaven Wir-
bel aus; die Farbe hornrothgelblich mit hellerer Spitze. Die
Windungen nehmen sehr langsam zu, sind schwach gewölbt, fein
21,
und wenig regelmässig gestreift, durch eine merklich eingezogene,
weisslich fadenrandige Naht verbunden; der Nacken ist vorn fein
furchenstreifig, neben der punktförmigen Nabelritze zieht sich
ein bogiger Kielhöcker herab, der aussen von einer schwachen
Furche abgegrenzt wird. Die Mündung steht fast senkrecht;
der Mundsaum wenig ausgebogen, mit weisser dünner Lippe, die
Ränder sind vereinigt, angedrückt, der rechte weit herab gerade;
der Sinulus schmal, gerundet; die Oberlamelle dünn aber bogig
erhoben und bis an den Mundrand heraustretend, die untere
leicht geschwungen schräg aufwärts nach innen verlaufend,
endet vorn in einem runden Knötchen, welches durch einen
seicht dreieckigen Einschnitt des Lamellenrandes abgetrennt
wird. Eine Suturalfalte ist nicht wahrzunehmen, die Principal-
falte ist ziemlich kurz, vorn in die Gaumenwulst übergehend,
“die unter ihr stehende sehr kurze Gaumenfalte divergirt nur
sehr wenig, zwischen dieser und den beiden unteren Gaumen-
falten geht von der aussen nicht durchscheinenden, dünnen
röthlichen Gaumenwulst ein kurzes Fältchen nach innen, welches
aussen als kurzer weisser Strich sichtbar ist. Die obere der
beiden unteren Gaumenfalten ist kräftig, in der Mündung deut-
lich wahrnehmbar, die untere weit entfernt, nur innen deutlich,
nach dem Ende verwaschen. Die Subcolumellarfalte aussen sicht-
bar, in einem steilen Bogen heraustretend.
Das Clausilium ist breit ausgeschnitten, der Ausschnitt mit
flacher Basis, der Lappen des Oberrandes an der Spitze schräg
abgeschnitten, ohne Ausrandnng.
Ich hatte diese Schnecke bisher unter laminata liegen,
von der sie sich aber durch den fein ausgezogenen Wirbel,
die fadenrandige Naht, die ausgeschnittene Unterlamelle und
die andere Gestalt des Schliessknöchelchens hinreichend unter-
scheidet.
_ Aus der Neumeyer’schen Sammlung, wahrscheinlich bei Budua
oder Ragusa gefunden.
6. CI. Dotzaueri Kstr,
Testa anguste rimata, fusiformi-elongata, superne attenuata,
acutiuscula, nitida, rufescenti-flava, regulariter oblique striata;
anfract. 11 planiusculi, satura distineta juncti, ultimus antice .
rugoso-striatus, juxta rimam gibbus, antice Havo-taeniatus ;
3
22
peristoma subcontinuum, candido-limbatum; apertura (oblique-)
ovata, sinulus elongato -rotundatus; lamella supera recta, infera
curvata; callus palatalis albus, infra recedens, plicis palatalibus
inferioribus non junctus; plicae palatales ad modum Cl. ungu-
latae positae; subcolumellaris emergens. Long. 17, diam. 31/3
mm. apert. 3 mm. longa, 2 lata.
Diese Art steht in der Mitte zwischen lJaminata und un-
gulata, sich der letzteren Art mehr zuneigend, besonders in der
langgestreckten Spindelform und der länglichen Mündung, so
‘wie der Anordnung der Falten, verschieden von ihr durch die _
nicht mit den unteren Gaumenfalten verbundene Gaumenwulst,
die regelmässige Streifung und besonders durch das innere Ende
der Spirallamelle, welches hinter dem sich weiter einwärtsziehenden
Ende der Unterlamelle zurückbleibt, während bei ungulata und
den ihr verwandten Formen die Spirallamelle zugleich mit der
Unterlamelle endet oder sich noch weiter nach innen hinaufzieht.
Das eng geritzte Gehäuse ist gestreckt spindelförmig, etwas
glänzend, horngelbröthlich, regelmässig fein gestreift, die Streifung
an den Nähten nicht stärker, nach oben langsam verschmälert
mit feiner Spitze. Die Windungen sind nur oben etwas ge-
wölbt, die unteren fast flach, durch eine deutlich eingezogene
Naht verbunden, die letzte lang, unten verschmälert, mit einem
stark erhobenen Kielhöcker, vorn dicht faltenstreifig und mit
einem gelben Schrägfleck, der durscheinenden Gaumenwulst, ge-
ziert. Die Mündung ist etwas schief (ob immer ?) länglich eiför-
mig, die Mundränder oben durch eine verloschene Schwiele verbun-
den, mit weisslichem Lippensaum. Die Oberlamelle tritt ganz vor
und verbindet sich mit dem linken Mundrand, den etwas hohen oben
serundeten Sinulus einschliessend, die untere steigt nach innen
bogig aufwärts. Die Falten sind kräftig, die Prineipalfalte verläuft
vorn in der Gaumenwulst, die zweite Falte ist nur kurz, nach vorn
mit der Principalfalte stark convergirend, unterhalb der zweiten
zieht sich die weissliche, die unteren Gaumenfalten nicht be-
rührende Gaumenwulst bogig einwärts und endet in einem, auch
äusserlich sichtbaren Fältchen, die beiden unteren Gaumenfalten
sind in der Mündung sichtbar und am unteren Ende durch
eine Schwiele verbunden. Die Subcolumellarfalte zieht sich erst
gerade herab und tritt im einen kurzen Bogen nach aussen. Das
Clausilium ist schmal, wenig gebogen, gerundet dreieckig ausge-
schnitten, der obere Lappen ist an seinem Ende etwas ausge-
4
ya
}
23
randet und dadurch fast zweitheilig, indem der untere Theil
weiter vorspringt.
Ich fand ein Exemplar dieser Art umter dalmatiner Conchy-
lien, welche Freund Dotzauer mir mittheilte und erlaube mir
sie nach ihm zu benennen.
7. Cl. ungulata Zgl.
Brusina Contrib. p. 113 N. 74.
Ich habe diese Art ausser bei Triest nirgends gefunden;
1 Exemplar sah in unter Kleciach Vorräthen, Brusina fand sie
in 2 Exemplaren bei Buljeva Lokva. Von Montenegro erhielt
ich mehrere Exemplare durch Erber in Wien, welche von den
Krainischen nicht abweichen.
8 CI umbrosa Kstr.
Testa cubeylindrico-fusiformis, anguste rimata, nitidula,
costulato -striata, corneo-flava, spira subelongata, apice obtus-
iuscula; anfr. 10 convexiusculi, lente accrescentes, ultimus antice
rugosus, basi gibbus; sutura distineta; peristoma vix continuum,
minus expansum, sublabiatum; apertura ovata, margo sinister
perpendicularis; lamella supera mediocris, infera curvata, vali-
diuscula; plica suturalis subobsoleta, pl. prineipalis secundaque
palatalis flexuosa antice cum callo junctis, infimis subparallelis,
sinistra valida, conspicua, pl. subcolumellaris subemersa. Long.
12—15, diam. 3 mm. apert. 3 mm. longa, 2 lata.
Cl. umbrosa, Küster Claus. p. 121 N. 116 t. 13. £. 15-18.
„ commutata var. y. Charpentier in Journ. Conch. 1852. p. 366.
„ umbrosa, Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 726 N. 55.
Diese Art vermittelt den Uebergang von ungulata und
Verwandten zu curta, ist aber von ersterer durch andere Ge-
stalt und Streifung, kleinere Mündung, von curta durch die
weit feineren Rippenstreifen und ganz anderen Habitus verschie-
den. Die Länge des Gehäuses ändert bei gleicher Breite ziem-
lich ab, die Gestalt ist im Allgemeinen mehr cylindrisch als spin-
delförmig, verschmälert sich nach oben schnell und endet in
eine dünne, jedoch etwas stumpfliche Spitze. Auch die Farbe
ändert ab von hornröthlich bis blasshorngelb, die schrägen Rip-
penstreifen sind verflacht, an der Naht nicht stärker, nur der
5*
24
Nacken ist stärker und dicht runzelstreifig. Die Windungen
nehmen langsam zu, sind durch eine deutlich eingezogene Naht
verbunden, die letzte gestreckt, mit einem wenig deutlichen
Schwielenhöcker neben der engen Nabelritze. Die Mündungs-
form zeigt im Allgemeinen die der ungulata, wie dort ist sie bald
mehr gestreckt bald rundlicher, die Mundränder oben zusammen-
geneigt und durch eine feine erhobene Schwiele verbunden,
welche an der Stelle, wo die heraustretende Oberlamelle sie
berührt, kaum dicker ist. Die Unterlamelle tritt weit über die
Mitte der Mündung herein, sie ist vorn abgestutzt, ziemlich stark,
mit etwas aufgeworfenem Rand, etwas geschwungen erst wenig
ansteisend, innen ebenfalls wenig aufwärts gebogen.
Die wenig entwickelte Suturalfalte ist aussen selten deut-
lich sichtbar, die Principalfalte reicht nach innen etwas über die
Mitte des Rückens hinaus, die zweite Gaumenfalte divergirt nach
vorn mit der Principalfalte, ist dann knieförmig abwärts gebo-
gen und verläuft mit nochmaliger Biegung, wie die vorige in die
dünne röthliche Gaumenschwiele. |
Von den beiden unteren Gaumenfalten ist die linke stark
entwickelt und tritt etwas schräg weit in die Mündung vor, die
rechte ist schwach, fehlt zuweilen auch ganz. Die Subcolumellar-
falte steigt fach bogig herab und ist in der Mündung nur wenig
sichtbar.
Die Spirallamelle tritt wenig über das Innenende der Ober-
lamelle vor.
Das Schliessknöchelchen ist klein, leicht gebogen, vorn ge-
rundet ausgeschnitten, der obere Lappen flach rundlich.
Ich fand diese Art an einer flachen Küstengegend Istriens
südwärts von Rovigno unter einer Hecke, theilweise unter dem
abgefallenen Laub versteckt, in wenigen Exemplaren.
9. Cl curta Rossm.
Testa vix rimata, ventroso- fusiformis, confertissime costu-
lato-striata, sericina, corneo-flavescens; spira apice. attenuata,
acutiuscula; anfr. 9 planiusculi, ultimus basi subgibbus, sutura
dietincta , subtiliter crenulata; apertura ovali - pyriformis;
peristoma subconnexum , reflexiusculum; lamella supera com-
pressa; infera elata, flexuosa; plica principalis antice in cal-
lum transversum tenuem confluens, secunda palatalis brevissima,
25
vix divergens, tertia infera stricta, erassa, quarta arcuata, tenui-
cuscula, subcolumellaris emersa. Clausilium minusculum, trigono-
rotundato-exeisum. Long. 9—12, diam. 3 mm. apert. 21/; mm.
long. 2 lata.
Cl. eurta, Rossm. Jcon. f. 268.
» » kister Claus. p. 122. Nr. 117. t. 13. f. 1922,
a. Var. fusiformis, subtilissime costulato-striata.
Diese kleine, schon allgemein bekannte Art zeichnet
sich durch die bauchig spindelförmige Gestalt aus, besonders
sind die kleineren Stücke stärker bauchig, sowie durch die
Costulirung, welche ziemlich kräftig und auf dem Nacken kaum
stärker entwickelt ist, als auf den unteren Windungen überhaupt.
Der Höcker an der Basis neben der kaum entwickelten Nabel-
ritze ist kurz und wenig deutlich; der Mundsaum schwach aus-
gebogen, weisslich, oben durch eine schwache Schwiele verbun-
den. Die Unterlamelle zieht sich in einem etwas flachen Bogen
nach innen und steigt dann rasch aufwärts. Die schwache Sub-
columellarfalte, so wie die kräftige Principalfalte vereinigen sich
vorn mit der schräg abwärts verlaufenden gelbröthlichen Gau-
menwulst, die zweite Gaumenfalte ist sehr kurz und verläuft
mit der Principalfalte fast in gleicher Richtung, von den beiden
unteren Gaumenfalten ist die erste kräftig, in der Mündung
sichtbar, die zweite läuft gebogen neben der etwas bogig vor-
tretenden Subcolumellarfalte herab. Das kleine Schliessknöchel-
chen »fast gerundet dreieckig ausgeschnitten, der obere Lappen
mit einer Ecke am Ausschnitt, sonst gerade abgestutzt. Die
Spirallamelle tritt über das Ende der lang einwärts laufenden
Oberlamelle vor.
Die Varietät ist etwas schlanker, spindelförmig, horngelb,
mit sehr feinen Rippenstreifen dicht besetzt.
Cl. curta findet sich schon am Grossgallenberg bei Lai-
bach; in Triest, sowohl in den äusseren Stadttheilen selbst wie
in der nächsten Umgebung, dabei auch die Varietät, dann an der
Istrianer Küste der Bai von Muggia.
10. CI. Sorexz Kstr.
Testa minima, breviter fusiformis, nitida, subtilissime striata,
corneo-flava; spira valde attenuata, acuta; anfract. 9 convexius-
26
culi, lente accrescentes, ultimus basi vix gibbus, antice dietinete
denseque striatus; sutura impressa; apertura angusta, perpendi-
cularis; peristoma expansiusculum, albo-limbatum, sejunetum ;
lamella supera compressa, infera valida, antice subbipartita, ar-
cuata; plica suturalis distineta, pl. prineipalis validiuscula, secunda
palatalis punctiformis, prima infera valida, longa, secunda subob-
soleta, pl. subcolumellaris arcuato-emersa. Long. 10, diam.
3 mm. apertura 2mm. longa, 13/, lata.
A. Schmidt stellt in seiner ausgezeichneten Schrift: „System
der europäischen Clausilien“, die ganze Reihe der ihm be-
kannt gewesenen Arten so zusammen, dass sie sechs Hauptfel- "
der bilden und das Ganze einen Ring darstellt, indem die letzte
Gruppe durch Arten mit seitlich ausgeschnittenem Clausilium
die Verbindung mit dem ersten Hauptfeld bewirkt. Wie diese dort
im Grossen und Ganzen, so schliesst hier unsere Cl. Sorex den
Ring des ersten Hauptfeldes, indem sie durch Farbe, Streifung
besonders aber durch die mächtig entwickelte Unterlamelle
mit der Verdoppelung am Aussenende in nächste Beziehung zu
Cl. comensis tritt.
Das kleine Gehäuse mit schwacher, etwas punktförmiger
Nabelritze ist fast bauchig spindelförmig, oben in eine feine
Spitze auslaufend, glänzend, fein und regelmässig gestreift, blass
horngelb. Die durch eine deutlich eingezogene, ziemlich tiefe
Naht vereinigten schwach gewölbten Windungen nehmen erst
von der vierten an langsam zu, die vorletzte ist linkerseits bogig
eingezogen, die letzte unten mit einem schmalen bogigen, wenig
ausgeprägten Kielhöcker, vorn nur wenig stärker gestreift als
die übrige Fläche. Die Mündung i/, schmäler, als die vorletzte
Windung, senkrecht, mit parallelen, gerade herablaufenden Seiten;
der Mundsaum oben durch eine schwache weissliche Schwiele
verbunden, nur wenig ausgebogen, innen mit weisslichem Lippen-
saum, der Sinulus weit, oben gerundet. Die zusammengedrückte,
ganz heraustretende Oberlamelle zieht auch weit nach innen, die
Spirallamelle reicht bis über das letzte Drittheil derselben her-
vor; die Unterlamelle sehr kräftig, mit aufgebogenem Rand,
geht fast horizontal mit leichter Biegung einwärts und krümmt
Sich innen rasch in die Höhe, aussen reicht sie fast bis zum Mund-
rand, und ist dort gleichsam zweitheilig, indem unter dem stumpf
verschmälerten Ende ein kleines Fältchen boeig hervortritt und
zugleich mit dem diekeren Theil endet. Die Suturalfalte ist mit
;
|
|
|
27
der Principalfalte von gleicher Länge, beide münden vorn in die
schwache Gaumenwulst, von welcher unten eine faltenartige Er-
höhung nach innen ausläuft; die zweite Gaumenfalte ist kaum be-
merkbar, nur wie einschwacher Punkt; von den beiden unteren Gau-
menfalten ist die erste kräftig und reicht weit in die Mündung
herab, die zweite kürzer und mehr verschwommen; die Subcolumel-
larfalte tritt unterhalb der Unterlamelle fast halbkreisförmig gebo-
gen nach aussen. Das Clausilium, so viel man wahrnehmen kann,
(ich wage mein einziges Exemplar nicht aufzubrechen) breit, tief
gerundet ausgeschnitten, der obere Lappen gerade, vorn schräg
abgeschnitten, mit breiter etwas tiefer Ausrandung.
Ich fand diese zierliche Art unter Neumeyer’s Nachlass,
der Fundort ist also nicht anzugeben.
Cl. Sorex ist jedenfalls der Cl. polita Parr., die ich nicht
kenne, sehr ähnlich, differirt jedoch durch ihre Form (Schmidt
nennt polita „eylindrico-fusiformis“) die schwache Gaumen-
wulst, die vorn zweitheilige Unterlamelle und die heraustre-
tende Subcolumellarfalte hinreichend, um als selbstständig gel-
ten zu können.
Cl. Sandrii.
Diese Art steht vereinzelt ausserhalb des Ringes der Ar-
ten comensis-Sorex, da die fehlende zweite untere Gau-
menfalte, so wie die eigenthümliche Bildung des Schliess-
knöchelchens Anhaltspunkte von hinreichendem Gewicht ergeben,
um die Sonderstellung zu rechtfertigen.
Der Vereinigung mit Frivaldskiana und macedonica
zu einer kleinen Untergruppe, wie A. Schmidt gethan hat,
stehen gewichtige Bedenken entgegen. Während Sandrii, ab-
sesehen von den Innentheilen, durch die allgemeine Bildung
sich zunächst doch an laminata und Genossen anschliesst,
bietet macedonica Beziehungen nicht nur zu plumbea und
marginata, sie steht auch im Gesammthabitus der almis-
sana sehr nahe, Frivaldskiana dagegen zeigt Hinneigung
zu dacica und Genossen. Es sind dies einige der bei den
Clausilien so zahlreichen Beispiele von den verschlungenen
Beziehungen, welche oft weit auseinanderstehende Arten doch
scheinbar aneinander ketten, bis die genauere Untersuchung
besonders der Innentheile es möglich macht, jeder solchen Art
die richtige Stelle anzuweisen. \
28
Hoffentlich werden weitere Entdeckungen verwandter Ar-
ten Sandrii aus ihrer Isolirung befreien; hier ist die Tren-
nung von Frivaldskiana und macedonica um so leichter
durchzuführen, als beide unserem Gebiete fremd sind.
11. Cl. Sandrii Kstr.
Testa punctato-rimata, elevato-fusiformis, solida, rufo -fer-
ruginea, regulariter denseque costulato-striata; spira attenuata,
apice obtusiuscula; anfr. 10—11 convexiusculi, demum celeriter
accrescentes; cervix latere compressa, basi juxta rimam obtuse
eristata; sutura distineta, obscure albido-marginulata; apertura
rotundato-pyriformis, ampla, fusculo-carnea; peristoma callo
albido connexum, expansum, reflexum; lamellae validae, supera
compressa, infera valde elata, tortuosa, medio sursum flexa;
plica suturalis vix conspicua, pl. prineipalis longa, secunda pa-
latalis obliqua, brevis, tertia valde divergens, postice interdum
furcata, quarta longa, cugyata; pl. subcolumellaris subemersa;
lamella spiralis lamellam superam vix attingens; clausilium
apice late truncato exciso, tricorni. Long. 21—26, diam. 6 mm.,
apert. 8 mm., longa, 51/, lata.
Cl. Sandrii Küster Claus. p, 28 Nr. 20 t. 2 f. 20—23.
Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 397 Nr. 3.
Rossmässler II. f. 873.
Brusina Contrib. p. 113 Nr. 73.
Eine grosse prächtige Art, welche bis jetzt leider noch
nicht lebend gefunden wurde. Die Farbe bei ziemlich frischen
Stücken ist ein schönes bräunliches Rostroth, unten gesättigter.
Die Streifung ist fein aber regelmässig, am Nacken nur wenig
stärker, zuweilen zeigen sich auf den unteren Umgängen ver-
tiefte Spirallinien aus eingetieften Strichelchen bestehend. Die
Naht ist etwas eingezogen und sehr ,schmal weiss gerandet;
die Basis des Nackens trägt einen unscheinbaren sanft geboge-
nen Kielhöcker. Die eiförmige oder gerundet birnförmige Mün-
dung ist gross, bräunlich fleischfarben, der Mundsaum breit
ausgebogen, die Ränder oben durch eine weissliche Schwiele
verbunden, welche zuweilen eine ziemliche Dicke erreicht. Die
sehr kräftige Unterlamelle zieht mit geringer Schweifung schlund-
einwärts und krümmt sich hinten plötzlich nach oben; die Su-
turalfalte ist selten entwickelt; die Principalfalte lang, die
zweite Gaumenfalte viel kürzer, nach vorn stark divergirend,
29
hinten aber der vorhergehenden genähert, die dritte noch schie-
fer, fast der vierten parallel, zuweilen am Innenende ga-
belig, der obere Gabelast in der Richtung der Falte verlau-
fend, der untere mehr abwärts gerichtet; die vierte Gaumen-
falte, wenig kürzer als die Principalfalte und eben so stark,
umschliesst in einen flachen Bogen den Basilarhöcker des
Nackens und geht weit in die Mündung herab. Das Clausilium
ist ganz eigenartig gebildet (ich kenne nur noch eines, das der
Cl. abrupta, welches in seiner Art eben so eigenthümlich
geformt ist), es ist gross, nach vorn verbreitert (oder besser
erhöht) und der breite tiefe Ausschnitt, mehr des Vorderrandes
als der Unterseite, hat in der Mitte einen scharf abgerundeten
Vorsprung, der obere Lappen ist oben gerade, an der inneren
Seite in ein Dreieck ausgezogen, der untere Lappen steht fin-
gerförmig vor und ist ebenfalls etwas nach innen gebogen (Ross-
mässler’s Figur des Clausiliums ist ganz unrichtig). Die Spiral-
lamelle reicht kaum bis zum Innenende der Oberlamelle und
endet innen allmählich verflacht schon vor der Unterlamelle.
Wie bei Ol. Frauenfeldi durch die Gabelung der unte-
ren Gaumenfalte in dem nach oben gerichteten rundlichen Ast
das Streben zur Bildung einer Mondfalte in der Art, wie sie
bei dacica, Ziegleri u. a. vorkommt, zu erkennen ist, so
ist wohl kein Zweifel, dass die Gabelung der dritten Gaumen-
falte bei Sandrii demselben Ziele, nur auf anderem Wege
zustrebt. Denkt man sich die Falte, also den Stiel der Gabel
weg, die Gabeläste dagegen verlängert und die zweite wie die
untere Falte berührend, so ist eine, freilich noch unvollkom-
mene Lunella hergestellt.
Man hat diese Art bisher nur angeschwemmt bei Budua
und an der Insel Laeroma gefunden. Aus Budua habe ich sie
von Sandri, zwei leider ganz abgeriebene Exemplare von La-
croma erhielt ich durch Herrn Kleciach.
Uebergangsgruppe von Feld I zu Ha.
Cl. Frauenfeldi Zel.
Cl. Ziegleri Kstr.
”
Grosse Arten von mehr oder weniger dunkler Färbung
‚und weisser Naht. Die lamella inserta fehlt, ebenso die la-
30
mella parallela. Dagegen ist, ausser bei Frauenfeldi, eine
deutliche Mondfalte vorhanden, welche oben entweder mit der
Principalfalte oder mit der zweiten Gaumenfalte zusammentrifft,
unten auf der langen, in der Mündung sichtbaren unteren Gau-
menfalte steht, die Stelle, wo beide zusammentreffen, ist innen
. erhoben, etwas pflugschaarförmig nach unten spitz auslaufend.
Das Clausilium ist ausgeschnitten, der Ausschnitt aber kaum als
seitlich, mehr den Vorderrand des Clausiliums treffend zu be-
trachten, welcher am Öberrand einen fingerförmigen, etwas
‘gebogenen, meist abwärts gerichteten Fortsatz stehen lässt.
Man könnte fast ebenso gut diese Gruppe an die Spitze*
des zweiten Feldes stellen, und ihr die in dem Faltensystem
der Mündung ähnliche Gruppe der septemplicata und Ver-
wandten anreihen. Allein zunächst ist das ausgeschnittene Clau-
silium zu berücksichtigen, wodurch sie sich doch mehr an ma-
cedonica anschliesst.
Die Arten leben, so viel bis jetzt bekannt, im westlichen
Theil der Balkanhalbinsel.
12. Cl. Frauenfeldi Zelebor.
Testa punctato-rimata, turrito-fusiformis, oblique stria-
tula, nitida, coerulescenti-cerasina, fuscescenti-tineta; spira
obtusula; sutura alba, crenulata vel subpapillifera; anfr. 10—11
convexiusculi, lente accrescentes; cervix tumida, subtiliter
striata, basi rotundata; apertura ovato-pyriformis; peristoma
callo lineari albo connexum, album, reflexum; lamella supera
humilis provecta, infera valida, flexuosa, compressa, arcu -con-
cavo alte descendens; plica suturalis antica plerumque imper-
fecta, pl. prineipalis cum palatalis secunda intus convergens,
longa, antice callo tenui striaeformi suffulta, secunda brevior
media, quarta declivis postice crassa, furcata, antice elevata,
conspicua; pl. subcolumellaris non emergens; lamella spiralis
lamellam superam attingens, perfecta. Long. 19, diam. 5 mm.,
apert. 5 mm. alto, 31/, mm. lata.
C1. Frauenfeldi Zelebor. Rossmässler Icon. III. f. 372.
“ Küster Claus. Nr. 279 t. 30 f. 23-30.
R “ Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 735 Nr. 122.
particis Parreiss in sched.
” ”
”
Diese Art verdient eine besondere Beachtung, weil bei ihr
der erste Anfang einer Mondfalte vorhanden, indem der kürzere
31
nach oben gerichtete Gabelast der unteren Gaumenfalte wohl
nicht anders zu deuten ist, als der Anfang der bei Cl. Ziegleri,
dacica ete. als wirkliche Mondfalte anzuerkennende senkrechte
Leiste zwischen der zweiten und unteren Gaumenfalte. Sie
steht deshalb mit dieser nur angedeuteten Mondfalte von den
anderen Gliedern der Gruppe noch ziemlich entfernt, indem sie
zugleich durch Farbe, Form und Mundbildung zu Cl. plumbea
Beziehungen zeigt, aber durch die weisse Naht, die Form des
Schliessknöchelchens und die stark entwickelte untere Gaumen-
falte sich doch als hieher gehörig ausweist.
Das Gehäuse ist etwas gedrungen, glänzend, die langsam
zunehmenden Windungen schwach gewölbt, mit eingezogener
weissgesäumter Naht, welche nach dem Wirbel hin mehr oder
weniger fein gekerbt erscheint, ohne dass vollständige Papillen
sich entwickeln. Der Nacken ist fast aufgetrieben gerundet,
vorn sehr fein faltenstreifig, ohne Kielhöcker; die Mündung
innen gelbbräunlich, der weisse schwach umgeschlagene Mund-
saum oben durch eine Schwielenleiste verbunden. Die Sutural-
falte ist entweder gar nicht oder nur vorn schwach entwickelt,
die Principalfalte stark, ziemlich lang, vorn mit der schwachen,
innen bräunlichen, aussen als weisser Flecken durchscheinenden
Gaumenwulst zusammenhängend; die zweite Gaumenfalte ist
kürzer, hinten der Prineipalfalte sehr nahe gerückt, nach vorn
aber divergirend; die untere Gaumenfalte steht seitlich, läuft
sehr schräg herab, beginnt weit innen mit einer Gabeltheilung,
deren unterer Ast bis an die Nabelritze reicht, der obere Ast
ist sehr kurz, ein stumpfes nach oben gerichtetes Dreieck bil-
dend, in der Mündung erscheint diese Falte stark erhoben und
verdünnt. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und tritt
nicht vor, ist aber bei schrägem Einblick in die Mündung deut-
lich erkennbar. Die Spirallamelle tritt dem Innenende der
Oberlamelle sehrnahe und ragt kaum bis an dasselbe hinan,
noch seltener darüber herein, innen ist sie kürzer als die Un-
terlamelle. Das Schliessknöchelehen ist tief gerundet ausge-
schnitten, mit einem fingerförmigen, etwas abwärts geneigten
Fortsatz des Oberrandes.
Diese zuerst von Zelebor in Serbien entdeckte Art findet
sich, wie zwei von Parreiss unter dem Namen Cl. partieis er-
haltene Exemplare beweisen, auch in Dalmatien an der Narenta,
32
13. Cl. Ziegleri Kstr.
Testa punctiformi-rimata, fusiformi-elongata vel ventroso-
fusiformis, acutiuscula, solida, subtiliter striata, nitida, pulchre
cerasino-fusca, post mortem corneo-rufescens; sutura albo-filosa,
superne suberenulata; anfr. 10 —11 planiusculi, ultimus antice
densissime striatus, superne subcompressus, basi subinflatus, ad
rimam vix gibbus; apertura ovalis; peristoma vix continuum,
undique expansum, reflexiusculum; lamella supera mediocris,
infera valida, subhorizontalis; plica suturalis nulla, plica prin-
cipalis longa, pl. palatalis secunda brevi, infera angulata, an-
tice elevata; lunella tenuis, stricta; pl. subcolumellaris non
emergens, subperpendicularis. Long. 21—26, diam. 6 mm.,
apert. vix 6 mm. alta, 41/, lata.
Cl. Ziegleri Küster Claus. p. 16 Nr.5 t. 1 £. 17. 18.
N " Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 440 Nr. 109.
Eine ansehnliche, im frischen Zustande sehr schöne Art,
welche im Bau viel Aehnlichkeit mit Frauenfeldi zeigt, aber
von derselben durch bedeutende Grösse und die mehr nach der
Mitte der Mündung gerückte untere Gaumenfalte sehr verschie-
den ist; von den schlanken serbischen Arten der Gruppe weicht
sie durch den Mangel des Knötchens an der Unterseite der Un-
terlamelle, so wie im Allgemeinen durch den ganzen Habitus
ab. Hinsichtlich der Form des Gehäuses ist nach den Exem-
plaren eine bedeutende Verschiedenheit wahrzunehmen, die
einen sind kurz, bauchig, andere langgestreckt spindelförmig,
gegen die Spite nur langsam verschmälert. Im frischen Zustand
sind sie prächtig kirschbraunroth, allein diese Farbe verbleicht
zu einem unscheinbaren Hornroth; die Naht ist etwas eingezo-
gen und mit reinweissem fädlichem Rand verziert, sie ist nach
oben zu fein gekerbt, oder durch papillenartige Längserhöhun-
gen uneben, welche Erhöhungen sich auch theilweise als feine
Rippenstreifen über den weissen Rand hinaus abwärts fortsetzen.
Der Nacken zeigt sehr dicht stehende feine Streifen, von einem
Kielhöcker an der Basis ist nur eben eine Spur vorhanden, der
Obertheil der letzten Windung ist schmal schräg eingedrückt.
Die Mündung ist gross, eirund, die Oberlamelle niedrig, zu-
sammengedrückt, die Unterlamelle stark, fast waagrecht nach
innen verlaufend, dann rasch ansteigend; die Mondfalte fast
gerade, in schräger Richtung von vorn nach hinten absteigend;
eine Suturalfalte ist nicht vorhanden, die Principalfalte ist
33
mässig lang, hinten wenig über die Mondfalte hinaus verlän-
sert, die zweite Gaumenfalte sehr kurz, mit der Principaltalte
nach vorn divergirend, und mit der Mondfalte zusammenhän-
gend, ebenso ist die in einen stumpfen Winkel gebogene, ziem-
lich lange, untere Gaumenfalte an der Spitze des Winkels mit
der Mondfalte verbunden, steht fast in der Mitte der Mündung
und endet hier in einem erhobenen stumpfen Dreieck. Die
Subcolumellarfalte steigt gerade herab und ist nur bei schrä-
gem Blick in die Mündung sichtbar. Die Spirallamelle endet
nach vorn neben dem Innenende der Oberlamelle und ent-
fernt von derselben; das Clausilium ist vorn verbreitert, tief
ausgeschnitten, am oberen Theil des Ausschnittes ein vom
ÖOberrand auslaufender , abwärts gebogener , fingerförmiger
Fortsatz.
Von dieser Art fand ich vier Exemplare angeschwemmt
am Ufer der Narenta bei Fort Opus. Ob sie wirklich als Dal-
matien angehörig zu betrachten ist, oder aus der nahen Herze-
gowina vom Wasser hergeführt wurden, lässt sich nicht ent-
scheiden.
34
Zweites Feld,
Erste Abtheilunge.
Cl. gibbula.
Cl. gibbula Zglr.
Cl. fallaeiosa Kstr.
Man kann kaum mit Recht von einem Formenkreise der
Cl. gibbula sprechen, aber eben so wenig dürfte man sie mit
ihrer bis jetzt einzigen Genossin, zu einer Untergruppe ver-
einigt, bei dem Formenkreis der stigmatica einschieben.
Denn, so sehr sie in der Faltenbildung der Mündung, wie durch
Streifung und die Papillen mit den Arten dieses Formenkreises
nahe Verwandtschaft zeigt, sie ist doch zu sehr abweichend in
andern Dingen, besonders durch das ganz verschiedene Clausi-
lium, um mit denselben in einer Reihe stehen zu dürfen. Im
Allgemeinen neigt sie auch zu Cl. papillaris, zumal durch
die Form, Streifung, Nackenbildung und Gaumenwulst.
Beide hieher gehörige Arten sind von gedrungenem Bau,
oben kurz verschmälert, stumpfspitzig, die Fläche regelmässig
fein gestreift, die Naht wenig deutlich, mit weissen länglich
viereckigen Papillen besetzt. Der Nacken ist kurz, vorn schwach
aufgetrieben, mit einer weissen Schwiele, entsprechend dem
inneren Callus, neben dem engen Nabelritz ein stumpfer Kiel-
höcker. Die runde Mündung steht gerade, die Mundränder
getrennt oder nur durch eine Schwiele verbunden. Die untere
Lamelle bogig, hochstehend, die Lunella kurz, die Principalfalte
etwas darüber hinaus einwärts laufend, die zweite Gaumenfalte
divergirt nach vorn stark *) und verläuft in die Gaumenschwiele,
die untere Gaumenfalte kräftig, in der Mündung weit herab-
laufend, und mit der bogigen Fortsetzung der Gaumenschwiele
vereinigt. Die Lamella parallela ist vorhanden, dagegen fehlt
die L. inserta. Das Clausilium fügt sich nicht durch eine Aus-
*) Merkwürdiger Weise treffen wir diese Bildung der oberen Gaumen-
falten bei der sehr entfernt stehenden Gruppe der Cl. gastrolepta genau
ebenso wieder,
35
randung an die untere Gaumenfalte, wie bei den Arten des
Formenkreises der Cl. stigmatica, es ist an dieser Stelle stark
aufgebogen, somit der Länge nach tief rinnnenförmig.
14. Cl. gibbula Zglr.
Testa anguste rimata, fusiformis, interdum subventricosa,
solidula, regulariter striata, corneo-lutescens; spira attenuata,
obtusiuscula, sutura papillis albis, oblongis, crebris ornata;
anfr. 9—10 planiusculi, ultimus antice distinete striatus, basi
breviter gibbus; apertura ovalis, peristoma subconnexum, brevi-
ter expansum, albo-limbatum; lamella supera compressa, infera
flexuosa; plica suturalis nulla, pl. prineipalis et secunda pala-
talis antice divergens cum callo junctae, pl. palat. infera valida,
striete descendens, emersa; pl. subcolumellaris conspicua, vix
emersa; lunella strieta, brevis. Long. 11—15, diam. 3 mm.,
apert. 21, —3 mm. longa, 2—21/, lata.
Cl. gibbula Ziegler. Rossmässler III. Nr. 171.
Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 452 Nr. 137.
= 5 Küster Claus. p. 140 Nr. 134 t. 15 f. 25—28.
S e Brusina Contrib. Nr. 106.
Ueber diese allgemein bekannte Art ist nur wenig anzu-
fügen. Grösse und Form sind sehr veränderlich, so zwar, dass
die grösseren Stücke schlanker, häufig heller sind und die Pa-
pillen schmäler werden, bei manchen Exemplaren nur als weisse
Striche erscheinen. Die kleinen Exemplare sind meist kräftiger
gebaut, mehr oder weniger bauchig und die gewöhnlich grossen
Papillen treten auf dem dunklen Grund sehr schön hervor.
Ausserdem ist gibbula, besonders hinsichtlich der Innentheile,
wie überhaupt der Mündung sehr beständig. Die kurze Mond-
falte zeigt in ihrem Verhalten gegen die obere und untere
Gaumenfalte grosse Aehnlichkeit mit den Arten der Ueber-
sangseruppe dacica-Ziegleri, ebenso zu den Arten des For-
menkreises der stigmatica, nur dass bei den letzteren die
zweite Gaumenfalte weniger mit der Principalfalte innen zu-
sammenhänst und die Mondfalte oben berührt, als vielmehr von
dieser letzteren selbst ausgeht.
Der Hauptsitz dieser Art ist Zara, wo sie an dem süd-
‚lichen Theil der Stadtmauer, so wie den nahen Häusern sehr
häufig vorkommt; ferner findet sie sich bei Nona, Brevilaqua,
"36
Vodize und Bilisane. Die übrigen von Brusina angegebenen
Fundorte Ragusa und Sebeniko sind sehr zweifelhaft. Aus-
serdem findet sie sich noch in Italien, nach Philippi auch auf
Sieilien.
15. Cl. fallaciosa Kstr.
Testa perforato-rimata, subfusitormis, solidula, obsolete
striata, corneo-flava, subdiaphana; spira attenuata, obtusius-
cula; sutura distincta, papillis albis, oblongo-quadratis, distan-
tibus ornata; anfract. 10 vix convexiusculi, ultimus antice stria-_
tus, ferrugineo-rufescens, calloso-tumidus, superne albidus, basi
gibbus; apertura rotunda; peristoma subeonnexum, albidum ;
lamella supera compressa, infera flexuosa, antice angulata ad
marginem producta; plica suturalis nulla, pl. prineipalis medio-
eris et palatalis secunda intus libera cum callo juncetae, pl. pa-
latalis infera valida, suboblique descendens; lunella superne
hamiformi-arcuata; pl. subcolumellaris arcuata, subemersa; cal-
lus palatalis crassus, albus. Long. 14, diam. 4 mm., apert.
3 mm. longa et lata.
Cl. fallaciosa Küster Claus. p. 205 Nr. 202 t, 22 f. 14—17.
Pfeiffer Mon. Hel. VI. p. 491 Nr. 414.
” ”
Gehäuse mit kurzer, tief eindringender Nabelritze, ge-
drungen,, etwas spindelförmig, wenig solide, schwach glänzend,
fein und wie abgeschliffen rippenstreifig, horngelb; das Gewinde,
oben kurz und rasch verschmälert, endet mit stumpflicher Spitze.
Die 10 Windungen sind kaum gewölbt, langsam zunehmend,
die deutlich eingezogene Naht trägt von der zweiten Windung
an deutliche aber entfernt stehende Papillen, die letzte Win-
dung ist vorn intensiver roströthlich gefärbt, faltenstreifig, un-
ten mit einem kurzen Kielhöcker und enger Furche daneben,
_ hinter dem Mundsaum eine oben weissliche Anschwellung, ent-
sprechend dem Callus der Innenseite. Die fast runde Mündung
steht kaum seitlich, vollkommen senkrecht, röthlichgelb, der
weisse Mundsaum ist wenig verdickt, oben getrennt, bei älteren
Exemplaren vielleicht durch eine Schwiele verbunden, linker-
seits nur wenig, rechts dagegen breit umgeschlagen. Die obere
Lamelle mässig lang, dünn, die untere sehr eigenthümlich ge-
formt. Sie bildet, langsam ansteigend, einen starken Bogen,
sich innen rasch in die Höhe krümmend, aussen an der Inser-
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37
tionsstelle mit dem Mundsaum ist eine stumpfe Ecke und von
hier aus zieht sie sich dann waagrecht bis zum Rand des Mund-
saums fort. Eine Suturalfalte ist nicht wahrzunehmen, die
Prineipal- und zweite Gaumenfalte verlaufen vorn in die Gau-
menschwiele, die erstere reicht innen etwas über die Mondfalte
hinaus, die zweite ist nach innen abgekürzt, würde aber, ver-
längert, auf die Principalfalte treffen, mit der sie nach aussen
divergirt, und zugleich das Oberende der Mondfalte berühren,
wie dies bei gibbula der Fall ist. Die untere Gaumenfalte
ist kräftig, stark erhoben, geht weit in der Mündung herab
und endet ebenfalls in einer Fortsetzung der Gaumenschwiele.
Die Mondfalte oben hackenförmig gebogen, unten breiter. Die
Subcolumellarfalte tritt entfernt von der Unterlamelle bogig
nach aussen vor; die Spirallamelle reicht wenig über das Innen-
ende der Oberlamelle herein.
Man -hüte sich, diese Art mit Cl. Sturmi zu verwechseln
oder umgekehrt. Bei fallaciosa würde die zweite Gaumenfalte
die Spitze der Mondfalte treffen und mit der Principalfalte sich
vereinigen, wenn sie verlängert wäre; bei Sturmi entspringt
die zweite Gaumenfalte aus der Lunella selbst. Auch fehlt bei
Sturmi der starke Bogen der Unterlamelle und die aus einer
Ecke entspringende Fortsetzung derselben nach aussen.
Ich besitze nur ein Exemplar dieser ausgezeichneten Art
aus Neumeyer’s Sammlung, der Fundort ist daher unbekannt.
Formenkreis von Cl. stigmatica,
Cl. Sturmi Kstr.
„ lamellata 2.
„ Kobeltiana Kstr.
„ decorata Kst.
„ stigmatica Zglr.
„ maritima Klec.
„ miles Kstr.
„ hiatula Kstr.
„ advena Kstr.
„ gemmulata Kstr,
„ soror Kstr.
„ Neumeyeri Kstr.
„ paestana Phil.
38
Wenn man in einer Sammlung die Reihe der zu diesem
Formenkreis gehörigen Arten überblickt, so ist die nahe Ver-
wandtschaft derselben unter einander nicht zu verkennen. Aber
bei näherem Anblick zeigt sich, dass hier nicht schablonenhafte
Aehnlichkeit waltet; jede Art zeigt ihre besonderen Eigenthüm-
lichkeiten, die, theils Wiederholungen von Eigenschaften ande-
rer Formenkreise, theils selbstständig auftretend, eine Mannig-
faltigkeit bieten, welche die Definition dieses Artencomplexes
sehr erschwert.
Das Gehäuse ist im Allgemeinen mehr schlank als bauchig,
unregelmässig wie abgeschliffen oder dicht und stärker regel-*
mässig gestreift, die Naht mit entfernt stehenden kleinen läng-
lichen Papillen besetzt. Die dalmatiner Arten, so wie Cl.
paestana sind mehr oder weniger gelblich kirschbraun, durch
Ausbleichen gelblichroth, Cl. lamellata dagegen rein horngelb,
Cl. Kobelti hornröthlich. Die Mündung ist länglich, die Mund-
ränder nicht lostretend, durch eine Schwiele verbunden, die
Unterlamelle kräftig, meist bis an den Mundrand reichend, zu-
weilen vorn geknickt, öfter mit einer knoten- oder fältchen-
artigen Verbreiterung nach unten am Aussenende; die untere
Gaumenfalte, wo sie vorhanden, ebenfalls sehr kräftig, in der
Mündung weit herabsteigend. Das Clausilium vorn rundlich und
an der Unterseite flach ausgebuchtet. Hinsichtlich der Mond-
und Gaumenfalten finden bedeutende Verschiedenheiten statt, so
dass man zu besserer Uebersicht mehrere Abtheilungen bil-
den kann.
In der ersten Reihe, Cl. Sturmi bis decorata umfassend,
ist die zweite Gaumenfalte bei ausgebildeten Exemplaren frei
und wie gewöhnlich mit der Prineipalfalte divergirend.
In der zweiten, nur stigmatica enthaltend, ist die zweite
Gaumenfalte eins mit der Mondfalte, beide in einer Ecke zu-
sammenstossend. Aehnlich, nur dass die Krümmung des oberen
Theils der Mondfalte (also die zweite Gaumenfalte) nach hinten
stärker ist, zeigen sich maritima, miles, hiatula und advena,
dann folst eine Reihe von Cl. gemmulata. bis paestana, .wo die
Mondfalte oben hackenförmig gekrümmt, nach unten zu immer
breiter wird. Zugleich ist bei diesen Arten der Mundsaum an
der Stelle der Bucht ausgerandet, auf ähnliche Weise, wie bei
Cl. picea.
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39
16. Cl. Sturmi Kstr.
Testa anguste rimata, fusiformis, interdum ventricosa,
solidula, nitida, obsolete striata, corneo-rufescens; spira atte-
nuata, apice obtusiuscula; sutura minus distincta, papillis remo-
tis albis suboblongis ornata; anfract. 10—11 vix convexiusculi,
lente accrescentes, ultimus antice dense plicato-striatus, ma-
cula oblonga, obliqua, basi subbigibbosus, gibbere basali valde
elevato, sulco profundo ab altero obsoleto separato; apertura
pyriformis; peristoma sejunetum, expanso-reflexum, lamella
supera tenuis, infera valida, vix arcuata; plica suturalis vix
conspicua, prineipalis longiuscula ‚palatalis secunda brevis, cum
lunella juneta, palat. infera intus elevata, antice conspicua;
lunella brevis, superne arcuata; plica subcolumellaris arcuata,
conspicua. Clausilium antice emarginatum. Long. 13—15,
diam. 31/;—41/, mill., apert. 3—4 mill. longa, 2!/,—31/; lata.
Clausilia Sturmii Küster. Pfeiffer Monogr. Hel. II. p. 425 Nr. 73.
ni 5 Küster Claus. p. 66 Nr. 55 t. 7 f. 8-10.
Eine in der Grösse, noch mehr aber in der Form sehr
veränderliche Art, welche besonders durch den stark erhobenen
Kielhöcker an der Basis kenntlich wird. Das Gehäuse ist sehr
eng geritzt, spindelförmig und lang gestreckt, oder kurz und
bauchig, ziemlich solide, glänzend, fein und regelmässig ge-
streift, hornbräunlich-gelbroth, die Spitze in der Regel heller
oder fast die ganze Oberhälfte weisslich. Das Gewinde nach
der Körperform bald lang ausgezogen, bald kurz und rasch
verschmälert, dünn mit stumpflicher Spitze. Die nur wenig
eingebogene Naht trägt kleine, längliche, wenig zahlreiche Pa-
pillen, welche meist etwas über den Rand hervorstehen. Die
Windungen nehmen langsam an Höhe zu, besonders die oberen,
deren drei oder vier erste fast gleich hoch und merklich ge-
wölbt sind, die mittleren und unteren sind fast eben, die letzte
vorn fein und dicht faltenstreifig, mit einem grossen weiss-
gelben Schrägflecken, der. Gaumenwulst entsprechend, bei recht
ausgebildeten ulken ist dieser Flecken schwach schwielenartig
erhoben; an der Basis steht ein kurzer wenig gebogener stark
erhobener Kielhöcker, welcher durch die kurze aber deutliche
ebenfalls schwach gebogene Furche von einer zweiten höcker-
artigen Längserhöhung getrennt wird; bei kleinen Individuen
4 +
40
ist diese Erhöhung länger und deutlicher als bei den grösseren,
besonders den bauchigen Stücken, wo sie oft bis auf eine Beule
zusammenschwindet, die Mündung erscheint öfters etwas schief,
ist im Allgemeinen unregelmässig birnförmig; der Mundsaum
ausgebogen, ohne Lippe, nur unter der kurzen gerundeten
Bucht eben nur merklich verdickt, die Mundränder oben durch
eine weisse Schwiele verbunden. Die obere Lamelle reicht bis
an die Verbindungsschwiele der Mundränder, die untere steigt
nach innen fast ohne Biesung ziemlich steil schräg aufwärts
und tritt bei kräftig entwickelten Stücken fast bis an den Mund-
rand heraus. Von den Falten ist die Suturalfalte nur selten
vorhanden und dann wenig entwickelt, die Principalfalte reicht
innen wenig über die Mondfalte hinaus und endet vorn an der
weissen schräg ein- und abwärts laufenden Gaumenwulst, die
zweite und untere Gaumenfalte, letztere in der Mündung weit
herablaufend, entspringen beide aus der Mondfalte und verlau-
fen fast parallel oder nach vorn nur wenig divergirend, wobei
sie den äusseren Basilarhöcker einschliessen, indem die untere
Falte gerade in dem Innentheil der Kielfurche auch aussen
sichtbar ist. Die Mondfalte ist schmal, oben stark und wenig
gebogen zurückgekrümmt. Die Subcolumellarfalte steigt bogig
herab, nahe an der Basis etwas nach aussen vortretend. Das
Schliessknöchelchen vorn an der Unterseite ausgerandet; die
Spirallamelle tritt fast bis zur Hälfte der Oberlamelle vor und
endet innen, allmälig abgeflacht, zugleich mit der Unterlamelle.
Die Lamella parallela vorhanden, vorn etwas gegen die Ober-
lamelle gekrümmt. |
Die vorstehenden Zeilen enthalten die Beschreibung der
normalen Stücke. Aber Cl. Sturmi ändert nach mehreren Richt-
ungen so sehr ab, dass man leicht irre werden kann und in
die Gefahr kommt, ein einzelnes Stück solcher Abänderungen
für eine besondere Art anzusehen oder sie einer (der nächsten
anzureihen. Die Aufstellung von Varietäten ist aber doch nicht
statthaft, da sich die extremen Formen nicht plötzlich heraus-
bilden, sondern durch zahlreiche Uebergänge mit der Stamm-
torn verbunden sind. Immer ist Sturmi durch den stark ent-
wickelten Kielhöcker kenntlich und scheidet sich auch dadurch
so wie durch das vorn ausgerandete Clausilium von der sehr
ähnlichen Cl. gibbula.
Eine kleine sehr bauchige Form von 13 Mill. Länge und
7
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in
Rt
41
41/, Durchmesser, grosser, etwas schiefer Mündung, zeigt keine
ausgebildete zweite Gaumenfalte höchstens eine Andeutung der-
selben durch die nach innen schmäler und verdickt auslaufende
Gaumenwulst, der Kielhöcker ist sehr entwickelt, ein abgerun-
detes Dreieck bildend. Den Uebergang von dieser zur Normal-
form bildet ein eben so breites aber längeres Stück, bei dem
die zweite Gaumenfalte zwar vorhanden, aber von der Mond-
falte getrennt ist.
Von dieser beginnt eine Reihe von Exemplaren, bei welchen
die zweite Gaumenfalte allmälig hinaufrückt, bis sie mit dem
rückgebogenen Theil der Mondfalte zusammenhängt, damit ein
Ganzes bildend, wodurch die Bildung der Lunella und der übri-
gen Falten, wie sie bei lamellata und decorata vorkommt, sich
genau wiederholt, nur dass die Divergenz der Principal- und
zweiten Gaumenfalte viel stärker ist. Die Gaumenwulst ist
dabei weit weniger entwickelt und aussen nur durch eine etwas
hellere Stelle angedeutet.
Aus Neumeyer’s Sammlung; die meisten Exemplare er-
sichtlich abgestorben gesammelt, daher wohl bei Ragusa oder
Budua vom Meere angeschwemmt gefunden.
Cl. lamellata Ziegler.
Testa minute rimata, fusiformis, interdum ventricosa,
nitida, pellucida, subtiliter striata, corneo-lutescens; spira sen-
sim attenuata, apice obtusiuscula; sutura papillifera, papillis
sparsis, minimis; anfract. 10—11 vix convexiusculi, ultimus an-
tice subtiliter rugoso-striatus, basi obtuse gibbosus et arcuato-
sulcatus; apertura pyriformis, peristoma continuum, aflıxum,
superne subangulatum; lamellae validae, infera obliqua, antice
usque ad marginem producta, medio inferne nodiformi-incrassata;
callus palatalis pallidus, rotundatus; plica suturalis minus di-
Stincta; principalis ultra lunellam prolongata, palatalis secunda
brevissima, oblique ascendens, palatalis infera longa, distinctis-
sima, oblique emersa; lunella subincompleta, brevissima; pl.
subcolumellaris subhorizontali-emersa. Long. 13 — 15, diam.
3 mm., apert. 3'Y/; mm., longa 3 lata.
Clausilia lamellata Ziegler, Rossmässler Icon. IV. p. 14 f. 254.
Pfeiffer, Mon. Hel. II. p. 424 Nr. 71.
Küster, Claus. p. 225 Nr. 229 t. 25 f, 8-10,
[>] ”
” ”
42°
Bei keiner anderen Art des Formenkreises der stigmatica
ist die Beziehung zu Cl. dacica und Genossen so rein ausgeprägt
wie bei lamellata. Nicht nur die in der Mitte leicht geknickte,
unten mit einem Knötchen versehene Unterlamelle, sondern
noch mehr die Gaumenfalten, wie die Mondfalte, sind ganz
ähnlich gebildet. Wie man bei Cl. Frauenfeldi kaum von einer
Mondfalte sprechen kann, da nur eine Andeutung derselben
vorhanden ist, so zeigen jüngere Exemplare unserer Art das
Gleiche, nur kräftige Stücke derselben haben eine gerade sehr
kurze, die kurze zweite schief abwärts gerichtete Gaumenfalte
berührende Lunella, welche weit nach der Seite gerückt ist
und von der die kräftige, lange, in der Mündung sichtbare
untere Gaumenfalte sich nach vorn abzweigt, ein anderer Zweig
läuft nach innen über den Ursprung des ‚wenig entwickelten
Basalhöckers gegen den oberen Theil des Mundrandes. Dass
lamellata in dem Formenkreis der Cl. stigmatica ihre richtige
Stelle hat, beweist das vorn nicht ausgeschnittene, nur seicht
ausgerandete Clausilium, die mit entfernt stehenden kleinen
Papillen besetzte Naht, die Bildung der Nackenparthie und die
stark entwickelte, bis zum Mundrand heraustretende Unterla-
melle, der ansitzende, oben einen abgerundeten Winkel bil-
dende Mundrand, so wie die innen in einem sehr stumpfen Bo-
gen abfallende Spirallamelle, welche das Ende der Unterlamelle
nicht erreicht, vorn aber fast bis zum ersten Dritttheil der
Oberlamelle, derselben ziemlich nahe, herausreicht. Aber sie
weicht auch von ihren nächsten, gelbroth bis kirschbraun ge-
färbten Verwandten durch die schöne horngelbe, selten etwas
ins Röthliche ziehende Farbe ab. Die Prineipalfalte reicht in-
nen über die Mondfalte hinaus; die Subcolumellarfalte steigt
flach bogig herab und tritt dann scharf gebogen fast waagrecht
bis zum Rand des Mundsaums heraus.
Zu bemerken ist noch, dass die Entfernung des Vorder-
endes der zweiten Gaumenfalte von der Principalfalte nicht im-
mer gleich ist, manche Exemplare zeigen vorn nur eine geringe
Divergenz, seltner ist sogar die zweite Gaumenfalte am Vor-
derende wieder etwas aufgebogen,
Auf der Insel Corfu.
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Zu de de ne ce er hi 9 nn
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43
Cl. Kobeltiana Kstr.
Testa rimata, cylindaceo-fusiformis, nitidula,‘ minutissime
oblique costulato-striata, corneo-rufescens; spira sensim atte-
nuata, apice obtusiuscula; sutura vix distinceta, papillis albis, sub-
quadratis, distantibus ornata, anfract. 10 planiusculi, lente accres-
centes, ultimus basi obsolete gibbus, plano-sulcatus, antice dense
rugoso-striatus; apertura ovata, interdum rotundato-quadrata,
intus fuscula; peristoma continuum, adnatum, minus expansum,
albidum; lamella supera stricta, infera flexuosa, antice inferne
sub-pliciforme-dilatata; plica suturalis vix distineta, pl. princi-
palis brevis, non ultra lunellam producta, palatalis secunda ob-
liqua, interdum libera, interdum cum lunella juncta, pl. palatalis
infera minus conspicua; lunella strieta, plica subcolumellaris bre-
viter emersa. Long. 13—18, diam. 31/, mill., apert. 3—4 mill.
alta, 2!/, lata.
. Eine der Cl. lamellata verwandte Art, aber weit schlanker,
dunkler gefärbt und ausgezeichnet durch die bedeutenden Grös-
senunterschiede und die Veränderlichkeit in der Bildung der
Mündung, der Unterlamelle und der Mondfalte mit der zweiten
Gaumenfalte *), so dass von den 5 mir vorliegenden Exemplaren
keines mit dem anderen übereinstimmt, daher es nothwendig ist,
die normale Form zuerst zu beschreiben und dann die Abwei-
chungen anzugeben.
Das Gehäuse ist bei kleineren Stücken etwas walzig spin-
delförmig, bei grossen fast walzig und kürzer, bei kleineren lang
verschmälert und zugespitzt, wenig glänzend, sehr fein schräg
rippenstreifig, zuweilen die Streifung mehr verloschen, wie ab-
geschliffen, immer aber auf den mittleren Windungen stärker,
die Farbe hornröthlich, nur der Wirbel heller, wie ausgebleicht.
Die Naht nur oben merklich, unten kaum eingezogen, eben, mit
weissen, etwas länglichen, entfernt stehenden Papillen besetzt,
zuweilen ist auch der Rand bei den unteren Windungen etwas
*) An solchen Arten zeigt sich am besten die Unzulänglichkeit der Ein-
theilung nach nur einem Kennzeichen. Nach Pfeiffer’s Classifikation nach der
Mondfalte müsste Cl. Kobeltiana wenigstens in 3 verschiedenen Abtheilungen
stehen,
”
abgesetzt und weisslich. Die oberen Windungen schwach gewölbt,
die unteren fast eben, die letzte mit schwachem Kielhöcker und
flacher Furche. Der Aussenrand der Furche zuweilen der Länge
nach schwach kielförmig erhoben, so dass zwei Nackenkiele vor-
handen zu sein scheinen; die ganze Fläche ist bis hinter die Mond-
falte dicht und etwas scharf runzelstreifig. Die Mündung eiför-
mig, verschmälert sich aber und zeigt zuletzt eine fast abge-
rundet viereckige Gestalt mit weit hinauf gezogener Bucht; der
Mundsaum ist dünn, weisslich, nur schwach ausgebogen, unter
der abgerundet viereckigen Bucht schwach verdickt, die Mund-
ränder durch eine Schwiele verbunden oder angeheftet. Die
dünne Öberlamelle tritt ganz heraus, die Unterlamelle ist ge-
schwungen, mit aufgeworfenem vorn breiteren Rand, an der Un-
terseite des Aussenrandes zeigt sich ein, wie ein kleines Fält-
chen erscheinender Ansatz, welcher bogig hervortritt. Die Fal-
ten sind ziemlich schwach, von der Suturalfalte ist blos der vor-
derste Theil aussen sichtbar ; die Principalfalte reicht innen nur
wenig über die Mondfalte hinaus, vorn verliert sie sich bald in
die dünne röthliche Gaumenwulst, die zweite Gaumenfalte reicht
innen nicht bis zum Ende der Prinecipalfalte, steigt ziemlich
steil schräg abwärts und endet vorn ebenfalls in der Gaumen-
wulst; fast unter der Mitte ihrer Länge, aber getrennt von ihr
steht die ganz, kurze Mondfalte, welche unmittelbar in die in der
Mündung sichtbare, etwas schräge untere Gaumenfalte übergeht.
Die Subcolumellarfalte ziemlich gerade, tritt oberhalb der Mün-
dungsbasis in einem flachen Bogen etwas heraus. Die Spiral-
lamelle frei, vorn der Oberlamelle etwas genähert, bis über 1/,
der Länge derselben hervorreichend; das Clausilium vorn abge-
rundet, der untere Theil der Abrundung schräg abgeschnitten
und schwach ausgebuchtet.
- Es ist schon oben erwähnt worden, dass diese Art so sehr
abändert. Ausser den bedeutenden Grössenunterschieden und
stärkerer oder mehr verloschener Streifung ist es zunächst die
Form der Mündung, welche Beachtung verdient. Von der Ei-
form bei den normalen Stücken mit nur wenig erhobener Bucht
geht sie, an Länge zunehmend, in die fast abgerundet viereckige,
etwas verschobene, über, mit hinaufgezogener Bucht und gerade
absteigendem linken Mundrand, während der rechte flach gerun-
det absteigt und die Basis rechterseits tiefer herabgesenkt ist.
Bleibt auch die Unterlamelle ziemlich gleich, so ist doch zuweilen
45
der Anhang an der Unterseite des Vorderendes schwach oder
eben nur angedeutet. Bei der Normalform ist die Mondfalte
kurz, entweder frei oder hängt mit der zweiten Gaumenfalte zu-
sammen, deren vorderer Theil bei noch jüngeren Stücken fehlt,
oder es sind zweite Gaumenfalte und Mondfalte vollkommen ver-
einiet, erstere nur noch in dem nach hinten gerichteten Ober-
theil der Mondfalte erkennbar, oder sie sind vollkommen ver-
schmolzen und der Obertheil der Mondfalte dann an die Prin-
eipalfalte anstossend, oder sie ist oben nur leicht zurückgebogen,
steigt dann gerade herab, ungefähr die Bildung der Mondfalte
bei Cl. Adelinae und septemplicata zeigend, und geht in die
bald etwas kräftigere bald nur schwach entwickelte Gaumenfalte
über.
Diese sehr interessante, aus den Abruzzen stammende Art
wurde mir von Herrn Dr. Kobelt zur Benutzung mitgetheilt und
ich erlaubte mir, sie nach diesem verdienten Forscher zu be-
nennen.
17. Cl. decorata Kstr.
Testa perforato-rimata, elongato-fusiformis, solida, nitidula,
subtilissime et regulariter striata, corneo-rufa, superne pallida;
spira superne attenuata, ante apicem obtusiusculum subconcava;
sutura minus distincta, submarginata, papillis minutis albidis or-
nata; anfr. 10—11 lente accrescentes, planiusculi, ultimus antice
plicato-striatus, basi arcuato-suberistatus, cervix in adultis cum
callo flavo-albido cincta; apertura pyriformi-ovata, castaneo-fus-
cescens; peristoma continuum, appressum, album, reflexiusculum,
margine externo minus incrassatum; lamella supera compressa, in-
fera valida, subobliqua, antice angulata, ramulo ad marginem
elongata, medio inferne nodiformi-inerassata; plica suturalis con-
spicua, prineipalis longa, palatalis secunda brevis, obliqua, cum
prima intus convergens, palatalis infera valida, conspicua, lunella
brevis, perpendicularis, plica subcolumellaris arcuata, emersa.
Long. 14—17, diam. 3!/, mm.; apert. 3 mm., longa, 21/, lata.
Clausilia decorata Küster Claus. p. 316 No. 330 t. 36 f, 7—9.
; e Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 490 No. 410.
Diese Art schliesst die Reihe der nächsten Verwandten
der Gruppe der Cl. dacica ab. Man könnte auf den ersten Blick
wohl geneigt sein, sie in der genannten Gruppe einzureihen, sie
46
besitzt die geknickte Unterlamelle mit dem Knötchen an der
Unterseite, die kurze Mondfalte, von der die zweite Gaumenfalte
deutlich abgesetzt ist. Aber ihr Clausilium ist nur ausgerandet,
nicht ausgeschnitten wie bei Cl. dacica und Genossen, sie hat
ferner eine mit feinen Papillen besetzte nicht weiss gerandete
Naht, steht daher nur in dem Formenkreis der Cl. stigmatica
an ihrer richtigen Stelle.
Eine der schlanksten Arten des ganzen Formenkreises, veT-
änderlich in der Grösse, sehr ausgezeichnet durch die Bildung
der Unterlamelle, welche immer noch sicher die Art erkennen*
lässt, wenn die übrigen Kennzeichen weniger ausgeprägt er-
scheinen. Das Gewinde ist lang ausgezogen verschmälert, vor
der Spitze merklich concav, die Naht kaum eingezogen, mit klei-
nen, bei einem kleineren Exemplare mit grösseren entfernter
stehenden Papillen besetzt; die langsam zunehmenden Windungen
kaum gewölbt, sehr fein aber regelmässig gestreift, die letzte
fein faltenstreifig, unten mit flachbogigem Kielhöcker und deut-
licher bogiger Furche, bei sehr kräftig entwickelten Stücken
zieht sich, hinter dem Mundrand beginnend und an der Furche
endigend, ein blassgelbes, kaum merklich schwielig erhobenes
Band schräg herab. Die Mündung innen kastanienbraun, un-
gleich eiförmig; der Mundsaum weiss, etwas ausgebogen und
lippensaumig, nur unter dem kurzen oben scharf abgerundeten
Sinulus verdickt. Die obere Lamelle wenig erhoben, dünn, die
untere sehr stark, schräg aufwärts, innen etwas geschwungen
verlaufend, bis über die Mitte der Mündung vorstehend, vor der
Mitte des sichtbaren Theils leicht geknickt und unten deutlich
knotenartig verdickt, vorn abgestutzt und in einem etwas auf-
wärts gerichteten Aestchen bis zum Mundrand fortgesetzt. Die
deutliche Suturalfalte endet vorn fast mit der Prineipalfalte,
letztere reicht innen etwas über die Mondfalte hinaus und endet
vorn vor der dünnen Gaumenwulst, welche‘ aber unterhalb der
Principalfalte faltenartig erhoben sich eine kurze Strecke nach
innen fortsetzt, dabei mit der Principalfalte nach innen diver-
girt; die zweite Gaumenfalte kurz, schräg, nach oben gerichtet,
so dass sie am Ende sich der Principalfalte nähert und fast das
Oberende der Mondfalte berührt. Die von der Mondfalte aus-
gehende untere Gaumenfalte ist sehr stark, innen höher, und
tritt schräg fast in der Mitte der Windung nach unten vor. Die
Mondfalte sehr kurz, seitlich, senkrecht, unten mit einem gegen
47
den Mundrand gerichteten faltenartigen Fortsatz. Die Subcolu-
mellarfalte von der Unterlamelle entfernt, bogig heraustretend.
Das Clausilium ziemlich tief ausgerandet.
Das Verhältniss der zweiten Gaumenfalte zur Mondfalte
muss bei dieser Art besonders ins Auge gefasst werden, da die
dabei vorkommenden, wenn auch unbedeutenden Schwankungen,
bemerkenswerthe Veränderungen hervorbringen.
Vor dem Innenende der Principalfalte entspringt die zweite
Gaumenfalte, schon am Anfang von ersterer entfernt, und ver-
läuft, merklich gebogen, hinten breiter, nach vorn allmählig
schmäler, schräg nach vorn und unten, somit am Vorderende
weit von der Principalfalte entfernt. Von der Mondfalte ist sie
durch einen sehr schmalen Zwischenraum getrennt und reicht
vorn mit der Spitze etwas über die letztere hinaus, mit schwa-
cher Andeutung einer weiteren Verlängerung, welche sich bei
recht ausgebildeten Stücken wohl besser entwickelt finden dürfte.
Bei einem kleinen Exemplar ist die zweite Gaumenfalte
deutlicher gebogen und reicht gerade bis zum Oberende der
Mondfalte, so dass man hier kaum von einer zweiten Gaumen-
falte sprechen kann, sondern weit eher das Ganze als ausgebil-
dete Mondfalte ansehen könnte, deren Obertheil, wie bei den
meisten Arten dieses Formenkreises, hackenförmig nach innen
sekrümmt ist.
Durch solche, nicht zur vollen Ausbildung gelangte For-
men würde die Erkennung der Art sehr erschwert, wenn nicht
die schlanke Form (die ähnlich geformten Cl. paestana, Neu-
meyeri und soror haben eine ganz andere Mondfalte), dann die
Bildung der Unterlamelle mit dem starken Knötchen an der
Unterseite, wie endlich die kleineren Papillen die nöthigen An-
haltspunkte gäben, um Cl. decorata sicher zu erkennen.
Ich fand einige Exemplare in den von Neumeyer hinterlas-
senen Conchylien, welche wahrscheinlich, wie die meisten Ver-
wandten, an der dalmatischen Küste angeschwemmt gefunden
worden waren.
18. Cl. stigmatica Zglr.
Testa vix rimata, eylindraceo-fusiformis, plerumque tenuius-
cula, vix striata, nitidula, fusco-cerasina, post mortem corneo-rufa,
spira sensim attenuata, sursum pallidior, apice obtusiuscula;
48
sutura minus distincta, papillis albis, remotis, oblongo-rotundatis
ornata; anfract. 10—11 vix convexiuseculi, ultimus antice striatus,
basi gibbus et subobsolete sulcatus; apertura pyriformis; peri-
stoma connexum, superne subangulatum, sublabiatum, expansum;
lamella supera minuscula, infera validior, oblique ascendens;
plica suturalis tenera, principalis mediocris, palatalis infera ob-
lique descendens, emersa, lunella angusta, superne angulatim
recurva, plica subcolumellaris strietiuscula, non emersa. Long.
15—19, diam. 31/,—4 mm., apert. 4 mm. longa, 3 lata.
Clausilia stigmatica Ziegler. Rossmässler Icon. III p.9 f. 163.
* 5 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 424 No. 72.
e 5 Küster Claus. p. 64 No. 53 t. 7 £. 1—4.
5; e Brusina Contribuz. p. 113 No, 77.
a) var. striata: gracilior, distinetius striata, tenera, diaphana,
nitida, subcerasino corneo-rufa, apertura angustior, sub-
elongata.
b) var. minor: testa tenuiuscula, striatula, nitida, rutila,
sursum pallidior, sutura papillis minoribus ornata, aper-
tura parvula, ovata. Long. 13—15, diam. 31/,—3 mm.
Cl. stigmatica ist eine längst bekannte, von Rossmässler
gut abgebildete und beschriebene Art, so dass es nicht nöthig
wäre, hier Weiteres anzufügen. Aber es sind bisher mit ihr
mehrere andere Arten des Formenkreises zusammengeworfen
worden, daher es nothwendig wird, die Unterschiede genau fest-
zustellen.
Zunächst ist der Mangel der Streifung hervorzuheben. Selbst
wenn diese bei einzelnen Exemplaren doch hervortritt, sind die
Streifen doch unregelmässig, wie abgeschliffen und stellenweise ver-
loschen. Die Gestalt schwankt zwischen walzenförmig bis zum
Spindelförmigen, immer aber erscheint sie etwas plump im Ver-
gleich zu den übrigen mehr walzenförmigen Arten der Gruppe.
Der Nacken ist nach unten verschmälert und erscheint noch schmä-
ler durch die geringe Ausbreitung des Mundsaums, der Höcker
an der Basis wenig entwickelt, ebenso die Furche daneben seicht,
überhaupt oft nur angedeutet. Die untere Lamelle tritt ziem-
lich weit in die Mündung vor, ist’ aber nicht so kräftig ent-
wickelt wie bei Cl. miles, maritima u. a., geht wenig schräg und
fast ohne Biegung nach innen, aussen endet sie innerhälb des
Mundsaums, diesen nur selten berührend, höcht selten reicht sie
Hr
ever.
49
bis zum Rand heraus; unten fehlt bei allen meinen Exemplaren
die knotenartige Verdickung, von der Rossmässler spricht. Die
Mondfalte ist von besonderer Bedeutung. Sie bildet mit der bei
den vorbeschriebenen Arten vorhandenen zweiten Gaumenfalte
ein Ganzes, die letzte verbindet sich nämlich in einer deutlichen
Ecke mit der Mondfalte selbst und diese geht, nun als gerade
etwas schräg gestellte helle Linie bis zum Anfang der Basilar-
furche und theilt sich dann, nach vorn in die untere Gaumenfalte,
nach hinten in einen anderen Zweig, welcher horizontal über
den Anfang des Basilarhöckers weg gegen die Insertionsstelle
des rechten Mundrandes verläuft. Bei der vorstehend angege-
benen Bildung der Mondfalte ist natürlich von dem Dasein einer
zweiten Gaumenfalte nicht mehr zu sprechen. Die Spirallamelle
innen fast gleich lang wie die Unterlamelle und endet in einem
steil abfallenden Bogen. Das Clausilium etwas kurz, unten stark
- gerundet, vorn gerade abgestutzt, mit einer kurzen Ausbuchtung
hinter der Unterecke. Die Subcolumellarfalte ist fast gerade,
dicht an die hintere Wand des Mundsaums gedrängt und tritt
nicht nach aussen vor.
Von var. striata liest mir nur ein Exemplar aus der Ge-
. gend von Cattaro vor. Sie ist schlanker, stark glänzend, bräun-
lich-gelbroth, oben nicht heller, deutlich flach gestreift; die Mün-
dung schmal und mehr in die Länge gezogen, sonst aber der
Stammform gleich.
Weit mehr weicht var. minor von der Stammform ab. Sie
ist schlanker, kleiner, glänzend, etwas durchscheinend, schwach
gestreift, hell horngelbröthlich, oben weniger farbig, die Win-
dungen weniger verflacht, die Mündung kleiner als bei der
Stammform, nicht so länglich, daher eiförmig; der Nacken nach
unten weniger verschmälert, der Höcker an der Basis noch un-
scheinbarer ; die Unterlamelle tritt weiter nach aussen vor.
So verschieden sie aber auf den ersten Anblick erscheint,
besonders durch die helle Farbe, die nicht Folge des Ausblei-
‘chens, denn meine Exemplare sind vollkommen frisch und rein,
so dass ich sie früher unter dem Namen Cl. spuria als eigene
Art annahm, ist doch in den Hauptsachen die Uebereinstim-
mung mit stigmatica so gross, dass sie unmöglich als besondere
Art aufrecht erhalten werden ‚kann. Selbst der Verwitterungs-
modus ist ganz gleich. i
Ich fand stigmatica häufig bei Fort Opus, je ein Exemplar
50
bei Cattaro und Bergatto, Brusina hat sie von Mu, Metcovie,
Canali, Ledenice, Stolivo, St. Trinita gegen Ljuta; Var. a. bei
Cattaro, Var. b. erhielt ich durch Kleciach von Scagliari.
19. Cl. maritima Kleciach.
Testa fusiformis, subventricosa, anguste rimata, subper-
forata, nitida, subpellucida, subtilissime striata, cerasina, superne
pallida; spira superne attenuata, apice obtusiuscula; sutura minus
distineta, papillis remotis albis ornata; anfr. 10 convexiusculi,
modice accrescentes, ultimus dense costulato-striatus, latere com“
pressus, basi bigibbosus et sulcatus, gibbo antico brevi, nodiformi ;
apertura oblongo-ovata, croceo-fuscescens; peristoma vix conti-
nuum, tenuiter albo-labiatum; lamella supera compressa, infera
validiuscula, obligua, antice interdum usque ad marginem pro-
dueta, plica suturalis distineta, principalis mediocris, antice cum
callo palatali rufo juneta, palatali infera validiuscula, emersa;
lunella late interrupta, imperfecta, pl. subcolumellaris arcuata,
emersa. Long. 11—15, diam. 3—4 mill. apert. 21/,—4 mill.
longa 21/;—3 lata.
Clausilia stigmatica var. bicolor, Parreiss. in sched.
5 maritima, Kleciach mus.
Eine zwischen Cl. stigmatica und miles stehende Art, jedoch
mehr zu letzterer sich hinneigend, besonders durch die Bildung
des Nackens, verschieden von ihr durch die fast immer unvoll-
kommene, ja fast fehlende Mondfalte, geringe Grösse und mehr
bauchige Form. Mit stigmatica ist sie kaum zu verwechseln.
Das Gehäuse ist schmal, punktförmig vertieft geritzt, ziemlich
bauchig spindelförmig, wenig solide, ziemlich durchscheinend,
glänzend, fein gestreift, kirschbraunroth mit ausgeblasstem Ober-
theil; die Spira konisch verschmälert mit stumpflicher Spitze.
Die mässig zunehmenden Windungen sind schwach aber doch
merklich gewölbt, durch eine wenig eingezogene, mit deutlichen,
weissen, entfernt stehenden Papillen besetzte Naht verbunden,
die letzte nach unten wenig verschmälert, vorn dicht und regel-
mässig rippenstreifig, gewöhnlich mit einem weissen Flecken, der
durchscheinenden Gaumenwulst, die Nabelritze umzieht ein stark
erhobener, bogiger Kielhöcker, an der Aussenseite der ziemlich
tiefen Falte steht ein zweiter, kurzer, nur gegen das Ende stär-
ker beulenartig erhobener Höcker, ober diesem ist die Wand
51
merklich eingedrückt. Die Mündung schön bräunlich safrangelb, ziem-
lich lang, etwas gross im Verhältniss zum Gehäuse, durch stärkere
Biegung des rechten Randes ungleich eiförmig; der Mundsaum ge-
wöhnlich durch eine Schwiele verbunden, ausgebogen, wenig ver-
dickt, nur unter dem kurzen, länglichrunden Sinulus mit schwa-
cher Lippe. Die Lamellen stehen weit auseinander, die obere
stark zusammengedrückt, fast scharfrandig, die untere kräftig,
fast ohne Schweifung schräg ansteigend, vorn bei kräftigen Stücken
bis fast an den Rand heraustretend. Die Suturalfalte deutlich,
ziemlich lang, die Prineipalfalte mässig lang, beide vorn in die
Gaumenwulst auslaufend, letztere beginnt an der Naht, ist un-
terhalb des Eintritts der Principalfalte am dicksten, und zieht
sich nach unten und innen bis nahe zur unteren Gaumenfalte,
wo sie in einer verschwommenen faltenartigen Erhöhung nach
innen ausläuft. Die untere Gaumenfalte kräftig, in die Mündung
vortretend, nach innen zu langsam erhoben, vor dem Clausilium
steil schräg abfallend. Die Mondfalte ist gewöhnlich gar nicht
vorhanden, es ist nur der obere schräg rückwärts gerichtete
Theil (die zweite Gaumenfalte der Cl. decorata und lamellata)
und ein kurzer nach oben gerichteter Fortsatz an der Ecke, die
durch Vereinigung der unteren Gaumenfalte und des gewöhn-
lichen, hier etwas abwärts gerichteten inneren Fortsatzes der
Lunelle gebildet wird, vorhanden, selten ist der obere Theil ab-
wärts verlängert, noch seltener sind beide Theile durch eine
feine weissliche Linie verbunden und so eine wirkliche Lunelle her-
gestellt. Die Subcolumellarfalte steht der Innenwand des Mund-
saums ziemlich fern und tritt fast an der Basis im raschen Bo-
gen mehr oder weniger nach aussen vor. Die Spirallamelle ist
innen etwas kürzer als die genäherte Unterlamelle, fällt am
Ende bogig ab, vorn reicht sie bis zur Mitte der Oberlamelle.
Das Clausilium vorn an der Unterseite ziemlich tief ausgerandet.
Diese Clausilie cursirt theils als Cl. stigmatica var., theils
als lamellata in den Sammlungen. Brusina’s Cl. stigmatica
var. albina und var. opalescens, beide von Lastua, gehören
sehr wahrscheinlich hieher.
Man hat Cl. maritima bisher nur vom Meer angeschwemmt
gefunden, worauf sich auch der Name bezieht; ich traf in Neu-
meyer’s Sammlung mehrere von Lastua, andere erhielt ich von
meinem Freunde Kleciach von Ragusa.
52
20. Cl. miles Kstr.
Testa anguste rimata, subperforata, fusiformis, subventri-
cosa, minus nitida, regulariter subtilissime striata, flavescenti-
cerasina, superne pallida; spira superne attenuata, vix concava,
apice acutiuscula; sutura minus distineta, papillis albis remotis .
ornata; anfr. 11—12 planiusculi modice accrescentes, ultimus an-
gustatus, antice costato-striatus, basi bigibbosus, curvato-sulcatus;
apertura pyriformis; peristoma continuum, affıxum, album, tenui-
ter albo-limbatum, expansum; lamella supera compressa, infer&
valida, oblique ascendens, antice usque ad marginem producta;
plica suturalis angusta, prineipalis ultra lunellam breviter pro-
ducta, antice in callo palatali tenuiusculo, rufo, terminata, palatalis
infera valida, emersa; lunella perfecta, arcuata, superne hami-
formi-curvata, pl. subcolumellaris eurvata, emersa. Long. 16—20,
diam. 4—5 mm., apert. 31/,—41/;, mm. longa, 3—4 lata.
Clausilia miles Küster Claus. p- 3816 No. 330 t. 36 f. 7--9.
& „ Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 490 No. 409.
Ich wage kaum noch, die vorige Art und Cl. miles als be-
sondere Arten aufzuführen, so sehr gleichen sich beide, jedoch
ist miles weit grösser, oft doppelt so gross, deutlicher gestreift,
verhältnissmässig schlanker, die Mondfalte vollständig und ihr
oberer Theil mehr in einem starken Bogen zurückgekrümmt,
während bei maritima der obere Theil immer nur schräg auf-
wärts verläuft, selbst bei der selten vorkommenden Ausbildung
der Mondfalte durch einen schmalen Mittelstreif, und dadurch
sich als die bei den vorhergehenden Arten selbstständige, hier
verkümmerte oder mit der Lunella verschmolzene zweite Gau-
menfalte ausspricht. Auch läuft die Spirallamelle bei miles in-
nen niedriger und weit flacher abgeschrägt aus. Beobachtung
beider Arten im Leben würde nothwendig sein, um die Zusam-
mengehörigkeit nachzuweisen oder die Verschiedenheit beider
festzustellen. Herr Archidiac. Schmidt hat miles als zu stigma-
tica gehörig bestimmt, dazu gehört sie aber wohl in keinem
Falle.
Wie die meisten Arten dieses Formenkreises zeigt auch
Cl. miles bedeutende Grössenunterschiede, ebenso in der Gestalt.
Manche nähern sich in der Form der Cl. stigmatica, manche,
besonders kleinere Exemplare zeigen in etwas die bauchige
RE 5
53
Spindelform der Cl. maritima, die meisten stehen jedoch der
Form nach zwischen beiden genannten Arten. Der Wirbel läuft
kurz verschmälert aus, ist heller, vor der wenig abgestumpften
Spitze etwas concav, die drei ersten Windungen fast gleich, die
weiteren nehmen ziemlich langsam zu, verflachen sich immer
mehr, die unteren erscheinen fast flach, sämmtliche fein und
regelmässig gestreift, die letzte vorn gedrängt rippenstreifig, mit
einem weisslichen Schrägflecken von der durchscheinenden Gau-
menwulst, an der Basis ein kielartiger, starker, wenig gebogener
Höcker, die Furche deutlich, etwas schmal, an der Aussenseite
derselben ein zweiter, kurzer, meist nur beulenartig erhobener
Höcker. Die Mündung etwas gross, birnförmig, der Mundsaum
zusammenhängend, angelöthet, bei jüngeren die Mundränder nur
durch eine weisse Schwiele verbunden, kaum lippensaumig, die
obere Lamelle steigt vorn bogenförmig an, nach hinten allmäh-
lich flach bogig verlaufend, kürzer wie bei Cl. maritima, die un-
tere ist kräftig, tritt nach vorn fast bis zum Rand heraus, ver-
läuft nach innen fast ohne Schweifung in schräger Richtung so
weit man sie verfolgen kann; an der Mitte der Unterseite zeigt
sich gewöhnlich eine schwache Anschwellung als Andeutung des
dort bei Cl. lamellata und decorata befindlichen Knötchens. Die
Suturalfalte aussen sichtbar, ziemlich lang, die Prineipalfalte
geht innen nur wenig über die Lunella hinaus und endet vorn
in der dünnen Gaumenschwiele, welche schräg nach unten und
innen gegen das Ende der sehr entwickelten, innen plötzlich
schräg abfallenden unteren Gaumenfalte fortgesetztist und zuweilen
eine undeutliche faltenartige Erhöhung bildet. Die Subcolumel-
larfalte zieht sich bogenförmig weit herab und tritt in einen
kurzen Bogen nach aussen oft bis zum Rand. Die Mondfalte ist
schmal, der obere Theil hackenförmig nach hinten gebogen, der
Untertheil wieder schräg nach hinten gerichtet, so dass die Ba-
sis gerade über den Anfang des Basalhöckers trifft, wo sie sich in
die untere Gaumenfalte und den ebenfalls schräg abwärts ge-
richteten inneren Fortsatz theilt. Das Clausilium ziemlich breit,
vorn gerundet, hinter dem Vorderrand ausgebuchtet. Die Spi-
rallamelle steht innen der Unterlamelle nahe und ist fast eben
so lang als. diese, vorn reicht sie fast bis zur Mitte der Ober-
lamelle, das Innenende läuft in einen sehr flachen Bogen aus.
Aus Neumeyer’s Sammlung, wahrscheinlich bei Ragusa oder
Budua angeschwemmt gefunden, ein Exemplar erhielt ich von
b)
54
Kutschig, welches mit mehreren bei Cattaro gesammelt worden
sein soll, ein ebenfalls todtes Stück fand ich in der Arena von
Pola.
31. CI. hiatula Kstr.
Testa anguste rimata, fusiformis, solidula, minus nitida, sub-
tilissime sed regulariter striata, corneo-rufescens; spira conica,
apice obtusiuscula; sutura distineta, papillis parvis, remotis or-
nata; anfract. 10 convexiusculis, sublente acerescentibus, ultimus
antice plicato-striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura ampla,
rotundato-subquadrata; peristoma continuum, vix expansum, vix
labiatum; lamellae remotae, infera subtransversa, minus arcuata,
antice usque ad marginem producta; plica suturalis indistineta,
principalis brevis, palatalis infera conspicua; lunella sublateralis,
arcuata; plica subcolumellaris arcuata, conspicua. Long. 16, diam.
4 mm., apert. 31/, mm. longa, 3 lata.
Die gegen die Länge des Gehäuses ziemlich grosse Mün-
dung, wie überhaupt die etwas plumpe Form unterscheidet diese
Art sehr gut. Man könnte nur versucht sein, sie mit ein oder
der anderen Form der Cl. Sturmi zu verwechseln, allein es fehlt
die zweite Gaumenfalte der letzteren, sowie Cl. hiatula eine
langsam verschmälerte Spira mit stumpfer Spitze zeigt. Auch
die Nabelritze ist enger und nicht in ein so deutliches eindrin-
gendes Grübchen erweitert, wie dies bei Sturmi der Fall ist.
Ueberdem haben normale Stücke der Cl. Sturmi eine weissliche
kräftig entwickelte Nackenschwiele, von der Cl. hiatula nichts
zeigt.
Das Gehäuse ist spindelförmig, fast bauchig und dadurch
ziemlich plump erscheinend, schwach glänzend, hornbräunlich-
roth, mit feiner und dichter, regelmässiger Streifung, verschmä-
lert sich oben rasch und endet in einer stumpflichen Spitze; die
Naht deutlich eingezogen, mit kleinen mehr oder weniger ent-
fernt stehenden weissen Papillen besetzt, welche sehon auf der
vierten der sehr schwach gewölbten Windungen beginnen und
dort, wie auf den beiden nächsten, dichter beisammen stehen,
als weiter unten. Die letzte Windung hinter dem Mundsaum
merklich eingesenkt, bis zur Mondfalte ziemlich regelmässig fein
faltenstreifig, unten mit einem deutlichen Kielhöcker und deut-
55
licher gerader Kielfurche, der Aussenrand dieser Furche er-
scheint wegen der vor ihm befindlichen Einsenkung etwas ge-
hoben, so dass er wie ein zweiter freilich sehr schwacher und
stumpfer Kielhöcker erscheint. Die Mündung weit, fast ein
Viereck mit abgerundeten Ecken bildend, oben mit rund-
licher mässig weiter Bucht; der Mundsaum ist durch eine
Schwiele verbunden, kaum ausgebogen, fast gar nicht verdickt,
linkerseits oben schwach ausgebuchtet, unter der Bucht zeigt
sich eine schwache, lippenartige, wenig hervortretende Ver-
dickung. Die Lamellen stehen sich ziemlich fern, die obere tritt
fast ganz heraus, die untere reicht ebenfalls fast bis an. den
Mundrand oder verdickt sich etwas nach unten und es geht nur
ein Aestchen von ihr gegen den Rand ab, nach innen verläuft
sie schräg mit leiser Biegung. Von der Suturalfalte ist kaum
eine Spur zu bemerken, die Principalfalte reicht innen nicht
über die Mondfalte hinaus, nach vorn endet sie ebenfalls bald
vor der unscheinbaren röthlichen Gaumenschwiele. Die Mond-
falte ziemlich breit, oben zurückgebogen. Die Subcolumellar-
falte steigt flach bogig herab, krümmt sich unten etwas nach
aussen, ohne jedoch ganz hervorzutreten, ziemlich fern von ihr
zieht sich die untere Gaumenfalte herab, die, gegen das Unter-
ende niedrig und schmäler, nach innen ansteigt und steil bogig
abfällt. Das Clausilium ist nicht ausgerandet, das Vorderende
scharf zungenförmig abgerundet.
Aus der Neumeyer’schen Sammlung, offenbar angeschwemmt
gefunden.
22. Cl. advena Kstr.
Testa minima, punctiformi-rimata, fusiformis, nitida, hyalina,
subtiliter striata, pallide rufescens, superne pallida; spira sensim
attenuata, apice obtusiuscula; sutura distineta, papillis albis ob-
longis, subremotis ornata; anfr. 8—10 convexiusculi, lente aceres-
centes, ultimus antice plicato-striatus, basi juxta rimam gibbus,
anguste sed profunde sulcatus; apertura ovata; peristoma con-
tinuum, expansiusculum, vix labiatum; lamellae remotae, supera
compressa, infera valida, vix arcuata, plica suturalis vix conspi-
cua, principalis mediocris, palatalis infera valida, emersa; lunella
striata, superne angulatim recurva; plica subcolumellaris ar-
5 5
56 _
cuata, emersa. Long. 9—11t/,, diam. 21/,—3 mm., apert. 2!/;mm.
long. 2 lata.
Eine der kleinsten Arten der Gruppe, sehr ausgezeichnet
durch die ziemlich grossen Papillen und die gerade oben wink-
lich zurückgebogene Mondfalte. Das Gehäuse ist punktförmig
geritzt, spindelförmig, selten etwas bauchig, dünnwandig und
durchscheinend, glänzend, fein gestreift, bei einzelnen Stücken
fast rippenstreifig, hell gelbröthlich mit hellerem Wirbel, zuwei-
len die unteren Windungen gelblich hornroth (sämmtliche Exem-
plare scheinen ausgebleicht, und wahrscheinlich im Leben heller,
oder dunkler kirschbraunroth). Die Spira ist langsam verschmä-
lert, lang konisch, mit stumpflicher Spitze. Die Naht, wegen der
schwach gewölbten Windungen deutlich vertieft, trägt ziemlich
grosse, etwas entfernt stehende, längliche Papillen, welche theil-
weise in die Streifen verlaufen; die Windungen nehmen ziemlich
langsam zu, die letzte ist vorn unregelmässig faltenstreifig, mit
stark erhobenem bogigem Kielhöcker an der Basis, die Furche
deutlich, ziemlich vertieft, ebenfalls bogig, aussen neben der-
selben eine schwache Auftreibung, oberhalb derselben ist der
Nacken schwach eingesenkt. Die Lamellen stehen sich ziemlich
fern, die obere ist dünn, die untere kräftig, vorn bis nahe an
den Mundrand reichend, dann in schräger Richtung nach innen
ansteigend, unten zuweilen mit einer schwachen Verdickung. Die
Mundränder oben durch eine Schwiele verbunden, schwach aus-
gebogen, fast ohne allen Ansatz einer Lippe, nur unter dem
kurzen ziemlich weiten Sinulus zeigt sich bei älteren Stücken
eine schwache Verdickung. Die Suturalfalte ist kaum erkenn-
bar, die Prineipalfalte reicht hinten ziemlich weit über die Mond-
falte hinaus, endet vorn vor der unscheinbareu Gaumenschwiele,
die untere Gaumenfalte kräftig, in der Mündung sichtbar, steigt
nach innen nur wenig und endet schräg abgeschnitten. Die
Mondfalte ziemlich kurz, oben in einem Winkel zurückgebogen,
der nach innen gerichtete Fortsatz zuweilen ziemlich lang und
lässt dann deutlich die zweite Gaumenfalte erkennen, der abstei-
gende Theil gerade, etwas schräg nach hinten gerichtet, die Ba-
sis bildet ein Dreieck, dessen einen Schenkel die untere Gau-
menfalte, den anderen der gewöhnliche, hier ebenfalls schief ab-
wärts gerichtete Fortsatz gegen den Mundrand bildet. Die Sub-
columellarfalte bogig, etwas nach aussen vortretend.
WG D nr ME en,
57
Aus Neumayer’s Sammlung, jedenfalls angeschwemmt ge-
funden.
Wenn bei einer Arbeit, wie die gegenwärtige, eine andere
Folge der Arten möglich wäre, als die lineare, so könnte man
hier Cl. piceata und var. sinuata mit ebenfalls gerader Mond-
falte anknüpfen, während auf der anderen Seite von gemmulata
beginnend sich die Reihe zu Cl. paestana fortsetzt, wodurch der_
Uebergang zu dem Formenkreis der Cl. itala mittelst Cl. ornata
hergestellt wäre, deren Lunella, wie bei Cl. paestana, einen
regelmässigen Bogen beschreibt. Denn Cl. piceata muss hier
eingereiht werden, sie mit decipiens zusammenzubringen, der pi-
ceata sehr ähnlich ist, verbietet der Mangel der Lamella inserta
bei letzterer. Jetzt stellt sich piceata recht störend zwischen
die gegenwärtig behandelten und den Formenkreis der Cl. itala.
25. Cl. gemmulata Kstr.
Testa parva, anguste rimata, subperforata, fusiformis, niti-
dula, indistincte striata, corneo-rufescens, superne pallida; spira
longe attenuata, apice obtusiuscula, sutura distincta, papillis ma-
joribus, albis, subremotis ornata; anfr. 9 convexiusculi, ultimus
antice subtiliter plicato-striatus, basi gibbus et obsolete sulcatus;
apertura parvula, suboblique ovata; peristoma vix continuum, vix
reflexum, album, margine externo minus incrassatum, superne si-
nuatum; lamellae subremotae, supera compressa, antice incrassata,
infera remota, arcuata, antice versus basin producta, truncata;
plica suturalis vix conspicua, principalis brevis, ultra lunellam
brevissime prolongata, palatalis secunda subnulla; lunella ar-
cuata; plica subcolumellaris arcuato-emersa. Long. 91/,, diam.
vix 3 mm., apert. 21/, mm. longa, vix 2 lata.
Clausilia gemmulata Küster Claus. p.287 No.295 t.32 f. 26—28,
n; 5 Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 493 No. 421.
Eine kleine, sehr schöne Art, welche durch die verschwom-
mene, fast fehlende untere Gaumenfalte, sowie durch die Bildung
der Unterlamelle von den vorhergehenden stark abweicht und
leicht erkannt werden kann. Das Gehäuse ist wie bei den vo-
rigen eng geritzt, mit punktförmiger Vertiefung, spindelförmig,
solide, kaum durchscheinend, undeutlich gestreift, horngelb-röth-
lich (wahrscheinlich gebleicht), nach oben heller, mit kegelförmig
58
verschmälerter Spira und stumpflicher Spitze. Die Naht ist
deutlich eingezogen und mit ziemlich grossen, entfernt stehenden,
weissen Papillen besetzt; die Windungen schwach aber deutlich
gewölbt, etwas langsam zunehmend, die letzte ziemlich lang, der
Rückentheil vorn gerade, auf der Nabelseite flach bogig ver-
schmälert, mit einem länglichen, wenig erhobenen Kielhöcker
an der Basis, die Furche neben demselben kaum angedeutet,
der Nacken mit einem röthlichen Flecken von der durchschei-
nenden wenig ausgeprägten Gaumenwulst. Die Mündung hat
ganz den Character der von Cl. piceata, sie ist etwas schmal
und lang, fast schief eiförmig, der Mundsaum kaum ausgebogen,
ohne Lippe, nur unter dem Sinulus etwas verdickt, die Ränder
sind fast parallel, der rechte oben, soweit der rundliche Sinulus
reicht, seicht aber merklich ausgebuchtet. Die Lamellen stehen
sich ziemlich fern, die obere innen dünn, am Aussenende drei-
eckig verdickt; die untere kräftig, geschweift, vorn auf dem
Innenrand des Mundsaums absteigend und am Ende abgestutzt.
Von der Suturalfalte ist kaum eine Spur zu sehen; die Princi-
palfalte endet vorn an der Gaumenwulst, innen reicht sie nur
wenig über die Mondfalte hinaus, letztere erscheint regelmässig
flach gebogen, wird bis zur Basis deutlich breiter und läuft un-
mittelbar in den gewöhnlichen nach innen und etwas abwärts
gerichteten Fortsatz aus, ihr anderer Zweig, die untere Gaumen-
falte, ist nur durch eine verschwommene schwache Verdickung
angedeutet. Die Spindelfalte tritt unten im flachen Bogen nach
aussen Vor.
Wenn gleich die Form der Mündung, sowie die Ausbuchtung
am Sinulus lebhaft an Cl. piceata erinnert, so ist gemmulata
doch mehr mit den folgenden Arten verwandt, die die Ausran-
dung des Mundsaums ebenfalls zeigen, durch die deutlichen Pa-
pillen, durch die Farbe, zumeist aber durch die nach unten brei-
ter werdende Mondfalte mit theils schwacher oder ganz fehlen-
der unterer Gaumenfalte.
Aus Neumeyer’s Vorräthen, der wirkliche Fundort daher
unbekannt.
24. Cl. soror Kstr.
Testa angustissime rimata, elongato-fusiformis, nitidula, sub-
tiliter striata, cormeo-rufa, superne pallida; spira sensim atte-
m
.s
6
59
nuata, ante apicem subconcava, sutura minus distineta, papillis
albis remotis ornata; anfr. 11—12 convexiusculi, lente acceres-
centes, ultimus antice rugoso-striatus, basi angustus, juxta rimam
eibbus , obsolete sulcatus; apertura angustula, irregulariter
ovata; peristoma continuum, affiıxum, expansiusculum, margine
dextro minus incrassato, superne sinuato; lamellae mediocres,
infera obliqua, antice incrassata; plica suturalis vix conspicua,
prineipalis intus ultra lunellam breviter prolongata, antice cum
callo palatali tenui conjuncta, palatalis infera sublibera, lateralis,
inferne latior; lunella arcuata, sublateralis, ad basin latior et
biramosa; plica subcolumellaris strieta, curvato-emersa. Long.
15—17, diam. 4 mm., apert. 4 mm. longa, 3 lata.
Clausilia soror Küster Claus. p. 228 No. 292 t. 32 f. 14—16.
a „ Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 478 No. 354.
Eine sehr ausgezeichnete Art, von den vorhergehenden
durch die nicht so kräftige, vorn verdickte untere Lamelle, nach
unten stark verbreiterte Mondfalte, bei ausgebildeten Exempla-
ren durch die von der Mondfalte fast getrennte untere Gaumen-
falte verschieden, von Öl. Neumeyeri unterscheiden sich Exem-
plare, bei denen die untere Gaumenfalte noch nicht entwickelt
ist, durch die Grösse, feine Streifung, nicht so stark gerunzel-
ten Nacken und durch die geringe Verdickung des rechten Mund-
saums unter dem Sinulus.
Das Gehäuse ist noch schmäler und nicht punktförmig ein-
dringend geritzt, wie bei den vorhergehenden, gestreckt spindel-
förmig, fein, wie abgeschliffen gestreift, wenig glänzend, horn-
gelblichroth, oben nur wenig gefärbt; die Spira ist lang ausge-
zogen, mit feiner Spitze, vor derselben etwas concav. Die Win-
dungen nehmen langsam zu, sind leicht gewölbt; durch eine et-
was eingezogene, mit weissen, etwas entfernt stehenden Papillen
besetzte Naht vereinigt, die letzte nach unten rasch verschmä-
lert, vorn fein runzelstreifig, die Nabelgegend umzieht ein mäs-
sig hoher, kaum gebogener Höcker, die Furche ist wenig ent-
wickelt, lach und etwas gebogen. Die Mündung länglich, gegen
rechts etwas herabgesenkt, daher unregelmässig eiförmig; der
Mundsaum ist schwach ausgebogen, zusammenhängend, angehef-
tet, der Rand des Sinulus schwach ausgebuchtet, unter dem Si-
nulus eine schwache lippenartige Verdickung, welche nach unten
sich langsam abflacht, Die Oberlamelle dünn, die untere nicht
60
so auffallend stark, wie bei den Verwandten, schräg ansteigend,
vorn etwas dicker und nach unten verbreitert. Von der Sutu-
ralfalte ist kaum etwas wahrzunehmen, die Prineipalfalte reicht
innen wenig über die Mondfalte hinaus, vorn verläuft sie im den
oberen Theil der dünnen Gaumenwulst, welche bei ausgebildeten
Exemplaren sich etwas nach einwärts und unten zieht und mit
der unteren Gaumenfalte zusammenhängt, bei weniger ausge-
bildeten gegen die Stelle der unteren Gaumenfalte allmählich ver-
fliesst. Die untere Gaumenfalte ist meistens nur durch einen
kurzen, von der. Mondfalte auslaufenden Sporn angedeutet, bei
vollkommen ausgebildeten Stücken tritt sie ganz seitlich unter
der Unterlamelle vor, ist nicht so scharf abgegränzt, wie ge-
wöhnlich bei den Verwandten der Fall, wird gegen das Unter-
ende breiter, in dem Fortsatz der Gaumenwulst verfliessend und
hängt oben mit dem erwähnten Sporn durch einen kaum merk-
lichen schmalen Fortsatz zusammen. Die Subcolumellarfalte
steigt schief herab, und tritt weit unten bogig heraus. Die
Mondfalte ist gebogen, die Oberhälfte stark zurückgebogen, der
untere Theil von der Mitte ab immer breiter werdend, läuft
an der Basis in den schräg abwärts gerichteten inneren Fort-
satz, nach vorn in den Sporn als Anfang der unteren Gaumen-
falte aus, bei vollkommenener Ausbildung der letzteren ist aus-
sen nur eine weissliche Färbung der Stelle sichtbar, wo sie in-
nen sich herabzieht. Die Spirallamelle am Ende der Oberla-
melle genähert, reicht bis zum zweiten Drittheil derselben.
Es ist jedenfalls eine sehr beachtenswerthe Erscheinung,
dass auch hier schon die Trennung der unteren Gaumenfalte
von der Mondfalte angedeutet ist, wie sich diese Andeutung auch
bei einigen Arten des Formenkreises der Cl. conspurcata findet,
somit ein Hinüberspielen in den Formenkreis der Cl. binotata
stattfindet, wo diese Trennung Regel und standhaftes Kennzei-
chen für den ganzen Formenkreis ist.
Cl. soror habe ich unter Neumeyer’s Vorräthen gefunden,
sie ist somit wahrscheinlich, wie die meisten Verwandten, am
Meer aufgelesen.
25. Cl. Neumeyeri Kstr.
Testa angustissime breviter sed profunde rimata, fusiformis,
serieina, dense et regulariter costulato-striata, corneo-rufa, SU-
-&
61
perne pallida (post mortem pallide corneo-flava); spira elongata,
sursum attenuata, ante apicem obtusiusculam subconcava; sutura
vix vel minus distincta, papillis minoribus, oblongis ornata; anfr.
11 planiusculi, ultimus antice rugoso-plicatus, basi leviter gibbus
et sulcatus; apertura oblongo-ovata, peristoma subcontinuum, af-
fixum, expansiusculum, albo-sublabiatum, margine dextro superne
sinuolato, lamella mediocres, infera validior, obliqua, antice us-
que ad marginem producta et furcata; plica suturalis subindi-
stineta, prineipalis longiuscula, ultra lunellam prolongata, pala-
talis infera nulla; lunella sublateralis, superne tenuis, recurva,
inferna lata; plica subcolumellaris inaequalis, strieta, arcuatim
emersa. Long. 131/),—15, diam. 31/; mm., apert. 31/, mm. longa,
21/, lata.
Clausilia Neumeyeri Küster Claus. p, 65 No. 54 t. 7 f. 5—7.
e n Pfeiffer Mon. Hel. III p. 609 No. 192.
Herr A. Schmidt sagt in seinem System der europ. Clau-
silien p. 44 über diese Art: „ich glaube über Ol. Neumeyeri
meine unmassgebliche Meinung dahin abgeben zu müssen, dass
sie von Cl. paestana nur durch deutlichere Streifung, hellere
Färbung (betrifft nur die abgebleichten Exemplare) und einige
unwesentliche Abweichungen der Mündung geschieden ist, in der
Lunella, Principalfalte, Streifung des Nackens, im Kiel und in
der Kielfurche mit ihr genau übereinstimmt.“ Ich besitze nun
glücklicherweise Originale der Cl. paestana aus des Autors Hand
zum Vergleich mit meiner Art, und glaube, dass letztere den-
selben nicht zu scheuen hat und ihre Selbstständigkeit der 01.
paestana gegenüber wohl behaupten kann. In der Form glei-
chen sich beide Arten nur im Allgemeinen, Cl. Neumeyeri ist
erheblich grösser, mehr spindelförmig, so dass die grösste Breite
auf die. dritte Windung kommt und die Verschmälerung der
Spira erst im obersten Drittheil deutlich zu werden beginnt, bei
paestana ist die Basis der zweiten Windung am breitesten, von
da ab verschmälert sich das Gehäuse gleichmässig bis zur Spitze,
mit kaum merklicher Concavität vor derselben. Die Mündung
der Neumeyeri ist länger, wird das Gehäuse so gehalten, dass
von der Unterlamelle die Unterseite in ihrem Verlaufe sichtbar
wird, so sieht man den ganzen Bogen nebst den rückläufigen
Theil, bei paestana von letzterem gar nichts. Die Ausbuchtung
‚des Obertheils des rechten Mundrandes ist bei Neumeyeri viel
62
deutlicher, der Nacken ist runzelfaltig, bei paestana nur scharf
rippenstreifig, der Höcker an der Basis bei paestana stärker
und verläuft gegen die Basis fast wagrecht, bei Neumeyeri in
fast gleicher Schrägrichtung bis zum Unterende. Die Mondfalte
zeigt den Hauptunterschied; bei paestana ist sie fast C-förmig,
oben weniger zurückgebogen und fast von gleicher Breite, bei
Neumeyeri ist die obere Hälfte schmal, weit nach hinten zurück-
gebogen, am Anfang der Biegung, d. h. am Vereinigungspunkt
der Oberhälfte mit der allmählich breiter werdenden unteren
zeigt sich die Andeutung einer stumpfen Ecke. * Endlich darf
man wohl auch die regelmässigen feinen Rippenstreifen der Neu-
meyeri gegenüber der verloschenen undeutlichen Streifung der
paestana hervorheben, ein Kennzeichen, welches für sich allein
nur von geringem Werth ist, im Verein mit den anderen Eigen-
thümlichkeiten doch seine Bedeutung hat.
Das Gehäuse ist sehr schmal aber tief geritzt, etwas wal-
zig spindelförmig (somit in der Gesammtform der Cl. itala ähn-
lich, sowie paestana durch ihre mehr konische als spindelför-
mige Gestalt der Cl. ornata sich nähert), seidenglänzend, dicht
und regelmässig fein rippenstreifig, dunkel hornroth, im ausge-
bleichten Zustand hornröthlichgelb, oben immer blass oder fast
farblos; die Spira ziemlich rasch verschmälert, vor der etwas
stumpflichen Spitze kaum merklich concav; die Naht wenig merk-
lich, mit länglichen etwas entfernt stehenden Papillen besetzt
(bei einem Exemplar ist die Naht schwach fadenrandig und hat
ganz kleine Papillen).. Die Windungen sind kaum gewölbt zu
nennen, die unteren ganz eben, die drei letzten fast gleich hoch,
die letzte vorn runzelfaltig, an der Basis ein schwach erhobener,
wenig gebogener Kielhöcker, welcher am Unterende nicht ein-
gezogen, daher auch in der Seitenansicht wenig auffallend ist,
die Kielfurche seicht, schmal, sanft gebogen. Die längliche Mün-
dung verschoben eiförmig; der Mundsaum oben durch eine
schieflaufende Schwiele verbunden, wenig ausgebogen, mit weiss-
licher, dünner, nur unter dem Sinulus deutlicher Lippe, der
Rand neben dem Sinulus schwach aber deutlich ausgebuchtet,
an der Basis gegen rechts tiefer herabgesenkt, wodurch die
Mündung immer etwas schief erscheint. Oberlamelle dünn, die
untere kräftig, in schräger Richtung ansteigend, vorn .bis zum
Rand heraustretend, vorn durch einen kleinen Ansatz an der
Unterseite, welcher in der Regel als Fältchen hervortritt, gleich-
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63
sam zweitheilig oder gabelig.. Von der Suturalfalte ist wenig
zu bemerken, die Prineipalfalte endet vorn in der schwachen
röthlichen Gaumenschwiele, innen reicht sie etwas über die
Mondfalte hinaus, von der unteren Gaumenfalte bemerkt man,
entfernt von dem Unterende der Lunella, nur eine leise Trü-
bung. Die Mondfalte selbst ist oben schmal, flach bogig nach
innen gekrümmt, der schräge untere Theil wird allmählich brei-
ter und stösst mit dem oberen in einer sehr stumpfen, daher
wenig auffallenden Ecke zusammen, welche Bildung das Streben
des oberen Theils, sich zur vollkommenen zweiten Gaumenfalte
auszubilden, deutlich erkennen lässt. Die Subcolumellarfalte
steigt gerade herab, ist unter der Unterlamelle, deutlicher noch
an der Stelle, wo sie sich rasch nach aussen umbiegt, stärker
erhoben und tritt fast bis an den Rand heraus.
Die Spirallamelle tritt innen sehr nahe an die Unterla-
melle und endet zugleich mit derselben, indem sie in einen ab-
serundeten Winkel schräg abfällt. Das Clausilium ziemlich
kurz, vorn nicht ausgerandet, schräg abgestutzt, der obere Theil
vorstehend gerundet.
Aus der Neumeyer’schen Sammlung und ersichtlich ange-
schwemmt gefunden.
Cl. paestana Philippi.
Testa anguste sed profunde rimata, subelaviformis, tenuius-
cula, nitidula, substriata, corneo-rufa, superne pallida; spira
longe attenuata, obtusiuscula; sutura minus distineta, papillis
albis oblongis ornata; anfr. 10 planiusculi, ultimus rugosus, basi
eristato-gibbus et sulcatus; apertura oblonga, subpyriformis, si-
nulus oblongus, erectus; peristoma connexum, expansum, albo-
limbatum, margine externo superne angulato-incrassato; lamellae
mediocres, infera flexuosa, in labium prodiens, antice subbino-
dulo; plica suturalis subindistincta, pl. prineipalis ultra lunellam
breviter producta, antice in callo palatali rufo terminata; lunella
perfecta, lata, subsemicircularis, plica subcolumellaris arcuata,
emersa; clausilium antice sublinguaeformis, acute rotundata.
Long. 14, diam. 3—31/, mm. apert. 31/, mm. longa, 21/, lata.
Clausilia paestana Philippi Enum. Moll. Sie. 1 p. 133 II p. 116
No. 7.
A N Rossmässler Icon. IIL p, 15 £. 172,
64
Clausilia paestana Pfeiffer Mon. Hel. II p. 449 Nr. 130.
= .; Küster Claus. p. 63 Nr. 52 t. 6 f. 34—37.
Bei Cl. Neumeyeri wurden die Unterschiede angegeben,
welche sie von paestana trennen und der sie allerdings so nahe
steht; dass ohne genaue Untersuchung beide nur schwer zu un-
terscheiden sind. Cl. paestana ist mehr keulenförmig durch die
lang verschmälerte Spira mit stumpflicher Spitze, die Nabelritze
etwas weit und tief, die Streifung undeutlich, nicht regelmässig,
wie abgeschliften; die Windungen im Allgemeinen niedrig, flach;
die Naht mit entfernten, länglichen, reinweissen Papillen besetzt.,
Die rechte Seite des Nackens steigt gerade herab, die linke ver-
schmälert sich in einen sehr flachen Bogen, der Kielhöcker an
der Basis ist deutlich, etwas zusammengedrückt, kaum bogig,
durch eine deutliche aber flache Furche abgegrenzt, die ganze
Nackenparthie bis hinter die Mondfalte ziemlich stark runzel-
faltig, am stärksten etwas hinter dem Mundrand. Die Mündung
birnförmig, der Mundsaum durch eine Schwiele verbunden, mit
ziemlich dicker weisser Lippe, wenig ausgebogen, unter der et-
was langen aufrechten Bucht bildet die Verdickung einen stumpf
zahnförmigen Vorsprung; die Lippe tritt nur wenig über die
Fläche des Mundsaums in die Höhe, so dass an der Bucht (dem
Sinulus) der scheinbare Ausschnitt (wie bei piceata so deutlich
wird) kaum wahrnehmbar ist. Die obere Lamelle dünn, die un-
tere geschwungen, an die Lippe heraustretend, am Ende ein
längliches Höckerchen bildend, unterhalb welchem ein ähnliches
zweites ebenfalls nach aussen vortritt. Die Principalfalte deut-
lich, vorn in die röthliche, nach innen und abwärts allmählich
verloschene Gaumenschwiele mündend; die untere Gaumenfalte
fehlt bei meinen Exemplaren; die Subcolumellarfalte innen in
einem ziemlich weiten Bogen herablaufend und etwas nach aus-
sen vortretend, jedoch nicht so weit zur Basis herabgesenkt und
weniger rasch nach aussen umgebogen, wie bei Ol. Neumeyeri.
Die Mondfalte kräftig, breit, mit dem unteren Fortsatz gegen
die Nabelritze fast einen regelmässigen Halbkreis bildend. Die
Spirallamelle endet innen mit der Unterlamelle, erhebt sich nach
innen langsam und fällt von einer abgerundeten Ecke ziemlich
steil schräg ab. Das Schliessknöchelchen endet scharf abgerun-
det, fast zungenförmig, ist an der Seite nicht ausgerandet, der
Rand schwach aufgebogen.
Bei Paestum und Capua von Philippi entdeckt.
RUNDE
ER
65
Cl. piceata Zglr.
Uebergangsform von Cl. gemmulata zu Cl. decipiens.
So unpassend diese Art auch hier zu stehen scheint, wo
sie zwischen Cl. paestana und ornata eingezwängt ist, kann. sie
doch nicht wohl anders untergebracht werden. Sie stünde neben
Cl. decipiens wo möglich noch schlimmer, da sie mitten in einen
Formenkreis eingefügt, diesen in zwei Theile zerlegen würde,
einem Keil gleich, welcher gewaltsam ein Ganzes in zwei Hälf-
ten zersprengt.
Die Form der Mündung, die Farbe und auch die oben
schwach zurückgebogene Mondfalte hat Cl. piceata mit Cl. deci-
piens gemein, auch das Schliessknöchelchen hat Aehnlichkeit,
nur ist es vorn schräg abgestutzt mit deutlichen Ecken, bei de-
cipiens häufig etwas gerundet. Dagegen fehlt die Lamella in-
serta, die in der ganzen Gruppe der Cl. decipiens so bestimmt
ausgeprägt vorkommt, die Spiral- und Unterlamelle sind am
Innenende genähert, wobei die Unterlamelle etwas weiter nach
innen fortgesetzt erscheint; die Körperform ist weit mehr aus-
geprägt spindelförmig und der Mundrand oben neben der Bucht
deutlich ausgerandet, noch stärker als bei Cl. gemmulata, soror
und Neumeyeri. Auch ist die Mondfalte, wie bei den letztge-
nannten, mehr nach innen gerückt, so dass der ganze Schliess-
apparat tiefer innen steht und die Mondfalte selbst oben nur
kurz nach innen gebogen, der übrige Theil verläuft senkrecht,
bei Cl. deeipiens ebenfalls etwas schief nach innen gerichtet.
So wird piceata immer noch besser hier stehen und weit
weniger Störung verursachen als neben deeipiens; sie jedoch
dem Formenkreis von Cl. lamellata unmittelbar anzureihen, wie
A. Schmidt gethan, ist doch nicht wohl statthaft.
26. Cl. piceata Zglr.
Testa distinete rimata, fusiformis, interdum ventricosa,
solida, nitida, obsolete striata, corneo-fuscescenti-Hava; spira
conico attenuata, apice acutiuscula; sutura submarginata, papillis
minutis, remotis ornata; anfract. 12—14 convexiusculi, lente
accrescentes, ultimus tumidiusculus, antice subtilissime plicato-
66
striatus, basi obsolete gibbus et sulcatus; apertura ovata, sub-
perpendicularis; peristoma vix continuum, expansiusculum, mar-
gine externo recto, incrassato, superne sinuato; lamellae appro-
ximatae, infera profundiuscula, minus porrecta; plica suturalis
tenera, principalis ultra lunellam breviter producta, palatalis
infera brevissima; lunella subperpendicularis, lateralis; plica
subcolumellaris arcuatula, interdum breviter emersa. Long. 12—
18, diam. 31/;—41/, mm., apert. 3—4'/,; mm. longa, 21/,—31/, lata.
Cl. piceata, Ziegler. Rossmässler Icon IV £. 266.
> n Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 449 Nr. 125. &
5 5 Küster Claus. p. 180 Nr. 176 t. 10 f. 36—39.
us Rn Philippi Sieil. II. p. 118.
5 % Brusina Contrib. p. 115 Nr. 113.
a) var. gularis; minor, fusiformis, apertura plieis palatali-
bus 1—3 intus abbreviatis, lunella strieta, perpendien-
laris. long. 11—12, diam. 21/,—31/, mm.
Cl. sinuata, Küster olim.
Eine in Grösse und Form sehr veränderliche Art, bald
sehr schlank spindelförmig, bald bauchig, solide, glänzend und
mit nur undeutlicher Streifung, die Spira bald kürzer bald lang
kegelförmig verschmälert, mit feiner Spitze, die Farbe heller oder
dunkler hornbräunlich-gelb, die nur schwach eingezogene Naht
ist fein gerandet und mit sehr kleinen, entfernt stehenden Pa-
pillen besetzt; die langsam zunehmenden Windungen sehr schwach,
bei den schlanken Exemplaren kaum gewölbt, die letzte etwas
aufgetrieben, vorn sehr fein faltenstreifig, unten ein wenig er-
hobener ziemlich kurzer Kielhöcker, die Kielfurche seicht und
breit, nur in der Mitte der Länge etwas tiefer eingesenkt. Die
Mündung gewöhnlich senkrecht, ziemlich schmal, der rechte Rand
gerade, oben neben der etwas birnförmigen Bucht seicht ausge-
randet, innen mit weissgelber Lippe, welche von der Bucht an
weniger nach innen als vielmehr nach oben über den Mundrand
vorsteht und dadurch die Ausrandung desselben bedeutend tiefer
erscheinen lässt. Unten ist der Mundrand fast regelmässig ge- -
rundet, jedoch immer nach rechts mehr herabgesenkt, wodurch
eben die Aehnlichkeit mit der Mündung der Cl. decipiens her-
vorgebracht wird. Die Gaumenwulst, mehr oder weniger verdickt,
zieht sich bei älteren Stücken mehr oder weniger deutlich falten-
artig nach innen, der Prinecipalfalte parallel und weit vor der
z ®
67
Mondfalte verlöschend. Die Lamellen stehen sich ziemlich nahe,
die untere steigt mit schwacher Biegung schräg aufwärts, wenig
in die Mündung vorstehend, am Anfang kaum merklich abge-
stutzt und nach unten als Erhöhung des inneren Mundrandes
gegen die Subcolumellarfalte auslaufend; die Suturalfalte ist
wenig deutlich, die Principalfalte reicht wenig über die Mond-
falte hinaus, die untere Gaumenfalte erscheint nur als kurze
Verlängerung der Spitze der oben schwach und kurz nach hinten
gebogenen übrigens senkrechten Mondfalte, von welcher unten
noch ein gerader Querast nach innen bis oberhalb der Nabel-
ritze verläuft. Die Subcolumellarfalte, äusserlich als flacher
Bogen sichtbar, läuft innen fast bis zur Basis der Mündung
schräg herab und tritt mehr oder weniger weit sichtbar hervor.
Die Spirallamelle ist innen etwas kürzer als die Unter-
lamelle, derselben am Ende genähert und in einen flachen Bo-
gen abfallend; das Schliessknöchelehen kurz, rinnenförmig durch
die aufgebogenen Ränder, vorn ohne Rundung schräg abgestutzt.
Bei meinen sämmtlichen dalmatiner Exemplaren steht die
Mondfalte seitlich,‘ bei denen von Ascoli dagegen auf der Mitte
der letzten Windung; da aber sonst kein Unterschied aufzufin-
den ist, können beide nicht getrennt werden.
Die Varietät ist auffallend klein, ebenfalls zuweilen bau-
chig, ihre Mondfalte vollkommen gerade, senkrecht, die Gaumen-
wulst läuft nach innen in 1 bis 3, vor der Mondfalte abgekürzte
Fältchen aus.
Ich hatte diese Form früher unter dem Namen Ol. sinuata
. als besondere Art gesondert und versendet, wage jedoch nicht,
sie als solche beizubehalten, da ich seither auch grössere Exem-
plare erhielt; bei denen die Gaumenwulst in eine deutliche nach
innen gerichtete Falte ausläuft.
Mehrere grosse Exemplare, so wie die Varietät fand ich
unter Neumeyer’s Vorräthen, ganz conform mit meinen von Char-
pentier erhaltenen Exemplaren von Ascoli (Kirchenstaat), andere
stammen von Ragusa und Lacroma, (angeschwemmt gefunden),
ein todtes Exemplar aber noch frisch traf ich in der Arena von
Pola in Istrien. Da Philippi unsere Art auch in Sicilien auf-
fand, so scheint Cl. piceata über einen grossen Theil Italiens
verbreitet zu sein, und es wäre nicht unmöglich, dass die an den
dalmatinischen Küstenpunkten angeschwemmten Exemplare von
der gegenüberliegenden Küste von Apulien stammen; wo sie bei
68
Hochwasser in das Meer und von diesem bei den häufigen Süd-
westwinden nach Dalmatien getragen werden.
Die Schwierigkeit, die grosse Gattung Clausilia in klei-
nere zu zerfällen, zeigt sich deutlich bei Arten, wie die gegen-
wärtige. Wohin sollte sie zu stehen kommen? Sie neigt sich
fast gleichmässig zu den Arten zweier Formenkreise. Oder soll
Cl. piceata eine eigene Gattung bilden? Dann müssten folgerich-
tig die Arten des vorigen Formenkreises von Cl. soror an, eben-
falls in eine eigene Gattung zusammengefasst werden, vielleicht
auch Cl. gemmulata wieder besonders stehen. Wohin wollte das
am Ende führen. Allerdings werden bei allenfallsiger Vermehr-
ung durch neu zu entdeckende auch diejenigen Arten des vori-
gen Formenkreises deren Lunella nach unten verbreitert ist,
als selbstständige Gruppe abgetrennt werden müssen; jetzt kön-
nen sie noch recht gut dabei stehen bleiben, um auch die For-
menkreise nicht übermässig zu vermehren.
Formenkreis der Ol. stala.
Cl. itala Mart.
— platystoma Kstr.
Eine theils mittelgrosse, theils grosse Formen enthaltende
Abtheilung, welche weniger leicht zu characterisiren ist, als die
vorige, da einzelne wichtige Unterscheidungsmerkmale, wie Mond-
falte, Streifung etc. nach den Arten sehr abändern, ja bei der
einzelnen Art vielen Schwankungen unterworfen sind. Das Ge-
häuse ist mehr oder weniger deutlich und regelmässig rippen-
streifig, häufig nur auf den oberen Windungen, die Rippenstreifen
bei andern Arten scharf und mehr erhoben, bei noch andern
sind die feinen Streifen sehr eng beisammen; die Papillen, wo
sie vorkommen, sind schmal und entfernt stehend, bei den eng-
gestreiften stehen an der Naht weisse, meist in Fleckchen ver-
einigte Stricheln. Die Mündung oval, der Mundsaum bald ge-
löst, bald mehr oder weniger oben angedrückt oder unterbrochen.
Die Mondfalte ist nur bei Cl. ornata fast halbkreisförmig,
bei itala unten knieförmig gebogen mit einem nach innen ge-
richteten leicht bogigen Fortsatz, bei den fein gestreiften bildet
die Mondfalte fast die Seiten eines liegenden Dreiecks mit ab-
gestumpfter Spitze. Die Lamella inserta fehlt, die Spirallamelle
vr
a
69
endet innen fast mit der Unterlamelle. Das Clausilium ist vorn
schräg abgeschnitten mit abgerundeten Ecken.
27. Cl. itala Martens.
Ein Exemplar dieser weit verbreiteten Art sah ich unter
Kleciach’s Vorräthen, welches bei Ragusa angeschwemmt gefun-
den war; zwei andere aus Montenegro erhielt ich von Parreiss
unter dem Namen Cl. morlachica Parr., für deren Trennung
aber gar kein Merkmal aufzufinden ist, so dass ich sie nicht
einmal als Varietät aufführen kann.
28. Cl. platystoma Kstr.
Testa anguste rimata, fusiformis, solidula, apice attenuata,
acutiuscula, fuscescenti-fulva, densissime et regulariter costulato-
striata, maculatim albo-strigillata, cervix costulato-plicata, juxta
rimam vix gibba; anfr. 10 planiusculi, sutura distineta juncti;
apertura ovata, fuscescenti-flava; peristoma superne appressum,
late reflexum, plane albolabiatum; lamella supera tenuis, infera
flexuosa; plica suturalis minus distincta, principalis validior;
lunella trigono-arcuata; plica subcolumellaris conspicua, vix emer-
gens. Long. 15, dam A mm. Apert. 4 mm. longa, 3 lata.
Cl. platystoma, Küster Claus. p. 102 Nr. 99 t. 11 f. 20—23,
> n Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 764 Nr. 299.
Ein verkleinertes Abbild der Cl. conspersa Parr, aber
schlanker, noch feiner und regelmässig gestreift, die Lippe nicht
erhoben verdickt, sondern stark nach innen verbreitert und eben,
die Unterlamelle kräftiger, die Subcolumellarfalte etwas weiter
herabgerückt. Das el Aer Gehäuse ist kaum oder nur
sehr eng geritzt, oben regelmässig verschmälert mit feiner Spitze,
dicht und sehr fein rippenstreifig, die Streifen regelmässig, schief,
nur von der vorletzten Windung an mehr bogig und stärker,
der Grund bräunlich-gelbroth, durch zahlreiche am Oberrand der
Windungen in Flecken beisammenstehende weisse Strichelchen
bunt; der Nacken ist dicht und fein rippenfaltig.. Die Windun-
gen nehmen lanesam zu, nur die oberen sind schwach gewölbt,
die unteren flach, die letzte hoch, mit kaum merklicher Basal-
furche, der gewöhnliche Basalhöcker fast gar nicht entwickelt.
Die Mündung steht senkrecht, ist im Umriss ziemlich eiförmig,
6
70 a
innen bräunlich-gelb; der Mundsaum oben angedrückt, ziemlich
breit ausgebogen, weiss, innen mit einer breiten, abgeflachten
weissen Lippe, welche rechterseits unter dem schmalen länglichen
Sinulus einen schwachen Vorsprung bildet. Die obere Lamelle er-
scheint noch dünner wie bei conspersa, ungleichseitig dreieckig;
die untere dagegen ist kräftiger, geschweift, wenig ansteigend,
mit aufgebogenem Rand, reicht bis über die halbe Breite der
Mündung herein und krümmt sich hinten rasch in die Höhe,
aussen endet sie mit einer deutlichen Ecke, an fallaciosa und
manche Arten des Formenkreises der Cl. conspurcata erinnernd.
Die Suturalfalte ist sehr undeutlich, nur als kurzer feiner Streif
dicht unter der Naht sichtbar, dle Principalfalte kräftiger, innen
wenig über den oberen Schenkel der, einen abgerundeten Win-
kel bildenden, Mondfalte fortgesetzt, die Mondfalte steht so weit
seitlich, dass man bei der Rückenansicht nur den, zuweilen
etwas verbreiterten, Spitzentheil derselben wahrnimmt; die Sub-
columellarfalte zieht bogig herab, ohne nach aussen hervorzu-
treten. Die Spirallamelle ist kaum sichtbar und tritt nicht über
das Hinterende der Oberlamelle vor.
Vier Exemplare dieser zierlichen Art fand ich in Neumeyer’s
Nachlass, ein fünftes sah ich in Kleciach’s Vorräthen. Woher
sie stammen, ist ungewiss, da alle ersichtlich angespült gefunden
wurden, wahrscheinlich aus Albanien, wo auch die nahe ver-
wandte Ol. conspersa lebt.
Formenkreis von Cl. substricta.
Cl. subeylindrica Zglr,
„ substrieta Parr.
„ erenulata Zglr.
„ amoena Kstr.
„ rugulosa Kstr.
„ fulerata Zglr.
„ tichobates Parr.
„ Sirkii Parr.
„ pellueida Pfr.
„ tenella Parr.
„ Cusmichii Kutsch.
Wir haben es hier mit einer nicht artenreichen aber sehr
' mannigfaltig gebildeten Abtheilung zu thun, deren Charakteristik
{
}
\
Diensten
zal
deshalb sehr schwierig ist. Am meisten neigen die Arten zu
denen des Formenkreises der Cl. conspurcata, sind jedoch im
Allgemeinen kleiner und schlanker, überhaupt feiner gebaut, nur
Cl. crenulata ragt durch Grösse etwas hervor. Das Gehäuse ist
walzig oder flach spindelförmig, dünnwandig, die Oberfläche sehr
schwach gestreift bis fein und eng rippenstreifigs, oder wirklich
gerippt; die Naht einfach oder mit kleinen Papillen besetzt.
Die Mündung eiförmig, die Lamellen etwas schwach, die untere
wenig geschweift. Eigenthümlich für die Arten dieses Formen-
kreises ist das Verhältniss zwischen der zweiten Gaumenfalte
und der Mondfalte. Erstere ist häufig selbstständig, mit der
Principalfalte nach vorn mehr oder weniger divergirend und
hängt ziemlich in der Mitte der Länge mit dem Oberende der
geraden Mondfalte zusammen, oder sie bildet mit der Mondfalte
ein Ganzes (was auch bei jüngeren Stücken der Vorigen der
Fall), sich mit ihr in einem oft dem rechten sich nähernden
stumpfen Winkel (nicht in einer stumpfen Ecke, wie Cl. con-
spurcata und Genossen) vereinigend. Diese Stellung der zweiten
Gaumenfalte und der Mondfalte zu einander dürfte ein sicheres
Kennzeichen zur Unterscheidung der Arten des gegenwärtigen
Formenkreises von denen des Formenkreises der Cl. conspurcata
abgeben. Die untere Gaumenfalte kommt bei mehreren Arten
vor, ist aber kurz und schwach entwickelt. Das Schliessknö-
chelchen vorn abgerundet; die Spirallamelle von der Unter-
lamelle getrennt.
29. Cl. subcylindrica Zglr.
Testa minutissime rimata, subeylindrica, tenuiuscula, nitida,
subtilissime striatula, pellucida, corneo-lutescens; spira sensim
attenuata, apice obtusa; sutura minus distineta, simplex; anfr.
9-10 subplanulati, modice accrescentes, ultimus antice subti-
liter plicato - striolatus, basi indistinecte gibbus et sulcatus;
apertura pyriformis; peristoma subconnexum, subtiliter re-
‚flexo-limbatum; lamellae mediocres, infera flexuosa; plica su-
turalis minus conspicua, principalis ultra lunellam vix vel bre-
viter producta, palatalis secunda brevissima, palatalis infera
stricta, emersa; lunella minus distineta aut nulla; plica subcolu-
mellaris arcuata, emersa. Long. 12, diam. 3 mm., apert. 3 mm.
longa 21/, lata.
6*
z Eu
72
Clausilia subeylindrica Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 14
f. 174.
5 5 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 441 No. 113.
R h Küster Claus. p. 181 No. 177 t. 19
f, 40—43.
” . Brusina Contr. p. 117 No. 140.
a) var. geophila: minor, gracilior, sutura subtiliter crenu-
lata vel subpapillosa, peristoma continuum, appressum.
Long. 10!/,, diam. 21/; mm.
b) var. pupula: minima, subfusiformis, spira apice obtusa,
sutura subtilissime erenulata; aperiuna majuscula. Long.
9—10, diam. 21/, mm.
Küster Claus. p. 230 t. 25 f. 24—26.
Wir haben es hier mit einer wohlbegründeten, nicht leicht
zu verkennenden Art zu thun, welche nur in Kleinigkeiten Ab-
änderungen unterworfen ist, in den Hauptsachen aber ihren
Charakter streng behauptet. Dahin gehören zunächst die mehr
walzige als spindelförmige Gestalt und die stumpfe Spitze des Wir-
bels, die wenig eingezogene, bei der grösseren Stammform ganz
einfache oder nur mit Andeutungen von Kerben versehene Naht,
die flachen unteren Windungen mit verloschener Streifung, die
Form der Mündung, der Unterlamelle und der unteren Gaumen-
falte. Die Wandung ist sehr dünn und stark durchscheinend,
die Oberfläche glänzend und verloschen gestreift, die Farbe ein
röthliches blasses Horngelb, die Windungen, meist 10, sind ober-
wärts gewölbt und nehmen langsam an Höhe zu, die letzte
ziemlich schlank, bedeutend länger. als die vorletzte, ist vorn
fein und dicht faltenstreifis, unten steht ein kurzer, wenig ent-
wickelter Höcker mit flacher Furche nebenan, welche nur bei
kleineren Exemplaren tiefer und bei der Varietät a auch nach
unten merklich breiter wird. Die Mündung birnförmig, der
Mundsaum kaum ausgebreitet und nur linkerseits unter der
ziemlich weiten gerundeten Bucht lippenartig verdickt, die Mund-
ränder sind fast immer getrennt oder durch eine dünne Schmelz-
lage verbunden; die obere Lamelle tritt weit heraus, die untere
ist stark geschwungen, innen schnell aufwärts gebogen; die Su-
turalfalte ziemlich deutlich, die Principalfalte reicht vorn bis
zu der dünnen unscheinbaren Gaumenwulst, innen ist sie eben-
falls bald abgekürzt, dicht unter ihr steht die sehr kurze zweite
x
13
Gaumenfalte, welche sich mit der sehr selten ausgebildeten ge-
raden Mondfalte dann zu einem Ganzen verbindet und den obe-
ren zurückgebogenen Theil derselben bildet; die untere Gau-
menfalte entspringt aus der Lunella oder dem unteren Rudiment
derselben und reicht eine Strecke in die Mündung herein. Die
Subcolumellarfalte zieht in einem flachen Bogen herab und tritt
fast erst an der Basis geschwungen nach aussen vor.
Die Varietät a unterscheidet sich durch schlankeres Ge-
häuse, feinere Spitze des Wirbels und durch die feinen Kerben
der Naht, welche sich zuweilen zu sehr feinen wenig deutlichen
Papillen ausbilden. Die Mündung ist verhältnissmässig klein,
der Mundsaum oben verbunden, ja zuweilen fast lostretend; die
Basilarfurche deutlich, den ganzen Basilarhöcker umziehend, die
untere Gaumenfalte vorhanden, jedoch nicht immer mit der
Mondfalte verbunden. ö
Var. b ist klein, gedrungen, stumpfspitzig, bauchiger als
die vorigen, die Mündung verhältnissmässig gross, die untere
Gaumenfalte meist kurz.
‘Die Stammform ist wenig verbreitet, ich fand sie bei Stagno
grande und Gravosa, Exemplare von Lastua erhielt ich durch
Kleciach; die Var. a ist bei Makarska, bei Ragusa fand ich die-
selbe an trockenen Orten unter Disteln am oder etwas unter
dem Boden; Var. b stammt von der Insel Curzola.
30. Cl. substricta Parr.
Testa vix rimata, eylindraceo-fusiformis, solidula, subpellu-
cida, pallide cornea, subtiliter et subregulariter striata; spira
sursum regulariter attenuata, apice acutiuscula; sutura distincta,
subobsolete papillifera; anfr. 11, inferiores vix convexi,
ultimus dense rugoso-striatus, basi turgidus, leviter bicristatus;
apertura ovali-oblonga, peristoma tenue, continuum, superne non
solutum, caeterum breviter expansum; lamellae mediocres, in-
fera substrieta; plica suturalis distineta, prineipalis ultra lunel-
lam producta, palatalis secunda brevissima, obliqua, palatalis in-
fera brevis; lunella dorsalis, strieta; plica subcolumellaris ar-
euata, conspieua. Long. 13—16, diam. 3i/; mm. apert. vix 3 mm.
longa, 2 lata.
74
Clausilia substrieta Parreiss Cat. Claus. $. 6.
A. Schmidt Syst. d. Claus. p. 61.
y R Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 474 No. 337.
Capocestiana Vidivoch in Sched.
Vest. Claus. p. 29.
” ”
” ”„
a) var. minor: pallide corneo-Hava, regulariter striata; spira
breviter attenuata, apice obtusiuscula; sutura vix papilli-
fera, lamella infera flexuosa.
Man kann Cl. substrieta fast als vergrösserte Form der
subeylindrica ansehen, so gross ist die Aehnlichkeit beider Ar
ten, die sich soweit erstreckt, dass auch bei Cl. substrieta "eine
kleine, stumpfere und mehr bauchige Form vorkommt, wie bei
subeylindrica. Bei einiger Aufmerksamkeit lassen sich beide
Arten jedoch sicher unterscheiden. Die Normalform unsrer Art
ist doppelt so gross, hell horngelb oder hornbräunlich, dünn und
durchscheinend, deutlicher gestreift, die Streifung regelmässig,
auf der Oberhälfte der Windungen deutlicher, die sichtbar ein-
gezogene Naht trägt sehr kleine, aber doch ziemlich deutliche,
manchmal so dicht stehende Papillen, dass sie fein gekerbt oder
sägezähnig erscheint. Die oberen Windungen sind etwas ge-
wölbt, die unteren flach, beides wie Cl. subeylindrica, die letzte
jedoch verhältnissmässig kürzer, nach unten nur wenig ver-
schmälert, stärker runzelstreifig, welche Streifen sich, nur
schwächer, bis über die Gegend der schmalen Nabelritze er-
strecken, die Basis trägt zwei schwache, unscheinbare Kiel-
höcker, der eine umzieht, fast ohne Biegung schräg nach vorn
verlaufend, die Nabelritze, der andere an der Aussenseite der
seichten Kielfurche, erscheint als stark abgestumpfte Kante,
oberhalb derselben ist eine flache Einsenkung bemerkbar. Die
Mündung ist der der Cl. subeylindrica gleich gebildet, die Unter-
lamelle zieht sich mit leichter Schwingung ein- und aufwärts
und trägt vorn an der Unterseite ein kleines Knötchen; die Su-
turalfalte deutlich, die Principalfalte erstreckt sich weiter, oft
1-2 mm., nach innen über die Mondfalte hinaus, die Mondfalte
ist kurz, gerade, schräg nach rückwärts herablaufend, mittel-
ständig, verläuft unten in die kurze untere Gaumentalte, oben
wird sie durch die sehr kurze zweite Gaumenfalte abgegrenzt.
Die Subcolumellarfalte bogig und sichtbar, ohne jedoch weiter
herauszutreten,
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75
Es ist jedenfalls sehr eigenthümlich, dass die grösseren
Exemplare häufig ganz blassgelb, also Blendlinge sind, und auch
die Varietät in der Mehrzahl diese Färbung zeigt. Aber alle
die von mir gesehenen grösseren blassen Exemplare schienen
erst nach dem Tode ausgeblasst zu sein, während die kleineren
frisch erscheinen, so dass erst nach dem Bekanntwerden zahl-
reicher Stücke der substrieta (sie gehört noch immer zu den
seltneren Arten) zu entscheiden ist, ob die helle Farbe Folge
des Ausbleichens oder wirklich schon bei der lebenden Schnecke
vorhanden ist.
Die Varietät ist, wie schon oben erwähnt, der kleineren
Varietät von subeylindrica ähnlich, durch die grössere Breite
zur Länge (fast 3mm. zu 11 mm. Höhe), durch die mehr weiss-
selbe Farbe, dünneren Wirbel, noch mehr durch die ausgebil-
dete Mondfalte gut unterschieden; in dem Mangel an Papillen
kommen beide überein.
Bei Capocesto (Parreiss), Insel Meleda (Kleciach).
31. Cl. crenulata Zglr.
Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, tenuiuscula,
subpellucida, corneo-lutea, regulariter subtilissime striata; spira
sursum attenuata, nunc obtusiuscula, nunc ante apicem acutius-
culum concava; sutura minus distincta, obsolete marginata, hine
inde papillis minutis subindistinetis posita; anfraet. 11 lente ac-
crescentes, inferiores vix convexi, interdum plani, ultimus obso-
lete plicato-striatus, basi vix gibbus et oblique sulcatus; aper-
tura pyriformi-rotundata; peristoma continuum, aflıxum, albo-lim-
batum; lamellae subremotae, tenuiusculae; infera flexuosa; plica
suturalis conspicua, principalis longa, infera subnulla, lunella
strieta, superne subangulato-recurva; plica subcolumellaris vix
conspicua, immersa. Long. 14—17, diam. 3—3!/, mm., apert.
3 mm. longa, 21/, lata.
Clausilia erenulata Ziegler, Rossmässler Icon. IV p. 21 f. 272.
b N Pfeiffer Mon. Hel. II p. 459 No, 155.
4 5 Küster Claus. No. 137 t. 15 f, 36—39,
= 5 A. Schmidt Syst. p. 61.
5 " Brusina Contrib. p. 117 No, 139,
76
Den beiden vorhergehenden Arten verwandt, besonders der Cl.
substricta, jedoch durch die etwas stärkeren, regelmässigen Strei-
fen, bedeutende Grösse, andere Färbung, weniger eingezogene
Naht, längere Principalfalte und den Mangel einer unteren Gau-
menfalte verschieden, sie gleicht der Cl. subeylindrica in der
Färbung, aber der Wirbel ist nicht stumpf und die Mondfalte
ist immer deutlich ausgebildet. Wie aus den Grössenangaben
hervorgeht, ändert sie in der Länge stark, im Durchmesser da-
gegen wenig ab, ebenso ist der Wirbel bald kurz, etwas stumpf
oder (bei grösseren) länger ausgezogen und vor der Spitze et-_
was concav. Das schmal geritzte Gehäuse ist mehr walzig als
spindelförmig, durchscheinend, schwach elänzend, im frischen
Zustande fast matt und wie bereift, fein und wie abgeschliffen
aber regelmässig gestreift, hornröthlichgelb. Die Naht ist nur
an den oberen etwas gewölbten Windungen merklich eingezogen
und nur stellenweise mit kleinen, weissen, papillenartigen Er-
höhungen mehr oder weniger dicht besetzt; bei manchen Exem-
plaren erscheint die Naht fein gerandet. Die Windungen neh-
men langsam zu, die unteren sind kaum gewölbt; die letzte nach
unten flach bogig verschmälert, nicht aufgetrieben, bis hinter
die Mitte flach runzelfaltie, an der Basis bemerkt man ausser
dem gewöhnlichen, unscheinbaren, nur wenig gebogenen läng-
lichen Kielhöcker neben der deutlicher ausgebildeten Furche
noch die Andeutung eines zweiten, jedoch ganz verschwommenen
und eigentlich nur durch eine flache Einsenkung des Nackens
hervortretenden Längshöckers. Die Mündung etwas klein, birn-
förmig gerundet, die beiden Lamellen dünn, etwas entfernt, die
untere im regelmässigen Bogen schräg einwärts laufend, dann
schnell nach oben geschwungen, vorn fast abgestutzt, an der
Unterseite ist durch eine rundliche Verdickung (bei älteren
Stücken) das in der Gruppe der Cl. conspurcata häufig vorkom-
mende Knötchen angedeutet. Die Suturalfalte beginnt innen
oberhalb der Mondfalte und verläuft vorn.in die dünne weiss-
liche Gaumenschwiele, ebenso die Principalfalte, welche nur die
Hälfte so lang über die Mondfalte hinausreicht, als dies bei sub-
strieta der Fall itt; die Mondfalte ist;wenig stark, fast senkrecht,
der obere Theil in einer abgestumpften Ecke nach innen gekrümmt
und lässt sich unschwer als die zweite Gaumenfalte erkennen, weiche
bei dieser Art mit der Lunella zu einem Ganzen verwachsen
ist (es erinnert diese Bildung lebhaft an die genau ebenso ge-
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N BE A ee ec ker he nen
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bildete Mondfalte der stigmatica, welche auch Vorgänger hat,
wo die zweite Gaumenfalte noch selbstständig auftritt); von dem
_ unteren Theil der Mondfalte entspringt ein spornartiges Rudi-
ment der unteren Gaumenfalte, welches bald verlischt, bald als
verschwimmende Verdiekung noch etwas weiter herab erkennbar
ist. Die Subcolumellarfalte steigt fast gerade herab, ohne nach
aussen vorzutreten.
Die Spirallamelle läuft innen allmählich und zugleich mit
der Unterlamelle aus, vorn reicht sie wenigstens bis zur Mitte
der Oberlamelle, der sie sich zugleich sehr nähert. Das Clau-
silium ist vorn fast gerade in schräger Richtung abgeschnitten,
der Ober- und Unterrand mässig aufgebogen, der letztere flach
bogig gerundet.
Ich erhielt meine Exemplare von Kutschig mit der Fund-
ortsangabe: Insel Melada bei Zara, nach Brusina findet sie sich
auf Lissa und Lesina. Ersterer Fundort ist zweifelhaft, auf Le-
sina ist sie wohl nur angeschwemmt.
32. Cl. amoena Kstr.
Testa anguste rimata, ceylindraceo-subfusiformis, opaca, flavo-
_ cornea, subtiliter costulato-striata; spira longe attenuata, obtu-
siuscula; sutura vix impressa, distinete filoeineta, papillis subti-
lissimis, densis eleganter posita; anfract. 10 lente accrescentes,
inferiores planulati, ultimus tumidiusculus, antice plicato-striatus,
basi obsolete gibbus; apertura pyriformi-rotundata; peristoma
continuum, subappressum, albolabiatum; sinulus late rotundato
subquadratus; lamellae mediocres, infera flexuosa; plica sutura-
lis distineta, principalis brevis, ultra lunellam vix producta; lu-
nella obliqua, superne arcuata, plica subcolumellaris strictiuscula,
non emersa. Long. 14, diam. 3 mm., apert. vix 3 mm. longa,
2!/, lata.
Clausilia amoena Küster. Schmidt System d. eur. Claus. p. 62.
BR 2 r Brusina Contrib. p. 117 No. 138.
Es hat mir grosse Freude gemacht, mein einziges von
Kutschig erhaltenes Exemplar der Ol. amoena, welche ohne Be-
sründung in allen Verzeichnissen Dalmatiner Clausilien herum-
spuckt, wieder aufzufinden. Sie war mir seit der Rückkehr aus
Dalmatien aus den Augen gekommen und nur die sorgfältigste
78
Durchmusterung aller meiner Vorräthe und der ganzen Samm-
lung hatte endlich den gewünschten Erfolg, so dass es mir jetzt
möglich ist, ihre Artrechte festzustellen und ihr die richtige "
Stellung anzuweisen.
Cl. amoena steht der Cl. substrieta sehr nahe inForm und
Farbe, ist jedoch schlanker, deutlicher gestreift, die Mündung
ist regelmässiger mit schön gerundeter Basis, vor allem aber ist
die gerandete mit sehr kleinen Papillen dicht besetzte Naht ent-
scheidend. Das Gehäuse ist schlank, nicht so eng geritzt wie
bei Cl. substricta, mehr walzig als spindelförmig, glanzlos, fein
aber deutlich und regelmässig gestreift, die Streifen schräger
als bei den Verwandten, horngelblich; die Spira lang verschmä-
lert mit feiner stumpflicher Spitze. Die Naht ist nur bei den
oberen Windungen etwas eingezogen, übrigens wenig deutlich,
schmal aber deutlich gerandet und mit kleinen weisslichen Pa-
pillen besetzt, an den letzten Windungen stehen diese Papillen,
entsprechend den weniger nahe beisammenstehenden Streifen,
entfernt und zeigen eine mehr rundliche Form, an den mittleren
Windungen mit dichter Streifung werden die Papillen mehr
länglich und stehen nahe beisammen, so dass sie einen fast perl-
schnurförmigen Randbesatz bilden, nirgends aber stehen sie über
den Rand hervor, so dass derselbe höchstens hier und da ganz
flach wellenförmig erscheint. Die Windungen nehmen langsam
zu, die unteren fast eben, die letzte etwas aufgetrieben, von
vorn bis über die Mondfalte hinaus faltenstreifig, mit schwachem
Kielhöcker und seichter unten fast man hechanier: Furche. Die
Mündung mässig weit, birnförmig gerundet, die Bucht kurz,
rundlich; der Mundsaum zusammenhängend, fast etwas lostre-
tend, oben linkerseit wenig erhoben, unten regelmässig halb-
kreisförmig gerundet, innen mit weisser Lippe, unter der Bucht
wenig dicker. Die Lamellen stehen etwas entfernt, die obere
mässig dick und tritt ganz heraus, die untere ziemlich tief ste-
hend, geschwungen ein- und aufwärts verlaufend, nur wenig in
die Mündung vorstehend. Die Sutural- und Principalfalte kurz,
letztere nur wenig über die Mondfalte nach innen verlängert,
beide münden vorn in die kaum merkliche Gaumenschwiele. Die
Mondfalte verläuft mit leichter Biegung schräg nach rückwärts,
der obere Theil ist durch einen etwas scharfen Bogen abge-
grenzt und rückwärts gerichtet. Die Subcolumellarfalte schwach
gebogen und nur bei schrägem Blick in die Mündung sichtbar,
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79
Nach Kutschig bei Ragusa.
Man hüte sich, Cl. amoena mit der schlanken Form von
Cl. bilabiata zu verwechseln, mit der sie in Form, Grösse
und Farbe übereinstimmt. Aber abgesehen von der ganz ande-
ren Bildung der Mündung beider Arten, ist amoena durch die
serandete Naht, durchgehende Streifung und die nicht über den
Rand vorstehenden Papillen so bestimmt unterschieden, dass eine
Verwechslung beider Arten bei genauerer Untersuchung nicht
stattfinden wird.
33. Cl. rugulosa Kstr.
Testa anguste rimata, tenuiuscula, cylindraceo-fusiformis,
sericina, regulariter costulato-striata, subcorneo-Hava; spira bre-
viter attenuata, apice obtusiuscula, sutura constrieta, subtiliter
marginata, papillis albidis strigiformibus ornata; anfr. 10 con-
vexiusculi, ultimus antice plicatus, superne albidus, basi distincte
sibbus et anguste sulcatus; apertura suboblonga, pyriformis;
peristoma continuum, appressum, vix expansum, margine dextro
superne tenuiter incrassato; lamellae tenues, infera flexuosa;
plica suturalis gracilis, prineipalis longa antice cum callo albido
intus subplieiformi incrassato juncta, infera palatalis e lunella
prosiliens, emersa; lunella strieta, obliquiuscula, superne angu-
latim recurva, plica subcolumellaris arcuatula, immersa. Long.
15, diam. 32/; mm., apert. 31/, longa, 3 mm. lata.
Clausilia rugulosa Küster Claus. p. 144 No. 158 t. 15 f. 40 - 43.
7 er Pfeiffer Mon. Hel. 1V p. 760 No. 277.
R Sirkii Parr. Charpentier in Journ. de Conch. 1852 p. 384
No. 149.
Von Cl. subeylindrica, bei der die Streifung noch ganz ver-
joschen auftritt, hat sich bis zu Cl. rugulosa dieselbe, immer
mehr ausgebildet und letztere Art bildet mit ihren Rippenstrei-
fen den Abschluss dieser kleinen Reihe; durch die strichförmi-
gen, theilweise schon direct in die Rippenstreifen verlaufenden
Papillen baut sich die Brücke zu den nächsten wirklich geripp-
ten Arten, wo die Naht ungerandet ist und statt der Papillen
nur der Anfang der Rippen weiss erscheint, theilweise die weisse
Farbe sich über die ganzen Rippen fortsetzt. Auch der fast los-
tretende Mundsaum der Cl. rugulosa deutet die nahe Verwandt-
80
schaft mit den gerippten Arten an, bei denen, wie auch bei Cl.
pellucida, der Mundsaum oben kurz absteht, während bei den
letzten Arten der Gruppe, Cl. tenella und Cusmichii der Mund-
saum wieder nur angeheftet oder durch eine dünne Schwiele
verbunden und die Streifung wenig ausgebildet ist, dagegen die
Papillen wieder selbstständig auftreten.
Von den nächsten Verwandten, auch der Cl. cerenulata,
ausser der regelmässigen Rippenstreifung und den in die Rippen
verlaufenden undeutlichen Papillen, besonders durch die fast
walzige Form, die kurz verschmälerte Spira mit stumpflicher
Spitze, wodurch sie immer mehr plump erscheint, verschieden.
Durch die feinen Rippen erscheint sie seidenglänzend, die Farbe
ist ein helles, ins Bräunliche ziehendes Rostgelb, nur die Spitze
ist heller, fast farblos. Die Naht wenig eingezogen, oben durch
die Spitzen der Rippen fast sägezähnig, an den letzten Win-
dungen schwach gerandet und mit etwas deutlicheren weisslichen
Papillen besetzt, nach oben nehmen die Papillen an Deutlichkeit
ab, meist sind nur einzelne Spitzen der Rippen etwas weisslich.
Die oberen Windungen sind merklich, die unteren kaum ge-
wölbt, die letzte etwas schräg, an der Nabelseite bis zu dem
deutlichen, ziemlich erhobenen Kielhöcker flach bogig, die Kiel-
furche schmal aber deutlich, der Nacken vor der Mondfalte ein-
gesenkt und oben von der durchscheinenden, nach innen etwas
faltenartig verdickten Gaumenwulst weisslich. Die birnförmige
Mündung steht etwas seitlich; der Mundsaum ist fast ganz an-
geheftet, oberhalb der weiten gerundeten Bucht stumpfwinklig
hinaufgezogen, der Rand schwach ausgebogen, nur rechterseits
sehr schwach verdickt. Die Lamellen mittelmässig, die obere
zusammengedrückt, nicht ganz heraustretend, bogig erhoben, die
untere in schwacher Biegung steil ansteigend, innen fast gerade
aufsteigend. Die Suturalfalte wenig entwickelt, die Principal-
falte verläuft vorn in die Gaumenwulst und reicht nach innen
über die Mondfalte bis oberhalb des Ursprungs des Kielhöckers,
die untere Gaumenfalte entspringt aus der geraden, etwas
schräg nach hinten gerichteten, oben in einer stumpfen Ecke
nach hinten gebogenen Mondfalte und ist bei geradem Blicke in
die Mündung etwas sichtbar; die Spirallamelle reicht wenig über
das Hinterende der Oberlamelle herein; das Clausilium ist vorn
schräg gerundet abgestutzt.
‚Ein Exemplar erhielt ich von Kutschig ohne Namen und
EEE REN WELT ERER VER PORN
ER MR RN TER
Br ee um ei
8
Fundortsbezeichnung; ein zweites von Kleciach unter dem Namen
Cl. Sirkii zur Ansicht mitgetheilt, trug die Beeaiinls. Clissa
bei Spalato.
In den Sammlungen geht Ol. rugulosa öfters als Cl. Sirkü
Parr. Ich erhielt indess. auch No. 36 unter dem letzteren Na-
men, und halte es daher für besser, derselben den Namen Sirkü
zu lassen, da meine Ol. rugulosa schon beschrieben und abge-
bildet ist und die einzige vorhandene Beschreibung der Cl. Sirkii
von Charpentier mit den Worten: „Testa graciliore, tenuiore et
costulato-striata a Cl. picea diversa est“ doch gar nichts sagt
und somit als ganz unbrauchbar, weil auf viele Arten gleichmäs-
sig passend, keine Geltung haben kann.
34. Cl. fulerata Zoglr.
Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, cinereo-lutes-
cens, sericina, confertim albo recteque co%tulata; spira sursum
attenuata, apice acutiuscula; sutura distincta, suberenulata; an-
fract. 10—11 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus basi
breviter cristatus et sulcatus; apertura pyriformi-ovalis; peri-
stoma continuum, breviter expansum, minus solutum, albidum ;
lamellae compressae, remotae, infera flexuosa, intus subperpen-
dieulari ascendens; plica suturalis minus distincta, principalis
ultra lunellam breviter producta, pl. palatalis infera candida,
emersa; lunella tenuis, curvata; plica subcolumellaris stricta,
arcuatim emersa. Long. 16—19, diam. 3—4 mm. apert. 3'/;—4
mm. longa, 3 lata.
Clausilia fulerata Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 16 £. 180.
5 35 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 466 No. 171.
5 5 Brusina Contribuz. p. 116 No. 126.
Von den vorigen Arten, besonders den rippenstreifigen,
unterscheidet sich diese leicht durch die ungerandete Naht und
die feinen scharfen Rippen, sowie das glanzlose Gehäuse. Die
Gestalt ist ziemlich gedrungen, etwas walzig spindelförmig, die
Spira oben schnell verschmälert mit feiner Spitze; die Naht
deutlich eingezogen, durch die Spitzen der Rippen etwas gekerbt,
die Windungen nur wenig gewölbt, von der fünften an mit fast
geraden, feinen weissen Rippen besetzt, welche, kaum schmäler
als die Zwischenräume, sich von dem horngelblichen Grund
82
deutlich abheben und die Fläche seidenglänzend erscheinen
lassen. Stellenweise ist auch nur der obere Theil der Rippen
weiss, das Uebrige nur wenig heller als die Grundfarbe. Die
letzte Windung ist vorn nicht stärker gerippt als die übrige
Fläche, nur zuweilen stehen die Rippen weniger dicht; der
obere Theil ist etwas wulstig aufgetrieben, was durch eine seichte
Einsenkung hinter dem Mundrand gegen die Lunella hin noch
deutlicher wird; an der Basis steht ein kurzer, wenig entwickel-
ter Kielhöcker mit bogiger Furche daneben. Die Mündung ist
birn-eiförmig, der linke Theil wenig hinaufgezogen, daher die
Bucht kurz und ziemlich eng, oben gerundet. Der Mundsaum
ist ganz, wenig ausgebogen, weiss, kaum gelippt, nur unter der
Bucht schwach verdickt, der obere Rand ist selten ganz ange-
heftet, steht meist etwas, bei älteren Stücken deutlich ab. Die
dünnen Lamellen stehen entfernt, die obere tritt ganz heraus,
die untere entspringt in der Mitte der linken Seite, ist erst et-
was geschwungen, nach hinten wieder schwach herabgebogen
und steigt innen rasch fast senkrecht nach oben. Die Sutural-
falte meist kaum wahrnehmbar; die Principalfalte endet vorn in
der Mitte zwischen Mundrand und Mondfalte, nach innen ragt
sie fast eben so lang über letztere hinaus; die untere Gaumen-
falte entspringt aus der kurzen, geraden, oben wenig merklich
nach hinten gebogenen Mondfalte und ist in der Regel bei senk-
rechtem Blick in die Mündung sichtbar; ziemlich weit innen
steigt die Subcolumellarfalte herab mit einer schwachen Biegung
nach aussen, so dass sie gerade noch sichtbar wird. Die Spiral-
lamelle bleibt von der Oberlamelle ziemlich fern und endet beim
inneren Drittheil, innen endet sie zugleich mit der Unterlamelle,
aber von derselben durch einen breiten Zwischenraum getrennt.
In der Umgegend von Clissa bei Spalato.
35. Cl. tichobates Parr.
Testa rimata, eylindraceo-subfusiformis, gracilis, corneo-lu-
tescens, eleganter costulata, sericina, costulis ad suturam albis;
spira elongato-attenuata, apice acutiuscula; sutura minus di-
stineta, erenulata; anfract. 11 vix convexiusculi, ultimus elonga-
tus, basi breviter gibbus et obsolete sulcatus, antice impressus;
apertura pyriformis; peristoma continuum, breviter expansum,
- album, superne angulatum, sinulus brevis, rotundatus; lamellae
83
compressae, superne approximatae, infera flexuosa; plica suturalis
minus distincta, principalis ultra lunellam producta, pl. palatalis
infera recta, minus emersa; lunella strieta, superne angulato-
recurva; plica subcolumellaris strieta, rare curvato - emersa.
Long. 12—14, diam. 21/,—3 mm., apert. 3 mm. longa, 2—21/s
lata.
Clausilia tichobates Parreiss Verz. Claus. p. 3.
> Vest. Claus. p. 29.
: N Pfeiffer in Malak. Blätt. XV p. 60.
hd „ Monogr. Hel. 6 p. 506 No. 505.
„ Eller aba Küster Claus. p. 188 No. 184 t. 20 f. 26—28.
5 gi var. minor. Brusina Contrib. p. 116 No. 126.
Diese, bisher meist mit Cl. fulcrata verwechselte Art ist
derselben wirklich sehr ähnlich und nur bei genauer Beobach-
tung aller Verhältnisse zu unterscheiden. Die Form ist schlan-
ker, wenig spindelförmig, oft fast rein walzig, schlank, die Fläche
mit feinen etwas schiefen Rippen besetzt, seidenglänzend, die
Rippen meistentheils an der Naht weiss, übrigens sehr verän-
derlich, bald fein und so eng beisammenstehend, wie bei fulerata,
bald stärker und weiter entfernt, so dass bei manchen Exem-
plaren die Zwischenräume die doppelte Breite der Rippen ha-
ben. Der Wirbel ist lang ausgezogen verschmälert und endet
in einer feinen Spitze. Die Naht wird durch die vorstehenden
Rippen gekerbt, ist aber wenig eingezogen, besonders nach un-
ten; die Windungen nehmen langsam zu, die oberen zeigen eine
geringe Wölbung, die unteren sind fast eben, die letzte schlank,
vom Mundrand gegen die Mondfalte eingesenkt, unten mit einem
kurzen Kielhöcker und undeutlicher Kielfurche, an der Aussen-
seite derselben erscheint die Andeutung eines zweiten Höckers,
welcher durch die Nackeneinsenkung deutlicher hervorgehoben
ist. Der Nacken ist feiner und etwas weniger dicht gerippt als
die übrige Fläche. Die Mündung ist verhältnissmässig kleiner
als bei Cl. fulerata, etwas schief, birnförmig, der Mundsaum zu-
sammenhängend, kurz lostretend, oben links eine deutliche ab-
serundete Ecke bildend, schwach ausgebogen, weiss, nur selten
unterhalb der kurzen rundlichen Bucht etwas verdickt. Die La-
mellen dünn, die obere nicht heraustretend, die untere steht
oberhalb der Mitte der Höhe, zieht sich geschwungen einwärts
und steigt rasch fast senkrecht in die Höhe, wobei sie der Ober-
lamelle so nahe kommt, dass bei senkrechtem Blick in die Mün-
dung sich beide fast zu berühren scheinen, während bei Cl. ful-
84
crata im gleichem Verhältniss beide noch immer einen ziemli-
chen Raum zwischen sich erkennen lassen. Die Falten sind we-
nig entwickelt, die Suturalfalte nur innen sichtbar, die Princi-
palfalte etwas kräftiger, vorn in die schwachs Gaumenwulst ver-
laufend, innen fast eben so lang über die Mondfalte hinaus rei-
chend, die untere Gaumenfalte, aus der Mondfalte entspringend,
reicht etwas in die Mündung herab. Die Mondfalte steht etwas
vor der Mitte des Rückens, steigt gerade herab und ist oben in
einer abgerundeten Ecke zurückgebogen. Die Subcolumellar-
falte ist gerade, wenig sichtbar und krümmt sich bei recht aus-
gebildeten Exemplaren unten in einem kurzen u etwas
nach aussen.
Bei Kabane nördlich der Feste Clissa, auch in der Um-
gebung von Clissa selbst, nach Parreiss auch bei Almissa?
36. CI. Sirkii Parr.
Testa anguste rimata, fusiformis, tenera, irregulariter co-
stulata, sericina, ferruginea; spira attenuata, ante apicem sub-
concava; sutura modice constrieta, papillis sparsis albis urnata;
anfract. 10 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus subtumi-
dus, antice impressus, densius costulatus, basi breviter bicrista-
tus, erista exteriore obtusa; apertura majuscula, pyriformis; pe-
ristoma continuum, brevissime solutum, undique anguste expan-
sum, albidum; lamellae subconvergentes, supera minuta, infera
validior, subtransversa; plica suturalis minus distinceta, angusta,
prineipalis validiuscula, intus ultra lunellam producta, palatalis
infera lata, brevissima, vix emersa; lunella latiuscula, superne‘
minus curvata; plica subcolumellaris strieta, inferne curvata,
subemersa. Long. 13, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 21/a
lata.
Clausilia Sirkii Parreiss, Claus. p. 3.
„ „ Charpentier in Journ. de Conch.1852 p. 384 No, 149.
5 » Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 764 No. 298.
n ..».. Brusina Contrib.-p. 116.
Von den beiden vorigen Arten bestimmt verschieden, von
Cl. fulerata schon durch andere Farbe, geringere Grösse und
stärkere Rippen, von Cl. tichobates durch die spindelförmige
Gestalt, weniger regelmässige schiefer gestellte Rippen und be-
%
Er ren ae re.
85
sonders durch die grosse Mündung, mehr getrennte Lamellen
und durch die zum Theil vollständig ausgebildeten Papillen.
Das eng geritzte, etwas dünne und durchscheinende Gehäuse ist
spindelförmig mit ziemlich lang ausgezogener, vor der feinen
Spitze kaum merklich concaver Spira, die Rippen schief stehend,
so breit wie die Zwischenräume, stumpf, fast wie abgeschliffen, °
mit einzelnen feinen und ganz niedrigen untermischt, manche
an der Naht weiss, papillenähnlich, auf den mittleren Windungen
stehen wirkliche Papillen vereinzelt oder nur einige nebenein-
ander, theils grössere, theils kleinere, während die Naht der
beiden letzten Umgänge etwas abgesetzt und weiss gefärbt er-
scheint. Die letzte Windung ist fast gleichmässig wie die übrige
Fläche gerippt, oben schwach aufgetrieben, von vorn gegen die
Mondfalte deutlich eingesenkt, unten mit zwei ungleichen Kiel-
höckern, der an der Nabelritze bogig erhoben, etwas geschweitft,
der andere ausserhalb der seichten Kielfurche stumpf und ge-
rade. Die Mündung verhältnissmässig gross, mehr gerundet
birnförmig; der Mundsaum zusammenhängend, angedrückt, ringsum
ausgebogen, der linke Rand unter der unregelmässig gerundeten
Bucht verdickt. Die beiden Lamellen dünn, besonders die obere,
die untere ziemlich entfernt stehend, hoch über der Mündungs-
basis beginnend, mit schwacher Biegung schräg einwärts laufend,
innen ansteigend; die Suturalfalte wenig sichtbar, die Principal-
falte kräftig, lang, vorn in die schwache Gaumenwulst verlaufend,
nach innen :bis oberhalb der Nabelritze reichend, die untere Gau-
menfalte wenig deutlich, am Ende verschwimmend. Die Mond-
falte ist deutlich, fast gerade, das obere Ende nur wenig zurück-
sebogen. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und biegt _
sich unten etwas nach aussen, bei älteren Stücken tritt sie
wahrscheinlich weiter heraus.
Ich erhielt diese mir fehlende Art von Herrn Dr. Kobelt
freundlichst geliehen, jedoch ohne Fundortsangabe; Brusina gibt:
Castello di Spalato.
37. Ol. pellucida Pfeiffer.
Testa rimata, fusiformis, tenuis, pellucida, oblique costulato-
striata vel plicatula, corneo-Navida; spira regulariter attenuata,
apice acutiuscula; sutura distineta, papillis minutis, interdum ma-
joribus albidis ornata; anfract. 9 vix convexiusculi, ultimus antice
7
86
rugoso-plicatus, basi obtuse bicristatus et oblique sulcatus; peri-
stoma continuum, solutum, expansum, undique subtiliter limba-
tum; apertura pyriformi-ovalis; sinulus brevis, rotundatus; la-
mellae mediocres, infera flexuosa; plica suturalis conspieua, pl.
principalis ultra lunellam producta, palatalis infera validiuscula,
emersa; plica subcolumellaris fere inconspicua, immersa. Long.
11, diam. 21,—3 mm., apert. 21/; mm. longa, 2 lata.
Clausilia pellucida Pfeiffer Mon. Hel. II p. 456 No. 145.
5 Kutschigii, Parreiss in Sched.
N pellueida, Küster Claus. p 128 No. 123 t. 14 f. 1-4.
5 5 Brusina Contrib. p. 115 No. 111.
Die kleinste Art des Formenkreises, sehr kenntlich an der
eiförmigen Mündung und dem lostretenden Mundsaum, sowie
durch die Spindelform und die bald deutlichere bald verloschene
Streifung. Das Gehäuse ist zuweilen etwas schlanker, häufiger
kürzer und bauchiger, glänzend, durchscheinend, horngelblich,
oben gewöhnlich deutlicher, unten verloschen gestreift, seltner ist
die ganze Fläche schief und fein rippenstreifig. Der Wirbel ist
regelmässig verschmälert mit feiner Spitze, die Naht deutlich,
zuweilen stellenweise fadenrandig, mit weisslichen Papillen be-
setzt, welche bald kleiner und dicht beisammen, bald grösser
und mehr entfernt stehen und meist die Spitze von stärker er-
hobenen Streifen bilden. Die Windungen sind kaum gewölbt,
die unteren oft ganz eben; die letzte ist vorn etwas eingesenkt,
runzelfaltig, unten mit zwei ungleichen Kielhöckern, der äussere
den Nabelritz umziehend, ziemlich erhoben, der innere neben
der schrägen Furche wird eigentlich nur durch diese und die
Einsenkung hinter dem Mundrand gebildet und tritt als stumpf-
kantige Erhöhung hervor. Die Mündung ist eiförmig, linkerseits
ansteigend mit weiter rundlicher Bucht; der Mundsaum ganz-
randig, rechterseits ziemlich gerade, links einen starken Bogen
bildend, lostretend, ausgebogen, ringsum etwas lippenartig ver-
dickt, besonders unterhalb der Bucht stumpf hervortretend. Die
beiden Lamellen etwas. dünn, die untere von der Mitte der
Mündungshöhe beginnend in einen flachen Bogen einwärts ver-
laufend, innen erst wieder etwas herabgesenkt, dann fast senk-
recht in einem starken Bogen ansteigend, der Oberlamelle we-
nig genähert. Die Suturalfalte wenig deutlich, die Prineipal-
falte mässig lang, vorn in die röthliche Gaumenwulst verlaufend,
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87
innen eine kurze Strecke über die Mondfalte fortgesetzt, letztere
aussen deutlich, etwas schräg, oben in einer deutlichen Ecke
nach hinten umgebogen, die untere Gaumenfalte tritt, aus der
Mondfalte verlaufend, eine kurze Strecke in die Mündung vor.
Die Subcolumellarfalte liegt tief innen, so dass sie nur bei sehr
schiefem Blick in die Mündung wahrnehmbar ist, unten krümmt
sie sich wenig merklich nach aussen. Die Spirallamelle ist
ziemlich kräftig und reicht fast bis zur Mitte der Oberlamelle.
Von Kutschig mit der Fundortsangabe „Budua“ erhalten,
mehrere Exemplare fand ich bei den, Castelli genannten Dörfern
bei Spalato. R
38. CI. tenella Parreiss.
Testa anguste rimata, ventroso-fusiformis, tenella, conferte
striata, pellucida, corneo-fava; spira convexo-turrita, apice acu-
tiuscula; sutura minus distineta, crenulata, leviter papillifera ;
anfract. 10, ultimi planiusculi, sublaevigati, ultimus basi tumidus,
juxta rimam breviter gibboso-cristatus et late sulcatus, antice
regulariter costato-striatus; apertura ovali-pyriformis ; peristoma
continuum, albo-callosum, superne vix solutum, margine externo
prope insertionem attenuato; lamella supera tenuissima, infera
mediocris, profunda, flexuosa, interdum sursum subramosa; plica
suturalis distineta, principalis brevis, vix ultra lunellam producta;
lunella arcuata, subangulata; plica subcolumellaris strictiuscula,
vix emersa.. Long. 13—15, diam. 31/,—4 mm., apert. 3—3!/3
longa, 21/,—3 lata.
Clausilia tenella Parreiss mss.
» 5 Küster Claus. p. 325 No. 341 t. 37 f. 4—6.
Pfeiffer in Malak. Blätt. XIII p. 153; Mon. Hel,
VI p. 486 No. 391.
” ”
Diese und. die nächste Art nähern sich schon einigermassen
den Arten der Gruppe der Cl. conspurcata, die Form der Mün-
dung, die regelmässige Streifung, sowie die Neigung des Los-
tretens der zweiten Gaumenfalte von der Lunella lassen aber
ihre Zugehörigkeit in den Formenkreis nicht verkennen. Die
jetzige zeigt, wie Cl. pellucida, grosse Abweichungen in Grösse
und Form, jedoch sind auch die schlankeren Stücke immer noch
mehr oder weniger bauchig spindelförmig. Die Nabelritze ist
78
88
wie gewöhnlich eng, mehr oder weniger punktförmig eingetieft,
die Wandung dünn, durchscheinend, die oberen Windungen zei-
gen eine deutliche regelmässige Streifung, die auf den unteren
ziemlich verloschen ; der Wirbel läuft in eine feine Spitze aus.
Selten ist die Naht etwas eingetieft, gekerbt durch die bald sehr
häufigen und deutlichen, bald kleineren und wenig deutlichen
Papillen, welche im letzteren Falle auch nicht immer weiss ge-
färbt, sondern fast von der Farbe des Grundes sind. Die Win-
dungen nehmen langsam zu; die letzte, von mässiger Länge und
nach unten verschmälert, ist vorn ziemlich regelmässig falten-
streifig, unten mit einem deutlichen Kielhöcker versehen, neben
demselben die deutliche Kielfurche, ausserhalb derselben steht
eine stumpfe schwache Auftreibung als Andeutung eines zweiten
Kielhöckers. Die Mündung ist verhältnissmässig gross, gerundet
birnförmig, mit kurzer länglichrunder Bucht; der Mundsaum zu-
sammenhängend, oben angeheftet oder kaum merklich lostretend,
der rechte Rand oben etwas geschweift, innen ringsum dünn
weissschwielig, am stärksten unter der Bucht, ohne jedoch zahn-
förmig vorzuspringen. Die Lamellen dünn, besonders die obere,
die untere etwas eingesenkt, geschweift, innen bogig ansteigend.
Die Suturalfalte nach aussen deutlich, die Prineipalfalte vorn
abgekürzt, innen nur wenig über die Mondfalte hinaus verlän-
gert, letztere deutlich, bald bogig, bald mehr gerade und oben
nach innen umgebogen, welcher obere Theil nicht selten als
zweite Gaumenfalte deutlich erkennbar wird und bei recht aus-
gebildeten Exemplaren vorn noch etwas über die Mondfalte sich
verlängert, somit eine wirkliche zweite schräge Gaumenfalte bil-
det. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und krümmt
sich unten etwas nach aussen, so dass sie als flachbogige Erhö-
hung der dünnen Lippe des Mundrandes sichtbar wird. 2
Die Spirallamelle endet vorn hinter der Mitte der Ober-
lamelle, innen läuft sie mit der Unterlamelle zugleich aus, ist
vor dem Ende steil bogig herabgesenkt und dann eine kurze
Strecke niedrig-auslaufend; die Lamella inserta deutlich, schmal;
das Clausilium breit, durch die stark aufgebogenen Ränder tief
rinnenförmig, vorn stumpf gerundet.
Von der Insel Curzola (Parreiss), auch bei Cattaro.
89
39. Cl. Cusmichii Kutsch.
Testa anguste rimata, cylindracea, tenuis, pellucida, subre-
gulariter obscure-striata, corneo-flava, nitida; spira breviter at-
tenuata, apice acutiuscula; sutura distineta, submarginata, pa-
pillis rotundatis, albis ornata; anfract. convexiusculi, inferi sub-
plani; ultimus antice concavus, rugoso-plicatus, juxta rimam le-
viter gibbosus et sulcatus; apertura ovali-pyriformis, sinulus la-
tus, rotundatus; peristoma sejunctum, expansiusculum, fusces-
centi-flavum; lamella supera compressa, infera flexuosa, antice
subinerassata, intus subramosa; plica suturalis distineta, prineci-
palis ultra lunellam breviter producta, palatalis secunda distineta,
brevissima, obliqua, palatalis infera minus distineta, oblique
emersa; lunella obligua, curvatiuscula,. plica subcolumellaris
strietiuscula, inferne oblique truncata. Long. vix 15, diam- 3
mm., apert. 3!/;, mm. longa, 21/, lata.
Clausilia Cusmichii Kutschig. Parreiss in sched.
5 r Brusina Contrib. p. 117 No, 143.
Von der vorigen durch die walzenförmige Gestalt, deutliche
Papillen, kleinere Mündung mit braunen Rändern, vor allem je-
doch durch die so ausgeprägte, bei der vorigen meist nur ange-
deuteten zweite Gaumenfalte verschieden. Mit den übrigen Arten
des Formenkreises ist eine Verwechslung nicht anzunehmen.
Das fast walzenförmige Gehäuse wird erst weit oben rasch ver-
schmälert und endet in einer feinen Spitze, die Fläche ist sehr
fein, fast verloschen gestreift, glänzend, die Wandung dünn und
fast durchscheinend, der Grund hell graulichgelb. Die Naht ist
nur oben deutlich eingezogen, unten weniger merklich, da die
Windungen fast eben, stellenweise fein gerandet und mit klei-
nen aber deutlichen, an den oberen Windungen gedrängt, an
den unteren weitläufig stehenden weissen Papillen besetzt. Die
letzte ist von vorn bis hinter die Mondfalte flach runzelstreifig,
hinter dem Mundsaum etwas eingesenkt, unten mit schwachem
Kielhöcker und flacher etwas breiter Furche, der Aussenrand
derselben erscheint durch eine stumpfkantige Erhöhung wie ein
zweiter kürzerer Kiel. Die Mündung ziemlich eng, ungleich
birnförmig, indem der rechte Basilartheil mehr herabgesenkt ist;
der Mundsaum ist wenig ausgebogen, nur unter der kurzen ge-
rundeten Bucht etwas verdickt, die Mundränder getrennt (bei
90
älteren Stücken vielleicht durch eine Schwiele verbunden), die
oberen Theile weiss, die unteren gelbbraun. Die beiden La-
mellen stehen sich mittelmässig nahe, die obere sehr dünn, zu-
sammengedrückt, die untere stärker, aufgebogen gerandet, nach
innen zu undeutlich gegabelt, innen stark gebogen aufsteigend.
Von den Falten ist die Suturalfalte wenig deutlich, die Princi-
palfalte kräftiger, ziemlich weit nach vorn laufend, innen nur
wenig über die Mondfalte verlängert, unter ihr die zweite Gau-
menfalte, fein und nach vorn stark abwärts gebogen; die Mond-
falte ziemlich kurz; schräg nach hinten gerichtet und unten bo-
gig gegen die Nabelritze verlängert. Die Subcolumellarfalte fast
gerade absteigend, vor dem Ende zusammengedrückt, erhoben
mit deutlicher Ecke, von dieser aus schräg abfallend und
etwas nach aussen vortretend. Das Clausilium dem der Cl.
tenella ähnlich; die Spirallamelle fast bis zur Mitte der Ober-
lamelle vortretend, innen fast mit der Unterlamelle endigend,
von einer stumpfen Ecke aus ziemlich rasch abfallend; die La-
mella inserta schmal, etwas fern von dem Ende der Spirallamelle
stehend.
Von Parreiss mit der Fundortsangabe „Budua“ erhalten.
Formenkreis von Cl. conspurcata.
Cl. minuscula Parr. Cl. divergens Klee.
„ Parthenia Kstr. „ opaca Zelr.
„ longicollis Kstr. „ eastanea Kstr.
„ klanda Zglr. „ angusticollis Klec.
„ humilis Kstr. „ notabilis Kstr,
„ pustulata Kstr. „ rutila Kstr.
»„ T album Kstr. „ Jucunda Kstr.
„ sebenicensis Vidov. „ tenebricosa Kstr.
„ diaphana Kstr. „ Rosinae Klee.
„ conspurcata Jan. „ archilabris Kutsch.
„ angistoma Kstr. „ pachychila Klec.
„ Gospiei Zelebor. „ petrina Parr.
„ decipiens Rssm. „ pachystoma Kstr,
„ eroatica Parr.
„ Helenae Klee.
„ Jlatilabris Wgn
„ alboeineta Pfr.
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91
War es bei dem vorigen Formenkreis schwer, eine nur
einigermassen genügende Diagnose zu geben, so ist bei dem
jetzigen dieses fast unmöglich; denn alle Kennzeichen schwanken,
Anklänge an Eigenthümlichkeiten anderer Gruppen finden sich
nicht selten und machen die Sache noch schwieriger. Und merk-
würdig — wenn man nur erst einige Arten des Formenkreises
sicher kennt, wird man kaum in die Verlegenkeit kommen, an-
dere als nicht dazu gehörig anzusprechen. Aber diese habituelle
Aehnlichkeit ist nur für das Auge und lässt sich kaum mit Wor-
ten wiedergeben.
Die Arten sind meist mittelgross bis zu einer ziemlichen
Grösse, die Fläche nur von den neuen Ansätzen unregelmässig
gestreift oder seltner mit regelmässiger feiner Streifung, der
Grund meist schön horn- oder bernsteingelb, horngelbröthlich
bis braun oder tief kirschroth. Die Naht selten etwas einge-
zogen, mit Papillen besetzt oder weiss gerandet, häufig ist nur
der Rand weisslich gesäumt. Der Nacken hat nie Falten oder
Rippen, ist im Gegentheil bei den meisten nur fein und dicht
gestreift. Die Mündung etwas gross, die Mundränder getrennt
oder nur durch eine Schwiele verbunden, selten vereinigt und
etwas lostretend (bei Cl. pachystoma); die Lamellen mässig stark,
die untere geschwungen, vorn etwas abgestutzt; die Mondfalte
meist sehr deutlich, oben mit einer stumpfen Ecke, von dort
schräg nach innen gerichtet, unten biegt sie sich fast recht-
winklig nach innen und verläuft bis in die Nähe des Mundran-
des, vorn geht die untere Gaumenfalte von ihr aus, welche
häufig sehr entwickelt in die Mündung hervortritt. Die Gaumen-
wulst mehr oder weniger ausgeprägt, bei mehreren Arten (Cl.
albocincta, angusticollis etc.) bildet sie einwärts einen schmalen,
leistenförmigen Bogen, welcher sich um das Vorderende der
Principalfalte wie eine zweite Gaumenfalte gegen die Mondfalte
- hinzieht. Die Subcolumellarfalte tritt regelmässig bogig heraus,
die Mundsaum ist häufig stark lippenartig verdickt, bei manchen
Arten so stark, dass die vorerwähnte Falte in diese Verdickung
eingeschlossen und unmerklich wird. Die Spirallamelle ist von
der Oberlamelle getrennt, innen läuft sie meist zugleich mit der
Unterlamelle aus, zwischen beiden steht die Lamella inserta,
meist der Spirallamelle näher gerückt; die Lamella parallela
ist ebenfalls vorhanden und krümmt sich häufig vorn gegen die
‚Oberlamella hin. Das Clausilium vorn abgerundet,
Die Arten leben besonders in der Nordhälfte Dalmatiens,
manche von ihnen kommen in grosser Menge vor.
Cl. minuscula Parr.
Testa minuta, anguste rimata, cylindraceo-subfusiformis, ni-
tidula, subtiliter striata, corneo-flava; spira attenuata, apice ob-
tusiuscula; sutura distineta, papillis albis, subrotundatis ornata;
anfr. 9 convexiusculi, lente acerescentes, ultimus antice ruguloso-
striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura ovata, peristoma ex-
pansiusculum, tenuiter labiatum, marginibus callo tenui junctis;
lamellae mediocres, supera compressa, protracta, infera flexuosa,
antice incrassata; plica suturalis distineta, breviuscula, prinei-
palis mediocris, ultra lunellam breviter producta, antice abbre-
viata, cum callo palatali juneta; lunella semilateralis, arcuata,
interdum superne angulatim curvata; plica subcolumellaris con-
Spicua, arcuatula, vix emersa. Long. 8—9!/,, diam. 21/, mm.
apert. 21/, mm. longa, 2 lata.
Clausilia minuscula, Parreiss in sched.
Eine der kleinsten Ulausilien, bis jetzt die kleinste in ih-
rem Formenkreis, zeichnet sich diese Art besonders durch ihre
etwas plumpe Form, die deutlichen Papillen und die Bildung der
Nackenparthie aus, indem bei letzterer die Basilarfurche weit
nach vorn gerückt ist durch die nach unten starke Verschmä-
lerung der Nabelseite, während die Mündungsseite gerade ab-
fällt. Eine Verwechslung mit den nahestehenden Arten wird
schon der Kleinheit wegen nicht stattfinden, man könnte minus-
cula höchstens als kleine Form der Cl. Parthenia annehmen, al-
lein letztere ist von schlankerem Bau, hat einen Umgang mehr,
eine längere und schmälere Mündung, die Verdickung unter dem
Sinulus ist weit schwächer, die Papillen sind weniger deutlich,
die Principalfalte länger und die Mondfalte weniger gebogen.
Cl. minuscula erinnert durch ihre gedrungene Form bei
gleicher Kürze etwas an Cl. strigillata, die Spitze ist ebenfalls
stumpflich, der übrige Theil ziemlich walzenförmig. Die lang-
sam an Höhe zunehmenden Windungen sind undeutlich gestreift,
die oberen deutlich, die unteren kaum gewölbt und erscheinen
nur durch die eingezogene, mit weissen, kleinen, theils rund-
lichen, theils mehr länglichen Papillen besetzte Naht etwas
were
TE I A u A
93
höher, die letzte ist mässig lang, an der Mündungsseite gerade,
an der Nabelseite bogig, unten so rasch verschmälert, dass sie
kaum halb so breit ist als am Oberrand.; dadurch steht der Ba-
salhöcker ebenfalls schief und die daneben befindliche seichte
Furche tritt über die Mitte weit nach vorn hinaus. Die eiför-
mige Mündung steht senkrecht, die Mundränder sind getrennt,
oder nur durch eine sehr dünne Schwiele verbunden, wenig aus-
sebogen, schwach lippensaumig, der linke vollkommen gerade,
innen neben dem weiten, gerundeten Sinulus etwas beulenartig
verdickt.. Die Oberlamelle ziemlich hoch, zusammengedrückt,
die untere geschweift, innen rasch aufwärts gebogen, vorn ver-
dickt, aber unten nicht zu einem Knötchen angeschwollen. Die
Suturalfalte deutlich, vorn fast mit der Principalfalte endigend,
letztere nach innen nur wenig über die Mondfalte fortgesetzt,
vorn abgekürzt, in die dünne schräg nach innen ziehende Gau-
menwulst verlaufend, die untere Gaumenfalte fehlt. Die Mond-
falte steht hinter der Mitte, ist unten ohne deutliche Ecke bis
zum Ursprung des Basalhöckers verlängert, oben krümmt sie
sich nach innen oder ist geknickt und erscheint wie eine zweite
Gaumenfalte, wie sie bei manchen Arten des vorigen Formen-
kreises vorkommt. Die Subcolumellarfalte innen gerade, unten
rasch auswärts gebogen. Die Spirallamelle wenig nach vorn
verlängert, tritt an die tief eindringende Oberlamelle ziemlich
nahe heran.
Vom Autor mit der Fundorts-Angabe „Cutais“ erhalten.
Das Auftreten einer Art dieses Formenkreises in so weiter
Ferne von dem eigentlichen Stammsitz desselben erscheint sehr
befremdlich, ich sah jedoch auch Exemplare von Cl. conspurcata
vom Caucasus stammend, so dass entweder Verschleppung statt-
gefunden hat, oder in dem breiten Raum zwischen Dalmatien
und den Caucasusländern noch mehrere verwandte Arten als
Verbindungsglieder gefunden werden dürften.
40. Cl. Parthenia Kstr.
Testa anguste rimata, clavato-fusiformis, supeine attenuata,
apice obtusiusceula, nitida, diaphana, succineo-fuscescens, obsolete
striata; sutura. distineta, papillis parvis posita; anfract. 10 modice
accrescentes, convexiusculi, ultimus subobliguus, antice rug080-
94
striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura mediocris, suboblique
‚ovata; peristoma discontinuum, breviter reflexum, margine ex-
terno superne subinerassato; lamellae parvae, infera flexuosa,
brevissime porrecta, antice incrassata; plica suturalis gra-
cilis, prineipalis longa, antice abbreviata, pl. palatalis infera aut
brevis aut nulla; lunella semilateralis, superne arcuata; plica
subcolumellaris strieta, vix conspicua, rarius subemersa; lamella-
spiralis brevis. Long. 12, diam. vix 3 mm., apert. 21/, mm.
longa, 2 lata.
a) var. minor: fusiformi-conica, lamella infera antice di-*
stinete truncata; plica subcolumellaris emersa. Long.
11, diam. 21/, mm.
Klein und ziemlich schlank, mit enger schmaler Nabelritze,
fast keulenförmig, oben lang verschmälert, mit stumpflicher
Spitze, durchscheinend, mässig glänzend, undeutlich gestreift,
bräunlich dunkel bernsteingelb. Die Naht ist deutlich einge-
zogen, mit kleinen weisslichen, nicht sehr zahlreichen Papillen
besetzt, welche theilweise in erhöhte Streifen auslaufen, die über
das erste Drittheil der Windungen fortgesetzt sind. Die Win-
dungen, langsam zunehmend, sind oben mehr, nach unten schwach
gewölbt, die vorletzte wenig höher als die vorhergehende, die
letzte vorn fein runzelstreifig, mit einem leicht gebogenen deut-
lichen Kielhöcker an der Basis, daneben eine seichte Furche.
Die Mündung fast gerade, eiförmig, die Mundränder getrennt,
der Mundsaum kaum oder nur schwach ausgebogen, weisslich,
nur links unter dem kurzen Sinulus etwas verdickt, an der Ba-
sis öfters nach rechts etwas mehr herabgesenkt. Die Lamellen
nicht sehr entwickelt, die untere vorn verdickt, schräg aufwärts
gerichtet und niedrig, innen dagegen stärker entwickelt, indem
sich die Lamelle, schnell breiter werdend, in einem kurzen
Bogen rasch aufwärts krümmt. Die Suturalfalte deutlich, die
Principalfalte nach aussen meist überragend, letztere reicht innen
über die Mondfalte hinaus bis oberhalb der Nabelritze, vorn ist
sie kürzer als bei den verwandten Arten und hängt bei recht
ausgebildeten Stücken mit der röthlichen, ziemlich dünnen, unter
der Principalfalte fortgesetzten Gaumenschwiele zusammen. Die
untere Gaumenfalte fehlt entweder ganz oder bildet nur eine
kurze Fortsetzung der Mondfalte, so dass sie bei senkrechtem
Blick in die Mündung kaum sichtbar ist. Die Mondfalte selbst
95
steht hinter der Mitte, ist kurz, leicht gebogen, unten mit einem
deutlichen Fortsatz nach innen, welcher geradlinig gegen die
Nabelritze verläuft. Die Subcolumellarfalte steigt fast gerade
herab, meist kaum sichtbar, selten biegt sie sich unten etwas
heraus. Die Spirallamelle tritt nicht weit nach vorn, innen
ist sie schräg abgeflacht und endet zugleich mit der Unter-
lamelle.
Die Varietät ist kleiner, weniger walzig, die Unterlamelle
vorn mässig verdickt, deutlich abgestutzt; die Subcolumellarfalte
tritt nach aussen vor.
Ich hatte diese Art früher mit kleinen Stücken von humilis
beisammen, zu denen sie wegen ihrer Kleinheit und schlanken
Gestalt wie der seitlichen Mondfalte einigermassen passt, allein
sie ist weniger walzig, die Windungen sind stärker gewölbt, die
Mündung kürzer; besonders aber ist es die Verschiedenheit der
Unterlamelle, welche bei humilis nach innen zu nicht höher
wird, was ihre Trennung rechtfertigt.
In mehreren Stücken bei Makarska gefunden, die Varietät
erhielt ich mit conspurcata aus Montenegro durch Erber in
Wien.
ZA CH. longicollis Kstr.
Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, superne atte-
nuata, acutiuscula, corneo-flava, nitida, diaphana, obsolete-striata ;
anfract. 10 sutura distineta papillifera juneti, primi convexius-
culi, ultimi planulati, ultimus elongatus, basi sulcatus, juxta ri-
mam gibbus, antice subtiliter plicato-striatus; apertura ovata,
subobliqua; peristoma non continuum, expansiusculum, margine
externo superne vix incrassato; lamellae mediocres, approxi-
matae, supera parvula, compressa, infera regulariter arcuata;
plieca suturalis minus distineta, principalis longiuscula, pl. pala-
talis infera obliqua, conspicua; lunella dorsalis, strietiuscula;
plica subcolumellaris arcuatula, conspicua, non emersa. Long.
14, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 21/, lata.
Es bedarf wenig, um diese zierliche Art vor Verwechslung
mit einer ihrer Verwandten zu bewahren, da die Länge und
Gestalt der Nackenparthie sie auf den ersten Blick kenntlich
96
macht. Sie ist in ihrer Verwandtschaftsreihe (der Cl. conspur-
cata), was angusticollis in der Reihe der Cl. decipiens, und
könnte höchstens mit besonders schlanken Exemplaren der Cl.
T album verwechselt werden, bei der aber durchweg dunklere
Farbe, anders geformte Unterlamelle, zusammenhängender Mund-
saum und stärker entwickelter Kielhöcker hervorzuheben sind,
Von der ebenfalls walzigen, schlanken Cl. blanda unterscheidet
sie schon die dorsale Stellung der Mondfalte und der Mangel
eines Knötchens vorn an der Unterseite der Unterlamelle.
. Das Gehäuse ist eng geritzt, mehr walzig als spindelför-
mig, oben länglich verschmälert mit spitzlichem Wirbel, fein
und wie abgeschliffen gestreift, glänzend, durchscheinend, horn-
selb. Die Naht deutlich eingezogen, unten fein weiss gerandet,
dann mit kleinen, erst gedrängt, dann weitläufiger stehenden
Papillen besetzt, von welchen einzelne etwas mehr in die Länge
gezogen erscheinen. Die Windungen nehmen erst langsam zu,
die vier ersten sind gleich hoch, die fünfte nur wenig höher,
die drei untersten länger, flach, besonders die letzte sehr lang,
die übrigen leicht gewölbt. Der Nacken ist vorn fein, fast ver-
loschen faltenstreifig, um die Nabelritze zieht sich ein wenig
entwickelter, flach bogiger Kielhöcker, neben demselben eine
flache etwas breite Furche, an dessen Aussentheil eine merklich
stumpfe Kante. Die Mündung eiförmig, etwas zur Seite geneigt,
mässig gross; der Mundsaum oben unterbrochen, kaum ausge-
bogen, weiss, rechterseits mit einer sehr schwachen Verdickung,
unten stärker, links flacher regelmässig gerundet. Der Sinulus
gerade, etwas hoch, mässig weit, oben gerundet. Die beiden
Lamellen stehen nahe beisammen, die obere hängt mit dem
Mundsaum zusammen und zieht sich nicht weit nach innen, die
untere bildet einen regelmässigen Bogen mit aufgestülptem
Rand, tritt nur wenig heraus und zeigt vorn an der Unterseite
keine Verdickung. Die Suturalfalte verläuft als feine Leiste
dicht unter der Naht, die Principalfalte ist ziemlich kräftig, vorn
in die ganz unscheinbare Gaumenwulst übergehend, innen reicht
sie nur ganz wenig über die feine, oben nach innen umgebogene,
übrigens gerade absteigende Mondfalte hinaus. Die untere Gau-
menfalte erscheint nur als kurzer Fortsatz der Mondfalte, von
der zugleich nach innen gegen den Anfang des Kielhöckers ein
zweiter Ast verläuft. Die Subcolumellarfalte steigt schwach ge-
er EEE ED ba are na rien SER
TEE ERBE EBENEN TREND SEE
97
bogen herab und ist nur bei schrägem Blick in die Mündung
sichtbar (tritt vielleicht bei älteren Stücken weiter nach aussen);
die Spirallamelle endet nach vorn neben dem Innenende der
Öberlamelle.
Ich fand diese Art unter Exemplaren von conspurcata aus
der Gegend von Spalato.
42. Cl. blanda Zglr.
Testa minutim rimata, cylindraceo-fusiformis, nitida, sub-
striata, fulvo-cornea, diaphana; spira sensim attenuata, acutius-
cula; sutura vix impressa, anfractuum superiorum minute papilli-
fera; anfr. 11 planiusculi, primi lente accrescentes, ultimus an-
tice ruguloso-striatulus, basi gibbus et late sulcatus; apertura
late pyriformis, peristoma magis minusve connexum, albo-limbatum,
brevissime expansum; lamella supera tenuis, infera flexuosa,
antice incrassato, subtruncata; plica suturalis distineta, longa,
principalis longissima, palatalis infera aut nulla aut abbreviata,
lunella superne curvata; plica subcolumellaris subbasalis, emersa.
Long. 14, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 2'/, lata.
Clausilia blanda Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 13 f. 173.
: Pfeiffer Mon. Hel. II p. 448 No. 129.
5 Küster Claus. p. 182 No. 178 t. 19 f. 44-46.
3 Brusina Contr. p. 116 No. 133.
Cl. blanda ist eine sehr kenntliche, von Rossmässler gut
abgebildete, aber doch vielfach verkannte Art, ich erhielt statt
ihrer von vielen Seiten immer nur Cl. conspurcata in den klei-
neren Formen. Ihre Unterschiede von der nächstverwandten
humilis wurden bei dieser hervorgehoben, von den übrigen Ver-
wandten steht sie weit ab durch walzige Form, die höhern letz-
ten Windungen, seitlich stehende Mondfalte und gewöhnlich feh-
lende untere Gaumenfalte. Die Farbe wechselt von Braungelb
durch reines Horngelb bis fast zum Bernsteingelben, die Strei-
fung ist sehr undeutlich, der Nacken deutlich runzelstreifig, der
Kielhöcker der Basis deutlich, kaum gebogen, durch eine unten
breitere Furche abgegrenzt. Die Mündung steht senkrecht, die
Mundränder sind oben getrennt oder durch eine dünne weiss-
liche Schwiele verbunden, wenig ausgebogen, unter dem rund-
lichen kurzen Sinulus nur wenig verdickt. Die kräftig ent-
98
wickelte Suturalfalte ist innen etwas kürzer, aussen eben so lang
wie die Principalfalte, beide enden vorn in der schwachen, ziem-
lich tief eingesenkten, durchscheinenden, einwärts ziehenden
Gaumenschwiele; die nur selten vorkommende untere Gaumen-
falte steht wegen dem tief eingesenkten Schliessapparat der.
nicht vortretenden Subcolumellarfalte nahe und ist nur bei
schiefem Blick in die Mündung zu sehen. Die Mondfalte krümmt
sich oben nach innen, und steht so weit zurück, dass sie fast auf
den Anfang des Kielhöckers trifft, die Principalfalte geht nach
innen weit über sie hinaus bis oberhalb des Interlamellars. Die
Unterlamelle geht mit leichter Biesung schräg aufwärts, ist
vorn etwas abgestutzt und unten in ein deutliches Knötchen
verdickt oder mit einer in die Breite ausgedehnten Anschwel-
lung. Die Oberlamelle gerade, weit nach innen fortgesetzt, die
etwas entfernt stehende Spirallamelle reicht bis über das letzte
Drittheil derselben.
Ein sehr charakteristisches Exemplar meiner Sammlung
erhielt ich von Rossmässler, mit der Fundortsbezeichnung: „Dal-
matien“, die übrigen von Sandri aus der Gegend von Makarska,
Brusina hat als Fundorte noch: Knin, Sign, Bergato, Ragusa
und S. Giovanni. Ich selbst fand sie in Dalmatien nicht, die
Art scheint eine der seltneren zu sein.
43. Cl. humilis Kstr.
Testa subrimata, elongata, subfusiformi-conica, interdum
subeylindrica, superne longe attenuata, acutiuscula, corneo-fus-
cescens, rarius corneo-flava, obsolete striata, nitidula; sutura
minus distincta, subtiliter albo-filosa, superne papillifera, papillis
minutis, crebriusculis; anfract. 11—12 planiusculi, lente accres-
centes, ultimus antice rugoso-plicatis, basi gibbus et sulcatus;
apertura subperpendicularis, subangusta, peristoma subconti-
nuum, vix expansum, albidum, margine externo superne vix aut
minus incrassato; lamella supera compressa, infera vix arcuata,
minus prominens, oblique adscendens, antice subangulato-termi-
nata, subtus incrassata; plica suturalis conspicua, principalis
longa, palatalis infera plerumque nulla; lunella lateralis, arcua-
tula; plica subcolumellaris conspicua, subemersa. Long. 14—18, BE |
diam. 21/,—31/, mm., apert. 3—4 mm. longa, 21/,—3 lata.
+ 99
Clausilia humilis, Küster Claus. p. 288 No. 296 t. 32 f. 29—31.
ss 2 Pfeiffer Mon. Hel. VI.
„ soraria, Parreiss in sched. Schmidt Claus. Syst. p.54.
egena, Küster Claus. p. 289 No. 297 t. 32 f. 35—37.
”„
Es wird kaum Jemand in Versuchung kommen, wenn er
Exemplare von Cl. blanda und humilis neben einander liegen
hat, beide für zusammengehörig zu erklären. Und doch stimmen
beide in vielen wesentlichen Kennzeichen vollständig überein.
Beide sind schlank, ihre Windungen verflacht, Bildung und Stel-
lung der Mondfalte, Länge der Principalfalte gleich, bei beiden
kommt nur ausnahmsweise eine untere Gaumenfalte vor, ebenso
ist die in schräger Richtung nach innen ansteigende, wenig vor-
stehende, vorn in einer kleinen Ecke endigende, unten mit einem
Knötchen versehene Unterlamelle bei beiden dieselbe, ebenso
die kaum eingezogene Naht und die Papillirung. Aber humilis
ist gewöhnlich viel grösser, die kleineren Exemplare mehr spin-
delförmig, die gewöhnliche Farbe dunkel hornbraun bis ins horn-
gelbliche, hellere Stücke haben jedoch nicht das schöne horn-
gelb der blanda, sondern ziehen mehr ins Weisse, die Mündung
ist länglich und schmäler, die Form im Allgemeinen mehr ko-
nisch, die Nackenparthie kräftig gerunzelt, der Kielhöcker
stärker.
Wie aus den Grössenangaben ersichtlich ist, ist humilis
darin sehr veränderlich und sind besonders die kleineren Stücke
spindelförmig, die grösseren schlank, theils walzig, theils schon
von den unteren Windungen an zur Spitze konisch verschmälert.
die Spitze selber fein, abgestumpft. Die kräftige Wandung ist
nie so durchscheinend, wie die der Cl. blanda, ebenso ist auch
der Glanz schwächer, die Streifen sehr undeutlich. Die Win-
dungen nehmen langsam zu, nur die drei letzten sind etwas
höher, die letzte ist bis zur Mondfalte kräftig und ziemlich regel-
mässig runzelstreifig, der Kielhöcker neben dem Nabelritz kurz,
schräg, kaum gebogen, aussen mit wenig vertiefter Furche. Die
Mündung ist fast senkrecht, länglich, eiförmig; der Mundsaum
wenig ausgebogen, weisslich, die Ränder oben durch eine Schwiele
verbunden, der Sinulus gleichbreit, senkrecht, hochstehend. Die
Lamellen einander genähert, die obere zusammengedrückt, die
untere fast ohne Biegung schräg aufwärts verlaufend, vorn in
einer kleinen Ecke endigend, unten mit einem Knötchen oder
100 | -
breiter verdickt; im Allgemeinen niedrig, nicht weit über 1/3
der Mündungsbreite überragend. Die lange Suturalfalte bei
kräftigen Stücken fast so stark wie die Principalfalte, welche
vorn in die dünne, nach unten und innen ziehende Gaumenwulst
verläuft, innen bis über die Nabelritze oder noch weiter fort-
zieht. Die untere Gaumenfalte fehlt in der Regel, wenn sie
doch vorhanden, ist sie wegen der Stellung der Mondfalte nur
bei schiefem Blick in die Mündung sichtbar. Die Mondfalte
steht ganz seitlich und ist entweder nur leicht gebogen oder
die Biegung bildet fast in der Mitte der Länge einen sehr stum+
pfen Winkel. Bei allen ausgebildeten Stücken tritt die Subcolu-
mellarfalte ganz unten in einem kurzen Bogen nach aussen bis
zum Mundrand. Die Spirallamelle endet vorn innerhalb der
Oberlamelle, innen ragt sie etwas über die Unterlamelle hinaus
und fällt sehr langsam ab. Das Clausilium ist vorn fast regel-
mässig abgerundet, mit einer schwachen Ecke am Anfang des
Unterrandes.
Cl. humilis scheint wenig verbreitet, ich fand sie bei Spa-
lato, Makarska und Kistagne.
Meine Cl. egena war auf ein mehr spindelförmiges,
ausnahmsweise mit grösserer Mündung versehenes, überhaupt
sehr kräftig ausgebildetes Exemplar gegründet, zu einer Zeit,
wo mir zufällig nur schlanke langgestreckte Exemplare der
humilis zu Gebote standen. Durch die Güte des Herrn
Kleeciach wurden mir später mehrere Exemplare von humilis
zu Theil, worunter alle Uebergänge zu egena zu finden
waren, so dass letztere als Art nicht mehr aufrecht zu er- |
halten ist.
.
44. CI. pustulata Kstr.
Testa anguste subrimata, eylindrica, interdum subfusiformis,
superne longe attenuata, acutiuscula, vix striata, nitida, corneo-
flava; sutura distineta, papillis albis, oblongis, remotis ornata;
anfract. 10, superiores convexiusculi, ultimi plani; ultimus antice
rugoso-striatus, basi gibbus et obsolete sulcatus; apertura ovata;
peristoma subcontinuum, expansiusculum, tenuiter albolabiatum,
margine externo superne breviter incrassato; lamellae approxi-
matae, supera brevis, compressa, infera tenuis, flexuosa; plica
101
suturalis vix conspicua, principalis mediocris, antice in callo pa-
latali albido terminata, palatalis infera conspicua; lunella brevis,
arcuatula, dorsalis, plica subcolumellaris strietiuscula, subemersa.
Long. 12--14, diam. vix 3 mm., apert. 31/; mm. longa, 21], lata.
Clausilia pustulata Küster, Brusina Contrib. p. 116 No. 135.
Eine zierliche, durch die verhältnissmässig grossen Papillen
ausgezeichnete, sehr distinete Art, verwandt durch die Walzen-
form mit blanda und humilis, aber von beiden schon durch die
nicht nach innen gerückte Mondfalte verschieden. Das Gehäuse
erscheint besonders bei grösseren Stücken schlank, bei einem
kleineren etwas walzig spindelförmig, verschmälert sich nach
oben sehr allmählich, die Fläche zeigt sich nur undeutlich ge-
streift, glänzend, heller oder dunkler horngelb. Die deutlich
eingezogene Naht trägt ziemlich grosse, weisse, längliche, ent-
fernt stehende Papillen, welche nach oben hin schmäler, fast
strichförmig werden. Die letzte Windung hat ganz die Form,
wie die der Cl. conspurcata, ist vorn fein runzelstreifig, mit
einem hellen Flecken am Obertheil von der durchscheinenden Gau-
menfalte; der Basalhöcker ist wenig erhoben, stärker gerunzelt,
kaum gebogen, die Furche daneben ebenfalls nur schwach. .Die
Mündung steht fast senkrecht, die Mundränder sind oben zusam-
mengeneigt, durch eine Schwiele verbunden, wenig ausgebogen,
unter dem kurzen Sinulus ist der Mundrand in geringer Aus-
dehnung schwach aber doch merklich verdickt; die Gaumenwulst,
ziemlich verdickt, zeigt sich als heller Flecken hinter der Ver-
diekung des Mundsaums, zieht sich etwas nach unten geneigt,
schräg und schwächer gegen die untere Gaumenfalte hin, mit
der sie sich bei gut ausgebildeten Stücken verbindet, wie dies
auch bei Cl. conspurcata häufig vorkommt. Die Lamellen stehen
sich, weil die untere über die Mitte der Mündung hinaufgerückt
ist, ziemlich nahe, die obere ist wenig entwickelt, niedrig, auch
die untere verhältnissmässig dünn und niedrig, so dass sie nur
wenig in die Mündung hineinragt, sie ist regelmässig geschwun-
sen, vorn nicht abgestutzt, wie bei den Verwandten. Von der
Suturalfalte ist kaum etwas wahrzunehmen, auch die Prineipal-
falte wenig kräftig, verläuft vorn in die Gaumenwulst, nach innen
reicht sie ungefähr bis oberhalb des Anfangs des Basalhöckers,
die unsere Gaumenfalte ist in der Mündung sichtbar, der fast
we absteigenden unten rasch kurz nach aussen gebogenen
8
102
Subcolumellarfalte ziemlich nahe stehend. Die Mondfalte kurz,
in der Mitte des Rückens, oben mehr oder weniger -nach rück-
wärts gebogen. Die Spirallamelle endet am ersten Drittheil der
Oberlamelle, derselben etwas genähert.
Bei Makarska in nur einigen Exemplaren gefunden, nach
Brusina auch bei Spalato.
45. CL T album Kstr.
Testa angustissime rimata, gracilis, cylindraceo-fusiformis,"
superne longe attenuata, apice obtusiuscula, substriata, opaca,
corneo-fusca, interdum flavo-cornea, sutura vix impressa, papillis
parvis albis ornata; anfract. 11 lente accrescentes, convexius-
euli, penultimi plani, ultimus latior et convexus, antice
subtiliter ruguloso-striatus, basi obsolete gibbus et sulcatus;
apertura subovata, obliquiuscula; peristoma subcontinuum, albi-
dum, minus reflexum, margine externo superne tenuiter incras-
sato, lamellae approximatae, supera minuta, infera flexuosa, an-.
tice subtruncata; plica suturalis minus distineta, brevis, princi-
palis tenuis, longiuscula, antice cum callo palatali tenuissimo
juncta, pl. palatalis secunda plerumque brevissima, acuminata ;
lunella brevis, stricta, interdum superne arcuata; plica subcolu-
mellaris strieta, non emersa, vix conspicua. Long. 12—14, diam.
3 mm. apert. 3 mm. longa, 21/, lata.
Clausilia T album, Küster Claus. p. 327 No. 344 t. 37 f. 16-18,
5 5 Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 492 No. 416:
Herr Archidiakonus A. Schmidt hat in seinem Clausilien-
System p. 53 meiner Art die Berechtigung abgesprochen und
sie für eine Form der vielgestaltigen Cl. conspurcata erklärt.
Ich glaube mit Unrecht. Sie bleibt sich in den ihr zukommen-
den Eigenschaften so gleich, dass man sie, hat man erst einige
instructive Exemplare gesehen, sofort unter allen Verhältnissen
wieder erkennt. Nur in Beziehung auf die Bildung der Mond-
falte schwankt sie vielfach zwischen der vollkommen geraden
Richtung derselben und leichter Biegung der ganzen Länge nach
oder einer Rückwärtskrümmung am Öbertheil, wie mich zahl-
reiche, unter meinen Vorräthen der conspurcata weiter aufge-
fundene Exemplare belehrten, und es ist somit der Name, auf
103
die zuerst abgesonderten Stücke mit vollkommen gerader Lu-
nella angewendet, nicht immer passend, so dass ich wohl wünschte,
denselben nicht gewählt zu haben. Indess, er besteht einmal,
und so möge er bleiben, um die Synonymie nicht weiter zu ver-
mehren. Cl. T album baut die Brücke zwischen blanda und hu-
milis zu conspurcata. In der Form, Papillirung und Farbe bald
der einen, bald der andern der beiden ersteren näher stehend,
unterscheidet sie sich sofort von beiden durch die fast auf der
Mitte des Rückens stehende Mondfalte, von conspurcata, wie von
allen Verwandten trennt sie die eigenthümliche Bildung der
letzten Windung, welche, etwas breiter als die vorhergehende,
zugleich an der dem Mundsaum entgegengesetzten Seite deut-
lich gewölbt bis zum Basalhöcker verläuft. Zugleich ist die
Nackenparthie immer, oft bedeutend, länger als die von con-
spurcata und die untere Gaumenfalte kommt nur ausnahmsweise
vollständig entwickelt vor, die Farbe ist immer dunkler, die
Mündung kleiner und länglicher, die Principalfalte kürzer.
Das ziemlich langgezogene schlanke Gehäuse (ein ausnahms-
weise grosses Exemplar hat fast 19mm. Länge bei nur 3!/, mm.
Durchmesser) zeigt nur schwachen Glanz, ist weit hinauf ver-
schmälert, meist mit stumpflicher Spitze, hornbraun, selten horn-
gelblich. Die nur oben etwas eingezogene Naht hat bei den
unteren Windungen einen undeutlich weissen Saum, welcher
nach oben hin in feine, bald gedrängt, bald entfernter stehende
rundliche Papillen aufgelöst ist. Die regelmässig zunehmenden.
Windungen sind nur oben etwas gewölbt, die letzte merklich
breiter als die vorletzte, deutlich gewölbt, vorn fein runzelstreifig,
mit deutlichem Basalhöcker und einer seichten Furche. Im
Vergleich zu den nahiestehenden Arten erscheint die Mündung
ziemlich klein, länglich eiförmig, der Mundsam zeigt unter dem
kurzen Sinulus eine schwache Verdickung, die Ränder sind bei
älteren Stücken durch eine weisse Schwiele verbunden. Die
Unterlamelle, leicht gebogen schräg ansteigend, tritt wenig in
die Mündung vor, und erscheint vorn schwach abgestutzt, ohne
Verdickung an der Unterseite. Die kräftige Principalfalte reicht
bald nur bis oberhalb des Basalhöckers oder noch etwas weiter
nach innen, jedoch nie bis oberhalb der Mündung wie gewöhnlich
bei conspurcata; auch die untere Gaumenfalte ist selten ent-
wickelt, gewöhnlich erscheint sie nur als kurzer zugespitzter
Fortsatz der Mondfalte, ist sie länger ausgebildet, so tritt sie
g*
104
unter der Mitte der Unterlamelle in die Mündung vor. Die
Mondfalte ist verhältnissmässig kurz und zeigt, wenn sie gerade
verläuft, mit der Principalfalte deutlich die Figur eines etwas
schiefen T. Die Spirallamelle tritt wenig über das Innenende
der Oberlamelle vor, innen endet sie, schräg abfallend, fast mit
der Unterlamelle. Clausilium klein, vorn abgerundet, die beiden
Längsränder fast parallel.
Bei Spalato und Almissa mit conspurcata zusammen
aber weniger häufig als letztere, öfters beide vergesellschaftet
mit semirugata und robusta. .
46. Cl. sebenicensis Vidovich.
Testa anguste rimata, fusiformis, subventricosa, apice longe
attenuata, nitida, subtilissime oblique striata, corneo-flava, dia-
phana; cervix subtiliter plicato-striata, basi juxta rimam gibba;
sutura distincta, papillis minutis ornata, anfract. 10 convexius-
culi; apertura majuscula, subovalis; peristoma subcontinuum, re-
flexiusculum, margine externo superne subincrassato; lamellae
mediocres, infera arcuata; plica suturalis distinceta, principalis
validiuscula, longa, palatalis infera brevis, sublibera; lunella dor-
salis, arcuata, plica subcolumellaris ad basin descendens, emersa.
Long. 13—15, diam. 31/, mm., apert. 31/), mm. longa, 3 lata.
Clausilia sebenicensis, Vidov. in litt.
Auf den ersten Anblick wird man wohl geneigt sein, un--
sere Art mit conspurcata zu verbinden, oder sie als gestreifte
Varietät derselben anzureihen, da die Aehnlichkeit wirklich eme
grosse ist. Aber schon die regelmässige Streifung und der sehr
fein faltenstreifige Nacken lassen dieselbe sicher erkennen, noch
mehr aber die ziemlich verschwommene, von der Mondfalte ge-
“
löste untere Gaumenfalte, welche gerade durch ihre ‚kräftige 4
Ausbildung bei conspurcata diese Art so kenntlich macht.
Das Gehäuse der Cl.sebenicensis zeigt ganz die etwas ge-
drungene Form der conspurcata, es schwankt zwischen der et-
was walzigen und der kurz spindelförmigen Gestalt, mit langsam
verschmälertem stumpflichem Wirbel, reine Exemplare sind glän-
zend, horngelb, fein und wie abgeschliffen schief gestreift; die
Naht deutlich, zuweilen etwas weisslich gesäumt, nach oben mit 4 |
kleinen, wenig zahlreichen Papillen besetzt. Die Windungen
4 105
nehmen langsam zu, die oberen sind wenig, die unteren kaum
gewölbt, die letzte ziemlich kurz, fein und dicht faltenstreifig
(bei conspurcata unregelmässig runzlig), neben der Nabelritze
ein schwacher Kielhöcker mit flacher ziemlich breiter Furche
daneben, neben dieser öfters eine schwache Anschwellung. Die
Mündung ist etwas gross, gerundet eiförmig, die Mundränder
oben getrennt oder durch eine dünne Schwiele verbunden, wenig
ausgebogen, der rechte ist oben unter dem kurzen, weiten, ge-
rundeten Sinulus etwas verdickt. Die obere Lamelle ist niedrig,
die untere leicht geschwungen, nach aussen leicht verdickt aber
ohne Knötchen. Die Suturalfalte deutlich, die Principalfalte ver-
läuft vorn in die dünne weissliche Gaumenschwiele, innen reicht
sie über die Mondfalte hinaus bis in die Gegend der Nabelritze ;
die untere Gaumenfalte verläuft nahe der Subcolumellarfalte, ist
ziemlich verschwommen, und hängt mit der Spitze der Mondfalte
- nur durch eine schmale kurze Trübung oder gar nicht zusammen,
der Raum zwischen beiden jedoch sehr gering. Die Mondfalte
steht fast ganz dorsal, ist oben leicht gebogen, strichförmig,
unten bis zum Anfang der Kielfurche reichend, wo ein mehr
oder weniger deutlicher gerader Ast gegen die Nabelritze hin-
zieht. Die Subcolumellarfalte scheint aussen deutlich durch,
zieht sich in einem flachen Bogen herab bis zur Mündungsbasis
und tritt hier fast bis an den Rand des Mundsaums heraus. Die
Spirallamelle steht etwas entfernt von der Oberlamelle und reicht
etwas über das Ende der letzteren herein.
Die Trennung der unteren Gaumenfalte vom Unterende
der Mondfalte ist ein nicht zu unterschätzendes Moment zur
Feststellung der beschriebenen Art. Dieselbe tritt dadurch in
Beziehung zu decipiens, croactica, castanea etc., bei
denen die erwähnte Eigenthümlichkeit ebenfalls vorkommt.
Bei Sebeniko in einem Exemplar gefunden, mehrere erhielt
ich durch Parreiss unter obigem Namen.
47. Cl diaphana Kstr.
Testa parva, anguste rimata, fusiformis, subventricosa,
superne attenuata, acutiuscula, tenuis, pellueida, nitida, sub-
tiliter striata, corneo-flava; sutura distineta, papillis minutis po-
sita; anfraet. 9 convexiusculi, lente acerescentes, ultimus
106
8
antice rugoso-striolatus; basi breviter gibbus et sulcatus; aper-
tura ovata; peristoma continuum, affıxum, reflexiusculum, sinulus
elevatus, subangustus; lamellae mediocres, supera compressa,
infera obliqua, flexuosa, antice subtruncata; plica suturalis con-
spieua, prineipalis longa, antice cum callo palatali temui juneta,
pl. palatalis infera recta, conspicua; lunella arcuata, interdum
substrieta; plica subcolumellaris in adultis emersa. Long. 13,
diam. 3—3!/, mm., apert. 3 mm. longa, 21/, lata.
Clausilia diaphana, Küster. Claus. p. 287. No. 294. t. 32, f. 25—25.
5 % Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 492 No. 420. Pr
Eine kleine Art mit ziemlich bauchigem kurz spindelförmi-
gem Gehäuse, enger Nabelritze, oben kegelförmig verschmälertem,
jedoch meist stumpfspitzigem Gehäuse, bald kaum merklich, bald
deutlicher regelmässig gestreift, glänzend, horngelb, durchschei-
nend, so dass man bei den meisten Exemplaren die Innentheile _
deutlich wahrnehmen kann. Die Naht ist eingezogen, nach oben
mit sehr kleinen, wenig deutlichen Papillen besetzt; die Win-
dungen oben mässig, die unteren schwach gewölbt, nehmen lang-
sam an Höhe zu, nur die vorletzte ist merklich höher als die
‚vorhergehende, die letzte vorn wenig deutlich runzelstreifig, mit
einem wenig entwickelten Höcker an der Basis, neben demsel-
ben eine schmale seichte Furche. Die Mündung etwas gross,
eiförmig, meist etwas schief, indem sich der Mundrand an der
Basis rechterseits tiefer herabsenkt; der Mundsaum kaum aus-
sebogen, ohne Lippe, nur linkerseits unter dem Sinulus begin-
nend eine schwache Verdickung. Die Lamellen . mittelmässig,
einander genähert, die untere hochstehend, etwas eingesenkt, nur
bei kräftig ausgebildeten Stücken weiter heraustretend, vorn
etwas abgestutzt, zuweilen schön geschweift, häufiger fast ohne
alle Biegung schräg ein- und aufwärts verlaufend, vorn an der
Unterseite mehr oder weniger verdickt, jedoch nicht in Form
eines Knötchens, wie bei Cl. blanda. Die Falten nicht sehr kräf-
tig, die Suturalfalte kurz, vgen zugleich mit der Principalfalte an
der schwachen Gaumenwulst endigend, letztere geht nach innen
kaum bis oberhalb der Nabelritze, die untere Gaumenfalte fehlt
in der Regel; die Mondfalte ist kurz, gebogen, unten mit einer
deutlichen Ecke, von der ein Ast gegen die Nabelritze hinzieht,
serade über dem Kielhöcker weglaufend. Spirallamelle mässig
weit nach vorn fortgesetzt, der Oberlamelle nahe stehend, innen
107
endet sie fast gleich mit der Unterlamelle, langsam und ohne
Bogen abfallend. Das Clausilium ist etwas mehr gebogen, wie
das der Cl. conspurcata, unten nach hinten deutlich herabgesenkt,
vorn schräg abgeschnitten, mit gerundet vorstehender verdickter
Oberecke.
Bei Spalato nicht gemein unter Cl. conspurcata.
Cl. Gospici Zelebor.
Testa rimata, fusiformis, interdum subventricosa, tenuis,
pellueida, nitida, substriata, corneo-flava; spira convexo-turrita,
apice acutiuscula; sutura distineta, minute crenulata; anfr. 11
lente accrescentes, superiores convexiusculi, inferiores subplani,
ultimus antice subtilissime striatus, basi breviter gibbus; aper-
tura submagna, ovalis; peristoma albolabiatum, vix continuum,
reflexiusculum; lamellae approximatae, supera tenuis, infera
valida, vix arcuata, fere transversa, antice subtruncata, inferne
nodiformi-incrassata; plica suturalis conspicua, principalis longa,
antice cum callo palatali pallido, obliquo juneta, palatali infera
brevissima; lunella valida, sublateralis, leviter arcuata; plica sub-
columellaris immersa. Long. 14—15, diam. 3—4 mm., apert.
3—3i/, mm. longa, 2!—3 lata.
Clausilia Gospici, Zelebor mss.
a ; Pfeiffer in Malak. Blätt. XIII. 1866; Mon. Hel-
IV p. 472 No. 327.
R opaca, Charpentier in Journ. Conch. 1852 p. 382
No. 136.
u; ; Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 751 No. 227.
Ich erhielt meine Exemplare der Gospiei, die mit Pfeiffer’s
Diagnose vollkommen übereinstimmen, von Parreiss in Wien.
Bei einer weiteren Sendung erhielt ich wieder 3 Exemplare
einer etwas kleineren Form unter dem Namen Cl. opaca, welche
mit.der ächten Cl. opaca, ebenfalls von Parreiss mitgetheilt, durch-
aus nicht stimmen, wohl aber mit Gospiei, ausser in der Grösse,
vollkommen gleich sind. Aehnliches scheint bei Charpentier der
Fall gewesen zu sein, welcher seine Cl. opaca ebenfalls von Par-
reiss bezogen und zwar wahrscheinlich statt der richtigen Art
gleichfalls Gospiei erhalten hatte. Dies geht aus den wenigen
Worten, die er statt einer Diagnose gibt, unzweifelhaft hervor.
Cl. opaca ist nicht dünnwandiger als satura, mit der Charpentier
108
erstere Art vergleicht, wenig glänzend im Vergleich zu der hell-
glänzenden Gospici, ihre Naht ist fein weiss fadenrandig mit ver-
einzelten undeutlichen Papillen, Gospici dagegen hat fast gar
keine Papillen. Wenn Charpentier sagt „testa magis ventrosa“
(im Vergleich zu satura) so kann dies nicht auf die schlanke,
fast walzige Cl. opaca bezogen werden, Cl. Gospiei dagegen er-
scheint für ihre Grösse bauchiger als Cl. satura. Ich glaube
daher nicht zu irren, wenn ich Charpentier’s Cl. opaca hieher
ziehe. In einer Beziehung treten sich die beiden ziemlich ent-
fernt stehenden Arten, Cl. Gospici und opaca, doch nahe, in der
zu einem mächtigen Knötchen entwickelten Anschwellung der
Unterlamelle vorn an der der Subcolumellarfalte zugewendeten
Seite. Es erinnert dieses Knötchen bei beiden Arten lebhaft
an die Bildung der Unterlamelle bei Cl. distinguenda, accedens,
daeica etc., nur dass bei diesen letzteren das Knötchen mehr
vom Aussenende der Lamelle entfernt steht.
Die einzige Art, mit welcher Gospiei verwechselt werden
könnte, ist Cl. angistoma, welche jedoch grösser, verhältniss-
mässig weniger bauchig, matter glänzend, ihre Naht hat sehr
kleine aber doch deutliche Papillen, ihre Lunella steht wenig
weiter zurück, und die untere Gaumenfalte ist gewöhnlich vor-
handen, entspringt wegen tieferen Standes der Mondfalte weiter
innen, verläuft fast parallel mit der nahen Subcolumellarfalte
und tritt fast unterhalb des Ursprungs der Unterlamelle schräg
in die Mündung vor, die Unterlamelle hat unten kein
Knötchen, höchstens eine Andeutung desselben. Die Gaumen-
wulst, als weisser Schrägfleck aussen wahrnehmbar, ist erheblich
stärker, zieht schräg abwärts nach innen gegen die untere Gau-
menfalte, mit welcher sie verschmilzt.
Cl. Gospiei ist sehr eng geritzt, etwas bauchig spindelför-
stark glänzend, undeutlich gestreift, stark durchscheinend,
mig!,
hell horngelb, oben stark verschmälert mit feiner ziemlich stum-
pflicher Spitze, etwas eingezogener Naht mit feinen Kerben und
Spuren von zerstreuten, weisslichen Papillen; die oberen Win-
dungen sind deutlich gewölbt, die unteren ziemlich hoch, fast
flach, die letzte vorn sehr fein faltenstreifig, unten mit einem
kaum gebogenen, zusammengedrückten, fast kielartig erhobenen
Höcker, fast ohne Furche an der Seite desselben, nahe der Mün-
dung steht ein kleiner heller Schrägfleck, die durchscheinende
Gaumenwulst. Die Mündung mässig gross, etwas verschoben
109
eiförmig durch den unten nach rechts hin weiter herabgesenkten,
weiss lippensaumigen, ausgebogenen,, unter dem kurzen Sinulus
eckig verdickten Mundsaum; die Mundränder sind oben getrennt
oder zuweilen durch eine sehr dünne Schwiele verbunden. Die
Lamellen etwas genähert, die obere dünn, wenig erhoben, die
untere kräftig, kaum geschweift schräg nach innen verlaufend,
innen in einen kurzen Bogen aufsteigend, vorn wenig deutlich
abgestutzt, an der Unterseite mit einer starken, runden knoten-
artigen Anschwellung. Die Suturalfalte sehr fein, dicht unter
der Naht, die Prineipalfalte innen weit über die Mondfalte hinaus
fortgesetzt, so dass sie auf der Bauchseite noch etwas sichtbar
ist, das Vorderende läuft in der röthlichen, dünnen, nach unten
und innen schwächer werdenden gegen die Stelle der unteren
Gaumenfalte gerichteten Gaumenschwiele aus, letztere Falte
fehlt in der Regel, oder ist nur als schwache Trübung, seltener
als verwaschene Fortsetzung der etwas tief eingesenkten, oben
rückwärts gebogenen, unten breiteren Mondfalte vorhanden. Die
Subeolumellarfalte gerade, selten unten herausgebogen und bei
senkrechtem Blick in die Mündung sichtbar.
Bei Gospich in Croatien, nahe dem Velebith-Gebirge, dessen
Umgebungen als der eigentliche Heerd für die Gruppe decipiens
angesehen werden können.
48. Cl. conspurcata Jan.
Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, solida, niti-
dula, obsolete irregulariter striata, corneo-lutea, interdum cor-
neo-rufescens; spira conica, acutiuscula, ante apicem vix con-
cava, sutura distineta, subtiliter albo-limbata, papillis minutis albis
ornata; anfr. 11—12 convexiusculi, lente accrescentes, ultimus
brevis, basi ad rimam leviter gibbosus et obsolete sulcatus, an-
tice subtiliter rugulosus; apertura brevis, subrotundata,
ovalis; callus palatalis tenuis, rufescens; peristoma reflexius-
culum, vix connexum, albidum; lamellae mediocres, infera ob-
liqua, antice subtruncata; plica suturalis minus distineta, princi-
palis longissima, angusta, palatalis infera emersa; lunella per-
fecta, curvata, superne angulatim recurva; pl. subcolumellaris
strietiuscula, ad basin emersa. Long. 12—17, diam. 2?2/),—4 mm.,
apert. 3—4 mm. longa, 2—3 lata.
110
Clausilia conspurcata Jan. in litt.
Rossmässler Icon. IV p. 18 f. 265.
Rs e Charpentier p. 387 No. 166.
e 5 Küster Claus. p. 190 No. 186 t. 20
f. 33—39.
5 > Pfeiffer Mon. Hel. Il p. 451 No. 135.
A a Schmidt Syst d. Claus. p. 52.
b; n Brusina Contrib. p. 116 No. 132.
Forma minor: Testa corneo-rufescens, sutura papillis
majoribus ornata.
Be
a) var callosa: Testa fusiformis, pallida, interdum olivaceo-
tineta, callus palatalis albidus, introrsum arcuatus, cum
plica palatali infera junctus.
? Clausilia suberenata Parreiss.
. Schmidt Syst. der Claus. p. 54.
Nur mit einigem Unbehagen gehe ich an die Beschreibung
dieser Art, welche in allen Eigenthümlichkeiten so unstät ist,
dass A. Schmidt in seinem Clausiliensystem von ihr sagt: „das
Formgebiet der Cl. conspurcata ist ein sehr weites. In
ein und derselben Gegend, wie um Spalato, tritt sie in allen
möglichen Modificationen, klein und gross, schlank und plump
auf; die einzelnen Charaktere, die in ihrer Diagnose aufgeführt
werden müssen, sind fast ohne Ausnahme verschwimmend.“
Ist nun auch durch Abtrennung mehrerer Arten die Unbe-
ständigkeit einigermassen gewichen, so bleiben für Cl. conspur-
cata doch nur die kurze letzte Windung und die dadurch be-
dingte Kürze und Breite der Mündung, so wie die Runzeln (nicht
feine dichtstehende Streifen der: meisten übrigen Glieder des
Formenkreises) des Nackens, welche in der Basilarfurche am kräf-
tigsten sind, als unterscheidende Merkmale, um sie nicht mit
ihren Genossen zu verwechseln.
Das Gehäuse ist mehr eylindrisch als spindelförmig, solide,
sehr eng geritzt, da der Mundrand dem Seitentheil der letzten
Windung sehr genähert, ziemlich glänzend, unregelmässig und
nur von den neuen Ansätzen etwas gestreift, heller oder dunkler
bis bräunlich horngelb; das Gewinde lang verschmälert, vor der
ziemlich feinen Spitze nur schwach concav; die Naht deutlich
eingezogen, mit weissem feinem Saum, an den oberen Windungen
mit feinen weissen Papillen besetzt, welche hier und da fältchen-
111
artig erhoben eine kleine Strecke der Windung durchziehen, diese
Fältchen sind jedoch nicht weiss, sondern mit Ausnahme der
Spitze von der Farbe des Grundes.. Die Wölbung der langsam
zunehmenden Windungen ist wie gewöhnlich nur bei den oberen
Windungen merklicher, die unteren sind nicht selten fast flach,
die letzte verhältnissmässig kurz, breit zur Länge, mit mehr
oder weniger kräftigem fast geradem Höcker an der Basis, die
Kielfurche seicht, meist wenig deutlich, der Nacken bis zur
Mondfalte unregelmässig fein gerunzelt, die Runzeln am deut-
lichsten in der Basalfurche und auf dem oberen Theil des Höckers.
Die Mündung rundlich eiförmig, der Mundsaum wenig ausgebo-
sen, weisslich, linkerseits unter der gerundeten Bucht schwach
verdickt, oben durch eine Schwiele verbunden; die Lamellen
mässig stark, die obere ganz heraustretend, die untere wenig
sebogen schräg ein- und aufwärts verlaufend, vorn etwas abge-
stutzt; die Suturalfalte wenig erkennbar, die Principalfalte sehr
lang, bis oberhalb der Nabelritze reichend, vorn in der dünnen
Gaumenschwiele endend, die untere Gaumenfalte tritt, von der
Mondfalte ausgehend, nach unten in die Mündung vor, die Mond-
falte selbst ist schräg, kräftig, oben nach innen umgebogen,
unten fast rechteckig umgebogen und einen hellen gegen die
Nabelritze gerichteten Sporn oder Fortsatz bildend. Die Sub-
columellarfalte steigt wenig gebogen herab fast bis zur Basis
der Mündung und krümmt sich hier bis an den äusseren Mund-
rand heraus, bei jüngeren Stücken ist sie weniger lang heraus-
tretend, bei noch jüngeren oft gar nicht oder kaum sichtbar.
Die Spirallamelle nach innen sanft ansteigend, endet bogig ab-
fallend ziemlich gleich mit der Unterlamelle; das Clausilium fast
eleichbreit, vorn schräg abgestutzt, der Obertheil etwas gerundet
vorstehend.
Die hier gegebene Beschreibung ist nach der Normalform
gegeben und dabei auf die Abweichungen der einzelnen Eigen-
schaften nur wenig Rücksicht genommen. Es ist daher nach-
träglich noch hervorzuheben, dass die Mundränder oft vereinigt
sind, die Lippe verdickt und die Unterlamelle mehr bogig ge-
schwungen einwärts läuft. Die Principalfalte, immer sehr lang,
varirt doch in der Länge, die untere Gaumenfalte ist meist lang
und bei senkrechtem Blick in die Mündung zu einem guten Theil
zu sehen, bald kürzer, ja fast ganz schwindend, in der Richtung
oft mehr schräg, die Subcolumellarfalte tritt häufig bis an den
112
Mundrand herab, zuweilen erscheint sie nur schräg gestreckt,
ohne sich vorn zurück zu biegen. Die Mondfalte, normal auf
der Mitte des Rückens zu sehen, tritt manchmal mehr nach
innen zurück, d. h. der Schliessapparat ist tiefer eingesenkt;
bei manchen Formen wird die Mondfalte sehr breit und erscheint
dann fast ohne Biegung.
Erwähnenswerth ist eine kleine Form . von 12—15 mm.
Länge, welche der Gegend von Almissa angehört. Die Farbe
mehr röthlich, der Wirbel stumpfer, die Naht der oberen Win-
dungen etwas undeutlich gerandet und mit deutlichen Papillen
besetzt, welche in kurze Rippenstreifen auslaufen. Die Mündung
kurz, rundlich, die Mundränder weit getrennt, die untere Gau-
menfalte oft fehlend, die Subcolumellarfalte bald bis zur Basis
herabreichend, bald höher hinauf gerückt. Da sich von dieser
Form alle Uebergänge zur Normalform finden, lässt sie sich nicht
als Varietät abtrennen.
Dagegen findet sich bei Kistagne eine grössere Form, welche
eine wirkliche Varietät bildet und wohl mit Cl. suberenata
Zelr. identisch ist. Das Gehäuse ist ziemlich gross, meist spin-
delförmig, selbst etwas bauchig, die Farbe etwas ins olivengrün-
liche ziehend, die Mündung länglich, die Gaumenwulst stark
entwickelt röthlich gelbweiss, schräg einwärts gegen die untere
Gaumenfalte, sich mit dieser, wenn sie vorhanden ist, verbindend.
Cl. conspurcata ist eine der häufigsten Arten. In Spalato
an den Stadtmauern, besonders am Diocletianspalast, so wie in
der Umgegend ist sie überall, weniger häufig bei Almissa und
Makarska, nordwärts ist sie bei Knin, Sebeniko und Zara vecchia,
bei Dernis, eine sehr dünnwandige Form bei Vodizze, eine hell-
sefärbte besitze ich von Megline, eine sehr grosse von der Insel
Melada bei Zara. Auch von Verlika besitze ich ein Exemplar.
Vom Caucasus sah ich ein Exemplar, welches mir Professor Gred-
ler in Bozen zur Ansicht mittheilte Nach Brusina noch bei Gra-
bovac, Canali und braie.
49. Cl. angistoma Kstr.
Testa fusiformis, solidula, minus nitida, corneo-flava, obso-
lete striata; cervix subtilissime striata, macula albida ornata,
juxta rimam gibba; anfr. 10, subplanulati, sutura albomarginata,
distincta, minutim papillifera juncti; apertura obliqua, angustata,
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113
carneo-fusca, peristoma vix continuum, reflexum, album; lamella
supera compressa, infera obliqua; plica suturalis subdistineta,
pl. principalis longissima, validiuscula, infera obliqua e lunella
prosiliens; lunella superne arcuata; plica subcolumellaris emer-
sens; lamella spiralis juxta superam desinens. Long. 16, diam.
4 mm. apert. 4 mm. longa, 3 lata.
Clausilia laevissima var. Rossmässler Icon. f. 716.
Man darf diese Art als das natürliche Verbindungsglied
der Gruppen der Cl. conspurcata und decipiens betrachten.
Mit ersterer hat sie die Grösse, Form, Papillirung und die kräf-
tige untere in der Mündung sichtbare Gaumenfalte, mit deci-
piens die Form der Mündung, kaum geschwungene Unterlamelle
und die als weissen Flecken durchscheinende Gaumenwulst ge-
mein. Aber eben diese Vereinigung der beiderseitigen Eigen-
schaften stempelt sie zu einer guten Art, die somit das Mittel-
glied des ganzen Formenkreises bildet, von dem freilich der
eine Zweig: decipiens-albocincta-pachystoma durch die
vielen Zwischenarten weit umfangreicher ist, als der andere, bei
dem die so sehr wandelbare conspurcata durch eben diese
Wandelformen die minder grosse Artenzahl zu ersetzen scheint,
Das schmal geritzte Gehäuse hat genau die spindelförmige
Gestalt der normalen conspurcata, ist oben allmählich ver-
schmälert und läuft in eine stumpfliche Spitze aus. Die unten
fast flachen, oben etwas gewölbten Windungen nehmen nur lang-
sam zu, sind fein verloschen gestreift und durch eine deutlich
eingezogene, unten fein weiss gerandete, oben mit sehr kleinen
Papillen besetzte Naht vereinigt; der Nacken ist, wie bei deci-
piens, sehr fein gestreift, gegen den Mundsaum dachförmig ab-
fallend verflacht; der Kielhöcker an der Basis ist wenig gebogen,
hoch und fast bis an den Rand des Mundsaums reichend. Die
Mündung hat durch den von der Mitte der Höhe an nach links
gebogenen Mundrand eine eigenthümlich schräge Form und wird
durch die bis zur Mitte vorstehende, kaum gebogene schräg
aufwärts gerichtete Unterlamelle stark verengt, der aufgebogene
Rand der letzteren fällt vorn etwas ab; die feine Suturalfalte
scheint aussen etwas durch, die Principalfalte reicht innen oft
weit über die Mondfalte hinaus, die untere Gaumenfalte tritt
quer in die Mündung vor, unmittelbar aus der oben stärker
gebogenen Lunelle entspringend. Die aussen als weisser Schräg-
114
fleck durchscheinende Gaumenwulst entspringt vom Vorderende
der Principalfalte, steigt schräg ab- und einwärts und verbindet
sich am Ende (bei älteren Exemplaren) mit der unteren Gau-
menfalte in einem stumpfen Winkel. Die aussen als helle Bogen-
linie durchscheinende Subcolumellarfalte ist meist sichtbar, selten
krümmt sie sich in raschem Bogen nach aussen, bis an den Rand
des Mundsaums fortlaufend. Letzterer ist wenig ausgebogen,
aber durch eine sehr‘ dünne Schwiele verbunden, rechterseits
lippenartig verdickt.
Die Spirallamelle ist kräftig und reicht etwas über das
Innenende der Oberlamelle hervor.
Rossmässler bildet unsre Art unter Figur 716 unverkenn-
bar ab, sie freilich mit laevissima zusammenwerfend, zu der
sie, wie alle unter Fig. 713—717 gegebenen Arten in gar keiner
Beziehung steht.
Ich fand angistoma in wenigen Stücken bei Stagno
srande, Rossmässler gibt als Fundorte Podbrak und Obbrovazzo.
50. Cl. decipiens Rossm.
Testa anguste rimata, fusiformis s. fusiformi-ceylindriea,
apice attenuata, obtusiuscula, corneo-lutescens vel fusco-cornea,
substriata, nitidula; cervix subtilissime plicato-striata, juxta rimam
arcuato-subcarinata; anfr. 11 convexiusculi; sutura distincta, an-
guste albomarginata, priorum anfractuum minutissime papilli-
fera; apertura angusta, suboblique ovata, flavescens; peristoma
plerumque continuum, reflexum, tenuiter-albo labiatum; lamella
supera compressa, infera arcuata, antice truncata; plica sutu-
ralis interdum distincta, pl. prineipalis longa, infera palatalis
brevis vel subnulla, lunella distineta, superne subangulato-ar-
euata; plica subcolumellaris strietiuscula, rarius emersa. Long. 20,
diam. 4!/, mm., apert. 41/, mm. longa, 31/, lata.
Clausilia deeipiens, Rossmässler Icon. III p. 14 No. 176 f. 176
t. 52 £. 713.
latilabris, Pfeiffer Mon. Hel. II p. 447 No. 127,
R 5 Küster Claus. p. 275 No. 285 t. 31 £. 19-20.
decipiens, A. Schmidt Syst. p. 59.
Brusina Contrib. p. 116 No. 117.
» ”
Sr
Ar re a ee BIT NE ROD.NGER, VEORRHRENS
Trötig
PT RE
115
a) var. minor: corneo-fulva, sutura distinctius albofilosa et
papillifera, apertura rotundato-quadrata, cervix basi ob-
solete bigibbosa.
Clausilia Michahellis, Küster Claus. p. 60 No. 48 t. 6 f. 18-20.
Zwei Angaben Rossmässler’s müssen zuerst berichtigt werden,
damit nicht Verwechslung unserer vielgeprüften, oft verkannten
Art mit anderen stattfindet. Er sagt zuerst: „unter der Naht
2 dicht beisammen stehende Falten.“ Nun ist die Suturalfalte
wohl zuweilen aussen deutlich wahrnehmbar, verläuft dann 'pa-
rallel mit der Principalfalte, viel häufiger fehlt sie aber oder es
ist nur eine Andeutung derselben vorhanden. Wenn der Autor
weiter von der Subcolumellarfalte sagt: distinctissima, pPro-
vecta, so kann dies nur für ‚einzelne, sehr entwickelte Stücke
selten, meist ist diese Falte kaum oder nur eben sichtbar. Durch
solche Abweichungen und indem er sämmtliche Verwandte hieher-
zog, wurde der Autor zuletzt selbst irre und vereinigte die
jetzt vielköpfige decipiens mit Cl. laevissima, mit der sie
gar nichts zu thun hat.
Die wirkliche, von fremdartigen Elementen gereinigte
decipiens beginnt in ihrem Formenkreis die Reihe der grös-
seren Arten und ist von ihren Verwandten zunächst durch die
meist helle horngelbröthliche bis horngelbbräunliche selten horn-
braune Färbung, den kurzen Kielhöcker um den engen Nabelritz
mit sehr flacher Seitenfurche, zumeist auch durch die Form der
Mündung verschieden, welche durch den gerade absteigenden
rechten und den gebogenen linken Rand mehr oder weniger
schief erscheint. Die untere Lamelle zeigt sich entweder sanft
gebogen oder mehr gerade und ist dann vorn plötzlich abgestutzt;
letzteres gewöhnlich bei den grösseren zugleich mit verdicktem
Mundsaume versehenen Exemplaren. Die Lunella ist wenig ge-
bogen, gewöhnlich oberhalb der Mitte eine undeutliche Ecke
bildend, die untere Ecke und der gegen den Nabelritz gerichtete
Ausläufer deutlich wahrnehmbar. Die Gaumenwulst zeigt sich
als quere weissliche Verdickung. Bei ausgebildeten. Stücken
zeigt sich oft ein kurzer von der Lunelle ausgehender Sporn
als Andeutung einer unteren Gaumenfalte, seltner ist diese wirk-
lich vorhanden, jedoch nicht deutlich abgegrenzt und gegen die
Lunella verloschen oder nur durch eine röthliche Trübung mit
ihr zusammenhängend. Die Nath ist sehr fein weiss gerandet,
116
oberwärts mit sehr kleinen weissen Papillen oder dergleichen
Körnchen besetzt.
Die Spirallamelle läuft hinten allı:ählich aus, zugleich von
der Unterlamelle weit entfernt, vorn endet sie am letzten Drit-
theil der weit nach innen fortgesetzten Oberlamelle. Das Clau-
silium ist länglich, breit, vorn schräg abgeschnitten, mit abgerun-
deten Ecken. |
Die Varietät ist merklich kleiner, dunkler gefärbt, die
weisse Naht deutlicher, mit kräftiger entwickelten Papillen, der
Nacken mit zwei deutlichen Höckern, die Mündung ist länger
und schmäler, fast abgerundet viereckig; der Aussenrand des
Clausiliums gebogen, der Vordertheil desselben mehr gerun-
det und nur an der Unterhälfte flach abgeschnitten.
Bei Obbrovazzo, Zegar, Vergoraz, Spalato, Macarsca, ange-
schwemmt auch an der Insel Lesina, die Varietät in der Narenta.
Es scheint mir fast, als habe Rossmässler ursprünglich
seine decipiens auf Exemplare der Ol. latilabris gegründet.
Dafür spricht nicht nur die Abbildung Fig. 176, wo an der Naht
der oberen Windungen deutliche helle Strichelchen bemerklich
sind, sondern noch mehr, was von ihm hinsichtlich der beiden
oberen Gaumenfalten und der heraustretenden Subcolumellarfalte
gesagt ist. Wäre dies der Fall, so müsste Rossmässler’s Name
dem Wagner’schen weichen und die jetzt allgemein für deci-
piens angenommene Art einen anderen Namen erhalten.
Später aber war Rossmässler ganz irre geworden, und er-
klärt Fig. 717 (meine robusta, die in eine ganz andere Gruppe
gehört) als die ursprünglich von ihm abgebildete Schnecke (was
aber nicht der Fall, Fig. 176 ist eine ganz andere Form). Da
er dabei diese, wie noch mehrere Arten der Gruppe zu laevis-
sima zieht, so ist der Name decipiens eigentlich frei gewor-
den, ich glaube aber zur Vermeidung weiterer Verwechslungen
der in neuerer Zeit allgemein als decipiens angenommenen
Schnecke diesen Namen lassen zu dürfen, ohne die oben ausge-
sprochene Vermuthung weiter zu berücksichtigen.
51. Cl. croatica Parr.
Testa rimata, fusiformis, tenuis, sublaevigata, pellucida,
tlavo-cornea, indistinete striata; spira ventroso-turrita, apice ob-
tusiuscula; sutura obsolete albo-marginata, simplex, rarius superne
117
subpapillata; anfr. 11—12 planiusculi, ultimus antice subtiliter
striatus et macula obliqua albida ornatus, basi leviter bigibbosus ;
apertura ovalis; peristoma continuum, appressum, sublabiatum,
reflexiusculum, margine externo superne subincrassato; lamellae
mediocres, infera sursum obsolete ramosa; plica suturalis sub-
distineta, pl. principalis longa, secunda palatalis brevissima, cum
lunella arcuata juneta, infera brevis, libera, juxta subco-
lumellarem emersa.
Clausilia croatica Parreiss. Pfeiffer Mon. Hel. VI p- 473 No. 332.
Der decipiens sehr nahe stehend und nur in der Gestalt,
der Zahl und Anordnung der Gaumenfalten und der undeutlich
gabligen Unterlamelle abweichend, ist die Selbstständigkeit der
croatica noch ziemlich zweifelhaft, zumal wenn die zweite
kurze Gaumenfalte nicht immer vorkommt, was sehr wahrschein-
lich ist, da Pfeiffer von ihr nichts erwähnt. Auch decipiens
ist zuweilen exact spindelförmig, sie hat den undeutlichen zwei-
ten Nackenhöcker ebenfalls, eine untere Gaumenfalte, getrennt
von der Lunella, findet sich zuweilen freilich nur undeutlich und
verwaschen, ebenso der weisse Nackenflecken, aber kleiner und
nicht so deutlich; die Spirallamelle reicht bei beiden neben dem
Innentheil der Oberlamelle gleich weit nach vorn; dagegen tritt
bei eroatica die Unterlamelle weiter in die Mündung vor und
krümmt sich innen rascher aufwärts.
Das Gehäuse der Cl. croatica ist fast bauchig spindelför-
mig, dünnwandig, glänzend, horngelb, oben konisch verschmälert,
mit stumpflicher Spitze. Die oberen Windungen sind etwas ge-
wölbt, die unteren fast eben, durch eine deutlich eingezogene,
undeutlich weiss gerandete, entweder einfache oder oben mit
wenig entwickelten Papillen besetzte Naht vereinigt; der Nacken
zeist einen länglichen weissen Schrägfleck, die Basis trägt einen
wenig gebogenen Kielhöcker, ein zweiter ganz unscheinbarer
Längshöcker ist von diesem durch eine seichte Furche getrennt.
Die Mündung ist merklich grösser wie bei decipiens, reiner
eiförmig, der Mundsaum schwach ausgebogen, wenig verdickt,
die Verdickung nur unter dem kurzen weiten Sinulus deutlicher,
die Mundränder sind oben durch eine weisse Schwiele verbunden.
Die Suturalfalte ist auch aussen ziemlich deutlich, die Prineipal-
falte kräftig, sehr lang, nach innen bis oberhalb des Nabelritzes
verlängert, unter ihr steht die sehr kurze zweite Gaumenfalte,
9
118
die bogige Mondfalte oben begrenzend,.die untere ist nicht sehr a
deutlich, an den Rändern verwaschen, mit der Mondfalte nur
durch eine schwache Trübung verbunden und steigt nahe der
sichtbaren Spindelfalte herab. Die Gaumenwulst zieht nach
innen und unten gegen die Spindelfalte, bildet in der Mitte der
Länge eine höckerartige Erhöhung, oberhalb derselben zieht
sich aus dem dünneren Theil eine verloschene‘ faltenartige Er-
höhung bis zur zweiten Gaumenfalte, welche Erhöhung bei stark
ausgebildeten Exemplaren wohl zur wirklichen Falte wird und
der analogen Verlängerung der Gaumenwulst bei albocincta,
angusticollis u. a. entspricht. ie
In Croatien, aber auch in der Narenta (Parreiss).. Vom
Autor erhalten. ;
592. Cl. Helenae Kleciach.
Testa rimata, fusiformis, apice attenuata, pulchre cerasino-
fusca, nitida, obsolete striata, cervix dense et subtiliter plieato-
striata, basi juxta rimam subcarinata; anfract. 12 planiusculi,
lente acerescentes; sutura anguste albo-filosa, papillis remotis,
niveis, subquadratis ornata; apertura ovata, rufo-fuscula; peri-
stoma continuum, reflexum, album, sinulum oblongum, rotunda-
tum; lamella supera compressa, infera flexuosa; plica suturalis
minus distincta, pl. principalis longa; lunella dorsalis, arcuata,
inferne angulata retrorsa; plica subcolumellaris subconspicua,
strietiuscula. Long. 20, diam. 41/, mm., apert. 4 mm. longa,
3 lata.
Clausilia Helenae, Kleciach in sched.
Eine Art, die an Schönheit keiner der dalmatiner Clausi-
lien nachsteht, wenn gleich zu fürchten ist, dass die Grundfarbe,
ein herrliches tiefes Kirschbraun, allmählich abbleicht und in
ein röthliches Braungelb übergeht, wie dies auch bei andern
Arten nach längerer Zeit wahrzunehmen ist. (Ich erhielt meine
Exemplare noch lebend.) Durch die Färbung entfernt sich He-
lenae von den übrigen Verwandten, noch besser aber ist sie.
durch die entfernt stehenden schneeweissen Papillen charakte-
risirt. Das Gehäuse ist ungleich spindelförmig, indem die Ver-
schmälerung schon bei dem vierten Umgang beginnt, der Wir-
bel dünn, kaum concav, und endet in einer feinen stumpflich ab-
119
gerundeten Spitze. Die Windungen sind fast eben und verlo-
schen schief’gestreift; die Naht wenig eingetieft, mit schmalem
weissem Rand geziert und mit mehr oder weniger entfernt ste-
henden, schneeweissen, länglichen, abgerundet viereckigen oder
rundlichen Papillen besetzt. Der Nacken fein und dicht falten-
_ streifig, unten mit einem kurzen, von der übrigen Fläche durch
eine unscheinbare Furche getrenntem Kielhöcker. Die Mündung
ist eiförmig, innen röthlich braungelb, die Gaumenwulst zieht
sich als wenig durchsichtige braunrothe Verdickung vom Vor-.
derrande der Principalfalte ab- und einwärts fast bis zur Mün-
dungsbasis herab. Die obere Lamelle ist dünn, die untere erst
flach gebogen, dann im raschen Bogen aufsteigend, erhöht
gerandet, weiss, wie der ausgebogene, unter dem länglichrunden
Sinulus kaum verdickte Mundsaum. Die Lunella steht, wenn
auch nicht ganz, doch mehr dorsal, als bei der nächstverwandten
latilabris, fast wie bei decipiens, ist regelmässig gebogen,
die untere Ecke wenig ausgeprägt. Eine feine Suturalfalte ist
aussen wenig, innen deutlich sichtbar, die Principalfalte reicht
innen bis in die Gegend der Nabelritze. Die Subcolumellar-
falte steigt fast gerade herab, tritt aber nicht hervor.
Bei Ribarik an der Strasse nach Verlika von Herrn Kle-
ciach entdeckt und mir mitgetheilt.
53. Cl. latilabris Wagner.
Testa rimata, subventricoso-fusiformis, sursum attenuata,
apice acutiuscula, tenuiuscula, nitidula, subtilissime striata, satu-
rate corneo-lutescens; anfr. 12 vix convexiusculi, lente accres-
centes, ultimus basi cristato-gibbus, antice densissime plicato-
striatus; sutura tenuiter albo-filosa; anfr. sup. dense crenulata
vel minute papillifera; apertura ovata, fusco-rubella, callus pa-
latalis albus, intrinsecus productus, peristoma appressum, album,
expansum, margine externo incrassato; lamella supera com-
pressa, infera curvata; plica prineipalis et minor suturalis cum
callo conjunctae; plica subcolumellaris curvatiuscula, immersa;
lunella lateralis, distineta, curvata.. Long. 17—23, diam. 4—6
mm., apert. 4-6 mm. longa, 31/;—41/, lata.
Clausilia latilabris, Wagner in Chemnitz Conch. Cab. XII p. 191
t. 236 f. 4145.
s laevissima Rossmässler XI £. 714.
9*
120
Eine ansehnliche, lange verkannte Art. Das Gehäuse
wechselt in Grösse und Form, besonders die Mündung ist oft bei
jüngeren Exemplaren kaum eiförmig, da der Mundsaum erst
später sich nach aussen umbiegt, wodurch dann die Mündung
“breiter erscheint. Das etwas bauchig spindelförmige Gehäuse
verschmälert sich nach oben zu einer feinen, nicht concaven
Spitze, die Farbe ist ein schönes Horngelbroth, mehr oder we-
niger in Braunroth übergehend, die Naht fein weiss fadenrandig,
bei den unteren Windungen zeigen sich einzelne Verdickungen
als Andeutungen von Papillen, bei-den oberen ist die Naht dicht
gekerbt oder es bilden sich wirkliche kleine Papillen, welche
zuweilen in kleine Fältchen auslaufen. Die Windungen sind fast
flach, niedrig, die letzte zeigt neben der Nabelgegend einen
schwach kielförmigen, gebogenen Höcker, welcher von einer
seichten Furche begrenzt ist. Die Mündung ist verhältnissmäs-
sig gross, die aussen nicht hell durchscheinende Gaumenwulst
verlängert sich meist nach innen, bei recht ausgebildeten Stücken
zieht sie sich unter der Principalfalte als faltenartige weisse
Leiste bis gegen die Lunella hin. Die obere Lamelle ist dünn,
bis an die Verbindungswulst des Mundsaums heraustretend, die
untere geht schräg aufwärts nach innen, ist vorn verdickt und
zeigt an der Unterseite des Vordertheils ein schwaches Knöt-
chen. Der Mundsaum ist ausgebogen, die beiden Ränder meist
durch eine Schwiele verbunden, der äussere hat unter dem senk-
rechten, länglichrunden Sinulus eine deutliche Verdickung, die
in eine schwache, bis zur Unterlamelle reichende Lippenschwiele
verläuft. Die Lunella steht weit zurück, ihr unteres Ende trifft
genau mit dem Anfange des Kielhöckers der Basis zusammen,
die untere Ecke, ‘von der ein Fortsatz nach links hin verläuft,
ist nicht immer deutlich, so dass bei oft vorkommender regel-
mässiger Biegung der Lunella dieselbe ziemlich C-förmig er-
scheint, was in Rossmässler’s Iconogr. XI bei der Figur 714
(Nackenansicht mit dem kleinen Dreieck) freilich zu sehr hervor-
gehoben ist und diese Figur eher einer Art aus dem Formen-
kreis der Cl. satura ähnlich erscheint. Die Gaumenfalten sind
zuweilen sehr undeutlich und von aussen kaum sichtbar, bei an-
deren stark ausgepräst, die Suturalfalte dann deutlich, gleich-
breit oder selbst breiter als die Principalfalte, welche in der
Länge sehr veränderlich, wenigstens bis oberhalb des Nabelritzes
über die Lunella hinausreicht. Die Suturalfalte verläuft stets 2
2 ee
121
etwas schief abwärts und neigt sich am Ende bogig gegen die
Prineipalfalte, zuweilen sind beide am Ende fast verbunden, da-
bei die erstere etwas verdickt, und enden gemeinschaftlich vor
der Gaumenwulst. Bei recht ausgebildeten Exemplaren ent-
springt aus der Lunelle auch eine kurze, untere Gaumenfalte,
die nicht weit von der in kurzem Bogen und verflacht vortreten-
den Subcolumellarfalte verläuft.
Die unzulängliche Beschreibung und schlechte Abbildung
Waener’s ist Veranlassung, dass seine Art bis jetzt verkannt wurde
oder keine Anerkennung fand. Rossmässler erwähnt sie gar
nicht, bildet sie aber unter Fig. 714 unverkennbar ab, selbst
die weisse Naht ist bei der Nackenansicht bemerkbar. Pfeiffer wirft
sie erst in seinem Mon. Hel. mit decipiens zusammen, führt sie
aber später, Band VI. p. 471, als selbstständige, ihm nicht be-
kannte Arten auf. Brusina führt sie nur namentlich an, scheint
sie aber nicht gekannt zu haben. Auch A. Schmidt (System d.
eur. Claus.) hat sie nicht gekannt und sagt p. 57 nur von ihr,
dass sie nicht mit decipiens verbunden werden könnte.
Die einzige Art, mit der latilabris zu verwechseln wäre,
ist albocincta, besonders deren gelblich gefärbten Exemplare.
Aber albocincta ist gewöhnlich kleiner, deren Mündung kürzer
und mehr gerundet, die Gaumenwulst scheint aussen weiss durch,
der Nacken hat zwei, durch eine Rinne getrennte Kiele, deren
hinterer viel grösser, als je bei latilabris; die Lunella steht
noch weiter nach der Seite und ist fast gerade, der weisse Naht-
rand zeist an den oberen Windungen höchstens Andeutungen
von Kerben, aber nie Papillen, und das Knötchen vorn an der
Unterlamelle ist grösser.
Bei Almissa und der Insel Curzola von mir gefunden, Kle-
ciach sammelte sie bei Scardona und Imoschi, einige Exemplare
fand ich auch unter albocincta var. von Zara vecchia.
54. Cl. albocincta Pfr.
Testa rimata, subeylindrica, superne breviter attenuata, SO-
lidula, indistinete striata, violascenti-brunnea; sutura integra
tenuiter candido-filosa; anfr. 11 planiusculi, ultimus antice te-
nuissime plicato-striatus et macula albida transversa ornatus,
basi arcuato-suleatus, bituberculato-cristatus; apertura _ovata,
majuscula, carneo-fusca; peristoma continuum, interdum breviter
122
solutum, expansum, fusculo-labiatum; lamella supera compressa,
acuta, infera valida, antice nodosa; lunella lateralis, lata, strie-
tiuscula vel leviter arcuata; plica suturalis distincta, prineipalis
ultra lunellam breviter producta, pl. palat. infera e Lunella pro-
siliens; callus palatalis introrsum pliciformi-elevatus ; pl. subco-
lumellaris vix emersa. Long. 16—20, diam. 4-5 mm. apert.
5 mm. longa, 4 lata.
Clausilia alboeincta Pfeifer Mon Hel. II p. 443 Nr. 117.
ns Rossmässler Icon. f. 697.
Küster Olaus. p. 57 no. 46 t. 6 f. 10—1&
A. Schmidt Syst. p. 58.
” ”
a) var. minor.: fuscessenti-lutea, interdum albida, peristoma E
continuum, breviter solutum. Long. 16—17, diam. 4 mm.
b) var. maxima: cylindraceo-fusiformis, nitida, flavo-fusca,
sutura distincte albo-filosa. Long. 20—28, diam. 4—41/, mm.
c) var. rufa: fulva vel flavo-rufa, cervix pallidior, apertura
interdum angustata. Long. 19—22, diam. 4—41/, mm.
Unsere Art galt seit ihrem Bekanntwerden als gut und
ihre Selbstständigkeit nach allen Richtungen hin behauptend, bis
A. Schmidt in seinem Clausiliensystem, sie mit pachystoma
vergleichend, diese Selbstständigkeit insofern doch sehr an- ;
zweifelt, als er ihre Zusammengehörigkeit mit pachystoma
fast als gewiss annimmt, verleitet dazu wahrscheinlich durch
Zuziehung der anderen verwandten Arten, besonders wohl lati-
labris, so wie der pachychila zu pachystoma, woesdenn
freilich leicht wurde, gegenseitige verwandtschaftliche Bezieh-
ungen zu finden. Und nimmt man dazu noch die erst neuerlich
bekannt gewordenen Formen von albocincta, so zeigt sich
wirklich bei oberflächlichem Betrachten ein bedenkliches Schwan-
ken nach den nahestehenden Arten hin, aber nur, wenn man
nicht mehrere Exemplare zur Vergleichung hat, und gerade pa-
chystoma steht weiter entfernt von ihr, als mehrere der neuer-
lich unterschiedenen Arten. Im Allgemeinen ist wahrzunehmen,
dass albocincta, frei von fremden Elementen, sich standhaft
durch gut in die Augen fallende Kennzeichen von den verwandten
Arten unterscheidet. Zunächst ist die Form des Gehäuses zu
betonen, welche weit weniger spindelförmig, theilweise sogar
walzenförmig erscheint; die Kielhöcker des Nackens sind stärker,
als bei fast allen andern Arten der Gruppe und stehen näher
beisammen, eine Bogenfurche einschliessend; ferner ist der Wir-
123
bel kürzer verschmälert und sind die vorletzten Umgänge hoch,
höher als bei den nächst verwandten Arten, und erinnern an
die von pachygastris, wo dasselbe Verhältniss gegen lae-
vissima stattfindet. Von latilabris speciell unterscheidet sich
albocincta durch starke Kielhöcker, durch den oben nicht ge-
kerbten oder papillösen weissen Nahtrand, die weit mehr zurück-
stehende Lunella uud andere Farbe, selbst bei hellen Exem-
plaren. Von pachystoma durch die andere Farbe und Ge-
stalt (bei p. fast lang kegelförmig zu nennen) und grössere Mün-
dung ohne den zahnförmigen Vorsprung unter dem Sinulus an
der rechtseitigen Lippe, dann die nach innen in eine Falte er-
hobene Gaumenwulst (was bei pachystoma nur ausnahmsweise
vorkommt), die aussen als weisser Querflecken durchscheint.
Auch ist die Naht bei pachystoma entweder einfarbig oder
nur ganz schmal weiss gesäumt und an den oberen Windungen
gewöhnlich mit kleinen Papillen besetzt.
Die Spirallamelle endet vor dem Hinterende der Ober-
lamelle, innen fällt sie schräg und wenig steil ab. Das Clausilium
ist kurz, hoch, die beiden Ränder muldenförmig aufgebogen, der
Vordertheil schräg abgeschnitten, mit vorstehend abgerundeter
OÖberecke.
Im Allgemeinen ist die Farbe bei der Stammform ziemlich
beständig, ein violettes Hornrothbraun, wovon sich die weisse
Naht sehr nett abhebt. Aber doch kommen schon hier einzelne
Exemplare vor mit röthlich horngelber, selbst bräunlich roth-
selber Grundfarbe, jedoch in den übrigen Eigenschaften nicht
abweichend.
Als wirkliche Varietäten lassen sich unterscheiden:
1. Eine kleine, gewöhnlich hell gefärbte Form mit schwacher
Gaumenwulst, gerundet eiförmiger Mündung mit zusammenhängen-
dem, oben etwas lostretendem Mundsaum, und deutlicher unterer
Gaumenfalte. Die Farbe zieht vom weisslich horngelb in bräun-
lich dottergelblich.
2) Eine sehr grosse Form, eine der schönsten der dalma-
tiner Fauna, nähert sich der latilabris sehr, um so mehr als
die Naht zuweilen gekerbt ist, die weisse Linie sehr rein und
deutlich; die Mondfalte mehr gebogen. Die Farbe ist ein reines
Horngelbbraun, gewöhnlich der Nacken weisslich.
3) Kleiner als die vorige, gelblich braunroth, oder reiner
gelbroth, oft schlank und mit verschmälerter Mündung, häufig
124
aber mehr bauchig spindelförmig, die Gaumenwulst nicht sehr
kräftig, mehr verschwommen als bei der vorigen, der weisse
Nahtstreif nicht sehr deutlich.
Die Stammform ist häufig bei Zara vecchia, die helle Varie- E
tät bei Vrana, Altre und Ugliane, die grosse Ferm bei Scardona,
die Varietät 3 in der Promina gegen Dernis und (nach Kleciach),
bei Zara vecchia. \
55. Cl. divergens, Kleciach.
Testa rimata, solidula, subopaca, corneo-fHava, indistinete”
striata, apice attenuata, obtusiuscula; anfr. 11 planulatis, supe-
riores lente accrescentes, ultimus tumidiusculus, antice plicato-
striatus, juxta rimam gibbus, suleatus; sutura anguste albo-mar-
ginata, superne indistincete papillifera ; peristoma continuum, ap-
pressum, albo-labiatum; apert. ovata, pallide fusca, lamella su-
pera compressa, parvula, infera arcuata, antice gibba, plica su-
turalis indistineta, pl. prineipalis longissima , intus cum margine
divergens; lunella lateralis, arcuata; plica subcolumellaris non
conspiceua. Long. 16—18, diam. 4 mm. apert. 41/; mm. longa,
31/, lata.
Clausilia divergens, Klec. Mus.
Auf den ersten Anblick einer kleinen pachystoma ähn-
lich, jedoch durch den nicht lostretenden Mundsaum, sowie die
nicht flache, sondern nach innen abfallende Lippe verschieden,
näher liegt die Verwechslung mit albocincta, der sie beson-
ders durch die höheren unteren Windungen ähnelt, aber auch
von dieser ist unsere Art durch die Bildung der Nackenparthie,
den feinen weissen Nahtstreif und die sehr lange Principalfalte
weit verschieden. Von der Varietät der pachychila unter-
scheidet sie schon der senkrechte Sinulus, welcher bei ersterer
Art immer schräg nach aussen geneigt ist, ein sehr beständiges
Kennzeichen der pachychila.
Die Farbe des Gehäuses ist ein bräunliches Horngelb, nur
die Naht ist schmal weiss gesäumt und zeigt an den oberen
Windungen keine oder nur wenig deutliche Papillen, auch der
obere Theil des Nackens hinter dem Mundsaum ist öfters weiss.
Die Streifung ist wenig deutlich, wie abgeschliffen. Die unteren
Windungen sind deutlich höher als bei den nächsten Arten, der
125
Nacken etwas aufgetrieben, mit einem bogigen Kielhöcker und
einer Furche* daneben, die vordere Parthie ist etwas unregel-
mässig nicht sehr dicht faltenstreifig.. Der Mundsaum trägt eine
weisse, schief einwärts abgeflachte Lippe, welche sich unter dem
aufrechten, gerundeten Sinulus beulenartig oder scharf abge-
rundet erhebt. Das Knötchen an der Unterseite der Unterla-
melle ist meist nur wenig entwickelt, ebenso die Suturalfalte,
welche, wenn ausgebildet, von der schwachen Gaumenwulst aus-
läuft und nicht weit nach innen endet. Desto mächtiger ist die
ebenfalls in der Gaumenwulst endende Prineipalfalte entwickelt,
sie ist sehr lang, so dass sie bei älteren Stücken nach innen
bis zur Mitte der vorletzten Windung reicht und sich gesen das
Innenende allmählich herabsenkt, somit dem Oberrand deutlich di-
vergirend; ein Kennzeichen, welches so stark keine der verwandten
Arten zeigt und welches auch bei jüngeren Stücken mit weniger
langer Falte schon wahrnehmbar ist. Die Lunelle steht bald
mehr, bald weniger seitlich, wird im Alter ziemlich breit und
erscheint dann mehr gebogen. Von der Subcolumellarfalte ist
nichts zu sehen, auch aussen nichts davon wahrnehmbar.
Unsere Art bildet die Brücke von den vorhergehenden, be-
sonders der albocincta zu den folgenden Arten. Man darf
sie fast als den natürlichen Mittelpunkt der ganzen Abtheilung
ansehen, da sie von den meisten Arten etwas hat und so nahe
mit dem Extrem der Abtheilung, der pachystoma, verwandt
ist, gegen alle aber ihre Selbstständigkeit behauptet.
Die Spirallamelle tritt vorn über das Ende der Oberlamelle
hervor, innen läuft sie, entfernt von der Unterlamelle sehr all-
mählich aus, da der höhere Theil nach aussen umgelest, ebenfalls
niedrig erscheint. Das Clausilium ist lang, mit fast parallelen Rän-
dern, vorn schrägabgestutzt, mit etwas vorstehender Unterecke.
Bei Sign, von Herrn Kleciach mitgetheilt.
Cl. opaca Zglr.
Testa eylindraceo-fusiformis, solida, vix nitidula, obsolete
striata, corneo-fuscula; apice superne subconcavo-attenuata, acu-
tiuscula; sutura minus distineta, subtiliter albo-marginata, su-
perne minutim papillosa et crenulata; anfract. 10 planiuseuli,
ultimus subtiliter costulato-striatus, basi carinatus et sub-
semicirculari sulcatus, apertura angusta, oblongo-ovata; pe-
126 :
ristoma centinuum, appressum, expansum, albo-labiatum; sinulus
angustus, perpendicularis; lamella supera compressa, infera valida,
minus elevata, vix arcuata, oblique ascendens; plica suturalis-
gracilis, principalis longissima, palatali infera profunda, minus
distincta; lunella lateralis, arcuata; plica subcolumellaris con-
spicua, vix emersa. Long. 15, diam. 31/, mm., apert. 31/, mm.
longa, 21/, lata.
Clausilia opaca, Ziegler teste Parreiss in sched.
In der Farbe und in den sonstigen Verhältnissen der OL
divergens ähnlich, aber nur halb so gross, schlanker, weniger
spindelförmig, die Nackenparthie anders gebildet, die Mündung
enger, zumeist aber durch die Lippe verschieden, welche dicker
und über den Rand erhoben ist, während dieselbe bei divergens
nach innen schräg abfällt. Auch die Unterlamelle der opaca
ist kräftiger und das Knötchen an der Unterseite stärker. Auch
mit Cl. castanea hat opaca Aehnlichkeit, aber erstere Art ist
grösser, hat eine weit grössere, mehr rundliche Mündung mit
schwacher bräunlicher Lippe, anders gebildete Nackenparthie
und deutliche untere Gaumenfalte.
Cl. opaca ist eng geritzt, walzig spindelförmig, ziemlich
solide, wenig glänzend, undeutlich gestreift, etwas röthlich hell
hornbräunlich, nach oben zu allmählich verschmälert, vor der
feinen Spitze merklich concav. Die Windungen nehmen nur
mässig zu, die oberen sind sehr schwach gewölbt, die unteren
fast flach, durch eine kaum eingezogene, fein weiss gerandete und
an den mittleren Windungen mit sehr kleinen, mehr oder weni-
ger zahlreichen Papillen besetzte Naht verbunden, die letzte ist
vorn sehr fein und dicht rippenstreifig, mit einem deutlichen
Kielhöcker um die Nabelritze, die Furche neben demselben gleich-
falls fast halbkreisförmig gebogen, mässig tief, nach unten ver-
breitert und dadurch sehr hervorgehoben, dass die Zwischen-
räume der Nackenstreifen, welche die Furche durchziehen, stark
vertieft und etwas breiter sind, als auf dem Kielhöcker; der die
Furche aussen begrenzende Nackentheil ist wulstig erhoben, in
der Mitte etwas kantig zugeschärft; vorn an der Oberseite ist
ein undeutlicher, grosser Schrägflecken von der der durcheinen-
den Gaumenwulst. Die Mündung ist ziemlich eng, lang eiförmig;
der Mundsaum ausgebogen, rechterseits kaum, links stärker bogig,
oben verbunden, angeheftet, innen mit dicker weisser Lippe be-
"Da 2 Per ,
ee
Fe
-
En
127
lest, welche über den Rand aufgewulstet, unter dem oben ge-
rundet erweiterten Sinulus fast beulenförmig nach innen vor-
tritt. Die Oberlamelle zusammengedrückt, niedrig, die untere
kräftig, fast ohne Schweifung schräg etwas steil ansteigend, vorn
an der Unterseite stark knotenartig verdickt. Die Suturalfalte
fein, fast verloschen, auch die Principalfalte schmal, sehr lang, zu-
weilen noch 2/, der Bauchseite durchziehend, vorn in die röthlich
- durchscheinende, deutlich nach innen und unten fortgesetzte innen
verschwimmende Gaumenwulst verlaufend, die untere Gaumen-
falte so tief innen, dass sie nur bei schrägem Blick in die Mün-
dung wahrzunehmen ist, nahe der Subcolumellarfalte verlaufend,
abwärts divereirend, letztere gerade, in einem flachen Bogen
heraustretend. Die kurze, deutlich gebogene Mondfalte tief ein-
gesenkt, unten mit dem Anfang der Basalfurche zusammentrei-
fend. Die Spirallamelle endet ziemlich tief innen, vor dem Hin-
terende der Oberlamelle.
Von Parreiss mit der Fundortsbezeichnung Croatien erhalten.
56. Cl. castanea Kstr.
Testa anguste rimata, subfusiformi-cylindrica, corneo-fulva,
oblique subtiliter striata, nitidula, apice attenuata, acutiuscula;
anfr. 10 planulati, sutura albo-marginata, superne papillifera
juncti, ultimus elongatus, a latere planatus, antice plicato-striatus,
basi leviter cristatus, anguste sulcatus; apertura majuscula, ovata,
fuscula; peristoma continuum, minus reflexum,-sub sinulum rotun-
datum inerassatum; lamella supera compressa, infera arcuata,
antice gibba; plica suturalis indistineta aut nulla, pl. principalis
longa, pl. palatalis infera arcuatula, sublibera; lunella lateralis,
arcuata; callus palatalis albidus, interdum arcuatim cum plica
palatali infera junetus; pl. subcolumellaris strietiuscula, emersa.
Long. 16, diam. 3 mm. apert. 4'/); mm. longa, 3 lata.
Clausilia latilabris var., Küster Claus. p. 328 No. 285 t. 37 f. 19—21,
” castanea, A. Schmidt Syst. p. 58.
In seinem Clausilien-System spricht A. Schmidt dieser Art
die Selbstständigkeit ab und erklärt sie für eine grössere Va-
rietät der Cl. blanda, mit der sie eben nur die weit innen
stehende Lunella und das walzenförmige Gehäuse gemein hat.
Ohne die doppelt so grosse Mündung, die vorhandene untere
Gaumenfalte, die anders gebildete, tiefer innen stehende Unter-
128 ER
lamelle zu berücksichtigen, ist castanea ‚schon durch die Farbe
von blanda getrennt, denn nie wird eine unserer braunrothen
Arten die eigenthümlich bräunlichgelbe oder fast bernsteingelbe
Färbung der blanda und Genossen zeigen. Von ihren näheren
Verwandten ist sie schon durch das walzenförmige Gehäuse, wel-
chrs nach oben lang verschmälert ziemlich spitzig ausläuft und
die Mündungsform verschieden. Die Farbe des schwach glän-
zenden Gehäuses ist gelblich kastanienbraun, nur die Naht fein
‚weisslich gerandet und oben mit weissen, kleinen aber deutlichen
runden Papillen besetzt. Von den Windungen sind nur die
oberen etwas gewölbt, die übrigen fast flach, die vorletzte etwas
hoch, die letzte ebenfalls, vorn faltenstreifig, den Nabelritz um-
zieht ein länglicher abgerundeter Kiel, welcher von einer schma-
len Furche begleitet ist, ausserhalb der Furche, gerade der
Mitte des Kiels gegenüber steht eine kurze längliche Auftreibung.
Die Mündung ist verhältnissmässig gross, eiförmig, gelbbräunlich,
auch der wenig ausgebogene oben zusammenhängende Mundsaum
zeigt diese Farbe, nur die gewöhnliche Verdickung linkerseits
unter dem rundlichen Sinulus ist weisslich. Die Unterlamelle,
etwas tief innen stehend, trägt vorn auf der Unterseite das ge-
wöhnliche, rundlich erhobene Knötchen; die Suturalfalte fehlt
oder ist nur angedeutet, die Principalfalte dagegen ist kräftig,
reicht nach innen eine Strecke über die weit nach der Seite
stehende bogige Lunella hinaus; die untere Gaumenfalte, schein-
bar von der Lunella auslaufend, ist mit derselben nur durch
eine schmale Brücke verbunden und zieht sich neben der dünnen
vortretenden Subcolumellarfalte bogig und bei senkrechtem Blick
in die Mündung sichtbar herab, nach unten an Breite zuneh-
mend und bei ausgebildeten Exemplaren mit der schräg nach
innen und abwärts gerichteten helleren Gaumenschwiele zusam-
menhängend, ähnlich wie bei der freilich ausserdem sehr ver-
schiedenen Cl. suberenata.
Von Kutschig ohne nähere Bezeichnung des Fundortes er-
halten.
57. Cl. angusticollis Kleciach.
Testa anguste rimata, elongato-fusiformis, nitidula, corneo-
fulva; spira attenuata, acutiuscula; anfr. 12 convexiusculi, primi
laeves, sequentes indistinete striati, ultimus elongatus, ad basin
2 129
attenuatus, antice subtiliter plicato-striatus, juxta rimam subcari-
natus; sutura albo-marginata, superne papillis minutis distinetis
munita; apertura ovata, fuscescens; peristoma superne appres-
sum, continuum, reflexum, albo-labiatum; lamella supera compressa,
infera obliqua; plica suturalis distineta, prineipalis longissima,
infera palatalis e lunella prosiliens; lunella lateralis, arcuata; pl.
subcolumellaris vix conspieua, callus palatalis intus plieiformi-ele-
vatus. Long. 18, diam. 4 mm. ap. 4 mm. longa, 31/, lata.
Es bedarf zur Erkennung dieser zierlichen Art nur einer
Vergleichung der letzten Windung mit der der Gruppengenos-
sen. An und für sich schlank und zierlich, ist die Verschmä-
lerung bei bedeutender Länge der Nackenparthie so auffallend,
die weit nach der Seite gerückte, sanft gebogene Lunella so
charakteristisch, dass die Art wohl als solche ihre Anerkennung
sich erringen wird.
Das schlank spindelförmige Gehäuse ist hornbraunroth,
dunkler oder mehr gelblich, schwach glänzend und nach oben in
eine ziemlich feine Spitze auslaufend; die zwei ersten Windun-
gen glatt (die zweite etwas breiter als die dritte) die übrigen
mit obsoleter Streifung und durch eine schwach vertiefte weiss
gerandete Naht verbunden, welche an den oberen Windungen
mit kleinen aber deutlichen, dichtstehenden Papillen besetzt ist.
Die letzte Windung ist sehr lang, die Rückenseite der ganzen
Länge nach konisch verschmälert, mit einem wenig entwickelten
Kiel, welcher den Nabelritz in einem flachen Bogen umzieht
und aussen von einer etwas breiten, ganz flachen Furche be-
sränzt ist. Die längliche eiförmige Mündung ist gerade, der
Mundsaum oben angedrückt, mit weisser, unter dem kurzen rund-
liehen Sinulus flach beulenförmig vortretender Lippe belegt; die
Gaumenschwiele, aussen als gelblicher bogiger Flecken erkenn-
bar, zieht sich innen in einem weiten Bogen, faltenartig erhoben
bis gegen die Lunella, bei jüngeren Stücken ist diese Falte nicht .
oder nur eben merklich vorhanden. Die obere Lamelle ist wie
gewöhnlich dünn, die untere schräg einwärts verlaufend, trägt
vorn an der Unterseite das gewöhnliche nicht sehr ausgebildete
Knötchen. Von den Falten ist die Suturalfalte kaum, die Prin-
eipalfalte sehr deutlich und reicht nach innen bis zur Hälfte des
vorletzten Umgangs, die kleine untere Gaumenfalte, von der
Lunella auslaufend, divergirt nach vorn mit der gerade absteigen-
den aussen nicht sichtbaren Columellarfalte. Die Lunella ist
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sanft regelmässig gebogen, unten fast ohne Ecke und steht so
weit nach innen zurück, dass bei der Nackenansicht sie gerade
neben dem Seitenrand zu stehen kommt.
A. Schmidt hat jedenfalls diese Art unter pachystoma
vor sich gehabt, wenn er angibt, dass auch letztere Art zuwei-
len eine faltenartıg erhobene Gaumenwulst zeige. Es ist mög-
lich, aber ich habe kein Exemplar von pachystoma mit so
auffallend entwickelter Gaumenwulst gesehen.
Bei Sign (Kleciach).
58. Cl. notabilis Kstr.
Testa solidula, elongato-subeylindrica, apice attenuata,
acutiuscula, nitida, subregulariter oblique striata; corneo-fusces-
cens; anfract. 11—12 convexiusculi, superi lente accrescentes,
ultimus antice regulariter denseque costato-striatulus, basi gibbus,
sulcatus; sutura anguste albo-filosa, papillis minutis posita; peri-
stoma continuum, appressum, crasse albido-labiatum; apertura
ovata, fuscula; lamella supera parva, compressa, infera antice
abrupte terminata, obliqua, intus subangulatim ascendens; plica
suturalis obsoleta, pl. principalis longissima, antice cum callo
palatali juneta, infera diluta e lunella prosiliens; lunella subla- 4
teralis, arcuata; pl. subcolumellaris ad basin descendens. Long. B|
16—18, diam. 31/, mm. apert. 41/, mm. longa, 31/, lata. h
Man könnte, verführt durch die dicke weissliche Lippe, auf
den ersten Anblick sich versucht fühlen, in dieser Art eine 4
schlanke Varietät der pachychila zu sehen, zumal da die Lu- |
nella nicht immer gegen die Mitte des Rückens sondern 4
auch gegen die rechte Seite gerückt erscheint. Die Aehnlich- 3
keit ist aber nur eine scheinbare, unsere Art bildet vielmehr 4
mit den nächsten eine kleine Gruppe für sich, deren Mitglieder
durch schlanken Bau und Glanz des Gehäuses, leicht gewölbte
Umgänge, etwas eingezogene Naht, stärkere Streifung, besonders
gegen die Spitze hin, sich auszeichnen.
Unsere notabilis ist durch die hornbraungelbliche, nur
im abgebleichten Zustand horngelbe Farbe von den beiden näch-
sten Arten geschieden. Die Form ist ziemlich walzenförmig,
der Wirbel lang verschmälert, vor der feinen Spitze merklich
concav, die letzte Windung länglich, mit sanft gebogenem Kiel-
höcker und einer seichten, ebenfalls etwas gebogenen Furche
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daneben, der Nacken ist dicht und ziemlich regelmässig fem rip-
penstreifig und zeigt vorn einen hellen Flecken, die durchschei-
nende Gaumenwulst, welcher mit der Principalfalte in einem
spitzigen Winkel zusammentrifft. Der weisse Rand der deutlich
eingezogenen Naht tritt nicht deutlich hervor, die an dem oberen
Theil stehenden Papillen sind klein, ebenfalls wenig deutlich und
theilweise etwas strichförmig verlängert. Die eiförmige Mün-
dung ist im Innern durch die dicke Lippe sehr verengt, der
Sinulus etwas eng, gerade, unter demselben tritt die Lippe in
einer stumpf abgerundeten Ecke vor und zieht sich in gleicher
Dicke bis zur Subcolumellarfalte fort, letztere tritt frei d. h.
nicht in die Verdickung der Lippe eingeschlossen oder zuweilen
ganz überdeckt, wie bei pachychila, in einen kurzen Bogen
heraus fast bis an den Mundrand, neben ihr die gleichfalls ge-
bogene, verwaschene untere Gaumenfalte, welche von der Mond-
falte ausläuft und am Unterende mit einer Fortsetzung der vorn
in eine Beule erhobenen Gaumenwulst zusammenhängt. Die
Suturalfalte ist wenig deutlich, die Principalfalte, vorn in die
Gaumenwulst verlaufend, ist kräftig, nach innen weit über die
stark gebogene Mondfalte fortgesetzt. Im Vergleich zu der dün-
nen Oberlamelle ist die untere, so wie das Knötchen an der Un-
terseite derselben, stark entwickelt, bricht vorn plötzlich ab und
läuft schräg nach innen, wo sie in einen scharfen Bogen auf-
wärts verläuft.
Die Spirallamelle tritt in ziemlicher Nähe neben der tief
eindringenden Oberlamelle bis über das letzte Drittheil dersel-
ben vor.
Von Hern Kleciach bei Obbrovazzo aufgefunden und mir
mitgetheilt.
59. Cl. rutila Kstr.
Testa rimata, elongato-fusiformis, rutila, solida, nitida;
anfr. 12 convexiusculi, lente accrescentes, primi 5 laeves, sequen-
tes oblique subtiliter striati, ultimus inde a lunella usque ad
marginem distinete plicato-striatus, basi gibbus, sulcatus; spira
elongato-conica, apice acutiuscula; sutura distincte albo-marginata,
superne papillis minutus crebris posita; apertura rotundato-
ovata; peristoma continuum, appressum, reflexum; lamella supera
compressa, infera antice vix gibba, arcuatula, intus breviter as-
*
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cendens, plica suturalis vix observanda, pl. principalis longa, pl.
subcolumellaris tenuis, subarcuatim emersa; lunella brevis, lata,
arcuata. Long. 18, diam. 4 mm. apert. 4 mm. longa,"3. Iata,
Obwohl diese schöne Art schon durch die Farbe "ind die
deutlichen Papillen von den näheren Verwandten abweicht, s
wird es doch nicht überflüssig sein, die wichtigsten Unterschiede,
besonders hervorzuheben. In der Grösse stimmt sie mit nota-
bilis und angusticollis überein, ist aber etwas breiter als
erstere, die Mündung mehr gerundet, ohne verdickte Lippe
und Has die kräftige weit leraustretende Subcolumellarfalte,
vor Allem aber durch die fast dorsale Mondfalte, welche, da die
_Nackenparthie weniger lang, auch kürzer und stärker gebogen
ist, wie bei notabilis. Die weit kürzere Nackenparthie und
die mehr auf der Mitte des Rückens stehende Mondfalte tren-
nen sie auch von angusticollis, welche sich weiters durch
flachere Umgänge und nur undeutliche Papillen unterscheidet.
Mit der braunrothen jueunda kann unsere Art gar nicht ver-
wechselt werden, obgleich beide darin übereinstimmeu, dass die
rechte Seite der ganzen Länge nach mehr gewölbt ist als die
linke, denn auch jucunda hat die seitliche, wenig gebogene
Mondfalte, den langen Nacken und die wenig deutlichen Papillen.
Cl. rutila ist gestreckt, lang zugespitzt, glänzend und von
einer schönen goldröthlichen Farbe, fein gestreift, die langsam
zunehmenden Windungen mexklich gewölbt, die etwas eingezo-
gene Naht hat einen schmalen. aber deutlichen weissen Rand,
welcher zuerst vereinzelte Knötchen, dann zahlreiche, kleine
deutlich hervortretende Papillen trägt. Die kurze ziemlich ge-
wölbte Nackenpartliie ist von. der Mondfalte bis zum Mundrand
fast regelmässig faltenstreifig, trägt neben dem Nabelritz einen
gebogenen etwas grob gerunzelten Kielhöcker, einen zweiten
sehr undeutlichen durch die ebenfalls gebogene Kielfurche ge-
trennten, vor diesem ein weisser Schrägfleck, die durchscheinende
Gaumenwulst, in welche innen die Principalfalte ausläuft, nach
unten setzt sich die Gaumenwulst als flache Verdickung gegen
die Monfalte fort und verbindet sich mit einem kurzen Ausläufer
derselben, d. h. mit der nur schwach entwickelten unteren Gau-
menfalte. Die beiden Lamellen stehen sich ziemlich nahe, die
untere geht leicht geschwungen einwärts und steigt dann rasch
in die Höhe, das Knötchen vorn an der Unterseite ist kaum ent-
wickelt; die Mondfalte, entsprechend dem kurzen Nacken, ist
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