Skip to main content

Full text of "Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde"

See other formats


a LIC@E ee 
x SL 


£ 


n 


s, \ r x L 
DEM 7 


Peg” 


an 


Vibrary of tbe Museum 


OF 


COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, 


PFounded by private subscription, in 1861. 


The gift of Be Merdsssischz BesıdR - 
schafe für Nele AN DORIS. 


No. 342%, 


Mar 7.79. Man. Fbd Bub, 18 1001 


RT, 
Dr, UM 
Bu TAR 


Siebenzehnter Bericht 


Oberhessischen Gesellschaft 


Natur- und Heilkunde. 


Mit 2 lithographirten Tafeln. 


ET Te = 


 Gielsen, 
im October 1878. 


Set aha EA 
| er 


Inhalt. 


W. Uloth, Botanische Mittheilungen (Taf. I.) : 
1) Verzweigungsweise der Bäume mit hängenden Aesten 
2) Bildungsabweichungen an Rosen 
3) Verlaubungen der Hüllen und Hüllchen bei Umbelliferen 
C. Hoffmann, Phänologische Beobachtungen aus Italien und Grie- 
chenland 
C. Hoffmann, Phänelogische Beobachtungen in Leipuig 
W. Ziegler, Phänologische Beobachtungen in Monsheim bei Worms 
Weifs und Müller, Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen 
im botanischen Garten zu Gielsen : B : B 
Hörle, Verzeichnifs der in der Kaichener sowie den angrenzenden 
Gemarkungen in der Wetterau aufgefundenen Pflanzen 
(Phanerogamen) 2 
A. Streng, Geologisch- en Meralbeisohe 3 Mikheilängen : 
1) Vorläufige Mittheilungen über den Quarz von der Grube 
Eleonore am Dünstberg bei Giefsen 
2) Basaltdurchbrüche am Wetteberge bei Giesen 
3) Schlacken-Agglomerat von Michelnau bei Nidda 
4) L. Roth, Magnetkies von Auerbach 
5) L. Roth, Neues Vorkommen von Gismondin 
H. Bücking, Die geognostischen Verhältnisse des Büdinger Waldes 
und dessen nächster Umgebung, mit besonderer Berücksich- 
tigung der tertiären Eruptivgesteine. I. Theil. (Taf. II) 
Bericht über die Thätigkeit und den Stand der Gesellschaft von An- 
fang Juli 1877 bis Ende Juni 1878 
Protocolle über Vorträge in den Sitzungen : 
A. Herr, über Impfkrankheiten 
Godeffroy, technische Verwerthung des Bee - 
Zöppritz, die neuesten Forschungen der Amerikaner be- 


züglich der Ausführbarkeit eines Schifffahrtkanals durch . 


den Isthmus von Darien > - 
Hoffmann, Conservation ÄRIIL cher Getränke Dad 
Nahrungsmittel 


29 


419 


93 


93 


97 


98 


100 


Wernher, Boden, Klima und endemische Krankheiten 
der Balkanländer 

Kehrer, über thierische Wärme 

Streng, geologische Geschichte des Rheinthals 

Pflug, über künstliche Blutleere 

Speck, Einflufs des veränderten Tiufedracke hr den Ath- 
mungsprocels 5 

Zöppritz, Geographie und Kartoktaphie der Balkanländer 

Sattler, Farbensinn und Farbenblindheit 

Schneider, Amphioxus lanceolatus 5 

Friedrich, Culturpflanzen asiatischen Ursprungs 

Rausch, über das Telephon 

Streng, Theorie des Vulkanismus 

Pflug, über Rinderpest > ® - 

Zöppritz, über die von der Erschliefinng Afrikas zu 
erwartenden Vortheile 6 5 : ; 

Verzeichnifs der an die Gesellschaft eingesendeten Schriften 


Seite 


101 
104 
104 
105 


107 
109 
110 
112 
116 
116 
117 
118 


119 
120 


1. 
Botanische Mittheilungen. 
Von Dr. W. Uloth in Friedberg. 


1. Ueber die Verzweigungsweise der Bäume mit hängenden 
Aesten. 


Diejenigen Bäume mit hängenden Aesten, welche durch 
Pfropfen der hängenden Form auf den gekürzten Stamm 
der aufrechten Form erhalten werden, bilden aus ihren Aesten 
und Zweigen schon nach einigen Vegetationsperioden einen 
aus mehreren Schichten bestehenden dichten Schirm, der nach 
aulsen aus kräftig vegetirenden, mit zahlreichen Blättern be- 
setzten Zweigen, nach innen aus einem scheinbar regellosen 
Gewirr abgestorbener Aeste und Zweige gebildet wird. 

Der Schirm ist entweder nach allen Seiten hin gleich- 
mälsig entwickelt, nahezu eine Halbkugel bildend, oder er 
ist ungleichmäfsig, nach der einen Seite hin stärker (mit 
längeren Aesten), nach der anderen hin schwächer (mit kür- 
zeren Aesten oder ganz unterbrochen) entwickelt. 

Dafs diese Ungleichmäfsigkeit in der Ausbildung des 
Schirms hauptsächlich mit der Art der Beleuchtung zusam- 
menhängt, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn 
man derartige Bäume im Freien beobachtet; man findet, dafs 
da, wo sie von allen Seiten gleichmäfsig beleuchtet sind — 
also etwa auf grolsen, sonst baumfreien Plätzen — sich auch 
die Schirme gleichmälsig entwickeln, während sie da, wo sie 
von einer Seite stärker beleuchtet sind, als von der anderen — 

XVII. 1 


FE 


wenn sie z. B. in Baumgruppen stehen —, sich nach der 
stärker beleuchteten Seite hin kräftiger entwickeln. 

Was nun das Wachsthum der Aeste und Zweige der 
beiden Formen anbelangt, so nimmt man, soweit mir bekannt, 
allgemein an, dals ein Unterschied zwischen ihnen eben nur 
hinsichtlich ihrer Richtung bestehe, dals die Stellungsver- 
hältnisse hingegen bei beiden vollkommen übereinstimmend 
seien. 

Bei genauerer Beobachtung kann man sich indessen leicht 
überzeugen, dals unter Umständen auch hinsichtlich der Stel- 
lung der Zweige und in Zusammenhang mit dieser, auch der 
Blätter, eine wesentliche Verschiedenheit zwischen beiden 
Formen vorkomme, die allerdings nicht so sehr durch eine 
specifische Veränderung des morphologischen Charakters be- 
dingt wird, als vielmehr durch Zufälligkeiten, welche diese 
Wachsthumsweise veranlassen. 

Ich habe in dieser Beziehung Folgendes beobachtet : 
So lange die auf das Stammende aufgepfropften Zweige noch 
vereinzelt stehen, entsprechen die Stellungsverhältnisse der 
sich an ihnen entwickelnden Seitenzweige ganz denen der 
aufrechten Form. Später, wenn die Zweige und mit diesen 
die Blätter sich zahlreicher entwickelt haben, sich unter ein- 
ander decken, findet eine krättigere Entwickelung — Förde- 
rung — der äulseren (oberen) Zweige im Vergleich zu den 
inneren (unteren) statt. Der Unterschied zwischen dem 
Wachsthum der äufseren und der inneren Zweige tritt um so 
deutlicher hervor, je dichter der Zweig- und Laubschirm wird. 
In ähnlichem Verhältnils, in dem die Förderung der äufseren 
Zweige stattfindet, bleiben die in den unteren Schichten lie- 
genden zurück und sterben schlielslich von der Spitze an ab 
und zwar die innersten, die in der Regel auch die ältesten 
sind, zuerst. Ich kann schon jetzt darauf hinweisen, und 
man wird es aulserdem auch schon aus den im Vorstehenden 
geschilderten Thatsachen entnehmen können, dafs beide Er- 
scheinungen — die Förderung der äulseren Zweige sowohl, 
wie das Absterben der inneren — Folge der ungleichen In- 


a 


tensität der Beleuchtung und, in Zusammenhang mit dieser, 
auch der ungleichen Ernährung der betreffenden Zweige sind. 

Es ist unbestreitbar, dals diejenigen Zweiganlagen, die 
zu der Lichtquelle am günstigsten gestellt sind, sich rascher 
entwickeln, als die ungünstiger gestellten ; sie werden, eben 
in Folge intensiverer Beleuchtung, kräftiger ernährt und des- 
halb dicker, länger und blattreicher. 

Denken wir uns einen Baum mit hängenden Aesten und 
Zweigen (Fig. 1) und vergegenwärtigen wir uns die eigen- 
thümlichen Wachsthumserscheinungen durch eine schematische 
Zeichnung eines solchen Zweiges, so werden sie sich in fol- 
gender Weise (Fig. 1) projieiren : Nach dem Aufpfropfen 
des Zweiges a der hängenden Form, wächst derselbe in der 
Richtung a, als Mittelaxe, weiter, die Seitenaxen a! ganz 
nach Art der aufrechten Form bildend, also hier wechsel- 
ständig. Nachdem sich nach einigen Vegetationsperioden 
durch dichte Zweig- und Blattentwickelung ein Schirm zu 
bilden begonnen hat, wird die oberste und äulserste der 
Seitenaxen, a‘, günstiger beleuchtet als die unteren Theile 
der Mittelaxe « und die übrigen aus ihr entspringenden Seiten- 
axen, und während a! gefördert wird und sich in der Richtung 
a! kräftig entwickelt und verlängert, bleibt « im Wachsthum 
zurück, die Blattentwickelung nimmt ab und der ganze Zweig 
stirbt allmählich von der Spitze bis zur Ansatzstelle der Seiten- 
axe a! ab; später wird an dem Zweige a! die oberste Seiten- 
axe, hier a", unter denselben Umständen gefördert und wird 
zur scheinbaren Fortsetzung der Axe a!, während alle übrigen 
Theile der Axe a" absterben ; ganz ebenso wiederholt sich 
diese Wachsthumsweise auch an den folgenden Axen. 

In der Regel wird die oberste Seitenaxe gefördert und nur 
ausnahmsweise eine weiter untenstehende, wenn diese nämlich 
günstiger beleuchtet ist als jene. Selbstverständlich ereilt die 
zuerst geförderten Axen im Verlauf der Zeit ein gleiches Schick- 
sal; sie werden auch von jüngeren Generationen überwuchert 
und sterben in Folge dessen auch von unten nach oben ab. 

Wir sehen in dem beschriebenen Fall, wie sich eine 
Anzahl aufeinanderfolgender, median zu einandergestellter 

1* 


zu ee 


gestellter Seitenaxen zu einer anscheinend einfachen Schein- 
axe eines Sympodiums (a, a!, a, a’ u. s. w.) ausbilden. 

Jede dieser sympodialen Scheinaxen bildet einen Bogen, 
welcher aus einer Anzahl (oft 10—12) eben durch diese 
Wachsthumsweise kräftig entwickelter kleiner Bogen gebildet 
wird; ein Umstand, durch welchen sowohl die Tragkraft, wie 
die Spannweite des grolsen Bogens bedeutend vermehrt und 
vergrölsert, und die Bildung des Schirms überhaupt ermög- 
licht wird. 

Ich habe diese Bildungen an allen Individuen mit dichten 
Zweig- und Laubschirmen beobachtet, namentlich an den 
hängenden Formen von Sophora japonica, Fraxinus excelsior, 
Salix purpurea. Sie treten bei diesen ganz besonders deut- 
lich und auffallend hervor, wenn die abgestorbenen Axen 
herausgeschnitten worden sind, wie dies z. B. in den gut 
unterhaltenen Parkanlagen zu Bad Nauheim der Fall ist. 
Andere Individuen mit weniger dichten Schirmen behalten 
hinsichtlich der Stellung die Verzweigungsweise der aufrech- 
ten Form bei, so namentlich die hängenden Formen von 
Ulmus, Pyrus u. a., bei denen dann auch der Schirm, nicht 
aus bogenförmig gekrümmten, sondern aus mehr oder weniger 
senkrecht herabhängenden Aesten bestehend, nicht halbkugelig 
gewölbt ist. — Auch an Bäumen mit aufwärtsgerichteten Aesten 
habe ich Aehnliches — wenn auch nicht so regelmälsig — 
beobachtet, wenn deren Krone sehr dicht und flach ausge- 
breitet ist, wie dies z. B. bei Aepfelbäumen häufig vorkommt. 
In den untersten Zweigschichten solcher Bäume findet man 
mitunter sympodiale Verzweigungsformen, deren Bildung offen- 
bar mit der Art der Beleuchtung zusammenhängt. 

Ich habe als Ursache der sympodialen Wachsthumsweise 
hängender Seitenaxen die Art der Beleuchtung angenommen, 
insofern die in dieser Beziehung günstig gestellten gefördert, 
die ungünstig gestellten zum Absterben gebracht werden. 
Es läfst sich in der That auch keine andere Erklärungsweise 
denken ; diejenigen wenigstens, welche noch denkbar wären, 
wie z. B. vermehrte bezw. verminderte Ernährung, beschleu- 
nigte bezw. verlangsamte Saftströmung, veränderte Gewebe- 


a Me 


spannung u. s. w., lassen sich in diesem Fall doch wieder 
als Folgen der Art der Beleuchtung erkennen. Der beste 
Beweis für diese Annahme liegt wohl darin, dafs Bäume, 
deren hängende Seitenaxen eine theilweise oder vollständige 
Durchleuchtung zulassen, die beschriebene sympodiale Wachs- 
thumsweise und, im Zusammenhang mit dieser, den gewölbten 
Schirm, nicht zeigen. 

Fig. 2 ist die im letzten Winter genommene Abbildung 
eines im Park zu Bad Nauheim stehenden Exemplars von 
Sophora japonica, forma pendula, an welchem die sympodiale 
Verzweigungsweise besonders regelmäfsig ausgebildet ist. 
Der Baum steht am Rand eines grofsen Rasenplatzes und 
ist von der einen Seite (S) voll beleuchtet, von der entgegen- 
gesetzten durch in der Nähe stehendes Buschwerk beschattet. 


2. Bildungsabweichungen an Rosen. 


a) Ein ca. 30 cm langer, kräftig entwickelter Zweig einer 
Centifolie *) (Fig. 3), dessen untere (dem Stamme ansitzende) 
Hälfte vier ganz normal entwickelte Blätter trägt, zeigt in 
seiner oberen Hälfte folgende Bildungsabweichungen : ohn- 
gefähr in der Mitte des Zweigs rücken drei Laubblätter a, 5, 
c so dicht zusammen, dafs sie nahezu einen Wirtel bilden. 
Diese Blätter weichen hinsichtlich ihrer Gestalt insofern von 
der gewöhnlichen ab, als bei den normal grofsen Blättern a 
und 5 das oberste Fiederblattpaar mit dem unpaarigen End- 
blättchen verwachsen ist und das (verkümmerte) Blatt ce nur 
aus einem Fiederblattpaar besteht. In einem Abstand von 
ca. 0,5 cm oberhalb dieser Blätter sitzen, ebenfalls in Wirtel- 
stellung und mit den Laubblättern alternirend, drei normal 
entwickelte Blumenblätter d, e und f. Etwas über der Mitte 


*) Die Blüthen der Centifolien scheinen ganz besonders zu Bildungs- 
abweichungen geneigt zu sein. Es kann dies eigentlich nicht auffallend 
erscheinen, wenn man bedenkt, dafs der normale Entwickelungsgang der 
(gefüllten) Blüthen dieser Pflanzen schon durch das Auftreten von Blumen- 
blättern an der Stelle der Staubblätter gestört ist; es wird also nur geringer 
abnormer Einflüsse auf die noch rudimentären Anlagen der übrigen Meta- 
morphosenstufen der Blüthe bedürfen, um auch diese zu modificiren, 


en 


des zwischen den Blumenblättern d und e liegenden Axen- 
segmentes sitzt ein gefiedertes Blatt g, theils Blumenblatt, 
theils Laubblatt; der Gestallt nach ist es nämlich ganz laub- 
blattartig, der Farbe und Consistenz nach sind die unteren 
zwei Fiederblattpaare blumenblattartig, das oberste Fieder- 
blattpaar und das mit ihm verwachsene unpaarige Endblätt- 
chen laubblattartig. 

Nun folgen auf das Blatt g in Abständen von /, bis 1 cm, 
in Spiralstellung (ca. ?/; Stellung) die normal entwickelten 
Blumenblätter h, ©, k, l, von denen die untersten (äulsersten) 
gröfser als die obersten (innersten) sind. 

Die Bildung schliefst mit dem Laubblatt m ab, dessen 
oberes Fiederblattpaar und unpaariges Endblatt mit einander 
verwachsen sind, ebenso wie dies bei den Blättern a und 5 
der Fall ist. Es folgen nun noch drei durchaus regelmälsig 
entwickelte Laubblätter, mit denen der Zweig abschlielst. 

Die an diesem Rosenzweig auftretenden Bildungsabwei- 
chungen sind also folgende : 

1) die nahezu wirtelartige Stellung der Laubblätter ade, 
welche den, wahrscheinlich abortirten, Kelch zu ersetzen 
scheinen ; 

2) die Verwachsung des obersten Fiederblattpaares mit 
dem unpaarigen Endblatt der Laubblätter a, d und m; 

3) die Verkümmerung des Blattes ce; 

4) die Entwickelung der Interfoliartheile der Blüthenaxe 
und, in Zusammenhang hiermit, die spiralige Stellung der 
Blumenblätter ; 

5) die theilweise Rückbildung des Blumenblattes g in 
ein Laubblatt, nämlich : seiner Gestalt nach und, bezüglich 
des oberen Blattpaares und des unpaarigen Endblattes, auch 
der Farbe und der Consistenz nach. 

Was nun die Entwickelung und Bedeutung dieser Bil- 
dungsabweichung anbelangt, so erklärt sich dieselbe in fol- 
gender Weise : In einem sehr frühen Knospenzustand des 
Sprosses — d. h. in einem Stadium, wo derselbe bereits als 
zukünftige Blüthe disponirt war, die einzelnen Blattorgane 
aber noch rudimentär und bezüglich ihrer späteren Form 


noch unbestimmt waren —, fanden durch Ursachen, die sich 
selbstverständlich der Nachweisung entziehen, Störungen in 
der Entwicklung des Sprosses statt. Diese Störungen äulser- 
ten sich zunächst in einer Streckung der Mittelaxe, die in 
den unteren Theilen derselben eine Verschiebung der Blumen- 
blattkreise zur Folge hatte, so dals zwar die unteren Blumen- 
blätter die wirtelartige Stellung nahezu beibehielten, die oberen 
dagegen sich in Spiralstellung anordneten. Mit dieser Ver- 
änderung der Blüthe verliert sie selbstverständlich auch ihren 
morphologischen Charakter und namentlich die Eigenthüm- 
lichkeit, die Fortentwickelung des Mittelaxe zu unterdrücken. 
Die Axe verlängert sich in Folge dessen unter gleichzeitiger 
Umwandlung ihres oberen Theil in einen Laubsprofs. 

Wären die muthmafslichen Störungen in der Entwickelung 
der Blüthe erst später eingetreten, nachdem die Blumenblätter 
und die unteren Theile der Axe völlig ausgebildet waren, so 
würde wahrscheinlich eine Durchwachsung (Diaphyse) mit 
Rückbildung der Zweigspitze in einen Laubsprofs entstan- 
den sein. 

Neben der Streckung der Axe und den mit dieser in 
Zusammenhang stehenden veränderten Stellungsverhältnisse 
der Blumenblätter, sind dann auch noch die in obiger Zu- 
sammenstellung unter 2, 3 und 5 erwähnten Angaben in Be- 
tracht zu ziehen. 

b) Ein Zweig (Fig. 4) einer Centifolie zeigt folgende 
interessante Diaphyse. 

Der Kelch ist in fünf gestielte, gefiederte, überhaupt 
normal entwickelte, wirtelständige Laubblätter, a, b, c, d und e 
verwandelt. An der verlängerten Mittelaxe folgt ca. 3 cm 
oberhalb des Kelchwirtels eine zum Theil wirtelartig, zum 
Theil zerstreut um die Axe angeordnete Gruppe von sieben 
(f bis m) regelmälsig ausgebildeten Blumenblättern ; in ge- 
ringen Abständen über dieser Bildung sitzen zwei wechsel- 
ständig angeordnete Laubblätter (n, 0), von denen das unterste, 
n, normal, das obere, o, theils laubblattartig, theils blumen- 
blattartig entwickelt ist; etwa 2 cm oberhalb des letzten 
Blattes folgt eine blüthenartige Bildung, die aus acht wirtel- 


MR, Are 


artig gestellten kleinen, verkehrteiförmigen Blättehen besteht, 
die zum Theil (namentlich an ihrer Basis und in der Mitte) 
ihrer Farbe und Consistenz nach, laubblattartig, zum Theil 
(namentlich am Rand und die obere Hälfte) blumenblattartig 
sind. Endlich schliefst dann die verlängerte Axe mit einem 
aus mehreren kleinen Laubblättchen bestehenden Sprols ab. 

Auch bei dieser Bildungsabweichung kommt die zum 
Abschlufs der Mittelaxe bestimmte Blüthe nicht zur vollen 
Entwickelung und Geltung ; in Folge dessen wird die weitere 
Verlängerung der Mittelaxe nicht gehemmt, sie wächst weiter 
und setzt eine zweite Blüthe an, die eben so wenig wie die 
erste zur normalen Entwickelung kommt, so dafs sich die 
Mittelaxe nochmals, eben als Laubzweig, verlängern kann, 
mit dem sie dann abschlielst. In der ganzen Bildung spricht 
sich ein Trieb zur (sogen. rückschreitenden) Metamorphose 
des Blüthensprosses in einen Laubsprols aus. Der Kelch ist 
vollständig verlaubt. 

Die unterste metamorphosirte Blüthe besteht zwar aus 
vollständig ausgebildeten Blumenblättern, weicht aber durch 
die unregelmälsige zum Theil spiralige Stellung von der nor- 
malen ab und neigt hierdurch schon zum Laubsprols hin; 
ausgeprägter tritt diese Neigung in dem Ansatz zur zweiten 
Blüthe hervor, bei der zwar noch die Gestalt und Stellung, 
dagegen nur theilweise die Farbe und Consistenz der Blätter 
den Charakter der Blumenblätter trägt; endlich bei der letz- 
ten Verlängerung der Axe tritt dann der Laubsprols voll- 
ständig entwickelt auf. 

c) An einem Exemplar von Rosa canina L. beobachtete ich 
eine eigenthümliche Bildungsabweichung hinsichtlich der 
gegenseitigen Stellungsverhältnisse der Axe und der Blatt- 
organe der Blüthe. 

Der sonst fünftheilige Kelch war in fünf getrennte, ge- 
fiederte Laubblätter zurückgegangen, während die Blumen- 
krone in jeder Beziehung durchaus normal entwickelt war. 
Die bei der normalen Blüthe unterhalb des Kelchs befindliche 
krugförmige, die Pistille einschlielsende Erweiterung der Axe, 
erhob sich bis über die Blumenkrone als ein hohles, oben 


0 


offenes, urnenförmiges Gebilde, dessen innere Wand mit zum 
Theil völlig entwickelten Pistillen besetzt war und an dessen 
oberem Ende eine Anzahl Staubfüden zerstreut herumstanden. 
Aufser der Verlaubung des Kelchs fand also in diesem Fall 
eine Verlängerung und eine Verschiebung des oberen erwei- 
terten Axentheils und, in Zusammenhang hiermit, der, der 
inneren Wand desselben aufgewachsenen, Pistille statt, wo- 
durch die, bei der normal entwickelten Blüthe oberständigen 
Blattorgane derselben (Kelch und Blumenkrone), unterständig 
geworden sind. Die Axenverlängerung erstreckte sich haupt- 
sächlich auf den zwischen der Blumenblatt- und Staubblattfor- 
mation liegenden Theil. — Erlaubt diese Bildungsabweichung 
einen Schluls auf die Stellungsverhältnisse der Blattorgane 
und der Axe der Blüthe zu einander zu ziehen, so würde 
sie wohl zu dem führen, dals die unterständige Stellung der 
die Pistille tragenden Axenerweiterung zwar eine in der Regel 
vorkommende, jedoch mehr zufällige, aber nicht für die be- 
treffenden Pflanzen charakteristische Eigenthümlichkeit sei, 
wie wir dies letztere von den an der Axe stehenden Blatt- 
organen der Blüthe annehmen müssen. 

d) Sehr häufig fand ich Oentifolien, bei denen der Blüthen- 
sprols vollständig verlaubt war. 

In der Regel waren sämmtliche Blattorgane des Sprosses 
in Laubblätter umgewandelt und nur durch theilweise Beibe- 
haltung der, der Blüthe eigenthümlichen Stellungsverhältnisse 
war die ursprüngliche Disposition des Sprosses zum Blüthen- 
sprols zu erkennen. Gewöhnlich war der Kelch in fünf ge- 
trennte vollständig ausgebildete Laubblätter verwandelt; ebenso, 
und zwar mit den Kelchblättern und untereinander alternirend, 
ein oder zwei auf dem Kelchblattkreis folgende Wirtel, welche 
den unteren Blumenblattkreisen entsprechen. 

In einem Fall waren einzelne Laubblätter ganz, oder 
einzelne Fiederblättchen derselben innerhalb dieser Wirtel 
blumenblattartig entwickelt. 

Weiter oben standen die Blätter zerstreut um die Axe 
herum und die Bildung sank nunmehr vollständig zum Laub- 
sprols zurück. 


2 we 


e) Ein nicht häufiges Vorkommen sogen. vorschreitender 
Metamorphose hatte ich an dem Rosenzweig (Fig. 5) *) zu 
beobachten Gelegenheit. 

Der mit einer normal entwickelten Blüthe abschliefsende 
Zweig trägt an seinem unteren Theil zwei Laubblätter (a, 5), 
welche nur hinsichtlich ihrer Stellung von der Regel in so 
fern abweichen, als sie nicht alternirend, sondern dicht neben 
einander am Stengel sitzen. Etwa 2,5 cm oberhalb dieser und 
mit ihnen alternirend folgt ein Blatt (c), welches aus einem 
grölseren Endblatt und zwei kleineren Fiederblättchen besteht, 
von denen das eine (das rechte) blumenblattartig seiner Farbe 
und Consistenz nach entwickelt ist. 1!/;, cm über diesem 
Blatt sitzt nun das Blatt d, ein vollständig entwickeltes, grolses 
Blumenblatt; diesem gegenüber zwei Laubblätter (e und f), 
die ebenso wie a und 5 dicht neben einander sitzen ; endlich 
folgt noch am Ende des Zweiges, etwa 0,5 cm unterhalb der 
Blüthe, ein mit dem vorigen alternirendes Laubblatt g. 

Beispiele der sogen. vorschreitenden Metamorphose kom- 
men im Allgemeinen seltener vor, als solche der rückschreiten- 
den Metamorphose. In der Regel erstrecken sich jene auf das 
Auftreten von Staubfäden innerhalb des Blumenblattkreises 
oder von Pistillen an der Stelle der Staubfäden ; wenig be- 
kannt dagegen sind Fälle wie der vorliegende, bei denen 
einzelne Theile eines Laubblattes blumenblattartig werden 
und ein Blumenblatt an einer Stelle des Stengels vorkommt, 
an der gewöhnlich Laubblätter auftreten. Besonders auffal- 
lend muls dieser Fall aber auch dadurch erscheinen, dafs das 
Blumenblatt nicht etwa‘ unmittelbar unter der Blüthe, sondern 
in der Mitte des Zweiges sitzt und der Stengeltheil bis zur 
Blüthe noch mit einer Anzahl Laubblätter besetzt ist; dals 
ferner die Blattformation, welche in der Regel zwischen der 
Laubblatt- und Blumenblattformation auftritt, die des Kelches, 
übersprungen wird. 


*) Die Abbildung ist nach dem getrockneten Original, welches sich in 
der Sammlung der hiesigen Realschule befindet, entnommen. Einzelne 
Laubblätter waren beschädigt. 


ar 


Dieses isolirte Auftreten eines Blumenblattes (und eines 
Laubblattes mit einem blumenblattartigen Fiederblatt) an 
einem Laubsprofs zwischen einer Anzahl von Laubblättern, 
läfst sich nur auf eine Entwickelungsstörung der im frühesten 
Knospenzustand noch rudimentär angelegten Blätter zurück- 
führen. Durch eine die Entwickelung abnorm beschleunigende 
Wirkung waren die Blattrudimente, aus welchen sich unter 
normalen Umständen auch Laubblätter gebildet haben wür- 
den, ganz oder theilweise zu Blumenblättern geworden ; alle 
übrigen Rudimente bildeten sich, da für sie die Entwick- 
lungsumstände nicht modifieirt wurden, zu Laubblättern aus. 
Hinsichtlich der von der Regel abweichenden Stellungsver- 
hältnisse der Blätter a und 5, sowie e und f, bemerke ich 
noch, dals diese darauf beruhen, dals a und e bis nahe zur 
Ansatzstelle der Blätter 5 und f mit dem Stengel verwachsen 
sind, so dals die Ansatzstellen dieser Blätter scheinbar nahe 
zusammenliegen. 

f) Vollständige Vergrünung der Blüthe kommt bei Oenti- 
folien ziemlich häufig vor; es ist dies die Bildung, die unter 
der Bezeichnung „grüne Rose“ bekannt, von Laien als eine 
Rose mit grünen Blumenblättern bewundert wird und die auch 
dadurch noch ausgezeichnet ist, dafs sie sich durch Pfropfen 
und Oculiren vermehren lälst. 

Bei dieser Bildungsabweichung sind die Blumenblätter, 
Staubblätter und Pistille, unter Beibehaltung der diesen Blatt- 
kreisen in der Blüthe eigenthümlichen Stellungsverhältnisse, 
ganz oder theilweise in Blätter verwandelt, welche die Farbe 
und krautartige Consistenz der Laubblätter besitzen, dagegen 
die Gestalt der Blattorgane der entsprechenden Blattkreise 
beibehalten haben. Es treten also an Stelle der Blumenblätter 
vegetative Blätter von der Gestalt der Blumenblätter auf, an 
Stelle der Staubblätter Blättchen, welche an einem langen 
dünnen Stiel (dem Filament) eine oft mit den Rändern ver- 
wachsene Blattspreite (der Anthere entsprechend) tragen. 

Bei dem Pistill erstreckt sich die Vergrünung, soweit ich 
dies nach den Untersuchungen, die ich an zahlreichen Exem- 


a 

plaren anstellen konnte, beurtheilen kann, nur auf das Car- 
pellarblatt, an dessen Stelle ein an der Basis verwachsenes, 
oben offenenes, scheidenartiges, vegetatives Blättchen auftritt. 
Eine Vergrölserung der Samenknospe, wie sie eigentlich er- 
wartet werden durfte, wurde in keinem Fall beobachtet; in 
allen untersuchten Pistillen war die Samenknospe normal 
entwickelt. 


3. Verlaubungen der Hüllen und Hüllchen bei Umbelliferen 


sind im Allgemeinen nicht selten. Ich fand deren wie- 
derholt bei Heracleum Sphondylium in verschiedenen Ent- 
wickelungsstufen. 


Bei den einen waren nur einzelne derselben, bei anderen 
alle, entweder nur in längere und breitere, lanzettliche, die 
Dolden und Döldchen oft überragende Deckblätter verwan- 
delt, oder es traten an Stelle derselben vollständig ausgebil- 
dete grölsere oder kleinere Laubblätter auf. 


Bei Heracleum Sphondylium fehlt normal die Hülle ent- 
weder ganz, oder sie ist wenig blätterig. Trotzdem fand ich 
in allen Fällen, dafs an Stelle der Hülle oft fünf relativ grolse 
(in einzelnen Fällen war der Stiel 15 mm lang, die Blatt- 
spreite 55 mm lang und eben so breit), dreilappige Laubblätter 
auftraten. Die Blätter der Hüllchen hatten zwar auch die 
Gestalt der vorigen, waren aber viel kleiner. 


Oft sind bei derartigen Pflanzen die Stiele nebeneinander- 
stehender Blüthenstände mit einander verwachsen. 

Ein Fall scheint mir dadurch besonders merkwürdig, dals 
die Verlaubung der Hüllen und Hüllchen sich an ein und 
demselben Individuum mehrere aufeinanderfolgende (bis jetzt 
drei) Jahre wiederholte. 


Es scheint, als beruhe die Bildungsabweichung bei diesem 
Individuum weniger auf einer, den morphologischen Aufbau 
der Pflanze abändernden Zufälligkeit, als auf einer diese Ab- 
änderung bedingenden individuellen physiologischen Eigen- 
thümlichkeit ; ob diese etwa auch durch Samen vererblich ist, 
bleibt noch durch Versuche festzustellen. 


A 1 Wer 


4. Birne mit Kelch. 


An einer Birne, Fig. 6 *), findet sich am oberen Ende 
des Stiels eine kelchartige Anschwellung, welche den unteren 
Theil der Scheinfrüchte napfartig umschlielst und die an 
ihrem oberen Rand auf vier zahnartigen, gleich weit von 
einander abstehenden Erhöhungen je ein eiförmiges Blättchen 
trägt. Die Birne ist sonst normal entwickelt. 


Zur Erklärung der kelchartigen Anschwellung am Grund 
der Birne haben wir uns zunächst die morphologische Bedeu- 
tung und Entwickelung derselben vorzustellen. Bekanntlich 
ist die Birne, wie der Apfel, eine Scheinfrucht, welche von 
dem fleischig entwickelten, sogen. Unterkelch (die napfartig 
erhobene Blüthenaxe), der das ganze pergamentartige, aus 
fünf Fruchtblättern bestehende Samengehäuse umschlielst, 
gebildet wird. 


Die vorliegende Bildungsabweichung besteht nun darin, 
dafs die die Entwickelung der Axe abschliefsende Blüthe früh- 
zeitig eine Störung erlitt, in Folge deren sie sich nicht voll- 
ständig ausbildete, sondern schon mit der Anlage des Kelchs 
abschlofs und hierdurch eine Fortbildung der Axe gestattete. 
Das Axenende producirte eine neue, wieder mit dem Kelch 
beginnende, ganz normal entwickelte Blüthe, aus der sich eine 
vollständige Scheinfrucht ausbildete. 


Die am Grund der Birne befindliche napfförmige, kelch- 
artige Bildung ist in der That nichts anderes, als der 
fleischig entwickelte Unterkelch, während die auf seinem Saum 
sitzenden vier Blättchen den Kelchzipfeln entsprechen ; normal 
sind deren fünf vorhanden, es muls also eines verkümmert sein. 

Vollständig ausgebildete Blüthendurchwachsungen, bei 
denen sich schliefslich oberhalb einer Scheinfrucht ein zweite 
entwickelt hat (sogen. Zwillinge), koınmen bei der Gattung 


*) Das Original befindet sich in der Sammlung des hiesigen Lehrer- 
seminars. 


ge. re 


Pyrus nicht selten vor; seltener sind dagegen Fälle, wie der 
hier beschriebene, bei dem der Metamorphosengang mit dem 
Kelch abbricht und nachher eine nochmals mit dem Kelch 
beginnende Blüthe bezw. Frucht producirt. 


EI. 


Phänologische Beobachtungen aus Italien 
und Griechenland. 


Von Dr. C. Hoffmann. 


| | Tage 
Er Gielsen 1877, vor 
| Gielsen 
Rom. 
Prunus armeniaca, Vollblüthe (V. B.) 14411 4 \e.. B. 26. II 71 
Amygdalus communis, V.B. . . .- LosT blüht 17. IV 92 
Sarothamnus a erste Blüthe 
(eB.) 2971 — = 
Rammeulus Ficani ia, e. EB 29. I 16. III 4 
Narecissus poeticus, V. B. 19% I | 6... B., 11.0V 85 
Lamium maculatum, V. B. . 15. U _- == 
Cydonia japonica, e. B. 16. II 19. I 3 
Prunus spinosa, V.B. . 18-11 8" B2 3. EV 50 
Tussilago Farfara, V. B. 25. I = — 
Brassica Rapa, e. B. . Be: 27. I — = 
Mittel 58 
Athen 1877. 
Hirundo rustica > 7. DEI UTZeENV: 41 
Brassica Rapa, V. B. Ze = en 
Papaver Rhöas, blüht 8. III 4. VI 88 
Borago ofhiceinalis, e. B. 10. TII En _ 
Lamium album, V.B. . 13.111 —_ n— 
Centaurea Cyanus (?), blüht 12. III | e. B. 2. VI 8 
Pyrus communis, e. B. 26. IT |7e.4B.927.01V. 32 
Juglans regia, erste Blätter entfaltet 27. 117 E= E 
Wachtel ar 18. III —_ —_ 
Yachtigal, erste . no 29. III 12ERVE? — 
Mittel 61 
Brindisi. 
Pisum sativum, V. B. . 1831 | Anfg.13:, VI 57 
Monopoli. 
Syringa vulg., V. B. 18. IV. 2|ge.,B..1..V 13 


Tage 
on Giefsen 1877 Eu 
Giefsen 
Mola di Bari. 
Robinia Pseudacacia, V. B. 18. IV | blüht 15. VI 58 
Trani (N. von Brindisi). 
Crataegus Oxyacantha, V. B. 18.1V 8. Br 18. V 30 
Neapel. 
Wisteria chinensis, V. B. 19. IV — _ 
Antirrhinum majus, V. B. ER IRY —_ — 
Robinia Pseudacacia, V. B. 20. IV EC blSTosVA 56 
Lychnis diurna, V. B. 20. IV — _ 
Iris Pseudacorus, V. B. . 20. IV _ — 
Digitalis purpurea, blüht 20.0V ke, BES av 59, 
Sambueus nigra, V. B. 21° 1Vo7 rer DB NM 
Y. B. 14 WI 45 
Paeonia oficinalis, über V. B. 21 @IVEB EVD 3VIl: 43 
Acer platanoides, V. B. 21. IV —_ — 
Syringa vulgaris, V. B. 21 IV Lern BeplnV: 10 
Syringa chinensis, V. B. 21. IV _ == 
Lonicera tatarica, VB: : 212 VE Re BEN 0) 19 
Viburnum Opulus, Anfang der Blüthe 21. IV — — 
Platanus, e. B. De ZU IV — 
Aesculus innen) 37 'B. 21. IV ler BI 16V 25 
Arum maculatum, V. B. ZW. — — 
Fagus sylvatica, ganz belaubt 6 DISODV, IN 18 
Quercus (pedunc.), ebenso 21. 21V, 18,2V, 27 
n in V. B. 222 1V. — E= 
Morus alba it. 22 1V. - — 
Populus nigra it. . 22. IV — — 
Secale cereale, V. B. . 23. VE KePBREN 43 
Mittel 34 
Caserta. 
Pyrus Malus, V.B. . 24, DV len Bars 18 
Aescul. Hippocast., Anfang der Blüthe 24, IV |Le.7B. 16..Y 22 
St. Maria in Capua vetere. 
Sambucus nigra, e. B. 24. IV. | ‚e..B. 5.31 42 
Sparanisi. 
Sambue. ebenso . 24. IV |e.B.5. VI 42 
Teano. 
‚Syringa vulgaris, V. B. 24, IV. || se. BualkaV) 7 
Riardo. 
Vitis vinifera, erste Blätter entfaltet 24. IV SE NY ld 
Mignano. 
Cercis Siliquastrum, fast V. B. 24. IV |e. B. 28. V 34 
Monte Casino. 
Pyrus Malus, V.B. . 24. IV |le.uBosılanN) 17 
Crataegus Oxyacantha, Der 24,IViii| euB: 180% 24 
Vitis vinifera, fast völlig belaubt 24. IV ie. Bittr. 11. V 17 
Rocca secca. 
Pisum sativum, V. B. . 24. IV Anfang 13. VII 50 
@Quereus, V. B. 24. IV E= —_ 
Rom. 
Mauerschwalbe 25. IV 30. IV 5 
Robinia Pseudacacia, e. B. 25. IV |blüht 15. VI 51 
Sambueus nigra, e. B. 25. IV) eb DavE 41 


Cereis Siliquastr., V.B. . . 
4esceulus Hippocast., fast V. B. 
Platanus, Anfang der Blüthe 
Wisteria chinens., V.B. . . 
Berberis vulgaris, e. B. 
Tamarix gallica, V. B. 
Syringa vulgaris, V. B. 
Syringa chinensis, V. B. . 
Viburnum Tinus, V. B. 
Sedum album, e. Be . 
Arum maculat., V. B. 
Pyrus Malus, V. B. SE 
Mittel (Rom) 
Orvieto. 

Prunus Avium, noch in V. B. 
Cortona. 

Syringa vulgaris, V. B. 

Prunus Avium, V. B. ! 

Vitis vinifera, erste Blättchen entfaltet 

Pyrus Malus, V. B. 
Arezzo. 

Prunus Avium, V. B. 

Pyrus Malus, V. B. 
Florenz. 

Pyrus Malus, V. B. 

Pisum sativum, V. B. . 

Prunus Avium, V. B. . 

Cercis Siliquastrum, V. B. 

Vitis vinifera, erste Blätter 

Aesculus Hippocast., fast V. B. 

Tamarix (gallica 2), V. B. 

Nachtigall . 

Cytisus Labumnum, v. B. 

Vicia Faba, V. B. ; 

Euphorbia 0 'yparissias, v. B. 

Rosa canina?, e. B . 

Crataegus Oxyacamtha, fast V. B. 

Viburnum Opulus, e. B. ; 

Aquwilegia vulgaris, V. Br 

Paeonia ofieinalis, e. B. . 

Secale cereale, e. B. bei Prato 

Mittel (Florenz) 

Verona. 

Robinia Pseudacacia, V.B. . 

4esculus Hippocastamum, V. B. 

Viburnum Opulus, V. B. 
Innsbruck. 

Pyrus Malus, V. B. 
Brixlegg. 

Nareissus poetieus, Y. B. 

Prumus Avium, V. B. 
München. 

Prunus Avium, V. B. 


XVL. 


m 


<<<<i<<gi<g< 


<< d44 << d4<< 


| Giefsen 1877 


e. B. 26. V 
Anfang 5. VI 
es»Brl. Vi 


le 


EB: EDS V 


SE 


[org 


= 
= 
an 


[eargaged 24d. ee 


je! 


En Bu 8 
un 


— 


e. B. 18. V 


(e. B.) 28. V 
e. B. ca. 13. V 
e. B. 5. VI 


blüht 15. VI 
emb#Lo, Vi 


Tage i 
vor 
Giel[sen 


a ar 


Anmerkungen. 

Rom 1877. 

Januar 19: Sambucus nigra und Rosa centifolia noch stellen- 
weise belaubt und grün (also immergrün) ; Bellis perennis in der 
Campagna allgemein auffallend hoch (20 cm) und grofsblüthig. 
Pyrus Malus, der am 5. Januar zum Theil noch grüne Blätter 
hatte, nun ganz entlaubt beim Treiben der Knospen. Morus 
alba, Vitis vinifera, Juglans regia waren bereits Mitte Novem- 
ber mehr oder weniger verfärbt, Robinia Pseudacacia, Nalıx 
babylonica und Platanus anfangs December (alle drei fallen 
bei uns grün durch Frost). 

Februar 15 : Narcissus poöticus in Vollblüthe, Prunus 
Avium noch nicht blühend. (In Giefsen ist die Succession 
umgekehrt : Prunus Avium e. B. 19. IV; Narcissus p. 5. V 
im Mittel.) — 18 : Sambucus nigra noch völlig belaubt und 
grün. — 27 : In der Villa Albanı haben den Winter über 
Camelien im Freien geblüht. 

Was die Vergleichung der Daten mit Gielsen betrifft, 
so kann dieselbe selbstverständlich nur sehr unvollkommen 
ausfallen. Selbst angenommen, der Witterungsgang in Athen, 
Rom, Neapel und Gielsen sei im Jahre 1877 zufällig ganz 
correct, d. h. im Sinne des vieljährigen Mittels eines jeden 
der drei Orte verlaufen, so kommt als störend in Betracht, 
dafs die Angaben ihrer Natur nach nicht immer vergleichbar 
sind : z.B. dort „Vollblüthe*, in Gielsen „erste Blüthe“, oder 
umgekehrt. Unter den Januarphasen für Rom sind offenbar, 
in Betracht des Fehlens eines echten Winters (Januarmittel 
+ 6,1° R.), einzelne, die schon dem Vorwinter angehören 
können, z. B. Amygdalus communis (s. u.). Ich halte danach 
das Mittel des Unterschieds von 58 Tagen gegen Gielsen 
für viel zu hoch. — Für Athen (Unterschied im Mittel 
61 Tage) mögen die Ziffern schon correcter vergleichbar sein, 
da es sich bereits um den März handelt, also eine Zeit, wo 
Vorwinterpflanzen kaum mehr blühen dürften. Doch sind 
einige darunter (Papaver Rhoeas und Centaurea Cyanus *)), 


*) Ist wohl die ähnliche C. depressa gemeint, da nach v. Heldreich 
die ächte Cyanus dort fehlt (A. Mommsen griech. Jahreszeiten 1877. V. 


= 9: en 


welche wohl gelegentlich durch den ganzen Winter blühend 
vorkommen mögen. Dazu kommt die bedeutend südlichere 
Lage, fast 11 Breitegrade, was einer Beschleunigung der 
Vegetationsentwickelung um 41 Tage entspricht, wenn man 
3%/ı Tage für 1 Grad berechnet. Aber die geographische 
Breite allein ist nicht malsgebend ; es kommt auch auf die 
Lage an. — Was Neapel betrifft (April), so ist die gewon- 
nene Mittelzahl : 34 Tage vor Gielsen — sehr gut überein- 
stimmend mit der von mir auf ähnliche Weise im Jahre 1874 
ermittelten : 35 Tage (s. Jelinek und Hann, österr. Zeit- 
schrift f. Meteorol. 1874 Nr. 20. Octbr.). — Ebenso stimmen 
die April-Beobachtungen in Rom annähernd mit den früheren : 
jetzt 30 Tage, in 1874 : 23 Tage. — Florenz ergab jetzt 
20 Tage Unterschied, in 1874 26. 

Soviel scheint ersichtlich, dals nach diesem Verfahren 
in wenigen Jahren eine ziemlich sichere Kenntnils der frag- 
lichen Verhältnisse erreicht werden könnte. 

In Athen sind vom Hofgärtner Fr. Schmidt aus Beob- 
achtungen von 1869 bis 1873 annähernde Mittel der Blüthe- 
zeiten verschiedener Pflanzen berechnet worden. Aus dessen 
Handschrift sollen hier einige Auszüge mitgetheilt werden, 
verglichen mit den vieljährigen Mitteln von Giesen, welche 
im 15. Berichte S. 1 ff. abgedruckt sind. (Erste Blüthe offen.) 
In der zweiten Columne ist das mittlere Datum aus Schmidt’s 
Angaben durch Schätzung bestimmt. 


„S- 531). Ebenda (p. 487) wird für Pap. Rhoeas als mittlere, normale Blüthe- 
zeit Ende Februar bis Anfang Juni angegeben; für Cent. depr. (502) Mitte 
März bis Ende April. — „Für die Vegetation der attischen Ebene beginnt 
der Frühling entschieden im Spätherbst, d. h. nach den ersten Regen“ 
(S. 571). 


2: 


Athen Gielsen usz 
Namen r Tage vor 
e. B. Gi 

iefsen 
Mespilus japonica 6. I 16. IV 100 
Amygdalus commwmis . . . .- 6.1 15. IV 99 
Nareissus po&twus . .» 2... 212 1 DV] 104 
Anemone Hepatica - - ... 22. I 26. II 35 
Hyacinthus orientalis . . . . 25. II 3. IV 37 
Fritillaria imperialis . . . . 7. IH 14. IV. 38 
Prumus domesiwca . .... 15. III 26. IV 42 
FrümusMGerusus: Maar Er MUOahhL 15. III 22. IV 38 
Dyrus-commumas, + 3-1 Km 8 15. III 23. IV 39 
Pyrus, Malıs; on, eye ze 15. 20H 27.2 UV 43 
Cydonia vulgaris . 2...» 15: IT 14. V 60 
Syringa vulgaris . . aa: RS SV 49 
desculus Hi ippocastanım a 15. III UV 53 
Aquilegia vulgaris . .» » . . 15. I 4. IV 25 
Dielytra spectabilis . . . . .» 25. III 29. EV 45 
Fraxinus excelor -. . .» .- .- 25. 118 ZUESIN 27 
Wisteria sinensis ka :ul> 25. III 6. V 42 
Crataegus Oxyacantha , . - - 25. IH 7. V 43 
Oytisus Labunum . . ... TV; 10. V 39 
Sambucus nigra .» = 2... 1. IV N 56 
Berberis, vulgaris 1... Neuer» 10. IV TV 27 
Quereus pedhmeulata . .» » - 10. IV 10. V 30 
Digitalis purpurea . . .. » 20. IV ae VE 52 
AStenchmerBUsn 2 20. IV 27V! 98 
Lägustrum vulgare . .» .» . .» 20..IV 27. VI 68 
Lilium candidum . .... TV 30. VI 60 
Vitis vinifera RE No Y 14. VI 44 
Specularia Speculum ie, SHSSE- 2.ıV SV 33 
Dahlia variabilis . ee: IV Say 96 
Mittel . . 53 


Das Mittel von 53 Tagen (oben fanden wir sogar 61) 
ist unzweifelhaft immer noch zu hoch; auch hier dürfte der 
Einflufs der Vorwinterblüthen (wie Mespilus japonica, Amyg- 
dalus communis, Narcissus poöticus) sich allzu sehr und. 
störend geltend machen. Correcter dürfte der Unterschied 
von 89—43 Tagen sein, wie er sich aus den ächten Früh- 
lingsblüthen ergiebt : Cytisus Laburnum, Crataegus Oxya- 
cantha, Wisteria sinensis. (Wir berechneten oben nach der 
geographischen Breite den Unterschied auf 41 Tage.) 

Das Calendarium Florae atticae von J. Sartori und 
T. v. Heldreich (nach fast 30Jjährigen Beobachtungen), 
abgedruckt in den „Griechischen Jahreszeiten a. a. O. 
S. 471-520 giebt in systematischer Ordnung die „Blüthezei- 


er a 


ten“ einer grofsen Anzahl von Pflanzen der attischen Ebene 
u. s. w., doch nicht in Ziffern, sondern durch Querstriche 
bezeichnet, welche durch die betreffenden Monatscolumnen 
laufen; z. B. Pyrus communis ?/; März bis Mitte April, 
Juglans regia von Mitte April bis Mitte Juni, Vitis vinifera 
Anfang bis Mitte Mai, ausnahmsweise (durch Punkte bezeich- 
net) Mitte April bis ®2/; Mai, Amygdalus communis Mitte 
Januar bis Ende Februar, extrem : Anfang Januar *) bis 
!/; März, Papaver Rhoeas Anfang März bis ?/; Mai, extrem : 
®/; Februar bis Anfang Juni; P. dubium : April, Bellis peren- 
nis Mitte October bis Mitte Mai, extrem : Anfang October 
bis Ende Juni. 

Wir wählen daraus eine Anzahl ächter Frühlingsblüthen 
in unserm Sinne und setzen das Anfangsdatum der Blüthe- 
zeit nach Schätzung daneben, um dieselbe mit dem mittleren 
Tage der „ersten Blüthe* in Giefsen vergleichen zu können. 


Allan, Athen Giesen Athen 
m Anfang des % Tage vor 
Blühens in all Giefsen 
Prunus spinosa 5. U 20. IV 74 
Prumus domestica VII 7 262 IV 56 
Prunus Avium ee 11T 19V 49 
Persien vulgaris . au. de % 20. I 5. IV 75 
Pyrus communis le 20. II 233 IV 34 
Ürataegus monogyna NY — = 
Crataegus Oxyacantha . . = ZEV 36 
TUAaRE Beginn eine ne at 14. IV 11%, V 27 
Aubrietia deltöideo . . . . . lo JD0L 4. IV 34 
Sambucus nigra >» 2 2.2. 152 8V 2ZIENV 42 
Quercus sessiliflora ». » » . . 21V _ = 
Quercus pedimeulata . . . . — 10. V 39 
Triticum vulgare hybernum . . TO TV Wu IA VE 60 
Nittel. riehir ne leis 55 
» mit Weglassung von Per- 
sica vulgaris (als Winterblüthe) 45 


Wir gelangen also nach diesen Angaben zu dem Er- 
gebnifs eines Unterschiedes von 45 Tagen zu Gunsten von 
Athen. 


*) Blüht oft schon Mitte December (a. a. O. 8. 580). 


dd 


Im Allgemeinen stellt sich nach allem Vorhergehenden 
demnach der Unterschied für Athen auf ungefähr 42 Tage. 
Wir werden uns mit dieser nur ganz ungefähren Schätzung 
einstweilen begnügen müssen, bis es den Beobachtern ge- 
fallen wird, wirklich Vergleichbares zu ermitteln, d. h. den 
wirklichen mittleren Tag der ersten Blüthe oder der Voll- 
blüthe durch mehrjährige Beobachtungen festzustellen. 
H. Hoffmann. 


ZEN. 


Phänologische Beobachtungen in Leipzig, 
1875. 


Von Dr. C. Hoffmann. 


Tage 
Namen Datum vor | nach 
Giefsen 

Fritillaria imperialis, erste Blüthe (e. >) 30. 1V | _ 4 
Cardamine pratensis, e. B.. . ; 1. Wi — 1 
Carpinus Betulus, Vollblüthe a 3) 12V 0 0 
Pyrus communis, e.B. . 5. V _ 3 
Prumus Padus, e. B. . 69V —_ 4 
Prumus spinosa, e. B. . 6 M — 8 
Prumus insititia, Pflaume e. 'B. 6. V — 11 
Pyrus Malus, e. B. NT a: 92V — 4 
Aesculus Hippocastmım, e.B. . .. . SV) — 1 
Primus domestica, &B. . . 2. 0% 10. V —— 5 
Syrimga vulgaris, e. Be ». . 2. 2 2... 12. V — 3 
Primus Avium, &, Bi. ur.) Je» 4,.V = 6 
Ribes aureum, e. B. NEE HE: TR DV — 8 
Sambucus migra, &: Be . . 2 2... 2. VI —_ 8 
Secale cereale, e. B. 3. VI — 5 
Mauerschwalbe, erste . a Re 5.V — 4 
SEEN ee RO Veuil ene Bee | ZEV. _ 7 


Wenn man die am sichersten zu beobachtenden Früh- 
lingsphasen, wie die erste Blüthe von Pyrus communis, Pyrus 
Malus, Syringa vulgaris, Prunus Avium zunächs: ins Auge 
falst, so beträgt die Verzögerung für Leipzig gegen Gielsen 
um diese Zeit 3-6 Tage (im Mittel 4 Tage). Es ist wahr- 
scheinlich, dafs diese Differenz auch für andere Jahre und 


durchschnittlich gültig ist. 
Anmerkung. Für Berlin finde ich nach mehrjährigen Beobachtungen 
im April die Vegetations-Entwickelung genau synchronisch mit Giefsen. 
H. Hoffmann. 


IV. 
Phänologische 


Monsheim bei Worms (vgl. 


Beobachtet von 


Namen 


Aesculus Hippocastanum 
Amygdalus communis 
Amygdalus nana 
Fritillaria imperialis . 
Lilium candidum 
Prunus Avium . 
Prunus spinosa . 
Pyrus communis 
Pyrus Malus 

Ribes Grossularia . 
Ribes rubrum 
Sambucus nigra 

Secale cereale 

Syringa vulgaris 

Tilia parvifolia . 
Triticum vulgare 


Vitis vinifera, im Weinberg (Gut- 
edel ee ne u 


Tage Tage 
1872 | vor |nach| 1874 | vor Inach 
Gie[sen Gielsen 

— — ‚I — 18..1V | 160 
—. (el ae 
15. IV 5| — || 19. IV 4| — 

| 

24.17 | 4 | =. 230V Alan 
17V 5| — 130.171 ı2| — 
‚VI 1| — | 13. VI | —ı = 
6.1 127, vaul non 

81| —.1 6, Vi — il — 
.VIiı— | — | 30.VI| — | — 
.VE| —| —'| 10. VI — 

. VI 2| — || 18 VI 7\ı— 


Beobachtungen. 


14. Bericht S. 63). Vollblüthe. 
W. Ziegler. 
| | ne en 
N | Mittel Giefsen Tage 
1875 1876 | 1877 1867—1876 | (Mittel) vor 
| (- ... Jahre) ||(... Jahre) | Giefsen 
| 
1v 2 N M EN 
eh 07 | TSV; — — —_ 
23. IV ITSERV, 19. IV — —_ 
27. IV 10. IV 13. IV B= == —_ 
26V | 729 VI 29. VI — — —_ 
26. IV IBELOSETV 20. IV 19V 23. WW 4 
| (6) (20) 
25.7 | &.IV | 22.1V 2 = u 
30. IV 20. IV 29. 1V 23. IV 29. IV 6 
(8) (20) 
7. NV: IS V; 14. V 3EV 10. V 7 
(8) (19) 
21. IV 10. IV — — ev e 
21 IV 9. IV 14. IV — = a 
10. VI Ai al I7E NT 12V 13.598 1 
(9) (19) 
23. 2. W 4. VI 25. V 4. VI 10 
(9) (21) 
9.V — 17-V: ZEV 15.2V 8 
(8) (20) 
27. _ 4. VO 29. VI Soval 6 
(8) (9) 
BEVET > 2 218.°V8 14. VI 151 21. VI 6 
(9) | (14) 
15. VI 24. VI 24. VI 20. VI | 26. VI 6 
Ik alle) 


Ban 


Hieraus ergiebt sich, dafs die Vegetationsentwickelung 
in Monsheim im Frühling um 4-6 Tage vor derjenigen 
von Gielsen voraus ist (Prunus Avium, Pyrus communis) ; 
auch im Sommer beträgt der Unterschied noch ungefähr 
6 Tage zu Gunsten von Monsheim (Vitis vinifera, Tritieum 
vulgare, Tilia parvifolia). 


V. 


Uebersicht der meteorologischen Beobach- 
tungen im botanischen Garten zu Giefsen, 


ausgeführt vom Universitäts-Gartengehülfen H. Weils 
und vom Universitäts-Gärtner J. F. Müller. 


1876), 
y- Se] 4 
oa* | © 
Lufttemperatur im Schatten ce Pe ee en 
z2: |88 |. FER 
—— nn a5 25 3. 
Zeit Mittel der täglichen 13.23]: |53& 35° 
1 P PAR jun nn | 000.0 D " as Ja H- 
ee | a BE IuzE 
| des des | R WE Maxima SEE |=- |5 yo 
Monats | Monats | Maxima | Minima und 2 5,0 2= 
OR. oR. Minim |d&Ss |%2 | Sc 
3 = 
Januar + 5,5 —14,5 + 0,32— 5,49— 2,59) 0,41 1 7 | 0,6 
(8) 
Febr. 411,5 |- 13,5 + 4411— 2,054 1,19 4,53 | 12 12 8,0 
(24) 
März +14,0 |— 5,5 + 7444 0,86-+ 3,90) 3,79 0716 0,5 
| (23) 
April + 15,0 |— 4,3 |+ 12,03+ 23,58-+ 7,30) 1,07 0 1 0 
(12) 
Mai + 20,7 |— 2,0 + 12,32 + 2,704 7,51| 0,97 0 0 0 
(9) 
Juni |+22,0 + 2,5 + 17,93|+ 9,28 13,60) 2,62 0 0 0 
(16) 
Juli + 24,0 + 5,0 + 19,47)+ 10,43|+ 14,95 2,29 0 0 0 
(12) 
Aug. +25,5 + 3,2 + 19,84 9,26, 14,55 2,87 0 0 0 
(14) 
Sept. +187 + 1,0 |+ 13,71+ 7,09-+ 10,40 4,75 0 0 0 
(23) 
Oct. |+180 |— 0,3 + 11,66|+ 5,614 8,63, 1,26 0 1 0 
(10) | 
Nov. + 82 |— 9,8 + 432— 0,874 1,72) 2,50 4 7 3,0 
(17) 
Dec. |+10,0 |—12,0 + 5,19+ 0,49-+ 2,84 3,12 0 4 0 
(21) 
Summe |Snmme ummeı u. 
Jahr + 16,09 — 4,18-+ 10,71+ 3,28 7,00 30,18 | 17 | 48 8,0 
(Mittel) (189) 


*) Vgl. den 15. Bericht 1876, 8. 32. 


BETONEN 


187%, 
‚© 
Sau: er 
Lufttemperatur im Schatten Bares 
ar mar 
Zi 8 f=] 8 
a = en en es 
— - ga ea KEEV Ete = 
daR | Mittel der täglichen 2383| #: 
na ao . 
I | Maxi- | Mini- | 7 iz N lESsel ee 
mum mum So 158 
des des ö Maxima |< % =E 
Monats | Monats | Maxima | Minima und S un SD 
oR. oR. Minima |38. (77) 
En 
un 


Januar + 13,0 — 4,7 | + 5,14 + re 2,8210 3,12 1 


Febr. | 9,5 |= 47 |4 6,1811 0,82) 4 3,52] 3,09 | ı 
(24) | 
März |+12,5.|-13,8 |+ 5,45I— 1,36|+ 2,04] 2,45 | 4 
| (22) 
April |+180 |— 23,0 |+ 9,704 2,10/+ 5,90) 0,99 0 
: (12) 
Mai |+19,0 |- 235 |+12,96 + 3,75 + 835 216 0 
4 (17) 
Juni |+260 + 45 |+20,000+ 9,52) +14,76| 1,17 | 0 
(9) ı 
Juli |+23,5 + 40 |+4+1745 + 9831 413,64 3,46 | 0 
(20) | 

Aug. |+23,2 | 3,7 | 17,85 10,12] 413,99] 2,422 | 0 
(14) | 

Sept. |+ 18,0 — 4,0 |+12,43 + 4,88 8,40) 1,66 0 
(16) 

Oct. +155 |— 4,2 |+10,011 + 1,69) + 5,85] 1,46 | 0 
(18) 

Nov. +1235 — 1,8 |+ 772 + 23,354 5,03] 2,10 | 0 
| (19) 

Dee. + 7,0 |-10,8 |+ 3,00|— 2,004 0,50) 2,24 | 7 
rn Beie |lina.dt % (18) | 

| Summe Summe 


Jahr |+ 16,48 — 3,031 +4 10,66 + 3,48| + 7,07| 26,82 | 13 
(Mittel) (209) 


Schneefall an... 
Tagen 
9 Uhr V. M. 


Höhe der Schneedecke, 
höchste (Par. Zoll) um 


a 
= 
[b)1 


Re 


vi 


Verzeichnifs 


der in der Kaichener sowie den angrenzenden 
(remarkungen in der Wetterau aufgefundenen 
Pflanzen (Phanerogamen). 


Papilionaceen. 


Sarothamnus vulgaris 
Genista pilosa 

„ tinctoria 

n germanica 
Oytisus Laburnum 
Ononis spinosa 

n  repens 
Anthyllis Vulner. 
Lotus cornie. 

»  uligimosus 
Trifolium hybr. 
repens 
pratense 
sativum 
medium 
alpestre 
incarnatum 
montanum 
arvense 
Fragiferum 
aureum 
campestre 
‚procumbens 
n ‚Kliforme 
Nelilotus alba 

n ofie. 
a coerulea 
Astragalus eicer. 


SSYSS3 NH HH 


‘en 
Medicago sativa 
; media 
n . Jalcata 
- lupulina 


glyeyphyllos | 


Von Hörle. 


Onobrychis sativ. 
Ervum hirsutum 
n tetraspermwum 


„ Lens. 
Lathyrus sativus 
n tuberosus 
= pratensis 
5 sylvestris 


Orobus vernus 
n  . tuberosus 
Pisum arvense 
„ sativum 
Vieia pisiformis 
(Naumburg, 
Bönstadt !) 
eracca 
Faba 
sepium 
sativa 
amgustifolia 
ronilla varia. 


332333 


C 


S 


Amygdaleen. 


Prumnus spinosa. 


Spiraeaceen. 


Spiraea Ulm. 
- Filipendula. 


Sanguisorbeen. 


Alchemilla vulg. 

5 arvensis 
Sanguisorba ofie. 
Poterium Samquisor. 


Rosaceae. 
Rubus idaeus 
c) caesius 


„ Frueticosus 
Geum urbarum 
Fragaria vesca 
elatior 

(Bönstadt) 
Potentilla supina 


(Kl. Karben) 


n 


; anserina 

n argentea 

n reptams 
vernda 


Tormentilla erecta 
Agrimonia Eupatoria 
Rosa canina 
n  rubigimosa 
n  repens 
(Bönstadt, 
Naumburg) 
„  gallica (Bönstadt). 


Pomaceae. 


Crataegus Oxyacantha 
” monogyna 
Pyrus communis 
„  Malus 
Sorbus domestica 
n„ aucuparia. 


Celastrineae. 


Staphylea pinnata 
Evonymus europ. 


Rhamneae. 

Rhamnus cathart. 
n frangula. 
Euphorbiaceae. 


Euphorb. helioscop. 
> platyphyllos 


4 Uyparissias 
n Peplus 
a exigua 
Mercurialis perennis 
" annua. 
Acerineae. 


Acer platanoides 
„  campestre. 


Ampelideae. 


Vitis vinifera 
Ampelopsis hederac. 


Oxalideae. 


Oralis acetosella. 


Lineae. 


Linum cathart. 


Geraniaceae. 


Geranium pratense 
” palustre 
n Pyrenarcum 
(Assenheim) 
s pusillum 
a disseectum 
n columbinum 
u Robertianum 
Erodium_ eicut. 


Balsamineae. 


Impatiens Nolitangere. 


Malvaceae. 


Malva Alcea 
n sylestris 
h rotundifolia 
Althaea offe. 
(Dortelweil). 


Tiliaceae. 
Tilia grandifolia 


n vulgaris 
„  sylvestris. 


ER WRREN 


Philadelpheae. 


Philadelph. coron. 


Onagrarieae. 


Epilobium amgust. 

” hirsutum 

5 palustre 

=” roseum 

n parviflorum 
Oenothera biennis 
Circaea lutetiana. 


Lythrarieae. 


Lythrum Salicar. 


Halorayeae. 


Myriophyllum spieat. 
Callitriche vernal. 
Ceratophyll. demersum. 


Saxifrageae. 


Saxifr. granulata 
„ tridactylites 
Ohrysosphen. atternifo- 
lıum. 


Grassulaceae. 


Sedum maxim. 
„ acre 
„  reflewum 


| Semperviv. tector. 


Sileneae. 
Dianthus prolif. 
% Carthusian 
“ deltoides 
” Armeria 


Gypsophila mural 
Saponaria ofic. 
Silene nutans 

„  inflata 
Lyehnis Viscaria 


3 Flos eueuli 
n vespertina 
» diurna 


Agrostemma Githago. 


Alsineae. 


Holosteum umbell. 
Arenaria trinervia 

n serpyllifolia 
Stellaria media 

4 Holostea 


Stellaria glauca 
= graminea 
Sagina procumb. 
Cerastium triviale 
n arvense 
Malachium aquaticum. 
Paronychieae. 


Spergula arvens. 
Herniaria glabra. 


Sclerantheae. 


Seleranth. annuus. 


Amaranthaceae. 


Amaranth. Blitum. 


Phenopodieae. 
Chenopodium Bon. Hen. 
n glaucum 
5 album 
n viride 
a polysper- 
mum 
olidum 


” 

Beta vulgaris 
Atriplex hortensis 
n patula 

n latifolia 
Spinacia oleracea. 


Hypericineae. 
Hypericum perforatum 
> humifusum 
quadrangu- 
lum 
Hypericum tetrapterum 
pulchrum 
n hirsutum. 
Droseraceae. 


Parnassia palustr. 


Violarieae. 


Viola hirtu 

„  odorata 

„ Kiviniana 

n  sylestris 

„  camina 

„.  stagnina 
(Dorfelden, 
Dortelweil) 

„  tricolor 

„  arvensis. 


Grossularieae. 


Ribes Grossularia 
n Doa erispa 
„  rubrum. 


Cucurbitaceae. 


Bryonia dioica. 


Cruciferae. 


Nasturtium offieinalis 
R amphibium 
z sylvestre 
- palustre 
Barbarea vulgaris 
Erysimum_ cheirant. 
Cardamine prat. 


s amara 
Sisymbrium ofieinalis 
> Sophia 
5 Alliaria 


Sinapis arvensis 
Brassica Rapa 
5 Napus 
5 oleracea 
Alyssum calyeinum 
Farsetia incana 
(Kl. Karben) 
Draba verna 
Armoracia rustic. 
Camelina sativa 
Thlaspi arvense 
Lepidium Draba 
(Kl. Karben) 


n campestre 
» ruderale 
» sativum 


Capsella Bur. part. 
Neslia paniculata 


(Dortelweil) 
kaphanus sativus 
- Raphanist. 
Papaveraceae. 
Papaver Argem. 
n Rhoeas 
n somniferum 


. oficinale 
Chelidonium maj. 


Fumariaceae. 


Fumaria ofieinale 
5 media 
Corydalis cava 
- solida. 


al 


Polygaleae. 


Polygala vulgaris 
5 coMoSa. 


Resedaceae. 


Reseda lutew 
„ Liuteola. 


Nymphaeaceae. 


Yuphar luteum. 


Ranunculaceae. 


Olematis Vitalba 
Thalicteum minus 
Anemone sylvestr. 

„ NEeMmoros“ 

R ranumeuloides 
Adonis aestivalis 
NMyosurus minimus 
Banuneulus fuit. 
divaricatus 
aquatilis 
acris 
lamugino- 

sus 
NEMOTOSUS 
repens 
bulbosus 
Philonotis 
auricomus 
sceleratus 
arvensis 
% Flammula 
Caltha palustr. 
Nigella arvensis 
Aquwilegia vulgaris 
Delphinium Consol. 


> u 1 D- | 


333333 


Paeoniaceae. 
Paeonia ofieinalis. 

Berberideae. 
Berberis vulgaris. 


Umbelliferae. 
Eryngium campestre 
Samicula europ. 
Bupleurum falcatum 


5 rotundifo- 
kaum 
Helosciadium nodiflo- 
rum 


Aegopodium Podag. 


(darum carvi 


Pimpinella magn. 

a Sazxifraga 
Falcaria Bivini 
Derula angust. 

Sium latifolium 
Silaus prat. 
A4ethusa Oynap. 
Oenanthe festulos« 


e peucedanifolia 
(Helden- 
bergen) 

- Phellandrium 


Scandix pect. Ven. 
Athriscus sylvestris 
Chaerophyl. temul. 

N bulbosum 
Conium maecul. 
Angelica sylvestr. 
Selinum Carvifolia 
Peucedanum Cervaria 
Heracleum Spondyliuns 
Anethum grav. 
Pastinaca sat. 

Orlaya grand. 
(Kl. Karben) 
Daueus Carota 
Caucalis daueoid. 
Torilis Anthrisc. 
5 helvetica. 


Araliaceae. 
Hedera Helix. 


Corneae. 


Cornus samguin. 


Visaceae. 


Viseum album. 


Oleaceae. 


Ligustrum vulg. 
Syringa vulg. 
Fraxinus excelsior. 


Gaprifoliaceae. 


Sambucus racemos@ 
x nigra 
Ebulus 
Viburnum Opulus 
Lonicera Xylost. 


Stellatae. 


Sherardia arv. 
Asperula odor. 


Asperula eynanchica 
Galium Apar. 

» duliginosum 
‚palustre 
verum 
sylvat. 
Mollayo 
syWwestre. 


3333 % 


Anocyneae. 


Vinca minor. 


Asclepiadea. 


Oynanchum Vinetoxi- 


cum. 


Gentianeae. 


Menyanthes trif. 
Gentiana ceruciata 
(Kl. Karben) 
Erythraea Oentaur. 
> pulchella. 


Boragineae. 


Uynoglossum ofiein. 
borago ofiein. 
3 a: 
Symphytum ofein. 

" tuberosum 

(Gronau) 

Lycopsis arv. 
Myosotis palustris 


n sylv. 
- intermedia 
strict« 
Pulmonaria ofhein. 
amgustifolia 
L ithosperm. oficin. 
(Naumburg) 
arvense 


Echium vu; g- 


Solaneae. 


Solanum nigrum 
Dulcam. 
Ph yaalis Alkekengi 
Atropa Belladon. 
Lyeium barb. 
Hyoscyamus niger 
Datura Stram. 


Cuscuteae. 


Cuscuta europ. 


Be a 


Convolvulaceae. 


Convol. sepium 
„ arvensis. 


Labiatae. 
Mentha sylvestr. 
n aquat. 
n.. sativa 
arvensis 


Lycopus europ. 
Pulegium vulgaris 
(Kl. Karben) 
Salvia ofieimalis 
n ‚pratensis 
n . sylvestris 
(Heldenbergen) 
„ verticillata 
(Heldenbergen) 
Origanum vulg. 
Thymus Serpyllum 
n vulgaris 
Calamintha Aecın. 
Olinopodium vulgare 
Nepeta Cataria 
Glechoma heder. 
Lamium amplex. 


e purpur. 
r macul. 
„ album 


Galeobdolon lut. 
Galeopsis Ladanum 
n ochroleuca 
” Tetrahit 
Stachys germ. 
sylvat. 
palustris 
arvensis 
annua 
(Kaichen) 
recta 
Betonica ofiein. 
Ballota nigra 
Scutellaria galer. 
Prunella vulg. 
n grandifl. 
Ajuga reptans 
n gemevensis 
n Chamaepitys 
(Kaichen) 
Teuerium Scorodonia 
a Scordium 


3233 


Verbenaceae. 
Verbena ofhein. 


Orobancheae. 


Orobanche Galii 
n rubens. 


Scrophularineae. 


Verbascum thapsif. 
n Lychnitis 
en nigrum 
Scrophularia nodosa 
Erharti 
Dis gitalis grandif. 
(Naumburg) 
Antirrhinum Oront. 
Linaria minor 
n spuria 
n vulgaris 
Veronica longif 
(Rendel) 
serpyllifol. 
scutellata 
Anagallis 
Beccabunga 
ofieinalis 
Chamaedrys. 
latifolia 
(Kl. Karben) 
n praecox 
(Kaichen) 
a arvensis 
n agrestis 
> buxbaumi 
(Büdesheim) 
n hederaefolia 
triphyllos 
Melampı yrum arv. 

n eristatum 
(Bönstadt) 
pratense 

Rhinanthus Major 
Euphrasia oflieinalis 
r pratensis 
Odontites 
Pedicularis sylv. 
palustris. 


BES nB ESS SErE 


n 


Primulaceae. 


Primula elatior 

” offieinalis 
Lysimachia Numm. 

4 vulgaris 

Anagallis arvensis 

" coerulea 
‚Hottonia pal. 
Samolus Valer. 

(Kl. Karben) 


Ericaceae. 


Calluna vulgaris 
Pyrola minor 
„  secunda 
n  rosea. 
Monotropeae. 


Monotropa Hypo. 


Vaccinieae. 
Vaceinium Myrt. 


Campanulaceae. 


Jasione mont. 
Phyteuma spicat. 


> nigrum 
Campanula rotundifolia 
> Rapune. 
n persicifolia 
n Trachelium 
n rapumeuloid 
n glomerata 
= cervicaria 


Specularia Speculum. 


Compositae. 


Eupatorium camnab. 
Tussilago Farfar. 
Petasites offieinalis 
Bellis perennis 
Erigeron acris 
z canadensis 
Solidago Virgaur. 
Inula Helen. 
Lurtcı 
(Bönstadt) 
n  britannica 
Conyza squar. 
Pulicaria vulgare 
Bidens tripartit. 
„  cermuus 
Artemisia Absinth. 
” vulgare 
Tanacetum vulgaris 
Achillea Ptarm. 
> Mllefolium 


nobilis 
(Eichen) 
Anthemis tinctor. 
n arvensis 
= cotula 


Matricaria Cham. 


XVII. 


COhrysanthemum Leu- 
canth. 
Chrysanthemum corym- 
bosum 
Senecio vulgaris 

n  viscosus 

„  sylvaticus 

„  erucaefolius 

n Jacobaea 

„ aquaticus 
Filago arvensis 

»„ germanica 

„  Minima 
Gnaphalium silv. 


> uliginosum 
5 luteo-album 
“ dioieum 
Centaurea Jacea 
5 Scabios@ 
Cyamus 


Ca er vulgaris 
Cirsium lanceol. 

n palustre 

n _ .arvense 

„ oleraceum 
Carduus nutans 

c erispus 
ÖOnopordon Acan. 
Lappa major 

5 minor 
Serratula tinet. 
Lampsana comm. 
Arnoseris pusilla 
Cichorium Intyb. 
Barkhausia foet. 
Orepis biennis 

pn virems 

» tectorum 
Hieracium Pilos. 


n praealtum 
n murorum 

n vulgatum 

a umbellatum 


Lactuea saligna 


(Kl. Karben) 


s sativa 
” Scariola 
" muralis 
Sonchus olerae. 
” arvensis 
asper. 


Chondrilla june. 
Taraxacum offieinale 
Leontodon hastilis 

x autummale 
Thrineia hirta 
Pieris hierac. 


Helminthia echioides 
Tragopogon prat. 
major 
I nmochaßres glabr. 
n radicata. 


Dipsaceae. 


Dipsacus sylvestr. 
Scabiosa succisa 

n arvensis 

5 columbaria. 


Velerianeae. 


Valerianella olit. 
Aurieula 
Valeriomä offieinalis 
“ dioica. 


Plantagineae. 


Plantago major 
a: media 
= lanceolata. 


Thymeleae. 
Daphne Mezer. 


Asarineae. 


Asarum europ. 
Aristolochia Clematitis. 


Polygoneae. 


Rumex obtusifol. 

n er ispus 

»„  aquaticus 

n  Acetosa 

Acetosella 
Polygon. amphib. 

n Persicaria 
Hydropiper 
awieulare 
Convolwulus 
dumetorum 
Fagopyrum. 


33333 


Urticaceae. 


Urtica urens. 
»  dioica 
Humulus Lupulus 


Camnabis sativ. 


Ulmaceae. 


Ulmus camp. 
n rejusaz 


5) 


Salicineae. 


Salix fragilis 
babylon. 
alba 
amygdalina 
purpurea 
viminalis 
cinerea 
Caprea 
aurit@ 
Populus tremula 
» . Pyramid. 


SS 33333 


n alba 
» nigra. 
Juglandoae. 


Juglans regia. 


Cupuliferae. 


Fagus sylv. 
Castanea vulg. 
Quercus sessilifl. 
»„. peduncul. 
Corylus Avellon. 
cu tubul. 
Carpinus Betul. 


Betulineae. 


Alnus incana 
„ glutinosa. 
Betula alba. 


Hydrocharideae. 


Hhydroch. Morsus 
ranae. 


Orchideae. 


Orchis fusea. 
„ . müiltaris 
„ ecoriophora 
„  Morio 
n mascula 
(Naumburg, 
Erbstadt) 
= latifolia 
Gymmadenia con. 
Platanthera bif. 
Cephalanth. pallens 
ensifolia 
Epipactis latifol. 
Neottia nid. awis. 
Listera ovata. 


a ee 


Irideae. 
Iris Pseud- Acorus. 


Amaryllideae. 
Galanthus ni. 
Nareissus poetie. 

Smilaceae. 


Convallaria multifl. 
majalis. 
Majamthem. bif. 
Paris quadrifol. 
Liliaceae. 


Gagea stenop. 

n arvensis 
Ornithogal. umb. 
Allium ursin. 

„ acutangul. 

” vineale 
Seilla bifol. 
Lilium candid. 

Colchicaceae. 


Oolchie. aut. 


Typhaceae. 


Typha angustif. 
Sparganium ramos. 
y simplex. 


Aroideae. 


Arum maecul. 


Lemnaceae. 


Lemna minor. 


Butomeae. 


Butomus umb. 


Alismaceae. 
Alisma Plant. 


Sagittaria sagittifolia. 


Potameae. 
Potamogeton nat. 

r erispus 

n pusillus 

Juncaceae. 


| Jumeus conglomeratus 


Juneus efusus 
glaucus 
sylvat. 
lamprocarpus 
compressus 
bufonius 

ıla pilosa 

»  .albida 

n campestris 

»„  multiflor. 


23 3 83 


I 


Cyperaceae. 


COyperus flavescens 
Heleocharis pal. 
n uniglumis 
Scirpus setaceus 
„ lacustris 
n . Tabernaemont. 
(Kl. Karben) 
»  sylvat. 
compressus 
Eriophor um latif. 
n angustif. 
Carex distich. 
vulp. 
muricata 
virens 
leporina 
‚Schreberi 
stellulata 
camescens 
remota 
vulgaris 
acuta 
pilulifera 
monltana 
‚Ppraecox 
tomentosa 
Fava 
pallescens 
sylvatica 
Ppanicea, 
distans 
hirta 
glauca 
ampullac. 
visicaria 
‚paludosa. 


3.373333 33 


” 
3 


IE ER Ve IE FR er BER Sr ET ER VER are r er | 


Gramineae. 


Phalaris arund. 
Anthoxanth. odor. 
Panicum sanguin. 
= erus-galli 
5 miliaceum 
Setaria virid. 


Setaria glauca 
Milium effusum 
Phleum prat. 
Alopecurus prat. 


n genieul. 
- agrestis 
Agrostis Spica venti 
=, alba 
vulgaris 
Calamagrostis Epigeios 
sylvat. 


” 
Arundo Phragm. 
Briza media 
Glyceria fluit. 

5 spectabilis 
Oynosurus eristatus 
Brachypadium silv. 

n Ppinnatum 
Festuca ovina 

» heterophyl. 

n  rubra 

” elatior 
Bromus_ steril. 


Bean . 


Bromus tectorum 
asper. 
secalinus 
mollis 
arvensis 
asper 
giganteus 
Poa annua 

„  nemoralis 

„n trivialis 

n pratensis 

„  compressa 
Molinia coerulea 
Koeleria erist. 
Dactyl. glom. 
Melica unifl. 

- nutams 
Triodia decumb. 
Aira caespit 

„ flexuosa 

n earyophyl. 
Avena sativa 

n Jatua 


= 313333 


Avena pubescens 
n  Jlawescens 
Arrhenatherum elatius 
Holeus mollis 
” lanatus 
Lolium perenne 
n _ arvense 
n temulentum 
Tritieum repens. 
Hordeum hexastichon 
n distichon 
= murinum 
Nardus stricta. 


Jumiperus comm. 
Populus tremul. 
»  Pyram. 
» nigra 
Pinnis sylv. 
Strobus 
Larix 
Picea 
Abies. 


>» 23%3 


3* 


VI. 
(Geologisch-mineralogische Mittheilungen. 


1) Vorläufige Mittheilungen über den Quarz von der Grube 
Eleonore am Dünstberge bei Giessen ; 


von A. Streng. 


Schon seit langer Zeit ist es bekannt, dafs in dem mul- 
migen manganreichen Brauneisenstein der Grube Eleonore 
am südlichen Fulse des Dünstberges Quarz in einzelnen zer- 
brochenen Krystallen und in zusammenhängenden Drusen 
vorkommt, an denen die beiden Rhombo@der #R als Pyra- 
mide und das Prisma oP, oft nur als schmale Abstumpfung 
der Seitenkanten der Pyramide sichtbar sind. 

Im 14. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für 
Natur- und Heilkunde (April 1873) hat Herr C. Trapp, 
damals Director der dortigen Gruben, eine Beschreibung der 
Brauneisensteinlager gegeben, aus welcher hervorgeht, dals 
der dortige Stringocephalenkalk keine Quarze enthält, wohl 
aber der aus seiner Umwandlung hervorgehende Dolomit, 
welcher in der Nähe des ihn bedeckenden Eisensteinlagers 
in Drusenräumen neben Braunspath auch Quarz- und Kalk- 
spathkrystalle führt. Da nun der Dolomit in Brauneisenstein 
umgewandelt wird (wahrscheinlich entsteht zunächst FeCO; 
und durch dessen Oxydation Brauneisenstein), so enthält 
auch dieses Gestein Drusen von Quarz. Ueber das Vor- 
kommen des Quarzes drückt sich Trapp auf S. 36 folgen- 
dermalsen aus : 

„Der Quarz blieb bei der Umwandlung des Dolomites 
durch die eisenhaltigen Wasser von den letzteren unberührt ; 


Be 


er bildete im Dolomite Infiltrationen und Drusen und stellt 
sich nunmehr auch als solche in dem Eisensteinlager dar. 
Die Krystalle besitzen die gewöhnliche Form des Quarzes 
und zeigen sehr häufig Einschlüsse von Eisenglimmer und 
Braunstein; auch sind die sogenannten Kappenbildungen sehr 
häufig an denselben wahrzunehmen, ebenso Eindrücke in den 
Krystallflächen, welche weggeführten kleinen Rhomboäödern 
entsprechen und welche wohl von Kalkspath herrühren, mit 
welchem vergesellschaftet wir den Quarz noch im Dolomite 
finden. Nach allen Seiten hin ausgebildete gröfsere Krystalle 
sind selten und bis jetzt nur an wenigen Stellen in der Grube 
gefunden worden. Dieselben sind höchstens 2 cm lang und 
0,5—0,7 cm dick, von bräunlicher, weils gewölkter Farbe. 
Meistens bilden sie Durchwachsungszwillinge, welche sich in 
Winkeln von 60° gegen die Hauptaxe durchkreuzen, zu- 
weilen aber auch durch massenhaftes Durcheinanderwachsen 
Krystallkugeln, an deren Oberfläche die pyramidalen Einden 
der Krystalle hervorstehen. Kleinere rundum ausgebildete 
Krystalle kommen als feiner pulverartiger Sand in einzelnen 
Drusen, doch nicht sehr häufig vor, die einzelnen Kryställchen 
sind alsdann meistens 0,5—0,5 mm lang und entsprechend 
dick.“ 

„Die gröfseren Drusen und derberen, jedoch immer 
kleinkrystallinischen Quarzstücke zeigen immer eine sehr 
zellige äufsere Oberfläche, welche bei genauer Betrachtung 
den Eindrücken vormaliger Krystalle von Braunspath genau 
entsprechen“. 

„Zumeist findet sich der Quarz in einzelnen Krystall- 
bruchstücken im ganzen Lager vertheilt, dann in einzelnen 
Drusen, welche sehr wenig Zusammenhalt besitzen, so dals 
sie meistens beim Herausnehmen in einzelne Krystallbruch- 
stücke zerfallen. Derbere Parthieen sind im Ganzen selten“. 

„Die zerstreuten Krystallbruchstücke in der Lagermasse 
sind in der Weise zu erklären, dafs nach der Umwandlung 
des Dolomites in Brauneisenstein der letztere einen geringe- 
ren Raum einnahm als der erstere. In Folge dessen trat 
durch den Druck der hangenden Schichten eine Verschiebung 


Zu. 


der einzelnen Lagertheile ein, durch welche die weniger 
widerstandsfähigen Quarzdrusen zertrümmert und die Trüm- 
mer durch das Lager vertheilt wurden“. 

Soweit die Mittheilungen von Trapp. 

Bei einer meiner jüngsten Excursionen nach der Grube 
Eleonore nahm ich eine kleine Quarzdruse mit, welche ich 
später einer genaueren Betrachtung unterwarf, wobei es sich 
herausstellte, dafs an diesen Krystallen eine Anzahl seltener 
Flächen vorkommen. Bei einer in Folge dessen vorgenom- 
menen Durchmusterung aller in meinem Besitze befindlicher 
Quarzkrystalle von Eleonore ergab sich, dals zwar die meisten 
nur die oben erwähnten gewöhnlichen Formen zeigen, eine 
kleine Zahl von Drusen aber Krystalle enthielt, an denen 
diese seltenen Flächen, wenn auch überall nur sehr untergeord- 
net, vorkommen, wie sie neuerdings von Descloizeaux, 
Websky, v. Rath, Laspeyres, Frenzel und Anderen 
beschrieben worden sind. Zunächst wird es nun meine Auf- 
gabe sein, an Ort und Stelle weiteres Material zu sammeln 
und dieses einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. 
Leider ist die Zahl der Quarze mit den seltenen Flächen 
sehr klein, gegenüber der grolsen Masse von Quarzkrystallen, 
die dort vorkommen ; man muls deshalb eine Menge von 
Material durchmustern, ehe man Krystalle findet, welche jene 
seltenen Formen zeigen. — Im Nachstehenden soll vorläufig 
nur das mitgetheilt werden, was bis jetzt an dem beschränk- 
ten Materiale beobachtet worden ist. 

1) Die häufigste der selteneren Flächen ist ein symme- 
trisch zwölfseitiges Prisma, welches sämmtliche Kanten von 
ooP zuschärft. Indessen sind die zuschärfenden Flächen 
nicht immer an der ganzen Längenausdehnung der Kanten 
von ooP sichtbar, sondern sie treten oft nur lückenhaft auf, 
so dafs einzelne Theile der Kante entweder frei sind von den 
zuschärfenden Flächen, oder nur eine spurenweise Andeutung 
derselben aufweisen. Die Flächen der zwölfseitigen Pyramide 
sind horizontal schwach gestreift und sind dadurch nicht so 
stark glänzend, dafs ein deutliches Spiegelbild erhalten wer- 
den könnte, dagegen gaben sie an mehreren Krystallen bei 


=, 


Anwendung einer Gasflamme einen so deutlichen Lichtreflex, 
dals auf den Lichtschein recht gut eingestellt werden konnte. 
. Bei der Messung wurden folgende Resultate erhalten, wobei 
jede Zahl der Durchschnitt aus sechs Messungen ist : 


FürlesEt:!ceBn "soPn!,ooPn (X) 


Erster Krystall 158010‘ — 
% i te 162052° 
= a 158°15° 162031° 
A 2 andere Kante 158°46‘ 162°50° 
5 5 5 >08:..1589552 1620 3° 
Zweiter Krystall 158°42° 162030° 
> 5 andere Kante 158050’ 162050’ 
Dritter Krystall 158040’ 162056‘ 
Mittel 158%30° 162053° 


Aus dem Winkel 158030’ für ooP : oPn ergiebt sich 
für die schärfere Kante Y von ©Pn der Winkel von 137%0'. 
Aus diesen Winkelwerthen kann man berechnen, dafs 
das Prisma höchst wahrscheinlich mit dem am Quarze schon 
bekannten Prisma 
op "Mi, — YMhar: a: Ha :woc= 1.11.4.0 


übereinstimmt, denn für 


berechnet gefunden 
coP !!/r.ist X ,— 162°6' 162033° 
Y— 19494: 137%. 


Unter Berücksichtigung des Umstandes, dafs die Ein- 
stellungen nur auf den Lichtschein erfolgten, ist die Ueber- 
einstimmung der gefundenen Werthe mit den berechneten 
genügend, um die Form als &P "!/, bestimmen zu können. 

Bei Winkelmessungen an einigen weniger glänzenden 
Flächen habe ich den Eindruck gewonnen, dals an anderen 
Krystallen die Prismenflächen einer andern Form angehören 
mögen; die bis jetzt erhaltenen Winkelwerthe waren indessen 
so schwankend, dafs bestimmtere Angaben vorläufig nicht 
gemacht werden können. 

2) Bei solchen Krystallen, an welchen —R untergeordnet 
vorhanden ist, so dals die Rhomboäder-Endkanten von R 


BR. 


hervortreten könnten, bemerkt man mitunter, dafs diese Kante 
abgestumpft ist durch eine äufserst schmale glänzende Fläche; 
es ist aber nicht —!/), R, sondern, wie vorläufige Messungen 
ergeben haben, eine Fläche, welche diese Kante schief ab- 
stumpft. Mitunter sind sogar mehrere solcher Flächen neben 
einander vorhanden; es sind Hemiscalenoäder. Die beste 
Messung ergab für den Winkel einer dieser Flächen mit R 
im Mittel etwa 129°. Andere sehr wenig zuverlässige Messun- 
gen gaben für zwei nebeneinander liegende Flächen Winkel 
von 157 und 170° mit R. 

3) An Einem Krystall war ein Theil der Endkante der 
Pyramide P scheinbar einfach abgestumpft; eine genauere 
Beobachtung und Messung mit Einstellung auf den Licht- 
schein ergab, dals zwar eine Fläche P2 vorhanden ist, welche 
diese Endkante gerade abstumpft und mit P einen Winkel 
von etwa 158° bildet (berechneter Winkel von P2:P = 
156°52°); daneben ist aber noch eine zweite Fläche erkenn- 
bar, welche die Combinationskante von P2 mit P abstumpft 
und mit letzterem einen Winkel von etwa 149° bildet. 

An anderen Krystallen sind die Endkanten von P nur 
durch die allerschmalsten Flächen abgestumpft, die selbst 
unter der Lupe kaum zu sehen sind. 

4) An der Stelle von 2P2 findet sich eine oder mehrere, 
sehr matte Flächen, welche zu oP und zu R unter anderen 
Winkeln geneigt sind, wie 2P2; es mögen obere Trapez- 
flächen sein. Sie kommen nicht etwa am Ende der abwech- 
selnden Kanten von oP vor, sondern gewöhnlich an allen. 
— Die gewöhnlichen Trapezflächen, sowie 2 P2 selbst sind 
nicht vorhanden, so dafs vorläufig jeder Anhalt fehlt zur Be- 
urtheilung, ob die Krystalle rechts oder links drehend sind. 

5) An solchen Krystallen, bei welchen die Endecke der 
Pyramide P durch eine horizontale Kante ersetzt ist, stellen 
sich mitunter schiefe Abstumpfungen oder Zuschärfungen 
derselben ein, welche stumpferen Rhombo@dern entsprechen. 
Es ist eine jedenfalls auffallende T'hatsache, dals, soweit ich 
beobachten konnte, diese stumpferen Rhomboäder niemals 
an der eigentlichen Endecke des Dihexaäders oder des 


ee 


Rhomboeders vorkommen, sondern immer nur dann, wenn an 
Stelle der Ecke eine Kante vorhanden ist. ! 

Die unter 3), 4) und 5) angeführten Flächen sind meist 
so schmal, dafs man sie nur mit einer Lupe erkennen kann. 

Aus dem Vorstehenden ergiebt sich, dals die Quarze 
der Grube Eleonore ganz ähnliche Erscheinungen darbieten, 
wie sie in so ausgezeichneter Weise von Websky an den 
Quarzen von Striegau beschrieben worden sind *). In wie 
weit die Erscheinungen hier und dort völlig gleich sind, 
liefse sich nur durch eingehenderes Studium der fraglichen 
Krystalle erkennen, was freilich durch die Kleinheit und den 
geringen Glanz der Flächen, sowie durch das Fehlen der 
Rhomben- und gewöhnlichen Trapezflächen sehr erschwert 
wird. 

Ganz ähnlicher Art scheint das von Frenzel**) geschil- 
derte Vorkommen des Quarzes von Langenberg bei Schwar- 
zenberg zu sein; denn diese Quarze, welche zahlreiche seltene 
Formen aufweisen, stehen ebenfalls mit Brauneisenstein und 
Manganerz in Verbindung. 

Ich kann zum Schlusse die Bemerkung nicht unter- 
drücken, dafs vielleicht die genannten seltenen Flächen an 
den (@Juarzen der Eleonore durch einen natürlichen Aetzungs- 
procels entstanden sein mögen. Zu einer solchen Aetzung 
bedarf es nicht der Fluorverbindungen, die hier vollständig 
fehlen, sondern es mögen dazu dieselben Gewässer beige- 
tragen haben, welche den Dolomit in Spatheisenstein und 
diesen wieder in Eisenhydroxyd verwandelt haben. Da die 
@Quarze sowohl im Dolomit als auch im Spatheisenstein vor- 
kommen, so sind auch sie lange Zeiträume hindurch mit 
jenen Gewässern in Berührung gewesen. Vielleicht waren 
es vorzugsweise die Kanten, welche zunächst von der Aetzung 
betroffen wurden, so dafs Abstumpfungs- und Zuschärfungs- 
flächen der mannigfachsten Art entstanden. — Vorläufig kann 


*) Zeitschrift der geolog. Ges. 1865, $S. 348 und Neues Jahrb. f. Min. 
1871, 8. 732. 


*#*) Neues Jahrb. f. Min. 1875, S. 682. 


Er 


ich übrigens das Vorstehende nur als eine Vermuthung aus- 
sprechen; ob sich dieselbe wird begründen lassen, werden 
erst genauere Untersuchungen lehren können. 


2) Ueber die Basaltdurchbrüche am Wetteberge bei Giessen; 
von A. Streng. 


Durch den Bau der Berlin-Metzer Eisenbahn, welche 
zwischen Lollar und Wetzlar die grofse Biegung des Lahn- 
thals abschneidet und den Hügelzug der Haardt in tiefen 
Einschnitten kreuzt, sind wenig neue Aufschlüsse bezüglich 
der geologischen Beschaffenheit der Umgegend von Giefsen 
erfolgt. Jener ganze Hügelzug besteht aus Kulm-Grauwacken 
der verschiedensten Art, frei von Versteinerungen, aber be- 
deckt mit zum Theil sehr mächtigen Löfslagen. Nur der 
Einschnitt am Wetteberg (den sogenannten Sieben Hügeln) 
bot interessantere Verhältnisse dar und gewährte Aufschlüsse, 
welche es gestatteten, eine bisher zweifelhafte Frage zu ent- 
scheiden. 

Der Wetteberg bildet in seinem höchsten Punkte eine 
Basaltkuppe, deren Configuration bedeutend verändert worden 
ist durch einen mit tiefem Graben versehenen altgermanischen 
Ringwall. Von diesem höchsten Punkte aus kann man nun 
in der Richtung nach Südost einen Hügelzug verfolgen, der 
aus einer Reihe von immer niedriger werdenden kleinen 
Basaltkuppen besteht, die freilich ihre Umgebung nur sehr 
wenig überragen, so dals das Ganze als ein langgestreckter, 
nach Südost allmählich abfallender mit kleinen Hervorragun- 
gen versehener Hügel erscheint. Der Eisenbahneinschnitt 
zieht sich nun quer d. h. von NO nach SW durch diesen Rücken 
und zwar zwischen den beiden letzten kleinen Kuppen hin- 
durch und hat zuerst ein kleineres, von Grauwacken fast all- 
seitig umschlossenes Basaltmassıv erschlossen, welches sich 
nach Norden d. h. am nördlichen Gehänge des Einschnittes 
spitz auskeilt, nach Süden aber wahrscheinlich mit der süd- 
östlichsten, kaum über die Umgebung hervorragenden Basalt- 
kuppe in Verbindung steht, welche unmittelbar den Einschnitt 


eg. Z. 


begrenzt. Nach der Aussage eines der dortigen Ingenieure 
soll sich die erwähnte Basaltmasse nach oben hin verjüngt 
haben. 

Etwa 20 Schritte weiter südwestlich fand sich am Nord- 
gehänge des Einschnitts ein etwa !/; m mächtiger, senkrecht 
einfallender Basaltgang, welcher von der Sohle bis zum 
Rande des Einschnitts verfolgt werden konnte, der sich aber 
weder in der Sohle noch am Südgehänge desselben auffinden 
liefs, vielmehr bestand diese letztere hier überall aus Grau- 
wacke. Während diese nun im Allgemeinen ein ungefähres 
Streichen von h. 4 hatte, war das Streichen des Basalt- 
ganges h. 9 und als die Verhältnisse genauer untersucht 
wurden, stellte es sich heraus, dafs dieser Gang in seiner 
Längenerstreckung genau mit einer Linie zusammenfiel, 
welche die südöstlichste Basaltkuppe mit der nächst höheren 
nach Nordwesten hin liegenden verbindet. Es ergiebt sich 
daraus, dals die beiden Kuppen durch eine Spalte mit ein- 
ander in Verbindung stehen, welche mit Basalt erfüllt ist, 
aber nicht überall die Oberfläche erreicht. Man wird nun 
wohl berechtigt sein, das für die beiden letzten Kuppen des 
Wetteberges Gefundene auch für alle übrigen als wahrschein- 
lich anzunehmen, dafs nämlich die 7 oder 8 Basaltkuppen 
des Wetteberges mit einer in Stunde 9 streichenden Spalte, 
einem Basaltgange, in Verbindung stehen, der nur an ein- 
zelnen Punkten die Oberfläche erreichte und hier das Material 
für die kleineren Kuppen lieferte. Die Kuppen des Wette- 
berges sind also keine secundären, sondern ächte Kuppen. 

Dasselbe wird man wohl auch von den benachbarten 
Kuppen Gleiberg und Vetzberg annehmen dürfen, deren 
Säulenstellung überdies derart ist, wie sie bei ächten Kuppen 
vorkommt ; namentlich am Vetzberge ist die nach oben con- 
vergirende, dem Holze in einem Meiler vergleichbare Stellung 
der Säulen sehr schön sichtbar. Man wird auch hier voraus- 
setzen dürfen, dafs diese beiden ausgezeichnet ausgebildeten 
Basaltkuppen ebenso wie diejenigen des Vetteberges mit 
Basaltgängen in Verbindung stehen, also keine secundären, 
sondern ebenfalls ächte Kuppen sind. 


u 


3) Ueber das Schlacken-Agglomerat von Michelnau bei Nidda; 
von A. Streng. 


Auf einer meiner letzten Excursionen in die Umgegend 
von Nidda kam ich auch nach Michelnau (nordöstlich von 
Nidda), um den auf der Karte in unmittelbarer Nähe des 
Ortes angegebenen Basalttuff in Augenschein zu nehmen. 
Statt eines richtigen feinkörnigen Tuffes fand ich aber ein 
so prachtvolles Schlacken-Agglomerat, wie mir ein solches 
im übrigen Theile der Basaltdecke des Vogelsberges noch 
nicht zu Gesicht gekommen ist. Zugleich ist diese Ablage- 
rung durch einen Steinbruch sehr schön aufgeschlossen und 
kann man in Folge dessen alle Modificationen der Ablage- 
rung genau sehen. Das Gestein besteht aus einer Anhäufung 
basaltischer Schlacken in allen Korngröfsen ; namentlich sind 
es faustdicke bis kopfgrolse, meist aber plattgedrückte Bruch- 
stücke der schlackigen, halb erstarrten Oberfläche von einst- 
mals feuerflüssigen Basalten, die hier vorwaltend sind. Sie 
bestehen aus schwammig, ja fast schaumig aufgeblähtem 
Basalt, der ganz erfüllt ist mit runden gröfseren und kleineren 
Blasen, und besitzen eine Oberfläche, welche dieselben lang 
gezogenen, gedrehten und gewundenen Runzeln besitzt, wie 
diejenige der Laven moderner Vulkane. Ich habe die ausge- 
zeichnetsten Stücke herausschlagen können, die sich kaum von 
den Schlacken neuerer Vulkane unterscheiden lassen. Auf 
dem Bruche sind sie meist von hellgrauer Farbe, während 
ihre Oberfläche braunroth gefärbt ist durch einen Ueberzug 
von Eisenoxyd. Dieses letztere dringt aber auch in die 
Körner und Brocken mehr oder weniger tief ein, so dafs sie 
entweder an ihren Rändern oder in ihrer ganzen Masse eine 
braune Farbe besitzen. Solche Stücke sind offenbar bei Zu- 
tritt von Luft glühend gewesen, wobei sich der Eisengehalt 
oxydirte; es sind also roth gebrannte Schlacken. 

Die einzelnen gröberen oder feineren Brocken und Bröck- 
chen sind nun entweder dadurch mit einander verkittet, dafs 
sie offenbar mit einander verschmolzen sind, oder auch da- 
durch, dafs sich zeolithische Substanz zwischen ihnen abge- 


nr 


lagert hat, die dann als Bindemittel dient. Auch in den runden 
Hohlräumen der Blasen sind kleine wasserhelle Kryställchen 
von Chabasit bez. Phacolith zahlreich ausgeschieden. 

Das ganze Gestein ist ziemlich weich und lälst sich vor- 
trefflich bearbeiten. 

Offenbar hat in der Nähe dieser Ablagerung ein Ausbruch 
basaltischer Massen stattgefunden, wobei auf der Oberfläche 
der noch gluthflüssigen Lava in dem Krater, der freilich jetzt 
durch Erosion verschwunden ist, halberstarrte Schlackenschol- 
len entstanden, welche durch die sich entwickelnden hoch- 
gespannten Dämpfe fortgeschleudert wurden und sich in der 
Nähe dieser Stelle ansammelten und zusammen mit Lapilli 
und Asche dieses Agglomerat bildeten. 

Wer die Fundstätte der schönen Chabasite und Phillip- 
site an den Felsenkellern bei Nidda besucht, möge es nicht 
versäumen diesen Steinbruch im Agglomerate westlich von 
Michelnau aufzusuchen, der nur !/; Stunde von jener Stelle 
entfernt ist und gewils zu den grölsten Merkwürdigkeiten 
des Vogelsberges gehört. 


4) Ueber den Magnetkies von Auerbach; 
von stud. chem. L. Roth, 


Bei Gelegenheit der geologischen und mineralogischen 
Excursion, die Herr Prof. Dr. Streng mit seinen Zuhörern 
zu Pfingsten dieses Jahres durch einen Theil des Spessarts 
und Odenwalds machte, kamen wir in der Nähe, von Auer- 
bach an das Marmorbergwerk auf der sogen. Bangertshöhe. 
Ich hatte das Glück, unter dem theils grob-, theils feinkör- 
nigen Marmor, der dort aufgeschichtet sals, ein Stück zu 
finden, welches neben einer grolsen Menge von Granaten 
(von der Form ©O) viel Magnetkies eingesprengt enthielt. 
Dieses Mineral bildete theils Aederchen oder grölsere kry- 
stalline Ausscheidungen in dem Marmor, theils allseitig aus- 
gebildete Krystalle, von denen ich drei behufs einer näheren 
Untersuchung loslösen konnte. 


Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 


Der am schönsten ausgebildete Krystall (der aber leider 
beim Loslösen zerbrach) war etwa 4 mm breit, 2 mm dick 
und 5—6 mm lang und zeigte entschieden rhombischen Habi- 
tus (Fig. 1). Er war tafelartig ausgebildet und nach einer 
Seite in die Länge gezogen. Sieht man den Magnetkies für 
rhombisch an (wie Herr Prof. Dr. Streng annimmt, der ihn 
für isomorph mit dem Silberkies hält), so würde der in Rede 
stehende Krystall eine Combination des basischen Pinakoids 
OP mit dem Prisma ooP und dem Brachypinakoid oP& 
bilden ; ist er aber hexagonal, so würden seine Flächen als OP 
und ooP zu deuten sein. Vier der Winkel dieses Krystalls 
konnten mittelst des Reflexionsgoniometers (auf den Licht- 
schein eingestellt) gemessen werden ; doch waren seine Flächen 
zu uneben und zu wenig glänzend, als dafs diese Messungen 
so genaue Resultate hätten ergeben können, wie es zur Ent- 
scheidung der Frage, ob der Magnetkies rhombisch oder 
hexagonal, unbedingt nöthig ist, da ja der Prismenwinkel des 
rhombischen Silberkieses von dem Prismenwinkel beim hexa- 
gonalen Krystallstystem nur um 20° verschieden ist. Drei 
der an den Bruchstücken dieses Krystalls gemessenen Winkel 
ergaben je 120° (ungefähr), der vierte Winkel ergab 90° 
(Durchschnitt aus 8 Messungen). 

Bei dem zweiten Krystall (Fig. 2), etwa 3 mm dick, 
3 mm breit und 6 mm lang, war eine Deutung der Krystall- 
flächen unmöglich, da einerseits diese Flächen nur auf der einen 
Seite des Krystalls unversehrt geblieben waren, anderseits 
die Messung anscheinend entsprechender Winkel von einander 
völlig abweichende Resultate ergab. Diese Abweichung ist 
wohl die Folge einer alternirenden Combination oder irgend 
einer Störung im Aufbau des Krystalls. 

Dem Anscheine nach stellt dieser Krystall dar eine Com- 


a. A 


bination einer sehr steilen Pyramide (auf der Fig. mit a, b, 
c, d bezeichnet) mit OP und ©Px. Die Winkelverhältnisse 
entsprechen aber dieser Deutung durchaus nicht. 

An dem dritten Krystall (Fig. 3), der etwa 2 mm dick, 
2 mm breit und 3,5 mm lang war, konnten zwei Winkel, aber 
auch nur annähernd, gemessen werden; sie ergaben die 
Werthe 120° und 90° (für a:ec und für a:e). Der Krystall 
zeigte ebenfalls rhombischen Habitus und seine Flächen sind 
wie die des zuerst beschriebenen Krystalls zu deuten. 

Auf OP hatten diese Krystalle eine bronzegelbe Farbe, 
während die anderen Flächen tombakbraun und blau ange- 
laufen waren. Sie waren von schwachem Glanz, sehr spröde, 
von unebenem-muscheligem Bruch und ziemlich magnetisch. 

Wenn auch die im Vorstehenden beschriebenen Krystalle 
zu unvollkommen ausgebildet sind, um die Frage nach dem 
Krystallsystem des Magnetkies zu entscheiden, so eröffnet sich 
doch die Möglichkeit, in dem körnigen Kalke von Auerbach 
bessere Krystalle zu finden, welche einen Beitrag zur Lösung 
der Frage liefern können. 


5) Ueber ein neues Vorkommen von Gismondin; 
von stud. chem. L. Roth. 


Zu Ostern dieses Jahres fand ich an dem Ostabhange 
des Berges zwischen Gedern und Ober-Seemen im Vogels- 
berge Krystalle eines Zeolithes, den ich für Gismondin halte, 
da die Krystalle ihrer Form nach identisch zu sein scheinen 
mit dem mir bekannten Gismondin vom Schiffenberg und 
von Burkhards. Sie salsen in den Drusenräumen eines sehr 
harten und spröden blauen Basalts, der dort dicht an der 
Stralse aus einem Acker herausgebrochen worden war. Die 
Drusenräume sind meist mit einer weilsen Rinde bekleidet, 
auf welcher aulser den Gismondinkrystallen öfters noch stark 
glänzende Chabasitkryställchen, oder Phillipsite, oder auch sehr 
kleine glänzende Nädelchen sitzen ; oft sind die Drusenräume 
bedeckt mit Hyalith, oder sie sind ausgefüllt mit Bol. Die 
Gismondinkrystalle selbst stellen sich als rhombische Pyra- 
miden dar und sind theils anscheinend einfach, theils zu- 


CE 


sammengesetzt; im letzteren Falle sind die Krystallindividuen 
entweder in paralleler Stellung mit einander verwachsen, oder 
sie stellen Zwillinge oder Durchkreuzungssechslinge dar, ähn- 
lich denjenigen, welche Herr Prof. Streng“) nach einem 
Vorkommen am Schiffenberg beschrieben hat. Die Gröflse 
der Krystalle schwankt zwischen 2 und 8 mm; die gröfseren 
sind sämmtlich mit einer weilsen oder gelben krystallinischen 
Rinde, häufig auch mit Hyalith überzogen, haben aber stets 
einen klaren durchsichtigen und farblosen Kern; die kleine- 
ren sind meist schwach glänzend (Glasglanz) und durchsichtig. 
Manche Krystalle zeigen eine Streifung parallel den Seiten- 
kanten. Ihre Härte ist etwa = 5. 

Bei mehreren der grölseren Krystalle suchte ich, so gut 
es bei der rauhen Beschaffenheit der Flächen gehen konnte, 
mittelst des Anlegegoniometers die Winkel zu messen. Ich 
fand für drei Krystalle folgende Durchschnittswerthe : 

Nr.(4;,Nr. 268 


Seitenkantenwinkel 132%: fl 3130 
Winkel der makrodiagonalen Polkanten 88° 87° 86° 
s „ brachydiagonalen 2 114° — — 


Unter dem Mikroskop konnte auch der ebene Winkel 
im basischen Hauptschnitt zu etwa 80° gemessen werden. 

Es ergiebt sich hieraus, dals die vorliegende Pyramide 
äulserlich eine durchaus rhombische ist. Indessen lehrte doch 
die Beobachtung einiger Dünnschliffe im polarisirten Lichte, 
dafs die Form nicht so einfach ist, wie sie erscheint, denn es 
ergab sich sogleich, dafs jeder Krystall aus mehreren Indi- 
viduen besteht und dals eingehendere Untersuchungen nöthig 
sind, um den Zusammenhang der Verhältnisse zu erkennen. 
Ich behalte mir vor, später auf diesen Gegenstand zurück- 
zukommen. 

Schliefslich sei noch bemerkt, dafs ich auch an der Stralse 
zwischen Mittel- und Nieder-Seemen in den dort zerstreut 
umherliegenden Basaltblöcken Drusen von Gismondin gefun- 
den habe. 


*) Neues Jahrb. für Min. 1874, 8. 578. 


VIEN. 


Die geognostischen Verhältnisse des 
Büdinger Waldes und dessen nächster 
Umgebung, mit besonderer Berücksich- 

tigung der tertiären Eruptivgesteine. 


Von Hugo Bücking in Strafsburg. 


Erster Theil. 


(Hierzu Tafel I.) 


Der Büdinger Wald wird von Alters her als der südlichste 
Ausläufer des Vogelsberges betrachtet. Im Osten beginnt er 
auf der rechten Seite des tiefeingeschnittenen Thals der 
Bracht, wird im Süden durch das breite Kinzigthal von den 
nördlichen Vorbergen des Spessart geschieden, grenzt im 
Westen an die fruchtbare, flachhügelige Wetterau und im 
Nordwesten zwischen Büdingen und Rinderbiegen an das 
ebenfalls sehr tiefe Thal des Seemenbachs, welches ihn von 
den südwestlichen Ausläufern des Gebirges trennt. Nur im 
Norden auf der Hochebene zwischen Rinderbiegen und dem 
Brachtthale hängt er in einer Breite von etwa 1'/; Stunden 
mit der Haupterhebung zusammen. Das so begrenzte (febiet, 
welches auf den Sectionen Gelnhausen, Birstein und Hütten- 
gesäls der kurhessischen Niveaukarte (im Mafsstabe "/g5000) 
und dem Blatte Büdingen der grolsherzogl. hessischen Ge- _ 

XVII. 4 


ER 


neralstabskarte (im Malsstab 1/;o000) topographisch dargestellt 
ist *), umfalst etwas über zwei Quadratmeilen. Es ist, wie 
auch schon der Name andeutet, zum gröfsten Theil bewaldet. 
Dörfer finden sich in grölserer Zahl in den fruchtbaren Thä- 
lern, welche es begrenzen, und auf der im Nordosten be- 
ginnenden Hochebene, die schon ganz den rauhen Charakter 
des Vogelsberges an sich trägt. Im Walde selbst liegen nur 
die beiden Ortschaften Gettenbach und Breitenborn da, wo 
die dem Wald entströmenden und nach Westen fliefsenden 
Bäche ihr Thal zu einem fruchtbaren Wiesengrunde erwei- 
tern und die etwas flacheren Gehänge zu einem unbedeutenden, 
die Arbeit kaum lohnenden Ackerbau Veranlassung geben. 
Die geologischen Verhältnisse des Büdinger Waldes sind 
abgesehen von einigen bedeutenden und mehreren kleineren 
Schichtenstörungen, deren Verlauf sich in dem bewaldeten 
Terrain nicht ohne Schwierigkeiten verfolgen lälst, durchaus 
einfach. Etwa zwei Drittel des ganzen Gebietes werden von 
Buntsandstein eingenommen; nur am Rande, nach der Wet- 
terau und dem Spessart hin wird derselbe von Zechstein und 
Rothliegendem unterteuft, während nach dem Gebirge zu 
unter den dort herrschenden basaltischen Massen aulser zwei 
nicht beträchlichen, zwischen Verwerfungsspalten eingeklemm- 
ten Röth- und Wellenkalkablagerungen vorzugsweise tertiäre 
Sand- und Thonschichten hervortreten. Diese tertiären Sedi- 
mente sollen, das sie wegen ihrer Stellung zu den genauer 
untersuchten tertiären Eruptivgesteinen und für den Aufbau 
des ganzen Vogelsbergs von besonderer Wichtigkeit sind, 
im Folgenden etwas näher betrachtet werden; zuvor aber 
möchte ich über die Lagerungsverhältnisse im Allgemeinen 
und die Entwickelung der älteren **) Formationen am Rande 


*) Die im Folgenden gebrauchten Ortsbezeichnungen sind sämmtlich 
den hier erwähnten Karten entlehnt. Die Höhenangaben bezeichnen, wie 
auf der kurhess. Niveaukarte, rheinl. Fufs über der Nordsee bei Langwarden 
(Oldenburg) nach Gaus. 

*#*) Ausführlichere Mittheilungen über diese Formationen, speciell über 
das Rothliegende und den Zechstein, behalte ich mir für später vor. 


u. 5 


des Büdinger Waldes einige Angaben vorausschicken, die 
mir um so nothwendiger erscheinen, als bis heute zwar sehr 
viele, aber theils schon veraltete, theils vielfach unzuverlässige 
Mittheilungen über diese Gegend existiren. 

Die ältesten mir bekannt gewordenen wissenschaftlichen 
Arbeiten rühren von A. Klipstein*) und R. Ludwig**) 
her. In denselben wird das mittlere Rothliegende noch zum 
Buntsandstein gerechnet, die Tertiärablagerungen sind gar 
nicht oder nur unvollständig berücksichtigt, und die Ausdeh- 
nung der basaltischen Gesteine ist auf den jenen Arbeiten 
angefügten geognostischen Karten nicht der Wirklichkeit 
entsprechend angegeben. Auch die geognostische Karte des 
mittelrheinischen geologischen Vereins, Blatt Büdingen, be- 
arbeitet von R. Ludwig ***), auf der zwar das Rothliegende 
richtig als solches gedeutet ist, enthält so aulserordentlich 
viele und grobe Ungenauigkeiten, was das Auftreten und die 
Verbreitung der Schichten betrifft, dafs es unmöglich ist, an 
der Hand dieser Karte sich ein Bild von dem Aufbau gerade 
des interessanteren T'heiles der Gegend zu machen. So ist 
z. B. eine ganz vereinzelte kleine Wellenkalkablagerung an 
der Wiese zwischen „altem Heegkopf* und „Scheiberain“ 
(gerade westlich von Schlierbach und südlich von Udenhain), 


*) A. Klipstein, Versuch einer geognostischen Darstellung des Kupfer- 
schiefergebirges der Wetterau und des Spessarts. Darmstadt, 1830. 


**) R. Ludwig, geognostische Beobachtungen in der Gegend zwischen 
Giefsen, Fulda, Frankfurt a. M. und Hammelburg; Darmstadt, 1852. Neuere 
Arbeiten von R. Ludwig, in welchen ältere ungenaue Angaben theilweise 
berichtigt wurden, finden sich in früheren Bänden dieser Berichte, in den 
Jahresberichten der Wetterauischen Gesellschaft zu Hanau, in dem Notiz- 
blatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt, und in anderen Zeitschriften. 
Besonders erwähnt seien nur noch folgende drei Abhandlungen : 1) Die 
Kupferschiefer- und Zechsteinformation am Rande des Vogelsbergs und des 
Spessarts; Jahresbericht der Wett. Ges. zu Hanau, 1854, S. 78—134; 
2) Geognosie und Geogenie der Wetterau, in den „Naturhistorischen Abhdlg. 
aus dem Gebiete der Wetterau“, Hanau 1858, $S. 1 ff.; 3) die Dyas in 
Westdeutschland in „Geinitz, Dyas“, Leipzig 1861, S. 239 ff. 


##*) Geologische Specialkarte des Grofsherzogthums Hessen, Section 
Büdingen. Darmstadt 1857. 


4* 


welche ehedem, als die Karte zur Ausgabe gelangte, durch 
Steinbruchsbetrieb *) aufgeschlossen war, in das eine halbe 
Stunde nördlicher liegende Thal, welches sich von Hellstein 
nach Udenhain heraufzieht, verlegt worden, wo sich auch nicht 
eine Andeutung von Wellenkalk findet, während da, wo er 
in der That vorhanden ist, Buntsandstein angegeben wird. 
Ferner ist am Hammelsberg bei Breitenborn und am Birken- 
strauch bei Hellstein statt der hier vorhandenen, über zwei 
Kilometer in die Länge und ein Kilometer in die Breite sich 
erstreckenden Basaltdecke Buntsandstein eingezeichnet; ander- 
wärts sind mehrfach Ablagerungen von Röth und im Westen 
des Blattes gar eine über eine @Quadratmeile einnehmende 
Löfsablagerung zwischen Hüttengesäls, Rothenbergen, Mittel- 
gründau, Vonhausen, Düdelsheim und Büdingen übersehen, 
was um so auffallender ist, als doch sonst mehrfach Röth 
und Löfs auf der Karte besonders ausgezeichnet wurden. 

Es ist selbstverständlich, dafs ich hier nicht auf alle ein- 
zelne Beobachtungen von Klipstein und Ludwig, die 
sich durch spätere Untersuchungen zum Theil als unrichtig 
erwiesen haben, eingehen kann; ich werde mich vielmehr 
darauf beschränken, nur da, wo es nöthig erscheint, die frü- 
heren Angaben zu berücksichtigen, im Uebrigen aber meine 
durch eingehende Untersuchung der ganzen Gegend erlang- 
ten Resultate in den Vordergrund treten lassen. Dabei werde 
ich aber die Verbreitung der einzelnen Schichten nicht 
specieller erörtern, da diese Verhältnisse auf den geologischen 
Karten, Section Gelnhausen und den nördlich und westlich 
angrenzenden Blättern, welche die preuls. geologische Lan- 
desanstalt seiner Zeit zur Ausgabe bringen wird, ihren Aus- 
druck finden werden. Ich verweise nur auf die dieser Arbeit 
beigefügten und am Schlusse kurz erläuterten Profile (Tafel II). 

Die Lagerung .der Schichten im Büdinger Walde ist 
eine nahezu horizontale; nur im Kinzigthale und am west- 
lichen Waldesrand beobachtet man ein gelindes Einfallen 


*) Es ist dies durch eine besondere Signatur auf der Karte richtig her- 
vorgehoben worden. 


— 5 Ze 


nach NO. Der im Ganzen regelmälsige Verlauf der Forma- 
tionsgrenzen erleidet jedoch mannigfache Störungen durch 
Verwerfungen. Diese lassen sich nach dem Alter der Ab- 
lagerungen, auf welche sie noch störend eingewirkt haben, 
in verschiedenalterige eintheilen, zunächst in solche, welche 
ein höheres Alter besitzen als die ältesten tertiären Eruptiv- 
gebilde und solche jüngeren Ursprungs, welche jedenfalls der 
Tertiärzeit angehören. Zu den ersteren muls man einige 
Verwerfungsspalten nördlich von Wächtersbach rechnen, 
zwischen welchen Wellenkalk und Röth mitten im Gebiete 
des Buntsandsteins auftreten; ihre Entstehung fällt in die 
Zeit zwischen Ablagerung des Wellenkalks und der älteren 
tertiären Sedimente, welche jenen unmittelbar überlagern 
(vgl. Profil 7). 

Weitaus die meisten Verwerfungen sind jüngeren Ur- 
sprungs; auch sie gehören wiederum verschiedenen Zeitepo- 
chen an. Diejenigen, welche nach oder bei der Eruption 
der jüngsten basaltischen Massen entstanden, sind im Allge- 
meinen von grölserer Bedeutung. Namentlich ist es aber 
eine, welche für den Büdinger Wald, wie für den ganzen 
Vogelsberg überhaupt von ganz besonderer Wichtigkeit ist; 
sie ist, ebenso wie die andern hier zu erwähnenden Gebirgs- 
störungen, seither gänzlich übersehen worden. Sehr deutlich 
erkennbar ist sie nördlich von Gelnhausen und insbesondere 
am Eichelkopf zwischen Gettenbach und Breitenborn, wo auf 
grölsere Erstreckung der untere Buntsandstein auf der Süd- 
westseite der Spalte scharf an dem mittleren auf der Nord- 
ostseite derselben absetzt (vgl. Profil 2). Von hier ver- 
läuft sie, auf ihrer Nordostseite stets von höheren Schichten 
begleitet, in nordwestlicher Richtung (darin ganz analog den 
meisten jüngeren Verwerfungen), mehrere Meilen weiter am 
Südwestrande des Vogelsberges entlang, nicht immer gerad- 
linig, sondern öfter durch seitlich unter mehr oder weniger 
spitzem Winkel zulaufende Querveränderungen auf grölsere 
oder geringere Entfernung verschoben. Eine solche Ver- 
schiebung hat sie bei Breitenborn durch eine von Süden nach 
Norden gerichtete Verwerfung im Hüttengrunde erfahren. 


BU 


Erst eine halbe Stunde nördlich von Breitenborn, da wo sich 
das Thal nach NO umbiegt, streicht sie in ursprünglicher 
Richtung über den Geiskopf weiter, hier mittleren Buntsand- 
stein, Tertiärschichten und Basalt scharf gegen den untern 
Buntsandstein abschneidend (Profil 1). Nördlich vom Büdin- 
ger Wald fand ich sie wieder am Abhang der Steinröde, 
bei Pferdsbach und am Betten bei Bergheim, von wo sie in 
der Richtung nach Ortenberg und Bobenhausen fortsetzt. 
Diese grolse Verwerfung dürfte vielleicht mit der bei Bieber 
im Lochborner Revier durch den Bergbau bekannt gewor- 
denen Verwerfung, dem „Sandrücken* der Bieberer Berg- 
leute, der jedoch im umgekehrten Sinne die Schichten auf 
seiner Düdwestseite um circa 100 Meter tiefer gelegt hat, in 
Verbindung zu bringen sein, und würde in diesem Falle süd- 
lich vom Vogelsberg sich noch bis in die Nähe von Kempfen- 
brunn, circa 6 Stunden von Gelnhausen entfernt, verfolgen 
lassen. Doch lälst sich zwischen Bieber und dem Kinzigthal 
das Vorhandensein einer Verwerfungsspalte nicht mit Sicher- 
heit constatiren, weil bei dem petrographisch durchaus ein- 
förmigen Habitus des hier allein zu Tage tretenden mächtigen 
Schichtensystems des feinkörnigen Buntsandsteins jegliche 
Gebirgsstörung von nicht sehr bedeutendem Umfange sich 
ganz der Beobachtung entzieht. 

Gleichfalls nordwestliches Streichen besitzen mehrere 
Verwerfungen am Büdinger Berg bei Breitenborn (vergl. 
Profil 3), vielleicht Abläufer der benachbarten Hauptspalte, 
welche gröfsere Partien mittleren und oberen Buntsandsteins 
in ein tieferes Niveau gebracht haben; ferner zwei Verwer- 
fungen am Querberg nördlich von Wächtersbach, welche die 
Tertiärablagerungen scharf an dem zwischen ihnen empor- 
gehobenen mittleren Buntsandstein abschneiden (vgl. Profil 
1 und 7) und mehrere kleine Verwerfungen in der Nähe des 
Dachsberges zwischen Hammelsberg und Arnoldsberg an der 
Erlenau bei Wittgenborn (vgl. Profil 6). Auch an dem west- 
lichen Waldesrande existiren mehrere parallele Bruchlinien ; 
eine, welche von Roth in der Richtung nach dem Hühner- 
hofe verläuft, wo das mittlere Rothliegende mit dem untern 


5 


Buntsandstein ein gleiches Niveau besitzt; eine andere in 
dem Thälchen östlich von Haingründau, in deren Fortsetzung 
der schon früh durch die Einschlüsse von geglühtem und 
dadurch prismatisch abgesondertem Sandsteine berühmt ge- 
wordene Basaltgang des „Wildensteins* bei Büdingen liegt, 
sowie eine dritte Verwerfung in dem Thälchen des Kälber- 
bachs zwischen Grolsendorf und Büdingen. 

Nahezu senkrecht zu dem Streichen der Hauptspalte ver- 
läuft vom Querberg aus nach Osten zwischen der Augusten- 
höhe und der Wolferburg hindurch eine gleichfalls beträcht- 
liche Verwerfungslinie, an welcher die Tertiärablagerungen 
ihre südliche Grenze erreichen (s. Profil 5). Ihre Fortsetzung 
liegt jenseits des Brachtthals am Herrntrieb vor. Sie scheint 
sich auch westlich vom Querberg noch weiter zu erstrecken, 
doch durch die zu ihr senkrechten Querveränderungen soweit 
nach Norden verschoben, dals sie erst dicht südlich von 
Wittgenborn auf der Grenze des grauen plagioklasreichen 
und des dunkeln plagioklasarmen Basaltes vom Hollerstrauch, 
über den Köhlersberg nach dem Bennerhorst fortsetzt, und 
von da, durch eine zu ihr fast senkrechte Verwerfung aufs 
Neue nach Norden verschoben, durch die Johannisstruth nach 
dem Wildwiesenschlag hin verläuft. Es spricht für diesen 
Verlauf der Linie einmal das sonst nicht wohl erklärbare 
Fehlen der Tertiärablagerungen zwischen dem Buntsandstein 
des Querbergs und dem jüngeren grauen Plagioklasbasalt 
von Wittgenborn, ferner die Aehnlichkeit des dunkeln Basalts 
vom Hollerstrauch und von der Augustenhöhe einerseits und 
von dem grauen Basalt von Wittgenborn und von der Wolfer- 
burg andererseits, und aulserdem der aus den Lagerungsver- 
hältnissen mit ziemlicher Sicherheit zu ziehende Schluls, dafs 
eine vom Bennerhorst nach dem Köhlersberg streichende 
Verwerfung existiren muls. Auch mit dieser zweiten Haupt- 
veränderung besitzen mehrere meist nur unbedeutende Bruch- 
linien ein nahezu paralleles Streichen. 

Von weiteren Verwerfungen sind nur noch zwei von 
einiger Wichtigkeit. Eine zwischen Moorhaus und Knisse- 
küppel streicht in nordwestlicher Richtung nach Rinderbiegen 


N 


zu; sie schneidet die Braunkohlen führenden Tertiärschichten 
nach Westen hin gegen den Basalt des Knisseküppels ab. 
Die zweite verläuft etwa senkrecht zu der ersten und legt 
dieselben Schichten im Norden an der Grenze gegen den 
Basalt vom Preiserle in ein tieferes Niveau. 

Näher auf die Einzelheiten einzugehen, würde zu weit 
führen; ich mufs mich beschränken, auf meine später er- 
scheinenden Aufnahmen zu verweisen. 

Die ältesten Ablagerungen, welche am Rande des Bü- 
dinger Waldes auftreten, gehören dem Rothliegenden an. 
Sie kommen im Westen bei Büdingen und Haingründau, in 
der Nähe des Hühnerhofes an der Stralse von Gelnhausen 
nach Büdingen, am Stickelberg und weiter südlich an der 
linken Thalwand des Gründaubachs, namentlich gut aufge- 
schlossen an dem Bahnhofe Mittelgründau und am Fulse der 
Bergkirche bei Niedergründau, sowie im Waldgraben nörd- 
lich von Lieblos unter der über die ganze Wetterau ausge- 
dehnten, im Westen bis dicht an den Waldessaum heran- 
reichenden Löfsdecke zum Vorschein. Im Thale der Gründau 
und bei Büdingen bestehen die Schichten vorwiegend aus 
rothbraunen Schieferthonen, denen häufig schwache Bänke 
äulserst feinkörnigen,, thonreichen und dünnplattig abgeson- 
derten Sandsteins eingelagert sind. Letztere werden in Er- 
mangelung besseren Materials wohl auch als Werksteine, z. B. 
in den Steinbrüchen oberhalb der Weinberge bei Langen- 
selbold gewonnen. 

Diese Schichten, welche wegen ihrer Aehnlichkeit mit 
dem die unterste Lage des Buntsandsteins bildenden Bröckel- 
schiefer sehr oft mit dem bei den Bergleuten für letzteren 
gebräuchlichen Namen „Leberstein® bezeichnet werden, ge- 
hören der mittleren Abtheilung des Rothliegenden an. Die- 
selbe beginnt in der Gegend von Altenstadt in der Wetterau 
über dem unteren Rothliegenden, einem grauen, auch wohl 
röthlichgrauen Sandsteine, welcher zuweilen thonige Zwischen- 
schichten, in seiner unteren Etage auch häufig einzelne Con- 
glomeratbänke einschlielst. Die ältesten Schichten dieser 
unteren Abtheilung sind bei Vilbel und an der Naumburg 


I 


bei Erbstadt (resp. Windecken), altbekannten Fundorten 
zahlreicher Blattabdrücke und verkieselter Holzreste, die 
höheren feinkörnigen Lagen, gleichfalls reich an Pflanzen- 
resten, bei Altenstadt und Lindheim in Steinbrüchen sehr gut 
aufgeschlossen. 

Jenseits der Kinzig wird das mittlere Rothliegende von 
der oberen Abtheilung überlagert. Die Schichten beider Eta- 
gen, unter einander im Allgemeinen parallel, liegen hier dis- 
cordant auf den ziemlich steil aufgerichteten krystallinischen 
Schiefern des Spessarts, theils auf dem jüngeren zuweilen 
sehr hornblendereichen Gneilse, theils auf dem Quarzitschiefer, 
welcher als ein mächtiges Schichtensystem den jüngeren von 
dem älteren (Spessart-)Gneilse trennt. Bei Niederrodenbach, 
wo allein die directe Auflagerung des oberen Rothliegenden 
auf dem mittleren deutlich sichtbar ist, besteht die letztere 
Abtheilung aus einem über 100 Meter mächtigen, durch 
Eisenoxyd verkitteten Conglomerate von Geschieben mannig- 
facher Spessartgesteine, vorwiegend von Quarzitschiefer und 
Gneils *). Als charakteristische Begleiter gesellen sich 
zu diesen noch Geschiebe von @uarzporphyr in grolser 
Menge; aber nur ein geringer Theil desselben läfst sich mit 
dem bei Obersailauf im Spessart anstehenden Porphyr iden- 
tifieiren ; weitaus die meisten mögen dem Odenwald entstam- 
men oder von Vorkommnissen von Porphyr herrühren, welche 
jetzt fast vollkommen der Erosion anheimgefallen sind oder, 
von jüngeren Schichten bedeckt, sich der Beobachtung ent- 
ziehen. Nach Osten hin erhalten einzelne Schichten des 
oberen und mittleren Rothliegenden eine etwas abweichende 
petrographische Beschaffenheit. So liegt bei Grolsenhausen, 
Lützelhausen und Neuses, südlich vom Büdinger Wald jen- 
seits der Kinzig, zwischen dem Porphyrconglomerate und 
dem mittleren Rothliegenden als untere nur local entwickelte 


*) Ludwig’s Angabe (Geognosie und Geogenie der Wetterau, 8. 69), 
der zufolge diese „unmächtigen“ Conglomeratschichten sich „unter den 
rothen Schieferthonen verbergen“ sollen, ist unrichtig. Ein Gleiches gilt 
für seine Eintheilung des Rothliegenden. 


BER N. 


Etage der oberen Abtheilung eine meist nur lose durch 
Eisenoxyd verkittete Quarzitschieferbreecie; anderseits wird 
im Ieufertsgrund bei Hailer und bei Niedermittlau das mitt- 
lere Rothliegende in seiner oberen Etage durch einen röthlich- 
grauen mürben Sandstein, in den tiefsten Grubenbauen des 
Büchelbacher Reviers bei Bieber, wo das Porphyrconglomerat 
gleichfalls in bedeutender Mächtigkeit angetroffen wird, durch 
einen grauen, selten röthlichen, feinkörnigen Sandstein, das 
„Grauliegende* (resp. „Rothliegende*) der Bieberer Bergleute, 
vertreten. Für gleichalterig mit den letztgenannten Schichten 
halte ich auch die in dem Waldgraben bei Lieblos unter der 
Zechsteinformation hervortretenden röthlichen und gelblichen 
sandigen Ablagerungen. Sie fehlen nördlich im Gründauthal 
und bei Büdingen, wo der Zechstein unmittelbar auf den 
rothbraunen Schieferthonen des mittleren Rothliegenden ruht. 

Die Entwickelung der Zechsteinformation ist im Westen 
und im Süden des Büdinger Waldes nicht durchaus die gleiche, 
so gering auch die Entfernungen selbst zwischen den ent- 
ferntesten Aufschlüssen sind. Namentlich die mittlere und 
die obere Abtheilung der Formation sind, wie allenthalben 
am ande des Spessarts und des Vogelsberges, sehr ver- 
schiedenartig ausgebildet, doch so, dals die im Süden bei 
Lieblos und Gelnhausen zu Tage tretenden Schichten 
im Allgemeinen eine ähnliche Ausbildung zeigen wie im 
Spessart, die westlichen Ablagerungen aber ganz analog den 
weiter nördlich bei Selters und Bleichenbach vorhandenen 
Zechsteinschichten entwickelt sind. 

Die Aufschlüsse hinter der Kirche von Grolsendorf bei 
Büdingen, sowie am südlichen Abhang des Reffenkopf und 
an den Einschnitten auf beiden Seiten vor dem Büdinger 
Eisenbahntunnel bei Haingründau geben einen sehr deutlichen 
Einblick in die Schichtenfolge. Es folgt hier über dem mitt- 
leren Rothliegenden (s. o.) das Zechsteinconglomerat, feste 
graue Sandsteine und Conglomerate, deren Mächtigkeit etwa 
1 Meter beträgt. Sie sind zuweilen in deutliche Bänke ab- 
gesondert und enthalten in den obersten Lagen nicht selten 
Kupfererze, z. B. bei Haingründau vorwiegend Malachit und 


Ener 


Kupferlasur. Auf dem Zechsteinconglomerate, welches allge- 
mein bei den Bergleuten in Bieber und im Kahlthale den 
Namen „Grauliegendes“ führt, liegt in der Nähe der alten 
Schachthalden des längst auflässig gewordenen Haingründauer 
Kupferbergwerks *) deutlich aufgeschlossen der Kupferschiefer, 
in seinem petrographischen Verhalten wesentlich verschieden 
von dem Kupferschiefer von Riechelsdorf und Mansfeld und 
weit ähnlicher dem ebenfalls durch organische Substanzen 
dunkel gefärbten, zähen Kupferletten von Bieber. Er wird 
bei normaler Ausbildung etwa 30—60 Oentimeter mächtig, 
nicht selten ist er auch schwächer entwickelt oder fehlt ganz. 
In letzterem Falle lagert die dritte Etage des unteren Zech- 
steins, der Zechstein im engeren Sinne, ein dunkler, stark 
bituminöser, dünnbänkig abgesonderter Kalkstein, unmittelbar 
auf dem Zechsteinconglomerate. Nach oben geht er in heller 
gefärbten, mehr dolomitischen Kalk über, wie solcher in den 
Steinbrüchen neben der Ziegelhütte bei Grolsendorf gewonnen 
wird, oder in dunkele und in höherer Etage bläulichgraue Kalk- 
mergel, welche in frischem Zustande den festesten Kalksteinen 
ähnlich sind, aber der Luft ausgesetzt in kurzer Zeit in feine 
Blättchen zerfallen. Diese Mergelschichten, welche bei dem 
Bau des Büdinger Tunnels in gröfster Ausdehnung aufge- 
schlossen wurden und vorzugsweise das Material zu den 
Eisenbahndämmen auf. beiden Seiten des Tunnels geliefert 
haben, geben eine reiche Ausbeute an charakteristischen Petre- 
facten. Am häufigsten sind Productus horridus mit allen 
Uebergängen zu der als Productus Geinitzianus unterschiedenen 


*) Bei Haingründau war in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts 
ein reger Bergbau auf Kupferschiefer und auf die Kupfererz führende 
Schicht im Zechsteinconglomerate, das „Sanderz* der Bieberer Bergleute. 
Die Erze wurden auf der Bieberer Silberhütte mit dem Bieberer Kupfer- 
letten zusammen zu Gute gemacht. Vgl. Cancrin, Geschichte und syst. 
Beschreibung der in der Grafschaft Hanau-Münzenberg u. s. w. gelegenen 
Bergwerke, Leipzig 1787, 8. 186—188, Klipstein, geognost. Darstellung 
des Kupferschiefergebirges der Wetterau und des Spessarts, Darmstadt 1830, 
S. 55 und 56, und Tasche, Notizblatt des Vereins für Erdkunde, Nr. 38, 
Darmstadt 1856, 8, 266—268. 


Lues 


Form, Terebratula elongata, Camarophoria Schlotheimi, Stro- 
phalosia Morrisiana und Goldfussi, Spirifer alatus, Arca striata, 
Nucula Beyrichi, Leda speluncaria, Gervillia keratophaga 
und antiqua, Edmondia elongata, Pleurophorus costatus, 
Pleurotomaria Verneuilli, antrina und n. sp., Turbo helicinus, 
Turbonilla Roessleri und Phillipsi, Serpula pusilla, Stenopora 
columnaris (var. incrustans, ramosa und tuberosa), Fenestella 
Geinitzi, Synocladia virgulacea und Anthocladia anceps. 
Seltener, zum Theil nur einmal, fand ich Schuppen von 
Palaeoniscus Freieslebeni, Avicula speluncaria, Schizodus 
truncatus, Allorisma elegans, Nautilus Freieslebeni, Stacheln 
von Eocidaris Keyserlingi, Orthis pelargonata und Lingula 
Credneri. Neben letzterer und Productus horridus juv. kamen 
merkwürdigerweise auch Blättchen von Ullmannia Bronni, 
ganz ähnlich den von Geinitz (Dyas, Taf. XXXIJ, Fig. 21 
und 22) abgebildeten Blättern vor. Es schliefst dann die 
untere Abtheilung der Zechsteinformation mit bläulichgrünen 
Kalkmergeln, welche sowohl über dem grauen dolomitischen 
Kalke an der Ziegelei von Grofsendorf, als am Reffenkopf 
bei Haingründau über den dunklen Zechsteinkalken und 
-mergeln beobachtet werden. Sie gehören, weil sie Productus 
horridus (und Geinitzianus), sowie Uamarophoria Schlotheimi 
und Strophalosia Morrisiana ziemlich reichlich führen ‚„ noch 
zu dem Zechstein im engeren Sinne. 

Die mittlere Zechsteinformation beginnt da, wo sie zu 
Tage tritt, wie z. B. am Reffenkopf bei Haingründau, mit 
dünnschieferigen, bläulich- und grünlichgrauen Kalkmergeln, 
die keine Petrefacten führen, petrographisch aber sich von 
den zum eigentlichen Zechstein zu stellenden Mergeln nur 
durch etwas gröfseren Glanz (in Folge zahlreicher feiner 
Glimmerblättchen) und etwas gröfsere Widerstandsfähigkeit 
gegen Auflösung zu einem lettenartigen Mergel unterscheiden. 
In etwas höherem Niveau gehen sie in rothe mergelartige 
Schieferthone über, die an das mittlere Rothliegende oder 
die unterste Etage des Buntsandsteins in auffallender Weise 
erinnern. Die Mächtigkeit dieser dünnschieferigen Schichten, 
aus welchen sich über Tage die mittlere Zechsteinformation 


zusammensetzt, ist nicht bedeutend; doch ist durch Bohr- 
löcher in der Nähe des Salinenhofes bei- Büdingen bekannt, 
dafs dieselbe durch Einschaltung ansehnlicher Salzthonlager *) 
eine sehr beträchtliche werden kann. Ihr .entstammen die 
bei Büdingen und an der Eisenbahnbrücke in der Nähe der 
Gummifabrik bei Gelnhausen zu Tage tretenden Soolquellen. 
Der Salinenhof bei Büdingen hat seinen Namen von der 
ehedem hier in Betrieb gewesenen Saline, auf welcher die 
Soole der Büdinger Quellen versotten wurde. 

Als obere, dritte Abtheilung des Zechsteins folgt über 
den rothen Mergelschichten bei Haingründau die Rauchwacke, 
ein der Thüringer Rauchwacke durchaus ähnliches, sehr zer- 
fressenes dolomitisches Gestein, nur von geringerer Mächtig- 
keit als jene. Bei Haingründau fand ich in ihr Terebratula 
elongata und einen fraglichen Schizodus. Im Allgemeinen 
scheint sie sehr arm an Petrefacten zu sein. Der Zechstein- 
letten, die dem Zechstein am Spessartrande niemals fehlende 
oberste Etage, ist bei Büdingen und Haingründau nicht vor- 
handen. 

Ganz abweichend ist, wie schon betont wurde, die Ent- 
wickelung der Zechsteinformation in dem von Haingründau 
nur 3 Kilometer entfernten Profile im Waldgraben nördlich 
von Lieblos. Hier findet sich über dem etwa 1 Meter mäch- 
tigen Zechsteinconglomerat als Aequivalent des Kupferschie- 
fers typischer Kupferletten, wie solcher jenseits der Kinzig 
bei Bieber und im Kahlgrunde ehemals Gegenstand des Berg- 
baus behufs Gewinnung von Kupfer, Silber und Blei war **). 


*) Aus den von Ludwig mehrfach angegebenen Bohrprofilen läfst sich 
nicht mit Sicherheit ersehen, ob die Salzthonschichten nicht vielleicht als 
oberste Etage des eigentlichen Zechsteins zu betrachten sind. Ich schliefse 
mich hier der seither allgemein angenommenen Ansicht über die Stellung 
dieser Schichten an. 


**) Fr. Sandberger führt in der „Berg- und Hüttenmännischen Zei- 
tung“, 1877, S. 391 an, dafs Bleiglanz bis jetzt noch nicht im Spessart 
beobachtet sei; doch wird er von Ludwig unter den Mineralien der Bie- 
berer Zechsteinformation mehrfach genannt. Ich kenne ihn, freilich nur 
selten deutlich kıystallisirt, aus dem Zechstein von Huckelheim, Kahl und 


u 


Auf demselben liegt ein circa 1 Meter mächtiges Eisenstein- 
flötz als Vertreter des Zechsteins im engern Sinne. Dieses 
wird überlagert von einem nur wenig mächtigen, grauen, 
dünnbänkig und parallelepipedisch abgesonderten, petrefacten- 
freien Dolomit, der die mittlere Abtheilung der Zechstein- 
formation zu repräsentiren scheint. Zwischen letzterem und 
dem Buntsandstein ist die obere Abtheilung der Formation 
als ein bläulicher und rothbrauner Letten vorhanden, welcher 


Bieber, auch von den Gängen und aus dem Eisensteinlager am letztgenann- 
ten Ort; namentlich auf den Halden des alten Bergwerks bei Kahl finden 
sich im Zechstein eingesprengt ziemlich häufig bis haselnufsgrofse krystal- 
linische Partien. Auch der Kupferletten ist sowohl bei Kahl und Huckel- 
heim, als in Bieber stellenweise reich an Bleiglanz, der theils fein vertheilt, 
theils öfter in deutlich sichtbaren Schnüren und Knollen ausgeschieden 
vorkommt. In Bieber wurden nach Cancrin (a. a. O. S. 171) ehedem in 
manchen Jahren eirca 2—300 Centner Blei aus dem Kupferletten gewonnen; 
ein Centner Schlieg aus dem Kupferletten (a. a. O. S. 83) enthielt durch- 
schnittlich 1—1'/, Loth Silber, 4—5 Pfund Kupfer und gegen 10 Pfund Blei. 

Auch kann ich nicht unterlassen, hier darauf hinzuweisen, dals ein 
eingehendes Studium der Bieberer Gangverhältnisse, zu welchem ein mehr- 
jähriger Aufenthalt in meinem Geburtsorte Bieber mir die beste Gelegen- 
heit gab, mich überzeugt hat, dafs der Erzgehalt der Bieberer und ebenso 
der gleichalterigen Kahlgründer Erzgänge nicht, wie Sandberger es an- 
nimmt (vgl. Sitzungsber. der Münchener Academie der Wissensch. Math.- 
phys. Classe, 1878, S. 136 und Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1877, 
S. 391 und 392), aus den ursprünglich erzreicheren krystallinen Schiefern 
durch Auslaugung der letzteren hervorgegangen ist, sondern lediglich dem 
erzreichen Kupferletten und den Zechsteinschichten über demselben ent- 
stammt. Die dolomitischen eisen- und barythaltigen Schichten des Zech- 
steins lieferten insbesondere die die Erze begleitende Gangmasse, welche 
aus Spatheisenstein und Schwerspath besteht. Wenn jetzt schwere Metalle 
in den constituirenden Mineralien der krystallinen Nebengesteine der Gänge 
nachgewiesen werden, so halte ich es wegen der aufserordentlich aufge- 
lösten Beschaffenheit des ganzen Bieberer Grundgebirges für mehr als 
wahrscheinlich, dafs dieser Erzgehalt sich nachträglich von den Gängen 
(zum Theil auch wohl aus dem Kupferletten) in das Nebengestein verbreitet 
hat. Gegen Sandberger’s Ansicht spricht wohl auch der Umstand, dafs 
ein Theil der Gänge gar nicht im krystallinen Schiefergebirge, sondern wie 
im Büchelbacher Revier bei Bieber, im Rothliegenden aufsetzt. In einer 
ausführlichen Arbeit über die Bieberer Gangformationen werde ich Gelegen- 
heit haben, meine Ansicht noch näher zu begründen. 


Zr en 
auch bei Gelnhausen und allenthalben jenseits der Kinzig die 
obere Abtheilung der Formation bildet. 

Bei Gelnhausen ist die Entwickelung im Allgemeinen 
ähnlich, für die jüngeren Formationsglieder noch mehr analog 
der von Bieber und Kahl im Spessart. Das Zechsteincon- 
glomerat wird an den letztgenannten Orten von dem selten 
mehr als 1 Meter mächtigen Kupferlettenflötz bedeckt. 
Diesem folgt der eigentliche Zechstein, ein dünnplattiger, 
dolomitischer Mergelschiefer, der nach oben allmählich thon- 
erdeärmer und magnesiareicher wird und so in den gewöhn- 
lich diekbänkig abgesonderten, auch wohl anscheinend massig 
auftretenden Hauptdolomit übergeht. Dieser Hauptdolomit 
repräsentirt gewöhnlich da, wo der Salzthon nebst den ihn 
begleitenden Schieferthonen fehlt, allein die mittlere Zechstein- 
formation. Er ist in seiner Mächtigkeit grolsen Schwankun- 
gen unterworfen. Zuweilen wird er (oft mit dem eigentlichen 
Zechstein zusammen, wie an manchen Stellen im Lochborner 
Revier bei Bieber) durch ein Eisensteinlager von verschie- 
dener, zwischen 1 und 10 Meter variirender Mächtigkeit ver- 
treten. Bei Gelnhausen, wo der Hauptdolomit in dem östlich 
vor der Stadt gelegenen Weinberge, „das Königsstück* ge- 
nannt, zu Tage tritt, zeigt er die normale Ausbildung, wie 
bei Bieber und Kahl. Er bildet einen aschgrauen, äulserlich 
zuweilen auch rosa und violett gefärbten, rauh anfühlbaren 
Dolomitsand, der nur eine verticale Zerklüftung erkennen 
läfst. Auf den Klüften findet sich, analog dem ausgedehn- 
teren Vorkommen von Kahl und Huckelheim im Spessart 
und von Aulendiebach nordwestlich von Büdingen, fast immer 
Braunsteinmulm oder von oben zugeführter Zechsteinletten 
angehäuft. Die tieferen Schichten, welche bei Gelnhausen 
möglicherweise durch einen allerdings sehr bald unterbroche- 
nen Bohrversuch im Jahre 1866, dessen Resultate mir nicht 
vollständig bekannt sind, aufgeschlossen wurden, sind, nach 
dem Auftreten der Soolquelle an der Eisenbahnbrücke zu 
urtheilen, als Salzthon entwickelt. Derselbe würde hier, ähn- 
lich wie bei Orb, die untere Etage der mittleren Zechstein- 
formation (oder vielleicht auch die oberste Etage des eigent- 


a 


lichen Zechsteins, s. Anmerkung S. 61) einnehmen. Die 
obere Zechsteinformation, der Zechsteinletten, ist bei Geln- 
hausen zwischen Hauptdolomit und Buntsandstein, circa 5—8 
Meter mächtig, als hellbläulich- und rothgefärbter Thon in den 
Weinbergen östlich von der Stadt bis zur Gummifabrik , wo 
er sich dann in die T'halsohle stürzt, vorhanden, doch wegen 
starken Gehängeschuttes nicht allenthalben deutlich erkennbar. 

Die Zechsteinformation wird von den Schichten der Trias 
durchaus gleichförmig überlagert. Vorzüglich ist es der 
Buntsandstein, der im Büdinger Wald in gröfster Verbreitung 
auftritt; von jüngeren triadischen Schichten kommt nur am 
Kalkrain zwischen Wächtersbach und Wittgenborn zwischen 
zwei starken Verwerfungen eine kleine Partie Wellenkalk ganz 
vereinzelt vor, der Rest einer einst weit über die ganze 
Gegend verbreiteten Ablagerung, welche jetzt bis auf ganz 
wenige, durch Gebirgsstörungen in das- Niveau tieferer 
Schichten gesunkene, weit von einander entfernte Theile voll- 
ständig der Erosion zum Opfer gefallen ist. 

Der Buntsandstein des Büdinger Waldes zerfällt in fünf 
Abtheilungen, von welchen die beiden älteren, der Bröckel- 
schiefer und der feinkörnige Sandstein, der unteren, die dritte, 
der grobkörnige Sandstein, und die vierte, der Chirotherien- 
sandstein, der mittleren, und die letzte, der Röth, der oberen 
Etage der Formation entsprechen. 

Der Bröckelschiefer, allgemein mit dem Namen „Leber- 
stein“ bezeichnet, tritt nur im Süden und Westen des Ge- 
bietes zu Tage. Man beobachtet ihn bei Büdingen in der 
Umgebung des Wildensteins, dann am Gehänge des Stulerts 
bis zum Thiergartenhof. Hier zieht er in dem Thälchen, 
welches in südlicher Richtung gerade auf den Reffenkopf 
zuläuft, ziemlich hoch in die Höhe und wird allenthalben im 
Walde am Abhang des Reffenkopfs angetroffen, besonders 
gut aufgeschlossen oberhalb des nördlichen Portals des Bü- 
dinger Eisenbahntunnels in der Richtung nach der Reffen- 
stralse hin. Nach Osten fällt er ziemlich steil m das Thäl- 
chen zwischen dem Reffenkopf und dem Hohen Herd, an 
dessen Einmündung in das Thal der Gründau schon die 


ee 


höheren Schichten anstehend beobachtet werden. Jenseits 
der westlich vom Hühnerhof zwischen mittlerem Rothliegen- 
dem und feinkörnigem Sandstein durchstreichenden Verwer- 
fung erreicht er dann eine sehr bedeutende Entwickelung, 
namentlich am südwestlichen Abhang des Herzbergs bei Roth. 
Von hier nimmt er, im Allgemeinen nur um wenige Grade 
nach Osten hin einfallend, einen regelmäfsigen Verlauf in der 
Richtung nach Gelnhausen, wo er oberhalb der Stadt deutlich 
entblöfst zu Tage tritt. Weiter im Kinzigthal aufwärts, bei 
Haitz, verschwindet er unter dem feinkörnigen Sandstein in 
der Thalsohle. Der Bröckelschiefer erreicht durchschnittlich 
eine Mächtigkeit von 70 Meter. Er besteht aus rothbraunen 
Schieferthonen, welche in der unteren Etage sehr dünnschie- 
ferig sind, nach oben aber in dickschieferige Lagen von 
hellerer Farbe übergehen. Sie schlielsen hin und wieder 
schwache Bänke eines sehr feinkörnigen thon- und glimmer- 
reichen, zuweilen auch sehr festen quarzitischen Sandsteins ein. 

Der feinkörnige Sandstein, welcher etwas über 150 Meter 
mächtig wird, besteht aus 1—2 Meter starken Sandsteinbän- 
ken, welche besonders häufig an der Basis dieser Abtheilung 
durch schwache Zwischenschichten von rothbraunem, gewöhn- 
lich glimmerreichem Schieferthon von einander getrennt sind. 
Der Sandstein besitzt vorherrschend eine blalsrothe Farbe, 
ist stets feinkörnig und führt ein thoniges, selten kieseliges 
Bindemittel. Er besteht aus Körnern von Quarz und Kaolin ; 
nur in quarzitischen Schichten treten letztere zurück. Zahl- 
reiche Glimmerblättehen bedingen nicht selten eine verhält- 
nilsmäfsig leichte Schieferung. Discordante Parallelstructur 
ist im Ganzen häufig vorhanden. Die Schichten nahe an 
der Bröckelschiefergrenze liefern die besten Werksteine. Sie 
werden mehrfach in zum Theil grofsartig betriebenen Stein- 
brüchen gewonnen, so zwischen Büdingen und der Papier- 
mühle an der Stralse nach Rinderbiegen, an der Reffenstrafse 
oberhalb des Büdinger Tunnels, am Herzberg und am west- 
lichen Abhang der Gelnhäuser Warte bei Roth, oberhalb der 
Stadt Gelnhausen und an dem Gehänge zwischen Gelnhausen 
und Haitz, am Hofe Kalteborn und diesem gegenüber an 

XVII. 5 


dem Berg bei Wirtheim. Bei Wächtersbach verschwindet 
der feinkörnige Sandstein unter dem mittleren Buntsandstein 
in der Thalsohle. 

Die untere Abtheilung des mittleren Buntsandsteins, der 
grobkörnige Sandstein, besitzt östlich von der oben erwähn- 
ten, in nordwestlicher Richtung verlaufenden Hauptverwerfung 
eine aulserordentliche Verbreitung; erst nach dem Plateau 
des Büdinger Waldes hin erreicht er seine Grenze an den 
Tertiärablagerungen. Die Gesammtmächtigkeit beträgt circa 
200 Meter. Ebenso wie der feinkörnige Sandstein ist auch 
der grobkörnige in 1 bis 2 Meter mächtige Bänke geschichtet, 
welche wie z. B. östlich von Neudorf auf der linken "T'hal- 
seite der Bracht zuweilen durch beträchtliche Zwischenschichten 
von rothbraunen Schieferthonen von einander getrennt sind. 
Der Sandstein selbst besitzt eine blafsrothe oder rothbraune, 
in seinen höheren Lagen, z. B. an den Abhängen des Ham- 
melsberges, Vogelkopfes und Sandkopfes bei Breitenborn 
auch wohl eine weilse und gelblichweilse Farbe. Er besteht 
aus Körnern von Quarz und Kaoliın, von welchen erstere 
zuweilen Krystalllächen erkennen lassen; Glimmerblättchen 
treten nur sparsam auf. Fast immer ist er sehr grobkörnig; 
sein Bindemittel ist meist thonig, selten kieselig; zuweilen 
tritt es sehr zurück und es entstehen dann locker zusammen- 
hängende, auch wohl zerfressen aussehende Sandsteine, die, 
wie am Eichelkopf bei Breitenborn, sehr leicht in losen Sand 
zerfallen. Zwischenschichten dünnplattigen feinkörnigen Sand- 
steins, die in ihrer Mächtigkeit meist zwischen 2 und 4 Meter 
variiren und nur am westlichen Gehänge des Brachthales 
einmal circa 50 Meter erreichen, bezeichnen auf weitere Er- 
streckung keinen bestimmten Horizont. Dasselbe gilt von 
äulserst grobkörnigen, conglomeratartigen Bänken, welche im 
Allgemeinen in den oberen Lagen ihre grölste Verbreitung 
besitzen. Sie finden sich sehr schön entwickelt an den vier 
Fichten, an der Ruheichswiese, sowie im Wildwiesenschlag 
auf der linken Seite der Bracht, an diesen Punkten nur 
locker verbunden und in groben Kies zerfallend; aulserdem 
aber auch am Niederhang und an der Leite bei Schlierbach, 


on 


wo sie eine grolse Festigkeit besitzen und in mächtigen 
@Quadern abgesondert auftreten. Sie bilden hier eine etwa 20 
Meter hohe, steile T’errasse, welche in ziemlich horizontaler 
Erstreckung von Neuenschmitten bis in die Nähe von Hessel- 
dorf verfolgt werden kann. Nach ersterem Orte hin werden 
diese Conglomeratbänke von einem feinkörnigen gelblich- 
weilsen Sandstein überlagert. Dieser unterscheidet sich von 
dem folgenden Chirotheriensandstein wesentlich dadurch, dafs 
er bei weitem dickbänkiger, in grofsen, zu Bausteinen wohl 
geeigneten Quadern abgesondert auftritt, auch zuweilen ver- 
einzelte grölste Quarzgeschiebe enthält. Aufserdem besitzt 
er einen nicht unbeträchtlichen Gehalt an Mangan, der zum 
Theil auf den Schichtungsflächen und Klüften in Form von 
Dendriten oder festen, bis 3 Millimeter dicken Krusten von 
Psilomelan sich ausgeschieden hat und im Sandstein selbst 
in der Regel durch unregelmälsig verlaufende dunkele Flecken 
und Bänder sich bemerklich macht. Letztere geben dem 
Sandstein ein getigertes Aussehen. 

Die obere Abtheilung des mittleren Buntsandsteins, der 
Chirotheriensandstein, ist in dem Steinbruch am Hoherain 
bei Spielberg, zwischen letzterem Dorfe und Schlierbach ge- 
legen, sowie in dem Steinbruch zwischen Neuenschmitten und 
Spielberg, und an der Stralse von letzterem Orte nach dem 
Hammer am besten aufgeschlossen. Seine Gesammtmächtig- 
keit beträgt circa 18 Meter. Er ist ein dünnplattiger, fein- 
körniger Sandstein von hellgrauer und -röthlicher Farbe; 
reichliche Glimmerschuppen begünstigen seine dünnplattige 
Absonderung. Chirotherienfährten wurden in ihm nicht be- 
obachtet. In geringerer Mächtigkeit und ohne deutliche 
Aufschlüsse kommt diese Ablagerung auch am jungen Heeg- 
kopf östlich von Schierbach, am Kalkrain nordwestlich von 
Wächtersbach und am östlichen Abhang des Hammelsberges 
zum Vorschein. 

Der obere Buntsandstein, der Röth, bedeckt an dem 
rechten Gehänge des Brachtthales zwischen Schlierbach und 
Streitberg und auf der linken Seite der Bracht am jungen 
Heegkopf östlich von Schlierbach den Chirotheriensandstein. 

5% 


Aufserdem wird er noch, zwischen Verwerfungsspalten einge- 
sunken, am Kalkrain bei Wächtersbach,unter dem Wellen- 
kalk und am Eichwäldchen bei Breitenborn im Gebiete des 
grobkörnigen Buntsandsteins beobachtet. Er besteht hier, 
ebenso wie in der Umgegend von Salmünster, Steinau und 
Schlüchtern, wo er in grölserer Verbreitung auftritt, vorwal- 
tend aus dünnschieferigen, durch zahlreiche feine Glimmer- 
schuppen glänzenden, rothbraunen Schieferthonen, welche hin 
und wieder schwache Bänke eines sehr feinkörnigen thon- 
und glimmerreichen, zuweilen aber auch sehr festen quarziti- 
schen Sandsteins einschliefsen. Seine Mächtigkeit beträgt 
nicht über 70 Meter. 

Vom Muschelkalk kommen im Büdinger Wald und 
dessen nächster Umgebung nur an zwei Stellen Ablage- 
rungen von ganz geringer Ausdehnung vor, die der unteren 
Abtheilung, dem Wellenkalk, angehören. Im Wald selbst 
findet sich Wellenkalk zwischen Wittgenborn und Wächters- 
bach am Kalkraımn, einem mannigfach von Verwerfungen 
durchschnittenen Terrain (vgl. Profil 7), wo ein circa 25 Me- 
ter mächtiges Lager zwischen Röth und dem älteren tertiären 
Thon vorhanden ist, mitten im Gebiete des mittleren Bunt- 
sandsteins. Die Schichten besitzen hier nur ein geringes 
Einfallen nach NO. Die untere Grenze gegen den Röth 
wird von einer schwachen Schicht festen gelben Kalksteins 
gebildet, welcher petrographisch durchaus ähnlich dem sog. 
„Grenzdolomit* in Thüringen ist. Der eigentliche Wellen- 
kalk über dieser Grenzschicht besteht aus etwa 1 Meter 
mächtigen, leicht dünner spaltenden Bänken von vorzugsweise 
faserigem, selten ebenschieferigem dichtem Kalkstein von grauer 
Farbe, welcher nur spärlich schlechterhaltene Steinkerne von 
Gervillia socialis, Turbo gregarius und Lima lineata liefert. 
Ludwig giebt an, dafs Fr. Sandberger unter den früher 
von Genth gesammelten Versteinerungen von hier auch 
noch Dentalium torquatum Holl. und „einen Goniatiten (Gonia- 
tites eultrijugatus Sdbgr. n. sp.), ähnlich dem Goniatites Buchii 
v. Alberti sp. aus dem Wellenkalk Württembergs“ erkannt 
habe. Ferner theilt er in seinen Erläuterungen zur Section 


— 69 — 


Büdingen mit, dals er „über dem Wellenkalk einen in 0,03 
bis 0,4 Meter starke glattflächige Bänke getrennten dichten, 
blaugrauen Muschelkalk* beobachtet habe, welcher „zum 
Hauptmuschelkalk gestellt werden müsse, weil in ihm Encri- 
nus liliiformis Lam., Terebratula vulgaris v. Schloth., Lima 
striata Goldf. und L. lineata Goldf., Gervillia socialis v. 
Schloth. sp., Myophoria vulgaris Br. und Myophoria pesan- 
seris Br., Turbinites dubius Münst., Dentalium laeve Holl. und 
Ceratites nodosus Haan nicht selten seien. Der Hauptmuschel- 
kalk ruhe sohin in unserer Gegend unmittelbar auf dem 
Wellenkalk; die sonst zwischen beiden auftretende Anhy- 
dritgruppe fehle gänzlich und sei weder durch eine Dolomit- 
noch durch eine Mergelschicht vertreten®. Es ist mir trotz 
genauester Nachforschungen nicht möglich gewesen, die letz- 
teren Angaben Ludwig’s über das Auftreten von oberem 
Muschelkalk in irgend einer Weise bestätigen zu können; 
von den von ihm als „nicht selten angegebenen Petrefacten 
habe ich nur Gervillia socialis und Lima lineata, die ja aber 
auch dem unteren Muschelkalk angehören, im Ganzen selten 
und in schlechten Exemplaren beobachten können. 

Auf der linken Seite der Bracht, am alten Heegkopt 
östlich von Schlierbach, wurde ehedem in einem nun längst 
verlassenen Steinbruche Wellenkalk gewonnen, der hier zwi- 
schen Röth und tertiären Thonen zu Tage tritt. Nach den 
allerdings nicht mehr deutlichen Aufschlüssen ist er nur in 
geringer Mächtigkeit vorhanden. Es ist dies jedenfalls das- 
selbe Vorkommen, welches Ludwig in seinen Erläuterungen 
zur Section Büdingen als „Hauptmuschelkalk* von Schlier- 
bach bezeichnet und auf der Karte, welche einen Steinbruch 
und zugleich einen Fundpunkt für Petrefacten in dieser Ab- 
lagerung besonders angiebt, in das von Hellstein nach Uden- 
hain heraufziehende Thal verlegt, wo sich in Wirklichkeit 
über Buntsandsteinschichten nur Basalt und tertiäre Braunkohlen 
führende Thone finden. Letztere, in welchen Ludwig am 
Hainacker bei Udenhain die für Septarienthon charakteristi- 
schen Versteinerungen gefunden haben will, haben mit Sep- 
tarienthon nichts gemeinsam ; übrigens konnte allenthalben 


Nr 


am Hainacker, wo Ludwig diesen Septarienthon über dem 
Muschelkalk anstehend angibt, in der ganzen Ausdehnung 
nur anstehender Basalt beobachtet werden. 

Die Tertiärablagerungen des Büdinger Waldes und 
seiner Umgebung sind bisher hauptsächlich durch Arbeiten 
R. Ludwig’s in der Literatur bekannt geworden. Leider 
sind aber, wie schon oben erwähnt wurde, seine Angaben 
durchaus unzuverlässig und die Ansichten, welche er zu ver- 
schiedenen Zeiten über die Lagerungsverhältnisse und über 
die Parallelisirung der einzelnen Schichten mit den durch 
ihre Petrefacten charakterisirten Etagen des Mainzer Beckens 
ausgesprochen hat, zum Theil gar nicht mit einander in Ein- 
klang zu bringen. 

Nach meinen Untersuchungen ist die älteste Tertiärab- 
lagerung der hier näher zu betrachtenden Gegend ein zum 
Septarienthon zu stellender dunkelblauer fetter T'hon, welcher 
innerhalb des weiteren Gebietes bis jetzt nur bei Eckardroth, 
im Thale der Salz, zwei Stunden nordöstlich von Wächters- 
bach, nachgewiesen ist. Die erste Nachricht über dieses 
interessante und in der Literatur später mehrfach erwähnte 
Vorkommen verdanken wir Genth*). Derselbe fand an 
der Halde eines im Jahre 1842 auf Braunkohlen abgeteuften 
Schürfschachtes eine Anzahl Conchylien, von welchen San d- 
berger**) nur drei sicher bestimmen konnte; es waren 
Leda Deshayesiana, Nucula Chastelii und Pleurotoma Water- 
keynii. R. Ludwig, der später die Thone mehrfach be- 
spricht ***), erwähnt aus ihnen noch „Natica sigaretina und 


*) Neues Jahrbuch f. M., 1848, 8. 188 u. £. 


**) Sandberger, Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken. 
Wiesbaden 1853, S. 24. 


*##) R. Ludwig, geognost. Beobachtungen in der Gegend zwischen 
Giefsen, Fulda u. s. w. Darmstadt 1852, S. 14. 
—, in den Jahresberichten der Wetterauischen Gesellschaft. Hanau 
1851, S. 13 u. 143; 1855, 8. 49. 
—, Notizblatt des Vereins für Erdkunde. Darmstadt 1855, 8. 114 u. f. 
—, Geognosie und Geogenie der Wetterau. Hanau 1858, S. 125. 
-——, Erläuterungen zur Section Büdingen, 1857, 8. 29. 
—, Geolog. Skizze des Grofsherz. Hessen. Darmstadt 1867, 8. 16. 


I 


glaucinoides, Orassatella suleata, Ancillaria buceinoides, Arca 
diluviana, Fusus polygonus, Dentalium Kickxii, Aporrhais 
speciosus, Tritonium flandrieum, 'Tornatella globosa, Pleuro- 
toma Duchastelli, Oyprina rotundata var.“, ferner „Marginella 
sp.“, Bruchstücke von „Ostrea, Pecten, Pyrula*, Zähne von 
Fischen ; eine grolse Anzahl von Polythalamien (Operculina 
angigyra, Polystomella, Rotalia, Nodosaria, Sphaeroidina, 
Textularıa, Heterostegina) und in Schwefelkies umgewandelte 
Pflanzen. Ludwig’s Bestimmungen sind zum Theil wohl 
irrig, z. B. was Fusus polygonus betrifft*). Nach den Fun- 
den, die ich an der jetzt sehr verwachsenen Halde machte, kann 
ich nur bestätigen, dafs Leda Deshayesiana sehr häufig ist; 
von einer Pleurotoma und einer Natica fand ich nur Bruch- 
stücke, die keine sichere Bestimmung ermöglichten. Die 
Fundstelle liegt an der Stralse von Eckardroth nach Katho- 
lischwüllenroth, gegenüber den letzten Häusern des erstge- 
nannten Dorfes, in etwa 750. Fuls Meereshöhe, auf der rechten 
Seite eines Wasserrisses, welcher in nordwestlicher Richtung 
bis zum Waldessaum verfolgt werden kann. 

Meine Untersuchungen der Lagerungsverhältnisse bestä- 
tigten die erste Angabe Ludwig’s, derzufolge nach Aussage 
des den Schürfversuch leitenden Bergbeamten der Septarien- 
thon auf Muschelkalk liege. Durchaus unrichtig aber fand 
ich alle Mittheilungen Ludwig’s über ferneres Auftreten 
des Septarienthons in der Nähe und somit alle aus jenen 
gezogenen Schlufsfolgerungen über die Stellung des Septa- 
rienthons zu den übrigen Tertiärbildungen dieser Gegend 
und über das relative Alter der verschiedenen Schichten des 
Mainzer Beckens. Es kommen allerdings, wie Genth a.a. ©. 
richtig hervorhebt, „noch an einigen Orten der Umgegend 
ähnliche T'hone vor, in denen aber bis jetzt noch keine Ver- 
steinerungen gefunden sind“. Genth lälst es daher zweifel- 
haft, ob sie zum Septarienthon gehören oder nicht. Jeden- 
falls darf der von Ludwig erwähnte, „mit Triebsand wech- 


*) Vgl. auch die Anmerkung auf Seite 25 unten in Fr. Sandberger, 
Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken. Wiesbaden 1853. 


Te 


selnde* Thon bei der Teufelsmühle, '/; Stunde höher im 
Thale hinauf, nicht als Septarienthon gedeutet werden. Er 
gehört zu Schichten, welche, wie wir weiter unten sehen 
werden, durch eine ansehnliche Tertiärablagerung und durch 
eine ziemlich mächtige Decke basaltischer Gesteine von je- 
nem getrennt sind. Ebensowenig, wie der T'hon von der 
Teufelsmühle im Salzthale, darf der "Thon oberhalb des 
Muschelkalkbruchs östlich von Schlierbach zum Septarienthon 
gerechnet werden. Ludwig beschreibt *) ausführlich, dafs 
dieser „Septarienthon* „an mehreren Stellen im Walde an- 
stehend beobachtet werden* könnte; ja er will sogar durch 
Auswaschen eine Anzahl Foraminiferen, Bruchstücke von 
Leda Deshayesiana, Orassatella, Gehörknochen von Fischen 
und verkieste Algenstengel erhalten haben, mithin ganz gleiche 
Versteinerungen wie aus dem Thon von Eckardroth. Ich 
habe dergleichen nicht finden können; vielmehr habe ich 
über dem Wellenkalk bei Schlierbach nur eine tertiäre Sand- 
und Thonablagerung beobachtet, welche mit der ältesten Ter- 
tiärbildung im Büdinger Wald vollkommen übereinzustimmen 
scheint und demnach für jünger als der Septarienthon und 
für älter als der Braunkohlen führende Thon von der Teufels- 
mühle im Salzthale gehalten werden muls. Dagegen tritt 
im Walde nach Udenhain hin im Hangenden des jene ältere 
Tertiärschicht überlagernden Basaltes mehrfach dunkeler 
Braunkohlenthon auf, welcher nach Genth’s Angabe (a. a. 
O. S. 191) ehedem zu Schürfversuchen auf Braunkohlen, die 
von keinem günstigen Erfolge begleitet waren, Veranlassung 
gegeben hat. Dieser Braunkohlenthon ist gleichalterig mit 
dem Thon von der Teufelsmühle. 

Eine directe Auflagerung von jüngeren Tertiärschichten 
auf dem Septarienthon von Eckardroth lälst sich wegen 
starken basaltischen Gehängeschuttes nicht beobachten. In- 
dessen wurden nur etwa 400 Schritt von dem Septarienthon- 
aufschluls in südwestlicher Richtung entfernt eine Schotter- 


*) Erläuterungen zur Section Büdingen, 8. 29. 


bildung und etwa 800 Schritt nordöstlich von demselben ein 
weilser etwas sandiger Thon angetroffen, welche bei dem hier 
offenbar durch keine Verwerfungen gestörten, regelmälsigen 
Verlauf der älteren Schichten und mit Rücksicht auf die 
Niveauverhältnisse für jünger als der Septarienthon angesehen 
werden müssen. Diese jüngeren Bildungen zeigen petro- 
graphisch die gröfste Aehnlichkeit mit den mächtigeren älteren 
Tertiärschichten, welche allenthalben, besonders an dem 
gegenüberliegenden Thalgehänge oberhalb Romsthal *), hier 
nach Ludwig’s Angaben mit nierenförmigen Ausscheidungen 
von kohlensaurem Kalk („Septarien*), ferner im Brachtthal 
und besonders im Büdinger Wald auftreten. 

Im nördlichen Theile des letztgenannten, hier specieller 
zu betrachtenden Gebietes finden sich Tertiärablagerungen 
in ausgedehnter Verbreitung. Zu ihnen treten in sehr nahe 
Beziehung basaltische Gesteine, welche zwei ganz bestimmte, 
wohl von einander getrennte Horizonte einnehmen. Gestützt 
auf die unten näher zu beschreibenden Profile am Thalge- 
hänge zwischen Wittgenborn und Schlierbach, am Kalkrain 
südlich von Wittgenborn und in der Nähe der zwischen den 
Forstorten Bubenrain und Moorhans auf grolsherz. hessischem 
Gebiete gelegenen Braunkohlengrube, welche sämmtlich eine 
analoge Aufeinanderfolge der Schichten zeigen, wie sie am 
Heegkopf gegenüber Schlierbach in der schon erwähnten 
Weise beobachtet wurde, muls man eine ältere und eine 
jüngere Tertiärablagerung unterscheiden. Diese sind von 
einander getrennt durch eine Decke basaltischer Eruptivge- 
steine, welche allenthalben am Rande des im Norden der 
Section Gelnhausen beginnenden und in nördlicher und öst- 
licher Richtung auch jenseits der tiefeingeschnittenen Erosions- 
thäler der Bracht und Salz auf die Sectionen Birstein und 
Steinau sich verbreitenden Plateaus als eine steile "Terrasse 


*) Auch R. Ludwig hielt einst die weilsen Thone unter dem Sand 
und dem quarzigen Sandstein von Romsthal für jünger als den Septarien- 
thon (vgl. Jahresbericht der Wetterauischen Gesellschaft, Hanau 1855, S. 49 
Anm. 1 und $. 50 unten). 


, . 


von 20—30 Meter Mächtigkeit scharf hervortritt. Die jüngste 
Ablagerung wird auf dem erwähnten Plateau nach dem hohen 
Vogelsberg hin überlagert von oft sehr mächtig entwickelten 
basaltischen Gesteinen, welche zum grölsten Theile selbst 
ohne eingehende petrographische Untersuchung als von den 
älteren Basalten verschieden erkannt werden können. R. Lud- 
wig hat auf seiner Section Büdingen weder die verschieden- 
artigen Basalte noch ältere und jüngere 'Tertiärschichten von 
einander geschieden; auch in den Erläuterungen zu dieser 
Karte erwähnt er nichts von einer Gliederung der gedachten 
Gebilde. Ueberdies ist ihre Verbreitung eine wesentlich 
andere als die auf seiner Karte angegebene. 

Die ältere Tertiärablagerung des Büdinger Waldes ist 
am vollständigsten entwickelt an dem Abhang auf der rechten 
Seite des Brachtthales zwischen Schlierbach und Hesseldorf 
da, wo oberhalb der oben erwähnten steilen Terrasse, aufge- 
baut aus mächtigen Bänken conglomeratartigen Sandsteins, 
das Terrain bis zu der folgenden, von dem älteren Basalt 
gebildeten Terrasse nur wenig ansteigt (vgl. Profil 1). Sie 
besteht hier aus zwei gut von einander zu scheidenden Schich- 
tensystemen. 

Das untere, etwa 15 Meter mächtig, stellt sich dar als 
eine Schotterbildung aus faustgrolsen und etwas grölseren 
Geschieben von grobkörnigem Sandstein und Quarz, gemengt 
mit gelbem und weilsem Sand. Sehr charakteristisch für 
diese Ablagerung und zwar für ihre höheren Schichten sind 
zahlreiche Kieselhölzer, die zuweilen in beträchtlicher Grölse, 
über 30 Oentimeter lang und 15 Centimeter dick, gefunden 
werden. Die Untersuchung mehrerer Stücke ergab, dals sie 
sämmtlich einer Species zuzurechnen sind, und zwar nach 
der näheren Bestimmung, welche ich dem Herrn Professor 
Graf Solms-Laubach dahier verdanke, der Araucarienart 
Araucariaxylon Rollei Kr (= Dadoxylon Rellei Ung.), welche 
zuerst von Unger*) aus dem Rothliegenden von Erbstadt, 


*) Sitzungsber. d. Wiener Acad. XXXII, 1858, 8. 230; Taf. II, Fig. 
6—8. 


2)» Vo 


d. i. von der Naumburg bei Windecken, beschrieben wurde. 
In der '['hat zeigen sie schon bei oberflächlicher Betrachtung 
mit den dort und bei Vilbel in den Steinbrüchen im unteren 
Rothliegenden zahlreich vorkommenden Kieselhölzern die 
auffallendste Aehnlichkeit. 

Aulser an der erwähnten Stelle wurde diese unterste 
Abtheilung im Büdinger Wald nur noch am Ostabhang des 
Hainrain am Grenzbach jenseits der grolsh. hessischen Grenze 
in geringer Mächtigkeit beobachtet; Kieselhölzer wurden aber 
dort nicht aufgefunden. Letztere stellen sich erst wieder ein 
aulserhalb des engeren Gebietes bei Hellstein und Udenhain, 
von wo schon Genth *) dieselben erwähnt. Die Ablagerung 
zeigt dort ganz gleiche Entwickelung wie an der Leite. 

Die obere Abtheilung der unteren Tertiärablagerung be- 
steht aus Schichten von weilslichem und gelblichem Thon und 
Sand, welche im Allgemeinen in mannigfacher Weise mit 
einander wechsellagern, doch so, dafs im Osten des Gebietes 
mehr die thonigen, im Westen mehr die sandigen Schichten 
vorherrschen. In dem Profil am Weg von Hesseldorf über 
den Rosengarten nach Wittgenborn, welches ich den Be- 
suchern der Gegend zum Studium ganz besonders empfehlen 
kann, liegen über der auf eine Länge von circa 140 Schritt 
aufgeschlossenen, etwa 15 Meter mächtigen Schotterablage- 
rung von unten nach oben folgende Schichten : 

1) Sandiger Thon von schmutzig-weilser und gelblicher 
Farbe; 

2) fetter plastischer Thon von weilser Farbe; 

3) grau- und röthlichgelber Sand, sehr reich an Kiesel- 
hölzern von derselben Beschaffenheit wie die in der Schotter- 
ablagerung vorkommenden ; 

4) thonige und sandige Schichten, welche hier weniger 
gut aufgeschlossen sind, dagegen mit den in der Thongrube 
am Beckersrain entblölsten Lagen identisch zu sein scheinen 
und sich demnach als Ablagerungen von abwechselnd bläu- 
lich-weilsen fetten T'honen und gelblich gefärbten, bald mehr 


*) A. a. O. 8. 191 unten, 


bald weniger thonhaltigen Sanden darstellen würden. Auch 
in diesen Schichten wurden an der nach dem Beckersrain 
hin in nördlicher Richtung anfangs bergabwärts ziehenden 
Schneuse vereinzelte Kieselhölzer aufgefunden ; 

5) schmutzig-gelb- und grünlichgrauer fetter Thon, nur 
mit einzelnen, anscheinend unbedeutenden sandigen Zwi- 
schenschichten. Diese Lagen setzen den unteren ziemlich 
beträchtlichen Theil der Terrasse zusammen, welche oben 
von der Decke älteren Basaltes gebildet wird. Die Gesammt- 
mächtigkeit der von 1—5 angeführten Ablagerungen beträgt 
etwas mehr als 30 Meter. 

Am Beckersrain sind die Schichten der älteren Tertiär- 
bildung am neuen Fahrweg von Schlierbach nach der Thon- 
grube, welche von der fürstlichen Steingutfabrik bei Schlier- 
bach betrieben wird, sehr gut aufgeschlossen. Man beobachtet 
hier folgende Verhältnisse : Da, wo der Weg „an der Leite* 
sich bis auf circa 100 Schritt der breiten, in nördlicher Rich- 
tung am Bergabhang sich hinziehenden Triesch nähert, findet 
man auf der steilen Terrasse des grobkörnigen Buntsandsteins 
unmittelbar aufgelagert die untere Abtheilung, Schotter mit 
gelbem Sand reichlich gemengt. In der untern Etage ist 
dieselbe anscheinend ganz frei von Kieselhölzern; erst da, 
wo der Weg auf der Triesch anlangt, stellen sich letztere 
reichlicher ein. Es möchte fast scheinen, als wenn der gelb- 
liche und schmutzig-weilse, zum Theil thonhaltige Sand, wel- 
cher sich hier unmittelbar im Hangenden des Schotters findet 
und am besten noch zu der Schotterablagerung hinzuzurech- 
nen ist, diejenige Schicht sei, welche am reichsten an ein- 
geschwemmten Kieselhölzern ist. Die obere Abtheilung der 
unteren Tertiärablagerung beginnt mit thonigen Schichten, 
die zwar nicht deutlich aufgeschlossen, aber anscheinend ganz 
ähnlich entwickelt sind, wie im ersterwähnten Profil von 
Hesseldorf nach dem Rosengarten. Auch in dieser Zone 
finden sich noch ziemlich zahlreich Kieselhölzer ; sie rühren 
jedenfalls aus den sandigen Zwischenlagen her. Sehr reich 
an ihnen ist namentlich eine Lage gelblichgrauen Sandes, 
welche sehr viele Eisenconcretionen, meist in Form von 


= IE. 


dünnen Schalen, führt und etwa 10 Meter über der Grenze 
der oberen Abtheilung gegen die Schotterbildung liegt. Sie 
scheint mit der im vorhergehenden Profile erwähnten Schicht 3 
identisch zu sein. Ueber derselben folgen nun diejenigen 
Ablagerungen, welche in der 'Thongrube selbst sehr schön 
zu beobachten sind. Es sind vorwiegend bläulichweilse und 
gelbliche plastische T'hone, welche abwechselnd in Lagen 
von circa !/s Meter Mächtigkeit auftreten. Zuweilen werden 
sie von eben so mächtigen Zwischenschichten sehr feinen 
weilsen thonhaltigen Sandes von einander .getrennt. Die 
Gesammtmächtigkeit des brauchbaren 'T'hones beträgt etwa 
5 bis 7 Meter. Oberhalb der 'Thongrube beginnt in etwa 
60 Schritt Entfernung die von dem älteren Basalt gebildete 
steile Terrasse. Zwischen dieser und der Grube findet sich 
nur abwechselnd weifser und gelblicher Sand und sandiger 
Thon. Letzterer ist trotz des oft beträchtlichen Sandgehaltes 
für Wasser undurchlässig ; es treten deshalb über ihm unter 
der Basaltdecke mehrfach Quellen zu Tage. 

Die Verbreitung der sandig-thonigen Schichten der älte- 
ren Tertiärablagerung im Büdinger Wald ist eine sehr grolse 
und verhältnilsmälsig sehr regelmälsige.e Man findet sie an- 
stehend am Bergabhang oberhalb Schlierbach auf der rechten 
Seite der Bracht von Spielberg bis zur Augustenhöhe bei 
Hesseldorf südlich und nördlich von den eben besprochenen 
Profilen am Beckersrain, allenthalben über der vorher er- 
wähnten Schotterbasis und unter der vom älteren Basalt ge- 
bildeten Terrasse. Etwas nördlich von der Augustenhöhe, 
zwischen Wolferburg und Altsee, schneidet eine jüngere, 
oben erwähnte Verwerfung die Schichten gegen den mittleren 
Buntsandstein ab (vgl. Profil 5). Sie werden in regelmälsiger 
Lagerung erst am Kalkrain südlich von Wittgenborn zwi- 
schen Röth, Muschelkalk und Buntsandstein einerseits und 
der Basaltterrasse andererseits wieder angetroffen (Profil 7). 
Im Kalksteinbruche an der Stralse von Wächtersbach nach 
Wittgenborn liegen über dem Wellenkalk zu unterst hell- 
gelbe fette Thone, denen Nester und schmale sich bald aus- 
keilende Schichten blauen T'hones eingelagert sind. Weiter 


=. IR m 


nach oben scheint thonhaltiger und dadurch für Wasser un- 
durchlässiger gelber Sand zu folgen, der an einzelnen quellen- 
reichen Stellen unter dem Basalt zu Tage tritt. Vom Kalk- 
rain aus kann man das Ausgehende der Schichten am Fulse 
der Basaltterrasse entlang, durch die Glasstrut, wo gleichfalls 
oben gelber Sand, nach unten bläulichweilser und gelber 
I'hon beobachtet wurde, nach der Gartenruh hin, durch den 
Kirchwiesenschlag und um den Hammelsberg herum (in einer 
Zone zwischen den Niveaulinien 1200 und 1260 Fufs der 
Niveaukarte) bis zum Bennerhorst verfolgen. Hier verursachen 
einige Verwerfungen beträchtliche Störungen in dem regel- 
mälsigen Verlauf. Es liefs sich nachweisen, dafs die Schich- 
ten im Wiesengrunde in der Erlenau in beträchtlich tieferem 
Niveau als am Hammelsberg zu Tage treten (vgl. Profil 6) 
und in der Nähe des Forsthauses unter dem älteren Basalt 
verschwinden. Dann findet man sie westlich vom Hammels- 
berg, in einem etwa 60—100 Fuls tieferen Niveau als dort, 
an dem Vogelkopf bei Breitenborn, im Ganzen weniger 
mächtig und meist nur als Sand entwickelt (vgl. Profil 3), und 
jenseits der Darmstädtischen Grenze am Geiskopf und Hain- 
rain, hier etwa in 1000 Fufs Meereshöhe. Weiter nördlich 
in dem Thale des Grenzbachs streichen sie an der Wildwiese 
und am Kennelhorst, sowie auf dem hessischen Gebiete jen- 
seits des Baches aus, sehr gut aufgeschlossen in der Sand- 
grube unweit des Stollenmundlochs des Rinderbieger Braun- 
kohlenwerks (Profil 1). Aufserdem beobachtet man noch 
hierhergehörige Schichten über dem Buntsandstein im Thale 
zwischen Geiskopf und Knisseküppel und am nördlichen 
Abhang des letztgenannten Berges, von wo sie in nordöst- 
licher Richtung nach dem Rinderbieger Hof und dem Dorfe 
Rinderbiegen hin streichen. 

Wie schon oben erwähnt wurde, sind die Schichten in 
dem westlichen Gebiete etwas anders ausgebildet als im öst- 
lichen ; sie nähern sich aber in ihrer Entwicklung sehr den 
noch zu besprechenden gleichalterigen Schichten an dem 
linken 'Thalabhang der Bracht und am Sandkopf bei Hell- 
stein. Ebenso wie letztere sind sie vorwiegend sandig und 


RO 


in ihrer Mächtigkeit aufserordentlich starken Schwankungen 
unterworfen. Sehr typisch entwickelt sind die Schichten, 
welche in der „Rinderbieger* Sandgrube am Grenzbach zwi- 
schen Moorhaus und Bubenrain unweit der Braunkohlengrube 
vorliegen. Es wird hier ein feiner thonreicher, intensiv gelber 
Sand gewonnen, der nur zuweilen einzelne Nester (durch 
Auslaugung) weilsen und grauen Sandes enthält. Organische 
Einschlüsse, wie Kieselhölzer u. s. w., wurden in ihm nicht 
beobachtet. In seinen unteren Lagen führt er häufig Braun- 
eisenschalen, d. h. durch Eisenoxydhydrat fest verkittete Sand- 
platten, auch einzelne knollenförmige Quarzite, sog. Braun- 
kohlenquarzite oder Trappquarze, von den Landleuten auch 
wohl „Feuerwacke“ genannt, feste, durch Kieselsäure zusam- 
mengefrittete Sandmassen. Letztere zeigen auf frischer 
Bruchfläche eine feste glasige Masse, in welcher die einzelnen 
Quarzkörner gleichsam eingeknetet liegen. Aeulserlich ist 
das Bindemittel sehr oft zu einer gelblichweilsen feinsandigen 
Substanz zersetzt, in welcher die Quarzkörner so lose liegen, 
dals man sie leicht herauslösen kann. Auch bilden sich in 
der Verwitterungsrinde häufig Ausscheidungen von Eisenoxyd- 
hydrat und Psilomelan, die dem Gestein ein getigertes An- 
sehen geben. Solch zersetzte Quarzite sind grobkörnigem 
Buntsandstein zuweilen zum Verwechseln ähnlich. Sie finden 
sich in der Umgebung der Sandgrube ziemlich häufig, beson- 
ders in grolser Menge an dem Grenzbach aufwärts. Durch 
ihre Verbreitung zeigen sie die Ausdehnung der älteren Ter- 
tiärablagerung unter dem herrschenden Basaltgerölle am 
besten an. 

Weiter nach Westen und Südwesten am Geiskopf und 
Knisseküppel besteht die Ablagerung vorwiegend aus 
schmutzigweilsen und gelblichen Sanden, in denen unterge- 
ordnet hellgraue und röthliche Thone auftreten. Auch am 
Vogelkopf und am Hammelsberg, also südöstlich von der 
vorher besprochenen Sandgrube, herrschen sandige Schichten ; 
grölsere Thonlager, wie am Südwestabhang des vordersten 
Vogelkopfs, scheinen nur untergeordnet aufzutreten. Die 
Schotterablagerung fehlt gänzlich; überhaupt ist die Mächtig- 


keit des ganzen Schichtensystems nicht sehr beträchtlich. 
Nur an einigen wenigen, räumlich nicht sehr ausgedehnten 
Stellen wird sie etwas bedeutender dadurch, dafs den Sand- 
schichten grolse linsenförmige Lager von Quarzit eingeschaltet 
sind. Man beobachtet solche am südwestlichen Rande des 
Plateaus am Hammelsberg, am östlichen Abhang des hinter- 
sten Vogelkopfs und vornehmlich am Weilsesteinküppel nörd- 
lich vom Vogelkopf. An letzterem Orte bilden die Quarzite 
eine wahrhaft groteske, weithin sichtbare Felswand ; gewal- 
tige Felsblöcke liegen am Fuls derselben wild über einander 
gestürzt und finden sich thalabwärts in aulserordentlich grolser 
Zahl weit umher zerstreut, ein Zeugnils liefernd für die Macht 
der Erosion, der es möglich war, so gewaltige Felsstücke 
von ihrer ursprünglichen Lagerstätte zu bewegen. Die Wand 
am Weifsesteinküppel ist etwa 10 Meter hoch. Sie zeigt, 
wie bei massigen Gesteinen, unregelmälsige Zerklüftungen, 
und besitzt eine durch knollenförmige Hervorragungen un- 
ebene Oberfläche. Eine Absonderung in etwa 2 bis 3 Meter 
hohe Bänke ist nur schwer zu erkennen ; dagegen tritt unten 
eine 1/; Meter mächtige Schicht, grobkörnigem Buntsandstein 
ähnlich, ziemlich scharf hervor. Die abgestürzten Blöcke, 
welche sämmlich gewaltige Dimensionen besitzen (5—6 Meter 
lang, 3—4 Meter breit und 2—4 Meter dick), lassen bei 
näherer Betrachtung eine deutliche Schichtung erkennen, 
indem parallel gestellte Rippen und Kämme festerer Partien 
zwischen verwitterten oder ausgewaschenen weicheren Zwi- 
schenlagen hervorragen. Auch wechseln in ihnen feinkörnige 
Lagen mit gröberen ; zuweilen finden sich selbst 10—20 Oenti- 
meter starke Conglomeratbänke vor, welche wesentlich aus 
faustgrolsen Geschieben von grobkörnigem Sandstein und Quarz 
bestehen. Sonst ist der Quarzit in seiner Beschaffenheit ganz 
ähnlich wie in der „Rinderbieger* Sandgrube ; von grobem 
Buntsandstein unterscheidet er sich meist nur durch das kie- 
selige Bindemittel. Die Höhlungen in dem Gestein, welche 
anscheinend mit losem Sand erfüllt waren, besitzen in der 
Regel eine glatte glänzende Oberfläche. 


== dl = 


Dals übrigens die Quarzite nur eine locale Ausbildung 
sind und nicht auf weitere Erstreckung in gleicher Mächtig- 
keit fortsetzen, geht mit Evidenz aus den Lagerungsverhält- 
nissen am Weilsesteinküppel hervor. Unmittelbar über der 
Felswand beginnen lose gelbe Sande und dicht unter derselben 
liegen thonhaltige sandige Schichten, über welchen mehrfach 
Quellen zu Tage treten; am Bergabhang entlang ist der 
Quarzit nur auf eine Länge von etwa 500 Schritt sichtbar, 
er verschwindet dann nach beiden Seiten hin vollständig. 

Ziemlich mächtig ist der Quarzit auch wieder am süd- 
westlichen Abhang des Hammelsbergs entwickelt, doch fällt 
hier im Hochwalde die ganze Ablagerung nicht so in die 
Augen, wie am Weilsesteinküppel. Man beobachtet nur 
einige grolse Felsblöcke anstehend; einer derselben ist 
51/, Meter lang, 4 Meter breit und 21/; Meter dick. 

Ganz wie im westlichen T'heil des hier betrachteten Ge- 
biets ist die ältere Tertiärablagerung auch östlich von der 
Bracht ausgebildet. Man begegnet den Schichten allenthalben 
am Abhang des Eichwaldes, insbesondere „auf'm Herrnhof“ 
zwischen Schlierbach und Udenhain, wo sie über dem Bunt- 
sandstein zu Tage treten. Schon Genth*) erwähnt von 
hier Quarzit und spricht von Kieselhölzern, die mit ihm zu- 
sammen vorkommen. 


Am deutlichsten, auch am bequemsten zu erreichen, und 
deshalb den Besuchern der Gegend besonders zu empfehlen 
ist das Profil am Sandkopf bei Hellstein (Profil 4). Auf der 
östlichen Seite des Sandkopfs, wo in einigen Gruben weilser 
Sand für die Steingutfabrik bei Schlierbach und Scheuer- 
sand gewonnen wird, finden sich von oben nach unten fol- 
gende Schichten : 

1) gelber Sand, circa 6 Meter mächtig, 

2) weilser Sand, circa 1 bis 1'/, Meter mächtig, 

3) gelber Sand, circa 1 Meter mächtig, 

4) Quarzitbank, 0,3 bis 0,6 Meter mächtig, 


*) A. a. ©, 8.191 unten. 
XVII. 6 


en a 


5) weilser Sand, ehedem hauptsächtlich von der Breiten- 

borner Glashütte zur Glasfabrikation benutzt. 

Nach Westen hin nimmt plötzlich das Quarzitlager auf 
Kosten der übrigen Schichten an Mächtigkeit bedeutend zu, so 
dals der ganze Abhang des Sandkopfs bis zu dem von Hell- 
stein nach Birstein führenden Weg sich lediglich aus grolsen 
Quarzitfelsen zusammensetzt, die aber nicht solch riesige Dimen- 
sionen besitzen, wie am Hammelsberg und Weilsesteinküppel. 

Es wurde oben erwähnt, dafs die ältere Tertiärablagerung 
mit dem Vorschreiten nach Westen im Allgemeinen schwächer 
wird. Gleiches gilt auch für das südliche Gebiet. Am 
Eichelkopf bei Breitenborn, dessen Basaltdecke mit der des 
Vogelkopfs und des Hammelsbergs einst vor Erosion der 
tiefen Thäler zwischen diesen Bergen zusammenhing, wie aus 
der ähnlichen petrographischen Beschaffenheit der Basalte 
und aus dem Umstande folgt, dals dieselben nahezu in gleichem 
Niveau über den gleichen älteren Schichten liegen (vgl. Profil 
2 und 3), ist die Tertiärablagerung zwischen dem grobkörni- 
gen Buntsandstein und dem Basalt auf eine unbedeutende 
Schicht redueirt (Profil 2). Im Fahrweg nach dem Basalt- 
bruche ist sie etwa 0,3 Meter mächtig entblöfst, zuweilen 
wird sie auch in dem Steinbruche als eine nur 5 Centimeter 
mächtige Lage unter dem Basalt angetroffen. Sie besteht 
vorzugsweise aus weilsem Sand, gemengt mit kleinen Ge- 
schieben von Quarz und grobkörnigem Sandstein und ruht 
auf hellgefärbten, weilsen oder hellgelblichen lockeren grob- 
körnigen Sandsteinen, die zum mittleren Buntsandsteine ge- 
hören. Letztere zerfallen sehr leicht und sind dann von dem 
tertiären Sande nicht zu unterscheiden. Daher mag es auch 
gekommen sein, dafs Ludwig auf seiner Karte die Tertiär- 
schichten am Eichelkopf fälschlicherweise in so grofser Aus- 
dehnung angegeben hat. 

Was das Material betrifft, aus welchem sich die sandigen 
Schichten der älteren Tertiärablagerung gebildet haben, so 
dürfte vor Allem der grobkörnige Buntsandstein in Betracht 
kommen, und zwar namentlich die an thonigem Bindemittel 
ärmeren, leichter zerfallenden Bänke, welche bei der Ver- 


u 


witterung einen dem tertiären zum Verwechseln ähnlichen 
Sand liefern. Kieselsäurehaltige Quellen, welche kurz vor 
oder vielleicht auch bei Eruption der basaltischen Massen 
eine grolse Rolle spielten, mögen dann später die Sande zum 
Theil zu festen Quarziten verkittet haben *). Sehr auffallend 
ist, dals letztere vorzugsweise auf bestimmten, in nordnordwest- 
licher Richtung verlaufenden Linien auftreten, also nahezu 
parallel der Hauptverwerfung am Rande des Gebirges. So 
liegen die Quarzite im Thal zwischen Moorhans und Buben- 
rain, vom Weilsesteinküppel und vom Südwestabhang des 
Hammelsbergs nahezu in dieser Richtung, und ihr ungefähr 
parallel ist die Linie, längs welcher die Quarzite am jungen 
Heegkopf, Eichwald und am Sandkopf bei Hellstein vor- 
kommen. 

Die jüngere Tertiärablagerung wird von der älteren 
durch eine Decke basaltischer Gesteine getrennt. Sie besteht 
vorwiegend aus thonigen Schichten, nur äulserst selten und 
dann nur von rein localer Bedeutung sind Einlagerungen von 
Sand. Der Thon besitzt eine hellblaue, sehr oft durch den 
Gehalt an vegetabilischen Resten auch schwarze Farbe. Er 
eignet sich vorzüglich zur Anfertigung von Ziegeln und 
gröberen Töpferwaaren und wird deshalb vielfach in ausge- 
dehnten Gruben gewonnen. In seinen unteren Lagen führt 
er meist schwache, nur zuweilen auch mächtigere, bauwürdige 
Braunkohlenflötze. 

In weitester Verbreitung finden sich die hierher gehörigen 
Schichten in der Umgebung des Weiherhofes und Forsthauses 
bei Wittgenborn (vgl. Profil 1), hier allerdings bis auf wenige 
Aufschlüsse, unter denen die Thongrube unweit der fürst- 
lichen Ziegelhütte einen hervorragenden Platz einnimmt, voll- 
ständig bedeckt von basaltischen Schuttmassen. Nach Osten 
hin setzt sich die Ablagerung unter der nicht sehr mächtigen 


*) Es ist dies auch die Meinung Ludwig’s. Die ältere Ansicht, der 
z. B. Klipstein huldigte, dafs der Sand durch den feurigflüssigen Basalt 
zu diesen sogen. „Trappquarzen“ zusammengefrittet sei, führt auf eine 
Menge von Widersprüchen. 
6 


Me RS 


Decke jüngeren Basaltes fort und streicht am Abhang gegen 
das Brachtthal hin wieder zu Tage; sie wird dort an mehre- 
ren Stellen oberhalb der früher erwähnten, vom älteren Basalt 
gebildeten Terrasse recht gut aufgeschlossen beobachtet. Ihr 
Ausgehendes verläuft vom Dorfe Spielberg, wo durch Brun- 
nenabteufen das Vorhandensein der jüngeren Tertiärschichten 
und eines Braunkohlenflötzes in denselben mehrfach constatirt 
ist, in südlicher Richtung‘, etwa zwischen den Niveaucurven 
1080 und 1140 Fuls, eine den Wald umsäumende Reihe von 
Wiesen entlang. Hier deuten häufig hervortretende Quellen 
auf die thonige Beschaffenheit des Untergrundes. Südlich 
vom Rosengarten, wo die Schichten in dem Wege von Hessel- 
dorf nach Wittgenborn deutlich zu Tage treten, erreichen sie 
an der schon früher besprochenen Verwerfung zwischen der 
Wolferburg und Augustenhöhe ihre Grenze (vgl. Profil 5); 
westlich aber verbreiten sie sich unter dem Basalt des Raben- 
walds bis zur 'Teufelswiese und der Kreuzstrut (vgl. Profil 1). 
An dieser Stelle wird schon seit langen Jahren von den Ein- 
wohnern von Wittgenborn Töpferthon auf eine freilich nicht 
rationelle Weise gewonnen *). 

Mit dem Thon in der Kreuzstrut und am Weiherhof 
sind auch die Schichten am Planteich südwestlich von Witt- 
genborn in Verbindung zu bringen (vgl. Profil 7); letztere 
erstrecken sich bis zum Bennerhorst, Eichsträutchen und 
Forsthaus; sie sind zum Theil von jüngeren Basalten bedeckt. 
Auch der Thon vom Planteich gelangt in den Wittgenborner 
Töpfereien zur Verwendung. 

In gleicher Weise wie nach Osten verbreitet sich die 
Ablagerung vom Weiherhof auch nach Westen. Ihr Aus- 
gehendes bildet ein breites Band um die Basaltmassen des 


*) Dicht neben dem Thon sind in einer Sandgrube Schichten aufge- 
schlossen, die ich ihrer ganzen Beschaffenheit nach und wegen ihrer Füh- 
rung von Kieselhölzern, die sich als Araucarioxylon Rollei erwiesen, nur 
als der unteren Tertiärablagerung zugehörig ansehen kann. Es müssen 
demnach hier noch beträchtliche Verwerfungen vorhanden sein, welche 
jene Schichten in dieses Niveau gebracht haben; über ihren Verlauf bin 
ich zur Zeit noch nicht im Stande bestimmte Angaben zu machen. 


Be 


Arnoldsberges und Bubenrains (vgl. Profil 1), die ebenso, wie 
der Basalt von Wittgenborn, mit der ausgedehnten Decke 
jüngeren Basaltes zwischen Waldensberg und Spielberg in 
Verbindung stehen. Am Abhang des Bubenrains und jenseits 
des Grenzbachs am Moorhans führen die nach Südwesten 
hin im Allgemeinen an Mächtigkeit abnehmenden Schichten 
bauwürdige Braunkohlenflötze, welche durch mehrere Schächte 
und einen Stollen auf einige Erstreckung aufgeschlossen 
waren. Die Braunkohlen führenden Thone setzen sich in 
nahezu gleicher Beschaffenheit, nur zuweilen durch einige 
beträchtliche Verwerfungen in ihrem regelmälsigen Verlauf 
gestört, nach Nordosten unter den jüngeren Basaltmassen 
fort. Erst am Abhang unterhalb des Rinderbieger Hofes 
und im Dorfe Rinderbiegen selbst werden sie, zwischen 
basaltischen Gesteinen gelagert, wieder angetroffen. Nur im 
Südwesten vom Bubenrain, am Hainrain, keilen sich die jün- 
geren Tertiärschichten zugleich mit der das Liegende der- 
selben bildenden Basaltdecke anscheinend ganz aus, wie in 
Ermangelung deutlicherer Aufschlüsse aus’ der topographischen 
Gestaltung des Terrains mit ziemlicher Bestimmtheit gefolgert 
werden darf. Auch fehlen sie am nördlichen Abhang des 
Knisseküppel, treten aber zwischen Moorhans und Preiserle 
östlich von einer in nahezu nördlicher Richtung verlaufenden 
Verwerfung wieder auf, in gewöhnlicher Mächtigkeit und 
Braunkohlen führend. Auch in dem Thale zwischen Geis- 
kopf und Knisseküppel finden sie sich wieder, zungenförmig 
vom Moorhans aus unter der Decke jüngeren Basaltes sich 
bis hierher forterstreckend. Nur fehlt an letzterer Stelle im 
Liegenden die für die östliche Gegend so charakteristische 
Lage älteren Basaltes und es ruhen die hier ebenfalls Braun- 
kohlen führenden thonigen Schichten unmittelbar auf der 
älteren als schmutzigweilser thoniger Sand vorhandenen 
Ablagerung (vgl. Profil 1), ganz entsprechend den später zu 
erwähnenden, weiter nördlich in der Richtung nach Pferds- 
bach, sowie bei Bergheim, Useborn und Lifsberg beobachte- 
ten Lagerungsverhältnissen. 


RE 


Aulser dem Thone, welcher, wie schon hervorgehoben 
wurde, für die T’öpfereien und Ziegelhütten von Wittgenborn 
von Bedeutung ist, sind von ganz besonderem Interesse die 
Braunkohlen dieser Etage. Im Jahre 1875 wurden dem 
Bubenrain gegenüber auf grofsherzogl. hessischem Gebiete 
zwei je 1 Meter mächtige, durch einen schmalen Lettenbesteg 
von einander getrennte Kohlenflötze erschürft und eine Zeit 
lang in Abbau genommen. Die Fortsetzung dieser Flötze 
nach Nordwesten hin wurde durch Schürfversuche an der 
Waldwiese am nördlichen Abhang des Moorhans nachge- 
wiesen. Ferner wurde jenseits einer von Ost nach West 
verlaufenden Verwerfung am Preiserle, wo im Bache vielfach 
zerstreute Braunkohlenstücke das Ausgehende eines Flötzes 
auch in dieser Gegend verriethen, ein solches entdeckt und 
sein Zusammenhang mit den Flötzen am Rinderbieger Hof 
und im Dorfe Rinderbiegen constatirt. Auch östlich vom 
Bubenrain nach dem Weiherhof hin wurden durch einige 
Schürfversuche Braunkohlen zu Tage gefördert. Das Aus- 
gehende eines etwa 2 Meter mächtigen Braunkohlenflötzes 
beobachtet man aulserdem dicht an der Stralse am Forsthaus 
bei Wittgenborn ; es finden sich ferner Kohlenreste im "Thon 
am Planteich ; ein Kohlenflötz endlich wurde im Dorfe Streit- 
berg bei Anlage eines Brunnens durchteuft. 

Jenseits der Bracht beobachtete ich ebenfalls in denselben 
Jüngeren Thonschichten Braunkohlenflötze, so in der Gemar- 
kung Udenhain im Wiesengrunde zwischen Hellstein und Uden- 
hain, ungefähr da, wo Ludwig auf seiner Karte Muschelkalk 
angiebt, ferner am Westabhange des Alsbusch, welche Locali- 
tät wohl Genth im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, 1848, 
S. 191 (in der Mitte), im Auge hat, und an der Teufelsmühle 
im Nalzthale (Section Steinau). 

Im Rinderbieger Braunkohlenbergwerk gegenüber dem 
Bubenrain bestand die Braunkohle etwa zur Hälfte aus sehr 
gut erhaltenen, ziemlich grolsen Stämmen, welche, wie mir 
Herr Professor Graf Solms-Laubach dahier mitzutheilen 
die Güte hatte, in Präparaten noch recht deutlich die Holz- 
structur erkennen lassen. Ein anderer Theil des Flötzes 


BER E. <\: ARE 


bestand aus einer mulmigen, beim Verbrennen aromatisch 
riechenden Kohle von braungelber Farbe, die sich theils aus 
dicht verfilzten Wurzelfasern, theils aus Moospflanzen zusam- 
mensetzte. In ihr lagen ziemlich zahlreich Blätter und Stengel 
von schlechter Erhaltung, namentlich aber kleine braune 
Früchtchen, die trotz ihrer auffallenden Form und Grölse 
und ihrer anscheinend guten Erhaltung bis jetzt noch keine 
hinreichend sichere Bestimmung zuliefsen. Sowohl in der 
mulmigen als in der holzförmigen Kohle war zuweilen Retinit 
in grolsen reinen Partien ausgeschieden. 

Nach der Mittheilung des Herrn Obersteiger Schmidt 
zu Rinderbiegen wurden mit den Schächten, welche sich dicht 
an der „Reffenstralse* befanden, von oben nach unten fol- 
gende Schichten durchsunken : 


1) Im ersten Schacht : 2) Im zweiten Schacht : 
Basaltgerölle 9 Meter DBasaltgerölle 5 Meter 
Zersetzter Basalt, an- Blasiger, zersetzter 

stehend 2slüos Basalt, anstehend 2 „ 
Thon RR I'hon Uta 
Braunkohle Ins Braunkohle 1,5015 
Dunkler Lettenbe- Liegender Thon, 

steg 0,10, durchbohrt 5-7 ,„ 
Braunkohle I,.lolz 


Rother Letten, von wechseln- 

der Mächtigkeit; zuweilen 

bildete auch reiner weilser 

Sand, der bis 15 Centimeter 

mächtig wurde, unmittelbar 

das Liegende. 
Basalt, in frischem Zustande 

dicht und schwarz, durch 

Zersetzung röthlich *). 

Das Flötz, welches von dem auf eine grolse Erstreckung 

im liegenden Basalt aufgefahrenen Stollen aus ausgerichtet 


*) Der mikroskopischen Untersuchung zufolge mufs er als plagioklas- 
reicher, nephelinfreier Leucitbasalt bezeichnet werden (siehe unten). 


Br MR 


wurde, lag nicht ganz regelmälsig, sondern machte öfters 
Mulden und wurde zuweilen durch kleine Verwerfungen ab- 
geschnitten, resp. höher oder tiefer gelegt. 

Zum Vergleich füge ich hier die Schichtenfolge an, welche 
in dem Profil neben der Stralse am Forsthaus bei Wittgen- 
born beobachtet wird. Es lassen sich von oben an folgende 
Schichten unterscheiden : 

1) zersetzter Basalt, 

2) gelber Thon, 

3) rothgelber und röthlichgrauer, stark eisenhaltiger Thon; 

4) Braunkohle, vorwiegend erdig, etwa 2 Meter mächtig; 

zu oberst mulmige Kohle, zum Theil mit Letten ver- 
mischt, auch „bituminöses Holz“ führend ; zu unterst 
!/; Meter brauchbare, erdige Kohle, 

5) dunkler Thon, circa 1 Meter mächtig, 

6) gelblichgrauer Thon mit Eisenocker, circa 1 Meter 

mächtig. 

Tiefere Schichten sind im Profile nicht aufgeschlossen ; 
jedenfalls folgt sehr bald nach unten der ältere Basalt, der 
thalabwärts in der Erlenau zu Tage geht. 

Von den von Ludwig in den Erläuterungen zu Blatt 
Büdingen erwähnten thierischen Ueberresten aus den Tertiär- 
bildungen dieser Gegend, unter welchen Schalen von Oypris, 
Pisidium, Limneus, Melania und Paludina besonders hervor- 
gehoben werden, habe ich weder in den älteren noch in den 
jüngeren Ablagerungen etwas bemerken können. Auch habe 
ich weder am Vogelkopf noch sonst innerhalb der sandigen 
Ablagerungen „schwarzen Thon“ aufgefunden. 

Auf die Diluvial- und Alluvialbildungen im Büdinger 
Wald werde ich, da dieselben fast durchgängig von keiner 
hervorragenden Bedeutung sind, hier nicht eingehen. Auch 
auf das Vorkommen von Basalteisensteinen will ich hier nur 
aufmerksam machen ; dasselbe wird erst nach Betrachtung der 
Eruptivgesteine weiter unten ausführlicher behandelt werden 
können. 


Rue 


In der Fortsetzung dieser Arbeit werde ich die tertiären 
Eruptivgesteine einer näheren Beschreibung unterziehen und 
dann auf Grund einer Reihe von Beobachtungen der Lage- 
rungsverhältnisse in weiterer Umgebung des Büdinger Waldes 
nachzuweisen suchen, dals die ältere tertiäre Sand- und Thon- 
ablagerung als gleichalterig dem Münzenberger Sand und 
Sandstein anzusehen ist und die jüngeren Braunkohlen füh- 
renden Schichten gleiches Alter besitzen wie die Braunkohlen- 
bildung von Salzhausen, also beide Ablagerungen dem älteren 
Untermiocaen entsprechen*). Es wird daraus folgen, dals 
die Eruptivgesteine des Büdinger Waldes, welche durch die 
Braunkohlenthone von einander getrennt sind, zwei verschie- 
denen Eruptionsepochen angehören, von welchen die eine 
ganz in den Anfang der Untermiocaenzeit fällt, die andere 
aber in die Zeit nach der ebenfalls noch in der älteren Unter- 
miocaenzeit erfolgten Ablagerung der erwähnten Braunkohlen- 
schichten. Mit Berücksichtigung aller bis jetzt am Rande 
des Vogelsberges durch verschiedene Forscher bekannt ge- 
machten Lagerungsverhältnisse wird es dann möglich werden, 
die für die Eruptivgesteine des Büdinger Waldes gefundene 
Gliederung mit geringen Modificationen auch auf das vulka- 
nische Gebiet des ganzen Gebirges auszudehnen. Sollte die 
spätere Untersuchung dann noch ergeben, dafs auch in den 
anderen Theilen des Vogelsbergs, dessen vulkanische Thätig- 
keit anscheinend in der Untermiocaenzeit ihr Maximum er- 
reichte und jedenfalls schon lange vor Ablagerung der jüng- 


*) Vgl. Ettinghausen, die fossile Flora der älteren Braunkohlen- 
formation der Wetterau, Sitzungsber. der Wiener Akademie 1868 LVII, 1, 
S. 807—893 und Fr. Sandberger, die Land- und Sülswasser-Conchylien 
der Vorwelt, Wiesbaden 1870—75 (S. 365 und 417). In ersterer Arbeit 
wird angegeben, dals die Flora von Münzenberg und die der Blätterkohle 
von Salzhausen eine ältere und eine jüngere Facies der aquitanischen Stufe 
(jedenfalls im Sinne C. Mayer’s) repräsentiren; in dem Werke von Sand- 
berger ist mit Rücksicht auf die Lagerungsverhältnisse jener Schichten 
bestimmter ausgesprochen, dafs dieselben „mit dem Cerithienkalk gleichzeitig 
abgelagerte Niederschläge“ sind, also dem älteren Untermiocaen (der Zone 
der Helix Ramondi) zugehören. 


Be 


sten (oberpliocaenen *)) Braunkohlenbildung der Wetterau 
vollständig erloschen war, der jüngere Basalt ähnlich wie im 
Büdinger Wald eine weitere Eintheilung in verschiedenalterige, 
zum Theil durch Sedimente (z. B. durch die OCorbiecula-Schich- 
ten und den Hydrobien- oder Litorinellenkalk, beide nach 
Sandberger’s Angaben dem oberen Untermiocaen zuge- 
hörig) von einander getrennte Ströme zuläfst, woran ich nach 
meinen bisherigen Erfahrungen kaum noch zweifeln kann, so 
würde dies der Anfang dazu sein, den Aufbau des grolsen 
basaltischen Gebietes, über den uns bisher nur sehr wenig be- 
kannt war, nach und nach vollständig zu ergründen. 


*) Sandberger, Land- und Sülswasser-Conchylien, S. 749. 


Erklärung der Profile auf Tafel IL 


Nr. 1. Gebirgsdwrehschnitt durch den ganzen Büdinger Wald; beginnt 
westlich jenseits der Hauptverwerfung am Schmidberg bei Büdingen und 
endigt östlich am Herrntrieb bei Schlierbach. Mafsstab der Längen "/4o000; 
die Höhen sind 10mal gröfser. Die beigefügten Zahlen bezeichnen die 
Meereshöhe in rhl. Fufsen (vgl. die Anmerkung auf Seite 49). 

Nr. 2. Durchschnitt durch den Eichelkopf und den vordersten Vogel- 
kopf bei Breitenborn; beginnt westlich jenseits der Hauptverwerfung am 
Sutterkopf bei Gettenbach. Mafsstab der Längen !/,,000; die Höhen sind 
Amal gröfser. 

Nr. 3. Durchschnitt durch den vordersten Vogelkopf und den Hammels- 
berg bei Breitenborn; beginnt westlich jenseits der hier in mehrere Theile 
gespaltenen Hauptverwerfung am Büdinger Berg. Malsstab wie bei 2. 

Nr. 4. Durchschnitt durch den Sandkopf bei Hellstem, vgl. 8. 47. 
Malsstab für die Längen !/;ooo, für die Höhen !/,;00- 

Nr. 5. Durchschnitt durch die Augustenhöhe, die Wolferburg und den 
Rabenwald zwischen Wächtersbach und Wittgenborn. Mafsstab wie bei 2. 


Nr. 6. Durchschnitt durch den Dachsberg und die Erlenau vom Ham- 
melsberg bis zum Forsthause bei Wittgenborn. Mafsstab wie bei 2. 

Nr. 7. Durchschnitt durch den Kalkrain bei Wittgenborn, vom Plan- 
teich bis zum Hollerstrauch (Querberg). Mafsstab wie bei 2. 


IX. 


Bericht über die Thätigkeit und den 
Stand der Gesellschaft von Anfang Juli 
1877 bis Ende Juni 1878. 


Von den beiden Secretären. 


Unter Hinweisung auf die Notiz im vorjährigen Berichte 
folgen hier zuerst die Referate über die Vorträge in den 
Monatssitzungen vom Juli 1876 bis Juni 1877. 


Generalversammlung am 8. Juli 1876 zu Wetzlar. 


Auszug aus dem Vortrag des Herrn Dr. med. Adolf 
Herr von Wetzlar „über Impfkrankheiten d. h. über Krank- 
heiten, welche in ursächlichem Zusammenhange mit dem Impfen 
der Vaccine und deren Entwickelung stehen“. 

1. Serophulose und Tuberculose. Die Ueberimpfbarkeit 
beider Krankheiten ist nicht erwiesen. Es mag mehr scro- 
phulöse Kinder geben als im vorigen Jahrhundert, aber nur 
deswegen, weil viele scrophulöse Kinder durch das Impfen 
vor dem Tode durch Pocken bewahrt werden (Hebra). Dals 
der Tod nur hinausgeschoben werde von der frühen Jugend 
(durch die Pocken) bis zum Alter von 15—30 Jahren (durch 
Scrophulose und Tuberculose) ist ein falscher Vorwurf, weil 
beide Krankheiten nicht unheilbar sind. Dagegen ist That- 
sache, dals die Vaccine in einzelnen Fällen zum schnelleren 
Ausbruch einer schlummernden erblichen Scrophulose Ver- 
anlassung giebt (scrophulöse Eczeme), wie die Masern, das 
Scharlach und die Blattern dies in viel höherem Grade thun. 


= 98 u 


2. Syphilis wird höchst selten durch das Impfen über- 
tragen; man rechnet auf 12—13 Millionen Impfungen 2—3 
Fälle; in Württemberg kam von 1818—71 kein einziger 
Fall von Impfsyphilis vor. Sie kommt aber vor und kommt 
überall vor — in kleinen wie grolsen Städten, in Deutsch- 
land und Frankreich, in Amerika wie in Europa. Die Ueber- 
tragung der Syphilis durch das Impfen ist deshalb möglich, 
weil diese Krankheit beim Säuglinge ohne äufsere Merkmale 
vorhanden sein kann. Sie entsteht nämlich äulserst selten 
durch directe Ansteckung; selbst wenn die mütterlichen Ge- 
schlechtstheile von syphilitischen Geschwüren bedeckt sind, 
wird der dieselben bei der Geburt passirende Foetus nicht 
infieirt, weil ein dicker käsiger Ueberzug, die sog. Vernix 
caseosa, seine Haut gleich einer schützenden Decke überzieht. 
Die Syphilis der Säuglinge ist vielmehr ererdt und zwar von 
dem syphilitischen Vater, weil bei der syphilitischen Mutter 
die Schwangerschaft nicht bis zum Ende dauert, sondern 
bereits in den ersten Monaten durch Abortus unterbrochen 
wird. 

Bei dem neugeborenen Kinde, welches dieses traurige 
Erbtheil seines Vaters mit auf die Welt bringt, entwickelt 
sich nun die Krankheit in zweierlei Weise. Entweder wird 
das Kind mit den Erscheinungen der Syphilis geboren, dann 
stirbt es in den ersten Tagen; oder es kommt ohne diese 
Erscheinungen zur Welt, dann bleibt die Krankheit eine Zeit 
lang im latenten Zustande, jedoch, wie die Erfahrungen 
Roger’s und Depaul’s an den Pariser Kinderspitälern be- 
weisen, nie länger als 3 Monate. Bis dahin brechen jedenfalls 
die Symptome der hereditären Syphilis hervor und die Krank- 
heit ist leicht erkennbar. Ebenso wie bei erblicher Scerophu- 
lose das Eczem kann bei latenter Syphilis durch die Impfung 
und Entwickelung der Vaccine die Syphilis aus ihrem Schlum- 
mer erweckt werden. Dies ist von besonderer Wichtigkeit 
für die Weiterimpfung, indem in einem solchen Falle zuweilen 
als einzige Erscheinung unterhalb der normal entwickelten 
Jenner’schen Bläschen syphilitische Exerescenzen sich 


bilden. 


ER 


Die Lymphe des Jenner’schen Bläschens, wenn sie rein, 
ohne jede Beimischung übertragen wird, erzeugt immer nur 
ächte Vaceine. Bei dem Acte des Impfens kann daher nur 
dann eine andere Krankheit und namentlich Syphilis über- 
tragen werden, wenn zugleich mit der Lymphe des Jenner- 
schen Bläschens eine das infieirende Gift tragende Flüssigkeit 
mit in die kleine Wunde des Impflings kommt. Träger des 
syphilitischen Giftes sind die Absonderung der syphilitischen 
Geschwüre und Exerescenzen und das Blut. Die Syphilis 
eines hereditär syphilitischen Kindes kann daher nur unter 
zwei Bedingungen weiter geimpft werden : 

1) Wenn statt reiner Lymphe Lymphe dem Jenner’schen 
Bläschen entnommen wird welche mit dem Blute des Kindes 
gemengt ist. Wie überall beim Entnehmen der Lymphe, so 
kann dies auch bei einem syphilitischen Kinde leicht vorkom- 
men, wenn dasselbe in der latenten Periode seiner Krankheit, 
also bis zum 3. Lebensmonate, vom Impfarzte für gesund 
gehalten wird. Durch Versuche ist indessen erwiesen, dals 
das Blut der Syphilitischen nur dann die Krankheit durch 
Impfung übertragen kann, wenn es in einem grölseren Quan- 
tum, als dasjenige in der Kegel beträgt, welches zufällig dem 
Tröpfehen Vaccinelymphe beigemengt wird, in die Wunde 
kommt, oder wenn es einem Individuum entnommen wird, 
welches sich auf dem virulentesten Höhestadium der Krank- 
heit befindet. 

2) Wenn von einem Kinde mit ausgebrochener Syphilis 
statt reiner Lymphe Lymphe entnommen wird, welche mit 
dem Secrete eines venerischen Geschwüres gemengt ist, also in 
dem Falle, wenn die Basıs des Jenner’schen Bläschens von 
einer Feigwarze gebildet wird. Dies kann von dem Impf- 
arzte übersehen werden, wenn es das einzige Symptom der 
aus ihrem Schlummer, aus ihrem latenten Stadium durch die 
Impfung erweckten Krankheit ist. Die Erfahrung lehrt in- 
dessen, dals eine solche Condylombildung erst vom 11. Tage 
an d. h. also nach begonnener Involution der Vaccine statt- 
findet, einer Zeit, wo nur äufserst selten noch Stoff zum 
Weiterimpfen entnommen wird. 


AN 


3. Impfrothlauf, Erysipelas vaccinale. Von Blumerincegq 
in München legt dem Impfrothlaufe eine weit grölsere Wich- 
tigkeit bei als der Impfsyphilis; diese sei weit leichter zu 
vermeiden und komme nur sehr selten vor, während der 
Impfrothlauf häufig und sogar in epidemischer Verbreitung 
beobachtet werde; sei die Syphilis eine scheulsliche, schmäh- 
liche, schwer heilbare Krankheit des unglücklichen Kindes, 
so setze der Impfrothlauf Wochen lang dasselbe den schwer- 
sten Leiden aus und bedrohe sein Leben in hohem Grade. 

Das Impferysipel tritt in zwei ganz bestimmten Perioden 
des Verlaufs der Vaccine auf, entweder in den ersten zweimal 
24 Stunden zur Zeit der Entstehung, oder zwischen dem 9. 
und 12. Tage zur Zeit der Blüthe und beginnender Invo- 
lution der Blatter. Man bezeichnet das erste als vaccinales 
Früh- und das zweite als vaccinales Späterysipel. Der Ver- 
lauf ist bei beiden einer und derselbe; gewöhnlich von der 
Impfstelle, zuweilen auch von einer andern Körperstelle aus- 
gehend verbreitet sich eine intensive Hautentzündung ent- 
weder nur über den ergriffenen Arm, oder wandert von einem 
Theil zum andern, über Brust, Bauch, Rücken und Beine, 
so dals zuweilen drei Viertel und mehr der ganzen Körper- 
fläche bedeckt ist; dabei schwellen die Hände und Fülse 
ödematös an und nicht selten bilden sich Eiterungen im Zell- 
gewebe. Der ganze Krankheitsprocefs verschleppt sich oft 
in sich wiederholenden Recidiven bis auf 6 Wochen. Das 
Früherysipelas ist in der Regel bösartiger als das spät aus- 
brechende. 

Verhältnilsmälsig am häufigsten ist das Späterysipelas. 
Nicht selten tritt es epidemisch auf, besonders in Findel- 
häusern und Gebäranstalten (Petersburg, Moskau, Wien, 
München), auch in der freilebenden Bevölkerung, zumal, 
wenn Erysipelas der Erwachsenen oder Masern unter den 
Kindern epidemisch herrschen. Bei der Revaccination der 
Rekruten im heilsen Sommer des Jahres 1359 sah von 
Blumerineq in München eine grofse Zahl derselben an 
Späterysipelas erkranken, von denen Viele an der Vereiterung 
des Zellgewebes starben. Ueberhaupt hat man die Entstehung 


BERN 


des Impfrothlaufs öfter beobachtet, wenn viele Impflinge in 
überheilsen, schlechtgelüfteten Localen zusammengedrängt 
waren. 

Unter denselben Bedingungen tritt auch nach der Vacei- 
nation das Früherysipelas auf. Von ganz besonderer Wich- 
tigkeit ist aber die T'hatsache, dafs dasselbe am häufigsten 
durch Uebertragung der Lymphe eines Kindes, welches nach 
Abimpfung an Späterysipelas erkrankt, verbreitet wird. Ent- 
nimmt also der Impfarzt am 8. Tage von einer normal ent- 
wickelten Vaccineblatter reine Lymphe und impft damit ein 
anderes ebenso gesundes Kind, so kann es vorkommen, dafs 
sich bei diesem innerhalb 14—24—48 Stunden von den Impf- 
wunden aus ein — oft sehr bösartiger — Rothlauf entwickelt, 
dessen Keim bereits in der geschlossenen normalen Vaceine- 
blatter des Stammimpflings lag, wie der Ausbruch des Spät- 
erysipelas 1—2—3 Tage nach der Abimpfung bei demselben 
beweist. Und zwar kann dieses dem Arzte sehr leicht pas- 
siren, da kein Symptom bei der Entnahme der Lymphe am 
8. Tage den Ausbruch des Späterysipelas am 9.—12. Tage 
vorraussehen lälst. Es giebt daher nur ein Mittel, ein solches 
unangenehmes und trauriges Ereignils zu verhüten : man 
verwende die Lymphe erst 3 Tage nach der Abnahme und 
überzeuge sich vorher vom Befinden des Mutterimpflings. 

Um die Entstehung des Impfrothlaufs überhaupt zu ver- 
hüten, impfe man nie in überheilsen, überfüllten Localen, 
oder bei sehr heilsem und schwülem Wetter, oder während 
herrschender Epidemieen von Hautkrankheiten. Man sei 
namentlich vorsichtig mit Röhrchenlymphe, da dieselbe leicht 
der Zersetzung anheimfällt. 

Das Unheil der Impfsyphilis ist leichter zu verhüten. 
Erste Bedingung ist genaue Besichtigung des Kindes. Von 
grolsem Vortheil ist es, wenn der Arzt die Familie kennt. 
Man entnehme nie Lymphe von einem Kinde unter einem 
Vierteljahr. Man entnehme nur reine Lymphe und entferne 
etwa hervorquellendes Blut vorher durch Abwischen mit 
einem Läppchen. Nach Versuchen Roger’s verliert das 


—,r1Qm 


Virus syphiliticum nach 8 Tage langer Aufbewahrung seine 
Infectionskraft. 

Optiker Seibert von Wetzlar sprach über „das stereo- 
skopische Sehen und die stereoskopischen Mikroskope“, deren 
erstes 1853 construirt wurde und von welchen er eine neue 
Construction demonstrirt. 

Optiker Hensoldt von Wetzlar demonstrirte ein neues, 
sehr genaues Passageninstrument. 

Stud. Niels von Gielsen sprach über „mikroskopische 
Steinschliffe. 

Dr. Buchner von Gielsen demonstrirte ein Galvanometer 
zur Prüfung von Blitzableitern. 

Professor Dr. Streng von Gielsen erklärte die Unter- 
scheidung von Nephelin und Apatit unter dem Mikroskop 
durch chemische Reaction und zeigte betr. Präparate vor. 

Professor Dr. Hoffmann von Gielsen sprach über 
„den Honigthau“ der von Blattläusen hervorgebracht wird 
und führte Beispiele an, wonach an Blättern auch ohne Blatt- 
läuse und andere Insecten Honigausschwitzungen auftreten 
können. 


Sitzung vom 2. August 1876. 


Dr. Godeffroy sprach über „die technische Verwerthung 
des Talges*. Nachdem derselbe kurz erwähnt hatte, was 
Fette, speciell was Talg sei, beschreibt er die verschiedenen 
Verfahren der ersten Reinigung des Rohtalgs, wobei sogen. 
Nierenfett, Abfall und eigentlicher Talg gewonnen werden. 
Aus dem Nierenfett stellt man die im Handel immer mehr 
auftretende Sparbutter, ein Gemenge von Nierenfett und 
Milch, her, der Abfall ergiebt ein vorzügliches Düngemittel 
und aus dem eigentlichen Talg werden hergestellt : Seifen, 
Kerzen, Glycerin und dessen Präparate. Redner besprach 
nun die verschiedenen Methoden der Zersetzung des Talgs, 
wobei immer einerseits Glycerin, andererseits die in dem 
Talg enthaltenen Säuren als Stearin-, Palmitin- und Olein- 
säure gewonnen werden. Letztere werden durch verschiedene 
Manipulationen getrennt, aus Oleinsäure stellt man die ver- 

XVII. 4 


schiedenen Seifen, aus Stearinsäure aber die sogenannten 
Stearinkerzen dar. Aus einem Ochsen gewinnt man etwa 
83 Kilo Rohtalg, welche gesondert gegen 28 Kilo Nierenfett 
und 55Kilo eigentlichen Rohtalg ergeben. Im Ganzen können 
aus einem Ochsen gewonnen werden etwa 18 Kilo Sparbutter, 
24 Kilo Stearinsäure, als solche und in Form von Kerzen 
(Millykerzen rein, Stellakerzen mit Paraffin) in den Handel ge- 
bracht, 23,5 Kilo Oleinsäure, als solche, als Oleinseife (Natron- 
seife) und Schmierseife (Kalıseife) in den Handel gebracht, 
2,5 Kilo reines Glycerin, als solches, als Glycerinseife und 
Walzenmasse in den Handel gebracht und 16,5 Kilo trockene 
Abfälle. 


Sitzung am 15. November 1876. 


Professor Dr. Zöppritz hielt einen durch Ausstellung 
zahlreicher Karten und Profile erläuterten Vortrag über „die 
neuesten Forschungen der Nordamerikaner bezüglich der Aus- 
führbarkeit eines Schifffahrtkanals durch den Isthmus von 
Darien.* Nach einem Ueberblick über die verschiedenen 
mehr nordwestwärts gelegenen Einschnürungen der mittel- 
amerikanischen Landbrücke (Tehuantepee, Honduras, Nica- 
ragua) wird das eigentliche Darien-Ohoco-Gebiet, von Panama 
ost- und südwärts geschildert, auf dem sich die Forschungen 
des Capt. Selfridge in den Jahren 1570—73 bewegten. Mit 
den Terrainverhältnissen des eigentlichen Panama-Isthmus 
und seiner, die Wasserscheide in nur 263° (engl.) Höhe über- 
schreitenden Eisenbahnlinie beginnend, schreitet die Bespre- 
chung gegen Osten zum Isthmus von San Blas fort, wo 
sich die bei Panama so äulserst ungünstigen Hafenverhält- 
nisse auf der paeifischen Seite durch die weite Mündung des 
Rio Chepo etwas günstiger gestalten. Doch erheben sich 
von Norden, vom vorzüglichen Mandingahafen her die Cordil- 
leren in drei Parallelketten von 1100— 1600 Palshöhe so massig, 
dals jeder Gedanke an eine Kanalisirung schwinden muls. — 
Auch die von der trefflich geschützten Caledoniabai aus gegen 
Westen zu den Zuflüssen Sucubti und Morti des vielgewun- 
denen Rio Chucunaque leitenden Pässe wurden zwischen 


=}: Alle 


900 und 1100° hoch gefunden, die Oberläufe jener Neben- 
flüsse liegen 4—500’ und ihre Mündungen in den Hauptstrom 
noch 142° über dem Meer, so dafs auch der Gedanke, auf 
diesem Wege den Darienhafen und somit den von Westen 
her tiefeinschneidenden Golf von San Miguel durch einen 
Kanal zu erreichen aufgegeben werden muls. In noch höhe- 
rem Mafse gilt dies von der 1865 von de Puydt vorge- 
geschlagenen Route, von der nördlichen Atratomündung her 
längs dem Tanelafluls, an welchem die Erforscher eine Höhe 
von 684° erreichten. Weit niedriger gestaltet sich die Gegend 
zwischen den oberen Zuflüssen des Rio Tuyra und denjenigen 
Cacarica und Peranchita des unteren Atrato. Es wurden hier 
Wasserscheiden von 420 bis 732° gefunden und es ist nicht 
ausgeschlossen, dafs sich etwas weiter gegen Nordosten noch 
niedrigere Uebergänge finden. Doch zeigte sich das ganze 
Land im Nordwesten der Wasserscheide so hügelig und zer- 
rissen, dals es zum Zweck einer Kanalführung ganz untaug- 
lich erschien. — Der mächtige Atratostrom bietet den grölsten 
Schiffen zu jeder Zeit eine bequeme Wasserstralse aus dem 
völlig gesicherten, für alle Flotten der Welt ausreichenden 
Columbiahafen, dem Südende des Golfs von Darien oder 
Uraba, bis 60 Seemeilen nach Süden. Dort mündet von 
Westen her der Napipi, ein wasserreicher Nebenfluls des Atrato 
und leitet durch eine kaum merklich ansteigende Ebene bis 
auf wenige Meilen von der Küste des stillen Oceans. Das Ge- 
birg erhebt sich von dieser Küste mit einem Steilrand auf 
900—600° und geht dann vermittels eines von östlich strömen- 
den Bächen durchfurchten Plateaus in die Alluvialebene des 
Napipi über. Weiter im Norden, an den Quellflüssen des 
Rio Truando, die in den Jahren 1855 von Kennish und 
1858 von Craven und Michler bezüglich der Ausführbar- 
keit einer Kanallinie untersucht worden sind, wird der Küsten- 
rand weiter im Inneren von einer niedrigeren Parallelkette, 
der Sierra de los Saltos begleitet, welche neue Schwierig- 
keiten bereiten würde. Am Napipi fehlt diese und Selfridge 
berechnet, dafs bei Benutzung des Doguadothales, eines Quell- 
flusses des Napipi zur Chirichiribai des stillen Oceans ein 
7% 


— 10 — 


Kanal von 23 engl. Meilen Länge mit einem Tunnel von 
3 engl. Meilen = 5 Kilometer Länge, 60° Breite, 112° Höhe 
und 25° Wassertiefe und einer Höhe der Scheitelstrecke ent- 
weder a) von 120° mit 3 Schleulsen auf der atlantischen und 
12 auf der pacifischen, oder b) von 80° mit 4 Schleufsen auf 
der atlantischen und 8 auf der pacifischen, oder endlich 
c) mit einer Scheitelstreckenhöhe von 38° gleich der Höhe des 
Atrato an der Napipimündung und nur 3 Schleulsen an der 
Küste, in diesem Falle aber mit 3°%/, Meilen langem Tunnel, 
zu 60 Mill., bez. 72, bez. 90 Millionen Dollars ausgeführt 


werden könne. — Einige Betrachtungen über den Nutzen 
des Kanals und die Verkürzung der Handelswege dadurch 
beschlossen den Vortrag. — Der mit Karten und Abbildun- 


gen reichlich ausgestattete Report of explorations and sur- 
veys to ascertain the practicability of a ship-canal between the 
Atlantic and Pacific oceans by the way of the isthmus of 
Darien by T. O. Selfridge, Washington 1874, lag zur An- 


sicht vor. 


Sitzung am 6. December 1876. 


Prof. Dr. Hoffmann trug vor über „die Conservation 
vegetabilischer Getränke und Nahrungsmittel“ und suchte die 
üblichen Methoden nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft, 
insbesondere der Fermentlehre, zu erklären. Besprochen 
wurde Bier (Lupulin), Champagner (Gasdruck und grofser 
Weingeistgehalt), Wein (vinum coctum der Alten und Pa- 
steur’s); nebenbei wurde Dinte, Gummilösung und Milch er- 
wähnt und auf die conservirende Kraft von Zucker, Honig 
und Kreosot aufmerksam gemacht. 

Hierauf wurde die Aufbewahrung im trockenen Zustande 
besprochen : Samen und Brot; — dann diejenige feuchter 
Pflanzentheile : mit Kohlensäure, wobei auf die Couver- 
schel’sche Entdeckung der Selbstgährung des Obstes — 
ohne Fermente — hingewiesen wurde; ferner die Salicylsäure, 
welche auch in der Chirurgie Eingang gefunden, dagegen 
als inneres Mittel bei putriden Zuständen sich nicht bewährt 
hat. Ferner wurde über die Conservation von Zwetschen, 


— WW — 


unter Blase in Flaschen gekocht, gesprochen ; zuletzt über 
die Appert’sche Methode, woran Bemerkungen über T'yn- 
dall’s Nachweis organischer Körper in der Luft (mittelst des 
Sonnenstrahles) und über Bastian’s Versuche zum Nach- 
weise der generatio spontanea (Abiogenesis) geknüpft wurden. 


Generalversammlung am 17. Januar 1877. 


Vortrag von Professor Dr. Wernher „über Boden, 
Klima und endemische Krankheiten der Balkanländer in BDe- 
zug auf Kriegführung in diesen Gegenden.“ Derselbe giebt 
eine Uebersicht der zahlreichen kriegerischen Ereignisse in 
den Gegenden an der unteren Donau während der Römer- 
herrschaft, unter den Byzantinern und ihren Nachfolgern bis 
in die neuere Zeit, wo besonders die Russen häufig das 
Kriegsglück in diesen Gegenden versuchten, aber nie mit 
wirklichem Erfolg. 

„Schon oft kämpften unsere Truppen auf dem alten 
Kriegsboden der Moldau und Wallachai, schon oft kehrten 
sie siegreich und mit immer genauerer Localkenntnils von da 
zurück, so dafs ihnen jeder Steg, jeder Schlupfwinkel be- 
kannt war, sobald sie den Pruth und die Donau überschritten 
hatten. Nur die medicinischen Erfahrungen erbten sich nie- 
mals fort und jeder Feldzug war durch dieselbe Seuche, durch 
dieselben unzulänglichen hygienischen Mafsregeln verderblich, 
wie es die früheren waren“ heilst es in Seydlitz Oraeus 
descriptio pestis 1770, 1771 und an einer anderen Stelle : 
„Wenn eine Armee in Dacien eintritt, so wird sie von Fie- 
bern befallen werden, die anfangs wie Fleckfieber auftreten, 
bald aber zur Pest werden“. In der 'That waren den Krieg- 
führenden in diesen Gegenden die Gefahren nicht durch die 
Waffen, sondern durch das Klima, den Boden und die ende- 
mischen Krankheiten bereitet. Kommen die russischen Trup- 
pen aus weiter Entfernung, theilweise aus dem hohen Norden, 
nach langwierigem Marsch oder ermattender Fahrt in die 
Steppen der Ukraine und Bessarabiens, so finden sie ein ganz 
anderes Klima, das im heilsen trockenen Sommer von dem im 
Winter mit —28—30° sehr verschieden ist. Dazu ist das 


— 12 — 


Land wenig bevölkert, der Städte sind wenige und diese 
können an und für sich den Truppen keine Hülfsmittel dar- 
bieten. Jassi und Bukarest, die Hauptstädte Rumäniens, bieten 
eine wunderliche Mischung von Luxus und Armuth, von 
Schmutz und Unsittlichkeit dar. Die Nahrung besteht vor- 
wiegend aus Vegetabilien, Fleisch ist selten. Der fette 
schwarze Boden ist weglos und erst bei Frost zu passiren. 
Die Donau selbst mit ihren flachen Ufern und dem Stau- 
wasser zu beiden Seiten, den todten Armen und den zahlrei- 
chen Inseln gibt Gelegenheit zur Bildung ausgedehnter Sümpfte, 
die eben so viel Kirchhöfe sind. Die armseligen türkischen 
Festungen des Donauufers sind Schmutz- und Pesthöhlen. 
Die Dobrutscha endlich ohne Feldbau und mit armseligem 
Viehstand ist aller localer Hülfsmittel für Heere baar. Dazu 
kommen die plötzlich hereinbrechenden verheerenden Gewitter- 
stürme. Nicht besser ist ein Heer in der Bulgarei daran, wo 
!/; des Landes aus Sümpfen besteht und die Hauptnahrung 
aus Kukuruz. Vom Waldgebirge des Balkan kommen wenig 
Flüsse, aber viele Bäche die in der Ebene Sümpfe bilden. 
So ist es kein Wunder, dals zu den gewöhnlichen Lager- 
krankheiten der Heere sich Durchfall und Dysenterie gesellt 
und durch die ungewohnte Nahrung und schlechte Wohnung 
zu Typhus wird. 

Im Laufe der Zeit haben die endemischen Krankheiten 
gewechselt. Was die Pest des Thykydides war, wissen wir 
nicht. Seit 520 trat die Beulenpest auf, verbreitete sich, 
wahrscheinlich von Oypern aus, über Europa und hielt bis 
zum dreilsigjährigen Krieg an. Anfangs mit dieser, dann 
allein, grassirte das Fleckfieber bis 1814. 1780 trat dazu der 
Hospitalbrand und jetzt herrscht das Typhoid in Verbindung 
mit Scorbut. So ist der Uebergang zu contagiösen Epide- 
mieen gegeben, die sich auch in einzelnen Jahren aus mias- 
matischen Krankheiten entwickeln können. Im Kriege bei 
Anhäufung vieler Menschen in Lagern, Festungen und Spitä- 
lern sind die Bedingungen für Entwickelung und Verbreitung 
dieser Krankheiten noch viel günstiger. 


— 18 — 


Endemische Krankheiten sind bei den Völkern der unte- 
ren Donau wohl bekannt. Jedes Jahr treten sie im Frühjahr 
auf und lassen gegen Herbst nach. Wenn diese auch ge- 
ringe Gefahr darbieten, so gehen sie doch auch oft in stark 
remittirende Fieber, in das ächte Fleckfieber über, das unter 
apoplektischen Anfällen tödtlichen Ausgang nimmt. — Bricht 
diese „walachische Pest“ aus, so verlassen die Bewohner ihre 
Dörfer, nachdem sie ihre bessere Habe vergraben haben und 
kehren erst im Herbst wieder zurück, wo sie das äulserst 
Entbehrliche verbrennen und mit Mistfeuer die Wohnungen 
ausräuchern. 

Die Symptome der walachischen Seuche sind in den 
verschiedenen Stadien der Krankheit sehr verschieden. Na- 
mentlich der Soldat auf dem Marsche wird von unendlicher 
Schwäche und Kopfweh gepeinigt, aber er taumelt weiter. 
Das Fieber steigert sich, Hitze und Durst werden unerträg- 
lich, Delirium tritt ein, die Leisten- und Achseldrüsen schwellen 
an, schwarze Petechien und Brandbeulen treten auf, Scorbut 
tritt dazu und nach 6—7 Tagen folgt apoplektischer "Tod. 
Die russische Kriegsgeschichte ist reich an furchtbaren Epi- 
soden; das Absperren der Dörfer hilft nicht, die Krankheit 
blitzt bald an diesem, bald an jenem Orte auf. Inficirte Re- 
gimenter abzusperren, die Bewohner der Dörfer auszutreiben 
und diese zu verbrennen, erwies sich als vollkommen zweck- 
los. Wie konnte auch Besserung eintreten, da die russischen 
Kranken nach ärztlicher Vorschrift mit Caviar, Oliven, Brod, 
Knoblauch und Branntwein genährt wurden, während Fleisch, 
Wein, Hirse und Milch verboten war. Auch Pferdemistsaft 
mit Baumöl wurde als Specifieum empfohlen. So erklären 
sich die unerhörten Verluste, welche die russischen Heere in 
verschiedenen Feldzügen erlitten und noch grölser dadurch 
wurden, dafs es an allen Lazarethbedürfnissen fehlte und an 
Mitteln, die Lazarethe zu evacuiren. Die meisten Hospitäler 
endeten damit, dafs Kranke, Beamte und Aerzte starben und 
Niemand übrig blieb, der von dem Elend erzählen konnte. 

Redner liefert hierzu schreckenerregende Beispiele aus 
den russischen Kriegen 1828 und 1829. 


— 14 — 


Sitzung am 7. Februar 187%. 

Prof. Kehrer behandelt die „thierische Wärme“. Bei 
den sogen. Kaltblutern ist die Wärmeproduction gering, es 
kann aber bei Bewegungen deren Körpertemperatur um 
mehrere Grade die der umgebenden Medien übertreffen. Bei 
(den Warmblutern ist die Temperatur relativ constant, d. h. 
sie schwankt bei den Vögeln zwischen 40 und 45° C., bei 
den Säugern zwischen 35 und 40°C. Durch den Einfluls war- 
mer Medien kann die Temperatur um mehrere Grade an- 
steigen ; geht die Blutwärme über 44° C., so stirbt das Thier, 
wahrscheinlich durch Aufhören des Herzschlages.. Durch 
starke Abkühlung tritt zuletzt Frostasphyxie und Tod ein. 
Die Körperwärme wird gebildet bei der chemischen Um- 
setzung (nicht blols Verbrennung), welche fortwährend alle 
(Gewebe erleiden. Den Hauptantheil nehmen die Muskeln, 
bei deren Zusammenziehung mechanische Arbeit und Wärme 
entsteht, doch sind auch die Nerven, die Drüsen, kurz alle 
Gewebe bei der Wärmeproduction betheiligt. 

Das Nervensystem regulirt die chemische Umsetzung in 
den-Geweben und damit die Wärmebildung, es regulirt aber 
auch die Wärmevertheilung. Indem es das Kaliber der Blut- 
gefälse beherrscht, bewirkt es bald ein Zurückweichen des 
Blutes in das warme Körperinnere bei Abkühlung der Peri- 
pherie, bald einen starken Blutzufluls gegen die Peripherie mit 
Schweilsbildung und Abkühlung, wenn die Bluttemperatur 
durch Erwärmung der Peripherie gestiegen ist. Auf diese 
Weise vermögen die Gefälsnerven die Constanz der Körper- 
temperatur in gewissen Grenzen zu erhalten. 

Der Hauptwärmenerv ist der sogen. Sympathicus. Seine 
Durchschneidung oder Lähmung erhöht die Temperatur der 
von ihm versorgten Organe, seine Reizung vermindert die 
Temperatur — alles dies durch Vermittelung der einer Zu- 
sammenziehung fähigen Blutgefälse. 


Sitzung am 7. März 1817. 


Vortrag von Professor Dr. Streng über „die geologische 
Geschichte des Rheinthals*. — Nachdem Redner die Kinthei- 


— 15 — 


lung der Geschichte der Erde in Perioden und Formationen 
dargelegt hatte, zeigte er dals ursprünglich das ganze Land 
Meeresboden war; dals sich aus diesem Meere zuerst das 
rheinische Schiefergebirge als Insel erhob, an deren Süd- 
ufer sich das Material des bunten Sandsteins, Muschelkalks 
und Jura’s ablagerte. Es erfolgte dann eine Hebung des gan- 
zen südlich von der Insel gelegenen Meeresbodens, wodurch 
derselbe sich in Festland verwandelte, in welchem durch Ein- 
senkung die breite 'Thalspalte von Basel bis Mainz sich bil- 
dete, die sich nach Süden in das weite, die ganze jetzige 
Alpenkette bedeckende Meer öffnete und sich mit Meerwasser 
füllte. Zu jener Zeit (Beginn der Oligocänformation) war 
also das obere Rheinthal von Basel bis Mainz ein nach Süden 
offener Meerbusen, dessen Verbindung mit dem Meere all- 
mählich unterbrochen wurde, so dals das Meerwasser durch 
brakisches Wasser, dieses durch Sülswasser ersetzt wurde. 

Mit der nun folgenden Erhebung des Jura und der 
Alpen erhielt das ganze Land und namentlich auch die Thal- 
sohle selbst eine Neigung nach Norden, so dafs nun am nörd- 
lichen Ende des T'hales, bei Bingen, etwa in der Höhe des 
Niederwalds, das Wasser abfliefsen mulste. Der Theil des 
Rheinthals von Bingen bis Bonn ist der jüngste, denn er ist 
durch die erodirende Wirkung des damals sehr wasserreichen 
und mit starkem Gefälle ausgerüsteten Flusses selbst entstan- 
den und zwar innerhalb der quartären Periode, zu welcher 
auch die Gegenwart gehört ; mit anderen Worten : der Rhein 
hat sich diesen Theil seines Bettes selbst eingeschnitten durch 
die langsame und stetige Wirkung der Erosion. 


Sitzung am 13. Juni 1877. 


Vortrag von Prof. Dr. Pflug über „künstliche Blutleere 
nach Esmarch“. — Redner hebt zunächst die Bedeutung 
der Chirurgie und ihrer Fortschritte in den letzten Jahr- 
hunderten hervor, verweist auf die humane Weise in der alle 
Operationen, auch an Thieren, nunmehr ausgeführt werden, 
so dals heutigen Tags durch die Heranziehung der Anästhe- 
tica bei schmerzhaften Operationen, sowohl in der Menschen- 


— 106 — 


als auch in der 'Thierheilkunde ein Arzt selbst mit weichem 
Gemüth das Messer häufiger gebrauchen wird, als früher. 

Auch „blutscheue* Aerzte und „blutscheue* Personen 
überhaupt verdanken der Entdeckung des Herrn Professor 
Esmarch es, dals sie jetzt, wenn sie mit dem Messer arbeiten, 
in vielen Fällen weniger Blut sehen. 

Bei allen Operationen sei übrigens eine Blutung immer 
eine unangenehme Erscheinung ; denn erstens wird dadurch 
das ÖOperationsfeld vielfach verdeckt und zweitens der — 
vielleicht anämische — Patient durch einen neuen Blut- 
verlust während der Operation möglicherweise tödtlich ge- 
schwächt. 

Nachdem hierauf Redner mitgetheilt hat, wie man bisher 
verfuhr, um eine Blutung zu verhindern oder sie zu stillen, 
schildert er das Esmarch’sche Verfahren selbst und zeigt 
die dazu nöthigen elastischen Bänder und Schleifen vor, be- 
tont den Werth dieser Methode besonders bei Amputationen 
und Operationen an extremitalen Theilen, ihren besondern 
Werth in der menschenärztlichen Praxis und auch ihre Be- 
deutung in der Veterinärchirurgie. Im Folgenden die Vor- 
züge und auch die wirklichen oder nur eingebildeten Nach- 
theile der Operation. In ersterer Beziehung schildert er den 
ganz geringen Blutverlust, selbst bei tiefgreifenden Operatio- 
nen, die Verminderung der Sensibilität in den abgeschnürten 
Theilen, ferner wie bei Verblutenden durch Herausdrängen 
des Blutes aus den extremitalen Theilen in das Herz und 
Hirn dem Collapsus vorgebeugt und vielleicht Zeit zur Blut- 
transfusion gewonnen werden könne; dann erwähnt er die 
Behauptung Esmarch’s, dafs Wunden, welche nach An- 
wendung der künstlichen Blutleere gemacht werden (Ampu- 
tationsstümpfe), leichter heilen und aceidentelle Wundkrank- 
heiten selten auftreten. 

Eingehend wird die Wirkung der künstlichen Blutleere, 
resp. das Gefühl besprochen, welches in den von der Circu- 
lation ausgeschalteten Theilen entsteht und jene Fälle hervor- 
gehoben, wo nach der Application der elastischen Schleife in 
den ausgeschalteten Partieen Brand, Schmerz, behinderte 


— 117 — 


Beweglichkeit, Lähmung, Anästhesie, Temperaturverminde- 
rung, Nachblutungen, Hämorrhagien im Amputationsstumpf, 
Septicämie u. s. w. beobachtet wurden. 

Nachdem die Ursachen und die Beseitigung dieser üblen 
Zufälle bei oder nach Anwendung der elastischen Schleife 
beleuchtet worden waren, zählte Redner endlich noch eine 
Reihe von Amputationen bei Thhieren auf, bei welchen er die 
künstliche Blutleere mit verschiedenem Erfolg zur Anwendung 
brachte. 


Generalversammlung am 7%. Juli 1877 zu Dillen- 
burg. 


Der erste Director, Professor Dr. Pflug, eröffnet die 
Versammlung um 3 Uhr Nachmittags in dem Locale der 
Bergschule, und nachdem das Protocoll der vorigen Sitzung 
verlesen und genehmigt worden, berichtet derselbe über die 
Thätigkeit und den Stand der Gesellschaft im verflossenen 
Jahre und legt gleichzeitig den XVI. Jahresbericht vor. 

Die Gesellschaft schreitet hierauf zur Wahl der Gesell- 
schaftsbeamten für das nächste Jahr und ernennt 

zum ersten Director Professor Dr. Zöppritz, 

zum zweiten Director Professor Dr. Streng, 

zum ersten Secretär F. von Gehren, 

zum zweiten Secretär Dr. Buchner, 

zum Bibliothekar Professor Dr. Noack. 

Zum Ort für die nächste Generalversammlung wird Grün- 
berg bestimmt. 

Professor Dr. Streng spricht hierauf „über das Vor- 
kommen der Diamanten in Südafrika und deren muthmals- 
liches Muttergestein“ und „über das Vorkommen einer granit- 
artigen Grauwacke in der Gegend von Marburg“. 

Medieinalrath Dr. Speck trägt vor „über den Einfluls 
des veränderten Luftdrucks auf den Athmungsprocels. — Die 
Untersuchungen wurden nach einer Methode angestellt, die 
Redner in den Schriften der Gesellschaft zur Beförderung 
der Naturwissenschaften zu Marburg 1872 veröffentlichte. 
Der dabei benutzte Athemapparat besteht im Wesentlichen 


— 18 — 


aus zwei grolsen Spirometern, die so viel Luft fassen, dals sie 
ein 10—15 Minuten langes Athmen gestatten. Aus dem einen 
Spirometer wird eingeathmet und die ausgeathmete Luft in 
dem zweiten aufgenommen. Der Luftstrom wird dabei durch 
sehr leicht gehende Ventile regulirt. 

Auf diese Weise ist der Einflufs des veränderten Luft- 
drucks untersucht worden, der hier also blols auf die Lungen 
selbst einwirken konnte. Als Hauptergebnils stellte sich dabei 
heraus, dals jede Veränderung des Luftdrucks, betreffe sie 
die eingeathmete oder die ausgeathmete Luft oder beide zu- 
gleich, sowohl im positiven wie im negativen Sinn ein ver- 
stärktes Athmen hervorruft. Das geathmete Luftquantum 
wird grölser, der aufgenommene Sauerstoff und die ausge- 
schiedene Kohlensäure werden vermehrt. Diese Vermehrung 
ist jedoch keine gleichmälsige; die Kohlensäureausfuhr ist 
verhältnilsmälsig mehr gesteigert, als die Sauerstoffaufnahme, 
so dals zwischen beiden ein so grolses Mifsverhältnils auf- 
treten kann, dals in der Kohlensäure mehr Sauerstoff ausge- 
athmet wird, als in der gleichen Zeit aufgenommen wurde. 
Dabei tritt denn auch eine Umänderung in dem Verhältnils 
der eingeathmeten zur ausgeathmeten Luft ein. Während 
‚bei regelmälsigem Athmen immer ein etwas grölseres Luft- 
volumen eingeathmet, als wieder ausgeathmet wird, verhält 
es sich bei dem durch Druckdifferenz gesteigerten Athmen 
umgekehrt. Am stärksten zeigen sich alle diese Veränderun- 
gen, die übrigens auch, wie Redner früher schon gezeigt 
hatte, bei willkürlich verstärktem (foreirtem) Athmen auftreten, 
bei dem durch die Druckverhältnisse möglichst erleichterten 
Athmen, bei dem Einathmen comprimirter und dem Ausath- 
men in verdünnte Luft. Ueberlegungen und Vergleiche mit 
anderen, früher publicirten Versuchen über das Athmen kohlen- 
säurereicher Luft, sowie sauerstoffreicher und sauerstoffarmer 
Luft führen zu dem Schlufs, dals die Veränderungen in der 
Sauerstoffaufnahme und der Koblensäureausscheidung bei ver- 
ändertem Luftdruck nicht als Veränderungen in den Oxy- 
dationsvorgängen im Körper aufzufassen sind, sondern dals 
sie blols von den physikalischen Erscheinungen der Gasdif- 


— 19 — 


fusion im Blut herrühren. Die angewandten Druckverände- 
rungen waren gering und betrugen positiv wie negativ nie 
über 22 Centimeter Wasserdruck. 

(Die Versuche sind mittlerweile ausgearbeitet in den Schrif- 
ten der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften 
zu Marburg 1877 erschienen.) 

Daran knüpfte Redner noch die Mittheilung, dals eine 
Anzahl unter allen Cautelen angestellten Versuche über den 
Einfluls geistiger Thätigkeit auf den Athmungsprocels das 
unerwartete Resultat ergeben hat, dafs diese Thätigkeit ent- 
weder nur eine, namentlich im Vergleich zu der eminenten 
Wirkung körperlicher Thätigkeit, äulserst geringe, oder gar 
keine Vermehrung des Athemprosses bewirkt. 

Stud. Niefs berichtet über „ein Eisenphosphat“, von ıhm 
in der Grube „Eleonore“ bei Gielsen entdeckt und „Strengit“ 
genannt. 

Professor Dr. Hoffmann spricht über auffallende 
Charakterveränderungen bei verschiedenen, von ihm selbst 
gezüchteten Pflanzen. 

Vor Beginn der Sitzung besichtigte die Gesellschaft das 
‚Dillenburger sehr sehenswerthe Gestüte, besuchte nach der 
Sitzung das vollständig neu hergerichtete Schlols und ver- 
einigte sich dann zu einem gemeinschaftlichen Abendessen im 
Gasthaus zur Post. 


Sitzung am 2. August 1877. 

Nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten 
hält Herr Professor Dr. Zöppritz einen Vortrag über „die 
Geographie und Kartographie der Balkanländer*. — Es 
wurde die Türkei als das einzige europäische Land bezeichnet, 
für welches noch keinerlei systematische Landesaufnahme 
begonnen worden sei und dessen Karte aus den zufälligen 
Itinerarien und vereinzelten Ortsbestimmungen der Reisenden 
noch bis vor Kurzem habe zusammengesetzt werden müssen. 
Erst die systematische Durchforschung und halbinstrumentale 
Aufnahme, die in den Jahren 1869 bis 1873 von österreichi- 
schen Generalstabsofficieren ausgeführt worder sei, habe zu 


— 10 — 


der ziemlich zuverlässigen, von dem Vortragenden ausgestell- 
ten Karte des grölsten Theiles der Türkei in 1 : 300000 
geführt. An der Hand dieser Karte erläuterte der Vortra- 
gende die grolsen physikalischen Grundzüge von Donau- 
bulgarien und dem Balkan, sowie der südlich vorgelagerten, 
von der Natur so sehr begünstigten Längenthäler und schlofs 
mit einigen Notizen über Bodenerzeugnisse, Industrie und 
Bewohner dieses Gebietes. 


Sitzung am 14. November 1877. 


(Geschäftliche Erledigungen, dann Vortrag von Professor 
Dr. H. Sattler „über Farbensinn und Farbenblindheit“. — 
Das gewöhnliche weilse Licht ist aus einer Reihe von Farben 
zusammengesetzt und kann mittelst eines Prismas in diese 
Farben zerlegt werden. Man kann nun einzelne dieser Far- 
ben beliebig mit einander combiniren, indem man auf eine 
und dieselbe Stelle der Netzhaut des Auges gleichzeitig zwei 
verschiedenfarbige Eindrücke einwirken läfst. Dadurch er- 
hält man die sog. Mischfarben. Nun wurden die verschie- 
denen Methoden der Farbenmischung besprochen und de- 
monstrirt. 

Dann wurde der Begriff der Complementärfarben ent- 
wickelt, d. h. jener Farben, welche zusammengemischt den 
Eindruck von Weils erzeugen. 

Dann wurde erwähnt, dafs fast alle Farben, die in der 
Natur existiren, Mischfarben sind, d. h. dals sie sich durch 
Prismen immer noch in eine Summe von Farben mit mehr 
oder weniger Weils zerlegen lassen. 

Hierauf wurde der Begriff der Üontrastfarben erklärt, 
d. h. jener Farben, welche auf subjectivem Wege durch eine 
andere Farbe hervorgerufen werden und zu jener stets com- 
plementär gefärbt erscheinen. 

Die verschiedenen Methoden, durch die man im Stande 
ist, die Erscheinungen der ÖOontrastfarben zur Anschauung 
zu bringen, wurden nun demonstrirt. 

Die Fähigkeit, die verschiedenen Farbenerscheinungen 
wahrzunehmen, kann nicht auf rein physikalischem Wege 


— 111 — 


erklärt werden ; man hat den Farbensinn als einen besondern 
Vorgang in unserer Sehsubstanz aufzufassen. 

Es wird erinnert an die schönen Farbenerscheinungen, 
welche man in objectiver Dunkelheit wahrnimmt bei Druck 
aufs Auge, beim Durchleiten eines electrischen Stromes u. s. w. 

Es existiren zwei Theorien über die Art, wie die Farben- 
empfindungen zu Stande kommen. 1) Die Young-Helm- 
holtz’sche, welche aussagt, dals wir im Sehnerven dreierlei 
Arten von Nervenfasern besitzen, die durch die verschiedenen 
Lichtsorten in quantitativ verschiedener Weise erregt würden ; 
2) die Hering’sche Theorie, welche annimmt, dafs unsere 
Sehsubstanz aus drei verschiedenen Substanzarten zusammen- 
gesetzt sei, a) aus der Substanz für die Empfindung von 
Schwarz und Weils und den verschiedenen Zwischenstufen 
zwischen beiden, b) aus der Substanz für unsere Empfindun- 
gen von Roth und Grün, und c) aus der Substanz für die 
Empfindung von Gelb und Blau. Die schwarzweilse Seh- 
substanz würde von allen Lichtsorten mit erregt werden, 
und die verschiedenen Farbentöne, welche zwischen den vier 
prineipalen Farben gelegen sind, werden empfunden durch 
quantitativ verschiedene Erregungszustände in der blaugelben 
und rothgrünen Sehsubstanz. 

Wenn die beiden letztgenannten Arten unserer Sehsub- 
stanz, oder eine derselben mangelhaft oder gar nicht ent- 
wickelt wären, so mülste totale öder partielle Farbenblindheit 
resultiren. Beides kommt vor; weitaus am häufigsten ist 
aber Rothgrünblindheit. 

Nun wurden die verschiedenen Methoden namhaft ge- 
macht, durch welche der Farbensinn geprüft und die Form 
und der Grad der Farbenblindheit ermittelt wird. 

Farbenblindheit kommt nicht blofs als angeborener,, son- 
dern auch als erworbener Fehler vor bei verschiedenen Lei- 
den des Sehnerven und der Oentralorgane des Nervensystems. 

Endlich wird noch darauf aufmerksam gemacht, dals 
man Ursache hat anzunehmen, dafs der Farbensinn in den 
Anfängen der historischen Zeit noch nicht so ausgebildet 
war, als heutzutage, und man erst allmählich gelernt hat, 


— 12 — 


neben Licht und Dunkel die einzelnen Farben und ihre Ab- 
stufungen zu unterscheiden. 

Professor Schneider sprach über den „Bau von Am- 
phioxus lanceolatus“. — Die Längsmuskeln der Leibeswand 
zerfallen in den Longus dorsi und Rectus abdominis. Der 
Rectus reicht vom dritten Segment bis zum After und liegt 
unterhalb der Ohorda und nach Innen vom Longus dorsi. 
Seine Segmente sind dieselben, wie die des Longus, so dafs 
auf der genannten Strecke jedes Myocomma in einen dem 
Longus und einen dem Rectus angehörenden Theil zerfällt. 
Die Platten, aus welchen, wie Grenacher nachwies, die 
fibrilläre Substanz der Längsmuskeln besteht, convergiren 
im Longus nach dem Rückenmark, im Rectus nach einem 
aulserhalb des Körpers und zwar für die rechte Seite rechts, 
für die linke Seite links belegenen Punkte. 

Das Nervensystem lälst sich nach der von Owsiani- 
kow angegebenen Methode sehr schön isoliren. Indels nur 
zum Theil, auch zeigt die Abbildung von Owsianikow 
keineswegs, wie man bisher annahm, das ganze Nervensystem, 
sondern aulser Rückenmark und Hirn nur die oberen, sensi- 
belen Nerven. Die unteren Wurzeln sieht man am besten an 
@Querschnitten, wie Stieda richtig angiebt. Die Beschreibung, 
welche Stieda von den Nerven giebt, würde vollkommen 
richtig sein, wenn er nicht von der Voraussetzung ausginge, 
dals die Nervenwurzeln nur in den Scheidewänden der Myo- 
commata, Ligamenten, liegen. Nach Stieda würde der in 
das Ligament eintretende Nerv abwechselnd ein sensibler und 
ein motorischer sein. Allein in die Ligamente treten nur die 
sensiblen Nerven, die motorischen sind interligamental. Hinter 
jedem Ligamente entspringt eine obere Wurzel, welche bald 
in das Ligament eintritt und nach der Haut verläuft. Die 
Fasern sind sehr zart und beim Austritt aus dem Rücken- 
mark zu einem runden Strang vereinigt. Eine Anschwellung 
fehlt, kleine, im Anfang des Stranges liegende Kerne ent- 
sprechen wahrscheinlich dem Spinalganglion. Die motorischen 
Wurzeln verhalten sich anders. Die bindegewebige Hülle, 
welche das Rückenmark eng umschlielst, ist längs ihrer unteren 


— 13 — 


Kante und zwar in der ganzen hintern Hälfte jedes Myocomma 
mit Oeffnungen versehen, durch welche Fasern des Rücken- 
marks, die motorischen Nerven, austreten. Die von den Oeff- 
nungen weiter gehenden Fasern vereinigen sich zuerst zu 
einem platten Strang und strahlen dann nach oben und unten 
aus über die inneren freien Kanten der fibrillären Platten. 
Ihre Richtung kreuzt die Kanten. Für jede Kante biegt je 
eine Faser in weitem Bogen um und setzt sich unter einem 
sehr spitzen Winkel daran. In den Spalt zwischen Rectus und 
Longus dorsi treten diese Fasern hinein. Grolse Exemplare 
von 4 cm bieten an den fünf hinter dem After folgenden 
Segmenten einen merkwürdigen Anblick. Diejenigen Fasern, 
welche sich an die obere Hälfte des nach unten vom Rücken- 
mark liegenden Theils des Myocomma begeben, sind von den 
Platten an bis nahe an das Rückenmark in quergestreifte 
Muskelfasern verwandelt. Ich bediene mich des Ausdrucks 
„verwandeln“ nur zur leichteren Beschreibung der 'Thatsache. 
Wenn man das Rückenmark nach der Methode von Owsia- 
nikow isolirt, so zeigen sich daran nur die Ursprünge der 
motorischen Nerven als leichte kegelförmige Erhebungen. 

Das Herz beginnt an dem freien Ende des Blinddarms, 
läuft längs der oberen Kante desselben nach dem Darm und 
dort umbiegend längs der Ventralseite des Darmes nach den 
Kiemen. Der am Cöcum liegende Theil ist zuerst ein ein- 
faches Rohr, dann ein System von 4 bis 5 parallel laufenden, 
mehrfach communicirenden Röhren, welches beiderseits blinde 
Ausläufer besitzt. Der am Darm gelegene Theil ist wieder 
einfach. 

Von den Kiemenstäben sind die einen etwas dickeren 
am untern Ende gespalten, die andern nicht. Aulser durch 
diese schon bekannte Eigenschaft unterscheiden sich dieselben 
durch die Form ihres Querschnittes und die Gestalt des in 
ihnen liegenden Kanals. Das Blut tritt aus den Aesten der 
Kiemenarterie zunächst in den Kanal der gespaltenen Stäbe 
und von da durch die längs — nicht im Innern — der Quer- 
stäbe verlaufenden Gefälse in die ungespaltenen Stäbe. 

VII. e) 


— 14 — 


Die Kanäle der Kiemenstäbe öffnen sich oben in Kiemen- 
venen, welche sich nach hinten und unten biegend in die 
Aorten münden. Aus der im Kiementheil bekanntlich doppel- 
ten, weiter hinten einfachen Aorta entspringt jederseits inter- 
ligamental ein oberer Ast zu den Längsmuskeln, ligamental 
ein unterer Ast, welcher sich, längs des Ligamentes verlaufend, 
auf der Oberfläche der Bauchhöhle verzweigt. Eine Auflösung 
dieser Aeste in ÖOapillaren oder eine Verbindung derselben 
mit Venen war nicht zu finden. 

Hinter dem Kiementheil längs des Darmes treten beider- 
seits aus der Aorta ohne Vermittelung von Arterien Oapillaren, 
welche sich in der Bindegewebsschicht der nachher zu be- 
schreibenden Muscularis mucosae netzförmig ausbreiten. Ihr 
Auftreten ist von Langerhans gefunden worden. Ventral- 
wärts liegt auf derselben Schicht die Darmvene. Sie besteht 
hinten aus etwa fünf netzförmig communicirenden parallelen 
Röhren, nach vorn wird die Zahl geringer bis auf eine, welche 
am Anfang des Blinddarms immer enger werdend verschwin- 
det. Von hinten bis in die Gegend, wo etwa drei Röhren vor- 
handen sind, gehen beiderseits aus dem Rande des Röhren- 
systems kurze Queräste ab, in welche die Capillaren münden. 
Dann folgt eine Strecke ohne Queräste oder sonstige Oeff- 
nungen für die Oapillaren, bis endlich vor dem Ende wieder 
(ueräste auftreten, welche keine Capillaren aufnehmen, son- 
dern wahrscheinlich frei in den noch zu beschreibenden 
Lymphraum münden. Die Darmvenen und ihre Queräste 
sind dicht mit queren Muskelfasern bedeckt. 

Joh. Müller, dem ein Theil dieser Gefälse schon be- 
kannt war, nahm eine durch Gefälse vermittelte Verbindung 
der Darmvenen mit dem von mir Herz genannten Gefälse 
an, eine solche lälst sich aber nicht nachweisen. 

Der Darmkanal wird von einer inneren und äulfseren 
Schicht gebildet. Die innere Schicht besteht aus dem Darm- 
epithel und einer aus vorzüglich querlaufenden Fasern zu- 
sammengesetzten Muscularis, die man also wohl als Muscularis 
mucosae betrachten kann. Diese Schicht enthält in ihrer 


— 15 — 


Grundsubstanz die Capillaren und ihrer Aulsenfläche sitzt die 
Darmvene auf. Die äufsere Schicht besteht aus dem Peri- 
tonealepithel und einer ebenfalls aus Fasern bestehenden quer- 
verlaufenden Muskelschicht. An der Stelle, wo der Darm in 
den Kiementheil übergeht, sind die Muskeln vorzüglich dick 
und theilweise quergestreift. Zwischen diesen beiden Schichten, 
welche sich auch auf den Kiementheil verfolgen lassen, liegt 
ein weiter Raum. Die verwickelte Gestalt desselben ist von 
Langerhans, aber besonders genau von Rolph beschrie- 
ben worden. Ich kann seine Beschreibung bestätigen und 
füge derselben nur hinzu, dals von dem Theil dieses Raumes, 
welcher die Kiemenarterie umgiebt, sich je ein Ast längs der 
Aufsenfläche der gespaltenen Kiemenstäbe nach dem oben 
längs der Kiemen verlaufenden Abschnitt verfolgen lälst. Allein 
welches auch die Entwickelung dieses Raumes sein mag, am 
. entwickelten Thiere dient er nicht, wie Rolph annımmt, als 
Leibesraum, sondern als Venen- oder, was bei Amphioxus sich 
nicht davon trennen läfst, als Lymphraum. Nicht nur führt 
derselbe eine grolse Menge von in Chromsäure und Alkohol 
gerinnenden Stoffen, sondern er führt auch in das Herz. 
Das Herz läfst sich von der Spitze des Cöcum noch ein 
Stück nach vorwärts verfolgen, wo es dann in den oben längs 
der Kiemen verlaufenden Venenraum mündet. Aulser dieser 
grölsten und längsten Vene finden sich noch kürzere Venen, 
welche an jedem Kiemenstabe längs des Cöcum in das Herz 
treten. Diese Venen des Herzens sind von J. Müller ge- 
sehen, aber als Bänder zwischen dem Cöcum und den Kiemen 
betrachtet worden. 


Sitzung am 5. December 187%. 
Geschäftliche Erledigungen, dann Vortrag von Dr. Spa- 


mer „über ärztliche Untersuchungsmethoden* (im Auszuge 
nicht eingereicht) und kurzer Bericht von Professor Dr. Zöpp- 
ritz „über die Entdeckung des Oongolaufes durch den Afrika- 
reisenden Stanley“. 

8% 


— 116 — 


Generalwersammlung zu Giessen am 16. Januar 
1878. 


Das Protocoll der vorigen Sitzung wird verlesen und 
genehmigt. 

Der erste Director, Professor Dr. Zöppritz, giebt einen 
kurzen Bericht über die Thätigkeit und den Stand der Ge- 
sellschaft, legt die Rechnung des Jahres 1377 vor und fordert 
zu Beiträgen zu dem im laufenden Jahre zu druckenden Be- 
richt auf. 

Der zweite Secretär, Dr. Buchner, berichtet über die 
äulsere Thätigkeit der Gesellschaft, vorzugsweise über den 
Tauschverkehr mit auswärtigen Vereinen und spricht denjeni- 
gen, die die Bibliothek mit Geschenken bedacht haben, den 
Dank der Gesellschaft dafür aus. 

Der Bibliothekar, Professor Dr. Noack, erstattet Bericht 
über den Stand der Bibliothek und die Einrichtung des Lese- 
zirkels. 


Candidat Friedrich hält hierauf seinen angekündigten 
Vortrag „über einige Culturpflanzen asiatischen Ursprungs“. 
Er berichtet in sehr ausführlicher Weise über das Vorkommen 
der Citrusarten und der Dattelpalme in den ältesten histori- 
schen Zeiten und zeigt wie dieselben von Asien aus sich 
nach und nach über eine grofse Anzahl anderer Länder ver- 
breitet haben. 


Hierauf spricht Dr. Rausch „über das Telephon“. — 
Historische Notizen : Philipp Reis construirt, nachdem er 
schon früher Versuche angestellt, 1861 das erste Telephon. 
Nach dieser Zeit ruhten die Bestrebungen, die Reis’sche 
Idee zu verwirklichen, bis in die 70er Jahre. In dieser Zeit 
beschäftigten sich mehrere Amerikaner wieder mit den von 
Reis verfolgten Versuchen. 1877 erfand Graham Bell aus 
Boston das bis jetzt vollendetste Instrument. 

Physikalische Erörterungen : Magnetisirung, Entmagneti- 
sirung des weichen Eisens durch Schliefsung und Oeffnung 
eines herumgeleiteten Stroms. Dabei treten abwechselnd 
Verlängerungen und Verkürzungen des Eisenstabs ein, durch 


— 11 — 


welche Töne hervorgerufen werden können. Aehnliche Ein- 
wirkung eines electrischen Stroms auf einen Magnetstab : 
Verstärkung, Schwächung des Magnetismus. Induction durch 
Schliefsen, Oeffnen eines Stroms in einem benachbarten Lei- 
ter. Induetion durch einen Magneten. — Höhe, Intensität, 
Klangfarbe eines 'Tons. 

Beschreibung des Reis’schen Telephons. Dasselbe giebt 
nur die Höhe des Tons wieder. 

Bell’sches Telephon. Hierdurch wird auch die Klang- 
farbe übermittelt. 

Durch eine von Herrn Dr. Tasch& ersonnene Vorrich- 
tung kann von einer Station zur andern ein deutlich ver- 
nehmbares Zeichen gegeben werden. Dabei werden durch 
eine Batterie hervorgerufene Inductionsströme um den Magne- 
ten des Telephons geleitet, die weit stärker sind als die durch 
die Bewegungen der Eisenplatte des Telephons erzeugten 
Inductionsströme. 

Mehrere Telephone, die durch passende Leitung unter 
einander verbunden waren, ermöglichten es, dafs immer eine 
Anzahl der Anwesenden gleichzeitig Versuche damit vor- 
nehmen konnte. 

Die Versammlung schlofs mit einem gemeinschaftlichen 
Abendessen im Gasthaus zum Einhorn. 


Sitzung am 13. Februar 1878. 


Vortrag von Professor Dr. Streng „über die Theorie 
des Vulkanismus.* 


Sitzung vom 6. März 1878. 


Fortsetzung des Vortrags von Professor Dr. Streng 
„über die Theorie des Vulkanismus“. In der Sitzung vom 
13. Februar gab der Vortragende zunächst eine eingehende 
Darstellung der neuerdings von Tschermak aufgestellten 
Ansichten bezüglich der vulkanischen Erscheinungen auf der 
Erde, den Planeten und der Sonne. Nach dieser Ansicht 
haben die feurigflüssigen Massen, aus denen einstmals die 
Erde bestand, unter dem ungeheuern Drucke einer mächtigen 


— 18 — 


Atmosphäre grolse Mengen von Gasen gelöst, die bei der 
Erstarrung dieser feurigflüssigen Masse in Freiheit gesetzt 
wurden und theils durch ihre hohe Temperatur in höheren 
Regionen der erstarrten Erdrinde Schmelzungen hervorriefen, 
theils durch ihre grolse Spannung ein Aufschäumen und 
Verstäuben der flüssigen Laven bewirkten. Diese Hypothese, 
die übrigens schon im Jahre 1843 Angelot aufgestellt, später 
aber wieder aufgegeben hatte, schlielst sich eng an die 
Kant’sche Hypothese an und ist eine einfache Oonsequenz 
derselben. 

In der Sitzung am 6. März besprach der Vortragende 
einige andere Folgerungen aus der Kant’schen Hypothese. 
Er entwickelte zuerst die Ansicht, dafs die Elemente, welche 
die flüssige Erdkugel zuerst bildeten, sich nach ihrem specifischen 
Gewicht gesondert haben mulsten, dafs bei weiterer Abkühlung 
der Erdkugel die oberflächlich vorhandenen, specifisch leich- 
teren Elemente Ca, Mg, Si und Al sich mit dem O der Luft 
verbinden und die Silicate bilden mulsten, die sich ebenfalls 
nach ihrem specifischen Gewicht anordneten. Bei immer fort- 
schreitender Abkühlung trat nicht allein eine Erstarrung der 
Erdrinde ein, sondern es konnten auch tiefer im Innern 
Kugelringe, die erfüllt waren mit schwer schmelzbaren Stoffen, 
ebenfalls fest werden, so dafs möglicherweise unter der 
festen Erdrinde eine Wechsellagerung fester und flüssiger 
Kugelringe vorhanden ist. Durch diese Annahme, welche 
ebenfalls eine Folgerung aus der Kant’schen Hypothese ist, 
werden manche Erscheinungen sich anders und leichter er- 
klären lassen wie bisher, namentlich die Thatsache, dafs an 
verschiedenen Stellen saure oder basische Gesteine hervor- 
brechen und die andere 'T'hatsache, dafs in den Basalten 
Bruchstücke von Olivinfels und metallischem Eisen vorhan- 
den sind. 


Sitzung am 8. Mai 1878. 


Nach Verlesung des Protocolls der vorigen Sitzung und 
Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten hält 
Professor Dr. Pfug seinen angekündigten Vortrag „über die 


— 19 — 


Rinderpest“. Er schildert die Geschichte dieser furchtbaren 
Rindviehseuche, spricht über Kennzeichen und Sectionsdata 
der Krankheit und verbreitet sich insbesondere über die Ur- 
sachen der Seuche, welche nach der Meinung Einiger sich 
beim podolischen Vieh spontan entwickeln soll, nach den 
Behauptungen Anderer aber eine reine Contagion wäre. 

Ausführlich erörterte Redner die volkswirthschaftliche 
Bedeutung der Seuche und constatirte durch Zahlen die un- 
geheuren Verluste, welche Länder mit schlecht organisirtem 
Veterinärwesen durch die Rinderpest erleiden. 

Zum Schlusse erwähnte Pflug die Mittel zur Bekämpfung 
der Seuche und beleuchtete dabei wieder eingehender die 
Impfung des Rindviehs in den südrussischen Steppen. 


Sitzung am 5. Jumi 1878. 


Nach Verlesung des Protocolls der vorigen Sitzung und 
nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten 
hält Professor Dr. Zöppritz seinen angekündigten Vortrag 
„über die von der Erschlielsung ÜOentralafrika’s zu erwarten- 
den Vortheile. Die unrichtigen Vorstellungen von dem 
Wüistencharakter des Innern von Afrika, welche dadurch 
entstanden waren, dafs die von der Nordküste und die von der 
Südspitze aus vordringenden Reisenden bald auf Wüsten ge- 
stolsen waren, sind erst durch die beiden neuerlichen Durch- 
kreuzungen des Uontinents von Osten nach Westen, ausge- 
führt von Cameron und von Stanley, gründlich beseitigt 
worden. Die Entdeckung des weitverzweigten, im Inneren 
Tausende von engl. Meilen weit schiffbaren, von der Küste 
leider durch eine lange Reihe von Stromschnellen getrennten 
Stromsystems des Uongo, gestattet einen Vergleich mit dem 
in vieler Beziehung analogen Amazonenstrom des gegenüber- 
liegenden südamerikanischen Continents, dessen Producte 
schon wohlbekannt sind. Die Auffindung einer Anzahl glei- 
cher Naturproducte am Congo, die Gleichheit von Lage und 
Klima lassen erwarten, dafs letzterer einen ähnlichen Reich- 
thum an Nutzhölzern, Droguen, Früchten, Zierpflanzen u. a. 
liefern wird, wie der Amazonas. Hierzu kommt noch der 


120° — 


aufgefundene Metall- und Elfenbeinreichthum. Die Entwick: 
lung des Handels wird gefördert werden durch die verhält- 
nilsmälsig hohe Culturstufe der dem Flufs anwohnenden 
Negerstämme, deren Wohnungen und Schiffsbauten die Be- 
wunderung Stanley’s und seiner Begleiter erregten. Be- 
deutend erschwert ist aber die Erschlielsung durch die Strom- 
schnellen, die den mächtigen, nahe seiner Mündung bis 900° 
tiefen Strom von etwa 25 deutsche Meilen oberhalb der Mün- 
dung an 30 bis 40 Meilen weit unschiffbar machen und ver- 
mittelst einer durch zerrissenes Hügelland zu führenden Strafse 
umgangen werden mülsten. Immerhin sind die sicher vor- 
handenen Naturschätze es werth, dafs die handeltreibenden 
Nationen alle Anstrengungen zur Erschliefsung des Continents 
machen. 


Anlage A. 


Verzeichnifs der Akademien, Behörden, Insti- 

tute, Vereine und Redactionen, welche seit dem 

Erscheinen des letzten sechzehnten Berichts 

von Juni 1877 bis Mitte October 1878 Schriften 
eingesendet haben. 


Amsterdam : K. Akademie van Wetenschappen. — Versl. en 
Meded. Afd. Natuurk. (2) B. 11. Letterk. (2) B. 6. 
Jaarboek 1876. — Proc. Verbaal Mai 1876— April 77. 
Carmina latina (Pastor bonus etc.). 

Amsterdam : K. zoologisch Genootschap „Natura Artis Ma- 
gistra*. Nederlandsch Tijdschrift von de Dierkunde, 
B. Openingsplechtigheid. Linnaeana in Nederl. aanwe- 
zig. 1878. Rede ter herdenking v. d. stervdag van 
Carolus Linnaeus. 1878. 

Augsburg : Naturhistor. Verein. — Ber. 24. 

Aufsig : Naturwissenschaftl. Verein. Ber. I. 187677. 

Basel : Naturtorschende Gesellschaft. — Verh. Th. 6. H. 3. 4. 

Batavia : Bat. Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. 


— 121 — 


— Notulen D. 14, 2—4. 15, 1. Tijdschrift voor Ind. 
Taal-, Land- en Volkenkunde D. 23, 5. 6; 24, 1—5. — 
Clereg, Het Maleisch der Molukken. — Oatalogus der 
Ethnolog. Afd. v. het Museum. — 2. Catalogus der 
Bibliotheek. — Verhandelingen D. 39, 1. 

Batavia : K. Natuurk. Vereeniging in Nederl. Indie. — Na- 
tuurk. Tijdschrift D. 35. 36. 37. 

Berlin : K. Preuls. Akademie der Wissenschaften. — Monats- 
ber. Jg. 1877, März bis Dec. 1878 Januar bis Juni. 

Berlin : Gesellschaft für Erdkunde. — Zeitschr. B. 12 H. 
2—6; 13 H. 1-3. — Verh. Jg. IV, Nr. 2—10; V, 1—4. 
— Koner, zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen 
d. Ges. f. Erdk. 1878. 

Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. Verh. 
Jg. 18. Berl. 1876. 

Berlin : Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Preulsen. 
Monatsschrift Jg. 19, 1876; 20 1877. 

Bern : Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. — Verh. 
Basel 1876. 

Bern : Naturforschende Gesellschaft. — Mitth. 1876. 

Bistritz (Siebenbürgen) : Direction der Gewerbeschule. — 
4. Jahresber. 1877—18. 

Bologna : Accademia delle Scienze. — Memorie Ser. 3. T. 
6, , 8 H. 1-4; T. 9 H. 1, 2. — Rendiconto delle 
sessioni 187576. 1876— 17. 187778. 

Bonn : Naturhistor. Verein der preuls. Rheinlande und West- 
falens. — Verh. Jg. 34 H. 1. 

Bonn : Landwirthschaftl. Verein für Rheinpreulsen. — Zeit- 
schrift Jg. 1876, 1877 Nr. 1—12, 1878 Nr. 1—10. 
Bordeaux : Societ€ des Sciences physiques et naturelles. — 

M&m. (n. 8.) T. II, cah. 1. 2. 3. 

Boston : Society of Natural History. — Mem. Vol. II, part 
4 N. 6. Append. Index a. Title-page. Proceed. Vol. 
19,8 2. 

Boston : Amer. Acad. of Arts and Sciences. — Proceed. n. 8. 
Vol. III, IV, V p. 1-3. 

Boston : Mass. State Board of Health. — Ann. Rep. 7—). 


u et 


Bremen : Naturwissenschaftl. Verein. — Abhandl. B. 5 H. 3, 
4. Beilage Nr. 6. 

Bremen : Landwirthschafts-Verein f. d. bremische Gebiet. — 
Jahresber. Jg. 1877. 

Breslau : Schlesische Gesellsch. f. vaterländische Cultur. — 
Jahresber. 54, 1876. 

Breslau : Verein f. schles. Insektenkunde. — Ztschr. f. Ento- 
mologie N. F. H. 1, 6. 

Breslau : Central-Gewerbverein. — Breslauer Gewerbeblatt. 
Jg. 1878. Festnummer d. Gew. Bl. z. 50 jähr. Jubiläum 
6. Juli 1878. 

Brünn : kk. Mährisch-schles. Gesellsch. zur Beförderung des 
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde — Mitth. 
Jg. 57. 

Brünn : Naturforschender Verein. — Verh. B. 15, 1. 2. 

Brüssel : Societe R. de Botanique de Belgique. — Bull. T. 
15.16. 

Brüssel : Acad@mie R. de M&decine de Belgique. — Bull. A. 
3 Ser. T. XI No. 5-11, T. 12 No. 1-7. — Mem. 
couronn&s. T. 4 F. 2-6, T.5 F. 1. 

Brüssel : Societ@ malacologique de Belgique. — Annales T. 
10. — Proc. verb. Jul. 2, 1876 bis Dec. 3, 1876. 
Jan. 1877 bis Dec. 2, 1877. 

Brüssel : Soc. Entomologique de Belgique. — Cpt. rend. ser. 


-II No. 39—55. 

Öaen : Bociete Linndenne de Normandie. — Bull. (2) T. 5. 
1871. 

Carlsruhe : Verband rhein. Gartenbauvereine. — Rheinische 
Gartenschrift, red. Noack. Jg. 12, 1878 Januar bis 
Juni. 


Oassel : Verein f. Naturkunde. — Ber. XIX—XXH, XXIV, 
XXV. Eisenach, Pilze der Umgegend von Cassel. 
1878. 

Catania : Accademia Gioenia di Scienze naturali. — Atti Ser. 
UL» T. X 1,,1807,X11 5,1878; 

Üherbourg : Bociete nationale des Sciences naturelles. — M&m. 


T. 20, 


— 13 — 


Ohur : Naturforschende Gesellsch. Graubündens. — Jahresber. 
N. F. Jg: 20. 

Danzig : Naturforschende Gesellsch. — Schriften N. F. B. 4 
Hr. 31,22. 

Darmstadt : Verein f. Erdkunde u. verwandte Wissenschaf- 
ten. — Notizbl. III. Folge H. 15, 16. 

Dijon : Acad. des Sciences, Arts et Belles-Lettres. — Mem. 
14,,15516, K@),. TE, 2, 8,44. 

Dorpat : Naturforscher-Gesellschaft. — Archiv f. d. Natur- 
kunde Liv-, Est- und Kurlands. 1 ser. B. VIIIH.3; 
2 ser. B. VII Lf. 4, VIII Lf. 1, 2. Sitzungsberichte 
B4.IVc Hr. 3: 

Dresden : Kais. Leopoldinisch-Oarolinische Akademie der Na- 
turforscher. — Leopoldina H. 15, H. 14, 1—18. 

Dresden : Naturwissenschaftl. Gesellschaft „Isis“. — Sitzungs- 
ber. Jg. 1876, 1877. 

Dresden : Gesellsch. für Natur- und Heilkunde. — Jahres- 
ber. 1876—77. Katalog d. Bibliothek. 

Edinburg : Botanical Society. — Transact. and Proceed. Vol. 
XIER Sp; 1, 

Emden : Naturforschende Gesellsch. — Jahresber. 61, 62, 63. 

Erfurt : K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — 
Jahrbücher N. F. H. 8, 9. 

Erlangen : Physikalisch-medieinische Societät. — Sitzungsber. 
H. 9, Nov. 1876 bis Aug. 1877. 

Florenz : R. Biblioteca Nazionale. — 1) Sezione di Medicina 
e Chirurgia e Scuola di Farmacia. Vol. 1. — 2) Sezione 
di Scienze Fisiche e Naturali. Targioni-Tozzetti (A). 
Zoologia del Viaggio intorno al Globo della Regia Piro- 
Corvetta Magenta (1865—68). ÜUrostacei Brachiuri e 
Anomouri (13 Taf... Oavanna (G.). Studi e ricerche 
sul Pienogonidi. Parte Prima : Anatomica e Biologia 
(2 Taf.). Descerizione di alcuni Batraci Anuri Polime- 
lianı e Considerazioni intorno alla Polimelia (1 Taf.). — 
3) Opere publicate. 

Florenz ; Soc. entomologica italiana. — Bulletino Ao. IX H. 


— 14 — 


3,4; X H. 1.2. Catalogo della Oollez. di Insetti ital. 
del R. Mus. di Firenze Ser. 1a Coleotteri. Fir. 1876. 

Frankfurt a. M. : Senckenbergische Naturforschende Gesell- 
schaft. — Abh. XI H. 1. Ber. 1875—76. 

Frankfurt a.M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. 1875— 76, 
1876—77. 

Frankfurt a. M. : Aerztlicher Verein. — Jahresber. Jg. 20, 
21. — Statist. Mitth. über d. Civilstand d. St. Frankfurt 
1. J. 1876. 

Freiburg i. Br. : Naturforschende Gesellsch. — Berichte über 
a.MerhiiB.. 7-°H. 1,2. 

Fulda : Verein f. Naturkunde. — Met. phänol. Beobachtungen 
1877. Ber. 5. 

Genua : Societä di Letture e conversazioni scientifiche. — 
Giornale Ao. I Fasc. 6—12; Ao. II Fasc. 1—9. 

Görlitz : Oberlausitzische Gesellsch. d. Wissensch. — N. Lau- 
sitzisches Magazin B. 54 H. 1. 

Göttingen : K. Gesellsch. der Wissenschaften. — Nachrichten 
Jg. 1876. 1877. 

Graz : Naturwissenschaftl. Verein für Steiermark. — Mitth. 
Jg. 1876. 1877. 

Graz : K. K. Steiermärkische Landwirthschaftsgesellschaft. — 
Der steirische Landbote Jg. 10, 1877. 

Graz : Verein der Aerzte in Steiermark. — Mitth. XIII, 1.2; 


187677. 

Graz : K. K. Steierm. Gartenbau-Verein. — Mitth. Jg. IV, 
bis 18. 

Greifswalde : Naturwiss. Verein v. Neuvorpommern u. Rügen. 
— Mitth. Jg. 9. 


Halle a. S. : Naturforschende Gesellsch. — Abh. B. 13H. 4. 
— Bericht 1876. 

Halle : Naturwissensch. Verein f. Sachsen u. Thüringen. — 
Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften. Red. 
Giebel. 3. Folge B. 1, 2. 1877. 

Halle : Verein für Erdkunde. — Mitth. 1877. 1878. 

Hannover : K. Thierarzneischule. — Jahresber. VIII, 1875; 
IX, 1876; X, 1876—77. 


— 125 — 


Hannover : Naturhistor. Gesellsch. — Jahresber. 25, 26. 

Heidelberg : Naturhistor. Medic. Verein. — Verh. N. F.B. 1 
E: BB HR: 

Helsingfors : Finska Vetenskaps-Societet. — Bidr. till Känne- 
dom af Finl. Nat. och Folk, Tjugonde H. Tjugondefemte 
H. Tjugondesjette H. Öfversigt af Förh. XVII. Ob- 
servat. met. 1874. 

Hermannstadt : Siebenbürg. Verein für Naturwissenschaften. 
— Verh. Jg. 27, 28. 

Innsbruck : Ferdinandeum für Tirol u. Vorarlberg. — Ztschr. 
ER BE 3H:,21. 

Innsbruck : Naturwissenschaftlich-medie. Verein. — Ber. Jg. 
7 H. 1-3. 

Kiel : Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig-Holstein. — 
Schriften B. 2 H. 2. 

Königsberg : K. physikalisch-ökonom. Gesellsch. — Schriften. 
a Dan Were) TR Ko 

Kopenhagen : K. Danske Videnskabernes Selskab. — Översigt 
8738N 7.33%. 51876. Nr.34, 318772 NT... 23 354,180785 Nr. 

Landshut : Botan. Verein. — Ber. 6. 

Leipzig : Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsberichte. 
Jg. I-III; IV, 1—10, 1877. 

Leipzig : Verein f. Erdkunde. — Mitth. 1877. 

Linz : Museum Francisco-Carolinum. — Bericht 33, 34, 55, 
36, nebst Lf. 30 Beitr. z. Landeskunde v. Oestr. 0. d. E. 

London : Anthropological Instit. of Great-Britain and Ireland. 
— Journ. Vol. 5 No. 3, 4; Vol. 6 No. 1—4; Vol. 7 
No. 1-3. 

London : Geological Soc. — Quarterly Journ. Vol. 33, 1—4; 
Vol. 34, 1. 2. List Nov. 1877. 

London : Linnean Soc. — Journ. Zool. No. 64—71. Bot. 
No. 84—92. List 1876. 

Lübeck : Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütz. Thätig- 
keit. — Jahresber. d. Vorsteher der Nat. Samml. in 
Lübeck 1876. 

Lüttich : Soc. geologique de Belgique. — Annales T. II, III, 
V. 177—78 H. 1. 


— 126 — 


Lüttich : Soc. R. des Sciences. — M&m. 2 ser T. 6. 

Luxemburg : Instit. R. Grandducal de Luxembourg. — Publi- 
cations T. 16. 

Luxemburg : Soc. royale des sciences naturelles et math&ma- 
tiques. — N. Wies, Geolog. Karte v. Luxemburg. 
8 Bl. u. Titelbl. — N. Wies, Wegweiser zur Geolog. 
Karte v. Luxemburg 1877. 

Luxemburg : Soc. des sciences meödicales. — Bull. 1877. 

Luxemburg : Botanischer Verein des Grolsherzogthums Luxem- 
burg. — Recueil des Mem. No. II—IIl. 

Lyon : Acad. des Sciences, Belles-Lettres et Arts. — Me- 
moires T. 22. 

Lyon : Societe d’etudes scientifigues de Lyon, Palais des Arts. 
— Bull. T. 3 No. 1. 

Lyon : Soc. d’Agriculture Hist. naturelle et Arts utiles. — 
Annales 4 Ser. T. 8. 9. 

Magdeburg : Naturwiss. Verein. — Jahresber. T. 8. 

Marburg : Gesellsch. zur Beförderung der gesammten Natur- 


wissenschaften. — Sitzungsber. Jg. 1876, 1877. — 
Speck, Wirkung des veränderten Luftdrucks auf den 
Athmungsprocels. Cassel 18378. — Müller, Ueber 


einseitig frei schwingende Membranen. ÜCassel 1877. — 
Hefs, Ueber d. zugl. gleicheckigen und gleichflächigen 
Polyeder. Oassel 1876. 

Milwaukee, Wis. : Deutsch. Naturhistor. Verein. — Jahresber. 
1877 — 18. 

Mitau : Kurländ. Gesellschaft für Literatur und Kunst. — 
Sitzungsber. 1876. 

Moncalieri : Observatorio del R. Collegio Carlo Alberto. — 
Bull. meteorol. Vol. XL XH XIL, 1. 

Montpellier : Acad. des Sciences et Lettres. — M&m. Seet. 
d. Sciences T. 9, fes. 1. — Mm. Sect. de Med. T. 5, 
fes?»1. 

Moskau : Soc. Imp. des Naturalistes. — Bull. 1877, 1878 Nr. 1. 

München : K. Bayrische Academie der Wissenschaften. — 
Sitzungsber. Jg. 1876 H. 2, 1377, 1878 H. 1. 2. 


— 127 — 


Münster : Westfäl. Provinzialverein für Wissenschaft und 
Kunst (zool. Section). — Jahresber. 1876, 1877. 

Nancy : Societe des Sciences. — Bull. (2) T. III £es. 6, 7. 

Neu-Brandenburg : Verein der Freunde der Naturgeschichte 
in Mecklenburg. — Archiv Jg. 31. 


Neuchatel : Soc. des Sciences naturelles. — Bullet. T. 11, 
cah. 1. 
Nürnberg : German. Nationalmuseum. — Anzeiger Jg. 1877. 


Jahresber. Jan. 1878. 

Nürnberg : Naturhistor. Gesellsch. — Abh. B. VI. 

Offenbach a. M. : Verein f. Naturkunde. — Ber. 15, 16. 

Padua : Soc. Veneto-Trentina di scienze nat. — Atti Vol. V, 
Fasc. 2. 

Paris : Soc. Botanique de France. — Cpt. rnd. No. 4. Ses- 
sion mycolog. & Paris 1876. 

Pest : Magyarhoni Földtani Tarsulat Munkalatai. — Földtani 
Közlöny 1876, szam 10—12; 1877, szam 7—12; 1878, 
szam 1—8. 

St. Petersburg : Acad. Imp. des Sciences. — Bull. T. 23, No. 
1—4; T. 24; T. 25, No. 1, 2. — Das 50jähr. Doctor- 
jabiläum von J. F. Brandt, 12./24. Jan. 1876. Peters- 
burg 1877. 

Philadelphia : Acad. of Nat. Sciences. — Proceed. 1875, 
1876, 1877. 

Philadelphia : Amer. Philos. Society. — Proceed. Vol. 17, 
No. 100. List of Members 1878. 

Prag : K. Böhm. Gesellsch. der Wissenschaften. — Sitzungs- 
ber. Jg. 1877. Jahresber. Mai 1376. 

Prag : Naturhistor. Verein Lotos. — Jahresber. Jg. 1877. 

Prag : Böhm. Forstverein. — Vereinsschrift für Forst-, Jagd- 
und Naturkunde Jg. 1876 H. 4, 1877 H. 3—4, 1878 


H. 1-3. 
Jtegensburg : Zoolog.-mineralog. Verein. — Correspondenzblatt 
Jg. 30, 31. 


Liga : Naturforschender Verein. — Correspondenzblatt Jg. 22. 
kom : R. Comitato Geologico d’Italia. — Boll. ao. VIII, 1877. 
kom : La reale Accademia dei Lincei. — Transunti Vol. I, 


2 Ho 


II fasc. 1—6. — Atti, Mem. della Classe di Scienze 
fisiche, matematiche e naturali. (3) Vol. I disp. 1, 2. 

Salem : Essex Institute. — Bull. Vol. 9 No. 1—12. 

St. Gallen : Naturwissensch. Gesellsch. — Bericht 1875—76, 
187617. 

St. Louis : Acad. of Science. — Transact. Vol. 3 No. 4. 

Sondershausen : Verein zur Beförderung der Landwirthschaft. 
— Verh. Jg. 37, 38. 

Stockholm : K. Svenska Vetenskabs-Akademien. — Handlingar 
B. XIH, XIV, 1. Öfversigt 1876, XXXIH. Bihang 
III, 2. Met. Jakttagelser XVI, 1874. 

Stockholm : Bureau de la recherche geologique de la Suede. 
Carte geol. d. 1. Suede, Atlas No. 57—62 und 1—3 und 
Beskrifn. — Nathorst, Arkt. Växtlemningar. — San- 


tesson, kem. Bergartsanalyser. — Gumaelius, Glaec. 
Bildingar. — Torell, Traces de l’existence de ’homme 
en Suede. — Linnarsson, Ofvergangsbildingar. — 


Nathort, Oycadekotte. 

Stuttgart : Verein für vaterländ. Naturkunde. — Württ. nat.- 
wiss. Jahreshefte Jg. 33 H. 1, 2; Jg. 34 H. 1-3. — 
Festschr. zur Feier d. 400jähr. Jubiläums d. Univ. Tü- 
bingen. Stuttgart 1877. 

Triest : Societä Adriatica di Scienze naturali. — Bollet. Vol. 
Il No. 1-3; Vol. IV No. 1. 

Ulm : Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Ober- 
schwaben. — Korrespondenzbl. I, 1876 Nr. 7—12; I, 
1577 Nr. 6—12. — Pressel, Ulm und sein Münster, 
Festschr. 1877. 

Upsala : K. Wetenskaps-Societet. — Nova acta Vol. extra 
ord. edit. 1877. 

Utrecht : K. Nederl. Meteorologisch-Institut. — Ned. Met. 
Jaarboek 1872, 2; 1876, 1. Observat. met. 1876. Utr. 


1877. 

Washington : Smithsonian Institution. — Annual Rep. 1876. 
— R. Napp, die Argentin. Republik. Buenos Aires 
1576. 


Washington : Departement of Agriculture. — Rep. Commiss. 


129 


of Agrie. 1372. Monthly Rep. 1873; Rep. 1874, 1875, 
1876. 

Washington : Departement of the Interior. — Packard, 
Rocky Mountain Locust ad other insects. 1577. — Hay- 
den. Rep. U. S. Geol. Survey of the Territories. Vol. 
VII. 1878. I Ann. Rep. Entomol. Gommiss. 1877. 

Washington : War departement, Surgeon general’s oflice. — 
Transport of Sick and Wounded by Packanimals. Wash. 
1877. 

Wien : Kaiserl. Academie der Wissenschaften. — Sitzungs- 
ber. I Abth. 1876 B. 73 Nr. 1—5, B. 74 Nr. 1-10. 
1877. B. 75 Nr. 1-5; II Abth. 1876 B. 73 Nr. 15, 
B. 74!Nr: 15; 41877. ,B, 754xNr. 15, B. 76 Nr: %; 
III Abth. 1876 B. 73 Nr. 1-5, B. 74 Nr. 1-5; 1877. 
B. 75 Nr. 1—5. 

Wien : K. K. Geologische Reichsanstalt. — Verhandlungen 
Jg. 1577 Nr. 1—17, 1878 Nr. 1—10. — Jahrbuch 1877 
B. 27 Nr. 2-4; 1878 B. 28 Nr. 1. — Tschermak, 
Mineralog, Mitth. 1876 H. 2—4, 1877 H. 1—4. 

Wien : K. K. zoolog. botan. Gesellsch. — Verh. B. 27. 

Wien : Verein z. Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt- 
nisse. — Schriften Bd. 18. 

Wien : K. K. Gartenbau-Gesellschaft. — Der Gartenfreund 
Jg. X H. 3—12, XI H. 1—8. 

Wien : K. K. Geograph. Gesellsch. — Mitth. B. 19, 1876; 
B. 20, 1877. 

Wiesbaden : Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahr- 
bücher Jg. 29, 30. 

Wiesbaden : Verein Nassauischer Land- und Forstwirthe. — 
Zeitschr. n. F. Jg. 8, 1877. 

Würzburg : Physikal.-mediein. Gesellsch. — Verhandl. N. F. 
B. 1022, 3, 45,B. 11H. 1 4: B. 12H. 21,02, 

Würzburg : Polytechn. Oentralverein für Unterfranken und 
Aschaffenburg. — Gemeinnütz. Wochenschr. Jg. 27, 
Schlufs. 28, 1—22. 

Yeddo (Yokohama) : Deutsche Gesellschaft für Natur- und 
Völkerkunde Ostasiens. — Mitth. H. 11, 15, 14, 15. 
XVII. 9 


— 10° — 


Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschrift 
Jg. 21, 22. 


Zwickau : Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1876, 1877. 


Geschenke. 


Fütica : Jahresber. d. Chem. 1875 H. 3; 1876 H. 1, 2,3; 
1577 H. 1; Register zu 1867—1876, 1. (Ricker’sche 
Buchhandlung.) 

Temple : Gründungs-Urbeginn v. Krakau. (Vf.) 

Ders. : Theorie und Praxis der landw. Thierzucht. (Vf.). 

Hoffmann : Academ. Rede am 9. Juni 1877. (Vf.) 

Regel : Gartenflora 1877 Juni—Dec., 18758 Januar— Juli. 

(Prof. Hoffmann.) 

©. Peyrani : Stimolazione di Taluni nervi in rapporto col 
cuore e colla respirazione. (Vf.) | 

J. Bielmayr : Zur Geschichte d. Rotat. Magnetismus. 1877. 
(Dr Buchner)) 

S. Harris : Elementary laws of electrieity. (Ds.) 

O. Böttger : Olausilienstudien. (Vf.) 

v. Feilitzsch : A. E. Segnitz. (Dr. Buchner.) 

K. Koch : Beitr. z. Kenntnils d. Ufer d. Tertiärmeeres im 
Mainzer Becken. (Vf.) 

R. Leuckart : Weber die Einheitsbestrebungen in d. Zoologie 
(Rectoratsrede). (Vf.) 

F. Sandberger : Vorkommen von schweren und edlen Met., 
sowie Arsen und Antimon in Silicaten. (Vf.) 

F. Maurer : Rhein. Devon. (Vf£.) 

Zürn : Psorospermien bei Hausthieren. (Prof. Pflug.) 

Blösch : Haller-Ausstellung. Bern 1877. (Stadtbibl. Bern.) 

Katalog der Haller-Ausstellung. Bern 1877. (Desgl.) 

Zündel : 'T’hermometrie bei Hausthieren. (Prof. Pflug.) 

Fischer v. Waldheim : les Ustilagindes. I. Il. (Vf.) 

Buchner : Meteorstein v. Hungen. (Vf.) 

II. v. Ihering : Befruchtung und Furchung des thierischen 
Eies (Prof. Pflug.) 


— 131 — 


Streng : Beitr. z. T'heorie d. Plutonismus. (Vf.) 

Legrand : la nouvelle Soc. Indo-Chinoise. Par. 1878. (Vf.) 

A. Schmidt-Mülheim : Gelangt d. verdaute Eiweils durch d. 
Brustgang ins Blut? (Prof. Pflug.) 

©. Schmidt : Krankh. des Rinds durch Verschlucken grolser 
und fremder Körper. (Ds.) 

Pütz : Lungenseuche. (Ds.) 

Hoffmann : Culturversuche (Bot. Zeitg. 1378, Nr. 18, 19). (Vf.) 

J. M. Toner : Address before the Rocky Mt. Med. Associa- 
tion, Juni 6, 1877. Washington 1877. (Vf.) 

Hoffmann : Blätterverfärbung. (Vf.) 

Buck : Rhizopodienstudien. (Prof. Hoffmann.) 

Feser : Polizeil. Controle der Marktmilch. (Prof. Pflug.) 

©. Böttger : Abb. seltner Limneen d. Mainzer Beckens. (Vf.) 

Ders. : Studien über neue oder wenig bekannte Eidechsen I. 
(V£.) 

Ders. : Beitr. z. Verbr. d. Olausilia in Rufsl. (Vf£.) 

@. Ulivi : La nuova teoria dı riproduzione 1878. (Vf.) 

Siedamgrotzky : Leukämie bei Hausthieren. (Prof. Pflug.) 

Bücking : Krystallformen d. Epidot. (Dr. Buchner.) 

Hinrichs : Jowa Weather Rep. (Prof. Hoffmann.) 


Durch Kauf wurden als Fortsetzung erworben : 


Petermann, Mitth. Jg. 1877, 1878. Ergänzungsh. 52, 53, 54, 55. 
Globus 1878. 

D. Naturforscher v. Sklareck 1878. 

Polytechn. Notizbl. v. Böttger. Jg. 1878. 

Heis-Klein, Wochenschrift f. Astronomie etc. N. F. 1878. 


Druckfehler. 


S. 7 2. 21 lies Stellungsverhältnissen statt Stellungsverhältnisse. 
S. 12 Z. 4 lies Vergrünung statt Vergröfserung. 


Keller in Giefsen. 


’ 
zy 
ze 
kr 
J.% 
non 
i ;v NUEK 
0] ri: 
3 NE J 
% 
ie FR 
I 5 Weihe 
it yo 
si, Ay,-: 
a! Henn a ie 
A SEE 
„uni { In 
I, 1 2 gr ’ 
di 
s “arg 
eure 


ar h an \ | 
(2 EHER RL S 
N 

f er 


7 % 
1 N ] 
II j 
FE A N I 
: ef 
BER} u N ‚ 
| | Ü 
\\ \ 
/ ’ \ 
l 
{ rn Zr, 
EN, AaN//T | 
Eu AN | 
4 m 
\ | | 
f [ | 
\ 


3 , Fig.l: 


ut 
ube 


F : Vorderster Vogelkopf: 


= ee. 
70MIN N 


ES s: mu um! 
za se ne WIN VORIDIDEDIND: >=" LAN N 
BERN 


e ie a W 


; ” “r 


LIVLLFNELR EG 


Fig. 2. 1200 | 
Er A EB N ji 
one, mn 


900 


TEEN 


| I] . 
| EIS, 


m 


A I 


27 | HNTmIDE.: 


1260 rhl.Fuss 
BEN 7 SEEBEBBERDBERBELNEEEn- ade 
a Bas ' 


Taf. II. 


1140 


I 


INN, 
N = 


AN. 
MH er 


NINE 
MR 


Hammelsberg 


2 


Hollerstrauch Wittgenborn 
et Ele LEER en ie 


NEREEERE Bea 1100 


RES Ba = 


a 
ln J 
00 a) DD 

1000 DR DD, MI, 
LM NN 


I en] 
Feinkörnuger ge Chirotherien - Roth Wellenkalk. \_ Schotter 
Buntsandstein. Buntsandstein. Sandstein. £ 


der alteren. Tertiärablagerung. 


H.Bücking gez. 


EEE KK RX rer 
KK RX | en 


Thon u.Sand Quarzite . Thon 


HN ll 
N nn: 0 
1008 
VNA NN 
/ 7 Y NIEEN N 
UDO 
| | BE | | | | | | | 
ern REBRERNZErS 
Fig.6 a 
Wolferburg er Rabenmald 1g.©. ea Planteich 
fl EN eV SS 


Braunkohlenflötze Adtere Jüngere Plag-Basalt von der 
a we 5 5 = Augustenhohe und vom 
tertiäre Eruptipgesteine. -Hollerstrauch., 


—— 
der Jüngeren Tertiarablagerung. 


IE ERRIZE 
a ee ee 


- Siebenzehnter Bericht . 


Oberhessischen Gesellschaft 


= Natur- und Heilkunde. 


i Mber, 7.7699 


. . Mit 2 lithographirten Tafeln. 


Gielsen, - 
im October 1878. 


Achtzehnter Bericht 


der 


- Oberhessischen Gesellschaft 


Natur- und Heilkunde. 


gg 


hear 7 


Mit 2 lithographirten Tafeln. 


m —— 


Gielsen, 
im November 1879. 


BEI: ER BEN TEE, 


| Neunzehnter Bericht 42 


Oberhessischen Gesellschaft 


ER nd Heilinnde, 


mg 


Mar, VEEIEEI 


Mit 4 lithographirten Tafeln. 


m Zi TI Ti —— 


Gielsen, 
ım Juli 1880. 


„ARE Mk 
Bee I 


“> 


are 


a 
Pr riet > 


ll 


3 2044 106 22 I