Zweiundzwanzigster Bericht
der
Oberhessischen Gesellschaft
Rn
Natur- und Heilkunde,
zugleich
Festschrift
zur Neier des
fünfzigjährigen Bestehens der Gesellschaft.
Mit 5 lithographirten Tafeln.
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"Gielsen,
tm Juli 1883,
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Dem Andenken an ihre Begründer,
lie Herren
Geh. Med. Ratlı Prof. Dr. E. L. W. Nebel,
(eh. Med. Rath Prof. Dr. Fr. M. von Ritgen,
Kreisarzt Dr. med. @. Fr. Weber,
widmet in dankbarer Gesinnung
die Oberhessische Gesellschaft für Natur-
und Heilkunde
diese Festschrift.
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Inhalt.
O. Buchner, Bericht über die Thätigkeit der Oberhessischen Ge-
IE
1.
III.
IV.
XII.
sellschaft für Natur- und Heilkunde zu Giefsen während der
ersten fünfzig Jahre ihres Bestehens
H. Hoffmann, Nachträge zur Flora des Mittelrhein- Gehleien:
Fortsetzung
W. C. Röntgen, Webbr die And else Kräfte see
Aenderung der Doppelbrechung des Quarzes . : 5
Carl Fromme, Magnetische Experimentaluntersuchungen.
Mit einer Curventafel
W. C. Röntgen, Ueber die durch elbkkridche Kräfte eizeibte
Aenderung der Doppelbrechung des Quarzes. II. Abhandlung
H. Hoffmann, Phänologische Beobachtungen aus Mitteleuropa
. Hubert Ludwig, Verzeichnils der Holothurien des Kieler
Museums
. Kredel, Klinische Bikfähstngön über ahofkelhheillen,
W.cC. Röntgen, Ueber die thermo-, aktino- und A
trischen Eigenschaften des Quarzes
KarlEckstein, Die Mollusken aus der These von Giefsen
K. Noack, Weber das Tönen zusammenstofsender Flammen.
Hierzu eine Tafel
August Rücker, Ueber die Bildung der Radıla bei Helix
pomatia. Hierzu eine Tafel
Martin Jaffe, Analysen zweier Hinnereriker an
aus dem Lahnthale . 6 5 -
Mittheilungen aus dem in dialog Institut de Uni-
versität Gielsen :
1) A. Streng, Ueber den Hornblendediabas von Gräveneck
bei Weilburg > - 5
2) A. Streng, Ueber einen Khanikeichen Diabas von dinvorleck
3) A. Streng, Ueber eine neue mikrochemische Reaction auf
Natrium‘.
4) A. Streng, Babe: eine Methode zur alüng de Mi-
neralien eines Dünnschliffs behufs ihrer mikroskopisch-
chemischen Untersuchung £ ; 5
5) Hermann Sommerlad, Ueber Nethieliagedteihe aus dem
Vogelsberg
Seite
vu
117
155
177
181
187
209
260
263
6) August Stroman, Die Kalkspathkrystalle der Umgegend
von Giefsen. ion Figur 1—13
7) Gustav Magel, Die Arsenkiese von Anerhaak Elan
Figur 14—18 . & & 5
XIV. Fr. Thomas, Zwei Bläthenmonstrositäien von Potonälle ind
Chrysanthemum © ;
XV. W. Will, Chemisch- „mineralogische Notizen ans dem Ber-
liner Universitäts-Laboratorium) ;
XVI Franz Riegel, Ueber die Anwendung de Kalsins bei Pnon-
monie E 5 5 5 B ß E -
XVII IWE Eee, Beitrag zur Kenntnifs der jodealeiumhal-
tigen Heilquelle Saxon . i ß 5 ;
XVIU. F. Marchand, Beiträge zur Konutaiks der Dermoid-Ge-
schwülste. Hierzu eine Tafel
XIX. C. Gaehtgens, Ueber einen alkalbidartiecn Bestandiheil
menschlicher Leichentheile
XX. Bericht über die von August 1881 bis mi 1883 in dei
Monatssitzungen gehaltenen Vorträge -
Sitzungsberichte der naturwissensaliaftlichen. Section
Sitzungsberichte der medicinischen Section
Anlagen:
Anlage A. Generalregister der 22 seitherigen Berichte der Ober-
hessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
Anlage B. Verzeichnifs der im Tauschverkehr en
Schriften, Geschenke und gekauften Werke }
Anlage C. Statutenabdrücke : 1) der Gesellschaft; 2) der natur-
wissenschaftlichen Section; 3) der medieinischen Section
Anlage D. Verzeichnifs der Mitglieder
Anhang. Phänologischer Aufruf von H. Hoffmann ira och
Ihne © -
Seite
284
297
305
309
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325
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346
367
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406
411
Bericht über die Thätigkeit der Oberhessi-
schen Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde zu Giefsen
während
der ersten fünfzig Jahre ihres Bestehens.
Von dem correspondirenden Secretär Prof. Dr. 0. Buchner.
Es ist ein hocherfreuliches Freignils, wenn man auf eine
halbhundertjährige Thätigkeit mit Befriedigung zurückblicken
kann. Die Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde zu Giefsen ist in dieser glücklichen Lage. Sie con-
stituirte sich nach kurzen Vorverhandlungen am 7. August
1833, kann also im August 1883 ihre fünfzigjährige Thätig-
keit festlich begehen.
Wie hat sich Giefsen, die Wiege unserer Gesellschaft,
in diesen fünfzig Jahren verändert! 1833 zählte die Stadt
kaum 8000 Einwohner; aufser den Professoren der kleinen
Universität und den Beamten waren nur wenige Gebildete
unter den Bewohnern. Der Bürger war Kleinhandwerker
oder Kleinkrämer, jedenfalls aber auch Ackerbauer. Der
Verkehr mit der Aufsenwelt war sehr beschränkt, obgleich
die Festungswerke der Stadt schon seit über zwei Jahrzehnten
gefallen waren. Fremde verirrten sich nur selten hierher
und eilten möglichst rasch aus der schmutzigen und hälslichen
Stadt. In den Naturwissenschaften, die ja durch die Lehrer
der Hochschule von altersher mehr oder weniger vertreten
— vi —
waren, begann aber ein neues Leben. Die schon früher be-
gonnene Decentralisation machte bedeutende Fortschritte,
die Lehrstühle für einzelne Gebiete der Naturwissenschaften
und der Mediein vermehrten sich, die wissenschaftlichen In-
stitute und Sammlungen wuchsen und ein frischer Forschungs-
trieb machte sich in erfreulicher Weise vielfach geltend. Dieser
war es auch, welcher den Gedanken hervorrief, unsere Ge-
sellschaft zu gründen. Der Männer, welche diesen Gedanken
zur Ausführung gebracht, gedenken wir hier zuerst mit
Dank und freudiger Anerkennung. Es waren die Professoren
Nebel, von Ritgen und Dr. med. Weber. Diese Gründer
sind schon lange nicht mehr ; aber das von ihnen geschaffene
Werk gedieh unter ihren zahlreichen Nachfolgern, die auf
dem gelegten Grunde weiter aufbauten und wirkten. Mit
unermüdlicher Thätigkeit und aufopfernder, treuer Hingebung
widmeten sie sich der Aufgabe, die Gesellschaft zu heben
und zu erweitern und ihre Ziele zu erreichen. Jahrelang
standen manche an der Spitze der Gesellschaft, zahlreiche
Vorträge belehrenden Inhaltes wurden von ihnen in den öffent-
‚lichen Sitzungen gehalten, vielfach haben sie die Ergebnisse
ihrer Forschungen und Studien in den Gresellschaftsschriften
veröffentlicht und diese dadurch zu einem nicht zu unter-
schätzenden Quellenwerke erhoben.
Es ist leider nicht möglich, hier die Namen aller der-
jenigen Männer zn nennen, denen unsere Gesellschaft zu
innigster Dankbarkeit verpflichtet ist. Viele dieser Pfleger
der wissenschaftlichen Bestrebungen der Gesellschaft sind,
wie die Gründer derselben schon lange dahingeschieden, viele
andere sind in ausgedehntere Wirkungskreise an anderen
Hochschulen übergegangen. Aber allen bewahrt unsere Ge-
sellschaft ein dankbares Andenken. Als Repräsentanten der
Verstorbenen nennen wir Phoebus, unter den Weggezogenen
sei in erster Reihe Leuckart’s gedacht. Nur Einer unter
den Veteranen der Gesellschaft hat in treuester und uner-
müdlichster Aufopferung ausdauernd mitgearbeitet an der
gesteckten Aufgabe; seinem Namen begegnen wir in nahezu
allen unseren Berichten, vom ersten bis zum letzten; vielfach
ae
hat er die oberste Leitung der Gesellschaft geführt, immer
schlagfertig auch vielfach sein reiches Wissen in Vorträgen
bei Versammlungen verwerthet. Es ist Herr Geh. Hofrath
Prof. Dr. Herm. Hoffmann, dem wir zu ganz besonderem
Danke verpflichtet sind. Wir ergreifen gerne die Gelegen-
heit diesen unseren herzlichsten Dank laut und öffentlich
auszusprechen.
Während der 50 Jahre des Bestehens unserer Gesellschaft
hat sich ein gewaltiges Stück der Weltgeschichte abgespielt.
Ihre Gründung fällt in die Zeit der tiefsten Reaction und
völligen politischen Stagnation des deutschen Volkes. Darauf
folgten die wilden Stürme des Jahres 1848 und ihre trüben
Folgen. Die Hoffnungen auf ein Wiedererstehen des deutschen
Reiches waren geknickt und mit Schmerz sah der Patriot in
die Zukunft. Abermals erhob sich der Sturm, wieder klirrten
die Waffen, ernsthafter und folgenschwerer wie vorher. Denn
die Veränderungen, welche das Jahr 1866 gebracht hatte,
ermöglichten die Verwirklichung des langgehegten Traumes,
die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs in grölserer
Machtstellung als ihm vorher jemals beschieden war.
Aber alle diese weltgeschichtlichen Ereignisse, die alle
Gemüther aufs tiefste bewegten, warfen kaum den leisesten
Reflex auf die Geschichte der Gesellschaft. Unberührt von
den wechselndsten Zeitströmungen hat sie, fern von jeder poli-
tischen Thätigkeit, ruhig ihr Ziel verfolgt und mit Hülfe
selbstloser und aufopferungsfähiger Männer auch seither er-
reicht.
Zweck und Aufgabe der Gesellschaft ergeben sich aus
ihrem Namen, der trotz mancherlei Wandelungen sich in den
50 Jahren ihres Bestehens nicht geändert hat. Sie wollte
und will noch nicht blofs Männer von Fach in sich versammeln,
sondern auch Freunde der Naturwissenschaften theilnehmen
lassen an dem gegenseitigen Austausch der Beobachtungen,
Entdeckungen und Forschungen, sie wollte und will noch
naturwissenschaftliche Kenntnisse in weitere Kreise verbreiten,
in Kreise weit über den ihrer eigenen Mitglieder hinaus.
Und doch nannte sie sich „Oberhessische Gesellschaft“,
— X
nicht nur weil sie sich in ihren Mitgliedern vorwiegend aus
unserer Grofsh. hessischen Provinz Oberhessen recrutirte,
sondern auch weil sie sich vorwiegend, aber nicht ausschliefs-
lich die Erforschung der verschiedenen Gebiete der Natur-
wissenschaften in dieser Provinz zur Aufgabe gesetzt hat.
Dadurch, dafs in der ersten Zeit ihres Bestehens die
meisten Mitglieder der Gesellschaft Aerzte waren, überwog
auch im Forschungsgebiet die Heilkunde wesentlich die Natur-
wissenschaften. Infolge dieser stiefmütterlichen Behandlung
der Naturforschung aber fristete die Gesellschaft in der ’ersten
Zeit ihres Bestehens ein sehr bescheidenes, fast kümmer-
liches Dasein. Der Kreis der Mitglieder war klein und blieb
klein, denn wenn auch der Wille da war das Laienelement
nach Kräften herbeizuziehen, so hatte dieses doch keine be-
sondere Veranlassung einer Gesellschaft beizutreten, die nur
ausnahmsweise vom hohen Sitze der Gelehrsamkeit herabstieg
und sich dann in Bahnen bewegte, die allgemeiner verständ-
lich waren.
Erst nach 13 Jahren ihres Bestehens, also 1846, trat
eine wesentliche Aenderung ein. Ohne dafs man an den ur-
sprünglichen Bestimmungen über den Zweck der Gesell-
schaft rüttelte erweiterte diese doch ihre Thätigkeit wesent-
lich, indem sie den Beschlufs falste, dafs den reinen und an-
gewandten Naturwissenschaften ein weiteres Feld der Be-
sprechung eingeräumt werden sollte, ohne die Medicin ganz
zu verdrängen. Allerdings hat sich als Folge davon die
Thätigkeit auf dem Gebiete der Mediein mehr und mehr ein-
geschränkt. Es bildeten sich von 1846 an nach und nach
verschiedene rein medicinische Vereine, welche vielfach die
Aerzte unserer älteren Gesellschaft entzogen. Doch ist es
eigenthümlich, dafs alle diese medicinischen Vereine nur ver-
hältnifsmäfsig kurz bestehen konnten, dann eingingen um
einer neuen (Gesellschaft Platz zu machen.
So war lange Zeit die Mediein nur ein untergeordneter
Zweig unserer Gesellschaftsthätigkeit, höchstens so weit die-
selbe als Zweig der angewandten Naturwissenschaften ange-
sehen werden kann.
Erst in jüngster Zeit, Januar 1883, fand nach einer Reihe
von Vorbesprechungen eine Verschmelzung der Oberhessischen
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde mit der Medieinischen
Gesellschaft zu Giefsen statt. Es ist zu erwarten, dafs von
nun an namentlich auch in den Publikationen unserer Gesell-
schaft das mediemische Element mehr zur Geltung kommt
als früher.
Wenn also auch der Beschlufs von 1846, dafs den reinen
und angewandten Naturwissenschaften ein ausgedehnteres
Feld zur Thätigkeit einzuräumen sei, wie eben gezeigt wurde
in gewisser Art nachtheilig wirkte und dieser Nachtheil erst
in letzter Zeit sich wieder ausglich, so war doch in anderer
Beziehung dieser Beschlufs von aufserordentlichem Nutzen für
die Gesellschaft. Denn nun gewann dieselbe als Ersatz für
die damals abgefallenen Aerzte allmählich eine grofse Anzahl
von Mitgliedern aus allen Ständen und Berufszweigen. Wenn
auch der dadurch erhaltene Zuwachs an den Jahreseinnahmen
der Gesellschaft nicht zu unterschätzen war, so fiel mit weit
schwererem Gewicht die Thatsache in die Wagschale, dafs
die zahlreichen Vorträge aus allen Gebieten der Naturwissen-
schaften und der Mediein vor einem lernbegierigen und dank-
baren zahlreichen Zuhörerkreis gehalten werden konnten.
Dies war zugleich wieder ein Sporn für die Vortragenden
selbst und auch ihnen sei bei dieser Gelegenheit herzlicher
Dank gesagt für ihre Mühwaltung, ja selbst Aufopferung.
Diese Vorträge werden in monatlichen Versammlungen
gehalten. Nur während der grofsen Universitätsferien pau-
siren dieselben. Jahrzehnte lang war ein Gasthaussaal die
Zufluchtsstätte dieser Monatsversammlungen, bis dann mit
höchst dankenswerther Liberalität die Aula der Universität
für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurde. Nur aus-
nahmsweise wurde ein wissenschaftliches Auditorium der
Universität oder der Realschule hierfür benutzt. Immer aber
waren diese Versammlungen anregend und belohnend.
Doch beschränkte sich die 1846 beschlossene Aenderung
in der Aufgabe der Gesellschaft nicht allein darauf. Ein
wesentlicher Fortschritt bestand darin, dals zeitweise gedruckte
—— ER IE E—
Berichte mit Abhandlungen aus dem weiten Gebiet der Na-
turwissenschaften und der Mediein veröffentlicht und nicht
nur an die Mitglieder, sondern auch an gleichstrebende Ver-
eine und Gesellschaften vertheilt wurden. Hierdurch erreichten
wir, dafs weit über den Kreis unserer Mitglieder hinaus unsere
Thätigkeit bekannt und anerkannt wurde. Ueber die Mannig-
faltigkeit der in den 22 Berichten enthaltenen Abhandlungen
giebt die Anlage A. Auskunft.
Aber um Druckschriften herausgeben zu können ist Geld
nöthig. Da nun unsere Gesellschaft fast drei Jahrzehnte nur
auf die kleinen Jahresbeiträge ihrer Mitglieder angewiesen
war, so ist verständlich, warum lange Zeit unsere Berichte
nur in längeren Zwischenräumen erscheinen konnten, wie die
nachstehende Uebersicht zeigt.
Bericht 1 1847 Bericht 12 1866
02189 „18 1869
„3 1853 rk, 1875
» 4 1854 ET
„5 1855 s sg 11877
„6 187 KR RO.
1.1859 „ 18 189
„8 1860 a
» 9 1862 N En,
„ 10 1863 Fi 21011882
„ 11 1865 6, 122,,,1888.
Also fallen lange Zeit meist zwei- bis vierjährige Pausen in
unsere Publikationen und erst vom Jahre 1876 an konnten
wir regelmäfsig jedes Jahr einen Bericht erscheinen lassen.
Es wurde schon bemerkt, dafs diese Berichte wesentlich
auch als Tauschobjecte gegen die wissenschaftlichen Ver-
öffentlichungen anderer gleichstrebender Gesellschaften dienen
sollten. Den Bemühungen des Vorstandes gelang es auch
über Erwarten, von Bericht zu Bericht die Anzahl der schrif-
tentauschenden Vereine zu vergröfsern. Dadurch aber wuchs
die Gesellschaftsbibliothek von Jahr zu Jahr und können wir
nicht unterlassen, allerherzlichsten Dank zu sagen allen den
Akademien, Vereinen, Gesellschaften, Redactionen ete., welche
uns mit einem überraschenden Reichthum von Abhandlungen,
Berichten, Bulletins ete. eine wissenschaftliche Literatur zu-
xXıl —
fliefsen liefsen, welche durch Kauf nur mit für uns uner-
schwinglichen Geldmitteln oder gar nicht zu erreichen gewe-
sen wären. Ganz besonderen Dank aber bringen wir den-
jenigen Vereinen etc. dar, die trotz der bescheidenen und
früher in unregelmäfsigen und langen Zwischenräumen er-
scheinenden Berichte unserer Gesellschaft treu ausgehalten
haben und uns von Anfang an bis jetzt bereicherten mit den
Schätzen ihres Forschens, Wissens und Könnens. Freilich
ist im früheren Lauf der Jahre auch eine nicht kleine Anzahl
von tauschenden Gesellschaften von dem gegenseitigen Ver-
kehr, der für sie so wenig vortheilhaft war, zurückgetreten
und nur bei einigen derselben gelang es, das frühere Tausch-
verhältnifs wieder anzuknüpfen, namentlich seitdem wir in
die günstige Lage kamen, jedes Jahr einen Bericht versen-
den zu können (1876). Aber selbst trotz mancher früher
aufgehobener Tauschverbindungen hat sich die Anzahl der
tauschenden Vereine stets vermehrt. Wir stehen jetzt in
Schriftenaustausch mit 2538 Akademien, Behörden, Instituten,
Vereinen und Redactionen, welche in der Anlage B einzeln
aufgeführt sind. Von diesen sind in
Deutschland 97
Oesterreich- Ungarn A
Italien 19
Frankreich 15
England 12
Niederlande 12
Rufsland 10
Skandinavien 9
Belgien I
Schweiz . 7
Dänemark 2
Portugal ji
Amerika 27
Asien 5
Afrika 1
Australien 1
— XV —
Der Vorstand der Gesellschaft hielt fortwährend ein
wachsames Auge darauf, diesen Tauschverkehr zu erweitern
und auf diese Weise den Mitgliedern und auch weiteren
Kreisen die wissenschaftlichen Forschungen anderer Vereine
zugänglich zu machen. Die auf diese Weise erworbenen
Druckschriften enthalten meist Abhandlungen aus den ver-
schiedensten Gebieten der reinen und angewandten Natur-
wissenschaften. Einige sind nur speciellen Theilen derselben
gewidmet, wenige vorwiegend der Mathematik, einige nur
der Medicin ; verschiedene derselben vertreten hauptsächlich
Geographie, Gartenbau und Landwirthschaft, Technologie,
und nicht wenige sind gleichzeitig geschichtlichen und natur-
wissenschaftlichen Inhalts. Einige deutsche Zeitschriften,
welche durch Tausch nicht zu erhalten sind, werden aus Ge-
sellschaftsmitteln erworben.
Es ist klar, dafs auf diese Weise die Bibliothek im Laufe
der Jahre sehr beträchtlich anschwellen mulste. Aber ihre
Benutzung war mit Schwierigkeiten verbunden. Zwar widmete
sich der Bibliothekar Herr Gymnasiallehrer Dr. W. Diehl
über zwei Jahrzehnte lang mit aufopfernder, unermüdlicher
Thätigkeit, für welche ihm die Gesellschaft nicht warm genug
Dank sagen kann, der schwierigen Aufgabe des Katalogisirens
und Ausleihens der Bücher, aber natürlich doch nur in seinen
Freistunden, die er dem Interesse der Gesellschaft willig opferte.
Mit dem immer stärkeren Anschwellen der Bibliothek wuchs
auch der Wunsch, diese Schätze der Wissenschaft in
häufigeren Stunden der Benutzung zugänglich zu machen.
Es war daher eine der folgenschwersten und glücklich-
sten Neuerungen, dafs nach Vereinbarung mit Grolsh. Mini-
sterium zu Ende 1875 die gesammte Gesellschaftsbibliothek
an die Grolsh. Universitätsbibliothek überging und dieser
einverleibt wurde. Von da an waren die zahlreichen älteren
und neu einlaufenden Werke leicht in allen Bibliothekstunden
zugänglich und viele der Zeitschriften werden im Lesezimmer
zur Benutzung aufgelegt. Von dieser Zeit an hat der geistige
Nutzen unserer Bibliothek eigentlich erst begonnen, ihre Be-
nutzung stieg in unerwarteter Weise.
Natürlich konnte unsere (Gresellschaft ihr werthvolles
Eigenthum nicht ohne Gegengabe überliefern. Grolsh. Mini-
sterium versprach dagegen eine jährlich zu zahlende Subven-
tion von sechshundert Mark, eine Summe, die zwar der Ge-
gengabe an Büchern und Schriften aller Art nicht äquivalent
war, aber immerhin wurde der kleinen Gesellschaftskasse
dadurch nicht unwesentlich unter die Arme gegriffen. Na-
mentlich war es nun erst möglich, alljährlich einen Bericht
drucken zu lassen und zu versenden, neue Tauschverbindungen
anzuknüpfen und die alten Verhältnisse zu festigen. Auch
der innere Werth der Mittheilungen und Abhandlungen in
unseren Berichten mulste nun ein grölserer werden, indem
die Verfasser nicht mehr jahrelang auf den Druck und die
Publikation ihrer Arbeiten zu warten genöthigt waren und
unter Umständen kann selbst sofortige Drucklegung beschlos-
sen werden (s. Statuten $ 11). Zur Wahrung des Prioritäts-
rechts kann dies aber einem Autor von höchster Bedeutung
sein.
Von weniger tief einschneidender Bedeutung, wenn auch
von glücklichem Erfolge begleitet war eine statutarische Aen-
derung, welche schon 1852 beschlossen wurde. Ausgehend
von der Meinung, dals bei jährlich wechselnder Direction die
Gesellschaft in ihren Bestrebungen mehr Anregung empfangen
und die so leicht eintretende Stagnation verhindert werde,
wurde bestimmt, dafs der erste und zweite Director jährlich
zurücktreten und neue gewählt werden sollten (s. Statuten
$ 6). Den grofsen Gefahren, welche gerade durch diesen
jährlichen Wechsel und die mangelnde Geschäftskenntnils
der neuen Directoren herbeigeführt werden konnte, begegnete
man durch die ständigere Besetzung des Secretariats. Wenn
auch die Person des protocollirenden ersten Secretärs im
Laufe der letzten Jahrzehnte einigemal wechselte, so blieb
doch die Stelle des correspondirenden Secretärs, dem nament-
lich der Verkehr mit den auswärtigen Mitgliedern und den
tauschenden Vereinen obliegt, in den letzten 24 Jahren in
derselben Hand.
= il =
Zum Schluls ist zu erwähnen, dafs sich bei der Verei-
nigung unserer Oberhessischen mit der medicinischen Gesell-
schaft im Januar 1383 zwei nur aus Fachleuten gebildete
Sectionen constituirten, eine für Medicin, die andere für Na-
turwissenschaften. Ausgehend von dem Gedanken, dafs die
öffentlichen Monatsversammlungen dem Fachmanne nur wenig
Gelegenheit geben zur Besprechung von Fachfragen, um so
tiefer auf einen Gegenstand einzugehen als dies in den all-
gemeinen Sitzungen möglich ist, wurden beide Sectionen ge-
bilde. Es mufs der Zukunft vorbehalten bleiben zu ent-
scheiden, ob die erhofften und mit Sicherheit erwarteten Vor-
theile erzielt werden.
So haben sich die fünfzig Jahre des Bestehens der Ge-
sellschaft ruhig abgespielt und können keine grolsen Ereig-
nisse aufgeführt werden, die ganz besonders hervorragen aus
der stillen Thätigkeit der Gesellschaft und ihrem gleichmäfsigen
Voranschreiten. Hoffen und wünschen wir, dafs es derselben
vergönnt sei, auch ferner Männer der Wissenschaft zu finden,
die es nicht unter ihrer Würde halten, den Schatz ihres
Wissens auch vor Nichtfachgenossen und Schülern auszu-
breiten, Männer, die ein Herz haben für die Ausbreitung na-
turwissenschaftlicher Kenntnisse im Volk. Und möchten
andererseits auch ferner in immer weiteren Kreisen sich
solche finden, die gerne die dargebotenen Belehrungen auf-
nehmen und in einem guten Herzen bewahren. Dann wird
es nicht fehlen, dafs die Oberhessische Gesellschaft die be-
ginnende zweite Hälfte des Jahrhunderts ebenso erfolgreich
verleben wird, wie die erste. .
I.
Nachträge zur Flora des Mittelrhein-
Gebietes.
Von Prof. H. Hoffmann.
Fortsetzung *).
Linaria Cymbalaria.
Giefsen 12 : Heidenthurm am Fluthgraben. Gedern 20 : Schlolsgar-
ten. Königsberg 11 : Schlofs. Büdingen 20. Braunfels 11. Frankfurt
26 : am grünen Weg. H. — Marburg 5, Fulda 14 (Wender. Fl.).
Rothenfels 30 (n. Polstorf). — Wetzlar 11: an Mauern nahe der Lahn.
Br gms el Heppenheim 39%: Mauern am Bach.
Be ; Wolfsbrunnen bei Heidelberg 47.
— Laubach 12 : im Schlofsgarten an-
Sl Il 12 „te gepflanzt (von Heidelberg), Weilburg
N 1 ol i a 10: auf Mauern und Felsen (Thon-
schiefer).. H. — Ziegenberg 18 (Som-
230040. 026210 &la, merlad). Oberlahnstein 16, Boppard
30 25 16 (P. Caspari*). Oberspay 16:
: Steinböschung am Rheinufer. Schlols
38. ag MUNEZE Wertheim 42. Wilhelmshöhe bei Cas-
sel. H. — Darmstadt 32, Weinheim
AO AT, nl-nine 46 (n. Bauer). Frankfurt 26 : auf
der Mauer der Kapelle in der Schnur-
gasse (n. Wolf u. Seiffermann). Offenbach : Friedhof (Sommerlad).
Nicht in Mainz (n, Rei(sig). Früher selten, jetzt rasch sich verbreitend ;
Bergstrafse 39, Worms 39, Kreuznach 30, Bingen 30, Erbach 40 (D. u.
Scer. 8. 349). Monsheim 38. H. H. — Bayr. Pfalz : scheint zu fehlen
(Schlz. 8. 327). Mannheim 46 (Poll. 1863, 192). Bacharach 23 häufig
bis Boppard 16, Ober-Lahnstein 16, Coblenz 15, Leutesdorf 8, Linz 8,
mittleres Moselthal : Clotten und Cochem : neben 22 (Wirtg. Fl.). Ro-
landseck 8 (Hildb.*). Wiesbaden 24 (Fuck. Fl.). Sonst nicht in Nassau.
*) Siehe XXI. Bericht, $. 112. 1882.
ORT, 1
re,
Hiernach sehr zerstreut über einen grofsen Theil des niederen und
höheren Gebietes.
Linaria Elatine.
Gielsen 12 : Schiffenberger Wald, Stolzenmorgen, Hefslar 12. Sieben
Hügel, Bieberthal, Kinzenbacher Mühle 11. H. — Marburg 5 (Wen-
der.*). In der Lohr !/, Stunde sw. v.
1. h x 3 N Kreuznach (n. Polstorf) 30. Hungen
12. Waldmichelbach 40. Frankenbach
8. . 1112 . . | 11. H.— Wetterau 19 (Hey. R. 277)
19 Dornheim 32 (n. Bauer). Fränkisch
Crumbach 40 (Seriba*). — Pfalz :
ZI TLMABRT, s fast überall (Schlz. 8. 328). Rhein-
preufsen (Wirtg. Fl.). Okriftel 25
Fuck. Fl.). Siegburg 1, Drachenfels,
40. > Ahrthal 8 (Hildb *). Nieder-Ingel-
heim 31 (Groos*).
Das vorliegende Material ist sehr
unvollständig, doch deutet es darauf
(unvollständig) hin, dafs die Pflanze nicht allgemein
verbreitet ist. Uebrigens in niederen und höheren Gegenden.
30 31 32
Linaria minor.
Giefsen 12, Heuchelheimer Mühle 11, Trieb 12, Ganseburg 12, Holz-
heim 12, Bieber 11. — Niederweisel 19. Dorfgill 12. Oestl. vor Hänlein
zaol nasmiolandehmsder uali +39: ‚Schlolsberg Son. Opsenkeimg st
is; N : Di gfe } Leeheim 32. Eschollbrücken 32. An-
nerod 12. Alter Berg bei Königsberg
a adzr 127 11. Sauerschwabenheim 31. Otzberg
I. Hindamssöh:.. 33. Klein-Umstadt 33. Marnheim 38.
Pfeddersheim 38. Wismar 12. Stein-
furt 19. Königsberg 11. Effolderbach 19.
Ruppertenrod 13. Grofs-Rechtenbach
RE TE 11. Honnef 1. Weilburg 10. H. —
38.89 ‚%. e ‚ Kaichen 19 (Hörle*). Rofsdorf 33
(n. Wagner). — Pfalz : überall sehr
ER Homann. (Kor gemein (Schlz. $. 328). Rheinpreufsen
(Wirtg. Fl.). Nassau häufig (Fuck.
(unvollständig) Fl). (Hey. R. 278). Kurhessen ge-
mein 5 (Wender. Fl.). Kaiserslautern 44 (Trutzer*). Büdingen 20
(Thylmann, v. s.). OberLahnstein 16 (P. Caspari*).
Wegen mangelnder Specialangaben läfst sich nur vermuthen, dafs die
Pflanze allgemein verbreitet sei,
m D =
Linaria spuria.
Gielsen 12 : Heuchelheimer Mühle. H. — Garbenteich 12, Dorheim
19, Assenheim 19 (Hey. R. 277). Lohr bei Kreuznach 30 (n. Polstorf).
Be 257, 0,2004 Gzoß-Karben, 19, (Hiörle)s V..3; Wlee-
RT N heim 32 (n. Bauer). Ried 32, Rhein-
hessen 31, 38, Wonsheim 37, Wetterau
8 12 19, Maingegend 26 (Fl. Wett., Dosch
lörna due und Scriba S8. 349). Ofistein 38
(C. Briegleb). Gaualgesheimer Berg
Zn 124 Da 2b0.: . 31 (v. Spielsen*). — Pfalz : fasi
en überall, z.B. Zweibrücken 43, Arzheim:
unter 45, Lulsheim 46, Schwetzingen
37 38. ae 5 46, Rheinhausen 46, Oggersheim 46,
Eppstein 45 (Schlz. 8. 328). Böckel-
43. 455 46 . . » | heim 30 (Schlz.*. Dürkheim 45,
Bingen 30, Kreuznach bis Sobernheim
30 (Poll. 1863, 192). Rheinpreufsen (Wirtg. Fl... Reichelsheim 19, Amt
Dillenburg 3, 4; Main- 25, Rhein- 24, 23 und Lahnthal 16 im Nassaui-
schen (Fuck. Fl.). Nieder-Breisig 8 (Hild».*).
Anscheinend ziemlich verbreitet durch das Gebiet in niederen und
mittleren Lagen. (Hauptzugstralse.)
Linosyris vulgaris (Aster Linosyris).
Arealkarte : Oberhess. Ges. Ber. 13. 1869. T. 5.
Neue Standorte :
Brohlthal 8. Schweizerthal bei St. Goarshausen 23. H. — Wein-
heim 46 (D. u. Ser. S. 241). Wonsheim 37, Bornheim 38, Alzey 38 (ib.).
Pfeddersheim 38, Wiesoppenheim 38, Neu-Leiningen 45 (C. Briegleb).
Das frühere Arealbild wird hierdurch nicht merklich geändert.
Löfspflanze des Rheingebietes. — Die Pflanze geht übrigens durch
ganz Süd- u. Mitteleuropa (incl. England u. Oeland) bis Wolga u. Caucasus.
Linum tenuifolium.
Früher Nauheim u. Wisselsheim 19
(Hey. R. 61, 451). Saliner Wald bei
Kreuznach 30 (n. Polstorf). Darm-
Ba N i u: : stadt: Waltersmühle bei Ober-Ramstadt
1er 1 x 33, am Saum des Frankensteiner Wal-
des zwischen Seeheim und Malchen 32
2.24. 25 207 Ru: (n. Bauer). Rheinhessen auf trockenen
sterilen Hügeln längs dem Rhein 24
ee (n. Reifsig). Gaualgesheimer Berg
37 38. h ! x 31 (v. Spielsen*). — Pfalz : Löfs
der Rheinfläche u. s. w. Neudorf bei
0.0846. rast,“ Speyer 46, Kalmit 45, Maxdorf 45,
Eppstein 45, Königsbach 45; Dürkheim,
1*
Ba
Kallstadt, Ungstein, Herxheim 45; Oppenheim 32, Meisenheim 37; bei
Zweibrücken : Stambach 43, Kontwig 43, Ober-Auerbach 43, Mühltha-
ler Hof 43 (Schlz. S. 92). Bingen bis Sobernheim 30 (Schlz.*).
Wiesloch 46, Mosbach 48, Weinheim 46 (Poll. 1863, 120). Coblenz
15 (Wirtg.*). Villmar 17, Diez 17, Nassau 16, Hochheim 25, Dotz-
heim 24, Niederwald 23 bei Rüdesheim (Fuck. Fl.), bis zum Coblenz-
Neuwieder Becken : Otchtendung 15, Brohl 8, Ober-Lahnstein 16, Brau-
bach 16 (Wirtg.*). Bischofsheim 26 (Wett. Ber. 1868, 112). Flörsheim
25 (Wacker*). Monsheim 38 geg. Nieder-Flörsheim (J. Ziegler u. H.
H.). Mainz : Leniaberg 31 (nach v. Reichenau). Pfedderheim 38 (C.
Briegleb).
Hiernach auf den Niederungen und dem Hügelsaume des Rheins und
seiner Nebenthäler.
Lithospermum officinale.
Marburg 5 : Kappeler-Feld, Wollberg (Wender.*). Niederhausen
südwestl. von Kreuznach 30 (n. Polstorf). Rochusberg bei Bingen 30.
H. — Griesheimer Eichwäldchen 32, Bessungen 32, Hangelstein bei Gielsen
12, Lollarer Koppe 12, Finthen 24,
ganzes Nahe- und Rheinthal 29, 30 (D.
5» = | u Ser. 8. 326). — Pfalz : Rheininseln
12 u. Rheinufer fast überall; Rheinfläche
bei Otterstadt 46, Altripp 46, Waldsee
(Dr } © h - - 46, Neuhofen 46, Mundenheim 46, Neu-
stadt 45, Dürkheim 45, gegen Lambs-
23, Aa ae 26 heim 45, Studernheim 46 bei Franken-
20 30831 32. 04 1. h thal, Nieder-Ingelheim 24 : Niederhau-
sen 30 bei Kreuznach, Meisenheim 37,
anna ; - Ketsch 46, Neckarau 46 (Schlz. 8.311).
45 46 Bey- 15 und Elzthal 15 : Seitenthäler
der Mosel (Wirtg. Fl... Coblenz 15
— 0 (Löhr En.). Nassau : auf der Münch-
aue bei Hattenheim 24 (Fuck. Fl... — Frankurt 26 : Babenhäuser
Chaussde (Schmitz*). Rheininsel : alter Sand 31 (Groos*).
Hiernach im Thale des Rheins und der Nebenflüsse in deren Unter-
lauf; isolirt bei Gielsen 12.
Lithospermum purpureo-cocruleum.
Marburg 5 (H. z. Solms). Hangelstein bei Gielsen 12. Bergen 26.
Donnersberg 37. Kreuznach 30. Ockenheimer Spitze 30. Bornheim 38,
Wendelsheim 38 (D. u. Ser. $. 327). — Pfalz : Rheinfläche nur bei
Schwetzingen 46, Kirchheimbolanden gegen den Donnersberg 37, Stein-
bach 37, Winnweiler 37, Rockenhausen 37; Rheingrafenstein 30, Meisen-
heim 37, selten im Westrich : neben 43 (Schlz. 8. 311). Kirn 29, zw.
u
Schwetzingen 46 u. Edingen 46 (Poll. 1863, 187). St. Goar 23, Coblenz
15, Neuwied 8, Brohlthal 8, Arienfels
8, Erpel 8, Ahrthal 8 auf der Lands-
Dil > - krone; Moselthal von Trier bis Win-
ningen 15 (Wirtg. Fl.). Limburg 17,
Boppard 16 (Löhr En.). Nieder-Lahn-
og lol sg . stein geg. Hohenrhein 16 (Fuck. Fl.).
Gaualgesheimer Kopf 31 (Fuck.*).
Laach 15 (Bach F!.).
23 30 31 . © ° : Hiernach sehr zerstreut durch die
Niederungen und Berggegenden des
Gebietes, besonders westlich. Geht
ENTE RR durch Süd- u. Mittel-Europa bis zum
Caucasus.
Lolium italicum (Boucheanum).
Giefsen 12 : Gänsäcker links vor dem Wiesecksteeg, wohl Ueberrest
einer Ansaat (1873). — Ludwigshafen 46, Friedrichsfeld 46, Heidelberg
46 (Schlz 8. 557). Rheinpreufsen bis Bonn abwärts (Wirtg. Reisefl.).
Mittelheim 24 (Löhr En.). Oestrich 24 (Fuck. Fl.).
Wohl mit dem Ackerbau verbreitet.
Lonicera Periclymenum.
Giefsen 12: Lindener Mark, Dorf-Gill; Krofdorf 11, Haina 11, Römer-
hügel bei der Ganseburg 12, südl. von Steinbach 12, Weddenberg 11.
Friedelhausen 5. Hausberg 18. Stoppelberg 11. Bastenhaus am Donners-
berg 37. Forsthaus bei Frankfurt 25. Molsberg 10: Basalt. Steinebach
9. Nisterbrücke 9. Laubach 12. Klein-Karben 26. Hirschhorn 47.
Engelthal 19. Niederwald 23. Beuern
12. Brandoberndorf 18. Langhecke 17.
I 0 SE ze Katzenellenbogen 17. Rettert 16. Na-
stätten 23. Runkel 17. Winterstein
19. Peterzell nördl. v. Lippe3. Wer-
16,,,17. „18, .19,.:20 „.. thenbach 3. Westl. von Sulzbach 16.
Höchst 27! Neunkirchen 3. Betzdorf
2. Nisterbrücke bei Wissen 2. Reck-
31.132 33700. ! lingen 1. Uckerath 1. Weyerbusch 2.
Alt-Wied 8. Jahrsfeld 8. Breitscheid
a BSR. ; 9. Lichtenthal 2: südwestl. von Alten-
Ha Aura. } kirchen. Michelbach 2. Höchstenbach
9. Mündersbach 9. Selters 9 : gegen
5 Vielbach. Ebernheim 9. S. von Auen-
(unvollständig) schmiede 18. H. — Biedenkopf 4
(Hey. R. 180). Marburg 5 (Wender.*). Baierseiche 33 (n. Reilsig).
Darmstadt 32, Bergstrafse 39, Lich 12, rheinhessische Waldungen häufig
Ze ROHDE 2HRe 277
Se ane=
(D. u. Ser. $. 289). — Pfalz : fast überall, z. B. Annweiler : unter 44,
Speyer 46, Mufsbach 45, Kaiserslautern 44, Sembach 44 (Schlz. S. 204).
In der ganzen Rheingegend gemein (Löhr En.). Nassau häufig (Fuck.).
Büdingen 20 (Thylmann, v. s.). Ober-Olmer Wald 31 (nach v. Rei-
chenau).
Scheint hiernach durch das ganze Gebiet verbreitet zu sein. (Beeren-
frucht).
Lonicera Xylosteum.
Ulrichstein 13, Biedenkopf 4 (Hey. R. 181). Gieflsen 12 : hohe
Sonne, Römerhügel. W. vom Dünsberg 11. Steinfurt 19. Bönstadt 19.
Stoppelberg 11. Kreuznach 30 (n. Polstorf). Klein-Karben 26. Enk-
heim 26. H. — Marburg 5 (Wen-
der.*). Rehbachthal 31, Mombacher
22.8 Wald 24, Rochusberg bei Bingen 30
er (n. Reifsig). — Pfalz : Hardt : Lim-
burg 45 bei Dürkheim, Kallstadt 45,
16 RE - Thal von Dürkheim bis Frankenstein
OR 44, Kaiserslautern 44 : Kaisermühle,
Hagelgrund; Donnersberg 37, Heidel-
SEO ne nr berg 46, Zweibrücken 43 : Nonnen-
wäldchen, ob wild? (Schlz. 8. 204).
Grünstadt 38, Darmstadt 32, Weinheim
1a Me We 46 (Poll. 1863,. 155). - Duzehedar
ganze Gebiet (Löhr En.). Nassau :
BELER häufig (Fuck. Fl.). Oberlahnstein 16
(unvollständig) (P. Caspari®).
Vielleicht durch das ganze Gebiet verbreitet. Angaben unvollständig.
Lotus corniculatus.
v. ciliatus : zwischen Butzbach und Ebersgöns 11 (n. Lambert).
Bockenheim 25, Frankfurt 26 (Kesselmeyer*).
Lotus tenuifolius.
Münzenberg 12 (Salzwiese). Wis-
selsheimer Salzwiese 19. Gielsen 12:
Wiese bei Schiffenberg (übergehend in
corniculatus). H. — Nauheim 19, Nidda
19 20. 20 (Hey.R. 92). — Pfalz : Dürkheimer
Saline 45, Frankenthal 46 am Isenbache,
ZANDER UN ERS EN. bei Zweibrücken? 43 (Schlz. 8. 119).
Oestrich 24 (Fuck. Fl... Nicht im
preufs. Gebietstheile (Löhr En.). Gau-
algesheim 31 (Wirtg. Reisefl.).
31
(43) 45 46 Hiernach sehr zerstreut über wenige
i u ER Punkte des Gebietes.
T|———————— —
u
Lunaria rediviva.
Giefsen 12: Hangelstein. Nordöstl. vom Geiselstein im Oberwald 13.
H. — Hoherodskopf 13 : an der Kanzel (n. Heldmann). Kreuznach
30 (n. Polstorf). Erdbach bei Her-
born 3: an denSteinkammern (V o gel*).
3. UF RUN : . Siegen 3 (Engstfeld). Sackpfeife :
a RETTET über 4 (n. C. Heyer). Melibocus 39,
Taunus 25 : Reiffenberg ; Biedenkopf 4
NET dar (D. u. Ser. 8. 427). — Pfalz. : Kusel?
43, Schlofs Dhaun bei Kirn 29 : am
23 :...25
Simmerbach, Stromberg 30 : am Gul-
2930. IE tun > E denbach (Schlz. S. 51). Sobernheim
30 (Schlz.*). Boppard 16 (v. Spies-
sen*). Nassau 16, Trarbach : neben
(43) . i ; . j 22 (Wirtg.*).. Durch ganz Nassau
(Fuck. Fl. [? H.]). Eifel : neben 8
(Wirtg.*). Lorch 23 (v. Massen-
bach*). Mayen: neben 15 (Wirtg.*). Kirchberg 29 (Gmelin*). Mont-
repos bei Neuwied 8 (Hldbd.).
Hiernach sehr zerstreut über die höchsten und mittleren Gebirge des
Gebietes.
Luzula albida (angustifolia @.).
Giefsen 12 : Lindener Mark, Hangelstein, Lollarer Koppe, Philosophen-
wald. Hardt bei Lich 12. Stoppelberg 11. Storndorf 13. Stockhausen
14. Londorf 12. Oberwald 13. Bo-
denrod 18. Rauenthal 24. Niederwald
ap nTT ; 23. Waldaschaff 34. Annweiler : un-
1142192.,158.44 ter 44. Weilmünster 18. Freienseen
13. Damhausen 4. Lixfeld 4. Don-
Io =, Tow.19 20° > nersberg 37. Christinenhof bei Bü-
dingen 20. H. — Kaichen 19 (Hörle*).
zn Rofsdorf 33 (n. Wagner). — Pfalz :
en suis locis fast überall gemein (Schlz.
S. 483). Rheinpreufsen vielfach
re N Mu (Wirtg. Fl.). Nassau häufig (Fuck.
nr ET Fl.). Marburg 5 (Wender.*). Ober-
lahnstein 16 (Caspari*).
= Hiernach vielleicht durch das ganze
(unvollständig) Gebiet verbreitet.
Luzula Forsteri.
Niederwald 23. Rothenbuch 34 (1857). H. — Kreuznach 30 (D. u.
Ser. $. 111). — Pfalz : auf dem Lemberg 37 bei Sobernheim (Schlz.
I
S. 482). Oberstein 36, Bockenau 30, Bingen 30 bis Coblenz 23, 15 (Poll.
1863, 251). Rochusberg bei Bingen 30 (Wirtg.*). Hofheim 25, Soden
25, Oestrich 24, Nieder-Lahnstein 16 :
Michelskopf (Fuck. Fl... Scharlach-
kopf und Morgenbachthal bei Bingen
30, Rhense 16, Capellen 15, Waldesch
: 15, zw. Laubach 15 u. Königsbach, am
Tree a er Remstecken 15, Metternich 15, Güls -
15, Winningen 15, Aremberg 6 bei
23 24 25. lan Ehrenbreitstein, Vallendar 16, Neuwied
8 (Wirtg. Fl... Ahrthal 8 (Wirtg.
Reisefl.).. Alteburg bei Boppard 16
BESTE a (v. Spielsen). 5
Hiernach auf Bergen entlang dem
mittleren und unteren Rheinthal und
den Unterläufen der Nebenflüsse; iso-
liert im Spessart 34!
30 . . 34
Luzula maxima (sylvatica Gaud.).
Feldheimer Wäldchen bei Hungen 12 (Hey. R. 392). Nisterbrücke 9
(südöstl. von Hachenburg). Rehberg bei Annweiler : unter 45. Lauren-
burg 16. H. — Marburg 5 (Wen-
der.*.. Oberwald 13 : Landgrafen-
brunnen (n. A.Purpus u. W.Scriba).
EEE UN Melibocus 39 (n. Bauer). Ober-Ingel-
heim 31 (n. Reifsig). — Pfalz : im
TOR ee Mn Gebirge fast überall, bes. Annweiler u.
Dahn : unter 44, Neustadt 45, Dürk-
heim 45, zwischen Frankenthal und
DOWES EN 1 ; N Hochspeyer 44, Lautzkirchen und Kir-
kel : neben 43; Nahe: vielfach 29, 30;
39°. RZ Heidelberg 46, Bergstralse 39 (Schlz.
aa, Aa Aa de, > S. 483). Rheinpreufsen (Wirtg. Fl.).
Taunus 25, Nassau 16, Lahneck 16,
Dillenburg bei Offdilln 3 (Fuck. Fl.),
Hiernach zerstreut über die Gebirge des Gebietes.
25
Lychnis diurna (Melandr. rubr. @.).
Giefsen 12 (Hangelstein, Hefslar u. sonst). Krähberg 40. Buchenau
4. Rüdingshain 13. Schmelz bei Fronhausen 5. Friedrichsdorf 47. Eber-
EI: SUR
Te un. m aTanmramanen bach. 47. "Langenthal’47. "Hassenhau;
allsrsı ab u sen 5. Aufenau 27. Merkenfritz 20.
Mengerskirchen 10. H. — (Hey. R.
8, An error 51). Hanau 26 (Rufs*). — Pfalz :
1 fast überall; fehlt von Kaiserslautern
44 bis Bitsch : unter 43 (Schlz. 8.
D6We2il 80). Nassau nicht selten (Fuck. Fl).
Rheinpreufsen stellenweise (Löhr En.).
su Siebengebirg 8 (Hildb.). Mainspitze
PnyEIEEe Wr 32 (v. Reichenau).
47 Scheint weit verbreitet (Material
unzureichend).
(unvollständig)
Lychnis Viscaria (Viscaria purpurea R.).
Giefsen 12 : Hangelstein, westl. vor Lich. Krofdorf 11. Eisenbach
14. Hinkelstein bei Kelsterbach 25. Niederwald 23. Dirlammen 13. H.
— (Noch andere Standorte in denselben
Bezirken s. bei Hey. R. 50). Marburg
AN 5 (Wender. Fl). Griesheimer Eich-
wald 32 (n. Bauer). Rehberg bei
Rofsdorf 33 (n. Wagner). Zwischen
lass Se. a . Rhein-Bischofsheim u. Oppenheim 32,
Nahethal 30, Zweibrücken 43, Kaisers-
a lautern 44, Frankenstein 44, Dürkheim
BI ERMESB ESP IR 45, von da durch das ganze Vogesen-
Sandstein-Gebirge (Schlz. 8. 79).
39°. na Schwanheim 25, Rüdesheim 30, Als-
Aa 48 Asirdasll.. rad 3 mannshausen 23 (Fuck. Fl.). Coblenz
15, Remagen 8, Ahrthal 8 (Löhr En.).
Klein-Ostheim 34 (Wett. Ber. 1868, 94).
Jugenheim 39 (n. W. v. Reichenau).
Hiernach ganz zerstreut durch das Gebiet; nicht in den niedersten
Lagen.
Lycopodium annotinum.
Oberwald 13 : Taufstein, Geiselstein. H. — Dietzhölze bei Rüders-
hausen [Rittershausen?] Amt Dillenburg 4; Feldberg 25, Altkönig 25 (n.
Vogel). Krofdorfer Wald 11 (n. C. Heyer). Schnellbach bei Breun-
geshain 13 (Schmidt*). Odenwald (Hübner*). — In der Pfalz nicht
20
angegeben (Schlz. S. 562). Idar 29:
amıTa Bl Au \ Spring an der Quelle des Fischbachs
(Wirtg.*). Hahnenkamm 27, Orb 27,
ur | Zr 3 a a a er Frankfurter Wald 25, Bilstein 13 (Wet-
ee m lat len ter. Abh. 1858, 247). Marburg 5
(Heldmann*). Braubach 16 (Röl-
29a Iıloin2 Franz ling*).. Westerburg 10 (Genth*).
Herborn 4 (Dörrien*). Dillenburg 3
(Meinhard*). Isenburg 8 (Wirtg.*).
a0odoio, Siegburg 1 (Becker*). Tönnisstein
8 (Bach Fl.).
Hiernach sehr zerstreut über einige
meist hohe Punkte des Gebietes. (Flie-
gende Samen.)
29
Lycopodium Chamaecyparissus.
SSW. bei Rodheim 11 (1858). HB. — Die Stelle liegt auf der hess.
Generalstabs-Karte in der Kreuzung der Linien zwischen den fett ge-
druckten Buchstaben :
1) Atzbacher Wald — Vetzberg.
2) Haina — Vilche Bach.
Angersbach 14 (F. Briegleb). v.s. — Pfalz: Homburg 43, Kaisers-
lautern 44, gegen Erfenbach 44, Hei-
delberg 46 : Heiligenberg, Glashütte
TR HRR. ı VRLLKERRR NE BEN. (Schlz. S. 563). Zw. Waldmohr und
1 Ar ee Breitenbach 43 (Schlz.*). Göllheim
38, Odenwald 40 (Poll. 1863, 285).
Waldfischbach, Jägersburg, Waldmohr
43, Elmstein 44 (Ney*). Siebengebirg
7 A AT 1 (Wirtg. FL). Nieder-Rodenbach 26,
ON x 2 Taunus 25, Darmstadt 32, Bieber 27,
Orber Reisig 27, Auffenau 27 (Wetter.
38 .. 40 . . | Abh. 1858, 247). Marburg 5 (Held-
aaa 2 Are. a mann*. Fulda 14 (Lieblein*).
Platte 24 (Döll*). Wiesbaden 24
— (Genth*). König 40, Kirchbrombach
40 (Joseph*). Hinterbach 40? (Hübner*).
Hiernach weit zerstreut über einige höhere und mittlere Punkte des
Gebietes.
Lycopodium clavatum
Giefsen 12 : Lindener Mark (1866), 15 Minuten vor dem Ende der
Steinkautschneifse. — Darmstadt 32 : Schnampelweg. Eutergrund bei
Waldleiningen 41. Wildenfels bei Amorbach 41. Neunkirchen 40. Oestl.
von Waldaschaff 34. Rothenbuch 34. Altenburg bis Soden 34! (Sand-
boden). Wisperthal 23. H. — Bulau bei Hanau 26, Vorspessart 27,
A
Hengster 26, Bieber 27, Steinheimer Galgen 26, Frankfurter Forsthaus 25,
Feldberg u. Altkönig 25 (Wetter. Abh.
1858, 247). Linz 8 (Hildb.*). Bü-
Elaliao ty" ? dingen 20 : a. d. hohen Rad (C. Hoff-
gunlgn! .ı Sippumd) . ! mann, v.s.). Darmstadt 32 : Alberts-
brunnen (nach Bauer). Früher (leg.
een 20 Walther) im Schiffenberger Wald 12;
93 he oy v. s. — Um Giefsen : Wifsmarer Wald
11, Wiesecker Wald 12, Mainzlarer
Saat ‚3A u Wald 12, Anneroder Weg 12 (Dillen.*).
S. von der Schmitta 11 bei Giefsen (n.
4 4. C. Oeser). Zw. Lanysdorf und Vil-
44 lingen 12 (Bach), v.s. — Pfalz : auf
Vogesias gemein 44, seltener auf bun-
——! tem Sandstein (Schlz. 8. 563). Rhein-
(unvollständig) preufsen (Wirtg. Fl.). Dierdorf 9,
Montabaurer Höhe 16 (Wirtgen*). Holzappel 16 (Sandberger*).
Biedenkopf : über 4 (Glaser*).
Hiernach zerstreut über die Gebirgs- und Hügelregion des Gebietes.
Lycopodium Selago.
Giefsen 12 : Hangelstein olim (Heldmann*). Oestl. v. Waldaschaff
34. H. — Pfalz : Kaiserslautern 44, zwischen Schopp, Steinalben u. Wald-
fischbach 43, Rodalben 43 (Schlz. 8.
562). Fulda 14 (Lieblein*). Win-
en Ares; Dr Ye. ö terhauch bei Oberstein 36, Kirch-Bol-
lenbach 36, Oberstein 36, Kirn 29,
Zweibrücken 43, Neustadt 45, Dürk-
heim 45, Odenwald 40, Wiesbaden 24
(Poll. 1863, 284). Dillenburg 3
(Genth*). Marburg 5 (Mönch).
EIERN Y ER Zw. Trippstadt u. Schopp 44 (Schlz.*).
Wiedbachthal 8, Siegburg 1 (Wirtg.
a ee ee: Fl.). Kirchbrombach 40 : Distriet
PET TREE SR Steinert; Heidelberg 46 : Heiligenberg;
Taunus 25; Vogelsberg 13 : Sieben
Ahorme im Oberwald (D. u. Ser. 27).
[0 +]
ji
180)
jr
[24
-
>
Orb 27, Bieber 27 (Casseb*).
Hiernach zerstreut über einige der höheren Gebirge des Gebietes.
Fehlt im Westerwalde?
Lysimachia nemorum.
Giefsen 12 : Im Krofdorfer Wald südl. von Kirchvers 4 gegen Laun-
spach (1854). Südöstl. von Hachenburg 9 gegen Böhmer’s Hof : Erlen-
wald auf Basalt. H. — Biedenkopf : über 4 (Hey. R 307). Marburg 5
ı: pp =
(Wender.*). Brandau 40 (n. Bauer). Rofsdorf 33 (n. Wagner). Ober-
wald 13: nach Ulrichstein (n. Theo-
bald 1850). Spessart 34 (Behlen*).
17.3) beit lid. er 08 Taunus 25, Vogelsberg 13 : Landgra-
RE | Be fenbrunnen; Odenwald : Rodau 40,
Lichtenberg 40, Lindenfels 40, König
Tal 2. Oyad da ii (vr 40, längs der Bergstralse 39 (D. u.
Scr. 8. 358). — Pfalz : Eufserthal 44,
stellenweise bis Kaiserslautern 44,
0A R BERSSIHSHE , Edenkoben 45, Hardenburg 45, Mölsch-
bach 44, Trippstadt 44, zw. Reiskirchen
39 40 . : 43 und Waldmohr; Kreuznach 30;
aA A R.A Heidelberg 46 (Schlz. 8. 374). Rhein-
preufs. Gebirge (Wirtg. Fl.). Nassau:
— stellenweise durch das ganze Gebiet
(unvollständig) (Fuck. Fl... Siegburg 1, Oelberg 8
(Hldbd.*). Saflig 15 (Blenke*).
Hiernach zerstreut durch die Gebirge des Gebiets.
Malva Alcea.
Giefsen : Weddenberg 11. Annerod und Rödchen (e. f. fastigiata),
Altenbuseck, Neuhof 12. Bieberthal 11. Eschollbrücken 32. Rödelheim
25. Bickenbach 39 : fastigiata. Allfeld 48: fastig. Wimpfen (unter 48).
Langen 33. Münster a. St. 30. Lorsch
39. Diebach 27. Salzhausen 20.
BEN ; Kirchvers 4. Reinheim 33. Eberbach
j 47 (fast.). Niederfell 15 (f. typ. u. fast.).
Ziegenberg 18 (fast... Burg-Schwal-
15: 16 172, 18 19.20 „- bach 17 (fast.). Freienseen 12. Ren-
nerod 10 (fast... Langenselbold 27.
Ey Fachbach 16 Heddehdor? 8. Alt-Waed
SON 3 39033 ER ; 8. Leutesdorf 8. Eich 39. W. von
Monsheim 38. H. — Kreuznach 30
De (n. Polstorf). Kaichen 19 (Hörle*).
aan ht An a6 nazaan Rofsdorf 33 (n. Wagner). Offenbach
26 (n. Lehmann). Conradsdorf 20,
zwischen ÖOrtenberg und Lisberg 20,
Schwickhardshausen 20 (n. Heldmann). Hanau 26 (n. Theobald).
Marburg 5, Fulda 14 (Wender. Fl.). — Pfalz : auf der ganzen Rhein-
fläche 46, 45, 39, Nahe-Gegenden, Westrich 43; fehlt im Vogesen-Sand-
stein-Gebirge 44 (Schlz. 8. 93). Nassau stellenweise fehlend (Fuck. Fl.).
Rheinpreufsen (Löhr En., Wirtg.). Mainz 31 (n. W. v. Reichenau).
Hiernach durch den gröfsten Theil des Gebietes verbreitet; in allen
Horizonten mit Ausnahme der höchsten.
a ee
Malva moschata.
Gielsen : Sieben Hügel 11. Ruttershausen 12. Salzböden 11. Lützel-
berg nördl. von Giefsen 12. Steinbach 12. Rodheim 11. Frankenbach
11. Königsberg 11. Krumbach 11. Weiboldshausen 11. Friedberg 19.
Donnersberg 37. Bastenhaus 37. Schotten 13. Burkhards 20. Hessen-
thal 34. Oelberg bei Königswinter 1.
Bodenrod 18. Brandoberndorf 18.
Ober-Reifenberg 25. Eschenhahn 24.
W. von Langenseifen 23 : Wisperthal.
Lorch 23. Alsmannshausen 23. Nördl.
19 KOR E17 137 19020 21 von Stromberg 30. Oberstein 36. Bur-
bach 3 : Thonschieferfels. Siegen 3.
Laasphe 4 Hof Kirchheimerborn bei
EINE) ey Frücht 16. Schlechtenwegen 14. Nös-
berts 14. Niedermoos 21. Holzmühl
3673738 . gl 21. Wahlbach 3. Zeppenfeld 3. Grü-
Pe N ARTE We nebach 2. Siegerthal bei Wissen 2.
Hof Au 2. Schladern 2. Dattenfeld 2.
Siegburg 1. Weyerbusch 2. Jahrsfeld
8. Horhausen 8. Nieder-Aehren 2. Höchstenbach 9. S. von Montabaur
16. Sterbfritz 21. Pfaffenhausen 28. Partenstein 35. Heddesdorf 8.
Seelbach 4. Rodenhausen 4. Pirmasenz 43. Weilmünster 18. Winden
18. H. — Hey. R. 63. — Vor Klein-Linden 12 : am Eisenbahn-Viaduct
(W. Schaffner). Kleeberg 18 (n. H. z. Solms u. H. Meier). Ram-
holz 21 (n. C. Reufs). Falkenstein 25 (n. Wolf u. Seiffermann).
Beilstein bei Bieber 27, Schwarzenfels 21 (n. Theobald). Rossert 25
(n. Wendling). Darmstadt 32, Rheinhessen 31, 38, zwischen Ortenberg
20 u. Lauterbach 14, Dünsberg 11, Bieberthal 11, Steinbach 12, Nahe-
Gegend 30, Biedenkopf 4, Gladenbach 4 (D. u. Ser. S. 467). (Wett. Ber.
1868, 116). — Pfalz : Rheinfläche an einzelnen Stellen; Glan-Gegenden
36, Vogesen-Sandstein-Formation 44, Buntsandstein-Formation ; fehlt auf
Muschel- 43 und Tertiärkalk 45 (Schlz. S. 93). Nassau nicht überall
(Fuck. Fl.). Rheinthal 15 u. Nebenthäler (Löhr En.). Diez 17 (Fuck.*).
Marburg 5 (Wender.*).
Hiernach wahrscheinlich durch das ganze Gebiet verbreitet und in
allen Höhenschichten. (Das Areal greift über jenes der M. Alcea hinaus.)
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Marrubium vulgare.
Giefsen 12 : vor dem Neuenweger Thor (E. Heyer 1872 u. H. H.).
(Hey. R. 300). Ried 32, Babenhausen 26, Offenbach 26, Rödelheim 25,
Stauffenberg 12, Gleiberg 11, Griedel 19, Butzbach 19, Nauheim 19,
Rheinhessen 31, 38 (D. u. Ser. 8. 319). — Pfalz : Rheinfläche bei
Schwetzingen 46, Mannheim 46, Frankenthal 46, Dornheim 32, Leeheim
32, Mainz 31; Nahe bei Weiler u. Kreuznach 30: hinter dem Rothenfels;
Dansenberg u. Galabmühle bei Kaiserslautern 44, Zweibrücken 43 (Schlz.
zu. AA
S. 365). Mundenheim 46, Frankfurt 26 (Poll. 1863, 207). Mechtersheim :
unter 46 (Ney*). Nordheim bei Worms
RT SR: u 39 (W. Reuling*). Rheinpreufsen :
einzeln im Rhein- 23, 16 u. Moselthal
a Es (Wirtg, SEI): ZIP Basel Ihafieder
ale ed IrellaO -. lande (Löhr En.). Wetzlar 11, Weil-
burg 10 (Fuck. Fl... Marburg 5,
23,,1,%,.%725,226... R Fulda 14 : Heimbach (Wender. Fl.).
Linz 8 (Hildb.*).
Et 02 Hiernach zerstreut durch sehr ver-
SER a0 en : schiedene Bezirke des Gebietes, im
Ganzen dem Rhein u. den Nebenflüssen
43 44 . 46
folgend, in niederen Regionen. (Haf-
tende Fruchtkelche. Hauptzugstrafse.)
Matricaria Chamomilla.
Giefsen 12, westl. vor Steinbach 12, östl. von Rödchen 12, nordöstl.
von Annerod 12, südwestl. von Langd 19, Laubach 12, zw. Beilstein u.
Burkhards 13 : eirca 2000 F. p.; — Kefenrod 20, westl. von Brüches 20,
zw. Wisselsheim u. Nauheim 19, östl. bei Königsberg 11, zw. Nieder-
Höchstadt u. Kronberg 25, Kronberg 25, Kronthal 25, Bodenrod 18, östl.
von Rockenberg 19, Grünschwalheim 19, Höhe südöstl. von Nidda 20 :
Basalt; nordwestl. von Eckartsborn 20, Wippenbach 20, Rodenbach 19,
Rommelshausen 19, südl. von Rommelshausen 19 : röthlicher zäher Boden;
Ronhausen 5, Winzenhohl 35 : Sand; südöstl. von Gailbach 34 : Sand;
Plateau von Ober-Affenbach 34 : Granit; westl. von Nieder-Walgern 5,
Eulsbach 40 (westl. von Lindenfels),
östl. bei Katzenellenbogen 17, nordöstl.
von Runkel 10, Camberger Mühle 23.
S20 Tomi. oa 1A Simmern 22: im Thale; westl. vor
Hüffelsheim 30; Westhofen 38, Ostheim
a lpalze ke Al 19 nach Hochweisel 18, Fauerbach 18;
Arnshain 6, zw. Berngerod u. Rimbach
7, Hutzdorf 7, Schlitz 14 : spärlich;
9930231, 730, 233024 135 Salzschlirf 14, Freiensteinau 21, Steinau
21, Ahl 27, Salmünster 27, Aufenau
36 . 838 39 40 . 42 | 97, Wirtheim 27, Höchst 27, Geln-
Ay AAN A ABL nn AB hausen 27, Rothenbergen 27, Oden-
bach 36. Wolfstein 36, Rutsweiler 36,
—! nordwestl. bei Kaiserslautern 44, Buis-
dorf 1, Goddert 9, Laurenburg 16. H.
Gemeines Unkraut auf Aecker mit Sandboden, Gerölle, auf der Ebene
von Darmstadt 32 an den Main 34, und den Main beiderseits nebst seinen
Zuflüssen hinauf bis Lohr 35; bei Aschaffenburg 34 in unzählbarer Menge
(n. Kittel in lit.). Bei Herborn 4 überall im Dillthale und dessen Sei-
tenthälern 3; auf dem Westerwalde dagegen seltener (n. W. Strippel).
Fe
IS)
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oa
[er]
-]
a
Niederzell 21, nördl. von Sterbefritz 21, Hafenlohr 35, Rettersheim 42,
nordöstl. vor Kreuzwertheim 42, Rüdenthal 42, südl. von Walldürn 48,
Waldhausen 48, Plateau nordöstl. von Gräfeneck 10, Plateau zw. Aumenau
u. Villmar 17, Wallershausen 20, Eisenbach 14, Lauterbach 14, Freienseen
13, Lisberg 20, Göbelnrod 12, Laach 8, südl. von Bassenheim 15. H. —
Kaichen 19 (Hörle*). Altenschlirf 14 (n. Kehrer). Ramholz 21 (nach
C. Reufs). Rofsdorf 33 (n. Wagner). — Pfalz : Rheinfläche fast überall
45, 46, 38, 39; Nahe- 30, 29 und Glan-Gegenden 36, Kaiserslautern 44;
fehlt in den südwestl. Abdachungen des Vogesen-Sandstein-Gebirges u. in
der Trias des Westrichs 43. Die Var. bipontina : bei Zweibrücken 43
(Schlz. 8. 236). Im ganzen Gebiet (Löhr En.). Nassau häufig (Fuck.
Fl.). Fehlt um Ulrichstein 13 (n. Held). Mainz 31 (n. v. Reichenau).
Beiläufig durch das ganze Gebiet verbreitet; fehlt kaum auf den
höchsten Lagen.
Sonst durch den gröfsten Theil von Europa bis Finnland und Ural;
Canaren.
Verschleppt in Montevideo, Louisiana, Mexico, Syrien , Ostindien.
Wurde durch den arab. Botaniker Ibn Baitan durch Araber aus Nord-
afrika nach Spanien gebracht (v. Kremer).
Medicago denticulata.
Ramholz 21 (n. C. Reufs). Nau-
heim 19, Frankfurt 26, zw. Friedrichs-
feld und Schwetzingen 46 (D. u. Ser.
S. 541). — Pfalz: Neckarau 46, Wieb-
lingen 46, Eppelheim 46, Friesenheim
19 21
46 bei Frankenthal, Oberstein 36
266, .alfie- (Schlz. 8. 111). Seckenheim 46 (C.
a Schimper*) Mainz 31 (n. v. Rei-
chenau).
36. SUR TREE HR 0 Hiernach ganz zerstreut in den
Ak swrodanlik Niederungen weniger Stellen des Ge-
bietes.
Medicago falcata.
S. Arealkarte : Botan. Zeitg. 1865. Beil. Karte 10.
Nachträge.
S. von Ramholz 21. Lohr 35. Rothenfels 35. Markt Heidenfeld 35.
Lengfurt 35. Rettersheim 42. Kreuzwertheim 42. Nordöstl. von Wall-
dürn 41. Alsheim 38. Mettenheim 38. Ludwigshöhe 39 : südl. von
Oppenheim. Güls 15. Kruft 15. Nieder-Hammerstein 8. Rheinbrohl 8.
Leutesdorf 8. Mühlberg bei Oberrad 26. H. — Fulda 14 (Lieblein*).
Kaiserslautern 44 (Trutzer*).
Die frühere Arealkarte ist durch die neuen Einträge im Osten, sowie
im Süd- n. Nordwesten etwas verändert. — Die Pflanze geht durch fast
ganz Europa bis zum Casp. Meer und Sibirien bis Baikal-See.
A;
Medicago minima.
Münzenberg 19 (1845. H.). Oberfell a. d. Mosel 15 (n. Schlickum).
Kreuznach 30 (n. Polstorf). Ramholz 21 (n. C. Reufs). Darmstadt
32 : Exercirplatz (n. Bauer). Karls-
mund bei Wetzlar 11 (B. Wilbrand)
v.s. — Pfalz : Rheinfläche 46 u. Hügel
BER ATIR EINE, ah längs derselben : Dürkheim 45, Kall-
stadt 45, Herxheim 45; Nahethal 30
IE de (Schlz. 8. 110). Schwetzingen 46,
Neustadt 45 (Poll. 1863, 125). Gon-
dorf a. d. Mosel 15 (Wirtg.*). Nas-
So ; 2 sau : Okriftel 25 bis Schierstein 24
(Fuck. Fl). Rheinpreufsen : Haupt-
thäler bis Holland (Wirtg. Reisefl.).
Frage . Königstein 25, Flörsheim 25 (Wetter-
han*). Freien-Weinheim 31, Mainz
a 31 (Fuücek.*). Hanau 26 (Fl. Wetter.).
Erpeler Ley, Landskrone, Hammerstein 8 (Hildb.)
Hiernach regellos zerstreut über die niederen und mittleren Regionen
des Gebietes, einigermafsen im Anschlufs an den Rhein und seine Neben-
thäler.
24 25 26
Melampyrum arvense.
Var. sulfurea (ohne Roth) : nördl. bei Oberkleen 11. H.
Melampyrum cristatum.
Stoppelberg 11 (Hey. R. 286). Giefsen 12 : südöstl. v. Garbenteich,
Fernewald, Lich : Hardt; Arnsburg, Lumpenmannsbrunnen, Stolzemorgen.
H. — Oestl. von Langen 33 (n. Münch). Westl. von Boppard 22: var.
lutea. Weitersborn 29: gelb. Sulzbach
16. H. — Kleeberg 18 (n. H. z. Solms
De: u. H. Meier). Zwischen Langgöns 12
ee. & und Butzbach an der Eisenbahn 12 (n.
W. Weis). Lollarer Kopf bei Giesen
15° 16° 04 SISA. mi 2 12 (nach C. Heyer). Darmstadt 32,
99 95 Erzhausen 32, Wendelsheimer Wald 38,
am Rhein, Main 25, durch Oberhessen,
296.30: SimE392 3382: - Kreuznach 30 : Eremitage (D. u. Ser.
S. 347). — Pfalz : Rheinfläche bei
38 39 . + | Sanddorf 39, Waghäusel 46, Käferthal
40146) ga N j 46, Forst 45, Friedelsheim 45, Dürk-
heim 45, Ellerstadt 45, Erpolzheim 45,
Maxdorf 45, Frankenthal 46, Roxheim
38, Worms 39; zwischen Elmstein 44 und Neustadt 45, Kaiserslautern 44,
Rochusberg bei Bingen 30 (Schlz. S. 344). Schifferstadt 46, Neustadt
ee
45 nach Annweiler : unter 44 (Poll. 1863, 198). Lambrecht 45 (Böh-
mer*). Rheinpreulsen (Wirtg. Fl... Taunus 25, oberes Lahnthal,
Herborn 4, Westerburg 10 (Fuck. Fl.) Marburg 5 (Wender.*).
Laacher See 15 (Hildb.). Oberolmer Wald und Leniaberg 31 (n. von
Reichenau).
Hiernach weit zerstreut über das Gebiet in niederen und mittleren
Regionen, sehr undeutlich dem Rheinsysteme folgend.
Melampyrum pratense.
Forma typica. Gielsen 12 : Lindener Mark, Hangelstein. Hardt bei
Lich 12. H. — Oberolmer Wald 31 (n. v. Reichenau). Kreuznach 30
(n. Polstorf). Schlichter bei Mörfelden 32, Wachenberg 46; Jofsbach,
Hatzfeld : über 4, Boos 30, Falkenstein 25 u. s. w. H.
F. floribus aureis : einzelne Blüthen neben weifslichen oder gelblich-
rothen : Giefsen 12. Heiligenborn ö. vom Lahnhof 4. Neben der Forma
typica : um Banfe 4. H.
Rein goldgelb : Steinbach am Donnersberg 37. Neustadt 45. Heiden-
mauer bei Dürkheim 45 : v. bracteis integris (ef. Garcke Fl. v. Deutschl.
ed. 13, p. 297). Annweiler : unter 44 (rother Sandstein). Nicht im Oden-
wald und Oberhessen. H. — An den steilen Hängen des quarzhaltigen
Vogesen-Sandstein-Gebirgs bei Edenkoben 45. Neustadt 45. Deidesheim
45; zeigt Uebergänge in die weilsgelbe Form der Thäler und Ebenen
(Schlz. Poll. 1861, 8. 113; 1863, $S. 198). Für Rheinpreufsen nicht
angegeben (Wirtg. Fl.); ebenso bez. Nassau (Fuck. Fl. 237 : Blüthe
gelb oder röthlich). Dagegen habe ich die goldgelbe Form um Beben-
hausen bei Tübingen auf Keuper beobachtet.
Hiernach ist die goldgelbe Form in unserem Gebiete in reiner Aus-
prägung nur an der Hardt zu Hause, in mittleren und höheren Lagen.
Melica ciliata.
Giefsen 12 : Heidenthurm Mauer am botan. Garten. Rheingrafenstein
30. Burg-Schwalbach 17. Weilburg
10 : Thonschiefer-Fels. Bacharach 23.
! ö Oberstein 36. Monsheim 38. Brohl-
SEEN TERRE ROTER A thal8. St. Goarshausen 23 : Schweizer-
thal. Dillenburg 3. H. — Friedberg
le SER SEI EEE 19 : Stadtmauer (n. W. Uloth). Vo-
DENE UL PIE PIE gelsberg 13 (Becker*). Nierstein 31,
Wonsheim 37, Odernheim 31, Alzey 38,
Al D 3 u Se 2 ler Worms 38 (D. u. Ser. 8.57). — Pfalz:
Hardt bei Edenkoben 45, Mulsbach 45,
Hardt 45, Forst 45, Wachenheim 45,
ee x ‚ } Kloster Limburg 45, Hardenburg 45,
Dürkheim 45, Oppenheimer Schlofsberg
31, Nierstein 31, Grünstadt 38; zw.
XXI. 2
36 37 38 39
rs
Imbsweiler u. Winnweiler 37; Berge um Steinbach 37, Donnersberg 37,
Bingen 30, Stromberg 30, Kreuznach 3), Kusel 43 : Remigiusberg, Zwei-
brücken ? 43 (Schlz. 8. 536). Neustadt 45, Weisenheim am Berg 45
(Poll. 1863, 274). Gräfenbachthal unter Dalberg 30; Idar 86 (Wirtg.*),
Worms 39 (Reuling*). Nassau stellenweise (Fuck. Fl.). Rheinpreufsen
durch die gröfseren Thäler (Wirtg. Fl.) Mosel 15 und Rhein 8. 1 bis
Bonn (Löhr En.). Oberlahnstein 16 (Caspari*).
Hiernach auf der Westseite dem Rhein folgend nebst seinen Neben-
thälern; besonders im Lahnthal weit aufwärts. Isolirt Friedberg 19.
Melica nebrodensis &. (glauca F. Schlz.).
N. von Simmern unter Dhaun 29. Boos 30. Ebernburg 30. Alsenz-
thal bei Münster 30. Alt-Wied 8. Winningen 15. Balduinstein 17. H. —
Dürkheim 45 (F.Schlz.*). Im ganzen
Nahe- 30, 29 u. Glangebiet 36, Donners-
berg 37, Tertiärkalkhügel im Mainzer
Becken 31, 38, an der Hardt aufwärts bis
Edenkoben 45 (Schlz.*). Weisenheim
15, 16 17, . : : ; am Berg 45, Grünstadt 38, Asselheim 38,
Kindenheim 38, Kusel 43 (Poll. 1863.
274). Rheinthal 23 (Wirtg.*). Nied.
2 Belt Hal nr Lahnstein, Boppard 16 (Caspari*).
Hiernach wird das Areal dieser
[0 ]
URN Pflanze fast vollständig von jenem der
AS ar Aber Ä i } M. ciliata gedeckt, wonach dieselbe
wohl nur eine local entwickelte Varietät
sein mag.
Melica uniflora.
Gielsen 12 (Lindener Mark, Hangelstein, Lollarer Koppe). Dünsberg
11. Stoppelberg 11. Birkich bei Lau-
terbach 14. Auersberg bei Schwarz 7.
H ji Weilmünster 18. Donnersberg 37. H.
ilhailder ‚Aeif — Marburg 5 (Wender.*). Starken-
burg 39, Eberstadt 32, Bessungen 32
En le 07 (n. Bauer). Rofsdorf33 (n. Wagner).
Epstein 25 (nach Wendlin;). —
Pfalz : fast überall gemein (Schlz.
EB ar S. 536). Taunus 25 (Fuck. Fl.).
Rheinpreufsen (Wirtg. Fl.). Laacher
See 15 (Blenke*). Oberlahnstein 16
(Caspari*).
Scheint sehr allgemein verbreitet
zu sein. @Genügende Specialangaben
(unvollständig) sind nicht vorhanden.
Bun na ea)
ni
: Mentha piperita.
Zell 38 : an der Mauer einer Lache östlich dicht am Orte. H. —
Coblenz bei Horchheim 16 (Löhr. En.).
Mentha rotundifolia.
Arealkarte : Oberhess. Ges. Ber. 12 (1867).
Nachträge.
Fortsetzung : Aschaffenburg 34 (Kittel). Vilbel 26 (Becker).
Andernach 8. Waldhambach, Annweiler : unter 44. H.
Das frühere Arealbild bleibt hierbei unverändert. — Die Pflanze geht
durch ganz Süd- und Mittel-Europa (inclus. England) bis Sibirien : Altai;
ferner Algier, Madera, Mexico, Nord-Amerika.
Mentha sativa.
Giesen 12 : Schiffenberger Wald, Schmitta. Pulvermühle. Hefslar.
—- Langsdorf. — Schotten 13. Lohrbach
20. Obernburg 34. Unterschönmatten-
wag 47. Zotzenbach 40. Reichenbach
1% 1DL4H13E 40. Gadernheim 40. Winterkasten 40.
Schriesheim 46. Schönau 47. Stoppel-
19 20 berg 11 : forma parviflora Koch. =
ee: gentilis Fries. Grofs-Rechtenbach 11.
H. — Marburg 5 (Wender. Fl.*).
34 . Kaichen 19 (Hörle*). Sachsenhausen
40 26 (n. Wolf u. Seiffermann). —
Pfalz : überall (Schlz. S. 351). Durch
Abt) nah: Rheinpreuflsen (Löhr En.). Wirtg.
Fl. 359. Oestrich 24, Okriftel 25,
Reichelsheim 19, Reichardshausen 24
(unvollständig) (Fuck. Fl.).
Verbreitung wegen verworrener Angaben nicht zu ermitteln, vielleicht
sehr allgemein.
Mentha sylvestris.
Gielsen : Obermühle im Bieberthal 11 : cum v. crispata. Lichten-
berg 40. Ober-Schefflenz 48. Münster a. St. 30. Umstadt 33. Münch-
mühle bei Bersrod 12 (v. crispata Schrad. u. vulgaris). Zwischen
Beuern und Klimbach 12 : v. crispata. Altenburg 6. Gambach 12.
Wolfenborn 20. Rinderbiegen 20. Lohrbach 20. Hahn 33. Höchst 33.
Eisenbach 33. Erlenbach 41. Grofs-Heubach 41. Eberbach 47. Hirsch-
2#
= 0 =
horn 47. Nieder-Modau 40. Nieder-Ramstadt 32. Schriesheim 46.
Schönau 47. Altenstadt 19. Rüdigheim 27. Bischofsheim 26. Enkheim
26. Biebrich 24. Schierstein 24. Schweinheim 34. Ober-Besenbach 34.
Alzenau 27. Lay 15. Hochstätter Thal 39 (f. incana u. viridis). Jugen-
heim 39. Bickenbach 39. Gerolstein 23. Ramsen 45. Niederzell 21.
Breunings 21. Hafenlohr 35. Triefenstein 42. Steinfurt 42. Lorch 23.
Oberhalb Kempten a. Rh. 30. H. — Kaichen 19 (Hörle*). Ramholz
21 (n. C. Reufs). Grünberg 12 : cerispata (n. Mettenheimer). Am
Goldbach bei Frankfurt 26 (n. Wolf u. Seiffermann). Rofsdorf 33
(n. Wagner). Marburg 5 (Wender. *).
— Form viridis $ crispata : Darm-
stadt 32 : Ziegelhütte, Oberfeld; zw.
Vilbel u. Berkersheim 26, Ockstadt 19.
da eo, 3 Nahethal 30 (D. u. Ser. S. 303).
f. nemorosa cerispa : Frankfurt 26,
Taunus bei Königsbach [Königstein ?
|
f. sylv. candicans : Heidelberg 46
29 30 31 32 33 34 35 bis Neckarsteinach 47, Nahethal 30
(ib. 306).
04 394,4 4 :
use a f. sylo. incana : Grols-Umstadt 33,
43 44 45 46 47 48 . Gielsen 12 (ib. 306).
f. typica : fast überall (ib. 306). —
Pfalz : Heidelberg 46, Mosbach 48,
Bergstralse 39; Rheinfläche bei Schwetzingen 46; Maxdorf 45, Franken-
thal 46, Worms 39, Oppenheim 32, Mainz 31; Dernbach 44 bei Annweiler ;
zw. Hardenburg, Grethen u. Dürkheim 45; Kreuznach 30, Sobernheim
30, Meisenheim :37, Niederalben 36, Erzweiler 36, Ernstweilen 43 u. Auer-
bach 43 bei Zweibrücken ; die Varietäten u. a. bei Speyer 46, Nieder-
hausen 30, Steinalber Thal bei Grünbach 36, Kusel 43, Sembach u. Lohns-
feld bei Kaiserslautern 44, Kontwig 43, Oppenheim 32 (Schlz. S. 350).
— V. erispata : Dittweiler bei Waldmohr 43; viridis : Waldmohr 43
(Schlz.*). Weiteres ef. : Poll. 1863. 199. Katzenloch 29 im Idarthal
(Wirtg.*).. Waldmohr 43, Duttweiler [? Dietweiler 43] (Schlz. *).
Rheinpreufsen (Wirtg. R. Fl... Dillenburg 3, Frankfurt 26, Eltville 24,
Oestrich 24, Lahnthal, Frickhofen 10 (Fuck. Fl.).
Hiernach wahrscheinlich durch das ganze Gebiet verbreitet mit Aus-
nahme der Hochpunkte.
Menyanthes trifoliata.
Giefsen 12 : gegen Klein-Linden, W. v. Annerod, Distriet Rufsland.
NO. vor Grofs-Linden. W. am Philosophenwald. Burckhardsfelden.
Klimbach. Badenburg. — Pfungstädter Torf 32. Griesheimer Torfsümpfe
32. Hengster 26. Bickelwiese bei Langen 33. Schwarz 7. Seeburg 9.
Gedern 20. Gronau 26. Winterkasten 40. W. vom Dünsberg 11. Has-
senhausen 5. SW. v. Frankenbach 11.
1 ab. „a8 Alla 7 Ober-Fischbach 16. Rettert 16. Bel-
lingen 9. H. — Oberwald 13 (Hey.R.
A nl 18 2. 260). Kaichen 19 (Hörle*). Roß-
alıln De dorf 33 (n. Wagner). Offenbach 26
(n. Lehmann). Zwischen Selters u.
P5a2biene Fir Ortenberg 20, bei Büdingen 20 (n.
Heldmann). Hanau 26, Spessart 34
(n. Theobald). Ried 32, Rheinhessen
a0, N: 3 31 (n. Reifsig). Kronberg 25 (n.
Wendland). — Pfalz : fast überall
gemein (Schlz. S. 299). Siegburg 1
(Hildbd.*). Rheinpreufsen ziemlich
(unvollständig) häufig (Wirtg. Fl... Nassau : oft sehr
häufig (Fuck. Fl... Marburg 5 (Wender.*). Biedenkopf 4, Alsfeld 6
(n. K. H. Spamer).
Ist hiernach vielleicht durch das ganze Gebiet verbreitet.
31 32 33 34
Mespilus germanica.
Ö. v. Langen 33 (1851. H.) Auf
Bergen bei Nauheim 19 (Uloth*).
Limburger Klosterberg zw. Harden-
burg u. Dürkheim 45, Seebach 45,
Gimmeldingen 45; Heidelberg 46
(Schlz. $S. 150). Bergen 26, Hanauer
GN? RR. Fasanerie 26 (Fl. Wett.)
Hiernach anscheinend äulfserst zer-
streut nur an einigen wenigen Punkten.
45 46
Mönchia erecta (Cerastium er. S-z.).
Weidenhausen 4, Lohra 4, Oberwalgern 4. Trieb bei Giefsen 12.
S. vor dem Hangelstein 12. Mammolshain 25. Fellingshausen 11. Stock-
hausen 14. Allertshausen 12. Rüdingshausen 12. Maulbach 6. Frauen-
berg 4. Buchenau 4. Niederbiel 11. Merkenbach 11. Friedelhausen 5.
Narzhausen 5. Johannisberg 19. Eisenbach 14. Allmerod 13. H. —
(Hey. R. 58). Angersbach 14 : vor der Hege (n. C. Eckhard). Mar-
burg 5 (Wender.*). Nieder-Weidbach 4 (n. F.H. Snell). Ottilienhöhe
bei Braunfels 11 (n. Lambert). Langen 33, Dieburger Mark bei Rofs-
dorf 33, nicht in Rheinhessen (n. Reifsig). Darmstadt 32 : hinter dem
Ziegelbusch, Kranichstein ; zw. Nauheim und Obermörlen 19, Ockstädter
Trift (D. u. Ser, $S. 454). — Pfalz : Rhkeinfläche bei Hagenau : unter 45,
N
Nahe- u. Glan-Gegenden : Kirnbecher-
4 te k bach 36, Rathsweiler 36, Aspach 36,
Kusel 43, Weilerbach 43, Kaisers-
lautern 44, Zweibrücken 43, Ernstweiler
Thal 43 u. s. w. (cf. Schlz. 8. 86).
Zw. Usingen 18 u. Pfaffenwiesbach,
ZEN AERBIINZO EN i Wetzlar 11 am Rödberg, Bonbaden 11,
Weilburg 10, Weilmünster 18, Wil-
8 NO LT LAST
ED su ARE Er helmsdorf 18 bis Hainzenberg 18 Amt
3oW ; { : t . Usingen, zw. Königstein 25 u. Kron-
thal, Neroberg bei Wiesbaden 24
a le u alend)- (Fuck. Fl.). Coblenz 15 (Löhr En.).
Hainstadt 26 (Wett. Ber. 1868, 107).
Kreuznach 30 (Gutheil*). Simmern 22, Kirchberg 29, Castellaun 22,
Mayen 15 (Wirtg.*). Reichenstein 8 (Neinhaus*).
Hiernach überwiegend im nordöstlichen Gebietstheile ; isolirt süd-
westlich. Sonst fehlend. In allen Höheregionen mit Ausnahme der
Hochpunkte.
Monotropa Hypopitys.
Giefsen 12 : Lindener Mark, Giefsener Wald (auch forma glaberrima),
Hangelstein, Schiffenberg, Lollarer Koppe. Hausberg 18. Darmstadt 32:
Eschollbrückener Tanne. Langd 19. Oberwald 13 : Taufstein. SW. v.
Schlierbach 40. Wippenbach 20. Engelthal 19. Grofs-Rechtenbach 11.
Bubenrod 11. Altenkirchen 11. Langhecke 17. Katzenellenbogen 17.
Laurenburg 16. Weilburg 10. Hirsch-
hausen 11. NO. v. Laubach 13. Ere-
> 2 mitage bei Siegen 3 : Eichwald. Wir-
BE Non 112 berg 12. H. — Kaichen 19 (Hörle*).
Bürgeler Tannen 26 : var. glabra (n.
15 16 17 18 19 20 . Lehmann). Rofsdorf 33 (n. Wagner).
ED. Kronberg 25 (n. Wendland*. —
Pfalz : fast überall (suis locis), z. B.
sl 7927 337% . Kaiserslautern 44, Zweibrücken 43
40 (Schlz. 8. 297). Rheinpreufsen
(Wirtg. Fl... Nassau : nicht selten
Ag AA; F F : > (Fuck. Fl). — Marburg 5 (Wen-
der.*). Siebengebirg, Ahrthal 8
(Hildb.*). Mainz 31 (n. v. Reiche-
(unvollständig) nau). Laacher See 15 (Blenke*).
Hiernach ist die Pflanze vielleicht durch das ganze Gebiet ver-
breitet.
Montia minor.
Lohra 4. Giefsen 12 : Schiffenberger Wald. H. — Heegstrauch (n.
C. Eckhard). (Hey. R. 144). Ramholz 21 (n. C. Reufs). Pfalz :
—i 95) —
fast überall (Schlz. S. 162). Westerwald (Wirtg. Fl.). Siegburg 1
(Hildb.).
Montia rivularis (M. fontana major R. S.).
Herbstein 13. Rebgeshain 13. Oberwald 13 : Landgrafenborn. Bü-
dingen 20. Rothenbuch 34. H. — Pfalz : bes. in den Bächen auf der
Vogesen-Sandstein-Formation (Schlz. 163). Ober-Ursel 25, Wetzlar 11,
Entenpfuhl bei Allendorf 10, Amt Weilburg, neben dem Merkenbach 10
am Beilsteiner Weg, Wolfenhausen 18, Haintchen 18, Langenbach 18,
Laufenselten 24 (Fuck. Fl.).
Diese Angaben sind zu dürftig, um daraus etwas Allgemeineres
schliefsen zu lassen.
Mulgedium alpinum (Sonchus a. K.).
Nur auf dem ÖOberwald 13 : Geiselstein, Taufstein. H. — Oberwald
13 : Nesselberg, Kohlstock, 7 Ahorn, Fohlenstall (Hey. R. 239). Sonst
noch in der Schweiz, Schwarzwald, Thüringen, Meisner olim, Harz u.
südöstlich (Löhr En. 402). Erinnert an die Verbreitung von Petasites
albus, beide mit fliegenden Samen ; auf meist höheren Gebirgen.
Muscari botryoides.
Bieber 11 (Hey. R. 386). Bickenbacher Tanne 39 (Sand). H. —
Bei Höchst : SW. vor Lindheim 19 (n. Heldmann). Eberstadt 32; w.
von Ober-Ingelheim 31 (n. W. Reifsig). Ludwigshöhe 32 bis Bicken-
bach 39, Frankfurt 26, von Bingen 30 durch das ganze Nahethal 29 (D.
u. Ser. 8. 124). — Pfalz : Nahe:
Oberstein 36, Kreuznach 30, Bingen
h 30; zw. Nieder-Ingelheim 24 u. Mainz
8 } ö Ic E £ 31; Käferthal 46, Relaishaus bei Mann-
heim 46, Schwetzingen 46, Munden-
ER RE 2. lDrae ; heim 46, Hefsheim 45, Gerolsheim 45,
Maxdorf 45 (Schlz. 8. 475). Neu-
stadt 45 (Poll. 1863, 248). Nassau ein-
2 Salz: zeln im Main- 25 u. Rheinthal 24 bis 23
Nieder-Lahnstein 16 (Fuck. Fl.). Val-
lendarer Wald 16, Metternich 15,
45 46 . $ > Wanerköpfe, Horchheim 16 (Wirtg.
Fl... Boppard 16, Coblenz 15, Ander-
nach 8, Königswinter 1 (Löhr En.).
Hiernach schliefst sich das Vorkommen der Pflanze genau dem unteren
Niveau des Rheingebiets an; an Nahe und Main entsprechend weit auf-
wärts.
23 24 25 26
36 . 3 a)
ea ee
Muscari comosum.
Giefsen 12 : Badenburg (n. H. Weber) (ob wild ?). Schierstein 24.
Frauenstein 24. (Landau : unter 45). H. — Finthen 31, Mombach 24,
Ober-Ingelheim 31, Zahlbach 31, Algesheim 31 (n. Reifsig). Mühlthal
bei Eberstadt 32, Fasanenwäldchen bei Kranichstein 32, Grols-Gerau 32,
u EG ustayabun2 32% Maınzeslsa W[oRHS39,
Bretzenheim 30, Kreuznach 50, Schwe-
tzingen 46 u. am Relaishause 46 (D. u.
2% ! Ser. 8. 123). — Pfalz : Zweibrücken
43, Kaiserslautern 44, Kreuznach 30,
16 Bingen 30, zw. B. u. 24 Mainz 31,
OB Ma EUER Nieder-Ingelheim 24 : Rheinfläche und
nahe Hügel fast überall 32, 39, 46,
au a Te . 45 bis Landau : unter 45, Sandfelder
bei Ellerstadt 45, bis in die Gebirgs-
thäler bei Annweiler : unter 44 (Schlz.
A344 Fan Abu S. 474). Neustadt 45 (Poll. 1863,
248). Nassau : nur im Rheinthal 23
u. Niederlahnstein 16 (Fuck. FI.).
Niederberg 16, u. am Kratzkopf bei Coblenz 16 (Wirtg. Fl... Wiesbaden
24, Winkel 24, Oberwesel 23, Boppard 16 (Löhr En.).
Hiernach nur in der niederen Region des Rheins und seiner Neben-
flüsse ; ferner in der Südwestecke etwas höher aufwärts.
39
Muscari racemosum.
Griedel 19 (Hey. R. 386). Giefsen 12 : Schiffenberg. H. — Nah-
rungsberg (n. Plagge). Kreuznach 30 (n. Polstorf). Eberstein im
Bieberthal 11 (n. H. z. Solms). Gernsheim 39 (n. Reifsig). Spessart
34 (Behlen*). Eschollbrücken 32,
Stockstadt 32 (D. u. Ser. 8. 123). —
Pfalz : Rheinfläche bei Mechtersheim
8 } Ana 72) { 46, Ladenburg 46, Oggersheim 46,
Studernheim 46, Maxdorf 45, Hefsheim
18.436 „3 wald: : 45, Lambsheim 45, Erpolzheim 45,
DA DE oh Elersheimer Mühle [? Eiersheimer Hof
45], Mufsbach 45 (Schlz. 8. 474).
30:7.311032 Din) 34 5, Mannheim 46, Ludwigshafen 46, Heidel-
berg 46, Frankfurt 26 (Poll. 1863,
248). Rheinthal sporadisch (Wirtg.
AHA Ä 2 Fl.) bis Bonn (Wirtg. Reisefl.). Nassau:
nur von Hochheim 25 bis Nied.-Walluf
24 (Fuck. Fl.). Boppard 16, Coblenz
15, Biebrich 24, Neuwied 8, Andernach 8 (Löhr En.). Hanau 26 (Wen-
deroth 8. 98). Nieder-Ingelheim 31 (Groos*).
Hiernach nur im niederen Rhein- u. Maingebiet, an der Lahn an-
scheinend isolirt weit aufwärts.
Me.
Myosotis caespitosa (lingulata Sz.).
Langsdorf 12. Römerhof b. Rödel-
heim 25. Giefsen 12 : Distriet Rufs-
land. H. — Oberwald 13 u. um Gielsen
NO (Hey. R. 266). Marburg5 (Wend. *).
Grols-Gerau bis in die Mainspitze 32
(n. Reifsig). — Pfalz : überall sehr
Da oo ar. gemein, bes. um Oppau 46 u. Dürk-
"| heim 45, SW. von Zweibrücken : neben
32 . s . 43; Annweiler : unter 44; scheint auf
Kalk zu fehlen (Schlz. 8. 312).
Rheinpreufsen zerstreut (Wirtg. Fl.).
(43) (4). 46 . 2 ö Dillenburg 3, Oestrich 24 (Fuck. Fl.).
Hiernach anscheinend sehr zer-
streut durch das Gebiet. Angaben un-
(unvollständig) Be
Myosotis sylvatica.
Giefsen 12 (Hangelstein), hohe Sonne. Hardt bei Arnsburg 12. Stop-
pelberg 11 (Hatzfeld : über 4). Driedorf 10 Schotten 13 : Altenburgs-
' kopf. H. — Hölle bei Vilbel 26
(Hey.R. 266). Marburg 5 (Wender.*).
Gemein in Starkenburg 39, 32 (n.
SEAIEHETN, I KTOTETSDSt Reifsig). — Pfalz : Rheinfläche zwi-
schen Schwetzingen 46 und 39. Darm-
stadt 32; Annweiler : unter 44, Schar-
Du nor Moral «W feneck 44, Ramberg 44, zw. Igelbach
44, Elmstein 44 u. Neustadt 45, im
238.30) Ur 32) ,00 Inmeen Jägerthal bei Dürkheim 45; Hagelgrund
u. Mölschbach bei Kaiserslautern 44;
Nahe- u. Glan-Gegenden 30, 29 an
44 45 46 . 3 £ vielen Orten, z. B. zw. Niederalben u.
Erzweiler 36 (Schlz. S. 313). Fried-
richsfeld 46 (Poll. 1863, 187). Rhein-
preufsen, bes. auf Sandboden (Wirtg. Fl). Feldberg 25, Dotzheim 24,
Oestrich 24, Schwanheimer Wald 25, Langenaubach 3 (Fuck. Fl.).
Löwenburg 8 (Hildb. *).
Hiernach ganz zerstreut über das Gebiet, meist mit Ausnahme der
höchsten Lagen.
Myosotis versicolor.
Giefsen 12 : hohe Sonne, W. v. d. Lindener Mark, Forstgarten, Teu-
felsmühle. Mornshausen 4. Windhausen 13. Hermannstein 11. Merken-
m 96 =
bach 11. Fronhausen 5. Hassenhausen
AL h R 5. Stockhausen 14. H. — (Hey. R.
266). Stoppelberg 11 : am östlichen
ı1 12 13 14 Fulse (n. Lambert). — Pfalz : an-
scheinend überall (Schlz. 8. 313).
Rheinpfeulsen, z. B. Immendorf bei
2A . . - Coblenz 16 (Wirtg. Fl... Nassau hier
u. da (Fuck. Fl... Wiesbaden 24
(n. v. Reichenau).
Angaben unzureichend für allge-
meinere Schlüsse. Vielleicht sehr ver-
breitet.
Myrica Gale.
Siegburg 1 (Wirtg. Fl. 421). Sonst in der norddeutschen Niederung,
Dalmatien u. s. w. (Löhr En. 618).
Myriophyllum verticillatum.
Giefsen 12 : N. vor Grols-Linden (Sümpfe am Lückebach). W. von
Badenburg 12. Münzenberg 12. Eich
32. Rockenberg 19. H. — (Hey. R.
In ® ray er : 138). Marburg 5, Hanau 26 (Wender.
Fl.). Metzgerbruch bei Frankfurt 26
(n. Wolfu. Seiffermann). — Pfalz:
1 ZEN ae fast überall, z. B. Rheinfläche bei
Speyer 46, Iggelheim 46, Ketsch 46,
Neckarau 46, Mannheim 46, Eppstein
3 ä , 45, Frankenthal 46, Gegend v. Zwei-
brücken 43 nach West (Schlz.S. 158).
Kaiserslautern 44 (Trutzer*). Hat-
tenheim 24 : im Rhein, Wetzlar 11,
Löhnberg 10: in der Hundsbach (Fuck.
Fl.). Sieg 1, Ahr 8 (Hildb.).
Hiernach ganz zerstreut über die Sümpfe des Gebietes. (Sumpf-
vögel.)
43 44 45 46
Myrrhis odorata.
Biedenkopf 4 : auf der Südostseite des Schlofsberges (nach H. Nau).
Najas major.
Eich 39 (1850. H.). Odernheim 31, Mannheim 46 (D. u. Ser.
S. 155. — Pfalz : Rheinfläche im Altneckar u. Neckarauer Wald 46 bei
21 —
Mannheim, Friesenheim 46, Munden-
heim 46, Roxheim 39, Frankenthal 46,
Worms 39, zw. Lndwigshafen 46 und
Worms in den Altwassern des Rheins
(Schlz. 8. 433). Fehlt in Nassau
(Fuck. Fl... Mosel 15 (Wirtg. Fl.)
bis Coblenz (Löhr En.). Boppard 16
(Bach Fl.).
Hiernach nur an wenigen Stellen
des Rheinstroms.
Narcissus Pseudo-Narcissus.
Hohensolms 11 : auf der Südseite
(n. Lambert). — Pfalz : Birken-
feld — neben 36, Simmern 22, Pleizen-
hausen 22 (Wirtg.*). Heidelberg 46
(Dierbach*). Misselberg 16 Amt
Nassau, Isenburg 8, Herborn 4 (Fuck.
Fl.). Früher bei Winningen 15, Altwied
8 (Wirtg. Fl). Siebengebirge 1
(Löhr En.). Siegen 3 (Engstfeld*).
Marburg 5 (Wender.*).
Hiernach sehr zerstreut. (Wo wild
oder verwildert, oft schwer zu ent-
scheiden.)
Nardus stricta.
1916
31
39
46
1 Bra =
8 11
1922116
22
Bo
46
1 4 Dessb 7
ae Az,
16 187719
23
3D)El% e 39 134
37
44 45 46
(unvollständig)
Giefsen 12 : Waldbrunnen; Ö. v.
d. Lollarer Koppe. Rechts vor dem
Schiffenberger Walde. — Ö. von Mar-
burg 5. Windhausen 13. Eichelhain
13. Maulbach 6. Rainrod 7. Ober-
wald 13 : Goldwiese. Kirchvers 4.
Friedelhausen 5. Weiler 34. Alten-
burg bei Soden 34. Hessenthal 34.
Johannisberg 34. Frankenbach 11.
Stoppelberg 11. Eiserne Hand bei
Erda 11. Urberach 33. Sichertshausen
5. Haselhecke bei Nauheim 19. H.
— (Hey. R. 440). Oes 18 : (n. H. z.
Solms u. H. Meyer 1861). Kaichen
u
19 (Hörle*). Rofsdorf 33 (n. Wagner). — Pfalz : Vogesias überall
44, Donnersberg 37, Kreuznach 30; Rheinfläche bei Maxdorf 45, Mufs-
bach 45, Neustadt 45, Speyer 46 (Schlz. $. 558). Rheinpreulsen suis
loeis allenthalben (Wirtg. Fl.). Nassau stellenweise ; fehlt um Weilburg
10, Reichelsheim 19 (Fuck. Fl.). Rheinböllen 23 (Wirtg.*). Sieben-
gebirg, Siegburg 1 (Hildb.*). Oberlahnstein 16 (Caspari*).
Hiernach regellos zerstreut über alle Etagen des Gebietes.
Nasturtium officinale R. Br.
Gielsen 12 : Rödchen, Udeborn-Wiese; Wieseck. Salzhausen 20.
Rockenberg 19. Heddernheim 25.
Hänlein 39. Marnheim 38. Fürfeld
5 : i 37. Rödelheim, Sossenheim 25. Rocken-
berg 19. Traishorloff 19. Lohrbach
20. Ronneburg 27. Büches 20. Fron-
OS SET EI 720 hausen 5. Winterkasten 40. Effolder-
bach 19. Gailbach 34. Aschaffenburg
ar > 2 34. Limburg 17. Wachenheim 38. H.
Sim SoWmS3zn32 un — Münchholzhausen 11 (Hey. R. 23).
Kaichen 19 (Hörle*). Rofsdorf 33
kn: (n. Wagner). Ried 32, Gonsenheim
31 (n. Reifsig). Pfalz : fast überall
(Schlz. S. 33). Rheingegend 15, 23
De Tann en (Wirt &5*).20berlahnstein 16 (EAQar
(unvollständig) pari*).
Scheint hiernach über den grölsten Theil des Gebietes verbreitet.
Neottia nidus avis.
Gielsen 12 (Hangelstein, Schiffenberger Wald etc.). Lich 12 : Hardt,
Arnsburg. Lindener Mark 12. Bieberthal 11. Dünsberg 11. Stoppelberg
—_ 11. Soden25. Windhausen13. Schot-
ten 13 : Altenburgskopf. Romrod 6.
2 Auersberg bei Schwarz 7. Hausberg
8 il ee 18. Wallershausen 20. Niederwald 23.
Schaumburg 17. Weilburg 10. Lau-
15 16 17 18 19 20 . | pach 12. H. — (Hey. R. 370). Kai-
chen 19 (Hörle*). Lindenstruth 12
(n. E. Dieffenbach). Rofsdorf 33
SEES eo SE (n. Wagner). Ober-Ingelheim 31 (n.
Reifsig). Wald bei Dorlar 11 (n.
C. Heyer). — Marburg 5, Fulda 14
Aa.) g ) i } (Wender. Fl.). Pfalz : suis locis
überall (Schlz. S. 454) Nassau nicht
selten (Fuck. Fl.) Rheinpreulsen,
(unvollständig) z. B. Laacher See 15 (Wirtg. Fl.). —
El >=
Hohenecken 44 (Trutzer*). Rolandseck, Löwenburg, Hönningen gegen
Hammerstein 8 (Hildb.*). Jugenheim 39, Grols-Gerau 32 (n. v. Rei-
chenau). Ober-Lahnstein 16 (P. Caspari*).
Scheint hiernach sehr allgemein verbreitet.
Nepeta Cataria.
Schlofs Ulrichstein 13. Heuchelheim 11. Soden 34. Launspach 11.
Krumbach 11. Cransberg 18 : Burghof. Frammersbach 28. H. —
(Hey. R. 294). Marburg 5. Fulda 14
(Wender. Fl... Main- und Rhein-
gegenden fast überall, bei Kelsterbach
ee TDraar TA 25 wohl ursprünglich wild, Giefsen 12,
Odenwald 40. Ebersgöns 11 : f. eitrio-
IT 5 Wire Er: dora (D. u. Ser. 8. 314); Frankfurt
26 : dieselbe (Koch. Sy. 646). —
Pfalz : Rheinfläche bei Speyer 46,
SOBESI BIER si: Heidelberg 46, Sanddorf 39, Schwe-
tzingen 46, Darmstadt 32, Mainz 31;
el en Kreuznach 30, NW. bei Zweibrücken
et Al Yolizulte; 43 (Schlz. 8. 357). Kaiserslautern
44 (Poll. 1863, 204). Jägersburg 43
(Ney*), Homburg 43 (Schlz.*). Rhein-
preufsen (Wirtg. Fl.). Nassau : vereinzelt (Fuck. Fl.). Linz, Brohl-
thal, Rolandswerth 8 (Hildb. *). Saffig, aufdem Sattelberg 15 (Blenke*).
Oberlahnstein 16 (P. Caspari*).
Hiernach sehr zerstreut über die verschiedensten Theile des Gebietes.
Verwildert ?
29,26 .728
Neslia paniculata. (Myagrum L.)
Angeblich gefunden zwischen Giefsen, Hohensolms 11 u. Beilstein 10
(von Steinberger 1852). Darmstadt
32 (n. Wagner.) Zahlbach 31 (n.
Reifsig). Starkenburg 39, Rhein-
8 ee ja hessen 31, 38, Weckesheim 19, in Ober-
hessen, Reichelsheim 19, Nauheim 19,
1030100... sereld Gielsen 12, Wieseck 12 (D. u. Ser.
SraE S. 422; Hey. R. 38). Obermörlen 19
(Wett. Ber. 1868, 68). Pfalz : Speyer 46
San Some: 8 £ bis Mainz 31 zerstreut, zw. Weinheim
46 u. Lorsch 39, Frankfurt 26 (Schlz.
38 39... | 8.58). Hillscheid 16 (Wirtg.*) NO.
Fo; ? von Coblenz. Okriftel 25, Wengenroth
10, Ober-Zeuzheim 10 (Fuck. Fl.). —
Von Basel bis Bonn u. Nebenthäler
2.
(Wirtg. Reisefl.). Coblenz 15 (Löhr En.). Neuwied 8 (Wirtg. Fl.
ed. 2, 207). Fulda 14 (Lieblein*).
Hiernach dem Rheine folgend; im Main- u. Lahngebiet weiter auf-
wärts.
Nicandra physaloides.
Verwildert, aus Peru. Biedenkopf, über 4 (n.K.H. Spamer) durch
2 Jahre. Salzhausen 20 (n. Tasche). Ortenberg 20 : im Walde (Bose).
v. s. In Rheinhessen u. bei Kreuznach 30 (D. u. Ser. 8. 332). Unteres
Moselthal 15 (Wirtg. R. Fl.).
Nigella arvensis.
Giefsen 12 : sieben Hügel, Grofs-Buseck; Butzbach, Nauheim, Fried-
berg 19 (Hey. R. 11). (Wender. Fl. 182). Darmstadt 32. Pfedders-
heim 38. Harxheim 38. Wonsheim 37. Fürfeld 37. Elsheim 31. Geis-
berg bei Ober-Ingelheim 31. Bischofs-
heim 32. Langen 33. Messel 33. H.
Ina SE ELRKETN ES — Mayenfeld 15 (Wirtg.). Kaichen
19 (Hörle*). Rofsdorf 33 (n. W ag-
ner). Gutleuthof bei Frankfurt 25
Lug RO ri (n. C. Reufs). Rheinfläche : Eden-
koben 45, Mufsbach 45, Ellerstadt 45,
9
ne ar 20 Dürkheim 45; Alzei 38, Wörrstadt 31,
syn, Lehe. BmERITTT, . Worms 39, Oppenheim 32, Mainz 31;
von Schwetzingen 46 u. Wiesloch 46
373839 . . i stellenweise bis Darmstadt; Nahe
45 46 Kreuznach, Sobernheim 30, Meisenheim
37 (Schlz. 8. 22). Bingen 31 (Poll.
— 1863, 106). Nassau : fehlt im Norden
u. bei Reichelsheim 19 (Fuck. Fl.). Linz 8, Sinzig 8 (Hildb.). Rhein-
gegend abwärts bis Düsseldorf 23, 16, 8, 1 (Löhr En.). — Hanau 26
(Wett. Ber. 1868, 23).
Hiernach im niederen Niveau des Gebiets, auf Zugstralsen von Vögeln
deutend. — Sonst weit verbreitet durch Mittel- u. Süd-Europa.
Nuphar luteum.
Gielsen 12 vielfach. Eich 32. Pfungstädter Torfstiche 32 (n. Bauer).
Selters 20 : Nidder. Nidda bei Gronau 26. Oberau 19 (Nidder). Wert-
heim 42 (Tauber). H. — Kaichen 19 (Hörle*). Frankfurt 26 (n. Leh-
mann). Nidder, Nidda, Horlof, Wetter : 19, 20; nicht im Gebirg 13 (n.
Heldmann)... Schwalm 6, Fulda 21, 14, 7 (n. Theobald). Spessart 34
(Behlen*). Niederwald bei Rödelheim 25 (n. C. Reufs). Pfalz
Homburg 43. Altwoogsmühle bis gegen Kusel 43, z. B. bei Münchweiler,
Theisberg-Steegen; Kreuznach 30; im Rothenbach u. bei Erfweiler bei
Ed
Kaiserslautern 44; Hardhausen bei
1 ' ! ae T Speyer 46, Rheinfläche : Oggersheim
46; Altwasser des Rheins bei Speyer
8 . a N 46, Ketsch 46, Altrip 46, Neckarau 46,
Worms 39 (Schlz. S. 25). Horlof bei
Reichelsheim 19, ganze Lahn (Fuck.
25.26... - Fl... Siegmündung 1 (Hildb.). Kahl
26 (Wett. Ber. 1868, 29). Laacher See
UL 017F , 19 20 21
a 8 (Wirtg.*). Marburg 5 (Wender.*),
Som, 79 Mosel 15 (Bach.).
Scheint hiernach durch das ganze
aA, „26°. . ° niedere und mittlere Gebiet verbreitet.
(unvollständig)
Nymphaea alba.
Gielsen 12 : Albacher Teich. Eich 39. H. — Entensee bei Offen-
bach 26 (n. Lehmann). Pfungstädter Torfstiche 32 (n. Bauer).
Hungen 12. Salzhausen 20. Nieder-Seemen 20. H. -— Fehlt bei Selters
20 (n. Heldmann). Frankfurt 26
(n. Lehmann). Hanau 26 (n. Theo-
1 Pak ie: s bald, in verschiedenen Formen). Im
Ried 32 : allgemein (n. Reilsig).
Marburg 5 (Wender.*). Spessart 34
nee un... 00 :5.220 7; (Behlen*). Niederwald bei Rödel-
heim 25 (n. C. Reufs). Bergen 26
an B2ON.26 (Hey. R. 17). Pfalz : Homburg 43,
SOSER SAN RE Landstuhl, Kaiserslautern 44, Schopp
44 : im Westrich ; Rheinfläche zwischen
3. 5 Dürkheim u. Lambsheim 45 : bei Erpols-
heim; Frankenthal 46; Altwässer des
Rheins bei Speyer 46, Neckarau 46,
Worms 39 (Schlz. 8. 25). Spiesweiher
bei Montabaur 16, Dausenau a. d. Lahn 16, Münchau bei Hattenheim 24
(Fuck. Fl... Ahrmündung 8, Laacher See 8, Kripp 8 (Melsheimer*).
Siegburg 1, Mühlheimer Weiher bei Coblenz 15 (Wirtg.*).
Hiernach zerstreut über wenige Distriete des niederen und mittleren
43 44 45 46
Niveau’s.
Oenanthe fistulosa.
Giefsen 12 : langer Steeg, N. vor Grofslinden. H. — Marburg 5
(Wender. *). Salinen-Gräben bei Kreuznach 30 (n. Polstorf). Marköbel
26. H. — (Hey. R. 163). Pfalz : Rheinfläche 46, 45 fast überall, Wes-
2» —
trich bei Zweibrücken 43 (Schlz.
RL ui S. 183). Fehltam Mittelrhein (Wirtg.
Fl.). Reichelsheim 19 : Leimenkaute;
1lgil2), SE de Wetzlar 11 : gegen Steindorf (Fuck.
oe Fl). Mainz 31 (n. v. Reichenau).
Hiernach sehr zerstreut über wenige
2er E Bezirke des Gebietes in niederen und
ee mittleren Lagen.
43.45 46
Oenothera biennis.
Giefsen 12. Hungen 12. Erfelden 32. Kiefernwald bei Zwingenberg
39; Hänlein 39. Nieder-Ramstadt 32. Schönauer Hof : Kiefernwald 32.
Hainstadt 34, Eisenbach 34. Eberbach 47. Hirschhorn 47, Unter-Schön-
mattenwag 47. H. — Altenstadt 19. Kaichen 19 (n. Hörle). Dettingen
33. W. von Schmerlenbach 34. Königswinter 1. Nassau 16. Lorch 23.
Aufenau 27, Höchst 27. Rückingen
26 : lichter Kiefernwald. Frankeneck,
a Sr. Lindenberg 45. Herdorf 3 : Thon-
Wh PER ER ee schiefer. NW. von Lohr 35. Rothen-
fels 35 : am Mainufer. Güls 15. Hön-
along ar ey un: ningen 8. Weilmünster 18. H. —
(Hey.R. 135). Marburg5 (Wender.*).
Rofsdorf 33 (n. Wagner). Rhein-
sn Bar Ba dämme von Oppenheim bis Bingen 31,
30 (n. Reilsig). Kreuznach 30 (n.
39°. : : J. Ziegler). Niederwald bei Rödel-
MARS AH er a kA Rh heim 25 : Laubwald (n. C. Reufs).
Pfalz : fast überall sehr gemein 45,
44 (Schlz. 8. 155).
Hiernach durch einen grofsen Theil des Gebietes, meist den Verkehrs-
stralsen längs der Flüsse folgend; nicht im höheren Gebirge.
Lambert (in lit.) schliefst aus Fabricius Primit., dafs ihre Ver-
breitung in Oberhessen zwischen 1720 und 1740 Statt gefunden habe, da
Dillen sie nur im Frankfurter Walde aufführt, wohl aber Fabr. mit
Recht voraussetzt, dafs Dillen unter der Onagra latifolia App. p. 26
die Oen. biennis versteht. Dasselbe gilt von Datura Stramonium. (Siehe
A. de Cand. geog. bot. rais. p. 710, 725; um 1619 aus N. Amerika in
Europa eingeführt).
2310 . «025926 727
Ophioglossum vulgatum.
Zwischen Hachborn u. Winnen 5. H. — Spifs bei Schotten 13 (nach
A. Purpus u. W. Scriba). Darmstadt 32 : Arheiliger Wiese nach der
— 49 — QQ
Dianaburg (n. Bauer). Zwischen dem Lumpenmannsbrunnen u. Stein-
bach links vor dem Wald 12 (W. Weifs). Strüthchen bei Londorf 12
(n. Reufs 1851). Giefsen 12 : wild am Teich im botan. Garten (J. F.
Müller). v. s. — Wiesecker Haide 12.
Offenbach 26 (Dillen.*). Darmstadt
3 4 5 . . | 32 ($eriba*), über Arheilgen nach
or EIS Te dem Main hin 32 (Schnittsp.*).
Zwischen Roxheim u. Worms 39 in
15 16 . 18 . 20 21 | den Rhein-Waldungen (F. Schultz*).
Offenbach 26 im grofsen Grund, Hoch-
u. stadt 26, Neu-Isenburg 26, zwischen
OU Homburg u. Oberstedten 18 (Beck.*).
Gedern 20, Grünberg 12 (Schn.*). —
39. | Pfalz: Rheinfläche bei der Dürkheimer
Mar Aa } \ Saline 45, Hof Einsiedel 43, zwischen
Kaiserslautern u. Landstuhl, bei Zwei-
brücken 43 (Schlz. S. 564). Zw.
Bobernheim u. Worms 39 (Schlz.). Zw. Dürkheim 45 u. Erpolzheim 45,
zwischen Roxheim 39 und Worms 39 (Poll. 1863, 286). Schifferstadt 46
(Sehlz.*). Montabaurer Höhe über Hillscheid 9, Eschenfelder Wiesen
zu Horchheim bei Coblenz 16, Wollendorf bei Neuwied 8, Laach 15
(Wirtg. Fl.). — Um Hanau mehrfach , Ahlersbach 21 u. s. w. (Wetter.
Abh. 1858, 248). Niederkleen 11 (Jecker*). Stoppelberg 11 (Lam-
bert*). Herborn 4 (Leers*). Dillenburg 3 (Dörrien*). Hadamar
10 (Hergt*). Braubach 16 (Röhling*). Mademühlen 10 (Rudio*).
Hiernach zerstreut durch verschiedene Theile des Gebietes, in nie-
deren und höheren Horizonten. (Fliegende Samen.)
Ophrys Arachnites.
Sprendlingen 26 (n. Pferdsdorf 1857). Linz 8 (n. Klug). Gau-
Algesheimer Berg 31 (F. Mayer). v.s. Kreuznach 30, Ockenheimer
Spitze 30, Freilaubersheim 37, zwisch.
Wiesloch und Leimen 46, Seckbacher
DusW 0) 28 ha" Weinberge 26 (D. u. Scr. S. 149). —
Pfalz : früher bei Zweibrücken 43;
Mittelbach 43, Birkenfeld : neben 36;
ICH, ERUTeN: - Wachenheim 45 bis Königsbach 45;
Rheinfläche bei Hanhofen 46 ca. Speyer,
zw. Forst 45 u. Friedelsheim 45, zw.
90.091,48 h ; h Maxdorf 45 u. Frankenthal 46; Mais-
bacher Hof 46 bei Heidelberg (Schlz.
3 USD DE FRBEET IR STR TE S. 449). Schifferstadt 46, Algesheim
a llgalaike Koma 31, Laubenheim 30, Wiesloch 46, Mos-
bach 48 (Poll. 1863, 237). Fehlt in
— 1 Nassau (Fuck. Fl.). Rheinpreufsen bis
zum Siebengebirge 1 (Wirtg. Reisefl.). Ems 16 (Löhr En.). Sumpf-
XXI, % 3
26
ee
wiese bei Freien-Weinheim 31 (Fuckel*). Marburg 5 olim (Wen-
dier.?):
Hiernach anscheinend regellos zerstreut über das Gebiet. Niedere u.
mittlere Niveaus.
-
Ophrys aranifera.
Lohr bei Seckbach 26. H. — Oppenheim 31, Algesheimer Berg 31,
Kreuznach 30, Alten-Bamberg 30, Bingen 30, Woogsdamm bei Grols-Gerau
32, Bergstrafse bei Malchen 39, Meli-
bocus 39, Hemsbach 39 (D. u. Ser.
S. 148). — Pfalz : Zweibrücken 43,
Leistadt 45 bei Dürkheim ; Rheinfläche
bei Ruppertsberg 45, Schauernheim 45,
Fufsgönnheim 45, Forst 45, Hafsloch
45, zw. Maxdorf 45 u. Frankenthal 46,
28 Maisbach 46 bei Heidelberg (Schlz.
DS To 5 & S. 448). Schifferstadt 46, Lambsheim
45, Altenbamberg 37, Wiesloch 46
37.39 . . 42 | (Poll. 1863, 237). Fehlt in Nassau
N An AG : ; (Fuck. Fl... Wertheim 42 (Löhr
En.).
Hiernach regellos zerstreut über
einen kleinen Theil des Gebietes in niederen und mittleren Lagen.
Ophrys muscifera (myodes J.).
Bieberthal 11 : Meilhard bei Giefsen. Mühlberg bei Niederkleen 11.
H. — (Hey. R. 363). Marburg 5 olim (Wender.*). Kreuznach 30 (n.
Polstorf) : SW. bei Monzingen. Klein-Karben 26 : gegen Gronau (n.
Ohler). W. bei Braunfels 11 (n. A. Paulitzky). Im Walde bei Braun-
WR TTgree n erual, Kels) ar u nördl) vonutderinWenlkurser
BUND! Ä Chaussee (n. Lambert). Angebl. bei
Büdingen 20 bei den Sandsteinbrüchen;
Sand 104 Klmini 1dn 2 Marburg 5 : bei Gisselberg (n. Held-
mann). Rofsdorf 33 (n. Wagner).
Budenheim 24, Gonsenheim 31 (nach
ZEPINDRU26 ,N - Reifsig). Hof Haina 11 (nach W.
Brüel). v. s. — Wald bei Dorlar 11
(n. C. Heyer). Bergstrafse 39, Dip-
Insslozr - 220
S0DzalEr 233
SSE DONE: t 3 pelshof 33, Lerchenberg 26, Bergen 26,
Seckbach 26, Schotten 13, Reinheim
33H). jne4Brlä6r Tag AS\OR 33, Oppenheim 31, Kreuznach 30,
Bingen 30, zw. Bornheim u. Lonsheim
38 (D.u. Ser. $. 148). — Pfalz : Zweibrücken 43 auf Muschelkalk, Nierstein
31, Leistadt 45 u. Dürkheim 45, Wachenheim 45, Forst 45, Königsbach
45; Wiesloch 46, Nufsloch 46, Leimen 46, Maisbach 46, Heidelberg 46,
Schriesheim 46, Weinheim 46, Zwingenberg 39, Jugenheim 39; Rheinfläche
bei Speyer 46 u. Neustadt 45, Rödersheim 45, zw. Forst u. Friedelsheim
45, Maxdorf 45, Lambsheim 45 (Schlz. S. 448). Mosbach 48, Dossen-
heim 46, Nierstein 31 (Poll. 1863, 236). Hochheim 38, Wörrstadt 31
(Reuling*). Weilburg 10, Nieder-Lahnstein 16, Bierstadt 24 (Fuck.
Fl.). Ochtendung 15, Linz 8 (Wirtg. Fl... Coblenz 15 (Löhr En.).
Gau-Algesheim 31 (Fuck.*).
Hiernach regellos zerstreut durch einen grofsen Theil des Gebietes
in niederen und mittleren Lagen. (Sehr kleine und dadurch flugfähige
Samen, wie dies von allen Orchideen gilt.)
Orchis coriophora.
Giefsen 12 : mehrfach, Laubach 12 (Hey. R. 361). W. von Rödel-
heim 25. H. — Kreuznach 30 (n. Polstorf). Nord-Abhang des Stoppel-
bergs 11, Teufelsmühle bei Giefsen 11
(n. A. Paulitzky). Sandboden bei
Da 2005 2 sa). Ortenberg 20 (n. Heldmann). Rofs-
Ba ln) ae dorf 33 (n. Wagner). Horchheim 16
(n. Wirtgen). — Pfalz: Wiesloch 46,
logalGi sang -salesti:20fe: Heidelberg 46, Rheinfläche bei Speyer
46, Ruppertsberg 45, Forst 45, Frie-
RE: delsheim 45, Wachenheim 45, Dürk-
205, 50 vs1 33 33%. ? heim 45, Maxdorf 45, Lambsheim 45,
Frankenthal 46, Darmstadt 32, Ried
3 INNE RI - DIR? ORT an EC Be 32, Nahe : bis Oberstein 30, 29, 36;
gt © . r früher bei Zweibrücken 43 (Schlz.
S. 339). Marburg 5, Hanau 26 (Wen-
der. Fl... Nassau : nur im Lahnthal
(Fuck. Fl... Zw. Ems u. Lahnstein 16 (Löhr En.). — Freien-Weinheim
31 (Fuck.*). Siegburg 1, Casbacher Thal 8 (Hildbd.*). Nettethal 15
(Blenke*).
Hiernach sehr zerstreut über das Gebiet in niederen und mittleren
Lagen.
Orchis fusca.
Kleinkarben 26 : Buchwald beim Juden-Kirchhof. H. — Ramholz 21
(n. C.Reufs). Oberndorf 11: Wäldchen am Westabhang des Solmsbach-
thales gegenüber der Schmelze (n. Lambert). W. von Braunfels gegen
den Homburger Hof 11 : Kalkfels (n. A. Paulitzky). Im Walde bei
Braunfels 11 : nördl. von der Weilburger Chaussee (nach Lambert).
Zwingenberg 39 (n. Bauer). Melibocus 39, zw. Karben und Rendel 26,
Naumburger Wald 19, Hochstadt 26, Lerchenberg bei Sachsenhausen 26,
Wembach 33, Rohrbach 33, Umstadt 33, zw. Wonsheim und Ibener Hof
37, zw. Frei-Laubersheim u. Rheingrafenstein 30 (D. u. Ser. 8. 143). —
Pfalz: Wiesloch 46, Nufsloch 46, Leimen 46, Maisbach 46, Leutershausen 46,
Weinheim 46; Nahe : Bingert 30, Altenbamberg 37, Ebernburg 30, Kreuz-
3*
SL u
nach 30. Kirn 29, Sobernheim 30;
Glan : zw. Meisenheim 37 u. Roth 37;
Zweibrücken 43 (Schlz 8. 437).
8) -4k shardkbiit- Ale ale Mosbach 48 (Poll. 1863, 233). Forst
15. er 45 (Schlz.*). Nassau : Lahnthal 16,
Sonnenberg 24 (Fuck. Fl.). Ochten-
24T 126l10m: - dung 15, Nieder-Lahnstein 16, Güls 15,
ee a3 Metternich 15, Linz 8 (Wirtg. Fl.).
; Nieder-Ingelheim 31 (Groos*).
en) Hiernach zerstreut über den gröfs-
Pe ge N ag ten Theil des Gebietes, ausnahmsweise
auch in höheren Lagen.
Orchis militaris.
Lohr bei Seckbach 26. H. Kreuznach 30 (n.Polstorf). Klein-Karben
26. Starkenburg bei Heppenheim 39. H. (Hey. R. 360). Fulda 14
(Liebl.*). Volpertshausen 11 : gegen den Stoppelberg (n. L. Rahn).
Ramholz 21 (n. C. Reufs). Oberndorf 11 : Wäldchen am Westabhange
des Solmsbachthales gegenüber der
Schmelze (n. Lambert). Bieberthal
11 : selten; Wisselsheim 19 (nach
8 . 2011 12 . 1a | © Heyer). v.s. Rolsdorf 33 (nach
Wagner). Dünsberg 11, Hangelstein
TS 16 SIT 2 21 12 (n. J. Wilbrand). Frei-Laubers-
heim 37 (D. u. Ser. 8. 143. — Pfalz:
ET. Wiesloch 46, Nufsloch 46, Leimen 46,
ENEH TE See Maisbach 46, längs der Bergstrafse 39
vielfach, Rheinfläche bei Speyer 46 :
Be EHE e : Wiesen; Otterstadt 46 : Waldwiesen ;
RE IR 3 ö Ellerstadt 45, Forst 45, Dürkheim 45,
Maxdorf 45, Lambsheim 45, Studern-
Heim 46, Maudach 46, Ogpershemugäe
Frankenthal 46; Tertiärkalk- Hügel bei Forst 45, Kallstadt 45, Ungstein
45, Herxheim 45, Leistadt 45, Odernheim 31, Oppenheim 31; Nahe : 30;
Meisenheim 37, Thaler Heck; Zweibrücken 43 (Schlz. 8. 438).
Nassau : Lahnthal 16 (Fuck. Fl... Sumpfwiesen bei Freien-Weinheim 31
(Fuck.*). Salzig 23 (Bach Fl.). Hönningen, Rolandseck, Ahrthal 8
(Hildb.*). Grofs-Gerau 32 (n. v. Reichenau). Nettethal 15 (Blenke*).
Braubach 16 (v. Spie/[sen *).
Das Areal dieser Pflanze deckt sich sehr vollständig mit jenem der
OÖ. fusca, was die Ansicht Derjenigen unterstützt, welche beide zusammen-
ziehen.
Orchis sambucina.
Kreuznach 30 : Hirtenfels, Rothenfels u. Rheingrafenstein (n. Pol-
storf). Budenheim 24 : einmal (n. Reifsig). Am Schwengelbrunnen
ee) (15 ee
bei Frankfurt 25 (Beceker*). Fürfeld 37, Wonsheim 37, Bingen 30,
Schwetzingen 46, Käferthaler Wald 46, auf dem Scharrberg zwischen Frei-
Laubersheim u. Neu-Bamberg 37 (D.
u. Ser. S. 144). — Pfalz : Nahe : So-
bernheim 30, am Lemberg 37, Ober-
hausen 30, Gans bei Kreuznach 30;
Donnersberg 37, um Steinbach 37, zw.
Kr . . . Dannenfels 37 u. Kirchheimbolanden
38, bes. Bastenhaus, Bolander Felsen,
ne Drosselfels; Hardt : von Neustadt 45
Ei über Edenkoben 45 nach Süd; — die
Form incarnata bei Neustadt 45 (Schlz.
a hä; S. 442). Walldorf bei Wiesloch 46
A5@ögelondvork Tu: (Döll*). Sieben Berge bei Idstein
17 (Fuck. Fl.). Algesheimer Berg bei
Bingen 31 (Martiny*).
Hiernach im engeren Rheingebiet, sonst fehlend. Niedere u. höhere
Lagen.
Orchis ustulata.
Hausberg 18, Friedberg gegen Nauheim 19, Laubach 12, Oberwald
13 (Hey. R. 361). Kreuznach 30 (n. Polstorf). Falkenstein 25. H.
Oestl. von Langen 40 (n. Münch). Hinkelstein bei Kelsterbach 25. W.
von Königsberg 11, H. — Oestl. von Hausen 25 (n. ©. Reufs). W. vom
Dünsberg 11. Eppenhain 25. H. —
Nord-Abhang des Stoppelbergs gegen
den Jägerhof 11 (n. A. Paulitzky).
Stettbach 40 (n. Bauer). Zwischen
Blasbach und Hermannstein 11 (nach
Gas 218419752077. A. Mettenheimer). Auf Basaltboden
oberhalb Büdingen bei Michelau 20 u.
a im Vogelsberg 13 (n. Heldmann).
ZIERT, re Wiesbaden 24 (n. Reilsig). Zwischen
Reiskirchen u. Bersrod 12: einzeln im
86, ,,87 88.39 „40... .. Kiefernwalde (n. D. v. Grolmann).
— Pfalz : Heidelberg 46, Odenwald
40, Bergstrafse 39; Rheinfläche bei
—1 Speyer 46, Ruppertsberg 45, Dürkheim
45, Maxdorf 45, Relaishaus bei Mannheim 46; Tertiärkalk-Hügel : Ker-
zenheim 38, Herxheim 45, Kallstadt 45, Ungstein 45, Dürkheim 45; Bur-
weiler 45, Annweiler bis Wil,artswiesen 44, Kaiserslautern 44, Landstuh-
ler Höhe 43, früher bei Zweibrücken 43; Glan- und Nahe-Gegenden :
Meisenheim 37, Oberstein 36, Kirn 29, Sobernheim 30, Kreuznach 30
(Schlz. S. 439). Elmstein 44 (Ney*). Nassau nicht selten (Fuck. Fl.).
Höhen des Rheinthals 23, 16 auf Löfs (Wirtg. Fl.). Coblenz im Lahn-
43 44 45 46
u)
thal 16, Linz 8 (Löhr En.). Boppard 16 (Bach Fl.). Nieder-Ingelheim
31 (Groos*). Schlüchtern 21, Herborn 3 (n. Schüfsler).
Hiernach sehr zerstreut durch einen grolsen Theil der Gebietes in
niederen und hohen Lagen.
Orchis variegata.
Zwischen Bergheim und Buhlen, westl. von Fritzlar. H. — Rofsdorf
33 (n. Wagner) (?). — Löhr En. 641.
Origanum vulgare.
F! megastachya (o. v. prismaticum
Gaud.) : Niederfell 15. Hochstädter
Thal über Auerbach 39 (neben der f.
Site: > : : : ® typica). Wisperthal unter Gerolstein
Te EESRIIAN 23. Elisenhöhe bei Bingen 30. Ems
16. Dienethal bei Nassau 16 : f. typica
Zar Su et sub-megastachya. — Bassenheim 15.
Rasenstein 8. H. — Bes. im Nahethal
30 (Wirtg. Fl.).
Hiernach ist diese Varietät wenig
verbreitet, im westlichen Gebiete ; iso-
lirt 39.
Orlaya grandiflora (Caucalis).
Königsberg 11, Selters 20 (Hey. R. 168). Frankfurt 26 : zwischen
Seckbach und Bergen (n. Wolf u. Seiffermann). Rofsdorf 33 und
Rheingrafenstein 30 (n. Wagner). Bischofsheim 32 (n. Reifsig). Auf
Tertiär durch Rheinhessen 31, 38; Mainspitze um Gustavsburg 32,
ee) ESW/etierau BI AGelsenel 22 (Due Sichz
S. 384). — Pfalz : Rheinfläche viel-
fach, z. B. Lambsheim 45, Mannheim
SAAE Ra 0 Vye SEE 46 : zw. Wallstadt u. Käferthal; zw.
ae ae ENT ae Worms u. Klein-Niedesheim 38; Wein-
berge um Dürkheim 45, Ungstein 45,
7 on a) An 32 . Kallstadt 45, Herxheim 45, bis Grün-
stadt 38 und Göllheim 38, Oppenheim
a ee 31, Alzey 38 bis Wörrstadt 31 u. Mainz
DR) cm j i t 31; Nahe-Thal bei Oberstein 36, zw.
Sambach u. Otterbach 44 bei Kaisers-
4 45 46 . . . | Jautern (Schlz. $. 193). Edenkoben
45, Kirchheimbolanden 38, Bingen 30,
Mosbach 48 (Poll. 1863, 153). Coblenz — Neuwieder Becken 15, 8:
auf Löfs (Wirtg. Fl... Nassau : Lahn- 16, Main- 25 u. unteres Rheinthal
23, Villmar 17, Runkel 17, Dehren 17, Offheim 17, Dietz 17, Sindlingen 25,
—Bun 89
Camp 16, Simmern 16 Amts Montabaur (Fuck. Fl. : immer auf Kalk
oder Löfs).. Auch auf Rothliegendem im Nahe-Gebiet (Schlz. : Poll.
1863, 153). — Wenderoth fl. hass. 81.
Hiernach weit verbreitet durch das Gebiet, im niederen und mittleren
Niveau der Thäler des Rheins und seiner Nebenflüsse. (Hauptzugstrafse.
Haftende Früchte.)
Ornithogalum nutans.
Gielsen 12 : unterer Riegelpfad, noch 1877, H. — Steinberg 12,
Daubringen 12 (Hey. R. 380). Darm-
stadt 32: Niederwiesen, Graben nächst
5 der Anlage (n. Bauer). Heidelberger
DAL Schlofsgarten 46, Mainz 31, Vilbel 26,
zwischen Steinberg u. Watzenborn 12
Kor, SR en (D. u. Ser. $. 125). — Nieder-Ingel-
(25) 26 heim 31 (Groos*). — Pfalz : Hüssels-
heim [? Rüsselsheim 25; Hüffelsheim
ae. e ! 30]; Speyer 46 (Schlz. 8.466). Rup-
pertsberg 45, Deidesheim 45 (Poll.
1863, 245). — Marburg 5 (Wender.*).
Oberlahnstein 16 (Bach FI.).
Hiernach sehr zerstreut an weni-
gen Orten des Gebietes.
45 46
Ornithogalum umbellatum.
Giefsen 12 : Schoor; am Pfau 1870. Eberstadt geg. Münzenberg 12.
Reddighausen (über 4). Schierstein 24. H. — Heuchelheim 11, Vilbel
26 (Hey. R. 380) Marburg 5 (Wender.*). Bessungen 32: herrschaft-
licher Garten (n. Bauer). Rheinthal von Mannheim 46 bis Worms 39,
Weinberge bei Heidelberg 46, Fried-
berg 19, Ockstädter Park 19, durch die
(AIEHDNN Y z Wetterau (D. u. Scr. S. 124). — Pfalz :
Ka ra Zweibrücken 43, Kaiserslautern 44,
Birkenfeld : neben 36, Kreuznach 30;
185 san 13. Spa zw. Ungstein 45 und Pfefllingen, zw.
04 96 Neustadt 45 u. Mufsbach, bei Böchingen
45, aufwärts am Gebirge bis Ilbesheim
sntesT Fzanum i £ u. Annweiler : unter 45 u. 44; Rhein-
fläche bei Maxdorf 45, Speyer 46,
38 39. e ; Roxheim 39; Neuenheim 45 bei Hei-
Ze DAT Take | ’ delberg, Darmstadt 32 (Schlz. $. 466).
Grünstadt 38 (Poll. 1863, 244). Wald-
mohr 43 (Ney*). Nieder-Ingelheim
31 (Groos*). Oberlahnstein 16 (Caspari*).
Hiernach ganz regellos zerstreut über das Gebiet, in niederen und
mittleren Lagen. .
a)
Ornithopus perpusillus.
Güttersbach bei Hüttenthal 40. H. — Hanau 26 (Wender. Fl.).
Tanne bei Darmstadt 32 (n. Bauer).
Rofsdorf 33 (n. Wagner). Griesheim
EZ N er SR am Main 25 (n. ©. Reu[s). Rheinthal,
ea 4 j | längs der Bergstrafse 39, um Darmstadt
32, Erbach 40, fehlt in Oberhessen u.
Rheinhessen (D. u. Ser. 8. 545. Bayr.
Pfalz : sehr gemein 43—46 (Schlaz.
; S. 123). Kirchen 2, Siegthal 1, 2 u.
Son u . Westerwald (Wirtg.*). Bergebersbach
3, Offdilln 3, Hachenburg 2, Höchst
SI R- nele 25 bis Flörsheim 25 (Fuck. Fl.). $ie-
ee tag ZIOUmall, gen 3 (Engstfeld*). Hönningen 8
(Bach).
Hiernach zerstreut über wenige
Distriete des südlichen und nördlichen Gebietes.
Orobanche amethystea Thuill.
Im Mühlthal bei Eberstadt 32 (n. Alefeld 1851). Rochusberg bei
Bingen 30 (D. u. Ser. 8. 352). Ruinen Sternberg 23 u. Liebenfels am
Rhein (Schlz. S. 341). Tönnisstein 8 (Hildbd.*).
Hiernach an sehr wenigen Punkten der mittleren Rheingegend.
Orobanche coerulea.
Giefsen 12 : Hardt. Bieber 11. H. — Steinberg 12 (Hey. R. 285).
Rheingrafenstein 30 (n. Polstorf). Lohr bei Seckbach 26. W. von
Rothenbuch 34. H. — Starkenburg, Schlofs 39 (n. Bauer). Leeheim
32, Geinsheim 32, Oppenheim 32, Nierstein 31, Frankfurt 26, Mainz 31
bis Bingen 24, 30; Köngernheim 31,
Wonsheim 37, Lonsheim 38; Feldberg
25, Altkönig 25, Kreuznach 30, Hep-
8 een: penheim 39, Weinheim 46, Heidelberg
46. Rilscheid bei Bieber 11, westl.
1DunlaH 2 Fade ck Fufs des Rimbergs ibid., Ober-Stein-
berg bei Steinberg 12 (D. u Ser. 8.
353). — Ruine Windeck bei Weinheim
2 IB 03 RS 2a E34 18: 46; Rheinfläche bei Speyer 46, Mann-
heim 46, Mainz 31, Gonsenheim 31,
Kreuznach 30, Martinstein 29; Mölsch-
ul aa bach u. Vogelweh bei Kaiserslautern
44, Homburg 43 (Schlz. 8. 342).
——m-/ Dürkheim 45, Grünstadt ‚38, (Bol.
1863, 197). Schöneberg 43, Sand 43 (Schlz.*). Worms 39 (Weiland *).
Rhein- 23, 16 u. Moselthal 15, Mayenfeld 15 (Wirtg. Fl.). Okriftel 25,
23 24 25 26 27
37 838 89
— MM) — Hl
Rauenthal 24, Lorch 23 (Fuck. Fl... Gelnhausen 27 (Wender. Fl.).
Drachenfels, Wolkenburg, Ockenfels, Hammerstein, Tönnisstein 8
(Hildbd.*).
Hiernach verbreitet im niederen Rheinsystem, an dem Main (Spessart)
und der Lahn weit aufwärts. (Kleine, flugfähige Samen.)
Blüthe nach Schnittspahn u. Lehmann (in lit.) bisweilen weils-
gelb, ohne die geringste blaue Farbe.
Orobanche Epithymum.
Rockenberg 19 (E. Dieffenbach 1852) auf Thymus Serpyllum;
v. s. — Sandiger Theil von Starkenburg 32, 39 u. Rheinhessen 24 häufig
(D. u. Ser. S. 351). -— Pfalz : Rhein-
fläche bes. bei Speyer 46, Schwetzingen
EI. : : a ® : 46, Maudach 46, Ellerstadt 45, Max-
Arge e { \ r i dorf 45, Eppstein 45; von da über
Darmstadt 32 u. Mainz 31 bis Bingen
TE Ka BE | er 30; bes. bei Gonsenheim 31, Buden-
heim 24, Heidesheim 31, Gräfenhausen
2 AS 44: auf dem Arensberg, Dürkheim 45;
30a. : Kreuznach 30, Oberstein 36, Kusel 43:
bes. auf den Felsenköpfen bei Diedel-
ee ER RARTN., kopf 43, bei Lichtenberg 43 u. Erz-
AERO weiler 36; Kaiserslautern 44°, Zwei-
brücken 43? (Schlz. S. 337). Rechtes
MT Rheinufer, fast, uberallEA6GE Roll 21363:
195). Worms 39 (Glaser*). Rheinpreufsen (Wirtg. Fl... Boppard 16,
Coblenz 15 bis 8, 1 Bonn (Löhr En.). Okriftel 25, Adolphseck 24 (Fuck.
Fl.). Seckbach, Bergen, Enkheim 26 (Becker*).
Hiernach im Rheingebiete und seinen Dependenzen in niederen und
mittleren Lagen.
Orobanche Galii Dul. (caryophyllacea Sm.).
W. von Rödelheim 25. Seckback 26. H. — Öber-Ramstadt 33 (n.
Wagner). Starkenburg 32, Worms
39, Mainz 31, Bingen 30, Kreuznach
30, Wonsheim 37, Münzenberg 19,
re SE RRUNE # Steinfurt 19, Darmstadt 32 (D. u. Ser.
oe Te EN a S. 352). — Pfalz : Wiesloch 46, Hei-
ligenberg bei Heidelberg 46, Schries-
2411725: 2260 . - heim 46, Leutershausen 46, Weinheim
46; Rheinfläche bei Oggersheim 46,
Eppstein 45; Hambacher Schlofsberg
BOB rare. 390°. i ; bei Neustadt 45; Kaiserslautern 44,
Schlofsberg bei Homburg 43; Rhein-
grafenstein bei Kreuznach 30, Land-
scheid bei Meisenheim [? Lauschied
30 31 32 33
43 44 45 46
BA
36] (Schlz. S. 338). Schwetzingen 46 (Poll. 1863, 196). Rheinpreufsen
(Wirtg. Fl.). Ehrenbreitstein 16, Neuwied 8 u. sonst (Wirtg. R.
Fl). Okriftel 25, Hillscheid 16 (Fuck. Fl.). Oestrich 24 (Fuck.*).
Zw. Kruft u. Laach 15 (Hldbd.*).
Hiernach dem niederen und mittleren Niveau des Rheinsystems an-
gehörig, wie die vorigen Orobanchen.
Orobanche ramosa.
Weilbach 41. H. — Münzenberg 19 (Hey. R.285). Kreuznach 30:
auf Hanf und Tabak (n. Polstorf). Goddelau 32 (G. Heinemann
1852). v.s. — Pfalz : fast überall,
Rheinfläche allenthalben 46, 45, Zwei-
brücken 43 (Schlz. S. 343). Stam-
bach, Kontwig, Auerbach; Käshofen
östl. von Homburg 43, Dellfeld 43
EEE (Schlz. S. 343). Gaualgesheim 31,
Sobernheim 30, Kreuznach 30, Neu-
wied 8 (Wirtg. Fl.). Nassau : Main-
24 25 26 27
sn are, h } u Rheinthal, Okriftel 25, Diedenbergen
25, Wallau 25, Wiesbaden 24, Schier-
41 . | stein 24 (Fuck. Fl). Meerholz 27,
AS 1 EAB Auer ! Gelnhausen 27, Nieder-Rodenbach 26
(Wender. Fl.). Leudesdorf 8 (?), Al-
tenkirchen 2 (Hild.*).
Hiernach im niederen Niveau eines Theiles des engeren Rheingebietes;
isolirt höher aufsteigend ; Main 41, Blies 43. Nicht striet abhängend
vom Tabaksbau,
Orobanche Rapum.
Auf Sarothamnus : nordöstl. von Katzenellenbogen 17. Ober-Fisch-
bach 16. Singhofen 16. Schaumburg
17. Oberwilden 3. Siegen 3. Deuz
um: Se <{i 3! Giershausen 16. H. — In der
Baum 1 urguitt. | Pfalz nur nördl. von Weissenburg : unter
44 (Poll. 1863, 195). KRheinpreufsen
167) 17.8 taal 1 « durch das ganze Gebirg (Wirtg. Fl.).
Mainthal ? (Wirtg. Reisefl.). Laach
8. Siebengebirge 1 (Löhr En.). Neu-
30 ’ f } ; Weilnau 18, Amt Dillenburg 3, 4,
Wald Strüth zw. Sechshelden u. Ebers-
bach 4, Nieder-Lahnstein 16 (Fuck.
Fl.). Laurenburg 16 (n.R. Leuckart).
Rochusberg 30, Camp 16, Boppard 16
(v. Spiefsen*).
Hiernach in unserem Gebiete nur um die Sieg, Dill und Lahn und
(44)
zip =
von da dem Rhein entlang abwärts; obgleich Sarothamnus durch das
ganze Gebiet verbreitet ist (s. u.),
Sonst noch im Schwarzwald und den Vogesen, Eifel; Oesterreich,
Lombardei (Löhr En. 498). Hiernach scheint auch keine klimatische
Grenze hier vorzuliegen.
Orobanche rubens.
Seckbach 26. H. — Heldenberger Wald bei Kaichen 19 (Hörle).
Darmstadt 32, Rofsberg bei Rofsdorf 33 (n. Alefeld). Rheinhessen 31,
38, längs der Bergstrafse 39, Frankfurt
26, Mannheim 46, Vilbel 26, Worms
39, Hochheim 25, Kreuznach 30 (D. u.
Ser. 8. 351). — Pfalz : Rheinfläche
bei Mannheim 46, Lambsheim 45, Max-
dorf 45, Eppstein 45, Studernheim 46,
Frankenthal 46, Nierstein 31, Mainz
31, Mombach 24, Gonsenheim 31, Hei-
desheim 31, Budenheim 24; Hügel bei
Dürkheim 45, Kallstadt 45, Nieder-Olm
31, Rehbachthal 31, Nieder-Ingelheim
24, Ockelheim 30 (Schlz. 8. 339).
Ludwigshafen 46, Bingen 30, Wachen-
heim 45, Grünstadt 38, Alsbacher 39
und Auerbacher Schlofsberg 39, Weinheim 46, Alt-Wiesloch 46 (Poll.
1863, 196). Rheinpreufsen (Wirtg. Fl.). Okriftel 25, Oestrich 24, Nd.-
Lahnstein 16, Eberbach 24, Hadamar 10 (Fuck. Fl... Melibocus 39
(Wender.*). Braubach 16 (v. Spiefsen*).
Hiernach sehr verbreitet durch den centralen Theil unseres Gebietes
im Anschlufs an den Rhein und seine Nebenflüsse, in niederen und mitt-
leren Niveaus; selten höher 39.
Orobus niger (Lathyrus n. B.).
Giesen 12: Lindener Mark. Oestl.
am Hausberg 18. Blaue Steinkaute
östl. von Langen 33. Zwingenberg 39.
8 z : u = are Sr Melibocus 39. Geisberg bei Ober-
ER aa a ö Ingelheim 31. Eberbach 24. Nieder-
wald 23. Winterstein gegen Ziegen-
DOM DAGEP DEE 2 Der berg 18. H. — (Hey. R. 97). Darm-
stadt 32: Papierweg nahe dem Mathil-
30 31 32
” den-Tempel (n. Bauer). Rofsdorf 33
Sosg7 il 38, re (n. Wagner). Markwald beim Bingen-
heimer Forsthaus 19 (n. Heldmann).
2346 6. ld Orb 27, Johannisberg bei Nauheim 19
(n. Theobald). Niederolmer Wald
ae
31 (n. Reifsig). Bergstralse 39, Oppermanns-Wiese bei Darmstadt 32,
Lollarer Kopf bei Giefsen 12, Vilbeler Wald 26, Vogelsberg 13, Donners-
berg 37, Kreuznach 30, Heidelberg 46 (D. u. Scr. $. 548). — Pfalz :
Neustadt 45, Königsbach 45, Forst 45, Wachenheim 45, Dürkheim 45;
Lauterecken 36, Meisenheim 37 (Schlz. S. 131). Grünstadt 38, Mosbach
[? 48, 24] (Poll. 1863, 130). Taunus 25, im Gebirge bis Nieder-Lahn-
stein 24, 23, 16 (Fuck. Fl... Hönningen, Hammerstein, Erpeler Ley 8
(Hildb.).
Hiernach zusammenhängend durch einen grofsen Theil des Gebietes
verbreitet, in allen Höhenschichten.
Orobus tuberosus L. (Lathyrus montanus B.).
Giefsen 12: Wald vor Annerod, Lindener Mark; Hangelstein u. sonst.
Nordöstl. von Falkenstein 25. Hofheim gegen Langenhain 25. Schneid-
heim 25. Stoppelberg 11. Herbstein 13. Eichelberg bei Fürfeld 37.
Melibocus 39 Rainrod 7. Mehrenberg 10. Walmerod 10. Kronberg 25.
ZT ZZ N Güttersbach 40.29 Maıbach= 18% Dore-
holzhausen 11. Schlofs Starkenburg
39. Hörstein 34. Narzhausen 5 (C.
8 PETE TTS ATS var. angustifolia),. Weilmünster 18.
Sulzbach 16. Oberwald 13: Goldwiese.
15 16 17 18 19 20 . Dautphe 4. N. von Burbach an der
AB. Nister 2. H. — Kaichen 19 (Hörle*).
Rofsdorf 33 (n. Wagner). Offenbach
Bi 26 : im Frankfurter Wald (n. Leh-
mann). Selters 20 (n. Heldmann).
Spessart 34, Hochstadt 26 (n. Theo-
bald). — Pfalz : fast überall (Schlz.
S. 131). Coblenz 15, Neuwied 8
(Wirtg. Fl... Sonnenberg 24: tenui-
(unvollständig) folia; selten um Dillenburg 3, Herborn
4, Hadamar 10, sonst in Nassau häufig (Fuck. Fl.). Leniaberg u. Ober-
olmer Wald 31 (n. v. Reichenau).
Same 9 40
Hiernach wahrscheinlich durch das ganze Gebiet verbreitet, in allen
Höhenlagen.
Orobus vernus (Lathyrus v. B.).
Giefsen 12 : Hangelstein, Giefsener Wald u. sonst. Darmstadt 32 :
Buchwald östlich. Romrod 6. Greifenstein 11. Dillenburg 4. Eiserne
Hand 4. H. — Siegen 3 (Engstfeld*). Ramholz 21 (n. C. Reufs).
Kaichen 19 (Hörle*). Rofsdorf 33 (n. Wagner). Offenbach 26 : im
Frankfurter Walde (n. Lehmann). Zwiefalten 20: im Hillerswald,
gegen den Bilstein 13 (n. Heldmann). Spessart 34, Naumburg 19,
= (ii) =
Ostheimer Wald 26 (n. Theobald). — Pfalz : Speyer 46, Edenkoben 45,
Neustadt 45, Steinbach am Donnersberg 37, Kreuzuach 30, Kaiserslautern
44, stellenweise bis Annweiler (unter
44), z. B. Nufsdorfer Wald 46 und
Be ar im Frögenthal 44, Heidelberg 46,
foso11ssga Hau: Schriesheim 46, Weinheim 46 (Schlz.
S. 131). Eufserthal 44, Wiesloch 46
OS [92001 (Poll. 1863, 130). Sonneck zw. Bingen
oh nr u. Bacharach 23, Boppard 16 (Wirtg.
5 Fl... Ems 16 (Löhr*). Reichelsheim
SO STE SD 19, Amt Dillenburg u. Herborn 3, 4;
N. Hadamar 10, Wetzlar 11, Wies-
SD ek : baden 24 (Fuck. Fl... Marburg 5
ee (Wender. Fl.). Oberolmer Wald 3!
(n. v. Reichenau).
Hiernach zerstreut über einen gro-
fsen Theil des Gebietes in allen Höhelagen.
Osmunda regalis.
Zwischen Orb 27 und Michelbach (n. Theobald u. Manuel).
Huttenthal bei Kreuznach 39 (n. Derscheid). Spessart 34 (Schenk*).
Oberwald im Vogelsberg 13 (Bauer*).
Frankfurter Wald 25 (Becker*).
Heidelberg hinter Stift Neuburg 47
a (Arnold*). — Pfalz : Vogesias viel-
fach, z.B. Homburg nach SW. 43, bei
Kaiserslautern 44 : zw. Mölschbach
u. dem Stüderhofe, Pirmasenz : unter
43; Hardt bei Deidesheim 45 : im
99a h . 34 (85) Schlangenthal, Weyher 45; Rhodter
Wald 45 (Schlz. S. 565). Waldfisch-
bach 43 (Ney*). Idarwald 29 (Wirt-
FT ER BE gen*). Von Siegburg 1 nordwärts
(Wirtg. Fl... Lohrer Glashütte [35?
Einsiedel] (Wetter. Abh. 1858, 245).
Hiernach regellos zerstreut über einen Theil der höheren u. mittleren
Regionen des Gebietes.
Oxalis corniculata.
Braunfels 11 : Mauer des Orchideen-Hauses. H. — Rofsdorf 33
(nach Wagner). Heidelberg 46, Schwetzingen 46, Darmstadt 32 (D. u.
A
Ser. 8. 490). — Nicht in der Pfalz
RR NOTE (Schlz. 8. 103). Angeblich bei Cob-
lenz 15 (Wirtg.*). Holriger Weg bei
IL nn ueeeg ® Arnstein 16 (Fuck. Fl.). Marburg 5
ieh] Sudan ladneihe, SL
Hiernach ganz regellos zerstreut
über wenige Punkte des Gebietes.
BOLIES Yale aaa Wohl nicht einheimisch.
46
Panicum ciliare (sanguinale var. S-z.).
Rofsdorf 33 (n. Wagner). Bingen 30 (n. Wirtgen). — Pfalz:
Speyer 46, Mufsbach 45, Wachenheim 45, Ungstein 45, zw. Dürkheim 45
u. Oggersheim 46, Weilsenheim am Sand 45, Friedelsheim 45, Schwetzingen
46, Mannheim 46, Käferthal 46, Sand-
dorf 39, Darmstadt 32, Mainz 31,
Kreuznach 30, ?Kaiserlautern 44,
? Zweibrücken 43 (Schlz. 8. 517).
Neustadt 45, Grünstadt 38, Freinsheim
45 (Poll. 1863, 267). Nicht im übri-
25 26 gen Rheinpreufsen (Wirtg.Fl.). Hanau
26 (Löhr En.). Okriftel 25, Hoch-
SUEEOlMEES2 ESS, ö heim 25 (Fuck. Fl.).
Hiernach nur im oberen Rheinge-
biet und dem Unterlaufe des Mains in
43 (44) 45 46 . \ r niederen und mittleren Niveaus. Ging
bei Samen-Cultur in P. sang. vulgare
über : Schultz (Poll. 1861, 8. 121).
38 39
Panicum glabrum (Digitaria humifusa, P. filiforme Garcke).
Gielsen 12 mehrfach (Hey.R. 415).
Wehrda 5 (Wender.*). Darmstadt
32. Balkhausen 39. Weidenhausen 11
(1857). H. — Pfalz : fast überall 45,
46, auch in der ganzen Vogesias 44,
wo P. eiliare gänzlich fehlt (Schlz.
S.518). Südl. Rheinpreufsen (Wirtg.
Fl.). Nassau nur im Main- 25 u. Rhein-
thal 24, 23, 16 (Fuck. Fl.). Langenbach
18 (Snell*). Wassenach 8 (Bach FI.).
Hiernach nur im oberen u. mittleren
. 44 45 46
Rheingebiet u. der südwestlichen Pfalz;
isolirt im mittleren Lahngebiet 11, 12.
BER ee
Papaver Argemone.
Giefsen 12 : Feld; Kleinlinden, Berger Mühle bei Arnsburg, Watzen-
born. — Fauerbach 18. Ronhausen 5. Johannisberg bei Aschaffenburg
34. Hörstein 34. Münzenberg 12.
Königsberg 11. Annweiler : unter 45.
IDEE a i Stedebach 5. Breidenbach 4. Lauf-
Ben oe. dorf 11. Kirberg 17. Gelnhausen 27.
Kernbach 4. Ranstadt 20. Stockhau-
ORTE 2027 sen 11. H. — (Hey. R. 18). Mainz
= 3r 31 (v. Reichenau). Kaichen 19
(Hörle*). Ramholz 21 (n. C. Reufs).
Fu eg a re Oberlahnstein 16 (P. Caspari*).
Rolsdorf 33 (n. Wagner). — Pfalz :
fast überall (Schlz. S. 26). Nassau
re ae häufig, Okriftel 25 mit glatter Kapsel
(Fuck. Fl... Rheinpreufsen überall
15, 8, 1 (Wirtgen*). Kaiserslautern
(unvollständig) 44 (Trutzer®).
Hiernach vielleicht durch das ganze Gebiet verbreitet mit dem Acker-
bau. Augaben unzureichend. — Die Pflanze geht durch den gröfsten
Theil von Europa bis Kleinasien, Aegypten und Algier.
Papaver dubium.
Giefsen 12. Holzheim 12 Oestl. von Fürfeld 37. H. — Kreuznach
30 (n. Polstorf). Jugenheim 31! Alzenau 27. Allna 5. Ober-Brechen
17. Braunfels 11. Rheinböllen 23. Winneberger Hof 36. Gerach 36.
Südl. von Grofs-Bockenheim 38. Rimbach 7 Schlitz 14. Crainfeld 21.
Holzmühl 21. Langen-Selbold 26.
Rückingen 26. Medard 36. Franken-
SR OR. eck 45. Jahrsfeld 8. Mündersbach 9.
a ae oe NW. v. Winningen 15. Wassenach 8.
Nieder-Mendig 15. Schotten 13. Eisen-
ko me er ma 21 bach 14. Blitzenroth 14. Eisemroth 4.
H. — Rofsdorf 33 (nach Wagner).
= u Mainz 31 (n. Reifsig). — Pfalz:
ya, Ser fast überall (Schlz. S. 26). Metter-
nich 15 : v. parviflorum (Wirtg.*).
Nassau stellenweise durch das Gebiet
re N rel (Fuck. Fl.).
Hiernach wahrscheinlich mit dem
Ackerbau durch das ganze Gebiet ver-
breitet. Specialangaben unzureichend.
Die Pflanze geht durch ganz Süd- und Mittel-Europa bis Bergen, Stock-
holm; südöstl. : Caucasus. Naturalisirt in Nord-America, Canaren,
(unvollständig)
Papaver hybridum.
Kreuznach 30 (n. Polstorf). Ramholz 21 (n. C. Reufs). Effolder-
bach 19, Selters 20 (n. Heldmann). Angeblich bei Frankfurt 26, Wies-
baden 24 (Theobald). Mainz 31,
Nackenheim 31 (n. Reifsig). Durch
Rheinhessen 31, 38, Oppenheim 31,
Bingen 30, Framersheim 38, Köngern-
8 10% 11
heim 38, Darmstadt 32, Arheilgen 32,
19772021 zw. Klein- u. Lützellinden 11 (D. u.
3 ae ae Ser. S. 414). — Pfalz : zw. Kusel u.
Wolfstein 43, Mainz : bis Zahlbach 31,
SSR j R Nierstein 31, Mertesheim bei Grünstadt
38, Forst 45; Rheinfläche bei Schwe-
DO et na u genheim u. Mechtersheim (ca. Speyer
Aal mas 6 46); Hochheim 25 (Schlz. 8. 26).
Neuwied 8 (Wirtg.*). Fehlt in Nassau
nach Wirtg. Fl. 15. Weilburg 10
(Wirtg. Reisefl.). Dissibodenberg 30 (Löhr En.). Staudernheim 30,
Odernheim 30 (Wirtg.*).
Hiernach regellos zerstreut über einen Theil der niederen u. mittleren
Regionen des Gebietes. — Die Pflanze geht durch Süd- u. Mittel-Europa
(inel. England); Canaren, Algier.
(Wird fortgesetzt.)
II.
Ueber die durch elektrische Kräfte er-
zeugte Aenderung der Doppelbrechung
des Quarzes.
Von W. €. Röntgen.
Es hat bekanntermalsen Hr. W. Thomson die Er-
scheinungen der Pyroelektrieität durch die Annahme zu er-
klären versucht, dafs das Innere der pyroelektrischen Krystalle
sich in einem Zustand dauernder elektrischer Polarisation be-
findet; die Wirkung dieser Polarisation nach Aufsen wäre
durch eine immer vorhandene elektrische Ladung der Ober-
fläche neutralisirt, solange die Polarisation unverändert bleibt.
Temperaturänderungen der Krystalle sollten nun dieselbe
änderen und es wäre die beobachtete Pyroelektricität eine
Folge dieser Aenderung.
Diese Ansicht hat durch die vor einiger Zeit von den
Hrn. J. und P. Curie *) aufgefundenen, von Hrn. Han-
kel**) bestätigten und als piezoelektrische bezeichneten Er-
scheinungen, sowie durch die ebenfalls von J.und P.Curie***)
angestellten Versuche über die durch Elektrieität erzeugten
Formveränderungen von pyroelektrischen Krystallen eine
Stütze gewonnen; wenigstens lassen sich jene Erscheinungen
*) Compt. rend. 91, S. 294, 383. 1880; 92, $. 186, 350; 93, S. 204. 1881.
*#*) Abhandl. der kön. sächs. Gesellschaft Bd. XII, $. 459. 1881.
**%) Compt. rend. 93, S. 1137. 1881.
XXI. 4
ur... or
durch die erwähnte Hypothese in ungezwungener Weise er-
klären.
Ich will an dieser Stelle nicht die Schwierigkeiten be-
sprechen, welche sich meiner Meinung nach der Annahme
jener Hypothese entgegenstellen, sondern nur mittheilen, in
welcher Weise jene Anschauung mich dazu geführt hat, die
unten beschriebenen Versuche anzustellen, deren Resultate an
und für sich gewils bemerkenswerth sind.
Die Ueberlegung, von der ich ausging, ist die folgende:
Wenn in einem pyroelektrischen Krystall in bestimmten
Richtungen eine dauernde elektrische Polarisation vorhanden
wäre, und wenn es gestattet wäre, aus den kürzlich aufge-
fundenen Wirkungen der statischen Elektricität auf die
optischen Eigenschaften von einfach brechenden Medien zu
tolgern, dafs nicht allein die durch äulsere elektrische Kräfte
hervorgerufene Polarisation, sondern auch eine bereits vor-
handene natürliche Polarisation einen Einflufs auf die
Schwingungen des durchgehenden Lichtes ausübte, so mülsten
die optischen Eigenschaften eines pyroelektrischen Krystalles
in verschiedener Weise geändert werden, jenachdem eine
Schwächung oder eine Verstärkung der natürlichen Polarisa-
tion durch äulsere elektrische Kräfte erzeugt wird.
Nehmen wir als Beispiel einen Quarzkrystall, so ergeben
zunächst die piezoelektrischen Versuche mit demselben ein
Resultat, das sich wenigstens für normal und einfach aus-
gebildete Krystalle in folgender Weise angeben läfst. Einen
senkrecht zur Hauptaxe gelegten ebenen Schnitt kann man
durch drei sich unter 60° in einem beliebigen Punkt schnei-
dende gerade Linien in sechs Felder theilen, welche die nach-
stehenden Eigenschaften haben. Ein Druck, der in irgend
einer durch jenen Punkt gehenden oder dieser parallelen
Richtung auf den Krystall ausgeübt wird, hat zur Folge, dals
der Krystall an den zwei Druckstellen elektrisch wird und
zwar an der einen Stelle positiv, an der anderen negativ.
(seht man von einer Druckrichtung zu einer anderen, in zwei
benachbarten Feldern liegenden Richtung über, so wechselt
das Zeichen der Elektricitäten an den Druckstellen im Augen-
blick, wo die Druckrichtung die Grenze der benachbarten
Felder überschreitet.
Daraus folgt, dafs ein in der Richtung einer der drei
erwähnten geraden Linien ausgeübter Druck keine Piezo-
elektrieität erzeugen kann; ich möchte deshalb diese drei
Richtungen die Axen fehlender Piezoelektricität nennen. In
den drei Richtungen, welche die Winkel zwischen diesen
Axen halbiren, mülste das Maximum von Piezoelektrieität
erzeugt werden, diese Richtungen seien deshalb als Axen
maximaler Piezoelektrieität bezeichnet. Dieselben fallen
mehr oder weniger mit den sogenannten Nebenaxen,
den Verbindungslinien von zwei gegenüberliegenden Säu-
lenkanten des Quarzes zusammen; ob sie immer genau
damit coineidiren, kann ich noch nicht sagen, da ich darüber
noch zu wenig Versuche angestellt habe; bei einigen Kry-
stallen scheint dies wirklich der Fall zu sein. Wäre dem
nun so, so würden die Axen fehlender Piezoelektrieität mit
den Zwischenaxen des Quarzes dieselbe Richtung haben.
Ich denke mir nun, dafs die drei Axen maximaler Piezo-
elektrieität die drei Richtungen der natürlichen Polarisation
angeben; legt man den Enden einer jeden Axe das positive
oder negative Zeichen bei, entsprechend der natürlichen Ver-
theilung der Elektrieität im Innern, so müssen diese Enden,
wenn man sie der Reihe nach verfolgt, abwechselnd positiv
und negativ sein. Diese Zeichen sind zugleich die Zeichen
der durch Druck entstehenden Elektricität und gelten, wie
oben bemerkt, für das ganze Feld, in welchem je eine Axe
liegt.
Wird nun ein Quarzstück so der inducirenden Wirkung
statischer Elektrieität ausgesetzt, dafs an einer Stelle die
Kraftlinien senkrecht zur Hauptaxe und zugleich nicht in der
Richtung einer Axe fehlender Piezoelektricität verlaufen, so
würde an dieser Stelle durch diese Kräfte die natürliche
Polarisation und damit nach der eingangs mitgetheilten Hypo-
these die natürliche Doppelbrechung von Strahlen, die senk-
recht zur Hauptaxe und zu den Kraftlinien gehen, zu oder
abnehmen müssen. Das Eintreten des einen oder des an-
4*
m EN
deren Falles wäre ganz und gar abhängig davon, in welchem
der drei Paare von gegenüberliegenden Feldern die Richtung
der Kraftlinien liegen und in welchem Sinn sie dieselben
durchlaufen. Keine Aenderung der natürlichen Doppel-
brechung würde unter den angenommenen Verhältnissen zu
beobachten sein, wenn die Kraftlinien in der Richtung einer
der drei Axen fehlender Piezoelektricität verlaufen.
Diese Folgerungen, dafs die Doppelbrechung des Quarzes
durch Einwirkung statischer Elektrieität nach Belieben ver-
mehrt oder vermindert werden kann und dafs die Doppel-
brechung unter bestimmten Umständen durch eine solche Ein-
wirkung nicht merklich verändert wird, habe ich durch Ver-
suche bestätigt gefunden.
Zu den ersten Versuchen dienten zwei rechtwinkelige
Parallelipipede aus reinem brasialinischem Quarz, deren op-
tische Untersuchung keine Verwachsungen erkennen liels.
Diese von Hrn. Steeg und Reuter bezogenen Stücke sind
2,0 cm lang, 1,2 cm dick und breit und genau gleich ge-
arbeitet. Die Längsrichtung beider Stücke sollte nach meiner
Angabe mit einer Nebenaxe zusammenfallen, indessen wurde
durch ein Mifsverständnils seitens des Verfertigers auf diese
Angabe wenig Gewicht gelegt. Nachträglich eingezogene Er-
kundigungen, sowie eine von mir mittelst der Leydolt’schen
Aetzfiguren *) vorgenommene Untersuchung haben ergeben,
dafs jene Richtung bei beiden Stücken jedenfalls nur wenig von
der Richtung der Nebenaxen abweicht ; übrigens sei bemerkt,
dafs es für die vorliegende Untersuchung genügt, wenn die
Längsrichtung nicht mit einer Axe fehlender Piezoelektrieität
coineidirt; die piezoelektrische Untersuchung hat gezeigt, dals
dies nicht der Fall ist. — Zwei Seitenflächen stehen genau
senkrecht zur Hauptaxe und die zwei anderen Seitenflächen
sind somit genau der Hauptaxe und ungefähr der Nebenaxe
parallel.
*) Berichte der Wiener Akademie Bd. 15, 8. 59. 1855.
a a
Beide Stücke sind in der Längsrichtung in einer Weite
von 0,2 cm angebohrt, und zwar jedes von der Mitte der
zwei Endflächen aus; die coaxialen Bohrlöcher erreichen sich
in der Mitte des Krystalls nicht, sie lassen vielmehr eine un-
gefähr 0,2 cm dicke Schicht zwischen sich stehen, welche
diejenige Stelle bildet, welche auf ihr elektro-optisches Ver-
halten untersucht werden soll.
Beide Krystalle wurden untersucht; bei jedem Versuch
aber befand sich nur der eine im elektrischen Feld, der an-
dere diente dazu, die natürliche Doppelbrechung des ersteren
zu compensiren ; zu diesem Zweck waren die Stücke mit einer
Spur von Hausenblase so zusammengekittet, dafs ihre Haupt-
axen senkrecht zu einander standen. Das unter 45° gegen
die Hauptaxen polarisirte Licht ging senkrecht zur Ebene,
welche die Hauptaxe und die Nebenaxe eines Krystalles ent-
hält, somit senkrecht zu zwei Seitenflächen durch den Kry-
stall. Zwischen gekreuzten Nicols war die Mitte des Gesichts-
feldes, die Stelle zwischen den Bohrlöchern, bei Anwendung
von Natriumlicht, dessen Intensität für die vorliegende Unter-
suchung vollständig genügte, ziemlich gleichmälsig dunkel,
abgesehen von geringen Unregelmälsigkeiten, die wahrschein-
lich von dem beim Bohren ausgeübten Druck herrührten.
In die zwei Bohrlöcher des zu untersuchenden Krystalles
wurden gut abgerundete 0,15 cm dicke Messingdrähte, ge-
steckt, von denen je einer mit einer Elektrode einer Holtz-
schen Maschine so verbunden war, dafs ein rasches Commu-
tiren ermöglicht war. Die Potentialdifferenz zwischen den
beiden Elektroden konnte bei constanter Rotationsgeschwin-
digkeit der Maschine mit Hülfe einer Nebenschliefsung, welche
einen variabelen Luftwiderstand enthielt, beliebig viel und
continuirlich geändert werden. Dieses bei vielen Versuchen
schon seit längerer Zeit von mir angewandte Verfahren be-
steht darin, dafs die eine Elektrode der Maschine mit einer
isolirten scharfen Spitze, die andere mit einer isolirten Metall-
platte in Verbindung steht; Spitze und Platte stehen sich
gegenüber und können gegen einander verschoben werden;
je weiter sie von einander entfernt sind, desto gröfser ist der
N
Luftwiderstand für die dunkle Entladung, desto gröfser ist
folglich die Potentialdifferenz zwischen den Elektroden.
Um das bei gröfseren Potentialdifferenzen vorkommende
lästige Ueberspringen von Funken zwischen den in die Kry-
stalle eingesteckten Messingdrähten zu verhüten, brachte ich
die Krystalle in eine kleine mit Schwefelkohlenstoff, bei den
späteren Versuchen mit Benzol gefüllte Flasche; das polari-
sirte Licht trat unter senkrechter Ineidenz durch die eine
durchbohrte und mit einer Birmingham-Glasplatte bedeckte
Seitenfläche ein und verliels die Flasche durch die gegen-
überliegende, gleich bearbeitete Fläche.
Zur Controle habe ich die Quarzstücke auch in Luft
untersucht und dabei im Wesentlichen dasselbe Verhalten ge-
funden, wie wenn dieselben sich in Schwefelkohlenstoff oder
Benzol befanden.
Die Richtung der Nebenaxe, der Längsaxe des auf elektro-
optischen Effect geprüften Krystalles wurde vertical gestellt,
die Richtung der Kraftlinien in der Mitte des Krystalls war
folglich ebenfalls vertical und die Hauptschnitte der Nicols
machten somit Winkel von 45° mit diesen Kraftlinien [die
früher als Stellung I der Nicols bezeichnete Anordnung *)].
Die Quarzstücke sollen zur Unterscheidung von einander mit
Krystall I und Krystall II bezeichnet werden ; eine Endfläche
eines jeden derselben ist mit einer eingeritzten Marke ver-
sehen, welche im Folgenden das bezeichnete Ende genannt
wird.
Die Wirkung, welche die Elektrieität auf das durch den
Quarz gehende Licht ausübte, wurde verglichen mit der Wir-
kung, welche eine Compression eines zwischen Analysator
und Krystall eingeschalteten Glasstückes in verticaler oder
horizontaler Richtung zur Folge hatte. Wenn es unten z. B.
heilst :
unten +, oben — : dieselbe Wirkung wie verticale Compr.
so ist das so zu verstehen, dafs eine Ladung der Enden der
*) Vgl. Ber. d. Ob. Ges. Bd. 19, 8. 1. 1880. — Wied. Annal. Bd. 10,
8.27.1880:
u.
Nebenaxe unten mit positiver, oben mit negativer Elektrieität
dieselbe optische Veränderung der Mitte des Gesichtsfeldes
erzeugte, wie eine Uompression der Glasplatte in verticaler
Richtung.
Versuch 1. Krystall I; bezeichnetes Ende unten.
unten +4, oben — : dieselbe Wirkung wie verticale Compr.
unten —, oben -H- : ” o; „ horizontale „
Versuch 2. Krystall I; bezeichnetes Ende oben.
unten +, oben — : dieselbe Wirkung wie horizontale Compr.
unten —, oben +: > a „ verticale e
Versuch 3. Krystall I; bezeichnetes Ende oben.
a. Durch verticale Compression der Glasplatte konnte
die Mitte des Gesichtsfeldes etwas dunkler gemacht werden,
darauf bewirkte, während die Glasplatte comprimirt blieb,
unten +, oben — eine Zunahme der Helligkeit. Durch stär-
kere Compression in verticaler Richtung konnte diese Wir-
kung compensirt werden.
b. Durch verticale Compression der Glasplatte wurde
wiederum die Mitte des Gresichtsfeldes dunkler gemacht;
unten —, oben + erhellte auch jetzt das Gesichtsfeld, diese
Erhellung konnte jedoch durch eine stärkere Compression in
verticaler Richtung nicht aufgehoben werden, dieselbe wurde
vielmehr dadurch verstärkt.
Versuch 4. Nachdem die Krystalle umgekittet waren.
Krystall II, bezeichnetes Ende oben.
unten +, oben — : dieselbe Wirkung wie horizontale Compr.
unten —, oben +: Fr > „ verticale e
Versuch 5. Bei den obigen Versuchen befanden sich die
Quarze in Schwefelkohlenstoff, bei den folgenden in Luft.
Krystall I, bezeichnetes Ende oben.
unten +, oben — : dieselbe Wirkung wie horizontale Compr.
unten —, oben +: ” 5 „ verticale "
Versuch 6. Krystall II, bezeichnetes Ende oben.
unten +4, oben — ; dieselbe Wirkung wie horizontale Compr.
unten —, oben +: 3 5 „ verticale ä
Die Versuche wurden zu sehr verschiedenen Zeiten und
unter geänderten Umständen wiederholt; so befand sich bei
späteren Versuchen öfters nur der eine Krystall in der mit
Benzol gefüllten Flasche, der andere als Compensator dienende -
war in Luft aufgestellt; als Compensator wählte ich auch
einigemal Glimmerplättchen oder andere Quarzstücke; immer
erhielt ich aber die Resultate, die oben mitgetheilt sind, nie
ergab sich etwas anderes.
Es ist nun bekannt, dafs eine comprimirte Glasplatte sich
optisch verhält, wie ein negativer Krystall, dessen Hauptaxe
mit der Compressionsrichtung zusammenfällt; da nun Quarz
ein positiver Krystall ist, so kann man die obigen Resultate
in dem Satz zusammenfassen, dafs die Doppelbrechung der
untersuchten Quarzstücke zunimmt, wenn das bezeichnete
Ende der Nebenaxe positiv, das nicht bezeichnete Ende ne-
gativ elektrisch gemacht wird ; dafs dieselbe dagegen abnimmt,
wenn das bezeichnete Ende jener Axe negativ, das nicht be-
zeichnete Ende positiv elektrisch wird.
Es wurde nun untersucht, wie diese Enden sich in piezo-
elektrischer Beziehung verhalten. Die Untersuchung geschah,
indem die an den Endflächen mit Staniolstreifen versehenen
Krystalle zwischen Hartgummiplättchen mittelst einer Schrau-
benpresse in der Längsrichtung zusammen gedrückt wurden;
der eine Staniolstreifen war in Verbindung mit einem em-
pfindlichen Fechner’schen Goldblattelektroskop, welches die
Spannung auf dem isolirten Pol eines Daniell’schen Ele-
mentes durch einen kräftigen Ausschlag zu erkennen giebt;
der andere war zur Erde abgeleitet.
Die wiederholt angestellten Versuche ergaben nun über-
einstimmend, dafs das bezeichnete Ende der Nebenaxen beider
Quarze bei Zunahme des Druckes negativ elektrisch und bei
Abnahme des Druckes positiv elektrisch wurde; das nicht
bezeichnete Ende zeigte positive resp. negative Elektricität.
Man kann somit das Resultat der elektro-optischen Unter-
suchung auch so aussprechen : Die Doppelbrechung des
Quarzes nimmt zu, wenn demjenigen Ende einer Nebenaxe
positive Elektrieität zugeführt wird, welches ‘durch Zunahme
eines in der Richtung dieser Nebenaxe wirkenden Druckes
negativ elektrisch wird und zugleich dem anderen Ende nega-
tive Elektrieität zugeführt wird. Die Doppelbrechung nimmt
Be
dagegen ab, wenn die Vertheilung der mitgetheilten Elektri-
eitäten die entgegengesetzte ist.
Hält man an der Ansicht fest, dafs ein piezoelektrischer
Krystall sich in einem Zustand elektrischer Polarisation be-
findet, dessen Richtung speciell beim Quarz mit der Richtung
der Nebenaxen zusammen zu fallen scheint, und dafs die be-
obachtete Piezoelektrieität eine Folge der durch Druck ge-
änderten Polarisation ist, so ergiebt eine einfache Ueber-
legung, dafs das durch Druckzunahme negativ werdende Ende
dasjenige ist, welchem die negative Seite der elektrisch pola-
risirten Theilchen zugewendet ist. Oben fanden wir nun,
dals die Doppelbrechung zunimmt, wenn diesem Ende positive
Elektrieität und dem anderen negative Elektricität zugeführt
wird; durch diese Zufuhr mufs die Polarisation verstärkt
werden und wir erhalten somit das Resultat, dafs die Doppel-
brechung des Quarzes zunimmt oder abnimmt, je nachdem
die natürliche Polarisation durch äulsere elektrische Kräfte
verstärkt oder geschwächt wird.
Nachdem somit die erste in der Einleitung erwähnte
Folgerung durch Versuche eine Bestätigung gefunden hatte,
ging ich daran, auch die zweite einer experimentellen Prüfung
zu unterwerfen. Die mitgetheilten Versuche hatten mir ge-
zeigt, dafs jedenfalls keine grolse Differenz, was die Stärke
anbetrifft, zwischen der durch gleiche elektrische Kräfte er-
zeugten Zunahme und Abnahme der Doppelbrechung vor-
handen war; daraus schlofs ich, dafs es in der That gelingen
mulste, im Quarz eine Richtung aufzufinden, welche die Eigen-
schaft hat, dafs in dieser Richtung wirkende elektrische Kräfte
keine merkliche Aenderung der Doppelbrechung hervorbringen.
Nach dem, was oben über diese Richtung gesagt ist, mülste
dieselbe in einer Axe fehlender Piezoelektrieität, folglich in
oder jedenfalls in der Nähe einer Zwischenaxe des Krystalles
zu suchen sein. Ich liefs mir deshalb von Hrn. Steeg und
Reuter eine quadratische Quarzplatte von 1,5 cm Seiten-
länge und 0,25 cm Dicke, die genau parallel einer Säulen-
fläche, somit senkrecht zu einer Zwischenaxe geschnitten ist,
= BR Ye
herstellen. Die Hauptaxe liegt parallel einer Seite des Qua-
drates, eine Nebenaxe also parallel einer zur zuerst genannten
senkrechten Seite. Die vier schmalen Seitenflächen sind polirt.
Zunächst wurde nun untersucht, ob die Zwischenaxe dieses
Krystalles wirklich eine Axe fehlender Piezoelektrieität ist.
Es ergab sich, dafs sogar starke Druckänderungen in der
Richtung der Zwischenaxe keine merklichen Mengen von
Elektrieität auf den Druckstellen hervorbrachten, dafs diese
Richtung also eine Axe fehlender Piezoelektricität ist. Neben-
bei sei bemerkt, dafs ein Druck parallel der Hauptaxe das-
selbe Resultat ergab, dafs dagegen ein Druck parallel der
Nebenaxe beträchtliche Mengen von Elektrieität entwickelte.
Darauf wurde die Platte in der Mitte einer quadratischen
Endfläche angebohrt, so dafs dort eine ungefähr halbkugel-
förmige Vertiefung entstand (Tiefe 0,1 em); eine nochmalige
Untersuchung auf Piezoelektricität ergab dasselbe wie vorher.
Diese so vorbereitete Platte wurde auf die bei meinen
früheren elektro-optischen Versuchen gebrauchte Messing-
scheibe zwischen zwei dünnen auf derselben aufgekitteten
Glasstreifehen gelegt und in horizontaler Lage in die Kleine,
oben erwähnte, mit Benzol gefüllte Flasche gebracht. In die
Vertiefung der Platte ragte das Ende eines gut abgerundeten
Messingdrahtes. Die Scheibe war die untere, der Draht die
obere Elektrode. Die Lichtstrahlen gingen parallel der Neben-
axe, somit senkrecht zur Hauptaxe und zur Zwischenaxe
durch die Platte. Die Nicols befanden sich in der Stellung I.
Um die natürliche Doppelbrechung zu compensiren ge-
brauchte ich dasselbe Mittel, wie bei den Versuchen mit den
Quarzparallelipipeden : eine zweite quadratische Quarzplatte,
die senkrecht zur Hauptaxe geschnitten ist und ungefähr
dieselben Dimensionen hat wie die erstere, wurde zwischen
Analysator und Glasflasche auf ein um drei senkrecht zu
einander stehende Axen bewegliches Stativ befestigt und so
gestellt, dals ihre Hauptaxe senkrecht zur Hauptaxe der ersten
Platte war. Die Doppelbrechung konnte nicht vollständig
compensirt werden, allen um die in der ersten Platte even-
tuell hervorgebrachte Aenderung der Doppelbrechung beob-
a A
achten zu können, konnte einer jener verticalen dunklen Streifen
sehr gut benutzt werden, welche das Gesichtsfeld durchwan-
derten, wenn -die compensirende Platte ein wenig um eine
verticale Axe gedreht wurde. Eine geänderte Doppelbrechung
mülste sich durch ein Verschieben des Streifens nach rechts
oder links bemerkbar machen.
Ich stellte nun die Versuche in der Weise an, dals zu-
erst ein Streifen in die Mitte des Gesichtfeldes, somit gerade
unterhalb der kugelförmigen Vertiefung gebracht und nach-
gesehen wurde, ob bei rascher Aenderung der Potential-
differenz zwischen den Elektroden eine Verschiebung dieses
Streifens eintrat. Eine solche Verschiebung habe ich, wie
oft auch die Versuche unter geänderten Bedingungen wieder-
holt wurden, niemals erkennen können. Daraus folgt somit,
dafs eine Aenderung der Doppelbrechung durch elektrische
Kräfte, welche in der Richtung der Axe fehlender Piezoelek-
trieität wirkten, nicht in merklicher Weise erzeugt wurde *).
Nun wurde der Streifen zuerst auf die linke, dann auf
die rechte Seite von der centralen Vertiefung, dieser aber
immer sehr nahe bleibend verlegt; auch in diesen Stellungen
war kein Einflufs der Elektrisirung auf die Doppelbrechung
zu bemerken; sowohl das untere wie das obere Ende des
Streifens änderte seine Lage nicht.
Die Beobachtung, dafs auch das obere Ende des Streifens
nicht verrückt wurde, ist von Wichtigkeit, denn da dort die
Kraftlinien, die von der halbkugelförmigen Vertiefung aus-
gehen, horizontal verlaufen und folglich links und rechts von
der oberen Elektrode mit der Richtung der Hauptaxe zu-
sammenfallen, so ergiebt sich daraus, dafs auch in der Rich-
tung der Hauptaxe des Quarzes durch elektrische Kräfte keine
*) Ich kann selbstverständlich nicht behaupten, dafs auch bei viel
gröfseren Potentialdifferenzen als die, welche ich anwandte und bei Be-
nutzung einer intensiveren Lichtquelle keine Spur eines elektro-optischen
Effeetes in der Richtung einer Axe fehlender Piezoelektrieität beobachtet
werden könne. Würde Jemand eine solche Aenderung beobachten, so
wird diese jedenfalls viel geringer sein, als die in der Richtung einer Axe
maximaler Piezoelektricität stattfindende; die obigen Versuche würden ihre
Bedeutung nicht verlieren.
ne
merkliche Aenderung der Doppelbrechung erzeugt werden
konnte. Auch hier gilt natürlich die vorhin in einer Fuls-
note gemachte Bemerkung. Die piezoelektrische Unter-
suchung hatte, wie bemerkt, ergeben, dafs durch Druck-
änderungen in der Richtung der Hauptaxe keine Elektrieität
an der Druckstelle auftrat.
Das soeben mitgetheilte Resultat verdiente direct geprüft
zu werden; zu diesem Zweck wurde die senkrecht zur Haupt-
axe geschliffene Platte gerade so wie die parallel der Axe
geschliffene mit einer centralen halbkugelförmigen Vertiefung
versehen und an die Stelle der letzteren in die Flasche ge-
bracht; die Platten wurden einfach vertauscht. Wenn nun
bei dieser Anordnung ein Interferenzstreifen unter der Ver-
tiefung, also an der Stelle lag, wo die Kraftlinien parallel der
Hauptaxe verliefen, so konnte ich durch Vermehrung oder
Verminderung der Potentialdifferenz zwischen den Elektroden
keine Verschiebung desselben hervorbringen; folglich änderte
sich auch in dieser Platte die Doppelbrechung durch in der
Richtung der Hauptaxe wirkende elektrische Kräfte nicht
merklich. Auch diese Platte hatte bei einer Pressung parallel
der Hauptaxe keine Piezoelektricität an der Druckstelle ge-
liefert.
Lag der Streifen seitlich von der Vertiefung, dieser aber
sehr nahe, so beobachtete ich beim Elektrisiren eine Er-
scheinung, die eine sehr willkommene Bestätigung der mit den
(@Quarzparallelipipeden erhaltenen Resultate lieferte. Während
nämlich das untere Ende des verticalen Streifens sich nicht
bewegte, neigte sich das obere Ende desselben nach rechts
oder links und zwar wechselte die Richtung der Bewegung
mit den Zeichen der Elektrieitäten auf den Elektroden ; aufser-
dem fand ich bei unverändertem Zeichen der Elektrieität, dafs
das obere Ende eines Streifens sich in verschiedener Richtung
bewegte, je nachdem der Streifen auf der rechten oder auf
der linken Seite von der Mitte sich befand. Eine verticale
oder horizontale Compression der eingeschalteten Glasplatte
hatte eine Verschiebung des ganzen Streifens parallel sich
selbst nach links oder nach rechts zur Folge.
ne
Die Erklärung dieser Erscheinungen ist bald gefunden,
wenn man bedenkt dals, wie die unten mitgetheilten Versuche
darthun, die Richtung nach links und rechts d. h. die zu den
Lichtstrahlen senkrechte horizontale Richtung in dem benutzten
Krystall nicht gerade mit einer Axe fehlender Piezoelektriecität
zusammenfällt.e. Die Erscheinungen sind dann einfach aus
den zuerst besprochenen Versuchen abzuleiten; verlaufen doch
die Kraftlinien im oberen Theil der Platte neben der Ver-
tiefung ungefähr horizontal; ein Theil derselben fällt folglich
mit Richtungen zusammen, in welchen die Doppelbrechung
geändert werden kann; im unteren Theil der Platte dagegen
stehen die Kraftlinien vertical, diese liegen somit in der Rich-
tung der Hauptaxe und erzeugen deshalb keine Aenderung
der Doppelbrechung. Dem entsprechend verschiebt sich blofs
das obere Ende des Streifens und nicht das untere. Die Be-
obachtung, dafs die Richtung der Verschiebung wechselt, wenn
die Elektrisirung oder die Lage des Streifens wechselt, ist in
vollständiger Uebereinstimmung mit der gefundenen That-
sache, dafs die Zunahme der Doppelbrechung des Quarzes in
eine Abnahme übergeht, wenn die Richtung der Kraftlinien
umgekehrt wird.
Es hatte sich oben weiter ergeben, dals man aus der Ver-
theilung der Piezoelektricität bei gegebener Richtung der Kraft-
linien mit Bestimmtheit ım Voraus schlielsen kann, ob eine
Zunahme oder eine Abnahme der Doppelbrechung stattfinden
wird, und es fragt sich somit, ob bei dem neuen Krystall die
aufgestellte Regel bestätigt gefunden wird oder nicht.
Die Platte wurde auf Piezoelektricität untersucht. Ein
Druck auf die quadratische Oberfläche in der Richtung der
Hauptaxe lieferte keine deutlich erkennbare Menge von
Elektrieität an den Druckstellen. Anders verhielten sich je-
doch die vier schmalen Seitenflächen ; dieselben sollen der
Reihe nach mit a, b, c, d bezeichnet werden. Eine Druck-
zunahme in der Richtung parallel b und d lieferte bei a po-
sitive, bei c negative Elektricität; eine Druckabnahme die
entgegengesetzten Elektricitäten. Eine Druckzunahme in der
Richtung parallel a und c ergab bei b negative, bei d posi-
tive Elektricität; eine Druckabnahme das Gegentheil. In
beiden Fällen erhielt ich kräftige Ausschläge des Elektroskops *).
Es wurde nun die Platte wieder in die mit Benzol ge-
füllte Flasche gebracht und eine Wiederholung der elektro-
optischen Versuche vorgenommen. Die optische Wirkung
der Elektricität wurde auch jetzt verglichen mit der Wirkung
einer in horizontaler oder verticaler Richtung comprimirten
(Glasplatte. Wenn es also im Folgenden z. B. heilst :
unten +, oben —; oberes Ende des Streifens links : horizontale Compr.
so ist das eine Abkürzung von folgendem Satz : Wenn
die untere Elektrode positiv, die obere negativ war, so neigte
sich das obere Ende des links von der Mitte liegenden Streifens
nach der Seite hin, nach welcher der ganze Streifen durch
eine Compression der Glasplatte in horizontaler Richtung ver-
schoben werden konnte.
Versuch l. Die Lichtstrahlen gingen parallel a und ce
durch die Platte; a lag links, ec rechts :
unten +, oben —; oberes Ende des Streifens links : verticale Compr.
unten —, oben +; ,„ n n n ». .: horizontale
unten +, oben —; B e = e rechts : horizontale „
unten —, oben +; „ » r n a rZyertieale 5
Versuch 2. Lichtstrahlen parallel a und c; a rechts, e
links :
unten —, oben —; oberes Ende des Streifens links : horizontale Compr.
unten —, oben +; 2 . he z „ : verticale e
unten +, oben —; - . = n rechts : verticale ;
unten —, oben —; „ n : horizontale S
Versuch 3. Lichtstrahlen parallel b und d; b rechts, d
links :
unten +, oben — ; oberes Ende des Streifens links : verticale Compr.
unten —, oben +; „ 5 - 5 „ : horizontale „
unten 4, oben —; , 5 " h rechts : horizontale „
unten —, oben 4; ,„ h .; - „ : verticale ”
*) Zwischen den beiden Richtungen parallel b und d und parallel a
und e mulfs ein Feld liegen, welches sich in piezoelektrischer Beziehung
entgegengesetzt verhält zu den beiden Feldern, zu welchen diese Rich-
tungen gehören. In der That ergab eine Druckzunahme in der Richtung
der Diagonale des Quadrates, welche von der Ecke a, d zu der Ecke b, c
geht, bei a, d negative, bei b, c positive Elektrieität; eine Druckabnahme
das Gegentheil.
BET
Versuch 4. Lichtstrahlen parallel b und d; b links, d
rechts :
unten +, oben —; oberes Ende des Streifens links : horizontale Compr.
unten —, oben +; „ = . n „ : verticale n
unten 4, oben —; „ pi en 3 rechts : verticale >
unten —, oben +; e e 5 5 : horizontale „
D
Man überzeugt sich nun leicht, dals diese Ergebnisse
sich in jeder Beziehung in vollständiger Uebereinstimmung
befinden mit den aus den zuerst mitgetheilten Versuchen er-
haltenen Resultaten.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs die im Obigen
mitgetheilten Phänomene auch mit Hülfe von zwei bekannten
Thatsachen sich erklären lassen. Die eine dieser Thatsachen
wurde vor kurzem von den Hrn. J. und P. Curie aufgefunden *)
und lautet : theilt man den Enden einer Nebenaxe eines
Quarzkrystalles entgegengesetzte Elektrieitäten mit, so ist
die Folge davon, dafs der Krystall sich in der Richtung dieser
Axe zusammenzieht resp. ausdehnt, je nachdem die Zeichen
der zugeführten Elektrieitäten den Zeichen der an diesen
Enden durch einen in jener Richtung ausgeübten Druck ent-
stehenden Piezoelektricitäten entgegengesetzt oder gleich sind.
Ich halte es nun für sehr wahrscheinlich, dafs dieses zunächst
nur für die Richtung einer Nebenaxe gefundene Resultat,
sich für jede Richtung senkrecht zur Hauptaxe ergeben wird,
und dafs somit die Richtung der Zwischenaxe, der Axe feh-
lender Piezoelektrieität die Eigenschaft besitzt, dafs elektrische
Kräfte, welche in dieser Richtung wirken, keine merklichen
Formveränderungen des Quarzes erzeugen. Bis jetzt habe
ich noch keine Gelegenheit gehabt, die Richtigkeit der Cu-
rie’schen Versuche zu prüfen und dieselben in der ange-
deuteten Weise zu erweitern; da mich jene Versuche auch
deshalb sehr inieressiren, weil sie in naher Beziehung stehen
zu meinen früheren Versuchen über sogenannte elektrische
Ausdehnung **), werde ich sobald wie möglich diese Unter-
suchung in Angriff nehmen.
*) Compt. rend. Bd. 93, S. 1137. 1881.
**) Ber. d. Oberh. Ges. Bd 20, S. 1. 1881,
N ne
Die zweite leicht zu bestätigende Thatsache ist die, dafs
eine mechanische Compression des Quarzes senkrecht zur
Hauptaxe auf die Lichtstrahlen, welche senkrecht zur Haupt-
axe und zur Compressionsrichtung durch den Krystall gehen,
qualitativ dieselbe Wirkung ausübt, wie eine in gleicher Rich-
tung stattfindende Compression einer eingeschalteten Glas-
platte.
Unschwer wird man finden, dals die beschriebenen Er-
scheinungen bis in ihre Details hinein vollständig in Ueber-
einstimmung sind mit den soeben mitgetheilten Eigenschaften
des Quarzes.
Ueber die eigenthümlichen Erscheinungen, welche ich
beobachtete, wenn die Lichtstrahlen parallel mit der Haupt-
axe hindurchgingen, hoffe ich später zu berichten.
Gie[sen, den 25. Nov. 1882.
Inn.
Magnetische Experimentaluntersuchungen.
Von Carl Fromme.
4. Abhandlung*).
(Mit einer Curventafel.)
In einer früheren Abhandlung, der dritten über magne-
tische Experimentaluntersuchungen, habe ich bewiesen, dals
die Geschwindigkeit, mit welcher eine magnetisirende Kraft
von der Null an bis zu ihrem constanten Werth wächst oder
mit welcher sie von diesem bis zur Null abnimmt, von
wesentlichem Einfluls auf das von der Kraft inducirte Moment
ist, indem einestheils und hauptsächlich die Grölse, andern-
theils aber auch der Zustand des Moments von dieser Ge-
schwindigkeit abhängt.
Für die Ursache dieser Erscheinung ergab sich aus der
Gesammtheit aller Versuche das Resultat, dafs dieselbe jeden-
falls nicht Folge von Inductionsströmen ist, welche bei dem
Ansteigen oder Abfallen der magnetisirenden Kraft m der
Masse des zu magnetisirenden Körpers entstehen; dals da-
gegen einer Erklärung direct aus der Hypothese der dreh-
baren Molekularmagnete die Mehrzahl der beobachteten That-
sachen sich sehr gut fügte.
Doch blieb auch noch einenicht geringe Zahl von Thatsachen
übrig, für welche eine Erklärung aus dieser Hypothese ohne
*) Die 1. Abh. findet sich in Pogg. Ann. Erg.-Bd. VII, S. 390—430,
1876; die 2. Abh. in Wied. Ann. IV, $. 76—107, 1878; die 3. Abh. in
Wied. Ann. V, S. 345—388, 1878.
XXI. 5
u
Weiteres nicht gegeben werden konnte und auf der anderen
Seite konnte man noch eine ganze Reihe von Fragen auf-
werfen, welche in der früheren Untersuchung nicht oder nicht
genügend durchs Experiment beantwortet waren.
Die vorliegende Arbeit wird versuchen, die frühere
namentlich in letzterer Beziehung zu vervollständigen, sie soll
sich jedoch beschränken auf die Mittheilung der Resultate,
welche die Beobachtung der permanenten Momente (PM) ge-
liefert hat.
Die Methode der Untersuchung war die früher ange-
wandte : Ein /angsames Absinken der magnetisirenden Kraft
wurde erzielt durch langsames Ausziehen des Körpers aus
der Spirale, während dieselbe von einem constanten Strom
durchflossen wurde, oder auch durch allmähliche Einschaltung
von Widerstand bis W = 10000 8. E. und Unterbrechung
des hierdurch unmerklich gewordenen Stroms. In beiden
Fällen erhält man das gleiche permanente Moment (PM,),
falls nur im ersten Fall das Ausziehen des Körpers aus der
Spirale mit Vermeidung aller Erschütterungen und im zwei-
ten Fall die Vermehrung des Widerstandes ohne grolfse
Sprünge stattfindet.
Ein rasches Absinken der magnetisirenden Kraft auf Null
wurde hervorgebracht durch Unterbrechung des Stroms an
Quecksilber, während sich der Körper in der Mitte der vom
constanten Strome durchflossenen Magnetisirungsspirale be-
fand. Das permanente Moment ist dann bezeichnet mit PM..
Als Magnetisirungsspirale diente die in der 3. Abhand-
lung beschriebene, auf ein Papprohr gewickelte Spirale von
1859 Windungen, als Compensationsspirale die an demselben
Ort beschriebene, auf ein Messingrohr gewickelte Spirale von
1352 Windungen. Die Batterie bestand aus 2 bis 5 Bunsen-
schen Elementen. mit immer möglichst concentrirter Salpeter-
säure. Alle Angaben der permanenten Momente sind in Skalen-
theilen der 1800 mm vom Magnetometer entfernten Skala
gemacht. Die Stromintensität wurde vor und nach einer Be-
obachtungsreihe gemessen durch die Ablenkung, welche das
Magnetometer durch die sich nicht compensirend eingestellten
a.
beiden Spiralen erfuhr. Die Angaben der Stromintensität in
den verschiedenen Tabellen sind meist nicht mit einander
vergleichbar.
1. Einflufs der Zahl der Drähte in einem Bündel.
In der früheren Untersuchung wurde mit Bündeln von
Drähten experimentirt, deren Zahl in jedem einzelnen wenig-
stens 16 und höchtens 40 betrug, und deren Dicke in ver-
schiedenen Bündeln gleich 0,5 bis 12 mm war. Es änderte
sich von Bündel zu Bündel sowohl die Zahl, als die Dicke,
als auch die molekulare Beschaffenheit der Drähte. Es soll
nun zuerst die Frage beantwortet werden, wie sich cet. par.
die Differenz PM,—PM;, mit der Zahl der Drähte in dem
Bündel ändert? Denn nach den früher gemachten Erfah-
rungen (NS. 380 a. E.) war es im höchsten Grade wahrschein-
lich, dafs ein Einflufs der Dicke des Bündels und damit der
Zahl seiner Drähte bestand.
Die folgenden Versuche wurden mit Eisendrähten ange-
stellt, welche, obwohl von Bündel zu Bündel in ihrer Dicke
variirend, doch sämmtlich dem gleichen dicksten Drahte ent-
stammten, aus dem sie durch Ziehen gewonnen waren. Vor
der Magnetisirung wurden sie ausgeglüht, die Oxydschicht
wurde nicht entfernt. Die magnetisirende Kraft war so
grols (#5 Bunsen mit dem Rheostatenwiderstand W = 0),
dafs nicht allein der einzelne Draht, sondern auch das Draht-
bündel mit permanentem Magnetismus gesättigt war, — was
bei einer Kraft von unzureichender Stärke nicht immer zu-
trifft.
Die Versuche wurden nun in der Weise ausgeführt, dafs
zuerst ein einzelner Draht der Wirkung der Kraft ausgesetzt
und sein PM, und PM; bestimmt wurde. Sodann verband
man mit dem ersten einen zweiten ihm gleichen Draht, in-
dem man beide neben einander liegende Drähte zu möglichst
inniger Berührung fest mit Zwirn bewickelte. Beide wurden
zusammen magnetisirt und ihr Moment bestimmt. Zu den
beiden Drähten trat dann noch ein dritter u. s. £.
Di
N
Tab. 1. Drähte von 170 mm Länge und 1,13 mm Dicke,
F 2 er B k
also Dimensionsverhältnils Die 150. Curventafel Fig. 1:
- _— Bet
Zahl der Deite | 1 | 2 84 5\ 61|8|10, 12 | 14
Ed |
PM, | 240 | 380 | 458 495 | 525 556 607 | 636 678 | 694
| |
Kl | |
PM,—PM: 47 15,3 30,5 ee 55,2 68,1) 85,0] 98,5) 113,2] 125,0
| | |
PM,—PM: | | |
in Proc. von PM, | 2,0| 4,0) 6,7 9,0 10,5| 12,2| 14,0] 15,5] 16,7| 18,0
|
Tab. 2. Drähte von 136 mm Länge und 0,89 mm Dicke,
also ge 150. Curventafel Fig. 2:
D
i |
Zahl der Drähte 1 4 8 15 22 27 32
PM, ı25 | 253 | 296 | 347 | 382 | aıs | 4
PM, —PM: 3,4 | 23,2 | 40,2 | 62,0 | 75,8 | 89,0 | 106,8
PM, —PMı
in Proc. von PM, 2,4 9,2 | 13,6 | 17,9 | 19,8 | 21,3 | 24,2
Tab. 3. Drähte von 200 mm Länge und 2,12 mm Dicke,
L
De:
Zahl der Drähte | 1 2 3 4
PM, 348 396 4253 475
PM,—PMr 22,3 34,8 46,2 66,0
PM,—PM;
in Proc. von PM, 6,4 8,8 10,9 14,0
Aus den Tabellen 1 bis 5 ziehen wir vorläufig nur fol-
gendes Resultat :
PM,—PM, nimmt mit wachsender Zahl der Drähte in
einem Bündel zu und zwar bei den beiden dünneren Drähten
zuerst rascher, später langsamer als diese, während bei dem
a
dicken Draht das anfänglich raschere Wachsen nicht zu be-
merken ist. Es nimmt ferner zu mit wachsendem PM,, näm-
PM,—PM;,
PM,
wachsender Zahl der Drähte fortwährend wächst : PM,—PM,,
ausgedrückt in Procenten von PM,, ist bei einem einzelnen
Draht der Tabelle 1 oder 2 klein, erreicht aber mit wachsen-
der Zahl der Drähte sehr hohe Werthe, welche eine Annähe-
rung an ein Maximum selbst bei 32 Drähten nicht erkennen
lassen.
Zugleich mit der eben entschiedenen Frage wurde noch
die folgende beantwortet : In welcher Weise ändert sich bei
lich durchaus schneller als dieses, so dafs mit
einem Drahtbündel das von einer Kraft inducirte permanente
und temporäre Moment mit der Zahl der Drähte und welchen
Einflufs üben dabei die Dimensionen der Drähte aus?
Die Kraft, welche das permanente Moment erzeugte, war
wieder von solcher Gröfse, dafs sie das Bündel sättigte;
während die temporären Momente TM von einer kleineren
Kraft erzeugt wurden, welche jedesmal auf die mit PM ge-
sättigten Drähte wirkte.
Aus der Tab. 1 ergiebt sich, dals bei :
I an u, „4715, 6 08.10 12,18’ Drabten
auf 1 Draht entfällt ein PM, gleich :
240 1% 15 124 105 %3 76 64 56 50.
Aus der Tab. 2 ergiebt sich, dafs bei :
1 a 8 lb 22 ,27 32 Drähten
das PM, eines jeden einzelnen Drahtes gleich ist :
125° 69 1831|. '25 17 15 14
Tab. 4 1,13 mm dicke Drähte von 106 mm Länge
e& = 94) ergaben, dafs ein Draht erhält
allein ein PM. = 370,0 } : = 1,596
wenn in Verbindung mit einem zweiten „ = 231,8
und dritten „ = 171,8 \ = 1,353
und vierten „ = 140,0 y: = 1,224.
Nachdem diese Drähte auf eine Länge von 64 mm ge-
kürzt und nochmals geglüht waren = — Hl) szeiste
ein Draht allein ein PM. = 113,4 — 1,628
in Verbindung mit einem zweiten „ = 697 ende
und dritten‘, „a — 151,1 i
und vierten „ = 422 = 1,225
Tab. 5. 2,12 mm dicke Drähte von 120 mm Länge en
— 57) ergaben folgende PM, eines Drahts :
allein i 188,9 . 1,676
wenn verbunden mit einem zweiten 112,7
und dritten 83,2
und vierten 66,6
Tabelle 6. Eisendrähte von 0,3 mm Dicke. Dieselben
entstammen nicht dem diekeren Drahte, welchem alle vorher-
gehenden entnommen waren.
ı 1,355
:01,249
Das PM, eines Drahts ist 'L = 200mm L = 100mm L=50mm
Draht allein 85,5 63,7
1,048 h: 1,164
„ In Verbindung mit einem anderen 81,5 54,7
:1,033 N: 1,081
Te n „ zwei „ 78,9 50,6
|: 1,022 }:n112
en R „ drei a 77,2 45,5 110,9
1:1,023 }:1,868| 121,56
Be = „ sieben „ 75,6 33,4 7,0
Tab. 7. 0,89 mm dicke Dräthe von 136 mm Länge.
(Curventafel Fig. 3 und 4):
|
Zahl der Drähte | 1 \a|a Briae | T7r] Sg ze ee
| |
PM, 132) 192, 227| 240) 265| 282] 290, 306) 323| 344| 386
auf 1 Draht entfällt |
ein PM, von 132| 96) 76) 60| 53] A7| 41) 38) 36] 29] 22
TM 24 77| 136) 183| 210) 237 247| 255| 269] 303) 376
Auf 1 Draht entfällt
ein TM von 24| 38) 45 46) 42] 40) 35) 32] 30] 25) 21
Die gestellte Frage beantwortet sich nach diesen und
anderen Versuchsresultaten folgendermalsen :
Bei der Vereinigung mehrerer Drähte zu einem Bündel
wächst das permanente Moment PM langsamer als die Zahl
N
der Drähte, aber die Gröfse des schwächenden Einflusses,
welchen die einzelnen Drähte auf einander ausüben, ist von
den Dimensionen der Drähte abhängig und es ist wahrschein-
lich, dafs nicht die Dicke und nicht die Länge der Drähte
für sich allein bestimmend ist, sondern dals es vorzugsweise
auf das Verhältnifs beider, das Dimensionsverhältnifs, an-
kommt. Ist dasselbe klein, so tritt sein Einfluls ganz zurück,
ist es gröfser, so wächst das permanente Moment eines Bün-
dels desto mehr proportional der Zahl seiner Drähte an, je
gestreckter dieselben sind. Der schwächende Einfluls der
einzelnen Drähte auf einander ist bei dem Bündel, für dessen
Drähte & — en == 610 ish, aufserordentlich gering. Dies
ist für die Herstellung sehr starker permanenter Magnete zu
berücksichtigen.
Hiermit ist das Resultat Lamont’s*) in Einklang, wel-
cher fand, dafs die Schwächung des Magnetismus eines Uhr-
federabschnitts durch einen anderen, anliegenden, dem ersten
gleichen mit zunehmender Breite und abnehmender Länge
derselben wuchs.
Die Beobachtungen der temporären Momente ergaben,
dafs das von einer constanten Kraft erzeugte TM continuir-
lich, aber zuerst rascher, später langsamer als die Zahl der
Drähte zunimmt. Das auf je einen Draht entfallende TM
nimmt zuerst bis zu einem Maximum zu und darauf bis unter
den Werth, den es bei einem isolirten Draht besals, ab.
Da mit abnehmender Zahl der Drähte das PM jedes ein-
zelnen Drahts continuirlich wächst, so lälst sich der obige
Satz auch dahin formuliren, dafs mit zunehmendem PM eines
Drahts sein TM zuerst zu- und später abnimmt.
In dieser Form ist er identisch mit dem Gresetz, welches
ich früher (2. Abh. S. 92 ff.) für die Abhängigkeit des tem-
porären Magnetismus vom permanenten aufgestellt habe.
*) Lamont, Handbuch des Magnetismus S. 112—113.
— WM
2. Einflufs der Länge und Dicke der Drähte.
Von den aus dem gleichen dicksten Drahte gezogenen
Drähten 1 bis 4 wurden folgende Längen (mm) abgeschnitten :
Draht 1_ D'=2,12 ‚L:—=)50, 5, 194 ll LOSE
Draht, 2., D = 1,51.Au = — 1: 85 140 200
Draht 32.7, Ela 1 — . 105 148
Braht«45, »D5—.0,89, Iu— — ui '— 84 ls
L
no 38 57 9 132
Diese Drähte wurden sämmtlich den gleichen beiden
Kräften, nämlich 5 Bunsen mit W=>5 und W= (0, unter-
worfen und die Gröfse der Differenz PM.—PM; ermittelt. Im
Folgenden sind die Werthe derselben in Procenten von PM,,
sowie die PM, selbst angegeben. Man sieht, dafs schon bei
W = 5 sämmtliche Drähte mit alleiniger Ausnahme von
Draht 1) = — 24 gesättigt sind. Die Drähte 1) m =
und 2) = — 132 befanden sich in einer gröfseren Entfernung
vom Magnetometer, als alle übrigen, bei denen die Entfernung
die gleiche war.
Tabelle 8.
ie |
> 24 38 | 57 | 94 132
Draht 1.
PM, 66,0 | 238,2 | 652,5 | 602,0 —
w
PM.—PMr 109 35,8 19,9 14,1 8,6 =
PM,
PM, 73,7 | 240,0 | 651,5 | 600,5 ur
w=0
PM.—PMs jg0 292 | 17,7 13,5 8,4 e
PM,
Draht 2.
PM, er — | 204,8 | 643,0 | 405,0
WS m PM
PM, 100 —_ — 16,5 11,1 6,0
PM,
W
use
PM,
PM,
PM,—PMt
PM,
|
an
I
3
I
PM,—PMr
a
PM,
WIN ea
a
Aus Tab. 8, sowie
Procenten von PM, und dem Dimensionsverhältnils D :
100
«100
. 100
. 100
Draht 4.
169,0
7,7
169,0
8,0
660,3
3,0
662,5
2,8
321,0
3,4
324,0
3,5
auch aus Tab. 1, 2 und 3 schliefsen
wir, dafs die (in Procenten von PM, ausgedrückte) Differenz
PM,—PM;, sowohl von der Länge als von der Dicke des
Drahts abhängt : Bei gleichbleibender Dicke wächst sie mit
abnehmender Länge und bei gleichbleibender Länge nimmt
sie mit zunehmender Dicke ebenfalls zu.
Wir bilden die Producte aus PM,—PM; (ausgedrückt in
L
D (PM,—PMr )
L u
D Draht 1 Draht 2 Draht 3 Draht 4
24 78 Pt — en
38 71 > a a
57 79 91 — _
94 80 101 65 73
132 — 77 38 45
=
Hieraus geht hervor, dafs sich bei jedem der beiden
dickeren Drähte PM,--PM. umgekehrt proportional dem
Dimensionsverhältnils, also bei gleichbleibender Dicke umge-
kehrt proportional der Länge ändert *), dafs dagegen bei
einem jeden der beiden dünneren Drähte PM,—PM; rascher
abnimmt, als die Länge wächst; ein Resultat, welches sich
auch bei anderen Versuchsreihen ergeben hat. Angenähert
wird man PM.—PM:
PM,
umgekehrt proportional setzen können, auch bei Bündeln von
Drähten, wie eine Vergleichung der Tab. 1 und 2 lehrt.
dem Dimensionsverhältnifs des Drahts
3. Abhängigkeit der Erscheinung von der Gröfse der
magnetisirenden Kraft.
a) bei wachsendem permanenten Moment PMa.
Bei den in der 3. Abhandlung beschriebenen Versuchen
war die magnetisirende Kraft fast durchweg von beschränkter
Grölse, indem selten mehr als 2 Bunsen ’’sche Elemente be-
nutzt wurden. Es schien nun der Mühe werth, den Verlauf
der Erscheinung auch bei gröfseren Kräften zu untersuchen.
Es hatte ferner die Erscheinung nicht den gleichen Verlauf
bei Eisenstäben, Stahlstäben und Drahtbündeln genommen.
Auch diesen Unterschieden sollte durch weitere Beobachtungen
näher getreten werden.
In die folgenden Tabellen sind — der Raumersparnils
wegen — auch gleich einige Zahlenreihen aufgenommen, näm-
lich die bei constantem PM, sich ergebenden Werthe von
PM.,—PM,, welche erst unter 3b besprochen werden sollen.
PM,-PM L
PM, D
*) Tab. 21 liefert folgende Werthe von
L
SI : 24 38 57
W2=720 274 7,1 Di
Ve—2102270952 6,3 5,2
VVe-—=202:76.2 4,9 D,4%
er
Tab. 9. Bündel aus 20 Drähten eines 1 mm dicken
Eisendrahts; Länge = 150 mm :
PM,—-PM: | PM,—PM:r
W n PM, PM,—PM;: in Proc. bei const.
vony BM, IBME2—2500
150 20 37 3,5 9,5 22,8
100 29 . 53 7,8 14,7 39,8
70 40 81 5,1 6,8 17,8
50 54 124 9,5 7,7 31,0
30 86 221 32,5 14,7 61,0
20 119 298 44,7 15,0 707
15 148 346 70,2 20,2 81,4
am: | 184 385 87,9 22,0 112,5
224 413 95,6 23,1 138,0
285 446 105,6 23,7 152,5
351 467 111,2 23,8 150,3
1,5 422 484 114,2 23,6 128,7
0 533 500 114,2 22,8 114,7
Tab. 10. Bündel aus 0,389 mm dicken und 160 mm langen
Eisendrähten. 5 Bunsen :
PM,—PM; | PM,—PMr
W i | PM, PM,—PM;: in Proc. bei const.
von PM, |PM, = 587
300 12 21 0 0 16,0
200 19 42 1,6 4,0 31,5
150 25 70 0 0 41,5
100 37 138 1,9 1,4 1,0
70 52 220 6,5 3,0 9,7
50 71 307 16,3 5,3 12,0
30 110 416 44,6 10,7 42,5
20 152 478 67,1 14,0 76,5
15 189 512 78,8 15,4 102,8
11 231 547 92,0 16,8 107,8
8 279 566 94,6 16,7 104,5
351 583 91,7 15,7 93,8
3 427 57° | 905 15,4 93,5
1,5 507 587 83.0 = 82,5
0 626 587 80,0 —_ 80,0
— %6 =
Tab. 11. Eisendrahtbündel aus 0,5 mm dicken und 200 mm
langen Drähten. 5 Bunsen :
PM,—PM- | PM,—PM-
W i PM, PM,—PM: in Proc. bei const.
vongBM,2 | EMS —3881
200 24 59 2,5 4,2 19,3
150 31 113 4,5 4,0 27,5
100 46 — —_ — 0
85 we = _ en an
70 63 — _ au 4,5
50 85 659 6,0 0,9 28,0
30 132 802 38,0 4,7 56,0
20 181 850 64,0 7,5 75,0
15 224 868 76,5 8,8 78,0
11 275 876 81,0 9,2 76,0
8 330 881 88,5 10,0 78,5
5 418 882 86,5 9,8 81,0
3 508 881 87,5 9,8 83,5
1,5 602 — — — 80,5
0 744 881 89,0 10,1 84,0
Tab. 12. Zwei Stäbe von 200 mm Länge und 6 mm
Dicke, der eine von Eisen, der andere von Stahl, beide ge-
glüht. Die Entfernung vom Magnetometer ist bei dem Stahl-
stab grölser als bei dem Eisenstab. 2 Bunsen. Curventafel
Bıe..5.:
17
e'Fzl
g'ezı
ggg
z0rl
F'zEl
8'921
o'erı
G'F6
20,
g'gr
0'98
%12
o'8el
0
TIE
88%
LLG
89%
985
GI
661
691
Gel
B'6E
008
0'83
Fu
ZEnT
nn
02 = "Wdl
T0q
IWNd—"Wd
’Wa u0A |
»org u
IWd—"Wd |
INd—"Wd
’WA
’Wd U0A
‘901g ur
IWd—"Wd
sIWd—-"Wad
’Wd
qe3suoesıq
GENETUEIS
162 N)
729 Eı
LIG g
125 g
088 8
113 11
087 gI
8L1 07
821 08
18 08
69 0L
er 001
= 081
z 00%
! M
a ————————————————————————————————————————————
Er Br
Mit 3 Bunsen erhielt man bei dem Stahlstab folgende
Werthe :
w PM, PM.—PM 5; a on
2 680 52,3 7,7
1 750 66,2 8,8
0 827 79,4 9,6
Tab. 13. Der Eisenstab wurde ausgeglüht und mit 4
Bunsen magnetisirt. Curventafel Fig. 7:
PM,— PM: | PM,—PMr
W i PM, | PM,—-PM: in Proc. bei
| | von PM, |pm, = 282
100 31 104 44,0 40,2 er
50 60 180 106,1 59,0 2,5
30 93 221 126,7 57,3 17,5
20 128 239 123,1 51,5 43,2
15 159 251 118,5 47,2 60,0
11 197 261 109,2 41,8 76,7
8 241 274 105,6 38,5 81,7
5 308 281 98,9 35,2 82,1
3 380 281 96,3 RN 89,1
1,5 461 282 99,2 — 97,3
0 585 282 100,1 — 104,2
Ferner wurde beobachtet bei constantem PM, = 232:
We 500 2) 150 100 70 50
PU PM Zre05 ge a0 205 oe
Aus den Tab. 9—13 folgt für das Verhalten von PM,—PM,,
wenn mit wachsender magnetisirender Kraft zugleich PM,
wächst :
Nur bei dem Stahlstab nimmt mit wachsender Kraft auch
PM,— PM; continuirlich zu, nämlich zuerst rascher als die
Kraft, später ihr proportional.
Bei dem Eisenstab wächst PM,—PM;, bis zu hohen
Kräften proportional an, erreicht ein Maximum, nimmt ab
und wieder zu.
Bei einem Eisendrahtbündel endlich erreicht PM,— PM;
bei kleinen Kräften ein Maximum, fällt rasch auf ein Minimum,
steigt bis zu einem zweiten, viel höheren Maximum und nimmt
nochmals ab.
Se an
Nur die Abnahme nach dem zweiten Maximum zeigt
nicht ein jedes Drahtbündel, und ich habe Grund zu glauben,
dals diese Abnahme desto seltener eintritt, je gestrecktere
Form die Drähte besitzen. Bei dem Drahtbündel Tab. 11
blieb PM,—PM;, auf dem einmal erreichten Maximum stehen,
wie hoch auch die magnetisirende Kraft gesteigert wurde.
Bei diesem Bündel tritt das zweite Maximum gleichzeitig,
bei dem in Tab. 10 etwas vor, und bei dem Eisenstab lange
vor erreichter Sättigung mit PM, ein.
Die in Proc. von PM, ausgedrückte Differenz PM,—PM;,
nimmt bei dem Stahlstab continuirlich zu, wächst bei dem
Eisenstab bis zu einem Maximum und nimmt dann ab, und
verhält sich bei einem Drahtbündel ebenso unter der Wirkung
grölserer Kräfte, während sie bei kleinen Kräften noch ein
Maximum und Minimum aufweist, welche mit dem Maximum
und Minimum des absoluten Werths von PM,—PM;, zu-
sammenfallen.
Nur das am meisten gestreckte Bündel Tab. 11 zeigt
ME SEE
PM,
nach dem zweiten Maximum
die Abnahme von
nicht.
b) bei constantem permanenten Moment PMa.
Dieser Fall ist der einfachere; denn eine jede Kraft
findet die Molekularmagnete in derselben Lagerung vor, welche
bestimmt ist durch das gleiche permanente Moment, das immer
nahezu oder ganz der Sättigung mit PM, entsprach. Der
Verlauf der Differenz PM,—PM, mit wachsender Kraft giebt
uns also ein Bild von dem Einfluls des temporären Moments,
er veranschaulicht, in welcher Weise die durch temporäre
Aenderungen der Gleichgewichtslage der Molekularmagnete
verursachte permanente Aenderung PM,—PM; von der Gröfse
der ersteren abhängt.
Tab. 14. Stahlstab der Tab. 12. Eisendrahtbündel aus
0,53 mm dicken und 100 mm langen Drähten. Die Drähte
sind von gleicher Beschaffenheit wie die in Tab. 11 erwähnten.
5 Bunsen :
Drahtbündel Stahlstab
ee nn ||
w i Temporäres 5 ER
er eN Moment TM a tMr
| ae ENTER redueirt auf TM
| | Bögen
250] + 2 8,5 = 2,3 9 0,26
200 | 24 ’ 13,0 R 3,0 12 0,25
oO ©
150 31 B 2,0 B 2,8 15 0,19
100 | 46 5 2,4 E 4,1 23 0,18
63 a
50 | 8 E = 50 |oa 8,0 45 0,18
SEE nk 176 nl 1a 76 0,19
20 Jısı |$ Ss #5 3 S| 193 115 0,17
5 | 22 |<, 220 =’ 25,0 156 0,16
11 1275 ll > 45,3 ||| 3 32,3 213 0,15
8 | 330 ı 47,0 = 41,7 272 0,15
5 | 418 Ss | 45.2 214 952,0 356 0,15
r oO
3 | 508 ©| 44,7 = 110.062,5 424 0,15
1,5| 602 3 45,0 7| 07,7 485 0,14
0 | 744 43,5 II a EM 1 0,13
Tab. 15. Eisenstab. PM, = 316. 5 Bunsen. Curven-
tafel Fig. 8:
w 700 500 300 200 150 100 70 50
i 5 7 12 19 25 37 52 71
PM,—-PM: 63 155 32,5 510 66,0 89,3 110,0 129,0
W 30:20 are 8 5 3 1:51:10
i 110, „.152#°7 189,; -231,u14279) 351 271427 1007 ınmHBRB
PM,—PM; 149,5 153,7 154,3 147,3 138,4 139,0 142,4 146,5 149,5
Tab. 16. Eisendraht von 2,12 mm Dicke und 79 mm
L
Länge. dan 38. 3 Bunsen. PM, = 238:
W200, 150%.100)/.'80 © :60101401./. 2B110 1115710 181 lnBum0
PM,—PM: 39 6,0 10,8 4,8 6,7 13,5 20,8 33,4 46,9 50,4 46,9.
Tab. 17. Eisendrahtbündel aus 1 mm dicken und 40 mm
langen Drähten. 5 Bunsen. PM, = 3:
W 300 200 150 100 70 50 30 20 EV
PM.—PMı, 34 53 22 24 29 40 49 7,5: IMalles2
a
Aus den Tab. 14 und 17, sowie aus den Tab. 9—13 er-
giebt sich folgender Schluls auf das Verhalten von PM,—PM;,
bei Kräften, welche kleiner sind als diejenige, durch welche
PM, erzeugt wurde :
Die einfachsten Verhältnisse bietet der Stahlstab; bei
ihm wächst die Differenz PM,—PM;, continuirlich mit der
Kraft selbst; sie ist ihr proportional, wenn dieselbe von
mittlerer Gröfse ist; sie wächst langsamer als die Kraft, wenn
diese grols ist; bei kleinen Kräften findet sich die Andeutung
eines Maximums.
Von den kleinsten Kräften an wächst PM,—PM; lang-
samer als TM.
Der Eisenstab zeigte in verschiedenen Versuchsreihen,
zwischen welchen er ausgeglüht wurde, ein abweichendes Ver-
halten : Entweder (Tab. 12 und 15) nahm PM,—-PM, bis zu
hohen Werthen der Kraft mit dieser zu, erreichte ein Maxi.
mum, nahm ab bis zu einem Minimum und nahm nochmals -
zu. Während der ersten Periode der Zunahme wuchs
PM,—PM; anfangs rascher, dann langsamer als das temporäre
Moment. Oder (Tab. 13) es nahm PM,—PM; bei den klein-
sten Kräften ab, wobei PM > PMa war, und nach Errei-
chung eines (negativen) Minimums zu. Die Zunahme war zu-
erst rasch und der Kraft poportional, dann einige Zeit ver-
schwindend klein und schliefslich bei den gröfsten Kräften
wieder von merklicher Gröfse.
Bei einem Drahtbündel wächst PM,—PM; zuerst mit
wachsender Kraft, erreicht ein Maximum von bedeutender
Grölse, sinkt von diesem sehr schnell ab bis zu einem Mini-
mum, welches zuweilen im Negativen liegt, steigt wieder an
bis zu einem zweiten Maximum und nimmt nochmals ab.
Die letzte Abnahme tritt allein nicht auf bei den beiden
Bündeln mit den am meisten gestreckten Drähten (Tab. 11.
= 6. Tab. 14 1 = 30)
Der Eintritt des Maximums und Minimums bei kleinen
Kräften ist unabhängig von der Dicke der Drähte und von
ihrem Dimensionsverhältnifs, denn es fand sich sowohl bei
XXI. 6
a
den dünnsten (0,3 mm dicken) Drähten, als auch bei einem
Bündel, dessen Drähte (nur 4 an Zahl) eine Dicke von 2,12 mm
besalsen, es trat ferner auch ein bei dem Bündel (Tab. 17),
für dessen 1 mm dicke Drähte das Dimensionsverhältnifs
L
ner 40 war.
Ebenso aber, wie bei einem Drahtbündel, verhält sich
(Tab. 16) PM,—PM;, bei einem einzelnen Draht, dessen Dicke
von 1,13 bis 2,12 mm beträgt und dessen Länge bis zu 50 mm
abnehmend variirt wurde :
Stets wird bei kleinen Kräften ein Maximum und Mini-
mum beobachtet.
4, Wirkung der gleichen Kraft bei verschiedener Gröfse
von PM,.
In dem vorhergehenden Abschnitt wurde unter a) gezeigt,
welches der Verlauf von PM,—PM; unter der Wirkung von
Kräften ist, deren jede das PM,, welches sie um PM!\—PM;,
reduzirt, selbst erzeugte, während unter b) die Wirkung der
gleichen Kräfte auf ein PM, untersucht wurde, welches durch
eine gröfsere Kraft erzeugt war. Eine Vergleichung der in
3a) und in 3b) erhaltenen Resultate läfst also erkennen, wie
sich die Wirkung einer Reihe von Kräften ändert, wenn
PM, von dem einer jeden zugehörigen auf einen gewissen
grölsten Werth gesteigert wird.
Eine solche Vergleichung ergiebt, dafs die Zunahme von
PM, auf einen gröfsten Werth fast immer eine Zunahme von
PM,—PM, und zwar theilweise eine sehr bedeutende, zur
Folge hat, indem nur bei dem Eisenstabe — und auch bei
diesem nur bei einem Theile der Beobachtungsreihen — die
redueirende Wirkung aller Kräfte mit steigendem PM, sich
stark verringerte. Ferner wird durch die Zunahme von PM,
die Bildung neuer Maxima und Minima von PM,—PM. be-
günstigt — Stahlstab in Tab. 14 bei kleinen Kräften. Eisen-
stab in Tab. 13 bei kleinen Kräften. Drahtbündel in Tab. 9
bei grofsen Kräften — und die Deutlichkeit der schon vor-
handenen erhöht — Drahtbündel in Tab. 9, 10 und 11 bei
kleinen, in Tab. 10 auch bei grofsen Kräften —. Letzteres
bestätigte nur der Eisenstab nicht durchweg. (Vergl. Tab. 13.)
Auffällig ist besonders die Höhe des ersten Maximums
bei grofsem PM,, welches in Tab. 10 z. B. etwa 40 Proc.
des gröfsten vorkommenden Werths von PM,—PM; beträgt,
während es bei der ersten Magnetisirung nicht 2 Proc. er-
reichte.
Die Beobachtung, dafs eine Zunahme von PM, die Diffe-
renz PM,—PM- bei constant bleibender Kraft nicht immer
— wie früher allein gefunden — vergrölsert, sondern manch-
mal — bei dem Eisenstab Tab. 13 durchaus, bei dem Draht-
bündel Tab. 10 unter Wirkung von W = 50 und 30 — auch
verringert, wurde Veranlassung, den einer Kraft zugehörigen
Werth von PM,—PM;, nicht nur für zwei, wie bisher ge-
schehen, sondern für eine grölsere Reihe von Werthen von
PM, zu suchen.
Tab. 18. Eisenstab. 4 Bunsen.
Der Stab wurde durch aufsteigende Kräfte (W = 150
bis W = 4) zum ersten Male magnetisirt, und der jeder
zugehörige Werth von PM,—PM; beobachtet. Bevor eine
grölsere Kraft zur Wirkung gelangte, wurde der Stab allen
schon vorher angewandten kleineren Kräften unterworfen und
bei einer jeden PM, beobachtet, während PM, das gleiche,
durch die bis dahin gröfste Kraft inducirte, war.
Curventafel Figur 9.
w 150 100 70 50 30 20 15 8 4
i 21 32 44 60 94 | 129 159 238 331
PM, 57 94 137 175 218 | 237 249 272 287
37,0 | 575 | 80,0
33,5 | 58,5 | 82,5 | 107,0
49,2 75,2! 101,5. 13155
16,0 | 36,3 | 57,7 | 82,0 | 112,5 | 128,3
7,3.|. 24,3 | 438,8 | 64,5 | 92,5| 112,0| 123,5
20| 1280| 28,5| 425 73,5| 94,0| 103,5 | 117,5
—0,3 80 | 19,0 | 833,5 | 59,0| 80,5| 98,0| 101,0| 112,5
(91,7
| 29,0 | 45,0
PM,—PM:
[>]
>
je}
6*
—. Rd
Für die in derselben Horizontalreihe stehenden Werthe
von PM,—PM; ist PM, constant, nämlich für die erste PM,
— 57, für die zweite PM, = 9 u. s. f., und die Kraft be-
sitzt die darüber in der zweiten Horizontalreihe stehenden
Werthe.
Eine Verticalreihe enthält die der gleichen Kraft bei
wachsendem PM, entsprechenden Werthe von PM,—PM..
Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich nun, dafs bei der
gleichen Kraft PM,—PM; mit PM, zuerst wächst und dann
abnimmt. © Die Periode der Zunahme wird kleiner mit wach-
sender Kraft, bis endlich nur noch eine Abnahme beobachtet
wird.
Bei dem grölsten PM, war die Wirkung sämmtlicher
Kräfte kleiner als bei der ersten Magnetisirung.
Nieht immer gelingt es aber, eine Zunahme und darauf
folgende Abnahme von PM,—PM; zu beobachten, meist über-
wiegt die Zunahme, und nur selten tritt wohl eine so ausge-
sprochene und ausschliefsliche Abnahme ein, wie bei den
grölseren Kräften in Tab. 18.
Sogar derselbe Eisenstab zeigte, nachdem er ausgeglüht
war, bei allen Kräften von W = 200 bis W = 30 nur die
Zunahme von PM,—PM; mit wachsendem PM,. Bei der
letzteren Versuchsreihe wurden zugleich auch die temporären
Momente TM beobachtet, und gefunden, dafs bei allen Kräften
TM mit wachsendem PM, abnahm, aber nicht bedeutend,
nämlich um höchstens 11 Proc., während die Zunahme von
PM,—PM; bis zu 240 Proc. betrug.
5. Einflufs des Extrastroms.
Bei den folgenden Beobachtungen wurde ebenso, wie in
der 3. Abhandlung beschrieben, verfahren : Entweder liels
man den Extrastrom zu möglichst geringer Entwicklung ge-
langen durch Unterbrechung des Stromkreises, oder man
brachte den Strom in den Spiralen zuerst sehr nahe auf Null
durch Verbindung der Endigungen der Batteriedrähte mittelst
eines kurzen dicken Kupferdrahts, und unterbrach darauf erst
die Leitung der Spiralen.
ee
In diesem Falle durchflofs der ganze Extrastrom die ge-
schlossene Leitung.
Die so erhaltenen permanenten Momente sind mit PM,,
(N = Nebenschliefsung) bezeichnet.
Tab. 19. Eisenstab. 3 Bunsen. PM, constant —= 342.
Curventafel Fig. 10.
w 500 300 200 150 100 70 50 30
PM.—-PM 12 85 162 22 406 585 795 1135
PM,—PMıx 0 47 11,9 142. 244 320 440. 60,5
w 20 sh 1A 8 5 3 4;5. 7110
PM,—PM- 136,0 141,5 150,5 153,5 141,0 131,0 127,3 131,7
PM,—PM:n 69,0 84,0 97,8 109,5 113,5 106,5 101,5 94,8.
Mit 5 Bunsen wurde gefunden, dals sich PM,—PM,, einem
kleinsten Werthe annäherte, den es aber selbst bi W = 0
noch nicht erreichte, während PM,—PM;, bei dieser Kraft
sich auf dem zweiten Maximum befand.
Tab. 20. Drahtbündel aus 0,3 mm dicken und 200 mm
langen Eisendrähten. 5 Bunsen. PM, constant = 586.
Ww 100 70 50 30 20
PM,—PMr —+ 2,0 + 3,5 +1,5 — 2,5 —+ 2,0
PM,—PMrs + 3,3 +1,55 + 1,3 — 2,7 — 8,2
W 12 8 5 2 0
PM PM +577 1967 4970 102,7 101,6
BR Men Nail Meg ai ER EN GOTHA
Tab. 21. Drei Drähte, 2,12 mm dick und 50, 79, 119 mm
L
lang (vgl. Tab. 8). pn var also —=24, 38 und 57. 5 Bunsen.
Bei wachsendem PM, ergab sich :
L L L
w 20 10 0 20 10 o | 20 10 0
PM, 46 58 73 196 222 239 622 657 660
PM,—PM- | 24,0 | 28,6 | 22,7| 62,7 55,5| 44,0| 108,0 | 100,0 | 92,5
PM,—PM:
in Proc.
von PM, | 52 49 | 31 32 DB 18 I" 177 5 | 14
Ne
Sodann wurde der Draht, für welchen PL DEN bei con-
D
stantem PM, = 660 untersucht. Es wurde gefunden :
W 300 200 150 100 70 50
PM, PM, 331704 3,2.....223 3 1100 38 70
w 30 25 20 15 11 8
PM} PM — 10,8 218,0 0dı-- 6%. Eigo 0100 "ERS
w 5 3 1,5 0
PN PMN 1 Olan a Or. 03.
Bei dem Stahlstab war PM, dem PM, sehr merklich
gleich.
Hieraus geht hervor, dals der Extrastrom, wenn er einen
geschlossenen Weg findet, den Werth von PM, in jedem Falle,
am wenigsten aber bei dem Eisenstab vergröfsert. Bei dem
Stahlstab wird durch den Extrastrom der Unterschied von
PM, und PM. überhaupt aufgehoben, während bei dem Eisen-
stab das Qualitative der Erscheinung, abgesehen von dem
späteren Eintritt des Maximums, unverändert bleibt. Bei dem
Drahtbündel und dem 2,12 mm dicken und 119 mm langen
Eisendraht wird zwar durch die Wirkung des Extrastroms
der Unterschied von PM, und PM, gering, aber doch ist zu
erkennen, dals er von der Grölse der Kraft abhängt, und
zwar in der gleichen Weise, wie ohne Anwendung der Neben-
schliefsung : mit wachsender Kraft zeigt sich zuerst Zunahme,
dann Abnahme, wieder Zunahme und (bei dem Eisendraht)
nochmals Abnahme.
Ein Unterschied liegt nur darin, dafs die Periode der
ersten Abnahme ausgedehnter wird, und dafs häufiger PM;
> PM, ausfällt. (Bei dem Eisendraht war ohne Neben-
schliefsung niemals PM. > PM,.)
Am Geringsten ist der Einfluls des Extrastroms bei kleinen
Kräften, bei welchen PM,, dem PM; merklich gleich ist.
6. Wirkung eines Inductionsstroms.
Die drei obersten von den acht Windunsslagen der
Magnetisirungsspirale wurden aus dem Kreise des magnetisi-
renden Stroms entfernt. Ihre Enden blieben entweder ge-
ER
trennt, oder sie wurden verbunden, in welchem Falle im Augen-
blick der Stromunterbrechung ein Inductionsstrom die Magne-
tisirungsspirale umkreiste. Die so erhaltenen PM, sind durch
PM.. bezeichnet.
Tab. 22. Ein Drahtbündel aus 0,5 mm dicken und 200 mm
langen Eisendrähten. 4 Bunsen. PM, constant = 700.
W 100 70 50 30 20
PM,—PMr 00m ash nse 715,9, ls
PM, PMı 437, 18 150 155 _ #24
w 12 8 5 2 0
PM,—PMr 141,34, 17002...1298,. 1.503." 506
EM PMer 1. — 40 056 m—40 470. 108:
Hier wie in anderen Versuchsreihen übte also ein indu-
cirter, die Magnetisirungsspirale umlaufender Strom dieselbe
Wirkung auf das PM; eines Drahtbündels aus, wie der Extra-
strom. Bei kleinen Kräften ist PM, = PM.,, der Induetions-
strom ist also nicht von merklichem Einflufs ; bei grölseren
übersteigt PM;ı bedeutend PM, und ist grölser als PM, ; bei
den grölsten wird es wieder kleiner als PM,.
7. Einflufs der in der Masse des Eisens inducirten Ströme.
Aus der Beobachtung, dafs ein Unterschied zwischen
PM, und PM; auch bei Bündeln dünner von einander isolirter
Drähte besteht, wurde schon in der dritten Abhandlung der
Schluls gezogen, dals die Ursache der Erscheinung nicht in
dem Auftreten von Inductionsströmen in der Masse des Eisens
gesucht werden kann. Indefs war die Frage berechtigt, ob
nicht diese inducirten Ströme, wenn sie auch nicht die Ur-
sache der Erscheinung sind, doch irgend welchen Einfluls auf
ihre Intensität oder ihren Verlauf ausüben ?
Diese Frage ist durch eine Vergleichung der Resultate,
welche erhalten wurden einerseits mit einem Eisenstab, in
welchem sich inducirte Ströme bilden, andererseits mit einem
Bündel dünner von einander isolirter Eisendrähte, in welchem
solche Ströme nicht auftreten, nicht zu entscheiden, nachdem
wir wissen, dafs auch das Dimensionsverhältnifs des Stabs
oder Drahts und die Zahl der Drähte die Erscheinung be-
einflussen.
an
Man kann vielmehr nur in der Weise verfahren, dafs
man die Drähte eines Bündels bei einer Beobachtungsreihe
von einander isolirt, bei einer zweiten leitend mit einander
verbindet. Zeigen beide Reihen Unterschiede, so ist in der
That ein Einfluls inducirter Ströme, unabhängig von einem
Einflufs der äufseren Form des Körpers nachgewiesen *).
Auf solche Weise gelingt es dann, die Wirkungen indu-
eirter Ströme von dem Einflufs der Form des Körpers zu
trennen.
Tab. 23. Eine Anzahl (16) Eisendrähte von Imm Dicke
und 150 mm Länge wurden geglüht, blank gerieben, ver-
kupfert und amalgamirt. Sie wurden dann, als Bündel gefalst,
in eine sie eng umschlielsende Glasröhre gesteckt, die noch
übrig gebliebenen Zwischenräume zwischen den Drähten mit
Quecksilber ausgefüllt und die Glasröhre verschlossen. 3 Bun-
sen. Curventafel Fig. 11.
PM,—PM: | PM,—PMr
W i PM, PM,—PM; in Proc. bei const.
von PM, |PM, = 493
150 20 28 0,15 0,5 3,2
100 29 45 0,2 0,5 4,0
70 40 73 0,5 0,7 4,5
50 55 120 1,7 1,4 4,0
30 86 234 10,0 4,3 9,7
20 119 319 29,4 9,2 25,0
15 148 361 46,2 12,8 41,0
11 183 394 63,0 16,0 61,7
8 222 419 75,7 18,0 87,5
284 446 93,7 21,0 124,5
3 349 469 107,0 22,8 130,0
1,5 422 484 116,8 24,1 127,0
0 535 493 124,0 25,1 128,7
*) Das gleiche Verfahren ist zu befolgen, wenn es sich darum han-
delt, den Einflufs innerer Ströme auf die Geschwindigkeit des Entstehens
oder Verschwindens des Magnetismus zu bestimmen. Die Beobachtung,
dafs der Magnetismus eines Eisenstabs langsamer verschwindet, als der
eines Bündels von einander isolirter Drähte, berechtigt meines Erachtens
PR
Dieselben Drähte (wozu noch 4, ihnen im Uebrigen ganz
gleiche gefügt waren) wurden auch untersucht, während sie
durch Oxydoxydul von einander isolirt waren. Diese Beob-
achtungen sind in Tab. 9, Curventafel Fig. 6 enthalten.
Tab. 24. Ebenfalls 1mm dicke und 150 mm lange Drähte
wurden in der oben beschriebenen Weise in leitende Ver-
bindung mit einander gebracht und durch 5 Bunsen bei
W = 0 magnetisirt. Auf das erhaltene PM, —= 502 liefs
man dann den Strom der 5 Bunsen bei grölseren Wider-
ständen einwirken. Später wurde das die Zwischenräume der
Drähte ausfüllende Quecksilber durch Schütteln entfernt, so
dals die absichtlich nicht ganz gerade gestreckten Drähte sich
in der Mehrzahl der Punkte nicht mehr berührten.
Curventafel Fig. 12.
Ww ; 2 PM,—PM; Se
Drähte verbunden | Drähte isolirt
30 12 -- 94,0
20 100 _ 118,2
15 124 100,0 120,6
11 154 106,1 112,6
8 187 110,4 98,6
237 112,7 95,6
3 291 113,3 91,6
15 351 115,1 91,5
0 440 219,5 92,8
Aus den Tabellen 22 (und 9) und 23 ziehen wir folgende
Schlüsse :
1) Bei der ersten Magnetisirung eines Bündels, dessen
Drähte leitend verbunden sind, wächst PM,—PM; continuir-
lich mit wachsender Kraft. Wirkt dagegen eine jede Kraft
nicht zu dem Schlufs, dafs dies eine Folge der im Eisenstab auftretenden,
im Drahtbündel fehlenden inneren Ströme sei. Denn auch die Form des
Körpers ist möglicherweise bestimmend für die Geschwindigkeit, mit wel-
cher der Magnetismus in ihm entsteht oder verschwindet (s. die 3. Abh.
S. 3880). Diese Frage durch neue Versuche zu entscheiden, ist gewils an-
gezeigt. Ich hoffe, in Bälde dazu im Stande zu sein,
U
auf das gleiche (gröfste) PM,, so zeigt PM,—PM; bei kleinen
Kräften Andeutungen eines Maximums und Minimums und
wächst darauf contuirlich, indem es sich einem Maximum an-
nähert, welches in der Beobachtungsreihe Tab. 23 schon vor
Eintritt der gröfsten Kraft erreicht ist.
2) Die in Procenten von PM, ausgedrückte Differenz
PM,—PM; nimmt mit wachsender Kraft continuirlich zu.
3) Das Bündel leitend verbundener Drähte liefert bei
kleinen und mittleren Kräfte kleinere, bei grofsen Kräften
gröfsere Werthe von PM,—PM; als das Bündel von einander
isolirter Drähte.
Hiernach beeinflussen die Inductionsströme, welche bei
der Unterbrechung des magnetisirenden Stroms in der Masse
des Fisens eireuliren, thatsächlich die Gröfse und den Ver-
lauf von PM,—PM,.. Vor Allem interessant ist das Resultat,
dafs sie die zwei Maxima und das Minimum, welche bei Bün-
deln von emander isolirter Drähte stets beobachtet wurden,
nahezu resp. völlig zum Verschwinden bringen. Denn es be-
weist, dafs die Ursache der Maxima und des Minimums,
welche ein Eisenstab unter der Wirkung grofser Kräfte zeigt,
nicht in den in dem Stab auftretenden Inductionsströmen
liegen kann, da diese ihrer Bildung ja nur hinderlich sind;
und es macht andererseits wahrscheinlich, dafs gerade in die-
sen Strömen der Grund für das Fehlen des Maximums und
Minimums bei einem Eisenstab liegt, welche unter Wirkung
kleiner Kräfte bei einem Bündel isolirter Drähte stets be-
obachtet wurden.
8. Zusammenfassung der Hauptresultate und ‚Schlufs-
folgerungen.
Die Resultate des 1. u. 2. Abschnitts haben einen Schlufs
bestätigt, welcher schon in der 3. Abhandlung 8.380, freilich
auf Grund nur weniger Versuchsreihen, gezogen war : dals
der Unterschied von PM, und PM; desto gröfser sein müsse,
je mehr in dem Körper die Querwirkung der Molekularmagnete
ihre Längswirkung überwiegt, wobei es vorzugsweise auf das
Verhältnifs beider zu einander ankommt. Wenn die Länge
TEE,
des Körpers sehr grofs im Vergleich zu seiner Dicke ist, so
verschwindet der Unterschied von PM, und PM; gänzlich :
er erreichte bei dem Eisendraht vom Dimensionsverhältnils
670 unter den stärksten Kräften nicht 1 Proc. von PM..
Eine Vergröfserung der Querwirkung im Vergleich zur
Längswirkung wurde durch eine Vergröfserung der Dicke
und Verminderung der Länge des Stabs erreicht, aber den-
selben Erfolg hatte auch eine Nebeneinanderreihung mehrerer
Stäbe oder Drähte. Das letztere beweist, dals eine Wechsel-
wirkung der Molekularmagnete auch noch in endlichen Ent-
fernungen stattfindet.
Am kleinsten ist der Unterschied zwischen PM, und PM.
ec. p. stets bei Stahl, wofür der Grund S. 380 der 3. Abh.
schon genannt ist. Der Stahl zeigt die einfachsten Verhält-
nisse : ein continuirliches Anwachsen von PM,—PM; mit der
Kraft, mag nun mit dieser PM, selbst sich ändern (wachsen),
oder mag es constant sein. Beim Eisen dagegen hängt
PM.—PM; in complieirter Weise von der Gröfse der Kraft
ab, in welcher Form auch das Eisen zur Untersuchung ge-
langen mag, sei es als Stab, als Draht oder als Bündel von
Drähten. Dabei wechselt das Verhalten von PM,—PM; mit
dem Dimensionsverhältnifs des Eisenkörpers, aber es ist nicht
allein von diesem abhängig.
Ein Einflufs des Dimensionsverhältnisses giebt sich bei
grolsen Kräften zu erkennen : dicke Eisenstäbe zeigen hier
ein Maximum von PM,—PM,, bei weiter wachsender Kraft
ein Minimum und weiter eine Annäherung an ein zweites
Maximum. Dasselbe ergaben dünne Eisendrähte von kleinem
Dimensionsverhältnifs. Dagegen zeigten Drahtbündel, für
deren Drähte das Dimensionsverhältnils zwischen 100 und
200 lag, bei grofsen Kräften nur ein Maximum mit nachfol-
sender Abnahme, und bei Drahtbündeln mit sehr grofsem
Dimensionsverhältnifs verlies PM,—PM; das einmal erreichte
Maximum nicht.
Es vermindert sich also mit steigendem Dimensions-
verhältnifs die Zahl der Maxima und Minima bei grofsen
Kräften.
Et
Umgekehrt scheint es auf den ersten Blick bei kleinen
Kräften zu sein : denn das Maximum und Minimum, welches
bei einem Drahtbündel stets beobachtet wird, fällt bei einem
Eisenstab fast immer aus. Der Grund dafür liegt aber nicht
in dem gewöhnlich kleinen Dimensionsverhältnifs des Stabs
gegenüber dem gewöhnlich grofsen des Drahtbündels. Denn
das Maximum und Minimum tritt auch bei Eisendrähten von
kleinem Dimensionsverhältnils und geringer Dicke und bei
einem Bündel kurzer Eisendrähte von kleinem Dimensions-
verhältnils auf.
Vielmehr sind zur Erklärung die bei der Stromöffnung
in der Masse des Eisens inducirten Ströme herbeizuziehen,
welche sich besser in dicken als in dünnen Körpern ausbilden
können. Denn wie im 7. Abschnitt bewiesen wurde, ver-
decken diese Ströme das Maximum und Minimum bei einem
Drahtbündel, sobald für ihr Zustandekommen durch leitende
Verbindung der Drähte Sorge getragen wird.
Auch wenn man PM,— PM; in Procenten von PM, aus-
drückte, gaben sich zwischen den verschiedenen untersuchten
Körpern charakteristische Unterschiede zu erkennen : Sehen
wir von dem Maximum und Minimum, welches bei kleinen
Drähten als Folge des Maximums und Minimums von PM,— PM!
PM, ENG j
Ma bei Stahl con-
tinuirlich mit wachsender Kraft, bei dem Eisenstab und bei
einem kurzen dicken Draht nahm es zuerst zu und dann lange
vor erreichtem Maximum von PM, ab, und bei einem Bündel
langer und dünner Drähte nahm es zu und dann manchmal
ab, aber erst unmittelbar vor erreichter Sättigung mit PM..
Die Abnahme von PM,—PM, [in Proc. von PM,| schon
bei mittleren Kräften ist charakteristisch für Eisenkörper von
kleinem Dimensionsverhältnifs, sie ist nicht bedingt durch -
Inductionsströme in der Masse des Eisens, denn ein kurzer
Eisendraht von nur 2,12 mm Dicke zeigte sie (Tab. 21) und
ein Bündel leitend verbundener Drähte von 7 mm Dicke zeigte
sie nicht, obwohl im ersten Fall der Einflufs indueirter Ströme
klein, im zweiten grols sein mufs. Die in der Masse des
selbst auftritt, ab, so wuchs
Körpers sich bildenden Inductionsströme verhindern nicht nur
bei kleinen, sondern auch bei grofsen Kräften die Bildung
von Maximis und Minimis von PM,—PM,, woraus folgt, dafs
die einem Eisenstab von kleinem Dimensionsverhältnifs cha-
rakteristischen Maxima und Minima noch intensiver auftreten
müssen, wenn die Inductionsströme vermieden werden könnten.
Die Gröfse von PM,—PM; hängt sowohl von der Gröfse
von PM, als auch von der Intensität der Kraft oder, besser
gesagt wohl, von der Grölse des verschwindenden (temporären)
Magnetismus (TM) ab. Die Abhängigkeit von TM zeigen
die Beobachtungen, bei welchen PM, constant blieb und sich
nur die Intensität der Kraft, also 'TM änderte. Der Einfluls
der Grölse von PM, aber muls erschlossen werden aus Beob-
achtungen, bei welchen die gleiche Kraft auf verschieden
grolse PM,, welche gröfser (oder höchstens gleich) sind als
das von der Kraft selbst erzeugte, einwirkte.
Nun ändert sich aber mit PM, auch das TM der Kraft
(2. Abh. S. 92 bis 98) und deshalb kann man einwenden,
dafs, wenn die gleiche Kraft auf verschiedene PM, einwirkt,
sich ergebende Unterschiede von PM,—PM;, nur indirect
durch die Verschiedenheit der PM,, direct aber durch die
der TM hervorgerufen seien. In den meisten Fällen varürt
jedoch TM zu wenig, um hierdurch die grolsen Variationen
von PM,—PM; erklären zu können, man wird vielmehr in
der Hauptsache TM als constant ansehen können, wenn die
Intensität der Kraft die gleiche ist, und die Variationen von
PM,—PM; zum gröfsten Theil auf Rechnung der Verschieden-
heit von PM, setzen. Da aber immerhin TM sich mit PM,
ändert, und da, wie bewiesen, die Gröfse von TM wieder auf
PM,—PM; in complieirter Weise influirt, so ist es thatsäch-
lich nicht möglich, sich eine vollkommen klare Vorstellung
von dem Gesetz zu verschaffen, nach welchem PM,—PM; von
PM, selbst abhängt. Man muls sich mit dem direct aus den
Beobachtungen hervorgehenden Resultat begnügen, dals
PM,— PM; mit wachsendem PM, zuerst zu-, dann abnimmt,
wobei aber entweder die Zunahme oder die Abnahme auch
ganz ausfallen kann. Ferner ergiebt sich, dals grölsere Werthe
— M —
von PM, die Bildung von Maximis und Minimis von
PM,—PM; begünstigen. Nur bei dem Eisenstab erschienen
sie unter Wirkung grolser Kräfte manchmal weniger deutlich,
wenn PM, einen gröfseren Werth besals; dafür trat dann
aber ein neues (negatives) Minimum bei kleinen Kräften auf.
Schon in der 3. Abhandlung wurde bemerkt, dals PM,
zuweilen gröfser als PM, ist, nämlich dann, wenn der Körper
während der Stromöffnung von einer geschlossenen metalli-
schen Röhre umgeben ist. In diesem Falle nahm PM,—PM,,
wenn der Körper durch aufsteigende Kräfte zum ersten Mak
magnetisirt wurde, zuerst bis zu einem negativen Minimum
ab und darauf zu, indem es durch Null ins Positive ging.
Die vorliegenden Beobachtungen beweisen nun, dafs PM,—PM,
auch negativ werden kann, wenn der Körper von einer ge-
schlossenen Inductionsspirale umgeben ist — was nach dem
früheren Resultat zu erwarten war —, ferner wenn der Strom
durch eine Nebenschliefsung erst nahe auf Null gebracht wird,
ehe man ihn unterbricht und endlich (bei dem Bündel ge-
strecktester Drähte) auch schon bei einfacher Stromunter-
brechung.
Diese Beobachtungen sind meist bei constantem PM, an-
gestellt, auf welches kleinere Kräfte, als die, durch welche es
erzeugt wurde, wirkten; denn dann waren die negativen
Werthe besonders grols und ihr Gang am leichtesten zu
verfolgen.
Die bez. Tabellen zeigen nun, dafs bei den kleinsten
Kräften PM,—PM, positiv ist und wächst, nach Erreichung
eines Maximums abnimmt und negativ wird, ein Minimum
erreicht und darauf wieder ins Positive wächst, um nochmals
ein Maximum zu erreichen und dann abermals abzunehmen.
Die Abnahme nach dem zweiten Maximum wurde nur bei
dem kurzen Eisendraht Tab. 21 beobachtet.
Ist schon das schroff zum 1. Minimum abfallende Maxi-
mum eine interessante Erscheinung (vergl. die 3. Abh. 8. 381
bis 352), so verdienen die um das 1. Minimum liegenden
negativen Werthe in nicht geringerem Grade unsere Auf-
merksamkeit. Sie wären weniger auffällig, wenn sie nur bei
Be
der ersten Magnetisirung durch aufsteigende Kräfte aufträten,
denn dann liefsen sie sich vielleicht durch die Annahme er-
klären, dafs PM; in anderer Weise mit der Kraft wächst als
PM,, nämlich zuerst langsamer als dieses, dann rascher —
wobei PM; > PM, werden kann — und endlich wieder lang-
samer mit wachsender Kraft zunimmt. So aber bewirkt in
Tab. 21 z. B. eine Kraft, welche nur ein Viertel so grols ist,
als diejenige, durch welche PM, erzeugt wurde, dafs dieses
noch um fast 2 Proc. steigt.
Die nächstliegende Erklärung hierfür, welche ich auch
früher einmal gelegentlich einer ersten kurzen Mittheilung
der in der 3. Abhandlung enthaltenen Resultate in den Göt-
tinger Nachrichten erwähnt habe, wäre, dafs PM, deshalb
durch eine selbst viel kleinere Kraft gesteigert werden konnte,
weil es vorher durch unvermeidliche Erschütterungen ge-
schwächt worden sei.
Diese Erklärung ist nicht statthaft, weil negative Werthe
auch dann vorkommen, wenn der Körper bei der Bildung
des PM, ruhig in der Spirale bleibt und der Strom durch
allmähliche Einschaltung von Widerstand bis zu einem un-
merklich kleinen Werthe geschwächt wird, ehe man ihn unter-
bricht.
Deshalb werden die negativen Werthe von PM,—PM,
in derselben Weise zu erklären sein, wie überhaupt die Maxima
und Minima, nämlich durch die Annahme (vergl. die 3. Abh.)
dafs die Molekularmagnete nach einer plötzlichen Aenderung
der sie richtenden Kraft im Allgemeinen nicht sogleich neue
Gleichgewichtslagen einnehmen, sondern erst nachdem sie eine
oder mehrere Öscillationen ausgeführt haben.
Es wäre endlich noch der Einfluls des Extrastroms zu
erörtern.
Nachdem schon früher bewiesen worden ist, dafs in der
Masse des Körpers inducirte Ströme als die Ursache der Er-
scheinung nicht angesehen werden können, könnte man die
Frage aufwerfen, ob nicht der Extrastrom als deren Ursache
betrachtet werden darf. Diese Frage hat nur dann eine Be-
rechtigung, wenn man einen alternirenden Verlauf des Extra-
—
stroms annimmt. Es würde dann vorzugsweise die zweite
Öscillation sein, welche PM, zu PM; verminderte. Nun hatte
bei der grofsen Windungszahl meiner Spiralen der Extra-
strom jedenfalls einen alternirenden Verlauf, aber es scheint
doch fraglich, einmal ob die zweite Oscillation überhaupt noch
während der Dauer des Funkens zu Stande kam, also einen
geschlossenen Weg fand, und dann, wenn dies nicht der Fall
war, ob sie überhaupt eine elektromagnetische Wirkung
ausübte.
Ganz hinfällig wird aber die Vermuthung, dafs der Unter-
schied von PM, und PM, durch den Extrastrom hervorgerufen
sei, durch die Beobachtung, dafs er auch noch fortbesteht,
wenn dem Extrastrom (durch Anwendung einer Neben-
schlielsung) ein geschlossener Weg geboten wird. Dann
treten nämlich nach Bernstein Öscillationen und Alterna-
tionen des Extrastroms überhaupt nicht ein, er flielst in con-
stanter, dem primären Strom gleicher Richtung, und seine
Wirkung kann nur in einer Annäherung des PM, an PM,
bestehen, wie auch die Beobachtungen ergaben.
Man kann aber weiter die Frage aufwerfen, ob nicht die
Maxima und Minima von PM,—PM, eine Folge des Extra-
stroms seien? Dieselbe beantwortet sich durch eine Ver-
gleichung der Werthe, welche mit und ohne Benutzung der
Nebenschliefsung erhalten wurden. (Tab. 20.)
Die beiderseitigen Werthe sind bei kleinen Kräften, bei
welchen das erste Maximum und Minimum eintritt, nicht
merklich von einander verschieden, obwohl doch im einen
Fall der ganze Extrastrom, im anderen nur ein sehr kleiner
Theil einen geschlossenen Weg einschlug. Daraus folgt, dafs
bei kleinen Kräften der Extrastrom überhaupt ohne merklichen
Einfluls ist, folglich, dafs er auch nicht als Ursache der bei
kleinen Kräften auftretenden Maxima und Minima betrachtet
werden kann. Dann wird er aber auch bei der Entstehung
der bei gröfseren Kräften beobachteten Maxima und Minima
unbetheiligt sein.
Dagegen ist bewiesen, dals er sowohl die Höhe der
Maxima und Minima als ihre Lage beeinflulst, am wenigsten
- 1 —
von allen untersuchten Körpern bei dem dicken Eisenstabe.
Es ist diese geringere Wirkung bei dem Stab nicht allein auf
die gleichzeitig in dem Eisen selbst inducirten Ströme zurück-
zuführen, denn bei einem Eisendrahtbündel blieb die Wirkung
des Extrastroms bei Benutzung einer Nebenschlielsung immer
bedeutend, d.h. PM,—PM; klein, auch wenn die Drähte des
Bündels sich in leitender Verbindung befanden. Ich glaube,
dals die Wirkung des Extrastroms auch durch das Dimen-
sionsverhältnils und namentlich durch die molekulare Be-
schaffenheit des Körpers bestimmt wird.
Gielsen, November 1882.
XI. 7
IV.
Ueber die durch elektrische Kräfte
erzeugte Aenderung der Doppelbrechung
des Quarzes.
Von W. €. Röntgen.
I. Abhandlung.
In einer vorhergehenden Abhandlung *) habe ich über
das elektrooptische Verhalten von Quarzplatten berichtet,
welche parallel der optischen Axe geschliffen sind, bei denen
somit die Lichtstrahlen senkrecht zu dieser Axe hindurch-
gingen ; am Schlufs stellte ich die Mittheilung von Versuchen
mit Platten, die senkrecht zur optischen Axe geschliffen sind,
in Aussicht. Die meisten der im Folgenden besprochenen
optischen Erscheinungen hatte ich damals schon beobachtet,
allein es fehlte für dieselben eine Erklärung. Diese ist nun-
mehr durch eine von mir ausgeführte piezoelektrische Unter-
suchung des Quarzes gefunden.
Die vorliegende Abhandlung zerfällt demnach in zwei
Theile; der erste enthält die piezoelektrischen, der zweite die
elektrooptischen Versuche.
Zur piezoelektrischen Untersuchung wurden hauptsächlich
zwei (Juarzstücke von folgender Beschaffenheit verwendet :
*) Ber. d. Oberhess. Ges. f. Nat.- u. Heilk. Bd. XXII., S. 49. 1883.
ne
Das eine ist eine kreisrunde, genau senkrecht zur optischen
Axe geschliffene Platte (Dicke 0,58 em; Durchmesser 1,3 cm),
das zweite eine Kugel von 3,0 em Durchmesser. Beide sind,
wie die optische Untersuchung lehrte, fast vollständig rein.
Es wird aus dem Folgenden zur Grenüge hervorgehen, wie
sehr es sich empfiehlt, Quarzstücke dieser Form und nicht etwa
Krystalle mit den natürlichen Flächen zu benutzen.
Die Platte diente dazu, um zunächst das in der ersten
Abhandlung geschilderte piezoelektrische Verhalten des Quar-
zes einer directen experimentellen Prüfung zu unterwerfen.
Es hat sich dabei ergeben, dals im Quarz senkrecht zur
Hauptaxe in der That drei um 120° auseinander liegende
Richtungen vorhanden sind, welche die Eigenschaft haben, dafs
ein in einer dieser Richtungen auf den Krystall ausgeübter Druck
keine Elektrieität an den Druckstellen erzeugt; es sind dies
die drei Axen fehlender Piezoelektricität. Ein in irgend einer
anderen senkrecht zur Hauptaxe stehenden Richtung ausge-
übter Druck bringt dagegen an den Druckstellen Elektricität
hervor, und zwar ist die stärkste Entwicklung in den Rich-
tungen vorhanden, welche die Winkel der drei genannten
Axen halbiren. Diese Richtungen nannte ich Axen maxi-
maler Piezoelektricität. Von den Zeichen der auftretenden
Elektricitäten gilt das früher Gesagte.
Um auf die Platte in bestimmter Richtung einen Druck
auszuüben, wurde eine Krystallpresse von bekannter Con-
struction benutzt. Auf je eine der einander zugewendeten
Flächen der beiden Stahlbacken derselben ist ein Hartgummi-
plättchen und auf dieses ein Stück eines (0,06 cm dicken
Silberdrahtes gekittet. Diese Silberdrähte liegen einander
genau parallel gegenüber; zwischen ihnen befand sich die
Quarzplatte. In dieser Weise wurde erreicht, dafs die Druck-
stellen auf der Platte eine schmale Linie, die parallel der
Scheibenaxe ist, bildeten und dafs der Druck genau in der
Richtung eines Durchmessers auf die Scheibe ausgeübt wer-
den konnte.
Die Scheibe war mittelst eines ungefähr 4 em langen
Strohhalmes so auf einem in Grade eingetheilten drehbaren
7*
en
Theilkreis befestigt, dafs ihre Axe mit der Drehungsaxe des
Theilkreises möglichst gut coincidirte ; durch Drehen des Theil-
kreises konnte somit die Richtung, in welcher der Druck auf
die Scheibe wirken sollte, geändert werden. Die Gröfse der
Drehung wurde am Theilkreis abgelesen.
Der Rahmen der Krystallpresse sowie die Fassung, in
welcher sich der Theilkreis drehte, waren durch Klemmen
fest mit einem Stativ verbunden. Um auch sicher zu sein,
dafs der Druck immer in der Richtung eines Durchmessers
stattfand, verfuhr ich in folgender Weise. Die Quarzplatte
war mit einer dünnen Wachsschichte überzogen, in welcher
mittelst einer feinen Nadel nach Aufsuchung des Mittelpunktes
möglichst viel Durchmesser gezogen waren. Durch dieses
Hülfsmittel konnte ich mich bei jedem Versuch leicht über-
zeugen, dals die Verbindungslinie der beiden Druckstellen in
der Richtung eines Durchmessers lag.
Das eine der beiden Silberdrähtchen stand in Verbindung
mit dem früher erwähnten empfindlichen Elektroskop ; das
andere war zur Erde abgeleitet. Die Versuche bestanden
nun darin, dals ich die Richtungen fehlender Piezoelektrieität
durch Probiren aufsuchte. Es wird genügen, wenn ich eine
Versuchsreihe mittheile.
Ablesung Durch Druckzunahme
am Theilkreis. entstehende Piezoelektricität.
0° stark negativ
20° weniger stark negativ
35° schwach positiv
27° schwach negativ.
Nachdem in dieser Weise gefunden war, dals eine der
gesuchten Richtungen zwischen den beiden letzten Stellungen
der Scheibe liegen mulste, wurden die folgenden Versuche
angestellt :
Ablesung Durch Druckzunahme
am Theilkreis. entstehende Piezoelektricität.
292 Spur von negativer Elektricität
30° Nichts
31° Spur von positiver Elektricität
— 101 —
Ablesung Durch Druckzunahme
am Theilkreis. entstehende Piezoelektrieität.
89° Spur von positiver Elektrieität
90° Nichts
go Spur von negativer Elektricität
149° Spur von negativer Elektrieität
150° Spur von positiver Elektrieität
151° Spur von positiver Elektrieität
209° Spur von positiver Elektrieität
210° Nichts
211° Spur von negativer Elektricität
269° Spur von negativer Elektrieität
270° Nichts
271° Spur von positiver Elektriecität
329 Spur von positiver Elektrieität
330° Nichts
331° Spur von negativer Elektricität.
Beim Nachlassen der Schraube der Krystallpresse ent-
standen jedesmal Elektrieitäten, welche den beim Anziehen
erhaltenen entgegengesetzt waren.
Diese Versuche lassen darüber nicht im Zweifel, dafs
der Winkel zwischen den drei Axen fehlender Piezoelektrici-
tät 120° beträgt; die eine Abweichung, welche übrigens nicht
1’ beträgt, kann sehr wohl von Versuchsfehlern herrühren.
Drucke, welche in den in der Mitte zwischen den Axen
fehlender Piezoelektrieität liegenden Richtungen auf die Platte
ausgeübt wurden, hatten eine sehr kräftige Elektrieitätsent-
wicklung zur Folge; da das benutzte Elektroskop nicht für
quantitative Versuche eingerichtet ist, so konnte ich nicht
bestimmen, wie sich die Menge der Piezoelektrieität mit der
Richtung änderte; so viel ist aber sicher, dals die gröfste
Quantität in jenen Zwischenrichtungen erzeugt wurde. Für
eine genaue quantitative Bestimmung wäre es durchaus nöthig,
auf die Inductionswirkungen Rücksicht zu nehmen, welche
die in den der Druckstelle benachbarten Oberflächentheilen
entstehenden Elektrieitäten auf die mit dem Elektroskop ver-
bundene Elektrode ausüben. Ueber diesen Einfluls wird unten
noch Einiges erwähnt werden.
Die Versuche mit der Quarzkugel erforderten einen etwas
complicirteren Apparat ; auch hier kam es darauf an, dafs
ein Druck möglichst genau in der Richtung eines Durch-
messers auf die Kugel ausgeübt wurde und dafs die dabei
entstehende Piezoelektricität zur Beobachtung kam. Nach
mehrfachen Versuchen mit verschiedenen Apparaten behielt
ich die folgende Einrichtung als die zweckentsprechendste bei.
Die Kugel lag auf dem Öbjectträger eines alten, grolsen
Mikroskops und durch Herunterlassen der beschwerten Mi-
kroskopröhre wurde ein Druck auf dieselbe ausgeübt.
Der Objectträger ist mit den nöthigen Schrauben zur
genauen Justirung versehen ; in die runde Oeffnung desselben
kann je nach Bedarf eine runde dicke Messingscheibe oder
eine Hartgummischeibe genau passend eingelegt werden. Die
Messingscheibe ist in der Mitte mit einer 0,25 cm weiten
Vertiefung versehen, welche zur besseren Unterstützung der
aufgelegten Kugel dient; die Kugel berührt die Scheibe so-
mit nicht blofs in einem Punkt, sondern in einem kleinen
Kreise. Auf der Hartgummischeibe ist ein 1,0 cm langer,
0,4 cm dicker Messingeylinder gekittet; dieser ist oben eben-
falls mit einer kleinen Vertiefung versehen, welche genau in
der Axe der Hartgummischeibe liegt und auf welcher die
Kugel ruhte. Die Messingscheibe wurde benutzt, wenn die
untere Seite der Kugel nicht isolirt zu sein brauchte; die
Hartgummischeibe dagegen, wenn eine Isolation erforder-
lich war.
Die in einer sehr gut gearbeiteten Führung mittelst Trieb
und Zahnstange bewegliche Mikroskopröhre ist am unteren
Ende (am Öbjectiv) mit einem durch Hartgummi isolirten,
unten abgerundeten Messingstift versehen, welcher den Druck
auf die Kugel ausübt. Ich unterlasse es nun mitzutheilen,
wie die Justirung vorgenommen wurde und wie ich mich
vergewisserte, dals immer der Druck so genau wie möglich
in der Richtung eines Durchmessers wirkte. Die Mikroskop-
röhre war mit 2 Kilo belastet; beim Herunterlassen derselben
fand keine merkliche Reibung zwischen dem Messingstift und
der Kugel statt. Eine solche ist auch nach Kräften zu ver-
— 18 —
meiden, da dieselbe eine ziemlich starke Elektricitätsentwick
lung zur Folge haben würde.
Weil ich beabsichtigte, auch diejenigen Stellen der Kugel
auf Piezoelektricität zu prüfen, auf welche der Druck nicht
direct wirkte, so wurde das Goldblatt des Elektroskops nicht
immer mit dem den Druck ausübenden Messingstift verbunden,
sondern öfters mit einem kleinen, an einem Hartgummistab
befestigten metallenen Halter, in welchen je nach Bedarf ein
einfacher Messingdraht, oder ein mit einem kleinen Metall-
scheibchen versehener Draht eingesetzt werden konnte *). Der
Hartgummistab wurde von einem mit Gelenken versehenen
Stativchen getragen, wodurch es ermöglicht war, dafs der
als Elektrode dienende Messingdraht resp. das Metallscheibchen
an jede Stelle der Quarzkugel angelegt werden konnte.
Mit dieser Kugel wurden nun folgende Versuche gemacht :
1) Aufser den drei Axen fehlender Piezoelektricität be-
sitzt auch die Hauptaxe des Quarzes die Eigenschaft, dafs
ein in dieser Richtung auf den Krystall ausgeübter Druck
keine Elektrieität an den Druckstellen hervorbringt. Es fragte
sich, ob noch mehr solche Richtungen existiren.
Ohne mich vorher auf optischem Wege über die Rich-
tung der Hauptaxe orientirt zu haben, legte ich die Kugel
auf die besprochene Messingscheibe des Objectträgers, ver-
band den den Druck ausübenden Stift mit dem Elektroskop
und suchte diejenigen Stellen auf der Kugel auf, welche nicht
piezoelektrisch wurden, wenn dort ein Druck in der Richtung
eines Durchmessers auf die Kugel wirkte. War eine solche
Stelle gefunden, so wurde dieselbe jedesmal auf der Kugel
dadurch markirt, dafs der Stift mit etwas Tusche versehen
und bis zur Berührung mit der Kugel gesenkt wurde. In
*) Bei der Construction dieser Theile wurde darauf Rücksicht ge-
nommen, dafs dieselben eine möglichst geringe Capacität erhielten. Der
wesentliche Vorzug des Fechner’schen Elektroskops gegen das Thom-
son’sche Elektrometer besteht nämlich, abgesehen von einer mehr ge-
sicherten Isolation, in der ungemein kleinen Capacität; dadurch ist das-
selbe zu den vorliegenden Untersuchungen so sehr geeignet.
— 14 —
dieser Weise erhielt die Kugel 40 bis 50 kleine Punkte.
Selbstverständlich hat man bei diesem Suchen möglichst
systematisch zu verfahren. Man findet z. B. bald, dafs ge-
wisse grölsere zusammenhängende Partieen der Kugel nur
sehr schwach elektrisch werden; es sind dies, wie sich nach-
her heraus stellte, die Stücke der Oberfläche, welche in der
Nähe der Enden eines der Hauptaxe parallelen Durchmessers
liegen ; hier ist es schwer, die Stellen genau anzugeben, wo
gar keine Piezoelektricität entsteht; deshalb wird man auch
diese Stellen nicht markiren.
Aus einer Prüfung der mit Punkten versehenen Quarz-
kugel ergab sich nun das Resultat, dafs die Lage dieser
Punkte einfach bestimmt ist durch drei Ebenen, welche sich
unter 120° in dem der Hauptaxe parallelen Durchmesser
schneiden und die drei Axen fehlender Piezoelektricität ent-
halten. Die in dieser Weise aufgefundene Richtung der
Hauptaxe stimmte mit der nachträglich auf optischem Wege
gefundenen gut überein.
Es geht hieraus hervor, dafs alle in den drei genannten
Ebenen enthaltenen Richtungen, Richtungen fehlender Piezo-
elektricität sind; ein in einer dieser Richtungen auf den Kry-
stall ausgeübter Druck liefert an den Druckstellen keine
Elektrieität. Diese Ebenen seien deshalb Ebenen fehlender
Piezoelektricität genannt.
Die folgenden Werthe wurden bei der beschriebenen
Kugel durch Messung der sechs zwischen jenen drei Ebenen
eingeschlossenen Winkel erhalten :
58°, 61°, 60°, 60%, 59°, 62°.
Diese Winkel mülsten genau 60° sein. Die vor-
handenen Abweichungen können zum Theil von Versuchs-
fehlern herrühren ; dieselben sind aber vielleicht auch eine
Folge von geringen Verwachsungen und Unregelmälsigkeiten
des Quarzes, deren Vorhandensein sich in Anbetracht der
Kugelgestalt des Krystalles nicht auf optischem Wege nach-
weisen liels. Solche Verwachsungen beeinflussen, wie schon
Hr. Hankel bei Krystallen mit natürlichen Flächen gefunden
hat, die Vertheilung der Piezoelektricität sehr beträchtlich,
— 1 —
so bekam ich z. B. bei einer anderen Kugel, die deutlich
sichtbare Unregelmäfsigkeiten zeigte, folgende Winkel :
519) 349,,69%557 9; 4649 .650:
Die Versuche mit der ersten Kugel wurden einige Mal
wiederholt, so z. B. einmal bei einer T’emperatur von unge-
fähr 100 C., das zweitemal bei ungefähr 31" C.; ich fand
immer dieselbe Lage der drei Ebenen wieder.
2) Nachdem die Lage der Ebenen fehlender Piezoelek-
trieität auf der Kugel aufgefunden und markirt war, unter-
suchte ich, wie sich die zwischen diesen Meridianen liegenden
Felder piezoelektrisch verhielten. Es fand sich, dafs an den
verschiedenen Druckstellen, die in je einem der sechs Felder
liegen, immer dieselbe Elektrieitätsart auftrat, dals diese aber
wechselte, wenn man von einem Feld zum nächstfolgenden
überging. Die ganze Kugel ist somit in sechs abwechselnd
positiv und negativ piezoelektrische Felder zu theilen. Zum
besseren Verständnils des Folgenden wird es gut sein, sie
mit 1, 2, 3, 4, 5, 6 zu bezeichnen und anzugeben, dafs an
den auf dem ersten Feld liegenden Druckstellen positive
Elektrieität entstand; dem entsprechend wurden die Felder
der Reihenfolge nach mit den Zeichen 4, —, 4, —, 4, —,
versehen.
Es ergab sich weiter, dafs die stärkste Elektricitätsent-
wicklung an den Druckstellen in Richtungen gefunden wurde,
welche senkrecht zur Hauptaxe stehen und die Winkel der
Ebenen fehlender Piezoelektricität halbiren; es sind dies die
in der ersten Abhandlung schon als Axen maximaler Piezo-
elektricität bezeichneten Richtungen.
Ich brauche wohl kaum zu bemerken, dafs Druckver-
minderungen die entgegengesetzten Elektricitätsarten hervor-
brachten, wie Druckvermehrung; dasselbe gilt für alle folgenden
Versuche.
3) Ein in der Richtung einer Axe fehlender Piezoelek-
tricität ausgeübter Druck entwickelt an den Druckstellen
keine Elektrieität : es fragte sich aber, ob unter diesen Um-
ständen nicht an anderen Stellen der Kugel Piezoelektricität
— 106 —
auftritt *). Zur Beantwortung dieser Frage wurde die Kugel
so auf die Messingscheibe gelegt, dafs die Hauptaxe senkrecht
zur Druckrichtung lag und der Druck in der Richtung einer
Axe fehlender Piezoelektricität wirkte. Das Elektroskop stand
mit der beschriebenen isolirten Elektrode in Verbindung,
welche bei unveränderter Druckrichtung nach einander an
verschiedenen Stellen der Kugel angelegt wurde.
Ich erhielt folgende Resultate : Die Ebene fehlender
Piezoelektricität, in welcher der Druck wirkte, theilt die
Kugel in zwei Hälften, die in ihrer ganzen Ausdehnung
elektrisch werden; die eine Hälfte ist positiv, die andere
negativ elektrisch. Das Zeichen der auf je einer Hälfte auf-
tretenden Piezoelektrieität richtet sich nach dem oben ge-
fundenen Zeichen der beiden auf der betreffenden Hälfte
liegenden, der Druckrichtung benachbarten Felder. Findet
z. B. der Druck in der das Feld 1 von 6 und Feld 3 von 4
trennenden Ebene statt, so wird die Hälfte, auf welcher die
Felder 1 und 3 liegen, positiv, die andere negativ elektrisch.
Das Maximum der Entwicklung liegt an den Enden einer
Axe maximaler Piezoelektricität, welche senkrecht zur Druck-
richtung steht; in dem obigen Beispiel somit in der Mitte
der Felder 2 und 5. Keine Elektrieität entsteht auf dem
Kreis, in welchem die die Druckrichtung enthaltende Ebene
fehlender Piezoelektricität die Kugel schneidet.
Dasselbe Resultat wurde auch erhalten, wenn die Kugel
auf dem isolirten Messingeylinder lag, oder wenn die Unter-
lage und der drückende Messingstift abgeleitet waren.
4) Es fragte sich nun weiter, wie die freie Oberfläche
der Kugel sich verhielt, wenn der Druck in einer Axe maxi-
maler Piezoelektricität wirkte.
Die Quarzkugel wurde in richtiger Stellung auf den
isolirten Messingeylinder gelegt, der Messingstift blieb eben-
*) Hr. J. und P. Curie haben gefunden, dafs ein Druck, welcher
in der Richtung einer Axe fehlender Piezoelektrieität auf ein Quarzparal-
lelipiped ausgeübt wird, zur Folge hat, dafs die Enden der zur Druck-
richtung senkrechten Axe maximaler Piezoelektrieität elektrisch werden.
— 11 —
falls isolirt. Die elektrische Untersuchung der Oberfläche
ergab dann, dafs die Kugel auch jetzt wiederum in zwei mit
entgegengesetzten Elektricitäten geladene Hälften getheilt
war, die durch eine Ebene fehlender Piezoelektrieität, welche
senkrecht zur Druckrichtung steht, getrennt war. Das Zeichen
der Elektrieitäten richtet sich nach dem oben gefundenen
Zeichen der Felder, in welchen die Druckstellen liegen. Be-
fand sich z. B. Feld 1 oben, somit Feld 4 unten, so wurde
die obere Hälfte positiv, die untere negativ elektrisch. Das
Maximum der Elektricitäten trat an den Druckstellen auf;
gar keine Elektricität erschien auf dem Kreis, in welchem
die zur Druckrichtung senkrechte Ebene fehlender Piezo-
elektrieität die Kugel schneidet.
Wenn die beiden Druckstellen zur Erde abgeleitet waren,
so fand ich im Wesentlichen dieselbe Vertheilung der Elek-
trieität.
5) Die Kugel wurde in einer Richtung geprefst, welche
zwischen einer Axe fehlender und der nächsten Axe maxi-
maler Piezoelektricität, somit noch immer senkrecht zur Haupt-
axe lag; beide Druckstellen waren isolirt. Auch dann war
die Kugel durch eine durch die Hauptaxe gehende Ebene in
zwei entgegengesetzt elektrische Hälften getheilt; dieselbe
war jedoch nicht mehr parallel oder senkrecht zur Druck-
richtung, sondern lag immer in dem spitzen Winkel, welchen
die Druckrichtung mit der zweitfolgenden Axe fehlender
Piezoelektricität bildete. Der spitze Winkel zwischen der
Druckrichtung und der Halbirungsebene war desto kleiner,
je näher die Druckrichtung der Axe fehlender Piezoelektrieität
lag. Aenderte man von einem Versuch zum andern die
Druckrichtung in der Weise, dafs man mit der Richtung
maximaler Piezoelektricität anfıng und mit der Richtung der
nächstfolgenden Axe fehlender Piezoelektricität aufhörte, so
änderte sich die Lage der die Kugel halbirenden Ebene durch
Drehung um die Hauptaxe um einen Winkel von 90°.
Die Zeichen der Elektrieitäten richteten sich nach den
Zeichen der Felder, in welchen die Druckstellen lagen. :. Be-
fand sich die Druckstelle z. B. in Feld 1, dem Feld 2 aber
— 18 —
näher als 6, so war die Halbkugel, welche einen Theil des
Feldes 2, die ganzen Felder 1 und 6 und einen Theil von 5
enthielt, positiv, die andere Halbkugel negativ elektrisch.
Wirkte der Druck in einer Richtung, welche den Winkel
zwischen einer Axe maximaler und der nächstfolgenden Axe
fehlender Piezoelektricität halbirte, so machte die Halbirungs-
ebene mit der Druckrichtung einen Winkel, der jedenfalls
nicht viel von 45° abwich; eine genauere Bestimmung dieses
Winkels war mir mit den angewandten Apparaten nicht
möglich.
Das Maximum der Piezoelektricität fand sich an den
Enden eines Durchmessers, der senkrecht zur Halbirungsebene
stand; im zuletzt erwähnten Fall folglich an den Enden eines
Durchmessers, der senkrecht zur Axe stand und um 45° gegen
die Druckrichtung geneigt war, d. h. an den Enden einer
Axe fehlender Piezoelektrieität.
Bei den nun folgenden drei Versuchsreihen waren die
entstehenden Elektrieitätsmengen so schwach, dafs ich die
mitgetheilten Resultate nicht als unzweifelhaft richtig be-
zeichnen kann. Ich glaube zwar nicht, dafs durch Anwen-
dung von empfindlicheren Apparaten etwas anderes gefunden
wird, allein eine solche Controle wäre doch wünschenswerth.
6) Als Druckrichtung wurde eine zwischen einer Axe
maximaler Piezoelektrieität und der Hauptaxe liegende ge-
wählt. Die Kugel wurde durch diejenige Ebene fehlender
Piezoelektrieität, welche senkrecht zu der durch die Druck-
richtung und die Hauptaxe gelegten Ebene stand, in zwei ent-
gegengesetzt elektrische Hälften getheilt.
Das Zeichen der Elektrieitäten richtete sich nach den
Zeichen der Felder, in welchen die Druckstellen lagen; be-
fanden sich diese z. B. in Feld 1 und 4, so wurden die Felder
6, 1 und 2 positiv, die Felder 3, 4 und 5 negativ elektrisch.
7) Der Druck wurde in irgend einer Richtung, welche
von den oben angegebenen verschieden ist nnd nicht mit der
Hauptaxe zusammenfällt, ausgeübt. Die Kugel wurde dann
immer durch eine Ebene, welche unter allen Umständen durch
— 10
die Hauptaxe ging, in zwei entgegengesetzt elektrische Hälften
getheilt.
8) Bei Zunahme eines Druckes in der Richtung der
Hauptaxe wurden auf den 6 Feldern schwache Mengen
Elektrieität gefunden, deren Zeichen den oben gefundenen
Zeichen der Felder entsprechen; die Druckstellen blieben un-
elektrisch.
Aus dem Obigen geht hervor, dals, wie auch der Druck
gerichtet war, an den Enden des parallel der Hauptaxe ver-
laufenden Durchmessers niemals eine merkliche Elektricitäts-
entwicklung stattfand.
Es ist zu erwähnen, dafs die piezoelektrischen Versuche
bei trockener Zimmerluft aufserordentlich sicher und regel-
mälsig verlaufen.
Gegen die mitgetheilten Resultate könnte der Einwand
erhoben werden, dafs dieselben durch Induction sowie mög-
licherweise durch Leitung der Elektricität an der Oberfläche
beeinflulst sind. Es läfst sich auch nicht leugnen, dafs diese
und insbesondere die Inductionen eine Rolle spielten; ich habe
mich aber mehrfach davon überzeugt, dals jene Resultate quali-
tativ unverändert bestehen bleiben, wenn man solche Einflüsse
ausschliefst. Nur einige dahin gehörige Versuche mögen hier
besprochen werden; dieselben sollen darthun, wie vorsichtig
man verfahren mufs, und wie man die Resultate prüfen
kann.
Zwei gegenüberliegende Felder der Kugel, etwa 2 und
5, wurden vollständig mit Stanniol belegt, jedoch so, dafs die
beiden Stanniolstreifen sich nicht berührten ; darauf legte ich
die Kugel so auf den isolirten Messingeylinder, dafs der
Druck in der Richtung einer Axe fehlender Piezoelektricität
stattfand, welche von der Grenze der Felder 1 und 6 zu der
Grenze der Felder 3 und 4 hinüberging. Der den Druck
ausübende Stift war mit dem Elektroskop in Verbindung.
Wenn dann alle Felder isolirt blieben, so zeigte das Elek-
troskop bei Druckänderungen keine Elektricität an; wurde
dagegen etwa Feld 2 abgeleitet, so fand sich positive Elek-
trieität, die durch die Induction des stark positiv geladenen
— 10 —
Feldes 5 erzeugt wurde; kein Ausschlag des Goldblattes war
zu beobachten, wenn Feld 5 ebenfalls abgeleitet war. Eine
negative Ladung erhielt das Elektroskop, wenn nur Feld 5
abgeleitet wurde. Im Fall die Felder 2 und 5, sowie durch
Berühren mit dem Finger auch Feld 1 abgeleitet waren, er-
hielt ich einen schwachen Ausschlag des Goldblattes nach
der negativen Seite, welche von der Induction der auf Feld
6 entstehenden negativen Elektricität herrührte.
Um nachzuweisen, dals in der angegebenen Lage der
Kugel wirklich die ganzen Kugelhälften und nicht etwa nur
die Felder 2 und 5 elektrisch wurden, leitete ich diese Felder
ab und legte die mit dem Elektroskop verbundene Elektrode
der Reihe nach an die Felder 1, 3, 4 und 6 an. Ich fand
dieselben bei Druckzunahme zwar schwach, aber sicher positiv
resp. negativ elektrisch. ®
Legte ich die Kugel auf die abgeleitete Messingscheibe
mit den belegten Stellen nach unten resp. nach oben und
übte ich einen Druck aus in der Richtung einer Axe maxi-
maler Piezoelektrieität, so erhielt ich auf der ganzen Kugel
positive Elektricität, wenn das positive Feld 5, dagegen negative
Elektrieität, wenn das negative Feld 2 oben lag. In diesen
Fällen überwog die Inductionswirkung der oben entstehenden
Piezoelektricität{der Wirkung der schwachen, auf der unteren
Kugelhälfte vorhandenen entgegengesetzten Elektricität. Die
normalen Verhältnisse traten sofort ein, wenn auch das unten
liegende Feld isolirt wurde.
Bei dieser Stellung der Kugel konnte ich bestätigen,
dafs auf der ganzen oberen und der ganzen unteren Kugel-
hälfte und nicht etwa allein an den Druckstellen Elektrieität
auftrat. Wurden nämlich die belegten Felder abgeleitet, so
fand ich trotzdem auf den anderen qualitativ dieselbe Elek-
trieitätsvertheilung wie vorher. —
Ich gehe nun über zu der Mittheilung der elektroopti-
schen Versuche. Zu denselben wurden die in der ersten Ab-
handlung beschriebene quadratische Quarzplatte, welche pa-
— 11 —
rallel der Säulenfläche geschnitten ist, sowie das mit II be-
zeichnete Parallelipiped und ein kleiner Quarzeylinder ge-
braucht. Bezüglich der näheren Beschreibung der beiden erst-
genannten Krystalle verweise ich auf die erste Abhandlung.
Die Platte wurde sowohl im parallelen als im convergenten
Lichte untersucht. Bei den Versuchen im parallelen Lichte
befand sich dieselbe in horizontaler Lage in der mit Benzol
gefüllten Flasche; die untere Elektrode war die mit zwei
Glasstreifehen versehene Messingscheibe, die obere ein in die
Vertiefung der Platte ragender Messingdraht (vgl. die frühere
Versuchsanordnung). Das unter 45° gegen die Horizontale,
geradlinig polarisirte Natriumlicht ging parallel der Hauptaxe
durch die Platte und der Analysator war auf dunkel gestellt.
Während des Elektrisirens zeigte sich eine lebhafte Erhellung
der Mitte des Gesichtsfeldes, der Stelle unter der Vertiefung
in der Platte. Die Vertheilung der hellen Stellen war ver-
schieden, je nachdem sich oben oder unten die positive Elek-
trieität befand.
Das Resultat überraschte mich, da durch elektrische
Kräfte, welche in der Richtung einer Axe fehlender Piezo-
elektrieität wirken, keine Compression oder Dilatation in
dieser Richtung erzeugt werden dürfte.
Ebenso überraschte mich das Verhalten der Platte im
convergenten Lichte. Dasselbe brachte mich zwar einer Er-
klärung des ersten Versuches näher, die vollständige Erklä-
rung erhielt ich aber erst nach Ausführung der oben be-
schriebenen piezoelektrischen Versuche.
Um die Platte im convergenten Lichte zu untersuchen,
kittete ich gegen die quadratischen Flächen derselben 0,7 cm
weite, nach oben rechtwinkelig gebogene Glasröhren, die mit
Quecksilber gefüllt wurden. Darauf brachte ich die Platte
so unter ein Steeg’sches Polarisationsmikroskop, dals das
aus concentrischen Kreisen bestehende Axenbild zur Beob-
achtung kam; die Beleuchtung geschah wieder durch eine
Natriumflamme.
Das Quecksilber in den beiden Glasröhren war mit je
einer der Elektroden der Elektrisirmaschine verbunden. Im
_ m
Augenblicke, wo die Elektrieität der Platte zugeführt wurde,
verwandelten sich die Kreise in Ellipsen; die grolse Axe der-
selben, welche länger war als der entsprechende Kreisdurch-
messer, machte einen Winkel von 45° mit den Kraftlinien
(die senkrecht zur quadratischen Fläche der Platte standen);
die kleme Axe war kleiner als der Kreisdurchmesser. Lag
die Platte so unter dem Mikroskop, dafs die durch Druck
positiv werdende Seite sich rechts, somit die durch Druck
negativ werdende Seite sich links befand und wurde der dem
Beobachter zugewendeten Seite der Platte positive, der ab-
gewendeten Seite negative Elektrieität zugeführt, so war die
grolse Axe von links oben nach rechts unten gerichtet. Nach
einem Wechsel der zugeführten Elektrieitäten hatte die grolse
Axe die zu der vorigen senkrechte Richtung, somit von rechts
oben nach links unten.
Es ist nun bekannt *), dafs eine mechanische Compression
resp. Dilatation einer senkrecht zur Axe geschliffenen Quarz-
platte in einer zur Axe senkrechten Richtung eine Veränderung
des Ringsystems erzeugt, welche der soeben besprochenen
ähnlich ist. Die Durchmesser der Kreise werden in der
Richtung der Compression verlängert und in der dazu senk-
rechten Richtung verkürzt. Wird dagegen die Platte dilatirt,
so liegt die grolse Ellipsenaxe senkrecht zur Richtung der
Dehnung.
Die Resultate der beiden letzten Versuche würden somit
erklärt sein, wenn die Annahme erlaubt wäre, dafs elektrische
Kräfte, welche in der Richtung einer Axe fehlender Piezo-
elektrieität wirken, zwar keine Formveränderungen in der
Richtung dieser Axe erzeugen, wohl aber eine Compression
oder Dilatation oder beide zugleich in Richtungen, welche
senkrecht zur Hauptaxe liegen und unter 45° gegen die be-
treffende Axe fehlender Piezoelektricität geneigt sind, zur
Folge haben. In wie weit diese Annahme nun gerechtfertigt
ist, konnte ich nicht entscheiden, bevor die beschriebenen
Versuche über Piezoelektrieität angestellt waren; und deshalb
*) Faff, Poggendorf’s Annalen 107, $. 133, 1859.
— 13 —
habe ich mit der Veröffentlichung meiner elektrooptischen
Versuche mit senkrecht zur Axe geschliffenen Platten bis jetzt
gewartet.
Aus den unter 5) mitgetheilten piezoelektrischen Ver-
suchen und dem von Lippmann ausgesprochenen Gesetz
der Reeiprocität von Compression und elektrischer Ladung
ergiebt sich die Bestätigung der Richtigkeit jener Annahme
und somit die vollständige Erklärung obiger Versuche.
Es wurde am eitirten Orte gefunden, dafs ein Druck,
welcher unter 45° gegen eine Axe fehlender Piezoelektricität
und senkrecht zur Hauptaxe auf den Quarz ausgeübt wird,
an den Enden jener Axe Piezoelektricität erzeugt und zwar
eine Menge, die gröfser ist, als jede an anderen Stellen ent-
stehende. Theilt man somit jenen Enden dieselben Elektri-
citäten mit, welche durch Druck in der angegebenen Richtung
entstehen würden, so mufs in dieser Richtung eine Dilatation
des Quarzes stattfinden ; und umgekehrt theilt man den Enden
Elektrieitäten mit, die den durch Druck entstehenden ent-
gegengesetzt sind, so muls in dieser Richtung eine Com-
pression auftreten. Solche Richtungen, die senkrecht zur
Hauptaxe stehen und unter 45° gegen eine Axe fehlender
Piezoelektrieität geneigt sind, giebt es nun für jede Axe
fehlender Piezoelektrieität zwei, nämlich je eine auf beiden
Seiten dieser Axe. Aus dem unter 5) Gesagten geht weiter
hervor, dafs die Elektrieitäten, welche entstehen, wenn ein
Druck in der einen dieser zwei Richtungen ausgeübt wird,
den Elektricitäten entgegengesetzt sind, welche bei einem
Druck in der anderen Richtung auftreten. Wenn man folg-
lich dem einen Ende einer Axe fehlender Piezoelektrieitäten
positive und dem andern negative Elektricität zuführt, so
muls diese Elektrisirung eine Compression in einer jener
beiden Richtungen und zugleich eine Dilatation in der andern
bewirken. Werden die zugeführten Elektrieitäten gewechselt,
so mufs auch ein Wechsel zwischen Compression und Dila-
tation stattfinden. Das soeben Gesagte ist aber nichts anderes,
als was oben zur Erklärung der elektrooptischen Versuche
angenommen wurde.
XXI. 8
— 114 —
Das in der ersten Abhandlung mit II bezeichnete Quarz-
parallelipiped wurde nun ebenfalls sowohl im parallelen als
im convergenten Natriumlicht untersucht. Im ersten Falle
war dasselbe genau wie früher in der mit Benzol gefüllten
Flasche aufgestellt, nur mit dem Unterschied, dals jetzt die
Lichtstrahlen parallel der Hauptaxe durchgingen. Wenn
dann der Analysator auf dunkel gedreht war, so wurde durch
das Elektrisiren die Stelle zwischen den Bohrlöchern intensiv
erhellt; die Vertheilung der hellen Partieen änderte sich beim
commutiren. Beides war zu erwarten, da die Bohrlöcher in
der Richtung einer Axe maximaler Piezoelektrieität ange-
bracht sind.
Um die Art der erzeugten Doppelbrechung zu unter-
suchen, konnte auch jetzt wie bei der Quarzplatte von vor-
hin das früher angewandte Mittel einer eingeschalteten Glas-
platte, die in horizontaler oder verticaler Richtung comprimirt
wurde, nicht gebraucht werden, da durch die in der Richtung
der Hauptaxe vorhandene Drehung der Polarisationsebene
die Verhältnisse complieirter waren als früher; deshalb nahm
ich die Untersuchung im convergenten Licht vor.
Zu diesem Zweck wurden gegen die Endflächen des
Parallelipipeds rechtwinkelig nach oben gebogene Glasröhren
gekittet und diese sowie die damit communieirenden Bohr-
löcher mit Quecksilber gefüllt. Die durch Elektrisirung ent-
stehende Aenderung des in der Mitte zwischen den Bohr-
löchern liegenden Ringsystems bestand nun wiederum darin,
dals die Kreise zu Ellipsen wurden, deren grolse Axen grölser
und deren kleine Axen kleiner waren, als der Durchmesser
des entsprechenden Kreises. Die Richtung der langen Axe
war parallel mit der.Verbindungslinie der Bohrlöcher, folglich
parallel mit der Richtung der betreffenden Axe maximaler
Piezoelektrieität, wenn das bezeichnete Ende des Krystalls
positiv, das nicht bezeichnete Ende negativ elektrisch war.
Diese Axe stand dagegen senkrecht zu jener Richtung, wenn
das bezeichnete Ende negativ und das nicht bezeichnete Ende
positiv elektrisch war.
Berücksichtigt man das in der ersten Abhandlung ange-
gebene piezoelektrische Verhalten des benutzten Krystalles,
so findet man leicht mit Hülfe der unter 3 und 4 aufgeführ-
ten piezoelektrischen Versuche, dals die beobachtete optische
Erscheinung vollständig zu erklären ist durch die Zusammen-
wirkung einer elektrischen Üontraction in einer und einer
Dilatation in der dazu senkrechten Richtung.
Ich komme nun zu den Versuchen mit dem kleinen
Quarzeylinder. Die Axe des Cylinders ist parallel der Haupt-
axe, der Durchmesser beträgt 0,45 cm, die Höhe 0,5 em;
derselbe ist genau centrisch in der Richtung der Axe in einer
Weite von 0,08 cm durchbohrt; die Endflächen sind polirt.
Ich untersuchte nun zunächst das piezoelektrische Verhalten
desselben und markirte die Richtungen der drei Axen feh-
lender Piezoelektrieität. Dann kittete ich denselben mittelst
Canadabalsam mit den Endflächen auf je zwei 4,5 cm lange,
1,5 em breite Glasplatten, die beide an einer Stelle in einer
Weite von ebenfalls 0,08 em durchbohrt sind. Die Durch-
bohrung der einen Platte coincidirt genau mit der Durch-
bohrung des Cylinders; die Durchbohrung der andern liegt
2 cm vom Cylinder entfernt. Die Ränder der Grlasplatten,
die paarweise parallel sind, wurden durch aufgekittete Glas-
streifen mit einander verbunden, so, dals ein Glaskästchen
entstand, welches durch die Durchbohrung der einen Glas-
platte mit Quecksilber gefüllt wurde. Dieses Quecksilber
umgiebt vollständig die Mantelfläche des Quarzeylinders, bil-
det die äufsere Belegung desselben und stand bei den Ver-
suchen durch einen Draht mit einer Elektrode der Holtz-
schen Elektrisirmaschine in Verbindung. Die innere Belegung
ist ein durch die andere Glasplatte gehender, in die Durch-
bohrung des Cylinders eingesteckter dünner Draht, der zu
der anderen, zur Erde abgeleiteten Elektrode führte.
Das beschriebene Präparat wurde so unter das Steeg-
sche Polarisationsmikroskop gelegt, dafs der erste Kreis des
Ringsystems concentrisch mit der Durchbohrung des Cylin-
ders war und unter Anwendung von Natriumlicht deutlich
beobachtet werden konnte; es ist dazu erforderlich, dafs das
g#
— 116 —
obere Linsensystem des Apparates sich in einer gewissen,
leicht aufzufindenden Entfernung von dem Präparat befindet.
Das Elektrisiren der beiden Belegungen des Quarzeylin-
ders hatte nun die nachstehenden Erscheinungen zur Folge.
Nur die sechs Stellen des Kreises, welche in der Richtung
der drei durch die Mitte gehenden Axen fehlender Piezo-
elektrieität lagen, behielten ihre Lage bei, an allen anderen
Stellen fand eine Verschiebung nach dem Centrum hin, oder
von diesem weg statt; dieselbe war am grölsten in den durch
die Mitte gehenden Richtungen der drei Axen maximaler
Piezoelektrieität. In je einer dieser Richtungen war auf der
einen Seite von der Mitte eine Verschiebung nach innen,
auf der andern eine Verschiebung nach aulsen zu beobach-
ten, und zwar in jedem Fall dem piezoelektrischen und
dem früher gefundenen elektrooptischen Verhalten des
Quarzes in diesen drei Richtungen entsprechend. Der Ring
erhielt durch diese Verschiebungen eine Gestalt, welche der
eines gleichseitigen Dreiecks mit abgerundeten Ecken ähnlich
ist. Durch ein Wechseln der Elektrieitäten änderte sich die
Lage des Dreiecks in der Weise, dafs die neue Lage durch
eine Drehung des Dreiecks um 180° in seiner Ebene aus der
früheren hervorgeht. — Die besprochene Versuchsanordnung
ist deshalb bemerkenswerth, weil man bei derselben mit einem
Blick die in den sechs erwähnten, ausgezeichneten Richtungen
stattfindenden Vorgänge übersehen kann *).
Ich halte es nun für überflüssig, noch weitere elektro-
optische Versuche mit Quarz mitzutheilen, da alle bisher von
mir gefundenen Erscheinungen sich aus dem piezoelektrischen
Verhalten ableiten lassen. Inwieweit auch die den Ausgangs-
punkt meiner Untersuchung bildenden Hypothesen in allen
Fällen stichhalten, mufs durch eine anzustellende Rechnung
untersucht werden.
Giefsen, den 4. Januar 1883.
*) Ich habe die Anfertigung von Quarzpräparaten, welche zu elektro-
optischen Versuchen dienen, Herrn Dr. Steeg und Reuter in Homburg
v. d. Höhe übertragen; dieselben können auf Wunsch vor ihrer Ablie-
ferung unter meiner Leitung untersucht werden.
Vv.
Phänologische Beobachtungen aus Mittel-
europa.
Von Prof. H. Hoffmann.
Die nachfolgenden phänologischen Angaben über zahl-
reiche Orte Europa’s schliefsen sich an meine phänologische
Karte von Mütteleuropa*) an und sind dazu bestimmt, das
dort Gegebene zu vervollständigen und damit einen vorläufigen
Abschluls zu erzielen, in dem Sinne, dafs dadurch eine feste
Basis für zukünftige derartige Beobachtungen gewonnen
werde.
Wie früher so sind auch hier die Daten unter Beschrän-
kung auf die Aprilblüthen Giefsens als Repräsentanten des
Eintritts des Frühlings und unter Bevorzugung der Holz-
pflanzen in folgender Weise auf Gielsen bezogen und be-
rechnet worden : wo nur für ein oder wenige Jahre Angaben
vorlagen, sind dieselben mit den betreffenden, gleichen Jahren
der Gielsener Beobachtungen verglichen ; wo dagegen etwa
5- und mehrjährige Beobachtungen vorlagen, wurden, wenn
nichts Anderes angegeben ist, die daraus berechneten Mittel
mit den Mitteln der Aprilphänomene (ersten Blüthen) und
der ersten Fruchtreife von Giefsen verglichen (berechnet Ende
1881).
*) Geographische Mittheilungen, Januar 1881. Gotha bei Perthes.
(1 M. 50 Pf.) — Vgl. auch ebenda 1882, H. 2, 8. 54.
— 118 —
Für die „erste Fruchtreife* wurden folgende Mittel
benutzt.
Ribes rubrum, rothfrüchtige Johannisbeere . . . 21. Juni (29 Jahre).
Lonicera tatarica, tatarisches Geisblatt . . . . 1LJui (2 „.)
Sorbus aucuparia, Vogelbeere, Eberesche . . . - 30. „ (16 „).
AtropauBelladonna, ‚Tollkirsche u. Han 8 22,4: 11,23, Aug. (Id
Sambucus nigra, schwarzer Hollunder .. ... 1. „ @&8 „)
Aesculus Hippocastanum, gemeine Rofskastanie :
die Erucht platzt . .. : i SlRenSeptu ST):
Für fernere Beobachtungen uch erster Fruchtreife dürften
sich auch die folgenden Pflanzen empfehlen, unter der Vor-
aussetzung, dals sie zahlreich vertreten sind : Sambucus ra-
cemosa, Ligustrum vulgare, Rubus idaeus, Ribes nigrum und
aureum, Symphoricarpos racemosa, Lycium barbarum, Cornus
alba, sanguinea.
Aufser den zahlreich eingesendeten handschriftlichen
Beobachtungen, welche ich später im Detail veröffentlichen
werde, sind nachträglich die folgenden, bereits anderweitig
publieirten Aufzeichnungen mir zugänglich und theils zur
Umrechnung (eventuell Correetur oder Bestätigung) meiner
früheren Angaben verwendet, theils als neue Stationen ein-
gereihet worden.
Linsser in Mem. acad. Petersbourg, 1869, XIII, $. 23. Zum Theil
unbrauchbares Material; z. B. erste Blüthe für Heidelberg — 2, Venedig
— 7 Tage nach Giefsen. — Weidenmüller, met. phänol. Beob. v.
Marburg u. Umgebung. Marburg 1882. — Frölich, 16jährige Beob.
in Ischl im Jahresber. d. Sect. Salzkammergut d. d. öst. Alpenvereins für
1881, S. 75, ed. Ischl 1882. — C. Fritsch, mittlere phän. Daten für
zahlreiche Orte in Oesterreich-Ungarn im Jahrb. d. Centr. Anst. f. Meteor.
VH, ed. 1873, S. 260 ff. 4°. Da hier in der Regel genügende Beobach-
tungen an geeigneten Pflanzen angegeben sind, so habe ich bei der Be-
rechnung die unzuverlässigen Aprilblüthen Persica, Ajuga, Fragaria ganz
unbeachtet gelassen. — Berichte der St. Gallischen Gesellsch. 1860—78.
— Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens 1854 bis 1880. Das Meiste
hat sich bei tabellarischer Zusammenstellung als ganz unbrauchbar er-
wiesen. — Mitth. d. naturf. Ges. Bern 1853—78. Phän. v. Bern 1854,
S. 111 nach Künkelin. — Ber. ü. Verh. nat. Ges. Basel 1836— 1878.
Phänol. v. Basel 1878,.8. 296, n. Huber. — N. Druckschr. schweizer.
Ges. f. ges. Naturwiss. X, 1849, 8.74. Phän. v. Lenzburg n. Hofmeister.
— Bestehen und Wirken d. nat. Ver. z. Bamberg 1854—1876. Vgl. Beil.
zu Ber. III, S. 7; — IV, S. 71; — XLS. 38. — T. Hoh spricht sich
hier in sehr zutreffender Weise über den Werth phänologischer Beobach-
tungen im Allgemeinen aus : „In tieferem wissensch. Sinne haben die-
— 19 —
selben, sobald einmal alle ihre Bedingungen erkannt sein werden, den
nach dieser Richtung das übrige (klimatolog.) Beobachtungsmaterial in
Schatten stellenden Vorzug, dafs sie den resultirenden Complex wenn
nicht aller, doch der wichtigsten Witterungselemente zu gemeinsamer An-
schauung bringen.“ — Verh. d. nat. Ver. in Brünn 1862—1868. — Neder-
landsch Meteor. Jaarboek 1867—1880. Die zahlreichen phänol. Angaben
sind, wie mich deren tabellarische Bearbeitung überzeugt hat, meist von
sehr geringem Werthe, wie diefs bei nur gelegentlichen und planlosen
Beobachtungen nicht anders sein kann. Es scheint, dafs die niederländi-
schen Stationen bezüglich des Aufblühens zum Theil etwas gegen Giefsen
voraus sind, bezüglich der Fruchtreife aber verspätet. — Wochenschrift f.
Astron., Meteor. u. Geogr. v. Heis u. Klein 1858—1880. — Durch Güte
des Herrn Prof. Hann, Directors der Sternwarte in Wien, erhielt ich °
eine Anzahl handschriftlicher Originaltabellen aus Oesterreich (aus den
Jahren 1876—81), nach dem Schema von dem am 26. Decbr. 1879 ver-
storbenen trefflichen C. Fritsch ausgefüllt und, wie früher, an die Cen-
tralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus eingesendet, aber bisher
noch nicht verarbeitet. Ich habe dieselben mit den identischen Jahren
für Giefsen verglichen und führe sie unter der Autorität der einzelnen
Beobachter auf. Sie schliefsen an die von Fritsch bereits in den
„Jahrbüchern“ dieser Anstalt publieirten genau an und sind meist vor-
trefflich. — Meteorologisch-phänologische Beobachtungen aus der Fuldaer
Gegend, gesammelt vom Verein f. Naturkunde in Fulda 1876—80. Noch
wenig Brauchbares. — Össervazioni fenologiche 1876—80 nel Vicentino.
A. da Schio e D. Lampertico. Vicenza 1881. Dazu Appendice
ed. 1882. Wenig für unseren Zweck Brauchbares. — A. Müttrich,
Jahresber. forstl. met. Beob. Preufsen für 1880, VI, ed. 1882. — M. Staub,
phänologische Karte von Ungarn, Peterm. geog. Mitthlgen. 1882, Heft 9,
S. 335 f. Ich habe nur die Stationen mit 5- und mehrjährigen Mitteln
benutzt und mit den Mittelzahlen von Giefsen verglichen; jene mit 1-
bis 4jährigen Beobachtungen mufste ich weglassen, da wegen fehlender
Angabe der betreffenden Jahrgänge die erforderliche directe Vergleichung
mit denselben Jahren in Giefsen nicht möglich war. Unter „Blüthe“ ist
hier wohl erste Blüthe zu verstehen. — Phän. Beob. Cant. Bern, ed.
Fankhauser. Neu hinzugekommen die Jahre 1873, 1879, 1880, 1881.
Kaum brauchbar; der zwanzigste Theil der gestellten Aufgabe, präeiser
gefalst, würde bessere Resultate liefern. — Mecklenburger Beob. üb d.
Entwicklg.d. Pflz. Archiv f. Landeskunde u. Beitr. z. Statistik v. Mecklenb.
1854—1866. (Ich habe jedes Einzeldatum mit dem betreffenden von
Gielsen verglichen.) — Böhmische Beob. aus den Jahren 1828 —46.
Fritsch in Meteorolog. Jahrb. Bd. II, Wien 1854. 4°. Mit den Einzeldaten
von Giefsen bis inclus. 1882 verglichen. — Belgische Beob. : Quetelet
in Mem. acad. Belgique, obs. period. 1841—55, 1857—72. Tom. 14—41.
Diese zum Theil vieljährigen Beobachtungen versprechen mehr, als sie
leisten, da das Schema oder die Instruction viel zu viel und zum guten
Theil Unmögliches vom Beobachter verlangt. — Abhandlg. der Irmischia,
ed. Leimbach 1882, S. 85; Sondershausen.
Tabelle auf 8. 91 gilt für 1881 !). —
120
Thüringische Stationen.
(Die
Ich bemerke hier, dafs Dr. Egon Ihne, dem ich verschiedene obiger
Nachweise verdanke, damit beschäftigt ist, in einer besonderen Schrift eine
Zusammenstellung der gesammten phänologischen Literatur zu veröffent-
lichen.
Aprilphänomene von Giefsen (absolute Höhe 160 m) als
Erste Blüthe (e. B.).
Scala comparationis.
Mittel Mittel
inclus. , inelus.
Namen der Pflanzen | 1882 "718827 Namen der Pflanzen | 1882 pe
8 o 5 E)
sulls | en ls
=) z (=) »
Acer platanoides 2.1V|12.1IV 20 | Doronicum caucasi-
Acer Pseudoplatanus | 3. V|31.IV 9 cum 3.IV 14.IV 12
Acer rubrum 8.IV|10.IV) 4 | Draba aizoides |
Adonis vernalis 20.111/14.IV/12 | Draba Gmelini ET IHRVET,
Adoxa moschatellina |31.1I11.IV 5 | Draba repens 2.IV 10.IV| 6
Almus viridis 25.1IV1!26.IV| 8 Epimedium alpinum 8.1V124.IV| 5
Amelanchier Botrya- Epimedium maeran-
pium 21.1V/26.IV| 4 thum 9.1V 20.IV| 4
Amygdalus communis, — |17.1V/20 | Epimedium violaceum, 4. IV 17.IV| 4
Amygdalus nana 9.IV|19.1V24 | Forsythia viridissima |18.1I111.1IV| 6
Anemone (Pulsat.) Fragaria collina — ,‚27.1V1 1
‚pratensis — /14.IV| 2| Fragaria vesca 19.1I1/26.1V 12
Anemone ramuneuloi- Fraxinus excelsior — SD VIG
des 26.III] 7.IVI10 | Aritillaria imperialis | 4.1V|14.1V 22
Anemone (Pulsat.) ver- Fritillaria latifolia — ET SARygl
nalis — /24.1V| 1 | Frilillaria Meleagris 11.IV 21.IV 4
Asarum europaeum |20.III| 8.IV| 5 | Fritillaria pallidiflora|20.1V 24. IV 5
Aubrietia deltoidea |16.III| 1.1V|16 | Fritillaria racemosa | 7.IV 13.1V| 6
Betula alba 3.IV|17.IV/14 Gagea stenopetala 11.III 1.IV 14
Brassica Napus hy- Galeobdolon luteum |19.1V|26.IV| 7
berna 16.1V|24.IV|15 | Gentiana exeisa — 7 126S0VIE 1
Buxus sempervirens — |10.IV| 3 | @entiana verna 28.III| 2.IV|12
Caltha palustris 10.IV /11.IV|11 | @eum rivale 20.IV/25.IV| 4
Capsella bursa pas- Glechoma hederaceum 3.1V 15.IV| 5
toris 14.III| 6.IV| 7 | Hacquetia Epipactis |22.IIL 2.IV| 9
Cardamine pratensis | 2.IV |18.1V|23 Hyacinthus orientalis 18.III| 3.IV 17
Carex montana 14.1V |20.IV # | Hyoscyamus orientalis|21. Ill 3.IV 3
Carex pilosa 8.IV |14.IV| 6 | Zris pumila 19. IV /18.1V 20
Carpinus Betulus 2.IV |117.IV| 6 | Lamium album 9.1V/23.IV 14
Cerastium arvense 11.1V /22.IV| 6 | Zamium maculatum \31.1II20.IV, 8
Cheiranthus Cheiri 31.111] 23.IV| 7 | Zarix europaea 15.III 8.IV 15
Chrysosplenium alter- (Pollen stäubt)
nifolium 19.1V/16.1V| 7 | Leucojum aestivum | 9. IV|19.IV| 5
Cochlearia ofieinalis 20.III] 1.IV| 5 | Lonicera alpigena 19. IV/29.1V|28
Corydalis fabacea 25.IIl| 3.1V|13 | Donicera coerulea 15.IV 114.IV| 2
(spreizend) Lunaria rediviva 23.IV 29. IV 27
Dentaria digitata 30.111 14.IV) 8 | Mahonia Aquifolium |21.11115.1V 11
— 121 —
nn nn nn mann nn ann
Mittel | Mittel
incelus. | inclus.
Namen der Pflanzen | 1882 N . Namen der Pflanzen | 1882 |
=: | 25
a |# | a 8
Mandragora vernalis |16.IIL| 8.IV| 6 | Prunusinsititia, Mira-
Mercurialis perennis belle — 123.1V/14
(mas) 13.111/30.III| 8 | Prunus „blaue runde
Mertensia virginica 24. 1V |27.IV| 7 Pflaume 3. 1V[16.1V 119
Mespilus japonica 31.1I1113.IV/14 | Prunus „ Reineclaude — |22.1V 10
Monchia erecta — [30.IV 2 | Prunus Padus 10. IV 123. 1V124
Muscari botryoides 21.IIL| 2.IV 17 | Prunus spinosa 31.111119. IV 25
Muscari racemosum | 6.IV 15.IV| 4 | Pyrus communis 9.1V|23.1V|29
Myosotis sylvatica 17.1V/22.IV 6 | Pyrus Malus 15. 1V|28.1V129
Nareissus Pseudonar- Rhododendron dahu-
cissus 18.IIl| 4.1V 12 ricum — |5.IV| 2
Orchis Morio 25. IV /30.IV| 6 | Kibes alpinum, mas \22.III 5.IV| 6
Orobus tuberosus 9.1V 23.IV, 5 | Ribes aureum 3.1V 116. 1IV|10
Orobus vernus 19.111115 IV|19 | Ribes Grossularia 22.111111.1V128
Oxalis Acetosella 2.1V/13.IV 5 | Ribes rubrum 31.111113. IV 124
Paris quadrifolia 29.IV 27.1IV| 2 | Ribes sangwineum 5.1V116.IV| 9
Persica vulgaris (zum Salix aurita, mas 31.1] 7.IV| 4
Th. Spalierpflanze)|19.IIl, 7.1V 27 | Salix daphnoides, mas|19. III, 6.1V 20
Petasites oficinalis 3.IV| 9.IV| 3 | Sambucus racemosa |15.1V/26.1V| 7
Phlox reptans 23.1V|27.IV 3 | Sanguinaria canaden-
Plantago alpina — 23.IV| 1 sis 15. 1V/17.IV| 6
Populus italica, mas | 4.IV 8.IV|10 | Seilla amoena 19.1V|13.1V | 5
Populus nigra — | 41V 1] Seilla bifolia 20.111128. IIl| 6
Potentilla alba 19.1I1]13.IV| 6 | Scopolia atropoides |29.III) 9. IV 11
Potentilla verna 17.III 6.IV 17 | Scopolia carniolica |20.III 6.1V 12
Primula Auricula — |14.IV 6 | Serophularia vernalis 10.IIl| 1.IV| 7
Prunus armeniaca (z Sisymbrium Alliaria \|17.1V/25.IV| 5
Th. Spalierpflanze)|17.III| 2.IV 25 | Taraxacum ofieinale 19.IIL 3.1V 119
Prumus avium, Nüls- Tulipa suaveolens 24.III) 5.IV|12
kirsche 3.IV 18.1V 29 | Tussilago Farfara 9.111 31.111115
Prunus cerasifera 23.111 16.IV| 4 | Ulmus effusa 14.111/31.III) 5
Prunus Cerasus, Sau- Viola lutea 14. [IV 19.1IV| 7
erkirsche 9.1V/22.1V 26 | Viola mirabilis — 118.1V 17
Prumus domestica, Waldsteinia geoides | 2.IV|13.1V 12
Zwetsche (mitgrün- |
licher Blüthe) 16.1V|27.1IV 22
Zur allgemeinen Orientirung bezüglich der wichtigsten und praktisch
bewährtesten phänologischen Daten auch aus den übrigen Monaten des
Jahres mögen, nach der durchschnittlichen Zeitfolge aus vielen Jahren
geordnet, die nachstehenden mittleren Werthe dienen, zugleich als erwei-
tertes Schema für zukünftige vollständigere und exactere ‚Beobachtungen
auf diesem Gebiete auch an anderen Orten, berechnet im Herbste 1882
und gültig für Gielsen. (Die Daten für 1882 sind in besonderer Columne
beigefügt) Auch als besonderer Aufruf von mir und Dr. Ihne verschickt
im Januar 1883.
122
Mittlere Zeitfolge in Giefsen (160 m abs. Höhe).
e.B. = erste Blüthe offen; B. O. s. = erste Blattoberfläche sichtbar; e. Fr.
—= erste Frucht reif; a. L. V. — allgemeine Laubverfärbung.
Giefsen Gielsen
1882 1882
Febr. 11. Corylus Avellana, „ 28. Secale cereale hi-
Stäuben der An- bern., e. B. 23V
theren. 22. II „ 28. Atropa Belladonna,
April 9. Aesculus Hippo- e. B. 25. V
cast., B. O.s. |21. III | Juni 1. Symphoricarpos ra-
„ 13. Ribes rubrum, e.B.| 31. Ill cemosa, e. B. 30. V
„ 16. Ribes aureum, e.B.| 3. IV „ 3. Rubus idaeus, e. B. 29. V
„ 18. Prunus avium,e.B.| 3. IV „ 3. Salvia ofhicinalis,
„ 19. Prunus _spinosa, e. B. 130. V
e.uB. 31. III „ 5. Cornus sanguinea,
„ 22. Prunus Cerasus, e. B. 4. VI
e. B. II „ 14. Vitis vinifera, e.B. 8. VI
n„ 23. Prunus Padus, e.B. | 10. IV 20. Ribesrubrum, e. Fr. 17. VI
„ 23. Pyrus communis, 22. Tilia grandifolia,
e. B. IV e. B. 24. VI
„ 25. Fagus sylvatica, B. „ 22. Ligustrum vulgare,
OÖ. s. 1.SEV: 8. B. SEavE
„ 28. Pyrus Malus, e. B.| 21. IV „ 27. Lonicera tatar.,
„ 28. Betula alba, B. O.s. — e. Fr. 18. VI
Mai 1. Quercus peduncu- „ 30. Lilium candidum,
lata, B. O. =. — e. B: 26. VI
„ 2. Lonicera tatarica, Juli 4. Rubus idaeus, e.Fr. 3. VII
e..B. S9aTV »„ 7. Ribes aureum, e.Fr.| 2. VII
„ 4. Syringa vulgaris, „ 20. Secale cer. hib.,
e. B. 4. V Ernte-Anfang. /18. VII
„ 4. Fagus sylv., Buch- „ 30. Sorbus aucuparia,
wald grün. 23. IV e. Fr. 127. VII
»„ 4. Narcissus poeticus, Aug. 1. Atropa Belladonna,
e. B. 22. [V e.. Fr. 22. VII
„ 7. Aesculus Hippo- „2. Symphoricarpos ra-
cast., ©. B. 6. cemosa, e. Fr. 121. VII
„ 9. Orataegus Oxya- „ 11. Sambucus nigra,
cantha, e. B. IV, e. Fr. 10. VIII
„ 14. Spartium _ scopa- „ 28. Cornus sanguinea,
rium, e.B. (Saro- e. Fr. 28. VII
thamnus). 24. IV | Sept. 9. Ligustrum vulgare,
„ 14. Quercus pedune., e. Fr. TR
Eichwald grün. | 11. V „ 17. Aesculus Hippo-
„ 14. Oytisus Laburnum, cast., e. Fr. 12. IX
e. B. TV Oct. 10. desculus Hippo-
„ 16. Cydonia vulgaris, CAST, al Vz 6.X
e. B. 6. V „ 12. Betula alba, a.L.V. 13. X
„ 16. Sorbus aucuparia, 16. Fagus sylvatica, a.
e. B. ZIV 16.X
„ 28. Sambucus nigra, „ 20. Quercus pedumc., a.
e. B 21. VW BAWV 21.X
— 13 —
Folgende Bemerkung dürfte hier am Platze sein. Man erspart sich
manchen vergeblichen Gang und sichert in hohem Grade die Genauigkeit
der Einträge, wenn man Exemplare dieser verschiedenen Beobachtungs-
pflanzen als Indicatoren in seiner nächsten Nähe anpflanzt, um nach diesen
zu beurtheilen, ob weitere Umgänge in Betreff dieser Species an der Zeit
sind. Tägliche Beobachtung wird übrigens vorausgesetzt. Selbstverständ-
lich gestatten nur die in zahlreichen Exemplaren an einem Orte vertretenen
Species für Vergleichungen geeignete, genügend sichere Beobachtungen.
Das Jahr 1882 mit seinem excessiv warmem März (Mitteltemperatur
in Giefsen + 2,9° R, in 1882 dagegen + 5,9°), bot eine ausgezeichnete
Gelegenheit zur Prüfung des Werthes der bisher für Giefsen gewonnenen
Mitteldaten der „ersten Blüthe“, da am Ende des März die Vegetation um
3 Wochen voraus war gegen sonst. Es hat sich nun gezeigt, dafs die viel-
jährigen Mittel in der That selbst durch ein so exceptionelles Jahr, wie
dieses, nicht mehr geändert werden, also wahre Mittel sind; z. B. :
a. mittleres Datum aus 23 Jahren, berechnet 1881;
b. ebenso aus 24 Jahren, berechnet 1882.
a. b.
Pyrus communis 23. IV 23. IV.
Pyrus Malus 284 IV -128..EV,
Uebersicht der phänologischen Stationen aus Mitteleuropa,
bezüglich der ersten Blüthe und ersten Fruchtreife,
verglichen mit den Aprilblüthen und der ersten Fruchtreife von Wiefsen.
__ | abso- | ©. B.**) e. F. a)
i iS lute ı Tage Jahre Tage |Jahre
Station &, Höhe vor + vor Beobachter
& in Me- _ nach — nach
H | tern ‚Gielsen ‚Giefsen
Aarau 44 | 385 0 16 — — |Astron. Wochen-
[ schr. V, 8. 270
u.sonst. (Prun.
avium)
Aardenburg (n.-ö. bei
Brügge) 21 — + 38 8 |— 4 6 |Nederl.m. Jaark.
Admont 48 | 666 Ii— 16| 9 |— 20| 7 |bei Fritsch
Aerschot, Süd-Bra- 23 | — +12) 1 | — |) — |Belgische Beob.
bant ?
Affoltern, Forstkreis
Emmenthal 44 | 720 | — 12 9| — — Berner Beob.
*) Quadrangel in der phänolog. Karte von Mitteleuropa; zur geo-
graphischen Orientirung.
*#) erste Blüthe.
**#) erste Frucht reif.
124
abso- e. B. je E. si
N | 8 | Jute Tage |Jahre Tage |Jahre
Station = | Höhe |1_ vor + vor Beobachter
= ı°
ı& in Me-_ nach — nach
tern |Giefsen Giefsen
Agram 57 | 154 |+ 2) 3 |+ 10) 3 |bei Fritsch
Aigle (Wallis) 4 | 550 +13] 1 | — | — Schätzung nach
W._ vw , Ber
chenau.
Albettone (Vicenza :
Euganeen) 55 20 |+ 17|. 1 | — | — |A..Mentasti
Alkus 47 | 1501 ı— 43 4 | — | — |bei Fritsch
Alt-Aussee 47 944 |- 183) 2 | — | — |bei Fritsch
Altendorf(StaraWies), 41 — |—ı1) 4 )— 9 4 |T.Wall, L. Jaku-
s.-w. von Jaslo binski
Altstätten, Cant. St.
Gallen 45 | 478 + 9| 12 |+ 13) 2 |R. Wehrli
Alt-Wohlau bei Woh-
lau, Schlesien 29 106 |- 6 1 |— 6 1 Winkler
Amsterdam 13 0 |— 2) 1ı|— 6) ı HH. J. Kok An-
kersmit
St. Andree 40 | 423 |— 10) 3 — — bei Fritsch
Antwerpen (Anvers) 23 | — 7| 14 |— 30) 11 |Belgische Beob.
Arva-Värallja 40 | 501 |— 22) 7 |— 18 |bei Fritsch ;
Staub 1882
Arys 21 146 |— 20| 12 = — . |Vogt
Auerbach (Berg-|ı 355 | 186 + 3] 1 | — | — |H. Hoffmann,
stralse) Schätzung
Bärn 39 552 |— 19) 18 |— 23 13 |bei Fritsch;
Joh. Gans
(später)
Bakonybel 49| 253 — 2 5 | — | — [bei Staub 1882
Ballin bei Stargard | 17 — ı— 16) 3 |— 18) 3 [Mecklenb. Beob.
Bamberg 36 242 |— 6 2 — — |B. Ellner;
— | — )- 2) — | — | — |[T. Hoh
Barkow bei Plau 17 — 1-14 5 — — Mecklenb. Beob.
Basel 44) 265 + 6) 21 | — | — |A. Huber
Bauhaus, n.-ö. von
Hersfeld |25| 3838| — 14 2 | — | — Forst
Beatenberg, St. Forst-
kreis Oberland 44 | 1140 — 26| 4 — — ‚Berner Beob.
Bellers, n.-ö. von Hers-
feld 2535| 39-13) 2 | — | — |Jäkel
Bennisch (österr.
Schlesien) 3939| 52 —ı 5 | — 12 Massl
Berleburg 24 | 451 |— 15| 3 |— 23) 1 |H. Tiemann
Berlin 17 42 |— 4| 16 —_ — |H. Poselger;
Th. Wenzig
Bern (Stadt) 44 | 538 — 13| 14 | — | — /Künkelin
Bern Löhrwald,
Forstkreis Mittel-
land 4 | 593 — 1l| 7 — | — [Berner Beob.
Beroie,, Forstkreis
Erguel 44 | 990 — 19) 11 — | — Berner Beob.
Bevilard, Forstkreis
Erguel 44 | 960 |— 21l 12 | — | — Berner Beob.
abso- e. B. In e:2R ei
E 2 | lute Tage Jahre Tage |Jahre
Station 5‘ Höhe 1 yor + vor Beobachter
_ .
& jin Me- _ nach |— nach
tern ‚Giefsen Gielsen
Bezno 233 — /-3| 1 —_ — Böhmische Beob.
Biala 40 323 — 5| 10 |— 5| 10 |bei Fritsch
Bingen - | 34 88 +13) 1 |+ 8 1 ,H. Jäger
Bischdorf, Reg.-Bez.
Oppeln 30 |ca.250 — 15 4 |— 5 1 |H. Zuschke
Bistritz 383 618 — 23 6 — — Böhmische Beob.
Bleiberg (Ischl) a| — |—- 24 6 |— 26 5 Franz Maru-
schitz
Bludenz 45 | 581 + 6| 11 10 10 |bei Fritsch
Bochnia 41 224 |— 4 3 -— — |bei Fritsch
Bodenbach 27 1422 — 8 3 —_ — bei Fritsch
Boekhorst b. Logehem
(? Lochem) 14 | — |— 6| 2 | — | — |Nederl. m. Jaarb.
Bollbrücke bei Dob-
beran 5| — |— 1727| 9 |— 26| 2 |Mecklenb. Beob.
Boltigen, Forstkreis |
Thun 44 | 800 — 23 12 _- — Berner Beob.
Borgfeld bei Staven-
hagen 17 | — |— 23| 2 |— 16| 1 |Mecklenb. Beob.
Boskowitz, N. bei
Brünn 39 350 — 11] ı |— 12 1 |C. Bieber
Botzen 46 | 238 4 11] 30 — — |bei Fritsch
Bovencarspel (Nord-
Holland) 3) — |— 14 ıl _ — |Nederl. m. Jaarb.
Braunschweig 16 97 °— 7 — | — | — bei Linsser
Breda (n.-ö. von Ant-
werpen) 23 — |— 2 1 — | — ‚Nederl. m. Jaarb.
Bredstedt, w. Küste
von Schleswig 4 — /— 19] ı |— 15) 1 |Th. Jebe
Bregenz 45 | 403 2) 9 — — bei Fritsch
Bremen 15 5 zum al —_ — |Buchenau
Briesen (Briesz) 40 456 — 15| 7 |— 8 5 |bei Fritsch
Brudersdorfb.Dargun| 17 — |— 16| 2 |— 10) 1 |Mecklenb. Beob.
Brügge (Bruges) 2 —- + 3 3 | — | — |Belgische Beob.
Brünn 39 | 212 + 1| 14 |+ 5| 10 |bei Fritsch
Brüssel 23 60 + 31 — |+ 1) — [bei Linsser
+ ı/ 30 + 3| 13 |Belgische Beok.
Brzezina 37| a2 — 7 1 —- | — |Böhmische Beob.
Breznobanya 40 | 456 | 13) 8 — — bei Staub 1882
Buchenau, s.-ö. bei
Biedenkopf 25 248 |— 9 1 — | — [Schneider
Budweis 38| 425 + 101) 3 |+ 3| 2 [bei Fritsch
Büdingen (Oberhes- Bindewald,
sen) 353 136 + 4 7I| — | — Hirsch,
C. Hoffmann
Büren, Forstkreis See-
land 4 | 480 0— 9 4| — — [Berner Beob.
Büren zum Hof, Forst-
kreis Emmenthal | 44 | 500 — 10| 11 — — [Berner Beob.
Bützow 16 — |— 12) 4 |— 23) 5 ‚Mecklenb. Beob.
Bugganz 40 565 | — 7) 4 |— 3) 4 |bei Fritsch
| abso- re B. In. "6. F. R%
; 8 ‚ lute Tage |Jahre| Tage Jahre
Station = ‚Höhe + vor + vor Beobachter
5 in Me-_ nach — nach
tern ‚Giefsen Giefsen
Bystritz od. Bistritz
am Hostein (nn.-w.
von Brünn) 38 350|— 10 1 | — | — [Jo. Mahae
Carlsberg, Rey.-Bez.
Breslau, am Fulse
der Heuscheuer 28| 690 |— 33 6 = — |bei Müttrich
Carlsruhe 35 105 |+ 13| 18 | — | — Hartwig
Charlottenburg 7| —- | - 7 ı — | — [Bodenstein
Charmoille, Forstkreis
Pruntrut 4 | 570 + 2 6| — — |Berner Beob.
Chur 45| 608 |+ 3 4 | — | — IE. Killias
Gilli 48|) 234 |+ 5| 11 |+ 5) 7 |bei Fritsch
Claussen bei Arys 21 146 I— 20) 12 | — | — |Vogt
Cornat bei Lienz 47 — |— 8 5 |— 25] 2 |M. Schlechter u.
? J. Krifsler
Costozza bei Vicenza 55 50-1004 211 4 | — | — |/A. Colzani
Czaslau 8838| 2599|— 8 3 | — | — bei Fritsch
Czernichow b. Krakau 3900 | — |— 3) 2 |— 16 2 |P. Giermanski
Dargun 17| — |— 9 2 | — | — |Mecklenb. Beob.
Darmstadt 35 147 +5 6 —_ — Hoffmann,
Bauer, Roell
Datschitz 38 | 464 |—- 12! 5 | — | — |bei Fritsch
Demern b. Schönberg| 16 | — |— 14| 4 |— 161 2 |Mecklenb. Beob.
Deutschbrod 38 | 407 |— 17) 15 |— 12| 14 |bei Fritsch
Dijon —| — |+ 1 13 |— 2| 11 |Belgische Beob.
43 242 | + 2 — — | — |bei Linsser
Dillenburg 24 1831 |— 6| 3 |— 8| 1 |Schülsler
Dürrmühle, Forst-
kreis Emmenthal | 44 | 850 |— 13) ıl — — [Berner Beob.
Dyck, Schlols bei
Glehn über Neufs
a. Rh. 24 caa65 + 7 9 | — | — [A. Hermes
Eberswalde, Reg.-Bez.
Potsdam 17 42 — 17 5 | — | — |bei Müttrich
Eeckeren, n. bei Ant-
werpen 23| — + 6 ı | — | — |Belgische Beob.
Eger s. Erlau —ı _ — || _
Eggiwyl, Forstkreis
Thun 44 | 960 |— 22) 11 | — | — |Berner Beob.
Eifa, nn.-ö. von Bie-
denkopf 2353| a15|— 15 1 — | — [|Vöbel
Eisenach 26 218 |— 6| 1 |— 9| 1 |B. Graef
Ellbogen 27 391 |— 131 19 | — | — |Böhmische Beob.
Eperies 41 257 |— 551 2 | — | — [bei Fritsch
Eppan (St. Michael),
n.-ö. bei Botzen 46 | 437 | — | — |+ 7) 2 |bei Fritsch
Erfurt 26 202 |— 3 7 — | — ‚Irmischia
Erlach, Forstkreis
Seeland 4| 552 | — 2) 7 | — | — [Berner Beob.
Erlau (Eger) 51 | 180 + 1 5 | — | — [bei Staub 1882
127
abso- e. B. Ri 6. IR.
3 | lute [Tage Jahre Tage Jahre,
Station =‘ | Höhe | 1 8 je = Beobachter
- . |
E& in Me-|_ nach — nach |
\ tern |Giefsen ‚Gielsen |
Esperstoft, w. beiüber
Schleswig 4| — |—- 25) 3 |— 24 2 |C. Möller
Eutin 5| — |—16| 2 |— 15] 1 |H. Roese
Frankfurt a. M. 2355| 101 |+ 7 15 |+3,5| 15 |J. Ziegler
Fraubrunnen, Forst-
kreis Emmenthal | 44 | 490 — 2 9 _ — |Berner Beob.
Feldkirch 45| 455|+ 3 2 —_ — Joh. Haräk
Felka (Völk) 40 | 642 |— 19) 15 |— 22) 9 |bei Fritsch;
A. Scherffel,
bei Staub 1882
St. Florian 38 29|— 4 6 _ 4 |bei Fritsch;
—| —- |—- 4 2 _— | — A. Lindpoint-
ner (später)
Frankenau bei Fran-
kenberg 25 | 437 |— 20 1 — , — |Rörig
Freimettigen, Forst-
kreis Thun 44 | 900 |— 21) 11 — | — |Berner Beob.
Freistadt, Ober-
Oesterreich 31 — | -12| & E — |E. Urban
Friedrichsrode bei
Lohra, Reg.-Bez.
Erfurt 26 | 353 |— 201 6 _ — bei Müttrich
Friedrichsruhe bei
Crivitz 16| — |— ı2l 2 |— 17) 1 |Mecklenb. Beob.
Frienisberg, Forst-
kreis Seeland 44 | 765 |— ı1l 12 | — | — Berner Beob.
Fritzen, Reg.-Bez.
Königsberg 9 30 I— 261 5 —_ — bei Müttrich
Fünfkirchen (Pecz) | 49 | 257 + 6| 5 | — | — |bei Staub 1882
Fürstenwerder bei
Woldegk, Preulsen 17 | — |— 13) 4 |— 17| 4 ‚Mecklenb. Beob,
Fulda 25 261|— 5) 2 _ — |Gölsmann
St. Gallen 45 | 666 |-r:.6| 6, ,| — — 1G. J. Zollikofer,
R. Wartmann,
M. Schuppli
Gastein 47 |. 987 |— 19] 10 |— 25) 5 [bei Fritsch und
G. Pröll
Gehlberg am Schnee-
kopf bei Ohrdruf | 26 (ca. 714— 33 1 — | — |\durch F. Thomas
Gent (Gand) 2 —- +5 — | — — bei Linsser
— | — + 6) 14 |— 10) 11 |Belgische Beob,
Geseke, Westphalen,
n.-w. von Cassel 255| 108 |I+ 1 ı — 2 1 |C. Jehn
Glashütten (Szkleno)| 40 277 | — 10| 5 — | — bei Fritsch
bei Schemnitz —| 1-1 5 — | — |bei Staub 1882
Glatz 29 296 |— 26) 1 _ — Schramm
Göhren bei Woldegk| 6 — |— 17| 1 | — | — |Mecklenb. Beob.
Görz 56 94 + 22 5 | — | — |bei Fritsch
Goldberg 16| — |— 13 6 — 15| 6 /Mecklenb. Beob.
Grabnik (Ostpreulsen) 21 | — |— 20) 11 ı — | — |J. Marezowka
Grabow 16| — |— 14 5 |— 14) 4 Mecklenb. Beob,
abso- e. B. e. FE.
Sul intellenage yahre Male
Station = Höhe Iren ide Ai ” Beobachter
& in Me-_ _ nach — nach
tern Giefsen Giefsen
Grenzdorf bei Wie-
gandsthal, Schle-
sien, Isergebirg 28| 471 |— 20 3| — | — [Rühle
Gresten 48 411 — 5 5 |— 15) 4 |bei Fritsch
Groot-Amers (ö. von)
Rotterdam) 23 —. AB _ — Nederl. m. Jaarb.
Grols-Brüchter, s.-w
von Sondershausen 26 | 373 |— 15| 1 — | — |Irmischia
Grolsfurra 26 2500 1A _ — |Irmischia
Grols-Poserin beiPlau 16 — 0 2 — 4 2 |Mecklenb. Beob.
Gruppenbühren bei,
Delmenhorst, ö. von
Oldenburg 15| — |-5 ı — | — H. Uhlhorn
Guarda am Inn (Grau-
bünden), n.-ö. von
Taufers 45 | 1650 — 32) 4 | — — C. Regi
Guastalla 5/| — +16) 4 | — | — Belgische Beob.
Guben, Nieder-Lau- 28 | — — 8| 3 | — | — Flora 1834,
sitz S. 369
Gündlischwand,
Forstkreis Oberland | 44 | 800 — 15 11 —_ — Berner Beob.
Güns (Köszegh) 49| 278 + 2 5 | — | — Staub 1882
Güritz bei Ludwigs-
lust 16 — |— 12) 5 |— 14| 1 [Mecklenb. Beob.
Gundhelm, ö. von
Schlüchtern 25 | 384 | 0 2 — | — /Sopp
Gwatt, Forstkreis
Thun 4 | 5>70|— 5 5 — | — Berner Beob.
Hadersleben, Schles-[über
wig 4ı| — |-2| 5 _— — bei Müttrich
Hagenau, Unter- 34 | 145 — 2 6 | — | — bei Müttrich u.
Elsals von Berg
Halle a. d. 8. 26 111 +69 1 — -— Irmischia
Hammelburg 25| 182 |— 3| 2 |— 7 | 2 Streit
Hannover 1555|. — |— 5 1 — | — |B. Schickendanz
Haselstein, n.-ö. von
Hünfeld 25| 422 | — 14 2 — | — ‚Werner
Hausdorf 47 924 — 14| 12 |— 18| 12 |bei Fritsch ;
R. Kaiser
spätere Jahre
Heisters, Vogelsberg | 25 ca. 390 — 13] 3 |— 20 1 NH. Schmeel
Herrnburg bei Schön-
berg 16| — I— 18) 4 |— 19] 1 |Mecklenb. Beob.
Herzogenbuchsee,
Forstkreis Emmen-
thal 4 470 |— 8 9 — | — Berner Beob.
Hinrichshagen 17 | — |— 15] 8 |— 11] 7 |Mecklenb. Beob.
Hlinik 40 614 |— 8) 4 |— 2| 4 |bei Fritsch
Hochwald 39 306 — 55 4 | — | — |bei Fritsch
Hohenelbe 28| 454 — 21l 6 | — | — [Böhmische Beob.
Hohenfurt 37 554 — 16) 16 _ — Böhmische Beob.
129
Station
Hohen Sprenz
Güstrow
Homburg v. d. H.
Hottingen-Zürich
Iglau
Dllownitz (bei Skot-
schau, w. von Biala)
Immenstadt, ö. von
Lindau
Innertkirchen, Forst-
kreis Oberland
Innsbruck
Interlaken I, Rugen-
wälder, Forstkreis
Oberland
Interlaken II, Brück-
wald, Forstkreis
Oberland
Ischl
Iseltwald, Forstkreis
Oberland
Ittendorf (ö. b. Meers-
bnrg)
Ivenack bei Staven-
hagen
Ivendorf bei Doberan
Jablona,
1. ss.-w. von Prag
2. s. von Prag
Jägerndorf, n.-w. von
Troppau
St. Jakob Parochie,
n.-w. von Leeu-
warden
St. Jakob
Jallna
Jameln bei
mühlen
Jaslo
Jemappe, sur Meuse
Jena
Jever
St. Johann, ss.-ö. von
Salzburg
Grevis-
Jübeck
Kaichen (Wetterau)
XXL.
bei
324
er
FB:
RAR he WE
Tage |Jahre) Tage |JJahre
|+ vor + vor
|— nach — nach
‚Giesen ‚Gielsen
Zee
— 3 1 ı— 11 1
De — _—
— 12 5 — —
— 10 1 |— 14 d
— 21 1 |— 27 —
— 101 8 = —_
Bl 15
2 allg =»: BE
— 4| 11 — ==
— 6| 9 |— 2] 9
— 6| 16 E— —
7917 5 |) #5
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— 21 4 |— 34 2
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— 10 31-6 2
— 16| 5 |— 29 7
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—13 3 |— 7 3
— 101 DE —
0 2 — | | —
N lg Bi un,
—18 5 — —
— 9 2 —
— 2 1 |— 23 1
—03 4| — —
Beobachter
Mecklenb. Beob.
Schultze
St. Wanner
bei Fritsch
Vine. Wessely
E. R. v. Loessl
Berner Beob.
bei Fritsch
Berner Beob.
Berner Beob.
bei Fritsch
J. Frölich 1881
M. Ridler 1876
bis 1881
Berner Beob.
Astron. Wochen-
schr.
Mecklenb. Beob.
Mecklenb. Beob.
Böhmische Beob.
Joh. Spatzier
Nederl. m. Jaarb.
bei Fritsch
bei Fritsch
Mecklenb. Beob.
bei Fritsch
Belgische Beob.
Voigt
Belgische Beob.
A. Lindner
A. Möller
Hörle
I
abso- eB. EaRr
I ee
€ 2 | lute Tage Jahre, Tage |Jahre
Station = Höhe 1 yor + vor Beobachter
- .
S in Me-_ nach — nach
tern |Giefsen Giefsen
Kalksburg bei Wien | 383 | — |— 2 9 En — N. u. J. B. Wies-
bauer
Kamnitz 28 284 — 13 7 — — Böhmische Beob.
Kapelle, DBeveland
(n.-w. von Ant-
werpen) 2 — + 3 8 — — |Nederl. m. Jaarb.
Kappeln (Schleswig) 4 — |i— 22 4| — | — ,H. Timm
Kaschau 41 212 /— 6 A| — — |bei Fritsch
Kelsterbach b. Frank-
furt 25 9g9|ı+ 1 1 — | — |[P. Weber
Kempten (Algäu) 452, 26970 | — 1 71 _ — |F. Oefele
Kesmark 41 621 I— 19| 11 |— 17| 3 |bei Fritsch, bei
636 — 21 10 | — | — Staub 1882
Kess (? Kessel; wel-
ches von zweien ?)) 23) — |+ 5) 6 |— 23] 5 Nederl. m. Jaarb.
Kirchdorf 47 | 449 I— 4 15 |— 14| 15 |bei Fritsch
Klagenfurt 47 | 440 — 8) 22 |+ 5| 16 |bei Fritsch
Klösterle 27 — | -M 2 u — Böhmische Beob.
Klosters, ö. von Chur| 45 | 1207 — 31, 2 _ — /Graubünd. Jah-
resber.
Klütz 16 — ı— 15| 9 |— 9| 2 |Mecklenb. Beok.
Kochlow, on.-ö. von
Breslau, zwischen
Kempen u. Schild-
berg 2993| — |—-16 1 — | — ‚Kroschke
Königgrätz 28 | 225 I— 11| 17 | — | — Böhmische Beob.
Königsberg (Ungarm)) 40 | 585 | — 5) 7 _ — bei Fritsch
Königswart 2727| — |—24 3 | — | — ‚Böhmische Beob.
Könitz , Forstkreis
Mittelland 44 | 570 |# 0| 6 | — | — |Berner Beob.
Kössen (Kessen) 47 62822 A759 73 hesirktsch:
Köszegh s. Güns _—|ı — 2 _ _— | — _
Komorn 49 113 + 1 2 — | — [bei Fritsch
Krakau 30 216 — 13) 8 |— 5/ 6 |bei Fritsch
Krakow 16| — |— 3? 1 — | — [Mecklenb. Beob.
Kremsier 37 211 |- ı 11 |— 2| 6 |bei Fritsch
Kremsmünster 37 384 — 5| 22 |— 10) 19 bei Fritsch;
L. _Guppen-
berger
Kresin bei Danzig 8| 250|— 21 1| — | — /Plath
Kreuzberg, Rhön 25| 832 |— 29 2 | — | — Zimmerle, Firn-
stein, Leitner
Kreuzburg 29 | 200 |— 12) — — | — [bei Linsser
St. Kruis (Prov. Zee-
land) 22 | ie 0 1 — | — |Nederl. m. Jaarb.
Kruman 37 | 508 — 20 6 | — | — Böhmische Beob.
Kurwien, Reg.-Bez.
Gumbinnen, Johan-|neb
nisburger Haide 21 124 - 21 5 | — | — [bei Müttrich
Längenei, Forstkreis
Mittelland 44 | 750 |— 19) 11 —_ — [Berner Beob.
151
abso- > e. B. e. ER. in
8 lute | Tage |Jahre Tage Jahre
Station 3 Höhe 4 yor + vor Beobachter
5 jin Me-|_ nach — nach
tern |Giefsen Gielsen
Lahnhof, Reg.-Bez.
Arnsberg, Ober-
försterei Hainchen | 24 602 — 301 4 | — — bei Müttrich
Laibach 48 | 287 + 5) 13 | — | — |bei Fritsch;
Kuschmann ?
Langenau,s.vonGlatz 2939| — |— 14| 1 |— 10) 1 |J. Roesner
Laufen, Forstkreis
Pruntrut 44 | 450 |— 5| 11 | — | — |Bemer Beob.
Lauterbach (Ober-
hessen) 25 |c..299 — 9| 1 — — ıC. Dietz
Lauterbrunnen, Forst-,
kreis Oberland 44 \ 1335 |— 21| 11 E — Berner Beob.
Leibitz 41 — |- 17) 6 = — |bei Staub 1882
Lemissen bei Worm-
ditt, ss.-w. von
Königsberg i. Pr. , 9) — |i— 19 1 |— 12 1 ‚Müller
Lenzburg 4 | 410 |— 3| 19 —; — |R.H. Hofmeister
Les Pommerats, Forst-
kreis Pruntrut 44 | 983 |— 22 8 | — | — |Berner Beobk.
Leutenberg, s.-ö. von
Rudolstadt 26| 289 |— 15 1, — | — IIrmischia
Leutschau 41 | 540 — 14| 14 |— 7| 7 |bei Fritsch;
u a TE bei Staub 1882
Lichtenberg, ö. bei | — | — 8 1 — | — !Astron. Wochen-
Berlin schr.
Liebeschitz 27| 22 —14 5 — | — |Böhmische Beob.
Lienz 47 | 650 — 10| 17 |— 15 16 [bei Fritsch und
F. Sauter
Lierre 2331| — |— 1 4| — | — |Belgische Beob.
Linz 87 | 377 1— 3) 18 | — | — |bei Fritsch;
C. Schieder-
mayr
Lixfeld, s.-w. von
Biedenkopf 25 | 420 |— 20) 1 #7 — Anthes u. Hnld
Lochem 14| — ı— 4 5 , — | — [Belgische Beok.
Longa bei Vicenza 55 76 +17) 4 + 11| 4 |R. Beulke,
E. Albani
Ludwigslust 16| — I—14 2 | — | — |Mecklenb. Beob.
Ludwigslust (Meck-
lenb. Schwerin) 16| — |— 6| 1 ||— 14 1 |W. von Uslar
Lübz 16| — |— 14) 13 |— 25, 12 [Mecklenb. Beob.
Lüdermünd, n.-w. bei
Fulda 25| 242 — 4 2 | — | — Klug
Lützelflüh, Forstkreis
Emmenthal 44 | 680 — 101 8 — | — |Berner Beob.
Luxemburg 31 — —- 1 2 — — |Nederl. m. Jaarb.
Lyck I, Ostpreufsen | 21 [ca.120— 21 6 | — | — |H. Rudzick
Mahlzow bei Schön-
berg 16| — 14 8 | — | — Mecklenb. Beob.
9*
132
abso- e. B. en:
h S lute | Tage Jahre Tage |Jahre
Station = | Höhe + vor + vor ı Beobachter
ES [in Me-|_ nach — nach
tern |Giefsen Gielsen
Mainz 24 91 /+ 6 6 | — | — |H. Luft, ‚Mard-
ner, W. von
Reichenau
Maltein 47 824 — 9 3 |— 14 3 |bei Fritsch
Marienthal, Herzosth.
Braunschweig, bei
Helmstedt 16 143, —25 7 235 7 — bei Müttrich
Marnitz 16 — 8 — — ‚Mecklenb. Beob.
Marschlins , Grau-
bünd., s.-w. von
Malans 45 | 545 4351 6 — — |U. A. von Salis
St. Martin 46| 5691 |E* 7), ioli— 43} 6 IbeilEnitsch
Martinsberg 49 2711+ 31 3 —# 7 bei@fritsch
Mayerhöfen 37 561 — 20) 17 — | — |Böhmische Beob.
Melk | 38 249 4 1 9 — — bei Fritsch
Melkerei bei Barr,| 34 930 |— 38| 7 — | — |bei Müttrich und
Kreis Schlettstadt | von Berg
Micheldorf 48 | 626 — 10) 4 |— 12| 4 |bei Fritsch
Moidentin 16 — 1 —e15|7 Se Zu 7 MecklenppBeop:
Monsheim, w. bei
Worms 34 [c.150 + 3 8 | — | — IW. Ziegler
Montavon, Forstkreis
Pruntrut 44 750 |— 7 9 — — Berner Beob.
Mühlbach bei Fran-| 46 774 |— 2 5 +10! 5 \J. M. Aucken-
zensfeste thaler
Mühleberg, Forstkreis
Mittelland 44 620 — 31 8 — — Berner Beob.
München el 8| 10 —24? 9 Belgische Beob.,
36 | 520 |— 11 — — bei Linsser,
= —ir l— 5 2 — — F. Oefele
Münster 24 57 + 4 9) — | — |Astron. Wochen-
schr.
Munderfing (österr.
ob der Enns) 371 — |-5 2| — | — Gisa ()
Namur 2331| — + 4 — + ı) — [bei Linsser, Bel-
+ ı| 23 . — gische Beob.
Nassaberg 3838| — |— 12 6 | — | — [Böhmische Beok.
Nepomuk, s.-ö. bei
Pilsen 37 — |- 9 2 — | — |bei Fritsch
Nessenthal, Forstkreis
Oberland, Ober-
Haslithal 44 | 1460 |— 19) 5 — — ‚Berner Beob.
Neuhof 38 226 — 1) 18 | — | — [Böhmische Beob.
Neumath bei Lem- 34 | 340 — 2 6| — — bei Müttrich und
berg, Kreis Saar- von Berg
gemünd '
Neusohl 40 ı 3531 |-— 2) 5| — — |bei Fritsch
Neutitschein 39 294 — 12 4 — 6| 3 |bei Fritsch
Nidau. Forstkreis See-
land 44 | 460 — 7| 11 | — | — |Berner Beob.
153
abso- 1 e. B. PR e. F. |
} 2 | lute | Tage Jahre Tage Jahre
Station = | Höhe + vor 4 vor Beobachter
- ® |
5 jin Me-|_ nach I— nach |
tern Giefsen ‚Gielsen
Nidauberg, Forstkreis
Seeland 44 645 ı— 8 1 — — (Berner Beob.
Niederried, Forstkreis
Oberland 44 660 |+ 0) 10 —_ — ‚Berner Beob.
Norburg (Nordborg),), 4 — [= 1171. siel— 18) | 3. |bei Fritsch;
Insel Alsen . T. Brorsen
Nordhausen 26 222 I— 13): 1 — — (/Irmischia
Nürnberg 36 ı 309 |— 3 — | — /[F. Oefele 1881,
— — |—ı1ll 1|— 9 1 F. Schultheifs
1882
Oberhaag, Steyer-, 48 aa on za si A beimkritsche-
mark J. Heinisch
Oberleitensdorf, Böh-| 27 — |-12 8|— 15) 3 bei Fritsch;
men A. Bayer
Oberschützen 48 361 /+ ı) 2 0 2 bei Fritsch
Ofen (Buda), rechtes 50 | 128 + 3 8 | — | bei Fritsch ;
Donauufer | Staub 1879,
— — +9 5 — bei Staub 1882
Oldenburg 14 5209, 2 329197172192 Hiuntemann
Oostburg, n.-ö. bei |
Brügge 2 — - ıı — | — |Nederl. m. Jaarb.
Oosterhuizen b. Apel-
doorn 13 — +2 — — |Nederl. m. Jaarb.
Oostkapelle 22 — + 6 11 |— 12 10 Nederl. m. Jaarb-
Ostende 22 0 0 e — — bei Linsser; Bel.
n — 4| 21 |— 16, 19 gische Beob.
Ostin bei Namur 23 — +2 1 — | — |Belgische Beob.
Padua 55 14 + 21 3 — — |T. Legnazzi
Parkentin beiRostock 5 — (94a l1g@l = 12 10: |Mecklenb., Beop:
St. Paul, s.-w. von| 48 | 349 |- ı0 9 |— 3) 6 |bei Fritsch;
Graz S. Christen
Pecz s. Fünfkirchen | — — u — an u _
Perutz 27 391 ı— 9 1 — — Böhmische Beob.
Pettau 48 211 /+10| 2 —_ — |bei Fritsch
Pinnow, Amt Criwitz| 16 —: /—114| 3 —_ — |Mecklenb. Beob.
Pisek 37 = 6, 621-770) ! 2° |ber Exitisch;
F. Tonner
Pitasch (Graubünden,
bei Ilanz) 45| 96 |- ı2 5 | — | — |L. Candrian
Plafs 27 274 \— A| I16 — | — ‚Böhmische Beob.
Podzorze bei Krakau 0 | — — ıı 5 | — | — [bei Fritsch;
| J. Böhm
Podiebrad er — — |Böhmische Beob.
Posen 19 66. | 13 — — [(Pfuhl
Prag 28 201 |— 5| 28 — — |bei Fritsch;
C. Jaksch
Preitenstein 37 — 133 ı — | — [Böhmische Beob.
Prefsburg 39 146 — 4 6 — | — |bei Fritsch; bei
ur 153 | 3.8 ne Staub 1882
Profsnitz, s.-w. bei |
Olmütz 39 — {-— 13l 1 |— 3 1 |Franz Nozicka
|
134
abso- __® B. e. E. ie
> 3 lute Tage Jahre Tage Jahre
Station © Höhe |} vor + vor Beobachter
S in Me-_ nach — nach
tern Giefsen Giefsen
Pruntrut, Forstkreis
Pruntrut 44 450 |— 19) 9 E= — |Berner Beob.,
= 2? |— 4 6 — = Schaffer
Pürsglitz 27 3397 ı = 9 30 — — |bei Fritsch
Pürglitz 27 | 302 — 12) 7 | — | — [Böhmische Beob.
Pulverhofb. Schwerin 16 | — |— 13 8 — — |Mecklenb. Beob.
Rabensteinfeld 16 — |—- 101 6 | — | — [Mecklenb. Beob.
Ratzeburg beiLübeck 16 | — |— 8| 4 | — | — |R. Tepelmann
Raunheim a. Main
(s.-w. bei Frank-
furt) 25 4 +5 3) — — |L. Buxbaum
Rautenberg bei Hof
(Mähren) 3839| — |— 23) 6 |— 27) 4 |Ad. Rieger
Regensburg 36 S90R] zegjurs1 — — ‚Singer
Richenburg 3838| 681 |— 15) 1 — — |Böhmische Beob.
Ringgenberg, Forst-
kreis Oberland 44 | 750 |— 5| 10 | — | — |Berner Beob.
Riva 55 47 + 151 9 |+ 17) 5 !bei Fritsch;
D. Bertolini
Röbel lat — |— ı1) 3 |— 16) 3 [Mecklenb. Beob.
Roches, Forstkreis
Erguel 4 | 600 |— 7 11 — | — Berner Beobk.
Rohrbach, Forstkreis
Emmenthal 44 | 600 |— 18| 12 — Berner Beob.
Rosenau (Rozsnyo) | 41 | 293 |— 3) 7 |— 5) 4 |bei Fritsch,
Polonyi, bei
- Staub 1882
Rotenburg 25| 186 — 551 2 |— 3) 2 ‚Eisenach, Jordan
Rothenhaus 27 379 |— 17) 1 = — ‚Böhmische Beob.
Rottalowitz 39 | 468 |— 9| 12 |— 12) 10 bei Fritsch
Rüeggisberg, Forst-
kreis Mittelland 44 | 900 |— 21) 10 —_ — Berner Beob.
Rzeszow 31 214 |— 14 2 — — |bei Fritsch
Sahmkow bei Schön-
berg 16! — |-ıl 2| — — |Mecklenb. Beob.
Salmünster 25 1527 ler 91 — | — Scherer
Salzburg 47 | 424 + 7| 7 |+ 7| 7 |bei Fritsch 1873
> — | — |+ 1) 9 |— 5] 6 |N. Woldrich,
C. Fritsch und
Fugger
Salzungen 25| 2422 |— 7 2 | — | — 6. Lomniler
Sandkrug bei Lübz | 17 | — |— 15| 2 |— 19] 2 [Mecklenb. Beob.
Sant’ Orso bei Vicenza| 55 240 |+ 331 2 + :9| 2 |Fr. Gollin
Sarospatak 4l 124 + 51 6 | — | — [bei Staub 1882
Satow bei Cröpelin | 161 — |— 14| 12 — | — |Mecklenb. Beob.
Scharfenberg, Insel
im Tegeler See 17 — l— 3l 1 ||— 2| 1 IC. Bolle
Schemnitz 40 | 596 |— 101 8 |— 4| 8 |bei Fritsch,
—ı 618 |— 9 8 _ — |bei Staub 1882
Schönberg (Oden-
wald 3835| 160 + 4 1 — G. Schaefer
135
abso- e. B. e. FR
3 | lute |Tage Jahre) Tage Jahre
Station 5 | Höhe id n De Beobachter
- in Me- _ nach — nach
tern Giefsen Gielsen
Schönberg bei Danzig 8 | 250 |- 235); 4 | — | — [Plath
Schönberg I 16| — |— 15) 3 |— 11) 3 [Mecklenb. Beob.
„ IL | —- - u 2|- | —
\ III | - |-5 3| - | —
Schönhof 27 264 |— 151 3 _ — [Böhmische Beob.
Schössl 27 323 |— 13) 13 |— 14| 10 |bei Fritsch,
— | — |—- 13 20°| — | — A. Bayer
Schössl 27 310 |— 11l 4 | — | — [Böhmische Beob.
Schollene b. Jerichow,
n.-ö. von Magde-
burg 16 — |— 6| 1 |— 7 1 |von Alvensleben
Schoo, Oberförsterei
Sandhorst b. Aurich] 14 3|— 24 4 | — | — |bei Müttrich
Schorrentin bei Neu-
kahlen (Neukalden)| 17 — |— 13) 2 |— 19| 2 |Mecklenb. Beob.
Schuls (Engadin, ö. 45 | 1220 |—- 24 2 | — | — /Graubünd. Jah-
von Chur) resber.
Schuschitz — — — | — | — | — [Böhmische Beob.
? 1. bei Reitnitz | 57 — le — | —
2. bei Rann 57 — — — — =
Schwabach bei Nürn-
berg 36 | 340 |— 10 1 ı— 9) 1 Lang
Schwandi, b. Reichen-
bach, Forstkreis
Oberland 44 | 750 |— 6| 8 | — | — Berner Beob.
Schwarzenburg,
Forstkreis Mittel-
land 44 | 800 + 3| 1 | — | — |Berner Beob.
Schweinsberg, ö. von
Marburg 25 | 207 |— 17) 1 — | — |Klein u. Stück
Schwerin I 16 | — |— 12) 12 |— 10| 7 |Mecklenb. Beob.
n 18 —| — |-10| 11 1-13 6
» III — | — |—- 16) 11 |— 14 4
= IV — | — 13 1 —-— | —
Selau 38 391 |— 12| 10 Böhmische Beob.
Senftenberg 29 | 420 |— 15) 16 |— 2?| 12 |bei Fritsch
Siegen 24| 220 — 7 5 E. Ihne
Signau, Forstkreis
Emmenthal 44 | 940 |— 111 7 — | — |Berner Beok.
Simmern (Hunsrück) 34 | 431 — 13| 1 | — | — |0. Schulz
Slijk-Ewig 231 — + 2| 12 | — | — |Nederl. m. Jaarb.
Smecna 27 348 |— 12| 11 — | — [Böhmische Beob.
Soest (Westphalen) | 24 ica.100— 3) 1 — | — /H. C. Vielhaber
Soltau bei Lüneburg 15 | — |— 9| 4| — | — Nickel
Sondershausen 26 204 |— 16) 1 — | — |Irmischia
Sonnenberg, Harz, bei
St. Andreasberg 26| 74 |— AT) 2 | — | — |bei Müttrich
Spaa 23| — |- 5| 2 | — | — [Belgische Beok.
Staberzewo bei Kai-
serfelde (Dom-
browo) Preufsen 19| — |-15| ı | — | — |Tiedemann
Station
Starawies s. Altendorf
Starkenbach
Stavelot
Stavenhagen
Stettin
Stuhlweifsenburg
Sülz
Szkleno s. Glashütten
Szliäcs
Tamsweg
Tann
Taufers (Pusterthal)
Tessin
Tetschen
Thiene (Tiene), n.-w.
bei Vicenza
Thierachern ,
kreis Thun
Thorberg, Forstkreis
Emmenthal
Thourout
Trachselwald, Forst-
kreis Emmenthal
Tressow
Triest
Trogen
Gallen)
Troppau
Tübingen
Tüffer bei Cilli
Tulfes (bei Hall)
Undervelier, Forst-
kreis Pruntrut
Ujbanya, w.
Schemnitz
Utrecht
Forst-
(Cant. St.
von
Utrecht
Utrecht
Varssefeld
Venedig
Vicenza
| |
| abso- |
|
| Höhe vor
in Me- pa nach
| tern Giefsen
489 |— 21
sı8 rs
— — 14
Eee
ee
REINE)
40 |=.8
106 | 12
— |— 14
396 — 9
BER RS
1014 — 19
381 |— 10
1240 |— ı1
es
ee:
147 4 28
540 |— 2
720 — 18
zu
900 — 26
— |— 14
24 |4 20
910 | + 2
258 — 9
328 |— 11
e.230 + 7
861 |— 5
600 —- 6
585 — 4
— |— 7
u la
— eb
un 9
0 a
30 + 10
—
lute | Tage Jahre
ano | or |
far
rw
lol
u
Tage |Jahre
or vor
— nach
Gielsen
ez
D © ww co 0
Beobachter
Böhmische Beob.
bei Linsser,
Belgische Beob.
Mecklenb. Beob.
Hefs 1839 —45,
Belgische Beob.
1845 —52,
bei Linsser
bei Staub 1882
Mecklenb. Beob.
bei Fritsch, bei
Staub 1882
bei Fritsch
Wehmeyer
bei Fritsch und
Anonymus
Mecklenb. Beob.
Böhmische Beob.
A. Pillastro
Berner Beob.
Berner Beob.
Belgische Beob.
Berner Beob.
Mecklenb. Beob.
bei Fritsch
Stef. Wanner
bei Fritsch
F. J. Beck
A. Kukovic
bei Fritsch
Berner Beob.
bei Staub 1882
Staring (allg.
Statist. von
Nederl.1,1870,
S. 336
Nederl. m. Jaarb.
van den Brink,
Belgische Beob.
Nederl. m. Jaarb.
Belgische Beob.
G. Miazzon
137
| abso- |
e. B.
_
m —
S | Jute | Tage Jahre Tage |Jahre
Station 5 | Höhe bi se zu En Beobachter
Ele |
If m Me- __ nach — nach
| ‚ tern ‚Gielsen Gielsen
Viersen, S.-w. von
Crefeld 24 — | + 23 1 0 1 ‚B. Farnrick
Villa Carlotta 54 | 234 + 20| 2 — — bei Fritsch
Villard sur Olonne, 44 | 1300 — 47) 1 — — Schätzung nach
n.-Ö von Bex,| W. v. Rei-
Wallis chenau
Vilvorde 23 — |+ 4 4 | — | — ‚Belgische Beob.
Vinderhaute bei Gent 22 | — |+ ı) 9 |— 15! 9 Belgische Beob.
St. Vittore (Grau-| 45 | 268 |+ 11| 2 — | — ‚Graubünd. Jah-
bünden), w. bei | resber.
Roveredo
Vlissingen 22 0 |— 4 1ı|+ 9 1 |M. Buysman
Völk s. Felka —_ _ — —_— | — _
Vucht (bei Herzogen- Belgische Beob.
busch) 23 — _ —\—- 5 7
Walkringen, Forst- Berner Beob.
kreis Emmenthal | 44 940 |— 19) 12 — —
Waremme Zar — | — |Belgische Beob.
Warschau 21 131 |— 12| 11 _ — bei Fritsch ;
H. Cybulski
Weferlingen, n.-w. v. Max Wahn-
Magdeburg |! schaffe
Wehningen, Amt Neu-
haus (Hannover) 16 — |—- 6 1 — — Mecklenb. Beob.
Weichsel (welches ?) | 41?! — |— 201 2 | — ! — |G. Kupferschmid
Weilsbriach 47 797 — 13) 7 — 19) 2 |bei Fritsch
Wermelskirchen (bei
Lennep) 24 22 | — 2 1 — | — Jul. Schumacher
Wernigerode am Harz| 26 246 — 17) 1 — — ‚Irmischia
Widminnen bei Arys 21 146 — 20| 12 — — |Vogt
Wien — I — (FA 8 — | — [Belgische Beob.
39 202 + 2| 18 + 9| 12 |bei Fritsch
— 2 — — + 7 — |bei Linsser
— | — |+ 8| 1 + 9 1 [R.v. Wettstein
Wiesbaden 248 115 64 0 1 210: —2/Anonymps
Wilhelmshaven 14 0 |— 12 5 — — |P. Andries
Wilten 46 | 586 Iı— 6| 9 |— 17 bei Fritsch
Wimmis, Forstkreis
Thun 44 750 — 8 9 = — Berner Beob.
Winterberg 37 | 646 — 16| 4 | — | — |Böhmische Beob.
Wismar 16| — /—- 10) 8 == — |Mecklenb. Beob.
Wölschendorf bei)
Rehna 16 — |— 12} 8 |— 15} 6 |Mecklenb. Beob.
Worbis, o0.-sö. von
Göttingen 26| — |- 12) 1 |— 13| 1 |O. Nattermüller
Wüstensachsen, o.-sö.
von Fulda 25 577 — 20| 2 — — Hahn
Wunsiedel, Fichtelge-
birg 26 500 |— 20) 1 |— 21| 1 |Kellermann
Wyleroltigen, Forst-
kreis Mittelland 4| 525 +5 7 _ — Berner Beob.
— 183 —
abso- SB. | e. PR.
3 lute Tage Jahre Tage |Jahre
Station | 5 Höhe 4 vor + nn Beobachter
5 in Me-_ nach I— nach
tern Giefsen ‚Gielsen
Wynigen, Forstkreis |
Emmenthal 44 600 I — 7| 8 — | — Berner Beob.
Zaandam 13 0 |— 5 9 |— 12] ı1 ‚Nederl. m. Jaarb.
Zauchtel, s.-w. von
Teschen 39 — |— 12 7 |—10| 6 |A. Thal
Zbirow 3727| — |—- 12] 3 — | — Böhmische Beob.
Zickhusen, n. von
Schwerin 16| — |—ı2 1 — 11) 1 |Mecklenb. Beob.
Zofingen, Cant. Aar-
gau 44 ca.400—— 9) ı |— 7) 1ı |E. Vinassa
Zürich s. Hottingen | — — —-I|-|1-|-| =
Aus den vorstehenden Angaben ist sofort ersichtlich, dafs,
wie bekannt, das Aufblühen und die Fruchtreife der Gewächse
in dem innigsten Connex mit der Wärmezufuhr stehen; es
drückt sich diefs in dem Unterschied zwischen südwestlichen
und nordöstlichen Gegenden aus, ebenso bei Süd und Nord.
(Bei nördlichen Lagen kommt die im Hochsommer grölsere
Tageslänge compensatorisch zur Geltung, die grolsen Zeit-
unterschiede bezüglich der Aprilblüthen werden um Vieles
kleiner bei den Juniblüthen, doch kann darauf hier nicht
weiter eingegangen werden.) Ebenso bezüglich Niederung
und hoher Lagen.
Die zum Aufblühen verbrauchte Wärme direct zu messen,
ist zur Zeit noch nicht möglich. Aber es giebt eine Methode
der Messung auf einem indirecten Wege, welche, wenn auch
zunächst — schon in Betracht der ungleichen Empfindlichkeit
der an verschiedenen Orten angewandten "Thermometer von
verschiedener Construction — nur von mehr localem Werthe,
wenigstens eine vorläufige und annähernde Uebersicht der
hier obwaltenden thermischen Verhältnisse in anschaulicher
Form bietet und ein Gesetz *) andeutet **). Sie besteht in
*) Ein Naturgesetz besteht in der ermittelten Aufeinanderfolge von
Erscheinungen. Darwin, Variren. I], 8.
*#) Mit den üblichen Temperatur- und Niederschlags-Beobachtungen
ist bezüglich dieser Frage wenig anzufangen. — Die Gielser meteorolog.
— 139 —
der Summirung der täglichen höchsten positiven Thermometer-
stände eines frei (also eventuell, wie die Pflanzen, dem Sonnen-
schein ausgesetzt) aufgestellten, nicht geschwärzten Queck-
silberthermometers, und zwar beginnt diese Summirung mit
dem Abschlufs der Winterreife, mit dem ersten Beginn der
Vegetationsbewegungen, was für Gielsen durchschnittlich etwa
auf den ersten Januar *) treffen mag (im Norden und auf
Höhenlagen später); — bis zum Tage der ersten Blüthe.
So ergeben sich Temperatursummen der Insolationsmaxima,
welche, trotz der Schwankung des betreffenden Datums von
Jahr zu Jahr, sehr nahe übereinstimmen und fast constant
sind, d. h. auf 100 berechnet nur um wenige Procente ab-
weichen. Wählen wir als Beispiel Zillum candidum. a Jahr.
— b Datum der ersten Blüthe in Gielsen. — ce Summe der
Insolationsmaxima (über null Grad) ab 1. Januar bis zu diesem
Tage. — Das Mittel aller Summen (2819) sub c gleich 100
gesetzt, so ergiebt sich d für jedes Einzeljahr .... Grad. —
Hiernach beträgt die procentische Abweichung auf- oder ab-
waren. Grad : €
a b c d e
1866 29. VI 2796 99 — 1
1867 3. VII 2806 99 — 1
1868 18. VI 2631 93 — 7
1869 30. VI 2609 93 — 7
1880 29. VI 2872 102 + 2
1881 30. VI 2855 101 + 1
1882 26. VI 3165 112 + 12
Mittel 28. VI 2819 —_ + 4,4.
Demnach beträgt die gröfste Schwankung sub e 19 (— 7
bis + 12) Procent; und das Mittel aller Schwankungen auf-
und abwärts 4,4 Proc.
Summiren wir für Lilium candidum in denselben Jahren
Beobachtungen sind abgedruckt in den Berichten der oberhess. Ges. für
Nat.- und Heilk.; vgl. u. A. das Resume im 20. Berichte, 1881, 8. 64.
*) Für nordische Gegenden und für das Hochgebirge wird selbstver-
ständlich ein anderer Anfangspunkt zu wählen sein, etwa das erste
Schwellen der Knospen. (Vgl. Hann’s Zeitsch. für Meteorologie 1882,
S. 126. — Bot. Centr. Blatt 1882, S. 362 und XI, S. 19,
— 10° —
die täglichen positiven Mitteltemperaturen im Schatten, be-
rechnet aus dem Maximum und Minimum, so erhalten wir
folgende Uebersicht :
a b c d e
1866 29. VI 1194 107 +7
1867 % Anl 1189 106 +6
1868 18. VI 1072 96 — 4
1869 30. VI 1126 101 +1
1880 29. VI 1125 101 + 1
1881 30. VI 1028 92 — 8
1882 26. VI 1105 99 — 1
Mittel 28. VI 1118 + 4,0.
Hiernach beträgt die gröfste Schwankung (— 8 bis + 7)
15 Procent, und das Mittel aller Schwankungen auf- und ab-
wärts 4,0 Proc.
Es ergiebt sich demnach, dafs auch nach diesem (von
C. Fritsch empfohlenen) Verfahren sich eine sehr gute Ueber-
einstimmung zeigt, und für niedere Gegenden, wie Gielsen,
scheint diefs Verfahren jedenfalls anwendbar. Anders für
hoch gelegene Gegenden, wo die Schattentemperatur weit
tiefer unter der Sonnentemperatur steht, als in der Niede-
rung *). In Hochlagen erhält man daher bei Summirung der
Schattentemperaturen so geringe Summen, dafs dieselben um
!/; bis zur Hälfte hinter den Summen der Niederung zurück-
bleiben **). Es ist daher alle Aussicht vorhanden, dafs man
mit der Sonnentemperatur hier bessere Resultate erhalten
wird, da diese Methode den natürlichen Verhältnissen der
Pflanzen näher kommt.
Da sich demnach bei der Berechnung des varzabelen
Datums der einzelnen Jahre Insolationssummen ergeben,
welche nahezu constant sind, d. h. verglichen mit dem Mittel
sehr wenig abweichen (soweit hier überhaupt in Betracht des
etwas unsicheren Anfangstages der Berechnung und bis zu
*) In der Niederung steht die Schattentemperatur im Mittel nur etwa
5° unter der Sonnentemperatur, im Hochgebirge dagegen 16°. (Siehe
Hann’s Zeitschr. f. Meteorologie 1882, S. 124.)
*#) Siehe A. de Candolle, geogr. botanique I, 385. — H. Christ
und Haberland, Botan. Zeitung 1865, Beil. S. 42 in Nota.
— 41 —
einem gewissen Grade auch des Schlulstages, endlich des
störenden Einflusses etwaiger Trocknifls, in welchem Falle für
die Pflanzen unverwerthbare Temperatursummen auflaufen,
Congruenz erwartet werden kann); so ist selbstverständlich,
dals auch für das vieljährige mittlere Datum eine nahezu
constante wirksame Temperatursumme herauskommen mulßs,
gemessen am besonnten Thermometer. Es wird sich diefs
namentlich bei Blüthen des Hochsommers nachweisen lassen,
wie oben bei Lilium candidum, auf welche die mannigfaltigen
Temperaturschwankungen und Frostrückfälle der ersten Monate
wenig Einfluls äulsern; und wenn dieses doch Statt findet,
so werden diese Störungen in Betracht der späten Aufblüh-
zeit genügend wieder ausgeglichen. (Aus den Schattentempe-
raturen läfst sich selbstverständlich ebenfalls, wie am Ende
aus allen möglichen Dingen, ein Mittel berechnen, es besitzt
dieses aber nach Obigem keine innere Berechtigung, keine
physiologische Bedeutung und stimmt nur bedingungsweise.)
Diels heilst also : vom 1. Januar bis zu einem gewissen
Sommertage, z. B. dem,28. Juni, hat sich eine durch das be-
sonnte Thermometer me/sbare, dem constanten Steigen der
Sonne entsprechende Summe von Temperaturen aufgehäuft,
welche im Mittel der Jahre gleichfalls constant ist, also auch
ein diesem Datum angehöriges Mittel liefert. Wenn nun an
diesem Tage im mittleren Durchschnitt eine gewisse Pflanze
aufblüht, so gehört ihr eine mittlere Insolationssumme an,
welche zugleich die dieses Tages ist. Man kann diels die
thermische Üonstante der betreffenden Pflanze bezüglich ihres
Aufblühens nennen. Selbstverständlich ist sie verschieden
für verschiedene Pflanzen, sie ist also für die einzelne charak-
teristisch und ein annähernder Ausdruck einer Seite ihres
physiologischen Wärmebedürfnisses. Es bedarf kaum der
Erwähnung, dafs eben die constante Temperatursumme das
Wesentliche, die mefsbare causa movens der betreffenden
Phase ist, während das Datum von Jahr zu Jahr auf- und
abschwankt und nur von äulserlichem, formalem Werthe ist;
die Sache wäre genau dieselbe, wenn es auch gar keinen
Kalender gäbe.
— 12 —
Berechnung der Insolationssumme für den 28. Juni ohne
Rücksicht auf eine Pflanze.
a Jahr. — 5 Temperatursumme. — Diese im Mittel
(2875) gleich 100 gesetzt, ergiebt für die Einzeljahre die
sub c verzeichnete Ziffer. — Hiernach beträgt d die Abwei-
chung der Einzeljahre ..... ° auf- und abwärts von Hundert.
a b c d
1866 2759 96 —ı,4
1867 2658 95 N
1868 2938 102 + 2
1869 2921 102 + 2
1880 2843 99 — 1
1881 2804 98 _ 2
1882 3205 112 +12
Mittel 2875 + 4,3.
Die gröfste Schwankung sub e ist 19 Proc, von — 7
bis — 12°; und das Mittel aller Schwankungen auf- und ab-
wärts beträgt, fast genau wie oben, 4,3 Grad. Dafs die
Summenmittel 2319 und 2875 nicht noch genauer zusammen
stimmen, liegt nur in der noch verhältnifsmälsig kurzen
Jahresreihe.
Wenn diese Thatsachen und Erwägungen richtig sind,
so werden wir über kurz oder lang in dem Aufblühen der
verschiedenen Pflanzen einen Wärmesummen-Messer für den
Sonnenschein besitzen, der durch kein bis jetzt bekanntes
Instrument ersetzt werden kann.
Im Besitze dieses Schlüssels werden für uns alsdann die
phänologischen Daten der verschiedenen Orte eine ganz neue
Bedeutung gewinnen. Unter der Voraussetzung nämlich, dafs
z. B. die Summe der erforderlichen Temperaturgrade für das
Aufblühen von Syringa vulgaris oder Lilium candidum u. s. w.
ermittelt ist, werden wir in jedem beliebigen Einzeljahre und
für jeden beliebigen Ort (wenigstens innerhalb derselben kli-
matischen Provinz), wo wir die erste Blüthe dieser Pflanzen
sich öffnen sehen, ohne Weiteres und ohne alle Localkennt-
nils sofort beurtheilen können, welche Wärmesumme an nütz-
lichen Temperaturen daselbst bis zu diesem Tage aufge-
laufen ist. |
— 183 —
Phänologische Tafel.
Alphabetische Zusammenstellung einer gröfseren Anzahl phänologischer
Beobachtungen an verschiedenen Pflanzen in Giefsen.
Berechnet im Herbste 1882.
Nachdem nunmehr in Europa über tausend phänologische
Stationen in Thätigkeit sind (und in Nordamerika dürften
deren nicht viel weniger sein), so wird es überflüssig sein,
über deren Werth hier etwas zu sagen. Für Klimatologie
ist derselbe allgemein anerkannt, doch fehlt es durch gewisse
ausgedehnte Landstrecken — auch in Norddeutschland —
noch ganz an Beobachtern. Für Botanik beginnt deren Be-
deutung gleichfalls langsam durchzudringen, obgleich der-
gleichen Beobachtungen der augenblicklich herrschenden Strö-
mung allerdings fern liegen. Ihre wichtigste Bedeutung hat
die Phänologie hier auf dem Gebiete der Pflanzengeographie,
wie u. A. Krasan noch kürzlich zeigte. Doch auch die
Biologie der Pflanzen an sich wird aus dieser Quelle einst
werthvolle Bereicherung gewinnen. Wenn es für die voll-
ständige Kenntnils einer Pflanze werthvoll ist, nicht nur deren
morphologischen Aufbau, sondern auch deren gewöhnliche
Lebensdauer zu wissen, so ist es selbstverständlich eine
wesentliche Vervollständigung unseres Wissens, auch deren
Lebensphasen in ihrer Abhängigkeit vom localen Klima der
einzelnen Länder zu kennen, wodurch nicht nur das Gesammt-
bild jeder einzelnen vervollständigt wird, sondern auch wich-
tige Daten für deren Unterscheidung und selbst für die Cultur
sich ergeben. So bezüglich der Art-Unterscheidung für
Aster alpinus gegen Amellus, Dianthus alpinus gegen del-
toides und viele andere. Auch ist es schon lange üblich, die
ungefähre Blüthezeit (selten auch die Zeit der Fruchtreife)
in den Floren bei den einzelnen Arten anzugeben, die gleich-
falls überwiegend localen oder höchstens provinziellen Werth
hat. In noch weit höherem Grade gewährt die Kenntnifs
der Zeit der ersten Blüthe und der ersten Fruchtreife ein
gutes Bild der Vegetationsgeschwindigkeit und zugleich des
Wärmebedürfnisses, sowie des Einflusses von Nord und Süd,
— 14 — ,
West und Ost, von Niederung und Hochgebirge auf Beides
(also der Accommodationsfähigkeit).
Es ist der Zweck der nachfolgenden Aufzeichnungen,
für diese Studien allmählich eine festere Basis zu gewinnen.
Und es wurde deshalb eine so grofse Zahl von Pflanzen in
den Kreis der Beobachtung gezogen, um dieser Basis eine
möglichst grofse Breite zu verschaffen, so dafs sie mit mehr
oder weniger Sicherheit (je nach der Zahl der Beobachtungs-
jahre) für die ganze nördliche Hemisphäre und alle Gebirgs-
etagen benutzt werden kann. Denn irgend eine oder die
andere der aufgeführten Specien dürfte wohl in jedem Theile
derselben wild anzutreffen oder leicht für die Anpflanzung
im Garten zu beschaffen sein Behufs leichterer und sicherer
Beobachtung, — ein Schritt, der nun allgemeiner wird gethan
werden müssen. Ist ja doch auch keine meteorologische
Station denkbar ohne die Beschaffung der geeigneten Instru-
mente; und diese sind für uns die Pflanzen. Allerdings um-
fassen manche unter diesen Beobachtungen nur eine kurze
Jahresreihe *), können also nicht als wahre, sondern nur als
provisorische Mittel gelten; allein dieser Fehler läfst sich all-
mählich verbessern. Wir gewinnen damit, wenn diese Beob-
achtungen kartographisch eingetragen sein werden, ein Bild
der Wärmesummirung, zunächst des Einzuges des Frühlings
— eines der wundervollsten und herrlichsten Naturphäno-
mene — über einen grolsen Theil unserer Erde, wie es durch
keine andere Darstellungsmethode, insbesondere nicht durch
Isothermen, ebenso übersichtlich und unmittelbar verständ-
lich hergestellt werden kann.
Was die Auswahl betrifft, so waren folgende Gesichts-
punkte, abgesehen von der möglichst weiten geographischen
*) Mittel aus weniger als 5 Jahren sind übrigens, weil allzu unzu-
verlässig, nicht aufgenommen. Ein- bis vierjährige Beobachtungen kann
man nur mit Beobachtungen anderer Orte aus denselben Jahrgängen ver-
gleichen. Auch dürfen in diesem Falle die zu vergleichenden Orte nicht
allzu weit entfernt sein.
— 15 —
Verbreitung und den bereits oben angedeuteten biologischen *)
oder systematisch-diagnostischen, mafsgebend :
1) Häufiges Vorkommen (wild oder in Gärten). 2) Leichte
und sichere Beobachtung. 3) Vertretung der ganzen wärmeren
Jahreszeit, daher aus allen Monaten, von Galanthus im ersten
Frühling bis zu Plumbago europaea im späten Herbste.
4) Sichere Identificirung, daher möglichst wenig Rubus, Rosa,
Philadelphus, Pflaumen. 5) Möglichst viele sonst geeignete
Holzpflanzen, da dieselben — weil tiefer wurzelnd — weit
normaler, von zufälliger Trocknils unabhängiger vegetiren,
als Kräuter. Aus ähnlichem Grunde sind 6) die Perennes
den Annuae vorzuziehen, welche letztere schon deshalb auf
die gemeinsten wilden und ganz allgemein eultivirten zu be-
schränken sind, weil das ganz zufällige Wetter im Momente
der Aussaat (ob trocken oder nals, warm oder kalt) auf viele
Tage den Ausschlag giebt, also grobe Fehler für den Beob-
achter bedingt. 7) Topfpflanzen und solche, die im Winter
frostfrei im Hause aufbewahrt werden, sind ausgeschlossen ;
bez. Dahlia variabilis habe ich mit Rücksicht auf ihre aufser-
ordentliche Verbreitung eine Ausnahme gemacht.
Zu bemerken ist, dals die Species im Allgemeinen im
Sinne und nach der Bezeichnungsweise von Steudel’s
Nomenclator, die deutschen nach Koch’s Synopsis verstanden
*) Mit Rücksicht auf diese ist bei einigen Pflanzen auch die Zeit der
Belaubung und der allgemeinen Blattverfärbung aufgenommen, vgl. Aescul.
Hipp., Betula alba, Fagus sylvatica, Quercus pedunculata. Es ist unter
Blattverfärbung der Zeitpunkt verstanden, an welchem über die Hälfte
der Blätter verfärbt sind, und zwar aller Bäume der betreffenden Art zu-
sammen genommen, nicht jedes einzelnen Baumes, deren es mitunter ein-
zelne oder selbst Gruppen von sehr verspäteten oder verfrühten giebt.
Eine Uebersicht dieser und anderer Phasen für eine allerdings kürzere
Jahresreihe habe ich bezüglich 246 Species bereits früher publieirt, siehe
XV. Bericht der oberhess. Ges. für Natur- und Heilkunde, Giefsen 1876.
Dort ist auch die Zuverlässigkeit der Mittel nach der Zahl der Jahrgänge
erörtert. — Ebenso ist in zahlreichen Fällen das Verhalten verschieden-
farbiger Varietäten derselben Species von Interesse und deshalb berück-
sichtigt; ferner gefüllte verglichen mit einfachen Blumen.
XXL. 10
ie
sind, wo auch die Autoren für dieselben nachgesehen werden
können, welche hier als unnöthiger Ballast zu betrachten
wären.
Im Folgenden sind die berechneten mittleren Daten für
die erste Blüthe und die erste Fruchtreife von wild wach-
senden oder Freiland-Pflanzen in Giefsen mitgetheilt.
Unter erster blüthe ist die vollständige Ausbreitung der
ersten Blume (an mehreren Exemplaren) verstanden *), in
zweifelhaften Fällen der Austritt des Blüthenstaubes aus
den Staubkölbehen (Larix, Corylus, Helleborus foetidus,
(Gramineen, Carex, Taraxacum u. s. w.). Man beachte dabei
den ersten Besuch der Bienen, die uns in manchen Fällen
auf die richtige Spur führen.
Erste Fruchtreife heilst : erste einzelne Frucht (normal,
ohne Insectenstich und dgl.), definitiv und vollständig an
mehreren Exemplaren verfärbt (Beeren, z. B. Atropa Bella-
donna schwarz, Lonicera tatarica roth oder ockergelb); oder
braun und vertrocknet, sich leicht ablösend (Nüsse, wie Eichel,
Weizen, Ranunculus, Umbelliferen) ; oder vertrocknend, mit
reifen Saamen (Hülsenfrüchte) ; oder aufplatzend (trocken :
Kapseln von Primula; noch grün : Aesculus).
Da es bekanntlich nicht nur bei Apfel-, Birn- und anderen
Culturbäumen Früh- und Spätsorten giebt, sondern ebenso
bei wilden Pflanzen (Sambucus, Prunus spinosa) früh- und
spätblühende Exemplare vorkommen, so habe ich daran ge-
dacht, ob man nicht durch Verbreitung und Versendung einer
Art Normalexemplare hier allmählich abhelfen könnte. Ich
habe demgemäls von einem solchen Individuum von Sambucus
nigra u. s. w., welches nach meiner Beobachtung eine miitlere
Aufblühzeit besals, Ableger durch Steckreiser gemacht, diese
*) Bezüglich des Standortes und der Exposition ist zu beachten, dafs
es sich bei allen diesen Beobachtungen nicht um exceptionelle Erschei-
nungen handelt, sondern um durchschnittliche, für eine bestimmte Gegend
im Allgemeinen gültige. Man halte sich also nicht an ausnahmsweise
frühzeitig blühende oder fruchtende Exemplare, sondern an solche, welche
einen Durchschnittscharakter zeigen.
an verschiedene Stellen desselben Gartens, wo die Mutter-
stämme standen, verpflanzt, und durch mehrere Jahre ihre
Aufblühzeit mit jener der Mutterstämme verglichen.
Allein das Resultat ‘entsprach nicht den Erwartungen ;
sie blüheten sämmtlich sehr ungleich, ohne bestimmte Regel,
später als der Mutterstock, und zwar in den verschiedenen
Jahren um 10 bis 21 Tage.
Sehr bedeutend ist allerdings der Einfluls der Individualität,
namentlich im Falle von Combination mit einem günstigen
Standorte, wie Folgendes zeigt : Zwei Stöcke A und Z von
Ribes rubrum. (Z stammte von Frankfurt und wurzelte in
einem starken Cubus*) des zugleich mit herbeigeschafften
Frankfurter Sandbodens, in welchem auch die Mutterpflanze
stand.) Von 1875 bis 1830 blühete A, an einer von Z weit
entfernten Stelle des botan. Gartens stehend, später als Z,
oder gleichzeitig. Im October 1880 neben Z verpflanzt, blühete
sie von nun an (1881, 1882) früher als Z. Ich schliefse dar-
aus, dals A seiner individuellen Natur nach ein Frühblüher
war, vor der Verpflanzung aber durch einen weniger günstigen
Standort (auf zähem Lettenboden bei sonst günstiger Be-
sonnung) gegen Z zurückgehalten worden war. Der Boden
neben Z ist leichter, die Wärmeverhältnisse sind günstiger,
als am früheren Standorte. A hat also das Frankfurter
Exemplar noch überholt, trotz dessen wärmerem (sandigen)
Boden. — Es sei hier bemerkt, dafs der Ableger Z in Gielsen
verglichen mit der Mutterpflanze in Frankfurt (über welche
ich Aufzeichnungen von Dr. J. Ziegler besitze) in jedem
Jahre, von 1879 bis 1882, um mehrere Tage später blühete
als in Frankfurt, ganz entsprechend dem Unterschied nach
Norden, nämlich 10, 6, 9, 9 Tage, im Mittel 8, welches Mittel
überhaupt der mittleren phänolog. Aprilabweichung beider
Städte, 7 Tage, ziemlich genau entspricht.
Man wird also auch weiterhin darauf angewiesen bleiben,
sich vorzugsweise auf allgemein verbreitete Pflanzen zu be-
*) 40 cm in’s Gevierte. Gewicht 77 Kilogr.
10*
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schränken und bei fleilsiger Umschau diejenigen Exemplare
sich zu bemerken und zu beobachten, welche individuell that-
sächlich etwa die mittlere Aufblühzeit zeigen; sowie der
Meteorologe für die Aufstellung seiner Instrumente eine Stelle
wählen soll (was leider oft nicht möglich ist), welche den
mittleren meteorologischen Charakter eines Ortes am besten
repräsentirt. Handelt es sich doch nicht darum, extreme Fälle
zu verzeichnen, sondern solche, welche, einen mittleren Typus
an sich tragend, den Durchschnüts Charakter einer Gegend
in Wirklichkeit repräsentiren. Im Laufe der Jahre corrigiren
sich so die kleinen Fehler von selbst. |
Exemplare an Spalieren, Wänden, auf Mauern und Felsen
sind daher auszuschlielsen.
Ein Einflufs des Alters auf die frühere oder spätere Auf-
blühzeit findet nicht Statt. Ich habe an einem aus Steckling
gezogenen Sjährigen Exemplare von Salix daphnoides in den
folgenden 20 Jahren, unterdessen daraus ein 30 Fuls hoher,
schlanker Baum geworden war, seine Blüthezeit nicht merk-
bar in einem oder dem anderen Sinne geändert gefunden.
Das mittlere Datum von je 4 Jahren schwankte in folgender
Weise auf- und abwärts : April 6, 5, März 31, April 8,
März 31. Ebenso bei Sambucus nigra nach 26jähriger Be-
obachtung. Zu demselben Resultate kam A. de Candolle
bez. Aesculus Hippocastanum in einer langen Jahresreihe.
(Archiv. Biblth. de Geneve. — Juni 1876.)
Dagegen hat, wie ich in 2 Fällen beobachtet zu haben
glaube, Arankheit, allmähliches Absterben und Abdorren eines
Baumes beschleunigenden Einfluls auf die Aufblühzeit ge-
äulsert.
Phänologische Tafel von Gielsen.
Abkürzungen. b erste Blüthe. f erste Fruchtreife.
Die Zahl der Beobachtungsjahre ist in Klammern beigefügt.
Abies excelsa b 5. V (5). — Acer platanoides b 12. IV (20). — Acer
Pseudoplatanus b 1. V (9). — Aconitum Lycoctonum b 26. V (8). —
Acon. Napellus b 25. VII (5). — Actaea spicata b 11. V (26). f 10. VII
(13). — Adenostyles albifrons b 25. VI (7). — Adonis aestivalis b 26. V
a —
(25). — Adon. autumnalis b 7. VII (8). — Adon. vernalis b 14. IV (12),
— Adoxa moschatellina b 11. IV (5). — Aecidium Berberidis, erste Peridie
offen 17. VI (7). — Aesculus flava b 9. V. (5). — Aescul. Hippocastanum
b 7. V (28), erste Blattoberfläche sichtbar, also Blattentfaltung 9. IV (18).
f 18. IX (28), allgemeine Laubverfärbung 10. X (23). — Aescul. macro-
stachya b 22. VII (20). — Agaricus campester, erster 21. VI (25). —
Agar. disseminatus erster 20. VI (8). — Agar. fusipes erster 27. VII (7).
— Agar. muscarius erster 3. IX (8); absolut frühester 29. VI 1856;
spätester 4. X 1879. — Agar. Oreades, erster 18. VI (13). — Agar. praecox,
erster 2. VI (12). — Agar. procerus, erster 2. VIII (5). — Allium acutan-
gulum b 20. VII (15). — Allium ursinum b 12. V (26). — Alnus gluti-
nosa mas b 15. III (11). — Alnus viridis mas b 26. IV (8). — Ampelopsis
hederacea b 9. VII (12). — Amygdalus communis b 17. IV (20). —
Amygdalus nana b 19. IV (24). — Anagallis arvensis phoenicea b 1. VI
(12). — Anag. arv. v. rosea s. carnea b 11. VI (5). — Anagallis coerulea
b 5. VI (9). — Anemone nemorosa b 24. III (23). — Anemone Pulsatilla
b 27. III (18). — Anemone ranunculoides b 7. IV (10). — Anemone syl-
vestris b 4. V (9). — Anthericum Liliago b 2. VI (7). — Anthericum
ramosum b 11. VI (5). — Anthyllis Vulneraria b 27. V (7). — Antirrhi-
num majus b 11. VI (5). — Aquilegia canadensis b 10. V (7). — Aqui-
legia vulgaris b 14. V (17). — Arabis albida b 29. III (23). — Arnica
montana b 4. VI (21). — Arum maculatum, Spatha klafft 11. V (11). —
Asarum europaeum b 8. IV (5). — Asperula cynanchica b 22. VI (10). —
Asperula odorata b 6. V (5). — Asphodelus albus b 14. V (6). — Aster
alpinus b 1. VI (23). — Aster Amellus b 11. VII (22). — Aster chinensis
b 29. VII (25). — Aster novae Angliae b 30. VII (10). — Atropa Bella-
donna b 28. V (23); — f 1. VIII (16). In 6 identischen Jahren b var.
flava 12. VI; var. nigra 3. VI; — f gelb 4. VIII (5). — Aubrietia del-
toidea b 1. IV (16). — Avena sativa b 29. VI (20); — Anfang der Ernte
11. VIII (21). — Bellis perennis b 26. II (18). — Berberis vulgaris b 8. V
(27); — f 12. VIII (17). — Betula alba mas b 17. IV (14); — allge-
meine Laubverfärbung 12. X (9). — Boletus edulis erster 6. VII (6). —
Brassica Napus hyb. b 24. IV (15). — Brassica oleracea b 4. V (6). —
Brassica Rapa hyberna b 16. IV (23). — Bulbocodium vernum b 10. III
(10). — Bupleurum faleatum b 1. VII (27); — £ 27. VIIL(12). — Bupleu-
rum longifolium b 3. VI (8). — Calluna vulgaris b 26. VII (13). —
Caltha palustris b 11. IV (11). — Campanula pusilla b 17. VI (5). —
Campan. Rapunculus b 25. VI (5). — Campan. rotundifolia b 20. V (5).
— Cantharellus eibarius erster 26. VII (6). — Capsella bursa pastoris b
6. IV (7). — Caragana arborescens b 4. V (5). — Cardamine pratensis b
18. IV (23). — Carex pilosa b 14. IV (6). — Carpinus Betulus b 17. IV
(6). — Castanea vulgaris mas b 9. VII (23). — Catalpa syringaefolia 24. VII
(24). — Centaurea Cyanus b 29. V (20). — Centaurea montana b 11. V
(9). — Cephalanthera rubra b 16. VI (11). — Cerastium arvense b 22. IV
(6). — Cereis Siliquastrum b 15. V (9). — Chaerophyllum hirsutum b
15. V (8). — Cheiranthus Cheiri b 23. IV (7). — Chrysanthemum corym-
bosum b 14. VI (14). — Chrysosplenium alternifolium b 16. IV (7). —
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Cineraria spatulaefolia b 11. V (8). — Cochlearia offieinalis b 1. IV (5).
— Colchicum autumnale b 12. VIII (32); — f 23. VI (13). — Convallaria
majalis b 6. V (27). — Convolvulus arvensis b 5. VI (8). — Cornus mas
b 17. UI (28); — f 29. VIII (14). — Cornus sanguinea b 5. VI (8). —
Coronilla varia b 15. VI (18); — £ 13. VIII (6). — Corydalis cava b
29. II (21). — Coryd. fabacea b 3. IV (13). — Coryd. lutea b 24. V (7).
— Coryd. solida b 25. III (18). — Corylus Avellana mas b 11. II (34);
— f 12. IX (5). — Crataegus Oxyacantha b 9. V (26). — Crocus luteus
b 9. III (20). — Crocus sativus b 16. X (12). — Crocus vernus b weils
13. UI (8); violett 16. III (6); — beide ununterschieden 14. III (22). —
Cydonia japonica b 13. IV (14). — Cydonia vulgaris b 16. V (15). —
Cypripedium Calceolus b 17 V (16). — Cystopus candidus erster 8. V (16).
— Cytisus Laburnum b 14 V (20). — Cytisus sagittalis b 11. VI (14). —
Czackia Liliastrum b 27. V (5). — Dahlia variabilis b 7. VII (25). —
Daphne Mezereum b 18. II (27); — f 18. VI (16). — Dentaria bulbifera
b 5. V (8). — Dentaria digitata b 14. IV (8). — Dianthus alpinus b
26. V (9). — Dianth. Carthusianorum b 6. VI (21); — £ 9. VIII (15). —
Dianth. deltoides b 14. VI (13). — Dianth. plumarius b 29. V (15). —
Dianth. superbus b 10. VII (8). — Dietamnus Fraxinella b 29. V (10). —
Dielytra spectabilis b 1. V (19). — Digitalis grandiflora Lmk. b 8. VI (5).
— Digit. purpurea b 11. VI (25), — weils 14. VI (5); — roth in den-
selben Jahren 14. VI (5); — mit pelorischer Terminalblüthe ebenso
16. VI (5); — f 28. VII (5). — Doronicum caucasicum b 14. IV (12). —
Doron. Pardalianches b 17. V (19). — Draba Gmelini b 19. IV (7). —
Draba repens b 10. IV (6). — Draba verna b 22. III (20). — Endymion
nutans b 5. V (5). — Epimedium alpinum b 24. IV (5). — Epimed. col-
chicum b 26. IV (5). — Epipactis palustris b 1. VII (24). — Equisetum
arvense Aehren geöffnet 17. IV (20). — Eranthis hyemalis b 14. II (24).
— Erica carnea (herbacea) b 13. III (8). — Erica Tetralix b 22. VII (6).
— Erucastrum Pollichii b 17. VI (20); — f£ 7. VII (12). -— Eryngium
campestre b 27. VII (17). — Eschscholtzia californica gelb b 11 VI (12);
weils 16. VI (11). — Euphorbia Cyparissias b (Antheren frei) 5. V (16).
— Evonymus europaea b 20. V (12). — Fagus sylvatica Wald grün 4. V
(34); — allgemeine Laubverfärbung 16. X (26); — b 2. V (7). — Fal-
caria Rivini b 19. VII (22). — Forsythia viridissima b 11. IV (6). —
Fragaria vesca b 26. IV (12); — f 10. VI (23). — Fraxinus excelsior b
21. IV (16); — f 14. IX (8). — Fritillaria imperialis b 14. IV (22); —
f 14. VII (5). — Fıitill. pallidiflora b 24. IV (5). — Fhritill. racemosa b
13. IV (6). — Gagea lutea b 26. III (18.) — Gagea stenopetala b 1. IV
(14). — Galanthus nivalis b 22. II (28). — Galeobdolon luteum b 26. IV
(7). — Genista pilosa b 21. V (5). — Gentiana acaulis b 4. V (8). —
Gentiana asclepiadea b 5 VIII (8). — Gentiana lutea b 13. VI (12). —
Gentiana verna b 2. IV (12). — Geranium macrorhizon b 21. V (26). —
Geran. phaeum b 13. V (6). — Geran. sylvaticum b 19. V (20). — Geum
montanum b 4. V (5). — Glaucium luteum b 7. VI (8). — Glechoma
hederaceum b 15. IV (5). — Gratiola ofüieinalis b 15. VI (5). — Gym-
nosporangium Juniperi Sabinae erstes 27. IV (8). — Hacquetia Epipactis
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b 2. IV (9). — Hedera Helix b 16. IX (7). — Helianthemum polifolium
b weils 17. V (12); roth 20. V (10). — Helianthus annuus b 25 VII
(27). — Helichrysum arenarium b 21. VII (8). — Helleborus foetidus b
4. III (10). — Helleb. niger b 4 X. (18). — Helleb. viridis b 9. III (7).
— Hepatica triloba 24. II (24). — Hesperis matronalis b 11. V (7). —
Heumahd 27. VI (25). — Hibiscus syriacus b 15. VII (7). — Hieracium
alpinum b 31. V (5). — Hippocrepis comosa 20. V (5). — Hordeum di-
stichon b 15. VI (14); — f 31. VII (6); — Ernte Anfang 9. VIII (16).
— Hord. vulgare aestivum b 21. VI (19); — f 29. VII (8). — Hyacin-
thus orientalis b 3. IV (17). — Hyoscyamus niger b 19. VI (5). — Hy-
pecoum procumbens b 28. V (13); — f 13. VII (7). — Iberis amara b
21. VI (7); — f 9. VOII (5). — Iberis sempervirens.b 3. V (6). — Illex
Aquifolium b 20. V (12). — Inula Helenium b 14. VII (7). — Inula sali-
eina b 31. VI (7). — Iris Pseudacorus b 28. V (14). — Iris pumila b
18. IV (20). — Iris sibirica b 11. V (6). — Juglans regia mas b 11. V
(12); — f 10. IX (5). Gewöhnlich durch Maifröste zerstört. — Kerria
japonica b 2. V (7). — Lactuca sativa b 1. VIII (14). — Lamium album
b 23. IV (14). — Lamium maculatum b. 20. IV (8). — Larix europaea
mas b 8. IV (15). — Lathyrus tuberosus b 24. VI (11). — Lavatera tri-
mestris b 12. VII (13). — Leucojum aestivum b 19. IV (5). — Leucojum
vernum b 18. II (29). — Ligustrum vulgare b 22. VI (9). — Lilium can-
didum b 30. VI (25). — Lilium Martagon b 13. VI (31). — Linosyris
vulgaris b 12. VIII (10). — Linum usitatissimum b 29. VI (12). — Lirio-
dendron tulipifera b 13. VI (18); keine keimfähigen Samen. — Litho-
spermum purpureo-coeruleum b 11. V (5). — Lonicera alpigena b
29. IV (28); — f 22. VII (24). — Lonicera tatarica b 2. V (10). —
Lunaria rediviva b 29. IV (25). — Lychnis alpina b 18. V (12). — Lych-
nis diurna b 6 V (8). — Lychnis flos euculi b 20. V (5). — Lychnis
vespertina b 20. V (7). — Lycium barbarum b 29. V (7). — Lysimachia
nemorum b 25. V (15). — Mahonia Aquifolium b 15. IV (11). — Majan-
themum bifolium b 30. V (5). — Mandragora vermalis b 8. IV (6). —
Medicago apieulata und denticulata b 19. VI (5); — f 5. VII (5). —
Medic. falcata b 9. VI (22). — Mentha rotundifolia b 21. VII (7). —
Mereurialis perennis b 31. III (9). — Mertensia virginica b 27. IV (7).
— Mirabilis Jalapa b 26. VII (19). — Muscari botryoides b 2. IV (17).
'— Myosotis sylvatica b 22. IV (6). — Nareissus poetieus b 4. V (29). —
Narc. Pseudo-Nareissus b 4. IV (12). — Nigella damascena b 11. VI (14).
— Nig. hispanica b 12. VII (10). — Nig. sativa b 14. VII (5). — Nuphar
luteum b 31. V (22). — Nymphaea alba b 9. VI (24). — Onobrychis
sativa b 2. VI (5). — Ophrys muscifera b 28. V (7). — Orchis fusca b
13. V (5). — Orchis latifolia b 5. V (5). — Orchis maculata b 25. V (8).
— Orchis mascula b 4. V (6). — Orchis militaris b 18. V (8). — Orchis
Morio b 30. IV (6). — Ornithogalum umbellatum b 19. V. (6). — Orobus
niger b 5. VI (6). — Orobus tuberosus b 23. IV (5). — Orob. vernus b
15. IV (19). — Oxalis Acetosella b 13. IV (5). — Paeonia offieinalis b
simplex 16. V (19); — plena 29. V (10). — Paeon. peregrina b 8. V (15).
— Paeon. tenuifolia b 6. V (5). — Papaver alpinum eitrinum tenuilobum
— 12 —
b 21. V (9); — latilobum 12. V (20), plenum 13. VI (7). — Pap. Arge-
mone b 19. V (8). — Pap. dubium b 3. VI (6). -— Pap. orientale b 28. V
(6). — Pap. Rhoeas b 6. VI (14). — Pap. somniferum b 3. VII (10). —
Peronospora devastatrix erste 24. VII (22). Ist von mir ab 1856 bis 1882
nur in 6 Jahren nicht gesehen worden : 1858, 65, 68, 69, 76, 77. Frührestes
Auftreten 27. VI; spätestes 16. IX. — Persica vulgaris b 7. IV (27); —
f 4. IX (12). — Petasites albus b 7. III (5). — Petas. niveus b 15. II
(18). — Phallus impudicus erster 17. VII (6). — Phaseolus multiflorus b
28. VI (8). — Phas. vulgaris b 4. VII (8). — Philadelphus coronarius b
4. VI (8). — Phyteuma nigrum b 20. V (13). — Phyt. Scheuchzeri b
8. VI (5). — Phyt. spicatum b 29. V (16). — Pinus sylvestris mas b
15. V (8). — Pisum sativum b 31. V (10). — Plantago major b 23. VI
(11). — Plant. maritima b 19. VII (5). — Plumbago europaea b 6. X (11).
— Polygala vulgaris b 5. V (5). — Polygonum Bistorta b 24. V (5). —
Polyporus squamosus erster 19. VI (6). — Populus italica mas b 8. IV
(10). — Popul. tremula fem. b. 19. III (7). — Potentilla alba b 13. IV
(6). — Pot. Fragariastrum und micrantha b 29. III (10). — Potent. verna
b 6. IV (17). — Prenanthes purpurea b 15. VII (17); — f 8. VII (6). —
Primula acaulis b 13. III (11). — Prim. Auricula b 14. IV (6). — Prim.
elatior b 24. III (21). — Prim. oflicinalis b 27. III (16). — Prunella
grandiflora b 9. VI (24). — Prunus armeniaca b 2. IV (25). — Prun.
avium b 18. IV (29); — f 15. VI (27). — Prun. cerasus, Sauerkirsche b
22. IV (26); — f 6. VIL (17). — Prun. domestica, Zwetsche (Blüthe grün-
lich) b 27. IV (22); — £ 7. IX (14). — Prun. insititia (Blüthe rein weils) :
Mirabelle b 23. IV (14); — blaue, runde Pflaume b 16. IV (19); —
Reineclaude b 22. IV (10). — Prun. Padus b 23. IV (24). — Prun. spi-
nosa b 19. IV (25). — Pteris aquilina f 14. VII (14). — Pulicaria dysen-
terica b 22. VII (6). — Pulmonaria offieinalis b 28. III (18). — Pyrus
communis b 23. IV (29); — f 12. VIII (13). — Pyrus Malus b 28. IV
(29); — f 16. VIII (14). — Quercus pedunculata b 11. V (10); — f 19. IX
(8); — Eichwald grün 14. V (20); — allgem. Laubverfärbung 20. X
(15). — Ranunculus aconitifolius b 6. VI (9.) — Ran. arvensis var. iner-
mis b 9. V (7); — muricatus b 17. V (11). — Ranunce. Ficaria b 25. II
(22). — Ranunc. lanuginosus b 6. V (9). — Ranune. Lingua b 29. VI (5).
— Ranunc. repens b 22. III (5). — Raphanus Raphanistrum b gelb 8. VI
(12); weils 22. V (14). — Raphan. sativus b 4. VII (8). — Ribes alpinum
mas b 5. IV (6); — f 10. VII (7). — Ribes aureum b 16. IV (10). —
Ribes Grossularia b 11. IV (28); — £f 5. VII (23). — Ribes rubrum b
13. IV (24); — f 20. VI (30). — Ribes sanguineum b 16. IV (9). —
Robinia Pseudacacia b 1. VI (14). — Rosa alpina b 22. V (20). — Rosa
arvensis b 20. VI (17). — Rosa canina b 6. VI (8). — Rosa centifolia b
8. VI (9). — Rosa lutea b 28. V (8). — Rubus idaeus f 4. VII (5). —
Rubus odoratus b 17. VI (5). — Rumex scutatus b 26. V (5). — Salix
caprea mas b 28. III (13). — Salix daphnoides mas b 6. IV (20). — Sal-
via pratensis b 24. V (15). — Sambucus nigra b 28. V (29); — f 11. VOII
(29). — Sambuc. racemosa b 26. IV (7). — Sanguinaria canadensis b
17. IV (6). — Saponaria vaccaria b 17. VI (14). — Sarothamnus vulgaris
— 13 —
b 14. V (13). — Saxifraga caespitosa L. deeipiens b 2. V (7). — Saxifr.
granulata b 10. V (5). — Seilla amoena b 13. IV (5). — Secilla bifolia b
28. III (6). — Seilla sibirica b 17. III (18). — Scopolia atropoides b
9. IV (11). — Scopolia carniolica b 6. IV (12). — Scrophularia vernalis
b 1. IV (7). — Secale cereale b 28. V (29); — f 10. VII (8); — Anfang
der Ernte 20. VII (28). — Sedum album b 25. VI (19); — var. albissi-
mum b 26. VI (17). — Silene quadrifida b 4. VI (6). — Siler trilobum
b 1. VI (5). — Sisymbrium Alliaria b 25. IV (5). — Solanum tuberosum
b 12. VI (29). — Sorbus aucuparia b 16. V (17); — f 30. VII (17). —
Specularia Speculum b 4. VI (15); — f 29. VII (8). — Spiraea salieifolia
b 10. VI. (5). — Stellaria Holostea b 25. IV (6). — Syringa chinensis b
6. V (11). — Syringa vulgaris b 4. V (28). Var. lilacina b 8. V (7) —
var. alba b 3. V (in den gleichen 7 Jahren). — Tamarix tetrandra b
30. V (6). — Taraxacum offieinale b 3. IV (19). — Thlaspi alpestre b
31. III (6). — Tilia grandifolia b 22. VI (20). — Tilia parvifolia b 26. VI
(6); — f 14. IX (5). — Trifolium rubens b 27. VI (6). — Tiriticum vul-
gare hybernum b 14. VI (25); f 21. VII (14); — Anfang der Ernte 4. VIII
(26). — Trollius europaeus b 3. V (21). — Tulipa gesneriana b 5. V (12).
— Tulipa suaveolens b 5. IV (12). — Tulipa sylvestris b 7. V (6). —
Tussilago Farfara b 31. III (15). — Ulmus campestris b 25. III (4). —
Ulmus effusa b 31. III (5). — Ustilago carbo erster 17. VI (11). — Valo-
radia plumbaginoides b 26. VIII (18). — Veratrum album b 24. VI (5).
— Verbascum Lychnitis b 22. VI (10). — Veronica Chamaedıys b 5. V
(5). — Veronica gentianoides b 8. V (5). — Veronica longifolia b 15. VI
(5). — Veronica montana b 11. V (7). — Veronica spicata b 4. VII (11).
— Veron. triphyllos b 23. III (7). — Viburnum Opulus typicum b 26. V
(9). — Vinca minor b 26. III (17). — Viola lutea b 19. IV (7). — Viola
mirabilis (corolla) b 18. IV (17). — Viola odorata b 15. III (18). — Vitis
vinifera b 14. VI (30); — f 5. IX (19). — Waldsteinia geoides b 13. IV
(12). — Weigelia rosea b 26. V (9). — Wiesen grün 13. IV (21). —
Wistaria chinensis b 8. V (14). — Zea Mays mas b 14. VII (14 Jahre).
In Summa 390 Species.
Anhang : Thiere, erstes Erscheinen u. s. w.
Ameisen schwärmen 17. VII (7). — Aurora (Anthocharis Cardamines) .
fliegt 30. IV (17). — Bachstelze, weilse (Motacilla alba) erste 1. III (33).
— Baumwanze (Pyrrhocoris apterus) 13. III (6). — Cieindela campestris
3. V (5). — Citronenfalter (Rhodocera Rhamni) 17. III (21). — Eidechse
(Lacerta agilis) 1. IV (5). — Fledermaus fliegt 3. III (23). — Frosch
(Rana temporaria) erster 25. III (21). — Fuchs, grofser (Papilio poly-
chloros) 28. II (10). — Fuchs, kleiner (Pap. Urticae) 12. III (16). —
Garten-Rothschwanz (Sylvia s. Ruticilla phoenicuros) 13. IV (22). —
Grille (Gryllus campestris) 11. V (6). — Haus-Rothschwanz (Sylvia s.
Rutic. Tithys) 24. III (25). — Haus-Schwalbe (Hirundo urbica) erste
14. V (15); — letzte 10. IX (5). — Johanniswürmchen (Lampyris nocti-
— 14 —
luca 11. VI (18). — Kiebitz (Tringa Vanellus) 20. II (8). — Kuckuk
(Cueulus canorus) 21. IV (34). — Lerche (Alauda arvensis) singt 18. II
(39). — Limax rufus 3. V (6). — Maikäfer (Melolontha vulgaris) 19. IV
(27). — Mauer-Schwalbe (Cypselus apus) erste 27. IV (25); — letzte
1. VIII (20). — Nachtigall (Sylvia luscinia) 26. IV (26). — Pfauenauge
(Vanessa Io) 4. IV (12). — Pfingstvogel (Oriolus Galbula) 10. V (27). —
Rauchschwalbe erste 16. IV (23); — letzte 26. IX (9). — Rothkehlchen
(Sylvia rubecula) 13. III (22). — Schneegans (Anser segetum) erste
24. II (10). — Schwarzplättchen (Sylvia atricapilla) 21. IV (8). — Storch
(Ciconia alba) erster (mas) auf dem Neste 8. III (38); — letzter gesehen
13. VIII (13). — Wachtel (Coturnix vulgaris) 11. V (18). — Wendehals
(Yunx Torquilla) 13. IV (31). — Wiedehopf 2. V (9).
vi.
Verzeichnifs der Holothurien des Kieler
Museums.
Von Prof. Dr. Hubert Ludwig.
Die folgenden Blätter, welche ein Verzeichnils der im
zoologischen Museum der Universität Kiel befindlichen Holo-
thurien sowie die Beschreibung von vier neuen Arten ent-
halten, liefern zugleich einen kritischen Nachtrag zu der Liste
der an der Küste von Mauritius vorkommenden Arten, welche
Haacke in dem Möbius’schen Reisewerke *) veröffentlicht
hat. Von den daselbst durch Haacke aufgestellten 14 neuen
Arten kann ich auf Grund der Untersuchung derselben
Exemplare, welche auch ihm vorgelegen haben, einen be-
trächtlichen Theil nicht als solche gelten lassen, sondern finde,
dafs sie identisch sind mit bereits bekannten Arten. Es sind
diels die folgenden :
1) Stichopus eylindrieus Haacke = St. chloronotos Brandt.
2) Labidodemas leucopus Haacke = Holothuria monacaria
Lesson.
3) Labidodemas punctulatum Haacke — Holothuria lineata
Ludwig.
*) Beiträge zur Meeresfauna der Insel Mauritius und der Seychellen,
bearbeitet von C. Möbius, F. Richters und E. von Martens nach Samm-
lungen, angelegt auf einer Reise nach Mauritius von K. Möbius, Berlin
1880, 8. 46 bis 48,
— 16 —
4) Labidodemas neglectum Haacke — Holothuria deco-
rata v. Marenzeller.
5) Holothuria utrimquestigmosa Haacke —= Holothuria
marmorata Semper (Jäger sp.).
6) Holothuria collarıs Haacke — Holothuria immobilis
Semper.
7) Holothuria mammiculata Haacke = Holothuria pervi-
cax Selenka.
Von den 7 übrigen neuen Arten Haacke’s liegen mir 4,
nämlich Chirodota eximia Haacke, Colochirus colloradiatus
Haacke, Colochirus propinguus Haacke und Holothuria mo-
nosticha Haacke nicht in Originalexemplaren vor; in Folge
dessen konnte ich dieselben keiner kritischen Revision unter-
werfen. Die drei anderen neuen Arten aber : Phyllophorus
tenuis Haacke, Holothuria lagoena Haacke und Cystipus
pleuripus Haacke scheinen mir wohlbegründet zu sein; nur
halte ich die Aufstellung des neuen Genus Cystipus Haacke
für überflüssig.
An dem mir von der Möbius’schen Mauritius-Reise vor-
liegenden Material finde ich ferner, dafs die von Haacke als
Stichopus naso Semper bestimmte Form zu St. variegatus
Semper und dafs die von Haacke als Mülleria parvula Selenka
bezeichneten Exemplare zu Holothuria diffhicilis Semper ge-
hören. Endlich habe ich vor einiger Zeit *) gezeigt, dals die
von Möbius auch an der Küste von Mauritius gefundene Holo-
thuria arenicola Semper identisch ist mit H. maculata Brandt.
Nach alledem ist jetzt an die Stelle der von Haacke
gegebenen Liste der Mauritius-Holothurien das folgende Ver-
zeichnils zu setzen, in welchem die von mir nicht revidirten
Bestimmungen mit * bezeichnet sind :
Synapta Beselii Jäger; Synapta Godeffroyi Semper;
*Chirodota eximia Haacke; Cucumaria africana Semper ; *Colo-
chirus colloradiatus Haacke; *Colochirus propinquus Haacke;
Phyllophorus tenuis Haacke; Pseudocucumis acicula Ludwig
*) Revision der Mertens-Brandt’schen Holothurien. Zeitschr. f. wis-
sensch. Zoologie Bd. XXXV, 1881, 8. 575 bis 599; 8. 595.
— 17 —
(Semper sp.); Stichopus variegatus Semper; Stichopus chlo-
ronotos Brandt; Holothuria pleuripus Ludwig (Haacke sp.) ;
Mülleria lecanora Jäger; Mülleria mauritiana Brandt (Quoy
und Gaimard sp.); Mülleria miliaris Brandt (Quoy und Gai-
mard sp.); *Mülleria nobilis Selenka ; *Mülleria formosa Se-
lenka; Holothuria monacaria Lesson; Holothuria decorata
v. Marenzeller; Holothuria marmorata Semper (Jäger sp.) ;
Holothuria scabra Jäger; Holothuria maculata (Brandt sp.);
Holothuria impatiens Gmel. (Forskal sp.); Holothuria lineata
Ludwig; Holothuria pulchella Selenka; Holothuria immobilis
Semper; *Holothuria monosticha Haacke; Holothuria difhicilis
Semper; Holothuria pervicax Selenka; Holothuria lagoena
Haacke.
Holothurien des Kieler Museums.
I. Synaptidae.
1) Synapta Beselii Jäger.
Jäger, de Holothuriis, 1833, 8. 15, Taf. . — Semper, Holothurien,
1868, S. 264. — Ludwig, Revision der Mertens-Brandt’schen Holoth.,
Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV, 1881, S. 576 bis 577.
Ein Exemplar vom Fouquets-Riff (Mauritius). Ein anderes
Exemplar ohne sicheren Fundort.
2) Synapta Godeffroyi Semper.
Semper, Holothurien, 1868, $. 231, Taf. XXXIX, Fig. 13. — Haacke
in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen 1880, 8. 46.
Zwei Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius), von
welchen das eine 20, das andere 25 cm lang ist.
3) Synapta inhaerens Düben u. Koren (©. F. Müller sp.).
Ludwig, Echinoderm. d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 564.
Zwei Exemplare von Arendal, fünf von Arcachon.
— 18 —
4) Chirodota rufescens Brandt.
Brandt, Prodrom. descript. anim. ab H. Mertensio observat. 1835,
S. 59. — Chirodota variabilis Semper, Holothurien, 1868, S. 20 bis 21,
231 bis 232, 267. — Chirodota rufescens, Ludwig, Revision der Mertens-
Brandt’schen Holoth., Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV, 1881, S. 578 bis 579.
— Ludwig, List of the Holoth. of the Leyden Museum, Notes from the
Leyden Museum Vol. IV, Note X, 1882, S. 128.
Drei Exemplare von Hongkong.
5) Myriotrochus Rinkii Steenstrup.
Danielssen und Koren, Echinodermen fra den norske Nordhavsexpedi-
tion, Nyt Mag. f. Naturv. XXV, 1879, S. 107 bis 110, Taf. III bis IV. —
Duncan und Sladen, Echinodermata of the Arctie Sea, London 1881, 8. 15
bis 18, Taf. I, Fig. 20 und 24. — Hoffmann, Echinodermen der Fahrten
des „Willem Barents“, Niederl. Arch. f. Zool., Supplementbd. I, 1882, S. 16,
Fig. 1.
Drei Exemplare von Grönland, aus 2 Faden Tiefe, von
der zweiten Deutschen Nordpolfahrt. Zu der neuerdings (]. c.)
von C. K. Hoffmann gegebenen Abbildung eines Kalkräd-
chens dieser Art ist zu bemerken, dals in derselben die Zahl
der Randzähne ebenso grols wie die Zahl der Speichen ist.
Damit stimmen aber weder die Beschreibungen und Abbil-
dungen der früheren Autoren, noch die mir vorliegenden
Exemplare, in welchen überall die Zahl der Randzähne gröfser
ist als die Zahl der Speichen.
II. Molpadidae.
6) Caudina Ransonnetii v. Marenzeller.
E. v. Marenzeller, Neue Holothurien von Japan und China, Ver-
handl. zoolog. botan. Gesellsch. Wien 1881, S. 126 bis 127, Taf. IV, Fig. 5.
Von dieser erst unlängst durch E. v. Marenzeller bekannt
gewordenen Art liegt ein von K. Gärtner im Jahre 1878 an
der Küste von Japan gesammeltes Exemplar vor. Die Kalk-
körper stimmen durchaus zu der von Marenzeller gegebenen
Abbildung. Das Thier ist etwas gröfser als dasjenige, welches
Marenzeller vorgelegen hat; seine Länge beträgt 68 Millim.,
wovon etwa die Hälfte auf das schwanzartige Hinterende
kommt. Aeulserlich bemerkt man etwa 2 Millim. nach aufsen
— 19 —
von dem Tentakelkranz, in der dorsalen Mittellinie eine nie-
drige Genitalpapille, ähnlich wie sie von Selenka*) bei Caudina
arenata beschrieben worden ist. Die Geschlechtsschläuche
sind zwei- bis dreimal dichotomisch getheilte, durchschnittlich
3,5 em lange Röhren, welche durch die von Stelle zu Stelle
stärker angehäuften Samenmassen ein perlschnurähnliches
Aussehen haben. Die Länge des von Marenzeller genau be-
schriebenen und abgebildeten Kalkringes beträgt 7 Millim.
Neuerdings hat Sluiter **) aus der Sundastralse eine neue
Form : Microdactyla caudata (n. g. et n. sp.) beschrieben.
Ich kann die Vermuthung nicht unterdrücken, dafs diese
Form identisch ist mit Caudina Ransonnetii; indessen ist zu
einem Entscheid dieser Frage eine erneuerte Untersuchung
der Microdactyla caudata Sluiter unerläfslich. Zum mindesten
scheint mir kein Grund vorzuliegen, das neue Genus Micro-
dactyla aufzustellen, da die Art sich zwanglos in das Genus
Caudina einreihen läflst.
III. Dendrochirotae.
7) Cucumaria frondosa Forbes (Gunner sp.).
Holothuria frondosa Gunner, Act. Holm. 1767, S. 115, Tab. IV, Fig. 1
bis 22 — Cucumaria frondosa Forbes, Hist. Brit. Starf. 1841, S. 209. —
Semper, Holothurien, 1868, S. 52, 234 bis 235, 268 bis 269. — Duncan
und Sladen, Echinodermata of the Arctic Sea, London 1881, $S. 2 bis 5. —
Ludwig, Notes from the Leyden Museum Vol. IV, Note X, 1882, 8. 129.
Zwei Exemplare von Grönland, eines von Island.
8) Cueumaria pentactes Forbes (L. sp.).
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, S. 565 bis 566.
Zwei Exemplare aus 40 bis 50 Faden Tiefe von Almune
*) Beiträge z. Anatomie u. Systematik d. Holothurien, Zeitschr. f.
wissensch. Zool. XVII, 1867, S. 358 bis 359, Taf. XX, Fig. 130.
*#*) Ueber einige neue Holothurien von der Westküste Java’s. Natuurk.
Tijdschrift voor Nederlandsch-Indi&, Batavia, Bd. XL, 8. 16 bis 19; Taf. VI,
Fig. 1; Taf. VII, Fig. 1 bis 6.
— 160 —
car an der Südostküste von Spanien; ein erwachsenes und
drei junge Exemplare aus der Nordsee von der Expedition
der Pommerania; ferner ein Exemplar von Arendal, gleich-
falls von der Fahrt der Pommerania.
9) Cucumaria Planei v. Marenzeller.
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 565.
Ein Exemplar von Almunecar an der Südostküste Spa-
niens; zwei Exemplare ohne sichere Fundortsangabe.
10) Cueunaria Hyndmani Forbes (Thompson sp.).
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 566.
Ein Exemplar von Arendal von der Fahrt der Pomme-
ranıa.
11) Cucumaria caleigera Selenka (Stimpson sp.).
Pentacta caleigera Stimpson, Proceed. Boston Soc. Nat. Hist. IV, 1851,
S. 67. — Cucumaria Korenii Lütken, Overs. over Grönlands Echinoder-
mata 1857, S. 4 bis 7. — Cucumaria calceigera Selenka, Beiträge z. Anat.
u. System. d. Holoth., Zeitschr. f. wiss. Zool. XVII, 1867, 8. 351. —
Duncan und Sladen, Echinodermata of the Arctic Sea, London 1881, 8. 5
bis 8, Taf. I, Fig. 3 bis 8.
Zwei Exemplare von Grönland, deren Untersuchung und
Vergleichung mit C. Hyndmani Forb. mich Duncan und
Sladen darin gegen Semper *) beizupflichten veranlalst, dafs
©. Korenii Lütken (— caleigera Stimpson) eine von C. Hynd-
mani Forb. verschiedene Art ist.
12) Cucumaria tergestina Sars.
‚ Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 566.
Drei Exemplare aus 40 bis 50 Faden Tiefe von Almunecar
an der Südostküste von Spanien. Ein viertes Exemplar ohne
sichere Fundortsangabe.
*) Semper, Holothurien, 1868, $. 53, 237, 269.
— 161 —
15) Cucumaria africana Semper.
Semper, Holothurien, 1868, S. 53, Taf. XV, Fig. 16.
Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen,
1880, 8. 46.
Zwei Exemplare dieser bis dahin nur von Querimba be-
kannten Art; dieselben stammen von dem Blackriver-Riff
(Mauritius).
14) Cucumaria Grubii v. Marenzeller.
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel,
I, 1879, 8. 566.
Ein Exemplar von Spezzia.
15) Cucumaria glaberrima Semper.
Semper in v. d. Decken’s Reisen in Ostafrika, Bd. III, 1869, 8. 121,
Fig. 2.
Sechs Exemplare von Berbera.
16) Oenus lacteus Forbes.
Forbes, Hist. Brit. Starf. 1841, S. 231 bis 232. — Cucumaria lactea,
Düben und Koren, Oefvers. af Skandinav. Echinodermer, 1846, S. 297 bis
299, Taf. IV, Fig. 3 bis 7, Taf. XI, Fig. 55. — Ocnus lacteus, Semper,
Holothurien, 1868, 8. 55, 271. — Cucumaria lactea, Möbius und Bütschli,
Jahresbericht d. Commiss. z. Unters. d. deutsch. Meere, II und III, 1875,
Sell.
Zwei Exemplare aus der Nordsee (Firth of Forth) von
der Fahrt der Pommerania.
17) Colochirus australis Ludwig, var. armatus v. Marenzeller.
Colochirus australis, Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holothurien,
Würzburg 1874, $S. 12 bis 13, Fig. 15. — Colochirus armatus, v. Maren-
zeller, Neue Holothurien von Japan und China, Verhandl. zoolog. botan.
Gesellsch., Wien 1881, 8. 132 bis 134, Taf. V, Fig. 8.
Ein 5 em langes Exemplar von Japan.
18) Pseudocueumis acicula Ludwig (Semper sp.)
Cueumaria acicula, Semper, Holothurien, 1868, S. 54, 270, Taf. XV,
Fig. 11. — Pseudocucumis acicula, Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holo-
thurien, Würzburg 1874, 8. 74, Fig. 17. — Haacke in Möbius : Meeres-
fauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, $. 46. — Ludwig, Notes
from the Leyden Museum, Vol. IV, Note X, 1882, S. 131.
XXI. 11
— 12 —
Sechs Exemplare von dem Fouquets-Riff an der Küste
von Mauritius. Diese anfänglich nur von den Viti-Inseln be-
kannt gewordene, durch ihre Tentakelstellung und die Gestalt
ihrer Kalkkörper auffällige Art scheint weiter westlich durch
das ganze Gebiet des indischen Oceans verbreitet zu sein,
da sie nicht nur an der Küste von Ceram, sondern auch auf
den Korallenriffen von Mauritius gefunden worden ist.
19) Psolus phantapus Jäger (Strulsenfeldt sp.).
Holothuria phantapus Strulsenfeldt, Act. Holm. 1765, S. 265, Taf. 10.
— Psolus phantapus Jäger, de Holothuriis, 1833, S. 21. — Semper,
Holothurien, 1868, S. 272. — Ljungman, Oefvers. K. Vetensk.-Akad.
Förhandl. 1879, S. 150. — Duncan and Sladen, Echinodermata of the
Arctic Sea, London 1881, S. 9 bis 10.
Ein erwachsenes und ein junges Exemplar aus dem Sund.
20) Thyone spectabilis n. sp.
Aus der Magellanstralse besitzt das Kieler Museum ein
Exemplar einer Thyone-Art, welche ich mit keiner bisher be-
kannten Art zu identificiren vermag. Dasselbe ist rund.
3 cm lang, an dem den zurückgezogenen Schlundkopf und
Tentakelkranz umschlielsenden Vorderende 1,7 cm dick; da-
hinter schwillt der Umfang erst noch bis fast zum Doppelten
an, um dann bis zu dem zugespitzten Hinterende rasch abzu-
nehmen. Die dünne Haut ist röthlichgelb, übersät mit zahl-
reichen, kleinen, braunrothen Pünktchen. Die weifslichen
Füfschen sind über den ganzen Körper vertheilt, auf dem
Rücken etwas spärlicher als auf dem Bauche; nur an dem
spitzen, hinteren Körperende erkennt man eine deutliche An-
ordnung der Fülschen in fünf den Radien entsprechende
Doppelreihen. Am After stehen fünf kleine Gruppen von
Kalkschüppchen. In der Haut und in der Wand der Füls-
chen finden sich aulser den Endscheibchen der letzteren keine
anderen Kalkkörper als leicht gebogene, an den Enden durch-
löcherte oder verästelte oder auch nur gedornte Stäbchen.
Die 10 Tentakel sind ziemlich gleich grols, sehr stark ent-
wickelt und an der Wurzel schwärzlichrothbraun, an der
Spitze gelblich gefärbt. Der Kalkring besteht aus 10 nach
— 18 —
hinten nicht verlängerten Gliedern, von denen die Radialia
1l mm, die Interradialla S mm hoch sind. Es findet sich
ventral am Kalkring eine 3,7 cm lange Poli’sche Blase und
ein im dorsalen Mesenterium festgelegter Steinkanal.
21) Thyonidium pellueidum Düben und Koren (Fleming sp.).
Düben und Koren, Oefvers. af Skandinav. Echinodermer, 1846, S. 217,
303 bis 305, Taf. IV, Fig. 15 bis 17, Taf. XI, Fig. 57. — Semper, Holo-
thurien, 1868, S. 274. — Thyonidium hyalinum (Forbes sp.), Ljungman,
Oefvers. K. Vetensk.-Akad. Förhandl. 1879, No. 9, 8. 129. — Thyoni-
dium hyalinum, Möbius und Bütschli, Jahresbericht d. Comm. z. Unters.
d. deutsch. Meere, II und III, 1875, S. 157.
Zwei Exemplare von Sprogö von der Expedition der
Pommerania.
22) Thyonidium molle Semper (Selenka sp.).
Thyonidium (peruanum) molle Semper, Holothurien 1868, $. 67 bis 68,
243 bis 244, 274, Taf. XV, Fig. 17. — Pattalus mollis Selenka, Nachtrag
zu den Beiträgen z. Anat. und System d. Holoth., Zeitschr. f. wiss. Zool.
XVII, 1868, S. 113, Taf. VIII, Fig. 4 bis 5.
Ein Exemplar von Chile.
23) Phyllophorus tenuis Haacke.
Haacke, in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen
1880, 8. 47.
Das mir von dem Fouquets-Riff (Mauritius) vorliegende,
23 Millim. lange Originalexemplar, auf welches Haacke die
neue Art Phyllophorus tenuis gegründet und kurz beschrieben
hat, befindet sich in einem so defecten Zustande, dafs ich
eine zur Wiedererkennung derselben ausreichende Beschreibung
nicht zu geben vermag. Vorausgesetzt, dals die Form zur
Gattung Phyllophorus gehört, steht dieselbe hinsichtlich ihrer
Kalkkörper der von mir *) beschriebenen Art Ph. holothurioides
(Fundort unbekannt) am nächsten. Indessen sind die Radialia
des Kalkringes verhältnilsmälsig länger; die Interradialia sind
gleichfalls länger und aus drei hintereinander gelegenen Kalk-
stückchen gebildet.
*) Beiträge z. Kenntnifs der Holothurien, Würzburg 1874, 8. 20,
Fig. 23.
IE
— 14 —
IV. Aspidochirotae.
24) Stichopus naso Semper.
Semper, Holothurien 1868, 8. 72 bis 73, 275, Taf. XVIII; Taf. XXX,
Fig. 3.
Ein Exemplar von Manila.
25) Stichopus variegatus Semper.
Semper, Holothurien 1868, 8. 73, 247, 275, Taf. XVI; Taf. XXX,
Fig. 1, 6; Taf. XXXV, Fig. 1. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum,
Vol. IV, Note X, 1882, S. 134. — Stichopus naso, Haacke in Möbius :
Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, 8. 46.
Acht Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius),
welche von Haacke irrthümlich zu 'Stichopus naso Semper
gestellt worden sind.
26) Stichopus chloronotos Br.
Brandt, Prodrom. descript. anim. ab H. Mertensio observat. 1835, 8. 50.
— Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d. Holothurien, Zeitschr. f. wis-
sensch. Zool. XVII, 1867, S. 315 bis 316, Fig. 20 bis 25. — Semper,
Holothurien, 1868, S. 74, 275. — Ludwig, Revision d. Mertens-Brandt’schen
Holothurien, Zeitschr. f. wissensch. Zool. XXXV, 1881, 8. 591. — Stichopus
eylindricus Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Sey-
chellen 1880, 8. 47.
Die Untersuchung des mir vorliegenden Exemplars,
welches von dem Fouquets-Riff stammt, ergab, dafs die von
Haacke auf dasselbe Exemplar aufgestellte neue Art : Stichopus
eylindrieus mit St. chloronotos Br. identisch ist.
27) Stichopus regalis Selenka (Cuvier sp.).
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 569.
Vier Exemplare ohne Fundortsangabe.
28) Stichopus haytiensis Semper.
Semper, Holothurien, 1868, S. 75, 276, Taf. XXX, Fig. 5.
Zwei Exemplare dieser bis dahin nur von Hayti bekannten
Art aus den Lagunen von Puerto Cabello.
— 15 —
29) Mülleria lecanora Jäger.
Jäger, Dissert. de Holothuriis 1833, S. 18, Tab. II, Fig. 2. — Selenka,
Beiträge z. Anat. und System. d. Holoth., Zeitschr. f. wiss. Zool. XVII,
1867, S. 312. — Semper, Holothurien, 1868, S. 75 bis 76, 276; Taf. XXX,
Fig. 7; Taf XXXV, Fig. 2. — Haacke in Möbius . Meeresfauna d. Insel
Mauritius u. d. Seychellen, 1880, S. 46. — Ludwig, Revision d. Mertens-
Brandt’schen Holothurien, Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV, 1881, S. 592 bis
593.
Drei, 9, 11, 12 cm lange Exemplare von dem Fouquets-
Riff (Mauritius).
30) Mülleria miliaris Brandt (Quoy et Gaimard sp.).
Holothuria miliaris Quoy et Gaimard Voy. de l’Astrolabe, Zool., T. IV,
1833, 8. 137. — Mülleria miliaris Brandt, Prodrom. 1835, 8. 74. —
Semper, Holothurien, 1868, S. 276. — Ludwig in Kofsmann : Reise nach
d. rothen Meer V, 1880, S. 7. — Haacke in Möbius : Meeresfauna d.
Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, S. 46. — Ludwig, Notes from the
Leyden Museum, Vol. IV, Note X, 1882, S. 134.
Sechs Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius) *).
3l) Mülleria mauritiana Brandt (Quoy et Gaimard sp.)
Holothuria mauritiana Quoy et Gaimard, Voy. de l’Astrolabe, Zool.
T. IV, 1833, $S. 138. — Mülleria mauritiana Brandt, Prodrom. 1835, $. 74.
— Semper, Holothurien, 1868, S. 76, 276. — Haacke in Möbius : Meeres-
fauna der Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, S. 46. — Ludwig, Notes
from the Leyden Museum, Vol. IV, Note X, 1882, S. 134.
Zwei Exemplare von Pulopenang ; neun andere von dem
Fouquets-Riff (Mauritius).
Holothuria Semper.
a) Stichopus.
32) Holothuria monacaria Lesson.
Holothuria gyrifer Selenka, Beiträge zur Anat. u. Syst. d. Holoth.,
Zeitschr. f. wissensch. Zool. XVII, 1867, S. 319. — Holothuria monacaria,
*) Ein anderes von mir bestimmtes Exemplar befindet sich im Lübecker
Museum; ich führe dasselbe hier an wegen seines Fundortes : Nossib&
(Madagascar).
— 16 —
Semper, Holothurien, 1868, 8. 78, 247, 276. — Labidodemas leucopus,
Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen,
1880, S. 47. — Holothuria monacaria, Ludwig, Notes from the Leyden
Museum, Vol. IV, Note X, 1882, 8. 134.
Nach den beiden mir vorliegenden, von Mauritius stam-
menden Exemplaren, auf welche Haacke die neue Art Labi-
dodemas leucopus aufgestellt hat, ist diese letztere identisch
mit der in den wärmeren Meeren der östlichen Halbkugel
weitverbreiteten Holothuria monacaria Lesson.
33) Holothuria decorata v. Marenzeller.
E. v. Marenzeller, Neue Holothurien von Japan und China, Verhandl.
zoolog. botan. Gesellsch., Wien 1881, S. 137 bis 139, Taf. V, Fig 12. -
Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV, Note X, 1882, S. 135.
— Labidodemas neglectum, Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel
Mauritius u. d. Seychellen, 1880, S. 48.
Mir liegen von Mauritius drei Exemplare in schlechtem
Erhaltungszustande vor. Das eine derselben ist 42, das
andere 3,2, das dritte 2,3 cm lang. Die Kalkkörper stimmen
mit v. Marenzeller’s Beschreibung überein, ebenso der Kalk-
ring. Da keine entwickelten Geschlechtsorgane vorhanden
sind und dieselben auch an v. Marenzeller’s 10 em langem
Exemplare fehlten, liegt die Frage nahe, ob nicht H. decorata
v. Marenzeller eine Jugendform einer gröfseren Art ist; man
könnte dabei an H. monacaria Lesson denken, auf deren
Aehnlichkeit in manchen Beziehungen schon v. Marenzeller
hingewiesen hat. Nach der meinen Exemplaren beiliegenden
Etiquette sind es dieselben, auf welche Haacke die neue Art
Labidodemas neglectum aufgestellt hat. Aehnlich wie für
Holothuria lineata (siehe Nr. 46) mufs ich auch für diese
Form der Zurechnung zur Gattung Labidodemas Selenka
widersprechen und was die Art anbelangt, so scheinen mir
die vorliegenden Exemplare zu H. decorata v. Marenzeller
zu gehören. Die v. Marenzeller’sche Art ist allerdings später
als die Haacke’sche aufgestellt; dennoch glaube ich den von
v. Marenzeller gegebenen Speciesnamen beibehalten zu müssen,
da die von Haacke gegebene, vorläufige Diagnose zur Wieder-
erkennung der Art nicht ausreicht.
34) Holothuria Marenzelleri n. sp.
Von dieser neuen Art, welche ich zu Ehren des um die
Holothuriensystematik hochverdienten Herrn E. v. Marenzeller
in Wien zu benennen mir erlaube, liegen mir drei, 8 bis
10 cm lange Exemplare vor. Sie stammen von Nangkauri.
Ihre Gestalt ist eine langgestreckte, eylindrische, vorn und
hinten nur wenig verjüngte. Bezüglich der Färbung sind
die drei Exemplare verschieden : das eine ist auf dem Rücken
schwärzlichbraun, an den Seiten und noch mehr auf dem
Bauche graubraun; das zweite ist allseitig braun, auf dem
Rücken schwärzlich marmorirt; das dritte ist fast schwarz,
nur die Füfschen des Bauches sind bei ihm wie bei den beiden
anderen Exemplaren gelblich. Zwei Exemplare, namentlich
das eine derselben, zeigen fünf deutliche Längsfurchen, welche
den Radien entsprechen und dadurch zu Stande kommen, dafs
in ihrem Verlaufe die warzenförmigen Erhebungen fehlen,
welche sich sonst auf dem ganzen Körper finden und von
den Fülschen durchsetzt werden. Letztere haben am Bauche
gröfsere Endscheibchen als auf dem Rücken, sind auch zahl-
reicher als dort und stehen auf weniger grolsen, warzen-
förmigen Erhebungen. Bei einem der drei Exemplare lassen
die Füfschen des Bauches am hinteren Körperende eine deut-
liche Anordnung in 3 Längsgruppen erkennen. Die Zahl
der Tentakel, die in ihrer Form sich den Tentakeln der
dendrochiroten Holothurien nähern, beträgt 20. Der Kalk-
ring hat die den meisten Arten der Gattung zukommende
Form und eine Höhe von 4 bis 5 mm. Was nun endlich
die Kalkkörper anbelangt, so sind dieselben sehr charakteri-
stisch. Aufser den Endscheibehen der Bauch- und Rücken-
füfschen begegnen wir nur einer Sorte von kleinen Kalk-
körperchen, die in der weichen Haut nirgends sehr dicht ge-
drängt liegen. Ihre Grundform ist ein plattes Stäbchen,
welches meist 3 bis 5 mal so lang wie breit ist und am
Rande kurze, stumpfe, meist aber dichotomische Auswüchse
trägt, welche sich theilweise zu Löchern schliefsen und so
dem Stäbchen die Gestalt eines von 2 bis 6 oder noch mehr
ungleich grofsen, meist asymmetrisch angeordneten Löchern
— 18 —
durchbohrten, zackig und dornig umrandeten Plättchens ver-
leihen.
b) Bohadschia.
35) Holothuria marmorata Semper (Jäger sp.).
Bohadschia marmorata, Jäger, Dissert. de Holothuriis, 1833, 8. 18
bis 19. — Sporadipus ualanensis, Brandt, Prodrom. descript. anim. 1835,
S. 46. — Holothuria Brandtii Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d.
Holoth., Zeitschr. f. wissensch. Zool. XVII, 1867, S. 339. — Holothuria
marmorata, Semper, Holothurien, 1868, 8. 79, 277, Taf. XXX, Fig. 10;
Taf. XXXV, Fig. 3. — Holothuria utrimquestigmosa, Haacke in Möbius ;
Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, $S. 48. — Ludwig,
Revision d. Mertens-Brandt’schen Holothurien, Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV,
1881, S. 594 bis 595. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV,
Note X, 1882, S. 135.
Fünf Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius),
welche von Haacke irrthümlich als Vertreter einer neuen Art:
Holothuria utrimquestigmosa betrachtet worden sind.
36) Holothuria scabra Jäger.
Jäger, De Holothuriis, 1833, S. 23. — Semper, Holothurien, 1868,
S. 277. — Ludwig in Kofsmann : Reise nach d. rothen Meere V, 1880,
S. 6. — Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Sey-
chellen, 1880, S. 46. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV,
Note X, 1882, S. 135.
Sieben Exemplare ohne sicheren Fundort; vier andere
von dem Fouquets-Riff (Mauritius); eins von Berbera.
37) Holothuria argus Semper (Jäger sp.).
Bohadschia argus, Jäger, Dissert. de Holothuriis, 1833, S. 19, Tab. II,
Fig. 1. — Holothuria argus, Semper, Holothurien, 1868, $. 80, 277;
Taf. XXX, Fig. 11. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV,
Note X, 1882, S. 135.
Ein Exemplar von Tahiti.
c) Sporadipus.
38) Holothuria maeulata (Brandt sp.).
Sporadipus maculatus, Brandt, Prodrom. 1835, 8. 46 bis 47. — Holo-
thuria arenicola, Semper, Holothurien, 1868, 8. 81, 277; Taf. XX, Taf. XXX,
Fig. 13; Taf. XXXV, Fig. 4. — Holothuria arenicola, Haacke in Möbius :
Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, 8. 46. — Ludwig,
— 169 —
Revision d. Mertens-Brandt’schen Holothurien, Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV,
1881, S. 595.
Zwei Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius).
39) Holothuria vagabunda Selenka.
Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d. Holothurien, Zeitschr. f.
wiss. Zool. XVII, 1867, S. 334, Fig. 75 bis 76. — Semper, Holothurien,
1868, S. 81, 248, 277. — Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holothurien,
Würzburg 1874, S. 36 bis 37, Fig. 40. — Ludwig, Revision d. Mertens-
Brandt’schen Holothurien, Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV, 1881, S. 595
bis 596.
Zwei Exemplare von den Nikobaren; vier von Hongkong.
40) Holothuria impatiens Gmel. (Forskal sp.).
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. Zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 569. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV,
Note X, 1882, S. 136.
Sieben Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius);
ein Exempler von Cap York *).
41) Holothuria pardalis Selenka.
Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d. Holoth., Zeitschr. f. wiss.
Zool. XVII, 1867, S. 336 bis 337, Fig. 85. — Semper, Holothurien, 1868,
S. 87, 248, 278; Taf. XXX, Fig. 31. — Ludwig in Kofsmann : Reise
nach d. Rothen Meer V, 1880, 8. 7. — Ludwig, Notes from the Leyden
Museum, Vol. IV, Note X, 1882, 8. 137.
Vier Exemplare von Nangkauri.
42) Holothuria tremula Gunner.
Semper, Holothurien, 1868, $S. 87, 278. — Möbius und Bütschli,
Jahresbericht d. Commiss. z. Unters. d. deutsch. Meere, II und III, 1875,
8. 151.
Zwei Exemplare aus dem Korsfjord von der Expedition
der Pommerania.
43) Holothuria Stellati Delle Chiaje.
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. zool. Station Neapel I,
1879, 8. 571.
Fünf Exemplare von Toulon, zwei von Neapel.
*) Im Lübecker Museum befindet sich ein Exemplar dieser Art von
Nossibe (Madagascar).
— 10 —
44) Holothuria insignis Ludwig.
Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holoth., Würzburg 1874, $. 30,
Fig. 23. — Ludwig in Kofsmann : Reise nach d. Rothen Meer V, 1880,
8.3.7.
Zehn Exemplare dieser der H. pardalis Selenka sehr
nahe stehenden Art von Hongkong.
45) Holothuria oceidentalis Ludwig.
Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holothurien, Würzburg 1874, 8. 28,
Fig. 35.
Ein circa 20 cm langes Exemplar ohne Fundortsangabe.
46) Holothuria lineata Ludwig.
Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holothurien, Würzburg 1874, S. 27,
Fig. 42. — Ludwig in Kofsmann : Reise nach dem Rothen Meer V, 1880,
S. 7. — Ludwig, Notes from the Leyden Museum, Vol. IV, Note X, 1882,
S. 136. — Labidodemas punctulatum, Haacke in Möbius : Meeresfauna
d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, S. 47.
Drei Exemplare von Mauritius, von denen das eine 3,
die beiden anderen je 2,5 cm lang sind. Haacke hat diese
Form zu Labidodemas gestellt und eine neue Art dieser Gat-
tung darauf gegründet. Die Untersuchung der Originalexem-
plare zeigt aber, dafs es junge, noch nicht geschlechtsreife
Individuen von Holothuria lineata sind. Haacke ist wahr-
scheinlich durch die, wie bei den Jungen vieler anderer Holo-
thurienarten ziemlich deutliche Reihenstellung der Fülschen
veranlalst worden, die vorliegenden Exemplare zur Gattung
Labidodemas Selenka zu stellen.
d) Holothuria s. str.
47) Holothuria atra Jäger.
Jäger, de Holothuriis, 1833, $S. 23. — Semper, Holothurien, 1868,
S. 278. — Ludwig, Revision d. Mertens-Brandt’schen Holothur., Zeitschr.
f. wiss. Zool. XXXV, 1881, S. 596.
Eines der vorliegenden Exemplare stammt von Havana
und ist ausgezeichnet durch seine helle, fleckige Färbung,
welche an die durch Selenka*) von Florida beschriebenen
*) Selenka, Beiträge z. Anat. u. Syst. d. Holoth., Zeitschr. f. wissensch.
Zool. XVII, 1867, S. 324 bis 326, Hol. floridana Pourt. (= atra Jäg.).
— 11 —
Farbenvarietäten erinnert. Von den übrigen Exemplaren
stammen acht von Tahiti, ein fünftes von Jamaica aus 3 bis
6 Faden Tiefe. Letzteres macht es zweifelhaft, ob H. atra
Selenka (= amboinensis Semp.) und H. atra Jäg. (= flori-
dana Pourt.) noch länger als verschiedene Arten auseinander
gehalten werden können *), denn dasselbe besitzt den kräftigen
Kalkring von H. atra Jäg., die stühlchenförmigen Kalkkör-
perchen der Haut aber haben die für H. atra Sel. charakte-
ristische gedornte Scheibe; nur ein Steinkanal mit langem,
schlauchförmigem Madreporenköpfchen ist vorhanden. Ferner
befinden sich im Kieler Museum zwei Exemplare von Puerto
Cabello, welche man wegen der gedornten Scheibe der Füls-
chen gleichfalls zu H. atra Selenka (= amboinensis Semper)
stellen mülste, falls man letztere Art aufrecht erhalten wollte **).
Zwei andere Exemplare aber von demselben Fundort haben
eine ungedornte Scheibe.
48) Holothuria pulchella Selenka.
Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d. Holoth., Zeitschr. f. wiss.
Zool. XVII, 1867, S. 329, Taf. XVIII, Fig. 61 bis 62. — Semper, Holo-
thurien, 1868, S. 89 bis 90, 278. — v. Marenzeller, Neue Holothurien
von Japan und China, Verhandl. zoolog. botan. Gesellsch., Wien 1881,
S. 21. — Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Sey-
chellen, 1880, S. 46.
Vier Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius).
49) Holothuria Moebii n. sp.
Das Kieler Museum besitzt sechs Exemplare dieser mit
H. pulchella Selenka verwandten, aber doch deutlich von ihr
verschiedenen Art. Die Exemplare stammen von Hongkong
und sind durchschnittlich 5 em lang. Ihre Färbung ist ein
schmutziges fleckiges Rothbraun. Nach der beiliegenden von
Semper geschriebenen Etiquette ist diese Form schon von
*) Vergl. über beide Arten Selenka, 1. c., S. 324 bis 326 und 8. 327,
ferner Semper, 1. c., 8. 88, 92, 278, 279.
**) Das Lübecker Museum besitzt zwei Exemplare von H. atra Jäger
von Nossibe (Madagascar).
— 12 —
ihm als neue Art erkannt, aber weder benannt, noch be-
schrieben worden. Was nun den Unterschied von H. pul-
chella Selenka anbelangt, so sind zunächst die Endscheibehen
der Bauchfüfschen gröfser, sie haben bei H. pulchella einen
@Querdurchmesser von 0,06 mm, bei H. Möbii aber einen
solchen von 0,08 mm. Dann fehlen bei H. Möbii die Stühl-
chen vollständig, während dieselben bei H. pulchella in der
Haut des Rückens und Bauches, jedoch mit Ausnahme der
Fülschen, vorkommen. Die für H. pulchella charakteristischen,
0,7 mm langen Kalkstäbchen mit granulirter Oberfläche finden
sich in grofser Zahl auch bei H. Möbii, aufser ihnen aber
am Bauche auch noch ganz glatte Stäbchen. Endlich besitzen
die Füfschen des Bauches bei H. Möbii dicht am Endscheib-
chen eigenthümlich geformte, bei H. pulchella fehlende, Stütz-
stäbe, welche 0,13 bis 0,145 mm lang sind und etwa die Form
eines H haben, dessen senkrechte Balken durchlöchert und
an den Enden zackig sind, während der Querbalken von
einem nicht durchlöcherten Stabe gebildet wird. Ich erlaube
mir der neuen Art den Namen des Directors des Kieler
Museums, Herrn Prof. K. Möbius, beizulegen.
50) Holothuria immobilis Semper.
Semper, Holothurien, 1868, $. 90 bis 91, 278, Taf. XXIX, Taf. XXX,
Fig. 27, Taf. XXXV, Fig. 8. — Holothuria collaris Haacke in Möbius :
Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen, 1880, 8. 48.
Zwei Exemplare von Mauritius ; das eine ist 21 cm lang,
das andere 16 cm. Die nähere Untersuchung zeigte, dafs
dieselben zu Hol. immobilis Semper gehören und von Haacke
mit Unrecht als Repräsentanten einer neuen Art : H. collaris
betrachtet worden sind. Die Angabe in Haacke’s kurzer
Beschreibung „gleichartige Füfschen bedecken gleichmäfsig
den subeylindrischen Körper“ ist unzutreffend; die Bauch-
fäfschen stehen dichter als diejenigen des Rückens, ferner
haben erstere überall deutliche Endscheibehen, sind also
echte Ambulacralfüfschen, während letztere besonders nach
den Körperenden hin deutlich die Form der Ambulacral-
papillen zeigen (zugespitzt mit winzigen oder gar keinen End-
scheibchen).
— 18 —
51) Holothuria diffieilis Semper.
Semper, Holothurien, 1868, 8.92, 279, Taf .XXX, Fig. 21. — Mülleria
parvula, Haacke in Möbins : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Sey-
chellen, 1880, S. 46.
Vier Exemplare von dem Fouquets-Rift (Mauritius). Nach
der beiliegenden Etiquette sind es dieselben Exemplare,
welche Haacke als Mülleria parvula Sel. bestimmt hat.
Haacke scheint aber, wie ein auf Etiquette befindliches Frage-
zeichen andeutet, schon selbst Zweifel an dieser Bestimmung
gehegt zu haben. Semper’s Holothuria difhieilis war bis jetzt
nur von einem Fundort, den Samoa-Inseln, bekannt. Die
Kalkkörper ähneln denjenigen von Holothuria captiva m.*),
der Kalkring ist aber viel kräftiger entwickelt.
52) Holothuria tubulosa Gmelin.
Ludwig, Echinodermen d. Mittelmeeres, Mittheil. zool. Stat. Neapel I,
1879, 8. 570.
Ein Exemplar ohne Fundortsangabe.
53) Holothuria pervicax Selenka.
Selenka, Beiträge z. Anat. u. System. d. Holoth., Zeitschr. f. wiss.
Zool. XVII, 1867, S. 327 bis 328, Fig. 54. — Semper, Holothurien, 1868,
S. 92, 251, 279. — Holothuria depressa Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d.
Holothurien, Würzburg 1874, S. 32 bis 33, Fig. 44. — Holothuria mam-
miculata Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Sey-
chellen, 1880, S. 48.
Drei Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius). Das
eine ist 4, das zweite 5, das dritte 8 cm lang. Haacke hat
auf dieselben seine neue Art H. mammiculata gegründet.
Sie gehören aber zu H. pervicax Sel. Die Kalkkörper zeigen
alle Uebergänge zwischen den von Selenka abgebildeten und
denjenigen, welche ich früher von der von mir aufgestellten
Art H. depressa gab. Schon damals machte ich auf die nahe
Verwandtschaft beider Formen aufmerksam. Da ich keine
Exemplare der typischen H. pervicax zur Vergleichung hatte,
*) Ludwig, Beiträge z. Kenntn. d. Holothurien, Würzburg 1874,
8. 32, Fig. 45.
— 14 —
auch keine derartigen Uebergänge, wie sie die jetzt vorlie-
genden Exemplare zeigen, auffand, so hielt ich H. depressa
als besondere Art aufrecht. Nun aber muls ich sie mit H.
pervicax vereinigen.
54) Holothuria intestinalis Ascanius.
Ascanius, Icon. rer. natur., 1767, V, p. 5, Tab. 15. — Semper, Holo-
thurien, 1868, S. 93, 280. — Möbius und Bütschli, Jahresbericht d. Com-
miss. z. Unters. d. deutsch. Meere, Il und III, 1875, S. 151.
Zwei Exemplare von Glaesvar (Nordsee) von der Fahrt
der Pommerania.
55) Holothuria pleuripus (Haacke sp.).
Cystipus pleuripus Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mau-
ritius u. d. Seychellen, 1880, S. 47.
Vier Exemplare dieser von Haacke unter dem Namen
Cystipus pleuripus beschriebenen Art, welche auf dem Fou-
quets-Riff (Mauritius) gefunden wurden, liegen mir vor. Ich
kann mich dem Vorgehen Haacke’s, für diese allerdings ziem-
lich auffällige Form eine neue Gattung zu errichten, nicht
anschliefsen, da sie sich zwanglos in die Gruppe Holothuria
s. str. der gleichnamigen Gattung einreihen lälst. Sie steht
sowohl im Habitus als auch in der Form der Kalkkörper der
von mir beschriebenen Holothuria bowensis *) ziemlich nahe.
Jedoch sind die an H. bowensis erinnernden Kalkkörper bei
H. pleuripus auf die Bauchseite beschränkt, während auf der
Rückseite anders geformte Kalkgebilde auftreten. Hier sind
nämlich die langen schnallenförmigen Gebilde durchaus mit
knotigen Verdickungen besetzt und die Stühlchen zeichnen
sich dadurch aus, dals ihre Scheibe ganz oder fast ganz redu-
eirt ist, der Stiel aber sich zuspitzt, sodals das ganze Stühl-
chen eine kugelförmige Gestalt bekommt. Die vier Exem-
plare haben eine Länge von 2, 3,5, 4 und 4,5 cm.
56) Holothuria lagoena Haacke.
Haacke in Möbius : Meeresfauna d. Insel Mauritius u. d. Seychellen,
1880, 8. 48.
*) Beiträge zur Kenntnifs der Holothurien, Würzburg 1874, 8. 35, Fig. 37.
— 15 —
Sechs Exemplare von dem Fouquets-Riff (Mauritius).
Haacke giebt folgende kurze Beschreibung : „20 Tentakel.
After von fünf Papillengruppen umgeben. Bauch mit Ambu-
lacralfüfschen. Rücken mit Ambulacralpapillen. Körper sub-
eylindrisch, am ovalen Ende verjüngt (etwa von der Gestalt
einer Rheinweinflasche). In der, besonders gegen das aborale
Ende hin, sehr mäfsig entwickelten Haut Schnallen und Stühl-
chen.* Dieser Schilderung möchte ich hinzufügen, dafs die
vorliegenden Exemplare eine Länge von 15 bis 22 cm haben;
dafs ihre Färbung auf dem Rücken braun, auf dem Bauch
hellbräunlichgelb mit dunklen Endscheibehen der Fülschen
ist; dafs ferner die schnallen- und stühlchenförmigen Kalk-
körper der Haut denjenigen der H. vagabunda sehr ähnlich
sind; dals der Kalkring 5 mm hoch ist und in seiner Form
nicht von dem der meisten anderen Holothuriaarten abweicht;
dafs Cuvier’sche Organe sich vorfinden; dals endlich die von
Haacke erwähnten fünf Papillengruppen um den After nur
wenig deutlich sind.
57) Holothuria Magellani n. sp.
Das einzige vorliegende Exemplar ist 4,5 cm lang, ın
der Mitte 1 cm breit, nach vorn und hinten verschmälert.
Die Bauchseite ist abgeflacht. Die ganze Körperoberfläche
hat eine weilsliche Farbe und ist durch zahlreiche unregel-
mälsige Furchen gerunzelt. Die 1,5 bis 2 mm dicke Haut
ist sehr weich, aber wegen der zahlreichen, verhältnilsmälsig
grolsen Kalkkörper, die man schon unter der Lupe in Ge-
stalt feiner Körnchen erkennen kann, rauh anzufühlen. Die
Kalkkörper sind alle von einerlei Art, indem sich (aulser den
Endscheibehen der Füfschen) nur stühlchenförmige Gebilde
finden, welche in ihrer Gestalt auffallend übereinstimmen mit
denjenigen der H. intestinalis Ascanius *). Der Mund ist von
20 kurzen, aber mit breiter Scheibe versehenen gelben Ten-
*) Vergl. die Abbildung von Düben und Koren, Kongl. Vetensk.-
Akad. Handlingar för 1844, Stockholm 1846, S. 227, 320 bis 322, Tab. IV,
Fig. 28 bis 33.
— 16 —
takeln umgeben. Die Fülschen zeigen in ihrer Vertheilung
die Eigenthümlichkeit, dafs sie in dem mittleren Ambulaerum
des Bauches beinahe vollständig fehlen — ich kann daselbst
nur ein einziges in der Nähe des hinteren Körperendes finden.
Die seitlichen Ambulaeren des Bauches tragen eine Doppel-
reihe wohlentwickelter Fülschen, welche an dem vorliegenden
Exemplare 2 mm weit hervorstehen und dadurch sofort auf-
fallen; die äufsere Reihe jeder der beiden Doppelreihen ent-
hält fast doppelt soviel Fülschen, wie die innere. Der Rücken
besitzt sparsam und unregelmälsig vertheilte, nicht hervor-
ragende, kleine Ambulacralpapillen, welche nur nach den
Seiten und dem hinteren Körperende zu etwas zahlreicher
werden. Der 2 mm hohe Kalkring unterscheidet sich in
seiner Form nicht wesentlich von demjenigen der meisten
Holothurien. Am Ringkanal eine Poli’sche Blase und ein im
dorsalen Mesenterium bis zur Körperwand verlaufender, mit
seinem Endköpfchen an letztere befestigter Steinkanal. Links
vom dorsalen Mesenterium befindet sich ein Büschel baum-
förmig verästelter Geschlechtsorgane. Fundort : Magellans-
stralse.
VEN
Klinische Erfahrungen über Tuberkel-
bacillen.
(Auszug aus einem in der medicinischen Section am 13. März 1883
gehaltenen Vortrage.)
Von Dr. Kredel, Assistenzarzt.
(Aus der medicinischen Klinik des Herrn Prof. Riegel in Giefsen.)
Nach kurzer Besprechung der bis jetzt vorliegenden
klinischen Untersuchungsresultate über das Vorkommen der
Tuberkelbacilien wurden die in der Klinik des Herrn Prof.
Riegel gesammelten Erfahrungen mitgetheilt. Bei allen
Phthisikern, die seit der Koch’schen Entdeckung zur Auf-
nahme kamen, wurden die Sputa auf Baeillen untersucht; bei
eirca 40 derselben wurden fortlaufende Untersuchungen vor-
genommen, in der Weise, dals in kurzen Zwischenräumen die
Sputa von Neuem untersucht wurden, um so ein Urtheil über
etwaige Beziehungen der Menge der Bacillen zum Verlaufe
des phthisischen Processes zu gewinnen. Die dabei ange-
wandte Methode war durchweg die Ehrlich’sche, die Zahl
der Präparate für jede Untersuchung mindestens vier. Zur
Controle wurden in zahlreichen Fällen die Sputa bei anderen
Respirationskrankheiten gleichfalls auf Bacillen untersucht.
In allen Fällen von Phthise wurden die charakteristischen
Bacillen im Sputum gefunden, ausgenommen eine mori#und
zur Aufnahme gekommene Frau, bei der sie jedoch post
mortem im Caverneninhalt sich nachweisen liefsen. Anderer-
seits konnten bei keiner anderen Krankheit des Respirations-
XIX, 12
— 18 —
apparates, so bei Bronchitis, Pneumonie, Infarkt, Bronchek-
tase u. s. w., ähnliche Stäbchen constatirt werden.
Vielfach ermöglichte erst der Bacillenbefund die sichere
Diagnose, ja manchmal fanden sie sich ganz unerwartet bei
Patienten mit Pleuraverwachsung, Pleuritis sicca, oder mit
typhösen Symptomen ohne deutlich nachweisbare Spitzen-
affection. In allen diesen Fällen bestätigte aber die weitere
Beobachtung das Vorhandensein eines tuberkulösen Processes.
Was etwaige Beziehungen der Menge der Bacillen zur Hoch-
gradigkeit der Lungenaffection betrifft, so fanden sich aller-
dings in weit vorgeschrittenen Fällen meist reichliche Bacil-
len; doch zeigten sich davon auch viele Ausnahmen. Den
Fräntzel’schen Satz : „Wo viel Bacillen sind, da besteht
Fieber“ haben unsere Beobachtungen vielfach nicht bestätigt.
Auch bei floriden Formen war die Menge keineswegs immer
eine so enorme, wie sie sich zuweilen in gutartigen, ohne
Fieber und mit Zunahme des Körpergewichts einhergehenden
Fällen zeigte. (Gerade bei florider Phthise hatten wir mehr-
fach den Eindruck, dafs mit der rasch zunehmenden Menge
der Sputa die Menge der Bacillen in den einzelnen Präpa-
raten abnahm, also relativ weniger Bacillen vorhanden waren.
Diefs würde mit der von Fräntzel ausgesprochenen und
von Koch bestätigten Vermuthung stimmen, dals das Spu-
tum ein günstiger Nährboden für die Bacillen ist. Mit dem
Momente stärkerer Secretion und rascher Expectoration finden
sie nicht mehr die Zeit zu beträchtlicher Vermehrung. So
würden sich vielleicht auch die gutartigen Fälle erklären, die
trotz geringen objectiven Veränderungen und langsamem
Vorschreiten des Processes in dem spärlichen Sputum sehr
reichliche Massen von Bacillen aufweisen.
Aus der Menge der Baecillen im Sputum kann demnach
in keiner Weise ein prognostischer Schluls gezogen werden.
Das Vorkommen der Bacillen im Stuhl bei tuberkulösen
Dartngeschwüren wurde mehrfach constatirt, während solche
bei normalem Verhalten des Darms fehlten.
Auch im Harnsediment konnten wir Tuberkelbacillen
nachweisen in einem Falle, im dem eben dadurch erst die
— 19 —
Diagnose der Urogenitaltuberkulose gestellt werden konnte.
Ein 36 jähriger Bergmann kam wegen bereits 1'/, Jahre be-
stehenden Blasenbeschwerden Ende Januar (also vor Er-
scheinen der Rosenstein’schen Mittheilung) zur Aufnahme.
Objeetiv liefs sich aufser den Veränderungen des Harns
nichts Pathologisches nachweisen, auch der Lungenbefund
war negativ. Der Harn war trüb, eiweifshaltig; das reich-
liche Sediment enthielt grofsentheils Lymphkörperchen, rothe
Blutkörperchen, vereinzelte Blasen- und Nierenbeckenepithelien.
In jedem Präparat liefs sich eine mäfsige Anzahl deutlicher
Tuberkelbaeillen nachweisen. Eine daraufhin genauer vorge-
nommene Untersuchung der Sexualorgane ergab eine be-
trächtliche Anschwellung der rechten Epididymis, die indels,
weil schmerzlos, vom Patienten nicht weiter beachtet worden
war. Die Anschwellung will er schon seit mehreren Jahren
gemerkt haben.
Als weiterer Beitrag für die diagnostische Verwerthbar-
keit der Tuberkelbacillen diene folgender Fall: Ein 67 jähriger
Mann kam wegen starker Athemnoth zur Aufnahme. Dieselbe
begann vor zwei Jahren ganz allmählich, seit einem Monat
hat sie sich bedeutend verschlimmert und trat Husten hinzu.
Vorher war Pat. stets gesund, er hat gesunde Kinder und
Enkel. Bei der Aufnahme bot der im Uebrigen kräftige
Patient die Erscheinungen einer beträchtlichen laryngealen
Stenose. Geräuschvolle langgedehnte Inspiration ohne Ver-
schiebung des Kehlkopfs. Laryngoskopisch fand sich
Oedem an den Aryknorpeln, den Taschenbändern und unter-
halb der Stimmbänder eine das Lumen verlegende Granu-
lationsmasse, die theils von der Hinterwand des Larynx, theils
von der Unterfläche der Stimmbänder auszugehen schien. An
den Lungenspitzen fand sich zur Zeit der Aufnahme keine
Veränderung. Im Sputum fanden sich stets Tuberkelbacillen,
während das nach Fränkel’s Empfehlung einmal aus dem
Larynx entnommene Secret keine enthielt. Der weitere Ver-
lauf bestätigte durch abendliche Temperatursteigerungen und
eine hinzukommende leichte Dämpfung in der 1. Lungenspitze
12°
— 10° —
die Diagnose eines tuberkulösen Processes der Lunge und
(wenigstens wahrscheinlich) des Kehlkopfs.
Endlich hatten wir Gelegenheit, das Vorkommen der Tu-
berkelbacillen bei Diabetes zu studiren. Von vier Diabetikern,
die uns in letzter Zeit zugingen, hatten zwei gleichzeitig
Lungenaffection; beide hatten eine ausgesprochene Spitzen-
dämpfung mit Rhonchis, die bei dem einen mehr diffus sich
über die eine Lunge verbreiteten. Bei dem einen lielsen sich
deutliche, wenn auch nicht gerade reichliche Tuberkelbaeillen
nachweisen; bei dem andern trotz deutlicher Spitzendäm-
pfung nicht: Im Sputum des letzteren fanden sich wieder-
holt erbsen- bis haselnulsgrofse schwarz pigmentirte Gewebs-
fetzen, die aus massenhaften elastischen Fasern und Detritus
bestanden. Verfettete Epithelien waren im Sputum in mäfsiger
Zahl zerstreut. Trotz häufiger und genauer Untersuchung
wurden in diesem Sputum niemals Tuberkelbacillen gefunden ;
es dürfte darum der Schlufs gestattet sein, dafs es sich im
vorliegenden Falle nicht um die gewöhnliche tuberkulöse
Form der Phthise handelt, sondern um eine besondere Form
der chronischen Pneumonie mit Nekrose. Durch die Unter-
suchung auf Bacillen wird es, wie unsere Fälle zeigen, nun-
mehr möglich, bei Diabetes auch intra vitam von der gewöhn-
lichen Phthise diese Form zu unterscheiden.
VIEnE.
Ueber die thermo-, aktino- und piezoelek-
trischen Eigenschaften des Quarzes.
Von W. €. Röntgen.
Der letzte in meiner zweiten Mittheilung über das optische
Verhalten des Quarzes im elektrischen Felde angegebene Ver-
such veranlafste mich, wie schon erwähnt*), die elektrischen
Eigenschaften des Quarzes, insbesondere die thermo- und
aktino-elektrischen, einer experimentellen Prüfung zu unter-
werfen. Sehr bald kam ich bei dieser Untersuchung zu der
Ansicht, dafs es möglich ist, die in sehr verschiedener Weise,
sei es durch Wärmeleitung, Strahlung oder Druckänderung,
hervorgebrachte Elektricitätsentwickelung auf eine gemein-
same Ursache und namentlich auf eine Aenderung der im
Krystall in irgend einer Weise erzeugten Spannungen zurück-
zuführen; ich würde es demnach für unnöthig halten, die drei
genannten Arten von Elektricitäten als durch ihre Entstehungs-
weise von einander verschieden zu unterscheiden und würde vor-
schlagen, nur den einen Namen, Piezoelektricität, beizubehalten,
wenn durch eine fortgesetzte Untersuchung das Resultat ge-
funden werden sollte, dafs die angedeutete Erklärungsweise
in allen Fällen anwendbar und ausreichend ist.
Ich habe mit der Veröffentlichung meiner Ansicht und
meiner Versuche gezögert, erstens weil letztere noch nicht
vollständig abgeschlossen sind und zweitens weil meine Theorie
*) Wied. Ann. Bd. XVIII, 8. 551. 1883.
-— 12 —
so durchaus abweichend ist von derjenigen, welche der auf
diesem (Gebiet erfahrenste und bewährteste Experimentator,
Hr. Hankel, aufgestellt hat. Ich glaube aber jetzt nicht
länger warten zu dürfen und theile im Folgenden die wich-
tigsten meiner Versuche kurz mit.
Aus dem erwähnten elektrooptischen Versuch glaube ich
schliefsen zu dürfen, dafs die Zunahme eines auf einen Quarz-
cylinder oder eine Quarzkugel allseitig ausgeübten, gleich-
mälsigen Oberflächendruckes eine solche Elektricitätsentwicke-
lung zur Folge haben mufs, dafs die Oberfläche durch die drei
Ebenen fehlender Piezoelektricität in sechs elektrische Felder
getheilt wird, welche dieselbe Lage und dasselbe Zeichen haben,
wie die nach der auf S. 540 meiner zweiten Abhandlung beschrie-
benen Methode durch einseitige Druckvermehrung erhaltenen.
Wenn nun eine unelektrische, warme Kugel, die überall dieselbe
Temperatur hat, in einen kälteren Raum gebracht wird, so dafs
sie sich gleichmälsig abkühlen kann, so werden die äufseren, sich
zuerst abkühlenden Schichten auf die inneren einen überall ra-
dial gerichteten Druck ausüben, der während der ersten Zeitrasch
wächst; folglich mufs während dieser Periode, welche wir die erste
nennen wollen, auf der Kugel diejenige Elektricitätsverthei-
lung vorhanden sein, welche einer Zunahme eines auf sie
ausgeübten mechanischen Oberflächendruckes entspricht. Nach
einiger Zeit, wenn die Abkühlung weiter fortgeschritten ist,
wächst der Druck der äulseren Schichten nicht mehr, sondern
fängt an abzunehmen; dann ändert sich aber auch das Zeichen
der entwickelten Piezoelektricitäten und die aus der ersten
Periode stammende Elektrieität wird nun mehr und mehr
geschwächt. Die Kugel wird während dieser zweiten Periode
immer weniger stark elektrisch und es kann vorkommen, be-
sonders wenn während der ersten Periode ein Theil der er-
zeugten Elektrieitäten durch Leitung verschwunden ist, dafs
die fast vollständig erkaltete Kugel eine Elektrisirung auf-
weist, welche die entgegengesetzte ist von der ım Anfang
der Abkühlung gefundenen.
Diese Folgerungen habe ich nun mehrmals bestätigen
können, indem ich die bei der Abkühlung einer frei aufge-
— 13 —
hängten Quarzkugel auftretenden Elektrieitäten untersuchte.
Auch Hr. Hankel hat diesen soeben geschilderten Verlauf
der Erscheinungen bei Quarzkrystallen beobachtet *); derselbe
nennt aber die zuerst auftretende Elektrieität Aktinoelektri-
eität, die zuletzt zurückbleibende 'Thermoelektrieität.
Durch möglichst gleichmälfsigeErwärmung einer Quarzkugel
erhielt ich Erscheinungen, welche den obigen durchaus analog
sind ; nur haben die Elektricitäten die entgegengesetzten Zeichen
von vorhin. Wenn man beachtet, dafs die die Wärme zu-
nächst aufnehmenden äufseren Schichten auf die inneren
einen radial gerichteten Zug ausüben, und dafs durch Zu-
nahme eines auf den Quarz ausgeübten Zuges dieselbe Piezo-
elektrieität erzeugt wird, wie durch Abnahme eines in gleicher
Richtung wirkenden Druckes, so ist die Erklärung leicht zu
finden.
Eine locale Abkühlung eines vorher erwärmten Krystalles
durch einen gegen den Krystall gerichteten kalten Luftstrom
hatte eine starke Elektricitätsentwickelung an der abgekühlten
Stelle zur Folge, wenn diese Stelle nicht gerade in einer Ebene
fehlender Piezoelektricität lag; die entstehende Elektrieitäts-
art war dieselbe, wie die, welche man an der selben Stelle
durch Zunahme eines dort in der Richtung eines Durchmessers
ausgeübten Druckes erhalten würde; eine locale Erwärmung
durch einen warmen Luftstrom erzeugte dagegen die entgegen-
gesetzte Elektricität. Im ersten Fall findet eine rasche Zu-
nahme des von den äulseren auf die inneren Schichten aus-
geübten Druckes statt; im zweiten Fall, wo sich die äufseren
Schichten von den inneren abzuheben suchen, wächst der
entstehende Zug sehr rasch; ich halte deshalb die beobachtete
Elektrieität einfach für Piezoelektrieität. Die von Hrn. Frie-
del wahrgenommene Elektricität **), welche durch Auflegen
einer erwärmten Metallkugel auf einen Quarzkrystall erhalten
wurde, ist nicht nur dem Zeichen, sondern auch der Ent-
stehung nach identisch mit der durch einen warmen Luftstrom
*) Hankel, elektrischeUntersuchungen, 15. Abhandlung, $. 530.
**) Bulletin de la societd mineralogique de France. Bd. II, $. 31. 1879.
— 1834 —
erzeugten; dieselbe ist folglich Piezoelektricität. Hr. Friedel
bezeichnet dieselbe als Thermo-, Hr. Hankel als Aktinoelek-
trieität.
Die nun folgenden Versuche scheinen mir besonders ge-
eignet zu sein, um meine 'T'heorie zu unterstützen.
Auf eine senkrecht zur Hauptaxe geschliffene, homogene
Quarzplatte wurde ein Stanniolring, dessen innerer Durchmesser
2cm und äufserer Durchmesser 4cm beträgt, geklebt; der Ring
wurde dann an sechs radial und in der Richtung der Axen
fehlender Piezoelektrieität gelegenen Stellen durchschnitten,
so dals sechs von einander isolirte Ringstücke entstanden.
Das erste, dritte und fünfte Stück ward durch Drähte mit
dem einen Halbring eines Kirchhoff-Thomson’schen Elektro-
meters, das zweite, vierte und sechste Stück, sowie der zweite
Halbring des Elektrometers mit der Erde verbunden. Er-
wärmte ich dann den centralen, stanniolfreien Theil der an-
fänglich Zimmertemperatur besitzenden Platte durch Aufsetzen
eines warmen Messingcylinderchens, oder durch Bestrahlen
mit einer Flamme oder einem erwärmten Metallblech, oder
durch einen warmen Luftstrom, oder auf irgend eine andere
Art, so wurden die Ringstücke in der Weise elektrisch, dafs
jedes Ringstück diejenige Elektrieität erhielt, welche das dem-
selben zunächst liegende Nebenaxenende erhalten haben würde,
wenn eine Zunahme eines in der Richtung der entsprechenden
Nebenaxe wirkenden Druckes stattgefunden hätte. Eine in ir-
send einer Weise erzeugte Abkühlung des centralen Theiles
brachte dagegen immer die entgegengesetzten Elektrieitäten her-
vor. Wurde nun bei einem folgenden Versuch nicht der centrale,
sondern der den Stanniolring umgebende Theil der Platte durch
aufgesetzte Ringe, durch Strahlung u. s. w. erwärmt resp. abge-
kühlt, so zeigte das Elektrometer im Falle einer Erwärmung das
Vorhandensein von derselben Elektrieität an, welche bei Ab-
kühlung der Mitte vorhin gefunden war, und umgekehrt im
Falle einer Abkühlung fand sich dieselbe Elektrieität, die durch
Erwärmung der Mitte erzeugt wurde.
Diese Resultate sind nicht befremdend, wenn man von
der Ansicht ausgeht, dafs Spannungsänderungen im Krystall
— 15 —
die Ursache der Elektricitätsentwickelung sind. Im ersten und
vierten Fall nämlich erzeugt die centrale Erwärmung resp.
die periphere Abkühlung Spannungen in der Platte, welche
gleichartig sind mit den durch einen auf den Rand ausge-
übten, gleichmälsig vertheilten Druck hervorgebrachten ; im
zweiten und dritten Fall aber bewirkt die centrale Abkühlung
resp. dieperiphere Erwärmung einen Spannungszustand, welcher
analog ist mit dem durch einen auf den Rand ausgeübten,
gleichmälsig vertheilten Zug hergestellten Zustand. In allen
Fällen findet nun während der ersten Zeit nach dem Anfang
der Erwärmung resp. der Abkühlung ein rasches Wachsen
der erzeugten Spannungen statt, folglich muls in den beiden
soeben zuerst genannten Fällen diejenige Elektricitätsverthei-
lung vorhanden sein, welche einer Zunahme des auf den Platten-
rand ausgeübten Druckes entspricht: in den beiden zuletzt
genannten Fällen diejenige Vertheilung, welche einer Druck-
abnahme entspricht.
Man ersieht aus diesen Versuchen, dafs die Art der ent-
stehenden Elektrieität nicht bedingt wird durch die Art und
Weise, wie eine locale Erwärmung resp. Abkühlung erzeugt
wird, sondern wesentlich abhängt von der Lage der Stelle im
Krystall, wo diese Temperaturveränderungen vorgenommen
werden.
Aus dem Resultat, dafs die Erwärmung der peripheren
Theile und die der centralen Theile einer Platte sich in ihrer
elektrischen Wirkung entgegengesetzt verhalten, möchte ich
noch einen Schlufs ziehen, den ich zwar nicht experimentell
geprüft habe, der mir aber ziemlich sicher zu sein scheint.
Gesetzt es wäre möglich, eine Platte so gleichmälsig zu er-
wärmen, dafs in derselben keine merklichen Temperaturdiffe-
renzen und Spannungen vorkämen, so glaube ich, dafs durch
diese Erwärmung keine oder nur relativ wenig Elektrieität erzeugt
werden würde, trotzdem die Theilchen der Platte mitunter be-
trächtliche Verschiebungen erleiden. Beachtet man nun, dafs
schon sehr geringe Verschiebungen der Theilchen sehr beträcht-
liche Elektricitätsmengen hervorbringen, sobald diese Ver-
schiebungen von $pannungsänderungen im Krystall begleitet
— 16 —
sind (wie dies z. B. bei ungleichmälsiger Erwärmung einer
Platte der Fall ist), so erscheint die Annahme wohl gerecht-
fertigt, dafs die Aenderung der Temperatur und der gegen-
seitigen Lage der Theilchen für sich keine Elektrieität er-
zeugt, dals dagegen die wesentliche Ursache der Elektrieitäts-
entwickelung in Spannungsänderungen zu suchen ist.
Im Vorstehenden habe ich einen ersten Versuch gemacht,
um die durch 'Temperaturänderungen im Quarz entwickelte
Elektricität durch im Krystall erzeugte Spannungen zu er-
klären. Ich weils sehr wohl, dafs die in den einzelnen Fällen
gegebene Erklärung hier und da noch etwas lückenhaft ist,
und dals namentlich weitere Untersuchungen noch nöthig
sind, um den genauen Zusammenhang zwischen Spannungs-
änderungen und Elektrieitätsentwickelung festzustellen.
Giesen, 20. März 1883.
IX.
Die Mollusken aus der Umgegend von
Giefsen.
Von Karl Eekstein.
Im folgenden Verzeichnifs der bis jetzt bei Giefsen beob-
achteten Mollusken *) habe ich mich bezüglich der Nomenclatur
an Clessin (Deutsche Excursions-Mollusken-Fauna 1876)
angeschlossen; die eingeklammerten Namen entsprechen der
von Kobelt in seiner „Fauna der nassauischen Mollusken“
(Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Jahrg.
XXV und XXVI 1871) gewählten Bezeichnung.
Aus der Klasse der Lamellibranchiata kommen folgende
neun Arten vor :
1) Unio batavus Lam. ist in der Lahn häufig.
2) Unio pietorum Lam. ist ebenfalls in der Lahn nicht
selten.
3) Margaritana (Unio) margaritifera Lam. fehlt in der
näheren Umgegend Gielsens, ist aber bei Altenschlirf im
Vogelsberg häufig. (Kleinen.)
4) Anodonta mutabilis Clessin, var. cellensis Schroeter
findet sich in grofsen Exemplaren in der Lahn und im Schoor-
graben; kleinere Formen in der Wieseck und bei Steinberg.
5) Sphaerium corneum (Cyclas cornea) L. ist in allen
Wiesengräbchen und im Hefsler häufig.
*) Mit Ausschlufs der Nacktschnecken, deren Verzeichnifs ich mir
für später vorbehalte.
— 18 —
6) Sphaerium Draparmaldii Clessin (Cyclas lacustris
Drap.), in Sandgruben am alten Schiffenberger Weg.
7) Pisidium obtusale C. Pfeift. im Hefsler, *bei Crof-
dorf*), in Wiesengräbchen.
5) Pisidium fossarinum Clessin (P. casertanum Poli),
Quelle am Hangelstein, * Baumgarten.
Alle übrigen Formen gehören zu den Gastropoden und
zwar
I. zu den Prosobranchiern :
9) Bithynia tentaculata L. sehr häufig in Wiesengräbchen
und im Hefsler.
10) Vivipara vera v. Frauenfeld (Paludina viv. Müll.),
häufig im Hefsler.
11) Valvata piscinalis Müll. selten, am FEishaus an der
Woog, im Hefsler und *im Stadtgraben.
12) Valvata cristata Müll. häufig im Hefsler und in
Wiesengräbchen.
*13) Valvata depressa C. Pfeiff. im Warmhaus des bo-
tanischen Gartens.
Il. zu den Pulmonaten :
14) Carychium minimum Müll. im Genist der Wieseck
selten.
15) Limnaea stagnalis L. tritt nach Kobelt im Lahn-
thal erst unterhalb Weilburg auf, ist aber bei Gielsen sehr
häufig. Es findet sich sowohl die auf dem letzten Umgang
mit einer Kante versehene var. turgida Menke, als auch die
var. vulgaris Leach ohne dieselbe. Hefsler, Backsteingruben
am Gleiberger Weg, Klein-Lindener Löcher an der Cöln-
Giefsener Bahn, Schoorgraben, Wieseck u. s. w. Eine auf-
fallend kleine, dünnschalige, glatte Form ohne Schmutzüber-
zug findet sich am Gleiberger Weg und in der Ohm bei
Schweinsberg.
16) Limnaea palustris Müll. selten. In einem Graben
am Schiffenberger Weg und in einem solchen am Gleiberger
*) Die mit * bezeichneten Angaben sind der Sammlung des zool.
Inst. der Universität zu Giefsen entnommen.
— 189 —
Weg; Gröfse 12 bis 13 mm. *Schindanger. Eine in der
Sammlung des zool. Inst. als Limnaea fusca C. Pfeiff. be-
zeichnete Form vom Fürstenbrunnen scheint mir auch eine
Limn. pal. zu sein.
17) Limnaea truncatula Müll. (L. minuta Drap.) selten
im Genist der Wieseck, *in einem Graben am Schiffenberger
Weg.
15) Limnaea peregra Müll. sehr verbreitet : Sandgruben
am alten Schiffenberger Weg (Gehäuse fest, mit schwarzem
Ueberzug), Teich im Forstgarten bei dem Lumpenmanns-
brunnen (Gehäuse dickschalig, angefressen und schwarz über-
zogen), Graben an der Schiffenberger Chaussee (Gehäuse
angefressen, aber ohne Ueberzug), *Beuern, *Rodheim, in
den Erlen bei Alsfeld, Teich bei Wäldershausen, Aspenkippel
bei Climbach (Gehäuse horngelb, ohne Ueberzug, sehr stark
angefressen und schön gestreift).
19. Limnaea ovata Drap. Teichabflufs bei der Schiffen-
berger Mühle, am alten Schiffenberger Weg, Londorf, Borts-
hausen, Wiesengraben bei Wieseck.
20) Limnaea auricularia L. findet sich in vielen Varietäten.
Die schönste var. ampla Hartm. bei dem Eishaus an der
Woog; in der Lahn, im Schoorgraben eine sehr schöne Form
an Elodea canad., wohl mit ihr dorthin geschwemmt; am
Gleiberger Weg verschiedene Formen, unter ihnen fand ich
ein ganz abnorm gebautes T'hier, das einen Gehäusumgang
mehr gebildet, als es gewöhnlich der Fall ist; dieser ist tiefer
als breit, dabei ist die Schale dünn, deutlich gestreift und
mit drei starken, von oben nach unten verlaufenden welligen
Erhebungen versehen.
21) Aplexa (Physa) hypnorum L. eine grolse bis 15 mm
lange Form wurde in wenigen Exemplaren‘ bei Fronhausen
an der Lahn gefunden und eine kleinere 10 mm lange in
grolser Zahl in einem frisch ausgestochenen Bewässerungs-
graben im Gartfeld, wo sie an der Oberfläche des Wassers
umherschwammen. *Obbornhofen.
22) Physa fontinalis L. ziemlich selten im Hefsler und
in Wiesengräbchen.
— 19% —
23) Planorbis corneus L. fehlt nach Kobelt im Lahn-
gebiet. ist aber im Hefsler und einem kleinen Sumpf an der
Oberh. Eisenbahn (nach Fulda) häufig; eine kleinere, mit
mehreren schwachen Längskanten versehene Form fand ich
in einem Graben an der Schiffenberger Chaussee.
24) Planorbis carinatus Müll. häufig im Hefsler und in
der Taubentränke.
25) Planorbis vortex L. Wiesengräbchen in den Gäns-
äckern.
26) Planorbis contortus L. sehr häufig, Gänsäcker, Wie-
sengräbchen, Helsler.
27) Planorbis albus Müll. selten Wieseck, Lumda, Schoor-
graben.
*28) Planorbis complanatus L. Schoorgraben selten.
*29) Planorbis marginatus Drap. Lich.
30) Planorbis spirorbis L. sehr häufig, Wiesengräbchen,
*Crofdorfer Weg, Hefsler, Gänsäcker.
*31) Planorbis rotundatus Poiret (Pl. leucostoma Michaud)
Crofdorfer Weg.
*32) Planorbis erista L. Warmhaus des bot. Gartens.
33) Acroloxus lacustris L. (Ancylus lac. L.) häufig am
Schilf stehender Gewässer.
34) Ancylus fluviatilis Müll. häufig in der Lahn und der
Lumda an Steinen.
35) Sucemea putris L. häufig am Rand von Bächen und
Wiesengräbchen, im Genist.
36) Suceinea Pfeifferi Rolsm. vereinzelt, zusammen mit
der vorigen.
37) Suceinea oblonga Drap. Staufenberg, Genist der
Wieseck.
38) Vitrina pellucida Müll. Gleiberg.
39) Hyalina fulva Müll. Hangelstein, * Schiffenberg,
* Annerod.
40) Hyalina cellaria Müll. in Kellern, im botanischen
Garten unter faulem Holz.
41) Hyalina crystallina Müll. Hangelstein, * Stadtwald.
— 11 —
42) Zonitoides nitida Müll. (Hyalina nit. Müll.) nicht
häufig, Gänsäcker, im Genist der Wieseck, * Badenburg.
43) Helix pygmaea Drap. selten im Genist, *Hangel-
stein.
44) Helix rotundata Müll. sehr verbreitet : im botani-
schen Garten, im Genist, Laubwaldungen, Gleiberg, Friedhof.
45) Helix costata Müll. Gleiberg, im Genist, unter Steinen
auf dem Kalkboden bei Bieber.
46) Helix pulchella Müll. mit der vorhergehenden zu-
sammen.
47) Helix obvoluta Müll. vereinzelt auf Schiffenberg,
Staufenberg, *bei der Obermühle und im Hangelstein.
*48) Helix aculeata Müll. Lindner Mark, Hangelstein,
Schiffenberg.
*49) Helix personata Lam. Obermühle, Bubenrod.
50) Helix incarnata Müll. selten im botanischen Garten,
Hangelstein.
51) Helix fruticum Müll. häufig in allen Hecken, bes.
an der Unterseite der Blätter von Urtica urens und Humulus
lupulus.
52) Helix hispida L. einzeln in Hecken, im botanischen
Garten, * Lumpenmannsbrunnen.
53) Helix liberta Westerlund (Helix depilata C. Pfeiff.)
Gleiberg, botanischer Garten.
54) Helix sericea Drap. häufig botanischer Garten, Glei-
berg, * Badenburg, *Schiffenberg.
55) Helix candidula Stud. auf dem Kalkboden bei Bieber
in grolser Menge, * Seltersberg.
56) Helix lapieida L. häufig, Gleiberg, Staufenberg,
Schiffenberg, Friedhof, botanischer Garten u. s.w. Exemplare
von dem Wildweiberhäuschen bei Haiger haben eine hellere
Grundfarbe, wodurch die Streifung deutlicher wird. Im bo-
tanischen Garten findet sich unter der gewöhnlichen Form
eine andere, deren Gehäuse von hellgrauer Farbe ist, mit
einem Stich ins Gelbgrüne und deutlicher feiner Querstreifung,
aber keine Flecken besitzt.
57) Helix nemoralis L. sehr häufig in allen Hecken,
— 12 —
Die Grundfarbe des Gehäuses ist meist gelb oder fleischroth,
selten violett-braun ; alle möglichen Bändervariationen kommen
vor, sowohl was die Zahl, als auch was das Verschmelzen der
Bänder betrifft. Oefter wurden Thiere gefunden, deren Grund-
farbe zwischen dem dritten und vierten Band (von oben ge-
rechnet) röthlich weils oder blals schwefelgelb ist, je nachdem
das Gehäuse im übrigen roth oder gelb ist.
58) Helix hortensis Müll. häufig, aber seltener als H.
nemoralis, sitzt gern wie H. fruticum an den Blättern von
Urtica und Humulus. Meist mit allen Bändern, oder ohne
dieselben. Die Variationen beim Verschmelzen derselben sind
nicht so zahlreich, wie diels bei H. nem. der Fall ist, meist
sind dann alle fünf Bänder zusammengeflossen. Im Jahre
1880 fand ich im botanischen Garten eine Helix hort. mit
durchscheinenden Bändern und im Jahre 1882 genau an der-
selben Stelle ein zweites Exemplar ; es scheinen dies die beiden
ersten zu sein, die hier gefunden wurden.
59) Helix pomatia L. überall an Ruinen, Bergabhängen,
Hecken und Mauern häufig ; eine auffallende Form mit nieder-
gedrücktem, sehr dünnschaligem und dunkel gefärbtem Ge-
häuse wurde an einer schattigen Stelle des botanischen Gartens
gefunden.
60) Napaeus obscurus Müll. (Bulimmus obsc. Drap.)
Gleiberg, * Schiffenberg, * Königsberg, * Wetzlar.
61) Pupa doliolum Brug. Gleiberg selten.
62) Pupa muscorum L. Gleiberg, Amöneburg.
63) Pupa antivertigo Drap. (P. septemdentata Fer.) im
Genist der Wieseck selten.
64) Pupa pygmaea Drap. die häufigste Pupa des Ge-
nistes.
65) Pupa Shuttleworthiana Charp. selten im Genist.
*66) Pupa pusilla Müll. selten im Hangelstein.
*67) Pupa angustior Jeftreys (P. Venetzii Charp.) selten
im Hangelstein.
*68) Pupa minutissima Hartm. Wetzlar.
69) Cochlieopa lubrica Müll. (Cionella 1. Müll.) häufig,
Gleiberg, Friedhof, Amöneburg, Genist der Wieseck.
— 18 —
70) Clausilia laminata Mont. Statfenberg, * Obermühle.
71) Clausilia biplicata Mont. Staufenberg, * Wetzlar.
72) Clausilia parvula Stud. häufig Gleiberg, Friedhof,
Staufenberg, botanischer Garten, * Hangelstein.
*73) Olausilia ventricosa Drap. Gielsener Wald, District
Erlenbrunnen.
74) Clausilia nigricans Pulteney, * Obermühle, Staufen-
berg, * Lumpenmannsbrunnen.
75) Clausilia dubia Drap. Gleiberg, Staufenberg, botani-
scher Garten, * Königsberg.
76) Balea perversa L. (B. fragilis Drap.) Gleiberg, bota-
nischer Garten, Staufenberg.
Diese 76 Arten vertheilen sich folgendermafsen auf die
einzelnen Familien :
{ ( [ { Unio
| Asiphoniata ) Unionidae wen
H | Anodonta
Lamellibran-
chiata
Siphoniata Cycladidae $
ı Pisidium
( Vivipara (Paludina)
_
2
1
1
{ Sphaerium (Cyclas) 2
2
1
1
Paludinidae Bithvni
Prosobranchia AH ynıa
Valvatidae ! Valvata 3
Limnaea
Physa
h Planorbis 1
| Ancylus
Limnaeidae
{
I
\
| Auriculidae { Carychium 1
Basommatophora
pr
f Succinea
Vitrina
Hyalina
Helix 1
Helicidae Napaeus (Buliminus)
Pupa
Cochlicopa
Clausilia
ı Balea
Gastropoda
—.
Pulmonata
ee en
Stylommatophora
Mollusca
"Or OrNI»PBHrWD NO m
P
-ı
=>
Zoologisches Institut, 15. April 1883.
XXTE 13
x.
Ueber das Tönen zusammenstofsender
Flammen.
Von K. Noack.
Hierzu Taf. II.
In dem Östern-Programm des Gymnasiums zu Worms
vom Jahr 1832 hatte ich eine Anzahl Versuche veröffentlicht,
die den Zweck verfolgten, einige Aufschlüsse über das Wesen
derjenigen Töne zu gewinnen, die entstehen, wenn zwei Gas-
flammen unter irgend einem Winkel gegeneinander brennen.
Ich glaubte mich zunächst auf den Fall einer verticalen und
einer horizontalen Flamme beschränken zu müssen, und war
dort zu dem Schlufs gekommen, dafs bei constantem Gasdruck
die Tonhöhe proportional sei der Länge der verticalen, da-
gegen umgekehrt proportional der Länge der horizontalen
Flamme, beide gemessen von der Brennermündung bis zur
Kreuzungsstelle; weiter hatte sich ergeben, dafs die Tonhöhe
unter sonst gleichen Verhältnissen bei enger Oeffnung des
Brenners grölser ist, wie bei weiter*). Allein schon damals
*) Diese Flammen gestatten in rascher Aufeinanderfolge alle Töne
zwischen der oberen und unteren Grenze der Hörbarkeit zu erzeugen,
von denen besonders die hohen rein und frei von allen Nebengeräuschen
sind. Ich habe mich mehrfach überzeugen können, dafs solche sehr hohe
Töne, die für mich noch deutlich hörbar waren und mir fast unangenehm
wurden, von anderen durchaus nicht mehr vernommen werden konnten.
— 1% —
machte ich darauf aufmerksam, dafs bei gewissen Stellungen
der Brenner sich das Abhängigkeitsverhältnifs der Tonhöhe
von den bez. Längen der beiden Flammen gerade um-
kehrt, d. h. dafs die Tonhöhe proportional der Länge der
horizontalen Flamme und umgekehrt proportional derjenigen
der verticalen wird. Ich will diels an einem Beispiel er-
läutern : die horizontale Flamme von einer gewissen Länge
werde allmählich gesenkt, so dafs die verticale an immer
tieferen Stellen von ihr getroffen oder nach obiger Ausdrucks-
weise immer kürzer wird; von einer gewissen Stelle an tönt
die Flamme mit eimem Ton, der beständig bei ununter-
brochenem Senken tiefer wird; bei einer ganz bestimmten
Stelle erfolgt dann ein Umschlag des Tones zu einem grund-
verschiedenen, meist höheren Ton, der beim weiteren Ver-
kleinern der verticalen Flamme entgegen dem früheren Ver-
halten höher wird, so dafs die Tonhöhe an dieser Stelle ein
relatives Minimum hat.
Die Erscheinung weist darauf hin, dals, wie ich schon
früher hervorhob, im einen Fall die eine, welche bleibe zu-
nächst dahingestellt, im andern die zweite Flamme tönt, mit
anderen Worten, dafs die Flammen an dieser kritischen Stelle
ihre Rollen tauschen.
Dieser Eindruck wird noch durch das Aussehen der
Flammen verstärkt, indem besonders die Stellung eines hell-
leuchtenden Grates oder Wulstes mitten auf der Fläche der
plattgedrückten Flamme, der im Moment jenes Umschlages
auf die entgegengesetzte Seite der Flamme springt, charakter-
istisch zu sein scheint. Es liefsen sich noch einige andere
hierhergehörige Symptome anführen, die man jedoch ge-
gebenen Falles leicht selbst finden wird und die sich der Be-
schreibung ohne Bild entziehen. Nur eine Erscheinung möchte
ich nicht unerwähnt lassen : bei den hohen Tönen zeigt sich
an der Kreuzungsstelle in der blauen Flamme ein schwarzes
Der Apparat dürfte demnach für Untersuchungen über die obere Grenze
der Hörbarkeit bei den verschiedenen Individuen sehr empfehlenswerth
sein.
157
— 1% —
trichterförmiges Gebilde, das man mit einem Strudel zu ver-
gleichen sich versucht fühlt und welches ebenfalls im Moment
des Umschlages auf die entgegengesetzte Seite der Flamme
springt.
Ich habe nun zunächst die Lage dieses kritischen Punktes,
sowie seine Abhängigkeit vom Druck des Gases zum Gegen-
stand der Untersuchung gemacht und erlaube mir im Folgenden
die gewonnenen Resultate mitzutheilen.
1) Der Apparat, dessen ich mich zu diesen neuen .Ver-
suchen bediente, zeigte, abgesehen von einer sorgfältigeren
Ausführung, wie sie diese subtilen Untersuchungen erfor-
derten, gegenüber dem früher benutzten einen wesentlichen
Unterschied. Bei letzterem gab nämlich die rechtwinkelige
Umbiegung, die der Brenner für die horizontale Flamme
haben mulste, Veranlassung zu einem ganz beträchtlichen
Fehler, indem selbst bei gleichem Druck des zugeführten
Gases die beiden Flammen in der symmetrischen Stellung,
d. h. beide um 45° gegen den Horizont geneigt, durchaus
nicht gleich waren. Der Grund liegt jedenfalls in der Ver-
zögerung, die der Gasstrom an jener Ecke erfährt.
Ich suchte daher dem Apparat eine solche Einrichtung
zu geben, dals bei symmetrischer Stellung beide Brenner
durchaus identisch sind und glaube, dafs diese Forderung
durch folgende Anordnung erfüllt ist.
Auf einer horizontalen Platte sind in verticaler Ebene
Fsnat.Gr.
— 117 —
zwei Malsstäbe befestigt, die beide mit jener Winkel von 45°
nach entgegengesetzter Seite, also unter einander einen rechten
Winkel bilden (vergleiche vorstehende Figur). Der eine von
diesen Malsstäben, die in halbe Millimeter getheilt sind, kann
senkrecht zu der Ebene des anderen auf der Platte verschoben
werden, wodurch es ermöglicht ist, die beiden jederzeit genau
in eine verticale Ebene zu bringen. An jedem dieser Mals-
stäbe ist mit leichter Reibung ein Schlitten verschiebbar, der
ein nach vorn konisch zulaufendes Messingrohr trägt, welches
dem anderen Malsstab parallel läuft und auf welches oben
Löthrohrspitzen mit Bohrungen verschiedener Weite als
Brenner gesetzt werden können. Auf der Platte selbst ist
ein T-Rohr befestigt, dessen Seitenarme durch Gummi-
schläuche mit den anderen Enden jener Röhren communiciren,
während das Hauptrohr zum Zuleiten des Gases dient.
Mit Hülfe dieses Apparates hatte ich nun zunächst zwei
durchaus gleiche Flammen unter Winkeln von je 45° gegen
den Horizont zur Verfügung. Um eine horizontale und eine
verticale Flamme benutzen zu können, stellte ich den Apparat
auf eine schiefe Ebene von 45°; in diesem Falle war die ein-
zige Verschiedenheit der beiden Flammen die, welche durch
die bevorzugte Stellung der verticalen bedingt ist, denn
selbstverständlich ist die Bewegung des Gases in einer solchen
durchaus verschieden von der Bewegung in einer horizontalen
Flamme.
Von Brennerspitzen wurden bei den folgenden Versuchen
drei Paare angewendet, die mit I, II, III bezeichnet werden
sollen und die respectiven Durchmesser 2,2 mm, 1,6 mm,
1,1 mm hatten.
Vor Beginn der Messungen mit einem dieser Paare mulste
natürlich die jedesmalige Nullstellung der Schlitten ermittelt
werden, d. h. diejenige Stellung, wo die Mitte der betreffenden
Brennermündung genau mit der Kuppe des anderen Brenners
abschneidet.
2) Ich gebe zunächst die Resultate von drei Versuchs-
reihen, die mit je einem der drei Brennerpaare angestellt
worden sind. Zuvor möchte ich nur kurz erläutern, wie jede
— 1% --
der drei Zahlen erhalten wurde. Nachdem der Apparat auf
die oben besprochene schiefe Ebene gestellt war, wurde einer
der Schlitten festgestellt und dann die betreffende Flamme
durch Verschieben des anderen Schlittens so lange verkürzt,
bis der Umschlag des Tones erfolgte; darauf wurde dieselbe
wieder verlängert, bis der Rück-Umschlag stattfand; das
Mittel beider Stellungen wurde als wahrer Umschlags-Punkt
notirt. Es zeigten sich bei diesem Verfahren zwischen den
beiden Ablesungen Differenzen bis nahezu 2 mm; in der
grolsen Mehrzahl der Fälle blieben dieselben jedoch bedeutend
unter diesem Werth, besonders wenn man das Verschieben
der Schlitten mit einiger Vorsicht bewerkstelligte.e Nur bei
den Brennern Nr. III wnrde diese Verzögerung des Umschlags
vom oberen (tieferen) zum unteren (höheren) Ton bisweilen
sehr störend.
Die Gröfse dieser Differenz ändert sich mit dem Druck
des Gases, mit der Weite der Brennerbohrungen und dem
Ort des Umschlags, in der Weise, dals sie gegen die Wurzel
der Flammen hin im allgemeinen wuchs; eine Gesetzmälsig-
keit scheint hierbei nicht zu bestehen. Diese Erscheinung
lehrt übrigens, dals die tönende Flamme eine gewisse Con-
stanz für den betreffenden T'on hat, man fühlt sich fast ver-
sucht ihr im Gegensatz zur nicht tönenden eine gewisse
Steifigkeit zuzuschreiben, wenn man die Formveränderungen
betrachtet, die im Moment des Umschlages nach langem
Widerstreben endlich eintreten.
Um den Einflufs zufälliger Störungen durch Luftzug ete.
nach Möglichkeit zu verringern, wurden nie unter zehn
solcher Doppelmessungen an einer Stelle vorgenommen, häufig
sogar mehr, und von diesen das Mittel genommen. Für jede
der folgenden Tabellen ist natürlich der Druck des ausströ-
menden Gases ein constanter; derselbe wurde mit einem
Wassermanometer bestimmt und ist auch in Millimetern
Wasser angegeben. Ich mufs hier gleich bemerken, dals
diese Druckangaben wegen unzweckmälsiger Anordnung der
Zuleitungsröhren des Gases nur einen relativen Werth haben
und nur unter sich vergleichbar sind, wo nicht das Gegen-
— 199 —
theil ausdrücklich betont wird; verglichen mit den wahren
Drucken in den Brennern sind sie beträchtlich zu grols.
Im Folgenden ist mit x die Länge der horizontalen, mit
y die der verticalen Flamme von der Wurzel bis zur Kreu-
zungsstelle bezeichnet; die mit p überschriebene dritte Colonne
2
enthält jedesmal die Quotienten I.
Brenner Nr. I. Brenner Nr. II. Brenner Nr. III.
Gasdruck = 15 mm Gasdruck = 30 mm Gasdruck = 30 mm
ye ya %
x =. x = x ee
a Ni: Y; |P
End) Kofaulnt 1,2007 Santelinlasanl 260) Iron a (Ea,1e
11,0 3,7 1,24 5,0 3,8 7 |. 2,89 7,6 5,0 3,29
150 | 44 | 1,29 EI RE a N en
200 Piur&asila157 | 10:0) | 14,9415246 111,0) 555 2,75
250 | 51 1,04 | 160 | 66 | 2372 | 1230 | 59 | 2,90
30,0 | 5,9 1,16 | 20,0 7,1 2,52 | 13,0 6,3 3,05
350 | 61 1.0741012550-;| 1,80 ıli 2,5641 15,0. 30 Heiss
40,0 | 65 1,05 | 30,0 | 84 | 2335 | 180 7,1 2,80
Mittel 1,18 | Mittel | 254 | Mittel 3,04
Diese Zusammenstellung, sowie Tafel II, Fig. 1, in der
die x als Abscissen, die y als Ordinaten eingetragen sind,
zeigen, dals die Umschlagsstellen für alle drei Brenner auf
Parabeln liegen, deren Achsen die durch die Nullstellung
gezogenen horizontale und verticale Geraden sind. Damit
ist aber ein fundamentaler Unterschied beider Flammen con-
statirt, indem der Einflufs der verticalen Flamme, welcher
Art derselbe sei, mag zunächst dahin gestellt bleiben, sich im
quadratischen, jener der horizontalen dagegen im linearen
Verhältnils der Entfernung von der Mündung ändert.
Ist dieser Unterschied einzig durch die bevorzugte Stel-
lung der verticalen Flamme bedingt, und etwas anderes ist
bei der Construction des Apparates fast gänzlich ausge-
schlossen, so muls er wegfallen, sobald man beiden Brennern
die symmetrische Stellung ertheilt, d. h. wenn man den Ap-
parat horizontal stellt.
In der That zeigen die beiden folgenden Tabellen, in
denen eine Anzahl in dieser Richtung mit Brenner II ange-
— 200. —
stellter Versuche enthalten sind, im Wesentlichen die Gleich-
heit der x und y.
Gasdruck 30 mm Gasdruck 20 mm
x y x y
5,0 4,9 8,9751 9,0
50 580 9,0 8,9
10,0 10,0 14,4 15,0
10,4 | 10,0 15,0 | 152
15,0 | 14,9 7 2000
15,6 | 15,0 12,0 | 11,6
20,0 19,5
20,5 | 20,2
Jede von diesen Zahlen ist auch hier wieder das Mittel
von 10 Doppelmessungen.
3) Abhängigkeit der Umschlagstelle vom Druck des Gases.
Um mir genauere Rechenschaft über die Verhältnisse geben
zu können, die den Unterschied einer verticalen und hori-
zontalen Flamme verursachen, habe ich eine Reihe von Ver-
suchen mit dem Apparat in der symmetrischen Stellung an-
gestellt, bei denen ich den Druck in der einen Flamme bis
zum Vierfachen des Druckes in der anderen verstärkte. Fol-
gende drei Tabellen enthalten die betreffenden Resultate; mit
x ist die Länge derjenigen Flamme bezeichnet, welche durch
den stärkeren Gasstrom gespeist wurde.
Gasdruck Gasdruck Gasdruck
30 mm | 15 mm 30 mm | 10 mm 40 mm | 10 mm
St % NEST RAT x y
5,0 2,0 6,3 3,6 6,4 3,0
5,4 3,0 7,0 4,6 7.9 5,0
5,6 BO) 8,0 52 9,8 6,0
7,0 6,0 10,0 6,9 13,0 6,5
10,0 8,3 15,0 | 10,1 14,3 7,9
10,6 9,0 20,0 1252 16,0 81
15,0 10,5 20,0 8,2
20,0 | 13,6 |
Aus diesen Versuchen geht zur Evidenz hervor, dafs mit
wachsendem Druck in der einen Flamme auch deren Längen
zunehmen, wenn man für eine bestimmte Länge der anderen
Flamme die Umschlagstelle sucht. Ein Blick auf Figur 2
zeigt diels noch deutlicher; man erkennt dort z. B., dafs für
y=9 mm der Umschlag erfolgt, wenn die Länge der
Flamme mit stärkerem Druck die Werthe erreicht :
— 201 —
x=9mm;x = 10,6 mm; x = 13,4 mm (interpol.); x = 20 mm,
je nachdem das Verhältnifs der Drucke in beiden Brennern
2022543055 15.2.30:5510::730,5510:540
ist. Darf man aus diesen Thatsachen einen Schlufs auf den
Fall der horizontalen und verticalen Flamme ziehen, wo die
x (Längen der horizontalen Flammen), wie wir sahen, grölser
sind als die y, so werden wir annehmen müssen, dafs der
Gasdruck in dem horizontalen Brenner den im verticalen
übertrifft.
Bevor ich auf die Discussion dieser Frage eingehe, möchte
ich die Resultate von zwei hierhergehörigen Versuchsreihen
anführen, die ebenfalls mit Brenner II, aber in der zuletzt
genannten Stellung des Apparates angestellt wurden. Bei
dem ersten dieser Versuche war der Druck in beiden Brennern
15 mm, bei dem letzten war der Druck im horizontalen
Brenner derselbe, dagegen der im verticalen auf 30mm er-
höht; in den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse zusammen-
gestellt :
Gasdruck Gasdruck
15 mm | 15 mm 15 mm | 30 mm
x y x Yı
5,0 SB) 2,18 4,0 3,0
6,3 4,0 2,54 7,0 4,5
7,0 3901| 217 11,3 7,0
9,5 5,0 2,63 955 6,0
10,0 Ba 11370 14,5 7,6
14,5 6,0 2,49 19,0 7,8
22,5 7,8 2,70 25.04 10.,.8:8
In Fig. 3 sind beide Versuchsreihen eingetragen. Auch
diese beiden Versuche beweisen einen Einflufs des Gasdruckes
in demselben Sinn, wie die obigen, d. h. ein Verschieben des
Umschlagpunktes von der Brennermündung weg in der
Flamme mit stärkerem Druck.
Es ermangelt nun einzig noch den Einflufs einer in beiden
Brennern gleichmäfsigen Druckänderung zu erforschen. Wir
können uns dabei selbstverständlich auf die unsymmetrische
Stellung des Apparates beschränken, denn bei der symmetri-
schen Stellung kann eine derartige Druckänderung keinen
Einflufs haben, was auch die Zahlen S. 200 bestätigen. Es
— 202 —
wurden zu diesem Zweck in der oben beschriebenen Weise
(S. 198) für jedes Brennerpaar eine gröfsere Anzahl Umschlag-
stellen für verschiedene Gasdrucke gemessen und aus den
2
zusammengehörigen Werthen die Größe p = - berechnet.
Nimmt man hierzu die schon oben angeführten Zahlen, so
erhält man folgende Zusammenstellung :
Gasdruck
Brenner =
50 mm | 30 mm | 20 mm | 15 mm
I 2 ai 1,40 | 1,18
10 2,60 2,54 _ 2,48
| III 3,04 _ 2,20
Ich mufs hier nochmals darauf aufmerksam machen, dafs
die Versuche mit Brenner III nicht so genau sind, wie die
mit den anderen angestellten Beobachtungen, da der Umschlag
sich bei diesen Flammen beim Verkleinern durchweg schwie-
riger vollzog, demnach die Werthe von y zu klein sind (ver-
gleiche S. 198). Ich beschränkte mich deshalb bei einer
zweiten Beobachtungsreihe, die mit etwas abgeänderter Ver-
suchsanordnung gewonnen ist, auf die Brennerpaare I und 11.
Die hauptsächlichste Aenderung hierbei ist die, dafs
zwischen den Apparat und den zur Regulirung des Gaszu-
flusses dienenden Hahn eine grolse doppelt-tubulirte Flasche
eingeschaltet wurde und dafs sich das Manometer kurz vor
dem Apparat zwischen diesem und der Flasche befand.
Gasdruck
Brenner =
30 mm | 20 mm | 10 mm
I Door
11 3,65 3,45 2,58
Auch die Art und Weise, wie die Versuche angestellt
wurden, ist eine etwas andere, indem jedesmal drei möglichst
günstig gelegene Umschlagspunkte durch eine gröfsere An-
zahl von Messungen zu verschiedenen Zeiten bestimmt und
aus ihnen dann die Gröfse p berechnet wurde.
Aus diesen beiden Tabellen erhellt nun, dals für corre-
spondirende Druckvermehrung in beiden Brennern die Längen
der verticalen Flammen von der Brennermündung bis zur
A
Umschlagstelle gröfser werden, mit anderen Worten, dafs
eine derartige Druckvermehrung stärkeren Einflufs auf die
verticale, wie auf die horizontale Flamme äufsert.
4) Alle im vorigen $. beschriebenen Versuche weisen
darauf hin, dafs in einer horizontalen Flamme das Gas unter
höherem Druck ausströmt, wie in einer verticalen. Dafs diefs
wirklich so ist, dafür wünschte ich einen direeten Nachweis
zu haben, den ich mir in folgender Weise verschaffte.
Ich construirte mir ein Manometer, dessen einer Schenkel
in seiner gröfsten Erstreckung, etwa 15 em lang, horizontal
gelegt war, während sein offenes Ende, das mit der Gaslei-
tung communicirte, rechtwinkelig nach oben umgebogen war;
der andere fast gleich lange Schenkel war mit dem ersteren
durch einen Gummischlauch verbunden und lag etwa 30 mm
höher, wie jener. Derselbe war zwar auf demselben Brettchen
mit dem wagrechten Schenkel, aber in der Weise befestigt,
dafs man ihn um seinen Endpunkt drehen und demnach die-
sem Theil des Apparates jede beliebige, kleine, an einer Scala
mefsbare Neigungen gegen den Horizont ertheilen konnte.
Dieser Apparat wurde soweit mit Alkohol (Wasser erwies
sich als zu wenig beweglich) gefüllt, dafs sich unter dem Ein-
fluls eines Druckes von bestimmter Gröfse die eine Kuppe
gerade in den unteren horizontalen Schenkel zurückgezogen
hatte, während die obere eben erst in den oberen geneigten
Schenkel eingetreten war.
Hatte nun dieser letztere Schenkel eine Neigung z. B.
von 1: 100, so mufste sich eine Druckänderung von 1 mm
Alkohol durch ein Vorwärtsbewegen der oberen Kuppe um
100 mm kenntlich machen. Diese Empfindlichkeit erwies
sich jedoch beim Gebrauch als viel zu grols; in den meisten
Fällen begnügte ich mich mit 1: 20.
Ich setzte nun mit diesem Manometer einen von den
benutzten Brennern durch eine Zweigleitung in Verbindung,
liefs das Gas ausströmen und regulirte seinen Druck so, dafs
die Kuppe der Alkoholsäule am Anfang der geneigten Röhre
bei OÖ der Theilung stand; dem entsprach ein Druck von
81,2 mm Alkohol. Wurde nun bei Anwendung des Bren-
ners II der ausströmende Gasstrahl entzündet, so zeigte das
Manometer für beide Fälle, ob die Flamme horizontal brannte
oder vertical, eine Zunahme des Druckes, im ersten Fall um
2,9 mm oder !/,ıı, im letzten um 2,4 mm oder !/ı; des ur-
sprünglichen Druckes. Analoge Versuche mit Brenner I
ergaben folgende Zahlen : anfänglicher Druck 30,8; Druck-
zuwachs 1,5 mm oder !/,, des ursprünglichen bei verticaler,
1,9 mm oder !/;s bei horizontaler Stellung der Flamme.
Nun ist aber dieser Unterschied der Drucksteigerung im
horizontalen und verticalen Brenner viel zu klein (auch wenn
dieselben, wie es mehrfach geschah, durch verschiedene Lei-
tungen mit Gas gespeist wurden), um ihm die Verschieden-
heit der beiden Flammen zuzuschreiben, wenn man bedenkt,
welche beträchtliche Druckvermehrung nach S. 200 erforder-
lich ist, um ähnliche Wirkungen bei symmetrischer Stellung
des Apparates zu erzielen. Wohl aber wird man nicht irre
gehen, wenn man in der Ursache jener Drucksteigerung auch
den Grund für diese Verschiedenheit sucht.
Die obigen Versuche lehren, dals in dem Verbrennungs-
vorgang dem ausströmenden Gas durch den allseitig zuflielsen-
den Sauerstoff ein gewisser Widerstand bereitet wird, der in
einer verticalen Flamme zwar auch vorhanden, aber beträcht-
lich geringer ist, wie in einer horizontalen und zwar wohl
deshalb, weil bei ersterer die aufsteigenden stark erhitzten
Verbrennungsproducte eine stärkere Compensation dieses
Widerstandes herbeiführen, wie in letzterer. Mit anderen
Worten, es findet in einer verticalen Flamme ein vergleichs-
weise rascheres Ausströmen des Gases in der Flammenrich-
tung statt, wie in einer horizontalen.
Allein diese Verschiedenheit der Ausströmungsgeschwin-
digkeit kann nicht die Ursache des verschiedenen Verhaltens
beider Flammen sein; denn nehmen wir etwa an, der Um-
schlag erfolge an Stellen gleicher Geschwindigkeit beider Gas-
ströme, so mülste entgegen dem thatsächlichen Verhalten die
verticale Flamme länger sein, wie die horizontale, da in ihr
die Geschwindigkeit gröfser ist und langsamer abnimmt.
Durch die vereinigte Wirkung des Ausströmens des Gases
— 20 —
und des allseitigen Zufliefsens von atmosphärischem Sauer-
stoff, wozu noch als drittes die Molekularbewegung der Ver-
brennung selbst hinzukommen mag, gewinnt eine solche
Flamme eine gewisse Elasticität, die in Folge des Einflusses
der aufsteigenden Verbrennungsproducte, der wachsenden
Ausbreitung und der abnehmenden Verbrennungsenergie mit
zunehmender Entfernung von der Flammenwurzel beständig
abnimmt, und zwar muls diese Auflockerung bei einer verti-
calen Flamme grölser sein, als bei einer horizontalen (8. 203).
Ebenso wird ein Gasstrahl, der unter stärkerem Druck aus-
strömt, in dem also auch die Verbrennung intensiver ist, diese
Eigenschaft der Elastieität in höherem Mafs und länger be-
sitzen, wie ein schwächerer Gasstrahl.
Legen wir diese Anschauungen zu (runde, so muls z. B.
beim Verlängern der horizontalen Flamme der Umschlag dann
eintreten, wenn deren Elastieität zu demselben Betrag ge-
sunken ist, den die verticale an der Kreuzungsstelle hat und
das wird eben erst in grölserer Entfernung vom Brenner,
wie bei jener, stattfinden. Ich glaube, dals sich in dieser
Weise das eigenthümliche Verhalten der Flammen bezüglich
der Umschlagsstelle erklären läfst.
5) Es bleibt noch übrig im Folgenden eine Lücke aus-
zufüllen, die meine erste Untersuchung über diesen Gegen-
stand enthält. Ich hatte mich nämlich dort auf die Töne
oberhalb des kritischen Punktes beschränkt, während es nach
den obigen Resultaten unerläfslich scheint, auch die untere
Tongruppe in Betracht zu ziehen, und ferner für die symme-
trische Stellung des Apparates die Aenderung des T'ones mit
der Flammenlänge zu erforschen.
Ich habe mich bei dieser Untersuchung, die unter An-
wendung aller nur denkbaren Vorsichtsmalsregeln ausgeführt
wurde, von neuem überzeugt, wie wenig genau ihre Resultate
sind. Die Flamme ist ein so bewegliches Gebilde, dafs der
geringste Luftzug genügt, um merkliche Schwankungen der
Tonhöhe herbeizuführen. Dazu kommt, dafs beim Aufsuchen
des Tones mit dem Monochord der Flammenton sich mitunter
naheliegenden Tönen dieses Instrumentes wenigstens zeitweise
— 206 —
accommodirt. Daher die beträchtlichen Unterschiede der aus
den Schwingungszahlen berechneten Constanten. Immerhin
wird man sich überzeugen, dals die Resultate genau genug
sind, um mit ihrer Hülfe die hierher gehörigen Fragen zu
entscheiden.
Giebt man bei symmetrischer Stellung des Apparates der
einen Flamme eine bestimmte Länge und läfst dann die andere
von ganz kleinen Werthen an allmählich wachsen, so wird
der anfangs sehr hohe Ton beständig tiefer, bis beide Flammen
gleich lang sind; verlängert man die Flamme jetzt weiter,
so wird der T'on wieder höher, bis er schliefslich nicht mehr
hörbar ist, oder bei zu grolser Länge der Flamme erlischt.
Die folgenden Tabellen enthalten eine Anzahl von Ton-
höhen, die obere für x grölser wie y, die untere für den um-
gekehrten Fall, wo x und y wie früher die Flammenlängen
bis zum Kreuzungspunkt sind. Die mit n überschriebenen
Colonnen enthalten die Schwingungszahlen der zugehörigen
2
Töne. Die vierte Colonne enthält die Constante k=n
resp. nn Diese wie alle folgenden Versuche sind mit
Brenner II angestellt.
B RER:
y beobachtet Fr "nal berechnet
18,9 1,6 6826 578 6521
26,5 10,8 2560 1043 2708
32,2 20,0 920 572 889
19,9 13,6 731 500 808
19,6 14,9 722 549 726
20,0 20,0 589 589 552
k = 552.
n n ee n
y beobachtet 27 zo berechnet
3,9 24,3 6826 1095 | 6978
99 23,3 2560 1088 2636
15,0 33,9 1145 513 1251
15,2 29,6 1107 569 1091
29,7 46,7 956 608 881
14,0 20,0 864 604 800
19,9 20,0 539 536 563
ka—e560:
— 20 —
Diese Beobachtungen zeigen, dals in beiden Fällen die
Tonhöhe proportional der Länge der grölseren, dagegen um-
gekehrt proportional der Länge der kürzeren Flamme ist.
Dafs die Constante k einigemal die doppelte Grölse des
Durchschnittswerthes zeigt, darf nicht auffallen ; es hat seinen
Grund darin, dafs häufig zwei Töne hörbar sind, die im Ver-
hältnifs von Grundton zur Octave stehen; von beiden wurde
der vorherrschende zur Bestimmung der Tonhöhe benutzt.
Bisweilen kann man sogar die höhere oder tiefere Octave des
augenblicklich vernehmbaren Tones künstlich hervorrufen,
indem man den betreffenden Ton am Monochord energisch
angiebt.
Ganz analoge Versuche wurden mit dem Apparat in der
nicht-symmetrischen Stellung unternommen. In den folgenden
beiden Tabellen sind die Resultate zusammengestellt; die
erste enthält die Tonhöhen für Stellen unterhalb der Parabel
der Umschlagspunkte, die zweite für solche über derselben.
Die Länge der horizontalen Flamme ist natürlich wieder
mit x bezeichnet; im übrigen haben die Bezeichnungen die
nämliche Bedeutung, wie in den obigen Angaben.
n I_
z y beobachtet & = 2 =
58,6 6,0 6560 672
30,8 6,0 2697 525
24,4 6,7 2427 666
40,0 7,3 2380 434
30,2 8.5 2380 670
44,7 6,0 3371 453
25.2 6,8 2001 540
20,4 6,0 1926 566
15,4 6,0 1428 556
42,6 9,0 1099 520
k2—3560:
— 208 —
x > Ik = en n
y beobachtet * — N y | berechnet
5,6 | 20,0 3570 1000 4039
I 20,0 1839 1076 1933
6,0 8,1 1640 1215 192%
25,0 | 25,0 1264 1264 1131
20:06 7.31.,2.20:0 1190 1190 1131
22,1 20,0 1083 1196 1023
11,7 10,4 | 948 1066 1005
22,7 18,1 934 1171 902
32,7 20,0 667 1090 692
41,9 20,0 551 1154 540
53,0 20,0 383 1015 427
k = 1131.
Aus diesen Zahlen geht hervor, dafs in der unteren
Gruppe von Tönen die hohen Töne vorherrschen und dafs
die Tonhöhe proportional der Länge der horizontalen Flamme,
umgekehrt proportional der Länge der verticalen Flamme
ist. Die Töne oberhalb der Linie der kritischen Punkte
zeigen auch hier gerade das umgekehrte Verhalten.
Dabei ergiebt sich die auffallende Thatsache, dafs bei
jenen durchweg die Constante k nur halb so grofs ist wie
bei diesen, während letztere mit der am symmetrisch gestellten
Apparat gefundenen übereinstimmt. Ich glaube übrigens
nicht, dafs man diesem Umstand besonderen Werth beilegen
darf; vielmehr scheint es mir natürlich, dals bei diesen theil-
weise sehr hohen Tönen die tieferen Octaven vorherrschen.
Die grölsere Ungenauigkeit der Zahlen der ersten Tabelle
(5.207) hatihren Grund darin, dafs die Töne nahe der Flammen-
wurzel weniger reinund frei von Geräuschen sind, wie die oberen.
Aus diesen Versuchen geht erstens hervor, dafs die Grölse
der Constanten k, wie auch schon früher gezeigt worden
war, einzig von den Dimensionen der benutzten Flammen,
dagegen nicht von deren Stellung oder richtiger der Stellung
des Apparates abhängt; zweitens, dals die Aenderung der
Tonhöhe nur durch die Länge der Flammen, nicht, wie in
der früheren Untersuchung vermuthet wurde, durch die Vor-
gänge in den Flammen. die den Umschlag bewirken, bedingt
ist. Auf das Detail dieser Frage hoffe ich demnächst zurück-
kommen zu können.
Giesen, am 25. März 1883.
XL.
Ueber die Bildung der Radula bei Helix
pomatia.
Von August Rücker.
Hierzu Taf. III.
Die so überaus zierlichen und formenreichen Chitingebilde,
welche wir unter der Bezeichnung Radula und Kiefer als
Mundorgane der kopftragenden Weichthiere kennen, erregten
schon in früher Zeit die Aufmerksamkeit thierkundiger Natur-
beobachter. Geht doch Lebert in dem historischen Anhange
seiner schönen Abhandlung über die Mundorgane einiger
Grastropoden *) bis auf Aristoteles zurück. Lov&en**) er-
weiterte die literarischen Nachweise Lebert’s, bis endlich
in der Einleitung zu seiner leider nicht vollendeten Mono-
graphie über das Gebifs der Schnecken Troschel***) eine
erschöpfende Behandlung der wissenschaftlichen Arbeiten auf
diesem Gebiete lieferte.
Den Werth der Kiefer für die Klassification der Mollusken
deutete schon 1828 Ehrenberg?r) an. Osler wies auf
*) Archiv für Anatomie und Physiologie 1846, S. 435 ff.
*#*) Oefversigt af Kongl. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar 1847,
p- 175 bis 199.
*##) Troschel, das Gebifs der Schnecken, I. Bd., Berlin 1856 bis 63,
S.5f.
7) Ehrenberg, Symbolae physicae, Berlin 1828 bis 31. (Bei der
Gattung Helix.) .
X. 14
— 210 —
die Benutzbarkeit der Mundorgane mariner Formen in dem-
selben Sinne 1832 hin *), während Troschel**) zuerst aus-
drücklich die Wichtigkeit der Mundorgane in systematischer
Beziehung hervorhob.
Nachdem, namentlich durch die ausgedehnten und sorgfäl-
tigen Untersuchungen Lov&n’s und Troschel’s, die nöthige
Grundlage hierfür geschaffen, gestalteten Troschel***) und
Grayr) besonders das Gastropodensystem vollständig um, in-
dem sie die Beschaffenheit der Radula zu einem wesentlichen
Klassificationscharakter erhoben. Den Arbeiten der genannten
Forscher schliefst sich, bis in die neueste Zeit hereinreichend,
eine aulserordentlich grolse Zahl von Publicationen an, in
welchen die Mundtheile von Mollusken beschrieben und syste-
matisch verwerthet werden.
Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dafs trotz der
hohen wissenschaftlichen Bedeutung, welche so die Radula
der Mollusken erlangt hat, die Kenntnifs ihrer Bildungsweise
und der Art ihres Wachsthums noch höchst dürftig ist.
Troschel’s in oben erwähntem Werke niedergelegte
Ansicht ging dahin, dals die Bildung neuer Zähne, das Grölser-
werden der Radula, an deren hinterem. in der sogenannten
Zungenscheide steckenden Rande erfolge. Es werden dort,
so nımmt Troschel an, die Zähne der rinnenförmig aufge-
bogenen Radula gleich in gehöriger, also mit dem Gesammt-
wachsthum des Thieres zunehmender Gröfse gebildet und in
dem Malse, wie die vorderen allein zur Verwendung kommenden
Partien der Radula durch den Gebrauch abgenutzt und un-
tauglich werden, rückt sie selber aus ihrer Scheide, mit der
*) Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1832,
p. 497 bis 516.
##=) Ueber die Mundtheile einheimischer Schnecken. Archiv für Natur-
geschichte 2. Jahrgang (1836), I. Bd, S. 257 ff. Ueber die Mundtheile
einiger Heliceen. Daselbst 15. Jahrgang (1849), I. Bd., S. 225 ff.
*#*) Troschel und Ruthe, Handbuch der Zoologie. 5. Aufl. von
Wiegmann’s und Ruthe’s Handbuch. Berlin 1859.
7) Gray, J. E., Guide to the systematie distribution of Mollusca in
the British Museum. Part I. London 1857.
— 2ll —
sie nicht verwachsen, nach. Troschel bezeichnet die hin-
teren Zahnreihen als die Reserven der vorderen. Ueber die
Art und Weise der Bildung, die Entstehung der einzelnen
Zähne, sowie der übrigen Theile der Radula, die Abhängig-
keit derselben von den umgebenden Geweben und den Modus
ihres Vorrückens giebt Troschel keine Auskunft.
Kölliker*) suchte die angedeutete empfindliche Lücke
unserer Kenntnisse durch eine zu Ende des Jahres 1856 in
der Würzburger physikalisch-medicinischen Gesellschaft vor-
getragne Arbeit, wenigstens theilweise, auszufüllen. Er unter-
warf den Schlundkopf von Loligo todarus der Untersuchung.
Bei Querschnitten, die durch die Zungenscheide geführt wurden,
fand er das in seiner Figur 14 festgehaltene Bild. Die Zungen-
scheide bildet einen ganz geschlossenen, eylindrischen, dünn-
wandigen Schlauch, dessen Hülle von zartem Bindegewebe
gebildet wird, dem innen ein schönes Cylinderepithel aufsitzt.
Von der oberen Mittellinie der Zungenscheide ragt in die
Höhlung derselben ein Gebilde herein, das er Zungenkeim
nennt und als Matrix der Zunge ansieht. Dasselbe trägt eben-
falls ein Cylinderepithel. Kölliker nimmt nun an, dafs von
dem äufseren Epithel nur die Grundmembran der Radula,
dem Epithel des Zungenkeims dagegen die dieser aufsitzenden
Zähne secerniert werden. Dieselben sollen in ihrer Form
entsprechende Vertiefungen hinein und nicht an ihrer Basis,
sondern an den Seiten wachsen. Ein Vorrücken der Radula
in Folge des Druckes hinten neu entstehender Theile, wie
dies Troschel annimmt, hält Kölliker nicht für wahr-
scheinlich, sondern mag die Ursache desselben eher in äufseren
Momenten, wie in Muskeldruck u. s. w. erblicken.
In derselben Abhandlung rectifieiert Kölliker eine
früher **) von ihm ausgesprochene Ansicht über die Ent-
*) Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würz-
burg, VIII. Bd. (1858), 8. 52 ff.
**) Kölliker, Entwicklungsgeschichte der Cephalopoden, Zürich 1844,
8. 95.
14*
— 212 —
stehung der Molluskenkiefer und erkennt in denselben chitinöse
Cutieularbildungen.
Semper*) wendet sich in einer 1858 publieirten Ab-
handlung gegen die ältere, von Troschel vertretene und
gegen die Anschauung Kölliker’s. Es ist nicht leicht, die
Ausführungen Semper’s kurz zu reprodueiren. Ich will
mich darauf beschränken, die von ihm vorgetragene Hypothese
anzugeben. Dieselbe gipfelt darin, dals ein Nachwachsen
der Radula im der Scheide nicht stattfinde, dals an deren
Bildung nicht verschiedene Epithelschichten betheiligt seien,
sondern nur jene, der Kölliker die Abscheidung der Grund-
membran zuschreibt; Semper nimmt eine periodische Er-
neuerung der Radula durch Häutung an.
In der mir zugänglichen neueren Literatur habe ich keine
weiteren, die Bildungsweise der Radula behandelnden Publi-
cationen gefunden. Es konnte diefs ein Wink sein, dals die
Bearbeitung der vorliegenden Frage mit besonderen Schwie-
rigkeiten verknüpft sei. Gleichwohl erschien es des Versuches
werth, dieselbe ihrer Lösung näher zu bringen. Es unterlag
keinem Zweifel, dals der in der Scheide eingeschlossene Theil
der Radula in erster Linie berücksichtigt werden müsse. Hat
poch schon Lebert**) sich, wie er sagt, der Vermuthung
nicht erwehren können, dals die Scheide der Reibmembran
mit der Bildung und immer neuen Secretion derselben in
näherer Beziehung stehe, ihr gleichsam als Matrix diene.
Clapar&de giebt bei Besprechung der Entwicklungsge-
schichte von Neritina fluviatilis ***) seiner Verwunderung dar-
über Ausdruck, dals das hintere Ende der Radula von den
meisten Beobachtern gar nicht erwähnt werde. Er weist
darauf hin, dafs dieses Gebilde, von Lebert als Endpapille
bezeichnet, die Matrix der Radula sei.
Das Material für meine Untersuchung bot mir Helix
*) Zum feineren Bau der Molluskenzunge. Zeitschr. f. wissensch.
Zoologie, IX. Bd. (1858), S. 270 bis 283.
#2), 1.6118. 457.
*#**) Archiv für Anatomie und Physiologie 1857, $. 141.
— 213 —
pomatia. Die Mundorgane dieses Gastropoden wurden schon
früh beachtet, so von Severino und Harder, Redi und
Lister. Eine eingehendere Aufmerksamkeit schenkte den-
selben Swammerdam*), der unermüdliche Zergliederer
der Insecten und Weichthiere. Den Kiefer bildet er ziemlich
gut ab, während ihm die Beschreibung und Abbildung der
Radula nicht gelungen ist. Auch A. von Humboldt **) be-
achtete, wenn auch nur ganz gelegentlich, das Gebils der
Weinbergsschnecke. Troschel hat in seiner schon oben
erwähnten frühesten Abhandlung ***) auf diesem Gebiete die
Mundtheile von Helix pomatia beschrieben und abgebildet.
Endlich verweise ich noch auf eine entwicklungsgeschichtliche
Untersuchung Fr. Wiegmann’s7), in der namentlich auch
auf die differente Form der Zähne in verschiedenen Entwick-
lungsstadien und das spätere Auftreten der mittleren Zahn-
reihe hingewiesen wird. Derselbe behandelt S. 209 Helix
pomatia. Die Bildungsweise der Radula ist nicht berück-
sichtigt.
Ich beabsichtige nicht, auf die Bildungsverhältnisse des
Schlundkopfes im Allgemeinen einzugehen und beschränke
mich deshalb darauf, in Figur 1 die schematische Darstellung
eines medianen Längsschnittes durch denselben zu geben, um
die Lage der Radula zu veranschaulichen. Dieselbe ist mit
r, r', r!', r!!! bezeichnet. Von r bis r! reicht derjenige Theil
der Reibeplatte, welcher, in der Zungenscheide steckend, bei
der Nahrungsaufnahme nicht in Activität tritt, von r! bis r!!
jener, der sich am Fressen betheiligt. Der Rest besteht aus
*) Svammerdam, Joh., Bibel der Natur, Leipzig 1752, 8. 48,
Tafel IV und V. (Abhandlung von der Weinbergsschnecke mit saubern
und getreuen Abrissen, S. 43 ff.)
**) Humboldt, A. v., Versuch über die gereizte Muskel- und Nerven-
faser, Posen und Berlin 1797, I. Bd., $. 261.
*#*#*) Archiv für Naturgeschichte, 2. Jahrgang (1836), I. Bd., S. 257 ff.
7) Fr. Wiegmann, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Reibe-
platte und der Kiefer bei den Landschnecken. Jahrbücher der deutsch.
malakozool. Gesellschaft, 3. Jahrgang (1876), S. 193 bis 235.
— 214 —
Radulagliedern, die durch die Benutzung so sehr gelitten
haben, dafs sie als unbrauchbar zu bezeichnen sind.
Ein durch den hinteren Theil der Zungenscheide recht-
winkelig geführter Querschnitt bietet ein ähnliches Bild, wie
das von Kölliker bei Loligo todarus erhaltene. Figur 2
stellt denselben dar und zeigt zu äulserst eine die rundliche
Zungenscheide einhüllende Bindegewebsschicht, derselben auf-
sitzend ein Cylinderepithel und von diesem getragen die
Grundmembran der Radula mit den aufsitzenden Zähnen.
Weiter nach innen folgt eine zweite Epithelschicht, welche
ihrerseits einer von oben in die Höhlung der Zungenscheide
sich einsenkenden soliden Masse aufsitzt. Es zeigt dieselbe,
von ihrer Eintrittsstelle in die Zungenscheide auslaufend, zarte
Streifungen. Ich erwähnte bereits oben, dals Kölliker, der
dieses Gebilde Zungenkeim nannte, darin die Matrix der Radula
erblickt. Der Schnitt wiederholt so im Wesentlichen den
Befund Kölliker’s mit dem Unterschiede, dafs bei Helix
pomatia die relative Kleinheit der Zähne die Annahme gänz-
lich ausschliefst, dieselben wüchsen in durch den Zungenkeim
gewissermalsen gegebene Formen hinein. Eine Betheiligung
der beiden vorhandenen Epithelschichten an der Bildung der
Radula macht der Querschnitt in hohem Grade wahrscheinlich ;
mehr lehrt auch die eingehendste Betrachtung nicht. Auf
die eigenthümliche, rinnenförmige Aufbiegung der Radula
mache ich beiläufig aufmerksam.
Ein durch dieselbe Partie der Zungenscheide geführter
medianer Längsschnitt gewährt bessere Auskunft. Das Bild
eines solchen giebt Figur 5 wieder. Auch hier findet sich
die umhüllende Bindegewebsschicht, derselben in ihrem unteren
Verlaufe aufsitzend das die Grundmembran der Radula tragende
Epithel, die Radula, ein oberes Epithel, welches vorhin als
inneres erschien, der Zungenkeim. Aufserdem aber erblicken
wir das hintere Ende der Radula, eingefügt in einen länglich-
runden Zellhaufen, die unzweifelhafte Bildungsstätte neuer
Zähne und somit der Reibeplatte. Es bildet diese Zellan-
häufung einen nahezu ringförmig geschlossenen Wulst, in den
sich der hintere Rand der rinnenförmig aufgebogenen Radula
— 25 —
einfügt und dessen Stärke in der Mitte, da wo der abge-
bildete Schnitt liegt, am beträchtlichsten ist. Seine Höhe
beträgt dort bei einem Thiere mittlerer Grölse 0,54 mm durch-
schnittlich. Nach oben respective aufsen verjüngt sich der
Wulst, wie ja auch die Zähne der Radula nach dem Seiten-
rande hin kleiner und endlich gar rudimentär werden.
Figur 4 giebt bei stärkerer Vergrölserung den wesent-
lichen Theil der vorhergehenden, den quer geschnittenen
Wulst und das Ende der Radula nebst umgebenden Geweben.
Die verhältnilsmäfsig schmalen und langgestreckten Zellen
des Wulstes sind nach einem dem Ende der Radula genäherten
Raume gerichtet, der von Zellen selber frei bleibt; er ist in
der Figur mit f bezeichnet. Dem Ende der Radula direct
angelagert und theilweise unter dem letztgebildeten Zahne
stehend, fallen alsbald einige Zellen von beträchtlicher Gröfse
ins Auge. Man kann deren leicht fünf unterscheiden und
habe ich dieselben mit den Buchstaben « bis e, auch in den
Figuren 5 und 6, bezeichnet. Die absolute Gröfse dieser
Zellen ist eine variable. Sie hängt ab von der Gröfse des
Thieres und wird wohl auch von der durch die äufseren
Lebensbedingungen hervorgerufenen Energie des Wachsthums
beeinflufst werden. Immerhin ist aber ihr Ausmals ein be-
trächtliches, wie aus den Zahlen 0,09 mm, der Höhe der Zelle
«, 0,035 mm, dem Querdurchmesser von y, hervorgeht; An-
gaben, die sich auf normale Thiere mittlerer Grölse beziehen.
Von diesen Zellen nimmt, das kann keinen Augenblick
zweifelhaft sein, die Bildung des Zahnes nebst der zugehörigen
Partie der Grundmembran ihren Ausgang und zwar wird
an der Zahnbildung zunächst die Zellgruppe « bis y betheiligt
sein.
Ich legte mir die Frage vor, ob aufser den genannten
drei noch andere in die engere Gruppe der odontogenen Zellen
gehören möchten und suchte dieselbe direet, d. h. an der
Hand von Schnitten zu beantworten. Es gelang mir diefs
nicht. Sehr wahrscheinlich aber ist die Zahl keine gröfsere,
als der Längsschnitt sie zeigt. Die gegenseitigen Malsver-
hältnisse des Zahnes und der Zellen, die seine Bildung be-
— 216 --
wirken, lassen diese Annahme als naheliegend zu. Ich habe
angegeben, dafs der Querdurchmesser der Zelle y 0,055 mm
durchschnittlich betrage. So grofs stellt sich, unter sonst
gleichen Voraussetzungen, der @Querdurchmesser des Basal-
theiles eines der jüngsten Reihe angehörenden Zahnes dort
dar, wo der Schnitt liegt. Die Zelle y ist nun, wie ich weiter
unten darthun werde, an der Secretion des basalen Theiles
des in Bildung begriffenen Zahnes direct betheiligt und da
ich eine ungewöhnliche Form der Zelle nicht voraussetze,
darf ich wohl folgern, dafs sie innerhalb der odontogenen
Gruppe, der sie angehört, keinen seitlichen Nachbar habe.
Gilt diels für y, dann dürften die Zellen 8 und «a, ent-
sprechend ihrer Rolle beim Zahnbildungsprocesse, ebenfalls
seitlicher Nachbarschaft entbehren. Ich nehme also für die
folgenden Erwägungen an, dals zunächst und unmittelbar an
der Zahnbildung nur die genannten Zellen betheiligt seien,
möchte aber ausdrücklich hervorheben, dals eine grölsere
Zahl derselben, welche immerhin denkbar ist, auf den Modus
der Zahnbildung kaum wesentlichen Einfluls haben kann.
Um die Bildungsweise der Radula zu verstehen, wird die
Kenntnils des Werdens eines einzelnen Zahnes unerläfslich
sein. Figur 5 stellt einen solchen in möglichst jugendlichem
Stadium dar. Die Zellen @ und ß, deren Scheitelflächen unter
einem ziemlich stumpfen Winkel sich berühren, geben den
Anstofs zur beginnenden Zahnbildung. An der beiden Zellen
gemeinschaftlichen Kante nimmt die Secretion ihren Anfang.
Die dort sich bildende Chitinleiste breitet sich allmählich
mehr aus, so dals bald die Scheitelflächen der Zellen « und ß
von dem Secretionsproducte bedeckt sein werden. So wird
ohne Zweifel die erste Anlage des Zahnes von den genannten
Zellen herrühren. Sehr bald aber nehmen an dem einge-
leiteten Bildungsvorgange noch andere und, wie es scheint,
recht zahlreiche Zellen Theil. Aus dem Mittelraume des
Wulstes, aus f, ziehen sich zarte Zellfäden nach dem werdenden
Zahne hin und über demselben gelegene Zellen senden gleich-
falls höchst feine Fortsätze ihm zu. Es erfolgt so ein gewils
recht rasches Wachsthum des Zahnes, dessen Inneres die ur-
— 217 —
sprüngliche Zahnanlage, umhüllt von dem Secretionsproducte
anderer Zellen, enthält.
In der That gelingt es, bei Zähnen der nächsten Ent-
wicklungsstadien diesen in seiner eigenartigen Formung stets
erkennbaren Kern durch die umhüllenden noch transparenten
Schichten hindurch zu erblicken.
So wird der Zahn, den Zellen « und ß aufliegend, sein
Wachsthum fortsetzen, bis er mit dem Ausscheidungsproducte
von y, dem nachwachsenden Basaltheile des vor ihm gebildeten
Zahnes und somit auch mit der durch die Zelle d erzeugten
Grundmembran in innige Berührung kommt, die zu einer
Verschmelzung führt. Die eigenartige Stellung der Zellen
zu einander, namentlich aber die Wachsthumsrichtung der
Grundmembran, bedingen nun auf rein mechanischem Wege
eine vollständige Aenderung der Situation. Ein Blick auf
Figur 6 macht die dort bereits eingeleitete Aenderung alsbald
verständlich. Es hebt sich der der Zelle « aufliegende Theil
des Zahnes, der zukünftige Haken desselben, von seiner Unter-
lage ab, der Zahn beginnt eine Viertelsdrehung, um allmählich
aus der übergekippten in die normale Stellung überzugehen.
Die von f herkommenden Zellfortsätze, die an den Zahn sich
ansetzten, werden bei diesem Aufrichten desselben mit empor
gezerrt und reifsen wohl bei weitergehender Drehung bald
vollständig ab. Die Zelle « ist fortan aufser jeglichem Zu-
sammenhange mit dem Hakentheile des Zahnes, der ihr seine
Entstehung und erste Form verdankt. Die Zelle $ hingegen
bleibt in Connex mit dem Zahne und hat Gelegenheit, die
begonnene Bildung dessen Basaltheiles fortzusetzen. ie
übernimmt die Rolle von y, während diese den Zusammen-
hang mit dem vorletzten Zahne aufgiebt. Schon in seiner
übergekippten, ursprünglichen Lage setzten sich über dem
Zahne gelegene Zellen, wie ich bereits erwähnte, mit ihm in
Verbindung. Bei seiner allmählichen Wendung und dem da-
mit verbundenen Frei- und Gröfserwerden seines Basaltheiles
bietet dieser zahlreiche Ansatzstellen. So sieht man denn
auch die über dem Zahne gelegenen Zellen vorzugsweise dort
ihre Insertionsstellen suchen. Es bilden diese Zellen und
— 218 —
solche, die an den Hakentheil des Zahnes sich ansetzen und
denselben completiren, jenes innere oder auch obere Cylinder-
epithel, das dem sogenannten Zungenkeime aufsitzt.
So weit ist, wie ich wohl annehmen darf, der Bildungs-
gang des Zahnes verständlich. Es soll jedoch mit dem vor-
läufigen Abschlufs der Entwicklung dieses jüngsten Gliedes
kein Stillstand im Weachsthum der betreffenden Zahnreihe
eintreten, es soll die Gesammtradula sich um weitere Quer-
reihen vergröfsern. Die Figur 6 zeigt aber, dafs die Zellen
« und $% die Bildung eines Zahnes nicht abermals einleiten
können, denn ß steht noch in Verbindung mit dem neuge-
bildeten Zahne, dessen Basaltheil, wie erwähnt, ihr theil-
weises Secretionsproduct ist.
Soll die Entwicklung nicht ins Stocken gerathen, dann
muls eine der rückwärts gelegenen Zellen die Rolle von «
übernehmen, während diese mit jener von ß sich befalst. So
kann man ein Weiterwachsen der Radula von hinten nach
vorn, durch Anfügen neuer Querreihen, sich ohne Zwang er-
klären.
Ich habe schon oben angedeutet, dals ich die Thätigkeit
der odontogenen Zellen in erster Linie als eine anregende
und die Form und Lage des Zahnes bestimmende auffasse,
indem die überwiegende Masse desselben von anderen und
kleineren Zellen geliefert wird. Haben jene diese ihre Mission
erfüllt, dann kann ihre secretorische Thätigkeit der Bildung
der Grundmembran dienen. Die durch die Zellen « bis e
repräsentierten Formen halte ich nur für Durchgangsstadien
dem unteren Theile des Wulstes entstammender Zellen. Die
bis zum Stadium d zunehmende Gröfse wird bedingt durch
reichliche Zufuhr von Nahrung. Hat diese aufgehört oder
aus anderen Gründen die Zelle sich erschöpft, dann wird
ihre hervorragende Thätigkeit aufhören und sie in dem die
Grundmembran tragenden Cylinderepithel aufgehen.
Die Grundmembran der Radula bildet eine ununter-
brochene, dünne Platte, der die Zahnreihen aufsitzen. Es
folgt hieraus für d, dafs diese Zelle mit ihr gleichwirkenden
seitliche Fühlung hat, während für die Zellen « bis y seit-
— 219 —
lich separierte Thätigkeit anzunehmen ist. Dieser seitliche
Anschlufs würde in Folge der zunehmenden Grölse der Zelle
d leicht erreicht werden. Die von mir gemachte Annahme
der durch d bewerkstelligten Secretion der Grundmembran,
gleichen Schritt haltend mit dem Wachsthum der Zähne, an
dem viele Zellen sich betheiligen, stellt an die secretorische
Thätigkeit von 6 allerdings hohe Anforderungen. Die ge-
bildete Grundmembran trägt nun aber unverkennbare Spuren
dieser ihrer Entstehung an sich. Ihre Masse hebt sich scharf
von der deutliche Schichtung zeigenden der Zähne ab und
stellt sich als viel weniger dicht jener gegenüber dar. Es
bestätigt diesen optischen Befund auch das Verhalten gegen
Tinetionsmittel.
Ich will nicht versäumen, schon jetzt darauf aufmerksam
zu machen, dafs die erörterte Bildung einen innigen Zusam-
menhang der einer Reihe angehörenden Zähne bedingt. Die
erwähnte Verschmelzung des in Bildung begriffenen Zahnes
mit dem nachwachsenden Basaltheile seines Vorgängers be-
deutet dessen Bildungsabschlufs nach dieser Seite hin, vereint
ihn aber innig mit seinem Nachfolger.
Wenn man sich vergegenwärtist, dafs die spätere Arbeits-
thätigkeit der Zähne Widerstände zu überwinden hat, die ein
Losreilsen von der Grundmembran in der Längsrichtung der
Radula möglich erscheinen lassen, wird man dieses Zusammen-
schweilsen der Glieder einer Zahnreihe als eine wirksame
Unterstützung ihrer Befestigung auf der Grundmembran, als
eine Entlastung dieser selbst ansehen dürfen. Es liegt die
Verwachsungsstelle bei normaler Lage unter dem Hakentheil
des nachfolgenden Zahnes und verhindert dieser namhaftere
Verdickung jener Partie der Zahnbasis bei späterem Wachs-
thum. Auf solche Weise geht, neben erhöhter Festigkeit,
durch diese Verwachsung innerhalb derselben Zahnreihe deren
später erforderliche leichte Biegsamkeit nicht verloren.
Ehe ich den neugebildeten Zahn in seiner fortschreitenden
Entwicklung verfolge, verweile ich kurz bei dem schönen
Cylinderepithel, das wir als den Träger der Grundmembran
schon oben kennen gelernt und von dem Kölliker die Bil-
— 20 —
dung dieser, Semper aber die der gesammten Radula her-
leitete. Wie die Abbildung zeigt, ist weder das eine, noch
das andere der Fall : Zahn und Grundmembran sind bereits
gebildet, bevor dieses Epithel auftritt. Wenn die Bildung
der Grundmembran durch das untere Epithel auch nicht statt-
findet, so kann die Annahme einer Verstärkung derselben
zunächst nicht zurückgewiesen werden. Die Untersuchung
der in ihrer Bildung vorgeschrittenen Radula zeigt aber, dafs
diefs nicht der Fall ist. Das Epithel secerniert eine Schicht,
die von der Grundmembran der Radula sich deutlich abhebt
und auch leicht trennen läfst, eine Subradularmembran, iden-
tisch mit der elastischen Platte Huxley ’'s.
Ueber die Natur dieses Gebildes befindet sich Troschel*)
in einem Irrthume, den Keferstein**) mit ihm theilt.
Beide sehen in der elastischen Platte nicht das Ausscheidungs-
product jenes Cylinderepithels, welches der unteren Wand
der Zungenscheide aufsitzt, sondern vielmehr die untere Wand
der Zungenscheide selber. Allerdings ist der Charakter dieses
in seinem hinteren Theile so ausgeprägten Epithels in jener
Region, in der die Radula, aus der Zungenscheide austretend,
auf den Zungenträgern sich ausbreitet, etwas verwischt, aber
immerhin noch erkennbar. Je näher dasselbe jedoch dem
vorderen Rande der Radula kommt und in Folge dessen
wieder in normalere Verhältnisse und namentlich bessere hin-
sichtlich der Ernährung tritt, em um so besseres Aussehen
gewinnt es. Es gleicht dort wieder, wie Figur 11 zeigt, dem
entsprechenden Epithel unter dem hinteren Theile der Radula
und geht allmählich über in das so charakteristische und
schöne Cylinderepithel, welches die Mundhöhle auskleidet.
Die Entwicklung des jüngsten Zahnes einer Reihe habe
ich in der voraufgehenden Betrachtung verfolgt, bis er in
seine normale Lage gelangte, im Wesentlichen also mit der
*) Das Gebils der Schnecken, I. Bd., 8. 19 £.
**) Bronn, Klassen und Ordnungen des Thierreichs, III. Bd., 2. Ab-
theilung, Leipzig 1862 bis 1866, S. 946 und 948,
— 21 —
Grundmembran parallel situiert erscheint. Um die Weiter-
bildung der Radula zu verfolgen, führe ich zunächst zwei
Partien derselben, innerhalb der Zungenscheide gelegen, vor.
Figur 7 zeigt den 15. bis 17. Zahn, vom Beginne der Reihe
aus gezählt. Das untere Uylinderepithel erscheint sehr gleich-
mälsig. Sein Ausscheidungsproduct hebt sich an dieser Stelle
nicht scharf von der Grundmembran der Radula ab, ist aber
an der horizontalen Schichtung, die dieser abgeht, immer-
hin zu erkennen. In dem über der Radula gelegenen, dem
Zungenkeime aufsitzenden Epithel treten die einzelnen Zellen
deutlich hervor und es zeigt die Schicht den Charakter eines
Cylinderepithels. Bei vorliegendem Längsschnitte kann selbst-
verständlich nur eine beschränkte Zahl dieser Zellen zur An-
schauung kommen und diese finden ihre Ansatzstellen vor-
zugsweise an dem Basaltheil des Zahnes. Sie werden jedoch
nicht nur dort, sondern auch an anderen Stellen und nament-
lich den Seitenkanten des Hakens inserieren. Die Secretions-
thätigkeit dieser Zellen allein führt den Zahn seiner Vollen-
dung entgegen. Er zeigt dann, verglichen mit der unent-
wickelten Gestalt und weit geringeren Grölse bei seiner Bil-
dung, eine beträchtliche Zunahme seiner Masse, bestimmte
Form und Seulpturverhältnisse des Hakentheiles, sowie scharfe
Umrisse seiner basalen Partie, der sogenannten Grundplatte.
Auch hier tritt deutlich jene schon oben von mir erwähnte
Verschmelzung der einzelnen Glieder einer Zahnkette hervor.
Eine grolse Strecke der Zahnreihe übergehend, stelle ich
in Figur 8 eine Zahngruppe dar, welche nahe jener Stelle
gelegen ist, an der die Radula aus der Zungenscheide austritt
und der Abschnitt derselben beginnt, welcher bei der Nah-
rungsaufnahme mitwirkt. Das Bild ist ein gänzlich ver-
ändertes. Das untere Epithel erscheint hier beträchtlich
niedriger, sein Ausscheidungsproduct aber, das von der Grund-
membran der Radula scharf sich abhebt, wesentlich verstärkt.
Eine Verbindung beider Platten besteht, kann aber eine nur
lose sein, da bei Herstellung von Dünnschnitten leicht T’ren-
nung eintritt. Der Zahn ist an dieser Stelle längst über die
Zeit seiner Ausbildung hinaus, ein fertiges Product, geschickt,
— 22 —
seine Function zu übernehmen. Das Epithel, welches seine
Fertigstellung besorgte, hat nach Erreichung dieses Zieles
seine ausscheidende Thätigkeit nicht eingestellt. Seine Zellen,
die jetzt vollständig in Form und Gröfse übereinstimmen,
sind bedeckt mit einer mächtigen Cuticularschicht, die, der
Radula sich anschmiegend, zwischen deren Zähne Papillen
entsendet. Beachtenswerth ist die Stellung der Zellen beider
Epithelien. Während dieselbe früher eine wesentlich senk-
rechte zur Fläche der Radula war, folgt nun ihr dieser zu-
gewandter Theil augenscheinlich emem Zuge, der bestrebt
ist, die Reibeplatte aus ihrer Scheide austreten zu lassen.
Bald nach ihrem Austritt aus der Zungenscheide macht,
wie Figur 1 zeigt, die Radula, die nun mit der Subradular-
membran auf dem Zungenträger, dem motorischen Theil dieses
Frefsapparates, ausgebreitet ist, eine scharfe Biegung nach
vorn und unten. Hierdurch wird eine Schichtenstörung in
dem jüngsten Theil der Subradularmembran veranlafst. Die
erwähnte Schicht erscheint nicht mehr parallel zwischen den
älteren Theil der Membran und das hier sehr reducierte er-
zeugende Epithel gelagert, sondern mehr oder weniger schief
zu beiden gestellt. Es wird dadurch das Epithel von der
oberen Partie der Membran entfernt und scheinbar eine
weitere Schicht eingeschoben. Bei genauerer Untersuchung
ergiebt sich leicht der angeführte Grund dieser auf den ersten
Blick eigenthümlichen Erscheinung.
Durch den Gebrauch werden die Zähne der Radula ab-
genutzt und schliefslich untauglich — sie müssen durch nach-
rückende Querreihen ersetzt werden. Figur 9 zeigt einige
Zähne dieser Art, denen man alsbald die vielfache Benutzung
und in Folge dessen eingetretene Invalidität ansieht. Das
untere Epithel zeigt sich hier schon wieder, verglichen mit
vorhergehenden Stadien, wesentlich gekräftigt. Die schein-
bare, nicht unbeträchtliche Verstärkung der Subradularmem-
bran ist die Folge der erwähnten Schichtenstörung, die noth-
wendig von einer Auflockerung begleitet sein mulfs.
Figur 10 giebt ein Bild des vorderen Endes der Zahn-
reihe, die ich durch ihre verschiedenen Entwicklungsstadien
— 223 —
bis hierher verfolgt — ein Bild des Verfalls. Das Cylinder-
epithel allein, welches bis dahin die Reibeplatte getragen,
bleibt erhalten und kräftigt sich, um in die epitheliale Aus-
kleidung der vorderen Mundhöhle überzugehen, alle übrigen
Theile der Radula zerbröckeln und werden entfernt. Auch
hier noch besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen Ra-
dularmembran und Subradularmembran. Die dem Uylinder-
epithel auflagernde Schicht ist eine erst neuerdings gebildete
euticulare Ausscheidung, nicht etwa ein Theil der Subradular-
membran. Ich vermuthe, dafs dieselbe zum Schutze unter
ihr gelegener Gewebe, dem abbröckelnden Rande der Radula
gegenüber, dient und beim Weiterwachsen, nachdem sie ent-
behrlich geworden, abgestolsen werden mag.
Der weitaus grölsere Theil der Radula steckt in der
Mundmasse, dort eine nach oben offene Rinne bildend. Diese
Rinne ist, wie wir wissen, nicht hohl, sondern mit einer Fül-
lung versehen, welche das Cylinderepithel trägt, dem der
Ausbau der Radula zugewiesen ist. Kölliker*) zuerst
achtete auf diese ausfüllende Masse. Er beschreibt dieselbe
als eine bindegewebige Substanz und Keferstein **) schlielst
sich seiner Auffassung an, Semper***) dagegen ist der An-
sicht, es sei die histologische Beschaffenheit eine andere, es
überwiege Muskulatur. Bei näherer Untersuchung ergiebt
sich, dals die Natur dieser Einlagerung eine verschiedene ist,
je nachdem man mehr dem Ende der Radula sich nähert oder
mehr jener Stelle, an der ihr Austritt aus der Zungenscheide
erfolgt. Für die der Bildungsstätte der Zähne genäherte
Partie gilt unzweifelhaft die Auffassung Kölliker’s, wäh-
rend in dem oberen, älteren und grölseren Theile der Ein-
lagerung die Muskulatur allmählich überwiegt, um endlich
allein vorhanden zu sein. Wenn ich auch der Meinung
Kölliker’s in Bezug auf die Natur jenes hinteren Theiles
TALRGE:
*#) Bronn, Klassen und Ordnungen des Thierreichs, III. Bd, 2. Ab-
theilung, 8. 947 £.
Fr ullic.
— 224 —
der Einlagerung beistimme, so kann ich die ihr zugewiesene
Rolle als Matrix der Radula nur theilweise zutreffend erachten.
Die Betheiligung dieser Bildung an der Radulaerzeugung be-
schränkt sich darauf, dafs sie das die Zähne weiter bildende
Epithel trägt und ernährt und wohl auch als Stützapparat
überhaupt functioniert.
Eine sehr wesentliche Rolle scheint mir dem oberen, mus-
kulösen Theil dieser Rinnenausfüllung zugewiesen zu sein.
Ich vermuthe, dafs derselbe in innigem Zusammenhange mit
der Vorwärtsbewegung der Radula steht. Schon oben habe
ich erwähnt, dafs Troschel der irrigen Ansicht war, die
Radula stecke lose in ihrer Scheide und werde durch den
Druck der nachwachsenden Zähne vorgeschoben. Kölliker
hält es dagegen für wahrscheinlich, dafs äufsere Ursachen
diefs bewirken möchten. Er weist dabei auch auf den Zug
hin, den die Ueberwindung des Widerstandes bei der Nah-
rungsaufnahme veranlasse. Es scheint mir aber die ganze
Anlage der Radula, bei Gastropoden wenigstens, darauf hin-
zudeuten, dals dieser Einfluls möglichst abgeschwächt werde.
Das beim Fressen nothwendig eintretende ruckweise Zerren
würde sehr leicht zu Bildungsstörungen Anlafs geben können,
wenn die Bildungsstätte nicht relativ weit, auch bei Helix
pomatia, abgelesen wäre. Wo der Einfluls der Frefsbewegung
sich zerrend geltend machen mag, dort ist der Zahn längst
ausgebildet.
Ich nehme an, dafs im Wachsthum der Radula selber,
in dem der umgebenden Gewebe die Tendenz des Vorschiebens
liegt, dafs diefs aber nicht entfernt ausreichen kann, die Vor-
wärtsbewegung zu erklären, erscheint selbstverständlich. Es
handelt sich also um die Auffindung eines bestimmten, dem
erwähnten Zwecke dienenden Apparates, den ich in der oberen
Partie der Rinnenausfüllung glaube gefunden zu haben. In
Figur 11 gebe ich das Bild eines medianen Längsschnittes
durch jenes Gebilde. Das schon oben von mir erwähnte
epitheliale Ausscheidungsproduct, welches sich bildet, nachdem
der Zahn fertig gestellt ist, jener starke Cuticularsaum, der
zwischen die Zähne sich erstreckte, setzt sich in die sehr
— 23 —
beträchtliche Falte fort, welche rückwärts von der Austritts-
stelle der Radula aus ihrer Scheide, unter dem Eingange
in den Oesophagus gelegen ist. Bei Untersuchung der inner-
halb dieser Falte gelegenen Cuticularbildung ergiebt sich, dafs
sie genau jene welligen Schichtenlagerungen zeigt, welche
die in der Scheide befindliche Partie durch Anschmiegen an
die Zähne und Lücken der Radula erhält. Es kann hier-
nach keinem Zweifel unterliegen, dafs jene Schicht innerhalb
der Scheide gebildet wurde. Die Frage nach der Ursache
des Rück- und Abwärtsbiegens derselben, nach der Ursache
dieser Faltenbildung ist durch die Beschaffenheit der unter-
liegenden Muskelmasse beantwortet. Starke Muskelbündel
setzen sich an die unter dem Cuticularsaume gelegenen Ge-
webe an, durchsetzen in etwas geneigter Richtung die Ra-
dularinne, um beträchtlich weiter hinten eine zweite Be-
festigungsstelle an den der Radula aufliegenden Gewebs-
schichten zu finden. Eine Verkürzung dieser Muskeln muls
nothwendig in doppelter Weise wirken : einmal wird der
obere Saum herunter- und von der Radula wegbewegt —
dann wird der untere Theil der Radula gehoben werden
müssen. Ohne Zweifel kommt hierbei die Rigidität dieser
oberen Cutieularschicht in Betracht, vielleicht auch jene cuti-
cularen Höcker zur Geltung, die zwischen die Zähne der
Radula sich herein drängen. Dals die eigenthümliche Stel-
lung der Epithelzellen zur Radula, die ich in Figur 8 zur
Anschauung brachte, auf diesen Zug sich zurückführen läflst,
halte ich für wahrscheinlich, doch könnte dort auch die zer-
rende Einwirkung der Frefsbewegung die Ursache sein. Ein
wenn auch mit geringer Stärke, aber stetig wirkender Zug
dürfte genügen, ein langsames aber dauerndes Vorschieben
der Radula, wie es durch die Abnutzung der Zähne sowie
durch Zunahme der Gesammtgröfse der Zunge bedingt ist,
zu erklären. Bei weitergehendem Wachsthum schieben sich
neue Muskelpartien zwischen der unteren Anheftungsstelle
der Muskelbündel und der Radula ein und allmählich werden,
im steten Anschlufs an die sich vergröfsende Faltenbildung,
die Muskelmassen theilweise aus der Radularinne heraus und
XxIL. 15
eg
nach rückwärts gedrängt werden, dort eine unter dem Oeso-
phagus gelegene Verstärkung des Schlundkopfes bildend.
Eine dieser mit dem Alter wachsenden Falte entspre-
chende Bildung in dem vorderen Theile der Mundhöhle, ge-
bildet von dem Epithel, welches die Subradularmembran er-
zeugte, vermisse ich, wenigstens in nennenswerther Grölse.
Es scheint dieses Epithel ohne derartige Faltenbildung in
der unteren und vorderen Mundhöhle aufzugehen.
Ich gebe gerne zu, dafs mit Vorstehendem die Vorwärts-
schiebung der Radula, die einen ohne Zweifel complicierten
Mechanismus erfordert, nicht erschöpfend behandelt ist, kann
aber leider für den Augenblick auf diesen interessanten Punkt
nicht näher eingehen. Vielleicht ist es mir möglich, ein
anderes Mal eine erschöpfende Untersuchung dieser Bewe-
gungsfrage durchzuführen.
Zum Schlusse meiner Betrachtung gebe ich in aller
Kürze eine Zusammenstellung der von mir erhaltenen Resul-
tate unter Hinweis auf ältere Beobachtungen und Theorien.
Es ist mir gelungen, die Bildungsstätte der Radula in einer
ihrem Ende sich anfügenden Zellanhäufung, welche wesent-
lich von dem umhüllenden Gewebe der Zungenscheide ge-
tragen wird, aufzufinden. Der Zahn wird separat gebildet
und erst in einem bestimmten Entwicklungsstadium der
gleichzeitig entstehenden Grundmembran aufgesetzt, mit dieser
und dem vorher gebildeten Zahne verschmelzend. Kölliker
nimmt ein Aufsetzen der Zähne auf die Radularmembran an,
scheint diels aber in wesentlich anderem Sinne verstanden
zu haben. Leuckart’s Ansicht *), dals durch Verdickung
und Wucherung der sie tragenden Grundmembran die Zähne
entstehen, ist unzutreffend. Der unfertig gebildete Zahn
wird durch das dem sogenannten Zungenkeim aufsitzende
Epithel weitergebildet und vollendet. Als Matrix der Ra-
dula, in dem Sinne wie Kölliker diese Bezeichnung ge-
braucht, ist der Zungenkeim nicht zu betrachten.
*) Leuckart, Zoolog. Untersuchungen, Gielsen 1853, 1854, III, 8. 39.
Das Epithel, dem Kölliker die Bildung der Radular-
membran zuschreibt, bildet nicht diese, sondern eine Sub-
radularmembran, die identisch ist mit der elastischen Platte
Huxley’s. Die Ansicht Troschel’s und die Keferstein’s,
dafs diese Membran die untere Wand der Zungenscheide sei,
ist nicht zutreffend.
Die Annahme Semper’s, das letzterwähnte Cylinder-
epithel erzeuge die Grundmembran nebst den dieser auf-
sitzenden Zähnen, ist unhaltbar, eine Erneuerung der Radula
durch Häutung ohne thatsächliche Unterlage.
Die Radularmembran gleitet nicht, wie Troschel angiebt,
lose auf der Subradularmembran, sondern bleibt mit der-
selben stets, wenn auch schwach, verbunden.
Ein Vorrücken der Radula, die mit ihrer Scheide innig
verbunden ist, findet Unterstützung in ihrer Wachsthums-
richtung, wird aber bewerkstelligt durch einen Bewegungs-
mechanismus, welcher im oberen Theile der Radularinne sich
bildet. Der Druck der fertig gebildeten Zähne, wie Troschel
meint, ist nicht die Ursache, wohl auch nicht mechanisches
Zerren beim Fressen.
Eine Folge dieses Vorwärtsschiebens der Radula in
innigem Zusammenhange mit den anlagernden Geweben ist
die Bildung einer starken Falte, hinter ihrer Austrittsstelle
aus der Zungenscheide gelegen. Das Analogon derselben
am vorderen Rande der Radula wird vermilst.
Ich zweifle nicht, dafs die vorgeführten Resultate meiner
Untersuchung, die ja zunächst nur für die Radula von Helix
pomatia Geltung haben, sich verallgemeinern lassen und hoffe
ich, dals es mir gelungen sein möge, die Kenntnils eines
ebenso complicierten wie wichtigen und interessanten Organes
gefördert zu haben.
(Gielsen, Zoologisches Institut, im März 18833.
— 22383 —
Erklärung der Abbildungen.
Figur 1. Medianer Längsschnitt durch den Schlundkopf
von Helix pomatia, um die Lage der Radula in demselben
zu veranschaulichen. r r! r"" r!'" Radula. Vonr bis r! reicht
der in der Zungenscheide eingeschlossene Theil derselben,
von r! bis r!! der beim Fressen in Activität tretende und von
r'' bis r!!" endlich diejenige Partie, welche aus abgenutzten,
nicht mehr brauchbaren Radulagliedern besteht. Zs Zungen-
scheide. F unter dem Oesophagus und hinter der Austritts-
stelle der Radula aus der Zungenscheide gelegene Falte,
welche bei dem Weiterwachsen der Radula entsteht und mit
demselben sich vergrölsert. Oe Oesophagus. O Mundöffnung.
4
oO 1 ‘
Figur 2. Rechtwinkelig zur Radula geführter Querschnitt
durch den hinteren Theil der Zungenscheide. r rinnenförmig
aufgebogene Radula. e Cylinderepithel, die Radula tragend,
E Cylinderepithel, den Zähnen der Radula aufgelagert.
B Bindegewebe. Zk der sogenannte Zungenkeim. Vergrölse-
K Kiefer. T Träger der Radula. Vererölserung
te} (0)
{
ei
Figur 3. Medianer Längsschnitt durch den hinteren Theil
der Zungenscheide r Radula. e unteres Epithel, E oberes
Epithel. B Bingegewebe, der Träger des unteren Epithels.
W im vorliegenden Schnitte länglichrund erscheinende Zellan-
häufung, welche in ihrer Gesammtheit einen nahezu ringförmig
geschlossenen Wulst bildend, die Bildungsstätte der Radula
darbietet.: M muskulöse Hülle der Zungenscheide. Zk Zungen-
-
rung
keim. Vergrölserung a:
Figur 4. Aus voriger Figur das hintere Ende der Radula
nebst umgebenden Geweben bei stärkerer Vergrölserung.
r Radula. e unteres, E oberes Epithel. B Bindegewebe.
M Hülle der Zungenscheide. W Bildungsstätte der Radula,
f in derselben von Zellen frei bleibender Bildungsraum, «& bis
&e die bei der Radulabildung zunächst betheiligten Zellen.
If
{9)
ji
Z/k Zungenkeim. Vergröfserung
— 29 —
Figur 5. Die in voriger Figur mit « bis & bezeichneten
Zellen nebst dem jüngst gebildeten Theile der Radula bei
stärkerer Vergröfserung. Den Zellen « und ß aufgelagert,
mit Z bezeichnet, die erste Anlage eines Zahnes, das Aus-
scheidungsproduct dieser Zellen. rm Radularmembran, vor-
zugsweise von d gebildet. Mit derselben in directem Zu-
sammenhange ein gleichfalls mit Z bezeichneter Zahn, in der
Bildung weiter vorgeschritten. Vergrölserung on
Figur 6. Dieselben Gebilde wie in Figur 5, jedoch in
weiter vorgeschrittenem Entwicklungsstadium. Der jüngste,
beträchtlich gröfser gewordene Zahn hat sich von der Zelle
« eben abgehoben. Mit rm, der Radularmembran, ist der-
32
selbe in Verbindung getreten. Vergrölserung nn
Figur 7. Der 15. bis 17. Zahn einer Reihe, vom Beginn
derselben aus gezählt. sb Subradularmembran,, Bezeichnung
sonst wie oben. Vergrölserung o.
Figur 8. Eine Partie derselben Zahnreihe, nahe der Aus-
trittsstelle der Radula aus der Zungenscheide. C Outicular-
320
bildung, Bezeichnung sonst wie oben. Vergrölserung in
Figur 9. Zahngruppe, nahe dem Vorderende der Radula.
sb! untere Schicht der Subradularmembran, Bezeichnung sonst
wie oben. Vergröfserung en
Figur 10. Vorderes abbröckelndes Ende einer Zahnreihe
der Radula. Bezeichnung wie oben. Vergrölserung nn.
Figur 11. Medianer Längsschnitt durch den oberen Theil
der Zungenscheide, dort wo die Radula, aus derselben aus-
tretend, nach vorn und unten umbiegt. M Muskelbündel,
: 34
Bezeichnung sonst wie oben. Vergrölserung Zr
X.
Analysen zweier glimmerartiger Minera-
lien aus dem Lahnthale.
Von Dr. Martin Jafle in Posen.
1) Ohromophyllit aus dem Schaalsteine von Limburg.
Dieses zuerst von Sandberger beschriebene Mineral hat
folgende Zusammensetzung (Mittel aus zwei Analysen) :
G = 2,836
gefunden berechnet
SiO, = 39,68 39,73
41007 71450 14,71
ErO; = 346 3,62
FeO; — 16,68 15,73
Fe O = 43% 4,25
MO = 8,46 8,22
Ro” 2 We 6,22
Na,0 = 2,20 2,21
ON /5,18 5,31
100,36 100,00.
Hieraus ergiebt sich die Formel R-RsR,SisO 3.
2) Chromophyllit- resp. glimmerähnliches Mineral aus dem
Schaalstein der Grube Gottesgabe bei Aumenau. Dieses Mineral
ist nach einer Richtung sehr deutlich spaltbar, ist aber nicht
elastisch biegsam. H = 3, G = 3,081, Farbe dunkellauch-
grün bis dunkelolivengrün. Es besitzt einen in den Fett-
glanz übergehenden Glasglanz, ist kantendurchscheinend und
— 231 —
hat grauweilsen Strich. Seine Zusammensetzung ist Folgende
(Mittel aus zwei Analysen) :
gefunden berechnet
SiO, = 51,00 49,8
AlO, — 23,9% 24,4
Fe0, = 6,40 6,5
FeO = 0,29 0,4
MO = 3,04 4,1
KO = 627 6,5
Na,0 = 2,08 2,1
HO = 5,97 6,2
99,05 100,0.
Es enthält kein Chrom.
Hieraus ergiebt sich die Formel : Rı4RzR4Si,04;, oder
wenn man R auf R berechnet : RıuRSisO,1.
XIEL.
Mittheilungen aus dem mineralogischen
Institut der Universität Giefsen.
1) Ueber den Hornblendediabas von Gräveneck bei
Weilburg.
Von A. Streng.
Zu den verbreitetsten (festeinen des Taunus und des
Westerwalds gehören die Diabase. Dieselben sind schon
mehrfach beschrieben worden, insbesondere von Stifft*),
Friedol.. Sandber gen"), Koch "Hr under Ripe
steinfy). Neuerdings sind einige dieser Gesteine von Senf-
terjy) mikroskopisch und chemisch, von Schaufjyjyr) und
von Riemann*) mikroskopisch untersucht worden. Endlich
*) Stifft, geognost. Untersuch. d. Herzogth. Nassau, Wiesbaden
1835.
**) F, Sandberger, Uebersicht der geolog. Verhältnisse des Her-
zogth. Nassau, Wiesb. 1847, und über die geognost. Zusammensetz. der
Umgegend von Weilburg, Jahrbücher des Ver. f. Naturk. im Herzogth.
Nassau, 1852, II, S. 1.
*#®) K, Koch, paläozoische Schichten u. Grünsteine u. s. w., Jahrb.
d. Ver. f. Naturk. im Herzogth. Nassau, 1858, S. 85.
7) v. Klipstein, Zeitschr. d. g. Ges., V, 8. 561 u. 583, und geo-
gnost. Darstell. d. Grofsherzogth. Hessen u. s. w., Frankfurt a. M. 1854.
ir) Senfter, neues Jahrh. f. Mineral., 1872, 8. 673.
trrf) Schauf, Unters. über nassau. Diabase. Inaug.-Diss. Bonn 1880.
*) Riemann, über die Grünsteine des Kreises Wetzlar. Inaug.-Diss.
Bonn 1882.
— 23 —
hat sich auch Fr. Sandberger*) mit nassauischen Dia-
basen im Allgemeinen beschäftigt.
Auf einer Exeursion in die Umgegend von: Weilburg
lernte ich ein zu den Diabasen gehöriges Gestein kennen,
welches zwar sowohl von Senfter als auch von Schauf
beschrieben, aber von beiden nicht nach allen Richtungen in
seiner Bedeutung erkannt worden ist. Da dieses Gestein
von hohem Interesse zu sein schien, so habe ich es einer
genaueren Untersuchung unterzogen.
Wenn man von Weilburg aus am linken Ufer der Lahn
abwärts geht, so kommt man nach etwa 1'), Stunden an den
Ort Gräveneck, der auf einem nach Norden, Westen und
Süden steil abfallenden Vorsprung liegt. Auf der Westseite
wird dieser Felsen von der Lahn bespült, während er im
Norden und Süden von zwei kleinen Schluchten resp. Seiten-
thälern der Lahn begrenzt wird, im Osten aber mit dem
Taunusplateau in Verbindung steht. Dem Felsvorsprung
gegenüber **), also auf dem rechten Lahnufer, erhebt sich
ein minder steiler und hoher Felsen, auf dem eine alte Ruine
steht, die von den Einwohnern von Gräveneck als das Raub-
schlofs bezeichnet wird. Beide Felsen, sowohl am linken wie
am rechten Lahnufer, bestehen aus einem porphyrartig aus-
gebildeten Diabase, in welchem man schon mit blofsem Auge
zahlreiche dunkle Augitkrystalle und minder zahlreiche Kry-
stalle von Hornblende erkennen kann. Nach Analogie der
Hornblendebasalte bezeichne ich dieses Gestein als Horn-
blendediabas.
Was die Begrenzung und die Lagerung dieses Gesteins
anbetrifft, so liegt es, soweit die vorhandenen Aufschlüsse
eine Beurtheilung zulassen, deckenartig im Schaalstein, der
hier ziemlich steil nach SO einfällt, bei einem Streichen un-
gefähr von h 3 bis 4. Sowohl im Hangenden als im Lie-
*) Sandberger, die krystall. Gesteine Nassaus. Verh. d. physik.-med.
Ges. Würzburg. Neue Folge V, 8. 233.
##) Hiernach ist die Angabe Senfter’s zu berichtigen, wonach Burg
und Dorf auf derselben Kuppe liegen sollen. A. a. O. 8. 682.
—_— 234 —
senden des Hornblendediabases ist das Streichen des Schaal-
steins das Gleiche. Im Norden bildet die kleine Thalschlucht
dicht bei Gräveneck die Gesteinsgrenze. Diese zieht dann
über die Lahn hinüber, umschliefst den Schlofsberg im
Westen und geht dann wieder auf das linke Ufer der Lahn
herüber, wo sie wenige Schritte oberhalb des Bahnwärter-
häuschens am Ausgange der südlichen Thalschlucht, in wel-
cher eine Mühle steht, zu beobachten ist. Hier zieht die
Gesteinsgrenze am steilen Abhang in die Höhe, überschreitet
den zwischen Lahnthal und Thalschlucht liegenden, durch
letztere von Gräveneck getrennten kleineren Vorsprung, er-
reicht dicht oberhalb der Mühle die Sohle der Thalschlucht
und zieht nun, dem Streichen der Schaalsteinschichten folgend,
an dem rechten Gehänge der Schlucht in die Höhe. Die
Gesteinsgrenze hat hier ein Streichen von h 4. Auf der
Ostseite von Gräveneck sind nur wenige Aufschlüsse vor-
handen; doch steht der östliche Theil des Orts auf Schaal-
stein, der westliche auf Hornblendediabas.
Das Gestein zeigt meist unregelmäfsige Absonderung ;
unmittelbar am Südende des den Grävenecker Vorsprung
durchsetzenden Eisenbahntunnels steht aber das Gestein in
schief liegenden Säulen an. — Im Hangenden des Gesteins,
am Wärterhäuschen, ist eine scharfe Grenze gegen den Schaal-
stein nicht vorhanden. Das Gestein geht hier ganz allmäh-
lich in Schaalstein und in ein Schaalsteinconglomerat über,
wie dies auch schon von Schauf*) angegeben worden ist.
Betrachtet man den Hornblendediabas mit dem blofsen
Auge oder mit der Lupe, dann erscheint er ungemein frisch ;
die Grundmasse ist von blau- bis grünlich-dunkelgrauer, fast
schwarzer Farbe, so dals man geneigt sein könnte, ihn für
einen Basalt zu halten. Auch diese auffallend basaltähnliche
Beschaffenheit des Gesteins wird von Schauf**) hervorge-
hoben. Ferner erkennt man sehr leicht die zahlreichen
schwarzen porphyrartigen Einlagerungen von Augit, die über
— 235 —
1 em grofs werden können, ferner die weniger häufig vor-
kommenden, oft 1 bis 2 em grofsen Krystalle von schwarzer
Hornblende, die von der basaltischen nicht zu unterscheiden
ist. Ferner kommen vereinzelt Körner von Magneteisen so-
wie kleine Kryställchen (©O0®.%02) oder feine Ueberzüge
von Schwefelkies, namentlich auf Magnetitkörnern vor. Schon
Stifft giebt von diesem Gestein, welches er als dichten
Grünsteinporphyr bezeichnet, eine ganz ähnliche Beschrei-
bung, insbesondere hat er das Vorkommen der basaltischen
Hornblende erkannt *), während die späteren Forscher, welche
sich speciell mit diesem Gestein beschäftigt haben, diesen
merkwürdigen Gemengtheil nicht erwähnen. Das was Senf-
ter unter dem Mikroskop für Hornblende gehalten hat, ist
höchst wahrscheinlich Viridit gewesen. — Auch die von
Stifft erwähnten schmalen epidothaltigen Quarzgänge, sowie
die asbestartigen Kluftausfüllungen habe ich mehrfach ge-
funden, daneben aber auch schmale Trümer von Kalkspath
mit Epidot. Das Vorkommen von Epidot im Diabase von
Gräveneck wird Uebrigens auch von Fr. Sandberger**)
erwähnt.
Der Augit zeigt zwar prismatische Spaltflächen; dieselben
sind aber meist nicht sehr deutlich. Von pinakoidalen Spalt-
flächen, wie sie bei Diallag und bei manchen Augiten aus
den Diabasen vorkommen, ist nichts zu sehen. Auch sind
deutliche Krystallformen nicht zu erkennen, selbst wenn die
Umrisse einen geradlinigen Verlauf haben. Der Augit hat
gewöhnlich muschligen bis unebenen Bruch; seine Farbe ist
im reflectirten Lichte schwarz, im durchfallenden hellbraun ;
sein Strichpulver ist hellgrau; er besitzt fettartigen Glas-
glanz.
Zum Zwecke der chemischen Untersuchung wurden
grölsere Ausscheidungen dieses Minerals ausgelesen und pul-
verisirt und dann mit concentrirter Kaliumquecksilberjodid-
lösung behandelt, um alle leichteren Beimischungen zu be-
*) A. a. 0. 8. 307.
**) Neu. Jahrb. f. Min., 1851, S. 155.
— 236 —
seitigen, während sich Augit mit Magnetit zu Boden schlug.
Nach dem Auswaschen wurde das Pulver mit dem Magneten
so lange behandelt, als noch magnetische Theilchen ausge-
zogen werden konnten. Das so hergerichtete Pulver zeigte
sich unter dem Mikroskop als sehr rein,
Augit von Gräveneck.
Element divid. dureh Aus der Formel
d. Atomgew. *) berechnet
SiOstr— 44134,n10,13545 43,71
0,7687 ;
TiO, = 2,66 me HEsr 2,64
AO; in. 1,45 0,07260 9 7,50
Fe0, = 773 0,04837 | a 1,53
BeQy'==414f1,02 0,09763 6,88
CaO = 20,46 0,3650 0,73803 20,02
MsO = 10,64 0,27540 10,78
K;0 —
Na,0 = 09 0,02904 0,94
IE LO m —E 1,0) 100,00.
101,99
I II VI
R:R:R:Sı = 11:285:47:300. Nimmt man statt
dessen 12 :285 :48:: 300, so erhält man folgende Formel :
I
2 ReSi30,
18 RS1,0, oder Naıs Fey7,7 Ba a
II
80 R3Si30% Caısı WEeıs,e (Tiiz
11
15 R;R,O, Mg:1o06,3
rer nen cr
Be Senne
ferner Ca: Mg + Fe = 1: 1,02, d.h. Ca< Ms + Fe
Aus Mangel an genügend reinem Material konnte die
Analyse, die mit einer etwas zu kleinen Menge ausgeführt
worden war und deshalb einen Ueberschuls von fast 2 pC.
ergeben hatte. nicht wiederholt werden.
*) Für Al und Fe ist das doppelte Atomgewicht zu Grunde gelegt
worden.
_— 231 —
Dieser Augit zeichnet sich aus durch seinen auffallend
geringen Gehalt an SiO,. Unter den in Rammelsberg’s
Mineralchemie zusammengestellten Analysen steht nur der
Augit von Sasbach diesem im Kieselerdegehalt gleich. Ebenso
stimmen beide auch im Gehalt an AlO,, MgO und annähernd
auch in demjenigen an CaO überein und nur im Gehalt an
FeO;, FeO und Alkali sind namhafte Verschiedenheiten vor-
handen. Den Reichthum an Eisenoxyden hat dieser Augit
mit den Augiten von Teneriffa und von Pico (Azoren) ge-
mein. Er steht daher in mehrfacher Beziehung den Augiten
sehr junger Gesteine nahe. Merkwürdig ist der Gehalt an
Titansäure, der bisher in Augitanalysen nicht gefunden wor-
den ist. Es verhält sich Ti : Si = 1: 22.
Die Hornblende ist von der basaltischen Hornblende nicht
zu unterscheiden. Sie zeigt die hervorragend deutliche Spalt-
barkeit nach den Prismenflächen und ist auf diesen nicht
faserig entwickelt, sondern vollkommen glatt und eben; sie
ist ferner lebhaft glasglänzend auf den Spaltflächen. Im auf-
fallenden Lichte ist die Farbe schwarz, im durchfallenden
ist das Mineral nur in den allerdünnsten Splittern braun
durchscheinend. Das Strichpulver ist hellbräunlichgrau. Die
zahlreichsten Hornblenden befinden sich an der südlichen
Gesteinsgrenze in der Nähe der Mühle; an der Nord- und
Westseite des Grävenecker Berges sind sie, wenigstens im
frischen Zustande, seltener; am seltensten an der rechten
Lahnseite am Schlofsberge.
Auch die Hornblende wurde aus gröfseren Einlagerun-
gen des Gesteins ausgesucht und auf dieselbe Weise mit der
@Quecksilberlösung gereinigt, wie der Augit. Mit dem Mag-
neten liefs sich indessen so gut wie nichts aus dem Pulver
der Hornblende ausziehen. Unter dem Mikroskope erwies
sich auch hier das zur Analyse verwendete Material als
durchaus rein.
_ 235 —
Hornblende von Gräveneck.
Element divid. durch Aus der Formel
d. Atomgew. berechnet
SiO, = 41,35 0,68912 B: 40,92
TiO, =. 4971... 0,06213 a 4,81
AlO, =. 13,48 0,13136 | 0,16352 13,85
FeO, = 5,14 0,03216 | 5,24
FeO = 1033 0,14366 10,26
Ca = 10,8 0,19552 \ 0,62559 10,85
MO = 11,4 0,28641 } 11,38
KO = 0,62 0,01318 } 0,60
P) P) [ ) Q O/ ’
0. 2108 „0066 2.09
Belle 100,00
100,84.
I II Vi
RR: Rh .0Sı — 4 230,908 12 371
oden — 12: 9372 23 2111.
Nimmt man statt. dessen ,: 12 :.93..: 25 : 111, dann er.
hält man folgende Formel :
I
2 ReSisO9
11 RSi,09 ' [Kı, \Fenı,; ni.
ae: oder |Naro,ı jCass,ı !Also,ıl'Tis
24 R,Si,0, Mess.
7 R;R,O5
Diese Analyse steht sehr nahe der Analyse der Horn-
blende von Honnef im Siebengebirge, nur im Gehalt an CaO
und MgO sind beide Analysen etwas von einander verschieden.
Insbesondere zeichnet sich die Hornblende von Gräveneck
durch einen so hohen Titansäuregehalt aus, wie er bisher
noch bei keiner Hornblende gefunden worden ist. Am nächsten
steht auch in dieser Beziehung die Hornblende von Honnef,
deren Titansäuregehalt 1,53 Proc. beträgt. In der Hornblende
von Gräveneck. verhält sich Ti: Si = 1:11. An der Zu-
sammensetzung dieser Hornblende fällt also der Titansäure-
gehalt schwer ins Gewicht.
Aus der Beschreibung und der Analyse dieser Hornblende
I
geht hervor, dafs der Name basaltische Hornblende für dieses
Mineral vollständig begründet ist.
Was nun die mikroskopische Untersuchung des Gesteins
anbetrifft, so erkennt man zunächst sogleich die porphyrartige
Ausbildung desselben, indem in einer kleinkörnig-krystallini-
schen Grundmasse grölsere Krystalle porphyrartig eingelagert
sind. Die letzteren bestehen aus folgenden Mineralien :
1) Augite sind am reichlichsten vorhanden. Ihre Grölse
schwankt in den Dünnschliffen meistens von 1 bis 3 mm, geht
aber sehr oft über dieselbe hinaus. Sie sind häufig regel-
mälsig und geradlinig begrenzt und mit scharfen Kanten ver-
sehen, zuweilen mit achtseitigen Umrissen, entsprechend den
Formen o©P, oPco und oPoo. Aber auch andere Umrisse,
welche zum Theil den Endflächen des Augits entsprechen,
kommen vor. Die Krystalle sind meist von unregelmälsigen
Spalten durchzogen, welche aber doch öfters denjenigen Linien
der Umrisse, welche den Prismen entsprechen, parallel sind,
so dals es dann leicht ist, die Richtung der Hauptaxe zu
finden. Zwillinge sind selten sichtbar; die von Schauf*)
abgebildete eigenthümliche Verwachsung zweier Augite habe
ich nicht beobachten können. — Der Augit ist mit hell bräun-
lich-violetter Farbe durchsichtig, zeigt aber deutlichen Dichrois-
mus, d. h. beim Drehen des Schliffs über dem unteren Nikol
Farben, die zwischen einem mehr röthlich- und einem mehr
bräunlich-violetten Tone schwanken. Verglichen mit der
Hornblende ist allerdings der Dichroismus ein schwacher.
Zwischen gekreuzten Nikols sind die Interferenzfarben sehr
lebhaft. Die Auslöschungsrichtung gegen die Hauptaxe betrug
bei zahlreichen Bestimmungen annähernd 40°; es kamen aber
auch gerin&ere Auslöschungsschiefen und gerade Auslöschung
vor. — Ganz vereinzelt fand sich ein Augit mit scharf be-
grenztem schmalen Rande, der eine von dem innern Kerne
etwas verschiedene Auslöschung zeigte.
Von Einlagerungen kommt in diesem Augite verhältnils-
FYIAra. 0,8. 11.
— 20° —
mälsig wenig vor. Mitunter finden sich zahlreiche sehr kleine,
local angehäufte Flüssigkeitseinschlüsse mit nur langsam sich
bewegendem Bläschen. Ganz vereinzelt sieht man dunkel-
braune Stäbchen, ähnlich wie beim Hypersthen aussehend,
die sich unter Winkeln von ungefähr 75° durchkreuzen und
von denen die eine Reihe mit der Richtung der Spaltflächen,
also mit der krystallographischen Hauptaxe einen Winkel
von 11°, die andere einen solchen von 64° bildet. Häufiger
kommen grölsere Einschlüsse von Eisenerz oder von Schwefel-
kies vor. Bei starker Vergrölserung treten auch sehr kleine
dunkelbraune Körnchen auf. — Als eine sehr selten vor-
kommende Erscheinung muls erwähnt werden, dafs im Innern
der Augite kleine Körner oder Läppchen von Hornblende
vorkommen, die, nach der Auslöschungsrichtung zu urtheilen,
gegen den Augit gleich orientirt zu sein scheinen. Eine Um-
randung des Augits durch Hornblende kommt niemals vor,
beide Mineralien sind scharf von einander geschieden.
2) Hornblende kommt auch unter dem Mikroskope lange
nicht so häufig vor, wie Augit, sie bildet aber dann meist
recht grolse Einlagerungen. Auch die Umrisse der Horn-
blenden lassen sich oft auf bestimmte Formen derselben zu-
rückführen. Sehr deutlich ist überall die Spaltbarkeit nach
ooP erkennbar. Die Hornblende ist meist mit dunkel- bis
gelblichbrauner Farbe durchscheinend ; sie ist stark dichroitisch ;
Lichtstrahlen, welche parallel derjenigen Electrieitätsaxe
schwingen, welche den kleinsten Winkel mit der Hauptaxe
bildet, sind dunkelgrünlichbraun oder dunkelrothbraun, solche
welche senkrecht darauf schwingen sind hellgelblichbraun bis
hellgelb gefärbt. Nur bei dickeren Schliffen ist die Horn-
blende kaum durchscheinend und zeigt dann auch keinen
Dichroismus mehr. Gegenüber den Hauptspaltlinien, also
gegenüber der Hauptaxe, beträgt die Auslöschung bis 22°, in
den meisten Fällen aber weniger und häufig ist sie = (0.
Diese Hornblende zeichnet sich also durch eine grofse Aus-
löschungsschiefe aus, wie sie aber auch bei manchen anderen
Hornblenden gefunden wird.
Auch die Hornbiende ist arm an Einlagerungen; es
— 41 —
kommen, wenn auch recht selten, Flüssigkeitseinschlüsse mit
beweglichem Bläschen, sowie vereinzelte kleine dunkle Körn-
chen vor.
In hohem Grade merkwürdig ist aber der Umstand, dafs
im Dünnschliff niemals die Hornblendesubstanz die Ränder
der Krystallumgrenzung berührt, sondern dafs alle Horn-
blenden eingehüllt sind in ein körniges Aggregat anderer
Mineralien, welches gegen die Grundmasse hin scharf und
geradlinig abgegrenzt ist und einen meist schmalen Rand um
die Hornblende bildet. Die geraden Grenzlinien stolsen aber
nicht im scharfen Winkel an einander, sondern gehen gerundet
in einander über, d: h. die äufsere Form dieser Aggregation
besitzt in ähnlicher Weise gerundete Kanten wie die Horn-
blenden in den Hornblendebasalten. Gegen die Hornblende-
substanz ist das Aggregat zwar auch scharf, aber nicht gerad-
linig abgegrenzt, vielmehr gehen von der Hornblende kleine
lappige Vorsprünge in das Aggregat hinein und die Horn-
blende ist von ganzen Zügen der körnigen Masse durchsetzt,
welche die Hornmblende in mehrere Lappen und Läppchen
theilen, ja in manchen Exemplaren ist nur noch ein ganz
kleiner Rest von Hornblende vorhanden und in anderen recht
häufig vorkommenden ist auch dieser Rest verschwunden.
Kurz man sieht, dals die Hornblende einem Umwandlungs-
processe unterworfen ist, durch welchen sie in ein Aggregat
verschiedener Mineralien umgewandelt wird, so dafs schliels-
lich eine Pseudomorphose des körnigen Aggregats nach Horn-
blende entsteht, in welchem mitunter noch Kerne von Horn-
blende sichtbar sind. Der scharfe, mit gerundeten Kanten
versehene äufsere Rand des Aggregats ist die ursprüngliche
Oberfläche der Hornblende. Solche gänzlich umgewandelte
Hornblenden finden sich entfernt vom Südrande des Vor-
kommens und auf der rechten Lahnseite. Dieses Aggregat
anderer Mineralien besitzt nun meist eine mit der Beschaffen-
heit der Hornblende in Verbindung stehende Textur und zwar
ist die Längsrichtung der Krystalle des Aggregats zum grolsen
Theil parallel den Spaltlinien der Hornblende, d. h. parallel
XXI. 16
— 4 —
der Hauptaxe derselben. Es besteht vorwaltend aus drei oder
vier Mineralien, es sind Folgende :
a) Fast undurchsichtige, im auffallenden Lichte weils und
körnig erscheinende Prismen mit schiefer oder dachförmiger
Endbegrenzung, oder diese ist unbestimmt dadurch, dafs die
Masse an beiden Enden gefranzt erscheint. Der gröfsere
Theil dieser weilsen Prismen liegt der Hauptaxe der Horn-
blende parallel, ein anderer bildet damit sowohl nach der
einen wie nach der anderen Seite Winkel von 60", d. h. die
Prismen sind nach drei Richtungen angeordnet, die sich unter
Winkeln von 60° schneiden. In kalter Salzsäure ist dieses
Mineral unlöslich. Es erinnert in seiner Beschaffenheit an den
dichten Titanit eine genauere Bestimmung dieses offenbar
zersetzten Minerals war indessen nicht möglich.
b) Zahlreiche, mitunter sehr frisch aussehende Prismen
und Lappen von bräunlich-violettem Augit, dessen Längs-
richtung zwar im Allgemeinen der Hauptaxe der Hornblende
parallel ist, dessen Örientirung aber doch häufig eine sehr
verschiedene ist, da bezogen auf diese Hauptaxe die Aus-
löschungsrichtung des Augits zwischen 12 und 39" schwankt.
Mitunter ist sie aber auch in der ganzen Ausscheidung eine
gleiche. Die Begrenzung dieser Augite ist nicht überall er-
kennbar, weil sie oft durch das weilse undurchsichtige Mineral
verdeckt wird; oft aber entspricht sie durchaus der Augit-
form. Quersprünge sind oft mit Viridit erfüllt und die
ganze Masse dieser Augite oft wolkig getrübt, d. h. offenbar
zersetzt.
c) Auch der Viridit, das dritte Mineral des Aggregats,
bildet meist langgezogene Prismen parallel den Spaltlinien
der Hornblende geordnet. Er ist wenig dichroitisch und
zeigt zwischen gekreuzten Nikols keine einheitlichen Inter-
ferenzfarben; diese sind mattgrün und blaugrau. Auch dieser
Viridit ist das Zersetzungsproduet irgend einer anderen Sub-
stanz, von der hier und da noch Reste in Form eines farb-
losen Minerals vorhanden sind. Es ist möglich, dafs auch
hier die Viriditsubstanz aus Plagioklas entstanden ist, wie
— 23 —
diels bei den grofsen, später zu erwähnenden Viriditeinlage-
rungen der Fall ist.
d) Mitunter sind auch im inneren Theile des Aggregats
vereinzelte schwarze Erzkörnchen eingestreut; meist fehlen
sie aber.
Abgesehen von dem unter a erwähnten Minerale besteht
also das Aggregat der Pseudomorphose aus den Gemengtheilen
der Grundmasse des Gesteins, wenn auch in anderen Mengen-
verhältnissen als in dieser. Dieses Aggregat der drei zuerst
genannten Mineralien wird durch kalte Salzsäure nicht ver-
ändert.
An dem äulseren Rande dieser Pseudomorphosen ist mit-
unter eine Anhäufung von Magnetitkörnchen vorhanden,
die eine oft recht scharf ausgeprägte Linie oder ein Hauf-
werk bilden, welches nach Innen zu immer mehr auseinander
geht und sich mit den weilsen Körnern und Krystallen
mischt.
Die auf solche Art veränderte Hornblende kann man
auch oft unter der Lupe beobachten, namentlich auch in den-
jenigen Handstücken, in welchen die Hornblende selbst nicht
zu erkennen ist. Es finden sich da scharf umgrenzte matte
dunkelgraugrüne Einschlüsse, die mitunter noch Spuren von
Hornblende enthalten.
Die Hornblende wird also von Aufsen nach Innen und
von Spalten ausgehend in ein Gemenge von weilsen Krystallen,
von Augit und Viridit umgewandelt. Dieser in hohem Grade
merkwürdige Umwandlungsprocefs findet nun sein Analogon
in den von Sommerlad *) beschriebenen Hornblendebasalten.
Sommerlad giebt an, dals kleine keulenförmige Horn-
blendemikrolithe nach drei unter 60° sich schneidenden Rich-
tungen zusammen mit Augiten in dem Raume orientirt seien,
der die grölseren Hornblendekrystalle umgiebt und auch dort
entspreche die eine dieser drei Richtungen der Hauptaxe des
*) Neu. Jahrb. f. Min. II. Beil.-Bd., S. 151, Tafel III, Fig. 3, 4, 5,
6 und 7,
16°
— 244 --
Hornblendekerns. Es wäre nicht unmöglich, dafs auch die
oben beschriebenen weilsen Krystalle einstmals Hornblende-
mikrolithen gewesen sind, da die äulsere Umgrenzung der-
selben auf die Hornblendeform zurückgeführt werden könnte.
In diesem Falle würde die Hornblendepseudomorphose in
den Diabasen sich von derjenigen in den Basalten nur durch
das Vorkommen von Viridit unterscheiden. Man wird sich
übrigens in beiden Fällen schwer vorstellen können, wie durch
den verändernden Einflufs des Wassers die Hornblende in
ein Gemenge derjenigen Mineralien verwandelt worden sein
soll, welche theilweise die Grundmasse des Gesteines bilden,
aber noch weit schwieriger wird es sein, sich diese Umwand-
lung auf feurigflüssigem Wege zu erklären, wenn man sieht,
wie scharf die Grenze der Pseudomorphose gegen das Neben-
gestein gezogen ist.
Dafs die Hornblende des Diabases von Gräveneck ein
ursprünglicher Gemengtheil desselben war, ergiebt sich daraus,
dafs zuweilen in den Augitkrystallen völlig isolirte Einschlüsse
von Hornblende sich finden, wie oben angegeben worden ist.
3) Ziemlich grofse, nicht sehr häufig auftretende Aus-
scheidungen eines farblosen Minerals. Sie sind meist gerad-
linig begrenzt, aber nicht so regelmäfsig, dafs man aus der
Form der Grenze einen bestimmten Schluls ziehen könnte
auf die Form des betreffenden Minerals. Diese farblosen Aus-
scheidungen sind oft mit einem grünen Rande von Viridit
umgeben oder dieser dringt auf Spalten in dasselbe ein, breitet
sich in ihm immer mehr aus, so dals nur noch einzelne farb-
lose Kerne übrig bleiben, oder er verdrängt die farblose Sub-
stanz gänzlich, so dafs nun grolse, nur aus Viridit bestehende
Ausscheidungen entstehen, die sehr häufig vorkommen. Ich
kann sie vorläufig nur für Umwandlungsproducte des farb-
losen Minerals halten, nicht aber für Umwandlungsproducte
der Augite, die zwar auch von viriditischen Spalten durch-
zogen sind, bei denen aber die Mittelglieder zwischen solchen
wenig veränderten Augiten und den viriditischen Ausschei-
dungen fehlen. -
Das farblose Mineral zeigt nun zwischen gekreuzten
— 245 ° —
Nikols Aggregatpolarisation, d. h. es zerfällt in eine Anzahl
von verschieden orientirten Körnern, zwischen denen aber
mitunter noch eine überall gleich orientirte Grundsubstanz
vorhanden ist, die gegen die Ränder des Krystalls schief aus-
löscht und hier und da, wenn auch nur selten, deutliche Zwil-
lingsstreifung erkennen läfst. Auch mit dieser bildet die Aus-
löschungsrichtung Winkel von 2° bis 12%. Die verschieden
orientirten Körner, welche in der farblosen Grundsubstanz
liegen, sind offenbar Zersetzungsproducte der letzteren, die
in ihren Eigenschaften mit dem Plagioklas übereinstimmt.
Die farblosen Krystalle sind also als Plagioklase zu betrachten,
die theils in helle fast farblose Körner, theils in Viridit um-
gewandelt worden sind.
Die gröfseren Ausscheidungen von Viridit, die, wie ich
glaube, aus Plagioklas hervorgegangen sind, zeigen oft ziem-
lich starken (hellgrün bis hellgelb), mitunter aber auch nur
schwachen Dichroismus. Schon im gewöhnlichen Lichte er-
scheinen diese Viridite körnig und faserig; diefs tritt aber
sehr auffallend zwischen gekreuzten Nikols durch die Aggre-
gatpolarisation hervor. Die hier sichtbaren Farben schwanken
zwischen dunkelgraublau und gelblichgrün bis grün, während
die an sich farblosen, aber körnig gewordenen Feldspathreste
eine hellröthlichgraue Farbe zeigen, die sich auch beim Drehen
des Präparats wenig ändert. Diefs deutet darauf hin, dafs
sie aus einem sehr feinkörnigen Aggregat bestehen. Die
äulseren Umrisse der grölseren Viriditausscheidungen können
oft auf die Feldspathform zurückgeführt werden, mitunter
sind sie aber dieser Form wenig entsprechend. Gewöhnlich
besitzen sie indessen gerundete Umrisse. Mitunter erinnern
die Aggregate des Viridits zwischen gekreuzten Nikols an die
Maschenstructur des Serpentins, so dafs man namentlich mit
Rücksicht auf die Form mancher Viriditausscheidungen auf
die Vermuthung kommen könnte, man habe es hier mit um-
gewandeltem Olivin zu thun. Indessen ist doch diese Andeu-
tung von Maschenstructnr nur vereinzelt erkennbar und die
oft noch vorhandenen Kerne sehen dem Olivin nicht ähnlich.
Auch sind anderwärts chloritisirte Augite beobachtet worden,
— 246 —
die der Serpentinpseudomorphose des Olivins sehr ähnlich
sind *). Es ist deshalb zweifelhaft, ob Pseudomorphosen nach
Olivin neben solchen nach Plagioklas hier vorliegen, oder ob
vielleicht doch ein Theil der Augite in Viridit umgewandelt
ist, da diese Umwandlung in anderen Diabasen so ungemein
häufig vorkommt.
Nach achtzehnstündigem Liegen eines Dünnschliffs in
Salzsäure war der Viridit grölstentheils zersetzt worden, der
farblose Plagioklas aber nicht; bei kurzer Behandlung mit
Salzsäure blieb auch der Viridit unverändert.
Nach Senfter**) soll m dem Diabase von Gräveneck
„klein und sparsam auch hellgrüne Hornblende“* sichtbar sein.
Bei den zahlreichen Dünnschliften, die ich untersucht habe,
ist mir nirgends eine hellgrüne Hornblende begegnet; ich
kann nur vermuthen, dafs das hellgrüne Mineral Viridit ge-
wesen ist.
4) Eisenerz kommt sehr häufig in 1 bis 2 mm grolsen
eckigen Körnern vor und ist theils annähernd quadratisch
oder hexagonal, theils unregelmäfsig begrenzt. Im auffallenden
Lichte erscheint es dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Es ist
vielfach von Sprüngen durchzogen, die mit dichtem Titanit
(Leukoxen, Titanomorphit) erfüllt sind, ebenso ist auch oft
der Rand des Minerals damit bedeckt, ja mitunter ist der
sröfsere Theil des Erzes umgewandelt und nur ein kleiner
schwarzer Kern ist noch vorhanden. Das Eisenerz verwandelt
sich, wenn ein Dünnschliff 13 Stunden lang in concentrirter
Salzsäure gelegen hat, in eine weilse Masse, in der noch
schwarze Kerne vorhanden sind. Die sämmtlichen schwarzen
metallglänzenden Körner sind stark magnetisch. _An grölseren
solchen Körnern kann man mitunter nachweisen, dals sie an-
ziehend auf metallisches Eisen wirken. Das mit dem Mag-
neten aus dem Gesteinspulver ausgezogene schwarze Pulver
giebt mit kochender Salzsäure rasch eine braune Lösung,
*) Rosenbusch, Physiogr. II, $. 346.
=#) A. a. O0. 8. 682.
— 41 —
wobei sich ein weilses Pulver von Titansäure abscheidet,
während kalte Salzsäure zwar ähnlich, aber nur langsam ein-
wirkt. Dieses mit dem Magneten sorgfältig ausgezogene und
gereinigte Pulver enthält 17,81 Proc. TiO,, ist aber kein
Titaneisen, sondern muls als ein sehr titanreiches Magneteisen
angesehen werden, welches in seiner Zusammensetzung dem-
jenigen von Meiches (nach Knop’s Analyse) nahe steht.
Mitunter gelingt es, an ihm die oktaädrische Form zu er-
kennen.
5) Recht häufig kommen kleine Kryställchen von Schwe-
felkies vor; mitunter sind es aber nur feine Ueberzüge oder
Einsprengungen im schwarzen Eisenerz.
6) Sehr vereinzelt finden sich etwa 0,2 mm lange und
0,15 mm breite, fast elliptisch gerundete Einlagerungen von
Apatit von derselben Beschaffenheit, wie der Apatit in dem
weiter unten zu beschreibenden Diabase östlich von Gräveneck.
Die Grundmasse des Gesteins bildet ein durchaus kry-
stallinisches Aggregat von folgenden Mineralien : 1) Zahl-
reiche Plagioklasleisten meist mit deutlicher Zwillingsstreifung
zwischen gekreuzten Nikols. Da wo die Auslöschungsrichtung
der einzelnen Zwillingslamellen eines Krystalls symmetrisch
zur Zwillingsnaht war, betrug sie 20 bis 30°. Das deutet
auf einen basischen Feldspath. Oft sind die Kryställchen
aber zersetzt oder mit Viridit imprägnirt. — Ganz vereinzelt
finden sich Flüssigkeitseinschlüsse mit beweglichem Bläschen
im Plagioklas. 2) Zahlreiche bräunlichgraue, meist stark ge-
trübte bezw. zersetzte Augitkörner mit Auslöschungsschiefen
von 30 bis 40°. Fast undurchsichtige, bei auffallendem Lichte
weils erscheinende Körner sind wohl stärker zersetzte Augite.
Aus diesen zersetzten Augiten der Grundmasse stammt wohl
das Material zur Umwandlung der Plagioklase in Viridit.
3) Grüner Viridit in kleinen unregelmälsig geformten Aus-
scheidungen, mitunter auch wohl in der Leistenform der
Plagioklase. Auch hier ist wohl der Viridit durch Umwand-
lung des Feldspaths entstanden. 4) Sehr vereinzelt feine
Apatitnadeln. 5) Zahlreiche undurchsichtige magnetische Erz-
körnchen. 6) Vereinzelte Körnchen von Schwefelkies.
— 248 —
Die Hornblende bildet keinen Gemengtheil der Grund-
masse; auch glasige Basis fehlt gänzlich.
Recht schön tritt hier zuweilen, namentlich in der An-
ordnung der Plagioklasleisten, eine Fluidalstructur hervor,
worauf auch schon Schauf*) aufmerksam gemacht hat.
Das Gestein ist von Senfter**) analysirt worden,
dessen Resultate nachstehend angegeben sind. Zur Ver-
gleichung soll die Analyse des Hornblendebasalts von Härt-
lingen nach Sommerlad***) daneben gestellt werden :
Hornblendediabas Hornblendebasalt
von Gräveneck von Härtlingen
nach Senfter nach Sommerlad
SIO3. 5, Alm, 44,14
ee: 1,34
AlO,;, = 13,24 13,87
1:7; 11,73
FeO = 123,50 4,18
Ca = 10, 10,86
MO = 821 1,23
KO he wulo1l6n 1,54
N.0 = 325 3,25
H0 =. 321 1,87
20, Eur 064
PO; = 0583 0,80
8 Aua = 000
100,64 101,41.
Der geringe Kieselerdegehalt der ersten Analyse entspricht
einem basischen Plagioklase, weil der Augit einen höheren
Kieselerdegehalt hat, wie das ganze Gestein, dessen Kiesel-
erdegehalt allerdings durch das Eisenerz etwas herabgedrückt
wird. Da der Augit nur 0,9 Proc. Na;O enthält, so sind die
Alkalien der Analyse zum gröfseren Theil auf Rechnung des
Plagioklas zu setzen, der demnach nicht zu dem alkalifreien
N 2.0.8: 19
**) A. a. O0. 8. 683.
##%) A, a. 0. 8. 22.
— 2149 —
Kalkfeldspath gehört. Der Gehalt von 3,08 Proc. TiO, ge-
hört theils dem Eisenerz und dessen Umwandlungsproduct,
theils der Hornblende, theils dem Augit an. Da in dem Ge-
stein ein eisenreicher Augit neben Magnetit in grolsen Mengen
vorhanden ist, so muls auch der Eisengehalt des ganzen Ge-
steins ein entsprechend hoher sein. Auffallend niedrig ist
der Gehalt an Kalk, der sowohl dem Augit und der Horn-
blende als auch dem Plagioklase angehört. Offenbar ist durch
die Zersetzung der Augite der Grundmasse und der Plagio-
klase viel Kalk weggeführt worden. Der hohe Wassergehalt
zeigt, dafs trotz des frischen Aussehens dieses Gesteins Um-
wandlungen stattgefunden haben müssen, bei denen eine
Wasseraufnahme vorausgesetzt werden muls. Diels ist nun
offenbar bei der Viriditbildung geschehen.
Vergleicht man die Zusammensetzung des Hornblende-
diabases mit derjenigen des Hornblendebasalts, so zeigt sich
eine grolse Uebereinstimmung beider Analysen; nur der
relative Gehalt von FeO und FeO; ist in beiden verschieden,
ihre Summe ist aber wieder gleich.
Aus der vorstehenden Beschreibung des Gesteins von
Gräveneck geht hervor, dafs dasselbe eine ganz frappante
Aehnlichkeit mit manchen Hornblendebasalten hat. Es unter-
scheidet sich von ihnen durch das Fehlen des Olivins, statt
dessen ist hier reichlich nachträglich entstandener Viridit vor-
handen und es ist deshalb sehr verlockend anzunehmen, ein
Theil des Viridits sei ein aus Olivin hervorgegangener Ser-
pentin. Indessen läfst sich diefs nicht nachweisen. Ferner
ist ein unterscheidendes Merkmal das Vorkommen von Flüs-
sigkeitseinschlüssen in den Hornblendediabasen, von Glasein-
schlüssen in den Hornblendebasalten. Als ganz charakteri-
stische Aehnlichkeiten beider Gesteine verdienen hervorgehoben
zu werden : die porphyrartige Einlagerung von Augit und
von Hornblende, die gerundeten Kanten der Hornblendeein-
lagerungen, die scharfen Kanten der Augite, die Umwandlung
der Hornblende in das eigenthümliche Mineralaggregat, das
Fehlen der Hornblende in der eigentlichen Grundmasse, die
grolse Aehnlichkeit der chemischen Zusammensetzung der
— 250 —
Augite und der Hornblenden in beiden Gesteinen, der mine-
ralogischen und chemischen Zusammensetzung der Gesteine
im Allgemeinen. Man wird deshalb vom petrographischen
Standpunkte aus die Frage aufwerfen müssen, ob denn das
Gestein von Gräveneck nicht ein Hornblendebasalt sei. In-
dessen verweisen die Lagerungsverhältnisse, namentlich aber
die Uebergänge aus Horublendediabas in Schaalstein den
ersteren entschieden in die Devonformation und damit in die
Familie der Diabase und so ist denn das Gestein auch von
Stifft, Senfter und Schauf ganz entschieden zu den
Diabasen gestellt worden. Beiläufig sei noch hervorgehoben,
dals die Quarz-Epidot-Gänge charakteristisch für die Diabase
sind, nicht aber für die Basalte.
Man könnte nun das Gestein dem Proterobase Gümbel’s
zutheilen, dem es petrographisch nahe steht, während die
chemische Durchschnittszusammensetzung namhafte Verschie-
denheiten darbietet. Deshalb und wegen des so charakteri-
stischen Vorkommens basaltischer Hornblende habe ich das
Gestein nach der Analogie der Hornblendebasalte als Yorn-
blendediabas bezeichnet. Das Gestein bildet zugleich einen
ganz typischen Diabasporphyr, d. h. ein alteruptives basisches
Gestein, bei dessen Erkaltung und Erstarrung eine Unter-
brechung in der langsamen Ausbildung der Krystalle statt-
gefunden hat, indem plötzlich eine raschere Erkaltung und
damit die Bildung der Grundmasse eintrat.
Ich glaube nicht, dafs dieses Gestein ganz vereinzelt da-
stehen wird. Mein Freund Sandberger hat mich schon
darauf aufmerksam gemacht, dafs auch nahe bei Weilburg,
am Fahrwege nach Gräveneck, etwa am westlichsten Punkte
desselben, ein ganz ähnliches Gestein vorkommt, welches in
der That auch basaltische Hornblende enthält. Es ist zu er-
warten, dafs es sich auch noch an anderen Punkten des
rheinischen Schiefergebirges finden wird. Mit den von
Schauf beschriebenen hornblendehaltigen Proterobasen des
Dillthals scheint das Gestein von Gräveneck übrigens nicht
übereinzustimmen.
— 231 —
Resultate.
Der Hornblendediabas von Gräveneck ist den Schaal-
steinschichten der Devonformation deckenartig zwischenge-
lagert und geht in Schaalstein über.
Er besitzt eine fast dicht erscheinende Grundmasse, be-
stehend aus Plagioklas, Augit, Viridit, Magnetit mit verein-
zelten Apatiten und Schwefelkieskörnchen ; in ihr liegen por-
phyrartig Krystalle von Augit (titanhaltig), basaltischer
Hornblende (titanreich), Plagioklas, der aber meist in farb-
lose körnige Substanz oder in Viridit umgewandelt ist, Viridit,
titanreichem Magnetit, untergeordnetem Schwefelkies und sehr
seltenem Apatit. Die Hornblende hat eine merkwürdige Um-
wandlung erlitten in ein Aggregat von weilsen Prismen, die
nach drei unter 60° sich schneidenden Richtungen angeordnet
sind, von Augit, von Viridit (Plagioklas ?) und von Eisenerz.
Die Durchschnittszusammensetzung des Gesteins ist eine sehr
basische und steht derjenigen mancher Hornblendebasalte sehr
nahe, mit denen das Gestein auch in vielen anderen Bezie-
hungen die auffallendste Aehnlichkeit zeigt.
2) Ueber einen apatitreichen Diabas von Gräveneck.
Von A. Streng.
Wenn man von Gräveneck nach Osten geht, so kommt
man im Hangenden des den Hornblendediabas bedeckenden
Schaalsteineonglomerats schon nach wenigen Minuten an einen
Steinbruch, in welchem Schaalstein gebrochen wird. Dieser
Schaalstein ist aufgelagert auf einen dichten Diabas mit ver-
einzelten grölseren Einlagerungen eines Plagioklases. Be-
trachtet man diesen Diabas etwas genauer, so findet man in
ihm zahlreiche, schon mit blofsem Auge sichtbare Apatitkry-
stalle von !/; bis 1'/);, mm Dicke und 3 bis 4 mm Länge.
Sie zeigen die Formen ©P (10i0).P (1011).O0P (0001).
—_— 22 —
ooP2 (1120) oft mit gerundeten Kanten und sind äulserlich
schwarz gefärbt, im Inneren aber farblos und fettglänzend.
Dafs diese Krystalle aus Apatit bestehen, ergab die chemische
Untersuchung unter dem Mikroskop. Die salpetersaure Lösung
eines kleinen Splitters gab mit molybdänsaurem Ammoniak
rasch und massenhaft die gelben regulären Kryställchen ;
ebenso überzog sich ein Splitter in einer salpetersauren Molyb-
dänsäurelösung sehr bald mit den gelben Kryställchen. Ferner
gab eine salzsaure Lösung mit Ammoniak und ammoniakali-
scher Lösung von schwefelsaurer Magnesia die charakteristi-
schen Nadeln des Magnesium-Ammonium-Phosphats, die sich
beim Erwärmen wieder lösen, beim Abkühlen aber unter dem
Mikroskop in deutlich erkennbaren, ungemein charakteristi-
schen Krystallen *) wieder anschielsen. Die salzsaure Lösung
des Minerals giebt ferner beim Eindampfen bis fast zur Trockne
farblose, radial aggregirte Nadeln mit gerader Auslöschung;
sie bestehen aus hexagonalem CaCl, + 6H,O. Setzt man
zu dieser Lösung einen Tropfen verdünnter Schwefelsäure,
so entstehen die charakteristischen Gypsnadeln. Bei der Lö-
sung in Säuren scheidet sich keine Kieselerde ab und die
Lösung giebt auch keine Natriumreaction. Damit ist Nephelin
völlig ausgeschlossen. Löst man einen Splitter dieses Apatits
unter dem Mikroskope in Salzsäure, so hinterbleibt ein Hauf-
werk äulserst feiner, paralleler brauner Nadeln, die selbst bei
sehr starker Vergrölserung nicht bestimmt werden konnten,
da sie undurchsichtig sind.
Die Haupteinlagerung des Gesteins ist ein hellgrünlich-
grauer, oft recht frisch aussehender Plagioklas, dessen Zwil-
lingsstreifung unter der Lupe deutlich sichtbar ist; mitunter
ist er aber auch matt und dann ist die Streifung nicht zu
erkennen. Namentlich an und in diesem Plagioklase sind die
Apatite oft eingelagert, häufig aber auch mitten in der Grund-
masse. Diese letztere hat eine dunkelgrünlichgraue Farbe,
ist sehr wenig verwittert und erscheint fast dicht.
*) Behrens, Mikrochemische Methoden zur Mineralanalyse.
- 25 —
Unter dem Mikroskop tritt auch bei diesem Gestein durch
die zahlreich vorhandenen grölseren Plagioklase, die in der
krystallinischen feinkörnigen Grundmasse liegen, eine Por-
phyrstructur hervor.
Als porphyrartige Einlagerungen kommen vor :
1) Plagioklase mit rechteckigen oder quadratischen Um-
rissen oder mit solchen, die dem oP co und den Prismen-
flächen entsprechen. Meist ist die Streifung sehr deutlich zu
sehen. Mitunter kommen aber auch zwei Streifensysteme
vor, die mit einander annähernd rechte Winkel bilden (z. B.
82°), die sich aber nicht durchkreuzen. An mehreren Kry-
stallen bildeten die Auslöschungsrichtungen nach beiden Seiten,
symmetrisch zur Zwillingsnaht, Winkel von 25"; bei anderen
war die Auslöschung auf beiden Seiten nur 15°, bei einem
dritten nur 6°. Mitunter haben die Plagioklase einen schmalen,
ungemein scharfen Rand, welcher den Umrissen parallel den
Krystall auf allen Seiten umgiebt und eine etwas andere Aus-
löschung besitzt. So war z. B. die Auslöschung des Kerns
2° gegen Eine der Linien des Umrisses, diejenige des Randes
aber 8°. Hier sind offenbar Plagioklase von verschiedener
Zusammensetzung über einander krystallisirt. Was sich hier
über einander gelagert hat, kann sich anderwärts in geson-
derter Form neben einander lagern; es kann daher nicht
Wunder nehmen, wenn man in einem Gestein verschiedene
Plagioklase neben einander beobachtet.
Manche Plagioklase sind fast ganz erfüllt mit grüner
körniger Substanz, andere enthalten ganz hellröthliche körnige
Streifen und Lappen mit Aggregatpolarisation; sie bestehen
aus Zersetzungsproducten der Plagioklase. Flüssigkeitsein-
schlüsse mit beweglichen Bläschen sind oft massenhaft ge-
häuft oder auch vereinzelt vorhanden. Endlich kommen noch
Apatitkrystalle theils in feinen Nadeln, theils in gröfseren
Krystallen eingelagert im Plagioklase vor.
2) Apatite in säulenförmigen Krystallen mit Längs-
schnitten, die den Flächen oP.P entsprechen und hexago-
nalen Querschnitten. Die Krystalle sind fast farblos; Licht-
strahlen, welche parallel der Hauptaxe schwingen, haben eine
— 24 —
stärkere Absorption als solche, welche senkrecht darauf
schwingen; ja es will mitunter scheinen, als sei zwischen
beiden Strahlen ein Farbenunterschied (hellbraun und hellgrau)
vorhanden. Die säulenförmigen Krystalle zeigen stets gerade
Auslöschung, die hexagonalen Querschnitte häufig Dunkelheit
bei jeder Stellung zwischen gekreuzten Nikols. Die gröfseren
Apatite zeichnen sich nun 'aus durch die braunen, äulserst
feinen, der Hauptaxe meist parallelen Fasern, die in grolsen
Mengen und sehr gleichförmig vertheilt in ihnen vorhanden
sind. Woraus sie bestehen, konnte nicht ermittelt werden.
Auch Flüssigkeitseinschlüsse mit beweglichen Bläschen kommen
vereinzelt vor.
3) Eisenerz von schwarzbrauner Farbe mit hexagonalen
und quadratischen oder unregelmäfsigen Umrissen ist eben-
falls, wenn auch nicht häufig, ausgeschieden. Es ist oft mit
weilser Hülle von dichtem Titanit versehen. Da das Eisen-
erz stark magnetisch ist, so ist es wohl als titanhaltiges Mag-
neteisen zu betrachten.
4) Ein viriditisches Mineral ist selten in etwas gröfseren
Ausscheidungen vorhanden; es ist ziemlich stark dichroitisch
(hellgrün und hellbräunlichgelb) und zeigt zwischen gekreuzten
Nikols Aggregatpolarisation mit dunkelblauen und hellblau-
grauen Farben. Ein gröfserer Krystall mit den Umrissen
des Feldspaths ist im Innern grofsentheils erfüllt mit einem
(zemenge von Viridit, mit einer körnig-grauen Substanz und
mit Eisenerz; es scheinen Umwandlungsproducte des Plagio-
klases zu sein.
5) Scharf umgrenzte Aggregate, die offenbar eine Pseudo-
morphose von ähnlicher Art darstellen, wie die Pseudomor-
phosen der basaltischen Hornblende in den unter Nr. 1 be-
schriebenen Gesteinen. Die hier vorkommenden sind etwa
5 mm breit und 7” mm lang, haben nur zum Theil geradlinige
Umrisse und sind begrenzt von Magnetitkörnern, die sich oft
mit weilsen, kaum durchscheinenden Körnern mischen. Das
Innere wird erfüllt von denselben weilsen Körnern, von dunkeln
undurchsichtigen und von bräunlichgrauen Augitkörnern, so-
wie von Viridit. Dazwischen erscheint mitunter eine farblose
_ 2 —
Substanz, die wie ein Grundteich das ganze Aggregat durch-
dringt, zwischen gekreuzten Nikols aber auch körnig erscheint.
Die weilsen Körner aggregiren sich zu nadelförmigen Gestalten,
die vom Rande nach dem Innern gegen einander divergiren
oder auch einander parallel sind. Im letzteren Falle stehen
sie senkrecht auf dem Rande des Einschlusses. Diese ver-
schiedenen Substanzen sind offenbar zum Theil Umwandlungs-
producte früher vorhandener Mineralien, die ihrerseits das
ursprüngliche Mineral verdrängt hatten. Es ist aber nicht
möglich anzugeben, welches Mineral hier ursprünglich vor-
handen war, da nirgends Reste desselben zu finden sind.
Nach Analogie der im Vorstehenden beschriebenen Gesteine
könnte es Hornblende sein; wenn aber der farblose Grund-
teich noch ein Rest des ursprünglichen Minerals ist, dann hat
dieses nicht aus Hornblende bestanden.
Augit fehlt in gröfseren Einlagerungen gänzlich, ebenso
Hornblende.
Die feinkörnige Grundmasse besteht aus : 1) Plagioklas-
leisten mit deutliener Streifung und Auslöschungsschiefen von
20 bis 30°, oft körnig getrübt; 2) graubraunen, oft wolkig
getrübten Augitkörnern, mit lebhaften Interferenzfarben zwi-
schen gekreuzten Nikols; 3) unregelmäfsig und nicht scharf
begrenzten Viriditläppchen, namentlich auch in den Plagio-
klasen ausgeschieden ; 4) Apatit in kurzen dicken oder langen
dünnen Nadeln; 5) zahlreichen eckigen schwarzen Eisenerz-
körnchen. Es muls übrigens hervorgehoben werden, dafs eine
scharfe Grenze zwischen den grölseren Feldspatheinlagerungen
und den Plagioklasleisten der Grundmasse nicht existirt, indem
Feldspathe von allen zwischenliegenden Gröfsen zahlreich
vorhanden sind. Die Porphyrstructur ist also hier nicht so
scharf ausgebildet, wie bei den Hornblendediabasen.
Das Gestein hat folgende Zusammensetzung :
— 256 —
TiO3.7==,112,08
SiO, = 46,55
A105, — 18:07
HeO; „— 1316,13
LO RE MI Tet!
MnO,—r,,030
Beer
MO), 3.78
RO, — 220.53
NO 2,551
H,O Sl. 2507
COsnnl
0.3133
100,60.
Da die Plagioklase den vorwaltenden Gemengtheil bilden,
so scheint der vergleichsweise hohe Alkaligehalt von 4 Proc.
und der niedere Kalkgehalt auf einen dem Oligoklase näher
stehenden Feldspath zu deuten als in den Hornblendediabasen.
Indessen sind die Auslöschungsschiefen der grölseren wie der
kleineren Krystalle sehr bedeutend, was auf einen basischen
Feldspath hindeuten würde. Die optische Untersuchung steht
daher nicht in vollem Einklang mit dem Resultate der chemi-
schen Analyse des Gesteins. Der geringe Magnesiagehalt
ist der Armuth des Gesteins an Augit zuzuschreiben. Der
Wassergehalt von 2,17 Proc. deutet auch hier auf Umwand-
lungen hin, die in dem Gestein stattgefunden haben müssen,
als deren Product der Viridit betrachtet werden kann. Der
Gehalt von 1,53 Proc. Phosphorsäure ist so hoch wie bei
keinem der bisher analysirten Diabase, deren Phosphorsäure
nirgends 1 Proc. erreicht. Die 1,33 Proc. Phosphorsäure ent-
sprechen einem Apatitgehalt von 3,19 Proc. Aber auch bei
anderen Gesteinen sind nur selten so hohe oder höhere Phos-
phorsäuregehalte beobachtet worden. In dieser Beziehung
zeichnen sich insbesondere einige Nephelingesteine aus, denn
der Nephelinit vom Löbauer Berge enthält 1,65 Proc. P3O;,
vom Laacher See (?) nach Bergmann 1,80 Proc., von
Meiches 1,39 Proc., der Nephelinbasalt von Raudnitz 2,04 Proc.,
— DI
vom Nalzberg bei Schlan 1,86 Proc., von Poppenhausen
1,64 Proc., vom grofsen Winterberg 1,8 Proc. P,O;. Von an-
deren Gesteinen mithöherem Phosphorsäuregehalt wie 1,53 Proc.
habe ich nur noch die Minette von Framont mit 1,66 Proc. und
den Isenit vom Sengelberg mit 1,55 Proc. in Roth’s Zu-
sammenstellung finden können. Alle übrigen (Gesteine ent-
halten weniger wie 1,35 Proc. P,O;, ja die allermeisten weniger
wie 0,5 Proc.
Ein Gehalt an Apatit, der 3 Proc. überschreitet, kann
nicht mehr als ein ganz geringer bezeichnet werden und der
Apatit ist daher in einem solchen Gestein nicht mehr als ein
ganz untergeordneter Gemengtheil zu betrachten, namentlich
dann nicht, wenn er in deutlich erkennbaren gröfseren Kry-
stallen ausgeschieden ist, wie im vorliegenden Diabase. Da
nun im Lahnthale die Phosphoritlager in naher Beziehung
zu den Schaalsteinen stehen, so ist der hohe Apatitgehalt dieses
Diabases von grofser Wichtigkeit für die Erklärung der Ent-
stehung der Phosphoritlager und es ist gewils von grolsem
Interesse, bei etwaigen Analysen der Diabase auf deren Phos-
phorsäuregehalt besonders zu achten, da sie ja das Material
für die Schaalsteine geliefert haben.
Abgesehen von diesem hohen Apatitgehalt unterscheidet
sich der hier untersuchte Diabas nicht wesentlich von anderen
fenkörnigen Diabasen des Lahnthals.
Resultate.
Der östlich von Gräveneck anstehende Diabas besitzt
eine Grundmasse, welche aus einem feinkörnigen Aggregate
von Plagioklas, Augit, Viridit, Magnetit und Apatit besteht.
In ihr sind porphyrartig zahlreiche gröfsere und kleinere
Plagioklase von wechselnder Zusammensetzung, ferner grölsere
mit freiem Auge sichtbare Apatitkrystalle, wenig titan-
haltiges Magneteisen, Viridit und ein scharf umgrenztes
Aggregat von weilsen Körnern, Augit und Viridit eingelagert,
von denen die ersteren mitunter zu radialen Nadeln aggregirt
sind. Das Ganze ist offenbar eine Pseudomorphose nach
XXI. 17
— 258 —
einem unbekannten Minerale. Das Gestein enthält 46 Proc.
SiO, und ist auffallend reich an Apatit, von dem es 3,19 Proc.
enthält.
3) Ueber eine neue mikrochemische Reaction auf
Natrium.
Von A. Streng.
Es ist bekannt, dals wenn man ein in Säuren aufschliefs-
bares Natriumsilicat mit Salzsäure zur Trockne verdampft,
man einen Rückstand erhält, in welchem kleine Würfelchen
von ÜChlornatrium unter dem Mikroskop erkennbar sind.
Diese Würfelchen entziehen sich bei kleinen Mengen von
Natrium oft, namentlich auf einem Dünnschliff, der Beobach-
tung und aufserdem sind sie von Chlorkalium nicht zu unter-
scheiden. Nun hat man zwar in der Kieselfluorwasserstoff-
säure nach Boricky*) ein Mittel zur mikroskopischen
Unterscheidung von Kalium- und Natriumverbindungen, es
wird aber gewils erwünscht sein, ein Reagens zu besitzen,
welches zur Controle angewandt werden kann, welches aber
auch durch seine grolse Empfindlichkeit sehr kleine Natrium-
mengen nachzuweisen im Stande ist.
Wenn man ein sehr kleines Körnchen irgend eines
Natriumsalzes, sei es NaCl, sei es NagS0, oder NaNO;, auf
einem Objectträger mit einem Tropfen einer concentrirten
Lösung von essigsaurem Uranoxyd versetzt und unter dem
Mikroskop bei schwacher Vergrölserung beobachtet, so be-
merkt man folgende Erscheinung : Rings um das Salzkörnchen
entstehen sehr schnell kleine, ungemein scharf ausgebildete
hellgelbe Tetraöder von essigsaurem Uranoxydnatron in
grolser Zahl. Diese Kryställchen, welche in Wasser schwer
*) Elemente einer neuen chemisch-mikroskopischen Mineral- und Ge-
steinsuntersuchung, Prag 1877, 8. 17.
löslich sind, wachsen rasch weiter, indem sich das Gegen-
tetraäder ausbildet, so dals zuweilen okta@drische Formen
entstehen. Mitunter entsteht auch statt des Gegentetraäders
das Rhombendodekaöder als dreiflächige Zuspitzung der Tetra-
öderecken. Dabei kommen vereinzelt Durchkreuzungszwillinge
zweier Tetraöder nach einer Tetraäderfläche vor. Alle diese
Krystalle wirken nun nicht auf das polarisirte Licht im Gegen-
satze zu den rhombischen, oft fast würfelartig erscheinen-
den Krystallen des essigsauren Uranoxyds, die sich beim
Eindunsten der Lösung ebenfalls abscheiden und zwischen
gekreuzten Nikols sehr lebhafte Farben darbieten. Durch
schwaches Erwärmen lösen sich die Krystalle des Natrium-
doppelsalzes auf und erscheinen beim Abkühlen von Neuem.
Man kann diese Natronreaction übrigens auch in einem
Proberöhrchen hervorbringen, wenn man zu einer concentrirten
Lösung eines Na-Salzes eine -concentrirte Lösung des essig-
sauren Uranoxyds setzt; nach dem Schütteln entsteht dann
ein hellgelber Niederschlag des Doppelsalzes.
Diese Reaction ist deshalb so sehr scharf, weil das essig-
saure Uranoxydnatrium (NaC;H;0, + UO,.C,H,;0,) nur
6,6 Proc. Na,O enthält. Eine kleine Menge einer Natrium-
verbindung wird daher eine grolse Menge der Krystalle
liefern können, d. h. 6,6 Gewth. Nag0 werden 100 Gewth.
des Doppelsalzes bilden.
Will man diese Reaction auf das Silicat eines Dünn-
schliffs anwenden, dann behandelt man dasselbe mit einem
passenden Lösungsmittel, etwa einem Tropfen Nalzsäure,
dampft damit ein oder mehrmals ein, setzt zu der einge-
dampften chlornatriumhaltigen Masse einen Tropfen essig-
sauren Uranoxyds und beobachtet unter dem Mikroskop. Er-
scheinen die Tetraäder in reichlicher Menge, dann ist Natrium
in namhaften Quantitäten vorhanden, bleiben sie aus, ent-
stehen sie auch nicht beim langsamen Eindunsten des Tropfens,
dann ist keine oder nur eine Spur Natrium vorhanden. Erste
Bedingung zum Gelingen des Versuchs ist aber, dals das
Uransalz frei sei von Natrium und das ist bei dem käuflichen
Salze meist nicht der Fall. Man mufs daher, um es zu reinigen,
1
— 260 —
dieses Salz mit absolutem Alkohol in der Kälte behandeln
und abfiltriren. Der nach dem Eindampfen des Filtrats
bleibende Rückstand wird dann in möglichst wenig Wasser
gelöst.
Handelt es sich darum, K neben Na nachzuweisen, dann
bedient man sich nach dem Vorschlage von Behrens*)
einer Platinchloridlösung, durch welche man bei Anwesenheit
von K gelbe Oktaäder von K,PtCl, erhält? Am Anfange
entstehen dabei oft durch Aggregation der Subindividuen
dreizackige Sterne, die aber bald zu oktaöderähnlichen Formen
auswachsen. Es entstehen so Deltoidikositetraäder und Acht-
undvierzigflächner, die dem Oktaöder vieinal sind und auf
den ersten Blick den Eindruck wirklicher Oktaöder machen.
Aufserdem treten dann noch deutlich ausgebildete Deltoidiko-
sitetraäder als Zuspitzung der Oktaöderecken auf. Auf diese
Weise läfst sich z. B. sehr schön Leueit von Nephelin mikro-
skopisch-chemisch unterscheiden, indem man in dem ersteren .
das Kalium, in dem letzteren das Natrium nachweist.
4) Ueber eine Methode zur Isolirung der Mineralien
eines Dünnschliffs behufs ihrer mikroskopisch-
chemischen Untersuchung.
Von A. Streng.
Es kommt bei mikroskopischen Untersuchungen häufig
vor, dals man ein Mineral chemisch untersuchen muls. Be-
handelt man es nun mit einem Tropfen des Lösungsmittels,
so bedeckt dieser Tropfen nicht nur das zu prüfende Mineral,
sondern auch noch andere benachbarte Mineralien und man
ist deshalb nicht sicher, dafs die chemische Reaction wirklich
nur auf das zu prüfende Mineral bezogen werden kann. Es
*) Verslagen en Mededeelingen der koningl. Akademie van Weten-
schappen. II Reeks, 17 Deel, 1 Stuck. p. 48. Amsterdam 1881.
— 261 —
wäre deshalb von Wichtigkeit, das letztere möglichst zu iso-
liren. Bei nicht zu kleinen Mineralien habe ich es mit gutem
Erfolge versucht, diefs auf folgende Weise mit durchlöcherten
Deckgläschen zu erreichen.
Um sich solche zu verschaffen, taucht man gewöhnliche
Deckgläschen in geschmolzenes Wachs, nimmt sie wieder
heraus und macht nun nach dem Erkalten mit einer Nadel
in der Mitte des Deckgläschens eine Y/; bis 1 mm grolfse
runde Oeffnung in das Wachs. Darauf bedeckt man die so
blofsgelegte Stelle des Glases mit einem Tropfen concentrirter
Flufssäure, den man so oft erneuert, bis das Deckgläschen
an dieser Stelle durchgefressen ist. Man hat nun nach der
Entfernung des Wachses ein Deckgläschen, in dessen Mitte
sich eine kleine runde Oeffnung von !/,;, bis 1 mm Durch-
messer befindet.
Will man nun an einem offenen Dünnschliff ein bestimmtes
Exemplar eines Minerals chemisch untersuchen, dann stellt
man dasselbe unter dem Mikroskop bei schwacher Vergröfse-
rung ein. Darauf bestreicht man die Eine Seite des durch-
löcherten Deckgläschens rings um die Oeffnung mit einer
dünnen Lage gekochten Canadabalsams und legt diese Seite
des Deckgläschens nach dem Hartwerden des Balsams so auf
den Dünnschliff, dafs die Oeffnung desselben genau über das
zu untersuchende Mineral zu liegen kommt. Nun bringt man
mittelst eines glühenden Strickdrahts den Canadabalsam von
oben her zum Schmelzen, indem man denselben über dem
Deckgläschen, ohne es zu berühren, hin und her bewegt.
Wenn man sich überzeugt hat, dafs die jetzt mit Balsam ge-
füllte Oeffnung noch immer über dem zu untersuchenden
Minerale liegt, dann nimmt man den Dünnschliff heraus und
wascht den Canadabalsam mit einem in Alkohol getränkten
Haarpinsel vollständig aus der Oeffnung weg, so dals das zu
untersuchende Mineral frei unter der Oeffnung liegt, aber
rings von Canadabalsam umgeben ist. Darauf setzt man mit
‘ einem zugespitzten Glasstabe ein Tröpfchen des Lösungs-
mittels für das Mineral in die Oeffnung und läfst es je nach
Umständen bei niederer oder höherer Temperatur auf das
— 22 —
isolirte Mineral wirken. Man dampft nun die Lösung lang
sam ein und erhält dann nicht nur in der Oeffnung, sondern
auch rings um dieselbe auf dem Deckgläschen den Rückstand
der Lösung, weil ja das Lösungsmittel sich auf dem Deck-
gläschen ausgebreitet hatte. Nun erhitzt man den Dünnschliff
so stark, dals der Canadabalsam erweicht und das Deckgläs-
chen wieder weggenommen werden kann. Um bei der Be-
obachtung der chemischen Reaction nicht durch die gelbe
Farbe des Canadabalsams gestört zu werden, kann man diesen
wieder mit dem Pinsel und Alkohol auf der Rückseite des
Deckgläschens wegwaschen, wobei man sorgfältig vermeiden
muls, dals der Alkohol durch die Oeffnung auf die Oberseite
des Deckgläschens gelange. Das so vorgerichtete Deckgläs-
chen, in dessen Mitte die gelösten und eingetrockneten Be-
standtheile des zu untersuchenden Minerals sich befinden,
legt man dann auf einen Objectträger und setzt seitwärts
an der eingetrockneten Substanz einen Tropfen des Reagenses
hinzu, so dals er dieselbe eben berührt und beobachtet seine
Wirkung unter dem Mikroskope. Später kann man einen
anderen Theil der eingetrockneten Substanz auf demselben
Deckgläschen mit einem zweiten Reagens behandeln. Um
zu verhindern, dals die Reagentien durch die Oeffnung auf
die Unterseite des Deckgläschens gelangen, braucht man nur
vor Zusatz des Reagenses ein Wassertröpfchen unter das
Deckglas zu bringen, welches sich dann zwischen Deckglas
und Objectträger ausbreitet und das Eindringen der Lösungen
unter das Deckgläschen verhindert.
Untersuchungen auf K, Na, Ca, Mg, P u. s. w. können
auf diese Art vortrefllich und ohne allzugrolsen Zeitaufwand
ausgeführt werden *).
Giefsen im Mai 1883.
*) Nach dem Drucke dieser Arbeit hatte ich das Glück, in dem apa-
titreichen Diabase von Gräveneck eine 1 bis 2 cm grofse Einlagerung
von basaltischer Hornblende zu finden, die zum grofsen Theile in der-
selben Weise verändert war, wie diejenige des Hornblendediabases. Man
wird daher auch dieses Gestein zu den Hornblendediabasen stellen können.
— 265 —
5) Ueber Nephelingesteine aus dem Vogelsberg.
Von Dr. Hermann Sommerlad.
Schon seit einer längeren Reihe von Jahren kennt man
von einigen, allerdings recht vereinzelten Punkten des Vogels-
berges Eruptivgesteine, in welchen, wie die Betrachtung mit
blofsem Auge oder die chemische Analyse lehrte, der Nephelin
als wesentlicher Gemengtheil auftritt. Dafs dieses Mineral
sich auch an der Zusammensetzung anderer, seither schlecht-
hin als „Basalt* bezeichneter Vogelsberger Gesteinsarten be-
theiligt, haben die neueren mikroskopischen Forschungen dar-
gethan *), und es steht wohl zu erwarten, dafs noch gar
manche von jenen, welche der mikroskopischen Analyse harren,
sich dabei als nephelinführend herausstellen werden.
Da über die aus älterer Zeit bekannten Nephelingesteine
des Vogelsberges noch keine mikroskopischen Untersuchungen
vorlagen, so sah ich mich veranlafst, dieselben auszuführen
und übergebe ich hiermit meine Studien der Oeffentlichkeit.
Sie beschäftigen sich mit dem Nephelinit von Meiches und
dessen Nebengestein, dem sogenannten Nephelindolerit von
Gunzenau, den Phonolithen vom Häuser Hof, von Herchen-
hain, Crainsfeld und den fälschlich als Phonolith bezeichneten
Gesteinen von Wohnfeld und vom Kaff bei Wenings.
Nephelinit von Meiches.
Derselbe wurde schon 1865 von Knop **) auf’s genaueste
makroskopisch wie chemisch untersucht, nachdem zuerst durch
A. von Klipstein***) die Aufmerksamkeit auf das Vor-
kommen gelenkt worden war. Letzterer erwähnt, dafs sich
in südöstlicher Richtung von Meiches, in der Nähe der soge-
*) Wie Becker anführt, gehören die Gesteine vom Taufstein, von
der Alten Burg bei Nidda und vom Eichelskopf zu den Nephelinbasalten.
(Deutsche geolog. Gesellschaft XXXII, 1881, 36.)
*#) Neues Jahrbuch f. Min. 1865, 674.
*##) Archiv f. Mineralogie von Karsten und von Dechen XIV, 248.
— 264 —
nannten Todtenkapelle, in von alten Schächten herrührenden
Vertiefungen („Silbergrube“) Blöcke von Nephelindolerit vor-
fänden und giebt eine Beschreibung desselben. Knop erfuhr
in Meiches, dafs etwa ums Jahr 1741 von fremden Bergleuten
ein Schacht im Nephelindolerit abgeteuft worden sei, von dem
die bei der Todtenkirche umherliegenden Blöcke herrührten.
Diesen Schacht hat Ludwig*) in den vierziger Jahren noch
offen gesehen. „Er war kaum 3 m tief; nach NO. und SW.
gingen Strecken von ihm ab, worin man das Nephelingestein
anstehend erblickte. Es bildete einen höchstens 1!/, m breiten,
steil niedersetzenden Gang in olivinreichem Basalt.“*
Im Frühling dieses Jahres besuchte ich von Lauterbach
aus die Fundstelle des interessanten Gesteines. Am nördlichen
Fufs des Hügels, worauf sich die Todtenkirche erhebt, in der
Gemarkung Kammerforst, gewahrt man die Spuren der alten
Schächte; dabei liegen zusammengehäufte grölsere Blöcke des
Nephelinits und eines dichten dunklen basaltartigen Gesteines,
welches sich jedoch auf den ersten Blick von dem in der
Umgebung vorkommenden Basalt unterscheidet. Häufig trifft
man auch Stücke an, die eine enge Verwachsung beider Ge-
steine zeigen; jedoch sind diese scharf von einander abgegrenzt.
Ebenso erscheint der dunkle Basalt in gröfseren Finschlüssen
im Nephelinit. Anstehendes Gestein ist nirgends mehr zu
entdecken. Die umherliegenden Nephelinitblöcke sind auf
der Oberfläche stark verwittert, während sich der dunkle
Basalt frischer erweist.
Was die makroskopische Beschaffenheit des Nephelinits
anlangt, so kann ich mich bei deren Beschreibung kurz fassen,
da sie schon von Knop ausführlich gegeben ist. Das Ge-
stein besteht aus graulichweilsem Nephelin (oft ©P.OP er-
kennbar), schwarzem Augit (oP».oPw.w»P.P), titan-
reichem Magnetit (manchmal deutliche Oktaöder), einem Feld-
spath mit glänzenden Spaltungsflächen und aus Leueit, der
jedoch nie in Krystallen, sondern in rundlichen Massen auf-
tritt. In Drusenräumen erscheinen zahllose feine Apatitnadeln
*) Text zu Section Alsfeld 28.
— 205 ° —
und manchmal eine weilse hyalithartige Substanz. Als ver-
einzelter auftretende Gemengtheile erwähnt Knop honig-
gelben Titanit und weilse Rhombendodekaäder von Sodalith.
Betrachtet man eines der glasglänzenden- Spaltungsblätt-
chen des Feldspathminerals, welches in weit geringerer Menge
als der Nephelin vorkommt, unter dem Mikroskop zwischen
gekreuzten Nicols, so zeigt es lebhafte Interferenzfarben; von
einer Streifung ist Nichts wahrzunehmen. Manchmal läfst
sich die Auslöschungsrichtung bestimmen, welche sich als eine
gerade erweist. Es ist deshalb das Mineral kein Plagioklas,
sondern ein monokliner Feldspath. Knop bestimmte ihn
nach der chemischen Analyse als einen „kalireichen, kalkfreien
Barytoligoklas mit den geometrischen Eigenschaften des Ortho-
klases.*
Den Sodalith und Titanit konnte ich in dem mir zu Ge-
bot stehenden Material nicht auffinden. Dagegen lielsen sich,
jedoch sehr vereinzelt, gelbe Olivinkörnchen nachweisen, die
manchmal etwas zersetzt smd und dann eine braunröthliche
Färbung zeigen.
Die Anfertigung von Dünnschliffen des Nephelinits ist
mit ziemlich grofser Schwierigkeit verknüpft, weil derselbe
in Folge seiner (srobkörnigkeit und Porosität sehr leicht zer-
bröckelt und die grölseren Krystalle ausbrechen. Doch wurden
mir durch das mikroskopische Institut des Herrn H. Boecker
in Wetzlar Schliffe geliefert, die allen Anforderungen genügen.
Unter dem Mikroskop zeigen sie ein grobkörniges Gemenge
von Nephelin, Leueit, monoklinem Feldspath, Augit, Magnet-
eisen und Apatit.
Der Nephelin erscheint in theils frischen und farblosen,
theils in schon mehr oder weniger zersetzten und getrübten
Individuen. Die Ränder der oft sechseckigen Durchschnitte
sind meist in eine wolkige graue oder gelbbraune Materie
umgewandelt, die sich auch auf Sprüngen, welche die Kry-
stalle durchsetzen, angesiedelt hat. Öft bestehen auch diese
schon fast völlig aus dem Zersetzungsproduct. Von Einlage-
rungen sind besonders Apatitnadeln zu erwähnen, die oft den
ganzen Durchschnitt durchspicken. Beim Behandeln mit Salz-
— 266 —
säure wird der Nephelin unter Gelatiniren zersetzt und es
treten die charakteristischen Kochsalzwürfelchen auf. Auch
zwischen den grölseren Krystallen der übrigen Gemengtheile
ist häufig Nephelinsubstanz oder deren Zersetzungsproduct
eingekeilt, wie man beim Aetzen dieser Stellen bemerkt.
Die Auffindung des Leueits in den Dünnschliffen gelingt
leichter wie sein Erkennen bei der Betrachtung mit blofsem
Auge. Die recht hellen, unregelmäfsig conturirten Durch-
schnitte zeigen zwischen gekreuzten Nicols die den Leueit
charakterisirende eigenthümliche Streifung *). Diese giebt
sich entweder nur in einer Richtung zu erkennen und erinnert
dann lebhaft an die des Plagioklases. Oder es sind zwei sich
rechtwinklig oder mehrere sich schiefwinklig kreuzende Strei-
fensysteme wahrzunehmen. Die einzelnen Streifen, oft sehr
fein, oft auch ziemlich breit, bleiben beim Drehen des Präpa-
rates theils dunkel, theils zeigen sie blaugraue oder helle
Farben. Manchmal durchziehen die Streifensysteme den Kry-
stalldurchschnitt nicht völlig, sondern treten sie nur an be-
stimmten Stellen auf. Während der Nephelin durch Salzsäure
leicht zersetzt wird, geht diefs beim Leucit nicht so rasch
von Statten. Erst nach längerem Einwirken der Säure wird
seine Substanz zerstört. Isolirt man ein Leucitkörnchen von
den übrigen Gemengtheilen des Schliffes mittelst eines durch-
bohrten, mit Canadabalsam festgekitteten Objectgläschens **),
behandelt längere Zeit mit Salzsäure und bringt dann Platin-
chloridlösung hinzu, so sieht man unter dem Mikroskop auf's
deutlichste die okta@derähnlichen Formen von Kaliumplatin-
chlorid entstehen.
Der Feldspath tritt in sehr hellen Durchschnitten ohne
regelmälsige Krystalleconturen auf. Von Säuren wird er nicht
verändert und zwischen gekreuzten Nicols ist keine Zwillings-
streifung zu bemerken. Auch in ihm sind Apatitnadeln (bis
*) Zirkel, Mikroskop. Beschaffenheit der Min. u. Gest. 152; Rosen-
busch, Physiographie II, 73.
**) Vergl. die Mittheilung unter Nr. 4.
— 267 —
zu 0,68 mm Länge), ferner Magneteisenfetzen und Glasein-
schlüsse zu beobachten.
Die grofsen hellbraun bis braunroth gefärbten Augite
zeigen sich meist deutlich dichroitisch. Die Auslöschungs-
schiefe ist die für den Augit normale. Aufser Glas- und
Magnetiteinschlüssen beherbergen sie häufig bis zu 0,5 mm
Durchmesser zeigende Sechsecke von graulicher Farbe, deren
Ränder etwas dunkler erscheinen. Bei chemischer Prüfung
erweisen sie sich als Apati. Auch zwischen den übrigen
Gemengtheilen treten diese Sechsecke auf, doch sind die pris-
matischen, fein bestäubten Schnitte des Apatits, oft von aufser-
ordentlicher Länge, bei weitem häufiger. Nicht selten lassen
die Augite nach den Rändern zu andere, namentlich grün-
liche Farbentöne erkennen, wobei der Uebergang in diese
vom Rothbraun ganz allmählich erfolgt. Zuweilen gewahrt
man auch längliche Fetzen eines vollständig grünen Minerals,
welches, nach der Auslöschungsschiefe zu schliefsen, ebenfalls
dem Augit angehört.
Das Magneteisen tritt meistens in unregelmälsigen dunkel-
schwarzen Durchschnitten auf. Es hat nach Knop’s Analyse
den hohen Gehalt von 25 Proc. Titansäure.
Einmal wurde ein deutlicher Krystall von Olivin beob-
achtet. Die äufseren Partieen des Durchschnittes waren völlig
in rothbraunes Eisenhydroxyd umgewandelt, während das
Innere aus gelbgrünen Fasern bestand.
Knop, welcher die einzelnen Gemengtheile wie das Ge-
sammtgestein analysirte, fand für letzteres folgende Zusammen-
setzung :
— 268 —
Nonstop. 11239 Prog!
SIOFHENLM. IN AEBIL
BR, Oben in El
ABO HERRN
Ber anno 812,005
MnO%i. san ansdDplr
Or: 0 PrerOee rn N n K0201C>)
MO.
R,Ome dor 726
NO eurrrrhrile
Bil 4: He
StO: alt 00,008
Fl b ererihBp
102,191.
Nach makro- wie mikroskopischer Beschaffenheit ist der
Nephelinit von Meiches dem bekannten Gestein vom Löbauer
Berg in der Oberlausitz ähnlich. Nur besteht dieses blofs
aus Nephelin, Augit, Magnetit und Apatit und ist auch nicht
so grobkörnig wie das Meicheser Vorkommen. Auch die
grobkörnigen Ausscheidungen aus dem Nephelinbasalt vom
Hohenhöwen im Hegau zeigen einige Aehnlichkeit mit unserem
Nephelinit. Doch sind diese in einem weit höheren Stadium
der Zersetzung begriffen und die Gemengtheile unter dem
Mikroskop nicht mehr besonders gut zu erkennen.
Es war nun von besonderem Interesse, das basaltartig
aussehende Nebengestein des Nephelinits von Meiches einer
Untersuchung zu unterwerfen. Dabei hat sich herausgestellt,
dals wir es hier mit einem echten Nephelinbasalt zu thun
haben.
Nephelinbasalt von Meiches.
Wie schon oben bemerkt, findet sich das Gestein theils
für sich, theils mit dem Nephelinit verwachsen in losen Stücken
am Fuls der Todtenkirche. Auch es ist nirgends anstehend
zu treffen und scheint sein Vorkommen ebenfalls keine grofse
Verbreitung zu besitzen. Wenigstens zeigen die Basaltblöcke,
welche aus den die Abhänge des Hügels ringsum bedeckenden
— 269 —
Feldern aufgelesen und zu gröfseren Haufen aufgeschichtet
sind, ein ganz anderes Aussehen; unter dem Mikroskop
geben diese Gesteine sich als Feldspathbasalt zu erkennen.
Der Nephelinbasalt hat eine schwarzgraue Farbe und
eine sehr bedeutende Härte. In der dunklen Grundmasse
sieht man mit blofsem Auge zahllose kleine Augitkryställchen,
Magneteisen- und Olivinkörnchen, was dem Gestein einen ge-
wissen Glanz verleiht. Auf der Oberfläche ist es mit einer
graubraunen, nur dünnen Verwitterungsrinde bedeckt. Unter
dem Mikroskop erkennt man als wesentliche Gemengtheile
Nephelin, Augit, Magneteisen, Olivin; vereinzelter treten
dunkler Glimmer und Apatit auf.
Der Nephelin erscheint, im gewöhnlichen Licht betrachtet,
in Form wasserheller unregelmäfsiger Flecken. Bei gekreuzten
Nicols beobachtet, zerfallen diese oft in deutliche Rechtecke
und Sechsecke. Diese sind häufig von feinen Sprüngen
durchzogen, doch gewahrt man sehr selten Zersetzungspro-
ducte. Mit Salzsäure betupft tritt Gelatiniren unter Bildung
von Chlornatriumwürfeln ein.
An Menge wird der Nephelin vom Augit übertroffen.
Dessen meist länglich prismatisch ausgebildete Krystalle,
manchmal dicht zusammengedrängt, sind von röthlichbrauner
Farbe und oft deutlich dichroitisch. Die Grölsenverhältnisse
sind 0,09 bis 0,6 mm Länge, 0,05 bis 0,11 mm Breite. Die
Auslöschungsschiefe beträgt 34 bis 40%. Auch vereinzelte
makroporphyrische Krystalle mit scharfen Conturen treten
auf (ec. 0,9 mm lang, 0,4 mm breit). Glaseinschlüsse und
solche von Magneteisen sind allenthalben häufig. Auch Zwil-
lingskrystalle und Einschaltung mehrerer Zwillingslamellen
nach dem gewöhnlichen Gesetz wurden beobachtet.
Ein weiterer reichlich verbreiteter Gemengtheil ist der
Olivin. Er tritt meistens in makroporphyrischen Krystallen
von bis zu 125 mm Länge und 0,8 mm Breite auf. Die
kleinsten Krystalle sind 0,16 mm laug und 0,12 mm breit.
Sämmtliche Durchschnitte, manchmal scharf sechseckig, sind
von gelbrothen Rändern umzogen. Häufig ist ihr Inneres
fein zerfasert oder es ist auch das Mineral völlig in das gelb-
— 270 —
rothe Zersetzungsproduct umgewandelt. In frischeren Durch-
schnitten sind vielfach Glaseinschlüsse wahrzunehmen.
Mit dem Olivin ist manchmal innig der Magnetit ver-
wachsen, der in ünregelmälsigen, grölseren Partieen auftritt.
Der Apatit zeigt in dem Gestein bei weitem nicht die grolse
Verbreitung wie in dem Nephelinit. Er erscheint hier und
da in Nadeln in den Nephelindurchschnitten und zwischen den
übrigen Gemengtheilen.
Vereinzelt wurden Fetzen eines weingelben, aulserordent-
lich stark dichroitischen Minerals beobachtet, welche durch
die Grundmasse und gröfsere Olivinkrystalle von einander
getrennt waren und ursprünglich wohl zusammen gehörten.
Das gröfste Stück war 0,6 mm lang und 0,25 breit und von
zahlreichen parallelen Spalten durchzogen. Da die Aus-
löschungsrichtung, im Natronlicht beobachtet, eine völlig
gerade ist, so halte ich das Mineral für Glimmer.
Die chemische Analyse des Gesteins ergab folgendes
Resultat :
SO: ira ar AR Broe:
A,Oson. iladae ih 8588
Es0;8;. dasitenaldll,26
BeOJhrta Sueirhs 80
GaOyuT.n.o:iay1093
MO) 21.200 „.ud13;01
K:O08. ad «Bir soll
NO udba. dm SH451
2150, „Hd... 2034
DO ssrlaclra le 55d
PiOsordir, 20
102,07.
Kohlensäure und Schwefelsäure liefsen sich nicht, Chlor
jedoch in geringen Spuren nachweisen. — Spec. Gew. = 3,103.
Vergleichen wir diese Analyse mit der des Nephelinits,
so sehen wir, dals beide Gesteine in ihrer chemischen Zu-
sammensetzung wenig Uebereinstimmung zeigen, was auch
nach der mikroskopischen Untersuchung zu erwarten war.
Da in dem Nephelinbasalt der Nephelin gegenüber den anderen
— 271 —
Bestandtheilen an Menge zurücksteht, so kann die Analyse
nur einen geringeren Procentsatz an Natron aufweisen. Es
scheint, dafs der Nephelin des Gesteines kalihaltig ist, da
bei der mikroskopischen Untersuchung kein Les#eit wahrzu-
nehmen war und die Analyse trotzdem einen Kaligehalt er-
kennen läfst*). In Folge des Reichthums an Olivin und
Augit ist der Magnesiagehalt des Nephelinbasaltes ein be-
deutend höherer wie in dem Nephelinit, wo ersteres Mineral
fast fehlt und auch der Augit nicht allzu reichlich verbreitet
ist. 'Thonerde tritt in geringerer, Eisen in gröfserer Menge
in dem Nephelinbasalt auf wie in dem Nephelinit und mufs
auch bei dem erstgenannten Gestein der Magnetit titanhaltig
sein, was sich aus der bei der Analyse aufgefundenen, nicht
unbeträchtlichen Menge Titansäure ergiebt. Nur in dem Pro-
centsatz für Kieselsäure und Kalk sind sich der Nephelinbasalt
und Nephelinit einander ähnlich.
Aus den Verschiedenheiten, welche die mikroskopische
und chemische Analyse zeigen, geht hervor, dals beide Ge-
steine nicht in sehr nahem Zusammenhang stehen und dafs
wir den Nephelinit nicht blofs als grobkörnige Varietät des
Nephelinbasaltes und als eine Ausscheidung aus diesem be-
trachten können, sondern es ist eher anzunehmen, dafs der
Nephelinit, eigenthümlich durch die Führung von Leucit und
Feldspath, ein gangartiges Vorkommen im Nephelinbasalt ist.
Mit Sicherheit läfst sich diefs natürlich nicht feststellen, da,
wie schon bemerkt, jeder Aufschlufs fehlt.
Als eine weitere Fundstelle für Nephelindolerit auf dem
Vogelsberg führt Tasch €**) die Umgegend von Gunzenau an.
Meinen Untersuchungen zu Folge möchte ich dem Gestein
lieber den Namen „Tephrit“ beilegen.
*) Auch der Nephelin des Nephelinits von Meiches ist reich an Kali
(6,797 Proc.), wie aus Knop’s Analyse hervorgeht (Neues Jahrbuch f.
Min. 1865, 686).
**) Text zu Section Herbstein-Fulda 30.
—_— 272 —
Tephrit von Gunzenau.
Auf einer Excursion, die ich im Herbste 1881 mit Herrn
Professor Streng in den südöstlichen Theil des Vogelsberges
ausführte, lernte ich dieses Vorkommen kennen. In dem
Dorfe Gunzenau .fanden wir lose Blöcke eines doleritisch aus-
sehenden Gesteines, welches einige Aehnlichkeit mit dem
Nephelinit von Meiches hat, jedoch bei weitem nicht so grob-
körnig ist. Es besteht, wie man bei makroskopischer Be-
trachtung sieht, aus feinen mattweilsen Plagioklasleistchen,
grau- bis grünlichweilsem Nephelin in rundlichen Partieen und
dunklen Augitsäulchen und Magneteisenkörnchen, welch’
letztere häufig bunt angelaufen sind. Recht vereinzelt sind
Olivinkörnchen zu beobachten. Am Ausgang des Dorfes,
links vom Wege nach Metzlos, ragen aus dem Boden grölsere
Blöcke eines Gesteines hervor, welches hier anzustehen scheint,
keine so frische Beschaffenheit wie das genannte besitzt, je-
doch unter dem Mikroskop dieselben Gemengtheile wie jenes
erkennen lälst. Es ist von braungrauer Farbe und erinnert
fast an Phonolith. In der Grundmasse gewahrt man mit
blofsem Auge tafelartige Plagioklaskrystalle und dunkle Augit-
prismen. Oberflächlich ist das Gestein mit einer gelbbraunen
Verwitterungsrinde bedeckt.
Unter dem Mikroskop zeigen die Dünnschliffe beider Ge-
steine, wie schon bemerkt, die nämliche Zusammensetzung,
nur ist das letztgenannte weniger frisch. Die Mikrostructur
ist eine deutlich körnige. Plagioklas und Nephelin, sowie
dessen Umwandlungsproducte machen die Hauptmasse des
Gesteinsgewebes aus; weitere wesentliche Gemengtheile sind
Augit, Magneteisen und Apatit. Nur ganz vereinzelt erscheinen
Olivin und dunkler Glimmer.
Der Plagioklas tritt in makro- wie mikroporphyrischen
Leisten auf. Erstere (von bis 1,05 mm Länge) sind oft etwas
graulich gefärbt und manchmal von nicht sehr scharfen Con-
turen, doch zeigen sie deutlich die Zwillingsstreifung bei ge-
kreuzten Nicols. Oft führen sie massenhaft Glaseinschlüsse.
Salzsäure wirkt nicht verändernd auf sie ein. Die kleineren
Kryställchen (ce. 0,12 mm lang, 0,02 mm breit), oft dicht zu-
— 213 —
sammengeschaart, sind viel heller und auch schärfer begrenzt
wie die grofsen und auch sie lassen die Streifung stets er-
kennen. Die Auslöschungsrichtung der einzelnen Lamellen
ist eine wechselnde, doch ist sie nie sehr hoch. Wo sich eine
symmetrische Auslöschungsschiefe bestimmen lälst, ist diese
10 bis 14°, was für einen natronreichen, kalkarmen Plagioklas
spricht. Häufig ist zwischen die kleinen Leistehen ein grau-
braunes Zersetzungsproduct eingekeilt.
Der Nephelin ist schon ziemlich bedeutend der Umwand-
lung anheim gefallen, doch sind seine Krystalldurchschnitte
unverkennbar. In den gelbgrauen wolkigen Partieen der
Schliffe erblickt man oft deutliche Sechsecke (c. 0,5 mm Durch-
messer), deren Ränder meist etwas dunkler gefärbt sind.
Das Innere ist entweder ebenfalls schon umgewandelt, oder
es ist noch ein heller Kern vorhanden. Mit Salzsäure be-
handelt tritt Gelatiniren unter Abscheiden von Kochsalz-
würfeln ein.
Augit erscheint meist in makroporphyrischen, etwas di-
chroitischen Krystalldurchschnitten von röthlichvioletter oder
bräunlichrother Färbung und nicht allzu reichlich. Die Kry-
stalle sind in der Regel ohne scharfe Contouren, oft zerrissen
und schliefsen Glas- und Apatitnadeln ein. Eine recht auf-
fallende Erscheinung bieten manche rechteckige Durchschnitte
dar. Bei gekreuzten Nicols zerfallen sie in vier den Diago-
nalen nach geschiedene Theile, von denen je zwei gegenüber-
liegende dieselben Farben zeigen. Da jedoch sämmtliche
vier Stücke beim Drehen des Präparates um 38° zusammen
auslöschen, scheint hier keine Zwillingsbildung vorzuliegen.
Eine ähnliche Erscheinung hat van Werweke an Augiten
aus dem Limburgit der Insel Palma beobachtet, jedoch zeigen
hier nur je zwei Quadranten die nämliche Auslöschungs-
schiefe *).
Aulser diesen makroporphyrischen Augiten sind, nament-
lich in dem weniger frischen Gestein, zahlreiche kleine nadel-
förmig, lang prismatisch oder auch ganz unregelmälsig aus-
*) Neues Jahrbuch f. Min. 1879, 483.
XXI. 18
— 14 —
gebildete Kryställchen von grünlicher Färbung zu gewahren,
welche, obwohl von anderer Farbe wie die grolsen Augite,
nach ihrem optischen Verhalten dennoch als Pyroxen ange-
sehen werden müssen.
Die Magneteisendurchschnitte, reichlich vorhanden, haben
meist unregelmäfsige Umrisse und sind manchmal langge-
streckt und fein zerfasert.
Der Apatit, ein aulserordentlich verbreiteter Gemengtheil,
tritt in Nadeln von bis zu 0,95 mm Länge und auch in etwas
trüben Sechsecken von 0,06 mm Durchmesser auf. Er er-
scheint theils zwischen den Gemengtheilen, theils in Plagio-
klas und Augit eingebettet.
Olivin ist ganz vereinzelt und nur in grolsen Krystallen
zu beobachten, welche die bekannten Umwandlungsproducte
zeigen. Als wesentlicher Gemengtheil ist dieses Mineral kaum
zu betrachten. Etwas häufiger treten kleine gelbbraune
Blättchen auf, die starken Dichroismus, aber keine Spalten
erkennen lassen, weshalb sich eine Bestimmung der Aus-
löschungsrichtung nicht ausführen läfst. Ich halte trotzdem
die Substanz für Glimmer.
Da das Gestein zum grölsten Theil aus einem Gemenge
von Nephelin und Plagioklas besteht, zähle ich es zu den
Tephriten. Der allerdings vorhandene Olivin spielt eine allzu
untergeordnete Rolle, um es mit dem Namen „Basanit“ be-
legen zu können.
Das frische Gestein, der chemischen Analyse unterworfen,
zeigt folgende Zusammensetzung :
SO, una 93 Pror.
Ro ee
F&0O, 2 0 ae 6,54
eo Re Me og
ER VE FREI
MO 0: Aa) veR3,6T
REOL- Ina 0adE
NO: tan ag
H;04,3, don 2h0091
BaOR gerne
98,41.
— 25 —
Chlor, Kohlensäure, Schwefelsäure und Titansäure lielsen sich
nicht nachweisen. Spec. Gew. — 2,145.
Es entstammt ohne Zweifel ein Theil der gefundenen
Natronmenge dem Plagioklas, der ja auch nach seinem opti-
schen Verhalten als natronreich, dagegen als kalkarm zu be-
trachten ist, welch’ letzteres wiederum durch die Analyse
bestätigt wird (5,92 Proc. CaO). Da bei der mikroskopischen
Untersuchung kein Leueit aufgefunden wurde, so muls der
Kaligehalt, den die Analyse aufweist, auf Rechnung des
Nephelins gebracht werden. Der Magnesiagehalt des Ge-
steines ist ein geringer, da Olivin nur vereinzelt erscheint
und auch der Augit nicht allzu reichlich auftritt. Die ziem-
lich beträchtliche Menge von Phosphorsäure entspricht einem
Gehalt von 3,34 Proc. Apatit, was mit den Ergebnissen der
mikroskopischen Untersuchung in völligem Einklang steht.
Der Procentsatz von Kieselsäure, welcher ein weit höherer
ist als in dem Nephelinit von Meiches, nähert sich dem der
Dolerite, und man sieht auch aus der Analyse, dals das Ge-
stein eine Zwischenstellung zwischen diesen und den Nephe-
liniten einnimmt, weshalb man es füglich mit dem Namen
Tephrit bezeichnen kann. Ein ihm einigermalsen chemisch
analog zusammengesetztes Gestein konnte unter den bis jetzt
publieirten Analysen nicht aufgefunden werden.
Als Phonolith werden auf den geologischen Karten des
Grolsherzogthums Hessen folgende Gesteine aus dem Vogels-
berg bezeichnet : die Vorkommen vom Häuser Hof bei Salz-
hausen, von der Schwarzen Elz bei Herchenhain, vom Ziegen-
hals bei Wohnfeld und vom Kaff bei Wenings. Wir betrachten
zuerst den
Phonolith vom Häuser Hof.
Das Gestein ist links von der Stralse von Ober-Widders-
heim nach Salzhausen, in der Nähe des Häuser Hofes, durch
einen Steinbruch aufgeschlossen und „bildet (nach Ludwig)
18?
— 216 —
eine einzige, nur durch ein enges Thälchen getrennte stock-
förmige Masse von deutlich plattenförmiger Absonderung *).*
Im frischen Zustand ist der Phonolith von dunkelgrauer Farbe;
aus der Grundmasse treten stark glänzende Sanidinkrystalle
und zuweilen schwarzgrüne Augite hervor. Mit zunehmender
Verwitterung wird es heller; einzelne länger frisch bleibende
Partieen geben ihm alsdann ein fleckiges Aussehen. Im stark
verwitterten Zustand besitzt das Gestein eine schmutzig weilse
Farbe.
Die Dünnschliffe lassen einen lichten Untergrund er-
kennen, in dem grölsere und kleinere hellgrün gefärbte Säul-
chen, Magnetitkörnchen und grolse farblose Durchschnitte,
oft von rechteckiger Form, eingebettet liegen. Aufserdem
bemerkt man braungelbe Fetzchen von Eisenhydroxyd und
Apatitnädelchen.
Betrachtet man den hellen Untergrund zwischen gekreuz-
ten Nicols, so zerfällt er in ein Aggregat blaugrauer oder
heller Durchschnitte von theils rechteckigen, theils unregel-
mälsigen Uontouren. Die Rechtecke löschen gerade aus, werden
aber meistens von Säure nicht angegriffen und bestehen des-
halb jedenfalls aus Sanidin. Auch ein grofser Theil der un-
regelmälsigen Durchschnitte wird von Säure nicht zersetzt,
während nur eine geringere Menge von ihnen unter Bildung
von Chlornatriumwürfeln gelatinirt und als Nephelin anzusehen
ist. Dieses Mineral scheint sich deshalb in gröfseren Kry-
stallen nicht an der Zusammensetzung des Gesteines zu be-
theiligen; dals es in kleineren Partieen versteckt zwischen
den übrigen Gemengtheilen vorhanden ist, erkennt man beim
Aetzen und Färben der Schliffe.
Die makroporphyrischen Sanidinkrystalle, meist wasser-
hell, sind entweder von rechteckiger Form, oder bilden un-
regelmälsige Durchschnitte. Oft enthalten sie zonale Ein-
lagerungen von Magneteisenkörnchen und Glaseinschlüssen.
Einige erscheinen an Stellen des Randes zerrissen und hat
. *) Text zu Section Schotten 45.
— 27 —
sich hier die Grundmasse eingedrängt; auch sind die Durch-
schnitte vielfach von unregelmäfsigen Spalten durchzogen.
Ganz vereinzelt bemerkt man Krystalle eines hellen Minerals,
die bei gekreuzten Nicols eine deutliche Zwillingsstreifung
zeigen und von Salzsäure nicht verändert werden. Ich kann
sie nur als Plagioklas ansehen.
Bemerkenswerth ist das als Bestandtheil der Grundmasse
und in makroporphyrischen Krystallen auftretende grüne
Mineral. Die kleinen Kryställchen der Grundmasse (0,012
bis 0,16 mm lang, 0,004 bis 0,03 mm breit) sind von leisten-
förmiger oder nadelartiger Ausbildung; ihre Umrisse sind
nicht sehr scharf und öfters etwas zerfetzt. Die Farbe ist
schwach hell- bis graugrün; manchmal ist ein geringer Di-
chroismus wahrzunehmen. Örientirt man die Kryställchen
nach ihrer Längsrichtung oder nach hier und da zu be-
merkenden parallelen Spalten und milst die Auslöschungs-
schiefe, so schwankt diese zwischen 33 und 39°. Das Mineral
gehört also wohl dem Augit und nicht der Hornblende an.
Aehnlich verhält es sich mit den makroporphyrischen grünen
Krystalldurchschnitten, welche nur vereinzelt auftreten. Ein
ziemlich regelmäfsiger Schnitt (nach oPoo) zeigte im Natron-
lichte eine Auslöschungsschiefe von 38°, weshalb ich die
grolsen Krystalle ebenfalls für Augit halte. Die Hornblende
scheint sich also nicht an der Zusammensetzung des Gesteines
zu betheiligen. (Nach den Untersuchungen Rosenbusch’s*)
besitzt in Phonolithen der Augit eine entschieden häufigere
Verbreitung als die Hornblende) Manche der grölseren
Pyroxendurchschnitte zeigen einen Magnetitkranz oder sind
fast völlig von Magneteisenkörnern erfüllt. Oft ist auch der
ganze Krystall mit Beibehaltung seiner äulseren Form in ein
Aggregat kleiner prismatischer Kryställchen zerfallen, die mit
Magnetit und einer dunklen staubartigen Masse untermischt
sind.
*) Mikrosk. Physiographie der mass. Gest. II. 220,
— 2718 —
Die Analyse des Gesteines, ausgeführt von Engel-
bach*), ergab :
SO .ollataı.!. 62,609: Proc.
FeQl .ilissh. »2i0,.0,915
Ak OpBeihıen 2489,98
Ca0.....: Meß
MEON, unsayel 50T
NO, 11a JE. 294109
KO 45h - ud
1:0, en 239
Apatit hl 0,226
Magneteisen . 2,142
Kupferoxyd . 0,265
100,688.
Spec. Gew. = 2,6147.
Phonolith von der Schwarzen Elz.
Wie Tasch&**) anführt, ist dieses Gestein „bei der
Anlage eines chaussirten Weges durch den Oberwald in der
flachen Mulde, die sich zwischen dem schwarzen Flufs bis zu
dem Buschhorn hinzieht* aufgeschlossen worden. Aus der
gelblich- bis grünlichgrauen Grundmasse treten zahlreiche
porphyrische Feldspathkrystalle, kenntlich an den stark glän-
zenden Spaltungsflächen, hervor. Die Mehrzahl derselben
zeigt beim Betrachten mit der Loupe keine Zwillingsstreifung
und gehört also dem Sanidin an, da auch durch Salzsäure
keine Zersetzung bewirkt wird. Einige jedoch lassen eine
deutliche feine Streifung erkennen, weshalb ich sie für Plagio-
klas ansehe. Vereinzelter sind kleine schwarze Prismen zu
bemerken, die sich bei optischer Prüfung als Augit erweisen.
Unter dem Mikroskop zeigen sie eine grüne Farbe, geringen
Dichroismus und eine Auslöschungsschiefe von 36 bis 40°.
Die Dünnschliffe des Gesteines lassen bei mikroskopischer
*) Text zu Section Schotten 45.
**) Text zu Section Schotten 46.
— 279 —
Betrachtung einen aus farblosen Leisten, eben solchen Flecken
und gelbbraunen wolkigen Massen bestehenden Untergrund
erkennen (Sanidin und Nephelin), der mit hellgrünen Nadeln
und Prismen von Augit, dunklen Magnetitkörnchen und roth-
braunen Fleckchen von Eisenhydroxyd durchsprenkelt ist.
Porphyrisch treten daraus hervor helle Rechtecke und un-
regelmälsig begrenzte Schnitte (Sanidin und Plagioklas), grüne
Krystalle ohne scharfe Contouren (Augit), Magneteisenfetzen
und Sechsecke, deren Inneres schwarz bestäubt erscheint
(Nosean). Bei starker Vergröfserung sieht man Apatitnadeln
in grolser Menge. Dafs die farblosen Leistchen, deren gröfste
eine Länge von c. 0,67 mm, eine Breite von 0,12 mm be-
sitzen und die oft schöne Fluidalstructur zeigen, dem Sanidin
angehören, geht aus ihrer geraden Auslöschung und Unzer-
setzbarkeit durch heilse Salzsäure hervor. Recht häufig sind
Zwillinge nach dem Carlsbader Gesetz. Die Sanidinleisten
erscheinen in diesem Gestein noch in grölserer Menge als in
dem Phonolith vom Häuser Hof, was auch den hohen Kalıi-
gehalt, den die Analyse ergab, erklärt (8,57 Proc. K,O).
Die porphyrischen hellen Rechtecke und unregelmälsigen
Durchschnitte, welche durch Säuren nicht verändert werden,
sind ebenfalls gröfstentheils Sanidin. Die Auslöschung der
scharf begrenzten Krystalle ist in der Regel eine gerade.
Doch zeigen aueh manche eine auffallende Schiefe derselben
(10 bis 18°), ohne dafs jedoch eine Zwillingsstreifung zu be-
merken wäre. Die letztere ist indels bei einigen Durch-
schnitten auf’s deutlichste zu beobachten und es unterliegt
keinem Zweifel, dafs hier das Mineral Plagioklas ist. Eine
bemerkenswerthe Erscheinung besteht darin, dafs hier und
da die Streifung nur in der Mitte des Krystalldurchschnittes
wahrzunehmen ist; der gestreifte Theil ist alsdann von einem
ungestreiften umhüllt. Da die Auslöschungsrichtung des
letzteren ebenfalls nicht gerade ist, so kann man nicht an-
nehmen, dals hier der Plagioklas von Sanidin umwachsen sei.
Nephelin ist in scharfen Krystallen nicht vorhanden und
läfst sich seine Anwesenheit nur auf chemischem Wege nach-
weisen. Die hellen Fleckchen, die zwischen den übrigen
— 280 —
Gemengtheilen auftreten und bei gekreuzten Nicols graublau
polarisiren, sowie die gelbgrauen wolkigen Zersetzungsproducte
gelatiniren mit Salzsäure unter Bildung von Kochsalzwürfeln.
Dafs nicht besonders viel Nephelin in dem Gestein vorhanden
sein kann, zeigt auch die chemische Analyse, welche nicht
ganz 4 Proc. Natron ergab.
Die kleinen prismatischen oder nadelartigen hellgrünen
Kryställchen, welche genau dasselbe Aussehen besitzen, wie
in dem Phonolith vom Häuser Hof, sind nach ihrer Aus-
löschungsrichtung als Augit anzusehen. Ebenso gehören
diesem Mineral die makroporphyrischen dunkelgrünen Durch-
schnitte an. Ein grolser säulenförmiger Krystall (1,3 mm
lang, 0,4 mm breit), mit einer Auslöschung von 37°, liefs
zahlreiche Glaseinschlüsse und eingelagerte Apatitnadeln er-
kennen. Wie in dem vorher beschriebenen Phonolith sind
auch hier einige der grölseren Augite in ein Aggregat kleiner
grüner Pyroxenkryställchen zerfallen, die mit Magneteisen-
körnern und rothbraunen Umwandlungsproducten untermischt
sind. Die äulsere Form des ursprünglichen Krystalls wird
dann noch durch einen Magnetitkranz angedeutet. Von
Amphibol ist auch in diesem Phonolith Nichts wahrzunehmen.
Nosean ist gerade nicht besonders häufig. Die zuweilen
etwas verzerrten Sechsecke (von c. 0,15 mm Durchmesser)
haben einen dunkelschwarzen Rand, worauf eine dichte dunkle
Körnerschicht folgt; das Innere erscheint etwas lichter und
mit Staub erfüllt. Dieser löst sich bei starker Vergröfserung
in ein Haufwerk weniger dicht zusammengedrängter, grau-
schwarzer Körnchen auf, die nach einer bestimmten Richtung
geordnet sind. Dagegen waren die bekannten, sich durch-
kreuzenden Strichsysteme nicht zu beobachten.
Die ziemlich zahlreich verbreiteten Magneteisenkörner
sind nicht selten von einem Hof von Eisenhydroxyd umgeben,
wie auch diese Zersetzungssubstanz häufig zwischen den
übrigen Gemengtheilen auftritt.
Engelbach*), der das Gestein analysirte, erhielt fol-
gendes Resultat :
*) Text zu Section Schotten 47.
— 2831 —
SO sralneherntal,828Eroe:
AO: anlänsı 18,999
FeO units ori 3,838
M50:;: vawıs :on0;011
Qaßsd nr sun
MOtusiani sine 90,848
KR, Osstlenunsnden 8816
NO liäilısaaun)3;913
HOtteod Srıalsi5598
100,370.
Spec. Gew. = 2,588.
In ihrer chemischen Zusammensetzung zeigen die Phono-
lithe vom Häuser Hof und von der Schwarzen Elz eine ziem-
liche Uebereinstimmung. Auf den Unterschied im Alkalige-
halt und wodurch dieser herrührt, wurde oben schon hinge-
wiesen. Auch weichen beide Gesteine in ihrer Zusammen-
setzung nicht erheblich von der anderer Phonolithe, nament-
lich von solchen aus der Rhön, ab und Tasch& hat schon
a. a. OÖ. die betreffenden Analysen vergleichend znsammen-
gestellt. Durch den hohen Gehalt an Kieselsäure, bedingt
durch das Vorwalten des Sanidins, nähern sich die Vogels-
berger Phonolithe schon den Trachyten.
In der hiesigen Universitätssammlung fand sich ein Hand-
stück eines Phonolithes, welcher nach der Etikette zwischen
Metzlos und Crainsfeld aufgefunden wurde. Auf den geolo-
gischen Karten ist das Vorkommen nicht angegeben. Nach
makro- wie mikroskopischer Beschaffenheit ist derselbe nicht
von dem Gestein von der Schwarzen Elz zu unterscheiden
und fast Alles, was von diesem gesagt wurde, gilt auch für
jenen; nur konnte in ihm der Nosean nicht nachgewiesen
werden.
Aufser den eben beschriebenen Gesteinen werden auf den
geologischen Karten noch zwei andere dem Phonolith zuge-
zählt : die Vorkommen vom Kaff bei Wenings und von
Wohnfeld bei Ulrichsten. Tasch&*) bemerkt, dals die-
*) Text zu Section Schotten 48.
— 22 —
selben allerdings die charakteristischen Eigenschaften des
Klingsteins nicht vollständig besälsen, sich aber noch weiter
von den Basalten und Doleriten entfernten.
Was bei beiden Gesteinen etwa an Phonolith erinnert,
ist ihre graue oder gelbliche Farbe. Schon durch einfaches
Behandeln des Gesteinspulvers mit Salzsäure, wobei von einem
Gelatiniren absolut Nichts wahrzunehmen ist, erkennt man,
dals hier der Nephelin kein Gemengtheil sein kann, was durch
die mikroskopische Untersuchung bestätigt wird. Die be-
treffenden Gesteine sind echte Dolerite.
Das Vorkommen vom Kaff bei Wenings liegt im zwei
Varietäten vor. Auf der oben erwähnten Excursion fanden
wir im Wald, der den Gipfel des Kaffs bedeckt, lose Blöcke
eines graulichweilsen Gesteines mit gelbbrauner Verwitterungs-
rinde. Mit der Loupe erkennt man in der dichten Grund-
masse zuweilen Feldspath- und Magnetitkryställchen; manch-
mal auch Olivin. Unter dem Mikroskop zeigen die Schliffe
ein ziemlich grobkörniges Gemenge von reichlichem Plagio-
klas, Augit, Magnetit; vereinzelter erscheinen Olivin und
Apatitnadeln. Die Bestandtheile sind schon mehr oder weniger
der Zersetzung anheimgefallen, was jedenfalls dem Gestein
seine eigenthümlich grauweilse Farbe verleiht. Beim Aetzen
der Schliffe ist eine Bildung von Chlornatriumwürfelchen nicht
wahrzunehmen.
Die andere Varietät steht am Südabhang des Kaffs in
einem alten Bruch vor dem Walde an. Das Gestein ist sehr
grobkörnig und von gelblichgrauer bis gelblichrother Färbung.
Makroskopisch erkennt man Plagioklas und Magneteisen.
Auch die Mikrostructur ist eine weit gröberkörnige wie bei
dem vorher genannten Gestein. Die Plagioklasleisten (von
bis 0,78 mm Länge) mit prächtiger Streifung führen Glas-
einschlüsse, manchmal staubige Zersetzungsproducte und reich-
liche Apatitnadeln. Die übrigen Gemengtheile, braungelber
Augit, Magnetit und Olivin, der etwas häufiger auftritt wie
in dem vorigen Gestein, bieten nichts Bemerkenswerthes.
Diesem Dolerit vom Kaff ist nach makro- wie mikro-
skopischer Beschaffenheit aulserordentlich ähnlich das Gestein
— 23 —
vom Ziegenhals bei Wohnfeld in der Nähe von Ulrichstein,
welches, wie Tasch&@ angiebt, in drei gröfseren Felsmassen
aus einer domförmigen Erhebung von blauem Basalt hervor-
ragt. Es ist ebenfalls recht grobkörnig und läfst helle Feld-
spathpartieen, Augit- und Magnetitkörnchen und gelbröthliche
Fleckchen von Eisenhydroxyd erkennen. Die Schliffe zeigen
ein Gemenge von aulserordentlich reichlichem Plagioklas in
grolsen Leisten und tafelartigen Durchschnitten, welche Glas
und Apatit einschliefsen, hellgelblich bis bräunlich gefärbten
Augiten und Magnetiten. Bei manchen Augiten, die sich
sonst in Nichts von den übrigen unterscheiden, läfst sich eine
auffallend geringe Auslöschungsschiefe constatiren. Der Olivin
tritt nur ganz vereinzelt auf und erscheint stark zersetzt.
Nephelin ist nicht vorhanden.
Eine chemische Analyse des Gesteins, ausgeführt im
hiesigen Institut von Herrn Stud. Ledroit, ergab folgendes
Resultat :
SO). un ,,55,10>Proe;
ABO. In 14,55
Dear reg
Be Livrfes Mia
dr. rev
MO, ka, ana;
RR, Ott -Tearnldl
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TONER 059
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101,66.
Wie aus der mikroskopischen Untersuchung und chemi-
schen Analyse hervorgeht, gehört auch dieses Gestein wie
das Vorkommen vom Kaff nicht dem Phonolith, sondern dem
Dolerit an, was bei einer etwaigen neuen Herausgabe der
geologischen Karten des Grofsherzogthums zu berücksichtigen
wäre,
—_ 24 —
Resultate.
1) Die mikroskopische Analyse des Nephelinits von
Meiches stimmt mit den von Knop durch makroskopische
und chemische Untersuchung gewonnenen Resultaten überein.
-— Das Nebengestein des Nephelinits ist ein ächter Nephelin-
basalt. Es ist nicht anzunehmen, dafs ersterer eine grob-
körnige Ausscheidung aus diesem ist, sondern ein gangförmiges
Vorkommen eines eigenartigen Gesteines darstellt.
2) Der sogenannte Nephelindolerit von Gunzenau wird,
da er hauptsächlich aus einem Gemenge von Nephelin und
Plagioklas besteht, zweckmälsig als Tephrit bezeichnet.
3) Die Phonolithe des Vogelsberges sind charakterisirt
durch das Vorwalten des Sanidins, das Auftreten von Plagio-
klas und die Führung von Augit anstatt Hornblende. Sie
nähern sich ihrer Zusammensetzung nach den Trachyten.
4) Die als Phonolith bezeichneten Gesteine vom Kaff bei
Wenings und von Wohnfeld sind Dolerite.
6) Die Kalkspathkrystalle der Umgegend von
Gie[sen.
Von August Stroman.
(Hierzu Fig. 1 bis 13.)
Der Kalkspath, eines der verbreitetsten und vielleicht
das formenreichste aller Mineralien, findet sich im Dolomite
und Stringocephalenkalke der Umgegend Giefsens in schönen
Krystallen. Beide Gesteine gehören dem Mitteldevon an,
dessen Glieder seiner Zeit von Herrn Maurer theilweise
eingehend untersucht wurden. Der Stringocephalenkalk ent-
hält an manchen Stellen schöne Petrefakten (z. B. auf der
Eisensteingrube bei Hof Haina), oft aber ist das Gestein
durch den Einflufs des Wassers in Dolomit umgewandelt und
vollständig krystallinisch geworden.
Aut Klüften und Spalten des Kalks finden sich nun zu-
weilen Kalkspathkrystalle ; die zahlreichsten Krystalle kommen
aber nesterförmig, oft grolse Drusenräume umkleidend, im
Dolomite vor.
Einen Theil des zu den Untersuchungen nöthigen Materials
sammelte ich selbst, der grölsere Theil, namentlich die Kry-
stalle von Kleinlinden, Grube Eleonore und Hof Haina, die
jetzt seltener gefunden werden, war in der Universitätssamm-
lung vorhanden, die mir Herr Prof. Dr. Streng freundlichst
zur Verfügung stellte.
Die im Nachstehenden aufgeführten Winkel sind Mittel
aus zahlreichen Messungen mit enem Wollaston’schen
Goniometer neuester Construction. Die Literaturangaben
bei den selteneren Formen sind der Arbeit von J. Irby::
On the crystallography of calcite, entnommen; ebenso der
Werth für den Endkantenwinkel des Grundrhomboeäders :
X = 105°5° Hieraus berechnet sich das Axenverhältnils von
are 1:0,854299.
I. Dolomitbruch in der Lindener Mark.
In der Nähe des Dorfes Kleinlinden, in der sogenannten
Lindener Mark, befindet sich ein ausgedehntes Lager von
mulmigem manganreichem Brauneisensten. Das Erz wird
durch einen sehr einfachen Tagbau gewonnen und dadurch
der Dolomit, auf dem es ruht, blolsgelegt. Letzterer tritt
auch oft direct an die Oberfläche und wird ebenso wie der
Kalk in Steinbrüchen abgebaut. Das grob krystallinische,
dolomitische Gestein ist in einzelnen Partieen völlig dicht, in
anderen aulserordentlich reich an unregelmälsigen Drusen-
räumen, die mit Kalk- und Bitterspathkrystallen ausgekleidet
sind. Beide Mineralien haben sich entweder in getrennten
Hohlräumen abgeschieden, oder der Kalkspath sitzt auf Do-
lomitkrystallen, oder auf Pseudomorphosen von Gelbeisenstein
nach Dolomit. Bei den mitunter ungewöhnlich grolsen Drusen
sind die Kalkspathkrystalle häufig mit Manganschaum über-
zogen, der jedoch die Contouren deutlich hervortreten lälst,
— 286 —
Zuweilen sitzen auch Krystalle von Pyrolusit auf dem Kalk-
spath auf.
1) Die gewöhnlichste Combination ist die von — 1); R,
— m(11)R (Fig. 1). Die Krystalle sind 1'/, bis 2 cm breit,
weils und nur durchscheinend.
Die Flächen von — '/; R sind eben und lebhaft glän-
zend und zeigen die charakteristische Streifung parallel der
kürzeren Diagonale.
Gefunden Berechnet
Endkantenwinkel X : 134'55,5° 13457.
Aufserdem ergiebt sich — Y; R auch direct ohne Winkel-
messung als erstes stumpferes Rhombo&@der von 4R, da es
die Endkanten des durch Spaltung am Krystall erzeugten
Grundrhomboeders gerade abstumpft.
Eine sichere Bestimmung des steilen negativen Rhom-
boöders — mR war trotz zahlreicher Messungen des Seiten-
kantenwinkels, sowie des Winkels, der mit den Flächen von
— 1/,R gebildet wird, unmöglich. Die Flächen sind nur
schwach glänzend und in der Richtung der längeren Diagonale
mehrfach geknickt und gebogen. Diese Unvollkommenheiten
in der Ausbildung waren von um so grölserem Einfluls, da
bei steilen Rhomboedern eine geringe Aenderung des Winkels
eine bedeutende Aenderung des Üoöfficienten bedingt. Das
Resultat der Rechnung aus drei verschiedenen Werthen für
den Seitenkantenwinkel Z zeigt diels in auftallendster Weise:
118%22°
7 = 18.11.3080’
119031‘
Mitt. Werth — 149082
Trotzdem die Differenz des gröfsten und des kleinsten
Winkels nur etwa 1° beträgt, berechnet sich der Coäflicient
aus ersterem — 14,6, aus letzterem — 7,8 und aus dem mitt-
leren Werthe = 10,77. Die Messungen sind somit völlig
werthlos.
Auch an den Krystallen anderer Fundorte begegnen wir
noch mehrfach einem steilen negativen Rhomboeder. In
allen Fällen, wo eine Bestimmung desselben unmöglich war,
®
— 2370 —
wurde es aus Gründen, auf die ich später zurückkommen
werde, als — 11R bezeichnet.
Unter den Krystallen dieser Combination befindet sich
auch ein Zwilling nach OR. Die beiden Hälften sind um
60° gegen einander verdreht. Auf — 11R ist die Zwillings-
naht deutlich sichtbar. Ein zweiter Krystall ist wegen seiner
eigenthümlichen Ausbildung merkwürdig. Es liegen nämlich
wie bei dem eben erwähnten Zwilling je 2 Flächen von
— !R über einander, ohne dals auf den dazwischen liegenden
Flächen von — 11R eine Zwillingsnaht sichtbar wäre. Unter
dem Mikroskope zeigt sich auf der einen Fläche eine helle,
auf der benachbarten eine dunkle Linie, die jedoch nicht
mit einander correspondiren; vielleicht ist letztere als eine
Andeutung der Zwillingsnaht zu betrachten. Auch Aetzver-
suche mit verdünnter Essigsäure führten zu keinem Resultat.
Trotzdem läfst sich die unregelmälsige Gestalt des Krystalls
nur durch die Annahme einer Zwillingsbildung nach OR er-
klären,
2) Combination : — 'R; +R?; oP2 (Fig. 2).
Von dieser Combination war nur ein einziges Exemplar
vorhanden. In Bezug auf Gröfse, Farbe und Durchsichtig-
keit ist der Krystall den vorigen ähnlich.
Die Flächen von — !/); R sind matt und rauh und konnte
die Form deshalb nur durch die Beziehung zur Spaltung be-
stimmt werden.
Die Seitenkanten des Skalenoäders sind parallel den Com-
binationskanten mit den Spaltflächen. +R ist also das
Seitenkantenrhombo&der des Skalenoeders und dieses hat so-
mit das Zeichen +R”". Zur Bestimmung von n genügte die
Messung des Winkels Y der stumpferen Endkanten, die je-
doch wegen des schwachen Glanzes der Flächen uur einen
Näherungswerth ergeben konnte.
Gefunden Berechnet
Y =-,143055/ 144'24°46”.
Die Seitenkanten von 4 R? werden gerade abgestumpft
durch die lebhaft glänzenden aber schmalen Flächen von
&oB2,
—_— 218 —
3) Combimation : — ,R:; — m (11)R; +R3 (Fig. 3).
An der zuerst beschriebenen Combination — '/;R, — 11R
tritt bei wenigen Krystallen einer Druse noch ein Skalenoöder
untergeordnet auf. +R ist sein Seitenkantenrhomboöder, es
hat also das Zeichen +R". Seine Flächen sind wenig glän-
zend und der Seitenkantenwinkel Z konnte deshalb nur un-
gefähr gemessen werden.
Gefunden Berechnet
2491024308 15004426.
II. Kalksteinbruch in der Lindener Mark.
Derselbe ist nur 30 bis 40 Schritte von dem Dolomit-
bruche entfernt. Das Gestein ist krystallinisch und wird von
engen Spalten durchsetzt, die mit derbem Kalkspath erfüllt,
oder deren Wände mit 2 bis 53mm grofsen, schwach durch-
scheinenden Krystallen ausgekleidet sind. Letztere sind je-
doch ziemlich selten.
Die Krystalle zeigen die Combination : — !,; R; — */;R;
— 1U,R; — m (11)R (Fig. 4). — "/sR ergab sich aus der
Art der Spaltung als erstes stumpferes Rhomboäder von
+R. Seine Flächen sind glänzend und parallel der kürzeren
Diagonale gestreift. Das steile Rhombo&eder — mR konnte
durch Messung nicht bestimmt werden. In der Zeichnung
wurde m = 11 angenommen. Zwischen diesen beiden Rhom-
bo@dern liegen —*/; R und — !!/,R als zwei schmale Flächen.
Sie bilden zwar keine scharfen Combinationskanten, sind je-
doch glänzend genug zur Messung.
Gefunden Berechnet
Winkel vv — 1ı,R: — ,R = 1684 16705828”.
Der Endkantenwinkel von — ,R berechnet sich =
1150630“. Das Rhomboäder ist beschrieben von Levy,
Breithaupt, Hessenberg, Sella, Peters und Zippe.
Gefunden Berechnet
Winkel v. — 2, R:; — !ı/,R = 148032 14803053”.
Der Endkantenwinkel von — !!/,R berechnet sich =
71’18‘14% Diese Form ist beschrieben von Bournon und
Levy.
— 1
III. Kalksteinbruch bei Kleinlinden.
Der Steinbruch befindet sich hinter dem im Dorfe ge-
legenen alten Friedhofe. Das graue krystallinische Gestein
ist dem aus der Lindener Mark ähnlich und enthält in Hohl-
räumen und auf breiteren Spalten Kalkspathkrystalle. Da
der Bruch gegenwärtig nicht in Betrieb ist, mulste ich mich
auf das in der Universitätssammlung befindliche Material be-
schränken.
Es kommen hier folgende Combinationen resp. einfache
Formen vor :
1) +-R?; +R; oP2 (Naumann-Zirkel, X. Aufl.,
Fig. 16).
Die Krystalle sind 1'/; bis 2 cm lang, durchsichtig und
von grauweilser Farbe. Der Glanz ist schwach.
+ R ergab sich aus der Parallelität mit den Spaltflächen.
Seine Combinationskanten mit dem Skalenoäder sind dessen
Seitenkanten parallel, folglich hat dieses das Zeichen -H R”.
Zur Bestimmung von n wurde der Winkel (Y) der stumpferen
Endkante gemessen.
Gefunden Berechnet für R?
vr 14402446”.
Die Flächen von R? zeigen drei verschiedene Streifungs-
systeme, entsprechend den Kanten, die durch die drei Spalt-
flächen von +R erzeugt werden würden; die Seitenkanten
sind durch schmale Flächen von oP2 gerade abgestumpft.
2) +R (Naumann-Zirkel, Fig. 5).
Das sehr selten selbstständig krystallisirende Grundrhom-
boöder findet sich hier in '/; bis 1 cm grolßsen Krystallen.
Dieselben sind hohl und zwar so, dafs der Hohlraum der
äulseren Form entspricht. Die Flächen sind rauh.
3) +R; — 2R; R?; oR(?) (Fig. 5).
Die Krystalle sind 2 bis 3 mm lang, gelb, undurchsichtig
und wenig glänzend.
+R ergab sich aus der Parallelität mit den Spaltflächen.
Es stumpft die Endkanten des negativen Rhomboäders gerade
ab. Dieses ist also das erste spitzere Rhomboäder von +R,
nämlich — 2R.
XXI 19
— 20 —
Von dem Skalenoöder konnte nur der Winkel (Y) der
stumpferen Endkanten annähernd bestimmt werden.
Gefunden Berechnet
Im ER NEN Y (von +R?) — 1442446“,
Die beiden Winkel stimmen ziemlich überein. Aufserdem
wird die schärfere Endkante wie bei 4-R? durch — 2R
gerade abgesiumpft ; folglich ist das Skalenoöäder + R?. Ob
die Abstumpfung seiner Seitenecken durch das Prisma oR
oder durch ein steiles Rhomboöder hervorgebracht wird, liefs
sich nicht entscheiden, da diese Flächen stark gerundet sind.
4) — WR; R’; +R oder + mR’; — m (11)R (Fig. 6).
Die Krystalle sind 2 bis 3 mm grols, von grauweilser
Farbe und undurchsichtig. Sie sind mangelhaft ausgebildet,
so dafs nur — !/; R nach der Spaltung als erstes stumpferes
Rhomboäöder von —R sicher bestimmt werden konnte. Es
stumpft die Endkanten einer anderen Form gerade ab. Ob
diese Form nun —R oder ein Skaleno@äder mit sehr grolsem
Winkel der stumpferen Endkanten ist — z. B. + '/;R?, an
dessen schärferen Endkanten dieselbe Veränderung hervor-
gebracht werden würde — konnte nicht entschieden werden,
da die Flächen gebogen sind und mit denjenigen von — Ya R
zu einem undeutlichen, kuppelförmigen Ende verschmelzen.
Das Skalenoöäder R" war nur durch zwei Flächen ver-
treten, die den Winkel (Y) der stumpferen Endkante bilden.
Es konnte deshalb nur dieser eine Winkel gemessen und die
Form in Folge dessen nicht mit Sicherheit bestimmt werden.
Gefunden Berechnet
Y = 143'34° für R’? = 14402446”.
Die annähernde Uebereinstimmung der beiden Winkel
läfst vermuthen, dals — R? vorliegt, zumal dieses Skalenoöder
an allen Combinationen des Fundorts auftritt.
5) —!yR; +R; —2R; — "/,R;R?; —m(11)R (Fig. 7).
Die Krystalle sind 1 bis 1'/;, em grofs und durchscheinend
bis undurchsichtig.
—+-R ist parallel den Spaltflächen. Seine Endkanten
werden gerade abgestumpft durch das erste stumpfere Rhom-
— 29] —
boeder — Y;R und +R selbst stumpft die Endkanten seines
ersten spitzeren Rhombo@äders — 2R gerade ab.
Zwischen — !aR und — 2R liegt als schmale Fläche
das Rhomboöder — 7/;R. Gemessen wurde der Winkel (X),
den es mit — 2R bildet.
Gefunden Berechnet
Y = 11093 1705814.
Berechnet
Endkantenwinkel = 905450”.
Das Rhomboäder — Y,R ist beschrieben von Weis,
Levy, v. Rath und Websky. Die Flächen von — 2R
und — 7”5R sind ziemlich glänzend, die von — !/sR und
+R rauh und matt.
Von dem Skalenoöder wurde nur der Winkel (Y) der
stumpferen Endkanten gemessen.
Gefunden Berechnet
Y = 144012: für R? 144024°46”.
Die beiden Winkel stimmen, soweit diels bei dem ge-
ringen Glanze der Flächen möglich ist, überein. Aufserdem
wird die schärfere Endkante wie bei R? durch — 2R gerade
abgestumpft. Beide Umstände zusammen bestimmen das
Skalenoeder als + RP.
IV. Kalksteinbruch vor Bieber bei Rodheim.
Kurz vor Bieber biegt ein Weg rechts ab, der nach dem
ausgedehnten Steinbruche führt. Der Kalkspath hat sich auf
oft breiten Spalten in Krystallen von bedeutender Gröfse
abgeschieden und zwar in folgenden verschiedenen Combi-
nationen. :
1) — !hR; R? (Fig. 93).
Die Krystalle smd 2 bis 4 cm breit. — \,R stumpft
die Endkanten von +R (Spaltfläche) gerade ab, ist also das
erste stumpfere Rhomboöder von diesem. Seine Flächen
haben eine braunrothe Färbung, die jedoch nicht von einem
Ueberzuge herrührt, sondern die Mineralsubstanz selbst ist
durch irgend eine Beimengung gefärbt.
Die Seitenkanten des Skalenoäders sind parallel den Com-
1%=
— 22 —
binationskanten mit —R; es hat also das Zeichen + R". Der
Winkel (Y) der stumpferen Endkante wurde mit dem An-
legegoniometer gemessen.
Gefunden Berechnet
YA 144°24°46”.
2) — !; R (Naumann-Zirkel,;Eig. 4).
Die Krystalle sind mehrere Centimeter breit, aber völlig
rauh.
3) — 2R (Naumann-Zirkel, Fig. 6).
Die etwa 2 bis 53mm grofsen Kryställchen sind undurch-
sichtig und schwach glänzend.
Gefunden Berechnet
Endkantenwinkel X = 795 18°50'56”.
Die Abstumpfung der Endkanten durch +R (Spaltfläche)
ist nicht ganz gerade, da die Flächen von — 2R ein wenig
gebogen sind.
V. Grube „Eleonore“ am Dünsberg.
Der Kalkspath findet sich in lose umherliegenden Dolo-
mitblöcken, die beim Bergbau zu Tage gefördert werden.
Folgende Combinationen wurden beobachtet :
1) — »R; +R; —2R; — m (11)R; ©&P2; +Rj;;
+ 3R(?) (Fig. 9).
Die Krystalle sind 1 bis 2 cm grols, in der Richtung
der Hauptaxe in die Länge gezogen und durchsichtig bis
durchscheinend.
Die drei Rhomboöder — !;R, +-R und — 2R ergeben
sich aus ihren Beziehungen zur Spaltungsgestalt. Sie sind
glänzend und scharf ausgebildet. Aufserdem wurde — 2R
berechnet aus dem Winkel (X), den es mit — '/),R bildet.
(refunden Berechnet
X = 1434230” 14307'57%.
Die Seitenkanten des steilen, nicht melsbaren Rhom-
bo@ders — m (11)R werden durch ©P2 abgestumpft. Die
Abstumpfung ist jedoch nicht völlig gerade, was eigentlich
der Fall sein mülste, sondern die Combinationskanten diver-
giren ein wenig. Da die Flächen des Prismas eben und glän-
— 29 —
zend sind und sein Kantenwinkel genau 120° beträgt, so ist
der Grund dieser Unregelmälsigkeit wahrschemlich in der
mangelhaften Ausbildung des Rhomboäders zu suchen.
Aus dem Zonenverband ergiebt sich 4+R als Seiten-
kantenrhomboeder des Skalenoeders; dieses hat also das
Zeichen +R”". Zur Bestimmung von n wurde der Winkel
(Y) der stampferen Endkanten gemessen.
Gefunden Berechnet
Ye—lay raRes/s — 13909398:
Die Flächen sind lebhaft glänzend, aber parallel den
Seitenkanten mehrfach geknickt. Das Skalenoäder +-R!/,
ist beschrieben von Hauy, Bournon, Zepharovich.
An einem Krystalle schien eine stumpfere Endkante von
R'!/; durch eine schmale rauhe Fläche abgestumpft zu sein.
Ich glaube jedoch nicht, dafs diese Abstumpfung einer Kry-
stallläche entspricht, sondern, dafs dieselbe durch einen Wachs-
thumsfehler erklärt werden muls, um so mehr, da das Rhom-
boöder + 3R, durch das sie andernfalls bewirkt sein mülste,
erst einmal, und zwar von Sella, mit Sicherheit beobachtet
worden ist.
2) — !kR; +R; — mR; — 2R; — 11R (Fig. 10).
Die Krystalle sind etwa 5 mm lang und durchscheinend
bis undurchsichtig.
-+R ergiebt sich aus der Parallelität mit den Spaltflächen
und seine Endkanten werden gerade abgestumpft durch das
erste stumpfere Rhombo@äder — YYR. Beide Formen sind
scharf ausgebildet und glänzend. Zwischen — !/;R und
— 11R liegen zwei weitere schmale und wenig glänzende
Flächen, wovon jedoch nur die eine bestimmt werden konnte
als — 2R.
Gefunden Berechnet
Winkel von — ,R : — 2R = 14397‘ 14307574.
Der Coöfficient des anderen Rhomboäders liegt zwischen
— % und — 2.
— 11R. Gemessen wurde der Winkel (X), den es mit
— YsaR bildet.
— 294 —
Gefunden Berechnet
X. ,121120% 12103192:
Trotzdem die beiden Winkel nur um 11° differiren, er-
giebt die Rechnung den schon ziemlich stark abweichenden
Coäfficienten — 57. Da jedoch ein Rhomboeder — 5? R bis
jetzt noch nicht bekannt ist und die Messung nicht als un-
bedingt richtig angesehen werden darf, so können wir mit
Bestimmtheit annehmen, dafs das ihm zunächst stehende
Rhomboöder — 11 R vorliegt, das bereits von Zippe, Sella,
Kokscharow und Hessenberg beschrieben worden ist.
An den meisten Krystallen sind jedoch die Flächen von
— 11R weniger scharf ausgebildet und zeigen dann dieselben
Unregelmälsigkeiten, wie die steilen negativen Rhomboeder
der vorigen Combination und der Krystalle aus der Lindener
Mark, weshalb auch bei jenen nicht melsbaren Formen der
Coefficient 11 in Klammern beigesetzt wurde.
3) +R; — !kR; R’; — 8R (Fig. 11).
Die Krystalle sind 3 bis 4mm lang und durchsichtig bis
durchscheinend.
Die Flächen von +-R haben einen für diese Form un-
gewöhnlich lebhaften Glanz. Der Endkantenwinkel wurde
gefunden — 1057‘, stimmt also nahezu mit dem bei der Be-
rechnung des Axenverhältnisses zu Grunde gelegten Winkel
— 105°5° überein. Die Endkanten sind sehr schmal, gerade
abgestumpft durch das erste stumpfere Rhombo@äder — !/;RR.
Da die Flächen des Skaleno@ders schlecht spiegeln, so
konnte die Messung nur Näherungswerthe ergeben.
Gefunden Berechnet
Winkel der stumpf. Endkante : 133'20° für RP 13402738”.
zn „ schärf. 5 109'28° „.10509U20F:
Das Rhomboeder — 8R stumpft die Seitenecken des
Skaleno@ders in der Weise ab, dals parallele Combinations-
kanten mit den stumpferen Endkanten entstehen; es ist also
das Rhomboöder der stumpferen Endkanten des Skalenoöders
Rö, d. h. es ist — SR. Es wurde beschrieben von Zippe,
Levy und Hauy.
— 29 —
VI. Rotheisensteingrube bei Hof Haina.
Hier finden sich die Kalkspathkrystalle in Hohlräumen
eines eisenschüssigen Stringocephalenkalkes, dessen schöne
Petrefakten von Herrn Maurer beschrieben wurden. Da
die Grube gegenwärtig nicht in Betrieb und auf den älteren
Halden nichts mehr zu finden ist, blieben mir nur die in der
Universitätssammlung vorhandenen Krystalle zur Unter-
suchung und zwar fanden sich folgende Combinationen.
1) +4R; — SR (Fig. 12).
Die Krystalle sind 1 bis 1!/, cm lang, von gelblicher
Farbe und undurchsichtig.
Die Flächen von +4R sind schwach glänzend, die von
— SR sind rauh und matt. Gremessen wurde der Winkel
(X), den eine Fläche von + 4R mit der entsprechenden
Spaltfläche von +R bildet.
Gefunden Berechnet
Nr — A857 148049.
— 4R stumpft die Endkanten des negativen Rhombo-
öders gerade ab. Letzteres ist also das erste spitzere Rhom-
bo@äder von — 4R, d. h. — SR.
2) +R; — 2R; — 8R; — mR".
Die Krystalle sind etwa 1 cm grofs und durchsichtig his
durchscheinend. Die Flächen von — 2R sind glänzend und
geben bei der Messung ein deutliches Spaltbild.
Gefunden Berechnet
Endkantenwinkel X = 78059 7805056”.
Die Endkanten von — 2R werden gerade abgestumpft
durch das erste stumpfere Rhombo@der +R. Zur Bestim:
mung von — 8R wurde der Winkel (X) gemessen, den das-
selbe mit — 2R bildet.
Gefunden Berechnet
R=590554 1602035”.
Aus diesem Winkel berechnet sich der Coöfficient —
— 12. Da aber ein Rhomboöder — '7/,R bis jetzt nicht be-
kannt und die Messung nicht ganz zuverlässig ist, müssen
wir annehmen, dafs das ihm zunächst stehende Rhomboöder
— 8R vorliegt, zumal dasselbe auch an der vorigen und an
— 296 —
der nächsten Combination auftritt. Die Endkanten von
— 5R sind durch ein negatives Skalenoäder, das nicht be-
stimmt werden konnte, zugeschärft.
3) — m'R";, — 8R (Fig. 13).
Das negative Skalenoöder ist sehr wahrscheinlich eine
neue Form, konnte aber nicht sicher bestimmt werden. Die
Flächen sind scheinbar lebhaft glänzend, doch giebt jede
einzelne mehrere undeutliche, verzerrte Spaltbilder.
ı 158°4°
197517122
15804’
ı 1580024”.
( 88027°
| 88055’
Winkel der schärferen Endkanten : | 882030”
|
Winkel der stumpferen Endkanten :
882136”
83046’.
Jedes Winkelpaar ergiebt in der Rechnung andere Co&fh-
cienten, denen wir deshalb keine Bedeutung beimessen dürfen.
Vielleicht wird, wenn die Grube wieder in Betrieb ist, besseres
Material gefunden, das genaue Messungen ermöglicht. Das
Skalenoäder steht dem bereits bekannten — 2R’% in Bezug
auf die Winkel am nächsten.
Das Rhombo@öder — SR wurde aus dem Winkel (X) be-
rechnet, den es mit +-R (Spaltfläche) bildet.
Gefunden Berechnet
> — MR 12723'15”.
Seine Flächen sind glänzend.
Zusammenstellung aller gefundenen Formen.
1) Rhomboeder.
+R — WR —2R — 11R.
4 4R ar %,.R =) IR art mR.
+ 5R (unsichere) — RR — SR.
— 297 —
2) Bhaldnoöder,
+ 1/4 R? (unsicher) +R°.
Rum — mR'‘.
+ R" — m’R” (neue Form).
3) Prismen.
ooR.
oP2. o
7) Die Arsenkiese von Auerbach.
Von Gustav Magel.
(Hierzu Fig. 14 bis 18.)
In dem körnigen Kalke von Auerbach, der durch seinen
Reichthum an schönen Mineralien sehr bekannt ist, wird neben
anderen auch Arsenkies in schön ausgebildeten Krystallen
gefunden. Da nun dieses Vorkommen, abgesehen von einigen
kurzen Notizen *), noch nicht näher beschrieben war, so
unternahm ich auf Anregung meines verehrten Lehrers Herrn
Prof. Streng eine nähere Untersuchung dieses Minerales,
welches dieser vor einigen Jahren an den Kalkgruben von
Auerbach selbst gesammelt hatte.
Ueber das Vorkommen des Arsenkieses von Auerbach
ist zu bemerken, dafs sich dessen Krystalle niemals aufge-
wachsen oder zu Drusen vereinigt vorfinden, sondern dals
sie stets im Kalke eingewachsen sind und zwar fast immer
an den Saalbändern oder in deren Nähe und nur höchst selten
mitten im Kalklager angetroffen werden. Die Krystalle sind
*) C. Fuchs, der körnige Kalk von Auerbach, S. 31. W. Harres,
das Mineralvorkommen im körnigen Kalke von Auerbach a. d. Bergstrafse.
Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt 1881, IV. Folge, II. Heft,
S. 11 und 13.
— 218 —
meistens rundum ausgebildet und lassen sich nach ihrer Form,
nach der physikalischen und krystallographischen Beschaffen-
heit ihrer Flächen in drei Typen theilen, die sich scharf von
einander trennen und von denen ich besonders den Typus II
genauer untersucht habe,
Typus I.
Die Krystalle diese#®' Typus, die von Harres und ebenso
von Fuchs nur kurz erwähnt wurden, finden sich ziemlich
häufig und erreichen eine Grölse von 1 bis 4 mm, in wenigen
Ausnahmen von 5 bis 9 mm. Sie zeigen die gewöhnlichen
einfachen Formen des Arsenkieses oP.!/Px. Bisweilen,
jedoch nur in sehr seltenen Fällen, findet man auch noch
mit diesen Flächen das Makrodoma Po combinirt. Die
Entwickelung der Krystalle ist besonders in der Richtung
der Makroaxe b vorherrschend, während die Hauptaxe c meist
sehr verkürzt erscheint, was zur Folge hat, dafs oP im
Vergleich zu 1/,Poo schwächer entwickelt ist. Was nun die
Beschaffenheit der Flächen anbetrifft, so beobachtet man, dals
die am schwächsten ausgebildeten Flächen oP und Po sehr
scharf entwickelt und stark glänzend sind, während das
Brachydoma !/,P fast stets schr stark parallel der Brachy-
axe a gestreift ist. Bei den mir zum Messen vorliegenden
Krystallen war diefs bei sämmtlichen ohne Ausnahme mehr
oder weniger der Fall und an einem Krystalle, an dem diese
Streifung besonders hervortrat, gelang es mir nachzuweisen,
dafs dieselbe durch alternirende Combination der Brachydomen
1/, Po mit !/; Po hervorgerufen wurde. Als Mittel mehrerer
Messungen erhielt ich für den Winkel, den diese beiden
Domen mit einander bilden, den Werth von 165°47°. Die
anderen Winkel ergaben im Mittel folgende Werthe :
ooP.(110) (110) = 1112340”.
&oP : P& (110) (101) = 136%“.
1, Po (014) (014) = 146%47°.
Eine mit diesen Krystallen vorgenommene Analyse ergab für
Schwefel und Eisen folgende procentische Zusammensetzung :
— 29 —
S = 20,639.
Fe = 35,812.
Zwillinge nach Poo sind sehr häufig. Die Krystalle lassen
sich, wie diefs bei den meisten Eisenarsenkiesen der Fall ist,
ziemlich deutlich nach oP spaiten.
Typus II.
Die hierher gehörigen Krystalle sind im Durchschnitt
2 bis 5 mm, manchmal jedoch auch 6 bis 9 mm lang. Wir
haben bei ihnen eine säulenförmige Ausbildung nach &P,
die die Entwickelung in den beiden anderen Axenrichtungen
um vieles übertrifft. Das Vorkommen dieser Krystalle ist
nun ein äulserst seltenes und es ist mir trotz des eifrigsten
Bemühens nicht gelungen, noch weiteres Material aufzutreiben
aufser der Stufe, die mir Herr Prof. Streng zum Unter-
suchen gütigst überlassen hatte. Dieselbe bestand aus einem
Handstücke körnigen Kalkes, von dem nach dem Lösen in
verdünnter HCl ein Gewirr von Arsenkies mit einem dünn
stängeligen, schmutzig graugrünen Minerale (wahrscheinlich
Vesuvian) übrig blieb. Hieraus war es nun möglich gegen
16 Krystalle loszuarbeiten, von denen sich besonders die
mittelgrolsen zum Messen sehr gut eigneten. Sie zeichnen
sich aus durch die für den Arsenkies ziemlich bedeutende
Menge, scharfe Ausbildung und glänzende Beschaffenheit ihrer
Flächen, während die gröfseren Krystalle nicht so schön aus-
gebildet und flächenärmer wie die vorhergenannten waren.
An sämmtlichen Krystallen konnte man neben ©P noch
1/, Po und Poo beobachten; bisweilen kommt die Makro-
pyramide P2 vor; nicht selten ist das Makrodoma P © vor-
handen; an einigen Krystallen fand sich 2/; Poo oder auch
2Po&; doch treten diese vier Brachydomen nur sehr selten
zugleich auf. An einem dieser flächenreichen Krystalle be-
findet sich nun noch zwischen Poo und 2 Po eine äulserst
schmale Abstumpfung. Ob dieselbe nun nur durch alterni-
rende Combination irgend zweier Brachydomen hervorgerufen
ist oder ob wirklich eine neue Fläche diese Abstumpfung
verursacht hat, konnte ich nicht genau bestimmen, da sie
— 00° —
kein Spaltbild ergab und nur nach dem sehr schwachen Licht-
scheine zu messen war. Als Mittel mehrerer Messungen er-
hielt ich für den Winkel zwischen Poo und dieser Fläche
den Werth von 168°47°. In der Zeichnung habe ich sie als
3/, Poo angegeben, für welche Fläche der Werth des Winkels
mit Poo 16901433“ (berechnet) betragen mülste. Ich be-
merke jedoch nochmals, dafs das in der Figur 14 und 15 ge-
zeichnete ?/, Po als eine zweifelhafte Fläche betrachtet werden
soll. Die anderen Brachydomen sind ausgezeichnet ‘durch
scharf spiegelnde, sehr schön ausgebildete Flächen, mit denen
man die besten Spaltbilder erzielen kann. Von einer Strei-
fung parallel der Brachyaxe a wie bei Typus I ist hier nichts
zu bemerken. Anders ist es aber bei den Prismenflächen.
Während dieselben bei Typus I glatt sind, findet man sie
hier meistens in der zierlichsten Weise, ähnlich wie das
ooPcoo des Barytharmotoms, federförmig gestreift und zwar
scheint diese Streifung der Combinationskante von Poo mit
ooP und Po mit ooP parallel zu gehen (Fig. 15). — Am
schwächsten und am wenigsten glänzend ist P2 entwickelt;
deshalb kann die Winkelangabe, die nur nach dem Licht-
scheine zu machen war, keinen Anspruch auf grolse Genauig-
keit machen. Die Combinationskante mit &oP ist stets ab-
gerundet, ebenso diejenige mit Poo, doch kommen die Flächen
Po und P2 selten mit einander zusammen vor. Ist diefs
jedoch der Fall, so erscheinen die beiden Pyramidenflächen .
mit dem zwischen ihnen liegenden P& als eine einzige ge-
rundete Fläche.
Bei diesem Typus konnte, da einzelne Flächen sehr
scharfe Messungen zulielsen, ein eigenes Axenverhältnils auf-
gestellt werden, es wurde berechnet aus Y, Po und &®P::
a er ALT:
Für die verschiedenen Winkel wurden als Mittel mehrerer
Messungen folgende Werthe erhalten :
gemessen berechnet
oP (110) (110) 11194453”
1/, Po (012) (012) 118°10°
2); P& (023) (023) 102047°8“
— 301 —
gemessen berechnet
P& (011) (011) 79043
2Po (021) (021) 4991976
P& (101) (101) 59011° 5903
P2FODI CD) 147048° 147°0'30*
1 Poo : 2/; Po» (012) (023) 172014 17201834
Po: Po (012) (011) 160"40° 160"46°30”
Po: 2, P& (011) (023) 16834 168027°56”
Po: 2Po& (011) (027) 162056° 1620486
P®: Po (011) (101) 108035 10802450”
Po: oP (012) (110) 10646’ 106"'45°18%
Po : !a Po (101) (012) 115923 1150034
fs Po: Po (032) (011) 168°47° 16901433].
Zwillinge finden sich an’ diesem Typus nur nach dem Prisma,
während an dem Typus I das Makrodoma Po nur als Zwil-
lingsfläche angetroffen wird. Der einspringende Winkel
= »P:»P (Fig. 16), der durch die beiden Individuen
gebildet wird, beträgt 136048’ (gemessen). Einer dieser Zwil-
linge, von denen ich zwei auf der Stufe vorfand, ist in Fig. 16
auf OP projieirt. Bemerkenswerth ist nun noch ein weiterer
Zwilling nach demselben Gesetz, der sich von den vorher
beschriebenen dadurch unterscheidet, dafs der eine Krystall
in den anderen vollständig hineingewachsen ist und so zwei
einspringende Winkel (Fig. 17 auf OP projieirt) e und y
bildet. Dieser Zwilling besals,; obgleich er kaum lmm grofs
war, dennoch so stark spiegelnde Flächen, dafs dieselben noch
sehr gut zu bestimmen waren. Sie bilden eine Combination
von oP, Po, Px, Pw. Die Winkel y und & betrugen
im Mittel :
Semessen berechnet
Bir B, Nm 3648 13603044”.
Ce 11104453“.
In Betreff der Spaltbarkeit ist noch zu bemerken, dafs
die silberweilsen Kryställchen nicht, wie es gewöhnlich bei
den Arsenkiesen der Fall ist, nach oP, sondern sehr gut
nach OP spalten. Diese Erscheinung wurde auch von Rumpf
— 302 —
an den Krystallen von Leyerschlag (Min. Mitth. 1874,
S. 234) im Gegensatz zu den anderen Arsenkiesen beobachtet.
Das Volumgewicht der zur Analyse verwendeten Kry-
stalle betrug bei 15° C. 6,082, als Mittel aus drei im Pykno-
meter vorgenommenen Wägungen.
Der Gang der chemischen Analyse war folgender. Be-
handeln des fein gepulverten Materials erst in der Kälte,
dann in der Wärme mit chemisch reiner, rother rauchender
NHO,; Fällen der H,SO, mit Ba(NO,), als BaSO,; Behan-
deln desselben nach dem (Glühen mit HCl und Berechnen
des S aus dem so gefundenen BaSO,; Fällen des in der
Lösung überschüssigen Ba(NO;), mit verdünnter H,SO,;;
Austreiben der NHO, durch Eindampfen mit H;SO,; Re-
duction der im Filtrate vorhandenen As,O, zu As0; ver-
mittelst H,SO; ; Fällen des As durch H,S als AsS; ; Oxyda-
tion des As3S; durch reine, rothe rauchende NHO, zu HzAsQ, ;
Fällen der H3,AsO, durch eine Mischung von MgSO,, AmÜl,
NH, als AsO,Mg(NH,) — 6 aq; Trocknen des letzteren bei
105° und Bestimmen des As; endlich Oxydation des in Lö-
sung befindlichen Eisenoxydulsalzes durch NHO,; Fällen des
Eisens als Fe,(OH); durch NH;.
Zwei Analysen I und II ergaben als Mittel
I IT Mittel
Schwefel 19,862 19,961 19911
Arsen 44,199 44,012 44,106
Eisen 34,901 35,180 35,041
98,962 99,153 99,058 Proc.
Nachdem Arzruni und Bärwald (Zeitschrift für
Krystgr. VII, S. 341) durch die Untersuchung mehrerer
Eisenarsenkiese dargelegt hatten, dafs mit einer Aenderung
in der Brachyaxe a eine gleichsinnige Aenderung im Sgehalt
verbunden ist, versuchte ich, ob dieser Satz auch für die
Arsenkiese von Auerbach Geltung habe*). Es ergab sich
*) Uebrigens erwähnte schon Sandberger (Sitzbr. d. Acad. d.
Wissensch. München 1873, $. 139), dafs mit dem steigenden Schwefelge-
halt ein stetiges Spitzerwerden des Prismenwinkels verbunden sei.
— 303 —
nun, dals die beiden Typen von Auerbach in die von Arzruni
untersuchte Reihe von Eisenarsenkiesen sehr gut eingefügt
werden können, wie diefs folgende Zusammenstellung zeigt :
Axe a Sgefunden S berechnet
Arsenkies von *) Ehrenfriedersdorf 0,67811 19,761 19,748
„ n Auerbach (Typus II) 0,67830 19911 19,7948
a „ *) Plinian 0,67960 20,08 20,099
2 „ *) Sala 0,68066 20,41 20,350
5 a; Auerbach (Typus I) 0,68185 20,639 20,530
- „ *) Joachimsthal 0,68215 20,52 20,701,
Typus Il.
Der Typus IlI ist leider nur durch einen, aber sehr
interessanten Krystall vertreten, der sich weder m Typus I
noch in II einreihen lälst. Er wurde ganz vereinzelt mitten
im körnigen weilsen Kalke angetroffen. Derselbe bildet
einen schönen Durchkreuzungsdrilling nach Px. Es steht
nämlich zu zwei sich durchkreuzenden Krystallen ein dritter
in Zwillingsstellung , so dafs man es mit einem eigentlichen
Drilling zu thun hat. Er ist nicht wie die Krystalle des
vorigen Typus nach der Hauptaxe c, sondern nach der Brachy-
axe a in die Länge gezogen und die Entwickelung in dieser
Axenrichtung übertrifft die nach a und b um das Fünffache.
Der Drilling zeigt die Flächen /s Po, P&, ooP und ist in
Fig. 18 auf ©P projieirt. Von diesen Formen ist ooP
untergeordnet, jedoch sehr glänzend und glatt; die Brachy-
domen, von denen '/;P oo glatt und glünzend, Poo matt ist,
herrschen vor.
Die Resultate der nntersuchten Arsenkiese von Auerbach
lassen sich in folgenden Sätzen kurz zusammenfassen.
1) Im Auerbacher Kalklager kommen drei verschiedene
Typen von Arsenkies vor.
*) Zeitschr. f. Krystgr. VII, S. 341,
— 304 —
2) Typus I zeigt die Formen ©P.!/,P&, selten Po,
davon oP und P glatt, 'ıP © parallel der Brachyaxe a
gestreift. Zwillinge nach Poo; spaltet nach ©P. Hauptent-
wickelung nach der Makroaxe b.
3) Typus II mit ©P, Y, Po, 2/,P x, Po, 2Po, P,
P2; die Brachydomen sind nicht gestreift, ooP oft feder-
förmig parallel den Combinationskanten Poo mit »P und
Po mit oP. Spaltet nach OP. Das Doma ?/; Po ist neu.
Hauptentwickelung nach der Hauptaxe ec. Zwillinge nach
sol.
4) Typus III besitzt die Formen Y, Po, Px, ©P, da-
von 1/, Poo und ©P glatt und glänzend, Po matt. Drilling
und zwar Durchkreuzungsdrilling nach Poo. Hauptentwicke-
lung nach der Brachyaxe a.
5) Die Auerbacher Arsenkiese sind reine Eisenarsenkiese
und stimmen bezüglich ihrer Zusammensetzung und des Pris-
menwinkels mit der von Arzruni und Bärwald aufge-
stellten Regel überein.
XIV.
Zwei Blüthenmonstrositäten von Potentilla
und Chrysanthemum.
Von Dr. Fr. Thomas.
1) Verlaubung der Carpelle von Potentilla argentea L.
Zwei durch vielfache Verzweigung buschartige Exemplare,
Anfang September 1881 unweit Herrenhof bei Ohrdruf ge-
sammelt, tragen neben einzelnen normalen Blüthen eine Reihe
von Verbildungen derselben, welche den von Lindley (The
Theory of Horticulture ete., London 1840, 8. 60 bis 63,
Fig. 15) abgebildeten der Potentilla nepalensis theilweise
gleichen. In der Beschreibung des englischen Botanikers
fehlen aber selbst für die gleichen Verbildungen einige Auf-
schlüsse, welche es mir der Mühe werth erscheinen lassen,
meine Beobachtungen mitzutheilen.
Die an meinen Exemplaren häufigste Serlfeni ist diejenige,
bei welcher der Fruchtboden sich kegelförmig streckt oder
eine kopfige Carpelltraube sich sogar (was von Lindley
nicht beobachtet worden) durch das stielartig entwickelte,
bis 5 mm lange Internodium zwischen Staubblättern und
Fruchtblättern über die übrigens normale Blüthe völlig er-
hebt. Die an Zahl beträchtlich vermehrten, auf ihrer Ober-
fläche mit weilsem Haarfilz bekleideten Carpelle sind entweder
nur ganz kurz gestielt, schliefsen daher dicht zusammen und
bilden eine kegelförmige bis länglichrunde Aehre von 4 bis
5 mm Dicke und 4 bis 7 mm Länge, welche, abgesehen von
XXI. 20
— 806 —
den nicht abfallenden, überragenden, 1 bis 1,5 mm langen
Grifteln, ein der unreifen Frucht der Fragaria vesca ähnliches
Aussehen bietet (aber keinen fleischigen Fruchtboden hat).
Oder die einzelnen Carpelle stehen minder dicht, auf Stiel-
chen von grölserer Länge (bis 3 mm) und bilden dann eine
quastenförmige Traube. In der Regel sind hierbei die ein-
zelnen Carpelle noch geschlossen, immer mehr weniger ver-
grölsert (1'/; bis 3 mal so lang als normal), in den Stiel ver-
schmälert und dadurch von keulenförmiger (Gestalt.
Minder häufig tritt eine vollständige Umwandlung der
Carpelle in Laubblätter ein, selten aller Carpelle unter Bil-
dung einer Rosette oder eines kurzen, dichten Schopfes (ent-
sprechend der Abbildung e bei Lindley), am häufigsten
noch an der Spitze der Traube, wo dann die Laubblätter
büschelartig die Deformation krönen. Gleichfalls an der
Spitze sah ich auch in zwei Fällen je eine deutlich gestielte
und wie es schien normale Blüthe, welche ich für eine durch
Durchwachsung entstandene Gipfelblüthe halte. Lindley
beobachtete gleichfalls solche Blüthen (vgl. seine Abbildung d),
erklärt sie aber für Axillarsprosse der Laubblätter. Eine
Beschränkung der Verlaubung auf die äulseren Blüthenblatt-
kreise (ce bei Lindley) sah ich nie, vielmehr sind in allen
mir vorliegenden Fällen Kelch-, Kronen- und Staubblätter
normal gebildet.
Um die Uebergänge zur Verlaubung zu verfolgen, be-
nutzte ich eine monströse Blüthe, an der die mittlere Region
der Carpelltraube ähnlich der oben erwähnten erdbeerartigen
Form gebildet, Basal- und Gipfelregion aber völlig verlaubt
war. In jener zeigten sich die auf der convexen Rückenlinie
geschlossen bleibenden Carpelle an ihrer mehrweniger gerad-
linig verlaufenden Bauchnaht schlitzartig geöffnet und eine an
dem frei gewordenen Seitenrand entspringende Ovulum-An-
lage bergend oder ganz leer. Nach unten und oben gingen
sie in mehrzahnige und schliefslich in drei- oder mehrtheilige
Laubblättchen über, derart, dafs dem Griffel eine stachel-
spitzenartige Verlängerung des Laubblättchens, der abnormen
.—— 07° —
filzigen Carpellbehaarung aber die normale der Laubblatt-
unterseite entsprach.
Ob diese Monstrosität von der P. argentea bereits bekannt
ist, weils ich nicht. Moquin-Tandon (Pflanzen-Teratologie,
übersetzt von Schauer, 1842, S. 220) giebt ohne Uitat an,
dafs A. de Jussieu eine Chloranthie an genannter Species
beobachtet habe. Vielleicht gehört hierher auch eine Notiz
von Boulla, die ich nur nach ihrem Titel kenne (J. Just’s
Botan. Jahresber. VI, I, S. 115). Nach Allem scheint die
Monstrosität, wenn überhaupt, doch mindestens noch nicht
aus Deutschland beschrieben.
2) Röhrenförmige Strahlblüthen zweier Chrysanthemum-
Arten. Während die Umwandlung röhrenförmiger Blüthehen
der Compositen in zungenförmige ein häufiges Vorkommnils
ist, finden sich Beispiele des umgekehrten Falls in der Literatur
viel spärlicher erwähnt. Ich beobachtete zwei Fälle, beide
im Spätherbst. Der eine (October 1832, Ohrdruf) betrat
Tagetes und ist schon von Jäger (Milsbildungen der Ge-
wächse 1814, S. 176 f.) beschrieben. Die andere Beobachtung
machte ich Anfangs October 1850 an wildwachsenden Exem-
plaren des Ohrysanthemum inodorum L. von zwei verschiedenen
Standorten bei Ohrdruf. Die Strahlblüthehen waren sämmt-
lich grünlich gefärbt, an der Basis entschieden grün, ober-
wärts weilslichgrün und zuweilen mit grünen Nerven. In
ihrer Anzahl denen eines normalen Blüthenkörbehens ent-
sprechend, war die Hälfte von ihnen auch von normaler
zungenförmiger Gestalt, die übrigen aber waren mehrweniger
weit herauf röhrenförmig gebildet mit aufwärts zusammen-
geschlagenen Rändern. Bei drei Blüthchen reichte die Röhren-
form bis zur Spitze. Hier war der Saum unregelmälsig ge-
kerbt mit ein oder zwei ein wenig tieferen Einschnitten.
Der Durchmesser dieser Kronenröhre nahm von der Basis
nach oben hin zu von ca. ?/ı bis 1 mm bis zu ca. 2 bis 2!/, mm,
um nahe der Mündung selbst wieder eine geringe Verenge-
rung zu erfahren. Die Röhre war nicht von kreisförmigem
Querschnitt, sondern flach gedrückt, so dafs dadurch das
Aussehen der Zungenblüthehen einigermafsen nachgeahmt
20*
— 8308 —+
wurde. Diese ganz röhrenförmigen Strahlblüthchen enthielten
neben den gelblichen Läppchen der Narbe (die ich einmal
dreitheilig statt zweitheilig fand) noch ein bis drei fädliche,
nach der Spitze hin ein wenig keulenförmig verdickte Gebilde,
welche der Wandung der Kronenröhre entsprangen. Ihre
Deutung (Stamina ?) lasse ich bei der Dürftigkeit des Materials
dahingestellt, erwähne aber, dafs ich Andeutungen dieser
Gebilde auch in übrigens ganz normalen Zungenblüthchen
fand und dals an einem bis zu °/, der Höhe röhrenförmig
gestalteten Strahlblüthehen (von dem zweiten Fundort) aus
dem Schlund der Krone zwei oben blumenblattartig weils
gefärbte Gebilde hervorragten, die den vorerwähnten in ihrer
Insertion entsprachen.
Herr Realschullehrer Eduard Härter in Alsfeld theilt
mir brieflich folgende Beobachtung mit, die er bei Alzey an
einem auf tertiärem Meeressand gewachsenen Exemplar von
Chrysanthemum Leucanthemum machte. „An einem Stocke,
welcher etwa 4 bis 5 blüthentragende Stengel getrieben hatte,
waren sämmtliche Strahlblüthen in vollkommene Röhrenblüthen
übergegangen, deren oberer Rand nur ganz wenig geschlitzt
erschien. Im Uebrigen glich die Pflanze vollkommen der
regelrecht gebauten. Die Zahl der Randblüthen war nicht
vergrölsert; auch waren sie nur weiblich, enthielten wohl aus-
gebildete Griffel mit einer tief gespaltenen Narbe.* (Bonnet
und Cardot beobachteten an derselben Species röhrenförmige,
zweigeschlechtige Strahlblüthen; vgl. Botan. Centralblatt 1882,
IX, S. 392.)
OÖhrdruf, den 4. Juni 1883.
xV.
Chemisch-mineralogische Notizen
(aus dem Berliner Universitäts-Laboratorium).
Von Dr. W. Will.
1) Chemische und mikroskopische Untersuchung eines Diabases
von Weilburg.
In der nächsten Umgebung von Weilburg in Nassau tritt
eine Reihe von Diabasen zu Tage, welche durch Strafsenan-
lagen und den Bau eines Tunnels zugänglich gemacht sind.
Sie finden sich theils in feinkörnigen, theils in ganz grob-
körnigen Varietäten in concordanter Lagerung mit Schalstein
und Cypridinenschiefer, deren mannigfaltige Verhältnisse in
besonders schöner Weise an der Stralse von Weilburg nach
Löhnberg aufgeschlossen und vor allem durch die Arbeiten
von Fr. Sandberger*) in umfassender Weise klar gestellt
worden sind. Vor kurzem hat C. Riemann**) dieselben
einer nochmaligen Besprechung unterzogen. Von einer An-
zahl dieser Diabase ist die mikroskopische Untersuchung aus-
geführt worden ***), dagegen sind chemische Analysen nur
*) Ueber die geognostische Zusammensetzung der Umgegend von
Weilburg von F. Sandberger (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde
in Nassau, 1852, 8. Heft. II. Abtheilung. S. I).
**) Ueber die Grünsteine des Kreises Wetzlar und einige ihrer Con-
tacterscheinungen. Inaug.-Diss. Bonn 1882.
**%) Untersuchungen über nassauische Diabase von W. Schauf. Inaug.-
Diss. Bonn 1880,
— 310 —
von den Gesteinen unterhalb Weilburg (von dem Wasser-
tunnel, vom Odersbacher Weg und von dem etwas entfernten
Gräveneck) veröffentlich worden *).
Zum Gegenstand der Untersuchung, deren chemisch-ana-
lytischen Theil Hr. stud. K. Albrecht ausgeführt hat, wurde
dasjenige Gestein aus dem schönen Löhnberger Profil ober-
halb Weilburg ausgewählt, welches das frischeste Aussehen
hatte.
Dasselbe ist ein dichter Diabas, der etwa 5 Minuten
nördlich vom Weilburger Bahnhof, einen Büchsenschufs ober-
halb der Lohgerberei ansteht. Er liegt anscheinend concor-
dant zwischen einem sehr steil, etwa unter einem Winkel von
75° einfallenden, h. 4—5 streichenden Schalstein.
Es ist en dunkles, graugrünes, sehr zähes Gestein mit
selbst unter der Lupe gleichförmig dicht erscheinender Grund-
masse. Darin liegen mit blofsem Auge erkennbar rundliche
dunkelgrüne Einlagerungen von chloritischer Substanz, die
häufig eine concentrisch strahlige Peripherie haben, zahlreiche
Kalkspathkörner, die an vielen Stellen dem Gestein ein mandel-
steinartiges Aussehen geben, und vereinzelte, eingesprengte,
zum Theil schön krystallisirte Schwefelkiese, welche sich meist
an der Zone der Kalkspath- oder Chloritkörner finden.
Unter dem Mikroskop wird die Grundmasse in ein kry-
stallinisches Gemenge der für die eigentlichen Diabase charak-
teristischen Mineralien aufgelöst. Man beobachtet darin :
1) Trikline Feldspathe in zahlreichen leistenförmigen Kry-
stallen, welche im polarisirten Licht deutliche Zwillingsstreifung
zeigen. Häufig sind dieselben mit farblosen oder hellgrünen
Körnchen durchsetzt, welche in Streifen aneinander gereiht
die Krystalle in der Richtung der Spaltflichen oo P oo durch-
ziehen.
Daneben finden sich grölsere farblose scharf begrenzte
Krystalle mit schiefer Auslöschung, unlöslich in kalter Salz:
säure, welche allerdings nur selten und schwach eine Zwillings-
*) Senfter, zur Kenntnifs des Diabases. Neues Jahrbuch für Minera-
logie ete. Stuttgart 1872.. 8. 673.
— 3ll —
streifung erkennen lassen und wahrscheinlich auch als Feld-
spathausscheidungen zu betrachten sind.
Häufig sind :
2) Scharfkantige Körner von Magneteisen oder Titan-
eisen, die zuweilen nadelförmig ausgebildet sind. Die
Körner sind nur klein und das von v. Lasaulx als
Titanomorphit bezeichnete, von Cathrein als Titanit er-
kannte Umwandlungsproduct des Titaneisens konnte nicht
wahrgenommen werden.
3) Findet man bei Anwendung stärkerer Vergrölserung
eine sehr grolse Menge von feinen farblosen Apatitnadeln.
Sehr vereinzelt treten dieselben auch in etwas grölseren Kry-
stallen auf, so dals sie dann im Dünnschliff mit der Lupe
leicht zu sehen sind. Sie zeigen eine rauhere Oberfläche als
die Feldspathe und sind von zahlreichen parallelen Quer-
sprüngen durchzogen.
4) Ist das ganze Gestein in reichlicher Menge mit einer
grünen chloritischen Masse durchsetzt, welche theils in un-
regelmälsigen Lappen, theils in regelmäfsig umgrenzten Aus-
scheidungen auftritt.
Der Rand dieser Ausscheidungen zeigt gewöhnlich radial-
faserige Structur und ist mit Magneteisenkörnchen umgeben.
Das grüne blätterige Mineral ist im Innern der Krystalle
stark verändert in gelbliche faserige oder schuppige Massen,
welche deutlich dichroitisch sind und bei strahliger Anordnung
zwischen gekreuzten Nicols mitunter ein schwarzes Kreuz
zeigen. Dazwischen liegen dann wieder weilse oder farblose
Ausscheidungen, welche nicht genauer bestimmt werden
konnten.
Möglicherweise sind die grünen chloritischen Massen
Umbildungen von Augitsubstanz; Augite selbst konnten in
den Dünnschliffen nicht aufgefunden werden.
5) Wie schon mit blofsem Auge in dem Gestein Kalk-
spathmandeln sichtbar sind, so ergiebt auch die mikroskopi-
sche Prüfung, dafs diese Substanz in zahlreichen dünnen
Spalten den Diabas durchsetzt. Bei der Behandlung mit
— 32 —
Salzsäure tritt an vielen Stellen eine Entwicklung von Kohlen-
säure auf.
6) Sind in nicht unbeträchtlicher Menge durchscheinende
Körner vorhanden, welche im durchfallenden Licht eine bräun-
liche, im auffallenden eine weilse Farbe zeigen. Bei sehr
starker Vergrölserung werden dieselben in ein Aggregat von
grünlichgelben krystallinischen Körnern aufgelöst. Durch
kalte Salzsäure werden sie nicht verändert. Es sind wahr-
scheinlich kaolinartige Zersetzungsproducte des Feldspaths.
Accessorisch tritt Schwefelkies auf und an manchen Stellen
finden sich braune Körner von Eisenoxydhydrat durch das
Gestem vertheilt. Aus dem Gesteinspulver kann mit dem
Magneten ein schwarzes Pulver von Magneteisen ausgezogen
werden, welches bei der Reduction vor dem Löthrohr in der
Phosphorsalzperle eine ganz schwache Titansäurereaction zeigt.
Zur Analyse wurde eine Probe des Diabases fein ge-
pulvert und über Schwefelsäure getrocknet.
Die Kieselsäure wurde in bekannter Weise nach dem
Aufschliefsen mit kohlensaurem Natronkali bestimmt. Die
übrigen Bestandtheile des Diabases wurden zum Theil in der
von der Kieselsäure abfiltrirten Lösung, zum Theil in einer
besonderen, mit Flufssäure aufgeschlossenen Probe ermittelt.
Der Ammoniakniederschlag, welcher Titansäure, Eisen-
oxyd, Thonerde und Calciumphosphat enthielt, wurde, nach-
dem sein Gewicht bestimmt worden war, mit saurem schwe-
felsaurem Kali geschmolzen in kaltem Wasser gelöst und die
Lösung zur Abscheidung der Titansäure unter häufigem Zu-
satz von schwefliger Säure zum Sieden erhitzt.
Ein abgemessener Theil des Filtrats diente zur Aus-
fällung der Phosphorsäure mit molybdänsaurem Ammoniak.
Dieselbe wurde als Magnesiumpyrophosphat gewogen.
In einem anderen Theil des Filtrats wurde die Phos-
phorsäure, um den Kalk zu bestimmen, von den Basen Kalk,
Eisenoxyd und T'honerde mit Zinn und Salpetersäure getrennt.
Den Eisengehalt (Oxydul neben Oxydverbindung) ergab
die Titration einer Lösung, welche durch Digestion des Ge-
steinspulvers mit Schwefelsäure im geschlossenen Rohr bei
— 33 —
220°, nachdem vorher alle Luft aus dem Rohr durch Kohlen-
säure verdrängt war, erhalten wurde. Der Kalk wurde als
Oxalat, die Magnesia einmal als Magnesiuimammoniumphos-
phat, das andere Mal in der mit Flulssäure aufgeschlossenen
Probe, in welcher auch die Alkalien bestimmt wurden, nach
der Methode von Schaffgotsch mittelst einer concentrirten
. Lösung von Ammoniumcarbonat und Ammoniak gefällt. Zur
Bestimmung der Alkalien wurde die Summe der Sulfate und
die darin enthaltene Schwefelsäure ermittelt und daraus der
Gehalt an Kalium und Natrium berechnet.
Mit Rücksicht auf die von Sandberger aufgestellte
Theorie der Erzgänge schien es von Interesse, auch die Natur
der nur in sehr kleiner Menge im Gestein enthaltenen Metalle
festzustellen. Zu diesem Zweck wurden 30 g des Gesteins
aufgeschlossen. Aus saurer Lösung wurde trotz längerem
Einleiten von Schwefelwasserstoffnichts gefällt, dagegen fanden
sich Spuren von Mangan und sehr kleine, aber deutlich nach-
weisbare Mengen von Zink.
Das exsiccatortrockene Gesteinspulver im trockenen Luft-
strom mit vorgelegtem Chlorcaleiumapparat geglüht, ergab
den Wassergehalt. — Der Glühverlust betrug 4,40 Proc.
Beim Erwärmen des feingepulverten Diabases mit Salzsäure
von 1,16 spec. Gewicht wurden 28,96 Proc. gelöst.
Die Analyse ergab :
I. I. Mittel
SIOE, un Br 50,21 50,31 50,26 Proc.
EOS MIIRT. SRERE 100 1,51 DAONE .
FOR, RE rg 11,56 12,610,
ALDa a Ina lage 13,11 13,53 „
CROSS 5,42 545 „
MEO KK. 1ER13i 3,74 359.0
Na:0347 28./15 2 15,34 an 534 „
KA ar nd LEBT = TE Rh
On 0,47 0,49 „
PO -Aralastfeß;id EL BA N
Bose 20 27170 _ Ion,
Cast Bart srl 17048 = DA.
H,O „Wstkae 14338 = 38,
99,32 Proc.
— 314 —
In Spuren : Schwefel, Mangan und Zink.
Die gefundene Menge Phosphorsäure (P,O; 1,14 Proc.)
auf Apatit (3 Ca; 2(PO,) + CaCl,) berechnet, ergiebt Apatit
2,19 Proc.
1,10 Proc. CO, entsprechen kohlensaurem Kalk (Kalk-
spath) 2,50 Proc,
Glühverlust 4,40 Proc.
Spec. Gewicht 2,796
Die Analyse unseres Gesteins zeigt in Uebereinstimmung
n
mit der mikroskopischen Untersuchung, dafs dasselbe trotz
seines noch ganz frischen Aussehens schon eine ziemlich weit-
gehende Zersetzung erlitten hat.
Darauf deutet vor allem der hohe Wassergehalt und der
relativ geringe Kalkgehalt und bei der mikroskopischen Unter-
suchung der Umstand, dals die Feldspathe schon stark ange-
griffen erscheinen, so dafs bei vielen die Zwillingsstreifung
kaum mehr wahrgenommen werden kann, sowie das gänz-
liche Fehlen des Augits und das statt dessen so häufige Auf-
treten der grünen chloritischen Massen, die offenbar wenigstens
zum Theil aus dem Augit hervorgegangen sind. Auch die
Gegenwart der kaolinartigen Körner zeigt, dafs das Gestein
schon stark verändert ist.
Die verhältnilsmälsig grofse Menge von Natron, welche
der Diabas enthält und welche auch Senfter in den von ihm
analysirten Diabasen gefunden hat, läfst vermuthen, dafs der
Feldspath ein dem Andesin oder Oligoklas nahestehender ist.
Die Untersuchung der Auslöschungsrichtungen hat in
dieser Beziehung kein Resultat ergeben.
2) Analyse eines Bauxits von Garbenteich bei Giefsen.
Das Mineral findet sich in reichlicher Menge in derben
faust- bis kopfgrofsen Knollen von rothbrauner Farbe auf
den Feldern zerstreut, von wo es neuerdings behufs technischer
Verwerthung aufgesammelt wird.
— 35 —
Eine von H. Kalkhoff ausgeführte Analyse ergab :
ALO, 0 2 AI
FO: . 2.9
E30... 2.280,38
SO 0 2 4,0
MeOr ..... ..49Pp:
Glühverlust . 24,54
33DT.
Dieser Bauxit findet sich inmitten der Basaltregion, zum
Theil in Stücken, welche noch völlig die Structur des Basalts
zeigen. Es liegt also ein Verwitterungsproduct dieses Ge-
steins vor und ist als solches merkwürdig, insofern es schwer
zu erklären ist, auf welche Weise sich durch den Verwitterungs-
procefs aus den Bestandtheilen des Basalts eine soviel freie
Thonerde enthaltende basische Substanz gebildet hat. Wegen
des hohen Thhonerdegehalts findet der Bauxit in der Technik
vielfache Verwendung. Er wird zur Alaun- und Sodafabri-
kation, ferner zur Herstellung feuerfester Materialien und
zur Papierfabrikation benutzt. In neuester Zeit hat L.
Roth*) seine Verwendung zur Darstellung von Cement aus
Hochofenschlacke empfohlen.
3) Analyse eines Bols von Hungen.
Das Mineral findet sich als Verwitterungsproduct des
Basalts in einem Durchstich der Eisenbahn bei Hungen. Es
ist eine dunkelbraune, wachsglänzende Substanz von musch-
lichem Bruch, die beim Anfeuchten mit Wasser zu einem
feinen gelben Pulver zerfällt.
Die von Hrn. Kalkhoff durchgeführte Analyse ergab,
bezogen auf die lufttrockene Substanz :
*) Der Bauxit und seine Verwendung zur Darstellung von Cement aus
Hochofenschlacke. Wetzlar 1882.
— 3l6 —
SO E e
1,0; lndane ADB
ALOs4.44 Sarn. rl
dar a en AR,
ID an ee DS.
has n 2a, OO,
hygrosk. Wasser . 11,00 „ (beim Trocknen über Schwefel-
säure weggehend)
Wasser (bei 100°
entweichend)L 19,39
beim Glühen gehen
NICH Fe 11,477,
Alkalien u. Verlust 0,82 „
100,00 „
xVvr
Ueber die Anwendung des Kairins bei
Pneumonie.
Von Prof. Franz Riegel.
(Auszug aus einem in der medicinischen Section am 19. Juni 1883
gehaltenen Vortrage.)
Vor einiger Zeit hat Filehne über ein neues Mittel
„Katrin“ berichtet, das im Stande sei, ohne irgend welche
unbequeme Nebenwirkungen die fieberhafte Temperatur zur
Norm zurückzuführen ; mittelst desselben sei man im Stande,
auf beliebige Zeiten und zum Mindesten den grölsten Theil
der 24stündigen Tagesperiode hindurch die Patienten auf
beliebig erniedrigter Temperaturhöhe oder, wenn man wolle,
bei normaler Temperatur zu erhalten. Durch Steigerung der
Dosis auf 0,5 stündlich läfst es sich nach Filehne stets
erzwingen, dafs schon nach der vierten Gabe (oft schon nach
der dritten und selbst zweiten) die Temperatur zur Norm
oder vielmehr unter die Norm geht; durch weitere Darreichung
des Kairins könne man sodann die Temperatur constant auf
ihrer niedrigen Höhe erhalten. Ungünstige Nebenwirkungen
beobachtete Filehne, der das Mittel in einer Reihe von
Fällen fieberhafter acuter und chronischer Krankheiten an-
wandte, nicht; im Gegentheil theilt er mit, dals die Kranken
sich dabei höchst behaglich fühlten ; besonders gelte diels von
den an Pneumonie Erkrankten, die bei methodischer Anwen-
4
— 318 —
dung des Mittels in der von ihm angegebenen Weise das Gefühl
hatten, sie seien wieder gesund. Die an hiesiger Klinik bei Pneu-
moniekranken gewonnenen Erfahrungen stimmen mit den eben
erwähnten Angaben Filehne’s nicht überein. Vorerst konnte
in diesen Fällen der Satz nicht bestätigt werden, dafs durch
Steigerung der Dosis auf 0,5 stündlich es sich stets erzwingen
lasse, dals nach der vierten Gabe oder schon früher die fieber-
hafte Körpertemperatur zur Norm zurückkehre. So war bei-
spielsweise in einem Falle nach viermaliger Darreichung von
0,5 Kairin in eimstündlichen Zwischenräumen die Körper-
temperatur, die vordem 40,1 betragen hatte, nur bis 38,9 ge-
sunken; in einem anderen Falle, in dem sie vor Anwendung
des Kairins 38,7 betragen hatte, zeigte das Thermometer nach
vier in stündlichen Zwischenräumen verabreichten Dosen von
0,5 noch immer eine Körperwärme von 38,7; ja selbst bei
Anwendung noch höherer Dosen gelang es wiederholt nicht,
die Temperatur zur Norm zurückzubringen.
Es ergab sich ferner, dafs selbst, wenn es endlich ge-
glückt war, die fieberhafte Temperatur annähernd zur Norm
zu bringen, dieselbe trotz weiter fortgesetzter Darreichung
des Mittels oft rasch wieder zu beträchtlicher Höhe anstieg.
So stieg dieselbe in einem Falle, in welchem sie mehrere Stunden
zwischen 37,0 und 37,3 geschwankt hatte, wobei, um ein er-
neutes Ansteigen zu verhüten, stündlich 0,25 Kairin gereicht
worden waren, trotzdem plötzlich bis 38,4, dann sogar trotz
Anwendung grölserer Dosen bis 39,3.
Diese Beobachtungen zeigen demnach, dafs unter Um-
ständen selbst höhere Dosen Kairin nicht im Stande sind, die
Temperatur der Pneumoniekranken zur Norm zurückzubringen
und sie längere Zeit auf normaler Höhe zu erhalten.
Was die Einwirkung auf den Puls betrifft, so zeigte sich
keineswegs, dafs jedesmal parallel der Temperatur die Puls-
frequenz sinkt und die Pulswelle an Kraft zunimmt. Mehr-
mals sank die Pulsfrequenz zwar etwas, indels fast nie in
einem der Temperaturerniedrigung entsprechenden Grade.
Wiederholt wurde jeder Einfluls auf die Pulsfrequenz und
Pulsspannung vermilst, im Gegentheil stieg die Frequenz
— 319 —
wiederholt trotz Temperaturerniedrigung noch über die bei
der höheren Temperatur bestandene Zahl.
Ein günstiger Einfluls auf das A/lgemeinbefinden in der
von Filehne beschriebenen Weise wurde stets vermilst; im
(regentheil trat wiederholt nach relativ kurzer Anwendung
des Mittels ein bedrohlicher Collaps*) ein, der zum Aus-
setzen des Kairins und zur Darreichung von Stimulantien
zwang. Dals die Kranken bei Anwendung des Kairins sich
subjectiv erleichtert fühlten, konnte gleichfalls nicht constatirt
werden; vielmehr baten die Kranken, deren Ruhe und Schlaf
durch die häufigen Messungen und die oft wiederholte Dar-
reichung der Pulver sehr gestört wurde, wiederholt dringend
um Aussetzen des Mittels.
Wenn auch die letztgenannten Folgeerscheinungen, des-
gleichen die starken Schweilse, die durch das Kairin veran-
lafst wurden, kaum als ein ernster Einwand gegen die fernere
Darreichung des Mittels betrachtet werden können; so dürf-
ten doch die zum Theil nur geringen. und schwankenden
Temperatureffecte, vor Allem aber die bei unseren Pneumo-
nikern wiederholt beobachteten hochgradigen Collapszustände
einer Empfehlung dieses Mittels bei Pneumonikern hindernd
im Wege stehen. ÖObschon wir das Mittel bis jetzt nur bei
drei Pneumonikern angewendet haben, so müssen wir doch
nach den hierbei gemachten Erfahrungen Bedenken tragen,
dasselbe ferner noch bei dieser Erkrankung anzuwenden.
Die Gefahr der Pneumonie ist keineswegs in erster Reihe in
der erhöhten Körpertemperatur, vielmehr in der erschwerten
Herzarbeit gelegen. Nach unseren Beobachtungen scheint
aber das Kairin unter Umständen einen schwächenden Ein-
flulfs auf das Herz auszuüben. Ob bei sehr robusten Indi-
viduen und bei relativ geringer Ausdehnung des Processes
die Anwendung des Kairins die erwähnten (Grefahren nicht
bedingt, mag dahin gestellt bleiben. Unsere Pneumoniker
*) Auch Seifert, der über die Erfolge der Kairinbehandlung bei
Pneumonikern auf der Gerhardt’schen Klinik vor Kurzem berichtet hat,
beobachtete wiederholt Collapszustände.
— 20 —
standen im mittleren Lebensalter, gehörten der arbeitenden
Volksklasse an ; die Pneumonie war eine ausgedehnte. Jeden-
falls dürfte nach den hier mitgetheilten Erfahrungen, die im
Wesentlichen mit den auch von anderer Seite (Seifert,
Freymuth, Poelchen) publicirten übereinstimmen, das
Kairin ferner nur bei durchaus kräftigen Individuen zu ver-
suchen gestattet sein.
XVE
Beitrag zur Kenntnifs der jodealeiumhal-
tigen Heilquelle Saxon.
Von €. W. Hempel.
Die folgenden Beobachtungen und Analysen stammen
schon aus den 50er Jahren. Wenn ich die Analysen damals
nicht veröffentlicht habe, so geschah es, weil ich mich dazu
nicht für berechtigt hielt; wenn ich aber jetzt noch beide
bekannt werden lasse, so ist es, weil sie auch zur Zeit noch
geeignet erscheinen, das Interesse in Anspruch zu nehmen.
Im Sommer des Jahres 1853 kam ich auf einer Fulstour
durch den Kanton Wallis nach Bad Saxon, wo ich mich so-
gleich in das mir angewiesene Zimmer begab. Nach Verlauf
von einer Viertelstunde etwa fällt mein Blick zufällig auf die
Wasserflasche und da sehe ich zu meinem gröfsten Erstaunen,
dafs das Trinkwasser, welches vorher klar und farblos gewesen,
angefangen hat sich zu bräunen.
Noch nie hatte ich bis dahin gesehen, gehört noch ge-
lesen, dals ein Trinkwasser sich nach kurzer Zeit gebräunt.
Ich rieche daran : es riecht nach Jod. Der herbeigerufene
und befragte Kellner sagte, dafs er das Wasser der Mineral-
quelle entnommen und fügte, die Bräunung bemerkend, hinzu,
dals diels hier und da, wenn auch sehr selten, vorkomme.
Es war mir nun zwar nicht unbekannt, dals die Quelle
Saxon Jod enthalten solle; daran aber hatte ich allerdings
nicht gedacht, dafs, entgegen dem Verhalten aller anderen
XXII. 2
— 32 —
jodhaltigen Mineralwasser, das Wasser von Saxon durch eine
solche demonstratio ad oculos naresque seinen Jodgehalt kund-
zugeben vermöge.
Um allen Zweifel bezüglich der Anwesenheit freien Jods
in dem braun gewordenen Trinkwasser zu beseitigen, setzte
ich frisch bereiteten Stärkekleister zu : es entstand sogleich
eine dunkelblaue Färbung.
Es war also bewiesen, dafs das Trinkwasser, welches
eine Viertelstunde da gestanden, freies Jod enthielt und zwar
in solcher Menge, dals es in seiner Verbindung mit unzer-
setztem Jodmetall dem Wasser eine braune Färbung zu er-
theilen vermochte.
Als ich bei einem Spaziergang in die Nähe des auf der
westlichen Seite des Hotels gelegenen dolomitischen Felsens
kam, konnte ich schon in einer Entfernung von sechs Schritten
durch den Geruch dem Felsen entsteigendes Jod wahrnehmen.
Bezüglich eines an Liebig geschickten Stückes von diesem
jodhaltigen Gestein machte mir derselbe die Mittheilung, dafs
die Papierumhüllung des Steines bei dessen Ankunft ganz
blau gefärbt gewesen sei; er habe alsdann den Stein in
frisches Schreibpapier gewickelt, aber auch dieses sei ebenso
nach kurzer Zeit gebläut worden.
Im Herbst 1857, zu welcher Zeit ich Lehrer der Chemie
in Winterthur war, bekam ich von dem Bankier H. in Lau-
sanne den Auftrag, die Quelle von Saxon hinsichtlich ihres
Jodgehalts an Ort und Stelle einer eingehenden Untersuchung
zu unterwerfen. Diese Untersuchung beschäftigte mich sechs
Tage, und die weiter unten stehenden 52 quantitativen Be-
stimmungen, nach welchen der Minimalgehalt des Jods in
einem Liter 1 Milligr. betrug, sind die Frucht der sechstägigen
Arbeit.
Die angewandte Methode war eine volumetrische : 200 cem
des von mir an der unter Verschluls gehaltenen Quelle ge-
schöpften Wassers wurden in eine geräumige Flasche mit
Glasstöpsel gethan, mit einigen Tropfen Chloroform versetzt,
und dann so lange von einer auf Jod eingestellten Lösung
von Chlornatron (Javelle’sche Lauge) hinzugefügt, bis, nach
— 323 —
heftigem Umschütteln und bei Anwendung einer Unterlage
von Porcellan, das Chloroform keine Spur von rosenrother
Färbung mehr zeigte, d. h. bis alles Jod in Jodsäure über-
geführt war.
Montag den 5. October.
Stärke der Chlornatronlösung : 0,5 ceem — 1 mg Jod.
1) 5 Uhr Abends 2,5 cem Chlorlös. = 25 mg Jod im Liter.
2) 6
3) 8
8
5) 9
6) 10',,
2) 119,
8) 12"
9) 1'%
10) 2
11) 2%,
12) 38],
13) 41,
14) 4,
15) 5
16) 5%,
17) 8
18) 91%,
19) 10%),
20) 10%,
21) 11%),
22) 12
23) 12%,
22) 12a
n n 0,8 n n = 58 n n n n
n n 1,25 „ n = 125 „ n n ”
Dienstag den 6.;
nach Mitternacht mälsiger Regen.
Uhr Morgens 2,7 ccm Chlorlös.. = 27 mg Jod im Liter.
n n 4,0 n n = 40 nah in n
n n 7,2 n n = 2”), nn n
n n 0,9 n n = 9 ”" un n
” n 0,4 n n — 4 n nn n
n ” 0,4 n » — 4 n n n ”
n n 0,6 n n =6 er) n n
n n 0,14 „ n — DE ”
n n 0,12 „ n = 12, 9 n
n ” 0,6 n n =%6 RI) ”
n n 0,48 „ n = 48, nn n
n n 0,32 „ n = 325 nn n n
n n 0,3028 ” —y SB nm n
Mittwoch den 7.; gutes Wetter.
Uhr Morgens 0,12 ccm Chlorlös.. = 1,2 mg Jod im Liter.
n n 0,22 „ n = 22, nn ”
n n 012 „ n =: 12, nn ”
” n 0,18 „ n = 18, nn n
n n 0,14 „ n — u 14 aan ”
n ” 0,1 n » = 1 nn n n
n n 0,1 n n = 1 IM un n
n n 0,12 „ n = 12, nn n
Donnerstag den 8.;
von 8 Uhr Morgens bis Mittag ziemlich viel Regen, jedoch mit Unter-
25) 10
26) 101),
27) 108),
brechung, um 10 Uhr sehr heftiger Regen.
Uhr Morgens 1,48 ccm Chlorlös. — 14,8 mg Jod im Liter.
”» n 2,04 n n 20,4 n n n n
n n 2,4 n n 24 n n n n
*) Hoher Wasserstand der Quelle.
— 324 —
38) 11?/; Uhr Morgens 2,7 ccm Chlorlös. = 27 mg Jod im Liter.
29) 11%/, ” n 3,3 ” { n = 53 n n n $)
30) 11e/au 25 n 5,7 ” n = 5 u nn n
31) 12'/; n n 3,9 n n = 39 „ n n n
32) In n 3,6 n n = 36 „ nn n
33) 2! m n 6,2 n n =62 , nn n
34) 3°); n n 12,0 n n = 120*) n ” n ”
35) 4], m n 3,0 n n = 530.» n n
36) 5 n n 3,0 n n = 30 5, nn n
SI) a n 0,9 n n = RR, n
Freitag den 9.;
Himmel bedeckt, die Berge in Nebel gehüllt.
38) 9 Uhr Morgens !,3 ccm Chlorlös. —= 13 mg Jod im Liter.
Gehalt der Chlornatronlösung : 16,7 cem = 10 mg Jod.
39) 10!J, Uhr Morgens 0,35 cem Chlorlös.. = 2,4 mg Jod im Liter.
40) 11/2 » n 2,5 » » = 75 „ n ” n
41) 12! n n 0,6 n n = 18 ,„ Yen n
42) 1! » n 1,3 n n = 39 „ n n ”
43) 2 n n 1,1 ” n = 33 „ n n n
44) Sie nm n 3,25 „5 n = 975, 5 n ”
Samstag den 10.; gutes Wetter.
45) 8 Uhr Morgens 2,1 ccm Chlorlös. = 6,3 mg Jod im Liter.
26) len n 1,2 n n = 36, nn n
47) 10 n n 1,1 n n = 33 „5 nun n
48) 11 ” n 0,7 5 n —E 2 en ”
49) 12 n n 1,8 n n = 5sSAyı nn n
50) 1 b) n 2,3 n n = 69, n n n
51) 2 n n 2,4 n n = 72 u nn n
52) 3 n " er ” ” —76.9
n n n n
750,0 der stark verwitterten Oberfläche des jodhaltigen
Felsens, gröblich zerkleinert, auf einen Trichter geworfen und
mit 4 Liter jodfreien Wassers übergossen, ergaben in dem
abgelaufenen Wasser 24 mg Jod.
*) Wasserstand der Quelle um einen halben Fuls niedriger, als bei 6.
XVII
Beiträge zur Kenntnifs der Dermoid-
Geschwülste.
Von Prof. Dr. F. Marchand.
Hierzu eine Tafel.
Die Herkunft der Dermoideysten der inneren Organe des
Körpers ist noch immer zum grofsen Theil räthselhaft. Wenn
auch die alte ursprünglich von Remak aufgestellte Ansicht,
dafs es sich hierbei um Einschlüsse von Theilen des äufseren
Keimblattes handelt, am meisten Wahrscheinlichkeit besitzt,
da der Bau der Wand, die Production einer wirklichen Epi-
dermis mit Haaren uns auf diese Annahme hinweist, so ge-
lingt es doch bei weitem nicht in allen Fällen, die Art und
Weise, wie derartige Einschlüsse zu Staude kommen, zu
erklären. Am leichtesten ist diels wohl bei denjenigen
Dermoiden und verwandten Gebilden, welche am Halse und
in der Umgebung der Mundhöhle, oder auch an anderen
Oeffnungen, z. B. der Lidspalte vorkommen, da in den ersteren
Fällen leicht eine Einstülpung von Seiten der Kiemenspalten,
im anderen eine Abschnürung von epidermoidalen Theilen bei
der Bildung jener Oeffnungen zur Erklärung herangezogen
werden kann. Aber gerade bei denjenigen Organen, in
welchen Dermoide am häufigsten vorkommen, bei den weib-
lichen Geschlechtsdrüsen läfst uns eine solche nahe liegende
Erklärung im Stich ; wenigstens lälst sich embryologisch der
—_— 326 —
Weg, auf welchem diese höchst fremdartigen Einschlüsse hier
hineingelangen, nicht mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit
nachweisen.
Zwar kann man auch hier annehmen, dafs in die erste
Anlage der Geschlechtsdrüse Theile des mittleren und äufseren
Keimblattes, die normaler Weise nicht zu derselben gehören,
hineingezogen werden, doch hat auch diese Annahme noch
viel Willkürliches, so lange nicht genauer die Verhältnisse,
unter welchen gerade Theile des Hornblattes in die Ovarial-
anlage hineingerathen können, embryologisch ermittelt sind.
Waldeyer hat in richtiger Erkenntnifs dieser Schwierig-
keiten noch eine andere Erklärung dieser Gebilde versucht,
indem er denselben eine Art parthenogenetischer Entwickelung
aus der unbefruchteten Eizelle zuschrieb. Indefs hat auch
diese immerhin nur hypothetische Auffassung manches Un-
wahrscheinliche. Sicher würde sie nicht auf alle Formen von
Dermoiden der Geschlechtsdrüsen passen, worauf wir weiter
unten noch zurückkommen werden.
Vielleicht können die im Folgenden mitgetheilten Fälle
dazu dienen, unser Verständnils der Entwickelung einiger
Dermoidformen zu fördern.
I. Grofse Dermoideyste des Mediastinum anticum.
Die Geschwulst wurde in der Leiche einer am 18. Juni d.J.
in der hiesigen medicinischen Klinik (Prof. Riegel) ver-
storbenen Frau von 27 Jahren gefunden.
Aus der Krankengeschichte sei hier nur angeführt, dals
die Frau, welche kurz vor dem normalen Ende der Gravidität
stand, am 5. Juni an einer Pneumonie des linken Unter-
lappens erkrankt war. Zwei Tage darauf erfolgte die Geburt
eines Kindes, welches sehr bald ebenfalls an einer lobären Pleuro-
Pneumonie des rechten Unterlappens erkrankte und starb.
Bei der Mutter, welche erst zwei Tage nach der Entbindung
in die Klinik aufgenommen wurde, stellte sich auf der linken
Seite ein allmählich zunehmendes pleuritisches Exsudat von
beträchtlichem Umfang ein, die Pneumonie ergriff auch den
oberen Lappen; dazu kam noch ein geringes pleuritisches
-— 21 —
. . . .
Exsudat rechterseits. Der Unterleib war gleich Anfangs auf-
getrieben, wurde aber erst einige Tage nach der Aufnahme
empfindlich.
Für das Vorhandensein des Mediastinaltumor hatte die
Untersuchung im Leben keinen Anhaltspunkt geliefert, was
bei der ansgedehnten pneumonischen Infiltration und dem
umfangreichen pleuritischen Ergufs nicht überraschen kann.
Anamnestisch war nichts über Beschwerden Seitens des Tumor
in Mediastinum bekannt geworden.
Abgesehen von dem letzteren uns hier vorzugsweise beschäftigenden
Gegenstande ist die Krankengeschichte nicht ohne Interesse. Als Todes-
ursache fand sich eine fibrinös-eiterige Peritonitis. Der Uterus war etwas
mangelhaft zurückgebildet, aber frei von Endometritis, Tubeneiterung,
Lymphangitis etc. Das einzige war eine vollkommen gutartige Thrombose
des Venen-Plexus an der Basis des linken Ovariums, welche sich in die
Vena spermatica interna nach aufwärts fortsetzte. Das linke Ovarium
war (durch Stauung) ödematös geschwollen, aber auch am stärksten von
den fibrinös-eiterigen Auflagerungen eingehüllt. Demnach war die Herkunft
der Peritonitis nicht ganz einfach zu erklären. Die Pneumonie und das
pleuritische Exsudat von fibrinös-eiteriger Natur hatte bereits vorher be-
standen, so dals möglicherweise die Peritonitis hiervon herzuleiten war.
Sicher mufste die Pneumonie als eine in vollem Sinne infectiöse aufgefalst
werden, denn dafür sprach die Pneumonie des Kindes, deren Entstehung
man wohl auf eine direcete Uebertragung eines Infectionsstoffes auf dem
Wege der V. umbilicalis zurückführen kann, ohne dafs es sich um
eine metastatische (abscedirende) Pneumonie im gewöhnlichen Sinne
handelte. Es ist also die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen,
dafs die Peritonitis eine von der Pleura fortgeleitete war.
Bei Eröffnung der Brusthöhle (Section am 18. Juni d. J.)
lag zunächst im oberen Theil des Mediastinum eine ziemlich
kugelförmige prall gespannte Geschwulst von etwa Kinds-
kopfgrölse vor, welche sich aus der rechten Pleurahöhle her-
vorzudrängen schien und den ganzen oberen Theil derselben
vorn ausfülltee Die Geschwulst reichte von der 2. bis zur
5. Rippe nach abwärts und nach links bis über den linken
Sternalrand hinaus. Von links her war dieselbe noch von
der Pleura bedeckt, welche hier mit starken fibrinösen Auf-
lagerungen überzogen war. Rechts war die Geschwulst in
der angegebenen Ausdehnung mit der Brustwand verwachsen,
so dals von der Lunge hier nichts zu sehen war und nur der
— 328 —
untere Lappen ganz in der Tiefe, nach hinten verdrängt, zum
Vorschein kam. Dieser Theil der Lunge war mit etwas älteren,
theilweise bereits vascularisirten Auflagerungen bedeckt; in
der Pleurahöhle fand sich eine mälsige Menge trüber Flüs-
sigkeit, links dagegen ein sehr umfangreiches pleuritisches
Exsudat von trüber Beschaffenheit und mit sehr voluminösen
gelben zottigen weichen Auflegungen auf dem grölsten Theil
der Pleura pulmonalis, costalis und diaphragmatica. Der
untere Lappen der linken Lunge war hepatisirt, grauroth, der
obere zäh und dunkel geröthet (Compression mit frischer
Hepatisation).
Das Herz war trotz des pleuritischen Exsudates durch
die Geschwulst sehr beträchtlich nach abwärts und links ver-
drängt, so dals der Rand des rechten Ventrikels vollständig
horizontal verlief ünd die Herzspitze sich dicht an der Brust-
wand in der vorderen Axillarlinie, in der Höhe zwischen
5. und 6. Rippe befand. Der Herzbeutel enthielt etwa
100 cem klare Flüssigkeit.
Die Vena cava superior, welche am linken Umfang der
Geschwulst verlief, war durch diese seitlich comprimirt worden,
so dals ihr Lumen eine schmale Spalte bildete; in derselben
fand sich ein erst frisch entstandenes Gerinnsel, welches
das Lumen fast ganz ausfüllte und sich noch in die Vena
anonyma sinistra bis zur Vena jugularis fortsetzte, hier
von etwas derberer Beschaffenheit und hellerer Färbung.
Augenscheinlich hatte sich diese Thrombose erst in den
letzten Tagen vor dem Tode gebildet in Folge der durch
das linksseitige pleuritische Exsudat gesteigerten Raum-
beengung.
Nach der Herausnahme der Brust- und Halsorgane zeigte
sich, dals die prallgespannte Cyste innig mit dem oberen
Lappen der rechten Lunge verwachsen war, deren Rand sich
gröfstentheils scharf von der Wand der Cyste abgrenzte.
Nur am unteren Umfang ging die Lunge so allmählich ver-
dünnt in die Oberfläche der Cyste über, dals der Eindruck
entstand, als sei die Cyste aus der Lunge selbst hervorge-
— 329 —
wachsen. An dieser Stelle war die Cystenwand etwas
schwächer und nachgiebiger, gelb gefärbt, an den übrigen
Theilen des Umfanges derber und weilslich ; am meisten ähnelte
die Geschwulst einem Echinoeoceus-Balge, doch wurde man
durch die Eröffnung eines Anderen belehrt.
Es entleerte sich etwa ein halbes Liter dicker, hellgelber,
sehr trüber und mit vielen gröfseren Brocken und Klumpen
gemischter Flüssigkeit, welche indels keine Membranreste von
Echinoeoeeus-Blasen enthielt. Die festen Massen bestanden
aus einer bröckeligen und schmierigen Substanz, in welcher
sich Haare befanden. Die Innenfläche der Cyste war im
Allgemeinen glatt, vielfach mit plattenförmigen Verdickungen
auch mit Kalkeinlagerungen versehen; an einer Stelle der
Wand erhob sich eine ungefähr erbsengrofse unebene Masse,
welche mit zahlreichen blonden Haaren besetzt war. Es war
also kein Zweifel, dafs es sich um eine Dermoideyste des
Mediastinum handelte.
Die Wand der Cyste bestand aus zwei Schichten, einer
äufseren lockeren Bindegewebsschichte, welche mit den um-
liegenden Theilen verwachsen war und der eigentlichen durch-
schnittlich 1 bis2mm dicken Cystenwand, welche aus sehr festem
fibrösen Gewebe zusammengesetzt war und vielfach Fett-
häufchen einschlofs. Die Epidermis-Auskleidung der Innenfläche
war bei der Untersuchung nicht mehr deutlich nachweisbar; viele
Stellen der Cystenwand waren verkalkt. An der Vorderfläche
der Geschwulst kam beim Durchschneiden noch eine zweite
kleinere Abtheilung, von abgeplattet rundlicher Gestalt zum
Vorschein, welche mit der gleichen fettigen Masse gefüllt war,
wie die Hauptgeschwulst.
Bei genauerer Präparation zeigte sich nun, dals die Cyste,
welche innen durch ihre glatte Auskleidung vollständig ab-
geschlossen war, an ihrer Aufsenfläche zwei zungenförmige
Fortsätze besals, welche sich an der Vorderfläche der Trachea
nach aufwärts bis nahe an den unteren Rand der Schilddrüse
erstreckten. Die Länge des rechten Lappens betrug 6, die
des linken 5 cm, die Breite je 1 cm. Aussehen und Oonsi-
stenz dieser Gebilde, welche nach abwärts ganz allmählich
— 330 —
in die Oberfläche der Cyste übergingen, war ähnlich wie
Fettgewebe. Aus der ganzen Gestalt und Lage ging aber
zweifellos hervor, dafs es sich um einen Thymusrest handelte,
eine Vermuthung, welche durch die mikroskopische Unter-
suchung bestätigt wurde.
Zwischen den reichlich vorhandenen Fettzellen fanden
sich breite Züge von lymphoidem Gewebe, welches haupt-
sächlich die zahlreichen Gefäfse begleitete. In demselben
fanden sich zerstreut die bekannten geschichteten Körperchen
der Thymusdrüse.
Wir werden demnach wohl nicht irren, wenn wir die
Entstehung der Dermoideyste des Mediastinum mit der der
Thymusdrüse in Verbindung bringen.
Diese Entstehungsweise ist nicht ohne Interesse, denn
sie klärt uns über manche ähnliche Vorkommnisse auf, welche
bisher unverstanden waren. Es war zwar schon früher ein-
mal*) die Frage aufgeworfen, ob diese immerhin zu den
grolsen Seltenheiten gehörenden Dermoide des Mediastinum
mit der Thymusdrüse in Verbindung stehen könnten, aber
erstens wurde der Zusammenhang thatsächlich nie nachge-
wiesen und zweitens würde er bei dem damaligen Stande
unserer Kenntnisse über die Entwickelung der 'Thymusdrüse
ebenso unverständlich geblieben sein, wie die mehrfach ange-
nommene Entstehung von Dermoiden in der Lunge. Man
kannte zwar die eigenthümlichen geschichteten Körperchen
(Hassal’sche Körperchen) der Thymus, welche auf einen
epithelialen Ursprung hindeuteten, von anderer Seite aber für
Producte der Gefäls-Endothelien erklärt wurden. Erst seit-
dem durch Kölliker **) der Nachweis geführt wurde, dals
die Thymusdrüse sich ganz nach Art der Schilddrüse ur-
sprünglich aus epithelialen Schläuchen aus einer der Kiemen-
spalten entwickelt und erst später sich in ein Iymphatisches
Organ umwandelt, ist die Abstammung jener epithelialen
*) Vgl. Cordes, Virchow’s Archiv Bd. 16, 1859, 8. 297.
#*) Entwickelungsgeschichte 8. 876; Festschrift der naturf. Gesellsch.
zu Halle, 1879, S. 120.
— 31 —
Reste vom äufseren Keimblatt erwiesen. Die Angaben
Kölliker’s sind durch Stieda*), His**), Born ***) be-
stätigt und vervollständigt worden. Dem letzteren gelang
der Nachweis, dafs es die dritte Kiemenspalte ist, von der
sich die Thymus ausstülpt. Aus demselben Grunde wird denn
auch die Entstehung eines Dermoides der Thymus vielleicht
aus einer etwas weitergehenden Abschnürung von Theilen
des äufseren Keimblattes erklärlich. Wahrscheinlich sind
auch die tiefer in der Lunge gefundenen Dermoide von dem-
selben Ursprung herzuleiten, welcher nach dem Schwinden
des T'hymusrestes und durch nachträglich eingetretene Com-
munication der Uyste mit der Lunge nur schwer oder gar
nicht mehr nachzuweisen sein dürfte.
Collenbergf), welcher unter Waldeyer’s Leitung
eine Dermoideyste des Mediastinum (bei einem Manne von
50 Jahren) beschrieb, leitete dieselbe von der Schilddrüse ab.
Die Geschwulst entsprach in Bezug auf ihre Lage in der
rechten Thoraxhälfte ziemlich genau der oben beschriebenen;
sie reichte jedoch weiter nach abwärts. Die Geschwulst be-
sals eine Art Stiel, welcher von dem unteren Umfange der
rechten Schilddrüsenhälfte ausging und sich aus einer Arterie
(von der A. thyreoidea inf. dext.), zwei Venen, dem Museul.
sternothyreoid. dexter, aus Fettbindegewebe und endlich einem
schmalen fadenförmigen Strang Drüsengewebe von der Glandula
thyreoidea dext. zusammensetzte. CollenberghältaufGrund
dieses Befundes den Ursprung der Geschwulst aus der Schild-
drüse für erwiesen. — Ohne dieser Annahme gerade wider-
sprechen zu können, möchte ich nur darauf hinweisen, dals
auch die beiden zungenförmigen Lappen in unserem Falle
nach aufwärts bis an den unteren Rand der Schilddrüse
*) Untersuchungen über die Entwickelung der Glandula thymus,
Glandula thyreoidea und Gl. carotica. 1881.
*#) Anatomie menschl. Embryonen I.
**#*) Ueber die Derivate der embryonalen Schlundbogen. Arch. für
mikrosk. Anat. Bd. 22.
f) Zur Entwickelung der Dermoidkystome. Inaug. Dissert. Breslau
1869.
_-— 2 —
reichten, so dafs sie bei der Präparation mit derselben durch
einen kurzen bindegewebigen Faden in Verbindung blieben.
Dennoch kann ihre Natur als Thymusrest nicht bezweifelt
werden. Die Möglichkeit wäre also wohl zuzulassen, dafs bei
noch weiter vorgeschrittener Atrophie dieser Reste ein dem
von Collenberg beschriebenen ganz ähnliches Bild ent-
standen wäre.
Auf der anderen Seite läfst sich nicht bestreiten, dafs
ebenso gut, wie von der Thymus, d. h. einer Ausstülpung der
3. Kiemenspalte, ein Dermoid des Mediastinum sich von der
Anlage der Schilddrüse aus entwickeln kann, um so mehr,
als durch Born der Nachweis geführt worden ist, dafs die
seitlichen Anlagen dieser Drüse von einer tieferen, nämlich
der 4. Kiemenspalte herstammen und sich später mit dem
von der 2. Spalte entstehenden mittleren Theile vereinigen.
Dermoide des Mediastinum sind im Vergleich zu anderen
Mediastinaltumoren nur in seltenen Fällen beobachtet worden *).
Einige wurden als Dermoide der Lungen aufgefalst, doch
kann man jetzt wohl sicher annehmen, dafs es sich auch bei
diesen lediglich um solche handelte, welche erst nachträglich
in die Lunge hineingewachsen und sogar mit dem Lungen-
gewebe oder mit einem Bronchus in offene Verbindung ge-
treten waren [Münz **), Cloetta**), Mohrpf)]. Die
meisten Dermoidgeschwülste des Mediastinum stimmen in
Bezug auf Lage und sonstige Beschaffenheit sehr mit einander
überein; fast alle safsen oberhalb des Herzens und waren in
die eine oder die andere Pleurahöhle vorgedrungen. So
in den Fällen von Büchner fr), Lebertjff), Gordon),
*) Vgl. Riegel, Virchow’s Archiv, Bd. 49. $. 193.
*#) Vgl. Albers Atlas der patholog. Anatomie, Lief. 20.
**=%) Virchow’s Archiv, Bd. 20. 1861.
T) Medic. Centralzeitung Berl. 1839.
fr) Deutsche Klinik 1853, S. 311, No. 28.
irr) Prager Vierteljahrsschrift 1858, Bd. 60, 8. 47.
*) Med. Chir. Transact. London XIH, p. 12, eit. bei Pöhn.
— 3535 —
Cordes*), Collenberg**), Pöhn ***). In dem Büch-
ner’schen Falle bestand eine offene Communication mit der
Aorta ascendens, andererseits mit der Lunge; in dem Falle
von Pöhn bildete sich eine Verwölbung in der Gegend des
Sternoclavieulargelenkes, welche von aulsen eröffnet wurde;
in der Beobachtung von Gordon trat ein spontaner Durch-
bruch der Cyste ein. Dieser Fall war aufserdem durch das
Vorhandensein eines Kiefer-ähnlichen Knochens mit 7 Zähnen
ausgezeichnet.
Eine von Virchow?f) als Teratom des Mediastinum
beschriebene Geschwulst ist wohl kaum zu den Dermoiden
zu rechnen, da sie einen viel zusammengesetzteren Bau besals
und namentlich reich an Muskelgewebe war.
Die ächten Dermoide des Mediastinum sind, wie wir zum
Schlufs noch einmal hervorheben, auf abnorme Abschnürungen
Seitens der Kiemenspalten zurückzuführen und hängen mit
der Bildung normaler Derivate derselben, mit der 'Thymus,
vielleicht auch mit den 'T'hyreoidea zusammen.
Il. Kleinstes Dermoid im breiten Mutterbande eines neu-
gebornen Kindes.
Bei der Section eines nicht ganz ausgetragenen todt-
geborenen Mädchens (26. Mai 1883) fand ich an den sonst
normalen inneren Genitalien ein kleines gelbliches Knötchen
von der Grölse eines Stecknadelkopfes, welches dicht unter
dem linken Ovarium, aber vollständig von demselben getrennt
an der hintern Fläche des breiten Mutterbandes hervorragte,
etwa 3—4 Millimeter von dem äufseren Rande entfernt.
Das Knötchen ähnelte in Bezug auf Lage und Form
sehr den kleinen accessorischen Nebennieren, welche zuweilen
an dieser Stelle vorkommen fr), zeichnete sich aber durch
srölsere Härte und heller gelbliche Färbung aus.
*) Virchow’s Archiv, Bd. 16, 1859.
#+) vie.
###) Dermoideyste des Mediast. antic. Dissert. Berlin 1871.
j) Virchow’s Archiv, Bd. 53, 8. 444.
Tr) ef. Marchand, Virchow’s Archiv, Bd. 92, 1883, $. 11.
— 54 —
Das Knötchen liefs sich nach der Härtung sehr leicht
aus dem umhüllenden lockeren Bindegewebe herausschälen
(was besser, behufs der mikroskopischen Untersuchung in
situ, unterblieben wäre). An feinen ungefärbten und ge-
färbten Schnitten liels sich sofort erkennen, dafs die äufserste
Lage eine dünne bindegewebige Hülle bildete, welche an der
Innenseite ein mehrschichtiges Epithel aus den schönsten
polyedrischen Epidermiszellen trug; daran schlofs sich nach
innen eine feste leicht concentrisch gestreifte hornartige Masse,
welche den gröfsten Theil des Knötchens, dessen Durchmesser
nur 2 Millimeter betrug, bildete. Am meisten erinnerte diese
Masse an die Substanz des Haarschaftes; es liefs sich noch
eine undeutliche Schichtung, eine Andeutung der verhornten
Zellen erkennen, welche sich um einen gemeinsamen Mittel-
punkt ordneten; in der nächsten Umgebung dieses Punktes
wurde die Schichtung wieder etwas lockerer, wie aufgeblättert.
Uebrigens muls bemerkt werden, dafs das Schichtungs-Centrum
des Kügelchens nicht dem wirklichen Mittelpunkt entsprach,
sondern an einer Stelle der Peripherie lag, so dafs an ge-
wissen Schnitten eine Art Hilus vorhanden zu sein schien,
um welchen sich das Gewebe anordnete. Vielleicht deutet
diese Form auf die ursprünglich vorhandene abgeschnürte
Verbindung mit dem Mutterboden. Bei einigen Schnitten
kamen auch an anderen Stellen, sowohl am Rande als im
Inneren, noch kleine kugelige geschichtete Körperchen ähn-
licher Art zum Vorschein, welche selbstständige Schichtungs-
Centren bildeten.
Das ganze Knötchen stellt also nichts Anderes dar, als
eine Hornperle mit noch erhaltener proliferirender Epidermis
an der Peripherie; die einzelnen Schichten lassen sich sogar
stellenweise deutlich in ein Stratum Malpighi, Stratum
lucidum und Stratum corneum sondern. Es handelt sich also
unzweifelhaft um ein kleinstes Dermoid, wenn dasselbe auch
keine Uyste darstellt, und zwar unzweifelhaft um einen von
einer entfernten Stelle herstammenden fremdartigen Einschluls.
Es ist mir nicht bekannt, dafs bereits derartige minimale
Anfänge eines Dermoid in so frühem Alter gefunden worden
— 35 —
sind, und insofern hat der vorliegende Gegenstand trotz
seiner Kleinheit ein gewisses Interesse zu beanspruchen. Ein
besonders wichtiger Punkt scheint mir noch der, dafs das
kleine Knötchen offenbar ganz unabhängig vom Ovarium ist.
Es beweist das, dals es sicher Fälle von Dermoiden im liga-
mentum latum giebt, welche in ihrer Entstehung nichts
mit dem Ovarium und den Eiern oder dem Epithel der
Graaf’schen Follikel, wie Manche annehmen, zu thun haben,
sondern jedenfalls einer in früher Zeit stattgehabten Ab-
schnürung von Zellen des Hornblattes und weiteren Dislocirung
derselben ihre Entstehung verdanken. Ueber den Ort dieser
Abschnürung und den Weg, auf welchem das verirrte Theil-
chen in das breite Mutterband gelangt ist, darüber lassen
sich zunächst kaum Vermuthungen aussprechen. Ich verweise
aber in dieser Beziehung auf die bereits erwähnten accesso-
rischen Nebennieren im ligam. latum, bei welchen, wie mir
scheint, sich zweifellos nachweisen lälst, dafs dieselben erst
durch den Descensus der Geschlechtsdrüsen und die Ver-
längerung der Vena spermatica intern. von ihrem Ursprungs-
ort an die so entlegene Stelle gelangen. Es liegt daher
wohl der Gedanke nicht fern, dafs auch kleine abgeschnürte
Theile des Hornblattes von einer ziemlich entfernten Stelle
her erst im Laufe der Entwickelung in das breite Mutterband
aufgenommen werden, und es ist daher wohl auch am wahr-
scheinlichsten, dafs die analogen Geschwulstbildungen des
Ovarium selbst auf ähnliche Weise in diese hineingerathen.
Die Dermoide des Ovarıum und ihrer Umgebung sind
nun sehr verschiedener Art. Die einfachste ziemlich selten
vorkommende Form stellt rundliche, im Allgemeinen kleine
und langsam wachsende, solide Tumoren dar, mit dünner
bindgewebiger Umhüllung und Epidermis-Auskleidung, deren
verhornte Zellen aber das ganze Innere mit einem Gewebe
erfüllen, welches ungefähr das Aussehen und die Uonsistenz
von weilser Seife besitzt. Mikroskopisch sieht das Gewebe
wie ein zartes Pflanzenzellgewebe von polyedrischen kernlosen
Zellen aus. Man pflegt diese Form als Cholesteatom zu be-
— 336 —
zeichnen, ein Name, welcher leicht zu Verwechslungen An-
lals giebt *).
Viel häufiger sind Cysten mit Cutis-ähnlicher Wandung,
welche an ihrer Innenfläche Epidermis und Haare trägt; nicht
selten kommen bekanntlich umfangreiche Knochenbildungen
und wohl entwickelte Zähne vor. Die Füllung der Cyste
wird durch eine halbflüssige fettreiche Masse gebildet.
Eine dritte Form bilden die sog. gemischten Dermoid-
Cystome, welche zuweilen einen sehr bedeutenden Umfang
erreichen und eine Unzahl von Cysten mit allen möglichen
Gewebsformen enthalten. Neben Fettgewebe, verschiedenen
Epithelarten, Knorpel, Knochen und Zähnen kommen auch
die sog. höheren Gewebe, quergestreifte Muskeln, Nerven-
fasern, Ganglienzellen vor, ja in einem derartigen vom Verf.
beobachteten Fall fand sich sogar Pigment-Epithel, ganz
dem der Retina entsprechend, in der Nähe der Ganglien-
zellen **).
Diese Gewebe nehmen nicht selten eine organähnliche
Anordnung an, bilden Cysten oder Schläuche vom Bau der
Darmwand, kieferähnliche Knochen u. s. w.
Sehr selten, und von Manchen bezweifelt, sind aber im
Ovarium so ausgebildete Organformen, dafs man dieselben auf
eine rudimentär entwickelte Anlange eines 2. Foetus zurück-
führen muls. (Sog. Inclusio fötalis, oder Foetus in foetu,
wie er gelegentlich an verschiedenen Stellen des Körpers
vorkommt.
Offenbar sind diese Dermoid-Formen auch graduell
*) Diese Form des Dermoid kommt auch an anderen Stellen des
Körpers vor; ein sehr bemerkenswerthes Beispiel wurde am 8. Dec. 1882
von Bose exstirpirt. Es war dies eine Geschwulst von mehr als
Hühnereigröfse, etwas abgeplattet, welche am Boden der Mundhöhle, unter
der Zunge bei einem Mädchen von 21 Jahren gesessen hatte. Beim
Durchschneiden zeigte sich, dafs die Geschwulst aus einem sehr zarten
vascularisirten Bindegewebs-Ueberzug bestand, welcher eine vollständig
homogene, feste, seifeähnliche Masse aus Epidermis-Zellen einschlofs.
(Praep. 3742 d. pathol. Instituts).
**) Breslauer ärztl. Zeitschr. 1881.
— 31 —
verschieden nach ihrer Entstehung. Während die erste Art,
die sogenannten Cholesteatome, vielleicht auch die einfachen
Cysten mit Haarbildung zu ihrer Erklärung das Vorhanden-
sein eines einfachen Rudimentes von Epidermis erfordern,
wie wir es in unserem Falle vor uns haben, werden wir für
die complieirter gebauten Cysten von vorn herein auch eine
complieirtere Anlage annehmen müssen, welche Fettgewebe
(vom Unterhautgewebe ?), Knorpel, Knochen etc. wenigstens
im Keime enthält. Eine andere Möglichkeit scheint mir nicht
zulässig. Eine Feststellung des Mutterbodens, von welchem
diese Theile stammen, ist noch nicht möglich. Sollte nicht
vielleicht doch das so häufige Vorkommen von kieferähnlichen
Knochen und wohl ausgebildeten Zähnen auf jenen Mutter-
boden hinweisen? Ich wage indefs kaum, eine solche Ver-
muthung zu äufsern, da ich dieselbe embryologisch in keiner
Weise zu begründen vermag.
III. Kleines gemischtes Dermoid-Kystom des Ovariums.
Als dritten Fall schliefse ich hier noch die kurze Be-
schreibung einer kleinen Geschwulst an, welche zufällig
im linken Ovarium einer nach künstlicher Frühgeburt an
tuberculöser Pleuritis verstorbenen Frau von 25 J. gefunden
wurde.
Im rechten Eierstock fand sich ein eystisches Corpus
luteum; der linke Eierstock war nicht grölser als der rechte,
4,5 Centimeter lang; beim Durchschneiden zeigte sich darin,
etwa in der Mitte, bis an die Oberfläche hervortretend, eine
rundliche Geschwulst von Kirschengrölse, welche dem Aus-
sehen nach grölstentheils aus Fettgewebe bestand. Nach
dem Hilus zu schlols sich daran eine etwa bohnengrolse Cyste
an, in welche ein kleiner papillärer Fortsatz von dem erst-
erwähnten Knoten hineinragte. Im Uebrigen war die Innen-
fläche dieser Cyste glatt; bei ihrer Eröffnung entleerte sich
klare seröse Flüssigkeit. Unmittelbar daneben befand sich
noch eine etwa erbsengrolse glattwandige Cyste, welche je-
doch mit gelbem Fett und kleinen blonden Härchen gefüllt
war. An ihrer Aufsenfläche war noch ein kleineres Knötchen
XXI. 22
— 35358 —
von Fettgewebe erkennbar. Alle diese Theile bildeten zu-
sammen einen Knoten, welcher gegen das umgebende intacte
Ovarialgewebe vollständig abgegrenzt war.
Bei näherer Besichtigung lielsen sich an dem grölseren
Knoten zwei Theile unterscheiden, von welchen der eine
grölsere aus reinem Fettgewebe bestand, während der andere
eine grolse Anzahl kleiner und kleinster Cysten einschlofs,
welche mit heller Flüssigkeit gefüllt waren.
Diese Cysten waren mit Epithel ausgekleidet.
Demnach haben wir hier ein Beispiel jener gemischten
Dermoide vor uns, welche zuweilen eine sehr beträchtliche
Grölse erreichen. Ist dies der Fall, so ist das Verhältnils
zum übrigen Ovarium nicht mehr festzustellen, weil dieses
vollständig zu verschwinden pflegt, so dafs dann der Eindruck
entsteht, als sei die Geschwulst in der That aus einer Um-
wandlung des ganzen Ovarium hervorgegangen. Gerade die
nur zufällig und selten beobachten ersten Anfänge der
Geschwulstbildung belehren uns aber am deutlichsten, dals
auch hier ohne Zweifel eine Inclusion fremder, dem Ovarium
nicht zukommender Gewebe stattgefunden hat.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Dermoideyste des Mediastinum. a. Die Cyste. b. Rechte
Lunge. c. Herz. d. Thyreoidea. ee. Thymus-Rest.
Fig. 2. Kleines Dermoid des ligamentum latum, natürl. Grölse.
Fig. 3. Das Knötchen im Durchschnitt, schwach vergrölsert.
a. Bindegewebssaum. b. Epidermis-Schicht. c. Verhornte Masse. d. Ge-
sonderte Hornperle.
Fig. 4 Ein Theil des Randes stärker vergröfsert. Dieselben Buch-
staben. b. Stratum Malpighi. b’. Stratum lucidum. c. Hornschicht.
Fig. 5. Durchschnitt des Ovarium mit kleinem gemischten Dermoid.
a. Klein-eystischer Theil. b. Fettgewebe. c. Cyste mit Fett und kleinen
Haaren. d. Cyste mit serösem Inhalt. e. Normales Ovarialgewebe.
XIX. r
Ueber einen alkaloidartigen Bestandtheil
menschlicher Leichentheile.
Von (. Gaehtgens.
Der medicinischen Gesellschaft zu Giefsen habe ich in
ihrer Sitzung vom 19. Juni einen casuistischen Beitrag zur
Kenntnifs der Ptomaine *) vorgelegt, der sich auf eine bereits
*) Vergl. über dieselben : Selmi, Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft 1873, S. 142. Felletär, Jahresbericht über die Fortschritte
der Pharmakognosie, Pharmacie und Toxikologie 1875, S. 482. Rörsch
und Falsbender, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1874,
S. 1064. Schwanert, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
1875, 8. 1332. Ad. Dupre, Berichte der deutschen chemischen Gesell-
schaft 1875, S. 1491 (bezieht sich auf eine bereits 1866 erschienene Ver-
öffentlichung). Selm i, Gazzetta chimica italiana 1875, p. 398. Moriggia
e Battistini, Gazz. chim. ital. 1875, p. 472. Marquardt, Jhrber.
d. Pharmakogn. ete. 1875, S. 484 oder Pharm. Centrh., Jahrg. 15, S. 425
(betrifft eine schon 1865 gemachte Beobachtung). Moriggia und Bat-
tistini, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1876, 8. 197.
Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1876, 8. 197.
Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1878, S. 808.
Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1878, 8. 1838.
Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1879, S. 297.
Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1880, S. 206.
Brouardel und Boutmy, Jhrber. d. Pharmakogn. etc. 1880, 8. 281.
Th. Husemann, Archiv der Pharmacie 1880, S. 169 ff. und 8. 327 ft.
Spica, Gazz. chim. ital. 1880, p. 492 und Berichte der deutschen chemi-
schen Gesellschaft 1881, S. 274. Gautier, Journal de l’anatomie et de
la physiologie 1881, p. 333. Th. Husemann, Archiv der Pharmacie
22 *
— 340° —
im Jahre 1877 angestellte und damals auf der Versammlung
mecklenburgischer Aerzte in Güstrow kurz zur Sprache ge-
brachte, toxikologische Untersuchung gründet, aber bisher
noch nicht veröffentlicht worden ist.
In dem von mir beobachteten Falle handelte es sich um
einen jungen Lazarethgehülfen, der am Morgen todt in seinem
Bette angetroffen wurde, ohne dals von seiner Erkrankung
etwas bekannt geworden war. Da ihm eine gerichtliche
Untersuchung in Aussicht gestanden hatte und der Leichnam
bei der ungefähr zweiunddreilsig Stunden nach dem Tode vor-
genommenen Obduction, trotz kühler Witterung (im März),
den Zustand stark vorgeschrittener Zersetzung darbot, so
entstand der Verdacht, dafs ein Selbstmord durch Gift vor-
liege.
Dieser Verdacht wurde durch das Ergebnils der Obduetion
insofern unterstützt, als sich nur eine sehr bedeutende gasige
Auftreibung von Magen und Darm, ein @tat mamelonn@ der
Magenschleimhaut in der Gegend des pylorus, die Magen-
drüsen nur leicht getrübt, dagegen keine pathologisch-anato-
misch nachweisbare Todesursache vorfanden.
Zur Untersuchung waren mir zwei Gefälse übergeben
worden, deren eines den Magen und einen Theil des Darms
mit ihrem Inhalt, das andere etwas Blut und Stücke der
Leber, der Milz und der Nieren enthielt, und da Andeutungen
1881, 8. 187. Brouardel und Boutmy, Archiv der Pharmacie 1881,
S. 395. Spica, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1882,
S. 263. Selmi, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1882,
S. 1199. Be&champ, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
1882, S. 1584. Gautier und Etard, Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft 1882, S. 1767. Ferner : Bergmann und Schmiedeberg,
Gentralblatt f. d. med. Wiss. 1868, 8. 497. Zuelzer und Sonnen-
schein, Berl. klin. Wochenschr. 1869, 8. 122. Lambroso, Centralbl.
f. d. med. Wiss. 1876, $. 228. Brugnatelli und Zenoni, Jhrber. d.
Pharmakogn. etc. 1878, 8. 615. Cortez, Jhrber. d. Pharmakogn. etc.
1878, 8.615. Bocei, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1882, 8.929. Brieger,
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1883, S. 1186 und 1405
und Zeitschrift f. physiol. Chemie 1883, $S. 274. E. und H. Salkowski,
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1883, S. 1191.
— 341 —
über die Natur des beargwöhnten Giftes nicht vorlagen, so
mulste ein systematischer Gang der Untersuchung einge-
schlagen werden, durch welchen zunächst in einem Theile
von Magen und Darm mit ihrem Inhalte, die Abwesenheit
von Blausäure und Phosphor constatirt wurde.
Bei der Untersuchung auf Alkaloide nach der Methode
von Stas-Otto zeigte es sich, dafs schon aus der sauren
wässrigen Lösung des Magen-Darm-Extractes eine Substanz
von Aether aufgenommen wurde, die nach Verdunstung des
Aethers und nach Anwendung des üblichen Reinigungs-Ver-
fahrens eine amorphe, schwach gelblich gefärbte Masse dar-
stellte und sich in Wasser zu einer farblosen und geschmack-
losen Flüssigkeit auflöste. Letztere wurde durch die meisten
und wichtigsten Reagentien auf Alkaloide gefällt : Phosphor-
molybdänsäure erzeugte einen sehr deutlichen canariengelben
Niederschlag ; Goldchlorid einen starken gelben Niederschlag ;
Jod-Jodkaliumlösung einen starken kermesbraunen Nieder-
schlag; Kaliumwismuthjodid einen orangerothen, Phosphor-
wolframsäure einen weilsen, Sublimat einen weilsen, Gerb-
säure einen weilslichen Niederschlag.
Nachdem durch besondere Reactionen die Abwesenheit
von Colchiein, Pikrotoxin und Digitalin, aber auch von Atropin
und Veratrin dargethan und die aus dem Magen-Darm-Extracte
erhaltene, wässrige Lösung alkalisch gemacht worden war,
wurde abermals mit Aether geschüttelt, der als Rückstand
eine amorphe Substanz zurückliefs. Dieselbe zeigte den
Alkaloid-Reagentien gegenüber das gleiche Verhalten wie der
bei saurer Reaction gewonnene Körper, schien also sowohl
aus saurer als auch aus alkalischer Lösung von Aether auf-
genommen zu werden. Da nun die Gegenwart von Colchicin,
Digitalin, Pikrotoxin, Atropin und Veratrin ausgeschlossen
war, so mulste auch an die alkaloidartige Substanz gedacht
werden, die Rörsch und Fafsbender*) in menschlichen
Leichentheilen aufgefunden hatten und deren Eigenschaft,
*) Rörsch und Falsbenderl. ce.
_— 342 —
sowohl aus saurer als auch aus alkalischer Lösung in Aether
überzugehen, ausdrücklich von ihnen hervorgehoben wird.
Ich prüfte daher die gewonnenen Substanzen auf die
einzige, positive Farbenreaction, die von Rörsch und Fafs-
bender an dem aus Leichentheilen (namentlich der Leber)
erhaltenen alkaloidartigen Stoff festgestellt werden konnte :
nämlich die Veränderung der gelben Farbe des durch Phos-
phormolybdänsäure erzeugten Niederschlages beim Erwärmen
in Grün und durch nachträgliche Behandlung mit Ammoniak
in Blau — und konnte diese Reaction sowohl an dem aus saurer
als auch aus alkalischer Lösung von Aether aufgenommenen
Körper in der That beobachten. Dafs letztere nicht von Di-
gitalin, welches unter den angegebenen Bedingungen die
gleichen Farben- Uebergänge zeigt, hervorgerufen wurde, liefs
sich mit Hülfe der anderen, für Digitalin charakteristischen
Proben, namentlich der besonders entscheidenden, mittelst
concentrirter Schwefelsäure und Bromwasser, auf’s Neue mit
Sicherheit constatiren. Ebensowenig lag aber eines der be-
kannteren, giftigen Pflanzenalkaloide vor, welche nur aus
alkalischer Lösung in Aether übergehen, da die ihre Anwesen-
heit beweisenden Specialreactionen ohne positives Resultat
angestellt wurden.
Inzwischen war auch die Bearbeitung von Blut, Leber,
Milz und Nieren soweit vorgeschritten, dals die aus ihnen
bereiteten Extracte mit Aether behandelt werden konnten.
Dabei wurde sowohl aus saurer als auch aus alkalischer Lö-
sung eine Substanz von Aether aufgenommen, die mit den
sogenannten Gruppen-Reagentien Niederschläge lieferte, welche
mit den bei der Untersuchung des Magen-Darm-Extractes
erhaltenen übereinstimmten. Diese Uebereinstimmung bezog
sich namentlich auch auf die Veränderung der gelben Farbe
des durch Phosphormolybdänsäure erzeugten Niederschlages
beim Erwärmen in Grün und durch Ammoniak in Blau; aber
im Unterschiede von der aus Magen und Darm und deren
Inhalt gewonnenen Substanz, die ebenso wie der von Rörsch
und Fafsbender abgeschiedene Körper in unzweifelhaft
krystallinischem Zustande nicht erhalten werden konnte, liefsen
—_— 343 —
sich sowohl aus der sauren als auch aus der alkalischen
Aether-Ausschüttelung des aus Blut, Leber, Milz und Nieren
bereiteten Extractes gut ausgebildete Krystalle — meist in
der Form von gröfseren oder kleineren rhombischen Prismen —
darstellen. Sie bildeten nach dem Umkrystallisiren aus ab-
solutem Alkohol eine vollkommen reine, schneeweilse Sub-
stanz, die sich ziemlich leicht in Wasser, dem sie eine stark
alkalische Reaction ertheilte, auflöste; noch leichter wurde
sie von salzsäurehaltigem Wasser gelöst, aus dem sich die
salzsaure Verbindung in der Form kleiner, rhombischer Pris-
men gewinnen liefs. Auch diese reinen, krystallinischen Sub-
stanzen zeigten in unveränderter Weise das beschriebene Ver-
halten gegen die Alkaloid-Reagentien im Allgemeinen und
insbesondere gegen Phosphormolybdänsäure.
Toxische Wirkungen müssen dem Alkaloide fehlen,’ da
weder an Fröschen, welchen die wässerige Lösung der schnee-
weilsen Krystalle des salzsauren Salzes subeutan beigebracht
worden war, noch an einem vierwöchentlichen, nur 480 gr.
schweren Kätzchen, dem mehr als zwei Centigrammes der-
selben Substanz, in Wasser gelöst, in die vena jugularis inji-
ceirt wurden, Erscheinungen von Vergiftung eintraten.
Um in dem systematischen Gange der Untersuchung
schliefslich auch Morphium zu berücksichtigen, mufsten die
bei saurer und bei alkalischer Reaction mit Aether erschöpften
Extracte noch mit Amylalkohol behandelt werden. Zu dem
Zwecke wurde die wässrige Lösung des aus Magen, Darm
und deren Inhalt bereiteten Extracts mittelst Salzsäure schwach
angesäuert, dann auf dem Wasserbade erwärmt und mit
Ammoniak übersättigt. Unmittelbar darauf wurde sie mit
warmem Amylalkohol geschüttelt, letzterer abgehoben, ge-
reinigt und verdunstet. Es hinterblieb ein verhältnifsmälsig
reichlicher, krystallinischer Rückstand, der nach wiederholter
sorgfältiger Reinigung sämmtliche charakteristische Reactionen
des Morphiums lieferte. Denselben Proben unterwarf ich
nun auch die schneeweilsen Krystalle des alkaloidartigen
Körpers, der durch Aether isolirt worden war und seiner salz-
sauren Verbindung, wobei ich mich in unzweideutiger Weise
— 34 —
davon überzeugen konnte, dafs das von Aether und das von
Amylalkohol aufgenommene Alkaloid keineswegs identische
Körper waren.
Nur in einer einzigen Reaction zeigte nämlich das durch
Aether isolirte Alkaloid ein ähnliches Verhalten wie Morphin,
insofern auch Morphin-Lösungen mit Phosphormolybdänsäure
einen gelben Niederschlag geben, der beim Erwärmen grün
und durch Ammoniak blau wird — Erscheinungen, die meines
Wissens von dem Morphin noch unbekannt waren, ihm in-
dessen ebenso zukommen, wie dem Digitalin und der von
Rörsch und Fafsbender beschriebenen Substanz.
Dagegen lösten sich die schneeweilsen Krystalle des
durch Aether abgeschiedenen Alkaloids in einem Tropfen
concentrirter Schwefelsäure mit einer nur sehr schwach gelb-
lichen Färbung, die nach dem Erwärmen auf 150° und Zusatz
einer sehr geringen Menge Salpetersäure unverändert blieb
(Unterschied vom Morphin, das in einer Controlprobe blut-
roth wurde); sie gaben mit dem Fröhde’schen Reagens
(molybdänsäurehaltige Schwefelsäure) eine schmutzig braun-
graue Färbung (Unterschied vom Morphin, das in einer
Controlprobe prachtvoll violett wurde); und als die Lösung
des reinen, krystallinischen, salzsauren Salzes mit möglichst
neutraler, verdünnter Eisenchloridlösung behandelt wurde,
trat überhaupt keine Farbenreaction ein (Unterschied vom
Morphin, das in einer Controlprobe die charakteristische
Blaufärbung zeigte).
Wenn somit die Existenz eines eigenthümlichen, krystal-
linischen Alkaloides neben Morphium, welches aller Wahr-
scheinlichkeit nach in dem vorliegenden Falle den Tod
herbeigeführt hat, keinem Zweifel unterliegen kann, so muls
die Frage entstehen, ob es als ein Umwandlungsproduct des
letzteren im Organismus oder als ein in der Leiche gebildetes
Ptomain anzusehen ist.
Dafs in den Organismus eingeführtes Morphin in dem-
selben zu einem Körper von eigenthümlichen Eigenschaften
umgewandelt werden kann, ist bekanntlich nicht blofs eine
theoretische Möglichkeit; es spricht dafür auch die Angabe
— 345° —
von Dragendorff*) : Dr. Kauzmann habe aus den
Excrementen von Katzen, die durch Morphin vergiftet waren,
ein Alkaloid abgeschieden, das sich zwar gegen das Fröhde-
sche Reagens wie Morphin verhielt, durch andere Reactionen
aber von letzterem in deutlicher Weise unterschied. In
neuester Zeit hat ferner Marm&**) beobachtet, dafs in den
Darmdejectionen, aber auch in den Lungen und der Leber
von Thieren, namentlich Hunden — nach tagelang protra-
hirter Morphin-Vergiftung — neben Morphium bisweilen ein
anderes Alkaloid, aber immer nur in geringen Mengen auf-
tritt, welches in seinen Reactionen mit dem Oxydimorphin
übereinstimmt; dasselbe wird durch molybdänhaltige Schwefel-
säure (Fröhde’s Reagens) nicht violett, sondern rein blau
und dann grün gefärbt. Bei acut tödtlicher Vergiftung wurde
dagegen dieser Stoff niemals gefunden, sondern stets unver-
ändertes Morphin.
Da es sich in dem von mir beobachteten Falle offenbar
um eine acut tödtliche Vergiftung handelte und der mittelst
Aether isolirte, alkaloidartige Körper weder die Reaction des
von Kauzmann, noch des von Marm&@ neben Morphin in
thierischen Organen gefundenen Alkaloids (welches aulserdem
in Aether fast unlöslich ist) zeigte; auf der andern Seite —
wie die Durchsicht der einschlägigen Literatur lehrt — die
Zersetzung stickstoffhaltiger Körperbestandtheile thatsächlich
krystallinische Stoffe erzeugen kann, welche mit den Pflanzen-
Alkaloiden die gröfste Aehnlichkeit haben : so halte ich mich
zu der Annahme berechtigt, dafs in den mir zur Untersuchung
übergebenen Leichentheilen neben Morphium ein Ptomain
enthalten war.
Giefsen, den 7. Juli 1883.
*) Dragendorff, die gerichtlich-chemische Ermittelung von Giften ;
2. Auflage.
**) Marme, Untersuchungen zur acuten und chronischen Morphin-
Vergiftung; deutsche medieinische Wochenschrift 1883, No. 14. Separat-
abdruck 8. 2.
XX.
Bericht über die vom August 1881 bis Juni
1853 in den Monatssitzungen gehaltenen
Vorträge.
Vom ersten Secretär.
Sitzung am 3. August 1881.
Prof. Dr. Alex. Naumann knüpfte an eine in der
(eneralversammlung zu Hungen im Sommer 1880 von ihm
gemachte kurze Mittheilung über Wassergas einen Vortrag
über den gleichen Gegenstand, welcher die Hauptergebnisse
einer unterdels von ihm herausgegebenen Schrift : „Die
Heizungsfrage, mit besonderer Rücksicht auf Wassergaser-
zeugung und Wassergasheizung“ darlegte. Die unmittelbare
Verwendung der von der Natur dargebotenen Brennstoffe
ist sowohl hinsichtlich der Höhe der Ausnutzung des in den-
selben liegenden Wärmevorraths als auch hinsichtlich der
Höhe der erzeugbaren Temperaturen höchst unvortheilhaft
und bedingt zudem einen grolsen Aufwand an Arbeit. Da-
gegen wird aus gasförmigen Brennmaterialien bei angemes-
senen Einrichtungen fast die gesammte Verbrennungswärme
entwickelt und es entstehen sehr hohe Temperaturgrade,
dabei ist die Handhabung derselben überaus bequem und
reinlich. Von den verschiedenen Verfahren, nach denen der
Wärmevorrath der Kohlen auf Heizgase übertragen werden
kann, ist das Wassergasverfahren das vortheilhafteste. Nach
— 341 —
demselben werden nur 8 Procent des Wärmevorraths des
zur Erzeugung des Wassergases verbrauchten festen Brenn-
stoffs eingebüfst, und zwar auch diese nur in Folge der ge-
wöhnlichen Ausführungsart der Verbrennungen. Das Gene-
ratorgas ergiebt einen Verlust von 19,5 Procent und das
Leuchtgas einen solchen von 80 Procent, wobei in letzterem
Falle freilich noch Koks gewonnen werden, die aber ihrer-
seits wiederum in einen gasförmigen Brennstoff verwandelt
werden mülfsten. Auch die wirthschaftliche und sociale Be-
deutung der Einführung von billigen Heizgasen wurde näher
erörtert.
Schliefslich wurde darauf hingewiesen, dafs die sogenann-
ten praktischen Versuche der Wassergaserzeugung in Grolsem
noch nicht die erwünschten Ergebnisse geliefert haben und
dals es vorläufig praktischer erscheine, vorerst die bei der
Wassergaserzeugung in’s Spiel kommenden chemischen Vor-
gänge und deren Bedingungen einer eingehenderen wissen-
schaftlichen Erforschung und Prüfung zu unterziehen. Be-
hufs Lösung dieser Aufgabe hat Redner die Anstellung ein-
schlägiger Versuche in seinem Laboratorium veranlalst, deren
Ergebnisse er dem Verein seiner Zeit mitzutheilen verspricht.
Sitzung am 9. November 1881.
Professor Dr. Ludwig trägt vor „über den Bau der
Seesterne und Seeigel.“ An der Hand von Zeichnungen und
Präparaten erläuterte Redner die wichtigsten Eigenthümlich-
keiten in der Organisation dieser Thiere und schilderte na-
mentlich den fünfstrahligen Aufbau des Körpers, den feineren
Bau der kalkigen Skelettheile und das Wassergefälssystem.
Sitzung am 7. December 1881.
Professor Dr. Pflug trägt vor „über 2. Buch Mosis
2. Kap. V. 3—8 und V. 26.* Redner schildert zunächst
die geognostischen und wirthschaftlichen Verhältnisse des
Landes Gosen und kommt dabei zu dem Schlusse, dafs die
in der heiligen Schrift geschilderte (6te) Landplage keine
andere Krankheit gewesen sein kann, als der Milzbrand, von
— 348 —
dem erst unlängst Brehm in-einem hier gehaltenen öffent-
lichen Vortrage uns erzählte, in welch schrecklicher Weise
die Rennthierheerden der Ostjaken und Samojeden zu Grunde
gerichtet würden und dem auch gar häufig Menschen zum
Opfer fallen.
Redner sagt, dals aber nicht allein in der Tundra, sondern
in ganz Sibirien und an den verschiedensten Orten der Erde
sich sogenannte Milzbranddistricte finden, d. h. Distriete, in
denen der Milzbrand stationär ist, auch Gielsen liegt in einem
solchen (dem hessischen) Milzbranddistrict.
Nach diesem bespricht Redner in Kürze die verschiedenen
Krankheitsformen unter denen der Milzbrand auftritt, geht
dann namentlich auf die Ursachen des Milzbrands und auf
die Eigenschaften des ectogenen und endogenen Milzbrand-
giftes näher ein und schildert auch die Boden- und die atmo-
sphärischen Verhältnisse, die der Entwickelung des ectogenen
Milzbrandgiftes günstig sind.
Nachdem Redner hierauf einige Bemerkungen über pflanz-
liche Parasiten überhaupt, über Micrococcen, Fäulnifsbacterien,
Recurrenzspirillen gemacht hat, erklärt er in eingehender
Weise die Milzbrandbacillen, als die eigentlichen Milzbrand-
erzeuger — das Milzbrandgift — und zeigt diese Bacillen auch
unter dem Mikroscop vor.
Im Weiteren kamen zur Sprache : die Empfänglichkeit
der Thiere und des Menschen für das Milzbrandgift; es wird
vom Redner gelegentlich diesem die Geschichte von der fin-
nischen Bärenhaut erzählt; es wird ausgeführt welche collossalen
Verluste der Milzbrand unter den Thierheerden erzeugt, so
sollen z. B. nach Pasteur in Frankreich jährlich Thiere im
Werthe von etwa 20 Millionen zu Grunde gehen.
In eingehender Weise gedenkt Redner der Experimente
Buchner’s in München, der aus Heubacillen Milzbrandba-
eillen und umgekehrt gezüchtet haben will — ferner der
Regenwürmer, dienach Pasteur wesentlich zur Verbreitung
des Milzbrandes beitragen sollen, und schliefst mit der Schil-
derung der Impfversuche (d. h. der Schutzimpfung) Pasteurs.
Pasteur hat von 50 Schafen 25 geimpft und 25 nicht ge-
— 349 —
impft. Alle 50 Schafe wurden absichtlich mit Milzbrandgift
angesteckt; die geimpften 'Thiere blieben gesund, die nicht
geimpften starben sämmtlich. Innerhalb 15 Tagen hat dann
Pasteur in der Umgegend von Paris gegen 20000 Schafe,
Pferde und Rindvieh geimpft.
Es mufs abgewartet werden, was an all den neuen Beo-
bachtungen Wahres ist, den Buchner’schen und Pasteur-
schen Angaben ist bereits Opposition erwachsen.
Generalversammlung zu Giessen am 18. Januar
1882.
Dr. Egon Ihne trägt vor „über Pflanzenverbreitung und
Pflanzenwanderung.“ Es wurden in dieser Hinsicht Wind,
Wasser, Thiere und Menschen behandelt. Bezüglich des
Windes hob Redner die Anpassung durch Kleinheit und Leich-
tigkeit, Flügelanhänge, Haarschöpfe und Federkronen hervor
und erwähnte einige Beispiele. Den Einflufs des Wassers
erörterte er sowohl in gegenwärtiger Zeit (Flüsse Meeres-
strömungen) als auch in prähistorischer (Gletscher der Eis-
zeit, diluvialer Wasserstand des Rheins); der — wenigen —
Anpassungen an das Wasser (Nuphar, Sagittaria) wurde ge-
dacht, ebenso der Versuche, die sich auf Erhaltung der Keim-
fähigkeit von Samen bei längerem Verweilen in demselben,
salzigem wie sülsem, beziehen. Bei den Thieren kamen sowohl
die Verbreitungsarten durch die Thätigkeit der Vögel : Ex-
cremente, Ausspeien der Steinkerne, Klebenbleiben an den
Mundwinkeln, den Beinen und der Unterseite, als auch die
der Säugethiere : besonders Anhaften am Pelze , sowie die
Ausrüstungen der Pflanzen dafür (für die Vögel fleischige
Hülle mit Geruch, Farbe und Geschmak, für die Säugethiere
hakige oder stechende Anhänge) zur Besprechung; zu jeder
dieser Arten wurden Beispiele gegeben. Die Thätigkeit des
Menschen wurde betrachtet nach den Hauptgesichtspunkten :
Direkte Verbreitung wie bei den Culturpflanzen, deren haupt-
sächlichste kurz erwähnt werden, Handel (Schiffahrt, Eisen-
bahnen), Heereszüge und Gartenflüchtlinge.
— 50 —
Sitzung am 1. Februar 1882.
Professor Dr. Hoffmann trägt vor „über Sonnenschein
und Alpenblumen.“ Redner hob die lebhafte Färbung von
auf dem Hochgebirge erwachsenen Blumen hervor, verglichen
mit solchen gleicher Art in niederen Gegenden, und zeigte
dals sich dieselbe Erscheinung in hohen Breiten, verglichen
mit niederen, wiederhole. Derselbe Unterschied zeigt sich
bezüglich des Gesammtverlaufs des sommerlichen Lebens-
processes der Pflanzen, welcher ein weit rascherer ist im
Hochgebirge und in hohen Breiten, als in der Niederung und
in mittleren Breiten. Der Grund liegt in der gröfseren
Intensität des Sonnenscheins, worüber er, auf Grund zahl-
reicher neuer Beobachtungen von ihm selbst und von Dr. C.
Hoffmann, nähere Mittheilungen machte. Der grölste
Unterschied zwischen Schatten- und Sonnentemperatur betrug
am Quecksilberthermometer in der Niederung (Neapel, Rom,
Gielsen 160 m, Berlin) 15° R., der mittlere ca. 5°, dagegen
auf dem Bernina, 2634 m, im Maximum 25°, im Mittel, für
verschiedene Orte des Engadin, ca. 16°.
Die Anwendung dieser Thatsache auf die thermischen
Vegetations-Constanten liegt nahe. Summirt man die Schatten-
oder sogen. Lufttemperaturen über Null vom 1. Januar an
bis zum Eintritt der ersten Blüthe einer Pflanze, so erhält
man für die Niederung Werthe, welche von Jahr zu Jahr
erträglich übereinstimmen, obgleich die Pflanzen nicht im
Schatten, sondern an der Sonne wachsen, eben weil der
Unterschied zwischen Schatten- und Sonnentemperatur nur
ein geringer ist. Dagegen wird nach Obigem der Fehler
ein sehr grofser, wenn man die auf diesem Wege gewonnenen
Temperatursummen der Niederung mit jenen des Hochgebirges
vergleicht (Roggen in Schottland 2100° C., in Wallis 9009).
Redner glaubt, dals sich nach seiner Methode bessere
Resultate ergeben werden : Summirung der täglich höchsten
Stände eines der Sonne ausgesetzten 'Thermometers, denn
diese Methode ist den natürlichen Verhältnissen besser an-
gepalst. Schon für die Niederung sind die Werthe weit
übereinstimmender, als nach der Methode der Schatten-
— 51 —
temperaturen. So ergab sich für den Weinstock für Gielsen
im Mittel von 1866 bis 69 die Summe von 2600°, im Jahre
1830 2603°. Die grölste Abweichung aus Beobachtungen an
verschiedenen Pflanzen betrug 8 pC., der mittlere Fehler
nur 1 pC.
Hiernach empfehle es sich, auch im Hochgebirge nach
dieser Methode zu beobachten. Allerdings könne dann nicht
mit dem 1. Januar begonnen werden, dagegen sei der Tag
des Beginnens des Knospenschwellens ein geeigneter Anfangs-
punkt, die in Gielsen angestellten Beobachtungen ergaben
auch hierfür in mehreren Fällen sehr gute Uebereinstimmung.
Die Hauptschwierigkeit wird in der Beschaffung über-
einstimmender Thermometer liegen, ein noch zu lösendes
Problem; einstweilen wird directe Vergleichung der zu be-
nutzenden Instrumente und gleiche Gröfse der Kugel unum-
gänglich sein.
Sitzung am 1. März 1882.
Professor Dr. Streng trägt vor „über die Wasser-
versorgung der Stadt Gielsen.“ Nach einer Einleitung über
die Theorie der Quellen wendet sich Redner zu den Wasser-
bedürfnissen der Stadt Gielsen und zu den Mitteln dieselben
zu befriedigen. Die städtischen Quellen am Lumpenmanns-
brunnen liefern zwar ein Wasser von ganz vorzüglicher
Qualität; die Menge desselben reicht aber nur aus, um eine
Anzahl öffentlicher Brunnen mit gutem Trinkwasser zu
versorgen.
Neuerdings sind im Bergwerke in der „Lindener Mark“
ungemein wasserreiche Quellen erschroten worden, welche
nicht nur Wasser von guter Qualität liefern, sondern auch
in solchen Mengen, dals alle Bedürfnisse einer Stadt wie
Gielsen befriedigt werden können, da sie auf den Kopf der
Bevölkerung etwa 120 Liter pro Tag ergeben.
Da dieses Wasser durch natürlichen Druck nicht auf
ein höheres Niveau gehoben werden kann, so mülste es,
wenn man es zur Wasserversorgung von Gielsen verwenden
wollte, erst künstlich um 13 bis 30 Meter gehoben werden.
— 332 —
Redner ist der Ansicht, dafs, wenn genauere Untersuch-
ungen ergeben, dals das im Bergwerke in der Lindener Mark
vorkommende Wasser auch auf die Dauer sich als nachhaltig
erweist, es zur Versorgung von ganz Gielsen in der Art ver-
wendet werden sollte, dafs man das Wasser aus den Quellen
am Annaberg durch seinen natürlichen Druck in ein an der
„schönen Aussicht“ anzulegendes Reservoir flielsen läfst und
das aulserdem noch nöthige. Wasser aus den Quellen im
Bergwerke hinzupumpt.
Damit würde eine Wasserleitung erhalten, die für alle
häuslichen und öffentlichen Zwecke Verwendung finden
könnte.
Sitzung am 3. Mai 1882.
Professor Dr. Fromme trägt vor „über die Sonne.“ Die
Wirkung der Sonnenstrahlen ist eine dreifache : sie erzeugt
Licht, Wärme und ruft chemische Wirkungen hervor. Die
einzelnen Theile der Sonnenoberfläche, der Photosphäre, be-
theiligen sich aber in ungleichem Malse, indem von der
Mitte aus alle drei Wirkungen nach dem Rande zu abnehmen.
Diese Abnahme ist am stärksten für die chemischen, kleiner
für die optischen und am kleinsten für die Wärmestrahlen.
Die Oberfläche der Sonne ist nicht von homogenem Aus-
sehen, sie löst sich unter stärkeren Vergrölserungen auf in
wolkige Gebilde, diese wieder in einzelne ZLichtpunkte. Aus-
gedehnte helle Regionen auf der Sonnenoberfläche sind die
Fackeln. Am längsten bekannt sind die Flecken.
Die Flecken geben in der. Beobachtung ihrer Bewegung
auf der Sonnenoberfläche ein Mittel, die Rotationsdauer der
Sonne zu bestimmen. Die Zahl und Grölse der Sonnenflecken
unterliegt einem periodischen Wechsel, derart, dafs von einem
Maximum der Flecken -Zahl und Gröfse bis zur Zeit des
nächstfolgenden Maximums eine Zeit von 11Y/, Jahren ver-
geht, ebenso von einem Minumum bis zum nächstfolgenden
Minimum.
Maxima und Minima der Flecken fallen mit Maxima’s
und Minima’s der Fackeln zusammen.
— 33 —
Es wurde sodann das Aussehen der Flecken ausführlich
geschildert und die Herschel’sche Theorie der Sonnenflecken
und des Baues der Sonne einer kritischen Betrachtung unter-
worfen.
Eine ungeahnte Bereicherung unserer Kenntnifs von der
Sonne erhielten wir durch die Verbindung des Spektroscops
mit dem Fernrohr, sowie durch sorgfältige Beobachtung der
totalen Sonnenfinsternisse.
Zunächst verdanken wir Kirchhoff eine Erklärung von
der Entstehung der Fraunhofer’schen“ Linien im Sonnen-
spectrum und im Anschluls an dieselbe eine neue, physika-
lischen Gesetzen nicht widersprechende Theorie des Baues
der Sonne und der Sonnenflecken.
Totale Sonnenfinsternisse haben zur Kenntnils der Corona
der Sonne und der Protuberanzen geführt.
Erstere ist nicht die eigentliche Atmosphäre der Sonne,
wir haben vielmehr in ihr wahrscheinlich einen Schwarm
winziger Meteore zu erblicken, die in enger Bahn die Sonne
umkreisen. Die eigentliche Atmosphäre der Sonne hat eine
viel geringere Ausdehnung als die Corona. Man bezeichnet
sie als die Chromosphäre. Aus dieser entspringen die Pro-
tuberanzen, Ströme aus glühenden Gasen, hauptsächlich aus
Wasserstoff bestehend; sie ist auch die Ursache der Fraun-
hofer’schen Linien im Sonnenspectrum.
Sitzung am 7. Juni 1882.
Professor Dr. Ludwig trägt vor „über die ersten Ent-
wicklungsvorgänge im Ei der T'hiere“ Redner besprach zu-
nächst die Zusammensetzung und den morphologischen Werth
des Eies und schilderte dann, im Anschlufs an die zahlreichen
neueren Untersuchungen über diesen Gegenstand, die Vor-
gänge der Reifung und Befruchtung des Eies, insbesondere
die Bildung der Polbläschen (Polzellen) und die Entstehung
des weiblichen Vorkernes, dann das Eindringen der Samen-
zelle und die Bildung des männlichen Vorkerns. Von den
alsdann folgenden Entwicklungserscheinungen wurde zu-
nächst die Entstehung der ersten Embryonalzelle (Blastomer,
XXI. 23
— 34 —
Furchungskugel) ausführlich besprochen und dann die ver-
schiedenen Formen erörtert, unter welchen die Vermehrung
der Embryonalzellen, der sog. Furchungsprocels, abläuft.
Generalversammlung zu Salzhausen am 9. Juli
1882.
Professor Dr. Hoffmann trägt vor „über das Erfrieren
der Pflanzen.“ Eine Reihe von Versuchen, über welche ich
in meiner Pflanzenklimatologie (Leipz. 1857) berichtet habe,
führte mich zu der Annahme, dafs die Tödtung gefrorener
Pflanzen in vielen Fällen durch langsames Aufthauen der-
selben verhindert werden könne. Spätere Versuche mit
Eicheln (Allg. Forst- u. Jagdzeitung von Heyer 1867, 8. 67)
und mit Hefe (in Uebereinstimmung mit jenen von Cagnard-
Latour) bestätigten diese Ansıcht, und man konnte wohl die
Frage aufwerfen, ob diese nicht allgemein gültig sei, d. h.
ob nicht überhaupt die Tödtung erst durch das Aufthauen
veranlalst werde. Da über diese Frage in den letzten Jahren
sehr viel mit widersprechendem Erfolge experimentirt worden
ist, so möge mir gestattet sein, einige neue Beiträge'in dieser
Richtung zu liefern, aus welchen mir hervorzugehen scheint,
dals diese ganze Fragestellung eine fehlerhafte ist und
unseren jetzigen Kenntnissen von den inneren Vorgängen
beim Gefrieren der Pflanzen nicht mehr entspricht. Vielmehr
stellt sich der Thatbestand nun folgendermalsen :
1) durch das Gefrieren saftiger Organe treten nachweis-
bare moleculare Desorganisationen (nicht Zerreilsungen) in
den Zellwänden und dem Plasma ein, die nach dem Aufthauen
in voller Wirkung sichtbar werden;
2) diese Eingriffe sind entweder (bei Nicotiana-Blättern,
Samen von Phaseolus und bei anderen sehr empfindlichen
Pflanzen) je nach der zur Zeit nicht weiter verständlichen
Eigenthümlichkeit derselben so tief, dafs sie überhaupt nicht
wieder reparirt werden können; es folgt nach dem Aufthauen
Zersetzung und Vertrocknen ;
3) oder die Schädigungen können durch Verlangsamung
— 355 —
des Aufthauens sich wieder repariren (Eichel, Hefe, empfind-
lichere Bäume, wie Juglans, Vitis) ;
4) oder sie können auch bei rascherem Aufthauen wieder
geheilt werden. (Galanthus nivalis, Helleborus niger, und
der Mehrzahl unserer einheimischen Pflanzen, zumal Wurzeln,
im Winterzustande.) Zwischen allen diesen ist keine scharfe
Grenze ; je intensiver der Frost, je rascher das Aufthauen,
desto gröfser die Schädigung. Ein vorzügliches Object zur
Entscheidung der Frage bezüglich des Einflusses raschen oder
langsamen Aufthauens bietet die Kartoffel, bei welcher die
Zeichen sowohl geringer Schädigung (bei langsamer und
schwacher Kälte-Einwirkung) durch Zuckerbildung, als auch
der wirklichen Tödtung bei tiefen Kältegraden (durch Faulen
und Unfähigkeit zum Keimen) leicht und sicher constatirt
werden können.
Meine ersten Versuche bezogen sich auf langsames Auf-
thauen der gefrorenen Knollen in kaltem Wasser. Sie ergaben
ein negatives Resultat (Pflanzenklimatologie 8. 322).
In dem kaltem Winter 1830/81 wiederholte ich den Ver-
such unter den günstigsten Temperaturverhältnissen durch
Einlagern der fest gefrorenen Knollen in sehr kalten Schnee.
Trotz sehr allmählichem Schmelzen desselben (durch viele
Tage) gingen auch hier sämmtliche Kartoffeln zu Grunde.
Im Winter 1881/82 endlich wiederholte ich den Versuch
in sehr schwach befeuchtetem Sande in einem im freien
Lande versenkten, mit einer Glastafel bedeckten grofsen
Topfe mit eingesenktem '['hermometer. Es ergab sich, dals
die zuoberst gelegenen, 9 cm von der Erdoberfläche ent-
fernten Knollen, welche einer Kälte von mehr als — 2° R.
ausgesetzt waren, sämmtlich zu Grunde gingen. Die folgende
Lage, bei 12 cm, war nur theilweise verdorben (1 Knolle
todt; 2 halb verfault, halb gesund, und zwar die eine ober-
seits, die andere unterseits; 1 ganz intaet und keimfähig).
Die dritte Lage (bei 17 cm) blieb ganz unversehrt; hier sals
auch die Thermometerkugel auf, und es stand das 'Thermo-
meter am 3., 4. und 5. Februar auf — 11 bis — 1,3%;
letzteres war die niederste Temperatur. Die Temperatur-
23*
_ 306 —
bewegung von Tag zu Tag betrug an dieser Stelle überhaupt
nur ein oder wenige Zehntelsgrade. Der Sand war zu dieser
Zeit hier fest gefroren, wie sich durch Aufstolsen eines Stabes
ermitteln lies. Ob Vereisung der Knollen wirklich einge-
treten war, ist unbekannt, aber wahrscheimlich.
Hiernach haben die Knollen eine l4tägige Kälte von
wenig unter 0° bei langsamem Aufthauen lebend überstanden ;
nicht aber die tieferen Kältegrade unter — 2" in den höheren
Schichten.
Nach Müller tritt bei der Kartoffel die Vereisung erst
unter — 2° ein. (S. landw. Jahrb. 1880, IX, S. 135, 183;
und Pfeffer, Pflanzenphysiologie I, 443.) — Die werte
Lage, bei 23 cm, war selbstverständlich gleichfalls unbe-
schädigt.
Ein Gegenversuch in einem frei aufgestellten Topfe
gleicher Art, mit trockenem Sande gefüllt, ergab weit raschere
Teemperaturwechsel, ein Minimum von — 8,0° und Tödtung
sämmtlicher Knollen.
Dr. Egon Ihne theilte die Resultate einer von ihm
im Februar und März d. J. gemachten Untersuchung über
„Daumtemperatur unter dem direkten Einfluls der Insolation*
mit. Er fand, dafs morgens vor Sonnenaufgang Stamm, Ast
und Zweig desselben Baumes (Acer colchicum) nahezu gleich
temperirt waren, dals aber im Laufe des Tages unter dem
Einfluls der Sonne der Stamm (auf der Südseite, d. h. auf
der Seite, welche von der Sonne getroffen wurde) sich höher
erwärmte als der Ast und dieser als der Zweig. Der Durch-
messer des Stammes betrug 7,0 cm, der des Astes 1,5 cm,
der des Zweiges 0,9 cm. Die Temperatur im Stamm und
Ast wurde durch hineingesteckte Thermometer gemessen, die
im Zweig vermittelst einer eigens ersonnenen thermoelek-
trischen Methode. Bei bedecktem Wetter ist die Temperatur
aller drei Baumtheile nahezu gleich. Die Lufttemperatur (im
Schatten) bleibt an sonnigen Tagen weit unter der der Baum-
theile, an bedeckten Tagen ist sie dieser fast gleich.
Professor Dr. Ludwig trägt vor „über die wichtigsten
unterscheidenden Merkmale im anatomischen Baue der Vögel.“
— 357 —
Sitzung am 2. August 1882.
Professor Fromme trägt vor „über die bei der Anlage
von Blitzableitern anzuwendenden Grundsätze“ Es wurden
zuerst die Gründe besprochen, welche der allgemeineren Ein-
führung des Blitzableiters entgegenstehen. Die Meinung,
dafs der durch Blitzschläge angerichtete materielle Schaden
verhältnilsmäfsig unbedeutend sei, wurde durch Zahlen wider-
legt, welche den Akten verschiedener Feuerversicherungsge-
sellschaften entnommen sind. Dieselben beweisen, dafs dieser
Schaden ein recht bedeutender ist, selbst wenn man nur den
an Immobilien, nicht aber den an Mobilien, an Vieh und an
Menschenleben in Rechnung zieht.
Dafs Blitzableiter nicht schützen, sondern vielleicht sogar
den Blitz anziehen und demnach geradezu schädlich wirken,
ist eine vielfach im “Volke verbreitete Meinung. Sie wird
widerlegt durch die aus jüngst erschienenen Berichten über
Blitzschläge hervorgehende Thatsache, dals es durchweg
Häuser ohne Blitzableiter sind, welche von zerstörenden Blitz-
schlägen getroffen werden und dafs, wenn ein mit Blitzableiter
versehenes Haus vom Blitz getroffen wurde, die Wirkung
entweder nur eine höchst unbedeutende war oder, wenn sie
einmal bedeutender ausfiel, der Blitzableiter mangelhaft ange-
legt oder schadhaft geworden war.
Ein dritter Einwand, dals Blitzableiteranlagen zu theuer
seien, wurde dagegen als vollberechtigt anerkannt. Sie lassen
sich nach dem Urtheile hervorragender Sachverständiger viel
billiger, als seither vielfach geschehen, herstellen.
Dafs überragende benachbarte Gebäude oder Bäume ein
Haus unbedingt vor dem Blitze schützen, wie vielfach geglaubt
wird, konnte statistisch widerlegt werden. Benachbarte Bäume
können sogar, selbst wenn sie viel höher als das Haus sind,
unter Umständen — wegen des Abspringens des Blitzes —
eine Gefahr für das Haus bilden.
Diese Umstände fordern ernstlich dazu auf, dals wir uns,
mehr als seither geschehen, vor dem Blitze schützen, zumal
nach genauen statistischen Untersuchungen die Zahl der
Blitzschläge in den letzten Jahrzehnten sich ganz erschreckend
— 358 —
vermehrt hat, ohne dafs aber nach denselben Untersuchungen
die Zahl der Gewitter entsprechend zugenommen hätte.
Die Ursache dieser Vermehrung der Blitzgefahr liegt in
der vermehrten Anwendung von Metallmassen in unseren
Gebäuden und in der zunehmenden Entwaldung.
Es wurde dann die Wirkung eines Blitzableiters erklärt,
die beiden sich gegenüberstehenden Blitzableitersysteme von
Gay-Lyssac und von Melsens besprochen und endlich
eine Reihe von praktischen Regeln für die Herstellung eines
Blitzableiters gegeben. Dieselben sind von einer, von der
meteorologischen Gesellschaft Englands berufenen Commission,
auf Grund genauer Nachforschungen über stattgefundene
Blitzschläge aufgestellt und erheben in’Anbetracht des reichen
benutzten Materials und der hervorragenden Männer, welche
dasselbe sichteten und verarbeiteten, ‚einen Anspruch auf
Berücksichtigung.
Sitzung am 8. November 1882.
Professor Dr. Marchand trägt vor „über Bakterien.“
Nach einigen einleitenden Worten über die historische Ent-
wickelung unserer Kenntnisse über die kleinsten lebenden
Wesen, welche wir heutenach Nägeli als Spaltpilze, Schizo-
myceten, nach F. Cohn als Schizophyten oder als Bakterien
im weiteren Sinne bezeichnen, schildert der Vortragende die
Hauptformen derselben, die kleinsten, kugelförmigen, Kugel-
bakterien oder Mikrokokken, die eigentlichen Bakterien, deren
Hauptrepräsentant der verbreiteteste Fäulnilspilz, Bakterium
termo ist, sodann die längeren Stäbchen oder Bacillen, end-
lich die Spirillen und Spirochaeten. Die Hauptvertreter dieser
vier Gruppen, besonders die für die Entstehung von Krank-
heiten wichtigen, werden durch Abbildungen erläutert. Die
ungeheuere Verbreitung und Zahl der Bakterien überall da,
wo Zersetzungsprocesse vorkommen, hat man sich ursprüng-
lich durch die Annahme einer Urzeugung erklärt, welche
indefs durch Pasteur und Schwann vollständig widerlegt
wurde; jene Processe treten nur ein, wenn von aulsem Keime
in die zersetzungsfähigen Substanzen eindringen, ganz analog
— 359 —
wie bei der eigentlichen Gährung, welche durch Hefepilze
bedingt wird. Eine Reihe von Bakterien hat die Eigenschaft
durch ihren Lebensprocels gewisse Farbstoffe zu erzeugen :
einen rothen Farbstoff, der früher zu dem Aberglauben des
Auftretens von Blutflecken auf Hostien Anlafs gegeben hat
(Monas prodigiosa), einen blauen Farbstoff in der Milch, einen
gelben Farbstoff auf faulenden Kartoffeln und andere. Ge-
wisse der Gährung analoge Processe werden ebenfalls durch
Bakterien bedingt, z. B. die Buttersäuregährung. Das eigent-
liche Reich der Bakterien ist aber das Reich der Fäulnifs in
allen ihren Formen. Fäulnifs ohne Bakterien ist nicht mög-
lich. Daher erklärt sich auch das massenhafte Vorkommen
von Bakterien im menschlichen Körper, überall da, wo Zer-
setzungsprocesse vorkommen. Indefs können alle diese dem
menschlichen Körper nichts anhaben; die Schranke, welche
sich ihnen entgegensetzt, ist das Leben, die Lebensenergie
der "Theile des Körpers.
Damit steht im Widerspruch eine Reihe von Thatsachen,
deren Entdeckung den letzten 10 bis 15 Jahren angehört;
es handelt sich um das Vorkommen von Bakterien als Ur-
sache von Krankheiten. Die Lehre von dem Contagium
animatum ist zuerst von Henle wissenschaftlich formulirt
worden, und die grolsen Erfolge des Lister’schen Verfahrens
bei der Wundbehandlung beruhen im wesentlichen auf
analogen theoretischen Erwägungen. Durch die Entdeckung
der Milzbrandbakterien durch Pollender und Brauell
war zum ersten Male der Nachweis geführt, dals bei einer
bestimmten Infeetionskrankheit Bakterien von charakteristi-
scher Form vorkommen. Daran schlofs sich weit später die
Entdeckung der Spirillen im Blute der Recurrens-Kranken
durch Obermeier (1872). Eine grofse Anzahl analoger
Befunde ist seitdem hinzugekommen, deren Bedeutung aber
zum grolsen Theil überschätzt wurde.
Der Vortragende macht auf die grofsen Schwierigkeiten,
welche sich derartigen Untersuchungen entgegensetzen und
auf die zahlreichen Fehlerquellen aufmerksam, welche erst
durch Verbesserung der Culturmethoden und durch die
Färbungen der Bakterien mit Anilinfarben einigermalsen ver-
mieden wurden.
Die Thatsache, dafs gewisse Bakterien in den lebenden
Geweben des Körpers sich entwickeln und dadurch Krank-
heiten erregen können, steht nun im Widerspruch mit der
oben angedeuteten Schutzkraft, welche das Leben jenen Ein-
dringlingen gegenüber bietet. Zur Lösung dieses Wider-
spruches sind zwei verschiedene Annahmen möglich, welche
von Nägeli und seiner Schule auf der einen, von F. Cohn
und seinen Schülern auf der anderen Seite vertreten werden.
Während nach der Ansicht des ersteren die verschiedenen
Bakterienformen, so auch die pathogenen, nur sehr wenigen
verschiedenen Arten angehören und vielmehr meist nur Formen,
Modifikationen derselben Art darstellen, welche durch Ver-
änderungen der äulseren Bedingungen, durch Züchtung in
einander übergehen und sich daher auch an die veränderten
Lebensbedingungen im lebenden Körper gewöhnen können,
sind nach der anderen Ansicht die pathogenen Bakterien von
vorn herein von einander und von den übrigen Formen ver-
schieden; sie stellen von vorn herein bestimmte Arten dar,
welche ausschliefslich die Fähigkeit haben, in dem lebenden
thierischen Körper zu existiren und durch ihre Gegenwart
Krankheiten zu erzeugen. Gewisse Thatsachen, namentlich
die von Buchner auf experimentellem Wege nachgewiesene
Umwandlungsfähigkeit der unschuldigen Heubakterien in
Milzbrandbakterien sprechen für die erstere Annahme, während
man andererseits gezwungen ist, den verschiedenen pathogenen
Bakterienformen eine gewisse nicht unbedeutende Constanz
zuzusprechen. In der That ist es namentlich den Bemühungen
Robert Koch’s mit Hülfe der sehr sorgfältig ausgebildeten
Methodik gelungen, eine ganze Reihe wohl charakterisirter
Bakterienformen bei ansteckenden Thierkrankheiten nachzu-
weisen, welche sich stets in gleicher Form und mit gleicher
Wirkung weiterimpfen lassen. So ist es denn auch gelungen,
gewisse Bakterienformen aulserhalb des thierischen oder
menschlichen Körpers rein zu cultiviren und durch Impfung
wieder die bestimmte ursprüngliche Krankheit zu erzeugen,
— 361 —
wie z. B. den Milzbrand. — Die neueste wichtigste Errungen-
schaft ist die Entdeckung der Tubereulosebakterien durch
Robert Koch, denn es ist hierdurch die Ursache jener
schrecklichen Krankheit gefunden, welche seit Jahrtausenden
das Menschengeschlecht verheert hat. Fragen wir, ob damit
die Tuberculose beseitigt sein wird ? Gewils nicht; aber gegen
bekannte Feinde ist der Kampf weit leichter als gegen un-
bekannte. Schon jetzt hat diese Entdeckung wichtige prak-
tische Folgen gehalft, aufserdem hat sie unsere Anschauungen
über die Ansteckungsfähigkeit, die Erblichkeit und dergl. bei
dieser Krankheit bereits wesentlich modificirt.
Schliefslich demonstrirt der Vortragende eine grölsere
Anzahl von Bakterienpräparaten unter dem Mikroskop.
Sitzung am 6. December 1882.
Professor Dr. Hoffmann trägt vor „über das Aufblühen
der Blumen.“ Vom April bis September 1882 wurden täglich
um 8 Uhr Vormittags die neu aufgeblühten Blumen auf
mehreren Beeten von Papaver alpinum, rhoeas, somniferum
und von Mirabilis jalapa gezählt, die gewonnenen Werthe
in Curvenform eingetragen und mit diesen Curven diejenigen
der einzelnen Witterungsfactoren verglichen. Es ergab sich
dabei, dals jede dieser Species anfangs sehr rasch ein (physio-
logisches) Maximum der Blüthenzahl erreicht (bei Mirabilis
vom 3. bis 15. August von 1 bis 898 Blüthen), dafs dann die
Curve langsam sinkt, um endlich ganz allmählich zu erlöschen.
Diese physiologische Aufblühcurve zeigt indefs fortwährend
grölsere und kleinere Schwankungen, welche bei Mirabilis
von Tag zu Tag eine Differenz von 237 auf 753 Blüthen
erreichen können.
Bezüglich der Abhängigkeit von den Meteoren ergab
sich, insbesondere deutlich für Mirabilis, eine Hochsommer-
pflanze, welche erst mit dem 3. August zu blühen begann,
Folgendes :
1) Die Curve der täglichen Mitteltemperatur im Schatten
zeigte keinerlei Congruenz mit der Aufblühstatistik.
2) Die Curve der täglichen Minima ebenso wenig, offenbar
3)
4)
— 362 —
weil das Necessarium oder die Schwellentemperatur
zum Aufblühen dieser Pflanze, bei circa 10° R. ge-
legen, in Betracht der Jahreszeit täglich reichlich über-
schritten wurde.
Die Curve der Maxima im Schatten zeigte keine
Congruenz.
Die relative Luftfeuchtigkeit war in Betracht der
aulserordentlich zahlreichen Niederschläge und des
ziemlich feuchten, wenn auch sonnigen Standortes nur
ausnahmsweise von durchschlagender Wirkung.
Dagegen zeigten eine grolse Uebereinstimmung :
1) Die Curve der täglichen höchsten Stände eines der
2
EZ
Sonne voll ausgesetzten 'T'hermometers, worin sich
die nahe Beziehung von Licht und Wärme zu dem
Aufblüh-Phänomen kund giebt (kann man doch ein
blühreifes Schneeglöckchen durch Annähern eines
heilsen Körpers zum sofortigen Aufblühen bringen).
Die Curve der Niederschläge; sie wirken, umgekehrt
wie der Sonnenschein, verzögernd auf das Aufblühen.
Diefs ist zum Theil veranlafst durch die Kälteerzeugung
in Folge der Verdunstung des Niederschlags an der
Erdoberfläche, theils durch die niedere Temperatur des
Regens selber. (Es ist übrigens einleuchtend, dafs in
besonderen Fällen nach anhaltender Trocknils, der
Niederschlag umgekehrt auf das Aufblühen relativ
begünstigend wirken wird.)
In 73 Fällen, wo während dieser ganzen Zeit direete
Beobachtungen ausgeführt wurden, war, mit Ausnahme von
9 Fällen, die Temperatur stets niederer als die gleichzeitige
Lufttemperatur. Die Herabsetzung der "Temperatur in der
Wurzelregion bewirkt aber eine Herabsetzung der Wasser-
aufsaugung durch die Wurzeln, in Folge dessen derjenige
Grad des Turgors (oder der Gewebespannung durch Wasser-
fülle) nicht zu Stande kommen kann, welcher die innere oder
mechanische Ursache des Aufblühphänomens ist. Zu bemerken
ist, dals die Aufblühceurven den Curvenbewegungen der In-
solation und des Niederschlags um 1 bis 2 Tage verzögert,
— 3568 —
nachfolgt, was theils in dem verschieden raschen Eindringen
von Wärme oder Kälte und Feuchtigkeit, je nach Intensität
der Besonnung und des Niederschlags, relativer Trockenheit
oder Nässe des Bodens seinen Grund hat, theils in der un-
gleichen Wurzellänge, welche bei Mirabilis etwa die vier- bis
fünffache von jener bei Papaver Rhoeas und somniferum ist.
Zwei Curven, welche die Bewegung der Bodentemperatur
bei 11 und 19 cm Tiefe nach täglichen Beobachtungen dar-
stellten, liefsen über diese T'hatsache keinen Zweifel.
Generalversammlung zu Giessen am 16. Januar
1883.
Professor Dr. Streng legt der Gesellschaft das geolo-
gische Profil des St. Gotthard in der Axe des grolsen Tunnels
von Dr. Stapff vor und erläutert dasselbe, indem er zu-
nächst eine Uebersicht über die geologischen und geographi-
schen Verhältnisse der Alpen giebt. Er bespricht sodann die
Frage von der Entstehung der Alpen-Faltung, hervorgebracht
durch Seitendruck. — Verwerfungen und Verschiebungen,
insbesondere aber die Erosion spielen dabei eine wichtige Rolle.
Redner wendet sich dann zu der Beschreibung der Längen-
thäler, der Querthäler und der Centralmassen und deren
Vertheilung in den Alpen, erläutert die Falten- und Fächer-
bildung der Schichten an einem älteren, allgemeinen Alpen-
profile von Heim und erklärt endlich das interessante und
überaus lehrreiche Gotthardprofil von Stapff in seinen ein-
zelnen 'Theilen, indem er die wichtigsten, durch den Tunnel-
bau und die Studien Stapff’s an der Oberfläche erhaltenen
Resultate besonders hervorhebt.
Sitzung am 7. Februar 1883.
Professor Dr. Röntgen trägt vor „über die Farben der
Körper“ und erläutert die betreffenden Erscheinungen durch
Experimente.
Sitzung am 7. März 1883.
Director Bansa trägt vor „über die Nahrung der
Japaner“ Im Gegensatz zu den meisten Völkern der Erde
— 364 —
lebt der Japaner fast ausschliefslich von vegetabilischer Nah-
rung, so zwar, dals etwa 90 Proc. von dem Gewicht dessen,
was er täglich ilst, dem Pflanzenreich entstammen. Diese
Erscheinung läfst sich nicht aus den Vorschriften der bud-
dhistischen Religion erklären, denn der Chinese versagt sich
das Fleisch durchaus nicht und diejenigen Japaner, die
Bekenner der Shinto-Religion, oder Kami-Lehre sind, leben
in gleicher Weise, wie ihre buddhistischen Landsleute. Aber
auch der buddhistische Japaner enthält sich nicht gänzlich
animalischer Nahrung, denn er ifst Fische und Seethiere aller
Art, Geflügel und auch vierfülsige Thiere, wenn er bemittelt
genug ist, deren Fleisch zu beschaffen. Das Meer liefert dem
Japaner allerdings fast ausschliefslich die animalische Kost
und nicht nur über 200 Arten von Fischen, als Lachs, Kablıau,
Karpfen, Häring, Brassen, Rochen, Barben, Seezungen, Butt,
Makrelen und andere kommen auf den Markt, sondern auch
Cephalopoden, wie Octopus, Sepia und Loligo, sowie zahl-
lose Muscheln (Awabi; Haliotis gigantea) werden verzehrt
und ausgeführt. Getrocknete Fische figuriren in der Aus-
fuhrstatistik mit rund etwa 1!/, Million Mark im Werth.
Im Norden von Japan kommt auch eine Schneckenart
— Helix — zu Markt, sowie eine in Oel abgesottene Heu-
schrecke.
Milch, Butter und Käse genielst der Japaner nicht, Eier
dagegen bilden eine wichtige, auch von Aermeren häufig ge-
nossene Speise.
Es soll auch einen giftigen Fisch in den japanischen
(Gewässern geben, der Japaner nennt ihn Fugu und er gehört
zum Genus Tetrodon; Dr. Görtz in Yokohama führt
mehrere Fälle schwerer Erkrankung auf den Genuls des
Roggens dieses Fisches zurück.
Eine Holothurie (Hol. edulis) wird als Aphrodisiakum
gegessen und in ziemlichen Quantitäten nach China ausgeführt.
Das Hauptnahrungsmittel des japanischen Volkes ist der
Reis, zu dessen Anbau etwa 58 Proe. der rund auf 43700 7] Kilo-
meter berechneten, dem Anbau von Nahrungspflanzen dienen-
den Landfläche verwendet werden. Der Reis vertritt die
Stelle des Brodes, welches der Japaner nicht kennt. Unter
1 Kilo Reis wird ein Japaner selten pro Tag essen. In
gewissen Mafseinheiten Reis (dem Kokes = 180 Liter)
wurden ehedem die Steuern bezahlt, die Einkünfte der Fürsten
(Damio) abgeschätzt und von diesen letzteren ihre Lehnsleute
(die Samurai) bezahlt. Aus Reismehl werden verschiedene
kleinere Backwaaren gemacht. Neben Reis wird Hirse in
drei verschiedenen Sorten (Panicum italicum, P. miliaceum
und P. frumentaceum), sodann Gerste, Weizen, Buchweizen,
Mais und Sojabohnen (Dolichos soja) sehr häufig gegessen.
Die genannte Bohne liefert in ihrem Mehl den Hauptbestand-
theil des sogenannten Tofu, eines Nahrungsmittels, dessen
hoher Stickstoffgehalt — nach Dr. Langgaard in Tokio
ist das Verhältnifs der stickstoffhaltigen Bestandtheile zu den
stickstofffreien wie 10 : 9 — die Ursache ist, dals es bis zu
einer gewissen Grenze die fehlende Fleischkost ersetzt. Aus
dem Mehl dieser Bohne bereitet der Japaner unter Zusatz
von Salz, Weizenmehl und Wasser durch einen sehr lang-
wierigen Gährungsprocels seine beliebte, bei keiner Mahlzeit
fehlende Würze, die Shoyu, in Europa unter dem Namen
India Soy bekannt. Als Gemüse dienen die Rhizoma von
Bambus, eine vorzügliche Sorte Rettig, Erbsen, die dunkel-
violette Eierpflanze (nasu, Solanum melongena) und sehr grolse
Kastanien. Unsere Kartoffel liebt der Japaner nicht, er zieht
sie meist nur, um sie an die Fremden zu verkaufen, oder an
das Vieh zu verfüttern.
Pilze, und zwar getrocknete, werden in grolsen Mengen
verzehrt und auch ausgeführt, der vorzugsweise gesammelte
Pilz ist der Sitake, von Siebold Agaricus sitake genannt,
der eigens gezüchtet wird. In der Ausfuhr beziffert sich sein
Werth auf über 1 Million Mark.
An Obst ist Japan arm; die Versuche dort europäische
Obstsorten einzubürgern haben bis jetzt noch keinen Erfolg
gehabt, abgesehen von der Erdbeere, die dort sehr gut ge-
deiht. Die japanischen Birnen sind, obwohl von gutem An-
sehen, ohne Saft, ebenso fehlt Pfirsischen und Aprikosen das
— 366 —
Aroma. Das von dem Japaner sehr geschätzte Obst ist die
Frucht von Diospyros kaki, die Dattelfeige.
Der Thee fehlt bei keiner Mahlzeit, er wird von früh bis in
die Nacht zu jeder Zeit und bei jeder sich darbietenden Gelegen-
heit getrunken ; bei jedem Besuch, in den Läden der Händler,
bei denen man kauft, in den Amtslokalen, kurz überall. Der
Thee ist grüner Thee und nicht parfümirt, wie der chinesische;
man trinkt ihn aus Miniaturtassen ohne Milch und Zucker.
Der Export schwankt, im Jahr 1879 betrug sein Werth un-
gefähr 29 Million Mark.
Sake, der durch Gährung aus Reis bereitet wird, ist das
einzige nationale alkoholhaltige Getränke. Der Tabak, den
die portugiesischen Jesuitenpatres in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts in Japan eingeführt haben, wird von beiden
Geschlechtern aus kleinen Pfeifchen geraucht. Trotz der
vorwiegend vegetabilischen Kost, ist der Japaner — von den
Vornehmen abgesehen — obwohl klein, von muskulösem
Körperbau und erträgt Anstrengungen, denen ein fleisch-
essender Europäer erliegen würde, mit einer staunenswerthen
Leichtigkeit und Ausdauer. Ein japanischer Kuli legt 6 bis
8 Tage jeden Tag seine 40—45 Kilometer zurück und zwar
zieht er dabei eine Jinrikisha mit deren Insassen, oder trägt
schwere Lasten auf dem Rücken. Dabei ist er stets guten
Humors und verliert seine Laune selten. Auch die geistigen
Fähigkeiten der Japaner stehen nicht unter dem Niveau der
geistigen Eigenschaften der meisten europäischen Völker.
Bei ihren Mahlzeiten hocken die Japaner auf dem Boden
und jeder hat seinen Dai, einen 6—7 Zoll hohen kleinen
Tisch vor sich, auf welchem in kleinen Miniatur-Schüsselchen
die in der Küche in mundgerechte Bissen zerlegten Fische,
das Geflügel und die anderen Speisen aufgetragen sind. Der
Gebrauch von Messer und Gabel ist dem Japaner unbekannt,
er führt, wie der Chinese, die Speisen mittelst Efsstäbchen
zum Mund, raucht, wenn ihm die Lust während des Essens
ankommt und trinkt Thee oder Sake zum Essen.
In den Theehäusern bedienen die Frau und die Töchter
des Hauses, oder besonders dazu engagirte Mädchen die Gäste
— 361 —
bei dem Essen. Bei festlichen Gelegenheiten fehlen nie
Tänzerinnen und Sängerinnen.
Sitzung am 2. Mai 1883.
Dr. Hempel trägt vor „über die jodhaltigen Quellen von
Saxon und stark jodhaltiges Gestein daselbst.“ S. vorn Seite
321— 324.
Sitzung am 6. Juni 1883.
Professor Dr. Ludwig bespricht auf Grund der neueren
Publikationen „den Bau und die Lebenserscheinungen der
Sülswasserpolypen (Hydra und Cordylophora).“
Sitzungsberichte der Naturwissenschaftlichen
Section.
In den Sitzungen der am 7. Februar 1883 begründeten
naturwissenschaftlichen Section der Gesellschaft trugen vor :
am 21. Februar Professor Dr. Röntgen über einige merk-
würdige Eigenschaften des Quarzes (siehe S. 181);
am 25. April Dr. Ihne über die Geschichte der phänologi-
schen Beobachtungen (wird später veröffentlicht) ;
am 16. Mai Professor Dr. Streng über eine neue mikro-
chemische Reaction auf Natrium und über eine Methode
. zur Isolirung der Mineralien eines Dünnschliffs behufs
ihrer mikroskopisch-chemischen Untersuchung (siehe
S. 258);
am 27. Juni Dr. Noack über einige Versuche mit Flammen,
die beim Zusammenstolsen tönen (siehe S. 194).
Sitzungsberichte der Medicinischen Section.
1. Sitzung am 9. Januar 1883.
1) Die Aenderung der Statuten der „Medicinischen Ge-
sellschaft“ zu Giefsen behufs deren Vereinigung mit der
— 3568 —
Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde wird
genehmigt, so dals diese Vereinigung nunmehr erfolgen kann.
Die medicinische Gesellschaft bildet, vorbehaltlich ihrer bis-
herigen inneren Selbstständigkeit, die medieinische Section der
ÖOberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
2) Vortrag des Herrn Gaehtgens: „über Kalium-
chlorat- Wirkung.‘ Der Vortragende hebt in den einleiten-
den Bemerkungen hervor, dafs der Stoffwechsel des Thier-
körpers bekanntlich durch analytische Vorgänge, die vor-
zugsweise durch Oxydation vermittelt werden, characterisirt
sei, gegenüber den synthetischen Processen der pflanzlichen
Organismen, in welchen Reducetionen eine Hauptrolle spielen.
So wie aber die lebende Pflanze neben den Reductions-
Vorgängen in beschränktem Malse auch einen Oxydations-
Procels unterhält, so werden im Stoffwechsel des Thier-
körpers Reductionen nicht völlig vermilst. Dafür sprechen,
der Uebergang von Ferrideyankalium in Ferrocyankalium,
die Bildung des Urobilin, die Reduction der Chinasäure zu
Benzoösäure, von Eisenoxydsalzen zu Eisenoxydulsalzen,, der
jodsauren Salze zu Jodiden. Anlangend die chlorsauren Salze
und speciell das Kaliumchlorat hat Binz auf Grundlage von
ein paar Versuchen, in welchen sehr verdünnte Kaliumchlorat-
lösungen mit Eiter, Hefe und Fibrin in Berührung gebracht
wurden, die Vermuthung ausgesprochen, dals die heilende
Wirkung des chlorsauren Kalium in gewissen Schleimhaut-
Affectionen auf der gelinden aber anhaltenden Aetzung be-
ruhen möge, welche der vom Kaliumchlorat im kranken
Organismus abgegebene Sauerstoff im Status nascens ausübt,
während Rabuteau angegeben hat, dafs der gesunde, mensch-
liche Organismus — von einem nicht in Betracht kommenden
Bruchtheile abgesehen — die ganze eingenommene Kalium-
chlorat-Menge in unveränderter Form im Harne ausscheidet.
Diese letztere Angabe lälst sich aber mit der Beobachtung
von Marchand, dals sowohl bei Thieren als beim Menschen
durch toxische Dosen von Kaliumchlorat Hämoglobin in
Methämoglobin zersetzt werde, nicht in Einklang bringen,
weshalb Redner es unternahm, die Frage durch einen Stoff-
wechselversuch am Hunde näher zu prüfen. Derselbe führte
zu dem Ergebnifs, dafs Kaliumchlorat allerdings zu einem
beträchtlichen Theile (!/; bis !/; der Einnahme oder absolut
circa 2 Grammes in 24 Stunden) im Organismus des Hundes
reducirt wird, was Redner an der Hand einer von ihm mit-
getheilten Zahlentabelle näher erläuterte.
2. Sitzung am 23. Januar 1883.
Herr Ahlfeld: Biographie von Ignaz Philipp Semmel-
weils.
3. Sitzung am 13. Februar 1883.
Herr Marchand demonstrirte makro und mikroskopi-
sche Präparate von Erkrankungen des Centralnervensystems.
1. Multiple Sclerose des Gehirns und Rückenmarks von
einer in einer früheren Sitzung durch Prof. Riegel vorge-
stellten weiblichen Person von 28 Jahren, welche inzwischen
zur Autopsie gekommen war. Der Procels war in diesem
Falle sehr verbreitet im Gehirn, welches von einer sehr grolsen
Anzahl von Herden in verschiedenen Stadien der Entwicke-
lung durchsetzt war. Der Vortragende weist namentlich auf
die Beziehungen der Herderkrankungen zu den Gefälsen hin,
welche neuerdings auch von Ribbert wieder hervorgehoben
ist, ferner auf den Zusammenhang vieler Herde, besonders
der grölseren, mit dem Ependym der Seitenventrikel. Einige
jüngere Herde gleichen durch die Massenhaftigkeit der Fett-
körnchenkugeln vollständig kleinen Erweichungsherden. Auch
im Rückenmark, welches noch nicht genauer untersucht wer-
den konnte, fand sich eine sehr verbreitete Anhäufung von Fett-
körnchenzellen in allen Strängen, zum Theil jedenfalls secundär.
2. Das Rückenmark einer Person von 27 Jahren, welche
nach der Mittheilung von Herrn Dr. Birnbaum in Darm-
stadt seit Monaten an Lähmungserscheinungen und Con-
tracturen der unteren Extremitäten gelitten hatte. Die Unter-
suchung ergab eine sehr weit verbreitete Degeneration des
Halsmarkes und des gröfsten Theil des Dorsalmarkes, welche
sich in unregelmälsiger Weise über alle Theile des Quer-
XXI. 24
— 50 —
schnittes ausdehnte, während weiter abwärts fast ausschliels-
lich die hinteren Partien der Seitenstränge erkrankt waren.
Das Gehirn soll frei gewesen sein. Die Erkrankung mulfs
somit als chronische Myelitis aufgefalst werden, welche sich
gröfstentheils unter dem Bilde einer sehr verbreiteten mul-
tiplen Sclerose darstellt, im unteren Abschnitt aber als ver-
muthlich secundäre Degeneration der Seitenstränge.
3. Rückenmark eines jungen Mannes von 26 Jahren, von
Herrn Dr. Reisinger aus Mainz (Rochus-Spital) übersandt.
Der Kranke war vor 1'!/; Jahren an den Symptomen einer
Spondylitis cervicalis in Behandlung gewesen, dann aber als
geheilt entlassen worden; später traten von Neuem die Er-
scheinungen einer Rückenmarkserkrankung auf, welcher der
Pat. erlag. Die Section ergab einen umfangreichen Tumor,
welcher den ganzen Halstheil des Rückenmarks mit Einschlufs
der Medulla oblongata einnahm und eine spindelförmige An-
schwellung von 3,5 Ctm. Breite bildete. Die Geschwulst
erwies sich als ein Gliom mit vielfach zerfaserten Zellen.
Allem Anschein nach war die Geschwulstbildung von den
centralen Theilen ausgegangen; auch fand sich weiter abwärts
noch erhebliche Wucherung der Neuroglia in der Umgebung
des Centraleanals mit Höhlenbildung, so dafs die ganze
Affeetion sich ähnlich gestaltete wie in einem neuerdings von
Fr. Schultze, Heidelberg, beschriebenen Falle.
Ausserordentliche Sitzung vom 15. Februar 1883.
Herr Marchand stellt ein 29 jähriges Individuum (M. R.)
aus der hiesigen Gegend vor, welches eine sogenannte her-
maphroditische Bildung darbietet. Der Habitus des ganzen
Körpers ist im Allgemeinen weiblich, auch ist die Person als
Weib aufgewachsen und weiblich gekleidet, obwohl sie sich
selbst für männlichen Geschlechts hält. Der Körper ist unter
Mittelgröfse, das Kopfhaar lang, in Zöpfe geflochten, die
Stimme tief, der Kehlkopf etwas hervorspringend. Die
Mammae sind vollständig weiblich entwickelt. Auch der Bau
des Beckens und der Hüften ist breit, weiblich, die Taille
schlank. Die Genitalien bieten sehr auffallende Abweichungen
— 31 —
dar; es findet sich ein kurzer, nicht durchbohrter Penis, dessen
Vorhaut nach abwärts in eine längs verlaufende Hautfalte
übergeht, welche den mit einander verschmolzenen kleinen
Schamlippen entspricht. Unterhalb derselben findet sich
ein kleines Vestibulum mit der Mündung der Harnröhre und
einer darunter liegenden zweiten engeren Oeffnung, welche
in einen 9 Ctm. langen Vaginalkanal führt. Von den Hoden
ist in den seitlichen, den grolsen Labien oder Serotalhälften
entsprechenden Hautfalten nichts zu fühlen. Die Unter-
suchung per anum ergab in der Fortsetzung der Vagina einen
ziemlich grofsen fleischigen Uteruskörper. Aller Wahrschein-
lichkeit liegt also ein Fall von Uterus masculinus vor, mit
Hypospadie und Uryptorchidismus, doch kann selbstverständ-
lich ein wahrer Hermaphroditismus lateralis nicht mit Sicher-
heit ausgeschlossen werden. Menstruation soll nie vorhanden
gewesen sein.
4. Sitzung am 15. März 1883.
1) Herr Marchand demonstrirt ein Präparat von ge-
heilter Schulsverletzung der Halswirbelsäule durch Revolver-
schuls. Die Kugel war von rechts her zwischen 4. und 5.
Halswirbelbogen eingedrungen, hatte den 4. Bogen zerbrochen,
war jedoch an der inneren Seite desselben zwischen Knochen
und Dura mater stecken geblieben. Letztere war durch feste,
fibröse Adhäsionen mit dem Knochen verbunden, ebenso
fanden sich auch Adhäsionen zwischen Dura und der Ober-
fläche des Markes. Ein kleiner Bleisplitter safs an der Innen-
fläche der Dura, doch war diese jedenfalls nicht in grölserem
Umfang zerrissen gewesen. Das Halsmark war in einer
Länge von 3 bis 4 Oentimeter in der angegebenen Höhe er-
weicht, und zwar erstrekte sich die Erweichung ziemlich über
den ganzen Querschnitt. Mikroscopisch liefsen sich jedoch
noch zahlreiche normale Fasern nachweisen. Der Tod war
7 Wochen nach der Verletzung an den Folgen der Rücken-
marksverletzung (nicht ganz vollständige Lähmung der Extre-
mitäten) bei dem 60 jährigen Manne eingetreten.
2) Herr Kredel: Klinische Erfahrungen über die
24 *
_ 32 —
Tuberkelbacillen; mit Demonstration mikroscopischer Prä-
parate.
(Der Vortrag ist S. 177 dieses Berichtes ausführlicher
mitgetheilt.)
5. Sitzung am 1. Mai 1883.
1) Herr Riegel stellt einen 14jährigen Knaben, der an
sehr eigenthümlichen exspiratorischen Krämpfen leidet, vor.
Die Anamnese ergab, dafs Patient vor etwas mehr als einem
Jahre in’s Wasser gefallen war und dafs bald darnach die
Krämpfe sich einstellten, um in unveränderter Weise trotz
der verschiedensten Curversuche bis heute anzudauern. Die
Krämpfe bestehen theils in kurzen foreirten Exspirationen,
die nicht an eine Inspiration, sondern an eine Exspirations-
pause sich anschliefsen. Dazwischen treten vereinzelte tiefe
Inspirationen auf, denen indefs nicht eine der Gröfse und
Tiefe der Inspiration entsprechende Exspiration folgt; viel-
mehr folgt diesen tiefen Inspirationen jedesmal eine unver-
hältnifsmäfsig starke Exspiration, häufig sogar mehrere foreirte
Exspirationen ; erst darnach kehrt der Thorax in die vor der
Inspiration bestandene Exspirationsstellung zurück. Diese
Exspirationen sind jedesmal von einer sehr starken epigastri-
schen Einziehung in Folge der krampfhaften Contraction der
Bauchmuskeln begleitet.
Der vorliegende Fall stellt demnach eine rein exspirato-
rische Krampfform dar. Im Anschlusse daran bespricht Vor-
tragender die bis jetzt bekannten Formen der respiratorischen
Krämpfe. Eine der vorliegenden analoge Krampfform ist bis
jetzt nicht beobachtet, resp. nicht beschrieben.
Was die speciellere Natur der vorliegenden Krampfform
betrifft, so glaubt Vortragender trotz des Fehlens sonstiger hyste-
rischer Symptome dieselbe als auf hysterischer Basis beruhend
betrachten zu müssen. Vortragender beabsichtigt demgemäls
eine vorwiegend psychische Behandlung einzuleiten und wird
später über den Erfolg berichten.
Nachtrag: Der Kranke wurde sofort in einer Sitzung
geheilt. Eine Wiederkehr der Anfälle wurde in den nächst-
— 358 —
folgenden 14 Tagen, während deren der Kranke noch auf der
Klinik blieb, nicht beobachtet.
2) Herr Speck, Dillenburg (als Gast): Ueber Luft-
eurorte und Dillenburg als Lufteurort.
Der Vortrag wird anderweitig ausführlich veröffentlicht
werden.
6. Sitzung am 22. Mai 1883.
Herr Marchand demonstrirt ein Fräparat von Tuberecu-
lose der Tuben und des Uterus.
Derselbe erstattet Bericht über die Hygiene- Ausstellung
in Berlin.
7. Sitzung am 5. Jumi 1883.
1) Herr Marchand demonstrirt ein Kaninchen mit
Iristubereulose nach Impfung mit perlsüchtigem Material in
die vordere Augenkammer. Die Impfung war am 12. Mai
l. J. vorgenommen worden. Die eingebrachten Stückchen
stammten von heilen der Pleura diaphragmatica, in welchen
sich Bacillen nur sehr spärlich nachweisen liefsen. Am 31.
Mai waren bereits auf beiden Augen zahlreiche gelbe Knöt-
chen vorhanden, die erste Eruption, welche offenbar schon
einige Tage vorher stattgefunden hatte, war leider übersehen
worden, so dafs die Latenzzeit in diesem Falle ungewöhn-
lich kurz gewesen war. Von demselben Falle von Perlsucht
wurden gleichzeitig noch zwei andere Thiere geimpft (in die
Bauchhöhle und unter die Haut), welche später allgemeine
Miliartuberculose darboten.
2) Herr Pflug zeigt ein mit Finnen durchsetztes
Schweine- und ein ebensolches Rinderherz und bemerkt da-
bei, dals, nachdem insbesondere Küchen meister und Andere
es festgestellt hatten, dafs die Schweinefinne (Oysticereus
cellulosae) der Blasenwurm der Taenia solium ist, Anfangs
der sechziger Jahre es Leuckart in Giefsen durch wohlge-
lungene Fütterungsversuche bei Kälbern möglich wurde, den
Nachweis zu liefern, dafs die Rinderfinne der Blasenwurm-
zustand der Taaenia saginata sei. Schon Leuckart machte da-
— 314 —
rauf aufmerksam, dals der Cysticercus Taeniae saginatae bei
seinen Versuchsthieren sich häufig im Herz gefunden habe,
wie das übrigens auch bezüglich der Cyst. cellulosae der
Fall ist. j
Wo ungares — A l’Anglaise zubereitetes — oder rohes Rind-
fleisch häufig verzehrt wird und die Rinderfinne selbst nicht
selten ist, wie z. B. in Abyssinien oder in Punjab in Indien,
wo 1869 von fast 14,000 Rindern beinahe 800 finnig waren
und wo dem Vieh Gelegenheit gegeben ist, auf Dejections-
plätzen der Menschen zu verkehren, da finden wir die Taeniıa
saginata häufig und sie wird auch bei uns mehr Terrain ge-
winnen, je verbreiteter die Mode wird, die Beefsteaks eng-
lisch zurichten zu lassen.
Die Fälle, wo in den Landen, soweit die deutsche Zunge
reicht, finnige Rindviehstücke gelegentlich der Schlachtung
gefunden wurden, sind verhältnilsmälsig selten und in der
Literatur davon so wenig bekannt, dafs man sie noch ein-
zeln aufzählt.
Dem Vortragenden selbst standen dieser Tage Lunge
und Herz eines Rindviehstückes zur Disposition. Am Herz
finden sich am freien Rande der auricula dextra unter dem
Epicardium eine gröfsere Anzahl Finnen.
Das vorgelegte mikroscopische Präparat entstammte einer
Finne, die sich unter dem Endocardium des grofsen Papillar-
muskels niedergelassen hatte. Auch in einer der Trieuspidal-
klappen fand sich eine kleine Cyste; es konnte an dieser aber
kein Kopf nachgewiesen werden.
3) Herr Kaltenbach bespricht a) Indicationen und
Erfolge der operativen Behandlung der Uterusprolapse gegen-
über der Behandlung mit Pessarien etc. Letztere genügen
selten für vollkommene Retention, müssen oft gewechselt
oder allmählich mit stärkeren Nummern vertauscht werden,
dabei haben sie übelriechenden Ausfluls und bei Vernach-
lässigung selbst Gefahren (Drucknekrose) im Gefolge. Da-
gegen ist die operative Behandlung äufserst leistungsfähig
und bei gehöriger Antisepsis fast ungefährlich. Unter den
weit über 100 eignen Prolapsoperationen hat der Vortragende
— 35 —
keinen Todesfall und nur eine schwere Erkrankung, Phleg-
masia alba dolens mit Decubitus zu verzeichnen.
Die operative Behandlung sollte daher nur bei ganz
frischen und geringgradigen Dislocationen, ‚sowie bei sehr
alten Individuen unterlassen werden, bei welchen Narkose
und anhaltendes Stillliegen an sich bedeutende Gefahren mit
sich bringen.
Vorgestellt wird eine 6ljährige Frau, welche trotz des
hohen Alters und recht ungünstiger Verhältnisse, der sehr
bedeutenden Beschwerden und totaler Erfolglosigkeit der
orthopädischen Behandlung wegen operirt wurde. Die Scheide
war total invertirt und auf’s äulserste verdünnt. Blase und
Douglas’scher Raum reichten bis auf die Spitze des Prolapses
herab ; der äufserst dünnwandige Uterus mals 12 Otm. Sonde.
In einer ersten Sitzung wurden 4!/, Ctm. des supravaginalen
Collums nach der Methode des Vortragenden exidirt. 3 Wochen
später wurde Kolporrhaphia anterior und Kolpoperineorrhaphia
gemacht. Vollkommene Heilung.
b) Vorstellung einer sehr rüstig, fast blühend aussehen-
den 3ljährigen Frau mit grofsem leukämischen Milztumor
und Anschwellung der Inguinaldrüsen. Da bei unserer Un-
kenntnils über die eigentlichen Ursachen der Leukämie bis-
weilen pathologische Vorgänge und Veränderungen in den
Sexualorganen als ätiologische Momente für die beim weib-
lichen Geschlechte überhaupt seltenere Erkrankung herange-
zogen werden, so constatirt der Vortragende, dafs die Frau
4 mal leicht, zuletzt vor 1'!/, Jahren geboren hat. Die Men-
struation trat 3mal p. p. auf; seit October letzten Jahres aber
vollkommene Amennorrhoe. Uterus äufserst klein, hyperin-
volvirt. Das Stillen wurde bis jetzt, also übermäfsig lange (1'/,
Jahr) fortgesetzt. Der Tumor wird erst seit 6 Monaten
bemerkt.
8. Sitzung am 19. Juni 1883.
1) Herr Gaethgens: Ueber einen alkaloidartigen Körper
in menschlichen Leichentheilen. Der Vortrag ist ausführlich
Seite 339 dieses Berichts mitgetheilt.
— 36 —
An der dem Vortrage folgenden Debatte betheiligen sich
die Herren Ahlfeld, Gaethgens, Kaltenbach,
Marchand. j
2) Herr Riegel: Kurze Mittheilung über Kairinwirkung.
Der Vortrag ist ausführlich Seite 317 dieses Berichtes mit-
getheilt.
3) Herr Marchand : Demonstration anatomischer Prä-
parate.
a) Fractur der Wirbelsäule mit Compression des Rücken-
markes;
b) Dermoideyste ausgehend von der Thymusdrüse. (Vgl.
Seite 325 dieses Berichtes.)
Anlasen.
Anlage A.
Inhalt der 22 seitherigen Berichte der Oberhessi-
schen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Geschichte der Gesellschaft.
Bericht 1,82 1.2. 17 7125.2.1V,R1o*
V, 83. VI, 123. VII, 97. VII,
85..IX. 1. %,1.,.,%1,,155. XII,
07, IE NL. DÄKE Y-,
55: ı X VI, 124, XV, 93.. XVII,
148. XIX, 154. XX,129. XXI, vır.
Klimatologie, Meteorologie, Phänologie.
Verschiedene Beobachtungen a. d.
Vereinsgebiet : IV, 128. 132. 136.
W633: SWL. 12. 34. „VL, 41. 65:
902 :VIL..64, 2%. 85: 100, 3X1,
138 u. ff. XII, 61. 68. XIII, 64.
BER RIV, BI. eve le, A VEIS
u. fl. XIX, 114. XXI, 60. 64.
Brumhard, Klimatol. des Vogels-
bergs V, 1.
Hoffmann, Klima v. Giefsen XIX,
158; Temperaturkurve v. Giefsen
XX, 148; phänologische Beob. aus
Mitteleuropa XXII, 117.
Rahn, phänologische Inversionen
XXI, 113.
Zoologie.
C laus, einheim. Copepoden VI, 117;
Dickore&, Schmetterl. Il, 85. III,
99. X, 96.
Eckstein, Mollusken von Gielsen
XXII, 187.
Glaser, Schmetterlinge III,40. IV,
28.
Hefs, d. Specht in forstlicher Be-
ziehung XIX, 165.
Kehrer, Ausschlüpfen von Thier-
embryonen a. d. Eihüllen (Tf.)
TR.
Koch, Fledermäuse VIII, 25.
Laubenheimer, Deilephila eu-
phorbiae VI, 82.
Ludwig, Holothurien des Kieler
Museums XXL, 155.
Rücker, Bildg. d. Radula b. Helix
pomat. XXII, 209.
Schneider, Plathelminthen (5 Tf.)
XIV, 69.
Schneider, Amphioxus
latus XVII, 112.
Scriba, Käfer Hessens X, 1. XI,
IN ERTLSEHERTTL- 89;
lanceo-
— 3518 —
Allgemeine Botanik.
Heinzerling, Fingerförm. Blätter
CEEVEEZO:
Hoffmann, Nomencl. bot. II, 50;
Kartoffelkrankheit VII, 65; Boden-
stetigk. d. Pfl. VII, 1; Erfrieren
d. Pfl. über 0° XI, 72; Wirkg. d.
Kochensv. Samen XI, 70; Pflanzen-
arealstudien (Tf.) XIL, 51. XIII,
1; Untersuchungen über Variation
XVI, i1; Flora des Mittelrheinge-
IDIOUSERRV TER EEE
65. XX1,65. XXL, 1; thermische
Constanten XIX, 170; Frostwir-
kungen XX, 133; Vegetation auf
Hochpunkten u. Winterfröste XX,
147.
Ihne, Einwanderung von Puceinia
Malvac. u. Elodea canad. XVIII,
49; Verbreit. v. Xanthium strumar.
u. Xanth. spinos. XIX 65.
Möller, Pfl. b. Nidda IV, 46.
Rofsmann, Bezeichn. v. Phanerog.
u. Cryptog. VIII, 23.
Zimmer, Versetzen v. Holzpflanzen
I, 55.
Phanerogamen.
Fink, Flora d. Oberwalds u. b. Ul-
richstein V, 33.
Glaser, Phanerog. b. Biedenkopf
V, 24.
Heyer u. Rofsmann, Phanero-
gamen-Flora v. Oberhessen VIII,
TERGFDE:
Hoffmann, Orchideen I, 17.
Hörle, Phanerogamen d. Wetterau
(Kaichen) XVII, 29.
Lühn, Samen d. Ackerunkräuter
XVI, 48.
Thomas, Blüthenmonstrositäten v.
Potentillau. Chrysanthemum XXII,
305.
Uloth, Verzweigungsweise d.Bäume
mit hängenden Aesten XVII, 1;
Bildungsabweichungen an Rosen
XVH, 5; Verlaubung d. Hüllen
u. Hüllchen b. Umbelliferen XVII,
12.
Zimmer, Cultur
116.
der Lärche I,
Cryptogamen.
Bagge u. Metzler, Flechtenflora
v. Frankfurt a. M. XI, 82.
Bauer, Leber-, Laubmoose u. Farn
in Hessen VI, 61. 121. VII, 48;
hess. Flechten VII, 13; Laubm.
u. Farn XII, 117.
Buchner, Geaster coliformis X,
65; Diatomeen XIV, 42,
Hoffmann, mykolog. Vegetations-
bilder XI, 59.
Graf Reinhard z. Solms, Laub-
moose VI, 18. X. 72; Pilze bei
Laubach X, 62. XI, 75.
Rofsmann, Laubmoose nach Dillen
XI, 101.
Uloth, Kıyptog. d. Wetterau XI,
92; Laubmoose XI, 100; Lichenen-
sporen XI, 146.
Völsing, Bau d. Apotheciums b.
Lecanoreen u, Lecideen (Tf.) XXI,
145.
Winter, Pilze XIV, 46.
Oryktognosie.
Dieffenbach, Eddergold IV, 150.
154.
Habermehl, Zusammensetzungen
des Magnetkies XVIII, 83.
Jaffe, Anal. 2 glimmerart. Min.
XXI, 230.
Magel, Arsenkiese von Auerbach
XXI, 297.
Nies, 2 neue Min. XIX, 111.
Roth, Magnetkies von Auerbach
XVII, 44; Gismondin XVII, 47.
Sandmann, Fahlerze u, Bleiglanz
IV..23.
Seibert, einfache Min. b. Bensheim
va le
Streng, Chabasit XVI, 74; Quarz
XVII, 36; Phosphate von Wald-
girmes XIX, 151; Magnetkies XXI,
15; Mikrochem. Reaction auf Na.
XXI, 258; Isolirung d. Min. eines
Dünnschliffs z. mikrochem. Unter-
suchg. XXII, 260.
Stroman, Kalkspathkrystalle von
Gielsen XXII, 284.
Tasche, Kieselguhr b. Altenschlirf
Vr5R%
Will, chem. min. Notizen XXI, 309.
— 3719 —
Geologie.
Bücking, Geogn. Verh. d. Bü-
dinger Waldes. (Tf.) XVII, 49.
Gutberlet, Calvarienberg b. Fulda.
(TE); VI, 83.
Heldmann, Geb.-Format. v. Sel-
ters u. Umgegend VII, 81.
v. Heyden, Mofetten d. Wetterau
U
v. Klipstein, Erzlagerstätten d.
Hinterl. II, 101.
Plock, Chlor in Basalten III, 116.
Seibert, Geolog. d. Odenwaldes
VIE 276% -%7,,109.
Simon, Monte Amiata XX, 130.
Sommerlad, hornblendeführende
Basalte XX, 113; Nephelingest. d.
Vogelsb. XXII, 263.
Storch, Entstehg. d. Wett. Braunk.
VI, 26; Kaisergrube VII, 36.
Streng, Geolog. Gesch. d. Rhein-
thals XVII, 104; Theorie d. Vul-
kanismus XVII, 117; Norddeutsche
Ebene während der Eiszeit XX,
143; Geolog. Bedeutung von
künstl. dargest. Min. XX, 134.
Streng u. Zöppritz, Aspenkippel.
(TE) KV, 1.
Streng, Basaltdurchbrüche am
Wettenberg XVII, 42; Schlacken
und Agglomerat v. Michelnau
XVII, 44; Hornblendediabas v.
Gräveneck XXII, 232; Apatit-
reicher Diabas v. Gräveneck XXII,
251.
Tasche, Kupfergruben v. Thalitter
II, 1; Temperaturverh. in Braun-
kohlenbergwerken III, 11; Sauer-
und Gasquellen III, 105; brenn-
bare Fossilien VII, 26.
Trapp, Brauneisenst. im Bieber-
thal. (Tf.) XIV, 31.
Volger, ältere und neuere geol.
Anschauungsweisen VIII, 13.
Voltz, Herrschaft Itter I, 13.
(Karte.)
Winther und Will, Basalt d.
Schiffenberg V, 33.
Paläontologie.
Göppert, Braunkohlenpfl. v. Salz-
hausen IV, 153.
v. Heiden, fossile Gallenf. Blätter
v. Salzhausen VIII, 63.
Ludwig, organ. Reste in tertiären
Ablagerungen IV, 29; Versteiner-
ungen b. Nauheim V, 20; fossile
Pf. d. Wett. Tertiärformat. VII, 1.
Röfsler, Petref. d. Zechstein IV,
158.
Sandberger, Nautilus Pompilius
(TE). VIE.79:
Streng, Pflanzenreste in Eisenstein
v. Bieber XVII, 143.
Physik.
Fromme electromotor. Kraftversch.
galv. Combinationen. (2 Tf.) XX,
22; d. Dopplerische Gesetz und
die Astronomie XX, 144; electr.
Untersuchungen XXI, 1; magnet.
Experimentaluntersuchungen.(Tf.)
XXI, 65.
Heine, Absorption d. Wärme d.
Gase. Best. d. CO, in d. Luft.
(OT) RR TE
Hirsch, Normal-Araeometer XV,
45.
Noack, Steighöhen v. Wasser u.
Alkohol. (3 Tf.) XIX, 118; Tönen
zusammenstofsender Flammen
XXIL, 194.
Röntgen, Beziehung zwischen
Licht und Electrieität. (Tf.) XIX,
1; d. durch Electr. bewirkten
Form- u. Volumänderungen v.
dieleetr. Körpern. (Tf.) XX, 1;
Töne durch intermittirende Be-
strahlung XX, 19; Absorption
von Strahlen durch Gase XX, 52;
d. durch electr. Kräfte erzeugte
Aenderung d. Doppelbrechung des
Quarzes XXII, 49. 98; thermo-,
aktino- u. piezoelectr. Eigensch.
d. Quarzes XXII, 181.
Seibert, d. stereoskopische
kroskop XVI, 38.
Zöppritz, Wettertelegraphie und
Wetterprognose XIX, 169.
Mi-
380
Medicin. . Physiologie.
Baur, Opium und Morphinismus
XX, 146.
Frank, Frauenmilch bei Icterus
XVII, 113.
Gaehtgens, über einen alkaloid-
artigen Bestandtheil menschlicher
Leichentheile XXII, 339.
Herr, Impfkrankheiten XVII, 93.
Kehrer, Schädelimpressionen bei
Neugeborenen XIV, 141; Dotter-
furchung und Zelltheilung XIX,
171; Anämie XIX, 160.
Kredel, Tuberkelbaeillen XXII, 177.
Marchand, Dermoid-Geschwülste
XXII, 325.
Pflug, künstl. Blutleere nach Es-
march XVI, 105; Rinderpest
XVII,118; Rotzkrankheit XIX,161.
Topographie.
Glaser, Biedenkopf, IV, 1; Grün-
berg VI, 1; Friedberg VII, 93.
Soldan, Aufsteigen u. Sinken d.
Meeresküsten XX, 139.
Wernher, Boden, Klima una en-
demische Krankheiten d. Balkan-
länder XVII, 101.
Phoebus, d. pharmakolog. Instit.
1.227.
Riegel, Anwendung d. Kairins b.
Pneumonie XXII, 317.
v. Ritgen, Entbindungsanstalt II,
12.
Sattler, Farbensinn u. Farben-
blindheit XVII, 110; grauer Staar.
XIX, 155.
Spamer, thierischer Magnetismus.
XX, 136.
Speck, Einflufs d. verminderten
Luftdrucks auf den Athmungs-
procels XVII, 107.
Wernher, Leichenbestattung XIX,
156.
Geographie.
Zöppritz, Kanal durch d. Isthmus
v. Darien XVII, 98; Erschlielsung
Centralafrikas XVII, 119; Unter-
nehmungen d. Afrik. Gesellsch.
XIX, 164; neuste Reisen d. Send-
linge d. deutsch. afrik. Gesellsch.
XIX, 178.
Bäder (Medicin und Geologie).
Homburg, Trapp I, 44.
Tasche V, 47. VI, 44.
Nauheim, Bode I, 41; Ludwig
III, 2. V, 42. 66. Dunker VI, 7.
II, 30;
Salzschlirf, Martiny I, 39. II, 24.
Salzhausen, Tasch& I, 16. II, 35.
IV, 72; Credner II, 39.
Saxon, Hempel XXII, 321.
Höhenmessungen.
Hoffmann, III, 18.
Hirsch und Conzen, V, 78. 90.
Hirsch, VI, 34. VII, 59.
Varia.
Birnbaum, Liebig u. d. Land-
wirthschaft VII, 97.
Buchner, Feuermet. u. Meteoriten
VII, 82; Meteorit. Notizen X, 92;
Aetzfiguren. (Tf.) XIII, 99.
Laubenheimer, Cellulosenitrate
u. Celluloid. XIX, 168.
Naumann, Naturwiss. als Unter-
richtsgegenstand XIII, 77; künft.
Gestaltg. d. Heizungswesens XX,
131.
Nebel, ältere hess. Gelehrte und
ihre Verdienste um Nat.- u. Heilk.
I, 6; hundertjähr. Alte II, 42.
Stötzer, Forstl. Verh. Frankreichs
XIX, 172;
— 331 —
Anlage B.
Verzeichnifs der Akademien, Behörden, Institute,
Vereine und Redactionen, welche von Ende Juli
1881 bis Mitte Juli 1883 Schriften eingesendet
haben.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft.
Algier : Soc. des Sciences Physiques, Naturelles et Climatolo-
giques. — Bull. 18 annde 1831.
Amsterdam : K. Akademie van Wetenschappen. — Versl. en
Meded. Afd. Natuurk. (2) 16. 17. Letterk. (2) 10. 11.
Jaarboek 1880, 1881. — Proc. Verb. Mai 1880 bis Apr.
1881. Mai 1881 bis Apr. 1882. — Naam en Zaakregister
Letterk. D. 1—12. — Tria Carmina lat. 1881. 1882.
Amsterdam: K.zoologisch Genootschap „Natura Artis Magistra.“
Annaberg-Buchholz : Verein f. Naturkunde.
Augsburg : Naturhistorischer Verein. — Ber. 26. 1881.
Aulsig : Naturwissenschaftlicher Verein.
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft. — Ber. 12. 1882.
Basel : Naturforschende Gesellschaft. — Verh. Th. 7, H. 1.
Batavia : Bat. Genootschap van Kunsten en Wetenschappen.
Batavia : K. Natuurk. Vereeniging in Nederl. Indie. — Na-
tuurk. Tijdschrift D. 40. 41. — Boekwerken 1882.
Belfast : Nat. History and philosophical Society (Belfast Mu-
seum). — Proceedings 1880—81. 1881—82.
Bergen : Museum. — Jensen, Turbellaria ad litora Norvegiae
occident. Bergen 1878.
Berlin : K. Preufs. Akademie der Wissenschaften. — Monats-
ber. Jg. 1881 Apr. bis Dec. — Sitzungsber. 1882, Nr. 1
bis 33. 1883.
Berlin : Gesellschaft für Erdkunde. — Zeitschr. B. 16, H. 2—0.
B. 17, H.1—6. B. 18, H. 1. — Verh. B. 8, Nr. 4-10.
B. 9, H. 1—10. B. 10, H. 1—4. — Mitth. d. Afrikan.
Ges»B12,'H.5.
— 3532 0 —
Berlin : Gesellschaft naturforschender Freunde. — Sitzungs-
ber. 1881. 1882.
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. —
Verh. Jg. 21—23. 1879. 1880. 1881.
Berlin : Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Preufsen.
— Monatsschrift Jg. 1881. 1882.
Berlin : Deutsche geolog. Gesellschaft. — Zeitschr. B. 33,
Ems BA 4 3255,
Bern : Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. — Verh.
64, Aarau. 65, Linthal.
Bern : Naturforschende Gesellschaft. — Mitth. 1881. H. 2.
IS. HE
Berwick : Berwickshire Naturalist’s Club. — Proceed. Vol.IX.
Nr.‘2. 3.
Besancon : Societe d’Emulation du Doubs. — Mem. T. 1. 3.
Du,
Bistriütz : Siebenbürgen : Direction der Gewerbeschule.. —
Jahresber. 7 und 8. 1882.
Bologna : Accademia delle Scienze. — Memorie (4) T. 2. —
Ace. d. Se. dello Ist. di Bologna dalle sua origine a tutto
il 1880. — Bol. 18831.
Bonn : Naturhistor. Verein der preuls. Rheinlande und West-
falens.—Verh.. Jg: 37,.H...2.,38,.H,1..2:.39, HS
Westhoff, Käfer Westfalens 1881. 1882. — Frey-
tag, Bad Oeynhausen 1880.
Bonn : Landwirthschaftl. Verein f. Rheinpreufsen. — Zeit-
schrift Jg. 1882. 1883. Nr. 1—7.
Bordeaux : SocieteE des Sciences physiques et naturelles. —
Mem...(n:i| 8) »(2)1-E-1,4- „cab. 81, Titel-und! InhyT55.
cah. 1.
Bordeaux : Societe Linneenne. — Actes Vol. 34. Vol. 35.
Boston : Mass. State Board of Health. Rep. 39 (Births, Mar-
riages, Deaths) 1881. Rep. 40, 1882. 2 Ann. Rep.
1550. — Suppl. 1881.
Boston : Society of Natural History. — Proceed. Vol. 20,
p: 4. 21, p. 1-3. — Mem. Vol. UI, p. 2, Nr. 4, 5. —
Annivers. Mem. 1850—1880.
— 33 —
Boston : Amer. Acad. of Arts and Sciences. — Proceed. n.S.
vol. VIII. p..2. 1881."IX. 1882.
Braunschweig : Verein für Naturwissenschaft. — Jahresber.
1880/81.
Braunschweig : Herzogl. nat. hist. Museum. — Progr. d. techn.
Hochschule 1879/80. 1880/81. — Blasius, Vögel v.
Celebes 1883. — Derselbe, Trichinosisepidemie in
Braunschweig Oct. 1882. — Derselbe, Spermophilus
rufescens. — Derselbe, Vogelfauna v. Borneo 1882 u.
1883. — Derselbeu. Nehrkorn, Platens ornitholog.
Sammlung aus Amboina 1882.
Bremen : Geographische Gesellschaft. — Deutsche geogr.
Blätter B. 4, H. 3. 4.
Bremen : Naturwissenschaftl. Verein. — Abhandl. B. 7, H.3.
B4.8, H. 1.
Bremen : Landwirthschaft-Verein f. d. bremische Gebiet.
Breslau : Schlesische Gesellschaft f. vaterländische Cultur. —
Jahresber. 53, 1880. 59, 1881.
Breslau : Verein f. schles. Insektenkunde. — Zeitschr. f. En-
tomologie N. F. H. 8.
Breslau : Schlesischer Forstverein. — Jahrbuch 1878. 1879.
1880. 1881. 1882.
Breslau : Central-Gewerbverein. — Breslauer Gewerbeblatt
Jg. 1882. 1883 bis Juni.
Bristol : Naturalists’ Society. — Cotal. of Books May 1881.
Proceed. N. S. IV. p. 1. List 1883.
Brünn : kk. Mährisch-schles. Gesellsch. zur Beförderung d.
Ackerbaues, der Natur u. Landeskunde. — Mitth. Jg.
1881. 1882.
Brünn : Naturforschender Verein. — Verh. B. 19. 20. — Ber.
d. meteorol. Comm. 1881.
Brüssel : Acad@mie R. des Sciences, des Lettres et des
Beaux-Artes.
Brüssel : Societ@ R. de Botanique de Belgique. — Bull. T.
20. 21.
Brüssel : Acad&mie R. de Medecine de Belgique. — Me&m.
couronnes T. 6, F. 3. T. 7, F. 1. 2. 3. — Bull. T. 15,
— 554 —
Nr. bis 12..:D.416, Nr. ib 1.:W.4175; Ne. dba
— Proc. verb. 31. Mrz. 1883.
Brüssel : SocietE malacologique de Belgique. — Annales T.
13. 14. 16. — Proc. verb. T. 10. 11. 1882,
Brüssel : Revue Col&opt. Nr. 1. 2. 3. 4 und Schlufs.
Brüssel : Societ@E entomologique de Belgique. — Üpt. rnd.
Ser. III, Nr. 7—16. 19—21. 27—30. — P. de Borne,
Excursion entom. en Allemagne.
Buitenzorg (Java) : 'Slands-Plantentuin (Botan. Garten). —
Annales Vol. I, U, 1. IL, 1. 2.
Caen : Societe Linneenne de Normandie. — Bull. (3) Vol. 4,
1879—1880. Vol. 5, 1850—81.
Cambridge, Mass. : Museum of Comparative Zoology, at Har-
vard College. — Ann. Rep. 18380—81. 1851—82. —
Bull. VI, Nr. 12. IX, Nr. 1-8. X, 1-6. — Agalsiz,
Rep. on Echinoidea 1881.
Cambridge, Mass. : Amer. Acad. of Arts and Sciences. —
Mem. Vol. XJ, p. 1.
Carlsruhe : Naturwissenschaftlicher Verein.
Carlsruhe : Verband rhein. Gartenbauvereine. — Rheinische
Gartenschrift, red. Noack. Jg. 15. Juni—Deb. Jg. 16.
Cassel : Verein f. Naturkunde. — Ber. 28. 1881. — Ber. 29
u. 30. 1883.
Catania : Academia Gioenia di Scienze naturali. — Atti (3)
T. 13—16.
Chemnitz : Naturwissenschaftl. Gesellschaft. — Ber. 7.
Oherbourg : Societe nationale des Sciences naturelles. — M£m.
103.018818
Ohristiania : Videnskabs-Selskabet.
Uhristiania : K. Norske Universitet.
Ohristiania : Meteorologiske Institut. — Wille, 1) Hist.
Beretning. 2) Apparaterne og deres brug. 3) Magnet.
Observationer 1832. — Mohn, 1) Astron. Observat.
2) Geografi og Naturhistorie 1882. — Hansen, Anne-
lida 1882. — Daniel[sen und Koren, Holothurioidea
18852. — Schmelck, Chemi 1832. — Friele, Mol-
lusca (Buceinidae) 1852. — Mohn, Meteorologi 1883.
— 35 —
Ohristiania : Foreningen til Norske Fortids Mindesmerkers
Bevaring. Aarsberetning 1881. — Kunst og Handverk.
E12.
Chur : Naturforschende Gesellsch. Graubündens. — Jahres-
ber. N. F. Jg. 25. 1880—81.
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bis 10. 1881, Nr. 1 bis 10. 1882, Nr. 1-5. II. Abth.
1880, Nr. 8, 9. 10. 1881, Nr. 1: bis:10. 1882, Nr. 16.
— 396 —
III. Abth. 1880, Nr. 8-10. 1831, Nr. 1—10. 1882, 1—7.
Register X (zu B. 81-85).
Wien : K. K. Geologische Reichsanstalt. — Verh. 1881,
Nr. 8—18. 1882, Nr. 1—18. 1883, Nr. 1—6. — Jahrb.
B. 31, Nr. 2-4. B. 32, Nr. 1—4. B.33, Nr.1. Register
zu B. 21-30.
Wien : K. K. zoolog. botan. Gesellsch. — B. 31, 1882. 32,
1883. — Brauer, Offenes Schreiben. Wien 1883.
Wien : Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt-
nisse. — Schriften Bd. 22.
Wien : K. K. Gartenbau-Gesellschaft. — Wiener ill. Garten-
Zeitung 1881, H. 8-12. 1882, H. 1—12. 1883, H. 1
bis 6.
Wien : K. K. Geograph. Gesellsch. — Mitth. B. 24, 1881.
Wien : Naturwiss. Verein an der k. k. techn. Hochschule. —
Ber. 5.
Wiesbaden : Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahr-
bücher, Jg. 33, 34, 55.
Wiesbaden : Verein Nassauischer Land- und Forstwirthe. —
Würzburg : Physikal. mediein. Gesellsch. — Verhandl. N. F.
B. 16. — Sitzungsber. 1881. 1882.
Würzburg : Polytechn. Centralverein für Unterfranken und
Aschaffenburg. — Gemeinnütz. Wochenschr. 1881,
Schlufs. 1882. 1883. Nr. 1—26.
Zürich : Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrschr.,
Jg. 24, H. 1—4. 25, H. 1—4.
Zwickau : Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1881. 1882.
Geschenke.
Kleinere Mittheilungen. (Dr. Senoner.)
Fittica : Jahresber. d. Chemie 1880, H. 1.2.3.4. 1881, H. 1.
2.3. (J. Ricker’sche Buchh.)
Regel : Gartenflora 1881, Apr. bis Deb. 1882 Mrz. bis Oct.
(Prof. Hoffmann.)
— 391 —
R. Hel[s : Der forstwissensch. Unterricht. (Vf.)
@. H. Darwin : on the Tidal Friction. (Dr. Buchner.)
Sandberger : Geol. Erscheinungen in nassen Jahren. (Vf.)
> Was liegt unter d. Taunus. (Vf.)
Darwin u. A. : Rep. f. Measurement of the Lunar Disturbance
of Gravity. (Dr. Buchner.)
Promem. über Werth und Bedeutung d. Panzerschiffe f. d.
deutsche Marine. (Derselbe.)
Ber. Subvention d. zool. Sıation Neapel (Reichstag-Akten
Nr.'34).’(Derselbe.)
F. Maurer : Btr. z. Gliederung d. rhein. Unterdevonschichten.
(V£.)
Sandberger : Triasformation im mittleren Maingebiet. (Vf£.)
L. Weis : Elem. d. Botanik 1880. (Dr. Buchner.)
L. Eger : D. Naturalien-Sammler. (Derselbe.)
Mineral Map of New South Wales. (Derselbe.)
Streng : Beitr. z. Kenntn. d. Magnetkieses. (Vf.)
Waring : The separate System of Sewerage 1882. (Vf.)
Perroncito : Il Carbonchio, Turin 1882. (Prof. Pflug.)
Ziegler : Vergrünte Blüthen v. Tropaeolum majus. (Vf.)
Darwin : Stresses caused in the interior of the earth by the
weight of continents and mountains. (Dr. Buchner.)
Sommerlad : Ueber hornblendeführende Basaltgest. (Vf.)
Hofmann : Culturversuche über Variation. (Vf.)
v. Rath : Naturwiss. Studien, Bonn 1879. (Vf£.)
Umlauft : Deutsche Rundschau f. Geogr. u. Statistik, Jg. 5,
H.«i:>@Vierl;)
Temple : Ueber Schimmel. (Vf.)
5 Die Linde. (Vf.)
5 Erdfloh. (Vf.)
Patentblatt 1882, Nr. 30-52. 1883, Nr. 1-26. (Prof.
Gareis.)
Lehmann : Ueber systemat. Förderung wissensch. Landesk.
v. Deutschland. (Vf.)
Pflug : Actinomycosis. (Vf.)
Kirchhoff : Erforschung d. Thüringer Waldes. (Dr. Leh-
mann Halle.)
— 398 —
Böttger : Reptilien u. Amphibien v. Marokko Il. 1883. (Vf£.)
Wilhelmi :. Burg Steinberg 1848. (Dr. Buchner.)
Der Stadt Sinsheim schwere Zeit. (Derselbe.)
B7]
> Geschichte v. Sinsheim 1856. (Derselbe.)
Wilhelmi : Alte deutsche Todtenhügel b. Wiesenthal 1838.
(Derselbe.)
Wilhelmi : Aufhebg. d. Colleg. Stifts b. Sunsheim 1846.
(Derselbe.)
Wilhelmi : Das Sinsheimer Antiquarium 1851. (Derselbe.)
Kaels : Erection u. Bau d. corpora cavernosa vestibuli. (Vf.)
Merian : Erdbeben in Basel 1854. (Dr. Buchner.)
Cenni Bibliografici. (Dr. A. Senoner.)
Melsens : Rech. s. 1. Gaz vondens. p. charbon por. (Dr. Buch-
ner.)
Senoner : Palaeoethnol. Vortr. a. d. Univ. Rom. (Vf.)
Gekaufte Werke.
Petermann, Mitth. mit Ergänzungsheften.
Globus.
Der Naturforscher, v. Sklarek.
Polytechn. Notizblatt.
Klein, Wochenschrift f. Astronomie u. s. w.
— 39 —
Anlage.
Statuten der Oberhessischen Gesellschaft für Natur-
und Heilkunde.
$ 1. Zweck der Gesellschaft ist : Förderung der theo-
retischen und practischen Naturwissenschaften, mit besonderer
Berücksichtigung des Gesellschaftsgebiets.
$S 2. Gesellschaftsgebiet ist die Provinz Oberhessen des
Grolsherzogthums Hessen und ihre näheren Umgebungen.
$ 3. Die Gesellschaft ernennt durch Diplome
1) ordentliche und aulserordentliche Mitglieder , welche
beide die in $ 9 anzugebenden Geldbeiträge zahlen ;
2) correspondirende Mitglieder, welche aufserhalb des
(resellschaftsgebiets wohnen müssen.
3) Ehrenmitglieder.
$S 4. Die Aufnahme findet auf.den Vorschlag eines ordent-
lichen Mitglieds in öffentlicher Sitzung und durch die Be-
amten der Gesellschaft statt, und wird die Aufnahme durch
den Vorsitzenden in der nächsten öffentlichen Sitzung mit-
getheilt. Die Aufnahme in eine der Sectionen (s. $ 8) hat die
Aufnahme in den Verein zur Folge.
$S 5. Es steht jedem Mitgliede frei, zu jeder Zeit aus der
Gesellschaft auszutreten und dies durch Zurückgabe des
Diploms zu erklären. Ein austretendes ordentliches oder
aulserordentliches Mitglied bleibt aber zur Zahlung des jähr-
lichen Geldbeitrags für das laufende Kalenderjahr verpflichtet.
Die Gesellschaft behält sich das Recht vor, besonderer
Veranlassung wegen ein Mitglied auszuschliefsen. Es kann
dies jedoch nur auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes
oder des Vorstandes in nächster öffentlicher Sitzung durch
?2/; der Stimmen geschehen.
S 6. Die Beamten der Gesellschaft bestehen aus einem
Director und einem Vicedirector, zwei Secretären und dem
Bibliothekar.
In dieser Reihenfolge werden sie in der Sommer-General-
versammlung auf ein Jahr gewählt, und zwar, nachdem von
— 00° —
dem Vorsitzenden die etwa nöthigen Vorbemerkungen ver-
anlafst worden, durch einfache Stimmenmehrheit. Bei Stimmen-
gleichheit wird nochmals abgestimmt. Sollte auch hierdurch
noch keine Entscheidung erfolgen, so giebt der Vorsitzende
den Ausschlag.
Der Director des abgelaufenen Jahres ist auch noch auf
ein zweites Jahr wählbar.
$ 7. Es finden jährlich 2 Generalversammlungen und
7 kleinere Versammlungen statt.
Die Sommer-Generalversammlung wird im Juli an einem
wechselnden und in der vorhergehenden Sommer-General-
versammlung gewählten Orte des Gesellschaftsgebiets gehalten.
Die Winter-Generalversammiung im Januar und die
kleineren Versammlungen werden in Gieflsen in dem Uni-
versitätsgebäude gehalten.
In der Winter-Generalversammlung legt der Rechner
die Wirthschaftsrechnung für das abgelaufene Kalenderjahr
vor.
Die kleineren Versammlungen beginnen jedesmal Abends
6 Uhr.
SS. Es bilden sich im Innern der Gesellschaft aus
Fachleuten 2 Sectionen, eine naturwissenschaftliche und eine
medicinische. Jede Section hält geschlossene Sitzungen, zu
welchen die ordentlichen Mitglieder der anderen Section ein-
geladen werden können.
Im Uebrigen giebt sich jede Section ihre eigenen Statuten.
Nur den (Generalversammlungen und den öffentlichen
Monatsversammlungen kann jeder Freund der Naturwissen-
schaften als Gast beiwohnen.
$ 9. Jedes ordentliche Mitglied zahlt bei seinem Eintritt
in die Gesellschaft 4 Mark.
Ferner hat jedes ordentliche und aufserordentliche Mit-
glied alljährlich einen Beitrag von 3 Mark für das laufende
Kalenderjahr zu zahlen. Wer bis Ende März dieser Ver-
pflichtung nicht nachgekommen ist, berechtigt dadurch den
Rechner, das Fehlende, unter Uebersendung der Quittung,
durch Postvorlage zu erheben.
— 401 —
Die Eintrittsgelder und erstmaligen Jahresbeiträge der
Mitglieder werden bei Uebergabe des Diploms erhoben.
$ 10. Die Gesellschaft nimmt Geschenke an Druck-
sachen dankbar an, und führt sie, wenigstens summarisch, in
ihren Berichten ($ 11) auf.
Die Gesellschaft hofft, dafs in der Regel jedes Mitglied,
welches ein Werk aus dem Gebiete der reinen oder ange-
wandten Naturwissenschaften neu oder auch nur in einer
neuen Auflage herausgiebt, ihr ein Exemplar davon, bei
Journalabhandlungen einen Separatabdruck zustelle.
Zur Besorgung von buchhändlerischen Beischlüssen an die
Gesellschaft hat sich die Ricker’sche Buchhandlung zu
Gielsen erboten.
$ 11. Die Gesellschaft lälst von Zeit zu Zeit einen
Bericht über ihre Thätigkeit, theils referirenden, theils be-
lehrenden Inhalts, und aufserdem solche Abhandlungen drucken,
welche sich besonders dazu eignen. Manuscripte von wissen-
schaftlichen Mittheilungen oder Abhandlungen, die dem Direc-
tor zum Druck eingereicht werden und nicht über 2 Octav-
seiten umfassen, sollen sofort unter Angabe des Datums ge-
druckt und dem Verfasser in 100 Exemplaren zur Verfügung
gestellt, im Uebrigen aber in dem nächsten Bericht eingefügt
werden. Diese Drucksachen werden den ordentlichen und
aufserordentlichen Mitgliedern sammt dem Kalender der Ver-
sammlungen, gratis zugestellt, und zwar den aulserhalb Giefens
wohnenden durch die Post, frankirt. Den correspondirenden
und Ehrenmitgliedern werden, soweit es ohne erhebliche
Kosten geschehen kann, die Drucksachen auf Kosten der
Gesellschaft zugeschickt.
$ 12. Abänderungen der gegenwärtigen Statuten können
nur in einer vorher dazu bestimmten Versammlung und nur
durch wenigstens ?/; der anwesenden Mitglieder beschlossen
werden.
Giel[sen, im Januar 1833.
XXI. 26
=" ae
Statuten der naturwissenschaftlichen Section.
$ 1. Die Section bezweckt, ihren Mitgliedern Gelegen-
heit zu geben naturwissenschaftliche Gegenstände, welche
sich wegen zu grofser Specialität oder aus anderen Gründen
für die öffentlichen Sitzungen der Oberhessischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde nicht eignen, in Vorträgen und
Discussionen zu erörtern.
$ 2. Ordentliche Mitglieder der Section können nur
solche Mitglieder der Oberhessischen Gesellschaft für Natur-
und Heilkunde werden, welche sich fachmälsig mit einem
Zweige der Naturwissenschaften beschäftigen. Andere Mit-
glieder der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde können der Section als aulserordentliche Mitglieder
beitreten.
$ 3. Die Aufnahme als ordentliches oder aufserordent-
liches Mitglied geschieht durch Anmeldung bei dem Vor-
sitzenden der Section, welcher die Anmeldung in der nächsten
Sitzung bekannt macht und in der darauffolgenden zur Ab-
stimmung bringt; stimmen in der geheimen Abstimmung
mindestens ?/; der in der Sitzung anwesenden ordentlichen
Sectionsmitglieder dafür, so ist der Angemeldete aufgenommen
und wird hiervon, wie auch von einer etwaigen Ablehnung
schriftlich von dem Vorsitzenden in Kenntnils gesetzt.
$ 4. Zur Leitung der Geschäfte wählt die Section in
der letzten Sitzung des Sommersemesters durch einfache
Majorität der anwesenden ordentlichen Mitglieder in geheimer
Abstimmung auf ein Jahr einen Vorsitzenden und einen
Schriftführer. Der Vorsitzende des vorhergehenden Jahres
darf nur einmal wieder gewählt werden.
$5. Die Sitzungen finden in der Regel während der
‘ academischen Semester an jedem vierten Mittwoch, abwechselnd
mit den Sitzungen der Oberhessischen Gesellschaft für Natur-
und Heilkunde, statt und beginnen im Winter um 6, im
Sommer um 7 Uhr.
$ 6. Kurze Berichte über die Verhandlungen der Section
— 403° —
gelangen in den Berichten der Oberhessischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde zum Abdrucke.
$S T. Sollten der Section besondere Kosten erwachsen,
so müssen dieselben in einer Sitzung von ®/; der anwesenden,
ordentlichen und aufserordentlichen Mitglieder genehmigt
werden und sind von sämmtlichen Mitgliedern zu gleichen
Theilen zu tragen.
Gielsen, 30. Mai 1883.
Statuten der medicinischen Section
(früher medicinischen Gesellschaft).
$ 1. Die mediemische Gesellschaft in Giefsen hat zum
Zwecke den wissenschaftlichen und geselligen Verkehr unter
ihren Mitgliedern zu fördern.
Sie bildet eine besondere Section der oberhessischen
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
$ 2. Sie versammelt sich alle 14 Tage, Dienstag Abends
7/g; Uhr, behufs Entgegennahme von Vorträgen resp. Re-
feraten) und Demonstrationen, und zwar in der Zeit von Mitte
October bis Mitte December, Mitte Januar bis Mitte April,
Mitte Mai bis Mitte Juli.
$ 3. -Der zweite Dienstag im November, an dem im
Jahre 1879 die Constituirung der medieinischen Gesellschaft
stattgefunden hat, wird alljährlich als Stiftungstag durch eine
Generalversammlung begangen, an die sich ein gemeinschaft-
liches Festessen anschlielst.
Gegenstände dieser Generalversammlung sind ein gröfse-
rer wissenschaftlicher Vortrag, der Bericht über das ver-
flossene Jahr und die Neuwahl des Vorstandes.
$ 4. Mitglieder können werden: approbirte Aerzte, Thier-
ärzte, Apotheker und Zahnärzte Gielsens und der Umgegend.
Anmeldungen zum Beitritt nimmt der Präsident ent-
gegen, theilt dieselben in der nächsten Sitzung der mediecini-
26*
— 404° —
schen Gesellschaft mit und läfst dann in der nächstfolgenden
Versammlung darüber abstimmen. Die Aufnahme ist erfolgt,
wenn 2/s der Anwesenden für dieselbe stimmen.
Die Aufnahme in die Section schliefst die Aufnahme in
die oberhessische Gesellschaft ein und wird dem Vorsitzen-
den derselben mitgetheilt.
Die Mitglieder der medicinischen Gesellschaft werden,
wenn sie verziehen, auswärtige Mitglieder. Die Gesellschaft
behält sich das Recht vor, Ehrenmitglieder zu ernennen.
$ 5. Der Austritt aus der Gesellschaft ist dem Präsiden-
ten schriftlich anzuzeigen.
$S 6. Die Gesellschaft hat das Recht, auf Antrag von 3
Mitgliedern in einer brieflich anzuzeigenden Sitzung den
Ausschlufs eines Mitgliedes auszusprechen. Erforderlich ist
zu diesem Beschlusse eine Majorität von ?/; der Stimmen aller
Mitglieder. Die Mitglieder sind berechtigt vor der Abstim-
mung, unter Beischlufs des Namens, ihre Stimmen versiegelt
beim Präsidenten abzugeben.
Sollte in der ersten Sitzung die nöthige Stimmenzahl
nicht vertreten sein, so entscheidet in einer weiter anzube-
raumenden Sitzung einfache ?/; Majorität der Abstimmenden.
$ 7. Der Jahresbeitrag der oberhessischen Gesellschaft
beträgt 3 Mark, das Aufnahmegeld 4 Mark. Innerhalb der
medieinischen Gesellschaft wird ein Jahresbeitrag für die be-
sonderen Bedürfnisse der Gesellschaft alljährlich in der Ge-
neralversammlung festgesetzt. Derselbe soll zu Anfang eines
jeden Vereinsjahres erhoben werden, und haben die in der
ersten Hälfte des Vereinsjahres neu eintretenden Mitglieder
den vollen Jahresbeitrag für die Gesellschaft zu zahlen, die
in der zweiten Hälfe Eintretenden sind davon befreit.
$ 8. Die Mitglieder haben das Recht Gäste einzuführen.
$ 9. Der alljährlich zu wählende Vorstand besteht aus:
1) einem Präsidenten,
2) ,„ Vicepräsidenten,
3) „ Kassirer (für den Sectionsbeitrag) und
A, mBeczetän,
Der Kassirer vertritt den Secretär in Verhinderungsfällen.
— 45° —
Der Vorstand übernimmt die Vertretung der Gesellschaft
nach aufsen und die Anordnungen für die einzelnen Sitzungen.
$ 10. Die Wahlen des Vorstandes, sowie die Abstim-
mungen über Aufnahme und Ausschlufs sind durch geschlossene
Stimmzettel vorzunehmen.
$ 11. Die Einladungen zu den Sitzungen erfolgen durch
Postkarten, die vom Secretär am vorhergehenden Sonntage
zu versenden sind, und auf denen die Tagesordnung anzu-
geben ist.
$ 12. Die Sitzungen sind lediglich Vorträgen und Dis-
cussionen gewidmet, welche medicinische Wissenschaft und
ärztliche Interessen betreffen. Als Zeitdauer jeder Sitzung
ist im Allgemeinen 1 bis 1!/; Stunde zu betrachten. An die
Sitzung schlielst sich ungebundener geselliger Verkehr der
Mitglieder. Die allseitige Betheiligung an demselben wird
als im Interesse der Gesellschaft liegend angesehen.
$ 13. In der Sitzung haben die Vorträge in der Reihen-
folge der Anmeldung stattzufinden. Ihnen voraus gehen nur
geschäftliche Mittheilungen des Präsidenten und Demonstra-
tionen von Kranken, sowie von nicht widerstandsfähigen
Präparaten.
Der Antrag auf Schlufs eines Vortrages oder der Sitzung
überhaupt darf jederzeit, aber nur durch Initiative oder Ver-
mittelung des Präsidenten, an die Versammlung gestellt wer-
den, welche mit absoluter Majorität entscheidet.
$S 14. Der Secretär führt das Protokoll, welches zu
Beginn der nächsten Sitzung zur Verlesung kommt. Die
Vortragenden sind verpflichtet, dem Secretär bis zur nächsten
Sitzung ein Referat ihres Vortrages einzuhändigen.
Die Protokolle der Versammlungen werden in den Be-
richten der oberhessischen Gesellschaft abgedruckt. Aulser-
dem werden die Sitzungsberichte in einer der verbreiteteren
medicinischen Zeitschriften veröffentlicht. Die Redaction be-
sorgen der Präsident und der Secretär.
$ 15. Anträge auf Statutenänderung sind, von 3 Mit-
gliedern unterzeichnet, beim Präsidenten einzureichen, von
diesem in der nächsten Sitzung zu verlesen, und erst in der
— 406 —
darauf folgenden zur Discussion und Abstimmung zu
bringen.
Der Antrag ist als angenommen zu betrachten, wenn
mindestens 3/4 der Anwesenden sich dafür erklären.
Giefsen, im Januar 1885.
AnlageD.
Verzeichnifs der Mitglieder.
1. Ehrenmitglieder.
Seine Königliche Hoheit Grofsherzog Ludwig IV.
Seine Grofsh. Hoheit Prinz Heinrich von Hessen zu Darmstadt.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Bunsen, Hofrath und Professor zu Heidelberg.
W. Diehl, Gymnasiallehrer i. P. zu Gielsen.
Göppert, Geh. Med. Rath und Professor zu Breslau.
Rob. Knox Esq., Professor zu London.
v. Kokscharow Exc., Academiker, Gen. Major im Berg-
ingenieurcorps zu St. Petersburg.
. Rud. Leuckart, Professor in Leipzig.
. Quenstedt, Professor zu Tübingen.
. Renard Exc., wirkl. Staatsrath zu Moskau.
. Rink Freiherr v. Starck Exe., Präs. des Gr. Gesammt-
Ministeriums, Minister d. Grofsh. Hauses u. d. Aeufseren,
sowie des Inneren, wirkl. Geh. Rath in Darmstadt.
Sturz, Generalconsul in Berlin.
Thielmann Exe., wirkl. Staatsrath und Oberarzt in St.
Petersburg.
Vogel, Professor in Halle a. 8.
Thom. Wright Esq., hon. secretary of the Ethnol. Soc. London.
Zimmermann, Geh. Cabinetsrath in Darmstadt.
Dr.
2. Correspondirende Mitglieder.
de Bary, Professor, Strafsburg.
Bernhard, Apotheker, Samaden.
Dr.
— 0 9—
0. Böttger, Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Buchenau, Director der Realschule am Doventhor,
Bremen.
Dr. Budge, Professor, Geh. Med. Rath, Greifswald.
Dr. Th. Caruel, Professor, Pisa.
Dr. ©. Claus, Professor, Wien.
J. Colbeau, Seer. d. Soc. Malacologique, Brüssel.
Br
Dr.
Dr.
Dr.
Dr.
Dr:
Dr.
Dr.
Dr:
Le
Dunker, Geh. Bergrath und Professor, Marburg.
Const. v. Ettingshausen, Professor, Graz.
J. @. Fischer, Lehrer an der Realschule, Hamburg.
Jos. Fischer, Director d. Real- und Handelsschule, Pest.
Flechsing, Hofrath und Brunnenarzt, Bad Elster.
R. Fresenius, Geh. Hofrath, Professor, Wiesbaden.
Gerlach, Professor, Erlangen.
Glaser, Realschuldirector i. P., Mannheim.
Franz v. Hauer, Ritter, Dir. der k. k. Geol. Reichsanstalt,
Wien.
. Henry, Bibliothekar, Bonn.
' Luc. v. Heyden, Hauptmann a. D., Frankfurt a. M.
. Hille, Secr. d. Wetterauischen Gesellsch., Hanau.
Jolts, Präsident d. naturforsch. Gesellsch., Cherbourg.
Viet. Klingelhöffer, Oberst z. D., Darmstadt.
Dr.
. K. Koch, Professor, Berlin.
*. Küchenmeister, Medicinalrath, Dresden.
'. A. Laubenheimer, Professor, Höchst b. Frankfurt.
'. Mosler, Professor, Greifswald.
'. Ö’Leary, Professor, Cork in Ireland.
', Ad. v. Planta, Reichenau b. Chur.
. J. J. Rein, Professor, Bonn.
. F. Sandberger, Professor, Würzburg.
". Schauenburg, Kreisphysikus, Mörs.
". theol. Schmitt, Prälat, Mainz.
". A. Senoner, Bibliothekar d. geol. Reichsanst., Wien.
Dr
Adolf Knop, Hofrath, Professor Carlsruhe.
E. Söchting, Archivar d. deutsch. geol. Gesellsch., Berlin.
Steeg, Optiker, Bad Homburg.
Dr.
Susewind, Medicinalrath, Braunfels.
— 408 —
Dr. Suringar, Professor, Leyden.
R. Temple, Hauptmann a. D. und Assecuranzinspector, Pest,
©. Umlauf, k.k. Landesgerichtsrath, Profsnitz, Mähren.
Dr. 0. Volger, Frankfurt a. M.
Dr. HA. Welcker, Professor, Halle a. 8.
Dr. H.J. Wienecke, k. Gesundheitsofficier, Aalten (Niederland).
Dr. V. v. Zepharovich, Oberbergrath und Professor, Prag.
d. Ordentliche Mitglieder zu 6Gielsen.
Die Mitglieder der naturwissenschaftlichen Section sind mit *, diejenigen
der medieinischen Section mit T bezeichnet.
Adami, Heinr., Bauunternehmer.
+ Alker, Dr. med.
Altvater, Dir.
+ Balser, Dr. med.
+ Baur, H., Dr. med.
Bender, F., Cigarrenfabrikant.
+ Birnbaum, Prof. Dr. med.
Bock, Siegm., Cigarrenfabrikant.
Briel, Rechtsanwalt.
* Buchner, 0., Reallehrer, Prof. Dr.
Bücking, L., Rentier.
Bramm, Bürgermeister.
+ Blum, Dr. med.
Bökman, Provinzialdirector.
* Bansa, Chr., Grubendirector.
Bergen, Otto, Gastechniker.
+ Bose, Prof. Dr.
Clemm, Canzleirath.
+ Collmann, Apotheker.
Daudt, Maschinenmeister.
Deines, Kunst- und Handelsgärtner.
Diery, K., Rechtsanwalt.
Dornseiff, Rechtsanwalt.
+ Dornseiff Dr. med.
Dieffenbach, 0., Dr. Civilingenieur.
+ Duvinage, Dr. med.
+* Eichbaum, Prof. Dr.
Eickemeyer, Geh. Baurath.
Emmerich, B., Bergwerksbesitzer.
+ Felsing, Dr. med.
Ferber, W., Buchhändler.
* Fromme, Prof. Dr.
* Fleischhauer, Fried., Gymn.-Ace.
+ Fuhr, Dr. med.
Gail, Ferd. Fabrikant.
* v. Gehren, F., Mechanikus.
v. Grolmann, Landgerichtsrath, Dr.
Georgi, Oberförster.
+ Glasor, Dr. Kreisarzt.
1” Gaehtgens, Prof. Dr.
Haberkorn, Geh. Regierungsrath.
* Hess, Aug., Fabrikant.
+ v. Helmolt, Dr. med.
Holzapfel, Geh. Baurath.
* Hoffmann, Professor Dr.
Homberger, M., Fabrikant.
* Hempel, Apotheker Dr.
Hess, Rich., Prof. Dr.
+ Haupt, F., Dr. med.
Heichelheim, Siegm., Banquier.
7* v. Hippel, Prof. Dr.
Haberkorn, Forstmeister.
* Ihne, Egon, Dr. Gymnasiallehrer.
Keller, W., Buchdruckereibesitzer.
Klingspor, Fabrikant.
+ Klewitz, Dr. med.
+ Koch, W., Zahnarzt.
Kempf, Otto, Cigarrenfabrikant.
Kraatz, Alb., Kaufmann.
“+ Kredel, Dr. med.
+ Käss, Dr. med.
* Kost, Dr., Reallehrer.
Labroisse, L., Rechtsanwalt.
Leo, Christ., Uhrmacher.
Liebrich, Christ., Mechanikus.
+ v. Löhr, Dr. med.
— 409 —
+ Lorentz, Dr. med.
Lyncker, Rentamtmann.
* Ludwig, Prof. Dr.
+ Markwald, Dr. med.
+ Mettenheimer, Apotheker, Dr.
Muhl, Rechtsanwalt, Dr.
Möller, Louis, Optikus.
Müller, Universitätsgärtner.
Mayer, Aug., Weinhändler.
* Molly, Dr.
* Marchand, Prof. Dr.
v. Münchow, Buchdruckereibesitzer.
* Naumann, Prof. Dr.
Noll, Adolf, Cigarrenfabrikant.
Noll, Georg, Director.
Neuenhagen, Oberförster.
Noack, L., Prof. Dr.
* Noack, K., Dr. Gymnasiallehrer.
Oncken, Prof. Dr.
Oppenheimer, Aug., Fabrikant.
Pascoe, $., Director.
r Pröbsting, Dr. med.
+ Ploch, Fr., Dr. med.
r Pflug, Prof. Dr.
Petri II. L., Bauunternehmer.
+ Rabenau, Dr. med.
Ricker, J., Buchhändler.
v. Ritgen, Prof. Dr.
Rosenberg, Rechtsanwalt.
Reuning, Rechnungsrath.
7” Riegel, Prof. Dr.
* Röntgen, Prof. Dr.
Schwarz, Rechtsanwalt, Dr.
Schüler, Rechtsanwalt, Dr.
Schulz, Bergmeister.
+ Stammler, Ed., Dr. med.
* Streng, Prof. Dr.
+ Schrader, Dr. med.
Schellenberg, Instrumentenmacher.
Spamer, Reallehrer.
* Soldan, Realschuldirector.
* Scheuermann, Dr., Reallehrer.
Seipp, Ludw., Reallehrer.
* Sommerlad, Dr., Reallehrer.
* Tasche, Reallehrer, Prof. Dr.
Uhl, sen., Photograph.
Wasserschleben, Professor Dr., Geh.
Justizrath.
+ Weber, H., Dr. med.
7 Wesener, Dr. med.
7 Winther Dr. med.
Wilbrand, Prof. Dr.
Wilson, Dir.
Wortmann, Bankdirector.
Wortmann, Theodor.
r Wiegand, A., Dr. med.
* Winkler, L., Dr., Kreisveterinär-
arzt.
Wallenfels, L., Fabrikant.
Ziegler, W., Bergmeister.
jr Zimmermann, Stabsarzt, Dr.
4. Aufserordentliche Mitglieder zu Giefsen.
Bender, stud.
Cellarius, stud.
Curschmann, stud.
Eckstein, K., stud.
Hamann, stud. math.
Hein, stud. Assistent am physika-
lischen Kabinet.
Kistinger, stud. rer. nat.
Kleinen, stud.
Nagel, Gustav, stud.
* Rücker, Aug., Dr.
Schellhas, stud.
Simmermacher, stud.
Stammler, stud.
Strohman, Aug., stud.
Uhl, L., Photograph.
Uhl, Th., Photograph.
Völsing, stud.
— 410 —
5. Auswärtige Mitglieder.
+ Ahlfeld, Prof. Dr., Marburg.
Blümmer, Dr. med., Crefeld.
Bode, Geh. Med.-Rath Kreisarzt Dr.,
Nauheim.
Buss, &., Kaufmann, Wetzlar.
Braun, Apotheker, Nidda.
Braubach, Carl, Westfäl. Hof bei
Gielsen.
Buchheim, Dr. phil., Helmstedt.
Bach, Lehrer, Langsdorf.
Brettel, Carl, Dr. med., Gedern.
Bücking, H., Dr. Prof., Kiel.
Diehl, W., Dr. med. Kreisarzt, Butz-
bach.
+ Dickore, Carl, Dr. med., Lollar.
Dirlam, Hnr., Lehrer, Grünberg.
Fresenius, Kammer-Rath, Assenheim.
Giessler, Bergassessor, Limburg.
Glaser, Dr.,‚Gymnasiallehrer, Wetzlar.
+ Halbey, Dr. med., Wetzlar.
Hiepe, W., Apotheker, Wetzlar.
Hensoldt, Optiker, Wetzlar.
Jacoby, Physikus Dr., Bockenheim.
Kinzenbach, Bergverwalter, Weil-
burg.
Kohlhauer, Lieutenant a. D., Wetzlar.
Kekule, Kreisrath, Oppenheim.
Klein, Registrator, Büdingen.
Lettermann, Pharmaceut, Darmstadt.
Leimbach, Dr. Reallehrer, Sonders-
hausen.
Melior, Aug., Oekonom, Holzhausen
bei Vilbel.
Maurer, F., Rentner, Darmstadt.
Müller, Bergverwalter, Hungen.
Niess, Aug., Dr., Reallehrer, Mainz.
K. Oberbergamt Bonn.
0eser, Carl, Dr. chem., Darmstadt.
Prinz, Kreisarzt Dr., Nidda.
v. Rabenau, Adalb., Freiherr, Frie-
delhausen bei Lollar.
Raiser, Med.-Rath, Dr. med., Worms.
Reiz, Reallehrer a. D., Alsfeld.
Rouge, Ferd., Dr., Hungen.
Schäfer, Bergverwalter, Braunfels.
Seitz, Prof. Wiesbaden.
Snell, Steuercommissär, Hungen.
Stiehler, Distr.-Einnehmer, Hungen.
Sieben, Dr., Grofslichterfelde bei
Berlin.
Seibert, Heinr., Optiker, Wetzlar.
von Solms-Laubach, Friedr., Graf,
Laubach.
Strack, F., Oberförster, Oberrofsbach
bei Friedberg.
Simon, Wilh., Dr. chem., Baltimore.
Stammler, K., Dr. med., Alsfeld.
Speck, Dr. Sanit.-Rath, Dillenburg.
Schüssler, Seminarlehrer, Dillenburg.
Trapp, Bergwerksdirector, Ibben-
büren.
Tecklenburg, Bergratb, Darmstadt.
Uloth, Dr. chem., Darmstadt.
Vogt, Apotheker, Butzbach.
+ Vogt, Dr. med., Allendorf a. Lda.
Wimmenauer, Forstrath, Lich.
Wöll, Kaufmann, Hamburg.
Ziegler, Jul., Chemiker, Dr., Frank-
furt a. M.
An die verehrlichen Gesellschaften, mit
denen die Oberhess. Ges. für Natur- und
Heilkunde in Verkehr steht!
Die Endesunterzeichneten bitten sämmtliche verehrliche
Gesellschaften und Vereine um gefälligen Abdruck des fol-
genden phänologischen Aufrufs in ihren Schriften, sowie um
gütige Erwähnung desselben in ihren Sitzungen, damit der-
selbe möglichste Verbreitung erhält.
Phänologischer Aufruf.
Die Unterzeichneten richten, wie im vorigen Jahr, so
auch jetzt an alle Naturfreunde die Bitte, möglichst genau
an nachstehenden Pflanzen die wichtigsten Vegetationsstufen,
besonders erste Blüthe und erste Fruchtreife zu beobachten.
Die Beobachtungen sind an freistehenden Exemplaren,
also unter Ausschlufs von Spalierpflanzen an einem normalen
(nicht ausnahmsweise geschützten oder kalten) Standort an-
zustellen, und das Beobachtungsgebiet ist möglichst oft, am
besten täglich abzugehen.
Der Tag der ersten Blüthe ist derjenige, an welchem
sich zum ersten Male eine normale Blüthe vollständig ent-
faltet hat.
Die erste Fruchtreife wird bei den saftigen Früchten dann
eingetragen, wenn eine vollkommene und definitive Verfärbung
einzelner normaler Früchte eingetreten ist; bei den Kapsel-
früchten, wenn die Kapseln spontan aufplatzen.
Unter allgemeiner Laubverfärbung wird der Tag einge-
tragen, an welchem mehr als die Hälfte der Blätter ihre
Farbe verändert hat.
Einsendung, sowohl der in diesem Jahre als auch weiter-
hin gemachten Beobachtungen wolle gütigst an einen der
Unterzeichneten geschehen.
Die Ziffern vor den Pflanzennamen geben das mittlere
Datum für Giefsen (160 m. abs. Höhe) an, an anderen Orten
wird diese Zeitfolge ungefähr dieselbe sein.
e. B. = erste Blüthe offen. B. O. s. = erste Blattober-
fläche sichtbar, e. Fr. = erste Frucht reif, A. L. V. = all-
gemeine Laubverfärbung.
Febr. 11. Corylus Avellana, Haselnufs, Stäuben der Antheren.
April 9. Aesculus Hippocastanum, Rolskastanie, B. O. s.
„ 13. Ribes rubrum, rothe Johannisbeere, e.B.
„ 16. Zibes aureum, goldgelbe Johannisbeere, e. B.
„ 18. Prunus avium, Sülskirsche, e. B.
„ 19. Prunus spinosa, Schlehe, Schwarzdorn, e. B.
„ 22. Prunus Cerasus, Sauerkirsche, e. B.
„ 23. Prunus Padus, Ahl-, Traubenkirsche, e. B.
„ 23. Pyrus communis, Birne, e. B.
„ 25. Fagus silvatica, Rothbuche, B. O. =.
n 28. Pyrus Malus, Apfel, e. B.
„ 28. Detula alba, Birke, B. O. s.
1. Quercus pedunculata, Stieleiche, B. O. s.
2. Lonicera tatarica, tatarisches Geisblatt, e. B.
4. Syringa vulgaris, Nägelchen-Flieder, e. B.
„ 4. Fagus silv., Buchwald grün.
4. Narcissus poeticus, weilse Narcisse, e. B.
7. Aesculus Hippocastanum, Rofskastanie, e. B.
„ 9 Crataegus Oxyacantha, Weilsdorn, e. B.
„ 14. Spartium scoparium, Ginster, e. B.
„ 14. Quercus pedunc., Eichwald grün.
„ 14. COytisus Laburnum, Goldregen, e. B.
„ 16. COydonia vulgaris, Quitte, e. B.
„ 16. Sorbus Aucuparia, Eberesche, Vogelbeere, e. B.
„ 28. Sambucus nigra, Hollunder, e. B.
n„ 28. ‚Secale cereale hibern., Winterroggen, e. B.
„ 28. Atropa Belladonna, Tollkirsche, e. B.
Juni 1. Symphoricarpos racemosa, Schneebeere, e. B.
»„ 3. Rubus idaeus, Himbeere, e. B.
„ 3. Salvia ofhcinulis, Gartensalbei, e. B.
„ 5. Cornus sanguinea, rother Hartriegel, e. B.
„ 14. Vitis vinifera, Weinstock, e. B.
„ 20. Ribes rubrum, e. Fr.
„ 22. Tilia grandifolia, Sommerlinde, e. B.
„ 22. Ligustrum vulgare, Liguster, e. B.
— 43 —
Juni 27. Lonicera tatarica, e. Fr.
„ 30. Lilium candidum, weilse Lilie, e B.
Juli 4. BRubus idaeus, e. Fr.
7. Kibes aureum, e. Fr.
„ 20. Secale cer. hib., Ernteanfang.
„ 30. Sorbus Aucuparia, e. Fr.
Aug. 1. Atropa Belladonna, e. Fr.
„ 2. Symphoricarpos racemosa, e. Fr.
„ 11. Sambucus nigra, e. Fr.
„ 28. Cornus sanguinea, e. Fr.
Sept. 9. Ligustrum vulgare, e. Fr.
„ 17. Aesculus Hippocasianum, e. Fr.
Oct. 10. Aesculus Hippocast., a. L. V.
„ 12. Betula alba, a. L. V.
„ 16. Fagus sylvatica, a. L. V.
„ 20. Quercus pedumculata, a. L. V.
Gielsen, den 1. Juni 1883.
Professor Dr. H. Hoffmann. Dr Egon Ihne.
Berichtigungen.
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