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Full text of "Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde"

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Zweiter  Bericht 


der 


für 


Natur-  und  Heilkunde. 


Mit  *2  Tafeln  und  I  Tabelle. 


Giessen, 

im  December  1849. 


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https://archive.org/details/berichtderoberhe2184ober 


I. 

Geschichte  des  Tlmlitterer  Kupfer- Werks. 

Von  Herrn  Bergverwalter  Tasche. 


w  ir  lesen  in  Tacitus  Annalen,  dass  ein  römischer  Heerführer,  mit 
Kamen  Curtius  Rufus,  auf  Mattiacischem  Gebiete  eine  Silbergrube  er¬ 
öffnet  habe;  da  er  aber  durch  seine  Legionen  die  Arbeit  nur  mit  Verlust 
hätte  betreiben  können,  so  habe  er  sich  begnügt,  die  Bäche  ausgraben 
und  da,  wo  er  etwas  Bedeutenderes  gefunden,  den  Boden  durchsuchen  zu 
lassen. 

il lattiacum  soll  nach  manchen  Schriftstellern  da*  in  der  Nähe  der 
Eder  liegende  Dorf  Maden  in  Kurhessen  gewesen  sein.  Die  erwähnten 
Arbeiten  fallen  in  das  Jahr  47  n.  Chr.  Geb.  und  es  scheint  gar  nicht  un¬ 
wahrscheinlich,  dass  Curtius  Rufus,  uin  seine  Soldaten  in  den  Winter¬ 
quartieren  zu  beschäftigen,  nicht  allein  in  der  Nähe  von  Maden,  sondern  auch 
der  Eder  entlang  Bergbau  treiben  liess. 

Ob  Tacitus  Silber  mit  Gold  verwechselte,  welcher  Irrthum  (wenn 
man  annimmt,  dass  er  seine  Nachrichten  aus  der  dritten  Hand  empfing) 
eicht  verzeihlich  wäre,  und  ob  Rufus  seinen  Bergbau  bloss  auf  Anlage 
von  Goldseifen  beschränkt  habe,  muss  ich  eben  so  sehr  dahin  gestellt  sein 
lassen,  als  wie,  ob  er  seine  Versuche  bis  in  die  Umgegend  von  Thalitter 
ausdehnte. 

Nach  den  wenigen  Worten,  die  wir  bei  Tacitus  finden,  bleibt  der 
Einbildungskraft  freilich  viel  Spielraum  übrig,  wenn  es  schon  eine  bekannte 
Sache  ist,  dass  die  Eder  Gold  führt,  man  aber  von  Silbererzen  an  dersel¬ 
ben  nichts  weiss. 

Immerhin  bleibt  es  Thatsache,  dass  man  bei  der  Aufnahme  des  jetzi¬ 
gen  Bergwerks  verlassene  Pingen,  Halden  und  alten  3Iann  antraf,  ohne 
dass  damals  Jemand  über  die  Entstehung  dieser  Anlagen  Aufschluss  erthei- 
len  konnte  Nirgends  findet  sich  in  den  Quellen  unserer  Landesgeschichte 
(so  weit  mir  solche  zu  Gebot  standen)  eine  Nachricht  über  den  Itterischen 
Bergbau  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege.  Nach  dem  Itterischen  Bergpa- 

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tent  von  1711  sollen  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege  schon  die  Gruben  in 
Abbau  genommen,  aber  durch  die  ungünstigen  Verhältnisse  soll  der  Berg¬ 
bau  wieder  eingestellt  worden  sein.  Aus  dem  Reichslehen,  welches  sich 
Graf  Philipp  von  Waldeck  ums  Jahr  1445  über  die  Bergwerke  und  Salz¬ 
brunnen  in  seinem  Lande  durch  Maximilian  I.  ertheilen  liess,  geht  her¬ 
vor,  dass  schon  zu  dieser  Zeit  in  dem  benachbarten  Waldeck  und  nament¬ 
lich  am  Eisenberg  Bergbau  im  Schwünge  war. 

Den  ersten  Anlass  zur  Wiederaufziehung  der  allen  Gruben  bei  Thal¬ 
itter  und  Dorfitter  gaben  die  mannichfaltigen  Versuche,  welche  man  zu 
Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  in  der  Umgegend  von  Heizhausen  an- 
stellte,  um  aus  dem  Sande  der  Bächlein  Winnen  und  Mombeck  Gold  zu 
waschen.  Ums  Jahr  1708  wurde  Bergrath  Brumm  Yon  Darmstadt  damit 
beauftragt,  die  dortigen  Versuche  zu  leiten  und  wo  möglich  durch  neue 
Forschungen  etwas  Ergiebiges  aufzuschliessen  Brumm  liess  an  dem 
Kuhlenberge  bei  Dorfitter,  dem  Dörfchen  Obernburg  gegenüber,  da  wo 
sich  jetzt  das  Gruben-Revier  Appelau  befindet,  ein  50'  langes  Stöllchen  in 
der  Absicht  treiben,  goldführendes  Gebirge  zu  entdecken,  ohne  jedoch  sei¬ 
nen  Zweck  zu  erreichen. 

J\icht  glücklicher  soll  er  bei  den  Gold  Wäschereien  in  den  Winnen 
gewesen  sein.  Im  Städtchen  Frankenberg  soll  er  später  die  Bekanntschaft 
des  hanauischen  Münzmeisters  Balthasar  Müller  gemacht  und  ihn  veran¬ 
lasst  haben,  mit  ihm  gemeinschaftlich  die  bergmännischen  Anstalten  der 
Herrschaft  Itter  zu  besichtigen,  um  dann  sein  Gutachten  darüber  mitzuthei- 
len.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  sich  Müller  über  die  bergmännischen 
Aussichten  der  Gegend  günstig  geäussert  und  der  Fürstl.  Hess.  Regierung 
solche  Vorschläge  gethan  habe,  dass  man  es  für  gut  fand,  ihm  die  Leitung 
der  Arbeiten  zu  übertragen  ;  denn  schon  ein  Jahr  darauf  wurde  er  als 
Oberberginspector  zu  Thalitter  angestellt.  Zu  gleicher  Zeit  wurde  einem  ge¬ 
wissen  Forstmeister  Freiherrn  v.  Gelnhausen  die  Oberberghauplmann- 
schaft  übertragen.  Müller  beschäftigte  sich  zunächst  damit,  bei  derScbeu- 
ermühle  unfern  Herzhausen,  da  wo  die  Winnen  in  die  Itter  fliesst,  eine 
neue  Goldwäsche  und  die  d;;zu  nöthigen  Maschinen  anzulegen.  Als  er  nun 
bald  darauf  bei  Dorfitter  an  dem  erwähnten  Kuhlenberg  Kupferschiefer  ent¬ 
deckte  und  bei  der  Anlage  eines  Stollens  so  glücklich  war,  alten  Mann 
und  schmelzwürdige  Erze  zu  treffen,  so  liess  er  die  Arbeit  auf  letztere  mit 
grösserem  Eifer  betreiben.  Die  Goldwäsche  gab  man,  nachdem  man  etwa 
1455  Fl.  darauf  verwandt  hatte,  ganz  auf  und  schenkte  nun  dem  Kupfer¬ 
bergbau  mehr  Aufmerksamkeit.  Zugleich  mit  dem  Vorrücken  des  erwähn¬ 
ten  Stollens  wurde  ein  Schacht  geschlagen,  welcher  schon  im  Jahr  1710 
mit  diesem  durchschlägig  wurde.  Ausser  schönen  Kupferschiefer  -  Trümmern 
fand  sich  ganz  frisches  Feld,  weshalb  man  aus  frommer  Dankbarkeit  der 
neuen  Fundstätte  den  Namen  ,,die  Güte  des  Herrn“  beilegte. 

Müller  fand,  dass  die  Erze  vor  andern  durch  vortheilhafte  Eigen¬ 
schaften  begünstigt  würden,  dass  man  sie  nämlich  nicht  weiter  zu  rösten 
brauche  und  unmittelbar  zu  Schwarzkupfer  verschmelzen  könne.  Hierdurch 
wurde  eine  grosse  Holz-  und  Geldersparniss  bedingt.  Seine  Versuche, 


eine  Concentrirung  der  Erze  durch  Zerkleinern  und  Waschen  der  Schie¬ 
fer  hervorzubringen,  führten  ihn  zur  Ueberzeugung,  dass  dies  nicht  vor- 
theilhaft  sei,  indem  die  kaum  sichtbaren  Erzgraupen  zu  leicht  fortgeflosst 
würden  und  nicht  zurückzuhalten  wären. 

Dio  neue  Grube  wurde  lange  Zeit  hindurch  gewerkschaftlich  betrieben 
und  nur  von  Seiten  der  Fürstlichen  Regierung  beaufsichtigt  und  geleitet. 
Müller  und  v.  Gelnhausen,  obschon  fürstliche  Beamten,  waren  förm¬ 
lich  mit  dieser  belehnt  und  nahmen  später,  als  sie  sich  weiter  ausdehnte, 
noch  Milgewerke  an.  Letzteres  machte  viele  Schwierigkeiten,  indem  Nie¬ 
mand  zu  den  unansehnlichen  Erzen  Zutrauen  hatte  und  sich  an  einem  Un¬ 
ternehmen  betheiligen  wollte,  dessen  Erfolg  so  zweifelhaft  schien. 

Der  erste  Versuch,  die  gewonnenen  Schiefer  zu  schmelzen,  welcher 
auf  der  benachbarten  Hütte  zu  Goddelsheim  bewerkstelligt  wurde,  fiel  sehr 
gut  aus  und  verschaffte  der  guten  Sache  den  Sieg.  Zugleich  wurde  das 
Bergwerk  durch  das  am  19.  März  1711  zu  Darmstadt  erschienene  Bergpa¬ 
tent  für  die  Herrschaft  Itter  sehr  unterstützt. 

Im  Jahr  1712  wurde  die  erste  Kupferhütte  zu  Thalitter  erbaut,  nach¬ 
dem  man  zuvor  den  Besitzer  des  YViesenplatzes,  auf  den  sie  kam,  mit  ei¬ 
ner  Summe  von  168  FI.  30  Kr.  hatte  entschädigen  und  durch  herrschaftli¬ 
chen  Befehl  zur  Abgabe  zwingen  müssen  Am  15.  Decbr.  des  angeführten 
Jahres  nahm  das  Schmelzen  seinen  Anfang.  Kleinere  Schmelzversuche 
hatte  man  früher  in  einem  Ofen  zu  Vöhl  angestellt. 

Auf  stete  Erweiterung  des  Werkes  bedacht,  liess  man  auch  an  an¬ 
deren  Punkten  der  Thalitterer  Umgegend  schürfen. 

Müller  entdeckte  so  auf  dem  sogenannten  Wolfsnabel  ebenfalls 
edle  Erze  und  liess  sich  über  diesen  District  Belehnung  ertheilen. 

Es  würde  zwecklos  sein,  alle  Schürfe,  Anlagen  von  Schächten  u.  s. 
w.,  die  jetzt  und  in  der  Folge  geschahen,  anzuführen,  doch  geht  aus  dem 
Bau  des  Zechenhauses  auf  der  Appelau  im  Jahr  1713  hervor,  dass  Gruben¬ 
gebäude  und  Knappschaft  schon  ziemlich  gewachsen  waren  ;  sonst  würden 
sie  dieses  nicht  bedurft  haben.  Unter  Berg-  und  Hüttenleuten  erhoben 
sich  mancherlei  Streitigkeiten  über  Anordnungen  12stündiger  Schichten,  die 
Nichtbezahlung  der  Feiertage,  so  wie  über  die  Zeit  des  An  -  und  Ausbla- 
sens  der  Oefen.  Die  Bergleute  wollten  nur  8  Stunden  des  Tages  auf  der 
Grube  arbeiten  und  auch  die  Feiertage  be7ahlt  haben,  die  Hüttenleute  aber 
waren  nicht  zufrieden,  dass  die  Oefen  Sonntags  Nachmittags  4  Uhr  ange¬ 
lassen  und  Samstags  früh  ausgeblasen  werden  sollten.  Die  Zwistigkeiten 
wurden  jedoch  bald  in  Güte  geschlichtet  und  der  Knappschaft  in  dem,  wo 
sie  Recht  hatte,  nachgegeben.  Die  Schächte  mehrten  sich  und  das  Werk 
nahm  einen  erfreulichen  Fortgang.  Bis  zum  Schlüsse  des  Jahres  1*713  hatte 
sich  das  Werk  schon  frei  gebaut,  denn  die  bis  dahin  darauf  verwandte 
Summe  von  21233  Fl.  20£  Kr.  w;ar  wieder  herausgebracht  worden  In 
dem  darauf  folgenden  Jahre  wurde  dasselbe  mit  dem  grossen  und  kleinen 
Bergsiegel  versehen  und  zu  einem  fürstlichen  Bergamte  erhoben. 

Die  Hütte  war  kaum  im  Stande,  alle  geförderten  Schiefer  zu  ver¬ 
schmelzen,  so  dass  man  sie  mit  2  neuen  Schmelzöfen  vermehren  musste. 

1* 


Die  Geschäfte  gingen  so  gut,  dass  die  Gewerkschaft  noch  vor  Ablauf  der 
gesetzlichen  Freijahre  im  Stande  war,  der  fürstlichen  Regierung  den  Zehn¬ 
ten  zu  entrichten.  Zur  Feier  dieses  frohen  Ereignisses  wurden  die  be¬ 
kannten  Itterischen  Bergthaler  geschlagen.  Auf  der  einen  Seite  derselben 
ist  die  Umgegend  des  Bergwerks  mit  der  Aufschrift : 

„Go!»  hat  seinen  reichen  Segen 
ln  dich,  Itter,  wollen  legen.“, 

auf  der  andern  das  Brustbild  des  damaligen  Landgrafen  Ernst  Ludwig 
geprägt.  Am  Schluss  des  Jahrs  1714  wurde  schon  die  Ausbeute  in  diesen 
Bergthalern  unter  die  Gewerken  vertheilt.  Die  alte  zerfallene  Kapelle  zu 
Thalitter  wurde  dem  Bergwerke  übergeben  und  auf  dessen  Kosten  ausge¬ 
bessert,  mit  einer  schönen  Glocke  und  sehr  reichem  silbernen  Kirchenor¬ 
nate  versehen,  später  aber  im  Jahr  1710  als  Bergkirche  eingeweiht.  Zu¬ 
gleich  erhielt  auch  das  Werk  das  Patronats-Recht  der  neuen  Kirche. 

Die  Menge  des  in  diesem  Jahre  (1714)  geschmolzenen  Gaarkupfers 
beträgt  741  Centr.,  und  war  schon  die  Ausbeute  mit  Einschluss  des  Zehnten 
auf  0653  Fl.  50  Kr.  gestiegen.  Später  vermehrte  sich  die  Ausbeute  immer 
mehr. 

Im  Jahr  1715  wurde  das  Bergwerk  zum  erstenmal  vom  Landgrafen, 
seinem  Erbprinzen  und  den  Grafen  von  Erbach  besucht;  sie  befuhren  die 
Gruben,  nahmen  das  Kupferschmelzen  in  Augenschein  und  waren  mit  der 
Anlage  sehr  zufrieden. 

In  der  Folge  hielt  sich  der  Landgraf  öfters  in  der  Herrschaft  Itter 
auf,  wobei  er  dem  Bergwerke  immer  eine  besondere  Aufmerksamkeit 
schenkte.  Auf  dem  sogenannten  Rosengarten  bei  Thalitter  traf  man  edle 
Schiefer  und  gab  dem  neuen  Funde  den  Namen  ,,das  himmlische  Heer  “ 
Müller  wurde  auch  mit  dieser  Grube  belehnt. 

Das  Bergamt,  früher  zu  Vöhl,  wurde  nun  nach  Thalitter,  als  dem 
Hauptsitze  der  Bergwerke,  verlegt. 

Im  Jahr  1710  wurde  dem  Oberberginspector  Müller  erlaubt,  81öthige 
Medaillen  zu  prägen.  Auf  der  einen  Seite  derselben  sieht  man  den  Land¬ 
grafen  zu  Pferde  und  am  Rande  die  Worte:  ,, Deus  est  mirabi/is  in 
operibus  su>s  et  beneriivtio  ejus  ditat ,“  auf  dem  Reverse  befindet  sich 
die  Gegend  des  Itterischen  Werkes  von  der  Grube  bis  zur  Hütte,  über  den 
Bergen  die  hellstrahlende  Sonne  mit  der  Ueberschrift :  ,,  Deo  propilio 
darunter  das  hochfürstliche  Wappen  mit  den  Worten :  „Principe  elam&nie.“ 
Auf  dem  Rande  liest  man:  „ Metall ifodinae  Itterenses  primordin  coe- 
pere  Anno  1709.“  ,, Hefusis  e.rpensis  decimns  dedere  Anno  1714.“ 

Wiewohl  das  Werk  einen  immer  erfreulicheren  Aufschwung  nahm, 
so  hatte  es  doch  auch  mit  mancherlei  Schwierigkeiten  zu  kämpfen.  So 
wurde  ihm  z.  B.  von  Seiten  der  Forstbeamten  die  Abgabe  von  Kohlholz 
sehr  erschwert,  weil  diese  befürchteten,  es  würde  Mangel  an  Brennma¬ 
terial  eintreten.  Dreimal  erschien  von  Darmstadt  eine  Commission  in  der 
Herrschaft  Itter,  bis  endlich  1717  die  Zwistigkeiten  ihr  Ende  erreichten. 

Indessen  vereinigten  sich  zum  grossen  Vortheile  des  Werks  die  bis¬ 
her  getrennten  Gewerkschaften  des  „himmlischen  Heers“  und  des  „Ro- 


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sengartens“  mit  einander  und  erzielten  so  eine  grössere  Einfachheit  der 
Verwaltung  und  des  Rechnungswesens.  Die  Erze  beider  Gruben  konnten 
nun  mit  einander  gattirt  und  verschmolzen  werden,  so  dass  die  leichtflüs¬ 
sigen  Kupferschiefer  der  einen  die  strengflüssigen  der  anderen  zu  schnel¬ 
lerem  Flusse  brachten,  was  die  Ersparung  von  Kohlen  und  die  Erzielung 
eines  besseren  Kupfers  herbei  führte. 

Die  1*2  Centner  schwere,  in  Frankfurt  gegossene  Glocke  rief  zu  An¬ 
fang  des  Jahres  1716  die  andächtigen  Bergleute  zur  Einweihung  der  neuen 
Bergkirche.  Auf  ihr  waren  folgende  Worte  zu  lesen: 

,,Als  das  ittcrische  Bergwerk  im  Flor  war, 
lm  siebzehnhundert  und  fünfzehnten  Jalir, 

Liess  mich  Berginspcrtor  Mllller  giessen, 

Hass  ich  der  Knappschaft  tliät  zu  wissen, 

Wie  sic  hiitt’  für  die  Seel  zu  wachen, 

Und  treulich  ihre  Schicht  zu  machen. 

Kin  Jeder,  der  meinen  Schall  wird  hören. 

Kehr’  sich  von  Sund,  leb*  Gott  zu  Ehren.“ 

Grosse  Stollenanlagen  konnten  unterdessen  auf  der  Grube  noch  nicht 
gemacht  worden  sein,  weil  das  Werk  erst  seit  Kurzem  bestand;  man 
musste  daher  auf  der  Appelau  die  Wasser  mit  Pumpen  wältigen,  welche 
dieselben  bis  auf  die  Sohle  eines  Stollens  hoben,  der  nur  wenige  Teufe 
eiubrachte.  Nach  der  Grube  dem  ,, himmlischen  Heer“  hatte  man  einen 
Stollen  angefangen,  welcher  1720  auch  glücklich  durchschlägig  wurde,  so 
dass  man  von  dieser  Zeit  an  keine  weiteren  Wasserlosungsmaschifien  nö- 
thig  hatte.  Der  Stollen  ging  in  einer  Länge  von  II6’2/  von  dem  Thalein¬ 
schnitt,  Langegründe  genannt,  bis  zum  Schachte.  Noch  jetzt  sieht  man 
das  Mundloch  des  Stollens  und  diesen  in  Mauerung  gesetzten  T heil  wohl 
erhalten,  ohne  dass  er  jedoch  einen  weiteren  Zweck  erfüllte,  da  er  nur 
wenige  Teufe  einbrachte  und  die  Schiefer,  denen  er  Wasserlosung  brachte, 
abgebaut  sind. 

Durch  das  ßergpatent  von  1711  waren  die  Bergleute,  welche  sich 
in  Thalitter  niederlassen  wollten,  sehr  begünstigt  worden:  kein  Wunder, 
wenn  sich  an  dem  östlichen  Hange  des  sogenannten  Lorbergs  Häuschen  an 
Häuschen  reihte  und  diese  bald  zu  einem  kleinen  Dörfchen  heranwuchsen, 
das  man  noch  heute  mit  dem  Namen  ,,die  Freiheit“  bezeichnet. 

Auch  der  Grubenbau  auf  dem  ,, himmlischen  Heer,“  oder  iu  weite¬ 
rer  Ausdehnung  auf  dem  Revier  „Rosengarten,“  nahm  immer  mehr  an  Aus¬ 
dehnung  zu,  so  dass  auch  hier  die  Anlage  eines  neuen  Zechenhauses  nö- 
thig  wurde,  ln  den  Grundstein  wurde  ausser  den  damals  üblichen  Münz¬ 
sorten,  wie  dies  ein  alter  Brauch  ist,  auch  folgendes  Gedicht  eingelegt, 
welches  den  damaligen  Zustand  des  Werkes  bezeichnet  und  welches  ich 
deshalb  mittheilen  will: 

,,Wir  müssen  billig  Gott,  den  lieben  Vater,  preisen 
Für  alle  Güter,  die  er  täglich  uns  erzeigt. 

Wir  wollen  ihm  viel  Lob,  viel  Ruhm,  viel  Dank  beweisen, 

Bis  unser  matter  Fuss  die  Himmelptbrt’  erreicht, 

Bis  wir  das  himmlisch  Heer  in  voller  Freude  schauen, 

Und  uns  kein  Unfall  mehr  das  schwache  Herze  schlägt. 


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Indessen  soll  das  Haus,  das  wir  anjetzo  bauen, 

Und  dessen  Grundstein  beut  vergnügt  ist  eingelegt. 

Uns  stets  ein  Denkmal  sein,  dass  wir  nur  Gott  vertrauen, 

Und  dass  Gebot  und  Kleiss  den  Seegen  Gottes  trägt. 

Dies  dient  zur  Nachricht  nun,  den  Nachkommen  zu  Liebe, 

Wenn  jemals  dieses  Blatt  in  Menschen  Augen  fällt. 

Als  man  eintausend  siebenhundert  zwanzig  schriebe, 

Und  in  dem  Herbstmonat  der  6te  Tag  erhellt. 

Liess  diesen  Stein  zuerst  zum  Zechenhaus  cinlegen 
H  err  Müller,  als  er  Bcrginspector  war. 

Die  Grub’  hiess  himmlisch  Heer,  und  .stand  in  vollen  Seegen. 

Der  Stollendurchsr.hlag  war  gemacht  in  diesem  Jahr, 

Die  Schiefer  fielen  gut,  und  auch  in  grosser  Menge, 

Der  Höchste  gebe  nur  dergleichen  immerdar. 

Und  lass  den  Bergbau  sein  gesegnet  in  die  Länge, 

Kr  schütz*  dies  Haus  und  Werk  vor  Unglück  und  Gefahr  “ 

Das  Thalitterer  Werk  besass  seit  dem  Jahr  1718  eine  eigene  Berg¬ 
ordnung  und  seit  1722  ein  für  die  Berggemeinde  abgefasstes  Gebet-  und 
Gesangbuch,  welches  1756  verbessert  und  neu  aufgelegt  wurde. 

Wie  die  Betriebsverhältnisse  des  Werks  waren,  geht  daraus  hervor, 
dass  vom  Jahr  1714  an  bis  zum  Jahr  1720  im  Durchschnitte  38352  Kübel 
Kupferschiefer  verschmolzen,  daraus  in  runder  Summe  1112  Centr.  Kupfer 
dargestellt  und  14645  Fl.  Ausbeute  mit  Einschluss  des  Zehnten  erzielt  wur¬ 
den.  Demnach  kommen  auf  den  Centner  Kupfer  etwa  34  Kübel  Erze, 
während  im  Jahr  1845  hierzu  eine  Anzahl  von  66  Kübel  nöthig  war. 
Wir  können  also  annehmen,  dass  zu  jener  Zeit  etwa  zweimal  bessere 
Schiefer  gefördert  wurden,  als  jetzt.  Wären  auch  die  Unkosten  des  Wer¬ 
kes  verhältnissmässig  grösser  gewesen,  wie  sie  es  in  der  That  nicht  wa¬ 
ren,  indem  das  Holz  in  geringerem  Preise  wie  jetzt  stand,  immerhin  hätte 
noch  eine  erträgliche  Ausbeute  herauskommen  müssen.  Die  Güte  des  Kup¬ 
ferschiefers  hat  also  hauptsächlich  die  Blüthe  des  Werkes  bedingt;  ich 
bitte  diesen  Umstand  wohl  zu  beachten  Warum  aber  konnte  man  bessere 
Schiefer  fördern,  wie  jetzt?  Die  Beantwortung  dieser  Frage  ist  sehr  ein¬ 
fach:  man  hatte  lauter  frisches  Feld  und  konnte  somit  die  schlechteren 
Schiefer-Trümmer  stehen  lassen.  Würden  jetzt  ähnliche  Schiefer  geför¬ 
dert,  leicht  würde  die  Ausbeute  auf  einige  Tausend  Gulden  gebracht  wer¬ 
den  können,  wie  dies  leicht  zu  erweisen  wäre.  In  den  folgenden  Jahren 
von  1721 —  1730  fiel  im  Ganzen  wenig  vor,  das  Werk  erweiterte  sich  so. 
dass  es  jetzt  durchschnittlich  jährlich  1069  Centner  Kupfer  darstellte  und 
15474  Fl.  Ausbeute  mit  dem  Zehnten  abvvarf. 

Das  Aufblühen  des  Itterer  Bergbaus  bewog  die  Waldecker,  dem  ih¬ 
rigen  auch  mehr  Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Bald  erhoben  sich  auf  bei¬ 
den  Seiten  der  gemeinschaftlichen  Landesgränze  Halden  auf  Halden,  und 
es  war  wohl  vorauszusehen,  dass  nicht  lange  ein  gutes  Vernehmen  zwi¬ 
schen  den  Waldeckischen  und  Darmstädtischen  Bergleuten  bestehen  würde. 
Die  Waldeckcr  suchten  durch  allerlei  Versprechungen  die  Itterer  Bergleute 
an  sich  zu  ziehen  und  diese  in  ihren  Unternehmungen  zu  hemmen,  warfen 
ihnen  vor,  dass  sie  mit  ihrem  Grubenbau  die  Grenzen  überschritten  hätten, 
und  dergleichen  mehr.  Das  Berganit  gab  nun  strenge  Verbote  gegen  den 


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Uebertritt  zu  andern  Werken  und  bewies  durch  Markscheidungen,  dass 
die  Vorwürfe  der  Waldecker  ganz  ungegründet  waren. 

Indem  man  forlfuhr,  auch  andere  Gegenden  der  Herrschaft  Itter  zu 
durchschürfen,  gelangte  man  zur  Ueberzeugung,  dass  in  den  Umgebungen 
der  Orte  Vöhl,  Marienhagen,  Obernburg  und  den  noch  weiter  von  Thalitter 
entfernteren  wenige  oder  gar  keine  Hoffnung  zur  Auffindung  schmelzwür¬ 
diger  Schiefer  sei. 

Glücklicher  war  man  irn  Jahr  1727,  wo  man  im  ,,Würgethale“  zwi¬ 
schen  Dorfitter  und  Thalitter  recht  gute  Schiefer  fand. 

Im  Jahr  17  0  stand  man  im  Begriffe,  die  Grube  Appelau,  welche 
noch  jetzt  im  Betriebe  steht,  zu  verlassen,  weil  man  sie  für  abgebaut 
hielt  ;  da  entdeckte  man  bei  Abteufung  eines  neuen  Schachtes  wieder  gute 
Trümmer,  und  der  Bergbau  ging  seit  dieser  Zeit  bis  heute  ununterbrochen 
fort.  Der  Schacht  ,,neue  Segen“  auf  der  Appelau  gab  im  folgenden  Jahre 
zu  einem  traurigen  Ereignisse  Anlass  :  mehrere  Bergbeamten,  unter  denen 
sich  Bergsecretair  Jasche  befand,  hatten  diesen  befahren.  Letzterer  liess 
sich  in  einem  Kübel  aufziehen,  da  ergriff  ihn  in  der  Mitte  des  Schachtes 
ein  Schwindel,  er  stürzte  aus  dem  Kübel  und  gab  sogleich  seinen  Geist  auf. 
Noch  sieht  man  in  der  Kirche  zu  Thalitter  auf  der  eisernen  Grabesplatte, 
welche  früher  seine  Hülle  bedeckte,  die  unglückliche  Begebenheit  aufge¬ 
zeichnet.  Ueberhaupt  war  dieses  Jahr  für  das  Werk  ein  unglückliches  zu 
neunen.  Die  Gewerken  wurden  unter  sich  uneins,  und  man  sah  sich  von 
Darmstadt  aus  genöthigt,  wieder  eine  Commission  zu  senden,  welcher  es 
auch  gelang,  die  alten  freundschaftlichen  Verhältnisse  unter  ihnen  wieder 
herzustellen. 

V  n  1731  — 40  war  zwar  die  Ausbeute  geringer,  als  in  den  verflos¬ 
senen  Jahrzehnten,  aber  sie  erhob  sich  von  1741  —  5!)  doch  wieder  zu  der 
jährlichen  Durchschnittsmenge  von  5930  FL,  und  von  da  an  betrug  sie  bis 
zum  Jahre  1700  5029  Fl. 

Am  17.  Februar  1738  sah  man  zu  Thalitter  allgemeine  Freude  herr¬ 
schen,  es  wurde  das  50jährige  Regierungsjubiläum  des  Landgrafen  Ernst 
Ludwig  von  der  Knappschaft  auf  das  Feierlichste  begangen.  Die  Beam¬ 
ten  und  Steiger  an  ihrer  Spitze,  zog  sie  geschmückt  nach  der  Kirche  und 
sang  hier,  von  Instrumental  -  Musik  begleitet,  das  Te  Daum  Inudamus. 
Nach  der  Predigt  stimmte  sie  vor  den  Häusern  ihrer  Vorsteher  Lob  -  und 
Danklieder  an  und  endigte  darauf  den  Tag  mit  freudigem  Mund  und  fröh¬ 
lichem  Herzen. 

Durch  den  im  gleichen  Jahr  erfolgten  Tod  des  Oberberghauptmanns 
v.  Gelnhausen  kamen  dessen  zahlreiche  Kuxen  an  Frankfurter  Gewer¬ 
ken,  und  es  trat  somit  einige  Aenderung  unter  den  Besitzern  des  Werks 
ein.  1739  starb  Landgraf  Ernst  Ludwig  und  es  folgte  ihm  sein  Erbprinz 
als  Ludwig  VIII.  in  der  Regierung.  Auch  unter  diesem  erhielt  sich  das 
Werk  im  Segen.  Man  fand  auf  dem  Rosengärtner  Revier  an  mehreren 
Punkten,  wie  z.  B.  auf  der  langen  Zeit,  der  Stahlstätte  u.  s.  w.  frisches 
Feld  und  gute  Schiefer,  und  die  Gruben  erste  und  zweite  Morgenröthe, 
Prinz  Georg,  goldne  Rose  u.  s.  w.  standen  in  besonderem  Rufe  unter  den- 

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selben.  Ein  abermaliger  Versuch,  die  Erze  durch  Pochen  und  Waschen 
mehr  in  die  Enge  zu  treiben,  hatte  1740  keinen  günstigeren  Erfolg  als  der 
erste.  1742  wurde  im  Schlosshofe  zu  Vöhl  dem  Landgrafen  oder  vielmehr 
seinen  Abgeordneten  von  den  Bergleuten  mit  klingendem  Spiet  und  in 
schönem  Aufzuge  gehuldigt. 

1746  am  3.  Februar  starb  Balthaser  Müller,  welcher  sich  durch 
die  Instandsetzung  des  Bergwerkes  viele  Verdienste  um  dasselbe  find  die 
ganze  Gegend  erworben  hatte.  36  Jahre  lang  bekleidete  er  die  Verwaltung 
des  hiesigen  Bergwerkes,  welches  er,  nachdem  es  sich  frei  gebaut  hatte, 
fast  in  beständiger  und  glänzender  Ausbeute  erhielt. 

Seine  Kuxen  hatte  er  noch  bei  seinen  Lebzeiten  an  Frankfurter  Ge¬ 
werken  verkauft. 

Kaum  brauche  ich  zu  erwähnen,  dass  Müller  von  der  Itterer  Knapp¬ 
schaft  mit  grosser  Feierlichkeit  zur  Erde  bestattet  wurde.  Sein  Grabmal 
befindet  sich  hinter  dem  Altar  der  dortigen  Kirche.  Zwei  Gemälde,  welche 
in  dieser  hängen,  sind  noch  jetzt  zum  Andenken  an  die  Müllersche  Fami¬ 
lie  aufbewahrt.  Sie  zeigen  den  Berginspector  Müller  mit  seinen  Angehö¬ 
rigen  um  den  Sarg  seiner  verstorbenen  Gattin  versammelt.  Auf  Müller 
folgte  der  Fürstl.  Berginspector  Wirths  im  Amte,  welches  derselbe  auch 
bis  zu  seinem  1760  erfolgten  Tode  mit  Glück  bekleidet  hat.  Während  sei¬ 
ner  Amtsführung  wurde  das  Werk  mit  dem  Besuche  des  Prinzen  Georg 
Wilhelm  beehrt,  welcher,  nachdem  er  alle  Anstalten  genau  besichtigt 
und  die  Knappschaft  reichlich  beschenkt  hatte,  wieder  nach  Darmstadt  zu¬ 
rückkehrte. 

Unter  Wirths’s  Amtsführung  ersoffen  einige  Gruben,  welche  aber, 
nachdem  das  Wasser  sich  durch  Klüfte  einen  Abzug  verschafft  hatte,  wie¬ 
der  belegt  werden  konnten. 

Im  sogenannten  gebrannten  Holze  traf  man  auf  braune,  sehr  reich¬ 
haltige  Kupfererze,  welche  mit  Sanderzen  viel  Aehnlichkeit  hatten,  und  hieb 
in  einem  Versuchsorte  auf  dem  Schacht  ,,Morgenröthe“  Kupfergangerz  an, 
welches  zwar  reich  an  Gehalt  war,  aber  leider  nicht  fortsetzte.  Es  war 
dieses  das  einzige  Mal,  wo  man  meines  Wissens  auf  hiesigen  Gruben  einen 
Gang  (?)  entdeckte.  Die  früheren  12  ständigen  Schichten  setzte  Wirths 
auf  S  Stunden  herab,  eine  Anordnung,  die  nachher  bis  auf  den  heutigen 
Tag  beibehalten  wurde. 

Die  Folgen  des  siebenjährigen  Krieges  sollten  auch  für  hiesiges  Werk 
nicht  spurlos  vorübergehen.  Französische  Heere  hielten  sich  in  den  1760er 
Jahren  in  der  Gegend  von  Thalitter  auf  und  versetzten  diese  in  Unruhe  und 
Besorgniss.  So  kam  es,  dass  kein  geregelter  Betrieb  stattfinden  und  die 
geförderten  Schiefer  nicht  verschmolzen  werden  konnten.  Kupfer  wurde 
nicht  verkauft  und  die  Einnahmen  blieben  daher  aus.  Statt  Ausbeute  er¬ 
folgte  eine  Zubusse  von  13,420  Fl.  Die  Nachwehen  des  Krieges  waren 
bis  zum  Jahr  1763  fühlbar,  von  wo  an  das  Werk  wieder  in  Flor  kam. 

Während  dieser  3  Jahre  hatte  Amtsschultheiss  Eigenbrodt  die  pro¬ 
visorische  Leitung  übernommen,  nachher  aber  bekam  Bergmeister  Rhode 
die  Verwaltung. 


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Die  Güte  der  Schiefer  hatte  sich  bedeutend  vermindert,  und  wenn 
auch  die  Kupferpreise  fortwährend  gestiegen  waren,  so  konnten  diese  doch 
keinen  erheblichen  Einfluss  auf  die  Blüthe  des  Werks  äussern,  wie  sich 
dies  aus  den  Betriebstabellen  des  Werks  entnehmen  lässt.  Von  1761  bis 

1770  wurden  aus  23, *2 11  Kübel  Schiefer  520  Ctr.  Gaarkupfer  dargestellt, 
der  Centner  zu  54  Fl  verkauft  und  eine  Ausbeute  von  3269  Fl.  erhalten. 
Man  konnte  demnach  auf  1  Centner  Kupier  einen  Aufwand  von  44  Kübeln 
Schiefer  rechnen,  so  dass  sie  etwa  l£  mal  so  gut  waren  wie  jetzt.  Von 

1771  bis  1780  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  noch  ungünstiger,  die  Kup¬ 
ferpreise  sanken  auf  50  Fl.  48  Kr.  herab  und  auf  den  Centner  Kupfer  ka¬ 
men  4^  Kübel  Schiefer.  Statt  Ausbeute  hatte  man  eine  jährliche  Zubusse 
von  736  Fl.  Aehnlich  erging  es  in  dem  darauf  folgenden  Jahrzehnte. 

Aus  diesen  Angaben  geht  hervor,  dass  die  Grube  in  ihrer  damaligen 
Ausdehnung  ziemlich  abgebaut  war,  und  dass  man  im  Auffinden  neuer  An¬ 
brüche  wenig  Glück  hatte.  1791  und  1798  baute  sich  die  Grube  frei  und 
1792  warf  sie  sogar  wieder  eine  Ausbeute  von  1262  Fl.  30  Kr.  ab.  Rhode 
liess  fortwährend  schürfen,  ohne  dass  seine  Unternehmungen  jedoch  durch 
guten  Erfolg  gekrönt  wurden. 

Er  entdeckte  1776  auf  dem  Rammeisberg  bei  Dorfitter  edle  Schiefer 
und  veranstaltete  zum  Andenken  dieses  Ereignisses  einen  Zechenzug,  aber 
die  Freude  war  nur  von  kurzer  Dauer,  weil  die  Schiefer  nicht  anhielten. 
Die  Gewerken  wurden  es  müde,  beständig  Zubusse  zu  bezahlen,  die  Re¬ 
gierung  nahm  hierdurch  Veranlassung,  die  Kuxen  nach  und  nach  an  sich 
zu  bringen,  und  das  Thalitterer  Kupferwerk  in  ein  rein  herrschaftliches  um¬ 
zuwandeln. 

Im  Eimelröder  Kirchspiel  entdeckte  Rhode  29procentige  Kupfer¬ 
gangerze,  gab  aber  wieder  die  Versuche,  ich  weiss  nicht  warum,  auf. 
17S9  legte  er  auf  der  Appelau  zur  Wältigung  der  Grubenwasser,  statt  der 
früher  in  Gebrauch  gewesenen  Pumpen,  eine  eigene  Kunst  an,  die  aus  ei¬ 
nem  Wasserrade,  3  Haupt-  und  2  Neben-Gestängen  bestand,  fn  neuerer  Zeit 
wurde  sie  durch  die  Anlage  des  Thalitterer  Stollens  verdrängt.  1793  ging 
Bergmeister  Rhode  mit  seiner  Familie  nach  Amerika,  wo  er  für  eine  Ge¬ 
werkschaft,  die  ihn  engagirte,  gute  Bergbaugeschäfte  zu  machen  hoffte, 
aber  statt  dessen  im  Elend  gestorben  sein  soll.  Ihm  folgte  Berginspector 
Emmerling  als  Bergbeamter  zu  Thalitter.  Von  1791 — 1800  waren  die 
Kupferpreise  von  50J-  Fl.  bis  auf  83  FI.  per  Ctr.  gestiegen  und  dies  gab 
zu  einem  günstigeren  Betriebsresultate  Anlass,  obschon  sich  die  Schiefer 
nicht  veredelt  hatten,  wie  dies  daraus  hervorgeht,  dass  auf  I  Centner  Kup¬ 
fer  46  Kübel  kamen.  Die  durchschnittliche  Ausbeute  betrug  1487  Fl. 
jährlich. 

Das  viele  Kupfer,  welches  der  Kriegsbedarf  erheischte,  hatte  seinen 
Preis  gesteigert,  aber  seinen  Culniinationspunkt  erreichte  er  1802,  wo  der 
Centner  mit  187  Fl.  59  Kr.  bezahlt  wurde.  Sein  Durchschnittspreis  von 
1801  — 1810  war  99  Fl.;  die  Güte  der  Kupferschiefer  wurde  etwas  besser, 
und  dennoch  hatte  man  nur  die  kleine  Ausbeute  von  3341  Fl.  erhalten 
können.  Ob  sonstige  Verhälltnisse  nachtheiligen  Einfluss  gehabt  haben, 


10 


habe  ich  nicht  erfahren  können.  Emmerling  erhielt  den  Titel  als  Berg¬ 
rath,  kam  M08  als  wirklicher  Rath  an  die  Hofkammer  nach  Giessen,  und 
hatte  später  als  Geheimer  -  Oberbergrath  bis  zu  seinem  Ableben  am  24. 
Beehr.  1842  das  Referat  über  das  Berg-,  Hütten  -  und  Salinen- Wesen  hei 
(ir.  Oberbaudirection. 

Bie  hiesige  Verwaltung  in  Verbindung  mit  der  über  die  herrschaftl. 
Bergwerke,  Hütten  und  Hämmer,  und  die  Beaufsichtigung  des  Privatberg¬ 
baus  im  Oberfürstenthum  war  seit  dem  Jahr  1808  dem  Gr  Hofkammerrathe 
Klipstein  übertragen. 

Bie  Ludwigshütte  mit  ihren  zugehörigen  Eisensteinbergwerken  und 
Hämmern  wurde  1836  an  Private  verkauft  und  so  die  Verwaltung  dieses 
Werkes  von  der  des  Thalitterer  geschieden.  Ber  sich  nicht  lohnende  Be¬ 
trieb  der  Silberger  und  Breidenbacher  Kupferwerke  im  Hinterland,  wel¬ 
cher  bisher  auf  Kosten  der  Regierung  geführt  wurde,  wurde  im  Jahr  1841 
eingestellt,  während  die  Beaufsichtigung  des  Privatbergbaus  über  einen  gros¬ 
sen  Theil  der  Provinz  Oberhessen  mit  der  Thalitterer  Stelle  verbunden  blieb. 

Ber  schon  von  Emmerling  vorgeschlagene  Stollen  von  der  neuen 
Papiermühle  bei  Thalitter  bis  zu  dem  Appelauer  Grubenrevier,  welcher  die 
alte  Wasserkunst  entbehrlich  machen  sollte,  wurde  den  6.  Novbr.  1809  in 
Angriff  genommen  und  1S2I  in  einer  Länge  von  circa  345  Klafter  vollen¬ 
det.  Er  entsprach  seinem  Zweck  vollkommen,  so  dass  die  Wasserkunst 
abgeschalft  werden  konnte.  Eine  zweite  Stolienlage  nach  dem  Grubenre¬ 
vier  ,, Rosengarten“  wurde  IS00  in  den  Winnen  begonnen  und  1839  mit 
der  Grube  durchschlägig  gemacht.  Seine  Länge  beträgt  1720'  und  bringt 
14,5°  Teufe  ein.  Diese  Anstalten  verursachten  dem  Werke  zwar  grosse 
Kosten,  aber  sie  waren  zum  Fortbestand  desselben  unumgänglich  nöthig. 
Sie  würden  noch  bedeutender  gewesen  sein,  hätte  nicht  die  Knappschaft 
einen  Theil  derselben  durch  unentgeltliche  Händearbeit  getragen. 

Als  Klipstein  die  Leitung  des  Werkes  übernahm,  ward  er  daher 
keineswegs  durch  die  äussern  Verhältnisse  desselben  begünstigt.  Die 
Kupferpreise,  welche  von  1801  bis  «810  durchschnittlich  99  Fl.  per  Centner 
betrugen,  fielen  in  den  folgenden  Jahrzehnten  auf  70  und  50  Fl.  und  noch 
tiefer,  und  erreichten  nicht  mehr  ihre  frühere  Grösse.  —  Die  besseren 
Kupferschiefer  waren  seit  Jahren  abgebaut  oder  standen  im  Wasser,  so 
dass  sie  erst  durch  die  erwähnten  Wasserwältigungsvorrichtungen  zugäng¬ 
lich  gemacht  werden  konnten ;  um  aber  neue  Anbrüche  oder  frisches  Feld 
zu  erhalten,  bedurfte  es  ähnlicher  Vorkehrungen.  So  musste  man  sich  da¬ 
mit  begnügen,  das  zu  fördern,  was  die  Alten  als  unbrauchbar  stehen  ge¬ 
lassen  hatten;  der  Bergversatz,  welchen  sie  nicht  rein  geschieden  hatten, 
wurde  aus  Mangel  an  Erzen  gewendet  und  die  Kupferschiefer  -  Trümmer- 
chen  davon  abgeschlagen.  Klipstein  war  unter  solchen  Umständen  ge- 
nöthigt,  beständig  auf  Mittel  und  Wege  zu  sinnen,  wie  diesem  Uebelstande 
abgeholfen  und  das  Werk  wieder  gehoben  werden  könnte. 

Den  steten  Fortschritten  in  der  Technik  mit  Aufmerksamkeit  folgend, 
nahm  er  häufig  Anlass,  das,  was  ihm  für  den  Betrieb  der  Anstalt  oder  zur 
Beschäftigung  der  Leute  nützlich  schien,  zu  versuchen. 


li 


Früher  hatte  man  sich  auf  der  Kupferhütte  zu  Thalitter  einfacher 
grosser  Blasebälge  als  Gebläse  bedient.  Durch  Wassertrommelgebläse 
suchte  man  1815  die  mechanisch  unvollkommenen  Winderzeuger  zu  ver¬ 
drängen,  kam  aber  zu  dem  Resultate,  dass  auch  durch  sie  mit  Benutzung 
des  vorhandenen  Gefälles  nicht  die  gehörige  Luftmenge  den  Schmelzöfen 
zugeführt  werden  könnte.  Später  wurden  die  Bälge,  als  sie  ganz  un¬ 
brauchbar  geworden  waren,  durch  Kasten-  und  Cylindergebläse  ersetzt. 
1824  vereinigte  man  mit  der  Kupferhütte  eine  Kalk-  und  Ziegelbrennerei, 
wodurch  eine  weitere  Einnahme  von  einigen  hundert  Gulden  erzielt  wurde. 
Frühere  Versuche,  den  Kalk  unmittelbar  über  der  Gicht  der  Kupferschmelz¬ 
öfen  zu  brennen,  fielen  zwar  gut  aus,  wurden  aber  wieder  aufgegeben, 
weil  die  Hitze,  welche  von  den  Kalköfen  in  die  Hütte  zurückstrahlte,  so 
gross  war,  dass  man  einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  die  Gesundheit  der 
Arbeiter  besorgte. 

Mit  besonderem  Glücke  wurde  seit  dem  Jahr  1836  das  Kupferschmel¬ 
zen  mit  erhitzter  Luft  betrieben.  Früher  wurden  die  dasigen  Krummöfen 
mit  kalter  Luft  gespeist,  und  diese  durch  das  Gebläse  unmittelbar  in  den 
Schmelzraum  geführt,  nun  aber  gezwungen,  ihren  Weg  zuerst  durch  einen 
auf  der  Gicht  aufgestellten  und  von  der  Gichtflamme  erwärmten  Röhrenap¬ 
parat  zu  nehmen,  ehe  sie  zu  diesem  gelangte.  Seitdem  dieses  neue  Ver¬ 
fahren  in  Thalitter  in  Anwendung  kam,  sollen  jährlich  3  —  400  Maass  Koh¬ 
len  gespart  worden  sein.  Nur  zum  Gaarmachen  des  Kupfers  auf  demGaar- 
heerde  eignete  sich  das  neue  Verfahren  nicht,  vermuthlich  weil  von  der 
specifisch  leichteren  erhitzten  Luft  nicht  das  intensivere  Quantum,  wie  von 
der  kalten  Luft,  bei  der  damaligen  Verfassung  des  Gebläses  zugeführt  wer¬ 
den  konnte.  Bei  einer  geeigneten  Windpressung  und  Schnelligkeit  des 
Gebläses  Hesse  sich  vielleicht  ein  besserer  Erfolg  erwarten. 

Indessen  hat  man  auf  vielen  andern  Kupferhütten  die  gleiche  Erfah¬ 
rung  gemacht.  Die  Einführung  der  Coaks  bei  dem  Schwarzkupferschmel¬ 
zen  hat  d  »rgethan,  dass  sie  für  sich  ein  zu  tumultuarisches  Niederschmelzen 
verursachten,  dass  sie  aber,  wenn  sie  des  ganzen  Brennmaterials  aus¬ 
machten,  sehr  günstig  auf  den  Schrnelzprocess  einwirkten. 

Es  sind  nach  den  hiesigen  Versuchen  4  Maass  Holzkohlen  einem 
Maass  Coaks  an  Wirksamkeit  gleich,  und  werden  solche  zusammen  in  die¬ 
sem  Verhältnisse  am  vortheilhaftesten  benutzt.  Rechnet  man  nach  dem 
Voranschläge  pro  1845  auf  2125  Maass  Kohlen  160  Bütten  oder  40  Maass 
Coaks  (die  Bütte  ~  ^  Maass  Hess  Darmst.  Kohlengewichts)  jährlich,  die 
Bülte  zu  1  Fl.  30  Kr.,  so  erfordern  diese  einen  Kostenaufwand  von  240 
Fl.  Statt  dieser  40  Maass  Coaks  würde  man  160  Maass  Kohlen  im  Werthe 
von  272  Fl.  nöthig  haben;  man  ersparte  somit  32  Fl.  Die  Ersparniss 
würde  aber  noch  grösser  sein,  wollte  man  sich  der  Coaks  in  grösserer 
Menge  bedienen,  wie  dies  im  Augenblicke  der  Fall  ist,  wo  man  sich  nach 
den  vorhandenen  Einrichtungen  verhält  und  die  Coaks  wegen  Mangels  an 
Transportmitteln  nicht  immer  in  Anwendung  zu  bringen  sind.  Durch  die 
Einführung  der  Coaks  hat  man  für  das  Holz  ein  erspriessUches  Ersatzmittel 


gefunden,  dessen  Vortheile  beim  etwaigen  Steigen  der  Holzpreise  noch 
fühlbarer  werden  würden. 

Endlich  wäre  noch  des  Versuches,  Kupferkiese  von  der  Insel  Cuba 
auf  hiesiger  Hütte  zu  verschmelzen,  welcher  1344  vorgenommen  werden  sollte, 
zu  gedenken.  Das  Handelshaus  van  der  Beck  de  Horn  zu  Antwerpen 
schrieb  nämlich  Herrn  Klipstein,  dass  eine  Gesellschaft  auf  der  Insel  Cuba 
jährlich  72,000  Ctr.  Kupferkiese  gewönne,  welche  bisher  in  England  ver- 
schmulzen  worden  seien,  der  englische  Eingangszoll  sei  aber  so  hoch  ge¬ 
stiegen,  dass  dieses  fernerhin  in  jenem  Lande  nicht  mehr  geschehen  könne, 
man  frage  daher  bei  ihm  an,  ob  das  Schmelzen  nicht  zu  Thalitter  vorge- 
iiommen  werden  könnte  ?  Die  ihm  übersandten  Erzproben  hatten  einen 
Gehalt  von  21—51  Procent  Kupfer. 

Die  Regierung  genehmigte  den  Wunsch  des  Handelshauses  de  Horn, 
wenn  dieses  die  Schmelzkosten  tragen  wollte,  ohne  einen  Hüttenzins  zu 
beanspruchen.  Klipstein  erhielt  auf  seine  Briefe  nach  Antwerpen  keine 
Antwort,  woraus  zu  schliessen  war,  dass  die  Gesellschaft  einen  andern 
Entschluss  gefasst  habe,  oder  ihre  Unternehmungen  gescheitert  seien.  — 

Da  das  Eingehen  des  Werkes  schon  lange  bestimmt  war,  so  veran- 
lasste  man  in  den  letzten  Jahren  die  kräftigeren  Leute,  sich  auswärts  Ver¬ 
dienst  zu  suchen,  nahm  keine  jungen  mehr  an,  und  behalf  sich  mit  alten 
gebrechlichen  Bergleuten. 

Eine  Kupferschiefermulde,  auf  deren  nördlichen  und  südlichen  Gren¬ 
zen  durch  die  Schächte  ,, himmlisches  Heer“  und  ,,gute  Gabe“  die  besten 
Schiefer  gefördert  wurden,  von  9772  □  Klaftern  Fläche  im  sogenannten 
Hippighäuser  Grunde,  Revier  Rosengarten  gelegen,  ist  noch  durch  einen 
Stollen  vom  Wasser  zu  befreien,  um  die  Existenz  der  Anstalt  vielleicht 
noch  auf  20  Jahre  hinaus  zu  sichern. 

Schon  im  Jahr  1840  stellte  Klipstein  den  Antrag,  die  Regierung 
möchte  etwa  5000  Fl.  für  die  Anlage  des  2300'  langen  fraglichen  Stollens 
genehmigen,  so  dass  dieser  bei  lOjähriger  Arbeit  etwa  nur  500  Fl.  Kosten 
jährlich  erheische.  Der  Antrag  ward  wegen  der  bisherigen  Zubusse  des 
Werks  vorerst  nicht  verwilligt,  und  nur  der  Knappschaft  erlaubt,  auf  ihre 
eigenen  Kosten  den  Stollen  voranzutreihen. 

Diese  hatte  ihn  bereits  in  einer  Länge  von  1200'  aufgefahren,  als 
die  hohe  Staatsregierung  im  Jahre  1847  eine  Summe  von  3000  Fl.  zur 
Vollendung  dieser  Anlage  zum  Besten  der  Thalitterer  Bergleute  genehmigte. 

Von  dem  Erfolg  derselben  wird  es  nun  abhängen,  welche  Zukunft 
der  dortigen,  an  Erwerbsquellen  so  armen  Gegend  beschieden  ist. 

Am  16.  Sept.  1845  starb  Klipstein,  nachdem  er  34  Jahre  hindurch 
das  Thalitterer  Werk  geleitet  hatte*,  nach  ihm  wurde  dasselbe  nur  proviso¬ 
risch  verwaltet. 


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IV. 

Versuch  einer  geognoslisclien  Beschrei¬ 
bung  der  Herrschaft  Itter. 

Von  Herrn.  Friedr.  Voltz  zu  Darmstadt. 

(Hierzu  eine  Karte.) 

Die  sogenannte  Herrschaft  Itter  besteht  aus  drei  isolirten  Theilen, 
nämlich  dem  Kirchspiel  Eimelrod,  der  Gemarkung  Höringhausen  und  dem 
eigentlichen  Amte  Vöhl  mit  15  Ortschaften.  Das  Kirchspiel  Eimelrod  und 
die  Gemarkung  Höringhausen  sind  ganz  von  waldeckischem  und  der  übrige 
zusammenhängende  Theil  von  waldeckischem  und  kurhessischem  Gebiete 
begrenzt.  —  Die  Gegend  gehört  zu  dem  Flussgebiete  der  Weser,  die  Eder 
ist  der  Hauptfluss,  der  sie  durchströmt,  in  sie  münden  die  übrigen  ein; 
nur  das  Kirchspiel  Eimelrod  wird  von  der  Diemel  durchflossen,  welche  sich 
bei  Warburg  unmittelbar  in  die  Weser  ergiesst.  Die  Eder  kommt  von  Süd¬ 
westen  her  (von  Battenberg  und  Frankenberg)  in  die  Herrschaft  Itter  und 
wendet  sich  bei  Herzhausen  gegen  Osten,  um  sich  bei  Fritzlar  mit  der 
Fulda  zu  vereinigen.  Kurz  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Herrschaft  Itter  nimmt 
die  Eder  bei  dem  kurhessischen  Orte  Brinkhausen  die  Orke  auf,  nachdem 
diese  bei  Niederorke  einen  kleinen  Theil  des  darmstädtischen  Gebietes  be¬ 
rührt  hat.  Die  Itter  ist  von  den  Bächen  der  grösste;  sie  kommt  von  Nor¬ 
den,  von  dem  waldeckischen  Orte  Niederense  her  und  ergiesst  sich  bei 
Herzhausen  in  die  Eder.  Ausser  diesen  ist  noch  die  Werba  zu  erwähnen, 
welche  bei  Berich  von  der  Eder  aufgenommen  wird. 

Das  Hauptgebirge  der  Gegend  ist  ein  Ast  des  rheinisch  -  westphäli- 
schen  Schiefergebirges,  des  sogenannten  Rothhaargebirges,  der  sich  nach 
dieser  Seite  hin  verflacht.  Die  höchsten  Berge  finden  sich  auf  dem  rech¬ 
ten  Ufer  der  Eder,  wo  etwas  weiter  südlich  die  sogenannte  Trattel  schon 
zu  einer  ziemlich  bedeutenden  Höhe  ansteigt.  Diese  Gegend  ist  in  geo- 
gnostischer  Beziehung  eine  der  interessantesten  in  dem  ganzen  Grossherzog¬ 
thum  Hessen,  wegen  des  Auftretens  der  Kupferschieferformation,  deren 
geognostische  Verhältnisse  durch  einen  sehr  alten  Bergbau  aufgeschlossen 
wurden,  und  deren  Beschreibung  ich  hierbei  hauptsächlich  im  Auge  habe. 


A.  AlluvialbildunseD. 

I)  Damm  erde.  Sie  ist  als  ein  Zersetzungsprodukt  der  Gesteine 
der  Grauwacke-,  Kupferschiefer-  oder  bunten  Sandsteinformation  zu  be¬ 
trachten,  und  je  nachdem  sie  aus  dem  einen  oder  dem  anderen  dieser  Ge¬ 
steine  entstanden  ist,  äussert  sie  sich  auf  das  Wachsthum  der  Pflanzen. 

Da,  wo  sie  als  Zersetzungsprodukt  der  Grauwacke  oder  des  Grau- 


14 


wackeschiefers  erscheint,  ist  sie  dem  Pflanzenwuchse  im  Allgemeinen  nicht 
zuträglich.  Die  Erdmassc  trocknet  im  Sommer  zu  viel  aus  und  nimmt  ei¬ 
nen  zu  hohen  Hitzegrad  an.  Dem  Waldbau  ist  der  Boden  günstiger,  wenn 
nicht  die  Grauwacke  vorherrscht;  denn  diese  giebt,  weil  sie  sehr  schwer 
verwittert,  nie  einen  tiefen  Grund.  In  der  nächsten  Umgebung  von  Thal¬ 
itter  ist  der  aus  der  Verwitterung  dieser  Felsarten  hervorgegangene  Boden 
nicht  gerade  unfruchtbar,  Buchen  und  Kiefern  wachsen  ziemlich  gut  darauf, 
aber  manche  Stellen  geben  auch  Gelegenheit,  seinen  ungünstigen  Einfluss 
auf  den  Pflanzenwuchs  zu  beobachten.  —  Die  Zersetzungsprodukte  der 
Kalksteine  geben  im  Allgemeinen  einen  sehr  fruchtbaren  Boden,  namentlich 
begünstigen  sie  den  Kleebau,  was  hier  überall,  wo  Kalkstein  vorkommt, 
wahrzunehmen  ist.  —  Der  aus  der  Zersetzung  des  bunten  Sandsteins  her¬ 
vorgehende  Boden  ist  dem  Pflanzenwachsthume  zuträglich,  besonders  wir¬ 
ken  die  Thonmassen  sehr  günstig  auf  das  Gedeihen  der  Feldfrüchte  und 
des  Holzes.  In  neuerer  Zeit  haben  die  Landwirthe  der  dortigen  Gegend 
angefangen,  den  Thonboden  mit  Mergel  oder  mit  gebranntem  Kalke  zu  ver¬ 
mischen,  was  sehr  guten  Erfolg  hat. 

2)  Tor  f.  Dieser  findet  sich  in  Wiesen  in  der  Nähe  des  Hofes  Lau¬ 
terbach.  Er  besteht  aus  einer  schwarzen  Masse  zersetzter  Pflanzenreste. 
Wegen  der  niedrigen  Holzpreise  wird  der  Torf  nicht  gewonnen,  es  bietet 
sich  daher  auch  keine  Gelegenheit,  ihn  genauer  zu  untersuchen.  — 

Unter  den  Geschieben  der  Eder  und  der  in  sie  mündenden  Mombeck, 
so  wie  auch  unter  denen  der  Winnenbach  findet  sich  Gold,  welches  allen¬ 
falls  noch  hierher  zu  zählen  wäre.  Früher  wurden  viele  Versuche  zur 
Aulfindung  des  goldführenden  Gebirges  in  der  dortigen  Gegend  gemacht, 
man  scheint  sich  aber  von  der  Unmöglichkeit  des  Erfolgs  überzeugt  zu  ha¬ 
ben,  denn  seit  vielen  Jahren  hat  man  nicht  mehr  daran  gedacht.  Den  al¬ 
ten  Goldwäschereien  an  der  Mombeck  und  der  W'innenbach  verdankt  man 
die  Wiederaufnahme  des  Itterer  Bergwerkes.  Die  Waldecker  betrieben 
Goldbergbau  am  Eisenberg,  der  auch  in  dem  waldeckischen  Berglehen 
(144o)  Erwähnung  findet,  dessen  Spuren  man  noch  jetzt  in  einer  Anzahl 
von  Halden  an  dem  Eisenberge  findet,  und  wovon  das  Dorf  „Goldliausen“ 
seinen  Namen  führen  soll. 


B .  Bunter  Sandstein. 

Von  allen  den  Formationen  von  dem  Alluvium  abwärts  bis  zum  bun¬ 
ten  Sandsteine  findet  man  in  der  dortigen  Gegend  keine  Spur,  aber  letzte¬ 
rer  tritt,  als  Bedeckung  der  Kupferschieferformation,  mächtig  entwickeltauf. 
Der  hiesige  bunte  Sandstein  gehört  zu  der  grossen  Ablagerung  dieser  For¬ 
mation,  welche  den  ganzen  Raum  zwischen  dem  rheinischen  Uebergangs- 
gebirge,  dem  Thüringer  Walde,  dem  Harze  und  dem  Voigtlande  ausfüllt, 
wo  er  nur  zuweilen  von  Basalten,  wie  namentlich  der  grossen  Basaltmasse 
des  Vogelsgebirges  und  der  Rhön,  oder  von  Zechstein  unterbrochen  oder 
von  Keuper  und  Muschelkalk  überlagert  ist,  und  sich  weit  nach  Nord- 


15 


deutschland  hin  erstreckt,  «m  dort  unter  den  jüngeren  Formationen  zu 
verschwinden.  In  der  nächsten  Umgebung  von  Thalitter  erfüllen  Thonmas¬ 
sen  des  bunten  Sandsteins  einzelne  Mulden  der  Zechsteinformation,  wie 
im  Rosengartener  Reviere  in  dem  sogenannten  Hippighäuser  Grunde,  wo 
die  höchste  Mächtigkeit  desselben  etwa  90  bis  100'  betragen  mag  Er  ist 
von  rother  Farbe  und  fett  anzufühlen;  es  werden  Ziegel  daraus  dargeslellt, 
die  aber  den  Fehler  haben,  dass  sie  gerne  springen.  In  dem  Thoue  sind 
nämlich  einzelne  sehr  kleine  Kalktheilchen  enthalten,  die  auch  durch  die 
fleissigste  Bearbeitung  nicht  entfernt  werden  können.  Sind  nun  die  Ziegel 
gebrannt  und  kommt  nachher  Wasser  darauf,  so  löscht  sich  der  Kalk  und 
die  Ziegel  springen  entzwei. 

An  dem  Wege  von  Dorfitter  nach  Korbach,  ganz  in  der  Nähe  des 
zuerst  genannten  Ortes,  bietet  sich  ein  Profil  des  bunten  Sandsteins  dar, 
dessen  oberste  Schicht  aus  einer  etwa  10'  mächtigen  Lage  sehr  feinkörni¬ 
gen  Sandes  von  rother  Farbe  und  äusserst  gleichmässigem  Korne  besteht; 
darauf  folgt  eine  4'  mächtige  Schicht  Sandstein,  der  aus  grösseren,  oft  ge¬ 
gen  einen  Quadratzoll  grossen  Stücken  von  Grauwacke  und  Thonschiefer 
zusammengesetzt  ist,  welche  ein  bald  rölhlicher,  bald  gelber  Sand  ziemlich 
lose  mit  einander  verbindet.  Hierauf  folgt  rother  und  gelber  Sand,  in  ein¬ 
zelnen  Streifen  mit  einander  abwechselnd,  etwa  I  Fuss  mächtig,  und  darun¬ 
ter  eine  Schicht  gelben  Sandes  von  gleicher  Mächtigkeit,  und  eben  so 
feinkörnig  wie  der  rothe  Sand,  hierauf  folgt  wieder  rother  Sand  mit  ein¬ 
zelnen  weissen  Streifen. 

In  der  Gemarkung  Höringhausen  befinden  sich  mehrere  Steinbrüche, 
worin  Material  zum  Brückenbau  u.  s.  w.  gewonnen  wird,  und  worin  man 
die  Lagerungsverhältnisse  des  bunten  Sandsteins  gut  beobachten  kann,  so 
z.  B.  in  einem  Steinbruche  an  dem  FusspfaMe  von  Meinringhausen  nach 
Höringhausen.  Unter  der  Datnmerde  befinden  sich  abwechselnde  dünne 
Schichten  von  Sandstein,  Sand  und  Thon,  die  alle  roth  gefärbt  sind  und 
zusammen  eine  Bank  von  etwa  ?'  Mächtigkeit  ausmachen.  Darauf  folgen 
zusammenhängende  Massen  von  rothein  Sandstein,  der  häufig  von  weis  - 
sen  Adern  durchzogen  ist,  die  sich  ziemlich  regelmässig  alle  2 — 3'  wie¬ 
derholen.  Schichtung  ist,  ausser  bei  der  oberen  Abtheilung,  schwer  zu 
erkennen,  es  sind  mehr  Bänke  von  ungleicher  Mächtigkeit,  die  hin  und 
wieder  von  Rissen  durchzogen  und  manchmal  durch  schwache  Thonlagen 
von  einander  getrennt  sind.  Der  Sandstein  ist  sehr  feinkörnig,  und  frisch 
gebrochen  zerbröckelt  er  leicht,  aber  einige  Zeit  der  Luft  ausgesetzt  wird 
er  sehr  fest. 

In  der  Nähe  des  Hofs  Lauterbach  und  bei  Vöhl  hat  man  mehrmals  den 
bunten  Sandstein  von  Malachit  durchdrungen  gefunden  ;  verschiedene  Ver¬ 
suche  haben  aber  dargethan,  dass  der  Malachit  nur  in  kleinen  Nestern 
vorkommt,  ein  Abbau  daher  nicht  möglich  ist. 


16 


O.  Kupferschieferformation. 

Das  Zutageaustreten  der  Glieder  der  Kupferschieferformation  ist  über¬ 
all,  wo  sie  sich  in  Deutschland  zeigen,  auf  geringe  Flächen  beschränkt,  in¬ 
dem  jüngere  Gebilde  sich  darüber  abgelagert  und  die  älteren  Schichten  be¬ 
deckt  haben.  —  Dieses  ist  wohl  der  Hauptgrund,  dass  an  so  wenigen 
Orten  das  Vorhandensein  der  Gebilde  des  permischen  Systems  nachgewiesen 
werden  kann.  —  Als  die  südlichsten  Punkte  des  Auftretens  der  Kupfer¬ 
schieferformation  betrachtete  man  seither  einige  Orte  am  Spessart  in  der 
Nähe  von  Aschaffenburg  und  Kahl  im  Grund.  (Vergl.  Kittel  geognost.  Be¬ 
schreibung  der  Umgegend  von  AschafTenburg.)  Neuere  Untersuchungen 
haben  aber  dargethan,  dass  sie  sich  bis  nach  Heidelberg  erstreckt,  indem 
dort  am  Schlossberge  das  Todtliegende  und  beim  Bohren  eines  Brunnens 
der  Zechstein  in  einer  Teufe  von  320'  nachgewiesen  wurde.  Zwischen  den 
vorhin  genannten  Orten  und  Heidelberg  macht  auch  wieder  bunter  Sand¬ 
stein  oder  die  jüngeren  Gebilde  der  Wetterau  und  des  Main—  und  Rhein- 
Beckens  die  Bedeckung  der  Formation,  aus  denen  aber  bei  Langen  das 
Todtliegende  hervortritt  und  so  die  Verbindung  zwischen  diesen  beiden 
südlichsten  Punkten  herstellt.  Sodann  treten  einzelne  Glieder  an  mehreren 
Orten  der  Wetterau  in  ganz  kleinen  Parzellen  auf,  wie  bei  Haingründau, 
Büdingen,  Bleichenbach  und  Selters.  Der  Zusammenhang  zwischen  den 
Schichten,  welche  an  diesen  Orten  zu  Tage  austreten,  mit  denen  von  der 
Umgegend  von  Aschalfenburg  ist  von  Herrn  v.  Klipstein  in  seinem  „Kup¬ 
ferschiefergebirge  der  Wetterau“  hinlänglich  nachgewiesen  worden. 

Von  Selters  aus,  dem  nördlichsten  der  genannten  Punkte,  findet  man 
sie  nach  Norden  hin  erst  bei  .Frankenberg  und  dann  bei  Thalitter  wieder. 
Auf  der  ganzen  Strecke  von  der  Wetterau  bis  dorthin  wird  die  Formation 
von  den  tertiären  Bildungen  der  Wetterau  und  dem  bunten  Sandsteine 
überlagert,  welcher  auch  ihre  Bedeckung  nach  Osten  (Thüringen)  hin  aus- 
macht  und  so  das  Verfolgen  derselben  nicht  gestattet. 

Es  scheint  somit  eine  ausgemachte  Thatsache  zu  sein,  dass  die  Kup- 
ferschieferformation,  wie  sie  in  Thüringen  auftritt,  mit  den  in  den  oben 
genannten  Gegenden  zerstreuten  Fetzen  ein  zusammenhängendes  Ganze 
bildet,  als  dessen  äusserste  Grenzen  man  etwa  die  Elbe  und  den  Rhein 
betrachten  könnte,  dessen  Vorhandensein  aber  nur  an  wenigen  Orten  di¬ 
rect  nachgewiesen  werden  kann. 

In  Thüringen  bildet  das  sogenannte  Weiss  -  oder  Grauliegende  das 
Sohlengebirge  dieser  Formation:  in  Itter  fehlt  dieses  eigenthümliche  Ge¬ 
bilde  ganz  und  der  Zechstein  ruht  unmittelbar  auf  dem  sogenannten  Rhei¬ 
nischen  Uebergangsgebirge,  dessen  Senkungen  und  Erhebungen  die  ganze 
Schichtenreihe  folgt.  Das  Fallen  der  Schichten  ist  daher  in  dem  Maasse 
verschieden,  als  jenes  Störungen  erlitten  hat,  welche  theils  vor,  theils  nach 
dem  Absätze  der  kalkigen  Schichten  eingetreten  zu  sein  scheinen.  Denn 
diese  können  unmöglich  in  der  Weise  abgelagert  worden  sein,  wie  wir  sie 
jetzt  beobachten :  sie  müssen,  wie  alle  mechanische  Niederschläge,  hori- 


17 


zontal  erfolgt  sein.  —  Zudem  finden  wir  den  Dolomit  und  die  übrigen  Glieder 
der  Formation  fast  immer  auf  den  Höhen  und  nur  sehr  selten  in  den  Thälern,  oft 
auch  ganz  isolirt,  wie  in  der  Nähe  von  Goddelsheim,  Thalitter,  Rhena  u.  s.  w.  So 
finden  wir  z.  B.  in  dem  Thale  der  Kuhbach  auf  beiden  Seiten  (nach  Obern- 
burg  zu  und  an  dem  sogenannten  Klugsteine)  dieselben  Gesteine,  ohne  dass 
die  Schichten  Zusammenhängen ;  die  Thalsohle  bildet  Grauwacke.  Aehn- 
lich  ist  es  in  dem  Itterthale  an  dem  sogenannten  Frankenberg  und  der 
Hökelsburg.  Auf  beiden  Bergen  bildet  der  Dolomit  die  Bedeckung  der 
Grauwacke,  ohne  dass  in  dem  Thale  eine  Spur  davon  zu  bemerken  ist. 

Nach  der  Ablagerung  des  bunten  Sandsteins  scheinen  in  dieser  Ge¬ 
gend  keine  Erdrevolutionen  mehr  stattgefunden  zu  haben.  Denn  er  findet 
sich  überall,  wo  ich  ihn  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  in  seiner  ur¬ 
sprünglichen  horizontalen  Lage. 

Dem  Zutageaustreten  der  Kupferschieferformation  in  der  hiesigen 
Gegend  ist,  wie  an  den  meisten  anderen  Orten,  durch  die  Ueberlagerung 
durch  den  bunten  Sandstein  eine  Grenze  gesteckt.  —  Gegen  Süden  und 
Westen  lehnt  sich  die  Formation  an  das  rheinisch  -  westphälische  Ueber- 
gangsgebirge  an,  während  sie  gegen  Norden  und  Osten  unter  den  bunten 
Sandstein  einschiesst.  Die  Grenzen  des  grösseren,  mehr  zusammenhängen¬ 
den  Theils  mögen  wohl  folgende  sein:  gegen  Süden  die  Gemarkungen  Ma¬ 
rienhagen  bis  an  den  sogenannten  tiefen  Grund,  wo  die  Chaussee,  welche 
von  Herzhausen  nach  Vöhl  zieht,  eine  Linie  bis  zu  dem  letztgenannten 
Orte  bildet,  über  die  hinaus  der  dort  hauptsächlich  auftretende  Dolomit  sich 
nicht  erstreckt.  Zwischen  Vöhl  und  Basdorf  überlagert  bunter  Sand¬ 
stein  die  älteren  Gebilde ;  aber  nördlich  von  letzterem  Orte  treten  (bei  Ober- 
Werba)  mächtig  entwickelte  Mergel  auf,  die  jedoch  bald  darauf  ebenfalls 
unter  dem  bunten  Sandsteine  verschwinden,  welcher  nach  Norden  hin  sich 
weiter  zieht.  Noch  einigemal  treten  die  Schichten  der  Zechsteinformation 
aus  dem  Sandsteine  hervor,  wie  der  Dolomit,  einen  schmalen  Streifen  in 
der  Richtung  von  Korbach  nach  Arolsen  bildend  und  bis  hinter  Twiste 
wahrnehmbar.  —  Weiter  nach  Süden  finden  wir  die  Formation  bei  Wil¬ 
dungen  und  Gemünden  ebenfalls  noch  einmal  in  geringer  Ausdehnung  auf¬ 
tretend. 

Auf  der  westlichen  Seite  ist  wegen  des  ansteigenden  Gebirges  der 
bunte  Sandstein  weniger  entwickelt,  weshalb  hier  die  Zechsteinformation 
in  weiterer  Verbreitung  zu  Tage  tritt.  Der  nordwestlichste  Punkt, 
wo  die  Formation  zusammenhängend  erscheint,  mag  Lelbach  sein,  von  wo 
sie  sich  längs  des  Fusses  des  Gebirges  bis  über  Goddelsheim  hinaus¬ 
zieht.  Hier  finden  sich  merkwürdiger  Weise  mitten  in  dem  Grau¬ 
wackengebirge  noch  einige  Punkte,  an  denen  die  Formation  auftritt,  die 
weder  unter  sich,  noch  mit  der  Hauptmasse  verbunden  sind.  Bei  Fran¬ 
kenberg  zeigt  sie  sich  noch  einmal  schön  entwickelt  und  verschwindet 
dann  ganz. 


2 


18 


1 .  Mergel. 

Der  Mergel  erscheint  in  seiner  grössten  Entwicklung  längs  des 
Werbaflüsschens  bei  den  Orten  Meinringhausen,  Alraf  und  Oberwerba, 
wo  er  in  bedeutender  Mächtigkeit  auftritt  und  sehr  steile  und  ziemlich 
hohe  Berge  zusammensetzt,  die  nur  von  Wachholdersträuchen  bewachsen 
sind  Er  ruht  entweder  auf  Grauwacke,  oder  auf  Dolomit,  mit  dem  er 
auch  wechsellagert;  aber  die  Dolomitschichten  kommen  nur  selten  und  dann 
auch  immer  in  unbedeutender  Mächtigkeit  vor.  Das  Gestein  durchläuft  alle 
Härtegrade  vom  festen  bis  zum  zerreiblichen;  es  ist  meistens  sandig,  der 
Bruch  uneben  bis  erdig;  die  vorherrschende  Farbe  ist  schmutzig-weiss 
bis  gelblich.  Längere  Zeit  der  Luft  ausgesetzt,  wird  die  äussere  Rinde 
heller  als  das  Innere,  nach  und  nach  zerfällt  das  Gestein.  Sehr  häufig 
finden  sich  Drusenräume  mit  Kalk-  und  Bitterspathkrystallen,  und  auf  Klüf¬ 
ten  Kalksinter.  Zuweilen  kommen  einzelne  sehr  feste  Schichten  darin  vor, 
welche  eine  Menge  weisser  abgerundeter  Quarzkörner  einschliessen,  wo¬ 
durch  ein  dem  Grauliegenden  nicht  unähnliches  Gestein  entsteht 

Au  der  Chaussee  von  Meinringhausen  nach  Alraf  befinden  sich  meh¬ 
rere  Steinbrüche,  in  welchen  feste  Mergel  zum  Chaussee-  und  Brückenbau 
gewonnen  werden.  Schichtung  ist  hier  schwer  zu  erkennen,  die  ganze 
Masse  ist  von  Klüften  durchzogen,  welche  ihr  ein  ganz  7errissenes  Anse¬ 
hen  geben.  Darin  finden  sich  viele  Höhlungen  von  3  —  4"  Durchmesser 
und  oft  einige  Fuss  lang,  welche  von  einer,  an  anderen  Orten,  wie  bei 
Büdingen,  Stadtbergen  u.  s.  w.,  eine  besondere  Schicht  ausmachenden  Masse 
erfüllt  sind.  Eg  ist  dies  ein  der  Braunkohlenasche  sehr  ähnliches  Gestein, 
ohne  allen  Zusammenhang,  welches  aueh  unter  dem  Namen  ,, Asche“  als 
ein  besonderes  Glied  der  Zechsteinformation  aufgeführt  wird,  hier  aber  als 
solches  fehlt  und  nur  auf  die  angeführte  Weise  repräsentirt  ist. 


2.  Rauhkalk-Dolomit. 

Unter  allen  Gliedern  der  Zcchsteinformation  tritt  in  hiesiger  Ge  gend 
der  Rauhkalk  in  der  grössten  Verbreitung  auf  und  kommt  in  den  verschie¬ 
densten  Abänderungen  vor.  Er  ist  theils  auf  Stinkkalk,  theils  auf  Grau¬ 
wacke  gelagert:  von  Fällen,  wo  er  unmittelbar  auf  Zechstein  ruht,  ist  mir 
nichts  bekannt  geworden.  Natürliche  Grenzen  für  seine  Verbreitung  lassen 
sich  schwer  angeben  31anchmal  von  zu  Tage  austretenden  Schichten  des 
Stinkkalkes  unterbrochen,  erstreckt  er  sich  über  den  grössten  Theil  der 
Gemarkungen  Marienhagen,  Vöhl,  Obernburg,  Dorfitter  und  Thalitter,  und 
zieht  sich  dann  in  die  Gegend  von  Twiste,  wo  er  unter  dem  bunten  Sand¬ 
steine  gänzlich  verschwindet. 

Die  am  häufigsten  vorkommenden  Varietäten  dieses  Gesteins  sind 
folgende. 

I)  Krystallinisch  -  feinkörnig,  mit  vielen  sehr  kleinen  Poren;  Bruch 
flach  -  muschelig  ins  Splittrige  ;  Farbe  wreiss  bis  graulich  -  weiss  ;  Schichtung 
schwer  zu  erkennen.  Das  Gestein  ist  in  Bänke  von  ungleicher  Mächtigkeit 


getheilt,  die  wieder  von  Rissen  durchzogen  sind.  Auf  den  Ablösungsflä¬ 
chen  der  einzelnen  Bänke  finden  sich  sehr  oft  ganz  besondere  Bildungen 
von  Dolomit.  Senkrecht  gegen  die  Ablösungsfläche  stehen  kleine  Dolomit¬ 
prismen,  welche  orgelpfeifenartig  an  einander  gereiht  sind.  Diese  Bildun¬ 
gen  sind  gewöhnlich  2 —  3"  lang,  die  Anzahl  ihrer  Seitenflächen  ist  ver¬ 
schieden,  oft  sehr  gross  ;  nicht  selten  finden  sich  offene  Räume  zwischen 
den  einzelnen  Prismen.  Der  Itterer  Bergmann  nennt  diese  eigenthümlichen 
Bildungen,  welche  sich  auch  bei  Büdingen  im  Dolomit  finden,  Holz-  oder 
Schraubensteine.  Sie  besitzen  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem  sogenann¬ 
ten  Stängelkalk  von  Friedrichshall  (vgl.  v.  Alberti’s  Monographie  der  Trias). 

Orte,  wo  man  besonders  gut  das  Vorkommen  dieser  Art  des  Dolo- 
mits  beobachten  kann,  sind:  die  Marienhagener  Steinbrüche  auf  dem  soge¬ 
nannten  Schachtelsberge  und  in  dem  tiefen  Grunde,  der  Steinbruch  an  dem 
Fladenberge  in  der  Nähe  des  Hofs  Lauterbach,  und  die  Steinbrüche  am 
Klugstein  auf  der  Appelau.  Diese  Art  besitzt  die  grösste  Verbreitung. 

2)  Krystallinisch-  feinkörnig ;  einzelne  Kalkspathblättchen  sind  deut¬ 
lich  wahrnehmbar;  Bruch  flachmuschlig ;  Farbe  schmutzigweiss  ;  ausseror¬ 
dentlich  porös.  Die  einzelnen  Poren  haben  ungefähr  den  Durchmesser  ei¬ 
nes  Stecknadelkopfes  und  sind  theils  mit  einer  gelben  oder  schwarzbrau¬ 
nen,  der  Asche  ähnlichen  Masse  ausgefüllt,  theils  sind  sie  leer.  Viele 
stark  abgerundete  Kalkkörperchen  liegen  in  der  ganzen  Masse  zerstreut. 

3)  Derb,  graulich-weiss ;  Bruch  fast  eben,  die  Poren  sind  entwe¬ 
der  bedeutend  kleiner  als  bei  der  vorigen  Art,  oder  fehlen  ganz  ;  von  den 
runden  Kalkkörperchen  findet  sich  keine  Spur  mehr. 

Diese  beiden  letzten  Arten  wechseln  mit  einander,  hängen  aber  so 
fest  an  einander,  dass  man  leicht  Stücke  bekommen  kann,  an  denen  sich 
beide  befinden.  Die  Masse  zeigt  keine  deutliche  Schichtung,  sondern  ist 
nur  in  Bänke  von  einem  bis  mehrere  Fuss  Mächtigkeit  getheilt.  Das  Vor¬ 
kommen  derselben  ist  auf  eine  Stelle  an  der  Chaussee  zwischen  Vöhl  und 
Oberwerba  beschränkt. 

4)  Feinkörnig;  Bruch  eben,  fast  erdig;  Farbe  gelblichgrau;  keine 
Poren;  schieferig;  oft  in  Platten  bis  zu  nur  wenigen  Linien  Stärke  abge- 
theilt.  —  Findet  sich  bei  Dorfitter  an  dem  sogenannten  Rammeisberge  und 
an  der  Strasse  von  Korbach  nach  Arolsen  an  mehreren  Punkten,  wie  bei 
Berndorf. 

Zwischen  diesen  vier  Hauptarten  finden  natürlich  Uebergänge  statt. 
—  Versteinerungen  habe  ich  im  hiesigen  Rauhkalk  nicht  gefunden. 

Untergeordnete  Lager. 

In  der  Nähe  des  Waldecluschen  Ortes  Niederense,  in  der  sogenann¬ 
ten  Marbeck,  schliesst  ein  plattenförmiger  graugelber  Dolomit  ein  Gyps- 
Lager  ein,  welches  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  die  ganze  dortige 
Gegend  mit  diesem  nützlichen  Minerale  versieht. 

Zwei  dünne  Schichten  lothen  Thones  trennen  Dach  und  Sohle  des 
Gypslagers  von  dem  Dolomit,  Zwischen  beiden  (dem  Thone  und  dem 
Gyps)  befindet  sich  sowohl  im  Dache  wie  auch  an  der  Sohle  eine  etwa 

2* 


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2  —  3"  mächtige  Schicht  schönen  weissen  Fasergypses.  Die  Hauptmasse 
ist  krystallinisch-körnig,  bald  roth,  bald  vveiss  gefärbt,  und  hat  eine  Mäch¬ 
tigkeit  von  etwa  15'.  Wie  gross  die  Längen  -  und  Breitenausdehnung  des 
Lagers  ist,  kann  ich  nicht  angeben. 

Höhlen.  Fast  überall,  wo  Dolomit  auftritt,  finden  sich  Höhlen 
darin,  über  deren  Entstehungsweise  ebensoviel  entgegengesetzte  Ansichten 
herrschen,  als  über  die  des  Dolomits  selbst,  auf  die  ich  jedoch  nicht  näher 
eingehen  will.  —  An  dem  sogenannten  weissen  Steine  bei  Obernburg  findet 
sich  eine  Höhle  von  ansehnlicher  Grösse  darin.  Durch  einen  thorarligen 
Eingang,  der  etwa  6'  hoch  und  8'  breit  ist,  gelangt  man  in  eine  Art  von 
Vorhof,  der  eine  Höhe  von  etwa  14 — 15'  und  eine  Breite  von  20'  hat  und 
etwa  20'  lang  ist.  Von  hier  aus  gehen  nach  zwei  verschiedenen  Richtun¬ 
gen  Höhlen  ab.  Die  eine  erstreckt  sich  gerade  fort  in  einer  Länge  von 
etwa  30',  einer  Breite  von  8'  und  einer  Höhe  von  6'.  Rechts  von  dem 
Eingänge  zieht  sich  eine  andere  hin,  die  weit  länger  als  die  erstere  zu  sein 
scheint.  Ich  versuchte  einmal  in  dieselbe  einzudringen,  kam  aber  nicht 
weit,  indem  herabgefallenes  Gestein  und  Unrath  der  sie  bewohnenden 
Füchse  und  Dächse  das  Vordringen  unmöglich  machen.  Sie  ist  etwa  3' 
hoch  und  5'  breit.  Von  den  sonst  in  solchen  Höhlen  häufigen  Knochen 
hat  man  meines  Wissens  hier  nie  etwas  gefunden. 

3.  Stink  kalk. 

Das  Zutageaustreten  des  Stinkkalks  ist  in  hiesiger  Gegend  gegen  das 
des  Rauhkalks  gering,  obgleich  seine  Mächtigkeit  grösser  ist  als  die  jenes. 
Seine  Schichtung  ist  überall,  wo  er  sich  zeigt,  ausgezeichnet ;  auf  die 
Schichtungsflächen  gehen  gewöhnlich  senkrechte  Zerklüftungen  (sogenannte 
Schlechte),  so  dass  das  Gestein  in  lauter  prismatische  Stücke  getheilt  ist. 

Unter  allen  Gliedern  dieser  Formation  ist  die  Mächtigkeit  des  Stink¬ 
kalks  am  grössten,  sie  lässt  sich  durchschnittlich  zu  100'  annehmen,  in  den 
Mulden  ist  sie  bedeutender,  auf  den  Rücken  geringer.  Er  bildet  gewöhn¬ 
lich  eine  feste,  compacte  Masse,  die  in  der  Farbe  vom  Grauen  bis  zum 
Schwarzen  nuancirt  und  sich  durch  den  sonderbaren  bituminösen  Geruch 
vor  anderen  Kalksteinen  auszeichnet 

Sehr  gut  zu  beobachten  ist  der  Stinkkalk  auf  der  West-  und  Ost¬ 
seite  des  Kuhlenberges,  in  der  Nähe  des  Eingangs  der  Tagestrecke  nach 
dem  St.  Veit  und  an  dem  sogenannten  Klugsteine.  Er  hat  hier  graue  Farbe, 
kleinmuschligen  Bruch,  ist  fast  ganz  derb  und  oft  von  Kalkspathadern  durch¬ 
zogen.  An  dem  Klugsteine  finden  sich  Höhlenräume  darin,  die  jedoch  die 
Grösse  der  oben  genannten  bei  weitem  nicht  erreichen. 

In  der  Nähe  des  dritten  Lichtlochs  des  Gründener  Stollens  tritt  Stink¬ 
kalk  zu  Tage  aus,  der  sich  von  jenem  dadurch  unterscheidet,  dass  er  hel- 
er  gefärbt  und  röthlich  gefleckt  ist. 

Bei  dem  Waldeckischen  Dorfe  Rehna,  etwa  1  Stunde  nördlich  von 
Korbach  findet  sich  Stinkkalk,  der  sich  durch  auffallende  Eigenschaften  vor 
dem  Itterer  auszeichnet.  Er  bildet  eine  krystallinisch  -  feinkörnige  Masse 


21 


von  schwarzer  Farbe,  unebenem  Bruche  und  ausserordentlich  bituminösem 
Gerüche.  Sehr  viele,  manchmal  handbreite,  weisse  Kalkspathadern  durch¬ 
ziehen  das  Gestein,  welches  sich  nicht  in  dem  Maasse  zerklüftet  zeigt,  wie 
das  Itterer.  Schwache  Schichten  eines  grauen  bituminösen  Mergelschiefers 
trennen  die  einzelnen  Lagen  von  einander.  Manche  dieser  Schichten  stel¬ 
len  einen  echten  Kupferschiefer  dar,  indem  ihnen  eine  Menge  von  Kupfer¬ 
kies  eingesprengt  ist. 

Die  oberen  Kalkschichten  haben  nur  eine  Mächtigkeit  von  einigen 
Zollen,  welche  aber  nach  der  Tiefe  hin  bis  zu  2 — 3'  zunimmt.  Die  Mäch¬ 
tigkeit  der  Mergelschieferschichten  wechselt  zwischen  0,  5"  und  3",  nimmt 
aber  mit  der  Mächtigkeit  der  Stinkkalkschichten  ebenfalls  zu. 

Auf  den  Zerklüftungsflächen  des  Stinkkalkes  finden  sich  oft  kleine 
Kalkspathkrystalle,  die  zuweilen  von  Malachit  überzogen  sind. 

Dieser  Kalkstein  wird  als  Strassenbaumaterial  benutzt  und  zu  Schloss 
Waldeck  werden  allerlei  Gegenstände,  wie  Büsten,  Grabsteine,  Briefbe¬ 
schwerer  etc.  etc.  daraus  gefertigt.  Er  nimmt  aber  keine  schöne  Poli¬ 
tur  an. 

Der  Thalitterer  Stinkkalk  giebt,  mit  Sand  der  Kupferschieferschlacke 
zu  einer  mageren  Speisse  angemacht,  einen  ausgezeichneten  hydraulischen 
Mörtel. 

Von  Versteinerungen  fand  ich  im  Stinkkalk  nur  Productus  aculea- 
tus ,  aber  stellenweise  in  grosser  Menge. 

4.  Zechstein  und  Kupferschiefer. 

Diese  beiden  Glieder  der  Formation  treten  in  Itter  immer  wechsel¬ 
lagernd  mit  einander  zwischen  dem  Stinkkalk  und  dem  Grauwackengebirge 
auf.  Das  sonst  für  die  Kupferschieferformation  so  bezeichnende  Todtlie- 
gende  fehlt  ganz.  Zu  Tage  tritt  der  Zechstein  nicht  aus.  Die  Mächtigkeit 
des  Zechsteins  und  Kupferschiefers  zusammengenommen  schwankt  zwischen 
1  — 3  Klafter;  auf  den  Rücken  ist  sie  geringer  als  in  den  Mulden.  Die 
Schichtung  ist,  wie  bei  dem  Stinkkalk,  ausgezeichnet,  die  Zerklüftung  fin¬ 
det  nicht  in  dem  Maasse  statt  wie  bei  jenem.  Die  einzelnen  Schichten  des 
Zechsteins  besitzen  verschiedene  Mächtigkeit  von  3"  bis  zu  1';  die  Mäch¬ 
tigkeit  der  sie  von  einander  trennenden  Kupferschieferschichten  (der  hie¬ 
sige  Bergmann  nennt  sie  Trümmer)  beträgt  nie  mehr  als  höchstens  5". 
Man  zählt  etwa  30 — 40  verschiedene  Zechsteinschichten,  die  alle  durch 
solche  dünne  Lagen  von  Kupferschiefer  oder  richtiger  Mergelschiefer  von 
einander  getrennt  sind.  Denn  nicht  alle  diese  Schiefer  sind  erzführend; 
gewöhnlich  sind  es  etwa  10,  manchmal  noch  weniger,  welche  bauwürdig 
sind. 

Das  eigenthümliche  Vorkommen  des  Kupferschiefers  an  anderen  Or¬ 
ten,  wie  namentlich  im  Mansfeldischen,  bedingt  auch  einen  besonderen  Ab¬ 
bau,  der  unter  dem  Namen  der  „Krummhälserarbeit“  bekannt  ist,  der  aber 
begreiflicher  Weise  in  Itter  nicht  betrieben  wird.  Man  hat  hier  einen  ein¬ 
fachen  Strebenbau.  Das  ganze  erzführende  Feld  ist  mit  Strecken  durchfah- 


ren  und  in  viereckige  ,, Streben“  abgetheilt,  welche  von  hinten  nach  vorn 
vermittelst  Schiessarbeit  oder  durch  Schrämen  und  Hereintreiben  abge¬ 
baut  werden. 

Der  Zechstein  hat  eine  schwärzlichgraue  Farbe,  splittrigen,  fast  ebe¬ 
nen  Bruch,  und  entwickelt  beim  Anschlägen  einen  schwachen  bituminösen 
Geruch.  Der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt,  verwittert  er  leicht,  indem 
sich  zuerst  eine  hellgraue  Rinde  bildet,  die  nach  Innen  zunimmt,  wobei  das 
Gestein  nach  und  nach  zerfällt.  Von  zufälligen  Einmengungen  finden  sich 
Kalk-  und  Bitterspath  in  Drusenräumen,  Eisen-  und  Kupferkies,  so  wie  auch 
Buntkupfererz  in  Schnüren  und  nierenförmigen  Concretionen.  Malachit  und 
Kupferlasur  finden  sich  überall  da,  wo  die  Luft  Zutritt  zu  dem  Gestein  hatte. 
Zuweilen  findet  man  kleine  Nestchen  von  Anthrazit  darin.  Von  Versteine¬ 
rungen  findet  man  verschiedene,  wie  zumal  Productus  nculentus ,  Te- 
rebratufa  Buchii  und  Zähne  von  Jlcrodus  Larva. 

Der  Kupferschiefer  lässt  sich  der  Farbe  nach  in  zwei  Arten  unter¬ 
scheiden,  von  denen  die  eine  dem  Zechsteine  ähnlich  gefärbt  ist,  die  an¬ 
dere  aber  eine  hellere  Farbe  besitzt.  Bei  der  ersteren  tritt  das  schiefrige 
Gefüge  nicht  so  entschieden  hervor,  als  bei  der  letzteren.  Die  vorzüglich¬ 
sten  Einmengungen  sind  sehr  kleine  Theilchen  von  Kupferkies  und  Bunt- 
Kupfererz,  welche  aber  mit  blossem  Auge  nicht  zu  erkennen  sind.  Ist  der 
Kupferschiefer  einige  Zeit  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt,  so  oxydirt 
sich  das  Kupfer,  lind  das  Gestein  erhält  eine  Decke  von  Malachit  und 
Kupferlasur.  Der  Kupfergehalt  beträgt  2  bis  3£.  Ausser  den  schon  beim 
Zechstein  genannten  zufälligen  Gemengtheilen  finden  sich  beim  Kupferschie¬ 
fer  manchmal  kleine  Parthien  von  Asphalt.  Dieselben  Versteinerungen,  die 
sich  im  Zechstein  finden,  kommen  auch  im  Kupferschiefer  vor,  aber  ver- 
hältnissmässig  seltener,  da  das  Gestein  im  Vergleich  zu  jenem  einen  äus- 
serst  geringen  Raum  einnimmt. 

Von  in  Itter  gefundenen  Palaeoniscus  Freiesiebenit  ist  mir  noch 
kein  Exemplar  zu  Gesicht  gekommen. 

D .  Rheinisches  System. 

Von  den  Ardennen  aus  set?en  sich  die  früher  unter  dem  allgemei¬ 
nen  Namen  ,,Uebergangsgebirge“  begriffenen  Gebilde  nach  dem  Gebirgssy- 
steme  fort,  welches  zu  beiden  Seiten  des  Rheins  zwischen  Bingen,  Bonn 
und  Düsseldorf  entwickelt  ist,  und  dessen  einzelne  Höhenzüge  als  Eifel, 
Taunus  und  Rothhaargebirge  unterschieden  werden  Das  Gebirge,  welches 
den  grösseren  Theil  der  sogenannten  Herrschaft  Itter  ausmacht,  ist  ein 
Theil  des  letzteren. 

Die  geologischen  Verhältnisse  dieser  ältesten  neptunischen  Bildun¬ 
gen  wurden  erst  in  neuerer  Zeit  genauer  untersucht,  wozu  namentlich  die 
Studien  der  beiden  englischen  Forscher  Murchison  und  Sedgwick  viel 
beitrugen.  In  der  neuesten  Zeit  haben  vorzüglich  C.  F.  Römer  und  Fri¬ 
dolin  Sandberger  viel  für  die  Erforschung  dieser  Bildungen  gethan. 
Als  Resultat  dieser  Untersuchungen  hat  sich  nun  folgendes  ergeben  : 


23 


„Es  existirt  «wischen  dem  silurischen  Systeme  und  den  Steinkohlen- 
ablagerungen  eine  weit  verbreitete  Schichtenreihe,  deren  organische  Ein¬ 
schlüsse,  wiewohl  sie  die  beiden  anderen  vermitteln,  hinreichend  scharfe  Cha¬ 
raktere  besitzen,  um  sie  als  selbstständige  geologische  Gruppen  davon  zu 
trennen.  Wegen  der  grossen  Verbreitung  und  äusserst  regelmässigen  Ent¬ 
wickelung  derselben  auf  beiden  Ufern  des  mittleren  und  unteren  Rheinge¬ 
bietes  wird  dieselbe  am  geeignetsten  als  „Rheinisches  System“  bezeichnet 
und  ihre  Glieder  folgendermaassen  klassificirt: 

I.  Untere  (sandige)  Gruppe:  Rheinische  Grauwacke  oder  Spiriferen- 
sandstein,  welche  in  Thonschiefer  und  Sandsteine  zerfällt. 

II.  Mittlere  (kalkige)  Gruppe:  Stringocephalenkalk,  deren  Normal¬ 
glieder  Kalk  und  Schiefer  bilden. 

III.  Obere  (kehlige)  Gruppe:  Posidonomyienschiefer,  constituirt  von 
Sandsteinen  und  Schiefern  mit  Pflanzen  und  Thierresten,  die  sich  an  die 
Steinkohlen  anschliessen.  *)  “ 

Die  Bildungen,  mit  welchen  wir  in  Itter  zu  thun  haben,  und  auf 
welchen  die  ganze  übrige  dortige  Schichtenreihe  ruht,  gehören  der  letzte¬ 
ren  dieser  Gruppen  an. 

Die  Sandsteine  bilden  eine  Masse  von  bald  feinerem,  bald  gröberem 
Korne,  welche  aus  sehr  fein  zertheiltem  Thone  mit  abgerundeten  Quarz- 
körnchen  und  Glimmerblättchen  besteht.  Das  Gestein  ist  sehr  fest,  theils 
deutlich  geschichtet,  theils  auch  nur  in  Bänke  von  ungleicher  Mächtigkeit 
abgetheilt,  welche  wiederum  von  Rissen  und  Spalten  durchzogen  sind. 

Die  Schiefer  sind  dunkelgrau,  sehr  feinkörnig,  meist  in  dünnen  Schich¬ 
ten  mit  dem  Sandsteine  wechselnd,  oft  aber  auch  für  sich  eine  bedeutende 
Mächtigkeit  erreichend. 

Diese  Schichten  sind  stets  stark  gebogen  und  geneigt,  was  nament¬ 
lich  an  der  neuen  Chaussee  von  Herzhausen  nach  Dorfitter  zu  beobachten  ist. 
Von  Versteinerungen  fanden  sich  in  der  Nähe  von  Itter  bei  dem  Bau  der 
Chaussee  schöne  Equisctaceen ,  wovon  namentlich  der  geographische  Ver¬ 
ein  in  Darmstadt  schöne  Exemplare  aufbewahrt.  Ferner  finden  sich,  na¬ 
mentlich  in  der  Nähe  von  Eimelrod,  eine  ausserordentliche  Menge  von 
Posidonomyia  Bechert ,  wodurch  dem  Gestein  seine  wahre  Stellung  an 
gewiesen  wird,  so  wie  Goniatiten  und  Orthoceratiten.  Ueberhaupt  findet 
man  bei  dieser  Gruppe,  dass  die  Versteinerungen  immer  auf  einzelne 
Schichten  zusammengedrängt  sind. 

Von  Erzlagerstätten  findet  sich  in  dieser  Formation  in  hiesiger  Ge¬ 
gend  fast  nichts.  Denn  ausser  einem  Kupfererzgange,  welcher  vor  vielen 
Jahren  im  sogenannten  gebrannten  Holze  bei  Dorfitter  angehauen  wurde,  aber 
sich  nicht  ergiebig  zeigte,  hat  man  nur  in  der  Nähe  von  Eimelrod  noch  Anzei¬ 
gen  von  Erzen.  Obgleich  Herr  Schichtmeister  Venator  von  Holzappel, 
der  dort  vor  3  Jahren  schürfen  liess,  ganz  gute  Hoffnung  auf  Erfolg  hatte, 


*)  Dr.  Fridolin  Sandberger:  Uebersicht  der  geologischen  Verhält¬ 
nisse  des  Herzogthums  Nassau.  S.  14. 


24 


so  musste  doch  die  Arbeit  wieder  aufgegeben  werden  und  zwar  wejen 
eines  Processes  mit  einer  Briloner  Gewerkschaft.  Seitdem  sind  weiter 
keine  Versuche  dort  gemacht  worden. 


III. 

Das  Bad  Salzschlirf  im  Jahre  1849. 

Von  Herrn  Dr.  Eduard  Martiny. 

Salzschlirf  war,  so  lange  seine  Heilquellen  bekannt  und  im  Gebrauche 
sind,  noch  nie  so  zahlreich  besucht  als  in  diesem  Jahre.  Seine  Frequenz 
war  in  den  ersten  Monaten  der  Saison  so  gross,  dass,  obwohl  vom  frühen 
Morgen  bis  zum  Abend  ununterbrochen  gebadet  wurde,  dem  Bedürfnisse 
nicht  entsprochen  werden  konnte.  In  Folge  dessen  mussten  Viele,  welche 
ihr  Eintreten  in  die  Anstalt  nicht  verschieben  wollten,  Hilfe  an  anderen  Ba¬ 
deorten  suchen.  Der  Wiederholung  eines  solchen  Uebelstandes  ist  jedoch 
nun  vorgebeugt,  indem  Sorge  getragen,  dass  mit  der  Saison  des  nächsten 
Jahres  die  Kurgebäude  vergrössert  und  eine,  auch  grösseren  Anforderungen 
hinreichend  entsprechende  Anzahl  von  Badezimmern  eingerichtet  sich  finden* 
Zwei  neue  geräumige  Logirhäuser  sind  in  diesem  Herbste  vollendet  wor¬ 
den,  und  ausserdem  vermehren  sich  fortdauernd  die  für  Kurgäste  bestimm¬ 
ten  Logis  in  Privathäusern.  Von  grosser  Wichtigkeit  für  das  hiesige  Bad 
ist  endlich  auch,  dass  die  Staatsregierung  sich  jetzt  dessen  angenommen 
hat  und  ihm  Protection  und  Förderung  angedeihen  lässt,  nachdem  es  bis¬ 
her  deren  Ungunst  schwer  hat  büssen  müssen. 

Mit  den  ersten  Tagen  des  August  trat  kühle  und  regnerische  Witte¬ 
rung  ein,  und  hierdurch  wurde  die  Frequenz  bedeutend  vermindert,  weil 
man  bekanntlich  eine  solche  Witterung  sehr  allgemein  als  eine  der  Kur 
ungünstige  bezeichnet.  Es  liegt  aber  ein  grosser  Irrthum  in  der  Annahme, 
dass  zu  einer  Badekur  trocknes,  warmes  Wetter  unerlässliche  Bedingung 
sei.  Wohl  bietet  ein  solches  mehr  Bequemlichkeit  und  Annehmlichkeit,  un¬ 
ter  denen  man  eben  allgemein  verlangt  in  Bädern  kurirt  zu  werden  ;  allein 
sie  sind  keine  Bedingungen  für  einen  günstigen  Kurerfolg,  sondern  bei  an¬ 
haltender  Dauer  selbst  diesem  nachtheilig.  Denn,  wie  es  ein  ätiologischer 
Erfahrungssatz  ist,  dass  bei  anhaltender  trockner  Wärme  und  insbesondere, 
wenn  diese  von  Nordostwinden  oder  von  Höhenrauch  begleitet  ist,  sich  ac- 
tive  Congestionen,  Gefässfieber,  Entzündungen,  Pleuresien,  Pneumonien, 
acute  Rheumatismen  bilden  oder  bei  sensibeln  Personen  ein  fast  unerträg¬ 
licher  Nervenerethismus,  vorzüglich  im  Gangliensysteme,  veranlasst  wird,  so 
muss  natürlich  ein  solcher  Einfluss  der  Atmosphäre  um  so  intensiver  da 
wirken,  wo,  wie  bei  methodischer  Brunuen-  und  Badekur,  alle  Functionen 


*25 


in  einem  Zustande  grosser  Erregung  sich  befinden.  Daher  findet  man  un¬ 
ter  solchen  Verhältnissen  bei  Brunnenkuren  auch  sehr  häufig  heftige  Con- 
gestionen,  Gefässfieber,  Rheumatismus,  Gastricismus  u.  s.  f.  und  bei  Frauen 
und  zu  Hypochondrie  Disponirten  einen  sich  auf  die  verschiedenste  Weise 
aussprechenden  Erethismus  der  sensibeln,  motorischen  und  trophischen 
Nerven  und  des  intellectuellen  Systems,  welcher  durch  seine  sympathischen 
Irradiations-  und  Reflexerscheinungen  vorzugsweis  zu  Täuschungen  Anlass 
giebt.  Gar  nicht  selten  werden  auch  hierdurch  bereits  erlangte  günstige 
Kurerfolge  gänzlich  vernichtet.  Ist  es  doch  wohl  jedem  Laien  bekannt,  dass 
bei  anhaltender  Hitze  die  leichteren  acuten  Erkrankungsforiuen  des  Magens 
und  Darms  sehr  häufig  sind,  und  dass  da  fremde  Reize  viel  leichter  als 
krankmachende  Ursachen  einwirken. 

Ich  weiss  mich  nicht  zu  erinnern,  dass  man  auf  solche  Zustände  in 
Brunnenschriften  bisher  Rücksicht  genommen,  wohl  aber,  dass  man  sie  häu¬ 
fig  mit  der  sogenannten  Brunnenkrise  oder  mit  Dem  verwechselt  hat,  was 
man  Saturalionsphänomene  nennt.  Man  spricht  dann  wohl  auch,  wie  Brück, 
von  „schwächeren  und  stärkeren  Jahrgängen  der  Mineralwasser.  Dies  ist 
ein  Irrthum,  der  häufig  beträchtlichen  Schaden  verursacht,  da  in  der  Regel 
dann  die  Kuren  zu  frühzeitig  und  zwar  zur  Zeit  starker  Reactionserschei- 
nungen  unterbrochen  werden,  anstatt  dass  durch  geringere  Dosen  von  Was¬ 
ser,  seltneres  und  kühleres  Baden  und  strengste  Diät  solche  durch  abso¬ 
lut  äussere  Einflüsse  bedingte  Modificalionen  der  Wirkungen  ausgeglichen 
werden.  Ich  gebe  diese  Wahrnehmungen  als  Das,  was  sie  sind,  practische 
Beobachtungen,  die  sich  aber  in  meiner  ganzen  brunnenärztlichen  Praxis 
immer  constant  gezeigt  haben.  Nicht  allein  anhaltende  trockne  Wärme,  son - 
dern  auch  und  zwar  sicher  vorzugsweis,  abnorme  Electricitätszustände  der 
Atmosphäre  lassen  sich  als  die  Factoren  der  besprochenen  Wirkungsmodi- 
ficationen  ansehen;  allein  wir  wissen  in  der  That  hierüber  noch  zu  wenig 
Positives,  und  dieses  Wenige  beruht  noch  auf  isolirten  Angaben  oder  stützt 
sich  auf  geistreiche  Ideen. 

Während  daher  Witterungsverhältnisse,  in  denen  durch  zeitweiligen 
Regen  Indifferenzirungen  der  atmosphärischen  Gegensätze  stallfinden,  als  die 
günstigsten  für  Brunnenkuren  anzusehen  sind,  so  hat  mich  jedoch  auch  viel¬ 
fältige  Erfahrung  gelehrt,  dass  sogenanntes  schlechtes  Wetter,  nämlich 
anhaltender  Regen,  wider  alles  Erwarten  der  Kur  nicht  den  geringsten 
Eintrag  thut,  wenn  nur  auf  zw'eckmässige  Kleidung  Rücksicht  genommen 
wird.  Ja  im  Gegentheil  habe  ich  beobachtet,  dass  trotz  dem  abscheulich¬ 
sten  Wetter  alle  Kuren  den  regelmässigsten  und  erfreulichsten  Verlauf  neh¬ 
men,  und  es  scheinen  in  der  That  in  solchen  Witterungsverhältnissen  keine 
die  Brunnen-  und  Badewirkungen  störenden  Elemente  zu  walten.  NurUn- 
bequemlichkeit  und  Unannehmlichkeit  sind  die  Begleiter  solcher  Witterung, 
und  leider  lässt  sich  der  nachtheilige  Wahn  nicht  verbannen,  dass  Annehm¬ 
lichkeiten,  Ergötzlichkeiten  und  Genüsse  aller  Art  Erfordernisse  einer  Brun¬ 
nenkur  seien. 

Eine  allgemein  auffällige  Erscheinung  hinsichtlich  der  Wirkung  des 
hiesigen  Bonifaciusbrunnens  ist  die,  dass  er,  verglichen  mit  anderen  ver- 


wandten  Wässern,  weit  weniger  stürmische  Darmausscheidungen  hervor¬ 
bringt,  während  z.  ß.  der  an  festen  Bestandtheilen  ungefähr  um  ein  Vier¬ 
theil  ärmere  Kissinger  Rakoczy  nach  vielfachen  Beobachtungen  solche  in 
bei  weitem  höheren  Grade  bewirkt.  Beine  Soolwässer  können  natürlich 
hier  nicht  mit  in  Vergleich  gezogen  werden  ;  ihre  vorherrschende  Laxirwir- 
kung  beruht  theils  auf  Mangel  an  Kohlensäure,  theils  auf  Gehalt  an  Chlor¬ 
calcium,  einem  gleichsam  scharf  und  anätzend  wirkenden  Salze.  Solche 
Wässer  wirken  mehr  örtlich  auf  den  Darmtractus  und  erzeugen  schon  in 
kleinen  Mengen  stürmisches  Laxiren,  während  andere,  wie  die  hiesigen  und 
die  Kissinger,  hauptsächlich  durch  die  entfernten  Wirkungen  und  die  hier¬ 
durch  folgenden  tiefen  Alterationen  sich  auszeichnen.  Der  Grund  dieser 
milden  örtlichen  Wirkung  der  hiesigen  Quellen  kann  nur  theils  im  grossen 
Gehalte  an  Kohlensäure,  welche  mit  ihnen  durch  sehr  starken  Atmosphären¬ 
druck  innig  vermischt  ist,  theils  in  den  schwrefelsauren  und  kohlensauren 
Salzen,  und  endlich  auch  in  dem  beträchtlichen  Gehalte  an  Iod  gesucht  wer¬ 
den,  welche  eine  Vermehrung  der  Richtung  zu  stärkerer  Harnsecretion  be¬ 
dingen.  Hierdurch  ist  auch  erklärlich,  dass  ungeachtet  der  nur  milde  an¬ 
geregten  Darmausscheidungen  dennoch  so  intensive  und  energische  ent¬ 
fernte,  alterirende  Wirkungen  sich  äussern.  Materielle  Folgen  derselben 
sind  die  relativ  sehr  grossen  Mengen  leicht  oxydabler  kohlenstoif-  und  was¬ 
serstoffreicher  Elemente,  welche  alle  meine  seitherigen  Harnuntersuchungen 
nachgewiesen  haben,  ebenso  auch  die  ständige  Zunahme  der  Harnstoffmen- 
gen  bei  gleichzeitiger  Abnahme  des  Harnsäuregehalts. 

Beiläufig  will  ich  hier  nur  erwähnen,  dass  allen  meinen  Untersuchun¬ 
gen  gemäss  die  mit  dem  Wasser  eingeführten  Salze  zu  gewissen  Zeiten  in 
grösseren,  zu  anderen  wieder  in  kleineren  Quantitäten,  also  nach  einem  un¬ 
gleichförmigen  Secretionslypus  ausgeschieden  werden.  Ich  hoffe  durch  wei¬ 
tere  Verfolgung  dieser  Untersuchungen,  wie  überhaupt  der  über  das  Ver¬ 
halten  des  Harns  w  ährend  der  Brunnenkur,  zu  nicht  uninteressanten  Schlüs¬ 
sen  zu  gelangen. 

Eine  nicht  seltene  Folge  einer  durchgemachten  Kur  ist,  dass,  nach¬ 
dem  bereits  alle  sichtlichen  Störungen  verschwunden  sind,  nachdem  Appe¬ 
tit  und  Verdauung  sich  normal  erwreisen,  eine  grosse  Reizbarkeit  im  Magen 
und  Darmkanal  und  eine  Disposition  zu  Dyspepsien,  Catarrh  und  Neural¬ 
gien  dieser  Organe  Zurückbleiben.  Es  ist  dies  eine  natürliche  Folge,  da 
durch  die  anhaltende  Einwirkung  eines  solchen  Wassers  die  Functionirung 
des  Intestinaltractus  und  seine  anatomischen  Elemente  modificirt  und  verän¬ 
dert  w'erden  müssen  Es  sollte  demgemäss  beiin  Schlüsse  einer  solchen 
Kur  eine  diesen  pathologischen  Verhältnissen  entsprechende  Nachkur  nie¬ 
mals  versäumt  werden.  Sorgfältiges  diätetisches  Regimen  reicht  in  den 
meisten  Fällen  aus.  Grosse  Vorsicht  erfordert  die  häufig  so  beliebte  Nach¬ 
kur  von  Eisenwässern,  welche  ich  bisher  nur  in  wen  gen  Fällen  und  auch 
da  nur  nach  allmäligem  Uebergange  von  leichten  Amaris  indicirt  finden 
konnte.  Solche  Wässer  werden  oft  zur  sogenannten  ,, Stärkung“  als  Nach¬ 
kur  gebraucht,  und  die  Folgen  sind  meist:  neue  krankhafte  Veränderungen 
und  zwar  die  des  Missbrauchs  des  Eisens. 


27 


Gedrungen  fühle  ich  mich,  trauriger  Erfahrung  Erwähnung  zu  thun, 
gegen  welche  der  Arzt  an  einem  Bade  sich  zuweilen  nicht  zu  schützen  ver¬ 
mag.  Sie  betrifft  die  Säufercachexie,  Die  an  ihr  Laborirenden  besuchen 
zuweilen  Bäder,  um  sich  von  Leberleiden,  Gelbsucht,  Hämorrhoiden,  Flech¬ 
ten,  Blennorrhüen  der  Augen  u.  a.  zu  heilen.  Sie  erregen  natürlich  sofort 
den  Verdacht  des  Arztes,  läugnen  aber  jeden  Missbrauch  von  Spirituosen, 
fingiren  selbst  den  grössten  Widerwillen  gegen  dieselben  und  berufen  sich 
auf  die  Verordnung  ihres  Arztes.  Der  Gebrauch  eines  salinischen  Wassers 
bekommt  ihnen  auch  scheinbar  gut,  doch  wirklich  gut  nur  dann,  wenn  das 
Uebel  noch  in  seinem  Werden  ist,  die  Kranken  noch  jung  sind  und  ihrem 
Laster  völlig  entsagen.  Wo  das  Uebel  aber  bis  zur  völligen  Dyskrasie  ge¬ 
diehen  ist,  oder  bereits  Structurkrankheiten  innerer  Organe  sich  entwickelt 
haben,  oder  die  Kranken  bejahrt  sind  —  da  kann  man  mit  Zuverlässigkeit 
darauf  rechnen,  dass  der  Gebrauch  eines  salinischen  Wassers  nur  zu  höchst 
gefährlichem  Icterus,  passiven  Blutungen  und  Hydropsien  führt.  Ich  be¬ 
kenne,  solche  traurige  Erfahrungen  selbst  gemacht  zu  haben,  obwohl  ich 
mir  bewusst  bin,  dass  ich  mich  stets  entschieden  der  Aufnahme  von  Kran¬ 
ken  widersetzt  habe,  deren  Leiden  die  Anwendung  des  hiesigen  Wassers 
nicht  oder  contra-indiciren. 

Besondere  Aufmerksamkeit  habe  ich  neuerer  Zeit  dem  dyschymoti- 
schen  Krankheitsprocesse  der  Urodialysis  senil is  gewidmet,  von  welcher 
verschiedene  Formen  sich  im  hiesigen  Bade  meiner  Beobachtung  darboten. 
Diese  waren  Prurigo  senilis ,  Ophthalmia  senilis  und  Asthma  uri - 
iiositm.  —  Unterliegt  es  auch  keinem  Zweifel,  dass  hier,  hauptsächlich 
durch  die  mit  dem  decrementum  vitae  physiologisch  gegebenen  Zustände 
bedingt,  im  Blute  selbst  ein  Ueberschuss  von  Harnstoff  sich  bildet,  welcher 
besonders  auch  wegen  der  dem  Greisenalter  eigentümlichen  gesunkenen 
Nierenthätigkeit  nicht  zur  Ausscheidung  gelangen  kann,  so  fehlen  doch 
noch  so  gut  wie  alle  Nachweise  über  die  Rolle,  welche  der  zurückgeblie¬ 
bene  Harnstoff  dabei  spielt.  Eine  Ausscheidung  des  Harnstoffs  durch  vica- 
riirende  Thätigkeit  anderer  Organe  scheint  zwar  stattzufinden,  aber  wahr¬ 
scheinlich  indem  er  durch  Stoffmetamorphose  eine  in  verschiedenen  Or¬ 
ganen  vielleicht  auch  verschiedene  Umwandlung  erleidet,  ähnlich  wie  nach 
Bernard  und  Barreswill  in  dem  Magen  von  Hunden,  denen  die  Nieren 
exstirpirt  waren,  der  Harnstoff  in  Ammoniaksalze  umgewandelt  ausgeschie¬ 
den  sich  fand.  Und  hierin  liegt  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  der 
Grund  dessen,  dass  ich  in  keinem  Secrete  Urodialylischer  Harnstoff  aufzu¬ 
finden  vermochte.  —  In  allen  Formen  der  TJrodialvsis  senilis ,  welche 
sich  mir  zur  Beobachtung  darboten,  bewährte  sich  der  hiesige  Neubrunnen 
oder  der  mit  Milch  vermischte  Bonifaeiusbrunnen,  in  Verbindung  mit  Bä¬ 
dern  des  letzteren  Wassers  und  mit  entsprechender  Diät,  als  ein  ausgezeich¬ 
net  wohlthätiges  Mittel,  ohne  dass  ich  je  in  Folge  dessen  Nierenreizung 
wahrnehmen  konnte  Trat,  wie  sich  auch  nicht  anders  erwarten  liess,  auch 
nicht  radicale  Heilung  ein,  so  doch  immer  eine  so  wesentliche  Besserung, 
dass  selbst  im  nächstfolgenden  Winter  der  Zustand  der  Kranken  ein  ganz 
erträglicher  blieb. 


28 


Die  Krankheitszustände,  welche  in  diesem  Jahre  hier  zur  Behandlung 
kamen,  waren  :  Scropheln,  Arthritis,  Rheumen  (besonders  auch  chronischer 
Gelenkrheumatismus  und  die  aus  ihm  zurückbleibenden  Tophi  und  Contra- 
cturen),  Catarrhe,  Status  gastricus.  pU uitosus  und  biliosus ,  Bandwurm, 
chronische  Hepatitis,  chronische  Entzündung  und  Infiltration  der  Milz  und 
des  Uterus,  dyshämorrhoidale,  dysmenorrhoische  und  arthritische  Gastropa- 
thien,  Leucorrhöe,  Dysmenorrhöe,  TJrodialysis  seni/is,  hämorrhoidaler  und 
arthritischer  Blasencatarrh,  Hypochondrie  und  Hysterie,  Spinalirritationen, 
Ischias,  Neuralgien  der  Bronchialnerven ;  von  chronischen  Hautkrankheiten : 
Eczema,  Herpes,  Impetigo,  Acne  und  Psoriasis ;  von  Augenkrankheiten : 
Blennorrhöen,  Scropheln,  Hyperämien.  —  Einen  in  diesem  Jahre  vorge¬ 
kommenen  Krankheitsfall  will  ich  ausnahmsvreis  ausführlich  schildern  : 

J.  H.,  Schuhmacher  aus  F.,  34  Jahr  alt,  ein  DIanri  von  mittlerer  Grösse, 
sehr  abgemagert,  von  cachcctisclicm  Aussehen,  höchst  hypochondrischer  Stim¬ 
mung,  leidend  an  Lungentuberculose,  sehr  beschwerlicher  Digestion,  grosser  Träg¬ 
heit  der  Darmausscheidungen,  periodischen  Anfällen  von  Kolik  und  häufigem 
Abgang  von  Körpern,  welche  als  Gallensteine  bezeichnet  waren.  Der  Kranke, 
ein  einsichtsvoller  und  auf  seine  Leiden  in  echt  hypochondrischer  Weise  alle 
Aufmerksamkeit  und  alles  Nachdenken  verwendender  Mann,  gab  mir  folgenden 
Bericht:  ,,Ich  war  als  Kind  sehr  schwächlich,  lernte  4  Jahr  alt  erst  laufen,  litt 
iin  7.  und  im  11.  Jahre  an  Lungenentzündung  und  von  meiner  Kindheit  an  häu¬ 
fig.  besonders  im  Frühling  und  Herbst,  an  Durchfall  mit  Krampf  im  After.  In 
meinem  22.  Jahre  erkrankte  ich  am  Nervenfieber.  Ein  Jahr  darauf,  wo  ich 
mich  in  Bruchsal  befand,  bekam  ich  über  Nacht  heftige  Kolikschmerzen,  hierauf 
starken  Durchfall,  und  bemerkte  später  unter  diesem  kleine  Concremcnte.  Nach 
ärztlicher  Behandlung  besserte  sich  jetzt  mein  Zustand,  die  Anfälle  kamen  selt¬ 
ner,  aber  es  verschlimmerte  sich  die  Verstopfung,  und  Schwindel  und  trübe 
Stimmung  quälten  mich  sehr.  Von  da  an  habe  ich  stets  ärztliche  Hilfe  gebraucht, 
aber  nur  erreicht,  dass  die  Anfälle  jetzt  seltener,  nach  Verlauf  mehrerer  Wo¬ 
chen  zurückkehren.“  Pat.  behauptet,  dass  die  Körper,  welche  er  Concremente 
nennt  und  welche  seiner  Angabe  nach  von  Aerzten  für  Gallensteine  gehalten 
worden  sind,  früher  zuweilen  zu  200  auf  einmal  abgegangen  wären,  und  dass 
deren  Grösse  von  der  einer  Erbse  bis  zu  der  einer  Haselnuss  gewesen  sei.  Jetzt 
sollen  nur  20 — 40  Stück  auf  einmal  abgehen,  Körperanstrengung,  und  Genuss 
von  Fleisch  oder  Fett  deren  Zahl  und  Grösse  vermehren.  Fleischgenuss  soll  zu¬ 
gleich  Gefühl  von  schmerzender  Wärme  in  der  Haut  bewirken.  Die  in  Rede 
stehenden,  mit  «len  flüssigen  Darmexcrementen  abgehenden  Körper,  welche  Pat. 
mir  übergab,  bestanden  zumeist  aus  2  bis  5  Linien  langen,  bis  3///  breiten 
und  1  bis  2/;/  dicken  Täfelchen;  andere  waren  formlos.  Sie  waren  sämmtlich 
gelb,  durchscheinend  und  von  sulziger,  aber  nicht  zäher  Masse,  und  besassen 
einen  durchdringenden  Kothgeruch,  der  sich  durch  nichts  wegwaschen  liess.  Un¬ 
ter  dem  Mikroskope  erschien  diese  Masse  völlig  homogen  un«l  ohne  organisch¬ 
typische  Formelemcnte  (Kügelchen,  Zellen)  erkennen  zu  lassen  ;  nur  fanden  sich 
bald  mehr,  bald  weniger  Epitheliumreste  und  häufig  eingebettet  in  die  Masse 
mattglänzendc,  weisse  Stellen  (sicher  Alaunerde).  Die  chemische  Analyse  dieser 
Körper,  ausgeführt  von  Herrn  Apotheker  Leber  in  Schlitz,  wies  Schleim  mit 
etwas  geronnenem  Eiweiss,  Cholestearin,  Kochsalz  und  Alaunerde  nach.  —  Ich 
leite  diesen  Krankbeitszustand  von  einer  vernachlässigten  Enteritis  mucosa  her, 
in  deren  Gefolge  eine  Veränderung  der  Gewebe  und  habituelle  Sccrction  dieser 
Schleimmassen  zurückgeblieben,  ist.  —  Pat.  erholte  sich  während  seiner  Brun¬ 
nen-  und  Badekur  sichtlich,  bekam  ein  gesundes  Aussehen,  regelmässige  Ver¬ 
dauung,  wurde  heiter  und  kräftiger}  auch  der  Abgang  jener  Körper  verlor  sich, 
kehrte  aber  einigemal  nach  Diätfeblern  zurück,  doch  in  geringem  Grade.  Des¬ 
sen  ungeachtet  glaube  ich  nicht,  dass  er  auf  Fortdauer  dieses  gebesserten  Zu- 


29 


stamlrs  rechnen  kann,  indem  ich  Vorhandensein  einer  Structurveränderung  Inder 
Darmschleimhaut  vermuthe. 

Ich  schliesse  meinen  Bericht  mit  der  Mittheilung,  dass  auch  die  dritte 
Quelle  in  diesem  Jahre  zur  Brunnen-  und  Badekur  verwendet  worden  ist. 
Diese  Quelle  liegt  am  rechten  Ufer  der  Altfeld,  flussabwärts  gegen  1000 
Fuss  von  dem  an  dem  linken  Ufer  befindlichen  ßonifaciusbrunnen  entfernt. 
Die  Höhe  des  Wasserspiegels  über  der  Meeresfläche  ist  bei  mittlerem  Was¬ 
serstande  748,9  Paris.  Fuss.  Die  Temperatur  des  Wassers  ist  -f-  12°, 9  C. 
Die  Quantität  des  ausfliessenden  Wassers  verhält  sich  ziemlich  gleich  der 
des  Bonifaciusbrunnens  Das  Wasser  ist  völlig  farblos  und  krystallhell, 
glänzend;  frisch  aus  der  Quelle  geschöpft  erscheint  es  weiss  und  stark 
schäumend,  wobei  die  Kohlensäurebläschen  grösser  als  die  des  Bonifacius¬ 
brunnens  sind  Es  hat  einen  stark  salzigen,  hinterdrein  bitterlichen,  doch 
keineswegs  scharfen  Geschmack,  der  etwas  weniger  angenehm  als  der  des 
Bonifaciusbrunnens  ist.  Anfangs  schmeckte  und  roch  es  stark  nach  Schwe¬ 
felwasserstoffgas,  wovon  jetzt  jedoch  keine  Spur  mehr  zu  finden  ist:  es 
zeigt  sich  ganz  geruchlos.  —  Das  specifische  Gewicht  ist  bei  -j-  I2°5  C. 
ZZ  1,017769.  Nach  der  von  Herrn  Apotheker  Leber  ausgeführten  und  so 
eben  erst  vollendeten  Analyse  —  bei  welcher  auch  ganz  derselbe  Gang 
verfolgt  wurde,  den  die  Herren  Fresenius  und  Will  bei  der  Analyse  des 
Bonifaciusbrunnens  (s.  Liebig’s  Annalen  der  Chemie.  Bd.  52.  S.  66  )  ge¬ 
wonnen  hatten  —  sind  die  Bestandtheile  dieses  Brunnens  und  deren  bezüg¬ 
liche  Mengen  folgende: 


^4.  FixeBestandtheile:  in  lOfOTheilen  : 

in 

I  Civilpfunde 

=  7680  Gran. 

Chlornatrium . 

11,1481  .  . 

.  85,6166 

Gran 

Chlormagnium . 

1,3692  .  . 

.  10,5143 

99 

Iodmagnium . 

0,0055  .  . 

.  0,0116 

99 

Brommagnium . 

0,6058  .  . 

.  0,0449 

99 

Schwefelsaurer  Kalk  .  .  . 

1,6846  .  . 

.  12,9366 

Schwefelsaures  Kali  .  .  . 

0,2305  .  . 

.  1,7691 

Schwefelsaures  Natron  .  . 

0,2417  .  . 

.  1,8553 

99 

Kohlensaurer  Kalk  .... 

1,0344  .  . 

.  7,0442 

99 

Kohlensäure  Magnesia  .  .  . 

0,0386  .  . 

.  0,2954 

99 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

0,0514  .  . 

.  0,3936 

99 

Kieselsäure . 

0,0073  .  . 

.  0,0552 

5  9 

Thonerde  . 

0,1157  .  . 

.  0,S972 

99 

Chlorlithium,  phosphorsau¬ 

rer  Kalk,  kohlensaures  Man  - 

ganoxydul, Quellsäure, Quell¬ 

satzsäure  und  extractive  or¬ 

ganische  Materie 

in  unwägbaren 

Mengen. 

Summe  d.  fixen  Bestandtheile: 

15,9328  .  . 

. 

.  122,3640 

Gran. 

13.  Flüchtige  Bestandth 

eile: 

Freie  Kohlensäure  .... 

1,9412  .  . 

* 

.  14,9085 

9  9 

Chlorammonium  .... 

Spuren  .  . 

* 

.  Spuren 

Summe  aller  Bestandtheile : 

17,8740  .  . 

. 

* 

.  137,2725  Gran. 

Die  in  einem  Pfunde  Wasser  enthaltenen  14,9085  Gran  freie  Kohlen¬ 
säure  entsprechen  32,950  Cubikzollen  (1  Pfund  Wasser  =  32  Cubikzollen) 
bei  11°  C.  Temperatur  des  Wassers. 


30 


Die  drei  gefassten  Mineralquellen  Salzschlirfs  unterscheiden  sich  dem¬ 
nach,  mit  Ausnahme  des  relativ  sehr  verschiedenen  Gehalts  an  kohlensau¬ 
rem  Eisenoxydul,  wesentlich  nur  durch  quantitative  Verschiedenheit  ihrer 
Bestandteile,  und  haben  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  ein  und  das¬ 
selbe  Quellenbelt.  Die  oben  geschilderte  Quelle  ist  die  an  festen  Bestand¬ 
teilen  und  an  freier  Kohlensäure  reichste  Salzschlirfs  (der  sogen  Neubrun- 
nen  hat  im  Civilpfunde  Wasser  49,7S98  Gran  fixe  Bestandteile  und  17,457 
Cubikzoll  freie  Kohlensäure;  der  Bonifaciusbrunnen  105,86060  Gran  feste 
Bestandteile  und  *27,935  Cubikzoll  freie'  Kohlensäure),  übertrifft  noch  mehr 
als  der  Bonifaciusbrunnen  die  meisten  ähnlichen  Mineralwasser  durch  sei¬ 
nen  Gehalt  an  Iod-  und  Brominagnium  und  an  schwefelsauren  Salzen,  und 
enthält  wie  dieser  ebenfalls  keine  Spur  von  Chlorcalcium. 

Dieser  wesentlichen  Bereicherung  des  hiesigen  Bades  wird  mit  näch¬ 
stem  Jahre  eine  weitere  durch  Eröffnung  einer  vierten  Quelle  folgen. 


IV. 

Einige  Betrachtungen  über  die  Vorkomm¬ 
nisse  während  der  Brunnen-Zeit  im  Sommer 
1849  zu  Homburg  vor  der  Höhe. 

Von  Herrn  Dr.  E.  Ch.  Trapp, 

Gell.  IHcd.-Rathc  und  Brunnen- Arzte  daselbst. 

Es  ist  eine  allerorts  sich  bestätigende  Erfahrung,  dass  der  Besuch 
der  Brunnen-  und  Badeorte  gar  sehr  von  den  Witterungs-Verhältnissen  ab¬ 
hängt.  Kühle  Sommer  mit  vielem  Regen  taugen  nach  der  allgemeinen  An¬ 
sicht  nicht  zu  Brunnen-Kuren,  obschon  die  Kur-Resultate  unter  solchen  Ver¬ 
hältnissen  das  Gegentheil  öfter  ergeben;  häufiger  findet  sich  mit  dem  schlech¬ 
ten  Wetter  ein  Gast  ein,  der  nicht  so  leicht  wegzubringen  ist,  die  Lange¬ 
weile,  die  überall  der  Störenfried  wird,  auch  hemmend  auf  die  Kur  sich 
zeigt. 

Der  Sommer  1S49  war  unfreundlich,  mehr  kalt,  kühlfeucht  und  die 
wenigen  sonnigen  Tage  konnten  keinen  Ersatz  bieten.  Am  günstigsten  war 
das  Witterungs  -  Verhältnis  im  Mai  und  Juni,  w  o  der  ganze  Vorrath  von 
W  ärme  und  Sonnenschein  für  den  Sommer  verbraucht  ward.  Der  Aufstand 
in  Baden  und  die  Verwickelungen  in  den  meisten  grossen  Städten  Deutsch¬ 
lands  hielten  viele  Kurbedürftige  ab,  den  Elisabethen  -  Brunnen  zu  besu¬ 
chen,  Viele  Hessen  sich  auf  weite  Fernen  den  Brunnen  kommen,  Andern, 
und  deren  waren  nicht  wenige,  ward  die  Abreise  geradezu  verboten.  Den¬ 
noch  giebt  beim  Schlüsse  der  Kur  die  Liste  3628  Fremde  an  in  2165  Par¬ 
teien,  eine  Zahl  immerhin  so  beträchtlich,  dass  Homburg  wohl  zu  den  be- 


31 


suchtesten  Kur -Orten  der  Saison  gerechnet  werden  kann.  Neues  ist  in 
Homburg  in  den  zwei  letzten  Jahren  nicht  entstanden,  man  hat  gesucht, 
das  Bestehende  sich  zu  erhalten,  nicht  ohne  Mühe  und  Opfer.  Das  Bade¬ 
haus  wird  vorzugsweise  und  viel  benutzt,  hat  sich  in  seinen  Einrichtungen 
bewährt  und  lässt  um  so  mehr  den  Arzt  die  Wahl  des  Standortes  be¬ 
dauern. 

Die  dem  Berichterstatter  vorgekommenen  Krankheitsfälle  lassen  sich 
unter  folgenden  Abteilungen  aufzählen. 

A.  Krankhafte  Zustände  des  Pfortader-Systems  mit  ihren  Folgen.  I) 
Als  Störungen  des  Verdauungs-Processes  auftretend.  2)  Stockungen  in  den 
Verrichtungen  der  Organe  des  Unterleibes  bis  zur  Anschwellung  einzelner 
Gebilde.  Als  besonders  erwähnenswert  bleiben  Milz- Anschwellungen  und 
Anschoppungen  nach  Wechselliebern  einer  spätem  Miltheilung  Vorbehalten. 
Vielleicht  giebt  die  Entdeckung  Kölliker’s  von  Muskelfaserung  in  der  Kap¬ 
sel  mehr  Aufschluss  über  die  Bedeutung  des  ,, Pfortaderherzens“.  3)  Ano¬ 
malien  in  der  Blutbewegung  und  Blutvertheilung,  s.  g.  venöse  Congestion 
mit  und  ohne  torpide  Innervation. 

B.  Blut  Krankheiten :  1)  Chlorose.  —  2)  ScrofeD  Dyserasie.  —  3) 

Arthritische  Dyserasie,  hauptsächlich  als  Dysarthritis  mit  Status  venosus  und 
stockendem  Hämorrhoidalfluss. 

C.  Gestörter  Ernährungsprocess  nach  Typhus  und  schwächenden 
Verlusten. 

D.  Krankheiten  der  Harnwege:  I)  Diabetes  mellitus.  —  2)  Blen- 
norrhöen  der  Harnblase. 

E.  Krankhafte  Zustände  der  weiblichen  Geschlechtstheile :  I)  Fluor 
albus.  —  2)  Tumescenz  des  Uterus. 

Ich  erlaube  mir  einige  Beobachtungen  über  Uterusleiden,  wozu  meh¬ 
rere  Fälle  Gelegenheit  gaben,  hier  folgen  zu  lassen. 

An  einem  anderen  Orte*)  habe  ich  bereits  von  einem  Leiden  der 
Gebärmutter  gesprochen  und  es  dort  hypertrophische  Intumescenz  genannt; 
—  ich  sehe  das  Unrichtige  dieser  Bezeichnung  ein,  obschon  ich  angedeutet 
zu  haben  glaube,  w  as  für  Zustände  ich  damit  bezeichnet  w'issen  will.  An¬ 
schoppung  scheint  mir  nicht  das  richtige  Wort,  noch  eigentlich  den  Zu¬ 
stand  bezeichnend,  welchen  die  Franzosen  unter  eng  or  gement  begrei¬ 
fen**)  und  womit  der  in  Rede  stehende  krankhafte  Zustand  des  Uterus  be¬ 
nannt  wird. 

Die  Lehre  von  den  Krankheiten  des  Uterus  lässt  noch  sehr  vieles  zu 
wünschen  übrig  und  entbehrt  der  festen  Grundlage;  und  ich  glaube  mit  Vie¬ 
len  die  Ansicht  zu  theilen,  dass  die  Ansicht  der  Franzosen,  in  Entzündung 


*)  Uebcr  den  Gebrauch  der  eisenhaltigen  salinischen  Säuerlinge,  insbeson¬ 
dere  des  Kiisabethcn-  Brunnens  zu  Homburg  v.  d.  Höhe,  v.  Dr.  E.  Ch.  Trapp, 
1847. 

Petit  eniend  par  engorgement  V augmentation  du  volnme  d’une  partie 
ou  d'un  organe  malade ,  augmentation  qui  est  ou  que  Von  suppose  produite  par 
des  humeurs  vieltes,  qui  s’ y  sont  accumulees  a  V occasion  dune  cause  quelconque. 


—  32 


die  Ursache  dieser  Leiden  zu  suchen,  eine  fal  che  ist,  und  einer  Berichti¬ 
gung  bedarf,  uni  zu  einer  sichern  Heilmethode  zu  gelangen.  — 

Die  von  nir  beobachtete  hypertrophische  Tumescenz,  das  engorge- 
vient ,  entsteht  und  verläuft  ohne  entzündliche  Erscheinungen;  —  es  wird 
mir  selbst  zweifelhaft,  ob  dieser  Zustand  Entzündung  begünstige,  und  ob 
die  Exulcerationen  mit  und  ohne  Blutungen  der  Ausgang  eines  entzündli¬ 
chen  Vorganges  sind,  und  nicht  vielmehr  eines  Erweichungs  -  Processes. 
Doch  ganz  abgesehen  von  diesen  Streitfragen,  soviel  ist  gewiss,  die  Tu¬ 
mescenz  ist  niemals  von  bloss  localer  Bedeutung,  sondern  stets  vorkommend 
mit  allgemein  krankhaften  Zuständen  und  unter  dem  Einfluss  des  Allgemein¬ 
leidens  verbleibend.  Daher  fordert  ihre  Behandlung  mehr  Beseitigung  der 
allgemeinen  Diathese,  als  locale  Eingriffe,  durch  welche  in  bei  weitem  der 
Mehrzahl  der  Fälle  der  Zustand  eher  verschlimmert  als  gebessert  wird. 

Die  Intumescenz  des  Mutterhalses  und  des  Uterus  selbst  ist  keines¬ 
wegs  selten  ;  sie  kommt  bei  venöser  Diathese  und  nach  öfteren  Wochen¬ 
belten  sogar  oft  vor,  ist  aber  weder  durch  starke  Schwellung,  Härte,  Em¬ 
pfindlichkeit  noch  durch  Exulcerationen  und  Blutung  so  gefahrdrohend,  wie 
gewöhnlich  angenommen  wird  Dass  der  Mutterhals  häufiger  ergriffen 
ist,  zeigt  die  tägliche  Erfahrung,  und  dürfte  sich  aus  der  Lage  und  dem 
anatomischen  Verhalten  dieses  Theils  des  Uterus  erklären  lassen;  inzwischen 
ist  die  Tumescenz  des  Körpers  des  Fruchthalters  selbst,  oder  eines  Theils 
desselben,  kaum  weniger  häufig  vorkommend,  mit  und  ohne  ähnliches  Ver¬ 
halten  des  Halses. 

Der  anatomische  Bau  des  Halses  ist  verschieden  von  dem  des  Kör¬ 
pers.  Während  der  Körper  aus  einer  Menge  nach  allen  Richtungen  laufen¬ 
der  starken  Faserbiindel  besteht,  die  mit  den  concentrisch  gelagerten  Cir¬ 
cularfasern  grosse  Maschen  und  Schlingen  bilden,  und  dadurch  ein  lockeres 
Parenchym,  jeder  Ausdehnung  fähig,  darstellt,  besteht  die  portio  vaginalis 
nur  aus  horizontal  gelagerten  Ringfasern,  von  einer  dicken  Schleimhaut  be¬ 
deckt,  die  reich  an  konisch  geformten  Schleimbälgen,  mit  kurzen  Oeffnun- 
gen,  aber  tief  zwischen  die  Fasern  sich  eindrängend,  faltig  sich  lagert. 
Das  diesen  Theil  bedeckende  Epithelium  besteht  aus  Pflasterzellen,  bogen¬ 
förmig  gelagert,  und  erstreckt  sich  bis  über  die  Hälfte  der  Höhlung  des 
Halses  hinauf.  Die  Schleimhaut  des  Cavi  nleri  ist  sehr  dünn  und  weich, 
mit  kleinen  röhrenförmig  gebildeten  und  zusammengeschaarten  Schleimdrüs- 
chen,  welche  nicht  in  das  Parenchym  dringen,  aber  mit  erectilen  Zotten 
besetzt  ein  dünnes  Secret  liefern,  versehen  und  mit  Flimmer -Epithel  be¬ 
kleidet.  — 

Die  Blutgefässe,  aus  Einem  Stamm  entspringend,  bilden  im  Mutter¬ 
halse  einen  reichen  Gefässkranz,  und  ohne  Verbindung  mit  den  Gefässen 
des  Körpers  einzugehen,  münden  die  Venen  in  die  V.  hypogastrica\  wäh¬ 
rend  die  Gefässe  des  Uterus,  nachdem  sie  ein  vielgewundenes  Netz  um  den¬ 
selben  gesponnen,  in  die  Lumbargefässe  sich  ergiessen.  Ebenso  münden 
die  Lymphgefässe  des  Mutterhalses  in  die  Drüsen,  welche  um  die  V.  iliaca 
und  hypogastrica  lagern,  die  des  Uterus  in  die  Lumbar  -  Stämme,  welche 
zur  Seite  der  Aorta  sich  finden.  —  Nach  Jobert  treten  die  Nerven  des 


33 


Uterus,  beim  Anschluss  der  Scheide  an  die  portio  vaginalis ,  in  die  Va¬ 
ginalwände,  den  Mutterhals  verlassend.  Diese  Anordnung  erklärt  das  be¬ 
schränkte  ErgrilFensein  des  Mutteihalses  und  seiner  Schleimhaut,  aber  kei- 
nesweges  das  häufigere  Ergriffensein,  wenn  nicht  der  geminderte  Einfluss 
der  Nerven  dabei  einen  bestimmenden  Einfluss  übt. 

Die  mit  der  Intuinescenz  vorkommende  Blennorrhoe  verdient  eine  ganz 
besondere  Berücksichtigung,  da  die  Causa  remota  nicht  allein  in  dem 
Status  venosus  zu  suchen  ist,  sondern  die  Catarrhal-Affection,  als  Causa 
proocima ,  eine  überwiegend  wichtige  Rolle  übernimmt,  und  der  Krankheits¬ 
form  eine  Eigenthümlichkeit  giebt,  welche  bei  der  Behandlung  entscheidend 
wird.  Hat  der  Catarrhal -  Zustand  schon  längere  Zeit  bestanden,  ist  er 
chronisch  geworden,  so  bildet  sich  allmälig  eine  hypertrophische  Tumes- 
cenz  aus,  welche  bei  den  überfüllten  und  laxen  Gefässcn  sich  nicht  bloss 
auf  die  Schleimhaut  beschränkt,  sondern  auch  das  Uterus -Parenchym  mehr 
oder  weniger  ergreift.  Die  Schleimhaut  selbst  ist  stark  aufgelockert,  ge¬ 
wöhnlich  dunkelroth,  wird  mürbe,  zerreisslich,  und  giebt  neben  dem  be¬ 
ständig  vermehrten  Schleimabgange  zunächst  Veranlassung  zu  immer  wie¬ 
derkehrenden,  übelriechenden,  mit  häutigen  Lappen  (Epithelial-Zellen?)  ge¬ 
mengten  Blutungen.  Bei  noch  längerer  Dauer  entstehen  Exulcerationen  an 
den  Lippen  des  Muttermundes  und  Wucherungen  auf  dem  geschwürigen 
Grunde,  welche  bei  der  leisesten  Berührung  bluten.  Gewiss  ist  es  aber 
auch  in  den  parenchymatösen  Wänden  des  Uterus  -  Körpers  zum  Absatz 
eines  plastischen  Produktes  gekommen,  wie  dieses  bei  chronischen  Catarrhen 
anderer  Schleimhautpartien  der  Fall  ist.  Die  portio  vaginalis  fühlt 
sich  aufgedunsen  an,  so  wie  das  Volumen  des  Fruchthalters  hinter  den 
Bauchwandungen  grösser  ist  und  leicht  fühlbar  wird  Der  Stuhlgang  bei 
solchen  Kranken  ist  immer  erschwert,  sich  aber  wesentlich  unterscheidend 
von  Stuhlverstopfung.  Lavements  erleichtern  zwar  den  Act  der  Ausleerung, 
werden  aber  mit  grossem  Widerwillen  genommen,  da  sie  durchaus  keinen 
behaglichen  Zustand  nach  der  Entleerung  herbeiführen.  Gewöhnlich  sind 
auch  grosse,  strotzende  Hämorrhoidalknoten  zugegen  ;  selbst  starke  Blut¬ 
verluste  geben  im  Verhältniss  wenig  örtliche  Erleichterung  und  nehmen 
die  Kräfte  der  Kranken  sehr  mit.  Diese  haben  dann  ein  gedunsenes,  gel¬ 
bes  Aussehen,  schlechten  Appetit,  mit  leichten  Leberaffectionen,  sind  sehr 
nervös  und  übler  Laune,  auch  gegen  Luftveränderungen  sehr  empfindlich, 
besonders  da  die  Haut  fast  beständig  feucht  ist.  Die  Menstruation  hält 
ziemlich  regelmässig  ihre  Zeit  ein,  giebt  aber  begreiflich  zunächst  Veran¬ 
lassung  zu  schwächenden  Blutverlusten,  welche  dann,  nicht  mit  Unrecht, 
Uterinalhämorrho'iden  genannt  werden.  Am  misslichsten  wird  die  Form  in 
Verbindung  mit  impetiginöser  Dyscrasie,  wo  nässende  und  juckende  Aus¬ 
schläge  an  verschiedenen  Stellen  des  Körpers  Vorkommen. 

Die  hypertrophische  Tntumescenz,  bei  welcher  die  Blennorrhoe  ganz 
fehlt,  keine  wesentliche  Erscheinung  bildet,  oder  wo  nur  zu  gewissen 
Zeiten  und  unter  bestimmten  Verhältnissen  Schleim  -  Abgänge  eintreten, 
unterscheidet  sich  von  der  angegebenen  Art  sehr  bestimmt  in  der  Erschei¬ 
nung  und  im  Verlaufe.  Von  dieser  gilt  das  bereits  Gesagte  (Ueber  den 

3 


34 


Gebrauch  der  eisenhaltigen  sal.  Säuerlinge  etc.  §  165  ff.)-  Als  Ergänzung 
möge  hier  noch  Folgendes  dienen.  Bei  allen  Kranken,  die  hier  vorkamen, 
war  der  Status  venosus  der  zweiten  Stufe  entwickelt,  die  Tumeseenz 
durch  die  Stockungen  in  dem  Pfortadersystem  bedingt,  hei  erblicher  Anlage 
zu  Hämorrhoiden;  entweder  waren  die  Frauen  unfruchtbar  geblieben,  oder 
vielfache  Abortus  in  Folge  der  habituellen  Congestion  waren  der  Gegen¬ 
stand  mannigfacher  ärztlicher  Behandlung  gewesen.  Die  Zeit  der  Menses 
bringt  diesen  Frauen  leidvolle  Tage;  weder  treten  dieselben  regelmässig 
ein,  noch  ist  der  Blutabgang  in  Menge  und  Beschaffenheit  gleich.  Schmer¬ 
zen  im  Unterleibe  sind  immer  dabei  vorhanden,  Kranipfzufälle  seltener.  Mit¬ 
unter  geht  ein  glasartiger  dünner  Schleim  mit  grosser 
Erleichterung  ab.  Der  Coitus  lässt  theiluahmslos  und  wird  oft  ver¬ 
weigert.  Bei  der  inner»  Untersuchung  findet  man  nun  die  portio  vagina¬ 
lis  intumescirt,  glatt,  heiss,  nicht  sehr  empfindlich,  oft  auch  nur  eine, 
gewöhnlich  die  hintere,  Lippe,  so  hoch  man  reichen  kann,  angeschwollen, 
wohl  auch  eine  Partie  des  Uterus,  nur  die  hintere  Wand  z.  B.,  intumes¬ 
cirt.  Zu  bemerken  ist,  dass  mit  diesem  Zustande  gewöhnlich  Dislocation, 
Vorwärtsbeugung  oder  Schiefstand  des  Uterus  vorkommt,  wodurch  wenig¬ 
stens  die  äussere  Untersuchung  erleichtert  wird.  Ist  der  ganze  Uterus 
intumescirt,  so  ist  auch  der  Stand  tief  im  Becken,  der  Muttermund  dunkel¬ 
violettgefärbt,  in  den  höheren  Graden  excoriirt,  mit  leichtblutenden  Schw'ämm- 
chen  besetzt.  —  Die  schmerzhaften  Zufälle  beim  Eintritt  der  Menses  sind 
gewiss  Folgen  der  Beeinträchtigung  der  Durchgangsfähigkeit  der  feinen  Ge- 
fässe  des  Uterus,  in  diesem  selbst  durch  Stasen  und  Ergüsse  begründet, 
oder  in  der  Beschaffenheit  des  zum  Austritt  bestimmten  Blutes  zu  suchen. 
—  Unter  den  allgemeinen  Erscheinungen  ist  die  Hartnäckigkeit  der  Ver¬ 
stopfung  hervorzuheben,  alle  übrigen  aber  sind  die  den  Status  venosus 
bezeichnenden.  Der  Verlauf  ist  sehr  langsam  ;  zeitweise  ist  ein  Stillstand  be¬ 
merkbar,  dann  plötzliche  Verschlimmerung,  zu  welcher  örtliche  Eingriffe, 
Aetzung,  Injectionen,  kalte  Douchen  Veranlassung  werden. 

Was  nun  die  Behandlung  angeht,  so  ist  besonders  der  allgemeine 
Zustand,  der  Grad  des  Status  venosus  und  das  dyskrasische  Verhältniss 
manssgebend.  Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  dass  es  ganz  besonders  durch 
den  Gebrauch  des  Elisabethen  -  Brunnens  und  Beigebrauch  örtlicher  und 
allgemeiner  Bäder  gelingt,  die  Tumeseenz  dieses  Gebildes  zu  beseitigen. 
Die  Wirkung  auf  die  Säftemasse  in  den  Organen  des  Unterleibes  ist  lösend, 
zur  Aufsaugung  und  Ausscheidung  anregend,  die  freie  Circulation  herstel¬ 
lend,  ganz  besonders  aber  auch  die  Blutmasse  umstimmend,  restaurirend, 
wodurch  zugleich  der  Krankheits-Indication  entsprochen  wird  und  die  Selbst¬ 
hülfe  der  Natur  zur  Befestigung  der  erlangten  Besserung  wesentlich  unter¬ 
stützt  ist.  Die  örtliche  Anwendung  von  Blutegeln,  von  Calaplasmen  in  die 
Scheide  [Sachets")  ist  dabei  nicht  ausgeschlossen.  Erwähnt  muss  werden, 
dass  die  Nothwendigkeit,  Aetzui  gen  am  Muttermunde  vorzunehmen,  nicht 
eintrat,  indem  die  Heilung  selbst  ulcerirter  Stellen  erfolgte.  Möglich,  dass 
unter  der  Zahl  von  Beobachtungen  keine  sehr  veraltete  und  schlimme  Fälle 
waren.  Dislocationen  der  Gebärmutter,  besonders  die  seltnere  Form  der 


35 


Rückwärtsbeugung,  haben  ähnliche  Beschwerden  zur  Folge  und  täuschen 
zumal  durch  die  begleitenden  Beschwerden  von  hartnäckiger  Verstopfung. 
Die  Untersuchung  ist  mit  viel  Schwierigkeit  verbunden,  wodurch  die  Dia¬ 
gnose  erschwert  wird.  Bei  der  Rückwärtsbeugung  ist  die  hartnäckige  Ver¬ 
stopfung  Folge  des  mechanischen  Druckes  auf  das  Rectum,  und  daher  mit 
den  gewöhnlichen  Mitteln  nicht  zu  beseitigen.  Dieser  Druck  erstreckt  sich 
auch  noch  auf  die  eine  oder  andere  Seite  der  Sacral-  und  Schenkel-Ner¬ 
ven  und  veranlasst  dadurch  die  steten  Schmerzen  in  der  Kreuzgegend,  öf¬ 
ters  einen  hinkenden  Gang  mit  Schmerz  im  betroffenen  Schenkel;  in 
horizontaler  Lage  entstehen  Wadenkrämpfe  und  Einschlafen  der  Fusszehen  ; 
dies  dürfte  die  Diagnose  erleichtern. 

Schliesslich  glaube  ich  noch  anführen  zu  müssen,  dass  die  Kranken 
der  letzteren  Form  in  den  jüngeren  Jahren  standen,  die  ersterwähnte 
Form  bei  älteren  (vierziger)  Frauen  mehrfach  vorkam. 


V. 

Beiträge  znr  geognostis  lien  Kenntnis»  der 
Umgegend  von  Salzhausen. 

Von  Herrn  Bergverwalter  Tasche. 

In  dem  ersten  Bericht  unserer  Gesellschaft,  vom  Jahr  1847,  habe  ich 
Andeutungen  über  die  geognostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  von 
Salzhausen  gegeben.  Durch  neuere  Erfahrungen  sehe  ich  mich  in  Stand 
gesetzt,  denselben  einige  nicht  uninteressante  Beobachtungen  anzureihen. 

Wie  man  sich  erinnern  dürfte,  hatte  ich  die  Ansicht  ausgesprochen, 
dass  man  hier  nach  Durchteufung  der  lockeren  tertiären  Schichten  wahr¬ 
scheinlich  die  festeren  Bänke  des  bunten  Sandsteins  antreffen  würde. 
Nun  machte  mich  im  Laufe  des  Sommers  Herr  Prof.  Credner  von  Giessen, 
tvelcher  sich  einige  Wochen  im  hiesigen  Bade  aufhielt,  darauf  aulmerksam, 
dass  der  Basalt  des  nah  gelegenen  Altenburg-Kopfes  Bruchstücke  von  Sand¬ 
stein  eingeschlossen  enthielte.  Ich  überzeugte  mich  bald  in  Gesellschaft 
dieses  Gelehrten  von  der  Richtigkeit  der  Beobachtung  und  fand  hier  eine 
ähnliche  Erscheinung,  wie  bei  dem  unmittelbar  aus  der  Buntsandsteinfor¬ 
mation  tretenden  Basalt  des  Wildsteins  bei  Büdingen,  welcher  bekanntlich 
gefrittete  und  in  Prismen  gesprungene  Sandsteinbrocken  in  dem  vulkanischen 
Teiche  führt.  —  Die  frühere  hypothetische  Annahme  wird  hierdurch  bei¬ 
nahe  zur  Gewissheit. 

Ueber  Aufschlüsse  anderer  Art  habe  ich  diesef  Tage  an  die  Ober¬ 
baubehörde  zu  Darmstadt  Bericht  erstattet. 

Man  hatte  bisher  über  die  Ausdehnung  des  hiesigen  Braunkohlenla¬ 
gers  nach  dessen  Tiefe  und  der  auf  dasselbe  folgenden  Gebirgsbildungen 

3* 


nur  Annahmen.  Hierüber  Gewissheit  zu  erhalten,  war  der  Zweck  eines 
von  mir  in  diesen  Monaten  niedergetriebenen  Bohrlochs. 

Den  schicklichsten  Anhaltspunkt  bot  hierzu  der  Förderschacht  Nr. 
XI..  nicht  allein  weil  er  das  Gebirge  bis  auf  eine  Tiefe  von  140'  durch¬ 
schneidet,  sondern  auch  weil  hier  die  grösste  Mächtigkeit  der  Kohlenmasse 
sich  erwarten  liess,  worüber  Aufschluss  zu  bekommen  besonders  für  den 
technischen  Betrieb  von  Wichtigkeit  war.  —  Die  Höhe  des  Schachtes  war 
für  das  Bohren  sehr  bequem,  indem  das  zeitraubende  Auf-  und  Abschrau¬ 
ben  der  einzelnen  Bohrstangen  überflüssig  wurde  und  man  den  ganzen  Ge- 
stängzug  in  einer  der  Schachtecken  aufhängen  konnte.  Eben  so  leicht  liess 
sich  das  Einlassen  und  Ausziehen  des  Gestänges  bewerkstelligen. 

Nachdem  die  nöthigen  Vorkehrungen  zu  dem  Versuche  getroffen 
waren,  schritt  man  unter  dem  I .  Sept.  d.  J.  zur  Arbeit  und  durchsank  von 
der  Schachtsohle  die  in  dem  Durchschnittsrisse,  S.  38,  näher  bezeichneten 
Schichten  und  zwar: 

12'  gute  Kohlen, 

43,6'  schlechtere  Kohlen  (Blätterkohlen), 

12,5'  schwarzen  plastischen  Thon  ( vulgo  Sohlenletten), 

49,1'  weisslichen  Thon, 

3,1'  thonigen  Sphärosiderit, 

11,1'  festes  Gestein  von  vulkanischem  Ursprung, 
zusammen  131,4'. 

Bis  zu  dem  Sphärosiderit  konnte  mit  dem  Lettenbohrer  vorgegangen 
werden.  Leider  konnte  man  dem  Bohrloch  nur  die  geringe  lichte  Weite 
von  4''  geben,  indem  die  zum  Verbuchsen  erforderlichen  und  uns  zu  Ge¬ 
bot  stehenden  Blechröhren  einen  äusseren  Durchmesser  von  3f"  hatten. 
Von  hier  stand  das  Gebirg,  so  dass  mit  dem  Verrohren  eingehalten  und  der 
3^  zöllige  Meisseibohrer  in  Anwendung  gebracht  werden  konnte.  Das 
Bohren  mit  freier  Hand  verwandelte  sich  in  das  Schwengelbohren.  Der 
Schwengel  liess  sich  sehr  zweckmässig  auf  dem  Füllort  oberhalb  der  Schacht¬ 
sohle  anbringen,  so  dass  sein  Kopf  gerade  in  den  Schacht  hineinhing.  Der 
Lastarm,  an  dem  ein  Gestänge  von  GtlO  Pfund  hing,  hatte  eine  Länge  von 
3',  der  Kraftarm,  an  welchem  6  Männer  wirkten,  eine  solche  von  IG'. 
Die  Hubhöhe  betrug  etwa  10".  Mit  dem  Versetzen  des  Gestänges  waren 
auf  der  Schachtsohle  zwei  Mann  beschäftigt.  Das  Bohren  nahm  bis  zu  der 
Stelle,  wo  die  Arbeit  verlassen  wurde,  einen  sehr  guten  Fortgang,  hier 
aber  wurde  das  Gestein  so  fest,  dass  wir  innerhalb  3  Tagen  keinen  Zoll 
vorwärts  kamen. 

Deshalb  und  weil  auch  die  grösste  Wahrscheinlichkeit  vorlag,  dass 
das  vulkanische  Gebirge  in  die  Tiefe  setzen  würde,  und  daher  die  gemach¬ 
ten  Aufschlüsse  für  jetzt  als  genügend  angesehen  werden  konnten,  wurde 
die  Bohrlochssohle  in  einer  Entfernung  von  271,4'  von  Tage  aus  aufgegeben. 

Das  Bohrmehl  tvar  bis  zu  der  letzten  Gebirgsart,  wo  es  der  Reinigungs¬ 
bohrer  nur  in  der  grössten  Feinheit  heraufbrachte,  sehr  leicht  zu  bestimmen. 
Der  thonige  Spatheisenstein  lieferte  sogar  Bröckchen  von  \ welche, 
zerstossen,  sich  in  erwärmter  Salzsäure  und  Salpetersäure  auflösten,  mit 


37 


Ammoniak  einen  anfangs  weisslichen,  später  aberröthlich  werdenden  Eisen¬ 
niederschlag  bildeten,  für  sich  geglüht  aber  sich  in  thonigen  Rotheisenstein 
verwandelten. 

Die  Bestimmung  des  vulkanischen  Gesteins  war  schwieriger.  Durch 
Sieben,  Waschen  und  Schlemmen  brachte  ich  es  endlich  dahin,  das  schwärz¬ 
lich  grüne  Pulver  in  seine  einzelnen  Bestandtheile  mechanisch  zu  scheiden. 
Ich  erhielt  Körnchen  von  smaragdgrüner,  gelber  und  röthlicher  Farbe,  die 
ich  mit  Hülfe  chemischer  Agentien  als  Olivin  erkannte,  schwarzes  Pulver 
aus  Augittheilchen  bestehend  und  eine  in  Alkohol  und  Schwefelsäure  auf¬ 
lösliche  Masse,  die  unter  der  Loupe  eine  pechschwarze  Farbe  und  grossen 
Glanz  zeigte.  In  der  Löthrohrflamme  geglüht,  hinterliess  dieses  Mineral 
einen  Rückstand  von  weisser  Asche,  so  dass  sein  organischer  Ursprung 
ausser  Zweifel  gestellt  ist.  Aus  Allem  geht  hervor,  dass  die  zuletzt  er¬ 
reichte  Felsart  ein  olivinreiches,  von  Bitumen  .durchdrungenes  Augit-  oder 
Basaltgestein  ist. 

Wäre  das  Bohrloch  weiter  gewesen,  so  hätte  man  grössere  Proben 
erhalten,  die  die  Bestimmung  sehr  erleichtert  haben  würden. 

Im  Ganzen  wurden  zu  dem  Versuche  15  Tage  verwandt.  Rechnet 
man  hiervon  3  Tage  zum  Ein-  und  Auslassen,  Annieten  u.  s.  w  der  Röh¬ 
rentouren,  so  wie  3  Tage  vergeblichen  Bohrens  ab,  so  bleiben  9  Tage  zu 
l'2stündi?en  Schichten,  an  welchen  durchschnittlich  14,5'  durchteuft  worden 
sind.  Die  Anzahl  der  bei  dem  Versuch  beschäftigten  Bergleute  betrug  8, 
ihr  Lohn  64  FL,  so  dass  der  Fuss  Arbeitslohn  nur  29  Kr.  zu  stehen  kam. 

Aus  dem  Durchschnittsrisse  ist  zu  entnehmen,  dass  das  Braunkohlen- 
flötz  bei  Schacht  Nr  XI.  die  enorme  Mächtigkeit  von  96,6'  hat. 

Da  die  Sohle  des  Wasserabführungsstollens  eine  Teufe  von  1457  ein¬ 
bringt,  so  geht  aus  dem  Versuche  hervor,  dass  unterhalb  derselben  an  den 
tiefsten  Stellen  des  Flötzes  noch  circa  7'  gute  und  30  40'  Kohlen  von  mit- 

telmässiger  und  schlechter  Qualität  (die  sogenannten  Blätterkohlen)  abzu¬ 
bauen  sind. 

Die  letzteren  werden  nur  dann  nutzbar  gemacht  werden  können, 
wenn  durch  Erschürfung  reicherer  Soolquellen  die  Möglichkeit  vorliegt,  die 
Saline  Salzhausen  auf  einen  blühenderen  Standpunkt  zu  erbeben,  wozu 
freilich  erst  bei  Verwilligung  grösserer  Summen  von  Seiten  der  Staatsbe¬ 
hörde  Hoffnung  vorhanden  ist. 


Salzhausen,  10.  Oct.  1849. 


Teufe 


21' 


68' 


99' 


140' 


152' 


Hängebank  des  Förderschachts  Nr  XI. 


195'  6" 
208'  I" 


257'  2" 
260'  3" 


a  Dammerde,  2l'  mächtig, 
b  Lehm,  47'  mächtig, 
c  Plastischer  Thon  von  weisser 
und  röthlicher  Karbe,  vulgo 
Dachletten,  3l'  mächtig, 
d  Gute  Braunkohle,  53'  mächtig, 
e  Schlechte  Braunkohle,  sog. 

Blätterkohle,  43'  6"  mächtig. 
£  Schwarzer  plastischer  Thon, 
vulgo  Sohlletten,  12'5"  mäch¬ 
tig- 

g  Weisser  plastischer  Thon,  49' 
l"  mächtig. 

h  Weissgrauer  thoniger  Sphä- 
rosiderit,  3'  l"  mächtig, 
i  Festes  Gestein,  bestehend  aus 
olivinreiehem  Basalt,  von  Bi¬ 
tumen  durchdmngen. 

S  Schachtsohle. 

B  Bohrlochssoble. 


Hb 


271'  4" 


i 


39 


VI. 

lieber  das  Torkommen  des  Salzes  bei 
Salzhausen. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Credner. 

(Hierzu  ein  Profil.) 

Ein  kurzer  Aufenthalt  in  dem  freundlichen  Badeorte  Salzhausen,  bei 
Nidda,  gab  mir  im  Anfänge  dieses  Sommers  Gelegenheit  zu  einigen  geo- 
gnostischen  Beobachtungen,  deren  weitere  Verfolgung,  die  ich  freilich  An¬ 
dern  überlassen  muss,  vielleicht  nicht  ohne  Gewinn  für  das  künftige  Be¬ 
stehen  der  dortigen  Saline  und  der  damit  verbundenen  Badeanstalt  bleiben 
dürfte.  Aus  diesem  Grunde  mögen  denn  die  nachstehenden  anspruchlosen 
Bemerkungen  ein  bescheidenes  Plätzchen  in  diesen  Blättern  finden. 

Die  Umgegend  von  Salz  hausen  ist  rein  vulkanischer  Art.  Baal¬ 
tische  Gesteine,  theilweise  mit  Phonolithen  und  Doleriten  untermischt,  treten 
überall  hervor  und  schliessen  sich  dem  nahen  Vogelsberge  unmittelbar  an. 
Nur  im  Nordwesten  Salzhausens  kommt,  mit  weiterer  Verbreitung  nach  Nord - 
osten,  die  zu  den  tertiären  Bildungen  gerechnete  Braunkohlenformation  in 
massiger  Ausdehnung  zum  Vorschein.  Auch  sie  hat  Basalt  zur  Unterlage 
und  ist  zuweilen  auch  von  Basalt  überdeckt. 

Salzhausen  selbst  liegt  nicht  eigentlich  in  einem  Thale,  sondern  in 
einer  Art  von  Kessel,  oder  einer  geneigten  Längen-Mulde,  die  dadurch  ent¬ 
steht,  dass  der  von  N.O.  nach  S.W.  etwa  25  Minuten  lang  sanft  abfallende 
Abhang  eines  Berges,  der  den  Namen  der  alten  Burg  führt,  auf  seinen  bei¬ 
den  Seiten  von  zwei,  nach  Osten  etwas  weiter  auseinander  tretenden,  gegen 
S.W.  sich  mehr  einander  nähernden  Basaltrücken  eingeschlossen  wird. 
Der  südliche  dieser  von  Nidda  nach  Gais-Nidda  sich  herabziehenden  Rücken 
trennt  das  Salzhäuser  Thal  von  dem  Thale  der  Nidda,  der  nördliche  dage¬ 
gen  trennt  den  Salzhäuser  Grund  von  der  erwähnten  Braunkohlenablage¬ 
rung,  die  nur  an  ihrem  südlichen  Ausgangspunkt  in  denselben  und  zwar 
an  seinem  Westende  herübergreift.  Der  natürliche  Abzug  des  Salzhäuser 
Thaies  müsste  in  der  Fortsetzung  dieser  beiden  Bergrücken  unterhalb  Gais- 
Niddas  in  das  Thal  der  Nidda  erfolgen;  allein  ein  zwischen  beiden  Ba¬ 
saltrücken  und  zwischen  Salzhausen  und  Gais-Nidda  sicherheben¬ 
der  und  das  ganze  Thal  einnehmender  Basaltdurchbruch  von  massiger  Höhe 
schneidet  die  südwestliche  Fortsetzung  des  Salzhäuser  Thaies  gleich  hinter 
Salzhausen  ab,  so  dass  dieses  nun  an  der  tiefsten  Stelle  eines  Bergab¬ 
hanges  in  einem  Kessel  oder  in  einer  Mulde  liegt,  aus  welcher  kein  natürli¬ 
cher  Abfluss  des  Gewässers  statt  findet.  Daher  ist,  in  Folge  der  Aufstau¬ 
ung,  der  Thalgrund  mit  sumpfigen  Wiesen  ausgefüllt,  unter  welchen  eine 
ziemlich  mächtige  Torfbildung  sich  findet.*)  In  dieser  sumpfigen  Niederung 

*)  Erst  nach  Anlage  der  Saline  Salzhausen  ist  dem  Wasser  dieses  Kes¬ 
sels,  durch  Anlegung  eines  künstlichen  Grabens,  ein  Abfluss  in  der  Richtung  nach 
Gais-Nidda  verschafft  worden. 


40 


nun  gehen  Salzquellen  zu  Tage,  deren  schwacher  Salzgehalt,  noch  Kein 
Procent,  seit  uralter  Zeit  von  den  Einwohnern  des  nahen  Dorfes  Kohden, 
in  dessen  Gemarkung  Salzhausen  liegt,  in  roher  Weise  ausgebeutet  wurde, 
bis  in  neuerer  Zeit  eine  herrschaftliche  Saline,  eben  unser  Salzhausen, 
unmittelbar  neben  diesen  Soolquellen  sich  erhob. 

Eine  Saline  in  so  rein  plutonischer  Umgebung,  auf  und  zwischen  Ba¬ 
saltrücken,  ist  nun  gewiss  eine  in  ihrer  Art  seltene,  vielleicht  einzige  Er¬ 
scheinung.  Mir  wenigstens  ist  kein  ähnliches  Vorkommen  dieser  Art  be¬ 
kannt.  Woher,  fragen  wir,  der  Salzgehalt  dieser  Quelle?  Erweitern  wir 
behufs  Beantwortung  dieser  Frage  die  geognostische  Bundschau  der  Umge¬ 
bung  Salzhausens,  so  ist  darüber  kein  Zweifel:  die  Umgegend  von  Salz¬ 
hausen  gehört  in  geognosliseher  Beziehung  der  grossen  Basaltmasse  an, 
welche  den  Vogelsberg  zusammensetzt.  Dieser  hebt  sich,  auf  fast  zwei 
Dritteln  seines  Umfanges,  aus  der  Trias  und  zwar  vorzugsweise  aus  dem 
bunten  Sandsteine  unmittelbar  heraus:  denn  nur  auf  seinerOstseile,  nament¬ 
lich  in  der  Umgegend  von  Lauterbach,  Angersbach  und  Lan¬ 
denhausen  treten  sehr  deutlich  auch  Muschelkalk  und  Keuper  auf.*)  Nur 
auf  seiner  Westseite,  von  Mainzlar,  zwei  Stunden  nördlich  von  Giessen, 
bis  in  die  Nähe  von  Ortenberg,  ist  jede  Spur  von  buntem  Sandstein  ver¬ 
schwunden,  und  es  tritt,  wie  man  bei  Staufenberg,  Steinberg,  Griedel,  Op- 
pertshofen,  am  ausgezeichnetesten  an  dem  zweitgenannten  Orte  Steinberg, 
sehr  deutlich  sehen  kann,  die  grosse  mit  dem  Vogelsberg  unmittelbar  zu¬ 
sammenhängende  Basaltmasse  in  unmittelbare  Berührung  mit  der  Grauwacke 
und  mit  dem  Thonschiefer  des  Nassauischen  Taunus 

Da  nun,  wo  der  Basalt  des  Vogelsberges  und  der  bunte  Sandstein 
sich  berühren,  ist  das  Vorkommen  von  Salzquellen  nichts  Ungewöhnliches. 
Ich  will  nur  auf  das  Salzhausen  in  dieser  Beziehung  zunächst  gelegene 
Selters,  auf  Büdingen,  ferner  Orb  und  Salzschlirf  verweisen. 


*)  Selbst  noch  die  erst  im  vorigen  Jahre  in  Darmstadt  erschienene  geo- 
gnostischc Uebersichtskarte  vom  Grossherzogthum  Hessen  von  Becker  führt  in  der 
Umgebung  von  Marburg  und  am  Sud-  und  Ostrande  des  Vogelsberges  den 
Grcensan  d  (in  Parenthese  (^uüdersan  d  s  t  e  i  n)  auf.  Ich  kenne  nicht  alle 
die  auf  der  Karte  als  Greensand  bezeichneten  Punkte  aus  eigener  Ansicht;  die¬ 
jenigen  aber  von  ihnen,  welche  ich  kenne,  weisen  keinen  Greensand  auf,  sondern 
entweder  ein  kri  stallinisches,  in  massigen  Bänken,  in  gleicher  Beschaffenheit  auch 
an  andern  Orten  z.  ß.  im  Werrathale,  namentlich  am  H  anstein  auftretendes 
Gestein,  welches  zu  (Quadersteinen  benutzt  wird,  aber  zur  Formation  des  bunten 
Sandsteins  gehört;  oder,  wie  diess  von  der  Ostseite  des  Vogelsberges  gilt,  Keu¬ 
persandstein.  Die  Lagerungsverhältnisse  des  letzteren  sind  deutlich  aufgeschlossen 
da,  wo  die  Fuldaer  Strasse  von  Landenhausen  nach  der  Fell  sich  herab¬ 
zieht.  Zu  der  irrigen  Bezeichnung  aller  dieser  Stellen  als  Greensand  scheint 
der  Anlass  gegeben  worden  zu  sein  durch  K.  F.  Creuzer’s  Versuch  einer 
Ucbersicht  von  der  geognostischen  Beschaffenheit  der  nächsten  Umgebung  der 
Stadt  Marburg.  Marburg  1825.  In  dieser  Schrift  unterscheidet  Creuzer,  S. 
38  und  ebenso  auf  der  beigegebenen  Karte,  ein  zu  Quadersteinen  verarbeitetes 
S  »ndgestein  vom  bunten  Sandstein,  und  nennt  es,  nach  seiner  technischen  Benut¬ 
zung,  Quadersandstein,  gewiss  wohl  ohne  an  eine  geognostische  Zu¬ 
sammenstellung  mit  dem  Greensand  der  Engländer  zu  denken. 


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Diese  Erscheinung  selbst  hat  nichts  Befremdendes,  seitdem  wir  wissen,  welch 
unerschöpfliche  Salzmasse  die  Trias,  welcher  der  bunte  Sandstein  angehört,  in 
sich  birgt.  Hiernach  war  die  Vermuthung  nahe  gelegt,  es  möchte  auch  die  Salz¬ 
häuser  Salzquelle  einem  im  Bereiche  des  Basaltgebirges  zurückgebliebenen 
Ueberbleibsel  der  Trias  ihre  Entstehung  verdanken.  Eine  weitere  Stütze  fand 
diese  Vermuthung  in  der  schon  vor  einigen  Jahren  von  mir  gemachten  Beobach¬ 
tung  einer,  mitten  im  Basaltgebirge  erhalten  gebliebenen  Masse  bunten  Sand¬ 
steines  von  grösserer  Ausdehnung  in  derNähevon  Grünberg,  ein  Vor¬ 
kommen,  über  welches  ich  vielleicht  später  Gelegenheit  haben  werde,  eini¬ 
ges  Nähere  mitzutheilen.  Die  Oberfläche  der  Umgebung  Sal/hausens  bot  nun 
freilich  ganz  und  gar  keine  weitere  äussere  Bestätigung  dieser  Vermuthung 
dar;  dagegen  zeigte  schon  eine  flüchtige  Betrachtung,  dass  die  basaltischen 
Durchbrüche  dieser  Gegend,  in  welcher  Durchbruch  an  Durchbruch  sich 
reiht,  von  sehr  ungleichem  Alter,  der  eine  aus  früherer,  andere  aus 
späterer  Zeit  sein  müssen.  Einem  der  jüngsten  dieser  Durchbrüche  ver¬ 
dankt  der  Hügel,  an  dessen  südlichem  Fusse  das  Kurhaus  sich  befin¬ 
det,  seine  Entstehung;  denn  da  sieht  man  in  der  Sandgrube  oberhalb 
des  Kurgartens  ganz  deutlich,  dass  der  Basalt  die  obersten  Lagen  der 
Braunkohlenformation  überdeckt.  War  aber  an  der  Stelle,  welche  um  Salz¬ 
hausen  herum  die  basaltischen  Gebilde  einnehmen,  ursprünglich  der  bunte 
Sandstein  verbreitet,  so  war  nach  der  Analogie  anderer  Orte  zu  erwarten, 
dass  die  ersten  oder  ältesten  Basalte  bei  der  Durchbrechung  dieser  Sand¬ 
steindecke  auch  Anzeichen  dieses  Zusammentreffens  mit  dem  Sandstein  in 
sich  aufgenommen  haben  würden  Es  kam  also  darauf  an,  die  ältesten  Ba¬ 
salte  der  Umgebung  Salzhausens  aufzusuchen  und  von  den  jüngern  auszu¬ 
scheiden.  Als  eine  solche  den  ältesten  Basaltdurchbrüchen  der  Umgegend  an¬ 
gehörende,  Basaltmasse  machte  sich  bald  die  den  Namen  der  alten  Burg 
führende  Basaltkuppe  wahrscheinlich.  Auf  ihrem  sanft  gegen  Süd-Westen 
abfallenden  Abhange  ist  das  Salzhäuser  Thal  gelegen.  Bei  der  Durchsu¬ 
chung  dieses,  durch  mehrfache  Steinbrüche  aufgeschlossenen  Basaltes  de  r 
alten  Burg  zeigten  sich  denn  auch  alsbald  zahlreiche  Einschlüsse  von 
S  andstein,  in  jener,  durch  die  Einwirkung  des  Basaltes  bewirkten  und  hin¬ 
reichend  bekannten  Umwandlung,  die  beim  Durchbruche  des  Basaltes  so  ge¬ 
wöhnlich  ist  und  die  ich  namentlich  am  Wildenstein  bei  Büdingen, 
an  der  blauen  Kuppe  bei  Esch  w  ege,  an  der  Pflaster  kaute 
bei  Marksuhl  u.  a.  0.  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Hiernach  kann  es 
als  ausgemacht  angesehen  werden,  dass,  vor  der  Entstehung  des  Vogelsber¬ 
ges  und  seiner  basaltischen  Ausläufer,  auch  das  Land  auf  der  Westseite 
dieses  Gebirges  zum  grossen  Theile  von  der  Formation  des  bunten  Sand¬ 
steines,  die  sich  in  westlicher  Verbreitung  dem  alten  Thonschiefer-  und 
Grauwacken-Gebirge  des  Taunus  und  Westphalens,  meist  mittelbar,  hier  und 
da  auch  unmittelbar,  auflagerte,  bedeckt  war,  und  mit  der  grossen  Verbrei¬ 
tung  dieser  Formation,  nördlich  nach  den  Fulda-  und  Werragegenden,  öst¬ 
lich  nach  Thüringen,  südlich  nach  dem  Spessart  und  Odenwald,  bis  zum 
Neckar  bei  Heidelberg  hin,  nur  ein  zusammenhängendes  grosses  Ganze  bil¬ 
dete  Wahrscheinlich  verdanken  demnach  die  Quellen  bei  Salzhausen  ihren 


42 


schwachen  Salzgehalt  einem  am  Fusse  der  Durchbruches  der  alten  Burg 
in  der  Tiefe  noch  erhaltenen  Ueberbleibsel  der  bunten  Sandsteinformation, 
die  sich  dem  Abhänge  dieses  Berges  entlang  von  der  alten  Burg  nach  Salz¬ 
hausen  herabziehen  dürfte. 

Nachdem  diese  Ergebnisse  gewonnen  waren,  hatte  Herr  Bergver¬ 
walter  Tasche  mit  seiner  bekannten  Zuvorkommenheit  die  Güte,  mir  die 
Beobachtungen  mitzutheilen,  welche  ein  vor  einiget«  Jahren  angestellter 
Bohrversuch  ergeben  hatte  Dieses  Bohrloch  war  an  der  südwestlichen 
Grenze  der  Salzhäuser  Mulde,  nahe  dem  östlichen  Fusse  des  zwischen 
Salzhausen  und  Gais-Nidda  sich  erhebenden  und  das  Thal  nach  Süd¬ 
westen  absperrenden  Basaltrückens,  etwa  200  Fuss  tief  niedergebracht 
worden.  In  Lagen  eines  zwischen  gelb  und  grau  wechselnden  zersetzten 
Sandsteines,  dazwischen  Thonstreifen,  setzte,  nach  Durchbohrung  des  mäch¬ 
tigen  Schwemmlandes,  das  Bohrloch  nieder,  ohne  das  Ende  derselben  er¬ 
reicht  zu  haben.  Nach  dem,  was  ich  von  dem  mit  dem  Bohrer  Herausgeholten 
noch  sehen  konnte,  schienen  es  mir  die  Ueberreste  eines  theils  durch  die 
Einwirkung  des  nahen  Basaltes,  theils  durch  die  Aufstauung  des  Salzwas¬ 
sers  zersetzten  bunten  Sandsteines*).  Ist  dies  richtig,  so  ist  bei  dem  Nie¬ 
derbringen  von  Bohrlöchern  auf  der  östlichen,  gegen  die  alte  Burg  anstei¬ 
genden  Seite,  in  etwas  höherer  Lage  als  die  bisherigen  Bohrlöcher,  die 
Möglichkeit  des  Gewinnens  einer  reicheren  Soole  vorhanden. 


VII, 

Hundertjährige  Alte  in  Hessen  und  den 
nächsten  Umgebungen. 

Von  Herrn  Geheimerath  Dr.  Nebel. 

Schon  in  den  ältesten  Zeiten  galten  70  bis  80  Jahre  als  das  ge¬ 
wöhnliche  Ziel  des  menschlichen  Lebens.  Für  das  seltnere  Lebensziel  er¬ 
klärt  Elumenbach  das  85.  Lebensjahr,  welches  unter  60  nur  einer  zu¬ 
rücklegt.  Es  fehlt  jedoch  nicht  an  Beispielen,  dass  dieses  höchste  Lebens¬ 
ziel  um  das  Doppelte  überschritten  wurde,  und  die  Naturgeschichte  stellt 
Fälle  von  .Menschen  auf,  welche  ein  Alter  von  150  bis  180  Jahren  und 
darüber  erreichten.  Man  darf  daher  behaupten,  dass  dem  vierten  mensch¬ 
lichen  Lebensalter  die  Möglichkeit  eines  weiten  Zieles  gegeben  sei:  es  kann 

So  eben  hat  Herr  Bergverwalter  Tasche  für  diese  Blätter  die  Er¬ 
gebnisse  eines  neuen,  erst  im  September  dieses  Jahres  vorgenommencn  Bohrver¬ 
suches  mitgethcilt.  Dieser  Bohrversuch,  an  anderer  Stelle  als  der  frühere  und 
behufs  Ermittelung  der  Mächtigkeit  der  Braunkohlen  vorgenommen,  scheint  durch 
ganz  andere  Schichten  gegangen  zu  sein.  Eine  Zusammenstellung  beider  Bohr¬ 
versuche  wäre  6chr  wünschenswert!). 


hier  nicht  von  unerwiesenem  fabelhaften  Alter  die  Rede  sein,  sondern  nur 
von  solchen  Beispielen,  welche  glaubwürdig  und  geschichtlich  begrün¬ 
det  sind. 

Man  hat  berechnet,  dass  unter  4000  Gehörnen  einer  das  hundertste 
Jahr  erreicht.  Dieses  Verhältniss  stellt  sich  in  den  nördlichen  Ländern 
England  und  Schottland,  Schweden  uud  Norwegen  unter  4000,  in  Deutsch¬ 
land  über  dieser  Zahl.  Das  Beispiel  des  höchsten  Alters,  welches  bekannt 
ist,  ist  Petracz  Czartan  zu  Karansebes  unweit  Temeswar  im  Banat,  welcher 
1539  geboren  wurde  und  1 7‘24,  185  Jahr  alt,  starb.  Er  ging  gebückt, 
gleichsam  zusammengeschrumpft,  auf  der  Strasse  einher,  um  Almosen  zu 
suchen,  sein  Kopf  zeigte  einen  Anflug  von  grünlich  weissem  Schimmel,  sein 
jüngster  Sohn  dritter  Ehe  war  97  Jahr  alt*).  Der  Beispiele  von  100  Jah¬ 
ren  und  darüber  hat  man  viele;  man  findet  sie  hei  Süssmilch,  Hufeland, 
Schröter,  Neumair,  bei  beiden  letzteren  ohne  historische  Kritik.  Der 
Engländer  Easton  gab  heraus  Human  Longcvity ,  London  1799,  in  wel¬ 
chem  1712  Beispiele  von  hundertjährigem  Alter  und  darüber  angeführt  sind, 
meistens  von  Engländern.  Man  könnte  von  Deutschen  noch  manche  Zu¬ 
sätze  liefern. 

Für  das  höchste  Alter  unter  den  Deutschen  gilt  Georg  Wunder,  geh. 
zu  Wülferstädt  im  Salzhurgischen  den  23.  April  1626,  gest.  im  Hospital  zu 
Greiz  12.  Dec.  1761,  im  136.  Lebensjahre.  Ob  die  Angabe  von  einem  Ro¬ 
stocker,  162  Jahre  alt,  von  Hannemann**)  angeführt,  Berücksichtigung 
verdiene,  bleibe  dahin  gestellt.  Hessen  hat  einen  Mann  von  höherem  Al¬ 
ter,  Georg  Burkhard,  aus  Wettesingen  A.  Zierenberg  aufzuweisen.  Von 
ihm  berichtet  Winkelmann***),  er  sei  1597  den  30.  März  zu  Marburg 
bei  dem  Hofgericht  als  Zeuge  abgehört  worden,  habe  9  Steige  seines  Al¬ 
ters  gezählt  und  sei  noch  bei  gutem  Verstand  gewesen,  alles  nach  Aus¬ 
weise  der  gerichtlichen  Acten.  Da  eine  Steige  20  ausmacht,  so  ist  diese 
Zahl  der  Jahre,  wenn  sie  gleich  aufs  Ungefähr  aufgestellt  ist,  eine  ausser¬ 
ordentliche.  Es  mögen  nun  die  Beispiele  vom  höchsten  Alter  aus  Hessen 
folgen,  nach  der  Zeitfolge  geordnet;  es  können  jedoch  dabei  nur  zuverläs¬ 
sige  Quellen,  nicht  Chroniken  und  Sagen,  zum  Grunde  liegen.  Wenn  z. 
B.  von  Landgr.  Heinrich  dem  Eisernen,  welcher  1377  starb,  100  Jahre  als 
Alter  in  den  Hessischen  Chroniken  angegeben  werden,  und  geschichtlich  er¬ 
wiesen  ist,  dass  er  nur  78  J.  alt  wurde,  so  geht  daraus  hervor,  dass  die 
Chroniken  wenig  Glauben  verdienen.  Einige  Angaben  ohne  Jahr  mögen 
vorausgehen. 

In  Zwinger’s  theatrum  vftae  humanae  und  bei  andern  Schriftstel¬ 
lern  nach  ihm  sind  von  einer  Frau  von  Dalwig  folgende  Verse  angeführt: 


*)  Das  Nähere  bei  Will.  Temple  v.  d.  Gesundheit  und  langem  Le¬ 
ben,  aus  dem  Engl.  Leipz.  1787.  S.  104.  Nur  ein  Beispiel  eines  höheren  Al¬ 
ters  liegt  vor,  eine  Grabschrift  in  der  St.  Leonhardskirche  zu  London,  auf  wel¬ 
cher  das  Alter  von  Thomas  Karn,  gest.  1588,  auf  207  J.  angegeben  ist. 

**)  Ephemer,  nnt.  cur.  1689.  ol»s.  159. 

***)  Beschreibung  von  Hessen.  S.  367. 


Mater  dijrit  Natae  die  Natae,  filia  Natum 
ut  moneat  Natae  planiere  filiolum. 

Hiernach  hätte  eine  Frau  von  Dalwig  Nachkommen  im  sechsten 
Glied,  d.  i.  Ur-Ur-Urenkel  erlebt.  Jahr  und  Lebensalter  lassen  sich  nicht 
angeben.  In  den  Denkwürdigkeiten  der  Familie  v.  1).  ist  das  Jahr  1604 
angegeben.  Da  aber  Zwingei’s  theatruvt ,  erster  Band,  schon  1565  er¬ 
schien,  so  gehört  die  Sache  einer  früheren  Zeit  an. 

Der  K.  Pfälzische  Leibarzt  Joh.  Lang  zu  Heidelberg,  welcher  1565 
als  ein  Greis  von  80  Jahren  starb,  berichtet,  dass  seine  Grossmutter  ein 
Alter  von  110  Jahren  erreicht  habe,  mit  den  Worten:  siquidem  et  avia 
mea,  aetntis  rntione  silicevnium ,  post  CX.  anrtos  humanis  eorcessit*). 

Klein,  gräflicher  Leibarzt  zu  Erbach,  führt  an  **),  dass  in  den  letz¬ 
ten  hundert  Jahren  zwei  Männer  und  zwei  Weiber  im  Odenwald  gestorben 
seien,  welche  das  hundertste  Jahr  um  2,  3,  5  überschritten  hätten.  Einer 
derselben,  103  J.  alt,  habe  eben  so  viele  Guldenstücke  hinterlassen,  deren 
Jahrzahlen  die  einzelnen  Jahrzahlen  seines  Lebens  gezeigt  hätten. 

Winkelmann  führt  folgende  Fälle  an:  Caspar  Kohl,  Rathsverwand¬ 
ter  zu  Grünberg,  lebte  105  J.  Seine  Frau  überlebte  ihn  5  Jahre  und  wurde 
95  J.  alt.  —  Joh.  Jung  zu  Neukatzenelnbogen  lebte  105  Jahre.  Dasselbe 
Alter  erreichten  Martin  Schreiner  zu  Grosgerau  und  Catharine  Reitzin  eben¬ 
daselbst. 

Kopp,  Topographie  von  Hanau,  1807.  Tab.  19,  führt  vier  Fälle  von 
Weibern  an,  welche  100,  101  J.  alt  wurden. 

In  den  Briefen  der  Herzogin  Elisab.  Charl.  von  Orleans,  verehlicht  1671 
(Stuttg.  1843.  S.  78),  sind  vier  Fälle  von  alten  Männern  in  der  Rheinpfalz  ange¬ 
führt,  von  100,  102,  110,  und  einer,  von  Meisenheim,  sogar  von  124  Jahren. — 

1)  Im  Jahr  1559  wurde  zu  Hanau,  in  Streitsachen  mit  Mainz,  den  Be¬ 
sitz  des  Jossgrundes  betreffend,  als  Zeuge  26  vernommen  ein  Einwohner 
von  Lorhaupten,  alt  100  J. 

2)  1590  starb  zu  Melsungen  der  Bürger  und  Rathsverwandte  Heinrich 
Vloth,  alt  105  J. 

3)  lr>97.  Ueber  Georg  Burkhard  und  sein  zu  9  Steigen  angegebenes 
Alter  s.  oben. 

4)  Auf  dem  Kirchhof  zu  Echzell  findet  man  eine  Grabschrift  von  Cunz 
Arleders  Wittib,  genannt  Dietwein  Eis,  starb  den  15.  Jun.  1600,  alt  100  J. 

5  u.  6)  1610  starb  zu  Allendorf  an  der  Lumda  Joh.  Mylius,  Bürger  und 

Rathsverwandter,  alt  103  J.  Seine  Frau  starb  vier  Wochen  nach  ihm,  alt 
100  J. ;  sie  hatten  in  der  Ehe  gelebt  80  J. 

7)  1634  starb  Johannes  Martin,  Caplan  und  Schulmeister  zu  Dauern¬ 
heim  A.  Bingenheim,  welcher  beide  Aemter  72  J.  lang  versehen  hatte. 

8)  1635  den  15.  Nov.  starb  zu  Alsfeld  Margarethe  genannt  Berfelderin, 
*m  Stift  Fulda  geboren,  verehlicht  an  Melchior  Weisel,  lebte  7  J.  im  Ehe¬ 
stand,  72  J.  im  Wittwenstand.  Alter  104  J. 

*  Epist.  medic.  I.  ep.  79.  Er  bandelt  hier  von  dem  Ziel  des  menschl.  Lebens. 

De  aeribus ,  aquis  et  locis  Brbacens.  et  Bretiberg.  1754.  S.  146. 


9  u.  10)  1637  auf  Pfingsttag  starb  zu  Obersorge  A.  Romrod  Andreas 

Bohn  im  106.  J.  Er  hatte  89  J.  in  der  Ehe  gelebt,  seine  Frau  starb  9 
Wochen  nach  ihm  und  hatte  beinahe  gleiches  Alter  erreicht. 

II)  !640  im  Aug.  starb  zu  Aliendorf  a.  d.  Lumda  Job.  Kornmann, 

Rentmeister  daselbst,  nachdem  er  auf  Michaelis  1633  das  Jubiläum  seiner 
57jährigen  Amtsführung  gefeiert  hatte.  Alter  unbekannt. 

12  u.  13)  Zu  Herborn  starben  1642  zwei  Leute  von  hohem  Alter:  Ja¬ 
cob  Martens  107  J.  alt  am  18.  Febr.,  und  in  demselben  Monat  Dorothea 
Hanckelin,  alt  100  J. 

14)  1666  starb  zu  Geismar  A.  Frankenberg  Joh.  Hileke,  alt  120  J. 

15)  1667  am  1.  März  starb  zu  Ranstadt  unweit  Nidda  Urban  Geyer, 

seiner  Angabe  nach  alt  1 18  J. 

16)  1674  am  2.  Oct.  starb  zu  Giessen  Wilh.  Kessler,  alt  107  J. 

17)  1683  den  8.  Jun.  starb  zu  Frankfurt  a.  M.  Joh.  Schmidt’s,  Bier¬ 

brauers,  Wittwe,  alt  102  J.,  ihres  Wittwenstandes  54  J. 

18)  1684  den  25.  April  starb  zu  Lauterbach  Hermann  Weigel,  alt  99  J. 

19)  1687  den  30.  Jul.  starb  zu  Langenhain  A.  Butzbach  Joh.  Conrad 
Lubert,  alt  102  J. 

20)  1689  am  4.  Sept.  starb  Caspar  Weiss  ( Albums ),  Schullehrer  und 
Kirchendiener  zu  Echzell,  alt  99  J  7  Mon 

21)  1695  den  14.  Oct.  starb  zu  Wallernhausen  A.  Nidda  Joh.  Binder, 
alt  103  J. 

22)  1697  starb  zu  Tiefenbach  im  Siegenschen  Heinrich  Jung  (Stilling) 
im  10|.  J. 

23  u.  24)  1700  den  24  März  starb  zu  Usenborn  unweit  Gedern  Hein¬ 

rich  Rippel’s  Wittwe,  alt  101  J.  Desgleichen  starb  zu  Medebach  Marie, 
Wittwe  Conrad  Scriba’s,  Pfarrers  zu  Eimelrode,  geh.  Fabricius,  verheirathet 
1624,  Wittwe  1655,  alt  100  J. 

25)  1700  den  I.  April  starb  zu  Herborn  Hans  Steubing  der  Pförtner, 
alt  100  J. 

26)  1701  den  25.  Jan.  starb  zu  Wachenbuchen  bei  Hanau  Lucia  Oss- 
feldin,  geh.  zu  Maseyck  im  Lüllichschen  den  I .  Decbr.  1594.  Sie  erreichte 
das  107.  Lebensjahr. 

27)  Auf  einem  Steinkreuz  bei  Ockstadt,  unweit  der  Haselhecke,  befin¬ 
det  sich  folgende  Schrift:  Dieses  hat  Johannes  Schaff  zur  Ehr  aufrichten 
lassen  anno  1702,  seines  Alters  102  J. 

*8)  1701  am  21.  Jan.  wurde  zu  Michelstadt  begraben  Gertrud,  Hans 

Schäfers  Wittwe,  alt  über  100  J. 

29)  Adam  Bergheimer,  herrschaftlicher  Sehultheiss  und  ältester  Ge- 

richtsschöff  zu  Usenborn,  geb.  den  li.  Mai  1598,  st.  den  6.  April  1706,' 
alt  108  J.  weiiiger  5  Wochen.  # 

30)  Jost  Bocher,  Einwohner  zu  Gonterskirchen,  starb  zu  TreishorlofF 
bei  seinem  Sohn,  den  22.  Nov.  1706,  alt  104  J. 

31)  1709  den  29.  Jun.  starb  zu  Giessen  Georg  Heintz,  Gnadensöldner 
und  Bleicher,  alt  103  J. 

32)  1710  den  15.  Nov.  starb  Georg  Passer,  Säckler  zu  Giessen, 


46 


Schritt  im  84.  Jahr  zur  zweiten  Ehe.  Geb.  zu  Augsburg  den  8.  März  1612. 
Alt  1)8  J.  8  M.  7  T. 

33)  1715  den  1(1.  Jan.  starb  zu  Petershain,  Kirchspiels  Bobenhausen, 
A.  Ulrichstein,  Johann  Casp.  Drapp,  alt  123  J. 

34)  1715  starb  Johann  Becker,  Rathsverwandter  zu  Herborn,  im  100.  J. 

35)  1718  den  27.  März  starb  zu  Oberense  im  Waldeckschen  Heinrich 
Schreiber,  vulgo  Volmars,  geb.  zu  Goddelsheim  den  29.  Sept.  1617,  also  alt 
100  J.  6  M. 

36  u.37)  1724  starb  zn  Tiefenbach  im  Siegenschen  Hans  Jung  (Stilling) 

im  104.  Jahr.  Vater  oben  Nr.  22.  —  Maria,  Jac.  Schmitts,  Rentmeisters 
und  Burggrafen  zu  Lieh,  Wittwe.  Lebte  im  Ehestand  49  Jahr  6  Mon., 
starb  den  17.  Nov.  1724,  alt  99  J.  1  Mon.  Sah  12  Kinder,  73  Enkel,  132 
Urenkel,  14  Ururenkel. 

38)  1725  am  26.  März  starb  zu  Hanau  Judith  Mongelin,  Fischerswittwe, 
alt  100  Jahr. 

39)  1726  den  6.  Jul.  starb  zu  Giessen  Joh.  Andreas  Castenfort,  Ge¬ 
freiter  in  der  Mühlenschanze,  alt  105  J.  7  Woch.  2  Tage.  Gebürtig  aus 
Wolfe  nbüttel. 

40  u,  41)  1729  starben  in  Hanau  zwei  hochbetagte  Frauen,  die  eine 

100  Jahr  2  Mon.,  die  andere  101  J.  alt. 

42)  1731  sah  Liebknecht  bei  einer  Kirchenvisitationsreise  ins  Hinter¬ 
land  ein  altes  Weib,  Elisabeth,  Paul  Eichmanns  Wittwe,  von  Beddelnhausen ; 
sie  zog  als  Bettlerin  umher  bei  vollkommenen  Leibes  -  und  Seelenkräften, 
alt  107  Jahr. 

43)  1743  den  28.  März  starb  zu  Usenborn  Conrad  Müller’s  Wittwe, 
geb.  zu  Gedern  den  6.  März  1642,  alt  101  Jahr  11  Tage.  Sie  lebte  im 
Wittwenstande  36  J.,  sah  S  Kinder,  32  Enkel,  51  Urenkel. 

41)  1751  den  28.  Dec.  starb  zu  Giessen  Marie  Margarethe  Guthin, 

nachgelassene  Tochter  eines  Kriegscommissairs,  alt  105  Jahr. 

45)  1763  starb  zu  Hanau  eine  Wittwe,  alt  10!  Jahr. 

46)  1770  im  April  starb  zu  Romrod  Conrad  Peter,  alt  105  Jahr. 

47)  1771  den  9.  April  starb  zu  Maizenborn,  K.  Pfälz.  0.  Amts  Sim- 
mern,  Marie  Magdalene  Lauberbach,  eine  Wittwe,  im  107.  Jahr. 

48)  1780  den  13.  Dec.  starb  Schefer,  Schulmeister  zu  Bissfell  A. 
Homberg  a.  d.  Ohm,  alt  100  Jahr  6  Monat. 

49)  1784  den  3.  Jan.  st.  Oxenius,  Förster  zu  Osslar  im  Waldeckischen, 
alt  108  Jahr. 

50)  1784  den  22.  März  starb  Abraham  Jacob’s,  Schutzjuden,  Wittwe, 
zu  Höringhausen  A.  Vöhl,  alt  105  Jahr. 

51)  1786  den  II.  Januar  starb  zu  Darmstadt  des  Hofglasers  Wagner 
Wittwe,  gebürtig  von  Rommelshausen  bei  Canstatt,  alt  100  J.  4  M.  14  T. 

52)  1792  den  13.  .Jim.  starb  zu  Orleshausen  in  der  Grafschaft  Büdin¬ 
gen  ein  Invalide,  vormals  dänischer  Soldat,  Heinrich  Lauff.  Er  ist  im  Jour¬ 
nal  von  und  für  Deutschland  1788  als  hundertjährig  angegeben  ;  es  hat  sich 
herausgestellt,  dass  er  nur  92  Jahr  alt  war. 

53)  1795  am  21.  Dec.  starb  zu  Giessen  Abraham  Heuchelheim,  Schutz- 


und  Handelsjude,  alt  105  Jahr  2  Monat.  Er  veiliess  in  den  letzten  Jahren 
sein  Zimmer  nicht  mehr,  behielt  aber  seinen  Verstand  bis  zu  seinem  Ende. 

54)  1798  starb  zu  Hanau  eine  Wittwe  in  dem  Alter  von  101  Jahr 
5  Monat  26  Tagen. 

55)  1802.  Als  am  6.  Oec.  der  Erbprinz  von  Oranien  zu  Fulda  als 
neuer  Landesherr  seinen  Einzug  hielt,  erschien  zur  Tafelmusik  ein  9Gjähr. 
Hofpauker;  dessen  Sohn,  der  zweite  Hofpauker,  war  über  GO  Jahr  alt. 

56 — 58)  1808  den  28.  Jul.  starb  zu  Darmstadt  Jacob  Ludwig  Jung, 

Hofrath  der  verwittweten  Landgräfin  Georg,  alt  100  Jahr  10  Monat  26  Tage. 
—  In  demselben  Jahr  starb  zu  Kirchrarbaeh,  A.  Fredeburg,  Caspar  Klönke, 
geb.  zu  Bödefeld  im  Herz.  Westphalen,  alt  10!  Jahr.  —  Desgleichen  starb 
Job.  Heinr.  Cappune,  ein  in  der  Nähe  von  Arnsberg  lebender  Köhler,  geb. 
zu  Heinsberg  A.  Bilstein  1707,  gest.  1808,  alt  101  Jahr. 

59- Gl)  1809  den  20.  Oct.  starb  zu  Madfeld  Amts  Stadtbergen,  Her¬ 
zogthum  Westphalen,  Joh.  Bernhard  Bunsen  im  103.  Jahre.  Er  hatte  noch 
ein  Jahr  zuvor  gepflügt;  seine  erste  Ehe  schloss  er  1726,  die  zweite  17/5. 
Aus  beiden  Ehen  erlebte  er  21  Kinder,  34  Enkel,  10  Urenkel.  —  Am  9. 
Nov.  starb  Anne  Margrethe,  Wittwe  des  Schulmeisters  Wiegand  Hoth  zu  Ru¬ 
dingshain  A.  Schotten,  geb.  Pfeifer  von  Appenrod;  starb  in  ihrem  Geburts¬ 
ort  Langenhain,  alt  103  Jahr.  —  Am  22.  Nov.  starb  Isaac  Joseph  Blumen¬ 
thal  zu  Battenfeld,  alt  103  Jahr  8  Monat  1/  Tage. 

62  u.63)  1810  den  (8.  April  siarb  zu  Bingenheim  Louise,  Wittwe  des 

Amlsverwesers  Meyer  zu  Bingenheim  geborne  Arnoldi  ,  aus  Trarbach,  alt 

99  Jahr  4  Monat.  —  Am  19.  Sept  starb  zu  Holzheim  bei  Grüningen  der 
Schul/jude  Seligmann  Veitei.  alt  10!  Jahr. 

64  u.  65)  1814  den  18.  März  starb  zu  Büdingen  Wilhelm  Weigand, 

Schneider,  nachher  Thierarzt;  alt  101  Jahr  2  Monat  30  Tage.  Er  suchte 
sich  seine  Kräuter  selbst,  er  trank  nie  Kalfee,  Wein  oder  Branntwein,  son¬ 
dern  gewöhnlich  Trank  von  selbstgesuchten  Kräutern.  Bis  zu  seinem  100. 
Jahr  konnte  er  Lasten  von  einigen  Centnern  tragen.  —  Am  7.  Nov.  starb 
zu  Frankfurt  a.  M.  Philipp  Zibora,  gebürtig  von  Neustadt  a.  d.  H.,  im 
103.  Jahre. 

66)  1817,  bei  der  Jubelfeier  der  Reformation,  erschien  eine  alte  Frau, 
Barbara  Held,  aus  dem  Odenwald,  in  Darmstadt  und  gab  sich  als  113  Jahr 
alt  an.  Sie  zeigte  ihren  Taufschein  vor.  Sie  wurde  am  Hof  vorgeslellt; 
sie  gab  an,  dass  sie  als  Schulkind  bei  dem  Reformationsfest  zugegen  gewe¬ 
sen  sei,  dass  sie  damals  einen  Schaupfennig,  den  sie  vorzeigte,  als  Schul¬ 
kind  erhaben  habe,  ihr  Name  wurde  in  fliegenden  Blättern  genannt,  sie 
wurde  abgebildet.  Bei  genauer  Untersuchung  wurde  entdeckt,  dass  sie  be- 
triiglicher  Weise  den  Taufschein  ihrer  Mutter  gebraucht  hatte. 

67)  182!  den  26.  März  starb  zu  Romrod  der  Jude  Wolf  Katz,  alt 

100  Jahr. 

68  u.69)  1823  den  19.  Jun.  starb  Heinrich  Schwab.  Taglöhner  und  Berg¬ 

mann  auf  der  Igelshäuser  Mühle  bei  Glashütten  A.  Nidda.  Er  trug  3  Mal¬ 
tersäcke  Getreide  oder  Kartoffeln  auf  seinen  Schultern,  nach  dem  84.  Jahre 
zwei.  Er  trank  Branntwein,  aber  nicht  leicht  im  Uebermaass.  Sein  Vater 


wurde  92.  sein  Vatersbruder  9S  Jahr  alt.  Geb.  den  7.  April  1720,  also 
alt  103  Jahr  2  Monat  12  Tage.  —  Am  13.  Januar  starb  zu  Baden-Baden 
Georg  Lerch.  Er  lebte  sehr  einfach,  war  dreimal  verheirathet  und  baute 
bis  zum  100.  Jahre  seinen  bei  der  Stadt  gelegenen  Weingarten  selbst.  Al¬ 
ter  103  Jahr  8  Monat  20  Tage. 

70  -  73)  1825  starb  zu  Ohrdruff  Dorothee  Catharine  Friderich.  Ihr 

zweiter  Ehemann  war  Amtsdiener  zu  Wandersleben  gewesen.  Geboren 
zu  Schlüchtern  den  30.  April  1720,  gest.  den  9.  April  1825,  alt  104  Jahr 
II  Monat  9  Tage.  -  Catharine  Heim,  Wittwe,  starb  zu  Fulda  den  4.  Oct. 
alt  104  Jahr.  —  Zu  Butzbach  starb  Susanne  Christiane,  Wittwe  des  Schuh¬ 
machers  Nicol.  Leierzapf,  alt  102  Jahr  10  Monat  14  Tage.  —  Noch  starb 
in  diesem  Jahre  zu  Bensheim  Joh.  Roth,  Schuhmacher,  alt  99  Jahr.  In  sei¬ 
nem  97.  Jahre  fiel  ihm  ein  Dachziegel  auf  den  Kopf,  wodurch  er  seine 
Rüstigkeit  verlor. 

74  u.  75)  1826  den  4.  April  starb  zu  Schornsheim  in  Rheinhesseil  der 

Landmann  Johann  Valentin  Hammann.  geh.  den  29.  Sept.  1725.  Alt  100  J. 
6  Monat  6  Tage.  —  In  Bensheim  starb  eine  alte  Frauensperson,  der  An¬ 
gabe  nach  von  105  Jahren. 

76)  1827  starh  zu  Oberweidbach  unweit  Königsberg  der  Gerichtsschöff 

und  Kirchenälteste  Plan,  alt  98  Jahr.  Er  nahm  alle  seine  Zähne  mit  ins 
Grab  und  konnte  bis  zu  seinem  Ende  Haselnüsse  aufknacken,  deren  er 
stets  welche  bei  sich  trug. 

77 — 79)  1828  den  11.  Jan.  starb  zu  Waldkatzenbach  im  Grossh.  Ba¬ 
den  Joh.  Schuster,  ein  armer  Landmann,  geb.  den  15  Jan.  1724,  also  alt 
104  Jahr.  —  In  Kostheim  bei  Mainz  starb  eine  Frau  100  Jahr  alt.  —  Zu 
Nörten  bei  Göttingen  starb  der  Bürgermeister  Heise,  alt  103  Jahr  5  Monat. 

80)  1829.  Hr.  Paul  Wiegand  nahm  als  Gerichtsperson  zu  Höxter  ein 
Testament  bei  Eheleuten  auf:  der  Mann  war  101  Jahr  alt,  die  Frau  zählte 
83  Jahr,  der  Mann  war  geistesschwach  und  fast  ohne  Rückerinnerung. 

81)  1834  den  21.  März  starh  zu  Neustadt  am  Breuberg  Joh.  Jac. 
Kolbacher,  alt  98  Jahr  4  Monat.  Er  erlebte  16  Kinder,  28  Enkel,  20  Ur¬ 
enkel,  2  Ur-Urenkel. 

82)  1836  den  2.  Januar  starb  im  israelitischen  Hospital  zu  Amsterdam 
Samson  Joseph  Voss,  gebürtig  aus  Cassel,  alt  109  Jahr. 

83  u.  84)  1837  den  7.  Febr.  starb  zu  Dürkheim  an  der  Hard  Elisabeth 
Diehl,  alt  105  Jahr;  sie  lebte  35  Jahr  im  Ehestand,  50  Jahr  im  Wittwen- 
stand.  -  Zu  Oberolm  in  Rheinhessen  starb  am  4.  April  Peter  Imperial, 
Maurer.  Er  trieb  sein  Handwerk  bis  in  das  90.  Jahr.  Im  7jährigen  Kriege 
war  er  Soldat  im  französischen  Heer  gewesen.  Alter  107  Jahr. 

85)  1839.  Anne  Margarethe  Agnes  geb.  Eichelmann,  Wittwe  von  Joh. 

Geibel  zu  Kleincarben;  geb.  zu  Sulzbach  im  Nassauischen  den  24.  Februar 
1738,  gest.  zu  Kleincarben  den  6.  Oct.  1839,  alt  101  J.  7  M  12  T. 

86  u.  87)  1840  am  20.  Sept.  starb  zu  Worms  Margarethe  Schmitt  aus 

Wachenheim,  alt  100  Jahr.  —  Zu  Darmstadt  starb  die  Wittwe  eines  Juden 
Hachenburger,  Golde,  alt  103  Jahr. 


49 


88)  1841  den  24.  April  starb  zu  Flacheim  in  Rheinhessen  eine  ledige 
arme  Jüdin,  genannt  die  Judenkehle,  angeblich  106  Jahr  alt. 

89)  1842  den  8.  Januar  starb  zu  Steinheim  am  Main  Antonie  Römer, 
Wittwe,  alt  99  Jahr. 

90)  1843  den  9.  Dec.  starb  zu  Dorheim,  Pfarrey  Dillich,  Kreises  Friz¬ 
lar,  ein  Landmann,  alt  99  Jahr  3  Monat. 

91)  1S44  den  16.  Aug.  starb  zu  Niederflörsheim  in  Rheinhessen  Phi¬ 
lipp  Reinhof,  alt  101  Jahr. 

92  u.  93)  1845  im  März  starb  zu  Schmieheim  Badischen  A.  Etten- 

heim  Jacob  Wilmannsdorf,  genannt  der  alte  Cassem,  alt  110  Jahr. —  Am  21. 
Oct.  starb  zu  Salmünster  Caspar  Seidel,  gebürtig  von  Neudorf  unweit  Orb, 
copulirt  zu  Salmünster  1764,  lebte  daselbst  noch  81  Jahre.  Im  hohen  Al¬ 
ter  war  er  erblindet  und  erhielt  ein  Gnadengehalt.  Alter  116  Jahr. 

94  u.  95)  1846  den  31.  März  wurde  zu  Neidenstein  Badischen  Amts 

Hockenheim  begraben  Bela  Meyer,  Judenwittwe,  geb.  zu  Hockenheim  1734, 
verheirathet  an  Herz  Isaac  1764.  Sie  wurde  Wittwe  zweiter  Ehe  1811. 
Alter  111  Jahr.  Zu  Langenfeld  in  der  Grafschaft  Schaumburg  starb  am  23. 
Jan.  Marie  verwittwete  Wöttke,  alt  106  Jahr  4  Monat  16  Tage.  Sie  nährte 
sich  von  Garnspinnen  und  lebte  fast  allein  von  Caffee  und  Butterbrod. 

96  -  99)  1847  den  12.  Febr.  starb  zu  Rüsselsheim  Catharine  Elisabeth, 

Joh.  Urban  Dambmanns  Wittwe,  als  98  Jahr  5  Monat  13  Tage,  —  Am  10. 
März  starb  zu  Münsterappel  in  Rheinbaiern  Esther  Kehr,  des  Handelsjuden 
Kehr  Wittwe,  alt  105  Jahr.  —  Am  12.  Jul.  starb  Julie  Freyfrau  von  Bech¬ 
tolsheim  geb.  v.  Keller,  zu  Eisenach,  alt  99  Jahr  8  Monat  9  Tage.  —  In 
Cassel  beging  die  Wittwe  des  reitenden  Polizeisergeanten  Gotthelf  die  Feier 
ihres  zurückgelegten  100.  Jahres. 

100  u.  101)  1849  starb  atn  26  Sept.  Johann  Reisner,  ein  Böhme,  vor¬ 

mals  österreichischer  Soldat,  darauf  in  Hohenzell  unweit  Schlüchtern  als  Tag¬ 
löhner  verheirathet,  am  Gesichtskrebs.  Ergab  sein  Alter  zu  106  Jahren  an. 
Ein  anderes  Mal  sagte  er,  er  meine,  dass  er  nahe  an  100  Jahr  stehe  — Am 
19.  Sept.  starb  zu  llassloch  bei  Grossgerau  ein  Landmann  10 1  J.  alt. 

Der  Schluss  dieser  Aufzählung  geschehe  mit  der  Erwähnung  des 
Mannes  vom  höchsten  Alter  in  der  nun  zu  Ende  gehenden  ersten  Hälfte  des 
Jahrhunderts  in  den  deutschen  Landen.  Es  ist  Joseph  Brunner,  gebürtig  von 
Treppstadt;  er  lebte  zu  Altenstein  Landger.  Ebra  im  bair.  U.  Mainkreis  und 
genoss  eine  Pension  von  dem  Könige  von  Baiern ;  geb.  den  26.  Nov.  1706, 
gest.  den  20.  Nov.  1827,  alt  121  Jahre. 


4 


50 


VIII. 

Nomenclator  zu  F.  L.  Walther  s  Flora 
von  Giessen.  1809. 


Von  Herrn  Prof.  Dr.  H.  Hoffmann. 


Im  Interesse  der  Besitzer  der  genannten  Flor  habe  ich  die  Interpre¬ 
tation  der  zum  Theil  sehr  schwer  zu  enträtselnden  Namen  unseres  Wal¬ 
ther  versucht,  gestützt  auf  eine  genaue  Localkenntniss  und  unter  Benutzung 
der  Ueberbleibsel  von  Walther’s  Herbarium.  Möge  hierdurch  das  an  treff¬ 
lichen  Beobachtungen  reiche  Buch  wieder  recht  brauchbar  werden  und  Vie¬ 
len  die  Ausbeutung  unserer  reichen  Flora  gestatten  ;  reicher,  als  man  nach 
den  neueren  florislischen  Arbeiten,  welche  die  alten  Schriffsteller  viel  zu 
wenig  benutzt  haben,  glauben  möchte.  —  Die  neueren  Namen  sind  die  in 
Koch’s  Synopsis  und  in  Schnittspahns  Flora  des  Grossherzogthum  Hessen 
(2te  Aufl.  1846)  gebrauchten. 

1.  Classis .  Monandria . 

1.  Snlicornia  herbacea.  Walther 

pag.  123.  Schnittspahn  :  fehlt. 

2.  Hippuris  vulgaris  W.*)  124.  S.**)  p.  218. 


2.  Classis 

1 .  Ordo . 

3.  Feronica  maritima  W.  125. 

5.  F .  oßicinalis  W.  126. 

6.  F .  serpyllifolia. 

7.  F.  Brccabunga. 

8.  F .  Anagallis  W.  127. 

9.  F.  scutellaia. 

10.  F.  Teucrium. 

11.  F.  pros/rata. 

12.  I  montan a  W.  128. 

13.  F .  Chamaedrys. 

14.  F.  agrestis  W.  129 


Diandria . 

Monogynia. 

F.  longifolia  F.  —  S  163. 
S.  164. 

S.  164. 

S.  164. 

S.  164. 

S.  164. 

S.  164.  —  F.  latifolia  L. 

S.  164. 

S.  164. 

S.  164. 

S.  165. 


*)  W.  bedeutet  Walther. 

y)  S.  bedeutet  Schnittspahn. 


51 


1 5.  V .  arvensis. 

16.  V.  hcdcraefolia  W.  130. 

17.  V.  triphyllos  W.  130. 

18.  V.  verna  W.  130. 

19.  V.  acinifolia  W.  131. 

20.  Uiricularia  vulgaris  W.  131. 

21.  Eycopus  europaeus  W.  132. 

22.  Circaea  lutetiana  W.  132. 

23.  C.  alpina  W.  133. 

2  Ordo . 

24.  Anthoocanthum  odoratum 
W.  133. 


S.  165. 

S.  165. 

S.  165. 

S.  165. 

S.  166. 

S.  172. 

S.  176. 

S.  77. 

(7.  intermedia  Ehrh.  var :  S.  77. 

Digynia . 

S.  264. 


3.  Classi s. 

1.  Ordo . 

25.  Valeriana  dioica  W.  139. 

26.  r.  ofücmalis  W.  140. 

27.  V al er i aneil a  oliioria  W.  140. 

28.  F;  dcntala  W.  141. 

29.  7r£s  pseudacorus  W.  142. 

30.  Cyperus  ßavescens  \V.  143. 

31.  <7.  fuscus  W.  143. 

32.  Scirpus  palustris  W.  144. 

33.  5.  caespiiosus  W.  144. 

34.  -S.  sylvaticus  W.  145. 

35.  S.  lacustris  W.  145. 

36.  S.  acicularis  W.  146. 

37.  £.  setaceus.  W.  146. 

38.  Eriophorum  polystachion  VV. 
147. 

39.  Nardus  stricta  W.  147. 

40.  Phalaris  cattariensis  W.  148. 

41.  Pani  cum  vcrticillaium  W.  148. 

42.  j P.  viride  W.  148. 

43.  P.  glaucum  W.  149. 

44.  P.  sanguinale  W.  149. 


Triandria. 

Monogynia. 

S.  105. 

S.  105. 

S.  306. 

P  Rlorisonii  DC.  cc  leiocarpa 
K.  —  P.  dentata  Poll.  S.  106. 
S.  228. 

S.  247. 

S.  247. 

S.  247.  —  Heleocharis  palustris 
R.  Brown.  K. 

S.  248. 

S.  249. 

S.  248. 

S.  248.  —  Heleocharis  acicularis 

R.  Brown.  K. 

S.  248. 

E.  latifolium  Hoppe.  —  S.  250. 
S.  259. 

Digynia. 

S.  fehlt. 

Setaria  veriicillata  Beauv.  — 

S.  264. 

S.  viridis  Beauv.  —  S.  264. 

S.  glauca  Beauv.  —  S.  264. 
Digitaria  sanguinalis  Scop.  S. 

263. 

S.  265. 


45.  Phleutn  pratensc  W.  150. 


4* 


52 


46.  P .  nodosum  MV.  ISO. 

47.  Alopecurus  pratensis  MV.  150. 

48.  A.  agrestis  MV.  151. 

49.  A.  geniculatus. 

50.  Milium  Crus  Galli  MV.  152. 

51.  Miliarium  effusum. 

52.  Agrostis  Spica  venti. 

53.  A.  Interrupt a  MV.  153. 

54.  A.  minima. 

55.  Calamagrostis  lanceolata. 

56.  C.  epigejos. 

57.  Thyphoides  arundinacea  MV. 
154. 

58.  Aira  aqnatica. 

59.  A.  ßexuosa  W.  155. 

60.  A  canescens. 

61.  A.  praecox. 

62.  A.  caryophyllea. 

63.  Melica  nutans  MV.  156. 

64.  M.  uniflora. 

65.  M.  decumbens. 

66.  Molinia  coerulea  MV.  157. 

67.  Avena  fatua. 

68.  A.  pubescens. 

69.  A.  flavescens  MV.  158. 

70.  A.  tenuis. 

71.  A.  pratensis  W.  159. 

72.  Dactylis  gl om  er  ata. 

73.  Briza  media  MV.  160. 

74.  B.  Eragrostis. 

75.  Poa  aqnatica  MV.  161. 

76.  P.  compressa. 

77.  P.  trivialis. 


P.  pratense  h.  var.  —  S.  265. 

S.  265. 

S.  265. 

S.  265. 

Panicum  Crus  Galli  h.  — Echi- 
nochtoa  Crus  Galli  P.  B.  S.264. 

Milium  eff.  L.  —  S.  266. 

S.  267.  —  Apera  Spica  venti 
Beauv.  — 

Apera  interrupta.  Beauv.  —  S. 
fehlt. 

Ch  am  agrostis  minima  Borlch.  — 
S.  259. 

S.  267. 

S.  267. 

Pka laris  arundinacea  E.  — Bai - 
dingera  arundinacea  Rchb.  S. 
266. 

Glyceria  aquatira  Presl .  —  Gh 
airoides  Rchb.  S.  274. 

S.  269. 

S.  269.  —  Corynephorus  cane¬ 

scens  Beauv. 

Avena  praecox  Beauv.  —  Aira 
p.  L.  S.  269. 

Avena  c.  Jp'igg.  —  Aira  c.  L 

S.  269. 

S.  270 

S.  269. 

Triodla  decumbens  Beauv.  —  S. 
273. 

M.  varia  Schrank.  S.  270. 

S:  278. 

S.  279. 

S.  279. 

S.  278. 

S.  278. 

S.  273. 

S.  273. 

Eragrostis  mcgastachya  hink. — 
S.  273. 

Glyceria  spectabilis  M.  <fi  K.  — 
G.  aqnatica  TVahlb.  S.  274. 

S.  272. 

S.  271. 


78.  P.  angustifolia  W.  162. 

79.  P.  pratensis. 

80.  P.  annua . 

81.  P.  nemoralis  W.  163. 

82.  Fcsiuca  ovina. 

83.  F.  rubra. 

84.  F.  elatior. 

85.  F.  fhritans  W.  164 
86  F.  pinn  ata. 

87.  F.  gracilis  W.  165. 

88.  Bromus  secalinus. 

89.  B.  multiflorus. 

90.  B.  mollis  W.  166. 

91.  B.  squarrosus. 

92  B.  versicolor. 

93.  B.  aspcr  W.  167. 

94.  B.  sterilis . 

95.  B.  arvensis. 

96.  B.  tectorum. 

97.  ylrundo  Phragmites  W.  168. 

98.  Tritt  cum  repcns. 

99.  Hordeum  murinum  W.  169. 

100.  //.  cylindricum. 

101.  luolium  pcrenne. 

102.  L.  temulentum  W.  170. 

103.  Cynosurus  cristatus. 

3.  Ordo. 

104.  Montia  fontana 

105.  Holosteum  umbellatuniW  Al  \ . 


P.  pratensis  E.  y  angustifolia . 

S.  271. 

S.  271. 

S.  272. 

S.  272. 

S.  275.  (u.  duriuscula.) 

S.  275. 

S.  276  ( elatior  u.  pratensis). 
Glyceria  fluitans  R.  Br.  -  S.  274. 
Br ac/iy podium  pinnatum  Beauv. 
—  S.  262. 

Brachy podium  sylvaticum  R.  S. 

S.  262  :  Br.  gracile  B. 

S.  276. 

B.  racemosus  F.  —  S.  277. 

S.  *277. 

B.  patulus  M.  et  K. —  S.  276. 

B.  arvensis  h.  var.  —  S.  276. 

S.  277. 

S.  277. 

S  276. 

S.  277. 

Phragm.  communis  Trin.  —  S.279. 
S.  261. 

S.  259. 

E/ymus  europaeus  1*.  —  S.  260. 
S.  262. 

S.  262. 

S.  270. 

Trigynia . 

S.  82.  u.,  minor  Gmel. 

S.  37. 


4.  C/assis.  Tetranuria . 

1.  Or4o.  Monogynia ♦ 


106.  nipsacus  sylvestris  W.  175. 

107.  i).  pilosus  W.  176. 

108.  /).  laciniatus. 

109.  Scabiosa  arvensis  W.  177. 

HO.  Succisa  pratensis. 

111.  S.  sylvatica  W.  178. 


S.  107. 

S.  107. 

S.  107. 

Knautia  arvensis  Coult.  —  Scab. 

arv.  E.  S.  107. 

S.  107. 

Knautia  sylvat.  Dab.  —  Scab . 
war.  S.  107. 

S.  175. 


112.  Centunculus  minimus. 


54 


113.  Plantago  major. 

114.  P.  media  W.  179. 

115.  P.  lanceolata. 

116.  P.  maritima  W.  ISO. 

117.  Sanguisorba  officinalis. 

118.  Galium  palustre  W.  181. 

119.  G.  uliginosum. 

120.  G.  sylvesire. 

121.  G.  montanum. 

122.  G.  verum  W.  182. 

123.  G.  Mollngo. 

124.  G.  sylvaticum. 

125.  G.  spurium. 

126.  Aparr-ne  hispida  W.  183. 

127.  Asperula  odorata. 

128.  A .  arvensis. 

129.  A.  cynanchica  W.  184. 

130.  Sherardia  arvensis. 

131.  Trapa  natans  W.  185. 

132.  Alchemilla  vulgaris. 

133.  A.  aphanes  W.  186. 

134.  Majanthemum  Lonvallaria. 

2.  Ordo ♦ 

135.  Cuscuta  europaea  W.  187. 

136.  C.  Epitliymum. 

3,  ördo ♦ 

137.  Radiola  linoides. 

138  Sagina  procumbens  W.  188. 

139.  Mönchia  erecta  W.  189. 

140.  Potamogeton  natans. 

141.  P.  perfol iatus. 

142.  P.  densus. 

143.  P  lucens  W  200. 

144.  P.  helerophyllum. 

145.  P.  crispus . 

146.  P.  compressus • 

147.  jP.  pectinatus. 

148.  P.  pusillus. 

149.  P.  tnarinus. 


S.  189. 

S.  189. 

S.  189. 

S.  189. 

£.  pratensis.  S.  190. 

S.  103. 

S.  104. 

S.  104. 

Aspcrula yatioides  —  S.  103. 
S.  104. 

S.  104. 

S.  104. 

G.  tricorne  TPith.  —  S.  104. 
Galium  Aparine  L.  —  S.  104. 

S.  102. 

S.  102. 

S.  102. 

S.  102. 

S.  fehlt. 

S.  190. 

A.  arvensis  L.  —  S.  190. 

JSJ.  bifolium  DG.  —  S.  238. 

Digynia. 

S.  150. 

S.  150. 

Tetrngynia . 

S.  39. 

S.  34. 

S.  37. 

S.  233. 

S.  234. 

S.  234. 

S.  234. 

S.  234.  —  P.  gramine us  L.  ß  he- 
terophyllus  K. 

S.  234. 

S.  fehlt. 

S.  235. 

S  23  ». 

S.  fehlt.  Wahrscheinlich  ~  pectin. 


55 


5.  Classis. 
1.  Ordo . 

150.  Echium  vulgare  W.  212. 

151.  Pulmonaria  officinalis  W. 
213. 

152.  Lithospermum  officinale  W. 
314. 

153.  L.  arvense. 

154.  L.  purpureo-coeruleum. 

155.  Symphy  tum  officinale  W.  214. 

156.  S.  patens. 

157.  Borago  officinalis. 

158.  Lycopsis  arvensis  W.  216. 

159.  Cynoglossum  officinale. 

160.  A nchusa  officinalis  W.  217, 

161.  Myosotis  arvensis. 

„  a.  major. 

162.  M.  scorpioides  W.  218. 

163.  Anagallis  phoenicea  W.  219. 

164.  A.  coerulea. 

165.  Lysimachia  vulgaris  W.  220. 

166.  L  nummularia . 

167.  Primula  officinalis. 

168.  jPr,  inodora  W.  221. 

169.  Menyanthes  irifodataVi  221. 

170.  Convolvul us  arvensis  W  222. 

171.  C.  Sepium. 

172  Datura  Stramonium  W.  223. 

173.  Hyoscyamus  niger  W.  224. 

174.  Verbascum  Thapsus  W  225. 
175  F.  plilomoides. 

176.  F.  lychnitis  W,  226. 

177.  F".  alb  um. 

178.  F.  nigrum . 

179  Pinea  minor  W.  227. 

180.  Solanum  nigrum. 

181.  £.  villosum  W.  228. 

182.  Centaur ium  minus. 

183.  (7.  ramosissimum. 

184.  Physalis  Alkekengi  W.  229. 

185.  Atropa  Belladonna. 


Pentandria. 

Monogijnia . 

S.  156. 

S.  156. 

S.  155. 

S.  155. 

S.  155. 

S.  154. 

zu  offic.  S.  154. 

S.  154. 

S.  153. 

S.  154 
S.  153. 

21i.  versicolor  P.  —  S.  152. 

M.  sylvatica  Hoffm.  —  S.  152. 
M.  palustris  JPiihcr.  —  S.  151 
A.  arvensis.  L.  —  S.  175. 

S  175. 

S.  174. 

S.  174. 

S.  173. 

elatior  Jacq.  —  S.  173. 

S.  147. 

S.  150. 

S.  150. 

S.  158. 

S.  158. 

S.  158.  —  V.  Schradcri  Meyer. 
Var.  v.  V.  thapsiforme  Schrad  : 

S.  159. 

S.  159. 

S.  159.  Var.  v  Lychnitis. 

S.  159. 

S.  146. 

S.  157. 

<S.  nigrum  var.  S.  157. 
Erythraea  Centaur  ium  Pers.  — 
S.  149. 

E.  ram.  S.  149.  —  Er  pulchella 
Fries. 

S.  157. 

S.  158. 


56 


186.  Phyteuma  spicntum  W.  230. 

187.  Campanula  rotundifolia  W. 

231. 

188.  C.  Rapunculus. 

189.  C.  persicifolia. 

190.  C.  rapunculoides  W.  232. 

191.  C.  Trachclium. 

192.  C.  glomerata. 

193.  (J.  Cervi  curia  W.  233. 

194.  C.  thyrsoidea  (sec.  Rupp.'). 

195.  C.  spicata  (sec.  Dill.). 

196.  Viola  hirta  W.  234. 

197.  V.  odorata. 

198.  J.  canina. 

199.  V.  mirabilis  W.  235. 

200.  V.  tricolor. 

201.  V.  arvensis. 

202.  Impatiens  noli  tangere  W. 
236. 

203.  Jasione  montana. 

204.  Glauoc  maritima  W.  237. 

205.  Thesium  linifolium. 

2.  Ordo. 

206.  Gentiana  verna  W.  238. 

207.  G.  germanica . 

20S.  G.  eil i ata  W.  239. 

209.  G.  cruciata. 

210.  Chenopodium  bonus  Henri - 
cus  W.  240. 

211.  Ch.  alb  um  W.  241. 

212.  Ch.  vir i de. 

213.  Ch.  urbic  m  W.  212. 

214.  Ch.  rubrum. 

215.  Ch.  murale. 

216.  Ch.  hybridum  W.  243. 

217.  Ch.  glaucum. 

218.  Ch.  olidum. 

219.  Ch.  polyspermum. 

220.  Herniaria  glabra  W.  244. 

221.  Eryngium  campestre  W.  244. 

222.  Chaerophyllum  sylvestre  W. 
246. 

223.  Ch.  cerefolium. 


S.  139.  —  Ph.  spicntum  C.  u. 
n  igrum  Schm  i dt . 

S.  139. 

S.  139. 

S.  139. 

S.  140. 

S.  140. 

S.  140. 

S.  140. 

S  fehlt. 

Zu  Cervicaria ?  —  S.  140. 

S.  25. 

S.  24. 

S.  25. 

S.  25. 

S,  26. 

Var.  v.  Iricol.  —  S.  26. 

S.  48. 

S.  138. 

S.  176. 

T.  infertnedium  Schrad.  —  T. 
I inophy 1 1 um  S.  202. 

Digynia. 

S.  148. 

S.  149. 

S.  118. 

S.  148. 

S.  192.  —  Blitum  b.  H .  Mey. 

S.  193. 

dto  var.  —  S.  193. 

S.  192. 

S.  193.  Blitum  r.  Rb. 

S.  193. 

S.  192. 

S.  193.  —  Blitum  gl.  Koch. 

Ch.  Vulvaria  E.  —  S.  193. 

S.  193. 

S.  83. 

S.  86. 

S.  98.  —  Anthriscus  sylvestris 
Hoffm. 

Antkr.  Cerefolium.  Hoffm.  S.  98. 


57 


224.  Torilis  nodosa  W.  247. 

225.  T.  Anlliriscus. 

226.  T.  rubella. 

227.  Selinum  carvifolium  W.  248. 

228.  S.  pubescens  W.  249. 

229.  Anethum  graveolens . 

230.  Peucedanum  palustre W.250. 

231.  P.  Oreoselinum . 

232.  Pastinaca  sativa  W.  251. 

233.  Heracleum  Sphondylium. 

234.  Angelica  Archangelica  W. 
252. 

235.  Ligusticum  levisticum. 

236.  Siler  trilobum  W.  253. 

237.  Conium  macul atum. 

238.  Aethusa  Cynapium  W.  254. 

239.  Cicuta  virosa  W.  255. 

240.  C'.  latifolia. 

241.  Phellandrium  aquaticum  W. 
256. 

242.  Phnpinella  Saxifraga  W.257. 

243.  P.  nigra. 

244.  P.  magna. 

245.  P.  hircina  W.  258. 

246.  P.  dissecta. 

247.  Apium  graveolens. 

248.  DJyrrhis  odorata  W.  259. 

249.  Ocanthe  fistulosa  W.  260. 

250.  Caucalis  daucoides. 

251.  C.  grandiflora  W.  261. 

252.  (7.  leptophylla. 

253.  Daucus  Carola. 

254.  Cervaria  nigra  W.  262. 

255.  Seseli  saxifragum. 

256.  Foeniculum  vulgare  W.  263. 

257.  Buplcurum  rotundifolium. 

258.  B.  Falcaria  VV.  264. 

259.  ß.  rigidum  (sec.  Dillen.). 


S.  fehlt. 

Anthriscus  vulgaris  Pers.  S.  98. 

T.  Anthriscus  Gmel.  —  S.  89. 

S.  93. 

Angelica  sylvestris  L.  —  S.  93. 
S.  99. 

Thysselinum  palustre  Hoffm.  — 

S.  91. 

Cervaria  Oreoselinum  Gaud.: 

S.  90. 

S.  91. 

S.  92. 

Archangelica  officinalis  Hoffm. 

—  S  fehlt. 

Levisticum  officinale  Koch.  — 

S.  fehlt. 

S.  92. 

S.  93. 

S.  93. 

S.  94. 

Sium  latifolium  L.  —  S.D6. 

Oena  the  Ph.  Lam.  — iS.  88. 

S.  95. 

P.  Saxifraga  L.  t  nigra.  —  S. 

fehlt. 

S.  95. 

P.  saxifraga  L.  v  dissectifo- 
lia.  —  S.  95. 

P.  magna  L.  v.  dissecta.  S.  95. 

S.  94. 

S.  fehlt. 

S.  88. 

S.  88. 

S.  98.  —  Orlaya  grandiflora 
Hoffm. 

Torilis  helvetica.  Gmel.  —  S.  90. 
S.  89. 

Peucedanum  Cervaria  Lap.  — 
Cervaria  rigida  DJönch.  S.90. 
Cnidium  venosum  Koch. —  S.96. 
Anethum  Foenic.  S.  99.  — 
Foenicul.  offic.  All.  — 

S.  87. 

falcatum  L.  —  S.  87. 

S.  fehlt. 


58 


200.  B.  longifolium. 

261.  Carum  Carvi  W.  265. 

262.  St  um  angustifolium. 


S.  87. 

S.  97. 

S.  96.  —  Berula  angustifolia 


265.  S.  Falcaria  W.  266. 
264.  S.  nodiflorum. 


Koch. 

Falcaria  Rivini  Host.  —  S.  97. 
Helosciadium  nodiflorum  Koch. 


S.  96. 


265.  S.  SU  aus. 

266.  Sison  Amomum  (sec.  Dill.) 


Silaus  pratensis  Bess.  —  S.  96. 


W.  267. 

267.  vcrticillatum. 

268.  Aegopodium  PodagrariaVf . 


S.  fehlt. 

Carum  verticillatum  L.  —  S.  fehlt. 


268. 

269.  Scandijc  Beeten  Vencris. 

270.  -S.  hirsuta. 


S.  94. 
S.  99. 


Chaerophyllum  hirsutum  L. 


271.  S.  temula  W.  269. 


Myrrhis  h  S.  99. 

Ch.  temulum  L.  —  JMyrrhis  t. 


272.  S.  hulhosa. 

273.  Cor iandr um  sativum  W.  270. 

274.  Sanicula  europaea. 


S  98. 

Chaer.  b.  K.  —  DJyrrh.  b.  S.  98. 
S.  fehlt. 

S.  87. 


3.  Ordo .  Trigynia . 

275.  Alsine  vtedia.  Stellaria  in.  T  ill.  —  S.  36. 

276.  Corrigiola  littoralis  W.  272.  D.  intermedia  Hayn.  —  S.  82. 

4.  Ordo..  Tetragynici. 

277.  Barnassia  palustris  \V*  273.  S.  28. 

5.  Ordo .  Peniagynia. 

278.  Linum  catharticum.  S.  40. 

279.  Drosera  rotundifolia  W.  274.  S.  27. 

280.  J).  longifolia.  S.  27. 

6.  Ordo.  Polygynia . 

281.  Myosurus  minimus  W.  275.  S.  4. 

6.  Classis.  Hearandria. 

1.  Ordo ♦  Monogynia ♦ 

282.  Leucoium  vernurn  W.  279.  S.  229. 

2S3.  Galanthus  nivalis  W.  280.  S  229. 

284.  Narcissus  Pseudo  —  iV«r- 

cissus.  S.  fehlt. 

285.  Allium  vineale  W.  281.  S.  242. 

286.  oleraceum  W.  282.  S.  243. 

287.  A.  carinatum.  Var.  v.  olerac  :  S.  243. 


59 


288.  A.  ursinum. 

289.  Convallaria  majalis  W.  283. 

290.  Polygonatum  verticillatum. 

291.  P.  anceps  W.  284. 

292.  P.  multiflorum. 

293.  Anthericum  ramositm  W.285. 

294.  A.  Uliago. 

295.  Ornithogalutn  nutans. 

296.  Stellaris  lutea  W.  286. 

297.  S.  minima. 

298.  S.  narbonensis  W.  287. 

299.  Uli  um  Marlagon. 

300.  Tulipa  sylvestris  W.  288. 

301.  Acorus  aromaticus  W.  289. 

302.  Juncus  conglomeratus. 

303.  J.  effusus. 

304.  J.  glaucus  W.  290. 

305.  J.  acutiHorus. 

306.  J.  obtusiflorus. 

307.  J.  Tenageja. 

308.  J.  bulbosus  W.  291. 

309.  J.  bufonius. 

310.  J.  iriglumis. 

311.  J.  vernalis  W.  292. 

312.  J.  n-morosus. 

313.  J.  albidus  W.  293. 

314.  J.  campestris. 

315.  Peplis  Portula  W.  294. 

2 .  Orclo. 


S.  242. 

S.  238. 

Convallaria  vert.  7^.  —  S.  238. 

C.  Polygonaium  L.  —  S.  238. 
Conv.  m.  7u.  —  S.  238. 

S.  243. 

S.  243. 

S.  241. 

Gagea  lutea  Schult.  —  S.  241. 
G.  arvensis  Schult.  —  S.  242. 
Ornithogalutn  umbell atutn  L.  — 
S.  241. 

S.  240. 

S.  240. 

Ac.  Calamus  £.  —  S.  231. 

S.  244. 

S.  244. 

S.  244. 

S.  246.  —  J.  sylvaticus  Reich. 

J.  lamprocarpus  Elirh.  —  S.  245. 
S.  245. 

J.  compressus  Jacq.  —  S.  244. 

S.  245. 

S.  fehlt. 

Isuzula  v.S. 246.  L.pilosa  7f  i  11  d. 
7,uz.  maxima  1)C.  —  S.  246. 
l^ux.  a.  DC.  —  S.  246. 
i^iUZ.  c.  DC.  —  S.  247. 

S.  78. 

Trigynta. 

S.  239. 

S.  235. 

S.  235. 

S.  236. 

S.  201. 

R.  JXemolapathum  Elirh.  S.  199. 

S.  199. 

R.  glomeratus  Schreb  :  S.  199. 

R.  palustris  Stn .  —  S.  200. 

S.  200. 

R.  pratensis  M.  (f>.  K.  —  S.  200. 

S.  201. 

S.  199. 

S.  201. 

S.  201. 


316.  Colchicum  autumnale. 

317.  Triglochin  palustre  W.  295. 

318.  T.  mariiimum  W .  296. 

319.  Scheuchzeria  palustris. 

320.  Rumcx  Patientia  W.  297. 

321.  R.  sanguineus. 

322.  R.  crispus. 

323.  R.  conglomeratus. 

324.  R.  maritimus  W.  298. 

325.  R.  obtusifolius. 

326.  R.  acutus  W.  299. 

327.  R.  scutatus. 

328.  R.  aquaticus. 

329.  R.  Acetosa  W.  300. 

330.  R.  Acetoselia. 


3.  Ordo.  Polygynia ♦ 

331.  A/ismn  Pinningo  W.  301.  S.  236. 

332.  A.  pnrnassifolium»  S.  236. 


8.  Classis, 
1,  Ordo. 

333.  Epilobium  angustifolium  W. 
307. 

334.  E.  grnn d iflorum . 

335.  h.  pubescens  VV.  309. 

336.  E.  montnmim. 

337.  fe’.  tetrngonum. 

338.  E.  pnlustre  W.  310. 

339.  (Jenotbern  biennis  W.  313. 

340.  Monotropn  Hypopitys  W. 
314. 

341.  Stellern  pnsscrinn  W.  315. 


Octandria. 

Monogynia . 

S.  76 

JE1,  hirsutum  h.  —  S.  76. 

fc.  pnrviflorum  Schreb.  —  S.  76. 

S.  76. 

S.  76. 

S.  77. 

S.  75. 

S.  144. 

Pnsserina  nnnun  Jf^ickstr .  — 

S.  201. 


2?.  Digyma . 


342.  Chrysospleninm  nlternifo- 
lium. 

343.  C7/.  oppositifolium. 

344.  Polygonum  Bistortn  W.  316. 

345.  7*.  nmphibium  W.  317. 

346.  jP.  sc abr um. 

347.  jP.  Hydropipcr. 

348.  P.  W.  319. 

349.  P.  P  rsicnrin. 

350.  P.  nngustifolium  W.  320. 

351.  P.  aviculnre. 

252.  P.  Convolvu/us  W.  322. 

353.  P.  dumetorum. 


S.  79. 

S.  79. 

S.  197. 

S.  197. 

P.  Inpathifolium  L.  —  S.  197. 
S.  198. 

S.  198. 

S.  197. 

P.  minus  Huds.  —  S.  198. 

S.  198. 

S.  198. 

S.  198. 


/).  Tetragynia . 

354.  AdojcnmoschnteUinnW .323.  S.  100. 

355.  Paris  qundrifolin  W.  324.  8.  238. 


9.  Classis .  Enneandria. 


356.  Butomus  umbellntus  W.326.  S.  237. 


61 


10.  Classis .  Decandria, 
i,  Ordo ♦  Monogynia, 

357.  Pyrola  rotundifolia  W.  332.  S.  143. 

358.  P.  minor.  S.  144. 

359.  P.  secunda.  S.  144. 

360.  P.  uniflora  W.  333.  S.  144. 


2.  Ordo, 

361 .  Scleranthus perennis  W.  334. 

362.  S.  annuus. 

363.  Saxifraga  granul dtaW .  335. 

364.  S.  Tridactylites. 

365.  Gypsophifa  mural  is  W.337. 

366.  Saponaria  Taccaria. 

367.  S.  officinalis  VV.  338. 

368.  S.  diurna  W.  339. 

369  -S.  vespertina  W.  340. 

370.  Dianthus  Carthusianorum. 

371.  I).  Armeria  W.  341. 

372.  D.  prolifer. 

373.  D.  diminutus  W.  342. 

374.  I).  deltoides. 

375.  I).  superbus. 

376.  D.  arenarius  W.  343. 

3.  Ordo, 

377.  Arenaria  saxatilis  W.  344. 

378.  .4.  tcnnifolia. 

379.  -4.  trinervia  W.  345. 

380  x/.  serpyllifoHa . 

381.  -4  rwfcm  \V.  346. 

382.  Stellaria  nemorum  W.  347. 

383.  -S.  Holost^a. 

384.  S.  arvensis  \V,3l8. 

385.  5.  palustris. 

386.  *8.  brevifolia. 

387.  S.  uliginosa. 

388.  Ä.  W.  349. 

389.  Cu cubalus  Hohen. 

390.  Silene  viscaria  W.  350. 

391.  S.  conoidea  W.  351. 

392.  Ä.  nutans ♦ 


Digynia. 

S.  83. 

S.  83. 

S.  79. 

S.  79. 

8.  30. 

S.  30. 

S.  30. 

hychnis  d.  Sibth.  —  S.  33. 

4.  tf.  Sibth.  —  S.  33. 

8.  31. 

5.  31. 

S.  30. 

Zu  prolifer  L.  S.  30. 

S.  31. 

S.  31. 

S.  fehlt.  —  Zu  plumarius ? 

Trigynia, 

Al  sine  verna  Bartl. \ —  S.  fehlt 
Alsine  tcn.  Jffahlbg.  —  8.  35. 
S.  35.  —  Mökringia  tri  Clairu. 
S.  35. 

Alsine  r.  JVahlb.  —  S,  35. 

S.  36. 

S.  36. 

graminea  4.  S.  36. 

St.  glauca  JPiih.  S.  36. 

St.  graminea.  S .  36. 

S.  36. 

St.  uliginosa  Murr.  —  S.  36. 
Silene  inflata  Sm.  —  S.  32. 
Lychnis  viscaria  L.  —  S.  33. 

S.  conica  L.  —  S.  32. 

S.  32. 


4.  Ordo.  Pentagynia. 

393.  Sedum  Telephium  W.  352.  S.  80.  —  S.  maximum  Sut. 


Sedum  b.  purpureum. 

394.  5.  refleorum  W.  353. 

395.  S.  nlbum  W.  354. 

396.  S.  acre. 

397.  £.  seorangulare. 

39S.  S  villosum. 

399.  Sperguln  arvensis  W.  355. 

400.  <S.  nodosa  \V.  358. 

401.  S.  pentandra. 

402.  Ceraslium  vulgatum. 

403.  C.  viscosum  W.  359. 

404  C.  anomal  um, 

405.  (7.  arvense  W.  360. 

406.  C.  semidecandrum. 

407.  C.  aquaticum  W.  361. 

408.  Agrostemma  Githago  W.362. 

409.  Lychnis  ßos  Cuculi  W.  363. 

410.  Oocalis  acetosella  W.  364. 

411.  O.  stricta. 

11,  Classis, 

1.  Ordo . 

412.  Asarum  europaeum  W.  368 

413.  Portulaca  oleracea. 

414.  Lythrum  Salicaria  W.  369. 

2,  Ordo . 

415.  Agrimonia  Eupaloria  W. 
370. 

5.  Ordo, 

416.  Reseda  luteola  W.  371. 

417.  Euphorbia  Helioscopia, 

418.  £.  W.  372- 

419.  ii.  eocigua, 

420.  E.  Lathyris. 

421.  E.  verrucosa  W.  373. 

422.  E.  Esula ♦ 

423.  E.  rfwfc/s  W.  374. 

4.  Or</o. 

424.  SempervivumtectorumW .37$. 

425.  S.  globiferum. 


S.  purpurascens  Koch.  —  S.  80. 
S.  80. 

S.  80. 

S.  81. 

S.  81. 

S.  80. 

S  34. 

S.  34. 

S.  34. 

S.  37.  —  C\  triviale  Link. 

? glomeralum  Thuill.  und  brachy - 
petalum  Desportes  —  S.  38. 

C.  semidecandrum  L.  —  S.  38. 

S.  37. 

S.  38. 

S.  37.  —  Malachium  aquaticum 
Fri  ? >s, 

Lychnis  G.  Scop.  S.  33. 

S.  33. 

S.  48 
S.  48. 

Do  drcan  dri  n , 

Monogynia, 

S.  203. 

S.  81. 

S.  78 

Digynüu 
S.  67. 

Trigynia. 

S.  27. 

S.  204. 

S.  205. 

S.  205. 

S.  fehlt. 

?  E.  platyphyllos  L.  —  S.  204. 

S.  205. 

S.  204. 

12 — 24  Gynia. 

S.  fehlt. 

S.  soboliferum  Sims .  —  S.  fehlt. 


63 


12.  Clussis.  Icosandria . 
1.  Ordo .  Peniagynia. 


426.  Spiraea  Ulmaria  W.  381. 

427.  5.  Fi  li pendula  W.  382. 

5.  Ordo. 

428.  Tormentilla  erecta. 

429  Fragaria  vesca  W.  383. 

430.  Potent illa  unser i na  VV.  385. 

431.  P.  rupestris. 

432.  P.  verha  VV.  386. 

433.  P.  argentea. 

434.  P.  opaca. 

435.  JP.  reptans. 

436.  JP  prostrata . 

437.  Geum  urbanum  W.  389. 

438.  6r.  rivale. 

439.  Cotnarum  palustre  VV.  390. 


S.  66. 

S.  66. 

Polygynia. 

Potentilla  Tormentilla  Schrank. 

—  S.  68. 

S.  70. 

S.  68. 

S.  68. 

S.  69. 

S.  68. 

S.  68. 

S.  68. 

JP.  Fragariastrum  Ehrh.  - —  P« 
Fragaria  Poir.  S.  69. 

S.  67. 

S.  67. 

S.  70. 


13.  Classis.  Polyandria . 
1.  0?y/o.  Monogynia. 


440.  Papaver  Argeinone  VV.  395. 

441.  P.  arvensc  VV.  396. 

442  P.  Rhoeas. 

443.  P.  dubium  W.  398. 

444.  P.  somniferum  VV  399. 

445.  Chelidoninm  maius. 

446.  Actaea  spicata  \V.  400. 

447.  Cistus  HelianthemumW .  401. 

448.  JMytnphaea  lutea  VV.  403. 

,,  B.  iV.  alba. 

2.  Ordo. 

449.  Delphinium  Consolida  VV. 
404. 

450.  1).  Ajacis. 

451.  Aconitum  Lycoctonum  W. 
306» 

452.  A.  Napellus. 


S.  10. 

Zu  P.  Argemone  L.  -  S.  10. 
S.  10. 

S.  10. 

S.  10. 

S.  il. 

S.  8. 

Helianthem.  vulgare  G'drtn 
S.  23. 

Nupliar  luteum  Sm.  —  S.  9. 
S.  9. 

Trigynia . 

S.  6. 

S.  fehlt. 

S.  8. 

S.  8. 


3.  Orcfo,  Pevlagynht. 

453.  Aquilegia  vulgaris  W.  407.  S.  7. 

454.  3/igelia  damascena.  S.  fehlt. 

455.  N.  arvensis  W.  408.  S.  7. 


4.  Ordo. 

456.  Thalictrum  flavum  W.  409. 

457.  Helleborus  viridis.  • 
458  Caltha  palustris  W.  410. 

459.  Anemone  Pulsatilla  YV.  411. 

460.  A.  pratensis. 

461.  A.  nemorosa. 

462.  A.  ranunculoides  YV.  413. 

463.  Trollius  europaeus. 

464.  Ranunculus  Flanimula  W. 
414. 

465.  1?.  Lingua  YV.  415. 

466.  R.  auricomus. 

467.  R.  sceleratus 

468.  R.  sardous  s.  PhilonotisW . 
147. 

469.  R.  platanifolius. 

470.  li  buibosus. 

471.  i4.  repens. 

472.  .R  acris. 

473.  R.  polyantliemos  W.  419. 

474.  R  arvensis. 

475.  R.  hederaceus. 

476.  R.  heterophyll us  W.  420. 

477.  R.  divaricatus. 

478.  R.  peucedanifolius  W.  421. 

479.  Ficaria  ranunculoides. 

480.  Adonis  aestivali *  YV.  422. 

14.  Ctassis. 

481.  ISIenilia  aquatica  W.  437. 

482.  Ü7.  arvensis  YV.  438. 

483.  3/.  vcrticillata. 

4S4.  3/.  palustris. 

485.  Ü7.  sylvestris. 

486.  31.  gentilis  YV.  439. 

487.  Limoselia  aquatica. 

48S.  Digitalis  purptirea  YV.  440. 


Polyqynia . 

S.  2. 

S.  fehlt. 

S.  6. 

S.  3 
S.  fehlt. 

S.  2. 

S.  2. 

S.  6. 

S.  5. 

S  4. 

S.  5. 

S.  6. 

S.  6. 

R.  aconitifolius  L  —  S.  4. 

S  6. 

S.  6. 

S.  5. 

S.  5. 

S.  6. 

S.  4. 

R.  aquatilis  L.  —  S.  4. 

S.  4. 

R.  ßuitans  Lam.  —  S.  4. 

V?.  Ficaria.  L.  —  S.  5. 

S.  3. 

Didynamia. 

S.  181. 

S.  182. 

?  il/.  sativa  L.  —  S.  182. 

?  31.  sativa  L.  —  S.  182. 

S.  181. 

?  il/.  gentilis  L.  bei  Koch.  ed.  2, 
{pratensis  Sole  edit .  I.)  — 

S.  166. 

S.  161. 


65 


489.  D.  ambigua  W.  441. 

490.  Scrophularia  nodosa  W.  442. 

491.  S  aquatica. 

492  Ajuga  rep/ans  W.  443. 

493.  A  genevensis  W.  444. 

494.  Teucrium  Botrys  W.  446. 

495.  T.  Chamaedrys. 

496  T.  lucidum  (sec*  Dill.), 

497.  T.  Scordiutn  W.  447. 

498.  T.  Scorodonia  W.  448. 

499.  Euphrasia  oßicinalis  W.449. 

500.  E.  Odontitcs . 

501.  D/epeta  Cntaria  W.  450. 

502.  Origanum  vulgare  W.  451. 

503.  Gleclioma  hederaceum . 

504.  Betoni.a  officinalisVf .  452. 

505.  B.  annua. 

506.  B.  germanica  W  453. 

507.  B.  adscendms 

508  Marrubium  vulgare  W.  454. 

509  Thymus  Serpyllum. 

510.  T.  Acinos  W.  455. 

?5ll.  IMelissa  IXcpeta  (secA)ilL) 
W.  456. 

512.  Clinopodium  vulgare. 

5 13.  M ela mpyr u m  avvense  W.457. 

514.  DJ.  cristatum  W  458. 

51*5.  DJ.  pratense. 

516.  Leonurus  Car  di  neu  W.  459. 

517.  Scuiellaria  galericulnta  W. 
460. 

518.  S.  hastifolia  W.  461. 

519.  Bedicularis  palustris. 

520.  P .  sylvatica  W.  462. 

521.  Prunclla  vulgaris. 

522.  P.  grandiflora  W.  463. 

523.  Rhinanthus  Crista  Galli. 

524.  Rh.  Alectorolophus  W.  464. 

525.  J Lamium  macul atum. 

526.  L.  album  W.  465. 

527.  b.  purpureum. 

528.  Galeobdolon  luteum  W.  466. 

529.  G.  ampleocicaule. 


S.  161.  —  D.  grandiflora  ham. 
S.  160. 

S.  160. 

S.  180. 

S.  180. 

S.  180. 

S.  180. 

?  T.  cliamaedrys  L.  —  S.  180. 

S.  ISO. 

S.  180. 

S.  167. 

S.  168. 

S.  184. 

S.  181. 

S.  184. 

S.  185. 

Stacliys  a.  E.  —  S.  184. 

Stachys  g.  E.  —  S.  185. 

S.  recta  E.  —  S.  184. 

S.  186. 

S.  178. 

Calamintha  Ac.  Clairv.  —  S. 
178. 

Calamintha  Nepeta  Clairv.  — 
S.  178. 

S.  179. 

S.  169. 

S.  169. 

S.  169. 

S.  185. 

S.  179. 

S.  179. 

S.  168. 

S.  168. 

S.  177. 

S.  177. 

R ♦  glaber.  Eam.  —  S.  167.  — 
R.  major  et  minor  Elirh. 

S  166. 

S.  183. 

S.  183. 

S.  183. 

S.  183. 

Eamium  a.  1 >.  —  S.  183. 

5 


66 


530.  Galeopsis  Ladanutn  W.467. 

531.  Cr.  grandiflora. 

532.  Cr.  Tetrahit . 

533.  Cr.  cannabina  W.  468. 

534.  Ballota  nigra. 

535.  Stachys  sylvatica  W.  469. 

536.  £.  palustris. 

537.  5.  alpina  W.  470. 

538.  5.  arvensis  W.  471. 

539.  Sclarea  vulgaris. 

540.  £.  pratensis  W.  472. 

541.  Orobanche  major  W.  474. 

542.  Lathraea  squamaria. 

543.  Gratiola  ofßcinalis  W.  475. 

544.  Verkenn  ofßcinalis. 

545.  Antirrhinum  Orontium  W. 
476. 

546.  Linaria  spuria. 

547.  Zy.  viscida  W.  477. 

548.  C.  vulgaris. 

549.  Z,.  carnosa  W.  479. 

550.  Z,.  Viatine  W.  4S0. 

551.  Z,.  Lymbalaria . 

/o.  Classis. 

552.  Coronopus  depressus  W  488. 

553 .  Raphaft istrum  innocu um  W . 
4S9. 

554.  Draba  verna  W.  490. 

555.  Lunaria  rediviva  W.  491. 

556.  Alyssum  incanum. 

557.  Radicula  lancifolia  W.492. 

558.  Camelina  sativa  W.  493. 

559.  „  6.  foetida. 

560.  Cochlearia  ofßcinalis  W.494. 

561.  C*.  glastifolia. 

562.  Myagrum  paniculatum. 

563.  Iberis  nudicaulis  W.  495. 

564.  Adyseion  mutabile. 

565.  Nasturtium  diandrum  W. 
496. 

566.  Thlaspi  arvense. 


S.  182. 

Cr.  ochroleuca  Lam.  —  S.  182. 

S.  183. 

C7.  versicolor  Curt.  —  S.  fehlt. 

S.  1S6. 

S.  ISS. 

S.  185. 

S.  fehlt. 

S.  184. 

Salvia  Sclarea  L.  —  S.  fehlt. 

S.  553. 

O.  Epithymum  l)C.  —  S.  170. 

S.  fehlt. 

S.  163. 

S.  187. 

S.  161. 

S  162. 

Z>.  minor.  IJesf.  —  S.  162. 

S.  162. 

arvensis  L.  —  S.  163. 

S.  162. 

S.  162. 

Tetradynami a. 

Senebiera  Coronopus  Poir.  — 

S.  13. 

Raphanns  R.  —  S.  13. 

S.  15. 

S.  13. 

S.  14.  —  Farsctia  incana  R.  Br. 
Nasturtium  amphibium  R.  Br. 

S.  17. 

S.  16. 

C.  dentata  Pers.  —  S.  16. 

S.  fehlt. 

S.  fehlt. 

Neslia  p.  Desv.  —  S.  12. 
Teesdalia  n.  R.  Br  —  S.  15. 
Alyssum  calycinum  L.  —  S.  14. 
Lepidium  graminifolium  h.  — 
S.  14. 

S.  16. 


56?.  T.  campestre  W.  497. 

568.  Eepidittm  lalifolium 

569.  Tu.  grainin \f olium  W.  498. 

570.  Nasturtioides  ruderalis. 

571.  Capselia  Bursa  Bastoris  W. 
499. 

572.  Raphanis  magna  W.  500. 

573.  Erysimum  Barbaren. 

574.  Sisymbrium  Trio  W.  502. 

575.  S.  Sophia  W.  502. 

575.  5.  ATliaria . 

576.  5.  officinale  \V.  503. 

577.  5.  strictissimnm . 

578  Arabis  Thaliana. 

579.  hirsuta  W.  504. 

580.  Brassica  campestris  W.  505. 

581.  Turritis  glabra  W.  506. 

582.  Oentaria  bulbifera . 

583.  Cardamine  p arvi fl o ra\\ .507 . 

584.  (7.  impatiens. 

585.  CY.  hirsuta. 

586.  (7.  pratensis  W.  508. 

587.  C7.  amara. 

588.  Sinapis  arvensis  W.  509. 

589.  Cardaminum  Nasturtium, 

590.  Brachyolobus  sylvestris  W. 
5l0. 

591.  K.  palustris. 

592.  Isatis  tinctoria. 

16.  Classis. 

1.  Ordo. 

593.  Anthyllis  vulneraria  W.  515. 

594.  Polygala  vulgaris  W.  518. 

5.  Ow/o. 

595.  Geranium  pusillum  W.  519. 

596.  6r.  cicutarium  W.  520 

597.  6r.  pimpinellifolium. 

598.  G.  chaerophyllum  W.  522. 

599.  6r.  sanguineum. 

600.  6r.  palustre. 

601.  G.  pratense  W.  524. 


67  ~ 

Lepidium  c.  R.  Br.  —  S.  15. 

S.  14. 

S.  14. 

Eep.  rüder  nie  E.  —  S.  15. 

S.  16. 

Cochlearia  Armoracia  E.  —  S.  16. 
Barbaren  vulgaris  B.  Br.  —  S.  19. 
S.  fehlt.  —  wohl  Eeoselii  E.\  S.  19. 
S.  20. 

Erysimum  Alliaria  E.  —  S.  20. 
S.  19. 

S.  19. 

S.  18.  —  Sisymbrium  Thal.  Gand. 

A.  contracta  E. :  S.  18. 

B.  Napus  E.  —  S.  22. 

S.  19. 

S.  18. 

C.  sylvatica  Ei  nie.  —  S.  18. 

S.  18. 

C.  hirs.  E.  —  S.  18. 

S.  17. 

S.  17. 

S.  22. 

Nasturtium  officinale  R.  Br  — 
S.  17. 

Nasturt.  s.  R.  Br.  —  S.  17. 
Nast.  p.  DC.  —  S  17. 

S.  13. 

Monadelphia . 

Octandria . 

S.  52. 

S.  28. 

Decandria . 

S.  46, 

Erodium  c.  UHerit.  —  S,  45, 
c/c. 

Zsr.  c?c.  ?&. 

S.  45. 

S.  46. 

S.  46. 


5 


68 


602.  G.  robertianum. 

603.  G.  moTle . 

604.  G.  columbinum  W.  525. 

605.  G .  dissectum. 

606.  G.  tnalvaefolium. 

607.  G.  roUindifolium  VV.  526. 

608.  G.  macrorhizon. 


S.  47. 

S.  47. 

S.  47. 

S.  47. 

G.  wolle.  S.  47. 
S.  46. 

S.  45. 


5.  Ordo.  Polyandrla . 
609.  rotimdifolia  VV.  527.  S.  41. 


610.  i»i.  sylvestris  W.  528.  S.  41. 

611.  Ü7.  S.  40. 

612.  M.  moschata  W.  529.  S.  41. 

613.  Althaea  officinnlis.  S.  41. 

614.  hirsuta .  S.  41. 


/?.  Classis. 

1. 

615.  Fumnria  officinnlis  W.  533. 

616.  spicata  W.  534. 

617.  jF.  innjor. 

618.  ,,  6.  radice  solida . 

619.  .F.  inhior. 


Diadclphia. 

Hexandrta . 

S.  II. 

F.  parvifora  l.nm.  —  S.  11. 
Corydnlis  cnva  Schweigg.  —  S.  12. 
C.  fabncea  Pers.  —  S.  fehlt. 

(7.  solida  Sm.  —  S.  12. 


£.  Ordo . 

620.  Orobus  vernus  W.  535. 

621.  ö.  tuberosus. 

622.  O.  niger. 

623.  hathyrus  hirsutus  W.  536. 

624.  £.  tuberosus. 

625.  L.  pratensis  VV.  537. 

626.  £  sylvestris. 

627.  />.  Mssolia  W.  538. 

628.  Vicia  Crncca . 

629.  tetrasperma. 

630.  F.  angustifolia  VV.  539. 

631.  F-.  scpium. 

632.  7  pisiformis  W.  540. 

633.  F.  lutea. 

634.  Astragalus  glycyphyllos  VV, 
541. 

635.  ^y.  Cicer . 

636.  Trifolium  bicolor  VV.  542. 

637.  T.  repens  VV.  543. 


Decandria . 

S.  62. 

S.  62. 

S.  62. 

S.  61. 

S.  61. 

S.  61. 

S.  62. 

S.  61. 

S.  59. 

Ervum  tetraspermum  L.  —  S.  59. 
S.  60. 

S.  60. 

S.  60. 

S.  60. 

S.  58. 

S.  58. 

T.  hybridum  F.  —  S.  53. 

S.  53. 


638.  T.  montnnum  W.  544. 

639.  T.  arvense  VV.  545. 

640.  T.  Striatum  W.  546. 

6  41.  T.  fragiferum. 

642.  T.  agr  avium. 

643.  T.  spadiceum  VV.  547. 

644.  T.  procumbens  VV.  548. 

645.  T.  filiforme  VV.  549. 

646.  T.  alpestre  VV.  550. 

647.  7*.  flexuosum  VV.  551. 

648.  7\  pratense  VV.  552. 

649.  T.  scabrum  VV.  553. 

650.  31 elil ot us  officinalis. 

651.  „  6)  albus  W.  554. 

652.  Onobrychis  spicata. 

653.  Coronilla  varia  W.  555. 

654.  31edicago  sativa. 

655.  ü/.  falcata  W.  556. 

656.  ilf.  lupulina. 

657.  Ervum  hirsutum  \V.  557. 

658.  Lotus  corniculatus. 

659.  „  6)  sylvaticus  W.  558. 


S.  54. 

S.  55. 

S.  55. 

S.  53. 

•  S.  55. 

S.  55. 

.  S.  55. 

S.  55. 

S.  54. 

7*.  medium  L.  —  S.  551. 

S.  54. 

S.  fehlt. 

il/.  offic.  Dsr.  —  31.  Petitpier - 
reana  Koch'.  S.  56. 
vulgaris  JVilld\  S.  56.  — 

Desr.  — 

sativa  Laut.  —  S.  63. 

S.  63. 

S.  57. 

S.  57. 

S.  57. 

S.  59. 

S.  57. 

7,.  uliginosus  lloffm.  —  S.  58.  — 
L.  major.  Scop ♦ 


18.  Classis . 

660  Hypericum  quadrangulare 
W.  560. 

661.  77.  dubium. 

662.  H.  per forat um. 

663.  77.  humifusum  VV.  561. 

664.  77.  montanum 

665.  77.  hirsutum  W.  562. 

666.  77.  pulchrum. 


Pohjudelphia. 

77.  tetrapterum  Fr.  S.  43. 

77.  quadrangulare  L.  —  S.  43. 
S.  43. 

S.  43. 

S.  43. 

S.  43. 

S.  43. 


19.  Classis .  Stjufjenesia. 

1.  Polygamia  aequalis . 

667.  Hyoseris  minima  VV.  576.  Arnoseris  minima  Gärtn. 

A.  pusilla.  S.  127. 

S.  126. 

S.  127. 

S.  134. 


668.  Lapsana  communis  W.  577. 

669.  Cichorium  hitybus. 

670.  Tragopogon pratensis  VV.578. 


70 


671.  Lact ucft  Scariola  VV.  579. 

672.  Taraocacum  officinaleVi . 580* 

673.  Chondrilla  juncea  VV.  581. 

674.  Prenanthes  muralis . 

675.  Picris  hieracioides  W.  582. 

676.  Scorzonera  laciniata. 

677.  Crepis  polymorpha  VV.  583. 

678.  C.  virens . 

679.  C'.  praemorsa  VV.  584. 

6S0.  (7.  biennis. 

681.  Hieracium  Pilosella  W.  585. 

682.  7/.  Auricula  W.  5S6. 

683.  H.  dubuim . 

684.  7/.  cymosuin. 

655.  TI.  murorum  W.  587. 

656.  H .  sylvaticum. 

657.  TT .  paludosum  VV.  5S8. 

658.  Hieracioides  sabaudum. 

659.  H.  umbellatum  W.  589. 

690.  Sonchus  arvensis  VV.  590. 

691.  Ä.  laevis. 

692.  S.  asper. 

693.  Apargia  hispida  W.  592. 

694.  hirta. 

695.  Leonlodon  autumnalis'XV. 593. 

696.  Hypochoeris  radicata  VV.594. 
«)  foliis  glabris  VV.  595. 

697.  Onopordon  Acanthium. 

698.  Carlina  vulgaris  W.  597. 

699.  Serratula  tinctoria  W.  598. 

700.  Cirsium  lanceolatum. 

701.  C.  palusire  W.  599. 

702.  (7.  tuberosum. 

703.  (7.  arvense  W.  600. 

704.  C.  oleraceum. 

705.  C.  acaule  VV.  601. 

706.  Carduus  nutans. 

707.  (7.  crispus  VV.  602. 

708.  C.  acanthoides. 

709.  Silybum  maculatum  VV.  603. 
Arctium  Lappa  VV.  604. 

710  u.  711.  „  «) 


S.  133. 

Leontodon  T.  L.  S.  32. 

S.  132. 

S.  131. 

S.  136. 

Podospermum  laciniatum  I)C. 
-  S.  135. 

C.  tectorum  L.  —  S.  130. 

S.  130. 

S.  130. 

S.  131. 

S.  127. 

S.  128. 

zu  H.  Auric.  L.  —  S.  128. 

Ti  pratense  Tausch.  S  128. 

S.  129. 

H.  vulgatum  Fr.  —  S.  129. 

Crepis  pah  Mönch.  —  S.  130. 

H.  boreale  Fries.  —  S.  129. 

S.  129. 

S.  133. 

S.  oleraceus  L.  —  S.  134. 

S.  134. 

A.  communis  Spenn  :  S.  136.  — 
Teoniodon  hastilis  h. 
Thrincia  hirta  Roth.  —  S.  136. 
Apargia  autumnalis  VV.  —  S.  136. 
S.  137. 

H.  giabra  L.  —  S.  137. 

S.  111. 

S.  111. 

S.  112. 

S.  109. 

S.  109. 

S.  109.  —  C.  bulbosum  i)C. 

S.  110. 

S.  110. 

S.  110. 

S.  111. 

S.  111. 

S  111. 

S.  marianum  Gär  in.  —  S.  fehlt. 

Lappa  L  :  S  112.  —  Lappa 
7 najor  Gärtn.  et  tninor  DC. 


71 


712.  Arctium  b. 

713.  Jncea  nigra  W.  605. 

714.  Eupatorium  cannabinum. 

715.  Bidens  tripartita  W.  606 

716.  B.  cernua  W.  607. 

717.  B.  cernua  radiata  W.  610. 

2 .  Ordo.  Syngenesia 

718.  Artemisia  campestrisW .  611. 

719.  A .  vulgaris. 

720.  Tanacetum  vulgare  W.  612. 

721.  Conyza  squarrosa  W.  613. 

722.  Gnaphalium  arenarium. 

723.  6r.  Stoechas  W.  614. 

724.  6r.  dioicum. 

725.  6r.  luteo-a/bum  W.  615. 

726.  6r.  sylvaticum. 

727.  6r.  uliginosum  W.  616. 

728.  Absinthium  vulgare  W.  617. 

729.  Bellis  perennis. 

730.  Matricaria  Parthenium  W. 
618. 

731.  iW.  Chamomilla. 

732.  Erigeron  paniculatusW .619. 

733.  /s.  acris. 

734.  Chrysanthemum.  Leucanthe- 
mum  W.  620. 

735.  Pyrethrum  inodorumW.  621 . 

736.  P.  corymbosum  W.  622. 

737.  JP.  segetum. 

738.  Tussilago  Farfara  W.  623. 
734.  T.  «76«  W.  624. 

740.  Petasites  officinalis. 

,,  hybrida. 

741.  Aster  ametlus  W.  625. 

742.  Jacobaea  viscosa  W.  626. 

743.  X  sylvatica. 

744.  erucacfolia . 

745.  X  vulgaris  W.  627. 

746.  X  alpina. 

747.  X  paludosa  W.  628. 

748.  X  sarracenica. 

?  749.  J.  Doria. 


A.  tomentosum  Schkr.  S.  112.  — 
Lappa  tom .  Eam. 

Centaurea  nigra  E.  —  S.  113. 

S.  114. 

S.  115. 

S.  115. 

Var.  von  i?.  cernua  E.  S.  115. 

Polygam.ia  superfluct. 

S.  117. 

S.  117. 

S.  117. 

S.  118.  —  Inula  Conyza  DC. 

S  116.  —  Hclichrysum  ar.  DC. 
zum  vorigen. 

S.  116. 

S.  116. 

S.  116. 

S.  116. 

Artemisia  Abs ,  E.  —  S.  118. 

S.  124 

Chrysanthemum  Parth.  Pers.  — 
S.  125. 

S.  124. 

E.  canadensis  E.  —  S.  118. 

S.  118. 

S.  124. 

Chrysanth,  inod.  E.  —  S.  125. 

S.  124. 

S.  124. 

S.  115. 

Petasites  albus.  G'ärtn.  —  S.1I5. 
S.  115. 

P.  off.  subfem. 

S.  120. 

Senecio  viscosus  E.  —  S.  123. 
Sen.  s.  E.  —  S.  123. 

Sen.  er.  E.  —  S.  122. 

Sen.  Jacobaea  E.  —  S.  123. 
Cineraria  sp.ithulaefolia  Gtnel. 
~  S.  121. 

Sen.  pal.  E.  —  S.  122. 

Sen.  nemm'ensis  E.  —  S.  122. 
Sen.  Doria  E.  S.  fehlt. 


72 


750.  Senecio  vulgaris  AV.  629. 

751.  Inula  dysetiierica. 

752.  /.  Helenium  W.  630. 

753.  /.  hirta. 

754.  /.  salicina. 

755.  Solidago  Virga  aureaYi.&&\. 

756.  Pulicaria  vulgaris  AV.  632. 

757.  Achillea  Ptarmica. 

?  758.  macrophylla  AV.  633. 

759.  nobilis. 

760.  Millefolium. 

761.  Chamaemelum  Cotula  AV.  634. 

762.  Anthemis  tinctoria  AV.  635. 

763.  arvensis. 

764.  Doronicum  Pardalianches 
AV.  636. 

765.  Arnica  montana  AV.  637. 

5.  Ordo.  Syngetiesia 

766.  Centaurea  montana  AV.  638. 

767.  (7.  Cyanus. 

768.  (7.  paniculata  AV.  639. 

769.  (7.  Scabiosa  AV.  640. 

770.  (7.  pectinata  ? 

771.  (7.  Jacea ♦ 

772.  (7.  phrygia  AV.  641. 

4.  Ördo.  Syngetiesia 

773.  Filago  germanica  S.  642. 

774.  F.  montana  AV.  643. 

775.  F.  arvensis . 

20.  Classis. 
1.  Or</o. 

776.  Orchis  bifolia  AV.  650. 

777.  O.  coriophora  AV.  651. 

778  O.  il/oWo. 

779.  O.  mascula  VV.  652. 

780.  O.  usiulata. 

781.  O.  militari s  \V.«653. 

782.  ü.  latifolia. 


S.  123. 

Pulicaria  dysenterica  Gärtn.  — 
S.  119. 

S.  fehlt. 

?  britannica  L.  —  S.  120. 

S.  120. 

S.  121. 

S.  119. 

S.  125 
S.  fehlt. 

S.  126. 

S.  126. 

Anthemis  Cotula  h.  —  S.  125. 

S.  125. 

S.  125. 

S.  123. 

S.  123. 

Polyyamia  frustranea. 

S.  113. 

S.  113. 

S.  113. 

S.  113. 

S.  fehlt. 

S.  112. 

S.  fehlt. 

Polyyamia  necessaria. 
Gnaphalium  germanicum  TV.  — 
S.  116. 

F.  minima  Fries.  —  Gnaph. 

mont.  S  117. 

Gnaph.  arv.  TV-  —  S.  117* 

Gynandria. 

Diandria. 

Platanthera  bifolia  Rieh * —  S.223. 
S.  222. 

S.  221. 

S.  221. 

S.  222. 

S.  222. 

S.  222. 


73 


783.  ().  mnculntn  W.  654. 

784.  O.  conopsea. 

785.  Satyrium  vir  i  de  W.  655. 

786.  Opkrys  Nidus  Avis  W.  656. 
786  b:  O.  spiralis. 

787.  O.  ovata  W.  657. 

788.  O.  Monorchis. 

789.  Sernpias  latifolia  W.  658. 

790.  S.  longifolia. 

791.  S.  lancifolia  W.  659. 

792.  S.  rubra. 

2.  Ordo . 

793.  Aristolochia  Olematitis  W. 

660. 


S.  223. 

S.  223. 

Habenaria  viridis  Nees .  —  S. 224. 
S.  226. 

Spiranth.es  autumnalis  Rieh.  — ■ 
S.  225. 

Neoitia  latifolia  Rieh.  S.  226. 

Listera  ovata  R.  Br. 
Herminium  Monorchis  R.  Br. 
-  S.  224. 

Epipactis  latif.  Sivz.  —  S.  227. 
Epipaetis  palustris  Crtz. 

S.  227. 

C.  pallens  R.  —  S.  228. 

Ceph.  rub.  Rieh.  —  S.  227. 

Hexandrla . 

S.  203. 


3.  Ordo .  Pohjandrici 
794.  Asclepias  syriaca  W.  665.  S.  fehlt. 

?95.  Vincetoxicum  offir.inale  W . 

666.  Cynanckum  Eine.  Pers.  —  S.  146. 

796.  Arum  vulgare  W.  667.  A.  maculatum  L.  —  S.  230. 


21.  Classis .  Monoecia . 

4.  Ordo.  Monandrici. 


797.  Callitriche  verna  W.  670. 

798.  C\  W  671. 

799.  Ohara  vulgaris. 

800.  Oh.  hispida  W.  672. 

802.  Ch.flrxilis.  . 

803.  Zannichellia  palustris. 

2.  Ordo . 

804.  Lemna  trisulca  W.  673. 

805.  L.  minor . 

806.  L.  polyrhiza. 

.  Örr/o. 

807.  Our  ex  pulicaris  W.  674. 

808.  C.  disticha  W.  675. 


S.  217. 

?  platycarpa  Kiitzing.  —  S.  217. 
S.  enth.  nur  Gefässpflanzen ;  daher 
fehlend. 


S.  232. 

Diandria . 

S.  230. 

S.  230. 

S.  230. 

Triandria . 

S.  251. 

C.  tniermedia  Good.  —  S.  252. 


809.  C.  vulpina. 

810.  C.  brizoides. 

811.  €.  muricata  W.  676. 

812.  C.  echinala. 

813.  C.  remota.  « 

814.  V.  flava  W.  677. 

815.  C.  digitata. 

816.  C.  montana. 

817.  C.  verna  W.  678. 

818.  C.  pilulifera. 

819.  C.  pallescens  W.  679. 

820.  C.  panicea. 

821 .  C.  sylvatica. 

822.  C.  pendula  W.  680. 

823.  C.  acuta. 

824.  C.  spadicea. 

825.  C.  vesicaria  W.  691. 

826.  C.  in  fiat a. 

827.  C.  hirta  W.  682. 

828.  Sparganiutn  erectum. 

829.  £.  simple jc  VV.  683. 

830.  S.  natans. 

831.  Typha  latifolia . 

832.  Amaranthus  'Bit tum  VV.684. 

4.  Ordo ♦ 

833.  Urtica  urens  W.  685. 

834.  U.  dioica  W.  686. 

5.  Ordo . 

835.  Sagittaria  sagittifolia. 

836.  Myriophyllum  spicatum  W. 
6S7. 

837.  M.  verticillatum. 

838.  Ceratophyllum  demersum  \V. 

688. 

var.  a) 

839.  Poterium  Sanguisorba. 


S.  251. 

S.  252. 

S.  251. 

C.  stAfulata  Good.  —  S.  253. 

S.  253. 

S.  256. 

S.  254. 

C.  ericetorum  Poll.  —  C.  ciliata 
S.  255. 

C.  praecox.  Jacq  u.  nmbrosa 
Bost.  S.  255. 

S.  255. 

S.  257. 

S.  257. 

S.  256. 

C.  marima  Scop.  —  S.  257. 

S  253. 

C.  paludosa  Good.  —  S.  258 
C.  ampull acea  Good.  —  S.  258. 
C.  vesicaria  L.  —  S.  258. 

S.  258. 

S.  ramosum.  Sw.  —  S.  232. 

S.  232. 

S.  232. 

S.  231. 

S.  191. 

Tetrandria. 

S.  207. 

S.  206. 

Pohjandrla . 

S.  237. 

S.  218. 

S.  218. 

S.  219. 

t  dieselbe  Pflanze  mit  unreifer 
Frucht. 

S.  191. 

Monadelphia. 


6,  Ordo ♦ 

840.  Kanthium  strumarimn  W. 
689. 


S.  137. 


841.  Bryonia  dioica . 


7.  Ordo.  Syngenesla . 

S.  84. 

22.  CI ass /s .  D  i o  rc  / a. 
1.  Ordo.  Tetrandi  io. 
842.  V is cum  album  W.  691.  S.  99. 

5.  Ordo.  Enneandrio. 

813.  Mercurinlis  perennisVf.§§\.  S.  206. 

844.  31.  nnnua  W.  695.  S.  206. 


23.  Classis . 

845.  Holcus  lanatus  W.  699. 

846.  H.  avenaceus  W.  700. 

847.  Vala^tia  cruciata. 

848.  Parictaria  offi ein  al is W . 70 1 . 
819.  Atriplcoc  hortensis  W.  702. 

850.  hast  ata. 

851.  patula  W.  703. 

852  Asparagus  ofßcinalis. 


Polygamia. 

S.  269. 

Arrhenatherum  aven.  P.  B  S. 

269.  —  Arrli.  elatius  31.  <f>  K. 
Galium  Cruciata  Scop.  —  S.103. 
P.  erecta  31.  et  cß  K.  —  S.207. 
S.  196. 

A.  latifolia  IC a/ilbg.  —  S.  196. 
S.  196. 

S.  237. 


Von  mehreren  der  aufgezählten  Pflanzen  ist  es  unwahrscheinlich, 

dass  die  angegebenen  Fundorte  richtig  seien.  So  z.  B.  bei  Salvia  Sela - 

reu ,  welche  fast  nur  in  Istrien  und  Wallis  sicher  beobachtet  ist.  Da  sich 
indess  unter  diesem  Namen  die  richtige  Pflanze  in  Walther’s  hinterlasse- 
nem  Herbarium  vorfindet  —  freilich,  wie  durchgängig,  leider  ohne  Angabe 
des  Fundortes  —  so  mochte  ich  dieselbe  nicht  streichen.  Aehnlich  verhält 
es  sich  mit  mehreren  anderen  Pflanzen.  Vielleicht  gelingt  es  bei  weiterem 
Suchen,  die  alten  Fundorte  wiederherzustellen.  Die  mir  als  Bürger  unse¬ 
rer  Flor  zweifelhaften  Pflanzen  sind  unten  aufgezählt.  —  Ein  Fragezeichen 

vor  dem  neueren  Synonym  bezeichnet,  dass  mir  die  Identität  die¬ 

ser  Pflanzen  zweifelhaft  geblieben  ist.  — 

Von  krautartigen  Gewächsen  sind  folgende  für  die  Flora  von 
Giessen  neu  aufgefunden  worden,  welchen  ich  den  ersten  Finder  und  den 
ersten  Standort  beigefügt  habe.  Auch  die  von  Walther  grossentheils  weg¬ 
gelassenen  Culturpflanzen  sind  hier  aufgezählt. 

1.  Agrostis  vulgaris  Jf^ith.  —  Um  Giessen.  H.  S.  266. 

2.  A.  canina  L ,.  —  Um  Giessen.  H.  —  S.  267. 


76 


3.  A.  stolonifera  h.  Koch.  —  Um  Giessen.  H.  —  A.  alba  Host : 
S.  267. 

4.  AI  H  tun  acutangulum  Sehr  ad.  —  Mettenheimcr.  —  Wiesengrund 
nördlich  von  Giessen.  —  S.  243. 

5.  Alsine  segetalis  h.  —  Bei  Grossenbuseck.  Hld.  315  —  S.  fehlt. 

6.  Antirrhinum  majus  L.  —  Auf  Schloss  Altenburg.  H.  —  S.  161. 

7.  Anemone  Hepatica.  L.  —  Cult.  —  S.  2. 

8.  Apium  Petrolinum  />.  —  Cult.  —  S.  99.  (Petro*,  sativum 
H  offm . ) 

9.  Asperugo  procumbens  L.  —  An  der  Schur  am  Büsser’schen  Garten 
(Metth.)  —  S.  154. 

10.  Aster  salignus  Jf^.  —  Cult,  und  verwildert.  -  S.  121. 

11.  Avena  sativa  B.  —  Cult.  —  S.  279. 

12.  A.  orientalis  Schreb.  —  Cult.  —  S.  279. 

13.  Barlchausia  foetida  DC.  —  Bei  der  Bieber  vor  den  Kalköfen. 
(Mcttenh.)  —  S.  131. 

14.  Beta  vulgaris  1 1».  —  Cult.  —  S.  196. 

15.  B.  Ci cla  L.  —  Cult,  —  S.  196. 

16.  Borago  officinalis  h.  —  Cult.  —  S.  154. 

17.  Brassica  Bapa  L.  -  Cult.  —  Fl.  W.  2.  443.  Heldm.  294. 

S.  22. 

18.  Calamagrostis  sylvatica  DC.  —  Hldm.  64:  nach  Wenderoth  auf 
dem  Hangenstein.  —  Dünsberg.  H.  —  S.  267. 

19.  C.  montan a  Host.  —  Im  Hangenstein,  Wenderoth:  Hldm.  390.  — 
S.  267  unter  C.  sylvatica  1)C. 

20.  Callitriche  stagnalis.  Scop.  —  Im  Hesslar.  H.  —  S.  217. 

21.  Calendula  officinalis  B.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

22.  Campanula  bononiensis  1^>.  —  Bei  Kleinlinden.  (Mettenheiiner.)  — 
S.  fehlt. 

23  C.  patula  />.  Schiffenberg  und  Ruddershausen.  H.  —  S.  139. 

24.  Cannabis  sativa  L.  —  Wenig  cult.  —  S.  208. 

25.  Care  jo  Pseudo-  CYperu-s  L.  —  Am  Philosophenwald.  H.  —  S.257. 

26.  C.  glauca  Scop.  —  Schiffenberger  Wald.  H.  —  S.  257. 

27.  C.  riparia  Curt.  —  Wetterau.  H.  —  S.  25S. 

28.  C.  hordeiformis  Jpahlenb.  (hordcistichos  Fill.)  —  Zwischen  Ost- 
heim  und  Butzbach.  H.  —  S.  fehlt. 

29.  C.  distans  />.  —  Bei  Münzenberg.  H.  —  S.  256. 

30.  C.  canescens  L.  —  Wieseckgrund.  H.  —  S.  252. 

31.  C.  caespitosa  L.  —  Bei  Giessen  häufig.  H.  —  S.  253.  (Car  vulga¬ 
ris  hries.) 

32.  C.  elongata  h.  —  Im  Stelzenmorgen.  Hld.  89.  —  S.  252. 

33.  C.  cyperoides  1j.  —  Merlauer  Wiesen  bei  Grünberg.  Mettenheimer  . 
1826.  —  S.  fehlt. 

34.  C.  leporina  h.  —  Am  Fusse  der  7  Hügel.  Mettenheimer.  1836. 

S.  252. 


—  77  —  . 

35.  C.  paradoora  TV.  —  Im  Wieseckgrund  bei  Giessen.  H.  —  S.  251. 

36.  Cephalanthera  cnsifolia  Rieh .  —  Wälder  zwischen  Münzenberg  u. 
Wombach.  Hld.  132.  Lindener  Mark:  Stud.  H.  Weber.  —  S.  227 

37.  Cerastium  brachypetalum  Desportes.  —  Giessen  um  Schiffenberg. 
Hld.  323.  —  S.  38. 

38.  Ceratophyllum  submersum  E.  —  In  der  Edder.  Hld.  392.  no.  283. 
c.  -  S.  219. 

39.  Cirsium  hybridum  Koch.  —  Auf  der  Wiese  bei  Münzenberg  nach 
Eberstadt  zu.  Hld.  165.  —  S.  109. 

40.  Cucurbita  Pepo  E.  —  Cult.  —  S.  85. 

41.  Cucumis  sativus  E.  —  Cult.  —  S.  85. 

42.  Dianthus  Caryophyllus  />.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

43.  Echinospermum  Lappula  Eehm.  —  Bei  Münzenberg.  H.  —  S.  153, 

44.  Epilobium  roseum  Schreb.  —  Bei  Grossen -Buseck  und  Steinberg, 
Hld.  339.  —  S.  76. 

45.  Epipogium  Gmelini.  Rieh.  —  Schiffenberg.  (Heyer.)  —  S.  fehlt. 

46.  Eriophorum  angustifolium  Roth.  —  Taubringer  Sumpfwald.  H.  — 
S.  250. 

47.  Ervum  monanthos  E.  (Vicia  m.  Koch.')  Cult.  —  S.  fehlt. 

48.  E.  Eens  E.  —  Cult.  —  S.  59. 

49.  Erysimum  cheiranthoides  E.  —  Gänsemühle  an  der  Wieseck. 
Metthmr.  1835.  —  S.  20. 

50.  Erythraea  pulchella  Fr.  (ramosissima). —  Dorfgill.  H. — S  149. 

51.  Euphorbia  Cyparissias  E.  —  Leun  bei  Wetzlar.  H.  —  An  den 
Chausseegraben  nach  Butzbach  zu  ;  Wetterau.  Hld.  353.  — 

52.  Festuca  gigantea  Vill.  —  Salzböden.  H.  —  S.  277.  (Bromus.)  — 

53.  F.  Pseudo  -  Myuros,  Soyer- TVillemet.  —  Auf  dem  Trieb.  H.  — 
Fulpia  viyurus.  S.  274. 

54.  F.  heterophylla  Eam.  —  Stadtwald.  Hld.  76.  —  S.  275. 

55.  F.  sylvatica  Vill.  —  Zwischen  Giessen  und  Münzenberg.  Hldni.  77. 
und  390.  no  89.  —  S.  275. 

56.  Fragaria  collina  Ehrli.  —  Bei  Arnsburg.  H.  —  S.  70. 

57.  Gagen  sienopetala  Rchb.  —  Giessen  auf  dem  Trieb.  Hld  109.  — 
S.  242. 

58.  Gentiana  campestris  E.  —  Auf  der  oberen  Schiffenberger  Wiese. 
Hld.  239.  —  S.  149. 

59.  G.  fil ifoi'uies  /..  —  Bei  der  Kinzenbacher  Mühle.  (Mettenheimer) 
—  S.  fehlt. 

60.  Geranium  pyrenaicum  E.  —  Bei  Wetzlar.  H.  —  S.  46. 

61.  Glycerin  distans  JV ahlbg.  —  Bei  Münzenberg.  Hldm.  70.  —  S.  274. 

62.  Helianthus  annuus  E.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

63.  Hieracium  praealium  Vill.  —  Auf  den  Wällen  und  Aeckern  um 
Giessen.  Fl.  TV.  3.  129  ( cymosum ).  Auf  der  Haardt.  Hldm.  182. 
—  S.  128. 


64.  Holcus  mollis  L.  —  Kleinlinden  und  Philosophenwald.  11.  —  S.  268. 
—  S.  P28. 

65.  Hordeum  vulgare  L.  Cult.  —  S.  260. 

66.  H.  distichon  L.  —  Cult.  —  S.  260. 

67.  Humulus  Lupulus  L.  —  Wild  und  cult.  —  S.  fehlt. 

6S.  Impatiens  Balsamina  L.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

69.  Juncus  filiformis  L.  —  Kinzenbacher  Mühle.  H.  —  S.  244. 

70.  J.  lamprocarpus  Ehrh .  —  Bei  Giessen.  H.  —  S.  245. 

71.  Lactuca  saligna  L.  —  An  der  Haardt.  (Metthmr.)  —  S  133. 

72.  L.  sativa  L.  —  Cult.  —  S.  133. 

Leontodon  palustris  Sm.  Hld.  184.  geh.  zu  Taraocacum  offici- 
nale  TPigg.  —  S.  132. 

73.  Lepidium  sativum  Tj.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

74.  Linum  u  <i  tat  iss  i  m  u  m  Jj.  — -  Cult.  —  S.  40. 

75.  Lotus  tenuifolius  lichb.  —  Bei  Münzenberg.  H.  —  S.  unter  cor - 
?iicu!atus ?  pag.  57. 

76.  Medicago  minima  Latn.  —  Münzenberg  H.  —  S.  57. 

77.  Muscari  botryoides  MUL  —  Stud.  Plagge  auf  dem  Nahrungsberge 
bei  Giessen.  —  S.  240. 

78.  M.  comosum  Mill.  —  Bei  Badenburg.  Stud.  H.  Weber.  —  S.241. 

79.  Myosotis  hispida  SchlechtdL  —  Um  Giessen.  H.  —  ( arvensis 
Link.)  —  S.  152. 

80.  M.  intermedia  Lk.  —  Um  Giessen.  H.  —  S.  152. 

81.  M.  stricta  Lk.  —  Um  Giessen.  H.  —  arvensis  jRchb.  S.  152. 

82.  JXajas  minor  L.  —  In  der  Lahn  bei  Badenburg.  Fl.  JFett.  Anhang 
19.  -  S.  233. 

83.  2V arcissus  poeticus  L.  — -  Verwildert.  —  S.  fehlt. 

84.  Ocnantlie  peucedanifoHa  Poll.  —  Zwischen  Giessen  und  Wieseck 
in  der  Nähe  des  Philosophenwaldes.  Gravelius  :  S.  88. 

85.  Orobanche  cocrulea  T  ill.  —  Haardt.  —  Mtthmr.  1835.  —  S.  171. 

86.  Panicum  miliaceum  L.  —  Cult.  —  S.  264. 

87.  Papaver  hybridnm  L.  —  Haardt  und  Gleiberg.  Hld.  287.  —  S.  10. 

88.  Phaseolus  vulgaris  L.  (dahin  nanus  L.)  u.  89.  multiflorusfpilld. 
—  Cult.  -  S.  63. 

90.  Pisutn  arvense  L.  —  Cult.  —  S.  63. 

91.  P.  sativum  L.  —  Cult.  S.  63. 

92.  Poa  fertilis  Host.  —  In  der  schwarzen  Lache.  Hld.  390.  73.  — 
S.  271. 

93.  P.  sudetica.  H.  —  Lindener  Mark.  H.  —  S.  271. 

94.  Polygala  comosa  Schk.  —  Stud.  Weiler,  hohe  Sonne.  —  S.  29. 

95.  P.  depressa  fPendr.  —  Schiffenb.  Wald.  Hldm.  282.  —  S  29. 

96.  Potentilla  supina  L.  —  Auf  der  Insel  im  untern  Hesslar  (Mettenh.) 
—  S.  68. 

97.  Polycnemvm  atmense  L.  —  Im  Felde  bei  Giessen.  H.  1837.  — 
S.  195. 


98.  Pyrola  media  Sw.  Hausberg.  H.  —  S.  fehlt. 

99.  Rauunculus  nemorosus  DC.  —  Hldm.  p.  276:  !m  Walde  zwi¬ 
schen  Münzenberg  und  Wohnbach;  bei  Lieh.  —  Stud.  H.  Weber: 
auf  dem  Hangenstein,  —  S.  5. 

100.  R.  lanuginosus  L.  Butzbacher  Wald.  Fl.  W.  2.  316.  —  Schiffen- 
berger  Wald.  Ettling.  —  S.  5. 

101.  Reseda  odorata  R.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

102.  Rumex  Hydrolapathum  Huds.  —  Bei  Grosslinden.  Hld.  131.  — 
S.  199. 

103.  Sagina  apetala  L.  —  Bei  Badenburg.  H.  S.^34. 

104.  Salvia  verticillata  R.  —  Bei  Bieber.  H.  —  S.  177. 

103.  Satureja  hortensis  R.  —  Cult.  —  S.  fehlt 

106.  Scabiosa  ( Jolumbaria  R.  —  Lollarer  Koppe,  Schiffenberger  Wald. 
H.  —  S.  108. 

107.  Scirpus  Baeotkryon  Ehrh.  Qpauciflorus  Rightf.)  Am  Philoso¬ 

phenwäldchen.  Hld.  98.  —  S.  248. 

108.  Sc.  compressus  R.  —  Bei  Krumbach.  Hld.  96.  Bei  Grosslinden.  H. 

—  S,  249. 

109.  Scirpus  maritimus  R.  —  In  der  Wetter  bei  Griedel.  Fl  |. 
68.  —  S.  249. 

110.  Sc.  Tabernaemontani  Gmel.  —  Bei  Münzenberg.  H.  —  S.  249. 

111.  Sevecio  aquaticus.  Huds.  —  Lindener  Mark.  Ft.  JE.  3.  210.  _ 

Zwischen  Langgöns  und  Grosslinden.  Hldm.  178  —  S.  122. 

112.  Scorzonera  hispanica  R.  —  Cult.  —  S.  135. 

113.  Secale  cercale  R.  —  Cult.  —  S.  260. 

114.  Silene  gatlica  R.  ß .  quiuquevulnera  R.  —  Um  Giessen  incul- 
iis  H.  —  S.  31. 

115.  S.  noctiflora  R.  Aecker  um  Butzbach.  Hld.  326.  —  S.  32. 

116.  Solanum  tuberosum  R.  —  Cult.  —  S.  157. 

117.  Spiraea  Aruncus  R.  Altenberg  II.  Ob  wild?  —  S.  66. 

118.  Tragopogon  undulatus  Jacq.  -  Hldm.  186.  —  Ist  var.  von  Tr. 
pratensis  F.  —  S.  134. 

119.  Triticum  vulgare.  Vill.  —  Cult.  —  S.  261. 

120.  T.  turgidum  R.  —  Cult.  —  S.  261. 

121.  Typha  angustifolia  R.  —  Bei  Münzenberg.  II.  —  efatior  bei 
Lieh.  Hldm"  124.  —  S.  231. 

122.  Valerianeil a  carinata  Rois.  —  Auf  Gartenfeld.  H.  —  S.  106. 

123.  V.  Auricula  TJC.  —  Auf  Kornfeldern  bei  Frohnhausen  und  am 
Staufenberg.  Hld.  248.  —  S.  106. 

124.  F erbascum  Blattaria  R.  —  In  Gemüseland.  H.  —  S.  159. 

125.  Ficia  Faba  R.  —  Cult.  —  S.  61. 

126.  F .  sativa  R.  —  Cult.  —  S.  60. 

127.  Viola  palustris  R.  —  Um  Schiffenberg.  Heldin,  p.  303.  _  S.  24. 

128.  Viola  sylvestris  Farn.  —  Badenburger  Wald.  Hldm.  304.  —  V. 
canina  var.  b.  S.  25. 


Folgende  siüd  die  in  der  Giessener  Flora  beobachteten  wildwachsen¬ 
den  Holzarten.  Walther  hat  dieselben  nicht  aufgenommen,  während 
sie  von  Dillenius  sehr  vollständig  aufgeführt  sind.  Die  Synonymie  der 
Dillenschen  Namen  ist  von  Prof.  Heyer  geordnet. 

1.  Abies  eorcelsa  DC.  —  ( Pinus  Abies  E.  Rothtanne). —  Cult.  Dil¬ 
len.  —  S.  216 

2.  A.  pectinata  DC.  (Pinus  Picea  E.  Weisstanne.)  —  Cult.  —  S.  216. 

3.  Acer  campesire  E.  —  Dill.  —  S.  44. 

4.  A.  platanoidrs.  L.  —  Dill.  —  S.  44. 

5.  A.  Pseudoplatanus  L.  —  Dill  —  S.  44. 

6  Ainus  glutinosa  Gärin .  —  Dill.  —  S.  211. 

7.  A.  incana  JV.  -  Cult.  —  S.  211. 

8.  Aesculus  Hippocaslanum  E  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

9.  Berberis  vulgaris  E.  —  Dill  —  S.  8. 

10.  Betula  alba  E.  —  Dill.  —  S.  211. 

11.  B.  pubescens  Ehrl .  —  Hr.  —  S.  211. 

12.  Galluna  vulgaris  Salisb.  —  Dill.  —  S  143. 

13.  Carpinus  Beinlus  E.  —  Dill.  —  S.  210. 

14.  Castanea  vulgaris  Eam.  —  Cult.  —  S.  208. 

15.  Clematis  Fitalba  E.  —  Dill  —  S.  1. 

16.  Gl.  Flammula  E.  —  Staufenberg,  Wälder  um  Lieh.  Hld.  272.  — 
(verwildert)  S.  fehlt. 

17.  Cornus  sangwnea  E.  —  In  Hecken.  -  S.  85. 

18.  Corylus  Avellana  E.  —  Dill.  —  S.  210. 

19.  Crataegus  Oocyacantha  E.  —  Dill.  —  S.  74. 

20.  Daphne  Mezereum  E.  —  Dill.  —  S.  202. 

21.  Evonymus  europaeus  E.  —  Dill.  —  S.  50. 

22.  Fagus  sylvatica  E.  —  Dill.  —  S.  209. 

23.  Fraocinus  ejrcelsior  7>.  —  Dill.  —  S.  145. 

24.  Genista  germanica  E.  —  Dill.  —  S.  53. 

25.  G .  tinctoria  E.  —  Dill.  —  S.  52. 

26.  G.  sagittalis  E.  —  Hr.  Philosophenwald.  —  S.  52.  —  Cyiisus  sa- 
gittalis.  Koch. 

27.  Hedera  Helijr  E.  —  Dill.  —  S.  85. 

28.  Juglans  regia  E.  —  Cult.  —  S.  208. 

29.  Juniperus  communis  E.  —  Dill.  —  S.  216. 

30.  Earioc  europaea  DC.  —  Cult.  —  S.  216. 

31.  Eigustrum  vulgare.  —  Dill.  —  S.  145. 

32.  Eonicera  Periclymenum  E.  —  Dill.  —  S.  101. 

33.  E.  Caprifoliutn  E.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

34.  E.  Xylosteutn  E.  —  Dill.  —  S.  101. 

35.  Eycium  barbarum  E.  —  Cult.  —  S.  157. 

36.  DJespilus  germanica  E.  —  Cult.  —  S.  75. 

37.  DJorus  nigra  E.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

38.  Eycium  barbarum  E.  —  Cult.  —  S.  157. 


81 


38.  Ononis  spinosa  T,.  —  Dill.  —  S.  52. 

39.  O.  repens  P.  —  Dill.  —  S.  52. 

40.  Pinus  Pinaster  Ait.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

41.  P.  Stroh us  L.  -  Cult.  -  S.  215. 

42.  P.  sylvestris  P.  —  Dill.  —  S.  215. 

43.  Populus  nigra  P.  —  Dill-  —  S.  215. 

44.  P  tremula  P.  —  Dill.  —  S.  214. 

45.  P.  fastigi ata  Poir.  —  Cult.  —  P.  pyramidalis  Rotier:  S.  215. 

46.  P.  monilifera  Ait ,  —  Cult.  —  S.  215. 

47.  P.  alha  P.  —  Cult.  —  S.  214. 

48.  Prunus  Avium  P.  —  Dill.  —  S.  65. 

49.  P.  Cerasus  P.  —  Cult.  —  S.  65. 

50.  P.  domestica  P.  —  Cult.  —  S.  64. 

51.  P.  insiticia  P .  —  Cult.  —  S.  64. 

52.  P.  Padus  P.  —  Dill.  —  S.  66. 

53.  P.  spinosa  P.  —  Dill.  —  S.  64. 

54.  Pyrus  communis  P.  —  Dill.  —  S.  73. 

55.  P.  Cvdonia  P.  —  Cult.  —  S.  74. 

56.  P.  Malus  P.  -  Dill.  —  S.  73. 

57.  Quercus  pedunculata  Ehrh.  —  Dill.  —  S.  209. 

58.  Q.  sessilißora  Sm.  —  Dill.  —  S.  209. 

59.  ().  rubra  Tf^alt.  ( discolor  JP’illd.')  Cult.  —  S.  fehlt. 

60.  Rhamnus  cathartica  P.  —  Dill.  —  S.  51. 

61.  R.  Frangula  P.  —  Dill.  —  S.  51. 

62.  Ribes  nigrum  P.  —  Dill.  —  S.  84. 

63.  R.  alpin  um  P. — Todtenberg  bei  Treys  u.  Hangenstein.  Hld.301.  —  S.  84. 

64.  R.  Grossularta  P.  —  Dill.  —  S.  83.  (u.  Uva  crispa  P.) 

65.  R.  rubrum  P.  —  In  Wäldern.  Hr.  —  S.  84. 

66.  Robinia  Pseudacacia.  P.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

67.  Rosa  Eglanteria  P:  R.  lutea  Mill.  v.  punicea —  Cult.  —  S.  fehlt. 

68.  R .  canina  P.  —  Dill.  —  S.  72. 

69.  R.  centifolia  P .  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

70.  R.  rubiginosa  P.  —  Dill.  —  S.  72. 

71.  R.  spinosissima  P»  —  Dill.  —  R.  pimpinellifolia  P:  S.  71. 

72.  R.  pomifcra  Herrm.  —  Dill.  —  S.  fehlt. 

73.  R.  iomentosa  P.  —  Hr.  —  S.  71. 

74.  R.  cinnamomea  P .  —  Cult.  —  S.  71. 

75.  R.  arvensis  Huds.  —  Hr.  —  S.  72. 

76.  Rubus  caesius  P.  —  Dill.  —  S.  70. 

77.  R.  fruticosus  P.  —  Dill.  —  S.  70.  —  Dahin  nach  Koch: 

R.  corylifolius  Sm.  —  Hr.  —  S.  71. 

R.  tomentosus  Borlch.  —  Hr.  —  S.  71. 

78.  R.  Idaeus  P.  —  Dill.  —  S.  70. 

79.  R.  sajcatilis  P.  —  Dill.  —  S.  71. 

80  Salix  alba  P.  —  Dill.  —  S.  212. 

Dazu  S.  vitellina  P .  —  Dill.  Cult.  —  S.  212. 


6 


82 


81.  S.  amygdalina  E.  —  Dill.  —  £.  triandra  E:  S.  212. 

82.  S.  nurita  E.  —  Dill.  —  S.  213. 

83.  S.  Caprea  />.  —  Dill.  —  S.  213. 

84.  S.  cinerea  E.  —  Dill.  —  S.  213. 

85.  S.  fragil is  E.  —  Dill.  -  u.  var.  Russeliana  Sm.  Hr.  —  S.  212. 

86.  S.  purpurea  E.  —  Dill.  —  S.  212. 

87.  S.  repens  E.  —  S.  214. 

88.  S.  rubra  Huds ♦  —  Dill.  —  S.  213.  —  Dazu  Forhyana  Sin.  Hr. 
an  der  Lahn. 

89.  S.  angustifolia  Wulff.  —  Hr  —  ?  5.  repens .  var.  E:  S.  214. 

90.  S.  hippophae  folia  Thuill.  —  An  der  Lahn.  Hr.  —  S.  212. 

91.  S.  undulata  Ehrh.  —  An  der  Lahn.  Hr.  S.  fehlt. 

S.  pentandra  nicht  wild  bei  Giessen.  Hr. 

92.  Ä.  Ponlederava  Schleich .  —  Im  Hesslar.  Hr.  —  S.  fehlt. 

93.  S.  Starkeana  WUld.  {S.  depressa  E  non  hioffm.  —  Hr.—  S.  fehlt. 

94.  S.  ambigua  Ehrh.  (die  Form  Starkeana  Nost.)  —  Hr.  —  S  214. 

95.  S.  viminalis  E.  —  Dill.  —  S.  213» 

96.  Sambucus  nigra  L.  —  Dill.  —  S.  100. 

97.  S.  racetnosa  E.  —  Dill.  —  S.  101. 

98.  S.  Ebulus  E.  —  Dill.  -  S.  100. 

99.  Sarothavmus  scoparius  Winnn.  —  Dill.  —  Spartivm  sc.  E:S.  53. 

100.  Solanum  Dulcamara  E.  —  Gemein.  —  S.  157. 

101.  Sorbus  Aria  Crantz.  —  Lollarer  Koppe.  Hld.  360.  —  S.  74 

102.  S.  domestica  E.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

103.  S.  torminalis  Crantz.  —  Dill.  —  S.  74. 

104.  S.  aucuparia  E.  —  Dill  —  S.  74. 

105.  Spiraea  salicifolia  E.  —  Cult,  und  verwildert.  —  S.  67. 

106.  Staphylea  pinnata  E,  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

107.  Syringa  vulgaris  E.  —  Cult.  —  S.  145. 

108.  S.  persica  A,.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

109.  Taocus  baccata  E.  —  Cult.  —  S.  fehlt. 

110.  Tilia  grandifolia  Ehrh.  —  Dill.  —  S.  42. 

111.  T.  parvifolia  Ehrh.  —  Dill.  —  S.  42. 

?  1 12.  Uleoc  europaeus  E.  —  Dill  —  S.  fehlt. 

113.  Uhnus  campestris  E.  —  Dill.  —  S.  207.  —  Dazu: 

U.  subcrosa  Ehrh.  —  Cult.  —  S.  208. 

114.  C.  effusa  W.  —  Cult.  —  S.  208. 

115.  V accinium  Vitis  Idaea  E.  —  Hangenstein  und  Lindener  Wald. 
Hld.  195.  —  S  142. 

116.  V.  Myrtillus  /  .  —  Dill.  —  S.  142 

117  Ti  bum  um  Opulus  E.  —  Dill.  —  S.  101. 

118.  T  itis  vinifera  E»  —  Cult.  —  S.  44. 


83 


Unter  den  bisher  aufgezählten  Pflanzen  sind  viele  cultivirte, 
verwilderte,  für  unsere  Gegend  zweifelhafte  oder  über  4  Stun¬ 
den  entfernt  wachsende  (also  nicht  mehr  zur  eigentlichen  Flora 
gissensis  gehörige)  Pflanzen,  nämlich  folgende: 

1.  Abies  excelsa  DC.  —  2.  Ab.  pecfinata  DC.  —  3.  ?  Achil - 
lea  macrophylla.  —  4.  Aconitum  Napellus  I j.  —  5.  Aesculus  Hip - 
pocastanum  Tj,  —  6.  Ainus  incana  Jff.  —  7.  ?  Al  sine  verna  Hartl. 
und  Koch.  W .  p.  344.  —  8.  Althaea  officinalis  TV*  529.  —  9.  Ane¬ 
mone  Hepatica  E.  —  10.  Anethum  graveolens  E.  —  11.  Aniirrhinum 
majus  E.  —  12.  Apium  Petroselinum  L.  —  13.  Archangelica  ojfi - 
cinalis  Hoff  in.  —  14.  Artemisia  Absinthium  E.  —  15.  Asparagus 

officinalis  E.  W.  703.  —  16.  Aster  salignus  E.  —  17.  Atripleoc  hör - 
tensis  E.  —  18.  Avena  sativa  E.  —  19.  A.  orientalis  Schreb.  — 
20.  Beta  vulgaris  E.  —  21.  B.  Cicla  E.  —  22.  Borago  officinalis 
B.  —  23.  Brassica  Rapa  E.  —  24.  B.  Napus  E.  —  25.  Bupleurum 
rigidum  Tj.  —  26.  Calamintha  Nepeta  Clairv.  —  27.  Calendula  of¬ 
ficinalis  Tj.  —  28.  Campanula  spicata  Tj.  —  29.  C.  thyrsoidea  Tj. 

—  30.  Cannabis  sativa  Tj.  —  31.  Carum  verticillatum  Koch.  —  32. 

Castanea  vulgaris  Eam.  —  33.  ?  Centaurea  pectinata  Tj  —  34.  Cir- 
caea  alpina  E.  —  35.  Clematis  Flammula  Tj.  —  36.  Cochlearia  ar- 
moracia  1j.  —  37.  C.  officinalis  Tj.  —  38.  C.  glastifolia  Tj.  —  39. 
Coriandrum  sativum  Tj.  —  40.  Cucumis  sativus  E.  —  41.  Cucurbita 
Pepo  Tj.  —  42.  Delphinium  Ajacis  Ij.  —  43.  ?  IJianthus  arenarius 
Tj.  —  44.  I),  Caryophyllus  E.  —  45.  IJ.  plumarius  Tj.  —  46.  Erige - 
von  canadensis  E.  —  47.  Ervum  Eens  Tj.  —  48.  E.  monanthos  E.  — 
49.  Euphorbia  platyphyllos  Tj.  —  50.  E.  Eathyris  E.  —  51.  ?  Gna- 
phalium  Stoechas  E.  W.  614.  —  52.  Helianthus  annuus  Tj.  — 

53.  Hordeum  vulgare  E  —  54.  H.  distichon  E.  55.  Impaticns 
Balsamina  Tj.  —  56.  Tnula  Helenium  E.  —  57.  lsatis  tinctoria  E. 

—  58.  Juglans  regia  E.  —  59.  Lactuca  sativa  E.  —  60  Eepidium 
sativum  E.  —  61.  E.  latifol  um  E.  —  62.  E.  graminifolium  E.  — 
63.  Eevisticum  officinale  Koch.  —  64.  Eonicera  Capri folium  E.  — 
65.  Eycium  barbarum  Tj.  —  66.  31edicago  sativa  E.  —  67.  ?  1 Men¬ 
tha  gentilis  Tj.  {Koch.)  W.  439  —  68.  3Jespilus  germanica  E.  —  69. 
3forus  nigra  E.  —  70.  Narcissus  poeticus  E.  {Nicotiana  rustica  E. 
und  Tabacum  E.  werden  nicht  mehr  gebaut).  —  71.  Nigella  dnmascena 
Ij.  —  72.  Oenothera  biennis  E.  —  73.  Pani  cum  miliaceum  E.  — 
74.  Papaver  somniferum  E.  —  75.  ?  Petasites  albus  Giirtn.  —  76. 
Phalaris  canariensis  E.  —  77.  Phaseolus  vulgaris  E.  (dazu  nanus 
Ei)  —  78.  P.  multiflorus  TVilld.  79.  Pisum  sativum  E.  —  80. 
P.  arvense  E.  —  81.  Pinus  Pinaster  Ait.  —  82.  P.  Strohns  Tj.  — 
83  Plantago  maritima  E.  —  84.  Podospermum  laciniatum  DC. 

—  85.  Portulaca  oleracea  E.  —  86  Pop  Aus  fastigiata  Poir.  — 
87.  P.  alba  E.  —  88.  P.  monilifera  Ait.  —  89.  Prunus  Cerasus  Tj. 

—  90.  Reseda  odorata  E.  —  Robinia  P^eudacacia  E.  —  92.  Rosa 
centifolia  E.  —  93.  R.  cinnamomea  E.  —  94.  Rumex  Patient ia  E. 

6* 


84 


—  95.  R.  scutatus  L.  —  96.  R.  palustris  Sin.  —  97.  Salix  pentan- 
dra  L.  —  98.  Salvia  Sclarea  L.  —  99.  Satureja  hortensis  /..  — 
100.  Scorzonera  liispanica  L.  —  101.  Sccale  cereale  L.  —  102 .  Scm- 
pervivum  lectorum  L.  —  103.  5.  soboliferum  Sims.  —  104.  Scnecio 
Doria  —  105.  Silene  conica  L. —  106.  Silybum  u.arianum  Giirtn. 

—  107.  Sison  Amonum  L.  —  108.  Sisymbrium  Loeselii  L.  ?  \V.  502.  — 

109.  Solanum  tuberosum  L.  —  110.  Sorbns  domesticah. —  III.Sp:- 
raea  salicifolia  F.  —  112.  ?  S.  Aruncus  F.  —  113.  Tri  ti  cum  vul¬ 
gare  Will.  —  114.  T.  turgidum  F.  —  115.  Ul  ex  europaeus  F.  — 
116.  Vicia  Faba  F.  —  117.  V.  saiiva  />.  —  118.  Torilis  nodosa 

Ort .  —  119.  Asclepias  syriaca.  —  120.  Taxus  baccata  /..  — 

121.  Vitis  vinif  era  F.  — 

Die  Walther’sche  Flora  von  Giessen  enthält  demnach  an  wilden 
und  cultuvirten  Pflanzen  852,  darunter  3  Kryptogamen  (3  Charen) 


bleiben . 849 

dazu  die  Holzpflanzen . 118 


und  die  seit  Walther  neu  hinzugekommenen  Kräuter  108 

zusammen  1075. 

Dies  wäre  demnach  die  Totalsumme  der  Phanerogamen  von  Giessen  ; 
für  ganz  Hessen  hat  Schnittspahn  etwa  1230  Arten ;  für  Oberhessen 
Heldmann  etwa  1050.  Das  minus  des  letzteren  beruht  grossentheils  auf 
der  weniger  vollständigen  Aufzählung  der  Culturpflanzen. 

Um  die  Totalsumme  der  wild  wachsenden  Pflanzen  zu  erhalten, 
müssen  wir  von  obigen  1075  Arten  die  aufgeführten  121  cultivirten,  zwei¬ 
felhaften  oder  allzu  entfernt  wachsenden  Pflanzen  abziehen. 

1075 

•  121 

Summa  plantar  um  phan.  sponte  nasc.  agri  Giss:  954 

Ich  erwähne  zur  Vergleichung,  dass  Leers’  Flora  hcrbornensis 
(1775)  784  Spec.  enthält.  — 

Schneider,  Flora  von  Bunzlau  in  Schlesien,  (1837  p.  17)  881  Spec. 
Citirte  Autoren. 

J9i7I.  —  J.  J.  Dillenii  catalogus  plantarum  sponte  circa  Gissam 
nascentium.  1719. 

Fl.  W.  —  Flora  der  Wetterau  von  Gärtner,  Meyer  u.  Scherbius. 
1799—1802.  4  Bde. 

Hl tltn.  —  C.  Heldmann,  oberhessische  Flora.  Marburg  1837. 

Ä.  —  Schnittspahn.  Flora  der  Gefässpflanzen  des  Grossher¬ 
zogthums  Hessen.  2.  Aufl.  1846. 

W.  —  Walther.  Flora  von  Giessen.  1802. 


Adde  :  Zu  Anfang  Nro.  4.  Veronica  spicata .  —  S.  163. 


85 


IX. 

Versuch  eines  Verzeichnisses  der  Schmet¬ 
terlinge  in  der  Gegend  von  Giessen 

mit  Ausschluss  der  Spanner,  Zünsler,  Wickler  und  Motten. 

Von  Herrn  Reallehrer  W.  Dickore. 

Ich  übergehe  hier  ein  Verzeichniss  derjenigen  Schmetterlinge,  wel¬ 
che  ich  und  einige  Freunde  bis  jetzt,  im  Laufe  mehrerer  Jahre,  in  der 
nächsten  Umgebung  Giessens  gefunden  haben.  Ich  hoffe  dadurch  eine  An¬ 
regung  zu  geben,  dass  auch  andere  Oberhessische  Freunde  der  Entomolo¬ 
gie  ihre  Entdeckungen  und  Erfahrungen  veröffentlichen.  —  Gattungen  und 
Arten  sind  nach  IVIeigen’s  System  benannt.  —  Es  bedarf  wohl  kaum  ei¬ 
ner  Bemerkung,  dass  die  Angaben  über  das  Vorkommen  von  dem  Schmet¬ 
terlinge  gelten,  wenn  nicht  ausdrücklich  von  einem  der  früheren  Zu¬ 
stände  die  Rede  ist.  —  Von  Spannern,  Zünslern,  Wicklern  und  Motten  ge¬ 
denke  ich  später  ein  Verzeichniss  zu  liefern. 

1«  Papitio. 

1.  Podalirias.  Erscheint  in  2  Generationen:  Mai,  dann,  wiewohl 
sehr  selten,  Aug.  Hält  sich  lieber  in  bergigen  Lagen  auf,  als  in  flachen. 
Seine  träge,  dicke  Raupe  lebt  im  Sommer  und  Herbst  am  liebsten  an  Pru¬ 
nus  spinosa. 

2.  Mach  non.  Erscheint  ebenfalls  in  2  Generationen:  Mai,  dann 
Herbst.  Hält  sich  in  Wäldern  und  auf  Wiesen  auf,  besonders  auf  Apar- 
gia- Arten  und  Taraocacum  offid »ale.  Die  R.  im  Sommer  u.  Herbst  auf 
Anethum  grav  olens ,  Daucus  Carota ,  überhaupt  auf  Doldengewächsen. 

2.  Pontia. 

3.  Crataegi.  Im  Frühling,  besonders  aber  im  Sommer,  in  Wäldern 
und  Feldern.  Die  R.  vom  Aug.  bis  zum  folgenden  Frühling  an  Schlehen, 
Obstbäumen,  Eichen,  gesellig. 

4.  Brassicae.  Fliegt  im  Mai,  dann  Juli  bis  Herbst,  in  Gärten,  auf 
Wiesen,  auch  in  Wäldern.  Die  R.  lebt  im  Sommer  und  Herbst  an  Gemü¬ 
sepflanzen  und  ist  durch  grosse  Anzahl  oft  sehr  schädlich. 

5.  Rapae.  Alles  wie  bei  der  vorigen. 

6.  Napi.  Fliegt  im  Apr.  und  dann  im  Sommer,  lieber  in  lichten 
Waldungen  als  in  freien  Lagen. 

7.  Cardamines.  Fliegt  im  Apr.  u.  Mai  in  Wäldern  und  in  freien 

Lagen. 

8.  Sinapis.  Fliegt  im  Mai  und  dann  im  Sommer,  bloss  in  lichten 
Wäldern;  ihr  Flug  ist  langsam. 


86 


3 .  Colias. 

9.  Edusa.  Fliegt  im  Nachsommer  auf  Wald-  und  freien  Wiesen. 

10.  Hy  nie.  Fliegt  im  Mai,  dann  im  Nachsommer,  an  gleichen  Orten 
wie  der  vorhergehende. 

11.  lihamni.  Fliegt  allenthalben  im  Frühling  und  Sommer,  manch¬ 
mal  schon  im  Febr. 

4*  JfKeUtaea. 

12.  Artemis»  Fliegt  im  Maiu.  Juni  in  lichten,  blumenreichen  Wäldern. 

13.  Hella.  Wie  bei  der  vorigen.  Die  R.  überwintert  gesellig  und 
lebt  erwachsen  im  Mai,  auch  Juni,  auf  Hierachim  Pilosella ,  auch  auf 
Plantago  lanceolata. 

14.  Athalia.  Fliegt  vom  Juni  bis  Aug.  auf  Waldwiesen  und  lichten 
Stellen  der  Wälder.  Die  R.  lebt  im  Mai  u.  Juni,  nach  Ueberwinterung,  auf 
Plantago  lanceolata. 

15.  Dictynna.  Fliegt,  seltner  wie  die  vorigen  Arten,  vom  Juni  bis 
Aug.  an  denselben  Orten  wie  die  vorige. 

16.  Lucina.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  Wäldern,  welche  stark  mit 
Gras  und  Gebüsch  bewachsen  sind. 

5.  Argynnis. 

17.  Euphrosyne.  Fliegt  von  Ende  Apr.  bis  Juni,  dann  Aug.,  über-  • 
all,  am  liebsten  jedoch  in  Wäldern. 

18.  Selene.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  lichten,  blumenreichen  Wal¬ 
dungen. 

19.  Dia.  Fliegt  im  Mai,  dann  im  Sommer,  in  lichten  Waldungen. 

20.  Latonia .  Fliegt  allenthalben  im  Frühling,  Sommer  und  Herbst. 

21.  JS'iobe.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  in  lichten,  blumenreichen  Wäl¬ 
dern  und  Wiesen. 

22.  Aglaja.  Fliegt  vom  Juni  bis  in  den  Aug.  in  lichten,  blumenrei¬ 
chen  Wäldern.  Die  überwinterte  R.  lebt  vom  Mai  bis  Juni  einsam  an  ver¬ 
schiedenen  Veilchen  ( Viola). 

23.  Adippe.  Flugzeit  und  Aufenthalt  hat  sie  mit  voriger  gemein,  ist 
aber  seltner. 

24.  Paphia.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  in  lichten,  feuchten,  blumenrei¬ 
chen  Wäldern,  wo  sie  gern  Carduus  -  Arten  besaugt.  Die  überwinterte 
R.  lebt  im  Mai  u.  Juni  einsam  an  Silene  noctiflora  und  an  verschiede¬ 
nen  Viola- Arten. 

6.  Vanessa» 

25.  Cardui.  Fliegt  im  Sommer  gern  auf  Kleeäckern. 

26.  Atalania.  Fliegt  zu  Ende  des  Sommers  überall.  Die  R.  lebt 
im  Vorsommer  an  Urtica  urens  und  dioica ,  zwischen  den  Blättern, 
welche  sie  zusammenzieht. 

27.  Antiopa.  Fliegt  imFrühlinge  und  zu  Ende  des  Sommers  allent- 


87 


halben.  Die  R.  lebt  im  Juni  u.  Juli  gesellig  an  verschiedenen  Weiden,  auch 
Popul us  pyramidalis. 

28.  To.  Fliegt  überall  im  Frühjahr  und  Sommer.  Die  R.  lebt  im 
Sommer  an  Urtica  urens  und  dioica  gesellig. 

29.  Polychloros.  Fliegt  das  gan'e  Jahr  allenthalben.  Die  R.  lebt 
vom  Mai  bis  Sept.  an  verschiedenen  Obstbäumen,  auch  an  Weiden,  beson¬ 
ders  an  Salioc  Caprea ,  gesellig. 

30.  Urticae.  Fliegt  überall  das  ganze  Jahr  hindurch.  Die  gesellige 
R.  lebt  vom  Mai  bis  Aug.  an  den  Nesseln. 

31.  C  album.  Fliegt  das  ganze  Jahr  hindurch  in  Wäldern  u  Fel¬ 
dern.  Die  einsame  R.  lebt  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  am  Hopfen,  auf  den 
Nebeln,  auch  an  Ulmus  campestris. 

7 .  lAmenitis. 

32.  Sihylla.  Fliegt  vom  Juni  bis  in  den  Aug.  in  lichten,  feuchten 
Laubwaldungen.  Die  überwinterte  R.  lebt  im  Mai  u.  Juni  einsam  auf  Lo- 
nicera  Caprif o!i um,  Periclymenum  und  JLylosteum ,  auch  auf  Pru¬ 
nus  Padus. 

33.  Poptili.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  mit  der  vorigen  an  gleichen  Or¬ 
ten.  Die  überwinterte  einsame  R.  lebt  vom  Apr.  bis  in  den  Juni  an  Po- 

pulus  tmnula ,  auch  P.  pyramidalis . 

8.  Apatura • 

34.  Iris.  Flugzeit  und  Lebensart  mit  32  u.  33  gemein.  Die  über¬ 
winterte  einsame  R.  lebt  vom  Apr.  bis  in  den  Juli  an  Salioc  Capr  a. 

35.  I/ia.  Alles  mit  der  vorigen  gemein  bis  auf  die  Raupe.  Diese 
lebt  an  der  Zitterpappel  u.  der  Pyramidenpappel,  zu  derselben  Zeit  wie 
die  vorige. 

30.  Clythie.  Flugzeit  u.  Aufenthalt  mit  der  vorigen  gemein. 

37.  H?os.  Desgleichen. 

JTKelanargia. 

38.  Galathea .  Fliegt  vom  Juli  bis  in  den  Sept.  in  lichten  Laub¬ 
waldungen. 

TO,  JTKaniola. 

39.  Brise'is.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  an  trockenen,  felsigen  Orten. 

40.  Proserpina.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  in  lichten,  trocknen  Wäldern. 

41.  Semele.  Fliegt  vom  Juli  bis  Sept.  in  lichten,  trocknen  Waldun¬ 
gen  ;  setzt  sich  gern  an  Bäume. 

42.  Tithonus.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  in  lichten  Wäldern  ;  setzt  sich 
gern  an  niedere  Sträuche. 

43.  Janira.  Vom  Juli  bis  Oct.  in  Wiesen  und  lichten  Wäldern 

44.  Hyperanthus.  Im  Juni  u.  Juli  in  lichten,  grasreichen  Wäldern 

45.  Dejanira.  Im  Juni  u.  Juli  in  lichten  Wäldern  ;  setzt  sich  gern 
an  die  Stämme  der  Bäume. 


40.  Egeria.  Im  Frühling  u.  Sommer  einsam  in  Wäldern. 

47.  Megaera.  Vom  Mai  bis  Sept.  in  Wäldern  und  an  dürren  Orten, 
besonders  an  Mauern.  Oie  überwinterte  R.  hält  sieh  an  fast  jedes  Gras. 
Sie  erscheint  im  Mai  u.  Juni  und  lebt  am  Tage  versteckt. 

48.  Medusa.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  düsteren  grasreichen  Wäldern. 

49.  Medea.  Im  Mai,  dann  imAug.,  an  gleichen  Orten  wie  die  vorige. 

50.  Paniphilus.  Fliegt  im  Mai,  besonders  aber  im  Sommer,  auf  Wie¬ 
sen  und  dürren  Haiden. 

51.  Arcania.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  in  lichten  Wäldern;  setzt  sich 
gern  an  die  Blätter  von  niedern  Büschen. 

52.  Hero.  Alles  wie  bei  der  vorigen. 

11.  J*olyommatu&» 

53.  Arion.  Juni,  Juli,  in  lichten  blumenreichen  Wäldern. 

54.  Euphemus.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  auf  freien  blumenreichen 
Wiesen. 

55.  Erebus.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  auf  feuchten  Wiesen;  er  besaugt 
gern  Sanguisoiba  officinalis. 

56.  Cyllnrus.  Fliegt  von  Ende  Mai  bis  in  den  Juli  in  lichten  Wäldern. 

57.  Acis ♦  Fliegt  vom  Juni  bis  Sept  auf  blumenreichen  Wiesen  und 

in  lichten  Wäldern.  ^ 

58.  Alsus.  Fliegt  im  Mai  in  lichten  Wäldern ;  sitzt  gern  an  feuchten 
Stellen. 

59.  Argiolus.  Fliegt  schon  im  Apr.,  dann  im  Sommer,  in  lichten 
Wäldern. 

60.  Amyntas.  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  in  lichten  blumenreichen  Wäl¬ 
dern,  aber  auch  auf  freien  Wiesen. 

61.  Polysperchon.  Fliegt,  seltner  wie  der  vorige,  in  lichten  Wäl¬ 
dern  im  Mai. 

62.  JJorylas.  Juli,  Aug. ;  in  lichten  blumenreichen  Wäldern ;  ist 
selten. 

63.  Corydon.  Im  Aug.  1848  einmal  am  Saume  des  nahen  Philoso¬ 
phenwaldes  gefangen. 

64.  Icarus.  Im  Mai,  besonders  aber  im  Sommer,  in  Wäldern  und 
Wiesen. 

65.  Medon.  Juni,  Juli,  in  lichten  Wäldern. 

66.  Hylas.  Fliegt  im  Mai,  dann  im  Sommer,  in  lichten,  blumenrei¬ 
chen  Wäldern. 

67.  Argus.  Fliegt  von  Juni  bis  Aug.  in  lichten,  blumenreichen  Wäldern. 

68.  Circe.  Fliegt  im  Mai,  besonders  aber  im  Sommer,  auf  Wiesen 
und  in  lichten  Wäldern. 

69.  Ckryseis.  Fliegt  in  der  Mitte  des  Sommers  in  lichten,  blumen¬ 
reichen  Wäldern. 

70.  Pirgaureae.  Fliegt  in  der  Mitte  des  Sommers  in  lichten  Wäl¬ 
dern,  wo  er  sich  gern  auf  Solidago  Virga  aurea  oder  Thymus  Ser- 
pyllum  setzt. 


71.  Phlaeas.  Fliegt  vom  Apr.  bis  tief  in  den  Herbst  in  lichten,  blu¬ 
menreichen  Wäldern. 

12.  The  cla. 

72.  Rubi.  Fliegt  im  Apr.  u.  Mai  auf  Waldwiesen  ;  setzt  sich  gern 
auf  die  Blätter  niederer  Büsche. 

73.  Quercus.  Fliegt  in  der  Mitte  des  Sommers  am  Saume  der  Eich¬ 
wälder.  Die  überwinterte  R.  lebt  im  Apr.  u.  Mai  einsam  auf  Quercus 
Robur . 

74.  Retulae,  Fliegt  im  Juli  u.  Aug.  um  Schlehenbüsche.  Die  R. 
lebt  im  Juni  einsam  auf  Prunus  spinosa  und  Retula  alba. 

75.  Ilicis.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  in  Eichwaldungen.  Die  R.  lebt 
einsam  auf  der  Eiche,  auch  überwintert  sie. 

76.  Pruni.  Fliegt  um  Schlehenbüsche  im  Sommer.  Selten. 

13.  Mesperia. 

77.  Malvarum.  Fliegt  Ende  Apr.  u.  Mai,  dann  auch  im  Sommer, 
besonders  an  feuchten  Stellen  in  Wäldern. 

78.  Alveus.  Fliegt  in  den  letzten  Tagen  des  Aug.  in  Wäldern,  wo 
breite  Wege  sind;  hier  saugt  er  an  Blumen,  sitzt  aber  auch  an  feuchten 
Stellen. 

79.  Alveolus.  Fliegt  im  Frühling  und  Sommer  überall,  doch  am 
liebsten  in  Wäldern. 

80.  FritiUum.  Fliegt  im  Anfang  des  Sommers  in  lichten  Wäldern, 
er  ist  Alveus  ähnlich,  allein  letzterer  fliegt,  wenn  FritiUum  sich  schon 
lange  verloren  hat. 

81.  Tages.  Fliegt  im  Mai,  dann  im  Sommer,  in  lichten  Wäldern,  wo 
er  sich  gern  an  feuchte  Stellen  setzt. 

82.  Paniscus.  Fliegt  im  Apr.  u.  Mai  in  lichten  Wäldern. 

83.  Gomma.  Juli,  Aug.,  in  lichten  Wäldern. 

84.  Sylvanus.  Mai,  Juni,  in  lichten  Wäldern. 

85.  lAneu .  Juni  bis  Aug.,  in  lichten  Wäldern. 

14.  A.  lychia. 

86.  Statices  Juni,  Juli,  auf  Waldwiesen.  Fliegt  auf  verschiedene 
Blumen,  besonders  auf  Carduus-Arten,  auch  auf  Globnlaria  vulgaris. 

87.  Pruni.  Wie  der  vorige.  Die  einsame  R.  lebt  im  Mai  auf  Ei¬ 
chen,  auch  auf  Galluna  vulgaris. 

15.  Xyqaena. 

8S.  Minos.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  auf  dieselben  Blumen  wie  86 u.  87. 

89.  Lonicerae.  Fliegt  im  Anfänge  des  Juni  auf  Wiesen  u.  in  Wäldern. 

90.  Trifolii.  In  Wäldern  im  Anfänge  des  Juni. 

91.  Filipendvlae.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  in  lichten  Wäldern  auf 
verschiedene  Blumen.  Die  R.,  welche  überwintert,  lebt  im  Mai  u.  Juni 
einsam  an  Briza-  und  Trifolium-Arten. 


90 


16.  Sesia. 

92.  JLpifortms.  Sitzt  im  Juni  u.  Juli  in  träger  Kühe  an  Pappeln  ; 
selten  erhebt  sie  sich  zum  Fluge. 

93.  ^ dsiliformis .  Wie  die  vorige. 

94.  Tipuliformis.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  an  verschiedene  Blumen, 
auch  um  Johannisbeersträuche. 

17.  üf  acroglossa. 

95.  Pombyl? [f ormi ' .  Fliegt  vom  Mai  bis  Juni  an  verschiedene  duf¬ 
tende  Blumen.  Flug  schnell  und  schnurrend. 

96.  Enciformis.  Wie  die  vorige. 

97.  Stellalar  um.  Fliegt  im  Frühling  und  dann  im  Herbst  an  verschie¬ 
dene  Blumen.  Die  R.  im  Sommer  einsam  an  Galium  verum  u.  Mol lugo. 

18.  JP teropogon, 

9S.  Oenothei'ae.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni.  Die  R.  lebt  mitten  im 
Sommer  einsam  an  Oenothera  biennis ,  Eythrum  Salicaria,  auch  Epilo- 
bium-Arten. 

19.  8/>Äiw.r. 

99.  Neri?.  Wurde  einmal  an  einer  Hecke  schwärmend  gefangen ; 
auch  die  Raupe  einmal  im  Sommer  in  mehreren  Exemplaren  auf  Neri  um 
Oleander . 

100.  Celerio.  Wurde  im  Sept.  1846  einmal  gefangen;  flog  in  schnel¬ 
lem,  schnurrendem  Fluge  um  honicera  Caprifolium. 

101.  Elpenor.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  um  allerhand  duftende  Blumen. 
Die  R.  lebt  vom  Juni  bis  Ende  Aug  an  Lysimachien,  Weidenröschen,  Wei¬ 
derich,  auch  an  Weinreben,  einsam. 

102.  Porcllus.  Flugzeit  und  Aufenthalt  wie  beim  vorigen.  Die  R. 
lebt  aber  am  liebsten  an  Galiuin  verum. 

103.  Galii.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni,  dann,  wiewohl  sehr  selten,  zu 
Ende  des  Aug.,  um  allerhand  Blumen.  Die  R.  lebt  vom  Juni  bis  Sept.  an 
Galium  DJ  ol  lugo  und  ve?  um. 

104.  ConvoIvuG.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni,  dann  im  Sept.,  auch  Oct., 
an  verschiedene  duftende  Blumen,  besonders  an  Lonicera  Caprifolhim 
und  Saponaria  officinalis.  Die  R.  lebt  vom  Juli  bis  Sept.  an  Convol- 
vulus  arvensis ;  am  Tage  ist  sie  versteckt. 

105.  Pinast)  i.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni,  dann  im  Sept.,  an  Linden,  Tri¬ 
folium  pratense  u.  s.  w.  Die  R.  lebt  im  Aug.  u.  Sept.  an  Pinus  syl¬ 
vestris  einsam. 

106.  Ligustri.  Wurde  einmal  um  Blumen  schwärmend  gefangen, 
die  R.  einmal  an  Ligustrum  vulgare. 

107.  Eupliorbiae.  Die  R  wurde  einmal  hier  gefunden;  sie  frisst 
Wolfsmilch,  besonders  Euphorbia  Esula  u.  Cyparissias. 


I 


20.  Acfterontia. 

10S.  .diropos.  Fliegt  im  Juli  und  aus  frühen  Raupen  im  Sept.  und 
Oct.  Die  R.  lebt  im  Sommer  und  Herbst  auf  Kartoffeln,  auch  an  Euony- 
mus  u.  s.  w. 


21.  Smerintlius. 

109.  Ocellala.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni.  Bei  Tage  sitzt  er  an  Weiden 
und  Pappeln.  Die  R.  lebt  im  Sommer  u.  Herbst  an  den  genannten  Bäu¬ 
men,  auch  an  Aepfelbäumen,  einsam 

110.  Ti/ine.  Flugzeit  wie  beim  vorigen.  Er  sitzt  bei  Tage  gewöhn¬ 
lich  an  Linden-  und  Birken-Stämmen.  Die  R.  lebt  im  Sommer  u  Herbst 
an  Linden  und  Birken  einsam. 

111.  Populi .  Alles  mit  Ocelluta  gemein,  nur  lebt  die  R.  nicht  an 
Aepfelbäumen. 


22.  JEndromis . 

112.  Fersicolor .  Im  Frühling  auf  moosigen  Plätzen  im  Walde. 

23.  Saturnitf • 

113.  Carpini.  Apr.  u.  Mai.  Die  Raupe  vom  Mai  bis  Juli,  an  Schle¬ 
hen,  Mosa  canina ,  auch  an  Eichen,  Weiden  und  an  Haide;  in  der  Jugend 
gesellig,  im  Alter  einsam. 

114.  Tau.  fliegt  im  Apr.  u  Mai  in  Laubwäldern  bei  Tag;  Q  sitzt 
still.  Die  R.  lebt  einsam  vom  Mai  bis  Ende  Juli  an  Eichen  und  Buchen, 
auch  an  Linden. 


24.  JPlatypteriac. 

113.  Falcula.  Im  Frühjahr  u.  Sommer  um  Birkenbüsche  fliegend. 
Die  R.  lebt  einsam  im  Sommer  u  Herbst  an  der  Birke. 

116.  Hamula.  Sitzt  im  Mai  und  Sommer  an  Eichblättern  und  wird 
durch  Klopfen  zum  Fliegen  gebracht.  Die  R.  lebt  einsam  im  Sommer,  häu¬ 
figer  im  Herbst,  an  Eichen. 

117.  TJnguicnla .  Fliegt  bei  uns  nicht  selten  im  Mai  in  Buchwäldern. 

118.  Lacertula.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  Laubwaldungen,  durch 

Klopfen  erschreckt,  auf;  die  R.  lebt  im  Sept.  einsam  auf  niederen  Birken. 

119.  Spinula.  Im  Mai  u.  Sommer:  oft  sitzt  er  im  Gras.  Die  einsame 
R.  lebt  im  Sommer  u  Herbst  an  Pflaumenbäumen,  häufiger  noch  an  Schlehen. 

25.  Cerura. 

120.  Vinida.  Fliegt  im  Apr.  u.  Mai;  oft  sitzt  er  an  Pappelstämmen. 
Die  einsame  R.  lebt  im  Sommer  an  allen  Weiden-  u.  Pappel-Arten. 

121.  Erminea.  Im  Juni  an  den  Stämmen  der  Pappeln. 

122.  Bifida.  Im  Mai  u.  Juni  an  Pappeln  Die  einsame  R.  im  Som¬ 

mer  und  Herbst  an  Pappeln:  sie  sitzt  auf  der  unteren  Seite  des  Blattes. 

123.  Fagi.  Wird  iin  Juni  von  Buchen  geklopft.  Die  einsame  R.,  eine 


92 


Mordraupe,  lebt  vom  Juni  bis  Sept.  an  Buchen,  Eichen,  Linden,  Hasel- 
sträuchern. 

124.  Milhau  seri.  Die  Raupe  wurde  bis  jetzt  3nial  im  Aug.  verschie¬ 
dener  Jahre  einsam  auf  Eichen  gefunden. 

26.  JVotodonta. 

125.  Tritophus .  Sitzt  im  Mai  u.  Aug.  an  Pappelstämmen.  Die  R . 
einsam  im  Sommer  und  Herbst  an  der  Pyramidenpappel. 

126.  Ziczac.  Im  Mai  und  Sommer  an  Pappeln.  Die  einsame  Raupe 
vom  Juni  bis  Oct.  an  fast  allen  Pappel-  u.  Weiden-Arten. 

127.  J)romedarius.  Im  Frühjahr  u.  Sommer.  Die  R.  im  Sommer  u. 
Herbst  einsam  auf  niederen  Birken. 

128.  Camelinus.  Im  Frühling  an  den  Stämmen  der  Linden.  Die  R. 
im  Sommer  u.  Herbst  einsam  an  Linden,  Eichen  u.  Weiden. 

129.  Dictaea.  Im  Frühjahr,  auch  im  Sommer,  an  den  Stämmen  der 
Pappeln.  Die  R.  im  Herbst  an  Pappeln  einsam. 

130.  Dictaeoides.  Alles  wie  bei  der  vorigen. 

131.  Argentina .  Im  Juni  an  Eichen,  wo  man  sie  durch  Klopfen  zum 
F'allen  bringt.  Die  R.  im  Juni  u.  Juli,  auch  Aug.,  einsam  an  niederen  Eichen. 

132.  Velitaris.  Im  Frühjahr  an  Eichen*  Die  R.  einsam  im  Sommer 
und  Anfang  des  Herbstes  an  Eichen. 

133.  Plumigera.  Einmal  als  Raupe  an  Acer  campesire  gefangen. 
Der  Schmetterling  erschien,  gezogen,  im  Oct. 

134.  Chaonia.  Im  Mai  an  Eichen,  wo  man  ihn  durch  Klopfen  erhält. 

135.  Trepida.  Im  Frühjahr  an  Eichen.  Die  R.  im  Sommer  einsam 
auf  Eichen. 

27.  Orthorrhina. 

136.  Palpina.  Im  Frühjahr  an  den  Stämmen  der  Pappeln.  Die  R. 
vom  Juli  bis  Sept.  an  Weiden  und  Pappeln  einsam. 

28.  Cossus. 

137.  lAgniperda.  Erscheint  in  unbestimmten  Zeiträumen  an  fast  al¬ 
len  Bäumen.  Die  R.  lebt  2  Jahre  lang,  an  fast  allen  Bäumen,  besonders 
Eichen,  Pappeln,  Weiden  etc. 

29.  Zeuzera. 

I3S.  Aesculi.  Juli,  Aug.  an  allerlei  Bäumen. 

30.  Xutriac. 

139.  (Juercifolia.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli.  Die  R.  lebt  vom  Aug.  bis 
folgenden  Mai  einsam  an  Schlehen,  Zwetschen,  Rosen,  selbst  an  Triti- 
cum  repens  u.  s.  w. 

140.  Betulifolia.  Im  Mai  u.  Aug.  an  den  Bäumen,  welche  die 
Raupe  nährte.  Die  R.  vom  Juni  bis  in  den  späten  Herbst  an  Eichen,  Pap¬ 
peln,  auch  an  Sorbus  aucuparia. 


93 


141.  Pruiti.  Im  Juni  u.  Juli  an  Gartenzäunen,  Mauern  etc.  Die  R. 
vom  Aug.  bis  folgenden  Juni  an  Linden,  Eichen,  Obstbäumen  etc. 

142.  Pini.  Aug.,  an  Kiefern.  Die  R.  vom  Aug.  bis  folgenden  Juni 
an  Kiefern. 

143.  Potaioria.  Juli,  Aug.,  im  Gras  etc.  Die  R.  vom  Herbst  bis  fol¬ 
genden  Juni,  an  fast  allen  Grasarten. 

31.  hasiocampa. 

144.  Quercns.  Juli,  Aug.  £  sitzt  still;  &  schwärmt  schnell  bei  Tage 
umher.  Die  R.  überwintert*  und  lebt  erwachsen,  vom  April  bis  Juni,  an 
fast  allen  Laubhölzern. 

145.  T rifolii.  Juli,  Aug.  Die  R.  überwintert  und  lebt  bis  in  den 
folgenden  Juni  an  den  meisten  Arten  des  Klees,  aber  auch  an  verschiede¬ 
nen  Laubhölzern, 

146.  Cataar.  Sept. ;  sitzt  an  Mauern  und  Eichbäumen.  Die  R.  lebt 
im  Mai  u.  Juni  an  Quercns  Robur\  niedere  Büsche  oder  Heckeneichen 
rührt  sie  nicht  an.  Bei  Tage  ruht  sie  in  Rindenspalten;  erst  bei  Abend 
geht  sie  auf  Nahrung  aus  ;  sie  lebt  in  der  Jugend  gesellig. 

147.  Evrria.  Oct.  Die  R.  im  Mai  au  Schlehen. 

148  Lanestris.  Apr.,  Mai,  an  Lindenbäumen.  Die  R.  im  Mai  u.  Juni 
an  Linden,  Schlehen,  Obstbäumen,  hier  bisweilen  schädlich  durch  ihre  Menge, 
da  sie  in  Gesellschaft  die  Bäume  kahl  frisst 

146.  Ruh'!.  Mai,  Juni.  ^  schwärmt  schnell  am  Tag,  $  sitzt  still.  Die 
R.  lebt  vom  Juli  bis  folgenden  April;  sie  frisst  fast  alle  Pflanzen. 

150.  Popu7i.  Sept.,  Oct.  Die  R.  im  Mai  u.  Juni,  in  hiesiger  Gegend 
am  meisten  an  Linden,  Eichen  und  Pappeln;  bei  Tage  ist  sie  verborgen. 

151.  Uaslrettsis.  Aug.  Die  R.  lebt  vom  Apr  bis  Juli,  in  der  Jugend 
gesellig,  im  Alter  einsam,  an  Cenfaurea  Jacea ,  Geranium-Arten,  Eu- 
phorf  in  Esula ,  auch  an  Eichen. 

152.  JVeU'tria.  Juli  Die  R.  im  Mai  u.  Juni,  an  Obstbäumen  und  an 
Eichen,  gesellig  in  den  Gabeln,  welche  die  Aeste  bilden. 

32.  JLaria. 

153.  Chrysorrhoea.  Wurde  einmfll  als  Raupe  gefunden. 

154.  -Auriflua.  Juli  bis  Sept.  Die  R.  einsam  im  Mai  u  Juni  an  Obst¬ 
bäumen,  Eichen,  Linden,  Weiden,  Pappeln  u.  a.  Bäumen ;  sie  überwintert. 

155.  Salicis.  Im  Sommer.  £  fliegt  bei  Tage  um  Pappeln.  Die  R. 
überwintert  und  lebt  in  Menge  an  Weiden  und  Pappeln  im  Mai  u.  Juni. 

156.  V  nigrum.  Im  Juni  in  Laubwaldungen. 

157.  Mortacha .  Im  Sommer  an  Eichstämmen.  Die  R.  im  Mai  u.  Juni 
an  Eichen  und  Obstbäumen;  oft  sitzt  sie  an  dem  Moos,  und  lebt  auch  davon. 

158.  l)i spar.  Fand  sich  früher  hier. 

33.  Psyche. 

159.  Gr>min.ella.  Juli,  g  schwärmt  oft  bei  Tage;  das  madenförmige 
^  sitzt  still.  Die  R.  ist  ein  Sackträger  und  lebt  vom  Aug.  bis  folgenden 


04 


Juni  an  verschiedenen  Gräsern,  Briza- Arien,  Anthonra n thum.  odo- 
ratum  u.  s.  w. 

160.  Pulht.  Fliegt  im  Anfänge  des  Sommers,  manchmal  auch  schon 
Ende  Mai,  auf  Wald-  und  freien  Wiesen;  verbirgt  sich  gern  im  Gras,  und 
ist  deshalb  schwer  zu  fangen,  auch  fliegt  er  sehr  schnell;  bisweilen  sitzt 
er  des  Morgens  betäubt  an  Grasstengeln,  wo  man  ihn  fangen  kann. 

3A.  Oregya. 

161.  Gonostigma.  Die  R.  wurde  mehrmals  im  Mai  an  Eichbüschen 

gefunden,  entwickelte  sich  aber  nicht.  * 

162  Antiqua.  ^  fliegt  im  Sommer  allenthalben;  £  flügellos.  Die 
R.  lebt  das  ganze  Jahr  an  vielen  Laubhölzern,  auch  an  Rosen,  Schlehen  etc.  ; 

♦  sie  ist  einsam  und  überwintert. 

163.  Pudibunda.  Mai.  Juni;  an  verschiedenen  Bäumen.  Die  R.  vom 
Juli  bis  Sept.  an  fast  allen  Laubhölzern,  einsam. 

164.  Fascelina.  Im  Sommer  an  Bäumen.  Die  R.  überwintert  und 
zeigt  sich  im  Mai,  auch  Juni,  am  liebsten  an  Klee,  besonders  an  DJ  dicago 
sativa ,  auch  an  Tnraxncum  ofßcinale ,  einsam. 

1G5.  Coryli.  Mai,  auch  Juni;  an  verschiedenen  Bäumen.  Die  R.  im 
Sommer  u.  Herbst  an  Eichen,  Buchen,  Hainbuchen,  Linden,  Pappeln,  Wei¬ 
den  etc.,  einsam. 

35.  JPygaera. 

166.  Reclusa.  Im  Mai  u.  Sommer.  Die  R.  einsam  zwischen  Blättern, 
vom  Juni  bis  Oct.,  an  Weiden  und  Pappeln. 

167.  Anachorcla.  Alles  wie  beim  vorigen. 

168.  Curtula.  Desgleichen. 

36.  Acrosemn. 

169.  Rucephaht .  Mai,  Juni,  an  Linden.  Die  R.  im  Juli  u.  Aug.,  auch 
manchmal  noch  im  Sept.,  an  Linden,  Eichen,  Salijc  Caprea  u.  s.  w.,  gesellig. 

37.  Ar  ctia . 

170.  Caja.  Im  Sommer;  wif1®  selten  gefunden.  Häufiger  findet  man 
die  Raupe,  welche  vom  Herbst  bis  folgenden  Juni  an  fast  allen  Pflanzen, 
selbst  sehr  giftigen,  sitzt,  z.  B  Atropa  Relladonna ,  Solanum  nigrum , 
u.  s.  w. ;  sie  ist  sehr  den  Stichen  der  Schlupfwespen  ausgesetzt. 

171.  Plantaginis.  Mai,  Juni;  in  lichten  Wäldern;  fliegt  am  Tage  mit 
schwerem,  flatterndem  Flug.  Die  Raupe  lebt  vom  Juli  bis  folgenden  Mai 
an  Hieracium  Pilosella ,  Viola-  und  Plantago  -  Arten,  u.  s.  w.,  oft  zu 
10  und  mehr  an  einem  Platze. 

172.  Russula.  Fliegt  im  Mai  und  dann  im  Aug.  in  lichten  Wäldern. 
Die  R.  fand  man  in  Gesellschaft  von  Plantaginis  im  April. 

173.  Aulica.  Im  Mai  auf  Waldwiesen.  Die  R.  lebt  nach  (Jeberwin- 
erung  bis  zur  letzten  Häutung,  im  Apr.,  an  Achiltea  DJ  illefolium,  Al  sine 

media ,  auch  an  Klee  und  Gras  etc. 


95 


174.  Men  di  ca .  Mai,  Juni,  in  lichten  Wäldern  im  Gras.  Die  B.  lebt 
vom  Juli  bis  Herbst  an  verschiedenen  niederen  Pflanzen,  auch  kann  man  sie, 
wie  fast  alle  Bärenraupen,  mit  l^actuca  sativa  füttern. 

175.  Menthastri.  Alles  mit  vorigem  gemein. 

176.  Lubricipcda.  Desgleichen. 

38.  Calimorpha. 

177.  Rominula.  Fliegt  im  Juni  u.  Juli  an  Syngenesisten ;  auch  sitzt 
er  an  Eichbäumen.  Die  R.  überwintert,  häutet  sich  im  April  zum  letzten 
Male,  und  frisst  besonders  Urtica  nrens ,  Lamium-Arten,  Myosotis  pa¬ 
lustris  u.  a.  m. ;  sie  lebt  gesellig  in  lichten  Wäldern. 

178.  Fuliginosa.  Sitzt  im  April  und  dann  im  Juni  im  Gras,  an  Baum¬ 
stämmen,  Spalieren  etc.  ^  fliegt  auch  bei  Tage.  Die  R.  lebt  im  Sommer 
und  Herbst,  wie  alle  Bärenraupen,  an  niederen  Gewächsen  •,  sie  überwin¬ 
tert  und  spinnt  sich  im  März  ein. 

3fP.  JLuchelia. 

179.  Jacobaea.  Fliegt  im  Mai  u.  Sommer  an  verschiedene  Blumen 
bei  Tage.  Die  R.  lebt  vom  Mai  bis  Sept.  in  grosser  Menge  an  Seiecio 
Jacobaea. 

40.  Emydia. 

ISO.  Grammica.  Fliegt  im  Sommer  bei  Tag  auf  Haiden.  Sein  Flug 
ist  schwer  und  flatternd.  Die  R.  lebt  nach  Ueberwinterung  im  Mai  an  ver¬ 
schiedenen  Pflanzen. 


41.  IjUhosia. 

181.  Rubricollis.  Sitzt  im  Sommer  im  Gras  u.  an  Bäumen  ;  sein  Flug 
ist  schwer  und  flatternd. 

182.  Cribellum.  Fliegt  im  Sommer  in  lichten  Wäldern. 

183.  Quadra.  Sitzt  im  Juli  an  Bäumen  im  Walde.  Die  R.  überwin¬ 
tert  und  lebt  im  Mai  u.  Juni  an  Eichen,  Obstbäumen,  Föhren,  von  deren 
Flechten  sie  sich  nährt. 

184.  Eborina.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni,  auch  Juli,  im  Grase  lichter 
Wälder. 

185.  Complana.  Sitzt  im  Sommer  an  Eichen,  Buchen  und  niederen 
Birken  ;  durch  einen  Schlag  oder  Stoss  kann  man  sie  zum  Fallen  bringen. 

186.  Aureola.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  lichten  gras-  und  blumenrei¬ 
chen  Wäldern  umher. 

187.  liosea.  Fliegt  im  Sommer  in  Laubwäldern.  Die  R.  erscheint  im 
Apr.  u.  Mai,  ist  büschelweise  schwarz  behaart  und  hat  einen  rothen  Kopf. 

188.  Irrorea.  Fliegt  im  Sommer  in  lichten  Wäldern  mit  schwerem 
Fluge  im  Gras 

189.  Roscida.  Fliegt  im  Mai  in  lichten  Wäldern  im  Gras. 

42.  BEepiolu#. 

190.  Sylvivus .  Fliegt  im  Sommer.  .Am  meisten  sitzt  er  im  Grase. 


96 


191.  I.vpv7>tn/s.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  Wäldern  und  Grasgärten 
bei  Abend  auf;  bei  Tage  sitzt  er  an  Baumstämmen  und  im  Grase  ruhig; 
wird  er  berührt,  so  sucht  er  sich  durch  Fallen  zu  retten. 

192.  Hertas.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni  in  grasreichen  Wäldern  ;  er  hat 
die  übrigen  Eigenschaften  mit  vorigem  gemein. 

43.  Kpisema . 

193.  Caerul eocephala.  Aug.,  Sept.  Die  R.  im  Mai  u.  Juni  an  Obst¬ 
bäumen,  Schlehen  etc.  einsam. 

44.  Cynuttophora . 

194.  Octogesima.  Im  Mai  u.  Sommer  an  Pappeln,  wovon  man  sie 
abklopfen  kann. 

45.  Acronyctia. 

195.  Leporinct.  Im  Mai  und  später,  an  Eichen,  Pappeln  etc.  Die  R. 
vom  Juni  bis  Sept.,  einsam  an  Birken,  Weiden,  Pappeln,  Erlen  ( Ainus )  etc. 

196  Aceris.  Mai,  Juni;  besonders  gern  an  Kiefern.  Die  R.  im  Som¬ 
mer  und  Herbst  an  Eichen,  Birken,  Ahorn  etc.  einsam. 

197.  Megacephala  Im  Mai  u.  Sommer  an  Pappelstämmen.  Die  R. 
im  Sommer  u.  Herbst  an  Weiden  u.  Pappeln,  einsam. 

198.  Auricomn.  Im  Mai  u.  Sommer  an  Eichstämmen.  Die  R.  im 
Juni  u.  Sept.  einsam  an  niederen  Eichen  u.  Birken. 

199.  Rumicis.  Alles  mit  vorigem  gemein;  die  R.  lebt  aber  auch  an 
Rumex-Arten  und  an  allen  Laubhölzern. 

200^ Pst.  Erscheint  besonders  im  Mai  an  Gartenspalieren  etc.  Die  R. 
lebt  im  Sommer  u.  Herbst  an  Obstbäumen,  Linden,  Eichen,  Weiden  etc., 
einsam. 

201.  Tridens.  Alles  mit  vorigem  gemein. 

202.  AJni .  Die  Raupe  wurde  einmal  im  Sommer  1849  in  mehreren 
Exemplaren  auf  Obstbäumen  gefangen. 

203.  Orion .  April,  Mai;  an  den  Stämmen  der  Eichen.  Die  R.  vom 
Juni  bis  Sept.  an  hohen  und  niederen  Eichen,  einsam. 

204.  Perln.  Im  Juli  an  Mauern,  von  deren  Flechten  sich  die  R.  nährt. 

205.  Spolialricula.  Alles  mit  vorigem  gemein. 

4G .  Tryphaena. 

206.  Fitnbria.  Juni,  Juli,  auch  Anfang  Aug. ;  in  Büschen  und  auf 
Bäumen  ;  man  kann  sie  durch  Klopfen  aufjagen. 

207.  Pronuba.  Zu  derselben  Zeit  wie  die  vorige.  Die  R.  lebt  das 
ganze  Jahr,  am  Tage  versteckt,  an  vielen  niederen  Pflanzen. 

208.  Subsrqan.  Zu  derselben  Zeit  wie  vorige,  an  verschiedenen 
Waldbäumen.  Die  R.  lebt  an  verschiedenen  Pflanzen. 

47.  JVoctua. 

209.  Sgciutn.  An  Gartenspalieren  etc. 


I 


97 


210.  E.TcJamationis.  Im  Sommer  an  Bäumen  und  Gartenspalieren. 
Die  R.  lebt  nach  Ueberwinterung,  bei  Tage  unterSteinen  etc.  versteckt,  an 
verschiedenen  Pflanzen. 

211.  Rhomboidea.  Juni,  Juli.  Die  R.  lebt  nach  Ueberwinterung 
an  verschiedenen  niederen  Pflanzen,  bei  Tag  unter  breitblätterigen  Ge¬ 
wächsen  etc. 

212.  C  nigrum.  Sommer. 

213.  Tr  hing  ul  um.  Juni.  Die  R.  lebt  nach  Ueberwinterung,  bei 
Tage  unter  Steinen  etc.  versteckt,  an  verschiedenen  niederen  Gewächsen. 

214.  Typica.  Im  Sommer  in  Badehäusern  etc. 

215.  IXubcculosa.  Im  Anfänge  des  Sommers  an  Fichtenbäumen. 

216.  Mfticulosa.  Im  Anfang  des  Sommers  im  Gras  etc.  Die  R. 
lebt  nach  Ueberwinterung,  am  Tage  versteckt,  an  verschiedenen  niederen 
Gewächsen,  z.  B.  Salat,  Veilchen  Nesseln,  Prhnula  Veris  R.  u.  s.  w. 

217.  Dentina.  Mai,  Juni;  an  Bretterwänden  u.  dergl. 

218.  Trilinia.  In  der  Mitte  des  Sommers  an  Eichlaub  etc.,  wo 
man  sie  durch  Klopfen  erhalten  kann. 

219.  Comta.  Mai,  Juni;  an  verschiedenen  duftenden  Blumen  des 
Abends. 

220.  Cottspcrsa.  Alles  mit  vorigem  gemein. 

221.  O.ryacanthae.  Oct.  ;  an  verschiedenen  Bäumen,  z.  B.  Pap¬ 
peln,  Linden. 

222.  Alriplicis.  Im  Mai;  an  Gartenspalieren  etc.  ruhend. 

223.  Aprilina.  Sept  ;  am  Laub  und  an  den  Stämmen  von  Linden 
und  Eichen.  Die  R.  im  Apr.  an  der  Eiche,  am  Tage  versteckt. 

224.  Teartn.  Wurde  im  Aug.  1849  in  6  Exemplaren  von  Eichen, 
Pappeln  und  Tannen  abgeklopft. 

225.  Chi .  Aug.,  Sept. ;  an  den  Stämmen  und  dem  Laub  von  Wald¬ 
bäumen,  besonders  Eichen. 

226.  Flnvicincta.  Juni,  Aug.;  selten  im  Sept.  Die  R.  auf  Wei¬ 
den,  Kirschbäumen,  seltner  auf  Matricuria  Chainotnilla. 

227.  Dyscdea.  Im  Sommer  an  Gartenspalieren  u.  dergl. 

228.  Py  rarnidea.  Im  Sommer  an  Gartengeländern,  Eichstämmen 
etc.  Die  R.  im  Frühling  auf  Eichen,  Weiden,  Syringa  vulgaris  u.  a.  m. 

229  Tragopogonis.  Zu  Ende  des  Sommers  an  verschiedenen  Bäu¬ 
men,  z.  B.  Pappeln. 

230 .  Pcrsicariae.  Fliegt  im  Anfänge  des  Sommers.  Die  R.  lebt 
im  Aug.  u.  Sept.  auf  Polygonum-Arten  u.  s.  w. 

231.  Brassicae.  Fliegt  im  Frühling  u.  Sommer.  Die  R.  findet 
sich  im  Frühjahr  und  im  Herbst  auf  Kohl-Arten,  denen  sie  oft  durch  ihre 
grosse  Anzahl  sehr  schadet. 

232.  Oleracea.  Fliegt  im  Mai  u.  Juni. 

233.  Protea .  Fliegt  im  Aug.  Die  R.  lebt  einzeln  im  Frühlinge  an 
Eichen. 

234.  Strigilis.  Sitzt  im  Mai  u.  Juni  im  Grase,  an  Gartenspalieren, 
auch  an  Eichen. 


7 


235.  Polyodov.  Mai,  Juni;  an  Lindenbäumen,  Gartenspalieren  etc. 

236«  Genistae.  Mai,  Juni;  im  Grase,  auch  an  Wänden  und  Garten¬ 
spalieren. 

237.  Trapezina.  Juli,  Aug.  —  Die  R.  im  Mai  u.  Juni  an  Eichen, 
Pappeln,  Ahorn,  Vogelbeeren,  Linden,  Ulmen  etc.  Sie  ist  eine  Mordraupe, 
lebt  einsam  und  überwintert. 

238.  Pirens.  Sitzt  im  Juli  u.  Aug.  an  Laub  und  Stämmen  der  Pap  ¬ 
peln  und  Eichen. 

239.  Subtusa.  Sitzt  im  Sommer  an  den  Pappelbäumen. 

240.  JMctilans.  Sitzt  zu  Ende  des  Sommers  an  Eichlaub  ;  man  muss 
sie  durch  Klopfen  aufscheuchen. 

241.  Suteilitia.  Sitzt  im  Sept.  am  Eichlaub;  man.  kann  sie  durch 
Klopfen  erhalten.  Die  R.  lebt  im  Frühjahr  an  Eichen,  Linden  und  Sta¬ 
chelbeerbüschen,  auch  an  mehreren  niederen  Kräutern,  einsam. 

242.  Citrago.  Erscheint  im  Sept.,  manchmal  auch  schon  im  Aug. 
Die  R.  lebt  auf  Linden. 

243.  Croceago.  Ende  Aug.,  Sept.;  an  Eichen.  Die  R.  im  Frühjahr 
an  Eichen,  einsam. 

244.  Aurago.  Aug.,  Sept;  an  Buch-  u.  Pappelbäumen  sitzend. 

245.  Cinerago.  Ende  Sommers  an  Pappeln. 

4§.  Ijeucania . 

246.  Pallevs.  Juni;  des  Abends  an  dufterden  Blumen. 

247.  L  album.  Juni. 

49.  Strophia. 

248.  Balis.  Im  Frühling  u.  Sommer  an  Bi  ombeergebüsch.  Die  R. 
im  Sommer  einsam  an  Himbeer-  und  Brombeer-Sträuchern. 

249.  Dcrasa.  Wurde  im  Sommer  einmal  des  Abends  an  Blumen 
gefangen. 


50.  Brachionyac. 

250.  Cassifiia.  Sept.,  Oct. ;  an  Lindeubäumen.  Die  R.  im  Mai  u. 
Juni  an  Linden  und  Eichen. 


51.  Xylina. 

251.  Eocolela.  Aug.,  Sept.  Die  R.  mitten  im  Sommer  an  Serra- 
tula  lincloria ,  auch  Chenopodium-  und  Atriplex-Arten,  u.  s.  w.,  einsam. 

252.  Bhizolitha.  Sept.,  Oct.;  an  Stämmen  und  Blättern  der  Eichen. 
Die  R.  im  Frühling  an  Eichen,  einsam. 

253.  Lithorrhiza.  Wurde  einmal  aus  der  R.  gezogen. 

254.  Putris.  Fliegt  bei  Tag  an  verschiedenen  Blumen,  im  Juni. 

255.  Lithoorylea.  Wird  im  Aug.  an  Gartenspalieren  gefangen. 

256.  Piniperda.  Frühling. 

257.  Graminis.  Aug.  ;  um  verschiedene  Blumen  schwärmend. 


99 


258.  Pinasiri.  Sitzt  im  Mai  u.  Juni  gern  an  Kiefern. 

259.  PerspiciTlaris.  Fliegt  im  Mai  um  Blumen  u.  Gebüsche. 

260.  Conf’ormis.  Aug.,  Sept. ;  an  Wänden,  an  Pappelbäumen,  u«s.  w. 

261.  Petri ficata .  Wie  die  vorige. 

52.  Cucuilia • 

262.  Verbasci.  Mai.  Die  R.  vom  Mai  bis  Herbst  an  V erbascum ; 
in  der  Jugend  gesellig. 

263.  Scrophulariae.  Mai.  —  Die  R.  auf  V erbascum  u.  Sero - 
phularia  ;  sie  frisst  nur  die  Blüthen. 

264.  Umbralica.  Mai,  Juni;  an  Gartengeländ  sitzend,  des  Abends 
um  verschiedene#Blumen  schwärmend.  Die  R.  im  Aug.  u.  Sept.  an  ver¬ 
schiedenen  Gewächsen,  z.  B.  Sonchus ,  Lnctuca  sativa ,  etc. 

265.  Lactucne .  Erscheint  mit  264  zu  gleicher  Zeit.  Die  R.  hat 
Alles  mit  264  gemein. 


52.  Ophiusa. 

266.  Tjunaris.  Erscheint,  wenn  die  Eichen  blühen,  um  welche  er 
fliegt.  Die  R.  einsam  im  Juni  u  Juli  an  niederen  Eichen;  frisst  fast  nnr 
die  zarten  Blätter. 

267.  Luctuosa.  Fliegt  vom  Mai  bis  Aug.  an  Heide  u.  Quendel. 

54t.  Gonoptera . 

268.  Mbatrioc.  Im  Frühjahr  u.  Herbst,  auch  im  Winter,  Die  R, 
•m  Juli  u.  Aug.  an  Weiden  u.  Pappeln,  einsam. 

55.  Jftania. 

269.  ISlntira.  Juli,  Aug.;  in  Kellern,  an  Badehäusern  etc,;  ist  sehr 

scheu. 


5G.  Cutocala . 

270.  Fraorini.  Aug.,  Sept.  ;  an  den  Bäumen,  welche  die  Raupe 
nährten;  sehr  scheu  und  schwer  zu  fangen.  Die  R.  im  Mai  u.  Juni  auf 
Eichen,  Ahorn,  Pappeln,  Zitterpappeln,  am  Tage  verborgen ;  wird  sie 
vom  Baume  geklopft,  so  schlägt  sie,  wie  alle  Ordensbänderraupen,  stark 
um  sich. 

271.  Nupta.  Juli,  Aug.  ;  an  Pappeln  und  Weiden,  Die  R,  im  Mai 
u.  Juni  an  den  genannten  Bäumen. 

272.  Promissa.  Juli,  mehr  noch  Aug.;  an  Eichen;  durch  Klopfen 
wird  sie  aufgescheucht  und  gefangen.  Die  R.  überwintert,  und  lebt  dann 
im  Mai  u.  Juni  einzeln  an  Eichen. 

273.  Sponsa.  Alles  mit  voriger  gemein. 

57.  Heliothisa. 

274.  Myrtilli.  Fliegt  vom  Mai  bis  Herbst  bei  Tag  in  schnellem 


100  — 


Flug  um  Heide  und  Quendel.  Das  kleine  Räupchen  wurde  hier  auf  Cal- 
luna  vulgaris  zu  Ende  des  Sommers  gefunden. 

275.  Heliaca.  Schwärmt  im  Mai  u.  Juni  im  Gras,  um  duftende 
Blumen. 

276.  Dipsacea.  Schwärmt  im  Juli  u.  Aug.  auf  Syngenesisten. 

ÄS.  JE nnychia. 

277.  Anguinalis.  Fliegt  im  Vorsommer  in  grasreichen  Waldungen. 

278.  Octomaculata.  Fand  sich  in  7  Exemplaren  im  Mai  u.  Aug. 
1849  im  Gras  und  um  Blumen  schwärmend. 

279.  Pollinalis.  Fliegt  im  Mai  in  grasreichen  Waldungen 

59,  JLnthophUa . 

280.  j4.tr at ul a .  Wie  279  ;  doch  findet  sie  sich  auch  noch  im  Juni. 

GO.  Muclidia ♦ 

281.  Glyphica.  Fliegt  im  Mai  und  Ende  Sommers  auf  Wiesen  und 
in  lichten  Wäldern. 

282.  Mi.  Wie  die  vorige. 

Ol.  JPlusia . 

283.  Chrysitis.  Frühling  bis  Herbst. 

284.  Gamma .  Fliegt  das  ganze  Jahr  häufig,  bei  Tag  u.  Nacht,  um 
allerhand  Blumen. 

285.  Iota.  Mai  u.  Aug. 


02.  JVycterina. 

286.  Antliracina.  Mai;  fliegt  um  Büsche  in  Bergwaldungen 


101 


X. 

Die  Erzlagerstätten  des  Hessischen  Hinter¬ 
landes  mit  Rücksicht  auf  ihre  bergmän¬ 
nische  Redentnng. 

(Tagebuchs^Fragmente.) 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  v.  Klipstein. 

Der  Aufforderung,  Beiträge  zur  geognostischen  Kenntniss  unseres 
Landes  für  diese  Blätter  zu  liefern,  gern  nachkommend,  glaube  ich  um  so 
mehr  mit  einigen  Mittheilungen  über  die  Erzformationen  des  Hessischen 
Hinterlandes  beginnen  zu  dürfen,  als  dieselben  zum  Theil  noch  gar  wenig 
bekannt  sind,  und  ihnen  seither  ein  viel  geringerer  technischer  Werth  bei¬ 
gelegt  wurde,  als  sie  es  wirklich  verdienen.  Eine  wissenschaftliche  Er¬ 
schöpfung  der  natürlichen  Verhältnisse  unserer  Erzbildungen  darf  man  von 
diesen  Fragmenten  nicht  erwarten.  Da  bei  manchen  sogar  mehr  die  Ten¬ 
denz  vorwallete,  auf  die  Beobachtungen  über  die  Beschaffenheit  der  Aus¬ 
füllungsmassen  und  ihrer  räumlichen  Verhältnisse  hin  ein  Urtheil  über  ihre 
Bauwürdigkeit  zu  begründen  und  Andeutungen  über  die  Zweckmässigkeit 
schon  bestehender,  so  wie  noch  auszuführender  bergmännischer  Anlagen  zu 
geben,  so  kann  durch  die  technische  Richtung,  welche  theilweise  diese  No¬ 
tizen  genommen,  ihr  wissenschaftliches  Interesse  in  demselben  Verhältnisse 
als  ein  untergeordnetes  betrachtet  werden,  und  wir  konnten  uns  auch  nur 
deshalb  zur  Mittheilung  derselben  in  diesen  Blättern  entschliessen,  weil  letz¬ 
teres  durch  jenes  wenigstens  nicht  als  ganz  verdrängt  gellen  wird.  Auch 
dürfte  es  einem  Theil  der  Leser  dieser  Blätter  nicht  ganz  unwillkommen 
sein,  bei  dieser  Gelegenheit  nicht  allein  das  Geschichtliche  unseres  Berg¬ 
baues,  sondern  auch  die  Aussichten,  welche  einzelne  Lagerstätten  dessel¬ 
ben  für  die  Zukunft  gewähren,  berührt  zu  finden. 

Wir  unterlassen  es,  zuvor  einen  Ueberblick  der  allgemeinen  Verhält¬ 
nisse  des  Vorkommens  der  Hinterländer  Erzformationen  zu  geben,  da  dies 
vor  noch  nicht  langer  Zeit  an  einem  andern  Orte*)  geschah. 

Die  Kilianschen  Eisensteingiubeii  im  Hessischen 
Hinterlande. 

1.  Schwarzer  Stein  in  der  Gern.  Silberg. 

Auf  die  hier  in  Bau  genommenen,  überaus  reichen  und  wichtigen  La¬ 
gerstätten  ist  Herr  Kilian  mit  einem  Felde  von  dem  sehr  beträchtlichen 
Umfange  von  126000  üKIafter,  und  zwar  360  Klafter  Länge  und  350  Breite, 


°)  Gemeinnützige  Btätter  zur  Förderung  des  Bergbaus  und  H üttenbet  riebcs. 
Herausgegeben  von  V.  Klipstein.  Heft  I.  S.  11. 


102 


beliehen.  Es  scheint,  als  wenn  man  das  Vorkommen  und  räumliche  Ver¬ 
halten  derselben  bisher  ganz  verkannt  habe.  Nach  näherer  Prüfung  glaube 
ich  jedoch  keinen  Zweifel  in  das  Vorhandensein  einer  Reihe  mächtiger  mit 
Brauneisenstein  erfüllter  Gänge  setzen  zu  dürfen. 

Die  grosse  Menge  bald  in  Geoden  eines  etwas  unreinen  braunen  Thon¬ 
eisensteins,  bald  in  dichtem  Brauneisenstein  über  die  Gebirgsoberfläche  der 
Silberger  Gemarkung  hingestreuter  Findlinge  nicht  allein,  sondern  auch  das 
Anstehen  einer  mächtigen  Eisensteinmasse  im  tiefen  Stollen  der  längst  auf¬ 
lässig  gewordenen  Silberger  Kupfergruben  scheinen  keine  zureichende  Merk¬ 
male  für  die  Erkennung  so  reicher  Eisenerzniederlagen  gewesen  zu  sein, 
um  dieselben  in  früheren  Zeiten  schon  auszubeuten.  Unbegreiflich  ist 
es  um  so  mehr,  dass  man  auf  dieselben  für  die  nahe  gelegene,  so  lange 
schon  bestehende  Ludwigshütte  nicht  von  Anfang  ihres  Bestehens  Rück¬ 
sicht  nahm,  als  durch  den  schon  seit  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  er- 
öffneten  Kupferbergbau  das  Vorkommen  dieser  bedeutenden  Lagerstätten 
bekannt  gewesen  sein  musste.  Sollte  man  denn  wohl,  da  auch  Klipstein 
in  seinem  mineralogischen  Briefwechsel  desselben  nicht  gedenkt,  es  so  lange 
Zeit  hindurch  gänzlich  verkannt  und  den  Eisenstein  vielleicht  für  zu  arm 
und  unschmelzwürdig  gehalten  haben?!  Oder  hat  man,  da  die  Eisensteine 
auf  so  weite  Verbreitung  im  Zusammenhänge  über  das  Gebirge  hingestreut 
sind,  etwa  auf  ein  ganz  flaches  secundäres  Vorkommen  geschlossen  und 
dasselbe  deshalb  keiner  weiteren  Aufmerksamkeit  für  werth  gehalten? 

Jedenfalls  bleibt  Herrn  Kilian  das  Verdienst,  auf  diese  Lagerstätten 
zuerst  ernstliche  Arbeiten  vorgenommen  und  sie  soweit  wenigstens  aufge¬ 
schlossen  zu  haben,  dass  man  über  das  Verhalten  derselben  ein  vorläufi¬ 
ges  Urtheil  abzugeben  im  Stande  ist. 

Schon  das  Ueberdecktsein  beinahe  der  ganzen  Gebirgsoberfläche  vom 
Gebirgspass  am  schwarzen  Stein,  am  Gehänge  herab  bis  weit  über  Silberg 
hinaus  in  der  ansehnlichen  Breite  von  3  —  400  Lachter  berechtigt  voraus¬ 
sichtlich,  auf  das  Vorhandensein  einer  oder  mehrerer  mächtigen  Lagerstät¬ 
ten  zu  schliessen. 

Die  Schürfarbeiten  wurden  auf  der  Höhe  des  schwarzen  Steins  zwi¬ 
schen  den  Halden  der  alten  Kupfergruben  mit  dem  Aufschliessen  von  3 
bis  4'  übereinander  gehäufter  brauner  und  gelber  Thoneisensleingeoden  be¬ 
gonnen.  Diese  Haufwerke  mögen  wohl  einer  spätem  Umwandlung  der 
auf  den  primitiven  Lagerstätten  vorkommenden  Erze,  oder  vielmehr  einer 
Secundärbildung  ihre  Entstehung  zu  verdanken  haben,  und  es  ist  zumal  die 
Beschaffenheit  der  in  dieser  Form  zum  Theil  auch  als  Thoneisenstein  auf¬ 
tretenden  vielen  über  Tage  liegenden  Findlinge,  welche  ohne  nähere  Kennt- 
niss  in  der  That  leicht  zu  Täuschungen  über  das  ursprüngliche  Vorkommen 
führen  kann. 

Weiter  am  Abhange  herab  gegen  Silberg  ist  durch  mehrere  2—3 
Lachter  tiefe  Röschen  das  Ausgehende  zweier  mächtiger  Gänge  entblösst 
und  das  Niedersetzen  als  solche  unzweifelhaft  bestätigt.  So  weit  die  Masse 
hier  aufgeschlossen,  besteht  sie  aus  einem  theils  gelblichbraunen,  theils 
schwärzlichbraunen  dichten  Eisenoxydhydrat,  welches  viel  schlackigen 


J  03 


Brauneisenstein  (Stilpnosiderit)  einschliesst  und  in  diesen  übergeht.  Theil.. 
weise,  besonders  aber  gegen  Tage  hin,  sind  die  gelben  Modificationen  in 
einem  stark  aufgelösten  Zustand,  in  welchem  sie,  ins  Erdige  übergehend, 
allenthalben  einen  okrigen  Gelbeisenstein  hervortreten  lassen  und  eigen- 
thümlich  schachtelförmig  ineinandergreifende  kleinschaalige  Ablösungen  bil¬ 
den,  welche  Körner  dichten  Brauneisensteins  umschliessen. 

Die  Gangausfüllung  ist  derb  und  rein,  ohne  von  irgend  einer  Gang¬ 
art  unterbrochen  zu  werden.  Beide  Gänge  haben  ein  steiles  Einfallen  ge¬ 
gen  SW.,  sowie  ein  und  dasselbe  Streichen  H.  9  gemein.  Der  in  der  west¬ 
lichen  oberen  Rösche  ist  im  obern  Theil  derselben  4'  mächtig,  wurde  jedoch 
in  dem  jetzt  verschütteten,  etwas  tiefer  vorgeschrittenen  Abbaue  ein  Lachter 
mächtig  bestätigt.  Im  Hangenden  wie  im  Liegenden  wird  er  von  einem 
mehrere  Fuss  mächtigen,  zarten,  bläulichweissen,  plastischen  Thonbestege 
bekleidet.  Der  Gang  in  der  unteren,  östlichen  Rösche  ist  unter  sonst  ziem¬ 
lich  gleichem  Verhallen  nur  mächtiger  und  von  noch  stärkeren  Thonmassen 
umschlossen.  An  seinem  Ausgehenden  kaum  einige  Fuss  mächtig,  nimmt  er 
sehr  schnell  zu  und  steht  auf  der  Röschensohle  in  2  Lachter  Tiefe  I2/  mäch¬ 
tig  an.  Im  Liegenden  schliesst  sich  dem  Thonbesteg  eine  mehrere  Lachter 
mächtige  Masse  stark  aufgelöster  Grünstein  an  und  diesem  folgt  verhärteter, 
prismatisch  zerklüftender,  dunkelblauer  Schiefer.  Das  Hangende  ist  noch 
nicht  bekannt. 

Man  hat  die  Fortsetzung  dieser  beiden  mächtigen  Lagerstätten,  zu¬ 
mal  aber  den  liegenden  Gang  (welcher  ganz  nahe  westlich  der  untersten 
Häuser  Silbergs  durchsetzt  und  weiter  herab  ins  Thal  sich  verfolgen  lässt) 
durch  Schürfarbeiten  auf  eine  Ausdehnung  von  mehreren  100  Lachtern  be¬ 
stätigt.  Es  ist  ferner  sehr  wahrscheinlich,  dass  ein  3ter  Gang  noch  zwischen 
beiden,  und  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  noch  mehrere  andere  im 
Hangenden  sich  einfinden,  da  man  hier  durch  Schurfarbeit  mehrfach  auf 
Ausgehende  derselben  stiess,  so  wie  denn  auch  durch  die  zahllose  Menge 
von  Findlingen  nach  dieser  Seite  das  Vorhandensein  noch  -weiterer  Gänge 
schon  augenfällig  genug  ist. 

In  demselben  Maasse,  als  die  bis  jetzt  gewonnenen  Aufschlüsse  die 
hohe  Bedeutung  der  Silberger  Eisenerzlagerstätten  begründen,  erscheint  es 
auch  wünschenswerth,  ihre  Ausdehnung  ins  Feld,  so  wie  in  die  Teufe, 
weiter  zu  untersuchen  und  zu  bestätigen.  Sehr  zu  Gunsten  weiteren  Auf¬ 
schlusses  in  grösserer  Teufe  würde  eine  Herstellung  des  tiefen  Silberger 
Stollens  sich  gestalten,  der  unzweifelhaft  einen  Theil  der  Eisensteingänge 
überfährt.  Auch  sieht  man  den  Inhalt  derselben  in  reichlichem  Maasse 
über  die  Halden  einiger  auf  diesem  Stollen  stehenden  Lichtlöcher  hinge¬ 
stürzt.  Nach  glaubwürdigen  Ueberlieferungen  eines  alten  Bergmannes  des 
längst  auflässig  gewordenen  Kupferbergbaues,  steht  in  diesem  Stollen  dicht 
vor  dem  zweiten  Lichtloche  der  Eisenschuss  (wie  man  hier  die  Masse  der 
ßrauneisensteingänge  bezeichnet)  in  der  enormen  Mächtigkeit  von  6—7 
Lachter  an.  Der  Lage  nach  fiele  dies  Anstehen  so  ziemlich  mit  dem  Strei¬ 
chen  des  liegenden  Ganges,  doch  dem  Hangenden  etwas  näher  gerückt, 
zusammen,  woraus  mit  gutem  Grunde  auf  ein  Vereinigtsein  beider  in  dieser 


104 


Teufe  geschlossen  werden  kann.  Sollte  daher  dereinst  eine  Untersuchung 
in  grösserer  Teufe  beabsichtigt  werden,  so  kann  eine  Herstellung  des  tie¬ 
fen  Stollens,  der  zwar  an  verschiedenen  Stellen  (im  Ganzen  auf  eine  Länge 
von  ungefähr  30  Ltr.)  zusammen  gegangen,  bei  weitem  auf  den  grössten 
Theil  seiner  Länge  bin  jedoch  noch  im  festen  Gestein  offen  stehen  soll, 
nicht  genug  angerathen  werden,  um  dann  von  der  Stelle  aus,  wo  die  Ei¬ 
sensteinmasse  in  so  beträchtlicher  Mächtigkeit  ansteht,  nach  beiden  Seiten 
hin  auszulängen.  Später  könnte  um  so  mehr  ein  noch  etwa  U — 15  Lach¬ 
ter  mehr  Teufe  einbringender  und  weiter  unterhalb  im  Hommertshäuser 
Thale  mündender  Stollen  auf  etwa  50  Ltr.  länger  in  Ausführung  gebracht 
werden,  als  das  Streichen  der  Gänge  nach  dieser  Richtung  auf  dem  mäch¬ 
tigsten  derselben  oder  auf  der  zuvor  vom  alten  Stollen  aus  untersuchten 
Gangmasse  aufzufahren  gestattet.  Der  Gehalt  der  reineren  Erzmodificatio- 
nen  dieser  Gänge  ist  auf  50  pC.  und  darüber  anzunehmen ;  von  diesen  mö¬ 
gen  Gradationen  statt  haben,  die  bis  unter  40  pC.  herabgehen.  Doch  lässt 
sich  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  die  unreineren  Modificationen  mehr  den 
zunächst  an  Tag  vorkommenden  Haufwerken,  so  wie  den  oberen  Teufen 
der  Gänge  angehören,  wo  nur  allein  eine  Verunreinigung  und  Umwandlung 
in  grösserem  Umfange  statt  haben  konnte,  wogegen  in  grösserer  Teufe  die 
Masse  an  Reinheit  sicherlich  schnell  zunehmen  wird.  Zieht  man  das  Vorkom¬ 
men  von  schon  mehrfach  aufgefundenen  thonigeu  Sphärosideriten  am  Aus¬ 
gehenden  der  Gänge  in  Betracht,  so  liegt  sogar  der  Gedanke  an  einen  Ueber- 
gang  in  kohlensaures  Eisenoxydul  in  grösserer  Teufe  sehr  nahe.  Da  bis 
jetzt  nur  die  unreineren  Modificationen  über  Tage  und  aus  oberer  Teufe  der 
Gänge  auf  der  Kilianshütte  verarbeitet  wurden,  so  ist  es  kein  Wunder,  dass 
man  mit  dem  Ausbringen  kaum  30  pC.  erreichte.  Schreitet  die  Gewinnung 
einmal  in  grösseren  Teufen  vor,  so  lässt  sich  mit  Zuversicht  auf  ein  Aus¬ 
bringen  bis  zu  40  pC.  und  darüber  zählen. 

Die  leichte  Reducirbarkeit  der  verschiedenen  Eisenoxydhydratbildun¬ 
gen  ist  allgemein  bekannt,  und  es  haben  sich  auch  die  hier  in  Rede  ste¬ 
henden  in  dieser  Hinsicht  auf  das  Vortrefflichste  bewährt. 

Soll  ich  mich  nun  noch  über  die  Ertragsfähigkeit  und  Nachhaltigkeit  dieser, 
wie  es  scheint,  früher  so  gering  geachteten  Lagerstätten  aussprechen,  so  ist  es 
gewiss  nicht  zu  w  eit  gegangen,  wenn  ich  denselben  zutraue,  über  ein  Jahrhundert 
hinaus  ein  halb  Dutzend  Hohöfen  ununterbrochen  reichlich  versehen  zu  können. 

Nehmen  wir  nur,  um  den  4nsatz  zu  einer  Berechnung  der  bis 
zur  projectirten  tiefen  Stollensohle  vorhandenen  GangausfüIIuugsmasse 
zu  begründen,  für  die  2  bekannten  Gänge  im  Liegenden  eine  Mächtig¬ 
keit  von  durch  chnittlich  20'  (wie  sie  jetzt  auf  den  Röschensohlen  an¬ 
stehen),  und  berechnen  den  cubischen  Gehalt  auf  die  Feldlänge  von  360 
Klafter  bei  einer  Stollenteufe  von  40  Ltr.,  so  wird  erhalten:  20x3600x280 
=  IS, 960, 000  Cubikfuss  (Darmstädter  Maass  zu  1000  c")  Eisensteine.  Mit 
denselben  vorgenommene  Gewichtsversuche  ergaben  durchschnittlich  für 
den  c'  94  Pfd.,  so  dass  sich  hiernach  für  die  ganze  Summe  des  Cubikinhal- 
tes  17,822,400  Ctr.  ä  100  Pfd.,  oder,  will  man  es  nach  dem  Brauche  unse¬ 
rer  Hültenleule  in  einem  noch  grösseren  Maasse  ausdrücken  —  712,496 


105 


Wagen  Eisensteine  ä  25  Cfr.  ergeben.  Es  darf  hierbei  nicht  übersehen 
werden,  dass  die  Mächtigkeit  nach  der  Tiefe  unzweifelhaft  beträchtlich  zu¬ 
nimmt,  und  das  Vorhandensein  noch  anderer  Gänge  bereits  bestätigt  ist, 
hiernach  also  bei  einer  Annahme  von  I7,8l2,40ü  Centner  dieses  Quantum 
wohl  noch  tief  unter  dem  wahren  Reichthum  an  Eisenstein  stehen  wird, 
welchen  das  Grubenfeld  am  Schwarzenstein  bis  zur  angenommenen  Teufe 
unter  die  tiefe  Stollensohle  umschliesst. 

2«  Vereinigte  Grubenfelder  von  Neuschwede.». 

Das  Vorkommen  der  Brauneisensteine,  mit  welchen  seither  die  Ju¬ 
stushütte  betrieben  wurde,  hat  zur  Entdeckung  einer  sehr  ausgedehnten, 
reichhaltigen  und  in  jeder  Beziehung  höchst  interessanten  Lagerstätte  ge¬ 
führt,  so  wie  auch  die  Veranlassung  zur  Belehnung  auf  5  grosse  in  die 
Gemarkungen  Weidenhausen,  Erdhausen,  Gladenbach  und  Kehlebach  fallen¬ 
den  Grubenfelder  an  den  Herrn  Hüttenbesitzer  Kilian  gegeben,  die  unter 
nachfolgenden  Namen  und  Grössenverhältnissen  eingetragen  sind  : 

1 .  Justine  1005(10  ^Klafter. 

2.  Eva  88500  — 

3.  Bertha  81000  — 

4.  Caroline  70000  — 

5.  Hedwig  50000  — 

Obwohl  der  ganze  Aufschluss  über  die  dem  Anscheine  nach  ober¬ 
flächlich  auftretenden  Erze  sich  nur  auf  die  in  dem  Grubenfeld  Justine 
kaum  begonnene  Grube  Neuschweden  und  einige  schwache  Schürfarbeiten 
beschränkt,  so  unterliegt  es  auch  hier  keinem  Zweifel,  dass  man  es  mit  ei¬ 
nem  grossartigen,  den  Silberger  Lagerstätten  analogen  Vorkommen  zu  thun 
hat,  das  sich  vorerst  nur  noch  von  jenem  dadurch  unterscheidet,  dass  eine 
grössere  Verzweigung  der  Gänge,  so  wie  wohl  theilweise  eine  seltsame 
Zertrümmerung  derselben  am  Ausgehenden  stattgefunden  haben  wird. 

Die  auf  der  Höhe  des  Ebscheids  liegende  Grube  Neuschweden  ge¬ 
währt,  obwohl  hier  nur  eine  Art  von  Abdeckarbeit  bis  zu  3  Ltr.  Tiefe  statt¬ 
findet,  Aufschlüsse,  welche  diesen  Annahmen  gewiss  nicht  ungünstig  sind. 
Abgesehen  von  der  Uebereinstimmung  der  hier  gegrabenen  Eisenerze  mit 
denen  von  Silberg,  von  welchen  sie  sich  zum  Theil  nur  durch  ein  noch 
stärkeres  Zersetztsein,  so  wie  eine  in  grösserem  Umfang  stattfindende  Ver¬ 
mengung  mit  anderen  Bestandtheilen  zunächst  am  Tage  unterscheiden  wer¬ 
den,  findet  sich  in  der  eigentümlichen  Zerstörung  des  Gebirges,  in  der 
Begleitung  ganz  desselben  plastischen  Thones,  welcher  in  Silberg  einen  Gang¬ 
besteg  von  seltner  Mächtigkeit  bildet,  allein  schon  viel  Analogie.  Auch  der 
ganz  nahe  hervortretende  Grünstein  ist  in  einem  ähnlich  aufgelösten  Zu¬ 
stande,  als  dort.  In  dem  vorderen  Theil  der  durch  die  Abdeckarbeit  ge¬ 
zogenen  Rösche  ist  die  Brauneisensteinmasse  so  regellos  vermengt  mit  weis- 
sem,  zartem,  plastischem  Thone,  mit  halbaufgelösten  hornsteinartigen  Quarz¬ 
massen,  mit  einem  collyritartigen  Fossile,  und  noch  anderen,  wie  es  scheint, 
aus  der  Auflösung  von  Grauwacke  oder  Thonschiefer  entstehenden  weichen 


106 


Massen,  dass  das  Ganze  einem  aus  wilder  Zerstörung  hervorgegangenen 
Chaos  gleicht.  Weiter  westlich  im  hinteren  Theile  der  Rösche  verliert  sich 
diese  Erscheinung,  und  es  treten  verschiedene  einzelne  kleine  Gänge  aus 
jenem  Wirrsale  hervor,  welche  von  '2  -  4'  mächtig  nun  unregelmässig  ein 
stark  aufgelöstes,  anscheinend  aus  Grauwacke  hervorgegangenes  Gestein 
durchschwärmen.  Obwohl  diese  Erscheinungen  nicht  besonders  dazu  ge¬ 
eignet  sind,  eine  richtige  Vorstellung  über  das  Niedersetzen  dieser  Lager¬ 
stätten  und  ihr  weiteres  Verhalten  in  die  Tiefe  zu  gewinnen,  so  darf  man 
dennoch  über  jenes  ausser  Zweifel  sein,  so  wie  der  Voraussetzung  sich 
hingeben,  dass  sie,  während  sie  sich  nach  ihren  Ausgehenden  stark  zer- 
theilen  und  zertrümmern,  nach  der  Teufe  mächtiger  werden,  sich  regeln 
und  wohl  gar  vereinigen.  Eine  nähere  Untersuchung  ist  deshalb  nicht  min¬ 
der  von  wissenschaftlichem  als  von  technischem  Werthe.  In  letzterer  Be¬ 
ziehung  aber  ist  vor  Allem  noch  hervorzuhebeu  die  sehr  beträchtliche  Ausbrei¬ 
tung  der  Erze  über  Tage,  indem  sie  hier  über  einen  noch  viel  grösseren  Flä¬ 
chenraum  verfolgt  werden,  als  am  schwarzen  Stein.  Die  Hauptlängenrichtung 
dieses  grossen  Erzfeldes  zieht  aus  WSW.  nach  ONO.  Es  beginnt  mit  dem 
Ansteigen  einer  flachen  Mulde  aus  dem  Weidenhäuser  Thälchen,  zieht  in  die¬ 
ser  Mulde  herauf  nach  der  Höhe  des  Ebscheides,  sowohl  diese  als  den 
grössten  Theil  ihres  flachen  Gehänges  nach  dem  Salzbödenthal  herab  über¬ 
streuend,  wird  dann  auf  dem  nordöstlichen  Abhange  des  Ebscheides  herab 
in  das  Thal  von  Kehlebach  und  von  hier  über  den  Rücken  der  Neumark  hin¬ 
über  nach  der  linken  Seite  des  Thälchens  von  Gladenbach  über  die  Höhe 
des  Kirchberges  hin  verfolgt.  Die  Erze  bedecken,  zumal  über  das  Ebscheid 
hin.  die  Oberfläche  des  Bodens  in  so  grosser  Menge,  dass  mindestens  vom 
Anfänge  der  obengedachten  in  das  Weidenhäuser  Thälchen  mündenden  Mulde 
über  den  ganzen  Rücken  des  Ebscheides  hin  bis  zum  Thale  von  Kehlebach  über 
eine  ununterbrochene  Ausdehnung  der  Erzformation  kein  Zweifel  obwaltet, 
es  mag  dieselbe  eine  nun  oberflächliche  secundäre,  oder  eine  primitive  sein. 

Es  liegt  hier  ausserhalb  des  Bereiches  meiner  Aufgabe,  eine  Theorie 
über  diese  denkwürdige  Erzbildung  auszuführen  ;  doch  hoffe  ich  dereinst 
noch  durch  die  Ergebnisse  eines  kunstgerecht  auf  dieselbe  ausgeführten 
Versuchsbaues  die  Bestätigung  meiner  oben  ausgesprochenen  Ansicht  über 
die  Analogie  mit  der  Silberger  Gangformation  zu  erleben.  Allein  neben 
den  der  Wissenschaft  so  höchst  willkommenen  Aufschlüssen  kommt  es  auch 
darauf  an,  den  technischen  Werth  und  die  hohe  industrielle  Wichtigkeit  sol¬ 
cher  Lagerstätten  möglichst  genau  kennen  zu  lernen. 

Es  knüpft  sich  hieran  nicht  allein  das  specielle  Interesse  der  Berg¬ 
bau-  und  Hütlenwirthschafl  an  und  für  sich,  sondern  es  handelt  sich  noch 
viel  mehr  um  die  allgemeine  Rücksicht  auf  das  Wohl  einer  ganzen  Provinz 
und  die  Aufhülfe  und  Belebung  der  darniederliegenden  Industrie.  Für  diese 
geben  die  nutzbaren  Minerallagerstätten,  zumal  hier  aber  die  der  Eisen¬ 
erze,  die  Grundlage;  es  sind  die  Pulsadern  der  Gewerbthätigkeit.  Wo  sie 
in  einem  Lande  aufhören  zu  schlaffen,  welches  arm  an  Bodenkräften,  dem 
äusseren  Verkehre,  so  wie  fast  allen  andern  Erwerbsquellen  verschlossen, 


107 


da  sind  Nahrungslosigkeit  und  allgemeine  Verarmung  die  unausbleiblichen 
Folgen. 

Die  Resultate  gründlicher  bergmännischer  Untersuchung  der  bekann¬ 
ten  Minerallagerstätten  des  Hinterlandes,  an  welchen  die  Kilian’scben  ei¬ 
nen  sehr  wesentlichen  Antheil  nehmen,  sind  deshalb  von  um  so  grösserer 
Bedeutung,  als  die  Bestimmung  ihrer  Ertragsfähigkeit  uns  für  die  Erhaltung 
und  Ausdehnung  der  unmittelbar  und  mittelbar  von  ihnen  ausgehenden  In¬ 
dustriezweige  einen  sicheren  Maassstab  auf  Jahrhunderte  hinaus  bietet. 

Sollen  die  Schätze  von  Neuschweden  in  möglichster  Ausdehnung  auf¬ 
geschlossen  und  der  auf  den  höchstwahrscheinlichen  sehr  beträchtlichen 
Umfang  sich  stützende  Werth  daraus  näher  constatirt  werden,  so  eignet 
sich  die  günstige  Lage  des  Grubenfeldes  Justine  zu  Versuchsbauen  fast 
von  allen  Seiten.  Bereits  hat  man  die  Stollenteufen  nach  verschiedenen 
Richtungen  abgewogen.  Auf  dem  kürzesten  Wege  wäre  von  SW.  aus 
dem  Römershäuser  Thale  herauf  eine  Stollenanlage  in  wahrscheinlichem 
Hauptstreichen  zwischen  Hora  8  10  zu  erzielen.  Doch  müssten  hier  zu¬ 

erst  die  Lagerstätten  erschürft  und  dann  auf  den  mächtigeren  aufgefahren 
werden.  Dieser  Stollen  würde  1 40'  Teufe  bringen  vom  höchsten  Punkte 
des  Ebscheides  herab. 

Gerathener  möchte  jedoch  in  der  Voraussetzung  des  Vorhandenseins 
einer  Reihe  gangartiger  Lagerstätten,  behufs  ihrer  Untersuchung  in  der 
Querlinie,  die  Herholung  eines  Stollens  etwa  in  der  3.  Stunde  aus  dem 
Salzbödenthale  in  der  Nähe  der  Curtmühle  sein,  welcher  zugleich  die  un¬ 
gleich  beträchtlichere  Teufe  von  238'  geben  würde.  Um  20'  mehr  Teufe 
ist  noch  für  einen  3.  Stollen  aus  dem  Kehlebacher  Thälchen  herauf  zu  er¬ 
warten,  und  würde  diese  Anlage,  insofern  das  Hauptstreichen  der  Lager¬ 
stätten  nach  dieser  Seite  hin  sich  bestätigte,  als  die  vortheilhafteste  sich 
ergeben.  Vorangehen  müssten  jedoch  Versuchsschächte  und  Strecken  zur 
Erforschung  der  räumlichen  Verhältnisse,  oder  besser  noch  die  erwähnte 
Stollenanlage  aus  dem  Salzbödenthal,  die  ausserdem  der  hier  ganz  nahe 
liegenden  Justushütte  mit  Rücksicht  auf  Erzförderung  nicht  unbeträchtliche 
Vortheile  verspräche. 

Aus  dem  berührten  Verhalten  der  Lagerstätten  der  vereinigten  Gru¬ 
benfelder  Neuschwedens  wird  leicht  zu  entnehmen  sein,  dass  für  ihre  Er¬ 
tragsfähigkeit  auch  selbst  kein  annähernder  Anhalt  zu  gewinnen  ist.  Doch 
lässt  die  über  die  vorliegenden  Verhältnisse  gewonnene  Anschauung  bei 
mir  einen  so  tiefen  Eindruck  zurück  über  das  Grossartige  des  Vorkommens, 
so  wie  die  entschiedene  Analogie  mit  dem  Schwarzenstein  von  Silberg,  dass 
ich  Neuschweden,  sollte  ihm  je  die  Bestimmung  eines  ausgedehnteren  Be¬ 
triebes  werden,  nur  das  Prognosticon  einer  glänzenden  Zukunft  stellen 
kann. 

Setzt  man  auch  im  schlimmsten  Falle  ein  flaches,  nur  zum  Abbau 
am  Tage  sich  gestaltendes  Vorkommen  voraus,  so  wird  dasselbe  in  einer 
so  beträchtlichen  Verbreitung,  als  dieselbe  nachgewiesen,  mehrere  Hohöfen 
auf  lange  Jahre  hinaus  speisen  können.  Zieht  man  ausserdem  noch  die 
Brauchbarkeit  der  Erze,  neben  der  so  ungemein  vortheilhaften  Lage  dicht 


108 


neben  der  Justushütte,  von  welcher  die  vorerst  in  Betrieb  genommene  ein¬ 
zige  Grube  kaum  10  Minuten  entfernt  liegt,  in  Betracht,  so  treffen  hier  alle 
Umstande  zusammen,  einem  höchst  vorteilhaften  Hüttenbetriebe  die  Dauer 
von  Jahrhunderten  zuzusichern. 

Nachträglich  verdient  noch  eine  besondere  Erwähnung,  dass  im 
östlichen  Theile  des  Grubencomplexes  das  gangartige  Vorkommen  nicht 
allein  von  Brauneisenstein,  sondern  auch  von  Eisenspath,  sich  wirklich  be¬ 
stätigt  hat.  Hier  sind  durch  Versuchsbaue  auf  einem  sehr  mächtigen,  zu¬ 
gleich  Zinnober  führenden  Quarzgange,  welcher  über  die  Höhe  der  Neu- 
mark  streicht,  Brauneisensteine,  meines  Wissens  jedoch  nur  in  von  den  Gang¬ 
quarzmassen  umschlossenen  Nestern,  häufig  vorgekommen,  während  auf  der 
östlichen  Seite  von  Gladenbach  am  Kirchberg  in  den  dort  aufsetzenden 
Fahlerzgängen  Eisenspathe  die  gewöhnlichen  Begleiter  der  Fahlerze  waren 
und  jetzt  noch  häufig  in  kleinen  Haufwerken  zunächst  der  alten  Halden¬ 
stürze  angetrofTen  werden.  An  einem  gangartigen  Auftreten  des  Eisen¬ 
oxydhydrates,  so  wie  seines  primitiven  Vertreters,  des  Eisenspaths,  ist  hier¬ 
nach  nicht  zu  zweifeln  und  damit  überhaupt  sehr  nahe  gelegt,  wie  höchst 
wahrscheinlich  nicht  allein  die  durch  die  Grube  Justine  aufgeschlossenen 
Lagerstätten,  sondern  auch  die  die  Oberfläche  beinahe  des  ganzen  Feldcom- 
plexes  in  so  reichlicher  Menge  überdeckenden  Brauneisensteine  primitiven 
gangartigen  Lagerstätten  angehören  werden. 


3.  Grnho  Eisenkatitc  in  der  Gemarkung  Holzhau&en. 

Diese  mit  einem  Felde  von  45000  GKlafter  (450  Klafter  Länge  mit 
100  Klafter  Vierung)  beliehene  Grube  baut  auf  einer  von  dioritischein  Grün¬ 
steine  umschlossenen,  sehr  mächtigen  und  besonders  dadurch  denkwürdigen 
Lagerstätte,  dass  auf  ihr  Magneteisenstein  und  Eisenoxyd  in  ganz  eigenthüm- 
licher  Weise  zusammen  sich  einfinden.  Man  hat  nämlich  zunächst  am  Han¬ 
genden  einen  sehr  unreinen,  mit  Eisenkiesel  stark  vermengten  dichten 
Magneteisenstein,  welcher  theilweise  deshalb  auch  unbrauchbar.  Abwärts 
verliert  sich  der  Eisenkiesel,  das  dichte  Magneteisen  wird  allmählig  rei¬ 
ner,  und  scheidet  blättriges  Magneteisen  aus.  Ungefähr  in  der  Mitte  des 
Ganges  tritt  aus  dem  Magneteisenstein  ein  sehr  reiner  Rotheisenstein  her¬ 
vor,  der  häufig  in  Eisenglanz  übergeht  und  ihn  besonders  nach  dem  Lie¬ 
genden  hin  sehr  frequent  ausscheidet. 

Eine  genaue  Bestimmung  des  räumlichen  Verhaltens  der  Lagerstätte 
ist  in  Folge  einer  Reihe  von  Sprüngen,  welche  sie  durchsetzen,  schon 
schwierig  und  im  Augenblicke  wegen  der  Unfahrbarkeit  des  grösseren 
Theils  der  Baue  nicht  möglich.  Aus  dem  noch  theilweisen  Anstehen  der 
Gangmasse  am  Hangenden  und  Liegenden  im  vorderen  Theile  des  oberen 
Stollens  kann  auf  eine  bedeutende  Mächtigkeit  derselben  geschlossen  wer¬ 
den.  Auch  soll  der  Abbau  auf  dem  tiefen  Stollen  eine  Mächtigkeit  von 
32'  ergeben  haben. 

Eine  genaue  Abnahme  des  Streichens  liess  der  Einfluss  des  Magnet- 


109 


eisens  auf  die  Compassnadel  nicht  zu  ;  doch  glaube  ich  dasselbe  annähernd 
zwischen  Hora  2 — 3  mit  SO.  Einfallen  annehmen  zu  dürfen. 

Trotz  der  vorgerichteten  5  Abbaustollen,  von  welchen  3  über  und 
2  unter  dem  tiefen  Stollen,  ist  die  Gewinnung  noch  nicht  besonders  weit 
vorgeschritten.  Der  tiefe  Stollen  ist  zwar  von  seinem  Mundloche  28  Ltr. 
vorgetrieben  ;  doch  wurde  die  Lagerstätte  zuerst  mit  dem  18.  Ltr.  erreicht. 
Es  sind  die  oberen  Ltr.  über  dem  tiefer  stehenden  Stollen,  sowie  die 
Tiefbausohlen  nicht  ganz  so  weit  vorgetrieben,  so  dass  nach  den  glaub¬ 
würdigen  Nachrichten,  welche  ich  über  die  unfahrbar  gewordenen  tieferen 
Strecken  einzuziehen  vermochte,  der  Abbau  im  Durchschnitt  noch  keine  10 
Ltr.  umfassen  wird.  Auf  der  unteren  Tiefbausohle  ist  er  kaum  6  Ltr.  lang. 
Die  Tiefbausohlen  sind  durch  ein  Gesenk  von  10  Ltr.  Teufe  mit  den  bei¬ 
den  Stollen  und  der  5.  zwischen  denselben  liegenden  Abbausohle  ver¬ 
bunden. 

Es  scheint  mir  übrigens,  als  wenn  die  häufigen  Sprünge,  deren  nach 
der  vorliegenden  markscheiderischen  Aufnahme  7  bis  8  theils  den  Grün¬ 
stein,  theils  das  Lager  in  sehr  ungleichen  söhligen  Entfernungen  unter  sehr 
verschiedenem  Einfallen  durchsetzen  und  verwerfen,  den  Abbau  nicht  wenig 
erschweren.  Auf  dem  oberen  Stollen  sind  diese  Verwerfungen  theilweise 
zu  beobachten.  Eine  mit  dem  linken  Stosse  daselbst  fortziehende  Kluft  mit 
vertical  gestreifter  Spiegelfläche  verwirft  hier  einen  Theil  der  Lagerstätte 
ins  Liegende.  Ein  anderer  Sprung  bildet  mehr  nordwärts  eine  Verwerfung 
ins  Hangende,  so  wie  dann  durch  östlich  einfallende  Sprünge  dieselbe  hier 
noch  weiter  zerrissen  sein  wird.  Im  tieferen  Stollen  und  in  den  unter 
ihm  stehenden  Abbauen  sind  diese  und  noch  andere  Sprünge  mit  den  ih¬ 
nen  entsprechenden  Verwerfungen  beobachtet  und  auf  den  Rissen  mit  An¬ 
deutungen  für  die  Ausrichtung  der  verschiedenen  Lagerstücke  eingetragen 
worden.  Ohne  mich  darüber  hier  noch  weiter  zu  verbreiten,  glaube  ich 
nur  noch  bemerken  zu  müssen,  dass  ein  Theil  dieser  Verwerfungen  gerade 
nicht  zu  den  schwierigen  gehören  und  die  verworfenen  Lagerstücke  wohl 
unter  leichter  Mühe  mit  kurzen  Ausrichtungsorten  wieder  zu  gewinnen  sein 
werden,  dass  jedoch  das  Lager  in  NW.  und  SO.  durch  mehrere  Haupt¬ 
klüfte  abgeschnitten  und  hier  stärkere  Verwerfungen  sich  erwarten  lassen. 

Nicht  im  Stande,  auf  eine  umfassendere  Anschauung  hin  über  das 
Verhalten  und  die  Bauwürdigkeit  dieser  sonst  merkwürdigen  und  viel  ver¬ 
sprechenden  Lagerstätte  ein  bestimmteres  Urtheil  abzugeben,  darf  man  sich 
wenigstens  der  Ueberzeugung  hingeben,  dass  trotz  der  ni<  ht  ganz  günstigen 
Lage,  welche  über  der  oberen  Stollensohle  im  Bereiche  der  bisherigen 
Baue  keine  grosse  Ausbeute  mehr  erwarten  lässt,  weitere  Versuchsbaue 
auf  die  Wiederausrichtung  der  verworfenen  Lagertheile  zu  den  schönsten 
Hoffnungen  berechtigen,  dass  ferner  zufolge  glaubwürdigen  Nachrichten 
über  die  in  den  Abbaustrecken  noch  anstehenden  Eisensteinmassen,  aus 
denselben  dennoch  gegen  6t  00  Wagen  Erze  leicht  zu  gewinnen  sind. 

Bei  einer  zukünftigen  Wiederaufnahme  ist  das  Hauptaugenmerk  auf 
die  Ausrichtungsörter  zu  richten.  Werden  dieselben  mit  Sachkenntnis  und 
Umsicht  getrieben,  so  hat  man  der  Aufschliessung  noch  reicher  Anbrüche 


110 


entgegen  zu  sehen,  für  deren  Ahbau  auf  der  Südwestseite  auch  noch  eine 
nicht  unansehnliche  Teufe  über  dem  tiefen  Stollen  in  Aussicht  zu  neh¬ 
men  ist. 


4.  Eisenkipjiel,  •Gemarkung’  Mornshausen. 

Die  im  Grünstein  aufsetzende  Lagerstätte  auf  dem  Eisenkippel  ist  vor¬ 
erst  von  keiner  Bedeutung.  Sie  wurde  mit  einem  Versuchsschachte  meh¬ 
rere  Lachter  tief  in  einer  abwechselnden  Mächtigkeit  von  I — 4/  verfolgt, 
indem  sie  mehrfach  bis  zu  I'  sich  verdrückt  zeigte.  Der  auf  ihr  einbre¬ 
chende  Rotheisenstein  ist  unregelmässig  schieferig,  stark  aufgelöst.  Obgleich 
nicht  unbrauchbar,  ist  er  etwas  leicht  und  nicht  besonders  rein.  Die  örtli- 
lichen  Verhältnisse,  zumal  aber  das  Durchstreichen  mächtiger  Eisenkiesel- 
massen,  lassen  für  dies  Vorkommen  keinen  besonderen  Erfolg  erwarten. 
Uebrigens  gestattet  der  beschränkte  Aufschluss  noch  kein  Urtheil,  und  es 
bleibt,  bedenkt  man  zumal  die  unmittelbare  Nähe  des  auch  im  Grünstein 
aufsetzenden  so  mächtigen  und  reinen  Vorkommens  der  Eisenkaute,  bei  in 
grössere  Teufe  fortgesetzter  Untersuchung,  auch  für  dieses  Grubenfeld  noch 
Hoffnung  auf  bessere  und  mächtigere  Anbrüche. 

Da  das  Grubenfeld  der  Eisenkaute  mit  seiner  NO. -Ecke  in  das  der 
Eisenkippel  schief  hineinragt,  so  hat  das  letztere  dadurch  auf  dieser  Seite 
eine  etw  as  unförmliche  Begrenzung  bekommen.  Hiernach  ist  die  eine  lange 
Markscheide  =  436,  die  andere  =  234,  die  Breite  =  15  )  Klftr. 

5.  Ziegenberg  in  der  Gemarkung  Silberg. 

Die  Belehnung  auf  dieses  Feld  wurde  auf  die  Erschürfung  eines  2y 
mächtigen  Brauneisensteinlagers  innerhalb  der  Grenzen  eines  alten  Bingen¬ 
zuges  ertheilt,  welcher  dicht  neben  einem  mächtigen,  in  zackigen  Felsen  zu 
Tag  gehenden  Gange  eines  hornsteinartigen  Quarzes  hinzieht.  Dies  Gangge¬ 
stein  ist  stark  zerklüftet  und  die  Kluftflächen  sehr  häufig  mit  einem  Anfluge 
von  Brauneisenstein  überzogen,  so  dass  man  die  in  Menge  herabgerollten 
Fragmente  beim  ersten  Blick  für  derbe  Eisensteine  hält.  Auf  den  alten 
Halden  findet  man  vielleicht  Spuren  von  Braun-  und  Botheisensteinen,  wel¬ 
che  zum  Theil  sehr  rein  Es  scheint,  als  wenn  die  Dichtigkeit  der  Gang¬ 
quarzmasse  dem  Eindringen  des  Eisenoxyds  Hindernisse  entgegen  gestellt, 
oder  doch  nur  ihm  gestattet  habe,  theilweise  zwischen  den  Klüften  durch¬ 
zugehen.  Dagegen  scheint  das  weichere  Nebengestein  demselben  einen 
leichteren  Eintritt  geboten  zu  haben  und  in  diesem  Gänge  oder  Lager  ein¬ 
gedrungen  zu  sein,  welche  zum  Theil  schon  früher  bebaut  wurden.  Ueber 
die  erschürfte  Lagerstätte,  die  nicht  mehr  entblösst  war,  so  wie  über  etwa 
noch  andere  im  Grubenfeld  auftretende,  können  weitere  Versuchsarbeiten 
erst  die  erforderlichen  Aufschlüsse  gewähren 


111 


6.  Aussteckseite  in  der  Gemarkung  Bischoffen. 

Man  hat  hier  durch  Versuchsarbeit  ein  schon  in  früheren  Zeiten  ober¬ 
flächlich  bebautes  Rotheisensteinlager  bestätigt,  auf  welches  ein  gewöhnli¬ 
ches  Grubenfeld  von  45000  [jKlafter,  450  Klftr.  lang  und  100  Klftr.  Vie¬ 
rung,  ertheilt  wurde.  Am  Ausgehenden  war  das  Lager  nur  I',  in  einer 
Teufe  von  5  Ltr.  jedoch,  bis  zu  welcher  man  mit  einem  Schacht  nieder¬ 
ging,  3^#  mächtig.  Streichen  in  H.  4  mit  60  -  70°  SO.  Einfallen.  Setzt  es 
unter  verhältnissmässiger  Zunahme  an  Mächtigkeit  so  fort  in  die  Teufe,  so 
ist  diese  Grube  unter  den  zahlreichen  Kilianschen  Rotheisensteingruben*) 
um  so  mehr  eine  der  bedeutendsten,  als  sie  beinahe  die  Tfache  Länge,  wollte 
man  das  Feld  jedoch  zu  50x900  formiren,  fast  die  14fache  Länge  eines 
JVassau’schen  Grubenfeldes  erreichen  würde. 

Auf  der  SW.  Seite  des  Bergrückens,  an  dessen  NW.  Abhange  das  La¬ 
ger  hinstreicht,  lässt  sich  mit  bedeutendem  Vortheil  ein  Stollen  anbringen, 
indem  man  hier  auf  dem  Lager  auffahren  kann.  Zugleich  verdient  die  Lage 
des  Stollenmundloches  auf  dieser  Seite  um  deswillen  noch  besonderer  Be¬ 
achtung,  weil  das  Ausgehende  des  nicht  ganz  mit  der  Längenaxe  des  Berg¬ 
rückens  parallelen  Lagers  nach  dieser  Seite  aufsteigt  und  demnach  hier 
gleich  die  bedeutendste  Stollenteufe  gegeben  ist.  Sehaalstein  bildet  das  Lie¬ 
gende,  sowie  das  Hangende,  obwohl  die  Höhe  des  Rückens  aus  Grünstein  besteht. 
Der  zum  Theil  blältrigsehieferige  Rotheisenstein  ist  zwar  etwas  leicht,  wird 
aber  dennoch  zwischen  45  und  50  pC.  Gehalt  haben.  Ueberhaupt  ist  diese 
(Trübe  mit  Rücksicht  auf  die  vortheilhafte  Lage,  welche  eine  Verlängerung 
des  Feldes  auf  900  Klftr.  mit  50  Klftr.  Vierung  dringend  empfiehlt,  von 
bedeutender  Wichtigkeit,  und  kann  bei  leicht  einzuführendem  ausgedehntem 
Betriebe  zu  einer  sehr  beträchtlichen  Gewinnung  gesteigert  werden. 

Der  auf  dem  Streichen  des  Lagers  ungefähr  200  Ltr.  lang  fortziehende 
Bingenzug  ist  nicht  geeignet,  Besorgnisse  wegen  eines  bereits  früher  statt¬ 
gehabten  bedeutenden  Abbaues  zu  erregen,  wenn  man  nur  bedenkt,  wie 
unsere  Vorfahren  den  Eisensteinbergbau  betrieben  haben.  Es  bestätigen 
nämlich  die  Untersuchungen,  welche  auf  gar  manchen  Lagerstätten  dieser 
alten  Bingenzüge  ausgeführt  wurden,  dass  auf  jenen  meistens  eine  sehr  ober¬ 
flächliche  Gewinnung,  ein  wahrer  Raubbau,  statt  hatte.  Für  das  Lager  der 
Aussteckseite  verschwinden  jedoch  diese  Besorgnisse  ganz,  nicht  allein  durch 
die  Ueberlieferungen  alter  Bergleute,  welche  früher  darauf  gearbeitet  ha¬ 
ben,  sondern  auch  durch  neuerdings  eingeführte  Versuchsarbeiten,  die  man 
in  einer  Tiefe  von  2-3  Lachter  schon  durch  bedeutendes  Ueberhandnehmen 
der  Wasser  aufzugeben  genöthigt  war.  Hieraus  scheint  hervorzugehen,  dass 
die  frühere  Gewinnung  nur  sehr  oberflächlich  betrieben  und  im  Durchschnitt 
nicht  über  3  Lachter  herabgegangen  ist,  so  dass  dann  das  Lager  von  die¬ 
ser  Teufe  abwärts  bis  zur  projectirten  tiefen  Stollensohle,  welche  von  sei- 


l)  Die  meisten  Rothei*ensteingruben  liegen  im  Dilienburgschen. 


nem  Ausgehenden  herab  gegen  40  Ltr.  Teufe  einbringt,  immer  noch  gegen 
30 —  37  Ltr.  abzubauen  wäre.  Nimmt  man  zugleich,  wie  es  die  Erfahrung 
gestattet,  eine  verhältnissmässige  Zunahme  desselben  in  die  Teufe  an,  so 
kann  mit  Sicherheit  auf  einen  bedeutenden  Reichthum  an  Erzen  und  auf 
eine  nachhaltige  Gewinnung  über  ein  Jahrhundert  hinaus  geschlossen  werden. 

Noch  verdient  angeführt  zu  werden,  dass  in  demselben  Grubenfelde 
noch  zwei  (den  ßingenzügen  nach  zu  urtheilen)  parallele  Lager  aufsetzen, 
deren  Ausgehendes  jedoch  wenig  bekannt,  einer  näheren  Untersuchung  sehr 
zu  empfehlen  ist.  Fast  scheint  es,  als  wenn  sich  das  eine  derselben  noch 
mächtiger  gestalten  würde,  als  das  hier  zur  Sprache  gekommene  Wenig¬ 
stens  deutet  darauf,  wenn  den  Mittheilungen  alter  Bergleute  der  dortigen 
Gegend  zu  trauen  ist,  die  Mächtigkeit  von  mehreren  Fussen  hin,  in  welcher 
man  dasselbe  schon  am  Ausgehenden  entblösst  haben  will. 

(Fortsetzung  im  nächsten  Bericht.) 


XI. 

Mitilicllimgen  über  die  Entbindungs¬ 
anstalt  zu  Giessen. 

Von  dem  Director  derselben,  Herrn  Geheimerath  Dr.  v.  Ritgen. 

(Nct)st  I  Tabelle.) 

Wenngleich  in  der  hiesigen  Entbindungsanstalt  Hebammenschülerin 
neu  aus  allen  drei  Provinzen  des  Grossherzogthums  unterrichtet  werden,  so 
hat  doch  diese  Anstalt,  als  Hebammenschule,  ein  besonderes  Interesse  für 
die  hiesige  Provinz,  und  insofern  sind  Mittheilungen  über  dieses  Institut  in 
den  Schriften  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  an 
ihrem  Orte. 

Die  beigefügte  Tabelle  giebt  eine  Uebersicht  der  seit  der  Eröffnung 
der  Anstalt,  am  15.  November  1814,  bis  Ende  1849  jährlich  aufgenomme¬ 
nen,  verpflegten,  entbundenen,  unentbunden  und  entbunden  entlassenen, 
entbunden  und  unentbunden  zurückgebliebenen  Hospitalitinnen.  —  Tabellen 
über  die  Geborenen  und  Gestorbenen  werde  ich  später  mittheilen. 

Ueber  die  Entstehung  und  Ausbildung  des  Instituts  wurden  in  den 
1820  erschienenen  Jahrbüchern  desselben  bereits  Mittheilungen  gemacht;  da 
aber  diese  Jahrbücher  weniger  verbreitet  und  nicht  fortgesetzt  worden  sind, 
so  wird  ein  Auszug  aus  dein  darin  enthaltenen  Geschichtlichen  hier  gegeben. 

Schon  als  Erbprinz  erkannte  Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossher¬ 
zog  Ludwig  I.  das  Bedürfnis  der  Verbesserung  des  Hebammenwesens  in 
den,  Allerhöchst  Seiner  Regierung  bestimmten  Landen,  und  schenkte  der 
Landesuniversität  Giessen  im  Jahre  1790,  bei  dem  Antritt  der  Regierung, 
eine  Summe  von  10,000  Gulden,  um  sie  zur  Errichtung  einer  Hebammenun¬ 
terrichtsanstalt  zu  verwenden.  Bisher  waren  nämlich  die  Hebammen  von 


Uebersicht 


der 

in  der  Entbindangsanstalt  zu  dessen  seit  deren  Errichtung  bis  Ende  1849  Verpflegten. 


1314 

1813 

816 

817 

1818 

819 

1820 

1821 

1822 

1823 

1824 

825 

1826 

1827 

IS2S 

1829 

830 

1831 

1832 

1833 

IS34 

1835 

1836 

1837 

83S 

1839 

1840 

1841 

1842 

1843 

1844 

1845 

1846 

847 

i 

1840 

Entbunden  fanden  sich  vor 

- 

2 

8 

1 

2 

1 

3 

5 

6 

4 

3 

5 

6 

5 

5 

8 

10 

3 

2 

7 

6 

7 

9 

8 

« 

10 

7 

3 

14 

7 

6 

8 

7 

8 

12 

Unentbunden  fanden  6ich  vor 

- 

« 

> 

12 

9 

9 

10 

12 

36 

23 

9 

13 

9 

21 

16 

13 

14 

11 

14 

15 

13 

13 

II 

10 

9 

10 

10 

9 

16 

15 

II 

10 

12 

13 

10 

14 

Aufgenommen  wurden 

8 

43 

86 

81 

72 

105 

107 

165 

165 

119 

120 

101 

145 

117 

12S 

121 

132 

113 

132 

133 

130 

166 

175 

182 

151 

177 

186 

187 

226 

174 

180 

181 

212 

154 

180 

197 

Verpflegt  wurden 

8 

51 

95 

93 

82 

116 

118 

180 

206 

ns 

133 

117 

159 

144 

149 

139 

154 

134 

149 

150 

150 

185 

193 

201 

165 

195 

206 

203 

243 

203 

198 

197 

229 

174 

198 

223 

Entbunden  wurden 

2 

47 

75 

84 

7*2 

104 

105 

135 

173 

133 

116 

102 

131 

122 

128 

119 

124 

10S 

130 

130 

131 

108 

152 

157 

133 

166 

172 

156 

197 

158 

154 

155 

184 

130 

157 

187 

Unentbunden  gingen  ab 

- 

1 

~ 

§? 

- 

- 

• 

5 

- 

3 

2 

- 

3 

- 

12 

2 

2 

1 

- 

1 

24 

28 

15 

12 

17 

25 

31 

22 

27 

24 

27 

13 

19 

15 

Entbunden  blieben  zurück 

2 

8 

- 

* 

2 

1 

3 

5 

« 

4 

* 

5 

6 

5 

5 

8 

10 

3 

2 

7 

6 

7 

9 

6 

« 

10 

7 

3 

15 

7 

6 

5 

r 

8 

12 

8 

Unentbunden  blieben  zurück 

6 

' 

12 

9 

9 

10 

12 

36 

23 

9 

13 

9 

21 

16 

13 

14 

11 

14 

15 

13 

13 

11 

10 

9 

10 

10 

9 

16 

15 

11 

10 

12 

13 

10 

14 

11 

Entbunden  gingen  ab 

- 

41 

83 

|  83 

71 

105 

103 

113 

|  172 

135 

119 

100 

130 

123 

128 

117 

121 

115 

130 

129 

131 

166 

150 

158 

132 

16: 

173 

159 

184 

161 

155 

156 

182 

139 

153 

191 

1 


* 


113 


den  Physikatsärzten  unterrichtet,  und  nach  beendigtem  Unterrichte,  auf  ein 
von  diesen  ausgestelltes  Zeugniss  ihrer  Tauglichkeit,  von  den  Justizbeamten 
angestellt  worden.  Jeder  Physiker  war  Hebammenlehrer  seines  Physikats- 
bezirks,  er  mochte  nun  die  Geburtshülfe  selbst  ausüben,  oder  nicht;  und 
das  Provincialregierungscolleg  befasste  sich  mit  der  Anstellung  der  Hebam¬ 
men  durchaus  nicht  Das  Honorar,  welches  der  Physiker  für  den  Unter¬ 
richt  einer  Hebamme  erhielt,  war  sehr  gering,  und  betrug  nach  Verschie¬ 
denheit  der  Lokalität  von  5  bis  1 1  Gulden,  welchen  Betrag  die  einschla¬ 
gende  Gemeinde  zu  entrichten  hatte.  Musste  die  Hebammenschülerin,  um 
in  dem  Wohnort  des  Physikers  dem  Unterrichte  beizuwohnen,  Fussreisen 
von  mehreren  Stunden  machen,  so  wurden  täglich  20  bis  30  Kreuzer  dafür 
von  der  Gemeinde  vergütet.  Ein  fixes  Jahrgehalt  hatten  nur  höchst  wenige 
Hebammen,  und  der  Lohn  für  die  Unterstützung  einer  Entbindung  betrug  20 
Kr.  bis  1  Fl.  Es  fehlte  somit  an  Unterstützung  und  Aufmunterung  für  Leh¬ 
rer  und  Schülerinnen  gar  sehr.  Wenn  sich  auch  einzelne  verdiente  Physi¬ 
ker  vortheilhaft  auszeichneten  und  grosse  Opfer  brachten,  um  sich  den  er¬ 
forderlichen  Apparat  von  Büchern,  Kupferwerken,  Phantomen  u.  s.  w.  an¬ 
zuschaffen;  so  geschah  dies  doch  von  der  Mehrzahl  nicht,  und  konnte  auch 
nach  billigen  Rücksichten  nicht  gefordert  werden.  Aber  auch  der  eifrigste 
Physiker  konnte  seinen  Schülerinnen  keinen  lebenden  Unterrichtsapparat 
verschaffen,  und  so  mussten  seine  sorgfältigsten  Bemühungen  immer  noch 
höchst  mangelhaft  bleiben.  Mancher  Physiker  nahm  es  nicht  so  genau,  und 
begnügte  sich  mit  wenigen  Unterrichtsstunden  bei  kargen  Versinnlichungs- 
mitteln.  Ein  anderer  besass  die  erforderlichen  Kenntnisse  nicht,  übte  die 
Geburtshülfe  nicht  selbst  aus,  oder  war,  aus  Mangel  an  populärem,  klarem 
Vortrag,  ein  schlechter  Hebammenlehrer.  Dazu  kam  die  Nachlässigkeit  der 
Schülerinnen,  welche  durch  den  geringen  Ertrag  der  Hebammenstellen  nicht 
zum  Fleisse  angespornt  wurden  —  die  grosse  Entfernung  mancher  Schüle¬ 
rinnen  vom  Wohnort  des  Arztes  —  das  hohe  Alter  der  zum  Hebammen¬ 
dienst  von  den  Weihern  eines  Ortes  erwählten  Personen  ,  indem  das  Vor- 
urtheil  bestand,  dass  nur  erfahrne  Weiber  \on  40  bis  50  Jahren  zu  diesem 
Geschäfte  tauglich  seien  -  endlich  die  oft  mangelhafte  Unterstützung  des 
Physikers  durch  die  Justiz-  und  Polizeibeamten  in  der  Bekämpfung  von 
Nachlässigkeit,  bösem  Willen  und  Vorurtheil  der  Landleute.  Bei  diesen 
Verhältnissen  konnte  es  dann  nicht  fehlen,  dass  die  Mehrzahl  der  Hebam¬ 
men  schlecht  unterrichtet  war  ;  ja  es  gab  einige,  welche  viele  Jahre  lang 
den  Hebammendienst  versahen  und  nie  einen  Unterricht  von  einem  Arzte 
genossen,  sondern  blos  ihre  Vorgängerin  bei  einigen  Geburten  begleitet  hat¬ 
ten.  Den  sichersten  Beweis,  in  wie  schlechtem  Zustande  das  Hebam¬ 
menwesen  sich  befand,  lieferten  die  Bevölkerungstabellen  durch  die  ver- 
zeichnete,  ungewöhnlich  grosse  Zahl  todtgeborner  Kinder  und  im  Wochen¬ 
bett  verstorbener  Mütter.  Auffallend  minderte  sich  diese  traurige  Zahl,  als 
für  das  Fürstenthum  Starkenburg  zwei  besondere  Lehrer  in  den  Personen 
des  Hofraths  Dr.  v.  Siebold  und  Hofraths  Dr.  Hess  zu  Darmstadt  ange¬ 
stellt  wurden,  —  Dr.  v.  Siebold  ein  kleines  Enlbindungsinstitut  daselbst, 
grössten  Theils  auf  eigene  Kosten,  anlegte,  und  rastlos  mit  seiner  Gemahlin 

8 


und  seinem  Fräulein  Tochter,  dermalen  Poctorinnen  der  Geburtshülfe,  für 
den  Hebammenunterricht  thätig  war  Im  Herzogthum  Westphalen,  wo  im 
Mittelpunkte  desselben,  zu  Meschede,  ein  Provin/ialhebammenlehrer  mit  Be¬ 
soldung  angestellt  war,  stieg  jene  Anzahl  von  Todten  verhältnissmässig  nie 
so  hoch,  wie  in  den  Provinzen  Hessen  und  Starkenburg,  und  verminderte 
sich  noch  bedeutend,  als  unter  der  Leitung  des  sehr  verdienten  Medicinal- 
raths  Dr  Stoll  zu  Arnsberg  seit  dem  Jahre  1805  das  Hebammen  wesen  im 
Herzogthum  Westphalen  verbessert  wurde. 

In  der  Provinz  Hessen  blieb  die  Organisation  des  Hebammenwesens 
noch  ausgesetzt,  als  schon  in  Starkenburg  und  Westphalen  die  Verbesse¬ 
rungen  vorgenommen  waren.  Zwar  legte  der  vielversprechende,  früh  ver¬ 
storbene  Professor  Dr.  Schulz  dahier  im  Jahre  1800  einen  Plan  für  den 
bessern  Unterricht  der  Hebammen  im  hiesigen  Oberfürstenthum  vor,  auch 
wurde  dieser  Plan  von  dem  Professor  Dr.  Baiser,  als  damaligem  Medici- 
nalreferenten  bei  der  hiesigen  Provinzialregierung,  in  Berathung  genommen, 
allein  die  Kriegsunruhen  jener  Zeit  bestimmten  letztem,  die  Entwicklung 
seiner  Ansichten  über  diesen  wichtigen  Gegenstand  des  Medicinal wesens  zu 
verzögern. 

Prof.  Baiser  hatte  den  Wunsch,  den  kläglichen  Zustand  des  Heb¬ 
ammenwesens  von  Grund  aus  und  für  immer  beseitigt  und  zugleich  das 
dringende  Bedürfniss  der  Landesuniversität,  um  eine  Bildungsanstalt  junger 
Hebärzte,  befriedigt  zu  sehen.  Beides  konnte  aber  nur  vermöge  einer  An¬ 
stalt  erreicht  werden,  durch  welche  die  Zöglinge  in  den  Stand  gesetzt 
würden,  sich  praktisch  an  lebenden,  und  zwar  hinlänglich  vielen  Schwän¬ 
gern,  Kreisenden  und  Wöchnerinnen  zu  üben.  Er  musste  daher  in  seiner 
Ansicht  ganz  von  dem  Plane  des  Dr.  Schulz  abweichen,  welcher  den  Heb¬ 
ammenunterricht  zwar  von  einem  einzigen  Hebammenlehrer,  aber  nur  für 
die  Provinz  Hessen,  und  ohne  lebendige  Unterrichtshülfsmittel  ertheilen  zu 
lassen  vorschlug:  er  projeclirte  die  Errichtung  einer  Gebäranstalt. 

Im  Jahre  1807  schienen  die  Zeitverhältnisse  für  die  Unternehmung 
einer  solchen  kostspieligen  Anstalt  günstiger  zu  sein,  und  Prof.  Baiser 
legte  am  "27.  April  1807  seinen  Plan  für  dieselbe  der  hiesigen  Regierung 
vor,  welche  ihn  unter  dem  15.  Junius  desselben  Jahres  höchsten  Orts  ein - 
sandte.  Der  medicinische  Referent  des  Regierungs  -  Collegs  zu  Darmsladt, 
Medicinalrath  Dr.  Engel,  und  das  Medicinalcolleg  zu  Darmstadt,  an  dessen 
Spitze  der  Hofrath  v.  Siebold  stand,  wurden  gutachtlich  über  diesen  Plan 
gehört  und  derselbe  alsdann  Seiner  Königlichen  Hoheit  dem  Grossherzog  im 
Jahre  1808  vorgelegt.  Am  18.  October  i808  erfolgte  die  allerhöchste  Re¬ 
solution,  durch  welche  das  gedachte  BaLseische  Project  mit  Ausnahme  der 
vorgeschlagenen  Fonds  und  der  mit  diesen  zusammenhängenden  Besoldung 
und  Stellung  des  Directors  der  Anstalt,  genehmigt  wurde.  Diesem  zufolge 
sollte  ein  Haus  neu  erbaut,  für  den  Unterricht  der  Hebammenschülerinnen 
an  aufzunehmenden  Schwängern  verwandt,  und  diese  Bildungsanstalt  der 
Hebammen  zugleich  als  akademische  Schule  angehender  Hebärzte  benutzt: 
kurz  diejenige  Einrichtung  getroffen  werden,  welche  mit  unbedeutenden 
Veränderungen  und  Erweiterungen  dermalen  besteht.  Im  Jahre  1809  be- 


115 


gann  der  Bau  des  Gebärhauses  und  wurde  bis  zum  Jahre  1813  fortgesetzt, 
ohne  vollendet  zu  werden. 

Die  Anstalt  ist  daher  zunächst  das  Werk  des  verstorbenen  Geh.  Med. - 
Raths  Dr.  Baiser,  welcher  im  Jahre  1813  seine  Stelle  als  Medicinalreferent 
bei  der  hiesigen  Provinzial-Regierung  niederlegte. 

Diese  Stelle  erhielt  der,  besonders  als  Operateur  viel  versprechende 
Dr.  Hegar,  welchem  ausserdem  die  Professur  der  Chirurgie  und  Geburts¬ 
hilfe,  nebst  der  Direction  der  Geburtsanstalt,  übertragen  wurde.  Dieser 
wollte  den  Bau  des  Gebärhauses  vollenden  lassen;  indessen  war  kaum  der 
untere  Stock  ausgebaut,  als  alle  Räume  des  Hauses  zum  Lazareth  für  die 
verbündeten  Heere  in  Anspruch  genommen  und  nach  Bedürfniss  eiligst  ein¬ 
gerichtet  wurden.  1814  am  12.  Februar  starb  der  Dr.  Hegar  als  Opfer 
seiner  Bemühungen  um  die  sämmtlichen  Lazarethe  im  Grossherzogthum,  de 
ren  Direction  ihm  übertragen  worden  war,  am  ansteckenden  Typhus. 

Als  ich  unter  dem  17.  Mai  1814  zu  dessen  Nachfolger  allergnädigst 
ernannt  wurde,  fand  ich  das  Gebärhaus  zur  Niederlage  von  Lazaretheffec- 
ten  verwandt.  Der  untere  Stock  war  beinahe  vollendet,  im  zweiten  stan¬ 
den  erst  die  Scheidewände  ;  im  dritten  fehlten  auch  diese. 

Am  1.  October  desselben  Jahres  wurde  das  Gebärhaus  von  den  La- 
zarethgeräthen  befreit  und  ich  eilte,  den  unterbrochenen  Bau  wieder  in 
Gang  zu  bringen. 

Am  15.  Nov.  1814  war  der  Ausbau  so  weit  vorgerückt,  dass  die 
erste  Schwangere  aufgenommen  werden  konnte :  von  diesem  Tage  an 
schreibt  sich  daher  die  Eröffnung  dieser  Anstalt. 

Unter  dem  I.  Januar  1816  erfolgte  die  höchste  Genehmigung  einiger 
von  mir  vorgelegter  Vorschläge  für  den  Umfang  und  die  Form  des  Hof¬ 
raums  und  Gartens  —  für  den  Bau  eines  Nebengebäudes  —  und  für  die 
Einschliessung  der  ganzen  Anlage. 

Der  Anbau  des  Gebärhauses  rückte  indessen  so  wreit  vor,  dass  im 
Herbste  1816  der  erste  Unterrichtscursus  der  in  der  Anstalt  wohnenden 
Hebammenschülerinnen  angefangen  werden  konnte. 

Schon  früher  waren  mehrere  Zimmer  für  zahlende  Personen,  welche 
heimlich  niederzukommen  wünschen,  vollendet. 

Der  Hau  des  Nebengebäudes  wurde  im  Frühlinge  des  Jahres  1817 
angefangen  und  so  w'eit  gefördert,  dass  im  Herbste  darauf  die  Dienstwoh¬ 
nung  von  mir  bezogen  werden  konnte. 

Dermalen  steht  die  Entbindungsanstalt  in  oberster  Instanz  unter  dem 
Grossherzoglichen  Ministerium  des  Innern,  weiterhin  unter  der  hiesigen  Re¬ 
gierungscommission,  und  endlich  zunächst  unter  dem  Director  der  Anstalt, 
welcher  diese  Direction  zugleich  mit  seiner  Ernennung  zum  ordentlichen 
Professor  der  Geburtshilfe  erhielt,  und  so  der  Director  der  geburtshülflichen 
academischen  Klinik  wurde.  Ich  besorge  auch  den  Unterricht  der  Hebam¬ 
menschülerinnen.  Als  Repetent  an  der  Hebammenschule  und  als  Assistent 
an  der  akademisch  geburtshülflichen  Klinik  ist  der  Hofrath  Dr.  Wehn  an¬ 
gestellt.  Das  übrige  Personal  besteht  aus  dem  Rechner,  der  Oberhebamme 
und  einer  Hausmagd. 


8 


HO 


XII. 

Cnltur  und  Wachst  Im  in  der  I^erche  in  ilen 
ll  aldiingei)  der  Stadt  Gieren. 


Von  Herrn  Professor  Dr.  Zimmer. 


Der  Anbau  der  Lerche  ist  in  den  Waldungen  der  Stadt  Giessen  bis 
jetzt  noch  auf  verhältnismässig  kleine  Flächen  beschränkt  geblieben.  Nach 
dem  Alter  der  Bestände  fällt  der  Zeitpunkt  der  ersten  Anpflanzungen  dieser 
Holzart  gegen  das  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts,  wenigstens  fehlt  es  an 
Nachrichten  darüber,  dass  dieselbe  hier  schon  früher  cultivirt  worden  sei. 
Aus  der  Beschaffenheit  der  bereits  zur  Benutzung  gekommenen  und  der  noch 
vorhandenen  Bestände  lässt  sich  jedoch  im  Allgemeinen  schon  beurtheilen, 
welchen  Erfolg  die  Cultur  der  Lerche  auf  ihren  seitherigen  Standorten  ver¬ 
spricht  und  inwiefern  ihre  weitere  Anzucht  daselbst  vortheilhaft  sein  wird. 
Die  meisten  Lerchenculluren  wurden  nämlich  hier  auf  solchen  Bodenarten 
gemacht,  die  dem  Diluvialland  und  auch  dem  Thone  der  Braunkohlenforma¬ 
tion  angeboren,  welcher  in  den  eben  und  tiefer  gelegenen  Theilen  dieser 
Waldungen  in  grosser  Ausdehnung  vorkommt  Da  aber,  w  o  die  Fläche  der¬ 
selben  durch  das  Hügelland  gebildet  wird,  werden  ältere  Lerchen  gegen¬ 
wärtig  nur  vereinzelt  angetroflen  und  die  vorhandenen  kleinen  Culturen  sind 
noch  zu  jung,  als  dass  daraus  schon  mit  Sicherheit  bemessen  w  erden  könnte, 
bis  zu  welchem  Alter  sich  dieselben  in  gutem  Zuwachse  erhalten  werden. 

Das  Hauptwachsthum  der  Lerche  fällt  bekanntlich  in  ihre  ersten  Le¬ 
bensperioden.  Nach  den  hier  gemachten  Beobachtungen  ist  dasselbe  beson¬ 
ders  lebhaft  bis  zum  15ten  und  _(-ten  Altersjahre.  Sobald  aber  dieses  Aller 
überschritten  ist,  nimmt  sowohl  der  Stärken-  als  der  Längenzuwachs  be¬ 
deutend  wieder  ab,  jedoch  der  erstere  im  Verhältnis  mehr  als  dieser.  Die 
Jahrringe  an  dem  unteren  Stammdurchschnitt  einer  Lerche  von  44  Jahren 
und  82  F"uss  Länge  hatten,  von  der  Nlitte  desselben  aus  gezählt,  folgende 
Dicken. 


Anzahl 

der  Jahrringe 


I)  icke  derselben. 


Linien 


Durchschnittliche  Dirke 
eines  Jahrringes. 


4 

10 

18 

10 

10 


3 
3  i 

12 

8 


5 


117 


Der  Längenzuwachs  in  den  letzten  D*  Jahren  war  noch  6,8'.  Aehn- 
liche  Verhältnisse  hinsichtlich  der  Zunahme  nach  beiden  Dimensionen  zeig¬ 
ten  auch  die  anderen  zur  Untersuchung  gekommenen  Stämme  desselben  Be¬ 
stands ,  in  welchem  dieser  Stamm  gefällt  worden  war.  Dieser  Lerchen« 
bestand  war  ans  einer  Pflanzung  hervorgegangen,  hatte  zur  Zeit  der  Auf¬ 
nahme  noch  267  Stämme,  eine  mittlere  Höhe  von  81',  hei  4'  über  dem  Boden 
gemessen  eine  Stammkreisflächensumme  von  1 1 4,1  und  eine  Holzmasse 
von  4455  Cubikfuss,  demnach  einen  Durchschnittszuwachs  von  101,2  Cubik- 
fuss.  Sein  Standort  ist  durch  angrenzende  Eichen-  und  Fichtenbestände 
ziemlich  geschützt  und  der  lehmige  Sandboden  daselbst  in  Folge  seiner  ge¬ 
gen  die  nächsten  Umgebungen  etwas  tieferen  Lage  frisch  und  bereits  mit 
einem  hohen  und  dichten  Graswuchs  bedeckt. 

Noch  bedeutend  schwächer  und  zum  Theile  kaum  mit  blossem  Auge 
erkennbar  waren  die  letzten  10  Jahrringe  der  Stämme  einer  etwas  über  50 
Jahr  alten  Lerchenpflanzung,  die  in  den  Jahren  von  1842  bis  1841  zum  Ab¬ 
trieb  gekommen  ist  Zugleich  deutete  das  häufige  Abstevben  einzelner  Stämme 
darauf  hin,  dass  dieselbe  das  wirtschaftliche  Haubarkeitsalter  schon  lange 
überschritten  habe.  Dieses  so  stark  verminderte  Wachsthum  und  die  im  Gan¬ 
zen  schlechte  Beschaffenheit  des  Bestandes  dürfte  jedoch  hier  weniger  in 
dem  höheren  Alter,  als  vielmehr  in  den  sehr  ungünstigen  Standortsverhält- 
nisien  seinen  Grund  haben.  Die  Fläche  nämlich,  auf  welcher  diese  Pflan¬ 
zung  stand,  hat  einen  lehmigen  mit  Kies  gemengten  Sandboden,  ist  nur  vier 
Morgen  gross,  nach  Westen  abhängig  und  hat,  da  sie  ringsum  vom  Felde 
umschlossen  wird,  eine  völlig  ungeschützte  Lage.  Hierdurch  den  Einwir¬ 
kungen  der  Winde  in  hohem  Grade  ausgesetzt,  waren  die  Stämme  zum 
grossen  Theile  sehr  windschief  geworden  und  hatten  auch  gegen  die  West¬ 
seite  hin  eine  viel  geringere  Höhe  und  Stärke  als  am  östlichen  Rande  des 
Bestandes.  Diese  schädlichen  Einflüsse  der  feuchten  und  heftigen  West¬ 
winde  auf  das  Wachsthum  der  Lerche  zeigten  sich  indessen  nicht  allein  hier 
in  so  auffallender  Weise,  sondern  alle  Bestände  dieser  Holzart,  die  in  den 
Stadtwaldungen  so  gelegen  sind,  dass  ihnen  der  Schutz  gegen  diese  Winde 
fehlt,  bieten  ganz  dieselben  Erscheinungen  dar.  Die  Stämme  sind  in  der 
Richtung  der  herrschenden  Winde  oft  sehr  stark  gebogen,  erreichen  nicht 
die  Höhe  wie  unter  entgegengesetzten  Verhältnissen,  werden  frühzeitig  von 
Gipfeldürre  befallen  und  sterben  nach  und  nach  ab.  Selbst  im  jüngeren 
Alter  der  Lerche  treten  diese  Nachtheile  eines  ungeschützten  Standorts  schon 
sehr  stark  hervor.  Bei  der  Aufnahme  von  Probeflächen  in  zwei  25  Jahr 
alten  Lerchenbeständen,  die  nur  wenige  Schritte  von  einander  entfernt  lie¬ 
gen  und  auf  Boden  von  gleicher  Beschaffenheit  erwachsen  sind  ,  ergaben 
die  vorgenommenen  Messungen,  dass  beide  dennoch  eine  sehr  ungleiche  Höhe 
hatten.  Die  stärkeren  Stämme  des  einen  Bestandes,  aus  einer  Saat  her¬ 
vorgegangen,  der  früher  durch  Schneedruck  etwas  beschädigt  worden  und 
nicht  mehr  ganz  vollkommen  war  ,  aber  vom  Wralde  völlig  umschlossen  ist, 
waren  bis  54'  lang,  während  diejenigen  des  anderen  Bestandes,  einer  Pflan¬ 
zung,  welchem,  da  er  am  südwestlichen  Rande  derselben  Districtsabtheilung 
liegt  und  diese  daselbst  an  eine  ausgedehnte  Waldlichtung  grenzt,  der  Schutz 


118 


von  höherem  Holze  fehlt,  kaum  eine  Länge  von  43'  erreicht  hatten.  Auch 
lässt  das  äussere  Ansehen,  besonders  der  Randbäume,  von  welchen  einzelne 
schon  von  der  Gipfeldürre  befallen  sind,  deutlich  erkennen,  dass  der  Stand¬ 
ort  ihrem  Bedürfnisse  nicht  zusagt. 

Nach  diesen  Wahrnehmungen  hätte  auch  vorausgesehen  werden  kön¬ 
nen  ,  dass  die  in  der  Nähe  von  Giessen  vor  einigen  Jahren  stattgefundene 
Bepflanzung  eines  Theiles  der  nach  Lieh  führenden  Chaussee  mit  Lerchen 
keinen  guten  Erfolg  haben  würde,  und  zwar  um  so  mehr,  da  aus  der  Be¬ 
schaffenheit  eines  älteren  angrenzenden  Lerchenbestandes  unzweifelhaft  zu 
ersehen  war,  dass  an  dieser  gegen  den  Wind  ungeschützten  Stelle  schöne 
geradschaftige  Lerchenstämme  nicht  erwachsen  würden.  So  lange  die  da¬ 
selbst  gepflanzten  Lerchen  noch  schwach  waren,  konnten  sie  durch  Pfähle 
gestützt  werden,  mit  zunehmender  Stärke  und  Höhe  derselben  wurde  aber 
dieses  Mittel  unwirksamer,  und  gegenwärtig,  wo  die  Stämmchen  etwa  15  bis 
18  Jahre  alt  sind,  haben  sie  nicht  allein  zum  Theile  eine  sehr  schiefe  Stel¬ 
lung  angenommen,  sondern  man  ist  auch  in  letzterer  Zeit  genöthigt  wrorden, 
einer  Anzahl  derselben  die  stark  überhängenden  Gipfel  auszuhauen.  Ein¬ 
zelne  freistehende  Lerchen,  die  einen  vollkommen  geraden  und  aufrechten 
Wuchs  haben,  werden  überhaupt  selten  angetroffen;  gewöhnlich  fin¬ 
det  man,  dass,  wenn  sie  auch  längere  Zeit  ziemlich  gerade  aufwachsen, 
der  Gipfel  doch  bald  mehr  oder  minder  hoch  über  dem  Boden  in  der  herr¬ 
schenden  Windrichtung  eine  starke  seitliche  Neigung  erhält.  Zur  Anpflan¬ 
zung  an  Strassen  und  Wegen  lässt  sich  demnach  dieser  Nadelholzbaum  im 
Allgemeinen  nicht  empfehlen ;  jedenfalls  kann  man  nur  dann  erwarten,  dass 
er  einen  schönen  Stamm  bilden  wird,  wenn  er  an  solche  Orte  gepflanzt 
wird,  die  eine  gegen  die  heftigeren  Luftströmungen  geschützte  Lage  haben. 
So  sehr  übrigens  die  Lerche  gegen  die  feuchten  Westwinde  sich  empfind¬ 
lich  zeigt,  so  vermag  sie  doch  ausserdem  den  Windstürmen  zu  wider¬ 
stehen.  Ihre  tiefgehenden  Wurzeln  geben  ihr  einen  festen  Stand,  und  selbst 
da,  wo  in  den  älteren  Lerchenbeständen  gegen  die  Sturmseite  hin  geöffnete 
Lücken  sich  gebildet  hatten,  was  anderen  Nadelholzwaldungen  gewöhnlich 
sehr  verderblich  wird,  sind  dennoch  die  stärksten  Stürme  ohne  allen  Scha¬ 
den  vorübergegangen. 

Nächst  der  geschützten  Lage  scheint  vorzugsweise  ein  lockerer  frischer 
und  wegen  ihrer  tief  gehenden  Bewurzelung  ein  tiefgründiger  Boden  das 
Wachsthum  der  Lerche  zu  befördern.  Auf  leichtem,  trockenem  Sand  er¬ 
reicht  sie  kein  hohes  Alter,  noch  mehr  aber  ist  ihr  stockende  Nässe  im 
Boden  zuwider.  Sowohl  die  Kiefer  als  die  Fichte  können  nach  den  hier 
gemachten  Beobachtungen  dergleichen  nasse  Standorte  besser  ertragen  als 
die  Lerche.  Auf  dem  Thonboden  der  tertiären  Formation  kommt  sie  dage- 
gegen  noch  ziemlich  gut  fort,  und  man  kann  denselben  im  Allgemeinen 
nicht  als  einen  solchen  bezeichnen  ,  der  für  die  Cultur  der  Lerche  ganz 
unpassend  sei;  nur  dessen  schlechtere  Abänderungen,  die  sich  an  der  lich¬ 
ten  schmutzig  weissen  Farbe  erkennen  lassen ,  die  aber  auch  dem  Bedürf- 
niss  keiner  Holzart  besonders  Zusagen,  wird  man  dazu  nicht  bestimmen 
dürfen.  Die  oben  erwähnte  25  Jahr  alte  Lerchenpflanzung,  die  auf  hierher 


110 


gehörigem  Boden  steht,  enthielt  nach  Ausscheidung  der  unterdrückten  Stan¬ 
gen  pr  Morgen  noch  1077  Stämme  und  hatte,  obschon,  wie  bemerkt,  der 
Standort  nicht  günstig  war,  dennoch  eine  Holzmasse  von  2084  C.  F.,  mit¬ 
hin  bis  zu  dem  genannten  Alter  einen  Durchschnittszuwachs  von  1073,  C  F. 

Ir  den  älteren  Lerchenbeständen  der  Stadtwaldungen  kommen  Ver¬ 
mischungen  mit  anderen  Holzarten  im  Ganzen  wenig  vor,  auch  scheinen 
dieselben,  insbesondere  die  von  Kiefern  und  Fichten,  mehr  zufällig  entstan¬ 
den  zu  sein.  Nur  die  oben  erwähnte  in  der  Nähe  der  Stadt  gelegene 
Pflanzung,  welche  vor  einigen  Jahren  abgetrieben  wurde,  enthielt  Beimen¬ 
gungen  von  Ulmen,  Linden,  Kirschbaum  u.  s.  w.  Von  diesen  hatten  sich  je¬ 
doch  bis  zur  Zeit  der  Benutzung  nur  einzelne  Stämme  am  Bande  des  Be¬ 
standes  im  guten  Wachsthum  erhalten,  die  übrigen  waren  von  den  Lerchen 
überwachsen  und  völlig  unterdrückt  worden.  Bei  dem  sehr  abweichenden 
Längenwuchs  der  genannten  Laubbölzer  und  der  Lerche  konnte  ein  besse¬ 
rer  Erfolg  von  dieser  Untermengung  auch  nicht  wohl  erwartet  werden. 
Jene  würden  selbst  dann  nicht  zur  vollkommenen  Ausbildung  haben  gelan¬ 
gen  können,  wenn  sie  bei  der  Anlage  der  in  Rede  stehenden  Pflanzung 
die  gleichzeitig  eingesetzten  Lerchenstämmchon  in  Höhe  und  Stärke  schon 
bedeutend  übert:  offen  hätten.  Bessef^cignen  sich  zur  Vermischung  mit  der 
Lerche  die  Fichte  und  die  Kiefer,  welche  zwar  auch  in  der  Jugend  lang¬ 
samer  wachsen  als  erstere  ,  dieselbe  aber  doch  späterhin  im  Höhenwuchse 
wieder  einholen.  Da  die  Fichte  gegen  andauernden  und  starken  Schatten 
weniger  empfindlich  ist  und  nur  die  Ueberschirm  ung  ihr  nachteilig  wird, 
so  lässt  sie  sich  mit  der  Lerche  zusammen  recht  gut  erziehen,  wenn 
diese  zeitlich  immer  so  weit  ausgehauen  wird,  dass  sie  nach  oben  hin  eine 
freie  Stellung  erhält.  Wie  die  Erfahrung  lehrt,  können  dadurch  Fichten, 
die  schon  lange  unterdrückt  gestanden  hatten,  dennoch  wieder  ein  gutes 
Wachsthum  erlangen.  Vor  mehreren  Jahren  wurde  zu  diesem  Zwecke  ein 
kleiner,  gegen  20  Jahr  alter  Lerchenbestand  durchbauen,  welcher  einen 
Unterwuchs  von  Fichten  hatte,  und  diese,  zur  Zeit  des  Hiebs  nur  wenige 
Fuss  hoch,  fingen  bald  nach  der  Auslichtung  so  rasch  zu  wachsen  an,  dass 
ihre  Längen  denjenigen  der  Lerchen  gegenwärtig  zum  Theile  gleichkommen. 
Besser  ist  es  freilich,  wenn  die  Fichte  vor  der  Lerche  in  Alter  und  Stärke 
schon  einen  Vorsprung  hat,  die  Vermischung  mit  der  Kiefer  macht  dieses 
aber  durchaus  nothwendig,  weil  dieselbe  bald  unter  dem  Schirm  und  Schat¬ 
ten  von  höherem  Holze  leidet  und  sich  weniger  wieder  erholt,  wenn  sie 
später  freier  gestellt  wird.  Die  Lerche  eignet  sich  daher  sehr  zur  Aus¬ 
besserung  unvollkommener  junger  Kieferculturen  ,  so  lange  letztere  noch 
nieht  eine  Höhe  erreicht  haben,  dass  die  Lerche  die  Kiefer  im  Längenwuchse 
nicht  mehr  einholen  kann  ,  da  auch  sie  durch  andauernde  Beschattung  im 
Wachsthum  sehr  beeinträchtigt  wird.  Dass  dieser  Umstand  nicht  berück¬ 
sichtigt  worden  ist,  muss  w'ohl  zunächst  als  die  Ursache  angesehen  werden, 
weshalb  eine  vor  etwa  20  Jahren  ausgeführte  Einpflanzung  vieler  tausend 
Lerchen  in  einen  lückigen  10  bis  12  Jahre  alten  Kiefernhestand  im  District 
Unterhag  von  sehr  schlechtem  Erfolg  war  Der  grössere  Theil  dieser  Lev- 


120 


eben  ist  nach  und  nach  abgestorben  und  diejenigen,  welche  vorhanden  sind, 
haben  ein  krankhaftes,  kümmerliches  Ansehen. 

Die  Lerche  trägt  sehr  früh  keimfähigen  Samen.  In  den  nächsten 
Umgebungen  der  Lerchenbestände  erscheint  häufig  junger  Anflug,  wenn  sie 
kaum  das  20ste  bis  25ste  Altersjahr  erreicht  haben;  im  Innern  derselben 
aber  findet  man  selbst  dann ,  wenn  mit  zunehmendem  Alter  in  Folge  der 
lichteren  Stellung  der  Bäume  der  Boden  sich  bereits  mit  Gras  zu  bedecken 
anfängt,  sehr  selten  junge  Pflanzen,  welche  jedoch  bald  wieder  verschwin¬ 
den.  Dieser  Graswuchs  zeigt  sich  gewöhnlich  in  den  Lerchenbeständen 
schon  vor  dem  30sten  Altersjahre  und  wird  bei  einiger  Frische  des  Bodens 
bald  so  dicht  und  hoch ,  dass  darin  die  jungen  Lerchenpflanzen  nicht  auf- 
kommen  können.  Die  frühzeitige  Verwilderung  des  Bodens  und  die  Empfind¬ 
lichkeit  der  Lerche  gegen  Schirm  und  Schatten  dürfte  jedenfalls  der  natür¬ 
lichen  Verjüngung  der  Lerchenbestände  durch  Samenschläge  sehr  hinderlich 
sein.  Sicherer  und  vollständiger  würde  sich  dagegen  dieselbe  bewirken 
lassen,  wenn  man  an  der  Westseite  in  schmalen  Streifen  Kahlschläge  führt 
und  vom  anstehenden  Holze,  nachdem  der  Boden  durch  eine  zweckmässige 
Bearbeitung  für  den  Samen  empfänglich  gemacht  worden  ist,  ihre  Besamung 
erwartet.  Mit  dem  Anhieb  an  der  Westseite  ist  für  den  stehenbleibenden 
Bestand  keine  Gefahr  verbunden,  da  die  Lerchen  so  fest  wurzeln,  dass  sie 
nicht  leicht  vom  Winde  umgeworfen  werden;  es  erscheint  aber  aus  dem 
Grunde  nothwendig,  dass  man  von  der  Dichtung,  in  welcher  ausserdem  die 
Schläge  in  den  Nadelholzwaldungen  gewöhnlich  geführt  werden ,  abgeht, 
weil  dann  die  Besamung  der  vom  Holz  entblössten  Flächen  um  so  vollstän¬ 
diger  erfolgen  wird,  da  der  Same  der  Lerche  vorzugsweise  mit  dem  Ost¬ 
winde  abfliegt.  Auf  den  westlich  und  südwestlich  gelegenen  Umgebungen 
der  älteren  Lerchenbestände  in  den  Stadtwaldungen  hat  sich  auf  solche  Art 
die  Lerche  weit  hin  verbreitet  und  auf  den  zunächst  angrenzenden  Stellen, 
wo  die  Beschaffenheit  des  Bodens  das  Aufwachsen  der  jungen  Pflanzen  be¬ 
günstigte,  zum  Theile  ein  dicht  geschlossener  Aufwuchs  gebildet,  während 
in  entgegengesetzter  Richtung  die  Lerchenpflan'en  immer  nur  sehr  vereinzelt 
erscheinen.  Zur  Erziehung  regelmässiger  und  vollkommener  Bestände  wird 
jedoch  der  Saat  und  insbesondere  der  Pflanzung  der  Vorzug  gegeben  wrerden 
müssen,  da  bei  einer  zweckmässigen  Ausführung  das  gute  Anschlägen  bei¬ 
der  Culturarlen  ziemlich  sicher  ist.  An  Orten,  die  den  Spätfrösten  sehr  aus¬ 
gesetzt  sind,  leidet  zwar  auch  die  junge  Lerche  zuweilen,  ausserdem  aber 
ist  dieselbe,  selbst  in  der  ersten  Zeit  nach  dem  Aufkeimen,  gegen  Witte¬ 
rungseinflüsse  nicht  sehr  empfindlich  und  lässt  sich  bei  einer  Höhe  von  — 2/ 
noch  recht  gut  verpflanzen.  Die  meisten  Lerchenbestände  in  den  Stadtwal¬ 
dungen  sind  aus  Pflanzungen  hervorgegangen,  und  man  wird  bei  dem  ferne¬ 
ren  Anbau  dieser  Holzart  um  so  mehr  die  Pflanzung  in  Anwendung  bringen, 
da  ein  räumlicher  Stand  schon  im  jüngeren  Alter  ihrem  Wachsthum  sehr 
förderlich  ist. 

Das  Lerchenholz,  welches  bisher  zur  Fällung  gekommen  ist,  wurde 
vorzugsweise  zum  Grubenbau  und  als  Pfahlholz  zu  Umzäunungen  verwendet 
und  wird  für  diese  Zw  ecke  sehr  gesucht.  Nach  den  vorliegenden  Erfahrungen 


121 


hat  es  im  Boden  mindestens  dieselbe  Dauer,  wie  das  Eichenholz  Wegen 
dieser  Eigenschaften  desselben  und  da  schon  geringe  Stangen  zu  verhält- 
nissmässig  hohen  Preisen  abgesetzt  werden  können,  ist  es  daher  wirtschaft¬ 
lich  vortheilhaft,  die  Lerche  auch  fernerhin  in  hiesiger  Gegend  zu  cultiviren, 
wenn  gleich  ihre  Benutzung  in  der  Regel  vor  dem  öüsten  Altersjahre  eintre- 
ten  muss,  mithin  sehr  starke  Sortimente  von  dieser  Holzart  hier  sich  nicht 
erziehen  lassen. 


XIII. 

Zur  Geschichte  «1er  Gesellschaft. 

Von  Herrn  Physikatsarzt  Dr.  Weber. 

Ich  knüpfe  an  die  im  ersten  Berichte  der  Oberhessischen  Gesellschaft 
für  Natur-  und  Heilkunde  gegebene  Notiz  über  ihre  Entstehung  und  Ge¬ 
staltung  bis  zum  Sommer  1847  jetzt  nur  die  Angabe  der  weiteren  Leistun¬ 
gen  derselben. 

Vom  August  1847  an  wurden  folgende  Materien  theils  in  allgemeiner 
Besprechung,  theils  in  besonderen  Vorträgen  abgehandelt. 

^  I.  Ueber  künstliche  Versteinerungen. 

2.  Ueber  Steinkohlenbildung. 

3.  Ueber  Krystallbildung. 

4.  Ueber  Selbstverbrennung. 

5.  Ueber  die  passende  Bepflanzung  der  verschiedenen  Bodenarten  mit 
Waldpflanzen. 

6.  Ueber  Contagiosität  der  Exantheme  und  anderer  Krankheiten 

7.  Prof.  Hoffmann  theilte  die  Resultate  mikroskopischer  Untersu¬ 
chungen  mit,  welche  er  bei  einer  Reihe  von  Kryptogamen  zur  Entdeckung 
etwa  vorhandener  saftführender  Gefässe  angestellt  hatte. 

8.  Prof.  Winthei  hielt  einen  Vortrag  über  den  Grund  des  plötzli¬ 
chen  Abblassens  der  acuten  Exantheme. 

9.  Geheimerath  v.  Ritgen  gab  in  einem  umfassenden  Vortrage  eine 
allgemeine  Darstellung  von  dem  gegenwärtigen  Stande  der  einzelnen  Dis- 
cipiinen  der  medicinischen  Wissenschaft. 

10.  Prof.  Zimmer  sprach  über  das  Wachsthum  der  Pflanzen  und 
namentlich  der  Holzpflanzen 

11 .  Prof.  Koiimai  n  machte  Mittheilungen  über  die  Anatomie  der 
Holzpflanzen 

12.  Derselbe  machte  in  einem  ausgedehnten  Vortrage  botanisch-geo¬ 
graphische  Mittheilungen  aus  einer  Reise  in  die  Vogesen, 


122 


13.  Prof.  Credner  verbreitete  sich  über  da9  Vorkommen  von  Ge¬ 
bilden,  entsprechend  denen  des  Vogesen-Sandsteins,  an  anderen  Orten. 

14.  Derselbe  sprach  über  die  geognostische  Uebersichtskarte  des 
Grossherzogthums  Hessen  von  F.  Becker. 

15.  Prof.  Phoebus  theilte  der  Gesellschaft,  nach  einleitenden  Bemer¬ 
kungen,  die  Untersuchungen  über  Chinidin  von  Winckler  im  Aufträge  des 
Verfassers  mit. 

IG.  Prof.  Foffmann  gab  theils  durch  das  Mikroskop,  theils  durch 
Zeichnungen  mikroskopische  Ansichten  von  den  Spiral-  und  Luftgefässen 
und  den  Stärkekügelchen  in  den  Markstrahlen  des  Holzes. 

17.  Geheimerath  v.  Ritgen  machte  die  Gesellschaft  mit  den  Resulta¬ 
ten  seiner  Untersuchungen  des  Urins  Schwangerer  bekannt. 

18.  Derselbe  sprach  über  locale  und  allgemeine  Hyperämie  und  über 
den  Vorschlag  von  Vierordt,  das  Lumen  der  Capillaren  zu  bestimmen. 

19.  Prof.  Hoffmann  machte  Mittheilungen,  Prof.  v.  tiebig’s  neueste 
Untersuchungen  über  Exosmose  und  Endostnose  betreffend. 

20.  Derselbe  zeigte  interessante  und  seltene  Pflanzen  aus  seinem  Her¬ 
barium  vor. 

21.  Geheimerath  v.  Ritgen  sprach  über  die  Veränderungen  des  Cor¬ 
pus  luteum  durch  die  Menstruation  und  die  Schwangerschaft  und  die  noth- 
wendige  Berücksichtigung  dieser  Vorgänge  bei  darauf  bezüglichen  gericht¬ 
lichen  Leichenuntersuchungen. 

22.  Prof.  Herr,  aus  Wetzlar,  zeigte  viele  schöne  und  theilweise  sel¬ 
tene  Mineralien,  grösstentheils  aus  dem  Gescllschaftsgebiete,  vor. 

23.  Der  provisorische  Universitätsgärtner  Weiss  zeigte  mehrere  in¬ 
teressante  ausländische  Pflanzen  vor,  welche  in  dem  hiesigen  Gewächs  hause 
gezogen  waren. 

24.  Prof.  Hoffmann  legte  der  Versammlung  zur  mikroskopischen 
Ansicht  die  Circulation  in  der  Cham  flejrilts  und  die  Zellen,  Stärkekü¬ 
gelchen  und  Luflgefässe  in  der  gelben  Rübe  vor. 

25.  Prof.  Phoebus  legte  interessante  Mineralien  des  Gesellschaftsge¬ 
bietes  aus  seiner  Sammlung  vor. 

‘26.  Studiosus  Pfeiffer,  aus  Darmstadt,  zeigte  aus  seinem  Herbarium 
schön  getrocknete  seltene  Pflanzen  aus  dem  Ried  bei  Grossgerau  vor. 

27.  Geheimei ath  v.  Ritgen  sprach  über  das  Verhältniss  der  Beschaf¬ 
fenheit  des  mütterlichen  Blutes  zur  Ernährung  des  Kindes. 

28.  Derselbe  und  |)r.  Weber  sprachen  über  die  Stellung  der  Aerzte 
im  Grossherzogthum  Hessen  und  beziehungsweise  in  anderen  Staaten. 

29.  Geheimeralh  v.  Ritgen  sprach  über  die  Bildung  und  vollendete 
Entwickelung  der  Yormilchzellen  und  Milchzellen  in  der  weiblichen  Brust. 

30.  Dr.  Weber  übergab  der  Gesellschaft  eine  schöne  Sammlung  von 
Lebermoosen  aus  der  Gegend  von  Darmstadt,  mitgetheilt  von  Herrn  Post¬ 
rath  Bauer  daselbst. 

31.  Prof.  Hoffmann  machte  weitere  geologische  und  botanische 
.Mittheilungen  aus  einer  Reise  in  die  Vogesen. 


r 


—  123  — 

32.  Geheimerath  v.  Ritgen  hielt  einen  Vortrag  über  das  Nest  des 
menschlichen  und  Thier-Eies. 

33.  Prof.  Umpfenbach  las  über  den  Ursprung  und  die  Bedeutung 
der  Meteorsteine. 

34.  Postsecretär  Hoffmann  theilte  zwei  Knochen  mit,  welche  in  ei¬ 
ner  Torfgrube  bei  Seligenstadt  gefunden  worden,  und  welche  wahrschein¬ 
lich  den  Vorderrist  eines  Auerochsen  gebildet  hatten. 

35.  Prof.  Hoffmann  theilte  Untersuchungen  über  die  Wurzeln  vie¬ 
ler  Umbelliferen  mit. 

36.  Prof.  Umpfenbach  sprach  über  den  plötzlichen  Eintritt  der 
Wärme  am  14.  Januar  1849  und  seine  Ursache. 

37.  Dr.  Weber  sprach  über  die  Medicinalreform  des  Grossherzog¬ 
thums  Hessen,  Mas  eine  weitläufige  Betheiligung  der  gegenwärtigen  Aerzte 
herbeiführte. 

38.  Prof.  Hoffmann  sprach  über  den  Parallelismus  der  Breitenkli- 
mate  mit  den  Höhenklimaten  der  nördlichen  Hemisphäre  und  zeigte  dabei 
Ewald’s  geognostische  Uebersichtskarte  von  Deutschland  und  Stoppel’s 
pflanzengeographische  Weltkarte  vor. 

39.  Derselbe  hielt  einen  Vortrag  über  die  natürlichen  und  Culturver- 
hältnisse  Aegyptens  und  Arabiens. 

40.  Geheimerath  v.  Ritgen  sprach  über  Baustyl  und  Bauarten  ver¬ 
schiedener  älterer  und  neuerer  Völker. 

41.  Prof.  Credner  über  die  geognostischen  Verhältnisse  Salzhausens. 

42.  Kammerdirector  Klenze  aus  Laubach  zeigte  äusserst  zahlreiche 
ausländische  Farne  und  Laubmoose  aus  seinem  Herbarium  vor. 

43.  Geheimerath  v.  Fitgen  sprach  über  den  Vorgang  der  passiven 
Bewegungen  des  Kindes  bei  der  Geburt. 

44.  Derselbe  theilte  Zeichnungen  von  merkwürdigen  Abnormitäten 
der  weiblichen  Geburtstheile  mit. 

45.  Prof.  Vogel  sprach  über  die  Wirkung  der  Salzwässer  auf  den 
menschlichen  Organismus. 

46.  Prof.  Hoffmann  sprach  über  Bildung,  Verbreitung  und  Lebens¬ 
weise  der  Algen  und  erläuterte  die  Formen  dieser  Familie  durch  Vorzei¬ 
gung  mehrerer  Arten. 

47.  Prof.  Vogel  sprach  über  die  Sarcine. 

48.  Dr.  Weber  brachte  die  Unterhaltung  auf  Cholera,  die  Epilepsie 
und  auf  die  neuerdings  beobachtete  Stachelbeerkrankheit. 

49.  Geh. -Rath  v.  Ritgen  sprach  über  Verkümmerung  eines  der 
Flügel  des  Kreuzbeins  und  dadurch  bedingte  Entstehung  des  schrägvereng¬ 
ten  Beckens. 

50.  Prof.  Hoffmann:  über  die  geognostisch  -  botanischen  Verhält¬ 
nisse  des  Odenwaldes. 

51.  Prof.  Umpfenbach  sprach  über  die  Bedeutung  und  den  Ur¬ 
sprung  des  Nordlichts. 

52.  Prof.  Credner  machte  Mittheilungen  über  ein  ausgezeichnetes 
Vorkommen  von  säulenförmigem  Grünstein  bei  Nieder-Biel. 


124 


53.  Prof.  Hoffmann  sprach  über  die  saftführenden  Organe  in  den 
monokotylen  Pflanzen. 

54.  Geh  -R.  v.  Ritgen  :  über  spontane  Abtrennung  einzelner  Glied¬ 
massen  des  lebenden  Fötus  im  Mutterleibe  und  die  hierüber  bestehenden 
Erfahrungen  und  Ansichten.  — 

Mit  gebührendem  Danke  erkennt  die  Gesellschaft  die  in  dem  ange¬ 
gebenen  Zeiträume  erhaltenen  Geschenke  von  werthvollen  Naturprodukten 
und  Büchern  an,  die  ihr  durch  die  Güte  der  königl.  Akademie  gemeinnü¬ 
tziger  Wissenschaften  zu  Erfurt,  der  Gesellschaft  Flora  für  Botanik  und 
Gartenbau  in  Dresden,  der  ökonomischen  Gesellschaft  im  Königreich  Sach¬ 
sen,  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur,  des  Vereins  von 
F'reunden  der  Naturwissenschaft  zu  Wien,  des  Vereins  der  Freunde  der  Na¬ 
turgeschichte  in  Mecklenburg,  des  nalurhistorischen  Vereins  für  das  Gross- 
herzogthuni  Hessen,  des  Vereins  für  Naturkunde  im  Herzogthum  Nassau, 
des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Hamburg,  des  naturwissenschaftli¬ 
chen  Vereins  des  Harzes,  des  Herrn  Postraths  Bauer  zu  Darmstadt,  des 
Herrn  Dr.  Frey  zu  Mannheim,  des  Herrn  Geheimeraths  Dr.  Fritze  zu 
Wiesbaden,  des  Herrn  Dr.  Gerlach  zu  Mainz,  des  Herrn  Prof.  Herr  zu 
Wetzlar,  des  Herrn  Poslsecretärs  Hoffmann  dahier,  des  Obristlieutenants 
beim  Kaiser!.  Bergcorps  Hm.  v.  Osersky  zu  St.  Petersburg  und  des  Hrn. 
Medicinal  -  Assessors  und  Hofapoth'ekers  Dr.  Winckler  zu  Darmstadt  zu 
Theil  geworden  sind.  — 

Das  veränderte  Verzeichniss  der  Mitglieder  der  Gesellschaft  im  näch* 
sten  Bericht. 


125 


XIV. 

Kurze  Notizen. 


Die  ausgezeichnete  Insectensammlung  des  verstorbenen  Geheime- 
Medicinalraths  Dr.  Baiser  ist  zu  verkaufen.  Sie  enthält  (in  7  grossen, 
vorzüglich  gut  gearbeiteten,  sehr  wohl  erhaltenen  Schränken)  : 


Genera 

Species 

Exemph 

hepidoplera  et  IHicrolepidoptera  enropnen , 
geordnet  ....... 

DJicrolepidopterri ,  nicht  geordnet 

153 

1356 

4335 

98 

131 

a.  bestimmt  ...... 

.  b.  nicht  bestimmt  ..... 

180 

Lepidoptera  europaea ,  grösstentheils  Doubletten 

der  geordneten  Sammlung 

695 

a.  bestimmt  ...... 

170  *) 

b.  nicht  bestimmt  ..... 

709 

Eocoticu 

a.  bestimmt  ...... 

249 

455 

b.  nicht  bestimmt  ..... 

290 

465 

Summe  der  Schmetterlinge 

1 

|  1993 

6970 

Käfer,  geordnet  ....... 

Käfer,  ungeordnet,  grösstentheils  exotisch 

318 

1191 

4792 

a.  bestimmt  ...... 

148 

191 

b.  nicht  bestimmt  ..... 

1346 

Summe  der  Käfer 

1339 

!  6332" 

Insecten  aus  verschiedenen  anderen  Klassen 

a.  bestimmt  ...... 

90 

142 

478 

b.  nicht  bestimmt  ..... 

46 

Summe 

j 

j  .  524 

Kauflustige  haben  sich  entweder  an  den  praktischen  Arzt  Herrn  Dr. 
H.  Baiser  in  Darmstadt  zu  wenden,  oder  an  die  Hinterbliebenen  im  Hause 
des  Verstorbenen,  wo  auch  die  Sammlung  sich  befindet. 


Entomologischen  Sammlern  wird  es  angenehm  sein  zu  erfahren,  dass 
jetzt  bei  Herrn  Wilh.  Zuibuch  dahier  echte  Karlsbader  Nadeln  in  allen 
Grössen,  500  für  40  Kr.,  zu  haben  sind 


Anzeige  für  Pflanzensammler. 

Herr  Jacob  Papon  in  Chur  (Graubündten)  hat  mir  Proben  von 
Alpenpflanzen  zugesandt,  wovon  er  die  Centurie  zu  8  Gulden  abgiebt.  Ich 
erlaube  mir,  dieselben  bestens  zu  empfehlen,  da  sie  eine  grosse  Anzahl 
seltner  oder  durch  ihren  hohen  Standort  merkwürdiger  Pflanzen  enthalten. 
Giessen  im  März  1850. 

H.  Hoffmann,  Prof. 


*)  D'e  Zahl  170  ist  nicht  ganz  genau,  aber  auch  bei  der  Summe  1993 
nicht  mitgerechnet. 


Inhalt, 


Seite 

I  Geschichte  des  Thalitterer  Kupfer-Werks.  Von  Tasche.  ...  1 

II.  Versuch  einer  geognostischen  Beschreibung  der  Herrschaft  Itter. 

Von  VOltZ.  (Nebst  1  Karte.) . 13 

III.  Das  Bad  Salzschlirf  im  Jahre  1849.  Von  Martiny . 24 

IV.  Einige  Betrachtungen  über  die  Vorkommnisse  während  der  Brun¬ 

nen-Zeit  im  Sommer  1849  zu  Homburg  vor  der  Höhe.  Von 
Trapp . 30 

V.  Beiträge  zur  geognostischen  Kenntniss  der  Umgegend  von  Salz¬ 

hausen.  Von  Tasche . 35 

VI.  Ueber  das  Vorkommen  des  Salzes  bei  Salzhausen.  Von  Credner. 

(Nebst  1  Profil.) . .39 

VII.  Hundertjährige  Alte  in  Hessen  und  den  nächsten  Umgebungen. 

Von  Nebel . 42 

VIII.  Nomenclator  zu  F.  L.  Walther’s  Flora  von  Giessen.  1802.  Von 

H.  Hoffmann . 50 

IX.  Versuch  eines  Verzeichnisses  der  Schmetterlinge  in  der  Gegend 

von  Giessen.  Von  Dickoie . 85 

X.  Die  Erzlagerstätten  des  Hessischen  Hinterlandes  mit  Rücksicht  auf 

ihre  bergmännische  Bedeutung.  Von  v.  Klipstein . 101 

XI.  Mittheilungen  über  die  Entbindungsanstalt  zu  Giessen.  Von 

V.  Ritgen.  (Nebst  1  Tabelle.) . 112 

XII.  Cultur  und  Wachsthum  der  Lerche  in  den  Waldungen  der  Stadt 

Giessen.  Von  Zimmer . 116 

XIII.  Zur  Geschichte  der  Gesellschaft.  Von  Weber, . 121 

XIV.  Kurze  Notizen .  .125 


Druck  von  Fr.  Tbiele  in  Nordhausen.