Skip to main content

Full text of "Bericht der Naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg"

See other formats


A er“ 

ERERENE SPIRIT. Ce am nm He 

Burn EN. Abe al A Ee Bay: RN ai 
BAR DIEE FINE BUNT ERLTNTER EI DUAL ALLAN SALE EDIT EI EEE 

MR RERSURTNLIHE HAM uk eslevnlrähansh Kant ii 
En NR UIBE HTERTRUORRILEN ELKEL I oA a Ip 
BDEEO BER BIC KITKEN 05T PER AN} ROHDE, bi 

u N MEN, RS RA H 
RORIRHL RL RO SEHEN 

ei Pre BR 


N RAR ea Beh ge 
ae aan“ Ivan mi Ga u 


I. EN 


ne RR 
NR — 
ihr 


BO 
Fr \ ep 


N ein. 


er 
“ 1a. 


ah 
VPHRSRURNE 
N 
rt BEST WR. 
WEL Rn 


I 
ke 
Han 


B ’ In {eb rate 


a4 w Hand 
PH ie And h KERN! HERKEHLA BF. 
Wntneedhe Liane is EN ECRHRCHN 
I NENNEN ARE, wi 
‚ PU PE RENTEN Aa heile then 
KARU HR u CHR, N ei UNE) BADEN EHAURIN HAI Er 
Kane CH Kia Kin PIou I u a N y Hahn Ken uns 
NORA pi! ER RRI EER0 ee Han Bar 
Kae len ran 1 He Bi Broken HBEtneReHe r 
h h ARaBELANEN! Dir Kin W ie Kr HERNE 
Kr ü) A ii nn. Bde he Hub Be 
Any ur LA II 
ANREDE an N ALLEINE EAN PRRH RR RB 
KR R Warn AORARR HN Nana AArapkeN 
ide 
ALL w 
\ u a A { aa hen 
I h ii A Ah yarnineelt it naerl fat ln 
HER Beral ee uani Sr 
Pre Wocar aM FORMEN! 
Nana RHTANTOE 


LEIREErT) 


BE 


Rn 


An mal udeil 

Ru: Veran EAGLE 4 {, lich keep} 

„ un H 
N u Kan Ari 


vario 
UBER) 
FERNER Pet) 


IR 
Eh en BiaaE RN in 
Kann ae 2 
I POLEN N: 
YImaTre} Aa I) HEHE 


BEN 
k Ah aM 
ir 


[3 DEIN 
an EI BHIFEUN Hann 
RHRRIG 


ZuERr 
uch Ah on in an We 
KENBUN UN, Roy 


ICHAeL EN 
HI Bel 


URN, trat? * LUIS ICE 
OTERTLIT RU KUN DU N N Arlhlıar 

LER! HR 4 AH 

NR leo HN Ara 

ne EG N EHER 
N: 1 Karrıcn DIENT 
0 ER ANEH AN I r sn Nat a N 

ur BONN (m 10 PIC HU TOH ER N KU 17 

DALEU N une a } 
DR Kr cn ii u HR 


1% N KON HUSRE 
Si ) de 

vi IHRE 

j" 


den 
ae 
ae PILZE 


. h 


miaL Yıh Eee \ 
u) KR “ MUEN Rn) + En 
! ARHER I Een Si Sea 
Kt URS ONCREN FUHREN Hd aan 
na nr UrCH ‚A Huhn Aka 
N I AN HN Ile N 1 
Lul) nenn: nein ai 


(has RUPRLEMH % 
Bei IHRER . 
N EEICHEEAIRLAE PUR 


N) Run j 
Hr PRONFRHRNT KR AEN RN 


Doshaar Nr 
arte Hi aa DREH ALLA kry ea AnoRaı K 
jr DEcH ‚u L I» re 
IRRE RER NEUERER Ba a ne 
SPAN END AERRNNTEERGEET Kl, er VREIRBHRNEG a Dun Ben h 1 heanfkhunn 
RIES MANCH EYE na N IM Rs Jaraneasall Ay en Bann in 
IRUEAE HERRN) " NN ENT" “ a ehaheit KICIRIORR u Hat NEUERE Nun! 
au Lin N BRAND ANAL AIR Kan un Tor. han I HR ES aataR ER Ai Neun mn ee 
‚N 4 ü Holle) Y PN AN ur KR ALERT 
un N " h aulahalı Veh rt Lo Hashta, kr N „ wann ar: 
OBEREN ih Aa ht BERN Neal) Pag" N ie ae In e Eh Tannufakananae 
Male PROBIER HL HERELORHRTEH. | f N heneelhen ee m 
EI MARNURATTR. BO NLELIUALA N MA 1.4 A au u ad TE Ita a 
ha PRATER uud, Kl rkcaneAlntar uch mM EAR 
Dal lan bone) ya Kae HER HRLORRLE " a He DE 
Mae) Won, 1 I 
Ha Re) an! ii „hans Ba I LUHT. GÄREHIA Un iR an wu fi j Hl . Kur) 
R " rn “ 
En haayahnhndn Fa FEAWIRIEHFÄTRERTTUNET 


a 
Der tn on 
HER Me ee 


walen r u 
Fa ENTER FURL 


nerken 


ahuaydads aa 
h RN 
$ j KH 


It 


N 


er nn 


Kaktaıhr 


MEIKE 
SR da ach N) 
" ehe ‚F N Kr? DRM AU at 
AIR HIFI EI IURIRFENABPREISILIN KON Hera BUN ni ENRRIREENE 
HIER LEHEHBIR HIT 2 a ae 
EEYET ok Anh KR u Bann nl Kuren 
Ai Hard BR a Ierits Nele 
hi Da Luk! 
I“ 


Dan DREH NH 
IE Ina m drha HEN 


In 
I 
2 
hen 


AN \ n 


rw N, Mi 
POHL DENN a Haan Ein N 
AN FHEHEIR van au 
ara EINS 
rien, 


In we {u BER! 


ee 
Ka r on) II ACER 


Alle BLUE) 


KALTE ALM 
DE er ERUHORNGN a Hua 
Bi FRE ae Ki ib 


Eh X 


al 
hih Yinaen Kara 


N Au 
BUCHEN NE Imlain aa in“ 
HM DIRT 76 a, UA 
7 EHRT N Up Kia ran Wal CR N 

s PEN RRN 


HH 


ARE 


” an \ a “ 
in on — er on 
un 


Ya 
Ken Bi San he Air Ts Si 
DH aim _ Di EN 

’ Ya 
ar } 


Ki BEE Hl 
h 


te haar 


IDERIELM 
Irre) Jh 


Do 
ER, 


" 
aha nln 
ARTEN 


KR TRR ARE { a Reh Kur) neh 
BR EHREHRONHT Ern PARHERRRIECR ERRRHISOHHRNN I H) 
RAM LEN ! u Zu KH Ban SHEIKH NN a u A] mul ih ent HERNE Di 
Ey RRRUEKEKIEN RUHE HRT. BEENDEN hi in HEN f' KEN Ken 3 
Ihchk in Na ua De bsbad 


DET U REIN : Mb; 
HH) 7 Hui URN N hr ale N pi na 
u N aa Ralrahn ade ; je 
1 _ h 


Kia 


v HANNAH Im: Mi hi 
Mt) m ei % N an Bush ei 
m Ho af —_ EB ACH EN ih HERNEEREE HEN ER, 
vr un Be IH hate Rec et Ken un in Pant rin Haie 
ji KERUPSSOCHRRL CR Akne 
Fate) Ri an, or * Y Pi Bo EN 
ln Ba) 


Kranke a 


De Aut {nz Ei HR 


MABIERL RUF 

art 
wi LE, an eh 

Ha EN! Kit H HR IB H 
FINALE I x AEIAHD ” 

An Au 

KRAnir al N H 

ae HN 


vn 


Yin 
rare lau Na 
He BR 


EM u IR 
. aid: 


N) Eh 


je! 
A N 


M N 
Ah Wit 


Aha e N aslabln. Bade Yrdıka la) 
ra NHL { HARERERN Me An BIHHRRN. NICH vr rEIU 
ALL) re IHHRIAN AREA U RITTER AKUIN) At ai 
1044 N) AK, Eh A RR) Mi 


in N Hi 
N a { BR UHR 
RN nn 
BEER 


AN Hi Hill A 
1 


at) {iv 
\ N HE PHDr 


Hana 


N ee 
A KESRIHHL 


Au mutie 


EIN RENTE RIHINEN 
re 


CN 


vs 
KAHN 


N MINE RICH 
IN Ken IM \ 
A era iM HaRaN: Hi Fi 3 a 
DI BLEI SF TUE 2 N u 
! ann OR HIERE En Ka je hi I Bei Sal An re in 
NHL, Lnlahnarmbanans FINE Wr} Kon WR BRHRN Ip u 
a j ine BIRFNALRRRE Eee m Ana 
ERBE EIPANUFINEFAN Bi in rantachnd Ka Hi Ga 
Kinesianeie w MELDEN UA BIN “ IP in Fer 
N PER aRN HSID Haha Hart KR An oh Me 
“in rR Aarau 
Ki Kat HEN Sat eh HE A Inte 
De 2 Ka 
nn OH AN ae A 
FH Ra N Y N 
LELIIE 
Mn HB RB 


BRENNT LEE 
AN Yun 


PIC  AM Bi \h Hua, Ra 


“ 
De Nie 


N PTEUMTE ER KUN) wi 
IN al RP RTEEWIGKDBIRLE N li v BAER 

Bl ANRREI RR. KH HRS, N 

KERIHTSE RUN 4 


URLCHEN) 
IM N) un N 


} ag ven Pi { 
h 


PER ii 
Kae A! 


DATUISELZE Bat KERN a N 


UN 


KUREN A ORT, I 
NOTAR RN 


in arm 
Reh RRlrN. Wh 
Tal 


Kl 
TUI HER 


AR 
en 


ine KK In h 
IR Hu 


ih a0 » 

aum win! 1 
MN Nena keushihe ha pe hdad 

HR * NEBEN RE # a ae Kira a (1 I Aa lanadun 

n AAREHF I HERR) ACH RE REIT HR Haare 

KIRR FIRSELHANERIN DRIN PEIRRIAERTE KLAR HR i Kurt 

AH Ai u SEN) aut Mo IR 
Maid RAN Kata 


an 


ns 


Mal 


ANHRHU 


eh ILS, FL ei v 
A an Nah KmRulE “ MI, 
“ BSR UHISHTAN Uhr HM 
ji MENEIRYIFLAEINZL NEN Kun Mi Al ee 
I HERREN Die AU KIEL EN Bien 
k Haan y 
Aal nen h KRONE, DEREN A 
FAppeom in 

* N u I N 


ne, Ann A 
Kate, 

LECRDT.E 

Aral 


1 
Aklaylaan 
A {N 
DAR Ni 
Er 


URN Hua 


al ade W 
N Are NER 


Hui ur he 
Ne 


DRIN HEN 
' KEN ENTER " 
al BEER 


” Mae IE ED TUNG 
hun wart 


FILTER, 

EILECFEL 
enulaynteis nl 

arakals oil 


# 
ans sale HILIEN 
gt 


DEU er VF EREE u 2 WESEN en a nn BE en 5 Se “4 
any Be Bl ; u e mt “A \ı Ip ki % 4) k PL we nz“ “ ETIRER? Ida Se er 2 pero 
a! A wi ".\, . HH er] | > | ty 4 E nad idkh) a WIEN BAReR PART? 
IN nu k 4 I KIN yuraur enon an/“ 
Any Ana . wenn wall‘ ill An. 
A a* on f Ad v 6 m "Tre een 
m o8ın LATS EL | ER 


RAN 


K 
ALM u 


nur“ 


Is. #377 


% 


6 0 MM, ur Ul 
N Dornen la sul iM NE AL an Lt En ne 


Ak ZARSG kan. orhahan Ar .»‘ 9 a LEI TT 
h j ung 


Tr AL N - { gar run. TOOL, \ 
nf „“ “ 2 ER IRARG . e . S on 
& Pi TERRY EN Be al? vuhl RODOROER ng, w. Ay 
E "14 “ . 


| FE 4 | 
us f is UL 
TER ER U TUI 


4 \ nn 4 ' 4 " . « 
RAR LEN RU EN 5 y 113 ES AnE nr PN) AK Wr KARA ar vn Kir C 
oc Mur Tr |) aan j RE ERRER> DE ALIEN ira 
N | De? ERIPT ITIENE 2 vr, Millh. 
| Nılavge Nas. u a ll ALLE 
| ch ug. KERLE 102 wur tan N 
X nr <<; 5 ren: Ar TEE in 
wrr. u uR er es BALEIFE Kong 
” Auf Lu "nen. 
I Le 1 ET SuniyAan in ua, UNNURERIEM SU nnnee N... 80T REICHE ar 
zn Hit 4 A kaLh PIE et AA, .x 
BI wu PT Tal all un MAT Ä 
— >. RN 2 u wand 4 u unten & e“ Mein 
salimmm]i ee a ren unterer 
un JR HBUR AA A| warn are { FALL 
J en, N, \v f wrns nn alsielr rt A vu. & ‚n- a MU) ». 
uU vg! vr ® k F. °®. ’. IKrT Se Binz “ei. 5 3 add en " urn ne DU a DER © Ama! ” 


Ra 
U 


Für die Jahre IBM. 


Bamberg, 1870. 
Gedruckt bei J. M. Reindl, 


A null, 


ih Ä e ae, MLIR y ®, Ri H he: 
Lbie Bad loan 


ER ER RR 


Inhalt. 


Gesellschafts-Angelegenheiten > ; i Po 
Göthe als Naturforscher, von Prolessor Dr. Hoh R j BR N 
Chemische Untersuchungen des Fluss- und Brunnen- 
wassers zu Bamberg, von Prof. Herzogenrath : at. 
Die Thiere des 'Kastanienbaums, von P, Vine. Gredier, 
Gymnasial-Professor in Botzen . Ber ER 
Die Säugethiere der drei fränkischen Kucke Bayerns. 

: von Pfarrer Jäckel in Windsheim : : N 
- Deber singende Mäuse, von Franz Wilke a Nr 
% Die Binnenmollusken-Fauna von Triest, Istrien, Dalmatien 

; und Montenegro, von Dr. Küster* . oe - 80: 


welcher Vitrina, Zonites, Helix und Succinea enthält und druckfertig 
- vorlizgt, für den nächsten Bericht zurückzulegen, da es sich um einige, nicht 
wohl wegzulassende Zusätze handelt. Küster. 


*) Zwingende Gründe bestimmen mich, den ersten Artikel dieserFauna, 


Ken 


nase ink een 
BR u Sri os ieh Er Anala Bar 


Gesellschalts-Angelegenheiten. 


Indem wir im Nachstehenden eine Uebersicht des 
Standes der Gesellschaft, so wie der übrigen Verhält- 
nisse den Mitgliedern darlegen, konstatiren wir mit Ver- 
snügen die Thatsache, dass die in dem letzten Bericht 
beklasten Uebelstände zum’ grössten Theil gehoben sind. 


Es ist schon aus der Mitgliederzahl ersichtlich, dass 
ein, grosser Schritt zum, Besseren stattgefunden hat. 
Die Sitzungen sind zahlreich besucht, das Interesse an 
den Vorträgen und Mittheilungen, deren Stoff meistens die 
neueren wissenschaftlicheu Entdeckungen und Probleme 
behandelt, ist. im Wachsen, und nur die geringe Zahl 
der dabei aktiv betheilieten Mitglieder ist der Grund, 
dass noch. Manches ‚unterbleibt , was hätte seschehen 
sollen. 


Hoffen wir auch .darin eine baldige Besserung, eine 
Vermehrung; der, produktiven; Kräfte, welche dringend 
Noth thut, um den durch die Fülle des Neuen und In- 
teressanten; immer wachsenden Anforderungen der Zeit 
genügen zu können. 


IV 


1870. 


A. 


Stand der Gesellschaft am Schlusse des Jahres 


Protector: 


Seine Majestät Ludwig Il., König von Bayern. 


Ehrenmitglieder: 


1) Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern. 
2) Seine Excellenz Michael von Deinlein, Erzbischof von 


3) Herr 


4) 


» 


Bamberg. 


Dr. von En zu Nürnberg. | 

Dr. Buis-Ballot, L Hauptdirector des k. 
niederländischen PRSREROBEINGRER Instituts zu 
Utrecht. 


Dr. Bruhns,. Astronom -an der .k. Ser 


in Berlin. 


Dr. Felix Flügel in Leipzig. 

Dr. Fraas, k. Direktor und Universitäts-Pro- 
Dr. ER K. Universitäts-Professor in 
Breslau. | hi 
Dr. vonHaidinger, Direktor der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt zu Wien. 

Dr. Heiss, Professor in Münster. 

Dr. a Schäffer, k. Gerichts „Arzt. in 
Regensburg. 

Dr. Körber, k. Professor in Breslau. 

Dr. Küster, k. Telegraphen -Verwalter in 
Bambers. 

Dr. Lamont, k. Director und Universitäts- 
Professor in München. 


V 


da) ‚Herr Dr. Quenstädt, k. nern in 


16) 
1m) 
18) 
19) 


20) © 


21) 


29) 


23) 


” 


Tübingen. 


Dr. Reindl, Domdechant in München. 


R eindl, Buchdruckereibesitzer in Bamberg. 
Renard, kais. Staatsrath in Moskau. 

Dr. Sandberger,. k. Universitäts-Professor 
in Würzburg. 
Dr. Scehafhäutl, k. Universitäts-Professor 
in München. ® 

Dr. Schenk, k. Direktor und Universitäts-Pro- 
fessor in Ds 
Dr. ‚Schlagintweit, Herrmann von, auf 
Schloss: Jägersburg. 

Dr. Schlagintweit, Robert von, k. Univer- 
sitäts-Professor in Giessen. 

Dr. Schlechtendahl, k. Universitäts-Pro- 
fessor in Halle. 

vonStengel, k. Regierungs-Rath in Bamberg 
Sycekes, Oberst in London. 

Dr. Walser, ‚prakt. Arzt in Schwabhausen. 
Fischer von Waldheim, k. Staatsrath in 
Moskau. 


Dr. Wittstein in München. 


-Correspondirende Mitglieder. 


Dr. Au gust, k. Gymnasial-Direktor in Berlin 


Betta, Eduardo Nobile de, in Verona. 

Dr. Döbner, Medieinalrath in Meiningen. 
Dotzauer, Conchyliologe in Hamburg. 

Dr. Emmerich, Professor in Meiningen. | 
Dr. Erlenmay er, ‚' Ditektor in Bundorf: bei 


'Coblenz. 


Dr. Fenzel, k. k. Direktor und Universitäts- 
Professor in Wien. 


VI 


8) Herr Frauenfeld, Ritter von, ‚Custos und Adjunet 
der k.k. Akademie der Wissenschaften in Wien. 

9) „Fleischmann, Inspektor in München. 

10) „Dr. Friekhinger, Apotheker m Nördlingen. 

11) „.Poö@redler,kk. Professor m Botzen. | 

12) 1, \v.öHeldreieh, Direktor in Athen. 

13) „, Jäckel, Pfarrer in Windsheim. 

14).  .,; vw. Josch, k. k. ‚Landgerichts-Präsident in 
Laibach. 

15) „ Kellner, Forstrath in Gotha. 

16) .„ Kress, Arzt in Klosterebrach. 

1%) , Dr. Landerer, Professor in Athen. 

18) „ Dr. Mäcklin, Professor in Helsinsfors. 

19) '„ Meinrad Ritter von Gallenstein, Pro- 
fessor in Klagenfurt. 

20) , Micklitz, k. k. Oberforstmeister in Görz. 

21)  „ Paupera, Schuldirektor iu Gross-Kikinda 
(Ungarn.) N 

22) „Dr. Louis’ Pfeiffe 1m’ Vassel 

23) „' Dr. Pollack, k. Studienrektör in Dilingen 

24) „Dr. Prestel in Emden. ei 

35) „ Dr von Schauroth, Direktor in Coburg. 

26) „,, Dr. Schenk, Professor in Weilbure. 

2) „ Dr Sehmidt, Apotheker in. Forchheim. 

28) .„. Strobel, Pellegrino, Professor in Parma. 

29) „ Tommasini, Podesta in Triest. 

30) „ Wacker, Or in Erbendorf. 


Auswärtige Mitglieder. 
1) Herr vonBerg-Schrimpf, Major inKloster chracke 
2) „von Berg-Schrimpf; Oberst in Ingolstadt. 
3) „ Dr. Besnard, Regiments-Arzt in: München. 
4) u. Engelhardt, Pfarrer in Königsfeld. 
5) „ Friedrich, Bataillons-Arzt in ‚München. 


Bo 


[4 


vir 


6) Herr Gonnermann, "Apotheker 'in Neustadt bei 


{0 
5) 
9) 
10) 
14) 
412) 
13) 
14) 
15) 


16) 


19) 


18) 


19) 


Coburg. ER 

Gross, see in Burkardroth. 
Hartung, Apotheker in Hollfeld. 

Kaiser, Oberförster in Gefäll. 

Kirschner, Landarzt ın Schwarzach. 

Le ehner. Aal in Pottenstein. 

Link, Apotheker in Buürgpreppach. 

Meyer, Telegraphen-Assistent in Würzburg. 
Moritzbeck, Oberförster in Bug. | 


Sattler, Privatier in Schweinfurt. 


Scheidemantel, Apotheker in’ Arzberg. 
Stenglein, Pfarrer in Geisfeld. 


Dr. Weber in Streitbere. 


Weisenfeld, Kaplan in Niedermirsberg. 


Hiesige Mitglieder, 


' Adlerstei.n, Kaufmann. 


Bader, Posamenlier. 
Bähr, k. Oberinspector, 


“Dr. Bauernschmi dt. prakt: Arzt. 


Bayer, ‚Privatier. 

Bayl, Apotheker. 

v. Berg. 

Dr. Berz, Sekundärar zt im allgemeinen Kran- 
kenhause. 


Dr. Boveri, is kr 
Dr. Brandis, prakt. zu 
Brüll, Kaufmann. 
Büttner, Kaufmann. 
Buseck, Baron von. 


Colin, Bankbeamter. 


Deckelmann, Uhrmacher. 
Dr. Dossaten, prakt... Arzt. 


- 


vm 


47) Herr, Dessauer, Sigmund, Kaufmann. 


18) 
19) 
20) 
21) 
22) 
23) 
24) 
25) 
26) 
27) 
28) 
29) 
30) 


34) 
32) 
33) 
34) 
35) 
36) 
=D 

38) 
39) 
40) 
41) 
42) 
43) 
44) 
45) 
46) 
47) 
48) 
49) 


yb) 


77 


Deuerling, Kaufmann. 

Elsner, k. Rechtsanwalt. 

Eysselein, Kaufmann. 

Erhardt, k. Bezirksgerichts-Assessor. 
Fexer, Lieutenant. 

Dr. Frohwein, Bataillons-Arzt. 

Fuchs, k. Material-Verwalter. 

Dr. Funk, prakt. Arzt. 

Gabler, k. Bank-Öberbeamter. 

Gabler, Gasverwalter. 

Dr. Geiger, Direktor der Endbindungsanstalt, 
Dr. Gessner, k. Notar. 

Dr. Gleitsmann, Direktor des allgemeinen 
Krankenhauses. 

Gnuva, Tabakfabrikant. 

Gross, Rudolph, Kaufmann. 

Günther, Oberlieutenant. 

Hader, k. Bezirksgerichts-Rath. 
Hagenauer, Accessist. 


Dr. Haupt, k. Inspektor und Lyceal-Professor. 


v. Haupt, k. Bezirksger 0 
Hepp, Accessist. 

v. Herrnböck, Professor. 
Herzogenrath, Professor. 
Hetzel, Coneipient. 

Hofbauer, Maurermeister. % 
Dr. Hoh, k.'Lyeeal-Professor:. (© 
Hoh, Seifenfabrikant. 
Holdermann, Kaufmann. 

Horst, von der, Färbermeister.' 
Hütter, k. Appellationsgerichts- Han 
Kamm, Bildhauer. 

Karl, Apotheker. 


SE, f 
REREIE SEE WERE, in 4 ? 
EEE a an an han ne te Fe ech 


IX 


; 50) Herr Kiesewetter, Maler. 


54) 


” 


Kiesewetter, Buchhalter. 


52) Fräulein Kirchheimer. 
53) Herr Krackhardt, Kaufmann. 


54) 
55) 
56) 
57) 
58) 
59) 

60) 
61) 
62) 
63) 
64) 
65) 
66) 
67) 
68) 
69) 
70) 
71) 
72) 
73) 
74) 
75) 
76) 
7%) 
78) 
79) 
80) 
81) 
82) 
83) 


Kreitmair, k. Rechtsanwalt. 
Kumpf, Accessist. 

L aber, Oberlieutenant. 
Leopolder, Lieutenant. 
Leutemann, Buchhalter. 

v. Lindenfels, Hauptmann. 

Dr. Lippmann, k. Staatsanwalt. 
Löw, Kaufmann. 

Lotter, Glockengieser. 

Lurz, Fabrikant. 

Maier, k. Betriebs-Ingenieur. 
Maier, Apotheker. 

Maier, k. Bezirksamts-Assesor. 

Dr. Martinet, geistlicher Rath. 
Messerschmitt, Weinhändler. 
Messerschmitt, Kaufmann. 

v. Metz, k. Appellations-Gerichts-Präsident. 
Dr. Molter, Assistenzarzt. 
Morgenroth, Kaufmann. 
Netsch, Bankbuchhalter. 
Neumann, Hauptmann. 

Osann, k. Bezirksamts-Assessoı. 
Possner, Oberbahnamts-Assistent. 
Dr. Rapp, k. Bezirksgerichts-Arzt. 
Reichert, Brauereibesitzer. 

Dr. Remeis, k. Stadtgerichts-Assessor. 
Dr. Röhring, prakt. Arzt. 

Dr. Roth, prakt. Arzt. 

Roth keppel, Kaufmann. 
Rothlauf, Domdechant. 


x 


34) Herr Bothlauf, k. Rechtsanwalt. 


55) 
56) 
37) 
88) 
89) 


90) 
91) 
92) 
93) 
94) 
95) 
96) 
97) 
98) 
99) 
100) 
401) 
102) 
103) 
104) 
105) 
106) 
107) 
108) 
109) 
110) 
1) 
112) 
113) 
114) 
45) 
116) 


„. 


Sack, Kaufmann. ee 
Schneidewind. Lieutenant. 
Schmidt, Institutsinhaber. - 

Dr. Sehmitt, k. Rechtsanwalt. 


Dr. Schn eider, Bürgermeister und k. Rek- 


tor der Gewerbschule. 
Scholz, Privatier. 
Schröpp el, Fabrikant. 


Schr uck, Kaufmann. N 


Dr. Schrüfer, k. Lyceal-Professor. 
Sehubert, Reeiments-Kleidermacher. 
Schwager, Kaufmann. kg Shi 
Seeber, Färbermeister. 

v. Seefried, .L., Baron. 

Siebert, Kaufmann. 

Siegel, Coneipient. 

Sip D el, Apotheker und Magistrats- Rath. 
Sondinger, Oberlieutenant. 

Spörl a E Lycealprofessor. 
Stegner, Apotheker. 

v. Stengel, k. Oberstaatsanwalt. 
Stenger, Professor. 

Dr. Stenglein, k. Bibliothekar. 
Stiegelschmitt, Fabrikant. 
Stöcklein, Kaufmann. | 
Thorbecke, Tabakfabrikant. 
Uhlfelder, Kaufınann. 

Ultsch, Gerbereibesitzer. 

Vaıllez, Protessor. 

Vierling, k. Bezirksgerichts-Assessor. 
Vogtherr, Friedrich, Kaufmann. 
Vostherr, Julius, Kaufmann. 
Vogtherr, Georg, Maler. 


{6 
{ 


or 92 R 


XI 


a Herr Vollhardt, Concipient. 
A481. 5% -v. Wachter, :Appellationsgerichts- aakit 
19) „ 1. Waldenfels,'k. Bezirksgerichts- "Assessor, 
420) 5 Di Wierrer, prakt. Arzt. 
421) „Dr. Wierrer, Assistenzarzt. 
4122) „ Dr. Wildberger, Hofrath. | 
4123)... Dr. Wildberger, Yv orstand.d. oithöhädischen 
Instituts. 

424) „ Wilke, Bürstenfabrikant. 

125) .; Wolfsthal, k. Rechtsanwalt. 
-426) .„ Zacherl, k. Post-Official. 


Die Gesellschaft zählt demnach: 


4) Ehrenmitglieder . . . we 
2) Correspondirende Dhlshede, a 
a Auswäthse ee ni. ld 
Artlnge 5 0 een a 


zusammen 204 


Vorstandsmitglieder. 
1) Dr. Küster, I. Vorstand. 
2) Director Dr. Gleitsmann, II. Vorstand. 
3) Dr. Roth, Secretär. 
4) Maeistratsrath:Sipp el, Cassier. 

Der Ausschuss konnte bisher nicht constituirt wer- 
‚den, da mehrere Fächer gar nicht vertreten sind,, an- 
«dere Fächer -durch Fernbleiben der passenden Mitglieder 
nicht besetzt werden können. Auch: hier müssen wir 
auf bessere Zeiten hoffen, die uns vielleicht die nöthigen 
Kräfte wieder zuführen. 


B. Die Sammlung. 
Nach vollständiger Ueberführung der‘Sammlune in 
das neue Lokal wird, da ein besseres nicht zu erwärten 
ist, in diesem Sommer mit der Aufstellung "begonnen. 


En 
Zunächst werden unsere Pflanzen-Versteinerungen be- { 
rücksichtigt, jedoch nur in Auswahl, da die Zahl der- 
selben 'zu gross und der Raum: sehr 'spärlich zugemies- 
sen ist. Eine Sammlung; der hiesigen Conehylien steht 
zur Aufstellung bereit, die hiesigen Amphibien und 
Fische werden sich wohl bald zusammenbringen lassen,, 
da ‚ein. Theil derselben schon vorhanden ist. Die erst 
im Anfang begriffene Mineralien-Sammlung: bedürfte be- 
deutender Nachhilfe, jedoch ist auch hier nach Zusagen 
von Freunden unserer Gesellschaft Manches zu hoffen. 
Für Säugethiere und. Vögel, sowie einige Skelette 
muss freilich der Ankauf eintreten, wenn. nicht die 
Opferwilliskeit einer Reihe von Mitgliedern uns viel- 
leicht theilweise darin unterstüzt. | 
Da unsere Sammlung neben ange S im Laufe 
der Zeit zu erreichender Vollständigkeit der Naturpro- 
dukte Frankens, auch die Mittel zu Demonstrationen 
bei den Vorträgen bieten muss, sollen diese den Nutzen 
gewähren, den man»davon erwartet, so wurde einst- 
weilen eine Parthie Korallen in sehr. schönen Exem-. 
plaren angekauft, von weiteren derselben wird später 
bei den Geschenken die Rede sein. 


C. Bibliothek. 


Der Tauschverkehr mit den deutschen und ausser- 
deutschen Gesellschaften brachte uns auch in dem Zeit- 
raum seit Ausgabe des letzten Berichtes reichlichen Zu- 
wachs für die Bibliothek, theilweise in höchst werthvollen 
Schriften bestehend. 

Wir stehen jetzt mit nachstehenden Vereinen und 
Gesellschaften im gegenseitigen Schriftenaustausch. 

Altenburg, Naturforschende Gesellschaft des Oster- 
landes. 
Annaberg-Buchholz, Verein für Nataikarnda 


-j;' e 


3 


Ansbach, historischer Verein in Mittelfranken. 
Augsburg, naturhistorischer Verein. 


f Basel, naturforschende Gesellschaft. 
Rerlin, deutsche geologische, Gesellschaft. 


Bern, naturforschende Gesellschaft. 
Bonn, naturhistorischer Verein der preusischen 
Rheinlande und Westphalens. 


"Boston, Society of Natural-History. 


Boston, American Academy of Arts and Sciences. 


"Bremen, naturwissenschaftlicher ‘Verein. 
"Breslau, schlesische Gesellschaft für vaterländische 


Kultur. 


' Breslau, Verein für schlesische Inseetenkunde. 
Brünn, k. k. "mährisch-schlesische' Gesellschaft 


"für Ackerbau, 'Natur- und Landeskunde. 
Brünn, Werner-Verein. 


0.) Brünn, -Naturforschender. Verein. 


Bruxelles, Academie Royale des Sciences, des 
‚‚Lettres ‚et des ‚Beaux-Arts, de Belgique. . 

ash ridge, Museum of comparative Zoology at 
..Havard in, in Cambridge. 

Carlsruh e, naturwissenschaftlicher Verein. 

Cassel, Verein für Naturkunde. 

Cherbourg,  Societe des Sciences naturelles. 

Chicago, Chicago Academy of Sciences. 

Chur, naturforschende Gesellschaft. _ 

Christiania, Kongelige Norske Universitet. 


‚Danzig, naturforschende Gesellschaft. 


Darmstadt, Verein für Erdkunde und verwandte 
Wissenschaften. 


‚Dublin, Natural History Society. 


Emden, naturforschende Gesellschaft. 


Elorenz, Reale Comitato, geologico d’Italia. 


Frank furt, zoologische Gesellschaft, 


"Frankfurt, physikalischer Verein. iu 


Frankfur t, ‘ärztlicher Verein. 


Fr eiburg WB., Gesellschaft zur Beförderung der 2 


N Atırwissenschaften. ad 
Gera, Gesellschaft von Fr eunden der Naturwis- 
senschaften. er 
Giessen, Oberhessische Gesellschaft ‚für ‚N atur- 
und Heilkunde. 
Göttingen, k. ‚Gesellschaft, der Wissenschaften, 


ı@&örlit,z, naturforschende. Gesellschaft: 


Gratz, Verein der Aerzte für Steiermark. 
Gratz;| geognostisch montanistischer Verein für 
Innerösterreich und. des Landes, ‚unter ‚der, Enns. 


Gratz, geognostisch- monianisbipcher Verein für 


Steiermark. 


Gratz, nation Ver ein: ie Steier- ge 


Kine BR. 
Greifswald, Gartenbau-Verein für OR TOIDE UM 
mern und Rügen. UA 


Halle, naturwissenschaftlicher Verein‘ a: Sach- 


sen und Thüringen. 
Halle, naturforschende Gesellschaft. 
Hamburg, naturforschende Gesellschaft: 


Hanau, Wetterauische un Tür die ge- 


nme Naturkunde. 
Hannover, naturhistorische Gesellschaft: 
Helsingfors, Finska Vetenskap Societaten. 


Helsingfors, Sallskapets u u sen) Flora 


Fennica. 
Hermannstadt, Steh nähen ‚Verein für 
Naturwissenschaften. NSIEBRE IE RE 


Innsbruck, Fer ns für Tyrol und Nord 


arlberg. 


52% 


Kiel, Verein nördlich der. Elbe zur Verbreitung 
naturwissenschaftlicher Kenntnisse. 
Kingston, Botanical, Society of Canada. 


\.., Klagenfurt, ‚naturhistorisches Landesmuseum 


vom Kärnten. .., 

‚Königsberg, physikalisch- -ökonomische Gesell- 
schaft, ”% 

Linz, ee Franeisco- Carolinum für Oester- 
reich ob der Enns und Salzburg. 

Lüneburg, naturwissenschaftlicher Verein. 

Lux emburg, Societe des Sciences naturelles du 

 Grand-Duch® de Luxembourg. 

Maine, Commission „of ‚Fisheries the State of 
Maine. 

M annheim, Verein für Naturkunde. 

Marbur g, Gesellschaft zur Beförderung der ge- 
. sammten. Naturwissenschaften. 

M oska u, Soeiete Imp. des Naturalistes. 


„München, K. Akademie der Wissenschaften. 


Neubrandenburg, Verein der Freunde der 
Naturgeschichte in Mecklenburg. - , 

Neuvorpommern- und Rügen, naturwissen- 
schaftlicher Verein. a 

Nürnberg, naturhistorische Gesellschaft. 

Offen bach, Verein für. Naturkunde. „ 

Passau, naturforschender Verein. _ 

Pfalz, Pollichia ein naturwissenschaftlicher Verein. 

Philadelphi a}! American ÜPhilosophical Society. 

»»Phmiladelph ia;,: Academy ‚of: Natural-Sciences. 

»:Philadelphra, American ‚Academy. 

‘Portland, ‚Soeiety :of Natural-History. 

Prag, naturhistorischer ‘Verein: Lotos. 

Presburg, Verein für Naturkunde. 

Regensburg, zoologisch-mineralogischer Verein: 


xVvI 


"Riea, naturforschender Verein. 


Saint-Louis, Academy of Sciences. 
Salem, Essex Institute. 210" 


"Schweiz, Allgemeine schweizerische Gesellschaft 


für die gesammten Naturwissenschaften. 


"St. Gallen, naturwissenschaftliche Gesellschaft. 


Stockholm, kongl. Vetenskap Akademien. 

Stut tgart, Wür ttembergischer nafurwissenschaft 
licher Verein. 

Utrecht, Nederlansk meteorologisch Institut. 

Washington, American Association. for the 
Advancement of Science. 


"Washinston, Smithsonian Institution. er 


schaft in der. leztvergamgenen‘ Periode ‘reich :bedacht. 
Herr Gasverwalter 'Gäbler, der‘sich: überhaupt der 
Gesellschaft so warm annimmt; übergab: 


den 


Wien, k. k. Geologische Reichsanstalt. 
‚Wien, KR Akademie der Wissenschaften. 
Wien, k. k. zoolögisch-botanischer Verein. 


Wies b aden, Ver ein für N aturkunde im } 


thum Nassau. 
Würzburg, physikalisch-medieinische Gesellschaft. 
Zürich, naturforschende Gesellschaft. 
Zweibrücken, naturhistorischer Verein. 
Gehalten rail an Zeitschriften: 
Gaea, Natur und Leben. 
Der Naturforscher. 
Archiv für Anthropologie. 2 
Berliner entomologische Zeitschrift. 
! D.. Geschenke. 
Im ‘Vergleich zu den: Vorjahren wurde: die: Gesell- 


F 


1) Lesepult zum Sohraselr bei‘ den —-_ in 
W ochenversammlungen, daı9yad 


ne 
EN Zu 0 u 


59) "eine Reihe‘ Pflanzenversteinerungen aus dem 
Zwickauer Kohlenschiefer, darunter viele‘ durch Grösse 
und Reinheit ausgezeichnete ‘Exemplare, 

3) eine’ Sammlung der aus Glimmer' hergestellten; 
sog. "Brokatfarben, in‘ einem zierlichen' Kästchen "mit 
Glasverschluss' schön geordnet, nebst einem sehr 'schö- 
nen Handstück Glimmer, iu | 
3 2) 'eine Hyalonema, Millepora tortuosa "und Car- 
dium speudolima. 

Has ‚Von Herm Dotzauer in Hamburg erhielten wir: 

» 4). ‚ein, ‚prachtvolles ‚Exemplar der ‚interessanten 

amladiei aspergillum, .; R 

„..,2) Madrepora. ramosa, 

en Poecillepora damicormis. ' 

" Von’ Herrn Weinwirth 'Messerschmitt eine a 
maus (Vesperugo noctula). 

Von Herrn'''k.- Untersuchungsrichter Vierling | ein 
schönes Stück Rosenquarz. 
; Von Herrn Offizial Zacherl. Eine Parthie Pflanzen- 
versteinerungen aus dem Zwikauer Kohlenschiefer. 


 E. Innerer Verkehr. 
"> Die er ioheinilicheh Zusammenkünfte würden bis- 
her fortgesetzt und; so » weit die vorhandenen. Kräfte 
- dazu: ausreichten,, (durch 'sachgemässe: wissenschaftliche 
Mittheilungen theilweise "ausgefüllt,  Gesellschafts-Ange- 
legenheiten: besprochen, Anträge gestellt und: entgegen- 
genommen, den: übrigen: Theil‘ des: Abends» füllte : die 
Unterhaltung. der 'Mitglieder unter sich aus. ES! erwies 
‚sich immer mehr, dass das allwöchentliche ‚Beisammen- 
sein im höchsten Grade fördernd' 'war, ‘die 'Theilnahme 
war:an' jeden Gesellschaftsabend ‚eine: zahlreiche und 
die gegenseitige: Annäherung der' ‚dem‘ verschiedenartigs- 


xVIH 


ten’ Berufsarten. angehörigen, Mitglieder ‚war. eine, wahr- "n 


haft -wohlthuende, Erscheinung. NEN 


N L 


So konnte es» kommen ;' dassi«die »wenigen Mitelie- F 


der, welche gewillt oder ‚befähigt ‚waren, wissenschaft- 
liche ‚Mittheilungen‘ „zu ‚machen., oder ‚die Aufmerksam- 
keit, auf meue.‚oder, interessante Erscheinungen ‚im. .Ge; 
biete der Naturwissenschaften zu, lenken. und, ‚darüber 
Besprechungen. zu veranlassen, trotz ‚der vielfachen 
Inanspruchnahme doch gerne sich dieser Aufgabe um- 
terzogen. Auch die grösseren Vorträge füs die Mit-" 
glieder und deren Familien wurden im Winter 1869 
fortgesetzt. Durch die Güte ‘des Kel. Rectorats der 
Gewerbschule konnten dieselben wieder in dem bekann- 
ten höchst passenden Lokal ‚stattfinden. eider (waren 
einige Herren durch Unwohlsein, an..der »Theilnahme 
verhindert, so dass ‚nur .von ‚Nachstehenden, | zu ohPrIehE 
ten ist. F) jbrrArer 

1): Dr’ med. Küster, über die a Lay 

2) Pfarrer Engelhardt ‚über ‚die /Grabstätten ‚der 

„u Urbewohner.Frankens. 

3)..Dr.. Küster über ‚die Urbevölkerung Europas 

4) Derselbe über Sternschnuppen und Koma 

5) Apotheker'Dr.' Sehmidtiiber Porzellan. 
Im "Winter von 1870 : wurden »' unter: erfreulicher 


Theilnahme : von » Nichtmitgliedern der »naturforsch- 


enden‘ Gesellschaft, eine Reihe ‘von Vorträgen‘ gegen 
mässige'"Subseriptionspreise zum ' Besten ‘der. "kranken 
und verwundeten Krieger ‘und der' zu diesem Zweck 
bestehenden Vereine’abgehalten, so‘ dass die ’selbstän- 
dige ''Thätigkeit der Gesellschaft für » diesen‘ ee 
sistirt wurde. ? ia 

‚Im Februar .1869 wurde die: REN. lien 
neralversammlung; zur’ Reehnungsablage und 'Feststell- 
ung des »Etats' für ‚das betreffende Jahr abgehalten. 


xIX 


Die Jahresrechnung ergab als Resultat: 


Kassarest aus dem Vorjahre . „ . . 408 fl. 41 kr. 


Einnahmen im Jahre 1868 . „ . . . 4178 fl. 12 kr. 
Summa 581 fl. 53 kr. 

Ausgaben im Jahre 1868 . . . . . 106 fl. 39 kr. 
Verbleiben 475 fl. 12 kr. 


Bei der im Februar 1870 abgehaltenen General- 
Versammlung stellt sich der Kassastand wie folgt: 


Kleberiras vom Vorjahr . . .'. 401. 12 kr. 
Einnanme am Jahr 1869 . ...... 2 256 1 12 ke. 
u Summa 631 fl. 24 kr. 
Peer ei ea de Mid. .kr. 


Verbleiben 239 fl. 21 kr, 


y 
a a 2, 


Göthe als Naturforscher. 
Von Theodor Hoh in Bamberg. 


Auf allen Gebieten ' wissenschaftlicher und künst- 
lerischer Thätigkeit Vorzügliches zu ‚leisten, ist auch 
dem Besten nicht möglich, aber auf mehreren derselben, 
selbst wenn sie einander fern liegen, Namhaftes hervor- 
zubringen, gelingt ihm, sobald er den richtigen Angrifi- 
punkt findet, und zu einer der. Sache entsprechenden 
Uebung der Kräfte fähig, wie entschlossen ist. Fehlt 
es an einer dieser beiden Voraussetzungen, so wird aus 
der ernsten Arbeit eine Dilettantenbeschäftigung, deren 
Früchte besten Falles nur eine subjective Befriedigung 
gewähren, ‚leider aber auch, wenn ‚der Zauber eines 
glänzenden Namen ihre Verbreitung erleichtert, einer 
besonderen wissenschaftlichen Bestrebsamkeit eine fal- 
sche Richtung aufprägen, oder doch die Anerkennung 
der Wahrheit für eine. gewisse Zeit hintanhalten kön- 
nen. Dies ist um so. leichter möglich, als die Meinun- 
gen, welche aus Liebhaberei für eine fremde Sache, ‚aus 
Nebenbeschäftigungen emporwuchsen, mit der halbver- 
stohlenen Neigungen, einwohnenden. Zärtlichkeit gehegt 
und leidenschaftlich von ihrem Schöpfer vertreten zu 
werden pflegen; denn ihnen legt manch guter. Mann, 
welcher auf eine Grossthat stolz sein und wohlgelungene 
Berufsleistungen aufzeigen könnte, das grösste Gewicht 
bei, hört ein Lob darüber am liebsten und verzeiht einen 
Tadel oder Zweifel am schwersten. —. „Auf Alles, was 
' ich als. Poet. geleistet habe, bilde ich mir ;gar nichts ein, 
Es haben treffliehe Dichter mit mir gelebt, es lebten 
noch trefflichere vor mir und es, werden ihrer nach mir 


sein. Dass ich aber in meinem Jahrhundert. in der 
1 


2 


schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige 
bin, der das Rechte weiss, darauf thue ich mir etwas R R 
zu gut.“ —, ,S80.,sprach , auf der Höhe seimes Ruhmes 
zu Ekermann der ereise Goethe, der Dichter des ge- 
dankenreichsten Drama, homerischer Gesänge und lieb- 
licher Lieder. Diese Schöpfungen waren aber so mühe- 
los und 'naturgemäs seinem Herzen entströmt,' dass er 
ihre Hervorbringung für weniger erheblich hielt, als’ die 
planmässig geförderten naturwissenschaftlichen 
Arbeiten. ‘Und &eräde der bedenklichsten derselben 
schrieb er den höchsten Werth zu, ja sprach ihr ein 
ausdrückliches Lob ‘aus, wie wenn er geahnt hätte, dass 
hier die Empfehlung eines selbst im Irrtum geachteten 
Namen’ nothwendig wäre, während Alles Andere sich 
von selber weiterhelfen werde. Wenn nicht ‘berück- 
sichtigt wird, dass das künstlerische Auge und der an- 
scheinend einfache Natursinn, wie sie Goethe besass, 
der physikalischen Forschung durch Missverständniss 
wesentlicher Voraussetzungen einen schlimmen Streich 
spielten, wäre die Abirrung der letzteren oder die fal- 
sche Deutung ihrer Resultate unerklärlich. Denn man 
kann nicht sagen, dass Goethe an sich der Naturfor- 
schung nicht gewachsen gewesen sei und wegen Psy- 
chischer 'Grundmängel auf dem fremden Gebiet habe 
verunglücken müssen. ' Vielmehr war seine ganze Art 
ins Leben zu schauen, für die Naturforschung gemacht 
Schiller sagt in dieser Hinsicht sehr bezeichnend von ihm 
„Seine Vorstellungsart ist zu sinnlich und betastet mir 
zuviel,“ und Heine meinte, Gott habe Goethe geschaffen, 
weil er durch Vermittlung 'eines Menschenbildes’ die Na- 
tur habe’ sehen wollen. Solch eine Organisation, wel- 
che zu eigentümlichster Erfassung des Gegebenen hin- 
drängte, macht uns das Errungene selbst dann’ interes- 
sant, wenn es, wie der jetzt zuerst "behandelte Gegen- 
stand, in wissenschaftlichem Sinne aller Bedeutung ent- 


8 


‚behrt. — PhysikalischeGrundlehrefürdie Far- 
 benerscheinungen ist, dass’ das weisse Licht oder 
der farblose Sonnenstrahl nicht, wie es den Anschein 
hat, das: Reinste und Einfachste sei, vielmehr eine Ver- 
einisung von Einzelnvorgängen, deren jeder für sich 
einen eigentümlichen im Farbcharacter ausgesprochenen 
Eindruck auf das Auge macht und mit’'jedem andern 
nur durch‘ das gemeinsame Moment eines gewissen Gra- 
des von Helliskeib übereinstimmt. Die Zerlegung 'ge- 
schieht am regelmässigsten in einem dreiflächigen Glas- 
prisma. Je’ nach der jedem‘ Bestandtheil eigenen Ge- 
schwindigkeit erleidet er eine grössere oder geringere 
Brechung und wird von den übrigen so gesondert, dass 
er das empfindliche Auge mit dem bestimmten Reize 
irgend einer Farbe anspricht. Dies ist die reinste Me- 
thode, die Farben zu erzeugen, und mittels ihrer Dar- 
stellung aus dem farblosen Sonnenlicht, geleitet durch 
wasserhelles Glas und aufgefangen auf weissem Schirme 
zu beweisen, dass sie unabhäneig von dem sewöhnlich 
mit ihnen verwechselten Farbstoff auf formalen oder 
mechanischen Differenzen des leuchtenden Vorganges _ 
beruhen. Meist macht man die Bekanntschaft der Farbe 
in andrer’ Weise. Je nach der oberflächlichen ‘oder 
inneren Beschaffenheit der kleinsten Theilchen wirft ein 
Körper’ bald dieses bald’jenes einer gewissen Farbe ent- 
sprechende System gleichartiger Lichtelemente zurück, 
während die andren Bestandtheile des farblos auffallen- 
den Strahles verschluckt oder in ihrer Thätigkeit ver- 
nichtet werden. Auch kann das Sonnenlieht, wenn es 
Plüssigkeitschichten oder farbige Gläser durchwandert, zum 
Theil aufgehalten und ausgelöscht werden, wonach nur 
die einer bestimmten Farbe entsprechenden Wellen in 
das Auge 'selangen. ' Die Farbentfaltungen durch Inter- 
ferenz, Beugung und Polarisation, von Göthe mit rich- 
tiser Beschreibung aber falscher Deutung als p “ rFOp- 

1 


& 
tische und: epoptische vorgeführt, sämmtlich auf Be- 
wegungsunterschieden der optischen Schwingungen be- 
ruhend, sind zwar besonders geeignet, über das Wesen 
des Lichtes und seine Schicksale unter bestimmten Ein- 
flüssen Aufschluss: zu geben, Können und sollen aber 
hier nur flüchtig berührt werden. — Um zu erfahren, 
wie sich Göthe zu den hiemit in ihrer physikalischen 
Bedeutung erläuterten Fragen stellte, werfen wir einen 
Blick auf sein darüber geschriebenes Buch. — In der 
Vorrede werden die Farben als 'Thaten und Leiden des 
Lichtes bezeichnet und später in der Einleitung für Halb- 
lichter und Halbschatten erklärt. Wie sie ihm zuvör- 
derst als dem Auge angehörig interessant geworden 
waren, danach ihre Darstellung mit farblosen Mitteln 
seine Theilnahme erregt hatte und sie schliesslich als 


» 


an die Gegenstände gebunden merkwürdig erschienen, 


werden sie unter drei Rubriken vom physiologischen, 
physikalischen und chemischen Standpunkt besprochen. 
Die Untersuchungen, deren Lektüre unerquicklich ist, 
verdienen keine besondere Darlegung, und da sie eine 
allgemeine Würdigung später finden, wenden wir uns 
zu den Betrachtungen über die sinnlich sittliche 
Wirkung der Farbe. Ihr wird die Hervorrufung 
eines unausprechlichen Behagens zugeschrieben, jedem 
Einzelneimdruck aber eine specifische Wirksamkeit vor- 
behalten, welche die entsprechende Gemüthstimmung 
auslöst. Dies kann in der Hauptsache zugegeben wer- 


den, aber so entschieden und klar wird ‚das betreffende 


Verhältniss selten ausgeprägt sein, wie in jenem Fran- 
zosen, welcher behauptete, der Charakter seiner Unter- 
haltung mit einer Dame habe sich geändert, seitdem 
ihr Zimmer blau statt roth ausgestattet sei Die Farben 
auf der rothen Seite des Spectrum , das uns am gross 
artigsten der Regenbogen vorführt, sind regsam, lebhaft, 
strebend. Das Gelb, „die nächste Farbe am Lichte“ 


5 


erregt Heiterkeit und Wärme. Die blauviolete Seite der 
prismatischen Farbenreihe ist den unruhigen, weichen, 
sehnsüchtigen Empfindungen gewidmet, es liest eine 
weite Ferne, ein dunkles Geheimniss hinter ihnen, aber 
ihre ausschliessliche Herrschaft erweckt ein Gefühl 
von Kälte. Das Grün, die Lieblingsfarbe, in welche 
sich die Erde kleidet, gewährt Ruhe und Befriedigung. 
Der Purpur fehlt unter den Regenbogenfarben, man 
kann ihn jedoch durch Mischung der an den äussersten 
Grenzen des Spectrum stehenden rothen und violeten 
Farbe darstellen. Indem er die Endglieder der prisma- 
tischen Farbenreihe verbindet, schliesst er sie zu einem 
Kreis ab, enthält alle Farben und umfasst in gemein- 
samem Eindruck. Ernst und Huld, Würde und Anmuth. 
 — In einer Untersuchung über die Möglichkeit, Berech- 
- tigung oder Verwerflichkeit der Farbenzusammenstell- 
ungen werden die. characteristischen Kombinationen; 
Blau mit Gelb oder Roth, Purpur neben Gold, Orange 
zu Violet den characterlosen gegenübergestellt, deren 
Glieder einander zu nah stehen, als dass, was für die 
Anmuth' der Erscheinung höchst erspriesslich ist, die hier 
durch eine volle Mittelfarbe ausgefüllte Distanz der 
Eindrücke bestände, welche im Empfindungskreise 
zu ‚ästhetischen Zwecken gefordert wird. Bunte Zu- 
sammenstellungen liegen im Geschmack des Naturmen- 
schen, während der Gebildete eine Abneigung sich da- 
sesen erworben. zu haben pflegt. Er vermeidet das 
Schreiende und Mannisfaltige,.. weil das Bewusstsein 
inneren Werthes mit der Scheu einer prunkenden Schau- 
stellung verbunden ist und das zarte Gefühl einer fein 
und edel organisirten Seele. Alles widerräth, was die 
‚sinnliche Aufmerksamkeit in einem die Bescheidenheit 
.verletzendem Masse erregt. — Die Betrachtungen über 
die ästhetische Wirkung der Farben, auf deren 
Analogie mit den Tönen gelegentlich in den Wor- 


6 


ten hingewiesen'ist:“ „man würde nicht mit Unrecht 
ein Bild von mächtigem Effect mit einem musikalischen 
Stück aus dem dur Ton, ein Gemälde von feinstem Ef- 
fect: mit einem Stücke aus dem moll Ton vergleichen“, 
sowie über ihren "allegorischen. symbolischen 
und mystischen Gebrauch sind physikalisch werth- 
los und können, wenn in diesem Sinne die Göthe’sche 


Farbenlehre 'beurtheilt werden will, nicht in die Wao- 
schale gelegt werden. Wohl zu beachten aber ist, _ 


dass ‘das’ Feld‘ der Sinnesanschauung nirgend “über- 
schritten werden wollte, vielmehr danach gestrebt ward, 
die dem Scheine entsprechenden Bedingungen 'aufzu- 
stellen, unter denen ‘die Farben hervortreten. Sofern 
es sich blos um  Versinnlichune' einzelner Vorgänge 
handelt, ist deren Beobachtungs- und Beschreibungsweise 
durchaus lobenswerth, aber den Werth einer physika- 
lischen Forschung; welche zu den wahren Ursachen der 
Erscheinung emporsteiet oder ‘doch das Gemeinsame 
verwandter Phänomene in formalen Gesetzen feststellen 
Sol, kann man der Arbeit nicht beilegen. Die Grundidee 
ist ein Rückschritt bis auf Aristoteles, welcher die Mein- 
ung ausgesprochen hatte, class jede Farbe auf eine Misch- 
ung von Weissund Schwarz zurückzuführen sei; weil jedoch 
unter gewöhnlichen Umständen hiebei Grau entsteht, ver- 
legt Goethe die Art der Verdunkelung, welche die Farbe 
erzeuge, in den Einfluss der trüben Mittel auf das Licht. 
Jenesindeleichmässige Mengungen der kleinsten Theilchen 
verschieden dichter Stoffe: sie erscheinen im auffallenden 


Liehte blau, im durchgehenden roth, weil an den un- 


zähligen Grenzflächen der heterogenen Moleküle Brech- 


ungen und Reflexe geschehen, welche zur chromatischen 


Differenzirung des Lichtes führen; wie sie es machen, 
um alle möglichen Farben zu erzielen, erklärt Goethe 
ebensowenig, als ihm gelingt, eine befriedigende Ver- 


7 


ständlichkeit zu erreichen, wenn er sagt, beim Betrach- 
ten einer auf. dunklem Hintergrund liegenden weissen 
Fläche durch’s Prisma werde das Bild getrübt und ver- 
schoben, wobei der vorangehende Rand auf den dunk- 
len. Grund’ sich legend als: 'helleres aber trübes Medium 
vor jenem blau erscheine, ‚der 'anderseitige' gelbrothe 
Rand aber durch eine Verdeckung des Hellen vom dar- 
übergeschobenen schwarzen Streifen ‚entstehe.: Hierauf 
bezieht. sich die. Forderung. der Grenzen, ‚welche 
Goethe für die Farbenerscheinung an Stelle der prisma- 
tischen ‚Zerstreuung setzt. — Seine Lehre fand'im Krei- 
sen, weiche ‚der Anschaulichkeit und dem künstlerischen 
Interesse günstiger gesinnt waren, als der strengen Un- 
tersuchung, Beifall und ‚man könnte sie als einen Ver- 
such, ‚sich ‚einen: bestimmten Erscheinungskreis zu: indi- 
viduellem: Verständniss zurecht zu legen, gelten lassen, 
wenn sie ‚nicht ihre Ansprüche bis zur hartnäckigen und 
leidenschaftlichen Polemik gesteigert: hätte. Im der 
Fehde gegen die Newton’sche Theorie fehlt ‚es: an der 
wesentlichen Voraussetzung eines zu befriedigendem Ab- 
schluss, führenden Verlaufes. Der Angreifer steht auf ganz 
andrem Boden, als; der, welchen er anzugreifen meint, 
und: beginnt den, Feldzug mit ‚einem: Missverständniss 
von entscheidender Bedeutung. Offenbar war es nicht 
die physikalische Eigentümlichkeit: der Newton’schen 
Lehre, was Goethe stutzig machte — er scheint dieselbe 
nicht einmal vollkommen und tief genug gekannt zu 
haben — wenigstens nahm er sich nicht: die Mühe, mit 
reinem einfachen Lichte die von ihm häufig in unwür- 
digen Ausdrücken, verspotteten Grundversuche zu » wie- 
derholen; ‚sondern erwartete im Kreise der gewöhnlieh- 
sten Sinneserfahrungen Resultate, welche durchaus — 
wie. die vermuthete bunte Färbung: der. ganzen durchs 
Prisma betrachteten‘ weissen Wand» — ausserhalb der 
theoretischen Consequenz lagen. Sein ästhetisches Ge- 


8 


fühl war dadurch beleidigt, dass dem farblosen Lichte 
die Reinheit und Einfachheit geraubt ward, seine der 
unmittelbaren Sinneswahrnehmung vertrauende Auffass- 
ung' streubte sich gegen eine nur mittels wissenschaft- 
licher Abstraktion und mechanischer Vorstellungsweise 
mögliche Erklärung von Erscheinungen, welche er als 
solche für wahr anerkannt wissen wollte, und seine 
Einwände gegen die nicht nur' bezweifelte, sondern — 
was die den schwachen Stand der Sache verrathende 
Betheiligung, ja Ueberwucherung ‘der gemüthlichen! AR 
fecte darthut — eingestandener Massen verhasste Lehre 
schienen ihm unwiderleglich, weil sie mit ziemlich kunst- 
losen, darum aber doch täuschenden, Mitteln, wie es 
‚schien, der frischen Quelle: lebendiger 'Thatsachen 'ent- 
nommen waren. Wie kann aber ihnen eine überzeu- 
gende Kraft zu Gunsten der neuen und zum‘ Schaden 
der bekämpften Theorie ' beigemessen werden, wenn 
die letztere so gründlieh verkannt wird, dass ihre'einfa- 
chen Annahmen absichtlich oder durch ein unbegreifli- 
ches Missverständniss verwirrt und getrübt, die Grund- 
versuche verdächtigt oder verspottet, und die Resultate 
mit Vorurtheil gedeutet, oft auch durch die der eigenen 
hartnäckigen Meinung zusagenden ohne Weiteres ersetzt 
werden? — Zur Entschuldigung wäre höchstens anzu- 
führen, dass zur damaligen Zeit die Unyollkommenhei 
und stellenweise Mangelhattiekeit der optischen Theorie 
allerdings Missverständnisse und Zweifel nicht ausschloss. 
Die Schwingungslehre des Lichtäther, obwohl 
in der Hauptsache schon 1690 von Huyghens entwickelt, 
sollte 'erst in unserem Jahrhundert zur Herrschaft ge- 
langen, im vorigen fand sie fast nur an Euler einen 
namhaften Vertheidiger und ward von der Newton’schen 
Hypothese der Aussendung unendlich feiner‘ zahlreicher 
Theile eines unwaegbaren Lichtstoffes gänzlich in Schat- 
ten gestellt. Nun war diese zwar fähig, viele Erschein- 


9 


ungen zu erklären, aber je mehr der Schatz der Beob- 
achtungen und Versuche anwuchs, desto unzulänglicher 
wurde sie, sofern man sich nicht entschloss, oft ziem- 
lich gezwungene Modificationen und willkürliche Ne- 
benannahmen zu machen, von denen ich nur erwähne, 
dass die wägbaren Stofftheilchen eine sehr kleine aber 
in Betracht der gegenseitisen Abstände doch beträcht- 
liche Wirkungsphäre besitzen sollten, innerhalb deren 
sie die Liehtpartikeln anziehen, während sie in grös- 
seren Entfernungen (dieselben abstossen, dass ferner die 
Lichttheilchen ' selber abwechselnd Anwandlungen des 
leichteren Zurückprallens oder des schnelleren Durch- 
sehens hinsichtlich der von ihnen betroffenen Medien 
hätten, dass: dieselben endlich, je nachdem sie verschie- 
denen Farben entsprechen, an Masse sowohl, als an 
attractiver oder repulsiver Beziehung zu den materiellen 
Molekülen untereinander abweichen. Schon der Laie 
erkennt, dass das mehrfache Bedürfniss derartiger Er- 
sänzungen nicht zur Empfehlung einer Theorie dient, 
welche später einer alles Optische im natürlichen Zu- 
sammenhang aus einfachen Bedingsunsen ableitenden 
Lehre weichen musste, zwar vermuthlich nicht durch 
ihre wissenschaftlichen Gebrechen, welche überdies ganz 
‚wo anders lagen, Göthe’s Anfeindungen hervorrief, doch 
aber solche, freilich gerade am wenigsten auf dem Ge- 
biete der Farben, durch so viele Blössen herausforderte, 
dass dieselben verzeihlicher erscheinen, als wenn 
sie gegen ein mit dem deutlichen Kennzeichen der 
Wahrheit ausgezeichnetes System. gerichtet gewesen 
wären. — Auch verlangt die Gerechtigkeit zuzugestehen, 
dass überall, wo nicht der oft gehässige polemisirende 
Ton herrscht, eine fleissige historische Forschung und 
eine treue Hingabe an die Natur für Göthe’s Bestreb- 
ungen Achtung erweckt. Von Einzelheiten erscheint 
dabei bemerkenswerth, dass das 1852 von 'Stockes in 


10 


Cambridge wissenschaftlich begründete, freilich schen | 


von Brewster als. innere, Dispersion bezeichnete und 


unter dem .Namen epipolisirtes Licht von Her- 
schel am schwefelsauren , Chinin beobachtete, Phänomen 
der Fluoreszenz durch Goethe ganz richtig. 'beobach- 
tet und folgendermassen geschildert wird: „Man nehme: 
einen Streifen frischer Rinde. von der Rosskastanie, man 
stecke denselben in ein Glas Wasser, und in der kür- 
zesten Zeit werden wir das vollkommenste Himmelblau 


entstehen sehen, da, wo das: Vorne. erleuchtete Glas” 


auf dunklen Grund gestellt- ist, hingegen das schönste 
Gelb, wenn wir 'es gegen das Licht halten“). — 


Wenn es einen schmerzlichen Eindruck macht, einehohe 


geistige Kraft in unheilbarer Verirrung befangen zu seh- 
en, fühlt man sich in Gegentheil gehoben und befriedigt 


durch den Anblick einer seinen sonstigen Gaben eben- 


bürtigen Leistung. — Nach. Methode und: Inhalt hoch 
über . den. physikalischen. Arbeiten, obschon am 
Umfang ‚geringer stehen Göthes bone Studien. 
Dass . die Pflanze, nur zwei "wesentlich ‘verschiedene 
Organe habe: Blatt und Stengel, dass alle übrigen 
Theile des Gewächses, besonders Blüthe und Frucht 


*) Ich halte diese Bemerkung nicht desshalb der Hervor- 
hebung werth, weil etwa @o@the dadurch zum, wenn auch unbe- 
wussten Entdecker der 'Fluorescenz gestempelt würde, vielmehr 
reichen Beobachtungen ähnlicher Phänomene mindestens bis: ins 
sechzehnte Jahrhundert zurück, sondern weil, während die letzte- 
ren sich ausschliesslich auf das, wie es scheint, sowohl thatsäch- 
lich als seiner Bedeutung nach uns unzugänglich gewordene „ne- 
phritische Holz“ beziehen, das auch Goethe mehrmal erwähnt und 
von der Pflanze; Guilandina L. (Linne dagegen von Hyperanthera 
Moringa) herleitet, hier ein einfacher Versuch mit einem überall 
leicht und bequem anwendbarem Material vorliegt, weil durch 
denselben ferner ein fast vergessener Gegenstand wieder in die 


moderne Experimental-Physik eingeführt ward, und weil dies end- 


lich durch eine unser höchstes Interesse in Anspruch anne 
Persönlichkeit geschah, 


41 


‚Abänderungen eines jemer Grundelemente oder aus bei- 
den verschmolzene Gebilde seien, ist schon früher,  na- 
mentlich 1759 von ‚Caspar Friedrich Wolff ausge- 
sprochen, ja selbst schon von Linn angedeutet worden 
aber jene Naturthatsache gewinnt doch erst eigentlich 
iu. Göthe’s Metamorphose der Pflanze einen ge- 
dankenreichen , ansprechenden weithin wirksamen Aus- 
_ druck, welchen er gelegentlich sogar in po&tische Formen 
kleidete. — 'Gleichgross ist der Dienst, den er der ver- 
sleichenden Anatomie mit der Entdeckung; des 
menschlichen Zwischenoberkieferknochen leis- 
tete. Die Säugethiere besitzenmitten in der Schnauzenspitze 
vor‘ den Nasenlöchern oben wie unten besondere: Kno- 
chenstücke, von denen manchmal das obere nur durch 
Bänder mit den Seitenkiefern zusammenhängt, und welehe 
sämmtliche Schneidezähne tragen: Am Menschen be- 
merkt man in frühster Jugend die Spur einer ‘Naht, 
welche vom hinteren Ende des Gaumenkanals an die 
untere Seite, des Gaumenfortsatzes vorwärts und aus- 
.wärts zwischen dem äussersten Schneide- und Eckzahn 
jeder Seite sich hiner streckt und die früheren Grenzen 
eines selbständigen  Zwischenkieferknochen nachweist. 
Galen spricht, von dieser Einrichtung, kommt aber da- 
mit bei Vesälius übel weg, welcher ihm geradezu vor- 
wirft, er habe nur die Anatomie der Thiere, nicht aber 
diejenige der Menschen gekannt, weil er einen Knochen- 
 theil erwähne, welchen er blos ‚an ersteren gesehen 
habe und ohne Prüfung ‚des wirklichen Bestandes auf 
letzere übertrage. Die Anhänger: des Galen wussten 
ihren Meister nur, durch die ungeschickte Erklärung zu 
schützen, dass die Menschen der guten alten Zeit aller- 
dings sich des unbestrittenen ‚Besitzes eines  besön- 
deren Zwischenoberkieferknochen erfreut, solchen: aber 
später zur Strafe ihres schlechten Lebenswandel und 
ihrer Verweichlichung verloren hätten. . Denn die wirk- 


12 


liche Existenz desselben hielt man zur Zeit so wenig 
einer Erweisung fähig, dass er in die Reihe der Haupt- 
unterscheidungsmerkmale zwischen Mensch und Affe 
aufgenommen ward, welche durch seine Entdeckung 
vermindert zu haben, Göthe, gewissermassen ein Vor- 
kämpfer der Darwin’schen Lehre, mit Behaeen von sich 
rühmt. ‘Von dem Gedanken ausgehend, dass der Mensch, 
in physischer Hinsicht durchaus der zoonomischen Beur- 
theilung unterworfen, ‘weil er mit‘ vielen Säugethieren 
im Besitz der Schneidezähne übereinstimme, auch den 
die oberen derselben tragenden besondren Knochen 
haben werde, verglich er die Oberkiefer mehrerer Ge- 
schöpfe und fand, dass die Ausbildung eines Zwischen- 
knochen verschiedene Grade zeigt, insbesondere von der 
mit ‘den 'Eigentümlichkeiten der Nahrung zusammen- 
hängenden Art und Grösse der Zähne bestimmt wird. 
Oft ergab sich, dass wenn auch bei vollkommener Ver- 
wachsung aussen die Nähte ganz verschwunden waren, 
auf der Innenseite sie erkenntlich hervortraten. — Der 
Zwischenkieferknochen ist freilich ein sehr kleines Ding 
und man darf es den mit der Naturwissenschaft auf ober- 
flächlichem Fusse stehenden Leuten der grossen Welt 
kaum verübeln, wenn ihnen die Wichtigthuerei der Na- 
turforscher über irgend eine vereinzelte Entdeckung ei- 
nigermassen komisch vorkommt. Aber die ernste Er- 
wägung führt doch gewöhnlich auf den Gedanken, dass 
durch die scheinbare Geringfügiskeit vielleicht eme 
Wendung in gewissen Anschauungen oder eine Vervoll- 
kommnung in der der natürlichen Wahrheit nachstre- 
benden Erkenntniss eingetreten sei, welche, wenn auch 
vorerst nur den Eingeweihten verständlieh, manchmal 
selbst von diesen nur halb geahnt, später nicht verfehlen 
werde, in den Beziehungen zwischen Naturund Menschheit 
eine Rolle zu spielen. So ist's auch hier. Für Spre- 
chen, Kauen und sonstige Thätigkeiten des menschli- 


13 


chen Mundes ist’s gleicheiltig, ob die Schneidezähne in 
einem besondren Beinstück stecken oder gemeinsam 
mit ihren Brüdern in einem zusammenhängsenden Kno- 
chenbogen, ja nach unseren Gewohnheiten und Bedürf- 
nissen wäre es vermuthlich höchst unbequem für ein 
ausgezeichnetes Individuum, Göthe’s anatomische Idee 
in reinstem Urzustand an sich verkörpert zu tragen. 
- Aber wenn es wahr ist, dass die Entwicklungs- 
geschichte eine über das Einzelwesen ja über die 
Gattung hinausragende Bedeutung hat, dass von ihr 
aus am klarsten der Zusammenhang des Natür- 
lichen begriffen wird, und dass dieser, die concrete 
Manifestation der Idee von der Einheit der Kräfte 
und der Harmonie in der Schöpfung, eine ebenso 
thatsächlich wohl begründete, als geistig tief wurzelnde 
und weitgreifende Bedeutung: hat, so ist @öthe’s Ahnung 
sein Forschungsweg und die gemachte Enthüllung der 
höchsten Theilnahme würdig. Wenn jedoch Owen sast: 
„Durch seine Entdeckung des Zwischenknochen in der 
oberen Kinnlade des Menschen hat Göthe für alle der- 
artige Untersuchungen, welche die durchgehende Ein- 
heit der Natur erweisen, die Führung genommen“, und 
Carus ihn als Schöpfer der vergleichenden Anatomie 
preist, so darf der damals erwachenden neuen Richtung 
und der Mitarbeit bedeutender Kräfte nicht vergessen 
‚werden. Während Göthe seine Entdeckung 1784 ge- 
macht zu haben scheint, sprach Vieq d’Azyr in einer 
_ vermuthlich schon 1780 entworfenen, freilich erst 1786 
veröffentlichten Abhandlung den: nämlichen Gedanken 
aus; damit ist Göthe’s Verdienst und Originalität nicht be- 
stritten, sondern nur gesagt, dass die Zeit für diese Frage 
in der Entwicklung der Wissenschaft gekommen war. 
—- Die zweite That Göthe’s in der Anatomie bezieht 
sich auf die Vergleichung von Rückgrat und 
Kopf, den er als eine erweiterte Bildung. der Wirbel- 


44 


knochen ansprach, indem vier ‘oder sechs der’ letzteren 
in modifizirter Gestaltung zum Schädel zusammengetre- 
ten seien... Obwohl Carus den ersten Gedanken, in wel 
chem die Idee der Einheit unter den manchfaltigen Kno- 
chentheilen den klarsten Ausdruck gefunden, ausdrück- 
lich als: @oethe’s eisenstes Verdienst preist, darf doch 
nicht verschwiegen werden, dass die Originalität der Ent- 
deckung von namhafter Seite ihm bestritten ward. Wäh- 
rend Goethe an einem auf dem  Judenkirchhof bei Ve- 
nedig ‚1790 :gefundenem Schöpsenkopf zuerst seine Idee 
verkörpert sah, fand: Oken 1806 im Harz den Schädel 
‘eines Hirsches, an welehem ihm der modifieirte Typus 
einer: Wirbelsäule so zweifellos aufging, dass er seine 
Gedanken darüber sofort veröffentlichte und ein Exem- 
plar der. ‚Schrift an Goethe, als damaligem Curator der 
Universität Jena, woselbst Oken lehrte, einsandte. Weil _ 
dieser nun die Sache zwar beifällig, aber ohne 'eine 
Andeutung gleichgesinnter Vermuthung hingenommen 
habe, könnte man meinen, dass er früher überhaupt 
darüber: nichts‘ Rechtes gedacht oder gewusst‘ habe. 
Schweigend, solang die noch junge Lehre verspottei 
oder bezweifelt ward, sei er später, als sie bedeutend x 
und vielversprechend zu werden anfıng, mit: der Behaup- 
tung hervorgetreten, ‚dass er längst von der fraglichen 
Verwandtschaft der Knochengebilde überzeugt gewesen. 
— Wenn eine wissenschaftliche Entdeckung mit einem 
bestimmten Ausspruch auf‘ Einmal fertig und gerüstet 
dasteht, sind  Prioritätsfragen leicht ' entschieden; so 
trifft sichs aber äusserst selten. "In der Regel zuckt 
die Wahrheit‘ wie‘ ein Blitz in"finsterer Nacht in Perio- 
den tiefester Dunkelheit da und dort auf, ohne zu zün- 
den, aber die Gedankenatmosphäre wird doch dabeierrest, 
die ‚Welt auf eine neue ‚Erscheinung vorbereitet, und 
diese selberin prophetischen Signalen den Eingeweihten 
verrathen. ; Sobald die Summe der bestätigten und ''ver- 


45 


_ breiteten Kenntnisse, die Theilnahme des lebenden Ge- 
schlechts an dem Wissensbestrebungen, und die äussere 
Cultur eine gewisse Höhe erreicht haben, zögert jene 
nichtins Leben zu treten. Da wird sie denn freilich 
von der Mense als ein halbes Wunder angestaunt, aber 
dem‘ Kundigen waren lang die Schwingungen vernehm- 
lich, welche ihre Auferstehung vorbereiteten, und neben 
dem leeitimen ostensiblen ‘Vater einer neuen Idee ver- 
sisst. ser nicht ‘die Vorkämpfer ’der Wahrheit, welche 
namenlos verschollen oder gar als Märtyrer ihrer Ueber- 
zeugung fielen. —- Wie Viele vor Copernicus eine rich- 
tige Ahnung des Weltplanes hatten, so spricht vor Oken 
und Goethe der gelehrte Mönch des dreizehnten Jahr- 
hundert Albert von den Gliedern des Kopfes und legt 
die Wirbelsäule seiner Beschreibung des gesammten 
menschlichen Knochensystems zu Grund. Einerseits also 
ist der Prioritätstreit zwischen jenen Beiden dahin zu 
entscheiden, dass im strengen Sinne keinem die Palme ge- 
bührt, anderseits aber wird jedem ein bestimmtes Mass selb- 
‚ständigen Verdienstes zu vindieiren sein. Goethe achtete 
bei aller behäbigen Vornehmheit, welche den Genuss 
des Vorhandenen und die Darstellung des Erlebten 
oder Erworbenen zuweilen so: selbstgefällig erscheinen 
lässt, fremde Bestrebungen zu sehr und war der Ent- 
behrlichkeit unächten Schmuckes ‘zu tief sich bewusst, 
als dass man ihn eines absichtlichen Geistesraubes 'be- 
schuldigen dürfte. "Vielmehr ist höchst wahrscheinlich, 
dass er die Idee des Primordialschädel original ‘gefasst 
und bei Kenntnissnahme der Oken’schen Mittheilung 
‚die Freunde nur desshalb ersucht habe, „sich still zu 
halten“, weil „dem Wissenden nur allzusehr in die Au- 
gen fiel, dass in jenem Programm die Sache nicht geist- 
reich durchdrungen „ nicht. aus der ‘Quelle geschöpft 
war.“ Trotz dieses Vorwürfes indess, welcher sieh wohl 
vornehmlich auf die Darstellung bezieht, mag Oken’s 


46 


Arbeit, als diejenige eines Fachgelehrten, der Idee erst 
jene Durchbildung: verliehen haben, welche unerlässlich 
war, wenn sie einen unbestrittenen Platz im wissen- 
schaftlichen System für alle Zeiten einnehmen und be- 
wahren sollte. 

Auf den bisher besprochenen Gebieten forderte die 
Thätigkeit @öthe’s eine genaue Betrachtung und scharfe 
Kritik heraus, weil sie für einzelne Fragen der betreffenden 
Wissenschaft bahnbrechend und umgestaltend verfahren 
wollte. In anderen Dingen blieb er liebenswürdiger Dile- 
tant. — Diemineralogischen undgeognostischen 
Forschungen, gelegentlich seiner böhmischen Badereisen 
aufgenommen und durchgeführt, würden obwohl mit Um- 
sicht und Ausdauer angestellt, schwerlich ausser als An- 
hang zu sonst bedeutenden „sämmtlichen Werken“ des 
Druckes werth befunden, diemeteorologischen Ar- 
beiten, durch Howard’s Classifieirung der Wolkenge- 
stalten angerest, und 1825 zum „Versuch emer Wit- 
terungslehre‘ gesteigert, sind kaum mehr als Ewäh- 
nungen bekannter Dinge und flüchtige Betrachtungen, unter 
denen diejenige hervorgehoben zu werden verdient, in 
welcher er von der Electricität sagt, dass sie das durchgeh- 
ende allgegenwärtige Element sei, das alles materielle Da- 
sein begleitet und ebenso das atmosphärische; man 
könnte sie auch unbefangen als Weltseele denken; auch 
wohl geneigt sein, das Erdbeben als entbundene. tellu- 
rische Electricität anzusehen — von den allgemein 
'naturwissenschaftliechen Aufsätzen endlich ist 
zu loben, dass im ‚Wesentlichen jene grossartige Auffas- 
sung daraus hervorleuchtet, welche in den manniegfalti- 
sen und vielfachen Einzelnerschenungen nur Erweis- 
ungsformen des einheitlichen Naturlebens 
erkennt, und dass in demjenigen, welcher 1795 über 
den Versuch als - Vermittler von Object und 
Subject geschrieben ward, ‚eine Lehre über die Selbst- 


Be | 17 
verläugnung, Unbefangenheit und Wahrheitsliebe, wie 
sie der Naturforscher üben müsse, ausgesprochen ist, 
welche mit unverwischbaren Zügen stets vor der Seele 
dessen leuchten sollte, der sich nicht als Gebieter, sondern 
als Diener, höchstens als Dolmetsch der Natur fühlen 
darf, eine Lehre, deren ernste Beherzigung und stand- 
hafte Befolgung der Wissenschaft viele Irrthümer und 
Rückschritte erspart hätte, eine Lehre, deren Consequen- 
zen aber freilich so schwer festzuhalten sind, dass ihr Ver- 
künder selber nicht selten in bedenkliche und verhäng- 
nissvolle Abweichungen von derselben gerieth. 

Da in einem harmonisch ausgebildeten Menschen 
keine Kraft ohne Bezug zu den übrigen bleibt, und jede mit 
Liebe und Ausdauer unternommene Arbeit nicht ohne 
Einfluss auf die anderweitige Thätigkeit ist, liegt die 
Frage nahe, ob und wie sich @oethe’g natur wissen- 
schaftlicheRichtunginseinendichterischenW er- 
ken spiegelt. Ich glaube, dass dieselbe darin in eminen- 
tem Sinne zum Ausdruck gelangte, nicht sowohl im 
Einzelnen, obwohl selbst Versmass und Reim von 
seinem feinenN atursinn oftZeugniss geben, als hinsicht- 
lich der über sie gehauchten Gesammtfärbung. Wie 
im philosophisch gesinnten Schiller die idealisirende und 
reflexive Betrachtung der Welt und der Natur überwog, 

so ist dem naturforschenden Goethe die realistisch-naive 

Auffassung und Schilderung des Lebens eigen. Der 
ganze Ton seiner Poesie entspricht der Ruhe und Klar- 
heit, welche Inhalt und Form der naturwissenschaftli- 
ehen Forschung auszeichnen, seine Characterzeichnungen 
und Bilder beweisen den offenen Blick und das tiefe 

' wie schnelle Verständniss für thatsächliche Umstände, 
jenes „gegenständlicheDenkvermögen“, welches 

Heinroth an ihm rühmte, wofür die beste Schule in dem. 

von allem tendenziösem und egoistischem Beigeschmack 


freien Studium der Natur gelegen ist. Dies an beson- 
| 2 


18 


A k ; ? 
deren Stellen nachzuweisen, ist hier ‚weder vathsam, 
a oo 154 2 


noch ı nötig, weil das Ölaracleristische, ‚das ch mei 


J43% 14 


Shhmung, welche sich vom nen An sehr N 
leicht Geniessen, den Uneineeweihten aber schwer be- R : 
schreiben lässt. > a 
Einer seiner Römane, „die Wahlyerwandischaften“ 
erinnert bekanntlich nicht nur im Titel sondern in der ; 
ganzen Ver- und Entwicklung an die chemische Erfahr- BER 
ung der zu neuen Verbindungen führenden Zersetzung N 
von Salzen, deren Bestandtheile und Einwirkungsstoe, e 
sich verschiedentlich anziehen; doch ist vielleicht gerade % e 
hier die Beziehung zur Rau chaft mehr eine, 
äusserliche, und die entzückende Lauterkeit des Gefühles, RE 
die überzeugende Kraft der Wahrheit, dıe imponirende 
‚Macht des noötl ıwendigen ‚Verlaufes, welche wir an den 
Urbildern der Natur (man denke an die herrliche Iphi- 
senia!) bewundern, durch eine krankhafte Richtung‘ und | 
leidenschaftliche Herrschaft der Gefühle verdeckt. N 
“Wie tritt, dagegen, um nurnoch Eins zu berühren, = 
im ‚Hauptwerk, an welchem sich Goethe’s Indiyidualiti 
am tiefsten enthüllte, die Beziehung auch des. "höchst" 
entfalteten Menschen zum allgemeinen "Naturleben her- 
vor! Ein Priester und ein Märtyrer der Wissenschaff, 
wenig erfreut von der unmittelbaren Frucht des geist 
gen Strebens in Gestalt eines praktischen che 
ae un vom Wunsche a innerer unse 


a 


dieune. Denn ss, Ai a Bun von. 


a u kr - 


tissten Drange beflügelte ‚Schritt wı endlich. klein, ‚ven ji ® 
; j E 
der &renzenlösen Ausdehmune der Bahn n gedacht wird Ro 


und anderseits sind N aturen, als deren Urbild "Faust =” x | 
scheint, trotz ihrer idealen Anlage zu wenige” ätherisch, Ze 
um’ den Freuden und Leiden des Lebens, zu, entsagen. 
Sowohl de Begeisterung us den höchsten 


>} KIENDEST 


19 


Blicken der Weihe, als das feurige starke Gefühl der 
Lust beim Hinuntertauchen in die Genüsse der sinnli- 
chen Welt machen den Genius momentan glücklich, 

weil aber Beides vergänglich ist und die Empfindung 
der Reaction um so widerlicher klingt, je tiefer man 
sich des Widerspruches zwischen Höhe und Abgrund 
bewusst wird, erwacht Missstimmung und Unzufrieden- 
heit. — Der ce Gram, dass das geistige Be- 
wusstsein und das natürliche Ba sich nicht in jedem 
Augenblick durchdringen und harmonisch ergänzen, 
_ führt den ermüdeten, vom Geiste, der am sausenden 
Webstuhl der Zeit das lebendige Kleid der Gottheit 
wirkt, in seine Schranken zurückgeworfenen Forscher 
zur Ueberzeugung, dass nur eine ungewöhnliche Herr- 
schaft über die Natur, wiesie nach herkömmlicher 
Auffassung „die Magie“ "verleiht -zu den ersehnten Er- 
folgen führe, Um dieser gewiss. zu sein, ‚wird die 
Personification einer elementaren Gewalt zur Mitwirk- 
ung gezogen, welche den ganzen Standpunkt - verrückt. 

Denn sobald die Hingabe an, eine, willkürliche ‚Macht, 
besiegelt, ist, stellt sich der unfrei Gewordene in unver- 
söhnlichen ner zum Leben der Menschen, 

wie zum, Walten der Natur, welche beide die 
Sicherung ihres einfachen Verlaufes nur darin finden, 

dass jeder äussere Angriff einer ihrem Wesen fremdar- 
| tigen Gewalt, ausgeschlossen ist. Damit jedoch der 
‘ dem Teufel Verfallene nicht unsere nur der Freiheit 
sichere Theilnahme verliere, ist die in sein Leben tre- 
tende diabolische Persönlichkeit mindestens äusserlich 
in sehr merklichem Zusammenhang mit der Natur be- 
lassen, indem sie gleichsam durch eine unmittelbare 
Metamorphose aus derselben hervorgeht und mittels 
ihrer gewaltissten Regung’ den Hauptangriff auf ihr 
Opfer einleitet. Selbst im Wirken der Wunder verläug- 


net sie nicht die Vorliebe für das Thatsächliche, thut 
28 


20 


sie nicht durch Worte und Winke, sondern mit Hilfe 
natürlicher Mittel — um mit Faust von der Erde sich 
zu erheben, schwellt Mephisto den Mantel mit rasch be- 
reiteter Feuerluft, und um den steif gewordenen _Ge- 
lehrten zu verjüngen, bedarf es eines aus seltsamer, aber 
mit natürlichen Ingredienzien laborirender Küche bezo- 
genen Trankes. — Die Katastrophe hat Goethe feinfüh- 
lend an eine Leidenschaft geknüpft, welche im Leben 
des Menschen fast immer eine entscheidende Rolle 
spielt, und falls er nicht von eiserner oder eisiger Con- 
stitution ist, ihn oft auf unerwartete Wege drängt; er 
hat dem Gegenstand derselben eine unnachahmliche 
Zartheit verliehen, wie es nur durch den einfachen Zau- 


ber. der Natürlichkeit möglich war. — Das Endle 
musste problematisch bleiben, wie die ganze Natur 


eines Faust angelegt ist, und der Lösungsversuch im 
zweiten Theil, welcher in seinem phantastischen, 
die complieirtesten Apparate der Kunst herbeiziehenden, 
doch aber im Hauptinhalt entschieden zum realen Le- 
ben hingewendetem Aufbau an eine Beethoven’sche 
neunte Symphonie erinnert, während im ersten 
das gewaltige Rauschen und die Schicksalsschläge, die 
Geistesqual und Erhebung der C moll Symphonie 
wiederklingen, befriedigt mit seiner Himmelfahrt eben- 
sowenig, als ein concreter Höllensturz — für beides, 
in bildlichem Sinne, waren in Faust die Elemente vor- 
handen, aber ein Recht auf ihn hat nur die Erde. 


Chemische Untersuchung des Fluss- und Brunnen- 
wassers zu Bamberg. 


‚Von Friedrich Herzogenrath in Bamberg. 


Die Sadt Bamberg liest bekanntlich zum grössten 
Theil in der Ebene des Regnitzthales. Bei dem südlich 
von der Stadt gelegenen Belustigungsorte Bug spaltet 
sich dieses Wasser in zwei Arme, welche ziemlich ge- 
'nau von Süd nach Nord fortfliessen, um sich bei der 
eine Viertelstunde eniferntenBaumwollens pinnerei wieder 
zu vereinigen. 

-Ein Theil-der Stadt (der-I.-Distrikt) liegt zwischen 
den beiden Regnitzarmen, in ihm findet der meiste Ver- 
kehr statt. 29 

Ein zweiter Theil der Stadt (der II. Distrikt) legt 
östlich von der Regnitz und an ihn reiht sich die eigent- 
liehe Gärtnerei mit ihren bis an ‚die nahegelegene Wald- 
ung „Hauptsmoor“ reichenden Gemüsegärten an. Ein 
dritter Theil der Stadt (der II. und IV. Distrikt) 
_ liegt westlich von der Regnitz zumeist auf Hügeln, 
welche sich nicht weit vom Ufer der Regnitz erheben. 
3; Es heissen diese Hügel der: Stephans-, Kaul-, Jacobs- 
und Michaelsberg. Westlich von diesem Stadtheile setzt 


| sich das Hügelland fort; die höchsten Punkte desselben 


stellen die Altenburg und der Rothhof dar.; 

Was. die geognostischen Verhältnisse des Bamber- 
ger Stadtgebietes betrifft, so befinden sich, der I. und 
I. Distrikt im Inundationsgebiete der Regnitz. Unter 
einer etwa 12° mächtigen  Sandschicht finden wir noch 
Kalkgerölle. Westlich der Regnitz tritt der Keuper in 
verschiedenen Schichten zu Tage, die meist wie z. B. 


22 


auf der Altenburg, dem Rothhofe u. s. w. von dem Lias 
oder schwarzen Jura überlagert sind. In Folge dieser 
Lagerungsverhältnisse finden wir. denn auch auf der 


Westseite der Stadt unter der Erde viele Sandsteinfel- 


sen, abwechselnd mit Mergeln. 

'"Weberall sammelt sich bald in beringer, baldin TUR 
serer Tiefe Wasser an. durch welehes eine nicht ge- 
ringe Zahl'von laufenden’ Brühnen gespeist wird. 

Im östlichen Theile der Stadt, unten im Thale, ver- 


breitet sich in ‚einer Tiefe von. ea. 16’ das Grundwasser" 


welches jedenfalls mit dem, Wasser ‚der Regnitz commu 
nizirt und die Brunnen in dieser Gegend ‚speist. 


Im Nachfolgenden theile ich wein Verzeichnis , ‚der 


hiesigen öffentlichen Brunnen, zugleich, mit; deren Tiefen, nF 


Wasserhöhe und Temperaturen mit. ai 


Bumplbrunnen 


I. Distrikt: 
4) ' Brunnen am Obstmarkt 117 


2) Brunnen am Schillerplatz ul 
3); Brunnen am Militärlazareth 16‘ 

4) Brunnen in der Generalsgasse || 17‘. 2,0% 

5)* Brunnen in derKesslersgasse (Spe-) 

cialbank) AT 

6) "Brunnen in’der Kesslersgasse am?" ||i 

Neptun” 18a 

7) . Brunnen. im Rosengässchen ' 16° 

8) Brunnen in der Klebersgasse ,| 17‘ 

9) Brunnen in der Weide 16’ 
40) "Brunnen in der Fischerei ine 
11) Brunnen in der Sl, 

. ) nächst der prot. Schulen 16° 
12) Brunnen ander Könnzinenkirghe) 18 
13) Brunnen in der. Edelsgasse | 46,5‘, 
14) Brunnen in der Frauengasse |, 17’ 


eu A ee 


EEE A Tr Sn 


I 20 
(St) 


i 
j 
i 
i 
3 
| 
i 
i 


Su ey Gebe, Ki BE e 
Br adürne we, Brum- Se 335 
: weng perböhr- ss 
sb) Im Bean in den El Tieischgusse bei cerreii 
Gross.‘ em) (ER 
16). Brunnen‘ in der Aeidinieh, oe) 8,5 
17); Brunnenim Burgershofe ı 19%1:11,d4nellı AD 
15) Brunnen in der; @ewerbschule: |16‘: || 3411| 9,59 
49). Brunnen‘am Geyerswörth 17° 4,54) 8,20 
20) Brunnen jam Düthörnl 18111441) 8,99 
20a) Brunnen in der Stangsgasse 15°: del 
20b) Brunnen‘ in ‚der Ludyagsstmanse a5 
HI. Distrikt: 1 1010 in 
31). Brumnen.bei Grosskopf TA 7,6° 
22). Beunnenvbeim'| weissen Lamm || 444. |hh4tl| 8,29 
23) Brunnen beim grünen Badim aaa 4 8,5% 
24) Brunnen“in der Fröscharube 14,534 8,29 
25), Brunnenjin der Reitschule däinahndl) 7,80 
26); Brunnenam Leichenhans 54h 7,80 
27%). Brunnen'‘in der Mittelgasse 164,591] 8,59 
28) Brunnen an der»Hl. Grab-Mauer) 17°. |4;5*!\| 7,80 
29) Brunnen beim|Sebastiani' a6) 9,20 
30); Brunnen‘ am Rüdel’schen Schul- IPs 
os hause 5 Bro To ee 1 
31) Brunnen‘ in der Lausing am By KEN 
OD Brückchen; ah IP 
32) Brunnen in der Wunder rund! 13 45) 8,10 
33) Brunnen im Holzmagazin! an] 2,50 
3%) Brunnen lim Egelsee 46’. )14,5'%| 8,90 
35). Brunnen (am Gangolpher _. 1 lead 7% WhrıE 
36). Brunnen’ ihei Katnm ı Aka 02% AE 
36a) Brunnen im Boßneniiöfstisscheil 43° 1164 = 
36b) Brunnen an den Eisenbahnstrasse| 23° 6% 45 
EHI. Distrikt: | 
3%) Brumnen am Katzenbere Bra‘ HS 
38), Brunnen am k., Bezirksamt Bam-| 23° 4 9,8 
WEL 2 N N Yelbergsl 
39 ‚Brunnen am Fischmarckt 12 De la 
io) "Brunnen an ‚der „garmelten.), i 
kirche a la 


24 
Bumpbrunnen 

41) Brunnen am Gesellenhaus 
42) Doppelbrunnen auf dem Kaulberg 
43) Brunnen an der Lorenzikirche 
44) Brunnen am Greifenklau 
45) Brunnen im alten Graben 
46) Brunnen im unteren Stephans- 

berge 
47) Brunnen in der Judengasse 
48) Brunnen in der Hölle 
48a) Brunnen im oberen Stephansberg 
48b) Brunnen im mittleren Stephans- 

berg Dar — 
48c) Brunnen im Schulhof Distrikt III] 40° | 12° — 

YV. Distrikt: Ga 

49) Brunnen im Sandbad 17° | 4,5 | 8° 
50) Brunnen am Zuchthause 14' 4' | 8,6° 
51) Brunnen am Klepperstall 12' 4 || 7,6° 
52) Brunnen im Ziegelhof 33 6’ || 8,70 
53) Brunnen auf dem Michaelsberge| 47‘ | 10° 8% 
54) Brunnen am Fusse des Michaels- 

berges 63° Be 
55) Brunnen in der Storchsgasse ! 75‘ | 0,8° | 8° 
55a) Neuer ditto 87 | 84 — 
56) Brunnen an der Jacobskirche | 76‘ | 1,5° | 9,2° 
57) Brunnen beim Murmann 64° || 1,5 | 8,5° 
58) Brunnen in der Matern BB 92 
59) Brunnen in der Sutte 44' 9 928 
60) Brunnen beim Buseck 40' || 15 | 8,6° 
61). Brunnen im Bach Hs.-Nro. 2002| 44° 8 || 8,90 
62) Brunnen im Bach Hs.-Nro. 1990 35° || 10° | 7,5° 
63) Brunnen im Schrottenbergshofe) 70‘ ge, SR 


Bauamtes vom 1. März |]. J. entnommen. 


Die Angabe der Brunnentiefen und Wasserhöhen 
habe ich dem neuesten Brunnen-Rapport des städtischen 
Die Tempe- 
raturangaben habe ich aus einer sogleich zu erwähnen- 


den Arbeit des Herm Hofapothekers Lamprecht. 


Di - £ \ N 
7 N ' 2 N a 
Der mı a7 „up. mm Tal „2 ml Bun in tan nr Eu En u a ri Fa 


25 


Leider ist bis jetzt in hiesiger Stadt ein Nivelle- 
ment in ausgedehnterem Masse noch nieht ausgeführt 
worden, so dass es mir unmöglich ist, anzugeben, welche 
relative Höhen die einzelnen Wasserstände der Brunnen 
besitzen. Nur einige Brunnen sind durch Herrn Dok- 
tor Schrüfer nivellirt worden, dessen Resultate ich 
in einer Beilage liefern werde. Die öffentlichen laufen- 
den Brunnen befinden sich, wie erwähnt, sämmtlich in 
dem westlichen Theile der Stadt. Sie erhalten ihr Was 
ser aus den nahe gelegenen Hügeln z. B. der Altenburg, 
dem Michaelsberger Walde etc. Es sind folgende: 


en u u —  ——— — 


| Temperatur 

Hanfende Brannen | nach 

Celsius 

64) Laufbrunnen beim grünen Hund (er 

65) Tauchersbrunnen 1200,30 
66) Laufbrunnen am oberen Stephansberg 

(nun Pumpbrunnen siehe Nro. 48a) |  7,6° 

67) Laufbrunnen am Entbindungshaus 1 288 

68) Laufbrunnen am Kletten | ..8,80 

69) Laufbrunnen am Maienbronnen I SE 

70) Laufbrunnen am kgl. Bezirksgerichte | 9,70 


74) Laufbrunnen auf dem Kaulberg ı 9,50 
72) Laufbrunnen am oberen Stephansberg, 

Hs.-Nro. 1531) I 
73) Laufbrunnen am Zuchthaus _- 
74) Laufbrunnen am Fischmarkt 


Von diesen Brunnen gibt nur der Tauchersbrunnen 
eine ansehnliche Wassermenge; die übrigen laufen ziem- 
lich schwach. 

Schon in den Monaten November und Dezember 
1865 sowie im Januar 1866 wurde im Auftrage des 
hiesigen Stadtmagistrates durch Herrn Hofapotheker 
Lamprecht eine Untersuchung sämmtlicher hiesiger 
Communalbrunnen vorgenommen. Man befürchtete in 
jener Zeit das Auftreten der Cholera in hiesiger Stadt 


26 


und ’hielb' deshalb eine genaue Prüfung der Teiles er- 
verhältnisse. Bambergs für notliwendig. "Da Herr He 
apotheker Lamprecht’ bei''seinew Arbeit von der 'An- 
sichtuausging, dass der Infeetionsstoff für' derartige ep 
demische Krankheiten ';,in den’ Infusorien, den niederen. Er 
lebenden Organismen, . dei‘animalischen und vegetabi- A 
lischen Resten in Sümpfen’ und feuchten, eingeschlös- 
senen Räumen‘ zu”suchen sei, wändte er sein Hatipt- 
augenmerk' auf die mikroscopischen: Beständthelle der 
Brunnenwasser und wies aueh in den meisten derselben" " 
De und ahimalische Organismen nach. 
Auf-dieses- Gutachten “hin wu rde eine Pirifiärung, % 
de als schlecht befundenen Brunnen angeordnet und 
scheinen sich in der That seither manche a 
ser gebessert zu haben. Ich habe einige der ‚als he 
sonders schleeht bezeichneten W asser neuerdines auf 
ihren Geschmack, sowie unter dem Mikroscope. zepml i 
und fand bei einigen.derselben nichts Besonderes auszu- 
setzen. Andere sind nach wie! vor schlecht geblieben, Bi 
so besonders Nro. 9 der Brunnen’ in" der "Weide, Nro. a 
39 der Brunnen am Fischmarkt und Nro. A der Brun- ER | 
nen an der Lorenzikirche. . Eine besonders gTOSSe Menge 
organischer Substanzen enthalten Hbzig ens- ara diese 
Wasser nicht. a ‚orf,aH 
Meine Untersuchungen haben sich nun allerhöchstem | 
Auftrag gemäss besonders über die quantitative Zusam- 
mensetzung‘ ıder hiesigen Wasser verbreitet und ich bin 
hiebei : der ;Segebenen Richtsehmur soviel als möglich ve. 
folgt. ne vl 
Zunächst: habe ich ı vom drei’ 'Wassern vollktähdige Ir 
Analysen nach..der von Fresenius'in seinem‘ Handbuche 
der quantitativen Analyse gegebenen Anleitung ausgeführt, | 
Ich-wäblte,'dazu das Wasser des: nahe an’ der Reswis 
gelegenen Brunnens der‘ Gewerbschule, dann das a 
mitzwasser selbst und! )das) Wasser eines \der Lauf 7 33 


27 


brunnen ‚auf der westlichen Seite der Stadt, welches je- 
dem Bamberger unter dem Namen Brunnenwasser vom 
grünen Hund als besonders wohlschmeekend bekannt ist. 
I. @ewerbschulbrunnen. 
In einem Liter ‚des Wassers wurden gefunden: 


Natrom N) 7 .. 12 Gr 
Kalk: 192 2. O1ogaold 
Maegnesia:).) . . 9006017; 
Kieselerde'\! ;- ;. 0014999, 
Kohlensäure . . 0,1087 ,, 
‚Schwefelsäure . 0,0495 _„, 
Salpetersäure . . 0,0885 „, 
enlor 2 NO 2. 
0,6301 Grm. 


‚Subtrahirt man hievon die dem gefundenen Chlor 
äquivalente Menge Sauerstoff, so , erhält man ‚0,6164. 
Grm. als die Gesammtmenge der fixen Bestandtheile. 

Il Regnitzwasser bei mittlerem 

Wasserstande. 

In einem Liter. des Wassers wurden gefunden: / 


Natron. 52.8969,089 PP Grm! 
Kalk no (lsyuleb,eu0, HERE }, 
Magnesia . ...:0,02386 _., 
Kieselerde . . . 0,00% „, 
‚Kohlensäure » .. . 0,0877. 
Schwefelsäure . .. 0,0367; 
Chlor 1.43% 4:00,0069 id, 
0,2689 Grm. 


Salpetersäure ‚konnte ich nicht ‘quantitativ ‚bestim- 
men, sie. war, selbst qualitativ kaum nachzuweisen. _Sub- 
trahirt man «von obiger Summe, die dem. gefundenen 
Chlor entsprechende Menge Sauerstoff, so erhält man 
0,2673 als die Gesammtmenge der fixen Bestandtheile. 


RS. 


Il. Laufbrunnen beim grünen Hund. 
In einem Liter des Wassers wurden gefunden: 


Neairen a NOANAO are 
Kalk une. 119: A049) 5 
Magenesia „7.2. 0,0524 ,, 
Kieselerde .;, . . 0,02418.\, 
Kohlensäure : , 0,1907 5 
Schwefelsäure . . 0,0575. „ 
Salpetersäure . . 0,0868 „, 
Chlor set... 0,0568914 


0,6964 Grm. 


Subtrahirt man von dieser Summe die dem gefun- 
denen Chlor äquivalente Sauerstoffmenge, so erhält man 
0,6837 Grm. als die Gesammtmenge der fixen Bestand- 
theile. 


In einer grösseren Anzahl von Wassern habe ich 
ferner den festen Rückstand, die in demselben enthal- 
tenen organischen Substanzen, die freie Kohlensäure, 
die Salpetersäure u. den Kalk bestimmt. Ich habe diese 
Wasser so ausgewählt, dass die Brunnen, denen sie ent- 
nommen sind über das ganze Stadtgebiet ziemlich gleich- 
mässig vertheilt liegen, um dadurch eine möglichst rasche 
Uebersicht über die hiesigen Wasserverhältnisse zu er- 
halten. 


Die Bestimmung des festen Rückstandes und der 
organischen Materie geschah nach der Methode von Frank- 
land. In den hiezu ausgewählten Wassern habe ich zu- 
gleich den Kalkgehalt festgestellt. Es geschah dies ge- 
wichtsanalytisch, weil ich aus mir bis jetzt noch unbekann- 
ten Gründen mit der Wilson’schen Methode der Härte 
bestimmung nicht genügend unter sich übereinstimmende 
Resultate erhalten konnte. Nachstehende Zahlen geben 


in Grammen die in je einem Liter der verschiedenen- 


Wasser gefundenen Mengen erwähnter Substanzen. 


| 
| 
4 


ee de aa 


29; 


hm 
| 6r-. | Amen) Orga- | 
 sammt- |brennl. | nifde 

Rüc- | Rüc- | Sub. | Balk 

stand || stand || flanz 


1) Gewerbschulbrunnen 0,615 10,591. [0,024 |0,1014 
2) Brunnen in der Kesslersgasse l | 
(Speecial-Bank) 0,812 0,762 |0,05 [0,163 
3) Brunnen auf dem Balınhof- 
platze 0,601 \0,565 10,036 0,0849 


4) Brunnen beim Greifenklau 10,483 [0,442 0,041 0,0963 
5) Laufbrunnen beim Lösch 
(Tauchersbrunnen) 0,531 0,516 0,015 0,1438 
6) Laufbrunnen b. grünen Hund|0,6855 0,6662 0,0193 |0,1394° 
9) Flusswasser beimittlerer Was- N | 
serhöhe 0,987 |%067 [0,02 10,0674 


Schon vor mehreren Jahren habe ich im Auftrage 
der hiesigen Stadteommandantschaft beim Bau der Kop- 
penhofkaserne mehrere der dortigen Brunnen untersucht 
und in denselben durchschnittlich 0,6 Grm. festen Rück- 
stand gefunden. Ungleich weniger Rückstand erhielt 
ich aber aus dem Wasser zweier ziemlich nahe an dem 
westlichen Saume der ansehnlichen Waldung Haupts- 
moor auftretenden Quellen. In der einen Quelle wa’ 
ren. per Liter nur. 0,068 :Grm., in der anderen nur 
0,059 Grm. fester Rückstand aufzufinden. Es scheinen 
somit die im Stadtbezirke gelegenen Wasser so ziem- 
lich egleichviel festen Rückstand zu geben, während 
ausserhalb desselben Wasser von wesentlich anderer 
Zusammensetzung vorkommt. 


Im Wasser des Gewerbschulbrunnens habe ich drei 
Monate nach der ersten Bestimmung nochmals den fes- 
ten Rückstand bestimmt und fand dabei 
0,621 Grm. festen Gesammtrückstand 

0,597 ,„.  unverbrennlichen Rückstand 
0,024 „ organische Substanz. 


ia & ; BRENNT 
he A a 


Die erste. Bestimmung war nach. anhaltendem. Re 
gen, diese letzte nach andauernder Trockne gemacht; 
deimioch" „zeigt, sich kein merklicher‘ Unterschied. 

Auch das 'Flusswasser habe ich periodisch unter- 
sucht und zwar einmal bei hohem.'bei mittlerem und 
bei niederem Wasserstand. Zugleich stellte ich dabei 
auch die Menge der in dem Wasser suspendirten BR 
Theile Dan, Liter fest. 


In je einem Liter Regnitzwasser fand ich:, hunde 


Am 9. Dg. |Den 1. IT; FE a 
bei hohem bei mittlecem| bei niederem 
 Dnfferfiamde Wofferftande || Waferflande 


Bei 120°CgeirockneterGe- 0,2214 | 0,287 | 0278 
sammtrückstand | 


Unverbrennl. Rückstand | 0,2024 | 0,267 | 0 


Organische Substanz 0,019 | 0,02 9, 021 

Suspendirte Theile a) Un- | 
verbrennliche 0,1097 | 0,0114 0, 0087. :. 

»). Verbrennliche 0,0336 | : 0,0051, 0,0033 Fe. 


Die Bestimmung der‘ Salpetersäure geschah‘, weil “ 
die, bei den vollständigen Analysen angewandte Methode 
von: Siewerb zu zeitraubendgewesen wäre, nach der von 
Dr. Marx angegebenen Methode mit! empirisch HLFIOBER ER 
Indigolösung. In’ je einem Liter‘ fand'ich: Ir Jung 


RISK £‘ 332 


1) Gewerbschulbruunen at) En Ren 30), 102. u Salpı8. 


2) Brunnen in der Kesslersgasse 4, ummdsan: BITTE Un 
(Specialbauk) . . . . .... . 0,1546 ee 

5) Brunnen in der Frauensasse . . ‚0,1818 „ a a 

4) Brünnen‘ SH Eng NEHBEIEDEG D.,625: 55 RE TE 

5) Brunnen beim "Greifehklau a 0,0954 sr A, e SEN 

6) N bei'Apotheker Bail. . 0, IB 


is 
7) Brunnen Ahr den. BEHNONBIAE" ud, 06& 10 
8) Brunnen dem Kirchhöfe sale, 0622 rn 


” 


31 


9) Baufbrunnen beim erünen Hund 0,1068 &. Salp. >. 
- 40) Laufbrunnen beim Dösch 0,092 , ” 


op) 
Die Bestimmungen der en Kohlensäure nes chäh 
nach der "vortrefflichen Methode von Pettenkofer, mit 
titrirter Kleesäure und Kalkwasser. Sie wurden in den, 
Monaten Fel bruar bis, Apkil | auseeführt, während welcher, 
Zeit die Wasser eine Temperatur von eirca 9° ©. be; 
sassen und fole ende Resultate erhalten: 


I Kohlenfäure 


In 190 Kubik- In 1 2iter 


ER E eentimetern  |___ 7 
4) Gewerbschulbrunnen 10,6134 Grm.-6,7 CC.0,132 Gr. 
2) Brunnen in der Kesslersgasse || | 
Special-Bank 0,0174: .;.. 8,7... 0,174 


3) Brunnen in der Frauengasse 0,0157 BD: OT 
4) Brunnenauf dem Michaelsberge' 0,0222 CE URN ZI. 
5) Brunnen beim Greifenklau 0 ‚0173 728,09... 0.1780, 5 
6) Brunnen bei Apotheker Bail 0,0095 105,49 .°%..10,090, 3%,, 
7) Brunnen auf dem Bahnhofplatze 0,0169 ., 5,45 ., 0,109 
8) Brunnen dem Kirchhofe gegen- 


über 0, 01 RR, 2,1 er 

9) Laufbrunnen beim grünen Hund 0, 0089 „4,45 „. 10,089 ., 

10) Laufbrunnen bei Lösch 0,02 3 LO ” 
11) Flusswasser bei mittlerem Was- | 

. serstand VAR Rep ENTE 


Am meisten freie Kohlensäure enthalten demnach 
die Wasser im IL, III. und IV. Distrikt, während die im 
I. Distrikt verhältnissmässig" ärmer daran sind. 


Da im Sommer. die Temperatur der Wasser eine 
höhere und wie ich mich überzeugte durchschnittlich 
16° ©. ist, so lag die Vermuthung nahe, dass sich in 
ihnen alsdann weniger freie Kohlensäure findet. Ich 
- habe, um darüber Gewissheit zu erlangen, das Wasser 
des Gewerbschulbrunnens und das der Reenitz in den 
heissen Tagen des Juli nochmals untersucht, jedoch 
keinen merklichen Unterschied im Kohlensäuregehalte 


32 


gegen früher constatiren können. Im erstgenannten 
Wasser fand ich in 100 C. C. 7,1 und im letztgenann- 
ten Wasser 5,15 C. C. Kohlensäure. 


Aus den vorliesenden Untersuchungsresultaten ist 
zunächst zu entnehmen, dass die Stadt Bamberg gute, 
wenn auch etwas harte Trinkwasser besitzt und es möch- 
ten dieselben bei genügender Reinhaltung der Brunnen 
wohl noch auf Jahre hin allen Anforderungen genügen. 


er 


A Die Thiere des Kastanienbaum’s. 
Von P, V. M. Gredler. 


Gymnasial-Professor in Botzen. 


Im Anschlusse an eine kleine monographische Piece 
(VI. Ber. d. naturf. Ges. S. 26. d. Thiere des Feigen- 
baum’s *), welche mit den Worten schloss: „Später ein- 
mal über die Faunen anderer südländischer Bäume“, — 
möge diesmal eine kurze Schilderung über das bunte 
"Leben u. Treiben einer überaus zahlreich associrten 
Insektenwelt auf und im Kastanienbaume gütige 
Aufnahme erhalten. 
| Dieser mächtige Baum und Vertreter der deutschen 
Eiche im Süden, dessen Stämme im südlichen Tirol aller- 
dings nicht die 50 Fuss Umfang erreichen, wie ein Exem- 
plar am Aetna, in den meisten Fällen aber geradezu unmess- 
bar sind: wo nämlich aus der unverwüstlichen Wurzel 
eines Urahnen mit dessen Fusse verwachsen und dicht 
gereiht Kinder und Enkel jeden Alters seit Jahrhunderten 
emporsprossten und eine Genealogie auf unfürdenkliche 
Zeiten zurückführen, — dieser mächtige Baum bildet 
- von der Franzensfeste bei Brixen und von Schlanders im 
Vinschgau abwärts der Flussgebiete des Eisacks und der 
Etsch entlang, sowie in den meisten Seitenthälern itali- 
enischer Zunge ausgedehnte Bestände, überspringt dann 
wieder mit der eigensinnigsten Laune meilenweite Stre- 
cken, worauf der stachelig unwirsche Alte nicht siedeln 
mag. Wie aber der Kastanienbaum dort, wo er ein- 
mal erbgesessen, wie um die Ortschaften und Einzelge- 
höfte der Abhänge, oder wo er halb und ganz verwildert 
iu das Nadelgehölz vorgedrungen mit seinen weiten Kro- 


*) Zur Ergänzung des Verzeiehnisses derselben registrire 
hier nachträglich: Anobium emarginatum, Brachytarsus varius und 
Hylesinus vittatus. \ 

3 


34 


nen die Physiognomie der Landschaft bestimmt; so ist 


das alte patriarchalische Haus zeitweilig auch der Sam- 
mel- and Tummelplatz der verschiedenartigsten Kerfe der 


Umgebung; darum-aber; auch der. magnetische Pol der 


entomophilen Entdeckungsreisenden.: Lassen wir uns 
nur,in den Blüthetagen des Juni, wo der. brautschmucke 
Alte tausend goldene Federn auf die breiten Krempen 
seines Hutes wie ebensoviele Lustern aufgehangen hat, 
um zum zwanzigsten Male seine Jubelhochzait zu feiern 


unter dem Schatten eines solchen allerliebsten Gesellen. 


nieder, in. dessen tiefen Runzeln längst Hirtenbuben 
Haus, Hof und Herd aufgeschlagen; — oder noch besser 
in den ersten Julitagen auf einem Bergplateau, wohin 
um diese Zeit auch die Bewohner der Thaltiefen vor 
der Hitze sich flüchten. Welch ein lustiges, buntes 
Treiben und Lärmen geht da um und über uns Dr welch 
Summen u. Brummen, Wirren u. Schwirren ist das: 
wie singt, zirpt und klingt da die Luft, was alles in der 
Welt kieft, Knistertu. raschelt, geist, spielt und tanzt da 
uns zu Häupten, als wären alle kleinen Teufelchen heute 
los!? Wir wollen uus auf die Schmalseite kehren und 
ein ‚wenig Umschau nach diesen losen Störenfrieden 
vom Boden bis zum Gipfel halten. Dieser laneweilige 
Helops lanipes, der, wie sein Vetter H. coeruleus am 
liebsten im Parterre dieser Behausung sich einrichtet, 
hat doch mit seinen weichen, den Kastanienhülsen hen 
gebildeten Katzenpfötchen HEN Lärm nicht gemacht? und 
die geistesverwandte Lagria hirta an seiner Seite, das 
Zwergenvolk verschiedener Apionen u. der nee 
schwarın von Stenus u. Tachyporus auch kaum; diese 
Coccinellen, die da in den Ritzen vom Dienste ten aus- 
ruhen, welchen andere Individuen auf ihren Rundreisen 


um Stamm und Aeste im Auftrage ihres Hausherrn und 


zum: Schrecken eines grossen  Aphiten mit weiss und 
schwarz gebänderten Flügeln annoch vollbringen, sie 
schaffen ohnehin nur Gutes und darum stille. Die schwes- 


Be 


35 
 terlichen Halyzia naschen behaglich auf den Blättern, 
was von der grossen Tafel oben herabfällt, und spielen 
auf dem: dunkeln Blattgrün neben Attalus analis, Phyl- 
lobius betulae, Trichius nobilis, Lebia cyathigera u. a. 
wie kostbares - Edelgestein. ' Was ‘der unansehnliche 
Knirps Oxytelus depressus neben ihnen macht, ist schwe- 
‚rer abzusehen; und dieser‘ Mesocoelopus niger und dieses 
Dorcatoma bovistae var. castaneae, und gar ein Vamaro- 
notus cinnamopterus (Wanze) leben sonst wol zurück- 
sezogener, wenn gleich unter der Aegide dieses Kost- 
herrn. — Ephippium thoracicum fleet leise, gleich einer 
Schwebfliege vom untersten Stamme ab und wieder zu, 
als waste sie — die vom Parasitentrosse — trotz roth- 
sammetner Weste und .schwarzseidener Gallakleidung 
nicht unter (die Tafelgäste sich zu mischen. 
'Lebhafter regt sich’s schon in und unter der Rinde, 
im 'altersmorschen, absterbenden Holze, in 'dürrenden 
Aesten, wo grosse und kleine Pioniere hämmern und 
bohren, um rechtzeitig noch zum Feste zu kommen; 
und bereits haben sich einzelne Individuen von Anaes- 
thetis testacea, Liopus nebulosus, die schöne Mesosa cur- 
 eulionoides von Cerambiciden träg an die Aeste gekauert, 
als wollten sie ausruhen von ihrem nächtlichen Tage- 
werke, als fänden sie sich noch nicht hinein in den 
sonnenhellen Himmel. — Da  gesellen sich von ihren 
Brüdern alsbald Rhagium inquisitor, Pogonocherus his- 
pidus, Saperda scalaris, lauter Hausgenossen, bei, indess 
die rührigern Strangalia — Arten (attenuata, nigra, 
bifasciata) bereits sich zu Tische gesetzt haben. ‘Da 
gräbt sich soeben Apate capueina in ihrer neuesten 
Mode zu Tage, Opilus pallidus, Tillus unifasciatus und 
Tarsostenus: univittatus haben sich gleichfalls eingefun- 
den — zum Schmause nur, oder sind sie daheim da? 
‚und die beiden lockern Kameraden Anthrenus clavöger 
und Trinodes hörtus, was machen diese so. zahlreich 


‚auf den Blättern der Kastanie? Innen aber‘ unter der 
3*F 


‚36 | 
Rinde und im. Holze arbeiten geschäftiger als. je im 


braunen. Lodenrocke viele kleine Kerle: Laemophloeus 
castaneus,, Anobium fulvicorne, plumbeum (wahrschein- 
lich auch. denticolle),  Gastrallus, Oligomerus brumneus, 
Mesites. cunipes, Tropideres. sepicola, Rhyncolus porca- 


tus und die erst in ein paar Ex. aufgefundenen Amau- 
rorhinus narbonnensis und‘ Phloeophthorus. praenotatus. 
So ertönt. fast zu selbiger Zeit der, Lärm wie ein Auf- 
erstehungsruf zu seligerm Leben auch. an Alle, die im 
Finstern verborgen gelegen. 


B “ 
Aber auch Hymenopteren schaffen da in den Laby- 
rinthen und Löchern des weiten Baues mit, namentlich 


aber Ameisen, darunter. die seltene Colobopsis truncata 


und Wespen (Stigmus Solskyi). Den stündlich steigenden 


beinahe sinnbetäubenden : Heidenlärm von der Baum- 
krone nieder machen doch aber nicht die Honigbienen 
und Hummeln allein? die allerdings in Schwärmen ab 
‚ und zufliegen, um die Ambrosia sich raufen; nicht die 
Bombylius, Trypeta und andern zahlreichen Fliegen, 
oder: die „Hammerschmiede‘“:. Lacon 'murinus an der 
Spitze und Agröotes pilosus und. Cardiophorus nigerri- 
mus uud Uryptohypnus minutissimus, der winzige Wicht? 
Die. Ballettänzer Mordella (faseiata, aculeata ete.) und 
Mordellisiena und. ihre sittsamern Bäschen Anaspis va- 
rians,.thoracica, flava ete.\ noch weniger; die naschen- 


den .Weichlinge:' Cantharis. fulva, humeralis albomar- 
ginata und fusceicornis, — die Malthoiles, Malthinus 


(iaveolus zumal) und. Dasytes, — Aanthochroa car- 
niolica, ‚Oedemera flavipes, podagrariae und annu- 
lata, Anoncodes rufiventris etc. vegen Kiefer, Lippen 


‚und..Palpen nur, so ganz hingegeben stecken in den 
Blüthennaschwerk sie! — — Und all:das zahlreiche 


Gethier, welches sich in den: mächtigen Federn wie zu 
einem Volksfeste versammelt ‚hat, findet reichliche Nahr- 
ung, Gross und Klein ‚lebt, wie Tauben neben Löwen 


an der Wüstenquelle in Frieden: Bruchus viciae und 


BR TE 


Te ee et ı A Er De Ann 


. n = 2 BEER 5 € R 
ke a LET EI EEE ST rn Aa FT ame anheben a na 


Sek 


37 
Hammticherus cerdo, die gelben Anihobium neben Tri- 
chius fasciatus und Gnorimus variabilis, Notozus bra- 
 chycerus und trifasciatss neben Üteniopus sulphureus 
und Cistela Luperus, Melolontha hippocastani und 
andere Plebejer. | | 

Doch ja, die schwerfällligen Cetonier in ihren gol- 
denen Panzer sind es, die dumpf summend, brummend, 
klirrend wie ferner Waffentanz, in vollzähliser Reprä- 
sentanz — die prächtige affinis, die südländische morio 
zumal — sich eingefunden haben und von Blüthe zu 
Blüthe schwirrend plump und ungalant auf die seiden- 
rauschenden Kleider der Libellen, der Libythea_ celtis 
und verschiedener Zygaena-Arten (phegea, transalpina, 
medicaginis) — dieser fetttriefenden Schlemmer unter 
den Lepidopteren — einfallen. Von Schmetterlingen 
findet sich noch an den Stämmen der Spanner Eupi- 
thecia coronata und Acronycta aceris, und warten still- 
len Behagens die Nacht ab, um mitzuthun. 

Mit alledem ist aber der schrille Singsang noch 
immer nicht erklärt: die Hauptlärmmacher, die Instru- 
mentalmusiker, der Chorus der „leidenlosen Erdentöch- 
ter“ Cicaden entgiengen bisher unsern Augen, ungeach- 
tet ihrer Grösse, weil sie sich hoch oben an die Aeste 
gedrückt, in einer Gabel postirt oder gleich einem Eich- 
hörnehen und Baumläufer schon an die Kehrseite des 
. Stammes gewendet haben, ehe des Menschen Blick sie 
begegnet, den sie schon auf weitere Fernen, als andere 
Insekten wahrnehmen. *) Sie scheinen eigens zum 
Feste geladen, weil heute das ganze Terzett der Um- 
gebung auf dem Baume sich eingefunden: Oicada orm, 
plebeja, und haematodes, wenn nicht gar auch C. mon- 


*) Dass und warum sie aber auch ins Gesicht schiessen, wie 
es dem Berichterstatter zweimal innerhalb einiger Minuten, wahr- 
scheinlich vom nämlichen Individuum, wiederfuhr, dürfte weniger 
‚bekannt sein. 


der Himmel | at ee BR 
solchen Kastanienwaide ‚an schwülen Sommeı 
or und man kriegt, dieser ee. 


freundlich. bedenkt. Denn Rs ex "später E en: 
‚hat, seine Kastanien, läst er nur unwillig _ N Stz 


klopfen, . und der Eumolose findet darin. wi 
nichts als eine „Wicklerraupe (Reaum Er a 40. 
ä 16 — ah oder dreifach sinanpickel einen Ru 5 


N 


tisch beut.. ; 


5 Die 
SHäugethiere der drei fränkifhen 
. Kreife Bayerns. 
Von 
A. I Jäckel, 
Pfarrer in Windsheim. 
e | 8. Ordnung; 
Fledermäuse. Chiroptera. 
1. Familie. Blattnasen. Phylostomata. 
1. Gattung. Rhinolophus Geoff. 


I. Rhinolophus Hipposideros Blas. 
Die kleine Hufeisennase. 


Gesellig lebend bewohnt sie Höhlen „ unbewohnte 
Gebäude, Ruinen u. s. w., ist in manchen Gegenden, 
z. B. in den Höhlen des fränkischen. Jura bei Streit- 
berg, Muggendorf in grosser Menge; vorhanden, in 
anderen, wie im Steigerwalde bei ‚Kloster Ebrach, 
im ‚südlichen Oberfranken bei und in Neuhaus bei 
Höchstadt an der Aisch, wo ich sie in den Schloss- 
kellern und in einem Felsenkeller im nahen Walde öfters 
hibernirend antraf, in den Kellern des Anatomiegebäu. 
des in Erlangen und in der Gegend von Nürnberg 
nicht eben selten, während sie an anderen Orten zu 
fehlen scheint, wenigstens von. mir und sicheren, Ge- 
währsmännern nicht aufgefunden werden ‚konnte, 


‘2: Rhinolophus ferrum equinum K. et Blas. 
Die grosse Hufeisennase. 


In grosser Menge bewohnt sie ‘die Höhlen’ der 
fränkischen Schweiz bei: Streitberg, Muggendorf 


40 


ete., von wo ich sie aus der Schönsteins- undRosen- 
müllers Höhle in sehr vielen Exemplaren erhielt. 
Im Steigerwalde bei Kloster Ebrach ist sie selten, 
doch hat man einige todte Exemplare vertrocknet hinter 
einer alten Thüre gefunden, aus den unterirdischen Gän- 
gen der Willibaldsburg bei Eichstädt erhielt ich 
am 24. May 1864 ein einzelnes Männchen und in Un- 
terfranken dürfte sie vorkommen, da die Würzburger 
Sammlung Exemplare aus „Franken“ besitzt. 


2. Familie. Glattnasen. Vespertiliones. 
2. Gattung. Plecotus Geoffr. 
I. Plecotus auritus K. et Blas.' 
Die langöhrige Fledermaus. 


Gemein durch ganz Franken. Ich kenne sie aus 
der ganzen Gegend von Forchheim (Kunreuth), 
von Neunkirchen (Dormitz), von Neuhaus bei 
Höchstadt an der Aisch, aus dem Steigerwalde 
(Kloster Ebrach etc.), von Bamberg, Bayreuth, 
aus dem Fichtelgebirg und Voigtland (Hof), aus Mittel- 
franken von Nürnberg. Fürth, Cadolzburg, Neu- 
stadt a. A., Windsheim, Herrieden, Wasser- 
trüdingen, Ansbach, Eichstädt, aus Unterfranken 
von Würzburg, Aschaffenburg und aus der Spes- 
sart-Gegend. | 

In dem Orgelwerke einer mittelfränkischen Land- 
kirche fand ich bei einer Temperatur unter © R. und 
am 20. Januar 1869 im den Kasematten, Kellern und 


der freiherrlich von Crailsheim’schen Ahnengruftunter 


der Kirche des Schlosses Sommersdorf bei 2 Graden 
Kälte an den Ueberwinterungsstellen eine Anzahl dieser 
Fledermäuse lebend. Die‘ Fledermäuse, wenigstens ein- 
zelne Arten, erfrieren also nicht, wenn die Temperatur 
bis auf den Gefrierpunkt ‚herabsinkt. 


Aus einem ehemaligen, nun sehr‘ verfallenen Bier- 


4 


x 


6 < 2 in 
pe A ee nn nd nee zn un Bl nn na El a ne na" Le DE a 


j 0% 2 > 
el SD 0 SE Zar Ste n 


41 


keller zu Thann bei Herrieden nahm ich am; 19. De- 
 zember 1867 mehrere der Varietät brevipes angehörige 
Exemplare und am 8. Juli 1868 war ich Zeuge, wie 
aus einer alten hohlen Linde in Tries dorf, in welche 
ein Bienenschwarm eingeflogen ‚war, 10 Stück trächtige 
Weibchen der variatio montanus C. Koch. ausgeräu- 
ehert wurden und erst zum Vorschein kamen, als: durch 
Einwerfen brennender Wollenlappen der Qualm, höchst 
belästigend geworden war. Die genannte. Varietät findet 
sich. hier in, der Ebene, ein Umstand der ihrer Geltend- 
machung; nicht günstig ist. Eines dieser Weibchen hatte 
ein Junges im Leibe. 

‚Im. Gewölle der Schleiereule fand. ich mehrmals 
Schädel dieser Fledermaus. 


3. Gattung. Symotus Keys». et Bias. 
I. Synotus Barbaslellus Keys. et Blas. 
Die breitöhrige Fledermaus. 


. Sie ist um Vieles seltener als Plecotus auritus 
aber gleich ihr. überall in den 3 Franken vorhanden. 
Aus Oberfranken kenne ich sie von der Gegend bei 
Höchstadt a. A. (Neuhaus, Heppstädt ete.), aus 
dem Steigerwalde von Kloster Ebrach, Aschbach, 
Sugenheim etc, von Bamberg, Kloster Banz, 
fesner aus dem Bayreuth’schen und aus dem V oigt- 
lande (Hof), aus Mittelfranken von Erlangen, 
Wendelstein bei Nürnberg, Ansbach, (Sommers- 
 dorf)und Wassertrüdingen(Königshofen in der 
Haide) und aus Unterfranken von Würzburg und 
Aschaffenburg. 


4. Gattung. Vesperugo Keys. et Blas. 
Erste Gruppe. Waldfledermäuse. 
l. Vesperugo Noctula Keys. et Blas. 
Die frühfliegende Fledermaus. 


In Oberfranken (Höchstadt a. A., Neuhaus), im 


42 


Steigerwälde (Kloster Ebräch etc.) bei Bamber 8, | 
Kloster Banz, Bayreuth, im Fichtelgebirg und Voigt- 


land, in und bei Nürnberg und Fürth, Erlangen, 
Cadolzburg, Ansbach, Herrieden, Wassertrü- 
dingen, Feuchtwangen, Würzburg und le 
rem gemein. - 

Bei Neuhaus sah ich diese Fledermaus‘ am 27. 
September und 1. October 1856 und am 20. April 1857 
schon Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, am letztge- 


: ' « . FRACHN. 
nannten Tage bei herrlichem Wetter und Sonnenschein 


auch gesen Abend über den dortigen Weihern in grosser 
Anzahl fliesen. Häufiger sah ich dieses frühe Umher- 
fliesen bei Sonnenuntergang über den eben genannten 
Weihern, am 18. Oktober 1864 über den eben genann- 
ten Weihern, am 18. Oktober 1864 über dem Weiher 
von Ornbau an der) Altmühl; am 20..Aprilı 1869 ın 
den Lindenalleen und “über. freien Plätzen zwischen 
denselben auf dem Staatsgute zu Triessdorf. 

Ihren Schädel fand ich öfters in den Gewöllen 
der Schleiereule. 


Ein riesiges Exemplar besitze ich von Kloster 


Banz. In den Abhandlungen des zoologisch -minera- 


logischen Vereines in Regensburg. 8 Heft. 1860, habe 


ich in meiner Abhandlung über die bayerishen Chirop- 
tera Seite 81 f. eine Beschreibung dieses merkwürdigen 
Thieres gegeben, worauf ich hier verweisen will. 


2. Vesperugo Leisleri Keys. et Blas. 
'» Die rauharmige: Fledermaus. 


Diese seltene Fledermaus wurde von Professor 


Dr. Blasius bei Bamberg und Aschaffenburg, von Pro- 
fessor Dr. Leiblein bei Würzburg beobachtet, einmal 
am 22. August 1860. von’ dem’Landarzte Kress auf der 
Strasse von Kloster Ebrach nach Burgwindheim 


auf dem Wege. unter einen, Kirschbaum‘ lebend, aber 


R 2 
FERMIE i 

4 a, > F 

EEE * TEEN 

ER EN ER TEEEEERE FINTE RER TV VE ER EEE 


re 


43 


flugunfähig gefunden und von mir in Mittelfranken in 'ver- 
schiedenen Exemplaren erbeutet. Ein Exemplar erhielt 
ich von Arberg bei Gunzenhausen und 14 Stücke auf 
einmal am 26. August 1867 ,v.oni«Triesdorf bei Ansbach. 
Es hatte sich diese Gesellschaft in emem leeren, aus 
einem hohlen Apfelbaum-Aste mit natürlichem Flugloch 
sefertisten und an einem Baume eines dortigen Obst- 
sartens angenagelten Staarenkobel eingenistet, war dort 
von 2 Herren, deren soziale Stellung ich zu nennen 
Anstand nehme, entdeckt, erschlagen und in die Jauche 
einer, Dungstätte geworfen worden. Ich kam nach vol- 
lendeter Heldenthat und rettete von den jarmen Opfern 
der. ‚Unwissenheit ein einziges noch brauchbares Exem- 
plar für meine Sammlung. ‚Von: dem nahen ehemaligen 
Hirschparke mit seinen Eichen und der angrenzenden 
königlichen Baumplantage erstrecken sich nach jenem 
Garten und über denselben hinaus prächtige Linden- u. 
Buchenalleen, meist mächtige Baumriesen aus der Mark- 
srafen-Zeit, welchem Umstande es zuzuschreiben: ist, 
dass die rauharmige Fledermaus. die man bisher nur als 
Waldbewohnerin kannte, ihr ‚Domizil in’ die schönen 
ehemals markgräflichen Gärten Triessdorfs verlegt hat. 


Zweite Gruppe. Zwergfledermäuse. 
3. Vesperugo Nathusii Keys. et Blas. 


Die rauhhäutige Fledermaus. 


Ich fand diese ‚Art. bis; jetzt nur in der Gegend 
von Höchstadt a. A., in der Stadt selbst und in den 
Ortschaften Neuhaus und Buch nicht gar selten. In 
8 Jahren erbeutete ich 17 Exemplare, die hinter Fenster- 
läden oder‘ Dachsparren in Scheunen gefangen, ‘oder 
mit der Peitsche aus der Luft herabgeschleudert wurden; 
eine wurde lebendig aus einem Brunnen herausgepumpt, 


in dessen Piepe (Rohr, aus dem ‘Wasser läuft) sie sich 
verkrochen hatte, In Mittelfranken hat sie. unser Ver- 


44 


einsmitglied. Herr Dr. Küster einmal und zwar aus 


Erlangen erhalten, in Unterfranken bei As char 
Professor Blasius beobachtet. 


4. Vesperugo Pipistrellus Keys. et Bas. 


Die Zwersfledermaus. 
In ganz Franken eine der häufigsten Fledermäuse. 


Dritte Gruppe. Bergfledermäuse. a 
5. Vesperugo Nilssonii Keys. et Blas. 
Die nordische Fledermaus. Er 


Nilsson entdeckte 'sie als Bewohnerin der Höhen 
der skandinavischen ‘Halbinsel, Blasius beobachtete und 
erhielt sie aus dem nördlichen Russland, aus dem mitt- 
lern Ural und Altai und erwähnt ihr Vorkommen in 
Petersburg, Finnland; in Kopenhagen und den Ostsee- 
provinzen und am Harz, woselbst sie, ihrer nordischen 
. Natur gemäss, nur auf der Höhe, nirgends am Fuss des 
Gebirgs in der: Ebene vorkommen: sollte. Blasius ver- 
muthete, dass diese Art den Zugvögeln gleich mit ihrem 
Aufenthalte in den verschiedenen Jahreszeiten wechsle, 
also ein Zugthier, wie das Rennthier, sei und jährlich 
grosse Strecken bis zu 10 Breitengraden durchwandere. 


Mit Gewissheit behauptet das Blasius nicht, aber nach 


einer Reihe von Sätzen mit: „es scheint nicht zu zwei- 
feln, dass ete., es scheint, als ob etc. es scheint klar zu 
sein etc. kommt er zu dem Schlusse, dass V. Nilssonü 
zu ziehen „‚scheine.“ Anderen Forschern, namentlich 
Kolenati, der unsere Fledermaus in Mähren und Schle- 
sien gefunden, genüsten diese Vermuthungen und wurde 
ihr sofort die Eigenschaft des Wanderthieres im 'gross- 
artisem Masstabe zugesprochen und behauptet, sie ziehe 
im Mähren nur durch und in Schlesien sei sie Winter- 
gast. Inzwischen wurde das Thier von Blasjus in den 
Alpen 'gefünden und von Karl Koch im April 1863 
bei Gelegenheit des zu Ende gehenden Schnepfenstrei- 


45 


ches bei Dillenburg geschossen. Koch lässt es da- 
hingestellt, ob sie im Dillenburg’schen nur auf dem 
Durchzuge erscheint, er vermuthet vielmehr, dass die 
Höhe des Westerwaldes zu einem Sommeraufenthalte 
_ für sie besonders geeignet sei nnd dass sie dort gewiss 
als ständige Bewohnerin anzutreffen sein werde, ein 
Urtheil, in welchem. ich"ihm aus voller Ueberzeugung 
beistimme. Am 8. August 1852 wurde hinter einem 
Fensterladen auf der Stärkefabrik in Memmingen 
segenüber der Riedmühle ein Exemplar gefangen , 
welches gegenwärtig in der Sammlung des naturhistori- 
schen Vereines in Augsburg steht, von mir an Herm 
Professor Dr. Blasius geschickt worden ist und als 
V. Nilssenii anerkannt werden musste. Anfangs April 
1857 erhielt ich ein prächtiges Exemplar aus Mittelfran. 
ken, welches bei dem Abbruche eines alten Thurmes 
der Ruine Eybburg bei Wassertrüdingen zwischen 
den Dachsparren gefunden wurde und. im Herbst 1860 
ein junges Männchen im Fleisch von Regensburg 
durch den kg]. Forstmeister Drexel, welchem es Eisen- 
'bahnarbeiter gebracht hatten. So ist denn die soge- 
nannte nordische Fledermaus .in Bayern im Frühling, 
Sommer und Herbst, und da man, wo.es sich um Fleder- 
mäuse handelt, auch noch den April zu den Wintermo- 
naten rechnen darf, auch im Winter beobachtet worden, 
“weshalb mir die Annahme. dass sie im. Sommer weit 
gegen Norden vorkomme, den Winter in wärmeren Ge- 
senden zubringe und in Süddeutschland nur auf der 
Durchreise angetroffen werde, als unhaltbar erscheint. 
Ich halte sie für eine ständige Bewohnerin Bayerns, die 
man aber fast gar nicht kennt, weil Chiropterologen 
noch seltener sind, als die seltenste Fledermaus. Oef- 
. ters mag auch V. Nilssonii mit anderen Arten ver- 
wechselt worden seyn. Gewiss ist, dass der berühmte 
Zoologe Professor Dr. A. Wagner eine von dem + 


Forstrathe Koch von Regensburg erhaltene Fleder- N 
maus zuerst für V. Nilssonii hielt, dann für discolor a 
erklärte und endlich für eine Sn na Varietät 
von serotinus. Wenn ein Wagner so im Nebel um- 
hertappte, was wird dann nieht anderen kleineren Lich- 
tern widerfahren können.? 


6. Vesperugo discolor Keys. et Bas. 
Die zweifarbige Fledermaus. 

Ich erhielt diese Art von Kloster Ebrach, H u 
stadt a. A. (Neuhaus, Buch), Erlangen, Nürn-" 
berg, Gunzenhausen (Arberg) und Würzburg, 
woselbst sie zu den selteneren Arten gehört. 

Vierte Gruppe. sSpätflieger. 
‘7. Vesperugo 'serotinus Keys. et Blas. 
Die spätfliegende Fledermaus. 

Mehr ‘oder minder häufig in und bei Hof, Bay- 
reuth, Bambere, Kloster Ebrach, Erlangen, 
Ansbach (Sommersdorf), Gunzenhausen (Ar- 
berg), Eichstädt, Würzburgund Aschaffenburg. 

Ihren Schädel fand ich im Gewölle der Schleiereulen. 
5, Gattung. Vespertillo U. er 
a. Langohrige Fledermäuse. 
I. Vespertilio murinus Schreb. 
; Die gemeine Fledermaus. 

Gemein im Voigtlande (Hof,) Fichtelgebirg, im 
Bayerischen und im Steigerwalde (Kloster Ebrach) 
in Bamberg, Pottenstein, Neuhaus bei Höch- 
stadt a. A., in Erlangen, Nürnberg, Fürth, Ans- 
bach (Sommersdorf), Windsheim, Würzburg 
und Aschaffenburg. In Schleier a Gewöllen von 
Sommersdorf und Windsheim fand ich mehrere 
Schädel dieser Fledermaus. 

'2. Vespertitio Bechsteinii Leisl. 
Die grossöhrige Fledermaus. _ a 
Findet sich bei Aschaffenburg, Würzburg, 


47 


im. Steigerwalde, , woselbst mein Freund Kress im Spät. 
herbst 1867 zwei Exemplare‘ von Kloster Ebrach 
und Koppenwind erhielt. Ein, Exemplar meiner 
Sammlung wurde in der Gegend von Gunzenhausen 
in Arberg geschossen, ein anderes flog mir am 19. 
Juli 1868 zu Sommersdorf in das Zimmer. 
b. Wimperhäutige Fledermäuse. 
3. Vespertitio Nattereri Kuhl. 
Die gefransete Fledermaus. 

Selten und bisher nur. in einigen Gegenden, bei 
Aschaffenburg, bei Kloster Ebrach, woselbst eine 
Ueberwinternde im Januar 4859 in einer Sandgrube 
im Walde gefunden wurde, bei Höchstadt a. A. (Neu- 
haus, Buch, Poppenwind) und bei Ansbach (Som- 
mersdorf) beobachtet, In Neuh aus erbeutete ich 
9 und in den Kasematten des.Schlosses zu Sommers- 
dorf am 14. Dezember 1867 und am 9. November 
1868 im Ganzen nur 3 Stücke. 

e. Wasserfledermäuse. 
4. Vespertilio mystacinus Leisl. 
Die Bartfledermaus. 

Bei Bamberg, Kloster Banz, Kloster Ebrach 
Streitberg, Neuhaus bei Höchstadt a. A., bei Er- 
lan gen, Nürnberg, Cadolzburg (Ammerndorf,) 
Leutershausen, Triessdorf bei Ansbach nicht 
selten. 1856 erhielt ich von Kloster Banzein Exem- 
plar von grosser Schönheit mit blütheweisser Behaarung 

über den ganzen Leib, weissen Ohrmuscheln und Flug- 
häuten. 
5. Vespertilie Daubentonii Leisl. 
Die, Wasserfledermaus. 

Ziemlich häufig in. den Maingegenden von Aschaf- 
fenburg herauf nach Würzburg, in. den grossen 
Weihercomplexen der Landgerichte Höchstadt a. A. 


) 


48 


-und Herz Me bei Neuhaus etec., Are 


wangen (Wwieskti i ' Dr 


II. Ordnung. 

Insektenfresser. Imsectivora. 
3. Familie. Maulwürfe. Talpina. 
5 6. Gattung. Talpa L. ni 
I. Talpa europaea L. ö, 
Der gemeine Maulwurf. we: 
Allenthalben vorkommend. Weissgescheckte Vari- 
etäten sind in den Steieerwaldgegenden, bei Cadolzburg 
in Mittelfranken und anderwärts nicht gar selten vorge- 
kommen, eine orangeselbe, am Rücken leicht in das 
"Grauliche ziehende Varietät erhielt die Dr. Sturm- 
sche Sammlung in Nürnberg und die meinige in je einem 
Exemplare von Cadolzburg und dem nahen Ammem- 
dorf. 5 
In 3135 von mir untersuchten Gewöllen der Schleier- 
eule fand ich nur 15 Maulwurfsschädel. 


4. Familie. Spitzmäuse. Soricina. 
7. Gattung. Crossopus Wagl. 
I. Crossopus fodiens Pall. 
Die Wasserspitzmaus. » 


Allenthalben in ganz Franken an Bach- und Fluss: a 
ufern, an Teichen, Canälen und Quellen gemein. m 
3133 Gewöllen a Schleiereule fand ich 422 Schädel | . 
dieser Spitzmaus. ; 

8. Gattung. Sorex L. 
I. Sorex vulgaris L. 
Die Waldspitzmaus. ‘ 

Gemein. In 3133 Gewöllen der Schleiereule fand 2 
ich 1093"und in 48: Gewöllen der Waldohreule 5 Sehä- e. 
del dieser Art. RR 


49 


2. Sorex pygmaeus Pall. 

Die Zwergspitzmaus. 

Im: Steigerwalde fand Herr Landarzt Kress zu 
Kloster Ebrach eine todte Spitzmaus, die in meinen 
Besitz gekommen ist, in der Nähe seines Wohnortes, 
ein zweites Exemplar bei Aschbach. Ich selbst ent- 
wickelte früher mehrere Schädel aus dem Gewölle eines 
auf einem Thürmchen der Klostermauer zu Ebrach 
brütenden Schleiereulen-Paares, ein Stück erhielt ich 
im Fleische von Kloster Banz, ein ziemlich gut er- 
haltenes schnitt ich am 18. Dezember 1849 aus dem 
Magen eines im Reichswalde in der Gegend von Nürn- 
berg bei Worzeldorf geschossenen Rauhfussbussardes 
(Buteo lagopus), 2 Exemplare aus dem Schernfel- 
der Forste sah ich in der herzoglich Leuchtenberg’schen 
Sammlung in Eichstädt und fand noch etliche Schä- 
del in Schleiereulen -Gewölle vom 'Schlosse zu Neuhaus 
bei Höchstadt a. A. und von Dinkelsbühl in Mittelfranken. 
Hatte ich schon hiedurch die Ueberzeugung gewonnen, 
dass dieses winzige Säugethier weder so selten, noch 
so sporadisch über Bayern verbreitet sei, als gewöhn- 
lich angenommen wird, so wurde diess zur Gewissheit 
durch meine neueste Untersuchung von 3133’ Gewöllen 
der Schleiereule, wodurch sich ergab, dass unsere Spitz- 
maus auch die Gegend von Windsheim und Uffen- 
heim in Mittelfranken und auch den 'unterfränkischen 
Kreis bewohnt, bei Ebrach gar nicht selten ist und in 
hiesiger Gegend fast nbch häufiger vorkommt. 

Aus 105 Gewöllen von Windsheim entwickelte ich 3, 


9 1) 3 „  Dottenheim 4 auuh, 
= 50 } „.  Ickelheim a 
ai h, „ Pfaffenhofen und Custen- 
lohr bei Uffenheim 19, 
R 33 H „ Bimbach in Unterfranken 1, 
5 13 “ „ Höchstadt a. A. 4, 


4 


50 
aus 28 Gewöllen von Neuhaus entwickelte ich 3, 


„ „1058, rem, NgRloster Ebrach 20, 
im Ganzen 54 Schädel der Sorex-pygmaeus. a 


9. Gattung. Orocidura Wagl. 
I. Grocidura leucodon Wagl. 
Die Feldspitzmaus. 


Durch ganz Franken gemein. In der mehrfach an- 
gegebenen Zahl von Gewöllen der ‚Schleiereule fand 
ich 1806 Schädel dieser Spitzmaus. Die Blasius’sche " 
Beschreibung des’ dritten oberen. Vorderzahnes, wornach 
derselbe etwas niedriger, als der vorhergehende zweite 
und als die erste Spitze am Vorderrande des folgenden 
vielspitzigen Backenzahnes sein soll, fand ich an nahe 
zu 2000. Schädeln, worunter sehr viele im Fleische er- # 
haltene Thiere, nicht bestätigt. Der fragliche Zahn war 
mit ganz wenigen Ausnahmen etwas niedriger als der a 
vorhergehende zweite und höher als die erste Spitze n 
amı Vorderrande ‚des folgenden: vielspitzigen Backen- 
zahns, wenige Schädel stimmten mit der Blasius’schen 
ne und Beschreibung, an etlichen war die. erste 
Spitze des ersten Backenzahnes gleich lang mit dem 
dritten , Vorderzahne, bei abermals anderen überragte 
diese Spitze den mehrgenannten Zahn ganz so, wie. 
Blasius die Zahnbildung der Croeidura araneus 
beschreibt und abbildet, und gleiehwohl waren esechte 
Cr. leucodon, bei denen, abgesehen von der. spezifr | 
schen Färbung des ‚Pelzes, ein Zweifel ‚bezüglich dr 
Art um desswillen nicht aufkommen konnte, weil de a 
Linie, welche die beiden: hervortretendsten Punkte an 
der Aussenfläche des ersten Backenzahnes berührte, den 
letzten 'einspitzigen Zahn nach innen einschloss, ohne 
ihn zu schneiden, so dass von hinten her, in der Richt- Ri 
ung dieser Linie gesehen, dieser Zahn nicht sichtbar 
war. 


54 


Von Farbenvarietäten sind mir 2 Exemplare vor- 
gekommen, bei welchen sich auf der linken oder rech- 
ten Körperseite hart hinter dem Vorderfuss die weisse 
Färbung der Unterseite in einem schmalen Streif her- 
auf gegen den Rücken 208. 


2. Crocidura Araneus Schreb. 
Die Hausspitzmaus. 

Diese Art soll in ganz Bayern verbreitet und ge- 
mein sein, nur Landarzt Kress versichert, dass sie im 
Steigerwaldgebiete ziemlich selten vorkomme. In ver- 
schiedenen Sammlungen sah ich ältere Exemplare aus 
der Gegend von Erlangen und Eichstädt ete, und un- 
tersuchte 2 ausgestopfte uud 3 im Weingeist, liegende 
Exemplare der Croc. major Wagl. in der herzog- 
lich leuchtenbergischen, Sammlung, die im December 
1821 im Lämmerthal bei Eichstädt in einem Compost- 
haufen gefunden wurden und dem bekannten Natur- 
forscher Wagler als Originale seiner neugeschaffenen 
Species dienten. Ich selbst habe, obwohl 30 Jahre, 
hauptsächlich in Ober- nnd Mittelfranken sammelnd, die 
Hausspitzmaus nicht ein einziges Mal erhalten. Für 
Würtemberg hat mir Herr Dr. Julius Hofmann in 
Stuttgart die nemliche, selbst gemachte Wahrnehmung 
eonstatirt. Auch dieser fleissige, kenntnissreiche Samm- 
ler fand sie nicht ein einziges Mal. 


5. Familie. Igel. Erinacei. 


10. Gattuug. Erinaceus L. 
1. Erinaceus europaeus L. 
Der Igel. 


Allgemein verbreitet, doch ziemlich selten. Der 
' Uhu frisst junge und alte Igel, ebenso der Iltis. 


4* 


. a 
Be 
; ie 
52 | 
DE. Ordnung. 7 
"Raubthiere Carnivora. ER r 
‘6. Familie. Katzen. Felina. '  "—° 
u Gattung. Fels L. al SHIT 
I. Felis Catus L. ya RE 


; Die Wildkatze. 

In den drei fränkischen Kr. eisen beheimathet, wird 
sie im oberfränkischen Steieerwaldantheile auf allen Re- 
vieren angetroffen; aus der fränkischen Schweiz, dem 
Muggendorfer Lande, ist mir nur ein Fall ihres Vor" 
kommens bekannt geworden: ein starker Kater wurde 
im Altenberg bei Greifenstein geschossen. Einen ihrer 
Hauptsitze hat sie in Mittelfranken in dem "grossen 
Waldgürtel, welcher sich von der würtembergisch-bayeri- ® 
schen Grehre ostwärts von Rothenburg her über 
Endsen, den Nordenberger Forst, im Zusammen- 
hange Hit dem Burgbernheimer- Markt Berg ler e 
Westheimer und Ickelheimer Wald’ nö: 
über die Gegend von Ipsheim und Hoheneck gegen 
Neustaädta. A., südöstlich über Ober- und Unter 
zenn, Dachstetten, Egenhausen und die winds- 
heim’sche " Schossba eis änaah segen Markt Erl- 
bach und noch eimmal von Dachstetten aus über ; 
Virnsberg und Flachslanden gegen die Ansbacher 
Gegend sich erstreckt. Hier ist die Wildkatze förmlich 
eingenistet, fast ebenso zahlreich bewohnt sie die Wald- 
ungen der Umgegend von Rothenburg ob der Tau- 
ber (Wettringen, Grimmschwindem, Windels- 
bach ete.); viel seltener erscheint sie in der Gegend 
von Schillingsfürst;Din kelsbiühl,' nicht gar selten 
dagegen bei Windih eim 'in den Bävernwalle S 
bei Erkenbrechtshofen, auf den Jagden der Her- 
ren von Seckendorf zu Su senheim, im Nordwe 
sten des Kreises in den Vorbergen des Steigerwaldes, 
bei Uffenheim (Hohenlandsberg, Frankenberg) 


53° 


und im Süden des Kreises‘ bei"Weissenburg, Pap- 
.penheim und Eichstädt. In Unterfranken ist 
sie. im ı Allgemeinen: selten, ‚so im -R.höngebirge, im 
Guttenbeuger,  Gramschatzer, Irtenberger 
Foxste,,bei Schweinfurt im Steigerwalde, Spes- 
sart;und.O.denwald (Amorbach), am zahlreichsten 
noch im. Aschaffenburgischen. 

‚Anmerkung. »' Der Luchs (Felis Lynx): ist als Bewohner 
Frankens ausgerottet. Am Ende des. 17. Jahrhunderts war er noch 
im Spessart einheimisch, in Mittelfranken wurde der letzte ‚Luchs 
1661 bei Langenzenn, 1672 in der Rothenburger Landwehr 
geschossen, 1699 war die Wolfs- und Luchsjagd noch ein gemei- 
nes Wesen im Eichstädtischen' und am längsten hielt sich dieses 
Raubthier im Fichtelgebirge, woselbst 1774 der letzte südöstlich 
von der Luchsburg (Louisenburg) im Steinwalde erlegt wurde. 

7. Familie. Hunde.  Canina, 
11. Gattung. Gamis L. 
I. Canis lupus L. 
Der Wolf. 

br Frunken längst nicht. mehr ‚heimisch wurden 
hohl bis. in die neueste, Zeit ‚in Unterfranken, in 
den „Hassbergen, im Frankenwald und Fichtelgebirge 
immer wieder Wölfe auf ihren Streifzügen gespürt und 
meistens geschossen. Der letzte, aus dem Badischen 
kommend, im bayerischen Antheil des Odenwaldes 
(Amorbach, Miltenberg ete.) im Winter 1865,66. 
© Nachdem dieser Wolf im fürstlich leiningenschen 
Parke und auf den Jagden im Freien an Roth-, Dam- 
wild und Rehen. und unter den Schäfheerden der‘ Um- 
gegend arge Verwüstungen angerichtet hatte, wurde er 
am 12. März 1866 bei Ebersbach im Grossherzog- 
thum Baden erschossen. Oeffentliche Blätter brachten 
vor wenig Tagen die Nachricht von einem seit Mitte 
Mai 1870 in der nahen Oberpfalz bei Pfreimd sich 
zeigenden Wolfe und einer fruchtlosen Treibjagd Zu 
den gefürchteten Räuber. 


94. 


2. Canis Vulpes L. 
Der Fuchs. SE, 

Ein nicht auszurottendes, der Wildbahn höchst schäd- 
liches, in allen Waldungen Frankens heimisches Raub- 
thier. Bei Grimmschwinden, Forstamts Feuchtwangen, 
wurde vor etwa: 20 Jahren ein Fuchs geschossen, an 
welchem sich die Basis der Lunte (Ruthe) auf eine 
Länge von 5 Zoll normal gefärbt zeigte, der übrige 
Theil aber ganz weiss war. Ein weisser Fuchs lief im 
Juli 1867 einen: mir befreundeten Fortbeamten auf der” 
Revier Forsthof bei Nürnberg an; ich selbst erhielt 
am 11. Dezember 1869 einen schmutzig-weissen starken 
Fuchs, an dem der Schnauzenrücken und die Gegend 


unter den Augen leicht in das Röthlichgelbe zieht, de 


Ohren auf der Hinterseite, die Füsse (Branten) auf der 
Oberseite und die Nägel nebst der Nase schwarz sind; 
die Lunte hat viel schwarzes Grannenhaar und die Au- 
gen waren normal gefärbt. Dieses schöne Thier wurde 


auf einer Bauernjagd hiesiger Gegend in der Nähe von 


Etzelheim bei Sugenheim, ein schwarzer Fuchs 14 
Stunden von hier bei Hoheneck vor zwei Jahren erlegt. 


7. Familie. Bären. Ursina. 
14. Gattung. Ursus L. 


Der Bär (Ursus Arctos) ist in den meisten Ge- s 


genden Frankens, die er einst bewohnte, seit 2 bis 3 
Jahrhunderten verschwunden; am längsten hielt er sich 


im Fichtelgebirg, wo 1769 der letzte erlegt wurde nd 


> 


woselbst sich noch auf dem grossen Waldstein bei Zell 1 


ein gut erhaltener steinerner Bärenfang befindet. Im 
südlichen Oberfranken wurde noch 1598 bei Plech ein 


Bär gejagt, der in den Veldenheimer Forst entkam, 


und im heutigen Mittelfranken in der Hersbrucker Ge- 
gend bei Reicheneck und Happurg 3 Bären 1535 
geschossen. Auch der Burgbernheimer Wald, 2 Stun- 


55 


. den; von hier, beherbergte, wie aus Urkunden erwiesen 


_ ist, ehedem dieses mächtige Raubthier und ebenso steht 
' urkundlich fest, dass es auch vor Jahrhunderten die 
Gebirgswaldungen Unterfrankens bewohnte. 


8. Familie, Marder. Mustelina. 
15. Gattung. Meles Briss. 
I, Meles Taxus Schreb. 

Der Dachs. 

Selten und einsam, doch im ganzen Gebiet ver- 

breitet, immer seltener werdend.. „‚Dachsbau‘“ ist eine 
ziemlich oft wiederkehrende Benennung von Walddistrik- 
ten oder Abtheilungen, in denen jetzt der Dachs nicht 
mehr lebt, ein Beweis für seine einstige viel grössere 
Verbreitung. Im ‚Oktober 1863 wurde bei Burggries- 
bach in Mittelfranken ein uralter, sehr fetter Dachs 
mit einem ganz schlechten Gebisse ausgegraben. Trotz- 
dem, dass die Schneid- und Reisszähne völlig abgenützt 
waren, war das Thier doch sehr gut bei Leibe und fanden 
sich in seinem Magen über 20 Igelstacheln. Aus dem 
Magen eines anderen wurde ein Eichhörnchen ge- 
schnitten. 
Im Miltenberger 'Stadtwalde wurde am 27. Novem- 
ber 1867 aus einem Felsenbaue 4 Dachse im Gesammt- 
gewicht von 109 bayesischen Pfunden erlegt und im 
Endseeer Berg und in Schlingenbach bei Steinach 
an der Ens werden durch Stellung von sogenannten 
 Stossfallen an den vorhandenen Felsenbauen fast all- 
_ jährlich 4 bis 6 Dachse erobert. 


16. Gattung. Mustela L, 

I. Mustela Martes Briss. 

Der Baummarder. , 
Kommt durch ganz Franken in grossen zusammen- 
hängenden Waldungen, die viele Tannen, Fichten und 
alte hohle Eichen haben, doch ziemlich selten vor. Jün- 


gere Exemplare haben hie und da eine schmutzige oder 
graugelbliche Färbung der Kehle und werden öfters von 
den Jägern für Bastarde von dem Baum- und Stein- 
marder angesehen: | 


2. Mustela Foina Briss. 
Der Steinmarder. \ 
Durch ganz Franken verbreitet. Am 20. December \ 
1822 wurde in einer Scheune zu Oberwurmbach bei 
Gunzenhausen ein weiblicher blendend weisser Stein- 


marder mit rothen Augen und röthlicher Schnauze ge ge 


schossen. a 


17. Gattung. Foetorius Keys. et Bias, 


1. Foetorius Putorius L. 44 ee 
Der Iltis. 0 


Im ganzen Gebiete verbreitet und wie ie Haus- 


“ 


marder allgemein bekannt. 


-L. Foetorius Erminea L. 
Das Hermelin. 
Ueberall vorkommend. 


3. Foetorius vulgaris Briss, 
Das kleine Wiesel. 


(sleich dem Hermelin über das ganze Gebiet ver- EN 


breitet. Im Winter wird es zuweilen weiss. 


‚. Anmerkung. In der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen in 
Bayern von Dr. Christn. Friedr. Meyer, München 1818, S. 175 
berichtet der k. bayer. Forstmeister Freiherr von der Borch zu 
Gunzenhausen, dass in der "Reizat bei Spalt im December 
1816 drei Nörze (Foetorius Lutreola);sich gezeigt hätten, von 
denen 2, ein Männchen und ein Weibchen, am 3. Januar 1817 er- 
legt worden und in die Sammlung des Professors Dr. Wolf in 
Nürnberg gekommen seien. Ich kann mit Bestimmtheit versi- 
chern, dass die fraglichen Thiere nicht Nörze, sondern jüngere 
Exemplare des gemeinen Fischotters waren. u 


18. Gattung. S:wtrs Raj. 
Lutra vulgaris Erxl. 
Der Fischotter. 

In den fränkischen Gewässern nicht selten. Am 
10. November 4867 wurde nahe an''Herrieden in der 
Altmühl ein 15 Pfd. schwerer Otter auf eine eigen- 
thümliche Weise gefangen. Derselbe war in eine seichte 
Röhre am Ufer eingefahren, lies aber einen Theil des 
Schwanzes heraushäöngen, ward daran von einem Fischer 
ergriffen, hervorgezosen und nach langem Kampfe, wäh- 
rend dessen er sich in die Joppe des Jünglings verbiss; 
mittelst eines daliegenden Holzstückes erschlagen. Zwei 
andere Stücke fanden im Herbst’ 1868 auf ebenso  be- 
merkenswerthe Weiße ihren Tod. Der gutsherrliche 
Jäger Schöppler kam im November auf dem Wege 
nach Wassertrüdingen an einem Tümpel nahe am 
Bache bei Altentrüdingen vorüber, woselbst sein 
Dachshund sehr lebendig ward, auf das Eis ‘hinein- 
sprang und im Weidengebüsch zu suchen und zu bellen 
anfing. Der Jäger liess durch herbeigerufene Leute das 
Eis ‚einschlagen, stellte sich am Eingang des 'Tümpels 
an und hatte endlich die Freude, das angeblich‘ so 
schlaue Thier zum Vorschein kommen zu sehen und 
es mit einem Schrotschuss zu‘ erlegen. "Zur selben 
Zeit ging der fürstlich öttingen’sche Förster Jägerhu- 
ber gleichfalls nach Wsssertrüdingen, traf unter- 
wegs zwei Holzsammler, hielt sie an, sprach längere 
Zeit laut mit ihnen und gewahrte, dass ein Fischotter 
aus der Wörnitz ausstieg, unbekümmert um die 3 
Männer auf Büchsenschussweite an’ sie herantrabte und 
auf den sogenannten Forstgraben zuhielt. in welchem 
sieh schon früher gerne Otter aufhielten. Der Förster 
sprang zu und’erschoss den arglosen Wanderer. Wo 
bleibt da die oft gerühmte‘ Schlauheit dieses 'Thieres? 
Wie ss damit beschaffen ist, vermag man auch aus der 


58 


Leichtfertigkeit zu ersehen, mit welcher der Fischotter 


seinen Bau öfters im‘der' Nähe menschlicher Wohnun- 
gen und regen Verkehrs anlest. Ganz nahe an dem 
sehr stark begangenen Fussweg von Taugenroth 
nach Ornbau wurde im April 1868 am Ufer der Wie- 
seth ein: sehr starker Fischotter in einem elenden 
Schlupfwinkel, ‚der kaum die Bezeichnung; eines Baues 
verdiente, in einer kleinen Aushöhlung zwischen Wur- 
zeln, die so seicht war, dass der Otter, wenn er sich 
noch so sorgsam verbarg, eleiehwohl sichtbar blieb, von 
einem Knaben: mit einem sogenannten Heurupfer ersto- 
chen. ‘Dass diese geringe Höhle wirklich der ständige 
Aufenthaltsort war, bewies die viele Losung, die ober- 
halb desselben lag. % Io 

In Ingolstadt kam es vor, dass sich 3 Fischotter 
längere Zeit sogar innerhalb der Stadt in der Schutter 
aufhielten. In den wenige Schritte vom Wasser abge- 
legenen Häusern konnte man sie von den Wohnzim- 
mern aus beobachten, wie sie ihr Wesen in dem Flusse 
trieben, ja einer meiner Freunde gewahrte sie, während 
er. mit einem Begleiter eine Brücke über die Sehutter 
passirte, wie sie unter derselben drei Mann hoch 
langsam von einem Loche zum anderen in allernächster 
Nähe der beiden Beobachter wanderten und im Baue 
verschwänden. Am Abende desselben Tages wurden 
hei Mondschein bei einem von etlichen Offizieren und 
dem  Stadtförster veranstalteten Anstande zwei von die- 
sen: Fischottern esschossen. ; 

Gräserinnen scheuen sie nicht und tummeln sch 
unbekümmert um sie, öfters in ihrer Nähe im Wasser. 
Ein’ Mann von Wiesethbruck bei Ornbau fing bei dem 
Mähen’ des Schilfs und der Binsen in der Wieseth einen 
jungen Otter, auf dessen Gewinsel der Alte herbeikam, 
sich zur Wehre stellte und von dem Manne verwundet 
ward, worauf das treu besorgte Thier verschwand. 


f 3.0 RT - . re Par RERTE v. bie u ai Din 
a ee nn he ie en m > wen Dal Be ne = ua ZP 3 Kt ed = a zu ht ü u Zu zu 


59 


Am 3. Februar 1864 tödtete ein Müller an der 
Wieseth bei dem Aufeisen des Flüsschens 3 junge Fisch- 
 otter, die nach dem Gutachten des jetzigen‘ königl. 
Forstmeisters Lösch in Nürnberg ‚ein Alter von etwa 
8 Tagen hatten. 


IV. Ordnung. 
Nagethiere. Gliüres. 
9. Familie. Eichhörnchen. Seiurina. 
19. Gattung. Seiurus L. 
I. Sciurus vulgaris L. 
Das Eichhörnchen. 

Gemein in unseren Waldungen, im Spätherbst auch 
einzeln in Gärten und grösseren Baumpflanzungen, in 
manchen Jahrgängeu (1825 bei Gunzenhausen, 1858 
bei Neuhaus in der Gegend von Höchstadt a. A.) 
‚in sehr grosser Anzahl, in anderen um Vieles seltener. 
In dem letztgenannten Jahre thaten sie durch Abbeis- 
sen der Fichtenknospen im Frühjahr und später der. 
Fichtenzapfen so erheblichen Schaden, dass Schussgeld 
für jeden gelieferten Eichhörnchenschwanz bezahlt wurde. 
Die Ursächer der vielbesprochenen Tannen- und Fich- 
tenabbisse oder Absprünge sind ohne Zweifel die von 
Vielen in unverdienten Schutz genommenen Eichhörn- 
chen, die man in Ruhe lassen kann, so lange die ge- 
ringe Anzahl der Absprünge ein Einschreiten mit Pul- 
ver und Blei nicht als unabwendbare Massregel er- 
scheinen lässt, denen man aber das Handwerk legen 
soll, wenn der Unfug zu stark wird. 

Ein alter Pfarrherr meiner Bekanntschaft unterhielt 
ein Eichhörnchen-Paar, das zweimal im Zimmer Junge 
geworfen und aufgezogen hat. 

Vielleicht ist es manchem Leser dieser Abhandlung 
erwünscht, zu vernehmen, wie weit die Liebhaberei ge- 
zähmter Eichhörnchen ‚einen. grossen Mann führen 


60 


konnte. Aus einem Briefe von Jean Paul vom Jahre | 5 
1808 ist zu entnehmen, dass derselbe in Bayreuth u 
Gevatter stand und auf: seiner ‘linken Achsel ein Eich 


hörnchen mitnahm, das er, während er sein Pathehen 


auf den Armen hielt, in seine Rocktasche gesteckt hatte. 

„Wäre (das Thier plötzlich heraus und auf die Achsel 
Selaachen, es hätte uns alle in u heiligen Handlung 
gestört.“ 


10. Familie. Schläfer. Myoxina. 
20. Gattung. FR yoxua Zimmern 
I. Myoxus quercinus L. 
we Der Gartenschläfer. | 
Selten in der fränkischen Schweiz bei Streitberg 
Muggendorf ete., im Steigerwalde (Koppenwind, 
bei der Magdalena-Kapelle), in den Gärten um Würz- 


burg u. s. w. 
H IM: 


2. Myoxus Glis L. 
Der: Siebenschläfer. | 
| In Oberfranken im. Buchenhain bei a J 
bei Wonsees, Streitberg, Kloster Banz, im 
Steigerwalde (Kloster Ebrach ete.), ‚in Mittelfram- 
ken in den Waldungen bei Eichstädt (Fasanerie ete.), 
bei Rothenburg o..d. T.. im Nordenberger Forst 
bei Steinach, in den Gemeindewaldungen von Burg- 
bernheim, Ickelheim, ferner bei Obernzenn, 
Egenhausen, in. dem, ,Windsheimer ‚ Stadtwalde 
Schossbach, bei Markt Scheinfeld, Würzburg, 


Lohr, im Gramschatzer Walde, Spessart, und im i 


Rhöngebirge. isn 
Myoxus avellanarius L. 
Die Haselmaus. Br 
‚In ‘Oberfranken im Bayreuthischen (Wo nsees), 
bei Streitberg, Muggendorf, im Steigerwalde, in 


Mittelfranken bei Rothenburg o. d. T., Steinach 


> 


61 


(Endseer Berg, Schlngenbach, im Nordenberger Forst, 
Teufelseraben), Uffenheim am Hohenlandsberg, Burg- 
bernheim, Westheim, Ickelheim, Obernzenn 
in ‘Unterfranken bei Würzburg, Aschaffenburg, 
im Vorspessart und in der Rhön. In der 'Gegend von 
Windsheim ist er nur einzeln in der Gräfwaldung be- 
troffen worden. 


11. Familie. Mäuse. Murina. 
21. Gattung. Oricetus Pal. 
I. Cricetus frumentarius Pall. 
Der Hamster. 

‘Sein Hauptwohnsitz ist der unterfränkische Kreis 
und hier wieder hauptsächlich das Mainthal. Seine 
Norderenze findet er in diesem Kreise bei Neustadt 
a. ©. und bei Königsshofen im Grabfelde, von da 
aus kommt er zahlreicher werdend über Hamm elburg, 
Arnstein, Büchold in den überaus fruchtbaren Main- 
erund. Vorzüglich hat er sich im Schweinfurter Gau’ 
ausgebreitet; geht von hier mamaufwärts über Hassfurt 
an die oberfränkische Kreisgrenze, ist um Werneck 
im Wern- und Maingrunde hie und da häufig, um 
Geroldshofen, Oberschwarzach, Neuses am Sand auf der 
grossen Frankenebene an der westlichen Abdachung 
les Steigerwaldes allgemein verbreitet, ohne häufig zu 
sein und geht von Schweinfurt mainabwärts über D et- 
telbach, Effeldorf, Kitzingen und Marktsteft 
in den Ochsenfurter und Gollachgau, wo er in 
manchen Jahrgängen in grosser Menge vorhanden ist. 
Bei Würzburg, (Rimpar, Gerbrunn, Rotten- 
dorf, Heidingsfeld) und Aschaffenburg (Klein- 
wallstadt ete.) findet man ihn einzeln allenthalben. 
Aus dem unterfränkischen Gollachgsaun bei Aub und 
dem Ochsenfurter Gau verbreifet er sich auch in das 
‚angrenzende Mittelfranken, ist um Markt Bibart sel- 


62 


ten und geht einzeln bis in die Gegend. von Neustadt 
a..A. erscheint im weissen Gau bei Uffenheim, 
Oberickelheim, Gollachostheim, in Franken 
bei Ulsenheim gewöhnlich nur. vereinzelt, manch- 
mal aber auch häufig und nähert sich dem schwarzen 
Gau (Windsheim) bei Neuherberg etc. Im letzt- 
genannten Gau und bei Burgbernheim ist er ausge- 
rottet, war aber an beiden Oertlichkeiten zeitweise schon 
in grosser Menge. Die Chronik von Windsheim 
berichtet zu dem. Monat August 1742: Die Hamster und 
Mäuse, deren es schrecklich viele gegeben, haben am 
Getraide auf dem Felde unwiederbrinelichen Schaden 
sethan und weil man von Herrschaftswegen publiziren 
lassen, dass wer einen Hamster liefern würde, 3 Batzen 
bekommen sollte, deren aber sehr viele gefangen und 
eingebracht worden sind, als hat man nur 2 Batzen 
fränkisch derenthalben bezahlt.“ Bei Burgbernheim gru- 
ben arme Leute die Hamsterbaue auf und holten 3 bis 
4 Metzen Getraide heraus. Vor etwa 20 Jahren wurde 
in den sogenannten Krautbeeten zwischen Windsheim 
und Külsheim noch ein Hamster ausgegraben; seit- 
dem hat man von diesem Thiere dahier nichts mehr 
bemerkt. 

Es scheint der Hamster in Jahren übergrosser Ver- 
mehrung und dadurch hervorgerufener Vertileungsmass- 
regeln zu wandern; denn 1741 that er im ÖOchsenfurter 
Gau, woselbst er in grosser Menge zum Vorschein ge- 
kommen war, an den Feldfrüchten vielen Schaden und 
1742 trat er, wie erwähnt, massenhaft in hiesiger Ge- 
gend auf, lässt sich auch von Zeit zu Zeit, so 1850 bei 
Burgbernheim, wieder sehen. | 

22. Gattune. Mus L. 
I. Mus decumanus Pall. 
Die Wanderratte. i 
Im letzten Dezennium des vorigen Jahrhunderts 


63 
drang diese Abscheu erregende, widerliche Ratte, aus 
Norddeutschland kommend, in Franken ein, wurde im 
Frühjahr 1794 zum ersten Male in Cöburg”) bemerkt 
und rückte um dieselbe Zeit in die Maingegenden und 
in die Flussthäler der fränkischen Saale, der Milz etc. 
ein. - Hauptsächlich sollen siein den französischen Krie- 
gen durch österreichiche Fruchtmagazine und dureh die 
russischen Truppen eingeschleppt worden sein. Im Nürn- 
berg’schen und in Würzburg traten sie zuerst im Jahre 
1800 auf. Die Schleiereule erbeutet sie selten: in 3133 
Gewöllen fand ich nur 8 Schädel der Wanderratte. 

Anmerkung. Die Hausratte Mus rattus L. war bis 
zum Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts 
in Franken alleinige Herrin; das Jahr 1800 kann man, 
im Allgemeinen zutreffend, als dasjenige bezeichnen, wo 
ihr der neue Eindringling, die Wanderratte, die alten 
Wohnsitze streitig zu machen anfıng, 1816 und 1817 
war sie noch in Mühlen, Brau-, und Schlachthäusern, 
Gerbereien u. s. w. keine Seltenheit, aber bereits im 
Jahre 1828 der Hauptsache nach ausgerottet. Nur hier 
und da hat sie ihr Dasem noch gefristet, wurde gegen 
‘ das Ende der vierziger Jahre noch in einigen Häusern 
von Cadolzburg in Mittelfranken wahrgenonmen und 
von meiuem Freunde Herrn Professor Eugen von Böck 
im Jahre 1852 in einem Fuchsbaue bei Ansbach in 
einem Exemplare todt gefunden. Heutzutage dürfte sie 
in ganz Franken für ausgestorben zu erachten sein. 


2. Mus Musculus L. 
Die Hausmaus. 
Eine sehr bekannte Ueberlast menschlicher Woh- 
nungen, im Sommer, besonders in mäusereichen Jahren, 
findet man sie weit von den Häusern entfernt auf Fel- 


*) Am 24. September 1794 veröffentlicht Dr. Hornschuh im 
Coburger Wochenblatte die Naturgeschichte dieses Thieres. 


dern, in: Mauern, Gebüschen, auf. Feldrainen u. s.w. 
In Neuhaus bei Höchstadt a. A. fing ich in meinem ie 
Hause und Garten 4 eraulicheelbe Mäuse, in Sommers- 
dorf ein Exemplar, das am Rücken a Bauche mit 
vielen linsengrosen weissen Flecken hei sonst, gewöhn- 
licher Färbung varürte, und eines von gleichfalls nor- I 
malem Kolorit, das auf lehmgelbem. Unterleibe einen 
einzigen : linsengrossen , weissen Fleck hatte, Gegen je E 
Kälte ist die Hausmaus sehr empfindlich. Nicht nur a 
fand ich im Winter bei einer Temperatur in den Häusern ® ” RK 
über dem Gefrierpunkte die in zuklappenden 'Draht- 
Fallen Gefangenen ‚oftmals todt, ‚während noch Speck, 
Brod und anderer Köder ee ‚war, selbst bei eini- 
gen Graden Wärme befanden ‚sich verschiedene Mäuse 
im elendesten Zustande, zitternd vor Frost, und unfähig 
zu entfliehen, wenn ich sie aus der geöffneten Falle frei 
auf den Boden fallen. liess. Rn 
3. Mus sylvaticus L. Re 
Die Waldmaus. Bi 
Gemein, in manchen Jahren in Veber zahl nd Be: 
forstschädlich, im Winter ‚nicht selten in den Häusern 
der Dörfer und selbst der Städte. _ Mit der Vorigen 
macht sie einen Hauptbestandtheil der Nahrung unserer 
Nachtraubvögel aus. In ‚3133 Gewöllen der Schleier- 
Eule fand ich 3126, und in 43 Gewöllen der ‚Waldohr- 
eule 29 Schädel der Haus- und: Waldmaus. In den . 
Wurzeln hohler Bäume, in, Felsenspalten ete. findet man 
oft Vorräthe von Weichseln-, Kirschen-, Pflaumen- und ee: 
Zwetschgenkernen, Haselnüssen, Eicheln, Heckenrosen- 
Lindenkernen ete., die sie für den Winter im ihren 
Magazinen ne Sie springt sehr gut, weshalb e 
sie in manchen Gegenden den Namen „Jucker, Springer“ 
führt, auch klettert sie sehr eewandt. In mehreren i 
Wintern kletterten, Waldmäuse an der Aussenseite des 
massiv ‚gebauten Pfarrhauses zu Sommesdorf 4 Fuss 


65 


hoch‘ vom : Boden herauf: in.'den Raum: zwischen den 
inneren und den Vorfenstern ‚von: welch’ letzteren ein 
Flügel offen ‚gelassen war, und frassen das für Kohl- 
meisen 'hingelegte Futter: »(Brod; Nusskerne, Sonnen- 
blumenkerne u. s. w.), ja sie kletterten' sogar. am Fen- 
sterkreuz empor und frassen’ einem daran aufgehängten 
Sägentlein (Mergus albellus) die Fleischtheile der Brust 
 unddes Halses weg. Auch die. Bienenstände besuchen 
sie’ im Winter und nehmen die todten Bienen fort; ich 
fing‘ sie öfters zwischen den Körben in aufgestellten 
Fallen. 

en 4. Mus agrarius Pall. 

Die Brandmaus. 

Nach briefliehen Mittheilungen des kürzlich ver- 
storbenen Professors Dr. Blasius findet sie sich bei 
Aschaffenburg, nach Dr. Küster bei Erlangen. Ich 
selbst habe sie in Bayern und Franken nie gesehen. 


5. Mus minutus Pall. 
Die Zwergmaus. 
loch, Blasius (in ltteris) bei Bamberg und Aschaf- 
ai ve 


'23. Gattung. Arvicola. Lacepede. 

6. Arvicola glareolus Schreb. 

Die 'Waldwühlmaus. 
Im Juni 1854 fand Dr. Brandt eine todte Maus 
dieser Art bei Rabenstein in der fränkischen ‚Schweiz, 
Ländarzt Kress im Steigerwalde bei Aschbach und auf 
dem Radstein bei Kloster Ebrach im Jahre 1850. Vom 
März bis September 1859 war sie so häufig, dass man 
bei ruhigem Verhalten des Abends in den Ebrach’schen 
Waldungen, namentlich um Ebrach und Winkelhof in 
einem Umkreise |von.2i:bis; 3: Quadratruthen 60 bis 80 
Stücke in einer Viertelstunde sehen konnte. Im Frühjahre 

b) 


15} 


66 - 
fand man sie nur ah sonnigen Waldabhängen, die von 
kleinen  'Waldbächen: bespült waren, bis: sie sich»nach MR 
und nach "über die: ganze Waldiläche verbreitete und 
Schaden an':den: jungen, Buchenpflanzungen that. Der- 
‚selbe bestand ‘darin, dass ‚die Mäuse die Pflanzen. ent- 
weder kurz über: dem::Boden.:abbissen ‚oder sie ganz 
ausrissen, in ihre Höhlen trugen und dort die Dieolyle- 
donen und ersten Blättehen abnagten.. Beim Aufgraben 
der Gänge und Höhlen fand man grosse Mengen von 
leeren 'Buchensamenhülsen, deren Inhalt: sie verzehrt” 
haben. Würde die Büchelaussaat im Frühjahr nicht'.so 
reichlich veranstaltet-worden sein, ‚so wäre der Schaden 
noch weit grösser geworden. So häufig sie im angege- 
benen Jahre waren, so selten waren sie im darauffo- 
genden: man sah sie fast, nicht mehr in, der. ganzen 
Gegend, ein einziges Exemplar fand Kr ess im März 
1860 auf Schnee erstarrt in der Nähe von Geus f eld. 
Ich erhielt damals von diesem meinem verehrten Freunde 
10 schöne Glareöla- Bälge und viele Schädel aus 
dem Gewölle der auf einem Thürmchen der östlichen 
Klostermauer zu Ebrach 'hörstenden Schleiereulen. 
Eine ziemliche Anzahl dieser Schädel repräsentirte die 4 
variatio Nageri. Ferner besitze ich. ein Origina- 
Exemplar von Blasius aus der,.Gegend von Bamberg 


in Spiritus und sah ein anderes in der Münchener Staats 


sammlung aus .der Umgebung Eichstädts. Neuerdings 
entwickelte ich 46 Schädel aus Gewöllen der Schleier- 
eule von Ansbach (Sommersdorf), Windsheim, 
(Pfaffenhofen, Custenlohr); ‚einen Schädel fand 
ich in 43 Gryällen der Waldohreule ‘und die hintere S 
Hälfte einer: solehen Maus im Fleische unter dem Horste 
eines Thurmfalken zu Sommersdorf. 7 


2. Arvicola amphibius L. 
Die Wassermaus. 
Ueberall in Franken vorkommend und unter den 


are 


67 
Namen „Wasserratz, Erd-, Stossratte, Schermaus, Höllen- 
maus“ allgemein bekannt. Sie:lebt auf Wiesen, wo sie 
Gänge wühlt und dabei Erdhaufen, wie’ der Maulwurf, 
aufwirft. In der Nähe von Gewässern, fliessenden und 
stehenden, lebt sie’ gern unter den Wurzeln der Weiden 
und Erlen, schadet durch ihre Röhrenbauten den Ufern, 
von welchen durch das Eindringen ‘des Wassers ' bei 
Ueberschwemmungen öfters ganze Ufer- und Rasenstücke 
in die Tiefe abrutschen. Nicht selten 'stöst man bei dem 
Krebs- und Aalruttenfang, wenn man in die Höhlungen 
unter dem Wasser greift, auf eine Wasserratte, die dann 
gehörig beisst. Einem meiner Bekannten biss eine solche 
den Nagel des Daumens durch und wurde, vollständig 
verbissen, daran hängend hervorgezogen. In Gärten, 
z. B. in dem von 2 Bächen durchflossenen zu Som- 
mersdorf, hält sie sich gerne auf, thut Schaden na- 
mentlich an den Knollengewächsen, am Mais, kann mit 
Maulwurfsfallen leicht gefangen: werden und 'ertrinkt- öf- 
ters in Fischbehältern. In 3133 Gewöllen der Schleier- 
eule fand ich nur 15 Schädel dieser Maus. Auch die 
Krähen stellen ihr nach, wenn sie bei Ueberschwem- 
mungen auf das Trockene flüchtet. 


3. Arvicola agrestis Blas. 


Die Erdmaus: 


Die bis auf Blasius (1857) bekannten Fundorte 
dieser Maus in Deutschland waren Braunschweig, 
Düsseldorf, Aachen,Heidelberg,dassächsische 
Voigtland,Schlesien, ausserhalb Deutschland Frank- 
reich nördlich von der Seine, und westlich ‚von der 
Mosel, sonst: noch‘Belgien und. die Pyrenäen. Im 
Münsterlande, woselbst sie nicht! selten, vielleicht sogar 
häufig ist, entdeckte sie Dr. B. Altum, ich ehe fand 


68 


3 Schädel in Otus syIvestris-Gewölle von Maria: 
hofm Obersteiermark, das ich der Güte der rühm- | 
lich‘ bekannten ‚österreichischen Oxnithologen;,, Pfarrer _ 
Bla sius-Hanfund Baron VietorRitter von Tjehusi, 


verdanke. ‚Ihr, Vorkommen in ‚Oberfranken ‚erfahr B. 


Professor Blasius durch Fxemplare „die ich ihm auf 
der Ornithologen-Versammlung in Köthen vorlegte und 
die ich in der Gegend, ‚von Höchstadt a. & New 
haus, 'Buch) sammelte. Neuerdings. untersuchte ich 
3133 :Gewölle: der Schleiereule, fand darinnen 155 Schä-* 
del:und: constatirte dadurch das Vorkommen dieser Maus 
in Oberfranken bei Kloster Ebrach, in Unterfran- 
kenibei Bimbiach, in Mittelfranken bei Dinkels- 
bühl, ' Uffenheim (Pfaffenhofen, Custenlohn), 
Windsheim. (Icekelheim), Neustadt a. A. (Dot- 


tenheim),Herrieden(Sommersdorf,Sachsbach) . 


und Gunzenhausen (Arberg), von welch letzterem 
Orte ich sie wiederhelt auch im, Fleische ‚erhielt. . Aus 
43: :Gewöllen der: ‚Waldohreule aus; dem Herrenholze 
bei Sommersdorf entwickelte ich nur einen einzigen MR 
Schädel, was auffallen muss, da Arv. agrestis.eme 
Bewohnerin des Waldes ist und in. der. genannten Ge- ug 


gend doch nicht selten sein kann, da 30.Gewölle dr 
Schleiereule von Herrieden einen, ‚221 Gewölle von Br 
Sommersdorf 23, und endlich 13 Gewölle von Sachs- 
bach 2 Schädel lieferten: "Am häufigsten dürfte ieim 


Steigerwalde sein, denn 1160 Gewölle der Schleiereule Bi 
enthielten 87 Schädel. 


4. Arvicola arvalis Pal. 4 % | 
‚Die, gemeine, Feldmaus. ge IR 


Durch ganz Franken verbreitet, wird sie in 'man- 
chen Jahrgängen (durch ungeheure Vermehrung: zur Land: 


plage. ‘Ueber die durch sie angerichteten Verheerungen _ 4 


alter und neuer Zeit besteht eine reichhaltige Literatur. 


69 
Im Oktober 1861 erhielt ich von Sommersdorf eine 
ganz weisse Varietät mit dunklen Öhrenhäuten und Augen. 


‚„.n..3135 Gewöllen der Schleiereule fand ich 3175, 
in» eh Gewöllen. der. Waldohreule 15 Schädel. 


Anmerkung.‘ Die brauue Feldmaus' Arvicola campestris 
Blas. hat ihr Entdecker in 6 "Exemplaren bei Braunschweig, 
vom: Niederrhein aus der Gegend von Düsseldorf theils' selbst 
gesammelt, theils erhalten; im Leydener Museum steht ein Exem- 
plar derselben und soll diese Maus, wie Temminek dem Pro- 
fessor' Blasius sagte, einst in Holland in undenklichen Massen 
vorgekommen sein; auch bei’ Wien will man einige Exemplare 
gefunden haben und Dr. Altum führt’ sie nach einem Schädel 
'aus' Schleiereulen-Gewölle mit Gewissheit ‘als Bewohnerin des Mün- 
sterlandes auf. Wenn der Bau des dritten Oberkieferzahnes, wie 
ihn Blasius beschreibt (6° Schmelzschlingen, die beiden letzten 
nicht vollständig getrennt; innen 4 und aussen 5 Kanten, die vierte 
‘oder vorletzte schwächer als die übrigen), für Arvie. campestris 
‚artentscheidend ist, dann habe ich in 3133 Gewöllen der ’Schleier- 
-eule 240 Schädel der braunen Feldmaus gefunden und kommt 'sie 
bei Kloster Ebrach und Höchstadt a. A. (Neuhaus), bei 
Herrieden(Sommersdorf), beiWassertrüdingen, Ehingen 
'am Hesselberg, Wittelshofeu, Dorfkemathen, bei Winds- 
heim, (lckelheim) U ffenheim (Pfaffenhofen, Custenlohr) 
und in Unterfranken beiBimbach vor. In 43 'Gewöllen der 
Waldohreule (Otus sylvestris) befanden sich 6 Schädel von der 
oben’ angegebenen’ Struktur. Ein’frisches Exemplar der A. cam- 
pestris habe ich aus Franken noch nicht erhalten und «der Um- 
‚stand, dass mir'246 Schädel "dieses "seltenen Wühlers "sollen zu 
Handen gekommen sein, während ein so 'eminenter Forscher, wie 
der zum tiefsteu Bedauern aller Fachgenossen der’ Wissenschaft 
_ viel zw'früh entrissene Professor'Blasius es war, im Ganzen seit 
1843 nur 6 Individuen gesehen und theilweise genau untersucht 
hat, erregt mit grosse Bedenken. Um vielleicht in das Reine zu 
kommen, schickte ich anBlasius vor mehr als einem Jahre eine 
grosse Partie der fraglichen Schädel mit der Bitte um sein Urtheil, 
'erhielt aber keine Antwort. An dem einzigen Schädel , den Dr, 
Altum aus Eulengewölle entwickelte, vermeinte derselbe eine 
Ausschlag. gebende, Eigenthümlichkeit: für ceampestris im Gegen- 
satz zu arvalis in den beiden mit ‚grösseren Oeffnungen nicht 
durchbohrten Gaumenrinnen gcfunden zu haben. Unter den 246 
fraglichen Schädeln meiner Sammlung befinden sich solche, welche 


TO 


diese Gaumendurchbohrungen ebenfalls nicht haben und in allem 

Uebrigen mit dem münsterländischen, von Blasius selbst be- 
stimmten und in meinem Besitze befindlichen campestris- -Schä- Ser 
del übereinstimmen, die grössere Mehrzahl aber besitzt Gaumen- Bi 
rinnen mit einzelnen, meist unregelmässigen, oft nur einseitig vor- 
handenen grösseren ‚Durchbohrungen. Das; nemliche Verhältniss 
findet bei Arv. arvalis und ‚agrestis statt. Die von Altum 
behauptete für A.ıcampestris Ausschlag ‚geben sollende Eigen- 
thümlichkeit bestätigt. sich sonach nicht, überhaupt, dürften; so mi- 
nutiöse Unterseheidungs-Merkmale, selbst wenn sie vorhanden wä- 
ren, praktisch nicht zu verwerthen sein, „Denn, wenu ich, um ein, 
kleines  Säugethier ‚mit Sicherheit zu bestimmen, demselben das” 
Fell über. die Ohren. ziehen und nicht blos, was schon. subtil ge- 
nng, ‚aber. unvermeidlich ist; die Zähne untersuchen, sondern noch 
die Gaumenrinnen sauber präpariren und ‚mit‘ der Loupe mich 
‚vergewissern soll, ob, Durchbohrungen vorhanden sind. oder nicht, 
so scheint mir ‚das eine zu weit gehende Forderung zu sein, ge- 
eignet, nicht; blos Anfängern, auch schon Geförderten die Lust und 
Liebe zur: Erforschung ‘unserer Fauna gründlich zu 'benehmen, 
Als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal des Schädels ver- 
bleibt somit nur der dritte, Oberkieferzahn, dieser’ aber stimmt bei 
meinen 246 fraglichen camp’estris-Schädeln sowohl mit dem 
münsterländischen Präparate, als auch mit der Beschreibung und 
Zeichnung bei Blasius mit Ausnahme von wenigen Exemplaren 
vollständig überein. ‚Zu diesen. Ausnahmen gehört ein: Schädel 
aus. Eulengewölle vom Spitalkirchthurm in Windsheim, dessen 
dritter Oberkieferzahn: 6 vollständig getrennte Schmelzschlingen und 
innen 4, aussen. aber nicht fünf, sondern sechs Kanten aufweist, 
von denen die fünfte schwächer, als die vier anderen, doch beider- 
seits scharf geschnitten. bis in die Alveole des Zahnes verläuft 
Etliche Schädel zeigen an dem charakteristisch sein sollenden drit- 
ten Oberkieferzahn. links die Bildung der sampasizie, rechts: die _ 
der awvalis.. Wohin gehören nun diese? E99 


"Blasius fand bei den zahlreich untersuchten ver- 
wandten Arten in Gebiss, Ohrbehaarung und Fussbil- 
dung keine Spur wesentlicher Abweichung. und glaubte 
in dieser Unwandelbarkeit, die in keinerlei Weise .eine 
Annäherung an die ihm vorliegende Form zeigte, eine 
genügende Bürgschaft für" deren speeifische Selbststän- 
digten finden zu müssen, weshalb er sie 1853 in den 


11 


‚ gelehrten Anzeigen der bayerischen Akademie als neue 
Art beschrieb. Meine Untersuchungen haben wenigstens 
in Betreff des Gebisses der nahe verwandten Arten zu 
ganz anderen Resultaten geführt; denn ich besitze ganze 
Reihen von Schädeln, habe ‘auch nicht wenige deren 
an Blasius geschickt, bezüglich deren man in Verle- 
genheit ist, wofür man sie zu halten 'hat, ob für arva- 
lis oder agrestis oder für Uebergangstormen zu agres- 
tis im Sinne Darwins. 

"Im Oberkiefer der typischen Arv. agrestis hät 
der 1. Backenzahn 5) Schmelzschlingen, ‘aussen und'in- 
nen 3 Kanten. "Ich besitze eine Anzahl von Schädeln, 
deren erster Backenzahn ein überzähliges (sechstes) 
Prisma, demnach 6 Schmslzschlingen, aussen undi innen 
4 Kanten hat. | 

' Der zweite Backenzahn der agrestis hat 5 Schmelz- 
ekäkisen aussen 4, innen 3 Kanten. Ich besitze einen 
Schädel, der rechts 5 links 4 Schmelzschlingen, rechts 
aussen und innen 3 Kanten, wie agrestis, links 2 
Kanten innen, wie ei und 3 Kanten aussen hat, 
wieder ein änderer ‘besitzt 5 Schmelzschlingen, aber 
statt des spitzen Prismas oder der abgerundeten Schlinge 
(beide Formen sind an typischen Schädeln zahlreich) 
steht hier ein nach innen scharf geschnittener Würfel. 

Der 3. Oberkieferzahn der typischen agrestis hat 
6 Schmelzschlingen, die beiden letzten nicht vollständig 
getrennt, aussen und innen 4 Kanten. Hievon weicht 
indessen die auch in Franken in fast gleicher Anzahl 
mit der typischen Form auftretende var. brittanicus 
de Selys ab, die aussen 5, innen 4 Kanten des 3. 
Oberkieferzahnes aufzeigt, nur mit dem Unterschiede, 
dass viele fränkische brittanicus die vierte Kante 
nicht schwach angedeutet, sondern scharf eckig besitzen. 
Ausser dieser recht gewöhnlichen Varietät befinden sich 
in meiner Sammlung eine Anzahl von Schädeln, an de- 


72 


nen. der: fragliche ‘Zahn. sieben Schmelzschlingen. und 
aussen und innen fünf Kanten, andere. 'wo er bei | 
gleicher. Schmelzschlingenzahl aussen 5, innen 4; ‚und 
endlich einen, .der..7. Schmelzschlingen und aussen ‚4, 1 
innen fünf-Kanten. hat. ara, 
Diese Alle sind unbestreitbar a A Be estig: 
die ‚Behauptung der Umwandelbarkeit des ‚Gebisses der 
unserer Blasius’schen campestris nahe verwandten 
Arten aber, an denen keine Spur von wesentlicher‘ Ab- 
weichung, zu ‚beobachten seyn soll, wird. dureh ‚solche 
Thatsachen, wofürich Jeden, dersich dafür interessirt,.die 
Nachweise ‚liefern will, doch ‚wohl vollständig. widerlegt. 
Blasius gesteht zu, dass das ‚seltene Vorkommen 
einer Form, die in, mancher; Bezichung die Mitte ‚zwi 
schen agrestis und arvalis halte, auf die Idee einer 
Bastardbildung. zwischen. beiden, Arten . führen ‚könne, 
wiewohl er gestehen. müsse, dass aus der. Lebensbeob- 
achtung kein Wahrscheinlichkeitsgrund ‚für eine solche 
Hypothese hervorgehe. Ein bestimmtes Urtheil kann ich 
nicht abgeben, weil ich die campestris ‚noch ‚nicht 
im Fleische in die Hände bekommen. habe, ; das aber 
glaube ‚ich, dass. die Akten ‚über. die ‚Artberechtigung 
dieses Wühlers noch nicht geschlossen sind, ‚weshalb. ich 
ihr auch eine fortlaufende Nummer in, gegenwärtigem 
Verzeichnisse nicht gegeben habe. ut 
‚.. Anmerkung 2. Die kurzöhrige Erdmaus Arvicola sub ter- 
aneus de Selys kenne ich aus dem südlichen Bayern und ‚habe 
ein in der Gegend von Memmingen bei Woringen gefangenes 
Exemplar an Professor Blasius geschickt, der denn auch das 
Vorkommen dieses Wühlers in Bayern in seiner Naturgeschichte- 
der Säugthiere Deutschlands Seite ‚893 ‚angemerkt hat. ‚Aus'Fran- 
ken habe ich sie im Fleische noch nicht erhalten, besitze aber von 
Kloster Ebr ach, Sommers dorf, Windsheim und Uffen 
heim (Pfaffenhofen) eine Adzaht von Sehädeln. welche kei- 
ner andern Art angehören werden. Die Oberkieferzähne, nament- 
lich die ersten Prismen des ersten’und dritten Zahnes, sind nicht 
wie bei den ‚verwandten Arten, die hier, in Betracht: kommen könn- 


' ten, rundlich nach oben gewölbt,,sonderh: am Oberrande‘ fast » ge- 
radlinig geschnitten, in der, Mitte mit einer. leichten, Einsenkung 
nach unten, wodurch die Zahnköpfe auffallend comprimirt er- 
A scheinen, eine Bilduug, zu der auch die hochhinaufgezogenen Un- 
Whändet der beiden Zahnköpfe wesentlich beitragen. Ich glaube 
mich’auch in der Deutung der fraglichen’Schädel nicht'zu täuschen 
(wer Tausende von Mäuseschädeln untersucht hat, wird: doch wohl 
einen ‚scharfen Blick für feine Unterschiede sich angeeignet haben), 
halte es aber doch für besser, die subterraneus nur ‚als sehr 
wahrscheinliche Bewohnerin BE, mit Vorbehalt aufzuführen. 


Anmerkung 3, Dass der Biber einst in Franken heimisch war, 
ist Thatsache. Viele Bach- und Ortsnamen des Maingebietes er- 
innern 'an ihn, die Pürsch-''und  Fanggelder-Regulative des Burg- 
srafthums Nürnb;erg; unterhalb Gebirgs, z, B.. das.des Markgra- 
fen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbaeh vom 
22. Dezember 1679, setzen Prämien von 1. 12 kr. für einen Biber 
aus, und nach Göttlings (+ 1679) Chronik von Rothenburg 
o. T. kamen den Bürgermeistern daselbst die Biber und Otter, 
welche in der 'Tauber' und ‘den 'Seen ‘der 'Rothenburger‘ Landwehr 
gefangen ‚wurden, allein zu. , Am 27.. Angust 1586, wurde ein Bi- 
ber an der Gersprinz unfern Stockstadtim Aschaffenburg’- 
schen gefangen und im Winter 1727/28 ein wahrcheinlich. durch 
Hochwasser und Treibeis aus der Donau bei der Kratzmühle in 
der Nähe von Pfraundorf von dem Revierförster Nieb erlein 
von Haunstetten geschossen, nach Kipfenberg gebracht und 
als grosse Seltenheit in den. doriügen Schulen gezeigt. , Ich sah 
diesen Biber in der ehemaligen leuchtenberg’schen Sammlung. aus- 
gestopft neben einem altbayerischen Biber \ von Ismaning. 


‘ 


12. Familie. Hasen. Leporina. 
24, Gattung. Lepus L. 
Lepus timidus .L. 
Der Hase. 
Allgemein verbreitet. ’ Farbenvarietäten sind 'gar 
nicht selten. ı Gescheckte Hasen wurden bei Cammer- 
stein und Engelthal in Mittelfranken geschos- 
sen; an letzterem wären die Läufe, die hintere Längs- 
hälfte der Löffel, eine grosse‘ 'Stirnblässe und ein’ vom 
Rücken handbreit ‚herabsteigender, an: den Seiten‘ sich 


7a 


bedeutend erweiternder und mit der weissan Bauchseite 
sich vereinigender Sattel ganz weiss. Ein gewöhnlich 
gefärbter Hase mit grosser weisser Stirblässe wurde 
bei Ehingen am Hesselberg, ein am ganzen Leibe 
gelblich weisser bei Insingen im Rothenburg’schen 
und ganz weisse Hasen bei Hoheneck und Dinkels- 
bühl in Mittelfranken und bei Hallerstein Forst- 
amts Marktleuthen in Oberfranken erlegtr 
 Missbildungen der Zähne sind gleichfalls nicht selten. 
Im Jagdbezirke Stierberg Forstamts Horlach n* 
Oberfranken wurde 1844 ‚ein Hase mit ganz:abnormen 
Zähnen geschossen. Die beiden unteren ‘erhoben sich 
nämlich über die Kinnladen ‘etwas gekrümmt, 1" 54 
hoch und standen oben 5“ weit auseinander; von dn 
beiden. oberen war ‚der linke 7” lang und auswärts 
gekrümmt, der: rechte aber 1‘ 6“ lang und: so rund 
abwärts gebogen, dass es nur eines Bogenfortsatzes von 
bu Länge bedurft hätte, um einen regelmässigen Kreis 
mit 7° Diameter zu bilden. Man hätte denken sollen, a 
ein. Hase mit solchem Gebisse hätte nicht -äsen können, 
gleichwohl: war derselbe sehr gut bei Leibe. 2, 
Die: grosse Geilheit des Hasen macht es erklärlich, 
dass Missgeburten desselben, darunter die sonderbarsten 
Gestalten, häufiger, als bei jedem anderen in der Frei- 
heit lebenden. Thiergeschlechte gefunden ‚werden. Im 
Jahre 1783 wurde im Markgrafenthum Ansbach eine 
Häsin geschossen, die mit 2 Jungen trächtig war. Das 
eine noch lebende-'war normäl' gestaltet, das andere 
todte aber war, so beschreibt es der bekannte kurhes- 
‚sische: Oberforstmeister v. Wildungen in Marburg, 
auf dem Rücken in die Länge gespalten und durch die- 
sen Spalt war ein in in der Mitte liegendes vollständig 
ausgebildetes Hasenköpfehen sichtbar, das zwar höchst 
wahrscheinlich zu diesem Embryo selbst, der den 
Rücken und einen Vorderlauf ausgenommen: in einer 


15 


 diehten Haut fest eingehüllt lag, angehörte, auf ,den'er- 
‚sten. Anblick aber natürlich so aussah, als ob in. diesem 
jungen 'Häschen . wieder. ein ‚anderes "eingeschachtelt 
läge. ‚Eine klare Vorstellung von der Gestalt, dieses 
abenteuerlichen Monstrums gibt mir wenigstens. die Be- 
schreibung: Wildungens nicht. 

5... In dem gräflich von $Schönb orn’schen: Forstrevier 
Huckelheim: wurde ein todtes Häschen mit ganz sicht- 
‚baren. Verletzungen am Kopfe und am linken Hinter- 
sprung.:gefunden. Das. 'Thierchen, welches 4 bis 5: Tage 
alt, geworden sein mochte, ; hatte: ‚daher gelebt. Der 
Kopf war stärker, als der eines gewöhnlichen Hasen 
- on ‚gleichem. ‚Alter, aber nicht ‚missgestaltet.. Zwei Löf- 
fel befanden. sich an ihrem natürlichen Standorte, zwei 
kleinere standen niederliegend am. Hinterkopfe, alle 4 
von normaler Bildung, die kleineren aber weniger 'be- 
haart. Die Bildung..des,' Halses,..der Brust, des Blattes, 
der Vorderläufe, überhaupt des‘ ganzen Vorderleibes 
wich ‘nicht ‚von. der normalen, ab, jedoch oberhalb 
des Blattes auf ‘dem Rücken befanden: sich zwei Vor- 
dersprünge (Läufe) neben einander rückwärts liegend. 
Auch an diesen Sprüngen bemerkte’ man eine: schwä- 
.chere Formation. . Die letzte Rippe, war. der Theilungs- 
‚punkt des Körpers in zwei Theile, von denen jeder,ein 
vollkommen ausgebildeter. Hinterkörper war. ‚Die Hin- 
tersprünge, die Blume, und, Zeugungstheile waren voll- 
ständig ausgebildet, letztere. einerseits männlich,  andrer- 
seits weiblich.‘ Die innere ' Organisation konnte nicht 
mehr untersucht werden, da. Behlen die Missgeburt 
ausgeweidet und in hochgradiger -Fäulniss erhielt und 
sofort in Alkohol setzen musste. Ein zweiter, in sei- 
ner äusseren Gestalt mit der eben beschriebenen Mon- 
‚strosität vollkommen übereinstimmender, nur grösserer 
und stärkerer Hase, ein ‚Beweis, dass. ‚er länger gelebt 
hatte,,, wurde todt in dem Forste Säulauf im Spessart 


6 


gefunden! Von ‘diesem Doppeihasen sah Behlen nur 
‚den ’Balg. ‘Einen ganz ähnlichen besass ich durch’ die 
Güte ‘meines Freundes des Arztes Kress in Kloster 
Ebrach'aus dem Steigerwalde und im’September 1864 
fing der‘ Jagdhund des’ 'kgl.' Försters Kühlwein "zu 
Feuchtwangen einen jungen Hasen mit 2 gänz 'nor- 
malen “Hintertheilen, 8 Läufen,'4 Löffeln, zwei nach 
oben,‘ zwei’ am Halse nach unten gerichtet, mit kurzem 
gedrungenen Halse, eitiem Kopfe mit '4 Augen, das vierte 
verwachsen, aber unter der Haut fühlbar, einer’ Näse 
und statt des Maules mit einer kleinen’ Oeffnung. Zwei 
der: Vorderläufe stehen normal, 2 erheben sich ober- 
halb ‘des. Blattes auf dem’ Rücken.‘ Herr Kühlwein 
besitzt ‘dieses 'etwa 2 Tage alt gewordene Doppelhäs- 
‚chen 'ausgestopft, eine a ua ist in 'mei- 
nem Besitz. ATI TEEN 
v2, ie Cuniculus L. ne Sr 
| Das Kaninchen. a 
Dieses Unkraut,‘ wie es der Jagdschrifsteller Diezel 
nannte, ‘bewohnt einen Theil des westlichen Unterfran- 
kens, tritt 'hier' jedoch massenhaft auf, so im Revier 
Wasserlo's bei’ Alzenau, woselbst ansehnliche Wald- 
flächen‘ mit‘‘dem 'Kothe dieser Thiere ganz 'bedeckt er- 
scheinen. Ausserdem ist es in der Gegend von Aschaf- 
fenburg allgemein verbreitet, im Revier Kleinost- 


heim (Stried), Aschaffenburg, namentlicham Go- K 


delsberg und Büchelberg, Grossostheim und 
Kleinwallstadt. Es thut hier den Acker- und Wein- 
bergbesitzern bedeutenden Schaden, in den Weinbergen 
theils 'durch Untergraben, theils durch Abnagen‘ der 
Rinde und der Knospen "der Winterstöcke; auch den 


forstlichen ‘Culturvemühungen ist es ‘sehr hinderlich, 


weil es. Fohren, Birken und Erlen angreift und 'die 
Rinde der‘ jungen Pflanzen und ‘Stockloden der Akazien 
abnagt.‘ Bei Aschaffenburg dürfte es ausgesetzt worden 


a“ 


sein; bei: Wasserlos kommt eine ‚ganz schwarze, Va- 
rietät vor. 


Vv. ee 


ER Wiederkäuer. Ruminantia. _ 
13.. Familie. Hirsche. , Cervina. 
4 25. Gattung. Cervus L. 
1; Cervus. Elaphus L. 
‚Der Edelhirsch. 

rang war vor, dem. Jahre 1848 noch in a. 
grossen, Waldungen: Frankens theils. als-Stand-, theils als 
Wechselwild zu finden; heutzutage aber ist er beinahe 
ausschliesslich in die Porke internirt und nur, noch | da 
und dort hat ‚sich ein schwacher Edelwildstand im Freien 
erhalten. Unterfranken besitzt in den königlichen und 
fürstlich löwenstein’ schen Wildparken des, Spessarts und 
im fürstlich, leiningen’schen Parke bei, Amorbach noch 
vieles Parkwild, dagegen stehen ‚sowohl im Spessart 
als ‚auch im ech Antheil des Odenwaldes nur 
noch, wenig Hirsche im Freien, auch in .der Rhön, und 
in. den Hassbergen haben sie ihr Dasein gefristet und 
| wechseln von da in den Gramschatzer und ;Guttenber- 
ger Wald und in die Gegend von Schweinfurt. In Ober- 
franken hat sich der Hochwildstand des Fichtelgebirges 
eleichfalls seit dem in der Geschichte der Jagd so be- 
deutungsvollen Jahre 1848 sehr vermindert, doch steht 
noch immer in den zusammenhängenden ‚Forsten von 
Weissenstadt, Sparneck, Kirchenlamitz und Bi- 
schoffsgrün bei Wunsiedel und Marktleuthen 
einiges, Standwild, 40 bis 50 Stück. Im Hauptsmoor 
bei,Bamberg wurden die Hirsche völlig vertilgt, doch 
fanden sich schon 1859 wieder ein Hirsch und 2 Thiere 
ein und wäre es nicht unmöglich, dass Standwild wie- 
der heimisch. würde, wenn nicht sofort, sobald sich eine 
Schale spüren lässt, Jagd darauf. gemacht würde. In 


18 


Mittelfranken stand vor dem mehrgenannten Jahre noch 


vieles Hochwild in den öttingen’schen, pappenheim’schen e 


und leuchtenberg’schen Forsten, welche weithin dieGe- 


gend mit Wechselwild ar namentlich die Wald- 4 


ungen von Altdorf, bei Eichstädt, "Raitenbuch, wo es 
nicht sehr viel’Hochwild gab und’ noch gegen das Ende 
der vierziger Jahr sehr stärke Hirsche (im August 1845 
ein Sechsender, der ausgeweidet 299 Pfund wog) er- 
legt wurden. Einiges Standwild befand sich im Weis- 
senburger 'Stadtwalde und in einer Staatswaldparzelle 
des Reviers Weiltingen, wo die Jagd öttingisch war, 
im übrigen Theil des örtng: gab es nur Wechelwrild. 
Ein 'bedeutenderer Stand hatte sich Auf dem Revier 
Abtsberg und Gunzenhausen erhalten, von wo das 
Wild in die angrenzenden fürstlich von Wrede’schen 
Thronlehensjagden, in die Waldungen bei Weingar 
ten, Gräfensteinberg, welfeneia ab- und zu- 
wechselte. ‘In der letzteren "Gegend, in Haide, einer 
prächtigen Waldunt zwischen Markt Bechhofen "und 
Schwaningen, waren zu markgräflichen Zeiten die 
Hirsche in grosser Anzahl vorhanden und würden 
von den letzten Markgrafen Carl und Ale xänder 
zahlreiche Parforcejagden abgehalten. Heute noch ber. 09 
singt der Volkswitz etliche Waldnester jener Gegend on 
mit dem $pottreim: 
Friedrichsthal und Kaltengreuth,, en 
Ehrenschwind ist auch nicht weit. 
Das sind drei gelobte Länder 
Schau’n die Hirsche in das Fenster. 
Der Witz dieser Bauernpoesie ist längst nicht mehr 
zutreffend, wenn aber Hirsche des Burgbernheimer Wal- 
des weit in die Ferne streunen, so kommen sie von 
Zeit zu Zeit an den alten Wohnsitz ihrer Ahnen, in die 
Haide und in den nahen Mönchswald der Revier 


Lindenbühl. Ein Achtender' wurde auf der Warti : 


79 


Stadeln’im Mönehswalde 1856 erlegt, Mitte Juli 1861 
wechselten 2 starke Hirsche, den Schalen nach ein 
Zwölf- und ein Zehnender, durch die Haide nnd. An- 
fangs Juli 1867 abermals 2 Hirsche, ein Zehn- bis 
Zwölfender und ein geringerer Hirsch durch denselben 
Forst. Der stärkere hielt sich etwa 14 Tage in der 
Gegend von Röttenbach bei Arberg auf und würde 
hier und bei Beuerberg am Hesselberg zu ver- 
schiedenen Malen vergeblich nach ihm gejagt. 

Die Revier Auernheim "und Treuchtlingen 
erhielten noch vor: 25‘ Jahren 'hie und da Zuwechsel 
aus den gräflich pappenheim’schen Jagden. 

© Einiser Hochwildstand befindet sich noch auf der 
srossen Fläche der Communalwaldungen ‘von Burg- 
bernheim, Steinach an’der Ens, Galmersgarten, 
Endsee, Urphershofen und Hartershofen, wo- 
selbst es sehr' viel herumwechselt und häufig in den so- 
genannten Klosterwald des Reviers Windelsbach, in 
die Gegend von Uffenheim, Welbhausen, mitun- 
ter auch bis Schillinesfürst, Kloster Sulz, Leu- 
tershaussen, Aurach, viel seltener noch m die 
Waldungen nordwestlich, von.‚Wimdsheim und in die 
Steigerwaldreviere gelangt. Die meisten Hirsche des 
Burgbernheimer Waldes werden in den Steinacher Feld- 
hölzern angetroffen, wohin sie der guten Aesung und 
des Quellwassers wegen sehr gern aus den zusammen- 
hängenden Waldungen ziehen. Im Jahre 1866 wurden 
dort 2 Hirsche zu Holz geschossen, ein dritter starker 
Hirsch wurde im Burgbernheimer Walde angeschossen, 
nieht erbentet und im darauffolgenden Winter einige ° 
Male in seiner rothen Sommerdecke als Kümmerer ge- 
sehen. 1858 schoss Herr, Oberförster Model in Burg- 
bernheim einen Zehnender und am 29. September 
1859 mit andern Jagdgenossen einen Capitalhirsch von 
18 Enden, der ausgeweidet 245 Pfund wog. Herr För- 


ster Kastner in Steinach a. E. schoss‘ daselbst zu 
Ende des Jahres, 1867 ein: Schmalthier im N orden- 


bergier Forste; das 123. Pfd. wog, von. 22 Achtendern 


und .einem .Spieser, ‚die er ‚gleichfalls erleete,, ‚wog K 
der stärkste ausgeweidet, 198, der ‚geringste 137 Pfd. 


Ende 1867. schoss. ein dortiger Baueruschütze in. der 


Hohenleithe einen ausgeweidet; 243. bayerische ‚Pfunde “ 
wiegenden Achtender,' mit; den: ein , Zwölf-. oder, Vier: 
zehnender und ein: geringerer Hirsch. wechselte.‘ , Der 


gegenwärtige , Wildstand wird die, Zahl von beiläufig ' “ 
25 Stükem nicht überschreiten und mögen sich hierunber E; i 


befinden. 1867 ie im Walde die Te z 


Geweihe ‚eines. Zwölfenders, zweier, Achter, und. anaien, Bet 


Sechsender gefunden... ı or 
„ Endlich . stehi . noch. Hochwild ungefähr £0, ch 5 
70. Stücke im. Veldensteiner Forst bei Pegnitz und 


Plech, von wo, es’ in. die, Waldungen, von Gösswein 


stein, Muggendorf und im ‚die nahe ‚Oberpfalz in 


die, Gegend von Weiden, Eschenbach u.s.w. aus; Se 
wechselt. ni ka F urn ee 


2. Corvus Dama L chi 
f 2 


Ber’ Damhirsch!: WW AIR e Fu 


Im Freien steht kein Damwild mehr, eingeparkt r 
aber findet es sich in verschiedenen, königlichen, fürst- 
lichen und gräflichen Thierparken. Der durch ae kö- \ 
niglich preussische Regierung in dem ehemaligen Mark- 
srafthum Ansbach-Bayreuth angeordneten und in 


den Jahren 1794 bis 1800 in das Werk gesetzten Ver- = 
"tileung des Hochwildes enteing im Mönchswald der U 
Revier Lindenbühl Förstamts Gunzenh aussen 


ein geringer Wildstand, weisse, Gelb-, Roth- und Schwarz- 


schecken und ganz dunkles Dahwire! sögenanntes ; ; 
schwarzes, dass sich bald. en bedeutend mehrte und * 


ARE 


&1 


so dreist wurde, dassı€s sieh'ihur mit Mühe verscheu- 
chen liess und nach kurzer Zeit wiederkehrte, wenn es auch 
mit Hunden weggehetzt ward. Im Sommer streunte es 
weithin in die Umgegend, in, dieHaide (Lellenfeld, 
Schwaningen) in die Waldungen bei Windsbach 
Lichtenau, Gräfensteinberg und Sandsee, ein- 
zeln sogar in die von Crailsheim'schen Waldungen 
bei. Thann (Herrieden), im Winter aber wechselten 

alle diese Streuner, sofern sie nicht dem, tödtenden Blei 
erlegen waren, in den Mönchswald zurück. \ Vor 6 Jah- 
ren befanden sich dort noch 3 Mutterthiere, aber kein 
Hirsch mehr. Sie verkamen, ohne. dass über; ihr weite- 
res Schicksal Etwas bekannt geworden wäre. 


27. Gattung. Capreolus Smith. 
1 Capreolus. Capreolus L. Das Reh. 


Allgemein in den Waldungen Frankens verbreitet. 
to) ko) i Ä 
Ein prachtvolles Rehgehörn, ungeraden Achzehnender, 


besitzt Freiherr Gutend von Seckendorf m Winds- 


heim. Das Gehörn stammt von einem von Jugend auf 
zu Bur obernheim zahm gehaltenen und im Alter 
von 3 Jahren verendeten starken Bock, der sehr unver- 
träglich die Gaisen, die man ihm zugesellte, nicht um 
sich duldete, niemals bedeckte, sondern im Gegentheil 
tödtete. Wegen seiner Bösartigkeit aus dem geräumige- 
ren Garten, wo er sich gewöhnlich aufhielt, in einen 
zu engen Hofraum gebracht, magerte er bei guter hin- 
reichender Nahrung ab und ging ein. Das Gehörn ge- 
hört zu den schönsten und interessantesten Abnormitä- 
ten, die ich je gesehen. Aus dem rechten Rosenstock 
entwickeln sich 3 Ende, von denen das grösste 3 Zoll 
paris, Maas lang und + Zoll dick ist, aus dem linken 
6 Ende, von denen 3 eine Länge von 2 bis 24 Zoll 


haben. 
6 


| 0001 27. Gattung. Sus L. 
ii; ‚41. Sus Serofa L, Die Wildsau. ER 
Im Freien ist sie in ganz Franken vertilgt, kommt 

in verschiedenen königlichen, fürstlichen und gräflichen a 
Parken häufig genug vor, wird aber, entweder aus Nach- 
barländern eingewechselt oder aus einheimischen Parken 
ausgebrochen, von Zeit zu Zeit immer wieder gesehen 
und erlegt. ‘So wurde im Winter 1863[64 im Burg- N 
bernheimer Walde, bei einem Treibjagen eine überlau- 
fene Sau angetroffen und bei Grimmschwinden er- 
lest; 1865 stellte sich in den Burgbernheimer, Steina- 
cher ‘und Windelsbacher Waldungen wieder eine Sau 
ein, die endlich am 6. Juli 1867 in der Nähe des Ortes 
Linden bei Windelsbach erschossen wurde, und 
im Herbst desselben Jahres liess sich eine Bache mit 
8 oder 9 überlaufenen Frischlingen in der Gegend von 
Rothenburg o. T. sehen. Nach einer vergeblichen 
Jagd im Revier Kloster Sulz wechselte die Bache R 
über Breitenau und Feuchtwangen in das Wal 
-lJensteinsche. Zuderselben Zeit wurden auch in Un- | ’ N 
terfranken bei Remlingen Wildsauen erlegt. 2 


Ueber singende Mäuse 
von Franz Wilke. 


Die mehrfachen Beobachtungen über singende Mäuse 
und die immer noch laut werdenden Zweifel an der 
Wahrheit der Angaben, veranlassen mich, Nachstehen- 
des zu veröffentlichen. 

Der unter meinem Wohnhause befindliche Keller 
besteht aus 2 Abtheilungen, deren vordere als Arbeits- 
Lokal dient, während in der hinteren mein Werk- und 
Brennholz aufbewahrt ist. Eines Tages in der vorde- 
ren Abtheilung beschäftigt, hörte ich einen Gesang, wie 
von einem Vogel, ohne entdecken zu können, wo die- 
ser Gesang herrühre, und so noch viele Tage fort, bis 
ich endlich in der hinteren Kellerabtheilung salı, wie 
eine Maus mit ausgestreckten Beinen langsam und sin- 
send emporkletterte. Später kam dieselbe auch in den 
vorderen, den Arbeitskeller, und sang, unbeirrt wenn 
Jemand da war, während des Hin- und Herlaufens lang- 
sam aber recht kräftig; sie hörte auch nicht auf, wenn 
ich mich nach ihr hinwendete. \ 

Um diesen Sänger ungestört und immer  be- 
obachten zu können, nahm “ieh mir vor, ihn zu fan- 
sen. Ich richtete einen Kasten, mit Glasfenstern ver- 
sehen, ein; nachdem derselbe fertig war, stellte ich eine 
Falle auf und war so glücklich, die Maus zu fangen. 
Dass es die richtige war, davon überzeugte sie mich 
selbst, denn sie sang selbst in der Falle. Ich wies ihr 
nun ihre neue Wohnung an und, nachdem sie dieselbe 
"gemustert, sang sie wieder in einer Ecke am Ende 
derselben. | 

Am andern Tag hörte ich an der. früheren Stelle 
wieder eine singende Maus. Auch für diese wurde die 

6* 


84 


Falle aufgestellt, und zwar mit gleich günstigem Erfole & 
wie das Erstemal, auch diese zweite Maus Pau, schon 
in der Falle, 


Sie kam in denselben Kasten mit der erstgefange- 
nen zusammen, sie sangen beide lang anhaltend und 
so stark, dass der Gesang bei offenen Thüren in dem 
über eine Treppe befindlichen Wohnzimmer noch deut- 
lieh gehört wurde und meinen Haus- und Tischgenos- 
sen in Erstaunen setzte, der zuerst den Gesang eines 
Vogels zu hören elaubte und nur durch den Augen- . 
schein zu überzeugen war, dass der vermeintliche Vo- 
selgesang von Mäusen herftihire, Um meinen Gefange- 
nen den Aufenthalt recht angenehm zu machen, brachte 
ich klein geschnittenes Stroh und Watte in Ri Kasten, 
aus welchem Materialien sie sich ein kunstvolles ns 
warmes Nest bereiteten. ' - 


Die Mäuse befanden sich im ihrem Kasten ganz 
wohl, sangen viel und wurden sehr zutraulich, blieben 
singend an den Glasfenstern des Kastens, selbst wenn 
ich mit Licht davor stand, wodurch mir Gelegenheit ge 
geben war, sie während des Gesanges zu beobachten, 
wobei ich in den Weichen der Thiere eine, dem schnel- 
len Athmen gleichende Bewegung wahrnahm. 


Ihre Stellung war meist die sitzende. Sie schienen 
mir etwas‘kleiner, als (die gewöhnlichen Mäuse, die 
Ohren grösser, der Bauch und die Kehle heller weiss, 
wie auch die übrige Körperfarbe entschieden heile 
war.*) 2 


*) Diese Verschiedenheiten können zufällige gewesen sein, 
und ist wohl, da direkte Vergleichung mit gewöhnlichen Mäusen 
nicht stattfand, auch auf die längeren Ohren nicht viel Gewicht 
zu legen. Bemerkenswerth ist aber die Einstimmigkeit aller Be- 
‚obachter singender Mäuse über das zutrauliche Wesen dieser Sän- 


a % AR; 
EN IE ERS 
en re a 


85 


So hatte ich meine Singmäuse über 4 Wochen mit 
aller Aufmerksamkeit behandelt und beobachtet und 
glaubte, vielleicht so, glücklich zu sein, Nachkommen- 
schaft von denselben zu erhalten. Aber trotz meiner 
Aufmerksamkeit und dem reichlichen Futter, welches 
ich ihnen reichte, zogen sie doch die Freiheit vor, 
und ehe ich durch Beschlagen der Kastenwände mit 
Blech dies verhinderte,‘ durchnagten sie die Wand 
und entflohen. Ich hörte sie nach ihrem Entfliehen nur 
noch einmal. Lassen sich, wieder dergleichen bei mir 
hören, werde ich ihre Flucht durch die geeigneten Mit- 
tel zu vereiteln suchen. 


ger, die sich durch die Anwesenheit von Menschen durchaus nicht 

stören lassen. (S. darüber auch Jahresheft IV des naturwissen- 

schaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg, p. 135.) 
Anmerkung der Redaction. 


86 


Die Binnenmolluken-Fauna 


von Triest, Istrien, Dalmatien und Montenegro. 
Von Dr. H. 6. Küster. 
LI. ae 
Mit 1 Tafel. Sa 
Bulimus Scopoli. 
Zebrina Held. 


1. B. detritus Müller. 
Von Triest abwärts bis gegen Cattaro beobachtet. 
Die Triestiner Exemplare sind etwas schlank, die brau- 
nen Linien oft mach unten abgekürzt, selten in Strie- 
men verbreitert. Die Ragusaner sind kleiner, meist weiss 
oder, nur undeutlich _gestriemt. _ Die schönsten Stücke 
erhielt ich im Zaratiner Kreis, sie sind meist gross, 
häufig mit zahlreichen hellen Striemen geziert. 


Cochlicellus Albers. 
2. B. acutus Müller. 

Eine ächte Strandschnecke und, wo sie vorkommt, 
gewöhnlich in Menge zu treffen, aber erst auf Dalma- 
tiner Gebiet beginnend. Das nördlichste mir bekannte 
Vorkommen ist bei Nona, wo sie zugleich sehr ver- 
schiedenartig und reich gezeichnet ist; von den weiter 


südwärts vorkommenden zeigen nur die vom Strandge- 


biet bei Almissa häufig blass braune Striemen oder Li- 
nien, die von Spalato, Macarsca, vom Omblathal sind 
entweder einfarbig weiss oder haben nur die braune 
Binde an der Basis. Sehr schlanke. wie sehr grosse 


Gehäuse mit stark gewölbten Windungen sind darunter | a : 


nicht selten, manche erreichen die Höhe von 15—18mm. 
2. B, ventrosus Ber. 
Sparsam bei Nona. 

So nahe auch manche Exemplare des acutus mit 


8 


sanz flachen Windungen an ventrosus herantreten und 

ihm täuschend ahnlich werden, so lässt doch die Stel- 
lung des brauner Bandes an der Basis der Windungen 
beide Arten gut unterscheiden. Bei ventrosus be- 
rührt dieses Band den Rand der nächstunteren Win- 
dung vollständig, bei acutus, wo dieses Band auch 
häufig in zahlreiche kleine Fleckchen aufgelöst ist, bleibt 
zwischen ihm und dem Oberrand der nächsten Win- 
dung immer noch Weiss, theils breiter, theils schma- 
ler. Bei den oft sehr breit längsgestriemten Stücken 
des acutus, wie ich ihn aus Algier besitze, fällt dies 
zwar weg, aber ventrosus scheint überhaupt nicht 
so gestriemt vorzukommen, und wo Andeutungen einer 
solehen Zeichnung vorhanden sind, wie bei Exemplaren 
von Madera, ist diese sehr undeutlich; die Maderenser 
überhaupt auffallend kurz und breit, so das die gleich- 
hohen Stücke des acutus sehr schlank erscheinen und 
nieht damit zu verwechseln sind. 


Napaeus Albers. 
4. B. consentaneus Ziegler, 
Dalmatien. Im Kreis von Ragusa vereinzelt unter 
Steinen; Lacroma (Cusmich). 
5. B. subtilis Rossm. 
Süddalmatien, Fort St. Trinit& bei Ledenice (Wal- 
derdorff.) 


Chondrula Beck. 
6. B. pupa Brug. 

In Dalmatien bei Budua und auf Lacroma von Wal- 
derdorff und Cusmich aufgefunden, mir kam sie nicht 
vor. 

7. B. Kutschigii Küster 
Küster Conch. Cab. Pupa p. 61. +8 f. 1.2. 
Diese niedliche, an Grösse nicht die kleinen Exem- 


IE *“ 


88 


plare von tridens erreichende ieh ausgezeichnet dur 
Mangel der Zähne auf Lippe und Spindel, N e 
nur einmal aus Neumeyers Nachlass zu Händen. 


8 B: tridens. Müller. ei; 


Bei Triest fand ich nur wenig Exemplare der klei- 
nen, mehr der grossen Form (var. eximia Rossm), mit B; 
ae Bewehrung der Mündung und ziemlich schlan- 
kem Gehäuse, ebenso in Istrien an mehreren Stellen. Ri 
Dagegen Test. mir aus Neumeyers Nachlass eine Reihe 
von Dalmatiner Exemplaren vor, welche die deutschen“ * 
und Schweizer - Exemplare Sic oder ‚nur wenig an 
Grösse übertreffen. Mehrere von ihnen zeigen die Mün. 
dungstheile intensiv rosenroth gefärbt. Im mittleren. und A 
unteren Dalmatien wird tri is von der nächsten Art 
vertreten. En 

Ib. quinquedentatus Mühlf | 


fand 
Von Spalato abwärts traf, ich diese Art hie zur Na- 
renta fast überall, theils, nur einzeln, theils häufig (be- 
sonders auf Lissa). Sie kommt, wie tridens, ineimer. 
kleinen und grossen Form vor, am kleinsten. af Lissa, 
(43-53”) besonders schön und gross sind die Exemplare - 
bei Ragusa auf der Höhe gegen das Castell (3 breit 
bis 8“ hoch). Mittlerer Grösse ist sie bei Spalato, Al- 
missa, Stagno, kleiner bei Fort Opus (Narenta) einzelne _ 
Exemplare darunter aber sehr lang ausgezogen "und 
schlank (bis 8° hoch» bein24”' Breite). Sie scheint sich k 
nicht weit vom Meere zu entfernen, ich fand sie im In- 
nern ‚des Spalatiner ‚Kreises. nirgends. Wenn sie dem- 63 
ungeachtet noch bei ‚Fort ‚Opus vorkommt, so scheint _ 
sie sich, wie Helix profuga, bei der allmähligen Aus- 
füllung der ehemaligen ‚Bucht durch die Anschwem- 
mungen des Narentaflusses, an die Binnenverhältuisse ge- 
wöhnt zu haben. i 


‚8 


; „10. B. mierotragus Parreiss. 
In Dalmatien auf der: Insel Lacroma )) 
” ‚meine Exemplare aus eenpren Nachlass. 
se 
11. B. seductilis Ziegler. 


Weit verbreitet und ausserordentlich abweichend 
in: Grösse‘'und Form, ‘jedoch nicht nach den Localitä- 
ten, sondern fast überall sind grosse und kleine zusam- 
men zu treffen. «Ich sammelte. sie bei Spalato (hier sehr 
häufig unter Steinen, im Sommer eingegraben), bei Al- 
missa, auf den ee Lissa, Zirona grande, auch in.Mon- 
tenegro bei Cettisne. Von Zirona grande habe ich Exem- 
plare von 3—6 Höhe, von Spalato ebenso. Mehr Gleich- 
förmiekeit zeigen die Exemplare von Lissa, die sich 
zugleich durch helle Farbe und Glanz auszeichnen; die 
Montenegriner sind plump gebaut, dunkel hornbräunlich, 
‚mit schwacher Gaumenwulst, welche aussen nur schwach 
angedeutet | ist. 


12. B: quadridens Dar 


' Kleiner und breit, 34 hoch und 1#' breit ini 
sehr’ lang und schlank, 5’ hoch und aa breit, ‚aber 
‚keineswegs in B. Löwii übergehend. al Gegentheil 
sind gerade die schlanken Exemplare mit sehr ausge- 
bildeten Mündungszähnen versehen und zeigen eine weit 
mehr walzige Form, als sie Löwii je zeigt. Meine 
Exemplare stammen von Neumeyer; Cusmich fand sie 
auf Lacroma. | 
; | Stenogyra Shutileworth. 

13. B. decollatus Linne. 
Von Triest an durch Istrien und Dalmatien bis zum 
Kreis von Cattaro überall und fast nirgends selten; das 
südlichste beobachtete Vorkommen ist bei Castel nuovo, 
wo’sie nur selten gefunden wird. Im Allgemeinen ist 
die Grösse nicht bedeutend, doch finden sich schon bei 


fand ich desAsiken der Imselaluns 9 "4000 übe m 
33—4'' breit). Sie ist dort zugleich dunkler gefärl t 
und rauhstreifiger. 

B. decollatus scheint flache breite Küstensterken 
den schroff ansteigenden, felsigen vorzuziehen, an letzte- 
ren fand ich sie wenigstens nicht. u 


Achatins Lamarck. a ih 


Die Achatinen unseres Gebiets bieten, wie die Bu-- 
limiden, nur eine geringe Artenzahl. Aber während 
bei letzteren mehrere, wie B. acutus, ventrosus, 
decollatus, ober ha die einzigen Allen des Mit 1 
meergebietes sind, und eine Gattung (Chondrula) ge 
in Dalmatien ( was Grösse und Bewehrung der Münd- 
ung betrifft) ihre höchte Ausbildung erlanst, sind die | 
meisten vorkommenden Achatinen nur die spärlichen 
Ausläufer grösserer Gruppen oder Gattungen, und durch 
die geringe Häufigkeit der Mehrzahl. der Arten als hier 
nicht recht heimisch zu betrachten. Nur bei En gr 


‘Arten zu erwarten sein. & 


Zua Leach. 

1. A. lubrica Müller. 
Bei Triest nicht selten, in Istrien bei Zanle, Pola, 
Fiume, Dalmatien häufig bei Spalato und Almissa, Bi- 
lisane, auch in Zaratiner-Kreis. Im Allgemeinen den 
deeoen Exemplaren gleich, nur bei Zaule etwas SEos 
ser und bauchiger. 


Azeca Leach. De 
.. A. pupäformis Cantraine. 


In en bei Zara, Spalato, Ragusa, im Ko 2 
von Cattaro bei Risano, auf den Inseln Lesina undLissa 


Aa 
Br“ 


9 


nirgends häufig. Das Thier ist schwarz, sehr: lebhaft, 
kriecht schnell und fast sehrittweise, wobei es sich von 
Zeit zu Zeit halb aufrichtet, wie sich umzusehen. Ist 
fleischfressend. 


Ferussacia Bourguignat. 
3..A. follieulus Gronov. 


In Dalmatien sehr selten. Lacroma (Brusinp). 


4. A. Hohenwardti Rossmässler. Tafel I. 

Von dieser zierlichen Schnecke fand ich mehrere 
Exemplare im Sediment des Meeres bei Triest unterhalb 
Servola, andere bei Spalato, ebenfalls leer. Ausserdem 
wurde sie gesammelt auf Lacroma (Brusina) und im 
Kreis von Cattaro (Neumeyer). Sie scheint also das 
sanze Litorale zu bewohnen, ist überhaupt weit ver- 
breitet, ich erhielt sie auch von Philippi aus Gravina 
in Apulien, ausserdem soll sie in Algier, Spanien, Frank- 
reich und auf Corsika vorkommen, wenn sie da oder 
dort nieht mit anderen Arten verwechselt wurde. Bour- 
suignat bringt unsere Art zu Caecilianella, gewiss nicht 
mit. Recht, da sie keine Truncatur der Spindel zeigt 


Caecilianella Bourguignat. 
a A. acrenla Müller, Tafel. 

Diese kleine, über ganz Mitteleuropa verbreitetete 
auch in Frankreich und, sehr selten, in England vor» 
kommende Art -traf ich sparsam im Sediment am Meer 
bei Triest, vollkommen mit den mitteldeutschen über- 
‚einstimmend. Weiter. südwärts sah ich sie nicht mehr. 


6. A. acieuloides Jan. Tafel L 


| Ein Stiefkind der europäischen Molluskenfauna, 

‘welches von seinem Taufpathen so ärmlich ausgestattet 
wurde, dass es entweder gar keine Unterkunft fand, 
oder irgendwo untergesteckt ist, wohin es nicht gehört. 
In der That ist die Diagnose Jan’s gänzlich unbrauchbar, 


92 


sie lautet: Testa fusiformi,imperforata, gracili. 
laevi, nitida, alba, anfraetibus rodundatis: 
apertura ovata, peristoömate simplice. Lone. 
24”, lat. 3. Im Allgemeinen passen diese Worte auf A 
alle kleinen Achatinen;, „anfractibus rotundatis« 
und „apertura o vata”“ aber auf gar keine. 


In seiner Schrift: Malocologia della valle di 
Non, Verona 1852, beschreibt Eduard de Betta Acha- 
tina aciculoides. nach Exemplaren, welche von Jan* 
selbst bestimmt waren, folgendermassen: Testa minuta, 
fusiformi-cylindrica, acieularis, apice atte- 
nuata. obtusa, hyalina, nitida,,alba aut gri. 
sea; anfr. fereplani;sutura angustissime mar- 
sinata; columella arcuata, basi anguste trun- 
cata; apertura ovato-oblonga, lanceolata, an- 
sustissima; perist. simplex, reetum. Long 4mm 
lat. 14mm und gab dazu eine mittelmässige Abbildung, die 
aber doch ausreicht, um aciceuloides von acieula 
zu unterscheiden. Exemplare meiner Sammlung aus 
Betta’s, Hand stimmen vollkommen mit der. von ihm 
gegebenen Abbildung und Beschreibung. Aber er scheint 
‚später selbst wieder irre geworden zu sein, denn ich 
erhielt von ihm acicula mit der Bezeichnung acieu- 
loides, während er in seiner oben erwähnten Schrift ei 

"als acicula eine ganz andere Art (veneta Charp) ; 
abbildet und beschreibt. Bourguignat beschreibt im 
zweiten Theil seiner Amenites malacologiques eineCaeci- 
lianella aciculoides von 5 — 6mm Höhe und 
2imm Breite, welcher er stärker gewölbte Windungen 
zuschreibt wie A. Hohenwardti sie hat, besonders 
soll die letzte, bauchig sewölbt sein. ‚Die Abbildung 
dazu stimmt aber mit unserer Art. gut überein. Br E 


” 
Von der merklich höheren, fast ahlenförmigen a ci- 
eula unterscheidet sich unsere Art sofort dureh die 


9% 


sanz andere, etwas spindelförmige, walzige Form, viel 
höhere letztere Windung; von der Hälfte der Höhe, (acicula 
*) und die längere, durch die nicht so weit zurücktre- 
tende Mundungswand nach unten weniger erweiterte 
Mündung. Die mässig zunehmenden Windungen sind 
etwas gewölbt, der Oberrand merklich verdickt, fein ge- 
randet; die Basis der letzten Windung ist sehr flach 
boeig verschmälert. Die Biegung der Spindel ist eben- 
falls nur unbedeutend, die Truncatur der Basis schräg, 
die Mündränder durch einen deutlichen Umschlag ver- 
bunden. Die Aussenlippe ist nach unten vorgezogen, flach- 
bogig in die Truncatur der Spindel verlaufend. Höhe 
Dmm, Breite 4341 mm. Ich fand: mehrere ,„ ‚mit den 
Exemplaren Betta’s ganz Fubereimeliumendde Stücke bei 
Triest. 


Der Vollständigkeit und des Vergleichs wegen gebe 
ich hier die schon genannte C. veneta. 


A. veneta Charpentier. Tafel Il. 

Testa conico-ovata, polita, diaphana, albida; spira 
conica, apice acutiuseula, anfı. 6 vix convexiusceulis, su- 
tura marginata junetis, ultimo subventrieoso, 3% altitudi- 
nis aequante; apertura subpyriformi-elongata, superne 
angusta, labro  antrorsum dilatato, columella arcuata, 
abrupte truncata, marginibus callo tenui junctis. 


A. veneta, Charpentier in sched. 


ER A. acicula, Betta Malacol. della valle «di Non 
p. 724209,31: 62: 


Durch die rein kegelförmige Oberhälfte unterschei- 
det sich diese Art sofort. Die Spitze ist ziemlich fein, 
mit abgerundetem Ende; die Windungen nehmen mäs- 
sig zu, sind kaum: gewölbt, nur durch die fein geran- 
dete Naht etwas abgesetzt, die letzte ist sehr flach bo- 
gig gewölbt, unten ziemlich rasch eingezogen. Die Mün- 


dung ist 24mm. hoch, oben sehr eng. im Ganzen ehäl 
birnförmig, die Tipge ist. bogig nach vorn vorgezoesen, 
die Spindel wenig gebogen, unten etwas schräg abge- 
stuzt und mit einem schmalen dünnen Umschlag belegt. 
Höhe 6—63mm., Breite 2mm. 


Südtyrol, bei Fondo und im Valle di San Remedio 
(Betta), Trient (Gredler). Die von Betta mitgetheilten 
Exemplare erhielt ich von ihm ‚unter dem Namen A. 
acicula, daher die Richtigkeit des obigen Citats. ver- | 
büret ei 


7. A. Gredleri mihi. Tafel I. 

Testa ovato-fusiformi, gracili, tenera, polita, albida; 
spira acutiuscula;; anfractibus convexiuseulis, sutura mar- . 
oinata junetis, ultimo 4 altitudinis superante; apertura 
angusta, lanceolota, peristomate recto, acuto, antrorsum 
arcuato , columella breviter paululum arcuata, oblique 
‚truncata, mareinibus callo junctis. 


Man könnte wohl sagen, dass diese Art eine ver- 
kürzte, breiter gewordene aciculoides vorstellt, wie 
veneta als Fortbildung der acicula erscheint. Das 
schlanke Gehäuse ist spindelförmig, doch fällt die grösste 
‚Breite unter die Mitte. Die Wandung ist wie gewöhnlich 
dünn, jedoch nicht so zart wie bei veneta, die Win- 
bungen sind sehr schwach gewölbt, die letzte unten im 
sanften Bogen’ verschmälert. An der etwas aufgewor- 
fenen Naht zieht sich eine sehr feine Fadenlinie hin. 
Die Mündung ist hoch, schmal lancettförmig, die Lippe 
steigt gerade ‘herab und ist in der Mitte flach rundlich ! 
vorgezogen; die Spindel ist nur unten leicht gebogen, 
schräg abgestutzt, die Abstutzung etwas über der Mün- 
dungsbasis. Ein sehr deutlicher Umschlag zieht sich 
bogig bis zur Lippe hinauf. Höhe 54mm, Breit kaum 
2mm. | 5 


"a 


Bei Trient, von meinem geehrten Freunde Profes- 
sor Gredler mit A. veneta erhalten. Ein Exemplar 
fand ich bei Triest. 


Glandina Schumacher. 
8. Poireti Ferussae. 

Von Triest an bis zur Süd-Grenze Dalmatiens übe- 
rall und nicht gerade selten, wenn auch meist verein- 
zelt, in Montenegro aber nicht getroffen. Sie wird sehr 
gross, ich sah in Dalmatien Exemplare von 2“ Höhe. 
Sie ist ein gewaltiges Raubthier, eine in Triest mit 
Helix aspersa zusammengesperrte Poireti hatte sich 
in einer Nacht tief in den Körper der ersteren eingefressen. 


Pupa Draparnaud. 


Die Artenzahl dieser Gattung ist in dem Gebiet, 
im Vergleich zu den ausserordentlichen Reichthum der 
nahe verwandten Gattung Clausilia, eine sehr geringe. 
Viele auch in Deutschland vorkommende Arten finden 
ihre Südgränze schon bei Triest, andere scheinen nur 
auf. em kleines Gebiet beschränkt. Auch die Indivi- 
duenzahl mehrerer Arten ist eine geringe, einzelne schei- 
nen geradezu selten genannt werden zu dürfen. 


Pupilla Studer. 
1. P. pachygastris Ziegler. 
Diese durch die fast rein konische Form und zahl 
reiche Gaumenfalten von frumentum verschieden- 


Art erhielt ich nur aus Neumeyers Nachlass aus dem 
Kreis von Ragusa. 


2. P. frumentum Drap. 

Eine der häufigsten Schnecken des ganzen Gebiets. 
Schon bei Triest überall, besonders auf der Strasse nach 
Servola unter Steinen und an Mauern ungemein häufig, 
beginnt sie schon hier an den höher gelegenen, trocke- 
nen Standorten ihre Umformung: in die var. illyrica. 


96 


Sie wird grösser (bis zu 12mm), oft sehr schlank, mit 
zunehmender Grösse schwindet die bei kleinen Stücken 
noch gut entwickelte Nackenschwiele allmählig immer , 
mehr, ist oft nur durchneinen, weissen Streif angedeu- 
tet. Dagegen ist sie bei dem nahen Zaule, wo sie auf 
Lehmboden unter Steinen nahe dem Strand eben so 
häufig vorkommt, meistens klein und bauchig ‚(7mm 
hoch, 3mm breit) und die Nackenschwiele tritt als starke, 
oft, zugeschärfte Leiste auf. Weiter vom Meer entfernt, 
auf Kalkboden, gleicht sie durch schlanken Bau bei ge- 
ringerer Grösse den Triestiner Exemplaren und wie ‚dort 
hat sich auch hier die mächtige Entwicklung der Gau- 
menwulst wieder sehr gemindert. So zieht sie sich durch 
Istrien hinab durch Dalmatien, erreicht bei Spalato und 
aufBrazza und Lissa ihre höchte Ausbildung, (11— 12mm 
hoch, bis mm breit), häufig ohne Spur einer Nacken- 
wulst. 


3. P. eylindracea Ziegler. 

Sehr selten. Ich fand sie bei Almissa, jedoch nieht 
in Geselischaft der dort vorkommenden frumentum. 
Sie unterscheidet sich durch die rein walzige Form, 
bedeutende Höhe zur Breite (19mm: 3mm) uni de 
Zahl von 12 Windungen.' Immer ist aber ihre Selbs- 
ständigkeit noch nicht vollkommen gesichert. 

4. P, füsiformis Kstr. 

Noch: schlanker als die vorige, feiner zugespitzt, 
sehr. undeutlich gestreift, mit Weisklich serandeter Naht 
und nur zwei ausgebildeten Gaumenfalten. N 

Aus Neumeyers Nachlass. 


x 
5. P. secale Drap. 

Bei Triest in wa ziemlich kleinen Exempla- 

ren gefunden. ) re 
6. P. granum Drap. 


% 


Bei Triest in wenigen, ziemlich kleinen Exempla- 
ren gefunden, 


6. P. granum. Drap. 


Durch sanz Dalmatien, zuweilen häufig, ändert in 
der Grösse sehr ab; die kleineren Exemplare mehr ko- 
nisch, die grossen (bis 5mm) walzenförmie. 


A 
ch 


‚1. P. Mühlfeldi Kstr. 

Küster Conch. Cab. Pupa p. 2864 £. IT. 

Im mittleren Dalmatien fast überall, im Innern 
(Verlika) bis dicht an die Küste am Felsen, stellenweise 
häufig, z. B. an den riesigen Felswänden bei Almissa, 
auch auf den Inseln, wo ich sie auf Lissa und Lesina 
traf. Sie scheint auch im Sommer thätig zu bleiben, 
wenigstens fand ich sie noch im Juli bei Almissa an 
den, den ganzen Tag von der Sonne beschienenen, Wän- 
den der hinter der Stadt sich erhebenden Kalkgebirge 
angeklebt und im Schatten leicht zum Kriechen zu 
bringen. : 

Theils an gleichen Orten. theils jede für sich, kom- 
men zwei Formen dieser Art vor, die eine doppelt se 
sross, 6—64mm. h, 3mm br., die kleine nur Amm h, 2mm 
br. Die grosse Form ist gewöhnlich dunkler, bis tief 
kirschbraun, mit 6 bis 8 Falten der Mündung, indem 
sich oberhalb der zwei normalen Gaumenfalten noch ein 
kleines 'Fältehen: zeigt und eine vierte, jedoch’ selten 
vorhandene, an der Basis steht. Die kleine Form ist 
bräunlich hornroth, die normalen sechs Falten, zwei 
am Gaumen, zwei an der Spindel und zwei an der 
Mündungswand sind zwar oft vorhanden, nicht selten 


schwindet aber von den beiden letzteren Paaren je 
eine, oder es fehlt nur die untere Spindelfalte. 


"Bei Racusa fand ich beide Formen. jedoch nicht 
semenst, eine Mittelform auf Lesina, die grössten sind 


y8 


bei'Spalato, mehr landeinwärts ist nur die kleine, ebenso 
bei Makarska. Auf Lissa ziemlich gross, jedoch die 
Spalatiner darin nicht erreichend. 

8 P. rhodia Roth. 

Im mittleren und unteren Dalmatien, von Spalato 
abwärts, auf den Inseln Lussin, Lesina, Meleda, in der 
Narenta und im Kreis von Cattaro bei Dobrota. 

9. P. Philippii Cantraine. 


Ziemlich selten, bei Ragusa, Castel nuovo, auf Le- 


sina, auch in Montenegro. 


Orcula Held. 
P. dolium Drap. 

Diese von Cusmich als auf Lacroma vorkommend 
angegebene Art traf ich von Triest abwärts nirgends, 
kann daher ihr Vorkommen nicht als sicher verbürgt 
betrachten. 

10. P. Schmidti Kstr. 
Küster Conch. Cab. Pupa p. 26. t 3 F. 20—23. 

Eine kleine, in der Form zu P. doliolum hinnei- 
sende Art, die ich nur in wenigen Exemplaren bei 
Cettigne in Montenegro auffand. 


Pupilla Pfeiffer. 

11. P. umbilieata Drap. 
Bei Triest auf, Anhöhen der Küste unter Steinen 
stellenweise häufig, in der Arena von Pola einzeln, bei 


Spalato, Almissa und Ragusa in Dalmatien, auch auf 
Lissa und Lesina. 


13..P. Neumeyeri Kstr. 
Küster Conch. Cab. Pupa p. 56 t 7 F. 15, 16. 
Durch die enge, fast halbmondförmige Mündung, 
Mangel einer verdiekten Lippe, schiefstehende Falte der 
Mündungswand und den Faltenhöcker im Grunde der 
Mündung von muscorum verschieden. Aus Neumay- 
ers Nachlass, also wahrscheinlich von Ragusa. 


“ 
99 
14. P. muscorum Linne. 

Bei Triest häufig, südwärts selten, ich habe sie nur 
vonSebenico, Lissa und aus dem Kreis von Ragusa, letz- 
tere von Neumeyer, und dadurch ausgezeichnet, dass der 
Falte der Mündunsswand schräg gegenüber innerhalb 
des Lippenwulstes und mit ihm zusammenhängend, ein 
kurzes Fältehen oder Höckerehen vorhanden ist, eine 
Eigenthümlichkeit, die auch bei den deutschen Exem- 
_plaren der muscorum öfters vorkommt. Brusina fand un- 
sere Art. auch- bei .Bilisane. 


15. P. triplicata Studer. 


Sehr selten bei Triest, dann bei Ragusa lebend an 

. einem Stein gefunden. Von Neumeyer besitze ich grosse 
Exemplare mit stark entwickelter Nackenwulst und sehr 
kräftigen Mündungsfalten, welche wahrscheinlich auch 
aus der Gegend von Ragusa stammen. 


* 
16. P. uniarmata Kstr. Tafel I. 


Küster im dritten Bericht der naturf. Gesellschaft 
zu Bamberg. p. 77. , 

Reichlich so hoch, wie P. striata Gredler, aber 
weit schlanker, scharf quer, gerippt, rein walzenförmig, 
mit stark gewölbt abgesetzten Windungen. 

Von dieser zierlichen Art fand ich nur drei ausge- 
bildete und mehrere unausgewachsene Exemplare im 
Sediment bei Triest. 


17. P. minutissima Hartm. 

Von dieser Art fand ich unter Steinen eines gra- 
sigen Abhanges zu Servola bei Triest eine Reihe von 
Exemplaren, welche von der Stammform durch die 
schwachen oder ganz fehlenden Rippenstreifen verschie- 
den sind. Brusina hat die Normalform von der Insel 
Lacroma bei. Ragusa. 


100 


3 
18. P. edendula Drap. Pa. 
Von Brusina auf der Insel Lacroma gefunden, Ich 
zweifle, an der Richtigkeit der Bestimmung, da ich diese | 
Art bisher nur an Pflanzen in  Bergwäldern; in der 
Niederung, z. B. bei Bamberg, nur an feuchten Orten 
sefunden babe Beide V elinie bietet Dalmatien 
nicht, die kahle Insel Lacroma am wenigsten. 


Sphyradium Agassiz. 
19. P. biplicata Michaud. 

Zwei schöne Exemplare dieser Art fand ich in Neu- 
meyers. Nachlass. 

20. P.. doliolum Bruguiere. 

‚Im unteren Dalmatien, im Kreis von Ba und 
Cattaro, auf Lacroma, jedoch auch in der Promina, auch 
in Montenegro in kleinen etwas schlanken Exemplaren. 

-21. P. truneatella Pfeiffer. 

Bei Triest selten, im Kreis von Cattaro und bei 
Cattaro selbst in schlankeren weniger scharf rippenstrei- 
fisen Stücken. 

22. P. pagodula Desm. 

Bei Triest, in Croatien, auf Lacroma,. im Kreis 

von Ragusa und Cattaro, überall selten. 


Scopelophila Albers. 
23. P: Kokeillii Rossm. 
Ein einziges Exemplar fand ich an einem Felsen 
bei Almissa, Brusina hat sie von Obrovazzo. 


Vertigo Müller. 
24. P. antivertigo Drap. i 
In dem Sediment des Meeres bei Triest sehr ver- 
einzelt, 
25. P. pygmaea Drap. | 
Mit der vorigen, aber ungleich häufiger, in selır 


5 = 108 


verschiedenen Grössenabstufungen; auch lebend bei Ser- 
vola unter Steinen. 
Vertilla Beck. 
26. P. pusilla Müller. 
Bei Triest in todten Exemplaren, einige Stücke le- 
bend bei Servola mit minutissima. 
20. P. ansustior Jefft. 
Ebenfalls nur im Sediment bei Triest gefunden. 


Zehnter Bericht 


der 


naturforschenden Gesellschaft 


zu 


Bamberg. 


Für die Jahre 1871 — 1874. 


Mit 3 Tabellen. 


EN 
NG 


ur > 
N U Hırınnıı SANSKV 4 
u TA ! IORA I mus A 


———————— aa 


Bamberg. 1875. 
Druck von E. Th. Jacob in Erlangen. 


- ro 
\ \- [URS 
NOJj/T 
j} 72 
Z 


TION 


N .. 


’ s 
nn 


LIBRARY OF CONGRESS | 


RECEIVEN 


lage 


DOCUMENTS DIVISION 


Inhalt. 


Vorwort N ; 

Meteorologische Beobachtungen aus den Haflra 1872, 1873. 1874. Zu 
sammengestellt und der naturforschenden Gesellschaft zu Bam- 
berg übergeben von Oberst L. Frei. Mit 3 Tabellen 

Die Verbreitung irdischer Stoffe im Weltraum nach- den neuesten Mh 
schungen Zusammengestellt von Heinrich Possner . 

Die Thiere des Rebstockes von P. V. Gredler 

Melacozoologische Notizen. I. Von Dr. Küster . Ar 

Die Binneneonchylien Dalmatiens III. Die Gattung nike Von 
Dr, Küster . SM 


Vorwort. 


„na nn 


Wieder sind mehrere Jahre verflossen, bis es möglich 
wurde, einen Bericht fertig zu stellen und dadurch unseren 
auswärtigen Freunden zu beweisen, dass unsere Gesellschaft noch 
besteht und lebensfähig ist. 

Der Grund der Verzögerung liegt nahe genug. Wenn, wie 
hier, der grösste Theil derer, zu deren Beruf Naturstudien ge- 
hören, sich fern hält und Laien die Leitung der Gesellschaft so 
wie die wissenschaftliche Thätigkeit in derselben besorgen müs- 
sen und dazu nur die wenige freie Zeit benützen können, wel- 
che die andersartigen Berufsgeschäfte übrig lassen, so ist die 
Anstrengung schon eine ausserordentlich grosse, durch Vorträge 
und kürzere wissenschaftliche Mittheilungen in den Versamm- 
lungen die Theilnahme rege zu erhalten. Da bleibt denn nicht 
viel Zeit, Beiträge für die Berichte auszuarbeiten. Wir bitten 
daher unsere vielen Freunde, die auswärtigen Gesellschaften 
und Vereine, uns, in Erwägung der vorerwähnten Verhältnisse, 
ihr Wohlwollen nicht zu entziehen und ihre Publikationen auch 
ferner übersenden zu wollen, wie bisher geschah, wofür wir uns 
zu grösstem Danke verpflichtet fühlen. 

Um die Ausgabe des Berichts noch in diesem Jahre zu er- 
möglichen, wurde die Darlegung der inneren Verhältnisse unse- 
rer Gesellschaft für diesesmal weggelassen. Es soll dieselbe 
ausführlich in dem 11., schon vorbereiteten, im nächsten Jahre 
erscheinenden Bericht stattfinden; jetzt ist die Beiseitlassung 
der Gegenstände des inneren Haushaltes um so eher möglich, als 
keine besonderen Vorkommnisse stattgefunden haben. 

Die Gesellschaft hat, wie früher, ihre regelmässigen Ver- 
sammlungen in den von der Gesellschaft Concordia freundlichst 


©& 


ıV 


zur Verfügung gestellten Räumen abgehalten, welche während Re 


der beiden letzten Jahre auch im Sommer im Freien stattfanden. 


So viel wie möglich, wurde in den Winterversammlungen regel- 


mässig ein Vortrag über irgend einen wissenschaftlichen Gegen- 
stand gehalten oder Mittheilung über eine gerade besonderes 
Interesse erregende Thatsache oder Entdeckung etc. gemacht. 
Die Versammlungen waren in der Regel zahlreich besucht. 

Die Zahl der Mitelieder aus allen Ständen ist im fortwäh- 
renden Steigen, wenn gieich zu bedauern ist, dass alljährlich 
eine nicht geringe Zahl durch Umzug, Versetzung etc. der Ge- 
sellschaft verloren gehen. 


Nun noch einige Worte über den Inhalt des jetzigen Be-. 
richts. Es erscheint hier die dritte Abtheilung der Dalmatiner 


Binnenmollusken, statt der ersten, die Gattung Helie etc. ent- 
haltend. Der Verfasser zog es vor, die einer Revision so sehr 
bedürftigen Clausilien zuerst zu geben, um der in dieser Gattung 
herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen, und wird sich 
bestreben, diese Abtheilung recht bald zu Ende zu führen. Ur- 
sprünglich war bestimmt, die Abbildungen der neuen Arten zu 
geben, weil ein gutes Bild oft auf einem Blick das erkennen 


lässt, was durch die sorgfältigste Beschreibung nicht immer 


deutlich gemacht werden kann. Diese Abbildungen, jetzt wegen 
Zeitmangels bei Seite gelassen, sollen aber, wenn irgend mög- 
lich, nachgeliefert und ebenso bei den später zu beschreibenden 
neuen Arten beigegeben werden. 

Es möchte vielleicht befremden, dass die Arbeit über Clau- 
silien besonders paginirt ist. Es schien aber besser, die zwei 
oder drei Stücke als ein zusammenhängendes Ganzes zu geben; 
auch die häufigen Citate drängten dazu, damit nicht, wie bei 
abtheilungsweiser Paginirung kommen würde, vielfach die glei- 
chen Seitennummern sich ergäben und man immer genöthigt 
wäre, die Berichtsnummer auch zuzusetzen. 


Bamberg im October 1875. 


Bere un an 


Aufsätze. 


Meteorologische Beobachtungen 
aus den Jahren 1872. 1873. 1874. 


Zusammengestellt 


und der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg 


übergeben 
von Oberst L. Frei. 
(Mit 3 Tabellen). 


(Herr Oberst Frei hatte die Güte, der Gesellschaft die 
nachstehenden Resultate seiner dreijährigen Beobachtungen zum 
beliebigen Gebrauch zu überlassen. Wir glauben keine bessere 
Anwendung davon machen zu können, als wenn wir diese Be- 
obachtungen als einen werthvollen Beitrag unseren zehnten Be- 
richt hiermit einverleiben. (Die Red.) | 


Allgemeine Bemerkungen. 


Im Jahre 1872 wurde nür eine Aufzeichnung täglich ge- 

macht und zwar h. 6—7 Morgens 
1873 und 1874 täglich 3 Aufzeichnungen h. 6—7 Morgens 
h. 12—1 Mittags h. 6—7 Abends. 

Im Monat August und September 1874 sind die Aufzeich- 
nungen über helle, trübe ete. Tage und den Windrichtungen 
nicht vollständig. 

Die Angaben des Wetters, als: Nebel, Reif ete. beziehen 
sich grösstentheils nur auf die Tage und nicht auch auf die 
Nacht. - 

Die Windrichtungen sind der St. Gangolphs Wetterfahne 
entnommen, und stimmen mit den höher gelegenen Wetterfahnen 
selten. 

Differenzen können auch in den Barometerständen vor- 
kommen, je nach dem höher liegenden Standort des Instruments. 

Bemerkt wird noch, dass die Höhe Bamberg’s über dem 
Meere 230 Meter beträgt. 


1* 


Januar. 


-Mittelstand des Barometer (Pariser Linien) 


1874 


1872 | 1873 | 1784 1572 | 1875 | 1874 1872 | 1873 
vom vom 
1.- 5.| 329.6 | 329.6 | 328.3 |) 1.-10.\|327.8°° 330.2 330 | 
5-10. 325.1| 350.8| 3317|) | | 
10.-15.| 330.6 | 331.1 | 329.3 |\ 10.-20.11327.9° 328.8“328.4 \ vom 1997 ,4u1398 27 1390,90 4 
15.-20.| 325.5 | 326.6 | 327.7 y 1.-31. 
20.-25.| 324.5 | 321.9 | 331.7 ee 331,2 | 
25.-31.| 328.5 | 329.3 330,9 } R | 
. Mittelstand des Thermometers (Reaumur) \ ı 
5 vom i 
1- 012.40 143.90 | +0.90 Ne j 
. +060|+3.10 1-20 „ | \ } 
0128 |+3.40 |-00 |110.-20.] — 2 +1.30 || vom | _ 7,60 |r9,90 Ir 1.00 2 
15.-20.! _] 90 +4.20 +2,70 h 5 31. An a! | 
a0 +20 |13,% (20.51, 2,50 |+1,40 |+3.10 4 
5.-31.| 1.80 |+0.80 [+2,40 | , | 4 
Höchster Barometer- und Thermometerstand. 4 


1872 332.5. 1873332" 1874334 


1872322 1873317 1874323 
Das Thermometer fiel unter 0° 1872 23 mal, 1873 11 mal, 


1574 


1872 Nebel 8 — Reif 1 — Schnee 3 aufgezeichnet. 
1873 Nebel 11 — Reif 5 — Schnee 2 — Regen 2 aufge- 


Niederster Barometer- 


17 mal. 


zeichnet. 
1874 Nebel 7 — Reif 4 — Schnee 2 — Regen 2 — Glatt- 


eis 4 


1874 2 ganz — 13 theilweise — 16 ganz trübe Tage. — 
Windriehtung SW. 50 W. 15 S. 15 N. 11 mal. 


aufgezeichnet. 


und 


1872 


1872 +401873 +9 1874 +100 ° 
Thermomeiterstand. 


6187330 1874110 7 


An von der Sonne beschienenen Wand 1873 27. 200, 1574 


18. 


20°, 


beide mal h. 


2 Nachmittags. 
1873 blühende viola tricol., 


Gänseblümchen, 


1574 Weiden 


mit Kätzchen und blühende Gänseblumen gefunden, 


vom 
1.- 5. 
E10. 
10.-15. 
15.-20. 
20.-25. 
25.-28. 


1.- 5. 
5-10. 
10.-15. 
15.-20. 
20.-25. 
25.-28. 


Februar. 


Mittelstand des Barometer 


1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 
vom 

327.5°.832 832° |\ 1.-10.,|828.7°)327.9°330.8' 

830" |1827.1”1329.7' | 


328.1” |334.8°1326.8°' 


328.9'''1328.1'1328.1'1120.-28. 1] |338°° 1327.4 
327.1'\326.6°1326.6° h 


327 | 


Mittelstand des Thermometer 


vom 


_30 0.40 |+2,70 |} 1.-10.1|—2.30 [4.00 |+2.10 


— 1.70 |+8,50 |+1.50 h | | 
— 0,20 10.40 | 4.30 |\10.-20.\|+0.10 |+0.30 |+0,90 || vom |  noo N) 0 
Se N 198-080 [+2,60 |+1.2 
+2.50 |+2.10 [+2,60 N +0.90 | +3,60 +2,50 | 
— (0,30 |+5.10 |+2,40 ) 
Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872 331.5 1873 336° 1874 335.5 1872 +7018%73 + 901874 + 120 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 324 1873321 1874323.5° 1872 —50 1873 — 701874 — 150 

Das Thermometer fiel unter 0% 1872 18 mal, 1873 11 mal, 
1874 23 mal. 

1872 Nebel 3 — Reif 10 — Schnee 2 — Regen 2. 

1873 Nebel 12 — Reif 2 — Schnee 7 — Regen 4. 

1874 Nebel 8 — Reif 4 — Schnee 3 — Regen 1 — Glatt- 
eis 1 — ganz helle 3 — theilweise helle 19 — ganz trübe 6 Tage. 
Windrichtung NNO. 9 — 0.9 — NW. 18 — W. 21 — SW. 
17 —8S.7 — 80.3. 

1872 

28 


222% 


h. 2 20° an sonnenbeschien. Wand. —.< h. 


= 172220. — Abend h. 6 Gewitter mit Donner u. Blitz, 


starker Sturm. — Nachmittag Bienen fliegen weit aus; am 


17. Lerchengesang, am 26. Amsel- und Finkenschlag. In der 
Nacht vom 19. bis 20. h. 11 ein hellglänzender Meteor von S-N, 
gesehen. ; 


328.2'1327.9”.1331 slnsı 328.1'1831.3°1329.7°.|| vom |a98 ou 308,914 lan9,1. 


März, 
Mittelstand des Barometer 
1872 | 1873 

vom 
Is 329 [830,6 


1872 | 1873 | 1874 


.830.1”| 826.1) 332.5 
.327.9'| 326.5 328.7 
-15.|827 5° 323.8] 329.4 || 10.-20.| 326.9°1329 1” [329.1 
826.3” | 325.5| 328.9 

323.9” | 328 | 330.8 |120.-30.| 324.7\328.3”.829.9” 
325.6" | 328.7 | 329.1 N 


330.6 | 


Mittelstand des Thermometer 


vom 
+4.9 |+1.9 1.-10.\|+2.30 
+5.3 |+3.5 


.|-+2,40 
.|-+2.20 


+5.10 |+2.70 


‚+1,70 |+4.9 |442 
le De +9,30 [+5,80 


31.|+4.30 |+11.5 |+6.6 


Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872 333° 1873 330° 1874334" 1872 +80 1875 + 1901874 + 10,50 
Niederster Barometer- und Thermometerstand, 


1872 319 1873321 1874322.5° 1872 —30 1873 —29 1374 —69 

Das Thermometer fiel unter 0% 18%2 12mal, 1873 2 mal, 
1574 9 mal. 

1872 Nebel 1 — Reif 8 — Schnee 2 — Regen 7. 

1873 Nebel 3 — Reif 3 — Schnee 2— Regen 6 — Höhen- 
rauch 2. 

1874 Nebel 1 — Reif 9 — Schnee 7 — Resen 11 — ganz 
hell 6 — theilweise hell 15 — ganz trüb 10 Tage. N. 2 — 
NW. 18 — W. 33 — SW. 18 — S. und SO. 22. 


da —_ Ih 


am sonnebesch. Wand 28° h.2 — 12 an sonne- 


beschienener Wand 25° um h. 4.45 an nn Stelle 320. 
1874 den 4. graue. Bachstelze, 6. Pirol, 9. gelbe Bach- 
stelze, 16. Drossel, 17. Staar, 23. Kiebitz, 24. braune Schmetter- 
linse und Citronenfalter, 28. Rothschwänzchen getroffen, 17. 
Schneeglöckchen, 23. Kirschen, Buchen, Kastanien stark ent- 
wickelte Knospen, Stachelbeer Blätter. \ 


1874 1872 | 1873 | 1874 


‚vom uu 77 2 
VOM |326.8 326.4” [829.8 


-15.)—00 |+4.1 |+0.9 en +0.80 |+4.50 |+2.50 ” +1.50 |+6.80 |-13,70 ' 


TEN re ET Eu er 


Be = 757 Bo 


we 


ee nen 


April. 
Mittelstand des Barometer 


sa | 1873 | 18a 1872 | 1873 | 1874 
vom 
1.- 5.| 325.5 


vom 
1.-10.\| 327.4 


1872 | 1873 | 1874 
328.3 | 326.3 
9.-10.| 529.4 | 327.3 | 326.3 


10.-15.| 329.0 | 327.2| 322.2 |\10.-20.\| 327.8 | 326.1 | 325.1 I ul 
15.-20.| 325.8 | 325 | 328 } 1.0 Pd 


20.-25.| - 326 | 329.8 oa 


327.3 | 326,3 


326.4 | 329.8 
25.-30.| 329 | 326.8.| 329,8 


Mittelstand des Thermometer 


| vom 
1.- 5.450 |+11.60|4+8.50 N 


5.-10.|+4.40 |+5.50 |+6.90 
10.-15.+40 |+90 |+9.50 || 10.-20.1|+3.80 |+9.90 |+8.50 
15.-20.14+3.7 |+10.80|+7.60 
20.-25.| » +5.10 [+12.801 20.-30.1/+4.3 |-+4.3 |+10.30 
25.-30.|4+9.7 |-+3.50 |+7,90 


+4,70 |+8,50 |+7.70 | 


1.30.4440 |+7.50 |+8.80 


Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872 331° 1873 330° 1874 331,5° 1872 +1101875 +1801874 +20° 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 324° 1873323 1874320,5° 1872 —0 1873 —10 1874 —1° 
Das Thermometer fiel unter 00 1872 —, 1873 3mal, 1874 
1 mal. 
1572 Nebel 1 — Reif 4 — Regen 3. 
1873 Nebel 4 — Reif 4 — Regen 12 — Schnee, Hagel5 
— Gewitter 2. 
1874 Nebel 5 — Reif 2 — Regen 11 — Gewitter 1 — ganz 
“ hell 4, theilweise hell 20, ganz trüb 6 Tage. — Windrichtung 
N. 6 — NO. 4 — NW. 18 — S.6 — SO. 5 — SW. 17 — 0.2 
— W. 32. 
1872 1873 
7 


een 
17.18. 


— 97310 h, 6 280. = 217 1u.22,h, 6 Ab 3007 23 starkes 


h. 2 an sonnebeschien. Wand 30°. 


Gewitter. — Nachts 29. u. 30. Frost. — d. 5. Schwalben, d. 24, 
Kukuk, d. 24. Obstbäume in voller Blüthe, 25. Weinstöcke am 
Spalier Blätter, Wintergetreide schosst, Walderdbeeren blühen. 


| 1872 

vom 

1.- 5.1330,.9°* 
5.-10.326.3 
10.-15.327.1 
15.-20.1326 
20.-25.1326.9 
25,-31.1330.4 


1873 | 1874 


325,8" 325.2" 
326.5 [324.8 
328.6 327.8 
326.1 329.4 
329 [325.9 
328.2 |328.8 


Mittelstand des Thermometer 


vom 

1.- 5.44.70 |+8.60 |+60 
5.-10.|4+8.50 |+.10.70|+7.20 
10.-15.|+5.30 +10.90|+6.60 
15.-20.| +10.60/ 410.90) + 7.10 
20.-25.|+9.30 |+9.80 |+11.90 
25.-31.|+8.80 |+8,50 |+13 50 


Höchster Barometer- 


Mai, 


Mittelstand des Barometer 


1872 | 1873 | 1874 


vom 
\ 1.-10. |328.6°”|326.1°”|325°“ 


Be 326.5°”1327.2'" 


a 


28.6'"1328.5°” 


vom 
N 1.-10.\ |+6.60 |+9,60 |+6.60 


I, 


+7.9 | 1.10.9014 6.80 


120.01. +9,10 |+12.70 


und 


328.6°" 


327.3." 


| vom 


1.-31. 


IR +7.80 |4+9,90 [48.70 7 


1782 | 1875 1874 


327.9'"\327.3'” 1326, gun 


| Bi 


Thermometerstand. 


1872 331° 1873 331° 1874331” 1872 +120 1875 +200 1574 +21 


Niederster Barometer- 


und 


Thermometerstand. 


1872 324 1873 323.75 1874323.5° 1872 +4.750 1875 +20 1874 +10 
Das Thermometer stieg über +20 In, 


31. 


1872 Nebel 6 — Regen 8 — Gewitter 4. 

1873 Nebel 4 — Regen 16 — Gewitter 4. 

1874 Schnee und Regen 11 — Regen 6 — Gewitter 1 — 
Wetterleuchten 1 — ganz hell 2, theilweise hell 23, ganz trüb 


6 Tage. 
8 — 8.1. 
1873 
196, 
mel, die folgenden 
1874 


15. auf 16. 
bedeckt, 


den 17. Hochwasser, 


3 Tage regnerisch. 


Nachts die Berge bei Friesen etc. 


Wand +35°, im Schatten Nordlage +8° bei NW, 


N. 6 — NO. 8 — 0.5 — NW. 47 — W. 18 — SW. 


partiale Sonnenfinsterniss, theilweise bedeckter Him- 


mit Schnee 


den 18. h. 2 an sonnebeschienener 


1572 


1.- 5.| 397" 
5.-10.| 327.3 
10.-15.| 327.7 
15.-20.| 350.1 
20.-25.| 329.2 
25.-30.| 328.4 


vom 

1.- 5.)+10.90 
5.-10.+100 

10.-15.+ 9:50 

15.-20.,+10.50 

20.-25.|+11.40 

25.-30.|+11,40 


1873 


328.2 
327.9 


326.2 
329.3 


329,5 
328.9 


+12,70 
+10,80 
719,10 
+15.80 
+16.90 


+14.90 


1874 


351.2 
329.9 
330 
329.4 
328.5 
327 


+18.50| 
+18.40 


+12,10 
+140 


Tl ARE 


Juni. 


Mittelstand des Barometer 


‚ 3937 13284 | 
vom 


1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 


30.928.2°" 328.6°” 1329.1’” 


| 328.9'1327.7'”|329.5°” N 


.\1328.8°*|329.1°*|1327,5°” 


Mittelstand des Thermometer 


vom 
h 1.-10.\+10.40 |+11.70|/+18,40 


m +10.20 414.40 |+130 Bi +140  +10.60 +15,30 


+4,80 


an 


Höchster Barometer- 


1872 332° 1873331.5° 1874332.5° 1872+1401873+230 18744240 


Niederster Barometer- 


1872 326‘ 1873 324° 1874325 1872 +8.250 1875 +401874 +60 
Das Thermometer stieg über 200 1873 2 mal, 1874 7 mal. 

1872 Nebel 4 — Regen 11 — Gewitter 4. 
1873 Nebel 7 — Regen 8 — Gewitter 3 — Wetterleuchten 
1 — Höhenrauch 4. 
1874 Regen 7 — Gewitter mit Regen 4 — Wetterleuchten 4 
— ganz hell 14, theilweise hell 14, ganz trüb 2 Tage. — N. A 

NO. 2 — NW. 28 — S. 8 — SW. 8 — W. 40. 


1873 
22. 


+11.40 |+15.90 Mas | | 


und Thermometerstand. 


und Thermometerstand. 


an sonnebeschien. Wand h. 11 -+36°. — h.4.15 Ab 


an sonnebesch. Wand 37.5°%, den 8. an derselb. Wand h. 10 Mrg. 
350 und h. 3 Nachm. +37.5°, den 18. h. 6 Ab. +369. 


-- Korn blüht, den 8. blühende Trauben, den 13. häufig 


reife Walderdbeeren, den 15. blühende Frühkartoftel, 


- 


Juli. 
Mittelstand des Barometer 2 
1872 | 1875 | 1874 
vom 
EN SA 


1872 | 1875 | 1874 


. 829.2 | 328.7 |330.2°” 
.| 328.2 | 329.3 330.7 

.\ 328.6 | 327.5 [329.3 |] 10.-20. 
.| 328.3 | 330 1329.7 

.| 829.7 | 329.6 327.6 120.-31. 
.| 328.1 | 329.4 327.1 \ N 


329" [530.8 


—— 


328.9'*|529.5°“|327.3°° 


Mittelstand des Thermometer 


+14.80|+19.60 +16.30|+19.70 


+17,90|+19.90 


.1+10.20 
.1+11.20 


vom 
\ 1.-10. \\+11.90 


.\+110 |+14.30|+200 


>.|+12.40)+180 |+16.50 el +180 416,30 


‚|+160 [+18.10/-+17.10 
Höchster Barometer- und Thermometerstand. 

1872 331°" 1873 332” 1874 331.5 1872 180 1873 2409 1874 260 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 326 1873 327 1874 324.5" 1872 80 1873 8.50 1874 110 
Das Thermometer stieg über 20° 1873 Smal, 1874 20 mal. 
1872 Nebel 4 — Regen 8 — Gewitter 4. 

1573 Nebel 6 — Gewitter und Regen 8 — Wetterleuchten 
4 — Höhenrauch 1. 

1874 Nebel 1 — Regen 7 — Gewitter mit Hezen A — 
Wetterleuchten 5 — ganz hell 16 — theilweise hell 13 — ganz 
trüb 2 Tage. — NO. 6. — NW. 31 — 8.7 — So. 1 " Sy 
— W. 27 — Ost 4. 


—ı h. 2 an sonnenbeschien. Wand 42°, den 26° Nachts Stern- 
schnuppenfall, den 6. Nachts Gewitter mit starkem Sturm. 


— h. 2 an sonnenbeschien. Wand 40°, den 8 h. 3 an 


sonnenbeschien. Wand 43.5%. Mit Ausnahme des Hafer alle Kör- 
nerfrüchte in der 2. Hälfte des Monats reif. 


1872 | 1873 is 


328.4'” 328.7" Ba ke 3928. 6°"15 D: >9.4 3394 | 
K| 
1 


1 
25 


| 


5.412.380 417.80 419,80 el +11.60|+160 |+19,90 & 7 |H12.10\416,80\4 18, go 


2; 1 
m August. 
| Mittelstand des Barometer 
1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 1874 1872 | 1873 | 1874 
‚vom vom 
L.- 5.| 326.9 | 329.5 | 328 1.-10.11327° |329,3°° 327.6” 


5.-10,| 327.2 | 329.2 | 327.2 
10.-15.| 329.7 | 329.8 | 327.6 \\10.-20.\|329.7°°829.3°”|329.3“|\ vom in aan ” 
15.-20.| 329.8 | 323.9 | 331 h | 1.1. 
20..25.| 329 | 328.6 | 330.3 Be 

25,-31.| 329,2| 328.4| 328 


328.5°”1329.1'” 


5° _ — Mittelstand des Thermometer 


1 5.L.11.6|-15.70.-17.60|\ 1-10. \\+11.6014.16 2014 16.40 
5.-10.|-11.70)-16.80|= 15.20 |[ | 
-10.-15.|-10.10|-13.30| _15.80|\10.-20, h +11,50 4,140 |+15.10]\ VOM | 1130| ,15.30|1 14,80 
15.-20. 120 |_14.80 -130 hun 1.31. U 2 u 2 
20.-25.|-12.20|-160 |-130 . -31. \ +11.20|4+.15,70| 4 13,10 
25.-31.| 10.20 |-15.40|-13.20 | ’ 


Höchster Barometer. und Thermometerstand. 
1572 331° 1873 331°” 1874332 1872 + 1501873 +2201874 +220 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 326“ 1873 326.5° 1874326 1872 +89 1873 +99 1574 +70 
Das Thermometer stieg über 200 1873 5mal, 1874 1mal. 

1872 Regen 5 — Gewitter 2 — Gewitter mit Hagel 1. 

1573 Regen 5 — Gewitter 2, wovon 1 mit Hagel — Wetter- 
leuchten 1 — Höhenrauch 1 — Nebel 5. 

18574 Regen 7 — Gewitter 2, wovon 1 mit Hagel — Wet- 
terleuchten 1 — Nebel 1 — ganz hell 5 — theilweise hell 17 — 
sanz trüb 1. — N. 3 — NW. 21 — NO. 1 — SW. 8 — W. 36, 
—_ Gewitter mit Hagel. = Gewitter mit Hagel. — 


Gewitter mit Hagel. 


10.15. 332.3| 327.4 | 328.38 \10.-20. | 1329.9°*1327.3°”1528.7°" 
.15.-20.| 326.7 | 327.6 | 328.6 1.-30 


- 20.-25. 


- 1.- 5.1+13,60)+4+ 12.90)+16.50|( 1.-10. \+12.70%+120 |+15.40 


13 A . 


September. 
Mittelstand des Barometer | 
1872 | 1873 1 


1872 | 1873 | 1874 1872 | 1875 | 1874 
vom vom 
1.- 5.| 328.7 | 328.5 | 328.9|\ 1.-10.11328.6°”|328.1’”|328.5°* a 
5.-10.| 328.6 | 327.8 | 328.1 | a 
vom 


Mi |328.3°«|528.6°% 82949 | 


Mittelstand des Thermometer } 


4 


326.5 | 331 329.8 I \ 326.7'”\330.2'"1329.8°” 


25.-30.| 327 | 329.4 329.9 | 


vom 


5.-10. + 11.80)+ 11.20)+ 14.40 


- 10.-15. |+ 10.80) + 13.60|+ 12,10 De +10.30/4+12.30|+12 10] >] .-.30,|+ 9.90 |+11.30 4140) 


—- 25.-30,.|+ 10.60|+ 10.10|+ 14.60 


Eu 


15.-20.|+ 9.90+110 |+12.20 | 
20.-25.|+ 2.80+ 9,404 14.80 a + 6.70+ .f: 14.70 


e Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872332" 1873332 1874 332° 1872 +140 1873 +20 1874 +21° 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 325°" 1873 325.5°'1874 325° 1872 +19 1873 +20 1874 +5 
Das Thermometer stieg über 20° 1874 2 mal. 
1872 Nebel 6 — Regen 7. 
1873 Nebel 5 — Regen 9 — Gewitter 1 — Reif 4. 
1874 Regen 1 — ganz hell 7 — theilweise hell 7 — ganz 
trüb — — S. 14 — SW. 7 — W. 18. 


— h. 2 an sonnenbeschien. Wand +40°%, am 6. +32. 


a. h. 2 Sturm mit Hagel, den 14. Abends Sturm mit Regen 


. 


und Blitz. —- h. 2 15 an sonnenbeschien. Wand +36°. 


1872 


.| 327.2 
.| 329 

.| 325.1 
.| 326.5 
.| 325.4 
.| 326.8 


1.- 5.48.70 
 5,-10.|+ 6.40 
| 10.-15.|44.70 
| 15.-20.|+3.70 
20.-25.|+5.90 
25,-31.+ 6,60 


Niederster Barometer- 


1872 322.5° 1873 321.5 1874322.5° 1872 +301873 +101874+30 
Das Thermometer fiel unter 00 1874 6 mal. 
1872 Nebel 9 — Regen 12. 
1873 Nebel 8 — Regen 6 — Reif 3 — Höhenrauch 1. 
1874 Nebel 16 — Regen 7 — Reif 9 — ganz hell 10 — 
theilweise hell 15 — ganz trüb 6 Tage. 8. 


W. 23. 1874 |, 2 an sonnenbeschien. Wand +26°. 


October. 


Mittelstand des Barometer 
1872 | 1873 | 1874 


vom 
N N 328.1'"|328,.4'”|327.4°" 


1875 | 1874 


828.3°"1325.6°" 
328.1 329.2 
328 329.8 
328.6 329.3 
324.2 328.7 
328.5 592 


en 326.1 |326.3°330.3°“ 


Mittelstand des Thermometer 


vom 
+13.40|+11.60\ 1.-10.\1+ 7.50 |+11.70+ 9.60 
+10.10|+ 7.60 
+ 9.40+ 7.90110.-20. 
L 7.404 12.30 


13 


1872 | 1873 | 1874 


N 328.3°*,329.5°*)> VOR 1396.6'197.8°4 |329.17% 


+4,20 |+ 8.401 +10.10 er +60 [+8,80 [+8,40 


+ 7.20|+ 7.60 en + 6.4014 5.50 
+ 5,604 3,50 j} 
Höchster Barometer- und Thermometerstand, 


und 


26. 


1872 332°" 1873 332 1874 332.5 1872 +1101873 +1601874 +19 


Thermometerstand. 


38 — SW. 32 — 


 15.-20.+0.10 [+1.40 |+1.30 


November. 


Mittelstand des Barometer 


\ 


1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 | 1878 


3 vom 

1.- 5./328°“ | 324.8] 331.2 || 1.-10.11330.2‘”|326.3°”|831.6” 
5.-10.1332.4 | 327.9| 332 

 10.-15.1324.1 | 329.6 | 326.2 |\10.-20.\1325'* |329.9'”|324,5 |) vom 7 un 

15.20.1326 330.2 Be } „a a 

20.-25.327 | 325.4| 327.7 Bee 326.6 [425.9 | 


25.-30.1326.1 | 327.9 | 325.1 


Mittelstand des Thermometer 


; vom 
1.- 5.#5.20 |+5.10 |+1.60 | 1.-10.1]+5.30 
 5.-10.)+5.50 |+4.70 |+4.80 / 
- 10.-15.|410 |+1.40 |+0.20 Me +1,40 |+0.70 1) 02 |+3.70 43.60 41.20 


+4,90 |12,90 | 


 20.-25.+4.50 |+3,70 |-0.30 a 


+5,50 |+4.60 140.10 1 
25.-30,+6.50 +5,50 |+0.50 


” Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872 333° 1873 332° 1874 333.5" 1872 +1001873 +1001874 +80 
Niederster Barometer- und Thermometerstand, 


1872 321.5 1873 318.5 1874320 1872 —2 1873 — 3 1874 —6° 
Das Thermometer fiel unter 0° 1872 3mal, 1873 Smal, } 
1874 15 mal. 
18%2 Nebel 4 — Regen 14 — Schnee 2. 
1873 Nebel 8 — Regen 6 — Reif 8 — Regen u. Schnee 2. 
1874 Nebel 6 — Regen 4 — Reif 1 — Schnee 6 — ganz 
hell 3 — theilweise hell 9 — ganz trüb 18. NO. 3 — NW. 24 
— 80. 9 — SW. 29 — W. 25. 


EA Ze oe re 


e 
Pen 


15 
December. 


Mittelstand des Barometer 
| 1872 | 1875 | 1874 1872 | 1873 | 1874 1872 | 1873 |1874 
| vom 


vom 
| 1.- 5.393.6°°) 334“ | 326.2 || 1.-10.1828.8'”\334.9°*|325.6 
| 5.10.8324 | 335.0| 325.1 

10.15.327.5 | 332.9 | 321.8||10.-20.\326.8°”)330.0°°)323.3 |, vom \996.341331.614 1325°% 
| 15.-20.326.1 | 3284| 324.8 en. 

| 20.-25.1327.1 | 330 | 823.8 \20.-81. I 3.41399.5:41326,2.% 

| 25.-31.1329.5 | 329 | 328.6 N 


Mittelstand des Thermometer 


vom 
1.- 5.43.60 42.59 140.3 |\ 1.-10. 
5.-10.142.80 |-0.70 |+2.6 
0.150 |o |+14 al +1,20 |H1.50 408 vo 1.0 [40.90 |-0.6 


+3.20 |+0.90 


+1,40 | 


| 15.-20..+2.60 430 |+0.2 
| 20.-25.|+1.40 Et —1,8 10-31. O2 1.5052 3.8 
25,-31.|0,60 |—1.50 |-5.9 | 
Höchster Barometer- und Thermometerstand. 
1872 331.5" 1873 336° 1874 331° 1872 +50 1873 +100 1574 +8 
Niederster Barometer- und Thermometerstand. 


1872 319° 1873327 1874318" 1872 —40 1873 —8 1874 —18 
Das Thermometer fiel unter 00 1872 5mal, 1873 Amal, 
1874 16 mal. 
1872 Nebel 8 — Regen 8 — Reif 3. h. 2 am 3. an sonne- 
beschien. Wand +23°. 
1873 Nebel 6 — Regen 2 — Reif 8 — Schnee u. Regen 
2. — h. 2 am 29. an sonnebeschien. Wand +18°. 
1874 Nebel 7 — Regen 9 — Schnee 12 — Glatteis 1 — 
Reif 2 — ganz hell 2 — theilweise bedeckt 11 — ganz trübe 
18 Tage. NO. 3 — NW. 16 — SW. 39 — W. 35. 


1572 Maximum des Barometerstandes 3., 4. Mrz. 8. Nvbr. 333° 
ji hi % R 19. Fbr. 8. Dzbr. 336‘ 
I Sr 11. Fbr. 335.5“ 

1872 Minimum jan Barometerstandes 25. Mrz. 11. Dzbr. 319“ 
ji % A 5 2. Jun ale 

1854 °  ,„ : 2 9; u. 12. Dzbr- 313 


16 ” 


Isa Maximum des Thermometerstandes 28. Juli + 180 


1873 is „ = 23. Juli + 240 
lei Me be 55 10: Juli + 260 
1872 Minimum _,, " 2., 12. Januar 
jis s # 31. Dzbr. — 80 
1574 SR Is ns 28. Dzbr. leR 


1872 letzter Frühlingsfrost 27. März — erster Winterforst 
14. Nvbr., Zwischenzeit 231 Tage — letzter Frühlingsschnee 
23. März, erster Winterschnee 13. Nvbr., Zwischenzeit 234 Tage. 

1873 letzter Frühlingsfrost 9. April — erster Winterfrost 
11. Novbr., Zwischenzeit 216 Tage — letzter Frühlingsschnee 
30. April, erster Winterschnee 22. Nvbhr.. Zwischenzeit 206 Tage. 

1874 letzter Frühlingsfrost 30. April — erster Winterfrost 
25. Oktbr., Zwischenzeit 177 Tage — letzter Frühlingsschee 
14. Mrz., erster Winterschnee 16. Nvbr., Zwischenzeit 246 Tage, 
letztes Schneegestöber 17. Mai. 


Jahres-Mittelstand des Barometers. 
1812 327.7 — 1878 328.37 — 1874 32832. 
Jahres-Mittelstand des Thermometers. 


1872 6.50 R. — 1873 + 8.30 R. — 1874 +,7.9 


Nach dem Barometer-Mittelstand folgen sich die Monate im Jahr: 


1872 1875 1574 
Dezember 326.3" März 326.4 Dezember 325’ 
Oktober 326.6‘ April 326.7“ Mai 326.9 
März 326.8° Mai 327.3”. April 321% 


November 327.2 November 327.6‘ November 327.3 
Januar 327.4“ Oktober 327.7 August 328.6" 


April 327.6“ Januar 328.2" September 329‘ 
Mai _ 827.9 Juni 328.6 Juli 329% 
Februar 328.2 September 328.6“ Oktober ' 329.1" 
Juni 328.2 Februar 328.9“ Juni 329.14: 
September 328.3 Juli 329 Februar 32a: 
Juli 328.6” August BB hans 229.07, 


August 328.6‘ Dezember 331.6‘ Januar 329.9“ 


17 


Nach dem Thermometer-Mittelstand folgen sich die Monate im Jahr: 


1872 1875 1874 
Januar — 1.6° Dezember + 0.99 Dezember 
Februar — 0.49% Februar + 2.6° Januar 
März + 1.50 Januar + 2.90 November 
Dezember + 1.60 November + 3.60% Februar 
November + 3.70 März + 6.30 März 
April + 4.40% April + 7.50 Oktober 
Oktober + 5.90 Oktober + 8.80 Mai 
Mai + 7.80 Mai + 9.90 April 
September + 9.99 September + 11.30 September 
Juni + 10.60 Juni + 14% August 
August + 11.30 August + 15.30 Juni 
Juli =. 12a all + 16.80 Juli 
Zusammenstellungen pro 1814. 
Januar höchst. Barometerst. 334 niedst. 323 er 
Februar 1% ” SSR 3230 
März R = Baden 2 De 
April Ri x 3a , 719208; 
Mai er a SE a 323... 
Juni F " BI2DE u IS2DEEr 
Juli is 2 331297. %.,# 334: Da 
August e E DD 320n 
September 2 a SEIEN, 
October e x S3a2laur 0) SO2n 
November a = Baal 1%. 35 DAUBr: 
Dezember ES x 3alk. a 
Januar höchst. Thermometerst. + 10° nied. — 11 gr. 
Februar ,, “ +12 , 149, 
März & 2 + 10.50, — 6, 
April 3 h +720%. a 
Mai x en 7. 210%.,.,; der 
‘ Juni ia “ Er 240: 52 60% 
Juli E IE 29260 ° „Een 
August 5: hs + 229 „. +70, 
September ., I 210; 2-6 a5 
October ae >% 190 | 4. SE a, 
November ,, : + 90,0. 69, 
Dezember J„, „= + 80, Iso 


> 


++ ++++++| 


. Di ol 3 


. 

ko 

2) Pi 
Te 


Januar helle ie 2 theilw. heit 15 Bam trüb 16 
Februar gr 19 
i 15 


- Juni 
‚Juli 
Ameusb.ä) 5 
September *) „, 
2 October a 
November ,, 
Be aler 4 


. Januar 
Februar 
März 
April 
Mai 

Juni 
> Juli: 

- August *) 
 Septem. *) 
Oktober 
November | 

Dezbr. *) 


oo»| kroamwom| ol 


| 35 | 250 | 106 | 323 | 33 | 227 | 


*) Nieht aufgezeichnet. 


er 19 
Re- Glatt- 
Monat Be Reif | gen Schn. | eis |Frost 
Januar I a 
Februar 8 1 3 f : 
März 1 Sr ullaual 7 I — Sturm 1 
April 5 2 ı 1 | — | — Gewitter 1 
Mai — I|— IN7 | — |— 5 ll 
Juni — | — 1I— |1-—- N 4 (13 
Juli 1|— 7\— |— en 
August *) 1 \— 7\— |— RE) 
Septem.*) | — | — 1Ii— |— 
October 16 9 7|1— |I— 
November 6 f 4 6 | — 
Dezember 7 2 Sr 51 12 1 
Windrichtung. 
nn] | 50. I 0. ] so. 
Jahrgang [7273| 74] 72 | 73 | 74 [72| 73 | 74 [72] 73 | 74 ]72|73,74]72|73 74172 73|74172|73|74 
Januar 10 ı 151 12] 36 u 31 33] 151 4 3 en -1—|—|-- 3 — lol 
Februar 1116| 71 11) 22) 171 2) 12] 211 1) 13] 18] -, 3) 3| 1116) 64—| 5| 91 3| 51 5 
März 2) 9 101 9| 42) ı8| 9) 1| 33] 3) 13) 18| 1) 6) 2] 2) 8SI—I 2]10)—| 3) 3/10 
April 3! 4 61 4| 15| 171 6| 18| 32] 6) 17] 18] - 11] 6| 2) 3] A| 1) 7) 21 13/5 
Mai 2/1) 1 11) 14 8 5|/ 49) 18| 8| 21) 47] 1) 6) 61 4 2) SI -|-| 5[-|-|— 
Juni 312) 8 5] 10| 8 5) 23) 40| 9) 16| 28] 1117| A| 5] 4 2I—| 8 -| 11 -|— 
Juli 810) 7I 6| 25\ 17| 7| 30) 274 6) 25| 311 -/— | —I 1| 2| 66 — 11 4 1—| 1 
* August —| 3) —I 6| 23] 8 9) 44] 36| 7| 12) 21] 2) 2) 3[ 5) —| 1] 11 -|-1— | — 
* September | 1) 4 14| 8| 24 713] 30| 18S[ 8 13) 6|—| 6—1—| 9—I—| 11—I—/— | — 
October 10115) 381 5| 16| s2J13| 32] 23] 2) 10) —I—| 11—1-| 3 —f—| 3)— | 1/11) 
November 5111) —I 9| 24 29112 21 2512 6 24——|—] 1 2 3[— 14—1 1| 8 9 
Dezember | 5|— -] 16| 23| ss] 4] 35) 35] 4] 16 16[ 17-1 1 —| 3-1] U —/— 
Summa _[60/791106]102]274250]88]328]323[60]163 227] 5691351221493] 4152 2011342728 
Im Jahr 1872 täglich 1 Aufzeichnung h 6 fr. 
re. 1873 I) 5 h 6. 12. 6 Ab. 
Be 21874 rd a h 6. 12. 6 Ab. 
Im Jahr 1872 sollen 365 sind nur 354 Aufschreibungen. 
era 1095: 5 2,1056 E 
ke! IE 1022 = 


e)) 2 » 


*) Nicht aufgezeichnet. 


*) August u. September 1873 u. 74 sind mangelhaft. 


Du” 


20 


1874 
W 323 
SW 250 
NW 227 
S 106 
N. 35 
0 33 
50 28 
0 20 


1022 


RS 7 Sfssfe je] 
N Be u mv m m BI U GR II FR RL  ELN 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
{ 
i 
| 


EEE ER NEEERANERERFELEE. 


FEST 


BENHHIEBERRIRGHE 
BENERNENNEBAZAUN 
BERBENEDNURUNHEENNENEEER 


I! 
I 
BE 


5 


| 


BUSHNEUNGHEERGHEEBUNBERRESGRRRMIRRRRTRRRTTINNNIES SnBE 
SEEREREFEESTERLLITTTL PER TEILTE TEN 
CRDIETEEINE «a MEHRERE NA A ERDE INÄNELERHE 


Tetra 


Uran“ 


= 


ENNRINAIRN — 1 NN 


A = a) Pe a } 
Di ä 2 1% % ie 
R a er F - 
; I ö > Pia 
3:00 5 we. 
TEEN? Pe 
Fr N | 
2 
# 
3, ’ 
- 
- 
@ 
x 
“ 
N 
\ 
. » 
J 
. = 
/ 
- ß » 


P —- - 


KANEREIE 
BEREULNEEREIREEREEREREEEERN 
EEFTTLITERO 


N ENIUERBEERNG 
IS TITTITETEHT 
— cl 
ERITERBERERES« 
h 


CHNENEEERNEELERHRRENE 


anhllilllllhlhlliih TR NÜLRENINNÄNNINE | 


Dan Neem BBELLILGIEN. en Senne een za Be” 
"nun a A SEBGEREnnnlss Sans An rs Ars mm 


AMremteor Wespornter“ 


R 
Li 
28 
} 


dee Pr. 
ee 


Ocbeter” 


EEFEHEHHFREFFPFEFEEEE SS —EHHH ee: 
BEE TTS — TITEN 
BERRENEHELNHERNEBENEREREN 


BiE EEHEEHFEERPFEHFEL RE H 


HEBINEINEENRN SEEEFRHFFEER SH HH HEHE 
. SUEEDTEDGBRREERZ SS EURE HIR ER SGEREEEN HEULEN NEN 
Zi BENERREERERBE)GNNERENEREN EAN EHNHEREHENHIHEN 
HNEEBEEEYAHINDENGLGEGEINEESHEREEEERELTGEBINEIRNE 
ZaER SEERREEREERFEEFEEEF 8 FFLERFSSE 


BREENRELESSSUNEREEENEENIE RE GERN EHNHIBENBEENENNEE 
m HH | 


BEP LIT [LH EEFFFHEHFHEE SH 
TEENDERRSSSTFTERBERT ER EEE EEE N BERBENE 


\ INA TEIFTNTDEEDDEN 


SE 


HH 
SAALE 


7 II. 


Die Verbreitung irdischer Stoffe im Weltraum 


nach den neuesten Forschungen zusammengestellt 
von 


Heinrich Possner. 


Vorwort. 


Anrunnn 


Die glänzendste und bedeutendste Leistung unseres Jahr- 
hunderts auf dem Gebiete naturwissenschaftlichen Forschens ist 
die Entdeckung und Anwendung der Spectralanalyse. Die neu- 
gewonnene Untersuchungsmethode hat fast in allen Zweigen des 
naturwissenschaftlichen Studiums tief eingreifend, umgestaltend, 
befruchtend gewirkt, ungeahnte neue Bahnen des Weiterforschens 
eröffnet und in der kurzen Zeit einer fünzehnjährigen Ausbeute 
die grössten Erfolge geliefert, deren unabsehbare Mehrung im 
Laufe der Zeit noch in sicherer Aussicht steht. Kein anderer 
Theil des Naturforschens aber hat solche Förderung und Er- 
weiterung durch die Spectralanalyse erfahren, als die Astro- 
nomie. Durch dieses neue Hilfsmittel der Beobachtung wurde 
unser chemisches Wissen weit über die Schranken unseres Pla- 
neten hinausgerückt, die qualitative Beschaffenheit und die phy- 
sische Konstitution der Gestirne in den Bereich des Forschens 
und Erkennens gezogen und die grosse Idee der Einheit der 
Materie im Weltall hervorgerufen und festgestellt. Und diese 
letzte geistige Erkenntniss ist wohl die grösste Leistung, der 
bedeutendste Erfolg der Spectralanalyse; sie bietet uns die Grund- 
lage zur Weiterforschung über die Vergangenheit, Gegenwart 
und Zukunft des Universums, und in nicht ferner Zeit vielleicht 
wird es gelingen, aus dem Dasein und dem Zustande der Stoffe 
auf den einzelnen Weltkörpern auch auf die Gesetze zu schliessen, 
nach welchen der Entwicklungsprozess des Gestirnes sich be- 
stimmt und fortschreitet. — Die hiebei in Betracht kommenden 
Resultate der Spectralforschung sind vermöge der nothwendigen 
Arbeitstheilung Seitens der Beobachter in einzelnen Werken 


22 


und Zeitschriften vertheilt und zerstreut; unseres Wissens 
steht noch kein übersichtliches Verzeichniss der bisher erkannten 
Stoffe, aus welchen das Weltall zusammengesetzt ist, und doch 
dürfte wohl eine solche Zusammenstellung nothwendig und ge- 
eignet sein, um den Beweis und das Verständniss für die Ein- 
heit der Materie im Universum zu geben und zugleich die Grund- 
lage zur Vergleichung und für die daraus zu ziehenden Schlüsse 
zu liefern. Der Verfasser hat daher, veranlasst zunächst durch 
den Wunsch einiger Freunde der Naturforschung, unternommen, 
in Nachstehendem die bisherigen Ergebnisse aller Untersuch- 
ungen in Bezug auf die chemische Beschaffenheit der Gestirne 
in möglichster Genauigkeit und Vollständigkeit zu verzeichnen. 
Die Arbeit möge daher im Wesentlichen nur als Compilation be- 
trachtet werden und wird ihren Zweck vollständig erfüllen, wenn 
sie dem Laien einen Einblick in die Natur des Universums und 
dem Forscher eine arbeiterleichternde Uebersicht gewährt. 


I. Chemische Bestandtheile der Sonne. 


Nach Kirchhoff: Baryum, Calcium, Chrom, Eisen, Kalium, 
Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Nickel, Wasser- 
stoff, Zink. 

nach Angström und Thalen: 

Sicher: Baryum, Calcium, Chrom, Eisen, Kobalt, Kupfer, 
Maenesium, Mangan, Natrium, Nickel, Titan, a erh 

Wahrscheinlich: Aluminium, Zink und vielleicht auch Brom. 

nach Young: 

Sicher oder doch nahezu sicher: Baryum, Calcium, Cerium, 
Chrom, Eisen, Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, 
Nickel, Schwefel, Strontium, Titan, Wasserstoff, Zink. 

Mit einem geringeren Grade von Wahrscheinlichkeit: Di- 
dymum, Erbium, Lanthanium, Yttrium und vielleicht auch Brom, 
Sauerstoff und Stickstoff. 

Nach Lockyer: 

Aluminium, Baryum, Blei, Cadmium, Cerium, Chrom, Eisen, 
Kalium, Kobalt, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Nickel, 
- Strontium, Titan, Uran, Wasserstoff, Zink. 


Beh, 


23 


Wir übergehen die Sonnenstoffe, welche Janssen, Rayet, 
Secchi u. A. nachwiesen, weil von diesen Forschern keine so 
vollständigen Beobachtungsreihen, wie die angeführten, vorliegen, 
und deren Untersuchungen sich nur auf das Vorkommen des 
Caleium, Eisen, Magnesium, Natrium, Wasserstoff und in einigen 
Fällen auch des Baryum, Mangan, Nickel beschränken. Dagegen 
heben wir die interessante Entdeckung Secchi’s hervor, dass 
in der Sonne auch Wasserdampf existirt, und zwar stets in der 
Nähe grosser Sonnenflecken, deren weit niedere Temperatur 
eben diese Ausscheidung von Wasser begünstigt. Denn bekannt- 
lich gewinnt die Zöllner’sche Theorie mehr und mehr an 
Boden, nach welcher die Sonnenflecken Rauch ausstossende 
Schlacken sind, welche auf der glühendflüssigen, zum Theil schon 
schwach überkrusteten Sonnenkugel schwimmen. Die Entdeck- 
ung des Wasserdampfes in der Sonne ist um so wichtiger, als 
die Anwesenheit desselben auch diejenige des Sauerstofis, der 
prismatisch dort nur unvollkommen nachgewiesen ist, theoretisch 
unabweislich macht. 

Nach dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft ist die 
Sonne eine glühendflüssige, von mineralischen Dämpfen umhüllte 
Riesenkugel, welche ganz die nämlichen Bestandtheile wie unsere 
heimathliche Erde besitzt. 

Vereinigen wir die Forschungen vonKirchhoff, Angström, 
Young, Lockyer, Secchi und der übrigen Sonnenbeobachter 
so sind es folgende Substanzen, welche in der Sonne glühen: 

Sicher oder doch wahrscheinlich vorhanden: 1. Aluminium, 
2. Baryum, 3. Blei, 4 Cadmium, 5. Calcium, 6. Cerium, 
7. Chrom, 8. Eisen, 9. Kalium, 10. Kobalt, 11. Kupfer, 
12. Magnesium, 13. Mangan, 14. Natrium, 15. Nickel, 16. Schwe- 
fel, 17. Strontium, 18. Titan, 19. Uran, 20. Wasserdampf; 
21. Wasserstoft, 22. Zink. 

Vermuthlich vorhanden: 23. Brom, 24. Didymum, 25. Erbium, 
26. Lanthanium, 27. Sauerstoff, 28. Stickstoff, 29. Yttrium. 

Die Kenntniss aller dieser Substanzen, welche den 20 Mil- 
lionen Meilen entfernten Sonnenkörper bilden, ist bekanntlich 
eine Errungenschaft jenes ungeheuren Fortschritts in den Natur- 
wissenschaften, der durch Kirchhoff und Bunsen im J. 1859 
begründeten Spectral-Analyse. Als Beweis für die Sicherheit 
dieser Methode in ihrer Anwendung auf die himmlischen Körper 
möge folgendes Beispiel dienen: 


BR PROF T TR . 


Während Kirchhoff schon über 60 und sein Schüler Hoff- 
mann gegen 80 Eisen-Linien in der Sonne mit eben so vielen 
irdischen Eisen-Linien identificirten, steigt die Anzahl dieser 
Linien in den Untersuchungen von Angström und Thalen, 
welche das Eisen im elektrischen Flammenbogen verdampften, 
auf 450. Solch erstaunliche Uebereinstimmung von vielen Hun- 
derten von Linien und ganzen, charakteristischen Linien-Gruppen 
kann nun selbstverständlich kein Zufall sein, und schliesst daher 
jeden Zweifel an dem Ursprung jener Sonnen-Linien vom 
Eisen aus. 


ll. Chemische Bestandtheile der Fixsterne. 


Die Fixsterne sind bekanntlich nichts Anderes als Sonnen, 
welche aus ungeheuren Fernen noch zu uns herüberglühen. Sie 
sind zahllos wie die Halme, Blätter und Blüthen unserer irdischen 
Pflanzenwelt; die Zahl derjenigen, welche in unseren Riesen- 
teleskopen noch sichtbar sind, beträgt vielleicht 1500 Millionen. 
Nicht wenige derselben hat man auch in Bezug auf die Strahlen 
geprüft, welche sie uns zusenden, denn die Anzahl der von 
Hugeins und Miller, Seechi, Rutherford, Wolf und Rayet, Janssen, 
Vogel und Lohse untersuchten Fixsternsonnen beträgt gegen- 
wärtie schon über 1000, und alle diese glühenden, von minera- 
lischen Dämpfen umhüllten, tropfbarflüssigen Riesenbälle ent- 
halten fast durchgehends Natrium und Magnesium, sehr häufig 
auch noch Calcium, Eisen, Wasserdampf und Wasserstoff und 
bisweilen auch Antimon, Baryum, Chrom, Mangan, Quecksilber 
Silber, Tellur, Wismuth, Zinn und sonstige, uns von der Erde 
her bekannte Stoffe. Wir erwähnen einiger solcher Fixsterne, 
deren Bestandtheile genauer studirt worden sind. 


1. Aldebaran im Stier. 
(« Tauri). 
Er enthält: 
nach Huggins und Miller: 


Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Caleium, Eisen, Wismuth, 
Tellur, Antimon, Quecksilber. 


25 


Nach Vogel und Lohse: 

Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen, Wismuth, 
Antimon, Quecksilber. 

Hiezu kommt nach Secchi noch Wasserdampf, so dass der 
Fixstern Aldebaran nach unserer gegenwärtigen Kenntniss fol- 
sende 10 Substanzen aufweist: 

1. Wasserstofl, 2. Natrium, 3. Magnesium, 4. Calcium, 
5. Eisen, 6. Wismuth, 7. Tellur, 8. Antimon, 9. Quecksilber, 
10. Wasserdampf. 

Da das Spectrum eines Fixsterns selbstverständlich ‚nicht 
so intensiv sein kann, als das “brillante Sonnen-Spectrum, so 
können auch dort nicht so viele Absorptions-Linien zur Ver- 
gleichung mit irdischen Elementen dienen, wie in dem Prismen- 
bild der Sonne, in welchem schon Kirchhoff gegen 5000 Streifen 
und Linien unterschied, während neuerdings Cooke mittelst 
seines grossen Spektral-Apparates aus neun Kohlenstoff-Prismen 
ihre Anzahl gar nicht zu schätzen wagt. 

In der That sind denn auch die Absorptions-Linien in den 
Spektren der Fixsterne so ausserordentlich fein, dass ihr Stu- 
dium auf die Dauer das Auge sehr angreift, namentlich bei un- 
ruhiger Luft und nahe am Horizont, wo diese Linien beständig 
im Sehfeld hin- und herzittern. Die genannten Beobachter be- 
schränkten daher ihre Untersuchungen des Aldebaran nur auf 
einzelne Regionen des Spektrums, und zwar Huggins und Miller 
auf ungefähr 70—80, Vogel und Lohse auf 72 Absorptionslinien. 
Diese Linien sind zwar nur ein kleiner Bruchtheil der vielen, 
zarten Dunkel-Linien, welche das irisfarbige Lichtband des Alde- 
baran parallel zu einander durchziehen; allein schon diese ge- 
ringe Anzahl genügt, um die Anwesenheit der vorhin erwähnten 
Stoffe in jenem Fixstern zweifellos nachzuweisen. Von den 450 
Eisen- und 75 Caleium-Linien, zZ. B. welche Angström in dem 
Licht des glühenden Sonnenkörpers und seiner Photosphäre 
constatirte, finden sich nicht wenige im Spektrum des in Rede 
stehenden Fixsterns wie die folgende Zusammenstellung beweist: 


26 _ 7 


nach Huggins nach Vogel 
und Miller, und Lohse. 


Wasserstoff eoineidirt mit Absorptionslinien im Fixstern 2 2 
Natrium 3 “ 2 2 
Magnesium ER si 3 4 
Calcium 4 .n 4 11 
Eisen = ” 5 18 
Wismuth Ai 2 4 6 
Tellur = ER 4 nicht untersucht. 
Antimon x in 3 4 
Quecksilber is S 3 7 


2. Beteigeux im Orion. 
(@ Orionis). 

Seine Bestandtheile sind nach Huggins und Miller: 
Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen, Wismuth und vermuthlich 
auch Thallium, wozu nach Huggin’s späteren Untersuchungen 
noch Wasserstoff kommt. 

Nach Secechi: Natrium, Magnesium, Eisen, Wasser- 
stoff und Wasserdampf. | 

Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium, Cal- 
cium, Eisen, Wismuth und Wasserstoff. 

Nach Angström: Mangan-Oxyd (die schattenartigen 
Absorptions-Bänder, welche dem dritten Spectral-Typus eigen- 
thümlich sind und bisweilen dem Spectrum ein merkwürdiges 
colonnadenförmiges Aussehen verleihen). 

Der Fixstern Beteigeux oder Alpha im Orion enthält dem- 
nach sicher: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Caleium, 4. Eisen, 
5. Wismuth, 6. Wasserstoff, 7. Wasserdampf und vermuthlich 
auch: 8. Thallium, 9. Mangan-Oxyd. 


nach Huggins nach Vogel 
und Miller und Lohse 


Wasserstoff eoineidirt mit Absorptionslinien im Fixstern 2 1—2 
Natrium n Re 2 2 
Maenesium EE Br 3 4 
Calcium Mi 2 4 10 
Eisen > % 4 14 
Wismuth ah n 4 | 
Thallium ? sn hr == nicht untersucht. 


Auch hier umfassen die Untersuchungen nicht das ganze 
Spectrum, sondern nur die Parthien im Roth, Gelb, Grün und 
Blaugrün, welche im Sonnen-Spectrum durch die Linien C bis F' 


: 27 


Fraunhofer begrenzt werden. Zur Vergleichung benützten Hugeins 
und Miller etwa 80, Vogel und Lohse 87 Absorptions-Linien im 
Fixstern. 


3 Areturus im Bärenhüter. 
(@ Bootis) 


enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magnesium, Eisen 
und Wasserstoff. 

Nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was- 
serstoft. 

Nach Vogel und Lohse: Wasserstoff, Natrium, 
Maenesium, Eisen, Chrom, Caleium und wahrscheinlich auch Ba- 
ryum, Mangan und Silber. 

Zusammengenommen glühen und verdampfen demnach im 
Arcturus: 1. Wasserstoff, 2. Natrium, 3. Magnesium, 4. Eisen, 
5. Chrom, 6. Caleium und wahrscheinlich auch 7. Baryum, 
8. Mansan und 9. Silber. 


4. Scheat oder Menkab-el-Pheras im Pegasus. 


(ß# Pegasi) 
enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magnesium und 
wahrscheinlich auch Baryum. 
Nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was- 
serstoft. 
Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium, 
Eisen und Calcium. Wasserstoff-Linien wurden nicht gesehen. 

Die chemischen Bestandtheile des Fixsterns # Pegasi sind 
demzufolge: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen, 4. Calcium, 
ferner wahrscheinlich auch 5. Baryum und 6. vielleicht auch 
Wasserstoft. 

Die Anzahl der in diesem Stern glühenden, uns bekannten 
Substanzen ist wahrscheinlich noch grösser, als sich aus dieser 
Zusammenstellung ergiebt, und wären fortgesetzte Untersuch- 
ungen hier gewiss sehr wünschenswerth. Vogel und Lohse haben 
nur 40 Linien (darunter 29 wiederholt) bestimmt, obwohl die An- 
zahl derselben sehr gross ist, denn wir haben schon erwähnt, 
dass solche Beobachtungen wegen ihrer ausserordentlichen Fein- 
heit sehr schwierig sind. 

Huggins und Miller, die wegen ungünstiger Luft sogar nur 
17 Linien zu fixiren vermochten, und auch diese nur mit grosser 


nr ; 2 


Mühe, konnten, wie mitgetheilt, ihre Vergleiche nur auf Natrium 
und Magnesium mit Sicherheit ausdehnen. Die Linien des Ba- 
ryum, Eisen und Mangan zitterten in Folge der atmosphärischen 
Unruhe zu sehr, um sich genau identificisen zu lassen, doch schien 
die Anwesenheit des Baryum nahezu gewiss zu sein. Das Eisen 
wurde übrigens hier durch Secchi, Vogel und Lohse constatirt 
und auch das Mangan dürfte nicht fehlen, wenn Angström’s Ver- 
muthung sich bestätigen sollte, dass die breiten Absorptionsbänder 
des dritten Speetral-Typus vom Mangan-Oxyd herrühren. Das 
prachtvolle, oraniengelbe Licht von 8 Pegasi zerlegt sich näm- 
lich prismatisch in ein schönes Lichtband, von den Farben des 
Regenbogens, welches ausser den feinen Absorptions-Linien auch 
eine Anzahl breiter, dunkler, einseitig verwaschener Banden auf- 
weist, die schattenartig über das ganze Spectrum hinziehen. 
Gerade bei diesem Stern treten jene Banden sehr stark und 
charakteristisch auf, so dass das Spectrum den sonderbaren 
Anblick einer Reihe von der Seite beleuchteter Säulen darbietet, 
und damit eine wahrhaft stereoskopische Aehnlichkeit besitzt. 


5. Sirins im grossen Hund. 
(«e Canis majoris). 


Er enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magne- 
sium, Wasserstoff und wahrscheinlich auch Eisen. 
Nach Secchi: Natrium, Magnesium und Wasserstoff. 
Nach Vogel und Lohse: Natrium, Magnesium und 
Wasserstoff. 


6. Wega in der Lyra. 
(«e Lyrae). 


Sie enthält nach Huggins und Miller: Natrium, Magne- 
sium, Wasserstoff und wahrscheinlich auch Eisen. 
Nach Secchi: Natrium, Magnesium und Wasserstof. 
Die Gesammt-Beobachtungen am Sirius und an der Wega 
ergeben demnach für jeden dieser beiden Fixsterne die Anwesen- 
heit von 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Wasserstoff und 4. wahr- 
scheinlich auch Eisen. 
Eingehendere Spectral-Untersuchungen sind bei den silber_ 
farbigen Fixsternsonnen, wie Sirius und Wega, nicht möglich 


denn die Absorptions-Linien sind hier unendlich fein, viel feiner 


@ 


29 


als bei den rothen, z. B. Aldebaran, Arcturus, Antares, Pollux, 
« Orionis, # Pegasi, « Herculis u. s. w., so dass ihre Wahrneh- 
mung und genaue Bestimmung selbst in grossen Telespektrosko- 
pen auf das Aeusserste erschwert ist. Eine Ausnahme machen 
nur die vier Wasserstoft-Linien im Roth, Blau, Blaugrün und 
Violett, welche hier ungewöhnlich breit und stark sind. 


7. Antares im Scorpion. 
(«@ Scorpii). 

Er enthält nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und 

Wasserdampf. 
nach Vogel und Lohse: wahrscheinlich Natrium, 

Magnesium und Eisen. Die tiefe Stellung dieses Fixsterns über 
dem Horizont verhinderte leider eine genauere Untersuchung. 
Die prismatisch erkannten Bestandtheile der Fixsternsonne An- 
tares beschränken sich daher vorläufig nur auf: 

1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen, 4. Wasserdampf. 


8. Ras-el-Schethi im Hereules. 
(@ Herculis). 


Seine Bestandtheile sind 
nach Huggins und Miller: 
Natrium, Magnesium und Eisen 
nach Secchi: 

Natrium, Magnesium, Eisen und Wasserstoff 

nach Vogel und Lohse: 

Natrium, Magnesium, Eisen und wahrscheinlich auch Cal- 
cium und Zinn. 

Die Vereinigung aller Beobachtungen ergiebt für den Fix- 
stern &@ Hereulis: 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Eisen und wahr- 
scheinlich auch 4. Calcium, 5. Zinn und 6. Wasserstoff. Ferner 
scheint uns das prachtvolle Säulen-Spectrum desselben zu dem 
Schluss zu berechtigen, dass auf jenem fremden Weltkörper 
Mangan-Oxyd existirt (nach Angström). 

9. Mira im Wallfisch. 
(o-Omikron-Ceti). 
In diesem Stern existiren 


nach Secchi: Natrium, Magnesium, Eisen und Was- 
serstoff, 


30 


Ausserdem zeigt Mira ein schönes, kolonnadenartiges Spec- 
trum, das, wie schon erwähnt, nach Angström vermuthlich vom 
Mangan-Oxyd herrührt, 


10. Pollux in den Zwillingen. 
(® Geminorum) 
enthält 
nach Huggins und Miller: 
Natrium, Magnesium und Eisen. 
nach Secchi: 

Natrium, Magnesium, Eisen, Wasserstoff und Wasserdampf. 

nach Vogel und Lohse: 

Wasserstoff, Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen und viel- 
leicht auch Wismuth. Leider waren die atmosphärischen Ver- 
hältnisse diesen Beobachtungen nicht sehr günstig, so dass nur 
27 der auffallendsten von den überaus vielen und besonders fei- 
nen Linien des Pollux bestimmt werden konnten. Mit ziemlicher 
Sicherheit ergab sich daraus das Dasein der erstgenannten fünf 
Stoffe, während die Anwesenheit von Wismuth zweifelhaft blieb. 
Immerhin aber berechtigt uns die Vereinigung aller bisherigen 
Beobachtungen zu der Annahme, dass der Fixstern Pollux vor- 
zugsweise aus 1. Natrium, 2. Magnesium, 3. Calcium, 4. Eisen, 
5. Wasserstoff, 6. Wasserdampf und vielleicht auch 7. Wismuth 
zusammengesetzt ist. 


11. Eta im Schiff Argo. 
(n Argüs). 


Dieser merkwürdige, in Europa unsichtbare Stern des Süd- 
himmels gehört zu den wenigen Fixsternen, in deren Spektren 
statt der Absorptions-Linien und Absorptions-Banden farbige 
Linien auftreten, ähnlich, wie bei den Nebelflecken und Sonnen- 
Protuberanzen, so dass die unmittelbare Vergleichung mit den 
Spektren irdischer Metalle und Metalloide, wo ja auch die Strei- 
fen und Linien farbig sind, vorgenommen werden kann. In der 
That fand Le Sueur mit dem grossen Melbourne-Telescop auch 
in dem Stern n der Argo das Vorhandensein einiger uns be- 
kannter Substanzen angezeigt, und zwar dasjenige des Wasser- 
stoffs durch die Linien C (roth) und F (blaugrün) Fraunhofer, 
während einige andere Linien (gelb und grün) auf Natrium, 
Magnesium und Stickstoff hinzuweisen schienen. 


ol 


12. Rothes Sternchen im grossen Bären. 
(Nr. 152 des Catalogs von Schjellerup). 


Dieses höchst interessante Sternchen 6. Grösse befindet 
sich an der Grenze des grossen Bären und der Jagdhunde Chara 
und Asterion (AR = 12h 39m 155, D = + 460 7' 21 für 1875) 
und zeichnet sich durch sein intensives, hochrothes Licht, sowie 
durch sein prachtvolles und merkwürdiges Spectrum aus. : Letz- 
teres hat nach Secchi eine grosse Aehnlichkeit mit demjenigen 
des elektrischen Funkens im Benzin-Dampf, so dass es möglich - 
ist, dass Kohlenwasserstoffe eine bedeutende Rolle auf dieser, 
jedenfalls schon in beträchtlicher Abkühlung befindlichen Fixstern- 
sonne spielen. Secchi hält es für „voreilig aus dieser noch un- 
vollendeten Thatsache Schlüsse zu ziehen“, glaubt aber „nicht 
zu weit über die beobachteten Thatsachen hinauszugehen‘“, indem 
er sagt: „Hier werden wir also in den Gestirnen auf die Existenz 
sehr merkwürdiger und unerwarteter Verbindungen hingewiesen 
und der chemischen Astronomie ein neues Feld eröffnet. Seither 
suchte man besonders nach Elementen, hauptsächlich nach Me- 
tallen, und nun zeigt es sich, dass auch Verbindungen in Gas- 
form daselbst vorkommen können. Sehr viele Sterne zeigen eine 
schwarze Linie im Grün, sehr nahe bei den Magnesium-Linien 
U Fraunhofer, und es ist wahrscheinlich, dass sie eher durch 
einen Kohlenwasserstoff, als durch Magnesium hervorgebracht 
wird.“ — 


Ill. Chemische Bestandtheile der Nebelflecken. 


Diese, häufig blaugrün gefärbten Lichtscheibehen und phan- 
tastischen Nebelwölkchen, welche kraftvolle Riesen-Teleskope zu 
vielen tausenden am klaren Nachthimmel hervorzaubern, sind 
zuerst von Huggins im August 1864 und später auch von 
Secchi, Alexander Herschel, d’Arrest, Vogel u. A. durch das 
Prisma als ungeheure, hauptsächlich aus Stickstoff und Wasser- 
stoff bestehende Ansammlungen von glühenden Gasen erkann- 
worden. Wir erwähnen hier speciell einige der bekanntesten 
Gasnebel, und zwar nach den Angaben der genannten Forscher : 

1) Berühmter Nebelfleck im Schwertgriff des Orion. Diese 
grosse, seltsam geformte Gas-Wolke ist schon mit freiem Auge 
sichtbar, schimmert im Teleskop phosphorisch-blaugrün und vert 


32 


räth im Spectroscop die Anwesenheit von Stickstoff und Was- 
serstoff. 

2) Berühmter Ring-Nebel in der Lyra, einem phosphorisch 
schimmernden Reifen gleichend, über welchen ein feiner, duftiger 
Schleier gespannt ist. Die zahllosen Lichtpünktchen auf dem 
Nebel-Ring sind blosse Nebelbällchen, keine wirklichen Stern- 
chen. Das ganze, merkwürdige Gebilde besteht fast ausschliess- 
lich nur aus Stickstoffgas. 

3) Kleiner planetarischer Nebel im Wassermann, von grün- 
lichblauem Colorit und saturnförmigem Umriss. Die Nebelscheibe 
läuft am Rand in eine Strahlen-Glorie aus, und das Ganze be-* 
steht aus glühendem Stickstoff und Wasserstoff. 

4) Planetarischer Nebel im Drachen, eine grünlichblaue - 
Nebelscheibe, mit weissem, sternartigem Centrum, darstellend. 
Auch diese Gaskugel besteht aus Stickstoff und Wasserstoff. 

5) Bläulicher Ring-Nebel in den Zwillingen, mit Strahlen- 
Glorie und Central-Kern, neben welchem sich ein kleiner, schwar- 
zer, rundlicher Raum befindet. Letzterer ist offenbar keine 
Oefinung in der Nebel-Materie, sondern wahrscheinlich ein aus- 
sebranntes Sonnen-System, welches gegenwärtig vor dem Nebel- 
fleck vorüberzieht. Der Ring-Nebel selbst besteht aus Stickstoff 
und Wasserstoff. 

6) Der sogenannte Dumbell-Nebel im Sternbild des Fuchses 
mit der Gans. Diese ungeheure Nebel-Wolke scheint bloss aus 
Stickstoffgas zu bestehen. Die sternartigen Pünktchen auf ihr 
sind ebenfalls nur Verdichtungen in dieser Gasmasse (Nebelbäll- 
chen), nicht aber wirkliche, ausgebildete Fixsternsonnen. 

7) Stern-Nebel im Schwan, eine grünlichblaue, scharf be- 
srenzte Nebelscheibe, mit sternartigem Centrum. Sie besteht 
aus Stickstoff und Wasserstoff. 

8) Kleiner, aber heller planetarischer Nebel in der Andro- 
meda, mit ringartiger Oeffnung und ovalem Nebelhof. Derselbe 
ist grünlichblau und besteht aus Stickstoff und Wasserstoff. 

9) Planetarischer Nebel in der Hydra, eine kleine aber 
helle Nebelscheibe von blauem Licht. Sie besteht aus Stick- 
stoff und Wasserstoff. 

10) Planetarischer Nebel im Pfeil, von Lord Rosse als Spi- 
ral-Nebel erkannt. Dieser kleine Nebelfleck ist satellitenartig 
von vier Fixsternchen begleitet und besteht, nach dem prisma- 
tischen Anblick zu schliessen, nur aus Stickstofigas,. 


99 


11) Planetarischer Nebel im Adler. Er bietet eine grosse 
scharfbegrenzte Nebelscheibe dar und scheint ebenfalls nur aus 
Stickstoff gebildet zu sein. 

12) Planetarischer Nebel im Schlangenträger. Das Licht 
dieser herrlichen Nebelkugel, von 8 Minuten Durchmesser, ist 
trübe und verwaschen, flimmert aber sternartig und der Nebel- 
fleck wird daher schon in der Abenddämmerung sichtbar. Eben 
so schön ist auch das Spectrum, dessen scharfe, brillante Linien 
hier das Vorhandensein von Stickstoff und Wasserstoff nach- 
weisen. — 


IV. Chemische Bestandtheile der Planeten. 


Da die Planeten keine glühenden Körper sind, wie z. B. 
die Sonne, die Fixsterne und Nebelflecken, und daher auch nicht 
eigenes Licht aussenden, sondern nur in reflektirtem Sonnenlicht 
strahlen, so lassen sich hier nur solche Substanzen ermitteln, 
welche die wenigen Bestandtheile ihrer Atmosphären bilden. In 
der Erd-Atmosphäre sind diess vorzüglich Stickstoff (79,2), Sauer- 
stoff (20,8), Kohlensäure (zwischen 0,05 und 0,1 varürend) und 
Wasserdampf, dessen wechselnde Menge von den verschiedenen 
Wärmegraden unseres Dunstkreises abhängt. Alle diese Be- 
standtheile der irdischen Atmosphäre sind nun in der That auch 
in den Dunsthüllen mehrerer anderer Planeten constatirt worden. 

Die teleskopische Beobachtung einer Atmosphäre des Mars, 
welche periodisch — sei es durch Rotation oder Jahreszeiten-. 
wechsel — die landschaftlichen Schattirungen an der Oberfläche 
der Marskugel trübt und dann wieder in klaren, bestimmten 
Umrissen hervortreten lässt; ferner die beweglichen, lichten 
Wolkenstreifen, welche in dieser Atmosphäre schwimmen, und 
deren Existenz ebensowohl durch ältere Beobachter, wie Schrö- 
ter zu Lilienthal und Wilhelm Herschel zu Slough, als durch 
neuere, wie Browning zu London und Linsser zu Pulkowa con- 
statirt ist; endlich die Schnee - und Eis-Zonen an den beiden 
Kältepolen des Mars, welche, ganz nach dem Verlauf der dorti- 
. gen Jahreszeiten, in ihrer Ausbreitung veränderlich sind, im 
Winter ein brillantes, fixsternartiges Licht (Mädler, Linsser, 
Vogel), im Sommer einen rosigen Schimmer (Secchi) aussenden, 
und uns so ihr abwechselndes Schmelzen und Neubilden vor Au- 

5 


34 


sen führen — diess Alles hatte schon früher das Vorhandensein 
von Wasser auf diesem Nachbar-Planeten theoretisch in hohem ° 
Grade wahrscheinlich gemacht. Erst unserer Zeit war es jedoch 
vorbehalten durch das Prisma den directen Beweis hiefür zu 
liefern. Der französische Physiker Janssen, der sich bis zum 
Jahr 1865 durch verschiedene, sinnreiche Experimente überzeugt 
hatte, dass mehrere der telluratmosphärischen Spektral-Linien 
durch Wasserdampf hervorgebracht werden, benützte nämlich 
im Jahr 1867 eine wissenschaftliche Reise näch Italien und Grie- 
chenland, um die Atmosphären der Planeten Mars und Saturn 
bezüglich ihres Gehaltes an Wasser einer prisimatischen Analyse 
zu unterziehen. Er beobachtete, um sich gegen jede Täuschung 
zu sichern, auf dem Gipfel des Aetna, in einer Höhe von 10,000 
Fuss und somit fast gänzlich ausserhalb des Bereiches jedes stö- 
renden Einflusses der Erd-Atmosphäre. Zu Palermo und Mar- 
seille wurden später diese Forschungen mit grösseren Spektro- 
skopen fortgesetzt und constatirt, dass Wasserdampf sowohl in 
der Atmosphäre des Mars, wie in derjenigen des Saturn vor- 
kommt. 

Diese interessante Entdeckung ist seitdem auch von anderen 
Beobachtern bestätigt worden, und zwar für den Mars: von 
Secchi, Hugeins und Miller, Vogel und Lohse; für den Saturn: 
von Secchi, Hugsgins und Miller, Vogel und Lohse; für den Ju- 
piter: von Secchi, Huggins und J. Miller, Le Sueur, Vogel und 
Lohse; für die Venus: von Secchi, sowie von Vogel und Lohse. 
Die Anzahl der atmosphärischen Streifen des Mars-Spektrums, 
welche mit solchen der Erd-Atmosphäre identisch sind, beträgt 
nach Dr. Vogel’s sorgfältigen Messungen sieben. Sie bestätigen 
die schon vor Anwendung des Prisma’s bestandene Ansicht, dass 
Mars eine Atmosphäre besitzt, deren Zusammensetzung nicht 
wesentlich von der unserigen abweicht, und dass vor Allem diese 
Atmosphäre reich an Wasserdampf sein muss. Die Anwesenheit 
des Wasserdampfes in der Mars-Atmosphäre liefert aber in Ver- 
bindung mit den teleskopischen Wahrnehmungen den Beweis, 
dass auch auf dem Mars das Wasser einem ähnlichen Kreislauf 
unterworfen ist, wie auf der Erde, indem das Wasser der dorti- 
sen Meere, Seen und Flüsse verdampft, in der Atmosphäre auf- 
steigt und, je nach der Temperatur der letzteren, als Schnee 
oder Regen, als Reif oder Thau wieder auf den Planeten fällt. 

Bei dem Riesen-Planeten Jupiter, der im Teleskop keine 


35 


Spur von landschaftlichem Detail verräth, wohl aber ein stark- 
wolkiges Aussehen darbietet, das nicht allein vom Wasserdampf 
herzurühren scheint, sondern wahrscheinlich mit den plutonischen 
Vorgängen auf jener Planetenkugel im Zusammenhang steht — 
zeigen sich nach Vogel und Lohse acht Streifen und Banden 
von atmosphärischem Ursprung. Sieben derselben stimmen mit 
tellur-atmosphärischen Banden überein, und deuten auf eine Gas- 
hülle des Jupiter hin, welche auf die sie durchdringenden Son- 
nenstrahlen eine ähnliche Wirkung ausübt, wie unsere Erd- 
Atmosphäre. Die achte Bande hingegen, im rothen Lichtfeld, 
fehlt in den Atmosphären der Erde und ihrer Nachbar-Planeten, 
und findet sich nur noch in der Gashülle der Saturnkugel und 
vielleicht auch in derjenigen ihres Ring-Systems, die beide ja 
ebenso wie Jupiter sich noch im erbitterten, plutonischen Kampf 
um das Dasein befinden. 

Das bleiche, nebelartig verschwommene Aussehen der dunk- 
len Schattirungen an der Venus-Oberfläche und ihr schwieriges 
Erkennen, selbst bei klarer, ruhiger Luft; ferner das grelle 
blendende Licht auf der Tagesseite der Venus und dessen all- 
mäliges Erblassen nach der Nacht-Halbkugel des Planeten hin; 
endlich die wolkenartigen, oft sehr intensiven Lichtflecken auf 
diesem matteren Hintergrund und das Auftreten von Dämme- 
rungs-Zonen an dieser Grenze von Tag und Nacht — das Alles 
machte schon früher das Vorhandensein einer sehr dichten und 
wolkenreichen Dunsthülle der Venus unzweifelhaft. Durch das 
Speetroskop erkannten Secchi, Vogel und Lohse Spuren von 
Wasserdampf in dieser Atmosphäre, woraus bei dem vorgerück- 
ten Bildungsstadium der Venus sich das Vorhandensein von 
Wasser an der eigentlichen Planetenoberfläche, also von Meeren 
und Seen, von selbst ergiebt. Wasser und Wasserdampf setzen 
aber auch die Anwesenheit von Sauerstoff voraus, da Wasser ja 
die chemische Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff ist. 
Endlich findet Secchi eine merkwürdige Verstärkung der irdisch- 
atmosphärischen Stickstofflinie nahe bei F. Fraunhofer, sobald 
sich diese auf die auf- oder untergehende Venus projieirt, und 
diese Verstärkung ist nur erklärlich, wenn auch in der Venus- 
atmosphäre Stickstoff existirt. 

Der Planet Mercurund der Planetoid Vesta sind ebenfalls 
von Vogel und Lohse spektroscopisch untersucht worden; doch 
ist das Ergebniss noch keineswegs sicher. Bekanntlich wird das 

3* 


36 


T:ıcht der Merkursscheibe gegen die Grenzlinie der Tag- und 
Nachthalbkugel hin matter, ähnlich, wie bei der Venus; auch 
sahen am 29. September 1832 Beer und Mädler in Berlin die 
Lichtgrenze nicht ganz scharf, sondern etwas verwaschen. Schrö- 
ter und Harding zu Lilienthal bei Gotha beobachteten auf 
diesem Himmelskörper einen dunklen Streifen mitten auf der 
Scheibe, welcher nach Osten hin eine schwärzere Stelle zeigte. 
- Aus diesen und einigen anderen, weniger sicheren Beobachtungen 
hat man geschlossen, dass Merkur eine nicht ganz durchsichtige 
Atmosphäre besitzt. In der That fand auch Vogel in den Jahren 
1871 bis 1873, dass im Spectrum des Merkur, welches im Ueb- 
rigen stets vollkommen mit dem Sonnenspectrum übereinstimmte, 
die beiden Streifen & und Ö des telluratmosphärischen Spectrums 
vorhanden sind. Indessen steht Merkur am Morgen und Abend 
stets so niedrig über unserem Horizont, dass es sich schwer 
wird entscheiden lassen, ob diese Streifen von unserer eigenen 
Atmosphäre herrühren oder jenem Planeten eigenthümlich sind. 

Die kleine Vesta, mit ihrem Durchmesser von nur 40—60 
Meilen, nähert sich uns bisweilen, in günstigen Oppositionen, bis 
auf 23 Millionen Meilen und sie wird dann am Nachthimmel 


einem scharfen, unbewaffneten Auge als zartes Lichtpüncktchen. 


6. Grösse sichtbar. Bei einer solchen Gelegenheit, am 13. Feb- 
ruar 1872, wurde sie von Vogel prismatisch untersucht und ergab 
sich ein sehr schwaches Farbenband mit drei Absorptionsstreifen, 
von welchen die zwei schwächeren vom reflektirtem Sonnenlicht 
herrührten, der stärkste hingegen mit der tellur-atmosphärischen 
Liniengruppe d Brewster zusammenzufallen schien. Vesta stand 
während dieser Beobachtung hoch am Himmel, so dass die Erd- 
atmosphäre mit ihren prismatischen Banden nicht störend ein- 
wirken konnte; denn die tellur-atmosphärischen Absorptionsbanden 
pflegen in den Spectren der Gestirne erst bei deren Annäherung 
an den Horizont aufzutreten. 

Die besprochene Linien-Gruppe, welche der englische 
Physiker Brewster mit d bezeichnete und daher als „Brewster’- 
sche Region“ bezeichnet wird, ist bisher in der Sonne, in einer 
sehr grossen Anzahl von rothen und gelben Fixsternen und end- 
lich, mehr oder minder, in den Atmosphären der Planeten Mars, 
Saturn, Jupiter, Venus, Mercur und Vesta wahrgenommen wor- 
den, und ihre gründliche Erforschung ist daher von sehr grosser 
Wichtigkeit. Janssen und mit ihm Secchi, Vogel und andere 


SR 
Spectralforscher führen bekanntlich den Ursprung dieser telluri- 
schen Absorptions-Bande auf denjenigen vom Wasserdampf zu- 
rück; allein dieser Annahme tritt ein sehr competenter Beobachter 
Prof. Angström entgegen. Auch Angström theilt in seinen „Unter. 
suchungen über das Sonnen-Spectrum“ (Recherches sur le spectre 
solaire) Janssens Ansicht, dass die tellur-atmosphärischen Spectral- 
Linien hauptsächlich vom Wasserdampf herrühren, namentlich 
diejenigen, deren Aussehen, je nach dem Feuchtigkeits-Gehalt 
der Luft, mehr oder minder veränderlich ist. Andere dagegen, 
z. B. die in Rede stehende Gruppe d Brewster, glaubt er auf 
andere Substanzen, am wahrscheinlichsten auf Kohlensäure, zu- 
rückführen zu dürfen. „Um die Entstehung“ sagt er, „der dunklen 
Streifen A, B, @ und d zu erklären, welche sehr beständig sind 
und nicht merklich von den Schwankungen der Luft-Temperatur 
abhängen, muss man zu anderen gasigen Stoffen seine Zuflucht 
nehmen, deren Spannung weniger wechselnd ist, als diejenige 
des Wasserdampfes. Unter diesen Stoffen habe ich bereits auf 
die Kohlensäure hingewiesen, und man könnte selbst annehmen, 
dass das Ozon eine ähnliche Wirkung erzeugen kann, vorausge- 
setzt, dass es frei in der Atmosphäre vorkommt.“ 
Sollte sich die Vermuthung des verdienstvollen Angström 
im Lauf der Zeit bestätigen, so hätten wir auch auf unseren 
Nachbar-Planeten, namentlich der Venus, mehr oder minder voll- 
ständig alle diejenigen Bestandtheile beisammen, welche auf 
unserer Erde als wesentlich für das Leben gelten, nämlich Stick- 
stoff, Sauerstoff, Kohlensäure und Wasserdampf. 


V, Chemische Bestandtheile der Kometen. 


Von den Kometen, welche auf ihren Irrfahrten durch den 
Weltraum vorübergehend auch unser Sonnensystem besuchen, 
oder solchen, denen dieser Besuch gefährlich wird, indem sie 
fortan bis zu ihrer völligen Auflösung in unzählige Meteorkör- 
perchen zur unfreiwilligen Wanderung um die Sonne genöthigt 
sind, sind auch in der letzten Zeit nicht wenige im Perihelium 
sichtbar geworden. Seit Anwendung des Prisma auf die Sterne 
(1862) hat man z. B. gegen 50 jener interessanten Fremdlinge 
beobachtet, und von diesen hat allein das Jahr 1873 sieben ge- 


38 


bracht. Aber die Mehrzahl derselben war selbst für die grossen 
und kraftvollen Spektroskope der Gegenwart zu lichtschwach, 
und daher ungeeignet zu Aufschlüssen über die Materie, aus 
welcher diese, früher so räthselhaften Himmelskörper bestehen. 
Nur bei einigen der helleren, zu denen sich im vorigen Som- 
mer, nach langem, sehnsüchtigem Harren von Seite der Wis- 
senschaft, endlich auch einmal ein grosser, brillanter Komet 
(Cosgia 1874 II) gesellt hat, ist man so glücklich gewesen, 
derartige Aufschlüsse zu finden. Uebereinstimmend ergab sich 
bei denselben die interessante Thatsache, dass Kohlenstoff ihren 
Hauptbestandtheil bildet, mochte man auch ihr Spektrum mit 
demjenigen verschiedener Kohlenwasserstoffe: des Benzin, des 
blauen Theiles einer Leuchtgasflamme oder des blauen Theiles 
einer Petroleumflamme vergleichen. Diese kohlenstoffhaltigen 
‚Kometen sind folgende: x | 

1) Komet von Winnecke (1868 II) nach den Untersuchungen 

von Secchi und Hugeins. 

2) Komet von Winnecke (1871 I) nach Huggins. 

3) Komet von Tuttle (1871 III) nach Young. 

4A) Komet von Encke (1871 V) nach Huggins. 

5) Komet von Henry (1873 IV) nach Vogel. 

6) Komet. von Coggia (1874 UI) nach Secchi, Vogel und v. 

Konkoly. 

Vogel, welcher ursprünglich nur bei den Kometen von 
Winnecke (1868 II), von Henry und dem grossen Kometen von 
Cogsia die Indentität der farbigen Kometen-Banden mit denje- 
nigen des Kohlenstoff-Speetrums anerkannte, neigt sich neuer- 
dines zur Annahme hin, dass die erwähnten sechs Kometen 
sämmtlich kohlenstoffhaltig sind. Die Ansicht des englischen 
Astronomen Christie, welcher aus seinen Beobachtungen auf der 
Sternwarte zu Greenwich den Schluss zieht, der Kopf des grossen 
Kometen von Coggia bestehe aus Kohlenoxyd oder Kohlensäure, 
berichtist Vogel dahin, dass die Vergleichung mit den Spektren 
von Kohlenwasserstoffen, sowohl hier als bei anderen Kometen, 
sich den Beobachtungen viel besser anschliesst als diejenige mit | 
den Spektren der Sauerstoffverbindungen des Kohlenstoffs. 

Dieser Kohlenstoffgehalt der Kometenköpfe erklärt auch 
die grünliche oder bläuliche Färbung mancher Kometen, wie 
man sie bereits schon vor Erfindung des Fernrohrs beobachtet 
hat. So wurden bläuliche Kometen in den Jahren 1468 und 


ee 


Er 


39 


1476 nach Chr. gesehen. Der grosse Komet von 1811 hatte 
einen grünlichblauen Kopf, mit schwach röthlichem Kern, der 
Halley’sche Komet von 1835 und der Donatische von 1858 wa- 
ren ebenfalls bläulichgrün. Der Swift’sche Komet von 1862 
hatte einen bläulichen Schweif, während die Ausströmung eine 
gelbliche Farbe zeigte. Der Kopf des Winnecke’schen Kometen 
von 1868, dessen Spektrum so auffallend mit denjenigen der 
Kohlenwasserstoffe übereinstimmte, schimmerte blau und ebenso 
verbreitete der grosse Komet von Coggia nach meinen eigenen 
Wahrnehmungen ein meergrünes Licht. Am zweifellosesten gab 
sich diese Färbung am Abend des 14. Juli 1874, wo der Ko- 
metenkopf zum letzten Mal noch über dem Horizont stand, zu 
erkennen. Ich untersuchte ausschliesslich zu diesem Zweck 
den Kometen auf dem kleinen Observatorium des Herrn Dr. 
Remeis in der Nähe der Altenburg bei Bamberg. Die Nacht 
der Beobachtung war klar und ruhig; weder Mondlicht noch 
künstliche Beleuchtung störten, da der Beobachtunesort west- 
lich von der Stadt auf einem Hügel im Freien liest. 4 m 
kleinen Bären, A im Drachen (Dschiauzar), y im Adler (Tara- 
sed) und andere Sternchen dritter bis vierter Grösse zeigten 
im, Tubus ihr gewöhnliches, prachtvolles Oraniengelb. Das 
zarte, geisterhafte Gewebe des Kometenkopfes hingegen schim- 
merte deutlich in grünlich-phosphorischem Schein, mit Aus- 
nahme des röthlichen Kernes und seiner fächerförmisen Aus- 


strömung. Auch die vom Kometenkopf entfernteren Parthien 


der schönen, riesigen Lichtfelder, welche der Schweif nach Auf- 
hören der Dämmerung am nördlichen Himmel bildete, zeigten 
jenen eigenthümlichen, schwer zu beschreibenden, grünlichen 
Schimmer und contrastirten hiedurch gegen den schwarzen 
Streifen, welcher vom Kern aus den Kometenschweif in zwei 
Hälften schied. 


VI. Chemische Bestandtheile der Meteor - Sternchen. 


(Sternschnuppen, Leuchtkugeln, Meteorsteine). 


Diese Miniatur-Himmelskörperchen sind mineralische Mas- 
sen von kometarischem Ursprung, die «bald einzeln, bald in 
Schwärmen von Milliarden, sich mitten unter den zahllosen 


40 


Sonnen, Planeten, Kometen und Nebelflecken im Weltraum 
bewegen. Zuweilen begegnen sie auf ihrer Wanderung der 
Erde, und werden dann von ihr mehr oder minder kräftig an- 
gezogen. In diesem Fall versetzt sie ihre rasende Geschwin- 
digkeit beim Durcheilen unserer Atmosphäre in vorübergehenden 
Gluthzuständ, und sie werden uns dann, je nach ihrer Grösse 
und ‚Entferrung im Moment des Aufstrahlens, entweder als 
Sternschnuppen oder Leuchtkugeln sichtbar, die ausserhalb 
unseres Dunstkreises bald wieder erlöschen. Oefters fallen sie 
aber auch als sogenannte Meteorsteine (A@rolithen) vom Him- 
mel zur Erde nieder, wo wir diese merkwürdigen Fremdlinge, 
die vielleicht schon seit undenklichen Zeiten im Weltraum um- 
hergezogen, mit unseren Fingern betasten, mit unseren leib- 
lichen Augen besichtigen können, etwa wie eine gepflückte Blume 
oder einen gefangenen Schmetterling. Manche dieser Meteor- 
steine sind nur so gross wie eine Nuss, eine Erbse und noch 
kleiner, und wiegen oft nur 0,17 bis 0,60 Gramm, wie die am 
1. Januar 1869 bei Hessel in Schweden gefallenen Meteoriten. 
Sie sind wohl ohne Zweifel mit jenen winzigen Sternschnuppen 
identisch, die man bisweilen plötzlich am Himmel aufleuchten 
und sofort auch wieder verpuffen sieht. Andere — und diese 
mögen bei ihrer Entzündung in unserer Atmosphäre wahrschein- 
lich das Phänomen grosser Leuchtkugeln darbieten — besitzen 
enorme Dimensionen, wie die grosse Steinmasse von 600 Pfund, 
welche zugleich mit ungefähr tausend anderen, kleineren Me- 
teorsteinen am 9. Juni 1866 zu Kniahynia in Ungarn fiel, oder 
die im Jahr 1871 von Prof. Nordenskjold aufgefundenen Meteor- 
eisenmassen von Ovifak in Grönland, welche sogar 49000, 
20000 und 10000 Pfund wiegen, und sich gegenwärtig in den 
Sammlungen von Stockholm und Kopenhagen befinden. Dass 
die Sternschnuppen - und Leuchtkugeln , sowie die glühenden 
Dämpfe, von welchen sie, gleich den Kometen, bei ihrem Auf- 
strahlen in der Erdamosphäre schweifartig begleitet sind, eine 
verschiedenartige, chemische Zusammensetzung besitzen, be- 
weisen schon die verschiedenen Farben dieser Himmelskörper- 
chen. Die Mehrzahl derselben strahlt in silberfarbigem oder 
phosphorischem Lichtschein; aber sehr viele sind auch rosen- 
roth, blutroth, kupferroth, orange, violett, saphirblau, stahlgrau, 
smaragdgrün, blaugrün. Manche zeigen eine eigenthümliche Misch- 
ung von Grün und Goldfarben, von Grün und Kupferroth, und 


41 


nicht selten ist das Licht auch irisirend, wie bei einer schönen, 
von Secchi im November 1868 beobachteten Sternschnuppe, 
welche hintereinander alle Farben des Regenbogens zeigte. 
Einzelnen Beobachtern ist es nun geglückt eine mässige Anzahl 
solcher Meteorsternchen einer prismatischen Analyse zu unter- 
ziehen, so wenig auch ihre flüchtige Erscheinung sie für das 
Studium im Spektroskop geeignet macht, und finden Alexander 
Herschel, Browning, Secchi und v. Konkoly, dass Natrium, 
Maenesium und Strontium am Verbrennungsprocess der Meteore 
hauptsächlich betheiligt sind. Nach v. Konkoly ist das Natrium 
in den gelben, das Magnesium in den grünen, das Strontium in 
den rothen Sternschnuppen und ihren Schweifen vorherrschend. 
Wir können. uns vorläufig mit diesem kleinen, aber wich- 
tigen Anfang zur Kenntniss der substanziellen Beschaffenheit 
der Meteorsternchen begnügen, da wir schon vor Anwendung 
der Spectral- Analyse — und zwar auf einem viel näheren 
Wege — hierüber eingehend unterrichtet waren. Diesen Auf- 
schluss verdanken wir den Meteorsteinen, welche bei directer 
chemischer Analyse eine wahre Musterkarte von Stoffen dar- 
bieten, welche uns von der irdischen Heimath her bekannt sind. 
Ja, was eben so merkwürdig ist, die elementaren Bestandtheile 
dieser Meteorsteine, dieser Abkömmlinge der Kometen von 
Swift (1862 III), Tempel (1866 I), Thatcher (1861 I) und Biela 
(der berühmte Doppelkomet), welche nachweisslich mit den 
grossen, periodischen Meteor-Schwärmen vom August, Novem- 
ber, April und December im innigsten Zusammenhang stehen 
— sie kommen dort, wenn auch nicht ganz in den nämlichen, 
so doch in ähnlichen Verbindungen und Formen vor, welche 
jene Urstoffe auf unserem Erdkörper einzugehen pflegen. Ihr 
Aussehen ist sehr mannichfaltig, und es ist daher nicht immer 
leicht, zwischen den einzelnen Meteorsteinen eine Verwandt- 
schaft zu entdecken, namentlich zwischen jenen zusammenge- 
backenen, erdigen oder kohlenartigen Massen, mit wenigen, 
darin zerstreuten Metallbrocken, und dem Meteoreisen, aus 
welchem sich arabische Chalifen und mongolische Fürsten 
Schwerter schmieden lassen konnten. Gleichwohl zeigen sie, 
wie gross auch die Verschiedenheit ihrer inneren chemischen 
Beschaffenheit sein mag, in ihrem Aeusseren eine gewisse phy- 
siognomische Uebereinstimmung, welche sie von irdischem Ge- 
stein sofort unterscheidet. Fast alle besitzen nämlich einen 


42 


dünnen, pechschwarzen, glänzenden und geäderten Ueberzug, 
eine prismatische oder pyramidale, an der Spitze abgestumpfte 
Form, breite, etwas gebogene Bruchflächen und abgerundete 
Ecken. Im Allgemeinen sehen wir in diesen A@rolithen nur 
die Bruchstücke zersprungener Meteore vor uns, denn nur sel- 
ten gelangen diese in derjenigen Form zur Erde, in welcher 
sie vorher durch den Weltraum gezogen. Die meisten senden 
bei dem Eindringen in die irdische Atmosphäre und der hie- 
durch hervorgerufenen, starken Erhitzung entweder nur ihre 
Trümmer zu uns hernieder, oder sie verpuffen und zerstäuben 
vollständig, wobei sie als sogenannter Meteorstaub sich auf die 
Erde bisweilen herabsenken. Zu denjenigen Ausnahmen, wo 
ein Meteor in seiner ursprünglichen, kosmischen Form zur Erde 
fällt, zählt der ungeheure Steinregen von Pultusk in Polen, 
wo am 30. Januar 1868 ein ganzer Meteoritenschwarm, von 
vielen tausenden von Aörolithen, aus der Atmosphäre herab- 
stürzte, sowie der vereinzelte Aörolithenfall von Krähenberg in 
der Pfalz, wo am 5. Mai 1869 unter gewaltiger Detonation eine 
311/, Pfund schwere, mineralische Masse fiel. Dieselbe hat die 
Form eines abgeplatteten Sphäroids oder einer dicken Scheibe, 
mit einer dünnen, pechschwarzen Schmelzkruste von Eisen-Oxydul- 
Oxyd und eigenthümlichen, fingerartigen Eindrücken. Die Grund- 
masse des Meteorsteins ist hellerau und enthält zahlreiche 
Blättehen und Körnchen von Eisen, dessgleichen sehr fein ver- 
theilten Schwefelkies. Aehnliches zeigen auch die Meteorsteine 
von Pultusk, jedoch mit dem Unterschied, dass nur bei weni- 
gen sich jene charakteristische, sphäroidale oder dickscheiben- 
artige Form erhalten hat und leider die Mehrzahl dieser kos- 
mischen Stein-Sphäroide bis zur. Unkenntlichkeit zertrümmert 
und geschmolzen wurde, selbst bis zur Kleinheit von Staub 
oder Sandkörnern. Manche von den grösseren dieser Aörolithen 
zeigen nämlich an ihrer Rückseite ein angekittetes Conglomerat 
kleiner und kleinster Meteorkörner, theils umrindet, theils auch 
ganz geschmolzen. Dieser Umstand erklärt sich leicht durch 
die Erwägung, dass die von dem kosmisch bewegten, gegen den 
stets wachsenden Atmosphärendruck ankämpfenden Aörolithen 
abgeschmolzenen Theilchen sich wieder mit demselben vereini- 
gen mussten, sobald sie in die momentane Luftleere, unmittel- 
bar hinter demselben gelangten; denn in diesem Fall mussten. 
sie eine grössere Geschwindigkeit als der glühende Hauptkörper, 


45 


von welchem sie abtröpfelten oder sich losbröckelten, annehmen 
und daher denselben auch augenblicklich wieder einholen. 

Bis jetzt sind in den Meteorsteinen folgende 24 einfache 
Körper erkannt worden: 

1) Aluminium, 2) Arsen, 3) Blei, 4) Caleium, 5) Chrom, 
6) Eisen, 7) Kalium, 8) Kobalt, 9) Kohlenstoff, 10) Kupfer, 
11) Lithium, 12) Magnesium, 13) Mangan, 14) Molybdän, 
15) Natrium, 16) Nickel, 17) Phosphor, 18) Sauerstoff, 19) Schwe- 
fel, 20) Silicium, 21) Strontium, 22) Titan, 23) Zinn, 24) Was- 
serstoff. 

Ob übrigens Wasserstoff in allen Fällen einen wirklichen 
Bestandtheil der Meteorsteine und somit auch der Meteor- 
Sternchen, deren Fragmente sie ja sind, bildet, bleibt vor- 
läufig dahin gestellt. Denn manche Meteorsteine, wie die 194 
Pfund schwere Meteoreisenmasse von Lenarto in Ungarn, ent- 
halten solch unbegreifliche, allen unseren Erfahrungen wider- 
sprechende Mengen von Wasserstoff, dass wir mit Graham, dem 
berühmten Entdecker dieser wichtigen und merkwürdigen That- 
sache, nothwendig annehmen müssen: das Meteoreisen von Le- 
narto habe sich, bevor es zur Erde fiel, irgendwo im Weltraum 
in einer Atmosphäre mit Luft gesättigt, die den Wasserstoff 
unter einem viel höheren Druck, d. h. in viel grösseren Men- 
sen, enthält als der Druck unserer irdischen Atmosphäre be- 
trägt. Wo diese wasserstoffreiche Himmelsregion zu suchen 
ist, lässt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit angeben. Aber 
wahrscheinlich ist es, dass vielleicht vor undenklichen Zeiten 
das Meteor von Lenarto einmal durch einen Nebelfleck hin- 
durchging und dort den Wasserstoff in sich aufnahm, denn be- 
kanntlich sind jene bleichen, phantastischen Nebelgestalten, 
welche den Himmel zu vielen tausenden bevölkern, ungeheure, 


glühende Gasmassen, deren Hauptbestandtheil der Wasserstoff 
bildet. 


Gustav Rose, der berühmte Kenner der Meteorsteine, 
zählt in denselben, die er in Stein- und Eisenmeteoriten theilt, 
folgende Mineralien: 

1) Meteoreisen, gediesenes Eisen, das etwas nickelhaltig, 
hexaädrisch, stahlerau, nickelhaltig, metallglänzend und 
spaltbar ist. 

2) Tänit, ein etwas nickelhaltigeres Eisen als das vorige. 


44 


3) Schreibersit, eine eigenthümliche, schon von Berzelius be- 
merkte Verbindung von Phosphor, Nickel und Eisen. 

4) Rhabdit, ein Phosphor-Nickel-Eisen ähnlich dem vorigen. 

5) Graphit. 

6) Trollit oder Einfach-Schwefel-Eisen. 

7) Magnetkies. 

8) Chrom-Eisenerz. 

9) Quarz. 

10) Olivin, derb und krystallisirt. 

11) Shepardit. 

12) Augit. ö 

13) Anorthit. 

Ausser dem Meteor von Lenarto, welches durch seinen 
überraschenden Reichthum an Wasserstoff uns unerwartete Auf 
schlüsse über die früheren Schicksale dieses Himmelskörperchens 
darbietet, gibt es sogar auch solche, deren Fragmente an- 
zudeuten scheinen, dass auch anderwärts im Weltraum, als 
nur auf unserem Erdplaneten, organisches Leben existirt. In 
diese Kategorie gehören die kohlehaltigen Meteorsteine von 
Alais, Bokkefeld, Kaba und Orgueil, denen wir schliesslich hier 
eine kurze Beschreibung widmen wollen. 

1) Alais. Am 15. März 1806 fielen bei Alais im südlichen 
Frankreich, und zwar in der Nähe der Dörfer St. Etienne de 
Lolm und Valence, unter heftigen Detonationen zwei heisse 
Steine von 8 und 4 Pfund Gewicht zur Erde nieder. Dieselben 
wanderten, wie üblich, in die Sammlungen, und wurden von 
einigen damaligen französischen Chemikern einer sehr unvoll- 
kommenen Analyse unterzogen, mit welcher man sich lange 
Zeit begnüste. Erst im Jahre 1834 entdeckte Berzelius die 
merkwürdige Thatsache, dass das Meteoritengestein von Alais 
eine organische, in Wasser lösliche, beim Erhitzen sich bräu- 
nende und etwas schwarze Kohle zurücklassende Materie ent- 
hält. Neuerdings untersuchte auch Roscoe ein Fragment der 
nämlichen Aörolithen und fand in demselben eigenthümliche 
Krystalle, theils nadelförmig, theils rhombische, die einen 
sonderbaren, aromatischen Geruch verbreiteten und bei starkem 
Erhitzen einen kohligen Rückstand hinterliessen. 

2) Bokkefeld. Am 13. October 1838 ereignete sich bei 
Bokkefeld am Cap der guten Hoffnung unter furchtbarer De- 
tonation ein grossartiger Steinregen. Harris unterzog ein- 


45 


zelne dieser Meteorsteine einer sorgfältigen Analyse, und fand 
ausser Kohlenstoff, Eisen, Nickel, Schwefel, Kieselsäure, Eisen- 
oxydul, Magnesia, Caleiumoxyd, Thonerde, Chromoxyd, Kalium, 
Natron, Manganoxydul, Kupfer und Spuren von Kobalt und Phos- 
phor auch eine bituminöse Substanz im Betrag von 0,25 der 
untersuchten Gesammtmasse. Dieselbe ist von gelblicher Farbe, 
harz- oder wachsartig und sehr leicht schmelzbar, und zersetzt 
sich beim Erhitzen in schwarze Kohle, unter Entwickelung eines 
starken, bituminösen Geruches. 

3) Kaba. Am 15. April 1858 fiel bei Kaba, in der Nähe 
von Debreczin in Ungarn, ein Aörolith von sphäroidaler Form 
und 7!/, Pfund Gewicht. Wöhler findet hier ausser Kohlenstoff, 
Eisen, Nickel, Kupfer, Chromeisenstein, Magnetkies, Eisenoxydul, 
Magnesia, Thonerde, Calciumoxyd, Kalium, Mangan-Oxydul, Kie- 
selsäure, auch Spuren von Kobalt, Phosphor und eine unbekannte 
Materie, ganz ähnlich der kohlenstoffhaltigen Substanz in den 
Meteorsteinen von Bokkefeld. Wie dort, so kommt sie auch hier 
ausser der freien Kohle vor, wird an siedenden Alkohol als leicht 
schmelzbare, weiche Masse, ähnlich unseren Bergwachsarten, 
abgegeben, und ist nach Köhler „unzweifelhaft“ organischen Ur- 
sprungs, vielleicht nur ein Ueberrest ursprünglich in dem Me- 
teoriten enthaltener und im Moment der Feuererscheinung unter 
Abscheidung von Kohle zersetzter, organischer Substanz.“ 

4) Orgueil. Am Abend des 15. Mai 1864 sah man in einem 
srossen Theil des südwestlichen Frankreich einen geschweiften 
Feuerball, fast von Vollmondgrösse, der, ähnlich einer verpuffen- 
den Rakete, sich in zahlreiche Sternchen auflöste und verschwand. 
Einige Minuten später erfolgte ein donnerartiges Rollen und ein 
Steinregen gestattete die ausserirdischen Substanzen zu prüfen, 
aus welchen jenes Meteor bestand. Leider wurden nur etwa 
20 Fragmente, in der Nähe des Dorfes Orgueil, gefunden, und 
zwar von der Grösse eines Kopfes bis zu derjenigen einer Faust. 
Sie besassen eine schwarze Rinde und ihre chemische Analyse 
ergiebt ausser Eisen, Magneteisen, Magnetkies, Schwefel, Nickel, 
Silicaten nach den übereinstimmenden Untersuchungen von Qloöz, 
Pisani und Berthelot eine organische Substanz, die nach dem 
erstgenannten Chemiker 7,41 der gesammten Meteoritenmasse 
beträgt und aus 


Reto ar WASCH ZENBEN EN 
Kr Er SS FENTIER 


46 


63,45 Kohlenstoff 

5,98 Wasserstoff 

30,57 Sauerstoff 
zusammengesetzt ist. Berthelot hat im Jahr 1868 auch die 
höchst interessante Frage zu beantworten gesucht, von welcher 
ursprünglichen Beschaffenheit wohl die organischen Stoffe sein 
mögen, durch deren Zerstörung jener kohlenstoffartige Rückstand 
in einzelnen Meteorsteinen erzeugt wird, und zwar durch Un- 
tersuchung der Meteorsteinmasse von Orgueil. Diese Frage ist 
zwar sehr kühn uud übersteigt die gegenwärtigen Hülfsmittel 
der Wissenschaft. Gleichwohl hat Berthelot wenigstens ein an“ 
näherndes Resultat erzielt, bemerkenswerth desswegen, weil es 
eine weitere Analogie zwischen der kohlenstoffartigen Substanz 
der Meteorsteine und den kohlenstoffhaltigen Substanzen orga- 
nischen Ursprungs an der Erdoberfläche nachweist. Durch eine 
von ihm herrührende, eigenthümliche Methode ist nämlich Ber- 
thelot im Stande jede organische Verbindung in die entsprechen- 
den Kohlenwasserstoffe umzuwandeln, selbst Holzkohle und Stein- 
kohle. Obwohl nun eine nur unbedeutende Menge der kohlen- 
stoffartigen Materie von Orgueil zur Untersuchung verwendet 
werden konnte, so gelang dennoch Berthelot auch hier die Um- 
wandelung in Kohlenwasserstoff, ähnlich den Oelen des Pe- 
troleums. 


Anmerkung. 


Es dürfte nicht unerwünscht sein, wenn wir dieser Zusam- 
menstellung der im Weltraum verbreiteten, uns von der Erde 
her bekannten Stoffe auch einige Angaben über die Forscher 
beifügen, welchen wir jene staunenswerthen Entdeckungen ver- 
danken: 

Kirchhoff, der geniale Begründer der himmlischen Speectral- 
Analyse, ist Professor der Physik an der Universität zu Heidel- 
berg; Angström, Observator an der Sternwarte zu Upsala in 
Schweden; Lockyer, Astronom und Besitzer einer Privatstern- 
warte zu London; Young, Director der Sternwarte des Darth- 
mouth-College zu Dorf Hannover in Nord-Amerika. Die Sonnen- 


WEL 4 
a7 


47 


linien beobachtete er im Juli und August 1872 auf der 8300 
Fuss hoch gelegenen Station Sherman im Wyominsterritorium. 
Janssen, dem wir die umfassendsten Untersuchungen über Was- 
serdampf in den Himmelskörpern verdanken, ist Pariser Physiker. 
Das Sonnenobservatorium, welches ihm Kaiser Louis Napoleon 
auf seine eigenen Kosten in einem Pavillon des Palastes von 
St. Cloud errichten liess, war leider eines der ersten Gebäude, 
welches bei der Belagerung durch die deutschen Armeen dem 
Bombardement zum Opfer fiel. Seine prismatischen Untersu- 
chungen der planetarischen Atmosphären vom Jahr 1867 auf 
dem Gipfel des Aetna hat er später am Himalaya fortgesetzt, 
als ihn die totale Sonnenfinsterniss vom 18. August 1868 nach 
Indien rief, und constatirte er hier das Vorhandensein wasser- 
haltiger Atmosphären auch bei einer sehr grossen Anzahl von 
rothen und gelben Fixsternen. Rayet ist Adjunct-Astronom am 
Pariser Observatorium; seine Spectralbeobachtungen der Fix- 
sterne, anfangs in Paris angestellt, umfassten später auch die 
Sterne des Südhimmels, als ihn 1868 die genannte Sonnenfinster- 
niss zur Reise nach Indien veranlasste. Huggins beobachtet 
die Fixsternspectren seit 1862 mit grossen Telespectroscopen 
von 8 und 15 Zoll Oeffnung, und zwar auf seinem Privatobser- 
vatorium zu Upper-Tulse-Hill am Westende von London. An- 
fangs stellte er diese Beobachtungen in Gemeinschaft mit Miller 
an, gegenwärtig allein. Miller ist Vice-Präsident der Royal- 
Astronomical-Society zu London; Pater Secchi, Director der 
Sternwarte des Jesuitencollegiums in Rom; Hermann Vogel (Bru- 
der des bekannten Afrikareisenden) bisheriger erster Astronom 
der prachtvollen Sternwarte des Kammerherrn v. Bülow zu 
Schloss Bothkamp bei Kiel und zur Zeit designirter Director 
der neuen Sternwarte auf dem Telegraphenberg bei Potsdam ; 
Lohse zweiter Astronom der Sternwarte von Bothkamp; Capitän 
Alexander Herschel, ein Sohn des unlängst verstorbenen, be- 
rühmten Astronomen Sir John Herschel; d’Arrest Professor der 
Astronomie und Director der Universitäts-Sternwarte zu Kopen- 
hagen. Letzterer beobachtet mit einem herrlichen Refractor 
von 101/ Zoll Oeffnung und 16 Fuss Brennweite, und gilt gegen- 
wärtig als grösster Kenner der Nebelflecke, von denen er schon 
bis zum Jahr 1867 nicht weniger als 1942 (zum Theil auch spek- 
troskopisch) beobachtete und beschrieb. Wöhler ist Professor 


Die Thiere des Rebstockes. 
Von 


P. V. M. Gredler in Bozen, 


Auf die Thiere des Feigenbaum’s (VI. Ber. d. natur- 
forsch. Ges.) und des Kastanienbaum’s (IX. Ber. d. naturf. 
Ges.) lassen wir hier die Thiere der Rebe als Lückenbüsser 
für ein leeres Blatt folgen. Ist sie auch kein Baum, zu dem sie 
sich nur kletternd gern erhebt, sondern ein Strauch, der selbst 
darniederliest und Andere niederwirft; so richtet sie doch unter 
Umständen auch sich und Andere auf. Diese Wirkung liegt 
schon einmal im Blute der Rebe, das selbst noch in der Ver- 
herrlichung seiner göttlichen Transsubstanziation „et justificat 
et condemnat.“ Und dass es an der Rebe, deren Saft „das 
Menschenherz erfreut“ auch der Thierwelt heine st, zeigt die nicht 
unbeträchtliche Zahl ihrer Bewohner. Wir meinen hier nicht die 
kleinen Säufer,, die in Fugen der Weinfässer ihre Kneipe auf- 
schlagen: Oligota granaria, Mycetaea hirta, Lathridius elongatus, 
Cryptophagus cellaris u. a.; nicht eine Drosophila funebris, die 
selbst Essig nicht verschmäht; sondern die Thierchen alle, die 
im Freien am lebendigen Gewächse ihr Leben fristen. Da zehrt 
aber an der Rebe von der äussersten Wurzelfaser bis zur rei- 
fen Beere, von der mikroscopisch kleinen Wurzelblattlaus 
(Phylloxera vastatrix) — dem Schrecken der Franzosen, bis zum 
Kurkranken (Homo superfluus) — der Freude der Doktoren von 
Meran — ein ganzes Heer existenzsüchtiger Wesen, die wohl 
sämmtlich Feinde der Rebe so wahrhaft sind, als sie ch Freunde 
derselben nennen. 

Da stellt von Sechsfüsslern, deren Zahl vergleichweise 
nicht übergross, ein namhaftes Contingent, gepanzerte Männer, 
Weiber und nackte Kinder sammt ihren Puppen, das rohe Volk 
der Coleopteren. Schon Kaltenbach (die Pflanzenfeinde aus 
der Klasse der Insekten) nennt uns eine erkleckliche Zahl Ver- 
bündeter und Führer dieser verheerenden Horde mit ihren bar- 
barischen Namen, als da sind: die Rüssler Otiorhynchus nigrita 
E., Ot. suleatus F., ÖOt. lieustiei L., Ot. pieipes F., Ot. raucus 
F., Ot. helvetius Boh., welcher als Schädling der Rebe wohl nie 
ertappt oder constatirt worden, im J. 1873 aber in den Wein- 

4 


50 


bergen von Ueberetsch sogar verheerend auftrat, so dass er 
sich als „Pelzbetäle“ unter dem Volke einen Namen gemacht. 
Er zehrte die jungen Blattknospen auf und wurde der sonst 
so gesuchte Käfer pfundweis eingesammelt; ferner Rhynchites 
betuleti F., Peritelus griseus Ol. und hirticornis Hbst., Cneor- 
hinus geminatus F.; die feisten Blatthörner Melolontha vul- 
garis F., Anomala Frischi F. und An. vitis F., Lethrus cepha- 
lotes F.; den Borkenkäfer Apate (Sinoxylon) sexdentata Ol.; 
die Blatt- und Fallkäfer Eumolpus vitis F., Chrysomela lu- 
rida L., Cryptocephalus coryli L. Zum Glücke für Rebe, Wein- 
bauer und Weintrinker aber haben diese Thiere noch nicht mit 
der Rebe gleiche Verbreitung allerwärts gefunden. So hat sich 
Cneorhinus und Otiorhynchus nigrita vom Mt. Baldo (Rossenhauer) 
noch nie in die Thaltiefe gewagt, Otiorhynchus raucus ist im 
Etschlande eine grosse Seltenheit, der Peritelus griseus, Lethrus, 
Eumolpus in Tirol nicht gekannt, Anomala Frischi nur in nörd- 
lichen oder kältern Gebieten daheim, Cryptocephalus coryli rar 
genug. Dafür hat Südtirol manche andere, zum Theil schlim- 
mere Rebenfeinde zu beklagen, wie von Käfern: Melolontha hip- 
pocastani F., Anomala Junii Dft. und oblonga F., das noch bös- 
artigere Sinoxylon muricatum F.; welches nicht blos wie Lethrus 
‘Knospen und Triebe abschneidet, sondern gleich den Rebstock 
selbst: indem es denselben in seinem Innern ringförmig oder 
vielmehr in einer unmerklichen Spirale durchbohrt. Aehnliches 
scheint sich S. sexdentatum zu erlauben; auch wohl Tarsostenus 
univittatus Rossi und Mesites cunipes Schh. sind mir verdächtig; 
warum Cyphon padi und andere Arten dieser Gattung, Lebia 
tureica F., Oxypoda umbrata Pyll., Sinodendron cylindricum L., 
Xylophilus pygmaeus de Geer, Anthocomus equestris F., Gymne- 
tron spilotus Schh., Luperus rufipes F., Halyzia 22-punctata L. 
und bissexguttata F. mit Vorliebe auf Reblaub sitzen, darüber 
wollen wir nicht freventlich urtheilen, — gegentheils sind letz- 
tere zwei wenigstens wahrscheinlich zum Schutze gegen soviele 
Feinde da. Noch weniger wollen wir Gericht halten über Käfer, 
die nur dem Weingartenholze, nicht der Rebe selbst, zu Leibe 
gehen, Bothrideres eontractus, Cryphalus tiliae F. Ratz u. a.; 
es liegt uns auch nur ob, die Bewohner des Weinstockes zu 
verzeichnen. Doch genug von den Käfern. 

Das nächstgrösste Contingent stellen wohl die Abend- und 
Nachtschmetterlinge, die meist als Raupen von den Laub- 


51 


blättern leben. Bekannt sind von erstern: Deilephila lineata 
Hbn., elpenor Hbn., porcellus Hbn. und celerio Hbn., sowie die 
Blätter minirende Alychia ampelophaga Hbn. und statices Linn. ; 
Agrotis aquilina Tr., Amphipyra typica L.; — dann die Holzraupe 
Cossus caestrum, Agrotis foreipula, welche die jungen Zweig- 
Knospen nächtlich ausfressend i.J. 1861 die Weinberge v. Tramin 
und Kaltern, 1874 jene v. St. Magdalena bei Bozen heimsuchte, 
Conchylis roserana Fröl. (ambiguella Hbn., uvana Ok.) inBlüthen und 
Früchten, Grapholitha botrana S. V. (Tortrix reliquana Tr., vi- 
tisana Jacqu.), Gr. (Tortrix) Pilleriana Ill., welche als Raupe in 
zusammengerollten Laubblättern, wie sie Rhynchites betuleti zu 
Tüten fabrizirt, leben soll”); endlich die Tinea Antispila Ri- 
villei Stt. (— nach anderer Schreibweise: riviella —). 

Hatten die eben erwähnten Insekten nach Zeit und Oert- 
lichkeit verschieden auf dem Rebstock sich eingefunden, um 
ihre direkten oder indirekten Ansprüche darauf geltend zu 
machen; so stellt sich zur Zeit der Traubenreife das bunteste 
Gewimmel, ein Parasiten-Schwarm aus allen Klassen und Stän- 
den zehrend und verheerend auf der Frucht ein. Jetzt tum- 
meln sich als Pioniere Hymenopteren darauf; Polistes gal- 
lica zumal, Vespa vulgaris und Crabro, Ameisen, Fliegen aller- 
art, Mauer-Eidechsen (Podareis muralis) und Julus- Arten, die 
wenigst auffallend häufig im Gezweig der Traube sich sesshaft 
machen, Schnecken selbst, die den weiten Weg, dahin nicht 
gescheut, setzen sich an den gedeckten Tisch, welchen Schaa- 
ren geschäftiger Sperlinge (Fringilla cisalpina), und — wo sie 
einheimisch — von Staaren, Drosseln auch, mit kundigem Schna- 
bel stets frisch und freigebig zubereiten. .Von Säugern sind 
Marder, Dachse, Füchse keine Traubenverächter, ja der Sage 
gemäss sind in früheren Jahren die Bären des Nonsberges den 
Beeren am Kalterer See arg zu Leibe gegangen; — diebische 
Buben auch und leckere Maidlein, bärtige Männer, die zum 


y 


*) Inwiefern unter den hier erwähnten Wicklern (oder den noch frag- 
lichen, wie Pyralis vitana F. etc.) etwa blosse Lokalvarietäten, eigene Arten 
oder Synonymen enthalten sind, muss Spezialisten überlassen bleiben; auch 
unser Traubenwickler, die hierlandes s. g. Gosse, Conchylis ambiguella 
Hübn. stimmt nicht völlig (m. vgl. Verhandl. d. zoolog. botan, Gesellschaft 


1869). 
4* 


52 


Schutze (zeitweilig zum Morde) der Menschheit — doch nicht 
der Traube, Flurschützen mit Hellebarden (hier Saltner ge- 
nannt), die zum Schutze der Traube vor der Menschheit bestellt 
sind, alle, wer möchte es läugnen, heben unangemeldet ihren 
Zehent ein, und der Winzer der zur Nachlese (zum „Spigeln“ 
— spieilegium) kommt, ist der schlimmste kaum mehr. 

Wir haben aber noch nicht aller Schädlinge oder sonstigen 
Bewohner der Rebe erwähnt, und zunächst anderer Insekten- 
ordnungen und Spinnenthiere zu gedenken. Wenn von den 
Netzflüglern Panorpa communis auf den Blättern gerne sich 
niederlässt, so stellt sie sicher nur schädlichem, kleinem Ge- 
thier nach und mag für nützlich gelten. Dasselbe vermuthe 
ich von einem kleinen Springschwanze (Smynthurus: Honiggelb, 
Beine und Springgabel blasser, Augen schwarz), der fast regel- 
mässig neben dem gleichgefärbten, nur rothbetupften Phytopus 
vitis Land. — einer fast mikroscopisch kleinen, in letztern Jah- 
ren auch im Eschthale in Vermehrung begriffenen Milbe — 
vielleicht als deren Todfeind (?) auf allen kränkelnden Blättern 
sich einfindet. Ob die vou Kaltenbach als Rebenthier bezeich- 
nete, mir unbekannte Milbe: Phyllereus vitis Am. mit obiger 
synonym oder davon verschieden ist, wage ich Dr. Haupt ge- 
genüber nicht zu behaupten. Desgleichen werden zwei ächte 
Spinnen von grün- oder gelblichgrauer Farbe, die in Trauben 
und Blättern lauern, als geheime Polizei und somit zum öffent- 
lichen Wohle der Rebe bestellt angesehen werden müssen. Die 
Eine dieser beiden hat einer meiner beiden Spinnenfreunde 
Koch, der Koch von Nürnberg nämlich, Prof. Dr. Milde zu 
Ehren Cheiracanthium Mildei getauft. 

Als pflanzenschädlich, als ebensoviele Spünde am lebendi- 
gen Weinfasse werden ohne Zweitel alle saugenden Hemipte- 
ren zu betrachten sein; und es stellt fast jede Familie ihren 
Vertreter. So die Wanzen einen Nysius (— soll wol Henestaris 
heissen?) Spinolae (m. vgl. Ztschr. d. zool. bot. Ges. 1869, IV. 
S. 943) und Nabis subapterus de Geer (im Sptbr. u. Oktbr. an 
den Trauben); die Cicaden den „Weinzürner“ (Cicada haemato- 
des); die Cicadinen eine kleine Typhlocyba von eitrongelber 
Farbe (einer T. rosae L. verwandt), die auch Dr. Fieber und 
Puton nicht bestimmen mochte, welche aber im Herbste so 
zahlreich, dass ihr Ab- und Anspringen an den Blättern ein 
leises Rascheln verursacht; die Blattläuse eine Aphis vitis Scop.; 


en 
aan 


53 


die Schildläuse Lecanium vini Bouche und vitis L., welch letz- 
tere um Bozen zwar nur sporadisch, jedoch letzten Sommer bei 
Eppan in bedenklicherer Menge auftrat. 

Das sind nun unseres Wissens das Hausgesinde, die Stamm- 
gäste und Touristen im Hötel zur Traube. Fremdenbücher an- 
derer Welttheile enthalten unzweifelhaft auch wieder andere 
Namen eingezeichnet. Diese Nachlese muss aber Gerstäckern 
oder Bädeckern überlassen bleiben. 


Malacozoologische Notizen. 


I. Ein Analogon der Spirallamelle in der Clausi- 
lien Mündung bei Arten der Gattung Pupa. 


Von 
Dr. Küster. 


Archidiakonus A. Schmidt in Aschersleben hat in seinen 
Schriften über Clausilien wiederholt auf den Werth der genauen 
Beobachtung der Innentheile der Mündung bei den Arten dieser 
Gattung, der Falten und Lamellen, hingewiesen, dieselben ge- 
sondert und benannt, und die Wichtigkeit der Spirallamelle *) 
zur Unterscheidung der Gruppen und Arten besonders betont. 
Und in der That ist es, wenigstens bei mehreren Gruppen der 
Clausilien, kaum möglich, die Arten mit Sicherheit zu unter- 
scheiden, wenn diese Lamelle, theils für sich, theils in ihrem 
Verhalten zur Ober- und Unterlamelle unberücksichtigt bleibt. 

Bei den nahen Beziehungen, die durch Aehnlichkeit der 
Mundbildung zwischen manchen Arten von Pupa und den Clau- 
silien stattfinden, lag der Gedanke nahe, auch hier das Innere 
der Mündung einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen, 
um zu sehen, ob diese äusserlichen Aehnlichkeiten auch weitere, 
im Innern der Mündung im Gefolge hätten, und es ist dies 
letztere in der That insoweit der Fall; als wenigstens die Spi- 
rallamelle, diese Hauptstütze der dünnen zerbrechlichen Münd- . 
ungswand, bei den Arten mehrerer Gruppen von Pupa vor- 
handen ist. Freilich ist sie nicht sehr entwickelt und nur bei 
einzelnen Arten der Spirallamelle der Clausilien entsprechend, 
aber selbst im verkleinerten unscheinbaren Zustande noch deut- 
lich erkennbar. 

Vergleichen wir, um sichere Anhaltspunkte zu haben, die 
Mündung der Arten von Pupa mit der Clausilien- Mündung und 
beginnen mit der Gruppe der P. mumia, so ist die Falte auf 


*) Die Spirallamelle der- Clausilien, entweder neben dem inneren Theil 
der Oberlamelle entspringend oder mit dieser unmittelbar verbunden, zieht 
sich auf der Mündungswand halbkreisförmig nach innen, meist neben der 
Unterlamelle endigend. 


55 


der Mündungswand und die zweite auf der Spindel (ebenso bei 
mehreren Arten aus der Gruppe der P. minutissima) offen- 
bar der Ober- und Unterlamelle bei den Olausilien entsprechend. 
Bei manchen anderen Arten, z.B. Sempronii, edentula etc. 
fehlen diese Falten ganz, bei noch anderen, wie muscorum und 
Verwandte, ist nur eine kleine höckerartige Erhöhung auf der 
Mündungswand vorhanden, bei vielen anderen hängt die Falte 
der Mündungswand mit dem Mundsaum znsammen. Bei den 
Arten, welche zahlreiche Falten besitzen, ist immer die äussere 
auf der Mündungswand (die rechtseitige) mit dem Mundsaum 
zusammenhängende das Analogon der Oberlamelle der. Clausi- 
lien, die innere oder linksstehende entspricht allenfalls den Fält- 
chen des Interlamellars (bei Cl. plicatula und Genossen), von den 
2 Spindelfalten ist die obere gleich der Unterlamelle der Olau- 
silien, die untere wäre ungefähr der Subcolumellarfalte dersel- 
ben entsprechend. 

Durch diese Deutung, besonders der der Ober- und Un- 
terlamelle entsprechenden Falten, haben wir realen Boden ge- 
wonnen, auf den wir die Untersuchung beginnen können. 

Bei P. uva (andere besitze ich nicht in solcher Zahl, um 
mehrere zum Aufbrechen verwenden zu können) zeigt sich die 
Spirallamelle weit innen als eine feine, wenig erhobene, flach 
bogige, 11/, bis 31/, Mm. lange Leiste. | 

Die manchen Clausilien äusserlich so ähnliche P. cinerea, 
bei der auch die rechtseitige Falte der Mündungswand wenig 
entwickelt ist, zeigt keine Spur einer Spirallamelle, selbst bei 
einigen zwanzig aufgebrochenen Exemplaren. 

Aus der Gruppe der P. frumentum, wo eine eingehende 
Untersuchung so nöthig wäre, um die verschiedenen angezwei- 
felten Arten festzustellen oder als Varietäten gehörigenorts 
unterzubringen, standen mir nur 2 Arten zur Untersuchung in 
hinreichender Zahl zu Gebote. 

Die Innentheile der Mündung zeigen bei P. frumentum 
die grösste Uebereinstimmung, gleichviel, ob grosse oder kleine, 
solche mit stark entwickelter oder solche mit fehlender Nacken- 
schwiele, ob Exemplare aus dem Norden oder Süden untersucht 
werden. Die rechtseitige Falte der Mündungswand ist mit dem 
Mundsaum verbunden, in dem Winkel, den beide einschliessen, 
steht ein kleines Fältchen (auch bei den übrigen Arten der 
Gruppe vorhanden), welches wohl als Analogon der lamella 


56 


parallela, die sich bei den Clausilien auf der Mündungswand, 
dicht an der Naht, parallel der Spirallamelle hinzieht, betrach- 
tet werden kann. Die rechtseitige Falte zieht sich innen schräg 
gegen die linkseitige der Mündungswand hin, dieselbe zuweilen 
fast berührend; weit innen) wo die linkseitige Falte nach hinten 
mit steilem Bogen abfällt und endet, steht die Spirallamelle als 
kleine "elliptische, weissliche Erhöhung, deren Richtung nicht 
mit dem Verlauf der rechtseitigen Falte zusammentrifft, sondern 
nach vorn zu rechtshin abweicht. Die Länge dieser Spiralla- 
melle wechselt: von 1/, bis 2/; Mm. 

Die zweite untersuchte Art: P. pachygastra Zelr., 
ist eines von den Stiefkindern, welche, weil man sie einer nähe- 
ren Untersuchung nicht für würdig hält, irgendwo untergesteckt 
werden. Die Verschiedenheiten von frumentum schon im 
Aeusseren sind hier nicht zu erörtern, die Verhältnisse der in- 
neren Mündungstheile stempeln sie zu einer gar nicht anzu- 
zweifelnden guten Art*). Die beiden Falten der Mündungswand 
stehen sich am Ende der rechtseitigen weniger nahe, als bei 
frumentum, die linkseitige, bei frumentum einen regel- 
mässigen Kreisausschnitt bildend, läuft hier erst eine Strecke 
sehr flach bogig nach innen, bildet an der Stelle, wo die Höhe 
plötzlich steil bogig abfällt, einen sehr stumpfen Winkel, und 
setzt sich als feine erhobene Linie weiter in das Innere fort, 
noch einmal eine stumpfe Ecke bildend. Neben der Mitte des 
höheren Theils dieser Falte, zuweilen schon etwas vor dersel- 
ben beginnt die Spirallamelle als scharf erhobene, regelmässig 
flach bogige Leiste und zieht sich bis an den abfallenden Theil 
der Erhöhung dieser linkseitigen Falte fort, bei älteren Exem- 


*) Ich freue mich, dass ich damit den alten, scharfsehenden Ziegler 
wieder einmal zu seinem Recht verhelfen konnte, welches ihm so oft ver- 
kümmert wurde, bis spätere Untersuchungen es wieder herstellten, Ich er- 
innere z. B. nur an Clausilia tumida, asphaltina, mucida u. a. 
Welche Früchte das beliebte Combiniren bringt, ist, um nur ein Beispiel 
anzuführen, aus Rossmässlers sonst so ausgezeichneter Iconographie er- 
sichtlich. Dieser Autor hat dort als Clausilia laevissima folgende 
Arten (welche in vier verschiedene Gruppen gehören) zusammengefasst: Cl. 
laevissima (Heft 11 Fig, 711. 712). Cl. latilabris Wgn. (715), Cl. 
satnra (714 nebst 9), Cl. pachychila Kstr. (715), Cl, deeipiens (716) 
und Cl. robusta Kstr. (417 7). Gewiss genug auf einmal! 


57 


plaren zuweilen 2 Mm. lang, bei jüngeren kürzer, aber schon 
leicht gebogen. Bei einem sehr alten aufgebrochenen Stücke 
hängt die rechtseitige Faite der Mündungswand mit der Spiral- 
lamelle selbst zusammen (wohl nur individuell oder nur bei sehr 
kräftigen Exemplaren vorkommend). 

Die vorstehend angegebenen Eigenthümlichkeiten werden 
genügen, um die Trennung der P. pachygastra von fru- 
mentum für immer zu sichern. Bemerken will ich noch, dass 
eine grosse Pupa von Riva zu pachygastra gehört, und dass 
dazu wohl auch P. apennina Charpent. zu zählen sein wird, 
da sie durch Grösse und die feine Spitze des Wirbels als hieher 
gehörig erscheint. Leider besitze ich nur 2 Exemplare aus des 
Autors Hand, die ich deshalb der Untersuchung nicht opfern 
kann. 

Zu welcher Gruppe P. variabilis gehört, ist mir bis 
jetzt noch nicht Klar. Ich untersuchte 5 Exemplare, fand aber 
bei denselben nicht die geringste Andeutung einer Spiral- 
lamelle. 

Die Arten der Gruppe der P. secale, besonders reich 
im Südosten von Europa vertreten, zeigen eine ganz andere 
Bildung der inneren Mündungstheile. Das kleine Fältchen im 
oberen Mundwinkel ist gewöhnlich vorhanden, die rechtseitige 
Falte der Mündungswand hängt mit dem Mundsaum zusammen 
und geht unmittelbar in die Spirallamelle über, deren Tren- 
nung nur durch eine mehr oder weniger tiefe Einsenkung der 
Falte angedeutet ist. Die Spirallamelle ist in ein stumpf ab- 
gerundetes Dreieck erhoben und endet entweder mit der link- 
seitigen Falte oder reicht noch etwas über sie hinaus. Dadurch 
entsteht freilich eine gewisse Einförmigkeit; bei einiger Auf- 
merksamkeit lässt sich jedoch das Unterscheidende in der Bild- 
ung der Spirallamelle leicht auffinden. 

Unwillkürlich wird man bei dieser Abtheilung an einige 
Clausiliengruppen, wie ventricosa, dubia etc., dann die made- 
rensischen Clausilien erinnert, bei denen regelmässig die Ober- 
lamelle unmittelbar in die Spirallamelle verläuft. 

Die Spirallamelle ist bei secale ziemlich hoch, ein Drei- 
eck mit abgestumpfter Spitze bildend, und reicht etwas über 
die innenseitige Falte der Mündungswand hinaus; bei polyo- 
don reicht sie mit der halben Länge über diese Falte, bildet 
ebenfalls ein Dreieck, aber die Spitze ist wenig abgestumpft 


ENT BR EN EEE DE ae Ren er ZN ER 


58 


und der hintere Schenkel des Dreiecks fällt weit steiler ab als 
der vordere. P. megachilos zeigt schon eine etwas andere, 
zu avenacea hinneigende Form, indem die, die Falte und 
Spirallamelle trennende Einsenkung tiefer ist, die Spirallamelle 
bildet eine oben ziemlich flach bogige Erhöhung, welche mit 
der inneren Falte zugleich endist, dagegen ist bei gonio- 
stoma der Eindruck weniger tief und die als bogige Erhöhung 
erscheinende Spirallamelle mehr flach dreieckig und hinten steil 
herabgebogen. 

Die rechtseitige Falte der Mündungswand ist bei Moqui- 
niana im Allgemeinen niedrig, die Finsenkung fach, nur an 
jedem Ende etwas tiefer, die Spirallamelle wenig erhoben, am 
Ende schräg abfallend und in eine feine Leiste auslaufend. Da- 
gegen verläuft bei bigorrensis die Falte ziemlich gleich hoch 
und hat nur an der Spirallamelle eine deutliche Einsenkung, 
die Lamelle selbst ist kurz, gerundet erhoben und fällt hinten 
steil bogig ab. 

Bei P. avenacea und den übrigen kleineren, mehr ko- 
nischen Arten, wie Mühlfeldi, ist die Lamelle klein, nur eine 
längliche, abgerundete weissliche Erhöhung, ist eben so häufig 
von der Falte getrennt, als damit verbunden; wenn letzteres 
der Fall, so ist die Verbindung nur durch eine feine Leiste 
von der braunen Farbe der übrigen Fläche hergestellt, daher 
ziemlich undeutlich. | 

Von den meisten übrigen Gruppen der Gattung Pupa 
zeigen die Arten derselben im Innern gar keine Falten oder 
sonstige ähnliche Bildungen. Nur dolium mit Verwandten, 
dann umbilicata und Genossen sind noch erwähnenswerth. 
Bei dolium zieht sich die einzige Falte der Mündungswand 
(die rechtseitige, die andere fehlt), als weisse Leiste spiralig, 
zugleich langsam an Höhe und Stärke abnehmend, bis zum 
drittletzten Umgang hinauf; dagegen wird diese Leiste bei do- 
liolum von der Mitte an höher, lamellenartig, neigt sich 
schräg auswärts und verläuft, allmälig niedriger und feiner 
werdend, bis in die drittletzte Windung. Sehr ausgezeichnet 
ist die Falte bei P. gularis. An und für sich schon ziemlich 
hoch und etwas nach aussen geneigt, bildet sie innen einen 
kurzen, scharfen Bogen nnd steigt dann, zugleich gerade aufge- 
richtet, eine Strecke weit, fällt steil ab und zieht sich dann als 
feine Leiste noch eine Strecke weit in das Innere. 


59 


e 


P. umbilicata hat wie die übrigen Gruppenglieder nur 
eine feine Leiste als unmittelbare Fortsetzung der Falte der 
Mündungswand, welche sich eine kurze Strecke nach innen zieht 
und allmälig verlischt. 

Die bei vielen Arten von Buliminus und Chondrula 
aus den Gruppen von B. zebra, Ch. tridens und quadri- 
dens hat die Untersuchung der Innentheile ein negatives Re- 
sultat geliefert, mit Ausnahme der bei Ch. niso, wo die Falte 
der Mündungswand einen schwachen Fortsatz nach innen hat. 

Vorstehende Angaben dürften genügen, darzuthun,, dass es 
auch bei der Gattung Pupa im weiteren Sinn nothwendig ist, 
bei Abgrenzung von Gattungen oder Gruppen, so wie zur Fest- 
stellung der Arten, die Innentheile der Mündung zu berück- 
sichtigen. Dem zukünftigen Monographen der Gattung muss es 
überlassen bleiben, die Bezeichnung der Innentheile festzustel- 
len, wie es A. Schmidt für die Clausilien gethan; mir war 
hier nur darum zu thun, einige Daten zu liefern, um auf diese 
Theile die Aufmerksamkeit der Malacozoologen zu richten. 


Die 
Binnenconchylien Dalmatiens 


mit Zuziehung 


der Faunen von Triest, Istrien und Montenegro. 


Dr. H. C. Küster. 


III. 


Die Gattung Olausilia. 


Bamberg, 1875. 


Beim Beginn der Arbeit über die Clausilien Dalmatiens 
und des dazu gehörigen Gebietes, in der Art der vorhergehen- 
den Abtheilung, wo_ die schon bekannten und beschriebenen 

» Arten nur genannt und die Fundorte derselben aufgeführt sind, 
die neuen ausführlich beschrieben wurden, zeigte sich bald, dass 
auf diesem Wege nichts Zweckdienliches zu erreichen wäre. 

Die Namensverwirrung ist schon jetzt sehr gross und zwar 
gerade bei den Dalmatiner Arten; sie droht noch grösser zu 
werden, da man ganz willkührlich die neuen Arten mit schon 
längstbekannten combinirt, die traditionellen Namen der Ent- 
decker ignorirt oder auf ganz andere Arten überträst, selbst 
schon beschriebene und abgebildete mit anderen verwechselt 
und so in den betreffenden Schriften aufführt, oder endlich ganze 
Artengruppen unter einem geläufigen älteren Namen zusammen- 
Fasst. j 

Alles Vorstehende erwogen, zeigte mir, dass Klarheit und Ord- 
nung nur durch tieferes Eingehen gewonnen werden kann. Es sind 
daher in den nachfolgenden Blättern bei allgemein bekannten 
Arten wenigstens die Diagnosen und die nöthigen Bemerkungen 
bei weniger bekannten und neuen aber ausser der Diagnose die 
vollständige Beschreibung gegeben. Besondere Ausführlichkeit 
erhielten solche Arten; welche entweder sehr veränderlich oder 
wegen ihrer Aehnlichkeit mit anderen zu Verwechslung Anlass 
geben könnten; und es sind darunter nicht wenige, die bisher 
als ganz gute und leicht zu unterscheidende anerkannt waren. 

Dalmatien verdient bei seinem Clausilienreichthum, welcher 
noch immer nicht erschöpft ist, fast mehr als jedes andere 
europäische Gebiet einer eingehenden Würdigung desselben. 
Die Dalmatiner zählen mehr als 2/, der europäischen Clausilien; 
Dalmatien enthält nicht nur die grössten, sondern auch eine 
Reihe von prächtigen, denen keines anderen Landes nachstehen- 
den, ebenso die kleinsten höchst zierlichen Arten. Sie bilden, 


4 


selbst in dem Umfange, wie ich die Dalmatiner Fauna annehme, 
einige nördliche Ausläufer ausgenommen, ein Reich für sich, in 
dessen Grenzen vielleicht türkisch Albanien und Epirus auf- 
genommen werden können, und von dem mur hier und da, wie 
versprengt erscheinend, in fernen Gegenden einzelne Angehörige 
auftauchen. 


Das Material für die Bearbeitung der Dalmatiner Clausilien 
ist in meiner Sammlung so reich vertreten, dass vielleicht keine 
zweite dasselbe bieten dürfte. Die meisten Arten sind in zahl- 
reichen, instructiven, oft aus Hunderten ausgelesenen Exem- 
plaren vorhanden. 


Ich selbst sammelte in Dalmatien und Montenegro während 
eines fast neunmonatlichen Aufenthaltes, erhielt bei dieser Ge- 
legenheit von Sandri und Kutschig viele Exemplare von schon 
bekannten Clausilien aus verschiedenen Lokalitäten, sowie Typen 
der vor ihnen entdeckten und getauften Arten; eine Reihe von 
seltenen, so wie neuen Arten kam durch den Ankauf des 
Restes der Neumeyer’schen Sammlung in meinen Besitz; von 
Parreiss und Erber in Wien und Dotzauer in Hamburg wurde 
meine Sammlung mit interessanten Novitäten bereichert. 


Zumeist bin ich jedoch meinem geehrten Freund, den eifrigen 
Sammler und glücklichen Entdecker vieler ausgezeichneter Arten, 
Herrn Districkts- Commissär Kleciach in Sign zu grösstem Danke 
verpflichtet. Nicht nur sandte mir derselbe seine sämmtlichen 
Clausilien- Vorräthe zur Revision, er theilte mir auch von seinen 
neuen Entdeckungen für meine Sammlung mit, sowie er dieselbe 
durch Uebersendung von interessanten Varietäten, wie von 
Exemplaren bekannter Arten von mir noch unbekannten Fund- 
orten mit grösster Liberalität bereicherte. Ich darf wohl sagen, 
dass meine Arbeit ohne die aufopfernde Freundschaft des Herrn 
Kleciach weit unvollständiger und lückenhafter geblieben wäre 
und dass derselbe sich daher ein grosses Verdienst um die 
Wissenschaft, sowie um die Kenntniss der conchyliogischen Schätze 
Dalmatiens erworben hat. 


So weit es also das mir zu Gebote stehende reiche Material 
betrifft, darf ich mich wohl berechtigt glauben, mit der Bear- 
beitung der Dalmatiner Clausilienfauna vorzugehen. Anders mit 
der wissenschaftlichen Seite, hier fragt es sich sehr, ob die ge- 
stellte Aufgabe so gelöst ist, dass sie den jetzigen Stand der 


'5 


Wissenschaft entspricht. Für das Gute, welches man allenfalls 
in meiner Arbeit findet, gebührt die Anerkennung zunächst den in 
ihrer Art mustergültigen Arbeiten A. Schmidt’s: die kritischen 
Gruppen der europäischen Clausilien und das System der europä- 
ischen Clausilien und ihrer nächsten Verwandten, die mir als un- 
übertreffliche Vorbilder der Behandlung des Gegenstandes dienten. 
Wenn ich demungeachtet die Reihenfolge der Gruppen und For- 
menkreise theilweise änderte, geschah es nur wegen zwingender 
Nothwendigkeit. Schmidt hat viele normgebende Arten, ja ganze 
Formenkreise und Gruppen noch nicht gekannt (z. B. den Formen- 
kreis der Cl. semilabiata), er hat aus Mangel an Material manche 
Art nicht festzustellen vermocht, auch einzelne Kennzeichen 
übersehen oder ihnen die Bedeutung nicht beigelegt, die sie 
verdienen und die sich erst durch die jetzt bekannt gewordene 
grössere Artenzahl festgestellt hat. Dem Mangel ausreichenden 
Materials ist es auch zuzuschreiben, dass bei manchen Gruppen 
ihm die Arten zu verschwimmen scheinen. Diese kleinen Män- 
gel verschwinden aber im Vergleich zu der Gründlichkeit, dem 
eingehenden Studium und der trefflichen Anordnung im Ganzen 
und Einzelnen, wie sie im System dargelegt ist. 

Die Vorarbeiten für eine Dalmatiner Clausilienfauna sind 
nur gering. Rossmässler hat in seiner trefflichen Iconographie 
nur einen kleineren Theil der Arten abgebildet und beschrieben, 
in meiner Monographie der Olausilien (in der neuen Ausgabe des 
Martini-Chemnitz’schen Conchilien-Cabinets) ist eine weit grössere 
Zahl enthalten, aber ohne nach den Verwandtschaftsverhält- 
nissen zusammengestellt zu sein, wie dies leider immer der 
Mangel solcher grösserer Arbeiten ist, zu .denen man das Ma- 
terial zum Theil nach und nach aus fremder Hand leihweise 
zusammenbringen muss. 

L. Pfeiffer hat in seiner Monographia Heliceorum viven- 
tium die sämmtlichen ihn bekannten Dalmatiner, auch von den 
von mir zuerst publicirten die Diagnosen aufgenommen, allein 
auch hier sind, in Folge der Anordnung nach dem Vorhanden- 
sein oder Fehlen der Mondfalte, die in nächster Beziehung zu 
einander stehenden Arten auseinandergerissen und dadurch 
schwer aufzufinden. 

Die einzigen nennenswerthen Arbeiten speciell über Dal- 
matien von Walderdorff und Brusina wurden schon früher an- 
geführt. 


Die Zahl der Arten hat sich neuerdings in Folge der Ent- 
deckung neuer, so wie auch dadurch erheblich gemehrt, dass 
ich bei genauer Durchsicht meiner Vorräthe und der Sammlung 
bei sorgfältiger Berücksichtigung aller Eigenschaften, besonders 
der Innentheile, nicht wenige Formen auffand, welche mit gu- 
tem Recht als vollgültige Arten angesehen werden können. 
Dadurch ist freilich die Unterscheidung derselben schwieriger 
geworden. Mehrere früher festgestellte Formen, wie deci- 
piens, semirugata, gastrolepta, satura, cataphracta 
u. a. bilden jetzt die Themata, um die sich zahlreiche Arten 
als Variationen gruppiren, welche ihre Eigenthümlichkeiten 
ebenso behaupten, als sie das ursprüngliche Grundthema doch 
immer wieder erkennen lassen, während andere in stolzer Ruhe, 
wie ein festgegründeter Bau, sich bezüglich ihrer Artcharactere 
streng gleich bleiben und (so weit die jetzige Kenntniss reicht) 
nach keiner Seite hin abirren. Solche Arten sind wahre Ruhe- 
punkte in ihren Formenkreisen oder Gruppen, welche zeigen, 
dass die wirkenden Einflüsse doch nicht so gewaltig sind, um 
endlich alles in ein Chaos von Formen aufzulösen, denen man 
nicht mehr den Werth einer Art zuerkennen möchte. 

Stellt man eine solche festbegründete Art einer anderen, 
die verschiedensten Phasen der Abirrung zeigenden, gegenüber, 
so scheinen freilich Diejenigen recht zu haben, welche in edler 
Selbstverläugnung, wie sie glauben, alle nahestehenden Arten 
in eine oder einige zusammenziehen. Sie finden Anhänger ge- 
nug, braucht man sich dann doch nicht mehr mit den Bestimm- 
ungen schwieriger Formen abzumühen, und, was die Haupt- 
sache, fehlen diese Arten nun doch nicht mehr in der Samm- 
lung; man hat die Hauptart und ist damit befriedigt. 

Wo ich bei meiner Arbeit einer Reihe von gleichwerthi- 
sen Formen gegenüberstand, die sich gegenseitig ergänzten 
und so ein harmonisches Ganzes bildeten, von denen aber keine 
für sich allein so entschieden hervortrat, um die anderen als 
Varietäten um sie gruppiren zu können, war es für mich zwei- 
fellos, hier mit eben so vielen besonderen Arten zu thun zu 
haben. | 

Ich zog, wenn gleich möglich, ja wahrscheinlich ist, dass 
ein oder die andere Art eingehen wird, wenn Uebergänge zu 
andern aufgefunden werden, diese Methode doch dem so be- 
liebten Combiniren vor, welches nicht selten ohne alle Kritik 


7 


und mit einem aller Gründe entbehrenden Machtspruch geübt 
wird *). 

Man denkt dabei freilich nicht an den Schaden, den man 
der Wissenschaft durch unzeitiges Combiniren bringt. Die Ar- 
ten verschwinden und werden vergessen, da man sie keiner 
weiteren Untersuchung werth hält. Und werden sie endlich 
doch nach ihrem wahren Werth erkannt, aus welchem Wirrsal 
müssen sie dann herausgearbeitet werden, bis sie ihre rechte 
Stelle wieder finden. Wer stand früher nicht rathlos den ver- 
schiedenen Formen gegenüber, welche unter Cl. ventricosa, 
plicatula und der zweiköpfigen rugusa-dubia Rossmässlers zu- 
sammengeworfen waren. Wie viele mochten mehr als leise 
Zweifel hegen über die Zusammengehörigkeit der Cl. ungulata 
mit laminata. Und welcher Klarheit ist jetzt das über der 
vorerwähnten Gruppe früher schwebende Dunkel gewichen, seit 
der ausgezeichneten Bearbeitung derselben durch A. Schmidt 
in seinen kritischen Gruppen. Welche scharfe Grenzlinie zieht 
sich jetzt zwischen Cl. laminata und ungulata hindurch, seitdem 
man durch Schmidt weiss, dass das Innenende der Spirallamelle 
bei Cl. laminata hinter der etwas weiter nach innen sich hinauf- 
ziehenden Unterlamelle zurückbleibt, während bei Cl. ungulata und 
den verwandten Formen die Spirallamelle zugleich mit der Unter- 
lamelle endet oder sich noch weiter nach innen hinaufzieht. 
Und wie- leicht ist es jetzt, Ol. silesiaca, welche Rossmässler 
noch nicht von Cl. lJaminata zu trennen wagte, daran zu erken- 
nen, dass bei ihr die Spirallamelle allmälig ausläuft, während 
sie bei laminata nach ihrem inneren Ende stetig an Höhe zu- 
nimmt und dann plötzlich bogig abfällt. Mit welcher Sicherheit 
werden die Arten des Formenkreises der Cl. macarana unter- 
schieden, besonders aus der Gruppe der Cl. dalmatina, seit 
man durch Rossmässler weiss, dass bei dieser und Genossen 
das Innenende der.Spirallamelle gabelig gespalten und diese 
Gabel nach den Arten selbst wieder. verschieden gebildet ist, 


*) So soll jetzt auch der von Rossmässler und A. Schmidt anerkannten 
Cl. fimbriata die Existenz abdeeretirt werden, indem man sie mit laminata 
vereinigt. Gründe dafür werden nicht angegeben; aber die Frage dürfte doch 
erlaubt sein, ob denn auch die anatomischen Verhältnisse sorgfältig geprüft 
und mit denen der Cl. laminata übereinstimmend gefunden wurden? Und 
wenn nun nicht, was dann? 
DE: 


8 


wodurch endlich Ordnung in das Chaos gebracht werden kann, 
welches bis auf den heutigen Tag in dieser Gruppe herrscht. 

Freilich handelt es sich in den meisten dieser Fälle um 
wahre Kleinigkeiten. Aber wer nicht anerkennen will, dass 
öfters schon die veränderte Richtung einer Falte mit bedeuten- 
den Differenzen des Schliessapparates zusammenhängt, wer sich 
nicht erinnert, dass die Natur mit dem geringsten Aufwand 
von Mitteln ihre Zwecke verfolgt und erreicht, der verzichte 
überhaupt darauf, sich bei den Clausilien zu orientiren. 

Für Viele ist das gemeinsame Vorkommen nahe verwandter 
Formen an gleichen Fundorten ein Grund mehr, sie mit ein-" 
ander zu verbinden. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass bei ver- 
einzeltem Vorkommen solche Arten weit mehr vom Typus ab- 
irren, als wenn sie mit anderen nahe verwandten wirklich 
zusammentreffen, wo sie ihre sSelbstständigkeit meist streng 
behaupten. In dieser Hinsicht eilt daher der zuerst von 
Mousson aufgestellte Grundsatz: Formen, welche mehrfach 
an gleichen Orten beisammenlebend getroffen wer- 
den, ohne sich durch Uebergänge mit einander zu 
verschmelzen, sind für verschiedene Arten zu hal- 
ten, als sicherer Rathgeber, um nahestehende Formen richtig 
würdigen zu können. Die nahe Verwandtschaft oder Aehnlich- 
keit geht immer nur bis zu einem gewissen Grad, bei gründ- 
licher Untersuchung wird man doch etwas finden, welches Grund 
zur Trennung sein kann. 

Was dem Studium der Clausilien hohen Reiz gewährt, 
theilweise es auch erschwert, das sind die vielfachen Beziehun- 
sen der Arten verschiedener Formenkreise und Gruppen unter 
einander. Was bei dem einen Formenkreis als hervorragende 
Eigenschaft, als Abzeichen desselben gilt, tritt, mehr oder 
weniger deutlich, oft bei sehr fern stehenden Arten wieder auf. 
Wie im Traum eine Erinnerung oder ein Bild auftaucht, ohne 
jedoch immer zur völligen Klarheit zu gelangen, so überrascht 
uns plötzlich das Wiedererscheinen der Eigenthümlichkeit eines 
anderen Artencomplexes, oft nur in leisen Andeutungen, oft 
auch mehr oder weniger deutlich ausgepräst. Um die wech- 
selnden Beziehungen zwischen Formen von ebenso verschiedener 
Gesammtbildung als durch räumliches Vorkommen weit getrennt 
überhaupt finden und richtig würdigen zu können, ist es frei- 
lich nothwendig, nicht nur die zu behandelnden Gruppen oder 


E 
j 
| 
| 
4 
j 
4 
| 


9 


die Glieder der Fauna eines bestimmten Bezirks genau zu stu- 
diren, es müssen auch die nicht zu dem Faunengebiet gehöri- 
sen Gruppen einer eingehenden Betrachtung unterzogen wer- 
den, wie es hinsichtlich der Clausilien Dalmatiens mit allen 
Formenkreisen der drei ersten Felder zu geschehen hat. Denn 
immer steht das Einzelne in inniger Beziehung zum Ganzen, 
und Letzteres vernachlässigen, heisst nur, sich der Einseitiskeit 
hingeben und unklare Ansichten darbieten. 

Und diese wechselseitigen Beziehungen, die Wiederholun- 
gen gewisser Eigenthümlichkeiten, wenn auch nur im kleinen 
Maassstab, sind es gerade, welche häufig die Kriterien für die 
richtige Einordnung kleinerer oder grösserer Gruppen an der 
gehörigen Stelle darbieten. So steht, um nur ein Beispiel an- 
zuführen, Cl. piceata mit ihrer senkrechten Mondfalte und ihren 
kleinen Papillen scheinbar ganz unpassend am Ende des For- 
menkreises der Cl. lamellata nach Cl. paestana, welche letztere 
durch ihre Aehnlichkeit mit Cl. ornata den passendsten Ueber- 
gang zu dem Formenkreise der Cl. itala vermittelt. Aber die- 
ses Unpassende und Unbequeme in der Stellung der Cl. piceata 
hat seinen Grund nur in der bei meiner und ähnlichen Arbeiten 
nicht zu vermeidenden linearen Anordnung der Arten, in einem 
nach den Verwandtschaften construirten Schema würde sie sich 
an Cl. advena anreihen, welche letztere in Beziehung auf die 
Mundbildung ihr vollkommen gleich, so wie die charakteristische 
Ausbuchtung des Mundrandes der Ül. piceata am Sinulus nicht 
nur bei Cl. advena und gemmulata, sondern auch bei Cl. soror, 
Neumeyeri und paestana sich wiederfindet. Solche Verhältnisse 
nicht berücksichtigen wollen, hiesse die nächsten verwandtschaft- 
lichen Beziehungen zerreissen. 

Die bald in höherem, bald in minderem Grade bei den 
Olausilienarten vorkommen. Modificationen gründen sich zumeist 
theils auf Abschwächung, theils Ueberbildung, und zwar 
beides sowohl im Gesammthabitus, wie in Rücksicht auf einzelne 
Charaktere. Auffallende, an bestimmten Lokalitäten constant 
auftretende Abänderungen des Grundtypus bilden die Varietäten. 
Ist auch ihre Bildung an die vorgenannten Modificationen ge- 
knüpft, so haben doch weder Ueberbildung noch Abschwächung 
in irgend einer Beziehung jedesmal die Bildung einer Varietät 
im Gefolge. Man findet fast bei allen Arten kleinere und 
grössere Individuen, manche bis zu colossalen Dimensionen, an 


10 


gleichen Fundorten beisammen, ebenso an gleichen Orten be- 
deutende Verschiedenheiten der Sculptur bei einer oder der 
anderen Art. Als Ueberbildung muss man es ansehen, wenn 
bei einzelnen Individuen des Formenkreises der Cl. binotata, 
dessen Hauptkennzeichen in einer nicht mit der Mondfalte ver- 
bundenen unteren Gaumenfalte besteht, beide durch eine kurze 
niedrige Brücke verbunden sind; wenn Cl. macarana eine der 
Prinecipalfalte gleich starke und lange zweite Gaumenfalte be- 
sitzt, wenn. bei Cl. Alschingeri das Rudiment einer unteren 
Gaumenfalte erscheint, bei den Gliedern der Gruppe der Cl. 
dalmatina die zweite Gaumenfalte, sonst innen frei, bis zur 
Mondfalte fortgesetzt ist, wenn endlich eine sonst glatte Art, 
auch rippenstreifig erscheint, wie bei Cl. coelestina und schwä- 
cher auch bei angustella und aquila etc. 

Weit intensiver wirkt die Abschwächung, sowohl auf den 
Gesammthabitus, als auf einzelne Charaktere. Man findet un- 
gleich seltener grosse als kleine constante Formen fast aller 
Arten, die Abschwächung erstreckt sich auf alle Theile, von 
derselben im Einzelnen werden besonders die Theile des Schliess- 
apparates betroffen, ja so tief eingreifend sind die durch sie 
bewirkten Veränderungen, dass selbst das Clausilium gänzlich 
fehlen kann, wie bei Cl. livida und straminicollis, wo Exem- 
plare mit und ohne dasselbe gefunden werden. 

. Einer Eigenthümlichkeit in der Bildung muss hier eben- 
falls Erwähnung geschehen, die meist schlankere Form der 
grösseren, der mehr bauchigen bei den kleineren Exemplaren, 
wie man dieses fast bei allen Arten findet. Hier hat man es 
weder mit Ueberbildung noch Abschwächung zu thun, es ist die 
rein mechanische Wirkung der Lebensweise, und zwar nicht 
bei den Clausilien allein, die Arten der Gattung Helix im wei- 
teren Sinn zeigen (dieselben Verhältnisse. Bei allen Schnecken, 
welche im Zustand der Ruhe hängen, wird das Gehäuse lang; 
bei den Heliceen ist die Gruppe der H. lactea ein ausgezeich- 
netes Beispiel dieser Eigenthümlichkeit, die Arten zeigen ganz 
die Form eines Hängeschlosses; bei den Clausilien wird das 
Gehäuse der hängenden Arten lang und schlank, während die 
auf Flächen lebenden und ruhenden kürzer und bauchig sind, 
letzteres, weil der vorhandene Baustoff doch verwendet werden 
muss und somit zum grösseren Umfang den ausreichenden Stoff 
liefert. Viele Arten bieten beide Formen (so Cl. biplicata), 


aan u 


et ee ee Dur en ee a EL ci 


ae = 


11 


weil sie sich in alle Wohnortsverhältnisse fügen; die an und für 
sich schlanken, also in der Ruhe immer mehr oder weniger hän- 
genden, zeigen nur noch schlankere Formen, hervorgebracht 
durch das vollkommen frei hängende Gehäuse während der Ruhe 
und des Kriechens. Ich besitze von der an und für sich schlanken 
Cl. plicata bis zum Extrem verlängerte Gehäuse aus einer grot- 
tenähnlichen Vertiefung, im der sie wohnten und nie einen 
Stützpunkt für die Gehäuse hatten. Von Cl. exarata besitze 
ich eine Form von bis 21 Mill. Länge bei nur 3 Mill. Durch- 
messer. Auch Cl. dubia, wenn an steilen Felswänden wohnend, 
ist dort auffallend schmal und lang ausgezogen. Weitere zahl- 
reiche Beispiele lassen sich in jeder Sammlung finden. 

Aus dem vorstehend Gesagten geht nun freilich hervor, 
dass die Unterscheidung der Clausilien unter Umständen sehr 
schwierig sein kann und eine genaue Untersuchung aller Kri- 
terien fordert. Aber so wenig die Form, Sculptur und Farbe 
vernachlässigt werden dürfen, sind sie doch für sich allein nicht 
im Mindesten ausreichend, sichere Unterschiede zu gewähren, 
nur die eingehendste Untersuchung des Schliessapparats in allen 
seinen Theilen kann am Ende die nöthige Sicherheit herbei- 
führen. Daraus folgt die Nothwendiskeit, alle Theile der 
Mündung, besonders die Lamellen und Falten genau zu sondern 
und zu benennen, wie es A. Schmidt in seinem System der 
Clausilien gethan, dessen Ausführung in dieser Beziehung ich 
hier wörtlich zu geben mir erlaube. 

„Zunächst denn von den Lamellen. Die drei schon allbe- 
kannten, die Ober-, Unter- und Spirallamelle stehen an der 
Mündungswand. Auch die Unterlamelle nämlich läuft mit ihrem 
hinteren Ende auf der Mündungswand aus. Um nun die Ueber- 
sichtlichkeit der diagnostischen Ausdrücke zu erleichtern, wollen 
wir alle Erhebungen auf der Mündungswand Lamellen nennen. 
Zu jenen drei fügen wir noch drei bisher noch nicht, oder doch 
nicht genug, berücksichtigte: eine feine Falte, welche sich auf 
der Mündungswand, dicht an der Naht, der Spirallamelle pa- 
rallel hinzieht und nennen sie lamella parallela; ein feines 
Fältchen, dem wir bei zahlreichen Arten zwischen den hinteren 
Ausläufern der Spiral- und Unterlamelle begegnen, die 1la- 
mella inserta; c) eine kleine, meist wulstige, in der Gegend 
der Lunella schräg gegen die Naht gerichtete, das Clausilium 
stützende, den Verwandten von Cl. solida, leucostigma, syra- 


“ 


12 


cusana, filograna, gracilis, tetragonostoma, bicarinata u. S. w. 
eigene, bisher als Rudiment der Spirallamelle betrachtete Falte, 
die lamella fulerans. Dass die letztere von der lamella 
spiralis zu unterscheiden ist, beweisen Cl. Stabilei, concilians, 
laevicollis u. a., bei welchen wir beide, genau genommen das 
Rudiment der Spirallamelle mit der lamella fulcrans verschwim- 
mend finden, doch so, dass erstere, wie auch die lam. parallela, 
als feine weisse Striche in. der fast farblosen Wulst deutlich 
bezeichnet sind. 

Die lamella inserta treffen wir bei vielen Arten der 
beiden ersten Felder. Für das System im Grossen und Ganzen 
ist dieses kleine Fältchen von keinem Belang, wohl aber stärkt 


sein Vorhandensein oder Fehlen anderweitige Unterscheidungs- 


momente bei einzelnen kritischen Arten und lässt sich hin und 
wieder bei Abrundung kleiner Gruppen gebrauchen. 

Die Spirallamelle ist bisher hauptsächlich nach ihrem Ver- 
hältniss zur Oberlamelle gewürdigt. Ich muss aber darauf auf- 
merksam machen, dass sich die Unterscheidung nahe aneinan- 
der erenzender Arten mehrfach erleichtert, wenn man darauf 
achtet, ob die Spirallamelle oder die Unterlamelle weiter nach 
innen verläuft, ob erstere innen gespalten ist oder in eine Ga- 
bel endet, und ob bei ungetheiltem Innenende dieses mehr oder 
weniger steil oder bogig rasch abfällt oder allmälig ausläuft. 

Wenn wir also von Lamellen reden, denken wir aus- 
schliesslich an Erscheinungen auf der Mündungswand; wenn von 
Falten die Rede ist, sind die übrigen Theile der Mündung in’s 
Auge zu fassen. 

Es ist unumgänglich nöthig, dass wir uns die der oberen 
Gaumenfalten zunächst stehender Falten genauer ansehen und 
deren Benennung rectifieiren. Die sogenannte obere Gaumen- 
falte ist keineswegs immer die oberste der Gaumenfalten; unter 
Umständen ist sie erst die vierte. Man wird sich davon durch 
senauere Betrachtung von Cl. icabellina, intrusa, syracusana 
leicht überzeugen. Hier bemerken wir dicht unter der Naht 
mehrere kleine Falten und dann folgt erst die weit stärkere 
obere Gaumenfalte. Diese an vielen Dalmatinern und anderen 
Arten einzeln oder mehrfach vorkommenden längst beobachte- 
ten „falschen Gaumenfalten“ der Herren Bielz und v. Vest wer- 
den wir plicae suturales, die obere Gaumenfalte plica 
principalis nennen. Dass die darunter stehende als zweite 


“ 


F 
h 


>, Zu A u A BZ le 
1 


ı 
> 


13 


Gaumenfalte betrachtet wird, bedarf kaum der Erwähnung, 
denn selbstverständlich rechnen wir die Principalfalte stets als 
erste Gaumenfalte.“ 

So weit A. Schmidt über Lamellen und Falten. 

Es ist jedoch noch eine Falte vorhanden, die Lunella 
oder Mondfalte, welche gleichsam die Schlussleiste des Falten- 
systems der Mündung bildet. Sie fehlt freilich ganzen Abthei- 
lungen oder ist nur wenig entwickelt, bei anderen Gruppen 
desto kräftiger ausgebildet und mehr oder weniger bis zum 
Halbmondförmigen gebogen. Hier handelt es sich jedoch nicht 
um die Form, von der bei den einzelnen Gruppen die Rede 
sein wird, nur ihr Verhältniss zur zweiten Gaumenfalte soll 
erwähnt werden. Häufig bildet die letztere den Oberrand der 
Mondfalte, welche sich nach der ganzen Breite anlest, wie in 
der Gruppe der Ül. Stentzii, wo aber die zweite Gaumenfalte 
eine stärker erhobene Randleiste bildet, oder die Mondfalte ist 
mit ihr zu einem Ganzen verbunden, wobei die Vereinigungs- 
stelle durch eine mehr oder weniger deutliche Ecke sichtbar 
ist (bei Cl. conspurcata, und dicipiens nebst Genossen) oder sie 
vereinigen sich vollständig zu einem halbmondförmigen Bogen 
(die meisten Arten der Gruppe der Cl. binotata). Bei- noch 
anderen, besonders aus der Gruppe der Cl. macarana enden 
Prineipal- und zweite Gaumenfalte hinter der Mondfalte, welche 


- aus der Mitte der zweiten Gaumenfalte entspringt, dagegen ist 


letztere bei Cl. agnata, gibbula u. a. weiter herabgerückt, und 
entspringt unter dem Öberende der Mondfalte, ohne dieselbe 


immer zu berühren. 


Bei vielen einzelnen Arten verschiedener Gruppen zeigt 
sich dagegen das Bestreben der zweiten Gaumenfalte, sich aus 
ihrer Verbindung mit der Mondfalte frei zu machen und selbst- 
ständig über die Ecke der Vereinigungsstelle fortzusetzen. Es 
ist dies z. B. der Fall bei Cl. lamellata, tenella, Cusmichi, ta- 
bida u. a. 

In dem Formenkreis der Cl. macarana sind die Arten mit 
gabelförmigem Innenende der Spirallamelle auch ohne Aufbruch 
der Gehäuse durch das Verhalten der zweiten Gaumenfalte 
gegen die Mondfalte erkennbar. Erstere beginnt vorn mit der 
Prineipalfalte und zieht in gleicher Richtung mit dieser nach 
innen, verlischt jedoch schon vor der Mondfalte (nur ausnahms- 
weise verläuft sie in diese selbst), während bei den Arten mit 


14 


ungegabelter Spirallamelle die zweite Gaumenfalte die Mond- 
falte begrenzt oder durchkreuzt, oft nur als kurzes Fältchen, 
oder auch weit hervorgezogen, die Principalfalte an Länge fast 
erreichend. 

Es drängt sich bei diesem Verhalten der zweiten Gaumen- 
falte zur Mondfalte unwillkürlich der Vergleich mit dem der 
ÖOberlamelle zur Spirallamelle auf. Hier wie dort Trennung bei- 
der, oder Vereinigung zu einem Ganzen, jedoch mit dem Unter- 
schied, dass die getrennten Lamellen häufiger als die vereinig- 
ten vorkommen, während bei den Falten der umgekehrte Fall 
eintritt, die Vereinigung der Mond- und zweiten Gaumenfalte 
zu einem Ganzen ist häufiger als die Trennung beider. 


Zum Schlusse mögen noch einige, zum Verständniss die- 
nende Bemerkungen folgen. 

Man könnte wohl fragen, warum die behandelten Clausilien 
nicht in die von H. et. A. Adams u. a. aufgestellten Gattungen 


eingereiht, sondern lieber in eine ziemliche Zahl von Formen- 


kreisen und Gruppen vertheilt wurden. Darauf diene Nach- 
stehendes: 

Fast alle diese Gattungen enthalten eine grosse Zahl zum 
Theil ganz heterogener Arten, so dass eine richtige Diagnose 
einer solchen abzufassen geradezu unmöglich ist. Und dadurch 
geht ja der Zweck der Aufstellung von Gattungen, nämlich Zu- 
sammenfassen des Nächstverwandten behufs leichteren Auffin- 
dens der Arten für die Bestimmung, vollständig verloren. Es ist 
schon die Umschreibung mancher Gruppen schwierig genug, da 
die Kennzeichen oft mehr für das Auge als für das Wort deut- 
lich sind; wie man aber Gattungen aufstellen kann, welche 


Arten von 6—8 verschiedenen Gruppen enthalten, ist ganz uner- 


findlich. 

Neuerlich hat Herr W. v. Vest (im 18. Jahrgang der Ver- 
handlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für 
Naturwissenschaften zu Hermannstadt) begonnen, ein "System 
der Clausilien auf genaue und eingehende Untersuchungen des 
Schliessapparats, besonders des Clausiliums zu gründen. An den 
Mängeln aller künstlichen Systemen leidend, hat das seinige, 


- 


a aa 


A EN 
’ 


1) 


auch nebenbei den Fehler, dass ohne gänzliches Aufbrechen des 
Gehäuses man gar nicht wissen kann, wohin eine unbestimmte 
Clausilie gehören möchte. Wer wird ein einziges Exemplar einer 
seltenen Art, vielleicht mit Mühe errungen, zerstören wollen, um 
zu wissen, in welche Gattung es gehört? Esbleibt dann nur eine 
Ruine für die Sammlung, bei der es gleichgiltig ist, wohin man 
sie lest. z 

Aber die Arbeit des Herrn v. Vest zeigt theilweise noch 
andere, sehr erhebliche Mängel. In der Gattung Herilla, 
z. B. stehen neben Ül. dacica, bosniensis und magnilabeis .die 
Arten Cl. gibbula, cattaroönsis und albida.. Wären Gattungen 
zu errichten, so würden Cl. cattaroensis und Verwandte eine 
solche und zwar ganz naturgemässe bilden können, aber sie mit 
so ganz heterogenen Arten zuzammenzustellen, geht doch zu 
weit. 

In der Gattung Delima kommt ‘Cl. albida noch einmal vor. 
Wohin gehört sie also ? Ueberhaupt sind in dieser Gattung meh- 
rere Arten zweimal aufgeführt, und zwar gerade solche mit kur- 
zer, innen nicht über die Mondfalte verlängerter ersten Gaumen: 
falte in der Abtheilung mit weit hinter der Mondfalte beeinnen 
der Gaumenfalte, wie robusta, semilabiata. Auch Cl. fulerata ist 


_ dort 2 mal aufgeführt. Hat Vest diese Arten gar nicht ge- 


sehen? Wer nach solchen Gattungen seine Clausilien ordnen 
will, wird bald sehen, zu welchem Chaos er gelangt. 

In den nachstehenden Blättern sind bei mehreren Abthei- 
lungen hier und da nicht zur Dalmatiner Fauna gehörige Arten 
mit aufgenommen. Ich hoffe, man wird dieses entschuldigen, 
weil es lediglich zu dem Zweck geschah, dadurch die Gruppe 
oder den Formenkreis zu vervollständigen, d. h. alle bis jetzt 
bekannte Arten derselben zu geben, andrerseits geschah es, 
damit nicht oder unvollkommen beschriebene Arten, welche mit 
Dalmatiern verwechselt werden können, auseinandergesetzt und 
ihre Beziehungeu zu den letzteren gewürdigt werden konnten, 
oder wenn endlich eine Dalmatiner Art von anderen Autoren 
mit einer anderswo vorkommenden zusammengeworfen oder ver- 
wechselt war, so z. B. von A. Schmidt Cl. Neumeyeri mit pae- 
stana. In solchen Fällen sind alle vorkommenden Zweifel so- 
fort beseitigt, wenn die fremde Art mitaufsenommen und ihr 
Verhalten zu den Dalmatinern genau angegeben, d. h. die Unter- 


16 
schiede gehörig hervorgehoben werden. Zur Unterscheidung 


fehlt bei den Nichtdalmatinern die laufende Nummer. 
Ebenso ist eine nicht unbeträchtliche Zahl von Arten auf 


genommen, deren Heimath bisher noch gänzlich unbekannt ist. 


und die nur angeschwemmt an einigen Inseln und Küstenpunkten 
Dalmatiens gefunden werden. Mir schien es unpassend, solche 
Arten auszuschliessen, da sie doch auf Dalmatischen Boden ge- 
troffen werden, und jeder Sammler, welcher dergleichen- dort 
aufgelesen, wird sie zunächst in einer Schrift über die Dalma- 
tiner Fauna suchen. Mögen sie später in ihrer wirklichen 
Heimath, vielleicht in weiter Ferne, vielleicht in dem, vor der 
Hand wegen Unsicherheit für Leben und Eigenthum conchylio- 
logisch nicht zu untersuchenden nördlichen Theilen des türki- 
schen Albaniens gefunden werden, immer wird es. besser sein 
sie beschrieben zu finden, als sie in den Sammlungen unter 
irgend einem Namen oder mit anderen zusammengeworfen liegen 
zu haben. 


Su 


u“ 


Er 


17 


Erstes Feld. 


Das erste Feld, nicht sonderlich reich an Arten, bildet 
einen geschlossenen Ring, und wenn hier bei der nothwendigen 
linearen Anordnung ein Einschnitt gemacht werden musste, So 
ist dabei nothwendig zu bemerken, dass Anfang und Ende in 
einander laufen und dass gerade so gut mit den Formenkreis 
der Cl. laminata hätte begonnen werden können, als mit dem 
der Cl. orthostona. 

Die hieher gehörigen Arten zeichnen sich besonders durch 
den abgeschwächten oder ganz fehlenden Verschluss aus. Die 
Mondfalte fehlt immer, die untere Gaumenfalte ist meist kräftig 
und tritt weit herab, häufig ist neben ihr eine, selten gleich- 
starke, meist aber schwächere zweite zwischen der ersten und 
der Subcolumellarfalte. Das Clausilium fehlt zuweilen ganz, bei 
anderen Arten ist es klein und schmal, bei vollständiger Aus- 
bildung vorn seitlich ausgerandet und dadurch zweilappig. Die 
Spirallamelle immer von der Oberlamelle getrennt. 


Formenkreis von Cl. orthostoma. 


Cl. costata Ziegler. 

Die Arten dieses Formenkreises sind etwas schlank, entwe- 
der fein regelmässig gestreift oder rippenstreifig oder wirklich 
serippt. Besonders hervorzuheben ist die längliche Mündung 
und die sehr entwickelte, häufig vorn abgestutzte Unterlamelle. 
Die Farbe geht von hell horngelb oder bernsteingelb bis zum 
gelblich Braunrothen. 


1. Cl. costata Zglr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, confertim costulata, niti- 


"dula, corneo-rufa; spira attenuata, apice acutiuscula; sutura di- 


stineta, anfract. 11 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus 
romote costatus, basi tumidiusculus, obsolete eibbus et sulcatus; 
apertura oblongo-pyriformis; peristoma vix expansum, non labia- 
tum; lamellae compressae, infera arcuatula, antice subtruncata; 
plica _suturalis conspicua, principalis brevis, palatalis secunda 
brevissima infima sicut subcollumellaris emersa; clausilium sub- 
rotundato - excisum, 


18 


Olausilia costata Zieglr. Rossmässler Icon III p. 16 f. 181. 
Pfeiffer Mon. Hel. II p. 407. N. 27. \ 
Küster Claus. p. 120. Nr. 115. t. 11 £. 12—14. 


” ” ” 


” ” ” 


Eine sehr zierliche, der Cl. intermedia nahestehende Art, 
welche sich aber durch mehrere Kennzeichen gut unterschei- 
det, das Gehäuse ist schlanker, im Wirbel nicht so fein aus- 
gezogen, die Costulirung fast gleich, bei costata aber auf der 
letzten Windung weitläufiger als auf der vorletzten, bei Cl. 
intermedia eher noch feiner und dichter, die Windungen nehmen 
bei Cl. costata gleichmässig an Höhe zu, der Kielhöcker der 
letzten, obgleich wenig ausgebildet, ist doch deutlicher als bei 
intermedia. Die Mündung steht senkrecht, ist schmal und länglich 
birnförmig, der Mundsaum nicht verbunden, fast ohne alle Ver- 
diekung, die untere Lamelle steigt etwas bogig an und ist vorn 
schwach abgestutzt. Die Saturalfalte deutlich, die Prinzipalfalte 
kräftig, kurz, die zweite Gaumenfalte sehr kurz, zuweilen fast 
punktförmig die untere wieder kräftig und tritt wie die Subco- 
lumellarfalte in der Mündung vor. Das Clausilium hat im All- 
gemeinen dieselbe Form wie das der Cl. intermedia, jedoch ist 
der obere Lappen des rundlichen Ausschnittes vorn nicht, bei 
intermedia deutlich ausgerandet. 

Mein Exemplar stammt aus Istrien, ausserdem ist costata 
noch im Isonzothal und nach Rossmässler in Syrmien. 


Formenkreis von (Ü!. laminata. 


Cl. fimbriata Mühl. 

— grossa Zglr. 

—  laminata Mont. 

— ineisa Kstr. | 
— Dotzaueri Kstr. - 
-- ungulata Zglr. 
—. umbrosa Kstr. 
— curta Rossm. 

— »Sorex Kstr. i 


Im allgemeinen grössere Arten als bei dem vorigen For- 
menkreis, häufig bauchig spindelförmig, jedoch auch schlank und 
lang ausgezogen. Die Streifung ist fein, jedoch meist nur an der 
Naht kräftiger und regelmässig. Die Unterlamelle nicht beson- 
ders stark, dagegen die untere Gaumenfalte häufig sehr ent- 


2 


wickelt und weit herab fortgesetzt. Die Gaumenwulst deutlich. 
mehr oder weniger schräg absteigend, meist mit der unteren 
Gaumenfalte verbunden. Farbe bräunlichgelb bis tief bräunlich 
kirschroth. Weisse Stricheln oder Papillen fehlen, häufig 
ist aber die Naht mehr oder weniger deutlich weiss gesäumt. 


2. CI. fimbriata Mühlf. 
Brusina Moll. dalmat. pag. 113. N. 76. 


Nach Brusina von Walderdorff auf der Insel Lacroma (an- 
seschwemmt) gefunden. Ob es die wirkliche Mühlfeld’sche Art, 
oder nicht eine andere der Gruppe, kann ich nicht entscheiden, 
da es mir nicht gelang ein Exemplar derselben zu erhalten. 


3 Cl. grossa Zieglr. 


Testa rimata, subfusiformis, obsolete striata, nitida, corneo- 
lutea; spira attenuata, apice acuta; sutura distincta, subinae- 
qualis; anfract. 11 minus convexi, lente accrescentes, ultimus 
basi vix gibbus, antice obsolete costato -striatus et macula ob- 
ligua aurantio-albida ornatus; apertura majuscula, ovata, sinulus 
rotundatus subdepressus; peristoma appressum, candido-limbatum ; 
lamella supera recta, utrinsecus producta; infera curvata, antice 
subincrassata; callus palatalis rufescenti-albus, infra redecens; 
plica prineipalis et vix distineta suturalis cum callo conjunctae, 
palatalis secunda brevis, infera valida, conspicua, infera secunda 
brevior tenuisque; plica subcolumellaris stricta, arcuato-emergens. 
Long. 22 mm. diam. 4!/; mm. apert. 4!/, longa 31/, mm. lata. 


Rossmässl. Icon f. 463. 


Ich führe diese bisher als Varietät von laminata be- 
trachtete Schnecke hier als besondere Art auf, da sie weder 
zu laminata noch zu melanostoma passt, wohin sie 
A. Schmidt gebracht hat. Letztere, so wie ihre Var. inaequa- 
lis zeigen stets eine engere Mündung, deren einzelne Theile sehr 
kräftig entwickelt sind, anders gebildetes Clausilium, weniger 
feine Spitze des Wirbels und inaequalis insbesondere noch den 
oft tief eingedrückten Obertheil des rechten Mundsaums, welcher 


. 20 


den Sinulus einschliesst, sowie eine starke emailslänzende 
Gaumenwulst. Ausserdem ist bei grossa die letzte Windung 
breiter und kürzer, so dass die Prinzipalfalte nebst zweiter 
Gaumenfalte den unteren Falten viel näher stehen. Sehr auf- 
fallend erscheinen mir die Andeutungen von Papillen an einem 
meiner Exemplare, welche an der Naht der mittleren REN Be 

in Form kleiner weisslicher Knötchen sichtbar sind. 


Ich fand nur wenige Exemplare bei Triest, jedenfalls den 
südlichsten Fundort dieser Art auf unserem Gebiet. 


4. Cl. laminata Mont. 


Walderhoff Verzeich. in Verh. d. not. zool. Gesellsch. zu Wien 
1864 p. 506. 


Ich kenne keine Dalmatiner Exemplare, doch erwähnt A. 
Schmidt, sie mit der var. grandis unter Frauenfelds Vor- 
räthen Dalmatiner Conchilien gefunden zu haben; von Wal- 
derdorff fand sie in einem Buchenwalde bei Cerkvize, jedoch 
nur selten. 


5. Cl. inceisa Küster. 


Testa punctiformi-rimata, fusiformis, apice attenuata, acu- 
tiuscula, striatula, corneo-rufula, nitidula; anfr. 12 convexius- 
euli, lente accrescentes; sutura distincta, filomarginata; cervix 
juxta rimam tuberculata et sulcata, antice plicato-striata ; pe- 
ristoma continuum, . appressum, candido - limbatum; apertura 
ovata, vix obliqua; sinulus rotundatus; lamella supera compressa, 
elata, infera curvata, antice incisa; callus palatalis tenuiusculus, 
infra recedens; plica principalis et tertia palatalis cum callo 
conjunctis, pl. palatalis secunda brevis, minus obliqua; subcolu- 
mellaris antice arcuata, conspicua; clausilium late excisum. 
Long. 17, diam. 4. mm. apertura 3!/g mm. longa, 3 lata. 


Diese Art steht der Form nach zwischen den grossen Stücken 
der ungulata und recht schlanken von laminata in der Mitte. 
Sie ist langgestreckt spindelförmig, von weit unter der Mitte 
an verschmälert und läuft in einen feinen kaum concaven Wir- 
bel aus; die Farbe hornrothgelblich mit hellerer Spitze. Die 
Windungen nehmen sehr langsam zu, sind schwach gewölbt, fein 


21, 


und wenig regelmässig gestreift, durch eine merklich eingezogene, 
weisslich fadenrandige Naht verbunden; der Nacken ist vorn fein 
furchenstreifig, neben der punktförmigen Nabelritze zieht sich 
ein bogiger Kielhöcker herab, der aussen von einer schwachen 
Furche abgegrenzt wird. Die Mündung steht fast senkrecht; 
der Mundsaum wenig ausgebogen, mit weisser dünner Lippe, die 
Ränder sind vereinigt, angedrückt, der rechte weit herab gerade; 
der Sinulus schmal, gerundet; die Oberlamelle dünn aber bogig 
erhoben und bis an den Mundrand heraustretend, die untere 
leicht geschwungen schräg aufwärts nach innen verlaufend, 
endet vorn in einem runden Knötchen, welches durch einen 
seicht dreieckigen Einschnitt des Lamellenrandes abgetrennt 
wird. Eine Suturalfalte ist nicht wahrzunehmen, die Principal- 
falte ist ziemlich kurz, vorn in die Gaumenwulst übergehend, 


“die unter ihr stehende sehr kurze Gaumenfalte divergirt nur 


sehr wenig, zwischen dieser und den beiden unteren Gaumen- 
falten geht von der aussen nicht durchscheinenden, dünnen 
röthlichen Gaumenwulst ein kurzes Fältchen nach innen, welches 
aussen als kurzer weisser Strich sichtbar ist. Die obere der 
beiden unteren Gaumenfalten ist kräftig, in der Mündung deut- 
lich wahrnehmbar, die untere weit entfernt, nur innen deutlich, 
nach dem Ende verwaschen. Die Subcolumellarfalte aussen sicht- 
bar, in einem steilen Bogen heraustretend. 

Das Clausilium ist breit ausgeschnitten, der Ausschnitt mit 
flacher Basis, der Lappen des Oberrandes an der Spitze schräg 
abgeschnitten, ohne Ausrandnng. 

Ich hatte diese Schnecke bisher unter laminata liegen, 
von der sie sich aber durch den fein ausgezogenen Wirbel, 
die fadenrandige Naht, die ausgeschnittene Unterlamelle und 
die andere Gestalt des Schliessknöchelchens hinreichend unter- 
scheidet. 

_ Aus der Neumeyer’schen Sammlung, wahrscheinlich bei Budua 
oder Ragusa gefunden. 


6. CI. Dotzaueri Kstr, 


Testa anguste rimata, fusiformi-elongata, superne attenuata, 
acutiuscula, nitida, rufescenti-flava, regulariter oblique striata; 
anfract. 11 planiusculi, satura distineta juncti, ultimus antice . 
rugoso-striatus, juxta rimam gibbus, antice Havo-taeniatus ; 

3 


22 


peristoma subcontinuum, candido-limbatum; apertura (oblique-) 
ovata, sinulus elongato -rotundatus; lamella supera recta, infera 
curvata; callus palatalis albus, infra recedens, plicis palatalibus 
inferioribus non junctus; plicae palatales ad modum Cl. ungu- 
latae positae; subcolumellaris emergens. Long. 17, diam. 31/3 
mm. apert. 3 mm. longa, 2 lata. 

Diese Art steht in der Mitte zwischen lJaminata und un- 
gulata, sich der letzteren Art mehr zuneigend, besonders in der 
langgestreckten Spindelform und der länglichen Mündung, so 


‘wie der Anordnung der Falten, verschieden von ihr durch die _ 


nicht mit den unteren Gaumenfalten verbundene Gaumenwulst, 
die regelmässige Streifung und besonders durch das innere Ende 
der Spirallamelle, welches hinter dem sich weiter einwärtsziehenden 
Ende der Unterlamelle zurückbleibt, während bei ungulata und 
den ihr verwandten Formen die Spirallamelle zugleich mit der 
Unterlamelle endet oder sich noch weiter nach innen hinaufzieht. 

Das eng geritzte Gehäuse ist gestreckt spindelförmig, etwas 
glänzend, horngelbröthlich, regelmässig fein gestreift, die Streifung 
an den Nähten nicht stärker, nach oben langsam verschmälert 
mit feiner Spitze. Die Windungen sind nur oben etwas ge- 
wölbt, die unteren fast flach, durch eine deutlich eingezogene 
Naht verbunden, die letzte lang, unten verschmälert, mit einem 
stark erhobenen Kielhöcker, vorn dicht faltenstreifig und mit 
einem gelben Schrägfleck, der durscheinenden Gaumenwulst, ge- 
ziert. Die Mündung ist etwas schief (ob immer ?) länglich eiför- 
mig, die Mundränder oben durch eine verloschene Schwiele verbun- 
den, mit weisslichem Lippensaum. Die Oberlamelle tritt ganz vor 
und verbindet sich mit dem linken Mundrand, den etwas hohen oben 
serundeten Sinulus einschliessend, die untere steigt nach innen 
bogig aufwärts. Die Falten sind kräftig, die Prineipalfalte verläuft 
vorn in der Gaumenwulst, die zweite Falte ist nur kurz, nach vorn 
mit der Principalfalte stark convergirend, unterhalb der zweiten 
zieht sich die weissliche, die unteren Gaumenfalten nicht be- 
rührende Gaumenwulst bogig einwärts und endet in einem, auch 
äusserlich sichtbaren Fältchen, die beiden unteren Gaumenfalten 
sind in der Mündung sichtbar und am unteren Ende durch 
eine Schwiele verbunden. Die Subcolumellarfalte zieht sich erst 
gerade herab und tritt im einen kurzen Bogen nach aussen. Das 
Clausilium ist schmal, wenig gebogen, gerundet dreieckig ausge- 
schnitten, der obere Lappen ist an seinem Ende etwas ausge- 


4 


ya 
} 


23 


randet und dadurch fast zweitheilig, indem der untere Theil 
weiter vorspringt. 
Ich fand ein Exemplar dieser Art umter dalmatiner Conchy- 


lien, welche Freund Dotzauer mir mittheilte und erlaube mir 
sie nach ihm zu benennen. 


7. Cl. ungulata Zgl. 
Brusina Contrib. p. 113 N. 74. 


Ich habe diese Art ausser bei Triest nirgends gefunden; 
1 Exemplar sah in unter Kleciach Vorräthen, Brusina fand sie 
in 2 Exemplaren bei Buljeva Lokva. Von Montenegro erhielt 
ich mehrere Exemplare durch Erber in Wien, welche von den 
Krainischen nicht abweichen. 


8 CI umbrosa Kstr. 


Testa cubeylindrico-fusiformis, anguste rimata, nitidula, 
costulato -striata, corneo-flava, spira subelongata, apice obtus- 
iuscula; anfr. 10 convexiusculi, lente accrescentes, ultimus antice 
rugosus, basi gibbus; sutura distineta; peristoma vix continuum, 
minus expansum, sublabiatum; apertura ovata, margo sinister 
perpendicularis; lamella supera mediocris, infera curvata, vali- 
diuscula; plica suturalis subobsoleta, pl. prineipalis secundaque 
palatalis flexuosa antice cum callo junctis, infimis subparallelis, 
sinistra valida, conspicua, pl. subcolumellaris subemersa. Long. 
12—15, diam. 3 mm. apert. 3 mm. longa, 2 lata. 


Cl. umbrosa, Küster Claus. p. 121 N. 116 t. 13. £. 15-18. 
„ commutata var. y. Charpentier in Journ. Conch. 1852. p. 366. 
„ umbrosa, Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 726 N. 55. 


Diese Art vermittelt den Uebergang von ungulata und 
Verwandten zu curta, ist aber von ersterer durch andere Ge- 
stalt und Streifung, kleinere Mündung, von curta durch die 
weit feineren Rippenstreifen und ganz anderen Habitus verschie- 
den. Die Länge des Gehäuses ändert bei gleicher Breite ziem- 
lich ab, die Gestalt ist im Allgemeinen mehr cylindrisch als spin- 
delförmig, verschmälert sich nach oben schnell und endet in 
eine dünne, jedoch etwas stumpfliche Spitze. Auch die Farbe 
ändert ab von hornröthlich bis blasshorngelb, die schrägen Rip- 
penstreifen sind verflacht, an der Naht nicht stärker, nur der 


5* 


24 


Nacken ist stärker und dicht runzelstreifig. Die Windungen 
nehmen langsam zu, sind durch eine deutlich eingezogene Naht 
verbunden, die letzte gestreckt, mit einem wenig deutlichen 
Schwielenhöcker neben der engen Nabelritze. Die Mündungs- 
form zeigt im Allgemeinen die der ungulata, wie dort ist sie bald 
mehr gestreckt bald rundlicher, die Mundränder oben zusammen- 
geneigt und durch eine feine erhobene Schwiele verbunden, 
welche an der Stelle, wo die heraustretende Oberlamelle sie 
berührt, kaum dicker ist. Die Unterlamelle tritt weit über die 
Mitte der Mündung herein, sie ist vorn abgestutzt, ziemlich stark, 
mit etwas aufgeworfenem Rand, etwas geschwungen erst wenig 
ansteisend, innen ebenfalls wenig aufwärts gebogen. 

Die wenig entwickelte Suturalfalte ist aussen selten deut- 
lich sichtbar, die Principalfalte reicht nach innen etwas über die 
Mitte des Rückens hinaus, die zweite Gaumenfalte divergirt nach 
vorn mit der Principalfalte, ist dann knieförmig abwärts gebo- 
gen und verläuft mit nochmaliger Biegung, wie die vorige in die 
dünne röthliche Gaumenschwiele. | 

Von den beiden unteren Gaumenfalten ist die linke stark 
entwickelt und tritt etwas schräg weit in die Mündung vor, die 
rechte ist schwach, fehlt zuweilen auch ganz. Die Subcolumellar- 
falte steigt fach bogig herab und ist in der Mündung nur wenig 
sichtbar. 


Die Spirallamelle tritt wenig über das Innenende der Ober- 
lamelle vor. 


Das Schliessknöchelchen ist klein, leicht gebogen, vorn ge- 
rundet ausgeschnitten, der obere Lappen flach rundlich. 


Ich fand diese Art an einer flachen Küstengegend Istriens 
südwärts von Rovigno unter einer Hecke, theilweise unter dem 
abgefallenen Laub versteckt, in wenigen Exemplaren. 


9. Cl curta Rossm. 


Testa vix rimata, ventroso- fusiformis, confertissime costu- 
lato-striata, sericina, corneo-flavescens; spira apice. attenuata, 
acutiuscula; anfr. 9 planiusculi, ultimus basi subgibbus, sutura 
dietincta , subtiliter crenulata; apertura ovali - pyriformis; 
peristoma subconnexum , reflexiusculum; lamella supera com- 
pressa; infera elata, flexuosa; plica principalis antice in cal- 
lum transversum tenuem confluens, secunda palatalis brevissima, 


25 


vix divergens, tertia infera stricta, erassa, quarta arcuata, tenui- 
cuscula, subcolumellaris emersa. Clausilium minusculum, trigono- 
rotundato-exeisum. Long. 9—12, diam. 3 mm. apert. 21/; mm. 
long. 2 lata. 


Cl. eurta, Rossm. Jcon. f. 268. 
» » kister Claus. p. 122. Nr. 117. t. 13. f. 1922, 


a. Var. fusiformis, subtilissime costulato-striata. 


Diese kleine, schon allgemein bekannte Art zeichnet 
sich durch die bauchig spindelförmige Gestalt aus, besonders 
sind die kleineren Stücke stärker bauchig, sowie durch die 
Costulirung, welche ziemlich kräftig und auf dem Nacken kaum 
stärker entwickelt ist, als auf den unteren Windungen überhaupt. 
Der Höcker an der Basis neben der kaum entwickelten Nabel- 
ritze ist kurz und wenig deutlich; der Mundsaum schwach aus- 
gebogen, weisslich, oben durch eine schwache Schwiele verbun- 
den. Die Unterlamelle zieht sich in einem etwas flachen Bogen 
nach innen und steigt dann rasch aufwärts. Die schwache Sub- 
columellarfalte, so wie die kräftige Principalfalte vereinigen sich 
vorn mit der schräg abwärts verlaufenden gelbröthlichen Gau- 
menwulst, die zweite Gaumenfalte ist sehr kurz und verläuft 
mit der Principalfalte fast in gleicher Richtung, von den beiden 
unteren Gaumenfalten ist die erste kräftig, in der Mündung 
sichtbar, die zweite läuft gebogen neben der etwas bogig vor- 
tretenden Subcolumellarfalte herab. Das kleine Schliessknöchel- 
chen »fast gerundet dreieckig ausgeschnitten, der obere Lappen 
mit einer Ecke am Ausschnitt, sonst gerade abgestutzt. Die 
Spirallamelle tritt über das Ende der lang einwärts laufenden 
Oberlamelle vor. 

Die Varietät ist etwas schlanker, spindelförmig, horngelb, 
mit sehr feinen Rippenstreifen dicht besetzt. 

Cl. curta findet sich schon am Grossgallenberg bei Lai- 
bach; in Triest, sowohl in den äusseren Stadttheilen selbst wie 
in der nächsten Umgebung, dabei auch die Varietät, dann an der 
Istrianer Küste der Bai von Muggia. 


10. CI. Sorexz Kstr. 


Testa minima, breviter fusiformis, nitida, subtilissime striata, 
corneo-flava; spira valde attenuata, acuta; anfract. 9 convexius- 


26 


culi, lente accrescentes, ultimus basi vix gibbus, antice dietinete 
denseque striatus; sutura impressa; apertura angusta, perpendi- 
cularis; peristoma expansiusculum, albo-limbatum, sejunetum ; 
lamella supera compressa, infera valida, antice subbipartita, ar- 
cuata; plica suturalis distineta, pl. prineipalis validiuscula, secunda 
palatalis punctiformis, prima infera valida, longa, secunda subob- 
soleta, pl. subcolumellaris arcuato-emersa. Long. 10, diam. 
3 mm. apertura 2mm. longa, 13/, lata. 

A. Schmidt stellt in seiner ausgezeichneten Schrift: „System 
der europäischen Clausilien“, die ganze Reihe der ihm be- 


kannt gewesenen Arten so zusammen, dass sie sechs Hauptfel- " 


der bilden und das Ganze einen Ring darstellt, indem die letzte 
Gruppe durch Arten mit seitlich ausgeschnittenem Clausilium 
die Verbindung mit dem ersten Hauptfeld bewirkt. Wie diese dort 
im Grossen und Ganzen, so schliesst hier unsere Cl. Sorex den 
Ring des ersten Hauptfeldes, indem sie durch Farbe, Streifung 
besonders aber durch die mächtig entwickelte Unterlamelle 
mit der Verdoppelung am Aussenende in nächste Beziehung zu 
Cl. comensis tritt. 

Das kleine Gehäuse mit schwacher, etwas punktförmiger 
Nabelritze ist fast bauchig spindelförmig, oben in eine feine 
Spitze auslaufend, glänzend, fein und regelmässig gestreift, blass 
horngelb. Die durch eine deutlich eingezogene, ziemlich tiefe 
Naht vereinigten schwach gewölbten Windungen nehmen erst 
von der vierten an langsam zu, die vorletzte ist linkerseits bogig 
eingezogen, die letzte unten mit einem schmalen bogigen, wenig 
ausgeprägten Kielhöcker, vorn nur wenig stärker gestreift als 
die übrige Fläche. Die Mündung i/, schmäler, als die vorletzte 
Windung, senkrecht, mit parallelen, gerade herablaufenden Seiten; 
der Mundsaum oben durch eine schwache weissliche Schwiele 
verbunden, nur wenig ausgebogen, innen mit weisslichem Lippen- 
saum, der Sinulus weit, oben gerundet. Die zusammengedrückte, 
ganz heraustretende Oberlamelle zieht auch weit nach innen, die 
Spirallamelle reicht bis über das letzte Drittheil derselben her- 
vor; die Unterlamelle sehr kräftig, mit aufgebogenem Rand, 
geht fast horizontal mit leichter Biegung einwärts und krümmt 
Sich innen rasch in die Höhe, aussen reicht sie fast bis zum Mund- 
rand, und ist dort gleichsam zweitheilig, indem unter dem stumpf 
verschmälerten Ende ein kleines Fältchen boeig hervortritt und 
zugleich mit dem diekeren Theil endet. Die Suturalfalte ist mit 


; 
| 
| 
| 


27 


der Principalfalte von gleicher Länge, beide münden vorn in die 


schwache Gaumenwulst, von welcher unten eine faltenartige Er- 


höhung nach innen ausläuft; die zweite Gaumenfalte ist kaum be- 
merkbar, nur wie einschwacher Punkt; von den beiden unteren Gau- 
menfalten ist die erste kräftig und reicht weit in die Mündung 
herab, die zweite kürzer und mehr verschwommen; die Subcolumel- 
larfalte tritt unterhalb der Unterlamelle fast halbkreisförmig gebo- 
gen nach aussen. Das Clausilium, so viel man wahrnehmen kann, 
(ich wage mein einziges Exemplar nicht aufzubrechen) breit, tief 
gerundet ausgeschnitten, der obere Lappen gerade, vorn schräg 
abgeschnitten, mit breiter etwas tiefer Ausrandung. 

Ich fand diese zierliche Art unter Neumeyer’s Nachlass, 
der Fundort ist also nicht anzugeben. 

Cl. Sorex ist jedenfalls der Cl. polita Parr., die ich nicht 
kenne, sehr ähnlich, differirt jedoch durch ihre Form (Schmidt 
nennt polita „eylindrico-fusiformis“) die schwache Gaumen- 
wulst, die vorn zweitheilige Unterlamelle und die heraustre- 
tende Subcolumellarfalte hinreichend, um als selbstständig gel- 
ten zu können. 


Cl. Sandrii. 


Diese Art steht vereinzelt ausserhalb des Ringes der Ar- 
ten comensis-Sorex, da die fehlende zweite untere Gau- 
menfalte, so wie die eigenthümliche Bildung des Schliess- 
knöchelchens Anhaltspunkte von hinreichendem Gewicht ergeben, 
um die Sonderstellung zu rechtfertigen. 

Der Vereinigung mit Frivaldskiana und macedonica 
zu einer kleinen Untergruppe, wie A. Schmidt gethan hat, 
stehen gewichtige Bedenken entgegen. Während Sandrii, ab- 
sesehen von den Innentheilen, durch die allgemeine Bildung 
sich zunächst doch an laminata und Genossen anschliesst, 
bietet macedonica Beziehungen nicht nur zu plumbea und 
marginata, sie steht auch im Gesammthabitus der almis- 
sana sehr nahe, Frivaldskiana dagegen zeigt Hinneigung 
zu dacica und Genossen. Es sind dies einige der bei den 
Clausilien so zahlreichen Beispiele von den verschlungenen 
Beziehungen, welche oft weit auseinanderstehende Arten doch 
scheinbar aneinander ketten, bis die genauere Untersuchung 
besonders der Innentheile es möglich macht, jeder solchen Art 
die richtige Stelle anzuweisen. \ 


28 

Hoffentlich werden weitere Entdeckungen verwandter Ar- 
ten Sandrii aus ihrer Isolirung befreien; hier ist die Tren- 
nung von Frivaldskiana und macedonica um so leichter 
durchzuführen, als beide unserem Gebiete fremd sind. 


11. Cl. Sandrii Kstr. 


Testa punctato-rimata, elevato-fusiformis, solida, rufo -fer- 
ruginea, regulariter denseque costulato-striata; spira attenuata, 
apice obtusiuscula; anfr. 10—11 convexiusculi, demum celeriter 
accrescentes; cervix latere compressa, basi juxta rimam obtuse 
eristata; sutura distineta, obscure albido-marginulata; apertura 
rotundato-pyriformis, ampla, fusculo-carnea; peristoma callo 
albido connexum, expansum, reflexum; lamellae validae, supera 
compressa, infera valde elata, tortuosa, medio sursum flexa; 
plica suturalis vix conspicua, pl. prineipalis longa, secunda pa- 
latalis obliqua, brevis, tertia valde divergens, postice interdum 
furcata, quarta longa, cugyata; pl. subcolumellaris subemersa; 
lamella spiralis lamellam superam vix attingens; clausilium 
apice late truncato exciso, tricorni. Long. 21—26, diam. 6 mm., 
apert. 8 mm., longa, 51/, lata. 

Cl. Sandrii Küster Claus. p, 28 Nr. 20 t. 2 f. 20—23. 

Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 397 Nr. 3. 
Rossmässler II. f. 873. 
Brusina Contrib. p. 113 Nr. 73. 

Eine grosse prächtige Art, welche bis jetzt leider noch 
nicht lebend gefunden wurde. Die Farbe bei ziemlich frischen 
Stücken ist ein schönes bräunliches Rostroth, unten gesättigter. 
Die Streifung ist fein aber regelmässig, am Nacken nur wenig 
stärker, zuweilen zeigen sich auf den unteren Umgängen ver- 
tiefte Spirallinien aus eingetieften Strichelchen bestehend. Die 
Naht ist etwas eingezogen und sehr ,schmal weiss gerandet; 
die Basis des Nackens trägt einen unscheinbaren sanft geboge- 
nen Kielhöcker. Die eiförmige oder gerundet birnförmige Mün- 
dung ist gross, bräunlich fleischfarben, der Mundsaum breit 
ausgebogen, die Ränder oben durch eine weissliche Schwiele 
verbunden, welche zuweilen eine ziemliche Dicke erreicht. Die 
sehr kräftige Unterlamelle zieht mit geringer Schweifung schlund- 
einwärts und krümmt sich hinten plötzlich nach oben; die Su- 
turalfalte ist selten entwickelt; die Principalfalte lang, die 
zweite Gaumenfalte viel kürzer, nach vorn stark divergirend, 


29 


hinten aber der vorhergehenden genähert, die dritte noch schie- 
fer, fast der vierten parallel, zuweilen am Innenende ga- 
belig, der obere Gabelast in der Richtung der Falte verlau- 
fend, der untere mehr abwärts gerichtet; die vierte Gaumen- 
falte, wenig kürzer als die Principalfalte und eben so stark, 
umschliesst in einen flachen Bogen den Basilarhöcker des 
Nackens und geht weit in die Mündung herab. Das Clausilium 
ist ganz eigenartig gebildet (ich kenne nur noch eines, das der 
Cl. abrupta, welches in seiner Art eben so eigenthümlich 
geformt ist), es ist gross, nach vorn verbreitert (oder besser 
erhöht) und der breite tiefe Ausschnitt, mehr des Vorderrandes 
als der Unterseite, hat in der Mitte einen scharf abgerundeten 
Vorsprung, der obere Lappen ist oben gerade, an der inneren 
Seite in ein Dreieck ausgezogen, der untere Lappen steht fin- 
gerförmig vor und ist ebenfalls etwas nach innen gebogen (Ross- 
mässler’s Figur des Clausiliums ist ganz unrichtig). Die Spiral- 
lamelle reicht kaum bis zum Innenende der Oberlamelle und 
endet innen allmählich verflacht schon vor der Unterlamelle. 


Wie bei Ol. Frauenfeldi durch die Gabelung der unte- 
ren Gaumenfalte in dem nach oben gerichteten rundlichen Ast 
das Streben zur Bildung einer Mondfalte in der Art, wie sie 
bei dacica, Ziegleri u. a. vorkommt, zu erkennen ist, so 
ist wohl kein Zweifel, dass die Gabelung der dritten Gaumen- 
falte bei Sandrii demselben Ziele, nur auf anderem Wege 
zustrebt. Denkt man sich die Falte, also den Stiel der Gabel 
weg, die Gabeläste dagegen verlängert und die zweite wie die 
untere Falte berührend, so ist eine, freilich noch unvollkom- 
mene Lunella hergestellt. 


Man hat diese Art bisher nur angeschwemmt bei Budua 
und an der Insel Laeroma gefunden. Aus Budua habe ich sie 
von Sandri, zwei leider ganz abgeriebene Exemplare von La- 
croma erhielt ich durch Herrn Kleciach. 


Uebergangsgruppe von Feld I zu Ha. 


Cl. Frauenfeldi Zel. 
Cl. Ziegleri Kstr. 


” 


Grosse Arten von mehr oder weniger dunkler Färbung 
‚und weisser Naht. Die lamella inserta fehlt, ebenso die la- 


30 


mella parallela. Dagegen ist, ausser bei Frauenfeldi, eine 
deutliche Mondfalte vorhanden, welche oben entweder mit der 
Principalfalte oder mit der zweiten Gaumenfalte zusammentrifft, 
unten auf der langen, in der Mündung sichtbaren unteren Gau- 
menfalte steht, die Stelle, wo beide zusammentreffen, ist innen 
. erhoben, etwas pflugschaarförmig nach unten spitz auslaufend. 
Das Clausilium ist ausgeschnitten, der Ausschnitt aber kaum als 
seitlich, mehr den Vorderrand des Clausiliums treffend zu be- 
trachten, welcher am Öberrand einen fingerförmigen, etwas 
‘gebogenen, meist abwärts gerichteten Fortsatz stehen lässt. 


Man könnte fast ebenso gut diese Gruppe an die Spitze* 


des zweiten Feldes stellen, und ihr die in dem Faltensystem 
der Mündung ähnliche Gruppe der septemplicata und Ver- 
wandten anreihen. Allein zunächst ist das ausgeschnittene Clau- 
silium zu berücksichtigen, wodurch sie sich doch mehr an ma- 
cedonica anschliesst. 

Die Arten leben, so viel bis jetzt bekannt, im westlichen 
Theil der Balkanhalbinsel. 


12. Cl. Frauenfeldi Zelebor. 


Testa punctato-rimata, turrito-fusiformis, oblique stria- 
tula, nitida, coerulescenti-cerasina, fuscescenti-tineta; spira 
obtusula; sutura alba, crenulata vel subpapillifera; anfr. 10—11 
convexiusculi, lente accrescentes; cervix tumida, subtiliter 
striata, basi rotundata; apertura ovato-pyriformis; peristoma 
callo lineari albo connexum, album, reflexum; lamella supera 
humilis provecta, infera valida, flexuosa, compressa, arcu -con- 
cavo alte descendens; plica suturalis antica plerumque imper- 
fecta, pl. prineipalis cum palatalis secunda intus convergens, 


longa, antice callo tenui striaeformi suffulta, secunda brevior 


media, quarta declivis postice crassa, furcata, antice elevata, 
conspicua; pl. subcolumellaris non emergens; lamella spiralis 
lamellam superam attingens, perfecta. Long. 19, diam. 5 mm., 
apert. 5 mm. alto, 31/, mm. lata. 
C1. Frauenfeldi Zelebor. Rossmässler Icon. III. f. 372. 
“ Küster Claus. Nr. 279 t. 30 f. 23-30. 
R “ Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 735 Nr. 122. 
particis Parreiss in sched. 


” ” 


” 


Diese Art verdient eine besondere Beachtung, weil bei ihr 


der erste Anfang einer Mondfalte vorhanden, indem der kürzere 


31 


nach oben gerichtete Gabelast der unteren Gaumenfalte wohl 
nicht anders zu deuten ist, als der Anfang der bei Cl. Ziegleri, 
dacica ete. als wirkliche Mondfalte anzuerkennende senkrechte 
Leiste zwischen der zweiten und unteren Gaumenfalte. Sie 
steht deshalb mit dieser nur angedeuteten Mondfalte von den 
anderen Gliedern der Gruppe noch ziemlich entfernt, indem sie 
zugleich durch Farbe, Form und Mundbildung zu Cl. plumbea 
Beziehungen zeigt, aber durch die weisse Naht, die Form des 
Schliessknöchelchens und die stark entwickelte untere Gaumen- 
falte sich doch als hieher gehörig ausweist. 


Das Gehäuse ist etwas gedrungen, glänzend, die langsam 
zunehmenden Windungen schwach gewölbt, mit eingezogener 
weissgesäumter Naht, welche nach dem Wirbel hin mehr oder 
weniger fein gekerbt erscheint, ohne dass vollständige Papillen 
sich entwickeln. Der Nacken ist fast aufgetrieben gerundet, 
vorn sehr fein faltenstreifig, ohne Kielhöcker; die Mündung 
innen gelbbräunlich, der weisse schwach umgeschlagene Mund- 
saum oben durch eine Schwielenleiste verbunden. Die Sutural- 
falte ist entweder gar nicht oder nur vorn schwach entwickelt, 
die Principalfalte stark, ziemlich lang, vorn mit der schwachen, 
innen bräunlichen, aussen als weisser Flecken durchscheinenden 
Gaumenwulst zusammenhängend; die zweite Gaumenfalte ist 
kürzer, hinten der Prineipalfalte sehr nahe gerückt, nach vorn 
aber divergirend; die untere Gaumenfalte steht seitlich, läuft 
sehr schräg herab, beginnt weit innen mit einer Gabeltheilung, 
deren unterer Ast bis an die Nabelritze reicht, der obere Ast 
ist sehr kurz, ein stumpfes nach oben gerichtetes Dreieck bil- 
dend, in der Mündung erscheint diese Falte stark erhoben und 
verdünnt. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und tritt 
nicht vor, ist aber bei schrägem Einblick in die Mündung deut- 
lich erkennbar. Die Spirallamelle tritt dem Innenende der 
Oberlamelle sehrnahe und ragt kaum bis an dasselbe hinan, 
noch seltener darüber herein, innen ist sie kürzer als die Un- 
terlamelle. Das Schliessknöchelehen ist tief gerundet ausge- 


schnitten, mit einem fingerförmigen, etwas abwärts geneigten 
Fortsatz des Oberrandes. 


Diese zuerst von Zelebor in Serbien entdeckte Art findet 
sich, wie zwei von Parreiss unter dem Namen Cl. partieis er- 
haltene Exemplare beweisen, auch in Dalmatien an der Narenta, 


32 
13. Cl. Ziegleri Kstr. 


Testa punctiformi-rimata, fusiformi-elongata vel ventroso- 
fusiformis, acutiuscula, solida, subtiliter striata, nitida, pulchre 
cerasino-fusca, post mortem corneo-rufescens; sutura albo-filosa, 
superne suberenulata; anfr. 10 —11 planiusculi, ultimus antice 
densissime striatus, superne subcompressus, basi subinflatus, ad 
rimam vix gibbus; apertura ovalis; peristoma vix continuum, 
undique expansum, reflexiusculum; lamella supera mediocris, 
infera valida, subhorizontalis; plica suturalis nulla, plica prin- 
cipalis longa, pl. palatalis secunda brevi, infera angulata, an- 
tice elevata; lunella tenuis, stricta; pl. subcolumellaris non 
emergens, subperpendicularis. Long. 21—26, diam. 6 mm., 
apert. vix 6 mm. alta, 41/, lata. 

Cl. Ziegleri Küster Claus. p. 16 Nr.5 t. 1 £. 17. 18. 

N " Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 440 Nr. 109. 

Eine ansehnliche, im frischen Zustande sehr schöne Art, 
welche im Bau viel Aehnlichkeit mit Frauenfeldi zeigt, aber 
von derselben durch bedeutende Grösse und die mehr nach der 
Mitte der Mündung gerückte untere Gaumenfalte sehr verschie- 
den ist; von den schlanken serbischen Arten der Gruppe weicht 
sie durch den Mangel des Knötchens an der Unterseite der Un- 
terlamelle, so wie im Allgemeinen durch den ganzen Habitus 
ab. Hinsichtlich der Form des Gehäuses ist nach den Exem- 
plaren eine bedeutende Verschiedenheit wahrzunehmen, die 
einen sind kurz, bauchig, andere langgestreckt spindelförmig, 
gegen die Spite nur langsam verschmälert. Im frischen Zustand 
sind sie prächtig kirschbraunroth, allein diese Farbe verbleicht 
zu einem unscheinbaren Hornroth; die Naht ist etwas eingezo- 
gen und mit reinweissem fädlichem Rand verziert, sie ist nach 
oben zu fein gekerbt, oder durch papillenartige Längserhöhun- 
gen uneben, welche Erhöhungen sich auch theilweise als feine 
Rippenstreifen über den weissen Rand hinaus abwärts fortsetzen. 
Der Nacken zeigt sehr dicht stehende feine Streifen, von einem 
Kielhöcker an der Basis ist nur eben eine Spur vorhanden, der 
Obertheil der letzten Windung ist schmal schräg eingedrückt. 
Die Mündung ist gross, eirund, die Oberlamelle niedrig, zu- 
sammengedrückt, die Unterlamelle stark, fast waagrecht nach 
innen verlaufend, dann rasch ansteigend; die Mondfalte fast 
gerade, in schräger Richtung von vorn nach hinten absteigend; 
eine Suturalfalte ist nicht vorhanden, die Principalfalte ist 


33 


mässig lang, hinten wenig über die Mondfalte hinaus verlän- 
sert, die zweite Gaumenfalte sehr kurz, mit der Principaltalte 
nach vorn divergirend, und mit der Mondfalte zusammenhän- 
gend, ebenso ist die in einen stumpfen Winkel gebogene, ziem- 
lich lange, untere Gaumenfalte an der Spitze des Winkels mit 
der Mondfalte verbunden, steht fast in der Mitte der Mündung 
und endet hier in einem erhobenen stumpfen Dreieck. Die 
Subcolumellarfalte steigt gerade herab und ist nur bei schrä- 
gem Blick in die Mündung sichtbar. Die Spirallamelle endet 
nach vorn neben dem Innenende der Oberlamelle und ent- 
fernt von derselben; das Clausilium ist vorn verbreitert, tief 
ausgeschnitten, am oberen Theil des Ausschnittes ein vom 
ÖOberrand auslaufender , abwärts gebogener , fingerförmiger 
Fortsatz. 

Von dieser Art fand ich vier Exemplare angeschwemmt 
am Ufer der Narenta bei Fort Opus. Ob sie wirklich als Dal- 
matien angehörig zu betrachten ist, oder aus der nahen Herze- 
gowina vom Wasser hergeführt wurden, lässt sich nicht ent- 
scheiden. 


34 


Zweites Feld, 


Erste Abtheilunge. 
Cl. gibbula. 


Cl. gibbula Zglr. 
Cl. fallaeiosa Kstr. 


Man kann kaum mit Recht von einem Formenkreise der 
Cl. gibbula sprechen, aber eben so wenig dürfte man sie mit 
ihrer bis jetzt einzigen Genossin, zu einer Untergruppe ver- 
einigt, bei dem Formenkreis der stigmatica einschieben. 
Denn, so sehr sie in der Faltenbildung der Mündung, wie durch 
Streifung und die Papillen mit den Arten dieses Formenkreises 
nahe Verwandtschaft zeigt, sie ist doch zu sehr abweichend in 
andern Dingen, besonders durch das ganz verschiedene Clausi- 
lium, um mit denselben in einer Reihe stehen zu dürfen. Im 
Allgemeinen neigt sie auch zu Cl. papillaris, zumal durch 
die Form, Streifung, Nackenbildung und Gaumenwulst. 

Beide hieher gehörige Arten sind von gedrungenem Bau, 
oben kurz verschmälert, stumpfspitzig, die Fläche regelmässig 
fein gestreift, die Naht wenig deutlich, mit weissen länglich 
viereckigen Papillen besetzt. Der Nacken ist kurz, vorn schwach 
aufgetrieben, mit einer weissen Schwiele, entsprechend dem 
inneren Callus, neben dem engen Nabelritz ein stumpfer Kiel- 
höcker. Die runde Mündung steht gerade, die Mundränder 
getrennt oder nur durch eine Schwiele verbunden. Die untere 
Lamelle bogig, hochstehend, die Lunella kurz, die Principalfalte 
etwas darüber hinaus einwärts laufend, die zweite Gaumenfalte 
divergirt nach vorn stark *) und verläuft in die Gaumenschwiele, 
die untere Gaumenfalte kräftig, in der Mündung weit herab- 
laufend, und mit der bogigen Fortsetzung der Gaumenschwiele 
vereinigt. Die Lamella parallela ist vorhanden, dagegen fehlt 
die L. inserta. Das Clausilium fügt sich nicht durch eine Aus- 


*) Merkwürdiger Weise treffen wir diese Bildung der oberen Gaumen- 
falten bei der sehr entfernt stehenden Gruppe der Cl. gastrolepta genau 
ebenso wieder, 


35 


randung an die untere Gaumenfalte, wie bei den Arten des 
Formenkreises der Cl. stigmatica, es ist an dieser Stelle stark 
aufgebogen, somit der Länge nach tief rinnnenförmig. 


14. Cl. gibbula Zglr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, interdum subventricosa, 
solidula, regulariter striata, corneo-lutescens; spira attenuata, 
obtusiuscula, sutura papillis albis, oblongis, crebris ornata; 
anfr. 9—10 planiusculi, ultimus antice distinete striatus, basi 
breviter gibbus; apertura ovalis, peristoma subconnexum, brevi- 
ter expansum, albo-limbatum; lamella supera compressa, infera 
flexuosa; plica suturalis nulla, pl. prineipalis et secunda pala- 
talis antice divergens cum callo junctae, pl. palat. infera valida, 
striete descendens, emersa; pl. subcolumellaris conspicua, vix 
emersa; lunella strieta, brevis. Long. 11—15, diam. 3 mm., 
apert. 21, —3 mm. longa, 2—21/, lata. 

Cl. gibbula Ziegler. Rossmässler III. Nr. 171. 

Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 452 Nr. 137. 
= 5 Küster Claus. p. 140 Nr. 134 t. 15 f. 25—28. 
S e Brusina Contrib. Nr. 106. 


Ueber diese allgemein bekannte Art ist nur wenig anzu- 
fügen. Grösse und Form sind sehr veränderlich, so zwar, dass 
die grösseren Stücke schlanker, häufig heller sind und die Pa- 
pillen schmäler werden, bei manchen Exemplaren nur als weisse 
Striche erscheinen. Die kleinen Exemplare sind meist kräftiger 
gebaut, mehr oder weniger bauchig und die gewöhnlich grossen 
Papillen treten auf dem dunklen Grund sehr schön hervor. 
Ausserdem ist gibbula, besonders hinsichtlich der Innentheile, 
wie überhaupt der Mündung sehr beständig. Die kurze Mond- 
falte zeigt in ihrem Verhalten gegen die obere und untere 
Gaumenfalte grosse Aehnlichkeit mit den Arten der Ueber- 
sangseruppe dacica-Ziegleri, ebenso zu den Arten des For- 
menkreises der stigmatica, nur dass bei den letzteren die 
zweite Gaumenfalte weniger mit der Principalfalte innen zu- 
sammenhänst und die Mondfalte oben berührt, als vielmehr von 
dieser letzteren selbst ausgeht. 


Der Hauptsitz dieser Art ist Zara, wo sie an dem süd- 
‚lichen Theil der Stadtmauer, so wie den nahen Häusern sehr 
häufig vorkommt; ferner findet sie sich bei Nona, Brevilaqua, 


"36 


Vodize und Bilisane. Die übrigen von Brusina angegebenen 
Fundorte Ragusa und Sebeniko sind sehr zweifelhaft. Aus- 
serdem findet sie sich noch in Italien, nach Philippi auch auf 
Sieilien. 

15. Cl. fallaciosa Kstr. 


Testa perforato-rimata, subfusitormis, solidula, obsolete 
striata, corneo-flava, subdiaphana; spira attenuata, obtusius- 


cula; sutura distincta, papillis albis, oblongo-quadratis, distan- 


tibus ornata; anfract. 10 vix convexiusculi, ultimus antice stria-_ 
tus, ferrugineo-rufescens, calloso-tumidus, superne albidus, basi 
gibbus; apertura rotunda; peristoma subeonnexum, albidum ; 
lamella supera compressa, infera flexuosa, antice angulata ad 
marginem producta; plica suturalis nulla, pl. prineipalis medio- 
eris et palatalis secunda intus libera cum callo juncetae, pl. pa- 
latalis infera valida, suboblique descendens; lunella superne 
hamiformi-arcuata; pl. subcolumellaris arcuata, subemersa; cal- 
lus palatalis crassus, albus. Long. 14, diam. 4 mm., apert. 
3 mm. longa et lata. 


Cl. fallaciosa Küster Claus. p. 205 Nr. 202 t, 22 f. 14—17. 
Pfeiffer Mon. Hel. VI. p. 491 Nr. 414. 


” ” 


Gehäuse mit kurzer, tief eindringender Nabelritze, ge- 
drungen,, etwas spindelförmig, wenig solide, schwach glänzend, 
fein und wie abgeschliffen rippenstreifig, horngelb; das Gewinde, 
oben kurz und rasch verschmälert, endet mit stumpflicher Spitze. 
Die 10 Windungen sind kaum gewölbt, langsam zunehmend, 
die deutlich eingezogene Naht trägt von der zweiten Windung 
an deutliche aber entfernt stehende Papillen, die letzte Win- 
dung ist vorn intensiver roströthlich gefärbt, faltenstreifig, un- 
ten mit einem kurzen Kielhöcker und enger Furche daneben, 
_ hinter dem Mundsaum eine oben weissliche Anschwellung, ent- 
sprechend dem Callus der Innenseite. Die fast runde Mündung 
steht kaum seitlich, vollkommen senkrecht, röthlichgelb, der 
weisse Mundsaum ist wenig verdickt, oben getrennt, bei älteren 
Exemplaren vielleicht durch eine Schwiele verbunden, linker- 
seits nur wenig, rechts dagegen breit umgeschlagen. Die obere 
Lamelle mässig lang, dünn, die untere sehr eigenthümlich ge- 
formt. Sie bildet, langsam ansteigend, einen starken Bogen, 
sich innen rasch in die Höhe krümmend, aussen an der Inser- 


De ua 0 Bi 2a u" 


= Fe res 
ED u U ad ce DE aae # ch ran 2 


müs ee Da 


BETEN 


37 


tionsstelle mit dem Mundsaum ist eine stumpfe Ecke und von 
hier aus zieht sie sich dann waagrecht bis zum Rand des Mund- 
saums fort. Eine Suturalfalte ist nicht wahrzunehmen, die 
Prineipal- und zweite Gaumenfalte verlaufen vorn in die Gau- 
menschwiele, die erstere reicht innen etwas über die Mondfalte 
hinaus, die zweite ist nach innen abgekürzt, würde aber, ver- 
längert, auf die Principalfalte treffen, mit der sie nach aussen 
divergirt, und zugleich das Oberende der Mondfalte berühren, 
wie dies bei gibbula der Fall ist. Die untere Gaumenfalte 
ist kräftig, stark erhoben, geht weit in der Mündung herab 
und endet ebenfalls in einer Fortsetzung der Gaumenschwiele. 
Die Mondfalte oben hackenförmig gebogen, unten breiter. Die 
Subcolumellarfalte tritt entfernt von der Unterlamelle bogig 
nach aussen vor; die Spirallamelle reicht wenig über das Innen- 
ende der Oberlamelle herein. 


Man -hüte sich, diese Art mit Cl. Sturmi zu verwechseln 
oder umgekehrt. Bei fallaciosa würde die zweite Gaumenfalte 
die Spitze der Mondfalte treffen und mit der Principalfalte sich 
vereinigen, wenn sie verlängert wäre; bei Sturmi entspringt 
die zweite Gaumenfalte aus der Lunella selbst. Auch fehlt bei 
Sturmi der starke Bogen der Unterlamelle und die aus einer 
Ecke entspringende Fortsetzung derselben nach aussen. 

Ich besitze nur ein Exemplar dieser ausgezeichneten Art 
aus Neumeyer’s Sammlung, der Fundort ist daher unbekannt. 


Formenkreis von Cl. stigmatica, 


Cl. Sturmi Kstr. 

„ lamellata 2. 

„ Kobeltiana Kstr. 
„ decorata Kst. 

„ stigmatica Zglr. 
„ maritima Klec. 
„ miles Kstr. 

„ hiatula Kstr. 

„ advena Kstr. 

„ gemmulata Kstr, 
„ soror Kstr. 

„ Neumeyeri Kstr. 
„ paestana Phil. 


38 


Wenn man in einer Sammlung die Reihe der zu diesem 
Formenkreis gehörigen Arten überblickt, so ist die nahe Ver- 
wandtschaft derselben unter einander nicht zu verkennen. Aber 
bei näherem Anblick zeigt sich, dass hier nicht schablonenhafte 
Aehnlichkeit waltet; jede Art zeigt ihre besonderen Eigenthüm- 
lichkeiten, die, theils Wiederholungen von Eigenschaften ande- 
rer Formenkreise, theils selbstständig auftretend, eine Mannig- 
faltigkeit bieten, welche die Definition dieses Artencomplexes 
sehr erschwert. 

Das Gehäuse ist im Allgemeinen mehr schlank als bauchig, 
unregelmässig wie abgeschliffen oder dicht und stärker regel-* 
mässig gestreift, die Naht mit entfernt stehenden kleinen läng- 
lichen Papillen besetzt. Die dalmatiner Arten, so wie Cl. 
paestana sind mehr oder weniger gelblich kirschbraun, durch 
Ausbleichen gelblichroth, Cl. lamellata dagegen rein horngelb, 
Cl. Kobelti hornröthlich. Die Mündung ist länglich, die Mund- 
ränder nicht lostretend, durch eine Schwiele verbunden, die 
Unterlamelle kräftig, meist bis an den Mundrand reichend, zu- 
weilen vorn geknickt, öfter mit einer knoten- oder fältchen- 
artigen Verbreiterung nach unten am Aussenende; die untere 
Gaumenfalte, wo sie vorhanden, ebenfalls sehr kräftig, in der 
Mündung weit herabsteigend. Das Clausilium vorn rundlich und 
an der Unterseite flach ausgebuchtet. Hinsichtlich der Mond- 
und Gaumenfalten finden bedeutende Verschiedenheiten statt, so 
dass man zu besserer Uebersicht mehrere Abtheilungen bil- 
den kann. 

In der ersten Reihe, Cl. Sturmi bis decorata umfassend, 
ist die zweite Gaumenfalte bei ausgebildeten Exemplaren frei 
und wie gewöhnlich mit der Prineipalfalte divergirend. 

In der zweiten, nur stigmatica enthaltend, ist die zweite 
Gaumenfalte eins mit der Mondfalte, beide in einer Ecke zu- 
sammenstossend. Aehnlich, nur dass die Krümmung des oberen 
Theils der Mondfalte (also die zweite Gaumenfalte) nach hinten 
stärker ist, zeigen sich maritima, miles, hiatula und advena, 
dann folst eine Reihe von Cl. gemmulata. bis paestana, .wo die 
Mondfalte oben hackenförmig gekrümmt, nach unten zu immer 
breiter wird. Zugleich ist bei diesen Arten der Mundsaum an 
der Stelle der Bucht ausgerandet, auf ähnliche Weise, wie bei 
Cl. picea. 


u Fe Eu a 


u ru 


39 


16. Cl. Sturmi Kstr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, interdum ventricosa, 
solidula, nitida, obsolete striata, corneo-rufescens; spira atte- 
nuata, apice obtusiuscula; sutura minus distincta, papillis remo- 
tis albis suboblongis ornata; anfract. 10—11 vix convexiusculi, 
lente accrescentes, ultimus antice dense plicato-striatus, ma- 
cula oblonga, obliqua, basi subbigibbosus, gibbere basali valde 
elevato, sulco profundo ab altero obsoleto separato; apertura 
pyriformis; peristoma sejunetum, expanso-reflexum, lamella 
supera tenuis, infera valida, vix arcuata; plica suturalis vix 
conspicua, prineipalis longiuscula ‚palatalis secunda brevis, cum 
lunella juneta, palat. infera intus elevata, antice conspicua; 
lunella brevis, superne arcuata; plica subcolumellaris arcuata, 
conspicua. Clausilium antice emarginatum. Long. 13—15, 
diam. 31/;—41/, mill., apert. 3—4 mill. longa, 2!/,—31/; lata. 

Clausilia Sturmii Küster. Pfeiffer Monogr. Hel. II. p. 425 Nr. 73. 

ni 5 Küster Claus. p. 66 Nr. 55 t. 7 f. 8-10. 


Eine in der Grösse, noch mehr aber in der Form sehr 
veränderliche Art, welche besonders durch den stark erhobenen 
Kielhöcker an der Basis kenntlich wird. Das Gehäuse ist sehr 
eng geritzt, spindelförmig und lang gestreckt, oder kurz und 
bauchig, ziemlich solide, glänzend, fein und regelmässig ge- 
streift, hornbräunlich-gelbroth, die Spitze in der Regel heller 
oder fast die ganze Oberhälfte weisslich. Das Gewinde nach 
der Körperform bald lang ausgezogen, bald kurz und rasch 
verschmälert, dünn mit stumpflicher Spitze. Die nur wenig 
eingebogene Naht trägt kleine, längliche, wenig zahlreiche Pa- 
pillen, welche meist etwas über den Rand hervorstehen. Die 
Windungen nehmen langsam an Höhe zu, besonders die oberen, 
deren drei oder vier erste fast gleich hoch und merklich ge- 
wölbt sind, die mittleren und unteren sind fast eben, die letzte 
vorn fein und dicht faltenstreifig, mit einem grossen weiss- 
gelben Schrägflecken, der. Gaumenwulst entsprechend, bei recht 
ausgebildeten ulken ist dieser Flecken schwach schwielenartig 
erhoben; an der Basis steht ein kurzer wenig gebogener stark 
erhobener Kielhöcker, welcher durch die kurze aber deutliche 
ebenfalls schwach gebogene Furche von einer zweiten höcker- 
artigen Längserhöhung getrennt wird; bei kleinen Individuen 

4 + 


40 


ist diese Erhöhung länger und deutlicher als bei den grösseren, 
besonders den bauchigen Stücken, wo sie oft bis auf eine Beule 
zusammenschwindet, die Mündung erscheint öfters etwas schief, 
ist im Allgemeinen unregelmässig birnförmig; der Mundsaum 
ausgebogen, ohne Lippe, nur unter der kurzen gerundeten 
Bucht eben nur merklich verdickt, die Mundränder oben durch 
eine weisse Schwiele verbunden. Die obere Lamelle reicht bis 
an die Verbindungsschwiele der Mundränder, die untere steigt 
nach innen fast ohne Biesung ziemlich steil schräg aufwärts 


und tritt bei kräftig entwickelten Stücken fast bis an den Mund- 
rand heraus. Von den Falten ist die Suturalfalte nur selten 


vorhanden und dann wenig entwickelt, die Principalfalte reicht 
innen wenig über die Mondfalte hinaus und endet vorn an der 
weissen schräg ein- und abwärts laufenden Gaumenwulst, die 
zweite und untere Gaumenfalte, letztere in der Mündung weit 
herablaufend, entspringen beide aus der Mondfalte und verlau- 
fen fast parallel oder nach vorn nur wenig divergirend, wobei 
sie den äusseren Basilarhöcker einschliessen, indem die untere 
Falte gerade in dem Innentheil der Kielfurche auch aussen 
sichtbar ist. Die Mondfalte ist schmal, oben stark und wenig 
gebogen zurückgekrümmt. Die Subcolumellarfalte steigt bogig 
herab, nahe an der Basis etwas nach aussen vortretend. Das 
Schliessknöchelchen vorn an der Unterseite ausgerandet; die 
Spirallamelle tritt fast bis zur Hälfte der Oberlamelle vor und 
endet innen, allmälig abgeflacht, zugleich mit der Unterlamelle. 
Die Lamella parallela vorhanden, vorn etwas gegen die Ober- 
lamelle gekrümmt. | 

Die vorstehenden Zeilen enthalten die Beschreibung der 
normalen Stücke. Aber Cl. Sturmi ändert nach mehreren Richt- 
ungen so sehr ab, dass man leicht irre werden kann und in 
die Gefahr kommt, ein einzelnes Stück solcher Abänderungen 
für eine besondere Art anzusehen oder sie einer (der nächsten 
anzureihen. Die Aufstellung von Varietäten ist aber doch nicht 
statthaft, da sich die extremen Formen nicht plötzlich heraus- 
bilden, sondern durch zahlreiche Uebergänge mit der Stamm- 
torn verbunden sind. Immer ist Sturmi durch den stark ent- 
wickelten Kielhöcker kenntlich und scheidet sich auch dadurch 


so wie durch das vorn ausgerandete Clausilium von der sehr 


ähnlichen Cl. gibbula. 
Eine kleine sehr bauchige Form von 13 Mill. Länge und 


7 
h 


ee u > 


in 
Rt 


41 


41/, Durchmesser, grosser, etwas schiefer Mündung, zeigt keine 
ausgebildete zweite Gaumenfalte höchstens eine Andeutung der- 
selben durch die nach innen schmäler und verdickt auslaufende 
Gaumenwulst, der Kielhöcker ist sehr entwickelt, ein abgerun- 
detes Dreieck bildend. Den Uebergang von dieser zur Normal- 
form bildet ein eben so breites aber längeres Stück, bei dem 
die zweite Gaumenfalte zwar vorhanden, aber von der Mond- 
falte getrennt ist. 


Von dieser beginnt eine Reihe von Exemplaren, bei welchen 
die zweite Gaumenfalte allmälig hinaufrückt, bis sie mit dem 
rückgebogenen Theil der Mondfalte zusammenhängt, damit ein 
Ganzes bildend, wodurch die Bildung der Lunella und der übri- 
gen Falten, wie sie bei lamellata und decorata vorkommt, sich 
genau wiederholt, nur dass die Divergenz der Principal- und 
zweiten Gaumenfalte viel stärker ist. Die Gaumenwulst ist 
dabei weit weniger entwickelt und aussen nur durch eine etwas 
hellere Stelle angedeutet. 


Aus Neumeyer’s Sammlung; die meisten Exemplare er- 
sichtlich abgestorben gesammelt, daher wohl bei Ragusa oder 
Budua vom Meere angeschwemmt gefunden. 


Cl. lamellata Ziegler. 


Testa minute rimata, fusiformis, interdum ventricosa, 
nitida, pellucida, subtiliter striata, corneo-lutescens; spira sen- 
sim attenuata, apice obtusiuscula; sutura papillifera, papillis 
sparsis, minimis; anfract. 10—11 vix convexiusculi, ultimus an- 
tice subtiliter rugoso-striatus, basi obtuse gibbosus et arcuato- 
sulcatus; apertura pyriformis, peristoma continuum, aflıxum, 
superne subangulatum; lamellae validae, infera obliqua, antice 
usque ad marginem producta, medio inferne nodiformi-incrassata; 
callus palatalis pallidus, rotundatus; plica suturalis minus di- 
Stincta; principalis ultra lunellam prolongata, palatalis secunda 
brevissima, oblique ascendens, palatalis infera longa, distinctis- 
sima, oblique emersa; lunella subincompleta, brevissima; pl. 
subcolumellaris subhorizontali-emersa. Long. 13 — 15, diam. 
3 mm., apert. 3'Y/; mm., longa 3 lata. 

Clausilia lamellata Ziegler, Rossmässler Icon. IV. p. 14 f. 254. 
Pfeiffer, Mon. Hel. II. p. 424 Nr. 71. 
Küster, Claus. p. 225 Nr. 229 t. 25 f, 8-10, 


[>] ” 


” ” 


42° 


Bei keiner anderen Art des Formenkreises der stigmatica 
ist die Beziehung zu Cl. dacica und Genossen so rein ausgeprägt 
wie bei lamellata. Nicht nur die in der Mitte leicht geknickte, 
unten mit einem Knötchen versehene Unterlamelle, sondern 
noch mehr die Gaumenfalten, wie die Mondfalte, sind ganz 
ähnlich gebildet. Wie man bei Cl. Frauenfeldi kaum von einer 
Mondfalte sprechen kann, da nur eine Andeutung derselben 
vorhanden ist, so zeigen jüngere Exemplare unserer Art das 
Gleiche, nur kräftige Stücke derselben haben eine gerade sehr 
kurze, die kurze zweite schief abwärts gerichtete Gaumenfalte 
berührende Lunella, welche weit nach der Seite gerückt ist 
und von der die kräftige, lange, in der Mündung sichtbare 
untere Gaumenfalte sich nach vorn abzweigt, ein anderer Zweig 
läuft nach innen über den Ursprung des ‚wenig entwickelten 
Basalhöckers gegen den oberen Theil des Mundrandes. Dass 
lamellata in dem Formenkreis der Cl. stigmatica ihre richtige 
Stelle hat, beweist das vorn nicht ausgeschnittene, nur seicht 
ausgerandete Clausilium, die mit entfernt stehenden kleinen 
Papillen besetzte Naht, die Bildung der Nackenparthie und die 
stark entwickelte, bis zum Mundrand heraustretende Unterla- 
melle, der ansitzende, oben einen abgerundeten Winkel bil- 
dende Mundrand, so wie die innen in einem sehr stumpfen Bo- 
gen abfallende Spirallamelle, welche das Ende der Unterlamelle 
nicht erreicht, vorn aber fast bis zum ersten Dritttheil der 
Oberlamelle, derselben ziemlich nahe, herausreicht. Aber sie 
weicht auch von ihren nächsten, gelbroth bis kirschbraun ge- 
färbten Verwandten durch die schöne horngelbe, selten etwas 
ins Röthliche ziehende Farbe ab. Die Prineipalfalte reicht in- 
nen über die Mondfalte hinaus; die Subcolumellarfalte steigt 
flach bogig herab und tritt dann scharf gebogen fast waagrecht 
bis zum Rand des Mundsaums heraus. 

Zu bemerken ist noch, dass die Entfernung des Vorder- 
endes der zweiten Gaumenfalte von der Principalfalte nicht im- 
mer gleich ist, manche Exemplare zeigen vorn nur eine geringe 


Divergenz, seltner ist sogar die zweite Gaumenfalte am Vor- 


derende wieder etwas aufgebogen, 
Auf der Insel Corfu. 


P 


Zu de de ne ce er hi 9 nn 


Re WR EEE DENE 


43 


Cl. Kobeltiana Kstr. 


Testa rimata, cylindaceo-fusiformis, nitidula,‘ minutissime 
oblique costulato-striata, corneo-rufescens; spira sensim atte- 
 nuata, apice obtusiuscula; sutura vix distinceta, papillis albis, sub- 
quadratis, distantibus ornata, anfract. 10 planiusculi, lente accres- 
centes, ultimus basi obsolete gibbus, plano-sulcatus, antice dense 
rugoso-striatus; apertura ovata, interdum rotundato-quadrata, 
intus fuscula; peristoma continuum, adnatum, minus expansum, 
albidum; lamella supera stricta, infera flexuosa, antice inferne 
sub-pliciforme-dilatata; plica suturalis vix distineta, pl. princi- 
palis brevis, non ultra lunellam producta, palatalis secunda ob- 
liqua, interdum libera, interdum cum lunella juncta, pl. palatalis 
infera minus conspicua; lunella strieta, plica subcolumellaris bre- 
viter emersa. Long. 13—18, diam. 31/, mill., apert. 3—4 mill. 
alta, 2!/, lata. 


. Eine der Cl. lamellata verwandte Art, aber weit schlanker, 
dunkler gefärbt und ausgezeichnet durch die bedeutenden Grös- 
senunterschiede und die Veränderlichkeit in der Bildung der 
Mündung, der Unterlamelle und der Mondfalte mit der zweiten 
Gaumenfalte *), so dass von den 5 mir vorliegenden Exemplaren 
keines mit dem anderen übereinstimmt, daher es nothwendig ist, 


die normale Form zuerst zu beschreiben und dann die Abwei- 
chungen anzugeben. 


Das Gehäuse ist bei kleineren Stücken etwas walzig spin- 
delförmig, bei grossen fast walzig und kürzer, bei kleineren lang 
verschmälert und zugespitzt, wenig glänzend, sehr fein schräg 
rippenstreifig, zuweilen die Streifung mehr verloschen, wie ab- 
geschliffen, immer aber auf den mittleren Windungen stärker, 
die Farbe hornröthlich, nur der Wirbel heller, wie ausgebleicht. 
Die Naht nur oben merklich, unten kaum eingezogen, eben, mit 
weissen, etwas länglichen, entfernt stehenden Papillen besetzt, 
zuweilen ist auch der Rand bei den unteren Windungen etwas 


*) An solchen Arten zeigt sich am besten die Unzulänglichkeit der Ein- 
theilung nach nur einem Kennzeichen. Nach Pfeiffer’s Classifikation nach der 


Mondfalte müsste Cl. Kobeltiana wenigstens in 3 verschiedenen Abtheilungen 
stehen, 


” 


abgesetzt und weisslich. Die oberen Windungen schwach gewölbt, 
die unteren fast eben, die letzte mit schwachem Kielhöcker und 
flacher Furche. Der Aussenrand der Furche zuweilen der Länge 
nach schwach kielförmig erhoben, so dass zwei Nackenkiele vor- 
handen zu sein scheinen; die ganze Fläche ist bis hinter die Mond- 
falte dicht und etwas scharf runzelstreifig. Die Mündung eiför- 
mig, verschmälert sich aber und zeigt zuletzt eine fast abge- 
rundet viereckige Gestalt mit weit hinauf gezogener Bucht; der 
Mundsaum ist dünn, weisslich, nur schwach ausgebogen, unter 
der abgerundet viereckigen Bucht schwach verdickt, die Mund- 
ränder durch eine Schwiele verbunden oder angeheftet. Die 
dünne Öberlamelle tritt ganz heraus, die Unterlamelle ist ge- 
schwungen, mit aufgeworfenem vorn breiteren Rand, an der Un- 
terseite des Aussenrandes zeigt sich ein, wie ein kleines Fält- 
chen erscheinender Ansatz, welcher bogig hervortritt. Die Fal- 
ten sind ziemlich schwach, von der Suturalfalte ist blos der vor- 
derste Theil aussen sichtbar ; die Principalfalte reicht innen nur 
wenig über die Mondfalte hinaus, vorn verliert sie sich bald in 
die dünne röthliche Gaumenwulst, die zweite Gaumenfalte reicht 
innen nicht bis zum Ende der Prinecipalfalte, steigt ziemlich 
steil schräg abwärts und endet vorn ebenfalls in der Gaumen- 
wulst; fast unter der Mitte ihrer Länge, aber getrennt von ihr 
steht die ganz, kurze Mondfalte, welche unmittelbar in die in der 
Mündung sichtbare, etwas schräge untere Gaumenfalte übergeht. 
Die Subcolumellarfalte ziemlich gerade, tritt oberhalb der Mün- 
dungsbasis in einem flachen Bogen etwas heraus. Die Spiral- 
lamelle frei, vorn der Oberlamelle etwas genähert, bis über 1/, 
der Länge derselben hervorreichend; das Clausilium vorn abge- 
rundet, der untere Theil der Abrundung schräg abgeschnitten 
und schwach ausgebuchtet. 

- Es ist schon oben erwähnt worden, dass diese Art so sehr 
abändert. Ausser den bedeutenden Grössenunterschieden und 
stärkerer oder mehr verloschener Streifung ist es zunächst die 
Form der Mündung, welche Beachtung verdient. Von der Ei- 
form bei den normalen Stücken mit nur wenig erhobener Bucht 
geht sie, an Länge zunehmend, in die fast abgerundet viereckige, 
etwas verschobene, über, mit hinaufgezogener Bucht und gerade 
absteigendem linken Mundrand, während der rechte flach gerun- 
det absteigt und die Basis rechterseits tiefer herabgesenkt ist. 
Bleibt auch die Unterlamelle ziemlich gleich, so ist doch zuweilen 


45 


der Anhang an der Unterseite des Vorderendes schwach oder 
eben nur angedeutet. Bei der Normalform ist die Mondfalte 
kurz, entweder frei oder hängt mit der zweiten Gaumenfalte zu- 
sammen, deren vorderer Theil bei noch jüngeren Stücken fehlt, 
oder es sind zweite Gaumenfalte und Mondfalte vollkommen ver- 
einiet, erstere nur noch in dem nach hinten gerichteten Ober- 
theil der Mondfalte erkennbar, oder sie sind vollkommen ver- 
schmolzen und der Obertheil der Mondfalte dann an die Prin- 
eipalfalte anstossend, oder sie ist oben nur leicht zurückgebogen, 
steigt dann gerade herab, ungefähr die Bildung der Mondfalte 
bei Cl. Adelinae und septemplicata zeigend, und geht in die 
bald etwas kräftigere bald nur schwach entwickelte Gaumenfalte 
über. 

Diese sehr interessante, aus den Abruzzen stammende Art 
wurde mir von Herrn Dr. Kobelt zur Benutzung mitgetheilt und 
ich erlaubte mir, sie nach diesem verdienten Forscher zu be- 
nennen. 


17. Cl. decorata Kstr. 


Testa perforato-rimata, elongato-fusiformis, solida, nitidula, 
subtilissime et regulariter striata, corneo-rufa, superne pallida; 
spira superne attenuata, ante apicem obtusiusculum subconcava; 
sutura minus distincta, submarginata, papillis minutis albidis or- 
nata; anfr. 10—11 lente accrescentes, planiusculi, ultimus antice 
plicato-striatus, basi arcuato-suberistatus, cervix in adultis cum 
callo flavo-albido cincta; apertura pyriformi-ovata, castaneo-fus- 
cescens; peristoma continuum, appressum, album, reflexiusculum, 
margine externo minus incrassatum; lamella supera compressa, in- 
fera valida, subobliqua, antice angulata, ramulo ad marginem 
elongata, medio inferne nodiformi-inerassata; plica suturalis con- 
spicua, prineipalis longa, palatalis secunda brevis, obliqua, cum 
prima intus convergens, palatalis infera valida, conspicua, lunella 
brevis, perpendicularis, plica subcolumellaris arcuata, emersa. 
Long. 14—17, diam. 3!/, mm.; apert. 3 mm., longa, 21/, lata. 

Clausilia decorata Küster Claus. p. 316 No. 330 t. 36 f, 7—9. 

; e Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 490 No. 410. 


Diese Art schliesst die Reihe der nächsten Verwandten 
der Gruppe der Cl. dacica ab. Man könnte auf den ersten Blick 
wohl geneigt sein, sie in der genannten Gruppe einzureihen, sie 


46 


besitzt die geknickte Unterlamelle mit dem Knötchen an der 
Unterseite, die kurze Mondfalte, von der die zweite Gaumenfalte 
deutlich abgesetzt ist. Aber ihr Clausilium ist nur ausgerandet, 
nicht ausgeschnitten wie bei Cl. dacica und Genossen, sie hat 
ferner eine mit feinen Papillen besetzte nicht weiss gerandete 
Naht, steht daher nur in dem Formenkreis der Cl. stigmatica 
an ihrer richtigen Stelle. 

Eine der schlanksten Arten des ganzen Formenkreises, veT- 
änderlich in der Grösse, sehr ausgezeichnet durch die Bildung 
der Unterlamelle, welche immer noch sicher die Art erkennen* 
lässt, wenn die übrigen Kennzeichen weniger ausgeprägt er- 
scheinen. Das Gewinde ist lang ausgezogen verschmälert, vor 
der Spitze merklich concav, die Naht kaum eingezogen, mit klei- 
nen, bei einem kleineren Exemplare mit grösseren entfernter 
stehenden Papillen besetzt; die langsam zunehmenden Windungen 
kaum gewölbt, sehr fein aber regelmässig gestreift, die letzte 
fein faltenstreifig, unten mit flachbogigem Kielhöcker und deut- 
licher bogiger Furche, bei sehr kräftig entwickelten Stücken 
zieht sich, hinter dem Mundrand beginnend und an der Furche 
endigend, ein blassgelbes, kaum merklich schwielig erhobenes 
Band schräg herab. Die Mündung innen kastanienbraun, un- 
gleich eiförmig; der Mundsaum weiss, etwas ausgebogen und 
lippensaumig, nur unter dem kurzen oben scharf abgerundeten 
Sinulus verdickt. Die obere Lamelle wenig erhoben, dünn, die 
untere sehr stark, schräg aufwärts, innen etwas geschwungen 
verlaufend, bis über die Mitte der Mündung vorstehend, vor der 
Mitte des sichtbaren Theils leicht geknickt und unten deutlich 
knotenartig verdickt, vorn abgestutzt und in einem etwas auf- 
wärts gerichteten Aestchen bis zum Mundrand fortgesetzt. Die 
deutliche Suturalfalte endet vorn fast mit der Prineipalfalte, 
letztere reicht innen etwas über die Mondfalte hinaus und endet 
vorn vor der dünnen Gaumenwulst, welche‘ aber unterhalb der 
Principalfalte faltenartig erhoben sich eine kurze Strecke nach 
innen fortsetzt, dabei mit der Principalfalte nach innen diver- 
girt; die zweite Gaumenfalte kurz, schräg, nach oben gerichtet, 
so dass sie am Ende sich der Principalfalte nähert und fast das 
Oberende der Mondfalte berührt. Die von der Mondfalte aus- 
gehende untere Gaumenfalte ist sehr stark, innen höher, und 
tritt schräg fast in der Mitte der Windung nach unten vor. Die 
Mondfalte sehr kurz, seitlich, senkrecht, unten mit einem gegen 


47 


den Mundrand gerichteten faltenartigen Fortsatz. Die Subcolu- 
mellarfalte von der Unterlamelle entfernt, bogig heraustretend. 
Das Clausilium ziemlich tief ausgerandet. 

Das Verhältniss der zweiten Gaumenfalte zur Mondfalte 
muss bei dieser Art besonders ins Auge gefasst werden, da die 
dabei vorkommenden, wenn auch unbedeutenden Schwankungen, 
bemerkenswerthe Veränderungen hervorbringen. 

Vor dem Innenende der Principalfalte entspringt die zweite 
Gaumenfalte, schon am Anfang von ersterer entfernt, und ver- 
läuft, merklich gebogen, hinten breiter, nach vorn allmählig 
schmäler, schräg nach vorn und unten, somit am Vorderende 
weit von der Principalfalte entfernt. Von der Mondfalte ist sie 
durch einen sehr schmalen Zwischenraum getrennt und reicht 
vorn mit der Spitze etwas über die letztere hinaus, mit schwa- 
cher Andeutung einer weiteren Verlängerung, welche sich bei 
recht ausgebildeten Stücken wohl besser entwickelt finden dürfte. 

Bei einem kleinen Exemplar ist die zweite Gaumenfalte 
deutlicher gebogen und reicht gerade bis zum Oberende der 
Mondfalte, so dass man hier kaum von einer zweiten Gaumen- 
falte sprechen kann, sondern weit eher das Ganze als ausgebil- 
dete Mondfalte ansehen könnte, deren Obertheil, wie bei den 
meisten Arten dieses Formenkreises, hackenförmig nach innen 
sekrümmt ist. 

Durch solche, nicht zur vollen Ausbildung gelangte For- 
men würde die Erkennung der Art sehr erschwert, wenn nicht 
die schlanke Form (die ähnlich geformten Cl. paestana, Neu- 
meyeri und soror haben eine ganz andere Mondfalte), dann die 
Bildung der Unterlamelle mit dem starken Knötchen an der 
Unterseite, wie endlich die kleineren Papillen die nöthigen An- 
haltspunkte gäben, um Cl. decorata sicher zu erkennen. 

Ich fand einige Exemplare in den von Neumeyer hinterlas- 
senen Conchylien, welche wahrscheinlich, wie die meisten Ver- 
wandten, an der dalmatischen Küste angeschwemmt gefunden 
worden waren. 


18. Cl. stigmatica Zglr. 

Testa vix rimata, eylindraceo-fusiformis, plerumque tenuius- 
cula, vix striata, nitidula, fusco-cerasina, post mortem corneo-rufa, 
spira sensim attenuata, sursum pallidior, apice obtusiuscula; 


48 


sutura minus distincta, papillis albis, remotis, oblongo-rotundatis 
ornata; anfract. 10—11 vix convexiuseculi, ultimus antice striatus, 
basi gibbus et subobsolete sulcatus; apertura pyriformis; peri- 
stoma connexum, superne subangulatum, sublabiatum, expansum; 
lamella supera minuscula, infera validior, oblique ascendens; 
plica suturalis tenera, principalis mediocris, palatalis infera ob- 
lique descendens, emersa, lunella angusta, superne angulatim 
recurva, plica subcolumellaris strietiuscula, non emersa. Long. 
15—19, diam. 31/,—4 mm., apert. 4 mm. longa, 3 lata. 


Clausilia stigmatica Ziegler. Rossmässler Icon. III p.9 f. 163. 


* 5 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 424 No. 72. 
e 5 Küster Claus. p. 64 No. 53 t. 7 £. 1—4. 
5; e Brusina Contribuz. p. 113 No, 77. 


a) var. striata: gracilior, distinetius striata, tenera, diaphana, 
nitida, subcerasino corneo-rufa, apertura angustior, sub- 
elongata. 

b) var. minor: testa tenuiuscula, striatula, nitida, rutila, 
sursum pallidior, sutura papillis minoribus ornata, aper- 
tura parvula, ovata. Long. 13—15, diam. 31/,—3 mm. 


Cl. stigmatica ist eine längst bekannte, von Rossmässler 
gut abgebildete und beschriebene Art, so dass es nicht nöthig 
wäre, hier Weiteres anzufügen. Aber es sind bisher mit ihr 
mehrere andere Arten des Formenkreises zusammengeworfen 
worden, daher es nothwendig wird, die Unterschiede genau fest- 
zustellen. 


Zunächst ist der Mangel der Streifung hervorzuheben. Selbst 
wenn diese bei einzelnen Exemplaren doch hervortritt, sind die 
Streifen doch unregelmässig, wie abgeschliffen und stellenweise ver- 
loschen. Die Gestalt schwankt zwischen walzenförmig bis zum 
Spindelförmigen, immer aber erscheint sie etwas plump im Ver- 
gleich zu den übrigen mehr walzenförmigen Arten der Gruppe. 
Der Nacken ist nach unten verschmälert und erscheint noch schmä- 
ler durch die geringe Ausbreitung des Mundsaums, der Höcker 
an der Basis wenig entwickelt, ebenso die Furche daneben seicht, 
überhaupt oft nur angedeutet. Die untere Lamelle tritt ziem- 
lich weit in die Mündung vor, ist’ aber nicht so kräftig ent- 
wickelt wie bei Cl. miles, maritima u. a., geht wenig schräg und 
fast ohne Biegung nach innen, aussen endet sie innerhälb des 
Mundsaums, diesen nur selten berührend, höcht selten reicht sie 


Hr 
ever. 


49 
bis zum Rand heraus; unten fehlt bei allen meinen Exemplaren 
die knotenartige Verdickung, von der Rossmässler spricht. Die 
Mondfalte ist von besonderer Bedeutung. Sie bildet mit der bei 
den vorbeschriebenen Arten vorhandenen zweiten Gaumenfalte 
ein Ganzes, die letzte verbindet sich nämlich in einer deutlichen 
Ecke mit der Mondfalte selbst und diese geht, nun als gerade 
etwas schräg gestellte helle Linie bis zum Anfang der Basilar- 
furche und theilt sich dann, nach vorn in die untere Gaumenfalte, 
nach hinten in einen anderen Zweig, welcher horizontal über 
den Anfang des Basilarhöckers weg gegen die Insertionsstelle 
des rechten Mundrandes verläuft. Bei der vorstehend angege- 
benen Bildung der Mondfalte ist natürlich von dem Dasein einer 
zweiten Gaumenfalte nicht mehr zu sprechen. Die Spirallamelle 
innen fast gleich lang wie die Unterlamelle und endet in einem 
steil abfallenden Bogen. Das Clausilium etwas kurz, unten stark 
- gerundet, vorn gerade abgestutzt, mit einer kurzen Ausbuchtung 
hinter der Unterecke. Die Subcolumellarfalte ist fast gerade, 
dicht an die hintere Wand des Mundsaums gedrängt und tritt 
nicht nach aussen vor. 

Von var. striata liest mir nur ein Exemplar aus der Ge- 
. gend von Cattaro vor. Sie ist schlanker, stark glänzend, bräun- 

lich-gelbroth, oben nicht heller, deutlich flach gestreift; die Mün- 
dung schmal und mehr in die Länge gezogen, sonst aber der 
Stammform gleich. 

Weit mehr weicht var. minor von der Stammform ab. Sie 
ist schlanker, kleiner, glänzend, etwas durchscheinend, schwach 
gestreift, hell horngelbröthlich, oben weniger farbig, die Win- 
dungen weniger verflacht, die Mündung kleiner als bei der 
Stammform, nicht so länglich, daher eiförmig; der Nacken nach 
unten weniger verschmälert, der Höcker an der Basis noch un- 
scheinbarer ; die Unterlamelle tritt weiter nach aussen vor. 

So verschieden sie aber auf den ersten Anblick erscheint, 
besonders durch die helle Farbe, die nicht Folge des Ausblei- 
‘chens, denn meine Exemplare sind vollkommen frisch und rein, 
so dass ich sie früher unter dem Namen Cl. spuria als eigene 
Art annahm, ist doch in den Hauptsachen die Uebereinstim- 
mung mit stigmatica so gross, dass sie unmöglich als besondere 
Art aufrecht erhalten werden ‚kann. Selbst der Verwitterungs- 
modus ist ganz gleich. i 

Ich fand stigmatica häufig bei Fort Opus, je ein Exemplar 


50 


bei Cattaro und Bergatto, Brusina hat sie von Mu, Metcovie, 
Canali, Ledenice, Stolivo, St. Trinita gegen Ljuta; Var. a. bei 
Cattaro, Var. b. erhielt ich durch Kleciach von Scagliari. 


19. Cl. maritima Kleciach. 


Testa fusiformis, subventricosa, anguste rimata, subper- 
forata, nitida, subpellucida, subtilissime striata, cerasina, superne 
pallida; spira superne attenuata, apice obtusiuscula; sutura minus 
distineta, papillis remotis albis ornata; anfr. 10 convexiusculi, 
modice accrescentes, ultimus dense costulato-striatus, latere com“ 
pressus, basi bigibbosus et sulcatus, gibbo antico brevi, nodiformi ; 
apertura oblongo-ovata, croceo-fuscescens; peristoma vix conti- 
nuum, tenuiter albo-labiatum; lamella supera compressa, infera 
validiuscula, obligua, antice interdum usque ad marginem pro- 
dueta, plica suturalis distineta, principalis mediocris, antice cum 
callo palatali rufo juneta, palatali infera validiuscula, emersa; 
lunella late interrupta, imperfecta, pl. subcolumellaris arcuata, 
emersa. Long. 11—15, diam. 3—4 mill. apert. 21/,—4 mill. 
longa 21/;—3 lata. 

Clausilia stigmatica var. bicolor, Parreiss. in sched. 

5 maritima, Kleciach mus. 


Eine zwischen Cl. stigmatica und miles stehende Art, jedoch 
mehr zu letzterer sich hinneigend, besonders durch die Bildung 
des Nackens, verschieden von ihr durch die fast immer unvoll- 
kommene, ja fast fehlende Mondfalte, geringe Grösse und mehr 
bauchige Form. Mit stigmatica ist sie kaum zu verwechseln. 
Das Gehäuse ist schmal, punktförmig vertieft geritzt, ziemlich 
bauchig spindelförmig, wenig solide, ziemlich durchscheinend, 
glänzend, fein gestreift, kirschbraunroth mit ausgeblasstem Ober- 
theil; die Spira konisch verschmälert mit stumpflicher Spitze. 
Die mässig zunehmenden Windungen sind schwach aber doch 
merklich gewölbt, durch eine wenig eingezogene, mit deutlichen, 
weissen, entfernt stehenden Papillen besetzte Naht verbunden, 
die letzte nach unten wenig verschmälert, vorn dicht und regel- 
mässig rippenstreifig, gewöhnlich mit einem weissen Flecken, der 
durchscheinenden Gaumenwulst, die Nabelritze umzieht ein stark 
erhobener, bogiger Kielhöcker, an der Aussenseite der ziemlich 
tiefen Falte steht ein zweiter, kurzer, nur gegen das Ende stär- 
ker beulenartig erhobener Höcker, ober diesem ist die Wand 


51 


merklich eingedrückt. Die Mündung schön bräunlich safrangelb, ziem- 
lich lang, etwas gross im Verhältniss zum Gehäuse, durch stärkere 
Biegung des rechten Randes ungleich eiförmig; der Mundsaum ge- 
wöhnlich durch eine Schwiele verbunden, ausgebogen, wenig ver- 
dickt, nur unter dem kurzen, länglichrunden Sinulus mit schwa- 
cher Lippe. Die Lamellen stehen weit auseinander, die obere 
stark zusammengedrückt, fast scharfrandig, die untere kräftig, 
fast ohne Schweifung schräg ansteigend, vorn bei kräftigen Stücken 
bis fast an den Rand heraustretend. Die Suturalfalte deutlich, 
ziemlich lang, die Prineipalfalte mässig lang, beide vorn in die 
Gaumenwulst auslaufend, letztere beginnt an der Naht, ist un- 
terhalb des Eintritts der Principalfalte am dicksten, und zieht 
sich nach unten und innen bis nahe zur unteren Gaumenfalte, 
wo sie in einer verschwommenen faltenartigen Erhöhung nach 
innen ausläuft. Die untere Gaumenfalte kräftig, in die Mündung 
vortretend, nach innen zu langsam erhoben, vor dem Clausilium 
steil schräg abfallend. Die Mondfalte ist gewöhnlich gar nicht 
vorhanden, es ist nur der obere schräg rückwärts gerichtete 
Theil (die zweite Gaumenfalte der Cl. decorata und lamellata) 
und ein kurzer nach oben gerichteter Fortsatz an der Ecke, die 
durch Vereinigung der unteren Gaumenfalte und des gewöhn- 
lichen, hier etwas abwärts gerichteten inneren Fortsatzes der 
Lunelle gebildet wird, vorhanden, selten ist der obere Theil ab- 
wärts verlängert, noch seltener sind beide Theile durch eine 
feine weissliche Linie verbunden und so eine wirkliche Lunelle her- 
gestellt. Die Subcolumellarfalte steht der Innenwand des Mund- 
saums ziemlich fern und tritt fast an der Basis im raschen Bo- 
gen mehr oder weniger nach aussen vor. Die Spirallamelle ist 
innen etwas kürzer als die genäherte Unterlamelle, fällt am 
Ende bogig ab, vorn reicht sie bis zur Mitte der Oberlamelle. 
Das Clausilium vorn an der Unterseite ziemlich tief ausgerandet. 

Diese Clausilie cursirt theils als Cl. stigmatica var., theils 
als lamellata in den Sammlungen. Brusina’s Cl. stigmatica 
var. albina und var. opalescens, beide von Lastua, gehören 
sehr wahrscheinlich hieher. 

Man hat Cl. maritima bisher nur vom Meer angeschwemmt 
gefunden, worauf sich auch der Name bezieht; ich traf in Neu- 
meyer’s Sammlung mehrere von Lastua, andere erhielt ich von 
meinem Freunde Kleciach von Ragusa. 


52 


20. Cl. miles Kstr. 

Testa anguste rimata, subperforata, fusiformis, subventri- 
cosa, minus nitida, regulariter subtilissime striata, flavescenti- 
cerasina, superne pallida; spira superne attenuata, vix concava, 


apice acutiuscula; sutura minus distineta, papillis albis remotis . 


ornata; anfr. 11—12 planiusculi modice accrescentes, ultimus an- 
gustatus, antice costato-striatus, basi bigibbosus, curvato-sulcatus; 
apertura pyriformis; peristoma continuum, affıxum, album, tenui- 
ter albo-limbatum, expansum; lamella supera compressa, infer& 
valida, oblique ascendens, antice usque ad marginem producta; 
plica suturalis angusta, prineipalis ultra lunellam breviter pro- 


ducta, antice in callo palatali tenuiusculo, rufo, terminata, palatalis 


infera valida, emersa; lunella perfecta, arcuata, superne hami- 
formi-curvata, pl. subcolumellaris eurvata, emersa. Long. 16—20, 
diam. 4—5 mm., apert. 31/,—41/;, mm. longa, 3—4 lata. 
Clausilia miles Küster Claus. p- 3816 No. 330 t. 36 f. 7--9. 
& „ Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 490 No. 409. 


Ich wage kaum noch, die vorige Art und Cl. miles als be- 


sondere Arten aufzuführen, so sehr gleichen sich beide, jedoch 
ist miles weit grösser, oft doppelt so gross, deutlicher gestreift, 
verhältnissmässig schlanker, die Mondfalte vollständig und ihr 
oberer Theil mehr in einem starken Bogen zurückgekrümmt, 
während bei maritima der obere Theil immer nur schräg auf- 
wärts verläuft, selbst bei der selten vorkommenden Ausbildung 
der Mondfalte durch einen schmalen Mittelstreif, und dadurch 
sich als die bei den vorhergehenden Arten selbstständige, hier 
verkümmerte oder mit der Lunella verschmolzene zweite Gau- 


menfalte ausspricht. Auch läuft die Spirallamelle bei miles in- 


nen niedriger und weit flacher abgeschrägt aus. Beobachtung 
beider Arten im Leben würde nothwendig sein, um die Zusam- 
mengehörigkeit nachzuweisen oder die Verschiedenheit beider 
festzustellen. Herr Archidiac. Schmidt hat miles als zu stigma- 
tica gehörig bestimmt, dazu gehört sie aber wohl in keinem 
Falle. 


Wie die meisten Arten dieses Formenkreises zeigt auch 
Cl. miles bedeutende Grössenunterschiede, ebenso in der Gestalt. 
Manche nähern sich in der Form der Cl. stigmatica, manche, 
besonders kleinere Exemplare zeigen in etwas die bauchige 


RE 5 


53 


Spindelform der Cl. maritima, die meisten stehen jedoch der 
Form nach zwischen beiden genannten Arten. Der Wirbel läuft 
kurz verschmälert aus, ist heller, vor der wenig abgestumpften 
Spitze etwas concav, die drei ersten Windungen fast gleich, die 
weiteren nehmen ziemlich langsam zu, verflachen sich immer 
mehr, die unteren erscheinen fast flach, sämmtliche fein und 
regelmässig gestreift, die letzte vorn gedrängt rippenstreifig, mit 
einem weisslichen Schrägflecken von der durchscheinenden Gau- 
menwulst, an der Basis ein kielartiger, starker, wenig gebogener 
Höcker, die Furche deutlich, etwas schmal, an der Aussenseite 
derselben ein zweiter, kurzer, meist nur beulenartig erhobener 
Höcker. Die Mündung etwas gross, birnförmig, der Mundsaum 
zusammenhängend, angelöthet, bei jüngeren die Mundränder nur 
durch eine weisse Schwiele verbunden, kaum lippensaumig, die 
obere Lamelle steigt vorn bogenförmig an, nach hinten allmäh- 
lich flach bogig verlaufend, kürzer wie bei Cl. maritima, die un- 
tere ist kräftig, tritt nach vorn fast bis zum Rand heraus, ver- 
läuft nach innen fast ohne Schweifung in schräger Richtung so 
weit man sie verfolgen kann; an der Mitte der Unterseite zeigt 
sich gewöhnlich eine schwache Anschwellung als Andeutung des 
dort bei Cl. lamellata und decorata befindlichen Knötchens. Die 
Suturalfalte aussen sichtbar, ziemlich lang, die Prineipalfalte 
geht innen nur wenig über die Lunella hinaus und endet vorn 
in der dünnen Gaumenschwiele, welche schräg nach unten und 
innen gegen das Ende der sehr entwickelten, innen plötzlich 
schräg abfallenden unteren Gaumenfalte fortgesetztist und zuweilen 
eine undeutliche faltenartige Erhöhung bildet. Die Subcolumel- 
larfalte zieht sich bogenförmig weit herab und tritt in einen 
kurzen Bogen nach aussen oft bis zum Rand. Die Mondfalte ist 
schmal, der obere Theil hackenförmig nach hinten gebogen, der 
Untertheil wieder schräg nach hinten gerichtet, so dass die Ba- 
sis gerade über den Anfang des Basalhöckers trifft, wo sie sich in 
die untere Gaumenfalte und den ebenfalls schräg abwärts ge- 
richteten inneren Fortsatz theilt. Das Clausilium ziemlich breit, 
vorn gerundet, hinter dem Vorderrand ausgebuchtet. Die Spi- 
rallamelle steht innen der Unterlamelle nahe und ist fast eben 
so lang als. diese, vorn reicht sie fast bis zur Mitte der Ober- 
lamelle, das Innenende läuft in einen sehr flachen Bogen aus. 
Aus Neumeyer’s Sammlung, wahrscheinlich bei Ragusa oder 
Budua angeschwemmt gefunden, ein Exemplar erhielt ich von 
b) 


54 


Kutschig, welches mit mehreren bei Cattaro gesammelt worden 
sein soll, ein ebenfalls todtes Stück fand ich in der Arena von 
Pola. 


31. CI. hiatula Kstr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, solidula, minus nitida, sub- 
tilissime sed regulariter striata, corneo-rufescens; spira conica, 
apice obtusiuscula; sutura distineta, papillis parvis, remotis or- 
nata; anfract. 10 convexiusculis, sublente acerescentibus, ultimus 
antice plicato-striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura ampla, 
rotundato-subquadrata; peristoma continuum, vix expansum, vix 
labiatum; lamellae remotae, infera subtransversa, minus arcuata, 
antice usque ad marginem producta; plica suturalis indistineta, 
principalis brevis, palatalis infera conspicua; lunella sublateralis, 
arcuata; plica subcolumellaris arcuata, conspicua. Long. 16, diam. 
4 mm., apert. 31/, mm. longa, 3 lata. 


Die gegen die Länge des Gehäuses ziemlich grosse Mün- 
dung, wie überhaupt die etwas plumpe Form unterscheidet diese 
Art sehr gut. Man könnte nur versucht sein, sie mit ein oder 
der anderen Form der Cl. Sturmi zu verwechseln, allein es fehlt 
die zweite Gaumenfalte der letzteren, sowie Cl. hiatula eine 
langsam verschmälerte Spira mit stumpfer Spitze zeigt. Auch 
die Nabelritze ist enger und nicht in ein so deutliches eindrin- 
gendes Grübchen erweitert, wie dies bei Sturmi der Fall ist. 
Ueberdem haben normale Stücke der Cl. Sturmi eine weissliche 
kräftig entwickelte Nackenschwiele, von der Cl. hiatula nichts 
zeigt. 


Das Gehäuse ist spindelförmig, fast bauchig und dadurch 
ziemlich plump erscheinend, schwach glänzend, hornbräunlich- 
roth, mit feiner und dichter, regelmässiger Streifung, verschmä- 
lert sich oben rasch und endet in einer stumpflichen Spitze; die 
Naht deutlich eingezogen, mit kleinen mehr oder weniger ent- 
fernt stehenden weissen Papillen besetzt, welche sehon auf der 
vierten der sehr schwach gewölbten Windungen beginnen und 
dort, wie auf den beiden nächsten, dichter beisammen stehen, 
als weiter unten. Die letzte Windung hinter dem Mundsaum 
merklich eingesenkt, bis zur Mondfalte ziemlich regelmässig fein 
faltenstreifig, unten mit einem deutlichen Kielhöcker und deut- 


55 


licher gerader Kielfurche, der Aussenrand dieser Furche er- 
scheint wegen der vor ihm befindlichen Einsenkung etwas ge- 
hoben, so dass er wie ein zweiter freilich sehr schwacher und 
stumpfer Kielhöcker erscheint. Die Mündung weit, fast ein 
Viereck mit abgerundeten Ecken bildend, oben mit rund- 
licher mässig weiter Bucht; der Mundsaum ist durch eine 
Schwiele verbunden, kaum ausgebogen, fast gar nicht verdickt, 
linkerseits oben schwach ausgebuchtet, unter der Bucht zeigt 
sich eine schwache, lippenartige, wenig hervortretende Ver- 
dickung. Die Lamellen stehen sich ziemlich fern, die obere tritt 
fast ganz heraus, die untere reicht ebenfalls fast bis an. den 
Mundrand oder verdickt sich etwas nach unten und es geht nur 
ein Aestchen von ihr gegen den Rand ab, nach innen verläuft 
sie schräg mit leiser Biegung. Von der Suturalfalte ist kaum 
eine Spur zu bemerken, die Principalfalte reicht innen nicht 
über die Mondfalte hinaus, nach vorn endet sie ebenfalls bald 
vor der unscheinbaren röthlichen Gaumenschwiele. Die Mond- 
falte ziemlich breit, oben zurückgebogen. Die Subcolumellar- 
falte steigt flach bogig herab, krümmt sich unten etwas nach 
aussen, ohne jedoch ganz hervorzutreten, ziemlich fern von ihr 
zieht sich die untere Gaumenfalte herab, die, gegen das Unter- 
ende niedrig und schmäler, nach innen ansteigt und steil bogig 
abfällt. Das Clausilium ist nicht ausgerandet, das Vorderende 
scharf zungenförmig abgerundet. 


Aus der Neumeyer’schen Sammlung, offenbar angeschwemmt 
gefunden. 


22. Cl. advena Kstr. 

Testa minima, punctiformi-rimata, fusiformis, nitida, hyalina, 
subtiliter striata, pallide rufescens, superne pallida; spira sensim 
attenuata, apice obtusiuscula; sutura distineta, papillis albis ob- 
longis, subremotis ornata; anfr. 8—10 convexiusculi, lente aceres- 
centes, ultimus antice plicato-striatus, basi juxta rimam gibbus, 
anguste sed profunde sulcatus; apertura ovata; peristoma con- 
tinuum, expansiusculum, vix labiatum; lamellae remotae, supera 
compressa, infera valida, vix arcuata, plica suturalis vix conspi- 
cua, principalis mediocris, palatalis infera valida, emersa; lunella 
striata, superne angulatim recurva; plica subcolumellaris ar- 

5 5 


56 _ 


cuata, emersa. Long. 9—11t/,, diam. 21/,—3 mm., apert. 2!/;mm. 
long. 2 lata. 


Eine der kleinsten Arten der Gruppe, sehr ausgezeichnet 
durch die ziemlich grossen Papillen und die gerade oben wink- 
lich zurückgebogene Mondfalte. Das Gehäuse ist punktförmig 
geritzt, spindelförmig, selten etwas bauchig, dünnwandig und 
durchscheinend, glänzend, fein gestreift, bei einzelnen Stücken 


fast rippenstreifig, hell gelbröthlich mit hellerem Wirbel, zuwei- 


len die unteren Windungen gelblich hornroth (sämmtliche Exem- 
plare scheinen ausgebleicht, und wahrscheinlich im Leben heller, 
oder dunkler kirschbraunroth). Die Spira ist langsam verschmä- 
lert, lang konisch, mit stumpflicher Spitze. Die Naht, wegen der 
schwach gewölbten Windungen deutlich vertieft, trägt ziemlich 
grosse, etwas entfernt stehende, längliche Papillen, welche theil- 
weise in die Streifen verlaufen; die Windungen nehmen ziemlich 
langsam zu, die letzte ist vorn unregelmässig faltenstreifig, mit 
stark erhobenem bogigem Kielhöcker an der Basis, die Furche 
deutlich, ziemlich vertieft, ebenfalls bogig, aussen neben der- 
selben eine schwache Auftreibung, oberhalb derselben ist der 
Nacken schwach eingesenkt. Die Lamellen stehen sich ziemlich 
fern, die obere ist dünn, die untere kräftig, vorn bis nahe an 
den Mundrand reichend, dann in schräger Richtung nach innen 
ansteigend, unten zuweilen mit einer schwachen Verdickung. Die 
Mundränder oben durch eine Schwiele verbunden, schwach aus- 
gebogen, fast ohne allen Ansatz einer Lippe, nur unter dem 
kurzen ziemlich weiten Sinulus zeigt sich bei älteren Stücken 
eine schwache Verdickung. Die Suturalfalte ist kaum erkenn- 
bar, die Prineipalfalte reicht hinten ziemlich weit über die Mond- 
falte hinaus, endet vorn vor der unscheinbareu Gaumenschwiele, 
die untere Gaumenfalte kräftig, in der Mündung sichtbar, steigt 
nach innen nur wenig und endet schräg abgeschnitten. Die 
Mondfalte ziemlich kurz, oben in einem Winkel zurückgebogen, 
der nach innen gerichtete Fortsatz zuweilen ziemlich lang und 
lässt dann deutlich die zweite Gaumenfalte erkennen, der abstei- 
gende Theil gerade, etwas schräg nach hinten gerichtet, die Ba- 
sis bildet ein Dreieck, dessen einen Schenkel die untere Gau- 
menfalte, den anderen der gewöhnliche, hier ebenfalls schief ab- 
wärts gerichtete Fortsatz gegen den Mundrand bildet. Die Sub- 
columellarfalte bogig, etwas nach aussen vortretend. 


WG D nr ME en, 


57 


Aus Neumayer’s Sammlung, jedenfalls angeschwemmt ge- 
funden. 

Wenn bei einer Arbeit, wie die gegenwärtige, eine andere 
Folge der Arten möglich wäre, als die lineare, so könnte man 
hier Cl. piceata und var. sinuata mit ebenfalls gerader Mond- 
falte anknüpfen, während auf der anderen Seite von gemmulata 
beginnend sich die Reihe zu Cl. paestana fortsetzt, wodurch der_ 
Uebergang zu dem Formenkreis der Cl. itala mittelst Cl. ornata 
hergestellt wäre, deren Lunella, wie bei Cl. paestana, einen 
regelmässigen Bogen beschreibt. Denn Cl. piceata muss hier 
eingereiht werden, sie mit decipiens zusammenzubringen, der pi- 
ceata sehr ähnlich ist, verbietet der Mangel der Lamella inserta 
bei letzterer. Jetzt stellt sich piceata recht störend zwischen 
die gegenwärtig behandelten und den Formenkreis der Cl. itala. 


25. Cl. gemmulata Kstr. 


Testa parva, anguste rimata, subperforata, fusiformis, niti- 
dula, indistincte striata, corneo-rufescens, superne pallida; spira 
longe attenuata, apice obtusiuscula, sutura distincta, papillis ma- 
joribus, albis, subremotis ornata; anfr. 9 convexiusculi, ultimus 
antice subtiliter plicato-striatus, basi gibbus et obsolete sulcatus; 
apertura parvula, suboblique ovata; peristoma vix continuum, vix 
reflexum, album, margine externo minus incrassatum, superne si- 
nuatum; lamellae subremotae, supera compressa, antice incrassata, 
infera remota, arcuata, antice versus basin producta, truncata; 
plica suturalis vix conspicua, principalis brevis, ultra lunellam 
brevissime prolongata, palatalis secunda subnulla; lunella ar- 
cuata; plica subcolumellaris arcuato-emersa. Long. 91/,, diam. 
vix 3 mm., apert. 21/, mm. longa, vix 2 lata. 


Clausilia gemmulata Küster Claus. p.287 No.295 t.32 f. 26—28, 
n; 5 Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 493 No. 421. 


Eine kleine, sehr schöne Art, welche durch die verschwom- 
mene, fast fehlende untere Gaumenfalte, sowie durch die Bildung 
der Unterlamelle von den vorhergehenden stark abweicht und 
leicht erkannt werden kann. Das Gehäuse ist wie bei den vo- 
rigen eng geritzt, mit punktförmiger Vertiefung, spindelförmig, 
solide, kaum durchscheinend, undeutlich gestreift, horngelb-röth- 
lich (wahrscheinlich gebleicht), nach oben heller, mit kegelförmig 


58 


verschmälerter Spira und stumpflicher Spitze. Die Naht ist 
deutlich eingezogen und mit ziemlich grossen, entfernt stehenden, 
weissen Papillen besetzt; die Windungen schwach aber deutlich 
gewölbt, etwas langsam zunehmend, die letzte ziemlich lang, der 
Rückentheil vorn gerade, auf der Nabelseite flach bogig ver- 
schmälert, mit einem länglichen, wenig erhobenen Kielhöcker 
an der Basis, die Furche neben demselben kaum angedeutet, 
der Nacken mit einem röthlichen Flecken von der durchschei- 
nenden wenig ausgeprägten Gaumenwulst. Die Mündung hat 


ganz den Character der von Cl. piceata, sie ist etwas schmal 


und lang, fast schief eiförmig, der Mundsaum kaum ausgebogen, 
ohne Lippe, nur unter dem Sinulus etwas verdickt, die Ränder 
sind fast parallel, der rechte oben, soweit der rundliche Sinulus 
reicht, seicht aber merklich ausgebuchtet. Die Lamellen stehen 
sich ziemlich fern, die obere innen dünn, am Aussenende drei- 
eckig verdickt; die untere kräftig, geschweift, vorn auf dem 
Innenrand des Mundsaums absteigend und am Ende abgestutzt. 
Von der Suturalfalte ist kaum eine Spur zu sehen; die Princi- 
palfalte endet vorn an der Gaumenwulst, innen reicht sie nur 
wenig über die Mondfalte hinaus, letztere erscheint regelmässig 
flach gebogen, wird bis zur Basis deutlich breiter und läuft un- 
mittelbar in den gewöhnlichen nach innen und etwas abwärts 
gerichteten Fortsatz aus, ihr anderer Zweig, die untere Gaumen- 
falte, ist nur durch eine verschwommene schwache Verdickung 
angedeutet. Die Spindelfalte tritt unten im flachen Bogen nach 
aussen Vor. 

Wenn gleich die Form der Mündung, sowie die Ausbuchtung 
am Sinulus lebhaft an Cl. piceata erinnert, so ist gemmulata 
doch mehr mit den folgenden Arten verwandt, die die Ausran- 
dung des Mundsaums ebenfalls zeigen, durch die deutlichen Pa- 
pillen, durch die Farbe, zumeist aber durch die nach unten brei- 
ter werdende Mondfalte mit theils schwacher oder ganz fehlen- 
der unterer Gaumenfalte. 


Aus Neumeyer’s Vorräthen, der wirkliche Fundort daher 
unbekannt. 


24. Cl. soror Kstr. 
Testa angustissime rimata, elongato-fusiformis, nitidula, sub- 
tiliter striata, cormeo-rufa, superne pallida; spira sensim atte- 


m 
.s 
6 


59 


nuata, ante apicem subconcava, sutura minus distineta, papillis 
albis remotis ornata; anfr. 11—12 convexiusculi, lente acceres- 
centes, ultimus antice rugoso-striatus, basi angustus, juxta rimam 
eibbus , obsolete sulcatus; apertura angustula, irregulariter 
ovata; peristoma continuum, affiıxum, expansiusculum, margine 
dextro minus incrassato, superne sinuato; lamellae mediocres, 
infera obliqua, antice incrassata; plica suturalis vix conspicua, 
prineipalis intus ultra lunellam breviter prolongata, antice cum 
callo palatali tenui conjuncta, palatalis infera sublibera, lateralis, 
inferne latior; lunella arcuata, sublateralis, ad basin latior et 
biramosa; plica subcolumellaris strieta, curvato-emersa. Long. 
15—17, diam. 4 mm., apert. 4 mm. longa, 3 lata. 


Clausilia soror Küster Claus. p. 228 No. 292 t. 32 f. 14—16. 
a „ Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 478 No. 354. 


Eine sehr ausgezeichnete Art, von den vorhergehenden 
durch die nicht so kräftige, vorn verdickte untere Lamelle, nach 
unten stark verbreiterte Mondfalte, bei ausgebildeten Exempla- 
ren durch die von der Mondfalte fast getrennte untere Gaumen- 
falte verschieden, von Öl. Neumeyeri unterscheiden sich Exem- 
plare, bei denen die untere Gaumenfalte noch nicht entwickelt 
ist, durch die Grösse, feine Streifung, nicht so stark gerunzel- 
ten Nacken und durch die geringe Verdickung des rechten Mund- 
saums unter dem Sinulus. 


Das Gehäuse ist noch schmäler und nicht punktförmig ein- 
dringend geritzt, wie bei den vorhergehenden, gestreckt spindel- 
förmig, fein, wie abgeschliffen gestreift, wenig glänzend, horn- 
gelblichroth, oben nur wenig gefärbt; die Spira ist lang ausge- 
zogen, mit feiner Spitze, vor derselben etwas concav. Die Win- 
dungen nehmen langsam zu, sind leicht gewölbt; durch eine et- 
was eingezogene, mit weissen, etwas entfernt stehenden Papillen 
besetzte Naht vereinigt, die letzte nach unten rasch verschmä- 
lert, vorn fein runzelstreifig, die Nabelgegend umzieht ein mäs- 
sig hoher, kaum gebogener Höcker, die Furche ist wenig ent- 
wickelt, lach und etwas gebogen. Die Mündung länglich, gegen 
rechts etwas herabgesenkt, daher unregelmässig eiförmig; der 
Mundsaum ist schwach ausgebogen, zusammenhängend, angehef- 
tet, der Rand des Sinulus schwach ausgebuchtet, unter dem Si- 
nulus eine schwache lippenartige Verdickung, welche nach unten 
sich langsam abflacht, Die Oberlamelle dünn, die untere nicht 


60 
so auffallend stark, wie bei den Verwandten, schräg ansteigend, 


vorn etwas dicker und nach unten verbreitert. Von der Sutu- 
ralfalte ist kaum etwas wahrzunehmen, die Prineipalfalte reicht 


innen wenig über die Mondfalte hinaus, vorn verläuft sie im den 


oberen Theil der dünnen Gaumenwulst, welche bei ausgebildeten 
Exemplaren sich etwas nach einwärts und unten zieht und mit 
der unteren Gaumenfalte zusammenhängt, bei weniger ausge- 
bildeten gegen die Stelle der unteren Gaumenfalte allmählich ver- 
fliesst. Die untere Gaumenfalte ist meistens nur durch einen 


kurzen, von der. Mondfalte auslaufenden Sporn angedeutet, bei 


vollkommen ausgebildeten Stücken tritt sie ganz seitlich unter 
der Unterlamelle vor, ist nicht so scharf abgegränzt, wie ge- 
wöhnlich bei den Verwandten der Fall, wird gegen das Unter- 
ende breiter, in dem Fortsatz der Gaumenwulst verfliessend und 
hängt oben mit dem erwähnten Sporn durch einen kaum merk- 
lichen schmalen Fortsatz zusammen. Die Subcolumellarfalte 
steigt schief herab, und tritt weit unten bogig heraus. Die 
Mondfalte ist gebogen, die Oberhälfte stark zurückgebogen, der 
untere Theil von der Mitte ab immer breiter werdend, läuft 
an der Basis in den schräg abwärts gerichteten inneren Fort- 
satz, nach vorn in den Sporn als Anfang der unteren Gaumen- 
falte aus, bei vollkommenener Ausbildung der letzteren ist aus- 
sen nur eine weissliche Färbung der Stelle sichtbar, wo sie in- 
nen sich herabzieht. Die Spirallamelle am Ende der Oberla- 
melle genähert, reicht bis zum zweiten Drittheil derselben. 

Es ist jedenfalls eine sehr beachtenswerthe Erscheinung, 
dass auch hier schon die Trennung der unteren Gaumenfalte 
von der Mondfalte angedeutet ist, wie sich diese Andeutung auch 
bei einigen Arten des Formenkreises der Cl. conspurcata findet, 
somit ein Hinüberspielen in den Formenkreis der Cl. binotata 
stattfindet, wo diese Trennung Regel und standhaftes Kennzei- 
chen für den ganzen Formenkreis ist. 


Cl. soror habe ich unter Neumeyer’s Vorräthen gefunden, 
sie ist somit wahrscheinlich, wie die meisten Verwandten, am 
Meer aufgelesen. 


25. Cl. Neumeyeri Kstr. 


Testa angustissime breviter sed profunde rimata, fusiformis, 
serieina, dense et regulariter costulato-striata, corneo-rufa, SU- 


-& 


61 


perne pallida (post mortem pallide corneo-flava); spira elongata, 
sursum attenuata, ante apicem obtusiusculam subconcava; sutura 
vix vel minus distincta, papillis minoribus, oblongis ornata; anfr. 
11 planiusculi, ultimus antice rugoso-plicatus, basi leviter gibbus 
et sulcatus; apertura oblongo-ovata, peristoma subcontinuum, af- 
fixum, expansiusculum, albo-sublabiatum, margine dextro superne 
sinuolato, lamella mediocres, infera validior, obliqua, antice us- 
que ad marginem producta et furcata; plica suturalis subindi- 
stineta, prineipalis longiuscula, ultra lunellam prolongata, pala- 
talis infera nulla; lunella sublateralis, superne tenuis, recurva, 
inferna lata; plica subcolumellaris inaequalis, strieta, arcuatim 
emersa. Long. 131/),—15, diam. 31/; mm., apert. 31/, mm. longa, 
21/, lata. 


Clausilia Neumeyeri Küster Claus. p, 65 No. 54 t. 7 f. 5—7. 
e n Pfeiffer Mon. Hel. III p. 609 No. 192. 


Herr A. Schmidt sagt in seinem System der europ. Clau- 
silien p. 44 über diese Art: „ich glaube über Ol. Neumeyeri 
meine unmassgebliche Meinung dahin abgeben zu müssen, dass 
sie von Cl. paestana nur durch deutlichere Streifung, hellere 
Färbung (betrifft nur die abgebleichten Exemplare) und einige 
unwesentliche Abweichungen der Mündung geschieden ist, in der 
Lunella, Principalfalte, Streifung des Nackens, im Kiel und in 
der Kielfurche mit ihr genau übereinstimmt.“ Ich besitze nun 
glücklicherweise Originale der Cl. paestana aus des Autors Hand 
zum Vergleich mit meiner Art, und glaube, dass letztere den- 
selben nicht zu scheuen hat und ihre Selbstständigkeit der 01. 
paestana gegenüber wohl behaupten kann. In der Form glei- 
chen sich beide Arten nur im Allgemeinen, Cl. Neumeyeri ist 
erheblich grösser, mehr spindelförmig, so dass die grösste Breite 
auf die. dritte Windung kommt und die Verschmälerung der 
Spira erst im obersten Drittheil deutlich zu werden beginnt, bei 
paestana ist die Basis der zweiten Windung am breitesten, von 
da ab verschmälert sich das Gehäuse gleichmässig bis zur Spitze, 
mit kaum merklicher Concavität vor derselben. Die Mündung 
der Neumeyeri ist länger, wird das Gehäuse so gehalten, dass 
von der Unterlamelle die Unterseite in ihrem Verlaufe sichtbar 
wird, so sieht man den ganzen Bogen nebst den rückläufigen 
Theil, bei paestana von letzterem gar nichts. Die Ausbuchtung 
‚des Obertheils des rechten Mundrandes ist bei Neumeyeri viel 


62 


deutlicher, der Nacken ist runzelfaltig, bei paestana nur scharf 
rippenstreifig, der Höcker an der Basis bei paestana stärker 
und verläuft gegen die Basis fast wagrecht, bei Neumeyeri in 
fast gleicher Schrägrichtung bis zum Unterende. Die Mondfalte 
zeigt den Hauptunterschied; bei paestana ist sie fast C-förmig, 
oben weniger zurückgebogen und fast von gleicher Breite, bei 
Neumeyeri ist die obere Hälfte schmal, weit nach hinten zurück- 
gebogen, am Anfang der Biegung, d. h. am Vereinigungspunkt 
der Oberhälfte mit der allmählich breiter werdenden unteren 
zeigt sich die Andeutung einer stumpfen Ecke. * Endlich darf 
man wohl auch die regelmässigen feinen Rippenstreifen der Neu- 
meyeri gegenüber der verloschenen undeutlichen Streifung der 
paestana hervorheben, ein Kennzeichen, welches für sich allein 
nur von geringem Werth ist, im Verein mit den anderen Eigen- 
thümlichkeiten doch seine Bedeutung hat. 

Das Gehäuse ist sehr schmal aber tief geritzt, etwas wal- 
zig spindelförmig (somit in der Gesammtform der Cl. itala ähn- 
lich, sowie paestana durch ihre mehr konische als spindelför- 
mige Gestalt der Cl. ornata sich nähert), seidenglänzend, dicht 
und regelmässig fein rippenstreifig, dunkel hornroth, im ausge- 
bleichten Zustand hornröthlichgelb, oben immer blass oder fast 
farblos; die Spira ziemlich rasch verschmälert, vor der etwas 
stumpflichen Spitze kaum merklich concav; die Naht wenig merk- 
lich, mit länglichen etwas entfernt stehenden Papillen besetzt 
(bei einem Exemplar ist die Naht schwach fadenrandig und hat 
ganz kleine Papillen).. Die Windungen sind kaum gewölbt zu 
nennen, die unteren ganz eben, die drei letzten fast gleich hoch, 
die letzte vorn runzelfaltig, an der Basis ein schwach erhobener, 
wenig gebogener Kielhöcker, welcher am Unterende nicht ein- 
gezogen, daher auch in der Seitenansicht wenig auffallend ist, 
die Kielfurche seicht, schmal, sanft gebogen. Die längliche Mün- 
dung verschoben eiförmig; der Mundsaum oben durch eine 
schieflaufende Schwiele verbunden, wenig ausgebogen, mit weiss- 
licher, dünner, nur unter dem Sinulus deutlicher Lippe, der 
Rand neben dem Sinulus schwach aber deutlich ausgebuchtet, 
an der Basis gegen rechts tiefer herabgesenkt, wodurch die 
Mündung immer etwas schief erscheint. Oberlamelle dünn, die 
untere kräftig, in schräger Richtung ansteigend, vorn .bis zum 
Rand heraustretend, vorn durch einen kleinen Ansatz an der 
Unterseite, welcher in der Regel als Fältchen hervortritt, gleich- 


EEE REES 


RE Be a ir 


P} 
7 m ” - FR 
EEE A “ 


63 


sam zweitheilig oder gabelig.. Von der Suturalfalte ist wenig 
zu bemerken, die Prineipalfalte endet vorn in der schwachen 
röthlichen Gaumenschwiele, innen reicht sie etwas über die 
Mondfalte hinaus, von der unteren Gaumenfalte bemerkt man, 
entfernt von dem Unterende der Lunella, nur eine leise Trü- 
bung. Die Mondfalte selbst ist oben schmal, flach bogig nach 
innen gekrümmt, der schräge untere Theil wird allmählich brei- 
ter und stösst mit dem oberen in einer sehr stumpfen, daher 
wenig auffallenden Ecke zusammen, welche Bildung das Streben 
des oberen Theils, sich zur vollkommenen zweiten Gaumenfalte 
auszubilden, deutlich erkennen lässt. Die Subcolumellarfalte 
steigt gerade herab, ist unter der Unterlamelle, deutlicher noch 
an der Stelle, wo sie sich rasch nach aussen umbiegt, stärker 
erhoben und tritt fast bis an den Rand heraus. 

Die Spirallamelle tritt innen sehr nahe an die Unterla- 
melle und endet zugleich mit derselben, indem sie in einen ab- 
serundeten Winkel schräg abfällt. Das Clausilium ziemlich 
kurz, vorn nicht ausgerandet, schräg abgestutzt, der obere Theil 
vorstehend gerundet. 


Aus der Neumeyer’schen Sammlung und ersichtlich ange- 
schwemmt gefunden. 


Cl. paestana Philippi. 

Testa anguste sed profunde rimata, subelaviformis, tenuius- 
cula, nitidula, substriata, corneo-rufa, superne pallida; spira 
longe attenuata, obtusiuscula; sutura minus distineta, papillis 
albis oblongis ornata; anfr. 10 planiusculi, ultimus rugosus, basi 
eristato-gibbus et sulcatus; apertura oblonga, subpyriformis, si- 
nulus oblongus, erectus; peristoma connexum, expansum, albo- 
limbatum, margine externo superne angulato-incrassato; lamellae 
mediocres, infera flexuosa, in labium prodiens, antice subbino- 
dulo; plica suturalis subindistincta, pl. prineipalis ultra lunellam 
breviter producta, antice in callo palatali rufo terminata; lunella 
perfecta, lata, subsemicircularis, plica subcolumellaris arcuata, 
emersa; clausilium antice sublinguaeformis, acute rotundata. 
Long. 14, diam. 3—31/, mm. apert. 31/, mm. longa, 21/, lata. 

Clausilia paestana Philippi Enum. Moll. Sie. 1 p. 133 II p. 116 


No. 7. 
A N Rossmässler Icon. IIL p, 15 £. 172, 


64 


Clausilia paestana Pfeiffer Mon. Hel. II p. 449 Nr. 130. 
= .; Küster Claus. p. 63 Nr. 52 t. 6 f. 34—37. 


Bei Cl. Neumeyeri wurden die Unterschiede angegeben, 
welche sie von paestana trennen und der sie allerdings so nahe 
steht; dass ohne genaue Untersuchung beide nur schwer zu un- 
terscheiden sind. Cl. paestana ist mehr keulenförmig durch die 
lang verschmälerte Spira mit stumpflicher Spitze, die Nabelritze 
etwas weit und tief, die Streifung undeutlich, nicht regelmässig, 
wie abgeschliften; die Windungen im Allgemeinen niedrig, flach; 


die Naht mit entfernten, länglichen, reinweissen Papillen besetzt., 


Die rechte Seite des Nackens steigt gerade herab, die linke ver- 
schmälert sich in einen sehr flachen Bogen, der Kielhöcker an 
der Basis ist deutlich, etwas zusammengedrückt, kaum bogig, 
durch eine deutliche aber flache Furche abgegrenzt, die ganze 
Nackenparthie bis hinter die Mondfalte ziemlich stark runzel- 
faltig, am stärksten etwas hinter dem Mundrand. Die Mündung 
birnförmig, der Mundsaum durch eine Schwiele verbunden, mit 
ziemlich dicker weisser Lippe, wenig ausgebogen, unter der et- 
was langen aufrechten Bucht bildet die Verdickung einen stumpf 
zahnförmigen Vorsprung; die Lippe tritt nur wenig über die 
Fläche des Mundsaums in die Höhe, so dass an der Bucht (dem 
Sinulus) der scheinbare Ausschnitt (wie bei piceata so deutlich 
wird) kaum wahrnehmbar ist. Die obere Lamelle dünn, die un- 
tere geschwungen, an die Lippe heraustretend, am Ende ein 
längliches Höckerchen bildend, unterhalb welchem ein ähnliches 
zweites ebenfalls nach aussen vortritt. Die Principalfalte deut- 
lich, vorn in die röthliche, nach innen und abwärts allmählich 
verloschene Gaumenschwiele mündend; die untere Gaumenfalte 
fehlt bei meinen Exemplaren; die Subcolumellarfalte innen in 
einem ziemlich weiten Bogen herablaufend und etwas nach aus- 
sen vortretend, jedoch nicht so weit zur Basis herabgesenkt und 
weniger rasch nach aussen umgebogen, wie bei Ol. Neumeyeri. 
Die Mondfalte kräftig, breit, mit dem unteren Fortsatz gegen 
die Nabelritze fast einen regelmässigen Halbkreis bildend. Die 
Spirallamelle endet innen mit der Unterlamelle, erhebt sich nach 
innen langsam und fällt von einer abgerundeten Ecke ziemlich 
steil schräg ab. Das Schliessknöchelchen endet scharf abgerun- 
det, fast zungenförmig, ist an der Seite nicht ausgerandet, der 
Rand schwach aufgebogen. 
Bei Paestum und Capua von Philippi entdeckt. 


RUNDE 


ER 


65 


Cl. piceata Zglr. 


Uebergangsform von Cl. gemmulata zu Cl. decipiens. 


So unpassend diese Art auch hier zu stehen scheint, wo 
sie zwischen Cl. paestana und ornata eingezwängt ist, kann. sie 
doch nicht wohl anders untergebracht werden. Sie stünde neben 
Cl. decipiens wo möglich noch schlimmer, da sie mitten in einen 
Formenkreis eingefügt, diesen in zwei Theile zerlegen würde, 
einem Keil gleich, welcher gewaltsam ein Ganzes in zwei Hälf- 
ten zersprengt. 


Die Form der Mündung, die Farbe und auch die oben 
schwach zurückgebogene Mondfalte hat Cl. piceata mit Cl. deci- 
piens gemein, auch das Schliessknöchelchen hat Aehnlichkeit, 
nur ist es vorn schräg abgestutzt mit deutlichen Ecken, bei de- 
cipiens häufig etwas gerundet. Dagegen fehlt die Lamella in- 
serta, die in der ganzen Gruppe der Cl. decipiens so bestimmt 
ausgeprägt vorkommt, die Spiral- und Unterlamelle sind am 
Innenende genähert, wobei die Unterlamelle etwas weiter nach 
innen fortgesetzt erscheint; die Körperform ist weit mehr aus- 
geprägt spindelförmig und der Mundrand oben neben der Bucht 
deutlich ausgerandet, noch stärker als bei Cl. gemmulata, soror 
und Neumeyeri. Auch ist die Mondfalte, wie bei den letztge- 
nannten, mehr nach innen gerückt, so dass der ganze Schliess- 
apparat tiefer innen steht und die Mondfalte selbst oben nur 
kurz nach innen gebogen, der übrige Theil verläuft senkrecht, 
bei Cl. deeipiens ebenfalls etwas schief nach innen gerichtet. 


So wird piceata immer noch besser hier stehen und weit 
weniger Störung verursachen als neben deeipiens; sie jedoch 
dem Formenkreis von Cl. lamellata unmittelbar anzureihen, wie 
A. Schmidt gethan, ist doch nicht wohl statthaft. 


26. Cl. piceata Zglr. 


Testa distinete rimata, fusiformis, interdum ventricosa, 
solida, nitida, obsolete striata, corneo-fuscescenti-Hava; spira 
conico attenuata, apice acutiuscula; sutura submarginata, papillis 
minutis, remotis ornata; anfract. 12—14 convexiusculi, lente 
accrescentes, ultimus tumidiusculus, antice subtilissime plicato- 


66 


striatus, basi obsolete gibbus et sulcatus; apertura ovata, sub- 
perpendicularis; peristoma vix continuum, expansiusculum, mar- 
gine externo recto, incrassato, superne sinuato; lamellae appro- 
ximatae, infera profundiuscula, minus porrecta; plica suturalis 
tenera, principalis ultra lunellam breviter producta, palatalis 
infera brevissima; lunella subperpendicularis, lateralis; plica 
subcolumellaris arcuatula, interdum breviter emersa. Long. 12— 
18, diam. 31/;—41/, mm., apert. 3—4'/,; mm. longa, 21/,—31/, lata. 


Cl. piceata, Ziegler. Rossmässler Icon IV £. 266. 


> n Pfeiffer Mon. Hel. II. p. 449 Nr. 125. & 


5 5 Küster Claus. p. 180 Nr. 176 t. 10 f. 36—39. 
us Rn Philippi Sieil. II. p. 118. 
5 % Brusina Contrib. p. 115 Nr. 113. 


a) var. gularis; minor, fusiformis, apertura plieis palatali- 
bus 1—3 intus abbreviatis, lunella strieta, perpendien- 
laris. long. 11—12, diam. 21/,—31/, mm. 


Cl. sinuata, Küster olim. 


Eine in Grösse und Form sehr veränderliche Art, bald 
sehr schlank spindelförmig, bald bauchig, solide, glänzend und 
mit nur undeutlicher Streifung, die Spira bald kürzer bald lang 
kegelförmig verschmälert, mit feiner Spitze, die Farbe heller oder 
dunkler hornbräunlich-gelb, die nur schwach eingezogene Naht 
ist fein gerandet und mit sehr kleinen, entfernt stehenden Pa- 
pillen besetzt; die langsam zunehmenden Windungen sehr schwach, 
bei den schlanken Exemplaren kaum gewölbt, die letzte etwas 
aufgetrieben, vorn sehr fein faltenstreifig, unten ein wenig er- 
hobener ziemlich kurzer Kielhöcker, die Kielfurche seicht und 
breit, nur in der Mitte der Länge etwas tiefer eingesenkt. Die 
Mündung gewöhnlich senkrecht, ziemlich schmal, der rechte Rand 
gerade, oben neben der etwas birnförmigen Bucht seicht ausge- 
randet, innen mit weissgelber Lippe, welche von der Bucht an 
weniger nach innen als vielmehr nach oben über den Mundrand 
vorsteht und dadurch die Ausrandung desselben bedeutend tiefer 


erscheinen lässt. Unten ist der Mundrand fast regelmässig ge- - 


rundet, jedoch immer nach rechts mehr herabgesenkt, wodurch 
eben die Aehnlichkeit mit der Mündung der Cl. decipiens her- 
vorgebracht wird. Die Gaumenwulst, mehr oder weniger verdickt, 
zieht sich bei älteren Stücken mehr oder weniger deutlich falten- 


artig nach innen, der Prinecipalfalte parallel und weit vor der 


z ® 


67 


Mondfalte verlöschend. Die Lamellen stehen sich ziemlich nahe, 
die untere steigt mit schwacher Biegung schräg aufwärts, wenig 
in die Mündung vorstehend, am Anfang kaum merklich abge- 
stutzt und nach unten als Erhöhung des inneren Mundrandes 
gegen die Subcolumellarfalte auslaufend; die Suturalfalte ist 
wenig deutlich, die Principalfalte reicht wenig über die Mond- 
falte hinaus, die untere Gaumenfalte erscheint nur als kurze 
Verlängerung der Spitze der oben schwach und kurz nach hinten 
gebogenen übrigens senkrechten Mondfalte, von welcher unten 
noch ein gerader Querast nach innen bis oberhalb der Nabel- 
ritze verläuft. Die Subcolumellarfalte, äusserlich als flacher 
Bogen sichtbar, läuft innen fast bis zur Basis der Mündung 
schräg herab und tritt mehr oder weniger weit sichtbar hervor. 

Die Spirallamelle ist innen etwas kürzer als die Unter- 
lamelle, derselben am Ende genähert und in einen flachen Bo- 
gen abfallend; das Schliessknöchelehen kurz, rinnenförmig durch 
die aufgebogenen Ränder, vorn ohne Rundung schräg abgestutzt. 

Bei meinen sämmtlichen dalmatiner Exemplaren steht die 
Mondfalte seitlich,‘ bei denen von Ascoli dagegen auf der Mitte 
der letzten Windung; da aber sonst kein Unterschied aufzufin- 
den ist, können beide nicht getrennt werden. 

Die Varietät ist auffallend klein, ebenfalls zuweilen bau- 
chig, ihre Mondfalte vollkommen gerade, senkrecht, die Gaumen- 
wulst läuft nach innen in 1 bis 3, vor der Mondfalte abgekürzte 
Fältchen aus. 

Ich hatte diese Form früher unter dem Namen Ol. sinuata 


. als besondere Art gesondert und versendet, wage jedoch nicht, 


sie als solche beizubehalten, da ich seither auch grössere Exem- 
plare erhielt; bei denen die Gaumenwulst in eine deutliche nach 
innen gerichtete Falte ausläuft. 

Mehrere grosse Exemplare, so wie die Varietät fand ich 
unter Neumeyer’s Vorräthen, ganz conform mit meinen von Char- 
pentier erhaltenen Exemplaren von Ascoli (Kirchenstaat), andere 
stammen von Ragusa und Lacroma, (angeschwemmt gefunden), 
ein todtes Exemplar aber noch frisch traf ich in der Arena von 
Pola in Istrien. Da Philippi unsere Art auch in Sicilien auf- 
fand, so scheint Cl. piceata über einen grossen Theil Italiens 
verbreitet zu sein, und es wäre nicht unmöglich, dass die an den 
dalmatinischen Küstenpunkten angeschwemmten Exemplare von 
der gegenüberliegenden Küste von Apulien stammen; wo sie bei 


68 


Hochwasser in das Meer und von diesem bei den häufigen Süd- 
westwinden nach Dalmatien getragen werden. 

Die Schwierigkeit, die grosse Gattung Clausilia in klei- 
nere zu zerfällen, zeigt sich deutlich bei Arten, wie die gegen- 
wärtige. Wohin sollte sie zu stehen kommen? Sie neigt sich 
fast gleichmässig zu den Arten zweier Formenkreise. Oder soll 
Cl. piceata eine eigene Gattung bilden? Dann müssten folgerich- 
tig die Arten des vorigen Formenkreises von Cl. soror an, eben- 
falls in eine eigene Gattung zusammengefasst werden, vielleicht 
auch Cl. gemmulata wieder besonders stehen. Wohin wollte das 
am Ende führen. Allerdings werden bei allenfallsiger Vermehr- 
ung durch neu zu entdeckende auch diejenigen Arten des vori- 
gen Formenkreises deren Lunella nach unten verbreitert ist, 
als selbstständige Gruppe abgetrennt werden müssen; jetzt kön- 
nen sie noch recht gut dabei stehen bleiben, um auch die For- 
menkreise nicht übermässig zu vermehren. 


Formenkreis der Ol. stala. 


Cl. itala Mart. 
— platystoma Kstr. 


Eine theils mittelgrosse, theils grosse Formen enthaltende 


Abtheilung, welche weniger leicht zu characterisiren ist, als die 


vorige, da einzelne wichtige Unterscheidungsmerkmale, wie Mond- 
falte, Streifung etc. nach den Arten sehr abändern, ja bei der 
einzelnen Art vielen Schwankungen unterworfen sind. Das Ge- 
häuse ist mehr oder weniger deutlich und regelmässig rippen- 
streifig, häufig nur auf den oberen Windungen, die Rippenstreifen 
bei andern Arten scharf und mehr erhoben, bei noch andern 
sind die feinen Streifen sehr eng beisammen; die Papillen, wo 
sie vorkommen, sind schmal und entfernt stehend, bei den eng- 
gestreiften stehen an der Naht weisse, meist in Fleckchen ver- 
einigte Stricheln. Die Mündung oval, der Mundsaum bald ge- 
löst, bald mehr oder weniger oben angedrückt oder unterbrochen. 

Die Mondfalte ist nur bei Cl. ornata fast halbkreisförmig, 
bei itala unten knieförmig gebogen mit einem nach innen ge- 
richteten leicht bogigen Fortsatz, bei den fein gestreiften bildet 
die Mondfalte fast die Seiten eines liegenden Dreiecks mit ab- 
gestumpfter Spitze. Die Lamella inserta fehlt, die Spirallamelle 


vr 


a 


69 


endet innen fast mit der Unterlamelle. Das Clausilium ist vorn 
schräg abgeschnitten mit abgerundeten Ecken. 


27. Cl. itala Martens. 


Ein Exemplar dieser weit verbreiteten Art sah ich unter 
Kleciach’s Vorräthen, welches bei Ragusa angeschwemmt gefun- 
den war; zwei andere aus Montenegro erhielt ich von Parreiss 
unter dem Namen Cl. morlachica Parr., für deren Trennung 
aber gar kein Merkmal aufzufinden ist, so dass ich sie nicht 
einmal als Varietät aufführen kann. 


28. Cl. platystoma Kstr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, solidula, apice attenuata, 
acutiuscula, fuscescenti-fulva, densissime et regulariter costulato- 
striata, maculatim albo-strigillata, cervix costulato-plicata, juxta 
rimam vix gibba; anfr. 10 planiusculi, sutura distineta juncti; 
apertura ovata, fuscescenti-flava; peristoma superne appressum, 
late reflexum, plane albolabiatum; lamella supera tenuis, infera 
flexuosa; plica suturalis minus distincta, principalis validior; 
lunella trigono-arcuata; plica subcolumellaris conspicua, vix emer- 
gens. Long. 15, dam A mm. Apert. 4 mm. longa, 3 lata. 


Cl. platystoma, Küster Claus. p. 102 Nr. 99 t. 11 f. 20—23, 
> n Pfeiffer Mon. Hel. IV. p. 764 Nr. 299. 


Ein verkleinertes Abbild der Cl. conspersa Parr, aber 
schlanker, noch feiner und regelmässig gestreift, die Lippe nicht 
erhoben verdickt, sondern stark nach innen verbreitert und eben, 
die Unterlamelle kräftiger, die Subcolumellarfalte etwas weiter 
herabgerückt. Das el Aer Gehäuse ist kaum oder nur 
sehr eng geritzt, oben regelmässig verschmälert mit feiner Spitze, 
dicht und sehr fein rippenstreifig, die Streifen regelmässig, schief, 
nur von der vorletzten Windung an mehr bogig und stärker, 
der Grund bräunlich-gelbroth, durch zahlreiche am Oberrand der 
Windungen in Flecken beisammenstehende weisse Strichelchen 
bunt; der Nacken ist dicht und fein rippenfaltig.. Die Windun- 
gen nehmen lanesam zu, nur die oberen sind schwach gewölbt, 
die unteren flach, die letzte hoch, mit kaum merklicher Basal- 
furche, der gewöhnliche Basalhöcker fast gar nicht entwickelt. 
Die Mündung steht senkrecht, ist im Umriss ziemlich eiförmig, 

6 


70 a 


innen bräunlich-gelb; der Mundsaum oben angedrückt, ziemlich 
breit ausgebogen, weiss, innen mit einer breiten, abgeflachten 
weissen Lippe, welche rechterseits unter dem schmalen länglichen 
Sinulus einen schwachen Vorsprung bildet. Die obere Lamelle er- 
scheint noch dünner wie bei conspersa, ungleichseitig dreieckig; 
die untere dagegen ist kräftiger, geschweift, wenig ansteigend, 
mit aufgebogenem Rand, reicht bis über die halbe Breite der 
Mündung herein und krümmt sich hinten rasch in die Höhe, 
aussen endet sie mit einer deutlichen Ecke, an fallaciosa und 
manche Arten des Formenkreises der Cl. conspurcata erinnernd. 
Die Suturalfalte ist sehr undeutlich, nur als kurzer feiner Streif 
dicht unter der Naht sichtbar, dle Principalfalte kräftiger, innen 
wenig über den oberen Schenkel der, einen abgerundeten Win- 
kel bildenden, Mondfalte fortgesetzt, die Mondfalte steht so weit 
seitlich, dass man bei der Rückenansicht nur den, zuweilen 
etwas verbreiterten, Spitzentheil derselben wahrnimmt; die Sub- 
columellarfalte zieht bogig herab, ohne nach aussen hervorzu- 
treten. Die Spirallamelle ist kaum sichtbar und tritt nicht über 
das Hinterende der Oberlamelle vor. 


Vier Exemplare dieser zierlichen Art fand ich in Neumeyer’s 
Nachlass, ein fünftes sah ich in Kleciach’s Vorräthen. Woher 
sie stammen, ist ungewiss, da alle ersichtlich angespült gefunden 


wurden, wahrscheinlich aus Albanien, wo auch die nahe ver- 


wandte Ol. conspersa lebt. 


Formenkreis von Cl. substricta. 


Cl. subeylindrica Zglr, 
„ substrieta Parr. 

„ erenulata Zglr. 

„ amoena Kstr. 

„ rugulosa Kstr. 

„ fulerata Zglr. 

„ tichobates Parr. 

„ Sirkii Parr. 

„ pellueida Pfr. 

„ tenella Parr. 

„ Cusmichii Kutsch. 


Wir haben es hier mit einer nicht artenreichen aber sehr 
' mannigfaltig gebildeten Abtheilung zu thun, deren Charakteristik 


{ 
} 
\ 


Diensten 


zal 


deshalb sehr schwierig ist. Am meisten neigen die Arten zu 
denen des Formenkreises der Cl. conspurcata, sind jedoch im 
Allgemeinen kleiner und schlanker, überhaupt feiner gebaut, nur 
Cl. crenulata ragt durch Grösse etwas hervor. Das Gehäuse ist 
walzig oder flach spindelförmig, dünnwandig, die Oberfläche sehr 
schwach gestreift bis fein und eng rippenstreifigs, oder wirklich 
gerippt; die Naht einfach oder mit kleinen Papillen besetzt. 
Die Mündung eiförmig, die Lamellen etwas schwach, die untere 
wenig geschweift. Eigenthümlich für die Arten dieses Formen- 
kreises ist das Verhältniss zwischen der zweiten Gaumenfalte 
und der Mondfalte. Erstere ist häufig selbstständig, mit der 
Principalfalte nach vorn mehr oder weniger divergirend und 
hängt ziemlich in der Mitte der Länge mit dem Oberende der 
geraden Mondfalte zusammen, oder sie bildet mit der Mondfalte 
ein Ganzes (was auch bei jüngeren Stücken der Vorigen der 
Fall), sich mit ihr in einem oft dem rechten sich nähernden 
stumpfen Winkel (nicht in einer stumpfen Ecke, wie Cl. con- 
spurcata und Genossen) vereinigend. Diese Stellung der zweiten 
Gaumenfalte und der Mondfalte zu einander dürfte ein sicheres 
Kennzeichen zur Unterscheidung der Arten des gegenwärtigen 
Formenkreises von denen des Formenkreises der Cl. conspurcata 
abgeben. Die untere Gaumenfalte kommt bei mehreren Arten 
vor, ist aber kurz und schwach entwickelt. Das Schliessknö- 
chelchen vorn abgerundet; die Spirallamelle von der Unter- 
lamelle getrennt. 


29. Cl. subcylindrica Zglr. 


Testa minutissime rimata, subeylindrica, tenuiuscula, nitida, 
subtilissime striatula, pellucida, corneo-lutescens; spira sensim 
attenuata, apice obtusa; sutura minus distineta, simplex; anfr. 
9-10 subplanulati, modice accrescentes, ultimus antice subti- 
liter plicato - striolatus, basi indistinecte gibbus et sulcatus; 
apertura pyriformis; peristoma subconnexum, subtiliter re- 
‚flexo-limbatum; lamellae mediocres, infera flexuosa; plica su- 
turalis minus conspicua, principalis ultra lunellam vix vel bre- 
viter producta, palatalis secunda brevissima, palatalis infera 
stricta, emersa; lunella minus distineta aut nulla; plica subcolu- 
mellaris arcuata, emersa. Long. 12, diam. 3 mm., apert. 3 mm. 


longa 21/, lata. 
6* 


z Eu 
72 
Clausilia subeylindrica Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 14 
f. 174. 
5 5 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 441 No. 113. 
R h Küster Claus. p. 181 No. 177 t. 19 
f, 40—43. 


” . Brusina Contr. p. 117 No. 140. 


a) var. geophila: minor, gracilior, sutura subtiliter crenu- 
lata vel subpapillosa, peristoma continuum, appressum. 
Long. 10!/,, diam. 21/; mm. 


b) var. pupula: minima, subfusiformis, spira apice obtusa, 
sutura subtilissime erenulata; aperiuna majuscula. Long. 
9—10, diam. 21/, mm. 


Küster Claus. p. 230 t. 25 f. 24—26. 


Wir haben es hier mit einer wohlbegründeten, nicht leicht 
zu verkennenden Art zu thun, welche nur in Kleinigkeiten Ab- 
änderungen unterworfen ist, in den Hauptsachen aber ihren 
Charakter streng behauptet. Dahin gehören zunächst die mehr 
walzige als spindelförmige Gestalt und die stumpfe Spitze des Wir- 
bels, die wenig eingezogene, bei der grösseren Stammform ganz 
einfache oder nur mit Andeutungen von Kerben versehene Naht, 
die flachen unteren Windungen mit verloschener Streifung, die 
Form der Mündung, der Unterlamelle und der unteren Gaumen- 
falte. Die Wandung ist sehr dünn und stark durchscheinend, 
die Oberfläche glänzend und verloschen gestreift, die Farbe ein 
röthliches blasses Horngelb, die Windungen, meist 10, sind ober- 
wärts gewölbt und nehmen langsam an Höhe zu, die letzte 
ziemlich schlank, bedeutend länger. als die vorletzte, ist vorn 
fein und dicht faltenstreifis, unten steht ein kurzer, wenig ent- 
wickelter Höcker mit flacher Furche nebenan, welche nur bei 
kleineren Exemplaren tiefer und bei der Varietät a auch nach 
unten merklich breiter wird. Die Mündung birnförmig, der 
Mundsaum kaum ausgebreitet und nur linkerseits unter der 
ziemlich weiten gerundeten Bucht lippenartig verdickt, die Mund- 
ränder sind fast immer getrennt oder durch eine dünne Schmelz- 
lage verbunden; die obere Lamelle tritt weit heraus, die untere 
ist stark geschwungen, innen schnell aufwärts gebogen; die Su- 
turalfalte ziemlich deutlich, die Principalfalte reicht vorn bis 
zu der dünnen unscheinbaren Gaumenwulst, innen ist sie eben- 
falls bald abgekürzt, dicht unter ihr steht die sehr kurze zweite 


x 


13 


Gaumenfalte, welche sich mit der sehr selten ausgebildeten ge- 
raden Mondfalte dann zu einem Ganzen verbindet und den obe- 
ren zurückgebogenen Theil derselben bildet; die untere Gau- 
menfalte entspringt aus der Lunella oder dem unteren Rudiment 
derselben und reicht eine Strecke in die Mündung herein. Die 
Subcolumellarfalte zieht in einem flachen Bogen herab und tritt 
fast erst an der Basis geschwungen nach aussen vor. 

Die Varietät a unterscheidet sich durch schlankeres Ge- 
häuse, feinere Spitze des Wirbels und durch die feinen Kerben 
der Naht, welche sich zuweilen zu sehr feinen wenig deutlichen 
Papillen ausbilden. Die Mündung ist verhältnissmässig klein, 
der Mundsaum oben verbunden, ja zuweilen fast lostretend; die 
Basilarfurche deutlich, den ganzen Basilarhöcker umziehend, die 
untere Gaumenfalte vorhanden, jedoch nicht immer mit der 
Mondfalte verbunden. ö 

Var. b ist klein, gedrungen, stumpfspitzig, bauchiger als 
die vorigen, die Mündung verhältnissmässig gross, die untere 
Gaumenfalte meist kurz. 

‘Die Stammform ist wenig verbreitet, ich fand sie bei Stagno 
grande und Gravosa, Exemplare von Lastua erhielt ich durch 
Kleciach; die Var. a ist bei Makarska, bei Ragusa fand ich die- 
selbe an trockenen Orten unter Disteln am oder etwas unter 
dem Boden; Var. b stammt von der Insel Curzola. 


30. Cl. substricta Parr. 


Testa vix rimata, eylindraceo-fusiformis, solidula, subpellu- 
cida, pallide cornea, subtiliter et subregulariter striata; spira 
sursum regulariter attenuata, apice acutiuscula; sutura distincta, 
subobsolete papillifera; anfr. 11, inferiores vix convexi, 
ultimus dense rugoso-striatus, basi turgidus, leviter bicristatus; 
apertura ovali-oblonga, peristoma tenue, continuum, superne non 
solutum, caeterum breviter expansum; lamellae mediocres, in- 
fera substrieta; plica suturalis distineta, prineipalis ultra lunel- 
lam producta, palatalis secunda brevissima, obliqua, palatalis in- 
fera brevis; lunella dorsalis, strieta; plica subcolumellaris ar- 
euata, conspieua. Long. 13—16, diam. 3i/; mm. apert. vix 3 mm. 
longa, 2 lata. 


74 


Clausilia substrieta Parreiss Cat. Claus. $. 6. 

A. Schmidt Syst. d. Claus. p. 61. 

y R Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 474 No. 337. 
Capocestiana Vidivoch in Sched. 

Vest. Claus. p. 29. 


” ” 


” ”„ 

a) var. minor: pallide corneo-Hava, regulariter striata; spira 
breviter attenuata, apice obtusiuscula; sutura vix papilli- 
fera, lamella infera flexuosa. 


Man kann Cl. substrieta fast als vergrösserte Form der 
subeylindrica ansehen, so gross ist die Aehnlichkeit beider Ar 
ten, die sich soweit erstreckt, dass auch bei Cl. substrieta "eine 
kleine, stumpfere und mehr bauchige Form vorkommt, wie bei 
subeylindrica. Bei einiger Aufmerksamkeit lassen sich beide 
Arten jedoch sicher unterscheiden. Die Normalform unsrer Art 
ist doppelt so gross, hell horngelb oder hornbräunlich, dünn und 
durchscheinend, deutlicher gestreift, die Streifung regelmässig, 
auf der Oberhälfte der Windungen deutlicher, die sichtbar ein- 
gezogene Naht trägt sehr kleine, aber doch ziemlich deutliche, 
manchmal so dicht stehende Papillen, dass sie fein gekerbt oder 
sägezähnig erscheint. Die oberen Windungen sind etwas ge- 
wölbt, die unteren flach, beides wie Cl. subeylindrica, die letzte 
jedoch verhältnissmässig kürzer, nach unten nur wenig ver- 
schmälert, stärker runzelstreifig, welche Streifen sich, nur 
schwächer, bis über die Gegend der schmalen Nabelritze er- 
strecken, die Basis trägt zwei schwache, unscheinbare Kiel- 
höcker, der eine umzieht, fast ohne Biegung schräg nach vorn 
verlaufend, die Nabelritze, der andere an der Aussenseite der 
seichten Kielfurche, erscheint als stark abgestumpfte Kante, 
oberhalb derselben ist eine flache Einsenkung bemerkbar. Die 
Mündung ist der der Cl. subeylindrica gleich gebildet, die Unter- 
lamelle zieht sich mit leichter Schwingung ein- und aufwärts 
und trägt vorn an der Unterseite ein kleines Knötchen; die Su- 
turalfalte deutlich, die Principalfalte erstreckt sich weiter, oft 
1-2 mm., nach innen über die Mondfalte hinaus, die Mondfalte 
ist kurz, gerade, schräg nach rückwärts herablaufend, mittel- 
ständig, verläuft unten in die kurze untere Gaumentalte, oben 
wird sie durch die sehr kurze zweite Gaumenfalte abgegrenzt. 
Die Subcolumellarfalte bogig und sichtbar, ohne jedoch weiter 
herauszutreten, 


rear 


Zu ze FE. ee Dt 


F 
4 
x a 
R) 
H 
3 
ao 
R) 


Ar 


75 


Es ist jedenfalls sehr eigenthümlich, dass die grösseren 
Exemplare häufig ganz blassgelb, also Blendlinge sind, und auch 
die Varietät in der Mehrzahl diese Färbung zeigt. Aber alle 
die von mir gesehenen grösseren blassen Exemplare schienen 
erst nach dem Tode ausgeblasst zu sein, während die kleineren 
frisch erscheinen, so dass erst nach dem Bekanntwerden zahl- 
reicher Stücke der substrieta (sie gehört noch immer zu den 
seltneren Arten) zu entscheiden ist, ob die helle Farbe Folge 
des Ausbleichens oder wirklich schon bei der lebenden Schnecke 
vorhanden ist. 


Die Varietät ist, wie schon oben erwähnt, der kleineren 
Varietät von subeylindrica ähnlich, durch die grössere Breite 
zur Länge (fast 3mm. zu 11 mm. Höhe), durch die mehr weiss- 
selbe Farbe, dünneren Wirbel, noch mehr durch die ausgebil- 
dete Mondfalte gut unterschieden; in dem Mangel an Papillen 
kommen beide überein. 


Bei Capocesto (Parreiss), Insel Meleda (Kleciach). 


31. Cl. crenulata Zglr. 


Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, tenuiuscula, 
subpellucida, corneo-lutea, regulariter subtilissime striata; spira 
sursum attenuata, nunc obtusiuscula, nunc ante apicem acutius- 
culum concava; sutura minus distincta, obsolete marginata, hine 
inde papillis minutis subindistinetis posita; anfraet. 11 lente ac- 
crescentes, inferiores vix convexi, interdum plani, ultimus obso- 
lete plicato-striatus, basi vix gibbus et oblique sulcatus; aper- 
tura pyriformi-rotundata; peristoma continuum, aflıxum, albo-lim- 
batum; lamellae subremotae, tenuiusculae; infera flexuosa; plica 
suturalis conspicua, principalis longa, infera subnulla, lunella 
strieta, superne subangulato-recurva; plica subcolumellaris vix 
conspicua, immersa. Long. 14—17, diam. 3—3!/, mm., apert. 
3 mm. longa, 21/, lata. 


Clausilia erenulata Ziegler, Rossmässler Icon. IV p. 21 f. 272. 
b N Pfeiffer Mon. Hel. II p. 459 No, 155. 
4 5 Küster Claus. No. 137 t. 15 f, 36—39, 
= 5 A. Schmidt Syst. p. 61. 
5 " Brusina Contrib. p. 117 No, 139, 


76 


Den beiden vorhergehenden Arten verwandt, besonders der Cl. 
substricta, jedoch durch die etwas stärkeren, regelmässigen Strei- 
fen, bedeutende Grösse, andere Färbung, weniger eingezogene 
Naht, längere Principalfalte und den Mangel einer unteren Gau- 
menfalte verschieden, sie gleicht der Cl. subeylindrica in der 
Färbung, aber der Wirbel ist nicht stumpf und die Mondfalte 
ist immer deutlich ausgebildet. Wie aus den Grössenangaben 
hervorgeht, ändert sie in der Länge stark, im Durchmesser da- 
gegen wenig ab, ebenso ist der Wirbel bald kurz, etwas stumpf 


oder (bei grösseren) länger ausgezogen und vor der Spitze et-_ 


was concav. Das schmal geritzte Gehäuse ist mehr walzig als 
spindelförmig, durchscheinend, schwach elänzend, im frischen 
Zustande fast matt und wie bereift, fein und wie abgeschliffen 
aber regelmässig gestreift, hornröthlichgelb. Die Naht ist nur 
an den oberen etwas gewölbten Windungen merklich eingezogen 
und nur stellenweise mit kleinen, weissen, papillenartigen Er- 
höhungen mehr oder weniger dicht besetzt; bei manchen Exem- 
plaren erscheint die Naht fein gerandet. Die Windungen neh- 
men langsam zu, die unteren sind kaum gewölbt; die letzte nach 
unten flach bogig verschmälert, nicht aufgetrieben, bis hinter 
die Mitte flach runzelfaltie, an der Basis bemerkt man ausser 
dem gewöhnlichen, unscheinbaren, nur wenig gebogenen läng- 
lichen Kielhöcker neben der deutlicher ausgebildeten Furche 
noch die Andeutung eines zweiten, jedoch ganz verschwommenen 
und eigentlich nur durch eine flache Einsenkung des Nackens 
hervortretenden Längshöckers. Die Mündung etwas klein, birn- 
förmig gerundet, die beiden Lamellen dünn, etwas entfernt, die 
untere im regelmässigen Bogen schräg einwärts laufend, dann 
schnell nach oben geschwungen, vorn fast abgestutzt, an der 
Unterseite ist durch eine rundliche Verdickung (bei älteren 
Stücken) das in der Gruppe der Cl. conspurcata häufig vorkom- 
mende Knötchen angedeutet. Die Suturalfalte beginnt innen 
oberhalb der Mondfalte und verläuft vorn.in die dünne weiss- 
liche Gaumenschwiele, ebenso die Principalfalte, welche nur die 
Hälfte so lang über die Mondfalte hinausreicht, als dies bei sub- 
strieta der Fall itt; die Mondfalte ist;wenig stark, fast senkrecht, 
der obere Theil in einer abgestumpften Ecke nach innen gekrümmt 
und lässt sich unschwer als die zweite Gaumenfalte erkennen, weiche 
bei dieser Art mit der Lunella zu einem Ganzen verwachsen 
ist (es erinnert diese Bildung lebhaft an die genau ebenso ge- 


i 
i 


Rn 


END EEE ME a ARENA ee 


N BE A ee ec ker he nen 


ee 


u 


bildete Mondfalte der stigmatica, welche auch Vorgänger hat, 
wo die zweite Gaumenfalte noch selbstständig auftritt); von dem 
_ unteren Theil der Mondfalte entspringt ein spornartiges Rudi- 
ment der unteren Gaumenfalte, welches bald verlischt, bald als 
verschwimmende Verdiekung noch etwas weiter herab erkennbar 
ist. Die Subcolumellarfalte steigt fast gerade herab, ohne nach 
aussen vorzutreten. 

Die Spirallamelle läuft innen allmählich und zugleich mit 
der Unterlamelle aus, vorn reicht sie wenigstens bis zur Mitte 
der Oberlamelle, der sie sich zugleich sehr nähert. Das Clau- 
silium ist vorn fast gerade in schräger Richtung abgeschnitten, 
der Ober- und Unterrand mässig aufgebogen, der letztere flach 
bogig gerundet. 

Ich erhielt meine Exemplare von Kutschig mit der Fund- 
ortsangabe: Insel Melada bei Zara, nach Brusina findet sie sich 
auf Lissa und Lesina. Ersterer Fundort ist zweifelhaft, auf Le- 
sina ist sie wohl nur angeschwemmt. 


32. Cl. amoena Kstr. 


Testa anguste rimata, ceylindraceo-subfusiformis, opaca, flavo- 
_ cornea, subtiliter costulato-striata; spira longe attenuata, obtu- 
siuscula; sutura vix impressa, distinete filoeineta, papillis subti- 
lissimis, densis eleganter posita; anfract. 10 lente accrescentes, 
inferiores planulati, ultimus tumidiusculus, antice plicato-striatus, 
basi obsolete gibbus; apertura pyriformi-rotundata; peristoma 
continuum, subappressum, albolabiatum; sinulus late rotundato 
subquadratus; lamellae mediocres, infera flexuosa; plica sutura- 
lis distineta, principalis brevis, ultra lunellam vix producta; lu- 
nella obliqua, superne arcuata, plica subcolumellaris strictiuscula, 


non emersa. Long. 14, diam. 3 mm., apert. vix 3 mm. longa, 
2!/, lata. 


Clausilia amoena Küster. Schmidt System d. eur. Claus. p. 62. 
BR 2 r Brusina Contrib. p. 117 No. 138. 


Es hat mir grosse Freude gemacht, mein einziges von 
Kutschig erhaltenes Exemplar der Ol. amoena, welche ohne Be- 
sründung in allen Verzeichnissen Dalmatiner Clausilien herum- 
spuckt, wieder aufzufinden. Sie war mir seit der Rückkehr aus 
Dalmatien aus den Augen gekommen und nur die sorgfältigste 


78 


Durchmusterung aller meiner Vorräthe und der ganzen Samm- 
lung hatte endlich den gewünschten Erfolg, so dass es mir jetzt 


möglich ist, ihre Artrechte festzustellen und ihr die richtige " 


Stellung anzuweisen. 

Cl. amoena steht der Cl. substrieta sehr nahe inForm und 
Farbe, ist jedoch schlanker, deutlicher gestreift, die Mündung 
ist regelmässiger mit schön gerundeter Basis, vor allem aber ist 
die gerandete mit sehr kleinen Papillen dicht besetzte Naht ent- 
scheidend. Das Gehäuse ist schlank, nicht so eng geritzt wie 
bei Cl. substricta, mehr walzig als spindelförmig, glanzlos, fein 
aber deutlich und regelmässig gestreift, die Streifen schräger 
als bei den Verwandten, horngelblich; die Spira lang verschmä- 
lert mit feiner stumpflicher Spitze. Die Naht ist nur bei den 
oberen Windungen etwas eingezogen, übrigens wenig deutlich, 
schmal aber deutlich gerandet und mit kleinen weisslichen Pa- 
pillen besetzt, an den letzten Windungen stehen diese Papillen, 
entsprechend den weniger nahe beisammenstehenden Streifen, 
entfernt und zeigen eine mehr rundliche Form, an den mittleren 
Windungen mit dichter Streifung werden die Papillen mehr 
länglich und stehen nahe beisammen, so dass sie einen fast perl- 
schnurförmigen Randbesatz bilden, nirgends aber stehen sie über 
den Rand hervor, so dass derselbe höchstens hier und da ganz 
flach wellenförmig erscheint. Die Windungen nehmen langsam 


zu, die unteren fast eben, die letzte etwas aufgetrieben, von 


vorn bis über die Mondfalte hinaus faltenstreifig, mit schwachem 
Kielhöcker und seichter unten fast man hechanier: Furche. Die 
Mündung mässig weit, birnförmig gerundet, die Bucht kurz, 
rundlich; der Mundsaum zusammenhängend, fast etwas lostre- 
tend, oben linkerseit wenig erhoben, unten regelmässig halb- 
kreisförmig gerundet, innen mit weisser Lippe, unter der Bucht 
wenig dicker. Die Lamellen stehen etwas entfernt, die obere 
mässig dick und tritt ganz heraus, die untere ziemlich tief ste- 
hend, geschwungen ein- und aufwärts verlaufend, nur wenig in 
die Mündung vorstehend. Die Sutural- und Principalfalte kurz, 
letztere nur wenig über die Mondfalte nach innen verlängert, 
beide münden vorn in die kaum merkliche Gaumenschwiele. Die 
Mondfalte verläuft mit leichter Biegung schräg nach rückwärts, 
der obere Theil ist durch einen etwas scharfen Bogen abge- 


grenzt und rückwärts gerichtet. Die Subcolumellarfalte schwach 


gebogen und nur bei schrägem Blick in die Mündung sichtbar, 


ee a te 


EERTER DIR TREE BERLIN 


FE RE RER UT 


Be er 


BET RL rg rn 


sg] 


79 
Nach Kutschig bei Ragusa. 


Man hüte sich, Cl. amoena mit der schlanken Form von 
Cl. bilabiata zu verwechseln, mit der sie in Form, Grösse 
und Farbe übereinstimmt. Aber abgesehen von der ganz ande- 
ren Bildung der Mündung beider Arten, ist amoena durch die 
serandete Naht, durchgehende Streifung und die nicht über den 
Rand vorstehenden Papillen so bestimmt unterschieden, dass eine 
Verwechslung beider Arten bei genauerer Untersuchung nicht 
stattfinden wird. 


33. Cl. rugulosa Kstr. 


Testa anguste rimata, tenuiuscula, cylindraceo-fusiformis, 
sericina, regulariter costulato-striata, subcorneo-Hava; spira bre- 
viter attenuata, apice obtusiuscula, sutura constrieta, subtiliter 
marginata, papillis albidis strigiformibus ornata; anfr. 10 con- 
vexiusculi, ultimus antice plicatus, superne albidus, basi distincte 
sibbus et anguste sulcatus; apertura suboblonga, pyriformis; 
peristoma continuum, appressum, vix expansum, margine dextro 
superne tenuiter incrassato; lamellae tenues, infera flexuosa; 
plica suturalis gracilis, prineipalis longa antice cum callo albido 
intus subplieiformi incrassato juncta, infera palatalis e lunella 
prosiliens, emersa; lunella strieta, obliquiuscula, superne angu- 
latim recurva, plica subcolumellaris arcuatula, immersa. Long. 
15, diam. 32/; mm., apert. 31/, longa, 3 mm. lata. 


Clausilia rugulosa Küster Claus. p. 144 No. 158 t. 15 f. 40 - 43. 
7 er Pfeiffer Mon. Hel. 1V p. 760 No. 277. 
R Sirkii Parr. Charpentier in Journ. de Conch. 1852 p. 384 
No. 149. 


Von Cl. subeylindrica, bei der die Streifung noch ganz ver- 
joschen auftritt, hat sich bis zu Cl. rugulosa dieselbe, immer 
mehr ausgebildet und letztere Art bildet mit ihren Rippenstrei- 
fen den Abschluss dieser kleinen Reihe; durch die strichförmi- 
gen, theilweise schon direct in die Rippenstreifen verlaufenden 
Papillen baut sich die Brücke zu den nächsten wirklich geripp- 
ten Arten, wo die Naht ungerandet ist und statt der Papillen 
nur der Anfang der Rippen weiss erscheint, theilweise die weisse 
Farbe sich über die ganzen Rippen fortsetzt. Auch der fast los- 
tretende Mundsaum der Cl. rugulosa deutet die nahe Verwandt- 


80 
schaft mit den gerippten Arten an, bei denen, wie auch bei Cl. 
pellucida, der Mundsaum oben kurz absteht, während bei den 
letzten Arten der Gruppe, Cl. tenella und Cusmichii der Mund- 
saum wieder nur angeheftet oder durch eine dünne Schwiele 
verbunden und die Streifung wenig ausgebildet ist, dagegen die 
Papillen wieder selbstständig auftreten. 

Von den nächsten Verwandten, auch der Cl. cerenulata, 
ausser der regelmässigen Rippenstreifung und den in die Rippen 
verlaufenden undeutlichen Papillen, besonders durch die fast 


walzige Form, die kurz verschmälerte Spira mit stumpflicher 


Spitze, wodurch sie immer mehr plump erscheint, verschieden. 
Durch die feinen Rippen erscheint sie seidenglänzend, die Farbe 
ist ein helles, ins Bräunliche ziehendes Rostgelb, nur die Spitze 
ist heller, fast farblos. Die Naht wenig eingezogen, oben durch 
die Spitzen der Rippen fast sägezähnig, an den letzten Win- 
dungen schwach gerandet und mit etwas deutlicheren weisslichen 
Papillen besetzt, nach oben nehmen die Papillen an Deutlichkeit 
ab, meist sind nur einzelne Spitzen der Rippen etwas weisslich. 
Die oberen Windungen sind merklich, die unteren kaum ge- 
wölbt, die letzte etwas schräg, an der Nabelseite bis zu dem 
deutlichen, ziemlich erhobenen Kielhöcker flach bogig, die Kiel- 
furche schmal aber deutlich, der Nacken vor der Mondfalte ein- 
gesenkt und oben von der durchscheinenden, nach innen etwas 
faltenartig verdickten Gaumenwulst weisslich. Die birnförmige 
Mündung steht etwas seitlich; der Mundsaum ist fast ganz an- 
geheftet, oberhalb der weiten gerundeten Bucht stumpfwinklig 
hinaufgezogen, der Rand schwach ausgebogen, nur rechterseits 
sehr schwach verdickt. Die Lamellen mittelmässig, die obere 
zusammengedrückt, nicht ganz heraustretend, bogig erhoben, die 
untere in schwacher Biegung steil ansteigend, innen fast gerade 
aufsteigend. Die Suturalfalte wenig entwickelt, die Principal- 
falte verläuft vorn in die Gaumenwulst und reicht nach innen 
über die Mondfalte bis oberhalb des Ursprungs des Kielhöckers, 
die untere Gaumenfalte entspringt aus der geraden, etwas 
schräg nach hinten gerichteten, oben in einer stumpfen Ecke 
nach hinten gebogenen Mondfalte und ist bei geradem Blicke in 
die Mündung etwas sichtbar; die Spirallamelle reicht wenig über 
das Hinterende der Oberlamelle herein; das Clausilium ist vorn 
schräg gerundet abgestutzt. 

‚Ein Exemplar erhielt ich von Kutschig ohne Namen und 


EEE REN WELT ERER VER PORN 


ER MR RN TER 


Br ee um ei 


8 


Fundortsbezeichnung; ein zweites von Kleciach unter dem Namen 
Cl. Sirkii zur Ansicht mitgetheilt, trug die Beeaiinls. Clissa 
bei Spalato. 


In den Sammlungen geht Ol. rugulosa öfters als Cl. Sirkü 
Parr. Ich erhielt indess. auch No. 36 unter dem letzteren Na- 
men, und halte es daher für besser, derselben den Namen Sirkü 
zu lassen, da meine Ol. rugulosa schon beschrieben und abge- 
bildet ist und die einzige vorhandene Beschreibung der Cl. Sirkii 
von Charpentier mit den Worten: „Testa graciliore, tenuiore et 
costulato-striata a Cl. picea diversa est“ doch gar nichts sagt 
und somit als ganz unbrauchbar, weil auf viele Arten gleichmäs- 
sig passend, keine Geltung haben kann. 


34. Cl. fulerata Zoglr. 

Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, cinereo-lutes- 
cens, sericina, confertim albo recteque co%tulata; spira sursum 
attenuata, apice acutiuscula; sutura distincta, suberenulata; an- 
fract. 10—11 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus basi 
breviter cristatus et sulcatus; apertura pyriformi-ovalis; peri- 
stoma continuum, breviter expansum, minus solutum, albidum ; 
lamellae compressae, remotae, infera flexuosa, intus subperpen- 
dieulari ascendens; plica suturalis minus distincta, principalis 
ultra lunellam breviter producta, pl. palatalis infera candida, 
emersa; lunella tenuis, curvata; plica subcolumellaris stricta, 
arcuatim emersa. Long. 16—19, diam. 3—4 mm. apert. 3'/;—4 
mm. longa, 3 lata. 


Clausilia fulerata Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 16 £. 180. 
5 35 Pfeiffer Mon. Hel. II p. 466 No. 171. 
5 5 Brusina Contribuz. p. 116 No. 126. 


Von den vorigen Arten, besonders den rippenstreifigen, 
unterscheidet sich diese leicht durch die ungerandete Naht und 
die feinen scharfen Rippen, sowie das glanzlose Gehäuse. Die 
Gestalt ist ziemlich gedrungen, etwas walzig spindelförmig, die 
Spira oben schnell verschmälert mit feiner Spitze; die Naht 
deutlich eingezogen, durch die Spitzen der Rippen etwas gekerbt, 
die Windungen nur wenig gewölbt, von der fünften an mit fast 
geraden, feinen weissen Rippen besetzt, welche, kaum schmäler 
als die Zwischenräume, sich von dem horngelblichen Grund 


82 


deutlich abheben und die Fläche seidenglänzend erscheinen 
lassen. Stellenweise ist auch nur der obere Theil der Rippen 
weiss, das Uebrige nur wenig heller als die Grundfarbe. Die 
letzte Windung ist vorn nicht stärker gerippt als die übrige 
Fläche, nur zuweilen stehen die Rippen weniger dicht; der 
obere Theil ist etwas wulstig aufgetrieben, was durch eine seichte 
Einsenkung hinter dem Mundrand gegen die Lunella hin noch 
deutlicher wird; an der Basis steht ein kurzer, wenig entwickel- 
ter Kielhöcker mit bogiger Furche daneben. Die Mündung ist 
birn-eiförmig, der linke Theil wenig hinaufgezogen, daher die 
Bucht kurz und ziemlich eng, oben gerundet. Der Mundsaum 
ist ganz, wenig ausgebogen, weiss, kaum gelippt, nur unter der 
Bucht schwach verdickt, der obere Rand ist selten ganz ange- 
heftet, steht meist etwas, bei älteren Stücken deutlich ab. Die 
dünnen Lamellen stehen entfernt, die obere tritt ganz heraus, 
die untere entspringt in der Mitte der linken Seite, ist erst et- 
was geschwungen, nach hinten wieder schwach herabgebogen 
und steigt innen rasch fast senkrecht nach oben. Die Sutural- 
falte meist kaum wahrnehmbar; die Principalfalte endet vorn in 
der Mitte zwischen Mundrand und Mondfalte, nach innen ragt 
sie fast eben so lang über letztere hinaus; die untere Gaumen- 
falte entspringt aus der kurzen, geraden, oben wenig merklich 
nach hinten gebogenen Mondfalte und ist in der Regel bei senk- 
rechtem Blick in die Mündung sichtbar; ziemlich weit innen 
steigt die Subcolumellarfalte herab mit einer schwachen Biegung 
nach aussen, so dass sie gerade noch sichtbar wird. Die Spiral- 
lamelle bleibt von der Oberlamelle ziemlich fern und endet beim 
inneren Drittheil, innen endet sie zugleich mit der Unterlamelle, 
aber von derselben durch einen breiten Zwischenraum getrennt. 
In der Umgegend von Clissa bei Spalato. 


35. Cl. tichobates Parr. 


Testa rimata, eylindraceo-subfusiformis, gracilis, corneo-lu- 
tescens, eleganter costulata, sericina, costulis ad suturam albis; 
spira elongato-attenuata, apice acutiuscula; sutura minus di- 
stineta, erenulata; anfract. 11 vix convexiusculi, ultimus elonga- 
tus, basi breviter gibbus et obsolete sulcatus, antice impressus; 
apertura pyriformis; peristoma continuum, breviter expansum, 
- album, superne angulatum, sinulus brevis, rotundatus; lamellae 


83 


 compressae, superne approximatae, infera flexuosa; plica suturalis 
minus distincta, principalis ultra lunellam producta, pl. palatalis 
infera recta, minus emersa; lunella strieta, superne angulato- 
recurva; plica subcolumellaris strieta, rare curvato - emersa. 
Long. 12—14, diam. 21/,—3 mm., apert. 3 mm. longa, 2—21/s 
lata. 
Clausilia tichobates Parreiss Verz. Claus. p. 3. 

> Vest. Claus. p. 29. 

: N Pfeiffer in Malak. Blätt. XV p. 60. 

hd „  Monogr. Hel. 6 p. 506 No. 505. 

„ Eller aba Küster Claus. p. 188 No. 184 t. 20 f. 26—28. 

5 gi var. minor. Brusina Contrib. p. 116 No. 126. 

Diese, bisher meist mit Cl. fulcrata verwechselte Art ist 

derselben wirklich sehr ähnlich und nur bei genauer Beobach- 
tung aller Verhältnisse zu unterscheiden. Die Form ist schlan- 
ker, wenig spindelförmig, oft fast rein walzig, schlank, die Fläche 
mit feinen etwas schiefen Rippen besetzt, seidenglänzend, die 
Rippen meistentheils an der Naht weiss, übrigens sehr verän- 
derlich, bald fein und so eng beisammenstehend, wie bei fulerata, 
bald stärker und weiter entfernt, so dass bei manchen Exem- 
plaren die Zwischenräume die doppelte Breite der Rippen ha- 
ben. Der Wirbel ist lang ausgezogen verschmälert und endet 
in einer feinen Spitze. Die Naht wird durch die vorstehenden 
Rippen gekerbt, ist aber wenig eingezogen, besonders nach un- 
ten; die Windungen nehmen langsam zu, die oberen zeigen eine 
geringe Wölbung, die unteren sind fast eben, die letzte schlank, 
vom Mundrand gegen die Mondfalte eingesenkt, unten mit einem 
kurzen Kielhöcker und undeutlicher Kielfurche, an der Aussen- 
seite derselben erscheint die Andeutung eines zweiten Höckers, 
welcher durch die Nackeneinsenkung deutlicher hervorgehoben 
ist. Der Nacken ist feiner und etwas weniger dicht gerippt als 
die übrige Fläche. Die Mündung ist verhältnissmässig kleiner 
als bei Cl. fulerata, etwas schief, birnförmig, der Mundsaum zu- 
sammenhängend, kurz lostretend, oben links eine deutliche ab- 
serundete Ecke bildend, schwach ausgebogen, weiss, nur selten 
unterhalb der kurzen rundlichen Bucht etwas verdickt. Die La- 
mellen dünn, die obere nicht heraustretend, die untere steht 
oberhalb der Mitte der Höhe, zieht sich geschwungen einwärts 
und steigt rasch fast senkrecht in die Höhe, wobei sie der Ober- 
lamelle so nahe kommt, dass bei senkrechtem Blick in die Mün- 
dung sich beide fast zu berühren scheinen, während bei Cl. ful- 


84 


crata im gleichem Verhältniss beide noch immer einen ziemli- 
chen Raum zwischen sich erkennen lassen. Die Falten sind we- 
nig entwickelt, die Suturalfalte nur innen sichtbar, die Princi- 
palfalte etwas kräftiger, vorn in die schwachs Gaumenwulst ver- 
laufend, innen fast eben so lang über die Mondfalte hinaus rei- 
chend, die untere Gaumenfalte, aus der Mondfalte entspringend, 
reicht etwas in die Mündung herab. Die Mondfalte steht etwas 
vor der Mitte des Rückens, steigt gerade herab und ist oben in 
einer abgerundeten Ecke zurückgebogen. Die Subcolumellar- 
falte ist gerade, wenig sichtbar und krümmt sich bei recht aus- 


gebildeten Exemplaren unten in einem kurzen u etwas 


nach aussen. 


Bei Kabane nördlich der Feste Clissa, auch in der Um- 


gebung von Clissa selbst, nach Parreiss auch bei Almissa? 


36. CI. Sirkii Parr. 


Testa anguste rimata, fusiformis, tenera, irregulariter co- 
stulata, sericina, ferruginea; spira attenuata, ante apicem sub- 
concava; sutura modice constrieta, papillis sparsis albis urnata; 
anfract. 10 convexiusculi, modice accrescentes, ultimus subtumi- 
dus, antice impressus, densius costulatus, basi breviter bicrista- 
tus, erista exteriore obtusa; apertura majuscula, pyriformis; pe- 
ristoma continuum, brevissime solutum, undique anguste expan- 


sum, albidum; lamellae subconvergentes, supera minuta, infera 


validior, subtransversa; plica suturalis minus distinceta, angusta, 
prineipalis validiuscula, intus ultra lunellam producta, palatalis 


infera lata, brevissima, vix emersa; lunella latiuscula, superne‘ 


minus curvata; plica subcolumellaris strieta, inferne curvata, 
subemersa. Long. 13, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 21/a 
lata. 


Clausilia Sirkii Parreiss, Claus. p. 3. 
„ „ Charpentier in Journ. de Conch.1852 p. 384 No, 149. 
5 » Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 764 No. 298. 
n ..».. Brusina Contrib.-p. 116. 


Von den beiden vorigen Arten bestimmt verschieden, von 
Cl. fulerata schon durch andere Farbe, geringere Grösse und 
stärkere Rippen, von Cl. tichobates durch die spindelförmige 
Gestalt, weniger regelmässige schiefer gestellte Rippen und be- 


% 


Er ren ae re. 


85 


sonders durch die grosse Mündung, mehr getrennte Lamellen 
und durch die zum Theil vollständig ausgebildeten Papillen. 
Das eng geritzte, etwas dünne und durchscheinende Gehäuse ist 
spindelförmig mit ziemlich lang ausgezogener, vor der feinen 
Spitze kaum merklich concaver Spira, die Rippen schief stehend, 
so breit wie die Zwischenräume, stumpf, fast wie abgeschliffen, ° 
mit einzelnen feinen und ganz niedrigen untermischt, manche 
an der Naht weiss, papillenähnlich, auf den mittleren Windungen 
stehen wirkliche Papillen vereinzelt oder nur einige nebenein- 
ander, theils grössere, theils kleinere, während die Naht der 
beiden letzten Umgänge etwas abgesetzt und weiss gefärbt er- 
scheint. Die letzte Windung ist fast gleichmässig wie die übrige 
Fläche gerippt, oben schwach aufgetrieben, von vorn gegen die 
Mondfalte deutlich eingesenkt, unten mit zwei ungleichen Kiel- 
höckern, der an der Nabelritze bogig erhoben, etwas geschweitft, 
der andere ausserhalb der seichten Kielfurche stumpf und ge- 
rade. Die Mündung verhältnissmässig gross, mehr gerundet 
birnförmig; der Mundsaum zusammenhängend, angedrückt, ringsum 
ausgebogen, der linke Rand unter der unregelmässig gerundeten 
Bucht verdickt. Die beiden Lamellen dünn, besonders die obere, 
die untere ziemlich entfernt stehend, hoch über der Mündungs- 
basis beginnend, mit schwacher Biegung schräg einwärts laufend, 
innen ansteigend; die Suturalfalte wenig sichtbar, die Principal- 
falte kräftig, lang, vorn in die schwache Gaumenwulst verlaufend, 
nach innen :bis oberhalb der Nabelritze reichend, die untere Gau- 
menfalte wenig deutlich, am Ende verschwimmend. Die Mond- 
falte ist deutlich, fast gerade, das obere Ende nur wenig zurück- 
sebogen. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und biegt _ 
sich unten etwas nach aussen, bei älteren Stücken tritt sie 
wahrscheinlich weiter heraus. 

Ich erhielt diese mir fehlende Art von Herrn Dr. Kobelt 
freundlichst geliehen, jedoch ohne Fundortsangabe; Brusina gibt: 
Castello di Spalato. 


37. Ol. pellucida Pfeiffer. 

Testa rimata, fusiformis, tenuis, pellucida, oblique costulato- 
striata vel plicatula, corneo-Navida; spira regulariter attenuata, 
apice acutiuscula; sutura distineta, papillis minutis, interdum ma- 

joribus albidis ornata; anfract. 9 vix convexiusculi, ultimus antice 
7 


86 


rugoso-plicatus, basi obtuse bicristatus et oblique sulcatus; peri- 
stoma continuum, solutum, expansum, undique subtiliter limba- 
tum; apertura pyriformi-ovalis; sinulus brevis, rotundatus; la- 
mellae mediocres, infera flexuosa; plica suturalis conspieua, pl. 
principalis ultra lunellam producta, palatalis infera validiuscula, 
emersa; plica subcolumellaris fere inconspicua, immersa. Long. 
11, diam. 21,—3 mm., apert. 21/; mm. longa, 2 lata. 


Clausilia pellucida Pfeiffer Mon. Hel. II p. 456 No. 145. 


5 Kutschigii, Parreiss in Sched. 
N pellueida, Küster Claus. p 128 No. 123 t. 14 f. 1-4. 
5 5 Brusina Contrib. p. 115 No. 111. 


Die kleinste Art des Formenkreises, sehr kenntlich an der 
eiförmigen Mündung und dem lostretenden Mundsaum, sowie 
durch die Spindelform und die bald deutlichere bald verloschene 
Streifung. Das Gehäuse ist zuweilen etwas schlanker, häufiger 
kürzer und bauchiger, glänzend, durchscheinend, horngelblich, 
oben gewöhnlich deutlicher, unten verloschen gestreift, seltner ist 
die ganze Fläche schief und fein rippenstreifig. Der Wirbel ist 
regelmässig verschmälert mit feiner Spitze, die Naht deutlich, 
zuweilen stellenweise fadenrandig, mit weisslichen Papillen be- 
setzt, welche bald kleiner und dicht beisammen, bald grösser 


und mehr entfernt stehen und meist die Spitze von stärker er- 


hobenen Streifen bilden. Die Windungen sind kaum gewölbt, 
die unteren oft ganz eben; die letzte ist vorn etwas eingesenkt, 
runzelfaltig, unten mit zwei ungleichen Kielhöckern, der äussere 


den Nabelritz umziehend, ziemlich erhoben, der innere neben 


der schrägen Furche wird eigentlich nur durch diese und die 
Einsenkung hinter dem Mundrand gebildet und tritt als stumpf- 
kantige Erhöhung hervor. Die Mündung ist eiförmig, linkerseits 
ansteigend mit weiter rundlicher Bucht; der Mundsaum ganz- 
randig, rechterseits ziemlich gerade, links einen starken Bogen 
bildend, lostretend, ausgebogen, ringsum etwas lippenartig ver- 
dickt, besonders unterhalb der Bucht stumpf hervortretend. Die 
beiden Lamellen etwas. dünn, die untere von der Mitte der 
Mündungshöhe beginnend in einen flachen Bogen einwärts ver- 
laufend, innen erst wieder etwas herabgesenkt, dann fast senk- 
recht in einem starken Bogen ansteigend, der Oberlamelle we- 
nig genähert. Die Suturalfalte wenig deutlich, die Prineipal- 
falte mässig lang, vorn in die röthliche Gaumenwulst verlaufend, 


NEN 


RD Fe 


een nenn ren 


PreBen rn 


87 


innen eine kurze Strecke über die Mondfalte fortgesetzt, letztere 
aussen deutlich, etwas schräg, oben in einer deutlichen Ecke 
nach hinten umgebogen, die untere Gaumenfalte tritt, aus der 
Mondfalte verlaufend, eine kurze Strecke in die Mündung vor. 
Die Subcolumellarfalte liegt tief innen, so dass sie nur bei sehr 
schiefem Blick in die Mündung wahrnehmbar ist, unten krümmt 
sie sich wenig merklich nach aussen. Die Spirallamelle ist 
ziemlich kräftig und reicht fast bis zur Mitte der Oberlamelle. 


Von Kutschig mit der Fundortsangabe „Budua“ erhalten, 
mehrere Exemplare fand ich bei den, Castelli genannten Dörfern 
bei Spalato. R 


38. CI. tenella Parreiss. 


Testa anguste rimata, ventroso-fusiformis, tenella, conferte 
striata, pellucida, corneo-fava; spira convexo-turrita, apice acu- 
tiuscula; sutura minus distineta, crenulata, leviter papillifera ; 
anfract. 10, ultimi planiusculi, sublaevigati, ultimus basi tumidus, 
juxta rimam breviter gibboso-cristatus et late sulcatus, antice 
regulariter costato-striatus; apertura ovali-pyriformis ; peristoma 
continuum, albo-callosum, superne vix solutum, margine externo 
prope insertionem attenuato; lamella supera tenuissima, infera 
mediocris, profunda, flexuosa, interdum sursum subramosa; plica 
suturalis distineta, principalis brevis, vix ultra lunellam producta; 
lunella arcuata, subangulata; plica subcolumellaris strictiuscula, 
vix emersa.. Long. 13—15, diam. 31/,—4 mm., apert. 3—3!/3 
longa, 21/,—3 lata. 


Clausilia tenella Parreiss mss. 
» 5 Küster Claus. p. 325 No. 341 t. 37 f. 4—6. 
Pfeiffer in Malak. Blätt. XIII p. 153; Mon. Hel, 
VI p. 486 No. 391. 


” ” 


Diese und. die nächste Art nähern sich schon einigermassen 
den Arten der Gruppe der Cl. conspurcata, die Form der Mün- 
dung, die regelmässige Streifung, sowie die Neigung des Los- 
tretens der zweiten Gaumenfalte von der Lunella lassen aber 
ihre Zugehörigkeit in den Formenkreis nicht verkennen. Die 
jetzige zeigt, wie Cl. pellucida, grosse Abweichungen in Grösse 
und Form, jedoch sind auch die schlankeren Stücke immer noch 
mehr oder weniger bauchig spindelförmig. Die Nabelritze ist 
78 


88 


wie gewöhnlich eng, mehr oder weniger punktförmig eingetieft, 
die Wandung dünn, durchscheinend, die oberen Windungen zei- 
gen eine deutliche regelmässige Streifung, die auf den unteren 
ziemlich verloschen ; der Wirbel läuft in eine feine Spitze aus. 
Selten ist die Naht etwas eingetieft, gekerbt durch die bald sehr 
häufigen und deutlichen, bald kleineren und wenig deutlichen 
Papillen, welche im letzteren Falle auch nicht immer weiss ge- 
färbt, sondern fast von der Farbe des Grundes sind. Die Win- 
dungen nehmen langsam zu; die letzte, von mässiger Länge und 
nach unten verschmälert, ist vorn ziemlich regelmässig falten- 
streifig, unten mit einem deutlichen Kielhöcker versehen, neben 
demselben die deutliche Kielfurche, ausserhalb derselben steht 
eine stumpfe schwache Auftreibung als Andeutung eines zweiten 
Kielhöckers. Die Mündung ist verhältnissmässig gross, gerundet 


birnförmig, mit kurzer länglichrunder Bucht; der Mundsaum zu- 


sammenhängend, oben angeheftet oder kaum merklich lostretend, 
der rechte Rand oben etwas geschweift, innen ringsum dünn 
weissschwielig, am stärksten unter der Bucht, ohne jedoch zahn- 
förmig vorzuspringen. Die Lamellen dünn, besonders die obere, 
die untere etwas eingesenkt, geschweift, innen bogig ansteigend. 
Die Suturalfalte nach aussen deutlich, die Prineipalfalte vorn 
abgekürzt, innen nur wenig über die Mondfalte hinaus verlän- 
gert, letztere deutlich, bald bogig, bald mehr gerade und oben 
nach innen umgebogen, welcher obere Theil nicht selten als 
zweite Gaumenfalte deutlich erkennbar wird und bei recht aus- 
gebildeten Exemplaren vorn noch etwas über die Mondfalte sich 
verlängert, somit eine wirkliche zweite schräge Gaumenfalte bil- 
det. Die Subcolumellarfalte steigt gerade herab und krümmt 
sich unten etwas nach aussen, so dass sie als flachbogige Erhö- 
hung der dünnen Lippe des Mundrandes sichtbar wird. 2 
Die Spirallamelle endet vorn hinter der Mitte der Ober- 
lamelle, innen läuft sie mit der Unterlamelle zugleich aus, ist 
vor dem Ende steil bogig herabgesenkt und dann eine kurze 
Strecke niedrig-auslaufend; die Lamella inserta deutlich, schmal; 
das Clausilium breit, durch die stark aufgebogenen Ränder tief 
rinnenförmig, vorn stumpf gerundet. 


Von der Insel Curzola (Parreiss), auch bei Cattaro. 


89 


39. Cl. Cusmichii Kutsch. 


Testa anguste rimata, cylindracea, tenuis, pellucida, subre- 
gulariter obscure-striata, corneo-flava, nitida; spira breviter at- 
tenuata, apice acutiuscula; sutura distineta, submarginata, pa- 
pillis rotundatis, albis ornata; anfract. convexiusculi, inferi sub- 
plani; ultimus antice concavus, rugoso-plicatus, juxta rimam le- 
viter gibbosus et sulcatus; apertura ovali-pyriformis, sinulus la- 
tus, rotundatus; peristoma sejunctum, expansiusculum, fusces- 
centi-flavum; lamella supera compressa, infera flexuosa, antice 
subinerassata, intus subramosa; plica suturalis distineta, prineci- 
palis ultra lunellam breviter producta, palatalis secunda distineta, 
brevissima, obliqua, palatalis infera minus distineta, oblique 
emersa; lunella obligua, curvatiuscula,. plica subcolumellaris 
strietiuscula, inferne oblique truncata. Long. vix 15, diam- 3 
mm., apert. 3!/;, mm. longa, 21/, lata. 


Clausilia Cusmichii Kutschig. Parreiss in sched. 
5 r Brusina Contrib. p. 117 No, 143. 


Von der vorigen durch die walzenförmige Gestalt, deutliche 
Papillen, kleinere Mündung mit braunen Rändern, vor allem je- 
doch durch die so ausgeprägte, bei der vorigen meist nur ange- 
deuteten zweite Gaumenfalte verschieden. Mit den übrigen Arten 
des Formenkreises ist eine Verwechslung nicht anzunehmen. 
Das fast walzenförmige Gehäuse wird erst weit oben rasch ver- 
schmälert und endet in einer feinen Spitze, die Fläche ist sehr 
fein, fast verloschen gestreift, glänzend, die Wandung dünn und 
fast durchscheinend, der Grund hell graulichgelb. Die Naht ist 
nur oben deutlich eingezogen, unten weniger merklich, da die 
Windungen fast eben, stellenweise fein gerandet und mit klei- 
nen aber deutlichen, an den oberen Windungen gedrängt, an 
den unteren weitläufig stehenden weissen Papillen besetzt. Die 
letzte ist von vorn bis hinter die Mondfalte flach runzelstreifig, 
hinter dem Mundsaum etwas eingesenkt, unten mit schwachem 
Kielhöcker und flacher etwas breiter Furche, der Aussenrand 
derselben erscheint durch eine stumpfkantige Erhöhung wie ein 
zweiter kürzerer Kiel. Die Mündung ziemlich eng, ungleich 
birnförmig, indem der rechte Basilartheil mehr herabgesenkt ist; 
der Mundsaum ist wenig ausgebogen, nur unter der kurzen ge- 
rundeten Bucht etwas verdickt, die Mundränder getrennt (bei 


90 


älteren Stücken vielleicht durch eine Schwiele verbunden), die 
oberen Theile weiss, die unteren gelbbraun. Die beiden La- 
mellen stehen sich mittelmässig nahe, die obere sehr dünn, zu- 
sammengedrückt, die untere stärker, aufgebogen gerandet, nach 
innen zu undeutlich gegabelt, innen stark gebogen aufsteigend. 
Von den Falten ist die Suturalfalte wenig deutlich, die Princi- 
palfalte kräftiger, ziemlich weit nach vorn laufend, innen nur 
wenig über die Mondfalte verlängert, unter ihr die zweite Gau- 
menfalte, fein und nach vorn stark abwärts gebogen; die Mond- 
falte ziemlich kurz; schräg nach hinten gerichtet und unten bo- 
gig gegen die Nabelritze verlängert. Die Subcolumellarfalte fast 
gerade absteigend, vor dem Ende zusammengedrückt, erhoben 


mit deutlicher Ecke, von dieser aus schräg abfallend und 


etwas nach aussen vortretend. Das Clausilium dem der Cl. 
tenella ähnlich; die Spirallamelle fast bis zur Mitte der Ober- 
lamelle vortretend, innen fast mit der Unterlamelle endigend, 
von einer stumpfen Ecke aus ziemlich rasch abfallend; die La- 


mella inserta schmal, etwas fern von dem Ende der Spirallamelle 


stehend. 


Von Parreiss mit der Fundortsangabe „Budua“ erhalten. 


Formenkreis von Cl. conspurcata. 


Cl. minuscula Parr. Cl. divergens Klee. 

„ Parthenia Kstr. „ opaca Zelr. 

„ longicollis Kstr. „  eastanea Kstr. 

„ klanda Zglr. „ angusticollis Klec. 
„ humilis Kstr. „ notabilis Kstr, 

„ pustulata Kstr. „ rutila Kstr. 

»„ T album Kstr. „ Jucunda Kstr. 

„ sebenicensis Vidov. „ tenebricosa Kstr. 
„ diaphana Kstr. „ Rosinae Klee. 

„ conspurcata Jan. „ archilabris Kutsch. 
„ angistoma Kstr. „ pachychila Klec. 
„ Gospiei Zelebor. „ petrina Parr. 

„ decipiens Rssm. „ pachystoma Kstr, 


„ eroatica Parr. 
„ Helenae Klee. 
„ Jlatilabris Wgn 
„  alboeineta Pfr. 


aan 
TEEN RER Mn ee 


= 


EN Sun ine ee 


Le 2 


RT ER RN. 
a Dr RETTET e 


91 


War es bei dem vorigen Formenkreis schwer, eine nur 
einigermassen genügende Diagnose zu geben, so ist bei dem 
jetzigen dieses fast unmöglich; denn alle Kennzeichen schwanken, 
 Anklänge an Eigenthümlichkeiten anderer Gruppen finden sich 
nicht selten und machen die Sache noch schwieriger. Und merk- 
würdig — wenn man nur erst einige Arten des Formenkreises 
sicher kennt, wird man kaum in die Verlegenkeit kommen, an- 
dere als nicht dazu gehörig anzusprechen. Aber diese habituelle 
Aehnlichkeit ist nur für das Auge und lässt sich kaum mit Wor- 
ten wiedergeben. 

Die Arten sind meist mittelgross bis zu einer ziemlichen 
Grösse, die Fläche nur von den neuen Ansätzen unregelmässig 
gestreift oder seltner mit regelmässiger feiner Streifung, der 
Grund meist schön horn- oder bernsteingelb, horngelbröthlich 
bis braun oder tief kirschroth. Die Naht selten etwas einge- 
zogen, mit Papillen besetzt oder weiss gerandet, häufig ist nur 
der Rand weisslich gesäumt. Der Nacken hat nie Falten oder 
Rippen, ist im Gegentheil bei den meisten nur fein und dicht 
gestreift. Die Mündung etwas gross, die Mundränder getrennt 
oder nur durch eine Schwiele verbunden, selten vereinigt und 
etwas lostretend (bei Cl. pachystoma); die Lamellen mässig stark, 
die untere geschwungen, vorn etwas abgestutzt; die Mondfalte 
meist sehr deutlich, oben mit einer stumpfen Ecke, von dort 
schräg nach innen gerichtet, unten biegt sie sich fast recht- 
winklig nach innen und verläuft bis in die Nähe des Mundran- 
des, vorn geht die untere Gaumenfalte von ihr aus, welche 
häufig sehr entwickelt in die Mündung hervortritt. Die Gaumen- 
 wulst mehr oder weniger ausgeprägt, bei mehreren Arten (Cl. 
albocincta, angusticollis etc.) bildet sie einwärts einen schmalen, 
leistenförmigen Bogen, welcher sich um das Vorderende der 
Principalfalte wie eine zweite Gaumenfalte gegen die Mondfalte 
- hinzieht. Die Subcolumellarfalte tritt regelmässig bogig heraus, 
die Mundsaum ist häufig stark lippenartig verdickt, bei manchen 
Arten so stark, dass die vorerwähnte Falte in diese Verdickung 
eingeschlossen und unmerklich wird. Die Spirallamelle ist von 
der Oberlamelle getrennt, innen läuft sie meist zugleich mit der 
Unterlamelle aus, zwischen beiden steht die Lamella inserta, 
meist der Spirallamelle näher gerückt; die Lamella parallela 
ist ebenfalls vorhanden und krümmt sich häufig vorn gegen die 
‚Oberlamella hin. Das Clausilium vorn abgerundet, 


Die Arten leben besonders in der Nordhälfte Dalmatiens, 
manche von ihnen kommen in grosser Menge vor. 


Cl. minuscula Parr. 


Testa minuta, anguste rimata, cylindraceo-subfusiformis, ni- 
tidula, subtiliter striata, corneo-flava; spira attenuata, apice ob- 
tusiuscula; sutura distineta, papillis albis, subrotundatis ornata; 
anfr. 9 convexiusculi, lente acerescentes, ultimus antice ruguloso- 
striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura ovata, peristoma ex- 
pansiusculum, tenuiter labiatum, marginibus callo tenui junctis; 
lamellae mediocres, supera compressa, protracta, infera flexuosa, 
antice incrassata; plica suturalis distineta, breviuscula, prinei- 
palis mediocris, ultra lunellam breviter producta, antice abbre- 
viata, cum callo palatali juneta; lunella semilateralis, arcuata, 
interdum superne angulatim curvata; plica subcolumellaris con- 
Spicua, arcuatula, vix emersa. Long. 8—9!/,, diam. 21/, mm. 
apert. 21/, mm. longa, 2 lata. 


Clausilia minuscula, Parreiss in sched. 


Eine der kleinsten Ulausilien, bis jetzt die kleinste in ih- 
rem Formenkreis, zeichnet sich diese Art besonders durch ihre 
etwas plumpe Form, die deutlichen Papillen und die Bildung der 
Nackenparthie aus, indem bei letzterer die Basilarfurche weit 
nach vorn gerückt ist durch die nach unten starke Verschmä- 
lerung der Nabelseite, während die Mündungsseite gerade ab- 
fällt. Eine Verwechslung mit den nahestehenden Arten wird 
schon der Kleinheit wegen nicht stattfinden, man könnte minus- 
cula höchstens als kleine Form der Cl. Parthenia annehmen, al- 
lein letztere ist von schlankerem Bau, hat einen Umgang mehr, 
eine längere und schmälere Mündung, die Verdickung unter dem 
Sinulus ist weit schwächer, die Papillen sind weniger deutlich, 
die Principalfalte länger und die Mondfalte weniger gebogen. 

Cl. minuscula erinnert durch ihre gedrungene Form bei 
gleicher Kürze etwas an Cl. strigillata, die Spitze ist ebenfalls 
stumpflich, der übrige Theil ziemlich walzenförmig. Die lang- 
sam an Höhe zunehmenden Windungen sind undeutlich gestreift, 
die oberen deutlich, die unteren kaum gewölbt und erscheinen 
nur durch die eingezogene, mit weissen, kleinen, theils rund- 
lichen, theils mehr länglichen Papillen besetzte Naht etwas 


were 


TE I A u A 


93 


höher, die letzte ist mässig lang, an der Mündungsseite gerade, 
an der Nabelseite bogig, unten so rasch verschmälert, dass sie 
kaum halb so breit ist als am Oberrand.; dadurch steht der Ba- 
salhöcker ebenfalls schief und die daneben befindliche seichte 
Furche tritt über die Mitte weit nach vorn hinaus. Die eiför- 
mige Mündung steht senkrecht, die Mundränder sind getrennt, 
oder nur durch eine sehr dünne Schwiele verbunden, wenig aus- 
sebogen, schwach lippensaumig, der linke vollkommen gerade, 
innen neben dem weiten, gerundeten Sinulus etwas beulenartig 
verdickt.. Die Oberlamelle ziemlich hoch, zusammengedrückt, 
die untere geschweift, innen rasch aufwärts gebogen, vorn ver- 
dickt, aber unten nicht zu einem Knötchen angeschwollen. Die 
Suturalfalte deutlich, vorn fast mit der Principalfalte endigend, 
letztere nach innen nur wenig über die Mondfalte fortgesetzt, 
vorn abgekürzt, in die dünne schräg nach innen ziehende Gau- 
menwulst verlaufend, die untere Gaumenfalte fehlt. Die Mond- 
falte steht hinter der Mitte, ist unten ohne deutliche Ecke bis 
zum Ursprung des Basalhöckers verlängert, oben krümmt sie 
sich nach innen oder ist geknickt und erscheint wie eine zweite 
Gaumenfalte, wie sie bei manchen Arten des vorigen Formen- 
kreises vorkommt. Die Subcolumellarfalte innen gerade, unten 
rasch auswärts gebogen. Die Spirallamelle wenig nach vorn 
verlängert, tritt an die tief eindringende Oberlamelle ziemlich 
nahe heran. 


Vom Autor mit der Fundorts-Angabe „Cutais“ erhalten. 


Das Auftreten einer Art dieses Formenkreises in so weiter 
Ferne von dem eigentlichen Stammsitz desselben erscheint sehr 
befremdlich, ich sah jedoch auch Exemplare von Cl. conspurcata 
vom Caucasus stammend, so dass entweder Verschleppung statt- 
gefunden hat, oder in dem breiten Raum zwischen Dalmatien 
und den Caucasusländern noch mehrere verwandte Arten als 
Verbindungsglieder gefunden werden dürften. 


40. Cl. Parthenia Kstr. 

Testa anguste rimata, clavato-fusiformis, supeine attenuata, 
apice obtusiusceula, nitida, diaphana, succineo-fuscescens, obsolete 
striata; sutura. distineta, papillis parvis posita; anfract. 10 modice 
accrescentes, convexiusculi, ultimus subobliguus, antice rug080- 


94 


striatus, basi gibbus et sulcatus; apertura mediocris, suboblique 
‚ovata; peristoma discontinuum, breviter reflexum, margine ex- 
terno superne subinerassato; lamellae parvae, infera flexuosa, 
brevissime porrecta, antice incrassata; plica suturalis gra- 
cilis, prineipalis longa, antice abbreviata, pl. palatalis infera aut 
brevis aut nulla; lunella semilateralis, superne arcuata; plica 
subcolumellaris strieta, vix conspicua, rarius subemersa; lamella- 
spiralis brevis. Long. 12, diam. vix 3 mm., apert. 21/, mm. 
longa, 2 lata. 


a) var. minor: fusiformi-conica, lamella infera antice di-* 
stinete truncata; plica subcolumellaris emersa. Long. 
11, diam. 21/, mm. 


Klein und ziemlich schlank, mit enger schmaler Nabelritze, 
fast keulenförmig, oben lang verschmälert, mit stumpflicher 
Spitze, durchscheinend, mässig glänzend, undeutlich gestreift, 
bräunlich dunkel bernsteingelb. Die Naht ist deutlich einge- 
zogen, mit kleinen weisslichen, nicht sehr zahlreichen Papillen 
besetzt, welche theilweise in erhöhte Streifen auslaufen, die über 
das erste Drittheil der Windungen fortgesetzt sind. Die Win- 
dungen, langsam zunehmend, sind oben mehr, nach unten schwach 
gewölbt, die vorletzte wenig höher als die vorhergehende, die 
letzte vorn fein runzelstreifig, mit einem leicht gebogenen deut- 
lichen Kielhöcker an der Basis, daneben eine seichte Furche. 
Die Mündung fast gerade, eiförmig, die Mundränder getrennt, 
der Mundsaum kaum oder nur schwach ausgebogen, weisslich, 
nur links unter dem kurzen Sinulus etwas verdickt, an der Ba- 
sis öfters nach rechts etwas mehr herabgesenkt. Die Lamellen 
nicht sehr entwickelt, die untere vorn verdickt, schräg aufwärts 
gerichtet und niedrig, innen dagegen stärker entwickelt, indem 
sich die Lamelle, schnell breiter werdend, in einem kurzen 
Bogen rasch aufwärts krümmt. Die Suturalfalte deutlich, die 
Principalfalte nach aussen meist überragend, letztere reicht innen 
über die Mondfalte hinaus bis oberhalb der Nabelritze, vorn ist 
sie kürzer als bei den verwandten Arten und hängt bei recht 
ausgebildeten Stücken mit der röthlichen, ziemlich dünnen, unter 
der Principalfalte fortgesetzten Gaumenschwiele zusammen. Die 
untere Gaumenfalte fehlt entweder ganz oder bildet nur eine 
kurze Fortsetzung der Mondfalte, so dass sie bei senkrechtem 
Blick in die Mündung kaum sichtbar ist. Die Mondfalte selbst 


95 


steht hinter der Mitte, ist kurz, leicht gebogen, unten mit einem 
deutlichen Fortsatz nach innen, welcher geradlinig gegen die 
Nabelritze verläuft. Die Subcolumellarfalte steigt fast gerade 
herab, meist kaum sichtbar, selten biegt sie sich unten etwas 
heraus. Die Spirallamelle tritt nicht weit nach vorn, innen 


ist sie schräg abgeflacht und endet zugleich mit der Unter- 
lamelle. 


Die Varietät ist kleiner, weniger walzig, die Unterlamelle 
vorn mässig verdickt, deutlich abgestutzt; die Subcolumellarfalte 
tritt nach aussen vor. 


Ich hatte diese Art früher mit kleinen Stücken von humilis 
beisammen, zu denen sie wegen ihrer Kleinheit und schlanken 
Gestalt wie der seitlichen Mondfalte einigermassen passt, allein 
sie ist weniger walzig, die Windungen sind stärker gewölbt, die 
Mündung kürzer; besonders aber ist es die Verschiedenheit der 
Unterlamelle, welche bei humilis nach innen zu nicht höher 
wird, was ihre Trennung rechtfertigt. 


In mehreren Stücken bei Makarska gefunden, die Varietät 


erhielt ich mit conspurcata aus Montenegro durch Erber in 
Wien. 


ZA CH. longicollis Kstr. 


Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, superne atte- 
nuata, acutiuscula, corneo-flava, nitida, diaphana, obsolete-striata ; 
anfract. 10 sutura distineta papillifera juneti, primi convexius- 
culi, ultimi planulati, ultimus elongatus, basi sulcatus, juxta ri- 
mam gibbus, antice subtiliter plicato-striatus; apertura ovata, 
subobliqua; peristoma non continuum, expansiusculum, margine 
externo superne vix incrassato; lamellae mediocres, approxi- 
matae, supera parvula, compressa, infera regulariter arcuata; 
plieca suturalis minus distineta, principalis longiuscula, pl. pala- 
talis infera obliqua, conspicua; lunella dorsalis, strietiuscula; 
plica subcolumellaris arcuatula, conspicua, non emersa. Long. 
14, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 21/, lata. 


Es bedarf wenig, um diese zierliche Art vor Verwechslung 
mit einer ihrer Verwandten zu bewahren, da die Länge und 
Gestalt der Nackenparthie sie auf den ersten Blick kenntlich 


96 


macht. Sie ist in ihrer Verwandtschaftsreihe (der Cl. conspur- 
cata), was angusticollis in der Reihe der Cl. decipiens, und 
könnte höchstens mit besonders schlanken Exemplaren der Cl. 
T album verwechselt werden, bei der aber durchweg dunklere 
Farbe, anders geformte Unterlamelle, zusammenhängender Mund- 
saum und stärker entwickelter Kielhöcker hervorzuheben sind, 
Von der ebenfalls walzigen, schlanken Cl. blanda unterscheidet 
sie schon die dorsale Stellung der Mondfalte und der Mangel 
eines Knötchens vorn an der Unterseite der Unterlamelle. 


. Das Gehäuse ist eng geritzt, mehr walzig als spindelför- 


mig, oben länglich verschmälert mit spitzlichem Wirbel, fein 
und wie abgeschliffen gestreift, glänzend, durchscheinend, horn- 


selb. Die Naht deutlich eingezogen, unten fein weiss gerandet, 
dann mit kleinen, erst gedrängt, dann weitläufiger stehenden 
Papillen besetzt, von welchen einzelne etwas mehr in die Länge 
gezogen erscheinen. Die Windungen nehmen erst langsam zu, 
die vier ersten sind gleich hoch, die fünfte nur wenig höher, 
die drei untersten länger, flach, besonders die letzte sehr lang, 
die übrigen leicht gewölbt. Der Nacken ist vorn fein, fast ver- 
loschen faltenstreifig, um die Nabelritze zieht sich ein wenig 
entwickelter, flach bogiger Kielhöcker, neben demselben eine 
flache etwas breite Furche, an dessen Aussentheil eine merklich 
stumpfe Kante. Die Mündung eiförmig, etwas zur Seite geneigt, 
mässig gross; der Mundsaum oben unterbrochen, kaum ausge- 
bogen, weiss, rechterseits mit einer sehr schwachen Verdickung, 
unten stärker, links flacher regelmässig gerundet. Der Sinulus 
gerade, etwas hoch, mässig weit, oben gerundet. Die beiden 
Lamellen stehen nahe beisammen, die obere hängt mit dem 
Mundsaum zusammen und zieht sich nicht weit nach innen, die 
untere bildet einen regelmässigen Bogen mit aufgestülptem 
Rand, tritt nur wenig heraus und zeigt vorn an der Unterseite 
keine Verdickung. Die Suturalfalte verläuft als feine Leiste 
dicht unter der Naht, die Principalfalte ist ziemlich kräftig, vorn 
in die ganz unscheinbare Gaumenwulst übergehend, innen reicht 
sie nur ganz wenig über die feine, oben nach innen umgebogene, 
übrigens gerade absteigende Mondfalte hinaus. Die untere Gau- 
menfalte erscheint nur als kurzer Fortsatz der Mondfalte, von 
der zugleich nach innen gegen den Anfang des Kielhöckers ein 
zweiter Ast verläuft. Die Subcolumellarfalte steigt schwach ge- 


er EEE ED ba are na rien SER 


TEE ERBE EBENEN TREND SEE 


97 


bogen herab und ist nur bei schrägem Blick in die Mündung 
sichtbar (tritt vielleicht bei älteren Stücken weiter nach aussen); 
die Spirallamelle endet nach vorn neben dem Innenende der 
Öberlamelle. 


Ich fand diese Art unter Exemplaren von conspurcata aus 
der Gegend von Spalato. 


42. Cl. blanda Zglr. 


Testa minutim rimata, cylindraceo-fusiformis, nitida, sub- 
striata, fulvo-cornea, diaphana; spira sensim attenuata, acutius- 
cula; sutura vix impressa, anfractuum superiorum minute papilli- 
fera; anfr. 11 planiusculi, primi lente accrescentes, ultimus an- 
tice ruguloso-striatulus, basi gibbus et late sulcatus; apertura 
late pyriformis, peristoma magis minusve connexum, albo-limbatum, 
brevissime expansum; lamella supera tenuis, infera flexuosa, 
antice incrassato, subtruncata; plica suturalis distineta, longa, 
principalis longissima, palatalis infera aut nulla aut abbreviata, 
lunella superne curvata; plica subcolumellaris subbasalis, emersa. 
Long. 14, diam. 3 mm., apert. 3 mm. longa, 2'/, lata. 


Clausilia blanda Ziegler. Rossmässler Icon. III p. 13 f. 173. 
: Pfeiffer Mon. Hel. II p. 448 No. 129. 
5 Küster Claus. p. 182 No. 178 t. 19 f. 44-46. 
3 Brusina Contr. p. 116 No. 133. 


Cl. blanda ist eine sehr kenntliche, von Rossmässler gut 
abgebildete, aber doch vielfach verkannte Art, ich erhielt statt 
ihrer von vielen Seiten immer nur Cl. conspurcata in den klei- 
neren Formen. Ihre Unterschiede von der nächstverwandten 
humilis wurden bei dieser hervorgehoben, von den übrigen Ver- 
wandten steht sie weit ab durch walzige Form, die höhern letz- 
ten Windungen, seitlich stehende Mondfalte und gewöhnlich feh- 
lende untere Gaumenfalte. Die Farbe wechselt von Braungelb 
durch reines Horngelb bis fast zum Bernsteingelben, die Strei- 
fung ist sehr undeutlich, der Nacken deutlich runzelstreifig, der 
Kielhöcker der Basis deutlich, kaum gebogen, durch eine unten 
breitere Furche abgegrenzt. Die Mündung steht senkrecht, die 
Mundränder sind oben getrennt oder durch eine dünne weiss- 
liche Schwiele verbunden, wenig ausgebogen, unter dem rund- 
lichen kurzen Sinulus nur wenig verdickt. Die kräftig ent- 


98 


wickelte Suturalfalte ist innen etwas kürzer, aussen eben so lang 
wie die Principalfalte, beide enden vorn in der schwachen, ziem- 
lich tief eingesenkten, durchscheinenden, einwärts ziehenden 
Gaumenschwiele; die nur selten vorkommende untere Gaumen- 
falte steht wegen dem tief eingesenkten Schliessapparat der. 
nicht vortretenden Subcolumellarfalte nahe und ist nur bei 
schiefem Blick in die Mündung zu sehen. Die Mondfalte krümmt 
sich oben nach innen, und steht so weit zurück, dass sie fast auf 
den Anfang des Kielhöckers trifft, die Principalfalte geht nach 
innen weit über sie hinaus bis oberhalb des Interlamellars. Die 
Unterlamelle geht mit leichter Biesung schräg aufwärts, ist 
vorn etwas abgestutzt und unten in ein deutliches Knötchen 


verdickt oder mit einer in die Breite ausgedehnten Anschwel- 


lung. Die Oberlamelle gerade, weit nach innen fortgesetzt, die 
etwas entfernt stehende Spirallamelle reicht bis über das letzte 
Drittheil derselben. 


Ein sehr charakteristisches Exemplar meiner Sammlung 
erhielt ich von Rossmässler, mit der Fundortsbezeichnung: „Dal- 
matien“, die übrigen von Sandri aus der Gegend von Makarska, 
Brusina hat als Fundorte noch: Knin, Sign, Bergato, Ragusa 
und S. Giovanni. Ich selbst fand sie in Dalmatien nicht, die 
Art scheint eine der seltneren zu sein. 


43. Cl. humilis Kstr. 


Testa subrimata, elongata, subfusiformi-conica, interdum 
subeylindrica, superne longe attenuata, acutiuscula, corneo-fus- 
cescens, rarius corneo-flava, obsolete striata, nitidula; sutura 
minus distincta, subtiliter albo-filosa, superne papillifera, papillis 
minutis, crebriusculis; anfract. 11—12 planiusculi, lente accres- 
centes, ultimus antice rugoso-plicatis, basi gibbus et sulcatus; 
apertura subperpendicularis, subangusta, peristoma subconti- 
nuum, vix expansum, albidum, margine externo superne vix aut 
minus incrassato; lamella supera compressa, infera vix arcuata, 
minus prominens, oblique adscendens, antice subangulato-termi- 
nata, subtus incrassata; plica suturalis conspicua, principalis 
longa, palatalis infera plerumque nulla; lunella lateralis, arcua- 


tula; plica subcolumellaris conspicua, subemersa. Long. 14—18, BE | 


diam. 21/,—31/, mm., apert. 3—4 mm. longa, 21/,—3 lata. 


+ 99 


Clausilia humilis, Küster Claus. p. 288 No. 296 t. 32 f. 29—31. 
ss 2 Pfeiffer Mon. Hel. VI. 
„ soraria, Parreiss in sched. Schmidt Claus. Syst. p.54. 
egena, Küster Claus. p. 289 No. 297 t. 32 f. 35—37. 


”„ 


Es wird kaum Jemand in Versuchung kommen, wenn er 
Exemplare von Cl. blanda und humilis neben einander liegen 
hat, beide für zusammengehörig zu erklären. Und doch stimmen 
beide in vielen wesentlichen Kennzeichen vollständig überein. 
Beide sind schlank, ihre Windungen verflacht, Bildung und Stel- 
lung der Mondfalte, Länge der Principalfalte gleich, bei beiden 
kommt nur ausnahmsweise eine untere Gaumenfalte vor, ebenso 
ist die in schräger Richtung nach innen ansteigende, wenig vor- 
stehende, vorn in einer kleinen Ecke endigende, unten mit einem 
Knötchen versehene Unterlamelle bei beiden dieselbe, ebenso 
die kaum eingezogene Naht und die Papillirung. Aber humilis 
ist gewöhnlich viel grösser, die kleineren Exemplare mehr spin- 
delförmig, die gewöhnliche Farbe dunkel hornbraun bis ins horn- 
gelbliche, hellere Stücke haben jedoch nicht das schöne horn- 
gelb der blanda, sondern ziehen mehr ins Weisse, die Mündung 
ist länglich und schmäler, die Form im Allgemeinen mehr ko- 
nisch, die Nackenparthie kräftig gerunzelt, der Kielhöcker 
stärker. 


Wie aus den Grössenangaben ersichtlich ist, ist humilis 
darin sehr veränderlich und sind besonders die kleineren Stücke 
spindelförmig, die grösseren schlank, theils walzig, theils schon 
von den unteren Windungen an zur Spitze konisch verschmälert. 
die Spitze selber fein, abgestumpft. Die kräftige Wandung ist 
nie so durchscheinend, wie die der Cl. blanda, ebenso ist auch 
der Glanz schwächer, die Streifen sehr undeutlich. Die Win- 
dungen nehmen langsam zu, nur die drei letzten sind etwas 
höher, die letzte ist bis zur Mondfalte kräftig und ziemlich regel- 
mässig runzelstreifig, der Kielhöcker neben dem Nabelritz kurz, 
schräg, kaum gebogen, aussen mit wenig vertiefter Furche. Die 
Mündung ist fast senkrecht, länglich, eiförmig; der Mundsaum 
wenig ausgebogen, weisslich, die Ränder oben durch eine Schwiele 
verbunden, der Sinulus gleichbreit, senkrecht, hochstehend. Die 
Lamellen einander genähert, die obere zusammengedrückt, die 
untere fast ohne Biegung schräg aufwärts verlaufend, vorn in 
einer kleinen Ecke endigend, unten mit einem Knötchen oder 


100 | - 


breiter verdickt; im Allgemeinen niedrig, nicht weit über 1/3 
der Mündungsbreite überragend. Die lange Suturalfalte bei 
kräftigen Stücken fast so stark wie die Principalfalte, welche 
vorn in die dünne, nach unten und innen ziehende Gaumenwulst 
verläuft, innen bis über die Nabelritze oder noch weiter fort- 
zieht. Die untere Gaumenfalte fehlt in der Regel, wenn sie 
doch vorhanden, ist sie wegen der Stellung der Mondfalte nur 
bei schiefem Blick in die Mündung sichtbar. Die Mondfalte 
steht ganz seitlich und ist entweder nur leicht gebogen oder 
die Biegung bildet fast in der Mitte der Länge einen sehr stum+ 
pfen Winkel. Bei allen ausgebildeten Stücken tritt die Subcolu- 
mellarfalte ganz unten in einem kurzen Bogen nach aussen bis 


zum Mundrand. Die Spirallamelle endet vorn innerhalb der 


Oberlamelle, innen ragt sie etwas über die Unterlamelle hinaus 
und fällt sehr langsam ab. Das Clausilium ist vorn fast regel- 
mässig abgerundet, mit einer schwachen Ecke am Anfang des 
Unterrandes. 


Cl. humilis scheint wenig verbreitet, ich fand sie bei Spa- 
lato, Makarska und Kistagne. 


Meine Cl. egena war auf ein mehr spindelförmiges, 
ausnahmsweise mit grösserer Mündung versehenes, überhaupt 
sehr kräftig ausgebildetes Exemplar gegründet, zu einer Zeit, 
wo mir zufällig nur schlanke langgestreckte Exemplare der 
humilis zu Gebote standen. Durch die Güte des Herrn 
Kleeciach wurden mir später mehrere Exemplare von humilis 
zu Theil, worunter alle Uebergänge zu egena zu finden 


waren, so dass letztere als Art nicht mehr aufrecht zu er- | 


halten ist. 


. 


44. CI. pustulata Kstr. 


Testa anguste subrimata, eylindrica, interdum subfusiformis, 
superne longe attenuata, acutiuscula, vix striata, nitida, corneo- 
flava; sutura distineta, papillis albis, oblongis, remotis ornata; 
anfract. 10, superiores convexiusculi, ultimi plani; ultimus antice 
rugoso-striatus, basi gibbus et obsolete sulcatus; apertura ovata; 
peristoma subcontinuum, expansiusculum, tenuiter albolabiatum, 


margine externo superne breviter incrassato; lamellae approxi- 


matae, supera brevis, compressa, infera tenuis, flexuosa; plica 


101 


suturalis vix conspicua, principalis mediocris, antice in callo pa- 
latali albido terminata, palatalis infera conspicua; lunella brevis, 
arcuatula, dorsalis, plica subcolumellaris strietiuscula, subemersa. 
Long. 12--14, diam. vix 3 mm., apert. 31/; mm. longa, 21], lata. 


Clausilia pustulata Küster, Brusina Contrib. p. 116 No. 135. 


Eine zierliche, durch die verhältnissmässig grossen Papillen 
ausgezeichnete, sehr distinete Art, verwandt durch die Walzen- 
form mit blanda und humilis, aber von beiden schon durch die 
nicht nach innen gerückte Mondfalte verschieden. Das Gehäuse 
erscheint besonders bei grösseren Stücken schlank, bei einem 
kleineren etwas walzig spindelförmig, verschmälert sich nach 
oben sehr allmählich, die Fläche zeigt sich nur undeutlich ge- 
streift, glänzend, heller oder dunkler horngelb. Die deutlich 
eingezogene Naht trägt ziemlich grosse, weisse, längliche, ent- 
fernt stehende Papillen, welche nach oben hin schmäler, fast 
strichförmig werden. Die letzte Windung hat ganz die Form, 
wie die der Cl. conspurcata, ist vorn fein runzelstreifig, mit 
einem hellen Flecken am Obertheil von der durchscheinenden Gau- 
menfalte; der Basalhöcker ist wenig erhoben, stärker gerunzelt, 
kaum gebogen, die Furche daneben ebenfalls nur schwach. .Die 
Mündung steht fast senkrecht, die Mundränder sind oben zusam- 
mengeneigt, durch eine Schwiele verbunden, wenig ausgebogen, 
unter dem kurzen Sinulus ist der Mundrand in geringer Aus- 
dehnung schwach aber doch merklich verdickt; die Gaumenwulst, 
ziemlich verdickt, zeigt sich als heller Flecken hinter der Ver- 
diekung des Mundsaums, zieht sich etwas nach unten geneigt, 
schräg und schwächer gegen die untere Gaumenfalte hin, mit 
der sie sich bei gut ausgebildeten Stücken verbindet, wie dies 
auch bei Cl. conspurcata häufig vorkommt. Die Lamellen stehen 
sich, weil die untere über die Mitte der Mündung hinaufgerückt 
ist, ziemlich nahe, die obere ist wenig entwickelt, niedrig, auch 
die untere verhältnissmässig dünn und niedrig, so dass sie nur 
wenig in die Mündung hineinragt, sie ist regelmässig geschwun- 
sen, vorn nicht abgestutzt, wie bei den Verwandten. Von der 
Suturalfalte ist kaum etwas wahrzunehmen, auch die Prineipal- 
falte wenig kräftig, verläuft vorn in die Gaumenwulst, nach innen 
reicht sie ungefähr bis oberhalb des Anfangs des Basalhöckers, 
die unsere Gaumenfalte ist in der Mündung sichtbar, der fast 
we absteigenden unten rasch kurz nach aussen gebogenen 

8 


102 
Subcolumellarfalte ziemlich nahe stehend. Die Mondfalte kurz, 
in der Mitte des Rückens, oben mehr oder weniger -nach rück- 
wärts gebogen. Die Spirallamelle endet am ersten Drittheil der 
Oberlamelle, derselben etwas genähert. 


Bei Makarska in nur einigen Exemplaren gefunden, nach 
Brusina auch bei Spalato. 


45. CL T album Kstr. 


Testa angustissime rimata, gracilis, cylindraceo-fusiformis," 
superne longe attenuata, apice obtusiuscula, substriata, opaca, 
corneo-fusca, interdum flavo-cornea, sutura vix impressa, papillis 


parvis albis ornata; anfract. 11 lente accrescentes, convexius- 


euli, penultimi plani, ultimus latior et convexus, antice 
subtiliter ruguloso-striatus, basi obsolete gibbus et sulcatus; 
apertura subovata, obliquiuscula; peristoma subcontinuum, albi- 
dum, minus reflexum, margine externo superne tenuiter incras- 
sato, lamellae approximatae, supera minuta, infera flexuosa, an-. 
tice subtruncata; plica suturalis minus distineta, brevis, princi- 
palis tenuis, longiuscula, antice cum callo palatali tenuissimo 
juncta, pl. palatalis secunda plerumque brevissima, acuminata ; 
lunella brevis, stricta, interdum superne arcuata; plica subcolu- 
mellaris strieta, non emersa, vix conspicua. Long. 12—14, diam. 
3 mm. apert. 3 mm. longa, 21/, lata. 


Clausilia T album, Küster Claus. p. 327 No. 344 t. 37 f. 16-18, 
5 5 Pfeiffer Mon. Hel. VI p. 492 No. 416: 


Herr Archidiakonus A. Schmidt hat in seinem Clausilien- 
System p. 53 meiner Art die Berechtigung abgesprochen und 
sie für eine Form der vielgestaltigen Cl. conspurcata erklärt. 


Ich glaube mit Unrecht. Sie bleibt sich in den ihr zukommen- 


den Eigenschaften so gleich, dass man sie, hat man erst einige 
instructive Exemplare gesehen, sofort unter allen Verhältnissen 
wieder erkennt. Nur in Beziehung auf die Bildung der Mond- 
falte schwankt sie vielfach zwischen der vollkommen geraden 
Richtung derselben und leichter Biegung der ganzen Länge nach 
oder einer Rückwärtskrümmung am Öbertheil, wie mich zahl- 
reiche, unter meinen Vorräthen der conspurcata weiter aufge- 
fundene Exemplare belehrten, und es ist somit der Name, auf 


103 


die zuerst abgesonderten Stücke mit vollkommen gerader Lu- 
nella angewendet, nicht immer passend, so dass ich wohl wünschte, 
denselben nicht gewählt zu haben. Indess, er besteht einmal, 
und so möge er bleiben, um die Synonymie nicht weiter zu ver- 
mehren. Cl. T album baut die Brücke zwischen blanda und hu- 
milis zu conspurcata. In der Form, Papillirung und Farbe bald 
der einen, bald der andern der beiden ersteren näher stehend, 
unterscheidet sie sich sofort von beiden durch die fast auf der 
Mitte des Rückens stehende Mondfalte, von conspurcata, wie von 
allen Verwandten trennt sie die eigenthümliche Bildung der 
letzten Windung, welche, etwas breiter als die vorhergehende, 
zugleich an der dem Mundsaum entgegengesetzten Seite deut- 
lich gewölbt bis zum Basalhöcker verläuft. Zugleich ist die 
Nackenparthie immer, oft bedeutend, länger als die von con- 
spurcata und die untere Gaumenfalte kommt nur ausnahmsweise 
vollständig entwickelt vor, die Farbe ist immer dunkler, die 
Mündung kleiner und länglicher, die Principalfalte kürzer. 

Das ziemlich langgezogene schlanke Gehäuse (ein ausnahms- 
weise grosses Exemplar hat fast 19mm. Länge bei nur 3!/, mm. 
Durchmesser) zeigt nur schwachen Glanz, ist weit hinauf ver- 
schmälert, meist mit stumpflicher Spitze, hornbraun, selten horn- 
gelblich. Die nur oben etwas eingezogene Naht hat bei den 
unteren Windungen einen undeutlich weissen Saum, welcher 
nach oben hin in feine, bald gedrängt, bald entfernter stehende 
rundliche Papillen aufgelöst ist. Die regelmässig zunehmenden. 
Windungen sind nur oben etwas gewölbt, die letzte merklich 
breiter als die vorletzte, deutlich gewölbt, vorn fein runzelstreifig, 
mit deutlichem Basalhöcker und einer seichten Furche. Im 
Vergleich zu den nahiestehenden Arten erscheint die Mündung 
ziemlich klein, länglich eiförmig, der Mundsam zeigt unter dem 
kurzen Sinulus eine schwache Verdickung, die Ränder sind bei 
älteren Stücken durch eine weisse Schwiele verbunden. Die 
Unterlamelle, leicht gebogen schräg ansteigend, tritt wenig in 
die Mündung vor, und erscheint vorn schwach abgestutzt, ohne 
Verdickung an der Unterseite. Die kräftige Principalfalte reicht 
bald nur bis oberhalb des Basalhöckers oder noch etwas weiter 
nach innen, jedoch nie bis oberhalb der Mündung wie gewöhnlich 
bei conspurcata; auch die untere Gaumenfalte ist selten ent- 
wickelt, gewöhnlich erscheint sie nur als kurzer zugespitzter 


Fortsatz der Mondfalte, ist sie länger ausgebildet, so tritt sie 
g* 


104 


unter der Mitte der Unterlamelle in die Mündung vor. Die 


Mondfalte ist verhältnissmässig kurz und zeigt, wenn sie gerade 
verläuft, mit der Principalfalte deutlich die Figur eines etwas 
schiefen T. Die Spirallamelle tritt wenig über das Innenende 
der Oberlamelle vor, innen endet sie, schräg abfallend, fast mit 
der Unterlamelle. Clausilium klein, vorn abgerundet, die beiden 
Längsränder fast parallel. 

Bei Spalato und Almissa mit conspurcata zusammen 
aber weniger häufig als letztere, öfters beide vergesellschaftet 


mit semirugata und robusta. . 


46. Cl. sebenicensis Vidovich. 


Testa anguste rimata, fusiformis, subventricosa, apice longe 
attenuata, nitida, subtilissime oblique striata, corneo-flava, dia- 


phana; cervix subtiliter plicato-striata, basi juxta rimam gibba; 
sutura distincta, papillis minutis ornata, anfract. 10 convexius- 
culi; apertura majuscula, subovalis; peristoma subcontinuum, re- 
flexiusculum, margine externo superne subincrassato; lamellae 
mediocres, infera arcuata; plica suturalis distinceta, principalis 
validiuscula, longa, palatalis infera brevis, sublibera; lunella dor- 
salis, arcuata, plica subcolumellaris ad basin descendens, emersa. 
Long. 13—15, diam. 31/, mm., apert. 31/), mm. longa, 3 lata. 


Clausilia sebenicensis, Vidov. in litt. 


Auf den ersten Anblick wird man wohl geneigt sein, un-- 


sere Art mit conspurcata zu verbinden, oder sie als gestreifte 


Varietät derselben anzureihen, da die Aehnlichkeit wirklich eme 
grosse ist. Aber schon die regelmässige Streifung und der sehr 


fein faltenstreifige Nacken lassen dieselbe sicher erkennen, noch 
mehr aber die ziemlich verschwommene, von der Mondfalte ge- 


“ 


löste untere Gaumenfalte, welche gerade durch ihre ‚kräftige 4 


Ausbildung bei conspurcata diese Art so kenntlich macht. 

Das Gehäuse der Cl.sebenicensis zeigt ganz die etwas ge- 
drungene Form der conspurcata, es schwankt zwischen der et- 
was walzigen und der kurz spindelförmigen Gestalt, mit langsam 
verschmälertem stumpflichem Wirbel, reine Exemplare sind glän- 
zend, horngelb, fein und wie abgeschliffen schief gestreift; die 


Naht deutlich, zuweilen etwas weisslich gesäumt, nach oben mit 4 | 
kleinen, wenig zahlreichen Papillen besetzt. Die Windungen 


4 105 
nehmen langsam zu, die oberen sind wenig, die unteren kaum 
gewölbt, die letzte ziemlich kurz, fein und dicht faltenstreifig 
(bei conspurcata unregelmässig runzlig), neben der Nabelritze 
ein schwacher Kielhöcker mit flacher ziemlich breiter Furche 
daneben, neben dieser öfters eine schwache Anschwellung. Die 
Mündung ist etwas gross, gerundet eiförmig, die Mundränder 
oben getrennt oder durch eine dünne Schwiele verbunden, wenig 
ausgebogen, der rechte ist oben unter dem kurzen, weiten, ge- 
rundeten Sinulus etwas verdickt. Die obere Lamelle ist niedrig, 
die untere leicht geschwungen, nach aussen leicht verdickt aber 
ohne Knötchen. Die Suturalfalte deutlich, die Principalfalte ver- 
läuft vorn in die dünne weissliche Gaumenschwiele, innen reicht 
sie über die Mondfalte hinaus bis in die Gegend der Nabelritze ; 
die untere Gaumenfalte verläuft nahe der Subcolumellarfalte, ist 
ziemlich verschwommen, und hängt mit der Spitze der Mondfalte 
- nur durch eine schmale kurze Trübung oder gar nicht zusammen, 
der Raum zwischen beiden jedoch sehr gering. Die Mondfalte 
steht fast ganz dorsal, ist oben leicht gebogen, strichförmig, 
unten bis zum Anfang der Kielfurche reichend, wo ein mehr 
oder weniger deutlicher gerader Ast gegen die Nabelritze hin- 
zieht. Die Subcolumellarfalte scheint aussen deutlich durch, 
zieht sich in einem flachen Bogen herab bis zur Mündungsbasis 
und tritt hier fast bis an den Rand des Mundsaums heraus. Die 
Spirallamelle steht etwas entfernt von der Oberlamelle und reicht 
etwas über das Ende der letzteren herein. 


Die Trennung der unteren Gaumenfalte vom Unterende 
der Mondfalte ist ein nicht zu unterschätzendes Moment zur 
Feststellung der beschriebenen Art. Dieselbe tritt dadurch in 
Beziehung zu decipiens, croactica, castanea etc., bei 
denen die erwähnte Eigenthümlichkeit ebenfalls vorkommt. 


Bei Sebeniko in einem Exemplar gefunden, mehrere erhielt 
ich durch Parreiss unter obigem Namen. 


47. Cl diaphana Kstr. 


Testa parva, anguste rimata, fusiformis, subventricosa, 
superne attenuata, acutiuscula, tenuis, pellueida, nitida, sub- 
tiliter striata, corneo-flava; sutura distineta, papillis minutis po- 
sita; anfraet. 9 convexiusculi, lente acerescentes, ultimus 


106 

8 
antice rugoso-striolatus; basi breviter gibbus et sulcatus; aper- 
tura ovata; peristoma continuum, affıxum, reflexiusculum, sinulus 


elevatus, subangustus; lamellae mediocres, supera compressa, 


infera obliqua, flexuosa, antice subtruncata; plica suturalis con- 
spieua, prineipalis longa, antice cum callo palatali temui juneta, 
pl. palatalis infera recta, conspicua; lunella arcuata, interdum 
substrieta; plica subcolumellaris in adultis emersa. Long. 13, 
diam. 3—3!/, mm., apert. 3 mm. longa, 21/, lata. 


Clausilia diaphana, Küster. Claus. p. 287. No. 294. t. 32, f. 25—25. 
5 % Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 492 No. 420. Pr 


Eine kleine Art mit ziemlich bauchigem kurz spindelförmi- 
gem Gehäuse, enger Nabelritze, oben kegelförmig verschmälertem, 
jedoch meist stumpfspitzigem Gehäuse, bald kaum merklich, bald 
deutlicher regelmässig gestreift, glänzend, horngelb, durchschei- 
nend, so dass man bei den meisten Exemplaren die Innentheile _ 
deutlich wahrnehmen kann. Die Naht ist eingezogen, nach oben 
mit sehr kleinen, wenig deutlichen Papillen besetzt; die Win- 
dungen oben mässig, die unteren schwach gewölbt, nehmen lang- 
sam an Höhe zu, nur die vorletzte ist merklich höher als die 
‚vorhergehende, die letzte vorn wenig deutlich runzelstreifig, mit 
einem wenig entwickelten Höcker an der Basis, neben demsel- 
ben eine schmale seichte Furche. Die Mündung etwas gross, 
eiförmig, meist etwas schief, indem sich der Mundrand an der 
Basis rechterseits tiefer herabsenkt; der Mundsaum kaum aus- 
sebogen, ohne Lippe, nur linkerseits unter dem Sinulus begin- 
nend eine schwache Verdickung. Die Lamellen . mittelmässig, 
einander genähert, die untere hochstehend, etwas eingesenkt, nur 
bei kräftig ausgebildeten Stücken weiter heraustretend, vorn 
etwas abgestutzt, zuweilen schön geschweift, häufiger fast ohne 
alle Biegung schräg ein- und aufwärts verlaufend, vorn an der 
Unterseite mehr oder weniger verdickt, jedoch nicht in Form 
eines Knötchens, wie bei Cl. blanda. Die Falten nicht sehr kräf- 
tig, die Suturalfalte kurz, vgen zugleich mit der Principalfalte an 
der schwachen Gaumenwulst endigend, letztere geht nach innen 
kaum bis oberhalb der Nabelritze, die untere Gaumenfalte fehlt 
in der Regel; die Mondfalte ist kurz, gebogen, unten mit einer 
deutlichen Ecke, von der ein Ast gegen die Nabelritze hinzieht, 
serade über dem Kielhöcker weglaufend. Spirallamelle mässig 
weit nach vorn fortgesetzt, der Oberlamelle nahe stehend, innen 


107 


endet sie fast gleich mit der Unterlamelle, langsam und ohne 
Bogen abfallend. Das Clausilium ist etwas mehr gebogen, wie 
das der Cl. conspurcata, unten nach hinten deutlich herabgesenkt, 
vorn schräg abgeschnitten, mit gerundet vorstehender verdickter 
Oberecke. 

Bei Spalato nicht gemein unter Cl. conspurcata. 


Cl. Gospici Zelebor. 


Testa rimata, fusiformis, interdum subventricosa, tenuis, 
pellueida, nitida, substriata, corneo-flava; spira convexo-turrita, 
apice acutiuscula; sutura distineta, minute crenulata; anfr. 11 
lente accrescentes, superiores convexiusculi, inferiores subplani, 
ultimus antice subtilissime striatus, basi breviter gibbus; aper- 
tura submagna, ovalis; peristoma albolabiatum, vix continuum, 
reflexiusculum; lamellae approximatae, supera tenuis, infera 
valida, vix arcuata, fere transversa, antice subtruncata, inferne 
nodiformi-incrassata; plica suturalis conspicua, principalis longa, 
antice cum callo palatali pallido, obliquo juneta, palatali infera 
brevissima; lunella valida, sublateralis, leviter arcuata; plica sub- 
columellaris immersa. Long. 14—15, diam. 3—4 mm., apert. 
3—3i/, mm. longa, 2!—3 lata. 


Clausilia Gospici, Zelebor mss. 
a ; Pfeiffer in Malak. Blätt. XIII. 1866; Mon. Hel- 
IV p. 472 No. 327. 


R opaca, Charpentier in Journ. Conch. 1852 p. 382 
No. 136. 
u; ; Pfeiffer Mon. Hel. IV p. 751 No. 227. 


Ich erhielt meine Exemplare der Gospiei, die mit Pfeiffer’s 
Diagnose vollkommen übereinstimmen, von Parreiss in Wien. 
Bei einer weiteren Sendung erhielt ich wieder 3 Exemplare 
einer etwas kleineren Form unter dem Namen Cl. opaca, welche 
mit.der ächten Cl. opaca, ebenfalls von Parreiss mitgetheilt, durch- 
aus nicht stimmen, wohl aber mit Gospiei, ausser in der Grösse, 
vollkommen gleich sind. Aehnliches scheint bei Charpentier der 
Fall gewesen zu sein, welcher seine Cl. opaca ebenfalls von Par- 
reiss bezogen und zwar wahrscheinlich statt der richtigen Art 
gleichfalls Gospiei erhalten hatte. Dies geht aus den wenigen 
Worten, die er statt einer Diagnose gibt, unzweifelhaft hervor. 
Cl. opaca ist nicht dünnwandiger als satura, mit der Charpentier 


108 


erstere Art vergleicht, wenig glänzend im Vergleich zu der hell- 
glänzenden Gospici, ihre Naht ist fein weiss fadenrandig mit ver- 
einzelten undeutlichen Papillen, Gospici dagegen hat fast gar 
keine Papillen. Wenn Charpentier sagt „testa magis ventrosa“ 
(im Vergleich zu satura) so kann dies nicht auf die schlanke, 
fast walzige Cl. opaca bezogen werden, Cl. Gospiei dagegen er- 
scheint für ihre Grösse bauchiger als Cl. satura. Ich glaube 
daher nicht zu irren, wenn ich Charpentier’s Cl. opaca hieher 


ziehe. In einer Beziehung treten sich die beiden ziemlich ent- 
fernt stehenden Arten, Cl. Gospici und opaca, doch nahe, in der 


zu einem mächtigen Knötchen entwickelten Anschwellung der 
Unterlamelle vorn an der der Subcolumellarfalte zugewendeten 
Seite. Es erinnert dieses Knötchen bei beiden Arten lebhaft 
an die Bildung der Unterlamelle bei Cl. distinguenda, accedens, 
daeica etc., nur dass bei diesen letzteren das Knötchen mehr 
vom Aussenende der Lamelle entfernt steht. 

Die einzige Art, mit welcher Gospiei verwechselt werden 
könnte, ist Cl. angistoma, welche jedoch grösser, verhältniss- 
mässig weniger bauchig, matter glänzend, ihre Naht hat sehr 
kleine aber doch deutliche Papillen, ihre Lunella steht wenig 
weiter zurück, und die untere Gaumenfalte ist gewöhnlich vor- 
handen, entspringt wegen tieferen Standes der Mondfalte weiter 
innen, verläuft fast parallel mit der nahen Subcolumellarfalte 
und tritt fast unterhalb des Ursprungs der Unterlamelle schräg 
in die Mündung vor, die Unterlamelle hat unten kein 
Knötchen, höchstens eine Andeutung desselben. Die Gaumen- 
wulst, als weisser Schrägfleck aussen wahrnehmbar, ist erheblich 
stärker, zieht schräg abwärts nach innen gegen die untere Gau- 
menfalte, mit welcher sie verschmilzt. 


Cl. Gospiei ist sehr eng geritzt, etwas bauchig spindelför- 
stark glänzend, undeutlich gestreift, stark durchscheinend, 


mig!, 
hell horngelb, oben stark verschmälert mit feiner ziemlich stum- 
pflicher Spitze, etwas eingezogener Naht mit feinen Kerben und 
Spuren von zerstreuten, weisslichen Papillen; die oberen Win- 
dungen sind deutlich gewölbt, die unteren ziemlich hoch, fast 
flach, die letzte vorn sehr fein faltenstreifig, unten mit einem 


kaum gebogenen, zusammengedrückten, fast kielartig erhobenen 


Höcker, fast ohne Furche an der Seite desselben, nahe der Mün- 


dung steht ein kleiner heller Schrägfleck, die durchscheinende 
Gaumenwulst. Die Mündung mässig gross, etwas verschoben 


109 


eiförmig durch den unten nach rechts hin weiter herabgesenkten, 
weiss lippensaumigen, ausgebogenen,, unter dem kurzen Sinulus 
eckig verdickten Mundsaum; die Mundränder sind oben getrennt 
oder zuweilen durch eine sehr dünne Schwiele verbunden. Die 
Lamellen etwas genähert, die obere dünn, wenig erhoben, die 
untere kräftig, kaum geschweift schräg nach innen verlaufend, 
innen in einen kurzen Bogen aufsteigend, vorn wenig deutlich 
abgestutzt, an der Unterseite mit einer starken, runden knoten- 
artigen Anschwellung. Die Suturalfalte sehr fein, dicht unter 
der Naht, die Prineipalfalte innen weit über die Mondfalte hinaus 
fortgesetzt, so dass sie auf der Bauchseite noch etwas sichtbar 
ist, das Vorderende läuft in der röthlichen, dünnen, nach unten 
und innen schwächer werdenden gegen die Stelle der unteren 
Gaumenfalte gerichteten Gaumenschwiele aus, letztere Falte 
fehlt in der Regel, oder ist nur als schwache Trübung, seltener 
als verwaschene Fortsetzung der etwas tief eingesenkten, oben 
rückwärts gebogenen, unten breiteren Mondfalte vorhanden. Die 
Subeolumellarfalte gerade, selten unten herausgebogen und bei 
senkrechtem Blick in die Mündung sichtbar. 

Bei Gospich in Croatien, nahe dem Velebith-Gebirge, dessen 
Umgebungen als der eigentliche Heerd für die Gruppe decipiens 
angesehen werden können. 


48. Cl. conspurcata Jan. 


Testa anguste rimata, cylindraceo-fusiformis, solida, niti- 
dula, obsolete irregulariter striata, corneo-lutea, interdum cor- 
neo-rufescens; spira conica, acutiuscula, ante apicem vix con- 
cava, sutura distineta, subtiliter albo-limbata, papillis minutis albis 
ornata; anfr. 11—12 convexiusculi, lente accrescentes, ultimus 
brevis, basi ad rimam leviter gibbosus et obsolete sulcatus, an- 
tice subtiliter rugulosus; apertura brevis, subrotundata, 
ovalis; callus palatalis tenuis, rufescens; peristoma reflexius- 
culum, vix connexum, albidum; lamellae mediocres, infera ob- 
liqua, antice subtruncata; plica suturalis minus distineta, princi- 
palis longissima, angusta, palatalis infera emersa; lunella per- 
fecta, curvata, superne angulatim recurva; pl. subcolumellaris 
strietiuscula, ad basin emersa. Long. 12—17, diam. 2?2/),—4 mm., 
apert. 3—4 mm. longa, 2—3 lata. 


110 


Clausilia conspurcata Jan. in litt. 
Rossmässler Icon. IV p. 18 f. 265. 


Rs e Charpentier p. 387 No. 166. 

e 5 Küster Claus. p. 190 No. 186 t. 20 
f. 33—39. 

5 > Pfeiffer Mon. Hel. Il p. 451 No. 135. 

A a Schmidt Syst d. Claus. p. 52. 

b; n Brusina Contrib. p. 116 No. 132. 


Forma minor: Testa corneo-rufescens, sutura papillis 
majoribus ornata. 


Be 

a) var callosa: Testa fusiformis, pallida, interdum olivaceo- 

tineta, callus palatalis albidus, introrsum arcuatus, cum 
plica palatali infera junctus. 


? Clausilia suberenata Parreiss. 
. Schmidt Syst. der Claus. p. 54. 


Nur mit einigem Unbehagen gehe ich an die Beschreibung 
dieser Art, welche in allen Eigenthümlichkeiten so unstät ist, 
dass A. Schmidt in seinem Clausiliensystem von ihr sagt: „das 
Formgebiet der Cl. conspurcata ist ein sehr weites. In 
ein und derselben Gegend, wie um Spalato, tritt sie in allen 
möglichen Modificationen, klein und gross, schlank und plump 
auf; die einzelnen Charaktere, die in ihrer Diagnose aufgeführt 
werden müssen, sind fast ohne Ausnahme verschwimmend.“ 

Ist nun auch durch Abtrennung mehrerer Arten die Unbe- 
ständigkeit einigermassen gewichen, so bleiben für Cl. conspur- 
cata doch nur die kurze letzte Windung und die dadurch be- 
dingte Kürze und Breite der Mündung, so wie die Runzeln (nicht 
feine dichtstehende Streifen der: meisten übrigen Glieder des 
Formenkreises) des Nackens, welche in der Basilarfurche am kräf- 
tigsten sind, als unterscheidende Merkmale, um sie nicht mit 
ihren Genossen zu verwechseln. 

Das Gehäuse ist mehr eylindrisch als spindelförmig, solide, 
sehr eng geritzt, da der Mundrand dem Seitentheil der letzten 
Windung sehr genähert, ziemlich glänzend, unregelmässig und 
nur von den neuen Ansätzen etwas gestreift, heller oder dunkler 
bis bräunlich horngelb; das Gewinde lang verschmälert, vor der 
ziemlich feinen Spitze nur schwach concav; die Naht deutlich 
eingezogen, mit weissem feinem Saum, an den oberen Windungen 
mit feinen weissen Papillen besetzt, welche hier und da fältchen- 


111 


artig erhoben eine kleine Strecke der Windung durchziehen, diese 
Fältchen sind jedoch nicht weiss, sondern mit Ausnahme der 
Spitze von der Farbe des Grundes.. Die Wölbung der langsam 
zunehmenden Windungen ist wie gewöhnlich nur bei den oberen 
Windungen merklicher, die unteren sind nicht selten fast flach, 
die letzte verhältnissmässig kurz, breit zur Länge, mit mehr 
oder weniger kräftigem fast geradem Höcker an der Basis, die 
Kielfurche seicht, meist wenig deutlich, der Nacken bis zur 
Mondfalte unregelmässig fein gerunzelt, die Runzeln am deut- 
lichsten in der Basalfurche und auf dem oberen Theil des Höckers. 
Die Mündung rundlich eiförmig, der Mundsaum wenig ausgebo- 
sen, weisslich, linkerseits unter der gerundeten Bucht schwach 
verdickt, oben durch eine Schwiele verbunden; die Lamellen 
mässig stark, die obere ganz heraustretend, die untere wenig 
sebogen schräg ein- und aufwärts verlaufend, vorn etwas abge- 
stutzt; die Suturalfalte wenig erkennbar, die Principalfalte sehr 
lang, bis oberhalb der Nabelritze reichend, vorn in der dünnen 
Gaumenschwiele endend, die untere Gaumenfalte tritt, von der 
Mondfalte ausgehend, nach unten in die Mündung vor, die Mond- 
falte selbst ist schräg, kräftig, oben nach innen umgebogen, 
unten fast rechteckig umgebogen und einen hellen gegen die 
Nabelritze gerichteten Sporn oder Fortsatz  bildend. Die Sub- 
columellarfalte steigt wenig gebogen herab fast bis zur Basis 
der Mündung und krümmt sich hier bis an den äusseren Mund- 
rand heraus, bei jüngeren Stücken ist sie weniger lang heraus- 
tretend, bei noch jüngeren oft gar nicht oder kaum sichtbar. 
Die Spirallamelle nach innen sanft ansteigend, endet bogig ab- 
fallend ziemlich gleich mit der Unterlamelle; das Clausilium fast 
eleichbreit, vorn schräg abgestutzt, der Obertheil etwas gerundet 
vorstehend. 

Die hier gegebene Beschreibung ist nach der Normalform 
gegeben und dabei auf die Abweichungen der einzelnen Eigen- 
schaften nur wenig Rücksicht genommen. Es ist daher nach- 
träglich noch hervorzuheben, dass die Mundränder oft vereinigt 
sind, die Lippe verdickt und die Unterlamelle mehr bogig ge- 
schwungen einwärts läuft. Die Principalfalte, immer sehr lang, 
varirt doch in der Länge, die untere Gaumenfalte ist meist lang 
und bei senkrechtem Blick in die Mündung zu einem guten Theil 
zu sehen, bald kürzer, ja fast ganz schwindend, in der Richtung 
oft mehr schräg, die Subcolumellarfalte tritt häufig bis an den 


112 


Mundrand herab, zuweilen erscheint sie nur schräg gestreckt, 
ohne sich vorn zurück zu biegen. Die Mondfalte, normal auf 
der Mitte des Rückens zu sehen, tritt manchmal mehr nach 
innen zurück, d. h. der Schliessapparat ist tiefer eingesenkt; 
bei manchen Formen wird die Mondfalte sehr breit und erscheint 
dann fast ohne Biegung. 

Erwähnenswerth ist eine kleine Form . von 12—15 mm. 
Länge, welche der Gegend von Almissa angehört. Die Farbe 
mehr röthlich, der Wirbel stumpfer, die Naht der oberen Win- 
dungen etwas undeutlich gerandet und mit deutlichen Papillen 
besetzt, welche in kurze Rippenstreifen auslaufen. Die Mündung 
kurz, rundlich, die Mundränder weit getrennt, die untere Gau- 
menfalte oft fehlend, die Subcolumellarfalte bald bis zur Basis 
herabreichend, bald höher hinauf gerückt. Da sich von dieser 
Form alle Uebergänge zur Normalform finden, lässt sie sich nicht 
als Varietät abtrennen. 

Dagegen findet sich bei Kistagne eine grössere Form, welche 
eine wirkliche Varietät bildet und wohl mit Cl. suberenata 
Zelr. identisch ist. Das Gehäuse ist ziemlich gross, meist spin- 
delförmig, selbst etwas bauchig, die Farbe etwas ins olivengrün- 
liche ziehend, die Mündung länglich, die Gaumenwulst stark 
entwickelt röthlich gelbweiss, schräg einwärts gegen die untere 
Gaumenfalte, sich mit dieser, wenn sie vorhanden ist, verbindend. 

Cl. conspurcata ist eine der häufigsten Arten. In Spalato 
an den Stadtmauern, besonders am Diocletianspalast, so wie in 
der Umgegend ist sie überall, weniger häufig bei Almissa und 
Makarska, nordwärts ist sie bei Knin, Sebeniko und Zara vecchia, 
bei Dernis, eine sehr dünnwandige Form bei Vodizze, eine hell- 
sefärbte besitze ich von Megline, eine sehr grosse von der Insel 
Melada bei Zara. Auch von Verlika besitze ich ein Exemplar. 
Vom Caucasus sah ich ein Exemplar, welches mir Professor Gred- 
ler in Bozen zur Ansicht mittheilte Nach Brusina noch bei Gra- 
bovac, Canali und braie. 


49. Cl. angistoma Kstr. 


Testa fusiformis, solidula, minus nitida, corneo-flava, obso- 
lete striata; cervix subtilissime striata, macula albida ornata, 
juxta rimam gibba; anfr. 10, subplanulati, sutura albomarginata, 
distincta, minutim papillifera juncti; apertura obliqua, angustata, 


we a er Me ED 


TEIL er ie 2 ne er 


- 


En ALT 


FR- 
EL 


113 


carneo-fusca, peristoma vix continuum, reflexum, album; lamella 
supera compressa, infera obliqua; plica suturalis subdistineta, 
pl. principalis longissima, validiuscula, infera obliqua e lunella 
prosiliens; lunella superne arcuata; plica subcolumellaris emer- 
sens; lamella spiralis juxta superam desinens. Long. 16, diam. 
4 mm. apert. 4 mm. longa, 3 lata. 


Clausilia laevissima var. Rossmässler Icon. f. 716. 


Man darf diese Art als das natürliche Verbindungsglied 
der Gruppen der Cl. conspurcata und decipiens betrachten. 
Mit ersterer hat sie die Grösse, Form, Papillirung und die kräf- 
tige untere in der Mündung sichtbare Gaumenfalte, mit deci- 
piens die Form der Mündung, kaum geschwungene Unterlamelle 
und die als weissen Flecken durchscheinende Gaumenwulst ge- 
mein. Aber eben diese Vereinigung der beiderseitigen Eigen- 
schaften stempelt sie zu einer guten Art, die somit das Mittel- 
glied des ganzen Formenkreises bildet, von dem freilich der 
eine Zweig: decipiens-albocincta-pachystoma durch die 
vielen Zwischenarten weit umfangreicher ist, als der andere, bei 
dem die so sehr wandelbare conspurcata durch eben diese 
Wandelformen die minder grosse Artenzahl zu ersetzen scheint, 


Das schmal geritzte Gehäuse hat genau die spindelförmige 
Gestalt der normalen conspurcata, ist oben allmählich ver- 
schmälert und läuft in eine stumpfliche Spitze aus. Die unten 
fast flachen, oben etwas gewölbten Windungen nehmen nur lang- 
sam zu, sind fein verloschen gestreift und durch eine deutlich 
eingezogene, unten fein weiss gerandete, oben mit sehr kleinen 
Papillen besetzte Naht vereinigt; der Nacken ist, wie bei deci- 
piens, sehr fein gestreift, gegen den Mundsaum dachförmig ab- 
fallend verflacht; der Kielhöcker an der Basis ist wenig gebogen, 
hoch und fast bis an den Rand des Mundsaums reichend. Die 
Mündung hat durch den von der Mitte der Höhe an nach links 
gebogenen Mundrand eine eigenthümlich schräge Form und wird 
durch die bis zur Mitte vorstehende, kaum gebogene schräg 
aufwärts gerichtete Unterlamelle stark verengt, der aufgebogene 
Rand der letzteren fällt vorn etwas ab; die feine Suturalfalte 
scheint aussen etwas durch, die Principalfalte reicht innen oft 
weit über die Mondfalte hinaus, die untere Gaumenfalte tritt 
quer in die Mündung vor, unmittelbar aus der oben stärker 
gebogenen Lunelle entspringend. Die aussen als weisser Schräg- 


114 

fleck durchscheinende Gaumenwulst entspringt vom Vorderende 
der Principalfalte, steigt schräg ab- und einwärts und verbindet 
sich am Ende (bei älteren Exemplaren) mit der unteren Gau- 
menfalte in einem stumpfen Winkel. Die aussen als helle Bogen- 
linie durchscheinende Subcolumellarfalte ist meist sichtbar, selten 
krümmt sie sich in raschem Bogen nach aussen, bis an den Rand 
des Mundsaums fortlaufend. Letzterer ist wenig ausgebogen, 
aber durch eine sehr‘ dünne Schwiele verbunden, rechterseits 
lippenartig verdickt. 


Die Spirallamelle ist kräftig und reicht etwas über das 
Innenende der Oberlamelle hervor. 


Rossmässler bildet unsre Art unter Figur 716 unverkenn- 


bar ab, sie freilich mit laevissima zusammenwerfend, zu der 
sie, wie alle unter Fig. 713—717 gegebenen Arten in gar keiner 
Beziehung steht. 


Ich fand angistoma in wenigen Stücken bei Stagno 
srande, Rossmässler gibt als Fundorte Podbrak und Obbrovazzo. 


50. Cl. decipiens Rossm. 

Testa anguste rimata, fusiformis s. fusiformi-ceylindriea, 
apice attenuata, obtusiuscula, corneo-lutescens vel fusco-cornea, 
substriata, nitidula; cervix subtilissime plicato-striata, juxta rimam 
arcuato-subcarinata; anfr. 11 convexiusculi; sutura distincta, an- 
guste albomarginata, priorum anfractuum minutissime papilli- 
fera; apertura angusta, suboblique ovata, flavescens; peristoma 
plerumque continuum, reflexum, tenuiter-albo labiatum; lamella 
supera compressa, infera arcuata, antice truncata; plica sutu- 
ralis interdum distincta, pl. prineipalis longa, infera palatalis 
brevis vel subnulla, lunella distineta, superne subangulato-ar- 
euata; plica subcolumellaris strietiuscula, rarius emersa. Long. 20, 
diam. 4!/, mm., apert. 41/, mm. longa, 31/, lata. 


Clausilia deeipiens, Rossmässler Icon. III p. 14 No. 176 f. 176 
t. 52 £. 713. 

latilabris, Pfeiffer Mon. Hel. II p. 447 No. 127, 

R 5 Küster Claus. p. 275 No. 285 t. 31 £. 19-20. 

decipiens, A. Schmidt Syst. p. 59. 

Brusina Contrib. p. 116 No. 117. 


» ” 


Sr 


Ar re a ee BIT NE ROD.NGER, VEORRHRENS 


Trötig 


PT RE 


115 


a) var. minor: corneo-fulva, sutura distinctius albofilosa et 
papillifera, apertura rotundato-quadrata, cervix basi ob- 
solete bigibbosa. 

Clausilia Michahellis, Küster Claus. p. 60 No. 48 t. 6 f. 18-20. 


Zwei Angaben Rossmässler’s müssen zuerst berichtigt werden, 
damit nicht Verwechslung unserer vielgeprüften, oft verkannten 
Art mit anderen stattfindet. Er sagt zuerst: „unter der Naht 
2 dicht beisammen stehende Falten.“ Nun ist die Suturalfalte 
wohl zuweilen aussen deutlich wahrnehmbar, verläuft dann 'pa- 
rallel mit der Principalfalte, viel häufiger fehlt sie aber oder es 
ist nur eine Andeutung derselben vorhanden. Wenn der Autor 
weiter von der Subcolumellarfalte sagt: distinctissima, pPro- 
vecta, so kann dies nur für ‚einzelne, sehr entwickelte Stücke 
selten, meist ist diese Falte kaum oder nur eben sichtbar. Durch 
solche Abweichungen und indem er sämmtliche Verwandte hieher- 
zog, wurde der Autor zuletzt selbst irre und vereinigte die 
jetzt vielköpfige decipiens mit Cl. laevissima, mit der sie 
gar nichts zu thun hat. 


Die wirkliche, von fremdartigen Elementen gereinigte 
decipiens beginnt in ihrem Formenkreis die Reihe der grös- 
seren Arten und ist von ihren Verwandten zunächst durch die 
meist helle horngelbröthliche bis horngelbbräunliche selten horn- 
braune Färbung, den kurzen Kielhöcker um den engen Nabelritz 
mit sehr flacher Seitenfurche, zumeist auch durch die Form der 
Mündung verschieden, welche durch den gerade absteigenden 
rechten und den gebogenen linken Rand mehr oder weniger 
schief erscheint. Die untere Lamelle zeigt sich entweder sanft 
gebogen oder mehr gerade und ist dann vorn plötzlich abgestutzt; 
letzteres gewöhnlich bei den grösseren zugleich mit verdicktem 
Mundsaume versehenen Exemplaren. Die Lunella ist wenig ge- 
bogen, gewöhnlich oberhalb der Mitte eine undeutliche Ecke 
bildend, die untere Ecke und der gegen den Nabelritz gerichtete 
Ausläufer deutlich wahrnehmbar. Die Gaumenwulst zeigt sich 
als quere weissliche Verdickung. Bei ausgebildeten. Stücken 
zeigt sich oft ein kurzer von der Lunelle ausgehender Sporn 
als Andeutung einer unteren Gaumenfalte, seltner ist diese wirk- 
lich vorhanden, jedoch nicht deutlich abgegrenzt und gegen die 
Lunella verloschen oder nur durch eine röthliche Trübung mit 
ihr zusammenhängend. Die Nath ist sehr fein weiss gerandet, 


116 


oberwärts mit sehr kleinen weissen Papillen oder dergleichen 
Körnchen besetzt. 

Die Spirallamelle läuft hinten allı:ählich aus, zugleich von 
der Unterlamelle weit entfernt, vorn endet sie am letzten Drit- 
theil der weit nach innen fortgesetzten Oberlamelle. Das Clau- 
silium ist länglich, breit, vorn schräg abgeschnitten, mit abgerun- 
deten Ecken. | 

Die Varietät ist merklich kleiner, dunkler gefärbt, die 
weisse Naht deutlicher, mit kräftiger entwickelten Papillen, der 
Nacken mit zwei deutlichen Höckern, die Mündung ist länger 
und schmäler, fast abgerundet viereckig; der Aussenrand des 
Clausiliums gebogen, der Vordertheil desselben mehr gerun- 
det und nur an der Unterhälfte flach abgeschnitten. 

Bei Obbrovazzo, Zegar, Vergoraz, Spalato, Macarsca, ange- 
schwemmt auch an der Insel Lesina, die Varietät in der Narenta. 

Es scheint mir fast, als habe Rossmässler ursprünglich 
seine decipiens auf Exemplare der Ol. latilabris gegründet. 
Dafür spricht nicht nur die Abbildung Fig. 176, wo an der Naht 
der oberen Windungen deutliche helle Strichelchen bemerklich 
sind, sondern noch mehr, was von ihm hinsichtlich der beiden 
oberen Gaumenfalten und der heraustretenden Subcolumellarfalte 
gesagt ist. Wäre dies der Fall, so müsste Rossmässler’s Name 
dem Wagner’schen weichen und die jetzt allgemein für deci- 
piens angenommene Art einen anderen Namen erhalten. 

Später aber war Rossmässler ganz irre geworden, und er- 
klärt Fig. 717 (meine robusta, die in eine ganz andere Gruppe 
gehört) als die ursprünglich von ihm abgebildete Schnecke (was 
aber nicht der Fall, Fig. 176 ist eine ganz andere Form). Da 
er dabei diese, wie noch mehrere Arten der Gruppe zu laevis- 
sima zieht, so ist der Name decipiens eigentlich frei gewor- 
den, ich glaube aber zur Vermeidung weiterer Verwechslungen 
der in neuerer Zeit allgemein als decipiens angenommenen 
Schnecke diesen Namen lassen zu dürfen, ohne die oben ausge- 
sprochene Vermuthung weiter zu berücksichtigen. 


51. Cl. croatica Parr. 

Testa rimata, fusiformis, tenuis, sublaevigata, pellucida, 
tlavo-cornea, indistinete striata; spira ventroso-turrita, apice ob- 
tusiuscula; sutura obsolete albo-marginata, simplex, rarius superne 


117 


subpapillata; anfr. 11—12 planiusculi, ultimus antice subtiliter 
striatus et macula obliqua albida ornatus, basi leviter bigibbosus ; 
apertura ovalis; peristoma continuum, appressum, sublabiatum, 
reflexiusculum, margine externo superne subincrassato; lamellae 
mediocres, infera sursum obsolete ramosa; plica suturalis sub- 
distineta, pl. principalis longa, secunda palatalis brevissima, cum 
lunella arcuata juneta, infera brevis, libera, juxta subco- 
lumellarem emersa. 


Clausilia croatica Parreiss. Pfeiffer Mon. Hel. VI p- 473 No. 332. 


Der decipiens sehr nahe stehend und nur in der Gestalt, 
der Zahl und Anordnung der Gaumenfalten und der undeutlich 
gabligen Unterlamelle abweichend, ist die Selbstständigkeit der 
croatica noch ziemlich zweifelhaft, zumal wenn die zweite 
kurze Gaumenfalte nicht immer vorkommt, was sehr wahrschein- 
lich ist, da Pfeiffer von ihr nichts erwähnt. Auch decipiens 
ist zuweilen exact spindelförmig, sie hat den undeutlichen zwei- 
ten Nackenhöcker ebenfalls, eine untere Gaumenfalte, getrennt 
von der Lunella, findet sich zuweilen freilich nur undeutlich und 
verwaschen, ebenso der weisse Nackenflecken, aber kleiner und 
nicht so deutlich; die Spirallamelle reicht bei beiden neben dem 
Innentheil der Oberlamelle gleich weit nach vorn; dagegen tritt 
bei eroatica die Unterlamelle weiter in die Mündung vor und 
krümmt sich innen rascher aufwärts. 

Das Gehäuse der Cl. croatica ist fast bauchig spindelför- 
mig, dünnwandig, glänzend, horngelb, oben konisch verschmälert, 
mit stumpflicher Spitze. Die oberen Windungen sind etwas ge- 
wölbt, die unteren fast eben, durch eine deutlich eingezogene, 
undeutlich weiss gerandete, entweder einfache oder oben mit 
wenig entwickelten Papillen besetzte Naht vereinigt; der Nacken 
zeist einen länglichen weissen Schrägfleck, die Basis trägt einen 
wenig gebogenen Kielhöcker, ein zweiter ganz unscheinbarer 
Längshöcker ist von diesem durch eine seichte Furche getrennt. 
Die Mündung ist merklich grösser wie bei decipiens, reiner 
eiförmig, der Mundsaum schwach ausgebogen, wenig verdickt, 
die Verdickung nur unter dem kurzen weiten Sinulus deutlicher, 
die Mundränder sind oben durch eine weisse Schwiele verbunden. 
Die Suturalfalte ist auch aussen ziemlich deutlich, die Prineipal- 
falte kräftig, sehr lang, nach innen bis oberhalb des Nabelritzes 
verlängert, unter ihr steht die sehr kurze zweite Gaumenfalte, 

9 


118 


die bogige Mondfalte oben begrenzend,.die untere ist nicht sehr a 
deutlich, an den Rändern verwaschen, mit der Mondfalte nur 
durch eine schwache Trübung verbunden und steigt nahe der 
sichtbaren Spindelfalte herab. Die Gaumenwulst zieht nach 
innen und unten gegen die Spindelfalte, bildet in der Mitte der 
Länge eine höckerartige Erhöhung, oberhalb derselben zieht 
sich aus dem dünneren Theil eine verloschene‘ faltenartige Er- 
höhung bis zur zweiten Gaumenfalte, welche Erhöhung bei stark 
ausgebildeten Exemplaren wohl zur wirklichen Falte wird und 
der analogen Verlängerung der Gaumenwulst bei albocincta, 
angusticollis u. a. entspricht. ie 


In Croatien, aber auch in der Narenta (Parreiss).. Vom 
Autor erhalten. ; 


592. Cl. Helenae Kleciach. 


Testa rimata, fusiformis, apice attenuata, pulchre cerasino- 
fusca, nitida, obsolete striata, cervix dense et subtiliter plieato- 
striata, basi juxta rimam subcarinata; anfract. 12 planiusculi, 
lente acerescentes; sutura anguste albo-filosa, papillis remotis, 
niveis, subquadratis ornata; apertura ovata, rufo-fuscula; peri- 
stoma continuum, reflexum, album, sinulum oblongum, rotunda- 
tum; lamella supera compressa, infera flexuosa; plica suturalis 
minus distincta, pl. principalis longa; lunella dorsalis, arcuata, 
inferne angulata retrorsa; plica subcolumellaris subconspicua, 
strietiuscula. Long. 20, diam. 41/, mm., apert. 4 mm. longa, 
3 lata. 


Clausilia Helenae, Kleciach in sched. 


Eine Art, die an Schönheit keiner der dalmatiner Clausi- 
lien nachsteht, wenn gleich zu fürchten ist, dass die Grundfarbe, 
ein herrliches tiefes Kirschbraun, allmählich abbleicht und in 
ein röthliches Braungelb übergeht, wie dies auch bei andern 
Arten nach längerer Zeit wahrzunehmen ist. (Ich erhielt meine 
Exemplare noch lebend.) Durch die Färbung entfernt sich He- 
lenae von den übrigen Verwandten, noch besser aber ist sie. 
durch die entfernt stehenden schneeweissen Papillen charakte- 
risirt. Das Gehäuse ist ungleich spindelförmig, indem die Ver- 
schmälerung schon bei dem vierten Umgang beginnt, der Wir- 
bel dünn, kaum concav, und endet in einer feinen stumpflich ab- 


119 


gerundeten Spitze. Die Windungen sind fast eben und verlo- 
schen schief’gestreift; die Naht wenig eingetieft, mit schmalem 
weissem Rand geziert und mit mehr oder weniger entfernt ste- 
henden, schneeweissen, länglichen, abgerundet viereckigen oder 
rundlichen Papillen besetzt. Der Nacken fein und dicht falten- 
_ streifig, unten mit einem kurzen, von der übrigen Fläche durch 
eine unscheinbare Furche getrenntem Kielhöcker. Die Mündung 
ist eiförmig, innen röthlich braungelb, die Gaumenwulst zieht 
sich als wenig durchsichtige braunrothe Verdickung vom Vor-. 
derrande der Principalfalte ab- und einwärts fast bis zur Mün- 
 dungsbasis herab. Die obere Lamelle ist dünn, die untere erst 
flach gebogen, dann im raschen Bogen aufsteigend, erhöht 
gerandet, weiss, wie der ausgebogene, unter dem länglichrunden 
Sinulus kaum verdickte Mundsaum. Die Lunella steht, wenn 
auch nicht ganz, doch mehr dorsal, als bei der nächstverwandten 
latilabris, fast wie bei decipiens, ist regelmässig gebogen, 
die untere Ecke wenig ausgeprägt. Eine feine Suturalfalte ist 
aussen wenig, innen deutlich sichtbar, die Principalfalte reicht 
innen bis in die Gegend der Nabelritze. Die Subcolumellar- 
falte steigt fast gerade herab, tritt aber nicht hervor. 
Bei Ribarik an der Strasse nach Verlika von Herrn Kle- 
ciach entdeckt und mir mitgetheilt. 


53. Cl. latilabris Wagner. 

Testa rimata, subventricoso-fusiformis, sursum attenuata, 
apice acutiuscula, tenuiuscula, nitidula, subtilissime striata, satu- 
rate corneo-lutescens; anfr. 12 vix convexiusculi, lente accres- 
centes, ultimus basi cristato-gibbus, antice densissime plicato- 
striatus; sutura tenuiter albo-filosa; anfr. sup. dense crenulata 
vel minute papillifera; apertura ovata, fusco-rubella, callus pa- 
latalis albus, intrinsecus productus, peristoma appressum, album, 
expansum, margine externo incrassato; lamella supera com- 
pressa, infera curvata; plica prineipalis et minor suturalis cum 
callo conjunctae; plica subcolumellaris curvatiuscula, immersa; 
lunella lateralis, distineta, curvata.. Long. 17—23, diam. 4—6 
mm., apert. 4-6 mm. longa, 31/;—41/, lata. 

Clausilia latilabris, Wagner in Chemnitz Conch. Cab. XII p. 191 

t. 236 f. 4145. 


s laevissima Rossmässler XI £. 714. 
9* 


120 


Eine ansehnliche, lange verkannte Art. Das Gehäuse 
wechselt in Grösse und Form, besonders die Mündung ist oft bei 
jüngeren Exemplaren kaum eiförmig, da der Mundsaum erst 
später sich nach aussen umbiegt, wodurch dann die Mündung 
“breiter erscheint. Das etwas bauchig spindelförmige Gehäuse 
verschmälert sich nach oben zu einer feinen, nicht concaven 
Spitze, die Farbe ist ein schönes Horngelbroth, mehr oder we- 
niger in Braunroth übergehend, die Naht fein weiss fadenrandig, 
bei den unteren Windungen zeigen sich einzelne Verdickungen 
als Andeutungen von Papillen, bei-den oberen ist die Naht dicht 
gekerbt oder es bilden sich wirkliche kleine Papillen, welche 
zuweilen in kleine Fältchen auslaufen. Die Windungen sind fast 
flach, niedrig, die letzte zeigt neben der Nabelgegend einen 
schwach kielförmigen, gebogenen Höcker, welcher von einer 
seichten Furche begrenzt ist. Die Mündung ist verhältnissmäs- 
sig gross, die aussen nicht hell durchscheinende Gaumenwulst 
verlängert sich meist nach innen, bei recht ausgebildeten Stücken 
zieht sie sich unter der Principalfalte als faltenartige weisse 
Leiste bis gegen die Lunella hin. Die obere Lamelle ist dünn, 
bis an die Verbindungswulst des Mundsaums heraustretend, die 
untere geht schräg aufwärts nach innen, ist vorn verdickt und 
zeigt an der Unterseite des Vordertheils ein schwaches Knöt- 
chen. Der Mundsaum ist ausgebogen, die beiden Ränder meist 
durch eine Schwiele verbunden, der äussere hat unter dem senk- 
rechten, länglichrunden Sinulus eine deutliche Verdickung, die 
in eine schwache, bis zur Unterlamelle reichende Lippenschwiele 
verläuft. Die Lunella steht weit zurück, ihr unteres Ende trifft 
genau mit dem Anfange des Kielhöckers der Basis zusammen, 
die untere Ecke, ‘von der ein Fortsatz nach links hin verläuft, 
ist nicht immer deutlich, so dass bei oft vorkommender regel- 
mässiger Biegung der Lunella dieselbe ziemlich C-förmig er- 
scheint, was in Rossmässler’s Iconogr. XI bei der Figur 714 
(Nackenansicht mit dem kleinen Dreieck) freilich zu sehr hervor- 
gehoben ist und diese Figur eher einer Art aus dem Formen- 
kreis der Cl. satura ähnlich erscheint. Die Gaumenfalten sind 
zuweilen sehr undeutlich und von aussen kaum sichtbar, bei an- 
deren stark ausgepräst, die Suturalfalte dann deutlich, gleich- 
breit oder selbst breiter als die Principalfalte, welche in der 
Länge sehr veränderlich, wenigstens bis oberhalb des Nabelritzes 
über die Lunella hinausreicht. Die Suturalfalte verläuft stets 2 


2 ee 


121 


etwas schief abwärts und neigt sich am Ende bogig gegen die 
Prineipalfalte, zuweilen sind beide am Ende fast verbunden, da- 
bei die erstere etwas verdickt, und enden gemeinschaftlich vor 
der Gaumenwulst. Bei recht ausgebildeten Exemplaren ent- 
springt aus der Lunelle auch eine kurze, untere Gaumenfalte, 
die nicht weit von der in kurzem Bogen und verflacht vortreten- 
den Subcolumellarfalte verläuft. 

Die unzulängliche Beschreibung und schlechte Abbildung 
Waener’s ist Veranlassung, dass seine Art bis jetzt verkannt wurde 
oder keine Anerkennung fand. Rossmässler erwähnt sie gar 
nicht, bildet sie aber unter Fig. 714 unverkennbar ab, selbst 
die weisse Naht ist bei der Nackenansicht bemerkbar. Pfeiffer wirft 
sie erst in seinem Mon. Hel. mit decipiens zusammen, führt sie 
aber später, Band VI. p. 471, als selbstständige, ihm nicht be- 
kannte Arten auf. Brusina führt sie nur namentlich an, scheint 
sie aber nicht gekannt zu haben. Auch A. Schmidt (System d. 
eur. Claus.) hat sie nicht gekannt und sagt p. 57 nur von ihr, 
dass sie nicht mit decipiens verbunden werden könnte. 

Die einzige Art, mit der latilabris zu verwechseln wäre, 
ist albocincta, besonders deren gelblich gefärbten Exemplare. 
Aber albocincta ist gewöhnlich kleiner, deren Mündung kürzer 
und mehr gerundet, die Gaumenwulst scheint aussen weiss durch, 
der Nacken hat zwei, durch eine Rinne getrennte Kiele, deren 
hinterer viel grösser, als je bei latilabris; die Lunella steht 
noch weiter nach der Seite und ist fast gerade, der weisse Naht- 
rand zeist an den oberen Windungen höchstens Andeutungen 
von Kerben, aber nie Papillen, und das Knötchen vorn an der 
Unterlamelle ist grösser. 

Bei Almissa und der Insel Curzola von mir gefunden, Kle- 
ciach sammelte sie bei Scardona und Imoschi, einige Exemplare 
fand ich auch unter albocincta var. von Zara vecchia. 


54. Cl. albocincta Pfr. 


Testa rimata, subeylindrica, superne breviter attenuata, SO- 
lidula, indistinete striata, violascenti-brunnea; sutura integra 
tenuiter candido-filosa; anfr. 11 planiusculi, ultimus antice te- 
nuissime plicato-striatus et macula albida transversa ornatus, 
basi arcuato-suleatus, bituberculato-cristatus; apertura _ovata, 
majuscula, carneo-fusca; peristoma continuum, interdum breviter 


122 


solutum, expansum, fusculo-labiatum; lamella supera compressa, 
acuta, infera valida, antice nodosa; lunella lateralis, lata, strie- 
tiuscula vel leviter arcuata; plica suturalis distincta, prineipalis 
ultra lunellam breviter producta, pl. palat. infera e Lunella pro- 
siliens; callus palatalis introrsum pliciformi-elevatus ; pl. subco- 


lumellaris vix emersa. Long. 16—20, diam. 4-5 mm. apert. 


5 mm. longa, 4 lata. 


Clausilia alboeincta Pfeifer Mon Hel. II p. 443 Nr. 117. 

ns Rossmässler Icon. f. 697. 

Küster Olaus. p. 57 no. 46 t. 6 f. 10—1& 
A. Schmidt Syst. p. 58. 


” ” 


a) var. minor.: fuscessenti-lutea, interdum albida, peristoma E 


continuum, breviter solutum. Long. 16—17, diam. 4 mm. 
b) var. maxima: cylindraceo-fusiformis, nitida, flavo-fusca, 
sutura distincte albo-filosa. Long. 20—28, diam. 4—41/, mm. 
c) var. rufa: fulva vel flavo-rufa, cervix pallidior, apertura 
interdum angustata. Long. 19—22, diam. 4—41/, mm. 
Unsere Art galt seit ihrem Bekanntwerden als gut und 
ihre Selbstständigkeit nach allen Richtungen hin behauptend, bis 
A. Schmidt in seinem Clausiliensystem, sie mit pachystoma 


vergleichend, diese Selbstständigkeit insofern doch sehr an- ; 


zweifelt, als er ihre Zusammengehörigkeit mit pachystoma 
fast als gewiss annimmt, verleitet dazu wahrscheinlich durch 
Zuziehung der anderen verwandten Arten, besonders wohl lati- 
labris, so wie der pachychila zu pachystoma, woesdenn 
freilich leicht wurde, gegenseitige verwandtschaftliche Bezieh- 
ungen zu finden. Und nimmt man dazu noch die erst neuerlich 
bekannt gewordenen Formen von albocincta, so zeigt sich 
wirklich bei oberflächlichem Betrachten ein bedenkliches Schwan- 
ken nach den nahestehenden Arten hin, aber nur, wenn man 
nicht mehrere Exemplare zur Vergleichung hat, und gerade pa- 
chystoma steht weiter entfernt von ihr, als mehrere der neuer- 
lich unterschiedenen Arten. Im Allgemeinen ist wahrzunehmen, 
dass albocincta, frei von fremden Elementen, sich standhaft 
durch gut in die Augen fallende Kennzeichen von den verwandten 
Arten unterscheidet. Zunächst ist die Form des Gehäuses zu 
betonen, welche weit weniger spindelförmig, theilweise sogar 
walzenförmig erscheint; die Kielhöcker des Nackens sind stärker, 
als bei fast allen andern Arten der Gruppe und stehen näher 
beisammen, eine Bogenfurche einschliessend; ferner ist der Wir- 


123 


bel kürzer verschmälert und sind die vorletzten Umgänge hoch, 
höher als bei den nächst verwandten Arten, und erinnern an 
die von pachygastris, wo dasselbe Verhältniss gegen lae- 
vissima stattfindet. Von latilabris speciell unterscheidet sich 
albocincta durch starke Kielhöcker, durch den oben nicht ge- 
kerbten oder papillösen weissen Nahtrand, die weit mehr zurück- 
stehende Lunella uud andere Farbe, selbst bei hellen Exem- 
plaren. Von pachystoma durch die andere Farbe und Ge- 
stalt (bei p. fast lang kegelförmig zu nennen) und grössere Mün- 
dung ohne den zahnförmigen Vorsprung unter dem Sinulus an 
der rechtseitigen Lippe, dann die nach innen in eine Falte er- 
hobene Gaumenwulst (was bei pachystoma nur ausnahmsweise 
vorkommt), die aussen als weisser Querflecken durchscheint. 
Auch ist die Naht bei pachystoma entweder einfarbig oder 
nur ganz schmal weiss gesäumt und an den oberen Windungen 
gewöhnlich mit kleinen Papillen besetzt. 

Die Spirallamelle endet vor dem Hinterende der Ober- 
lamelle, innen fällt sie schräg und wenig steil ab. Das Clausilium 
ist kurz, hoch, die beiden Ränder muldenförmig aufgebogen, der 
Vordertheil schräg abgeschnitten, mit vorstehend abgerundeter 


 OÖberecke. 


Im Allgemeinen ist die Farbe bei der Stammform ziemlich 
beständig, ein violettes Hornrothbraun, wovon sich die weisse 


Naht sehr nett abhebt. Aber doch kommen schon hier einzelne 


Exemplare vor mit röthlich horngelber, selbst bräunlich roth- 
selber Grundfarbe, jedoch in den übrigen Eigenschaften nicht 
abweichend. 

Als wirkliche Varietäten lassen sich unterscheiden: 

1. Eine kleine, gewöhnlich hell gefärbte Form mit schwacher 
Gaumenwulst, gerundet eiförmiger Mündung mit zusammenhängen- 
dem, oben etwas lostretendem Mundsaum, und deutlicher unterer 
Gaumenfalte. Die Farbe zieht vom weisslich horngelb in bräun- 
lich dottergelblich. 

2) Eine sehr grosse Form, eine der schönsten der dalma- 
tiner Fauna, nähert sich der latilabris sehr, um so mehr als 
die Naht zuweilen gekerbt ist, die weisse Linie sehr rein und 
deutlich; die Mondfalte mehr gebogen. Die Farbe ist ein reines 
Horngelbbraun, gewöhnlich der Nacken weisslich. 

3) Kleiner als die vorige, gelblich braunroth, oder reiner 
gelbroth, oft schlank und mit verschmälerter Mündung, häufig 


124 


aber mehr bauchig spindelförmig, die Gaumenwulst nicht sehr 
kräftig, mehr verschwommen als bei der vorigen, der weisse 
Nahtstreif nicht sehr deutlich. 


Die Stammform ist häufig bei Zara vecchia, die helle Varie- E 


tät bei Vrana, Altre und Ugliane, die grosse Ferm bei Scardona, 
die Varietät 3 in der Promina gegen Dernis und (nach Kleciach), 
bei Zara vecchia. \ 


55. Cl. divergens, Kleciach. 


Testa rimata, solidula, subopaca, corneo-fHava, indistinete” 
striata, apice attenuata, obtusiuscula; anfr. 11 planulatis, supe- 
riores lente accrescentes, ultimus tumidiusculus, antice plicato- 
striatus, juxta rimam gibbus, suleatus; sutura anguste albo-mar- 
ginata, superne indistincete papillifera ; peristoma continuum, ap- 
pressum, albo-labiatum; apert. ovata, pallide fusca, lamella su- 
pera compressa, parvula, infera arcuata, antice gibba, plica su- 
turalis indistineta, pl. prineipalis longissima , intus cum margine 
divergens; lunella lateralis, arcuata; plica subcolumellaris non 
conspiceua. Long. 16—18, diam. 4 mm. apert. 41/; mm. longa, 
31/, lata. 


Clausilia divergens, Klec. Mus. 


Auf den ersten Anblick einer kleinen pachystoma ähn- 
lich, jedoch durch den nicht lostretenden Mundsaum, sowie die 
nicht flache, sondern nach innen abfallende Lippe verschieden, 
näher liegt die Verwechslung mit albocincta, der sie beson- 
ders durch die höheren unteren Windungen ähnelt, aber auch 
von dieser ist unsere Art durch die Bildung der Nackenparthie, 
den feinen weissen Nahtstreif und die sehr lange Principalfalte 
weit verschieden. Von der Varietät der pachychila unter- 
scheidet sie schon der senkrechte Sinulus, welcher bei ersterer 
Art immer schräg nach aussen geneigt ist, ein sehr beständiges 
Kennzeichen der pachychila. 

Die Farbe des Gehäuses ist ein bräunliches Horngelb, nur 
die Naht ist schmal weiss gesäumt und zeigt an den oberen 
Windungen keine oder nur wenig deutliche Papillen, auch der 
obere Theil des Nackens hinter dem Mundsaum ist öfters weiss. 
Die Streifung ist wenig deutlich, wie abgeschliffen. Die unteren 
Windungen sind deutlich höher als bei den nächsten Arten, der 


125 


Nacken etwas aufgetrieben, mit einem bogigen Kielhöcker und 


einer Furche* daneben, die vordere Parthie ist etwas unregel- 
mässig nicht sehr dicht faltenstreifig.. Der Mundsaum trägt eine 


weisse, schief einwärts abgeflachte Lippe, welche sich unter dem 
aufrechten, gerundeten Sinulus beulenartig oder scharf abge- 
rundet erhebt. Das Knötchen an der Unterseite der Unterla- 
melle ist meist nur wenig entwickelt, ebenso die Suturalfalte, 
welche, wenn ausgebildet, von der schwachen Gaumenwulst aus- 
läuft und nicht weit nach innen endet. Desto mächtiger ist die 
ebenfalls in der Gaumenwulst endende Prineipalfalte entwickelt, 
sie ist sehr lang, so dass sie bei älteren Stücken nach innen 
bis zur Mitte der vorletzten Windung reicht und sich gesen das 
Innenende allmählich herabsenkt, somit dem Oberrand deutlich di- 
vergirend; ein Kennzeichen, welches so stark keine der verwandten 
Arten zeigt und welches auch bei jüngeren Stücken mit weniger 
langer Falte schon wahrnehmbar ist. Die Lunelle steht bald 
mehr, bald weniger seitlich, wird im Alter ziemlich breit und 
erscheint dann mehr gebogen. Von der Subcolumellarfalte ist 
nichts zu sehen, auch aussen nichts davon wahrnehmbar. 

Unsere Art bildet die Brücke von den vorhergehenden, be- 
sonders der albocincta zu den folgenden Arten. Man darf 
sie fast als den natürlichen Mittelpunkt der ganzen Abtheilung 
ansehen, da sie von den meisten Arten etwas hat und so nahe 
mit dem Extrem der Abtheilung, der pachystoma, verwandt 
ist, gegen alle aber ihre Selbstständigkeit behauptet. 

Die Spirallamelle tritt vorn über das Ende der Oberlamelle 
hervor, innen läuft sie, entfernt von der Unterlamelle sehr all- 
mählich aus, da der höhere Theil nach aussen umgelest, ebenfalls 
niedrig erscheint. Das Clausilium ist lang, mit fast parallelen Rän- 
dern, vorn schrägabgestutzt, mit etwas vorstehender Unterecke. 

Bei Sign, von Herrn Kleciach mitgetheilt. 


Cl. opaca Zglr. 


Testa eylindraceo-fusiformis, solida, vix nitidula, obsolete 
striata, corneo-fuscula; apice superne subconcavo-attenuata, acu- 
tiuscula; sutura minus distineta, subtiliter albo-marginata, su- 
perne minutim papillosa et crenulata; anfract. 10 planiuseuli, 
ultimus subtiliter costulato-striatus, basi carinatus et sub- 
semicirculari sulcatus, apertura angusta, oblongo-ovata; pe- 


126 : 


ristoma centinuum, appressum, expansum, albo-labiatum; sinulus 
angustus, perpendicularis; lamella supera compressa, infera valida, 
minus elevata, vix arcuata, oblique ascendens; plica suturalis- 
gracilis, principalis longissima, palatali infera profunda, minus 
distincta; lunella lateralis, arcuata; plica subcolumellaris con- 
spicua, vix emersa. Long. 15, diam. 31/, mm., apert. 31/, mm. 
longa, 21/, lata. 
Clausilia opaca, Ziegler teste Parreiss in sched. 


In der Farbe und in den sonstigen Verhältnissen der OL 
divergens ähnlich, aber nur halb so gross, schlanker, weniger 
spindelförmig, die Nackenparthie anders gebildet, die Mündung 


enger, zumeist aber durch die Lippe verschieden, welche dicker 


und über den Rand erhoben ist, während dieselbe bei divergens 
nach innen schräg abfällt. Auch die Unterlamelle der opaca 
ist kräftiger und das Knötchen an der Unterseite stärker. Auch 
mit Cl. castanea hat opaca Aehnlichkeit, aber erstere Art ist 
grösser, hat eine weit grössere, mehr rundliche Mündung mit 
schwacher bräunlicher Lippe, anders gebildete Nackenparthie 
und deutliche untere Gaumenfalte. 

Cl. opaca ist eng geritzt, walzig spindelförmig, ziemlich 
solide, wenig glänzend, undeutlich gestreift, etwas röthlich hell 
hornbräunlich, nach oben zu allmählich verschmälert, vor der 
feinen Spitze merklich concav. Die Windungen nehmen nur 
mässig zu, die oberen sind sehr schwach gewölbt, die unteren 
fast flach, durch eine kaum eingezogene, fein weiss gerandete und 
an den mittleren Windungen mit sehr kleinen, mehr oder weni- 
ger zahlreichen Papillen besetzte Naht verbunden, die letzte ist 
vorn sehr fein und dicht rippenstreifig, mit einem deutlichen 
Kielhöcker um die Nabelritze, die Furche neben demselben gleich- 
falls fast halbkreisförmig gebogen, mässig tief, nach unten ver- 
breitert und dadurch sehr hervorgehoben, dass die Zwischen- 
räume der Nackenstreifen, welche die Furche durchziehen, stark 
vertieft und etwas breiter sind, als auf dem Kielhöcker; der die 
Furche aussen begrenzende Nackentheil ist wulstig erhoben, in 
der Mitte etwas kantig zugeschärft; vorn an der Oberseite ist 
ein undeutlicher, grosser Schrägflecken von der der durcheinen- 
den Gaumenwulst. Die Mündung ist ziemlich eng, lang eiförmig; 
der Mundsaum ausgebogen, rechterseits kaum, links stärker bogig, 
oben verbunden, angeheftet, innen mit dicker weisser Lippe be- 


"Da 2 Per , 
ee 
Fe 


- 


En 


127 


lest, welche über den Rand aufgewulstet, unter dem oben ge- 
rundet erweiterten Sinulus fast beulenförmig nach innen vor- 
tritt. Die Oberlamelle zusammengedrückt, niedrig, die untere 
kräftig, fast ohne Schweifung schräg etwas steil ansteigend, vorn 
an der Unterseite stark knotenartig verdickt. Die Suturalfalte 
fein, fast verloschen, auch die Principalfalte schmal, sehr lang, zu- 
weilen noch 2/, der Bauchseite durchziehend, vorn in die röthlich 


- durchscheinende, deutlich nach innen und unten fortgesetzte innen 


verschwimmende Gaumenwulst verlaufend, die untere Gaumen- 
falte so tief innen, dass sie nur bei schrägem Blick in die Mün- 
dung wahrzunehmen ist, nahe der Subcolumellarfalte verlaufend, 
abwärts divereirend, letztere gerade, in einem flachen Bogen 
heraustretend. Die kurze, deutlich gebogene Mondfalte tief ein- 
gesenkt, unten mit dem Anfang der Basalfurche zusammentrei- 
fend. Die Spirallamelle endet ziemlich tief innen, vor dem Hin- 
terende der Oberlamelle. 

Von Parreiss mit der Fundortsbezeichnung Croatien erhalten. 


56. Cl. castanea Kstr. 


Testa anguste rimata, subfusiformi-cylindrica, corneo-fulva, 
oblique subtiliter striata, nitidula, apice attenuata, acutiuscula; 
anfr. 10 planulati, sutura albo-marginata, superne papillifera 
juncti, ultimus elongatus, a latere planatus, antice plicato-striatus, 
basi leviter cristatus, anguste sulcatus; apertura majuscula, ovata, 
fuscula; peristoma continuum, minus reflexum,-sub sinulum rotun- 
datum inerassatum; lamella supera compressa, infera arcuata, 
antice gibba; plica suturalis indistineta aut nulla, pl. principalis 
longa, pl. palatalis infera arcuatula, sublibera; lunella lateralis, 
arcuata; callus palatalis albidus, interdum arcuatim cum plica 
palatali infera junetus; pl. subcolumellaris strietiuscula, emersa. 
Long. 16, diam. 3 mm. apert. 4'/); mm. longa, 3 lata. 


Clausilia latilabris var., Küster Claus. p. 328 No. 285 t. 37 f. 19—21, 
” castanea, A. Schmidt Syst. p. 58. 


In seinem Clausilien-System spricht A. Schmidt dieser Art 
die Selbstständigkeit ab und erklärt sie für eine grössere Va- 
rietät der Cl. blanda, mit der sie eben nur die weit innen 
stehende Lunella und das walzenförmige Gehäuse gemein hat. 
Ohne die doppelt so grosse Mündung, die vorhandene untere 
Gaumenfalte, die anders gebildete, tiefer innen stehende Unter- 


128 ER 


lamelle zu berücksichtigen, ist castanea ‚schon durch die Farbe 
von blanda getrennt, denn nie wird eine unserer braunrothen 
Arten die eigenthümlich bräunlichgelbe oder fast bernsteingelbe 
Färbung der blanda und Genossen zeigen. Von ihren näheren 
Verwandten ist sie schon durch das walzenförmige Gehäuse, wel- 
chrs nach oben lang verschmälert ziemlich spitzig ausläuft und 
die Mündungsform verschieden. Die Farbe des schwach glän- 
zenden Gehäuses ist gelblich kastanienbraun, nur die Naht fein 
‚weisslich gerandet und oben mit weissen, kleinen aber deutlichen 
runden Papillen besetzt. Von den Windungen sind nur die 
oberen etwas gewölbt, die übrigen fast flach, die vorletzte etwas 
hoch, die letzte ebenfalls, vorn faltenstreifig, den Nabelritz um- 
zieht ein länglicher abgerundeter Kiel, welcher von einer schma- 
len Furche begleitet ist, ausserhalb der Furche, gerade der 
Mitte des Kiels gegenüber steht eine kurze längliche Auftreibung. 
Die Mündung ist verhältnissmässig gross, eiförmig, gelbbräunlich, 
auch der wenig ausgebogene oben zusammenhängende Mundsaum 
zeigt diese Farbe, nur die gewöhnliche Verdickung linkerseits 
unter dem rundlichen Sinulus ist weisslich. Die Unterlamelle, 
etwas tief innen stehend, trägt vorn auf der Unterseite das ge- 
wöhnliche, rundlich erhobene Knötchen; die Suturalfalte fehlt 
oder ist nur angedeutet, die Principalfalte dagegen ist kräftig, 
reicht nach innen eine Strecke über die weit nach der Seite 
stehende bogige Lunella hinaus; die untere Gaumenfalte, schein- 
bar von der Lunella auslaufend, ist mit derselben nur durch 
eine schmale Brücke verbunden und zieht sich neben der dünnen 
vortretenden Subcolumellarfalte bogig und bei senkrechtem Blick 
in die Mündung sichtbar herab, nach unten an Breite zuneh- 
mend und bei ausgebildeten Exemplaren mit der schräg nach 
innen und abwärts gerichteten helleren Gaumenschwiele zusam- 
menhängend, ähnlich wie bei der freilich ausserdem sehr ver- 
schiedenen Cl. suberenata. 

Von Kutschig ohne nähere Bezeichnung des Fundortes er- 
halten. 


57. Cl. angusticollis Kleciach. 

Testa anguste rimata, elongato-fusiformis, nitidula, corneo- 
fulva; spira attenuata, acutiuscula; anfr. 12 convexiusculi, primi 
laeves, sequentes indistinete striati, ultimus elongatus, ad basin 


2 129 


attenuatus, antice subtiliter plicato-striatus, juxta rimam subcari- 
natus; sutura albo-marginata, superne papillis minutis distinetis 
munita; apertura ovata, fuscescens; peristoma superne appres- 
sum, continuum, reflexum, albo-labiatum; lamella supera compressa, 
infera obliqua; plica suturalis distineta, prineipalis longissima, 
infera palatalis e lunella prosiliens; lunella lateralis, arcuata; pl. 
subcolumellaris vix conspieua, callus palatalis intus plieiformi-ele- 
vatus. Long. 18, diam. 4 mm. ap. 4 mm. longa, 31/, lata. 

Es bedarf zur Erkennung dieser zierlichen Art nur einer 
Vergleichung der letzten Windung mit der der Gruppengenos- 
sen. An und für sich schlank und zierlich, ist die Verschmä- 
lerung bei bedeutender Länge der Nackenparthie so auffallend, 
die weit nach der Seite gerückte, sanft gebogene Lunella so 
charakteristisch, dass die Art wohl als solche ihre Anerkennung 
sich erringen wird. 

Das schlank spindelförmige Gehäuse ist hornbraunroth, 
dunkler oder mehr gelblich, schwach glänzend und nach oben in 
eine ziemlich feine Spitze auslaufend; die zwei ersten Windun- 
gen glatt (die zweite etwas breiter als die dritte) die übrigen 
mit obsoleter Streifung und durch eine schwach vertiefte weiss 
gerandete Naht verbunden, welche an den oberen Windungen 
mit kleinen aber deutlichen, dichtstehenden Papillen besetzt ist. 
Die letzte Windung ist sehr lang, die Rückenseite der ganzen 
Länge nach konisch verschmälert, mit einem wenig entwickelten 
Kiel, welcher den Nabelritz in einem flachen Bogen umzieht 
und aussen von einer etwas breiten, ganz flachen Furche be- 
sränzt ist. Die längliche eiförmige Mündung ist gerade, der 
Mundsaum oben angedrückt, mit weisser, unter dem kurzen rund- 
liehen Sinulus flach beulenförmig vortretender Lippe belegt; die 
Gaumenschwiele, aussen als gelblicher bogiger Flecken erkenn- 
bar, zieht sich innen in einem weiten Bogen, faltenartig erhoben 
bis gegen die Lunella, bei jüngeren Stücken ist diese Falte nicht . 
oder nur eben merklich vorhanden. Die obere Lamelle ist wie 
gewöhnlich dünn, die untere schräg einwärts verlaufend, trägt 
vorn an der Unterseite das gewöhnliche nicht sehr ausgebildete 
Knötchen. Von den Falten ist die Suturalfalte kaum, die Prin- 
eipalfalte sehr deutlich und reicht nach innen bis zur Hälfte des 
vorletzten Umgangs, die kleine untere Gaumenfalte, von der 
Lunella auslaufend, divergirt nach vorn mit der gerade absteigen- 
den aussen nicht sichtbaren Columellarfalte. Die Lunella ist 


130 | i | | a 


sanft regelmässig gebogen, unten fast ohne Ecke und steht so 
weit nach innen zurück, dass bei der Nackenansicht sie gerade 
neben dem Seitenrand zu stehen kommt. 

A. Schmidt hat jedenfalls diese Art unter pachystoma 
vor sich gehabt, wenn er angibt, dass auch letztere Art zuwei- 
len eine faltenartıg erhobene Gaumenwulst zeige. Es ist mög- 
lich, aber ich habe kein Exemplar von pachystoma mit so 
auffallend entwickelter Gaumenwulst gesehen. 

Bei Sign (Kleciach). 


58. Cl. notabilis Kstr. 


Testa solidula, elongato-subeylindrica, apice attenuata, 
acutiuscula, nitida, subregulariter oblique striata; corneo-fusces- 
cens; anfract. 11—12 convexiusculi, superi lente accrescentes, 
ultimus antice regulariter denseque costato-striatulus, basi gibbus, 
sulcatus; sutura anguste albo-filosa, papillis minutis posita; peri- 
stoma continuum, appressum, crasse albido-labiatum; apertura 
 ovata, fuscula; lamella supera parva, compressa, infera antice 
abrupte terminata, obliqua, intus subangulatim ascendens; plica 
suturalis obsoleta, pl. principalis longissima, antice cum callo 


palatali juneta, infera diluta e lunella prosiliens; lunella subla- 4 
teralis, arcuata; pl. subcolumellaris ad basin descendens. Long. B| 
16—18, diam. 31/, mm. apert. 41/, mm. longa, 31/, lata. h 

Man könnte, verführt durch die dicke weissliche Lippe, auf 
den ersten Anblick sich versucht fühlen, in dieser Art eine 4 
schlanke Varietät der pachychila zu sehen, zumal da die Lu- | 
nella nicht immer gegen die Mitte des Rückens sondern 4 
auch gegen die rechte Seite gerückt erscheint. Die Aehnlich- 3 
keit ist aber nur eine scheinbare, unsere Art bildet vielmehr 4 


mit den nächsten eine kleine Gruppe für sich, deren Mitglieder 
durch schlanken Bau und Glanz des Gehäuses, leicht gewölbte 
Umgänge, etwas eingezogene Naht, stärkere Streifung, besonders 
gegen die Spitze hin, sich auszeichnen. 

Unsere notabilis ist durch die hornbraungelbliche, nur 
im abgebleichten Zustand horngelbe Farbe von den beiden näch- 
sten Arten geschieden. Die Form ist ziemlich walzenförmig, 
der Wirbel lang verschmälert, vor der feinen Spitze merklich 
concav, die letzte Windung länglich, mit sanft gebogenem Kiel- 
höcker und einer seichten, ebenfalls etwas gebogenen Furche 


131 


daneben, der Nacken ist dicht und ziemlich regelmässig fem rip- 
penstreifig und zeigt vorn einen hellen Flecken, die durchschei- 
nende Gaumenwulst, welcher mit der Principalfalte in einem 
spitzigen Winkel zusammentrifft. Der weisse Rand der deutlich 
eingezogenen Naht tritt nicht deutlich hervor, die an dem oberen 
Theil stehenden Papillen sind klein, ebenfalls wenig deutlich und 
theilweise etwas strichförmig verlängert. Die eiförmige Mün- 
dung ist im Innern durch die dicke Lippe sehr verengt, der 
Sinulus etwas eng, gerade, unter demselben tritt die Lippe in 
einer stumpf abgerundeten Ecke vor und zieht sich in gleicher 
Dicke bis zur Subcolumellarfalte fort, letztere tritt frei d. h. 
nicht in die Verdickung der Lippe eingeschlossen oder zuweilen 
ganz überdeckt, wie bei pachychila, in einen kurzen Bogen 
heraus fast bis an den Mundrand, neben ihr die gleichfalls ge- 
bogene, verwaschene untere Gaumenfalte, welche von der Mond- 
falte ausläuft und am Unterende mit einer Fortsetzung der vorn 
in eine Beule erhobenen Gaumenwulst zusammenhängt. Die 
Suturalfalte ist wenig deutlich, die Principalfalte, vorn in die 
Gaumenwulst verlaufend, ist kräftig, nach innen weit über die 
stark gebogene Mondfalte fortgesetzt. Im Vergleich zu der dün- 
nen Oberlamelle ist die untere, so wie das Knötchen an der Un- 
terseite derselben, stark entwickelt, bricht vorn plötzlich ab und 
läuft schräg nach innen, wo sie in einen scharfen Bogen auf- 
wärts verläuft. 

Die Spirallamelle tritt in ziemlicher Nähe neben der tief 
eindringenden Oberlamelle bis über das letzte Drittheil dersel- 
ben vor. 

Von Hern Kleciach bei Obbrovazzo aufgefunden und mir 
mitgetheilt. 


59. Cl. rutila Kstr. 

Testa rimata, elongato-fusiformis, rutila, solida, nitida; 
anfr. 12 convexiusculi, lente accrescentes, primi 5 laeves, sequen- 
tes oblique subtiliter striati, ultimus inde a lunella usque ad 
 marginem distinete plicato-striatus, basi gibbus, sulcatus; spira 
elongato-conica, apice acutiuscula; sutura distincte albo-marginata, 
superne papillis minutus crebris posita; apertura rotundato- 
ovata; peristoma continuum, appressum, reflexum; lamella supera 
compressa, infera antice vix gibba, arcuatula, intus breviter as- 


* 


132 


cendens, plica suturalis vix observanda, pl. principalis longa, pl. 
subcolumellaris tenuis, subarcuatim emersa; lunella brevis, lata, 
arcuata. Long. 18, diam. 4 mm. apert. 4 mm. longa,"3. Iata, 
Obwohl diese schöne Art schon durch die Farbe "ind die 
deutlichen Papillen von den näheren Verwandten abweicht, s 


wird es doch nicht überflüssig sein, die wichtigsten Unterschiede, 


besonders hervorzuheben. In der Grösse stimmt sie mit nota- 
bilis und angusticollis überein, ist aber etwas breiter als 
erstere, die Mündung mehr gerundet, ohne verdickte Lippe 
und Has die kräftige weit leraustretende Subcolumellarfalte, 
vor Allem aber durch die fast dorsale Mondfalte, welche, da die 


_Nackenparthie weniger lang, auch kürzer und stärker gebogen 


ist, wie bei notabilis. Die weit kürzere Nackenparthie und 
die mehr auf der Mitte des Rückens stehende Mondfalte tren- 
nen sie auch von angusticollis, welche sich weiters durch 
flachere Umgänge und nur undeutliche Papillen unterscheidet. 
Mit der braunrothen jueunda kann unsere Art gar nicht ver- 
wechselt werden, obgleich beide darin übereinstimmeu, dass die 
rechte Seite der ganzen Länge nach mehr gewölbt ist als die 
linke, denn auch jucunda hat die seitliche, wenig gebogene 
Mondfalte, den langen Nacken und die wenig deutlichen Papillen. 

Cl. rutila ist gestreckt, lang zugespitzt, glänzend und von 
einer schönen goldröthlichen Farbe, fein gestreift, die langsam 
zunehmenden Windungen mexklich gewölbt, die etwas eingezo- 
gene Naht hat einen schmalen. aber deutlichen weissen Rand, 
welcher zuerst vereinzelte Knötchen, dann zahlreiche, kleine 
deutlich hervortretende Papillen trägt. Die kurze ziemlich ge- 
wölbte Nackenpartliie ist von. der Mondfalte bis zum Mundrand 
fast regelmässig faltenstreifig, trägt neben dem Nabelritz einen 
gebogenen etwas grob gerunzelten Kielhöcker, einen zweiten 
sehr undeutlichen durch die ebenfalls gebogene Kielfurche ge- 
trennten, vor diesem ein weisser Schrägfleck, die durchscheinende 
Gaumenwulst, in welche innen die Principalfalte ausläuft, nach 
unten setzt sich die Gaumenwulst als flache Verdickung gegen 
die Monfalte fort und verbindet sich mit einem kurzen Ausläufer 
derselben, d. h. mit der nur schwach entwickelten unteren Gau- 
menfalte. Die beiden Lamellen stehen sich ziemlich nahe, die 
untere geht leicht geschwungen einwärts und steigt dann rasch 
in die Höhe, das Knötchen vorn an der Unterseite ist kaum ent- 
wickelt; die Mondfalte, entsprechend dem kurzen Nacken, ist 


r „MBSuN TO ca. hin, TE UA | 
THEM init Im 
UT P Ih, ur \ ui #), nyZ uapr N Talg ru Bra ; EN | | ä 
4 5 , u. 
A PT FA Li j N} Ab ar. Ar, n ‘ 
Ai, AITTOa u PRIY SL ER) VER a Fa am Pin Kirn A Y1, 


x \ R » Pr [| 7‘ 
| I ER sahhlr.n.n > Fr Ar i Tri ET nett je 2a n a ht | 1 Mau % 
| 7 Rn RE NÄMHLII I It44 j 2 ER Fe: iM le en 
"hr ya era”, I = Ä ‚r ——. IL up > K,, | An , iR 
Pa) \ Ya, yı 772 ‘ ie 2 a 7 5 Nom Kun” , Ay tfıa N 
N I. Rn R Fr tank on, FH: BITTER. ll Q: a u 
"AUS, All Bin 7’ Pre EIN EA an [Tea il vn an ya an“ r 
2\, PT 0 Ran NS. SLADIRRER DR A, a u Dur N 
I Y. MIETRET er fies RN ne ar BR PIE. er 111 %a N, N‘ 2,14 ; 
11“. Pi al Na ockrı PR IK Ach ven ed un Ran \ u u } DPAR 
> a‘ v & m S »f N ö „in NLTL "HH ! % . 
| ku Aa AD SR FERN I 

Ni phrn, Arad pr Dr a Wipslhlle 
RZ N zu ud” A Tee a 

PR any »Agonv Hirn wen & una A ‚a RE 


\ aa RL Find arm a 
Alla a Tees ran 98 aa nn, 
RL | :@& ARRURI Gr IV ; : v | 
My. NRona,,, ITUrE nn ce a1} 


QR 
da \L un = ARE Ar‘ BaaT'! \8. x r 9 af un 
R ‘4» - > rv u 4 a eo & u a 41,1! [I2e Er 
AI Te ae) NL VE h 
| L h) Ay,-..u-,- b nn, m A 


PINS TS wm Anbei 


JM > Fl | RE 

\ FPEP4R .. E\ mn. 

3 4 5; bu Po 

r wu LE MELLE MATTE, : Aal Yg, ELF: ER: 

x nl = as De ze - bo un m 8 u SS: 
BaNe.” aparr“ (Y | ‚ KLETT Tu Pe 

\ ‚ EN Ma 1% » 2 ame F > > da, 7} [\ * kan 

aD, ve. TE 


u = I > [0 A\ 41 N IS, 
'1q > N LY f a : ! Na ’% ng Ayaaı, vn An ICH 
v nn, | [u ap A ä Dei Ion 
ar 14 2: 41 mal? x Pr, „* le on en Ypyı Sr ran, - Y ut rm er aa Alan [ \\ 1 

| LI TTER wur wer AR an £} Dunn EIN a 


per rn | 17T 7’ WELL Z j 


Ni 
A aÄhe nn. en... u Nine ER va u E 2 u! $ 


IE 418 


aller Jo PN rd 
- 


PER vn. wg ref ITITIVIT re ERIRE ETRENFN ; WE Le de vi, FEN 
PIE, A aan? lila EG 

17 2 Ne Na 

S y- Ay amaM SE ZSss sam: ‚® L IHN a A 


Brin 4y 


aa. Be Ben nnz.- LI ER LUMUNYNUNA 


EX IR NL, Am. N | TI Fi 
ron NT aa N a5 BL, irren. g 


san : vy\ \e Ama i . 

“| „° 2 un. ; ä 

u, + A Aaaaneı m nme rer ‚A, } N |, 1118 BAR u 
1 NARUER . | 

& 2 RN‘ 


A DM an aan) Han, UBRARR IRBE as 
EEE Iy ar BEL ke uyhn. Haa, BAR sun 3 if 
| | LITT BBaEBE 


> 
> 
£ 
° 
» 
[4 
a} 
u 
> 
PP] 
m 
= 
= 
y- 


ar . 1; fi. ‘ - x = 
2 e 


EN 


Sa UPPTIAe 1 Aria, & \ NTEEr R% | ah‘ ver 21 Dun 
AR Ar ge = Bann ana N 


1 N [ 1a EU ET ; N Ye Rı AN a nn = 
D A fi dutanlii Suyyuun IHR zunsE MN AST Nıy Yun, MUS an N 
a. A aan. „Aa a it RANDA a Wu, 


AR Al one Y», UN: 


De u, | 
Ian AA] N Nav 
ir 3 Rama... NN AN DON LAUF 


ul ‚sa Ar e „an. | RB 

A Pr 7 Jih8 FIT gun LL wann NT P- Pr, Yun, UsN, 
As „Pla TIER INT ae ; an nr fAPın 2 } N Pr BI rs 

a Yyuınd m PaE Sry z a, ur L RER IP “Ns i s 
Ian NAHRERTNHBRRARABND" m) 00. .OBOHRBREE TER ERARTE EEE En BRIEF RAR EEE SARA IT| 


WE