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BERICHTE
ÜBER DIE T*2ky»ef4-&
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE CLASSE,
ZWEIUNDDREISSIGSTER BAND.
1SS0.
MIT EINER INSCHRIFTLICHEN BEIGABE UND ACHT TAFELN.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
AS
INHALT.
Seite
E. Schrader, Zur babylonisch-assyrischen Chronologie des Alexander
Polyhistor und des Abydenus. Mit einer inschriftlichen Beigabe 1
Anhang: Fragmente von Königsinschriften aus der Zeit der Aus-
gänge der assyrischen Geschichte 33
0 verbeck, Analekten zur Kritik und Erklärung der Parthenon-
skulpturen. 2. Zu dem s. g. »Theseus« und 3. zu den s. g.
»Thauschwestern« in der östlichen Giebelgruppe. Mit 2 Tafeln 4-2
Konrad Lange, Ueber die Composition des Frieses von Phigalia.
Mit 1 Tafel 56
V. Gardt hausen, Beiträge zur griechischen Palaeographie. Mit
4 lithographirten Tafeln 70
Fleischer, Beiträge zur arabischen Sprachkunde. (Siebente Fort-
setzung) 89
0 verbeck, Analekten zur Kritik und Erklärung der Parthenon-
skulpturen. 4. Zum Poseidon im Westgiebel. 5. Zu den Flügel-
fragmenten Michaelis, Parthenon Taf. 8, Fig. 10 und \\. 6. Ueber
eine kolossale Hand mit einem Fackelfragmente. 7. Ueber die
Frage, ob im Friese selbständige Formen darstellende Malerei
über plastische Formen geführt gewesen ist und unter welchen
Umständen dies der Fall war. Mit 4 Tafel 161
Th. Distel, Nachtrag zu dessen im vorigen Jahrgang befindlichen
Abdruck der Correspondenz Leibnizens mit dem Herzog Moritz
Wilhelm von Sachsen-Zeiz 4 87
E. Schrader, Nachtrag zu dem obigen Aufsatz S. 1—41 190
Protector der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglieder
Seine Excellenz der Minister des Königlichen Hauses, Freiherr
Johann Paul von Falken stein.
Seine Excellenz der Staatsminister des Cultus und öffentlichen
Unterrichts, Herr Carl Friedrich von Gerber.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch-
historischen Glasse.
Herr Geheimer Hofrath Heinrich Leberecht Fleischer in Leipzig,
Secretär der philol.-histor. Classe.
- — — Friedrich Zarncke in Leipzig, stellvertretender
Secretär der philol.-histor. Classe.
- Georg Curlius in Leipzig.
- Professor Georg Ebers in Leipzig.
- Adolf Ebert in Leipzig.
- Alfred Fleckeisen in Dresden.
- Gustav Hartenstein in Jena.
- Hofrath Max Heinze in Leipzig.
1880.
II
Herr Professor und Universitäts-Oberbibliothekar Christoph Ludolf
Ehrenfried Krehl in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Ludwig Lange in Leipzig.
- Professor August Leskien in Leipzig.
- Oberschulrath Carl Joachim Marquardt in Gotha.
- Professor Carl von Noorden in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johannes Adolph Overbeck in Leipzig.
- Otto Ribbeck in Leipzig.
- Geheimer Rath Wilhelm Röscher in Leipzig.
- Professor Anton Springer in Leipzig.
- Johann Ernst Otto Stobbe in Leipzig.
- ■ Georg Voigt in Leipzig.
- Moritz Voigt in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Professor Conrad Bursian in München.
- Johann Gustav Droysen in Berlin.
- Hermann Alfred von Gutschmid in Tübingen.
- Geheimer Justiz- und Oberappellationsgerichtsrath Andreas
Ludwig Jacob Michelsen in Schleswig.
- Professor Theodor Mommsen in Berlin.
- Geheimer Regierungsrath Hermann Sauppe in Göttingen.
- Kirchenrath Eberhard Schrader in Berlin.
- Professor Gustav Seijffarth in New- York.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig,
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Wilhelm Scheibner in Leipzig, stellvertretender
Secretär der mathem.-phys. Classe.
III
Herr Geheimer Hofrath Carl Bruhns in Leipzig.
- Geheimer Rath Moritz Wilhelm Drobisch in Leipzig.
- Professor Gustav Theodor Fechner in Leipzig.
- ■ Wilhelm His in Leipzig.
- Johann August Ludwig Wilhelm Knop in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Hermann Kolbe in Leipzig.
- Professor Adalbert Krüger in Gotha.
- Geheimer Hofrath Rudolph Leuckart in Leipzig.
Carl Friedrich Wilhelm Ludwig in Leipzig.
- Professor Adolph Mayer in Leipzig.
- Carl Neumann in Leipzig.
- Oberbergrath Ferdinand Reich in Freiberg.
- Hofrath August Schenk in Leipzig.
- Gebeimer Hofrath Oskar Schlömilch in Dresden.
- Hofrath Gustav Wiedemann in Leipzig.
- Professor Ferdinand Zirkel in Leipzig.
- Johann Carl Friedrich Zöllner in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Professor Heinrich Richard Baltzer in Giessen.
- Geheimer Hofrath Carl Gegenbaur in Heidelberg.
- Staatsrath Mathias Jacob Schieiden in Wiesbaden.
- Regierungsrath Samuel Friedrich Nathanael v. Stein in
Prag.
- Geheimer Hofrath Wilhelm Weber in Göttineen.
Verzeichniss
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften im Jahre 1 880 eingegangenen Schriften.
Von gelehrten Gesellschaften, Universitäten und öffentlichen
Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Abhandlungen der Kgl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. Aus d. J. 1879.
Berlin 1880.
Monatsberichte der Kgl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1879,
Sept. — Dec. 1880, Jan. — Aug.
Politische Correspondenz Friedrichs d. Gr. Bd. 4. Berlin 1S80.
Zur Geschichte der Königl. Museen zu Berlin. Festschrift zur Feier ihres
50jährigen Bestehens am 3. Aug. 1880. Berlin 1880.
Denkschriften der Kaiser!. Akad. d. Wissensch. Mathem.-naturwiss. Cl.
Bd. 41. Wien 1879.
Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd. 30.
Wien 1880.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d.Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. Bd. 79
(1879), Abth. I, Heft 1—5. Abth. II, Heft 4. 5. Bd. 80 (18791, Abth.
I, Heft 1—5. Abth. II, Heft 1—5. Abth. III, Heft 1—5. Bd. 81 (1880),
Abth. II, Heft 1—3. Abth. III, Heft 1—3. Wien 1879. 80.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd. 94
(1879), Heftt. 2. Bd. 95 (1879), Heft 1—4. Bd 96 (1880), Heft 1 .
Wien 1879. 80.
Anzeiger der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-phys. Cl. Jahrg.
1879, No. 27. Jahrg. 1880, No. 3—28.
Archiv für Österreich. Geschichte. Herausg. v. der zur Pflege Vaterland.
Geschichte aufgestellten Commission der Kaiserl. Akad. d. Wissensch.
Bd. 59, 1. u. 2. Hälfte. Bd. 60, 1. Hälfte. Wien 1880.
Fontes rerum Austriacarum. Oesterreich. Geschichlsquellen , herausg. von
der histor. Commission der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Abth. II.
Diplomata et Acta. Bd. 42. Wien 1879.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang 1879,
No. 14 — 17. Jahrg. 1880, No. 2—10.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1879. Bd. XXIX,
No. 4. Wien 1 879. Jahrg. 1880. Bd. XXX, No. 1—3. Wien 1880.
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. 1879. Bd. 22
(N. F. Bd. 12j. Wien 1879.
Verhandlungen der k. k. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien.
Jahrg". 1879 (Bd. 29] . Wien 1880.
Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften
"in Prag. Jahrg. 1 879. Prag 1880.
Astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen an der
k. k. Sternwarte zu Prag im J. 1879. Jahrg. 40. Hrsg. von C. H o rn -
stein. Prag 1880.
Siebzehnter Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Für das Vereinsjahr 1878 — 79. Prag 1879.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 16, No. 3. 4. Jahrg. 17, No. 1—4. Jahrg. 18, Xo. 1. 2.
Prag 1877—79.
Die Chronik der Stadt Elbogen (1471—1504), bearb. von L. Schlesinger.
Prag 1879.
Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaften. Herausg. vom naturhistori-
schen Vereine »Lotos« in Prag. N. F. Bd. I der ganzen Reihe
' 29. Bd.). Prag 1880.
Mittheilungen des histor. Vereines für Steiermark. Heft 28. Graz 1880.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Herausgeg. vom
histor. Vereine für Steiermark. Jahrg. 17. Graz 1880.
Festschrift zur Erinnerung an die Feier der vor 700 Jahren stattgefundenen
Erhebung der Steiermark zum Herzogthume. Herausg. vom Aus-
schusse des histor. Vereins für Steiermark. Graz 1880.
Lrkundenbuch des Herzogthums Steiermark. Bearb. von J. v. Zahn.
Herausg. vom histor. Verein für Steiermark. Bd. II. 1192—1246.
Graz 1879.
Berichte des naturwiss.-medicin. Vereines in Innsbruck. Jahrg. 9 (1878).
Innsbruck 1879.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol u. Vorarlberg. 3. Folge. Heft 23.
Innsbruck 1879.
Viestnik Hrvatskoga arkeologickoga Druztva. Godina2, Br. 1 — 4. U Zagrebu
1880.
Izvjesce Hrvatskoga arkeologickoga Druztva za godina 1879.
Erdelyi Muzeum. Az Erd. Muzeum egylet tört. szakosztälyänak közlönye.
Szerkesti FinälyHenr. Evfolyam 7 (1880), sz." 1—3. 6 — 1 0 .
Kolozsvär 1880.
Abhandlungen der philosoph.-philolog. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. Bd. 15 (in d. Reihe d. Denkschriften Bd. LH) , Abth. 2.
München 1880.
Abhandlungen der histor. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. 15
(in d. Reihe d. Denkschr. Bd. LIV)* Abth. 1. 2. München 1880.
Abhandlungen d. mathemat.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. Bd. 13 in der Reihe der Denkschriften Bd. XL VIII).
München 1 SSO.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. zuMünchen. Jahrg. 1879, Bd. 2, Heft 1 — 3! Jahrg. 1880.
Heft 1—3. München 1879. 80"
VI
Sitzungsberichte der mathem.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d.Wiss.
zu München. Jahrg. 1879, Heft 3. 4. Jahrg. 4 88G, Heft 4 — 4.
München 4 879. 80.
Zittel, Karl A., Ueber den geolog. Bau der libyschen Wüste. Festrede
gehalten in der öffentl. Sitzung der k. bayer. Akad. d. Wissensch.
zur Feier ihres 4 24. Stiftungslages (28. März) am 20. März 4 880.
München 4 880.
Druffel, Aug. v., Ignatius von Loyola an der römischen Curie. Fest-
rede zur Vorfeier des Allerh. Geburts- u. Namensfestes S. M. Lud-
wig II. Königs von Bayern gehalten in der öffentl. Sitzung der k.
bayer. Akad. d. Wissensch. zu München am 25. Juli 4 879. München
4879.
Döllinger, J. v. , Das Haus Witteisbach und seine Bedeutung in der
deutschen Geschichte. Festrede zur Feier des Wittelsbach'schen
Jubiläums am 28. Juli 4 880 gehalten. München 1880.
Rockinger, Ldw., Die Pflege der Geschichte durch die Witteisbacher.
Akadem. Festschrift zur Feier des Wittelsbacher-Jubiläums. Mün-
chen 4 880.
Einundzwanzigste Plenar-Versammlung der histor. Commission bei der k.
bayer. Akad. d. Wiss. Bericht des Secretariats. München im Oct. 4 880.
Meteorologische und magnetische Beobachtungen der k. Sternwarte bei
München. Jahrg. 4 879. München 4 880.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
Bd. 25, aus d. J. 1879. Göttingen 4879.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der
Georg-Augusts-Universität aus d. J. 4 879. Göttingen 4 879.
Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaften zu Braunschweig für
d. Geschäftsjahr 4 879/80. Braunschweig 4 880.
Blasius, Wilh., Die Neuaufstellung des Herzogl. Naturhistorischen Mu-
seums zu Braunschweig. Braunschweig 4 879.
Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte u. Alterthumskunde.
Bd. 1, H. 1—3. Bd. 2, H. 1—3. Bd. 3, H. 1—3. Lübeck 1855—76.
Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck. Herausg. von d.
Vereine für Lübeckische Geschichte u. Alterthumskunde. H. 1 — 10.
Lübeck 1856—79.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrag d. Oberlausitz. Gesellsch. d.
Wissensch. herausgeg. von Prof. Dr. Schönwälder. Bd. 55,
Heft 2. Bd. 56, Heft 4 . Görlitz 1879. 80.
Zeitschrift des k. sächsischen statistischen Bureaus. Redig. v. V. Böhmer t.
Jahrg. XXV (1879), Heft 3. 4. Dresden 4880.
Vierteljahrsschrift der astronom. Gesellschaft. Jahrg. XIV, Heft 4. Jahrg.
XV, Heft 4—3. Leipzig 1879. 80.
Catalog der Bibliothek der astronom. Gesellschaft. Hsg. v. C. Bruhns.
(Suppl.-Heft 3 zum XIV. Jahrg. d. Vierteljahrsschrift.) Leipzig 1880.
Kgl. Sachs. Polytechnicum zu Dresden. Ergänzung zum Programm f. d.
Studienjahr 1879/80, enthalt, d. Verzeichniss d. Vorlesungen f. d.
Sommersem. 1880. — Programm f. d. Studienjahr, bezieh. Winter-
semester 1880/81. Dresden 1880.
Sitzungsberichte der naturwissenschaftl. Gesellschaft Isis in Dresden.
Herausg. v. C. Bley. Jahrg. 1879, Juli — Dec. Dresden 4880.
Jahresbericht der Fürsten- und Landesschule Meissen 4 879—80. Meissen
4880.
VII
Flathe, Theod., Sanct Afra. Geschichte der k. sächs. Fürstenschule zu
Meissen. Leipzig 1879.
Jahresbericht der königl. sächs. Fürsten- und Landesschule zu Grimma
1879—80. Grimma 4880.
Zeitschrift f. d. gesammten Naturwissenschaften. Hsg. von C. G. Giebel.
Dritte Folge. 1879. Bd. 4 (der ganzen Reihe 52. Bd.). Berlin 1879.
Die Fortschritte der Physik im J. 1874. Dargestellt von der physikal.
Gesellsch. in Berlin. Jahrg. 30, Abth. 1. 2. Berlin 1878. 79. — Im
J. 1875. Jahrg. 31, Abth. 1. 2. Berlin 1879. 80.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. XII,
No. 19. Jahrg. XIII, No. 1 — 18. Berlin 1879. 80.
Furtwängler, Ad., DerSatyr aus Pergamon. XL. Programm z.Winckel-
mannsfeste der archaeologischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin 1880.
Publicationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Bd. I.
Potsdam 1879.
Siebenundfünfzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten
und Veränderungen der Gesellschaft im J. 1879. Breslau 1880.
Schriften der phvsikalisch-iikonom. Gesellschaft zu Königsberg. Jahrg. 18
I877), Abth. 2. Jahrg. 19 '1878), Abth. 1.2. Jahrg. 20(1879;, Abth.
1. 2. Jahrg. 21 (1880 , Abth. 1. Königs!), d. J.
Bericht über die im J. 1879 den Herzogl. Sammlungen des Schlosses
Friedenstein zugegangenen Geschenke. Gotha 1880.
Per t seh, Wilh., Die arabischen Handschriften der Herzogl. Bibliothek
zu Gotha. Bd. 2, Heft 2. Gotha 1880.
Acta Academiae Carolinae Leopoldinae Caesareae German. naturae curio-
sorum. Vol. 37 — 40. Dresden, Halle 1875 — 78.
Leopoldina. Amtliches Organ der kais.-leopoldinisch-carolinisch-deutschen
Akademie der Naturforscher. Heft XV, No. 9—12. 21. 22. Heft XVI.
No. 1— 20. Halle 1879. 80.
Bericht über die Sitzungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle
i. J. 1879. Halle 1879.
Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die
physikalischen Eigenschaften der Ostsee u. Nordsee u. die Fischerei.
Jahrg. 1879, Heft 8 — 12. Jahrg. 1880, Heft 1—6. Berlin 1879. 80.
Gemeinfassliche Mittheilungen aus den Untersuchungen der Commission
zur Wissenschaft]. Untersuchung der deutschen Meere. Kiel 1880.
Erster Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft zu Hannover. 1879.
Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a. M. für das Rechnungs-
jahr 1878 — 1879. Frankfurt a. M. 1880.
Sitzungsberichte der physikal. -medicinischen Societät in Erlangen. Heft 11.
(Nov. 1878 — Aug. 1879). Erlangen 1879.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des Germanischen Mu-
seums. N. F. Jahrg. 26 (1879), No. I — 12. Nürnberg d. J. —
25. Jahresbericht des Germanischen Nationalmuseums.
Verhandlungen der phvsikal.-medicin. Gesellsch. in Würzburg. Neue Folge.
Bd. XIV, Heft 1—4. Würzburg 1880.
Vierteljahrshefte für Württembergische Geschichte u. Alterthumskunde.
Herausg. von d. Kg!. Statist. -topogr. Bureau. Jahrg. 2, Heft 1 — 4.
Stuttg. "l879.
VIII
Verhandlungen des naturhistor.-medicin. Vereins zu Heidelberg. Neue
Folge. Bd. II, Heft 5. Heidelberg 1880.
Neunzehnter Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde. Giessen 1880.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrg. 31 u. 32.
Wiesbaden 1878. 79.
Bericht der W et teraui sehen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde
zu Hanau über den Zeitraum vom 31. Dec. 1873 bis 25. Jan. 1879.
Hanau 1879.
Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Bern,
1878 (61. Jahresversammlung). Bern 1879; in St. Gallen, 1879
(62. Jahresversammlung). St. Gallen 1879.
Basier Chroniken. Hrsg. von der histor. und antiquarischen Gesellschaft
in Basel. Bd. 2. Hrsg. v. Wilh. Vischeru. Hnr. Boos. Leipzig
1880.
Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Berti aus d. J. 1878.
No.937 — 61 ; aus d. J. 1879 (No. 962 — 78). Bern 1879. 80.
Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue
Folge. Jahrg. XXII (Vereinsjahr 1877—78). Chur1879.
Memoires de la Sociötä de physique et d'histoire naturelle de Geneve.
T. XXVI, P. 2. Geneve 1879.
Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetenschappen. Afdeel. Letterkunde
Deel XII. Amsterdam 1879. —Afdeel. Natuurkunde. Deel XIX.
Amsterdam 1879.
Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akad. v. Wetensch. Afdeel. Letter-
kunde. II. Reeks. Deel 8. Amsterdam 1879. — Afdeel. Natuur-
kunde. II. Reeks. Deel 14. Amsterdam 1879.
Jaarboek van de Kon. Akad. v. Wetensch. gevestigd te Amsterdam, voor
1878. Amsterdam 1878.
Processen -Verbaal van de gewone Vergaderingen d. Kon. Akad. v. We-
tensch. te Amsterdam. Afdeel. Natuurkunde. Mei 1878 — April 1879.
Esseiva, Petr. , Virginis maturioris querelae. Elegia praemio aureo
ornata. Acc. Elegia Joannis van Leeuwen. Amstelod. 1879.
Programma certaminis poetici ab Academia Regia diseiplinarum Neer-
landica ex legato Hoeufftiano indicti in annum 1880.
Verslag van den Staat der Sterrenwacht te Leiden in het tijdvak van d.
I.Juli 1879 tot de laatste dagen der maand Juni 1880, uitgebr.
door H. G. van de Sande Bakhuyzen. Amsterdam 1880.
Onderzoekingen gedaan in het physiologisch Laboratorium der Utrechtsche
Hoogeschool. Uitgeg. door F. C. Donders en Th. W. Engel-
mann. Derde Reeks. V, Aflev. 3. Utrecht 1880.
Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der we-
tenschappen , te Haarlem. III. Verzameling. Deel 4, Stuk 1
(Hoffmann, C. K., Untersuchungen über d. Bau u. d. Entwick-
lungsgesch. d. Hirundineen). Haarlem 1880.
Archives nöerlandaises des sciences exaetes et naturelles, publ. par la
Societe' Hollandaise des sciences ä Harlem. T. XIV, Livr. 3—5.
T. XV, Livr. 1. 2. Harlem 1879. 80.
Programme de la Societe Hollandaise des sciences, ä Harlem. Annee1880.
— Naamlijst van directeuren en leden van de Hollandsche Maat-
schappij der wetensch. te Haarlem. 21. Mei 1879.
Archives du Musöe Teyler. Vol. V, 2. Partie. Haarlem 1880.
IX ■
Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopenbaarden Godsdienst,
uitgeg. door Teylers Godgeleerd Genootschap. N. Ser. Deel 7. 8.
Haarlem 1879. 80.
Annales de la Societö entomologique de Belgique. T. XXII. Bruxelles 1879.
Comptes-rendus de la Soci6l6 entomologique de Belgique. S£r. II.
No. 69 — 72. — Assembler gönörale extraordinaire convoquee p. la
commömoralion de la fondation de la Soci6t6 entomol. de Belgique
le 16. Oct. 1880. Bruxelles 1880.
Annales de l'Academie d'archöologie de Belgique. T. XXXV (= III. S6r.,
T. V). Anvers1879.
Acadömie d'archeologie de Belgique. Bulletin II (III. Ser. des Annales),
Fase. 4. 5. Anvers 1877. 78. Bulletin (III. S6r. des Annales), Se-
conde Partie, 2 — 5. Anvers 1 879. 80.
Bullettino dell' Istituto di corrispondenza archeologica per l'anno 1879,
No. 12 (und Elenco de' partieipanti alla flne dell' anno 1879).
1880, No. 1—11. Roma 1880.
Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno CCLXXVI (1878—79). Ser. III.
Memorie della classe di scienze fisiche, matem. e naturali, Vol. 3. 4.
Roma 1879. — Memorie della classe di scienze morali, storiche e
filologiche. Vol. 3. Roma 1879. — Anno CCLXXVII (1879—80).
Ser. HI. Transunti. Vol. 4, Fase. 1—7. Roma 1880. — Anno
CCLXXVIII (1880—81). Ser. III. Transunti. Vol. 5, Fase. 1. Roma
1881.
Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di lettere
e scienze morali e politiche. Vol. XIV (Ser. III, Vol. V), Fase. 1.
Milano 1880.
R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Serie II. Vol. XII.
Milano 1879.
Memorie della R. Accademia di scienze lettere ed arti in Modena. T. 18.19.
Modena 1878. 79.
Atti dell' Accademia R. delle scienze di Torino. Vol. XV, Disp. 1 — 8.
Torino 1879. 80.
Bollettino meteorologico ed astronomico dell' Osservatorio della Reg.
Universitä di Torino. Anno XIV (1879), Parte meteorologica.
Torino 1880.
Atti della Societä Toscana di scienze naturali residente in Pisa. Vol. IV,
Fase. 2. Pisa 1880.
Processi verbau della Societä Toscana di scienze naturali. Adunanza del
11. genn., 14. marzo, 9. maggio 1880.
Annali della R. Scuola normale superiore di Pisa. Della Serie Vol. 4
(Scienze fisiche e matemat., Vol. 2). Vol. 5 (Filosofia e filologia,
Vol. 3). Pisa 1879. 80.
Pubblicazioni del R. Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento
in Firenze. Sezione di filosofia e filologia. Vitelli, G., Intorno
ad aleuni luoghi della Ifigenia in Aulide di Euripide. Paoli, C,
Del papiro, specialmente considerato come materia che ha servito
alla scrittura. Milani, L. A. , II mito di Filottete nella lettera-
tura classica e nell' arte figurata. — Accademia Orientale. 11 com-
mento medio di Averroe alla Retorica di Aristotele. Pubbl. p.
la prima volta nel testo arabo da F. Lasinio. Fase. 2. 3. La
Ribellione di Masacado e di Sumitomo. Testo giapponese, pubbl.
p. cura di L. Nocentini. La Ribellione di Masacado ecc, trad.
da L. Nocentini. Repertorio sinico- giapponese, Fase. 3. —
X
Sezione di scienze fisiche e naturali. Eccher, A. , Sulla teoria
fisica dell' elettrotono nei nervi. Ders., Sülle forze elettromotrici
sviluppate dalle soluzioni saline. Tommasi, D., Ricerche sulle
formole di costituzione dei composti ferrici. P. 1. Idrati ferrici.
Meucci, F., II globo Celeste arabico del sec. XI. esistente nel
Gabinetto degli Strumen ti antichi di astronomia ecc. Cavanna,
G.,Ancora sulla polimelia nei batraci anuri. Firenze 1877 — 79.
Philosophical Transactions of the R. Society of London. For the year 1 879.
Vol. 170, P. 1. 2. London 1879. 80. For the year 1880. Vol. 171,
P. 1. London 1880. — The R. Society, ist Dec. 1879 (London 1880).
Proceedings of the R. Society of London. Vol. XXIX, No. 197—99.
Vol. XXX, No. 200—205. London 1879. 80.
Proceedings of the R. Institution of Great Britain. Vol. IX, P. 1.2. (No. 70.
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Journal of the R. Microscopical Society, containing its Transactions and
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Bd. 24. 25.)
ÖFFENTLICHE GESAMMTSITZUNG
AM 23. APRIL 1880
ZUR FEIER DES GEBURTSTAGES SR. MAJESTÄT DES KÖNIGS.
Herr E. Schröder, Zur babylonisch-assyrischen Chronologie
des Alexander Polyhistor und des Abydenus.
(Mit einer inschriftlichen Beigabe.)
I.
Es darf als feststehend angenommen werden, dass Alexander
Polyhistor, der jedenfalls im Wesentlichen die Angaben des Be-
rossus zuletzt reproducirt, in seinen chronologischen Ansätzen
für die Zeit von 747 an abwärts mit denjenigen des ptole-
mäischen Kanons in der Hauptsache übereinstimmt, was, wie
sich seither für den die assyrische Geschichte betreffenden Theil
seiner Angaben und Berichte herausgestellt hat, auch von den
assyrischen und, soweit sich bis jetzt übersehen lässt, auch von
den babylonischen Inschriften — vgl. insbesondere die Datirun-
gen der sogenannten I'gibitafeln — gilt. Um an Bekanntes zu er-
innern. so wird die Begierungszeit des Nebucadnezar in Concor-
danz mit dem Kanon und nicht minder mit den I'gibitafeln auf
43 Jahre bestimmt; wird weiter die Regierung seines Nachfolgers
als auf21), diejenige von dessen Nachfolger Neglisarus (Neri-
glissor) als auf 4, endlich die des Nabodenus (Nabunit) als
auf 17 Jahre sich belaufend angegeben — dieses wiederum in
Übereinstimmung mit dem Kanon des Ptolemäus und den baby-
lonischen I'gibitafeln, sowie mit Berossus in der Ueberlieferung
des Josephus-Eusebius, der nur noch die zwischen Neriglissor
1) So = II ist statt XII des Textes gemäss Berossus-Josephus und
Syncellus zu lesen, s. C. Müller und A. v. Gutschmid zu d. St.
1880. 1
und Nabunit treffende, aber aus dem bekannten Grunde im Kanon
(und bei dem Polyhistor) übergangene neunmonatiiehe Regie-
rung des Labaessoarächos *) einfügt (Eusebii Chron. Hb. I,
p. 27 — 29; 49). Für die Zeit vor Nebucadnezar erhellt aus der
Angabe über die Bekämpfung des Elibus-Belibus2) im 3. Jahre
seiner Regierung, aus der Notiz weiter über die unmittelbare
Nachfolge von Sanherib's Sohne Asordanius = Asur-nadin-sum
d. i. des Aparanadius des Kanons, dass auch nach dieser Rich-
tung Uebereinstimmung zwischen Berossus-Polyhistor, Kanon
und Inschriften obwaltet. Auch wenn Alex. Polyhistor, bezw.
Rerossus dem Sammughes gleichwie dem Bruder desselben je
21 Jahre giebt gegenüber dem Kanon, der dem Saos duch in3) 20,
dem Sardanapallus (dem »Bruder« desselben d. i. dem Asur-
banipal, s. hiefür Keilinschriften und Geschichtsforschung, Giess.
1878 S.457. 517 ff. 540 flg.) 22 Jahre zueignet, so beweist die
Gesammtsumme 42 beidemal (20 + 22 = 21 +21), dass schliess-
lich die Ansalze auf das Gleiche hinauskommen. Auffälliger
1) Vielleicht monumental in dem Läbasi- Marduk ( La-a-ba-si-Marduk)
der I'gibitafeln erhalten, dieses falls die Lesung des zweiten Zeichens als
a wirklich gesichert ist s. Oppert in Transactions of the Soc. of Bibl. Arcli.
VI, 1 p. 262 vgl. mit Boscawen ebend. p. 78. Der von dem Letzteren
a. a. 0. noch des Weiteren aufgeführte Marduk-sar-usur, der jedenfalls
drei Jahre regiert haben müsste, ist, noch der Erwähnung der den Vertrag ab-
schliessenden Persönlichkeit : Idina-Marduk, Sohn des Basa, Sohn des Nur-
Sin, der zuerst im 33. Jahre des Nebucadnezar (=572), zuletzt im 3. Jahre
des Kambyses erscheint (Bosc. 42. 44), zu schliessen, wahrscheinlich mit
dem Nirgal-sar-usur d. i. Neriglissar einfach identisch, sei es, dass Marduk
für Nirgal bereits auf dem Monumente fälschlich geschrieben ist, sei es,
dass Boscawen den Gottesnamen Marduk aus dem textuellen Nirgal einfach
verlesen hat.
2) S. über den Namen weiter unten.
3) Die Identität der beiden Namen Sammughes und Saosduchinos ist
nicht minder anerkannt, wie die Identität der in Aussicht genommenen
Persönlichkeit mit dem X-sum-ukin der Inschriften Asurbanipal's. Sprach
man nun aber mit Rücksicht auf II Rawl. 45, 49 e. f. diesen Namen bislang
Samul-sum-ukin aus, so wird gemäss einem neuerdings von Rassam nach
England gebrachten und von F. Deli tzsch in Copie mir gütigst mitgetheil-
ten Syllabar, welches das betreffende Gottesideogramm >~>~T t^T *~\£^
direkt durch >~>~T T d. i. Samas und zwar dieses in einem Eigennamen
erklärt, derselbe mit dem Genannten hinfort richtiger vielmehr Samas-sum-
ukin zu transcribiren sein. Zu Samas = Saos vgl. die Glosse des tlesychius
ed. Schmidt p. 1341 ed. min. : <f(c<i>£ r/Xios' BctßvXwvtoi, und dazu Theo!.
Studd. und Kritt. 1874 S. 341 Anm. 1.
könnte es schon scheinen, dass dem Nabupalsar bloss 20 gegen-
über den 21 desNabopolassar des Kanons gegeben worden, wäh-
rend doch dem Nachfolger desselben, dem Nebucadnezar, in
Uebereinstimmung mit dem Kanon (s. o.) nur 43 Jahre zuge-
wiesen werden , statt deren man — nach Analogie des eben an-
gemerkten Falles — vielmehr deren 44 erwarten sollte. Und
man hat in der That dieser Abweichung von den Angaben des
Kanons wecen eine Textverderbniss vermuthet. Aber auch wenn
man an der Ursprünglichkeit der überlieferten Lesart festhält —
und wir werden weiter unten sehen, dass eine Correktur der
überlieferten Lesung in Wirklichkeit nichts weniger als zulässig,
geschweige denn geboten erscheint — , so wird man doch zu-
geben müssen, dass die Abweichung selbst hier eine solche ist,
welche die allgemeine Glaubwürdigkeit der Angaben des Alex.
Polyhistor zu erschüttern nicht vermag. Ganz anders nun aber
verhält es sich unzweifelhaft mit zwei weiteren Angaben des-
selben Polyhistor, welche sich auf die Regierungen des Sanherib
und des Asarhaddon beziehen. Nach dem Polyhistor regierte
Sanherib — wie Eusebius hinzufügt: «unter dem Hizkia« —
18 Jahre und nach ihm »sein Sohn« 8 Jahr. Wir lesen bei
Eusebius-Schoene I, 27 1. 31 ss. »nEtenini sub Ezekia mrregnavit
Sinechervm, ut Polyhistor exponit, annis XVIII etpost eum ejusdem
ßlius annis VIII.«« Vgl. hiemit ibid. 1. 25 — 29: »Et post alia
omnia facta Sinccherimi illud quoque addens, ait meum XVIII
annis stetisse (in imperio) et structis ei insidiis a filio suo Ardu-
muzano e vita excessissem. Haec Polyhistor.» Hier bestehen
augenscheinlich zwischen dem Polyhistor einerseits, dem ptole-
mäischen Kanon und den Inschriften anderseits flagrante Wider-
sprüche. Nach dem Kanon regierte Sanherib's Vorgänger Arkea-
nos d.i. Sargon bis zum J. 704 (excl.) und war Jahr I von Sanherib's
Sohn Asaridinos d. i. Asarhaddon das Jahr 680, Sanherib regierte
somit 24 Jahre. Damit stimmt durchaus der assyrische Regenten-
kanon, der Sanherib im Jahr 705, Asarhaddon im Jahr 681 an-
treten lässt. Gegenüber den 18 Jahren des Polyhistor also beide-
male eine Discrepanz von ganzen 6 Jahren ! Wiederum herrschte
Asarhaddon nach dem Kanon von 681/680 bis 668/667, im Ganzen
13 Jahre; und nach den Inschriften war Asurbanibal, sein Nach-
folger, unter dem Archontate desMarlarmi d. i. 680 bereits »König
von Assyrien«. Auch hier also coincidiren Kanon und Inschriften.
Dahingegen werden vom Polyhistor diesem Könige, »dem Sohne
1*
des Sanherib«, nur 8 Jahre zugeschrieben — eine Discrepanz
von 5 Jahren ! Bei der sonstigen in die Augen springenden Gon-
gruenz der Angaben zwischen den betreffenden Überlieferungen1)
muss ein solches Auseinandergehen bei diesen beiden Regie-
rungen sehr überraschen, und es drangt sich von selber das Ver-
langen auf, den Grund der Differenzen zu ermitteln. So sind
denn schon wiederholt auch Versuche gemacht worden, die An-
stösse zu heben, sei es durch Statuirung eigen thümlicher Rech-
nungsweisen , sei es durch Annahme von Textfehlern. Joh.
Brandis z. B. (rerumAssyriarum tempp. emend. 1853 p. 4 1.45)
lässt zwar die 18 Jahre Sanherib's unangetastet, verwandelt aber
1) Wie sehr — auch abgesehen von den chronologischen Dingen — die
Angaben des Berossus mit denen der Inschriften übereinstimmen, dafür giebt
einen überraschenden Beweis jene denkwürdige Notiz, der wir bei Berossus
(s. Josephus, c. Apion I, 19) begegnen, dass sich Nebucadnezar neben
dem Palaste seines Vaters einen prachtvollen eigenen erbaut und
ihn in fünfzehn Tagen vollendet habe (cf. Euseb. chron. ed.
Schoene I, 47: »aliamque regiam paternae regiae contiguam aediftcans ad-
didit et intra dies quindecim omnino perfectum sit« = Joseph. 1. c. :
nQOGxc<T£<fxevccxe xols naxQixols ßadiXsioig sre^a ßaeikeia i%ÖLitva Ixelvouv
.... avvExeXiad-i] ij^iqais ii). Denn fast mit genau denselben Worten be-
richtet uns der Chaldäerkönig in seiner eigenen dermalen im Hause der
ostindischen Compagnie aufbewahrten Inschrift auf dem schwarzen Steine
(col. VIII, 55 ff. IX, 1) , dass er sich »ein grosses Wohnhaus zu seiner könig-
lichen Residenz aus Asphalt und gebrannten Ziegeln« erbaut und »neben
dem Palaste des Vaters errichtet« (ütiUkal abi u-ra-ad-di-va) ,
auch »seine Pracht am 15. Tage vollendet habe« (i-na XV. ju-um
si-bi-ir-sa u-sa-ak-li-ü-va). Das Verdienst, diese Coincidenz der bezüg-
lichen Angaben zuerst erkannt zu haben, gebührt Oppert, wenn er auch
den Nebucadnezar daneben aussagen lässt : «Je Vai agrandi en memo
temps(l) que le palais du pere« (Inscription de Nabuchodonosor etc. Reims
1866, p. 25). — Die einzige bis jetzt sicher zu constatirende Differenz zwi-
schen Berossus und Monumenten involvirt die Angabe des ersteren, dass
Merodach-Baladan von Sanherib nicht bloss entthront (Inschriften), son-
dern zugleich getödtet sei (Euseb. Chron. I, p. 27). Bei der Bestimmtheit
der Aussage des selbstbetheiligten Königs (s. die betr. Stellen der Sanherib-
inschriften KAT. 215 ff. 225) kann es kaum zweifelhaft sein, für welche der
beiden Relationen man sich zu entscheiden hat. Lässt nun aber wirklich
der armenische Text des Eusebius an der betreffenden Stelle keine andere
Uebersetzung als die durch: »interfecit«, »sustulit« u. s. w. zu, oder könnte
nicht vielleicht auch der betreffende armenische Ausdruck auf einen miss-
verstandenen griechischen allgemeineren Sinnes d. i. etwa des Sinnes:
»entfernte« d.h. »entthron te ihn« zurückgehen? — Ueber die auch
sonst für die Beurtheilung der Glaubwürdigkeit des Berossus wichtige Stelle
der Nebucadnezarinschrift demnächst anderswo.
des Asordanus d. i. für ihn des Asarhaddon 8 Jahre in ihrer 28,
indem er Sanherib von 713 — 695, Asordan von 695 — 667
regieren lässt. Später (s. dessen hislor. Gewinn aus der Ent-
zifferung der assyrischen Inschriften 1857 S. 73 flg.) will er gar
die Zahl 8 in 17 und dazu die Zahl 20 bei Nabopolassar in 21
corrigirt wissen, so als Gesannntsumme die Zahl 98 gewinnend,
die (s. u.) selbst erst wieder auf Änderung einer überlieferten
Zahl beruht. Grund dieser Positionsveränderung war die aller-
dings schon damals durch die Inschriften klar gewordene Un-
möglichkeit, Sanherib bereits 713 antreten zu lassen; die spätere
positive Annahme, dass er 702 zur Regierung gekommen, war
aber nicht minder willkührlich. An Gewaltsamkeit der Text-
änderungen überbietet dazu der zweite Versuch, die Schwierig-
keit zu heben, nur noch den früheren. — Es folgt (1857)
M. v. Niebuhr, welcher (Geschichte Assur's und Babel's
S. 78 flg.) die 18 Jahre Sanheribs als Jahre eines babylonischen
Oberkönigthums desselben nimmt, die »acht Jahre« seines Soh-
nes dagegen so erklärt, dass er, die 8 Jahre »Anarchie« im Kanon
herbeiziehend , jene als Rest eines verstümmelten Satzes bei
Polyhistor betrachtet , der ursprünglich etwa gelautet habe :
»Nach Sanherib regierte (seil, in Babel) sein Sohn (Asordanes
x Jahre mit Ausnahme von) AchtJahren (während deren
Rabylon sich unabhängig gemacht hatte)«. Die \ Jahre Ober-
königthum des Asordanes betrügen nach der Rechnung aus dem
Kanon und dem Alten Testament 24 (=691 — 667 v. Chr.).
Allein diese Annahme eines 24jährigen Oberkönigthums des
Asordan = Assarhaddon , das mit 667 zu Ende gegangen wäre,
widerspricht den ausdrückliehen Angaben des Kanons und der
Eponymenlisten so direkt, dass von einem hierauf gegründeten
Lösungsversuche von vornherein abgesehen werden muss, die
Unwahrscheinlichkeit jener Texlesänderung selber dabei ganz
bei Seite gelassen. — Die Frucht langjähriger Reschäftigung mit
dem Gegenstande und das Ergebniss bezüglicher Erwägungen
legte A. v. Gutschmid 1875 in den Zusätzen zu Rand I der
Schoene'schen Ausgabe der Eusebianischen Chronik p. 240b mit
den Worten nieder: »annos VIII ßlio Sennacheribi adscriptos
collato Ptolemaei canone antiquissimum mendum esse pro XIII
intßllegiturn etc. Die vorgeschlagene Änderung mag vom Stand-
punkte philologischer Textkritik aus ohne jedes Redenken sein :
für den Exeeeten ist sie unannehmbar. Denn auf der Zahl VIII
6 —
beruht die durch Polyhistor gleicherweise wie durch Eusebius
verbürgte Gesammtzahl LXXXVIII (s. u.). Dieses wohl auch der
Grund, warum Gutschmid schon nach Jahresfrist seinen Ver-
besserungsvorschlag wieder zurückzog, als sich ihm ein, sogar
durch die Angaben der assyrischen Eponymenlisten empfohlener
anderer Weg zu bieten schien, die Schwierigkeit zu heben. In
seinen »Neuen Beitragen zur Geschichte des alten Orients«
(1876) S. 152 meint Gutschmid, der Widerspruch zwischen
Berossus-Polyhistor und dem Kanon des Ptolemäus (dort 8jäh-
rige, hier 13jährige Regierung des Asarhaddon) kläre sich auf
durch die Annahme eines fünfjährigen Interregnums
(»während der ersten 5 Jahre [680 — 675] wird Asarhaddon nur
Gegenkönig des Nergil-Sarasar gewesen sein«). Nun aber be-
richtet uns die Bibel (2 Kün. 19, 37) : »Und als er (Sanherib)
anbetete im Tempel des Nisroch, seines Gottes, schlugen ihn
Adrammelech und Scharezer [seine Söhne], mit dem Schwerte;
die aber entrannen in das Land Ararat und Asarhaddon, sein
Sohn, ward König an seiner Statt«. Schon das sieht nicht nach
einem fünfj ährigen Königthume eines dieser vatermörderi-
schen Söhne aus. Auch Alexander Polyhistor berichtet — doch
gewiss nach Berossus ! — lediglich, dass »in Folge der Nach-
stellungen [instructis insidüs) des Ardumuzanus Sanherib aus
dem Leben geschieden« sei (bei Eusebius-Schöne I, 27) . Von
einem Zwischenregiment ist kein Wort zu lesen; und wenn der-
selbe Polyhistor weiter unten sagt, dass nach dem Sanherib
sein Sohn (Asarhaddon) 8 Jahre geherrscht habe {et post eum
ejusdem filius annis VIII) , so deutet er auch an dieser Stelle mit
Nichten etwas an von einem stattgehabten Zwischen regiment
von gar fünfj ähriger Dauer! Von einem solchen Zwischen-
regiment lesen wir lediglich bei Abydenus mit den Worten
(Eusebius-Schoene I, p. 37) : »Deinceps autem post eum Nergilus
regnavit« i), ein Bericht, der durch den keilinschriftlichen
des Nächstbetheiligten, des Asarhaddon, seine indirekte Bestäti-
gung erhält (s. unsere Schrift : Keilinschriften und Geschichts-
forschung [1878] S. 530 flg.). Gleichzeitig aber erhellt, dass
von einer Theilung der Herrschaft zwischen dem Letzteren und
dem Nergilus gar keine Rede sein kann, was sich zudem durch
die Datirung eines Täfelchens aus der Regierung des [Asur-]
1) Über die Corruptel s. Gutsch mid zu d. St. bei Scliocne.
ah-iddin, Königs vonAssyrien, und zugleich aus dem Eponymat
des Dananu d. i. aus dem 1 .Jahre des Asarhaddon = 680 (Smith,
epon. can. 92) direkt bestätigt. Die Herrlichkeit des Neriri-
lus wird lediglich die kurze Spanne Zeit gewahrt haben, welche
zwischen der Ermordung Sanheribs und der Herbeikunft des
auf fernem Kriegsschaupia Ize abwesenden Asarhaddon zwischen-
inneliegt. Schwerlich zufällig ist uns bis jetzt auch nicht ein
einziges nach der auch nach unserer Meinung faktischen
Regierung des Nergilus datirtes Thontäfelchen überkommen:
die Zahl derselben mag überall eine gar geringe gewesen
sein. ')
Ergiebt sich schon aus dem Vorstehenden die äusserste
Unwahrscheinlichkeit, dass sich zwischen Sanherib und Asar-
haddon ein fünfjähriges Interregnum oder ein gleich lange
dauerndes Nebenregiment des Nergilus einschiebe, so wird —
meinen wir — diese Annahme durch den Bericht des Polyhistor
selber noch ausserdem positiv ausgeschlossen. Und da-
mit kommen wir auf den eigentlichen und entscheidenden
Hauptpunkt. Es ist ein erstes und oberstes Gesetz der Exegese,
eiuen Schriftsteller, wenn möglich, aus ihm selber, auf Grund
seiner eigenen Angaben und Aussagen zu erklären. Dies Gesetz
wird auch in unserm Falle Anwendung erleiden müssen. Nun
berichtet uns Polyhistor, dass »von Sanherib bis zum Nebucad-
nezar« im Ganzen 88 Jahre vergangen seien [a Sinechcrimo
usque ad Nabukodrossorum comprehenduntur anni umnino
LXXX 1 'III . Und das stimmt genau mit den von Alexander
Polyhistor vorher gemachten Einzelangaben. Denn derselbe
giebt
1) Durch das Ausgeführte erledigt sich auch die Vermuthung G u I -
schra id's, dass uns eine Spur dieses Nergilus — mit seinein vollen Namen
Nirgai sar-usur — noch in dem Eponymus dieses Namens vom Jahr (378 er-
halten sei (Neue Beitrr. 152), eine Annahme, die auch sonst nicht ohne Be-
denken ist. — Historisch mag noch angemerkt werden, dass die bestimmte
Vermuthung der Identität des abydenischen Nergilus und des biblischen
Scharezer, sowie die Combination heider Namen zu dem einen vollen:
Nergal-Scharezer, auf die Urheberschaft Ferd. Hitzig's zurückgeht (BegrilT
der Kritik, Heidelb. 1831, S. 195). Ihm folgten Mo vers, Phönizier I (1841)
S. 342; Jo. Brandis, rerum Assyr. tempp. einend. (1853) p. 34ann.;
M. v. Niebuhr, Geschichte Assur's und Babel's (1857) S. 37; A. v. Gut-
schmid im LCBI. 1870 S. 1157; Neue Beitrr. 152; Schreiber d ieses
RAT. (1872) S. 206 flg.
dem Sanherib . . .
. 18 Jahre
dessen Sohne . . .
. 8 -
dem Sammughes . .
. 21 -
dessen Bruder . . .
. 21 -
dem Nabupalsar . .
. 20 -
in Summa 88 Jahre.
Dazu wird nicht bloss die Zahl XVIII für die Jahre Sanherib's
(vorher — s. bei Schoene p. 27 1. 28) noch einmal überliefert,
sondern es wird von Eusebius noch obendrein auch die Summen-
zahl nachher ausdrücklich als mit der hebräischen Rechnung
des Allen Testaments in Übereinstimmung befindlich bezeichnet
(fiimt [numerantur) autem ab Ezekia usque ad Nabuchodonosoriim
anni LXXXVIII, quot [annos] et Polyhistor ex chäldaico commen-
tario [historia] computavä) und dieses an der Hand der alt-
testamentlichen Ansätze selber erwiesen, indem der Zahl des
Polyhistor gleichgesetzt werden
die 55 Jahre des Manasse,
die 21) - des Arnos (=Amon),
die 31 - des Josia
in Summa 88 Jahre.
Es erhellt, dass von jeder Textesänderung, von jeder Änderung
einer der überlieferten Zahlen gänzlich Abstand genom-
men werden muss, demgemäss auch beiläufig eine Um-
wandlung der Zahl 20 in 21 bei den Regierungsjahren des Nabo-
polassar (s. o.) unter keinen Umständen zulässig ist:
Polyhistor hat uns die Zahl XX und keine andere über-
liefert.2) Dasselbe aber gilt aus demselben Grunde im Voraus
1) Dass so = II, statt der von dem Texte gebotenen Zahl XII, in Über-
einstimmung mit dem Alten Testament auch von Eusebius geschrieben
war, zeigt (gegen Mai u. A.) Gutschmid bei Schoene p. 240 ad h. loc.
2) Allerdings beruft sich Gutschmid bei Eusebius-Schönc I, 24 0
col. B für seine Änderung der Zahl XX in XXI (wie der Kanon bietet) auf
die bei Eusebius p. 29 1. 4 5 für Sardanapallus überlieferte Zahl von XXI
Jahren (»olim fuerunt XXI, quot p. 29 l. 15 loco mutilo etiamnum exslant«
A. v. G.). Die betr. Stelle bei Eusebius lautet: »Post Samugem (vero) Sar-
danapallus Chaldaeis regnavit annis XXI«. Augenscheinlich erachtet Gut-
schmid Sardanapallus hier für Nabupalsar gesetzt, wie das schon vor ihm
Movers gethan (Phönizier I, 463; II, a 156). Allein derselbe Polyhistor lässt
ja auf den Samuges wie hier den Sardanapallus, so kurz vorhin den »Bruder
des Sammuges« und zwar in genauer Übereinstimmung mit der späteren
Stelle für 21 Jahre folgen und erst danach den Nabupalsar antreten. Es
9
auch von den Zahlen XYlü für Sanherib und VIII für dessen
Sohn und Nachfolger (Asarhaddon) : ohne diese beiden Zahlen
kommt eben die Gesammtzahl 88 nicht heraus! Da diese Zahl
ferner augenscheinlich eine continu i rliche Jahrreihe aus-
drücken will, so ist es auf alle Fälle Meinung des Verfassers, dass
zwischen den 18 Regierungsjahren des Sanherib und den
8 Jahren seines Sohnes keinerlei zeitlicher Zwischenraum zwi-
scheninneliegt: ein fünfjähriges Interregnum in der Gestalt einer
Mitherrschaft des Nergilus (s. o.) ist hierdurch für Alex. Poly-
histor positiv ausgeschlossen. Wird man nun aber bei
dieser Lage der Dinge d. h. bei der für einen bestimmten kürze-
ren Abschnitt aufgezeigten chronologischen Continuität schon von
vornherein entsprechende chronologische Continui-
tät der dargestellten Ereignisse u. s. w. auch für den ganzen
betreffenden Abschnitt vermuthen , so bestätigt sich diese Ver-
nmthung zunächst jedenfalls für den ersten Theil des Gesamml-
abschnitts des Polyhistor, d. i. für die Zeil von dem Regierungs-
antritte des Sanherib bis zur Einsetzung des Asordan (Eusebius-
Srhoene 29, 'S — 15). Hintereinander in streng chronologischer
Folge werden erzählt I) die babylonischen Thronslreitigkeiten,
die mit dem Emporkommen des Elibus (Belibus) l) endigten ;
ist somit evident, dass der ungenannte »Bruder des Sammuges« eben dieser
Sardanapallus war, der zugleich dem Kineladan des Kanons entspricht. Es
erhellt, dass alles in Ordnuni: ist, und unter keinen Umstanden gar
nach dieser — ganz richtigen — Aussage eine Angabe desselben Polyhistor,
die sich aber nicht auf den Betreffenden, denn vielmehr auf seinen
Nachfolger (Nabupalsar) bezieht, umgeändert werden darf. — Für die
richtige Scheidung des Sardanapallus und des Nabupalsar s. bereits M. v.
Niebuhr, Gesch. Assur's und Babel's S. 74; Jo. Brand is, rerum Ass.
tempp. emend. p. 30. 32. Sonst vgl. noch KGF. 333 Anm.
1) Zur Frage nach der heimischen Aussprache des im ptolemäischen
Kanon als Belibus überlieferten babylonischen Eigennamens sei hier ange-
merkt, dass bei meiner jüngsten Anwesenheit in London Herr J. Strass-
maier mir mitzutheilen die Güte hatte, ?dass sich auf einem von demselben
copirten babylonischen, aus dem 21sten Jahre des Darius (Hystaspis)
datirten ContractUifelchen, bez. S. ~. 531. 76, Rev. 3 (= Z. H), der Name :
T >~>+- >-TT S^ — ^*~" WW-T l'- *• Bü-i-bu-us phonetisch geschrieben
finde. Bei Inspection des Originals überzeugte ich mich von der Richtig-
keit seiner Angabe. Ein babylonischer Name Bil-ibus ist somit hinfort
nicht mehr bloss Conjectur (cf. ABK. 133 fg.), sondern monumentale That-
sache. — Nachschrift vom 7. Jan. 1S80. Ich begegne dem Namen
Bil-ibus noch auf einem weiteren Monumente. Derselbe findet sich in der
10 - — -
2) die Bekämpfung und Besiegung des Letzteren nach dreijäh-
riger Herrschaft durch Sanherib ; 3) die Einsetzung des Sohnes
des Letzteren, des Asordan d. i. des Asur-nadin-sum der In-
schriften, des Aparanadius des ptoleinäischen Kanons [) als Königs
von Babylon — dieses wie in wesentlicher Übereinstimmung
mit den Inschriften, soweit sie auf diese Dinge zu sprechen
kommen (vgl. KGF. 540), so durchaus in Coucordanz mit dein
plolemäischen Kanon, welcher bietet:
704 königslose Zeit,
702 Belibus,
699 Aparanadius,
immerhin dieses jedoch so, dass vom Polyhistor die Zeitdauer
lediglich bei Belibus (= 3 Jahre) in Übereinstimmung mit dem
Kanon angemerkt wird; für die Zeit der Anarchie und die
Begierungsdauer des Asordan = Aparanadius vermissen wir be-
stimmte chronologische Angaben. Dass sich aber solche in dem
Texte des Berossus fanden, leidet schon an sich keinen Zweifel
Schreibung T >~TT ^» >W^T d. i- Bit-ibu-us Z. 17 auf dem Revers eines mir
im Thonabdrueke vorliegenden, noch unedirten ninivitischen Thon-
täfelchens des Britischen Museums (bez. K. 821). Der betreffende Name war
somit ein in Assyrien gleicherweise wie in Ghaldäa ge-
bräuchlicher. Angesichts dieser monumentalen Daten wird von einer
Ableitung des Namens Belibus von einem heimischon Bil-ibni, das regel-
recht vielmehr als B?]X-mi'iog oder allenfalls als Bijl-iiAi'ios (vgl. 'IapvEia,
'Ik/lh'icc, aus hebr. Jabneh) zu gräcisiren gewesen wäre, schwerlich aber in
der mündlichen Aussprüche einfach zu B^Xiß-os werden konnte, wohl auch
ferner abzusehen sein. Dass dazu auch nicht etwa eine auf die Rechnung
der Abschreiber des ptolemäischen Kanons zu setzende Verstümmelung
des Namens vorliegt, giebt des Berossus, beziehungsweise Alexander Poly-
histor Elihus (bei Eusebius-Schoene I, 27) an die Hand. Der letztere Um-
stand beweist zudem, dass auch an eine rein auf gelehrtem Wege vei mit-
teile Wiedergabe des Namens hier kaum gedacht werden kann: zwei
unabhängig von einander arbeitende Gelehrte (und dass die assyrisch-
babylonischen Namen des Alexander Polyhistor nicht auf das Prototyp des
sogen. «Kanons des Ptolemäus« zurückgehen oder aber der Kanon in sei-
ner vorliegenden Gestalt nicht etwa auf Berossus (bezw. Alexander Poly-
histor) fusst, so sehr er sachlich mit ihm zusammen trifft, lehrt der Augen-
schein) würden schwerlich auf die völlig gleiche und dazu ganz exceptio-
nelle, starke Veränderung, bezw. Verstümmelung eines und desselben
Namens an einer bestimmten Stelle desselben verfallen sein. Die Sache
liegt hier genau so wie in dem von mir KGF. 514 ff. erörterten Falle.
1) Gutschmid bei Schoene I, 27 sieht des Polyhistor Asordanius
als aus ursprünglichem Asornadius einfach verschrieben an.
11
und wird sich aus des Alexander Polyhistor Angabe betr. die
18 Jahre des Sanherib unten auch als thalsächlich heraus-
stellen. — Es folgt nun 1. 1 6 — 25 der Bericht über die Besiegung
der Griechen in Cilicien und die Gründung (in Wirklichkeit
Neugründung} von Tarsus1), Ereignisse, zu deren chronologi-
scher Einreihung uns durch den Schriftsteller keinerlei nähere
Data an die Hand gegeben sind, die wir aber wohl nach der
Stellung, die der Schriftsteller dieser Einschaltung gegeben, als
in die Zeit nach Einsetzung des Asordan (nach 699) fallend an-
zusehen haben werden (doch vgl. auchAnm. 3). — Alsdann wird
fortgefahren 1. 25 — 29: »Et post alia omnia facta Sinccherimi
illud quoqiee addens ait w>eum XVIII ätmis stetisse {in imperio) et
struetis ei insiriiis a fiiio suo Ardumuzano e vita excessissem.
Haec Polyhistor«. Nun giebt Berossus- Polyhistor in diesem
ganzen Abschnitte in erster Linie lediglich babylonische Ge-
schichte2) und zieht die Geschichte des Assyrers Sanherib in
seine Darstellung nur herein, weil dieselbe mit der Geschichte
Babyloniens während dieses Zeitraumes auf das Engste
verknüpft ist.3) Dass er denselben nichts weniger denn
als Babylonierkönig betrachtete, beweist dessen ausschliessliche
Betitelung als »rex Assyriorum« (s. darüber KGF. 188. 539 flg.).
1) S. hierüber »Keilinschriften und Geschichtsforschung« S. 844.
2) Meines Wissens ist dieses zuerst von Movers erkannt und be-
stimmt ausgesprochen (Phönizier I, 463; II, a 153 , wenn derselbe auch
mit den 18. Jahren des Sanherib nichts anzufangen wusste und über das
wirkliche Verhältniss der drei Könige: Saracus, Sardanapallus und Nabu-
palsar (s. o) zu einander noch völlig im Unklaren war. Mit Letzterem wie-
der hängt es zusammen, dass derselbe (und das gilt auch von den Späteren)
das wahre Verhältniss der im Grunde gänzlich verschiedenen Königslisten
des Polyhistor-Ptolemäus und des Abydenus zu einander nicht erfasst hat.
S. darüber KGF. 540 flg.
3) Dieses ist wohl auch der Grund , warum uns Berossus-Polyhistor
von den Thaten des Sanherib, die nicht Babylonien selber betrafen,
lediglich die Besiegung der Griechen in Cilicien und die Neugründung
von Tarsus erzählt. Dieses letztere nämlich ward ja nach Polyhistor
»ad simililitdinem Babelonis« erbaut. Das berichten zu können schmeichelte
dem Nationalstolze des Babyloniers, so fügte Ber. den Bericht dar-
über seiner Erzählung ein. Auch Abydenus, der doch assyrische Ge-
schichte geben wollte, wusste, natürlich aus babylonischer Quelle auch
seinerseits schöpfend, von jenen Thaten des Sanherib nichts weiter als eben
wieder dieses zu erwähnen (I. c. p. 35 I. 6 — 16), indem er dazu das: ad
similitudinem Babelonis, durch einen Zusatz [ita ut per mediam Tarsum Cydnus
ßuvius transiret etc.) seinerseits noch des Näheren erläuterte.
12
Wenn also von Sanherib, dem Assyrerkönige, ein 18jähriges
Herrschen ausgesagt wird (ohne nähere Bestimmung), so kann
dieses weder auf ein so lange währendes Oberkönigthum des-
selben über Babylon (M. v. Niebuhr) sich beziehen (Sanherib
legt sich nirgends sei es den Titel »König von Babylon«, sei es
den allgemeineren »König von Sumir und Akkad« bei); noch
auch kann die Angabe die Gesammtdauer seiner Regierung im
Auge haben (denn diese war eine solche desselben als »Königs
von Assyrien«, und diese assyrische Herrschaft kam hier gar
nicht in Betracht, wie denn auch gerade an der von Eusebius
mitgetheilten Stelle des Polyhistor (1. c. 27 1. 26 sq.) sich kei-
nerlei Andeutung findet, welche auf die. Gesammtdauer der
Regierung des Sanherib als in Aussicht genommen schliessen
Hesse) : die Ausdrucksweise des Polyhistor ist vielmehr auffällig
unbestimmt, indem es heissl : »Und nach dem Berichte über die
übrigen Thaten des Sanherib fügt er (Polyhistor) hinzu, dass er
18 Jahre im Herrschaftsbesitze gelebt habe, bis er in Folge der
Nachstellungen seines Sohnes Ardumuzanus umgekommen sei«1),
eine Angabe, die dann Eusebius mit dem Zusätze, dass San-
herib, wie Polyhistor angebe, »unter dem Hizkia« 18 Jahre
geherrscht habe2), seinerseits reproducirt. Die Vermuthung
drängt sich auf, dass diese 18 Jahre des Sanherib bei Polyhistor
auch gar nicht die Gesammtdauer der assyrischen Herrschaft
dieses Königs betreffen, dass sie vielmehr, da sie auf ein baby-
lonisches Oberkönigthum desselben, wie vorher auseinander-
gesetzt, sich ebensowenig beziehen können, in ganz andrer
Weise zu nehmen und zu verstehen sind. Nun erinnern wir
uns, dass das letzte chronologische Datum, das Polyhistor bei-
brachte, die Einsetzung des Asordan war, der gemäss dem
ptolemäischen Kanon von 699 bis 693 auf dem Throne Babylon's
sass. Dass Asordau 6 Jahre regierte, sagt uns Polyhistor selber
nicht; dass aber der Letztere, der in seiner Quelle die drei
1) Mai bietet »Jam et reliquis Senecherimi gestis perscriptis subdit eiim
annis vixisse regnantem oetodeeim donec ei struetis a filio Ardumuzane insidiis
exstinetus est. Haec Polyhistor« (Müller II, 504). — Petermann übersetzt
bei Scboene (s.o.) »El post alia omnia facta Sinecherimi illud quoque addens ail :
»»eum XY1II annis sletisse (in iniperio) et struetis ei insidiis a filio suo Ardu-
muzano e vita excessisse««. Haec Polyhistor.«
2) Eusebius-Seboene (s. o.) : »Etenim sub Ezekia regnavit Sinecherim,
ut Polyhistor exponit, annis XVIII« etc.
13
Jahre der Herrschaft des Belibus und jedenfalls die Regierungs-
jahre der babylonischen Herrscher seit SanherilVs Tode genau
verzeichnet fand , nicht auch diese Regierungszeit des Asordan
angemerkt gefunden hätte, wäre seltsam. Jedenfalls werden
wir berechtigt sein, dieses vorab anzunehmen. Dann gelangen
wir mit dem letzten der 6 Jahre des Asordan (= 693) an die
Schwelle der Zeit der raschen Folge babylonischer Herrscher
(Rege bei, Mesesimordak), bezw\ völliger Anarchie, welche
sich von 693 bis zum Antritt Asarhaddon's 680 (681) er-
streckte, dessen Regierung selber mit dem Jahre 667 (668) zu
Ende ging. Ris zu dem letzteren Jahre (667) sind nun seit dem
Abtritt des Asordan (693) gemäss dem ptolemäischen Kanon
im Ganzen 26 Jahre verflossen. Genau die gleicheAnzahl
von 26 Jahren liegt aber gemäss dem Alexander Poly-
histor zwischen dem Ende der für ihn von uns ebenfalls auf
6 Jahre angesetzten Regierung des Asordan und dem Ende
der Regierung; des »Sohnes des Sanherib« = Asarhaddon,
denn er rechnet (seit jenem Zeitpunkt)
für Sanherib .... 18 Jahre
für dessen Sohn . . 8 -
in Summa 26 Jahre.
Steht aber so die Identität der Gesammtsummen (26 Jahre
dort und wiederum 26 Jahre hier) fest, und wäre damit die für
die Zeit nach Asarhaddon und bezüglich der drei Jahre des
Belibus auch für die frühere Zeit gewährleistete Concordanz
zwischen Kanon und Berossus auch für den in Rede stehenden
Zeitraum, wenigstens was die Gesammtdauer desselben be-
trifft, dargethan, so wird man auch mit gutem Grund Ueberein-
stimmung zwischen Kanon und Berossus für die Einzel posten
vermuthen dürfen, bezw. wird, wenn solche in der Ueberliefe-
rung des Polyhistor dem Anschein nach nicht vorhanden ist,
nach dem Grunde dieses auffälligen Umstandes zu forschen
haben. Es gilt somit mit anderen Worten nunmehr, die Ent-
stehung der Differenz der Angaben des Kanons (und auch
der Inschriften) einerseits, des Polyhistor anderseits bezüglich
der Dauer der Regierung des Asarhaddon, die jener auf 13,
dieser auf 8 Jahre bestimmt, zu erklären, den Grund dieser
Differenz zu ermitteln.
Zu diesem Zwecke haben wir uns zuvörderst die betreffen-
14
den Einzeldaten seiher, wie sie sich im ptolemäischen Kanon
verzeichnet finden, zu vergegenwärtigen. Diese sind :
1 Jahr
4 -
8 -
43 -
693 Regebel
692 Mesesimordak
688 Anarchie . ,
680 Asaridin. .
667 Saosduchin
20 -
22 -
21 [=20]
26 Jahre
647 Kineladan .
625 Nabopolassar
Dahingegen würde Alexander Polyhistor bieten :
693 Sanherib 18 Jahre
675 Asordan 8 -
89 (88) Jahre.
667 Sammughes ... 21
26 Jahre
646 Sardanapallus . . 21
625 Nabupalsar. ... 20 [=21]
88 (89) Jahre.
Wie bei vorstehender Uebersicht die Concordanz der Gesammt-
sum men 26 und 88 bezw. 89 (über die Differenz betr. die Jahre
des Nabopalassar s. o. S. 8 flg.) in die Augen springt, so ist nicht
minder klar, dass Zusammenstimmung auch für die einzelnen
Posten nur, aber dann auch sofort zu erreichen ist, wenn die
Zahlen 8 und 13 des ptolemäischen Kanons d. i. die Zahlen, be-
treffend die Zeit der Anarchie und die Dauer der Regierung des
Asaridin-Asarhaddon , für Polyhistor umgestellt werden.
Dann haben wir:
693 Regebel 1 Jahr
692 Mesesimordak . 4 -
688 Anarchie .... [13] -
[675] Asaridin [8] -
667 Saosduchin ... 20 -
26 Jahre
etc.
Die 1 + 4 + 13 = 18 .fahre bis Asaridin wären die XVIII San-
herib's für Polyhistor, die folgenden 8 die VIII Jahre des »Sohnes
des Sanherib« d. i. des Asaridin-Asarhaddon; jene 18 Jahre des
Sanherib aber wären nicht die sämmtlichen Regierungsjahiv
des Königs, sondern lediglich die Jahre desselben, welche mit
der Zeit der babylonischen Herrscher von Regebel (693) bis
Asaridin-Asarhaddon I. Jahr zusammentreffen. Die Verstel-
lung der Einzelposten 8 und 1 3 beim Zusammenaddiren wäre dem
15
Polyhistor in ganz analoger Weise begegnet, wie muthmasslieh
die Vertauschung der Zahlen 53 und 22 des DeTokes und Phra-
ortes beim Summiren der Einzelposten der Regierungsjahre der
medischen Könige seitens des Herodot gemäss der Zumpt-Gut-
schmid'schen Hypothese (s. hierüber unsere Schrift KGF. 510).
Da das Versehen eben erst beim Zusammenaddiren entstanden
wäre, wird es auch lediglich auf Rechnung des Summirenden
d. h. des Polyhistor zu setzen sein, nicht auf die seiner Quelle,
insbesondere nicht auf die des Berossus, der in seiner ausführ-
licheren Darstellung muthmasslieh die Einzelposten und zwar in
wesentlicher Uebereinstimmung mit dem ptolemäischen Kanon
überliefert hatte.
Als das Ergebniss unserer Untersuchung hätte sich hienach
herausgestellt: 1) dass der überlieferte Text des AI exander
Polyhistor bei Eusebius an den betreffenden Stellen der
ursprünglicheist, und jede Textesänderung , näher jede
Aenderung der überlieferten Zahlen VIII und XX unzuläs-
sig ist; 2): dass die chronologischen Ansätze des Berossus
in der Ueberlieferung des Polyhistor, was die Gesammt sum-
men anbetrifft, mit denen des ptolemäischen Kanons auch noch
jetzt durchaus in Uebereinstimmung sich befinden;
3) dass dieDiscrepanzen in den Einzelansätzen desPolyhistor-
Eusebius auf eine noch jetzt nachweisbare Ver st ellun g der
Zahlen der Jahre zweier aufeinanderfolgender Zeiträume und
zwar seitens des die vermuthlich ganz richtigen Daten des
Berossus zusammenaddirenden Polyhistor zurückgehen.
II.
Abydenus beginnt bei Eusebius (Chron. I p. 35 ed.
Schoene) seinen Bericht über die Regierung des Sanherib fol-
gendermaassen : -»Hoc tempore vicesimus quintus utique Sine-
cherib tandem ex regibus [regnantibus) inventus est (inveniebatur),
qui Babelonem sub ditionem [manum suum) redigens subegit [svb-
igebat) et in maris littore terrae Cilicum classem navali proelio
eertantem navwm Graeeorum [Ionum] profligans vicit [vincebat)« etc.
Wiederholt ist an den Eingangsworten dieses Abschnitts An-
stoss genommen. Von der Voraussetzung ausgehend, dass der
Bericht des Abydenus einfach denjenigen des Berossus über die
16
45 chaldäischen Könige der 5. historischen Dynastie (in der
Ueberlieferung des Polyhistor bezw. Eusebius bei Eusebius-
Schoene I p. 25 1. 10 — 20) fortsetze, und im Hinblick darauf,
dass im Alten Testament auf den König Phul bis Sanherib noch
drei weitere Könige: Tiglath-Pileser , Sargon, Salmanassar,
folgten, nahm Carl Müller einen Textfehler in Wiedergabe
der überlieferten Zahl an und statuirte im griechischen Original
eine Verschre ib ung xe für pd-' , vgl. fragmm. bist. gr.
IV, 2821' : v>sec. Berosum usque ad Phulum sunt reges 45 ; ideoqüe
Senacheribus foret quadragesimus nonusv.. v. Gutsohm id,
zuletzt von derselben Voraussetzung ausgehend, urtheilt auch
seinerseits, dass die betreffende Angabe, weil dieselbe von der
sonstigen des Berossus gänzlich abweiche und Abydenus mit
Berossus zusammenzutreffen pflege, auf einem alten Text-
fehler beruhe, und meint insbesondere, dass die betreffende
Aussage von den Jahren zu verstehen sei, welche zwischen
der Herrschaft des Phul und der des Sanherib zwischeninne-
lägen : »Cum numerus a Berosiano toto coelo distet, vetus latere
mendum et Abydenum, qui cum Beroso consentire solet, tradidisse
Sinecheribum regnasse anno XXV. post Babylonicum Phuli regnum
collato Beroso qui proxime post Phulum Sinecheribum profert,
suspicatur A. v. G.a (Euseb. chron. ed. Schoene I [1875] p. 35).
Augenscheinlich ist dabei weitere Präsumption beider Gelehrten,
dass es sich wie bei Berossus-Polyhistor, so auch bei Abydenus
um und zwar im Grunde um ein und dieselbe babylonische
Geschichte handle, während in Wirklichkeit von den beiden
Schriftstellern jener, Polyhistor, dieBeihe der babylonischen,
dieser, Abydenus, die Beihe der assyrischen Herrscher
geben wollte (s. unsere Schrift Keilinschriften und Geschichts-
forschung S. 540). Wie aber sollte da Abydenus dazu kommen,
das Zeitalter eines assyrischen Herrschers nach der Begie-
rungszeil eines Babyloniers (Phul) zu bestimmen, der mög-
licherweise — wie z. B. Gutschmid annimmt — niemals wirk-
licher König von Assyrien gewesen wäre und niemals, wie
Sanherib, in Niniveh residirt hätte? — Dazu stimmt ja auch
nicht einmal äusserlich die Bechnung , da zwischen dem Todes-
jahr des Phul-Pör = 728/727 und dem Antrittsjahr des Sanherib
(705/704) nicht 25, sondern nur 23 Jahre zwischeninneliegen.
Bleibt man aber gar bei der hergebrachten Annahme, dass Phul
ein Vorgänger des Tiglath-Pileser II, so würde vollends das
17 —
25. Jahr in der Luft schweben. Gegen beide Verbesserungs-
vorschlage, von denen derjenige C. Müllers noch ausserdem den
Stempel der Gewaltsamkeit an der Stirne trügt, spricht zudem
die zu Tage liegende Thatsache, dass Abydenus für die ganze
hier in Betracht kommende Zeit (seit Sanherib) überall keine
bestimmten chronologischen Ansätze — nach Jahren — hat.
Er führt die Herrscher hintereinander auf; ihre Regie-
rungsjahre aber verzeichnet er ebensowenig, als er auf sie
gegründete Rechnungen sonst anstellt. Jene noch dazu erst
durch Textesemendationen gewonnenen Angaben , die eine
ebenso wie die andere, ständen somit bei ihm an diesem
Orte völlig isolirt da.
Einen Versuch, unterFesthalten an dem gegebenen
Wortlaute ein Versländniss der Stelle zu gewinnen, machte
M. v. Niebuhr. Er erklärt dieselbe dahin, dass Sanherib in
der That »der 25. König Niniveh's gewesen sei, der über Babel
geherrscht habe« (Gesch. Assurs und Babels S. 292; vgl. 175.
308. 329) . Niebuhr meint, dass, da die dem Sanherib in der
Zeit voraufgehenden beiden Könige : Tiglath-Pileser und Sar-
gon, Babel nicht besessen gehabt hätten, Sanherib nach der
Rechnung des Abydenus der 27. König Niniveh's überhaupt ge-
wesen sei, und da nun nach ihm in Wirklichkeit noch 4 Könige
über Niniveh regiert hätten, so ergebe dieses im Ganzen 31 nini-
vitische Könige; Ktesias aber kenne den letzten König nicht,
also kämen des Diodor-Ktesias 30 Könige heraus. Diese Argu-
mentation hat nun freilich ein grosses Gebrechen : nämlich die
beiden Assyrerkönige (Tiglath-Pileser und Sargon), die Baby-
lonien nicht besessen gehabt hätten, sind gerade diejenigen, die
unter den späteren Königen (bis Sanh.) zuerst und relativ
dauernd Babylon dem assyrischen Scepter unterworfen haben.
Dazu hat die in Rede stehende Auffassung zu ihrer Voraus-
setzung, dass während der ganzen Zeit dieser 25 Könige Rabylon
den Assyrern unterthänig gewesen sei, eine Annahme, die den
durch die Inschriften an die Hand gegebenen Thatsachen direkt
ins Angesicht schlägt. Trotzalledem glauben wir, dass Niebuhr
in der That den richtigen Weg bei der Deutung der Stelle be-
schritten hat, deren Verständniss er sich nur durch Hinein-
tragung eines derselben fremden Gedankens selber sofort wieder
verdunkelte. Wenden wir uns zu der Darlegung unserer
Ansicht.
1880. 2
18
Nach Abydenus (s. o.) war Sanherib »der 25ste unter
den Königen«, welcher Babylon unter seine Botmässigkeit
brachte (smö ditionem redigens subegit) und an der cilicischen
Küste die Flotte der Griechen schlug (profligans vicit). Herge-
brachter Weise verstand man — und so auch Niebuhr — diese
Aussage dahin, dass Sanherib der 25. derjenigen assyri-
schen Könige gewesen sei, welche Babylon beherrscht
gehabt hätten. Allein in dem Nebensatze — qui Babelonem
sub ditionem redigens subegit — steht ja nicht der Plural, son-
dern der Singular [subegit) : die Unterjochung wird also
lediglich vom Sanherib, nicht zugleich von seinen 24 Vorgängern
ausgesagt! Und dass dieses der Sinn der Stelle auch für Aby-
denus in der That war, erhellt zum Ueberfluss aus der durch
die Copula »und« angefügten weiteren Aussage in Betreff der
Besiegung der griechischen Flotte an der cilicischen Küste.
Abydenus kann doch nicht haben erzählen wollen, dass 25
assyrische Könige h int er einander die griechische Flotte an
der cilicischen Küste geschlagen hätten? — Die Stelle sagt so-
mit lediglich aus, dass, nachdem vor Sanherib 24 Könige über
Assyrien geherrscht gehabt hätten, er, als der 25. Assyrer-
könig, Babylon sich unterthänig gemacht und die Flotte der
Griechen geschlagen habe. So fragt sich denn nunmehr, mit
welchem Bechte konnte Abydenus den Sanherib als »den
25sten König« (von Assyrien) bezeichnen? — Denn dass
Sanherib nicht erst der 25. aller Assyrerkönige war, dass
schon früher eine Anzahl von selbständigen Fürsten über Assur
geherrscht hatte, bedarf dermalen keines näheren Erweises
mehr. Nun ist schon in unserer ersten Abhandlung (s. S. \ \
Anm. 3) daraufhingewiesen, dass Abydenus zwar (im Gegensatze
zu Polyhistor) in dem betreffenden Abschnitte assyrische Ge-
schichte liefern wollte, dass er aber diese assyrische Geschichte
unzweifelhaft vom Standpunkte des Babyloniers aus schrieb
und dieselbe eigentlich nur insoweit zur Darstellung brachte,
als sie für Babylonien von einem näheren Interesse war.
So fragt sich denn, von welchem Zeitpunkt ab war dieses
der Fall?
Die politischen Beibungen zwischen Babylonien und dem
selbständig gewordenen Assyrien datiren bereits seit Asuruballit
von Assyrien, um 1400 v.Chr. Derjenige assyrische Herrscher
aber, der die Babylonier die Macht des erstarkten Assur zuerst
19 -
nachdrücklichst fühlen liess, war Tuklat-Adar *) , der »Eroberer
von Kardunias«, um 1300 v.Chr. Es ist richtig, die Assyrer
1) Wir verbleiben bei dieser von uns bisher befolgten Wiedergabe
des betreffenden ideographisch geschriebenen Gottesnamens, wenn wir
auch heute so wenig wie früher (ABK. H8flg.) im Stande sind für dieselbe
einen stricten Beweis zu liefern. Dass die altbabylonische, nichtsemitische
Aussprache des Gottesnamens >->-[ >t- BAR und diejenige des andern
*~>-T "5^-^T l^JJ NIN. JB gewesen sei, mag nicht in Abrede gestellt
werden. Dass diese Namen aber auch ins Assyrische übergegangen seien,
dafür haben wir bis jetzt keinen Beleg. Allerdings hat Stanislaus
Guyard neuerdings (s. Revue Critique 1879 Nr. 9) einen solchen in dem
Umstände zu finden geglaubt, dass Asurbanipal (bei Sm. 22) unter seinen
ägyptischen Vasallenkönigen auch einen ^*~ ^ £yy SS I_LJ
= Bu-kur-ni-ni-ip, »König von Pachnut«, aufführt, dessen Name nach
ihm »Erstgeborner des Ninip« bedeute. Allein dieser Annahme
stehen doch nicht unerhebliche Bedenken entgegen. Ich will kein Gewicht
darauf legen, dass Ninip als Gottesname hier kein Gottesdeterminativ vor
sich haben würde: ein derartiges Fehlen des Determinativs, insbesondere
bei Eigennamen, kommt auch sonst vor. Auch das sei nicht urgirt, dass
wahrend sonst alle auf den assyrischen Inschriften uns in phonetischer
Schreibung begegnenden Gottes-, insbesondere Planetennamen (Sin, Nergal,
Nebo, Merodach, Istar, bis auf Samas [Saosduchin! — ] und Kaiwan-Saturn
hin und von Bil und der Beltis, sowie dem Malik-Moloch ganz abgesehen)
sich irgendwie sonst in assyrisch-babylonischen Eigennamen oder solchen
umwohnender Völker wiedergefunden haben, dieses in Bezug auf Ninip bis
jetzt nicht der Fall ist, was gerade bei diesem Namen um so auffallender
sein würde, als die betreffende assyrische Gottheit unter allen Umständen
bei den Mesopotamiern eine besonders hervorragende cultische Stellung ein-
genommen hat. Es sei auch weiter das nicht besonders betont, dass wenn
nicht in dem Namen des unbekannten und doch so oft erwähnten Gottes
*-*~] *"T- mit seinem Äquivalente *~*~] "J^-^T I^_U derjenige des Gottes
Adrammelech = Adar-malik steckt, dieser, als ein assyrisch-babylonischer
Gott durch den Gottes- und Personennamen II Kön. 17, 31 ; 19, 37 (= Jes.
37, 38) gleicherweise sicher verbürgte Name unter den ideographisch ge-
schriebenen assyrisch-babylonischen Namen gänzlich verwaist dastehen
würde. Lediglich darauf mag es mir verstattet sein hier hinzuweisen, dass
ein Name wie : »Erstgeborener des und des Gottes« als persönlicher
Eigenname eines Menschen auf assyrischem Gebiet, soviel ich sehe,
unerhört sein würde. Es ist richtig, dass sich wie bei den Griechen,
so bei den Aramäern Namen finden, durch welche ihre Träger als »Söhne«
einer Gottheit bezeichnet werden. Dass sich aber jemals ein Assyrer
oder Babylonier als »Sohn« einer Gottheit bezeichnet hätte, davon ist
mir wenigstens ein Beispiel nicht bekannt, Ein Gott wird als »Erstgebore-
ner« einer anderen Gottheit auch bei den Assyrern bezeichnet. Der Gott
Ninip-Adar heisst: bu-kur Bil »Erstgeborener des Bei« in der Inschrift
20
wurden wieder zum Lande hinausgejagt und das Siegel des
Assyrerkönigs verblieb (so werden wir annehmen müssen) als
Samas-Bin's (Samas-Ramman's) I Rawl. 29 ff. col.1, 1.15. Ebenso wird die
Beltis von Asurbanipal bu-kur-ti A-nuv »Erstgeborene des Anu« genannt
(II Rawl. 66, I, 4). Dass aber eine irdische Persönlichkeit in dieser Weise
zu dem Nachkommen einer Gottheit gestempelt wäre, dafür haben wir
keinen Beleg, und wer sich die mythologischen Anschauungen der Assyrer
und Babylonier vergegenwärtigt, wird, dass dem so wäre, auch von vorn-
herein nicht gerade wahrscheinlich finden. Der in Rede stehende Name
des assyrisch-ägyptischen Vasallenkönigs würde sich so nur dann auf dem
hier in Betracht kommenden Gebiete begreifen lassen, wenn man die Aus-
sage »Erstgeborener des Ninip« statt auf den Inhaber des Namens auf
irgend eine Gottheit bezöge und den Namen, als Eigennamen eines Menschen,
für eine Ab kü r zun g aus einem volleren wie z.B.: »Bei, Erstgeborener des
Ninip«, betrachtete, was anzunehmen aber doch auch wieder seine Be-
denken haben würde. Es scheint sich denn doch bei dieser Sachlage weit
mehr zu empfehlen, insonderheit auch in Rücksicht auf die sämmtlichen
übrigen der 20 Namen ägyptisch-assyrischer Vasallenfürsten (bis auf den
einen Sarludäri) auch jenen Namen für einen ägyptischen und als mit
Bokenranf (Brugsch) identisch zu halten; vgl. noch in geschichtlicher Be-
ziehung Brugsch, Gesch. Aegyptens (1877) S. 722. 729. Die bei dieser An-
nahme bei dem assyrischen Bukurninip zu statuirende Umstellung der bei-
den Liquiden n und r kann eine ernstliche Schwierigkeit nicht involviren.
Das Vorkommen aber eines besonderen Namens Adar neben den sonstigen
Nin. ip und Bar ist ohne jeden Anstand. Für das inschriftliche A-lar s.
ABK. 149. — Uebrigens ist letzterer Name wohl dermalen sicherlich auch
nur für altbabylonischen d.h. sumirisch-akkadischen Ursprungs zu
halten und die uns von den Hebräern überlieferte weichere Aussprache
Adar ^\ln verhält sich zu jener härteren und ursprünglicheren, wie die Aus-
sprache Marduk, Maruduk zu der vermuthlich ursprünglichen (Lenormant)
Amar-utuk (für die Verhärtung der Aussprache der Dentale bei solchen
Wanderwörtern vgl. hebr. *iD5ü gegenüber babylonisch-assyrischem ^iD21
[Lenorm.] ; späthebr. "jro*i gegenüber assyrischem "pSI [F. Del.] und ass.
mätuv = syr. ütfra »Land« aus altbab. mada u. s. w.). Etymologisch ist
der Name mit Wörtern wie Nam-tar, I's-tar auf die gleiche Stufe zu stellen
und insbesondere als mit dem Stamme tar »bestimmen«, »festsetzen«, »ent-
scheiden« (namtar »die Bestimmung«, »die Entscheidung«, »das Geschick«)
zusammengesetzt zu betrachten. Der Name wird bedeuten: »Vater des
Geschicks« (altbabyl. a = assyr. abu gemäss den Syllabaren und
bilinguen Inschriften ist bekannt; für die mit gutem Fug vermuthete Ent-
stehung dieses a aus ursprünglichem ad s. P. Haupt, die sumerischen
Familiengesetze, Lpz. 1879, S. 45). Adrammelech ist so dem Assyrer recht
eigentlich der »Schicksalsgott«. Auch der (s. F. Del. in Smith's chald.
Genesis [1876] S. 274) mit demselben Ideogramme in seinem zweiten Theile
geschriebene weitere Beiname desselben Gottes, nämlich >~-*-\ *^If [5+- **^"
= Sak-kut MSÖ (II Rawl. 57, 40 vgl. Theol. Studd. u. Kritt. [1874] S. 328)
21
Trophäe im Schatzhause zu Babylon, von wo es 600 Jahre später
Sanherib nach Assyrien zurückbrachte (KG. 472). Aber wie
wird, sofern er soviel wie »Haupt der Entscheidung« bedeutet, wohl
so ziemlich dasselbe aussagen sollen (»Gott der Enthauptung« oder »Gott
des Kopfabschlagens«, wie man den Namen wohl, von im Uebrigen den-
selben Voraussetzungen ausgehend, erklärt hat [F. Del.], will mir selbst
für einen Gott von dem Character des Moloch-Saturn ein nicht eben ange-
messener Beiname scheinen). Im Uebrigen ist sowohl für die Combination
des Gottesnamens A-tar mit der sumirisch-akkadischen Wurzel tar in sei-
nem zweiten Theile, als auch für die Zusammenstellung von Nin-ip mit
A-tar die Stelle in der altbabylonischen Hymne IV Rawl. 13 Nr. I,
Obv. 48 (vgl. auch 34/35) : (AN) Nin-ip (»-^ 'jV^f I*^P in dü l'n-gl-
lal-gi nam-mi-ni ib-tar-ri (>-T T^jS T>— J*7 > <]^z *^r *~| IM) he,an-
zu ziehen (für ^TI"^ nom = simtuv »Geschick« s. II Rawl. 7, 4 a. b.). —
Nachschrift vom 7. Decbr. 1879. Es gereicht mir zu einer grossen
Genugthuung, das im Vorstehenden über den Ursprung des Gottesnamens
Adar Ausgeführte durch einen so gründlichen Kenner des Sumirisch-Akka-
dischen, wie Dr. P. Haupt, dem ich von meiner Ansicht Mittheilung
machte, wie ich meine, durchaus bestätigt zu sehen. Zunächst fügt der-
selbe in seinem Schreiben an mich vom 6. Decbr. d. J. den von mir oben
angezogenen beiden Stellen IV Rawl. 13, 34/35 und 48 noch die weitere
ebend. 1 9 Rev. hinzu, welche in Haupt's Herstellung und Transcription lautet :
Nin-eb-en du *~*^Z] I] ^TTT T -kitl)nam-mi-ni-ib-tar-ra(mi-nib-tar-ra).
Sowohl seine Verbesserung des ^^TTT in ^TTT, a's die Ergänzung des
>ffjff zu ^Tm^ und die des >Z^T zu ^T?T^± sind in meinen Augen frage-
los richtig. Sodann aber erhärtet Haupt, dass das Ideogramm »<^- in der
Aussprache tar im Altbabylonischen die Bedeutung «bestimmen« assyr.
sämu habe, unter Hinweis auf II Rawl. 7, 1 und 5 a. b ; IV Rawl. 13, 40/41 ;
23, 31/32 a, mit den folgenden Worten2): »An der ersten Stelle wird »*^-
durch sa-a-mu übersetzt und nam-»^- durch sim-tum sa-a-mu wieder-
gegeben. Dass >>^- in dieser Bedeutung »bestimmen« tar (vgl. II Rawl.
27, 9 g. h.) zu lesen ist, geht einmal daraus hervor, dass nam-»^ in der
Form nam-ta-ru (II R. 17, 50 a. b; IV R. 1, 5 und 7, a. 51/52 b u. ö.) in
das Assyrische übergegangen ist; dann aber daraus, dass »*r »bestim-
men« mit Verlängerungsvokal3) »^--ra geschrieben wird. So z. B. IV R.
23, 31/32 a. : siba na-aka »v" *>*^-ra = assyr. reu musim simäti, cf. da-
zu »Die sumer. Familiengesetze« S. 59 Anm. 4. IV R. 13, 40/41 b. wird
1) So trauscribirt Haupt statt gi (s. o.).
2) Die den Text unterbrechenden eckigen Klammern sind Zusätze von mir.
3) S. hierüber meine Bemerkungen in der Jen. Lit. Zait. 1S79. S. 274a.
22
eben dieser Umstand, dass man so das Siegel in Babylon Jahr-
hunderte lang aufbewahrte, darauf schliessen lässt, welchen
nam-»r?-ra durch (musim) simäti wiedergegeben«. — In Bezug auf die
für den Gottesnamen Sak-kut rviaö (s. o.) in Betracht kommende Aus-
sprache des Zeichens »*c a's kud und seine Bedeutung an dieser Aus-
sprache schreibt mir derselbe: »Dass »^- im Sumerischen auch kud
gesprochen wurde, zeigt die Glosse II Rawl. 33, 34 c. d., wo »^- mit der
Glosse Tsj] "^T d. i. ku-ud durch assyr. ma übersetzt wird« [vgl.
hierzu ABK. 69 Nr. 110]. »»<^ = dänu »richten« finden wir II R. 7, 22
und 23 e. f., wo »v" mit Verlängerungsvokal »*^-da durch assyr. da-a-nu
»rechten« wiedergegeben wird« [vgl. ABK. 138 Nr. 29]. »Dem assyr. Sub-
stantivum da-a-a-nu »Richter« entspricht im Sumerischen regelmässig
/tdz >^sT. Cf. IV R. 1, 31/32 b; 13, 31/32 b; 15, 49/50 a; 28, 36/37 a.«
[vgl. ABK. a. a. 0. und s. für DI = di-i-nu noch II R. 7, 32 e. f.]. »Dies ist
im Hinblick auf St> 185 im Sumer. di-kud zu lesen. — Dass »v in der
Aussprache kud dann auch »beschwören«, assyr. tamü (cf. syr. c*iöo]) be-
deutet, zeigt II R. 7, 24 c. d. »^--da erscheint hier als Synonym wiepo.
mit Verlängerungsvokal pada (s. sumer. Familiengesetze S. 45 Nr. 4) und
anderen Wörtern, die sämmtlich »beschwören«, »Beschwörung« etc. be-
deuten. Z. 26 wird lu-nam-erim-kud-da d. i. »der Mann (Zw), weicherden
Fluch (nam-erim) beschwört (kuda}«, durch assyr. tam-ma .... übersetzt.
Ebenso wird IV R. 2, 33/34 c das sumer. nam-erim-ma sa-me-mi-»rr
durch assyr. mamit (syr. JA^Q^o) tummisunüti-ua [ana tupki etc.] wieder-
gegeben (vgl. noch IV R. 22, 19 b). — »<sr kud = parasu endlich finden
wir II R. 28, 66 d. e, sowie in dem ausserordentlich schwierigen Texte IV R.
20, 7/8, ferner IV R. 28, 32/33 b und 30, 55/56 a.« — Angehend die Bedeu-
tung des assyr. Stammes parasu weist Haupt darauf hin, »dass ja der Grund-
begriff des semitischen ö"iS »brechen, theilen« sehr wohl zu den übrigen
Bedeutungen des Ideogramms *>^-: »schneiden« assyr. nakasu [ABK. 112
Nr. 72] »richten«, assyr. ddnu, »bestimmen« sämu [s. o.] etc., die alle auf
den Grundbegriff »schneiden« zurückgehen, stimmt. »An mehreren Stellen
scheint die Form Küiltu dieses Stammes, piristu, »Orakel« zu bedeuten,
endlich wird paristu IV R. 3, 5 b, wie schon HJ. S. 119 vermuthet wurde,
Beschwörerin bedeuten (vgl. Del. Ass. Lesest. II A. S. 104, 46 ff. [= Assurb.
Sm. 224, 46ff.]). Es würde dazu passen, dass >+-, welches ebenfalls durch
parasu übersetzt wird (s. das Syll. HR. 28, 65 d. e), wie der Anfang von
Sc zeigt, neben *~>-\ "J^~^T I^H [ d- i. der »Gott Adar«, »Gazelle« assyr.
sabitu, »glänzend« assyr. ellu auch »Beschwörer« assyr. asipu bedeutet.
Vgl. auch SM [ABK. 148 Nr. 49]. — In der ausspräche Sil bedeutet »rr
23
Werth man dem Besitze dieser Trophäe beilegte, so lässt diese
Thatsache gleichzeitig es erklärlich erscheinen, dass die Erinne-
rung an jenen grossen assyrischen Eroberer auch noch in spä-
terer Zeit in Babylon lebendig war. Es begreift sich, wie für
die Babylonier der Beginn der assyrischen Beichsherrlichkeit
mit der Begierung jenes Eroberers zusammenfiel. Welche Stel-
lung der genannte Herrseber in der Erinnerung der Assyrer
selber einnahm, ersehen wir dazu noch klar und deutlich aus dem
Umstände, dass Bamman-nirar III. (812 — 783) in seiner Platten-
inschrift (I Bawl. 35 Z. 19 flg.) unter Ueberspringung einer
ganzen, mehrere Jahrhunderte umspannenden Beihe von Herr-
schern sich als einen Nachkommen des »Tuklat-Adar,
Königs von Assyrien, Königs von Sumir und Akkad«
bezeichnet. In diesem Herrscher konnte sich somit , wenn
irgendwo, die Erinnerung der Babylonier und Assyrer begeg-
nen; es begreift sich insbesondere, dass für die Babylonier
die Beihe der assyrischen Grossherrscher mit diesem Könige
beginnt. Wie, wenn nun auch Abydenus diesen Herrscher
als denjenigen im Auge gehabt hätte, von dem ab er den San-
»Strasse« assyr. suku {\J*y», pTO), |LoQ*) [Verweis Haupt's auf Sb 304;
IV R. 2, 16/17 b; 55/56 ; 2, 23/24 b; 10, 8 c. d. und »Sumer. Familiengess.
S. 16, 10]; ferner wird es an mehreren Stellen durch den assyr. Stamm
salatu übersetzt [durch Haupt belegt mit HR. 39, 14 g. h; IV R. 3, 7/8 a.
u. 22, 30/31 a]«. — Wir sollten meinen, das Vorstehende gereiche unserer
Ansicht von Herkunft und Sinn des Gottesnamens Adar in erwünschtester
Weise zur Bestätigung. Ein Schwanken kann nach unserm Dafürhalten
lediglich darüber statt haben, ob der andere Name des Adar, Sak-kut, statt
ebenfalls als »Haupt der Entscheidung« gemäss dem Obigen nicht vielmehr
geradezu als »Haupt der Beschwörung« (s. oben Seite 22) zu fassen sei.
Man könnte sich versucht fühlen hiefür sogar zwei Keilinschriftstellen zu
citiren, in welchen (P. Haupt; F. Lenormant) an Ninip-Adar die Bitte um
Beschwörung der bösen Geister gerichtet wird (s. IV R. 1, col. III, 33/34 —
35/36 und ebend. 65). Nun aber wird an beiden Stellen die Bitte um Be-
schwörung wie an den Ninip-Adar, so auch noch an ein halbes Dutzend an-
derer Götter gerichtet, so dass für die Bezeichnung des Ninip-Adar als
eines »Gottes der Beschwörung« im speeifischen Sinne ein rechter Grund
nicht vorliegt. Da nun ohnehin auch bei der Aussprache kud des betreffen-
den Ideogramms die Bezeichnung des Gottes als des »obersten Schieds-
richters« sich sprachgebräuchlich rechtfertigt (s. o.), so bleiben wir,
auch was den andern in Rede stehenden Gottesnamen anbetrifft, bei un-
serer obigen Bestimmung seines Sinnes.
24
herib als den »fünfundzwanzigsten (assyrischen) Herr-
scher« gezählt und gerechnet hätte? —
Inschriftlich zunächst werden für die Zeit seit Tuklat-
Adar (incl.) bis auf Sanherib (incl.) theils durch die Eponymen-
listen , theils (für die ältere Zeit) durch die Genealogien der
Königsinschriften das eine Mal 9, das andere Mal 14, insgesammt
23 Herrscher ihrem Namen nach überliefert und zwar so, dass
jedenfalls zwischen Nr. 1 — 9 und der zweiten Reihe eine Lücke
von Herrschern klafft. Diese Zahl von 23 und etlichen Herr-
schern kommt aber denn doch der Zahl der 25 Herrscher des
Abydenus auffallend nahe. Auch die sich ergebende Durch-
schnittsdauer der Einzelregierungen stimmt befriedigend zu
dem; was wir in dieser Hinsicht sonst wissen. Regierten seit
Tuklat-Adar I. (excl.) bis Sanherib d. h. während 600 Jahre
24 Herrscher über Assyrien, so treffen auf den Einzelnen rund
25 Jahre. Die Durchschnittsdauer der Einzelregierungen gerade
bei den präsumptiv constanten Dynastien des babylonischen
Kanons — und das ninivitische Regiment muss entschieden
zu den constanten gerechnet werden — beträgt 28, 272/9, 235/n
bezw. 22%! Jahre (s. KFG. 466. 542). Auch wenn man klei-
nere Gruppen von Regierungen herausnimmt, verschiebt sich
zwar dieses Verhältniss begreiflicherweise, bleibt aber auch so
mit dem Gesammtresultate in befriedigendem Einklang. Auf die
Zeit von Tuklat-Adar's II. Regierungsantritt im J. 891 bis auf
den muthmasslichen Tod Asurbanipal-Sardanapal's im J. 626/25,
also auf 14 Herrscher würden im Ganzen 266 Jahre treffen, was
für den einzelnen Herrscher 1 9 Jahre ausmachen würde. Wie-
derum kommen auf die 600 — 418, also 182 Jahre von Tuklat-
Adar I. bisTiglath-Pileserl., zumMindesten sechs Regierungen,
was somit im Maximum auf rund 30 Jahre Dauer für die Einzel-
regierung führen würde. Zwischen 30 und 19 ist aber wieder-
um rund 25 die Mitte. Wo die, die überlieferten 23 zu der zu
postulirenden Zahl von fünfundzwanzig ergänzenden, fehlen-
den Herrscher einzureihen seien, ist mit Sicherheit nicht
auszumachen, da weder, dass Bü-kudur-Usur der unmittelbare
Nachfolger des Tuklat-Adar I. sei, durch die synchronistische
Tafel feststeht, noch auch wie viel Herrscher zwischen Sauisi-
Ramman und Asurdän x) einzufügen sind , sich irgend sicher
1) Dass die Aussprache dän , geschrieben da-a-an, der bisher in
der Regel befolgten dajan zu substotuiren sei, zeigt P. Haupt, Die sume-
25
ausmachen lässt. Lediglich dass der Assyrerkönig Asur-rab-
amar, dessen Salmanassar II. (Monol. 37 flg. s. IIIRawl. 8) Er-
wähnung thut, in die letztere Lücke treffe, lässt sich vielleicht
mit gutem Grunde annehmen (s. den Zusammenhang). Auch
den noch erübrigenden weiteren Herrscher der 25 hier einge-
ordnet, dazu Tuklat-Adar I. als Nr. I, Sanherib als Nr. 25 be-
zeichnet, und die chronologisch nicht sicher einzugliedernden
durch eine mit einem Fragezeichen versehene Zahl kenntlich
gemacht, würden wir die nachfolgende Liste l) gewinnen :
1. Tuklat-Adar I.
2? Bil-kudur-usur
3 ? Adar-habal-isarra 2)
4? Asur-dän
5 ? Mutakkil-Nusku
6? Asur-ris-ilim
7? Tuklat-habal-isarra
8? Asur-bil-kala
v
9? Samsi-Ramman
10?
11?
12.
Asur-dän
13.
Ramman-nirar
14.
Tuklat-Adar II.
15.
Asur-nasir-habal
16.
Salmanu-asir
17.
Samsi-Ramman
18.
Ramman-nirar
19.
Salmanu-äsir
20.
Asur-dän
21.
Asur-nirar
rischen Familiengesetze, Lpz. 1879, S. 64. Dagegen bedarf die Frage
nach der Aussprache des Zeichens Yy Yy im Assyrischen noch der näheren
Untersuchung.
1) Vgl. für Nr. 2—3 die synchronistische Tafel III Rawl. 4 Nr. 2
Z. 19 — 28; für Nr. 3—7 die Cylinderinschrift Tiglath-Pilesers I. col. VII
Z. 36 ff. ; für Nr. 6—9 die synchronistische Tafel II R. 65 col. II, U ff . 25 ff. ;
für Nr. 12—15 s. I R. 28 II, 20; vgl. I R. 17 col. I, 30; für Nr. 14—25 s. die
Eponymenlisten bezw. die eigenen Inschriften der betr. Könige.
2) Für die Lesung isarra vgl. F.Delitzsch, Assyr. Lesest. 2. Aufl.
S. 15.24. Nr. 167. 214.
26
22. Tuklat-habal-isarra
23. Salmanu-asir
V
24. Sarrukin
25. Sin-alii-irba
Bei diesem Ansalze würden auf den Zeitraum von etwa
200 Jahren zwischen Tiglath-Pileser I. und Tuklat-Adar II.
(= c. 1090 bis 891 v. Chr.) im Ganzen 4 + 2 = 6 Herrscher
kommen , eine wenn auch verhältnissmässig geringe, so doch
schwerlich von vorn herein als unwahrscheinlich zu bezeich-
nende Zahl , dieses zumal wenn man die Unbestimmtheit der
die Voraussetzung wieder der betreffenden Ansätze bildenden
chronologischen Angaben (bezüglich der 600 und wiederum
418 Jahre vor Sanherib! — ) in Anschlag nimmt, auch erwägt,
dass wir bei Abydenus babylonische, auf den Inschriften assy-
rische Berichterstattung haben, bei welchem Umstände ja Dis-
crepanzen in den Aufzählungen keineswegs ausgeschlossen sind.
Im Übrigen aber wäre es vielleicht sogar nicht unmöglich, dass
sich die Zählweise des Abydenus als eine in Babylon übliche
auch sonst erweisen Hesse. Die uns von Ktesias über-
lieferten Namen der Assyrerkönige sind — Ninus, Ninyas und
die Semiramis bei Seite gelassen, sowie vom typischen Sardanapal
abgesehen — vom ersten bis zum letzten unhistorisch und sei
es von Ktesias selber, sei es von seinen medopersischen Ge-
währsmännern oder wiederum deren Gewährsmännern (was
für die Sache, um die es sich handelt, gleichgiltig ist) einfach
erdichtet. Dass dasselbe auch von den Namen der beiden Er-
oberer Niniveh's, Arbakes und Belesys, gilt, glaube ich »Keil-
inschrr. und Geschichtsforschung« S. 514 flg. gezeigt zu haben.
Wie nun aber, von den Namen und der unglaubwürdigen
Einzeldarstellung abgesehen , der Bericht des Ktesias
über die Eroberung der Ninusstadt durch die Meder und Baby-
lonier im Übrigen zuletzt auf eine von Geschlecht zu Ge-
schlecht fortgepflanzte Kunde von dem gewaltigen Ereigniss
zurückgeht, insbesondere die Gedoppelt heit der Eroberer *),
1) Übrigens erscheint beiläufig auch bei Ktesias sowohl in der Rela-
tion des Klitarch-Diodor (II, 27 fin.; 28 fin.), wie in der des Nicolaus
Damascenus (fragm. 9) als der eigen tl i che Eroberer der Meder. Vgl.
die Darstellung des Herodot I, 106, der überhaupt nur die Meder als
Eroberer kennt und nennt (wiewohl selbst bei ihm der wirkliche Thatbestand
noch deutlich genug durchschimmert). — M. v. Niebuhr , a. a. O. 96 ff.
27
wie auch die Angabe über die Nationalität derselben sicher
auf einer alten, noch bei Josephus und im B. Tobit sich wider-
spiegelnden Tradition beruht, so wäre es gewiss an sich
wenigstens nicht von vornherein undenkbar, dass es sich irgend-
wie analog auch mit der assyrischen Königsliste des Ktesias ver-
hielte. Diodor berichtet uns (II, 21 bezw. 28 vgl. mit 23), dass
bis und mit dem letzten derselben, Sardanapal, 30 Könige1)
über Niniveh seit dem Reichsstifter geherrscht hätten. Dass
nun die beigeschriebene Gesammtzahl von über 1300 (= 1306
[Var. 1360])2) Jahren für den Bestand des Reichs eine zu der
Angabe, betr. die Herrscherreihe, gar nicht sich fügende
ist (dieselbe würde für den einzelnen Herrscher die sich selbst
richtende Durchschnittssumme von circa 45 Jahren liefern!),
liegt auf der Hand und ist längst erkannt3) . Gerade diese D i s -
crepanz scheint aber dafür zu sprechen, dass die eine von
den beiden Zahlen auf eine wirkliche Tradition zurückgeht.
Nun hat schon M. v. Niebuhr (a. a. 0. 327 vgl. mit 295. 323)
bemerkt, dass. vertheilt man die 30 Könige auf die 668 Jahre
der »wirklichen Dauer der assyrischen Dynastie« (1273 — 605
nach Niebuhr), für die Einzelregierung im Durchschnitt die an-
gemessene Zahl von 224/i5 Jahren herauskömmt. Dass ferner
Ktesias, der ja, wenn auch zunächst aus medopersischen, doch
gewiss zuletzt aus babylonischen, unter keinen Um-
ständen, so wenig wie Herodot, aus assyrischen Quellen schöpfte
(wrelche letzteren ja keinem von Beiden überall mehr zugäng-
lich waren), die »wirkliche Dauer der Assyrerherrschaft« von
der ersten Unterwerfung Babyloniens durch die Assyrer
d. i. aber von demselben Zeitpuncte an rechnete, wie Abydenus
(s. o.), wäre begreiflich und eigentlich gerade das, was man er-
warten sollte. Auch dass, wenn Abydenus Sanherib als den
1) Für die wahrscheinliche Ursprünglichkeit dieser Zahl unter den
verschiedenen als ktesianisch überlieferten Gesammlzahlen ninivitischer
Herrscher s. M. v. Niebuhr a. a. O. 291 ff. und vgl. G utsch m id im Rh.
Museum VIII (1853) S. 259, der insbesondere erkannt hat, dass bei Kephalion
die Könige zwischen Teutamas und Sardanapallus ausgeworfen sind, end-
lich Jo. Brandis, rer. Ass. tempp. emend. 58 sq.
2) S. über diese Differenz und das tri (T tlr^/.ovxa M. v. Niebuhr
a. a. O. S. 294; A. v. Gutschmid a. a. 0. S. 260 Anm. ; Jo. Brandis,
rer. Ass. tempp. emend. p. 11 ann.
3) Über die Entstehung der Zahl 1300, bezw. 1306 (1360) s. eine Ver-
muthung bei M. v. Niebuhr a. a. O. 319 ff.
28
25. Herrscher seit jener Epoche bezeichnet, die Ktesias'sche
Gesammtzahl der assyrischen Herrscher (= 30 Könige bis
zum Untergange des Reichs) von vornherein nichts Unwahr-
scheinliches haben würde, liegt zu Tage. Es fragt sich aber, ob
nicht auch sonst, ob insbesondere nicht aus den Inschriften
Instanzen auch für jene Dreissigzahl assyrischer Herrscher
bis zum Untergange des Reichs sich beibringen lassen? — Ist
Sanherib der 25. Assyrerkönig, so müssten nach ihm noch fünf
Könige in Niniveh geboten haben. Nun regierten gemäss den
Monumenten nach Sanherib in Niniveh noch :
1) Asarhaddon;
2) Asurbanipal, dessen Sohn;
3) Asur-idil-ili-ukinni, dessen Sohn,
und, als der vermuthlich letzte, als der, unter welchem das
Reich zusammenbrach, 4) Asur-ach-iddin II. d.i. der Sarakos
des Abydenus *) . Wahrscheinlich , wenn nicht sicher, gehört
aber in diese Reihe auch noch 5) ein König , dessen Namen
1) S. hierüber unsere Schrift : »Keilinschriften u. Gesehichtsforchung«
S. 518 ff. Dem dort Ausgeführten füge ich noch hinzu, dass gemäss Bos-
cawen in den Transactions of the Society of Biblical Arvhaeology VI, 1 p. 22
die betreffenden Thontafeln aus dem Eponymate des Nabu-sar-usur datirt
sind. Würde sich diese Mittheilung bestätigen (bei meiner jüngsten An-
wesenheit in London war das betreffende Täfelchen im Britischen Museum
nicht zu finden), so wäre ein weiterer Anhalt, gewonnen. Nämlich aller-
dings gab es zwei Eponymen dieses Namens. Von diesen war der eine
Gouverneur von Markasi und verwaltete das Archontat im J. 682 v. Chr.
Der andere der beiden führte dagegen den Titel »Schreiber des Landes«
(G. Smith, the Assyriern eponym canon p. 70. 78), ohne dass jedoch des
Letzteren Zeit zunächst anzugeben wäre. Nun aber begegnen wir dem
Titel: »Schreiber des Landes« bei einem Eponymus der älteren Zeit bis
Sargon niemals. So werden wir für diesen weiteren Eponymus jenes
Namens jedenfalls in die Zeit nach Sargon geführt. Nun begegnet uns
weiter zwar ein Eponymus des Namens Nabu-sar-usur in der Begierung
des Sanherib (für das Jahr 682 s. o.); dieser aber war, wie bemerkt, »Gou-
verneur von Markasi« und führte dazu nicht den Titel »Schreiber des
Landes«. An diesen ist somit unter keinen Umständen hier zu denken.
Da nun weiter während der Begierung des Asarhaddon (681/680 — 668/667)
ein Eponymus dieses Namens überhaupt nicht erscheint, so werden wir
für die Zeit der Aufsetzung dieser Tafeln jedenfalls über die Begierung
dieses Herrschers hinabgehen müssen. Der Archont Nabubilusur mit dem
Titel: »Schreiber des Landes« kann frühestens in der zweiten Hälfte der
Begierung Asurbanipals, wenn nicht erst in der Zeit der Begierung
eines seiner Nachfolger sein Amt verwaltet haben.
29
G. Smith vermuthungsweise Bil-zakir-iskun las, der aber, was
den ersten Theil desselben anbetrifft, bis jetzt nicht bestimmt
werden kann2) . Ueber diesen Herrscher und was damit zusam-
menhängt, lediglich auf die ziemlich unbestimmten Mittheilungen
G. Smith's hin, die sich ohnehin, wie sich unten herausstellen
wird, in der That auch nichts weniger, denn als ohne Weiteres
verwendbar nachträglich herausgestellt haben, mich zu äussern,
habe ich noch in meiner Schrift: »Keilinschriften und Geschichts-
forschung« vom Jahre 1 878 Bedenken getragen. Indessen ward
mir die Existenz noch eines weiteren nach Asurbanipal regie-
renden assyrischen Herrschers immer wahrscheinlicher, und
nachdem ich inzwischen Gelegenheit gehabt habe, die betreffen-
den Originale selber zu untersuchen , nehme ich keinen An-
stand, über die Frage bestimmt mich auszusprechen. Meine
Ansicht geht dahin, dass die sämmtlichen in Betracht kommen-
den Fragmente A — D (s. unten in dem »Anhange«) sich auf die
Zeit der Ausgänge der assyrischen Geschichte beziehen
und in dieselbe ihrem Ursprünge nach uns weisen. Es ergiebt
sich dieses für die Gruppe A, a. b; B (s. u.) einmal daraus, dass
sich der betreffende König in der Inschrift als einen Verehrer
»des Merodach und der Zarpanit« bezeichnet (A, a Z. 2),
was in dieser Weise erst seit Tiglath-Pileser II. (II Rawl. 67, 12;
Lay. 17, 15), Sargon (Khors. 143 == Botta 152, 11) und Sanherib
(I Rawl. 41, col. V, 20)2) aufkömmt, und dass derselbe zugleich
neben [Asur und] der Nin-gi (?) Beltis, den Bei, Nebo, Sin, die
Istar von Niniveh und die Istar von [Arbela?] ... in ganz ana-
loger Weise neben einander erwähnt (A, a Z. 4), wie dieses und
1 ) Inschriftlich ist, wie ich bei meiner jüngsten Anwesenheit in London
constatirt habe, lediglich ... — . . . tr(?) -iskun erhalten, was sich zu
einem . . . zikir-iskun mit vorhergehendem Gottesnamen [Asur, Nabu,
Bil etc.) leicht ergänzen lässt. Smith nun ergänzte Bil, aber willkührlich und
hiezu wohl lediglich durch den Umstand veranlasst, dass sich der Baby-
lonierkönig(l) Nirgal-sar-usur (Neriglissor; in seiner Inschrift (IRawl. 67
col. 1,4 4) als Sohn eines »Königs« Bil-suni-iskun (Bil-zikir-iskun) bezeichnet.
Dass aber in der That dieser babylonische und jener assyrische Herrscher
irgend etwas mit einander zu thun hätten, ist nicht nur nicht erweislich,
sondern — und schon aus chronologischen Gründen — im höchsten Maasse
unwahrscheinlich. S. über alles dieses weiter im »Anhange«.
2) Unter Bilu I.e. ist natürlich an diesen Stellen nicht Bel-Dagon,
sondern Bel-Merodach zu verstehen vgl. Nebuc. Grotef. I, 27 und s.
unsere Bemerkk. in Theol. Studd. und Kritt. 1874 S. 342.
_ — 30
zuerst unter den Assyrerkönigen Asurbanipal thut (s. Asurb.
Sm. 7, 42 ff. ; 316, 4 07 flg.), wie denn, soviel ich sehe, die
Unterscheidung einer »Istar von JNiniveh« neben einer »Istar von
Arbela« uns überall zuerst bei Asarhaddon (Cyl. col. IV, 39)
begegnet (die »Istar, Herrin von Niniveh« allein findet sich
schon früher erwähnt, s. z. B. Asurnassirh. Monol. III, 92). Es
ergiebt sich Jenes aber auch des Weiteren daraus , dass der be-
treffende Thoncylinder gemäss der Unterschrift (s. die Beilage)
aus dem Eponymate eines Archonten Daddi, mit dem Titel:
Tukultu [rabu] »der (grosse) Tukult« datirt ist. Dieser Würde
aber eines Gross-Tukult begegnen wir bei den Eponymen in
der Zeit vor Asurbanipal niemals: der betreffende König kann
somit, da er von diesem verschieden, selber nur nach demsel-
ben geherrscht haben. In dieselbe Zeit der Ausgänge der assy-
rischen Geschichte weisen uns aber, auch wenn sie nicht dem-
selben Könige angehören sollten (s. über diese Frage unten in
dem »Anhange«), auch die Fragmente G und D. Denn einmal
erwähnen auch sie des »Nabu und derTasmit« (€,3), da-
zu des »[ N i r g a 1 u n d] d e s N u s k u « (4) in derselben Weise, wie
man es nach den Parallelen bei einem König seit Asurbanipal
zu erwarten hat (s. die Nachweise), und dazu bezeichnet sich
dieser König (das kann man mit Zuversicht aus der Stellung der
den Titel des betr. Herrschers enthaltenden Zeile D, 8 schliessen)
sei es als Sohn, sei es als Grosssohn eines Herrschers, der zu-
gleich »König von [Sumir und] Akkad« war. Diesen Titel
legte sich aber unter den späteren Königen seit Tiglath-Pileserll.,
an den selber aus anderen Gründen nicht zu denken ist, zuerst
Asarhaddon und sodann (seit dem Tode des Saosduchin) sein
Sohn Asurbanipal bei. Somit kann, da an den letzteren selber
wiederum nicht zu denken ist, nur ein Sohn oder Enkel dieses
letzteren Königs der betreffende König der Fragmente G und D
gewesen sein. Wäre nun dieser König von C und D zugleich, wie
vermuthet ist und wofür sich ja allerdings Manches sagen lässt,
derselbe König wie der von A, a. b undB (s. darüber unten),
so würde zu den vier Nachfolgern Sanherib's : Asarhaddon,
Asurbanipal, Asur-idil-ili-ukinni und(?) Sarak-Asurachiddin II (?)
als ein fünfter dieser König .... [ziki]-ir-iskun kommen, und die
Gesammtzahl der Herrscher wäre 30. Des Abydenus Bezeich-
nung des Sanherib als des »fünfundzwanzigsten« (assyri-
schen) Herrschers, der Babylon sich unterjocht gehabt hätte, würde
31
so ihre Rückversicherung in der Aussage des Ktesias, betreffend
die Dreissigzahl assyrischer Herrscher überhaupt, finden,
diese zusammengehalten mit den Aussagen der Monumente1).
Aber auch, wenn die betreffenden Fragmente statt einem und
1) Es wäre vielleicht sogar nicht unmöglich, dass seihst in den Einzel-
zahlen, betreffend die Regierungsdauern, in einem Falle wenigstens, noch
der Rest einer wirklichen, wenn auch darum noch nichts weniger als rich-
tigen Ueberlieferung uns überkommen wäre, nämlich dieses bei den beiden
letzten Regierungen, welche gemäss Ktesias gewesen wären :
Akrazanes 42 Jahre
Sardanapalles .... 20 -
Schon M. v. Niebuh r (a. a. 0. 318; vgl. Jo. Brandis rer. Assyr. tempp.
emend. p. 63) setzte die 42 Jahre des Akrazanes dem Sammughes, die
20 Jahre des Sardanapal dem Kineladan d. i. dem präsumirten Assardanpal
gleich. Von dieser Gleichstellung kann nun zwar heute keine Rede mehr
sein. Aber dass in den 42 Jahren des Akrazanes die 42 Jahre des Kanons
(= 20 + 22 JJ.) und anderseits die ebenfalls 42 Jahre des Berossus (=21
— f— 21 JJ.) d. i. also die Jahre des Sammughes = Saosduchin und des Sar-
danapallus- Kineladan stecken, lässt sich immerhin vermuthen, da, wie in
der Liste des Ktesias, so in dem Berichte des Berossus (Alexander
Polyhistor) auf den »Bruder" des Sammughes d. i. auf den Sardanapallus
(Abydenus) eine zwanzigj äh rige Regierung — dort abermals des Sar-
danapallus, hi er des Nabopolassar folgt. Und wiederum ist, wenn vom
Ktesias diese 20 Jahre eben dem (Assyrer) Sardanapal zugeschrieben wer-
den, dieses sicher falsch: Sardanapal-Asurbanipal war nicht der letzte
König von Assyrien und regierte auch nicht 20 Jahre. Aber wie die
21jährige Zeit der Regierung des Nabopolassar der Zeit der Ausgänge der
assyrischen Geschichte im Wesentlichen entspricht, so wissen wir aus
Berossus, dass bei den Babyloniern dem Nabopolassar auch sonst 20 Jahre
als Regenten zugetheilt wurden (s. o.) : diese 20 Jahre des Nabopolassar
sind einfach zu Jahren des Assyrers Sardanapal geworden! Die Ver-
muthung drängt sich auf, dass jene Zahlen 48 -+- 20 allerdings auf Ueber-
lieferung, nämlich auf babylonische Ueberlieferung zurückgehen.
Ktesias hätte dann einfach die Regieiungsdauern der babylonischen
Könige seit 667 (= I. Jahr Asurbanipal's), nämlich die Regierungsdauern
des Sammughes, Sardanapallus und des Nabopolassar für solche assy-
rischer Könige genommen und, da er deren wirkliche Namen nicht
kannte (s. o.), die Regierungsjahre jener Babylonier auf die beiden suppo-
nirten Assyrerkönige in der angegebenen Weise vertheilt. Das
Schema wäre :
Wirkliche babylo n ische Fingirte assyrische
Regenten: Regenten:
fTU§hen II JJ" Wazanes 42 JJ.
Sardanapallus 21 - f
Nabopolassar 20 - Sardanapalles 20 -
in Summa ... 62 JJ. in Summa ... 62 JJ.
32 ■
demselben vielmehr zwei verschiedenen Königen der Aus-
gänge der assyrischen Geschichte zuzuweisen sein sollten, oder
wenn anderseits die Annahme eines vom Asuridililiukinni ver-
schiedenen , besonderen Königs Sarak = Asurachiddin II. sich
nicht bestätigen und so die Gesammtzahl in Wirklichkeit um
einen Herrscher hinter der Zahl 30 sei es zurückbleiben, sei
es diese überschreiten sollte, so würde immerhin auch so die
Dreissigzahl als eine runde sich hinlänglich begreifen lassen.
Welche Stellung man nun aber auch überall zu dem letz-
teren Argumente einnehmen und wie immer man über die
Möglichkeit eines wirklichen Beweises der Geschichtlichkeit der
bezüglichen Aussage des Abydenus denken mag, darin wird
man uns, sollten wir meinen, wohl beistimmen, dass zu einer
Beanstandung der bezüglichen Angabe als einer vom Abydenus
thatsächlich gemachten vom historischen Standpunkte aus
bei dem dargelegten Sachverhältnisse ein Grund nicht vor-
handen und insbesondere zu der Vornahme einer Textes-
änderung ein Anlass nicht gegeben ist.
ANHANG.
Fragmente von Königsinschriften aus der Zeit der Ausgänge der
assyrischen Geschichte.
Bereits im ersten Bande des grossen englischen Inschriflen-
werkes (IBawl. pl. 8 Nr. 6) ist das Fragment einer Gylinder-
inschrift veröffentlicht, welches dort als aus Kujundschick stam-
mend bezeichnet und von welchem vermuthel wird, dass es
möglicherweise dem »Vater des Neriglissor« (von Babylon) zu-
gehöre. Das letztere ist augenscheinlich lediglich aus dein Um-
stände geschlossen, dass der erhaltene Best des Namens des
Cylinderkönigs, nämlich 55» (?) ^ j:Y^ sich allerdings
unter andern) auch zu dem Namen des Vaters des Babylon iers
Neriglissor, des Bil-sum-iskun, bezw. Bil-zikir-iSkun, ge-
schrieben Y >->~y >-TT >-^ w£:££77 W '), das wäre im Grunde
allerdings dasselbe wie [f ^ >-JJ ^f^ <Jgf] ^ ^ tffl,
ergänzen lässt. Aber wie auch noch manche andere Ergän-
zungen des verstümmelten Namens denkbar sind, so lässt sich
für die Gleichstellung jener beiden Herrscher sonst rein nichts
anführen; es stehen derselben im Gegenlheil sehr erhebliche
Bedenken entgegen : heisst doch der Babylonier, der Vater des .
Neriglissor, nur und ausschliesslich »sar Babüu, König von
1) ^£r£»w» Sy d. i. in-gar ist das Dichtsemitische, altbabylonische
Äquivalent für das semitische imperfektische iskun R. "pttj »er machte«»
geschr. ^ J:lyy = £^TT J|eJ *^\\ Der Name bedeutet: »Bei schuf
(gab) den Namen«. Der Wechsel der altbabylonischen Schreibweise
mit der semitischen bei dem Verbum ist wie in Nabu-ndid (semitisch)
neben Nabu-imtuk (altbabylonisch). S. hiezu die Nachweise ABK. 136
Nr. 25. — Für die Gleichung £^£^ ^ = >^ff J^J >^}} s- das
ebend. S. 20, F. Delitzsch, Ass. Lesest. 2. Aull. S. 70 und sonst mit-
getheilte Syllabar; für den altbabylonischen Lautwerth gar (nicht SA]
des Zeichens ^ s. ZDMG. XXIX S. 32.
1880. 3
34
Babylon a (I Bawl. 67 col. I, 14), während dieser, wie sich aus
seiner Belilelung als sarru rabu, sarru dannu, sar kissäti ....
ergiebt, wenn nicht ausschliesslich, sf» jedenfalls in erster Linie
als Assyrerkönig sich bezeichnete. Dazu regierte dieser König,
eben als Assyrerkönig, sicher vor dem Untergange der assyri-
schen Capitale. Würde er als Angehöriger der gestürzten Dy-
nastie dem Verderben entronnen sein? oder würde das auch
nur von einem seiner Angehörigen anzunehmen sein? — Auf
den zeitlichen Abstand (Niniveh fiel spätestens 606; Neriglissor,
der Sohn, kam 560 auf den Thron !) ist schon oben hingedeutet.
Selbst wenn die beiden Persönlichkeiten denselben Namen ge-
führt hätten, würde man bei dieser Lage der Dinge ernstlich
Bedenken tragen müssen, sie für ein und dieselbe Person zu
halten. Nun ist noch dazu, wie wir gesehen haben, diese Iden-
tität der Namen selber lediglich eine Conjeclur. Die Haltlosig-
keit der ganzen bezüglichen Annahme liegt so zu Tage.
Inzwischen d. h. seit Veröffentlichung des Fragments K.
1662« (= I Bawl. 8 Nr. 6), das wir als A, a bezeichnen wollen,
sind nun noch einige weitere bezügliche Fragmente gefunden.
Zuvörderst gehört hieher ein grösseres Bruchstück (A, b), das nach
Material, Form und Schriftcharakter sicher zu demselben Cylin-
der gehörte, wie der besprochene. Schon von G. Smith ist das-
selbe danach in der Sammlung des Britischen Museums mit
eutem Fug als K. 1662 5 bezeichnet. Dasselbe bietet die Beste
von dreizehn Zeilen des Cylinders, welche bis auf vielleicht eine
Zeile oder aber ihrer zwei den Schluss der ganzen Inschrift
enthielten. Die datirende Schlussunt erschri ft, den Namen
des Archonten [lirrtmu) bietend, steht bereits auf dem früher
veröffentlichten Stück K, 1 662 a (A, a Z. 4} . Wie danach mit Bechl
G. Smith die beiden Thonstücke im Britischen Museum rein
äusserlich hat aneinander fügen lassen, so werden wir auch in
unsrer Publicalion l) b und a der Nr. A in der angedeuteten Weise
zum Abdruck bringen. Bezüglich der Grösse der Fragmente
bemerke ich, dass Fragm. 46626 mit einer Zeile von y2 Centi-
meler Länge beginnt, in der 6. Zeile bis zu einer solchen von
8 Ctm. ansteigt und schliesslich in Z. 13 wieder bis auf öClm.
an Ausdehnung herabsinkt: dass ferner Fragm. 1662a in Z. 1
11V2Clm. Länge aufweist; Z. 3 bis zu 42'/2 Ctm. Länge an-
1) Die Mittheilungen, welche ich der Güte des Herrn Theoph.
Pinches verdanke, sind weiter unten besonders angemerkt.
35
steigt, Z. 4 etwa 113/., Clin, misst, in Z. 10 aber bis zu 1 Clin,
herabsinkt. Die Höhe dieses letzteren Fragments beträgt im
Durchschnitt (den Bogen gemessen) 8 Ctm.
Das dritte Fragment, ebenfalls dasjenige eines Gylinders,
bez. K. 1663, ist genau in demselben Schriftcharakter geschrie-
ben , wie derjenige der beiden vorhergehenden Fragmente, so
diiss man, zumal auch das Material denselben Typus wie jene
beiden aufweist, auf den Gedanken kommen könnte, dass auch
dieses ein Stück des vorhin besprochenen Gylinders wäre. Dem
ist aber nicht so. Vielmehr gehört dasselbe zu einem Parallel-
cy linder, der aber, soweit sich das überall controliren lasst,
in der Inschrift wörtlich mit dem anderen übereinstimmt.
Beides erhellt aus einer Vergleichuns; der ersten vier Zeilen
des Fragments mit Z. 9 — 12 des veröffentlichten Fragments
(== b. 7 — 10 unserer Publicalion), welche Passagen einander
völlig parallel laufen. Wir bezeichnen das Fragment als Nr. B.
Es folgt ein weiteres, aus der Sammlung des Daily Tele-
graph stammendes Cylinderfragment , bez. DT. 64 (= Nr. C),
welches sich schon durch die (blassere) Farbe des Thones als
nicht zu den beiden vorhergehenden gehörig kenntlich macht.
Dasselbe enthält die Ausgänge von 15 Zeilen, ist oben 5 Clin.,
gegen die Mitte zu 3 Ctm. breit, erweitert sich bis zu 5 Ctin.,
um schliesslich wieder bis auf 3y2 Ctm. Länge herabzusinken
und zwar dieses bei einer Höhe von im Durchschnitt 8 Ctm.
Da das Stück verhältnissmässig schmal ist. gerade von den vor-
hin besprochenen Stücken die Enden der Zeilen nicht erhalten
sind, begreift es sich, dass die Bestimmung des Ursprungs dieses
Cylinderfragmenls seine Schwierigkeil hat. So wenden wir
uns, ehe wir in diese Erörterung eintreten, zu der Betrachtung
des weiteren . kleinen Fragments Nr. D (im Britischen Mu-
seum ohne Bezeichnung , welches mildem vorhergehenden das
A eu ss e rl ich e gemein hat, dass es, wie jenes, nur die Aus-
gänge der Zeilen erhalten bietet, so jedoch, dass das Erhaltene
noch weit geringeren Umfangs ist (Breite der Zeilen von 1 bis
3 Ctm., bei einer Höhe von 6 Clin.); die Zahl der Zeilen
beträgt 9.
Eine Vergleichung nun von D Z. 1 — 5 mit den Ausgängen
der Zeilen C, 11 — 15 giebt an die Hand, dass wir es bei beiden
Stücken mit den Fragmenten zweier Cy linder mit identischen
Inschriften zu thun haben. Und es kommt somit darauf an,
3*
36
nunmehr die nähere Beschaffenheit der betreffenden einen In-
schrift, von der uns jedes der beiden Fragmente Theile erhalten
hat, zu ermitteln. G. Smith hat diese Inschrift mit Bestimmtheit
demselben Könige zugeschrieben , wie die Fragmente A und B
und sie, als zu derselben Inschrift, wie jene, gehörend, ohne
Weiteres behandelt. Dass jene Ansicht nicht bloss möglicher-
weise richtig sei , sondern dass ihr sogar ein hoher Grad von
Wahrscheinlichkeit zukomme, glauben auch wir. Aber für ohne
Weiteres richtig vermögen wir dieselbe nicht zu halten,
und jedenfalls wird eine Abwägung der Gründe für und wider
durchaus geboten sein. Das möge denn im Folgenden ge-
schehen.
Gegen die Identität fällt in's Gewicht der augenscheinlich
andere Schriftcharakter beider, doch von verschiedenen Exem-
plaren stammender Fragmente; nicht minder die augenfällig
abweichende Färbung des Thones (beide Cylinder waren gleich-
massig blasser, als die beiden obenbesprochenen), was aber
unter keinen Umständen irgend entscheidend sein kann, da es
ja nicht um Identität der unversehrten Cylinder-Exemplare,
denn vielmehr lediglich der concipirten Inschriften handelt; da-
zu endlich die unten zu erörternden Schwierigkeiten der Com-
bination beider Inschriften in gewissen Fällen. Für die sach-
liche Identität der betreffenden Inschriften (in ihrer ursprüng-
lichen Gestalt) lässt sich anführen einmal die Äusserlichkeit,
dass, wie Cylinder C und D, so auch — nach der Correspondenz
der Zeilen zu schliessen — die Cylinder A, a (und b) einerseits.
B anderseits die Zeilen durchweg in gleicher Weise begannen
und endeten; sodann — was wichtiger ist — , dass sich die
Zeilenausgänge in C, wenigstens bis Z. 7 ohne zu grosse Schwie-
rigkeit mit der entsprechenden in A, a in Verbindung setzen
lassen. Ich setze die entsprechenden Zeilen in A (mit den Er-
gänzungen in B) einerseits, die Zeilenausgänge in C anderseits,
beide durch einen vertikalen Strich getrennt, in Transcription
(vgl. den Originaltext) her:
\ . ... ir(?)-isku-un sarru rabu sarru dan-nu sar kissati
[sar mat] Assur
2. . . . AsurNin-gi na-ram Marduk Zar-pa-ni-luv bi-bil?) Ifib-bi
| [bilit] Bil-isar-ra
3. ... ku-un lib-bi Nabiuv u Marduk, nii-gir
I . . . luv Nabiuv Tasmiluv
37
4. . . . Nin-gi BiluNabiuv Sin Nin-gal l'slar sa Ninua l'star . . .
| Nirgal(?)i) Nusku
5. ... sit(?)-mas-si-su ki-nis ip-pal-su-su-va
| a-na sarru-u-ti
6. . . . [nab-]har ma-ha-zi sa-an-gu-tu gi-mir is-rit ri'u-u-ul . . .
[su-] mi-su ik-bu-ni
7. . . . pah(?)-ru-su-va i-na-ru ai-bi-su u-sam-ki-t[av] . . .
| [nnkj-ri-ja
Dass in Z. 1.4.6.7 die erhaltenen Reste der Zeilen des Stückes C
eine angemessene Ergänzung der entsprechenden in Stück A, a
bilden würden, möchte sich wohl kaum läugnen lassen, vgl.
noch insbesondere für Z. 1 die bekannten, stereotypen Titula-
turen der Assyrerkönige; für Z. 4 die oben Seite 29 ange-
merkten Parallelen; auch sei für Z. 3 auf Stellen wie Sargon
Cyl. I Rawl. 36, 2; Sanherib, Prisma I, 3 (Plural! — ) hinge-
wiesen. Aber Zweifel betreffs der Zusammengehörigkeit bleiben
dennoch. Der Zusammenhang zwischen Z. 5« und '6b lässt sich
doch immer nur kühn herstellen; die wiederholte Erwähnung
des Nebo so hintereinander in derselben Zeile wie in Z. 3 hat
ihr Bedenkliches; und der Zusammenhang zwischen Z. 6a und
einer Fortsetzung braucht wenigstens jedenfalls nicht derjenige
von Z. 6a und Z. 66 zu sein. So kann unser Schlussurthcil
nur dahingehen, dass sich zwar für die Zusammengehörigkeit der
betreffenden beiden Gruppen von Fragmenten immerhin man-
cherlei beachtenswerte Instanzen geltend machen lassen, dass
diese Zusammengehörigkeil aber bis jetzt keineswegs bereits
als erwiesen betrachtet werden kann. Als sicher dagegen
kann angesehen werden, dass der König, auf den die Cylinder-
inschrift der Fragmente C und D sich bezieht, ein solcher der
Ausgänge der assyrischen Geschichte war. Darauf führt die
Erwähnung des Nebo und der T a s m i t Z. 3 neben [Nergal] und
Nusku Z. 4, die sicher in einer Aufzählung sich fand, wie die-
jenige ist, der wir bei Asurbanipal (und dem Könige unserer
Cylinder A und B) begegnen; darauf führt nicht minder der Um-
stand, dass der Vorfahr des Königs des Cylinders (sein Vater
oder Grossvater) »[König von Sumir und Akkad« war
(D, 8 und vgl. oben S. 30).
1) So G.Smith; der erhaltene Ausgang des Zeicheos stimmt zu
dieser Conjeklur (= >->-] K^Z]]) vgl. Asurb. Sm. 7, 43 ; 309, 41 ; 316, 109.
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Herr Overbeck trug vor: Analekten zur Kritik und Erklä-
rung der Parthenonskulpturen. 2. Zu dem s. g. »Theseus« und
5. zu den s. g. »Thauschwestern« in der östlichen Giebelgruppe.
(Hierzu Tafel 1 und II.)
2.
Zu den mit den meisten verschiedenen Namen belegten Fi-
guren der Parthenongiebelgruppen gehören bekanntlich der ju-
gendliche Mann zunächst den auftauchenden Heliosrossen (D. bei
Michaelis) und die drei Frauen zunächst der untergehenden Se-
lene (K.L.M.). Jener ist: Theseus, Kephalos, Kekrops, Herakles,
Dionysos1) und Olympos2) benannt worden, diese hat man, sie
überwiegend als eine Dreieinheit auffassend, bald als die Moiren,
bald als die Kekropstöchter (oder »Thauschwestern« : Pandro-
sos, Aglauros und Herse) oder endlich (Brunn a. a. 0. S. 15 ff.)
als Hyaden gedeutet3) oder, die allein sitzende von den beiden
eine materielle Gruppe bildenden trennend, jene Hestia4) oder
Rhode oder Amphitrite oder Pandrosos, die beiden verbundenen
aber Kora und Demeter oder Amphitrite und Thalassa oder Persc
und Kirkc (Thalassa und Aphrodite) oder Thallo und Karpo oder
endlich (Petersen) Peitho und Aphrodite genannt.
Indessen nei^t sich , wenn man von Brunns Nomcnclalur
absieht, welche mit seinem gesammten Erklärungsversuche steht
oder fällt, für den Jüngling D. die Meinung der Bezeichnung als
Dionysos zu, welche auch Michaelis (S. 168) als die wahrschein-
lichste gilt und welche besonders Petersen (a.a. 0. S.1 1 7 ff.) nach-
drücklich , wenngleich nicht mit durchweg haltbaren Gründen,
1) Für diese 5 Namen s. den Nachweis bei Michaelis, Der Parthenon
S. 165. 2) Siehe Brunn in den Sitzungsberichten der k. bayr. Akad. von
1874. II. S. 14 1'.
3) Die Nachweise bei Michaelis a. a. 0.
4) So früher Lcake und neuestens wieder Petersen, Die Kunst des Phei-
dias u. s. w. S. 139 f.
43
verfochten hat. Und eben für diese Benennung wird sich viel-
leicht noch einiges Thatsächliche geltend machen lassen, das hier
kurz erwähnt werden soll.
Vor allen Dingen kommt hier unter den neuerdings aufge-
fundenen,, bei Michaelis noch nicht abgebildeten Fragmenten,
von denen das britische Museum Abgüsse besitzt, eine ganz wun-
dervoll gearbeitete, im zweiten Gelenk der Finger gebrochene,
im Uebrigen aber allerbesleus erhaltene, mannliche linke Hand
in Frage, welche nach ihren Maßverhältnissen1) vollkommen zu
der Figur D. passt, obwohl sie sich dem Armstumpf derselben
nicht unmittelbar anfügt, vielmehr zwischen ihr und diesem ein
kleines Stück (0,03 — 0,04 m etwa) fehlt, was bei dem Zustand,
in welchem sich der Armstumpf befindet, nicht befremden kann.
Diese Hand , welche im Gelenk leicht gebogen mit halbgeschlos-
senen Fingern herabhangt , hielt, wie ein sehr gut zu verfolgen-
der Eindruck auf ihrer inneren Flache erkennen lässl, einen
runden, länglichen und etwas gebogenen Gegenstand leicht
umschlossen, der, seiner Biegung nach, ein Stab, Scepler oder
dergleichen nicht gewesen sein kann, wohl aber ein etwas ge-
krümmter Zweig, welcher sich als ein aus Bronze gearbeitet ge-
wesener Rebzweig mit daran hangender Traube sehr wohl würde
denken lassen. Wäre dieses und wäre die Zugehörigkeit der
Hand zu der Figur D. beweisbar, so würde damit die Benen-
nung der letztern als Dionysos so ziemlich gegen jeden Zweifel
gesichert sein ; so wie die Sachen liegen kann man dies freilich
nicht behaupten und nur das sagen , daß die fragliche Hand an
den Armstumpf gehalten nach ihrer Lage und Arbeit einen über-
raschend schönen Anblick gewährt, ja daß man sich die Hand
dieses Armes überhaupt kaum anders denken kann als so, wie
sie das Fragment zeigt.
Was das vermuthliche Attribut der rechten Hand anlangt,
so muß Michaelis' Annahme (a. a. 0. S. 173), der Jüngling habe
»einen längern Stab von Metall (Scepter, Lanze, Thyrsos) in der
Hand gehabt, auf dessen Befestigung ein Bohrloch vorn in der
Biegung des linken Fusses , grade am Bruchrande, hinweisen
dürfte«, namentlich in dem letztern Theile noch bestimmter wi-
dersprochen werden, als dies bei Petersen (a. a. O. S. 1 17 Anm. 2)
geschehen ist. Ein von der rechten Hand des Jünglings gehaltener
\) Sie misst querüber gleich hinter den Knöcheln , die halbe Rundung
mitgerechnet, 0.155 m.
44
grader Stab kann den in Frage kommenden Punkt ganz unmög-
lich berührt haben, da das Bohrloch sich vorn am Fusse (am
Schienbein) befindet. Die einzige richtige Erklärung dieses Bohr-
loches scheint die auch von Petersen (a.a.O.S.1'19) ausgesprochene
zu sein, daß dasselbe zur Befestigung des Riemenwerks einer
aus Bronze gearbeiteten Sandale gedient hat. Beiläufig sei hier
bemerkt , daß der rechte Fuss aus einem eigenen Stück Marmor
angesetzt war , wie ein großes Loch im Beine beweist und daß
dasselbe auch für den linken Fuss durch den eigentümlichen
Ausschnitt oder Absatz am Ende des Beines, der kein Bruch ist,
wahrscheinlich gemacht wird. Ob man nun, vorausgesetzt, daß
man die von der linken Hand gehaltene Traube nach dem oben
Gesagten anerkennt , einen nur in der rechten Hand befestigt
gewesenen , mit seinem untern Ende frei auf dem Beine liegen-
den Thyrsos, der, nicht etwa massiv gegossen, sondern aus Me-
tallblech getrieben, technisch durchaus möglich ist, oder, mit
Cockerell und Petersen (a. a. 0. S. 117), eine Trinkschale als Attri-
but der rechten Hand für wahrscheinlicher hallen will, muß der
subjeetiven Empfindung eines Jeden anheimgegeben werden;
ich würde mich, ohne die Schwierigkeit zu verkennen, welche
Petersen (S. 117) berührt hat. daß es zwecklos erscheint, einen
Stab frei zu hallen, den man eher als Stütze der Hand erwarten
sollte, dennoch eher für den Thyrsos entscheiden, weildie Traube
in der einen, die Trinkschale in der andern Hand mindestens
slark tautologisch sein würde.
Mögen endlich über diese Figur noch ein paar kleine Be-
merkungen gestattet sein, welche allerdings für die Deutung
derselben nicht viel austragen werden. S. 173 sagt Michaelis,
daß das Fell, auf welchem der Jüngling gelagert ist, »nach der
Tatze zu schliessen dem Kalzengeschlecht angehört«. Es sind
aber der Tatzen zwei vorhanden, die eine, besser erhaltene an
der Vorderseite, die andere am untersten Ende des Felsensitzes,
unmittelbar hinter der Ferse des linken Fusses. Daß sich an
diesem Fell keine Mähne entdecken läßt, daß dasselbe also eher
ein Panther- als ein Löwenfell und als solches nur für Dionysos
geeignet sei, eben so, daß der Umstand, daß über dieses Fell,
um den Sitz noch weicher zu machen, ein Gewand gebreitet ist,
nur für Dionysos passend erscheint, ist schon von Anderen, na-
mentlich von Petersen, gellend gemacht worden.
Vcrhällnissmäßig die meiste Schwierigkeit scheint derDeu-
45 ■
tung auf Dionysos die Bildung des Ilaares , der Mangel des für
diesen Golt in der spätem Kunst charakteristischen Lockenhaares
entgegenzustellen, wie das auch Petersen (a.a.O. S. 122) nicht
ganz zu läugnen vermocht hat. In Betreff dos Haares der Figur D.
ist aber noch eine Bemerkung milzutheilen, welche der Prüfung
Anderer empfohlen werden mag, insofern dieselbe, wenn sie
richtig befunden wird, auch für die Deutung der Figur nicht
gleichgiltig erscheint. Michaelis sagt S. 173: »am Hinterkopf
ist das Haar wohl erhalten, schlicht in flachem Belief ausgeführt«.
Dies ist wohl nicht ganz genau, wenigstens giebt es kein be-
stimmtes Bild von dem Thatsächlichen, vielmehr findet sich am
Hinlerkopfe, ziemlich verrieben, dicht über dem Ansätze des
Nackens eine schmale rundliche Erhebung, welche schräg nach
vorn , in der Bichtung auf etwa 1/.d der Schädelfläche von der
Stirn aufsteigt und welche entweder ein Band oder, und zwar
wahrscheinlicher, ein Best jener kranzförmigen Haarflechten ist,
wie sie an archaischen und archaistischen Apollon- und Athleten-
köpfen vorkommen. Die von Conze, Beiträge z. Gesch. d. griech.
Plastik, Halle 1869 Taf. 4—8, vgl. S. 17 gesammelten Beispiele
werden durch eine aus Kyrene stammende Statue vermehrt,
welche aus der Choiseul-Gouffier'schen Sammlung in das bri-
tische Museum (Boom of archaic sculplure Nr. 32) gekommen ist.
Aus diesen Analogien ist nun freilich der Name des Apollon für
die in Bede stehende Figur gewiß nicht abzuleiten, wohl aber
CO 7
wird man sagen dürfen, daß die Beobachtung, wenn sie richtig
befunden wird, der Erklärung als Herakles große, wenn nicht
entscheidende Schwierigkeiten in den Weg legt.
Je größer die Wahrscheinlichkeit wird , daß in dem Jung-
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fing D. Dionysos zu erkennen sei, desto höher steigt auch die-
jenige, daß man dem ihm benachbart sitzenden, traulichst ver-
bundenen Frauenpaar den Namen der Demeter und Kora (oder
der Beihenfolge nach Kora E und Demeter F) mit Recht beige-
legt habe. Gegen die von Brunn vorgeschlagene Benennung als
Hören , welche mit derjenigen des Jünglings D als Olympos in
Verbindung steht, brauchen die von Anderen gemachten, rich-
tigen Einwendungen nicht wiederholt zu werden , wohl aber
dürfte es am Platze sein, hier offen auszusprechen, daß in den
Figuren an sich schwerlich ein hinlänglicher Grund zur Bezeich-
nung derselben als das eleusinische Göltinnenpaar gegeben ist.
Denn wenn man die Arme von E für wesentlich feiner erklärt
46
hat, als die von F, oder diese für fleischiger und malronaler als
die von E, so wird der Eindruck wohl nicht von den Originalen,
sondern von der verbreiteten Photographie herrühren , welche
von einem Punkt aufgenommen ist, wo der Arm von F mehr
Flüche bietet, als der von E. Auch die Grössensleigerung von
F ueyenüber E (Petersen S. 1241 muss man läugnen ; sie beruht
nur auf der Haltung; F ist weiter aufgerichtet, E sitzt mit etwas
krummen Rücken in sich zusammengesunken. Endlich wird
sich gegen die Annahme , das von F mit der erhobenen Linken
aufgestützte Attribut könne eine Fackel so gut wie ein Scepler
gewesen sein, ein Argument aus einer später zu besprechenden ko-
lossalen Hand mit einem Fackel fragment ergehen, da zwei Fackel-
trägerinnen in demselben Giebel wenig wahrscheinlich sind. Viel-
leicht aber läßt sich aus jener Hand noch mehr folgern. Doch
kann den späteren Erörterungen hier nicht vorgegriffen werden.
3.
Wesentlich anders als bei dem Jüngling D. liegen die Sachen
bei den drei Frauengestallen K. L. M. Hier ist die neuere For-
schung, Brunn ausgenommen, darauf ausgegangen, den von
den älteren Erklärungen (Moiren, Thauschwestern) angenom-
menen Zusnmmenhang aller drei mehr oder weniger bestimmt
aufzulösen, namentlich aber K von L. M. abzutrennen, was bei
Michaelis (a. a. 0. S. 109) dadurch geschieht, dass er K. als
Pandrosos, L. M. als die altischen Hören. Thallo und Karpo er-
klärt, bei Petersen (a. a. 0. S. 128 ff.) ungleich entschiedener
dadurch, dass er K. Hestia nennt und L. M. in sehr ausführlicher
Auseinandersetzung als die im Schooße der Peitho ruhende
Aphrodite zu erweisen sucht. Es wird hier also vor Allem darauf
ankommen, die Berechtigung einer solchen Trennung zu prüfen.
Diese Prüfung aber wird an Thatsaehen anzuknüpfen haben,
welche kaum jemals recht geltend gemacht, von den neueren
Untersuchungen aber völlig unbeachtet gelassen worden sind.
Von der Figur K. sagt Michaelis S. 170, über den linken
Arm derselben (d. h. über seine Lage und Hallung) lasse sich
nichts sagen. Dem widerspricht Petersen S. 129, indem er
schreit)!: »dieser (der Oberkörper) war, wie die über den
Rücken nach der Schuller laufenden Falten des Himalion be-
weisen , in dieses eingewickelt und die (linke) Hand neben
der Hüfte auf den Sitz gestemmt. Zwar ist der ganze
47
Arm weggebrochen, doch an dem Bruche erkennt man wie an
einem Schatten seine einstige Haltung«. Dass man die Haltung
des jetzt fehlenden Armes an dem Bruche zu erkennen vermöge
(ob grade wie an einem Schallen mag dahingestellt bleiben), ist
richtig, das aber, was Petersen zu erkennen vermeint hat, der
Arm sei neben der Figur auf den Sitz aufgestützt gewesen , ist
es nicht. Vielmehr ergeben die Thalsachen, welche die, Herrn
Dr. Lange verdankte Zeichnung der Rückenansicht, der Fieur
Taf. II Fig. 1 K. veranschaulicht, etwas ganz Anderes, nämlich
daß der Arm ungefähr eben so weit wie der rechte von L.
gehoben, im Ellenbogen gebogen war und d e n m i l
der Hand gefaßten Zipfel des II i m a l i o n über den
Oberarm zog. Gegen die Möglichkeil der von Petersen ange-
nommenen Lage , auf welche der Bruch bei oberflächlicher Be-
trachtung allerdings hinzuweisen scheint, sprechen folgende
Thatsachen. Erstens isl auf dem Sitze neben dem linken Beine
der Figur keine Spur von einer aufgestützten Hand, welche vor-
handen sein müßte, da die Slelle des Sitzes unterhalb des Bru-
ches, auf welcher die Hand aufgelegen haben müßte, erhalten,
und zwar vollkommen unverletzt erhallen ist. Zweitens müßte
das Himalion, welches auf der linken, von dem Chiton mit völlig
unversehrter Oberfläche bedeckten Schuller nicht aufliegt, wenn
der Arm grade herabgestreckt und aufgeslülzt gewesen wäre,
mit Notwendigkeit als an ihm bis auf die Hand herabgeglitten
oder eben herabgleitend dargestellt worden sein, wovon sowenig
die Bede sein kann, daß vielmehr drittens dies in ziemlich straff
gezogenen Fallen von rechts nach links aufsteigende Gewand in
einer so dicken Masse auf dem Bücken liegt, d. h. mit seiner
Oberfläche so weit vom Bücken entfernt ist, daß es als an diesen
anliegend nicht gedacht, sondern in seiner Lage nur dann ver-
standen werden kann , wenn man annimmt, daß der Zipfel von
der Hand gehallen und über den Oberarm gezogen wurde. Und
viertens ist wiederum nur hierdurch erklärbar, daß von eben
diesem Himationzipfel seitwärts und vorn an der Figur nichts
mehr zum Vorschein kommt, denn dies ist nur möglich, wenn
er mit dem ihn tragenden Arme glatt weggebrochen ist. Die
Bruchfläche aber rührt nur in ihrem untersten Stück von dem
Himalion, weiter nach oben von dem Aermel des Chiton her,
welchen man (vgl. Taf. I Fig. I K) auch von dem rechten Arme
weit herabhängen sieht.
- — 48 —
Aus der so nachgewiesenen wirklichen Lage des linken
Armes von K. erklärt sich nun weiter eine Thatsache, die bis-
her durchaus unbeachtet zu finden erstaunlich ist und welche
auch ihrerseits wieder die Armhaltung von K. beglaubigt, wäh-
rend sie in Verbindung mit dieser für die Frage der Zusammen-
gehörigkeit oder Nichlzusammengehörigkeit der drei Gestalten
K. L. M. und damit für deren Erklärung die weitest reichenden
Consequenzen hat. Im Rücken von L. nämlich findet sich (s.
Taf. II Fig. 1) ein ovales Loch von 0,45 m Höhe, 0,35 m Breite
und 0,065 m grössler Tiefe J) , welches ganz unbezweifelbar
nicht von einem Bruch herrührt, sondern mit dem Spitzeisen
ausgehauen ist. Für dieses Loch giebt es nur eine einzige
Erklärung, nämlich die, daß hier der Ellenbogen von
K. eingriff und daß dasselbe, welches ja in der Vorderansicht
der Figuren nicht wahrnehmbar ist, ausgetieft worden, um für
den Arm von K. Platz zu gewinnen. Das aber kann wiederum
nur den einen Zweck gehabt haben, die drei Figuren auf
das allernächste an einander rücken zu können , das heißt aber
mit anderen Worten, um diese drei Figuren, welche man
aus einem und demselben Marmorblock füglich nicht herstellen
konnle, gleichwohl als auf's engste verbunden, als eine
untrennbare Dreieinheit zur Anschauung zu bringen.
Und in der That zeigt sie die Carrey'sehe Zeichnung (s. Taf. I
Fig. 2) in dieser allerengsten Nähe und Verbindung , so daß der
linke Fuss von K. vor dem zurückgesetzten rechten Fusse von L.
steht und deren rechter Ellenbogen senkrecht über dem Ober-
schenkel von K. erscheint. Im britischen Museum, wo überhaupt
in der Aufstellung der Figuren Mancherlei nicht ganz in Ordnung
ist, steht K. so, wie es die nach einer Photographie vom Original
gemachte Abbildung Taf. I Fig. \ zeigt, um etwa 0,08 m zu weit
von L. entfernt; denkt man sie einander in grader Linie nur um
diesen Betrag genähert, so kommt genau die vonCarrey
gesehene und wieder gegebene Gruppirung heraus,
der zu Liebe die gegenseitige Lage der Glieder von K. und L.
so ist wie sie ist und um die zu ermöglichen für den Arm von
K. das Loch in den Bücken von L. gehauen werden mussle. In
das zweite, horizontal unter dem erstem befindliche, unten vier-
1) Gemessen vermöge eines von Kante zu Kante übergelegten graden
Stabes, also ohne Hinzurechnung des größern Betrages, welcher sich aus
der Rundung des Rückens ergeben würde.
49
eckig, nach oben dreieckig gestaltete 0.35 in breite, 0,41 m
hohe und 0,065 m tiefe, ebenfalls ausgehauene Loch an der
Hinterseite von L. (s. Taf. II) hat ohne Zweifel ein anderes Stück
von K. eingegriffen, welches wir nur nicht bestimmt bezeichnen
können, weil uns der untere Theil des Sitzes von K. nicht er-
halten ist (s. Taf. II Fig. 1). Nach allem dem hatte Welcker so
ziemlich das Richtige gesagt, wenn er behauptete, daß der Arm
der mittlem Figur (L) auf dem Schöße der ersten (K) geruht
hat und Petersen hat sicherlich nicht gut gethan , indem er
Welcker bestreitet (S. 128), von einer »mangelhaften Unter-
suchung der Statuen« zu reden , welche »nirgend so sehr wie
hier Grund der Verirrungen gewesen« sei. Denn von allen den
hier an's Licht gestellten That Sachen findet man in seinem Buche,
wie man dies nach seinem sechswöchentlichen Aufenthalt im
britischen Museum billigerweise doch wohl erwarten dürfte,
kein Sterbenswörtchen (freilich auch bei Michaelis nicht) und
Alles, was er vorträgt, um die von ihm behauptete Loslösung
der Figur K. von den Figuren L. M. zu begründen, ist vergeblich
gesprochen, weil es dem keine Rechnung trügt, was sich bei
einer wirklich genauen und nichts weniger als schwierigen
Untersuchung der Statuen als Thatsache ergiebt. Wenn Peter-
sen aber Welckern vorwirft, er habe (auch in diesem Falle) ge-
genüber den erhaltenen Stücken Carrey's Zeichnungen zu sehr
vertraut , so muß dieser Vorwurf umgekehrt gegen ihn selbst
gerichtet werden. Denn grade in dem hier vorliegenden Falle
verdient Garrey ganz besonderes Vertrauen nicht allein deshalb,
weil sich hier kein Motiv dafür entdecken läßt, warum er, wenn
die Figuren weiter von einander gelrennt waren, sie so dicht an
einander gruppirt haben sollte, sondern auch deshalb, weil eine
solche vom Original abweichende nähere Gruppirung in den
Überschneidungen einzelner Formen ganz besondere Schwie-
rigkeit bot. Sollte aber Jemand, einer von ihm beliebten No-
menclatur der Figuren wegen, behaupten wollen, dieselben
hätten zu Carrey's Zeit näher an einander gerückt gestanden,
als in der Originalaufstellung, so miisste man doch sagen,
dass dies nicht allein an sich äusserst unwahrscheinlich sei,
sondern auch durch die jetzt hervorgehobenen Thalsachen wi-
derlegt werde.
Wenn aber die Figuren K. L. M. so nahe zusammengehören,
wie dies nach dem im Vorstehenden Gesagten ganz gewiß der
18S0. 4
50
Fall ist1), so ist auch das Alles vergebens geredet, was Peter-
sen zur Begründung der von ihm vorgeschlagenen Nomenclatur:
Hestia für K, Aphrodite im Schöße der Peitho für L. M. gesagt
hat, mag es auch im höchsten Grade schwungvoll und beredt
vorgetragen sein. Es bleibt für die Erklärung der drei Figuren
einzig und allein übrig, einen Dreiverein gleichartiger aufs engste
verbundener Wesen zu suchen, deren Namen sich auf diese Fi-
guren anwenden lässt. Und wenn nun der Gedanke an die Ke-
kropslöchter oder Thauschwestern meiner Überzeugung nach
durch den von Michaelis (S. 169) geltend gemachten Grund und
durch die richtige Bemerkung von Petersen (S. 114) ausge-
schlossen sind, dass in den Olymp, als das Local von Athenas
Geburt, Götter, nicht attische Nymphen gehören, so fragt es sich,
ob Michaelis' Vorschlag, in K. Pandrosos und in L. M. die Hören
Thallo und Karpo zu erkennen, den er übrigens selbst nur als
einen solchen bezeichnet, der eine mögliche Erklärung bietet,
abgesehen von manchem Andern, genüge, um die äusserst enge
Verbindung der drei Gestalten zu erklären. Ohne Zweifel hat
Michaelis durch Verweisung auf die bei Pausanias IX. 35. 2 be-
zeugte nahe Verbindung der Höre Thallo mit Pandrosos im atti-
schen Gultus2) ein gutes Argument für die Möglichkeit dieser
Verbindung auch in einer plastischen Gruppe beigebracht und
nur auf sie kommt es an, denn Karpo im Schöße der Schwester
Thallo macht keine Schwierigkeit. Dennoch aber weiß ich nicht,
ob wir nicht auf die in älterer Zeit am weitesten verbreitete Er-
klärung zurückgedrängt werden, die drei Figuren seien die
Moiren. Ich selbst habe mich früher3) sehr bestimmt gegen
die Möglichkeit ausgesprochen, hier die Moiren zu erkennen und
Michaelis (a. a. 0.) ist meiner Ansicht und ihrer Begründung
ausdrücklich beigetreten. Und doch; wenn mich gegen die An-
nahme der Moiren in dieser Scene überhaupt der nicht ausge-
sprochene, sondern nur angedeutete Gedanke einnahm, dem
1) Es ist nicht überflüssig zu bemerken , daß, wie die eine Photogra-
phie vom Original wiedergebende Abbildung Taf. I Fig. 1 zeigt, in Michaelis'
Abbildung Taf. 6 Fig. 15 u. 16 K. nicht allein viel zu weit von LM. abge-
rückt, sondern diesen gegenüber in einem, allerdings nur ein wenig zu
grossen , aber doch den Eindruck bestimmenden Maßstabe, zu massig ge-
zeichnet ist.
2) . . . 7/y &i iTtoc< 'L'qmi' vspovüiv bfiov r jj IIa vöoö gm tiftixg o\
'{ß-/;i'atot , (-)(>.'k'kw i7j> fheov bvo{j('<£oi>iE*.
3) Geschichte der griech. Plastik l.2 S. 391 Anm. 59.
51
Michaelis Worte leiht, daß sie in den Olymp bei dieser Gelegen-
bei der Geburt einer unsterblichen Gottheit , nicht passen, so
zeigt uns jetzt der vonConze aus demMuseo espanol deantigue-
dades (Tomo V. Madrid 1875. Taf. zu S. 235 ff.) in die 8. Serie
seiner »Yorlegeblätter für archäolog. Übungen« auf Taf. II unter
die Monumente »zur östlichen Giebelgruppe des Parthenon« auf-
genommene Relief eines Puteais in Madrid, von dem die bekannten
Humboldt'schen Reliefe in Tegel (Hephaestos, Zeus, Moiren, bei
Conze a. a. 0. Fig. i a. b. und 6) nur eine Replik sind, zunächst
ganz allgemein, daß der Gedanke, die Moiren bei der Geburt
der Athena anwesend sein zu lassen, antik möglich ist.1) Aber
das ist wohl nicht Alles. Diejenigen2), welche der Überzeugung
sind , daß die Darstellung der Geburt der Athena seihst , d.h.
des Momentes ihres Hervorspringens aus dem Haupte des Zeus,
für eine Composition in kolossalen statuarischen Figuren ein Ding
der baren Unmöglichkeit ist, wird der Umstand, daß der ma-
drider Relief ebenfalls nicht dieseu Moment, sondern den un-
mittelbar folgenden darstellt', in welchem die mit Götterkraft
plötzlich vollkommen erwachsene Athena vor dem thronenden
Zeus steht, hinter welchem der Geburtshelfer Hephaestos mit
der Geberde lebhaften Staunens zurückweicht, geneigt machen,
ein näheres Verhällniss eben dieses Reliefs zum Parthenongiebel
anzuerkennen. Und wenn ausser Hephaestos für die Parthenon-
giebelgruppe mit größter Wahrscheinlichkeit (man kann ja nicht
sagen: mit völliger Gewißheit3)) die mit mächtigen Schritten auf
die neugeborene Athena hineilende Nike nachgewiesen ist und wir
finden nicht nur Hephaestos, sondern auch die Nike in verwandter
1) Ob eine solche Anwesenheit der Moiren bei einer Göttergeburt zum
zweiten Male nachweishar sei, mag dahinstehen; nicht dasselbe, aber doch
ein verwandter Gedanke ist es, wenn sie als bei Gotterehen anwesend se-
meint werden, wofür Preller, Griech. Mylhol. I.'-S.414aus Pindar (Fr. II. 1.2
Dissen) das Beispiel der Vermahlung der Themis mit Zeus durch die Moiren
und aus Aristophancs (Vögel vs. -1731) diejenige dos Zeus und der Hera
durch dieselben angeführt hat. Die Anwesenheit der Moiren bei Peleus'
und Theos' Hochzeit an der Francoisvase ist schon etwas verschieden.
2) Siehe bei Michaelis S. 170 IV. auch V und vergl. Petersen S. H6ff.
3 Vergl. die von Matz in den Güttinger gel. Anzz. von 1871 Stück 49
S. 1948f, erhobenen, von Michaelis, Archäol. Zeitung v. 1871 S. 11 5 f. und
von Brunn in den Sitzungsberichten der münchener Akad. von 1874 II S. 24
getheiltcn Bedenken, aber s. die richtigen Bemerkungen von Petersen, Die
Kunst des Pheidias u. s. w. S. 144 I und Blümner im N.Rhein. Museum 32
S. 125 f.
52
Situation, wenn auch nicht in gleicher Gestalt, in dem madrider
Putealrelief wieder, so kann das die Meinung nur verstärken,
daß zwischen diesem Relief und der Giebelgruppe, was die
Erfindung der Darstellungen anlangt, eine Verbindung statt-
finde. Man braucht für das, worauf es hier ankommt, nicht
weiter zu gehen und kann die Frage auf sich beruhen lassen, ob
und inwieweit die Figuren des Reliefs auch composi ti onel 1
von den Giebelfiguren abhangen, so manches sich dafür würde
sagen lassen, daß, mag auch der Hephaestos und mag die Nike
des Reliefs von dem Ilaphaestos und der Nike der Giebelgruppe
derComposilion nach verschieden sein, die stark bewegte Alhena
am Puteal derjenigen der Gruppe entsprechend gebildet sei und
daß Ähnliches für den Zeus gelte. Nimmt man aber eine Ab-
hängigkeit des Reliefs in den entscheidenden Momenten seiner
Erfindung von der Giebelgruppe des Parthenon an, so gewinnen
die in dem Relief anwesenden Moiren für den Parthenongiebel
noch eine ganz andere und bestimmtere Redeutung, als die oben
gellend gemachte allgemeine, ihre Anwesenheil bei der Geburl
der Göttin als möglich zu erweisen. Der Composilion nach sind
sie freilich von den Figuren der Giebelgruppe durchaus ver-
schieden , denn auf eine ganz allgemeine Ähnlichkeit der sitzen-
den ersten Gestalt mit der sitzenden Figur K. der Giebelgruppe
möchte ich wenigstens durchaus kein Gewicht legen; sie sind
von den Giebelfiguren verschieden wie die Nike von derjenigen
des Parthenon verschieden ist, weil sie von einem offenbar sehr
verständigen Künstler für einen ganz andern Raum selbständig
componirt sind. Aber man kann dies vollkommen anerkennen,
ohne daraus schliessen zu müssen , daß sie nun auch von eben
diesem Künstler selbständig erfunden und derGeburlsscene der
Athena hinzugefügt worden seien. Dies Letztere kann ich nach
dem VerhältnisS; in welchem mir das madrider Putealrelief in
seiner gesammten Conccplion zum Parthenongiebel zu stehen
scheint , nicht glauben und möchte auch annehmen , daß diese
Erfindung, wenn sie nicht eine große Autorität hinter sich halle,
schwerlich wiederholt worden wäre, wie dies die Ilumboldt-
schen Reliefe erweisen, wobei es ja nicht ausgeschlossen ist,
ein gemeinsames Original des madrider Reliefs und der Frag-
mente in Tegel als Mittelstufe zwischen dem Parthenon und den
Reliefcompositionen vorauszusetzen. Ich also bin der Meinung,
daß, seitdem uns die Moiren in eben dieser Reliefcomposition
53
als bei der Alhenageburt anwesend vor die Augen iieslelll sind,
es zum mindesten sehr genauer Erwägung werth ist, ob nicht
der Dreiverein der Parthenonfiguren K. L. M. in seiner engge-
schlossenen Einheit durch den Gedanken an die Moiren besser,
als durch irgend einen andern erklart werden könne.
Allerdings wird es dabei zunächst darauf ankommen , dem
besondern Einwände zu begegnen, den ich und mir folgend
Michaelis gegen die Erklärung der Parthenonfiguren als Moiren
erhob, nämlich, die Moiren hätten, wenn überhaupt anwesend
bei der Göttergeburt , »wenigstens der Mittelgruppe angehören
müssen, durften aber nicht halb abgewandt und unthätig, ja
zum Theil des Vorgangs unkundig, an das Ende der ganzen
Composilion versetzt werden« , wie Michaelis den Einwand ge-
fassl hat.1) Nun, die Mittelgruppe werden wir uns doch wohl
durch die großen Götter erfüllt zu denken haben. Mögen wir
uns von diesen anwesend vorstellen, welche es sei, schwerlich
blieb neben ihnen der nöthige Raum für den Dreiverein der
Moiren. Figuren der Flügel aber konnten in dieser Composilion
kaum anders, als von der Mille abgewendet componirt werden,
wozu noch kommt , daß auch das madrider Puteal uns die Moiren
von der Haupthandlung abgewandt zeigt, und zwar noch un-
gleich entschiedener, als dies bei den fraglichen Figuren des
Parthenontdebels der Fall war. Denn von diesen wandte K. nach
Garrey's Zcugniss, mit dem der Torso übereinstimmt, den Kopf
der Mitte zu, während sie aller Wahrscheinlichkeit nach, über-
einstimmend mit E. auf dem linken Flügel der Gruppe, auch
mit dem Körper etwas mehr der Mitte zugewandt gewesen sein
wird , als dies Carrey's Zeichnung erkennen läßt; denn nur so
greift ihr Ellenbogen in das oben näher besprochene Loch im
Kücken von L. völlig ein. Bei L. aber hat nach Michaelis' Aus-
druck f'S. 177) die Bewemmg nach der Giebelmitle zu begonnen.
Was ferner die Unthätigkeil der drei Frauen anlangt, weiß ich
weder, worin, wenn sie die Moiren sind, eine besondere Thätig-
keit derselben, nämlich eine solche hätte bestehen sollen , die
sich in körperlicher Action geäussert haben müßte, noch, wenn
wir sie als Kho&eg nach der ältesten Vorstellung'2) mit Spinn-
1) Ich selbst hatte mich so ausgedrückt : »dass die Moiren ihrem Wesen
und Begriff nach bei dem Geburtsact anwesend sein müßten, aber nicht \on
der erfolgten Geburt erst Botschaft erhalten können, wie hier dargestellt ist«.
-2 Vergl. Wclckcr, Griech. Götterl. III. S. 14 ff.
54
geräthen ausgestattet denken, in wiefern ihre Thäligkeit an
diesen nicht vollkommen hinreichend erscheinen würde. Und
daß wir sie nicht etwa spinnend denken könnten , ist durch den
Widerspruch Pelersen's1) noch lange nicht erwiesen, ganz im
Gegentheil fragt es sich, ob sich die wahrscheinlich zusammen-
wirkende Aclion der linken Hand von L und beider Hände von
M. welche Petersen (S. 136) aus der gemeinsamen Handhabung
einer Guirlande erklären will, nicht recht wohl aus der Hand-
lung des Spinnens würde erklären lassen, bei welcher L. den
Hocken in der Linken hielt und M. den Faden zog. Ja es fragt
sich, ob man, wenn einmal die drei Figuren in die richtige Lage
gerückt sind, nicht auch K. in diese gemeinsame Handlung würde
hineinziehen können, indem man ihr die Spindel in die rechte
Hand gähe oder dieselbe am Faden (aus Metall) von dieser Hand
herabhangend dächte, welche Petersen (S. 129) nicht in Über-
einstimmung mit der von Carrey gesehenen und gezeichneten
Haltung des Armes, mit einem aufgestützten Scepter ausstatten
will. An besondere Attribute der als Klolho, Lachesis und Atro-
pos aufgefassten Moiren wird aber hier gewiß nicht zu denken
sein, an die den Lebensfaden abschneidende Scheere der Alropos
natürlich am allerwenigsten.
Wenn aber ich selbst gemeint halle, es sei hier dargestellt,
wie diese Frauen von der erfolgten Geburt erst Botschaft erhal-
ten, so hing dies nicht nur mit ihrer Auffassung als Kekropiden,
sondern auch mit den Vorstellungen zusammen, welche ich selbst-
verständlich nach den Erörterungen von Michaelis (S. 1661.) und
Petersen (S. 114 f.) nicht mehr festhalte, der Raum des Giebels
sei nicht einheitlich gedacht, sondern in Olymp (Mitte) und Erde
(die Flügel) zu theilen und die von der »Iris« und der entspre-
chenden Figur rechts (ich dachte sogar, ganz irrig, an die Nike)
gebrachte Botschaft gelle den Figuren in den Flügeln des Gie-
bels. Macht man sich nur hiervon frei und bezieht die Botschaft
auf die weile Welt jenseits der olympischen Versammlung , so
braucht man die Botschaft selbst , welche für den Moment nach
erfolgler Geburt der Athena von entscheidender Bedeutung ist.
nicht aufzugeben , ohne gleichwohl annehmen zu müssen , die
1) Die Kunst des Pheidias S. 128. »Eben so falsch ist die Meinung,
dass die zweite gesponnen habe, während die Liegende den Faden zer-
schnitten habe«. Der letzlere Theil dieser Behauptung besieht natürlich
vollkommen zu Rechte.
■ 55
Flügelfiguren werden erst durch sie von dem Vorgang in der
Mille unierrichtet.
Mag man übrigens durch die Nennung des Moirennamens
das Richtige für getroffen und die Erklärung der drei in Rede
stehenden weiblichen Gestalten für gefunden hallen oder nicht,
nicht darauf kommt es in erster Linie an, sondern vielmehr dar-
auf, daß durch die oben erörterten Thatsachen die untrennbare
Dreieinheit dieser Gestalten erwiesen und daher allen Erklä-
rungsversuchen eine bestimmte Richtung gegeben, der mit
Nachdruck betretene Irrweg einer gesonderten Benennung von
K. und L. M. aber abgeschnitten ist.
Und somit bleibt nur noch übrig, in Beziehung auf K. eine
Thatsache mitzulheilen , welche bisher grade so wenig erwähnt
worden ist, wie die Zurichtunu von L. zur Aufnahme der ein-
greifenden Theile von K. In den Nacken dieser Figur isl, wie
die Hinteransicht derselben auf Tai'. II zeigt, ein 0,10 m breites
und langes, an der tiefsten Stelle 0.08 m tiefes, viereckiges Loch
eingehauen, dessen Ränder Verstössen sind. Da dieses Loch für
die Einfügung irgend eines Bronzezusatzes offenbar viel zu gross
ist. so kann es nur zur Einzapfung irgend eines aus Marmor be-
stellenden Gegenstandes gedient haben. Was für ein Gegenstand
das gewesen sein kann, vermag ich freilich nicht zu sagen und
verzichte darauf, Vermuthungen auszusprechen, welche ich selbst
nicht für wahrscheinlich halle.
Herr Overbeck legte ferner folgenden Aufsalz des Herrn
Konrad La n ge über die Composition des Frieses von Phigalia vor.
(Hierzu Tafel III.)
Als abschliessende Arbeit über die ursprüngliche Anord-
nung der Platten des Frieses von Phigalia wird gewöhnlich die
Monographie I van off s über diesen Gegenstand betrachtet, die
zusammen mit einer zweiten Abhandlung über die architekto-
nische Disposition des Apollontempels zu Bassae in den Annali
dell' Instituto von 1 865 erschienen ist.1) Man glaubte sich ihr
bisher um so eher anschliessen zu dürfen, als sie an technischen
Auseinandersetzungen sehr reich ist und auf den ersten Blick
den Eindruck einer Originalunlersuchung macht. Bei einer
Nachprüfung der Besultale Ivanoffs im brit. Museum musste
ich jedoch conslatiren, dass der Verfasser nur die Gipsabgüsse
gekannt hat, die wegen der ungenauen Beschneidung der Kanten
für technische Fragen vollkommen unzulänglich sind, selbst wenn
tue Langenmasse der einzelnen Platten auf Grund von Original-
messungen gegeben werden. Ueberdiess zeigte mir eine Ver-
gleichung des CockereH'schen Werkes2) , dass Ivanoff in sei-
ner zweiten Abhandlung zu offenbar falschen Besullaten über
die architektonische Disposition des Tempels gekommen ist
und deshalb die Hauptfeinheit der ganzen Friescomposilion,
ihren künstlerischen Enlstehungsprozess, nicht erkannt hat. Da
nun auch bei Gockerell letzterer nicht systematisch entwickelt
wird, vielmehr eine Anzahl Platten nachweisbar die falsche
Stelle erhalten, so scheint es mir nicht überflüssig, die ganze
Frage nach der Composition des Frieses von Phigalia hier von
neuem zu behandeln, und ich hoffe zu zeigen, dass man für die
meisten und wichtigsten Platten mit fast mathematischer Sicher-
1) IvanolT, 11 bassorilievo del tempio di Apollo Epicurio a Basse presso
Figalia. Ann. d. Inst. XXXVII p. 29—42 und La disposizione architettonica
della cella del lempio etc. ibid. p. 4 3 — 54.
2) Cockerell , The temples of Jupiter Panhellenius al Aegina and of
Apollo Epicurius al Bassae near Phigalia in Arcadia. London 1860,
57
heil die Stelle , die sie im Friese einnahmen , bestimmen und
auch den Grund , warum der Künstler sie grade hier und nicht
anderswohin gestellt hat, nachweisen kann.
Der ursprüngliche Fries umfasste nicht mehr
als die 23 Platten, die jetzt im britischen Museum
aufbewahrt werden. Denn die Gesammllänge der erhalte-
nen Platten beträgt nach den genauen und mehrfach wieder-
holten Messungen , die ich mit Herrn Prof. Overbeck zusammen
anstellte (s. die Tafel) , 30,932'", was zwischen den Gesammt-
längen auf den architektonischen Zeichnungen von Cockerell *)
30,596 m) und Blouet2) (34 ,38 m) ungefähr in der Mille steht und
von dem Blouet'schen Masse nicht genug abweicht , um eine
Platle als fehlend anzunehmen. Da nun, was man bisher über-
sehen hat, an der eiuen Platle entschieden ein Stück von 0,3 —
0,4 m abgebrochen ist, so stimmt die ursprüngliche Gesammt-
länge so genau mit Blouets Massen überein, dass wir diese und
nicht die Masse des sonst viel glaubwürdigeren Cockerell zur
Grundlage der Untersuchung zu wählen haben3).
Obwohl sich Westmacott bei der Zusammensetzung des
Frieses glücklicherweise bis auf die Verschmierung eines Ge-
sichts aufPlalle 20j jeder Figurenergänzung enthalten hat, so
konnte er doch nicht umhin, die ausgebrochenen zum Theil sehr
grossen Slücke des Grundes in Gips ergänzen zu lassen, und wenn
ich auch nach der Untersuchung der Originale versichern kann,
dass dies mit möglichster Wahrung der ursprünglichen Dimen-
sionen geschehen ist, so möchte ich doch nicht dafür bürgen,
dass alle Platten ursprünglich bis auf den Conti meter
genau mit den von mir gegebenen Massen übereinstimmten.
1) Auf Tafel XI und XII des citirten Werkes.
2) Expedition scientifique de la Moree tome II pl. 28 und 29.
3) Dass die Kentaurenplatte Nr. 7 (nach den Nummern im brit. Mus.)
unvollständig ist, zeigt ausser ihrer verhältnissmässigen Kürze schon der
weit über die rechte Kante vortretende linke Arm des Kentauren , unter
dem man wie es scheint erst später den Rand glatt geschnitten hat. Sie
enthielt allerdings wie die meisten Platten nur zwei Gruppen von Käm-
pfern und darum kann das fehlende Stück nicht sehr gross gewesen sein.
Nach der etwas unklar verkürzten Stellung des Kentauren rechts sowie der
Stellung einer für eine Metallbefestigung bestimmten Einsenkung am unteren
Rande zu schliessen , möchte es etwa 0,3 — 0,4 m betragen haben. Ivanoff
betrachtet diese Platte noch als vollständig, mehrere andere dagegen ganz
willkürlich als unvollständig.
58
Absolute Uebereinslimmung dieser Masse mit den architeklo-
nisehen Massen der Tenipelcella nach Blouet wird also niemand
verlangen und eine methodische Untersuchung hat nur darauf
auszugehen, die beiden gegebenen Grössen möglichst mit
einander in Einklang zu bringen.1)
Welche Aufgabe war dem Künstler gestellt? Die vier Seiten
des inneren Frieses einer oblongen Cella mit Scenen aus dem
Kentauren- u n d A m a z o n c n k a in p f e zu schmücken. Als
Phidias an die Composilion des Parthenon-Frieses ging, halle er
zwei Zughälflen, die sich nach der Miltelgruppe der Oslseite be-
wegten, auf die vier Seiten der Cella zu vcrtheilen und dabei
mussle er besonders zu vermeiden suchen , die letzte Figur der
einen Hälfte an die letzle Figur der anderen Hälfte mit dem Hucken
anstossen zu lassen. Das beste Mittel dazu war aber, beide
Hälften durch eine Ecke von einander zu trennen. Ein ande-
res, freilich schlechteres Mittel wäre gewesen, auf der Mitte der
Westseite etwa durch eine architektonische Theilung, die Dar-
stellung eines Gebäudes in Relief etc., die Trennung zu bewerk-
stelligen. Aber eine Trennung war nölhig, und wie sie im
Parlhenonfricse durch die verschiedene Richtung des Zuges ge-
boten war, so war sie im Friese von Phigalia durch die Ver-
schiedenheit der Darstellung — Amazonen- und Kenlauren-
kampf — geboten. Nun ist in diesem Friese keine Spur einer
architektonischen Trennung vorhanden, man wird also zunächst
voraussetzen, dass der Künstler zwei der Ecken zur Tren-
nung beider Hälften verwendete. Dem ist aber nicht so. Denn
beide Friese sind, wie ein Blick auf die Tabelle unserer Tafel
lehrt, nichl gleich lang, sondern es misst
der Amazonenfries 1 6,949 m
der Kentaurenfries 12,813"' (+ 0,3m oder 0,4m)
und dazu kommt eine Götterplatte von 1,1 7 m Länge, die zu dem
Kentaurenfries zugerechnet diesen immer noch um eine Platte
kürzer lässt als den Amazonenfries. Da nun diese Götlerplalle
mit ihrer von allen anderen Platten abweichenden Darstellung
1) Ivanotf', der eine mathematische Uebereinstimmung um jeden Preis
gewinnen möchte, neigt zu diesem Zweck die Inncnsaulcn der Cella nach
einem mir unbekannten Gesetz nach innen und arrangirt auch das Gebälk
mit grosser Geschicklichkeit nach seinen Voraussetzungen. Man sieht, dass
er erst das Arrangement der Platten gemacht .und dann die architektoni-
schen Masse du nach gemodelt hat.
59
natürlich beide Friese am einen Ende \on einander getrennt
haben muss, so bleibt für die Trennung am anderen Ende nur
eine Ecke übrig.
Von dieser Ecke — einerlei zunächst welcher — ist also
auszugehen, um die ursprüngliche Stellung der Gült erplatte
zu ermitteln. Freilich der erste und natürlichste Gedanke ist
offenbar, sie in die Mitte einer Schmalseite , am liebsten dem
Eingang gegenüber, der zweite, sie in die Mitte einer der Längs-
seiten zu stellen. In beiden Fällen ergibt sich aber durch eine
ciidäche Rechnung , dass dann das andere Ende beider Friese
nicht in eine Ecke, sondern auf einen ganz insignificanten
Punkt einer der Seilen fallen würde, was ja ohne architekto-
nische Trennung unmöglich ist. Wir haben also die Stelle der
Götterplatle einfach zu berechnen , indem wir eine der Ecken
als Trennung beider Friese annehmen und von da aus den Ama-
zonenfries (als den vollständig erhaltenen) über die eine Längs-
und Schmalseite verrechnen. Dann ergibt sich, dass sein anderes
Ende noch um 1 ,179 m über die schräg gegenüberstehende Ecke
hinüberreichen , die auf ihn folgende Götterplatte also um eine
kl eine Platte von der Ecke getrennt werden muss. Dass
die Götterplatte nun nicht auf einer Schmalseite gestanden haben
kann, ergibt sich daraus, dass jenes Mass von 1,179™, um die
Länge der Götterplatte (1,17m) vermehrt, auf dieser Schmal-
seite 2,141 m Raum lassen würde, was für eine einzuschie-
bende Platte zu gross, für zwei zu klein ist. Folglich ist sie
auf eine der Längsseiten zu setzen und durch eine der klei-
neren Platten von der zunächst befindlichen Ecke zu trennen. Da
es nun offenbar natürlicher ist, den Kampfsich in der Front des
Götterpaares in zusammenhängender Reihe entwickeln als letz-
teres unmittelbar auf eine Ecke lossprengen zu lassen , so wird
man keinen Augenblick zaudern, die Götterplatte um 1,179m
von der linken Ecke einer der Längsseiten zu trennen.1)
We Ich c Längsseite dies aber ist, kann nur aus der archi-
tektonischen Disposition des ganzen Tempels entnommen
werden.
•1) Dass sie auf keinen Fall ganz in eine linke Ecke geschoben wer-
den kann , wird ausser durch die Längendifferenz beider Frieshälften auch
dadurch bewiesen , dass das Gewand am rechten Arm der Artemis zu weit
über die linke Kante des Grundes herausreicht , um ein rechtwinkliges An-
stossen einer anderen Platle zu erlauben.
60
Die zwei Uauptunregelinässigkeiten im Grundriss desApol-
lontempels von Phigalia sind: seine Orientirung von Nord nach
Süd (mit dem Eingang von Norden) und das Vorhandensein eines
Sanctuariums hinter der Gella mit einer grossen Thür [i in unserem
Grundriss) , die von Osten her in dasselbe führt. Blouet hat
zwar nicht an die letztere glauben , Ivanoff sie als spater hinzu-
gefügt betrachten wollen , aber nach dem ausdrücklichen Zeug-
niss Cockerells ist es keinem Zweifel unterworfen, dass die Thür
dem ursprünglichen Bau angehörte.1) Diese beiden Unregel-
mässigkeiten hängen nun eng mit einander zusammen, die eine
ist die Folge der anderen. Michaelis2) hat nämlich durch ge-
naue Terrainuntersuchung gefunden, dass die anomale Orienti-
rung lediglich durch die Bodenbeschaffenheit des Plateaus, auf
dem der Tempel steht, veranlasst ist, und er hält die Ansicht
von E. Curtius3) für sehr wahrscheinlich, dass das jetzige
Sancluarium hinter der Cella an der Stelle eines älteren Ueilig-
thums steht. Ob die letztere Annahme das richtige trifft , oder
ob sie im Slande ist, einige andere Anomalien des Gruntl risses
zu erklären oder nicht, lasse ich hier dahingestellt , jedenfalls
ist die östliche Thür nur in Folge der anomalen Orientirung
angebracht und halte den Zweck, der Begel gemäss das Gesicht
der Statue des Apollon Epikurios, deren Beste an dieser Stelle
gefunden worden sind und im britischen Museum aufbewahrt
werden, dem ihm heiligen Elemente, der aufgehenden Sonne,
1) Cockercll, The temples of Jupiter Panhellenius otc. p. 47: »it is re-
markable (as if in conformily with the usual praclice in Greece, of ente-
ring the templc from the east), lhat a doorway of scarcely secondary impor-
tance both in magnitiule and decoration, is placed in the eastern peristyle ;
l'orming an important entrance into the sacrarium and reeeiving the firstrays
of early dawri upoti the image of the deity witliin ; thus fnltilling as respects
ils entrance from the east, the usual condilion of the Grecian tcmple, a Sug-
gestion which is warranted by the fragmcnls of the acrolithic (?) stalue in
I'laleXVI, found in this portion of the cella.« Dazu die Anmerkung: »The
existence of Ulis doorway is declared in the works of Mr. Donaldson and of
Ihe Baron Stackclberg , and on the two occasions of our e\amining and de-
linealing the plan of the temple with so much deliberation. The slruclure
of Ute masonry carefully given in the plan and the preparalion for the dressing
or architraves ( /' //" wide) leave no doubl of ' litis fact. Vgl. dazu den Grund-
riss auf Tat'. II des Cockerell'schen Werkes, den wir etwas verkleinert auf
unserer Tafel wiedergeben, wo die Art, wie die Steine der Thürlaibun-
gen mit den übrigen Steinen des Mauerwerks verklammert sind, genau ange-
geben ist.
2) Arch. Ztg. 1876, S. 161 f. 3) Peloponnesos I, S. 330.
61
zuzuwenden. Dass diese Statue aber in der Thal hier und mit
dem Gesicht nach Osten, nicht nach Norden, gestanden hat, be-
weist überdies das Vorhandensein der korinthischen Mil-
lelsäule zwischen Sanctuarium und Cella (k im Grundriss).
Blouet hatte die Statue hinter diese Mittelsäule, mit dem
Gesicht nach Norden , gestellt, Ivanoff, der diese Geschmack-
losigkeit natürlich nicht zulassen wollte, wagte es doch nicht,
sie vor diese Säule zu stellen, und wenn auch sein Grund
hierfür, die Nähe des Hypäthrons, hinfällig ist, da wir über
die Beschaffenheit desselben gar nichts wissen l) , so wider-
spricht doch die Stellung eines Götterbildes vor einer einzelnen
Mittelsäule so sehr den Gesetzen architektonischer Composilion,
dass man den Gedanken hieran schon aus diesem Grunde auf-
geben muss. Ivanoff liess also die Statue an derselben Stelle
wie Blouet im Sanctuarium stehen, leugnete aber das ur-
sprüngliche Vo r ha n densein der Mi ttelsäule, und zwar
mit einem Aufwand von technischen Gesichtspunkten, der einer
besseren Sache würdia aewesen wäre. Ob diese Säule slructiv
nölhigwar, hängt gar nicht davon ab, ob sie als Trägerin der (übri-
gens ganz hypothetischen) Sancluariumdecke fungirte oder nicht,
noch davon , ob der Baukörper , welchem der Fries als Verklei-
dung diente, von Stein oder von Holz war; denn was das erstere
betrifft, so hatten die Pfeilersiiulen an beiden Längsseiten der
Cella ja auch keine Decke zu tragen, indem die Kalyrnmalien
zwischen den Wandpfeilern gar nicht für sie in Betracht kommen
und die hypothetische Decke des Millelraums jedenfalls ebenso
auf der korinthischen Miltelsäule gelastet haben kann , wie auf
ihnen; und was den Baukörper über dem Archilrav betrifft, so
war dieser jedenfalls, sei er von Stein oder Holz gewesen, über
den Längssäulen derselbe wie über der Miltelsäule. Also hatten
die Miltelsäule und die Längssäulen , soweit wir ohne willkür-
liche Voraussetzungen wissen können, ganz dieselben construc-
tiven Bedingungen zu erfüllen, und da nun die Entfernung der
Miltelsäule von den diagonal gestellten Pfeilersäulen nahezu
dieselbe ist wie die Intercolumnienweite der Längssäulen, so
aehl daraus hervor, dass diese Miltelsäule structiv nolh-
wendig war, also dem ursprünglichen Bau angehörte. Diese
Ueherlegung, die Ivanoff als Architekt selbst hätte anstellen
1) Cockcrell a. a. O. p. 54 : »neither could the exten! of the hypaethral
open'mg be inferred from any fragments«.
62
können, wird nun einfach bestätigt durch die Thalsache, dass
der unlere T h e i 1 dieser Säule eben an dieser Stelle
in situ gefunden wurde und dass das nach Ivanoffs Mei-
nung nie gemessene Kapitell in den Massen mit dieser Basis
stimmt.1) Aus den Formen dieser Basis aber die Unmöglichkeit
abzuleiten, dass sie zu dem ursprünglichen Bau gehört habe, ist
bei einem auch in den Detailformen so anomalen Bau wie dem
Tempel von Phigalia und bei dem bisherigen Mangel einer Ge-
schichte des ionischen Stils2) sehr bedenklich.
Wie sehr die korinthische Mitlelsäule auch ästhetisch an
ihrem Platz war, das kann man am besten erkennen, wenn man
bedenkt, dass einem von Norden in die lange Gella eintretenden
Beschauer die Gölterstalue in der Mitte zwischen ihr und der
südwestlichen Ecksäule sofort in voller Schönheit sichtbar wurde,
wie das die von Cockerell gegebene Innenansicht zeigt. Die
Diagonalstellung der beiden Eckpfeiler aber schreibe ich
nicht mit Michaelis dem Bedürfnisse zu, mehr Licht von dem
Hypäthron der langen Cella aus in das Sanctuarium zu führen;
denn den mit diesen Diagonalpfeilern engagirlen Säulen ist ja
durch die Entfernung von dem nächsten Säulenpaar ihr Platz
unveränderlich angewiesen, und es ist für die Erleuchtung des
Sancluariums ganz gleichgiltig , ob die Pfeiler, die diese Säulen
mit der Wand verbinden , den übrigen Wandpfeilern parallel
oder nicht parallel stehen ; vielmehr wurde das Sanctuarium
ohne Zweifel, wie auch Cockerell annimmt, durch ein Oberlicht
in der Ostlhür gegenüber der Statue erhellt, und die Diagonal-
stellung des letzten Pfeilerpaares ist nur eine architektonische
Formel, vermittelst derer der Architekt darauf aufmerksam ma-
chen wollte, dass Sanctuarium und Cella eng zusammengehören,
eine Formel , die den von Norden kommenden auf das Sanctua-
rium als den wichtigsten Theil des Tempels hinweisen und dem
durch die Ostlhür in das Sanctuarium eintretenden, nachdem er
seine Andacht verrichtet, den Weg in den Cellaraum mit seinen
Weihgeschenken zeigen sollte.
1) Cockerell a. a. 0. p. 58 : »the base was discovered in its place«.
Vgl. die Ansicht der Ruinen auf pl. X; ferner pl. XV.
2) Nur nebenbei will ich erwähnen , dass eine Säulenbasis vom allen
Tempel in Ephesos, die ich in den Magazinen des brit. Museums aufge-
messen habe, ein ähnliches Profil hat wie die Basis der korinthischen Säule
von Phigalia.
G3
Derselbe feine Kunstsinn nun. mit dem Phidias den von
Westen kommenden Beschmier des Parthenon veranlasste, die
Besichtigung des Frieses an der Südwestecke zu beginnen , in-
dem er die beiden Frieshälften eben hier aneinander stossen
Hess, leitete auch Iktinos oder seinen obersten Bildhauer bei der
Disposition des Frieses von Phigalia. Er berechnete ihn nämlich
für den Beschauer, der, wie das wohl das natürlichste war, erst
seine Andacht im Sancluarium verrichtete und dann mit der
Besichtigung der Cella begann, der also durch die Ostthür in
den Tempel eingetreten war, nicht durch die Nordlhür, die
wahrscheinlich nur bei feierlichen Gelegenheiten geöffnet wurde.
Derjenige nämlich, der zwischen der Ostthür und der Gölter-
slalue mit dem Gesicht nach dieser, also nach Westen gerichtet
stand (bei h auf der Tafel) , begann , wenn er nun die Cella be-
trat, die Besichtigung des Frieses naturgemäss mit der west-
lichen Seite und zwar in der südwestlichen Ecke. Nun
konnte er aber von der Mitte des Sanctuariums aus die Eckplatle
selbst nicht sehen, weil das Gebälk über der korinthischen Mit-
telsäule ihn daran verhinderte.1) Die erste Platte des Frieses,
die er sehen konnte, war vielmehr die zweite von der Ecke,
und der Künstler, der dem Beschauer sofort den ethischen Zu-
sammenhang der Friesdarstellung mit der Tempelgottheit zum
Ik'wusstsein bringen wollte , widmete daher diese Platte
(I eil Gott e rn. •
Es kommt nun darauf an, denjenigen beiden Platten ihre
Stelle anzuweisen , die durch ihre Darstellung und ihre ausser-
gewöhnliche Länge sich als die wichtigsten nach der Götterplatte
zu erkennen geben, Nr. 4 mit der Ueberwältigung des Kaineus
und Nr. 18 mit dem Kampf des Theseus und der Amazonen-
könig in . Beide geh ürenindieMittederSchmalseiten.
Denn jede Schmalseile muss drei Platten gehabt haben , da die
vier kleinsten jedes Frieses (17. 21. 22. 23 und 1. 2. 3. 6) zu-
sammengerechnet immer noch im Amazonenfries 0,89 m, im
Kentaurenfries 0,631 m länger sind als die Schmalseiten nach
Blouets Massen. Halten die Schmalseiten alter je 3 Platten,
so müssen die grossen Platten 4 und 18 unler ihnen gewesen
sein, weil, wenn man in jedem Friese die drei grösslen Platten
1) Vgl. den Giundriss und Durchschnitt des südlichen Tempelendes
auf der Tafel.
— 64 — -
nach ihnen (12. 14. 16 und 8. 9. 10) zusammenzählt, die Ge-
sammtlänge im Amazonenfries 0,184 m, im Kentauren fries sogar
0,434 m zu klein sein würde. Gehören 4 und 18 aber auf die
Schmalseiten, so gehören sie ihrer Darstellung nach in die Mitte
derselben; und dies wird durch eine Untersuchung der Eck-
platten bestätigt.
Ivanoff hat deren mit Hilfe der trügerischen Gipsabgüsse
und willkürlich angenommener Brüche vier constatirt, ich
kann vor den Originalen nur drei sichere entdecken. Die
erste ist Nr. 16, die an der linken Kante einen 0,08™ brei-
ten und 0,01 4 m liefen in den Grund geschnittenen Falz hat,
dessen Breite so genau mit der Friesdicke übereinstimmt , dass
man annehmen muss sie sei zur Aufnahme einer senkrecht auf-
stossenden Platte bestimmt gewesen.1) Die zweite ist Nr. 12, die
links neben ihrem Belief zwar keine solche Vertiefung , aber
doch einen 0,1 4 m breiten freien Baum hat, der ebenfalls nicht
erklärt werden kann, wenn man nicht annimmt, dass er zur
Aufnahme einer anderen senkrecht aufstoßenden Plalle dienen
sollte. Alle übrigen Platten, die zwischen Belief und Band entweder
links oder rechts ein freies Stück des Grundes zeigen, wie 15 (I.)
17 (I.) 19 (l.) 20 (1.) 21 (r.) 22 (? 1.) 23 (l.u.r.), können, wenn
sie einer Ecke angehörten, nicht die bei der Ecke c unserer Tafel
veranschaulichte Eckconstruction, sondern nur die ebendaselbst
Ecke b wiedergegebene gezeigt haben, da der freie Baum ihres
Grundes nie 0,045 m übersteigt, also lange nicht breit genug
ist, um das Aufsetzen einer anderen Platte mit ihrer vollen Dicke
zu erlauben. Es ist also interessant, dass wir im ganzen drei
verschiedene Arten von Eckenbildung (vgl. die Tafel) zu con-
statiren haben, eine Inconsequenz in der technischen Behand-
lung, die uns die Freiheit gibt, unter den eben erwähnten Plat-
ten nach Belieben diejenigen als Eckplatten zu wählen , die wir
wünschen, d. h. die sich aus anderen Gründen als solche er-
geben. Somit sind die Schwierigkeiten, die sich Ivanoff durch
willkürliche Annahmen in dieser Beziehung macht, für uns
nicht vorhanden. Eine dritte Eckplatte ist Nr. 1. (s. unten.)
Suchen wir nun zunächst die Plätze für die zwei sicheren
Eckplatten 12 und 16. Keine von beiden kann in die Ecke a
1) Dieser ist bei den vorausgehenden Rechnungen wo es nöthig war
mit in Betracht gezogen worden.
(35
hinter die Götterplatte gestellt werden , da diese, wie wir oben
berechnet haben, um 1,179'" von der Ecke entfernt war, beide
Platten aber zur Ausfüllung dieses Raumes zu gross sind. Eben-
sowenig kann eine der Platten in Ecke b gestanden haben , da
keine von beiden zum Kenlaurenfries gehört. Bleibt also nur
Ecke c und d. Nun enthält die Darstellung von 12 rechts eine
stehende Amazone, die eine liegende gegen einen Feind ver-
theidigt. Dieser Feind muss natürlich auf der rechts anstossen-
den Platte vorausgesetzt werden. Ohne nun vorlaufig eine sol-
che Platte definitiv auszuwählen , kann man doch so viel sicher
sagen, dass, wenn Nr. 12 in Ecke d gestanden hätte, ein solcher
Feind auf der anslossenden Theseus-Plalte nicht vorhanden ge-
wesen wäre. Darum gehört sie in die Ecke c, wo wir dann spä-
ter die Freiheit haben, eine compositionell damit zusammen-
hangende Platte rechts anstossen zu lassen. Dann bleibt für 16
nur Ecke d übrig.
Nun zur dritten Eckplatte Nr. 1 . Sie muss nämlich von
links an eine Ecke und von rechts an Platte 2 angestossen sein,
weil sie bei der Adjustirung der Platten als etwas zu gross be-
funden und links um ein beinahe 0,05™ breites Stück verkürzt
werden musste, worauf man für die rechte Hand und das rechte
Knie des Kriegers links nur dadurch Raum schaffen konnte, dass
man aus Platte 2 zwei etwa 0,02 m tiefe entsprechende Löcher
aushieb. Ein solches Verfahren aber war, da man beim Adju-
stiren selbstverständlich in einer Ecke anfing und folglich auch
in einer Ecke aufhörte , auch nur in einer Ecke möglich , und 1
muss deshalb, da die Ecke c wegen der Kaineus- Platte nicht
in Betracht kommt, an Ecke b angestossen werden.
Nun gilt es eine Platte zu finden , die vermöge eines min-
destens 0,014 m freien Raums an ihrer rechten Seile fähig
ist, in den 0,01 4 m tiefen Falz von 16 eingezapft zu werden.
Die einzigen Platten , die uns von den oben genannten zur Ver-
fügung stehen, sind 21 und 23. Bei 21 ist der freie Raum rechts
0,03 m, bei 23 ist er 0,0 45 m breit. Daraus ist natürlich nichts
zu schliessen ; die Entscheidung zwischen beiden ergibt sich
vielmehr einfach mathematisch daraus, dass 23 die kleinste aller
Amazonenplatten ist und folglich der Dimension 1,179m, die
es links von der Götlerplatte in Ecke a auszufüllen gilt , am
nächsten steht. Gehört aber 23 in Ecke a, so gehört 21 in Ecke d.
Ueberraschend ist es nun. dass der räumlichen Responsion
1880. 5
66
beider Platten eine geistige Responsion der Darstellung ent-
spricht. Auf 23 sucht eine Amazone durch ihre Fürbitte einen
verwundeten Athener zu retten, auf 21 aber fällt ein Grieche
dem anderen in den Arm, um eine niedergestürzte Amazone vor
dem Tode zu bewahren.
Nun ist die zweite Eckplatte der Ecke a, die einzige fehlende
Platte der südlichen Schmalseite, zu finden. Blouets Masse, an
die man, wie wir gesehen haben, den Anspruch absoluter
Gorrectheit nicht stellen darf, erlauben eigentlich nur, eine
Platte von 1,25m einzuschieben. Eine solche ist aber nicht
vorhanden und selbst Nr. 17, das nun diesem Mass am nächsten
steht, kommt nicht in Betracht, da auf ihr rechts eine Amazone
dargestellt ist, die den Schild gegen einen offenbar hoch aus-
holenden Gegner erhebt , ein solcher aber in der Ecke a natür-
lich nicht angebracht werden kann und überhaupt nur auf Platte
13 vorhanden ist. Folglich bleibt nur 22 für den Platz in der
Ecke a übrig, und wenn diese Platte auch eigentlich um 0,1 m
zu lang für diesen Platz ist, so müssen wir doch bedenken, dass
dies nur den listen Theil der ganzen Friesbreile ausmacht und
dass selbst die Alten keineswegs mit voller mathematischer Gor-
rectheit bauten.
Für die übrigen Amazonenplatten haben wir die zwei festen
Thatsachen , dass 17 und 13, wie eben erwähnt, wegen der
nolhwendigen Gruppirung des hoch ausholenden Kriegers und
der hoch sich vertheidigenden Amazone zusammengehören und
dass die Amazonen auf 12 einen Gegner brauchen. Als solcher
kommen nur die beiden siegreichen Krieger auf 19 und 15 in
Betracht. Welchen von beiden man wählen will , lasse ich da-
hingestellt, mir scheint der auf 1 9 geeigneter, weil er der stür-
mischere und gefährlichere ist. Und da ein dir e et er Gegner
für die gefallene Amazone auf 12, d. h. einer, der etwa durch
einen Schlag ihren Fall veranlasst haben könnte, schlechterdings
nicht zu finden ist, so wird man wohl anzunehmen haben, dass
der Künstler sie sich ebenso wie die fallende Amazone auf 13
durch ein Geschoss verwundet gedacht hat. 15 trenne ich ferner
von 19, weil die Compositionen beider Platten doch gar zu ähn-
lich sind, und 17 möchte ich deshalb nicht gern auf 19 unmit-
telbar folgen lassen, weil dann das Motiv der Amazone, die sich
mit der Hand unter den Arm ihres Gegners stemmt, dreimal
unmittelbar neben einander erscheinen würde. 14 aber lasse
67
ich auf 13 folgen, weil man den Krieger, der seinen Freund aus
der Schlacht trägt, doch nicht gar zu unmittelbar an eineKampf-
scene anrennen lassen darf und weil andererseits auch die fal-
lende Amazone auf 13 hierdurch in die angemessenste Gesell-
schaft kommt. Wie weit man diese mehr oder weniger subjectiven
Erwägungen für bindend halten will, hängt von den Grundsätzen
ab, mit denen man an die Betrachtung eines solchen Werkes
herangeht. Wenn ich auch im einzelnen nicht gern für einen
Künstler verantwortlich gemacht werden möchte, der fallende
in der Luft schwebende Schilde im Relief darstellt1), so scheint
es mir doch gerecht, einem Bildhauer, den ich nach Massgabe
der Disposition seines ganzen Werks als Geistesverwandten des
Phidias zu charakterisiren versucht habe , auch in Einzelheilen
der Composition wenigstens da , wo mir die Wahl frei steht,
lieber das bessere als das schlechtere zuzutrauen , wenn auch
damit andere positive Schwächen 2) natürlich nicht ausgemerzt
werden können.
In dem Kentaurenfries steht bis jetzt nur die Stellung
der Kaineus-Platte 4 und der Platten 1 und 2 fest. Der Gedanke,
die für die Lapithen günstigen Kampfscenen den Göttern mög-
lichst nahe, die ihnen ungünstigen der Kaineus-Platte nahe zu
gruppiren, lässt sich nach sorgfältigen Versuchen nicht durch-
führen. Dagegen ergeben sich durch die Betrachtung im ein-
zelnen mehrere feste Punkte.
Platte 10 mit der Darstellung der zum Altar der Gottheit
geflüchteten Frauen, die noch zu rechter Zeit von einem La-
pithen oder vielleicht Theseus gerettet werden , ist rechts von
einem Baum begrenzt, auf den der Heros sein Löwenfell ge-
legt hat. Mitten im Friese angebracht würde dieser Baum mit
dem weit vortretenden Stück Erde unter ihm eine ganz unmoti-
virte und sehr unangenehme Störung hervorbringen , während
er wie gemacht scheint, um den ganzen Kentaurenfries in der
Ecke c abzuschließen . Vergleicht man nun diese Endplatte des
Kenlaurenfrieses mit der wenn auch nicht End- so doch Eck-
platte 22 des Amazonenfrieses in der diagonal gegenüberstehen-
den Ecke a, so sieht man, dass auf beiden Platten der Altar der
Gottheit dargestellt, der Kampf also bis ins Heiligthum gedrun-
gen, auf seiner höchsten Höhe angelangt ist. Auch dies scheint
1) So aufPlatte 12 und 23.
2) Siehe Ovefbeök, Gösch, d. erioch. Plast. I"-' S. 374 f.
68
mir eine indirecte Bestätigung für die anderweit gewonnene
Stellung beider Platten und eine composilionelle Feinheit zu
sein, die hervorgehoben zu werden verdient.
So bleibt für die nördliche Schmalseite noch ein Raun» von
1,411 m übrig und man wird diejenige Platte links an die Kai-
neusplatte anzuschieben haben , die diesem Masse am nächsten
kommt; das ist 8 oder 9 (1,345m). Welche von beiden aber
vorzuziehen ist, darüber kann kein Zweifel sein. Auf 8 erscheint
rechts eine nach links fliehende Frau mit einem Kinde, den Kopf
nach einer Scene des Schreckens zurückgewandt. Nun sind auf
allen Scenen die Kentauren so beschäftigt und in einer solchen
\\ eise gruppirt, dass eine derartige von links her mit ihnen grup-
pirte Frau nicht nur nicht nöthig sein , sondern sogar störend
wirken würde. Dagegen ist in der Kaineus- Platte die Gruppe
der zwei Kentauren mit dem Kaineus bemerkenswerlher Weise
nicht in die Mille, sondern etwas nach links gerückt, und wenn
wir nun sehen , dass diese Gruppe rechts von einer fliehenden
Frau begrenzt wird, die derjenigen auf 8 in der Bewegung auf-
fallend gleicht, so werden wir nicht zweifeln, dass 8 links daran
zu setzen, die beiden Frauen a ber als symmetrisch zur
Kaineus-Scene gruppirt aufzufassen sind. Ferner
gehören 5 und 6 zusammen. Denn der nach links sprengende
Kentaur auf 6, der mit den erhobenen Händen Steine wirft, hat
zu dieser Anstrengung wohl eher Grund, wenn es gilt, den ge-
fallenen Gefährten auf 5 zu retten, als dem gefallenen Lapithen
auf 3 den Garaus zu machen. 6 und 3 aber trenne ich wegen der
Aehnlichkeit der Composition von einander durch 9 und 7, deren
Reihenfolge unter sich wieder der Willkür überlassen bleibt.
Auch hier könnte man etwa 3 an die Götterplatle , 5 und 6 an
die Stelle von 3 rücken — es ist damit nicht viel gewonnen und
das Verdienst des Künstlers wird dadurch weder grösser noch
geringer: es genügt, die Hauptpunkte der Composition und da-
mit sein Hauptverdienst festgestellt zu haben.
Zum Schluss noch einige technische Punkte. Der Marmor
ist, wie schon Michaelis conslatirt hat, nicht pentelisch, aus ihm
kann man also nicht schliessen , dass die Platten in Athen aus-
geführt und erst beim Bau des Tempels nach Phigalia gebracht
sind. Von demselben Marmor sind die im Stil etwas besseren
aber unverkennbar aus demselben Atelier stammenden Melopen-
fragmente gearbeitet. Es mag ein peloponnesisches Material sein.
69
Die Spuren der ursprünglichen Befestigung der Friesplatten zei-
gen auffallende Analogien zu der oben constalirten Inconsequenz
der Eckenbildung. In jeder Platte befinden sich nämlich 0,07
bis 0,10™ vom oberen Rande entfernt zwei ganz durchgehende
beinahe 0,02 m dicke runde Löcher. Wo deren nur eins vor-
handen ist, wie in 4. 8. 10. 14. 15. 19. 21, muss das andere in
den gerade an der entsprechenden Stelle in Gips ergänzten
Theilen vorausgesetzt werden; in 18 sind sogar beide Löcher
verschmiert. Wenn auch die meisten derselben auf dem leeren
Grunde des Reliefs angebracht sind , so gehen mehrere doch in
rohester Weise durch ein Gewand oder eine Löwenhaut hin-
durch, z. R. in 2. 3. 4. 9. 12. 16. 17. Sie dienten offenbar dazu,
den Fries mit Nägeln an einem (nach Ivanoffs Vermuthung höl-
zernen: Kern zu befestigen. Ausserdem befinden sich, was bis-
her nicht bemerkt ist, an den Platten 3. 5. 6. 7. 8. 9. 12 unten
0,01 ra breite und 0,05 — 0,06m lange senkrechte Einsenkungen,
offenbar zur Aufnahme vertikaler Metallklammern bestimmt,
vermittelst deren die Platten mit demArchitrav darunter verbun-
den waren , wodurch einem Ausweichen dieser unteren Kante
vorgebeugt wurde. Auch in den Platten 3. 6. 7. 9. 12, wo jetzt
nur je eine derartige Einsenkung zu sehen ist, wird man in
Anbetracht der Yerschmierung der entsprechenden Stellen je
zwei als ursprünglich anzunehmen haben und auch bei anderen
Platten , wo die Yerschmierung beide Löcher verdeckt hat , ist
dieselbe Annahme wenigstens möglich. Rei beiden Arten der
Refesligung würden die Eisen an der Oberfläche sichtbar ge-
worden sein, wenn diese nicht wahrscheinlich mit Stuck bedeckt
gewesen wären. Auf jeden Fall weicht dies ganze Verfahren
sehr von der attischen Recel ab und ist von dein Vorwurf der
Roheit nicht freizusprechen. Dies im Vergleich mit den be-
sprochenen Feinheiten der Composition bestätigt wohl die bisher
meist auf die stilistischen Eigenheiten der Sculplur und Archi-
tektur gegründete Annahme, dass nur der Gesammtplan des
ganzen Raues und seiner plastischen Ausschmückung — was
den Fries betrifft, vielleicht nur die Disposition der Hauptplatten
und Skizzen der Hauptscenen — von einem oder mehreren be-
deutenden attischen Meistern herrührt, die Ausführung im ein-
zelnen aber mit ziemlicher Freiheit untergeordneten, sei es atti-
schen sei es peloponnesischen, Arbeitern überlassen blieb.
Herr Lange legte vor : Beiträge zur griechischen Palaeo-
graphie von V. Gardthausen.
(Mit 4 lithograplirten Tafeln.)
IV. Das Tisch endorf sehe Menanderfragment.
»Man wird vermuthen dürfen, dass Tischendorf Buch-
stabenreste in die an den Freund gesandte Copie nicht aufge-
nommen hat. Sollte sich auch in seinem Nachlass nicht ein in
diesem Betracht treueres Facsimile finden oder das Original
selbst, oder doch ein Hinweis auf den Fundort oder Verbleib
desselben?« So fragt Gomperz in seinem schönen der Emen-
dation des Tischendorfschen Menanderfragmentes gewidmeten
Aufsatze im Hermes 14. 1876. S. 507 — 8.
Mit denselben Fragen wendete ich mich an Herrn Dr. Gre-
gory, der jetzt die Reste des Tischendorfschen Nachlasses hütet,
soweit derselbe nicht an die Bibliothek von Cambridge verkauft
ist. Die letzten beiden Fragen wurden ganz entschieden ver-
neint. Von dem Original , das Tischendorf anderswo als Perga-
mentfetzen bezeichnet, fand sich auch nicht die geringste Spur,
ebenso wenig eine Angabe über den Fundort. Ebenso wie
Tischendorf beim cod. Sinaiticus, den er unter dem Titel c. Fri-
derico -Augustanus herausgab, zunächst den Fundort verschwieg
und nur ganz im Allgemeinen hinzufügte: »in Oriente de-
texit«, so gebrauchte er auch beim Menanderfragment dieselbe
Vorsicht. Er erreichte dadurch allerdings seinen Zweck, dass
kein Anderer ihm zuvorkommen solle; da er aber nicht einmal
seinen eigenen Papieren irgend eine Notiz über die Provenienz
anvertraute , so ist das Original uns zunächst und vielleicht auf
immer verloren, wenn es nicht durch einen zweiten Finder der
Vergessenheit und Verwahrlosung irgend eines orientalischen
Klosters entzogen wird. — Dagegen fand sich unter den Tischen-
dorfschen Papieren ein Quartblatt (wenig grösser als 27x21
Centim.) , das oben eine, unten aber zwei Columuen enthält
und, von Tischendorfs Hand in flüchtiger Minuskel geschrieben,
71
den Text des von Cobet publicirten Menanderfragnients gibt mit
genauer Berücksichtigung der Lücken und Buchstabenreste. —
Da es eine undankbare und unnöthige Mühe wäre, die einzelnen
Beste und Striche einzeln in Holz schneiden zu lassen, so schien
es sich zu empfehlen, das ganze Blatt facsimiliren zu lassen.
Bei reiflicher Ueberlegung musste ich jedoch auch diesen Ge-
danken zurückweisen aus verschiedenen Gründen. Aus den
Papieren eines verstorbenen Gelehrten soll man nur so viel
herausgeben , als er selbst wünschen und billigen würde. Mau
sieht es aber jener Abschrift sofort an , dass Tischendorf sie nur
für den eigenen Gebrauch so rasch wie möglich angefertigt hat.
Namentlich die Bandbemerkungen entziehen sich theilweise
dem Lesen , geschweige denn der Wiedergabe. Dazu kommt
dann aber noch , dass eine genaue Vergleichung der Tischen-
dorfschen Abschrift mit dem Cobetschen Abdruck zeigte, dass
die erstere allerdings in flüchtigen Zügen, aber doch genau ver-
fertigt wurde , und dass die Buchstabenreste nur die sicheren
und bereits gemachten Conjecturen unterstützen. Dagegen lässt
sich jener Abschrift in palaeographischer Beziehung eine ge-
wisse Bedeutung nicht absprechen. Stellenweise sind nemlich
die Minuskelbuchstaben mit Majuskeln durchsetzt, wo es galt
die Züge des Originals genau nachzubilden , und diese Stellen
reichen vollständig hin, die Einwürfe zu entkräften, die
v. Willamowitz-Möllendorf im Hermes 11, S. 499 erhoben hat.
Die rein epigraphischen Formen z.B. von Z und ft, die im
Cobetschen Abdruck Ansloss erregen, sind in der Tischendorf-
schen Abschrift natürlich durch die palaeographischen C und UU
ersetzt, so dass in dieser Hinsicht auch nicht der Schalten eines
Verdachtes übrig bleiben kann.
Nur die Bandbemerkungen Tischendorfs haben einen ge-
wissen Werlh. Bechts oben in der Ecke steht:
4,00 [d. h. viertes Jahrhundert] prächtige kleine Schrift von
ähnlicher Grösse wie [im] Vaticanus [d. h. der berühmten Bibel-
handschrift] , die Schrift aber alterthümlicher (und reiner?)
Beim Beginn der zweicolumnigen unteren Hälfte der Seite hat
Tischendorf am linken Band bemerkt: »Ein anderes Frgmt. «
und darüber nach rechts quer über die ganze Breite des Blattes
geschrieben: »Auf der weichen Bückseite ist eine Unterschrift
P, doch könnte es auch eine Ueberschrift zum Folgenden sein.«
72
Ausser den von Cobet mitgetheilten Notizen enthält das Blatt
noch folgende Bemerkungen. V. I. Zum T am Sehluss bemerkt
er: scheint T zu folgen. V. 2 fehlt wie bereits Cobet in der
Anmerkung Mnemosyne 1876 p. 287) bemerkt, das C vor dem 0,
während hinter diesem Buchstaben ein Apostroph vorhanden
ist, der ja auch in einer Handschrift des vierten Jahrhunderts
nichts Auffallendes hat; ausser den Beispielen in meiner Griech.
Palaeographie S.272 verweise ich auf eine olympische Inschrift
Archaeol. Zeitung 1880 S. 54: Tovd3 etbov etc., die in die
zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts gesetzt wird. — Das ÜJ
am Schlüsse dieses Verses scheint nur halb vorhanden zu sein.
Ebenso scheint Tischendorf das UU am Sehluss des 7.V. nicht
sicher gelesen zu haben, denn er fügt hinzu; »wie UJ«. Hinter
V. 6. nPOC€M6NON und V. 7. 6PÜTA ein Punkt. Am
Sehluss von V. 8 zeigt die Abschrift noch einen senkrechten
Strich mit der Bemerkung »wie P« . V. 9. Der erste Buchstabe
ist zerstört. Tischendorf vermuthet ganz richtig: »wohl ayr^g,
a ist abgeschilfert« !) ; in demselben Verse folgt dann noch vor
avrov Apostroph und Spiritus 3, die aber »viel später« hinzu-
gefügt wurden.
V. 1 1 . Die erste Hälfte der Zeile ist in Uncialen nachge-
malt; zu den ersten Buchstaben THCH M6P die Notiz: »ab-
geschilfert aber wol sicher«.
V. 13. Von dem ersten d, scheint nur die linke Hälfte er-
halten zu sein ; hinter dem P am Sehluss ist noch der Anfang
eines d, O oder UJ sichtbar. V. 14. hinter TAI ein Punkt.
V. 15. Die Buchstaben Tl 11 Tl sind am Bande in Uncialen
nachgemalt, weil man über die richtige Verbindung der ein-
zelnen Grundstriche zweifelhaft sein kann.
V. 16. Von dem Sehluss- UU ist nur der Anfang erhallen.
V. 17. OTHC... ist von dem Vorhergehenden durch
einen Punkt getrennt.
II. V. 20. »Ein anderes Frgnit« . Das Schluss-O ist nur
halb erhalten.
V. 21. Vor OY66N ein Punkt.
V. 23. Zu dem punktirten Y am Bande die Notiz: »Nicht
klar aber möglich.«
1) Ich kann das Wort nicht anders lesen; es ist versländlich, aber
nicht gebräuchlich.
73
V. 25. Cobel lässl hinler dem ersten ANOPÜllON eine
Lücke von einem Buchstaben ; auch Tischendorf lässt einen
freien Raum und bemerkt am Rande: »so, ohne Punkt«.
V. 26. Vor YneP sind die letzten 2 Buchstaben UJ N
unterstrichen mit der Notiz : »sowo(h)l«.
V. 28. Zu den letzten zwei Ruchslaben die Bemerkung:
»nicht klar.«
V. 29. Am Schlüsse hinter H schreibt Tischendorf: »ys
folgt wohl nach.«
V. 30. Die letzten Buchstaben scheinen nur sicher zu sein
bis ANA, denn Tischendorf fügt in Klammern hinzu: gl?
V. 32. Den Schluss schreibt Tischendorf ovdev H [•/.?
V. 35. Die letzten 3 Buchstaben sind unterstrichen und
mit einem Fragezeichen versehen.
V. 37. Nach IKOI ein Punkt. Die letzten Buchstaben im
Texte sind nicht ©6 sondern OS; das © in Cobets Text
steht am Rande mit Fragezeichen.
V. 40. Das Schluss-O nur halb erhalten.
V. 42. Nach fl APA IN SIC ein Punkt.
V. Zur griechischen Minuskel iu Unteritalieu.
Ein Hauptunterschied griechischer und lateinischer Palaeo-
graphie darf wohl nicht mit Unrecht im Vorhandensein oder
Fehlen der Nationalschriften gesucht werden. Die politische
Entwickelung des Abendlandes begünstigte, die des byzantini-
schen Reiches verhinderte die Ausbildung von Nationalschriften.
Nur diejenigen griechisch redenden Provinzen, die nicht zum
byzantinischen Reiche gehörten, nahmen eine etwas freiere
Stellung ein, besonders Unteritalien und Sicilien, wo sich eine
eigentümliche griechische Minuskel ausbildete, deren Reprä-
sentanten ich in meiner Griech. Palaeogr. S. 407 namhaft ge-
macht habe, soweit sie nemlich in Proben der gelehrten Welt
zugänglich sind. Wenn man diese Spuren weiter verfolgt, wird
man ohne Zweifel noch bei manchen griechischen Hss. italischer
Ribliotheken die unteritalische Provenienz nachweisen können.
Natürlich sind auch die meisten bilinguen Handschriften mit
griechischer und lateinischer Minuskel hierherzurechnen, z. B.
_ 74
ein cod. Barberin. 14 (jetzt V, 37), den Scholz in seiner Biblisch-
kritischen Reise S. 110 erwähnt hat. Er gibt hier die Sub-
scription dieser interessanten Handschrift, jedoch leider in
höchst ungenügender Abschrift, die geradezu irreführen muss,
obwohl Scholz klug genug ist möglich wenige Bemerkungen
hinzuzufügen. In meiner Griech. Pal. S. 420 sagte ich deshalb:
»An dieser Unterschrift ist Manches räthselhaft und wird es
bleiben , bis sie einmal in brauchbarer Abschrift mit zuverläs-
sigen Zahlen vorliegt.« Als ich daher im Herbste 1879 in Rom
war, glückte es mir wenn auch nur auf kurze Zeit, den jetzt
mit V, 37 bezeichneten Codex zu erhalten; es ist ein griechisch-
lateinisches Evangeliarium auf 213 Pergamentblättern in 4°,
dessen Text und Subscription von verschiedenen Händen ge-
schrieben sind, was Scholz übersehen hat. Die Subscription,
welche also nur einen terminus ante quem gibt, lautet:
l+eyQacpt] ij itaqovGa ßlßlog
diä a/rovöfjg xal GvvdQO(.ir\s
ytal avalio^ictrcov toi eiÄaßovg
aqiiEitLG'/.öjcov KVQiou navXov TOV T)])> Gi-
5 qäv ^%ovTog. ci/zb tCov [isrCa-
ßäqßcov. tcoXltcov qv . evovg
T
TQ£%OVTOg. £'(^-. CO . %EIQI
Qto/iiai'ov. i€QO/.ioräxov. yml -/.ad-ij-
yovf.tevov . f-iovrjg toi aylov ßeve-
lo öiktov tov ovkW : Trjg ßällrjg
yQ(XTi]g : ivd . g qiqyevovTog yia-
qovIIov öevTeoov.
Ueber die Provenienz dieser Handschrift ist nur bemerkt :
»Eugenia Joannis Pontani filia ex Mera ejus liberalüate hunc
librum in clarissimi patris memoriam dicandum curavü.« Eine
Notiz, die wahrscheinlich Scholz zu der Behauptung verleitet
hat, dass eine Tochter von Porson die Handschrift der bar-
berinischen Bibliothek geschenkt habe.
75
Es ist unbegreiflich, wie Scholz auf Grund dieser Sub-
scription die Handschrift dein Jahre I 197 hat zuweisen können;
denn einmal beweist die Subscription nichts für den Schreiber
des Codex, zweitens kommt die Zahl gips nirgends \or und
drittens würde das Jahr 1197 nicht einem 6. Indictionsjahre ent-
sprechen , wie man nach den Schlussworten erwarten müsste. —
Die Subscription ist vielmehr geschrieben am Ende eines by-
zantinischen Jahrhunderts; der Schreiber wollte erst nach alter
Gewohnheit schreiben ^i/jq-fr' (1291), bemerkte aber schon
beim \p seinen Fehler, wischte das ip aus und schrieb nun gco' ,
d.h. 1292 n.Chr., was allerdings nicht dem 6., sondern dem
5. Indictionsjahr entspricht; doch eine Differenz von Einem Jahre
findet sich bei Indictionsjahren leider allzu häufig. — Damit
stimmt auch die Resierunsszeit Königs Karl II ; es ist der Sohn
Karls von Anjou (f 1275), der erst im Jahre 1309 gestorben ist
(vgl. Collenuccio, Compendio dell' isloria del regno di Napoli
3 p. 256).
Die unteritalische Provenienz der Handschrift, auf die ich
durch den Schriftcharakter und die Schlussworte geführt wor-
den , wurde mir bestätigt durch den Bibliothekar der barberi-
nischen Bibliothek, der mich belehrte, dass jene Handschrift
mit einer ganzen Reihe anderer aus der berühmten Bibliothek
von Bossano stammte; was ebenfalls mit den historischen
Angaben der Subscription aufs Beste im Einklang steht; denn
in der That war Bossano ein Erzbisthum, dem im Jahre 1292
Paulus vorstand, der nach Ughelli l) im Jahre 1288 den erz-
bischöflichen Thron bestiegen hatte. Da man nun das e^ovro^
(Z. 5) doch unmöglich mit dem nachfolgenden cltto Tm>Mertaßc<Q-
ßwv verbinden kann, so dass der Erzbischof sein Pallium von
den Mezzabarba's erhalten habe, so bleibt wohl nur die andere
Erklärung, dass der im Besitz des Pallium befindliche Erzbischof
aus dem Geschlechte der Mezzabarba stammte. Der Zusatz qv
hinter itolitCov kann natürlich nicht wie man auf den ersten
Blick geneigt ist zu thun, als Zahl (= 150) aufgefasst werden,
1) Ughelli, F., Italia sacra , Venedig 1721. t. 9. p. 302: 10. Paulum
Rossanensem electum confinnat Nicolaus IV. anno salutis 1288 Pontif.
p. Iß. Kai. Martii, ut in Reg.Vatic. ep. 750 fol. 150. Menioratur in Regio
Regest, sub Carolo II anno 1295. — Vgl. Luca de Rosis Cenno storico
della cittä di Rossano. Napoli 1839. p. 129.
76
denn der Erzbischof kann seine Würde nicht von 150 Bürgern
erhalten haben ; der Querstrich über diesen beiden Buchstaben
bezeichnet hier nicht die Zahl, sondern die Abkürzung, die
für den Schreibenden und seine Klosterbrüder an Ort und Stelle
einer Erklärung nicht bedurfte. Die Abkürzung dürfte also auf-
zulösen sein 7toliT&pcPwoaavt]paitüv. Der Sinn der Zeilen 4 — 6
ist also, um dies hier zusammenzufassen, dass die Handschrift
geschrieben sei auf Kosten des Erzbischofs Paulus, eines Mit-
gliedes der Familie Mezzabarba ausBossano. — Der Name Mezza-
barba — ich brauche bloss an den Numismatiker zu erinnern —
ist in Italien keineswegs selten nach dem Dizionario biografico
universale t. 3 p.1424; allein dass jener Erzbischof Paulus dazu
gehörte, lässt sich mit den Hülfsmitteln die mir zu Gebote
stehen, nicht nachweisen; auch Luca de Bosis, Cenno storico della
cittä di Bosano (Napoli 1839) nennt in seiner Liste der vornehmen
Familien von Bossano nicht das Geschlecht der Mezzabarba.
Selbst Scipione Volpicella , der Präsident der Societä di storia
patria per le provincie Napolitane, an den ich mir die Freiheit
nahm desswegen zu schreiben, konnte mir keine Auskunft geben
über diese Frage. Man muss sich also dahin bescheiden, dass
diese Thatsache, die wir aus der Subscription des Bomanus
kennen lernen , mit beglaubigten Thatsachen nicht im Wider-
spruch steht.
Das Ende der Subscription ist ebenfalls nicht ohne Schwierig-
keit. Der Schreiber Bomanus nennt sich Abt eines Klosters tou
ayiov ßei'edixrov rov ovllv: rrjg ßällrjg yQariqg. Beide Namen
haben mir viel Kopfbrechen verursacht, bis sich schliesslich
herausstellte, dass diese wahrscheinlich identisch sind, ßüXlrjg
ist natürlich nur eine Transscription von Vallis; da das V sowohl
durch ß wie durch ov wiedergegeben wird, so schwankte der
Schreiber; erst wollte er schreiben Sancti Benedicti Vallensis:
dabei Hess er das a aus oder deutete es vielleicht nachträg-
lich tachygraphisch durch den Querstrich über der Linie an.
Kurz, der Schreiber fürchtete auf diese Weise nicht verstan-
den zu werden und fügte nun den wirklichen Namen hinzu
Ballig yQarrjg.
Dieses Kloster lag nicht wie man vermuthen sollte im
Erzbisthum Bossano, sondern in der Provinz Calabria citeriore.
Scipione Volpicella hatte die Güte mir darüber zu schreiben
d. d. 3. Dec. 1879:
77
Rispetto all' altro dubbio, conviene inanzi tutto osservare, che
la Valle Gratis era nel seculo XIII la contraria o provincia che
ora diciamo Calabria citeriore. Quindi deriva che non si
debba in verun luogo della Diocesi rii Rossano, ma si riebba nella
sopracennata Calabria, ritovare il monastero de' Benedettini, rii
cui Romann era Abate. E nella Valle de! Crati, cioe in Calabria,
arecano i Benedettini possiriimento e monastero notevoli in Citravo
o Cetravoj come piaccia meglio chiamare.
Man sieht also, dass Romauus sich längere Zeit fern von
seinem Kloster am Hof des Erzbischofs von Rossano aufhielt
und von ihm, wie die Subscription besagt, mit Abschreiben
beschäftigt wurde.
Obwohl nun, wie bereits hinlänglich betont wurde, die
Subscription erst später von anderer Hand hinzugefügt wurde
und unser Codex selbst ungefähr 100 Jahre älter sein mag, so
lässt sich das was in der Subscription behauptet wird, durchaus
nicht bestreiten, dass nemlich jenes griechisch-lateinische Evan-
geliar, wie wir ohnehin vermuthen musslen, in Unteritalien
geschrieben wurde. Wir gewinnen dadurch zu den oben-
erwähnten noch einen neuen Repräsentanten der unteritalischen
Minuskel. Ich vermeide hierbei absichtlich das Wort National-
schrift. Denn wird die irische, angelsächsische und west-
gothische Schrift mit der gewöhnlichen lateinischen verglichen,
so springt die viel grössere Selbstständigkeit dieser National-
schriften namentlich in der Umbildung der einzelnen Formen
sofort in die Augen. Rei der unteritalischen Minuskel kann von
einer selbstständigen Durchbildung der Buchstaben gar keine
Rede sein; sie ist nichts weiter als ein eigenthümlicher Ductus,
der sich bis zu einem gewissen Grade von der im byzantinischen
Reiche üblichen Schrift entfernt. — DieEigenthümlichkeit dieses
Ductus vergegenwärtigt man sich mit den Facsimiles einer
griechisch -lateinisch- arabischen Handschrift vor 1153 (?),
Palaeogr. Society No. 132, dem Leipziger Synaxarion vom
Jahre 1172 (s. meine Griech. Pal. Taf. 9, col. 1 — 3); endlich
möchte ich ein Facsimile bei Wattenbach und v. Velsen Exempla
codd. gr. No. XV v.J. 1175 hierher rechnen. Obwohl ich die
unteritalische Provenienz dieses c. Marc. 172 durch geschichtliche
Notizen nicht nachweisen kann, so lehrt doch eine genaue Ver-
gleichung der Schriftzüge und der Ornamente, dass auch diese
Handschrift zu den Repräsentanten unteritalischer Minuskel ge-
rechnet werden muss. — Das was allen diesen Hss. gemeinsam
78 —
ist, besteht zunächst in der durchaus steilen, fast senkrechten
Schrift. Die beiden Grundrichtungen desVerticalen und des Ho-
rizontalen überwiegen. Das Sireben nach dem Verticalen hat z.B.
das d umgebildet, dessen Schleife senkrecht empor steigt und
oben nicht eine Rundung, sondern einen spitzen Winkel bildet
(Gr. Pal. Taf. 9ö, 1 — 3; yr2). Das s fangt möglichst hoch oben
mit einem Vorstrich an (Taf. 9, £ 2), in Verbindung mit v wird
der Diphthong so schmal (Taf. 9, e 2), dass man ihn fast mit a
verwechseln könnte ; auch von den anderen Buchstaben werden
mit Vorliebe die hohen Formen angewendet, z. B. T.
Die Neigung zum Horizontalen zeigt sich durch starkes Her-
vorheben aller Striche, welche in die beiden gedachten Grenz-
linien fallen, welche die kleinen Buchstaben wie «, tt, t u. s.w.
begrenzen, während sonst das Streben die einzelnen Buchslaben
zu verbinden nicht gerade stark hervortritt. In der Ligatur ad-
und l& verliert oft das cursive & sogar seine Basis (Taf. 9,# 2 Ä 2) ,
ebenso wie bei eeep (Taf. 9 cp 2) aus einem ähnlichen Grunde der
erste Halbkreis sich zu einer horizontalen Linie verflacht. — Von
den rothen Initialen, die in grosser Zahl angewendet werden,
kann man wiederum mit einem gewissen Rechte sagen, dass sie
eigentlich nur eine Dimension haben, nemlich die Länge; sie
sind meist* -is unschön und schwächlich.
Selbst i Anfangsornament bei Wattenbach a.a.O. Tafel XV
erinnert in seiner äussern Form und in dem Grundmotiv seiner
Flächenmuster, dem Dreiblatt, ganz entschieden an das ent-
sprechende Muster des Leipziger Synaxarion v. J. 1172, das ich
in meiner Griech. Palaeogr. S. 295 habe nachbilden lassen.
Nachtrag.
Dieser Aufsatz wurde unmittelbar nach meiner Rückkehr
aus Italien niedergeschrieben , ehe die Bemerkungen Försters
über diesen Gegenstand in Fleckeisens Jahrbüchern für cl. Piniol.
1 880 S.65 erschienen waren. Auf die anderen Vorwürfe, die er
theils mit Recht, theils mit Unrecht meinem Buche macht, näher
einzugehen ist hier nicht der Ort; das muss einer anderen Ge-
legenheit vorbehalten bleiben. Ich beschränke mich hier auf
das , was er von Nationalschriften in der griechischen Palaeo-
graphie behauptet und was mich nicht bewogen hat auch nur
Ein Wort von dem abzuändern, was ich früher darüber ge-
schneiten. Förster will mir Widersprüche in meinen Be-
79
Häuptlingen nachweisen , ohne sich klar gemacht zu haben
was man überhaupt unter Nationalschriften zu verstehen hat.
Dieser Begriff ist der lateinischen Palaeographie entlehnt; hier
hatten die Westgothen, Langobarden, Iren u.s.w., die nur einen
geringen Zusammenhang untereinander hatten, die einzelnen
Buchstaben des Alphabets in ihrer Weise unabhängig von ein-
ander ausgebildet durch eine sich stets gleich bleibende Hinzu-
fügung oder Auslassung einzelner Theile der Buchstaben, so dass
man auf Grund eines einzelnen Buchstaben wie t, g, a u. s.w.
oder auf Grund der angewendeten Ligaturen die Provenienz der
Handschrift mit Sicherheit bestimmen kann, weil sich derartige
Formen nur bei Einem Volke finden. — Dabei kann im Uebrisen
der Charakter der Schrift schwungreich oder lapidar sein, ebenso
wie wir heutzutage eine Kaufsmanns- von einer Gelehrten-Hand
unterscheiden, wahrend doch die einzelnen Buchstaben sowohl
hier wie dort genau aus denselben Theilen bestehen.
Förster hat keinen Begriff von dem Unterschied zwischen
Ductus und Nationalschrift. Eine Verschiedenheit im Ductus
wird sich bei zwei verschiedenen Individuen meist nachweisen
lassen, wieviel mehr bei zwei verschiedenen Ländern, die sich
aber deswegen noch nicht durch eine eigentümliche Um-
bildung der Formen von einzelnen Buchstaben - es ganzen
Alphabetes zu unterscheiden brauchen. An den von Förster
(a.a.O. S. 65) aufgezählten Stellen ist in meinem Buche nur von
Ductus die Rede, während F. statt dessen den Begriff der National-
schrift einschiebt. Ebenso ist das von mir S. 408 Gesagte vollstän-
dig in Ordnung: »Auch bei dem c. Bodl. 5771 (a. Nr.) s. XV.
sprechen die unbeholfenen Charaktere ebenso wie die arabischen
Randnoten für die orientalische Provenienz.« Unbeholfene Schrift
in Verbindung mit fremdartigen Randnoten weist auf einen aus-
ländischen Schreiber, der nicht oft Gelegenheit hatte griechisch
zu schreiben , und die beigeschriebenen arabischen Worte
machen es wahrscheinlich , dass die Handsehrift aus dem Orient
nach Europa gekommen ist. Aber für eine griechische National-
schrift im Orient beweist die Stelle nicht das Mindeste , auch
an den anderen Stellen ist nur von einem ägyptischen und sy-
rischen Ductus die Rede. — Den besten Gegenbeweis liefert
aber Förster selbst dadurch , dass es ihm nicht gelungen ist
auch nur eine einzige Buchstabenform aufzufinden, wodurch
wir Handschriften verschiedener Provenienz mit gleicher Sicher-
heit unterscheiden können, wie z.B. langobardische und angel-
80
sächsische Handschriften. — Allenfalls könnte man das Koptische
oderGothische mit den lateinischen Nationalschriften vergleichen,
doch pflegen wir diese Schriften in die griechische Palaeographie
überhaupt nicht eiuzuschliessen.
In diesem Nachtrage zu einer unleritalischen Subscription
möge auch noch eine Berichtigung zu einer pariser Unterschrift
ihren Platz finden, die ich der Güte des Herrn Dr. Bonnet in Paris
verdanke. Derselbe schreibt mir: »Es handelt sich um ein
Menschenleben, um einen Presbyter der griechischen Kirche,
den Sie unbarmherziger — und wie Sie mir sofort zugeben
werden — ungerechter Weise todtgeschlagen haben.« Ich er-
greife daher die erste Gelegenheit, die sich mir bietet, um zu
versichern , dass ich gegen die Existenz des ehrwürdigen Pres-
byters nicht das Mindeste mehr einzuwenden habe. — Es han-
delt sich nemlich um die Subscription des c. Paris. 805 vom
J. 4 064, die ich Griech. Pal. S. 382 unter die gefälschten Unter-
schriften verwiesen: »die rothe Subscription ist sicher nicht im
Jahre gcpoß' {== 1064 n. Chr.) geschrieben.« Eine Behauptung,
die ich dann durch eine genaue Prüfung der einzelnen Formen
zu erhärten suchte. — Diese Bemerkungen sind vollständig
richtig; die rothe Subscription stammt auch nach Bonnet viel-
leicht aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts; allein es ist ihm
gelungen daneben noch eine gleichlautende schwarze Unter-
schrift aufzufinden, die mir entgangen war; die schwarze Schrift
scheint also schon im 16. Jahrhundert soweit verblichen zusein,
dass damals eine neue Abschrift nothwendig erschien, und diese
war es, durch die ich mich hatte täuschen lassen. Die echte
Unterschrift lautet nach der Bonnetschen Abschrift :
F. 236v 'GtsIeuü&i] xqmjtov x^QlTl V l~
eqcc ßlßlog avTtj sv Tip
^cpoß %TEL ivj ß.
yqacphv öia %[e]i()bg
^lavovrjX klaxiOTOv
7tQ£OßVT£Q0VX), 0£ /<£-
r öliyov2) koviq.
\) fehlt bei Monlfaueon P. G. p. 52. -2) bliyov Mnntf.
81
VI. Zur Notenschrift der griechischen Kirche.
In meiner Griechischen Palaeographie S. 291 A. 2 wurde
bereits ein jüngeres System musikalischer und liturgischer Noten
erwähnt, das keineswegs unbekannt ist, da Gerbert de cantu et
musica Sacra 2. p. 56. 57 Tab. 8. 9 Proben mittheilt, die mit
einem andern von Christ in den Sitzungsberichten der baye-
rischen Akademie 1870. 2. S. 267 — 70 übereinstimmen. Voll-
ständiger jedoch und besser lernen wir diese Notenschrift kennen
durch ein handschriftliches Gesangbuch der griechischen Kirche,
das sich heute im Besitz des Herrn Schienger in Mainz befindet.
Es ist eine kleine Handschrift (1 1x1 5y2 Centim.) aus orien-
talischem Papier, das sich auszeichnet durch Feinheit, Glätte
und seine weisse, nur schwach ins Gelbliche spielende Farbe;
Wasserzeichen fehlen gänzlich, und es verdient hierbei wenig-
stens die Frage gestellt zu werden, ob bei der orientalischen
Papierfabrikation überhaupt jemals Wasserzeichen angebracht
wurden oder ob dieselben in griechischen Handschriften bereits
sicher auf den Einfluss des Abendlandes hinweisen. — Die ein-
zelnen Blätter der Handschrift sind nicht numerirt, die Quater-
nionen dagegen doppelt: am Anfang und Ende mit rolhen grie-
chischen und arabischen Zahlen. Wenn man also das Ende des
ersten Quaternio aufschlägt, findet man links am untern Bande
\ Ix und auf der folgenden Seite 2 ß u.s.w. bis 20 je, wo
der Schreiber des Codex abbricht. Er beginnt mit einer Aus-
einandersetzung des Systems: ^4qxi) obv &eio ayuo %Cov arjiia-
diwv, dann folgt auf dem letzten Blatte der ersten Quaternio
der Anfang des eigentlichen Gesangbuches mit seinen roth und
schwarz geschriebenen Noten und seinen dadurch sehr ge-
dehnten Worten. Bei einigen Gesängen wird auch der Ver-
fasser namhaft gemacht, z. B. y/uqIov Qeodovlov [lovüxov
[■7toirjj.ia] oder öo^oloyla xvqlov MelxiGedey.'Paideorov u.s.w.
Auf dem vorletzten Blatte des 20. Quaternio schliessen die Ge-
sänge mit (iey<xhuwoo(ie esv. Dann folgt die Unterschrift :
Mefivtio&e de tov yqäxpuvxog ysQfiavöv i-
EQO[.iovaxov tov €7. Trjg fiovfjg T^g uyi-
ag TQiadog tov kv bXv[inM. bQQ[w]ad-£
xoivvv oi evxvyxävovreg y.al f.wi /.iveiav
1880. G
82
rtOLiqod-e tov yqätyovxog. dioQd-ioQovTsg (!) te
Kai a/rsg cog avO-qiojrog iqiiaqtov £ig yaq
(jlovoq ai>auaQTt]Tog. 1746 iovXiov "/#.
Die letzten Blätter des Codex sind theils leer, theils mit Ge-
sängen oder Kritzeleien von anderer Hand beschrieben.
Wenn wir von den Gesängen absehen, so hat der Schlüssel
dieser wunderlichen Notenschrift, welcher dem eigentlichen
Gesangbuche vorangeschickt ist, ein ganz besonderes Interesse.
Nicht als ob er vollständig neu wäre. Aehnliche Zusammen-
stellungen, die zum Theil bis aufs Wort mit der unsrigen über-
einstimmen, wurden bereits von Gerbert und von Christ ver-
öffentlicht. Einerseits sind aber die Varianten namentlich gegen
denSchluss so bedeutend, andererseits vermisst man bei Christ,
was in palaeographischer Hinsicht die Hauptsache ist, die Zeichen,
die in dem von Christ benutzten c.Vindob. phil. 194 (c. chart.
s. XV) entweder fehlen, oder, da das nicht wahrscheinlich ist,
vielmehr von dem Herausgeber wegen der Schwierigkeil der
Wiedergabe ausgelassen wurden. — Diese Schwierigkeit habe ich
durch eine Zusammenstellung der Zeichen (Taf. 1) zu vermeiden
gesucht, die es möglich macht öfter wiederholte Zeichen durch
die entsprechende Zahl anzudeuten. In der Transscription sind
Accent- und offenbare Schreibfehler nicht berücksichtigt.
Auf eine Erklärung dieses Systems in musikalischer Be-
ziehung, auf eine Auseinandersetzung der Beziehungen zur alt-
griechischen und mittelalterlichen Notenschrift des Abendlandes
einzugehen verbietet sich von selbst. Das sind Fragen der
schwierigsten Art, die überhaupt wohl kaum Jemand in ge-
nügender Weise zu beantworten versteht; wer sie lösen wollte,
würde sich zunächst einem griechischen Priester in Lehre zu
geben haben, der ihn gründlich in diese Notenschrift einführen
müsste, die noch heute bei den vielgerühmlen griechischen Ge-
sängen der orthodoxen Kirche Anwendung findet.
^QXrj gvv d-eCo ayuo %wv oyuadicov rtjg ipal- Fol. 1
TLWflQ Tt%Vt]g TLOV TS CCVlOVTtOP, %CCl "Katl-
övtiov, oiofiarwv ts , "Kai 7tveV[MXTü)V "Kai
/tdorjg %eiQovo[tiag avpre^siaijg itaga
83
xCov xaxa xaiQOvg avadei%d-evxtüv. Ttoir]-
xCov 7ia.Xa.aov xe zal veiov.
y^9xhi y-&or]i tsXog, Kai oüaxrj^ta twxvxojv
1
x&v at^iadliov xb toov eoxl. %iu-
2 2
Qig yaq xovxou, ov xaxoQ&ovxai cpto-
2 f 2
vi), Xeyexai de acptovov ovx ort (piovijv
ovy. ex81! cptovelxai (.ihv ov iiexoeirai de. F. V
i
dia (.ihv oiiv Ttäarjg xrjg ioöxijxog , ipällexai
i
xb toor. dia de 7taQiqg xrjg avaßüaewg . xb
3
okiyov. y.al dta 7ta.Gt]g xrjg xaraßaGetog .
n
0 (so regelmässig im cod.) aTtöoxQoepog.
WälXovxai ovv elg xrjv 7ca7iadiy.rjv ipcova) de-
"/.axeooaqeg. avtovoai (.ihv öxxw y.axwv-
aai {ae cod.) de eg~ . ctl avLoioat elai de abrät wg
oQäg.
3 4 5 6
Tb oXlyov. fj o^eia. rj Tiexaofrij . rb novtpi-
7 8
Opa. xb TveXaad-bv. xa ovo '/.evri^taxa.
1) 10
xb y.evxrjf.ia. zal rj vipt]lrj IvtpiX^ cod. so öfter).
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oiqäviofia. anödeqfia. &eg -/.tu arcöli-eg.
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d-efia arcXovv. yoqevfta. iprjfpiOTov rca-
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qay.aXeof.ta. TQOfiixbv ytaqaxäleofia.
55 56 57 58
Ttäyiofia. jciaofia. oelofia. ovvayfia.
59 Hu Hl «12
evaq^ig. ßaqela. fjfiirptovov yal fjfii(p&o- F. 5
qov.
87
JBial de xal tQelg ijfiiGv [leyälai aqyiai.
63 Ol
tu •AQciTtjfta xal rj diTtlij xal ol duo
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anÖGTqotpoi Ol Gvvdeoiioi. to de T^axi-
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67 68 <VJ
TOV TtqiOTOV. TOV ÖeVTeQOV. TOV TQl-
tov. Tov TeTaQTov. 0(5« Ttldyiog TOI
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devTeqov. tov vevavCo. tov ßaqeiug.
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xal to d-e^ia to anlovv '/.ai fj evaq^ig.
"H^evqe de xal tovto . oti o.fieoog tov ttqwtov
sgtIv 6 ßaqvg xal 6 {leGog tov devTeqov e-
Ttrun
gt)v 6 Ttlayiov TtqioTov. xal b {leoog tov
tqitov sgtIv b Ttlayiov TtocoTov. xal o jue-
Gog tov t€tccqtov IgtIv 6 Ttlayiov devTeoov.
"H^evqe xal tovto 6 TtqfoTog i)%og leyeTai dwqt-
og. b demeqog Ivdiog. o Tohog tpqvyiog. b ts-
TüQTog i-ii^olvdiog. b Ttlayiov TCQwtov vrto-
dwqiog. b Ttlayiov devTeqov VTtolvdiog.
o ßaqlg vTtorpqvyiog. o Ttlayiov TeTaQTov
VTtoiii^olvdiog.
88
Idov "/.al f] rsXsia avv&EOig Tcävnov rCov
(fopiov aviovoCov re "/«/ "/.cctiovgmv.
Giouariov re xaJ rrveintaTtov xara
rijv rä^iv avTiov.
okiyov
Hieran schliesst sich Tafel 2 — 4 in der Handschrift,
Herr Fleischer legte die siebente Fortsetzung der Beiträge
zur arabischen Sprachkunde vor (s. diese Berichte v. .1. 1878,
S. 65 flg.).
De Sacys Gramm, ar. 2. Ausg. II, 21, 4 u. 5: »Accourez au
secours de V islamisme.t In den Sitzungsberichten v. .1. 1876,
S. 64 u. 65, wurde bemerkt, dass nach de Sacy selbst zu über-
setzen ist: Accourez-, sectateurs de Vlslamisme, au seconrs.
II, 21, Anm. 1. De Sacys ^iorL^-i statt des ^j^Ls-L in
Schultens' Texte hat die Analogie für sich ; ist jedoch das letztere
von der Hand des Schriftstellers selbst, so muss er, vermöge
einer allerdings starken Prägnanz, in ,jiu»L>-L> ^>\ zugleich den
Begriff von «_»^ gelegt haben: »er liess den Caus kommen und
be hl ihm« u. s.w.
II, 21, Anm. 2. Dass der Gebrauch von ...! mit dem Indi-
cativ-Perfectum nach befehlen, beschliessen und andern be-
griffsverwandten Zeitwörtern keine aus Nachahmung des Persi-
sehen entstandene »maniere abusive d'employer .U zu nennen
ist, habe ich in den Textverbesserungen zu Makkari. Sitzungs-
berichte v. .1. 1869, S. 71, nachzuweisen gesucht, und wie ich
aus der Beziehung hierauf in Lettre ä M. Fl.'S. 263 schliessen
darf, nimmt auch Prof. Dozy sein u^.x£j statt Makkarfs *_a.X5
nach ..I ^e\. an der betreffenden Stelle zurück. Die An-
erkennung der beanstandeten Construction von Seiten einer
solchen Autorität verschafft ihr vielleicht auch endlich Aufnahme
in unsere arabischen Sprachlehren. Zur Unterstützung ihres
Anspruches darauf hier noch einige Beispiele. Makkari , II, v11
7 O £■ ».
vorl. u. 1. Z.: ^.IxiäJI or**J ...S xJüi jc^ä »Gott beschloss, dass
die Christen geschlagen wurden« statt oy**Xs r**^J', ^ge-
schlagen würden, demzufolge sie geschlagen wurden.
90
Bibl. ar.-sic. H. , 17 u. 18: \y>j>\ Ql ^ Ä*^*, j^l ÜLo
Urywlf -t^ä*v^ ioU vi>^1.3 auJI »die Syrakusaner schlössen Friede mit
ihm unter der ihnen auferlegten Bedingung, dass sie 360 Ge-
fangene zu ihm herausschickten (emi serunt).« Ebendas.
\MAf, 5 : IS>IjS s^Lc! ..i ü*£j.äj / iäj'li ^.U,.Afli! iA*2S »er marsch irte
auf Kairowan; da wurden seine Vettern darüber einig, dass sie
ihm die Stadt übergaben (tradiderunt).« Jäküt, III,1IT, 20 u.
O £ J O ^ -- O
21: U~Ji£. Lgi -Äfi* ...i aüj £s y*>s.;daX»! «sein Nachdenken erforderte
(d. h. ergab als nothwendig) , dass er einen gewaltigen Kanal
grub.« Ein solches Perfectum springt über das logisch Nächste,
das gedachte Willensobject, hinweg zur vollendeten Thatsache,
der Verwirklichung jenes Gedachten, das darin zugleich gegeben
ist. Aeusserlich ähnlich, aber innerlich verschieden ist das in
meiner Diss. de glossis Habichtianis S. 96 u. 97 behandelte ...i
mit Indicativ-Imperfeclum nach Zeitwörtern der nämlichen Be-
griffsklasse. Hiervon giebt es selbst in gutem Arabisch manche
mit den Denk- und Sprachgesetzen auf den ersten Blick unver-
einbare Beispiele. So bei Zamahsari und Baidäwi zu Sur. 39
V. 13 als Ausspruch Muhammads : »Die Wagen (zur Abwägung
der guten und bösen Werke und ihrer Vergeltung) werden am
Auferstehungstage aufgezogen werden für die Beter, die Almosen-
geber und die Mekkapilger, und diese werden ihren Lohn ver-
mittelst derselben voll zugewogen erhalten; nicht aber für die
Prüfungsdulder, sondern über diese wird ihr Lohn ungewogen
ausgeschüttet werden, so dass die Leute im Genüsse irdischen
Wohllebens wegen des überschwän glichen Lohnes, den die
Prüfungsdulder davon tragen, wünschen werden, dass ihr Leib
mit Scheren zerschnitten wird« (statt werde: j£>i &**•*-> jpä*
(jiaj.LÄiL) (jj3.äj *.£/aLvwj>l ,..i LöiAif J. JUilxJS St. *..p>Lw.:>S u^yij' ,-M.
Ebenso Baidawi zu Sur. 40 V. 58: i^U-ü», öj-^üIq! ^ X*wbJi äoi.l
f - 3 3~ o r
(*~r ^ oz& ^ sL P ^»^ j*j**jI qj^v. bJ 0\ »Das Verlangen
nach dem Principal oder danach, dass das Propheten- und
Fürstenamt nur ihnen angehört« (st. angehöre) . Makkari, l,
91
r^r, 8: .vioAj ^ ^i! *^yol (drei Handschriften Üj^IlXj ohne
*.«!), und II, V>, 10 u. 17: ^aä-wIj ^j ^ä«^ i>! O-^^J- l*^' l>*'°j'
sl. *..* Aj ^ o^ um{ }^ß e/' Mm'l,?icl aKttiltf, I, PaS*, 3 u. i :
u*l.>^l i^,s^*j J>> *-Ai2*j uj.xs \i^.2L^. L/«i 1^1. (jjC/ü *>gJl (♦•■p--"^ j da-
gegen in der entsprechenden Originalstelle Jäküt, II, [1t, 3 u.4:
P !s|j iic«5 y«*j^o^ r^ • Mara?id> m- ^ u- W: lP! ;L-! ^
».A.S. äjw1^> ^cwo \ii ...jjjis .~j| Jvc „^LoJf st. Lc*o ...I , »na in wie
VI, S. 169 Z. 12 u. 13, dazu bemerkt ist post verba jubendi.
suadendi et similia recte non ...I ponitur, sed ..! seq. Conjunclivo.«
Abulmahäsin , I, [f, 17: ^*4.L*il jl=>,jr.j *^ii ^UÄj ^^»js <3l;! U5i?
wofür in derselben Erzählung bei Arnold. Chrestom. arab. S. 129
o ^~ o .e
Z. 10, regelrecht L_i ..! steht. Ein spanischer Dichter bei
Makkari, 11,111 tt.1v.:
i-jj-j'i i^i cj^-^ij ^iJ>Lji-i ^j-^-^ (»Aäi ,..1 c^-^ L.b'
»So oft ich dazu ansetze, für mein jenseitiges Leben etwas Gutes
vorauszusenden und mich zu bekehren, machen mich die An-
triebe der Sinnlichkeit gewaltsam wieder davon abwendig: ich
weiche zurück , während meine Sünden bleiben wie sie sind.«
Hier tritt die Verbindung von ^*.^> mit ..I und dem Indicativ,
durch den Reim bestätigt, als gleichberechtigt an die Stelle der
vorhergehenden mit ,..\ und dem Conjunctiv. Und so ist in der
heutigen Sprache mit der äussern Verschiedenheit der Imperfect-
Modi auch das Gefühl für die ursprüngliche Verschiedenheit von
...\ mit dem Conjunctiv und ...! mit dem Indicativ verloren ge-
gangen. .J, vor Consonanten en, in, vorVocalen enn, inn, ist
nun allgemeinhin unser dass, che, que, das quod des Vulgär-
lateins, und nimmt, gleichviel ob es einen Aussage- oder einen
Zielsatz einleitet, sein Subject in Form eines suffigirten Pronomens
oder eines selbstständigen Nomens zu sich, ist also seinem
92
Wesen nach immer das altarabische ^.\ mit dem kraft seiner
Verbalrection im Accusativ angezogenen Subject und dem fol-
genden Verbuni im Indicativ. Auch der sprachgelehrte Ahmed
Färis z.B. schreibt zu Anfang von Nr. vo. seiner <»^o]y> unbe-
-j £ & ►
denklich : KäJLxäIS oLj'IXLI yL* ^1 .i^-o i— o^.3h y.-*^ vir V***^
sJiLxJ'i' x^l jü^ajm £)j& ^o^^-Li »Wegen der Zurückkunft des
Directors der Gawä'fb sind alle auf dieses Blatt bezüglichen
Zuschriften wieder, wie gewöhnlich, an seinen Namen zu
adressiren«, was mit grammatischen Flexionsendungen wäre :
äJj.ä*x! qjXj oLj'KII yLw ,..i AxJu , Statt yLw rt?-^:3. C)1 [4*"*"*^
'sijXx* oLoKI! . Entgegen dieser ziemlich früh beginnenden
Verwechslung von ,.,i und ,.,!, unterschieden die Grammatiker
drei Verbalklassen, von denen die eine nur^i, die andere nur^
die dritte je nach der Wendung des Sinnes theils ^i , theils ^.i
regiere; s. die Begel mit Beispielen davon bei Zamahsari, Mu-
fassal, ir*, 14 flg., Baidäwi zu Sur. 2 V. 230 (zu Ende), Sur. 5
V. 75, Sur. 20 V. 91, an welcher letzten Stelle die Verwechslung
des nur äusserlich auf die einsylbige Urform zurückgeführten,
Ä £ OS
declarativen und daher wie ...i den Indicativ regierenden ,..!
(XLäii) y* xää^uJi ^ , Mufassal, IPV, 18 flg.) mit dem ziel-
setzenden und daher stets ein Imperfectum im Conjunctiv re-
gierenden ..! sogar eine sinnwidrige Lesart im Koran neben der
richtigen Vulgata erzeugt hat. Dies ist aber um so weniger zu
verwundern, da sich, im Gegensatze zu der eben erwähnten
sachgemässen Unterscheidung, in diesem Punkte ein völliger,
auch theoretisch formulirter syntaktischer Iudifferentisnius aus-
gebildet hat, dem z.B. Tebrizi im Commentar zur Hamäsah folgt.
Nach demselben können die in Hamasah, l**.ö, V. 1 , 2 u. 3 von
SS oJ
dem in ^\ enthaltenen rein declarativen ,..! regierten Imperfecta
sowohl mit Conjunctiv- als mit Indicativ-Endungen gelesen wer-
den; ebenso ov. , 12, nach ^i \y*&\ willkürlich <_^.=? oder^^r.
Das Erstere zieht Tebrizi allem Anscheine nach sogar vor, da er
93
es im Texte hat und in der Erklärung voranstellt. Von der
andern Seite wird die oben in einem angeblichen Aussprudle
Muhammads angeführte Verbindung von {ä+2 mit ...1 und dem In-
dicativ von einem Dichter bei J akut, IV, If, V. |o nachgeahmt:
*lwj» (.U^-i oU^ c j>\ ^jl ^jM l?*0*' o-* o^ ^-5
»Und es war einer meiner höchsten Wünsche, dass ich die
Kelche des Todes zu schlürfen bekäme, er aber am Leben
bliebe«, dem Wortlaute nach: bekam oder bekomme,
blieb oder bleibt, — also eigentlich ein Widerspruch im
Beisatze. Durch Verwandlung des ^ mit angezogenem Prono-
men in Xä<Ls=wii ,..t ohne dieses entstand daraus das dialektisch
Jose o£
schon altarabische «jü ^! JuJ , Alfijah V. 1v1 , Lane unter q!
S. 104 Sp. 3. — Nachdem aber die Sprache einmal so weil ge-
K2 - £
gangen war, ...I oder Xää^vJi ,.J mit Indicaliv-lmperfeclum au
die Stelle von ...I mit Conjunctiv-Imperfeclum zu setzen, that sie
schliesslich auch den letzten Schritt, der ihr in dieser Richtung
zu thun übrigblieb: sie verwandelte das bewegliche Verbal-
prädicat des Nominalsatzes nach ^.i in ein starres Nomen. AI-
Tai bei Mutanabbi. Iöv, 14 u. 15: .*& Lpl ^^jlZXÄ »sie hatte das
Verlangen, dass sie ein Grab (wäre)«, eigentlich: stets war
oder ist; denn der reine Nominalsatz mit nominalem Subject
und Prädicat drückt schlechthin regungsloses Beharren in einem
S.£
gegebenen Zustande aus. Mutanabbi selbst, (11 , V. 19: o»i
o*i \+^\ 0i .$iX!i\ »(eine Höhe fürstlicher Freigebigkeil) welche
den (personificirten) Zeitlauf zu dem Wunsche brachte, dass
sein Name Spendehand (wäre)«, eigentlich: stets war oder
is^t. So kommt7zu der Ueberspanntheit des Gedankens noch die
Ueberspannung" der Satzform. Der Commentator Wähidi bleibt
in seiner Erklärung|lii ,^-^j &ii j^^Cj jPtXJ! wenigstens bei der
nun schon legitimirten Verbindung dieses ^i nach wünschen
mit einem Zeitworte im Indicativ. Ganz entsprechend in
94
Sinn und Ausdruck Fö. , V. 36: ^5 ^äj Lp! l£o», »(Perlen-
sehnüre) deren Wunsch es ist, dass sie Worte in deinem Munde
(wären)« und I^av, V. 7: A**^ Usyw q! «sL^mJ ,^*j » (die Kopfhaut
jedwedes hohen Herrn) wünscht, dass ihr Scheitel eine Strasse
für deinen Durchzug (wäre).« Auch ein spanischer Dichter bei
Makkari, II, öw, 17: AX& Lgj JXä ^.i Uaao »aus Sehnsucht
danach, dass mein Zustand dem ihrigen gleich (würde).«
Was ist nun das Endergebniss von diesem allen? Ich denke,
folgendes: Neben der unanfechtbaren Prägnanz, vermöge deren
die Verba des Wollens und Gebietens, statt ihres zu verwirk-
lichenden Objectes, die Verwirklichung des Gewollten und Ge-
botenen selbst zu sich nehmen, zeigt sich in der Sprache eine
Aufhebung der Verschiedenheit zwischen den Objecten der
Verstandes- und denen der Willensthätigkeit, und demzufolge
eine Vermischung und Verwechslung der beiden Gonjunclionen,
w7elche die bezüglichen Verba mit ihren Objectivsätzen ver-
binden. Logisch zu rechtfertigen ist nur die Ausdehnung des
declarativen ...i mit folgendem Nominalsatz und Indicativ-Imper-
fectum auf das ursprüngliche Gebiet des ^.i mit Verbalsatz und
Conjunctiv-Imperfectum , insofern im Allgemeinen der Inhalt
beider Arten von Objectivsätzen, abgelöst von ihrem besondern
Verhältnisse zum Geiste des Denkenden und Wollenden, in
Einzelbegriffe zusammen gefasst durch Verbalnomina und Infini-
tive ausgedrückt werden kann: ich will kommen, ich wünsche
ihn zu sehen, puto und dico eum venturum esse, volo eum ve-
nire u.s.w. Die Ausgleichung der specifischen Verschiedenheit
der beiden Satzkategorien durch das sie verbindendeAllgemeine
haben auch schon die arabischen Nationalgrammatiker aufge-
O .c >
binden, indem sie z.B. das .J in s.-^?. ,J Ju.i »ich will dass
er komme« ebenso wie das ^i in i^^. *öl Ac\ »ich weiss
dass er kommt« das infinitivische, $üyA*a!!, nennen und
beide Objeclivsätze als Auflösung von »,^> »sein Kommen« be-
trachten. Wo aber auf Zeitwörter, die ihrem allgemeinen Be-
griffe oder ihrer besondern Anwendung und Beziehung nach
95
o s
eigentlich ...\ mit dem Conjunctiv-Imperfectum regieren sollten,
0I oder das gleichbedeutende Xäajsw! C)i mit dem Indicativ-Im-
perfectum folgt, da drückt diese Erhebung des Potentiellen zum
Positiven nach ihnen einen hohen Grad suhjectiver Gewissheit
O 3 OS
aus. Zu der Lesart Sur. 5 V. 75 iUXs qj^' ^ q^ |>^~"=* ))Sie
rechneten darauf, dass keine Trübsal eintreten wird«, statt
der gewöhnlichen mit jVjXj »eintreten werde«, bemerkt
Baicläwi : »Dadurch dass das Yerbum v_^*o=» welches die auf
eine zukünftige Möglichkeit gerichtete Erwartung be-
zeichnet) vor das zur Einführung von etwas Positivem
dienende, aus ^1 verkürzte ^ gestellt ist, wird jene Er-
wartung, weil sie in ihrem Geiste so fest gewurzelt war,
dem Wissen gleichgestellt.« Ebenso sagt Saihzäde zu Sur. 75
V. 25, durch Verbindungen wie \^S jj-LJaju dUS y>S und
\S.S J*äj iJt ^Lz>\ statt ljShaü 0\ und Juüj ^i werde die
Stärke der Hoffnung und der Furcht, *-L>JI »ji und £*,idil äys
L5>j.fij» ausgedrückt; deutsch etwa: »ich hoffe, dass du mir
das und das giebst, ich fürchte, dass er das und das thut.« —
Lässt sich also die Verallgemeinerung von ^i auch durch die
Denkgesetze rechtfertigen, so ist dagegen die Umkehrung des
Verhältnisses, d.h. die Ausdehnung des potentiellen, ziel-
O ff
setzenden ..\ mit seinem Conjunctiv auf das Gebiet des rein de-
clarativen ..I mit dem Indicativ schlechthin unlogisch, und wir
erkennen in den oben aus Tebrizi's Hamäsah-Commentar an-
geführten Gleichstelluneen nur eine der Verirruncen des gram-
malischen Scholasticismus, wie sie aus dem Verluste des un-
mittelbaren lebendigen Sprachgefühls hervorzugehen pflegen.
Eine Rettung jener Conjunctive als Ausdruck der »indirecten
Rede« könnte man überhaupt nur vom Standpunkte unserer
Sprachen aus für möglich halten: dem Araber ist dieserGebrauch
96 —
des Conjunctivs durchaus fremd, und Tebrizt selbst, wenn er
noch lebte, würde eine solche Fürsprache entweder gar nicht ver-
stehen, oder, wenn er sie verstände, sich bestimmt verbitten.
II, 22, 11. »*yu« sehr. Jju ; s. Ali's hundert Sprüche.
S. 92, Anm. zum 2. Spruch. Verwunderlich ist die Beharrlich-
keit, mit der unsere besten Arabisten diesen alten Erbfehler
festhalten und fortpflanzen: Ewald, Gramm, crit. 1. ar. II, S. 1 14,
3 3- O £ 3 - o£
nach de Sucy *^o ,.jl Jlcl ; Kosegarten, Chrestom. ar. S. 23 Z. 1
3 G3 3 O , ,
o.*ij (st. vi^^-i»), obgleich richtig im Lexicon S. 485 Jj, med.
Waw , fut. A ; Weil, Samachscharis Goldne Halsbänder, S. 58
Z. 22 fala tanumhu (st. lanamhu) ; Ahlwardt, Diwan des Abu
Nowas, S. n Ged. 1f V. 1 und S. f. Ged. v. V. 6 ^Zl ■ Wüsten-
O 3
feld, Ibn Hischäm, I, S. P.. Z. 15 L*JLs; de Goeje. Hist. chalif.
Omari II, S. fv Z. 4 v. u. c^ü , al-Belädsori , S. fot*» Z.11 lii;
o -,
doch ist S. 128 die Berichtigung *^s aufgenommen.
II, 22, 15 u. 16. Als Beispiel von einem Satze, in welchem
ein von .J?, ^«..wj>, ^13- u. dgl. regiertes ...i etwas Zukünftiges
einleitet und, jenachdem dieses als objeetive Thatsache oder als
ungewisse Eventualität gedacht wird, den Indicativ oder be-
ziehungsweise den Conjunctiv regiert, ist dieser aus der ersten
Makäme Hariri's (1. Ausg. S. Iö Z. 1 — 3) genommene Satz nicht
, & -
zu gebrauchen, da y* , ebenso wie die vollen Formen <Jy*>,
j.m, v_ä.w, stets vor einem Indicativ-Imperfectum zum Aus-
druck einer künftigen objeetiven oder als objeetiv gedachten
Thatsache steht; s. 1, 504. §1116, Mufassal tt% 12 u. 13.
Ohne i^w würde es heissen können iAäääj oder ^*ääj , wie
3 3 - > -
Sur. 5 V. 75 die Leser getheilt sind zwischen ^j-te und ^j^i ;
vgl. Baidawi zu d. St. und zu Sur. 2 V. 230, und Mufassal
,303 , ? C 3
f|*A , 18 — 21. — »«iL\.äJu« sehr. AXäij.
97
II, 23. 16. »seront« und »l'etat« sehr, sunt und täye. d. h.
das kindische Greisenalter, Sur. 16 V. 72, Sur. 22 V. 5. Zu dem
■ -O , - o - > -O „* - > o
uneigentlichen Gebrauche von Jl»j XjC statt *Ixj "bJ c^ä »auf
da ss er nach mancherlei Wissen (zuletzt) nichts mehr wisse«
statt: so dass er — nichts mehr weiss, s. diese Berichte
v. J. 1 876, S. 68 u. 69. Ihm Hisäm, Sudür al-dahab S. |.t*Z. 4 v. u.
bemerkt, dass man dieses juSbul ^ auch ö^-A/aii -^ und JUJI ^
nenne. Das SüLiJI *^ oder ä^i.^i -^ nennt er ebenda *^L)i
KJLUxJl, das die causa finalis bezeichnende.
II, 25, Anm. Z. 5. »LS>$wO« und »JXäi« sehr. L&sLo und
jXäi, wie Lane unter j;> S. 509 Sp.3 und M. al-M. S. rf | Sp. 2,
Ware der zweite Halbvers ein Nominalsatz mit Verbalprädicat,
so müsste dieses als Reimwort mit auch graphisch verlängertem
Schlussvocal ^L&il heissen; aber das Gedicht hat den durch-
gehenden Reim älü; s. Anthol. gramm. S. 189.
II, 26, 16 — 21. Diese zehn Kategorien gehen begrifflich
auf zwei zurück: ,äUL die Verneinung, und ^.lail . das
Begehren oder Verlangen. Diese zweite umfasst die bei
de Sacy ausser der Verneinung aufgezählten neun andern. Mit
o , — • , 3
Ausschluss von de Sacy's j-gÄJi j, tLciXÜ als einer besondern
Kategorie neben .-jaj! hat al-Kafräwis Commentar zur Agrumijah
(Bulak, J. d. H. 1257; S. ö1 Z. 11 deren neun, zusammen-
gefasst in den versus memorialis:
- » » ' ° ~ , ''•' ' °~=' ™ " " ' "* ' t G G -c. G , - O.e. 3 CC, G 3
jU£ c\5 (J-ii! «ylÄS' — ^* -y+'S i*-!^^* ü^ T^b J*^ ^^5 p-^ls r^
d.h., wie sie nachher einzeln aufgezählt und erklärt werden:
o£ ^3 G . 5 3
1)^1 2) pUjJI 3) ^1 4) j^JI (— pLgÄä*tft) 5) uaysJI
6 üaÄ*as?ü.' 7) ^»xJi 8) ^^ylJS 9) j^Cf . Da aber ^>JC3i oder
i-L>.ii , d. h. das durch J.*j ausgedrückte Hoffen, wie Sur. 40
V. 38 u. 39 (s. Baidäwi zu d. St. und Alfijah V.11P) nur von den
4880. 7
98
kufischen Grammatikern hierher gerechnet wird (s. Thorbecke's
Durrat al-gauwäs S. I1S* Z. 12 flg.)? so gehen diese neun Kate-
gorien im Gommentare zur Alfijah V. Iav und in Ibn Hisäm's
Sudür S. f.ö Z. 3 u. 4 auf acht zurück. »Mit Hinzunahme von
IS
£Jl\«. (zu den sieben Unterarten des <-Ab) , sagt Ibn Hisäm,
»bildet dies den Lehrsatz von den acht Folgesätzen« (&JL**..*
xöLii! Xjjj>^i). Aber durch Zusammenfassung von .tlciA-H mit „x>^l
und von (j^^a^Ji mit ij^^*l\ führt Zamahsari auch diese acht Ka-
tegorien auf sechs zurück, schlechthin äjüwdl pL.ä^I »die sechs
Dinge« genannt, Muf. S. II. Z. 1 u. 2, Baidäwi, I, S. j"o Z. 3, —
nicht zu verwechseln mit KLüUUlSf, Muf. S.1 Z. 9, S.ff Z. 10.
II, 26, 3 v. u. »d'une chose future« ist eine unrichtige Be-
schränkung, wahrscheinlich daraus entstanden, dass de Sacy
das von dem Folgesatze Geltende (s. S. 27 Z. 1) auch auf den
regierenden Negativsatz übertrug , welcher ebensowohl Verbal-
satz mit, als Nominalsatz ohne Beziehung auf ein zeitliches
Verhältniss sein kann. Sur. 6 V. 52 : ^* ^jL^s» ^-x i^Jlc L»
i^^.Lxj . — g^& »Von ihrer Bechnung kommt durchaus nichts
auf die deinige — , dass du sie fortweisen solltest« (d. h. Ur-
sache hättest sie fortzuweisen). Sur. 35 V. 33 : ^A^ ^-^M ^
^.j^+xs »Es wird (im Höllenfeuer; kein Ende mit ihnen gemacht
werden, dass sie stürben (und Buhe hätten) « . Muf. S. II. Z. 4 u. 5 :
LotX^s Ujo'Lj U »Du kommst nicht zu uns, dass du mit uns
sprechen könntest«, oder, mit Beziehung der Negation auf den
Folgesatz: »Du kommst zu uns, (aber) nicht so, dass du mit uns
sprächest« (s. Z. 6— 8).
II, 27, 1 u.2: »une chose future dont l'existence est subor-
donnee ä une action de la volonte« . Auch gegen diese Be-
schränkung des Begriffskreises der Folgesätze auf zukünftige und
dabei von einer Willensthätigkeit abhängige Dinge ist festzuhalten
an der S.26 Z. 14 gegebenen allgemeinen Bestimmung, dass sie
99
ausdrücken »une consequenee, un effet de Tidee contenue dans
la proposition precedente«, mit Inbegriff" der Wirkungen und
Folgen physischer Vorgänge und unbewusster oder unwillkür-
licher Thätigkeiten ebensowohl als mit Bewusstsein und Absicht
, , o£ ,
ausgeführter Handlungen. Man sagt richtig: iL^Ji oJa^i L>
\j£>$\ u>>^Ä5 »der Himmel hat nicht regnen lassen, dass die
Erde etwas wachsen lassen könnte.«
II, 27, § 57. Das hier besprochene ^ ist keineswegs gleich-
bedeutend mit o oder mit ^ßs* , sondern ebenso wie das ^ in
§58 das &w3>La«Ji ^ ,- **3^ jjj oder xouJi ^ (s. diese Berichte
v. J. 1878, S. 122 zu I, 556, 6) in der Bedeutung von ^f ^?
wie es in beiden Paragraphen statt js> heissen sollte; s. Al-
fijah V. Iav . Der an und für sich unmöglichen Bedeutungs-
gleichheit von o und *, widerspricht in diesem Falle noch be-
sonders das von de Sacy selbst am Ende von § 58 Gesagte, dem
entsprechend al-Kafräwi's Commentar zur Agrumljah (Bulak
J. d. H. -1257) S.ö1 Z. 10 u. 11 jenes J als xL^JÜ SJuäII tLäii
und dieses ^ als i^x*U »Juaii *\ji\ bezeichnet.
II, 28, 10. y>pour que« verfehlte Uebersetzung von ^j^s» —
o £ ,
0\ j.i ; s. die genannten Berichte S. 129 zu I, 560, 15. Eine
»Ellipse« (28, 17 — 19, u. 29, 1) wird durch die Erklärung
o£ c £ - & £ -
dieses .! nach Verschiedenheit der Fälle durch ,..\ il oder ...! ^\
völlig ausgeschlossen. Nach Kafräwi zur Agrümijah S.lf Z. 12 flg.
&£ o£ ~
bedeutet ^ mit dem Conjunctiv des Imperfectums ^ ^l , wenn
das Vorhergehende auf einmal geschieht, z.B. ^ .sbüi .JUS^
JLwo »Fürwahr ich werde den Ungläubigen tödten , ausgenom-
o£ ,
men den Fall, dass er ein Muslim wird«; dagegen ...\ ^ , wenn
das Vorhergehende nach und nach geschieht, z.B. liUxJ^
7*
100
o *.
äs> ^^päj •} »Fürwahr ich werde mich an dich heflen so lange,
bis du mir entrichtest was mir gebührt.« Im Allgemeinen aber
ist beides unser: oder er müsste (er müsste denn) ein Muslim
werden, oder du müsstest mir (du müsstest mir denn)
entrichten was mir gebührt.
II, 28, §60. Dass dieser ganze Paragraph, als auf Miss-
deutung von Sur. 3 V. 123 beruhend, wegfallen muss, ist eben-
daselbst S. 130 u.131 zul, 560,21— 24, und in Ztschr. d.D.M.G.
Bd. XXX S. 495 u. 496 zu Trumpp's Agrumijah S. 40 Z.7— 9
nachgewiesen worden.
II, 29, 1 1 . Vgl. Muf. S. NT Z. 7-1 1 . Die von al-Halil und
al-Kisäi angenommene Zusammenziehung des ^J aus £J "$ er-
klärt ebenso befriedigend seine Conjunctivrection, wie seinen
unleugbaren Gebrauch als verstärktes futurisches bL Die
dagegen erhobenen Einwendungen Ibn Hisam's , der auf die
Meinung Sibawaihi's von ursprünglicher Einfachheit und Selbst-
ständigkeit des Wortes zurückgeht und seine Bedeutung der
des ^ gleichstellt, — s. den türk. Kämus und M. al-M. unter
^J , — sind nicht überzeugend, und namentlich zu seiner Be-
o -
streitung des angeblichen Ausspruchs von Zamahsari, ^J be-
deute in Ewigkeit nicht, fehlt der Nachweis, dass das lWj
einiger Handschriften desUnmtidag, Anthol.gramm. S. 1.1 Z.1— 3,
statt des pu^li' der andern und des Muf. S. |f|* Z.7, von Za-
mahsari selbst herrühre. In Broch's autographirtem Unmüdag
mit Varianten steht S. \f Z. 14, wie Anthol. gramm. a.a.O.,
ohne Erwähnung einer andern Lesart, J^ü^It jji J, ^ ä-köi qJj
iX^T 1x5 1 ^c i^j^Jj •
II, 29, § 63. Materiell vervollständigt wird die syntaktische
Casuistik von tot durch Muf. S. tot Z. 13 flg., Alfijah V.Ia. U.IaI
mit Commentar, Sudür al-dahab S. I.. Z. 5 v. u. flg., besonders
durch När al-kirä S. f.A dritll. Z. bis S. tl Z. 7 und durch Lane's
betreffenden Artikel S. 41. Die beiden Letzten geben ausser
dem als klassisch oder allgemeingültig Angenommenen noch
101
einiges davon Abweichende und nur von einzelnen Sprachlehrern
Zugelassene, wie denn die Mannigfaltigkeit der hierher gehörigen,
nur durch kleine Momente von einander verschiedenen Fälle
und der dialektisch wechselnde oder schwankende Sprach-
gebrauch diesen absonderlichen Conjunctiv nach \3\ schon in
der altklassischen Sprache auch in den von der Grammatik fest-
gestellten Fällen nie zu absoluter Herrschaft gelangen Hessen,
besonders da nicht , wo angeblich Regelwidriges sich nur durch
eine schwache Nuance vom Regelrechten unterschied. Während
man z. B. nach Alfijah S. lif Z. II, Sucjur S. LI Z. 6 u. 1, und
När al-kirä S. M Z. 12, mit Abbruch derConjunctivrection durch
den zwischen {S) und sein Imperfectum tretenden Vocativ, zu
sagen hat ^.2==,\ «Ajv \> \S\ , verlangt de Sacy II, 30, i u ioi
eU).£=i lXj-, , so dass die Rectionskraft von \5\ den Vocativ
, , o s - SS
ebenso überspringt, wie in den regelmässigen gLoM b5 iot und
eLo i \Li» Ül die Verneinungspartikel und die Schwurformel.
Nach När al-kirä S. r.1 Z. 16 — 18 und Lane a. a.O. Sp. 3 Z. 2 u.3
gestattete Ibn Bäbsäd in clerThat nicht nur die Dazwischensetzung
eines Yocativs, sondern auch die einer Wunschformel, wie
in &*& \Li eW>« 'ö! , ohne Abbruch der Rectionskraft von löl s
- £ £
obgleich beide nicht in dem Grade wie das mit dem Zeitworte
begrifflich zusammenfliessende Vernein un gswort und die
zur Bestätigung der Aussage dienende Schwur formel zur
Substanz des Satzes gehören. — Einige ächte Araberstämme aber
Hessen, ebenfalls nach När al-kirä S. f,1 Z.21, \j>\ überhaupt in
keinem Falle den Conjunctiv regieren, räumten ihm überhaupt
keinen Einfluss auf den Modus des folgenden Imperfectums ein,
so dass dieses stets im Indicativ blieb, wie es dem Wesen des
Wortes, als eines einfachen adverbialen Accusativs s. I, 521,
§ 1 143, und diese Berichte vom J. 1863 S. 130 u. 131 zu I, 75,
9u.10) an und für sich entspricht. Dieses demonstrative dann,
alors, conditionell um! hypothetisch: in diesem Falle,
102
wenn es so ist, wenn es so wäre, weiterhin demnach,
also, donc, conclusiv: da es so ist, und concessiv: nun
denn, nun ja, erscheint so, ohne irgend welche Rectionskraft,
sowohl im Anfange als in der Mitte und am Ende von Verbal-
wie von Nominalsätzen. Der Koran weist folgende Fälle auf:
I. 1) Im Anfange des Nachsatzes vollständiger hypothe-
tischer Sätze, als zusammenfassende Wiederholung des Vorder-
satzes, mit folgendem j und Perfectum; Sur. 17 V. 44 : Jj^jj
^Iaa« (jü «Ji ^ß5 jj \j.i.Xi3 \c>\ ^j-Jkäj' 1*5 ü^.i! sxa »Wenn neben
- - s £ -
ihm (Allah) andere Götter wären, dann würden sie dem
Throninhaber (feindlich) beizukommen suchen«; ebenso Sur. 17
V. 102.
2) Im Anfange des Nachsatzes abgekürzter hypothetischer
Sätze, als Stellvertreter des seinem Inhalte nach sich aus dem
Zusammenhange ergebenden Vordersatzes, ebenfalls mit fol-
gendem J und Perfectum; Sur. 23 V. 93 : lXJj, ^ aJUI l\-s^ La
»Weder hat Gott sich einen Sohn zugelegt, noch ist je ein anderer
Gott neben ihm gewesen; dann (wenn es mehrere Götter gäbe)
hätte jeder Gott sich mit dem was er geschaffen (von den andern)
abgesondert und einer sich gegen den andern erhoben«; ebenso
Sur. 17 V. 77, Sur. 29 V. 47; mit \ vor \%\ Sur. 4 V. 69 u. 70 :
O 1 ,o*^-. ss* + ss o. S . ?„. .o >.» s:0, » - - - =* - * , •-- o;£ o..
■ O - --, -s - -so5«J.
U.AäX>w.A) LbL/j *5>UjLX.ii. Ua^c l->i Ljt_\.i ,.-xi »Und wenn sie das
thaten, wozu sie ermahnt werden, wäre es besser für sie und
würde sie (in ihrem Glauben) mehr befestigen, und dann
(wenn dies geschehen wäre) würden wir ihnen aus unserem
Schatze herrlichen Lohn gewähren und sie auf geraden Weg
leiten«; ebenso Sur. 17 V. 75.
II. 1) In der Mitte des nominalen Nachsatzes vollstän-
diger conditioneller Sätze, als zusammenfassende Wiederholung
des Vordersatzes; Sur. 7 V. 88 : ^ avL> \ö\ *3CiS La--*-*^ *,XxajI ^i
103
»Wenn ihr Soaib folgt, ja dann seid ihr heilsverlustig«;
ebenso Sur. 2 V. I 40, Sur. 10 V. 106, Sur. 12 V. 14 und Sur. 23
V. 36; — in der Mitte des verbalen Nachsatzes solcher Sätze;
Sur. 18 V. 56: Ujf foi l.jali ^Ü ^ßS2f JJ ^Ja^i., »Und
rufst du sie zum Heilswege, nimmermehr werden sie dann
dem Rufe foleen.«
»s»
2) In der Mitte des nominalen Nachsatzes abgekürzter
conditioneller und hypothetischer Sätze; Sur. 4 V. 139: \3\
3 3 .. S - 03», 3 3 0- -- - S,CV O), , 3-03 - .c -■ O 3 o
033G ss C3w O -
*^JLi/8 lit *.5ol «^c »,iioA> »Wenn ihr die Offenbarungen Gottes
verleugnen und verspotten hört, so bleibt nicht bei ihnen (den
Verleugnen! und Spöttern sitzen, solange sie nicht auf ein
anderes Gespräch eingehen; ihr seid ja dann (wenn ihr sitzen
bleibt) ihresgleichen«; ebenso Sur. 5 V. 105 u. 106, Sur. 11
V. 33; Sur. 12 V. 79, Sur. 26 V. 41, Sur. 36 V. 23, Sur. 53
V. 22, Sur. 54 V. 24 und Sur. 79 V. 12; — in der Mitte des
3 w, 3
verbalen Nachsatzes solcher Sätze; Sur. 15 V. 8 : jiö U
^-j.liÄ/o \S\ \y{£=> Lsj / c^-li b5! iOo^LJI »Er (Gott) sendet die Engel
nur in rechter Weise (auf die Erde) herab, und es würden
ihnen (den Verleugnern) dann (wenn Gott dies ihretwegen
thäte) nicht länger Frist gegeben werden«; Sur. 18 V. 13 :
, ? o , o -
»Unser Herrgott ist der Herr der Himmel und der Erde; nimmer
werden wir einen Gott ausser ihm anrufen; wir würden dann
03 3)0-0 30-, 3,0,0 OJX
ja ungeheuer lügen« ; Sur. 18 V. 19: *5^>.j *XJl£ ^lij i*^ ff^
s»Sss 3 O 3 O , » O i, 033 3 O £
L\j! iöl Ij^äj* ^j», *~iÄta £ *ijL)u*j }\ »Entdecken sie euch, ge-
wiss so steinigen sie euch oder nöthigen euch ihre Religion zu
bekennen; nimmermehr aber werdet ihr dann (wenn ihr dies
thut) glücklich werden.«
104
III. Am Ende eines Verbalsatzes mit Perfectum :
1) als Stellvertreter des Vordersatzes zu dem durch das
Perfectum dargestellten Nachsatze eines abgekürzten hypothe-
sr 3 o^ - O - 6 3 — -- oc 3 ic
tischen Satzes; Sur. 6 V. 56: \5\ ^^il^ ^X6 *Xz-\j$\ 3**-rt ^ »Ich
folge nicht euren losen Meinungen; ich wäre dann dem Irr-
thum verfallen.«
2) als concessives nun denn, nun ja, zu der durch das
Perfectum eingestandenen Thalsache; Sur. 26 V. 19: 13! LäÜäs
^JL-oaJI ^a üT;, »Nun denn (da es einmal so ist): ich hab's gethan
als ein Irregehender«, erwiedert Moses, da Pharao ihm vorhält,
dass er einen Aegypter erschlagen habe.
Von der im Paragraph behandelten Conjunctivrection hat der
Koran nur zwei Beispiele mit t 31» und Sö'b . und auch diese nur als
Varianten der gewöhnlichen Lesart mit dem Indicativ. Sur. 17
\ . 78: ^jZjIj "$ !3t», LgÄ^s iiL.:>j^J (jia.'bJ! .-.o ti)o»iäÄ^«^j !^1^ ,..!»,
XJß bH eW.i> Qj^AO »Und um dich aus dem Lande fortzubringen,
haben sie dich wahrlich fast zur Auswanderung getrieben ;
dann aber (wenn dies noch geschehen sollte) werden sie selbst
nach deinem Austritt sich nur noch kurze Zeit darin halten«;
Sur. i V. 56 : ^wLÜ! (Jjj^j) q^JjJ ^ Wa tiU*.^ ^ v**" ^ p!
ijAßi »Wie, es wäre ihnen (den Juden) irgend welche Herrscher-
macht als Glücksloos vorbehalten? Nun dann vwenn sich dies
jemals verwirklichen sollte) werden sie den Andern nicht das
Grübchen auf dem Dattelkern (d. h. auch nicht das Mindeste)
zukommen lassen.« In einer dritten Stelle, Sur. 33 V. 16, steht
nach !3!_j, ohne Variante der Indicativ: *.'S..h q! ;^»JS p-^*^ ^
Ü^LJb ^! ^jjüs'rfj' ^ löi_5 jsXäj'i 5! oj-»J! ^ »Nimmer wird, wenn
ihr fliehet, die Flucht euch gegen den natürlichen oder gewalt-
samen Tod helfen; auch dann aber (wenn dies der Fall sein
sollte) werdet ihr nur noch kurze Zeit im Genüsse des Lebens
gelassen werden.«
105
Wie ist nun dieser in seiner Art einzige Conjunctiv zu er-
klären ? De Sacy nimmt an , es gebe neben dem einfachen ad-
o -
verbialen \3\ — ^.ol ohne modale Rectionskraft ein zweites aus
, o
ö\ und ,.,T zusammengesetztes, in der Bedeutung: — ijd ^ S\
!j 0yC,_ si la chose est ainsi, alors il arrivera que. Dagegen
spricht 1) im Allgemeinen die Beispiellosigkeit einer Verkürzung,
durch welche vom Vorder- und Nachsatze eines Conditionalsatzes
nur noch, gleichsam in der Luft schwebend, das erste und das
letzte Wort übrig geblieben wären : zwei Conjunctionen , von
denen die erste nichts mehr regiert und die zweite von nichts
mehr regiert wird ; 2) im Besondern der Umstand , dass , ob-
gleich die Auffassung der zweiten Hälfte von \3\ als eines Qi
äusserlich so nahe liegt, doch kein Orig'inalgrammatiker auf
diesen Erklärungsversuch verfallen ist, — wohl im Gefühle
seiner innern Unmöglichkeit; 3) die dem 3\ mit Unrecht bei-
gelegte Bedeutung von QL Hätte de Sacy mit jener Zerlegung
von \o\ Recht, so wäre die eigentliche Bedeutung des Wortes
nicht die nachweisbar ursprüngliche conditionelle und hypo-
thetische: wenn es so ist, wenn es so wäre, sondern die
daraus abgeleitete conclusive : da es so ist. — Liegt aber auch
in \3\, wo es den Conjunctiv regiert, ebenso wenig wie da, wo-
s öS
es den Indicativ nach sich hat, das Wort ^ selbst, so doch un-
streitig seine Bedeutung: die Bezeichnung eines zu erwartenden
Erfolgs; wobei ich nicht bestreite, dass in der lebenden Sprache
der Schein eines Qi in dem Endlaute von idan dazu mitgewirkt
haben kann. Jedenfalls aber war diese Bectionskraft bei den sie
anerkennenden Arabern durch die für ihre Wirksamkeit geltenden
Bedingungen auf einen engen Kreis beschränkt, und selbst inner-
halb desselben wurde ihre Anwendung durch die von den Gram-
matikern aufgezählten Nebenumstände theils ganz aufgehoben,
theils in das Belieben des Sprechenden gestellt, — letzteres be-
sonders in dem von de Sacy nicht erwähnten Falle, dass vor !3!
106
ein \ oder *_i eintrat; s. Muf. S. lol u. tot*, Alfijah V.Ia! mit Com-
mentar, När al-kirä S. f.1 Z. 4 v. u. flg. , Baicläwi zu Sur. 4 V. 56
und Sur. 17 V. 78. Aus den drei letzten angeführten Stellen
ergiebt sich indessen, dass auch in dein erwähnten Falle die
im Allgemeinen freigestellte Wahl zwischen Conjunctiv und In-
dicativ doch noch , wenigstens nach den Grammatikern , von
einem logisch-syntaktischen Gedankenverhältnisse bedingt war.
Betrachtet man nämlich den durch löl eingeleiteten Imperfect-
Verbalsatz ungeachtet der vortretenden Conjunctionen ., und ij
als einen selbstständigen, nicht an den vorhergehenden und
an nichts in dem vorhergehenden angelehnten, so übt löl seine
Conjunctiv-Rectionskraft aus; im Gegenfalle ist es einfache
rectionslose Partikel,- und es folgt der Indicativ, wie nach der
gewöhnlichen Lesart Sur. 17 V. 78 und allgemein Sur. 33 V. 16,
3,0-- -3S-3- - -„w-O,
indem dort q^SoL ^ , hier ^j.*ä+j "bS als durch ^ dem ^U^äXa^j
und *jC*i*j ,-J coordinirt, löl aber als blosse dazwischen ein-
geschobene Partikel behandelt wird; ebenso nach der gewöhn-
lichen Lesart Sur. 4 V. 56, indem bei derselben Behandlung
von löl der Verbalsatz qjj^j ^ durch ^ dem ganzen vorher-
gehenden Nominalsatze angereiht wird ; der Nominalsatz aber
steht seiner Natur nach stets im Indicativ, ebenso daher auch
ein durch ., oder o an ihn angereihter aussagender Verbalsatz.
Auch in diesem Falle behandelten die meisten Araber das löl
nach När al-kirä S. IM. Z. 6 u.7, gemäss der letzten Betrachtungs-
weise, als blosse Partikel: iw^ £ vö*il£ \jJ^>- q3vj jJ qI Ui^
j.xi.ill »denn wenn es auch kein für den Sinn ganz entbehr-
liches Wort ist, so hat es doch wenigstens das Ansehen eines
solchen. «
II, 32, 4. Zur Erklärung von Stp-j v!>> oy> s. Muf.
S. tölZ.13 u. 14.
H)7 -
II. 33, 2. »$« auch, wie I, 185, 20, »de quelque fa?on
que«, und ausserdem de quelque lieu que (undecunque' ; s. Lane
unter jj S. 119 u. 120.
II, 33, 3. Statt UUS geben schon die »Fautes ä corriger«
U-oi , aber als Bedeutung davon und von 0U , insofern beide
Wörter Conjunctionen mit Conditionalrection sind, ist statt
»lorsque«, wie I. 524, 2 »en quelque tems quea zu schreiben;
s. Muf. S.Ia Z. 6-8, Ibn Jacis S. öö. Z. 18-21, Alfijah S. P..
Z. 14, När al-kirä S. ni Z. 17 — 19, und Lane am Ende von 35
S. 39 Sp. 3.
II, 33, 4. üL$ muss sich, um die Bedeutung von »c/e
quelque maniere que« und die hier behandelte Bection anzu-
nehmen, nach den meisten Autoritäten mit dem verallge-
meinernden Lo zu UsuS verbinden, und auch diesem gestehen
nur die Kufier die Conditionalrection zu. Al-Kafräwi, Comm.
zur Agrümijah S. vi Z.23 — 25: »Uil/ regiert den Jussiv (der
beiden Verba im Vorder- und Nachsätze) bei den Kufiern; die
Basrier lassen dies nicht zu. Trotz eifrigem Forschen hat man
im Aechtarabischen (v_jj*M f^) keine Beweisstelle dafür ge-
funden und nur nach Analogie ein Paradigma dafür aufgestellt,
wie 0wJb^ o""^ &*? (Quomodocunque sedebis, sedebo).« Das
einfache ^ü.^ hingegen verlangt den Indica tiv zwei gleich-
falls i den tischer Verba in derselben Bedeutung : £^j *-^^
*jj&\, Quemadmodum facies, faciam. »Nach allgemeiner Ueber-
einstimmung«, fügt M.al-M. unter olJ hinzu, »ist es nicht zu-
lässig, zu sagen ^J>3\ jJbp ü^i (Quemadmodum sedebis, abibo ,
auch nicht 0ljl:>t Jj^f S^ mit dem Jussiv (der beiden Verba .
Nach Einigen (J..Ö) ist dies 'letztere) schlechthin zulässig1 , nach
' - " »
Andern aber nur in der Verbindung von Juf mit La . «
1) Diesem j**s ist de Sacy auch I, 185, 20 gefolgt, zu welcher Stelle
die hier gemachte Bemerkung nachzutragen ist.
108
0>£05 O ? 0 3
II, 33, Anna. Z. 5. »^a^Vj« sehr. *&a^\j.
II, 34, 12. j-UjI undjiej sind nicht gleichbedeutend. In
Beziehung auf die Aufhebung des conversiven Einflusses eines
conditionellen Vordersatzes auf den Modus des Nachsatzes ist
*LsUi diese Aufhebung selbst, jxj aber der dadurch dieses Ein-
flusses beraubte Vordersatz , zunächst dessen Verbum. Der In-
finitiv 4.*i hat dann die concrete Bedeutung des substantivisch
gebrauchten Passivparticips jJU1). So heisst bei Ibn Jais
S. Cva Z. 19 die rectionslose Partikel *$\ in Ausnahmesätzen wie
JuJ SM *L> U (s. Ztschr. d. D. M. G. Bd. XXX S. 505 Z. 29)
" o ^
ebenfalls _yU.
II, 34, 18 — 20. Observations sur la traduetion de quelques
vers arabes, par le Scheikh Mouhammed Tantawy, in den Pe-
tersburger Melanges asiatiques v. J. 1851 , S. 483 : »Dans le vers:
le mot Jyii> doit etre pris dans le sens tVindigent et non dans
celui d'ami. Le mot .._=> traduit par »mes femmesa doit etre lu
*-s> et pris dans le sens de refus: le vers est tire d'un poeme
de ZohaTr^^:2), ä la louange de Harun, fils de Sinäne, dont
1) Freytag's Wörterbuch, IV, S. 114, legt diesem j.ii durch Missver-
ständniss der Worte de Sacy's die gerade entgegengesetzte Bedeutung bei:
»Phrasis consequens, in cujus verbum conditio antecedens vim non exer-
cuit. De Sacy Gramm. Arab. T. II. p. 54.« Das folgende Citat: »Hamas,
p. 199« bezieht sich auf einen andern Gebrauch desselben Wortes, von dem
de Sacy II , 609 spricht und den auch Freytag in seiner Uebersetzung der
Hamasah, I, 355 u. 356, richtig erklärt.
-2 S. Ahlwardt's Six ancient arabic poets S. 1a Z. 1. Dort ist, wie in
Dieterici's Alfijah S. t^.f Z.3, *p* geschrieben; s. dagegen Baidäwi, I,oo., 3,
II, t^f, 23, und Jäküt , II, Pf 1 , 3. Im zweiten Verse desselben Gedichtes
wird gleichfalls mit Tantawy, ebendas. S. 483 Z. 6 v. u. , zu schreiben sein
jwwJS&i iAxj statt Ahlwardt's (j*wö^f ^jAäj .
109
tous les vers ont un dhamma sur la derniere syllabe. Le vrai
sens est donc: »si un indigent vient le trouyer en un jour de
fainine, il dira: nies troupeaux ne sont pas absens, et je ne te
refuserai pas (un secours).« Oder. *.;> als AdjeGtiv — e «.ä*x: :
»und sie (die Herden' werden (dir) nicht verweigert«; s. Laue
r. _
unter »jz- S. 555 Sp. I.
II , 35. 23. » LäpJ« — LÜ'b sehr. iSiJ _ UJä , Sur. 72 V. 1 3 :
über die Bedeutung der beiden Wörter s. Baidawi zu d. St.
II, 35. 26. »«äJü« sehr. «iJu. Nicht bloss »communemento
(S.36, Anm. Z.3 v.u.), sondern durchaus und nothwendig wird
Sur. 13 V. 4 8 so gelesen: denn Lq ist hier nicht das indetermi-
nirte conditionelle wenn irgend etwas, sondern das de-
terminirle generische das was, d.h. alles dasjenige was,
mit folgendem Indicativ, und ^J vor v£*£*j dient daher nicht zur
Aufhebung des conversiven Einflusses eines conditionellen Jussivs
im Vordersätze auf das Imperfectum im Nachsatze, sondern leitet
das Prädicat eines Subjectes ein, welches durch das vortretende
Ui zu seinem Prädicate in das Verhältniss eines conditionellen
Vordersalzes zu seinem Nachsatze gekommen ist (s. I, 552 u.553.
§ 1 203, und 559, 7—1 0 , ebenso wie in dem vorhergehenden Satze
sLa> w*.PA*s lXjjj! Ul das o, dem U! entsprechend, das Prädicat
eines gleichfalls delerminirten Subjectes einleitet. Das zweite
Beispiel und die hierauf bezüglichen vier letzten Zeilen der An-
merkung sind demnach zu streichen. Man vergleiche hiermit
die in diesen Berichten v. J. 1864 S. 300 zu I, 189, 16 flg. be-
zeichneten ähnlichen Fälle von Verwechslung des determinirten
mit dem conditionellen U und ..yo. — Richtig ist die vorher-
gehende Bemerkung, dass der Koran bisweilen an die Stelle
des einem conditionellen Vordersatze logisch unmittelbar ent-
sprechenden Nachsatzes einen allgemeinen Satz treten lässt, aus
dessen Anwendung auf den vorliegenden besondern Fall jener
Nachsatz als Grund oder Folge sich von selbst ergiebt. Will man
nun derartiges Setzen eines Allgemeinen an die Stelle des daraus
110
zu erschliessenden oder abzuleitenden Besondern überhaupt
»Ellipse« nennen, so ist eine solche wenigstens in die beiden
hier behandelten Koranstellen nicht hineinzutragen.
II, 37, § 71. Ueber den dichterischen Jussiv nach \3\
s. diese Berichte v.J. 1864 S. 291 u. 292 zu I, 171, § 384, Ibn
Jacis S. M Z. 7 u. 8, När al-kirä S. Hl drittl. Z. flg. Statt des
gewöhnlichen, von Kafräwi zur Agrumijah S. vf Z. 15 flg. analy-
sirten Beispiels: A**jäs iOoLa:> t&^'J iö!», (Ztscbr. d. D. M. G.
Bd. XXX S. 512 Z. 13 flg.) hat die Beiruter Ausgabe der
A»rümijah v.J. 1857 folgenden Vers mit Jussiv im Vorder-
und im Nachsatze :
-s > c , o .. o
» (Er ist) gleich einem stehenden Wasser, das man für unrein
halten könnte ; schöpft man es aber, so bekommt man krystall-
reinen Quell zu trinken,«
II, 39, Anm, 1, Z. 1. Die Ziffern sind umzustellen: sur le
verset 36 de la surate 14. — Z. 3 flg. Dieses vermeintliche
Beispiel eines Jussivs der dritten Person ohne j niit imperativer
Bedeutung ist ungültig. Freilich übersetzt Manger, wie das La-
teinische es verlangt, »sciaH, aber Hariri in der von de Sacy
selbst in seiner Chrestomathie, III, 525 flg. angeführten Stelle
aus Durrat al-gauwäs sagt deutlich, dass das spätere Arabisch der
Begierungs- und Amtsschreiben in Befehlen an dritte Personen
das einfache Indicativ-Imperfeclum an die Stelle des Jussivs mit j
setzt, und auch das Citat aus Asmüni's Commentar zur Alfijah
S. 527 flg. spricht entschieden gegen die angebliche Uebertragung
einer seltenen, nur vom Versmasse erzwungenen Unregelmässig-
keit in die Prosa des Geschäftsstils. Will man also nicht mitten
im regelrecht vocalisirten und abgewandelten Arabisch Ibn
Arabsäh's plötzlich das einzelne Imperfectum Jl«j zum Gemein-
arabischen herabsinken lassen, wo Indicativ, Conjunctiv und
Jussiv in ein unterschiedsloses fjlxj zusammenfliessen , so wird
— 1 1 1
man *.JL»j schreiben müssen. Dasselbe gilt von dem tX+Xxj m
Thorbecke's Ausgabe der Durrah S. JI1 Z. 4 1).
II, 40, 6 u. 5 v. u. »cependant vous recevrez assurdment de
»j« part wie direction«, als Uebersetzung von ^a aJCUjLi Loli
jjA^ Sur. 2 V. 36, ist unmöglich, da Ui niemals »cependant«
bedeutet, sondern ebenso wie in der Parallelstelle S. 41 Z. 11
aus Sur. 7 V. 33 einen conditionellen Vordersatz einleitet, zu dem
an beiden Stellen der entsprechende Nachsatz fehlt. Vollständig
gegeben und richtig übersetzt ist die Parallelstelle I, 573, § 12 41,
wogegen das nämliche Lol in dem dort vorhergehenden Paragraph
ebenfalls, wenn auch nicht so stark, verkannt ist; s. darüber
und über die wirkliche Bedeutung seiner Verbindung mit dem
Modus energicus des Imperfectums die Anmerkung zu I, 573, 10
in diesen Berichten v. J. 1878 S. 137, wozu hier noch nach-
c tz ,,o.
getragen werden mag, dass » gieS-l-v L«l , abgeschwächt zu r>soit
que tu les rencontres dans Indisposition de te faire la guerre«~y
bedeutet : wenn du sie irgend im Kriege in deine Gewalt be-
kommst; s. Baidäwi zu Sur. 8 V. 59 und vgl. den Vers Alfijah
S. IM Z. 6, wo ^ÄÜij in derselben Beziehung und Bedeutung
steht. Demgemäss ist auch im Nachsatze nicht von einer auf sie
erst zu machenden »attaque«. die Bede, sondern von Tödtung,
Verstümmelung und sonstiger Misshandlung der bereits Ueber-
wundenen, wodurch andre hinter ihnen stehende Ungläubige
von Bekämpfung des Propheten abgeschreckt werden sollen.
O ? £*» 0£ «• O )m« O^^,
II, 41, 1. Z. P&&&}} sehr, p&j&i, Sur. 15 V. 39.
oi o
1) Auf derselben Seite Z. 9 u. 10 ist Thorbecke's +&^\ j~>^' ^
u - O .. 5 Ol )
QtjJi iUlsij in de Sacy's qjj-M '&«$)$ *&iii ^£3j *-Ji zu verwandeln,
bei diesem selbst aber, Chrestom. III, S. 528 Z. 10 statt des sprachlich
unmöglichen qÄaj mit Lane unter q31 S. 42 Sp. 1 qiAaj , statt qiAaj
■> ti
aber S. 528 Z. U und S. 529 Z. 2 q'-^J zu schreiben.
112
II , 42, 16 u. 17 »exceple cependant dans le mot Uj, « ist
jedenfalls ein Missverständniss. Erstens ist das La in Uj, weder
»expletif«, noch »servant ä generaliser un nom ou une parti-
cule«, sondern vor einem Verbalsatze, wie hier, — s. diese Be-
richte v. J. 1876 zu I, 500, § 1106, — ist es iü.JuaJi La; zweitens
■.S5 )d .
gehört Uj. als JJIäj ^ij^> nach När al-kirä S. !*f1 Z. 5 gerade
zu denjenigen Partikeln, nach welchen der Modus energicus
ausnahmsweise eintritt, wie Muf. S. Ioö Z. 19: ti)Jo ,-Jj.äj Uj>
»bisweilen wohl (oder: vielleicht) wirst du das sagen«. När
al-kira giebt in dem Abschnitte über den Modus energicus des
Imperfectums , S. ("fl — t^fl, Beispiele von den seltenern und
seltensten Gebrauchsweisen desselben bei Dichtern.
II, 43, § 86. Ueber die dichterische weitere Verkürzung
dieses an und ä zu a s. Muf. S. IöI Z. 2 — 5, När al-kirä S. i*fv
Z. 10^20.
II, 45, §91. Zur richtigen Beurlheilung der Verbindung
der angeblichen »preposition d commev. mit den selbstständigen
persönlichen Fürwörtern s. diese Berichte v.J. 1876 S.54— 56
zu I, 472, § 1041 u.1042.
II, 45, § 92. Näheres und Ausführlicheres über die zwei-
fache Behandlung und Construction von cXÄ/s und l\xi s. in diesen
Berichten von demselben Jahre S. 79 — 82 zu I, 488 u. 489,
§ 1078—1080. Zu der dort angeführten Besprechung desselben
Gegenstandes in Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXX vom J. 1876,
S. 508 — 510, liefere ich hier aus einem Briefe des Herrn Prof.
Nöldeke vom 24. Oct. 1877 eine kritische Bemerkung nach, wozu
ich mich um so mehr verpflichtet fühle, da mein verehrter Freund,
wenn auch nur in scherzhafter Uebertreibung, fürchtet, die be-
treffende Stelle werde vermöge meiner Autorität — wie er zu
sagen beliebt — einiges Unheil stiften. Es handelt sich um das
S. 509 vorl. Z. dem iAä^ — .0 ^ gleichgestellte aram. 1*1 ]13 .
»Dieses ^iT«, sagt Nöldeke, »ist nicht etwa = "It, ^ö ; dies ist.
soviel ich weiss, dem Aramäischen ganz unbekannt; sondern
113
11 ist im Jerusalem. Talmud welcher überhaupt mehr nach der
Aussprache und mit geringerer Rücksicht auf die Etymologie
schreibt als andere jüdische Schriftstücke) = in~ . 1*1 ]"Q ist
'.0 3 , 3 ' O 3
also nicht = A-vo, sondern gewissermassen^PiA^, syr. ooi? _^o.
So bat man das "H auch immer erklärt. Bei Levy finde ich nun
allerdings ein demonstratives 1" 1" — M »dieser — jener«).
Ich habe die betreffende Stelle im Jerusalem. Talmud nach-
geschlagen, und zweifle nicht, dass einfach "p — "" herzustellen
ist. Ebendaselbst steht auch in der nämlichen Stelle zweimal
"HTO für i^Ta . Sie sehen, dass man sich in diesen Büchern auf
einzelne Buchstaben nie verlassen darf, ob mehr durch Schuld
der Abschreiber, oder der Herausgeber, weiss ich nicht.« Wie
ich selbst in den Nachträgen zu Levy, II, S. 448 Sp. 2, gegen
den Herrn Yf. 1"3 als aus W13 entstanden dargestellt habe,
so erkenne ich auch die Richtigkeit von Nöldeke's Bemerkung
in Beziehung auf das Tl in T\ ytl vollkommen an. wobei ich
indessen die Auseinandersetzung mit den Talmudisten in Betreff
der angefochtenen Lesart ihm selbst überlassen nmss.
II, 48, § 99. Unter den hier aufgezählten verschiedenen
Arten des begrifflichen Verhältnisses der beiden Theile der Ge-
- O , O - 3
netivanziehuns; zu einander fehlt , couJS ii .^xl\ XsLtoL die An-
nexiou des Concretums an das Abstraclum, d.h. die Verbindung
einer Person oder eines Dinges mit dem Genetiv einer Qualitäts-
bestimmung, einer innern Beschaffenheit oder Eigenschaft, wie
U - 3 3
r^=> J^>j , s^.w Jj>j , <Sj$~\ *j'L&" t i**3"^ oL> . Ausgeschlossen
von dieser Verbindung ist dagegen das Verhältniss von Personen
und Dingen zu den äussern Eigenschaften des Masses, der
Zahl, des Gewichtes und der Farbe, desgleichen das Verhältniss
einer Gattung zu ihren Arten und Einzeldingen und das eines
Gauzen zu seinen Theilen. Da nach arabischer Anschauung ein
Ding sein Mass, seine Zahl, sein Gewicht und seine Farbe,
eine Gattung ihre Arten und Einzeldinge, ein Ganzes seine
Theile selbst ist, ein Ding aber ebenso wenig mit sich selbst
wie mit dem ihm beigeordneten Adjectivum in Genetivver-
bindung treten kann 'Muf. S. f. flg.), so sagt man auch nicht
- - 0-3 „ s= O * .. I. )0 / #0 .. -o£ 3 3 OS 3
^-wLs &**.»■•>■ *j?.y>- 1 L*jj ^rv^1' j%£> ■ ^3; ^j**j^ ^y=- > rii?-^ u*H) »
1880. 8
114
c ».j üjLxi (j^> , LXxj .yXA*^i» bAjyciis , sondern ^^Ls Ä^*^.i>äji>.
U^j oj^' rf-^ u- s-f- mit Beiordnung des zweiten Theiles zum
ersten durch alle drei Casus hindurch , wie dies in der Abhand-
lung über einige Arten der Nominalapposition (s. diese Berichte
v. J. 1862 S. 10 flg.) begründet und weiter entwickelt ist.
II, 49, 13—17. Die Worte »un nom qui signifie sorte. qua-
lite, avec une idee d'interrogation ou de doute« sind wenigstens
im Ausdruck verfehlt. Zu Grunde liegt der Gedanke, dass das
GS
concrete Substantivum ,J|I , quel, lequel, (quis), welcher,
als Frag wort persönliche und sächliche Individuen schlecht-
hin als Theile der Gesammtheit oder der Gattung, welcher sie
angehören, in der II, 366 u. 367, § 633 u. 634 beschriebenen
Verbindung aber als Aus rufung s wort, wie quel (qualis),
welch ein, was für ein, von Seiten ihrer Eigenart oder
Eigenschaft bezeichnet. Niemals aber bedeutet es selbst »sorte«
oder -»qualiten.
II, 49, 9 v. u. »ijts»-« correct sL>.
II, 50, § 103. Die richtige Erklärung dieser uneigentlichen
Genetivanziehung, welche man wegen ihrer Geschmeidigkeit
und der durch sie bewirkten engern Wortverbindung gern an
die Stelle eines theils specificirenden, theils als Object von
einem Activparticip regierten Accusativs setzt, giebt de Sacy
S. 137 u. 138, §244. Die hier versuchte Darstellung des begriff-
liehen Inhaltes dieser Wortfügungen durch i_jL*oii »s—m^ö u.s.w.
ist schon deswegen nicht zulässig, weil dadurch die eigentliche,
also determinirende Genetivanziehung: der Schnell-
rechnende, — unter Beibehaltung jener Ausdrucksweise:
k_jl*oii «JjaJI mit doppeltem Artikel — mit der nicht deter-
minir enden: ein Schnell rechnender oder schnei 1-
rechnend, als gleichbedeutend gesetzt wird. Das »►3 Ksbtö
o^*Ji aber, als Auflösung von Oj.*Jt Käj!3, ist eine müssige
Weiterung des ursprünglichen oj*J5 Käj!3 , wie &**£}! iib als
-SO- .- ~ G ^ ÜfC «=
Adjectivum von Li>X£> für xoixJi LiiLj steht. Nach Analogie des
115
Vorhergehenden möchte man glauben, de Sacy habe schreiben
wollen öj*J1 / Sy3 olc3 . was freilich an demselben Fehler leiden
würde wie die übrigen Auflösungen.
II, 50, 3 v.u. »xlaj, xäi« sehr. iLaj, üäi , und so auch in
diesen Berichten v.J. 1862,. S.26, Z.7 v.u., als Eigennamen mit
Femininform, wogegen :J^als Eigenname mit Masculinform voll
abgewandelt wird; s. Muf. S. ö Z. 7 und S.1 Z. 2. — 50, vorl.Z.
und 52. 15 »iLL>« sehr. ilü.
II, 51, 3. ,),j~+^J lX^c« jedenfalls wie I, 339, 12 ohne Ar-
tikel ^w^ui lXac zu schreiben ; denn nur so ist dieser heidnische
IVame überliefert, mit innerer Determination von,j*^.^ als Eigen-
name der göttlich verehrten Sonne. — nach den Meisten als
, &
weiblicher Gottheit, daher u«*«**« 's. d. türk. Kämüs und
M.al-M. unter 0**^Ji\ nach Ibn al-Kalbi aber als männlicher
Gottheit 's. Lane' , daher (j~«~£, wie de Sacy a. a. 0. Zur Beant-
wortimg dieser Frage vom geschichtlich-archäologischen Stand-
punkte aus s. Zeitschrift der D. M G. Bd. VII S. 468 u. 469,
Bd. X S. 60, Bd. XIX S. 262 u. 263, und diese Berichte v. J. 1 866
S. 290 — 292. Oslanders Beweisführung und schliessliche Ent-
scheidung in Bd. XIX der Zeitschrift für eine südsemitische
Sonnengöttin sind ebenso unanfechtbar, wie die Zeugnisse
für einen nordsemitischen fnabatäisch-sabischen) Sonnen-
gott; s. Chwolson's Ssabier, II, S. 36 Z. 1 u. S. 391 Z. 3 flg.,
wo das durchgängige grammatische Feminingeschlecht des ara-
bischen Wortes y~*.ä mit dem persönlichen Masculingeschlechte
der beschriebenen Sonnengottheit eine sonderbare contradictio
in adjeeto bildet. Ebenso nennt das von Ibn Wahsijah aus dem
Nabatäischen übersetzte Xativitätsbuch vonTenkelüsä. Cod.Levd.
89 1 Fol. 62 v. vorl. Z.. nur u~4-£Jt s^i . den Sonnengott.
S ,, So,
II. 51, 6. n^z^yu sehr, ^^y«; s. diese Berichte v.J. 1866,
S. 297 u. 298 zu I. 268. Z. 4—2 v u.
8*
116
ü . * 0 ,
II, 51, Anm. (1) Z. 4. »&,>»-+&'« ist auch Anthol. gramm.
S. 41 Z. 16 statt des vielleicht aus dem Calcuttaer Kämus stam-
menden *j*.*£: zu schreiben. Der Kämus parallelisirt an der he-
treffenden Stelle ^;*c ausdrücklich mit *>+y.^; s. diese Be-
richte v.J. 1866, S. 300. — »^.y*« sehr. ^^.
II, 51, Anm. (1) Z. 4 v.u. flg. Nach der in Anthol. gramm.
S. 153 Z. 23 flg. angeführten Stelle des Sihäh, aufweiche deSacy
hier verweist (auch im M. al-M. S. Fiil unter \j5 , nur mit dem
Druckfehler »ö statt LJ> im Dual) gilt als Regel Folgendes:
O ^ -
.\j^*.^, durch Antonomasie indeterminirt für ein Sibawaihi,
d. h. ein Mann wie Sibawaihi, nimmt als Gattungswort die
o * ..
Nunation an und wird voll abgewandelt: Nom. u. Gen. xj*.a^^
s= O - ^
Acc. u^aajw (s. diese Berichte v. J. 1874, S. 107 zu I, 410 u. 411,
§ 917). In seiner eigentlichen Bedeutung aber, als Eigenname,,
im Singular an und für sich determinirt, bleibt es entweder in
seiner ursprünglichen Form völlig unabwandelbar, oder es wird
unvollkommen abgewandelt: Nom ts+y.^, Gen. u. Acc. ju^..»^*.
Im ersten Falle werden Dual und Plural durch Zusammensetzung
gebildet: ^** Uö die zwei Sibawaihi, x^a-w ^ die
drei Sibawaihi u.s.w., eig. die zwei, drei Inhaber des Na-
mens Sibawaihi. Diese schwerfällige Umschreibung fällt aber
als unnöthig hinweg, wenn das Wort Prädicat eines schon selbst
im Dual oder Plural stehenden Subjectes ist: xy.u« \+&iS sie
sind (heissen) beide Sibawaihi, t^^y.*^ *.£& sie sind
(heissen) alle Sibawaihi. Im zweiten hingegen sagt man,
wie von allen andern vollkommen oder unvollkommen abwandel-
. o , - - - 5 0 _ ,
baren Eigennamen, mit dem Artikel ^l^^Ji und ^xj^aJI .
II, 52, 6 v.u. ftcelui gut paroit«, Uebersetzung von .£>LJxH
117
i
in dem fürstlichen Ehrentitel aJCi ^ji-> v'ix:*^ J-'Jäl\ , verfehlt die
Bedeutung von ^Lc, >-J.£, £i. welche _^j> in solcherYerbindung
hat: vgl. Sur. 9 V. 8 u. 48, Sur. 40 Y. 30, Sur. 61 V. 14.
Cr > 5
II, 53, § 109. Das von den Basriern geforderte -.S Ax*^.
;- > o-
Kai" 0«^'s, üI^j >Ajj , als Stellvertreter des ursprünglichen • \i «Xt**«,
)■> St. ) £. So.
XääijM^, übjJu:, erklärt und rechtfertigt im Sinne seiner Schule
Ibn Jacis S. S*a Z. 1 flg.1 und S. fr. Z. 6 — 9. Von unserem
Standpunkte aus ist die Sache besprochen in diesen Berichten
v. J. 1862, S. 25—27. — Die beiden in der Anmerkung unter
2? und 3? ebenfalls als möglich aufgeführten Ausdrucksweisen
sind nichts anderes als die bekannten zwei Ellipsen: I) Setzung
eines Nominativs als Prädicat eines durch *£-. ^> als Subject zu
»■» -
vervollständigenden Xominalsatzes. v_i.iA^ \\\Z*ä .*;>, 2) Setzung
eines Accusativs als Object eines zu ergänzenden erklärenden
^cl\. — Anm. Z. 4 u. 3 v. u. »0.i>^« und »v_j^« sehr., wie
de Sacy selbst in seiner Ausgabe der Alfijah, Paris 1833, S. H 1. Z.
und S. \f Z. 2, ,V-i>l' und Jb'
II. 54, 3 v.u. Wenn As und Ja5 Nominal- und Yerbal-
rection haben, sind es eben nicht mehr »adverbes« : s. diese Be-
richte v.J. 1878. S.89 zu 1,534, 10, und S. 143 zu 1,579, 2 — 4.
i i
II, 55, 5 u. 6. Das Richtige und Genauere über das dem *_j;
angehängte » fdas nur aus Versehen im vorigen Stücke dieser
Beiträge S. 143 Z. 1 nach de Sacy .^LäJI -**£> genannt wurde)
s. in diesen Berichten v. J. 1876, S. 89 u. 90 zu I, 500, § I 105,
und bei Lane S. 1004 Sp. 2.
II. 55, §§ 113 u. 114. Zur Erklärung dieses Gebrauches
von u vor dem Prädicate negativer, selten affirmativer Sätze
1) Z.M ist dort "ic«»* zu schreiben statt s^-^ (vgl. S. t*,fM» Z. 6 ,
und Z. 14 j&äJUI riAP ..M statt XliäL't 3l\P ,-..tf.
118
und vor dem scheinbaren Subjecte von ^^jCj Jjj s. denselben
Jahrgang der Berichte, S. 47, zu I. 471, 8? u. 9?
II, 55, § 1 15. Dieser Gebrauch von ^y> erklärt sich ohne
Ellipse aus seiner ursprünglichen Nominalnatur; s. Gesenius im
Thesaurus und die Fortsetzer seines Handwörterbuchs unter
■pB, Caspari-Wright, II, S. 148 Anm. a. u. b. — M. al-M. S. P..1
Sp. 2 : »Der 14. Gebrauch des ^ ist *j+*->\ (J^ u^u^iääj! , zur
ausdrücklichen Erklärung der Allgemeinheit (eines indetermi-
nirten Substantivums , im Gegensatze zur blossen individuellen
o
Unbestimmtheit); dies ist das pleonastische ^ in Sätzen wie
Js.:>. ^yo J.*-L> U »Es ist nicht irgend ein Mann zu mir ge-
kommen«1). Der 15. Gebrauch desselben ist -j.*xii iAa5^j' , zur
c
Verstärkung der Allgemeinheit; dies ist das pleonastische ^ in
-So
Sätzen wie iX^i ^ J,s-L> U »Es ist durchaus niemand zu mir
o
gekommen«2). Dieser pleonastische Gebrauch des .yj hat drei
Bedingungen: 1) Das Vorhergehen einer Negation, oder einer
Prohibition, oder einer durch J^P eingeleiteten Frage3). Al-
1 ) Ohne ,-ys könnte dies auch bedeuten : ein gewisser Mann ist nicht
zu mir gekommen; mit ^j<« aber bedeutet es ausschliesslich: es ist
schlechthin kein Mann zu mir gekommen.
2) Mit Negationen entspricht iA^»t schon an und für sich unserem all-
gemein, ohne Rücksicht auf Geschlecht und Zahl verneinenden niemand,
ü
franz. personne; ,-y* kann also diese Allgemeinheit nur verstärken.
3) S. Baidäwi zu Sur. 30 V. 27, wo das ,-ys vor sliyÄ in einer von ^
eingeleiteten negativen Frage genannt wird ^ßX~-\ Ajg&MiO) <J**3 La- sl\j>o
119
Färisi setzt hinzu : das Vorhergehen eines Wortes mit Con-
ditionalbedeutung , wie in dem Verse :
Jlxj' u*LÜ! ^c e^""^"' ^^> o^ *^*^* rr^ sy^ ^"^ rj^1- *^^5
»Und wenn der Mensch irgend etwas von Charaktereigenschaft
(d.h. irgend eine Charaktereigenschaft; hat, wird sie erkannt,
mag er sich auch einbilden, sie bleibe Andern verborgen«1).
2) Dielndetermination des von .y* im Genetiv regierten Nomens.
3; Dass dieses Nomen entweder, wie in den angeführten Bei-
spielen, Verbalsubject , oder, wie in J»>. ^y^i}. La »ich habe
durchaus keinen Mann gesehen«, Verbalobject, oder, wie in
Aj>-. ^-x .lüül j, La »im Hause ist durchaus kein Mann«, Subject
eines Nominalsatzes sei.
II, 56, § 117. Ueber das eigentliche Wesen und die ur-
sprüngliche Bedeutung dieses pleonastischen La zwischen einer
Präposition und dem von ihr regierten Nomen s. diese Berichte
v. J. 1878, S. 96 zu I, 539, § 1 180. Der Unterschied zwischen
den von de Sacy hier angeführten Beispielen besteht nur darin,
dass das Substantivuni La mit dem unbestimmten Allgemein-
begriff Was = Etwas in dem ersten, zweiten und vierten Bei-
spiele ein anderes Substantivum mit bestimmter engerer Be-
deutung als erklärende Nominalapposition, in der dritten hin-
gegen ein Adjectivum als Eigenschafts- oder Beschaffenheits-
bestimmung zu sich nimmt. So im Grunde die Araber selbst:
1
nach Gauhari unter La ist das La in *L'i ^a iU^>, Las »ein pleo-
nastisches, die Bection 'des vorhergehenden Wortes) nicht auf-
hebendes, JUxif ^ Xstf .*£ sJüfj«, dagegen das in Ujoy
»iL v^--* »ein indeterminirtes Nomen, an welches sich eine
Qualitätsbestimmung anschliessen muss. ^yxXl\ U^iL 5J0«,
I ,•»/« ist hier einfach '£**■$* , zur Erklärung des ganz allgemeinen
unbestimmten La .
120
ebenso wie in ^A'i Uc »über ein geringes Etwas« (wie Luther:
»über ein Kleines«) d. h. in kurzer Zeit, von jetzt an gerechnet.
Dem ersten U entspricht itt in TöS u. s.w. , wie schon Simonis
gesehen hat (Gesenius' Lehrgeb. S. 629 Anm. 2), nur darf man
dieses L* nicht ein »Fragwort« nennen, wie noch in der 8. Aufl.
des Handwörterbuchs unter I. -ha..
II, 57, 4 v.u. ■)•) KjSyzJj^ « sehr. aüL^Ä*
II, 58, Anm. Z. 4 v.u. »^Läi« sehr. "^Läc
II, 59, Anm. Z. 8 v. u. flg. Weder ein »Fehler« in der Lesart
aller Koranrecensionen, noch eine »Ellipse« ist hier zu finden,
wie auch Baidawi in seiner paraphrastisehen Sinnerklärung von
keiner solchen spricht, sondern das erst am Ende der Anmerkung
S. 60 als möglich Bezeichnete ist das Bichlige: das Subject
3 G , 3 , o £
von ytf, — ^ pjj , nicht »J^cli«, — ist -1\ jjjß ^ , und sein
Prädicat, — ^ ,*=> ■ — das vorausgehende a.xj.3 >-jjj^>5 wie in
der S. 60 angeführten grammatikalischen Parallelstelle Sur. 3
V. 141 (nicht »147«) ebenfalls das von Baidawi in ,jj&il liAS> zu-
3 , ü 2
sammengefasste ^l Lila ^\ das Subject und das vorausgehende
<j J..Ö,
*^V» das Prädicat von ^l* ist. In der Anmerkung zu II, 433,
§ 775 erkennt de Sacy dies selbst an, giebt aber auch dort
noch 9^ als »sousentendu« und »le verkable sujet du verbe«,
während hier ein regelmässiges, keiner Ergänzung bedürftiges
;„ 3 , — . o o
zJia 3L&üJ vorliegt; s. Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXX
S. 504—506. Da in ihm sowohl Subject als Prädicat determinirt
sind, so ist logisch und sprachlich allerdings auch das um-
gekehrte Verhällniss möglich : *^«jJ -— <^.:> als ^ *.*J und ^\
fjJHi, virtuell imAccusativ = *.ijyi, als ^Is _».;>; aber das letztere
ist hier ebenso wie in Sur. 3 V. 141 zum Subject gemacht, weil
3 . o£
es, nach Baidawi zu jener Stelle, ^cf , d. h. stärker determinirt
ist als *.ij|^> und *^5, insofern das Yb. fin. |^Jis das in diesen
121
Nominalannexionen an und für sich unbestimmt gelassene Sinnes-
verhältniss des ersten Theiles der Annexion zum zweiten be-
stimmt als das der Handlung zu den Handelnden ausweist und
den Zeit- mit dem Thatbegriff verbindet. Sind aber die zwei
Bestandteile eines wirklichen oder ursprünglichen Nominal-
satzes beide determinirt, so hat der stärker determinirte auch
ein stärkeres Anrecht auf Erhebung zum Subject. Anders ge-
fasst : das Subject eines Nominalsatzes, mag es dem Prädicate
vorangehen oder folgen, ist für den Denkenden und Sprechenden
das im Bewusstsein gegebene und insofern »bekannte« logische
Prius, von dem er zu der Beantwortung der Frage nach dem
davon Auszusagenden als einem beziehungsweise »Unbekannten«
übergeht. Je mehr nun der eine dieser beiden Theile durch
Quantität und Qualität der in ihm enthaltenen Begriffsmerkmale
für das Bewusstsein bestimmt oder »bekannt« ist, desto näher
liegt es, bei der Satzbildung von ihm als etwas Gegebenem aus-
zugehen und die Frage nach dem von ihm Auszusagenden mit
dem andern minder bestimmten oder «bekannten« Theile zu
beantworten, wodurch dieser letztere der Ziel- und Schwerpunkt
des ganzen Satzes wird. Mit *aj^.=> als Subject würde die That-
sache, dass die Ungläubigen auf die Strafrede Lot's überhaupt
eine Antwort gegeben haben, als bekannt oder selbstverständlich
hingestellt, mit dem Prädicate ±\ l^Ji ..! aber die sich daraus
ergebende Frage nach ihrem Inhalte beantwortet. Umgekehrt
setzt die Textlesart die näher bestimmte Thatsache, dass sie
•1\ *X;o.ä ^yi *>*;>■ ,=>! gesagt haben, als etwas geschichtlich schon
Bekanntes voraus und bezeichnet diese Worte durch das de-
terminirte Prädicat *4i|y> als ihre ganze und alleinige Antwort
auf jene Strafrede, legt also den logischen Nachdruck auf die
ungehörige Antwort als solche.
~ * £ -
II, 60, 14. »jsi« sehr. j^.i .
II, 61, 4. >>*äJa« sehr. äi_b »Gegenstand der Gier« (der
hungrigen Hyänen). Freytag's »praeda« unter %&Ja scheint die
"Wiedergabe von de Sacy's »proie« . das richtige Damma aber
122
dem »Diw. Huds.« entnommen zu sein. Dass xäJo nicht bloss
Gier, sondern auch, was Lane unentschieden lässt, deren Gegen-
stand bedeutet, beweist dieser Vers.
II, 61, 19. Die Bestätigungspartikel ^i , I, 567, § 1227,
ist weder eine »conjonction«, noch bedeutet sie an und für sich,
ausser der Verbindung mit^_j, »cam; s. diese Berichte v. J. 1878,
S. 127 zu I, 560, 9 u. 10.
II, 61 , Anm. (1), vorl.Z. ist das unmetrische Ui zu streichen,
statt 5^>Uj aber mit nothwendiger Verlängerung des Endvocals
U>C zu schreiben, wie Muf. S. lo Z. 13 u. 14, S. If. Z. 1 u. 2.
An beiden Stellen erklärt Zamahsari diesen Accusativ nach den
Basriern für einen Zustandsausdruck, vor welchem Lü als aus-
gelassenes Prädicat von c^ hinzuzudenken sei. (Daher das Ein-
schiebsel bei de Sacy.) S. dazu Ibn Ja is S. !Pa Z. 6—10. Wahr-
scheinlich aber ist das fragliche Wort der zweite Objectsaccusativ
eines doppelt transitiven o.J=roo., c>ui. , möchte man
doch sehen! worauf auch die Erklärung al-Farrä's, Muf.
S. !t*i Z. 20 u. 21, hinausläuft. Das Nähere s. in diesen Berichten
v.J. 1878, S. 90 u. 91 zu 1, 535, 14 u. 15, und I, 536, Anm. 1,
wozu noch hinzugefügt werden mag, dass auch ,..! bisweilen als
ursprüngliches Deutewort wie "jH, «1371, siehe! einen doppelten
Accusativ regiert, ohne dass man zu dessen Erklärung die bei
Lane S. 109 Sp. 2 aufgezählten Nothbehelfe nöthig hätte.
II, 62, 1. „o^« schr> o^i, Sur. 3 V. 28.
II, 62, 7 — 9. Die Uebersetzung t>ne se füt pas retiree«.
fordert iä^la* statt »is.li«, woraus sich dann mit weiterer Ver-
Wandlung von J^JÜi in ^LJ ein jambischer Vers ergiebt :
*&\ji lijLä^ ^5o *j ^LS ki^wüj
»Und möchte doch (gewaltiges) Nachtdunkel nie von ihrem Ge-
höfte weichen ! « — »Leurs tetes« wäre *S>U> , aber *S>L3 scheint
sinngemässer.
123
II, 62, 17 u. 18. »par une preposition avec son complement«
füge hinzu : ou un adverbe de lieu ou de temps; s. diese Beitrage
v.J. 1878, S. 134 zu I, 567, 16.
o — *c
II, 62, 6 v. u. »wa*£JIj« sehr. ^axäJIj. — 5 v. u. »wn
rocher«, sehr, nach den Arabern Sal1 als Ortseigenname, wie
auch Tantawy in den oben S. 108 angeführten Observations sur
la traduetion de quelques vers arabes, S. 482 Z. 8—10, gegen
de Sacy bemerkt. S. Jäktit, III, S. \U Z. 12 flg. und Baur über
Taabbata-Sarran's Leben und Gedichte, Ztschr. d.D. M.G. Bd.X
S. 96 flg.
II, 63, § 127, Wiederholung des Inhalts von I, § 1182;
s. dazu das vorige Stück dieser Beitrage, S. 96 u. 97, zu I, §1181
u. 1182. Nachträgliche Bemerkung: wenn U, wie dialektisch
in l^Jb , l*Jl*J und UäjJ, seltener in Uil , Uii und Ui£J (Muf.
S. it**o Z. 6 — 8), die vorhergehende Partikel nicht hindert, ihre
Bectionskraft auf das Subject eines von ihr eingeleiteten ur-
sprunglichen Nominalsatzes auszuüben und es, wie virtuell das
dazwischen stehende Ca selbst, in den Accusativ zu setzen, so
ist das letztere nicht xj'jCi, das abhaltende, sondern äiXjLji oder
sJuiäJi, das pleonastische U, zu nennen, indem es zu dem un-
mittelbar darauffolgenden erklärenden und besondernden Nomen
im Accusativ sich eben so verhält, wie das zwischen eine Prä-
position und den von ihr regierten Genetiv eingeschobene Uä zu
diesem Genetiv; s. oben S. 119 u. 120.
II, 64, § 130. Die »conditions restrictives« folgen in den
§§ 726-737.
II, 64, Anm. (1), Z. 4. Ueber die Bedeutung dieses jb>-,
»etat«, s. das vorige Stück dieser Beiträge, S. 66 Z. 16 flg.
Hiernach ist u^-J in Vergangenheitssätzen (Zeitschr. d. D. M.G.
Bd. XXX S. 501 Z. 17 flg.) nie non fuit, weder als Perfectum
im engern Sinne, noch als historische Zeit, sondern stets non
erat, wie Jäkut, I, S. (*ii Z. 15 u. 16: ^ ^Mj^j LxL*b ^ p1-^
124
r.
5
*s» L^.as (j^jj ^»j^- »in qua non erat caro« = ^ L^s ^Kj jJ,
wie es in der Wiederholung S. iT*. Z. 2 heisst; s. diese Berichte
v. J. 1864, S. 303 u. 304 zu I, 203 u. 204, §418. Ihn al-Atir.
X, S. irf Z. 6:
möglichst wörtlich: »Suscepit illud (munus Veziri) quum non
erat ei inimicus, et deposuit illud quum non erat ei amicus«,
d. h. non habens (Participium Iniperfecti) inimicum — , non
habens amicum, als Imperfect-Hal ; oder nach unserer Aus-
drucksweise, mit Erhebung des Hai als Träger des antithetischen
Schwerpunktes zum Hauptsatze: »Quum 'illud munus suscepit.
non habebat inimicum; quum id deposuit. non habebat amicum« .
II, 65, 16. Dass und warum in dieser Stelle. Sur. 2 V. 33
^ - o .- *•
und Sur. 7 V. 18, keine uns bekannte Koranrecension ^==-53 ► hat.
sondern allgemein S^y.^ mit einfach coordinirendem » gelesen
wird, ist im vorigen Stücke dieser Beiträge S. 124 zu I, 556, 9
gezeigt worden.
II, 65. Der in § 133 berührte Gebrauch des Accusativs ist
ausführlich behandelt in den §§ 710, 71 1,713 und 723 von Bd. II.
der nach Labs-, ^Li> und l<_\c in § 1061 von Bd. I und § 716 von
Bd. II. Vgl. dazu diese Berichte v. J. 1 876, S. 76 zu I, 481 , 1 u. 2,
und v.J. 1878, S. 83-86 zu I, 532, 3 flg.
II, 65 u. 66, § 135. Das wahre Wesen der hier genannten
unabwandelbaren Zahlnomina ist nachgewiesen in diesen Be-
richten v.J. 1866, S.306 zu I, 274, 14: V.J. 1874, S. 132 u. 133
zu 1,434,10, S.133 u. 134 zul. 434, 16 flg., S. 151 zul.454, 12;
v. J. 1 876, S. 53, 54 u. S. 58 zu 1 , 472, § 1 040, und 473, § 1 046.
II, 66, 2. ncombien cVhommes ont ete lues?« verstösst
als Uebersetzung von i^JUs ^L>-. ^6 gegen den allgemeinen
Sprachgebrauch, nach welchem ^\S oder^-jLs mit seinen Neben-
formen kein Fragwort, sondern ein emphatisch aussagendes
gar manche, gar viele ist, entsprechend unserem aus-
rufenden wie viele! Zur Herstellung dieses Sinnes genügt
125
demnach die Verwandlung des Fragzeichens am Ende des Satzes
in ein Ausrufungszeichen. Von einem fragenden ^\S schweigen
Zamahsari und Ibn Ja is S. öaö — öav ganz: Andere geben, als
von Sibawaihi nach seltenem dialektischen Sprachgebrauche
überliefertes Beispiel davon, eine Frage, welche Ubaj bin Kacb
an 'Abdallah bin Massud gerichtet haben soll : 'iyy** \jsü «uj ^5 Li'
k-)l-s>^l »in wieviel Versen (d. h. als aus wieviel Versen be-
stehend) liest du die Sure al-Ahzäb*?« Antwort: ^***w5 a^LS
»in dreiundsiebzig Versen«]. S. När al-kirä S. t*.v Z.9 — II,
M. al-M. S. IvaI Z. 2 — 4.
II, 66, 4 — 9. Nach dem fragenden *$ , auch wenn es
durch eine Präposition oder durch Annexion an ein Substantivum
virtuell in den Genetiv gesetzt wird, ist zur Vermeidung einer Ver-
wechslung mit dem aussagenden *i der Accusativ dem Genetiv
vorzuziehen; also ^i^j^i w*P>J> *>o »wieviel Drachmen hast du
als Almosen gegeben ?« besser als £\ *.3>.j> *£j, was auch bedeuten
kann: »gar viele Drachmen« u.s.w. d^Xo ^ sA> *^3 J^
»auf wieviel Strebebalken ist dein Zelt gestützt?« besser als das
von al-Halil überlieferte dialektische ijj p A.> *i ^c in derselben
Bedeutung. DieserGenetiv hängt nach den einheimischen Sprach-
gelehrten nicht, wie allein al-Zaggäg annimmt, als «uiS ujUm
unmittelbar von +£, sondern von einem im Sinne behaltenen .--s
ab, welches wirklich zu setzen nur Einige als seltene Ausnahme
zulassen; s. Ibn Ja is S. ow Z. 11 — S. öv1 Z. 7 und När al-kirä
S. r.o Z. 8 — 12.
II, 66, 9 — 14. Ausser dem im vorigen Stücke dieser Bei-
11 C
träge S* 136 Z. 5 — 13 besprochenen sinnwidrigen »enonciatif«
zur Bezeichnung der Function von Fragwörtern in indirecten
Fragsätzen erscheint hier auch ein abnormer Genetiv im Plural
und Singular nach dem fragenden *S: oJlxS JL>; *S (S^t ^
— 126 —
oder Jj>. p£ statt des Singularaccusativs bsL>. *i\ Dieser im Muf.
und andern Lehrbüchern gar nicht erwähnte Genetiv nach
einem nicht in demselben Casus stehenden fragenden +S ist eine
dialektische Absonderlichkeit; Nar al-kirä S. r\ö Z. 4 u. 5 :
»Einige Araber gestatten die Anlehnung des (fragenden) +S'
als oLa/s an das Wort nach ihm als \JI ^Lzm , indem sie
dieses +5 wie das aussagende behandeln.« Aus §1124 S. 574
ergiebt sich übrigens zweifellos, dass de Sacy das +£ in indirecter
Frage geradezu für nicht interrogativ hielt und daher die Con-
struction des wirklichen aussagenden *i, 'sjJ&A +.S , auf das irr-
thümlich dafür oder für eine Art desselben gehaltene *5 in in-
directer Frage übertrug.
Zu weiterer Feststellung des Gebrauchs und der syntakti-
schen Behandlung dieser obUtf diene Folgendes :
I. Das fragende +$ an und für sich und ohne nähere
Bestimmung ist 1) wie viel? wie viele? d. h. welche Anzahl
neben einander bestehender Einheiten oder in einem Ganzen
vereinigter Theilgrössen? das Letztere z.B. in *&*£.ö+f »wieviel
ist deine Drachme?« d. h. wie viel beträgt sie in kleineren Münz-
Sorten? 2) wieviel Male? als adverbialer Accusativ: wieviel-
mal? wie oft? 3) welche Baumstrecke? als adverb. Acc.
wie weit? 4) welche Zeitlänge? als adverb. Acc. wie
lange? Wird aber der Gegenstand der Frage besonders an-
gegeben, so folgt derselbe auf das virtuell in irgend einem der
. - ?
drei Casus stehende unabwandelbare Fragwort als £**.* im
indeterminirten Singularaccusaliv, entweder unmittelbar, wie
ii)sb> ot>j *j nach der Wortform von *5", oder ejjiL> nach
dem Sinne, c^jK ^L>^ *i , o,.-o bi>j .*jCj , oJyto bl>; *^ -^Lc ,
oder vom Fragworte getrennt durch eine Orts- oder Zeit-
bestimmung oder eine Präposition mit ihrem Genetiv, wie
127
SU! .iJÜI £ *5 , selten durch einVerhuni. wie iL>. «öü'i ^5 und
|Ju£ lüuJLäi *ST, oder, wie Einige im letzteren Falle sagen, ^
l\*c . da ^A*£ auch Objectsaccusativ nach dem aussagenden ^
sein kann: »gar oft hast du einen Sklaven gekauft.« S. När al-
kirä S. l*.o Z. 12. Nach den Kufiern zulässig, nach den Basriern
aber durchaus unzulässig ist in dieser Verbindung der Plural-
* O *
accusativ, z. B. i$)d !a**£ +S »wieviel Sklaven gehören dir?« statt
des Singularaccusativs i^j IAac -i; s. lbn Ja is S. oa. Z. 18—20,
Sudür al-dahab S.1I Z.7 u. 8, Durrat al-gauwäs S.f1 Z. 3 v. u. flg..
wo Hariri dies als unzulässige Nachbildung des Pluralgenetivs
nach dem aussagenden *$ neben dem gleich richtigen Singular-
genetiv darstellt. Ebenfalls nur von Einigen wird für zulässig
erklärt &j Ju>.c *.$ mit einem durch den adjectivischen Zusatz
halb determinirten Subjectsnominativ, als ob man sagte: »wie-
viel sind (giebt es) dir gehörende Sklaven?« Bichtig dagegen
voll determinirt i^A**c *.S »wieviel sind deine (nach unserem
Sprachgebrauche: deiner) Sklaven?«
II. Das emphatisch aussagende oder ausrufende *S
steht, wie das fragende, an der Spitze des Satzes1; und hat nur
als Genetiv noch ein Substantivum oder eine Präposition vor
sich, aber, im Gegensatze zu jenem, in der Begel immer nach sich
4) Durch die spätere Abschwächung der Bedeutung dieses *J zu
einige, etliche s. diese Berichte v. J. 1866, S. 306 zu I, 274, 14] fiel
die Notwendigkeit seiner Stellung an die Spitze des Satzes hinweg;
s. Spitta-Bey, Grammatik des arab. Yulgärdialectes von Aegypten, S. 311;
Dozy, Supplement, II, S. 487 Sp. 1 unter *$ . Schon bei Makkari, II,
S.lfö Z. 18 in einem Verse : ^*^> ^y* +1 ^ q'^ q'» , noch in der alten
Bedeutung von .«y^ , aber mit neuerer Nachstellung; daher in der folg.
o
Zeile: »Hätte die Dichterin gesagt L«y3" J3.5- qK qS , so wäre es
besser gewesen«.
128
die Angabe des bezüglichen Gegenstandes durch einen indeter-
minirten Genetiv im Singular oder auch im Plural, mit oder ohne
o
vorhergehendes ^ , im temimitischen Dialekte hingegen ebenso
wie nach dem fragenden*} durch einen indeterminirten Singular-
accusativ (Ibn Ja'is S. ov1 Z. 16 u. 17, S. öa! Z. 18 u. 19). All-
gemein aber tritt nach den Basriern dieser Accusativ dann ein,
O -
wenn die Trennung des if von seinem Gegenstande durch ein-
geschobene Satztheile, wie oben bei dem fragenden, den Ge-
brauch desGenetivs, wenigstens in der Prosa, unmöglich macht
(IbnJais S.öa. — öaC, Abschnitt fft}, wogegen die Kufier, zur
Unterscheidung von dem fragenden *.} , den von einem ausge-
sprochenen oder unausgesprochenen 1.* regierten Genetiv auch
in diesem Falle beibehalten (Ibn Ja' is S. ö\f u. öaö , Abschnitt FTo) .
Wie nach dem fragenden, kann auch nach dem aussagenden *jf
das sich darauf zurückbeziehende Pronomen in Geschlecht und
Numerus der äussern Form des Fragwortes oder auch dem
Begriffe des bezüglichen Gegenstandes entsprechen (Ibn Jacis
S. öaC u. ö\f, Abschnitt m).
III. Ueber die durch den Sprachgebrauch beschrankte, der
des aussagenden *5 entsprechende Bedeutung von ^b" s. oben
zu II, 66, 2. Ungleich häufiger als die Verbindung mit dem in-
determinirten Singularaccusativ des Gegenstandes ist die mit ._><
und dem indeterminirten Singulargenetiv (Ibn Jacis S.öaou.oa1!
Abschnitt m). Nach Nar al-kira S. I*,v Z.11 flg. erklären nur Ibn
Kutaibah und Ibn Usfur die Genetivanziehung von ^cb durch
° - " .- -
eine Präposition, wie dies unbedenklich mit +S und L\5 ge-
schieht, für zulässig; wahrscheinlich sträubte sich das Sprach-
- ^<Jr£i^ O
gefühl hier gegen die Härte einer dem j^Jb'^t ähnlichen Ver-
bindung stärker als bei jenen beiden Wörtern, in welchen kein
äusseres Zeichen des Genetivs an das ursprüngliche Verhältniss
des zweiten Theiles der Zusammensetzung zum ersten erinnerte.
129
Wohl mehr auf dem Mangel klassischer Beispiele vom Gegentheile
als auf Unmöglichkeit der Sache an sich beruht die im När al-
kirä darauf folgende Bemerkung, das Prädicat eines von ^cb
eingeleiteten Nominalsatzes sei immer ein formell oder virtuell
vollständiger Satz, d. h. ein verbum finitum wie in jcj <yx> ^b
,C\\ , oder eine vom Begriffe des Seins und Beharrens abhängige,
durch ein Adverbium oder eine Präposition mit ihrem Genetiv
ausgedrückte Orts- oder Zeitangabe, wie jAäc J^>. ^* ^cb', —
o - o „ £-
nie, wie oft bei ^i . ein Einzelbegriff im Nominativ, z. B. ••^^b
j^o? a-c ^Ii> jj*-; • Dagegen sollen ^S und ^b darin mit ein-
ander übereinstimmen, dass ihr Verbalprädicat kein Futurum
sein könne, — also nicht a^jCJULw ..^Le *f oder ao^i^l*« lXxc ^a ^b,
S 3 . 0 - - E -
— wie auch y., das begriffliche Gegentheil von *i und ^b.
kein Futurum nach sich dulde.
IV. Da Sds.1 weder Frage noch Ausruf, sondern nach der
hier aliein in Betracht kommenden Gebrauchsweise (s. diese Be-
richte v. J. 1874, S. 133 u. 134 zu I, 434, 16 flg.) thetischer
allgemeiner Stellvertreter irgend einer bestimmten Cardinalzahl
ist, so tritt es nicht bloss an der Spitze, sondern auch im Fort-
gange des Nominal- wie Verbalsatzes in alle syntaktischen Ver-
hältnisse ein, in welche ein demonstratives Nennwort überhaupt
kommen kann: als Nominativ, Accusativ und von einem Sub-
stantivum oder einer Präposition angezogener Genetiv. Neben
der regelmässigen Verbindung mit einem indeterminirten Sin-
o
gularaccusativ zur Bestimmung des Gegenstandes, wie ^Aäs.
bki L\y, gestatten die Kufier, wenn IA5 nicht, wie gewöhnlich.
wiederholt wird: bjJ; \J>>S \SS oder b^i \<Xf+ iÄi", sondern, wie
im vorhergehenden Beispiele, nur einmal steht, nach När al-kirä
S. t^.o Z. 5 u. 6 auch die Genetivanziehung, wie bei dem aus-
sagenden +£: ^yi SJo" ^j^\^£- , was aber gegen die Natur des
1880. • 9
130
demonstrativen ij ist. Nach ebenderselben Quelle erklären
die Kurier ferner, gegen den allgemeinen Sprachgebrauch, für
zulässig, \öS hinsichtlich seiner ein- oder zweimaligen Setzung^
ohne oder mit *, , mit der Form des von ihm im Geiste des Spre-
chenden vertretenen bestimmten Zahlwortes, das folgende Be-
stimmungsnomen aber hinsichtlich seines Numerus und Casus
mit dem von jenem bestimmten Zahlworte regierten Nomen in
Uebereinstimmung zu setzen; also: JL>-, liÄ^ für 3 — 10 Männer,
^L>. Ws~ IXS' für 11 — 19, SL>. \SS für die einfachen Zehner
20 — 90, ^L>. iiA3^ \JxS für die mit Einern verbundenen Zehner,
Js.>. !c\.y für Hunderte und Tausende.
SO . «3
II, 67, 3. »L>^>(( sehr. \J>y>\ s. Bocthor, unter Drap,
3 O 3
Cuche und Dozy (Supplement) unter -r>> • — »^^Lb.« sehr.
Q^Lb. oder^^LL.. Entsprechend der Entstehung des Wortes aus
Umkehrung von llrga, ÜTü^b, ]^.A^(de Lagarde, Ges. Ab-
handl. S. 33 Anm.) ist die letztere Aussprache nach den Arabern
selbst die richtigere, aber unter dem Einflüsse der beiden
ersten Consonanten durch die andere aus dem Sprachgebrauche
verdrängt; s. Lane.
II, 67, 6—8. »A cause de cela, cessortesdenomssontappeles
•u *.^l«. Das Genauere hierüber geben Mufassal S. I*. Z. 8 flg.. Ibn
JacisS. fcrZ.11 flg.,WasitS.vf Z^flg.1) Das rUi" eines Nennwortes
vor dem Tamjiz ist demnach diejenige formelle Abgeschlossen-
heit desselben, welche ihm die Anziehung eines Genetivs, be-
ziehungsweise eines weitern Genetivs, unmöglich macht.
0303 O.O) — O ,
II, 70, Anm. (1) Z. 7 » *^*< « sehr. +&*■ — Z. 18 »J^«*«
sehr. Jw-w*. — Z. 25 »dans un cöte de la maison« sehr, ä cute oder
aupres de la maison. — Z. 26, S. 71 , Anm. Z. 1, S. 72, Anm. Z. 1
1) Wasit schreibt nach indisch-persischer Weise synkopirt j**j 't
Tamiz.
131
»o^i« sehr. o*..*J. Gegen die hier gegebene Regel gebraucht
die Gemeinsprache mehrere Nennwörter dieser Art, virtuell im
Accusativ stehend, unmittelbar als Localpräpositionen : ^Ä.==-
.IlXj\ zur Seite des Hauses, neben dem Hause, neben das Haus,
.LxJi J^3-Ij> innerhalb des Hauses, im Hause, in das Haus, .L:>
,tt>Ji ausserhalb des Hauses, aus dem Hause. Val. hierzu Ihn
Hisäm, Comment. in Carmen Kacbi ben Zoheir, ed. Guidi, S. (11
Z. 4 v. u. flg.
II, 71, Anrn. Z. 6, 4 u. I v.u. und 72, Anm. Z. 4 v.u.
- O , 3 0-
»j^« schr._^'.
II, 72, Anm. Z. 3 v.u. »cxXjuo« sehr. o<A*>o.
II, 73, 8 u. 9. »tandis que mes camarades, montes sur leurs
chameaux, etoient arretes pres de motu sehr, tandis que mes
camarades arretoient leurs chameaux pres de moi. Denn da
»;*.ia nach der kurz vorher ausführlich begründeten Regel nicht
als Localaccusativ für *^kx J^ stehen kann, so muss es Object
von Ij^äj sein ; um aber diesen Objectsaccusativ regieren zu
können, muss wiederum liyjj nicht Infinitiv des intransitiven
v^ääj, etre arrete, s'arreter sein, sondern Collectivform (Pl.fr.)
G -
des sowohl intransitiven als transitiven v^aisL, : arrete, s'arretant,
und, wie hier, arretant. Der Infinitiv dieses transitiven <^sä^ ist
G > > Go,
nie <Jji») , sondern immer vJüü»; s. Arnold1 s Ausg. der Moallakät
S. F, V. 0 mit dem Commentar. Auch in dem koranischen LoLä
tjyt'i., , S. 72 1. Z., sind beide Wörter dem Sinne nach ebenso
gewiss Collectivformen der concret-persönlichen *jb' und lAcb ,
wie z. R. -llä Sur. 25 V. 65 in der Verbindung LaLäj LxJsi" und
bei Mutanabbi, ed. Dieterici, S. Pa. V. to : -4^' ^Q* c^^ö L^&»
»so ist es als ob sie (die Rosse) unter ihnen (den Reitern' stehend
132
zur Welt gekommen wären«, und noch unverkennbarer S. vf !
V. f : L^ijJ* ^fN-H (»LäjI »die um sie herum Siehenden«, Commen-
lar: X/>As=U q^jUlSI die zum Dienste (zur Aufwartung) bereit
Stehenden. Zufälligerweise fehlt diese Colleclivform bei Gauhart
und Fairuzäbädi. und daher auch bei Freytag und Bistäni.
Ebenso zweifellos und auch von den Quellenwerken anerkannt
i ■> y > ) y 5 >
ist dieser Gebrauch von p^, ^j^j u"^^' ^f*» ^>*j' Vp) •
II, 74, 4 — 7. Alle Zweideutigkeit wäre auch bei dieser
Wortstellung nicht vermieden; denn grammatikalisch mög-
lich wäre auch dann die Beziehung des Zustandsaccusativs auf
das Fä il von ^^sa: reperi Sultanum flens apud eum: s. Mu-
fassal S. (V Z. 5 — 3 v. u.
II, 74, 8—13. Der syntaktische Bau des angeführten Verses
beweist im Gegentheil, dass LJL> das von ^?yoS, einer »Schwester
von ^.l?« , im Accusativ regierte, dem Subject vorangehende (s. II.
•576, § 1130) und daher wie ein vb. (in. im Singular bleibende
■> £ o - > , *-, Ose- - ~ -
Prädicat von Jc^^o .;>!. \..»*.x riUy*' 'Stj e5^c aber nicht von
^.^/a und J>^aao (Chrest. ar. II, S. 390 Z. 19, — wegen der
Trennung durch o>j£>'j *?yo5 ;*i> und ^*s>\ *„J unmöglich), son-
dem von ^.oS abhängt und dasselbe bedeutet wie die andere
Lesart ^xi: »meinetwegen«, d. h. wegen oder in Folge meines
(im Vorhergehenden beschriebenen) nächtlichen Raubzuges.
Die Nationalgrammatiker bezeichnen diesen Gebrauch beider
Präpositionen durch JJl*äL), »zur Angabe der Ursache«. So er-
hält auch IwjL> die vom Sprachgebrauche und Zusammenhange
geforderte Bedeutung: zu gemeinsamer Besprechung oder Be-
rathung versammelt, nicht »iranquülement assis« zum Ausruhen
nach jenem Raubzuge ; dafür würde der Dichter (Aclä gesagt
133
haben. »Zwei Theile : einer der gefragt wurde, und ein andrer
der fragte« malt das nutzlose Hin- und Herreden über den un-
bekannten Urheber der nächtlichen Verheerungen.
II. 74, vorl. u. 1. Z. nuerbes inchoatifs , com nie prendre une
chose pour tel ou tel usagea, Verwechslung von zwei verschie-
denen Verbalklassen ; das Richtige giebt de Sacy selbst II, 213,
15-17, u. 215 §361.
II, 75, 4. »destinee ä indiquer une ellipse«. Die folgenden
Beispiele angeblicher Wiederherstellung des vollständigen Ge-
dankenausdrucks zeigen selbst, dass auch diese Ellipse einer
vergangenen Schultechnik angehört, wogegen nach der ratio-
nellen Erklärung der Nationalgrammatiker die beiden Accusative
solcher Sätze ursprünglich die von einem doppelt transitiven
Verbum unmittelbar und gleichzeitig zu Objecten gemachten
beiden Nominative, Subject und Prädicat, eines einfachen No-
minalsatzes sind; s. II, 215, §362.
II, 76, 14. Die zweite Umschreibung des \Jux*o in dem
Satze Isux+o qL*o^ ^^>» Sur. 4 V. 32, durch ^juu&}\ JLs> ^c
G , 5 «£ 5 o ,
ist richtig , aber nicht die erste durch ^Ju.*+o »3\ vi>.*s> ; denn dies
würde nicht bedeuten »en sorte qu'il est foible«, sondern puis-
qtfil est foible, vu qiCil est foible. Zum Ausdrucke von en sorte
que wäre «iv^^1. statt des einfachen ^.^s» nöthig.
II, 76, § 152. Das Genauere liierübergeben diese Berichte
v. J. 1876, S. 47-49 zu I, 471, 40°.
II, 76, drittl. Z. »sjjl« sehr. sf^*, wie Sur. 2 V. 102. —
Vorl. u. 1. Z. »s'est egarä par un bien mauvais sentier« sehr.
a perdu par-lä le sentier droit. Mit Wiederherstellung des Textes
und Sinnes fällt auch der hier von dem Satze gemachte Gebrauch
hinweg, da J^<-*Ji s^** einfach Accusativ des Objectes
von l)Jo ist.
II, 77, 4. Auch diese Stelle, Sur. 2 V. 84, verliert die ihr
beigelegte Beweiskraft durch Wiedereinsetzung der nach Lob
134
weggelassenen Worte : »oLc ^ iL*u ^ ^c a-Las ^ *JÜi Juäj ^t .
Nach Zamahsari und Baidawi ist das dem j^aj angehangle u
= U*i, mit *^w.äjl \j L-Ä.&I zusammen Tamjiz zu dem folgenden,
als Verbalsubject von ^aj virtuell im Nominativ stehenden ^1
DO, s2ü,
;ii ^jä^j; L**j mit den Worten nach ihm Accusaliv der Ur-
o- - o JJO,
sache zu L-aUÜ (Zamahsari) oder ^.ä^G (Baidawi). »Welch
schlimmer Erwerb, für den sie als Kaufpreis ihre Seelen hin-
gegeben haben , ist es , dass sie verleugnen was Gott herabge-
sandt hat, aus Neid darüber dass Gott Gnadengaben von sich
herabsendet wem er will von seinen Knechten.« Als Beispiele
von »circonstances de maniere, relatives ä l'action« wären ab-
«SO , 5ZO-3'»^^ SSO--, ) s? - >>
sohlte Infinitive wie Laao in Laao öjJUS , La*o JwS , üLc &^*äJ ,
iCgiL^^ ^Ä*b , Ix**» *äc &j\Ä:>i u.s.w. anzuführen gewesen,
welche zu dem vom regierenden Verbum ausgedrückten genus
der Handlung , des Seins oder Leidens die Bezeichnung einer
besondern Art und Weise hinzufügen. Die Nationalgrammatiker
erklären diese specificirenden Infinitive meistens nach Sibawaihi
auf gezwungene Weise als Zustandsbezeichnungen des Verbalsub-
jects oderObjects durch active oder passive Participien, wie oben
« } o ,
\y.*o durch I . jaam , bLc durch iLl*-? u.s.w; s. Mufassal S. Ia
Z.6— 11, Ibn Jacis S.rTI Z.20 flg., wo man aber S. fTv Z. 13 flg.
auch die natürliche Erklärung von Abu'l-Abbas al-Mubarrad
und Al-Siräfi vertreten findet.
ü.Ol ;, Ol
II, 78, vorl. Z. »s.lX'ä« sehr. ä.iA'i.
II, 79, 5 v. u. und 1. Z. »äff« sehr, ü/i, wie Sur. 6 V. 142.
Das 1. Z. dem JlT? lliL^9 gleichgestellte uäIx^ adlsT ^Aif, der
ungenauen Uebersetzung »rfon£ /e <?o?U es£ vaiie«. nachgebildet,
ist nicht zulässig, da ein determinirterBelativsatz keinen seiner
Natur nach indeterminirten Zustandssatz darstellen kann. Diese
Zuslandsangabe ist, wie Baidawi bemerkt, ,l\Ju. d.h. bezeichnet
135
nicht einen der Erschaffung der Palmen und Getreidearten
gleichzeitigen Zustand, sondern die ihnen damals an-
erschaffene Fähigkeit zu künftiger Hervorbringung ver-
schiedener essbarer Früchte : dispose's pow pröduvre des ftruits
raries.
II. 80. 1. »^jj^yj ^a« sehr. j*ij; tf* jte £y<* nach Sur. 21
V. 2. Die gewöhnliche Lesart ist ö\^ mit formellem Anschluss
o. 6 , o)
an £=-- '*> ; doch lesen nach Baidäwi Einige ötArs* im Nominativ
j
als den auch durch j==o .~a im negativen Satze virtuell dar-
gestellten Subjectscasus. Zur vollständigen Wiedergabe seines
Sinnes wäre in derUebersetzung Z.2 für »envoyee« zuschreiben
renourelee.
) o-o».
II. 80, 12. »i^JJjj*j« sehr. 12UJ.4J' . »Lj^iXa« sehr, \.jsa\a,
und in derUebersetzung Z. 14 frappee de frayeur statt ttmise
en derout&a.
U, 80, Anm. 1 Z. 6. »eirtOVTO« sehr. eiiroi'To. Die hier
angestellte Yergleichung selbst geht fehl. Der einfache Zustands-
nominativ rrQo&uuoTeQOi ovveg in dem aus der Cyropaedie an-
geführten Satze, als Apposition des Subjectes ol aXlöl, müsste
im Arabischen zum Accusativ werden; dasselbe wäre aber auch
unveränderlich der Fall, wenn der entsprechende griechische
Zustandsausdruck vermöge der appositioneilen Stellung zu
seinem Nomen in Uebereinstimmung mit diesem im Genetiv.
Dativ, oder in einem andern Casus stände. Hierzu kommt, dass
dieser zufällige Nominativ ebenso wenig wie ein anderer Casus
in derselben Stellung »au lieu du genitif appele communement
absohl« steht. Dieser dem lateinischen Ablat. consequ. ent-
sprechende absolute Genetiv findet ja, im Gegensatze zu dem
alle Casus durchlaufenden einfachen Zustandsparticipium, nur
dann statt, wenn das Participium als Prädicat mit seinem eigenen
Subjecte einen selbstständigen Nebensatz bildet, in dem Falle,
wo das Arabische, wie in den angeführten Beispielen, das Parti-
cipium im Zustandsaccusativ gleich dem vb. fin. in einem Yerbal-
satze vorausgehen und das logische Subject als dessen J^li im
Nominativ folgen lässt; wobei, in weiterem Unterschiede von jenen
136
griechischen und lateinischen Genetiv- und Ablativsätzen, diese
Nebensätze im Arabischen immer durch ein Pronomen in Rück-
beziehung auf ein Wort des Hauptsatzes mit diesem verbunden
sind. Also völlige Verschiedenheit des syntaktischen Verfahrens
in beiden Fällen : I) dasZustandsnomen ohne eigenes
Subject im Arabischen stets im Accusativ, als Stellvertreter
eines prädicativen Zeitwortes, dessen Subjectspronomen im No-
minativ hinzuzudenken ist (Li L> Jo; *l> = +$> Li L l\j-, ^b>
v .._ . ..j . j- ... . ..j
= ,_^>-j «Aj: j-L>) ; im Griechischen und Lateinischen hingegen
appositioneil in dem jedesmaligen Casus des Nomens, auf das es
sich bezieht; 2) dasZustandsnomen mit eigenem Sub-
ject im Arabischen, wie das ohne eigenes Subject, stets im
Accusativ vorangehend als Stellvertreter eines prädicativen Zeit-
wortes, dessen Subject im Nominativ folgt, mit Anschluss des Zu-
standssatzes an den Hauptsatz durch ein in jenem enthaltenes, auf
ein Nomen in diesem bezügliches Pronomen UjsA \^\jo Aj; ^
= »j.3-i tiL^j l\j; ^fS\ ; im Griechischen und Lateinischen hin-
gegen Subject und Prädicat beide im Genetiv, bez. Ablativ, mit
freigegebener Vor- und Nachstellung und mit oder ohne Zurück-
beziehung auf ein Nomen des Hauptsatzes.
II, 81, 1. ))L£ji><( sehr. L^ji.
II, Anm. 1. Möglich ist ohne Zweifel die von de Sacy vor-
geschlagene Deutung von Sur. 75 V. 4, wonach ^\ J^ rßy&
ajUj ^c^*ö auf die bezügliche, bei Erschaffung des Menschen
schon bethätigte ö.iA'i Gottes geht ; es fragt sich aber, ob
Muhammed nicht zur ausdrücklichen Bezeichnung des Gegen-
satzes zwischen jener bereits erfolgten und der bei der Auf-
erweckung der Todten noch zu erwartenden Bethätigung der
göttlichen Schöpferkraft statt ^cj^ö gesagt haben würde Lo^r
wie Baidäwi zu Sur. 2 V. 26 : .JOä ^l f^Lp>\ C)t ^'i LJ ^Lm *ol-
Liü *-^v=?. q^ ; s. diese Berichte v. J. 1869, S. 71, und oben
S. 89 zu II, 21, Anm. 2, flg.
137
II, 82, Anm. 1. «jJüLs^*» und *jLs>w sind von den Arabern
nie als »Namen Gottes« angewendet worden, sondern wie IUj,
ftjs-j ^ u. dgl. immer nur als Doxologien nach den Namen und
Beinamen Gottes, nach selbstständigen oder angehängten Für-
wörtern die sich auf Gott beziehen , und nach Zeitwörtern der
zweiten und dritten Person, deren Subject Gott ist. Dass übrigens
jenes ,Il*i' nicht als Optativ »qu'il soit exalte.'« bedeutet, son-
dern assertorisch aussagt, dass Gott durch sich selbst von Ewig-
keit über alles Andre erhaben ist, darf nach diesen Berichten
v. J. 1863 S. 164 flg.1), v. J. 1864 S. 288 u. 289 und Ztschr.
d. D. M. G. v.J. 1866 S. 187 u. 188, wohl als bewiesen gelten.
Dem ^Ui" entspricht in seiner Anwendung auf Gott das tal-
mudische nsarn und nS3r: , Levv's Neuhebr. Wb. I, S. 289,
Sp. 1, wie schon Exod. 15, 1 und 21 Hija nfcä.
II, 83, Anm. Z. 2. jSS sehr. ^3?.
II, 85, 12. »Uöl.,« sehr. Llö-^ . 13 » ^ajuaä j' « sehr.
0 5 0 J O ,
)0-3 Ö 0 , )
II, 87, 9 u. 10. » .^*jx( sehr. .^.«*o=-. — Die Richtigkeit
der hier von de Sacy vorgetragenen Ansicht, dass das sogenannte
»Prädicat von käna und seinen Schwestern« ursprünglich nichts
anders ist als ein zu dem in diesen Zeitwörtern selbst liegenden
Prädicate hinzukommender Zustandsaccusativ, wird dadurch
bestätigt, dass derselbe in alterthümlicher und dichterischer
Sprache sich in einen wirklichen Zustandssatz mit ., auflöst.
Freytags Arabb. provv. II, S.417, Spr. 33 : ^^=>\ Uj ^*iS l\äJ
wuOüü , Olim lupo non terrebar, sagt ein schwachsinniger
Greis, den man wie ein Kind mit dem Zurufe schreckte: der
<) Dass dort mit der Bemerkung, die optative Auffassung dieser Per-
fecta führe — im muhammedanischen Sinne gesprochen — zur Blasphemie,
nicht zuviel gesagt ist, möge die Uebersetzung beweisen, welche Chodzko
am Ende seiner Gramm. persane S. 194 Z.8 von *öL& ^\jü sJJ!j£> giebt:
»Lui, Dieu, puisse-t-il £tre exalte dans son essence!«
138
Wolf kommt! In Zamahsari's Sprüchwörlersammlung steht da-
für einfach: uajiXJü ^i^s>\ ^ >Aä, wo man, um denselben Sinn
zu erhalten, li^Jü nach l\3 hinzuzudenken hat. — Ihn Hisäm
S. PPf, Z. 4 u. 3 v. u. : ^*£ Jlwi ^o x**\ii l\äc J^j L^ Ltf' l\äJ
näxi LiJUoj, x*.x\J! uUc (^o (jcs* LioJs Jö'is JL*«! Uli »Wir beteten
so lange nicht bei der Kacba, bis Omar zum Islam übertrat;
nachdem er dies gethan, stritt er so lange mit den Koraischiten,
bis er (von ihnen nicht mehr gehindert) bei der Kacba betete
und wir mit ihm.« In der vorhergehenden Erzählung derselben
Thatsache Z. 11 — 13 heisst es dafür lXäc ^*ai ^S J^ juNJü Ltf U
•1\ jts>- iojiJüS »Wir konnten so lange nicht bei derKacba beten,
bis« u.s.w. — Bibl. arabo-sic. S.öIö, vorl. u. 1. Z. :
ff -ff
»Wenn das Eisen in andern als unsern Händen sprachlos ist, so_
führt es in den unsrigen wahrlich eine verständliche Sprache.«
II, 87, Anm. LZ. »m mendack sehr, cum mendaci; da die
Präposition v (s- diese Berichte v. J. 1876, S. 47 zu I, 471, 8°
hier zur Bezeichnung der Verbindung des Subjects mit dem
Prädicate dient.
II, 88, 12 u. 13. »j»b. « und »Jis,« sehr. JJ3, und Ji?,
oder mit dem ursprünglichen Vocale J-b, und'jJst, Umkehrung
von Atr^>a, ffTB^, if-£\*^>; s. oben S. 130.
II, 90, 7—8. »Si c'est un nom qui ait un complement. il
faut le mettre au nominalif« sehr, ä l'accusatif; » ^ JLs>« sehr.
§A£> . S. Muf. S. 11 . Z . 11 — 13. Nach übereinstimmender An-
gabe der Nationalgrammatiker ist der Accusativ in dieser ap-
positioneilen Verbindung ebenso nothwendig, wie bei einem
selbstständigen Vocativ mit Genetivanziehung.
II, 90, 12 — 14. »Dans ce cas, le nom propre qui les pre-
cede peut se mettre au nominatif ou ä l'accusatif.« So nach Ibn
139
Mälik in der Alfijah, ed. Dieterici V. oa. , ed. de Sacy S. 1 45 :
dagegen verlangt Zamahsari im Muf. S. II Z. 13— 16 ausnahmslos
den Accusativ des vor .tj und \^\ stehenden Eigennamens :
«-♦* aJ Ju; [i und *.oic idai l\JLP Li'. S. über diesen verschie-
denen Sprachgebrauch die Auseinandersetzung von Ihn Jacis.
S. Hl flg.1). Nach derselben ist die letztere Behandlungsweise
allerdings eine Abweichung von der durch das begriffliche
Yerhältniss der beiden Nomina und die allgemeine Regel ge-
forderten und in andern Fällen immer beibehaltenen Verschieden-
heit der Casus, erklärt sich aber folgerecht aus dem auch ander-
weit hervortretenden Bestreben, die beiden durch ^\ und &«\
einander beigeordneten Eigennamen durch Steigerung der eng
verbindenden Apposition zu einer Quasi-Composition formell
in ein Wort zusammenQiessen zu lassen; vgl. diese Berichte
v. J. 1874, S. 97 zu I, 398, Anm. 1. Zu dem, was de Sacy
»nom propre« nennt, gehören hier auch die m\tj.i\ und ^ ge-
bildeten \gä und die Beinamen, i-iüü! ; so : lAjli» ^f ^i .&*> \>
und Xku ^.j <Aj; j , Ibn Ja is S. 111 , Z. 1 4.
II, 91, § 173. »La particule Lj ne peut jamais etre suivie
i
o£ J~(~ -
immedialement de l'article ji« mit Ausnahme von *JJ L», wofür
aber auch &JÜ! L> gesagt wird, indem man den zur Darstellung
des Begriffes der einzige wahre Gott notwendigen Artikel
als ursprünglichen Beslandtheil des Wortes und dieses wie einen
durch sich selbst determinirten Eigennamen behandelt; s. Bai-
dAwl, I, S. 4 Z. 16 u. 17, dagegen M. al-M. S. |*»o Sp. 2 Z.7— 9 :
JuojJb aU Ljj jutSjü aJLN Lj xjLxj J, Juäj ; aber dieses letztere
ist nach Muf. S. f. Z. 10 eine Anomalie, wiewohl es später zur
1) Es ist dort in der Textstelle des Mufassal Z. 10, mit Wiederher-
stellung einer bei der Correctur übersehenen Auslassung, wie in den
beiden Ausgaben von Broch zu schreiben: l\aP b» U»vS>l qJ> >Ajj u
*.o!e JL*j^ l\äP Li» *.*£ -tJ ^J; Lj* Ia+c SCäjv,
140
gewöhnlichen Aussprache geworden und heutzutage in der Form
jällah mit Zurückziehimg des Accentes auf die erste Sylbe als
Interjection unserem wohlan! auf! vorwärts! entspricht ;
s. Tantavy, Traite de la langue arabe vulgaire, S. 99 unter L:
»Allons, courage! aJUI Ls«; Spitta-Bey, Aegypt.-arab. Vulgär-
grammatik S. 70 unter jällah.
II, 91, 12 »ou de Tadverbe lP«. Die Betrachtung dieses LP
als »adverbe«, nach den Nationalgrammatikern als Flickwort
a^.-5 und a^AÄj **^ > w'e m ^^j l<A£P u.s.w. (Muf. S. 19 1. Z.,
Ibn Ja'is S. 111 Z. 4 u. Z. 8), die unrichtige Darstellung desselben
i £
als Stellvertreter, \jc^, eines von ^\ geforderten determiniren-
den Genetivs (ebendas. Z. 8 u. 9 und Z. 24), endlich die das
wahre Verhältniss zwischen den beiden Wörtern verdeckende
ÄS
graphische Verbindung zwischen ^\ und LP, haben nicht er-
kennen lassen, dass das letztere eine für alle Geschlechts- und
Numerusformen des Demonstrativnomens Il\P geltende Ab-
'.U£ . Iä£ -.1Ä£ . U£ ^.ilÄS
kürzung, d.h. mit iiXgjj , »«A^jI , ^ItXgjj, qUC§jJ , s^j^j! gleich-
bedeutend, mithin keine blosse Partikel, sondern ein voll-
st £
gültiges Nomen und ebensowenig Stellvertreter eines von ^\
abhängigen und dieses determinirenden Genetivs, sondern
vielmehr, je nach dem Zusammenhange, Stellvertreter einer
jener vollen Formen , also virtuell selbstständiger Nominativ
ist. Nur darin haben die Nationalgrammatiker Recht, dass sie
^j\ als *-gAÜ ^oLlü , »den unbestimmten Vocativ«, bezeichnen;
dies ist er in der That, aber in weit stärkerem Grade als ihre
-££
Deutung und die missbräuchliche graphische Verbindung 1%j\
u. s.w. vermuthen lassen. ^\ oder ^1 Lj ist einfach ein logischer
Vorhalt, wie das qLüüJ .^o oder X*aÄH j**/to , das oben S. 119 flg.
besprochene Lo u. dgl. , — ein auf Verschiedenheit des Ge-
schlechtes und der Zahl des oder der zu Rufenden noch keine
Rücksicht nehmendes allgemeines Wer immer! worauf dann
als Erklärung und Besonderung folgt : derMannda, dieFrau
da, die Menschen da, die welche gläubig sind u.s.w.
141
Verträte \J> den Genetiv des Ganzen, zu dem ^j\ alsTheil gehört,
so müsste dieses nach der kurz vorher besprochenen ausnahms-
losen Regel zur Bezeichnung dieses Verhältnisses im Accusativ
stehen, also z. B. das in den koranischen Anreden an »die
Menschen«, an »die welche gläubig sind« u. s.w. immer wieder-
-i£ -~s
kehrende UjJ aller Ueberlieferung zuwider in Lgj! verwandelt
werden. Es ist diese Zusammenziehung aller Formen des De-
monstrativnomens vor dem Artikel in ein blosses ha, das in der
Aussprache der zusammengesetzten Sylbe zu ha wird, ein alt-
arabisches Seitenstück des im heuligen syrischen Gemeinarabisch
gewöhnlichen hal kitäb, hal bint, hal benin, hal
benät, für i-iUaüi IÄS> u.s.w. S. Caussin, Gramm, arabe-
vulg. 1. Ausg., S. 59 § 232.
II, 91, Anm. Z . 8 — 10. Dass bei dieser Unterdrückung des
\ von Lj und der graphischen Verbindung des übrigbleibenden j
mit dem folgenden \ die Aussprache des ja mit langem Vocal
dieselbe bleibt und oft auch noch nachhelfend durch ein senk-
rechtes Fathah für das Auge dargestellt wird, ist schon im vorigen
Stücke dieser Beiträge v. J. 1878 S. 91 u. 92 zu I, 537, Anm. \
bemerkt worden.
II, § 175. Heber diese zunächst dem Vocaliv von Eigen-
namen zukommende Apokope s. das Nähere und Genauere Muf.
S. rT Z. 3 -19 und dazu Ibn Ja is S. Uo Z. 2 — S. |1. Z. 18, über-
sichtlich in Wright's Gramm, of the arabic language, 2. Ausg.,
II, S. 95 u. 96. Das Z. 10 u. I I von den »noms propres femi-
nins« Gesagte gilt demnach auch von den auf ä i_ ausgehenden
5 - O .- ? - - O -
männlichen Eigennamen, wie i»^Lb , iUülc u.s.w. Wüsten-
feld's El-Bekri. I, Hl, 5 v. u. als erster Vers eines Gedichtes
auf den Tod des Angeredeten :
,C, , - O - . --0,-0, ss - o o £
I I
»Guten Morgen, cAlkamah SohnAdiV. Hast du dich heute (im
Grabe) gelagert, brichst du nimmer wieder auf.«
1) \i^j^ nach Maräsid alittilä', V, S. 558 Z. 4 v. u., wo aber der
erste Halbvers wie hier zu schreiben ist.
142
Am häufigsten scheinen dann zu den weiblichen Eigen-
nainen die beiden Gattungswörter 'tL^l^z und 'sj31c hinzu-
zukommen (s. Freytag's Arabb. provv. II, S. 28 Z.19 flg., wo
3 -
statt joLc natürlich jole zu lesen ist) ; überhaupt aber lassen
alle Feminina auf ä, Gattungswörter wie Eigennamen, diese
Verkürzung zu (Ibn Jacis S, IaI Z. 5 flg., Dieterici's Alfijah
S. Cvi^ Z. 13 flg.), ebenso nicht bloss die auf & (Ibn Jacis S. U1
Z. 3 flg.), sondern, wie es scheint, auch die auf ein einfaches
verkürzbares S_J_ oder ^^ ausgehenden Feminina; wenigstens
ein sicheres Beispiel hiervon bietet der Vers bei Abulmahäsin
I, S. vöö drittl. Z. (vgl. II, pars posterior, S. 79 Z. 9) :
»Wundre dich nicht, o Selmä, über einen Mann, auf dessen
Kopfe das Greisenhaar lächelt und der darüber {) weint.«
3 ,
II, 92, 12 u. 14. »v_^S>« und »x*.^« sehr. ^>J> und &*.$>,
l* ,. ' \ o . 3.'
männlicher Eigenname, vollständig &JUI x+$> oder ^*>Ji x*P.
O - 3
Z. 15. »ö Thoba.« xo ist weder ein weiblicher noch ein männ-
licher Eigenname, sondern ein Gattungswort vom Stamme LS
6-
oder ^3 in der Bedeutung von S£cL> , besonders Krieger- oder
Beiterschaar.
II, 92, §176-178. Das i3lä&it ^ und das wJ^CJi Jtf sind
bereits ausführlich behandelt in diesen Berichten v. J. 1876,
S. 62- 67 zu I, § 1049, 5? und § 1050, S. 475 u. 476.
II, 92. § 179. Das vollständige Begelwerk über den Ge-
brauch von !., und die zum Theil damit zusammenhängenden
Veränderungen und Zusätze in der Endung des davon ein-
1) d.h. über das auf seinem Kopfe zwischen den schwarzen Haaren,
wie die Zähne beim Lächeln zwischen den Lippen, durchscheinende
Greisenhaar. Der Dichter meint sich selbst.
143
geleiteten Wortes oder Satztheiles s. I, § 1244 — 1249, S. 575
-577, und dazu diese Berichte v. J. 1 878. S. 141 zu I, 575, 8 flg.
bis S. 142 zu I. 577, 7.
II, 94, § 181 zu Ende. Die bezügliche Stelle findet sich
II ; S. 263, § 442 zu Ende. Hinsichtlich des so gebrauchten Ac-
cusativs s. Muf. S. IYZ. 2 und dazu Ibn Ja'is S. IaP Z. 11 flg. bis
|Af Z. 17.
II, 95, 11—13. »II faut donc supposer qu'il y a pleonasme
de Sl, ce qu'on peut aussi appliquer au premier exemple.« Nach
de Sacys Darstellung könnte es scheinen, als wäre dieser Ge-
O , 50- 0--G..
brauch des Genetivs nach einem auf ,.~* tx und .*£ , .*i, ^i
folgenden^ eine rein äusserliche, der wirklichen Gedanken-
form nicht entsprechende Wiederholung des nächstvorhergehen-
den Casus. Aber für den Araber ist ^», ebenso wie das ein-
fache ^ in *.+z. "$ lXj: ^sL> (Muf. S. !ff Z. 6), eine üäj£, d.h.
eine coordinirende, ohne eigene Reclionskraft die svntaktische
Einwirkung des nächstvorhersehenden Regens auf das unmittel-
bar Folgende überleitende Partikel. Der Casus des von Sj ein-
geführten Wortes bleibt demnach derselbe, wie wenn es mit
Wiederholung des Regens hiesse Ah ^ Lq5 und «Jlüx -a£j .
So Sur. 2 V. 168, Sur. 6 V. 146 und Sur. 16 V. 1 16 'ohne ver-
schiedene Lesart: j!c ^ eb ;*c ^LäoS ^ , mit Fortführung des
von -oi regierten Genetivs statt des nach unserer Vorstellung zu
erwartenden Zustandsaccusativs LoLe : »Wenn jemand (durch
Hunger und Durst' gezwungen Verbotenes geniesst, ohne einen
Andern zu verkürzen und (ohne) das Mass zu überschreiten.«
II, 96, 12 flg. Der hier gelehrte Sprachgebrauch ist schon
,03
seit langer Zeit der allgemein herrschende, wonach &*JI *Aä.***J!
das Subject und JOU**Ji das Prädicat des Nominal- wie
des Verbalsatzes, also im Nominalsatze jenes das ^Aä^o, dieses
144
das .>..=», im Verbalsatze jenes das J^cls oder J^LftJ5 wuli = *jls
J^LäJS *l&«, dieses das J.« oder der Stellvertreter desselben ist.
Noch Sibawaihi und Halil aber nannten umgekehrt das logische
Subjeet iAJLwmJI und das logische Prädicat &JI l\>u*4JI ; s. darüber
die Bemerkungen zur arabischen Grammatik in Zeitschr. d. D.
M. G. Bd. XXX v. J. 1876, S. 498.
- ^ o >
II , 98, 2. »StJüU*o« ist die von de Säcy durchgeführte
O ö
}-.oi £ , , o >
Schreibart statt IiAäax, vollständig äj I^AXvo, etwas womit
angefangen wird (s. diese Berichte v. J. 1866, S. 297.
Z. 9 flg.). Allerdings ist die Setzung des Hamza, allein oder mit
Bezeichnung der davon eingeleiteten Casusendung, hinter das
Alif statt über oder unter dasselbe in den Handschriften sehr
gewöhnlich, aber doch missbräuchlich . weil sie dem Alif , auch
ohne darüber gesetztes Medda, den Anschein eines Dehnungs-
buchstaben, wie in vIlXäjI. giebt, während es doch nur der an
und für sich bedeutungslose graphische Träger des Hamza ist.
II. 98. Anm. 1, Z. 1— 3. Der hier nur angedeutete Fall ist
näher beschrieben und exemplificirl II, 515 u.516, § 951. —
Z. 4. »^♦^'d^ ce qui est porte« sehr, ce qui est superpose,
nämlich ^ yoy^S (J.c. Wie bei der Bezeichnung des logischen
,05
Subjectes durch xjj\ l\^~^JI dieses unter dem Bilde eines festen
Gegenstandes erscheint, der einem daran gelehnten andern,
dem Prädicate, zum Stützpunkte dient, so stellt es sieb hier
als Unterlage oder Basis eines darauf gelegten oder gestellten
Gegenstandes, das Prädicat aber als dieser letztere selbst dar.
Daher die eigenthümliche Definition von v_^L*J^ in Cureton's
Sahrastäni S.T'of Z. 4 u. 5 : c.y&yl öy*?> >}+>* bL +.£s±\jß> ..JLJi
»die Negation eig. die Beraubung, Entziehung] ist die Aussage,
dass irgend ein Prädicat irgend einem Subjecte nicht zukommt« .
kürzer in Flügel's Kitab al-taYifät S. in Z. 15 : *x*jJi pl^ü! ^JLJf
»die Negation ist die Aufhebung der Verbindung zwischen Sub-
jeet und Prädicat«.
145
II, 99, Anm.4, Z. 5. » ^,^>jj! o^ö id*> « sehr. o(ö üUr^
^^p-Ji , oder ohne Determination q*£>j oü xU> .
II, 101,8. »ii^-« sehr. ®Ci, Sur.2V.282.— M.»'^«
*- - ^ , ü >
sehr. -lAc oder *>Ac .
II, 103, 5 u. 6. Zu »Lorsque le sujet et l'attribut sont Tun
et l'autre determines« ist nach Muf. S. oi* Z. i u. 3 v.u. und
Ibn Jacis S. fr. Z. 17 u. S. f t*? Z. 3 flg. hinzuzufügen: ou que
l'attribut est un comparatif, qui, quoique grammaticalement in-
determine, se rapproche du nom determine par sa signification
speeifique , exprimant un rapport entre deux ou plusieurs
objets. — Das Jw^ait ,^/S oder Scheidungspronomen steht
aber nicht nur in den ursprünglichen einfachen, bloss aus
Subject und Prädicat bestehenden und in den von »^ und
seinen Schwestern« Muf. S. if vorl. Z.) eingeleiteten Nominal-
sätzen, wie in den von de Sacy II, 103, 10 — 14 und 105, 3 flg.
aufgezählten Beispielen, sondern auch in Sätzen, denen nach
der Betrachtungsweise der Nationalgrammatiker einfache No-
minalsätze zu Grunde lieeen , welche aber durch den Hinzutritt
,o£
theils von »^.'i und seinen Schwestern«, theils von *_JläJI jlxa
zu Verbalsätzen geworden sind. Zamahsari stellt Muf. S. ot**
Z. 4 v. u. die ursprünglichen, einfachen Nominalsätze mit einem
Scheidungspronomen als solche dar, in denen dasselbe vor,
die daraus entstandenen übrigen aber als solche, in denen es
nach dem Hinzutritte von sJaftü! J^x^jlII seine Stelle zwi-
schen Subject und Prädicat eingenommen habe; diese »wört-
lichen Regenten« aber sind eben jene Partikeln und Zeitwörter,
welche einen umgestaltenden Einfluss auf die syntaktischen
Verhältnisse des einfachen Nominalsatzes ausüben , indem ^l
und die begriffsverwandten Partikeln nur das Subject, .J? und
die begriffsverwandten Zeitwörter nur das Prädicat, die verba
cordis aber beide, Subject und Prädicat, in den Accusativ
setzen, während das in Geschlecht und Numerus mit dem
1880. 10
146
von ihm reproducirten Subject übereinstimmende Scheidungs-
pronomen unveränderlich im Nominativ bleibt und somit nach
dem technischen Ausdrucke keinen J^ hat, d. h. weder regiert
noch regierend ausserhalb des syntaktischen Satzgefüges steht.
Wie die verba cordis, können auch die ebenfalls doppelt trans-
itiven Verba, in welchen der Begriff von j^aXl\ liegt, wie Joc> ,
(A^'L tfl'-i' u.s.w., das Scheidungspronomen zu sich nehmen;
so Sur. 37 V. 75: ^äLjf ^ iö^J-3 \l\x=> , wo Geschlecht und
Numerus des Scheidungspronomens nur scheinbar von dem
Prädicat, in der That aber, nach durchgängiger Analogie, von
der Bedeutung des zum ersten Object gewordenen ursprüng-
3 - -o£
liehen Subjecles =»0^! bestimmt wird. — Im Allgemeinen aber
ist neben der Betrachtungs- und Behandlungsweise dieses Pro-
nomens als Unlerscheidungsmittel zwischen Prädicat und ap-
positionellem Beiwort in allen Fällen eine zweite möglich, durch
welche es als Subject eines unmittelbar im Nominativ folgenden
Prädicats mit diesem zusammen einen einfachen Nominalsatz
bildet, der in seiner Gesammtheit das Prädicat eines übergeord-
neten Subjectes ist, — eine Satzform, in welcher wir das über-
geordnete Subject als nominativus absolutus anzusehen gewohnt
sind. Nach dieser Auffassung verhütet j£> in L-JliSi^ iAj; nicht
die Verwechslung des Prädicates ^JUJl mit einer adjeelivischen
Apposition zu dem Subject lXj: , wie es in wJüJt ^; möglich
wäre, sondern ist selbst Subject des untergeordneten, das Prä-
0(1, 3 ,0*J , 3
dicat des Hauptsubjectes Jo; bildenden Nominalsatzes u-JU-tj-?
»Zeid — er (ist) der Ueberlegene«. S. Ibn Jacis S. f n Z.20 flg.
Für allein zulässig gilt diese Auffassung da, wo das Prädicat,
G - - J So«
wie in wJ«_j_3> lXj: »Zeid — er (ist) überlegen«, mdeterminirt
ist, weil dann die Unmöglichkeit, das indeterminirte vjj&
r.
in wJt (Äj; für eine Apposition des durch sich selbst deter-
minirten Ju: zu halten, eine äussere Unterscheidung un-
147 — -
nölhig macht. Von den beiden Wirkungen des Scheidungs-
pronomens als solchen (Muf. S. öt** vorl. u. I. Z.) kommt diesem
Subjectspronomen nur die zweite zu: iAjJ^xJI ^ v-yis »eine
Art Verstärkung« nämlich der Aussage, dass dieses Prädicat
vorzugsweise oder ausschliesslich diesem Subjecte zukomme.
Auch die äussere Gestaltung des Satzes ändert sich dann beim
Hinzutritt der obengenannten Zeitwörter: ,.,£und seine Begriffs-
verwandten verlieren ihre äussere Rection ganz, und die
verba cordis u.s.w. die ihrige zur Hälfte; jene setzen nicht
mehr ihr Prädicat, diese nicht mehr ihr zweites Object formell
in den Accusativ, sondern den bezeichneten einfachen Nominal-
satz nur virtuell. Nach Muf. S. of Z. 4 flg. gebrauchten »viele
Araber« diese Satzform, die auch in einigen Lesarten des Korans
- - <■
neben den andern gewöhnlichen erscheint: Sur. 8 V. 32 ^ ^\
■> ° - 1 - 1 - ° - c
/<jJ-\ j$> \^\S> statt der Vulgata / öJ-\ , wozu Baidäwi bemerkt:
»Man liest auch / <l£\ im Nominativ, wonach ^P Nominalsub-
ject, nicht Scheidungspronomen ist«; Sur. 43 V. 76 +$> \y?6
-)i-c - = -C 5 5
^j^JLkil statt der Vulgata -t^M*, in welcher *3> nach Baidäwi
jJa's ist; Sur. 18 V. 37 fjkJJJ ^'d e*JL $3? & j£i' o' statt l*er
Vulgata J^äT, zu welcher Baidäwi bemerkt: »Man kann an-
nehmen , dass bT Scheidungspronomen , aber auch dass es
Verstärkung des ersten Objectsaccusativs (j, in J, j") ist (s. dazu
Ibn Jacis S. f |*»f Z. 17—20). Man liest auch jiT im Nominativ,
wonach es das Prädicat von Gl und dieser Nominalsatz ein
zweites Object zu J,.j" ist«. Weitere Ausführungen und Bei-
spiele dieser doppelten Möglichkeit findet man bei Ibn Ja'is
S. ft*t Z. 13 flg. — Wenn das Prädicat eines determinirten No-
minalsubjectes ein verbum finitum ist, sehen die meisten
Grammatiker das den Begriff des Subjectes wiederholende Pro-
nomen nicht als J^i , sondern als iA**^ eines mit dem Verbum
10*
148
das Pradicat des übergeordneten Subjectes bildenden Nominal-
satzes an, weil das an und für sich indeterminirteVerbum
ebenso wenig wie ein indeterminirtes Nomen Apposition des
determin i rten Subjectes sein kann, ein Unterscheidungs-
zeichen hier also ebenfalls unnöthig ist. Saihzade zu Sur. 35
V. II : »In .j*jij£> (iLüj^X* ist i^LJ^i S*a erstes Subject, jS>
zweites Subject, ...aj dessen Pradicat, und dieser Satz das Pra-
dicat des ersten Subjectes. Abulbakä lässt die Annahme zu,
dieses '^$> sei ein zwischen das Subject und das Pradicat ge-
setztes A,*aa ; aber man hat ihm entgegengehalten, dass das
Scheidungspronomen nicht vor das Pradicat tritt, wenn dieses
ein vb. fin. ist. obschon Einige es zulassen«.
II, 103, l.Z. u. 104, 1. A^Jj^*«: oder bloss jJiiJf heisst
dieses Pronomen bei den Basriern, Sujl'A bei den Kufiern,.
Muf. S. ör l.Z., IbnJa'is S. f t\ Z. 17 — 19.
II, 104, § 198. Den Gebrauch der Pronomina der dritten
Person als Stellvertreter der copula logica zwischen denen der
ersten und zweiten und ihrem Pradicat hat das Hebräische und
Aramäische (s. Gesenius' Hebr. Gramm. 22. Aufl. von Kautzsch,.
S. 267, §2. Nöldeke's Kurzgefasste syr. Gramm. S. 218 D.),
aber nicht das Alt- und Reinarabische, nach dem Grundsatze,
dass das Scheidungs- und Verstärkungspronomen derselben Per-
son angehören muss wie das Subject, Ibn Jacis S. ft*1. Z. 21 flg.
Das Neuarabische aber hat jene Verbindung allerdings angenom-
men; Beispiele davon geben die drei Stellen S. 103 Z.14 und
S. 104 Z. 10 u. 11 aus einer arabischen Bibelübersetzung, und
Gorguos in seinem Cours d'Arabe vulgaire, Paris 1849. Nachdem
er Th. I S. 24 bemerkt hat: )>La suppression du verbe etre dans
le discours ecrit peut amener une equivoque : p. e.^LldlwJi I.AP
signifie ce sultan, ou bien celui-lä est le sultan. Si l'on veut
que le sens soit: celui-lä est le sultan, on insere entre ItAP et
,..lLL*Jf un pronom personnel de la 3e personne, et Ton dit :
...liaUJI j$> W& (hada houa es-soltän) celui-lä, lui, le sultan«,
fügt er S. 27 in Beziehung auf das Pronomen der ersten Person als
149
Subject hinzu: »On evite l'equivoque par 1' Insertion d'ira pro-
nom isole de Ja 3e personne. Ainsi soit ä traduire: je suis le roi.
on pourra dire ^VJLli^P lil <ma houa elmelek). Celte facon de
traduire est toutefois employee si Ton veut donner ä la phrase
une sorte d'energie, et dans l'exemple tiVlUjP lil , l'idee repond
mieux ä la tournure francaise: c'est moi qui suis le roi«. Das
Reinarabische dagegen lässt im einfachen Nominalsatze mit
einem Pronomen der ersten oder zweiten Person als Subject den
Uebergang von diesem zu dem Nominalprädicate äusserlich un-
bezeichnet, und so sagt auch der mystische Dichter, Catal. libb.
mss. Bibl. Sen. Lips. 8. 402 Sp. 2 Z. 18 :
Ego (sum) is quem amo, et is quem amo (est) ego.
II, 104, Anm. 1, Z. 2 — 4. Wenn de Sacy aus der von Ibn
Farhat für das Scheidungspronomen gebrauchten Bezeichnung
J^s v_i-> folgert, dass man nach ihm die persönlichen Pro-
nomina in diesem Falle nicht als Pronomina , sondern als Par-
tikeln zu betrachten habe, so kann dies deswegen nicht zu-
gegeben werden, weil es undenkbar ist, dass Ibn Farhat die
nach Geschlecht und Numerus ihre Form verändernden Pro-
nomina in irgend einer ihrer Anwendungen unter die unver-
änderlichen Partikeln gerechnet haben sollte. Sein ^.z> be-
deutet, wie oft bei den Grammatikern, einzelnes Wort im
Allgemeinen, ohne Beziehung auf einen bestimmten Redetheil:
s. Lane S. 550 Sp. 2 Mitte; Morgenl. Forschungen S. 119
drittl. Z. JyCc» p»_.^- o1^* ^ ^^ y**N uj*z -J"£ %s* u*~y 5
s.134 z.8 ^jtj ityi u^s c^*+^ ^üi 05^1 oJ>\ [S/jX) y ;
Z. 9 ö.<w*o uw>i »einiae wenige Wörter«, von welchen j. Ji
eins ist. '
■>
II, 104, Anm.1. Z. 4 v.u. »s^—*« sehr, s^ > .
2 ,. ' Sc'
II, 105, Anm. I. Z.3. »^^iiäj« sehr. ^^o&J .
II, 106, §201. Der Gegenstand dieses Paragraphen, die
Bestimmung der einzelnen Fälle, in welchen ein grammatisch
indeterminirtes Nomen in irgend einer Stellung und Verbindung
150
Subject eines einfachen Nominalsatzes werden kann, — s. Muf.
S. It*» Z. 5-8, Ibn Ja is S. I.t» Z. 19 flg., Wright's arab. Gramm.
II, § 127, — wurde von spatern Grammatikern eingehender und
ausführlicher behandelt, wodurch das Verzeichniss derselben
immer länger geworden ist. Badraddin's Commentar zu Dieterici's
Alfijah S. öl — II zählt deren vierundzwanzig auf, fügt aber
am Schlüsse hinzu: »Einer der Spätem hat sie bis auf einige
dreissig gebracht; was ich davon nicht erwähnt habe, ist des-
wegen in Wegfall gekommen, weil es entweder auf das von mir
Erwähnte hinauskommt, oder unrichtig ist.« Dieselbe Zahl giebt
Ibn Hisam, Suchir al-dahab S. 11 Z. 1 an, als von »einem der
Spätem« erreicht. Er sowohl als Näsif im När al-kirä S. vf
Z. 12 flg., wo die einzelnen Fälle am vollständigsten aufgezählt
sind, stellen die grosse Mehrzahl derselben unter die zwei Ka-
tegorien derBesonderheit, ^jo^i-M, und der Allgemeinheit
(*j**JI); ein grammatisch an und für sich indeterminirtesWort
wird nämlich theils durch eine in ihm selbst liegende oder hin-
zugedachte oder äusserlich hinzugefügte nähere Bestimmung
specialisirt, \j^*a<? , und dadurch der vollen Determination an-
genähert, theils, wie durch Anwendung des Artikels ^äj.xäj
(j*JL^ (I, 436, Anm. 1), auf alle Individuen der betreffenden
Gattung, Art oder Mehrheit ausgedehnt und dadurch verall-
gemeinen, ***<< . Eine noch generellere, beide Kategorien um-
fassende Begriffsbestimmung giebt När al-kirä S. vf Z. 13 in den
O , - O - 3 - - £ o
Worten: Lgj ilcXÄ^t ;L> La *>j.j »XÜI ooli! ^l »wenn ein in-
determinirtes Wort auf irgend eine Weise eine bestimmte "Vor-
stellung ausdrückt (d. h. wenn zu dem nackten indeterminirten
Gattungsbegriff auf irgend eine Weise ein näher bestimmendes
Merkmal hinzukommt), kann dasselbe zum grammatischen Sub-
jecte eines einfachen Nominalsatzes gemacht werden.« So z.B.
wenn dem » *j' in dem Satze '■iSsj>- ^ -ks> ä*«j', När al-kirä S. vf
Z. 20, entweder durch Verallgemeinerung die Bedeutung von
,0 , i 3
8.*j J..5', jede Dattel, oder durch Besonderung, mit Hervor-
151
hebung des in dem n. unit. liegenden numerischen Einheits-
besriffes, die Bedeutung von äA>^ byj", eine Dattel, gegeben
wird. Der letztere Fall findet auch statt, wenn dasDeminutivum
J^>. = ^juo J.>. , als iixixa^ SJsi zur Einnahme der Subjects-
stelle berechtigt (När al-kirä S. vf Z. 18;, an die Spitze des Satzes
, . o O o . 3 m •'• £ 3
LjJü£ J«^?-; tritt. Das umgekehrte Verfahren zeigt sich in ^y*
.s£ .ys ^3», Alfijah S. 1. Z. 12 u. 13, wo das indeterminirte
Participium und Adjectivum ^ty* durch Hineinlegung des Be-
griffes ...LmJI oder \.>. zu einem specialisirten Substantivum
erhoben wird. Auch die blosse antithetische und specificirende
Xebeneinanderstellung von zwei oder mehr indeterminirten
identischen oder synonymen Wörtern befähigt sie vermöge der
dadurch bewirkten Aufhebung der reinen begrifflichen Un-
bestimmtheit zur Einnahme der bezeichneten Stelle, wie in -.j
Q o.
LäJ Ay»2 LuJlc »Ein Tag ist uns ungünstig, ein anderer günstig«
Nur al-kirä S.vö Z; 1 1 ) , und in dem häufigen — jß -j.i3 — jts *yj
der Grammatiker und Gommentatoren: »Einige haben gesagt — ,
Andere aber haben gesagt — «. Allerdings giebt es unter den
letzten in När al-kirä aufgezählten Fällen drei, die sich nur
gezwungen einer der beiden Kategorien unterordnen lassen :
— .CG. "'" ° - ' * O . . . O.O -. O . i 3
S. vo Z.5 sLi?S iA'i |V^5 Uj-jw, Z.7 ^Aaj Xjl\.< j,l j' uj Jo und
Z. 8 üJe?« b.^"^; im ersten und zweiten Falle soll die
•_• o
Stellung des *i? und iüJco als Subject eines Zustands-Nomi-
. 3 -
nalsatzes mit und ohne JLsM^ , im dritten das Wunderbare
der angeblichen Thatsache, dass ein Baum sich (vor Muhammed)
zur Erde niedergebeugt habe, der Grund der abnormen Aus-
drucksform sein. Im letzten Falle mag die emphatische Hervor-
hebung des bezüglichen Wortes seine kühne Voranstellung ge-
nügend erklären ; die beiden ersten Fälle scheinen zu ihrer
Rechtfertigung die Annahme einer dichterischen Freiheit zu
verlangen. Jedenfalls aber eilt kein solcher Erklärungs- oder
152
Rechtfertiüunessrund für das _,:> S-x 0^»\ und Aehnliches in
den Lokmanischen Fabeln ; die so unverdienterweise zu der Ehre
gekommen sind, im christlichen Europa Jahrhunderte lang die
Anfänger in das Arabische einzuführen, und diese Rolle, wie es
scheint, auch jetzt noch nicht ganz und überall ausgespielt haben.
Wie diese Anfänge heissen sollten, zeigen zum Ueberflusse zwei
Löwenfabeln in Zamahsari's Raud al-ahjär (Dresd. Hdschr. 404.
Bl. '24 r.) : LJätä«, v-oi» «»X-J ~J> und *_ol> *./>-^L ...tf UxJ ..,!
' • ^ • , & ■) " ^ ^„
^ - G - Ä
wJLäj^ j — das Letzte zugleich ein Beleg dafür, dass die Ein-
führung durch ^\ oder eine andere den Nominativ des Jt\Ä^c
in den Accusativ des -A\ ^ **»\ verwandelnde Partikel hin-
reicht, ein rein indeterminirtes Nomen als logisches Subject an
die Spitze eines Nominalsatzes zu stellen.
s
II, 109, 1 u. 2. Die Uebersetzung des doppelten JJk in
Sur. 2 V. 263 durch ressemblance entspricht ebenso wenig un-
serem Sprachgebrauche, als der wirklichen Bedeutung desWortes
in solcher Verbindung , nach Baidäwi zu Sur. 2 V. 16: jl=> JJ
Sü^c L^aSj ^Lü Ui Xäjö5I kc:ä j{ »jeder Zustand, jede Thatsache
oder Beschaffenheit, die eine höhere Bedeutung haben und in
denen etwas Ungewöhnliches liegt.« Die etymologische Grund-
bedeutung des arabischen Wortes , wie die von b'Ö'a und bnp ,
ist Darstellung in concretem Sinne: 1) was eine Person oder
Sache in und an sich selbst darstellt, ihr Zustand, ihre
Handlungsweise oder Beschaffenheit; 2) eine Person oder Sache,
die etwas Anderes darstellt, Beispiel, Sinnbild, Gleich-
niss, Sinnspruch; s. Delitzsch, das Salomonische Spruchbuch,
S. 43 u.44.
II, 110, Anm. Z. 4 u. 5. »un terme circonstanciel d'etat
qui modifie le sujet lAP« . Baidäwi sagt von diesem I33-& : »es
steht im Accusativ als Zustandsausdruck: das diesen Accusativ
Regierende aber ist die Bedeutung des Demonstrativnomens
hädä«, d.h. die in ihm liegende Verbalbedeutung desHinweisens
und Zeigens, als ob es hiesse: Seht hier meinen Eheherrn als
Greis! S. Muf. S. Pa Z.3, Ibn Ja'is S. N»o Z. 10 flg.
153
O - o -
II, 113, 14. ».Juix principe« d.h. nach der Basrischen Schule
Quelle des Stoffes wie des Begriffes des vb. fin. und aller Verbal-
derivate; s. diese Berichte v. J. 1 866, S. 303 Z. 8 flg., theilweise
gegen die von de Sacy I, 279, 3 flg. gegebene Erklärung dieses
Schulwortes.
II, 113, 16 — 18. »Lj^to c^oy^ fei frappe en frappant — ^~kz>
\^yxi il s'est assis en sasseyant« . Dieser Versuch einer mög-
lichst wörtlichen Wiedergabe des arabischen absoluten Infinitivs
verwandelt denselben in einen concreten persönlichen Zustands-
ausdruck, der. wie ein Nationalgrammatiker sagen würde. .*i
l\-^ ist, indem er nur die schon im vb. fin. selbst enthaltene
Vorstellung des die bezügliche Handlung ausübenden bestimmten
Subjectes wiederholt, ohne derselben ein neues Merkmal hinzu-
zufügen; wogegen jener Infinitiv als Verbalabstractum gerade
durch seine der Einbildungskraft freien Spielraum lassende Un-
bestimmtheit die Vorstellung der Handlung an sich in Beziehung
auf Stärke, Häufigkeit, örtliche oder zeitliche Ausdehnung ver-
7 «_ 7 kj
stärkt; s. diese Berichte v. J. 1866. S. 317 u. 318, und Wright,
7 7 C 7
Arab. Gramm. II, S. 55 u. 56, a.
II, 113, 5 v.u. Statt (jrojXs» vor x^xb sehr. (jjjtb^ ; denn
(^th verhält sich zu \~tjo nicht wie lAx's zu ^yJi^. d.h. wie eine
species zu einer andern von demselben genus, sondern wie ein
genus zu einem andern. Das n. speciei xXxb kann daher eben-
sowenig wie das n. act. U*l? unter den Begriff ^jja gestellt
werden. Weiter gilt das von >\fai frappe en frappant« als Ueber-
SU . 3 0 . ,
Setzung von byto o-yto Gesagte in noch höherem Grade von y>je
«.o DO-,
Tai frappe en frappant« als Uebersetzung von \iy^> ^ysi , d. h.
je Vai frappe d'une certaine maniere oder Wune maniere parti-
culiere, was auch auf 'siijth *ÄÄxb anzuwenden ist. S. diese Be-
richte v.J. 1870. S. 234, zu I, 301, 14.
II, 113, vorl. Z. y>d'wi conp douloureuxa sehr, douloureusement,
ohne directe oder indirecte Zahlbestimmung der in den Allgemein-
154
begriff* v-yö , Schlagen, zusammengefasslen Schlüge. »D'un coup
douloureux«. wäre auf Arabisch mit n. vicis \xz>yA Joy/to.
5 - -3 > o » Ga G s " , ■ Ga
II, 114, 4? \i <$yt&* oder xJLc ist theils ä-Jtcli idc, causa
efficiens, Ursache und Grund, wie in U^>- üU, er starb vor
Hunger, !l\**o> \asmu) , er hasste ihn aus Neid ; theils K^jIc üJLc ,
causa finalis, Absicht und Zweck, wie ;in den von de Sacy hier
und oben S.79 Z. 10 u.11 angeführten Beispielen. S. Muf. S. Pv
Z. 8-10, Ibn Jacis S. ITa Z. I — in Z. 4.
II , 1 1 5 , 8 v. u. » o^-cas « sehr. o^Uai .
II, 116, 8. »si vous interpretez cette vision«. Auch wenn
man mit de Sacy den Artikel in LjjJü den <_x..p oder die Rück-
beziehung auf ^Ljj. ausdrücken lässt, wird man zur Ver-
!)0. 05CJ
meidung einer Tautologie in ^3*«' *.ÄÄi" den Begriff' des
Könnens legen müssen: Eclaircissez-moi sur ma vision, si
vous pouvez Interpreter cette vision. Da aber, wenn dieser Sinn
beabsichtigt wäre, dem allgemeinen Sprachgebrauche gemäss
statt des wiederholten Nomens das Pronomen stehen würde, so
fasst man den Artikel besser als u~Ä.>t s^sujüu gesetzt : si vous
savez Interpreter les visiöns, wenn ihr euch überhaupt auf die
Traumdeutung versteht.
II, 116, Anm. I, Z. 2. S. Dieterici's Alfijah, S. 143 u. 144,
.. o ..
V. Pvl mit dem Commentar, der durch die Definition von idlcss
.0)
und dessen Gegentheil öl\*c de Saq/'s Erklärung von dem
erstem Worte , S. 1 1 5 u. 1 1 6 , bestätigt.
II, 116, Anm. 2. Baidävvi sagt hier nicht im Allgemeinen
»quand le verbe est mis apres son complement« u.s.vv., y>l \ö\
\jj.asu) ^-c , sondern ausschliesslich in Beziehung auf die vor-
liegende Koranstelle £\ 3-i Li : comme le verbe a ete mis apres
son complement , il a perdu une partie de sa force , et ä cause
de cela il a ete fortifie au moyen de <j u.s.w.
II, 118, 6 — 8. Als Bezeichnung des Gebrauchs eines Wortes
155
in uneigentlicher Bedeutung, iu;L^\*Ji s.Hariri, I.Ausg. S. tro ,
Coinm. Z.i), heisst dieses lj: vL^uii iL , wörtlich das Be des
(Bedeutungs-)Ue Herganges.
II, 118, 13. Nicht mit >_>, sondern mit J, conslruirt be-
deutet Ai>S »commencer d, se mettre ä faire«.
II, 118, 15 — 17, ausführlicher in Chrestom. arabe, I,
S. 33, Anm. 2.
II, 121, I u. 2. Diese Ansicht entspricht der Vorliebe
de Sacys und seiner Zeit für Erklärung der verschiedensten
sprachlichen Erscheinungen durch die Annahme von Ellipsen,
widerspricht dagegen dem Grundsatze der neuern Sprachwis-
senschaft, dass unmittelbare, keiner äussern Exponenten be-
dürfende Nominal- und Verbalrection im Allgemeinen ein Kenn-
zeichen grösserer Ursprünglichkeit, das Gegentheil aber die
Folge einer Erschlaffung der den Wörtern inwohnenden eigenen
Beetionskraft ist.
II, 121, 7? lieber dieses fcjj&l iL s. I, 470, 7° Gleich-
bedeutend mit XjlXsäJI iL ist AüiJt iL, M. al-M. S. öa Sp. 1 Z. 9,
wie auch das Yorsatz-Hamza der vierten Form, welches einem
in der ersten Form intransitiven Zeitworte transitive Bedeutung
giebt, JJÜ-'I äi^i? genannt wird. Ibn Hisäm, Comm. zu Bänat
Suädu, ed. Guidi, S. (vi* Z. 15: o*k>o! o-^J &jl\*j oJÜ til
*ä*gJi c^äs jÄi-^ sj*£ *w^ •
II, 121, 8°. Es widerspricht dem Begriffe derTransitivität,
Verba, die ihre Objecte mittelst einer Präposition zu sich nehmen,
im Gegensatze zu solchen, welche dies unmittelbar durch An-
wendung des Accusativs thun, intransitiv zu nennen und so einer
blossen Verschiedenheit in dem Verfahren , durch welches die
Verba ihre Transitivität bewerkstelligen, den Schein eines ex-
clusiven contradictorischen Gegensatzes zu geben. Es ist dies
um so weniger zulässig , da , wie de Sacy selbst bemerkt , viele
Verba den Uebergang zu ihren Objecten bei völlig gleicher Be-
deutung auf die eine wie auf die andre Weise bewirken, so dass
156
nach jenem Sprachgebrauche dasselbe Verbum, jenachdem es so
oder anders transitiv ist. zugleich transitiv und intransitiv sein
niüsste. Die richtige Ansicht von der Sache stellt sich dar in der
von den Nationalgrammatikern selbst gewählten Bezeichnung
&»JiXi JotäJI ^lXju' und s-**j Jotaii ^lXjü' , »Uebergang des
Verbums durch sich selbst« und »Uebergang des Verbums durch
ein Anderes«, d. h. durch eine Präposition, kurzgefasst : un-
mittelbare und mittelbare Transitiv! tat. Nach dem kurz zuvor
Bemerkten wird auch hier die unmittelbare Transitivität, wo sie
bei einem und demselben Verbum neben der mittelbaren steht,
als die ursprüngliche oder ältere zu betrachten sein, besonders
auch bei der Form jots . Dass diese nicht bloss hinsichtlich ihres
Charaktervocals, sondern auch hinsichtlich ihrer Bectionsfähig-
keit zwischen Jots und Joti eine Mittelstellung einnimmt, bald
wie die letztere intransitiv, bald wie die erstere theils ebenfalls
intransitiv, theils transitiv ist, steht fest; aber ein Irrthum liegt
in der Annahme, dass sie ursprünglich, wie Joti, stets intransitiv
gewesen, später zum Theil mittelbar und zuletzt sogar unmittel-
bar transitiv geworden sei. Es liegt vielmehr im Wesen und
Gebrauche dieser Form, ihrer lautlichen Mittelstellung zwischen
J.X5 und Jsxs entsprechend, etwas Zwitterhaftes, was sich da,
wo es transitiv auftritt, durch zuständliche Activität
bezeichnen lässt, d. h. theils von einem Zustande ausgehende,
theils von einem solchen begleitete, theils auf einen solchen
hinauslaufende. Der Zustand selbst ist bald ein dem Subjecte
anhaftender, bleibender, bald ein accidenteller, vorübergehen-
der, bald ein materieller, äusserlicher, bald ein immaterieller,
innerlicher. Insofern Jjts intransitive bleibende Zustände, kör-
perliche Eigenschaften und Beschaffenheiten u.dgl. bezeichnet,
, 3 , »
steht ihm oft Jois gleichbedeutend zur Seite ; insofern es eine
unmittelbar oder mittelbar transitive zuständliche Activität
ausdrückt, wechselt es ebenfalls oft mit J.*s. Besonders stark
tritt sein begriffliches Wechselverhältniss mit Jots da hervor,
wo es theils mit völliger Aufgebung seiner specifischen Infinitiv-
form J.X5 , theils neben dieser und andern Formen , wie Jots ,
157
■> > "-S -c
Joii , jjts, i3j«s, O^^' c'as ^Ul unmittelbare Transitivität sich
zunächst darbietende Jons von jJti annimmt, wie J» von ^Jjj ,
G o , -
unmittelbar angränzen oder folgen, *.ä+z*- von *..;io> , Schweres
Oo> - - G o - G o *
auf sich nehmen , ^jüLi von v^ääJ , auffangen , _£j und *L , ver-
schlucken, verschlingen, **.b von **b, verspeisen, essen, Ji«.
und ^juiö von ^s.^.. und ^a^ö , schlürfen , einsaugen , *+»* von
•**** , hören, $S und S-yi, von »_i und ^, verabscheuen,
hassen , v_^.i> , [c^> und wv-^ von LiLs- öjJ> j ic*^ unc*
v_jL? (<_**£}', fürchten, scheuen, .y*i von ^oi , nicht fürchten,
5 o - - G o -
nicht zu fürchten zu haben, .^ö von Lr«J > vergessen, iA*5=»
von i\+s», dankend lobpreisen, — alle diese Verba, der ge-
nannten Infinitivform entsprechend, unmittelbar transitiv; nur
>_iL> , |c-£-s> und .y«! nehmen statt des Accusativs auch ._* zu
sich : sich fürchten vor — , sicher sein vor — . In den meisten
Fällen hat jedoch das transitive Juts unter seinen Infinitivformen
oo-
kein ,}jts , auch da, wo man dieses vorzugsweise erwarten
sollte, wie bei ^Lc J^*c , wirken, thätig sein, arbeiten,
^ > - - -
machen, verfertigen, bL>.ä J**ä, entgegen nehmen, empfangen,
5 0', - ; # -
'u^^jj^x-, sich ein Kleidungs- oder Waffenstück anlegen, ^Ac
ff O 5 * - »
L^Ac» UiAä nicht vorfinden, nicht haben, entbehren, u.a.
Der Hauptgrund hiervon ist ein vergleichungsweise stärkeres
ursprüngliches Vorwiegen des Zuständlichen in der Bedeutung:
WW= Mühe haben (vgl. Voy, btt?), J.aS vor oder gegenüber sein
wie die *Jb*j, welche, vor der Gebärenden stehend, sitzend oder
knieend, das Kind aus ihrem Schoosse empfängt), ^.J überzogen
und bedeckt werden oder sein, -Ac Mangel leiden: ein Neben-
grund liegt aber ohne Zweifel hier und da, wie bei J^'i und
158
(j«*J, in der Verwendung des Jois zum Infinitiv für andere Per-
fectformen und Bedeutungen.
II, 122, 6 u. 5 v.u. »JscLäi! ^c ^olüU gewöhnlich woli
J.cLäil. wie ^./öLäJ! woU , der Stellvertreter des Richters; s. M.
al-M. S. Hf., Sp. 2, vorl. Z.
II, 123 , 5 u. 6. »mais ce genre de construction est rare en
arabe«, vielmehr im Altarabischen gar nicht vorhanden; s. diese
Berichte v. J. 1863, S. 170 u. 1 71 , und v. J. 1 864, S. 269, Z.7 flg.,
und deSacy selbst, II, S. 545, § 1034. Man lasse sich nicht durch
Stellen wie lAXgj ^,l*-ü ^y^> ^%f. ^A von Hassan bin Tabit in
Wüstenfeld's Ibn Hisäm S. I.Po Z. 2 zu der Meinung verleiten, das
Aclivsubject könne ausnahmsweise nach dem Passivuni, wie
durch den griechischen Dativ, durch j eingeführt werden; denn
das j steht dort für J,! : «Wird jemand (von Gott oder dem Pro-
pheten) zum heilbringenden Lichte geleitet, so findet er das Heil« .
Hätte derDichter sagen wollen : Wird jemand vom heilbringenden
J - J o- o ,
Lichte geleitet, so würde es heissen : lil.Ltl *yS\ slX^j ^a. Im
Mittelarabischen dagegen erscheint das unserem von nach Pas-
0
siven entsprechende ^y*, wie es heutzutage gebraucht wird,
schon ziemlich früh, z.B. in Dieterici's Streit zwischen Mensch
und Thier, S. vi Z . 15: oJi*l^ ^Sy! Lc «JJt oJ^. "$ *&£#
gj^ ...^-xj.j L* , wo der Koranstelle Sur. 66 V. 6 ein unächtes tJ>*
zur Bezeichnung des J^ls angehängt ist: faciunt quae (facere) ju-
bentur ab eo, nämlich aDeo. — Disput, pro relig. Muhammedana,
o - , o > > m
ed. van den Harn, S. Pt Z. 8: s^c ^yi (joj.x^d( ^J^J! c\~«*
0<JUti\}^i; S. irv vorl.u.l.Z.: ^ Ji! ^ J^ä^^xJ! vLtfJI
JoJuX)^ ^fe*&" ? das erste .y> incorrect zur Bezeichnung Gottes
als Jasüs- , das zweite correct als iJLa von Jbj-är^ zur Bezeichnung
dessen, wovror der Koran von Gott bewahrt worden ist.
159
II, 123, 5 v.u., 125, 11, 126, drittl. Z. zweimal, u. 127,
Anm. Z. 5 »Jy« sehr, ^l, und 125, 12 »LjJ« sehr. t^i'.L
II, 126 u. 127, Anm. (1) . Zwar wird gegenwärtig niemand mehr
dieVermuthung de Sacys, Jü in der Bedeutung von geben ver-
danke seinen Ursprung einer schlechten Aussprache von JjcI ,
»wahrscheinlich« finden oder auch nur für möglich halten, dass
in Muhammeds Geburtslande eine solche unarabische Ab-
schwächung des c zu *• und des _b zu o üblich gewesen sei
und in seinem Munde ^iaef in J3i verwandelt habe; doch viel-
leicht könnte man wenigstens eine durch Begriffsverwandtschaft
vermittelte Uebertragung der Bedeutung und Construction des
ersten auf das letztere annehmbar finden. Aber auch dieses
Nothbehelfes bedarf es nicht. Schon in Caspari's Grammatik und
deren Bearbeitungen von Wright und Müller ist als Grund jener
Umkehrung des Verhältnisses zwischen Sache und Person »die
grössere Bedeutung (the greater importance) der Person« an-
genommen worden, derzufolge beim Fortschreiten vom einfach
transitiven IiAj; ujUjCMj! zum doppelt transitiven v_jü£!i IJl>: Jü ,
im Pass. \Jü&\ Aj: JJ , die Person an die erste Stelle trete.
Diese Erklärung scheint mir auch jetzt noch richtig und auf die-
selbe Erscheinung bei den bedeutungsverwandten Zeitwörtern
anzuwenden. In der einfach transitiven ersten Form sagt man
\\ eÜtL »die Schmährede ist zu dir selanst«, d.h. ist dir zu-
getragen worden ; in der doppelt transitiven zweiten aber üvitL
i^amJI »er hat dich zu der Schmährede gelangen lassen«, d.h. hat
sie dir zugetragen; s. Freytag's Arabb. provv. I, S.625, Spr. 67.
Ebenso der Koran in der zweiten und 'der gleichbedeutenden
O! > „..£
vierten Form : Sur. 7 V. 60 u. 66 £ o^L-, (JJiL\ , Sur. 7
V. 77 u. 91 ^ äJLwj ,*&xL! . Von r^>) und ^cij; ist gleicher-
weise die über eine Person kommende Sache das Subject und
die Person selbst das Object ; das Gegentheil findet Statt bei
den causativen Formen : Sur. 18 V. 72 L^c ^y>\ ^ jJi$>J ^ ,
Sur. 10 V. 28 JJüf ^ Ubä °^y>s ^I^IäII. llk^i wird von
160
dem Fluche gesagt, der den Menschen verfolgt; dagegen ist das
erste Object der vierten Form im Activum und das Subject der-
selben im Passivum der vom Fluche verfolgte Mensch : *JUt «aj!
:u*U LVj , und Sur. 1 1 V. 63 : iU^ä.'i mj; iUxi IulXJ! bl\£ j, |yt<.j'i ,
Baidäwi mit Wiederherstellung des ursprünglichenVerhältnisses:
^jjiiAJt J, *^i äuü Jüjtül c>i*> ^ • Wenn dieses Verhältnis^
Sur. 2 V. 272 in den Worten des Korans selbst: ^ iUJCsii j^..»
iLÄj durch die Wortfolge wiederhergestellt scheint, so zeigt
sogleich das folgende \^ \Jf.~> J»! l\äs iUx^! oj.j qX» , dass
Baidäwi Recht hat zu sagen : » äL&j ^.* ist erster Objects-
accusativ, aber nachgestellt wegen der dem zweiten beigelegten
(grössern) Wichtigkeit«.
Berichtigungen zum vorigen Stück v. J. 1878.
S. 68 Z. 12 »Morgentrunk« sehr. Abendtrunk. — Nach Prof. Thorbecke
erklärt Ta'lab zum Diwan Zuhair's das läXc q! iAxj L*J so: v^L^Cj *i
oL**äj /JJ.Ä*J j^Li?. |«.J ^ Lä^e j**2-?. ^ »(Wein; der noch nicht das
Alter der Edelreife durch Umschlagen überschritten hat«. Somit be-
hält Lü hier seine eigentliche Bedeutung.
S. 70 Z. 19 »aII« sehr. Uli, — S. 86 Z. 21 »zagen« sehr, sagen. —
S. 107 Z. 6 »«-« zu tilgen.— S. 113 Z. 9 »11 « sehr. IP. — S. 126 Z. 11
t i, rC.
sehr. J^ooftit (j, ^3-AJI^ . — S. 129 Z. 9 v.u. »J»e« sehr. Jjs .
S. 145 Z. 20 »8« sehr. 5.
Herr Overbeck gab als Fortsetzung : Analekten zur Kritik und
Erklärung der Parthenonskulpturen. 4. Zum Poseidon im West-
giebel, ö. Zu den Flügelfragmenten Michaelis, Parthenon Taf. 8,
Fig. 10 U. 11. 6. Über eine kolossale Hand mit einem Fackel-
fragmente. 7. Über die Frage, ob im Friese selbständige Formen
darstellende Malerei über plastische Formen geführt gewesen ist
und unter welchen Umständen dies der Fall war.
Hierzu Tafel III.)
Nachdem in Nr. I dieser Analekten die Thatsachen mitge-
theilt sind , auf Grund deren man mit aller Bestimmtheit be-
haupten darf, daß der Poseidon im westlichen Parthenongiebel
kein loses, am Zügel gehaltenes Pferd neben sich gehabt haben
kann, wie die von Stephani als eine Copie desselben betrachtete
Figur der viel besprochenen kertscher Vase in St. Petersburg
Compte-rendu etc. pour Tannee 1872 pl. I), sondern von einem
Zweigespann begleitet gewesen ist1), so sind in Betreff dieser
l New ton, welcher dies in der Synopsis of the contents of the british
Museum, Departement of Greek and Roman Antiquities, The sculptures of
the Partenon , Elgin Room I, Lond. 1880 mit einer eigentümlichen und
kaum zu rechtfertigenden Reserve anerkennt, indem er p. 23 nach der Be-
merkung, daß die Amphitrite die Stellung einer zügelnden Wagenlenkerin
habe, sagt : on the otherhand, i f the fragments of horses, found on the Akro-
polis and believed to have fallen from the Western pediment, do be-
long to t ha t pediment, it follows, as will he presently shown , that
there must have been originally a second pair of horses, which was no
longer in the pediment when Carrey drew it, bespricht p. 9t sq. die
Pferdefragmente, wobei er unter Nr. 10 auffallender Weise das in diesen
Berichten \ 879 S. 73 besprochene und Taf. I, Nr. 2 a.b. abgebildete rechte
Bein für ein linkes erklärt und die für die Aufheftung auf den Grund des
Tympanon so charakteristische Abplattung davon ableitet, daß sie gemacht
sei to gain room for the right hindleg of the same horse. Richtig ist dies
auf keinen Fall, das in Frage stehende Bein ganz sicher ein rechtes
1880. 11
162
Figur noch einige Beobachtungen, resp. bisher nicht beachtete
oder wenigstens nicht nach Gebühr gewürdigte Thatsachen mit-
zutheilen , welche den Parthenonposeidon demjenigen der kert-
scher Vase anzunähern scheinen könnten , in sofern aus ihnen
mit aller Wahrscheinlichkeit hervorgeht, daß der Parthenon-
poseidon nicht, wie man bisher allgemein M angenommen hat.
völlig nackt, sondern wie derjenige der kertscher Vase, mit
einem Stück Gewandung ausgestaltet gewesen ist, aber freilich
mit einem von demjenigen der Vase verschiedenen.
Die auch bei Newton a. a. 0. 2) nicht genau verzeichneten
Thatsachen , auf welche sich diese Behauptung gründet . ver-
gegenwärtigt Taf. III, Fig. 1 ; es sind die folgenden :
An dem linken Schullerblatt befindet sich eine ovale Bruch-
fläche von 0,36 m. grossem und 0,29 m. kleinem Durchmesser,
welche an ihrem untern Bande besonders nach links hin sich
um etwa 0,01 5 in. über die Fläche des Bückens erhebt und hier
die ursprüngliche, sehr saubere Bearbeitung zeigt, während sich
auf der Fläche außer den Brüchen und eben so oben linkshin
rohe Meißel- oder Spitzeisenhiebe wahrnehmen lassen , wTelche
auf eine geflissentliche Zerstörung hinweisen.
Noch ungleich deutlicher und in viel größerer Zahl treten
diese Zerslörungsspuren auf der rechten Seite des Bückens auf,
von dem gegen die Schulter hin gradezu ein Stück fehlt, sowie
auch von dem rechten Kappenmuskel (m. cucullaris s. trapezius
inner- und oberhalb des unverletzten m. deltoides. Dies letz-
tere Stück ist zwischen dem Ansalze des Halses und dem Del-
toides, innerhalb der auf der Zeichnung bezeichneten Punkte,
0,17 m. lang und würde, falls die Schulter nackt gewesen wäre,,
nach Maßgabe des linken Kappenmuskels gut 0,038 — 0,040 m.
dick gewesen sein. An dem rechten Bücken und auf der rech-
und die von mir gegebene Erklärung der Abplattung ungleich natürlicher,
als die von Newton versuchte.
1) Nur E. Petersen sagt in der Archäolog. Zeitung von 1875 S. 1 24,
Anm. 17 : »doch will ich nicht verschweigen, daß ich mir über das Lon-
doner Fragment folgendes notirte: auf dem Rücken Spuren von Gewand (?),
das auf der rechten Schulter höher hinaufgeht, an dem linken Schulterblatt
tiefer sitzt«.
2) Newton a.a. O. p. 22 sagt: At the back the upper part of the Shoul-
ders is roughly cut away; the chiseling does not appear to be ancient, bul
to have been done by some onewho wanted to strike the head off by a blow
on the nape of the neck.
163
ten Schulter aber handelt es sich nicht . selbst nicht theilweise,
wie bei der zuerst genannten Stelle, um Brüche, welche durch
O 7 7
einen Sturz der Figur veranlaßt sein könnten, sondern lediglich
um die rohen Hiebe metallener Instrumente, also um eine in
ihren Motiven freilich räthselhafte x . nichts desto weniger aber
völlig sichere, absichtliche Zerstörung.
Die ganze hier beschriebene Erscheinung aber kann schwer-
lieh anders erklärt werden, als aus der B ese itigung eines
Gewandes, welches auf der rechten Schulter mit
einem Bausch, nicht mit einem vorn herabhangenden Zi-
pfel auflag, sich dann schräg nach links über den
Bücken hinunterzog, an beiden Schulterblättern anlie-
gend. ohne die tief eingesenkte Spina zu berühren und welches
endlich wahrscheinlich mit dem andern Ende um den
linken Unterarm geschlungen oder über diesen
geworfen war. Also, wie auch Petersen a.a.O. hervorhebt.
verschieden von der um den Hals gespangten. beide Schul-
tern bedeckenden und über den ganzen Bücken herabhangen-
den Chlamys des Poseidon der kertscher Vase.
Daß aber der Parthenonposeidon mit einem Gewände wie
das oben beschriebene ausgestaltet gewesen sei. welches natür-
licherweise selbst bei einer minder heftigen Bewegung, als die-
ienige der Figur ist. in dieser Lage nicht verharren konnte, also
etwas Zurechtgelegtes hat, das von künstlerischer Willkür nicht
freigesprochen werden kann, dies wird sicherlich auf den ersten
Blick manchem Zweifel und Bedenken begegnen.
Allein . daß dergleichen realistischerweise nicht mögliche
Gewandanordnung auch sonst am Parthenon vorkomme , be-
weist unter Anderem aufs schlagendste die 27.Metope (Michae-
lis, Parthenon Taf. 3) mit dem hinter dem Lapithen in schönen
und regelmäßigen Bogenfalten ausgebreiteten, weiten Mantel,
welcher, trotzdem lebhaften Kampfe seines Trägers mit zwei
Zipfeln über die beiden Arme hangt. Fast ganz so, wie das Ge-
1) Wenigstens wüßte ich auf die Frage, wer ein Interesse daran ge-
habt haben sollte, bei dem Poseidon das Gewand zu entfernen , keine Ant-
wort zu geben, auch dann nicht, wenn man voraussetzt, es sei derselbe
gewesen, der demGotte den Kopf abschlug. Durch diese Verstümmelung
und gleichsam beiläufig und zufällig, wie Newton anzunehmen scheint
(s. S. 162, Anm. 2), kann die hier in Rede stehende Zerstörung nicht ent-
standen sein, sie erscheint vielmehr als eine planmässige.
11*
164
wand auf der rechten Schulter des Poseidon gelegen haben muß,
liegt dasselbe mit einem Bausche, nicht mit einem vorn her-
abhangenden Zipfel auf der rechten Schulter des von seinem
Gegner zu Boden geworfenen Lapithen der Südmetope Nr. 30
(Michaelis a. a. 0. Tafel 4), ähnlich- auf der linken Schulter der
Figur F im Ostgiebel (Michaelis a. a. 0. Taf. 6) und abermals
ahnlich der Mantel auf der rechten Schulter der Figur C im West-
giebel (Michaelis a. a. 0. Taf. 8, vergl. auch im Texte S. 193).
Was wir in diesen Beispielen vor Augen sehn, das werden wir
da, wo so sichere Anzeichen dafür sprechen, wohl auch an dem
Poseidon als nicht nur möglich , sondern als wahrscheinlich,
wenn nicht als gewiss bezeichnen dürfen und deshalb sei nur
noch bemerkt, dass ein Gewand, wie das für den Parthenon-
poseidon vorausgesetzte , auch sonst bei dem Gotte gar nicht
eben selten, wenn auch zum Theil in anderer Lage , nachge-
wiesen werden kann , und zwar in Vasengemälden und Münzen
so gut wie in späteren Beliefen und Wandgemälden1).
Eine zweite bisher unbeachtet gebliebene Thatsache , auf
welche hier wenigstens beiläufig hingewiesen werden möge,
ist diese. Auf beiden Schultern des Poseidon finden sich Metall-
stifte, und zwar steckt der Stift an der rechten Schulter genau
auf der höchsten Stelle des Deltoides, bei der linken mehr nach
dem innern Bande desselben Muskels hin. Diese Stifte weisen,
da hier aus verschiedenen Gründen sicher nicht an lange, auf
die Schultern herabhangende Locken gedacht werden kann, wie
solche bei mancherlei archaischen und archaistischen Poseidon-
darstellungen vorkommen, am wahrscheinlichsten auf Lemnisken
oder Taenienenden hin, welche von dem Hinterhaupte desGott#s
aus einem Kranz oder wohl richtiger von einer metallenen Binde
(Taenie) , welche Garrey nicht mehr sah oder nicht beachtete,
auf die Schultern des Gottes herabflatternd , hier befestigt wa-
ren. Daß dergleichen im Kreise der Kunstdarstellungen des
Poseidon wenigstens nicht unerhört ist, zeigen die beiden klei-
nen Bronzestatuetlen , welche in meiner Griech. Kunstmytho-
1) Vergl. meinen Atlas der Kunstmythologie Taf. XII, Nr. 3, 4, 7, 25,
Taf. XIII, Nr. 3, 9 (Vasenbilder ; Taf. XII, Nr. 12 (archaistisches) , Nr. 17
arehaisirendes Relief), Nr. 19— 21 (spätere Reliefe) ; Taf. XII, Nr. 22— 24
(Wandgemälde). Auch bei der Madrider Statue Taf. XII, Nr. 38 scheint es
sich um dasselbe Gewand zu handeln. Für Münzen vgl. m. Griech. Kunst-
mythol. III. Münztafel IV u. Münztafel VI, Nr. 9 u. 12.
1(55
logie III, Taf. III. Nr. 1 u. 2 abgebildet und das. S. 282. Nr. 6
u. S. 284. Nr. 11 besprochen sind.
Ungleich wichtiger als diese beiden Beobachtungen, aus
denen sich, falls sie sich als richtig bewähren, doch nur eine
etwas genauere Vorstellung über die Art ergeben würde . wie
der Poseidon dargestellt gewesen ist, nichts aber in Betreff der
Composition dieser Figur, ungleich wichtiger würde es im Hin-
blick auf die Composition sein . wenn sich erweisen ließe , daß
zwei Fragmente eines kolossalen rechten Beines von dem Posei-
don stammen.
Denn bekanntlich hat Stephani im Compte-rendu etc. pour
l'annee 1872 S. 100 — 1 05 sich bemüht, auf dem Wege der »in-
ductiven Methode« nachzuweisen, daß Carrey und Nointels Ano-
nymus (denn daß dies zwei verschiedene Personen waren, stellt
sich je länger desto deutlicher heraus) den Poseidon falsch ge-
zeichnet haben, indem sie ihn mit gestrecktem rechtem und ge-
bogenem linkem Bein von Athena zurückfahrend zeichneten,
während sie ihn vielmehr, nach Maßgabe der Vase von Kertsch,
mit gebogenem rechtem und gestrecktem linkem Bein gegen
Athena andringend hätten zeichnen müssen und daß nur die
von ihm, Stephani, ausgesonnene Stellung und Handlung des
Poseidon als eines grossen Künstlers wie Phidias würdig er-
scheine.
Nun hat freilich schon E. Petersen in der Archäologischen
Zeitung von 1875 S. Mi f. den für Alle, welche der »scholasti-
schen Schule« angehören, überzeugenden Nachweis erbracht,
daß Stephanis Auseinandersetzung aus nichts als aus willkür-
lichen und abenteuerlichen Erfindungen bestehe. Allein so we-
nie man der von demselben Gelehrten a.a.O. gebrachten Nach-
Weisung derWahrscheinlichkeit des poseidonischen Zweigespanns
gegenüber die Beibringung der thatsächlichen Fragmente eben
dieses Zweigespanns für überflüssig halten wird, eben so wenig
würde man es für überflüssig erklären wollen, wenn es mög-
lieh wäre, die Zugehörigkeit der erwähnten Beinfragmente zum
Poseidon zu erweisen. Denn diese Fragmente ^namentlich das
Knie) rühren deutlich und unwidersprechlich von einem so ge-
streckten rechten Bein her, wie es Carrey und der Anonymus
bei dem Poseidon gezeichnet haben, sicherlich aber nicht von
einem gebogenen, wie es Stephani voraussetzt.
Nun bin ich freilich nach langerund mehrfach wiederholter
166
Überlegung nicht der Meinung, daß dieser Beweis sich führen
lasse; ich glaube aber nichtsdestoweniger nicht, etwas Über-
flüssiges zu thun, indem ich durch eine etwas genauere Bespre-
chung die Aufmerksamkeit auf die in Frage kommenden Frag-
mente lenke.
Die bisher nicht abgebildeten, im Original in Athen , im
O / TD i
Abguß im britischen Museum befindlichen Fragmente bestehen
aus 1) einem kolossalen rechten Knie und 2) aus einem in den
Maßen entsprechenden Fragment eines rechten Unterschenkels
von kurz über dem Knöchel bis unmittelbar unterhalb der Wade1) .
Das Knie, welches in auffalendem Grade sehnig und kräftig ge-
arbeitet ist, mißt nach den genauen Notizen des Hrn. Dr. K. Lange
im Umfang um die Kniescheibe 0,55 m., während z.B. das eben
so gemessene linkeBein der Nike A7 vom Ostgiebel2) nur 0,51 m.
Umfang hat; das Unterschenkelfragment hat an der untersten
Stelle 0,47, an der obersten 0,58 m. Umfang, während die ent-
sprechenden Stellen am sog. »Theseus« unten 0,40, oben 0,43 m.
Umfang haben.
Durch diese Maßverhältnisse wird unmittelbar bewiesen,
daß die Fragmente von einer der Centralgruppe des einen oder
des andern Giebels angehörenden Figur stammen müssen, wäh-
rend bei der nähern Bestimmung dieser Figur verschiedene
Möglichkeiten eintreten.
Der Hermes (H im Westgiebel) wird freilich wohl nicht in
Frage kommen, da von ihm wahrscheinlich zwei größere, jedes
wieder aus zwei einzelnen zusammengesetzte Beinfragmente3)
t) Die Identificirung dieser Fragmente mit den bei Newton in der Sy-
nopsis etc. verzeichneten ist deswegen schwierig, weil bei diesen nirgend
Maße angegeben sind ; ich kann daher auch nur zweifelnd aussprechen,
daß das Knie das a. a. O. p. 87 unter Nr. \k und das Unterschenkelfragment
das das. p. 86 unter Nr. 8 verzeichnete sei.
2) Es ist dieses das seiner Lage nach am besten vergleichbare Knie
der Parthenonfiguren , andere vorhandene Knie kann man mit dem Band-
maß, auf welches wir in London angewiesen waren, zurVergleichung nicht
messen, weil sie in anderer Lage, die Beine stärker gebogen sind, wodurch
der Umfang zunimmt.
3) Newton, Synopsis etc. p. 26 Nr. 6 linkes und Nr. 7 rechtes Bein ;
die Unterschenkel abgeb. bei Michaelis Taf. 8, Nr. 36 der linke (»Rechter
Unterschenkel« im Text S. 202 ist augenscheinliches Versehen) und Nr. 37
Newton citirt wohl irrig 38) der rechte (»Linker Unterschenkel« a. a. O.
ist ebenfalls Versehen) ; die oberen Theile beider Beine sind unedirt ; die
sämmtlichen Fragmente im Original in Athen, Abgüsse in London.
167
stammen, welche in den Maßen übereinstimmend, sicherlieh zu-
sammengehören und genau 'der Stellung entsprechen, welehe
der Hermes in den Zeichnungen Carrey's und des Anonymus hat.
Die Maße geben : unmittelbar über der Wade in der Kniekehle
0,57 — 58 m. Umfang, unmittelbar unter dem Ansatz der Wade
0,52 — 53 m. , während der »Theseus« an den entsprechenden
Stellen 0,475 m. und 0,43 m., das in Frage stehende große Bein-
fragment an der letztern Stelle, wie oben bemerkt 0,58m. hat.
Man sieht hieraus einerseits, daß das große Bein die beiden ver-
mutheten Hermesbeine unter dem Wadenansatz noch um 0,05 —
06 m. übertrifft, also wahrscheinlich von einer dem Centrum noch
nähern Figur stammt und andererseits, wenn dem so ist, d;iß
die beiden vermutheten Hermesbeine, deren Maß an der bei allen
3Vergleichsobjecten meßbaren Stelle (unmittelbar unter derWade)
zwischen demjenigen des »Theseus« Eckfigur mit0,43 und dem-
jenigen des großen Beines Centralfigur) mit 0,58, da sie selbst
0,53 m haben, mitten innestehn, also für eine, wie der Hermes, an
der vierten Stelle von der Mitte aus befindliche Figur vollkom-
men passend erscheinen, wenngleich sie sich nicht unmittelbar
an die Beinstumpfen des Torso (Michaelis Taf. 8, Nr. 3) anfügen
lassen, vielmehr links ein etwa handbreites, rechts ein noch be-
trächtlicheres Stück zwischen den Stumpfen und den Beinfrag-
menten fehlt.
Wenn hiernach der Hermes H vom Westgiebel für die großen
Beinfragmente wahrscheinlich nicht in Betracht kommt, so
könnte dies wohl bei dem »Hephaestos« H vom Ostgiebel (Mi-
chaelis Taf. 6, Nr. 13) der Fall sein, welcher etwras größere Maße
hat, als der Hermes. Denn er mißt im Umfange des ganzen Kör-
pers unmittelbar unter den Brustmuskeln 1,665 m., der Hermes
dagegen 1 ,57 m. Den Unterschied von 0,095 m. könnte man frei-
lich auf die Verschiedenheit der Körperhaltung der beiden Fi-
guren zurückzuführen geneigt sein, von denen der »Hephaestos«
mit erhobenen Armen, also erweitertem Brustkasten dargestellt
ist, während bei dem »Hermes« der linke Arm gesenkt, der
rechte vorgestreckt ist. Man darf jedoch nicht vergessen, daß
bei der Messung des Leibesumfanges des »Hermes« ein kleines
Stück des Chlamysfragmentes mitgemessen ist , welches in Ab-
zug zu bringen ist und dann die Verschiedenheit auf annähernd
0,12 — 0,13 m. steigert. Dies scheint in der That auf eine wirk-
7 7 O
liehe Maßverschiedenheit beider Torse hinzuw eisen , macht es
168
wahrscheinlich (was auch ohne dies wahrscheinlich ist , daß
der »Hephaestos« dem Centrum noch etwas näher gewesen ist,
als der »Hermes« und laßt es, wenn man die Hermesbeine als
richtig nachgewiesen anerkennt , als möglich erscheinen , daß
die 0,05 m. an der entsprechenden Stelle dickeren großen Bein-
l'ragmente von dem «Hephaestos« stammen, mit dessen fast ganz
sicher zu reconstruirender Stellung , einem heftigen Zurück-
weichen mit ausgestrecktem rechtem Beine , sie vollkommen
übereinstimmen.
Endlich muß man aber doch auch sagen, daß wir von den
verlorenen Centralfiguren des Ostgiebels, bekanntermaßen so
völlig nichts wissen, daß es verwegen erscheinen würde, zu be-
haupten , die großen Beinfragmente könnten keiner derselben
angehört haben. Daß hierfür allerdings keine große Wahrschein-
lichkeit vorhanden sei, wird man dabei immer aufrecht erhalten
dürfen und so wird denn schließlich auch wohl kaum ein be-
stimmter Grund vorhanden sein, die Möglichkeit dessen nicht an-
zuerkennen, was sich, wie ich wenigstens glaube , leider nicht
beweisen läßt , daß nämlich die großen Beinfragmenle von dem
Poseidon des Westgiebels stammen, mit dessen Beinstellung bei
Carrey und dem Anonymus sie ganz und gar übereinstimmen
und zu dessen Maßen sie eben so gut zu passen scheinen wie sie
für diejenigen des »Hephaestos« aus dem.Ostgiebel möglich sind.
In der neuen (3.) Bearbeitung meiner Geschichte der grie-
chischen Plastik habe ich I, S. 307 gesagt, ich halte es, obgleich
ich dies bis jetzt nicht beweisen könne, für sehr wahrscheinlich,
daß wir in dem bei Michaelis, Parthenon Taf. 8, Fig. 11 abgebil-
deten, in Athen aufbewahrten Frasment eines Flügels ein Stück
des linken Flügels der dem Ostgiebel des Parthenon zuzurech-
nenden Nike / bei Michaelis (vgl. Taf. 6, Fig. 14 u. 14 a) be-
sitzen und ich möchte diese Worte hier etwas näher motiviren.
Bei Michaelis. Parthenon S. 197 heißt es von diesem und
einem kleinen a. a. 0. unter Nr. 10 abgebildeten Fragment eines
Flügels: »Die Bestimmung dieser Fragmente von ziemlich be-
deutenden Dimensionen, mit sorgfältig ausgearbeiteten Federn,
ist unklar. Pitläkis bei Newton. Transactions etc. Y, 7 und
Beule, L'acropole etc. II, 76 wollten sie der Nike / im Ostgiebel
169
zulheilen . was wegen der Stütze bei Fi 2. 11 un mög-
lich ist; Newton selbst denkt sich die vorausgesetzten Rosse
Poseidons (im Westgiebel) damit geschmückt. Fundnotizen feh-
len. Wenn die Flügel wirklich zum Parthenon gehören, so blei-
ben wohl nur die von 0 d.i. Amphitrite im Westgiebel ge-
lenkten Thiere (die Rosse von Poseidon's Gespann l) oder G
(d.i. die Lenkerin von Athena's Gespann dafür übrig.«
Was nun zunächst die Zugehörigkeit zum Parthenon anlangt,
so giebt es für dieselbe, soviel mir bekannt . auch heute noch
keinen ausdrücklichen Reweis; allein es wird wohl Niemand,
welcher die Fragmente oder ihre Abgüsse gesehen hat, einen
ernstlichen Zweifel an derselben hegen. Von der Zugehörigkeit
der Flügel zu den Poseidonrossen kann aber, seitdem wir sicher
wissen, daß dieselben keine Hippokampen waren, im Ernste
nicht mehr die Rede sein und so sagt denn auch Newton, der ja
selbst früher diesen Gedanken hatte, in der Synopsis etc. p. 86
von dem großen Fragment unter Nr. 3 . »fragment of a wing. in
Athens, with a Joint by which it has been inserted into a
figure, probably of Victor y.«
In diesen Worten ist aber auch der Gegenstand , welchen
Michaelis als eine »Stütze« versehen hat , durch welche die Zu-
schreibung an die Nike / »unmöglich« gemacht werde, richtig
als derjenige »Zapfen« (Joint bezeichnet, mit welchem der Flügel
in den Rücken einer menschlichen Figur »eingelassen« [inserted]
gewesen ist: und «war wird diese Figur als »wahrscheinlich«
eine Nike anerkannt.
Danach können wohl nur G (die Lenkerin von Athena's Ge-
spann im West- und die Nike / im Ostgiebel in Frage kommen.
Denn daß die Figur N neben Poseidon's Gespann im Westgiebel
keine »Nike« gewesen sein könne, darin werden wohl Alle einig
sein und an sie als an eine geflügelt gewesene »Iris« werden
wohl auch noch Wenige glauben2 .
1) Diese dachte sich Michaelis damals noch als Hippokampen, von de-
nen jetzt natürlich auch für ihn keine Rede mehr sein kann, und zeichnete
diese in seiner »Hilfslafel« Fig. 2 mit Flügeln in einer Gestalt , der sich das
große Fragment schwer würde einpassen lassen.
2} Daß der Niketorso mit der Figur N im Westgiebel identisch sei,
sollte nicht immer noch wiederholt werden; vollends unerlaubt aber
scheint es, zu sagen, es sei der Nachweis dieser Identität geführt worden,
wie dies bei Rob. Schneider, die Geburt der Athena, Wien 4 880, S. 1,
Anm. t geschieht, ohne daß dabei auf Petersens Nachweis des Gegentheils,
170
Während es nun aber, besonders angesichts der Zeichnun-
gen Carreys und des Anonymus , in hohem Grade zweifelhaft
erscheinen muß, ob die Figur G im Westgiebel , auch wenn sie
Nike war, geflügelt gewesen sein kann , zeigt der Rücken der
sichern Nike / vom Ostgiebel ein paar viereckig eingehauene
Löcher, von denen dasjenige in der linken Schulter dem vier-
eckigen Zapfen des großen Flügelfragmentes durchaus zu ent-
sprechen scheint !) .
Es entsteht also die Aufgabe, diesen Schein näher zu unter-
suchen, wobei selbstverständlich die Maße des Zapfens und des
Loches in erster Linie in Frage kommen.
Nun ist es aber keineswegs so leicht , wie man glauben
sollte, diese Maße genau zu nehmen, und zwar deswegen nicht,
weil weder der Zapfen noch das Loch eine mathematisch regel-
mäßige Gestalt haben, wie es aus der Skizze Taf. III, Fig. 2 und 3
scheinen könnte, und weil namentlich am Zapfen die Kanten und
Ecken etwas, wenn auch nur leicht bestoßen sind , während an
dem Loch nicht allein die oberen Ränder mit einem Stück des
Rückens der Figur fehlen , sondern auch die dasselbe jetzt be-
grenzenden Linien nicht durchaus grade sind. Es kann daher
auch Niemand Wunder nehmen , daß die von mir in London an
einem Abguß des Zapfens und an dem Original des Loches ge-
nommenen, für das letztere am Gypsabguß der Nike controlirten
Maße und diejenigen, welche Hr. Dr. Lolling in Athen an dem
Originale des Zapfens und für das Loch an einem Abguß der
Nike nahm und mir brieflich mitzutheilen die Gefälligkeit hatte,
nicht oder doch nur für einzelne Dimensionen genau überein-
stimmen, während es sichdochgrade um die zwischen den bei-
derlei Messungen hervortretenden kleinen Unterschiede handelt,
welche der Skizze Taf. III, Fig. 2 (Fragment) und Fig. 3 (Loch)
Kunst des Pheidias S. 144, Anm. I auch nur durch eine Erwähnung Rück-
sicht genommen wird. Vergl. jetzt auch Newton, Synopsis etc. p. 15.
I) Beiläufig sei bemerkt, daß wenn Newton a. a. 0. p. 16 annimmt,
die Flügel seien in den Löchern befestigt gewesen by dowels in the holes
pierced round the sinkings (vergleiche die Skizze des Loches Fig. 3) dies
wohl nicht das Richtige trifft. Dazu sind der Löcher zu viele und Techniker
haben mir bei gemeinsamer Betrachtung des Originals die Löcher als die-
jenigen bezeichnet, durch deren Einbohrung man, einem noch heute allge-
mein angewendeten Verfahren entsprechend, dem Spitzeisen und Meißel
bei der Austiefung des Loches vorgearbeitet hat.
[71
eingeschrieben sind l . Am besten würde hier ohne Zweifel
durch den thatsächlichen Versuch der Einzapfung des Frag-
mentes in den Rücken der Nike zur Entscheidung zu kommen
sein : einen solchen Versuch habe ich denn auch in London zu
machen nicht versäumt , ohne dabei jedoch zu einem sichern
positiven oder negativen Ergebniß gelangt zu sein. Denn der
Versuch wurde mit dem ganzen schweren Flügelfragmente ge-
macht, dessen Handhabung kein Kinderspiel ist; und wenngleich
dies unter der Beihilfe eines sehr starken Mannes geschah , so
hat mich die Thatsache. daß die Einzapfung nicht völlig aelans
noch nicht überzeugt, daß sie unter Dünstigeren Umständen
nicht gelingen könne. Denn Jeder, der jemals ähnliche Ver-
suche gemacht oder auch nur Abgüsse von Statuen, welche man
in Theilen aus den Gießereien bekommt, zusammengesetzt hat.
wird wissen, daß es sich dabei häufig um minimale Drehungen
und Wendungen der zusammenzusetzenden Stücke handelt,
ohne welche die Einzapfung nicht gelingt. Daß es sich aber bei
den Londoner Versuchen um etwas Anderes, als um eben solche
minimale Drehungen und Wendungen des Flügels gehandelt
habe, davon bin ich bis heute nicht überzeugt und glaube , daß
es sehr zweckmäßig wäre , den Versuch mit einem leicht zu
handhabenden Abguß des Zapfens allein zu wiederholen . wozu
es in London leider nicht kam, während auch ich hier in Leipzig
den Versuch nicht machen kann , da in unserem Museum kein
Abguß des Flügels ist und wohl auch, so wie die Dinge einmal
liegen, sobald keiner angeschafft werden kann. Außerdem fragt
es sich immer noch, ob die Maße der Gypsabgüsse denen der
Originale genau entsprechen oder ob die Letzteren nicht um
ein Geringes gequollen sein können , wodurch der Zapfen um
ein Minimum dicker und das Loch um eben so viel enger ge-
worden wäre.
Ich muß es nach dem Gesagten Anderen , welche sich in
besserer Lage befinden, als ich, überlassen, die Versuche in der
angedeuteten Weise zu wiederholen, will aber nicht versäumen,
1) Ich muss dabei bemerken, daß wenn Lolling die Ö ,
Flächen des Einsatzloches in seinem Briefe in folgender
Gestalt wiedergiebt , ich weder am Original noch an
dem Abguß im Leipziger Museum den Knick bei e — /' j?
jemals gesehen habe, daß vielmehr die Fläche gfc,
"'V
hea ganz gerade hinabgeht. c a
172
hier noch auf einen Umstand hinzuweisen, welcher gegen die
Zugehörigkeit des Flügels zum Niketorso zu zeugen scheint. Ich
meine nicht die Länge des Zapfens in der Linie b — e. welche Lol-
ling zu 0.22 m. gemessen hat, während sich mir 0,21 m. ergaben :
denn dies Maß erscheint wohl nur auf den ersten Blick zu groß
für die Tiefe des Loches. Diese ist jetzt am oberen Rande bei
b — e Fig. 3 0,133 m., bleibt also nach meinem Maß um 0,077 m.
hinter der Länge des Zapfens zurück; es fehlt aber ein Stück
des Rückens der Nike und ich halte es für durchaus möglich,
daß dieses hingereicht hat , um die Tiefe des Loches der Länge
des Zapfens gleich zu machen. Der oben erwähnte Umstand
ist vielmehr der, daß das Loch an seinem unteren Ende bei f — g
Fig. 3 eine 0,04 m. breite und 0,05m. tiefe weitere Vertiefung
hat, der kein Ansatz an dem Ende des Zapfens bei f — g Fig. 2
entspricht. Ob dies entscheidend sei , weiß ich nicht ; mög-
lich ist es ja wohl, daß man das Loch auders ausgetieft hat, als
man es später zu benutzen für nöthig fand, als man sich von der
hinreichenden Haltbarkeit des Zapfens ohne einen untern An-
satz überzeugt hatte. Doch mag dieses dahingestellt bleiben.
Mag aber die Entscheidung über Zugehörigkeit oder Nicht-
zugehörigkeit des Flügels zur Nike fallen wie es sei , das Eine
glaube ich zum Schlüsse noch sagen zu sollen , daß bei dem in
London gemachten Versuche das selbst nur höchst mangelhaft
mit der Nike in Verbindung gebrachte Fragment dem Anblick
nach vortrefflich zu ihr paßte und daß ich die Überzeugung ge-
wonnen habe, daß, sollte es sich erweisen, daß der vorhandene
Flügel der Nike nicht gehört , ihre Flügel nicht wesentlich an-
ders beschaffen und eingezapft gewesen sein können.
6.
Unter den vereinzelten Fragmenten von Parthenongiebel-
figuren nimmt eine schon in Nr. 2 dieser Analekten (oben S. 46)
erwähnte kolossale Hand mit einem Fackelfragment ein ganz be-
sonderes Interesse in Anspruch , weil sich aus ihr mehr schlie-
ßen läßt, als aus der Mehrzahl der Fragmente von Armen und
Beinen , welche sich besten Falls zur Ergänzung vorhandener
Figuren mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit ver-
wenden, nicht aber zum Nachweis einer sonst unbekannten Fi-
gur benutzen lassen.
173
Von diesem in Athen befindlichen Fragmente, von dem
ein Abguß im britischen Museum ist und welches Taf. III, Fig. 4
nach einer Skizze des Hrn. Dr. K. Lange darstellt, heißt es in
Newton's Synopsis etc. p. 88, Nr. 27: »Left hand of colossal
male ?) figure holding what appears to be the base of a torch ;
broken ort' at the wrist: the forefinser and the middle finger
wanting. The scale of this hand would be suitable for one of
the central figures of the west pediment; but there is no evi-
dence that it belonss to the Parthenon«.
Die in den letzten Worten hervorgehobene Thatsache, daß
O 7
keine »Evidenz«, kein äußerlicher Beweis und mithin keine
vollkommene Gewißheit für die Zugehörigkeit des Fragmentes
zu denen von Parthenonfiguren vorhanden sei. muß man ja ohne
Zweifel zugeben; indessen wird man doch sagen dürfen, daß
sowohl das Material wie die Arbeit wie endlich das Maß es,
wenn auch nicht gewiß, so doch sehr wahrscheinlich macht.
ö 7 7
daß die Hand von einer verlorenen Figur der Parthenongiebel
stamme. Und daß auch Newton diese Wahrscheinlichkeit aner-
kennt, geht daraus hervor, daß er das Fragment der Abthei-
lung : Casts from Fragments of the pedimental sculptures und
nicht der Abtheilung Miscellaneous eingereiht hat. welche unter
Nr. 2 das Fragment eines, ebenfalls von Einigen den Par-
thenonfiguren zugezählten Kopfes enthält. Was aber die
Worte anlangt, das Fragment erscheine seinen Maßen nach
passend für eine der Centralfiguren der »westlichen« Giebel-
gruppe, so muß in ihnen das Wort »West« auf Druck- oder
Schreibfehler beruhen. Denn einmal kann man es einem, sei-
nen Maßen nach für eine Centralfigur der Parthenongiebel pas-
senden Fragment an und für sich unmöglich ansehen, ob es von
einer Figur des Ost- oder des Westgiebels herstammt und zwei-
tens giebt es im Westgiebel keineFigur, am allerwenigsten aber
eine Centralfigur, welcher eine Hand mit einem Fackelfragment
angehört haben könnte. Es kann deswegen kaum einem Zweifel
unterliegen, daß für »West« »East pediment« hat stehen sollen,
in welchem eine Centralfigur mit einer Fackel in der Hand
zunächst an und für sich sehr wohl möglich erscheint.
Der von Newton selbst durch Beifügung eines Fragezeichens
als ihm zweifelhaft erscheinenden Zuweisung des Fragmentes an
eine »männliche« Figur glaube ich ganz ausdrücklich wider-
sprechen zu dürfen ; es ist in der Hand durchaus nichts was auf
174
männliches Geschlecht schließen ließe, vielmehr wird dieselbe
durch Weichheit und Rundlichkeit der Formen sehr bestimmt
als eine weibliche Hand charakterisirt x) . wozu noch kommt,
daß, insofern man die Zugehörigkeit des Fragmentes zu denPar-
thenonfiguren anerkennt, es schwer sein möchte, zu sagen.
welche männliche Centralfigur der östlichen Giebelgruppe mit
einer Fackel hatte ausgestattet gewesen sein können, eine
Schwierigkeit, welche bei einer weiblichen Person wegfällt.
Was aber endlich den von Newton gebrauchten und hier
angenommenen Ausdruck »Centralfigur« anlangt, so ist dieser
selbstverständlich im weitern. nicht im engern Sinne gebraucht :
denn daß keine der Centralfiguren im engern Sinn eine Fackel,
am allerwenigsten in der hier gegebenen Lage gehalten haben
kann, versteht sich ohne Weiteres von selbst. Auch können die
Worte , daß die Hand ihren Maßen nach für eine Centralfigur
passend erscheine , sich nur auf eine Centralfigur im weitern
Sinne, d. h. auf eine Figur beziehen, welche dem Theile der
Giebelgruppe vom Centrum bis etwa halbwegs nach den Ecken
angehörte, denn diese Maße betragen querüber von der halben
Rundung bis zur halben Rundung von a — b: 0,18m.- , vom
Knöchel bis zum ersten Gelenke des Goldfingers von c — rh 0,07
und im Goldfinger, cpier über dies Gelenk gemessen : 0.05 m.
Der von dieser Hand gehaltene Gegenstand ist von Newton
richtig als das Fragment (warum the base weiß ich nicht) einer
Fackel bestimmt worden ; als solcher giebt er sich durch seine
cylindrische Form, seine für irgend einScepter zu beträchtliche
Dicke und durch die auf seiner vordem Hälfte angebrachte
leichte Canellirung zu erkennen, welche ganz derjenigen an der
Fackel der sog. Demeter oder Artemis im Friese und an der
Fackel des eleusinischen Reliefs (vgl. Taf. III, Fig. 4 a) entspricht
und eine aus einzelnen Stäben zusammengesetzte Fackel erken-
nen läßt.
1) Sie findet an der auf dem rechten Bein liegenden Hand der Fig. E
im Ostgiebel (die besser erhalten ist, als man aus Michaelis Taf. 6 Fig. 11
schliessen sollte), abgesehen von den geringeren Maßen (querüber 0,135 m.)
ihr vollkommenes Seitenstück.
2) Wenn Newton , Synopsis etc. p. 89 in Nr. 28 von der oben S. 43 f.
behandelten Hand sagt : the Scale (sie mißt, wie a. a. O. mitgetheilt, quer-
über, die halbe Rundung mitgerechnet 0,155 m.) is rather larger than that
of the so called Theseus (D.) of the East pediment, so muß ich dem be-
stimmt widersprechen.
175
An dieser Fackel liegt die Hand wesentlich so wie diejenige
der Kora in dem eleusinischen Relief an der von ihr gehaltenen
Fackel (Jb. Fig. 4a'; so, daß der Mittelfinger parallel mit der
Fackel auf derselben, daneben der Zeigefinger, dieselbe nur mit
der Spitze berührend lag, während Gold- und kleiner Finger
sich leise zur Umfassung krümmen und der Daumen, dicht über
dem Nagel schräge gebrochen, die ganz unter der Hand liegende
Fackel ihnen begegnend umfaßte, wobei ein kleines Stück Mar-
mor sich keilförmig, nach unten 0.01 2 in. dick, längs des Dau-
mens hinziehend und gegen ihn durch eine leichte Rille abge-
setzt, zwischen ihn und der Fackel eingeschoben ist. Somit ist
die Lage der Fackel, entsprechend derjenigen in dem eleusini-
schen Relief, ganz natürlich diejenige, daß sie, von der herab-
hängenden Hand leicht gefaßt , sich an der innern Fläche des
Unterarmes fortsetzte und sich , den Oberarm vom Ellenbogen
an kreuzend weiter nach oben etwa bis zur Schulterhöhe erhob.
Nun ist noch zu erwähnen, daß die ganze innere Hälfte der
Fackelrundung nur roh behauen ist, aber keinerlei Bruchfläche
zeigt und daher schwerlich irgend einen andern Theil berührt
hat. woraus mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit folgt, daß
die Figur, welche diese Fackel hielt, gestanden hat. da sie
sitzend (wie die Demeter oder Artemis des Parthenonfrieses)
kaum vermeiden konnte, mit der Fackel und der Hand das Rein
zu berühren. Es folgt daraus aber weiter mit Wahrscheinlich-
keit, daß Hand und Fackel von der Außenseite gesehen werden
sollten, was, da es sich um eine linke Hand handelt, nur dann
der Fall sein konnte, wenn die in Rede stehende Figur sich auf
dem rechten Flügel der Giebelgruppe befand.
Diese mit einer Fackel ausgestattete weibliche Figur,
welche einen Restandtheil der Centralgruppe des östlichen Gie-
bels ausmachte, kann nur Artemis oder Demeter gewesen sein,
da Hestia, welche Gerhard1) hier einschob, nur sehr wenig
Wahrscheinlichkeit für sich hat. Ob sie aber Artemis oder De-
meter war, ist gewiß nicht leicht zu entscheiden. Wenn es
freilich feststünde, daß wir in den beiden Göttinnen EF Kora
und Demeter zu erkennen haben, so wäre die Sache so ziemlich
abgemacht; allein das steht doch eben noch keineswegs fest,
obgleich sich die Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit dieser
1) Drei Vorlesungen über Gypsabgusse.
176
Nomenelatur zu vermehren seheint (s. oben S. 45 f.). Wenn
man es aber an sieh für wahrscheinlicher halten muß , daß Ar-
temis, als daß Demeter dem eigentlichen Mittelpunkte der Com-
position nahe angebracht gewesen sei, so darf man doch wieder
nicht verkennen, daß die vergleichsweise ruhige Stellung der
verlorenen Figur, auf welche die Art, wie die hier besprochene
Hand die Fackel hält, bestimmt genug hinweist, eher für eine
altere und würdevollere Göttin wie Demeter, als für eine jün-
gere und beweglichere wie Artemis passend erscheint.
Sei dem allen nun aber auch wie ihm sei , wenn man die
Zugehörigkeit der großen Hand mit dem Fackelfragmente zu
den Parthenonfiguren anerkennt und wenn man weiter den un-
mittelbar aus der Beschaffenheit dieses Fragmentes abgelei-
teten Schlüssen ihre Berechtigung nicht abspricht, so dürfte
uns dies wieder einmal zeigen, wie mancherlei schwierige Auf-
gaben im Einzelnen zu lösen sind , ehe wir uns an die große
Aufgabe machen, an welche gar Manche so kühn und frei, ihrem
eigenen Genius folgend herangetreten sind, die uns verlorenen
Theile der östlichen Parthenongiebelgruppe zu reconstruiren.
Den Ausgangspunkt der folgenden Untersuchung über die
Anwendung von Erzzusätzen und über die Ergänzung plasti-
scher Formen durch Malerei im Parthenonfriese bot mir die in
der neuern Zeit überall wiederholte Behauptung, das anschei-
nende Stabende unter dem linken Fuße des sogenannten , mei-
ner Ueberzeugung nach falschlich so genannten , Ares im öst-
lichen Friese (Michaelis Taf. 14, Nr. 27) sei durch Malerei
fortgesetzt und zu einer Lanze ergänzt gewesen. Ich habe die-
ser Annahme bereits in der neuen Bearbeitung meiner Ge-
schichte der griech. Plastik (I3, S. 333) kurz widersprochen,
damit aber die Verpflichtung übernommen, diesen Widerspruch
näher zu begründen , wozu füglich in meinem Buche kein
Raum war.
Als ich vor dem Original der Figur stand, da sagte ich mir,
abgesehen davon, daß die schon früher an einem anderen Ort !)
1) Griechische Kunstmythologie III, S. 68S in Anm. 8. Newton , Syn-
opsis etc. p. 68 hält nur den einen Einwand für gerechtfertigt , daß diese
177
ausgesprochenen Bedenken mit erneuter Kraft in mir aufstie-
gen, daß eine so wie es verlangt wird, auf den Körper ge-
malte und von ihm aus über der Schulter auf dem
Grunde des Reliefs fortgesetzte Lanze bei der Unter-
ansicht, welche für den Fries allein möglich war, so lange er
sich an Ort und Stelle befand ') , ganz unmöglich a 1 s e i n e
grade oder, wie man annimmt nach unten leicht ge-
bogene Linie erscheinen konnte, wie sie uns vielleicht
erscheint, wenn sich unser Auge in gleicher Höhe mit dem Re-
lief befindet, noch sicherer aber wenn wir sie in die gezeich-
nete Figur hineinzeichnen, sondern daß sie als eine,
den Hebungen und Senkungen der Reliefformen folgende und
durch sie bedingte mehrfach gebrochene Linie foder
ein solcher Körper) erscheinen mußte, in der man eine
Lanze kaum noch zu erkennen im Stande sein würde. Bei einer
plastischen Ausführung der Lanze sei es in Marmor, sei es in
Bronze würde das nicht der Fall sein, vielmehr würde eine
solche unter jedem Winkel gesehen als eine grade oder nach
unten leicht eingebogene erscheinen. Dies veranlaßte mich
zum Aufsuchen von Analogien der einen und der andern Be-
handlungsvveise im ganzen Parthenonfriese und zur Unter-
suchung, ob im Friese überhaupt se lb stand ige For-
men dar stellende Maler ei über plastische Formen
geführt gewesen ist und wenn dies der Fall war,
wie und unter welchen Umständen es geschehen ist.
Das Ergebniß dieser Untersuchung ist das Folgende, wobei
im Ostfriese begonnen wird und die Figuren nach Michaelis
unter Hinzufügung der Zahlen , welche sie im Museum tragen
in ( ) beziffert sind.
Zu 49 ^Mus. 48) hat Michaelis S. 225 (und 259) richtig be-
merkt , daß von dem von dieser Figur gehaltenen Opferkorbe
wahrscheinlich, wie 4 Bohrlöcher zeigen, metallene, also pla-
stisch ausgeführte Binden herabhingen. Diese verliefen über
den Rand des Korbes, die Hand des Tragers, ein Stück des Re-
Figur für Ares zu schlank und jugendlich (too slight and youthful) sei. Ich
glaube, daß auch dieser erwogen werden sollte.
4) Da der Fries 11,9 m. über dem Boden angebracht, der Saulenum-
gang an der Ostseite aber 3,57 in. breil war (s. Michaelis, Der Parthenon
S. 203), so ergiebt sich, daß man das Friesrelief von unten in einem Win-
kel von 16,42° sah.
1880. 12
178
liefgrundes und die Gewandung des nächststehenden Mädchens,
also über stärkere Hebungen und Senkungen ihres Hintergrun-
des und waren eben deswegen plastisch gebildet.
Michaelis 47 (Mus. 46). Der Stock, aufweichen der junge
Mann sich hinterwärts leicht lehnt, geht von der in das Gewand
gehüllten Hand aus und liegt an seinem obern Ende innerhalb
des Gewandes, von diesem bedeckt; er bedingt die grade her-
ablaufende Falte hinter dem Oberschenkel, tritt dann ein kurzes
Stück heraus, um mit seinem untern Ende hinter dem Fuße
zu verschwinden und wird, aber nur auf dem glatten
Grunde, gemalt gewesen sein.
46 (45). Der über das Gewand und durch die Hand
geführte Stock ist ganz plastisch, bei 45 (44) sichere Spu-
ren, daß es ebenso war.
44 (43) ist zur sichern Beurtheilung zu sehr zerstört,
aber Spuren plastischer Behandlung sind vorhanden. Bei
43 (42) ist der Stab ganz plastisch.
Bei 42 (41), Eros, war der Stiel des Schirmes unter Aphro-
ditesHand, so weit er über stärker modellirte pla-
stische Formen geht, ganz plastisch; das fehlende
Stück ist tief weggeschlagen; wenn er oberhalb der Hand der
Aphrodite bis zur Mitte des Schirmes in Malerei fortgesetzt
war , was , wenn auch nicht völlig sicher , so doch durchaus
wahrscheinlich ist, so bildet der aufgespannte Schirm eine
glatte Fläche, auf welcher der grade gemalte Stiel auch
grade und ungebrochen erscheinen konnte.
Bei 39 (38), Dionysos nach Flasch, Apollon nach Petersen,
Kunst des Pheidias S. 267 und Anderen , ist ein im Abguß
(die Originalplatte ist in Athen) etwas zweifelhaftes, aber
vielleicht verschmiertes, nach Michaelis »tiefes« Bohrloch im lin-
ken Ellenbogen, die linke Hand fehlt mit dem Stück des Grun-
des, auf dem sie stand. Ist das Loch sicher, so kann hier nur
ein metallenes, also plastisches Scepter oder dergl. (Thyr-
sos) angefügt gewesen sein, für eine metallene Kithar (Petersen)
könnte man höchstens einen ganz leichten Knick in den Falten
auf dem linken Schenkel geltend machen. Ein gemaltes
Attribut irgend einer Art ist hier auf dem Hintergrunde der
reichen Falten, die vom linken Oberarm herabhangen sicher
nicht vorhanden gewesen ; dieses Hintergrundes we-
gen war das Attribut plastisch.
179
Bei 38 (37) Poseidon sind im Abguß keinerlei Bohrlöcher
zu entdecken und auch Michaelis (Parth. S.258) sagt: die Linke
scheint irgend etwas zu halten, wovon aber keine Spur übrig
geblieben ist, während Petersen (Kunst des Pheidias S. 265),
aufweichen sich auch Flasch (Parth. Fries S. 19) beruft, von
einem »Bohrloch in der Biegung des Daumens« redet. Die Frage
nach dem Vorhandensein dieses Bohrloches, welches auf ein aus
Metall, also plastisch angefügt gewesenes Attribut (Dreizack)
hinweisen würde, zu dessen Befestigung aber wohl noch andere
Bohrlöcher da sein müßten . ist für die hier behandelte Frage
gleichgiltig, da, falls das Attribut nur durch Malerei hergestellt
gewesen sein sollte, dasselbe ganz auf dem glatten Grunde
des Beliefs gestanden haben würde, da seine untere Fortsetzung
hinter dem Arme von 39 (38) verschwand. Denn daß der Stiel
des vermutheten Dreizacks sich über die ganze Figur 39 fort-
gesetzt habe ist im äußersten Maß unwahrscheinlich , mag der-
selbe plastisch ausgeführt oder nur gemalt gewesen sein.
Bei 37 (36) Hephaestos, ist der über die Gewandfalten
unter dem rechten Arm geführte Stab plastisch in Mar-
morgebildet. Das Gleiche gilt von 36(35), Athena. Die von
ihrer rechten Hand gehaltene Lanze , welche über das vordere
Stuhlbein, den Beliefgrund , die Stuhlschwinge, den Arm der
Göttin und wiederum den Beliefgrund, also über unebenen
Hintergrund geführt war, war plastisch, aus Metall,
dargestellt, und zwar, genau so, wie es Flasch (a.a. 0. S. 17,
Anm. 1) angiebt, in zwei Stücken unterhalb und oberhalb der
Hand, durch welche sie scheinbar hindurchging, angefügt. Die
vier hierzu nöthigen Bohrlöcher liegen a) im Gewand über dem
Fuße der Göttin, b) in der Stuhlschwinge, c) im Gewand über
der Hand und d) im Arme.
Bei 32 (31) liegt das vordere Stuhlbein plastisch in Mar-
mor über den Arm der Priesterin weg ; das hintere war aus
Metall angefügt. Dies Letztere gilt auch von dem hinteren Stuhl-
bein bei 31 (30) , welches über den Arm der Trägerin geführt
war; das vordere, allem Anscheine nach nur gemalt gewe-
sene liegt ganz auf dem glatten Beliefg runde.
Bei 30 (29 , Zeus, ist das über den rechten Arm geführte
Scepter plastisch in Marmor da , unterhalb der Hand, wo es
über das Knie des Gottes, die Stuhlschwinge der Hera und den
Beliefgrund ging, war es von Metall angefügt.
12*
— 180
27 (26) ist die fragliche Figur, deren angeblich gemaltem
Attribut diese Untersuchung gilt.
26 (25) Demeter -Artemis hat eine über den Reliefgrund,
die Stuhlschwinge, den Arm und wieder den Beliefgrund ge-
führte plastische Fackel aus Marmor und 24 (23), Hermes,
hat, wie das Bohrloch in seinerlland beweist, ein plastisches
Kerykeion aus Metall gehalten, während seinPetasos plastisch
in Marmor auf seinen Knien liegt.
23 und 22 (22 u. 21) haben plastische Stäbe selbst auf
glattem Reliefgrund und, bei 22, auf einem Himationzipfel. Das
unterste Ende des Stabes von 23, unterhalb der Überkreuzung
mit dem Gewand und Stabe von 22 wird, aber ganz auf glat -
tem Grunde, gemalt gewesen sein. Bei 21 (20) war das un-
tere Stabende, welches auf dem glatten Reliefgrunde
liegt, wohl ohne Zweifel gemalt1 , das obere Stück liegt in-
nerhalb des Gewandes und ist von diesem bedeckt.
Bei 19 (18) ist die Sache schwierig. Das plastische Stück
des Stabes unterhalb des Bruches, welches in Michaelis' Abbil-
dung fehlt, da das Stück neu eingesetzt ist , scheint hinter dem
Knie zu versehwinden; oberhalb des Bruches könnte möglicher-
weise die Fortsetzung plastisch vorn am Oberschenkel fortge-
gangen sein, dann aber verliert sich die Fortsetzung, man sieht
den Aufstützungspunkt nicht. Aber die Hand, 0,05 m. von dem
Ende des Stabes entfernt, kann diesen nicht berührt haben und
eben so wenig kann er unter die vertical über der Hand lie-
gende Schulter gestemmt gewesen sein. Bei 18 (17) sind zwei-
felhafte Bohrlöcher in der rechten Hand ; sind es solche, so war
hier ein plastischer Gegenstand befestigt , sonst waren die
Hände leer.
Bei den Figuren 17 — 5 (10 — 4) ist Alles was sie auf dem
H i n t e r g r u n d i h r e r G e w a n d u n g tragen plastisch, ganz
überwiegend in Marmor dargestellt, bei 14 (13) finden sich
Bohrlöcher für Metallzusalz; gemalt war auf den plasti-
schen Formen als Hintergrund nichts.-
Südfries. Bei der Kuh Michaelis 130 (104), der ersten,
glaube ich im Nacken ein Bohrloch gefunden zu haben, nach Mi-
chaelis S. 240 ist gar keins vorhanden, doch hat er noch einige.
wenn auch nur wenige übersehen. Wenn hier ein Strick
i Michaelis, Parthenon S. -lil liült nicht einmal dies für sicher.
181
vorhanden war, an welchem das Thier geführt wurde und
w e n n d i e s e r g e in a 1 1 war, so lag er g a n z a u f d e m f a s t
eine glatte Fläche bildenden Kuhhalse. Dasselbe
gilt von der Kuh zwischen 122 und 123 (97 u. 98) ; ein gemal-
ter Strick würde lediglich auf dem fast glatten Kuhkörper ge-
legen und diesen nicht verlassen haben. Und wiederum das-
selbe gilt von den Kühen bei 1 20 95) und zwischen 117 und
118 81 u. 82) sowie zwischen 109 u. 110 (85 u. 86'.
Bei der Kuh, welche 112 (88) zurückhält, würde ein ge-
malter Strick über den Grund und den Arm von 1 1 i (90) lau-
fen, also über sehr ungleichen Grund. Ein allerdings zweifel-
haftes Bohrloch hinler dem gebogenen linken Zeigefinger von
I 12 88) würde die Annahme plastischer Darstellung in Bronze
möglich machen. Aber wer kann mit Sicherheit behaupten,
daß diese Stricke überhaupt dargestellt waren?1).
Die »Thallophoren« 102 — 90 (78 — 71) lassen wegen der Zer-
störung kein sicheres Urtheil zu; nach Michaelis finden sich nir-
gend Bohrlöcher und auch ich habe keine gefunden ; einige
Hände sehen allerdings so aus, als hätten sie etwas gelragen
(100 — 77, 91 —72), aber gewiß ist dies durchaus nicht.
Bei dem Gespann 75 — 77 (67 — 69) ist ein Bohrloch im
Nacken des Pferdes, das entsprechende fehlt mit der Hand des
Zügelnden ; der Zügel war also a u s Metall angefügt, ganz
c o n s e q u e n l , denn er ging über die Fi g u r 77 (69
hinweg. Ebenso bei 73, 74 (65.66) Bohrlöcher in den Pferde-
nacken; die Zügel in Metall lagen über dem Schild-
träger 74- (66). Bei den Pferden 71 '63) finden sich keine
Bohrlöcher; soweit das Fragment erhalten ist , ist hinler den
Pferdehälsen glatter Reliefgrund, keine begleitende Person. Ge-
malle Zügel würden also nur über die wenig erhobenen und
flach modelürlen Pferdehälse und über glatten Reliefgrund ge-
laufen sein 2) .
1) Newton, Synopsis etc. p. 76 nimmt es als nothwe.ndig an (musl
liave been painted), aber warum?
2) Als Parallele zu diesem Beispiel und zu einer Reihe von analogen
kann man das kleine Relief im Third graeco-roman Saloon des brit. .Mu-
seums Nr. 1j3 anführen, wo die auf den Pferdehälsen liegenden, mit rother
Farbe gemalten Zügel erhalten sind. Die Abbildung, Anc. Marbles II, pl. 1 \
giebt hiervon leider nichts an, aber man sieht auch ohne das, eine wie we-
nig ungleiche Hintergrundfläche die Pferdehälse bilden.
182
Dagegen finden sich bei 61 — 63 (60 — 62) wieder Bohr-
löcher, die Zügel waren also abermals von Metall angefügt,
weil sie über di e Figur 63 (62) hinweggingen. Außer-
dem finden sich bei der Figur 62 (61) zwei Bohrlöcher im Schilde
oberhalb und unterhalb der Hand ; nach Michaelis für einen aus
Metall angefügten Schildriemen, vielleicht richtiger für eine von
der Hand gehaltene Lanze, jedenfalls aber für einen plasti-
schen Zusatz, weil dieser auf plastische Formen proji-
cirt war. Gleiches gilt von 59 (58) und 74 (66).
Bei 59, 60 (58, 59) finden sich keine Bohrlöcher, obgleich
60 (59) für die Zügel den Hintergrund bildete. Wenn also
die Zügel überhaupt dargestellt waren, konnten
sienurgemaltseinundwürdenin diesem Falle, da
die Sache bei der Kuh 112 (88) einigermaßen zweifelhaft ist,
die erste sichere Ausnahme von der sonst immer
festgehaltenen Begel bilden. Auf die Frage, ob die
Zügel schlechterdings überhaupt dargestellt sein mußten , soll
zurückgekommen werden.
Im Beiterzug ist 56 (57) zweifelhaft, bei 54 (55), 51 (52),
48 (49), 45 (45) finden sich Bohrlöcher für metallene Zügel ; bei
44 habe ich keines constatiren können, ein gemalter Zügel
würde also außer über den glatten Pferdehals (was kein Be-
denken hat) ein kleines, aber freilich recht kleines Stück über
das fallige Gewand von 45 gelaufen sein. Wer will kann
hieraus den zweiten Ausnahmefall machen.
Bei 43, 41, 40, 36, 35 (3 Löcher im Haar für einen Kranz),
33,32,31 (etwas zweifelhaft in der Hand), 29,28 (die Museums-
nummern sind hier dieselben) Bohrlöcher für metallene Zügel ;
28 hat die geschlossene rechte Hand erhoben und mag einen
gemalten Gegenstand gehalten haben, der aber
nur auf dem glatten Reliefgrunde lag. Bei 27, 26, 23
Bohrlöcher; der Rest außer 14, 9, 8, 2, wo sich Bohrlöcher fin-
den , ist zerstört und kann zu einem Beweise weder im einen
noch im andern Sinne gebraucht werden.
Westfries. Bei sämmtlichen Pferden von 29 — 25 Bohr-
löcher für metallene Zügel. Bei der Figur 23 liegt ein Gegen-
stand, nach Michaelis ein Peitschenstiel im linken Arme, von
der Hand gehalten plastisch in Marmor und war oberhalb
des Armes auf dem Pferdehintertheil und Reliefgrund und
unterhalb der Hand auf den Gewandfallen, wie bei Michaelis
183
nicht angegebene Bohrlöcher zeigen, ebenfalls plastisch in
Metall fortgesetzt weil über plastische Formen geführt.
Bei 20 Bohrlöcher für den Zügel. Bei 19, der nach Michaelis
einen kurzen Stab in der Beeilten hält . den ich nicht gesehen
habe, sind am Pferde keine Bohrlöcher für den Zügel, der, wenn
ein solcher gemalt war, ganz auf dem Kopf und Halse des Pfer-
des verlief. Dagegen zeigt 18 wiederum Bohrlöcher, weil der
Zügel zwischen dem Maul und dem Halse des Pferdes eine tiefe
Senkung überlaufen mußte; eben deswegen war er plastisch
in Metall gebildet. Auch 17 — 13 zeigen Bohrlöcher, wohl aus
demselben Grunde. Bei 12 lief der Sandalenriemen , den die
linke Hand hielt, falls er gemalt war (Michaelis spricht von »un-
sichtbaren Riemen«) über ein kleines Stück ganz flachen Ge-
wandzipfels, lag also so gut wie auf glattem Grunde. Die Pferde
11 — 2 haben alle Bohrlöcher für plastisch in Metall ausgeführte
Zügel . welche bei ihnen allen mehr oder weniger energische
Hebungen und Senkungen des Reliefs zu überspannen haben
und eben deswegen nicht gemalt sind. Bei der Figur 6 sind im
alten Abguß, wo die Hände erhalten sind , diese beide vertical
durchbohrt, wovon man in dem neuen Abguß , in dem nur die
rechte Hand zum Theil erhalten ist, noch die Spur sieht. Nach
Michaelis hielt dieser Bursche einen Zügel, der also plastisch in
Metall ausgeführt war, weil er über plastische Formen lief.
Nordfries. Bei allen Pferden des Beiterzuges von 132
(108) an bis 85 (61) überall Bohrlöcher für metallene Zügel, und
zwar am Anfang auffallend viel größere, als im ganzen übrigen
Friese , später mit einigen Ausnahmen im Maße der gewöhn-
lichen. Bei 80 — 76 (60 — 57) fehlen die Bohrlöcher, aber hier
lagen die gemalten Zügel wieder ganz auf den glatten Pferde-
hälsen. In der Gruppe 68 — 66 (52 — 50) sind, wie auch Micha-
elis bemerkt, keine sicheren Bohrlöcher für die langen Wagen-
zügel, wenn man sie nicht in den Maulwinkeln der Pferde
erkennen kann. Ein gemalter Zügel würde bei dem vordem
Pferd auf dessen Hals und dann auf glattem Reliefgrunde ver-
laufen ; der Zügel des hinlern Pferdes , an dem sich der Mann
66 (50) zu thun macht, war, wie auch Michaelis bemerkt pla-
stisch in Metall ausgeführt, wie zwei in der Tafel übergan-
gene Bohrlöcher unterhalb der rechten Hand des Mannes be-
weisen. Der Zügel lag auf stark modellirtem Relief-
grunde, den Chiton falten und konnte deshalb nicht
184
gemalt werden. Bei den beiden folgenden Wagen 64 — 59
(48 — 43), wo die Zügel über die »Gele i tsmänner« neben
den Pferden laufen sind überall sichere Bohrlöcher, die Zü-
gel waren also plastisch in Metall ausgeführt. 56 — 54
(41 — 38) sind nur Fragmente. Bei der Gruppe 53 — 51 (37 — 34
sind sichere Bohrlöcher hinter dem Ohr des am weitesten zu-
rückstehenden Pferdes; auch hier liefen die Zügel über eine
Figur neben den Pferden, waren also plastisch ausgeführt. Bei
46 (33) ist ein sehr kleines Bohrloch vor der rechten Hand, ob
für einen Zügel bestimmt ist fraglich , aber möglich und , des
Begleitsmanns wegen, nicht unwahrscheinlich. An den Pferde-
köpfen neben 44 (31) keine sichere Bohrlochspur; die Sache ent-
zieht sich bei dem Zustande der Platte der Beurteilung.
An den »Thallophoren« 43 — 33 (30—20) findet sich, wie
auch Michaelis hervorhebt, kein Bohrloch; haben hier die
Hände von 41,40,37,35 (28, 26,24,22) wirklich Zweige
gehalten, wie es der Fingerstellung nach scheint,
so könnten diese nur gemalt gewesen sein, und zwar auf
dem Grunde von ziemlich krausen Ge wan d falten.
Hier würden wir also, im Falle, daß die Zweige über-
haupt dargestellt waren , die zweite Ausnahme (neben
Südfries 59, 60 s. oben) von der Begel zu conslatiren
haben, daß Malerei nicht auf stark in odc 1 1 i rtem
(krausem) Keliefgrunde gestanden hat.
Für die Kühe des Nordfrieses gilt was von denen des Süd-
frieses bemerkt worden ist; gemalte Stricke würden auf den
glatten Körpern der Thiere vorlaufen sein.
Als Ergebniß dieser Untersuchung darf man wohl hin-
stellen, daß im ganzen Pa rtheno nfriese kein ein-
ziges vollkommen sicheres und beweisendes Bei-
spiel dafür vorkommt, daß eine selbständige For-
men darstellende Malerei über plastische Formen
geführt worden ist, es sei denn, daß diese Formen an sich
kaum et was Anderes als eine völlig glatte Fläche darstellen (wie
der Sonnenschirm des Eros im Ostfriese) , während alle
sicheren Beispiele von s c I b s t ä n d i g e F o r m e n d a r -
stel lender Ma lere i auf dem glatten und ebenen
Grunde des Reliefs liegen. Als sichere Beispiele kön-
nen nämlich nur die gelten , wo eine in plastischer Darstellung
begonnene Form in Malerei fortgesetzt worden ist und dies
185
findet wie hei dem Schinnstiel des Eros und den Stäben der
Figuren 47, 23 — 21 , nur unter der angegebenen Bedingung
statt. Andererseits ist eben so sicher, daß überall, wo
unzweifelhaft eine selbständige Form über pla-
stisch modellirten Hintergrund geführt ist, die-
selbe plastisch, sei es in Marmor, sei es in Erzzusätzen
ausgeführt wa r.
Was aber die zweifelhaften Fälle, d. h. diejenigen anlangt,
wo die Haltung der Figuren oder sonstige Umstände auf das
Vorhandensein gewisser Gegenstände (Pferdezügel , Stricke der
Opferthiere, Zweige der Thallophoren u. dgl. schließen lassen,
ohne daß diese gleichwohl plastisch, in Marmor oder Erz, dar-
gestellt waren und folglich, wenn sie dies überhaupt waren,
nur durch Malerei ausgedrückt gewesen sein können, so wird
man, soviel ich sehe, weder das einstmalige thatsächliche Vor-
handengewesensein aller dieser Gegenstände beweisen kön-
nen, noch auch das Gegentheil. Aber eine gewisse Wahrschein-
lichkeit für dieses Gegentheil, d. h. dafür, daß nicht alle in
plastischem Formenausdruck fehlenden Gegenstände durch Ma-
lerei dargestellt waren , daß es vielmehr der Phantasie des Be-
schauers überlassen blieb, sie zu ergänzen, läßt sich doch mit
t;uten Gründen behaupten. Schon Michaelis hat (Parthenon
S. 227 mit Becht zur Vorsicht in der Annahme jetzt verschwun-
dener gemalter Zusätze gemahnt und ich glaube besonders dar-
auf hinweisen zu sollen , daß die Phantasiethätigkeit selbst des
modernen Beschauers, selbst des modernen Beschauers, der im
britischen Museum den Fries in Augenhöhe unmittelbar vorsieh
hat , vollkommen ausreicht , um die Ergänzung des Fehlenden
und selbst desjenigen Fehlenden vorzunehmen , das im Alter-
thum in Bronzezusätzen vorhanden war. Mit anderen Worten,
mir ist noch Niemand vorgekommen , welchem das Fehlen der
Zäume und Zügel, Stricke u. dgl. aufgefallen wäre oder der
daran Anstoß genommen hätte. Wie viel weniger kann das im
Alterthume der Fall gewesen sein, wo nicht allein der Fries der
Beschauung weit ferner gerückt und ungleich ungünstiger be-
leuchtet war, sondern wo eine große Menge von Figuren durch
Erzzusälze vervollständigt war, wo also das Fehlen dieser Er-
gänzungen bei anderen weit weniger hervortrat, wo man im
Gegentheil diese Lücken weit mehr suchen mußte, als wir dies
zu thun haben. Die gegentheilige Ansicht, nämlich daß das
186
Auge durch das Vorhandensein einer Anzahl von Zusätzen erst
recht auf das Fehlen anderer aufmerksam gemacht worden wäre
und daß wir nur deshalb nichts vermissen, weil wir eben
nichts sehen und den Fries so als ein Gegebenes nehmen wie
er ist, diese Ansicht kann ich nicht für die richtige halten.
Wäre eine gleichmäßige Durchführung als eine Forderung er-
schienen , dann könnten sich die großen Verschiedenheiten in
den Bronzeergänzungen nicht finden , auf welche Michaelis
(S. 225 u. 227) hingewiesen hat.
Sollte aber in der That viel mehr Beiwerk in Malerei dar-
gestellt gewesen sein, als ich glaube, daß gewesen ist, ja sollte
man behaupten wollen, daß jede nicht in Bronze gegebene Er-
gänzung, jeglicher Zügel, jeglicher Strick u.dgl. gemalt gewesen
sei, so möchte ich im Bückblick auf die vorstehende Unter-
suchung im Einzelnen darauf hinweisen, daß dies mit den oben
hervorgehobenen Ausnahmen durchweg in einer solchen Weise
geschehen sein würde , daß die gemalten Formen auf Gründen
standen, welche sie für das von unten zu ihnen emporschauende
Auge durch ihre Hebungen und Senkungen nur in ganz geringem
Maße brachen. Für eine über den Körper des angeblichen Ares
hinweg gemalte Lanze bieten die sicheren Fälle der Darstel-
lung selbständiger Formen durch Malerei keine Analogie und
die möglichen kaum eine solche.
Wenn man mich aber fragt, was denn das anscheinende
Stabende unter dem Fuße des Jünglings sein solle , so will ich
viel lieber antworten : ich weiß es nicht, als durch eine , wie
ich glaube unmögliche Ergänzung dieser Form durch Malerei
zu einer Benennung des Jünglings zu gelangen, die sich auch
sonst auf falsche Analogien stützt und nur zu geeignet erscheint,
uns von dem Suchen nach der wahren Bedeutung abzuhalten.
ÖFFENTLICHE GESAMMTSITZÜNG
AM 14. NOVEMBER 1880.
Herr Zunicke legte den folgenden Nachtrag des Staats-
archivars Dr. Distel in Dresden zu dessen im vorigen Jahrgang
befindlichen Abdruck der Correspondenz Leibnizens mit dem
Herzos Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeiz vor.
In den von mir in diesen Berichten v. 1879 S. 104 flg.)
veröffentlichten Leibniz-Correspondenzen des Kgl. Sachs. Haupt-
staatsarchivs bemerkte ich1), dass zu den nicht aufzufinden ge-
wesenen Schreiben Leibnizens an den Herzog Moritz Wilhelm
von Sachsen-Zeiz insbesondere ein Brief d. d. Hannover, d.
2. Juli 1711, gehöre. Ob derselbe nun überhaupt mit dem
Sachsen -Zeizer Archive an Kursachsen gelangt ist, lasst sich
nicht anheben . und es steht nur so viel fest, dass er bereits
bei derBevision der bezüglichen »Handschreiben « im Jahre 1862
nicht vorgelesen hat. Vielleicht ist er einem damals mit »fehlt«
bezeichneten Actenstücke2) , welches Schreiben an den ge-
nannten Fürsten enthielt, einverleibt gewesen.
»Wer nur — so meldet Ludovici (II, 33) — ein von Leibniz
eigenhändig geschriebenes Blat erhalten konte, der schatzete
sich schon glückseelig«. Wie manches Blatt wird dieser Glück-
seligkeit auch in späterer Zeit geopfert worden sein, und nicht
jeder Besitzer von Leibniz-Autographen kann sich seines Be-
sitzes bona fide erfreuen !
Gleichviel! In dem Verzeichniss der vom 10. Mai 1880 ab
durch die Herren List und Francke in Leipzig zur Versteigerung
gelangten Autographen befand sich auch unter Nr. 380 ein
1) S. 106, Aum. 2 in Verb. m. S. 109 sub III ZI. 3.
2) Hauptstaatsarchiv: Abth. III Band 51a i'0\. 60? Nr. 63.
ISS
»kostbarer« Brief Leibnizens und zwar an den Herzog Moritz
Wilhelm von Sachsen -Zeiz vom Jahre 1711. Ich versäumte
natürlich nicht, demselben weiter nachzuspüren.
Heute liegt nun das für nicht weniger als 51 Mark verstei-
gerte Schriftstück, welches der Ersteher, Herr Alex von Bernus
in Manchester, mir freundlichst zur Abschriftnahme hat zugehen
lassen, vor mir. Es ist der vermisste Brief vom 2. Juli 1711,
in Quartform und mit Goldschnitt versehen. Dass das Schreiben
einmal einem Aclenslücke einverleibt gewesen , darauf deuten
der durchlöcherte Bücken und die in den rechten Ecken oben
befindlichen Blattzahlen 46 und 49 hin, wenn sich auch trotz dem
Vorhandensein derselben, sowie dem am Kopfe des Briefes be-
findlichen Vermerke Nr. XXIV Näheres nicht hat ermitteln lassen.
Ich lasse den Inhalt dieses Briefes zur Ergänzung der oben
mitgetheilten Correspondenz als A Nr. IIb hier folgen :
Hochwürdigster, durchleuchtigster Herzog, gnädigster
Fürst und Herr.
Habe nicht unterlaßen sollen, der bey E. Hochfrsll. Durch].
genoßenen Hohen Gnade wegen mich annoch unterthänigst zu
bedancken3), und zu melden, daß ich die aufgetragene Grüße
und Complimenten außgerichtet, so mit sonderbarer Dankbezei-
gung aufgenommen worden. Des Churfürsten Durchl. ist in-
sonderheit wegen der geneigten Beystirmnigkeit verbunden und
der Chur-Piinzessin, auch des Herrn Herzog Ernst Augusten
Durchl. Durchl. wohnet eine angenehme Erinnerung bey.
Höchstgedachter Chur-Prinzessin Niederkunfl'l wird täglich er-
wartet; sie hat aber schohn über eine Woche das Tertianfieber,
welches Sorge machet.
Die Memoires de la vie de l'electrice palatine nee princesse
d'Orange, Louise Juliane, sind bey der Hand: sie sind aber
nicht von ihr, sondern von der Feder des uralten Friderici
Spanhemii , theologi zu Genf!' und Leiden : also daß E. D. ver-
muthlich deren Abschrifft nicht verlangen, sondern sich mit
dem Lesen vergnügen werden4).
3) Leibniz war zum ersten Male beim Herzog zu Besuch gewesen.
Vgl. d. angez. Berichte S. 106 flg.
4 Der Herzog Hess sich das Buch alsbald kommen. Vgl. den oben
sub A IV mitgetheilten Brief.
189
Aber Bodini Arcana sublimium Msa5] werde abschreiben
laßen , und mich auch ander gnädigsten Befehliche schuldigst
erinnern.
Zu Salzdahlem bev Wolfenbütel habe zugleich des Herzogs
Durchl. und dem Czarewiz aufgewartet, welchen man ganz ver-
nünfflig und wohlgesinnet findet. Der von Schleuniz so jezo
von dem Czar wiederkommen , und zu seinem geheimten Rath
auch Obristhof meist er bey der Prinzessin ernennet worden,
bringt die Nachricht, daß des Czars Mt. geneigt, nach ge-
endigter Gampagne sich selbst bey dem Beylager einzufinden6).
Ich verbleibe lebenszeit
E. Hochfürstl. Durch 11
Hanover unterthänigsler gehorsamster Diener
-'• JuHi itii. Ii W v Leihniz.
[P. S.]
Ich nehme unterthänigsteFreyheit, umbErlaubniß zu bitten,
daß ich die Beyschlüße in E. Durchl. Couvert legen möge.7)
'i Bestätigung der i. d. angez. Berichten S. 110 Anm. 1) ausge-
sprochenen Vennuthung.
6 Bekanntlich näherte sich Leibniz bei dieser Gelegenheit October
1711 zu Torgau dem »grossen Czaren der Russen« Leibniz an Fabricius
d.d. 8. Dec. 1711, und wurde von demselben bewandert. (Guhrauer
II, 270 flg.
7) Der erste der von Nobbe (vgl. d. angez. Berichte S. 106 Anm. 2
geg. d. Ende; veröffentlichten Briefe an Teuber ist u. A. geineint.
Nachtrag
zu E. Schrader, Zur assyrisch-babylonischen
Chronologie u. s.w.
Zu S. 21 Anin. Nach Mittheilung des Herrn P. Haupt
ist die Z. 23 als »fragelos richtig« bezeichnete Conjectur des
Genannten (S^Jg= statt £l^i _) auch monumental bestätigt.
Gemäss Pinches, der die betr. Thontafel nachzusehen die Güte
gehabt hat, bietet diese in der That das Zeichen ^—f*^ ■
Verf. bittet bei diesem Anlass , S. 30 Z. 1 1 flg. zu setzen:
bei den späteren Eponymen in der Zeit vor Sargon; ebend.
Z. 26 hinter Tiglath-Pileser II einzufügen: und Sargon, und
demgemäss zu lesen: seit Tiglath-Pileser II und Sargon, an
die etc.; desgl. S.35 Z.28 statt seine zu setzen: ihre. Auch
schreibe S. 3 Z. 3 v.u. 668 statt 680.
Druck von Breitkopf & Härte] in Leipzig.
53
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1
BERICHTE
ÜBER DIE
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH- HISTORISCHE CLASSE,
DREIUNDDREISSIGSTER BAND.
1881.
MIT DREI HOLZSCHNITTEN.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
INHALT.
Seite
Fleischer, Studien über Dozy's Supplement aux dictionnaires
arabes i
Th. Schreiber, Über Flaminio Vacca's Fundberichte ....... 43
Overbeck, Die Künstlerinschrift und das Datum der Aphrodite
von Melos. Mit 3 Holzschnitten 92
Fleischer, Beiträge zur arabischen Sprachkunde. (Achte Fort-
setzung) 117
Leskien, Das dalmatinisch-serbische cyrillische Missale romanum
der Leipziger Stadtbibliothek 4 99
Protector der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften
m
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglied.
Seine Excellenz der Staatsminister des Cultus und öffentlichen
Unterrichts, Herr Carl Friedrich von Gerber.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch-
historischen Glasse.
Herr Geheimer Hofrath Heinrich Leberecht Fleischer in Leipzig,
Secretär der philol.-histor. Classe.
- Friedrich Zarncke in Leipzig, stellvertretender
Secretär der philol.-histor. Classe.
- Georg Curlius in Leipzig.
- Professor Georg Ebers in Leipzig.
- Adolf Ebert in Leipzig.
- Alfred Fleckeisen in Dresden.
- Gustav Hartenstein in Jena.
- Hofrath Max Heinze in Leipzig.
1881.
Herr Professor und Universitäts-Oberbibliothekar Christoph Ludolf
Ehrenfried Krehl in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Ludwig Lange in Leipzig.
- Professor August Leskien in Leipzig.
- Oberschulrath Carl Joachim Marquardt in Gotha.
- Professor Carl von Noorden in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johannes Adolph Overbeck in Leipzig.
- Otto Ribbeck in Leipzig.
- Geheimer Rath Wilhelm Röscher in Leipzig.
- Professor Anton Springer in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johann Ernst Otto Stobbe in Leipzig.
- Professor Georg Voigt in Leipzig.
- Moritz Voigt in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Professor Conrad Bursian in München.
- Johann Gustav Droysen in Berlin.
- Hermann Alfred von Gutschmid in Tübingen.
- Theodor Mommsen in Berlin.
- Geheimer Regierungsrath Hermann Sauppe in Göttingen.
- Kirchenrath Eberhard Schrader in Berlin.
- Professor Gustav Seyffarth in New-York.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig,
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Wilhelm Scheibner in Leipzig, stellvertretender
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Oberbergrath Hermann Credner in Leipzig.
III
Herr Geheimer Rath Moritz Wilhelm Drobisch in Leipzig.
- Professor Gustav Theodor Fechner in Leipzig.
- Wilhelm His in Leipzig.
- Johann August Ludwig Wilhelm Knop in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Hermann Kolbe in Leipzig.
Rudolph Leuckart in Leipzig.
Carl Friedrich. Wilhelm Ludwig in Leipzig.
Professor Adolph Mayer in Leipzig.
- Carl Neumann in Leipzig.
- Oberbergrath Ferdinand Reich in Freiberg.
- Hofrath August Schenk in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Oskar Schlömüch in Dresden.
- Hofrath Gustav Wiedemann in Leipzig.
- Professor Ferdinand Zirkel in Leipzig.
- Johann Carl Friedrich Zöllner in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Professor Heinrich Richard Baltzer in Giessen.
- Geheimer Hofrath Carl Gegenbaur in Heidelberg.
- Professor Adalbert Krüger in Kiel.
- Regierungsrath Samuel Friedrich Nathanael v. Stein in
Prag.
Geheimer Hofrath Wilhelm Weber in Göttingen.
Verzeichniss
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften im Jahre 1881 eingegangenen Schriften.
Von gelehrten Gesellschaften , Universitäten und öffentlichen
Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Monatsberichte der Kgl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. -1880,
Sept. — Dec. 1881, Jan. — Oct.
Politische Correspondenz Friedrichs d.Gr. Bd. 5. 6. Berlin 1880. 81.
Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Mathem.-naturwiss. Cl.
Bd. 40. 42. Wien 1880.
Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-bistor. Cl. Bd. 31.
Wien 1881.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d.Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. Bd. 81
(1880), Abth. 1, H. 1—5. Abth. II, H. 4. 5. Abth. III, H. 4. 5. Bd. 82
(1880\ Abth. I, H. 1—5. Abth. II, H. 1—5. Abth. III, H. 1—5. Bd. 83
(1881), Abth. I, H. 1—4. Abth. II, H. 1—4. Abth. III, H. 1.2. Re-
gister IX. zu Bd. 76— 80. Wien 1880. 81.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd. 96
(1880), H. 2. 3. Bd. 97 (1880), H. 1—3. Bd 98 (1881) , H. 1 . 2.
Wien 1880. 81.
Anzeiger der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-phys. Cl. Jahrg.
1881, No. 1—25.
Almanach d. Kaiserl. Akad. d.Wiss. Jahrg. 30 (1 880). 31 (1 881 ) . Wien 1 880. 81 .
Archiv für Österreich. Geschichte. Herausg. v. der zur Pflege Vaterland.
Geschichte aufgestellten Commission der Kaiserl. Akad. d. Wissensch.
Bd. 60, 2. Hälfte. Bd. 61, 1 . u. 2. Hälfte. Bd. 62, 2. Hälfte. Wien 1880.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang 1880,
No. 12-18. Jahrg. 1881, No. 1—15.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1880. Bd. 30, No. 4.
Jahrg. 1881." Bd. "31, No. 1—3. Wien 1881.
Abhandlungen d. k.k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 12, H.2. Wien 1880.
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. 1880. Bd. 23
(N. F. Bd. 13). Wien 1880.
K. k. geologische Reichsanstalt. Catalog ihrer Ausstellungs-Gegenstände
bei der Wiener Weltausstellung 1873. Wien (1873).
VI
Hauer, Fr. v. , und M. Neumayr, Führer zu den Excursionen der
Deutschen geologischen Gesellschaft nach der allgemeinen Ver-
sammlung in Wien 1877. Wien (1877).
Verhandlungen der k. k. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien.
Jahrg. 1880. Bd. 30. Wien 1881.
Astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen an der
k. k. Sternwarte zu Prag im J. 1880. Jahrg. 41. Hrsg. von C. H orn-
steiu. Prag 1881.
Achtzehnter Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Für das Vereinsjahr 1879 — 80. Prag 1880.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 18, No. 3. 4. Jahrg. 19, No. 1—4. Prag 1880. 81.
Bibliothek d. mittelhochdeutschen Litteratur in Böhmen. Hrsg. vom Verein
f. Geschichte der Deutschen in Böhmen. Bd. 3. Das Leben des h.
Hieronymus in der Übersetzung des Bischofs Johannes VIII. von 01-
mütz, hrsg. v. A. Benedict. Prag 1880.
Mittheilungen des histor. Vereines für Steiermark. H. 29. Graz 1881.
Berichte des naturwiss.-medizin. Vereines in Innsbruck. Jahrg. 10 (1879).
11 (1880 — 81). Innsbruck 1880. 81.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol U.Vorarlberg. 3. Folge. H. 24. 25.
Innsbruck 1880. 81.
Viestnik Hrvatskoga arkeologickago Druztva. Godina 3, Br. 1 — 4. U Za-
grebu 1881.
Das k. k. Quecksilberwerk zu Idria in Krain. Zur Erinn. an d. Feier des
300jähr. ausschliesslich staatlichen Besitzes. Hrsg. von der k. k.
Bergdirektion zu Idria. Wien 1881.
Personalstand u. Ordnung d. öffentl. Vorlesungen an der K.K. Franz-Josefs-
Universität zu Czernowitz im Winter-Sem. 1881/82.
Acta regiae scient. Universitatis Claudiopolitanae anni 1879—80, Fase. 2.
1880—81, Fase. 1. Kolozsvärt 1880.
A Koloszväri magyar kir. Tudom.-egyetem Almanachja 1879 — 80. röl.
Kolozsvärt 1880.
A Kolozsväri magyar kir. Tudom.-egyetem Tanrendje az 1880 — 81 tangv,
feläre 2. Kolozsvärt 1880.
Erdelyi Muzeum. Az Erd. Muzeum egylet tört. szakosztälyänak közlönye.
Szerkesti Finäly Henr. VII. evfolyam (1881), sz. 1—10. Kolozs-
värt d. J.
Verhandlungen des Vereins für Natur- u. Heilkunde zu Presburg. N- F.
H. 3 (Jahrg. 1873—75). 4 (Jahrg. 1875—80). Presburg 1880, 81.
Abhandlungen der histor. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. 15
(in d. Reihe d. Denkschr. d. LIV. Bd.), Abth. 3. München 1880.
Abhandlungen d. mathemat.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch.
Bd. 14 (in d. Reihe d. Denkschriften d. L. Bd.), Abth.1. München 1881.
Abhandlungen der philosoph.-philolog. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. Bd. 15 (in d. Reihe d. Denkschriften d. LH. Bd.), Abth. 3.
Bd. 16 (in d. Reihe d. Denkschr. d. LV. Bd.), Abth.1. München 1881.
Heigel, Karl Theodor, Die Witteisbacher in Schweden. Festrede, gehalten
in der öffentl. Sitzung der k. bayer. Akad. d. Wissensch. zur Feier
ihres 122. Stiftungstages am 28. März 1881. München 1881.
Christ, Wilh. v. , Gedächtnissrede auf Leonhard v. Spengel, gehalten in
der öffentl. Sitzung der k. bayer. Akad. d.Wissensch. zur Feier ihres
122. Stiftungstages am 28. März 1881. München 1881.
VII
Sitzungsberichte der mathem.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wiss.
zu München. Jährt;. 488-1, H. 1 — 4. München 1881.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. zu München. Jahrg. 1880, H. 4— 6. 1881, Bd. 1, H.1— 3.
Bd. 2. H. 1. 2. München 1880. 81.
Zweiundzwanzigste Plenarversammlung der histor. Commission bei der k.
bayer. Akad. d. Wissensch. Bericht des Secretariats. München 1881.
Meteorologische und magnetische Beobachtungen der k. Sternwarte bei
München. Jahrg. 1880. München 1881.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
Bd. 26, aus d. J."l880. Göttingen 1880.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der
Georg-Augusts-Universität aus d. J. 1880. Göttingen 1880.
Katalog der Bibliothek der Herzogl. Technischen Hochschule Carolo -Wil-
helmina zu Braunschweig. Abth. 1. Braunschweig 1880.
Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde.
Bd. 4, H. 1. 2. Lübeck 1881.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrag d. Oberlausitz. Gesellsch. d.
Wissensch. herausgeg. von Prof. Dr. Schön Wälder. Bd. 56, H. 2.
Bd. 57, H. 1. Görlitz 1880. 81.
Zeitschrift des k. sächsischen statistischen Bureaus. Redig. v. V. Böh nie it.
Jahrg. 26 (1880), H. 1—4. Dresden 1880. 81.
Vierteljahrsschrift der astronom. Gesellschaft. Jahrg. 15, H. 4. Jahrg. 16,
H. 1—3. Leipzig 1880. 81.
Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Jahrg. V
(1878) —VII (1880). Leipzig, d. J.
Kgl. Sächsisches Polytechnikum zu Dresden. Ergänzung zum Programm f.d.
Studienjahr, bezieh. Wintersemester 1880/81 , enthalt. d.Verzeichniss
d. Vorlesungen f. d. Sommersem. 1881. — Programm f. d. Studien-
jahr, bezieh. Wintersemester 1881/82.
Förstemann, E. W. , Mittheilungen aus d. Verwaltung der Königl. öffentl.
Bibliothek zu Dresden in d. J. 1876 — 80. Dresden 1881.
Jahresbericht der K. Sachs. Kunstgewerbeschule u. des Kunstgewerbe-
museums zu Dresden. Schuljahr 1880/81. Dresden 1881.
Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde in Dresden. Sitzungs-
periode 1879—80. Berlin 1880. Sitzungsper. 1880-81. Dresden 18S1.
Sitzungsberichte der naturwissenschaftl. Gesellschaft Isis in Dresden.
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VIII
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Gesellsch. in Berlin. Jahrg. 32, Abth. 1. 2. Berlin 1880. 81.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. XIII,
No. 19. Jahrg. XIV, No. 1 — 18. Berlin 1881.
Publicationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Bd. 2.
Potsdam 1881.
Achtundfünfzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und
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Nova Acta Academiae Carolinae Leopoldinae Caesareae German. naturae
curiosorum. T. 41, P. 1. 2. Halis 1879. 80.
Leopoldina. Amtliches Organ der kais.-leopoldinisch-carolinisch-deutschen
Akademie der Naturforscher. Heft XVI, No. 23. 24. Heft XVII,
No. 1—22. Halle 1881.
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XT
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dets Medlemmers Arbejder i aaret 1880, No. 2. 3, 1881, No. 1. 2.
Det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Skrif'ter. Naturvid. og mathemat.
Aid. 5. Rsekke. Bd. XII, No. 6. Kjobenhavn 1880. 6. Raekke. Bd. I,
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Bihang tili Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Bd. IV,
H. 1. 2. V, H. 1. 2. Stockholm 1S77— 80.
O
Ofversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. Argangen 34
(1877) — 37 (1880). Stockholm 1877—81.
Lelnadsteckningar öfver Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens efter
är 1854 aflidna Ledamöter Bd. II, H. 1 . Stockholm 1878. —
Kongl. Svenska Vetenskaps -Akademien. Maj 1878. Maj 1879.
Maj 1880. Maj 1881.
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Scheffler, Herrn., Die Naturgesetze u. ihr Zusammenhang mit d. Prin-
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Hirschfeld, Ophelia, ein poetisches Lebensbild von Shakespeare , zum
ersten Mal im Lichte ärztlicher Wissenschaft. Danzig u. Leipzig 1881.
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Abdr. a. d. Zeitschr. des Österreich. Ingenieur- u. Architekten-
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Cardona, Enrico, Wagner e il Lohengrin. Napoli 1881.
Harkness, Will., On the relative accuracy of different methods of de-
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Vol. 22). Washington 1881.
Holden, Edw. S. , and Charles S. Hastings, A Synopsis of the
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ÖFFENTLICHE GESAMMTSITZUNG
AM 23. APRIL 1881
ZUR FEIER RES GEBURTSTAGES SR. MAJESTÄT DES KÖNIGS.
Herr Fleischer legte das erste Stück von Studien überDozy's
Supplement aux dictionnaires arabes vor.
Die hervorragendste Erscheinung auf dem Felde der ara-
bischen Lexikographie in unserer Zeit , neben dem von Stanley
Lerne- Poole fortgesetzten grossen arabisch -englischen Wörter-
buche von Echo. Leine, ist Dozy's Supplement aux dictionnaires
arabes, Leyden, E. J.Brill, 1877 — 1881, 2 Bände, gr. 4, welches
jetzt mit der achten Lieferung abgeschlossen vorliegt. Lane's
Werk beschränkt sich , seiner Bestimmung gemäss, im Wesent-
lichen auf die altklassische und dieser nächststehende Sprache
und schöpft deren Bestandteile aus einer grossen Anzahl der
besten Originalwörterbücher, mit treuer Wiedergabe ihrer Er-
klärungen, Beispiele und Belege, genauer Bezeichnung der
jedesmaligen Quelle, ausführlicher Darlegung verschiedener An-
sichten und sachkundigem, nur vielleicht etwas zu sparsam bei-
gebrachtem eigenen Urtheil ; wogegen Dozy in seinem Supple-
ment den unendlichen Nachwuchs des Altarabischen an Wörtern
und Bedeutungen, sammt dem aus dem Persischen, Türkischen,
Griechischen , Romanischen , Koptischen und Berberischen hin-
zugekommenen Sprachmaterial , aus spätem arabischen Schrift-
stellern, neuern Wörterbüchern, Glossarien, Reiseberichten und
ähnlichen beschreibenden Werken, gelehrten Zeitschriften, eige-
nen und fremden Abhandlungen und Aufsätzen bis auf unsere
Zeit herab, theils mit wörtlicher Anführung und Uebersetzung,
theils mit blosser Nachweisung der Belegstellen, möglichst um-
fassend und kritisch genau zusammenstellt. Ein solches Werk
bis zu dem hier wirklich erreichten Grade äusserer Vollständig-
1881. \
keit und innerer Vollkommenheit zu erheben, war nur der um-
fassenden Belesenheit, dem unermüdlichen Fleisse, der eindrin-
genden Sprachkenntniss und dem bewährten Scharfsinne Dozy's
möglich, und die gewiss bald nöthig werdende, auch schon in
der Vorbereitung begriffene zweite Ausgabe wird ohne Zweifel
die erste noch übertreffen. Aber niemand weiss besser als Dozy
selbst, dass es auch hier für das Kraftmass des Einzelnen, und
wäre es das denkbar grösste, gewisse unüberschreitbare Grän-
zen giebt. Es lässt sich ja überhaupt keine lebende Sprache
jemals vollständig in ein Wörterbuch bannen , am wenigsten
eine alte , seit mehr als tausend Jahren stetig durch Wort und
Schrift fortgebildete Weltsprache auch nur in einer ihrer Ent-
wicklungsperioden, — eine Sprache, die noch gegenwärtig,
lange nach ihrer grössten Ausbreitung, eine weitgestreckte Län-
dermasse in Asien und Afrika beherrscht und überdies gerade
jetzt unter dem wachsenden Einflüsse europäischen Geistes eine
Neubildung erfährt, über deren Charakter, — ob beklagens-
werthe Verbildung, oder berechtigte Um- und Weiterbildung, —
man von verschiedenen Standpunkten aus verschiedener Mei-
nung sein kann , die sich aber jedenfalls mit der unwidersteh-
lichen Kraft eines elementaren Naturprocesses vollzieht und dem
nacharbeitenden Lexikographen gewaltige Aufgaben stellt. Ihre
Haupterkenntnissquellen für uns und, so zusagen, ihreUrkunden
für die Zukunft liefert die gegenwärtige Tagespresse in den ver-
schiedenen zu Beirut, Cairo, Constantinopel u. s.w. erscheinen-
den arabischen Zeitungen und andern periodischen Druckschrif-
ten. Einerseits stellen diese auf allgemeine Verständlichkeit
angewiesenen Publicationen die gegenwärtige Sprache der ge-
bildeten Klassen in ihren Wandlungen dar, andererseits helfen
sie, in der Nothwendigkeit die verschiedenartigsten Gegenstände
und Erscheinungen der Neuzeit zu besprechen , diese Sprache
materiell und formell selbst fortbilden. Wenn nicht etwa Prof.
Dozy selbst sich noch entschliesst, sein Werk weiterhin nach
dieser Seite zu vervollständigen oder fortzusetzen , so wird
wenigstens der nächstfolgende Lexikograph des neuern Arabisch
nicht umhin können, die in dieser Tagesliteratur vorliegenden
Neubildungen und Sprachbereicherungen zu sammeln und zu
verzeichnen , wären sie auch beziehungsweise so zwitterhafter
und wunderlicher Natur, wie z. B. eins der jüngsten Kinder
dieser Wörterfamilie, das » c^*JLv£i « , Nihilist, und das ihm nach-
3
gebildete »^.-ciAc« mit seinem Abstractum »jCaxAc«, Nihilismus.
Denn hier gilt nun einmal keine andere Autorität als der allmäch-
tige Usus ; was der augenblickliche Bedarf ausprägt und in Um-
lauf setzt, das hat mit dem Dasein auch das Recht dazu empfangen,
und der Aufnehmer des Sprachinventariums hat diese Thatsache
schlechthin anzuerkennen. Freilich , — und hiermit kommen
wir auf die angedeutete pessimistische Ansicht zurück , — wird
das Arabische in dieser Zeitungssprache, grossentheils einer
Uebertragung europäischer Vorlagen nach Inhalt und Form,
immer fremdartiger gefärbt, und die Arabisten der strengen
Observanz, die Classicitätseiferer in Osten und Westen , mögen
dies beklagen, können es aber nicht ändern und müssen sich
schliesslich darein ergeben.
WerDozy's frühere lexikalische Arbeiten kennt, weiss auch,
dass er von jeher, fern von puristischer Engherzigkeit irgend
welcher Art, für die thatsächliche Erweiterung des Begriffs und
Umfangs der arabischen Sprache gewirkt und dabei besonders
die Eigenthümlichkeiten des magrebinisch- spanischen Sprach-
gebrauchs zum Gegenstande seiner Untersuchungen gemacht hat.
Die Früchte dieses Specialstudiums sind denn nun auch im vor-
liegenden Werke , ohne Benachtheiligung anderer Seiten der
Sprachforschung , in reicher Fülle dargeboten , und es handelt
sich, wie gesagt, jetzt nur noch darum, den hier befolgten
Grundsatz liberaler Allseitigkeit, zunächst mit Anwendung auf
die oben bezeichnete neueste Phase der Sprachentwicklung, so
vollständig als überhaupt möglich durchzuführen , woran aller-
dings, bei der gewaltigen Ausdehnung des Forschungsgebietes,
vielleicht noch mehr als eine Generation zu arbeiten haben wird.
Das hohe Interesse , welches Dozy's Supplement sogleich
bei seinem ersten Erscheinen , als die Verwirklichung einer
längst gehegten Hoffnung, mir wie gewiss jedem Fachgenossen
einflösste, führte mich von selbst zu einem eingehenden Studium
desselben, und dieses wiederum brachte mich auf den Gedanken,
dem Verfasser zum Danke für die gespendete reiche Belehrung
meine zu dem Werke gesammelten Bemerkungen und Nach-
träge zu beliebiger Auswahl und Aufnahme anzubieten. Dozy
ging bereitwillig darauf ein , aber die Ausarbeitung meines
Manuscripts verzögerte sich über Gebühr, und beim endlichen
Eingange meiner ersten Lieferung zu den Buchstaben \ bis 3
war der Druck des ganzen Werkes schon so gut als vollendet,
so dass nichts übrig blieb, als diese »Studien« besonders heraus-
zugeben. Dozy hat indessen die Güte gehabt, mein Manuscript
mit Beantwortung meiner Anfragen sowie mit kritischen An-
merkungen zu versehen, und lässt mich die Fortsetzung dieser
Mitarbeit auch für die folgenden Lieferungen hoffen.
Eine Uebersetzung des französich Niedergeschriebenen ins
Deutsche hielt ich weder für nöthig noch für zweckmässig;
überhaupt erscheinen diese Bemerkungen fast durchaus in ihrer
ursprünglichen Gestalt, bloss mit Beseitigung der durch die
frühere Briefform bedingten Anrede des Empfängers in der zwei-
ten Person , ferner mit Weglassung des theils von Dozy Abge-
lehnten oder Widerlegten, theils von mir selbst als unnöthig
oder unrichtig Erkannten, endlich mit einigen aus wiederholter
Betrachtung schwieriger und zweifelhafter Stellen hervorge-
gangenen Zusätzen. Das von Dozy ausdrücklich oder stillschwei-
gend Angenommene ist durch einen vorgesetzten Asteriscus be-
zeichnet; alles Uebrige, besonders auch Nachträge zu den An-
gaben über die Abstammung von Fremdwörtern , habe ich allein
zu vertreten.
;2a, 18, lß\ = ]'£]. Selon Bar Ali (Bernstein col.19; Hoff-
r
,0 P V, 5<j£ , c. £
mann Nr. 87) |j.o( est <_y-^> 3y*?$\ (joLoJi, Je plomb, et f j.^.1
^xlüll (jaLoJt, Vetain. Le Kämous turc, sous XSi\ oUxii (art.
.i\), veut qu'on prononce jIj^, mais il entend par-lä le plomb;
car en decrivant la composition de ce collyre, il en donne pour
premier ingredient qj-^j-» (J^L du plomb brüle. Le techdid de
s -
».bf« (Gl. Manc.) est anomale.
3b, 5 ))i_j!« dans le texte de Wüstenfeld, lis. Li.
7a, 7 d'en bas, L/^J carpe, voy. Seetzen , III, 497—8, IV,
516—7.
7b. 2 d'en bas, ^jjjjS mandragore, vulg. pour„^.>.j, Seetzen,
IV, 285. °
8b, 21 »qIj'I (pl.) semble tatouage.« J'avaisdemande : .Li^! *?
Reponse de M. Dozy : »Possible, mais qIj^H ecrit tres-distincte-
ment.«
*9b, 14, iöjJl*ji .LS^i /es meteores, Bc sous Meteore.
.ff
9b, 12 d'en bas. ä.Lil, Berb. I, 473, 7, me parait etre le nom
abstrait de _*31 dans la signification donnee par Lane en second
lieu : »A man possessing power and authority; honoured«.
~ > - 3
*11b, 9, lis. oUv>Ls>t, pl. de iöoL>i, n. relatif forme de
oL=>!, comme ^JOS-, '^ß"^ de ö^Li, .^Li, , i^cLj, de cL. etc. :
troupes dont chaque partie consiste en un seul individu, c.-ä-d.,
troupes ä la debandade.
13b, 10, Joy*hs>]} gr.-turc., oy.rartööiov. ov.xaTtoöi, Sepia
octapodia L. — Zenker oj~^:>i , J^jy^>! , Hindoglou Jö^jUi>! .
Lehge'i" 'osrnäni ^1^3-S.
*13b, 13, Li^aJLi>l xehdovwg, chelidoine? Bocthor: »Che-
lidoine, plante, Q_j.-o.JJli>, — pierre ^Li_j«.
*13b, 24, ^i en turc oriental (voy. Zenker) nom generi-
que synonyme de Lei en turc occidental.
14a, 4, lis. khoue.
*14a, 22, *_oi c. *_j r. dans le passage de Maccari parait
signifier donner des lecons de — , en qualite de v-^-5? precepteur
de jeunes gentilshommes ouprinces, comme chezAboulmahäsin,
II , Ivo dem.
15a, 26, ^ö\ voici, prononcez ädi , Spitta-Bey, Gramm, d.
arab. Yulgärdial. v. Aegypten , 76 et 77.
*15b, avant-dern. et 275a, 20, dy£\ 015S les oreilles du
luth, c.-ä-d., les chevilles au haut du manche du luth= JSL*xS).
Au lieu de aöiöi <^S.&, Bresl. III, 144, 8, le mscr. de Galland
porte aöSJ>S 00^-=*» comme Bresl. XII, 63, 12: eile remua les
chevilles, les tourna; mais <^sSjC fait un joli jeu de mots, et je
6
nie rappeile d'avoir lu dans un roman persan, par rapport au
meme instrumenta, ob Jl*-&jif i;3i, eile lui frotta les oreilles.
Voy. l'art. ^, II, 121b, 13—18.
*17a, 25, -\.[J depredation , persan, ä placer sous o.
*18b, 6, Jwto.^i l(i terrestreite , t. de chimie, la partie la
plus grossiere d'un corps, suivant Faxiome de la physique an-
cienne que la terre , etant de nature froide et seche (Kazwini,
1, 143, 14), est le plus grossier des quatre elements. J'ai trouve
le meine terme dans le ms. 891 de la bibliotheque de FUniver-
site de Leyde, f. 63 r. 1. 2, mais dans un sens metaphysique
v* IM ) wri
ou ethique : iüjL-w xXiuä>- jt^i> '^t^3^ ry* u^^^H«
20b, 3, ^\\\ comment? Compose de ^- ^\ (,cj = ^\ co-
stume, puis coutume, faeon, maniere, voy.616a sous^:). Lane,
9 ,
sous ^ß\\, parait etre incertain sur l'origine de ce mot; Spitta-
Bey, Gramm. 168, en reconnait la seconde partie.
20b, 9 d'en bas, ^ Jl\-m»J ou i^.lX^J airain, cuivre rouge,
persan, compose de l\^m>^, ~V>>-v. blanc, et de 2nj., arabise ^nj. ,
sable; mais probablement il faut ecrire ^öJcXjyuwi ou ti^oyA-^J,
de i^o.i, arabise ÄJ,t, ou tüsi. , arabise ^ö. , couleur: metal de
couleur blanche, peut-etre une sorte de cuivre jaune, laiton,
moins fonce que le cuivre rouge.
21b, 5. Je crois que c'est J^ L.*J t\s, de ^jy^j ^yl,
d'autant que l'expedition en question est qualifiee 1. 4 de iLi^ :
en faisant cette iü^w, ils avaient enleve un chretien ennemi. Ce-
pendant M. Dozy ne se rappelle pas d'avoir rencontre ailleurs
chez les chroniqueurs q^Läj ^f»\-
*22a, 11, u^ükuvi est confirme par l'orthographe du Heft
Koulzoum et par le metre; voy. Rückert, Grammatik, Rhetorik
u. Poetik der Perser, 322, 4.
oo o-o o--o o*-
*22b, 20, JO&J rue sauvage, pers. lX^U^ , l>Jä-J, >A^«-w,
C .-
iXÄfUv«
23a, 23, lsr*juJ maquerau (poisson) , gr. anc. G/.oußQLg,
gr. mod. ayofißQi, lat. scomber, ital. scombro.
23b, 22. XJL^Cw! escabeau, tabouret, lat. scamnulum , gr.
ozu^tvlov, axafivi, pers. ^Jl£w! (Gazophylacium 370 sous Sca-
bello) , turc xJL^-wt , iskemle , prononce ordinairement iskemli
(Hindoglou) , allem. Sehemmel; voy. Seetzen , IV, 463, 15, qui
ecrit skemle.
, £ — — £ >
*24a, 10 d'en bas, {^J\ vulg. pour AJ\ ; ^^y Bresl. X,
265, 8, pour £^*o', comme ^jJ vulg. pour ^j. Le ma-
nuscrit de Galland a la meine lecon.
*24b, 9, xiLLxxil, en Espagne, espece de lis; c'est espadana,
de espada, epee, glaieul, de gladiolus, comme ^iqjiov et mosl».cci>
de ^Lcpog et ^a*co.
j £ 5 o£ ,3 O , w£
"26a, 5, j.^,i, contraction dej£> <JÄ poui*j.P &JÄ ^1. En
>
Syrie, on dit meme par apherese_j-ü; voy. Caussin de Perceval,
Gramm, ar. vulg., 1.ed., 62, §241.
,i
*27a, 10 d'en bas, ^yo\ fagon, maniere, comme singulier,
selon l'usage turc; voy. Zenker sous <$y3\ 59c.
*28b, 1, .Lbl nourrices, pl. de jib.
*31b, 5, JäI, lis. JÄt.
J pi * £
31b, 7 d'en bas, ^UiT! pl. i^UUn tablier des femmes, turc,
... *
eunluk, de iöy eun le devant , comme devantier de devant.
31b, 4 d'en bas, *Jl5l pl. *Jl^l tapzs, pers. i*£i
32a, 14 suiv. Je prefere expliquer ces phrases elliptiques
comme de Sacy, Gr. ar. II, 484—486, § 876.
32a, 25 ; _j "$\ dans le passage du Cartas s'explique par la
meme ellipse dont M. Dozy parle au commencement de cet ar-
ticle, ä cela pres que la phrase negative qui regit S\ est changee
8
en phrase affirmative: -M w Ji*^ L> J^. Le ßJ&i en serait :
•±\ _j ^! «^-äj Q^y 2^ *jtJUs Jlt 3j-w, _äaoj .Jj,. Le ^ apres
$ estvJL^l^; deSacy, Gr. ar. I, 558, § 1218, II, 409, § 721,
mes Beiträge, no. 7 de 1878, 125 et 126, oü j'aurais du mettre
en parallele avec ce », S\ U la locution francaise et allemande:
il ne l'eut pas plutöt fait, que etc., er hatte es nicht sobald ge-
than, als — .
G _
32b, 10 »^^i (leiste. Bc«. Bocthor ecrit^Sl avec un tech-
did de trop, puisque c'est le nom relatif de 0} un Dieu , non de
&ÜJI le Dieu (de V Islam). La forme correcte serait ^-^i, mais on
aura supprime le » radical dans la formation de ce nom , tout
comme on prononce souvent Allä, en appuyant sur la pre-
miere syllabe, au lieu de Allah; voy. Spitta-Bey, Gramm. 61,
15 suiv. Apres avoir supprime le « de s^l, il en reste ^i, dont
le relatif est ^j^l , comme ^gjLöo celui de Löo.
*32b, 21, Jd% Uccurj, comme^, II, 508b, 7, et ^1$,
II, 760b, 6 d'en bas.
*33 , 19, ^_ÄJt dans les paroles de Ma'moun, en annexion
avec (cJ^i, nie parait avoir la meme signification que 53 ou
t^^s-Lo, mais exprimee avec plus d'elegance, comme cela se
fait aussi par des mots analogues, tels que r*«^3, *~äaJL> etc.
^joI v.ÄJi , d'apres cela, signifie : l'homme possedant la cullure
d'esprit que je lui ai communiquee, le bei esprit forme par moi.
Cela s'accorde mieux avec ^Aj (>j£, Comp. Yäkout , I, vif", 21 ,
oü il faut lire ioU,^ v_aJL
" . o,
34b, 23 suiv. J! »synonyme de «A*j apres«, proprement:
jusqu'ä l'ecoulement de — .
9
34b, 27 — 29. »Ces trois lignes«, me dit M. Dozy, »sont ä
biffer«. Javais propose de traduire : les Persans ramenaient
leurs monnaies d'or et d'argent dans le commerce au poids,
c.-ä-d. , ils en reglaient le cours non sur la valeur nominale,
mais sur le poids.
*35b, II, oL^SH , »die Mütter«, de Goethe, dans la seconde
partie de Faust, c.-ä-dv les elements, nommes aussi «jLIaJl
(II, 22b, 7 d'en bas) . _*»L*Ji (comme dans le meme passage des
Prolegomenes, III, 202, 8) et 0l^=/§! (I, 556b, 25, et Kazwini,
I, a1, 5 et 6). »Les naturesa doit se prendre dans le sens du
terme scolastique naturae naturantes . les elements de la natura
naturanSj l'oppose de la natura naturata.
*35b, 14 »ij^j-j [»S« lis. ij^j (.1. comme 3b, 8, et Seetzen,
IV, 506, 23 suiv.
36b, 3, X/oL«! bouquin de pipe, c.-ä-d., jw*L*c prononce ä la
maniere turque. Le bouquin de pipe se nomme ainsi ä cause
de sa forme, qui ressemble ä celle d'un turban: voy. Meninski
sous iL-sUi et Zeitschrift, III, 477. 21.
*36b, 23. Voy. sur lorigine et l'usage varie de JÜ et ^Lol
Lane sous LI 94, 2 et 3, Hariri dans l'Anthologie grammaticale,
ov, 6, 4 0 et 14, Zeitschr. I, 457, 4, VI, 205, 2, Tantavy, Traite,
74, 8, Spitta-Bey, Gramm., 4 70 et 471.
37b, 8. M. Dozy n'a donne u-^Ij ^1 ou (j-j.L -~*i , en
deux mots ou en un seul , que comme des corruptions de
U^L^t ou (j^o.b^i dans les auteurs et les dictionnaires. Par
apherese, la forme correcte sechange en ^.Lj, {Jt^,L^, 64a, 4,
fr. berberis, allem. Berberize, Berber isbeere. Le Kämous turc
ecrit (entre ^t et u~ai) comme M ^b^^l, ^L.J&t)
(J*rO , taJ.AJ
10
*39b, 14, xöi Voc, de meme M sous ^ fva en bas.
öS .. o£
41 a, 4, &&jviAi! galon , pers. sÄjtXil reflexion , meditation,
soin qu'on donne a q. eh. ; objet fait avec soin , produit d'in-
dustrie, ouvrage d'art, comme en hebreu natDrYa.
43b, 1, »US1« lis. LäP sans le tenwin de Freytag. Le Voca-
bulista porte 32a, 1 >vJ>fHic«, 414, 4 »UPj 0§>\ Hie«, 419, 4
»ü)Up ^Ls>I Ibi«.
44a, 10 d'en bas, Qj»^ im page, autrement ^Ls^l 43b, 18,
comme venant de /ju»»*! odjak, foyer; maison, famille ;
_Jlä'L>ji odjakly, fils de bonne famille, homme de naissance.
Mais les Turcs eux-memes disent ouchak pour garcon, page,
et c'est ce mot purement turc que les Persans ont change en
^•Ui^ ; voy. Zeitschr. IX, 806, note 1.
*45a, 18. J'aimerais mieux traduire ^IJI jLf _ -^a&CJI : de-
clarer quelqu'un infidele, en pretendant que sa doctrine revient
au jugement individuel et arbitraire ; voy. 497b, 3 suiv.
*45b, 15, £«&), faute d'impression chez Bc pour ^\ (con-
traction de ^jl* ^ß\), qu'on prononce en Syrie eimta, emta,
et en Egypte imte; voy. Tantavy, Traite, 75,14 et 15, Hassan,
Kurzgef. Gramm., 175, 4 d'en bas, Spitta-Bey, Gramm. 172,
10—12.
45b, 26 et 27. Je crois avec Lane sous Li, 135c, et Spitta-
9 St ^ « + 3
Bey, 166, 21 suiv., que sLjL, est xoiii ^ avec l'accusatif du
pronom personnel.
*46a, 9 d'en bas. M. Dozy me dit qu'il a toujours pense
comme moi que (j*ljj , pris isolement , n'a jamais signifie espe-
rance, mais que le vulgaire a change la locution correcte
Jwo^J «Ja» en (j^b^t «Ja» pour en renfoncer le sens en bravant
la logique, puisque consequemment la signification de u*L>bM «la»
devrait etre le contraire de Jwo^i «Ja».
48 b, 17, :'uäJL>, a prononcer :Lwi5> hokkab.az, com-
— 11 —
pose de *iL> gobelet, 307a, 10, et du nom verbal de w&&Ki
jouer, pers.
49b, 6, xcL, turc xcL, »Ju ecaille de tortue.
49b, 16, bjjJLj, äjj-^Ljj pers. ai^JLi . (»ijL parait etre une
faute d'impression.)
51b, 10. Le Kämous turc ecrit ^X^1. »&Jbj xL^w ^'o«, ce
qui ne differe du ^_viX^. de Freytag que par le o . ^icX.^. M en
est une corruption.
51b, 9 d'en bas, 0l*L?:, turc qLxLf., Zenker 177c.
52b, 5 d'en bas, a&& se vanter, metathese de &.&Z, Voc.
620 sous Yanagloriari.
53b, 2, ja! *a^ sep£ bassins, c.-a-d., contenant sept bas-
sins, apposition qualificative de (ja3\ ^ *äJLjw Xelä, de l'espece
dont j'ai parle dans Einige Arten der Nominalapposition , Berichte
de l'annee 1862, p. 31 suiv. (dans le tirage ä part p. 23 suiv.).
y& = vj<?. se trouve aussi 1001 N. Bresl. I, 159, 3.
54b, 9 d'en bas, ^y>- )j&- Une variete de cette cor-
ruption de i^l^r* j>^ est läj^jl^' vo5" Ber§gren) Guide
sous Encens , Droguier sous Benzoinum, et Seetzen , Reisen,
IV, 151 (»Bahhür Schäuary«) .
57a, 6 d'en bas , s^Ju , gr. niravqov : lat. petaurum,
turc s.^LXj.
*58a et b. Je suis parfaitement d'accord avec M. Dozy sur
le sens de xIlXj; voy. Abulf. hist. anteislam. 224, 3 suiv. Van
Dyck, dans sa traduction de l'Ancien Testament , Juges chap. 14
v. 13, rend D^aa rriB^bn a^b© parvLS xlJo ^^i.
*62a, 26 suiv. Je partage l'opinion de M. Dozy quant ä
£„o£
yJiii J\ , mais pour *JJS ^5 Lji , je crois que c'est correct,
car on dit *Jj! £\ ^j (Freytag), confirme parYäkout, III, aIv, 14:
& - i,o£ « - -
A-Li> «i*ö Li (I. ök-JJ) *-JS Li! J,\ *^JJt, construction analogue
12
ä celle de L*j 63a, 1 suiv. — Le passage de Macc. II, 521, 6,
sous X. se rapporte ä Sur. 2, v. 229, oü Bakläwi explique la
difference des opinions ä ce sujet entre les docteurs de la loi.
D'apres cela, la premiere prononciation de la formule du divorce
C O .
a pour effet que le mari sc^-^y ^jwüwu, dans la signification
donnee par Lane en second lieu ; puis la seconde produit la Sepa-
ration definitive.
66b, I, xiL>j, pers. \jli».l.
69a, 3, p-^jj, du verbe pers. ^Xi>b.j, comme / ijis>ta-j
en turc.
*69a, 22, oj.j0.j, TteQLOdevTrjg, f^Oi^ja ou, seien Tho-
mas a Novaria p. 89, »jL^Oj.-ifa, ^jüi^! .j.eLw, Administrator
(Episcopi)«.
*-70a, 2 — 4. 0c me parait convenir ici aussi bien que lJ>s.,
comme apres tous les verbes qui expriment la notion de depas-
ser, aller outre, au-delä.
C> -PA
*72a, 12, qL^jJ hostie, pain (Phostie, de fxjiQS, sacri-
ficium quod Deo separatur, Gast. -Mich. p. 737. On dit aussi
O J
Güy.
,o,
*72b, 6 d'en bas, LiLbjä, pers. v^jj-
73b, 3, jfhji, pers., compose de ^j et jjb, j-o : (ce qui
est) au-dessus du derriere.
... o,
*75b, 27, tiLi bagage, pers. tifj.
'"'
*77b, 27, ko_j /b/'e^, vrille, et les significations suivantes
viennent du mot turc /^.jj, comme ^£ j 74a, 13. En gene-
ral, la racine arabe ...j et ce verbe turc se sont entre-meles dans
l'arabe vulgaire en sorte que M a pu dire, sans se contredire,
,0> ,0 5 5 0,
que Lo j , autre orthographe du turc m*jj , signifie *^-*/«.
*77b, 3 I , ^y>ji , de rca^a^ovi^ = qj»^Lj, ^y^j 133b, 3.
13
Cuche: »Veille (d'une fete), Vigile, ^.j-o-o«. Berggren : »Veille,
le jour precedent, ^.yA^ ou Qjjoi.L«. Le mot grec entier ce
trouve dans Eutychii Annales, I, 522, 7 et 8 : »J^oULJi «-»
+&&1 J.as ^AJi J^ol.LJI *jj ^ i>^L£l J^jä «j-aj-*« (^ÄJl die
Ttctqa^iovrig [vigüiäe] quo ante Natalem jejunant, nee non die
7taQci(.iovrjg qui Epiphaniam praeeedit«. Schnurrer, Bibliotheca
arabica, 298, 4: »J>^UU l\ac q^«!..o vigilia festi nativitatis«, 5:
»icjJ^M vH^' L\^ OJ^J^ »vigilia festi epiphaniae divinae« ;
299, 2 et 3 deux fois Jj^Kb. Une quatrieme forme en est
Jysj, pl. o^..«-j, Wiistenfeld, Macrizi's Geschichte der Gopten,
|*v, 2 et 3, oü Macrizi eu donne une explication erronee qui a
engendre des conjeetures en l'air de M. Seyffarth et de moi
sur l'etymologie de ce mot dans la note ä la traduetion alle-
mande p. 88.
*82b, 1 4, lis. JLij.
*83, 18, KS^^o, pers. _yc*o et tj)jiw.j. Le Farbang-i
Rashidi, Calc. 1875, I, ta., 21 et 22, reconnait l'identite de ces
mots : &.'ijX«Ki c ^^^^ ,--JUu* i^^f ^Lo-» «£ä!Lj iiV.iL**o ^ y*^*^
0f vj*-* fi^b. Les Juifs en ont fait Xpnon, SpnDin, apnölE,
Levy, Neuhebr. u. chald.Wb. I, 287a, 25, II, 31 4b, 3.
, G;> .-&> .-05
83 b, 22, \\j^, contraction du persan Jol»*o ou JO^o.
*84, 26, _b-**JI l\j«A^; doit se prendre, selon moi, dans
le sens explique sous Ja*j I en troisieme lieu: tres-violent,
despotique. Comp. 227b, 28.
85b? 27, ju^iowj , turc 51£m*j , .l^*lj , Lehge'i cosmäni,
I, |*f1, 5: käj> ^-iyh j jJjjlXjLj (^^i *>jL^° .,L^Jj, une
piece de drap dontTextremite est doree ä la hongroise; du hongr.
posztö, Zenker 163b, sous Lx*«Lj.
86b, 4 d'en bas, Q!J.klj', de |f^a; Thom. a Nov. p. 159:
»Dolabrum incisum )f^\m£>; L^wJ"«. Cast.-Mich. p. 716, en ci-
tant le raerae auteur. donne au lieu de \.Z»*S' : »Ar. Jo^j! rJoJi«,
en terme de menuiserie le gaillaume.
14
' ° '
86b, dem. ^j'Lä^j. La bonne forme est ^oLä^o 87a, 2, ara-
- , o ,
bise du pers. &j.Ly*o ; voy. le Kämous turc et M sous .solä^il .
Une autre corruption de ce mot se trouve chez Thom. a Novaria
... "i a: 7
p. 126: »Polypodium P-s«v.' *-*^D ^Lä-*1^«-
87a; 3, jrjCw.j, pers. _JC£~o, prononce ä la turque .;Xäo.
C'est le meme mot que ^jXcco, 90a, 24.
*87a, 5 d'en bas, lis. pisella.
*87b, 17, lis. X^ü-o, comme 83b, 18.
*88a, 25, lis. büscht, ouplutöt, selon M.Rosen chez Seetzen,
o
IV, 334, 4, bischt, ^-^o- (M. Dozy a suivi Defremery, qui
cite Seetzen d'apres les Annale s des Voyages.)
„ o - o , , o - o
*88a, 6 d'en bas, lis. turc ^Ä^xxio , en persan ^o^X-ci^j.
Le _. de Meninski dans ces mots est fautif; Lehge'i osmäni,
I, Hl, 14 explique «JC^uuio par la forme persane *.Xj^U-ii»o.
o, o o, o ,
89b, 12, s_iyäj, pers. - turc ^yä-o, j«**i, Zenker 199b
et 235c.
o ,
*90a, 3 d'en bas, lis. /äJL&j; e dans bäschleq chez Bg re-
presente, comme dans bachlek chez Hindoglou, la voyelle qui
tient le milieu entre e et i, Vy de Meninski.
91a, 3, BASCHMAOUT — serait-ce Portsmouth , prononce ä
l'orientale, nom de laville pour l'etoffe qu'on y fabrique ou qu'on
en exporte?
' ° '
91a, 20 et 24, / Äi»£o et &yUio me paraissentetre = / &*&,
comme / cJj* est = / iikz>. La particularite commune ä tous les
deux est celle d'etre passe et noue sous le menton.
O J
93a, 8, \Jolhu patate, angl. potato; car (_^-äJ! u^IäJLäJ! est
la pomme de terre, Bg col. 641 sous Pomme, oü ^UJS est
pour (jjjüä.
*94a, 15 et 16, *u.L£j, äjJsL, batterie? On aura donne
15
ce nom au pont d'un navire ä cause des canons qui y sont
places.
*94b, 6 d'en bas, y-Jw, DJol:)- 3i2» 15> me semble etre,
sans y changer rien ; un vuyü' de battezzare : nl avait dejä Üe
baptise«. — M. Dozy, tout en approuvant le fond de ma con-
jecture, me rappeile que Djob. etses lecteurs ne savaient pas l'i-
talien, mais l'espagnol, qu'il fallait donc ecrire bautizar.
97a, 6 d'en bas. Je crois qu'il faut ajouter L&As»! apres
s^i ^Lftj^p", comme correlatif de j>^Wj.
Gü J 5
*98a, 17 — 19. Grammaticaleinent parlant, ce JCj aüLta
est une proposition nominale representant l'enonciatif de ^L^
(qLs" .*sA et virtuellement ä l'accusatif : Noiireddin etait (doue
de ces qualites:) son interieur (etait) virginal etc. — Quant ä
1001 N. Bresl. IV, 77, 1, ^JoL ^ est de mon fonds , la meme
chose que J,U ^y«, ^^ ^a.
*98a, 28 älbl^ devait se mettre sous &Lbb 128a, 25, ou
vice- versa. C'est le ou.J*3 du mot Persan *-?^Lj-
*98b, \, üL*j, lis. *JL*j ou *ix*j, avec son gros ou avec sa
grosseur, c.-ä-d., ayant encore son volume naturel ou sa masse
originale.
^99a, 12 — 14. Le sens prete ä Sju me parait fonde sur un
malentendu. Le sujet de 2j oU , Freyt. Chrest. 121, 7 d'en
bas, n'est pas le Sultan , mais le prince J2U.I , qui voulut mar-
cher sur la Mecque et Medine et profaner le tombeau de Ma-
homet.
*99b, 3 suiv. Je crois que M. Dozy a raison de lire
o - o > G ,COG-G
g.xi iA*j ^y«. Ma conjecture ä.*ä »Axj .yi supposait qu'il y
avait Opposition entre vJo- et s.*ä : comme un fosse (qii'on ren-
contre) apres (avoir parcouru) un terrain en pente. Entraine
par la course, on tombe presque inevitablement dans ce fosse.
Le sens y serait donc, mais je n'ai pas d'autre exemple d'une
teile locution.
16
*100a, 6. Je suis tres-porte ä croire que x*a*J est une
cacographie pour »iA*J : d cause de sa Situation reculee dans
le desert.
*400b, 9 d'en bas, lis. i^ä-tf;
102b, 5 d'en bas, -ab bronze, turc.
*106a, 8. Au lieu de JJiil\, 1001 N. Bresl. I, 298, 6, le
manuscrit de Galland porte .l$*Ji , comme il faut lire.
106b, 9 'J&, _'il, J%, turc, Zenker 203b.
*116b,12 d'en bas. Sur.18v.44, Ljjj? üLJ ?. *L»j ^l^fj &%
oü le meme mot au nominatif est Joint ä JUS , prouve que ,^*jUM
est le pluriel de ^i\.
117a, avant-dern. -5\j, turc ..5\j, ecrit dans LehgeT os-
mäni , I , I*ö. , 3 ^U^L et ,L^U.
117b, 7 d'en bas, ,'^lX^.j, lat. pontica (nux), gr. 71ovtc/.ov
{yiaQvov), talm. p^SIB; voy. Low, Aram. Pflanzennamen, p.48
et 49.
*M8a, 7 d'en bas, lis. Bc. au lieu de M.
*120a, 25. Sfcji« voy. II, 583a, 7 suiv.
*120b, 27 — 29. jjÄjuÜI oUj n'est pas classique. Firouz-
abadi veutqu'on prononce (jixxi oLo, en sorte que (J*jü , quoi-
que nom generique masculin indetermine , forme avec oLo un
nom propre determine; Sibaweih et Farra , au contraire, pro-
noncent uksu , en le prenant pour un nom propre feminin de-
termine par lui-meme. Voilä ce que dit le Kamous turc. Com-
parez pour mäjü olo les Colliers d'or de Zamakhehari , ed. de
M. Barbier de Meynard , 29, 3 d'en bas.
*!25\ 1, lis. villi.
*1 26b, 1 . Les bonnes formes sont sans doute ^öj^ et ^.Li^j ,
pers. , composees de ^^j 1. 7 et &Js.\ , ^o, couleur, pers.,
17
arabise ^ö.i, ^ö. , comme ^o.itA*.».**! ou g)u .Ju*aw$ , 20b, 9 d'en
bas. doivent se lire, selon nioi , ^ö.IiAaa*^ ou viVj.iA^*«! , com-
i ^ j ... j ...
poses de Aa^! blanc et du meine mot: (me'tal) de couleur
blanche, probablemenl une sorte de cuivre jaune, moins fonce
que le cuivre rouge.
1 26b, 8 d'en bas, titt;j.j , turc d._jj , beurek.
*127b, avanl-dern. Sur (jjy dans la premiere significa-
lion, voy. aussi Seetzen , IV, 463, 25 — 28.
*128b, 9 d'en bas, */£>Lcj.j, esp. bugada, ital. bucato.
*129b, 9 — 6 d'en bas. Je doute de cette signification de
JLj, dont je ne connais pas d'autre exemple, et je propose de
lire JLLJf *&£<, en parallele avec ö\y>S\ _ J>.
*133b, 3, ^j./0-o, qj-^jI-Jj voy. ma note sur 77b, 31.
1 33b, 10, ^o atene, turc. — äJUJI jjo nappe, pourä-äj*J! ij,
prononce ä la turque ; voy. Zenker 195b, 5. Lehge'i "bsmäni , I,
IM , 5 donne le synonyme turc ^c;j hjsl*.
137% 22, liLJLj, turc ^^Uxj iprononcez beylik) ; Zenker:
»l-M*rr*S' dUio vaisseau de l'etat, vaisseau de guerre«.
138a, 8 d'en bas, aJCü.lj', pers.-turc *Ä.£. avec l'article
berbere feminin; Gazophyl. p. 461: »Vermicelli di pasta
sXw., ^.jIL:> *.Ä.ä.«; voy. Zenker, 464a, 9 — 13.
138b, 6, ^iL^o, turc ^.^L 'i$vu (prononcez bimbach) ),
mot ä mot chef d'un millier.
*140a, 17 et 18, ,j.aj'. M. Dozy veut qu'on biffe cet article.
140a, 10 d'en bas, -c^ö', (c**^ plat , turc. lc-w-*J-
141b, 21, ^yX'S tabac, turc.
*142a, avanl-dern. Au Heu de «üüLäj, la premiere edition
de Bc porte jsjcibi, mot que je ne connais pas non plus.
143a, 8 d'en bas. Thessalon ique est t*)ujSLw. — eUl~ derive
1881. 2
18
probablement de / ij^JL* on eü^JL«, Sümcie en Syrie; voy. nies
Gl. Habicht, p. 22.
144b, 6 d'en bas. Je hasarde la eonjecture que u*5jj'
dans ce passage d'Edrisi est I'infinitif de (ja^-j au lieu de (jJ,j
(comnie p. 569 (j«j vulg. pour yJ .) = L*ot . ,Lo , Lso, ou «-m#Lj. 13 ,
acquerir I'experience d'un pilote; voy. 495b, en bas.
145a, 20. M a tort de dire: xI^Lc ül^j a*>^ ißfäU
M. Dozy a dejä corrige ce äIs^j; ajoutez que ijfcJjj ne signifie ni
en persan ni en Iure couteau; compose avec Jus, c'est im noni
verbal actif de qlXaäIjJ tailler, comnie taille dans taille-plume,
taille -me* che, taille -mer etc.
*145a, 26 xjj* cassolette n'est qu'une eonjecture, comnie
de Sacy dit lui-merae, Chrest. II (non 1), 179, 20 et 21. II fau-
dra lire avec deux manuscrits XsJL avec le cortege ou la garde
qui aecompagne le sultan; voy. l'article Xs: 595a, 18 suiv.
145b, 4 d'en bas, tjU-j', tiV-Jj', turc, de j' sueur, signifie
proprement lout ce qui , en couvrant quelque partie du corps,
sert ä en absorber la sueur.
*146b7 6 d'en bas, <jUö = JLi, J^ 167\ ö d'en bas,
selon la prononciation magrebine de ö comnie ts; voy. Marcel,
Vocabulaire franc.-arabe, 253, 1 : »Fil de fer lXjl\s> iAJL« selk-
hadyd, JLmj tessal, JU /sa/«.
*147b, 23 et 27, ;Uj et .L*aj, turc-pers. , voy. Zenker
SOUS .Ui\
149a, 15, iJlfij, turc aüläj*, forme ancienne /S^Läi-, (<fku"j
preuve de l'originalite du niot turc; voy. Zenker 301c, sous
149b, 4 d'en bas, &£, turc *!&. M IIa11, 5 d'en bas,
prononce le mot arabe sX>Ji.
19
*1öOa, 8 suiv. Peut-etre ne me suis- je pas exprime avee
assez de clarte. Voici ce que c'est : iüu' vient de l£>\ £>' ,
conime iusjvientde ^^äj, «A*b* de Ali' etc., c.-a-d., de ra-
?, .
eines secondaires form6es du JotÄsi de li^, 5^ , ^., jjj ; voy.
mes Beiträge, no.1 de l'annee 1 863, p. 145 — 147: M. Dozy a donc
parfaitement raison de dire que L\.jCj' est idL*j d'une racine de-
feclueuse, ,JC>, et fait au pluriel [»&". Mais par l'influence de
la prononcialion persane et turque, qui, en appuyaüt sur la der-
nicre syllabe, raccourcit oü süpprime l'avant-demiere, les Ara-
bes eu\ -inrmes disent quelquefois tekye en deux syllabes
ou meme tekke; vo) . Guche p. fl : »Gouvent de derviches
- - - + G.- w
LKj _ x*Xj«. Meninski: »iöjCj' tekijet. a. vulg. \\j" tekke«,
»\Sss tekje p.«, »*£> teMe. t. pro *u£> tekljea. Zenker 305c :
»ap. &*& /r/./'r [Rad. ^5^]« etc.
*150a, 4 d'en bas, <_Jj' est pour ^JL»\
1511', 12, Ja, turc Ju; comp. J^.
*151 , 5 d'en bas, ^j', prononcialion vulgaire de *,$ au
lieu de *i:
*152a, 20 et 21, .<■' II. Je crois que celle orthographe est
la verkable et ({ue _? est un verbe derive de ;Uaj, p.-t., panse-
ment. On dit en persan ^öSjl^i L-*"*"'? en lurc &*+*} iU-jJ $ j
panser le cheval. l'etriller (voy. Meninski sous ,U-ü) ; Gazophy-
lacium I. p., p. 421 : Stregghiar un cavallo, etriller un cheval.
^öS ,Uaj <+f*Mi\; Bianchi p.559 : Panser un cheval S^'^} jU-u $•
153 , 1, zy«Ja pastüle du seroil, t.-p., voy. Zenker 3 13a,
sous ^j*J.j'; proprement chose merveilleuse, turc oriental
^a**jü merveille, voy. Vambery, Uigurische Sprachmonumente
230b; Berggren, Guide francais-arabe, col. 809 sous Ornements
2*
20
des femmes: »\s>j.^J<li, tensoukha, espece de parfum compose« etc.
La composition de ces paslilles est decrile dans le Tableau de
L'empire Otloman par Moüradgea d'Ohsson, Iraduit en allemand
par Beck, II, p. 223 et 224. Vullers s'est trornpe sur l'etymo-
logie de ce mot dans une note de sa traduction de l'histoire des
Seldjoukides par Mirkhond, Giessen 1837, p. 98, note 15, et
dans ses notes ä Ia suite du texte persan , p. Fvf .
153b,23, Ijj", en arabe d'Egypte »j", avec un affixe^j', p.e.
>jli «jj* (au lieu de s^j') »il vient de passer«, .»Ij L^j" »il vient
de s'endonnir« , Tanlavy, Traite de Ia laugue arabe vulgaire,
p. 79; &i^l3 o.sJ> \$>yi ücLJi, trois heures viennent de sonner,
Hassan, Gramm, d. Vulgärarab. p. 32.
155a, 26, \iys crampon, Iure ^Sjj', ȊjJa, toka.
156% 16 et 17, jli", J^ö, turc Jö, J-o\
158a, 1, oLo, est-ce pour oL*.? M. Dozy en doute.
*161a, 15 suiv. On doit ajouter aux significations de JJ&
celle dont M. Dozy a parle dans sa Lettre ä M. Fleischer, p. 200
et 201.
*161b, 9, yü objets precieu.v. Ce sera specialement »etoffe
d'or« , signification donnee par Quatremere, — malheureusement
j'ai neglige de noter, dans quel de ses ouvrages. Elle s'aecorde
avec la signification de j^ßi constatee par M. Doz\ .
*163 , 24. £*$, correctement \*o"; voy. mes Beiträge, no. 6
de l'annee 1876, p.96 et 97.
*163l>, 4 d'en bas, -*S II, par rapport ä jlo , signifie
c+i , _£5. De Sacy, en traduisant l'hemistiche cite : »et de tout
ce que je possede de biens et d'enfans«, a lache de rendre l'idee
d'augmentalion et d'aecroissement par le mot »tout« avanl »ce
que«. Posseder , tout simplement, ne saurait etre exprime
par _♦$.
164a, 17, J^S, gr. x'HfuXim'. turej^j'. temel.
21
*167b. 5 d'en bas, JIj, voy. JL*o p. I 46b, 6 d'en bas.
168b, 3 d'en bas, jb^L> seigle, turc ;b»L=r, tchavdar.
*169b, 8 d'en bas, iüL^>, p. -t. *ili?w>, compose de
\a^- cuirasse, harnais, armure, et xiLi> maison, loeal.
o
*171a, 4 d'en bas, (j*lj.o> vient effectivenient du turc, oü
:LjU», ;^-v> a 'a meine signification que M donne a ^J-^s.;
voy. Meninski 297a, Zenker 348b.
1 78b, 20, 0LcJy>, lis. DUJL>.
*180a, 13, "^ armee, lis.ys£
*181a, 12 et 13. Ibn Khallican dit: qLjj>, «not persan
arabise, signifie celte large piece d'un vetement qui est au-dessus
du *_ö (dans la signification de cläJi ^ ,jLi*.«Ä!i v*^?" iS iV-£*\? ^>
»morceau insere dans la chemise sur la poitrine ou autour du
cou« Cuche) et qui couvre le chignon ou la nuque. — M. Dozy
m'ecrit: »J'ai ete induit en erreur par de Slane, III, 94, qui
rend w>Js par os coccygis. Cet article doit donc etre biffe, car
Lane a tout ce qu'il faul.«
*182b, 22, £°j^, pers. £*>.
*183a, 4 d'en bas. Voy. ma note sur 116b, 12 d'en bas.
188a, 1, 0L>, p.-l. ^, tfjf-
O J
*189a, C et 5 d'en bas, ^„> grange, signification qui vient
de celle d'oire, donl j'ai parle dans nies Supplements au diction-
naire neobebra'i'que de M. Levy, I, p. 437 et 438.
, , ■>
*491b, 6 suiv. Cherichi, dans sa note sur ä;ij> citee par
de Sacy, dit que ce niot dans le passage en queslion signifie un
de ces billets que Härit ibn llamniam, apres avoir fait son en-
tree dans une ville, adressait aux habilants reclamant leur se-
cours pour subvenir ä ses besoins. C'etail donc loul simplement
ce qu'on appelle en allemand ein Bettelbrief, par lequcl
22
un pauvre diable ou un Chevalier d'industrie cherche ä exploiter
la pitie ou la credulite de bonnes gens.
194 , 9 d'en bas, i^r-j^ syncope de ^.^i^-l , comme
^ o £
ecrivent les Turcs, de *ta>!', epiceries, drogues.
*194b, 18 et 19 rinspirer ä quelqii'un le desir de connaitre
ces livres« c'est ce que Maccari, dans le passage en qüestion,
exprime immedialement apres par L^s *-^>-c. ; mais l^Ac ^^s-
est: il leur inspira le courage de les etudier, chose pour la-
quelle il fallait du courage ä cause de leur obscurite ; voy. I. 18.
*199b,3 d'en bas, »veille«, plulot Insomnie. Dans JL>i .-.LJ,
Journal de Beyrout, nr. Pfv , p. 4, col. 1, 1. 15, je trouve v_äa>
(•«>Ji dans la meme signification : *j-^i «Jb-j / ^JLäii LU »wXjjj U~».
0
200a, 26 »c^ä£- (corr. iü«.ä>) du mot persan o"^>? double.
En ärabe, on prononce <.^JL>; M : v.*a£ iAaj q^XjJI ^yi <^*x>\
.-xjAjl\.J| ote äOj.LJ^ ; Hartmann, Arabischer Sprachführer,
p. 185, col. 2 »Doppelflinte: dschift«. Pour l'autre signification
de caä>, \o) . mes Supplements au dictionnaire neohebraique
de M. Levy, 1, 435 et 436.
*200a, 27 suiv. En comparant de nouveau les passagcs oü
* o ~
se trouve b&s», je nie vois oblige de retracler ce que j'ai dit
dans l'Appendice d'Amari p. 30; mais je voudrais mettre ä la
place des »palissades« de Quatremerc un mot qui s'accorde
mieux avec l'explication que les dictionnaires persans donnent
de nXä^* (voy. Zenker, p. 358, col. 3 sous c^ä^- et&Äfc^). Le
Farhang-i-Rashidi , Calc. 1875, 1, p. PrY, 1. 10 et 117 dit que
le nää^- est un bätiment dont le toit est courbe comme un ^Lb.
D'apres cela, le Uä> militaire parait avoir öle une sorle de
mantelet transportable en bois qui mettait ceux qu'il couvrait ä
l'abri des projectiles ennemis, mais, ä la difference du (j*.j et du
ää.lb, aussi d'en haut.
23
2Ü2a, 4 den bas, Xö> cdgrette, p.-t. *x>- , Li>.
*203a, 17. Mettez Jc>: ^^J non-seulement sous J*^, qui
signifie assez.
203b, 10, »,^L> — est-ce le mot persan *^l^-? Voj . ma
Gramm, pers. , 2eed., p. 134, note 2. Cc seraient alors des
grains de riz cuit. Mais je dis cela avec toute reserve, dautant
que je n'ai pas le Sahara de Richardson ä ma disposition. —
Remarque de M. Dozy : »Ni moi non plus; mais il y a peu d'ap-
pareüce qu'un mot persan pour une chose si simple ait peneire
dans le Sahara.«
*203b, 32. •^rJcf se Irouve ell'eclivement dans le texte
d'un ancien poeroe de Moulammim ehez Nöldeke, Beitrage zur
Kenntniss der Poesie der alten Araber, 148, 12, d'apres la note 2,
oü 1 edileur voudrait changer <-**L^' en \rÄ<? sans prouver (jue
ee mot existe dans la signilieation voulue. En altendant des
eelaircissements ulterieurs sur le texte et le sens du vers de
Moulammim , je pense qu'on fera bien de croire que la glose de
Colitis, qui eile le Kämous, est bien fond.ee. La signilieation de
^_jÄJo, qu'il attribue ä i_A^ , s'explique par la comparaison de
ioSL>f AJaLJb .i^Äj J^>_M, proprement crieur, brailleur,
puis craqueur, hableur, fanfaron.
205a, 26, äjLJb», Iure »1Ap~, s.LJL^-, du mot persan
».Lj.Ls-, compose de ,L>- quatre et «.Lj piece.
205b, 5, K's^.l, pris pour cspagnol, doit etre oruga, lat.
eruca, frane. roquette, allem, rauhe.
*206b, 6—9, l\JL>1 est l'humeur cristalline = jülN-JI^J Zi^kJ] ;
voy. Ali Ben lsa Mouilorium ücularioruin , ed. llille, p. 52 et 53,
oü celle humeur est comparee ä la glace : »ipse (humor crystal-
linus) glaeici similis«.
*209b, 24, ^L> I. juxi-t & &> »il se distingua dans Tad-
ministration«. J'avais demande s'il nc fallait pas ecrire ^J-^,
24
d'oü vient .JLsM , le cheval qui prend la lote ä La course. M. Dozy
me repond: »Oui , et le texte a correctement L$-^>.«
*211b, 27, ü^\*>. Je soupconne qu'il faut lire &^W> et
que c'est le niot persan-türc *.±>w=>- ou &^>w^- arabise : ecueile,
grosse cuillere; 2o &^W> signifierait donc une grosse cuilleree
de neige.
*213a, 15 — 17. Je ne vois pas pourquoi la correction de
y
Lane et l'explication qu'il donne de ^-oL<M o^S (car c'est ainsi
qu'il devait ecrire suivant TA) ne serait pas bonne. — M. Dozy
ine repond qu'il est d'accord et que le c/iT de Lane l'a induit
en erreur.
*219b, 9 — 11. J'ai pris cette traduction de ^jjJUs» dans la
nomeuclalure ecclesiastique de trois glossaires cople-arabes de
la Bibliotheque Nationale de Paris : ^jJU^i Ttißa.aikw.)\. Guche
p. vi : »Dome qjJUj>«.
225a,19, (j*^.>, pers. LäiL>, turc y^siLs- , (j^äi=>, Zen-
ker p. 346, Gel. 1. J'ai donne la signification etymologique de
ce mot dans le Zeitschrift, VI, p. 59, note.
*226a, 22, lj^>- embryon, apparemment apocope de ^-»^--
*227b, 25. Quand ^j^>- ne se rapporte pas simpleinent
au son de la voix , il parait signifier toujours un homnie qui
a l'habitude de parier franchement , sans faeons et sans reserve,
de dire hautement toute sa pensee. Cela s'appelle iü.j.^, 1. 4
d'en bas, Joint a iüoiLwj &>^l\«w, simplicite et candeur.
*229b, 15. A proprement parier, il n'y a pas de substantif
äL> ou sj^>, mais le ä ne s'ajoule ä ]y^-, t.j etc. que dans
I'ännexion , par une sorte de redondance et comine moyen de
liaison phonelique; voy. Gaussin, Gramm, arabe-vulg. 1. ed.,
78, et mes Gloss. Habicht. 85 et 86. J'ai trouve ce ä aussi chez
Aboulfcda, Ann. musl. II, 240, 4 d'en bas: .L^U** »L<uaj au
lieu de ,L^u« l\ Lb^>oj, et Ic Kamous turc, sous *L=>uaJI, dit
25
exprcssement qu'on doit dire '\x*»\^ ^L^ua, non iC***!., äL<w>,
ce qui fail voir que cette redondance est d'ancienne date.
229b, 30, LL> gratis, Iure lL>.
«sc -sp
*230a, 1. Au lieu de L*jL>^ , il faut LoL>^, de sl>, comme
dans le texte eile et comme 326a, 1 .
*230b, 10 — 12. La conjeeture de M. Dozy est confirmee par
le manuscril de Galland, qui porte xyjw oLs»Ls\j au lieu de
*232a, 8 d'en bas. Je crois au contrairc qu'il faut lire Berb.
II, 262, 1, ä-^imi .\y*~ *J M^**? Ms exciterent en lui l'ambition
jalouse de triompher (sur le roi de Maroc), comme on lit Berb.
I, 549, 7, $y£\ *J 4p"J> ^ excita son ambition ou sa Jalousie.
Voy. sur cette signification de Kjj^- .^Lä* Lane sous ;L> III.
*235b, 10, i^)j,> partie de jeu, le mot ilalien giuoeo.
*235b, 11, dj.z>. sorte de genuflexion, usitee chez les
Mongols, vient du mot touranien ö)j^-; en Iure: eWij.^- ;0 plier
le genou, s'agenouiller.
*236a, 1 4 suiv. Tantöt Joint ä xü.,j>, tantöl seul , &J^> signifie
propremenl, en parlant de cavaliers, caraeoler librement sur le
champ de bataille, apres en avoir chasse l'ennemi; puis en ge-
neral: rester vainqueur; par metaphore : pouvoir absohl, do-
mination, Suprematie. Hariri , 1 . ed. , ff., 1 et 2 : ^LvJ *JU
'»SyM (j«j^ äJ^lXJI; Arabb. provv. II, p. 460, prov. 185:
jo5v*.*aj *.$ *Jj^> JJsLJÜ, l'erreur regne quelque temps, puis
eile sY'vanouit ; III, 1, p. 82, prov. 479: iicLw JJjLJI *Jy>,
l'empire de l'erreur est de courle duree ; Ali's hundert Sprüche
p. 69, no. fv : XcL*JI ^l / <lM &^>j XcLm JJ^UjI *^> »der
Irrthum waltet eine Stunde, die Wahrheit bis zur Stunde (der
Auferstehung, d. h. immer)«; comp. Ia nole 103, 3 — 7.
26
238'-, 17, 0^.^^> a l'air d'un nom relalif forme de^^^.^,
en persan: cheveux ondo.yants ou boucles, chevelure iloltante.
Peut-elre y a-t-il de la ressemblance entre une teile chevelure
et les louft'es de ees dattes suspendues aux branches.
•844*, 19 et 20. Celle etymologie prouve que djijl C*.'J.\
etait pour lc peuple ^.JUii u^sM , de i^Jb c«)^ grignoter7 explica-
tion applicable aussi ä t^JUi c; *&., puisque l'arabe vulgaire se
permet de supprimer l'article d'un substantif determme, coor-
donne ä un adjectif, et ä ne le donner qu'au dernier. — Au
lieu de ö^\ ^ijS , Bresl. II, 98, 6, eile ici ä la 1. 12, le ma-
nuscrit de Galland a la forme ordinaire o.5UJ5.
241 b, 12 d'en bas. ^lXxJS )Us> signifie le bout de la ma-
melle, lemamelon, lepis, synonyme de ^JciJi (jJ. et ^iAiJ! x«Jb>
chez Payne Smith ä l'endroit eile. »Bouülie« doit elre un mal-
entendu.
245b, 13, ;j^*o-( / i>.=> , lis. yy**£\ : le basilic du hardi,
pour dire que le prix. de l'amour n'est pas pour les coneurrents
timides.
*2i7a, 18 et 19. Je crois que de Slaue a tort de donner ä
j?.z> dans ce passage la signification de surtout , au lieu de tra-
duire au point que. Je ne saurais pas non plus approuvef sa tra-
duetion du passage suivant, (pii, selon moi, signilie : il n'est pas
concevablc que la haute intelligence de cet horame eüt ete in-
capable de reconnaitre la faussete de leurs doclrines, au point
qai\ les eüt professees lui-meme.
0 °-
*247, 11. Doutant de ce »^x=> fem.«, j'avais demande,
s'il ne faut pas rapporter c^Jo dans le passage eile ä .sXciyto:
»ainsi ses lmmbles prieres guiderent la mort vers son ämc,
c.-a-d., causerent sa mort«. Dans sa reponse, M. Dozy acceple
cetle explication.
1 250a, 25 suiv. De Sacy n'a pas remarque quo le mode
subjonclif de L^Xs?, lie par ui ^ une proposilion negative, est
negatif lui-meme; Voici le jjAiu : Ujjj5\*^i = LsuLs, »il
27
n'y avait ni points - voyelles ui points diacritiques auxquels on
put a\oir recoürs«.
*254b, 18 suiv. Au lieu de ^J, ^Ac o^v^ , '1 faut lire
avec l'edilion de Bresl. ^«.^ ^ o*^>\S>, pour ^j>\>\$> : je
quittai ma palrie cn allant lout droit devant uioi. Voy. sur gS>
II, 717. *,! J,c dans cette lucution est la meme chose quo
j-f?»^ Juc, Bresl. II, p. 12 1. 3. — M. Dozy approuve eela en
disani : »Je erois ä present quo le i^y^" de Macn. est simple-
inent une faute du copisle ou de l'editeur pour le o^>^ de
Bresl.«
*256b, 8 d'en bas, lis. 238 au lieu de 283.
259a, 12 treu bas. En reponse ä inon essai de juslilier el
d'expliquer le ehlA^o de Freytag et de Sacy (Gr. ar. II, p. 646),
M. Dozy m'ecrit: »Non. J'avais loujours prononce rik, niais
c'est une faute des orientalistes europeens, comme je l'ai vu par
M (dans ce cas une bonne autorite) , qui ecrit partout rak etqui
en donne la raison p. Ifl«. Celle correelion , que je me fais un
devoir de publier, est d'aulant plus importante qu'elle en ini-
plique une autre : la distinction entre le metre nomme *iL\^«-*j(
et l'espece de rime Qomraee e);1AX^JI (voy. M it la page indiquee),
que le dielionnaire de Freytag confond dans I'article \^.\*XU.
259b, 11 —14. 31. Dozy veul qu'on supprime ees 4 ligncs,
car la lecon de l'edition est bonne : 'ükX^, coniine ehez Hartri,
I. ed., III, 3 (M. Dozy ajoute Macc. II, 174, 3), et &&£*, actif
de meine, gouvernant JuÄd : lous ces \eu\, jetant des regards
curieux sur son visage, le eoloriaienl d'une rougeur entre-melee
de päleur, semblable ä la couleur du / 'jj^z>.
*260a, 29, idüc^*, tout court : cylindre de pierre (Cuche) .
'26lb, 6. Je m'avouc coupäble d'avoir induit M. Doz^ en
errcur par un texte coufonne au nianuscril, niais doublemenl
28
lautil , que je change ä present, guide par Lane (sous / a^Ls>),
en / äö<~>\ / iJU=>. Le sens est que ces gens etaient armes de
de pied en cap, en sorle qu'on ne voyait a travers les visieres
de leurs casques que les conlours de leurs prunelles.
264b, 5. J'avais propose de traduirc: je ferais juger nolre
proces par le glaive d'une nianiere decisive. M. Dozy repond
que ..z> ne signifie pas eela, que .y> Jüs> ne se dit pas et qu'il
eroit que la verkable lecon est encore ä trouver. Pcut-elre ma
traduction deviendra-t-elle plus acceptable par le changeraent
de decisive en exacte, correcte. Pourquoi ne dirait-on
pas +sJA jjS*, comme on dit *_>l*oii .y>, o)^ J'^' V^*^ «^
— Comp. 1001 N. Bresl. I, 246, 7, sx* l_**LSI ^jt** : Je J0113'
avec lui (aux echecs) exactement et rigoureusement selon les
rc-gles.
*264b, 21, Vj^? l's- V-^j n- d'acl. de Vj^*- ^e Slane
s'est trompe et sur la forme et sur la signification de ce mot.
*265a, dem. /ä^ä*^, lis. ^jSUwmj«: exercant sous quel-
que deguisement des brigandages sur les vrais croyants.
*265b, 5. Le sing, de jcjij^- est ^JjS* ou -\u.=>. Remar-
que de M. Dozy: »D'accord ; mais c'est qu'en ecrivant le Gl.
Edrisi (voyez-le) je ne connaissais pas encore ce terme sans
r269b 6 suiv. • s> va bien ; c'est ;3», collectif de »:_>,
tuyau en pierre qui s'emboile dans un autre. En parlanl de la
meine chose, Yäkout, I, (**♦!, 15, dit o^suJ? jSK*a$\ \.=> £
' 270b, 3 suiv. La conformite des deux lecons par rapport
au ^. ponctue me fait croire que j,l~^°, comme porte aussi l'e-
dition de Boulac, est le plur. d'un sing. • ^ inconnu ä nos dic-
lionnaires, <-JX* *.**! de \jS>, employe dans un sens analogue
29
a celui de :.3- 269b, 8 et 9 : ruelle de Iraverse qui sert de
passage d'ime rue ä une autre. Cela conviendrait tr&s-bien
1001 N. Bresl. X, 344, 3 d'en bas, oü il s'agit des moyens de
se glisser partout et d'echapper aux poursuites en cas de besohl.
27ia, 13 et 14. Tai corrige ce / ä-> dans la note sur
261b, 6.
*275a, 19. Voy. la note sur 15b, avant-dern,
*275b, 18—20. Voy. la note sur 232% 8 d'en bas.
277% 7 d'en bas. ^p>, tyow , ÄbtlM, = li; von. Low,
Aram. Pflanzennamen, p. 127.
*280a, 16 suiv. Le passage Macc. II, 115, 3 et 4, signifie:
comme il etait I'homme superieur a tous ses concurrents, il eut
ete convenable que, s'il ne pouvait obtenir du Sultan aucune
faveur, il restät du moins garanli de tout dommage, etc.
282b, 17, J^jp», ä prononcer suivant le Kämous et M
J.aj;>. » Hezümbül« , que Rosen donne pour la prononcia-
lion ordinaire, Seelzen, IV, 285, 22 suiv., sert ä expliquer les
voyelles de »J^jjs.« et »J*.öj£>«.
> o ^ * o
284b, 1 suiv. L'explication que M. Dozy donne de ^^.^J,^-\
jUJL <\JU;, d'apres laquelle *Ji£ signifie d sa charge, <) payer
pur lui, est confirmee par l'usage contraire de j dans *.^J _a„**w<i^5
(lis. y^^oj) Belädz. 144, 3: on leur donnait decharge de la
soinnie depensee par eux (pour l'entretien de ces puits). L'autre
construction de wc**Ä:>^ avec l'accusatif de la personne se trouve
cbez Yakout , II, a!1, 3, oii il parle de la meme chose; mais il
faut pour cela changer JLäJÜ en JUäÜ, correction proposee par
inoi , mais omise IV, 21 7; 3.
297b. 1 — 3. J'avais tache dexpliquer »dilhaca« et »adil-
hacä« par ^xr^! ^ö (i^1^^^ *^) » souffrant ^e 'a gravelle.
M. Dozy me repond : »Non, pour beaucoup de raisons; p. e. :
c'est la maladie, pas le malade qu'Alc. appelle ainsi , et strun-
30
gurie n'est pas gravelle.a (Tost vrai, mais la gravelle cause la
strangurie, et je ne puis m'empecher de voir dans »hacä« le mot
arabe _ajis>.
' 298a, 4. Au lieu de rapporter l'affixe » au personnage en
question, je prefere le rapporter au mot JlxJi qui precede :
l'emploi de la science, l'usage qu'il faisait de son savoir.
299a, 3 — 5. Burckhardt lui-meme ecrit s-itolc* au lieu de
ä.j>Ls> , qui signifie la parlie d'nne vallee <pii va en pente.
1 299a, 17 suiv. ,*ü2=^ a recu d'abord la sienification de
presenza, dans uomo di bellet presenza, en parlant de l'exterieür
d'un homme; mais un usage plus moderne Ta transfere de l'ex-
terieür ä l'interieur, du physiqae au moral , ou philo! a la raa-
niere dont quelqu'un se präsente aux aulres par ses procedes
envers eux , en Sorte que ^a^\ J^> ou -aü^) n"*^ s'§n'"e
un homme de bon caractere, ä bons procedes envers autrui.
Voy. Meninski sous ,c>. Le conunentaire Iure de Soudi sur
le Gulistan, p. PT 1. 2 suiv., explique jüx^ t*Lo dans ^y>r
jKa^ gLu tikLs par Joj3-jjJ, et ensuite, 1. 7, il le traduil par
o-yw ti^ö», L^j_j.i>j.jL Sourouri , dans son commenlaire arabe
sur le meine passage, le rend par / äJl~M .~»
> - ,
'299b r-
\ 5 et 6. mjtia&tä-, de (»yäas* == Ja.JLi> , etre mele, se
composer de parties dillerentes, heterogenes, correspond ä
qjJLj, etre variable, avec lequel il est mis en parallele dans le
passage cite.
3 0-
*303b, 9 et 8 d'en bas. ,^-ä^, enfonee, ereuse, coneave,
l'oppose de j'lj, Macc. II. Hv, 11 et 15; pour la signilication
de ce mot, employe d'etoffes en apparenee sillonnees ou canne-
lees, voy. Gl. Geogr., ouvrage poslerieur ä celui de M. Doz) .
p. 216 et 217.
*310a, 3 »du telescope« corr. de I'astrolabe.
' 3 1 0 '' , 1. ^gj^jül *.K=> J.C signifie conlidentiellement.
31
sous le sceau du secret. La Iraduction erfon6e que de Sacy en
avait donnee a fait naitre chez Freylag une significalion de ^y^'
qui n'existe pas et qui neanmoins a ete copiee par M. ßistäni
quant au genre (»tribulum«, ä^Lj'i), avec suppression de la dif-
ferenee speeifique »quod iis impositum erat, qui« etc.
'324% 12 d'en bas. ^Jui^Ji et JiA>£$\ fj TloirjTiKrj et
raylvalvTr/.a d'Aristole? — M. Doxy: »C'est fort possible, inais
je ne sais si Simonet a copie exactement.«
' 324b, 26 — 28 »Soütenir, appuyer« plutöt soulever, exciter,
comme dans Hariri , 1. ed.. W, 3 du commentaire , Galila et
Dimna, ed. de Sacy, 111,6. »II soulevait ceux qui lui pivtaient
obeissance contre ceux qui lui resistaient« c.-ä-d. , il portait
ceux-lä ä faire la guerre ä ceux-ci.
* 326a, 17 suiv. La traduction qüe de Slane donne de ce pas-
sage serait bonne, s'il ) avait dans l'original ^x^r. ^ J.*.ä^. L> .
Tel qu'il est, le texte signifie ä la lettre: il rapporta ä ce siijel
des choses qu'il avait apporlees et d'autres qu'il n'avait pas ap-
porlees, c.-ä-d., des fails reels qu'il avait appris et d'autres
^ - - o o *»
qu'il avait inventes; lis. Jc*s> et J*«=v\
*326b, 24 suiv. SurJ^L^, voy. (il. Geogr. 219, 12 suiv.
Dans le premier passage eile ici, ce raot iudique l'eflort que le
chien fait en s'appuyant sur ses pieds, pour rompre ratlache
qui le retient. Comp. 390% 24 — 26. L'idee d'eflbrl se trouve
aussi dans ^coL^Xj .-j^ J^L^ I- 5 et 4 d'en bas: le malade se
dressa peniblement et vint en marchant lentement etc.
334a, avanl-dern. J'avoue que l'emploi persan-turc de
,j.s> comme singulier dans un texte arabe nie fait toujours
l'impression d'un abus ou d'un barbarisme; mais M. Dozy a rai-
son de nie renvoyer ä l'endroit correspondant des 1001 N. Bresl.
VII, Pol, 13 et 14, oü on lit de meine #J! Lu*+J 0U^i )y> l»;
il aurait pu ajouter i^oi*, 1 et 2 : Uaju-J q>^*^ ^M -> au ''eu
de ^aaaä-m t^Oj.jw L — Quant ä \j> . ^- , 334b, 7, terme mo-
derne pour houri, ^ß.y>, ce sont deux noms relatifs, le pre-
32
5
mier arabe, le second persan, formes de .j.:> pluriel: per-
sonne de l'espece des houris.
334", 6. D'oü vient »iü.j.^ iujyu*«? Je ne puis ni'em-
peeher de penser a axiQTijoig et ä ^o^e/a, en Iure i. «^>-, khorty.
J'avance cette conjecture ä mos risques el peius; M. Doxy m'en
laisse loule la responsabilite.
*335a, 17 et 18. iIäxJ!, J. A. 1853, I, 262, signifie ce
qni occupe im espace (voy. l'article o^a^=ul*JI 335b, 14 et 15),
correlatif de i*sil : Fespace occupe par quelque chose ; sans rela-
tion ä un contenu : Fespace en abslraü , le vide imaginaife,
*335a, 5 d'en bas » **äÄ***Jf « corr. J^Li^amJI. Cuehe :
o
Trace, raie, ligne, \Lp>\ - ;*.=>.
335b, 5 suiv. Dans ces locutions, -*p~ est synonyme de l\s>,
c -
255a, 21 suiv., et de KLu=>, 337b, 1 — 3, non limite, mais
espace limite, com me les degres d'un cercle ou d'une echelle
progressive. Au fond, c'est toujours la premiere signincalion,
mais transferee aux categories et aux notions abstraites, repre-
sentees sous la figure de circonscriplions contenant une certaine
classe dindividus, de qualites et d'idees.
'344a, 13 d'en bas »ou que« lis. vu que.
346a, 5 » XjoL>« lis. :CoL:>, compose de xoL> et du
mot Iure ^.i , qui, annexe, forme des noms relatifs, comine
^XJ^O d'hier, hesternus, siyCj d'aujourd'hui, hodiernus. 11
n'y a donc ici ni diminutif ni noin d'unite. Si c'etait persan,
il faudrait prononcer, avec le \£ persan, khasseghi, et ce serait
ou le nom relatif, ou le nom abstrait de **oL>5 mais ou pro-
nonce g&i6ralement khasseki, comme khodjafci, {-i^>-\j.z> 410b, 4,
ce qui prouve que cest turc.
33
*346a, 4 d'en bas »xo^'iLi»« je hasarde la conjecture
iUi^j"L> (voile) de grande dame.
*346b, 8, &üL>, forme entierement arabisee dumot persan
aL*oli», **oli»; arabise ä-demi »Uülä», \ail>, töujours femi-
nin , pl. ol3UüL=». Le pluriel de «üli» est /äj|^s-, comme si
c'etait le feminin de /5ii-^- (Yäkout, II, Ht", 10 et 11), ce qui
n'empeche pas ce pluriel de se trouver ä cöte de »UüLjs»,
Zeitschr. YIII, 365, 13 suiv., de meine que ^)J^i>, pl. de &&13-,
autre forme arabisee, se trouve a eöte de »lioL>; voy. les
Khitat de Makrizi, ed. de Boulac, II, l'index p. If : ^k.i^-5 .£==<3,
puis 5Jxs>^LaJI aboL>l, ensuite töujours lautre forme »LsüLä-l.
Comp, les variations arabes de »lsy> 366 ab.
*346b, 15. ^3- signifie bien certainement ronfler; c'est
une inversion de #o ; voy. Cuche sous ^. Tous les deux imi-
tent le son naturel du ronflement.
*349b, 12 d'en bas, suiv. J'ai pris Ja*j?u dans un manuscrit
de la bibliotheque de notre Universite, dans lequel un eleve de
Reiske a reproduit la copie que celui-ci avait faite du manuscrit
de Leide. Mais je prefere ä present JaxSü' au preterit, comme
dans le commentaire de Wähidi sur le divan de Moutanabbi,
ed. de Dieterici , ötf, avant-dern. Il\S> -***& j JaÄ-<ü' »ji
*352b. 22 suiv. J^" tressaillir est une inversion de ^s>.
356b, 1 . ^üiol i> a l'air d'etre un compose de L=> gadoue,
o 5 C J
merde, et du mot turc ^^\ijj vidangeur, arabise en ^i^.
357% 8 — 6 d'en bas. Je traduis l'explication de M : »un mor-
ceau de fer qui entre dans le trou pratique pour un objet qu'on
veut ficher ä travers un mur (ou une cloison) ou quelque autre
chose, pour l'empecher d'en sortir«. Un tel morceau sert p. e.
-1881. 3
34
ä affermir une cheville de bois passee parune cloison, en la ser-
rant fortement contre les parois de l'quverture.
*365a, 9, aü»jf>5, üs. aäy>j : »et son etourderie«.
"365b, 27 et 28 »^Jujj, X3..?»«, lis. aä^p« aveclec^sLto! ^b
persan : khyrka-i cherif, au lieu de ääj-£JI &3,J-t. II n'y a pas
de forme feminine pour les adjectifs en persan, pas meme pour
les adjectifs arabes lies ä un substantif arabe ä la maniere per-
sane. Au reste, l'absence de l'article suffirait pour prouver que
s^ajjXi ü'j> n'est pas arabe.
*368a, 8 et 7 d'en bas, «JjO ^X>L> jjÄiki. ^: »en sorte
que leurs petitions n'etaient pas empechees de parvenir jusqu'ä
lui«. Comp, la deuxieme signification de ^jz> chez Lane.
371 a, 19, i^jc^js?, persan-arabe, de aü**;>, anciennement
ekx^i>, blesse, souffrant, malade.
373 b, 7, äyiiLs» cuiller, turc- arabe, de /ä-üL'i, comme
/ ä^;Li» echalas, pieu, 368a, 22, de /.ä:lä.
*376b, 12 »L*aiLsi?« c.-a-d., Laoä^ au passif , abrege, rac-
courei ; puis en general restreint, mince, exigu , petü, modique.
Le Gulistan , ed. de Semelet, p. fT 1. 13 : i_^ai ^jtz.zJ? (C>l5o
AiJ>.^, bien traduit par l'editeur, p. 94 : »on le placa ä un em-
ploi modique«. Soudi , dans son commentaire turc, ed. de Con-
stantinople, II*., 1, rend .^.'^ par (j^js-, partiel , dans le
sens de peu considerable, peu important, l'oppose de t^, total,
considerable, important.
*377% 19, +K2.=> soustraire etc. pour *.*wo>; voy. Bc sous
Deduire et Precompter. Cuche p. f.. donne +*+z> pour vulgaire
et *^j> pour classique.
*381a, 4 suiv. La lecon de M. de Goeje, conforme ä l'ex-
])licalion du commentateur, est confirmee par Yakout, IV,
(aI, 15:
35
et III, vö. , 15 (comp, la note V, 332, 4) : -^j oj*j! ^Li^. ^y«.
C'est qu'on dit non-seulement ^ß\ \h.=>\ et J+d) «oLoi, mais
aussi ,^| >slL;>! et .xiJi ^_jLo!, -ÄJi lbi>! et -^ xiLoS.
*387b, 7 »eteindre« corr. cacher, celer. II y a dans les deux
_ o £
vers suivants un jeu de mots fonde sur le double sens de ^R^i
et ,£■«.=> (V0Y- Lane vers la fin de l'article ,£.&.=>, etotA.o^5l l. tütf",
ed. Houtsma, p. 61), et le second est emprunte ä Sur. 20 v. 15,
qui offre la meme equivoque. Le premier vers signifie : je prie
Dieu de te benir, tant que tu auras pour moi un amour que tu
caches et qui (neanmoins) nous trahit; — le second: j'ai cache
ma passion , mais enfin eile a failli me trahir.
*389b, 4 d'en bas »salisvator« corr. salissator. Voy. mon
article ȟber das vorbedeutende Gliederzucken bei den Morgen-
ländern«, Berichte der K. Sachs. Ges. d. Wiss., philol.-hist. Gl.,
1849, p. 244 suiv.
*391a, 8 d'en bas, jluJi, lis. pLcft
393b, 23 — 25. Ne pourrait-on pas prendre ao'Lä^ pour
&j'l5pj ^>^ : il entretenait peu de commerce avecle monde dans
l'interet de ses moments, c.-ä-d., pour menager son temps — ?
M. Dozy : »Peut-etre, mais ce »j'läj^ me semble dur.«
"■397b, 1. De Sacy aurait pu renvoyer ä sa Grammaire, II,
p. 564 suiv.; il devait seulement ajouter que ^_j^>5 ici est la
meine chose que cliaäibSl lä, p. 565 : »L'exception est disjointe,
quand la chose de laquelle on soustrait est differente de la
chose exceptee« (correction de la definition erronee p. 403,
§ 703). Le sens du vers en question, exemple de l'exception
disjointe, Chrest. II, 460, 1 , est bien explique par le scoliaste 1. 7
suiv. ; ce serait la meme chose, s'il avait dit x!Lä> v^sJö ^.J^
36
*400% 23 et 24. Cuche donne ^13» pour un mot d'ori-
gine etrangere, signifiant »tout neuf (habit)«. Le iCiJLyo de M
veut dire de meme que &ls> lXcl\.> renforce le sens de <Aj<A>.
ä peu pres comme on dit en francais tout battant neuf, en alle-
mand funkelnagelneu.
*401% 7 d'en bas, *PA/to, lis. ^JLo.
411% 3 suiv. »Baigner dans son sang«. Je crois que yy&Z.
dans kaö J, . yS?. wJLäit a le sens ordinaire de mugir, c.-ä-d.,
hurler de douleur, comme dans l'Appendice alla Bibl. arabo-
sic. f\ ', \ :
»Quand une parcelle de cette matiere (du feu grec) frappe la poi-
trine de l'incredule, il pousse en mourant un haut hurlement.«.
M. Dozy m'ecrit : »Passe pour .yS?, seul, mais pas pour
\aö (j, .j.^.«. Je comprends sa pensee; mais pour eviter une
liaison incommode, on n'a qu'a traduire : il tomba en hurlant a
la renverse dans son sang.
*412% 14 et 15, ^j^.s>\, explication de sJ>* ijy^ chez M,
parait etre synonyme de wo*^' chez le meme, PVP, 2:
^.^Äi>l tJ*a i»^*o?, s'attendre de la part de quelqu'un ä quelque
mal; voy. 284% 9. C'est au fond le ^^s.s>\ du Coran dans
le passage que M cite au meme endroit 1. 10 et celui du poete
1. 13; en general, il s'emploie tant en bonne qu'en mauvaise
part; voy. 284a, 14 suiv.
412% 18, / if.wj.3» dans i'j^y=" i'j^ papier brouillard pa-
rait etre le mot pers. »iLä.3«, sec, comme / '<y«y>- est \&£yf,
<&£S. Ce »papier sec«, ou plutot dessechant, est synonyme de
u«.A;yo / ö. », , (jaj! / ä.5 (Bc sous Brouillard) persan-arabe lAitf"
_jL£ö (Meninski sous lXcIs') .
*413% 22 ,).ÄäL'«, lis. iXal:.
37
*414b, 9 »turque« lis. persane. (Je me corrige moi-meme.)
*414b, 12 d'en bas »Caurna« Chasma, xaafta"! — M. Dozy
est d'accord, »mais«, dit-il , »ecrivez Casma, ä cause de Fordre
alphabetique«.
*415b, 15 et 14 d'en bas. La phrase elliptique _,j, *£j ^
signifie ä Fendroit che la meme chose qu'ailleurs : »avez-vous
envie de gagner du bien en nous accordant le rachat ä des con-
ditions raisonnables?« qI est pour qLj ou ^\ ^.
o
41 6b, 24 »J*>j^> flegmon« pers. ^p^-jfp- malicieux, ob-
stine Zenker 41 7 b, sous -«.3», et J>Ui£ &^"oJ , I, oft*1 et ool
sous .y^-^>- et .~c>.aJ») , arabise et employe comme substan-
tif: tumeur maligne.
417b, 2, qLLus, arabe-vulg. et turc. M ecrit, comme
M. Dozy II, 378% 18, ^11^ ; et je crois que c'est la pronon-
ciation originale de ce mot, transformee du pluriel qILL.=> en
un sinsulier ...LLuä. Mais mon maitre, feu Caussin de Perceval,
prononcait qÜ^xs comme Lane et comme Berggren sous Cordon :
qaythän.
418b, 11 d'en bas, suiv. M. Dozy a raison, et quant au
texte, et quant ä la traduction de ce vers. Mais je ne me sentais
pas capable de faire mieux que Schultens , Historia imperii ve-
tustissimi Joctanidarum , p. 12 et 13, et de Sacy, Appendix ad
Specimen historiae Arabum, ed. White, p. 429 et 505. Pour
<► J! *.*:> , j'avoue que m6me aujourd'hui je trouve possible
d'expliquer cela par une hardiesse poetique : faire de la mer
une tente, pour dire : s'y loger, en faire son habitation, ou bien
par hyperbole : la couvrir de voiles comme de tentes. Mais pour
^l^s*l sitXc^L', je ne me fais pas fort de justifier la traduction
que j'ai adoptee de mes deux predecesseurs ; je soupconne seu-
a
lement qu'ils ont lu ^>i comme infinhif d'un verbe suppose
J>>5 , dolos struxit, de *JL>.
38
419a, 10 d'en bas »le dzäl est une faute«. M. Dozy con-
vient de la contradiction qui existe entre ces paroles et l'article
sur v_jb 483a, et il me demande: »Pouvez-vous m'expliquer ce
i_j!J? Cela m'inleresse, car c'estancien«. Voici uue conjecture:
««_j\3 est compose du pronom demonstratio employe comme ad-
verbe de temps , avec le s-> usite en Egypte et en Syrie comme
prefixe de l'aoriste signifiant le present ou le futur. D'abord,
on n'aura dit qu'avec un aoriste ,~^j b, ,c^r. v^> mais avec
le temps, ayant perdu la connaissance et le sentiment de l'ori-
gine et de la signification de ce prefixe, on l'aura prive de son
regime , en l'unissant inseparablement au b adverbial , ä peu
pres comme on a fait xjL> de *.j sL> et JU de _J La. — Dom-
bay, Gramm. I. mauro-arab. p.36, ecrit v_>b et prononce deba:
L_^,< üb deba jegl nunc venit , ^^.j v^ deba jemsi nunc il-
lico abibit, t'teja^ <—>^ deba ettaryk statim, i'jyü\ v_jb ^* min
deba elfük abhinc (au lieu de i'jyA v>b cy* > — V0Y- 483a, 2, —
comme dorenavant pour d'or en avant, anciennement
d'ores en avant), >-jb ^ min deba et ^jIlXJI indeba illico,
ot üb deba'äd, nunc, illico, statim (je pense que c'est pour
uXxJ >->b ^/>, comme 483 a, 2 et 3 : b j^lJ cj|J q-s) .
419% 8 et 7 d'en bas. Tantavy, Traite de la langue arabe
vulg. 84, 6 suiv., Wallin, Zeitschrift, VI, 217, 17 suiv. , et
Spitta-Bey, Gramm, d. aeg.-arab. Vulgärdialektes, 178 et 179,
pourront servir ä completer et ä modifier la notice de M.
Mehren.
, ■> ** . ■>
*42la, 12 — 14 »«-jbo« et »wjü^« vulg. pour \J^j>. De
lä \^iö aigitiser, 420 b, 4 d'en bas, pour w.b.
*423a, 4. Le terme technique des moines europeens pour
.jlXÜ est le definiteur; voy. Cuche lol sous .jlX^o.
Ä - 5
*432a, 25, rA-*> c/e/'c (clericus) , Cuche lot sous _.o:
39
»celui auquel ont ete conferes les ordres sacres, c.-ä-d., le dia-
conat et la pretrise«, — etymologiquement : grade ou gradue.
433b, 13, u-o,<> foin, selon Humbert; selon Seetzen, IV,
450, 3 et 4 c'est trefle se'che.
434 a, 25, a-z*»)^ foin, aussi selon Humbert, synonyme
de u~j,<3 ; mais vraisemblablement *-y*,>3 doit etre change en
p-t^ji (V0Y- ^b> 4), que Seetzen au meme endroit traduit par
trefle vert.
436a, 6 — 4 d'en bas. Je pense que \3>jS.\Xi signifie : ils
reglerent cet acte, c.-ä-d., ils le legaliserent, en y mettant,
comme il a ete dit auparavant, leurs signatures.
440 a, dern. jiyLj ^^«^wJ». J'avais essaye de traduire : il
poursuivit son elevation par des menees secretes, des intrigues.
M. Dozy a raison de dire que c'est impossible; je traduis ä pre-
sent : il fit (au prince) des rapports secrets au prejudice d'au-
trui. Voy. 541% 24—26, et 541b, 1—3.
' -- -
*449a, 6 suiv. II me semble que s-^jSuL **sb dans ces
passages conserve sa signification ordinaire : se preserver ou se
garantir de l'approche ou de l'attaque de quelqu'un par quelque
chose. Berb. II, 45, 3 d'en bas: ils previnrent son attaque
moyennant ses femmes, c.-ä-d., en lui delivrant ses femmes.
De meme lX-^c^JL ,*jjtiL> : il se defendit d'eux , en les apaisant
par des promesses (er erwehrte sich ihrer durchVersprechungen) .
Voy. &ä^ &;c*sta chez Lane.
454a, 8, oL>j^5j>, du mot turc ^y^ rond , circulaire.
454a, 27, j^S^ III, troquer, de ^u^Sc> qui signifie la meme
chose. (jiJ'b troc, Cuche [J+fo, en turc <jZS^.
454 b, 16 » ,J^£=,Ij « lis. J^=>b, par rapport ä y>JL —
M. Dozy: »C'est une faute du manuscrit, car dans mes notes
j'ai copie ainsi avec un sie. A quoi se rapporte Ux* dans la ligne
suivante?« A moins qu'on ne trouve d'autres exemples de _5^
40
feminin — voy. 53a, 13 et 12 d'en bas — , il faudra bien ecrire
kX* : la colonne a ete premunie contre la mer.
456b, 20 suiv. M s'est etrangement abuse sur l'etymologie
de ce mot, qu'il ecrit Jüö'^iiAiL G'est arabise de &r, pl. J^3^,
fou, brave jusqü'ä Vexces (tollkühn), corps de cavalerie legere
turque, decrit par Meninski. g&Ci J^>, (jiLJ^, pl. Ju&Uta
(Tollkopf, Tollköpfe) est synonyme de ^3, pl. xö"bb. LesArabes
ont fait d'abord de j,o un pluriel oSb en supprimant l'i , selon
l'analogie de otyM , of^ifcu , pl". de Lei , L-ü-Lj ; puis on en a
forme un nom relatif j^'^, pl. xobta.
*458a, 5 d'en bas, üij.b, de äJj^ frotter, a peu pres
comme unefrottee en francais populaire, pour une volee de coups
de baton.
46Ab, 7 d'en bas, / äiS , dans le sens de mourir de froid,
vient du mot Iure i'^jh donouk, gele, glace; terne, terni,
adj . de (ifj_b d o n ; gelee, glace.
*465a, 4 d'en bas, X-oi, suivi d'un adjeetif ou d'un geni-
tif, pour UiJ>, appartient au dialecte de Syrie, comme üLio
ä celui d'Egypte; voy. mes Gl. Habicht, p. 85 et 86.
475 b, avant-dern., i^LiijO, purement turc, deuchek;
|j)uijj' en est la forme Orientale; Zenker, 323b au milieu.
478b, \, 's^.j.^0 tetanos, turc; voy. Bianchi , Vocabulaire
francais-turc, sous Tetanos.
481b, 4, giwjp III, troquer, = jtS^ III, 454a, 27, de
eU^öo^ selon la prononciation ordinaire üV^-äjJ).
482b, 2 suiv. Si 'Omar bin Ibrahim avait dit llbL au lieu
tf w es
de LulVj , il y aurait Opposition formelle et directe entre \ §>\]b
41
et u£?u : »je redige les f etwas selon la doctrine d'Abou - Hanifa
quant a l'exterieur, et je les redige selon la doctrine de Zaid
quant ä l'interieur«, — declaration sentencieuse et un peu enig-
raatique ä l'orientale, pour dire: dans mes fetivas, j'adhere ä la
lettre des decisions d'Abou -Hanifa, mais pour les idees funda-
mentales, je nie fais un devoir religieux d'y suivre Celles de
Zaid. Voilä ce qui est exprime directement par LoiAj. Descen-
dant de Zaid, arriere-petit-fils du Prophete, cOmar etait Zai-
dite par droit de succession et le Systeme de Zaid faisait partie
de sa religion individuelle (voy. Lane, 942°, 23 suiv.) , tandis-
que la fonction de Moufti de Coufa l'obligeait ä se confor-
mer dans les questions de droit positif au Systeme d'Abou-
Hanifa.
' ' ' ' ' '
486", 6, \SjS*>, lis. ö^o.
486b, 26 — 29. M. Dozy veut qu'on biffe ces quatre lignes.
»La monture retive et la monture douce« veut dire loute sorte
de montures.
*490b, 11 et 10 d'en bas; SJuliJ! j U$15>3i , ä l'endroit
cite, est explique par Ibn Ya ich comrae si u^Pol etait compara-
tif ou superlatif de ^£Äx ; car il pose pour principe que,
quand l'une de deux lettres accessoires doit ceder ä l'autre,
pour ne pas outre-passer le nombre des lettres admissibles dans
une forme donnee, il faut supprimer celle qui est la moins es-
sentielle pour le caractere et la signification de cette forme.
Applique au comparatif de ^3><Xx, cela veut dire que ^o, pre-
fixe du participe , doit ceder sa place ä la lettre \ , prefixe ca-
racteristique du comparatif, qui ne peut avoir plus de quatre
consonnes. Suivant cette exposition , Zamakhchari aurait en-
tendu par siXjLäJ! J, U^.^3! celle des deux consonnes dont la
suppression ferait plus de tort ä la signification , en la rendant
meconnaissable. Mais Zamakhchari ne parle nullement de sup-
pression ou d'elision ; s'il eüt voulu dire ce que son commen-
tateur lui fait dire, il aurait du ecrire ^$>ö\ L^iJus* U^Xj!
42
»JuLäJb, de c. *J>\5, ou öAjI&U y^Ji, de ^Ju. Je suis per-
suade que wy.Sol est ici comparatif du participe de C*S>o con-
struit avec j dans le sens que M. Dozy a si bien etabli 490%
1 0 suiv. : celle qui penetre le plus profondement dans la signi-
fication, c.-ä-d. , celle qui la constitue principalement ou de
preference.
SITZUNG AM 22. JUNI 1881.
Herr Overbeck legte folgenden Aufsatz des Herrn Dr. Theodor
Schreiber über Flaminio Vacca's Fundberichte vor.
Eine Statistik der älteren römischen Antikenfunde würde,
wenn man sie jetzt noch aufstellen wollte, nur sehr dürftig und
lückenhaft ausfallen können. Faßt man selbst alles zusammen,
was die päbstlichen, die städtischen und private Sammlungen
Roms enthalten, rechnet man dazu die Menge der einzelnen,
durch Paläste und Vignen der Stadt zerstreuten Bildwerke , so
erscheint dieser Reichthum , so bedeutend er an sich ist . doch
geringfügig im Vergleich zu der Fülle von Antiken , die allmäh-
lich von hier ihren Weg in die europäischen Museen gefunden
haben und zu der unberechenbaren Menge der gänzlich unter-
gegangenen oder verschollenen Monumente. Bereits im 16.
Jahrhundert, als die ersten ansehnlicheren Sammlungen in
Rom entstanden , begann der Antikenhandel unter dem Schutz
und gelegentlich unter eifriger Betheiligung der Kirchenfürsten
größeren Umfang anzunehmen. Obgleich der Export von
Kunstwerken für das Gebiet des Kirchenstaates verboten war,
wurde von den käuflichen oder durch Gunst zu erlangenden
Licenzen der ausgedehnteste Gebrauch gemacht. Die lange Reihe
von Aktenstücken , welche Bertolotti und Müntz aus dem römi-
schen Staatsarchiv veröffentlicht haben , zeigt deutlich , wie
schwungvoll der Kunsthandel von Rom aus nicht blos innerhalb
der Grenzen Italiens, sondern auch nach dem Auslande, beson-
ders nach England und Frankreich, betrieben wurde. Ist schon
durch diese Zersplitterung der Funde die Übersicht in hohem
Grade erschwert, so haben andere Umstände noch schlimmer ein-
gewirkt. Die Klagen über fahrlässige oder absichtliche Zerstö-
44
rung antiker Baureste in Rom, über die Verschleppung und
Vernichtung von Sculpturen und Inschriften, werden immer von
neuem laut, wenn sie auch in den älteren Zeiten am meisten be-
rechtigt gewesen sein mögen. Noch Winckelmann wiederholt sie
in der Vorrede seiner Kunstgeschichte (§ 18), wie sie bereits von
Poggio in seiner berühmten Schrift de fortunae varietate urbis
Romae und von Vacca an vielen Stellen (mein. 12. 13 u. f.)
ausgesprochen worden sind. Der unermüdlich zusammen-
tragende Cassiano Dal Pozzo , der zur Anlegung seiner um-
fassenden Sammlung von Notizen und Abbildungen wesentlich
durch die Zerstreuung und Gefährdung der römischen Monu-
mentalschätze veranlasst wurde, hebt in den von Lumbroso ver-
öffentlichten Aufzeichnungen gelegentlich hervor, wie häufig
die Antiken ihren Herrn wechselten, so daß es schwer sei ihre
Identität festzustellen. An anderer Stelle erwähnt er, daß es
ihm einmal gelungen sei zwei Pergamentmanuscripte, eines mit
Briefen des Cicero, das andere mit Tragödien des Seneca, beide
mehrere Jahrhunderte alt, aus den Händen eines Goldschlägers
zu retten. Er fügt hinzu : e in questa maniera capitano male
molti manoscritti e parimente delle iscrittioni un numero grande
in capo all' anno si guastano da quelli che fanno il gesso. Es ist
dieselbe Klage, die in der bekannten, gewöhnlich Raffael zuge-
schriebenen Denkschrift in die Worte gekleidet wird : ardirei
dire che tutta questa Roma nuova che ora si vede — tutta e fab-
bricata di calce di marmi antichi. Noch jetzt ist die Erinnerung
an die unselige Thätigkeit der Kalköfen in den Namen einzelner
Plätze und Kirchen (Calcarium, S. Nicolai in calcaria u. s. w.
Vgl. Jordan, Top. d. St. Rom I, 1 p. 65) erhalten. Auch aus der
Menge der oft in kurzen Zwischenräumen aufeinander folgenden
Verordnungen gegen widerrechtliche Ausgrabungen und gegen
die Beschädigung zu Tage liegender Denkmäler geht hervor, daß
der fortschreitenden Zerstörung auf die Dauer doch nicht Ein-
halt gethan werden konnte.
Diese hier nur angedeuteten Verhältnisse haben die römi-
schen Antiquare frühzeitig darauf hingewiesen die Erinnerung
an neu auftauchende Bau- und Bildwerke durch Aufzeichnungen
oder Abbildungen festzuhalten. Wenn es auch zu einer geord-
neten Registrirung der Funde, zu systematischer Beschreibung
der Ausgrabungen erst in unserem Jahrhundert gekommen ist,
■ 45
so sind doch gelegentliche Fundberichte schon im 16.Jahrh.
vorhanden gewesen. Sie sind in dem Maße häufiger geworden,
als das Interesse an den Resten des Alterthums sich wissen-
schaftlich vertiefte und allgemeiner wurde. Ihrer Form, wie
ihrem Werthe nach sind sie sehr ungleichartig. Zum Theil sind
es Aufzeichnungen , die anderen Arbeiten als Unterlage dienen
sollten , Sammlungen von locker aneinander gereihten Notizen,
anspruchslos, oft selbst nachlässig in der Darstellung, da sie
lediglich für den Gebrauch des Verfassers oder seiner Freunde
bestimmt waren. So finden sich unter den Papieren des Cas-
siano Dal Pozzo noch unveröffentlichte Notizen, die er auf seinen
Gängen durch die Gallerien und Villen Roms zum Zweck künf-
tiger Verwerthung gesammelt hat. Bemerkungen über zu zeich-
nende Monumente, die wegen der hin und wieder beigefügten
Provenienzangaben von Wichtigkeit sind, deren Haupt werth aber
vermuthlich darin bestehen wird, daß sie zur genaueren Bestim-
mung der Zeichnungen selbst, soweit sie noch erhalten sind, ver-
wendet werden können. Zu den bekanntesten Schriften dieser
Art gehören die nachstehend zum ersten Mal in der Originalfas-
sung publicirten Berichte des Flaminio Vacca. Sie sind auf Ver-
anlassung eines peruginer Gelehrten Namens Anastasio Simo-
netti entstanden und scheinen ursprünglich nur den Zweck ge-
habt zu haben als Materialiensammlung für einen von letzterem
geplanten Traktat über die Alterthümer Roms zu dienen. Daher
erklärt sich das Fehlen eines Titels, das gelegentliche Einmischen
von Anspielungen, die Beziehungen auf die Privatverhältnisse
des Autors, überhaupt die zwanglose, saloppe Form der Darstel-
lung, die freilich zum größeren Theil auf Rechnung der mangel-
haften Bildung Vacca's zu setzen ist. In seltenen Fällen tra-
gen die Aufzeichnungen den Charakter abgeschlossener, zu-
sammenhängend ausgearbeiteter Aufsätze. Diese sind auch am
frühesten veröffentlicht worden, während andere, wie eben die
Rerichte Vacca's, lange Zeit nur in Abschriften verbreitet waren,
manche überhaupt nicht zum Druck gekommen sind.
Es kann bei der Beschaffenheit des Materials nicht Wunder
nehmen, daß ein ziemlicher Theil desselben in römischen und
anderen Bibliotheken verborgen geblieben ist. Einzelne mit
jenen Berichten gleichwertige Notizen und Aufsätze haben fast
das gleiche Schicksal gehabt , wTeil sie in Schriften heterogener
46
Art aufgenommen sind. Eine Anzahl der wichtigsten Stücke ist
zwar durch Fea's bekannte Publikation allgemein zugänglich
geworden , aber sie liegen hier zumeist in einer Umarbeitung
vor, die sich von der originalen Fassung mehr oder weniger
weit entfernt und deshalb für wissenschaftliche Untersuchungen
eine sehr unsichere Grundlage abgiebt. Die Nothwendigkeit
einer neuen Ausgabe dieser Fundberichte, überhaupt einer
Sammlung und Bearbeitung des weitschichtigen Materials, ist
denn auch noch neuerdings von Michaelis (Gott. gel. Anz. 1881
p.608) und vorher schon von Jordan (Topogr. d. St. Rom 1,91)
in einer Besprechung der Quellen für die römische Topographie
anerkannt worden. Sie wird sich am besten durch eine ver-
gleichende Prüfung der bisherigen Ausgaben erweisen lassen.
Die älteste Sammlung römischer Fundberichte findet sich
im ersten Bande einer Beschreibung der Stadt Rom, der 1741
unter dem Titel erschien : Roma antica distinta per regioni, se-
condo l'esempio di Sesto Rufo, Vittore e Nardini. Der Band ent-
hält im Anhang eine Zusammenstellung der Fundnotizen , die
Aldrovandi in seiner Beschreibung der Statuen Roms bei Ge-
legenheit der betreffenden Monumente mittheilt , dann die Be-
richte von Vacca, Ficoroni, Bartoli »ed altri fino all' anno 1741«,
wie es auf dem Titelblatt lautet. Es war nur eine Auswahl aus
dem damals vorhandenen Material, welches nach einer beiläufi-
gen Bemerkung sehr reichhaltig gewesen sein muss , denn am
Schluß der Notizen aus Ficoroni's Schriften (p. 292) heißt es:
Altre molte notizie ancora si conservano manoscritte di cose an-
tiche ritrovate nelli passati tempi appresso il Sig. Francesco de'
Ficoroni, Sig. Francesco Palazzi Antiquario di Sua Santitä, Sig.
Abate Valesio, Sig. Cavaliere Francesco Vettori , ed altri insigni
amatori di queste cose, che a dispetto del tempo, della barbarier
e delF ignoranza cercano conservare all' etä fulure tutte quelle
notizie, che piü si possa, delle cose de' nostri maggiori. Was den
Verfasser des anonym erschienenen Buches betrifft, so nennt ihn
weder das Vorwort, noch die an den Marchese D. Marcello Ve-
nuti gerichtete Widmung, welche der Verleger Fausto Amidei
unterzeichnet. Eine Reihe von lndicien weist auf den bekann-
ten Antiquar und Präfekten der römischen Alterthümer l) Ri-
1) Vgl. Justi, Winckelmann 11,2 p.24f. Stark, Handb. d. Archaeologie
p. 240 f.
___ 47
dolfino Venuti (7 1763), von dem andere Schriften ;so die Disser-
tationes quatuor , denuo recusae R. 1756 — 58) bei demselben
Verleger Fausto Amidei erschienen sind. Allerdings wird die
Roma antica in dem Verzeichniß der literarischen Arbeiten Ve-
nuti's, welches dem zweiten Bande seiner Descrizione topo-
grafica delle antichitä di Roma in der zweiten Auflage angehängt
ist, nicht mit aufgeführt. Dagegen bezieht sich Venuti in dem
genannten größeren Werk öfters auf eine von ihm verfaßte
Stadtbeschreibung in Oktav, die — was dem Herausgeber der
zweiten Auflage entgangen ist — mit der Beschreibung von
1741 identisch sein muß, eine Vermuthung, die schon Stefano
Piale in einer Anmerkung zur dritten Ausgabe der Descrizione
topografica (Roma 1824) I p.154 aussprach unter Hinweis auf
gewisse eigenthümliche Ansichten und Redewendungen , die
beiden Werken gemeinsam seien.
Eine zweite . wesentlich vermehrte Sammlung derartiger
Fundberichte veranstaltete Fea in seiner Miscellanea filologica
critica e antiquaria, deren erster Band 1790 erschien. Sie ist
fast allein in Gebrauch geblieben, da die Ausgabe der Roma an-
tica von 1741 schon zu Fea's Zeit (praef. p. 13) selten geworden
war, wie sie denn auch in der neuesten Aufzählung der ein-
schlägigen Literatur, welche H.Jordan seiner Topographie der
Stadt Rom (I, 1 p. 91 ff.) vorausgeschickt hat, nicht erwähnt wird.
Gegen die Zusammenstellung Venuli's bezeichnet Fea's Publi-
kation nur in gewisser Beziehung einen Fortschritt. Während
in jener der Text der Berichte durch mancherlei Änderungen
und Kürzungen , gelegentlich auch durch eingeschobene Erklä-
rungen und einzelne aus anderen Schriften entnommene Notizen
interpolirt ist, hält Fea zwar Text und Anmerkungen fast durch-
gängig auseinander und sucht ersteren (besonders bei Ficoroni's
Aufzeichnungen) möglichst zu vervollständigen. Aber auch er
legt, wie sein Vorgänger, keinen Werth auf wortgetreue , un-
veränderte Wiedergabe der Originalfassung, er nimmt ohne Be-
denken durchgreifende Umstellungen vor, um eine strengere
topographische Reihenfolge der Notizen zu erreichen (so bei den
Memorien Bartoli's) und giebt den Wortlaut in mehr oder minder
zugestutzter Form. Daß unter solchen Umständen die Sammlung
Fea's ebenso wenig, wie diejenige von 1741, den nothwen-
digen Grad von Zuverlässigkeit besitzt, liegt auf der Hand
48
und ist auch , was erstere betrifft , von Jordan nicht übersehen
worden.
Am leichtesten läßt sich der Werth beider Publikationen
an den Fundberichten des Flaminio Vacca prüfen. Sie erschei-
nen bei Fea nicht blos, wie Jordan annimmt, mit »kleinen Nach-
besserungen«, sondern öfters in ganz neuem Gewände. Man
muß zugeben, daß die breite, unbehülfliche Darstellungsweise
Vacca's, seine mangelhafte Rechtschreibung und zahlreiche Irr-
thümer, in denen sich die geringe Bildung des Verfassers ver-
räth, eine derartige Umgestaltung des Textes besonders nahe
legten. Sie ist indeß nur zum geringsten Theile Fea's eigenes
Werk, sondern findet sich bereits in der ersten italienischen
Publikation , welche als Anhang der zweiten Ausgabe von Nar-
dini's Roma antica 1704 in 4° erschien und in den folgenden
Ausgaben, von denen die durch Nibby besorgte edizione quarta
romana von 1818 am bekanntesten ist l), wiederholt wurde. Der
erste Herausgeber war Andraoli nach einer Bemerkung Fea's zu
Winckelmann, Werke (Dresd. Ausg.) I p. 447, während Righetti
in der Descrizione del Campidoglio II p.160 das Verdienst dem
Prälaten Ottavio Falconieri zuschreibt, schwerlich mit Recht, da
letzterer vielmehr die Ausgabe von 1666 besorgt hat. Einen
Separatabdruck — wenn nicht etwa der erwähnte Anhang der
Roma antica von 1 704 gemeint ist — verzeichnet Cicognara in
seinem Catalogo ragionato dei libri d'arte e d'antichitä unter
Nr. 3896. Er führt den Titel: Flaminio Vacca, Memorie di varie
antichitä trovate in diversi luoghi dell' alma cittä di Roma nell'
anno 1594. Roma 1704 in 4.
An die Bearbeitung Andraoli's von 1704, die mir nur aus
dem Abdruck Nibby's von 1818 bekannt ist, haben sich die
späteren Herausgeber mehr oder weniger genau angeschlossen.
Sie ist in die Borna antica von 1741 mit nur geringen Abände-
rungen herübergenommen , auf welche Venuti in der Vorrede
(p. xi) mit den Worten aufmerksam macht, der Abdruck sei in
qualche parte mancante, essendo State alcune cose tralasciate a
1) Nur die erste und vierte Ausgabe ist mir zur Hand. Über das Ver-
hältniß der verschiedenen Ausgaben zu einander vgl. die ediz. quarta I
p. Ulf. Auf einem Druckfehler beruht die Angabe bei Jordan Topogr. I, \
§ 3 Anm. 26, daß Vacca's Memorie zuerst 1794 erschienen seien.
49
bella posta. Auch Fea legt seiner Publikation der Vacca'schen
Berichte die Redaktion Andraoli's, wie es scheint nach Venuti's
Abdruck, zu Grunde, jedoch unter Hinzuziehung zweier, weiter
unten zu besprechender Handschriften , mit deren Hülfe ein
ziemlicher Theil der bisherigen Lücken des Textes ausgefüllt
wird. Dankenswerth ist besonders die Erweiterung des Schlusses
durch vier Nummern , die in den früheren Ausgaben ganz aus-
gelassen waren. Im Allgemeinen ist der Text bei Fea der Ori-
ginalfassung mehr angenähert, wenn er auch noch immer in
arger Verstümmelung erscheint. Man vergleiche z. B. mem.35
in der Ausgabe Fea's mit dem am Schluß dieser Mittheilungen
aus den Handschriften wiedergegebenen Texte, ferner mem. 59.
60(beiFea=61 des MS). 68(69). 81 (82). 101 (102). 103(104).
106 (107) f. In der Notiz über die Provenienz des capitolinischen
Stadtplans (mem. 1) haben die Handschriften und darnach die
früheren Ausgaben d i e t ro alla Chiesa de SS. Cosmo e Damiano,
womit die Angaben bei Panvinio (vgl. Jordan, Monatsberichte
der berliner Acad. 1867 p. 529) übereinstimmen. Nur Fea setzt
dafür dentro alla chiesa etc., wohl nach der falschen Notiz bei
Gamucci, Antich. di Roma I p.36 (R. 1580), die in der Anmer-
kung citirt wird. Selbst in der Wiedergabe der Eigennamen
ist Fea's Bedaktion nicht immer zuverlässig, wie die Vergleichung
der Handschriften BN 's. unten) ergeben hat. So lautet der Name
Metello Vari (BN) in mem. 75 (76) bei Fea und den Früheren
Metello Vaci. Aus Alberino (BN und Nardini) in mem. 34 macht
Fea: Albertini , während er in mem. 63 (64) die richtige Form
bringt. Statt Sisto IV (BN und Nardini) in mem.35 am Anfang
setzt er Sisto V. In mem. 89 (90) ist die Bede von einem Bau-
meister, dessen Namen die Handschriften BN in der Form Oratio
Marij geben, welche auch die noch zu erwähnende Übersetzung
Montfaucon's beibehalten hat. In den späteren Ausgaben er-
scheint derselbe Name in mannigfacher Umbildung, Venuti(1741)
hat Orazio Maj , Fea setzt dafür mit leichter Änderung Orazio
Maii und bei Nibby-Nardini findet sich sogar Ottavio Maj.
Noch vor dem Erscheinen dieser italienischen Publikationen
war Vacca's Schrift durch die lateinische Übersetzung Montfau-
con's in dessen Diarium italicum (Par. 1702 p. 105 ff.) weiteren
Kreisen bekannt geworden. Sie reicht mit Übergehung von zwei
Nummern (mem. 88 und 110) bis mem. 121 ( = Fea 120), zählt
1881. 4
50
also am Schluß fünf Nummern weniger als Fea's Ausgabe. Die
Übersetzung schließt sich im Allgemeinen ziemlich eng an die
handschriftliche Fassung an , doch fehlt es nicht an Versehen
und Ungenauigkeiten, die oft weniger der Übertragung, als dem
ungelenken Ausdruck des Originals zur Last fallen. Die ein-
zelnen Abschnitte sind hier nicht numerirt, sondern je nachdem
Inhalt in veränderter Reihenfolge in den beschreibenden Text
eingeschoben. Nur der Vollständigkeit halber sei zum Schluß
der tabellenartige Auszug aus Vacca bei Glarac, Musee de sculp-
ture III p.ccxvn angeführt, der in dieser verkürzten Form so
gut wie werthlos ist.
Die Mängel der aufgezählten Ausgaben erklären sich, wie
erwähnt, meist aus dem Umstände, daß die Herausgeber be-
müht waren die wirklichen oder vermeintlichen Versehen Vac-
ca's zu corrigiren und seine unbehülfliche Schreibweise zu ver-
bessern , ein Verfahren , bei dem der Inhalt in bedenklicher
Weise gefährdet wurde. Dem gegenüber konnte die Aufgabe
einer neuen Publikation nur die sein , die Originalfassung auf
Grund der handschriftlichen Überlieferung mit möglichster Treue
wiederzugeben. Es spricht für den Werth, den man dem Vac-
ca'schen Traktat frühzeitig beigelegt hat, daß er in Abschriften
von Hand zu Hand ging und benutzt wurde, noch ehe er durch
den Druck allgemeine Verbreitung fand. Daher war Montfaucon
im Irrthum, wenn er es sich als Verdienst anrechnete diese Be-
richte aus hundertjähriger Vergessenheit hervorgezogen zu haben,
hatten doch außer Martinelli schon Fabretti u. A. von ihnen Ge-
brauch gemacht. Von mehreren Handschriften , wie von der bei
Pietro Santi Bartoli , später bei seinen Erben befindlichen (Fico-
roni , Osserv. sopra il diario ital. p. 3) ist der Verbleib nicht
mehr nachzuweisen. Fea (Mise. I p. 12) kannte verschiedene Ab-
schriften und führt zwei davon genauer an, die eine, weiter
unten zu besprechende in der Biblioteca Casanatense und eine
zweite , welche sich zu seiner Zeit im Besitz des Cardinais Ze-
lada befand. Diese letztere Handschrift ist möglicherweise mit
der in der vaticanischen Bibliothek aufbewahrten identisch, da
ein Theil der Bücher des Cardinais nach dessen Tode der Vati-
cana und zwar der Bibliothek Chiaramonti einverleibt worden
ist (Blume, Her ital. III, 226). Eine in Verona befindliche Ab-
schrift kenne ich nur aus der Anführung bei Blume, Bibl. libr.
51
manuscr. ital. p. 29, 6. Die erwähnte Copie der Vaticana ist
neuerdings von Forcella in dessen Gatalogo dei manoscritti della
Bibl. Vaticana I p. 127 Nr. 352 — 7775 genauer beschrieben wor-
den. Sie besteht aus 43 unnumerirten Blättern, denen vier
Blätter mit einem Ortsregister der Funde vorangehen , und
stammt nach Forcella aus dem Ende des 16. oder Beginn des
47. Jahrhunderts. Für den nachfolgenden Textabdruck konnten
zwei Abschriften benutzt werden, die ihrem Werthe nach nicht
wesentlich von einander verschieden sind , aber eine sichere
Feststellung der Originalfassung ermöglichen.
Die eine von ihnen, welche ich mit B bezeichne, findet sich
in einem Sammelbande der Biblioteca Casanatense in Bom (Mis-
cellanea MSS. X. V. 24 fol. 346) und gehört nach den Schrift-
zügen noch der ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts an. Im Index
wird als Inhalt angegeben: Flamminio Vacca, Bicordi di anti-
chitä romane und vor dem Text ist am Band nachträglich hin-
zugefügt : Nota di un architetto delle antichitä ritrouate et da
ritrouarsi sotto terra nella cittä di Borna. Darauf folgt das Wid-
mungsschreiben an Anastasio Simonetti und die einzelnen fort-
laufend numerirten Notizen, welche bei Nr. 125 mit den
Worten schließen — mä era fattura di mano mediocre e bassa.
Per hora non tengo altro' se succederä Tauuisaro di quanto Poe-
casione ci porgerä.
Die zweite Abschrift (Ni hat mit anderen Papieren des Cas-
siano Dal Pozzo ihren Weg in die Nationalbibliothek zu Neapel
gefunden. Sie ist mit verschiedenen Notizen über antike Bild-
werke, Entwürfen zu literarischen Arbeiten, Verzeichnissen und
Traktaten — darunter die von Lumbroso in den Miscellanea di
storia ital. XV p. 175 ff. veröffentlichten Notizie di diverse anti-
caglie — in einen Sammelband (Cod. V. E. 10) vereinigt worden.
Als Titel wird vorausgeschickt : Notitie di antichitä diuerse di
Flaminio Vacca scultore in Borna date ä Simonetto Anastasij Pe-
rugino. Der wie in B fortlaufend numerirte Text reicht nur
bis Nr. 1 22 und schließt mit den Worten — doue nel mezo era
la Colonna Istoriata. Altro non succede per adesso, l'auisarö poi
quanto la Madonna occasione ne porgerä.
Was den Text angeht, so sind die Abweichungen in B und
N ziemlich geringfügig. Siebetreffen meist Äusserlichkeiten der
Schreibweise und der Wortstellung, doch geht schon aus dem
4 *
52
ungleichen, in N stärker verkürzten Schluß und aus der zum
Theil verschiedenen Numerirung hervor, daß die eine Ab-
schrift nicht von der anderen abhängen kann. Von den Über-
schriften ist die in R vor dem Text von späterer Hand beige-
fügte , welche den Verfasser irriger Weise einen Architekten
nennt, offenbar die Randbemerkung eines kenntnißlosen Kata-
logisators, der im Index wiederum einen anderen Titel gewählt
hat. Ebenso ist die Überschrift in N vom Abschreiber willkühr-
lich erfunden. Daß der Traktat als nicht zum Druck bestimmt
gar keinen besonderen Titel führte , läßt sich aus dem ganzen
Charakter desselben ebenso deutlich , wie aus der Fassung der
Widmung entnehmen und wird durch die vaticanische, mit kei-
nem Titel versehene Abschrift bestätigt. In den Ausgaben ist
seit Venuti und Nardini eine gemeinsame Bezeichnung, Memorie
di varie antichitä trovate in diversi luoghi della cittä di Roma,
üblich geworden. In Bezug auf die Sorgfalt der Abschrift ist
die römische Gopie der neapler überlegen. Sie giebt die unbe-
hülfliche Orthographie, die Provinzialismen, die sprachlichen
Versehen meist unverändert wieder und scheint nur hin und
wieder kleine Nachbesserungen und Flüchtigkeitsfehler zu ent-
halten. Dagegen tritt in N , wenn auch nicht streng durchge-
führt, das Streben hervor die älteren und die volkstümlichen
Wortformen zu beseitigen und die orthographischen und son-
stigen Versehen möglichst auszugleichen. Zahlwörter wie doi,
disdotto , vinti , Verbalformen wie sarebbono , fusse , occise,
hauemo , trouorno u. a. m. sind in R gewissenhaft beibehalten,
in N meist durch jüngere und schriftmäßige Formen ersetzt.
Dagegen ist N mit größerem Verständniß abgeschrieben und
fast ganz frei von den Fehlern und Auslassungen , die der ge-
dankenlos abschreibende Gopist von R gelegentlich (cf. 49 Cibele
unita statt torrita, 54 fine statt fiore u.a.) begangen hat. Dem
nachfolgenden Textabdruck ist daher die römische Abschrift zu
Grunde gelegt worden, doch so, daß deren Mängel durch be-
ständige Vergleichung der neapler Handschrift verbessert wur-
den. Unter dem Text sind nur diejenigen Varianten abgedruckt,
die von gegenständlichem Interesse sind, die andern, soweit sie
lediglich die Rerichtigung der mangelhaften Orthographie, Satz-
verstellung oder ähnliche Veränderungen des Abschreibers be-
treffen , dagegen weggelassen worden. Auch in der Numeri-
53
rang der einzelnen Abschnitte ist diejenige von R angenommen,
wo mem. 19 und 20, die in N als eine Nummer zusammenge-
faßt sind, auseinander gehalten werden. Übrigens weicht auch
die Zählung bei Nardini-Nibby und Fea von der der römischen
Handschrift insofern ab, als hier Abschnitt 64, der nach Inhalt
und Eingangsworten für sich zu nehmen ist, mit zu Nr. 60 ge-
rechnet wird.
Um den richtigen Standpunkt für die Beurtheilung des
Traktats zu gewinnen, darf man die Lebensstellung des Verfas-
sers, sein Wissen und Können nicht außer Augen lassen. Fla-
minio Vacca 1538 — 1600) ist kein Gelehrter von Beruf und
nicht einmal im Besitz der Kenntnisse, die sich manche schrift-
stellernde Dilettanten seiner Zeit aus abgeleiteten Quellen an-
geeignet haben. Nicht die Feder , sondern der Meisel ist sein
Werkzeug , aber auch als Bildhauer erscheint er nicht in den
Reihen der namhaften Meister, sondern kann nur zu den durch
Fleiß sich über das Handwerk erhebenden Talenten gerechnet
werden, an denen damals in Rom kein Mangel war. Über sein
Leben und seine Wirksamkeit hat Baglione, Vite de' pittori etc.
p . 7 1 f . einige genauere Angaben zusammengestellt, kürzere No-
tizen finden sich in Nagler's allgemeinem Künstlerlexicon, auch
in dem Traktat selbst wird gelegentlich auf die persönlichen
Verhältnisse des Verfassers Bezug genommen. Seinen Lehrer
Vincenzo de' Rossi nennt Vacca verschiedene Male (mem. 19. 65.
71) und auf seine eigene Thätigkeit, seine Beziehungen zu rö-
mischen Prälaten, besonders zu dem Cardinal Ferdinando de'
Medici , dem nachmaligen Großherzog von Toscana , kommt er
wiederholt zu sprechen. Für den letzteren arbeitete er einen
kolossalen Löwen aus Marmor als Gegenstück zu einem antiken
Löwenbild , ein leidlich correctes , von technischer Routine
zeugendes Werk, das mit den Kunstschätzen der Villa Me-
dici nach Florenz übertragen wurde und jetzt vor der Loggia
de' Lanzi aufgestellt ist (mem. 65. 76; vgl. Dütschke, Uffizien
Nr. 565). Auch in verschiedenen Kirchen Roms (S. Maria Mag-
giore, Chiesa Nuova , Gesü sind Statuen von seiner Hand zu
sehen. An der statuarischen Ausschmückung öffentlicher Plätze,
wie der Piazza Navona. war er betheiligt. Aber die Anzahl sei-
ner selbständigen Schöpfungen ist nicht bedeutend , weil er —
— _ 54 —
was auch seine Grabinschrift im Pantheon *) als wesentlichen
Charakterzug hervorhebt — aus übergroßer Gewissenhaftigkeit
nur langsam arbeitete und sich im Ausfeilen seiner Werke nie
genug thun konnte.
Mehr als diese Seile seiner Thätigkeit tritt daher eine
andere hervor, die für den Künstler befriedigender und ein-
traglicher zugleich war. Mit vielen Bildhauern jener Zeit theilte
Vacca das lebhafte Interesse für die Ruinen seiner Vaterstadt,
für die Ausgrabungen und die Bildwerke , die sie neu zu
Tage förderten. Seine Erfahrungen , seine technischen Kennt-
nisse wußte er hierbei geschickt zu verwerthen und sich den
römischen Großen als geeigneter Restaurator, als Vermittler für
Antikenankäufe und ähnliche Unternehmungen zu empfehlen.
Nicht blos für den erwähnten Cardinal Medici, auch für andere
Sammler, unter denen Girolamo Garimberli, Bischof von Gal-
lese (~ 1575) der bedeutendste war, ist er in dieser Beziehung
thätig gewesen. Auf seine Restaurationen wird in dem Traktat
gelegentlich (mem. 4. 42) hingewiesen. So war er auch mit Pietro
Paolo Olivieri und Lionardo Sormani bei der Wiederherstellung
der Colosse auf Monte Cavallo beschäftigt2). Daß er selbst An-
tiken besaß, wird mehrfach erwähnt (mem. 77. 104 f. 74) und
wenn einmal (mem. 28) berichtet wird; er habe den Rest der zu
seiner Zeit ausgegrabenen Fragmente des sog. Claudiusbogens,
deren größerer Theil in die Sammlung Cesarini übergegangen
war, an sich gebracht, so läßt sich auch daraus auf seine Be-
theiligung an dem so einträglichen Antikenhandel schließen. In
dieser Thätigkeit war Vacca mit den Monumenten Roms , mit
den Ausgrabungen und nauen Funden eng vertraut geworden,
er hatte nicht blos von den öffentlichen, sondern auch von man-
chen privaten Unternehmungen genauere Kenntniß gewonnen
und war über die Schicksale der damals in den Handel gekom-
menen Antiken vielleicht besser unterrichtet , als irgend einer
1) Sie befindet sich in der ersten Kapelle zur Linken des Eintretenden
und bezieht sich ohne Zweifel auf die früher im Pantheon aufgestellte, jetzt
in die capitolinischen Sammlungen übertragene Büste des Künstlers. Ihr
Wortlaut ist : DOM
FLAMINIO VACC/E
SCVLPTORI ROMANO
QVI IN OPERIPVS QV/E FECIT
NVSQVAM SIBI SATISFECIT
-1 Ar eh. di Stato, Roma. Tesor. Pontif. Dep. Gen. 1588 — 89 fol.83.
55
seiner Zeitgenossen. Wir können daher dem peruginer Gelehr-
ten Anastasio Simonetti nur Dank wissen, daß er den römischen
Bildhauer veranlaßte aus seinen Erinnerungen die noch erhal-
tenen Berichte aufzuzeichnen , um so mehr als andere Angaben
über diese Funde nur ganz vereinzelt erhalten sind. Mag man
auch die mangelhafte Bildung Vacca's, seine dürftige und unzu-
längliche Beschreibungssveise, die zahlreichen Gedächtnißfehler
uud andere Mängel beklagen, so ist doch an der aufrichtigen
Gewissenhaftigkeit des Verfassers nicht zu zweifeln, welche aus
seinen Worten ebensosehr hervorleuchtet , als sie die Ausfüh-
rung seiner plastischen Erzeugnisse charakterisirt. Diesen Grund-
zug seines Wesens meint man auch in der von dem Künstler
selbst gefertigten Porträtbüste1) wiederzufinden , die einst im
Panlheon verwahrt, jetzt in der Protomoteca des Capitols zwi-
schen die Bildnisse des Marc Anton und des Caravaggio gestellt
ist. Es ist ein kleiner, nicht bedeutender Kopf mit spärlichem
Vollbart, die verkniffenen Züge nicht ohne Intelligenz, doch
etwas verkümmert, so daß sich die Noth äußerlich beschränkter
Verhältnisse auch in dem geistigen Ausdruck wiederspiegelt.
Kaum würden die Bildhauerarbeiten Vacca's seinen Namen
auf die Gegenwart gebracht haben. Wenn er noch heute nicht
vergessen ist. so dankt er es mehr den schlichten Aufzeichnun-
gen, die er 1594. wenige Jahre vor seinem Tode, niederschrieb.
Sie sind trotz aller Mängel von nicht geringem Werth, weil sie
eine wesentliche Lücke in den schriftlichen Nachrichten über
römische Monumente ausfüllen. Von dem Denkmälervorrath der
Mitte des 16. Jahrhunderts geben die Verzeichnisse Aldrovandi's
und die noch so wenig ausgenutzten Zeichnungensammlungen
in Berlin, Coburg, Rom u. a. genauere Kunde. In die folgenden
Dezennien führen die Abbildungswerke des Cavallieri, Vaccari,
Francino und ihrer Nachfolger, wenn die Publikationen auchtheil-
weise ziemlich verspätet erschienen sind. Ungefähr in «die Mitte
des 17. Jahrhunderts fallen dann die umfassenden Sammlungen
des Cassiano Dal Pozzo und von hier an fließen die Quellen im-
mer reichlicher. Für das Ende des 1 6. Jahrhunderts aber geben
die Berichte Vacca's allein ausführlichere Auskunft. Ihr Werth
wird umsomehr hervortreten , je vollständiger das zerstreute
Material der übrigen Fundangaben sich sammeln lassen wird.
1) Eine Abbildung giebt Righetti , Descriz. del Campidoglio II tv. 351.
\_Notitie d'antichitä diuerse
di
Flaminio Vacca scultore
in Roma
date ä Simonetto Anastasij Perugino.
AI Molto Magniüco Signore
Simonetto Anastasij
mio Padrone honorando.
Essendo uenuto all' orecchio , che V. S. si uä consumando
5 intoruo ad un nobile trattato sopra le antichitä di Roma, m'e
parso dunque per 1' infiniti oblighi, che le tengo, farle cosa grata
mandarle questo stracciafoglio , nel quäle saranno notate tutte
quelle antichitä , che da mia pueritia sino all1 etä di cinquanta
sei anni me ricordo hauer uiste, et sentite dire, in diuersi luoghi
lo di Roma essersi scoperte : accettarä dunque V. S. la sinceritä
dell' aniino mio, et non si sdegni, se io porto legne al bosco; con
questo le bacio le mano.
Di Roma in primo Nouembre 1594.
Di V. S. Molto Magnifica
15 Aff.mo Serv.re
Flaminio Vacca.
1 . Me ricordo dietro alla Chiesa de SS. Cosmo e Damiano
vederui cauare, e fü trouata la pianta di Roma profilata in mar-
mo, e detta pianta seruiua per incrostatura del muro, certa cosa
e, che detto tempio fusse edificato ad honore di Romolo e Re-
molo edificatori di Roma, et al presente detta pianta si ritroua 5
neu1 antiquiario del Cardinale Farnese.
2. Doue e hosgi la chiesa di Santa Maria Liberaci dalle
pene dell' inferno, ui fü trouato ä tempo mio un Curtio a cauallo
scolpito in marmo di mezzo rilieuo, quäle precipitaua nella uo-
raggine, et hoggi si ritroua murato in Campidoglio nell' ingresso lo
del Pallazzo de Conseruatori.
3. Intesi dire, che l' Hercole di bronzo che hoggi si ritroua
nella sala di Campidoglio fü trouato nel foro romano appresso
all1 arco di Settimio. Vi fü trouato anco la lupa di bronzo, che
allatta Romulo e Remulo, e stä nella loggia de Conseruatori. 15
4. Me ricordo nel cimetterio della Consolatione ui fü tro-
uata una statua ä giacere di marmo grande di naturale uestita
alla consolare, dimostraua con un braccio coprirsi la testa, fü
opinione commune , che fusse Cesare , et il Signor Ferrante de
Torres, ä quel tempo agente del V. Re di Napoli D. Perafa de 20
Riuiera, la comprö, e uolse, che io li facessi la testa per ritratto
di Cesare quando Brutto 1' occise, e detta statua fü transportata
in Sicilia.
5. Ancorche V. S. si ricordi , che nel Cerchio Massimo si
sono trouate due Guglie, quella 'che Sisto V. ha drizzata nella 25
Piazza Lateranense , l1 altra nella Piazza di Santa Maria del Po-
polo, nondimeno e bene farne mentione, come cose notabili ; et
quelli gran condotli di piombo , e le uolte che erano intorno al
detto cerchio ricettacolo delle barche, nelle quali ui hö visto al-
cune rotture nel muro, doue stauano anelli di metallo, quali 30
25 quella — dirizzata] N, quelli che sä VS. [Santitä di NS?]ha driz-
zata etc. R.
58
F antichi se ne seruiuano per imbrigliare le bar che; essendo
rubbati ne rimase [parte] li in margine del muro, quali hö uisto.
Si trouö ancora una gran cloaca , quäle smaltiua 1' acque che
caminauano uerso il Teuere; non e dubio alcuno, si sarebbono
5 trouate gran cose, raa l'inondationi dell' acque impedirono Mat-
teo da Castello, che ui cauaua, e non si pote ueder' altro.
6. Li nostri antichi moderni misero nome al detto Cerchio,
alli Sciuolenti , perche ui erano ancora delli scalini, doue
scendeuano H risguardanti ; che sciuolente alla Romana riferisce
10 scalino.
7. AI tempo di Paolo IV. appresso San Vitale fü trouato un
tesoro nella uigna del Signor Oratio Muti, e lo trouö un suo uig-
narolo, gran quantitä di medaglie d' oro, e gioie di ualore e si
fuggi. II Signore Oratio andando alla uigna, non ui trouando
15 il uignarolo, cercandolo per la uigna, ritrouö doue il tesoro era
stato trouato, e trouandoui alcuni vasi di rame; e caldarozze
rotte ; cercando in quella terra ui trouö delle medaglie d' oro,
e accortossi dell' inganno, auisö tutti li banchieri et orefici
di Roma, se alcuno ui capitasse con monete d' oro, ö gioie con-
20 forme egli li haueua informati, lo douessero dare in mano della
corte; occorse che in quel tempo Michiel Angelo Ruonaroli
mandö un suo chiamato Urbino ä cambiare alcune monete , che
ä quel tempo non s' usauano piü; rimasto marauigliato il Ban-
chiere , e ricordatosi del successo fece opera che di fatto andö
25 prigione et essendo essaminato disse hauer hauute quelle monete
da Michiel Angelo ; ordinö il giudice, che fosse carcerato Michiel
Angelo, e cosl fü fatto ; et giunto 1' essaminorno , e prima li di-
mandö come si chiamaua. Rispose : mi fü detto che mi chiamauo
Michiel Angelo delli Buonaroti. Di che paese siete uoi? Dicono
30 che son Fiorentino. Conoscete uoi li Muti? Come uolete uoi che
io conoschi li muti, se io non conosco quelli che sanno fauellare?
Intanto certi Cardinali hauendo inteso il fatto, subito maudorno
alcuni gentilhuomini al giudice , che lo douesse lasciare e lo ri-
menorno a casa sua , et 1' Urbino rimase prigione per alcuni
35 giorni: Et il Signor Oratio Muti hebbe sentore che il vignarolo
era stato uisto inVenetia. 11 pouero gentilhuomo andö äVenetia,
e trouö che il vignaruolo haueua dato le gioie et medaglie alla
Signoria, quäle lo haueua fatto cittadino con buona entrata, et
il Sig. Oratio dette querela alla Signoria ; mä non ne cauö altro,
59
se non che gli donorno tanto quanto poteua hauer speso nell'
andare e tornare da Venetia a Roma. Se (jjuesto raggionamento
non concerne antichitä lo pigli per intewMfedio ; e miri V. S. di
gratia, che burla fece la fortuna al fortunäto Michiel Angelo nel
fine della sua uita. 5
8. Doue al presente si troua la chiesa di San Lorenzo in
Panisperne, ui fü trouato sotto una gran uolta nota una statua
grande due uolte il naturale di marmo d' im Dio Pane; lo trouö
il capitanio GiouanGiacomo daTerni; e sotto il monasterio ui fü
trouata una stalua di Marte alta quindeci palmi di marmo ; il 10
Cardinal di Ferrara la mandö a Tiuoli, e la tiene per ornamento
nel suo giardino ; in quel medesimo loco ui furono trouate ö
scoperte uolte sopra uolte adornate di grotesche , et altre belle
bizzarie.
9. Me ricordo intorno alla Colonna Traiana dalla banda, 15
doue si dice Spoglia Christo, essersi cauate le uestigie d' un'
Arco trionfale con molti pezzi d' historia, quali sono in casa del
Signor Prospero Boccapadulo . a quel tempo Maestro di strada ;
ui era anco Traiano a cauallo, che passaua un fiume, e si tro-
uarono alcuni prigioni simili a quelli , che sono sopra all' Arco, 20
che si dice di Constantino della medesima maniera ; io osseruai
con diligenza, e tengo per certo esser della medesima mano del
maestro, che fece la colonna, e credo che intorno alla colonna
ui fusse un' incolonnato di forma quadrata, et ogni faccia ha-
uesse il suo arco; certa cosa e che 1' Arco di Constantino e stato 25
transportato perche si uide nell1 imbasamento le scolture molto
goffe. e furono fatte al tempo di Constantino quando la scoltura
era persa. Dico esser uno delli sudetti quattro archi. E che sia
il uero, le scolture di sopra sono di mano del maestro della Co-
lonna; nell' historia ui e 1' effigie di Traiano, le historie tornano 30
al proposito di Traiano, e non e da far marauiglia se lo imbasa-
mento fü rifatto, perche come piü appresso'a terra senü mag-
gior fuoco, e uolendolo drizzare a Constantino, bisognö fare tutte
le parti da basso, et seruirsi di quelli goffi maestri. .
10. E opinione di molti, che li Giganti di Monte Cauallo 35
anticamente stessero inanzi alla porta di Casa Aurea , e poi fus-
sero messi da Constantino sopra quelli posamenti , di doue li
leuö Sisto V. Sopra il medesimo posamento ui erano due Con-
stantini di marmo, che Paolo III. transportö in Campidoglio, et
60
hoggi sono per ornamento della scala dell' Araceli dalla banda
uerso il Palazzo del Senatore nella scala fatta a cordoni; e
quando Sisto disfece detti posamenti, io osseruai , che quelle
pietre uerso il muro erano lauorate, et uestigie di Nerone,
5 perche m' accorsi alla modinatura esser le medesime, che si
ueggono hoggi nel frontispicio , et in altre pietre, che per li
tempi adietro mi ricordo cauarsi in quel luogo.
14. Dell' arco, doue si dice hoggi di Portugallo. Tiene tal
nome, perche ui habitaua 1' Ambasciatore di Portugallo; inanzi
10 fü chiamato 1' Arco delli Retrofoli: fü chiamata cosi une Ca-
sata nobilissima di Roma padrona del detto arco; mä io credo
che il detto cognome deriui da troffei , che forse nelF historie
erano scolpiti , ma 1' ignorante uolgo lo chiami cosi 1' Arco delli
Retrofoli , in cambio di Troffei, et al tempo mio ui si cauö certi
15 pezzi d' historie, et ui erano certi maginiferi con troffei in mano,
e sopra questo fondo la mia opinione.
4 2. Cauandosi inanzi ai SS1.1 Quattro Coronati in certi can-
neti , scopersero quantila d' Epitaffii , tra' quali senti dire,
che ui era uno di Pontio Pilato; et appresso a questo loco ui era
20 una uigna piena, di framenti di figure, et opere di quadro aca-
taste, e cauando il padrone , ui scoperse molte calcare fatte da
antichi moderni, et credo che detti framenti fussero iui per farne
calce. Fü forse al tempo di quelli Papi per estinguere 1' Ido-
latria.
25 43. Sotto 1' hospidale di San Giouanni Laterano ui attra-
uersa un fondamento grossissimo tutto di pezzi di bonissime
figure, ui trouai certi ginocchi, e gomiti di maniera greca, pa-
reua tutta la maniera del Laocoonte di Beluedere, ancora si po-
trebbono uedere. Doue uanno tante fatiche de poueri scultori !
30 4 4. Inanzi a San Lorenzo fuor delle mura , nella uia Pre-
nestina ui era una fabrica antica moderna , fü disfatta per far
piazza alla Chiesa; e nelle mura e fondamenti, ui furono tro-
uate da disdotto, ö uinti teste, tutti ritratti d' imperatori; e V. S.
ne uide parte nella Galleria di Farnese , et in molti luoghi mi
35 ricordo hauer uiste queste straggi dell' antichita.
15. Alla Porta di Roma detta San Lorenzo fuori delle mura,
poco lonlano da essa dalla banda di fuora uidi cauarui molti e
molti pili di marmo et di granito , e 1' uno staua poco lontano
dall' altro nel loco doue furono collocati dal pr-imo. In effetto
61
erano sepolture , pochi haueuano inscrittione, et erano sfondali
ne fianchi , ouero rotti li coperchij per entrarui dentro a cercar
tesori, ne ui fü trouato reliquia dentro ; et perche mal lauorati,
et di cattiua modinatura gotiea, uö pensando, che fusse quando
la misera Italia era regnata da loro , et nie ricordo hauer letto, 5
che dettero gran sconfitta alla detta porta; forse erano di quelli
capitanei morti in quelli assalti , e uolsero esser sepolti nell' is-
tesso loco, doue morsero, e pareua fossero fatti tutti quasi ad
un tempo; e de detti pili ne sono due a piedi di Monte Cauallo
ä canto li Capucini, di marmo intagliati molto grandi; un' altro 10
di granito nella piazza di San Marco alla Fontana , et un' altro
nel cortile del Cardinale Farnese, il resto sparso per Roma.
16. Nella uia, che parte dalli Troffei di Mario, et ua a
Porta Maggiore ä mano mauca nella uigna dell' Aspra ui fü tro-
uata una strada selciata, ä canto ad essa molte statue di marmo, 15
e ritratti di bronzo de' imperalori, gran quantita di uasi di rame
con medaglie abbruggiate, incrostature de mischij ; et a quel
tempo il padrone della uigna, si chiamaua Francesco d' As-
pra, ritrouandosi Tesoriere di Papa Giulio terzo, ogni cosa mise
in mano di Sua Santila, da cui poi [furono] donate ä molti pren- 20
cipi. Io mi ricordo quando si cauorno.
1 7. Appresso ä detta uigna ui e un tempio antichissimo di
Caio Lutio, per corrotto vocabulo hoggi e chiamato Galluzzi;
a canto ad esso, molt' anni dopoi , ui furono trouate noue statue
maggiori del naturale: una Pomona di marmo nero, 1' erano State 25
tolte la testa, e le mano di bronzo; ui era un' Esculapio, un'
Adone, due Lupercali a guisa di Bacchi, una Venere, e quel bei
Fauno, ch' e nella Galleria di Farnese (che giä fü mio), un' Her-
cole, et un Antinoo, e quel che piü mi piacque ueder, due ac-
cette , da una banda faceua testa , dall' altra haueua il taglio ä 30
guisa d' alabarda , la stessa testa si uedeua espressa nella ma-
cinatura del colpo sopra d' esse figure. Io fui padrone di tulte
due; ne donai una ä Monsignore Garimberto, 1' altra mi fü rub-
bata in casa. Credo che fussero armi de Gotti, del taglio se ne
seruissero ne gl' affronti ä spaccar targhe , la testa poi per roui- 35
nare le antichita; e 1' istesse immagini io 1' hö uiste nelle rouine
dell' Arco di Claudio, erano maggiori due uolte di questo schizzo,
[e] furono trouate con 1' istesse figure.
27 Lupercali] N. Lupeuol R.
62
18. 11 Cauallo di Campidoglio di bronzo fü trouato in una
uigna rincontro alle Scale Sante di San Giouanni Laterano . et
stando in terra molt' anni , non tenendosene conto : fü creato
Sisto quarto e lo drizzö nella Piazza Lateranense con un bei pie di
5 stallo di marmo, con Ia sua arme', et epitaffio co'I suo nome, et
ui e stato sino al tempo di Paolo terzo, quäle lo condusse in Cam-
pidoglio , e feceli fare un pie di stallo da Michiel Angelo ; fü
guasto un pezzo di freggio, et architraue di Traiano, perche non
si rilrouaua marmo si grande; perche detto Cauallo fü tro-
10 uato nella proprieta del Collegio Lateranense, per questo detto
Collegio pretendeua esserne padrone, et ancora litigano col po-
polo Romano; non passa anno, che non faccino atti per man-
tenere le loro giurisdittioni. Tutto questo hö inteso dire.
19. Me ricordo da pueritia hauer uista una bucha come una
15 uoragine sopra la Piazza di Campidoglio, et alcuni , che ui en-
trauano nell' uscire diceuano esserui una femina ä cauallo d' un
toro; et un tempo dopoi ragionando con Messer Vincenzo de
Rossi mio maestro , mi disse hauerui sceso , e uista la fauola di
Ioue, et Europa di marmo di basso rilieuo sopra il toro, murata
20 da uno de lati della strada, che partiua dal Cerchio di Settimio,
e tagliaua il Monte Tarpeo , et riusciua al piano di Roma , doue
hoggi cominciano le scale dell' Aracelli ; ma s' e ripiena non e
merauiglia, per le gran rouine di Campidoglio V hanno ri-
coperta.
25 20. Dietro al palazzo del Sig. Giuliano Cesarino hö uisto
un tempio antico di forma tonda con colonne di peperino; credo
fussero coperte di stucchi; ui sono ancora gran muraglie di
quadri pur di peperino; gran edificio mostra certamente esser
stato; ui sono molte cantine , si uede, che seguita la medesima
30 fabbrica; a me non pare, che nessun auttore ne faccia mentione,
forse che per esser tanto ricoperta dalle case, non se ne sono
auisti; ma sia come si uoglia, e cosa notabile.
21. La piazza, doue habitano li Orfanelli , hoggi si dice
Piazza di Prete , ma mio padre mi disse , che si chiamaua di
35 Pietre per la gran quantita di frammenti antichi che prima ui
erano stati cauati: mi ricordo uederui cauare , furon trouati pie
de stalli con troffei, et prouincie prigioni di mezzo rilieuo, et al
presente ui sono toruati a cauare , et ne trouano dell1 altri , et
sono Compagni di quelli, cheV.S. uidde nell' antiquiario di Far-
40 nese.
63
22. A canto al Colisseo uerso San Giouanni e Paolo , ui e
una uigna : me ricordo ui fü trouata una gran platea di grossis-
simi quadri di trauertini e due capitelli Corinthij: quando Pio
quarto nelle Terrae Diocletiane restaurö , et dedicöle alla Ma-
donna de gl' Angeli, mancandoli un eapitello nella naue princi- 5
pale, che per antichitä ui mancaua,- ui mise uno di quelli; et ui
fü trouata una barca di marmo da 40 palmi lunga , et una fönte
molto adorna di marmi , et credetemi, che haueua hauuto piü
foco, che acqua; et anco molti condotti di piorabo. Diceuano es-
sere il fine di casa aurea, di poi Tito Vespasiano ui fabricö il 10
Colisseo.
23. Molti anni sono mi raccontaua uno scarpellino, che il
padre di suo padre, quäle fü al tempo di Sisto quarto, che nelP
Antoniana haueua uisto una isola di marmo con molti pie di
fisure attaccati nelT istessa isola : ui era ancora una barca di 15
marmo con figure sopra, mä tutte rouinate, quäle andaua uerso
quell' isola nauigando, et una conca di granito ; e disse il uero,
perche Paolo terzo la trouö, ch' hoggi e nel suo palazzo restau-
rata; et anco la conca di granito, quäle sta nella piazza, et 1' al-
tra conca sua corapagna la leuö pur dalT Antoniana Paolo secondo 20
e la messe sopra la Piazza di San Marco: poi il Cardinale Farnese
la condusse sulla sua piazza per accompagnar 1' altra ; in somma
tutte due erano nell' Antoniana , mä la barca non s' e mai tro-
uata; fate conto che hauendo un tempo nauigalo per acqua.
douette poi nauigar per fuoco in qualche calcara. Vi furono 25
trouati ancora li doi Hercoli , che stanno nel Cortile di Farnese.
II Duca Cosmo ne leuö una gran colonna di granito , et la con-
dusse in Fiorenza, sopra la Piazza di San Lorenzo, drizzata con
una Vittoria di porfido, in memoria della vittoria ottenuta contro
Pietro Strozzi ; et in quel loco gli fü data la noua. 30
24. A Santi Pietro e Marcellino sotto la chiesa ui si trouö
gran quantitä di pilastri con uolte addosso sotterrate senza lume,
cosi fabricate da gli antichi. Io credo che fusse Castrum aquae.
perche da quel loco ä tempo di Sisto quinto ui fece una sco-
perla di grossa muraglia , fondata sopra quadri di trauertini, e 35
furono leuati in seruitio delle sue fabriche : non poteua esser
altro che un' acquedotto ; pigliaua 1' acqua dal Castello et
andaua uerso il Coliseo. Vi fü trouato un idolo di marmo poco
minor del naturale, staua dritto, con piedi e mano giunte. et un
64
serpe lo cerchiaua da piedi sino alla bocca ; era uestito di sotti-
lissimo velo ; haueua al collo una ghirlanda di fiori di granati ;
et non molto lontano da lui , una Venere grande del naturale,
fingeua uscir del bagno con un Cupido appresso , la comprö il
5 Cardinale Montalto.
25. Non molto lontano dal detto loco, nella uigna di Fran-
cesco da Fabriano, ui furono trouate sette statue ignude di buona
mano; mä li antichi moderni, per leuare le imagini delle an-
tichitä , le haueuano in molti luoghi scarpellate , e con la loro
10 ignoranza haueuano leuato la bella e gratiosa maniera antica.
Vi fü trouato ancora molti condotti antichi di piombo, e di terra
cotta, dimostrauano pigliar 1' acqua dal sudetto Castello.
26. Nella uia canto la Minerua, che ua all' Arco di Cami-
gliano, sentij dire ä mio padre, che il Teuere, et il Nilo di Bel-
15 uedere furono trouati dentro una casa , nella quäle ui e depinto
il Nilo di chiaro scuro nella facciata, uolendo forse denotare, che
erano stati trouati in quel loco.
27. Dietro alla sudetta casa ui e la chiesa di San Stefano
del Cacco ; questo nome deriua da doi leoni di basalto pietra di
20 Numidia di color negro, quali io mi ricordo, che stauano inanzi
alla sudetta chiesa ; al tempo di Pio quarto furono transportati
in Campidoglio, e furono messi per ornamento al principio delle
scale fatte ä cordone , che conducono sopra alla piazza ; e pochi
anni sono fü cauato sotto detta chiesa, fü scoperto parte d' un
25 tempio, ancora ui erano le colonne in piedi di marmo giallo, mä
quando le cauorno, andorno in pezzi , tanto erano abbruggiate.
Vi trouorno certi pie de stalli , doue li antichi sacrificauano ; ui
erano scolpiti certi arieti con ornamenti al collo , che soleuano
usare li antichi ; me ricordo hauerne ueduti in piü luochi ; si
30 trouano hoggi in casa del Sig. Oratio Muti; e non e dubio, che
sotto ä detta chiesa ui sono gran cose , mä si perdono per non
mettere la chiesa in rouina.
28. La Piazza di Sciarra si dice cosi dal Signor Sciarra
Colonna , che in quel loco habitö. Vi furno trouati al tempo di
35 Pio quarto li framenti dell' arco di Claudio, et molti pezzi d' hi-
storie col ritratto di Claudio, quali furono comprati dal Sig. Gio.
Giorgio Cesarino, hoggi si trouano nel suo giardino ä San Pietro
in Vincola. Io comprai il resto di detti framenti, furono cento
trentasei carettate, tutta 1' opera era di marmi gentili, solo 1' im-
65
basamento di saligno : e pochi anni sono ui era sopra ä terra in
opera im pezzo d' historia . quäl' era una faccia dell' arco ; fü
leuata , e li Romani 1' hanno murata nel piano delle scale . che
saliscono sü la sala di Campidoglio.
29. Me ricordo haueruisto, quando si faceua il condotto 5
maestrale delF acque, che nuouamente si sono condotte in Roma,
una strada selciata , quäle uiene dalla Porta del Popolo , e uä
dritta alla Piazza di San Luigi ; et in detta Piazza ui furono sco-
perte tre ö quattro colonne ; ä me paruero compagne di quelle
del portico della Rotonda, erano di granito dell' Elba; et poco 10
lontano in Piazza Madama. sotto la casa di Reneinbene, ui furono
trouati gran pilastri di trauertini ; in alcun pilastro ui era an-
cora qualche residuo delli scalini, doue sedeuano li spettatori, e
faceuano faccia dentro all' Anfiteatro ; uedonsi ancora nelle case
di quelli caldarari in capo ä Nauona, et in Santa Agnesa , sotto 15
al pallazzo del prencipe di Massa ; e doue e hoggi la torre de gl'
Orsini, dicono ui fü trouato il Pasquino; secondo me ueniua ad
essere in capo ä detto Anfiteatro , doue si faceuano le feste ago-
nali, e tenghi ancora il nome d' Agone.
30. Sotto la casa de Galli , me ricordo uederui cauare un 20
gran pilo di marmo; al tempo di Gregorio xiij. fü transportato in
Piazza Nauona, et hoggi serue per beueratore de caualli. Vi fu-
rono trouati ancora certi capitelli scolpiti con targhe e troffei e
cimieri, dauano inditio , che ui fusse qualche tempio dedicato ä
Marte ; cosi si disse ; ancora detti capitelli sono in casa de detti 25
Galli, e detta casa e nella uia de Leutarj inanzi al pallazzo della
Cancellaria.
31 . Appresso San Tomasso ui e un uicolo, che ua alla Pace.
AI tempo di Gregorio xiij. me ricordo uederui cauare due grosse
colonne di marmo giallo : furono segate per adornar la capella 30
Gregoriana in San Pietro.
32. Me ricordo al tempo di Papa Giulio terzo tra la Pace e
Santa Maria dell' Anima, ui furono cauati alquanti rocchi di co-
lonne di mischio affricano e di pietra santa ; erano abbozzati ad
usauza di caua. mai stati in opera, grossi da sette palmi, quali 35
comprö il cardinale di Monte pulciano: e si uede , che la porta
delF Anima e tutta di pietra santa , e poi ui sono due pili da
34 pietra santa] R. porta santa N.
1881.
66
aqua santa, pure di mischio nobilissimo; credo che in quel loeo
fondando la detta chiesa trouassero detti mischij , e se ne ser-
uissero.
33. Intesi dire, che quando Maestro Antonio da San Gallo,
5 al tempo che Paolo terzo era cardinale . hauendo fondato il pal-
lazzo di Farnese e tirato buona parte del cantone uerso San
Girolamo, detto cantone fece un gran pelo; il cardinale Farnese,
che faceua la spesa, imputö Maestro Antonio di poco accorto, che
li uolse fondare su la creta , [senzal usare ogni maestrale dili-
10 genza. Restato stupefatto donde procedesse tal disordine, come
ualent' huonio si risolse fare una grotta , et entrö sotto al detto
cantone , non stimando spesa di sua borsa , ne fattica alcuna ■
finalmente trouö una gran cloaca antica fatta nella creta di gran
larghezza, si partiua da Campo di Fiore et andaua a communicär
15 col Teuere. Fidateui poi di fondare sopra la creta.
34. A canto la chiesa di Santo Eustachio, appresso alla
Dogana. nie ricordo , che sopra terra ui erano tre piatti di gra-
nito dell' Elija, credo fussero trouati in quel loco, perche li ap-
presso erano le Terme di Nerone . et simili piatti seruiuano ä
20 lauarsi ; et al tempo di Pio quarto il Magnifico Signor Rotilio
Alberino ne dimandö uno piü hello intiero a Sua Santitä; es-
sendoli concesso il detto Signore lo condusse con V argano fuor
di Porta Portese ad una sua uigna , nella quäle ui e una nobile
peschiera ; l1 altri doi erano rotti . ne me ricordo , che se ne
25 fusse ; erano da trenta palmi in circa di diametro , molto ben
lauorati, e con gratiosa modinatura.
35. Li leoni di basallo e la conca di porfido, che sino al
tempo di Sisto quarto sono stati inanti al portico della Rotonda,
se ben mi ricordo hauer letto in Appiano Alessandrino, che al
30 tempo d' Eugenio quarto fece la silicata dalla Ritonda per tutto
Campo Marzo, all' hora trouö uno de leoni, e la conca, et un
pezzo di testa di metallo, ritratto di Marco Agrippa, una zampa
di cauallo, et un pezzo di rota di carro ; da questi si ua conget-
turando, che sopra il frontespicio del portico ui fusse Marco
35 Agrippa trionfante , sopra un carro di bronzo, e nell' appenditia
del frontespicio stessero i leoni, e nel mezzo la conca con le ce-
neri d' esso. AI tempo poi di demente settimo, ritrouandosi ad
esser Maestro di Slrada Ottauiano della Yalle. uolendo accomo-
30 basilicataj RX. Montfaucon Venuti Nibby. selciata Fea.
07
dare la strada, scoperse li dettileoni e conca, ehe uiV altra uolta
s' erano ricoperti ; feee doi piedi alla conca con la sua inscrit-
tione, et i leoni li solleuö da terra sopra due tronchi di colonne ;
Sisto quinto ha leuati poi li detti leoni, et messi alla Fönte Feiice
et per esser sua impresa, la quäle stä posta nelle Tenne Diocle- 5
tiane. La conca e rimasta inanti al portico, li bronzi al tempo
che furono trouati da Eugenio quarto li douettero fondere.
36. Me ricordo, fuor di Porta San Giouanni un miglio passati
li acquedotti, doue si dice il Monte delGrano, ui era un gran mas-
siccio antico fatto di scaglia ; bastö V animo ad un cauatore 10
romperlo et entrarui dentro, e poi calarsi giuso tanto, che trouö
un gran pilo storiato con il ratto delle Sabine , e sopra il co-
perchio ui erano due figure distese con il ritratto d' Alessandro
Seuero, et IuliaMammea suamadre. dentro ui si trouö delle ce-
neri. 11 detto pilo si ritroua al presente nel Campidoglio . in 15
mezzo del cortile del pallazzo doue stanno li Conseruatori.
37. Me ricordo, nella uia, che parte da Monte Cauallo, e
ua ä Porta Pia , doue al tempo di Sisto quinto ui furono fatte
quattro fontane, d' una d' esse n' e padrone Mutio Mattei, et fa-
bricandoui in quel loco ui trouö im sacrificio con il vitello, et 20
alcuni leuiti, un Bacco due uolte maggior del naturale, con un
Fauno, che lo sostenta . et una tigre a piedi, che mangia dell'
huue , una Venere , et altre statue de buoni maestri : e perche
detto luogo fa capo croce alla strada, che ua a Santa Maria Mag-
giore , uolendo la gente fabricare case, si sono scoperte molte 25
fabriche pouere, piu tosto teneuano di stuffe plebee, che altro.
38. Me ricordo appresso detta strada. uerso San Vitale, ui
fü trouato un tempietlo ionico con colonne di marmo Affricano.
di uenti palmi 1' una , non nie ricordo bene se era di pianta
tonda, ouero ouata. 30
39. Me ricordo, incontro Sanf Antonio, uerso 1' hostaria
di San Vito. ui furono trouate molte colonne di bigio e di marmo
statuale, sotto ui era un bei lastricato di marmi, ui trouorno un
uaso grande di sette palmi longo, altretanto alto, con certi ma-
nichi molto capricciosi , et ui erano scolpite alcune mascare ac- 35
comodate con dissegno, ritratti de filosofi , tra quali ui conobbi
Feffisie di Socrate. Credo sia in mano del Cardinale di Fiorenza.
27 appresso detta strada^ R. presso detta stufa N.
5*
68
40. Me ricordo , cloue al presente sono collocati li Cauallt
di Monte Cauallo da Sisto quinto , iui era una gran massa di
selce con scaglia di trauertino mescolata , fü spianata pari ä
terra, come hoggi si uede, credo fusse im Mausoleo , non se ne
5 puö dir altro per non ui esser trouati altri vestigij, era del tutto
spogliato.
41 . Me ricordo li appresso ui fü trouata una Roma ä sedere
di marmo salino , grande quattro uolte il naturale , lauorata da
prattico maestro, bisognaua, che la sua ueduta fusse lontana per
10 certi sfondati che si sogliono fare a simil uedute. La comprö il
Cardinale di Ferrara et la condusse nel suo giardino appresso
Monte Cauallo.
42. Me ricordo, nel inonte di Santa Maria Maggiore uerso
la Suburra, ui cauö il Sig. Leone Strozzi , ui trouö sette statue
15 due uolte maggiori del naturale, 1' hebbe in dono Ferdinando
Gran Duca di Toscana, a quel tempo cardinale in Roma ; ma la
piü bella fü im' Apollo , che io gli elo restaurai , quäle al pre-
sente si ritroua nell1 ingresso del suo pallazzo alla Trinita al
primo piano delle scale lumache.
2o 43. Mi ricordo, nella uigna delli Fratti del Popolo, contigua
al giardino del detto Gran Duca, ui si uedono molti andamenti
d' acque , tra quali e una gran botte, ricetto d' acqua , cosa no-
tabile per la magnificenza sua.
44. Sentii dire, che Paolo Terzo leuö dal cortile de Colon-
25 nesi, doue al presente habita il cardinale di Fiorenza, quelli due
prigioni , che sono in capo alla scala del pallazzo del cardinale
Farnese ; credo che in detto cortile fussero transportati da mo-
derni; si conosce manifestamente essere di mano del maestro
della Colonna Traiana, e cletti prigioni erano sopra uno di quelli
30 archi, che stauano nel foro d' essa Colonna da quella parte, uol-
tata uerso loro ; nel fondare alcune loro fabriche si douettero
trouare.
45. Me ricordo, al tempo di Sisto quinto appresso San Lo-
renzo in Lucina dalla banda uerso Campo Marzo, il cauallier
35 Fontana ui trouö una gran guglia di granito egittiaco ; peruenne
all' orecchie diSuaSantita, li commisse, che si scoprisse, con in-
tentione d1 adrizzarla in qualche loco ; ma il detto caualiere tro-
uandola mal trattata dal foco , dandone ragguaglio a Sua San-
tita, si risolsero lasciarla stare.
40 46. Me ricordo, fuor di Porta San Pancratio nella uigna
69
d' Antonio di Gallese uederui una quantitä di sepolture eon
epitaffij di marmo , tru quali ue n' era uno. non diceua altro
ETERXALI SOMXO, un altro diceua IN TEMPORE . QUOD XON
COMRURITUR; mä se saranno stati uisti da Don Pier Leone
Castelli, come intelligente, ne hauerä cauato il sugo. 5
47. Me ricordo, ehe ä Santa Agnesa. fuor di Porta Pia, ui
e ä canto il tempio di Bacco un grand' incolonnato di forma oua-
ta, ui fü trouato sotto molte grotte alte un' huomo, larghe da
cinque palmi, tutte foderate da ogni intorno con lastre di mar-
mo. Io non so giudicare a che seruissero anticamente. Vi tro- 10
uorno dell1 ossa : si diceua che fussero de martiri ; che in quel
iuogho si stessero per paura de tiranni.
48. Me ricordo, fuor della Porta di San Giouanni nella uigna
del Signor Anibale Caro essendoui un grosso massiccio da gl'
antichi fabricato, dando noia alla uigna, il detto Sig. Anibale si 15
risolse spianarlo : ui trouö murati molti ritratti d' imperatori,
oltre a tutti dodici, un pilo di marmo, doue erano scolpite tutte
le forze d' Ercole , e molti altri framenti di statue , di maniera
greca , da eccellenti maestri lauorate: ogni cosa era buona; le
sudette teste non mi ricordo , che se ne fussero fatte, mä al pilo 20
fü segata la faccia dinanzi, e mandata ä Nuuolara da Monsignore
Visconti.
49. Me ricordo, nella uigna del Signor Domenico Biondo,
quäle stä nelle Terme di Constantino nelle rupe di Monte Ca-
uallo. quest1 anno ui ha trouato un Apollo di marmo grande del 25
naturale con F ale ä gl1 homeri , cosa non piü ueduta da me; et
alcune teste de termini, trä quali ui era un Pan cornuto con peli
di capra, et una Cibele torrita, sedeua sopra due leoni, da buon
maestro lauorata.
50. Me ricordo, appresso al giardino clel Capitan Mario 30
Spiriti. ui trouö sette teste di Sabine molto belle, con conciature
de capelli molto capricciose. Vi trouö ancora un pilo ouato di
marmo pario; ui era scolpito una baccanalia, quando le baccanti
tirano Bacco sopra il carro, et alcune danzauano, sonauano cim-
bali, et Satiri con le tibbie : ogni cosa comprö il cardinale Monte- 35
pulciano , le mandö ä donare al re di Portugallo , mä inanzi al
dono 1' inuidioso mare se le sorbi.
51. Mi ricordo, passato Ponte Sisto uerso Trasteuere, doue
21 nuuolara^ RN. Muralara: Venuti Nibby.
70
e Ja chiesa di San Giouanni della Malua. üi fü trouato un piatto
circa uinti palmi di larghezza molto bello. di niarmo bigio Affri-
cätiö. II Gran Duca di Toscana Ferdinando, ritrouandosi in quel
tempo in Roma cardinale, lo comprö, e lo condusse al suo giar-
5 dino alla Trinita sopra Monte Pincio ; e perche detto piatto
era grosso di fondo . io li messi in consideratione al cardinale,
che ne segasse doi tondi, et cosi fece, quali sono ancora in detto
giardino ; cosa bella da nedere una tal grandezza.
52. Me ricordo passato il Teuere, doue al presente fanno
10 la Sinagoga gl' Ebrei, al tempo di Pio quarto ui furono trouati
doi giganti, che tengono doi caualli , di niarmo statuale, furono
transportati in Campidoglio, al presente sono drizzati in capo alla
scala ä fine della piazza. Alcuni diceuano esser Pompeo, altri
Castore e Polluce , perche hanno certi cocuzzi in capo come
15 mezz' ouo, et altre diuerse opinioni. Mä il maestro fü mediocre
perche non gli diede spirito.
53. Sentij dire a Gabrielle Vacca mio padre , che il car-
dinale della Valle incapricciandosi cercar tesori , fece cauare
nelle Tenne di Marco Agrippa, e ui trouö una gran [corona] ci-
20 uica imperiale di metallo indorata; et perche haueua simiglianza
di certe ciamlielle, che a quel tempo si uendeuano per Roma,
quelli cauatori dissero: ecco una ciambella; et per hauere la
mancia corsero al cardinale , dicendogli : hauemo trouato una
ciambella di bronzo ; et da li ä non so, che tempo, ui habitö un
25 hoste, et fece per insegna la detta ciambella, et sempre e stata
chiamata, la Ciambella.
54. Le case mie , doue al presente habito , sono fabricate
sopra ä dette Terme ; uolendo fondare un muro, trouai 1' acqua,
e tastando con il palo di ferro, sentendoui un sasso di niarmo,
30 uolsi chiarirmi, che cosa fusse, el era un capitello corinthio, tas-
tai il corno sino al fiore era qualtro palmi , ueniua ad essere
come quelli del portico della Rotonda, et perche 1' acqua sopra-
fece il mio desiderio, nie risolsi lasciarlo dormire. Nel far la
cantina, ui trouai un gran nicchione tutto foderato di condotti di
35 terra cotta piani, ne[ad]altro seruiuano, che ja] condurre il caldo
in detta stuffa ; e sotto trouai il piano, doue caminauano li anti-
chi, foderato di lastre di niarmo, e sotto a dette lastre era un
9 passato il Teuere] R. canto il Teuere N.
71
forte lastrico. e sotto 1" astrico erano molti pilastrelli. che lo
reggeuano in aria . e trä 1' uno e 1' altro ui poneuano iL foco ;
habbiamo ritrouato earbone. e cenere: ni trouai ancora un grosso
muro foderato di fogli di piombo, cou molta diligenza inchiodati
con chiodi di metallo, e quattro colonne di granito, ma non molto 5
grandi : nie risolsi di murar senza cercar altro.
55. Sotto il nostro arco uolse mio padre farui una cantina,
ritrouö alcuni pezzi di cornicioni. ue ne era uno lungo palmi tre-
dici, largo otto, et alto cinque. Mio padre lo uende ad un scar-
pellino, quäle poi ui fece la lapide del Duca di Melfi posta nella 10
chiesa del Popolo.
56. Me ricordo, che uolendo li Vittorij fondare il loro pal-
lazzo trouorno una aran scala , che saliua in dette Terme d' A-
grippa: li scalini erano di marmo molto consumati da piedi ;
bisogna fusse ingresso principale ; abondö tanto l'acqua, che 15
fondorno senza uedere altro.
57. Me ricordo, nella uia, doue habitano li Liutarij, ap-
presso al pallazzo della Cancellaria, a tempo di Papa Giulio terzo
fü trouato sotto una cantina una statua di Pompeo da quindeci
palmi alta, di marmo, et haueua un muro diuisorio sopra il collo 20
fondato . quäle testa passaua in casa del uicino di colui, che ha-
ueua cauato , e trouato il restante della figura ; 1' uno inhibi
1* altro. tenendo ciascun di loro esser padrone di detta statua, e
colui, che F haueua trouata, allegaua per hauerla trouata, et per
hauer in casa la maggior parte della statua fusse sua ; V altro 25
diceua peruenirsi ä lui, hauendo la testa come piu nobile parte
della statua, et che da essa si cauaua il nome della statua: final-
mente hauendo litigato un pezzo uenuti alla sententia. 1' igno-
rante giudice disse et sententiö . che se li tagliasse il capo, e
ciascuno hauesse quella parte che si ritrouaua essere in casa 30
sua. Pouero Pompeo, non bastaua, che gli la tagliasse Tolomeo,
ancora di marmo e dopo tante centinaia d' anni correua il suo
mal destino ! Peruenuta all' orecchie del cardinale Capo di Ferro
sententia cosi sciocca , subito fece soprasedere la sententia , et
andö da Papa Giulio, narrandoli il successo; restö il Papa stupe- 35
fatto di tal sententia, immediate ordinö, che si cauasse con dili-
genza, che la voleua lui; se ben me ricordo. li mandö 500 scudi,
che se li diuidessero tra loro padroni. II papa poi ne fece un
largo dono al cardinale Capo di Ferro. Certo fü una sententia
72
da Papa; ne ui uoleua altro, che un capo di ferro: al presente
stä nella sala del suo palazzo ä Ponte Sisto.
58. Nella uigna di Gabrielle Vacca mio padre, ä canto Porta
Salara dentro le mura, ui e un fondo . doue si dice li Horti Sa-
5 lustiani: eauandoci, mio padre trouö una gran fabrica di forma
ouata , con un portico attorno ornato di colonne grosse , lunghe
disdotto palmi 1' una scanellate, con capitelli , e base corinthie ;
detto ouato haueua quattro entrate con scale. che scendeuano in
esso al pauimento fatto di mischij con belli compartimenti , et ä
10 dette entrate ui trouammo per ciascuna doi colonne d' alabastro
Orientale transparente, che il sole ui passaua senza impedimento;
ui trouammo anco certi condotti sotto al detto ouato grandi , che
ui caminaua un' huomo in piedi, tutti foderati di lastre di marmi
greci ; ui trouammo parimente doi condotti di piombo, ciascuno
15 lungo dieci palmi, il uano era un palmo e d' auuantaggio, eranui
certe lettere, che diceuano NERONIS CLAVDIVS; si trouorno
molte medaglie sparse di Gordiano di metallo. alcune d' argento,
mä grandi come un quattrino, musaichi assai ; ä quel tempo il
cardinale di Monte Pulciano comprö di quelle colonne gialle , e
20 ne fece fare la balaustrata alla sua Capella in San Pietro Mon-
torio: comprö ancora le colonne d' alabastro, ne fece lustrare
una, che era intiera, 1' altre essendo rotte ne fece [fare] tauole;
parendoli cose preciose le imbarcö con altre anticaglie e tauole
commesse , e le mandö ä donare al re di Portugallo ; e quando
25 furono in alto mare . F impetuosa fortuna , trouandosele in suo
dominio, ne fece un presente al mare.
59. Me ricordo , che nella uigna del Sig. Carlo Muti poco
lontano da gli Horti Salustiani, ui trouö un fauno maggior del
naturale con un putto in braccio, et un uaso grande con fauni
30 et baccanti, che ballano, con cimbali in mano, et hoggi tiene nel
suo giardino : trouö molte statue, mä anticamente non erano in
quel luogho : furono ritrouate molto disordinatamente, ne ui era
segno d' antichitä in quel luogho ; si stima che fussero nella
uigna di mio padre. perche ui erano muraglie piene di nicchie,
35 e che fussero transportate nella uigna del detto Signore Carlo
Muti.
60. Me ricordo, al tempo di Pio quarto , che sotto al pal-
lazzo giä del cardinal della Valle, ui furno trouati molti pezzi di
6 grosse] R. gialle N.
73
corniccioni , e rocchi di colonne, e capitelli corinthij ; ui rimase
ancora di gran robba : et perche erano contigue alle Terme di
Nerone, essi ancora per esser opera tutta di marmo saligno, che
giä non adoperö altra sorte 6 specie nelle sue fabriche , per
questa cagione io mi dö ä credere , che siano meuibri delle sue 5
Terme. Si trouö un capitello di smisurata grandezza , del quäle
si fece 1' arme di Pio quarto sopra la Porta Pia.
61. Me ricordo, nella piazza, che si diceua di Sieua , che
hora li Teatini ui fabricano la chiesa di Sant' Andrea , nel far li
fondamenti si trouö un pezzo di colonna di granito dell1 Elba, 10
lungo da quaranta palmi , di grossezza circa sei palmi, sotto ad
esso pezzo ui trouorno la selciata antica ; perö credo, che detta
colonna fusse transportata , perche ä quel piano non ui erano
altri uestigij di antichita, mä molto piü sotto quasi nella creta ui
si trouö un gran nicchione, daua segno d' antico e superbo edi- 15
ficio. Della sudetta colonna ne hanno fatto pezzi, e d' uno la
soglia grande per la porta principale di detta chiesa.
62. Me ricordo cauare nel cortile di San Pietro non so
quanti pili , de quali ui ne e uno ancora appresso la guardia de
gli Suizzeri, ne quali erano scolpite figure togate , con libri e 20
scritture in mano , et alcuni inshirlandati : credo che fussero
sepolti filosofi et poeti : giacche Vaticano deriua da poeti ; e la
pigna di bronzo. che stä in quel cortile, sempre hö inteso dire,
che fusse trouata quando si fece la chiesa della Transpontina
uecchia, alle radici del mausoleo d1 Adriano , e uogliono facesse 25
fine ä detto mausoleo come impresa d' Adriano*.
63. Me ricordo, alli fondamenti di San Pielro in Vaticano,
uerso la chiesa di Santa Marta, furono trouati dentro nel centro
della creta alcuni pezzi di legno, circa quattro palmi lunghi, e
grossi uno , tagliati nelle teste da scure , ö altri ferri , dinotaua 30
essere stati tagliati da huomini ; e questo bisognö fusse inanti la
grand' arca , essendo la creta opera del gran diluuio , et detti
legni erano impastati con essa, ne si uedeua segno, che ui fusse
mai cauato; erano detti legni come pietra, graui e neri, insom-
ma erano impetriti. Sentij dire che erano nella guarda robba 35
del Papa riposti.
64. Me ricordo che sentij dire, che nelli Ultimi anni di
Paolo terzo ne fondamenti di San Pietro fü trouato un pilo di
granito rosso d' Egitto, che hoggi stä in San Pietro Vecchio ap-
presso all1 altare del Volto Santo . ui fü trouato dentro una re- 40
74
gina , quäle dimostraua essere uestita tutta di bussoli d' oro ;
come uidde 1' aria, ogni cosa perse la forma: e ui trouorno una
gran quantitä di gioie, e Paulo terzo ne fece un regno ; et ä quel
tempo si trouö soprastante il Magnifieo Giouanni Alberino , il
5 quäle trouandosi presente , ne prese alcune perle grossissime,
ma il gran tempo le haueua fatte rancide , e leuorno la buccia
come le cepole ; tutto questo intesi dire da mio padre , molto
amico del sudetto Giouanni Alberino.
65. Me ricordo , sopra il Monte Tarpeo dietro al pallazzo
10 de Conseruatori, uerso le Carceri Tulliane, esseruisi cauati molti
pilastri di marmo statuale, con alcuni eapitelli tanto grandi, che
in uno d' essi io ui feci il leone che mi fece fare Ferdinando Gran
üuca di Toscana nel suo giardino alla Trinitä del Monte Pincio ;
e delli sudetti pilastri il cardinale Federico Cesis ne fece fare da
15 Vincenzo de Rossi tutte le statue , et profeti che al presente si
trouano in Santa Maria della Pace alla sua capella; si diceua es-
sere il Tempio di Gioue Statore. Non si trouö ne cornicioni, ne
altri segni del detto tempio ; io fö giudicio, che per essere tanto
accosto alla rippa del detto monte si siano diruppati da loro
20 stessi, ouero dal furore de Goti precipitati; puot' essere ancora,
per qualche accidente non fusse finito.
66. Me ricordo ancora, che in detto Tarpeo dalla banda
della chiesa della Consolatione , ui fabricö Mutio de Leis , et
Agrippa Mace ; trouorno nella costa del monte molti framenti,
25 tutte opere di qyadro , quali erano diruppati dall' altezza del
monte ; e tutto quel loco e pieno di pozzi fatti da gl' antichi nel
tuffo; sono tanto cupi, che vanno al piano di Roma; Mutio de
Leis ui fece calare un muratore, al quäle io parlai; mi disse,
che nella fine di detto pozzo ui trouö una uolta assai spatiosa
30 tonda, e per il mezzo ui passaua un grosso condotto. Doueuano
dunque i Romani seruirsene al tempo delli assedij , et e stata
opinione d' alcuni , che detti pozzi fussero fatti per essalatione
de terremoti : mä hora , che mi son chiarito dico , che non solo
per la commoditä dell' acqua , mä ancora per obuiare il terre-
35 moto fü buona consideratione.
67. Me ricordo, alle radici del Tarpeo uerso il Teatro di
Marcello, ui fü trouata la colonna milliaria, che hoggi stä sü la
piazza di Campidoglio : e staua in opera in quel loco , doue fü
ritrouata.
75
68. Me ricordo ueder cauare nel Foro Romano, ä canto
T arco di Settimio , quelli pie de stalli grandi , che al presente
sono nel cortile del Cardinale Farnese, e sono pieni di lettere e
di nomi.
69. Me ricordo, che in Santa Martina appresso 1' Arco di 5
Settimio dentro detla chiesa ui erano doi grandi historie di mar-
mo statuale, assai consumate, nondimeno non negauano la dotta
mano del maestro, erano armati con troffei in mano, et alcuni to-
gati, et essendo detta chiesa stata data da Sisto quinto in ricom-
pensa alli pittori per hauer disfatta la chiesa di San Luca, e fatta 10
piazza auanti Santa Maria Maggiore, parue adunque leuare dette
historie, e ä detti pittori uenderle, e de quei deuari se ne facesse
meglioramenti in detta Santa Martina. Si possono hoggi uedere,
e sono in casa del Cauallier della Porta Scultore.
70. Me ricordo. che la statua di Marforio era appresso 15
T Arco di Settimio sopra ä terra; uolendo li Romani ornarne la
tonte in piazza Agone, la trasportorno, e quando fü ä San Marco,
si pentirno, e la ritornorno , cioe tirorno in Campidoglio, doue
hoggi la fanno seruire per Fiume alla fönte sopra la piazza ; et
inanti detto Marforio uolendolo leuare trouorno una gran tazza 20
di granito , quäle hoggi serue alla fönte , che stä in mezzo del
Foro Romano ; serue per dar da bere alle bestie, che in quel loco
se ne fä mercato.
71. Me ricordo, sentij dire ä Messer Vincenzo Rossi , mio
maestro, che il cauallo e leone, che stä in Campidoglio, dicono 25
1' historie de Tiuolesi, al tempo di Paulo terzo ritrouandosi esser
maestro di strada Latino Iuuenale, quäle era molto curioso dell'
antichita, ritrouö il detto torso di cauallo e leone in quell' acqua,
doue stä un molino, fuor di porta San Paolo, quäle stä ä mezza
strada per andare ä detta chiesa di San Paolo, e lo condusse in 30
Campidoglio; perö non si merauigli se la pelle del marmo e
mangiata dall' acqua ; opera eccellente di mano dottissima.
72. Me ricordo, sentij dire che quella gran testa di bronzo
d' Augusto, et una gran mano, che tiene una palla, quäle stä in
Campidoglio, fü trouata inanzi al Colisseo appresso alla Meta Su- 35
dante ; e da questo colosso l? anfiteatro di Tito Vespasiano pig-
liasse nome di Colosseo et hoggi di Coliseo.
6 dentro] R. dietro N.
76
73. Mi ricordo, che sentij dire ä certi fratti di Santa Maria
Nuoua, che Papa Eugenio quarto haueua tirati due muri, quali
rinchiudeuano il Coliseo nel loro monasterio : ne ad altro fine fü
concesso al detto monasterio, se non per leuare le occasioni ä
5 molto male , che in quel loco si faceua : e dopo essendo morto
Eugenio, hauendolo detto monasterio goduto molt' e molt' anni,
finalmente li Romani fecero risentimento, che cosi degna me-
moria non doueua stare occulta, et andorno al dispetto de fratti
ä furia di popolo, gettorno le mura, che lo chiudeuano, facendolo
10 commune, come al presente si uede. Ma li detli frati dicono ancora
hauere tutte le loro ragioni in carta pergamina; e mi dissero, che
se uenisse un Papa dalla loro, sifarebbono confermare il donatiuo,
che li fece Eugenio quarto, e uiuono con questa speranza.
74. Nel sudetto monasterio, uerso il Coliseo, ui si uede un
15 gran nicchione, ui fü cauato sotto , e ui fü trouato una platea di
marmi saligni, cosa stupenda , sassi di tredici palmi larghi e
nuoue longhi e tre alti. Io ne comprai certi pezzi, che li feci se-
gare per farne lapide : ui si trouorno molte incrostature di ala-
bastri cotognini, et ancorche ui fussero delle nicchie, non si
20 trouö mai segno di statue ; douettero esser State arrubbate.
75. Me ricordo, poco fuori di porta San Giouanni furono
trouate molte statue di marmo le quali non erano altro che la
fauola di Niobe ; le comprö il Gran Duca Ferdinando di Toscana
et hora sono nel suo giardino alla Trinitä ; ui erano ancora doi
25 che lottauano, molto ben fatti, et di buon maestro.
76. Me ricordo, che sentij dire, che il Magnifico Metello
Vari essendo maestro di strada, fece condurre quel leone antico
ch' e nella loggia del giardino del Gran Duca sudetto , il quäle
anticamente staua nella uia Prenestina fuori di porta San Lo-
30 renzo , et detto leone era di mezzo rilieuo ; lo accommodö Gio-
uanni Scerano scultore da Fiesole, et poi il Gran Duca per ac-
compagnarlo fece far 1' altro ä me di tutto rilieuo stando al suo
giardino alla Trinitä di Monte Pincio.
77. Me ricordo , al pallazzo maggiore contro 1' Horti Far-
35 nesiani fü trouata una porta rouinata , molto grande ; erano li
stipiti di quaranta palmi in circa, di marmo salino ; ui fü trouata
una mezza nicchia di mischio Affricano , e poi una testa di Ioue
Capitolino di basalto, due uolte maggiore del naturale, et al pre-
34 contro 1' horti] R. canto l'orti N.
77
sente e mia : io credo che anticamente ui fusse posta sopra detta
porta e la mezza nicchia fusse 1' istessa e che ui stesse dentro la
detta testa de Ioue Capitolino.
78. Me ricordo, poco lontano dal dettoloco, nella uigna
del Ronconi, quäle e inclusa nelle rouine del pallazzo maggiore, 5
ui trouö da disdotto ö uinti torsi di marmo, tutti erano d' Amaz-
zoni, poco maggiori del naturale; et essendo in quella uigna una
vasca, doue si pestaua il uino, molto dannosa, hauendonel fondo
un' astrico, che haueua fatta nna larga crepatura , acciö non si
smarisse il uino, fece leuare detto astrico, e scoperse un Ercole, 10
compagno di quelli, che sono nel cortile del Cardinale Farnese,
trouati all' Antoniana, ne ui mancaua altro che una mano; nella
base erano incise lettere che diceuano , OPYS L1SIPP1 ; lo com-
prö il Gran Duca Cosmo di Toscana , et il differri a Fiorenza, lö
pagö ä detti Ronconi otto cento scudi , con promissione di re- 15
munerarli alP occorrenze; non hebbero altro. Chi capita sotto
li loro artisli, buona sera.
79. Me ricordo. appresso al frontespicio di Nerone, ui fü
trouato un grand' incolonnato , il maggior de membri , che io
habbia ancor uisto : colonne grosse de noue palmi , stupende 20
fabriche; di dette colonne ne furno fatti molti lauori, trä quali
fecero la facciata della cappella del Cardinale Cesis ä Santa Maria
Maggiore: d' una base si fece la tazza della fönte del Popolo,
d' un' altra, quella di piazza Giudia. Dette opere tutte erano di
marmi saligni. 25
80. Me ricordo, al tempo di Pio quarto Matteo da Castello
tolse ä spiannare una uigna sopra il monte Auuentino. e cauando
ui trouö uasi di piombo, ne quali ui trouö buona quantitä di
medaglie d' oro col conio di Sant' Elena, dal rouescio una croce,
e subito trouate le portö al Papa . il quäle uista la sinceritä di 30
Matteo gli ne fece un presente. Mä 1' ingordigia di quelli came-
rieri fü tale che Matteo ue ne lasciö da doicento; cosi mi rac-
contö lui stesso. Ciascuna pesaua da dodeci in uinti Giuli , ne
trouö circa mille et otto cento.
81. Me ricordo, ä tempo di Gregorio decimoterzo nel me- 35
desimo monte Auuentino nelli horti di Santa Sabina , ui fü tro-
uata una gran quantitä di molini, ouero macinelli da macinare ä
mano, fatti di quella pietra rozza . che si troua ä Bracciano. Si
crede . che in quel loco ui fusse qualche fortezza , doue si sal-
uassero li antichi moderni al tempo delleparti, e con quelli ma- 40
78
cinassero frumento, legumi, che faceuano loro bisogno. Vi erano
molte mura di case pouere, plebee, e perche detto Auuentino e
fortissimo dalla parte uerso il Teuere sino ä Testaccio , perö mi
dö ä credere, che se ne seruissero per fortezza.
5 82. Me ricordo, molti anni sono, quando andauo uedendo
1' antichitä, retrouandomi fuori di porta San Bastiane- ä Capo di
Boue, per la pioggia mi ricouerai in un' hostariola che iui era,
aspettando il buon ternpo ; raggionando con 1' hoste , mi disse,
che pochi mesi inanti ui andö un' huomo per un poco di foco, la
10 sera poi ui tornö di notte con tre compagni, et ui cenarono di
compagnia tutti quattro, mä li tre sopragionti non parlauano mai,
e cenato si partirono , e seguitorno da sei giorni , che ogni sera
andauano iui ä cena. L' hoste, che non era goffo, sospettö, che
costoro il giorno stessero ascosi in qualche anticaglia , ö per as-
15 sassinare, ö per far qualche mal' officio, e per non cascare Iui
in qualche criminalitä, si risolse farli la spia , et una sera ha-
uendo loro cenato, col fauore della luna, tanto li codaggiö, che
li uidde entrare in certe grotte nel cerchio di Caracalla; le se-
guente mattina andö a far 1' aecusa, et di fatto ui mandö la Corte,
20 e non ui fü trouato nissuno, mä trouaro in detta grotta , che ui
baueuano cauato molta terra, e fatto una caua profonda, cosa da
stupire, che in sei giorni cauassero tanto; nel fondo della caua
trouarono molte coccie di uasi di terra frescamente rotti , e roz-
zolando in quella terra, ui trouorno li ferri ricoperti, con che
25 haueuano cauato , et contommi 1' hoste il fatto , ritrouandomi
presso, mi risolsi di uolermi chiarire se 1' hoste diceua il uero,
et ui andai, uidi la grotta cauata con molte coccie di uasi di terra
assai grosse come di vettina. Si tenne per certo, che trouassero
tesoro, e quelli tre, che non parlauano, doueuano esser Gotli, e
30 forse fratelli , e quel che parlaua lo tenessero in loro compagnia
per la comoditä della lingua. Non se ne sapulo altro.
83. Me ricordo, appresso San Bastiano , in una uigna rin-
contro, furono trouate molte statue in un loco ornatissimo di pa-
uimenti mischiati, con belli scompartimenti, e molte medaglie
35 abbruggiate; ui erano ancora molti musaici , mä scrostati dal
muro : credo che non fusse gran edificio , mä delitioso e rieco
d' ornamenti.
84. E poco lontano dal detto loco si scende ad un casaletto,
del quäle essendone padroni li Calfarelli, lo chiamano la Calla-
40 rella ; ui e una fönte sotto una gran uolta antica, che al presenle
79
ancora si gode, e inolti di Roma al tempo dell' estate ui uauno ä
recreatione et ui stanno tutto il giorno, et essendoui io stato piü
uolte , ui uiddi un epitaffio antico da moderni messo per paui-
mento in detta fönte , il quäl diceua . che quella era la fönte
d'Egeria, dedicata alle ninfe. Fauoleggiando li poeti dicono, 5
che Egeria fusse ninfa di Diana , essendo innamorata d' un suo
fratello , quäle era molto lontano da lei , uolendo ella scriuerli
pigliando lo Stile, e scriuendo, che egli ritornasse, pianse tanto
dirottamente , che Diana mossa ä compassione la conuerse in
uiua fonle ; il sudetto epitaffio dichiara esser quella la fönte, in 10
cui Egeria fü conuersa.
85. Me ricordo sentir dire che 1' Adone delVescouo di Nor-
cia, al presente de Picchini. fü trouato nella loro uigna posta trä
San Matteo. e San Giuliano ä canto le spoglie di Mario, e 1' anno
passato si trouorno dell' altre statue; mä non posso dire, che 15
siano, perche non le hö uiste ; mä bisognaua, che fusse un de-
litioso loco.
86. Me ricordo, ad una uigna rincontro alla detta ui fü
trouato un Seneca di marmo nero, con altri framenti di statue
et non so che pezzi de termini. 20
87. Me ricordo, ä piedi di Santa Maria Maggiore, uerso Roma
fü trouata una statua di naturale ä sedere, uestita talmente. che
pareua fasciata : appoggiauasi col gomito sopra un ginocchio , e
con la mano alla bocca. Uedendola Don Pietro Leone Castello in
ciö peritissimo, disse esser Vittorina Mater castrorum. 25
88. Me ricordo, appresso San Stefano Rotondo, nella uigna
d'Adriano Martire, ä canto 1' acquedotto, ui fü trouata una statua
con la testa di Adriano. uestita alla consolare, di buona maniera,
ui trouaro dell' altre statue, non me ricordo il nome. et un tri-
plice da sacrificio di metallo ; et il sudetto Adriano lö comprö il 30
Popolo Romano, et hora stä in opera alle scale al primo piano
per andare sopra la sala del Conseglio publico.
89. Me ricordo, nella piazza dietro Santi Apostoli ui furno
trouati molti marmi salini di gran grandezza , tutte opere di
quadro, e molto consumate. gettate dalli nostri antichi moderni; 35
hö osseruato in dette molte caue , che i pezzi delle rouine non
possono essere caduti nella maniera, che si rilrouano, mä essendo
le dette rouine sopra terra dauano noia alli cittadini , che non
poteuano pratticare ne tampoco , non sapendosene seruire face-
uano una gran bucha iui appresso, e poi da loro detti marmi 411
80
precipitauano in detta bucha , perö si trouano cosi disordinata-
mente sotterati.
90. Me ricordo, sentij dire ad Oratio Marij, che per acco-
modare un monasterio di monache , il quäle staua incluso nel
5 foro di Nerua, furono gettati giuso certi quadri di peperigno, ne
quali , trä 1' uno e 1' altro ui erano alcune spranghe di legno da
ogni banda fatte ä coda di rondine ; mä quel che mi da ammi-
ratione : il detto Oratio diceua, che s' erano conseruate talmente,
che si poteuano rimettere in opera, e non conobbe nessun fa-
10 legname di che legname fussero.
91. Me ricordo, in detto Monte Auentino , nella uigna di
Monsignore de Massimi uerso Testaccio , ui trouö una statua di
4)asalto uerde , quäle diceuano che sia figliolo d' Ercole in etä
fanciullesca , con la pelle del leone in testa, e la claua in mano;
15 dicono fauoleggiando li poeti che detto monte fusse al figliolo
d' Ercole dedicato, quäle si chiamö Auentino. Detta statua si ri-
troua in Campidoglio, li Romani la comprorno con mille ducati
d' oro di Camera da detto Monsignore de Massimi.
92. Me ricordo, trä piazza di Sciarra e la guglia di San
20 Mauto, ui era una poca di chiesetta di Santo Antonio molto uec-
chia; uolendoui far una tomba scopersero gran massicci di qua-
dri di peperini; ne trouorno tanta coppia, che disfecero la chiesa
vecchia e ne fabricorno un' altra del guadagno di detti peperini ;
inuero mostraua esserui stato qualche edificio nobile.
25 93. Me ricordo, che un cert' huomo facendo professione di
ripescare mole annegate e barche nel Teuere, uolendo ripescare
una barca , andö sotto 1' acqua in quella parte , che e trä porta
del Popolo , e Ripetta ; ui trouö un console ä sedere con certe
scritture in mano ; ui mancaua solo la testa , di marmo statuale
30 molto di buon maestro , quäle al presente si troua in casa del
Palombo Notaro habitante dietro ä Santa Maria in uia ; detto ca-
uatore mi disse, che ui haueua trouato di molti marmi, mä non
si ardiua cauarli senza licentia. Intanlo s' e morto ; si chiamaua
Paulo Bianchini.
35 94. Me ricordo sentir dire, che ä canto quelli sproni anti-
chi di quel ponte che dicono d' Oratio, quali si uedono nel Teuere
dritto ä San Giouanni de Fiorentini dall' altra banda rincontro
5 Nerua] R. Nerone N.
81
San Spirito ui sono State trouate tanta quantita di pezze <li me-
tallo, che ne hanno pieni li sehiffi.
95. Me ricordo, ä canto il Teuere dalla banda uerso Tes-
taccio in una uigna del cauallier Sorrentino , ui e stata cauata
gran quantita di mischij Affricani, e porte sante abbozzate ad 5
uso di caua, e ui trouö colonne di marmo salino e cepollino ogni
cosa abbozzata , e due Luperculi bellissimi, li quali teneuano
izrappi d1 huua in mano, appoggiati ad im troncone, nel quäle ui
era attacata una pelle di caprio, e dentro a detta pelle ui
erano rinuolti alcuni conigli. Fü trouata ancora una testa di 10
marmo d' un colosso, dal mento al eominciare de capelli era
sette palmi , e la comprö un searpellino quäle habita uicino all'
areo di Portogallo, e detta testa al presente si troua ä canto al
sudetto arco.
96. Me ricordo , T anno passato appresso al sudetto loco, 15
doue si chiama la Cesarina , perche e di Casa Cesarina , ui fü
trouato certe colonne gialle. le quali condotte per il Teuere erano
State scaricate in quel loco sopra la rippa , e vengono iui molti
pezzzi di mischij abbozzati , li quali per li tempi auanti sono
stati trouati in quel loco, mä sono pieni di brutte macchie e cir- 20
condati da durissimi calcedonij et e la causa, che sono ancora in
quel luoco rimasti ; Si uedono sopra terra muri ä modo di ma-
i:azzini , et nella rippa del Teuere si uede il seno del porto; le
sndette colonne credo che 1' hauesse il Gran Duca di Toscana,
perche lui faceua diligentia d' hauerle. 25
97. Me ricordo , nella rippa di la dal Teuere incontro ä
detta Cesarina, ui e porta Portese, quäl nome deriua, che mena
a Porto; ui e una uigna deVittorij, nella quäle ui trouorno molte
statue et teste de filosoffi et imperatori , quali stauano in due
stanze riserbate, una adosso all' altra. Vi si trouorno ancora al- 80
cuni instromenti da scultori , credo che ui fussero portale per
rassettare ö sterpiare da qualche materiale scultore , e poi per
qualche repentino bando Papale7ussero ricoperte; ne sta hoggi
gran parte in casa di detti Yittorij , mä il Cardinale Farnese
scelse le megliori per lui. 35
98. Me ricordo , fuor di detta Portese lontano circa un
mezzo miglio, nella uigna d' Antonio Yelli , ui fu trouato un
Pasquino in opera sopra un pie de stallo di tuffo ; io non uoglio
credere , che anticamente bisse in quel luoco, non uedendosi
altri vestigij d' antichitä; ma quelli primi che ferno uigna 40
188-1. 6
82
in quel luoco , perche detto Pasquino auanzaua dalla cintura
in sü sopra il piano della uigna , dando noia ä piantare le
uite , si crede , che i uillani cou zappe e manare lo ruppero
sino alla eentura. Ma il gladiatore, che li more in braccio
5 ui era tutto, per essere tutto dal piano della uigna: li fü
perdonato , e quando uenne il Duca Cosmo ad incoronarsi ä
Roma Gran Duca di Toscana fece diligenza di uedere molte
cose, che ä quel tempo ui si trouauano. quäle uedendo il su-
delto Pasquino lo comprö per Cinquecento scudi ; hora si ri-
ll) troua ä Fiorenza , et 1' ha accompagnato con 1' altro , che hebbe
da Paulo Antonio Soderino, quäle fü trouato nel Mausoleo di
Augusto.
99. Me ricordo , fuori della sudelta porta circa due buone
miglia lontano , doue hoggi si chiama ä Foga 1' asino , uerso il
15 Teuere in certi cannetti , al tempo di Gregorio decimo terzo ui
furono trouati molti consoli di marmo , ciascuno haueua il suo
pie de stallo con le lettere , e colonne di trenta palmi 1' una
lunghe e di marmo "gentile , furono segate et seruirono alla cap-
pella Gregoriana : li consoli si sparsero per Roma in diuersi
20 luoghi, ma erano da mediocre maestro lauorati.
4 00. Me ricordo, accanto porta Latina dalla banda dentro
le mura , il Gardinale Santa Croce cauando ui trouö una magni-
fica sepoltura di marmi campanini, quali li cauö tutti, e di bella
grandezza; 1' architettura non era molto buona. ma fatta con gran
25 spesa.
101 . Me ricordo in una uigna ä canto la detta porta ui tro-
uorno doi pili, che sono in casa mia, e molti pezzi di cornicie,
freggi, archilraui , colonne, et ogni cosa di marmo gentile; si
uede , che li antichi moderni si seruirono di quelli luoghi per
30 sepellire; e gran coppia di urne, Dijs Manibus, e pezzi di pili ui
si ritrouorno.
102. Me ricordo sentir dire ä Flaminio Galgano il quäle
haueua una uigna incontro ä San Sauo , doue si cauano li tuffi
per fare le mura della cittä , essendo tutto quel monte nelle ra-
3 5 dici dell' Auentino, e cauandoui nel tuffo ui trouorno uu stanzino
molto adorno; mi contaua, che al pauimento era fatto di agata e
corniole, e me ne moströ alcuni pezzi di tuffo, che seruiua per
muro, era foderato di rami indorati con alcune medaglie com-
messe, e piatti, e boccali di rame, instrumenti che seruiuano ne
40 sacrificij. ma ogni cosa haueua patito foco : detto stanzino non
83
haueua porte. ne fenestre ; era necessario che V antichi ui scen-
dessero di sopra; tanto mi disse Flaminio.
103. Me ricordo, che Fabbio Galeano suo fratello nella me-
dessima uigna ui trouö un uaso d' alabastro cotognino, la lar-
ghezza nella panza era quattro palmi e mezzo, sino a sei alto, 5
co'l coperchio e tanto sottilmente lauorato che 1' haueua ridotto
il maestro con lime piü sottile, che sefusse di terra cotta, e met-
tendoui un lume dentro traspareua mirabilmente ; fu trouato
pieno di cenere; credo doppö la morte del detto Fabbio T ha-
uesse il Duca Cosmo, con altre belle anticaglie, che si ritrouaua 10
con lungo tempo adunate.
104. Me ricordo che ä tempo di Pio quarto capitö in Roma
un Goto, il quäle portö un libro antichissimo , nel quäle si trat-
taua d' un tesoro ; eraui per segno un serpe, e poi una figureta
di basso rilieuo, da un lato teneua un cornucopia. dall' altro ac- 15
cenna col detto uerso terra ; tanto cercö il diligente Goto , che
trouö li sudetti segni manifestissimi in un fianco d' un arco:
hora io non ui uedo nell' arco altro rilieuo di quello; non e dub-
bio, che furono quelli segni fatti e scolpiti da chi fece 1' arco,
perche ui lasciö la pietra da poterui fare detta figura; hauendo 20
dunque il Goto trouato il loco, andö dal Papa, il quäle hauendo
inteso il Goto, li disse, che s' apparteneua a Romani il darli li-
cenza, et andato dal Popolo, e conferito il suo desiderio, ottenne
gratia di cauar detto tesoro, e cominciö in un fianco di detto arco
ä cauare per forza di scarpello , entrö dentro et fece come una 25
porta, et quando si trouaua sino a mezzo del fianco, uoleua poi
calarsi giü ä piombo; questo me' 1 disse Lucertola Scarpellino,
che ui lauoraua; occorse che il Popolo si solleuö contro di questo
Goto co'l dire, che hauerebbe rouinato quell' arco, che ancora
regnaua in loro quella rabbia di distruggere le Romane memo- 30
de ; in tanto hebbe di patto d' andarsene con Dio , et cosi ri-
mase; ancora ui sta la buscia, che ui fece il scarpellino, et an-
corche io scriuo alcune cose in questo stracciafoglio , che non
fanno di mistiere al suo trattato per non coneernere antichita,
non di meno per essere cose grate all' orecchio oon hö uoluto 35
tacerle.
105. Me ricordo, dietro le Tenne Diocletiane , uoleudo un
padrone di una uigna far una poca di casetta per riporre le
zappe e ferramenti da uigna uidde due muri, che poco auanza-
uano sopra terra, cominciö a cauare trä essi . e calandosi giuso 40
6*
84
uidde un poco di bucea ; e facendola maggiore ui entrö dentro,
Era fatta ä modo d' un forno , ui trouö disdotto teste di filosofi
i'iposte, le uende per settecento scudi al Signor Giouan Giorgio
Cesarino, et hora il Signor Girolamo suo fratello V ha uendute al
5 Cardinale Farnese ; le tiene nella sua galleria.
106. Me ricordo che detto Signor Giouan Giorgio Cesarino
comprö una grossa colonna di cipoilino, la quäle ancora slaua in
piedi nel Foro Traiano, in casa di Bastiano Piglia 1' arme; e detta
colonna con gran spesa la messe in terra e la tirö al suo giardino
tOä San Pietro in Vincola ; la uoleua drizzare, et a piedi ligarui
un' orso di bronzo , e sopra farui un' aquila ; perche queste tre
cose denotauano 1' arme sua; ma la morte interruppe cosi bei
pensiero.
107. Me ricordo uedere cauare, doue sta San Stefano Ro-
15 tondo, sino all' hospidale di San Giouanni Laterano, ui trouorno
tutte stuffe plebee , e molti muri graticolati et trouorno alcuni
condotti di piombo; non ui fü cosa di molto ualore; molte urne
di ceneri doppö le stuffe; si seruirono di quelli luoghi per sot-
terratorij al tempo, che abbruggiauano li cadaueri.
20 108. Me ricordo sentit* dire che ])er la uia Prenestina fuori
della porta di San Lorenzo fuor delle mura ui fü trouato un pilo
di marmo con bellissima inscrittione , la quäle laudaua molto
una mula , che in quel pilo di marmo era sepolta ; tra 1' altre
lodi, diceua, che quando il padrone uoleua caualcare, s' ingenoc-
25 chiaua, uedendolo uecchio , e poco atto ä montarli su'l dorso;
crederö che il Reuerendo Don Pietro Leone Castello ne fara
nientione neu' opera , che fa de gl' epitaffi antichi, spero . che
presto uerra in luce.
109. Me ricordo, poco lontano dal sudelto loco, ui e un
30 casale che si chiama la Marmorata. Ui sono molti segni d' anti-
chitä, e deue tenere tal nome, che anticamente ui doueuano es-
sere molti marmi. Ne e padrone il capitolo di San Giouanni
Laterano; al quäle uolendo fare un cancello , furono chiamati
cerli scarpellini a spaccare due grossi pezzi di trauertino, quali
35 sopra terra ancora stauano in opera, uno su'l altro : e quando li
scarpellini hebbero spaccato quello di sopra, uolendo allargare
I' un pezzo con 1' altro. ui uidero dentro un uaso d' alabastro co-
4 Girolamo suo fratello] R. Giuliano suo fig° N. Julianus ejus
lilius: Montfaucon p. 207.
85
tognino con il suo coperchio. Quelli del casale erano uenuti ad
aiutare, e dar leua ; dissero alli scarpellini , non lo toceate, et
uno di loro corse ä dar la noua al capitolo; ma quelli scarpellini
desiderosi di uedere, lo scopersero : ui trouorno della cenere e
sino uenti bottoni di christallo di montagna. un' anello d' oro con 5
la pietra in mezzo. un adrizzacrine d' auorio con le punte d1 oro.
et un pettine d' auorio, mescolati con la cenere alcuni bussoli
d' oro. Arriuato il capitolo si sorbi ogni cosa, li scarpellini non
hebbero nienle. Mirate come li antichi haueuano messo quel
uaso dentro quel trauertino, fatta una bucca per ricettacolo del lo
uaso . e poi calato il trauertino in opera, rimase incluso il uaso.
Chi mai hauesse pensato un tal capricio? Se non ueniua quella
occasione , non si sarebbe in eterno scoperto . perche di fuora
non u era segno alcuno.
1 10. Me ricordo, dietro le spoglie di Mario a canto la uia. 15
che mena a Porta masiuore, nella uigna delli Altieri, ui fü tro-
uata una Venere bellissima, che esce del bagno, con un Ercole
di marmo et ancora stauano in opera in una fabrica ottangolatii.
credo, che fusse una fönte; ui si trouorno due musaichi, et ap-
presso ui si scoperse una seliciata strada ainplissima consumata 20
dalle carra, la quäle andaua uerso Porta maggiore.
111. Me ricordo, presso San Gregorio nella uigna di Curtin
Saccoccia xXotaro di Carapidoglio, cauandoui trouö molti pili di
marmo istoriati con belle battaglie ; e quel che mi piacque piu,
uedere un basso rilieuo quäl era un uecchio decrepito dentro 25
una culla con certi manichi , e certi fanciulli lo portauano cul-
lando, e quel uecchio pareua che ridesse con esso loro; sotto ui
erano incise certe lettere che diceuano IN SENECTVTE ME
BAIYLANT. Me imaginai fusse Diogene Cinico.
112. Me ricordo ueder cauar nell' horto di San Saluator 30
del Lauro quattro femine ueslile , da disdotto ö uinti palmi
1' una alte, di marmo statuale senza testa; nella parte di
sopra erano piene di goccie di metallo ; stauano molto in-
sieme. e tulte per un uerso, accennauano gire tutte ad un
punto , quäle credo fusse 1' argano . et intorno ad esse non ui 35
era segno di rouina , ma semplicemente sopra la terra stauano;
perö mi dö a credere, che anticamente non fussero in quel luogo.
Vi trouorno anco una fonderia di metallo, e quelle gocciole, che
erano sopra dette statue, non fü altro, che qualche humido ac-
cidente, uscito dalla fornace. uenne ä spargersi sopra d' esse 40
statue.
86
113. Mericordo, nelle Terme di Gonstantino sopra Monte
Cauallo inanzi ä San Siluestro, in im luogo di Bernardo Acciaioli,
cauandoui trouö certe uolte sfondate piene di terra. Si risolse
nettarle, ui trouö dentro molti pezzi di colonne statuali da trenta
5 palmi lunghe, et alcuni capitelli e base: in capo d' esse uolte
trouö rimurato con un muro, che non era fatto ä piombo, molto
mal fatto. Risoluendosi romperlo sfondö in due uolte, quali erano
piene d'ossa d'huomini. Essendo mio amico, mi mandö a chi-
amare , ui entrai dentro con gran fattica , perche ui era da cin-
10 que palmi di uano dalla sommita della uolta al piano dell' ossa,
e doue metteuamo i piedi, affondauamo sino al ginocchio; come
si toccauano perdeuano la forma , et si conuertiuano in cenere;
e tanto caminauamo che trouamo il fine di dette uolte; poteuano
esser lunghe da cento palmi e di uano sino ä trenta : restamo
15 stupefatti della quantita de morti : alcuni diceuano, che fusse
qualche crudelta di Nerone , per essere iui appresso li edificij
di Nerone , et che fussero martiri : altri dissero qualche gran
peste : io andai congetturando, che per non essere sfondate di
sopra dette uolte, fussero stati messi per la bocca ; perö uoglio
20 credere, che fussero morti tutti ad un tempo et in un giorno, et
inanzi la puzza fussero calastati tutti ad un tempo a suolo a suo-
lo, e quel uano di cinque palmi dalla cima della uolta sino all'
ossa, era il calo che haueua fatto, mancando la carne : se ui fus-
sero stati messi come ossa, hauerebbono pieno sino alla sommita
25 della uolta , e V ossa si uederebbono confusamente gettate . ma
uedemo li corpi intieri. Questo da notitia che fussero messi
con la carne, e quel muro mal fatto che stoppaua dette uolte,
non significaua altro, che quelli muratori pareua loro mille anni
di fuggire il gran fettore di quelli cadaueri; ma V. S. come
30 prattica dell' historie potra rinuenire la uerita , essendo cosa
degna di consideratione.
114. Me ricordo al tempo di Paolo terzo nella piazza di
Santa Maria del Popolo uederui un gran massiccio de selici assai
alto da terra. Parue al detlo Papa rouinatio, e si spianö al pari
35 della piazza, e perche a canto la porta del Popolo, dalla bauda
di fuora, ui sono doi bastioni fatti modernamente di belli quadri
di marmi gentili , quali sono tutti buccati all' usanza de Goti,
per rubbar le spranghe, che cosi ne fanno fede tutti li altri edi-
fieij antichi, et hö osseruato, che buccauano tra un sasso, e 1' al—
40 tro , doue era la commessura per esser quello il luogo della
87
spranga, ä tal che ueDiua bucato il marrao di sopra , e quel di
sotto, altrimente non le poteuano cauare: hora in detti bastioni
dette buche non affrontano: dunque e segno manifeslo, che sono
spoglie d' altri edificij, et hauende- Sisto quarto gran fabricatore
edificata Santa Maria del Popolo, et acciö piü eternamente du- 5
rasse sua memoria , essendo la chiesa attaccata a detta porta,
doue un giorno per qualunque aeeidente di guerra poteua essere
desolata, ui fabricö detti bastioni per sua diffesa, e li detti mar-
mi li spogliasse da quel gran masso di selici; ne altro poteua es-
sere, che un Mausoleo. gia uediamo, che appresso alle porte 10
della citta, ö nelle uie publiche li collocauano; et V. S. ne ha
uno a canto la porta di San Pietro in Perugia.
14 5. Me ricordo, appresso a Santa Croce in Gerusalemme,
ui era un anticaglia , fabrica assai sotto terra , nella quäle sono
molti Santi depinti e li Christiani se ne sono seruiti per chiesa; 15
hora e rouinata, conuersa in uigna. Appresso d' essa ui fü sco-
perta un' antica strada seliciata, e molto spatiosa, e uiddi, che si
partiua da porta Maggiore, et andaua a San Giouanni Laterano.
Sopra d' essa ui fü trouata una grossa colonna di granito bigio
compagna di quelle, che sono in opera a San Giouanni Laterano 20
nella naue dell'Apostoli : mi dö ä credere, che quando il Magno
Constantino fabricö il Lateranense, spogliasse qualche edificio
fuor di porta Maggiore e la detta colonna per qualche aeeidente
rimanesse in quel luogo; ancora si puol uedere.
116. Me ricordo piü uolte hauer uisto cauare nelle Terme 25
di Tito, doue hora e il monasterio di San Pietro in Vincola, molte
tigure di marmo et infiniti ornamenti di quadro; e chi uolesse
narrarli tutti, entrarebbe in un gran pelago di discorso: mä s'e
fatto al presente una caua molto profonda, la quäle dimostra, che
inanzi alle Terme di Tito ui fusse un' altro magnifico edificio, et 30
adesso hanno cauato bellissimi cornicioni, quali sono stati con-
dotti alla chiesa del Giesü per ornar una cappella. Potrebbe es-
sere, che detto edificio fusse parte di casa aurea di Nerone.
117. Me ricordo, fü trouato nella uigna d' Oratio Muti, doue
fü trouato il tesoro incontro ä San Vitale , un' idolo di mar- 35
mo alto da cinque palmi. il quäle staua in piedi sopra un pie de
stallo in una stanza uota con la porta remurata, et haueua molti
lucernieri di terra cotta intorno, che lo circondauano co'l beeco
uerso 1' idolo . il quäle haueua la testa di leone , il resto come
corpo humano; haueua sotto li piedi una palla doue nasceua un 40
88
serpe, il quäle cerchiaua tutto 1' idolo, e poi con la tesla gli en-
Iraua in bocca ; si teneua le mani sopra il petto, in ciascuna te-
neua una chiaue: et haueua quattro ale attaccate ä gl' homeri.
due uoltate uerso il cielo, et l1 altre chinate uerso la terra, lo
S non l'hö per opera molto anlica, per esser fatto da goff'o maestro.
ouerö tanto antico, che non era ancora trouata la buona maniera.
Mi disse il detto Signor Oratio, che un theologo Padre del Giesu
li dette significalo, dicendo che dinotaua il demonio , il quäle ä
tenipo della gentilitä dominaua il mondo, perö teneua la palla
Ki sotto li piedi : il serpe che lo cerchiaua e li entraua in bocea,
il predire il futuro con ambigui responsi : le chiaui in mano , la
padronanza della terra : la testa di leone il dominio di tutti li
animali. L' ale significauano 1' essere da per tutto. Tal senso li
dette il detto Padre. Io hö falta diligenza di uedere detto idolo:
15 morse il detto Signor Oratio, et li heredi non sanno, che ripiego
s' habbi hauuto. Non e gran fatto , che per essortatione del
Teologo , il Signor Oratio lo mandasse ä qualche calcara per
cauarli 1' humido d'adosso, poiche molti e molt' anni era stato
sotto terra , ouerö sarä ritornato all' inferno mandato dal detto
20 Giesuita.
118. Mi ricordo, dopö il sudelto idolo hei niedesimo loco
ne trouorno un' altro , mä di basso rilieuo con la testa di leone.
e' 1 resto corpo humano, dalla cintula in giü uestito di sottil ue-
lo, aperte le braccia, in ciascuna mano teneua una facella , due
25 ali uerso il cielo, e doi uerso la terra, fra esse gli usciua un
serpe; e dal lato dritto haueua un' ara co'I foco , et usciua al
detto idolo per bocca una fascia, ö benda, la quäle andaua sopra
il foco di detta ara. Di questo non ne sappiamo il significato
che non fü interprettalo dal Teologo, mä si puö al presente ue-
30 dere, che stä in casa delli heredi del detto Signor Oratio.
119. Nelle radici del Monte Auuentino uerso San Sauo
nella uigna ch' hoggi e del Signor Giuseppe Grillo, fü scoperto
un Fauno di marmo ä sedere, la grandezza e di naturale, di ec-
cellente maestro, con altri framenti di slalue; et ha troualo auco
35 un caldaro di rame pieno di medaglie di metallo di grandezza
quanto un quatlrino, tulte ricoperte dalla terra, che non hö po-
tuto mai chiarirmi di chi siano; e cerli manichi di secchielti di
rame et un paro de forbici di ferro lunghe da doi palmi e mez-
zo, di quella sorte, che si tengono ferme da un lato, e dalP altro
40 si calca ä lieua, che usano li stagnari, et quelli, che tagliano il
89
rame, e da dette forbici mi dö ä credere, che in quel loco ui
fussero fonderie, per esser dette forbici strumento di fonditore.
Questi si trouö 1' anno passato, e cauando non e dubio, ehe si
troueranno dell' altre cose, per le quali 1' huomo s'accertarä del
tutto. 5
120. A eanlo la chiesa di Santa Maria della Nauicella si
trouorno niolti trauertini ; non sono in opera , mä scomposti . e
perche V acquedotto che passa inanzi ä San Giouanni Laterano.
accenna andare ä detto loco, perö crederö che ui facesse un an-
golo, il quäle diuidendo V acque partorissero doi acquedotti, uno M
andasse aH'Anloniana, sicome testihcano alcune lettere, fatte di
tauolozze , quali risaltano piü fuora della facciata , e dicono
NIANA, il T et 1' 0 sono rouinati ; [l'altro] accenna andare al pal-
lazzo maggiore, perche di parte in parte se ne uede alcuni pezzi
remasti. Mä torniamo al loco, doue trouorno li trauertini, biso- 15
gnaua che iui sotto 1' acquedotto ui attrauersasse una strada e
per farla ampla et spatiosa, et acciö che il grau uano non facesse
pelo all' acquedotto, fabricauano di trauertini con buoni fianchi.
come al presente ne uediamo un' altro inanzi 1' hospedale di San
Giouanni nel medesimo acquedotto. 11 medesimo hö osseruato 20
nell1 acquedotti, che ogni tante canne uanno serpeggiando. Mi
potresti dire. che ciö facessero per 1' impedimento d' altri edi-
fieij ; pure uoglio credere , che li antichi lo facessero per smor-
zare con dolcezza il grand' emi)ito dell' acqua , che forse haue-
rebbe gettale le pareti , ueniuano anco ad essere piü purgate. 25
Mä non fü per 1' impedimento dell' edificij , che questa ragione
non milita, perche alla campagna fanno il medesimo serpeggiare.
doue non erano respettiuamenle edificij.
121. Volendo Sua Santita fare ornare San Giouanni Late-
rano facendo abassare un certo rialto inanzi al coro, et all' altare ä0
delli Apostoli, si sono scoperti Ire nicchij assai grandi , uno ä
canto all' altro, con alcuni muri li quali caminano in isquadra
con la chiesa. Per questo rispetlo si potrebbe dire, che Constan-
tino fabricando San Giouanni si seruisse de fondamenti di detta
fabrica antica . che ui fusse inanzi; il piano di detti nicchioni, 35
doue caminauano li antichi, erano tutti di serpentini , e porfidi
con altri mischij, e sotto poi ä questo lauoro trouorno altro paui-
29 SStä fare ornare S. Gio. Lat.] N. Sua Santita scemare San
Giouanni Laterano R.
90
mento circa sei palmi piü ä basso: bisogna che fusse edificio
antichissimo et nobilissimo.
122. AI presente nella piazza della Colonna Traiana uolen-
dosi fondare una casa, s' e scoperta la piazza antica, tutta fabri-
5 cata di marmi, con alcuni pezzi di marmo giallo, che credo, che
in se contenesse qualche scompartimento. E da credere ogni cosa
dalla magnificenza di Traiano : e cauando le cantine si sono tro-
uati tre pezzi di colonne di marmo statuale, in testa cinque pal-
mi grosse , e lunghe ciascuna tredeci palmi. Queste colonne
10 uengono ad essere quelle del portico , che recingeuano il foro,
doue in mezo era la colonna istoriata.
123. Doue al presente e la uia di San Carlo delli Catenari
per di dielro per andare dritto in capo alli Ghiauari, sempre hö
inteso dire che ui era anticamente una parte de gioielieri di gran
15 somma e richezza ; e che nelle prime guerre et introito de ne-
mici in Roma hauessero sotterrato ogni cosa ; poiche quando fü
fabricata la casa di Tomaso Yalleschi ui furno trouati vestigij di
simili botteghe con ordegni; ma perche chi fabricaua non ha-
ueua molto da spendere in far caue, e perche anco li fü inhibito
20 da uicini, ouerö, come diceuano certe scritture. ch' io uidi, che
per le differenze nate tra parenti circa i fondi di detta fabrica,
fusse riseruato, che non si douesse dilattare col cauare ; qualche
pensiero ui era certo; le cose restorno cosi , ne da altri ui fü
posto mente ; tuttauia 1' opinione e certa, perche all' hora si sot-
25 terrauano gran gioie.
124. A pie dell'Aracelli dalla parte di San Marco si tiene
per certo, ui siano cose di grand' importanza, e ualore , perche
poco ui e stato cauato, et iui attorno per conseguenza nelle rouine
di Roma fa di mestiere , ui siano State riposte gran ricchezze,
30 essendo stato detto , ui siano certe case , o stanze antiche sotto
ripiene di bellissimi marmi, et altro; bisogna, che ui sia di
certo, e la conseguenza lo da, perche quel loco essendo stato ne
tempi andati molto forte , perciö e dentro e fuori ui siano stati
riposti tesori ; et in questo pochi ui hanno pensato , e poco ui e
35 stato ruminato da muratori.
125. Me ricordo hauer inteso dire ä mio padre , che poco
discosto da San Agnese auanti della uigna, ch' era di Angeluccio
da Viterbo , doue fü fatlo la porta, che entra in detta uigna, ui
fusse trouata una scroffa di marmo con una cartella in bocca di
40 metallo, con lettere scolpite che diceuao: Amplius si laboreris.
91
Questo e certo segno , che uoleua inferire , che si cauasse piü
oltre, che piü s' hauerebbe trouato. Mä perche quella uigna era
capitata alle mani d' un vecchio , quäle poco campö , li heredi
non hanno fatto altro : motiuo , della detta scroffa se n' e te-
nuto poco conto, e staua per Roma, e se ne teneua poco conto; 5
mä era fattura di mano mediocre, e bassa.
126. [Fea:j E ferma opinione , che nella via di s. Gio-
vanni in Laterano, particolarmente dietro alla Scala Santa, verso
al mezzo di quellt muri di acquedotti vi siano cose notabüi', perche
ivi era un' abitazione principale ; e al tempo delli Goti, e altri, vi 10
sono State fatte gran ruine; e poco si e scoperto, che vi sia stato
cavato : e che al tempo delli sacchi di Roma ivi fosse riposto un
gran tesoro. Questo si seppe per bocca di un Ollramontano, che ne
teneva nota, e voleva promuovere, che si cavasse ; ma occorse, che
per tal causa renne a duello con un altro amico, e compagno ; 15
e fuori di porta s. Lorenzo si tirarono, e restb morto. Per ora
non tengo altro: se succedera, f avuiserb di quanto V occasione mi
porgerä.
SITZUNG AM 14. NOVEMBER 4 881.
Herr Overbeck sprach über die Künstlerinschrift und das
Datum der Aphrodite von Alelos.
In den Untersuchungen über das Datum und die kunstse-
schichtliche Stellung der Aphroditestatue von Melos
ist die Frage nach der Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit der
bekannten Künstlerinschrift .... avdgog [Mjrjvldov x\Avx\ioy^vg
cc7cb Maiävöqov E7ffoirjaev von so großer, unter Umständen
von so entscheidender Bedeutung , daß sie nicht bei Seite ge-
schoben oder als erledigt betrachtet werden darf, ehe sie dies
wirklich ist. Daß sie es aber wirklich sei muß ich in Abrede
stellen und will versuchen, dies denen gegenüber nachzuweisen,
welche das Gegentheil behaupten. Dabei habe ich es nicht so-
wohl mit Kekule zu thun , welcher1) es für schwer begreiflich
erklärt , wie man dies Inschriftfragment ernsthaft für die Zeit-
bestimmung der Statue habe verwenden wollen, oder ich habe
es nur in sofern auch mit ihm zu thun , als er zu denen gehört,
welche sich auf den einen Theil der unten näher zu erörternden
Aussagen Claracs über die angebliche Verschiedenheit des Mar-
mors der Statue und des Stückes mit der Inschrift steifen, ohne
den andern Theil dieser Aussagen, welcher sich auf das genaue
Zusammenpassen der beiden Stücke bezieht, gehörig zu wür-
digen , ja ohne diesen selbst nur genau wiederzugeben. Auch
Bernoulli kann hier bei Seite gelassen werden, da er2) sich be-
gnügt zu sagen , es haben sich von Anfang an wegen der Ver-
schiedenheit des Marmors und der Plinlhenhöhe sehr erhebliche
Zweifel (über die Zugehörigkeit) an die jetzt verschwundene
Inschrift geknüpft. Endlich kann ich auch von einer unmittel-
1) Das akad. Kunstmuseum zu Bonn, Bonn 1872. S. 65.
2) Aphrodite. Ein Baustein zur griech. Kunstmythologie. Leipzig 1873.
S. 151.
93
baren Bekämpfung Veit Valentins absehn, da dessen völlig will-
kürliche Aufstellungen 3 , es handele sich in der Verbindungs-
stelle der Statuenbasis und des Fragmentes mit der Inschrift
um Schnittflächen anstatt um Bruchflächen, bereits
durch Preuner4 widerlegt worden sind. Dieser hat die Frage
»über die Zugehörigkeit des Basisfragmentes mit der Künstler-
inschrift« einer eingehenden Untersuchung unterzogen , an
welche ich hauptsächlich meine folgenden Bemerkungen an-
knüpfe und gegen welche ich sie richte , während Wieseler in
der neuen 3. Auflage der Denkm. d. a. Kunst II, S. 405 die
Nichtzugehörigkeit der Inschrift durch Preuners Darlegungen
als feststehend erklärt.
Zuvörderst ist es aber nicht überflüssig noch einmal daran
zu erinnern , dass die Inschrift — seit wann steht nicht sicher
fest, gewiß aber seit der Mitte der 50er Jahre — verschwun-
den ist und zu constatiren, daß sie aller Wahrscheinlichkeit
nach auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist. Denn wenn
Fröhner5 im Jahre 1869 aussprach: »je ne desespere pas de la
retrouver un jour«, so sind seitdem wiederum 12 Jahre ver-
gangen, ohne daß auch nur die leiseste Spur von der Inschrift
wieder zum Vorschein gekommen wäre. Es wird daher immer
wahrscheinlicher, daß Longperiers Vermuthung6) die Inschrift
sei absichtlich zerstört worden, obgleich Fröhner a. a. 0.
meint, »les rellexions, qu'un numismatiste francais7 a faites a
3) Die hohe Frau von Milo, Berlin 1872. S. 40 ff., besonders 44.
4 Über die Venus von Milo u. s. \v. , Greifswald 1874. Anhang 2,
S. 43 ff. Die von Valentin in Lützows Zeitschr. f. bild. Kunst. X. 1875.
Kunstchronik S. 299 versuchte Abwehr verbessert, trotz der Lebhaftigkeit
des Tones, die Sache nicht.
5 Notice de la sculpt. ant. du Musee Imp. du Louvre I, Paris 4869.
p. 177 Anm. 2 a.E. Fröhner constatirl hier außerdem, daß Clarac, welcher
die Inschrift 1821 in seiner Monographie (s. Anm. 9, und 1841 in seinem
Musee de sculptures II, p. 841 publicirt hat , noch in seinen posthunien
Schriften '1S47 und 1849 von derselben redet, ohne ihres Yerschwindens
zu gedenken. Ich selbst habe aus Gründen , welche in der 1. Aufl. mei-
ner Gesch. der Griech. Plast. I. S. 313 Anm. 40 angegeben sind, zu einer
irgend Etwas entscheidenden Untersuchung über die Inschrift nicht ge-
langen können ; von den anwesenden Beamten bin ich stets nur beschieden
worden: eile a disparu.
6) In einem vom Anfang bis zum Ende höchst lesenswerthen Briefe,
welchen Friederichs, Bausteine u. s. w. I. S. 334 mitgetheilt hat.
7) Es ist diesem seltsamen Ausdruck gegenüber vielleicht nicht ganz
■ 94
ce sujel, ne sont pas serieuses«, das Wahre trifft. Es mag ja
richtig sein, was Fröhner behauptet, daß die Zerstörung nicht
in den Zeiten von Claracs Verwaltung geschehen ist si ; man
wird damit begonnen haben , die Inschrift von der Statue zu
entfernen, mit der man sie erweislich nicht lange nach 1821
mehr verbunden gesehen hat, wenn sie dies bei der öffentlichen
Aufstellung der Statue jemals gewesen ist. Daran zu zweifeln
geben die Worte Claracs9 Anlaß: »il est possible qu'elle nous
prouve que, dans la question dont il s'agit Urheber und Ent-
stehungszeit des Werkes) , eile est plus importante qu'on ne l'a
pense, et qu'elle merite meine qu'on lui rende la place
qu'elle occupait dans la plinthe«.
Wenn aber Fröhner a. a. 0. p. 177 meint: »si l'inscription
s'etait si bien adaptee ä la plinthe, on ne voit pas pourquoi l'on
se serait permis de l'enlever plus tard«, so liegt das Motiv hierfür
durchaus nicht gar so fern, ist vielmehr schon ganz unverblümt
von Longperier a. a. 0. ausgesprochen worden: »on avait dit
au roi Louis XVIII. que la statue dont l'ambassadeur de France
lui faisait present etait l'oeuvre du celebre sculpteur de Phryne
et je crois que ce fut la cause de la perte de l'inscription«. Alle
Welt in Paris schwärmte von der Aphroditestatue als von einem
Werke des Praxiteles10); da nun die fatale Inschrift, welche
einen ganz unbekannten Künstler nennt , dieser Schwärmerei
im Wege stand, was lag näher, als sie verschwinden zu lassen?
Und als das Interesse an der Inschrift wuchs und man anfing
überflüssig, daran zu erinnern, daß Adrien de Longperier Conservateur du
Louvre war.
8) Immerhin zeigt der von Ravaisson , La Venus de Milo , Paris 1 871 .
p. 23 mitgetheilte , bis dahin unveröffentlicht gebliebene Brief Claracs an
den Grafen Forbin, damals Director des Louvre, wie man gelegentlich vor-
ging, ohne Clarac zu fragen oder sich um seine berechtigte Einflußnahme
zu kümmern.
9) Sur la statue antique de Venus Victrix etc. Paris 1821. p. 48.
10) Vergl. nicht nur Quatremere de Quincy, Sur la Statue antique de
Vönus däcouverte dans l'ile de Milo en 1820, Paris 1821 p. 31 sq »cette con-
sequence , la voici : c'est qu'un ouvrage qui nous offre la plus haute idee
de l'imitation de la nature feminine etc. doit ötre sorti de l'atelier ou de
l'ecole de Praxitele«, sondern auch Claracs Worte a. a. 0. p. 47. »plusieurs
personnes l'affirment (daß die Statue ein Werk des Praxiteles sei) d'une
maniere embarrassante et si positive, qu'il parait difficile de ne pas se sou-
mettre etc.
95
nach ihr zu fragen, nachdem mehr als die halbe Welt der Ar-
chaeologen und Kunstverständigen die Statue sei es auf Alka-
menes oder auf Skopas oder auf Praxiteles oder auf sonst irgend
einen der Großen zurückgeführt und die andere Hälfte sich
mehr oder weniger bestimmt, auch ohne einen einzelnen Künst-
lernamen zu nennen , dafür engagirt hatte , die Statue sei ein
Werk des 4. Jahrhunderts, ist es da undenkbar, daß irgend
eine frevle Hand, um die Gefahr, welche dem Ruhme der Statue
scheinbar daraus erwachsen konnte, daß die wieder aufgefun-
dene Inschrift als zu der Statue gehörig erkannt würde und
dann unwiderleglich die spätere Entstehungzeit und einen dun-
keln Ehrenmann als Urheber erweise, ist es, sage ich, undenk-
bar . daß irsend eine frevle Hand, um diese scheinbare Gefahr
gründlich abzuwenden und jede neue Vergleichung unmöglich
zu machen, also die ganze Discussion in der angenehmen
Schwebe zu erhalten, in welcher sie sich immer noch befindet,
die beseitigte Inschrift zerstört hat? Es ist das ja freilich eine
sehr schwere Anklage , welche man viel lieber irgend einem
bestimmten Menschen in's Gesicht schleudern möchte, als sie
nur im Allgemeinen auszusprechen und welche ein Deutscher
den Franzosen gegenüber auszusprechen das allergrößte Be-
denken haben müßte, wenn ihm nicht ein Franzose (Longperier)
hierin vorangegangen wäre11).
Mag nun aber auch die Ansicht, die Statue könnte in den
Augen der Welt verlieren, wenn ihre Entstehungszeit als später
denn das 4. oder gar das 3. Jahrhundert und ihr Urheber als
weder Alkamenes noch Skopas noch Praxiteles, sondern als der
wackere Sohn des Menides von Antiochia aus Maeander erwie-
sen würde, mag diese Ansicht sehr einfältig sein, daß sie Nie-
mand gehegt haben könne wird man nicht behaupten wollen.
Und daß diese Ansicht , in früheren Zeiten , ehe besonders die
pergamenischen Funde den Ruhm der Kunst des 2. Jahrhun-
derts in Jedermanns Mund brachten , noch viel mehr , als jetzt
in unseren Tagen, nahe liegen konnte, wird man wohl auch
nicht in Abrede stellen12 . Hat aber diese Ansicht gewaltet,
11) A. a. 0. Je connais tres bien la barbarie avec laquelle on trai-
tait les monuments antiques, lorsque MM. Percier et Fontaine avaient la
haute main sur les travaux du Louvre, pour croire qu'on ne se serait arröte
devant une mutilation.
12) Höchst charakteristisch und treffend sind in dieser Beziehung die
96
dann ergiebt sich, daß sie gar wohl das Motiv zu der Frevelthat
gegen die Inschrift gewesen sein kann, es ergiebt sich aber mit
großer Wahrscheinlichkeit daraus noch ein Weiteres, nämlich
dies, daß man eine neue Ve rgle ichung der Inschrift
in diesem Sinn in der That zu fürchten hatte, weil
diese neue Vergleichung den Zweifeln über Zugehörigkeit oder
Nichtzugehörigkeit zur Statue ein Ende gemacht, d. h. für die
Zugehörigkeit entschieden haben würde13). Denn wenn
das Gegentheil der Fall gewesen wäre, so hätte es im dringend-
sten Interesse derer gelegen, welche die Statue mit irgend
einem illustern Künstlernamen in Verbindung brachten oder sie
als ein Werk des 4. Jahrhunderts erklärten, die Inschrift, so-
bald ihre Bedeutung erkannt war, so öffentlich wie möglich be-
kannt zu machen und mit der Statue auszustellen, wie man es
mit dem kunstgeschichtlich unverfänglichen Arm- und Hand-
fragmente gethan hat, die als viel kleinere Stücke tausendmal
eher verzettelt und verloren werden konnten, als der ansehn-
liche Block von immerhin etlichen Centnern Gewicht, welcher
die fatale Inschrift trägt.
Es ist keineswegs meine Absicht, mit diesen Bemerkungen
die ganze Frage zu entscheiden, noch auch bilde ich mir ein,
daß sie dazu ausreichen. Sie sollen nur an ihrem bescheidenen
Theile dazu mitwirken das zu unterstützen, was ich noch zu
Worte Benndorfs in einem Aufsatz in den Archäolog.-epigraph. Mittheilun-
gen aus Österreich IV. S. 72, auf welchen noch weiter zurückzukommen
sein wird: »glücklicherweise hat ja die Ansetzung in jüngere Zeit aufge-
hört, für große vielbewunderte Antiken eine Art Beleidigung zu sein, gegen
welche die Pietät in die Schranken zu treten hatte«.
13) Eben so schließt Wieseler, welcher bekanntlich in der 2. Bear-
beitung der Denkm. d. a. Kunst II. S. 143 geschrieben hatte: »Wir bemer-
ken ausdrücklich, daß auch der jetzige Conservator des Louvre die voll-
kommene Überzeugung hegt , daß diese Inschrift zu der Statue gehörte
u. s. w., sowie, daß die Gründe, welche er uns dafür mündlich mittheilte,
uns sehr überzeugend schienen«. Als ich ihn nun kürzlich um einen klei-
nen Commentar zu diesen letzten Worten bat, antwortete er mir d.d. Göt-
tingen, 6. Nov. 1881 : »Was der Conservator des Louvre, der damals, als
ich den Text zu den Denkmalern schrieb, der »jetzige« war, Adr. de Long-
perier mir über die Venus und die Inschrift mittheilte, war gewiß dasselbe
was er später an Friederichs mitgetheilt hat und dieser in den Bausteinen
S. 334 hat abdrucken lassen. Diejenigen, welche die Inschrift,
beseitigt haben, scheinen dieselbe doch für zugehörig ge-
halten zu haben.
97
sagen habe; vor Allem aber sollen sie darthun, daß alle Ver-
tröstungen wegen der endgiltigen Entscheidung der Frage auf
eine neue Vergleichung der Inschrift aller Wahrscheinlichkeit
nach vergeblich und daß wir auf die Aussagen derjenigen Zeu-
gen angewiesen sind und bleiben werden, welche die Inschrift
gesehen haben.
Ein solcher Zeuge ist Quatremere de Quincy , welcher14)
unter den Stücken, welche seiner Meinung nach mit der Statue
zusammen gefunden worden sind, aufzählt: »un fragment de
marbre, qui ne peut, sous aucun rapport, avoir appartenu ori-
ginairement a la figure de Venus, ni a sa plinthe, et qui porte
une inscription ä demi alterte«. Nun, wer diesem Zeugnis einer
immerhin bedeutenden Autorität Glauben schenken will, für
den ist die Sache abgemacht und dem will ich die Freude hier-
über nicht stören. Ob dieselbe aber ohne mein Zuthun lange
dauern wird, wenn man die Anmerkung zu dieser Stelle liest,
das möchte fraglich sein. In dieser Anmerkung sagt nämlich der
Verf.: »ce morceau de marbre fut sans doute , ä l'epoque de la
restauration, taille en biseau pour redonner, du cote de la
jambe ou du pied gauche, un appui ä la statue , qui par Fenle-
vement ou la perte de celle dont elle-etait accompagnee (comme
on le verra , se trouva , de ce cote , privee du support d'une
plinthe commune. On ne peut tirer de l'inscription de ce mor-
ceau marbre aucune induction par raport ä l'auteur de Touvrage.
C'est le hazard qui le fit employer lä«. Diese Angabe, das Mar-
morstück mit der Inschrift sei gewesen »taille en biseau pour
etre encastre dans la plinthe, laquelle a ete entaillee eile meine
justement autant , qu'il le fallait pour quil püt y etre parfaite-
ment ajuste« wiederholt sieh im Texte von Bins de Saint Victor
zu der Abbildung der melischen Statue in Bouillons Musee des
antiques I. pl. 13.
Aber taille en biseau, d.h. mit schräg ablaufender Schnitt-
fläche zugerichtet ist das Marmorstück mit der Inschrift eben
nicht, das geht aus den Zeugnissen Clarac's und der Debay'-
schen Zeichnung hervor und eben dies hat gegen V. Valentin
Preuner a. a. 0. nachgewiesen, welcher S.44 gegenüber der
Angabe im Musee des antiques bemerkt: »Diese Angabe muß
ungenau sein, sie giebt offenbar nur, wie das so zu gehn pflegt,
14) Sur la statue antique de Venus etc. p. 11,
1881.
98
als Thatsache an, was die Gewährsmänner von St. Victor als
Vermuthung ausgesprochen hatten«.
Quatremere de Quincy aber stand unter dem Banne seiner
Vorstellung , die Aphrodite sei mit einem Ares gruppirt gewe-
sen und eben diese Vorstellung, auf deren Erweisung seine sanze
Abhandlung ausgeht , hätte er aufgeben und seine Abhandlung
ungedruckt lassen müssen , wenn der Block mit der Inschrift
echt und zu der Statue gehörig war; denn auf ihm und seiner
etwaigen Fortsetzung nach rechts (s. 11.) kann ein Ares schwer-
lich gestanden haben. Wollte Qu. d. Qu. diese Vorstellung nicht
aufgeben — und es entspricht menschlicher Schwäche daß er
es nicht wollte — , so musste er die Zufügung des Blockes mit
der Inschrift einer Bestauration zuschreiben und da es Unsinn
ist, dies zu behaupten, ohue zugleich anzunehmen, daß der
Block behufs der Anfügung kunstgerecht und in allein möglicher
Weise zugerichtet, d. h. ohne daß er sowohl wie der Plinthos
der Statue mit Schnittflächen an der Verbindungsstelle versehen
worden wäre , so gelangt de Quincy zu seiner den Thatsachen
nicht entsprechenden Angabe: ce morceau fut sans doute, ä
l'epoque de la restauration, taille en biseau , welche St. Victor
noch dahin complettirte, daß auch die Basis der Statue a ete
entaillee eile meine justemenl autant, qu'il le fallait pour qu'il
(le morceau) put y etre parfaitement ajuste.
Wem es aber Anstoß geben sollte, daß ein Ehrenmann,
wie Quatremere de Quincy ohne Zweifel war, verblendet durch
eine vorgefaßte Meinung sich über die Thatsachen nicht genau
ausgedrückt oder diese selbst verkannt haben soll und wer sich
dazu nicht mehr als einer Analogie aus der Gelehrtengeschichte
erinnert, der möge sich auf die Worte hinweisen lassen, mit
welchen Dumont d'Urville, doch ganz gewiß ein Ehrenmann wie
nur irgend einer, in seiner Belation d'une expedition hydrogra-
phique etc. 15j über die von ihm an Ort und Stelle des Fundes
elf Tage nachdem er gemacht war (19. April) gesehenen Statue
der melischen Aphrodite berichtet : La statue dont je mesurai
les deux parties separement, avait, ä tres peu de chose pres six
pieds de haut; eile representait une femme nue dont la main
g a u c h e r e 1 e v e e t e n a i l une p 0 m m e et 1 a d r 0 i t e s 0 u -
4 5) Am genauesten , aus einem frühern Abdruck in den Annales ma-
ritimes und aus dem Manuscripte doppelspaltig abgedruckt b. Aicard, La
Venus de Milo etc. Par. 1871. Appendice p. 176.
99
tenail une ceinture habilement drapee et tombant negli-
geamment des reins jusqu'aux pieds«. Es steht bekanntlich jetzt
durch die Publikation des drei Tage nach der Auffindung des
obern Theiles der Statue geschriebenen Briefes des damaligen
französischen Consularagenten inMilo. Brest1.6] an den General-
consul David in Smyrna über allen Zweifel fest, daß die Statue
mit abgebrochenen Armen gefunden worden ist 'eile est un peu
mutilee, les bras sont casses), daß folglich dUrville 8 Tage spä-
ter die linke Hand nicht relevee gesehn haben kann, sondern
daß diese Haltung der Hand nur auf seiner Yermuthung beruht,
wie er denn auch seinen oben angeführten Worten hinzufügt :
du reste elles (les mains^ ont ete l'une et l'autre mutilee et sont
actuellement detachees du Corps. Ich glaube man ist jetzt allge-
mein darin einverstanden, daß d'Urville nichts gesehen haben
kann als die viel besprochenen Fragmente eines linken Armes
und eine Hand mit einem Apfel17 . welche er, wie dies nach
ihm sehr viele gethan haben, als zur Statue gehörig betrachtete
und aus denen er combinirte, der Arm und die Hand seien er-
hoben gewesen . Als Combination aber giebt er dies nicht,
sondern sagt: die erhobene linke Hand habe einen Apfel gehal-
ten. Und das ist und bleibt eine Ungenauigkeit und eine noch
größere liegt in dem, was d'Urville über den rechten Arm sagt.
Dies hat schon sein Freund und. Bewunderer, der Schiflscapitän
Matterer, sein Begleiter bei dem Besuch auf Melos in seiner No-
tice sur l'amiral d'Urville 1S hervorgehoben in den Worten : et
M. d'Urville dit que la statue avait ses deux bras; il
s'est un peu trompe ; c a r l ' a v a n t b r a s d r o i t m a n q u a i t a
la statue. Und dieser rechte Arm ist aller Wahrscheinlichkeit
nach von keinem modernen Auge je gesehn worden.
16) In den Comptes-rendus des siences de l'acad. des inscriptions et
belles-lettres von 1S74, Par. 1875. p. 163.
1 7, Einen, wie mir scheint, entscheidenden Beweis hierfür theilt Göler
v. Ravensburg, Die Venus von Milo, Heidelb. 1879. S. 18 nach einer tech-
nischen Beobachtung Fröhners an den Fragmenten des Armes und der Hand
mit , nämlich den , daß diese Fragmente auch an ihren Bruchflächen mit
Patina bedeckt sind, welche seit 1820 nicht entstanden sein kann.
18) Abgedruckt hei Aicard a. a. 0. p. 143 ff. s. p. 152. Matterer selbst,
ebenfalls ohne Zweifel ein Ehrenmann, bildete sich bekanntlich später ein,
die Statue mit ihrem erhobenen linken Arme gesehn zu haben und sagt (s.
b. Aicard. a.a. 0. p. 41) lorsque M. d'Urville et moi avons vu la statue dans
la chaumiere eile avait son bras gauche eleve en l'air tenant dans la main
une pomme. Vergl. auch Göler v. Ravensburg a. a. 0. S. 16 f.
100
Doch lassen wir die Frage über die Annfragmente, auf
welche es hier nicht ankommt, auf sich beruhn und wenden uns
zu den beiden Hauptzeugen in Betreff der Inschrift. Als solche
haben ohne Zweifel Clarac in seiner genannten Monographie
und der Zeichner Debay in der der Clarac'schen Abhandlung
beigegebenen Zeichnung zu gelten , wie sie denn auch Preuner
a. a. 0. als solche behandelt hat.
Clarac nun welcher darauf ausgeht nachzuweisen, daß das
Stück mit der Inschrift einer Restauration angehört, bei der man
den richtigen Künstlernamen nachträglich auf dem Ansatzstück
eingegraben habe, sagt Zweierlei aus: 1) daß der Marmor
der Statue und derjenige des Blockes mit der Inschrift ver-
schieden gewesen seien und 2) daß beide Stücke mit ihren
Brüchen genau an einander gepasst haben, das Letztere in
diesen Worten (p. 49): pourrait-on croire que .... par conse-
quent, on eüt pris beaucoup de preeaution pour que cette in-
scription .... arrivät bien juste dans l'alignement de
lasurfaceanterieure d e 1 ' a n c i e n n e p 1 i n t h e et qu'elle
s'ajustät exactement par derriere et de cöte avec ses frac-
tures?« mit Worten, denen Preuner S. 44 gewiss mit Recht hinzu-
fügt : »Da muß man doch fraglos ergänzen : wie wir das heute
an dem Inschriftenfragmente sehn«, während Fröhner (Notice
de la sculpt. ant. etc. p. 176), der doch auch weiß, um was es
sich handelt, der nicht zu Jenen gehört, welche an die Zugehö-
rigkeit glauben und der Französisch gut versteht, den Fragesatz
Clarac's in einen Affirmativsatz umbildend, einfach sagt : »d'apres
M. Clarac l'inscription arrivait juste dans l'alignement etc.«
Daß diese beiden Aussagen einen vollkommenen Wider-
spruch enthalten ist klar und gewiß ; zwei Stücke Marmor von
verschiedener Qualität können ganz unmöglich mit ihren Brü-
chen genau zusammenpassen; kein Chinese dem man den Auf-
trag gäbe, zu einer Bruchfläche eines Marmorstückes die Ergän-
zung, dasGegenbild in Marmor herzustellen, so daß beide genau
zusammenpassen, würde diese Aufgabe fertig bringen, ge-
schweige denn ein griechischer Künstler, dem auch dergleichen
zwecklose Thorheiten nie einfallen konnten. Und andrerseits :
zwei Stücke Marmor, welche mit ihren Bruchflächen genau zu-
sammenpassen, können nicht von verschiedener Qualität sein,
vielmehr müssen sie von Ursprung an zusammengehört ha-
ben und durch einen Bruch von einander getrennt worden sein
101 —
Daraus folgt , eine weiterhin zu erörternde Ausnahme vorbe-
halten, mit zwingender Notwendigkeit . daß nur die eine Aus-
sage Claracs wahr und richtig sein kann, und zwar um so mehr,
je größer man die Verschiedenheit der Marmorsorten macht.
Entweder waren die Stücke von verschiedenem Marmor, dann
können ihre Bruchflächen am allerwenigsten genau (exacte-
ment) an einander gepasst haben, ja es wäre schon ein sehr
merkwürdiger Zufall zu nennen, wenn sie auch nur einiger-
maßen sich hätten zusammenfügen lassen, ein besonders merk-
würdiger bei dem schrägen und spitzwinkeligen Verlaufe des
Bruches wie ihn die Debay'sche Zeichnung (s. unten) darstellt.
Oder: die Stücke passten mit ihren Bruchflächen — vollends
genau — an einander, dann können sie nicht von verschiede-
nem Marmor gewesen sein. Steht die Antinomie aber so, so kann
man sich nur für die eine oder die andere ihrer Aussagen er-
klären. Die meisten neueren Archäologen, welche über die
Sache gehandelt haben, nehmen die Aussage über die Verschie-
denheit des Marmors als wahr und richtig an und verschaffen
sich damit das Recht, die Inschrift zu verwerfen und damit
weiter die Möglichkeit, die melische Statue als ein Werk des
4. Jahrhunderts zu behandeln. Ich habe mich19) für die andere
Aussage über das Zusammenpassen der Bruchflächen entschie-
den und daher die Verschiedenheit des Marmors für »wenig
TD
wahrscheinlich« erklärt, habe behauptet, daß die Inschrift ur-
sprünglich zur Statue gehöre20) und daß wir deswegen für
deren Datum an das palaeographische Zeugnis der Inschrift ge-
bunden sind. Das hat Veit Valentin (Die hohe Frau von Milo
u. s. w. S. 43) ein »Zerhauen des Knotens« meinerseits genannt
und Preuner (a. a. 0. S. 43) hat diesen Ausdruck wiederholt.
Ich aber muß den beiden Herren gegenüber jegliche Berech-
tigung zu diesem Ausdruck ernstlich und bestimmt in Abrede
19) In der 2. Aufl. meiner Gesch. d. griech. Plastik II. S.390. Anm. 50.
20) Göler v. Ravensburg a. a. 0. sagt S. 115 »Von älteren Archäologen
wurde die Zugehörigkeit derselben (des Blockes mit der Inschrift) zur
Statue vielfach behauptet«, aber das wird wohl eine von seinen nicht
wenigen Ungenauigkeiten sein ; denn meines Wissens stehe ich mit der
Behauptung der ursprünglichen Zugehörigkeit allein und von der Zuge-
hörigkeit durch eine Restauration kann nicht die Rede sein. Dagegen be-
zeugt G. v. R. a.a.O. (vergl. seine Tafel 4, daß Claudius Tarral neuerdings
mit mir in Übereinstimmung die ursprüngliche Zusammengehörigkeit be-
hauptet.
102
stellen und glaube nach dem Vorstehenden nicht weiter nach-
weisen zu müssen, daß ich dies thun darf. Ein Zerhauen des
Knotens ist es einzig und allein, wenn Valentin, wie ihm Preu-
ner nachweist, die von Clarac bezeugten Bruchflächen in
Schnittflachen verwandelt21), also ein Zeugnis Clarac's in sein
Gegentheil umdeuten will , um dann nach Willkür mit der In-
schrift verfahren zu können.
Meine Gegner und ich, wir stehn uns also mit gleicher
Sonne und gleichem Winde gegenüber und es kann sich nur
fragen, wer von uns dafür bessere Gründe hat, sich der einen
oder der andern der einander widersprechenden Aussagen
Clarac's anzuschließen.
Die Majorität ist für diejenige über die Verschiedenheit des
Marmors.
In Beziehung auf diese ist es nun zuvörderst von Wichtig-
keit genau zu constatiren, was Clarac von derselben sagt. Und
da lesen wir p. 24 : »La plinthe brisee avait ete restauree avec
un morceau de marbre d'un grain un peu plus gros«.
Und p. 43 sq: on employa un marbre un peu different de
celui de la statue : je dis un peu different, parce qu'il
ne Test pas assez pour produireun mauvais effet,
en 1 ' e m p 1 o y a n t m e m e ä 1 a restauration de p a r t i e s
plus interessantes que la plinthe«. Nach Clarac's
Zeugniss ist also die Verschiedenheit eine sehr geringe gewesen
und es ist mehr als zweifelhaft, ob man sich zur Verstärkung
dieser Verschiedenheit auf das Zeugniss 0. Müllers berufen
darf, welcher in seiner Anzeige von Claracs Schrift in den
Gott. gel. Anz. von 1823, S. 1321 f. dem Basisfragment aller-
dings »grobes Korn« zuschreibt, aber nicht allein die Sache
(I. h. Clarac's Ansichten) für noch durchaus zweifelhaft erklärt,
sondern sich auch, wie Preuner a. a. 0. S. 46 Anm. richtig
hervorhebt, in Betreff' des Inschriflblockes nicht auf Autopsie
beruft, wie er dies in Betreff der Armfragmente ausdrücklich
thut.
Nun ist aber nicht allein zu sagen, daß, so heftig dies auch
von einigen meiner Gegner bestritten wird, ein Irrthum in Be-
21) Auch hier ist Güler v. Ravensburg ungenau, wenn er a. a. 0.
S. 116 sagt: «Die französischen Berichte sprechen nur von zusammenpas-
senden Schnittflächen«. Daß Clarac das nicht thut ist gewiß und über Qua-
tremere de Quincy und St. Victor ist oben gesprochen worden.
103 =
tretf des Korns zweier Stücken Marmor ganz außerordentlich
leicht ist, besonders wenn man unter dem Bann einer vorge-
faßten Meinung steht, wie das bei Clarac in Betreff der Annahme
einer Restauration der Fall war und zumal wenn man sich da-
bei auf das bloße Auge verläßt. Daß aber Clarac weiter und
etwa zu chemischen Versuchen gegangen wäre, davon steht
nicht allein nichts geschrieben, sondern das ist auch deswegen
sehr unwahrscheinlich, weil er an der erstem Stelle von un
grain un peu plus gros redet. Es wäre auch noch hinzuzufügen,
daß Clarac's Abhandlung in die ersten Jahre seiner Amtsver-
waltung im Louvre fällt, in denen er sich über geringe Ver-
schiedenheiten von Marmorsorten leichter täuschen konnte, als
nachdem er lange Zeit mit antiken Marmorwerken verkehrt
hatte. Es könnte ferner gesagt werden, daß auch gar mancher
andere und zwar in diesen Dinsen erfahrene Gelehrte sich
über Marmorqualitäten getäuscht hat, wie z. B. Fröhner im Jahr
1869 den Marmor der indischen Statue für korallitischen er-
klärte, also verkannte, daß sie von parischem Marmor ist, was
er jetzt nach dem Zeugniß Gölers v. Ravensburg a. a. 0. S. 31
als zweifellos eingesehen hat. Aber wichtiger als dies Alles
scheint mir der Umstand zu sein, daß, wie bei Ravaisson22)
zu lesen ist, ein pariser Naturforscher Des Cloiseaux, ein nam-
hafter Mineralog, die Behauptung aufgestellt hat, die beiden
Hauptstücke, aus denen bekanntlich die melische Statue wie der
in derComposition verwandte Torso von Smyrna23) besteht, seien
von verschiedenem Marmor, die obere Hälfte sei von
etwas feinerem Korn und etwas gelblicherem Ton, als die
untere24). Daß dies an sich gar wohl möglich sei, daß man
recht wohl annehmen könne, der antike Künstler habe zur Dar-
stellung des schönen nackten Oberkörpers seiner Göttin ein ganz
auserlesen feines Stück Marmor benutzt, ein feineres, als er
22) La Venus de Milo zuerst in der Revue des deux mondes, dann im
Einzelabdruck, Paris 1871 im Anhange; vergl. auch Preuner a. a. 0. S. 45 f.
und Göler v. Ravensburg a. a. 0. S. 31.
23] S. Stark in der Augsb. Allg. Zeitung von 1872 S. 5166 und Griech.
Reisestudien, Heidelb. 1874. S. 195; vergl. auch Bernoulli a. a. 0. S. 162
und Preuner a. a. 0. S. 42.
24) Le haut de la statue ne parait pas avoir 6te taille dans un bloc
tout ä fait de meme nature que le bas. Le grain de la partie superieure
est un peu plus fin que celui de la partie inferieure, et le ton de l'une est
un peu plus jaune que le ton de l'autre.
104
auch für den untern Theil der Statue zur Hand hatte oder für
die Darstellung des Gewandes für nöthig hielt, diese Möglich-
keit wird kein Erfahrener in Abrede stellen, der da weiß, wie
viel die alten Griechen in ihren Marmorwerken gestückt haben
und wie viele Köpfe von feinerem Marmor in Gewandkörper
von weniger feinem eingesetzt worden sind. Die genaueste
Analogie zu der melischen Statue aber bietet die Aphroditen-
statue aus Ostia im Britischen Museum25), deren nackter Ober-
körper und bekleideter Unterkörper aus zwei verschiedenen
Blöcken bestehn, deren oberer von etwas hellerer Farbe zu sein
scheint. Aber sei dem wie ihm sei; hat Herr Des Cloiseaux mit
seiner Behauptung nicht recht , so zeigt sich . wie leicht sich
selbst das Auge eines Mineralogen über die Qualität und das
Korn von Marmor täuschen kann, zumal, wenn derselbe von
einem antiken Meißel nicht ganz gleich behandelt ist. Hat aber
Herr Des Cloiseaux richtig gesehn, so zeigt sich nicht allein,
wie leicht sich hundert Andere, welche die kleine Verschieden-
heit nicht wahrgenommen haben, haben täuschen können, son-
dern man braucht auch nur anzunehmen, daß Clarac den Mar-
mor des Inschriftblockes an seinen Brüchen mit dem obern
Stücke der Statue z. B. mit den Brüchen an den Armstümpfen
verglichen hat, anstatt ihn mit dem untern Stücke zu verglei-
chen, um vollständig zu begreifen, wie er dazu kam, ihn un
peu different oder d'un grain un peu plus gros zu finden, ja
wie dann mit dieser seiner Behauptung das Bichtige getroffen
und eine begründete Beobachtung ausgesprochen hat, ohne
gleichwohl damit ein Zeugniß gegen die ursprüng-
liche Zusammengehörigkeit des Inschriftblockes
und des untern Stückes der Statue, also auch ihres
Plinthos abzulegen.
Wenn aber hiermit der oben geflissentlich in aller Schärfe
hervorgehobene Widerspruch zwischen den beiden Aussagen
Clarac's aufgehoben und der Argumentation aller derjenigen
die Grundlage entzogen ist, welche sich auf die Angabe über
die Verschiedenheit des Marmors stützten um die Angabe über
25) S. Synopsis of the Contents of the Brit. Mus. Department of Greek
and Roman antiquities, Graeco-Roman Sculptures 2. ed. p. 59. No. 136 : it
is made of two pieces of marble skilfully joined within the drapery. Vergl.
Ellis, Townley Gallery I. p. 167 und Göler v. Ravensburg a. a. 0. S. 36,
der noch einige, vielleicht nicht ganz so sichere Analogien beibringt,
105
das genaue Zusammenpassen der beiden Stücke mit ihrer
Bruchfläche läugnen oder ignoriren zu können, so dürfen wir
uns jetzt um so unbefangener und mit um so größerem Gefühl
der Sicherheit dem zweiten Zeugniß für dies Zusammenpassen,
nämlich der Zeichnung Debays zuwenden, weiche hier, um
allen Lesern sofort vor Ausen zu sein, nach der Abbildung bei
Fröhner (Notice p. 176) wiedergegeben wird26).
^
0VNA.FOS:.'. H N I A OY
bX EYZ ArOMAlAMAPOYj
ettoihZE n
Angesichts dieser Zeichnung scheinen mir aber wirklich
nach dem was vorher gesagt ist, nicht viele Worte nöthig zu
sein. Alle Schwierigkeiten sind einzig und allein durch die
übermäßige Betonung der Verschiedenheit des Marmors und
dadurch in die Frage gekommen . daß man sich mit Claracs
abenteuerlicher Hypothese herumschlug, das Inschriftstück sei
vermöge einer Restauration an den Plinthos der Statue gekom-
men. Alles was Premier (a. a. 0. S. 43 f.) gegen die Unmöglich-
keit dieser Hypothese sagt ist vollkommen richtig und ebenso
richtig schildert er das, was wir in der Zeichnung sehn. Da er
aber zu den Gegnern meiner Überzeugung gehört, so mag
diese Schilderung hier mit seinen, anstatt mit meinen Worten
gegeben werden. »Das Fragment und die Basis zeigen in der
Zeichnung da, wo sie zusammen gesetzt sind, keine Schnitt-,
sondern Bruchflächen. So sehn die Bänder nicht aus, wenn sich
zwei zusammengefügte Stücke wieder gelöst hallen. Dann
müßte der Bruch ['? vielmehr die Linie des Zusammenstoßes
26 Icli habe mir dabei nur erlaubt, die beiden Bruchfläclien des lin-
ken Fußes und des Inschriftblockes sehraffiren zu lassen, um deren gegen-
seitige Lage für den ersten Blick deutlicher zu machen , als sie es in der
Skizze ist.
106
entweder einfach glatt sein, oder, wenn gleichzeitig mit dein
Bruch [!] oder später Beschädigungen stattfanden, so müßten
Stücke dazwischen fehlen, welche herausgebröckelt sein könn-
ten. Die hier gezeichneten Ränder zeigen aber, wo sie von
der graden Linie abweichen, nicht durch Abbröckeln
entstandene Vertiefungen, sondern Vorsprünge,
wie sie bei einem wirklichen Bruche eines ganzen
Stückes entstehn«. Ganz gewiß! und einzig und allein
bei einem solchen Bruch entstehn können und auch ganz gewiß
bei einem solchen und durch einen solchen entstanden sind.
Allerdings sucht nun im Verfolge Preuner im Anschluß an
Fröhner, welcher gesagt hat (p. 177) »en ce qui me concerne,
j'ai une mediocre confiance dans l'exactitude de ce dessin« die
Genauigkeit der Debay'schen Zeichnung zu bemängeln und
schreibt (S. 44) »auf der Seite wo sie (die Plinthe) abgebrochen
war, zeichnete er die Bruchlinien etwas genauer; freilich nur
so genau, daß man ohne schärferes Hinsehn daran denken kann,
das Stück treffe grade recht (bien juste) in die Linie der Vorder-
seite der Plinthe der Statue und passe hinten und vorn [sollte
heißen: seitlich, de cöte] genau mit seinen »fraetures«, wie
Clarac .... den Thatbestand beschreibt und wie das Fröhner
von der Zeichnung zugiebt, die er deshalb [!] als ungenau tadelt.
Allein sieht man schärfer zu , so sieht man doch aus dieser
Zeichnung mit völliger Sicherheit, daß der Bruch des Fragmen-
tes und der der Basis der Göttin nicht genau paßten«27). Nun
wohlan, Aug' um Auge! Dies stelle ich nicht allein aufs be-
stimmteste in Abrede, sondern dem gegenüber muß ich wieder-
holen, was ich oben (S. 101) gesagt habe: es wäre ein sehr
merkwürdiger Zufall, wenn zwei nicht zu einander gehörende,
nicht von einander gebrochene und doch an ihren Enden nicht
Schnittflächen, sondern Bruchflächen zeigende Stücke, vollends
bei der in der Zeichnung dargestellten Richtung des Bruches
mit ihren Bruch flächen auch nur einigermaßen, auch nur ganz
im Rohen an einander gepaßt hätten. Und daß sie besser, viel
besser als nur ganz im Allgemeinen an einander schließen, das
kann doch auch Preuner nach dem, was er selbst geschrieben
hat, unmöglich in Abrede stellen. Unverständlich sind mir des-
27) Auch Göler v. Ravensburg a. a. 0. S. 117 behauptet, man könne
aus der Debay'schen Zeichnung sehn , daß das BasistYagment weder vorn
noch hinten in die Linie der Statuenbasis paßte.
107 —
halb Preuners Worte (S. 47) : »Jedenfalls paßte aber auch nach
der Zeichnung das Basisfragment weder vorn noch hinten in die
Linie der Basis der Statue«, denn das thut sie in der That, so-
wohl nach der Zeichnung, wie nach Clarac's Zeugniß. Wenn
aber Premier hinzufügt: »noch weniger war dies der Fall wenn
die Basis schräge lief, was bei dem Fragmente sicher nicht der
Fall war«, so hat er freilich mit der vorhergehenden Bemerkung
recht, welche meines Wissens zuerst Lübke in der I . Aufl. seiner
Geschichte der Plastik S. 163 ausgesprochen hat: »Die antike
Basis scheint schräger gelaufen zu sein j^d. h. ihre vordere Kante
verlief näher am rechten Fuße der Göttin als diejenige der
modernen, in welche sie eingelassen ist], wie man das noch
heule auch auf Photographien [z. B. bei Göler v. Ravensburg,
Taf. I) sehn kann, weil sie etwas über die moderne in der sie
eingelassen, hervorragt«, allein er hat übersehn, daß Debay,
wie das aus der Yergleichung der Zeichnung mit der Photoera-
phie sich ergiebt, nicht die moderne, sondern die antike Basis
vor Augen hatte, mit deren vorderer Kante, der surface an-
terieur de l'ancienne plinthe nach Clarac das Inschriftfragment
arrivait bien juste dans Falignement. Eben dies stellt die
Zeichnung dar und ich weiß nicht, was es heißen soll, wenn
Preuner sagt, »daß die Basis schräge lief, was bei dem Frag-
mente sicher nicht der Fall war«"2S . Der einzige Anstoß bei der
Debay'schen Zeichnung ist, daß er, wie dies wiederum die Ver-
gleichung der Photographie zeigt, das linke, unverletzte Ende
des antiken Plinthos perspectivisch falsch zeichnete; berichtigt
man diesen Fehler so, wie er in Fig. G berichtigt ist, so ist Alles
in bester Ordnung und Debay's Genauigkeit offenbart sich auch
darin, daß er die rechte obere und seitliche Kante des Inschrift-
blockes, von der offenbar ebenfalls ein Stück abgebrochen wrar,
nicht mit glatten Linien abschloß, sondern auch hier einen
Bruch zeichnete. Corrigirt man aber den augenscheinlichen
perspectivischen Fehler am linken Ende des ganzen Plinthos,
so ergiebt sich, daß der Ausdruck, die Basis sei schräge ver-
laufen ganz verkehrt ist. Sie lief vielmehr an sich ganz grade
und scheint rechtwinkelig abgeschlossen gewesen zu sein und
beweist nur, wie ich bereits in der 2. Aufl. meiner Geschichte
der griech. Plastik IL S. 326 mit Fig. I 13 a bemerkt habe, daß
28) Ahnliches kann man hei Göler v. Ravenshurg a.a.O. S. 117 lesen.
108
der Künstler, welcher seinen Beschauer als in der Mitte vor der
Vorderkante seines Plinthos stehend annehmen mußte, diesem
einen Standpunkt etwas weiter zur rechten Seite der Statue
anweisen wollte, als derjenige ist, den ihm die moderne Basis
anweist.
Einen auf den ersten Blick viel schwerer, als Alles, was
Premier vorgetragen hat, wiegenden Einwand, den mir in eben
diesen Tagen ein gelehrter Freund brieflich machte , könnte
man aus der schon von Bernoulli hervorgehobenen ungleichen
Höhe des Plinthos der Statue und des Blockes mit der Inschrift
ableiten; allein ich glaube, daß auch der nicht stichhaltig ist.
Es ist bekannt , daß die Frage , was für ein Gegenstand die
Unterlage des erhobenen linken Fußes der Aphrodite gebildet
habe, ernstliche Schwierigkeiten gemacht hat, welche Göler v.
Ravensburgs. 11 3 f. im Ganzen verständig zusammengestellt
hat. Für einen Globus(an den ohnehin nicht gedacht werden kann)
ist unter dem Fuße so wenig ordentlicher Raum29), wie für
einen Helm und für die Annahme einer Schildkröte, an welche
ich neben Anderen früher gedacht habe, ist kein innerer Grund
vorhanden30). Nun kann man sich aber durch ein Experiment
an der Debay'schen Zeichnung sehr leicht überzeugen, daß der
Inschriftblock auf's Haar genau die richtige Höhe ha t,
um als Unterlage des Fußes zu dienen, was doch
nicht wohl ebenfalls ein Zufall sein kann. Man braucht nur die
obere Kantenlinie des Inschriftblockes so weit nach links auszu-
ziehn wie die Ergänzung der weggebrochenen Buchstaben der In-
schrift AAEH oder meinetwegen A TH '£ in der ersten und ANT
in der zweiten Zeile erfordert, selbst ohne das nach Debay's
Zeichnung rechts abgebrochene und natürlich in seinen Maßen
nicht mehr bestimmbare Stück symmetrisch hinzuzufügen, und
die lange gesuchte Unterlage des Fußes ist da , wie dies die
beiden folgenden Skizzen B. und C. zeigen mögen31):
29) Einen Kugelabschnitt anstatt der Vollkugel , für welche unter
dem Fuße der melischen Aphrodite kein Raum sei, sucht Wieseler Denkm.
d. a. Kunst II.3 S. 403f. zu vertheidigen, jedoch mit, wie mir scheint, unzu-
länglichen Argumenten und Analogien.
30) Von der Valentin'schen Reconstruction schweigt man am besten
sowohl in Betreff dieses Punktes wie überhaupt.
3t) Tarrals Restauration (s. b. Göler v. Ravensburg Taf. 4, ist in die-
sem Punkte ganz ungenau; er hat , um seinen unglücklichen platten Helm
109
Es ist nun freilich eine eben
so kühne wie ungenaue Behaup-
tung Gölers v. Ravensburg S. Mi:
»Die Herrschaft Aphroditens sei
häufig durch den auf einen Felsen
oder eine Kugel aufgestellten Fuß
bezeichnet« und man kann es auch
schwerlich mit demselben32 für
möglich halten, daß »eine kleine
Erhöhung des Felsens auf wel-
chem die Göttin steht« oder »eine
Bodenerhöhung« die Unterlage
des Fußes gebildet habe, da der
Plinthos der melischen Statue kei-
nen »Felsen« darstellt und eben so
wenig einen Boden, welcher belie-
bige Erhöhungen gehabt haben
könnte. Vielmehr handelt es sich
hier in strenger Uebereinstimmung
mit dem architektonisch gradlinig
gestalteten Theile des Plinthos. auf
welchem die Göttin mit dem rech-
ten Fuße steht, um eine eben so
architektonisch gradlinig gebildete
niedrige Stufe, auf welche sie den
linken Fuß gestellt hat und in
welche irgend ein Gegenstand in
ein viereckig zugehauenes Loch von
ziemlich bedeutenden Dimensio-
nen eingezapft war. Welcher dieser
Gegenstand gewesen ist wissen wir
unter dem Fuße der Göttin anbringen zu
können , die Bruchlinien viel zu weit
rechtshin verschoben und außerdem den
Block mit der Inschrift um ein Geringes
zu niedrig wiedergegeben.
32) Dem übrigens hierin Andere vor-
ausgegangen sind, s. Wieseler, Denkm.
d. a. Kunst II3 S. 403. Ich selbst habe
diese Annahme nicht bestimmt genug ab-
gelehnt, Gesch. d. gr. Plast. II2 S. 325.
n
^
110
leider nicht, denn wüßten wir es, so würden wir von der Lösung
des Bäthsels über die Restauration der Statue nicht mehr weit
entfernt sein. Der Gedanke an eine der mit der Statue zusammen
gefundenen drei Hermen hat sehr geringe Wahrscheinlichkeit,
obgleich ihn unmittelbar nach der Auffindung Dumont d'Urville
faßte und Claudius Tarral ihn in seine Restauration aufgenom-
men hat. Anders nämlich lassen sich die Worte d'Urville's in
seiner Relation33): »le piedestal dun des hermes a du porter
aussi une inscription, mais les caracteres en sont tellement de-
grades qu'il m'a ete impossible de les dechiffrerc nicht ver-
stehn, wie das auch Fröhner a. a. 0. S. 1 76 eingesehen hat, wäh-
rend es Premier a. a. 0. S. 47 mit Annierk.* in Abrede stellt.
Es ist allerdings zuzugeben, daß es schwer erklärlich ist, wie
d'Urville, welcher die Bakchiosinschrift so gut las und abschrieb
(Aicard a. a. 0.) die Inschrift auf dem Blocke mit dem vier-
eckigen Loche so zerstört nennen konnte, daß es ihm unmöglich
gewesen wäre, sie zu entziffern; doch will bemerkt werden,
daß auch Quatremere de Quincy (a.a.O. p. 11) dieselbe une
iuscription ä demi alteree nennt und es muß als noch viel un-
erklärlicher bezeichnet werden, wie d'Urville sagen konnte, das
Piedestal einer der Hermen mit einer Inschrift sei mit gefunden
worden, wenn er nicht den Rlock mit der Inschrift und dem
viereckigen Loche vor Augen hatte, in welches Loch ein vier-
eckiger Hermenschaft zu passen scheinen mochte. Es ist also
nicht berechtigt zu sagen, wie dies Premier a. a. O. thut, die
Inschrift sei nicht mit gefunden, sie müßte zu den Acquisitionen
des Marquis de Riviere gehören, welche dieser als nachträglich
gefunden kaufte und welche ihm nach S. 9 die listigen Griechen
als nur angeblich, aber nicht wirklich mit der Statue gefundene,
untergeschoben haben ^4). Nichts desto weniger ist es wenig
wahrscheinlich, daß das viereckige Loch in unserem Inschrift-
block wirklich zur Aufnahme des Schaftes einer der zwei oder
drei mit der Statue gefundenen Hermen35) gedient, also daß
33) Bei Aicard a. a. 0. p. 1 79.
34) Sollte aber selbst dies der Fall sein, so macht Fröhner p. 176 die
sehr richtige Bemerkung: la rarete' des statues decouvertes ä Milo suffirait
ä faire croire que cette signature d'artiste pourrait provenir de piedestal de
notre Vönus.
35) Ob dieser Hermen 2 oder 3 waren ist nicht ganz sicher, daß ihrer
3 (des Hermes , des Herakles und des bärtigen Dionysos) zusammen von
Melos nach Paris kamen bezeugt u. A. Fröhner a. a. 0. p. 174 und 3 nennt
— 111
eine dieser unter sich gleichartigen Hermen zu der Statue ge-
hört habe. Denn was würde dann aus der einen oder den bei-
den anderen? und wo hatten die gestanden? Dazu kommt, daß
man nur die Tarral'sche Restauration (bei Göler v. Ravensburg
Taf, 4) anzusehn braucht, eine Restauration, in Beziehung auf
welche ich das Urteil Kekules36), daß in ihr »die gepriesene
Göttin mit ihrem verbogenen linken Arm sich ausnimmt wie
eine späte Terracotta der übelsten Art von Centorbi« wörtlich
unterschreibe, daß, sage ich, man nur diese Restauration anzu-
sehn braucht, um sich zu überzeugen, daß aus der Verbindung
der Statue mit einer der Hernien kein irgendwie auch nur er-
trägliches Ganze hervorgeht. Die Frage über das, was hier ein-
gezapft gewesen sein mag. kann an dieser Stelle nicht weiter
verfolgt werden, weil das tief in die Restaurationsfrage hinein-
führen würde, auf welche es hier nicht ankommt. Hier muß
die Thatsache genügen, daß hier irgend ein Gegenstand einge-
zapft gewesen ist, mit welchem der von den Händen der Göttin
berührte oder gehaltene wahrscheinlich im Zusammenhange
stand, um daran die Frage zu knüpfen, ob man es für unwahr-
scheinlich erklären kann, daß der Künstler, um diesen Gegen-
stand fest und sicher, ja um ihn überhaupt einzapfen zu können,
der einen Seite des Plinthos eine größere Dicke gab, als der
andern und daß er diese Erhebung zugleich als die Unterlage
für den linken Fuß seiner Göttin benutzte?
Derselbe gelehrte Freund, welcher mir den Einwand der
verschiedenen Höhe der beiden Plinthoshälften machte, fügte
noch hinzu: »ich kenne kein Beispiel einer so einseitig auf der
Basis angebrachten Inschrift, während die andere Hälfte leer
bliebe.« Dem kann ich allerdings nicht widersprechen, auch
ich kenne keine eben so angebrachte Künstlerinschrift und muß
schon Clarac. Nach dem Briefe von Brest an David (Comptes-rendus a.a.O.
p. 163) wären trois statues zusammen gefunden , 1. die Aphrodite, l'autre
represente le dieu Terme et la troiseme est un jeune enfant. Dieser letzte
Ausdruck scheint besonders ungenau, denn schon d'Urville (b. Aicard
a. a. 0. p. 175 spricht von une statue en marbre (die Aphrodite) aecom-
pagnee de deux hermes etc. u. sagt (p. 177. sq.) les deux hermes l'accom-
pagnaient dans sa niche, du reste ils n'ont rien de remarquable, leur hau-
leur est de trois pieds et demi. Und diese 2 Hermen kehren bei Matterer
wieder. Auf keinen Fall ist es erlaubt von nur einer Herme zu reden, wie
dies Wieseler, Denkm. d. a. Kunst II.3 S. 398 thut. Yergl. auch Göler v.
Ravensburg a. a. 0. S. 12.
36 Deutsche Litt. Zeitung 1880. S. 18.
112
abwarten, ob mir Inschriftkundigere auf diesem Punkte zu Hilfe
kommen können. Nichts desto weniger glaube ich nicht allein
darauf hinweisen zu dürfen, daß die Künstlerinschriften, na-
mentlich diejenigen aus spateren Perioden der Kunst, je nach
verschiedenen Umständen sehr verschiedene Stellen einnehmen,
sondern ich möchte hervorheben, daß, wenn einmal aus Grün-
den, auf welche ich im Vorstehenden hingewiesen habe, der
Plinthos der melischen Statue so gestallet war, wie ich glaube,
daß er es gewesen, auf ihm für die Künstlerinschrift sich gar
kein passenderer Platz finden ließ, als derjenige auf welchem
sie steht und auf welchem sie sieh am bequemsten in ihrer drei-
zeiligen Fassung eingraben ließ, für welche das schmalere Stück
nicht ausgereicht haben würde. Ja ich glaube hinzufügen zu
dürfen, daß, war der Plinthos so beschaffen, wie ich glaube,
daß er beschaffen war, eine in einer oder auch in zwei Zeilen
über den niedrigem und den höhern Theil derselben fort-
laufende Inschrift37) einen sehr unschönen, ich möchte sagen
untektonischen Eindruck gemacht haben würde. Ich fühle sehr
wohl, daß auf einen oberflächlich Lesenden diese meine letzten
hypothetischen Sätze den Eindruck eines circulus vitiosus
machen können, ich bestreite aber, daß ein solcher vorliege, da
ich ganz von der Inschriftfrage unabhängige Gründe dafür an-
gegeben habe, daß in derThat der Plinthos so gestaltet gewesen
ist, wie ich annehme.
Wenn nun dasjenige , was ich im Vorstehenden über die
ursprüngliche Zusammengehörigkeit des Plinthenfragmentes mit
der Stalue von Melos vorgetragen habe, nicht aller Beweiskraft
entbehrt, so folgt daraus, daß wir für die Frage nach der Ent-
stehungszeit der Statue an das palaeographische Zeugnis der
Künstlerinschrift gebunden sind und ich behaupte, daß wir an
diesem Zeugnis einen viel zuverlässigem, unbestreitbar aber
einen objectivern Führer besitzen, als an unserem Stilgefühl
oder an unseren Stilversleichunsen38) oder als an allen den son-
37) Etwa so:
ArHIANAPOS MHNIAOY ANTIOXEY2 AÜO MAIANAPOY
EnOIHSEN
38) Ein sehr wahres Wort in Beziehung hierauf spricht Clarae a. a. 0.
p. 48, nämlich : que nous sommes tres loin d'etre assez riches en statues
113
stigen Argumenten, welche man, nach Verwerfung des Inschrift-
zeugnisses vorgetragen hat, um die Statue als ein Werk späte-
stens des 4. Jahrhunderts zu erweisen. Ich behaupte damit das
srade Geeentheil von dem , was fast Alle , welche sich mit der
Aphrodite von Melos befaßt haben und die ich hier einzeln nicht
zu nennen brauche, in mehr oder weniger bestimmten Worten
behauptet haben, ja ich weiß, daß ich mit dieser Behauptung
in den Augen vieler, besonders jüngerer Gelehrter unserer in
ihrem Stilgefühl so wunderbar sichern Zeit eine große Ketzerei
ausspreche. Ich thus aber gleichwohl. Und da ich nicht minder
die Überzeugung sowohl von der Zugehörigkeit der Inschrift
zur Statue wie auch diejenige von unserer Gebundenheit an das
palaeographische Zeugnis dieser Inschrift bereits seit einem Men-
schenalter hege, so habe ich der melischen Statue danach ihren
Platz in der Kunstgeschichte angewiesen und eben dieses bin
ich im Begriffe in dem im Druck befindlichen letzten Halbbande
der 3. Aufläse meiner Geschichte der sriech. Plastik wiederum
zu thun. Da aber bisher die Ansicht dahin ging, die Inschrift
gehöre ihrem palaeographischen Charakter nach dem ersten
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an, so habe ich die
Statue in eben dieses letzte Jahrhundert vor Chr. Geb. ange-
setzt 39) .
Nun aber bezeugen mir zwei der vortrefflichsten Kenner
griechischer Palaeographie, Hr. Prof. C. Lipsius in Leipzig und
Hr. Prof. A. Kirchhoff in Berlin, an welche ich mich in dieser
Angelegenheit um ihr Votum wandte, übereinstimmend, daß die
Inschrift bis in das zweite vorchristliche Jahrhundert, ja viel-
antiques ou en monuments de ce genre , d'une authenticite reconnue tant
pour leurs epoques que pour leurs ecoles et encore moins pour leurs au-
teurs, pour pouvoir etablir des paralleles, et decider d'une maniere incon-
testable que tel ouvrage appartient ä teile epoque et encore bien moins ä
un tel maitre.
39) Vergl. m. Gesch. d. griech. Plastik IL* S. 390. Anm.50. a. E. »Was
die Zeitbestimmung durch die Inschrift anlangt sagt Wieseler a. a. 0. mit
vollem Recht, nach ihr werde man die Statue nicht früher, als etwa nach
dem Jahre 260 v. Chr., aller Wahrscheinlichkeit noch aber bedeutend spä-
ter, etwa im ersten Jahrhundert v.Chr. Geb. anzusetzen haben«. Die Worte
das. S. 317 im Texte: »wahrscheinlich gehört in diese Reihe kleinasiat.
Künstler der röm. Kastenzeit auch der Meister der hochberühmten Aphro-
ditenstatue von Melos« sind aus der I . Aufl. stehn geblieben , was freilich
nicht hätte geschehen sollen.
1881. 8
114 — -
leicht bis in dessen erste Hälfte hin auf da tirt werden
könne40). Daß sie es müsse ist damit nicht gesagt, dessen be-
darf es aber auch nicht, da die Möglichkeit vollkommen genügt
und die Wahrscheinlichkeit vielleicht klarer hervortreten würde,
wenn wir die Inschrift selbst zu Rathe ziehn könnten , anstatt
auf die Wiedergabe derselben durch einen nicht inschriftkun-
digen Maler (Debay) einzig und allein angewiesen zu sein.
Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert oder vollends in
dessen erster Hälfte entstanden rückt die Aphrodite von Melos
den pergamenischen Sculpluren aus der Zeit Eumenes' II., rückt
sie dem mit Recht bewunderten und bereits zu einem Lieblinge
des Publicums gewordenen »weiblichen Kopf« aus Pergamon41),
rückt sie dem von Benndorf42) aufs neue besprochenen Aphro-
ditekopfe von Tralles in Wien43) so nahe, daß ihre synchro-
nistische Datirung mit diesen Werken für Niemand mehr etwas
Anstößiges haben kann, der sich nicht in vorgefaßte Meinungen
über den Stilcharnkler der Statue verrannt hat. Der »weibliche
Kopf« von Pergamon ist freilich zunächst an sich ebenfalls nicht
datirt44), allein ich glaube behaupten zu dürfen, daß er trotz
40) Mein College Lipsius gab mir sei» Votum mündlich; Kirch-
hof! aber schrieb mir d. d. Berlin, 26.0ctober 1881 : »Ihrem Wunsche ent-
sprechend habe ich mir die auf die Venus v. Milo bezogene Künstlerin-
schrift in dem Glarac'schen Stiche näher angesehen und beantworte die ge-
stellte Frage dahin, daß meines Erachtens die Inschrift zwar allerdings in
das zweite vorchristliche Jahrhundert hinaufdatirt werden , eben sowohl
aber erheblich jünger sein und selbst der nachchristlichen Zeit angehören
kann. Über den Anfang des 2. Jahrb.. v. Chr. sie hinaufzurücken würde
ich für meine Person nicht wagen«.
4t) Abgeb. in Lützow's Zeitschr. für bild. Kunst 1880. zu S. 161 f.
Durch Abgüsse allgemein bekannt.
42) Archiiolog.-epigraph. Mittheilungenaus Österreich IV. (1880jS. 6611.
mit Tafel 1 u. 2. In Abgüssen verbreitet.
43) Abgeb. bereits in E. v. Sackens Die ant. Sculpturen des k. k Münz-
u. Antikencabinets Taf. XXX. 1 und das. S. 58 f. aesthetisch und auch kunst-
geschichtlich als ein Werk der späteren Kunstperiode richtig gewürdigt.
— Von dem Aphroditekopf im Palast Caetani in Rom Matz-Duhn, Antike
Bildwerke in Rom I. S. 210. Nr. 797) muß ich hier einstweilen schweigen
weil unsere Gypssammlung einen Abguß noch nicht besitzt und ich den
Kopf in den Abgüssen in Berlin und Dresden nicht hinlänglich genau habe
studiren können, um über sein kunstgeschichtliches Verhältnis zu demjeni-
gen der melischen Statue ein selbständiges Urteil fällen zu können.
44) Conze sagt bekanntlich über ihn im »Vorlauf. Bericht« S. 7 I. »Die
edle Einfachheit seiner Umrisse sticht gar sehr ab gegen die starke Beto-
115
aller Verschiedenheit der Mache und aller Zartheit seiner For-
menbehandlung den großen Gigantomachiereliefen von Perga-
mon stilistisch viel näher steht, als vielleicht Jeder auf den
ersten Blick zugeben wird. Man muß ihn nur nicht mit Gigan-
tenköpfen und auch nicht mit den wenigen erhaltenen männ-
lichen Götterköpfen vergleichen, sondern mit den Köpfen der
Göttinnen des großen Reliefs, unter denen ich neben demjenigen
der »Schlangentopfwerferin« ganz besonders auf einen nur in
der untern Hälfte erhaltenen weiblichen Kopf aufmerksam
machen möchte . welcher einer nicht einzuordnenden Figur an-
gehörig , in Berlin unter dem geflügelten Viergespann W. aus-
gelegt ist45). Nicht als ob ich diese Köpfe und den »weibl.Kopf«
ihrer Behandlung nach für identisch erklären wollte; aber aufs
innigste stilverwandt wird sie. glaube ich, Jeder finden, welcher
sich über die nolhwendige Verschiedenheit der Ausführung
großer decorativer Reliefe und eines Kopfes Rechenschaft giebt.
welcher einer Einzelfigur oder einer kleinern statuarischen
Gruppe augehört hat. Was aber den trallianischen Kopf und
sein Verhältnis zu demjenigen der melischen Statue anlangt, hat
Benndorf a. a. 0. als Ergebnis einer fein durchgeführten Ver-
gleichung beider überzeugend nachgewiesen , daß «von dem
vorauszusetzenden gemeinsamen Originale, das ich (Benndorf
nicht vor der Mitte des 4. Jahrhunderts entstanden denken
kann. das aber, erlaube ich mir beizufügen, auch wenn es
praxitelischer Kunst nahe stand, füglich noch etwas später und
erst gegen das Ende des i. Jahrhunderts angesetzt werden darf .
der schöne Kopf des untern Belvedere .... nach Art einer Copie
die treuere Vorstellung bewahrt halten wird, während die Venus
nung der Formendetails in anderen pergamenischenSculpturen. Es ist zuerst
in einem Berichte der Generalverwaltung der k. Museen (Jahrb. I. S. XVIII)
geäußert was fortwährend Anhänger findet, daß diese Verschiedenheit auf
einen erheblichen Zeitunterschied zurückzuführen sei; man möchte den
Kopf etwa dem 4. Jahrhundert v. Chr. zuweisen. »Ich glaube aber, daß
wir werden lernen müssen, auch ein solches Werk als erst um
200 gearbeitet anzuerkennen. Äußere Gründe sprechen , so-
viel ich sehe, eher dafür als dagegen; die Weichheit der Behandlung
der Fleischtheile, welche bis zur Verflüchtigung der Formen führt und der
auch die nur skizzenhafte Behandlung der Haare entspricht, wird, wie mir
scheint, bei weiteren Vergleichungen sich als einer der charakteristischen
Vorzüge grade einer solchen Spätzeit ergeben«.
45 Beschreibung der pergamenischen Bildwerke 3. Aufl. 1881. S.15f.
116
von Milo, an der es ohnehin zumal im Gewände nicht an Merk-
malen einer späteren Arbeit fehlt — schon die Tracht an sich,
das bloße Himation ohne Chiton liegt über die Frauensitte der
früheren Zeit hinaus — von einem Meister herrühren dürfte,
der seiner Wiederholung , mehr oder weniger bewußt umbil-
dend, die breitere Manier seiner Zeit und den Charakter einer
einheitlichen neuen Leistung gab«. An welche Zeit Benndorf
hierbei gedacht hat, das geht aus seinem ganzen Aufsatz und
daraus hervor, daß er unmittelbar auf den angeführten Satz
die Citation des »weiblichen Kopfes« von Pergamon folgen läßt,
als welcher der melischen Statue in der eigenthümlichen For-
menbehandlung in der That nahe zu stehn scheine.
Und somit schließe ich. Mag auch die erste Erfindung der
Composition, welche uns in der Aphrodite von Melos in einer
bereits stark umgewandelten Fortbildung und in Körperpropor-
tionen vorliegt, welche den Einfluß des lysippischen Gestalten-
kanons aufs deutlichste verrathen46), bis in das 4.. Jahrhundert,
meinetwegen bis gegen dessen Mitte hinaufreichen, das schöne
Werk des Alexandros oder Agesandros oder Tisan-
dros oder wie man den trefflichen Sohn des Meni-
des von Antiochia am Maeander sonst nennen will,
wird auch seinem Stile nach als ein Product der
Zeit gelten dürfen, in welche es die Pal aeographie
seiner Künstlerinschrift weist, etwa der Mitte des
zweiten vorchristlichen Jahrhunderts.
46) S. die von Göler v. Ravensburg a. a. 0. S. 193 f. mitgetheilten ge-
nauen Alaße und vergl. auch Kekule in der Deutschen Litt. Ztg. a. a. 0.
Zusatz zu S. 104 Anra. 25. Die von Güter v. Ravensburg behauptete
Verschiedenheit der Farbe des obern und des untern Stückes der Town-
ley'schen Venus im britischen Museum stellt Murray in einem Briefe d. d.
London 24. Novemb. in Abrede; von dieser Analogie zu dem, was Des
Cloiseaux von der melischen Statue behauptet, wird also abzusehen sein,
wodurch aber an der Sache selbst nichts geändert wird.
Herr Fleischer legte die achte Fortsetzung der Beiträge zur
arabischen Sprachkunde vor (s. dieseBerichte v.J. 1880, S. 89 flg.) .
De Saci/'s Gramm, ar. 2. Ausg., II, 127, Anm. I.Z. »Dans
> - - »
cet exemple, iyü** est pour ^äjU.« das vb. fin. perf. für das
parlic.perf. : »halte die. welche ungläubig sind, ja nicht für Ent-
ronnene«, d. h. für Leute, die der ihnen nacheilenden Strafe
entronnen seien. Bei Erklärung der andern Lesart mit -yy~^.
st. ^y^-^ und *^ii st. *4Jf, wodurch i^^f .^A^ zum Verbal-
subject, II j^ii! zum Yerbalobject und \jsu^ zu einer Zustands-
bestimmung von U ä^^jiAJ! wird, sagt allerdings Baidäwi selbst
^wJbL* ^couj ^.jua« , aber nur zu möglichst kurzer Darstellung
des syntaktischen Verhältnisses zwischen diesem virtuellen Zu-
stands-Accusativ und dem unmittelbar vorhergehenden Sub-
jects-Xominativ, keineswegs als Bezeichnung temporeller
Uebereinstimmung von ^äjL* mit \yuj+,. Denn ein indetermi-
nirtes Activparticip als solches, d. h. insofern es nicht für blei-
bende Beschaffenheiten und wesentliche Eigenschaften gebraucht
wird, entspricht stets den griechischen und lateinischen Par-
ticipien des Präs. und Imperf. oder des Fut. , nie denen der
Aoriste als historischer Zeiten und des Perf. und Plusquamperf. ;
^^aäjU- \*)j£ ^Aii cy+»^ ^ könnte daher nur bedeuten : halte
die Ungläubigen ja nicht für Leute die jenem Strafgerichte jetzt
entrinnen oder künftig entrinnen werden. De Sacy's Zweifel
an der ausnahmslosen Giltigkeit dieser Begel, II, S. 188 u. 189
Anm., wegen scheinbarer Unvereinbarkeit der Erzählung ver-
gangener Begebenheiten mit dem Gebrauche von Activparti-
cipien zur Darstellung jenen Begebenheiten gleichzeitiger, also
118
ebenfalls vergangener Zustände erledigt sich einfach durch die
a.a.O. von de Sacy selbst genannte iLwtoLJi JLsM XjI£*», d.h.
in Bezug auf die dort angeführten Falle : durch den Gebrauch
jener Zustandsbestimmungen als Participien nicht des Präsens,
— woran de Sacy dachte, — sondern des historischen Imper-
fectums. S. diese Berichte v. J. 1878, S. 66.
., - i
II, 128, 5. Statt xiA*=> UiS *^Uxi alH *.^j-j ist zu schreiben
&w.=> *~gJU^ 0\ »JUI f^gj-j s= f^t**! JoLi» *JUi j^jj ; denn nur
diese Auflösung des zweiten und dritten Objeetes des dreifach
5 (i ) , . öS
transitiven ^c.j in einen conjuncliven Objectivsatz mit *flUci
als logischem Subject und *i*<.3» als dessen Prädicat entspricht
formell dem zu Grunde liegenden einfachen Nominalsatze *^ucS
5&wj>, wogegen jene künstlichere Satzform, — d.h. scheinbarer
Sinnesabschluss mit l^JUd als zweitem und letztem Object und
Apposition eines Conjunctivsatzes mit Wiederaufnahme desselben
Begriffes in pronominaler Form als logisches Subject und Nach-
lieferung des Hauptbegrifl'es als Prädicat, — auf *.^JU.£i *JUi r&ß
l^S'JJ* zurückgeht. Ebenso ist Sitr^S nisn n» DW<38 fcTl?V,
a^> 'sj( jjln »lit^l^, Auflösung von nian nx DTl'bS *n»3
13113 , xä,*o> *j^ aJU! ^5^,5 , als jUx^i Jl\j , apposilionelle
Besonderung einer in dem Antecedens virtuell enthaltenen
Eigenschaft, Beschaffenheit öder Nebenbestimmung ; s. de Sacy.
II, S. 528 u.529.
II, 128, §229. 1) lieber das Verfehlte in der Wieder-
■-<J - SO
gäbe der beiden absoluten Infinitive b,xb und !.**« durch ven
frappant ou par un coüp« und »en marchant ou päf iine marche«
s. diese Berichte v.J. 1864, S.270u. 271, und v.J. 1880, S. 153
€•0-, 3 •• o , ,
Z. 6 flu. 2) lieber die Unzulässigkeit von u.ä utä und „a*w ,a«
s. die erstgenannte Stelle.
119
II. 129, §231. Zu der Lehre von der Behandlungsweise
des Passivs mittelbar transitiver Verba, durchweiche das durch
eine Präposition eingeführte Objeclivcomplement des Activs,
oder, wenn es deren mehrere hat, eines derselben, logisches
Subject wird, was .»^"^J^ ^L>! ^\ Joiä^ j>LlJ heißt, sind die
nöthigen Berichtigungen ebendaselbst S. 269 — 272 gegeben
worden. — Hat das Passiv ausser einem oder mehrern Präpo-
sitionalcomplementen einen absoluten Infinitiv oder ein n.vicis
bei sich , so treten gewöhnlich diese nächsten unmittelbaren
Objecte in die Subjectstelle ein, indem sie aus Accusativen
Nominative werden, wie in slXjs»!. i^?J ,MaJi j. £näj W a.a.O.
S. 271 Z. 3; aber auch in diesem Falle kann, wie in der von
3
Baidäwi zu Sur. 69 V. 13 angeführten andern Lesart &J6 \j>\
c,
öjo-tji &sSj jj-wiii j. j das Präpositionalcomplemenl oder eines
derselben zum logischen Subjecte erhoben werden, so dass dann
der Infinitiv oder das n.vicis ebenso wie beim Activ im Ob-
jectsaccusativ bleibt.
3-, . , - 3, » o£
II, 129, 3 u. 2 v. u. Weder *Jls noch ^j=> Uj ^s>\ gehört
hierher, — das erste nicht, weil ja sein sächliches Object un-
mittelbar im Accusativ, J^'i S. 130 Z.l aber dasselbe ebenso un-
mittelbar als Passivsubject im Nominativ zu sich nimmt oder als
Subjectpronomen in sich selbst trägt (s. a.a.O. S.269 Z. 19 flg.);
das zweite nicht, weil es sein persönliches Object gleichfalls
unmittelbar im Accusativ und nur das sächliche vermittelst der
Präposition ^j regiert , das diesem Activ entsprechende Passiv
aber, wie jedes andere Yerbum derselben Art, jenes un-
mittelbare Object als sein Subject in den Nominativ verwandelt,
das mittelbare Object aber in derselben äußern Form und
syntaktischen Stellung wie beim Accusativ lässt. Aber freilich
- - - , o i
ist dann auch , =_> Uj ,a3>^ S. 130 Z. I nicht wie Z. 7 u. 8:
»on rendit compte ou le compte fut rendu de ce qui etait ar-
rive«, sondern: on lui rendit compte oder le compte lui fut
rendu u. s.w., wörtlich: ü fut averti de ce qui etait arrive.
120
Denn das bloße »on rendit comptea u.s.vv. setzt als entsprechen-
o £
den Activsatz jcy>- Uj -^>i ohne unmittelbares persön-
liches Object voraus: ü rendit compte de ce qui etait arrive,
worauf dann das allein stehende sächliche Object als virtueller
Accusativ beim Uebergange in die passive Satzform virtuelles
Subject wird. Richtig erkannt und ausgedrückt ist dieses Ver-
hältniss zwischen »aJUäj -a\ il donna ordre de le tuer« S. 129
Z.4 v.u. und »&Jl;&jy>i on donna Vordre ou Vordre fut donne
de le tuer« S. 130 Z. 6 u. 7, wogegen dasselbe aJb&j _*J mit
Beziehung des Passivs auf ein persönliches Subject bedeutet
on lui donna Vordre oder Vordre lui fut donne de le tuer,
o , >--£
entsprechend einem activen adxäj syil il lui donna Vordre de
le tuer.
II, 129, Anm. (1) »Ingredienda ratio« eignet sich insofern
nicht wohl zur Vergleichung , als ingredi ganz gewöhnlich un-
mittelbar transitiv ist. Auch »urbs habitatur«, Passiv von urbem
habitat, liegt noch innerhalb des gewöhnlichen Sprachgebrauchs,
im Gegensatze zu dem mehr rhetorisch -poetischen »campus
curritur« und »mare navigatur«.
II, 131 , 5 v. u. »celui qui le suit fdans Vordre de la parente) «
sehr, son curateur oder son charge dJ affaires, nach Baidäwi, I, S. ff t
Z. 9 u.10.
II, 134, 3 »jour« sehr. mois.
II, 136, 3 flg. Diese »Besonderung« des ersten Theiles
einer Genetivanziehung durch den indeterminirten zweiten be-
greift zwei verschiedene Fälle unter sich. Das Besonderte bleibt
nämlich innerhalb des durch die Genetivanziehung gegebenen
Verhältnisses entweder unter zwei oder mehr Gleichartigen in-
dividuell unbestimmt, öderes ist in seiner Art einzig; im ersten
Falle ist es ungeachtet der in jenem Verhältnisse liegenden »Be-
sonderung« begrifflich indeterminirt, im zweiten hingegen de-
terminirt. So ist, um bei de Sacy's erstem Paradigma stehen
zu bleiben, *L^- äiy>J »une f'emme dyun barbier« = *L^»ly«t,
wenn der Barbier zwei oder mehr Weiber hat, dagegen la
— - 121
f'emme d'tm barbier = *l^ ,jul äL^i , wenn er bloß diese
eine hat. Dasselbe gilt, mit den nöthigen Modifikationen, auch
vom Dual und Plural : -Lsr- L>Lol zwei Weiber oder d/e zwei
Weiber u. s.w. , *L^ iL*ö Weiber oder die Weiber u.s.w.
II, 136, Anm. (1) Z.5— 7 statt ^j', ,i^j, *^% und ^^uia^i.
sehr, jjö* , „ivkaj , j.^U^ und vjaAa>l5 .
II, 136 — 138, Anm. (2). Durch die Aufsätze über das
Verhältniss und die Construction der Sach- und Stoffwörter und
über einige Arten der Nominalapposition im Arabischen, Bd.YIII
dieser Berichte v. J. 1856, S. 1 flg., und Bd. XIV v. J. 1862,
S. 10 flg., ist die damals noch schwebende syntaktische Streit-
frage erledigt worden. Später aber habe ich entdeckt, dass
schon lange vorher unser Friedrich Riickert mit seinem feinen
Sprachgefühle dasBichtige nahezu getroffen hat. In seiner Anzeige
der ersten vier Bände von Habicht's Tausend und Einer Nacht,
Erg.-Bl. zur fHallischen) Allgem. Literalurzeitung , Nr. 56 v.J.
1829, Sp. 442 sagt er: »Wo ein Nomen, vor einem andern im
Genitiv, den Artikel hat, können beide meist als imAppositiv-
Verhältniss stehend betrachtet werden. So Bd. 2 ,jaüil\
_L>Jf, der Korb (mit) Glaswaaren S. 288. »sU-wJt for.bäJi , das
Stück Fisch S. 318. *^*»*JS J^ol^t ii)JlJ', diese Vorräthe (von)
Sesam S. 163. Vgl. S. 156, Z. 3. S. 65, Z. 12. S. 71—72.«
II, 137, § 244. lXj: u.Lö ist, wie jede Verbindung des
Activparticips eines unmittelbar transitiven Zeitwortes mit dem
determinirten Genetiv seines Objects , je nach Anwendung des
Particips, determinirt oder indeterminirt : 1) determinirt,
wenn a) das Particip als an und für sich zeitloses, d. h. keine
Zeitbestimmung in sich tragendes concretes Verbalsubstantiv
gebraucht ist: <Aj: V;^ der Schläger Zeid's , d. h. das den
O 5
Zeid schlagende Wesen oder Ding , ^2)^i3j5 c^cL der Be-
weggrund zum Lachen , b) wenn dasselbe als adjeetivisches
oder substantivisches Verbalnomen der Vergangenheit steht :
122
Ju: u,Lü iAajiÜ der Sklave welcher Zeid schlug , geschlagen
hat oder hatte, wU&! <_o£ der Schreiber des Briefes, d. h.
der Mensch welcher den Brief schrieb, geschrieben hat oder hatte.
2) in d et er in in i rt, wenn das Participium eine in der Ver-
gangenheit, Gegenwart oder Zukunft als vorübergehend zu
denkende Handlung ausdrückt, wie in den hier und S. 183
Z. 7 — 10 angeführten Beispielen. Ob eine derartige Genetiv-
auziehung in diesem oder in jenem Sinne gebraucht ist, muss
der Zusammenhang lehren. So zeigt die Beziehung auf den
jüngsten Tag in \*s i_o. 'bJ *j.aJ ^wUil ^xL> (AiS Uj, , Sur. 3
V. 7, dass «c/>L> eine künftige Handlung Gottes ausdrückt,
welche der Natur der Sache nach als zeitlich vorübergehend zu
denken ist, die Genetivanziehung mithin als uneigentlich und
indeterminirt die Verbalrection ^Ui^ **L> oder ^UJU vertritt :
»Du bist einer der die Menschen — versammeln wird«,
nicht: »der welcher«, was ^UJI jc*L>S oder ohne uneigent-
C
1« >
liehe Genetivanziehung L^lJj^ *.<L>I oder Ly,UJU heissen müsste.
In anderem Zusammenhange aber könnte derselbe Ausdruck als
eigentliche und determinirte Genetivanziehung ebensogut den
Sinn haben: derVersammler oder Vereiniger der Menschen, oder
der welcher die Menschen versammelt oder vereinigt hat.
II, 137, Anm. Z.3 »^.«LäJU Plural des vom aram. ^cjcld
griech. KOQiiog, herkommenden gemeinarab. Kx.ä oder des
w O
gleichbedeutenden iw>.«5, Klotz, Block; s. Cuche, Dict. arabe-
francais S. öPa, und Dozy, Supplement, II, 337a, wo Z. 2
,<«Sjä zu lesen ist. Ueber die spätere Colleclivform ^Lxi für
oSU's s. Bd. XX dieser Berichte v,J. 1868, S. 287. — Z. 5 u. 6
» LyA*J! u**Ä#j^ — du jeudi des leritilles [le jeudi saint] «
lA^xJi (j*«u.i> ■? Bocthor : »Jeudi saint, jeudi de la semaine
123
sainte, J^ytil ^^^ix« und Laue. Manners and Custorns 1. Ausg.)
II, S. 325: »the Thursday next before Easter, or MaundyThurs-
day, Khamees el Ahd.u — Z. 8 »Lr>.lj« sehr. jj***b. — Z. 9 ist
>)) ? )
entweder, mit Beibehaltung von *£ijX als Infinitiv, _.**^^ jl*«'
als dessen Object zu lesen, so dass ^Jj±3-\ _3..»*oL Prädieat
ist, oder natürlicher *~^^j als Subject und ^^» JL*J! als
Prädieat davon : dass ihre Reitthiere Maulesel und Esel mit
Holzsätteln sein sollten. — Z. 15 » ,£;«£» « sehr. ^äJ!j".
II, 139, 15 »cfc-Ä« sinngemäß, aber unmetrisch. Dem
, O)
Sinne wie dem Versmaße würde w*£y* entsprechen.
II. 139, 3 — 1 v.u. Der Grund des Unterschieds zwischen
Jo; bjLaM, Jut^jj.UaJi u.s.w. einerseits und dem nur von Al-
Farrä gebilligten Ju-, >_j,La^JI andererseits liegt nach Mufassal
S.i*v Z.17u.l8, Ibn Jacis S. P.1 Z. 12 — 14, darin, dass man
durch Aj-, u.Laii statt *Aj-, ^—j.LsJS keine Svlbenverkürzung
gewinnt wie durch iAj-, b.Lsaii u.s.w. statt !Aj; ^bjLiJi u.s.w.
An die Stelle dieses äußern Nützlichkeitsgrundes möchte ich,
wie schon im 14. Bande dieser Berichte v. J. 1862, S. 45, Sonder-
abdruck S. 37, einen innern Sa che rund setzen, der zugleich
/ O 7 TD
erklärt, warum man an dem ebenfalls keine Sylbenverkürzung
bietenden <A*«jI ^.UaJI nicht denselben Anstoß nahm wie an
u\.a£. uj.LaJi . Die nach Abstreifung des n der determinirten
Duale und Plurale an das Ende kommenden Vocale ä, ai, ü und i
zogen, einen Auschluss suchend, den artikellosen Substantiv-
O 7 7
geneliv so stark an, dass er wie ein Pronominalsuffix gewisser-
maßen mit ihnen verschmolz: der ebenso determinirte Singular
hingegen, in seiner formalen Abgeschlossenheil einer Ergänzung
nicht bedürftig, verlangte zur Bildung einer uneigenllichen An-
124
nexion gerade das Gegeiltheil jener Verschmelzung : die formale
Gleichstellung des Genetivs mit ihm selbst durch den Artikel.
II, 140 u. 141. Die in den §§ 247 und 248 behandelten
Genetivsätze sind ein syntaktisches Seitenstück zu den Accu-
sativsätzen in den §§ 233 und 234 S. 131 u. 132.
II, 141, 13 »elles doivent s'expliquer par des ellipses.«
Durch Wiederherstellung willkürlich angenommener Auslas-
sungen lässt sich wohl die allgemeine Bedeutung dieser Wort-
fügungen, aber nicht ihr besonderes Bildungsprincip und eigent-
liches Wesen erklären. Unter den hier angeführten Fällen,
in welchen allen die Genetivunterordnung die Stelle der Bei-
ordnung-vertritt, sind zuvörderst zwei Hauptarten zu unter-
scheiden : I. Die Genetivanziehung eines Substantivs durch ein
anderes. II. Die Genetivanziehung eines Adjectivs durch ein
Substantiv.
I. hat zwei Unterarten: 1) Die Anziehung eines Be-
griffswortes durch ein ihm begrifflich übergeordnetes anderes,
ij&\J>\ <l\ JjiJI üsUsl , wie (j^-c*.^ pjj und jUl+c /ö-^ (nicht
iU*c Jl&,7 wie S. 141 Z. 17 und S. 142 Z. 2) ; s. Bd. XIV
dieser.Berichte v.J. 1862, S. 22. Sonderabdruck S. 14, Z. 2; und
Bd. VIII v. J. 1 856, S. 9 u. 1 0. 2) Die Anziehung eines Beinamens
durch einen Eigennamen, w*äJUf J.I +*S$\ KäLof, wie ^J A**«;
*■ £ - ~ £ SS -
s. Muf. S.1 Z. 1 u.2, Ibn Ja'is S. rA Z. 1 flg., Bd. XIV d. B.
v. J. 1862, S. 26 u. 27, Sonderabdruck S. 18 u. 19. Ein ge-
meinschaftlicher Name für beide Unterarten ist ui^LJf «Ltoi
*3j>L* vi.!; so ist zu schreiben st. w^i^a £} ov>LJ* xsltol hier,
Anm. (2), und st. **>Co &\ wjv>LJt SüLöi , I, 416, Anm. (1). Diese
schon zu der letztern Stelle, Bd. XXVI d. B. v. J. 1874, S. 113,
... h
gegebene Berichtigung bedarf noch einer Erklärung. XSjf./
und ooi-j' bedeuten nicht, wie c/e Sac?/ den Begriff des ^Jo^
äußerlich formell fasste, Aufeinanderfolge von zwei oder
mehr denselben Gegenstand bezeichnenden Wörtern , sondern
125
Sinn Verwandtschaft, Synonymie; s. Flügels Kitäb al-
ta'rifät S. PI. unter <Jö\jl*j\ und S. ITI unter ö^y*# (sehr.
dort ^U-J., st. bjUjJ _jl), M.al-M. S. wib Z. 1 — 6, Lane unter
ufii. . JjIj und v»iJ>!.^ , wonach die Uebersetzung in Anm. (2)
zu berichtigen ist. Zwei Synonyme nun im engern und eigent-
lichen Sinne, von demselben Begriffsumfange, können einander
überhaupt nicht im Genetiv anziehen ; y£*jJ <A*«i , vi^JUi lX*»! ,
lX*J o.*j , Ju«^l c**j kann man nicht denken und daher auch
nicht sagen. Die ein solchesYerhältniss möglich machende iüo!^
besteht daher nur darin, dass der erste Theil der Genetiv-
anziehung, als in irgend einer Beziehung dem zweiten begrifflich
übergeordnet, diesen im Allgemeinen, wo keine specielle oder
individuelle Bezeichnung nöthig ist, vertreten kann, aber nicht
umgekehrt der zweite den ersten. So kann, um bei den obigen
Beispielen zu bleiben , *^-J! für ^j^+^A , / <p-w für &eUje , ^Xjou*
für einen Menschen dieses Namens mit dem Beinamen -.S, aber
nicht (J«wVK>i für *^Ji , &sUc für /ässP, ;y für lXax^ gesagt
werden. Während also von zwei eigentlichen Synonymen kraft
ihres vollkommenen begrifflichen Wechselverhältnisses jedes
das andere ebenso vertreten wie von ihm vertreten werden
kann, lässt sich in den obigen Fällen nur der erste Theil der
Genetivanziehung als ljl>La des zweiten und dieser als Li^L*
des ersten denken.
II. Die Genetivanziehung eines Adjectivs durch ein Sub-
stantiv, aü&o ^Ji \J>yay^\ äsLi?f , wie j^i «^ , ~>^>\ «^o. ,
^Jj^i bjjbo, ^.^rid^, im Hebr. nWMJQ tÜtD (s. Bd. XIV
d.B. v. J. 1862, S. 21, Sonderabdruck S. 13, Z. 10 flg.), ist,
an und für sich betrachtet, eine unlogische Ausdehnung der
freiem Unterordnung von Wesensbegriffen unter ihresgleichen
auf concrete Eigenschafts- und Beschaffenheitsbegriffe, deren
natürliches Verhältniss zu jenen das der Beiordnung ist.
126
Daher auch das Bestreben der basrischen Grammatiker, durch
Wiederherstellung augeblicher Auslassungen die so gebrauchten
Adjective in begrifflich correcte Substantive zu verwandeln ;
s. S. 4 42 Z. 1—3, Muf. S. f\ 1. Z. u. fr Z. 1 — 4, Ibn Jacis
S. H*1 Z. 4 flg. Im Allarabischen ist übrigens diese Ausdrucks-
weise durch den Sprachgebrauch auf bestimmte Fälle beschränkt;
später greift sie weiter um sich und wird endlich von der Ge-
meinsprache als bequeme Abkürzung neben der regelmäßigen,
hier und da sogar vorzugsweise, gebraucht; s. Spitta-Bey,
Gramm, d. arab. Vulgärdialectes v. Aegypten, S. 259 u. 260.
Auch sie heißt wota . Ji ^_jJ>U*iS xilAa\ , insofern das Sub-
stantiv als Sinnverwandter seines auf denselben Gegenstand be-
züglichen Adjectivs, ja beide in gewisser Hinsicht als Wechsel-
begriffe betrachtet und behandelt werden können; wie Ibn Jacis
S. m Z. 4— 6 sagt: »Das qualificirende Beiwort und das qua-
lificirte Hauptwort sind Einunddasselbe, weil beide ein und
denselben Gegenstand bezeichnen. Wenn man sagt: J,j-L>
' c'
Js.5l.AJi iAj; , so ist Js.5L*Ji Zeid und Zeid ist JJäLuJU. Während
aber die Genetivanziehung eines Substantivs statt der Bei-
ordnung in den durch den Sprachgebrauch bestimmten Fällen
)0.
auch bei der Indetermination stattfindet, wie ^^^i» *jj , ein
Donnerstag, ist die eines indeterminirten Adjectivs un-
möglich; hier also heißt es stets im ursprünglichen Bei-
Ordnungsverhältnisse y>! ,<*j; , ,J»i äjlo . i UUs- üXäj , nie
, ,J^i ä^.Lo , slä*> üJIäj
II, 142, 19 — 21. Diese durch Versehen hierher gerathene
Stelle gehört als Beispiel zu § 248 S. 140 u. 144.
II, 143, vorl. Z. »parce que cela ne pouvoit donner lieu
ä aucun malentendu« vielmehr weil das Schicksal beider ein
und dasselbe war und sie beide an einem und demselben Orte
ermordet wurden.
II, 144, 11 u. Anm. (88) »Üb« sehr. Lxir. — 13 »210«
sehr. 264.
II, 144, §252 wiederholt nur ausführlicher den Inhalt
von § 247 S. 140.
127
II, lii. Anm. (2). »Les grammairiens arabes ne regärdent
point X^et Üb comme des duels« gilt nur von den basrischen
Grammatikern : die kufischen sehen diese beiden Wörter aller-
dings für Duale an: s. Kosut. Fünf Streitfragen der Basrenser
und Ku fenser, S. 19, 1. Sül***.
II, 115. 5 »jJ»U schr.jJjL Da, wo die drei Halbconso-
nanten bloß vocalische Dehnungszeichen sind, kommt ihnen das
consonantische Ruhezeichen nicht zu. noch weniger aber dem »
als bloßer Lesemutter zur Sicherung der Aussprache des Hamza
mit kurzem u:_yJjJ JJ statt der ursprünglichen Schreibart ^Ji,
J\ ; s. das I . Stück dieser Beiträge v. .1. 1863. S. 117, Z. 15 flg.
II, 145, 5. Die Abstracta »ressemblance« und »exception«
geben nicht die wirkliche Bedeutung von Jd* und ^y»'-, wie
ihre Synonyme s*X^ und _*£ , werden diese Wörter, sowohl
substantivisch als adjectivisch , nur in concretem Sinne ge-
o
braucht. Beispiele von AJU als Substantiv auch im Dual und
Plural (JüSf) s. Bd. XIV d.H.. S. 63, Sonderabzug S. 55. Der
Lehrsatz Stbawaihi's und seiner Schule, ^?y~ oder ^g^w sei
von Haus aus eine stets im Accusativ stehende Partikel (Prä-
position wie ^aJ] und komme als virtuell alle Casus durch-
laufendes Nomen nur in einzelnen vom Verszwange bewirkten
Ausnahmefällen vor Muf. S. fc LZ.), stützt sich auf Stellen.
in denen es allerdings in der ersten Weise gebraucht ist (Ihn
Jacis S. Plv Z. 3 — 7 . aber für die Ursprünglichkeit innerer
Erstarrung beweisen sie nichts , um so weniger da das gleich-
bedeutende seltnere s.]^ ganz wie ^i auch äußerlich vollständig
abgewandelt wird und ^sy* mit Genetivanziehung in der Be-
deutung von -*£, .*£, _*£ auch in der Prosa ganz gewöhnlich
ist. Mit Becht lehrt die kufische Schule, ^j,y~ sei bald Nomen,
128
bald Partikel (s. Kosut, Fünf Streitfragen ; S. 16, H xlLwwo),
ebenso Ibn Mälik in der Alfijah , ed. Dieterici, S. tll u. llv,
V. m u. HV, und nach ihm de Sacy , II, § 715. Vgl. Hariri,
1 . Ausg. , S. fA Z. 3, mit dem Commentar Z. 4 — 6, und
Wright's arab. Gramm., 2. Ausg., II, S. 227 u. 228.
II, 145, 14 u. 15 »chacun (de ces astres) court dans une
sphere particiäiere« stellt den allgemeinen Sinn der Koranworte
Sur. 36 V. 40 richtig dar, aber ohne Berücksichtigung des auf-
3 , Ci -
fallenden Plurals ^y>-w*o, welcher grammatisch die Auflösung
des Subjectes J»==> in +$S statt in » LgJ.5 « verlangt. Dieses
persönliche Pluralpronomen beziehen die Ausleger auf y^^ccJl
,02
.Us^L, , »die« aus den Textworten herausgedeuteten »Sonnen
und Monde«, d. h. die Sonne und den Mond in ihren verschie-
denen Phasen ; oder auf die gesammten Planeten , deren Vor-
stellung durch Nennung der zwei für die Erde wichtigsten von
ihnen hervorgerufen werde.
II, 145, 22 »Descendez, et soyez ennemis les uns des autres«
mit Wiederherstellung des syntaktischen Verhältnisses der Text-
worte : Descendez, etant ennemis les uns des autres ovreg
ex&Qol aXXijliov).
II, 145 u.146, § 254. Diese Regel ist auf die in Muf. S. Pa.
Z. 6— 10, Ibn Jacis S. Hf Z. 11 flg., angegebene Begriffsklasse
zu beschränken. Zu den dort und in Wright's arab. Gramm.
II, S. 245 Z. 1 — 5 genannten \YTörtern dieser Art gehören auch
w\s>i durchaus, — wie ^»Ai-S irgend einer von ihnen, Ui^iA:>5
irgend eine von ihnen beiden, — und *^> wenn es wie \jaxi
gebraucht wird, z.B. Sörensen's Mevakif, S. 3 Z. 7 sti> ein
Theil von ihm, Comm. \jL:>I j&x+ ^ ; Z. 7 u. 8 *o;> Jjü für
jeden Theil von ihm , Comm. *jL>I ^a %j>- Jjü ; Makkari,
I, S. Iav Z. 13 .Lai>5l ij=>, ein Theil der Medinenser; ebenso
die besoidern Theilwörter, wie ^ite ein Drittel davon,
•nuiii zwei Drittel davon , st. «d&Läl ^ *^ü , *3ju1 q* o^* "
129
J £ „ ?
Dahingegen werden ^J> , jj^5 , J>.s=> , ^b und Üb, Non denen
die drei ersten nach dem Wortlaute dieses Paragraphen zu
derselben Classe zu rechnen wären, durch die Anziehung eines
determinirten Genetivs selbst determinirt, ^1, iüi nur als
Conjunctivnomen, gleichbedeutend mit dem substantivisch ge-
brauchten ^ÄJi , ^c-L — Die in Muf. S. f*A Z. 9 u. 10. lbn
.lacis S. Hl* Z. 3 — 11 erwähnte Ausnahme von jener Regel
läuft darauf hinaus, dass durch Beschränkung einer Gleichheit
oder Aehnlichkeit und des Gegentheils auf Zwei das Zweite
logisch nothwendig determinirt wird, z. B. iUix: J*>J! oder
idJ^^Aw, der dir ähnliche Mann, d.h. der einzige dir ähnliche,
oder derjenige unter den dir ähnlichen Männern, welcher mir
und dir bewusst oder von dem eben die Rede ist ; yi^&sUJl .*i
o o - -
^^Jlc, die vom Zorne nicht Betroffenen, als contradictorischer
Gegensatz zu ^iAs. *-jj.*zx+}\ , die vom Zorne Betroffenen, mit
Ausschluss Dritter. Spätere setzen in solchen Fällen, wie bei
der uneigentlichen Annexion, den Artikel doppelt, sowohl vor
^k£ als vor dem davon angezogenen Genetiv; Andere, noch
weniger correct. bloß vor _*£, — nach der ersten Weise z.B.
,JO,>3- ,3,C/£ , . )(l.
xL^S^oL^ XUsLftil Jl*s^, nach der zweiten: iJOtolä .*«;!, . Vgl.
damit die ganz entsprechende zwiefache Determinationsweise
der Zahlwörter, Bd. XIV d. B. v. 1862, S. 43 — 48, Sonder-
abdruck S. 35 — 40.
II, 146, 2 »dupes de mon inconstance« nach der Erklärung
bei lbn Jacis S. HP l.Z. dupes d'une vie conti» ument agreable,
ne se doutant d'aucun revers.
II, 146, 7 »nourrices« überhaupt (femmes) allaitant des
enfants.
II, 146, 20 »JJii« sehr. ^JJ. — Gegen di 'Z. 20 — 22
wiederholten Angaben über Temporalbedeutungen von j>\ und \c>\
1881. 9
— 130
s. im Allgemeinen Bd. XVI v. J. 1864, S. 290—292, in be-
sonderer Beziehung auf jl Bd. XXX v. J. 1878, S. 75 — 77. —
22 y>en quelque Heu quea setzt an die Stelle des allgemeinen
oü, lä oü , die conditionelle und verallgemeinernde Bedeutung
von ^^s> , die nur da stattfindet, wo es als Vertreter des spe-
ciellen Ui^> das Perfectum oder das Jussivimperfectum regiert
und auf die Temporalbedeutung des erstem den bekannten con-
- ,£ } o -
versiven Einfluss ausübt; wie S. 147 Z. 2 u. 3 : Ja! &-*p>
o^."ii qLLIavJI »Par-toui oü se tiendra le sultan, je vpüy tiendrai.«
Auf die Gegenwart bezogen, würden dieselben Worte bedeuten:
Partout oü se tient le sultan, je iriy tiens ; auf die Vergangen-
heit bezogen: Partout oü se lenait le sultan, je rn'y tenais; hin-
gegen ohne Hineinlegung der Conditionalkraft in^-o*, durchaus
nur: Lä oü s'est tenu (se tint) le sultan, je wüy suis tenu (je
Jö-
rn'?/ uns). Andere Beispiele dieses einfach conjunctiven ^i^>
mit Perfect-oderlmperfect-Indicativ s. beiLane S.683 Sp.2 u.3.
> G -
Undenkbar aber ist ein conditionell-verallgemeinerndes <£*-*:>
vor einem Nominalsatze , der in seiner Starrheit eine in Gegen-
wart, Vergangenheit oder Zukunft positiv gegebene Situation
ö , - o£ > o , ? o - -
darstellt. Der Satz (j-JLs- c>ot ^^p- o~Jl> S. 146 LZ. kann
daher nicht bedeuten: »Je rri'assierai par-tout oü tu seras assis«,
sondern nur: Je me suis assis (je nt* assis) lä oü tu es assis
(actuellementj oder: Je m' assis lä oü tu etais assis (alors),
in beiden Fällen möglicherweise auch mit Beziehung des in-
determinirten Particips auf die Zukunft: lä oü tu seras assis.
II, 147, 4 — 6. Ueber die scheinbaren Nominalsätze
nach \S\ s. Bd. XXX v. J. 1878, S. 73— 75.
= .co-
li, 147, 7 — 9. Ueber Zusammensetzungen wie Aaxjj,
JuLo u.s.w. s. I, 521, § 1143, und dazu Bd. XVd.B. v.J.
1863, S. 130 u. 131; gegen die Darstellung ihrer Entstehung
und Bedeutung bei den einheimischen Grammatikern durch
Annahme einer »Ellipse« s. Bd. XXVI v.J. 1874, S. 110 Z.1 flg.
131
zu I, 412, 1 — 4. In Beziehung auf die Worte Bd. XV, S. 131
Z. 3 u. 4 : »Alle diese Wörter haben, wie 3\ selbst, keinen No-
minaliv iXiJ^p- u. s.w. «sei nachträglich bemerkt, dass Al-Mu-
barrad im Kämil, ed. Wright . S. \.ö Z. 17 wirklich einen Nomi-
nativ lAx^jj gebraucht.
. >\~ . tr. ,0>1rC
II, 147, 12 »LxUT^oi« d.h. /^T^y^^, was auch
der Sinn von de Sacifs au dessous de la ceiniure«. ist. Lane
S. 683 Sp. 3 hat die leichtere Lesart JJ3 c^ »beneath the
kidneys«.
II, 148, 11 » JüüJ q! c^sjj^ gehört als Beispiel nicht hier-
her, wo von der unmittelbaren Anziehung des vb. fin.
durch ein Zeitnomen die Bede ist, wie wenn es, was ebenso
möglich ist, Jüüwi ^i*, hieße; sondern zu § 248 S. 140, wo die-
selbe Anziehung durch eine Conjunction vermittelt wird,
welche mit dem vb. fin. zusammengenommen die gewöhnliche
Auflösung des Infinitivs darstellt : = ».ÜSüJ oö5 .
II. 148, 14 »An jour oü ils ont paru« nach der irrigen
Meinung Z.18 — 21, ein Nominalsatz in solcher Verbindung habe
»un sens passe«, wogegen zum Ausdrucke eines »sens futur«
in der nämlichen Verbindung ein Verbalsatz noth wendig sei.
Im Gegentheil kann das indeterminirte Activparticip .-j»;^
nach II, 188, §313 keine absolute Vergangen heit, son-
dern immer nur, je nach der Zeitsphäre, welcher der betreffende
Satz angehört, einen gegenwärtigen oder künftigen
oder vergangenen Zustand, d. h. im letzten Falle ein
historisches Imperfeclum, darstellen; also: Au jour
oü ils paraissent oder paraitront oder paraissaient. In der Koran-
stelle aber, welcher die Worte entnommen sind, Sur. 40 V. 16.
beziehen sie sich auf den jüngsten Tag, demnach bedeutet q»;;Li
hier ils paraitront , wogegen nach der geschichtlichen Stellung
des bekannten Al-Hag-gÄg das t>Au temps oü Haddjadj etoit
9*
132
. V.C - ,,
goiivernewr<i , als Uebersetzung von y*] „L^i .-.*• richtig ist.
An und für sich freilich können dieselben Worte auch bedeuten
Au temps oü Haddjadj est oder sera gouverneur.
t> -
II, 149, §258. Wie hier ^j und die sinnverwandten
Wörter vor einem von ihnen virtuell im Genetiv regierten vb.
fin., so können dieselben auch in der Zusammensetzung mit
einem von ihnen angezogenen 3i zur Unabwandelbarkeil er-
starren und gehen dann stets auf a aus, wie z. B. Näfic Sur. 11
V. 69 und Sur. 70 V. 11 Äa.*jj ^5;-==- ^ und <Aa/«jj uj^Ac ^
t j: G^
liest, statt des l\^j der übrigen kanonischen Leser; s. Bd. XV
d.B. v. J. 1863, S. 131.
II, 149, Anm. (1) Z. 9 » ^yc\ .,! « mit Wegfall des zweiten
Hamza und Zurückwerfung des Fathah auf das ► auszusprechen
.,! , wie de Sacy selbst in seiner »Alfiyya« S. 97 1. Z. nach-
• J
Iräglich im Commentar bemerkt. Wenn man aber Verse über-
haupt mitVocal- und andern Aussprachezeichen versieht, sind
dergleichen durch das Versmaß erzwungene Abweichungen von
der Regel dem Auge des Lesers im Texte selbst darzustellen,
wie in der entsprechenden Stelle von Dieterici's Ausgabe S. 111
Z.7. Ebenso verfährt z.B. Nasif al-Jäzigi in seinem Naral-kira.
indem er die darin, wie in allen solchen mühsam in Verse ge-
brachten Lehrbüchern, mehr als anderswo gehäuften Unregel-
mäßigkeiten in Form und Aussprache der Wörter überall durch
die Schrift ausdrückt.
II, 149, Anm. Z. 3 v. u. »iP^i« sehr. LP,^.
II, 150, Anm. Z. 2 v. u. »«_^>« sehr, sj^s» J, oder, wie
in meiner Ausgabe, II, S. Paö Z. 4, LPjaä» j. Möglich ist Beides,
gewöhnlicher aber das Letzlere, nach Bd. XXII d.B. v.J. 1870,
S. 270 Z. 6 v. u. Auch haben unter den von mir benutzten
Handschriften nur zwei, eine Pariser und eine Dresdener,
*i*£s- J. , die übrigen, wie auch zwei Handschriften von Abu1!-
133
su'üd's Korancommenlar, UPiacs-J,. Der Sinn: »Andere meinen,
JJU gehe auf ein unabwandelbares ä aus, weil es im Annexions-
verhältnisse zu einem ebenfalls unabwandelbaren Worte stehe,
nämlich zu Lo, wenn dieses hier die Bedeutung von Kö£ habe
[so dass ..jjila^o' *XjI zu diesem unbestimmten »etwas« er-
klärende Apposition wäre] ; zu .J aber mit dem in seinem
Rectionsbereiche Stehenden [d. h. mit q^jäLäj *5] , wenn
jenes [Lo] als pleonastisches Füllwort [außerhalb der eine be-
stimmte logisch-grammatische Stellung; einnehmenden Satztheile
CO TD J
gefasst werde [so dass ^yihJJ *£i! als virtuell im Genetiv
— o
stehend unmittelbar von JJl» angezogen wäre] ; virtuell aber
' 3,
stehe es [J-i/s] im Nominativ als Beiwort zu (<p--»
II, 151, 8 »d&vorant« sehr, vaincant. — Ebenso wie in
diesem Verse regiert J^ä ein virtuell im Genetiv stehendes In-
dicativ-Imperfectum bei Mutanabbi, ed. Dieterici . S. PfA V. IT:
»Und (ihre Seelen sind) Seelen, die, wenn sie zu einem Kampfe
vorgehen, (dies so gewaltig thun, dass sie ihr Ende finden ehe
noch das Anstürmen zu Ende ist.«
o - o *■
Der Commentar setzt dafür UxLxil oLäi j^is. Ebendaselbst
S. Ha V. W: s '
»Er weiß durch seine Geisteskraft was du willst, ehe du es ihm
offenbarst, und antwortet, ehe du fragst.«
Doch auch in der Prosa: Bardenhewer's Dissertatio in Her-
metis Trismegisti libellum u.s.w., S. 13 Z. 3 v. u. : jSuoj jJä
^jA,iäj5, ebendas. l.Z. bJl£j>. uiU ^Aj Jy/i : dagegen S. 14
134
II, 151, Anm. (.4) Z.5 »jI^T« sehr. jIJLf; »• Muf- s-^ z-7>
lbn .Jacis S. I-Ta Z. 7 flg., Lane S. ro Sp. 1 u. 2. In seinen
Observations sur la traduetion de quelques vers arabes (Me-
langes asiatiques T. I, vom 10. October 1851) sagt der Seheich
Muhammad Tantawy zu dieser Stelle: »Le vers -1\ ^j.aXäj> KjLi
qui n'a pas ete traduit dans la grammaire arabe, fait partie de
la satire suivante composee parYezid, fils de Ann*, fils de Saiq,
contre la tribu de Tamime :
-,3 . ,, ,,;£ 5 3, O ,°.*c , 3 G3 .~—
»Oh! qui annoncera de ma part aux enfans de Tamime qu'on
les reconnait ä deux signes; le premier c'est qu' ils aiment
beaueoup ä manger, le second c'est qu'ils montent des chevaux
mal soignes1) et dont les pieds ruissellent de sang (m. am.
comme s'il y avait du vin sur leurs pieds.«
Zu »ils aiment beaueoup a manger« ist in einer Anmerkung
die von lbn Jacis a.a.O. und von Meidäni zu dem Spruch wort e
**=>i_»~H t\si5 ,£>£Ji 0( , Freylag's Arabb. provv. I, S. 5, erzählte
Geschichte beigebracht.
II, 151, Anm. (1) Z. 15 flg. Diese einfachste Erklärung des
altarabischen JL*ö ^«Aj u.s.vv., nicht verschieden von der
schon im Texte des § 259 gegebenen zweiten, liegt näher als
die andre, nach welcher jenes JUö ^clXj bedeutet ^ä/sX* ^Aj
und dieses wiederum läUJlwu (^«-XJI »^b , Muf. S. ff Z. 10 u. 1 1 ,
oder, persönlich gefasst, »fy/ the Author (\it. Lord or Master) of
thy safetya , Lane S.U12 Sp. 2. Auch lbn Ja'is S. I*T1 Z. 1 u. 2
l Nach der Lesart l£**i. Dagegen lässt '^3), je nachdem es auf
den Körperbau , oder auf die Augen der Pferde bezogen wird , ver-
3,o£
schiedene Deutungen zu; s. Lane unter ^L
135 ■
erklärt JL*J' ^Aj durch i^äx^L« ^Aj , deutet dies aber so,
dass es dem Sinne nach auf de Sacy's Erklärung hinauskommt:
» i^Xc^Lm ^Aj gehört zu derjenigen Annexion , in welcher das
Benannte seine Benennung im Genetiv zu sich nimmt, als ob es
schlechthin hieße eVXsbL*o , bei d einem Wo h 1 befinden !«
^ßS , meint Ibn Ja is , ist ein allgemeiner Begriff, wie y>l , der
erst durch den angezogenen Genetiv einen bestimmten Inhalt
bekommt: bei derThatsache de in es Wohlbefind en s !
d. h. bei der Thatsache welche dein Wohlbefinden selbst ist.
5,0-
Er fügt hinzu, nach einigen Gelehrten sei dieses JU^Ö^Aj
= JL*Ö ^AJLj , vollständig &JL*ö ^AJb , mit andern Worten :
LfrjL»ö ,jrJi iw^LvJb , wofür man aber mit Zugrundelegung der
Masculinform ..^ImJI gesagt habe *.L*ö ^Aj . Diese letzte Er-
klärung ist dem Wesen nach ganz die de Sacy's : ^5 = ^Aif
wird wie Lo als abstracte Conjunclion , dass, ort, quod,
gefasst, wogegen die vorhergehenden einen allgemeinen con-
creten Person- oder Sachbegriff hineinlegen.
II, 152, §260. Zur richtigen Bestimmung des Wesens und
Gebrauchs dieser zu Adverbien erstarrten Nomina wäre das in
§ 261 Nachgetragene an die Spitze von § 260 zu stellen. Be-
sonders ist zu bemerken, dass sie vermöge der durch den un-
veränderlichen Endvocal u ausgedrückten Beziehung auf einen
sich aus dem Zusammenhange ergebenden bestimmten Gegen-
stand immer halb determinirt sind: z.B. J^S vordem und
u\xj nachdem bedeuten: in einem u n bestimm ten Theile
der Zeit vor und nach einem bestimmten Zeitpunkte, welcher
bei Auflösung des Adverbiums in eine Präposition und ihr
Complement durch den von ihr angezogenen Genetiv auszu-
drücken wäre.
> - - > ,
II, 152, 12 »jU~« sehr. JU-Ä.
136
II, 152, 17—19. Der hier erwähnte Fall tritt bloß dann
ein, wenn das Ausgangs-u eines dieser Wörter nach seiner
syntaktischen Stellung in einem Satze auch als Nominativendung
mit weggelassenem Genetiv- Complement angesehen werden
kann. Denn eine solche Ellipse findet bei dieser Wortklasse in
Versen und koranischen Lesarten wirklich statt; s. II, 154,
Anm. Z. 11— 25, Ihn Jacis S. öfl4 Z. 13 u. 14, Hariri, 2. Ausg..,
II, S. 94, Sp. 1 u. 2, Lane unter aÜu S. 225 Sp. I. So ge-
,o- » g - »ge-
stalten einige Grammatiker auch .*£ ^^J statt s-ac. und sehen
3 0-- <• o ^
in dem ü von ^c ^J die Casusendung des Nominativs mit
Weglassung des davon anzuziehenden Genetivs, M. al-M. S. blP
Sp.2 Z. 21—26, Lane unter ^°i S.2513 Sp. 3 Z.3flg. und 11,
157, §267. Für das Sprachgefühl mussten aber so harte Ellipsen
immer etwas Anstößiges haben; wie denn Zamahsari imMufassal
S.lv Z.2 — 12 die von Ibn Ja'is S.ofY Z. 13 u.14 dazu nach-
getragene Lesart lXäj .^ Jy.'i ^* Sur. 30 V. 3 ebenso wenig
wie Baidäwi zu dieser Koranstelle erwähnt. — Die Nunation in
#o- -so- CG 0.-G
jLS, ^»Aäj , Js.*i .ye, Axj .-/« bezeichnet nach den einheimischen
Grammatikern, wie gewöhnlich, die Indetermination; diese kann
aber der Natur der Sache nach immer nur das Maß des bezüg-
lichen Raumes oder der bezüglichen Zeit betreffen, nicht den
Punkt von welchem aus dieser Raum oder diese Zeit gemessen
wird, so dass also auch hier, wie oben zu II, 152 § 260 bemerkt
wurde, schon durch die allgemeinen Denkgesetze eine halbe
Determination gegeben ist. Denn, wie Ibn Ja'is S. of {** Z.7 be-
merkt, es giebt kein absolutes, sondern immer nur ein relatives
Oben und Unten, Vorn und Hinten, Vor und Nach, Rechts und
Links, u.s.w. ; ohne einen terminus a quo oder ein Correlat
sind diese Begriffe überhaupt nicht denkbar; der terminus a quo
oder das Correlat aber ist in jedem einzelnen Falle entweder der
von den entsprechenden Wörtern wirklich angezogene, oder
begrifflich durch ein unveränderliches Final-ü vertretene, oder
weggelassene und aus dem Zusammenhange zu ergänzende Ge-
netiv; s. in Dieterici's Alfijah S. ?.\? u. C.f den Conmienlar zu
137
o -
V.fIP. Wie nun aber die Nunation in .*£, ,<*«j u. s.w. dieStell-
Vertreterin eines halb determinirenden Genetivs ist, so natur-
-so-
gemäß auch in ^Li u. s.w. Wenn ein Dichter II, 153, 12 saut:
»Da glitt mir der WTein leicht durch die Kehle hinunter, wo-
gegen mir vorher selbst das trinkbarste Wasser beinah darin
stecken blieb«.
und ein anderer ebendas. Z.15:
»Und wir haben die Löwen, die Löwen von Hafijah, erschlagen:
sie haben nachher nie mehr wohlbehaglich Wein getrunken«,
so bedeuten ^Lö und ^lXäj vermöge der Indeterrnination aller-
dings in irgend einer Zeit oder eine unbestimmte
Zeit lang vorher und nachher, aber der logisch nothwendige
terminus a quo, — im ersten Falle die Zeit des i-jLäJI t j-~* ■
im zweiten die des j<„J$\ JwS, — ist durch den Zusammenhang
bestimmt, und Naslf stellt etwas Undenkbares auf, wenn er
in Nar al-kira S. II". Z. 17 u. 18 die beiden Wörter so erklärt:
C*c
üJwOu &^ J.I &A*uuüL »in der vorhergehenden und in der nach-
folgenden Zeit, ohne Rücksicht auf das Vor- und Nachsein im
Verhältniss zu einem bestimmten Gegenstand.«
0 , , )o , ,
II, 154, Anm. Z. I »^i« sehr, -ob , wie de Sacy selbst
in seiner Alfiyya S. ov Z. 9. — Z. 2 »l^j^L« sehr. IjJ-fi^ , wie
1) Das bei de S'acj/ in der Uebersetzung ausgedrückte, im Texte aber
> - £
durch Versehen ausgefallene ol^sl hat schon Tantawy in seinen Ob-
servations etc. S. 485 wiederhergestellt.
2) Ueber **£■> s. Jäkut, II, föv, 5 — 7. — Der erste Halbvers ist
> - - c£ , o£o^ , & .. ^ ? o^,
in När al-kirä S. fi*. Z. 16 8SjÄ*i 0:1 0;$5 UU'i q^1» .
138
ebenda Z. II. — Z. 17 »äjLS e*^« sehr. jutä ^c, wie in
Dieterici's Alfijah S. i».f Z. 1 und in När al-kirä S. Ip. Z. 10, mit
ioLä als Object von ^j>lj . — Z. 22 »Jy/i« sehr. J^'i. — L. Z.
Anm. (1). Die hier erwähnte Lesart des Abu ßakr, Sur. 18 V .2,
ist nach Baidäwi zu d. St. und nach Ibn'Akil zur Alfijah S. f.l*
Z. 10 u. 11 nicht xi^xJ mit voll ausgesprochenem ü der zweiten
Sylbe, sondern «JiAJ mit Verwandlung des Schwa quiescens
in ein Schwa mobile durch einen leichten, den Sylbenschluss
durch ö nicht hindernden Anhauch vom ursprünglichen Vocal.
Das i von ^yAJ aber ist nach Baidäwi ein durch das Aufeinander-
treffen zwei vocalloser Consonanten in dem aus ^Jj verkürzten
^Ai erzwungener Hülfslaut, der dann auch das ursprüngliche
ü von » in i verwandelt hat; nach Ibn Akil hingegen Genetiv-
endung nach der Mundart derKaisiten, die ^\J wie ein de-
clinables Nomen behandelt.
II, 155, § 263. Nicht bloß die gewöhnliche, sondern auch
die ursprüngliche Form ist *>i, der präpositionelle Annexions-
Accusativ eines ungebräuchlichen Nominativs <tx , räumliches
oder zeitliches Zusammensein; adverbial gebraucht :
Iä-5, in Zusammensein, zusammen, zugleich. Be-
stätigt wird dies weiter durch die Genetivform in dem von Si-
ez 0 o
bawaihi überlieferten sxa ^* = »A^c ^ , wogegen in der
Nebenform \x* ^a das ä des Accusativs zur Unveränderlichkeit
des Endvocals einer ursprünglichen Partikel erstarrt ist. Die
verkürzte Form «..* wird im Allarabischen nach Sibawaihi nur
von Dichtern im Falle des Verszwangs gebraucht; nach Andern
ist es eine besondere Dialektform des Stammes Babicah, welche,
gemäß der allgemeinen Begel , vor einem Verbindungs-Ahf
an die Stelle des Sukun den Hülfsvocal i setzt, z.B. <iLol *x ,
139
(•»üji «w? wahrend das allgemein arabische *a in diesem Falle
sein eigenes Accusativ-a behält: £j^\ jtx, *^-äJ^ «*; s. Die-
terici's Aifijah S. f.r Z. 1-10. Ibn Ja'is S. ril Z. 3 — 10. M. al-M.
S. IW Sp. 2 Z. 16 — |1a1 Sp. I Z.H. üeber die verschiedenen
Wendungen der Grundbedeutung von «x s. Wright's arab.
Grammatik, II, S. 176—178.
II, 155, 8 u. 18, und 156, 6 » bfb« sehr. US. Z. 10 » ticket«
zu streichen: c^-Jb", eine durch das Versmaß erzwungene Ver-
kürzung , kommt bloß in dem Verse S. 156 Z.3 vor; s. Hariri,
I . Ausg. S. aa Z. 5 des Commentars, wo statt ^JS zu schreiben
ist c>^i •
II, 156, Anm. Z. i v.u. »LcJb'« sehr. J{h .
II, 157, § 266. Ueber diese im Altarabischen sehr seltene
und fast nur den Dichtern gestattete Verbindung von zwei oder
mehr Hauptwörtern durch ^ oder eine andere coordinirende Par-
tikel vor einem von ihnen gemeinschaftlich regierten Genetiv
s. Dieterici's Aifijah S. f.ö u. M V. f|v, Mufassal S. ff Z. 14 — 16,
IbnJacis S.ff. Z.8 — (*fl, 5. Der Streit zwischen einheimischen
Grammatikern über Art und Weise der Ergänzung einer hier
angeblich stattfindenden Ellipse ist gegenstandslos : denn,
wie Al-Farrä richtig gesehen hat (Aifijah S.f.t Z. 13 — 15), sind
die zwei oder mehr einen Genetiv regierenden Wörter durch
ihre Coordination ohne irgend welche Auslassung zu einem
Ge sammt begriffe verbunden, und was dieser in unsern
Sprachen ganz regelrechten Ausdrucksform besonders im Alt-
arabischen mit seinen Casusendunsen eine gewisse formelle
Kühnheit verleiht, ist bloß der Umstand, dass alle zu einer
Coordinationskette verbundenen Wörter dieselbe grammatische
Annexionsform erhalten wie das sich unmittelbar an den re-
gierten Genetiv anschließende. Insofern nun diese Annexions-
formen ein Complement verlangen, welches sie erst bei dem
zweiten oder letzten Worte wirklich erhalten, ist ihre Wieder-
holung eine Anweisung auf den erst durch den syntaktisch ab-
140
schließenden Genetiv erfolgenden Begriffsabschluss. Je weiter
herab aber, desto häufiger erscheint diese Wortfügung auch in
der Prosa, bis sie endlich in der Gemeinsprache die herrschende
geworden ist; s. Spitta-Bey, Grammatik u. s.w. S. 261. Bei-
spiele davon aus Nawawi's Tahdib s. in Ztschr. d. D. M.G. Bd.V
v.J. 1851, S. 48 Anm.3; ferner aus Fihrist al-culüm, a1, 13:
^£$>\ ;Ju3j| ^=>\+ i'u^\ ; aus Makkari , I , flr", 3 u. 4 : iuo»., iwl&J
o£ - , o£ . o £ ,,o>.
Ebenso verbunden zwei Elativformen in einem Halbverse bei
o - -o£ i,£
Mehren, Bhetorik der Araber, S. 101 Z. 4 : sU**** ü t_c^ gel
(jsjoüi J, »das Wahrste und Begründetste dessen was wir über
die Freigebigkeit gehört haben«. M. al-M. !1o1a, 15 Anfang
eines jambischen Gedichtes:
»Vor und nach jedem Gedichte benutzt man die willkommene
Gelegenheit zum Preise Gottes, des Gütigen und Huldspenders.«
Dazu die Bemerkung, dass in derselben Weise c>^», (°>** ■
i»tj^äj odi» und ähnliche o»,b zu antithetischen Paaren ver-
~ o * , o - o£
bunden werden. Von J^'s und <A*j mit ^ statt » ein Beispiel
aus der Prosa Makkari's, I, vi, 9 : .,! J^ä ojli öols* ^ys lXj b5
wwäil tX«j »Unfehlbar tritt einmal der Tod ein, vor oder nach
dem Ergrauen des Haares.«
II, 158, 19 u. 159, I »*-ö« sehr. *aj, wie Nar al-kirä,
!(*v, 2, wo dieser Genetiv ebenso wie bei de Sacy durch ein da-
- - £
vor eingeschobenes l\>I erklärt wird. Schon in Caspari's Gram-
matik wurde diese Wiederherstellung einer angeblichen Ellipse
durch die Apposition von ^ zu dem begrifflich in ,-*«MJi ent-
haltenen Genetiv, ^J jli ^jj.^J.1] , ersetzt, was weiter ausge-
führt ist in Wright's arab. Grammatik, II. S. 243 u.214, §91.
141
(Demnach ist z.B. in Krehl's Buchäri , I, Pol vorl. Z. zu schreiben
,-ajj^S ,.,;L* , *J;LÜ st. |M;U). Es erscheint überhaupt das Re-
lativnomen auf i, i,j. als der zu einem selbstständigen, durch
alle drei Casus abwandelbaren Nomen ausgebildete Genetiv
auf i, i. Diese Urverwandtschaft tritt sinnfällig besonders in
mühsam zusammengezimmerten Lehrgedichten hervor, wo der
Verszwang , wie in der Satibijah über die sieben kanonischen
Recensionen des Korans , Verkürzungen der massenhaften rela-
s ,
tivischen Eigennamen nöthig macht, wodurch z.B. ^;J0 zu^.J>,
i > ' »
^.»jJ^ zu (^5. Jül und weiter zu ,.J>J wird, wie selbst in derProsa
.j^j, zu qÜj , ^Ji zu liUjJi und weiter zu qU~^ , l5'»1-^ zu
*L£, ^qUSJ! zu ^Liwl und weiter zu j»LüJ wird.
II, 159, 21 d^Lc« sehr. jJasi,cIsämi, nach der von Vers-
maß und Reim geforderten, durch Dieterici's Alfijah bestätigten
Berichtigung in Tantawy's Observations S. 485 Z. 7 — 10. —
»*l^UL / ^\>« nach Versmaß und Sinn ist, wie Alfijah a.a.O.,
pl^Uu /I\i zu schreiben und Z.23 »efflanqud« zu streichen.
II, 160, 6 »LgfiJj« sehr, nach dem Versmaß, wie Nar al-kirä
S. tff Z. 14, L^Üj. . — Z. 7. Statt des unnölhigen Zusatzes
»Lorsqu'il se nettoie la bouche«, wäre das übergangene i^LwÄ-si
des Textes bei »abreuve« mit avec largesse oder largement zu
übersetzen gewesen.
II, 160, § 271. Durch Verkennung dieses pleonastischen Lc
zwischen den beiden Gliedern einer Genetivanziehung ist z.B.
, i. >
in Freytags Arabb. provv. I, S. 665 Z. 7 v. u., aus ö\\ U JJJ
ein unmögliches o\\ La jj> geworden.
II, 162, 3 »Jwx' sehr. Jv.4->. Ueber die verschiedenen
142
Ansichten der einheimischen Grammatiker von dem Begriffe und
Gebrauche der Infinitive einer- und der Infinitivnomina anderer-
seits s. Alfijah S. H. Z. 3 v. u. bis S. Hl 1. Z., När al-kirä S. Ivl
Z. 18 bis S. |w Z. 6. Unfruchtbare, zum Theil auf bloßen Wort-
streit hinauslaufende Allgemeinheiten bei Seite lassend, werden
wir, nach dem schon in Bd.XVlII v.J. 1866 S. 318— 322 Ge-
sagten, vor Allem in jedem einzelnen Falle erfahrungsmäßig
festzustellen haben, ob ein gegebenes abstractes Verbalnomen
Verbalrection hat, oder nicht, unbekümmert darum , ob es nach
O .. J o
Ansicht der einen oder andern Schule .tX*w oder .iA*ax *j+,\ ist
und im letztern Falle nach den Basriern keine eigene Verbal-
rection, nach den Kufiern und Bagdadern aber dieselbe wie
die wirklichen Infinitive besitzt, mit alleiniger Ausnahme der
ganz starren Verbalnomina von der Form jL*s (Bd. XVI v. J. 186 'i,
S. 281— 284, Bd. XXVI v. J. 1874, S. 130 u. 131), När al-kirä.
S. Ivl Z. 21 — 23. Unter den infinitivischen Verbalderivaten
waren wiederum besonders die durch einVorsatz-m gebildeten
-w-yo oUw ein Gegenstand des Schulstreites; mit Ausnahme
des allgemein als Infinitiv von J^li anerkannten KL^Lä^ galten sie
den Einen bloß für Infinitivnomina, den Andern — nach När
al-kirä S. Iw Z.2 den ^Jüb?* — für wirkliche Infinitive. Auf
die Seite der Letztern werden auch wir, mit unserer Kenntniss
von dem Wesen und der syntaktischen Behandlung der ent-
sprechenden aramäischen Verbalnomina, uns zu stellen haben.
Was insbesondere das fragliche vv^'' betrifft, — s. Bd. XVIII
S. 318 Z.7, 321 Z.5 v.u. und 322 Z.3, — so erscheint es in
dem Halbverse bei Jäküt, III, Iav, 3 : y^^i. Ja*»*, U.*»lyf Uj-a^»
»und dass wir unsere Bosse mitten im Kampfgedränge (mit der
Peitsche) schlagen«, mit Genetiv des Subjects und Accusativ
des Objects , also jedenfalls als masdar mimi des unmittelbar
transitiven u;ä». Aber es fehlt auch nicht an Beispielen der
Ausdehnung dieser Verbalrection auf wirkliche Infinilivnomina
(II , 281 , § 168 : zu den schon in Bd. XVIII S. 319 angeführten
143
kommen andere, deren Rectionsfähigkeit ich ebendas. S. 336
u.337 noch in Abrede stellte. Nach den seitdem gemachten Er-
fahrungen werde ich mich nicht wundern, wenn fortgesetzte
Beobachtung die kufisch-bagdadische Lehre von der Rections-
fähigkeit der Infinitivnomina oder wenigstens gewisser Klassen
o - -
derselben, wie besonders der Form JL*S als Infinitivnomen von
Joe und Joci, in immer weiterem Umfange bestätigt. Hier noch
einige Beispiele: *^u construirt wie *Ji£j' (II, 163, 3 — 5 :
M. al-M. unb, 7 v.u. IJLj eU^b' ^ o4^ ; Ibn Jacis, IT, 17.
Lo Li SlLä Lu^^Ll ...15 »denn ein Heilmittel meines Leidens ist
dass ich sie spreche«. — ^~ construirt wie j*~JL*o : Bibl. ai\-
sic. öv. , 10 u. 11, xJLc yjjul j»^L*J «^JL> j^j. — ijliXe con-
struirt wie wul\*j : de Goeje's Kitäb al-ujün, I, S. 151,
xJLä's l5v=> L\Jl3- \jiiAc oi-wj_j (J^c LiAä^-1). — vi?-2?* construirt
wie xjL>! : Fihrist al-eulüm, Ho, 26, 8b! l*J> uj!j4", ebenso
Dieterici's Streit zwischen Mensch undThier, a! , 14, *i l»! Ujj.> . —
vi^otA^ construirt wie ö^j^': Sachau's Gawäliki, o., 11,
liLfl ti)uutXj> und dazu die Anmerkung S.25 Z.7 — 13. — »,:^»«-
construirt wie ilhei : Jäküt, IV, Ui , 15, ol~* ^lii2) ^Lc j^i . —
stjÄ construirt wie 5ji, ^jjj* und SjUe: Wright, Arab. Reading-
> -
Book S. 45 Z. 3 v. u. »l\*JI j^.I J^b eVJ'Ue; desgleichen
construirt wie X^b^: Jäküt, IV, ff., 21, *j.si JuaXuII i^=>;
*j^Lj>. — Die in Bd. XVIII S. 319 Z. 17—20 mit einem
i) Dieses Beispiel verdanke ich einer brieflichen Mittheilung des
Herrn Baron Victor von Rosen.
2) So ist auch Bd. XXVI v. J. 1874, S. 122 Z. 3 v. u. statt ^*ia£
zu schreiben.
144
Beispiele aus Kutbeddin belegte Construclion von XcLb findet
sich überall in der altern wie neuern geschichtlichen Prosa; so
Tabari, 1,1, PI, , 4 v.u. xj. jJCclkj, Bibl. ar.-sic. Pol, 9, XcLJb .£>
^j-U-H ^A^Ü KcLb ^Jl (^-^3) ,AXä,ü *Jlko J»£! . Ebenso
scheinen w^> oder */..>* und ^o*j im Sprachgebrauche fast
ganz die Stelle von vi-*5*' unc* u»L*jt eingenommen zu haben.
Neben häufigen Wortfügungen wie »Li u*Lül xL^0 (Hariri,
I. Ausg., I*. , 9 im Gomm. , &Uaj ^.o meine Liebe zu Butaina,
Jaküt, I, öv. , 2), Xy*.> meine Liebe zu ihm, Jäkut, III, IVI, 1),
■> -
Lij^i/o Sjjji j52«Jj 3_j_j ö^i-s ^o> die Liebe desMug'it zu Barira
und der Mass dieser gegen jenen, Nawawi'sTahdib, övF, 12) u.dgl.,
habe ich , so weit meine Aufzeichnungen reichen, noch nie die
genannten Infinitive so construirt gefunden; s. Wright's arab.
Gramm. II, S. 61 Anm.
11, 163, 11 u. 12 » -Laüi « und »^äil« sehr. JJzts6\
und +hs6\ .
II, 165, 17 »Xaä^mJI« sehr, K>.iL*^ . wie Sur. 90 V. 14.
II, 166, 9 »un kommen nach dem Texte Misma, als Eigen-
name eines Mannes. Nach dem Kämüs hieß so der Stammvater
eines Araberstammes, dessen Angehörige nach ihm Ä*<*L*w«Jf
genannt wurden.
11, 167, 11, ursprünglich ein Vers der sechsten Art des
Kamil (II, S. 634 Z. 12) :
} ~ r& t , -_!<*, O»
, c ,
II, 167, 17 » ,4>u« und » äi« sehr, JJu und ij , nach
der durch Dieterici's Alfijah HP, 4 bestätigten Berichtigung in
Tantawy's Observations S. 485 Z. 11 flg. Statt »semblent exa-
minera und »examinent« Z. 18 u. 19 sehr, jettent de cöte.
145
II, 167, 21. Der vollständige Satz, Sur. 3 V. 91, ist: *JÜ
^La*« &Jt cLtaÄ*J ^yt> v^mJJ ,ss5> j*UJi (J.£ »Die Menschen schulden
Gotte die Wallfahrt nach dem heiligen Hause, (d. h.) alle die es
irgend ermöglichen können.« Baidawi, in Uebereinstimmung
mit Alfijah, ed. Dieterici, HP, 5 — 8, erklärt il clL^J ^ nicht
s ,
für das logische Subject des Infinitivs ,£ss>, weil dies den Wider-
sinn ergeben würde : Alle Menschen schulden Gotte die von
den es irgendwie vermögenden zu verrichtende Wallfahrt nach
dem heiligen Hause; sondern für ein specialisirendesPermutaliv
von (_wl>üL
„ £ 0*L ~ C Ort
II, 168, 17 u. 25 »SüUii« sehr. iüUi .
II, 169, Anm. Von dieser harten Verbindung des Infinitivs
eines unmittelbar transitiven Zeitwortes in passiver Bedeutung
mit darauf folgendem Subjectsnominativ heißt es in Nar al-kirä
S. Ivl Z. 2 — 7: »Zu diesem vom Infinitiv regierten Nominativ
gehört auch das Subject eines dem Sinne nach vom Passivum
Od, 0-.0 ? o - oSo >o-
gebildeten Infinitivs, wie iAj: vy0 iV1 ^>-{^j d. n- r^ iV1 c^*^
Jcj; vy^ 8 icn habe mich darüber gewundert, dass Zaid geschlagen
worden ist«. Mit Rücksicht hierauf ist es auch zulässig, ein
Nomen, welches einem in derselben syntaktischen Stellung ge-
brauchten Genetiv beigeordnet ist, in den Nominativ zu setzen,
) » o £ o, „ .5
wie in der prophetischen Ueberlieferung : ,j> Oy*"b5! J^^üj *\
c-cw*«) o , , c £ r* >>-o Sü«c - -. c J öS ^^S
^-^äiaii , d. h. ^.Ay.ghS! .3 >^j-w^i Js^äj qIj yii »er befahl, dass
die schwarze Schlange mit den doppelten Rückenstreifen ge-
tödtet werden sollte«. Zulässig ist dies nach der Meinung der
Basrier und derer, die mit ihnen übereinstimmen; Andere er-
klären es für unzulässig , weil dieser Passivinfinitiv leicht mit
dem Activinfinitiv verwechselt werden könne. Einige gründ-
liche Forscher aber unterscheiden so: wenn das entsprechende
vb. fin. (in der bezüglichen Bedeutung) stets und nothwendig
im Passivum steht, wie bei lXj: qj-^ cy* cu^ (d. h. ^c ^*j.£
j^j: ^y> q!) »ich habe mich darüber gewundert, dass Zeid (von
1881. 10
146
einem bösen Geiste, besessen ist«, so ist diese Wortfügung
weil man keine Undeutlichkeit zu befürchten hat, zulässig, im
Gegenfalle nicht. Und dies scheint das Richtige zu sein.«
II, 172, 7 u. 8 »doue d'une force tres-gi'ande« sehr, tres-
enclin a se courroucer; ^b wie Sur. 6 V. 148 Gegensatz zu
- o -
iU.>j , in Verbindung mit lXjA~ wie in Baidäwi's Erklärung
dieses Verses : ^^^vJLS Ajl\^ ^l» 5 j . Gegensatz zu iL^> ^o
II, 172, 12 ))<ö;JXxiJt <J»j>-^( sehr. J^jJoJf rjtej^f, wie
Muf. (fv, 9. Selbst wenn man sechs solcher Partikeln rechnet:
0I, La, 0L ^5, jJ, ^AJS, wie När al-kirä , PrT, 4 v. u.,
kann man von ihnen immer nur den Wenigkeitsplural l_j_>S
gebrauchen.
II, 173, 6 v.u. Dieser oft angeführte Vers (Muf. 11, 16,
Ibn Jacis aPP, 5, Alfijah ed. Diet. PIP, 15, Lane unter wsäc,
S. 2104 Sp. 1) ist aus Labid's Diwan genommen, s. die Wiener
Ausg. , S. 11 Z. 5 v. u. Wie dort im Commentar Z. 4 v. u.
bemerkt ist, giebt es am Ende des ersten Halbverses zwei ver-
schiedene Lesarten: *s43, und LL>L?. . Nach der ersten bezieht
sich das Suffixpronomen auf den vom Dichter geschilderten
Wildesel selbst, und dann ist im Anfange des zweiten Halbverses
zu lesen ^Jlb als Verbalsubject von As> (s. S. f.. Z. 5 u. 6) :
»und es regte ihn (zum Laufe) an das Streben des sein Recht
Verfolgenden, darin Gekränkten«, d.h. das Verlangen nach
Wasser zur Löschung seines Durstes trieb ihn zu unablässigem
Laufe nach einem Tränkorte an, wie das Streben nach Er-
langung seines Rechtes den dessen Beraubten zu immer neuen
Schritten nach diesem Ziele antreibt. Nach der zweiten Lesart
aber bezieht sich das Pronomen auf die Wildeselin, die vorher
und nachher als stete Begleiterin des Wildesels erscheint, und
dann ist im Anfange des zweiten Halbverses zu lesen ^JLb als
Infinitiv-Accusativ zur Vergleichung : »und er trieb sie (zum
147
Laufe) so unablässig an, wie der seines Rechtes Beraubte es
wiederzuerlangen strebt«. Diese Lesart und Deutung ist die
Zamahsari's imMuf., IbnMälik's in derAlfijah und Lane's a.a.O.
Soll übrigens Ibn Jacis nicht mit Zanmhsari in Streit gerathen,
— was allerdings hier und da der Fall ist, — so wird bei ihm
aPi*, 5, gegen alle von Dr. Jahn verglichenen Handschriften,
im Verse Lg->L?* und Z. 6 im Commentar ^\ xjül ^ju L^-i^
■>
j-üiSI zu schreiben sein.
II, 174, 9u.10. Vgl. hiermit den zu II, 169, Anm. be-
sprochenen harten Gebrauch des Nominativs als Subjeet zu einem
vorhergehenden Passivintinitiv.
II, 174, 19u. 20. Die hier angeführten Paragraphen des
I.Theils sind umzustellen: »n?1184« zu U , »n?1232« zu
s
O
Uebrigens verbindet sich iü.JuaJI d ebenso mit dem Perfectum
wie mit dem Indicativ-Imperfectum, ist also nicht bloß »pour
le present«; und gegen den Schein, dass es dem Perfectum die
Bedeutung des Präsens oder selbst des Futurums gebe, ist schon
Bd. XXX V. J. 1878, S. 97 zu I, 541, 1. Z. , das Nöthige be-
merkt worden. Auch das koranische ^*>j ? I? 542, 3, ist
an und für sich: sie (die Erde) ist geräumig geworden,
d. h. so geschaffen worden und immer so gewesen. Jener Be-
schränkung des Gebrauchs von Sü.iA*ai! La auf die Gegenwart
liegt wahrscheinlich der Ausspruch eines einheimischen Gram-
matikers zu Grunde, ähnlich dem in När al-kirä , Ivö, 3 — 5:
»Statt tju: i*byö vy« cw.;# kann man sprachrichtig sagen
IAj; c^Jj^ q' ,•*<« ^^#- wenn man das Perfectum ausdrücken
will ; ^Ajj y» ).a^j 0' ^ys , wenn man das Futurum ausdrücken will ;
(ju; u^' Lj^o, wenn man, nach der verbreitetslen Annahme,
das Präsens, oder, nach einer andern Meinung, die Zeit schlecht-
hin |ohne Beschränkung auf eine der drei subjectiv- relativen
Zeiten^ ausdrücken will«. Hiermit vgl. Muf. |fv, 9—12, und När
10*
148
al-kirä, H*r u. m, Anfang des Abschnitts über o3^*Jt
üx9 j») , d.h. die Con junctionen, iU«*»,ji o^jo^Ji , die
Relativnomina; im Singular i^J*] Jj-^*^ und ^yoy>±\
^4~W, M. al-M. I1ftb, 12, und NWb, 3—7.
II, 175, 5 »auxio« sehr. *^io . — 11 ».^r« sehr, X*J,
wie Sur. 24 V. 8. — 17 »Ils ont desire que voits perissiez*
sehr, ils ont ete bien aises des peines que vous avez eprouuees.
S. Bd. XXX v. J. 1878, S. 97 zu I, 541, 1. Z. Das dort mit
»sie sehen es gern« übersetzte Perfectum 1^ bezeichnet
diese Schadenfreude als etwas schon durch frühere Erfahrungen
Bestätigtes.
II, 175, Anm. (1) »\^jy£>« sehr. oUa. — Anm. (2). Der
Infinitiv in seiner ursprünglichen Bedeutung als generisches
Verbal abstractum lässt begrifflich keine Mehrheit zu, hat
daher auch sprachlich weder Dual noch Plural ; erst durch den
Uebergang in concrete Bedeutung zum Ausdrucke eines per-
sönlichen oder sächlichen Individuums wird er, so zu sagen,
zählbar; z. B. Jl\£ unbescholtener Mann , ..."^Aä und ijjcX^.
zwei und mehr unbescholtene Männer; ouäaoj Schriftwerk,
o ,
^JuXj^'J und ^juiLaj' zwei und mehr Schriftwerke; oL>;^
-£
beunruhigendes Gerücht, ..,lsls».l und v_a.^>ü zwei und mehr
a^^y «»« w*r^
£
dergleichen Gerüchte. Wörter aber wie o^Iäs, oU-äasj, oliL>^
u. dgl. sind nicht Plurale der generischen Infinitive Js^s,
0»^'i-*2J'; ^iL>.i , sondern der entsprechenden nn. vicis iü£s,
xa-vÄA2J* , XsL>,i , mit den Dualen ^UIää u. s.w. ; s. I, 300, § 677.
j o > . o y
II, 176, 10 )).^« sehr. j&.} alsUmstandsaccusativ, parallel
dem BLai» im ersten Halbverse, wie in Dieterici's Alfijah !of,
3 v. u. Die Stellung des Zeitworts im Femininplural vor dem
149
O 5
durch zwei Worte von ihm getrennten Subject verbietet. _5?
ü
woübil mit de Sucy zum J^cli von q*>>j zu machen statt der
durch jenen Plural ohne ausdrückliche Nennung bezeichneten
Kamele, ^\ : mais leurs chameaux reviennent de Darin ayant
les besaces pleines et gonflees.
II, 176, 11 » ^-*X( bei Dieterici a. a.O. nach der gewöhn-
lichen Ausdrucksweise .••$=>; doch s. II, 149, §258.
j o£* ( j 0^0*
II, 176, 17 »^.-Ai^s« sehr. JjJü .
II, 177, 1. Außer dieser nach Zamahsari und Baidawi für
die koranische Prosa ungeeigneten Lesart giebt es eine dritte
noch härtere (Baidawi zu Sur. 6 V. 138 : ^y^ci^Ji ^a ~£S± .-j:
+$^SjSm +$>S$J\ Jw^ä, wo der letzte Nominativ den J.cli eines aus
dem Passiv ^- herauszunehmenden Activs .y: darstellen soll.
Ueber die unter den einheimischen Grammatikern zum Theil
streitige Zulassigkeit jener Trennung der beiden Theile einer
Genetivanziehung durch etwas dazwischen Geschobenes s. weiter
Muf. fr, 12 — 17, Ibn Ja'is rYi , 8 — rf| , 14, Dietericis Al-
fijah M, 3 v.u. — F.a, 2, Nar al-kirä lf., 3 — \f 1 , 7 v.u.
Wie übrigens das freiere Urtheil AsmaYs, Zamahsaris und
anderer früherer Sprachmeister über diese und ähnliche Härten
und Absonderlichkeiten in den Lesarten des Korans ihnen von
Spätem beinah als Ketzerei angerechnet wurde, davon eine
Probe aus Sinänuddins Anmerkungen zu Baidawi in dem Kata-
loge d. arab., pers. u. türk. Hdschrr. d. Leipz. Stadtbibliothek
S. 368 Sp. 2.
III, 180, 13. Tantawy, Observations etc. S. 486: On doit
Hre Li^> au lieu de L^_> et traduire . »et l'homme genereux
ne repousse jamais ceux qui ont recours ä lui) quoiqu'il ait
lui-me'me essuye des refus de la part desautres«, au lieu de
»quoiqu'il ait ressenli les effets d'une ingratitude criminelle«.
150
5
Car, outre que le mot Ia~> ne eorrespond pas au sens des mots
precedents. le verbe *.> employe ä la voix objective devrait
etre construit avec la prep. ^, p. ex.
j».L>^ *w*.Iä [•►-=?* (j*UJI l*$ XJl ^ijU^ J^** 7*^.5
»Nous aidons notre cousin quoique nous sachions qu'il est
comme tous les hommes, quelquefois accuse ä tort et quelque-
fois coupable.«
II, 181, 13 »Nous ne repondons pas de la conservation de
ce qui est cache« sehr. Nous ne sommes pas gardiens de ce qui
est cache. Nach Baidäwi zu Sur. 12 V. 81 bedeuten diese
bildlichen Worte im Munde der aus Aegypten nach Kanaan zu-
rückgekehrten Söhne Jacobs ihrem Vater gegenüber entweder:
obgleich Augenzeugen davon, dass der Becher aus dem Getreide-
sacke Benjamins hervorgezogen wurde, können wir doch nicht
wissen , ob dieser ihn wirklich gestohlen , oder ein Anderer ihn
heimlich in seinen Sack hineingesteckt hat; — oder: bei unserer
Abreise haben wir dir allerdings das feste Versprechen gegeben,
Benjamin wieder mit zurückzubringen ; aber wir konnten nicht
wissen was im Schooße der Zukunft verborgen lag.
II, 181, 17 u. 18 »qui mangent des alimens impursa sehr.
qui se repaissent de gains Midies, wie Wucherzinsen, Be-
stechungsgeschenke u.dgl. S. Baidäwi zu Sur. 5 V. 46.
II, 182, 9 »XJL>« sehr. *.*.>■ .
II, 182, 13—15 »d r instant oü elles attachoient les cordons
de leurs jupes (c'est-ä-dire , oü elles s1 apprttoient ä partir)«
sehr, sans denouer les cordons de leurs jupes. Die Uebersetzung
de Sacy's folgt der Bedeutung von ^IbJI e^-> (Aä^ bei Hariri,
I.Aüsg., S. It*i Z.H. Comm. Z. 9 — 11; aber in diesem Verse
aus Hamäsah S. I*v Z. 16 bezeichnet ^vl-a^S dU=- lAäiyt ^^
den Zustand von Weibern, die, zum Beischlafe gezwungen, die
Schnürbander ihres ^liai (s. Chrestom. ar. II, 303 u.304) un-
aufgeknüpft ließen, was nach altarabischer Physiologie einen
«Teufelskerl« zu Wege bringt; s. den Comm. zur Hamäsah
S. rv Z. 19-24 und STaZ. 11 und 20-23, lbnJa'is S.aI*. Z.5u.6.
151
Mit <Xi\j,c als Vergangenheits-häl vergleicht Tabrizt treffend
das _Li*.L Sur. 18 V. 17: »während ihr Hund seine Vorder-
beine auf dem Vorplatze ausstreckte« d. h. ausgestreckt hielt, —
3 3 O,
nicht als wiederholte Handlung, was Jr-v;. wäre, sondern als
Beibehaltung einer schon vorher eingenommenen Lage.
II, 182, 18 u. 16 »sans eprouver aucun accident« sehr.
sans devenir trop charnu ; gemäß der altarabischen Hochschätzung
sehniger Magerkeit an einem Manne. So erklärt auch Al-Mubar-
O 5- 3
rad's Kamil S. vi Z. 2 das mehrdeutige J^zx in diesem Verse
O , 3
durch +2*C\ .-ytf .
II, 182, 17. Zur Herstellung des Versmaßes Ramal ist
zu schreiben :
Dl'. )0. )!-0- 6)) O O, ÜJiE 3 , ij
j^ j** r^° j^ r^ ^ r*" >°J r1
o 3 j
Statt ..=£ haben Ahlwardt's Tarafah in The Diwans u.s.w.
& 3
S
S.1I* V. ff, Mufassal S. U Z. 11 und Alfijah S. m Z.21} ^
prahlerisch; doch erwähnt Ibn Ja'is S. aP, Z. 18 u. 19 und
Z. 22 auch die bei Ahlwardt S. 32 Z. 13 aus zwei Hand-
O 3 > O 3 '.
Schriften angeführte Lesart „=s?; meint aber, 5^ sei richtiger,
-£?i . Das mit »7/5 on£ ajoute que« übersetzte ^1 l3ol: ist übrigens
nicht von Worten, sondern von Werken zu verstehen: die Ge-
priesenen sind nicht nur, wie unmittelbar vorhergeht, tapfer
gegen Feinde, — nein, sie thun mehr: sie üben gegen die
Ihrigen großmüthige Verzeihung begangenen Unrechts, ohne
damit zu prahlen.
II, 183, 5, 7u.9. In allen drei Beispielen vertritt die Ge-
netivanziehung die Stelle der Verbalrection y^Lüt xxL> oder
^LU , Oj+j! Äibio oder Oj.J- , *£jj ^^y»^« oder ^«jj ; daher
4) Es ist dort statt -ää zu schreiben -ic , Plur. von j^*i ; s. Ibn
Ja'is S. aI*. Z. 19 u.20.
_ 152
bleiben dieParticipien indeterminirt und ihre Temporalbedeutung
ist im Allgemeinen die des arabischen Imperfectums, hier im Be-
sondern die des Futurums, wie sie in anderer Verbindung das
Präsens oder historische Imperfectum ausdrücken würden. Die-
selbe uneigentliche, bloß stellvertretende Genetivanziehung und
die entsprechende Temporalbedeutung findet auch in den fol-
genden Beispielen dieses Paragraphen statt; nur werden in ihnen
die Participien durch den zur Determinirung des ersten Gliedes
einer uneigentlichen Genetivanziehung erforderlichen Artikel
determinirt.
II, 183, 19 »Ainsi Von ne pourroit pas dire »Au: y.U=Ji«
u.s.w. So nach den Basriern, wogegen Al-Farrä und seine
Schule die stellvertretende Genetivanziehung auch hier ge-
statten; s. Muf. S. t"v Z. 15— 18, Ibn Jacis S. IM Z. 9— 15.
Als Grund des von den Basriern gemachten Unterschiedes wird
dort angegeben , dass l\j: v-j.LäJ! und L\j; ^.Laii für Zunge
und Ohr gleich schwer wiegen und daher durch die Verwandlung
des letztern in das erstere keine Abminderung der Lautmasse
gewonnen werde, wie dies geschehe durch Verwandlung von
^.j;LaJ^ , jjjL^ji , ^jjLail . Das Streben nach Formenverkürzung
ging in diesen Participialverbindungen allerdings so weit, dass
man sich erlaubte das für das allgemeine Verständniss entbehr-
liche dualische und pluralische Schluss-n ausnahmsweise selbst
da wegzulassen, wo man statt der Genetivanziehung die ur-
sprüngliche Verbalrection gebrauchte (S. 184 Z. 9 — 12 und
S. 186 § 310), und es wäre daher wohl denkbar, dass man
bei dem Singular, wo keine solche Ersparung zu machen war,
die Genetivanziehung überhaupt gar nicht angewendet hätte.
Warum sagte man dann aber 0^xl\ ^-j.LaJ! n eben lAx*JS v_jjLajS ,
ebenso wie andererseits >A>jtJ! L.L^j! und iA*c LjlozJi , dagegen
— wenigstens nach den Basriern — nicht auch iA*c uj.uail
neben tj^ y.U=Ji , sondern nur das letztere '? Der oben an-
153
gegebene Erklärungsgrund reicht, wie man sieht, hier nicht aus,
und ich habe daher schon in Bd. XIV v. J. 1862 S. 45 (Sonder-
abdruck S. 37; einen andern in Vorschlag gebracht : dass im
letzten Falle der artikellose zweite Theil der uneigentlichen
Genetivanziehung dem mit dem Artikel versehenen
ersten nicht gehörig das Gegengewicht hielt, ohne dass die
durch den anschlussbedürftigen Endvocal des ersten
Theiles verstärkte Anziehungskraft desselben, wie in
iA*c L.LaJt u. s.w. , jenen Mangel für das Sprachgefühl aufhob.
II, 183, 5 v.u. »Ljoü« sehr. Uüb. — Da die Genetiv-
anziehung in ^At UbjXw^J! hier wie auch in ^sx j-iJ'LmJS
Z. 3 v.u. eine uneigentliche ist, so sollte in der Uebersetzung
beider Participien statt des Perfectums das Präsens stehen.
Uebrigens ist Z.3 v.u. ohne Zweifel ein jambischer Halbvers
und daher mit Tilgung von -.1 zu schreiben *J. ^zf- /^■■*J'L<&.,n
-, S ' ' ' -
) o > o £
L&*£&1: »die beiden meine Ehre Schmähenden, ohne dass ich
sie geschmäht hätte«.
II, 184, 15 »d'annexion« sehr, d'annexion parfaite, mit
Rücksicht auf II, 138, § 245.
II, 185, 10 — 12 »// ne m'est pas ä charge; mais , parmi
les hommes, il y a tel ami capable de venir par des dons ä mon
secours, si un ami m'etoit ä charge« sehr. // (l'embarras oü
je me trouve) n'est pas inextricable pour moi, tont qii'il y a un
ami qui fournit ä ma subsistance , lorsqu'un autre s'y refuse.
Das » vor (j*UJI J. ist jL=>! sl? 5 c^e Verkennung dieses Ver-
hältnisses hat das richtige Verständniss des ganzen Verses
unmöglich gemacht.
- S£-
II, 185, 13 »«Jlbli« ist in dieser Form und in dem Sinne,
welchen de Sacy damit verbindet, an sich völlig correct; aber
Saihzade's Supercommentar zu Baidawi bestätigt ausdrücklich
das in meiner Ausgabe, II, Ivf, 1, stehende «LHi als Lesart
des Abu cAmr, welche zwei Auffassungen zulasse : entweder
154
als 3. Pers. des Passivperfectums, oder als 1. Pers. des Activ-
imperfectums der vierten Form in der Bedeutung der ersten
und achten. Nach der ersten Auffassung leitet «IbLs , wie die
gewöhnliche Lesart «JLbü , die koranische Erzählung weiter;
- iE,
nach der zweiten schliesst es, wie de Sacy's «Ibis, die Frage
des sprechend eingeführten Paradiesbewohners ab, und vor
„..*.-£-
dem folgenden »} _s ist ein «Ibis oder «XbLä als Fortsetzung der
Erzählung hinzuzudenken.
II, 187,1. Als Schlusswort eines Halbverses vom Versmaße
Ramal wäre statt jö^j zu schreiben j^ .
II, 187, §312. Diese Trennung des Activparticipiums eines
doppelt transitiven Zeitwortes vom Genetiv seines ersten Ob-
jects durch den Accusativ seines zweiten Objects ist ein for-
melles Seitenstück zu der Trennung des Infinitivs eines einfach
transitiven Zeitworts von dem Genetiv seines Subjects durch
den Accusativ seines Objects; vgl. S. 176 u.177, §296.
II, 187, Anm. (1). Hinckelmann's J.-JIM J»*> 'sl nach
Baidäwi zu Sur. 6 V. 96 die Lesart der Kufier.
II, 188, 1 . Diese Lesart wird von Baidäwi zu Sur. 14 V. 48
nicht einmal erwähnt, nach dem Grundsatze (s. oben S.149
Z.9 flg.), dass solche dichterische Absonderlichkeiten sich nicht
für die Prosa des Korans eignen. Die gewöhnliche Lesart in
Anm. (1) dagegen bietet bloß eine auch in der Prosa gestattete
3-33 O, , G 3 )) , G 3
Umstellung der beiden Objecte: aJL*. sj^c», ^JtX^ statt zL» ^aLü8
3 , G ,
slXxj , und dies wiederum uneigentliche Genetivanziehung
3-C. 3 3 3-33 <s G 3
statt sjAcj, (oder aJLyj *.L*. L&L^5. Vermöge dieser Umstellung
könnte auch bei dem Uebergange des Activums in das Passivum
das zweite Object statt des ersten zum Passivsubjeet gemacht
3-3333C, - Gl ) . 6. ))!) , G i C* - G « ci
werden ; *L*, »tAc^ > ä.JL==-^ statt 5^ sL*. ^lIz>\ , wie ^o ^b^l
IiAj-, und \r*& ä>j> c^-^o statt L£,J> Aj-, , -ia*J und «,*x: , _^y
slL Muf. tt1) u. Itv.
155 -
II, 188 u.189, Anm. ;'2i. Der innere Widerspruch, den
deSacy hier im Begriffe von ül/tol* jL> '»JS.z~ findet, verschwindet
mit der Einsicht in das wahre Wesen undVerhältniss der beiden
Verbalzeitformen und den Gebrauch des Participiums zur
Darstellung einer besondern Art des historischen Imperfectums
nebenher andern, die durch das Imperfect verbum be-
zeichnet wird; s. Bd. XVI v.J. 1864, S. 272 — 274, und oben
die Anm. zu II, S. 14JS Z.14, und S. 182 Z. 13 — 15. Vgl. Muf.
!.., 14 — 18, und dazu Ibn Ja'is aH , 12 — ArT, 14. Wenn da-
gegen Al-Kisäi (s. Alfijah V. 428 im Comm. , S. W Z. 8 —10)
das Jjnjj Sur. 18 V. 17 schlechthin ^U nennt, wie de Sacy
von seinem Standpunkte auch das fJo\j S. 189 Anm. Z. 13
nennen müsste , so zeigt dies nur, dass es schon unter den
einheimischen Grammatikern einen gab, der den Begriff einer
subjectiven Vergangenheit nicht mit dem einer objectiven Fort-
dauer zu vereinigen oder dies wenigstens nicht in angemessener
Weise auszudrücken wusste; s. IbnJa'is, aH*, Z. 2 — 10. —
Gefreut habe ich mich, durch Spitta-Bey's Grammatik S. 358
bestätigt zu finden, dass der von mir angegebene Unterschied
zwischen Participium und Imperfectverbum im Ausdrucke zweier
Modalitäten des historischen Imperfectums von »gut sprechenden
und gebildeten Leuten« noch heutzutage beobachtet wird.
II, 189, 12 n'ß« sehr. 'p.
II, 189, Anm. (1). In ^^ UJUo i>^ Li betrachten die
arabischen Grammatiker ebenso wie in 5L> *jLb J.>j °^/°
das Substantivum Jo*. als den Stützpunkt des Participiums,
welcher diesem als seiner i&o Verbalrectionskraft verleiht;
wo aber der logisch nothwendige Substantivbegriff, wie in
&j» LxiLb G u.s.w., nicht wirklich durch ein Wort ausge-
drückt, sondern hinzuzudenken ist, da reicht eine Vocativ-
partikel hin, das seines äußern Stützpunktes beraubte Par-
ticipium verbal rectionsfähig zu machen. So erklärt der Com-
156
mentar zu V. fr] der Alfijah S. W Z. 13 das L vor %> lilb
ausdrücklich für den Stützpunkt, durch welchen «JLb die Kraft
erhält den Objectsaccusativ !^L> zu regieren. Und so sagt auch
der Commentar zu Hariri in der von de Sacy selbst angeführten
Stelle: »Obgleich das Activparticipium (o.lo) sich auf keines
von den Dingen stützt, welche sonst die Bedingungen seiner
Verbalrection sind; so übt es diese hier doch aus, weil es sich
auf die Vocativpartikel ([)) stützt.«
II, 191, §316. Aus Vergleichung mit Muf. f.., 17 u.18,
Ihn Ja'is aH1, 11 — aI*T, 11, Alfijah flf V. fH mit Ihn cAkil's
Commentar, Ihn Hisäm , Sudür al-dahab IH* u. ICT, und När
al-kirä Ivl , 12 — 23, ergiebt sich, dass die meisten einhei-
mischen Grammatiker den scheinbaren Widerspruch zwischen
der Nominalerstarrung eines Activparticipiums durch Annahme
des Artikels einerseits und der Beibehaltung seiner vollen Ver-
balrection andererseits durch die Annahme zu lösen suchten,
,ji sei hier nicht der Artikel, sondern das verkürzte Belativ-
nomen ^Äif, ^i u.s.w. , dessen äußerliche Identität mit dem
Artikel aber dazu geführt habe, das vb. fin. des Belativsatzes,
jedoch mit Beibehaltung seiner Bection , in ein Verbal nomen
zu verwandeln. Nach Einigen regiert nun dieses Participium
einen Subjectsnominativ und einen Objectsaccusativ nur da, wo
es ein Perfectum, nicht da, wo es ein Präsens oder Futurum
darstellt ( — so, wie es scheint, auch de Sacy in diesem Para-
5)5 )
vw ~C
graph — ) ; nach den Meisten aber sagt man »jj y^i-aif sL>
lAi» -j.Jt tJu: , il est venu celui dont le pere frappe Zeid au-
jourd'hui oder le frappera demain, ebenso wie »jji v-j.LaM £i>
,-*/*! !Jo; ü est venu celui dont le pere a frappe Zeid hier.
Noch Andere halten ein so gebrauchtes Participium für an sich
rectionslos und lassen das folgende Subject und Object von
einem »im Sinne behaltenen« vb. fin. regiert sein. Al-Ahfas
157
erkennt Ji als den Artikel an, da dieser aber das Participium
seiner Verbalrectionskraft beraube, so sei der folgende Accusativ
nicht wirkliches, sondern nur Quasi -Verbalobject, Jj.*ä4jL> s^a
iiiuibiLj jj.*a» ^ au . Für uns ist natürlich, mit Beseitigung aller
dieser Wunderlichkeiten, al der Artikel, und das Participium
kein verkapptes vb. fin., sondern das wirkliche concrete Verbal-
nomen, dessen Verbalrectionskraft durch die Verbindung mit
dem Artikel nicht geschwächt oder vernichtet, sondern im
Gegentheil verstärkt und verallgemeinert wird, so dass es nun
nicht mehr, wie in indeterminirtem Zustande, bloß einen Zu-
stand in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern auch
eine absolute Vergangenheit ausdrücken kann. Dass übrigens
das zu jt verkürzte Relativnomen sich gegen die Verbindung mit
einem wirklichen vb. fin. nicht schlechthin und in allen Fällen
sträubt, zeigt I, 449, § 992, wo es in einem Verse von Farazdak
mit dem Imperfectum verbunden ist.
II. 191, §320 ff ' «j. .v»t?t ^llii' les hommes battus, c'est-
ä-dire, qui ont ete battus, ou que Von a battus«, auch qui
sont battus, ou que Von bat, und qui seront battus, ou que
Von battera. Durch diese letzte Wendung in der Temporal-
bedeutung des Passivparticips erhält es oft auch den Sinn von
bestimmt oder würdi? etwas zu erleiden, wie u».»ax
prügelnswerth, rj^ü^ hängensw ert h ; s. Bd. IX der
Breslauer Tausend und Einen Nacht, Vorwort S. 17 u. 18.
Im Allgemeinen hängt diese Gebrauchsweise zusammen mit der
Redefigur &Ji j»*j Uo s -4*J< iw^ö' oder a-J „**u Uj , Benennung
eines Dinges mit dem, was es werden wird oder werden soll;
s. Quatremere's Anm. 4 zur Erklärung von Meidäni's zweitem
Sprüchworte, Journ. Asiat. Dec. 1837, S. 529 — 532. So bemerkt
Ibn Hisam zu dem Halbverse J^kSj IC*-*** ^ q^ ^ ^ m Bi*nat
Su'ädu, ed.Guidi, S. |v! drittl.Z.: aJü& 1! .jLaJ ^ dyj& fcjj.*,
und führt dazu aus Sur. 39 V. 31 an : ^y^/> *^i^ Orr* ^ •
158
* " " ^ ° "
Mufassal S. Pf Z. 1 : aj JOS uj jj^äx i^JI , Jedermann wird
(soll) mit dem Dinge getödtet werden, mit welchem er gelödtet
hat. Mutanabbi S. flo 1. Z. : Jüis col ^& ^Jix v^tf 0'ö ,
Wenn ich denn getödtet werden soll , so sei du es der mich tödtet.
Jäküt, III, S. V1P Z. 5 sagt ein der Hinrichtung entgegen-
sehender Dichter : jy&* J^jä ^'s lx>. , Und was soll ein zur
Hinrichtung bestimmter Dichter noch dichten? Jäküt, III,
S. aII*, Z. 18 u. 19 : (joLo-j ^j^Sia (»»AP», Vj,-^ L*J **■£*>• <J* ^^
Jjüü ws. (jUic x.lX^s ^yj&* \&.*S\J> q'c\*c *.LJ uj^aao« , Als es
(das Schloss Gomdan) zerstört und niedergerissen wurde, fand
man auf einer Holztafel eine Inschrift von eingegossenem Blei :
»Bleib unversehrt, Gomdan! Wer dich niederreißt, soll er-
mordet werden«. Der Chalif cOtmäu riss das Schloss nieder
und — wurde ermordet«. — Dasselbe gilt von J^X'ä . wie
überhaupt von jedem Worte der Foim Jwväs mit Passiv-
bedeutung; s. II, § 323. So Arab. prov. I, S.172: U „iUo
i>AÄftJi ^J^äj , Mit irgend einer Waffe wird sicherlich getödtet
werden wer (vom Schicksal) hierzu bestimmt ist. (Freytag:
Armis quibuseunque occisus oeeiditur; doch III, 2, S. 428:
Melius vertissem: oeeidendus.) Dozy's apodiktisches »J^-Uä
nunquam significare polest oeeidendus, sed semper et ubique
significat occisus« (Abbad. III,' S. 142 Anm.) ist von ihm selbst
thatsächlich zurückgenommen worden durch Aufnahme von de
Slane's »victime designee de la co?ispiration«, als Uebersetzung
eines in Histoire des Berberes vorkommenden ^x'i , in den Ar-
tikel über dieses Wort im Suppl. aux dict. ar. Auf Muhammeds
Abstammung von Ismael, der in der bekannten Opfergeschichte
gewöhnlich an Isaaks Stelle gesetzt wird, und auf die ahnliche
Bettung seines eigenen Vaters 'Abdallah von dem ihm drohenden
Opfertode bezieht sich sein Ausspruch (Sachau's Alberüni S. i\o
Z.19): ^..rsÄ^X» ^j! lil , Ich bin der Sohn der beiden zum
Opfertode Bestimmten.
159
II, 192, 13 »«j^Xä*« sehr. J^üJi , ebenso wie Z.18 statt
des in den »Fautes a corriger« aufgeführten JjJüix , um aus-
zudrücken: Zeid, dont le pere est tue en cet instant«. Ohne
diesen Artikel wäre Aj : Subject , das Folgende Prädicat , und
das Ganze ein vollständiger Satz : Le pere de Zeid est tue en
cet instant.
II, 194. 2 w 0jj J^'o « sehr, ö A^o ; 4 »ääSU« sehr.
*&M; 8 o ^j.^Iw.j a sehr. eVJL*u.
II, 204, 20 »Certes, fai ouX de Mohammed une chose qui
nia attriste« verwandelt das »adverbe excitatif« $J> (I, 529,
§ 1160) in ein /i^ib? ^ i^'J ü>y> wie ^Ji und Lot (I, 528,
§ 1158). Der durch $3> eingeleitete Satz kann aber nur be-
deuten: Warum habe ich nicht von (ab oder ex) Mohammed
gehört was mich betrübt hat? d.h. Warum hat ein anderer als
Mohammed mir diese betrübende Nachricht überbringen
müssen"? Der so Sprechende drückt dadurch aus, dass er die
betreffende Nachricht aus irgend einem Grunde lieber aus dem
Munde Mohammeds erhalten hätte als aus dem Munde des-
jenigen, welcher sie ihm wirklich überbracht hat.
II, 205, 13 »aJCääj« sehr. *JoüÜ .
11, 206, 16 »£ulr« sehr. l£xs .
II, 210, 5 v. u. flg. Die hier versuchte Erklärung ist un-
vereinbar mit dem wirklichen Gebrauche des Accusativs als
»forme adverbiale« und »terme circonstanciel« . Durch sich selbst
oder durch äußere Mittel determinirte persönliche oder sächliche
Eigennamen, wie hier Aj: und v^.».-^, lassen sich weder als ^jJä
noch als<JL> noch als j^^' denken, und einer von diesen syntak-
tischen Begriffskategorien müsste sich doch jenes »par rapport
ä Zeid« und »ä Cegard de Mahmoud« einfügen. Der richtige
Erklärungsgrund ist in der That die von den einheimischen
Grammatikern wenn auch in etwas äußerlicher Weise formulirle
160
Rectionskraft eines gedachten Verbums, das, wie in einem
ähnlichen Falle sein Subject in den Nominativ, so hier sein Ob-
ject in den Accusativ setzt; s. Bd. XXX v. J. 1878, S. 73—75 zu
I, 521, § 1 144. Der Sprechende anticipirt für das in seinem Ge-
dankenausdrucke dem syntaktischen Regens vorauseilende No-
men denjenigen Casus, welcher ihm nach seiner ursprünglichen
Stellung im Satze zukommt, und ersetzt es da, wo es weiterhin
nach der gewöhnlichen Wortfolge eintreten würde, durch ein
formell oder virtuell in demselben Casus stehendes Pronomen.
II, 214, I flg. Von den in Muf. IlT, 7—11, aufgeführten
drei Behandlungsweisen des im allgemeinen Sprachgebrauche,
.0- - -
wie u~J , defectiven (c-w*£: m^ Perfectform und Imperfect-
bedeutung stellt das Beispiel Z. 1 — 4 die gewöhnlichere zweite
dar, nach welcher dasselbe, als ein sogenanntes unpersön-
liches Zeitwort, stets in dieser dritten männlichen Singular-
form bleibt und statt eines Verbalabstractums einen durch ^.i
im Conjunctiv (oder ohne Verbindungspartikel im Indicativ)
stehenden Imperfectsatz als sein Subject virtuell im Nomi-
nativ regiert, Muf. in, 19—21. Die drei Beispiele Z. 5—1 3 >)
aber stellen verschiedene Formen der edlern ersten Behandlungs-
weise dar, nach welcher dasselbe als persönliches Zeitwort
den Subjectsbegriff durch alle Personen, Geschlechter und Numeri
in sich aufnimmt und den Imperfectsatz als sein Object vir-
tuell im Accusativ regiert, Muf. in, 16 — 19. Dagegen fehlt
ein Beispiel von der dritten Behandlungsweise, die in der
Hauptsache, der Unpersönlichkeit von ,^*^, mit der zweiten
übereinstimmt, aber sich dadurch von ihr unterscheidet, dass
dieses, wie jJtJ in i^=>\ Lfl»i u. dgl., ein dem Subjecte
des Imperfeetsatzes entsprechendes PronominalsufHx im Accu-
sativ als logisches Subject des ganzen Satzes zu sich nimmt,
z. B. s^>f ^? j.Ll^ oder t^f JW, Muf. W, 10 u. 11. Die
von diesen Grundformen abweichenden andern Gebrauchs-
weisen von (^^ä, sowohl die frühern seltneren und dich-
terischen, als auch die spätem gemeinsprachlichen, kommen
4) Als Reimwort ist im Verse Z. 8 statt <-. *J.3 zu schreiben v^JJ.
161
bei aller Verschiedenheit im Einzelnen auf die genannten
beiden Gegensätze, Persönlichkeit und Unpersönlichkeit, zu-
rück, nur dass ^^-c- 1° (lieser dritten Person nach Umständen
beiin' Auffassungen zulässt. Die von den einheimischen Sprach-
gelehrten überlieferten altern, mehr oder weniger üblichen
Gebrauchsweisen stellt M. al-M. S. IUI u. II*'.. in acht, Lane
S. 2048 u.2049 in sieben Nummern zusammen. Das alle Per-
sonen, Geschlechter und Numeri in sich darstellende persön-
liehe ^w^ , ^>*M*£. , c^yy*£ u. s.w. hat die spätere Sprache
fallen lassen und sich auf das unpersönliche, sächliche ,~»~£ ,
bald ohne, bald mit Accusativsuffix, beschränkt; Cuche, Dict.
arabe-francais S. f.f: » ..I ^^c '' se peut que . . . , il est
possible que . . . ; *^il ..I ^>«£ il est possible que je com-
prenne; ^Lu^j !sL**c peut-etre il deviendra meilleur«. Be-
sonders zu bemerken ist die häufig vorkommende Fragform
^**£ La , «L*^£ La u. s.w. zum Ausdrucke eines zweifelnden
oder indirect verneinenden was wird (würde) oder was
kann (könnte) wohl — ? Arab. prov. II, S. 727, Nr. 495 :
q^jJ^! ^yi qjXj ^-^c La ^j|jt=>jjl *:>L»b ^1/ -_*, Wenn der
Mistkäfer jemandes Koch ist, was wird (kann) es da wohl für
Gerichte geben? (Freytag: »Cujus coquus scarabaeus .^L*s*^j|
appellatus est, ejus eibus varius esse non potest«). 1001 Nacht,
Bulaker Ausg., I, S. 580 Z. 6 v. u. : \2i$S qjXj qI ^*x U^
i— »{_>l IlX^joL.ao, Und was können wohl drei Schläge mit diesem
Ranzen sein? (d. h. sehr weh thun können sie doch nicht).
Auch ohne 0_jXj , Bibl. ar.-sic. S. f.P Z. 18 u. 19: ^w«^ U
(*-o3*)l dVXLai-l Ka^jJL ^täjI qxi L^vj ^yaj iütX^Lt , Was wären wTohl
Mahdija und die Christen darin im Vergleiche mit deiner ge-
waltigen Macht? (d. h. Mahdija mit seiner ganzen christlichen
Bevölkerung vermöchte im Falle eines Widerstandsversuches
nichts gegen deine Macht auszurichten) . De Saey's Calila et
Dimna S. I. Z. 9 u. 1 0 : )yAi ^ a *i* «JLi ^\ ^-v^c Uj , Was
1881. tl
162
aber werden wir als Vögel gegen ihn (den Elephanten) aus-
richten können? Arab. prov. II , S. G46, Nr. 202 : .1 .^x: ^
iJUJül (juc <c.Lj , Was kann wohl der Biss einer Ameise schiden?
Mit k3>Lo statt U , Makkari , I, fol, 8: ^ jlxi QS ^-^c 13 L05
&-b-ä rr^l-^ , Und wie könnten wir die Schönheit Cordova's
auch nur zum Theil schildern? — In älterer Sprache auch mit
persönlichem ,~**£ , Kosegartens Tabari, I, S.234, drittl. Z. :
- - 5J O - O £ O 5 ü , ,
^X-JL./« i_jj>.^-^ o».^.a12s* .lo (3 |*.«ÄAiJ3 IfcJkXj ,..! ^äa^^c l«.s , Was
könntet ihr aber im Lande Hadramaut und zur Seite eurer Schutz-
herren vorstellen und ausrichten? — Von der angeblichen
Regel, welche Ewald in Gramm, crit. I. ar. S. 109 Z. 4 u. 3 v. u.
nach Analogie von oKjS auf Kosegartens verfehlte Ueherselzung
der letzten Stelle baut, ist gerade das Gegentheil wahr; »for-
tasse non facietisa könnte mit Beibehaltung des persönlichen L~**c
o £
nur sein : ^.Uäj ^ ^.1 iX-u-uc oder .-jJl*ftj ^ *.X;y*.c , so dass die
Negation nicht zu dem regierenden, sondern zu dem regierten
Verbum träte. Lo hingegen ist in dieser Stellung vor _«*£
nie verneinend, sondern immer entweder fragend, wie in
den obigen und andern zu Lib. cantil. S. 254 u. 255 bei-
gebrachten Stellen (die nebenbei zeigen, wie dieses ^^c l*
auch noch größere Arabisten als Freytag, Kosegarten und Ewald
getäuscht hat), oder relativ, wie bei Zamahsari im Kassäf zu
Sur. 2 V. 222 : ^ +^.X* ;<A.o ^j^*-* U-o .-oj^l v1-^ ^
O'
> >
gU3 ,.~A xic i^i Lo >-jI5o .1 , Gott liebt die, welche sich bekehren
von der Begehung des ihnen in dieser Hinsicht Verbotenen, das
sie sich vielleicht aus Uebereilung zu Schulden kommen ließen.
Saihzäde zu Baidäwi, Sur. 2 V. 19 (in meiner Ausg. I, S. fT
c
Seine (BaidAwl's) Worte: »und auch nicht, dass ihnen (den
Ungläubigen) die Ausübung der äußern Religionspflichten ge-
boten sei« sind die Antwort auf eine etwa zu erhebende Ein-
163
wendung, nämlich u.s.w. Die spätere Sprache setzt »Lv^c auch
wie aJLxi vor ein Nominalprädicat im Nominativ; so Jäkut, III.
UP, 8: (M^-w v»a£ »L*c , Vielleicht ist es (Suwän) dasselbe wie
Suwän; MT, 21 : 0^.~ vytll *^Z~u ^cXJS bL*c. Vielleicht ist
es der (Fluss) welchen die Araber Sulän nennen; H*f, 46:
3j.i*L« SAP ^-/3 »L^c., / k^sJI (.^äJI , sarm ist soviel als sakk
(spalten); vielleicht ist er (der Eigenname Al-Sürama in)
davon hergenommen. Alberuni, aI2, 19 u.20, gebraucht ^»w^ , wie
zur Partikel erstarrt, vor einem Perfectum : Lg^gRj ^.z. ^JUJls
UJLc uä5j j^^c vy> Ip^XoL, , Wer also etwa von ihnen (den
richtigen Namen der assyrischen Könige) Kenntniss erlangt, möge
sie (in diesem Werke) sorgfältig berichtigen und verbessern.
II, 215, 1 l£üu> 0y$L. o>^' ^' Sur- 4 Y- 80' bildet
als Zustandsbezeichnung, virtuell im Accusativ stehend, mit
O -G*> ~— „£ I
^äj\ s"%-^ ^ zusammen einen Satz: Qu'ont donc ces gens-lä
qit'ils ne comprennent presque rien de ce qu'on leur dit? —
Z. 4. Die bessere, im Koran allein gebrauchte Form von »/ örL>«
ist /'jäh', statt »/ixL»« aber in derselben Bedeutung ist uns nur
/<^b überliefert. — Z. 6 »,JJb>« sehr. JJb> ; »(ja*j« sehr,
j^ii', s. Bd. XVI v. J. 1864, S. 303 zu I, 201, 14.
Z. 13 »*jLs>a und »J^i« sehr. ajLs* und Jo$i.
II, 216, 16 ))X*.>Lo« und » *uiL>-« als Reimworte von zwei
jambischen Vershälften zu schreiben xa5>Io und LiL> .
II, 216, 8-4 v. u. »SlSu« sehr. Slio. »Sa sewZe defense, ce sont
despleurs; son armure, des habits de soie«. »Ihre Verteidigung«
im Sinne von Selbstverteidigung wäre nicht L^^ii , sondern
11*
164
l^.L^Äii , und «seidene Kleider« nicht X5-*«, sondern /ä.**, um
so mehr, da der Satz ein allgemeingültiges Urtheil aussprechen
soll. Aber dieser persische Fremdling gehört überhaupt nicht
hierher; &>_*, , wie zu schreiben ist, Stehlen, bildet den
Gegensatz zu ;j , Rauben, Beute machen. Der Unmuth
eines Beduinen , dem statt eines Knaben ein Mädchen geboren
worden war, macht sich Luft durch zwei giftige Oxymora von
dem Unwerthe des Weibes im Gegensatze zum Manne, wie er
nach der Beduinen-Moral sein soll: »ihr (des Weibes) Beschützen
ist Flennen, ihr Beutemachen Stehlen«. Während der Mann die
Seinen samml Stammgenossen und Freunden gegen feindliche
Angriffe mit den Waffen in der Hand vertheidigt, stehen dem
Weibe zu solcher Abwehr nur wirkungslose Thränen zu Gebote;
während der Mann als edler Raubritter draußen in der Wüste
städtisches Krämervolk niederwirft und ausplündert, legt sich
das Weib daheim auf geräusch- und gefahrlose Diebereien.
II, 217, 17 »// vous a interdif«. sehr. Je vous interdis.
II, 217, § 366. Weder hier, noch in dem entsprechenden
Abschnitte des 1. Bds. § 588 — 590 hat de Sacy nach Vorgang
der einheimischen Grammatiker oder selbstsländig die Ent-
stehung und ursprüngliche Bedeutung dieser räthselhaften Aus-
drucksformen zu erklären versucht, diese Lücke jedoch später
zum Theil ausgefüllt durch Uebersetzung und Annotirung des
betreffenden Abschnittes aus Sibawaihi's Kitäb in der Anthologie
grammaticale S. 364 u.364, 389 — 391, und durch Herausgabe
der »Alfiyya«, in welcher die Verwunderungsverba S.11 u. 1v
V. fvö- fAv abgehandelt sind1). Nach Ewald, Gramm, crit.
1. arab. I, S. 371 u.372, II, S. 221 u. 222, ist Lc in 'f/f ü
L\j- ein von der » interrogatio mirabunda« ausgehendes inter-
jectionelles quid = quam (wie 17Q in Tj'att) T^&rma), das »in-
tegrae enuntialioni aecusativo subjungendae« vorangestellt wird,
1) Man schreibe dort wie an den entsprechenden Stellen in Dieterici's
Ausg. S. ITv — PH : S. 11 Z. 42 jiäj u. *.ij.*aii statt jAj3 u. »J^ü\ ;
S. 1v Z. 4 *3 st. *S , Z. 1 3 0\ st. ^i .
165
»ut adjectivum elativum praedicati loco praepositum proxime
vim particulae admirandi augeat«, wonach z. B. tjo- *J\ Ls
wörtlich »quam honoratum Zeidum!« im Sinne von »quam ho-
norandus est Zeidusv- und ^^Jlcf U »quam scientissimum mein
im Sinne von »quam bene scio« bedeuten soll. Das gleich-
bedeutende kürzere und seltnere tAjp p-S'i, ^j JLci aber
wird bezeichnet als »vocativi vel imperativi speciem ferens«
und als »forma inde (aus jener ersten) vocativi instar decur-
tata«. Jene Auffassung der erstem Ausdrucksweise als Nomi-
nalsatz , in dem das von einem interjeclionellen Lo eingeleitete
Prädicat vor- und das Subjecl in demselben Casus nachgestellt
sei, stützt sich auf ein angeblich ebenso interjectionelles, aber,
im Gegensatze zu jenem , dem Accusativ eines einzelnen im Po-
sitiv stehenden Adjectivums nachgestelltes Lo , wie in dem
koranischen (sehr. ^Xciö) »...^X^o U XJtä quam purum
gratias agitis .'« Mit Recht tadelt Ewald Marracci's Uebersetzung
dieses Lo aLJiä durch »quam pauci«, hat sich aber selbst, wie es
scheint, durch dieses den Unterschied zwischen der arabischen
und der lateinischen Gedankenform verdeckende quam verleiten
lassen, zwei sehr verschiedene Dinge, die er I, 337 u.338 ganz
richtig unterscheidet, — das satzeinleitende interrogative oder
exclamative und das einem Nomen zur Verstärkung der In-
determination , wie rt in oli'yov ti, angehängte indefinite U, —
einander gleichzustellen. Aber auch abgesehen hiervon : die
Hauptschwierigkeit bei der ihm mit den Kufiern gemeinsamen
Betrachtung des Joisl als Accusativ des Elativnomens bleibt die
Beantwortung der Frage, wie das zur Hervorhebung voran-
gestellte Prädicat und das ihm nachgestellte Subject eines ein-
fachen Nominalsatzes wie Jo-, *.S\ durch ein vortretendes ex-
"J v^>
clamatives Lo beide aus Nominativen zu Accusativen werden
können? Ich sehe nur eine Möglichkeit zur Erklärung dieser
Erscheinung: die Annahme, dass Lo auf die beiden Theile des
ursprünglichen Nominalsatzes dieselbe Einwirkung ausübe, wie
166
ein vb. cordis: Verwandlung des Subjectes und Prädieales in
zwei Verbalobjecte , ^J^*ä^ . Ewald's Worte »Iota loculio U
IJwj: -.s I interjeetionem in aecusativo continet quam honoratum
Zeidum!« (I, 271 u. 272) sind entweder, statt einer Lösung des
Räthsels, eine bloße Wiederholung desselben in lateinischen
Worten, oder eine unklare Hindeutung auf jene Möglichkeit;
denn die beiden, Subjecl und Prädicat darstellenden, gegen
den lateinischen Sprachgebrauch von quam regierten Accusative
könnten doch nur, wie die beiden, einen complexen Begrih"
bildenden Accusative in o virum sapientem! , durch einen in die
Ausrufpartikel gelegten Verbalbegriff erklärt werden. Wo aber
tindet sich im Arabischen ein andres Beispiel solcher Doppel-
verbalrection dieser oder einer andern Frag- und Ausruf-
partikel ? — Ganz unnatürlich ist die Annahme der Kufier (När
al-kirä , M u. tvh, IlXj; .»y I l* sei in seiner Urgestalt (d.h. ei^\ Lo
6c- )-oS
l\j; [..ii, das nachgestellte logische Subject aber werde aus
-o£
einem Nominativ dadurch zu einem Accusativ, dass *J\
vermöge seiner Aehn lichkeil mit einer transitiven vierten
Verbalform das folgende Subjecl äußerlich zu seinem Object
mache; das Prädicat * i i selbst aber stehe entweder ebenfalls,
statt im Nominativ, im Accusativ iwüL^wJtj, »vermöge des
Andersseins«, d. h. weil es dem Sinne nach etwas andres sei
als was es zu sein scheine, nämlich nicht Beschaffenheitsworl
von L«, res honorata, sondern vom nachgestellten logischen
Subject Iju; , honoratus Zeidus (äußerlich honoratum Zeidum),
- - o£ .
oder *j'i sei nur scheinbar Accusativ, in Wirklichkeit aber
Nominativ und sein Ausgangs-ä bloße partikelartige In-
declinabilitäts- Endung zur Bezeichnung des in ihm liegenden
Begriffes der Verwunderung, deren natürlicher Ausdruck eine in-
declinable Partikel sei. Was ist dies andres als ein Versuch, syn-
taktisch Schwieriges durch logisch Unmögliches zu erklären 1 -
O ü£ O , O ü i-
Das Joe! in dem seltneren lXjjj *J I ist nach Ewald ebenfalls ein
Nomen und »vocativi instar« aus dem gleichbedeutenden Jjts^ L>
167
abgekürzt I, 372, 4); anderswo (II, 222, 8 u. 9) heißt diese
zweite Ausdrucksforni etwas schwankend »formula admirandi
brevior vocativi vel imperativi speciem ferens«; kraft welcher
Bedeutung dieser nominale Einzelbegriff oder dieser Verbalsatz
das folgende Nomen vermittelst der Präposition <_j zu sich nimmt
und welche logische Stellung dieses Nomen dadurch zu dem
regierenden Worte erhält, ob als logisches Subject, oder als
Object, bleibt unerklärt. Wäre die Form A»*sl überhaupt als
Nomen denkbar, so würden die Kurier sich dieses ao J»*sl als
bestätigendes Seitenstück zu ihrem &\xb\ La nicht haben enl-
o o£
gehen lassen; aber auch sie konnten in JotsS , wie die Basrier,
nur ein Verbum, einen Imperativ der vierten Form erkennen,
der als solcher in pausa auch ein aus dem verstärkenden an
verkürztes ä annimmt, Dieterici's Allijah S. PPa Z. 10 — 13.
j , , o£
Für die kufische Ansicht von xUsi Lo sprechen allerdings zwei
auch von Ewald, 1, S. 372 Z. 2 — 10 hervorgehobene Gründe :
I) die Gebrauchsgränzen, die Ableitung, Formenbildung und
über den nächstfolgenden Accusativ hinausreichende Bections-
kraft des admirativen Ajtsi sind dieselben wie die des Elativ-
nomens (Wright, Ar. Gramm. I, S. 112 u. 113, Kein, b — e;
Ewald, II, S. 222 Z. 1 — 8). 2 Von den zwei Admirativformen
^ , o £ , , o£
.»^*o>! und _Jl^ haben ächte Araber die Verkleinerungs- (hier
vielmehr Liebkosungs-) Wörter ^h+^zA und ^JL^oi , die Gram-
matiker aber nach diesem Vorgange auch noch andere der-
o o£
gleichen gebildet, wogegen von A**si nichts derartiges über-
liefert ist; — so När al-kirä S. M vorl. u. 1. Z , mit der Be-
merkung, diese den Zeitwörtern nicht zukommende Deminutiv-
- „o£
bildung habe die Kufier bestimmt, das admiralive Jois! für ein
Nomen zu erklären. So schwer aber auch diese Gründe an sich
wiegen, sind sie doch nicht für die kufische Ansicht entschei-
dend ; sie kommen im Gegentheil auch bei einer rationellen
Begründung der basrischen Lehre zu voller Geltung. Denn die
168
Annahme dieser letztern nöthigt uns, den Begriff der von beiden
Admirativforuien dargestellten vierten Verbalform, unabhängig
von dem sonstigen Vorkommen oder Nichtvorkommen derselben
Form eines gegebenen Zeilwortes und von ihren durch den
Sprachgebrauch bestimmten anderweitigen Anwendungen und
Bedeutungen, gleichmäßig in einen allgemeinen verbalen und
- -°£
einen besondern nominalen Bestandtheil zu zerlegen. Das Jmsi
jener ersten Form enthält dem Sinne nach ein doppelt transitives
jots* in der Bedeutung von ..yo und als dessen zweites
Object, ^UJI jjjtäi^ , den Positiv des entsprechenden elativen
J.*sl , während der folgende Accusaliv das erste Object bildet:
SlXj: (.yi La : : L-iyf IvXj: J.x> L«; ebenso: *JUi ^1 J,J»| La
I ' £
■ — &JÜ5 J,l ^_-Jii (^Ujo» La. Von den drei, beziehungsweise vier
verschiedenen Deutungen des Wo rtsinnes dieser Form (Anthol.
gramm. S. 363 Z.7 v.u. — S. 364 Z. 24 ; Muf. S. Ifo Z.6— 20;
Dielerici's Alfijah S. IYa Z. 15 — m Z. 2; Nar al-kirä S. m
Z. 10 — 19) ist für unser Sprachgefühl am natürlichsten und
entsprechendsten die von Al-Farra und Durustawaihi gegebene,
wonach La als Fragwort gefasst und die Verwunderung über
eine active oder passive Eigenschaft in die Form einer Frage
nach ihrer unbekannten Ursache gekleidet wird; denn, sagt
Näsif in Nar al-kirä zu Anfang des betreffenden Abschnittes
S. Ha Z. 21 : wos^ii JJaj l-*a.*JI j§5ö \3\ »Liegt die Ursache klar
vor, so fällt die Verwunderung hinweg«. Diese einfache Er-
klärung scheint durch Gaspari und seine Forlsetzer jetzt auch
bei uns die herrschende geworden zu sein. Unsicherer ist die
eigentliche Bedeutung der zweiten Admirativform. Schwerlich
wird jemand von uns sich dazu verstehen, mit den Basriern
den Knoten durch folgenden Gewaltspruch zu zerhauen : »Die
Form von Joüi ist die des Imperativs, seine Bedeutung aber
die der assertorischen Aussage; der darauf folgende Gegenstand
der Verwunderung ist dem Sinne nach das Verbalsubject, aber
von der an sich überflüssigen Präposition v_j so eingeführt, dass
es äußerlich die Form eines, wie Jujj in lXjij ^ , durch i^
169
eingeführten Verbalobjects bekommt, weil der Imperativ sein
in ihm selbst liegendes Verbalsubject regelmäßig nicht, wie
sonst das vb. h'nitum, äußerlich im Nominativ zu sich nehmen
kann. Daher tritt hier i_j mit dem Genetiv in die Stelle des
Subjectsnominativs ein (När al-kirä S. fll u. iv.)«. Die vierte
Verbalform bedeutet nach dieser Auffassung hier durchgängig:
etwas werden, in den Besitz einer Eigenschaft kommen (s. Bd. XV
v. J. 1863, S. 156 — 158), und jJJJj Jl/t ist = £*/ Juj ^Lo
oder * S \ö . Die Basrier vergleichen diesen angeblichen un-
eigentlichen Gebrauch des Imperativs anstatt einer Aussage mit
dem Optativen Gebrauche des Perfectums, und das iAj^j als Stell-
i i »
Vertreter des Verbalsubjecls mit «JÜL in aJUb ^3 (s. hiergegen
Bd. XVIII v.J. 1866, S. 332 Anra. I, vgl. mit Baidäwi zu
Sur. 41 V. 53, wo dem Wesen nach das Richtige gegeben ist).
Zamahsari , Muf. S. Ifo Z. 13, sagt von dieser Erklärung seiner
eigenen Schulgenossen mit höflicher Schonung: »Aber darin
liegt eine Art von Gewaltsamkeit«, und spricht dann seine
eigene Meinung in den Worten aus : »Meines Erachtens liegt es
näher zu sagen, dieser Imperativ sei eine an jedermann ge-
richtete Aufforderung, UjJ IlXj; J*.*->T. ,-.1 , Zaid als edelgesinnt
darzustellen, d. h. ihm die Eigenschaft des Edelsinns zu-
zuschreiben; das ^j aber (iniAjij statt ^3) sei zur Verstärkung
und zum Ausdrucke der Ausschließlichkeit hinzugefügt, wie in
aXjiAjIj \j&\3 ^ (Sur. 2 V. 191); oder * J So ».*^j ,-J , ihn zu
einem Edelgesinnten zu machen (was an und für sich unmöglich
ist; und, wäre es möglich, hier völlig überflüssig sein würde;
so dass die Aulforderung ironisch gemeint wäre) ; das *-j aber
mit dem Genetiv stehe einfach statt des Objectsaccusativs. Dies
die ursprüngliche Anwendung und Bedeutung; später aber ist
diese Ausdrucksform zu einer allgemeinen bildlichen Redensart
geworden, so dass das in dem Imperativ liegende Verbalsubject
auch wenn zwei und mehrere angeredet werden, wie in
170
JuL -.y? q^4-j [>. und iAj^j j.j! JL>; ü, unveränderlich im
Singular bleibt.« Nar al-kirä S. tv. Z. 6 u. 7 erwähnt diese
Erklärung zum Theil am Ende der folgenden Stelle: »AI -Ablas
und mehrere Andre sagen, Joisl sei sowohl der Form als der
Bedeutung nach wirklicher Imperativ mit einem in ihm liegen-
den Subjectspronomen (der zweiten Singularperson); das *_; diene
zur Einführung des Objecls und dieses, der Gegenstand der Ver-
wunderung, nehme die Stelle eines Objectsaccusativs ein. Aber
über die Beziehung jenes Subjectspronomens sind sie getheilter
Meinung. Einige sagen, es beziehe sich auf denjenigen Infinitiv,
auf welchen das Imperativverbum hinweise, z.B. auf ^**ä-,
wenn man sagt Joy «•j-*^ , als ob es hieße: 0 Schönheit (als
Person gedacht), lass den Zaid schön sein! d.h. immer schön
bleiben. Andere sagen, es beziehe sich auf die zur Verwun-
derung aufgeforderte Person, als ob es hieße: 0 Mann , stelle
ihn so schön dar, wie du irgend willst! Dieser Imperativ bleibe
aber (hinsichtlich des Geschlechts und des Numerus) stets un-
verändert, weil er zu einer allgemeinen bildlichen Redensart
geworden sei«. Man sieht aus diesem allen, dass den ein-
heimischen Grammatikern ein unmittelbares Bewusstsein von
dem Sachverhalte oder auch nur ein sicher leitendes Sprachgefühl
zur Erklärung dieser zweiten Admirativform noch weniger als
zur Erklärung der ersten inwohnte, was sie zum Theil auf
abenteuerliche Abwege gerathen ließ. An die wahrscheinlichste
der vorhandenen Deutungen lehnt sich die von Gaspari vor-
geschlagene und von seinen Fortsetzern (Wright, 1, S. 111,
Bern, a.j beibehaltene Gedankenwendung : Aj^j J^osäi Versuche
(wenn du kannst) Zaid trefflich (oder noch trefflicher als er
schon ist) zu machen! wörtlich: UebeTrell'lichmachen anZaid! —
Jedenfalls aber tritt in \5J\ fcas\ Le , schon durch die äußere
Aehnlichkeit des Admirativverbums mit dem Elativnomen A,*^si,
der Begriff jLtolä als nomineller Bestandtheil des Verbums stärker
hervor als in JuL J^caät > unf* um so leic,ller erklärt sich die
171
Entstehung der jener ersten Admirativform eigentümlichen
o ^ y
zwitterhaften Deminutiva .y*»^ u.s.w. Die Basrier selbst
rechtfertigen dieselbe durch den vollkommenen Formen paral-
lelismus zwischen dem Admirativverbum und dem Elativnomen.
Nar al-kira S. tvt Z. 11 flg. : »Das Elativnomen ^xi\ wird von
allen Wörtern gebildet, von denen auch das Admirativverbum
Joti^ gebildet wird, und zwar so, dass alle einzelnen Bedingungen
und Gesetze für die Bildung des letztern dieselben sind wie für
die des erstem. Alles daher was, sei es regelmässig oder un-
regelmässig, von dem Admiralivverbum gilt, gilt auch von dem
Elativnomen, und was bei jenem unmöglich ist, ist es auch bei
diesem. Wegen dieser zwischen den beiden Wortklassen statt-
findenden Gemeinschafllichkeit haben die Araber, nach Analogie
der Deminutivbildung vom Elativnomen, dieselbe auch vom
Admirativverbum zugelassen«. Aber wie fest doch für das
arabische Sprachbewusstsein der Charakter dieses Jjti! als einer
vierten Verba 1 form stand, zeisl unter Anderem der von Haftri
in Durrat al-gauwäs, ed. Thorbecke, S. f. Z. 9 flu;, besprochene
Umstand, dass das Reinarabische, während es die Elativformen
.*£>] und _äi , als Comparative wie als Superlative, verwarf,
i - o o '
nicht nur in der zweiten Admirativform l\j;j m*s>\ und •
sondern auch in der ersten SlXj: _a~>! U und L*c _ä! U saijle.
Und wäre das fragliche Wort seinem Wesen und seiner syntak-
tischen Function nach ein Nominalprädicat, wie ließe es sich
dann als möglich denken, dass das zum Ausdrucke der Ver-
gangenheil vor dasselbe tretende ..ls oder irgend ein gleich-
bedeutendes Prädicatverbum auch dann unveränderlich in dieser
Form bleibt, wenn das Subject ein Femininum ist, wie in
l3o.jl ^ Ls oder l&>_ji f^>\ l* , mit Beziehung des \J> auf äliAiSi :
Wie kalt war sie (die Morgenfrühe! ! Muf. S. It"1 Z. 4 u. 5.
Bedeuten die Worte ursprünglich : Wa s hatte sie so kalt
gemacht? so ist Alles in Ordnung. — Schließlich die Be-
merkung, dass die neuere Sprache die erste Admirativform
172
noch gebraucht; s. Wallin in Ztschr. d. D. M.G., Bd.V v. J. 1851 ,
S. 9 Z. 15 — 19; Tanlavy, Traite de la langue arabe vulgaire,
S. 95 unter U : Oh , que cette dame est belle ! \j»+X\ Lc C
^0 c^.~JI • Dabei wird aber, wenigstens in Versen , Joisi L«
-- o -
auch in Joü/« zusammengezogen, wie 1001 N. , Bresl. Ausg.,
IV, S. HP Z. 11 u. 12:
J ^ G - > O ^ OrC ««- .* O .- O .- ,G- --O^ Ä^£
^f' ;I<jJI3 J^ojJi ^.LJ ^bs^, f^/ l*j4 Lr-**N /«' ^ L*9
»0 wie bitter ist das Leben nach der Trennung von ihnen, und
wie süß sind die Nächte der Liebesvereinigung beim Zusammen-
sein in einem Hause!« Dieses ^b>* für J^>l La erscheint
auch in Lane's Manners and Customs u.s.w. II, S. 14, Anm. 2:
y>Yd ma-hh'la (for md ahtila) booneiya-l-bahhr, 0 how sweet
are the little children of the river!« als Straßenruf des Lupinen-
verkäufers. Auch wo die beiden Worte in der Schrift getrennt
sind , verlangt das Versmaß dann und wann die Zusammen-
ziehung in der Aussprache, z.B. 1001 N. I, S. PPv Z. 1 u. 2 :
«. w ,- O
LaC öl L-jJoJI / ä^i.l Lo_j, H^i & JaZsUI ,-ywvS»l ÜJ *)
»Wie schön stehen ihm die heimlich zugeworfenen Blicke zu
Gesicht, und wie blitzt es aus seinem Auge, wenn dieses
spricht!« (von der Augensprache zwischen zwei Liebenden.)
II, 218, 12 »äJwo« sehr. XJU.
II, 218, 19. Tantawy, Observation etc. S. 486 Z. 13 flg.
»Dans le vers: . . -r ' . (
traduit par M. deSacy: »Certes, eile serait d'un caractere digne
d'estime, si eile etait fidele ä ses promesses«, le mol id:> est un
adjeetif feminin de J*Jli> ami, et non point un substantif dans
le sens de caractere. Le vrai sens du vers est: Oh! quelle ex-
cellente amie eile serait, si eile etait fidele ä ses promesses !«
Die richtige Aussprache des betreffenden Wortes ist jJL> oder
4) Habicht's Text ist liier zum Theil nach der Galland'schen Hand-
schrift berichtigt.
173
idb> (s. Lane S.781 Sp.1), ursprünglich Freundschaft, em-
phatisch für Freund und Freundin. Die Textworte sind ein
Halbvers vom Metrum Basit, mit dem Anfange des folgenden.
II, 219, f. AusHariri, 1 . Ausg. , S. r\ Z. 3 ; das Versmaß
Ragaz verlangt die Verwandlung des letzten Vocals beider Vers-
hälften in Sukün.
II, 219, 13 »Üu«j>« sehr. Lw=>.
II, 219, Anm. (1) Z. 5 »circonstanciel« sehr, speeificatif,
ao j*4.o; s. II, 113, 9, und 221, 11—15. Es ist dieselbe Art des
^♦J in exclamativen Sätzen, die oft auch durch ,._* mit fol-
gendem indeterminirten Genetiv eines concrelen Personen- oder
Sachwortes ausgedrückt wird; s. Sudür al-dahab S.1P Z. 4 -2 v.u.;
Ihn Ja'is S. Pöö Z.22 — M, Z.3; När al-kira S. Ilv Z. 23 — 27.
II, 220, 4. Diese Worte sind kein Vers, sondern zwei pro-
saische Parallelglieder eines Lobspruches voncAmrIbnMacdikarib
auf die Banü Sulaim, vollständig in Howell's Grammar of the
classical arabic language, P. II & III S. 242 u. 243 : ,c^ "i Ji
j ^3\\ \S>£ja* oüjlil i j^L LPsUJ ibaJB j ^IsJ U «X.
LHIäj oUyCJi »To God be ascribed the excellence of the Banü
Sulaim ! l) how goodly in the fray is their meeting! and generous
in scarcilies their giving! and steadfast in noble deeds their
continuing !«
II, 220, 11 »^JJ>« sehr, mit Howell S. 243 Z.17 nach
dem Versmaß <jJL>. 12 »0 mon ami!« sehr. 0 nies deux amis !
Die Worte sind ein Halbvers vom Metrum Tawil , mit dem An-
fange des folgenden. Howell giebt beide vollständig:
^) Howell schreibt *^L* und Sahm , aber als altarabischer männ-
licher Eigen- und Stammname ist nur *->X*» überliefert.
174
II, 220, 17. Tantawy, Observation &c. S. 487 u. 488: »Le
vers : LPiAääü q>& qL Luil i_^A>^ I^xiAäj doit etre retabli
ainsi: LoiXäU rij£i rj1 L*-JJ <^uj^-\^ I^lXüj »avancez les pre-
miers, et il eüt ete bien plus agreable pour nous de te voir
avaneer le premier«, parce que 1° dans ce vers qui est du
metre Tawil, il y aurait deux pieds de trop, l_j dans le mot ..L
et o dans le mot LolXääü ; 2° le sing. UlXäx ne peut pas etre
le complement du pluriel q_j,Jo«. Aber Hovvell giel)t S. 243 den
von Al-cAbbäs Ibn Mirdäs al-Sulami, einem der Gefährten
Muhammeds, herrührenden Vers vollständig so:
-w^?G^^ ?~ G £ ^ G ^ G Ofx > £ , - ^ 05 <trt> w ^ ^ -^
»And the Prophet of the believers said (to the Gompanions) : Go
ye forward (before nie in battle against the enemy) . And how
dear to us is that he should be the sender forward!«
II. 221, 13 »ou circonstanciel« zu tilgen. — 14 »i*Ul=>« sehr.
*L> oder ili>; s. d. Anm. zu 218, 19. — 15 »en fait d'amitie«
sehr, comme ämie oder cd taht qü'-amie.
II, 222, 4 v. u. sehr. *.*^i Ow*.>o und .}Uj^L
II, 224, 5 »circonstanciel« sehr, speeificatif : vgl. d. Anm.
zu II, 2I9, Anm. (1) Z. 5, und Muf. S. ItT Z. 10.
II, 224, Anm. (1). Der Gegenstand dieser Anm. ist ausführ-
lich behandelt in ßd. XXX v. J. 1878, S. 93 — 95 zu I, 539, 5 flg.
II, 227 u. 228, Anm. (2). Nicht nur die regelmäßige
Stellung des Demonstrativnomens nach einem andern mit ihm
im Apposilionsverhällniss stehenden und nicht durch den Artikel
determinirten Nomen , sondern auch Sinn und Zusammenhang
verlangen die hier nachgetragene Auffassung der Textworte als
lebhaften Ausdruck der Ueberraschung , aber nicht mit Zer-
- O, G i, 1
reißung in zwei Sätze, sondern mit Anschluss von UJ! co, als
hal an UxcUoj aiA£> : Da ist unser Kaufpreis, uns zurückgegeben!
Das syntaktische Verhältniss ist dasselbe wie vorher in dem er-
G G^ G £ ) G 5 ^ „ , > * *
zählenden Salze zwischen m*\\ c^O, und ^XeLaaj ^tXs-^ .
175
II, 229, Anm. (1) Z. 4 — 6. Für unser europäisches Sprach-
gefühl hat dieser Gebrauch des Zeitwortes im Feminin-Singular
mit Beziehung auf ein Hauptwort im Feminin- oder im gebrochenen
Plural dann etwas eigentümlich Anstößiges, wenn das Zeit-
wort in der zweiten Person steht und durch diese Anrede-
form die betreffenden Wesen oder Dinge gewissermaßen als
persönliche Individuen erscheinen, die wir uns nicht so
leicht, wie beim Gebrauche der dritten Person, als col lective
Einheit vorstellen können. Aber »irreguliere« oder gar »ex-
tremement rare« ist diese Concordanz im Arabischen keines-
wegs; eher könnte man die mit unserem Sprachgebrauche
übereinstimmende so nennen. Von der Ausdehnung derselben
Ausdrucksweise auf die erste Person liefert Makkari, II, S. W
Z.6 ein Beispiel, welches auch Dozy anfangs irre führte: s. Bd. \\
dieserBerichte v.J. 1868, S.294, und Dozy's Lettre ä M.Fleischer,
S. 191 Z. 10 u. 11. Ein zweites Beispiel dieser collectiven ersten
Singularperson s. Makkari, II, S. f".A Z. I :
IjLw^Lj ^ß_^>\ »AJb c>oj^ J^ L^LLJ obuv <J*:> ^--*
» Zu jemand . der die Zusatzbuchstaben fragte, ob sie einen Ort
liebten, sprachen sie: Ahwä Tilimsäna wir lieben Tilimsän, -
das heutige Tlemsen « .
einer der vielen versus memoriales über die zur Bildung von
grammalischen Abbeugungen und abgeleiteten Formen dienen-
den Consonanten.
II, 230, Anm. (1) Z. 4 »fils d'Abou-Sofyan« sehr, fils
d'Abou-Sofrah ; Z. 5 »Mahleb« sehr. Mohallab; Z. 7 » -ö« sehr.
L*ä, wie inWüslenfeld's Ibn Challikan, Nr. vif. S.f1 Z. 5 v. u. und
S. öiZ.3 — 5. Die gewöhnliche Construction von -y**o, nach wel-
cher das Continens den ersten, das Contentum den zweiten Ob-
jeetsaecusativ bildet, ist hier umgekehrt, und daher beim Ueber-
gangeindasPassivum *}J,\S x&-L*Ji logisches Subject geworden.
L*ä aber als nun einziges Object im Accusativ geblieben.
II, 232. 3 — 6. Dass dergleichen Fülle bei Dichtern vor-
kommen, ist unleugbar; in der Prosa aber ist diese unlogische
Anlicipation nach den meisten Grammatikern unzulässig; s. Die-
terici's Alfijah S. »*f V. 233 mit d. Commentar u. vgl. § 407.
176
II, 232, 8 v.u. «lA^j« sehr. l\a^j .
SS *- 3» --
/
II, 233, 2. Dieser Vers Garir's wird im Commentar zu
Hariri's Makamen, 1 . Ausg. S. aP, als Beispiel des oLäxil an-
geführt. Um die zweite Vershälfte mit de Sacy als Wunschsatz
fassen zu können, ist man zu der Annahme genöthigt, der Dichter
habe das zur Aufhebung der conversiven Einwirkung des Vorder-
satzes auf den Nachsatz und zur Bezeichnung des letztern als
^LcJ> erforderliche o vor ^^aju, dem Verszwange geopfert. Will
man dies nicht thun , so kann man nur übersetzen : Lorsque
les tentes seront dressees ä Dhou-tolouh, vous allez 6tre arro-
sees, ö tentes, d'une pluie abondanle.
II, 234, 5 v. u. »^Ä^lklTj« sehr, mit När al-kira S. aa
Z. 6 .^äjLLJ^ und in der Uebersetzung 3 v. u. qui me sont
devoues statt »qui m 'aimoienta. . Das von ..jjuliaJI regierte JS
ist eine Verstärkung des gewöhnlichen ^J; s. hierüber Bd. XIX
v. .1.1867, S. 181 u. 182 zu Makkari, I, S. rt. dritll. Z. Ein
weiteres Beispiel von Verwandlung des vorangestellten iü^-äxi *i
A.*l*JS in l\ ist 1001 N., Bd. X S. rf Z. 5 u. 6 d. Bresl. Ausg.
lJLb äl^Ui Jlg L,l£ Jus statt LJLk öL^U5 der Bulaker Ausg.
II, 235, Anm. (1) 1. Z. »iüSlj« sehr. iüli.
033 0> O 3 3 .- O ,
II, 236, 2 » *.^äsdj « sehr, *£ib=lj .
II. 237, 8. Tantawy, Observations etc. S. 487 Z. 4 flg.:
Dans le vers :
le mot »ULwt ne signifie pas Vont laisse sain et sauf, mais, au
contraire, Vont abandonne. Ce vers fait partie de la piece sui-
vante composee par ObeTdoullah , fils de Kais Erroukaiole, ä
l'occasion de la mort de Mous'ab , fils de ZobeTr, tue Tan 71 de
1' Hegire, dans l'Irak, ä DeTroul-Djäsilik, sur les bords du Dou-
dje'i'l, dans une rencontre avec les troupes de Abdoul-Melik, ren-
contre dans laquelle Mous'ab fut abandonne par les siens.
177
»La mort du brave (Mous'ab) tue ä DeTrouI-Djasilik a ete pour
les deux villes (Basra et Koufa une cause de deuil et d'humi-
liation. II a combattu en persoune contre les rebelles, et tous
les siens) tant proches qu'eloignes Tont lächement) aban-
donne«. Voyez Souyouti dans son commentaire des vers du
Moughni, ä la lettre .*).« Vgl. Jäküt, II, S.ioJ Z. 2 flg.
II, 237. Anm. 1 . Von dem Schulwitze, welchen de Sacy
hier euphemistisch »une subtilite« nennt, war schon in Bd. XXVI
v. J. 1874, S. 90 u. 94, zu 1, 380, Anm. 1 Z. II flg. die Rede,
zunächst in Beziehung auf täL»d • Die Erklärung , welche Ibn
Jacis S. |fö Z. 18 flg. und S. oft, Z. 14 u. 45 von der Bedeutung
solcher Duale siebt, stimmt mit der unsrisen überein.
II. 238, § 398. Ausführlicher ist dieser Gegenstand II. 490
— 492 in §§890 u. 894 behandelt. Ich schließe hieran eine
meines Wissens noch in keinem unserer arabischen Lehrbücher
Cl
besprochene elliptische Redeweise, nach welcher ._* mit in-
determinirtem Genetiv das Subject eines Satzes bildet, dessen
Prädicat ein hinzuzudenkendes es giebt, ////'/, ist. Cureton's
Sahrastäni S. ov Z. 2: U«i *»iAjui ..j-S c^ix .~*i »so giebt es
Leute die behaupten, das Nichts sei ein Ding«. S.P.ö Z. 10 flg.:
jJ> U, JdJLss- JA-O iAjj ^ AcÖ ,-y^*) A:>Lw .-X» O i. ,-y*» *Jw r^*S
stXJUij ü^uJi y jus »so giebt es unter den Engeln; einige
immer aufrecht siehende, andere sich niederbeugende, andere
auf dein (iesicht liegende, noch andere auf dem Boden sitzende l) ,
von denen keiner, wegen des Glückes und der Wonne die er
empfindet, nach einer Veränderung seiner Stellung verlangt«.
S. fff Z. 13: ^yfl» AjLcJlj Joi5 .y*» oLiL=>»JL Jolä ^*i
j.w^o^.j Joö »so giebt es einige welche die höhern geistigen
1 Die vier Stellungen beim kanonischen Gebete.
1881. 12
— 178
Wesen, andere welche die planetarischen Himmelskörper, noch
andere ■welche die Götzenbilder als Götter anerkennen1).
Makkari, I; S. oa, Anm. a :
.AÜJ oKj LaA3 -»-XL^j ÄJt/Oji ^a.XÄXj «j)L •»♦s Lääs»
»Wir machten Halt (um Abschied zu nehmen) : da gab es
hier einen Weinenden der seine Thränen zurückdrängte, dort
einen Andern der sein zum Davonfliegen bereites Herz fest-
zuhalten strebte«.
Makkari. 1, S. t.v Z. 13 u. 14 in der Beschreibung von
Murcia : L^JI t *^:>-.i ry*} <r oLs-»^ ^Xj ^* Li^s *.5 t ol^-jO ^.4.:
*L>-JI ^Aji 1A4J »da giebt es Lustwäldchen, in denen man
sich oft des Morgens und Abends ergeht, und Orte in der Um-
gegend, nach denen man, wie zur Bitte um eine Gabe, die
Hände ausstreckt«.
II, 239, 14 »l\a.w..j5« sehr, «aä^j.3 .
II, 242, 4 »-jp^jj« sehr. *£yj» .
II, 243, 1 u. 15, und 244, 2 u. 5 ,, bfb « sehr. Üb.
II, 243, 15 »UKU sehr. Ubl. — Ueber die Natur und
den Gebrauch von bb und Üb s. Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXX
v.J. 1876, S. 503 Z.öflg., wo aber statt ixccueQog Z. 9 vielmehr
afupoTeQog , a^upoTSQa stehen sollte, als vollkommen den ge-
nannten Wörtern entsprechend, wenn sie in der Bedeutung ein
jeder, eine jede von zweien mit dem Singular verbunden
sind. Prof. Nöldeke schrieb mir im October 1877 in Bezug auf
jenen Artikel: »Mit ^S, Üb haben die Kufier im Grunde, d.h.
historisch und etymologisch doch Becht. Denn D^XbS und das
1) Die letzte dieser drei Stellen hat Haarbrückcr, II, S. 355 Z.7— 9,
von Sinn und Zusammenhang geleitet, richtig verstanden; die beiden ersten
*J o > o
aber sind dadurch, dass er statt c>>^ rr-* ungrammatisch c>-*^> qx
las, in seiner Uebersetzung, I, S. s'i /.. 5 v. u. flg. und II, S. 7 Z. 10 v.u. flg.
gänzlich verfehlt.
179
älhiop. kel'4 machen es zweifellos, dass jene Wörter aus "$S, \fSb
verkürzte Dualformen sind. Freilich der Sprachgebrauch küm-
mert sich um diese Herkunft nicht; ihm sind diese alleinstehen-
den Wörter eben unklar geworden.« Mein verehrter Freund wird
mit seinen Kufiern Recht behalten; ich gestehe, dass ich dem
%S und \.*IS als Singular forme n im Semitischen überhaupt
und im Arabischen insbesondere nichts zur Seite stellen kann.
Aber das Bewusstsein des Ursprünglichen inuss den Arabern früh-
zeitig verloren sesansien sein; nur dadurch lässt es sich erklären,
wie der Begriff einer jeden der beiden durch Theilung einer
Zweiheit entstehenden Einheiten in ihrer Besonderheit sich dem
durch die Wort form bezeichneten Besriffe der unsetheilten Zv\ ei-
heit unterschieben und im Sprachgebrauche neben derselben
festsetzen konnte. M. al-M. S. Ia^a'3 Z. I flg. sagt in Beziehung
hierauf: »Ausschließlich geltend macht sich die dem Wortlaute
von bb und LdlS (nach den Basriern) entsprechende Singular-
bedeulung in Fällen wie ^s>La^j ^ L$>^l5' (o au<poT£Qog av-
%olv (f i/.ci tov avTov tTcciQov); denn die Bedeutung dieses US>^L5
ist U^..* J^5 (- L44ZA Jo^, JO'j. Ebenso bei dein Dichter:
LJLij' iA-äI IX'jLa töi ry^D iG"L*:>- n^>-\ ,•*•£• Lcvc j^b
»Ein jeder von uns beiden bedarf Zeit seines Lebens seines
Bruders nicht; und sterben wir einst, so haben wir einander
noch weniger nöthig.«
II, 244, 5 v. u. In dem Zusammenhange, welchem dieses Bei-
spiel entnommen ist. bildet es wahrscheinlich den zweiten Theil
eines Bedingungssatzes; daher nnous viendrons« und »nous
prendrons « als Uebersetzung von Lu> und [jAi>i , statt nous
somrnes venus und nous avons pris.
II, 245. 6 »L-*ztf>i« sehr. \^as-\ .
II, 246, 12 »_Lw ilaplu, ^o ilaneige«. Statt unserer unper-
sönlichen Zeitwörter: es hat geregnet, geschneit, geblitzt u.s.w.
12*
OZ
180
hat das Altarabische iU.*Ji oJm oder iL*»*J! o,Ja<! , iU*sJi ^>^ü ,
iU-vJ^ o-äjj, im Imperfectum : iU-^JS inö u. s.w. Doch findet
man dafür auch die Verbindung des Verbums mit dein ent-
sprechenden Substantivum als Subject: .huj\ Joa oder ,h^\ .La\
u. s.w. Mit Unterdrückung dieses Masculinsubjectes sagt man
in Aegypten noch jetzt .L*j, ^a*-o, gewöhnlich aber mit hin-
zugedachtem, zuweilen auch hinzugesetztem LiJJi statt des
altern tU**it : Ja*j', Ja*Xj , es regnet, (^äj, es blitzt, — nach
gewöhnlicher Aussprache-, »juntur, b&juntur, tuntur, betuntur1),
bMubruk; Spitta-Bey, S. 334. Vgl. A.Hassan, Kurzgefasste
Grammatik u. s.w. S. 188: .L+j' £2^,, rä'iha tämthur, es wird
reanen: JoJu; Joa J=uXj , bitämthur mutluir schadid, es regnet
stark. — In Syrien ist die Femininform der betreffenden Verba,
mit oder ohne LoJül , in allgemeinem Gebrauch. M. al-M. S. '.öP a ;
»Der gemeine Mann gebraucht iUui in der Bedeutung von .La
und sagt: LiAJI o^i] d. h. Lol\J! oiasS ; im Participium :
aLö'Üi« . Cuche hat unter der I . Form von I2.A : II pleut tU*JI ya*j( ,
Boclhor für dasselbe Wort .L*j' und Jj+£j, für il neige „dio,
alle drei mit vorgesetztem +c zum Ausdruck des Präsens:
Hartmann, Arabischer Sprachführer S. 239: es hat geregnet,
schattit id-dinji (LjjJt c^^) ; es regnet, «m bitschatti
(jjicxcjlj »x^; S. 167: es hat geblitzt , barakit (vi>3-j) mit und
ohne id-dinji; S. 247: es schneit, am blitUdsch id-dinji
(LoJJI ^iXj *.c). — Nur einmal, für il va pleuvoir, halBocthor
die Masculinform ,a*j ^»Ij .
1) Heber die Verwandlung des m von Ja-a in n vgl. Spitta-Bc> S.87
Z. 1 u. 2.
181
II, 247. Anm. Z. 3 »-LäILj« sehr. *^jdj oder **XJL>; denn
•UÜl ist ein intransitives Medium, von dem ein Passivum nur
in dem zu I, 144, Anm. I in Bd. XVI v.J. 1864 S. 271 u. 272
besprochenen Falle gebildet werden kann. Golius schreibt in
seiner Ausgabe *^yJu' st. *jüJLj.
II, 249, 14 u. 15 »De ces deux manieres de s'exprimer,
la seconde est la plus autorisee« d. h. sie wird von den Basriern,
die andre von den Kufiern bevorzugt : Dieterici's Alfijah S. Sff
— Ifl V. 278 — 281 m. d. Commentar. — 15 — 17 »Quelques
grammairiens admettent aussi . dans ce cas . l'influence com-
mune des deux verbes sur le meme sujet. et permettent de dire:
villÄji ilcM^>. z, q^-^T.«- Diese von der allgemeinen Lehrweise der
kufischen Schule abweichenden Grammatiker sind Al-Kisai und
Al-Farrä mit ihren Anhängern: AU'ijah S. Ifo Z. 11 — 16, Ibn
Jacis S.1ö Z. 20—22 '
> ,G 0<.
II, 253, 14 »XäJväJI« sehr. KääsuL — I. Z. »^aj« sehr. J^oj.
II, 255, 3 » lt« sehr. ^ . — 6 » JLs-« sehr. JL>. —
17 »^Ji*« vgl. oben S.139 die Anmerkung zu II. 155 u.156. —
20 »Lgxj-ü« sehr. L^üyi, »^Ib« sehr. jj »_jLb . — 21 »y-ÄU««
sehr. v_j,^l*v .
II, 255, Anm. Nach den einheimischen Grammatikern, welche
diese Femininendung JJUit *l£> oderJJUll £Ü (vollständig ^y« JJüJI
g ,. G *
iw^i J.S XajLojJI) nennen, wird dadurch mit dem Beschafl'en-
heilsworte der Substantivbegrifi' 5d*a> oder xiL> verbunden.
II, 256, 1 »puisses-tu n'avoir jamais aueune satisfaction ! «
Nach dem feststehenden Gegensatze zwischen ^.^i und Iäj':
1) Z. 17 ist dort statt cX.xS5 zwischen *Ö. und «i)U:>S zu schreiben
xi» , nach der allgemeinen kurischen Lehrweise, wie Muf. S. IP
Z. 5 und Ibn Jais S. 1f 1. Z.
182 —
puisses-tu ne revenir jamais de ta colere ! Wie oft, so tritt auch
hier der Optativsatz an die Stelle eines Vocativs : zürne immer-
hin, o du, der du nie von deinem Zorne zurückkommen mögest !
II, 256, 20 »Elle n'est (c'est-ä-dire, cette promesse que
vous nous [altes n'est) que cette vie präsenten. Statt »cette pro-
messe« wäre wenigstens Vobjet de cette promesse zu schreiben;
aber auch dies würde noch nicht den wahren Sinn geben. Die
einheimischen Ausleger beziehen ^ in £.\ *$\ ^ ^.i richtig auf
das aus LJiAJ5 LäjLä* herauszunehmende allgemeine öU*i! : das
Leben besteht überhaupt nur aus diesem irdischen Leben;
ein andres giebt es nicht. S. Baidawi zu Sur 6 V. 29 und
Sur. 23 V. 39.
II, 256, 6 v. u. Zum Ausdrucke von »prendra (cet aver-
tissement) comme un moyen de s'approcher de son seigneur«
müsste statt Air'T Sur. 73 V. 19 und Sur. 76 V. 29 stehen
LäÄ^'T. Das bloße <Ä<^ mit dem Objecte l**«w; J.I bedeutet
an und für sich nur: acquerra un moyen de s'approcher de son
seigneur, wobei sich aus dem Zusammenhange von selbst ver-
steht, dass dieses Mittel (s. Baidawi zu den beiden Versen) die
.. O -- -
eben vorher gepredigte ^gjÄJ oder &cl!> ist.
II, 256, i v. u. -3 \J>JK=> bildet einen Vers vom Metrum
Kämil mit dem Beimworte iA.=>! st. » iAs>f « .
II, 257, 5 — 8. Die Grammatik erlaubt nicht, «LxJ mit
A. Schultens und de Sacy für das Subject und -^c für das
Prädicat eines Nachsatzes von uüLi> \^\ anzusehen und auf diese
Weise aus einem Verbals;itze durch Umdrehung einen Nominal-
satz zu machen. Die Worte ^«.c L^s>^j ^ -Lii (j£L> 135 bilden
daher überhaupt keinen Vorder- und Nachsatz, sondern einfach
eine Zeitbestimmung zu ^.A*^ üisi LgÄ& . Da ferner L\iäj als
verbales Einheitsnomen nicht »les crachals« und das nur vom
183 —
Schaume vor dem Maule eines Kamels gebrauchte -LiS nicht
pune salive epaisse« aus dem Munde eines Menschen bedeuten
30,
kann, so ist auch .5iX^ hier nur von einem Kamele zu ver-
stehen: »Aber meine Klagen sind das Pusten eines brustkranken
Kamels, wenn eine aus dem Schlünde (wörtlich : den Gegenden
desselben, d. h. jenes Pustens) aufgestiegene Schaummasse sein
Maul umwogt«. Der Sinn ist: wie dann das Thier sich durch
Pusten Luft zu machen sucht, so ich mir durch meine Klagen.
11,260, 4,3,22, Anm. (4) Z.1u.261,5 »J^JLj« schr.^Uj.—
\i »oU^r^« sehr. ^j'l4.\^. — I. Z. »^lXJU sehr, ^c JsJ .
II, 262, 11 »^ö« gehört nicht zu den Wörtern der hier
genannten Klasse, sondern nur zu denjenigen, welche nie ohne
Genetivanziehung gebraucht werden; s. oben S. 129 Z.lflg.
II, 262, 12—19. Die beiden hier einander gleichgestellten
Arten von Nominalcomplementen sind nicht gleichartig. Wenn
JJja , x«_i , .Jeu , .*£ und ^cj-w einen determinirten Genetiv an-
ziehen und einem ebenfalls determinirten Substantivum quali-
ficirend beigeordnet werden oder der Begriff eines solchen in sie
hineingelegt wird, so ist ihre Determination eine vollkommene;
s. oben S. 129 Z. 6 flg. Ich füge zu dem dort gegebenen Bei-
3 O 3 3 w -
spiele eUix J.>.JI odertiLu-ü nur noch hinzu, dass der determi-
nirte Singular in solcher Verbindung auch generisch-collectiv
genommen werden kann : ftous) les hommes tels que toi, aber
mit dem Unterschiede von (iUiiUj A^jl oder^UxiJ wie 262, 18
st. läkgA/Äu zu schreiben ist), dass das letztere, individuell unbe-
stimmt, soviel ist als öÜL jJ^ Jj oder iuL tout komme tel que
toi, tout komme (de Sacy : V komme quelconque) qui te ressemble.
II, 264, Anm. (I). Gegen die hier ausgesprochene Meinung
s. oben S. 175 zu II, 229, Anm. 1) Z. 4 — 6.
II, 265, 12 »devorans« sehr, acharnes.
II, 266, 15 »».Äc« sehr, yic, Sur. 12 V. 4.
184
II, 267. 17 »Li« sehr. Li, änä; s. Kosegartens üb. can-
tilenarum S. 266 Z. 7 flg. und de Sacy selbst weiter unten
II, 507 Anm. (2 .
II, 268. 5 flg. Die coordinirende Verbindung von TAii
und ebenso die von oAc. »lXc und bedeutungsverwandten
Singularen mit einem vorhergehenden Plural ist nur so wie
in Anm. (1 zu erklären; s. Bd. XIV v. J. 1862, S. 39 u. 40
(Sonderabzug S. 31 u. 32 .
II, 270, 19 u. 20 »il a use d'une licence poetique, et il
devoit dire Li i.ji-, ou bien LP Li i.ji; , laissant le mot iji,
indetermine«. Diesen Worten liegt eine Verwechselung der un-
eigentlichen mit der eigentlichen Genetivanziehung zu Grunde;
denn LPji; mit Nominalrection vertritt als Umstandsaccusativ
richtig die Stelle von LPLi iyi; oder Li iyi: mit Verbalrection
und ist ebenso indeterminirt wie diese; s. oben S. 121 u. 122
zu 11,137, §244, S. 150 u.151 zu II. 182, 13-15, S. 151 u. 152
zu II, 183, 5, 7 u. 9, und S. 155 zu II, 188 u. 189, Anm. (2).
II, 270, 4 v.u. und 271, 1, 15 u. 19 »*L^U sehr. iM=>^
Sur. 6 V. 142.
JO^Üx^ 30-- O) s= 3 O ^
II, 271, 11 »(iUJ-*j<< sehr. öUJ^iJ. — 11 u.16 »i^j^A/s«
* > ° , - > , >"
sehr. i.^ciAx. — 19 ».CO« sehr. ,ci .
)-? J _ Jr
II, 271. Anm. (1) Z. 3 u. 4. Gegen das angebliche »de-
termine« s. das zu II, 270, 19 u.20 Gesagte. Auch *ja*äÜ ^Uo,
Sur. 16 V. 30, ist als Zustandsaccusativ zu *P in ^P^Xi in-
determinirt, statt *^Äji^lL?. De Sacijs schließliche Er-
klärung: »Mais dans tous ces cas, il n'y a pas une veritable
determination«, ist formell ein Widerspruch im Beisatze, sach-
lich aber ein Protest praktischer Sprachkenntniss und richtigen
Sprachgefühls gegen einen theoretischen Irrthum.
II, 272. 7 »y£i« sehr. \ßä, Sur. 2 V. 57.
185
II, 274, 10 »credule« unrichtige Uebersetzung von ^LiLyc,
) , , G '- .. j: , > , V .. ö -
nach dem Kämüs: zJäJ *$\ L+£ ;***«j ^ .^x. in der türkischen
Uebersetzung unmittelbar positiv : ^.j a-L~ö ^oJ&äj! _P aj'oi Jj-ä
aJ.I .AjI qIä^ ; »derjenige Mensch, welcher Alles was er gehört
hat genau weiß«, — nämlich in Folge aufmerksamen Hörens
und sichern Behaltens.
II, 274, 18 zusammengesetzt aus Worten des 11. und 12.
Verses der Sanfarä-Kaside, s. de Sacys Chrestom. II, S. tri
Z. 3 — 5. Zu der Uebersetzung von Jia^c i\Ju& s. ebendaselbst
ic , ,
S. 356 Z. 7 fls. Aber *jLo, sind keine »coujvoies« . sondern
zur Verzierung um den Bogen gelegte Ringe, und die Beziehung
der beiden in UJI c^^o «Aä enthaltenen Pronomina ist umzu-
kehren : das in ^^i^-J liegende £ seht auf «jLo, und das LP
in L^Ji auf u*j.äj! : f/es anneaux) qui y sont attaches, d. h. dont
l'arc est garni. Hiernach berichtige man die Angabe in Dozy's
Supplement aux dict. ar. II, 737b: »_b^j I dans le sens de
suspendre aussi c. .-Jl, de Sacy Chrest. II, il*1 , 5.«
II, 275.7 »LXjy!« sehr. LXwo, nach der übereinstimmenden
Lesart aller drei Stellen des Korans, in welchen die Verbindung
Läax äAJij vorkommt: Sur. 25 V. 51. Sur. 43 V. 10 und
Sur. 50 V. 11. Die Aufführung derselben hier, wo von der
Form J.**s die Rede ist, gründet sich auf die I, 329, § 762
und in der Anm. dazu besprochene Ansicht, dass die den
mittelvocaligen Stämmen eigentümliche Form Jot*s mit ihren
Zusammenziehungen J-^s und J.*s aus J-ots entstanden sei. An
und für sich aber bilden ^y.*^ und owo ihr Femininum Zx*.*
b -
und &wyo, wie ^P , ^-J, -o , Fem. *^P, &**J, ö-ö u. s.w.
186
Den Grund dieser unregelmäßigen Verbindung des weiblichen
Hauptvvortes äiAL mit dem männlichen Beiworte u>w* sucht
Baicläwi zu der ersten und zweiten der angegebenen Stellen
darin, dass äAL in der Bedeutung von lXJLj oder lMlsU stehe,
und dass ow* , ungeachtet seiner Abzweigung von dem Verbal-
stamme cy , in Folge der besprochenen innern Umwandlungen
wie ein selbstständiges primitives Hauptwort behandelt worden
sei. Uns stellt sich diese Verbindung einfach als eine Nominal-
apposition dar: das in der Bedeutung todtes Erdreich
zum Substantivum gewordene ow« coordinirt sich dem andern
Substantivum äAL nur in Numerus und Casus, zur Bezeich-
ne-
nung davon, dass diese äjju aus todtem Erdreich bestehe, wie
i\-:iA:> üLJLw , eine aus Eisen bestehende Kette, u.dgl.
II, 276, 3 u. 2 v.u. Unser Sprachgebrauch begnügt sich
in solchen Fallen mit dem Singular: zwei Männer, drei Männer,
zwanzig Männer mit schönem Gesicht; aber das Arabische
verlangt Uebereinstimmung des Numerus : ^y^>y}\ Ua*:> q^>-;
3 3 ( 3 ' " -
und «y>y)) qI*o=- JL>. ; vgl. 277, 16.
II, 278, 7 u. 6 v. u. »le bläme«. Der Gegensatz zwischen
-3 ,, , 3 ,
L^JLsiy und Lp*i<5 macht es nöthig, das letztere Wort hier in der
Bedeutung von L£o..b zu nehmen (Kämüs : vöjb \3\ &/>!<3 JLäi) ;
palais dont on espere les faveurs et dont on craint (es refus.
II, 281, § 472. Von den hier zusammengestellten Ver-
bindungen findet sich Mutanabbi's ^UH k\£> schon in La-
bid's Diwan S. fo Z. \3 :
3 , ä ~ '. ' = 3 - , > - "\t ' » "' °:f*
lXaJ s_&;J (j*UJi li-XS» J^-Wj L^-Jj-bj, üL>i ^/S o^-^* <-^ßJ3
»Und wahrlich, überdrüssig bin ich des Lebens und seiner Länge
und des Fragens dieser Menschen: Wie geht's mit Labld?«
187
Ebenso erscheint das Wort als männliches Singular- Collectiv
in Wüstenfeld's Ihn Hisäm und bei dem gleichnamigen Gram-
matiker, s. Bd. XIX v.J. 1867, S. 174 Z. 1-6. Wähidi zu der
von de Sacy angeführten Stelle in Dieterici's Ausgabe S. fof
Z. 5 v. u. : »Der Dichter sagt iAP und nicht i-^?, weil er
sich an die Wortform und nicht an die Bedeutung von jdJÜi
hält.« — Ihn Arabsäh's t^Ji ü)uJjl und XcUsi-i gJuJjl sind
unanstößige Wortfügungen ad sensum; aber ^L>.J eLi und
.yuaöJI <i)iö in Manger's Ausgabe können nicht auf die Rechnung
des Schriftstellers gesetzt werden ; denn wollte man die erste
Hälfte dieser Zusammenstellungen als ein hinsichtlich seiner
gegenständlichen Beziehung noch ganz unbestimmtes Demon-
strativsubstantiv und die zweite als eine in Genus und Numerus
davon unabhängige erklärende Apposition deuten, so wäre dies
eine mit dem feststehenden Sprachgebrauche unvereinbare
theoretische Gewaltthat. — Z. 13 »o«*ÄA>« sehr. iii*-&&>.
II, 282, 4 v. u. »Lsüfe« sehr. L^ili, Sur. 4 V. 20.
11, 28.3, 2 u. 9 >,U£JU sehr, li*if, Harfri , 1. Ausg.,
S. öPa Z. 4 u.5.
II, 283, Anm. 1 . Als abgekürzte Nebenform von ^jlXJI
ist ^cÄJi schon I, 445 l.Z. aufgeführt; ein Beispiel davon giebt
M. al-M. S. IaI.* Z. 3 u. 2 v. u. Aber der hier zum Beweise da-
für, dass^uXJi alsCollectivnomen in einem und demselben Satze
Singular und Plural neben einander regieren könne , nach
Grangeret de Lagrange angeführte Vers Mutanabbi's geht gänz-
lich fehl. Erstens ist J^Xj unrichtig statt .JSjiCj • Dieterici's
Ausgabe hat zwar im Texte S.v.1 Z. 9 ebenfalls J^äj , aber in
den Berichtigungen S. avI Sp. 1 das vom Sinne geforderte und
von Wähidi bestätigtest^. Zweitens ist in der Uebersetzung
jenes ^äj durch Verwechslung mit *3jäj zu »attendenU geworden
188
und dem ji,] Lc eine unmögliche temporelle Bedeutung ge-
geben: »les evenements qui pourroient leur arrivera. Wäre juj'u
inWähidl's Erklärung richtig, so hätte er das Subjectpronomen
in j^i auf den gepriesenen Helden bezogen und dasYerbuin selbst
in der Bedeutung von J**s genommen ; meines Erachtens aber
hat er *.£«ö'u geschrieben, wonach der zweite Halbvers zu über-
setzen ist: »qu'ont gagne, au contraire, les ennemis en se tie-
fendem t contre ce qui leur est arrive?«
II, 286, 4 v.u. »son oe/7«, als nächste eigentliche Be-
deutung von sX^c in Verbindungen wie ^Uc L*c ool, , würde
zu der Annahme nöthigen, das Auge, als der edelste oder einer
der edelsten Theile des Körpers, stehe per syneedochen für den
Körper überhaupt, und dieser dann, wie .J> im Persischen, für
die ganze Person. Dagegen lehrt eine Vergleichung der Viel-
em -
fachen Anwendungen von ^c, dass der Begriff des Sehens
und der Sehe, d.h. des Auges als Werkzeug des Sehens, nach
vielen Seiten hin in den des Sichtbaren, im Gegensatze zum
bloß geistig Vorgestellten, Gedachten oder Eingebildeten, ^jm
und JLi>, und von da weiter in den des Wirklichen und Realen,
des Eigentlichen und Wesentlichen übergegangen ist. Eine An-
Wendung davon ist dieses sX^, sein Selbst, er selbst, —
DO,
bei Wiederholungen: ebenderselbe, — als Gegensatz von Kj*&.
II, 288, 3 u. 1 v. u., Anm. Z. 3; 289, 3. Anm. Z. 2
» Ixb . , ^b'. U^äJLS"« sehr. Üb . i ccb ' L-^Äb .
II, 289, 7 »ils peuvent cependant« u. s.w. Auch unter der
hier angegebenen Bedingung wird diese Verbindung ursprüng-
lich nur von der kufischen Schule zugelassen; doch haben sich
ihr in Beziehung hierauf auch einzelne Basrier angeschlossen:
s. Alfijah S. fo. V. 526 m. d. Comm., Muf. S. f| Z. 3 — 6.
und dazu lbn Jacis S. Hf Z. -15 flg. über die bezüglichen Haupt-
streitpunkte zwischen den beiden Schulen.
189
3 ., OS
II, 290, 9 u. I 4 »**i=j! « u. s.w. Diese Formen mit sjc statt (jo
sind nach Gauhari dialektisch und unklassisch, nach Abu Zaid
und Andern geradezu verwerflich (Lane unter <m.j\ und *xeu\
S. 212 u. 214), jedenfalls nicht in die Grammatik aufzunehmen.
II, 291, Anm, (1). Ueber ^Xs^ , Alo'^, hebr. i^b,
Ti^inb u.s.w., s. Bd. XXVIII v.J. 1876, S. 106 u. 107 zu
I, 512, 27 u. 28. Unnatürliche basrische Erklärungen des
Wesens und der Grundbedeutung dieses einfachen Ausdrucks
giebt Ihn Jacis S. ff\ Z . 19 flg. zu der schon dort angeführten
Stelle Muf. S. |*A Z. 13 flg.
II, 295, I »Jw-wiläH« sehr. SCiu-oLäJI, Jäküt. IV, S.v Z. 8.
^ ) s w- J
II, 295, 11 ))*.kA^\j(( sehr. *\...>L , Sur. 6 V. 64, nach
der kufischen Lesart.
II. 295. 17 »^« sehr. Ji^, Sur. 2 V. 214, wonach auch
die Lebersetzung zu ändern wäre; aber Zamahsari und Baidäwi
wollen diese Anknüpfung von pi~^ iAj>w»Ji durch » an das
Genetivsuffix ^ in \j , ohne Wiederholung der Präposition, für
die koranische Prosa nicht zulassen und erklären die Stelle
anders. Ebenso streitig ist die Lesart und Erklärung der fol-
genden Stelle, Sur. 4 V. I, \vu Baidäwi keineswegs (II, 296,
- O.CO*c,
Anm. I. Z.) *b>.^ vorzieht, im Gegentheil mit fast allen
kanonischen Lesern und Zamahsari ..Ls-.'SM., liest und demgemäß
erklärt, Hamzah's »Ls»,^» aber, mit der nämlichen unmiltel-
baren Anknüpfung dieses Nomens durch ► an das Genetivsuffix
5 in w , eine schwach begründete Lesart nennt, da ein solches
Suffix mit dem Worte, von welchem es angezogen werde, gleich-
sam zu einer begrifflichen Einheit verschmelze, in der es keinen
fc - , )(l.
selbstständigen syntaktischen Anknüpfungspunkt als auJLg oy-iaw
bilden könne. Aber auch angenommen, dies sei hier ausnahm«-
O 7
190
^ c£g^^
weise der Fall, so ist doch *L>^>5|_. &j q^j'eL^j ^JJi aJÜi weder
nach de Sacy : tiDieu, au sujet de qui vous avez des discussions
entre vous, aussi bien (qii'au sujet) des proches parens«, noch
nach Barbier de Meynard (Les Colliers d'or par Zainakhschari
S . 141 Anm. 2) : »Dien que vous invoquez dans le serment,
comme vous invoquez les liens du sang«, sondern (mit möglichst
engem Anschluss an de Sacy) : nDieu, au nom de qui vous vous
priez les uns les autres, aussi bien (qiCau nom) de la consan-
guinite«. In diesem Sinne heißt es z.B. in Kosegartens Lib.
•sr ' J
cantil. S. III Z. 5 v. u. : ^X^i ^\ j.lo.'SSL, aJUi i^jiXÄü, »ich
beschwöre dich hiermit bei Gott und der Blutsverwandtschaft :
so du mich in Verruf bringst! (bekannte elliptische Verstärkung
von: dass du mich nicht in Verruf bringest). Kosegarten im-
o - „ 0
arabisch j^wsSSi -.H.
II, 296, 1. Z. »0Ücjj« sehr. qLcjj.
II, 297, 6 u. 16. Genauer und deutlicher als hier ist das
begriffliche Verhältniss von tÜtJ! und / äJIxj II, 581 u. 581 er-
klärt. In dem »laisser en suspenso., — vom Zustande einer Frau,
der ihr Mann den ehelichen Umgang entzieht, ohne sich gänzlich
von ihr zu scheiden, nach den einheimischen Sprachgelehrten
selbst übertragen auf den Zustand eines zwischen Bection und
Nichtrection schwebenden Verbums (s. Lane S. 21 33 c Z. 19 flg.,
Howell S. 163 Z. 17 flg.), — fehlt die Bezeichnung des eigent-
liehen Zielpunktes dieser Operation : J, J^äJI .-c Jotäil / i*Uj'
^iyiä/c , die Suspension des Verbums von der äußern
grammatischen Bection seines Complements (d.h.
von der Verwandlung des Subjects und Prädicats seines Ob-
jeetivsatzes aus Nominativen in einen ersten und zweiten Objects-
aecusativ) bei fortbestehender innerer logischer Abhängigkeit
des Objectivsatzes von dem Verbum, — vergleichbar der zeit-
weiligen Suspension eines Beamten von der Ausübung seiner
Amtstätigkeit, bei fortbestehender Berechtigung zum Wieder-
191
eintritt in dieselbe nach Aufhören der Suspension1). Die in
§ 499 und 1 152 aufgezählten Ursachen des / äJUj heißen oläJjw .
Sing. ('<&*<», 'las suspendirte Verhuin selbst / zX** . So Bai (law i
zu Sur. 36 V. 30: » L _i *Ji , haben sie nicht gesehen? d. h.
haben sie nicht erkannt ? wissen sie nicht ? Dieses Verbum ist
suspendirt von der Rection der Worte Q.yi-' -j-= *Jus ~^\JJ>I ^i
gar viele Geschlechter haben wir vor ihnen untergehen lassen
(nach unserer indirecten Ausdrucksform : dass wir gar viele Ge-
schlechterhaben untergehen lassen); denn auf *.f übt das Vorher-
gehende keine Rection aus. obgleich dieses +£ (nicht fragend,
sondern i aussagend ist; denn ursprünglich dient es zum
Fragen«. Baidawi's aJjä {^c i Axa ist ein kürzerer Ausdruck
für Zamahsarfs \lj.'i j. J^jJi ^ («Äjw. Saihzäde's Supercom-
mentar zu Baidawi : » *i" ist hier ein aussagendes, von U£Jl£(
als Objectsaccusativ regiertes, im Sinne von ,-j».^ ,-yo l.***'
UxJl?! . Es suspendirt die Rection von Lj , indem das aus-
sagende *5 behandelt wird wie das fragende. Ueberhaupt übt das.
was vor +S steht, sei es fragend oder aussagend, keine Rection
darauf aus; denn das ursprüngliche *S ist das fragende, und
1) Durch ein Versehen ist der in Beziehung auf formelle und begriff-
liehe Rection II, 581 und 582 richtig dargestellte Gegensatz zwischen pLäJ
s
und / £j.*i*J in der Anmerkung zu V. 210 von de Sacy'* Alflyya, S. 47.
gerade umgekehrt. Von dem *L*JI heißt es dort: »l'action du verbe sur
les deux termes qui semblent devoir <Hre dans sa dependance, est neu-
tralisöe par une cause obligatoire et ne subsiste pas meme virtuellement«;
von dem *lfcl : »l'action du verbe ne cesse de sexercer qu'au gre de
celui qui parle et existe toujours virtuellement ^L^ , quoiqu'elle cesse
d'avoir son effet sensihlement Li£j«.
192
dieses steht als solches an der Spitze des Satzes (unbeeinflusst
von irgend etwas Vorhergehendem) ; das aussagende aber wird,
weil es die Bedeutung einer unbestimmten Quantität mit dem
fräsenden eemein hat und hinsichtlich seines besondern Sinnes
*■ o
eine Weiterentwicklung (p ,s) von ihm ist, nach Analogie des-
selben behandelt.« Was die arabischen Grammatiker so von
ihrem aussagenden ^ im Unterschiede von dem fragenden
lehren, behält auch dann seine äußere Richtigkeit, wenn wir
nach innern Gründen und nach der Analogie unserer Sprachen
jenes *i als die exclamative Abzweigung des interrogativen
fassen und z.B. hier übersetzen: »haben sie nicht gesehen:
wie viele Geschlechter haben wir vor ihnen untergehen lassen!«
Immer bleibt dann als formaler Unterschied zwischen der
morgenländischen und unserer Vorstellungs - und Ausdrucks-
weise einerseits die directe, andererseits die indirecte Gestaltung
des Frage- wie des Ausrufungssatzes. — Saihzäde zu den letzten
Worten von Sur. 26 V. 228: »wJljwj ^ steht im Accusativ
■> - ü -
als infin. absol., regiert vom nachfolgenden Q^JläJu , nicht
vom vorhergehenden Jx^; denn auf ^S und die übrigen
Fragnomina übt das ihnen Vorausgehende keine Rection aus,
weil ihnen die selbstständige Einführung der betreffenden Sätze
zukommt; seinem eigenen Regens aber ist es vorausgestelit,
weil es eben fragende Bedeutung hat. Es suspendirt das an und
für sich doppelt transitive Jjia^ von dieser seiner Rection, in-
dem ^yl&ki > -.JljU.x) ^ß\ die Stelle des Objectivsatzes von Jl*^
einnimmt.« Nach morgenländischer Weise gedacht, stellt sich
also der aus einem begrifflich regierenden ersten und einem
begrifflich regierten zweiten Theile bestehende Satz so dar: »Er-
fahren werden die, welche Unrecht gethan: welches Ende werden
sie nehmen?« d.h. durch die Thatsache selbst werden sie die
Antwort auf diese Frage erhalten. — Einige Meinungsver-
schiedenheiten über untergeordnete Punkte der Uehre von dieser
Suspension giebt der Commentar zur Alfijah S. üt vorl. Z. bis
S. Ill*1 drittl. Z., När al-kirä S. toi bis S. fl. Z. 4 v. u. , Ho-
well, P IT, § 445 S. 157 — 166.
193
II, 297, 15 »sais-tu« sehr, tu sais. An und für sich ist es
^ o ,.
gleichgiltig, ob man in dem Paradigma mit de Sacy c>-*^, oder
mit Broch Muf. S. ltA Z. 14 und Howell S. 159 Z. i J^JLC sehreibt;
jedenfalls aber ist das Wort nicht als Frage mit unregelmäßig
ausgelassener Fragpartikel , sondern als Aussage zu nehmen.
II, 300, Anm. I Z. 5 u. 6. Um durch L^li> ^UbLltf C)i
5 O, 0
J^i .«*> dasselbe ausdrücken zu können wie durch ^ILL^ ..'/
_ .3» , v le Sultan etoit sorti«, müsste das indeterminirte L>jLi>
die Bedeutung eines Perfectparticipiums haben ; dies aber ist
nach dem oben zu II, 127, Anm. 1. Z., 148, 14, 188 u. 189,
Anm. 2 Gesagten nicht der Fall. Auch mit J.a3 ^ wäre ^Js
L>.wi> immer nur iL etait sortant (he -was going out), d. h. iL
sortait, entweder: er war vordem (ein- oder mehrmal) im
Ausgehen begriffen , oder : er hatte vordem die Gewohnheit
auszugehen.
II. 301, 10 »censurera ce que je faisois (pendant ma vie)«
vielleicht durch Verwechslung von ^^Li mit •i'Li; sehr, res-
sentira une joie maligne (de ma mort).'
II, 302, 9 u. 10. Die Uebersetzung der drei Beispiele mit
y>nnefemme excellente, un komme excellent. de tres-grands hommes«
folgt der äußerlichen Indetermination von »L*i J^^S, A^>. A«casi ,
JL>. p?^\ , wodurch aber die richtige Bedeutung verloren geht;
denn begrifflich sind diese superlativischen Genetivver-
bindungen ebenso determinirt wie sl«~L,'S Juas! (JO, J^oasi (j$)
Jüs-JV, JLsfJJ *öc! (i*^): la ßmme la plus excellente, Vhomme
le plus excellent. les plus grands hommes, = la plus excellente
> , ^je-
des femmes, etc. (Zur Vollständigkeit füge man hinzu: JuösI
^JL>. = Jl^>j-i J»^5 (Up) , les deux hommes les plus ex-
cellents = les deux plus excellents des hommes, Muf. S. 1*1
1881. 13
194
Z. 16 u. 17. Aber zwischen den beiden Genetivverbindungen
bestehen folgende wesentliche Verschiedenheiten: 1) Die erste
wird in Uebereinstimmung mit ihrer äußern Form syntaktisch
als indeterminirt behandelt und daher mit einem hinzutretenden
Relativsatze nicht, wie die zweite, durch ^(ÄJI, sondern wie
ein indeterminirtes \^iyoyA mit seiner 'ssuo bloß durch ein
ausgedrücktes oder gedachtes Beziehungspronomen verknüpft,
wie Sur. 30 V. 90 W*UU «jöj c^j 6J »das erste Gotteshaus
( — nicht: ein erstes oder eins der ersten — ) welches für die
Menschen gegründet worden ist« . Das verbindende Beziehungs-
pronomen ist das in *jo. liegende Verbalsubjectj.^ . Sur. 3 V. 106 :
O £ i£ )0
, y,UJü c>^s-.i>i \a\ ,*i> »das beste Volk welches den Menschen
vor Augen gestellt ist«. Das Beziehungspronomen ist das Ver-
balsubject .-£. 2) Der indeterminirte Genetiv in der ersten
ist ein erklärender: er bezeichnet Gattung, Geschlecht und Zahl
des durch den übergeordneten Superlativ qualificirten, aber noch
ganz unbestimmt gelassenen Gegenstandes. Jo*. J^j^ ist wört-
lich: ein Trefflichstes von (d. h. bestehend aus) einem Manne = der
in seiner Art einzige trefflichste Mann : ^t^-) J~ös5 ein Treff-
lichstes von (bestehend aus) zwei Männern = die in ihrer Art
einzigen trefflichsten zwei Männer, u.s.w. Die begriffliche
Determination dieser Genetivanziehung erkennen auch die ein-
heimischen Grammatiker an, verkennen aber ihren rein er-
klärenden Charakter und machen sie durch gewaltsames Hinein-
interpretiren zu einer ebenso partitiven, wie die zweite es
wirklich ist: s. Muf. S. H Z. 15-18, IbnJacis S. H?f Z. 13-21,
und Bd. XIX v.J. 1867, S. 156 zu Makkari, l, S. f. drittl. Z.
3) Während in der ersten der übergeordnete Superlativ immer
ein begrifflich unbestimmtes und formell unveränderliches Neu-
trum ist, kann derselbe zwar in der zweiten ebenso ge-
braucht werden, was auch gewöhnlich geschieht, so dass
Sinn und Zusammenhang entscheiden müssen, ob z. B. J^asi
jL>JI den trefflichsten, oder die (zwei oder mehr) trefflichsten
195
der Männer, §L*jJ! Jwosji die trefflichste, oder die (zwei oder
mehr) trefflichsten der Frauen bedeutet; hier aber kann Ge-
schlecht und Zahl auch durch die dazu bestimmten besondern
Formen des Superlativs ausgedrückt werden; s. II, 303, § 512,
Muf. S. |.p Z. 12—20, IbnJacis S. aö! Z. 6 — 15.
II, 302, Anm. 1. Z. Vgl. die weitere Ausführung dieses
Gegenstandes in Bd. XXII v.J. 1870. S. 249— 252 zu I. 324.
20 u. 21.
II. 303. 6 v. u. »*XjJsL« sehr. *XjjsL, durch . dem *jC^
coordinirt. Erst die beiden letzten Worte iä^L>! -Xä***Lj>5, vor
denen *S> als Subject des Nominalsatzes zu ergänzen ist, bilden
die Antwort auf die vorhergehende Frage : Ne voulez vous pas
queje vous apprenne quels sont ceux dtentre vous que j'aime le
plus et donl les places seront le plus pres de moi au jovr de la
resurrection? (Ce sont) ceux d'entre vous qui ont le meüleur ca-
ractere. S. den Commentar zu Alfijah S. pn Z. 14 u. 15.
II, 304, 13 »et la parole de Dien a ete la plus haute«.
Dieser Uebersetzung liegt nicht die von de Sacy gegebene Lesart
Jaküb's Sur. 9 V. 40, sondern die gewöhnliche &JL^ zu Grunde;
nur kann dieser Nominalsatz nicht für einen durch coordiniren-
des ^ dem vorhergehenden Verbalsatze angereihten historisch
berichtenden Perfectsatz angesehen werden, sondern ist, wie
auch Bakläwi erklärt, ein allgemeiner, für alle Zeiten geltender
Hälsatz : tandisque la parole de Dieu est (de tout tempsj la plus
haute. Nach Jacküb's Lesart *Ji5. aber bedeuten die Worte,:
et la parole de Dieu (il l'a rendue) la plus haute: wobei ^P,
ebenso wie bei der gewöhnlichen Lesart, das unwandelbar im
Nominativ stehende ^jIjäJ? -^ ist: s. Bd. XXXII v. J. 1880,
S. 145 u. 146 zu II, 103, 5 u. 6.
II, 305, 16 »j,^« sehr. Jü^ .
II, 306, § 518. Die hier gegebene Erklärung dieser Art
der Superlativen Genetivanziehung, wonach der indeterminirte
Genetiv dem Sinne nach dasselbe sein soll wie der ebenfalls
indeterminirte speeificirende Accusativ. ist eine andre als die
13*
196
zu II, 302. 9 u. 10 besprochene Erklärung der einheimischen
Grammatiker, aber ebenso unzulässig. Denn ^L>. in ^b>. ^*zs\
> - 3 - 5 - OS
dient nicht, wie Jo». in Jc>. J«i2s! , zur Wesensbezeichnung
des durch den Elativ allgemeinhin Qualificirten, sondern zur
Bezeichnung des Gesichtspunktes, unter welchem ihm die be-
ziehungsweise größere oder, wie in ^L>; (j*Ujf ^«aast, größte
Trefflichkeit zuerkannt wird. Ebenso bei derVergleichung eines
Individuums mit sich selbst in verschiedenen Beziehungen :
- 5
Lwjli &äx 3ü>l. -*i> j.P, »er ist besser als Fußgänger, als er als
Reiter ist«, nach unserer Ausdrucksweise : er ist ein besserer
Fußgänger als Reiter. In allen diesen Verbindungen ist der
Gebrauch und die Bedeutung des Accusativs von denen des Ge-
netivs streng geschieden.
II, 307,3. Tantawy, Observations &e. S. 487 u. 488: »Mon-
sieur de Sacy a lu JJsüt lj^>- les ffuits du palmier, mais il faut
lire Jo^it t^> le miel (m. ä m. le fruit des abeilles) pris ici
dans le sens figure pour paroles douces comme du miel, et tra-
duire: Elle nous a dit : soyez les bien venus, et eile nous
a adresse des paroles douces comme du miel; que dis-je?
bien plus douces que du miel«. Der Vers ist von Farazdak,
s. Ibn Ja'is S. ITa Z. 23.
II, 30 y, 7 ))*j.— Ljjjlaä«. Im Allgemeinen ist dieser Vers
ein Seitenstück zu den dichterischen Beispielen der Redefigur
J.JJI »v.4) Uj -JuJi Ju^li bei Mehren, Rhet. d. Arab. S. 120 ;
denn langsamer, schleppender Gang und träges, lässiges Wesen
gelten im Morgenlande bekanntlich als Zierden des Weibes;
sind sie doch Folgen und Zeichen einer Grundbedingung weib-
licher Schönheit : der Wohlbeleibtheit. Der Vers ist von Du'r-
rummah , Alfijah S. Pf! Z. 3 u. 4, dort mit der andern Lesart
LJjIa'i Uäj.*. q! . Jedenfalls ist auch bei de Sacy statt Lg.5j.Ls
zu schreiben L^bs : que celle d'entre elles qui ne marche qiiü
petits pas passe pour leste. Das *j.*g ist soviel als «j^** 9^
oder <
197
II. 308. 4 v. u.. 309. I. Z. u. Amn. 2 . Z. 3 u. 4, und 312
9 v. u. r> \^&\ u sehr. J^XJI . — 1. Z. »^k sehr. ^:>i ,
II. 309.2. u. 310, 5 nie dixieme jour« sehr, les dix premiers
jours , s. Wüstenfeld's Kazwini , I. S. vf Z. 6 v. u. flg.
II. 310, 9 »c'est Feftet dune ellipse « nämlich der von den
einheimischen Grammalikern für diesen Fall zur Milderuns der
Harte des Ausdrucks angenommenen Auslassung des entsprechen-
den v. fin. ; Muf. S. Li* Z. 18 u. 19. Baidäwi zu Sur. 18 V. 1 1 .
II. 311, 3 u. 9 »y:« schr.ji.
II, 311. 6 v.u. Tantawv. Observations de. S. 488 : »Dans
le vers :
on doit lire UJ ^j au lieu de LgJ jfo. . Le poete parle ici de
lui-meme, et dans son style hardi, il s'ecrie: Celui qui a eleve
le ciel nous a aussi eleve une tente dont les piliers sont
forts et longs« .
Der Vers ist von Farazdak: s. Muf. S. \Jf Z. 4 u.o. Wo
der indeterminirte Elativ Joisl nicht als Comparativ mit hinzu-
gedachtem seeundum comparationis. sondern als einfacher Po-
sitiv erklart wird, entspricht er unserem durch verstärkende Ad-
verbien, wie sehr, äußerst u.dgl., ausgedrückten absoluten
Superlativ. Die Richtigkeit dieser natürlichen, durch hebräische
und aramäische Analogien bestätigten Erklärungsweise ist jedoch
nicht unbestritten: s. Comm. zur Alfijah S. Pf. Z. 2 flg.
II. 312, I flg. Die besondere Art von Vergleichung,
welche auf diese eigentümliche Weise ausgedrückt wird, ist
schon von Caspari und seinen Fortsetzern nachgewiesen : die
Versleichune von Personen und Dingen mit sich selbst in ver-
schiedener Beziehung . gleichviel welche logisch-grammatische
Stelle sie im Satze einnehmen. Der frühere Versuch Ewalds,
Gramm, crit. 1. ar. II, S. 62, das Wesen und die Anwendung dieser
Ausdrucksform zu bestimmen, ist misslungen. und der Satz aus
Kosegartens Chrestomathie, den er als Beweis davon anführt,
dass da, wo die Vergleichung nicht auf das Subject des Satzes
gehe, die kürzere Ausdrucksform, wie mit quam und als, hin-
reichend sei, ist nur ein Beispiel von einer später gewöhnlich ge-
wordenen Nachlässigkeit, die sich allerdings auch gute Schrift-
198
), Ot 5 0?
steller erlauben. So sagt Zamahsari zu Sur. 8 V. 25 : ^J5l JLkll
£ rfi .ff ö O 3 G
(Jjüi -jL-w ^-x jCu, »Unrecht thun ist schändlicher von euch
S t £ O 3 0
als von allen andern Menschen«, statt ^Lut yU« ^ aJU; ebenso
O 3 0 - O 3 - o£ 0 3 0 3 0.5
Baidäwi zu derselben Stelle : J?jf£ ^x ^jjj *ijla JÜJi , st. &ix
o ? o „ o 03-c£^. -■ ' . -
*i_fci ,.ya , und zu Sur. 36 V. 35 : ^a ,-y*»o5 *LoiS ^->* j-L^j! oiA5>
O , O « O 3 O
iP-^i , st. l£>.*£ ,.** *^x- Zu der ersterwähnten Stelle säst ein
Supercommentar über Baidäwi in Hdschr. GIV der Leipziger Stadt-
G„o 30-- oSo 3J o ^ o 3 o
bibliothek : +fj+£- (V> J-»"8 ijläj ^ *&* J. jjLiJjj *J^c jji? ^ys <^I
J.«LJö . Flügels Kitäb-al-tacrifät S..1. u.lt : L^^ J, »U^j 3j*a>
0,0 ~ - £ O » 30 w , £
L^ixj .y<i iXiii statt L^AJ2*j ^ *^ lA^ii . Biblioteca arabo-sicula
S. Ivf Z. 8 u. 9 : J^}\ ax XilÜb ^U? 0^ st. j^JL. jux. Abul-
mahäsin, I, 1, S. ff Z. 7: ^ö-o *$J v-\*S>l v^ä£ *£ük^J; dafür
aber hat eine andere Becension in Arnolds Chrestomathie S. 8 u. 9
, u 0 3, , , O £ ,03,
correct : ^ ^»Ux *£J v^ c>*.ä£j .
o„ 30, , , o £
II, 312 u. 313, § 531. DeSacy bezeichnet *J! .^s? La _j^>i
richtig als Zustandsaccusativ von U in uä.lä , kommt aber mit
3 0-, 3 O ,
der Erklärung von ^^ l* nicht auf's Beine. Das Pronomen ^^
nimmt in dieser eigenthümlichen Ausdrucksform dieselbe Stelle
ein, wie gewöhnlich dasVerbum ^, bei dessen Anwendung
> 3 , , , o £
es aber nicht, wie S. 313 Z. 8, »qjJCj U _j*»W, sondern
... Ju Lx ~Jj>J heißen müsste ; s. die völlige Klarstellung der
Sache in^Bd. XXX v. J. 1878, S. 98 u. 99 zu I, 543, § 1186,
aus der auch hervorgeht, dass in den beiden Auflösungen des
o -
Zustandsaccusativs S.313 Z.5 u.6 das U vor *J! und der in
der Anmerkung Z. 3 — 5 nachträglich gemachte Erklärungs-
versuch unzulässig sind.
Herr Leskien sprach über Das dalmatinisch-serbische cyril-
lische Missale romamim der Leipziger Stadtbibliothek.
Unter den Handschriften der Leipziger Stadtbibliothek
(Catal. 11. manuscr. bibl. senat. civ. Lipsiensis ed. Naumann,
Slav. i. 2) befindet sich ein Papiercodex, der die Evangelien
und Episteln des Missale romanum in südserbischer 'dalmatini-
scher! Uebersetzung enthält. Die Handschrift ist 1699 durch
den damaligen Bibliothekar der Rathsbibliothek, Gottfried
Christian Goetze (f 1724) nach Leipzig gekommen, wie folgen-
der auf dem Vorsatzblatt stehender Brief zeigt :
Doctissimo clarissimoque viro Gotfrido Christiano Goetzio
Io. Pastritius S. P.
Volumen hoc manuscriptum epistolas et evangelia complec-
litur Illyrica quae in Missali Romano leguntur. Character est
Cyrillianus, lingua Serviana vel Croatica vel Dalmatica vulgaris.
Postquam enim sacerdos Latinus epistolam Latinam legit, solent
alicubi explicare lingua vulgari. praecipue id faciunt de evan-
gelio, ut plebs intelligat ea quae recitata sunt. Passim adhibentur
in Dalmatia hujusmodi volumina typis edita sed charactere La-
tino lingua vero Dalmatica. Itaque habendum hoc manuscrip-
tum in pretio tum ex antiquitate tum ex scripturae hujusmodi
characteribus. quamvis alias initio sit mancum, desunt enim ab
Adventu ad Natalem Domini diem evangelia et epistolae. Haec
breviter tibi jam discessuro in amicitiae noslrae obsequium pla-
cuit annotare. Romae die 27. Januarii 1699.
Der Schreiber des Briefes ist der in der Geschichte der
kroatisch-glagolitischen Literatur bekannte Ivan Pastric (ital.
Pastrizio) aus Spalato (f 1708 in Rom), beim Collegium de Pro-
paganda fide als theologiae polemicae lector und academiae de
conciliis institutor angestellt (s. Safarik, Geschichte der südsl.
200
Literatur. I. Slow, und glagol. Schriftthum. S. 157), Heraus-
geber der zweiten Ausgabe (von 1688 des von Levakovic um-
gestalteten glagolitischen Breviariuni.
Nach der Angabe des Catalogus Naum. soll die Handschrift
280 foll. zählen, eine altere Paginirung zeigt auch diese Zahl.
Die Blattzahlen sind aber nur erhalten von BI. 33 an. vorher,
wie einige Spuren zeigen, beim Binden abgeschnitten; und jetzt
stehen vor 33 nur 23 BL, so dass am Anfange 9 Bl. fehlen, die
der Paginator noch besaß. Auf den jetzt fehlenden Blättern
standen die Evangelien und Episteln von der dominica prima
adventus bis zur tertia missa die nativitatis domini, und der er-
haltene Text beginnt mit den Worten AHAHHKd o,A,a CB«ra
(= heredem universorum aus der lectio epistolae ad Hebraeos).
Aber auch dem Paginator lag die Handschrift nicht mehr inlact
vor : zwischen den von ihm mit 90 und 91 bezeichneten Blättern
ist eine Lücke von wenigstens 2 BL, die den Schluss des Evan-
geliums der feria quarta post dominicam passionis (= post
dominica m quintam quadragesimae) von den Worten non lapi-
damus te an (Bl. 90 b schliesst mit 3a ac*kPc* AH8A* = de
bono opere) , und die lectiones der feria quinta bis zu den Wor-
ten des Evangeliums lacrymis rigavit pedes meos enthielt (Bl. 91 a
beginnt mit oi€MH onpaaa ie Nort moi€). Ferner fehlt am
Ende des Proprium missa rum vor dem Proprium sanctorum, wo
ohne Lücke von 215 auf 216 paginirt ist, der Theil des Evange-
liums der dominica XXIV post Pentecosten von den Worten
pseudo-christi et pseudo-prophetae bis zum Ende (21 51) schliesst
mit 8cTaH8 et Ta,A,a CTaNOßiiro — surgent enim), wahr-
scheinlich nur ein Blatt umfassend.
Die grosse Lücke am Anfang war einst ausiiefülll durch
Einlage von Blättern anderen Papiers, von weit jüngerer Hand
beschrieben, von diesen ist aber auch nur das letzte, mit den
Worten rOKopuo hjctk HAUh no chn8 Kora Shhnh an das
jetzige erste Blatt der ursprünglichen Handschrift, an die Worte
,A,HAHHKa o,A,a cßtra anschliessend, noch übrig, die vorher-
gehenden verloren. Mit demselben Papier und von derselben
Hand ist die Lücke zwischen 90 und 91 durch Einlage von 2 BI.
vollständig ausgefüllt. Die Schrift dieser Ergänzungen gehört
dem 17. Jahrh. an. Das zweite der beiden zuletzt erwähnten
Blätter war durch den ergänzten Text nicht ganz gefüllt, und
den leeren Baum hat Jemand zu der Notiz benutzt : j\,A C( 3Ha
201
h ScnoMtNSHt Kar\a noTpech khh 8 cpne,\,S Na lukt ,\,ahw
anpHaa iuiHfceu,a Ha 1607 a\*^3 h kSa« a o,A,k rpa,\<»
OKa.\n nie h H3nSu,auJt (damit man wisse und gedenke, wann
das Erdbeben war. am Mittwoch den 6. April 1667, und die
Thürme der Stadt fielen um und barsten) . Zur Zeit des grossen
Erdbebens, das an dem genannten Tage Ragusa zerstörte, war
die Handschrift entweder in der Stadt oder in deren Gebiet, da
der Schreiber der Notiz sonst nicht einfach den Ausdruck rpa^^
(Stadt) angewandt hätte. Sonst findet sich über die Zeit, die
Provenienz und die Schicksale der Handschrift keinerlei An-
gabe. Der äussere Umfang des ursprünglichen Codex lässt sich
nach den oben mitgetheilten Verhältnissen ziemlich genau au!
283 Bl. feststellen. Die erhaltenen 271 Bl. sind alle von einer
Hand ausgezeichnet schön und deutlich geschrieben, die Unter-
schriften der lectiones, Bezeichnung der Festtage und Verwei-
sungen enthaltend, so wie der erste Buchstabe jeder lectio in
roth. Die Schrift ist die bosnisch-ragusanische Kyrillica , in
einer scheinbar alterlhümlichen, majuskelartigen Form. Ver-
gleicht man sie mit Proben der ragusanischen Urkundenschrift,
so erscheint sie selbst einem Facsimile, wie es M. Pucic in den
Spomenici srbski, Belgr. 1858, von einer Urkunde des J. 1395
giebt, als alt. Allein solche Vergleichungen sind täuschend: in
einer Handschrift wie dieser, die mit grosser Sorgfalt herge-
stellt, ein Prachtstück bildete , ist die alterlhümlichere Buch-
stabenform künstlich, auch viel später schrieb man in dieser
Weise, vgl. das Facsimile 4 bei Vuk, Primjeri srpsko-slavenskoga
jezika, Wien 1857, aus einer Handschrift des 18. Jahrh. in
bosnischer Schrift (einigen Buchstaben, z. B. dem & d sieht
man es an, dass sie aus einer ausgebildeten cursiven Minuskel-
form in die Majuskelform zurückversetzt sind) . Ich bin hier
nicht in der Lage durch Vergleichung eine genauere palaeo-
graphische Bestimmung zu geben; nach Sprache und Ortho-
graphie kann die Handschrift nicht vor der Mitte des 15. Jahrh.
liegen, nach wahrscheinlicher Schätzung, der auch V. Jagic zu-
stimmt, fällt sie ans Ende des 15. oder an den Anfang des
16. Jahrh. Nach einer Mitlheilung von ihm gleicht sie einer
1520 in Ragusa geschriebenen Handschrift erbaulichen und
legendenhaften Inhalts (s. Jagic, Prilozi k historiji knjizevnosti
naroda hrvatskoga i srbskoga. Agram 1868. p. 3 ff'. : vgl. auch
Rukopisi hrvatski u knjiznici J. Kukuljevica Sakcinskoga u
202
Zagrebu im Arkiv za povjestnicu jugoslavensku Y, p. 169
no. 42); von ihr sagt Jagic a. 0. p. i, sie falle unter die ältesten
Schriften in bosnisch-dalmatinischer Kyrillica mit rein volks-
tümlicher Sprache ohne Einfluss der Kirchensprache (natür-
lich von den Urkunden abgesehen). Dasselbe würde unter ge-
wissen Beschränkungen, von denen unten näher zu berichten
sein wird, von unserm Missale gelten.
Auch die Frage, wo die Handschrift, oder wenn sie nur die
Wiederholung einer älteren Vorlage sein sollte, wo diese ent-
standen sei, lässt sich annähernd beantworten. Die gesammte
sprachliche Form führt ohne weiteres auf südserbisches Gebiet,
der Verfasser muss aber ein Küstenländer oder vielmehr Küsten-
städter gewesen sein , das zeigen die zahlreichen italieni-
schen Worte : i^HTpa cithara , davon u,HTpaTH citharizare
und u,HTpaKai;k citharoedus, (J>opTi>Na im Sinne von Sturm
(<I>OpTi)Na luaiiKa kh SHHHENa 8 Mop8, motus magnus factus
est in mari) wie im Italienischen; <J»8HHecTpa und noHHCTpa
fenestra; Kaaiuia Wallfisch aus ital. balena (die Vulgata hat
immer cete) ; Ö38pa Wucher = ital. usura ; rScTHfpHa cis-
terna; TOpKSak, ital. torcolo Kelter; KaNT^Nk Ecke, ital. can-
tone; JKapa Krug, ital. giarra; KaijJHC» castellum; nSant; oa,
TOKapmii asellus, aus lat. pullus, ital. pollo; c aaTHpNaiuiH
cum laternis; H3k attiuikEta limbus, limbo; JKHraHTH gigantes ;
hilmh MC 3a c k i; S 1 1 1 a h a (habe me excusatum), ital. scusare;
re^aHk 83HMAC naanio (unus accipit bravium), ital. palio
Kampfpreis; TapMa, ital. tarma Motte, dazu H3TapMarH con-
terere, neben slav. imoaau,k ; k ochtS (ad parietem), ital. assito;
(|»fKpa Fieber, ital. febre ; o<l>Hii,Haak tortor; der Gebrauch des
oa, c. gen. zum Ersatz des einfachen Genitivs u. a. d. A. Beide
Umstände zusammen lassen kaum eine andere Möglichkeit, als
dass der Schreiber ein Bagusaner gewesen sei. Eigenthümlich-
keiten der Sprache, die auf diese Abstammung weisen, sind
später zu behandeln.
Eine weitere Frage ist, wie sich dies Missale zu den sonst
bekannten südslavischen Uebersetzungen des Missale verhält.
Wie man aus dem oben mitgetheilten Briefe ersieht, war Paslric
ein Missale in cyrillischer Schrift auffallend , er kannte nur
solche in lateinischer Schrift und , wie es nach seinen Worten
erscheint, nur gedruckte Exemplare (die ihm wohl bekannten
glagolitischen Missale erwähnt er natürlich nicht, weil sie nur
203
in Kroatien , aber nicht in Dalmatien gebraucht wurden und
nicht lingua vulgari geschrieben waren). Solcher Drucke wer-
den von Safarik, Geschichte der südslavischen Literatur, Prag
1864, III. Illyrische Literatur S. 196, aus dem 15. und 16. Jahrh.
drei angeführt, wenn man absieht von der ebenfalls dort aufge-
nommenen unbestimmten Angabe Trubers in der Vorrede seines
N. Testaments von 1561 , dass er sich zur Herstellung seiner
Uebersetzung u. a. eines in Venedig kurz vor 1556 gedruckten
kroatischen Messbuches bedient habe Schnurrer, Slaw. Bücher-
druck in Würtemberg, S. 25): 1) der'Druck von 1495 »das
älteste bis jetzt bekannte gedruckte Buch katholischer Illyrier,
die sich der lateinischen Schrift bedienen« S. a. a. 0.); am
Schluss: evangelia et epistolae cum praefationibus et benedic-
tionibus per anni circulum in lingua illyrica feliciter expliciunt
emendata et diligenter correcta per fratrem Bernardinum Spala-
tensem. Impress. Venetiis per Damianum Mediolanensem anno
Dom. 1495. 12. Martii. Zu bemerken ist, dass Bernardin sich
nicht als Uebersetzer, sondern als Herausgeber (Emendator)
hinstellt; 2) eine Venediger Ausgabe von 1543, soll herrühren
von einem Priester aus Trau , bei Stulli im Autorenverzeichniss
V ,
des Bjecsosloxje Benedikt Z bor ic genannt, bei Safarik (nach
Sovic und Kucharski) Zboravcic, bei J. Kukuljevic, Bibliografia
hrvatska p. 184 Zborosic: 3) Pislule i evanyelya po sfe godi-
schie harvatschim yazichom stumacena, nouo pristampana is
pomgnom priuiyena po nacinu nouoga missala nareyena po
sfetoy materi crichui. Prodaya se v Bnetcih ct. 1586 (sprach-
lich charakterisirt von Danicic. Bazlike medju jezika srbskoga i
hrvatskog, Glasnik IX, 1857), ebenfalls nach den Angaben der
Bibliographen von Zboric. Bei .1. Kukuljevic a. a. 0. S. 21 wird
der letztgenannte Druck als eine Ausgabe des Bernardin'schen
Missale aufgeführt. An der Bichtigkeit dieser Angabe wird man
kaum zweifeln können : die Ausgaben von 1 543 und 1 586 wer-
den demselben Manne zugeschrieben, der als Priester in Trau
zur gleichen Erzdiöcese, Spalato, gehörig wie Bernardin, sicher
(dessen Ausgabe kennen musste und nicht neu übersetzt haben
wird.1) Abgesehen von der oben nach Wahrscheinlichkeit ge-
I Die Quelle der bibliographischen Angaben scheinen zum Theil Cara-
man und Horänyi zu sein; Caraman 's. Assemani, Calendaria ecclesiae
universae IV, 44 0 : Fr. Bernardino di Spalato stampö in Venetia l'anno
_ 204
machten paläographischen Bestimmung kann unser Missale
nicht abhängig sein von der Ausgabe des J. 1586, denn diese
giebt durch die Worte po nacinu novoga misala narejena ct. zu er-
kennen, dass sie hergestellt ist nach dem in Folge der Beschlüsse
des Tridentinum revidirten und 1570 zuerst erschienenen Mis-
sale romanum. Das unsrige aber, überhaupt in seiner ganzen
Einrichtung, den Verweisungen u. s. w. den vortridentinischen
Missalen entsprechend, bietet auch im Texte der Lectionen
solche Abweichungen, wie sie das vortridentinische M. bis-
weilen gegenüber dem revidirten zeigt. Zum Beweise mögen
folgende Anführungen genügen : in vortridentinischen Missalen
(ich habe zur Vergleichung das Missale secundum morem Roma-
nae curiae, Venetiis apud Bonetum Locatellum 1501, und eine
andre Venediger Ausgabe von 1509) fehlt in der Prophelia se-
cunda Sabbato sancto = Genesis V, 31 — VIII, 21 die Stelle VI,
8 — 1 2, hae sunt generationes Noe — super terram, während sie
in den nachtridentinischen steht ; in unserm lectionarium Illyri-
cum Bl. 140b fehlt sie ebenfalls. Im Proprium sanctorum
21. December in festo s. Thomae apostoli steht vortridenti-
nisch für die Epistola die Verweisung : Benedictio domini super
caput justi. Require in vigilia unius apostoli, d. h. eine lectio
aus Lib. eccles. c. 44 u. 45, während nachtridenlinisch hier
eine lectio aus der Epist. ad. Ephesios steht, u. a. d. A. Lei-
der ist mir ein Exemplar der Pistule von 1586 hier uner-
reichbar, so dass ich eine Vergleichung mit unserm cvrillischen
Missale nicht anstellen kann, dennoch glaube ich constatiren zu
können, dass die Texte (abgesehen von den Veränderungen,
welche etwa das revidirte Missale romanum von 1570 in den
Pistule von 1 586 nothwendig machte) identisch sind ; es ist näm-
lich die Stelle, die Danicic aus den Pistule Glasnik IX, 58 h«t
abdrucken lassen, so gut wie buchstäblich übereinstimmend,
nur in anders gefärbtem Dialekt, mit dem betreffenden Passus
1495 con caratteri romani e ilialeüo d'allora un libro delle epistole e evan-
gelj avendone emendalo e corretto il vecchio (also eine Umschreibung des
Schlusswortes der Ausgabe von 1495); Horänyi, Nova memoria Hungaro-
rum ct. Pest 1795, p. 278: (Bandilovicj epistolas atque evangelia totius
anni.e missali romano deprompta , jom prius e latina in illyricam sive
sclavam linguam a Benedicto Zbrowko translata et anno 1543 et iterum
1586 Venetiis edita . . . recensuil.
205
unsrer Handschrift (Feria sexta qualuor temporum quadragesi-
raae = Feria sexta primae hebd. quadr. = Ev. Jo. V, I):
Bisce dan blagdana xudiy-
schoga, i vzide Issus v Yeru-
salem. A yest v Yeruzolimu
loqua , cha se zoue xudiyschi
Betsaida, at to yest chadi se
ofce za posuetilischie perihu,
l'iHfMIf t\AHh RAArk^aHa
JKSr\,HCKora, h $3h,v Hcikk
S Htp$3aA£Mk- A HfCTk 8 Ht-
pi>30AHM8 AOKKA, KA Cf 30R«
JK^HHCKH KfTCAH^A , a TO
HfCTk rrv,H c« obii,« 3a nocR«-
i ocholo sebe pet prislriscach THAitqif nfpH«\'S, h okoao
imisce. 1 v gnih lexasce veliko c«K« nm'k npHCTpHWAKk
innoxtuo nemochnichof, slipac, iir.iaiiif h 8 HH\'k ajjkauic
hromih i susih, chij cechachu reahko mhohjro HtmiofcHH-
ganutye vode. Anyel tada KOßk, caHnai^k, ypoMHyk h
Boxyi po vrimenu shoyasce v cScnyk, kh neKayS raHSTHe
lochuu i smuchieuasce vodu. koa,«- aHtoo ta<\a rojkh no
1 chij naypria slizisce v loquu RpHMfHÜ cyoftaui« 8 aokrS,
po smuchenyu vode, zdraf cu$t,n:.\nif ro,\$- h kh hah-
budisce , od ke godi nemochi
nemochian bijsce. A bisce niki
clouik onde trideset i ossam
godisch imiyuki v nemoki suo-
yoy. Ouoga kako vidi Issus
lexechi i pozna, da velicho
vrime bisce imil v nemochi suo-
yoy, rece gniemu: hochiesc li
da budesc zdraf ? Odgouori mu
nemochnich : gospodine, cloui-
cha nimam, chi bi me postauil
v loquu onda chada se smuti
voda. Yere dochle ya pridu,
ini pri mene v gniu slizu. Rece
gniemu Issus: ustani se i vazmi
postegliu tuoyu i hodi. I tudye
zdraf bi clouich, i vaze poste-
gliu suoyu i hoyasce. A bisce
subota v oni dan. I gouorahu
llplM CAH3HHJC IS AOKRS 110
CMÜtifNHIO RO.Ä,«, 3A,pARk R$-
AHUJ« w,\ K( ro,v,n iifMohu
nfr.iof.ank KiiMif a Kitfiiu im-
KH MORHfKk TßHt\,tClTh H
ocaink ror\,HL|ik imaiohn 8
HflUOftH CKOHOH- OROra KaKO
RHfi,Hf HcSck a«;KfI»H h no-
3Ha, £4 RfAHKO RpHflUie RH-
Mif rHHAk (sie!) i> Mfriohn
CKOHOH, pfHf HfMS : yofct UJ-
AH ,\A R^fUJk 3A,pARk- Wf\-
TOROpH Mi> HfMOfcHHKk : TOC-
MO,\,HMf . H0KHEK4 Mf HMAMk.
KH KH Ml nOCTaRHO 8 A0KR8
OHr\,a Ka,\a c« cmSth ro,v»-
Hfjlf ,\,OKAf MM M|)H,VS. HHH
M|)Mf MfMf S HS CAH38- p£ME
HflUlS HCi>Ck: 8CTAHH C( H
xudiyi onomu, chi zdraf bisce r.a.sr.iii nocTf a8 trohk» rt yo-
veignien: subotta yest danas, ,«i,h- h t8,\h« 3APARk rh mo-
ne pristoyi se tebi vzeti poste- RHCKk, h RA3f nocTfAS crohk»
gliu tuoyu. A ongnim odgouori: H yoftauif- <* KHfine cSROTa
— 206
chi ye mene zdraua vcinil, on
mi ye rekal : vazmi postegliu
tuoyu i hodi. I vpitasce gnie-
ga: tcho ye on clouich, ki ti ye
rekal : vazmi postegliu tuoyu i
hodi. A ouf, ki bisce ozdrauf-
glien , ne znasce , tcho bisce.
Issus tada vchloni se od mnox-
tua, cho se bisce scupilo onde.
Po tom toga nayde ga Issus v
templu i rece gniemu: eto si
vcignien zdraf, yure ne htiy
vechie sagrisciti, da ti josc
göre nie ne pride. I poyde on
clouich i nauisti xudiem . da
Issus bisce, chij zdraua gniega
yest vcinil.
8 ohh A,aHk- H roßopayS
;k:S,v"h ohom8. i;ii 3^paßb
Hilf Ulf JS'IHHfHK: c8K<yra
HfCTk ,\,t\uack. HC a^ct*>h M
TfRH 83«TH nOCTtAS TBOHW-
a OHk HHMk W^,rOBC»pH: KH-f
Mf Hf ;{,\,pai;a Smhhho oh-mh-c
p«Kao: i;.\.ain hoct«/\8tkohk>
h Y^A"- h $iihtauj£ Htra.
TKO l€ OHH HOKHfKk. KH
TH-tpfKao: RA3MH nocTtaS
TßOHK» H X°AH' & SKk, KH
KllfMIf O.'i.VpailAfHK. HE 3HA-
LU(, KTO KUiUli HCSCk TA/^A
8KAOHH Cf W.A, MHOLUBA, KC>
Ct RHIUJf CK8nHAO OH.A,«- ÜO-
TOM-Tora Hati« ra hcSck 8
TEMflAH H pfHf HflUl8 '. fTO
ch SHHHtHk :-{,vpaiik, Hupe he
JfTH Kffct CArpHfHJHTH, Ji,A
TH HOlllk rOpt HHC H( MpH.V«.
H HOf.f OHH HOBHEKk H M.\-
BHfCTH ;K^,\,»«f Uk. ,A,A HC8Ck
uiif int . kh 3,A,paBa Htra HtcTk
8hhhho.
Wenn die oben angenommene Continuität der Drucke von
1495, 1543, 1586 richtig ist, muss unser cyrillisches Lectiona-
rium denselben Text enthalten wie das Missale von 1495, und
es würde die weitere Frage entstehen, ob beide auf eine ge-
meinsame ältere Quelle zurückgehen oder etwa das eine vom
anderen abhängig sei , eine Frage , die für mich hier unent-
scheidbar ist. Doch möchte ich darauf hinweisen, dass zufällig
in dem oben gegebenen Stücke des cyrillischen Textes zwei
Stellen vorkommen, die einigermassen dafür sprechen, dass er
aus einer mit lateinischen Buchstaben geschriebenen Vorlage
transcribirt ist. Jo. V, 6 hunc cum vidisset Jesus jacentem et
cognovisset, cpjia multum jam tempus habet, dicit (dixit) ei.
ist im Miss. 1586 wörtlich richtig gegeben durch: ovoga kako
vidi Isus lezeci i pozna, da veliko vrime bise imil (mit dem Zu-
sätze) v nemoci svojoj, rece njemu; während im cyrillischen
207
Text statt imil steht gnil. kaum anders erklärbar als durch
Verlesung eines lateinisch geschriebenen gimil oder ymil (d.
i. imil), zumal der Dialekt unsers cyrillischen Buches HMao für
imil erfordert; ferner Miss. 1586 v. 14 jam noli peccare, ne
deterius tibi a liquid contingat richtig gegeben durch: jure ne
hti vece sagrisiti, da ti Jos göre nie ne pride. dagegen im cyril-
lischen Text hh« (nije), was grammatisch falsch ist, aber leicht
erklärlich durch eine Verlesung des lateinischen nie (d. i. nie .
eine Form, die ohnehin dem Dialekte des Schreibers fremd war,
als n ie.
Ausser den angeführten Drucken ist noch ein handschrift-
liches derartiges Missale bekannt in lateinischer Schrift, ge-
schrieben 1503 von dem Ragusaner Xikola Ranjina, in der
Bibliothek der südslavischen Akademie zu Agram. Der Güte
des Herrn Prof. A. Pavic in Agram verdanke ich die Abschrift
einiger Blätter, aus denen sich wenigstens constatiren lässt, dass
unser cyrillisches Missale und Ranjina's Text nicht im Verhält-
niss von Oriainal und Abschrift zu einander stehen. Zum Re-
weis dafür diene folgende Probe, in der ich den Text Ranjina's
in jetzt gebräuchliche Orthographie umschreibe mit Relassung der
Vertretung des ursprünglichen *fc durch je, ie oder i. wie sie die
Handschrift bietet: Act. Ap. VI, 8 ff. combinirt mit VII, 54 fg.
und Matth. XXIIL, 34 Epistel und Evangelium in festo S. Ste-
phani protomartyris):
U dni one Stjepan istinom 8 ,a,hh OHf CTHtnaNk k8^,8-
pun milosti i krjeposti cinjase fcH n8Nk mhaocth h KpHcno-
zamjere i zlamenja velika u cth Hnnauif 48A«ca h 3aaM«-
puku. Ustavse tadaj njekoji hhm BfAHBa 8 n8K8- 8cTaBW«
od borista, koji se nazivahu « Ta^a hh«u,h wr\ CHHarore,
od Libertina i od Cirenea i Ka et 3Baiii£ AHEfpTHNCKHyk
Aleksandrina i od onjeh. koji h u,Hp(HEHCBH\'k h AAtKCAH-
bjehu od Cilicije i od Asije APHHOBk h ohh«\"k. kh bh<-
preei se (s) Stjepanom i ne \*8 w& u,hahu,hs h wa, acH«,
mogahu stati protiva razumu i npHroßapaiokH et CTHtna-
duhu, koji govorase u Stje- NC>Mk h h« Moray8 ocTaTH
panu. Cuvse tadaj ovoj sahnje- M8^,pocTH hh A*>Y8, KH r*-
hu u sreeh svoieh i cokotahu BopaiiiE no CTHtnaH8- cah-
zubmi na njega. Ruduci Stje- ujawtin tow ohh n8u,a\*8 8
pan pun duha sveta pogleda capu^k CBOHf\'k h CBpHiia\"8
na nebo i vidje slavu bozju i 38bh na Ntra b8^8^h Ta,A,a
208
.lesusa stojeci ob desnu krje-
posti bozje. I rece: ono vidju
nebesa otvorena i sina clove-
canskoga stojeci ob desnu
krjeposti. Zaupisetadaj glasom
velicjem zatisknuvse usi svoje,
svi jednaga zaupise na nj
izgoneci njega izvan grada
bijuci ga , i svikolici x) posla-
vise svite svoje polag noga
inladca, koji se zvase Saul i
bijahu Stjepana upijucega i
govorecega.
CTHEIMHh IlSHk A*>Ya CKeTd
IIOrAfrVaillllH K H«Ki> KH,Y,H«
CAAB>$ KOJKHIO H HC$Ca CTOK3-
liH OK A*CHS KOJKHIO- H p«Hf :
SBO KHftS MfKfCa OTKOpflU II
CHH*\ HOBHEHaCKOIM CTOHfkH
OK ,VCHi> KpHfllOCTH KO/KHE-
.■■{.\i:aiiiii'.iim TA&A ohh raa-
COIUIK BfAHKHMk 3aTHCHi>BUJH
Sunt cboks luiijumne Ha hiim
Hf,\HHO CRH- H ll.JIOHff.il Hf-
ra H3 rpa^a Kamen HfMk no-
khiüy^) H cKHcy»,ou,H nocTa-
BHUlf CBHTf CBOHf HOAaKk
Hora He,A,Hora Maa,A,u,a , kh
ce 30KHeuie caSak, u KurayS
Kar.ifiiiiEMK cTHcnana a onk
iwiiiinol.ii h roKopefcn.
U noj brjeme govorase Isus
narodu zidovskomu i starjesi-
nam jerusalemskim : ovo ja
posilam k vam proroke i pri-
mudre knjiznike , i od njih
zakoljete i razapnete, i od njih
frustajte u erkvah vasih i
prozenete in od grada u grad,
da pride vrhu vas svaka krv
pravedna, koja prolita jestvrhu
zemlje od krvi Abela praved-
noga do krvi Zacharije sina
Barachije, koga zaklase medju
erkvom i otarom. Istinom go-
voru vam, dodju ovaj sva svrhu
naroda ovogaj. JerosolimeJero-
solinie, koji zakla proroke i
kamen'jem pobijas onjeh, koji
k tebi poslani Jesu , kolikrat
8 oho i'.piiff.if rOBOpawe
HCSCk HapO,A,S JKHri,OBCKOMfc> H
noraaBHi^aiik hoiiokckhemk:
h'.o hm inaaioi? k Banik npo-
pOK£ H ius,vipn,f H KHH^KHHKE,
H BHH Wr\ HH^k Ki>,i,£T« ÜKHia-
th n nponunaTH-y-tifTe 8
CHHarora^k Kaiunfv/k. h npo-
ranaTii-Y-tifT« wji, rpa,\a
A* rpAM, M npHA« cuapy»
Back ci:ai;a KapBk ii(uiu,\,h.\
Ka HpOAHTa HfCTk cßapyS
3CMAE w,a, KapBH akiaa npa-
Bf^Hora ^,0 KapBH 3ayapH«
CHHa KapaKHHa, Kora «khctc
Mf !.!> l^apKKOMk H OATapOHlk-
8 hcthhS roBOpS ßaMk, a*
fte npHTH cßaKa OBa cBapyÖ
Haapo,\,a Oßora- H«pi>30AHM«
1) Fehlorhaft, gemeint ist svjedoci = testes.
209
hotjah skupiti sinove tvoje Htp830AHtuie, kh SRHrawk o-
kako kokos skuplja piplice NH«\*k, khh k t«kh( nocAANH
svoje a njesam1). Ovo ostavet hecS, KOAHKpaT-cawik ^otho
vam dorn vas pust. Govoru cnSnHTH chnor« tbc*I€ Ka-
istinom vam, ne cete2) vidjeti koho kokomik CKSnaa nwiAH-
od sada dokle recete: blago- ta cßOHe not\h KpeAioSTe a
slovljen, koji dodje u ime gos- th hc \-ti€- cro et ocTdRH
podinovo. RdMk KSfca Raiua nScTa- Hcpt
roRopS uaar.ik , nc fctTt ue
BH,\I€TH W^ caAa A0KA{ Pt_
HJT6: RAa2KENH, RHH npH^E Ö
hm« rocno^Nf.
Aehnlich zahlreich und im Einzelnen gross sind die Ab-
weichungen auch der anderen mir bekannten Stücke des Ran-
jinaschen Textes von unserm cyrillischen, sie machen die An-
nahme einer Abschrift des einen von dem anderen unmöglich.
Auf der anderen Seite sieht man aber sofort aus der Ueberein-
stimmung im Ganzen, dass beiden Texten dieselbe Uebersetzung
zu Grunde liegen muss, also, da Ranjina 1 503 schrieb, ein Buch
des 15. Jahrh. Es muss einer späteren Untersuchung vorbe-
halten bleiben , ob alle bisher genannten Missale den Bernar-
dinschen Text von 1495 voraussetzen, oder ob dieser mit den
anderen auf eine ältere Quelle zurückgehe , was von vorne
herein deswegen wahrscheinlich wird, weil Bernardin sich, wie
oben bemerkt, nicht als Uebersetzer, sondern als Verbesserer
giebt.
Alle jene Missale sind in der Volkssprache geschrieben, es
gab aber bekanntlich in den westserbischen Ländern (in Kroa-
tien im althistorischen Sinne des Wortes) noch eine ganz andere
Art derselben, die glagolitischen, in denen der Text der Evan-
gelien und Episteln aus der altkirchenslavischen Bibelüber-
setzung Hitbulgarischer Sprache) genommen ist. Obwohl stark
beeinflusst von der Vulgata, indem die alte aus dem griechischen
Texte gemachte Uebersetzung nach dieser revidirt und ent-
sprechend verändert ist, hat der Bibeltext hier doch das Gewand
der alten Kirchensprache behalten. Stehen nun die in der
Volkssprache geschriebenen Missale zu dem glagolitischen in
einem Verhältnisse, d. h. ist der vorhandene kirchenslavische
1) Fehlerhaft für ne htje (noluisti) oder einen entsprechenden Ausdruck.
2) fehlt me.
1881 . 14
- 210
Text in die Volkssprache umgesetzt, wenigstens zur Herstellung
einer Uebersetzung in die Volkssprache mit benutzt worden,
oder ist diese ganz selbständig aus der Vulgata gemacht? Bei
dem oben auseinandergesetzten Abhängigkeitsverhältniss der
volkssprachlichen Missale unter einander genügt auch eines der-
selben, z. B. das vorliegende cyrillische, als Grundlage einer
solchen Untersuchung ; die Bibeltexte des glagolitischen Missale
finden sich bei Bercic, Ulomci svetoga pisma I — V, Prag 1865 —
1871, namentlich die des gedruckten von 1483. Es ist nun
nicht schwer, längere Stellen zu finden, die sich in den Worten
so sehr decken , dass man auf den ersten Blick eine Umsetzung
der kirchenslavischen Ausdrucksweise in die volksthümliche zu
erkennen meint, z. B. Acta VII, 55 — 60 und Joa. 1, 29 ct.
lect. illyr. glag- Missale 1483
KÖ,4,SftH TaA<* CTHtndHk CTtäiaH 7K.i Elv HAHk A<Mf"
n8Hk Ai>\'a cBETd nor mj!l,ak- ya cr(ta h B3ptvBk na hjeo
UJH K HtßS BH,i,Ht CAAßS EO- BHA'B CAABOlf EO/KHIO H HCSca
JKHIO H HCSca CTOiehH OB t\(C-
HS EO>KH»0 II pCHE: £BO BHtiS
MKtCA OTBOpEHa H CHHa MO-
BHenacKora CTOHtfcH ob j\,tc-
h8 KpHtnocTH BOJBHf- 3aßa-
IIHBHJH TA&A OHH rAACOMk
B(AHKHIUIk 3ATHCHt>ßUJH SWH
cbokb HanpHEiiiE Ha Hera n c—
,A,HHO CBH- H H3rOHttiH HtrA
H3 rpa,A,a K.w.ifiiiifUk noEHra-
yS, H CBHf.V.OU.H nOCTaBHLUf
CBHTt CßOHf HOAAKk HOra
Hf AH(?ra iuii\a,A,u,a , KH C( 30-
croeuja c ^ecHoyio Bora h
pfHt: Ct BHK> HfBfCa OTBpCTa
H CHHa MAOBlvMaCBarO CTOf-
ina o ,\,«choi'io cha« bojkh«-
B3BAHKH0lj*BUJt JBf rAACOMk
luaiif u" h saTKOij* oyuiH cboh
0\'CT(p MHUJf C( BCH ^\HHO-
AO\fUJHO Ha Hk- H HJil'lUKIHf
h BkHk H3 rpa,\,a KaMtHOßa-
HJf H. H CBlJ^-KTfAH nOAO/KH-
UJf pH3H CEOt HpH HOTOV* 10-
Houja fTtpa HapHH,a£Maro
CABAA-H BAMEHHEM'nOBH'KYOY
KHflllf CA^Ak- H EHrayS KAM«- CTlillAHA B3HßklOLUA HptKOtf-
Lua: rocno^H Hcoyct, npHMH
,\8\'k IUIOH- H HOKAOHk KOAlC-
Ht K3anH raacoiuik Kt.uin.ik
Pf KH : rOCHO^H, M npHCTABH
HMk ctro 3a rp'Kyk- h chj
ptK' 0\j'Cll1i o rocnoA'K-
iiiicmk cTHtnaHa a OHk Bann-
lOliH H rOBOpftiH: rOCHO,V,HHt
Hc8ce , npHMH A^\"k M*"- h
nOKACKH^BUIH HA KOAHCHA 3A-
Bann raacoMk BCAHKHMk ro-
BOpfftH : rOCHO,\HHt, HE npH-
MH HMk OBO 3A rpHE\*k II
KaKO to pene, saena S roeno-
A.HH8-
211
Vergleiche dazu dieselbe Stelle in dem oben (S. 207 mit-
getheilten Texte Ranjina's.
bhah« HKaHk HcSca rpE-
A^H K CEEH H pEHE: EBO HI3-
THaU,k EO/RH, EBO KHH S3HMAE
rpHE\'E CBHETA- OBO HE OHH
wa Kora P*K^XkJ n0CAHE r-,f_
HE A0HAe MOBHERk. KH npHE
MEtlf ÜHHHEHk HECTk, Hfpf
napBO mehe khewe, a hm heim
HE 3HaY«^, H«Ka CE OHHTSHE "8
BH^-K HBaHk HCOV'Ca K CE-
B'K rp1vrVöVL|ja H pEME : CE
anun,h eojeh, ce h>ee b3em-
AET rp1i\'H MHpa- CE ECTk 0
HEM2KE p"K\*k . no MHt npH-
,A,fTk MOyjKk, HJKf np-kE MEHE
CTBOpEHk ECTk, "KBO np*KE
MEHE BHCH. H a3k HE BHA,*k-
'fcyk eto. Ha r\A "Kbut ce bk
H3paea8, 3a to Hra npHA<\\'E h3p<ihah, h csro pari,H a3k
KapCTEfcH BOA^Mk- H CßHA*>" npHA<>\*k Rp'CTE ß' BOA"*- "
MaCTBO SMHHH HBaHk rOBO- CBUA,1iTfACTBO CBtr\,OKOBa
pEÜH: Hia CaMk BHAHO Ay\'k ptKH.tKO KHA«\"kA*VYk'6K0
rOAOV'Ek C\*OA«M< C HEEECE H
np-KBHBaiOLHk Ha Hfl.lK, H a3k
hc 3Ha\'k eto, na hjk« nocaa
ME KpCTHTH ß' BOA'K, TA pE-
HE MH'K : Har\a HJEE 0l*3pHWH
A*VXk NHC\"OAflUk H np-KBH-
BahMjlk Ha HEMk. Ta ECTk,
H/KE KpCTHTk B A°YCI cßeTl;-
H a3k BHAlv^^ H CE'KA'KTEA-
CTBOl'IO . 'KEO CH ECTk CHHk
1 J
EOJKH-
CBETH RABO rOA£>EHH,i> C\"0-
AEtiH C HEBA H npHKHBa cßap-
jfS HEra, a nra he 3na\*k HEra,
Aa OHH BH MEHE nOCAA Bap-
CTHTH 8 BOA», «>Hk MEHH pE-
he: CBapyS Bora Ei>AfUJk BH_
AHETH A^Xk CBfTH CX^A^M
h npHBHBaictiH cßapyS HEra.
TO HECTk OHH, BH BapCTH S
A^yö CBETOM8- H HI3 BHAH-
E^k H CBHEA^HaCTBO fc>HH-
HH^k , Aa 0BC* HECTk CHHk
B02KH-
Denselben Eindruck wird man von sehr vielen Abschnitten
haben. Es ist freilich dabei zu bedenken, dass eine sehr weit-
gehende Gleichheit der Texte auch auf der eigentümlichen Art
aller dieser Uebersetzungen beruhen kann : die altkirchensla-
vische ist in möglichst nahem Anschluss an das griechische Ori-
ginal gemacht, die Vulgata ebenfalls . namentlich in der Wort-
stellung; eine aus der Vulgata gemachte serbische Version, die
wieder den nächsten Anschluss an den lateinischen Text er-
strebt, wird also stets eine grosse Aehnlichkeit mit dem sprach-
lich so nahe verwandten altkirchenslavisrhen haben. Ferner
kann man den oben verglichenen Texten andere Parallelen
gegenüberstellen, wo der glagolitische Text von unserm cyrilli-
14*
212
sehen so abweicht, daß man schwerlich auf den Gedanken kom-
men würde, der letztere sei vom ersteren abhängig. Auch wür-
den nicht bloss die lectiones zu vergleichen sein, sondern die
liturgischen Stücke andrer Art, Gebete u. s. w., also ein voll-
ständiges glagolitisches Missale zu benutzen sein, das mir un-
erreichbar ist. Da hier also die Vergleichungen, die ich an-
stellen könnte, nichts entscheiden würden, muss ich mich auf
die Hervorhebung einiger allgemeinerer Gründe, die mir die
schliessliche Abhängigkeit der volkssprachlichen Missale von
dem glagolitischen wahrscheinlich machen, beschränken. Von
Bedeutung ist es, wenn der Text des Missale Worte enthält, auf
die der lateinische Ausdruck der Vulgata nicht leicht führen
würde, die aber zu dem altkirchenslavischen Texte stimmen:
wenn Jo. I, 13 ot oux s£ ai{xaxo>v ouös sx Dzkr^a-oc, aapxo?
ouös sx öeArjfiaTo? avöpo? aXA' ex %eou SYSvvrjforjaav altkirchen-
slavisch gegeben ist: h>k« hc ott». Kp'kKHi 1111 ott». nojfOTH
flA'KTkCK'kl HH OTT* HOyOTH M^JKkCK'kl HT* OTT* KOra
po^HWA C/A (Zograph.) — hjkj hh ot Kpßk hh ot noyoTH
naT'cKHf hh ot noyoTH luioyjKCKHf iik ot Bora po^HHie ce
(Miss. glag. \ 483) , und dem Vulgatatexte : qui non ea sanguinibus
neque ex voluntate carnis neque ex voluntate viri sed ex deo
nati sunt, in unserm lection. illyr. gegenübersteht: kh He w,\,
KapBH hh wji, noYOTHtHHa nSTtHora hh wa noyoTHCHHra
MSujKora Hero ohh kh w<\ Bora pofctHH HtcS, so hätte das
lateinische voluntas schwerlich auf den Ausdruck noyOTHtHHe
geführt, dieser beruht auf noyOTk der altkirchenslavischen
Version, vgl. den Text Ranjina's: ni po volji putenoj ni po volji
muzevnoj, wo voluntas mit dem zunächst liegenden volja wie-
dergegeben ist. Von einzelnen Worten, die auf altkirchenslavi-
scher Grundlage beruhen oder wahrscheinlich darauf zurück-
gehen, führe ich an: Htno^OKa daemon, doch wohl auf nenpn-
M.-'.fik zurückzuführen , wenigstens ist es mir kroatisch oder
serbisch in diesem Sinne unbekannt (in unserm Text wird da-
neben das auch sonst vorkommende hudoba verwendet); ii.\iie;i;k
neben gewöhnlichem nana, ersteres in der kroatisch-serbischen
Volkssprache ganz unbekannt. Luc. VI, 42 aHU,HMHpf, nannapr.o
H3MH KapKHO H3k OKa TKOra H naKa fcfllik H03pHTH Ji,A
H3M£UJk caaimS H3k OKa upaTa TKora, im Miss. 1483:
\iin,fM'kpii . H3MH npiikf Kpuno H3k OMtet TßOf ro , h no
TOMk u.jMHiiii co\f4an,k H3k OMfc« epaTa TKOtro, Vulgata:
213
hypocrita. ejice primum trabem de oculo tuo, et lunc perspicies
ut educas festucam de oculo fratris tui; die Stelle ist charak-
teristisch: die altkirchenslavische Uebersetzung hat xapcpo?
durch c^hkii,k (Holzstückchen. Splitter) gegeben, der Bearbeiter
das lect. illyr. das letztere, ihm unbekannte Wort, durch caaina
ersetzt, indem er festuca als »Strohhalm« fasste, an einer ande-
ren Stelle aber steht (III. Reg. XVII, 13) AB4 cSKd = duo ligna,
während suk = c^KT\ sonst unbekannt ist. Die sehr unae-
schickte Uebersetzung von publicanus (z. B. Luc. XV, 1) durch
ohhthhkk steht nach Stulli, Rjecs. im glagol. Brevier und das
Wort scheint sonst nicht vorzukommen.
Wichtiger ist, dass die Sprache Eigenthümlichkeiten zeigt,
die nicht auf dem Serbischen jener Zeit, sondern nur auf einer
Vorlage in kirchenslavischer Sprache beruhen können : sehr
häufig ist das t in der 3. sg. plur. praes., namentlich vor dem
reflex. se, während es die serbische Volkssprache vom Anfang
der uns erhaltenen Denkmäler an nicht mehr kennt (vgl. Danicic,
Istorija oblika p. 274): norapAHT-CE, 8cTdN8T-ce, npH^fTk,
H3pfNtfT-Cf, npHRHKaWTk, UßH^A^T-tt, nOHTi)l€TK U.S.W.
Auffällig stark sind diese Formen vertreten in den orationes der
feria VI. in Paraskeve (lect. illyr. Bl. 132b fg.). Ueberhaupt
unterscheiden sieh diese Gebete von der Sprache des Bibeltextes
durch ausgeprägtere kirchenslavische Färbung; ich gebe da-
von hier gleich einige Proben, vgl. z. B. cremoth rhehnh
RO/Kf, Kora C$,A,C>Mk cea STBapfci>n>Tc«, npH3pH mhao-
CTHRO K MOAHTK.U.lk IMIUilUK, H U.'JKjUUOIW nanS HMp TRO-
HOMk MHAOCTHK» \'paHH , &A KapCTHaNkCKH AHK»,\H, ROH
TaKHMk CTpoHTeaeiiik cTpoieTkct, no,\ toamkiiük na-
IICIKÜK RHpOK" H STflKaHHJMk HfTORHMk r\A b>M HO JRf TCf
II |l II K A 0 II II (.1 k (I. plur. K0AHN4-
S m h o >r a r a i€ uj h 2. sa;.
ii 0|i oh uif et HCTOHHHKOMk RapipeHHa, renati fönte bap-
tismatis, = altb. nopO/R^kiut c*jv-
3a CR« mhhh [acc. plur.) = HHH'ki, serbisch nur hhh«
W,A, CROie tum S3RpaTfTk ce (a suis tenebris eruanter),
tmh een. sa. Es sind bei der Uebertrasuns; auch Missverständ-
nisse vorgekommen, z. B. ecclesiam tuam nova semper prole
feeundas: u,apKR$ trok> hokumk RHpS nao^OMk SMHO/Ka-
RaieiUH, zu lesen rhhS, d. i. RTv hh^, im Serbischen unbekannt.
Häufig ist in denselben Gebeten auch die Vertretung von
— 2 1 4
'K durch e, die in dem Bibeltext, wo he, i€ und h die Begel
bilden, ganz vereinzelt ist: rpEUJHHKOMk, KOAfNd. Durch das
ganze Lectionarium geht der unserbische Gebrauch des Perfec-
tivverbums als Futurum in Hauptsätzen, oft steht im selben
Satze oder in gleichen Wendungen das Perfectivverbum futu-
risch und daneben die serbische Umschreibung mit Infinitiv und
Hülfsverbum, vgl. Jo. VII, 33
l'ect. illyr.
pEHE HMk TA&A 1 1 C i> C K : HOLUE C.lMk ,A,0 MaAO ßpHMEHa C UHU,
hepe rpe^fMK k ohomS, kh me \e nocaao- h S3hluete ut a
M( KfTf Ll( IHl.ll II r,A,H CaMk lll.i, HE MOpETE ,.Y,Ohli- pEKOUJE
TA&A /KS^HH MEtiS COKOMk: KiVMO X^t»e *^ßH üOliH, Aa ra MH
HE tiEMO HatiH HE,A,a 8 nOrHKHO HapO,i,OKk XOtiE HO^H H
SHHTH HapO^E? KC>I€ TO KH rOBOpEHI€ KO pEHE : H LH E T E ME
A HE Haft ET E ME
Miss. 1483
HCO\"Ck JKE pEHE HMk : OT CE/\E MdAO Bp'KM'K C BaMH ECaMk , H
H^C»Y K nOCAaBWOlfMOtf Mi" B3HLUETE ME H HE OEptLUETE,
H -KMOJKE A3 H^Otf, ßH Hf MOJKETE npHTH- p'KUJ'k IKE ß C'KE'K
HIO^'KH: KaMO CH yOLUETk HTH, "EKO MH HE OEpELUEMk £1*0-
E^,a B paCkCII'kHHE 'KSHKk H^ETk OtfHHTH HapO,A,H- HTO
ECTk CAOBO CHE EJKE pEME : B 3 H i|l ( T i ME H HE OEp'Kl|IETE-
Nach allem bisher bemerkten scheint mir die Sache, ohne
dass ich sie mit aller Sicherheit entscheiden will, so zu liegen:
zu irgend einer Zeit, spätestens gegen Ende des 15. Jahrb., ist
der altkirchenslavische Bibeltext , so weit er im Missale Ver-
wendung fand, umgesetzt worden in die serbische (kroatisch-
serbische) Volkssprache Dalmatiens mit möglichst genauem An-
schluss an die Vulgata. Denkbar wäre es an sich, dass die Her-
stellung eines solchen volkssprachlichen Missale von Geistlichen
geschehen sei, die den slavischen Bibeltext der orientalischen
Kirche, der orthodoxen Serben, kannten und darnach arbeiten
konnten. Allein nach den kirchlichen Verhältnissen jener Zeit
ist das so gut wie unmöglich und das einzig wahrscheinliche ist,
dass der von der römischen Kirche in der Liturgie anerkannte
kroatisch-glagolitische Text zur Grundlage genommen ward.
Von dieser ersten Uebertragung in die Volkssprache hangen alle
bisher bekannten Missale ab : die oben genannten Drucke,
Banjina's Handschrift und unser cyrillisches Lectionarium. Das
letztere ist wohl ein unicum, seine Bestimmung wird gewesen
215
sein, in einer römisch-katholischen Gemeinde Bosniens oder in
einem bosnischen Franziskanerkloster, vielleicht in einer Ragu-
saner Landgemeinde (vgl. Slovinae 1882, Nr. 2, p. 30), ver-
wendet zu werden ; in einer dalmatinischen Küstenstadt, etwa
Ragusa, hätte die Anwendung der Kyrillica keinen rechten Sinn.
Ehe ich zu einer Charakterisirung der Orthographie und
Sprache dieses Denkmals schreite, will ich hier einige längere
Abschnitte des Textes mittheilen, damit solche, die in der Lage
sind, die glagolitischen Missale und die Drucke von 1495 u. s. f.
mit lateinischer Schrift vollständig vor sich zu haben, eine wei-
tere Vergleichung anstellen können , und zwar gebe ich die
ersten beiden Stücke mit derselben Verbindung und Trennung
der Worte, wie das Original schreibt, um dabei gewisse Eigen-
tümlichkeiten der Orthographie besser vor Augen zu stellen.
Bl. 15 — 26 nach der urspr. Zählung).
Na ROrvoKapL(je- EaarocoBk wa, &qa,c- hijjh hj ko»uh,k
KHHra- HTfHHe H3aH£ npopOKa- (Isaias LX).
J>CTaHH- HnpOCKHETAHCf- Hfp830/\HMf- 3aLU0l€ lipillllAa
CBHITAOCTk- TROHia- H CAABA- rOCnO,A,Na CBapyS TfEf-
HCTCKAA HtCTk- Hfpt £ß© TAMNOCTH nOKpHK» 3fMAK>i>- HNiar-
AA n8K«- Oßap^S TiEtkt i>HCTHNfc> HCTffcH- FhK- HcAABa
Heroßa St^bm«- s8,v- bh^hsth- HeS^S- yo^hth Hapo^H-
8 CBHfTAOCTH- TBOHOH- IIK|UAII- t>3pAEH WA,1) HCTOEd
TBOra- S3ABHTHH- SOBOAO- OHH TBOH6- H BHtiH- CBH OBH
CKSüHAHCSCf- fipHlUAHCS- BTfBHf- OhHOBS- TBOH- H3A,AA(KA
npH^SS- Hßftfpt TBOI6 H3CTpaHf- SCTANSTCe- TaAAfcfUJK
BH^HTH- lllIii.VnilK- OEHAOBATH- IIK^rV,f IllCf MS^HTH- H
pd3UlHpEBATH CApU,C TBOH«- EA^aCf OEpATH- KTJBH- MNOLU-
TBO MOpCBO HABOCTk WA, NapOA,OBk- npH^ETk- BTtEH-
IUIHOWTBO BaHIHAEBk- npHBpH« TlKt- A,fl$MtA,AßH H3IUia^,HaHa
H HSttytyt »WA, CAKet- npHrV,S8- 3AAT0 iriMMHUIIk- NOCCtiM«
hcaabS rocnoA,HHÖ Naßreipi>K>fcH-
llac,\n,voi:anuf- Cßtrora- ei'.ant.tAiiu no mathio-
(Matth. II, I .)
IlOBAfCe- pO^H- HCfcCk- SßfTAfMS- JKHA,OBCßOMi>- $A,HH-
HpS,A,a Kpaaa- Bbo BpaaH- wa, hctoka npHA,*im- 8H?p83a-
x
■1) Fast immer ^ geschrieben.
216
muw- roBopeftH- rji,ie EpAAk- h;h,.\okckh- khc(- HtcTk- no-
pO^HO- llfpECMO BHAHEAH- 3ÜH£3,\,i> HCPOKS- SHCTOB$ llllpll
LUAHCMO nOKAC>HHTHCf- N«Mi>- GaHUMBLUH- TW- EpAAk- HpÖ^k-
CMSTHOCE- llfCTK HK.\CK ll£|)t\K\\ MM k MIIIIIMk 1 1 CKSlIIIKIIIIi
Cßf BAAAABU,« • nOnOBCEf- HKNH/KHHKf- W^nSKa HCflHTOBAUJf-
wa hh^k- r,\Hktce- HcSck- KapcTk nopoAHTH- AONH- pjKOUIf-
N«Mi>- J>EfTACMi>- ^KH^OKCKOMi)- Hfpf TABO I1HCANO- H£CTk
nO lipOpOKS- ATH ECTAEME- rpaA,f- JKSA,«HCKH- HIIKAKOpf
NHfCH HAHMAHH- SnOrAABHUtA\,k ;K^,\,f MCIWiyk • llfpf • H3TCBC-
H3AHA,rrk KOHeKO^a- BHftt baaaath nSKOMk uoiitiuik Sh3-
pAfAi>- Ta^A Hp8A,k- 3A3BABU1H- OTAHHO KpAAE- nOAM^AP0,
HcnHTA wa HH^k ßpHEME- wa 3bh«3A*- Bactie SBa3aaa
NHMk- H IIOCAAKIIIH- NH^k- SEfTAtMk- p«Hf- IlofcHTf HÖRH-
TAHTf noA^M^AP^- waahth*»j hkaaa ha\hti Hera- wa-
rOKOpHTe- m«nh- a^ H Hra npHiiiaAuiH- noBAONHMkce- H£iuiS>
AOHH KaKO CAHUJAUJt KpAAA llOliOllJE- H fBC>- 3BH£3A^' Ki>-
EHfJfS- BHAHEAH- ShCTOBS- llpll, \HHIH II rpt&Htlllt- &QKM
npHUJAAUJH- ctah«- cBApyS- AH™k<*- Bhahjbiijh- taaa
3BHE3A&- S3BKfAHUJfCe- pAAOCTHK»- BfA« BCAHEOMk- Hfc-
AHE3UJH- SKSt.S- nal.OIIIC AHTH^^' CMApHOMk- MaTfpHkV
HEI OKOILIk naAlUH' NABOAHNA- nOEAOHHLUECE- NflUlS- HOTBO-
pllBIIIII- BAArO CBC>I€- npHEA3AW£- NfMi> AdP«' 3AAT0 TA-
r.lMUHk HMHpS- HwArOBOpk llpIM.IMIIIII- SCHII- AaCE* HfllO-
BpaTf- BHHpSA^ HHHfMk IlSTOMk CtfCC- BpaTHAH $BAAAAHHE
CBOHt-
(Von hier an mit der üblichen Worttrennung und Iuterpunction.)
llo EBANftEAHK» NABHEL|J$HE Cf CeilTi>Afif3HMA nOKAAAk
h Ba3aMk- ni|in Ha KOHau,k khihk npHAk EAarocoBk
wa boa«-
<£ Ht&HtAÜ MfftS OCAMk &AHK EO^EHtiNHyk H- n- B- II- A-
B pHMAAHOMk (ad Rom. XII.)
tipaTHO . MOAHMO Back 3a MHAOCApAHf EOJEH« , A'1
KHCTf fipHKA3AAH TEAECA Bailia nOCBITHAHLU« JBHßSftMt.
CBfTO H BOrS SrOAHO, A^CTCHH^ CAi>>EEi> BAUiS- H m \-tht«
C( lipHAOKHTH B CflUlS CBHtTS, ,\,A nOEOAUJAHTf 8 HOBHHH
pA3$MA BAUJCrA, A^ HCBSCHTf. IUO HfCTk BOAA BOJBHM J\,$KpAA
h SroAHa h cBapmtHa- H«pt rosopB moae^h Back 3a mh-
AOCTk BOH^HIO. Ba J\,AHA HECTk IUIEHH. CBHEMk, BH HECi> MffcS
217
BdMH : Ht \'THTf ßtfcf 3HaTH HfTO K3 WA HOTpHfKf 3HATH,
Aa 3HaHTf &e> pa3i>Ma ohoahko, koahko i;ar-i-iie cbakomS
Kork pa3AHf/\H0 MnppS wa BHpe- 3a iho KaKono 8 ik.v"^'-^
KHnS MHora 8Aad HMaMO, jü,a CBa i>Aa he in.iaio iu \,Hai;o
MHHtHHE, H IWKO MH03H ME.VaHK KU II K HfCMO 8 HC$KapCT$.
CBaKH Hfv\,ank AP^rora $AA $ HcSKapcTÖ rocnoAHHS Ha-
WfMi>-
no aSu,h- (Luc. II, 42).
Ei>ASkH HCSCk WA AKaHaAecTf rOAHUlTK $3YC>Aet>H
ohh 8 HEpS30AEMk no okhhak» AHe WA KAarkAaHa, cßap-
ujfHH b^a^h AHHH KaA<* ce ßpakayü, ocTa AHTHt»K ncSck
8 l€pÖ30aHMS, a H« 3Ha\'S pOAHT«i\H HETOBH, rjHft.ll Aa He
OHk 8 APy:KKH; Y°AHUJ« AdHk X'0^fHHra H "CKdJfS Hfra Mr^
pc»AHTfAH h :-;iunii,n h Hf Ha\*OA«^H ra ßpaTHAH Cf K5CS S
Hepö3aa£Mh. HL|ii>kn Hera- h ÜHHHtHO hsctk no tp*th*mS
AHe nahoiiif Htra 8 u,apKBH cH6A*ftn nocpneA1* A^KTSpoßk
CAIIIIlftai HH\*k H SnHTaiOftf H)fk- H^a](Ö C( Tä&A CBH, KH
Hera camum^, CBapyS m^aP^c™ h WA^OBapaHura Htroßa-
H BHA^H 3aM$AH'*H Ci> Cf. H p«M6 MATH HfMS : CHH8, 3a L|IO
CH HaMk SHHHHO TAKO ? CBO OTaU,k TBOH H Hß KpHHSt.ll Cf
HCKayOMO TtKf- H ptMf HHMk : LUO K3 Aa Mf HCKayOTf , H(
3Ha\-0Te ah, Aa $ ^HH\"k? Ka ^u.*1 Monsra HtcS, norpHKSie
Aa nra kSa^ ' a °HH H* pa3öMH«uj« pntHk. kS m roßopno
HHMk- h 3aHA« uj-hhmh h npHA« 8 Ha3apfTk h BHfUJt noA-
AO>KaHk HHMk, H lULlTH HfrOßa C \*paMf BailJf CBE OBE pllfMH
pa3roßapatoftH c« i> capu,S cbokbmS- a HcSck pacTHfwt 8 iuiS-
APOCTH H 8 KpHMCIlS 8 MHAOCTH KO/KHOH H AIOSTUKOH-
Ha oktabS wa ßOAOKapi|ik nnci-Saa: ScTaHH npocBHC-
TAH Cf • HlUH Ha Ji,dHW WA BOAOKaplUk- NaCAHAOBaHHf
CBETora EBanftfAHra no hbah8-
^ oho BpnfMf bhah« (u. s. w. s. oben S. 211).
J> n(,\,"f'^ AP^ri5 "0 BOAOKapiua)Ck- mt«hh« iihctSaj
BÄä naßaa anocTwaa k pmuiaanoMk- (ad Rom. XII, 6).
BpaTHO, lir,K\K>I»ll pa3Ai>MHTf ,\,apOKl|IHHf nO MHAOCTH,
Ka A^na HfCTk naMk, aan npoposacTBO no pasaorS BHtp«
aah cASiKtHne 8 caShcbh aan kh Smh ö haSkS, kh Haroßapa
8 HacTonrannK». kh j^Ate i> npHnpoijiHHH, kh-j OKaacnnKk y
218
HACTOHIilHHIO, KU CE CMHA$K5 8 A0KPH KOAH- AIO$BABk EpE3k
MO^HtaMCTBa, HEHaBH^EKH 3A0, npHCTaiOtiH K ^,OBpS; MH-
. \ 0 1 1 1 h S BpaTCKS Mft.S COEOMk AloSKfi.ll. nOHTEHHEMk HKfcS
COEOMk HTSlOkH CE, HACTOHiaHHEMk HE AHEHH. ^S^OMk
ßpSfcH , rocno^HHö caS;k«^h , BECEAEtiH ce naaftn eo>kh , 8
HEBOAH SCTapnAHBH, MOAHTBH HACTOKStiH, IIOTpllKaük CBE-
TH\h nO,.\,HAIOi>h>tiH , rOCTE H nSTHHKE llpllll M-\SI,II EAA-
rOCAOBHTE OHHEyk, KH Back npOrOHf, EAaTOCAOBHTE H HE
YTHTC npOKAETH- BECEAHTE Cf C BECEAHEMH H nAAHHTE C RAAM-
HHEMH, TOM MEfcS COBOMk i>3AApJKEkH, HE BHCOKa 3HaK>tiH
npoTHBa H(c)KapH«iui8 , ^a k noHH/KEHHMk npHCTaiOtiH 8
npaBr\,H-
HacAH^,OBaHHe cßETora EBanftEAHA no hbahS- (.loa. II, 4).
X OHO BpHEME llllpk SHHHEHk BH 8 CEA8, KO CE 30BE K.UK1
wa raaHAfie. h eheuje imaTH ncScoßa oh,!,«- 3a3ßaHk Ta^A
BH H HC8Ck H SM F H II 11,11 HETOBH Ha IIHHpk- H nOMaHKaßHJH
i'.mia pfM« miaTH nc8coßa hem8 : BHHa he itr.uio- peme höh
HCÖCk: IUO K5 MEHH H TEBH 3a TO, JKEHO ? HHE HOL|JE npHUJAO
MOI€ BpHEME- pEME TAA,A MATH HErOBa CAÜrAMk : IHOrO^H
PEHE BaMk 8MHHHTE- BHEUJE TAf\A OH^H HJECTk KaMEHHE\*k
c8f\,oßk nocTaBAEHHE^k no 3Akoh8 ;k8,a,ehckom8 > Ke AaP_
MA^Ü BHEA,pa ,4,Ba AA™ TpHH- pEME HC8Ck HHMk : Han8HHT£
KaMEHHU,E BOA,£; " M.VIlSlIHIIIf II \"K paBHE- H pEHE HHMk HC8Ck:
3au,apnHTE ca&a h hohechte crapoM8 cßaT8- h noHECouiE,
H KA&A OK8CH CTapH CBaTk W,A, BO^« BHHO 8HHHEHO, A HE
3HaUJE, W,Ä, K8,Vt BHE1HE, <\A CA8rE 3Ha\*8, KH BHEy8 ll.apil.ViMi
BO,A,8, 3A3Ba H£BHECTaH,a CTapH CßaTk H pEHE HEM8 : CBaKH
MOBHEKk HaHnapBO A0KP° BHHO ROCTaBH , A KA&A IIIIUMII
KÜ&X, TA&A OHO, KOK3 TOpE KSCTk ; A TH CH YP'tNHO A^P^W
bhho a° ca^A- oboh Jn.vMfMiif 8mhhh HaHnapBO HC8Ck 8
CEA8 rAAHAEHCKOlUiy, H 8KA3a CAAB8 CKOIO, H BHEpOBaUJE 8 Hk
8HEHHI|,H Hfl'OKII
J> HEAHEA8 TpETHM» HO BO^OKapipa^k • HTSHHS nHCTÖAE
KAra naBAA a- k pHMAAHOMk- (ad Rom. XII, 16).
GpaTHO, HE ^THTE BHTH M8,\pH npH BaCk CaMHE^k, HH-
KOMÖpE 3ao 3a 3A0 ßpafcaiokH, HpoKii,v,aiohii .v^KP*» Nf cauo
npH^\k Boroiuik jü,a hoi|ie h npHA,^ cbhemh aioSa"; aK0 MC*Pf
BHTH, l|IO Wt\ KAIHE CTpaHE K5CTk , CA CBHEMH AK>8,1,H Aa
■ 219
KHCTf MHHpk HMaAH, HE K.\Ch C4\ÜHf\'K K|U H f tili . il |) M,\ (U.Jll
r\A A^HTE MHfCTO CapHEH, H«p« nHCaHO HfCTk : MtHH nSCTH-
t« ocbstS a hh k» ßpafcS , rosopH rocnoAHHk Kork- t\A
aßo k^a6 AanaHk tboh HfnpHMTfAk, HariHTaH H«ra, aKO
A-ie JKf AaHk • HanoH h« ra , Htp« OBaKO mhh«1>ii yokeujk
SraeBHf orHfHO rapHÖTH cßapyS nerose raaßf- Ht ^th a<*
Tf 3A0 A^K^A^ Aa ™ A^K^A" A^P0'1'01111* 3AOE8-
HacAHAOBaHHe cBtrora eßanfttAHa no imaTHio-
(Matth. VIII, 1).
J> ono BpHtM« KaA^ c^olsaiue HcSck 3 ropf, HacAHAOßauif
Hera mh ojujtbo bjahko- h sbo r8Eaßau,k npHUjaAWH no-
KAOHH Ct HtMS rOBOpffcH : rOCnOAHHf, MOpfUJk MfHf OHHCTH-
TH AKO \'OfcfUJk- H npOCTapUJH p8K8 HCfckk pfMf TaKNSßUJH
ra : h yolsS ohhcthth- h töahj OHHin«Ha bhh ri>ßa Htroßa-
H pEHE NEM8 HCi>Ck : MSliail HHKOlUlSpt HC pfU.lt . ,\,a IIOiiH H
SiwUKH ce p«A^BHHK^ HcnoBHeA^K1^" C(j H npHKaiKH mö tboh
Aapk, luo 3anoBHAHO i€CTk mohche Ha HH^k cßHAonacTBO-
H KaA^ *>AHt3f 8 KA^apHaS. lipHCTSriH K HfMS U,fHT8pHOHk
MOAffcn Hera h roßopetm : tochoamh«, AHTH^h moh aijkh
AOMaa TpecSfcH a h 3ao et mShh- h WArosopH HeiuS HcSck :
Hra npHA$ h 03ap^baö Htra- h wAroßopHßk HiHTSpHOHk
p«H6: rocnoAHH«, HHfcar.i A0CT*raHk> Ad SAH3fiuk SnoT
KpOBk MOH, Aa TOAHKO pfH,H pllfMIIIO TBOHOMk H 03AP<*EH
AHTH^k moh- Hfpe h hm canik MOBHfßk OBaacHHKk nocTaß-
atHk H HM.lMk nOA COEOMk BHTf3f, H ptßS OßOMfc? notiH , H
HOfcfTk, H AP^rOIWS nPHAH- H npHA^Tk, a CA$3H MOI6IUIÖ
8HHHH OBO, H 8HHHH- CAHUJABIUH TA&A HC$Ck SdHS^HO CC
l€CTk, H HaCAHA^K»tiHMk CfBf p*Hf : 8 HCTHHi> TOBOpS ßaWIk,
HHtcaMk nainao toahkS BHtpS 8 H3pacAä- h roßopS Bamik,
Aa fce MH03H npHTH u'A HCTOKa h wa 3anaAa h chahth
ßi>A*> C aKpaMOMk H C H3aK0Mk H C HMKOBOMk 8 KpAAEBCTßS
HtßfCKOMS, a CHHOB« OBOra KpaAfBCTBA H3p«HÖT-Ce 8 TaM-
HOCTH H3ßaHCKf ; OHAH« E^A6 nAAMk H CKpHHaHHf WA
3ÖKH- H ßem HC^Ck U,fHT^pHOHS: notiH. H OHaKO KaKO CH
BHfpOßaO. Bi>AH TfKH- H 03AP'\BA6Hk HfCTk A"THfck 8 OHO
BpHtME-
^ Hf AHeAi> MfTBapTS no BOAC»KapiuaYk, ht«hh6 nncTÖAf
kaTa naßaa a- k pHMaaHOMk- (ad Rom. XIII, 8).
BpaTHO. HHKorJi^pf HHfCT« Ay^MH HHiuapt, Hfro &A ce
220
AI08BHT£ MEf>8 COBOMk, HEpE KH AI08BH HCßApnsrA cßorA, 3A-
KOll-IIC IMälJSHMO llfpf HE Ki\\ll 1 1 p 11 ,\ 10 ^ K O, \ M IUI IIKk HE 8BNMII.
HE KpAA", HE pEU,H KpllKO CBHAOMaCTBO, HE IIOJKEAHE CTKApH
HCKapHEra TBora, h aßo ie Kaa HHaa 3anoBHEAk, 8 oboh
Phemh ce Hcn8H8re: ak>8bh iicKapiiEi'A Tiior.i ßaßo caiuiora
CEBE- HEpE AK»8EAßk HCBApHEra 3AA HE HHHH , 3A LUO HAn8-
HEHK5 3AB0HA l€CTk AI08BABk-
HacAHAOBAHHE cßETOra Ei;anhEAiii«i no mathk-
(Matth. VIII, 23) .
X OHO BpHEME Saa.Ifl.ll HC8Ck 8 nAABU,8, HACAHAOBAAH
C8 TA 8HEHHU.H HErOBH- H EBO (J>0pT8HA BEAHBA BH 8HHHEHA
8 M0p8, TaBO Ad HAABHÖ nOEpHBA^S BAAOBE, HEpE BHEUJE
HHIUlk BHETApk CSnpOTHBa- a HC8Ck TA&A Cliaillf • H npHcrö-
IIIIBIIIE S'lfHISIMI lipOBÖAHUje HirA TOBOpE^H: rOCnO,/V,HHE,
OBap^H HaCk, EBO THHEIUIO- pEME HHMk HC8Ck: IHO CTE CTpaUI-
AHBH MAAEE BHEpE- TA^A ÖCTABUJH C( HC8Ck 3AnOBH^H£ Bl€-
Tp8 H M0p8, H 8MHHH CE THUJHHA BEAHBA- A AIOS^" c( H8fca)f8
CTaHOBHTO TOBOpEliH : BOAHBO HE MOrSfck OBH . Ji,A BHETpH
H IU10pE nOCA^UlAlO HETA-
J> HE/l,HEAi> nETS nO BO^OBApiUA^k- MTEHHE nHCT^AE
BaaiKEHora n- a- BOAOWAHHHOMk- (ad Coloss. III, 12).
EpATHO, 0E8U,HTE CE BABOHO OBpaHH CBETH EO>KH H
0BAK>8EAEHH H3HÖTAPHA WA MHAOCAPAHH , A^P^™1*"
CTBOMk, 8lUIHAEHCTB0Mk, TH\*OCTHK>, SCTApllAEHIIEIllk. nOA"
IIOCEkll CE M£ft8 COBOMk, ll|UI|I.UO i.ll BaMk caMHMk, ABO Back
BH HMa 3A8 B0AI08 npOTHBA Ap8rOIUl8 ; BABO t€ rOCnOAHNk
lipOCTHO BAMk, TABO H BH npOCTHTE ; &A CßAp^8 CBHE)fk
OBH^E MHA0Ulti8 IIHIAIOI.II, BA HECTk 3ABE3A W,\ CBApUJEHHA-
H Mlljlk HCSBApCTOBk 83BECEAH CE 8 CAp 11,11 \"K BaillH\*k. 8
BOIUIÖ H 3BAHH HECTE 8 HE,A,HOMk BHn8 , H 3a TO H CA3HAHH
Efc>AHTf KOrS- pHEMk HC8ßApCT0BAH llpllKIII'.ail 8 Back OEH-
aato, 8 CBaßOH m8apocth 8meI;h h n8i;aiol»n Back caiuiH^k 8
CAABAyk, nHECHE^k H 8 I1HETHI0 Ai>)C0BHC'Mk A0BP0K0AHC*
iioioI.h 8 CApu,EYk BAUJH)Ck rocnoAHH8; Ad CEt iporoAHpE
HHHHTE 8 pHEHH AAH 8 CTBApH , CBABA 8 HIU1E rOCHOAHHA
HAUJETA HC8BAPCTA HHHHTE, JfßaA8 83AÄ»0fcH B0T8 H 0TU.8
HC8BApCT0IUIk rOCHOAHHOMk HAUJHIUlk-
221
HacAH^oßaNHe cßrrora £i;t\iit,e,\nu 110 mathio-
Matth. XIII, 24).
X OHO BpHEMC pEHf HCSck $H£HHßOMk CBOHEMk llpHHÖ
OßS : llpHKAa^HO SHHHfHO l€CTk ßpaaEBCTBO HfßKßO MOBHf-
kS, kh nocHra A0KP° ch€M« S hhbS cbok>- h ßaA<* cnayS aioS-
AH, A°k* HtnpnraTfAk Hfroßk h 3ropa nocura Aio&wMk no-
cpH^k nuj«HHii,e h nota THia- h k<\(\a HapacTf h naoAk Shhhh,
Ta^,a ce 8ßa3a aioSak- h npHCTönHBUJH caSrt oii,a wa obh-
THan pfßouie Hfin8: rocno^HHe, hhech ah a^P0 CHtiuif no-
CHI30 nO TBOHOH HHBH, WA ßi>Aa TdAa KH AWÖAk HO HÖH-
H p«M6 HlUlk OHk: HmpHia3HHBH MOBH£ß-Hf TO ÖMHHHO- CAÜrt
TaA,A ptßOUlf Hf Mö : \*Oti£LU-aH A<* ™ HOfcfMO nOTÖEHTH- H
pjH« HLik: He, Hfpe cßSsStiH aioSak ^a khcts hj H3r8ßHaH h
llUJtHHU,i> UJ HHMk: 3aJ€A,H0 nSCTHTf OBOI€ Aa Q&CTi r\°
JßfTBf, a 8 BpHEILIf WA JßfTßf \*OftS pfftH IßeTfaHU,aMk : H3-
KfptiTf HannpH« aioSak h cßfjßHT« ra 8 cHonß« 3a cajßraHHf,
a IIIIIEMH1!,S CßönHTf 8 MOHIO JKHTHHI|,i>-
& H«AHe'^ ^'A cfnTÖa1^f3HMf- htjhh« nncTSaf BaaiKf-
Hora naßaa anocroaa BopHHTHanoMk- (Lad Cor. IX, 24).
BpaTHO, Hf 3HaT« AH, A«* *HH KH Tfßö ß 3aMHfpU,H, A«*
cbh S hcthhS Tfßö, Aa AH i€AaHk Ö3HMA« naaHio wa A0KH_
THia? TaßO H BH TfU,HT«, Aa Ö3MfTf naAHIO, Hfpt CBaßH BH
et noTfJKH ßa apßaHH, oaa eßtra et S3A^P^h, ka m$ cö Ha-
cSupoTHßa- a ohh S hcthhS t«bSS, a<* Ö3MÖ ßpÖHÖ pa3-
P8ujh8. ßa Ha MaHt npnjcoAH, a mh Tfu,HMO, a<* bh«hh8
Ö3M«M0- Hia S HCTHHS TaßO TfßS Hf ßaßOHO Cfc>MHffcH, TaßO
ce apßfMk h« ßaßOHO ohh, bh no BHTpS SAHpa, r\<\ noßopHMk
ßnnk moh h S caS^ßßS ra OEpafca;..k, 3a ino Hta iiiiiilik npH-
HOBHA^^H Aa BH^-Cf Hta CaMk WAMfTHHßk he tunuo
H«p« H6 tiö, BpaTHO, A^ H« 3HATf , H6TO ^,d &8t\,tTt 3N4TH,
Aa cö oh,h naujH cbh noA^ OBaaßOMk bhah h cbh c8 Mop«
npoujAH h cbh cS iio,\,k M0H3EC0Mk ßapi|itHH S OßaaßS H S
MOpS H CBH CS OHÖfttpk nHtiö A^X'0ßHy KAArOKAAH H CBH CS
h«aho nuTHt a^X"015"0 hhah- nHra\*S 8 HCTHH8 A^)C0RHf
BpHenocTH noAaio^H HHMk cTHfna. a cTHtna 8 hcthhS
CHflllf HCÖßapCTk-
i)i>i>
HaCAHAOBdHHE C- (• 110 MATHIO- (Matth. XX, 1).
X OHO KpllfMf |)flf HCSCk ^Mf II II KOf.lK CBOHEMk llpllH^
0B$ . npHKAa^HO HfCTk KpaAfKCTBO HEBECKO HOßHfKS OU.S
WA OKHTHAH, KH H3HA« 8 lOTpO pAHO IUHUATII TE^KaKE 8
CßOH BHHOrpa,A,^- H SrOBOpHBUJH CE C TEJKaUH WA nH«Ht3a
uaaUi AaHf« nocaa hh\*k 8 cboh BHHorpaA^- h 3aujaAUJH S
i'.piin.if w,a, Ttpu,« iui,v,iif nniif\-k cTOie^H Ha TaprS npa3-
HSlOlSH. H HHMk pCMf : nOKHTE H BH 8 MOH BHHOrpaA^. H
luo böa* npaBO. AaTH **$ Baiuik- h ohh noftouiE- h holute
H3aHA« HHfTAH 8 BpHEME UJECTO H HOAHf H i>HHHH TaKOtiE-
8 HEAHHOHaAECTE HOIHE BpHEME H3aHA* H HaKE AP^^Hf^k
HOLUE CTOHEtiH H pEME HHMk: 34 LjJO TÖ CTOHTE 3aMAHk
ii)h\.{iiSiol,ii no sack AaHk? pekouje hemS : 3a luo Hack 1111-
TBOpt HHE II.MIUO pEHE HHMk : I10KTE H BH 8 MOH BHHOrpaAk-
bSa^h wPf BfMtpk SHHHCHk ßtm rocnoAHHk wa BHHorpaAa
ABopHHKÖ cbomS : 30bh tehuke h A^-"Mk naafcS HOHAHIHH
wa HaHnocAHAHH^k a^ napEK^K- h BaAa npnAouiE boh Eie^S
npHuiAH 8 heahhohaa^cte BpufMi. npHrauiE heahakS nAAfcS-
npn\*OAf^H ta^a h napBH MNayS beke npHtüTH- Ad npHiauje
H OHH 3a TO HfAN^K*> HAAK$7 H npHHMAStiH MApMHa^8 CÖ-
npoTHBa 011,8 wa obhthah rOBOpEBH : OBH HAHOKOHH Tt-
MC4AH CS HEAHS 8pi>, H ll£,V,,ä<u:f "\"K HAMk $HHNH, BH CMO
nOAHfCAH TpÖA^ AHf H Bpi>HHHf- A OHk WATOBOpHBLUH HEA"
HOMÖ WA H"Y^ pEHE : npHldTfAS. HE HHHS TEEH KpHßHHf :
HHECH AH CE WA llAatif SrOBOpHO CA MHOMk? i>3MH LUO !€
TB0K3 TEpE \'Ot.H . 3a L|JO Y^*5 H C>B0MS HAHnOKOHEM$ AaTH
KaKO H TEEH- aÄH MEHH Hf HpHCTOH SMHHHTH ILIO Y0*^-
AAH-E OKO TK0I6 Y^AÖKH0; 3A L|10 CaMk Htd A^^apk? H TaBO
HOCAHAHH X*kt BHTH M.tpKII A liapßH HOCAHAHH. HSpE MH03H
HEC$ 3BAHH, A* MAAH OEpAHH-
J> HEAHEA$ WA C£KkCAfc£3HME- HTEHHE nHCT^AE EAAJKE-
Hora naBAaanocToaa KOpHHTH.uioMk II. ad. Cor. XI. 19).
JipaTHO, a^RP^koaho TapnHTf Ai>AHfYk> 3a 410 CTf
caMH M$APH' noAHOCHT«, aKO Back tko S caSjbbS noAaaraa.
aßo ah sack tbo noHAa, aKO ah Back tko hahhök^, ako ah
BACk TKO S3BHUjyK~ HOpSrSlOtiH C( , aKO AH BACk TKO nO OK-
pa3Ö ^Aapa- no hciiacmehl|ihhh roBOpö, kakoho Aa khcmo
MHH llfMOl.HM BHAH S OBOMk AH«AÖ- 8 HfM-Cf TKO CMHf nO-
223
YBAAHTH. S NEpa3$M$ TOROpS. A<* CMHEMk H HI3- }KH^OBE
iec8; h nra- H3paEAHt;aHE lecS: h Hra- wa CHEMEHa aßpa-
MOBa c$ : h Hra- caSte HcSßapcTOßH hecS : h Hra. BaEOHO imanc
pa3ÖMaHI% BEAHMk. Aa BEtiE Hra- 8 TpSAHV1 MH03H\*k. 8 TAM-
HHH,a\-k OEHAATHO. S pana\'k H3BaHk ßt^A. HA CMapTH
HECTOBpaTk- WA >Ei>AHfBk nc* ntTKpaTk HETapAECETk yaHE
HE^aHk SA.opau.k npnra\-k- TpiiEpaT-caM npöTHEiuik BHEHk-
HEA,HC»KpaT-Caillk EaMEHHEMk nOEHEHk- TpHKpaT - CaiUlk
TOHSO, HOtik H AaHk Hd AH*> MC>pa CaMk EHO- Ha llSTHH\*k
HECTCKpaTk. Ha nOrHBHAH WA PHHBk. Ha nOTHEHAH WA
pa3K0HHHK0Bk. na ncrHRHAH wa P<>Ad- H<* noruBHAH WA
HapoA^Bk. na norHBHAH 8 rpaA$- na norHEHAH S hScthhh.
HA nOTHEHAH S MOpS. Ha HOrHEHAH WA HEBHEpHE EpaTHE.
8 Tp^A^ H *> TSra\*k. 8 EAEHH\*k MH03H\*k. 8 rAAA^ H S JKEtiH.
8 nOCTHE\-k BEAHH,HE\'k. S 3HMH II S HaTOCTH. EpE3k OHH\*k
Kaa H3ßaHKa hecS. S nacTorannic MOHEMk cßarA^HEiuiS. Epii-
HÖTHEMk CBH\*k U,apEaßk- TKO H5 HEMOftaHk . A Hß CE HE
pa3HEiuiaramk ? teo »€ cMSfcEHk. a ura a he SiehjeS 1 ano ah
CE HE WA HCTpHEE CAaBHTH. IHO Ci> WA HEMOfcH MOHE. HH
£8 ce caaBHTH- Bork h OTan,k rocnoAHHa HaniEra ncfcEapcTa
3Haa. EO-l€ EAarOCAOBAEHk BA BHEKE. Ad H* AAJK8- A^MauJ-
khh BAaAaßau,k wa napoA<* apETCEora Kpaaa hSbauje rpa^k
AaiUiaLUEHCEH. r\A ME i>\'HTH. A H13 HH3k (JSHHECTpS S EOHHE-
CTpö CllSl|IEHk EH\'k HH3k MHHpk. H TaBO STEEC^k WA P^Bi)
HErOBHE\'k- aEO AH CE HE TpHEEA CAaBHTH. r\A CTaHOBHTO
HE npHCTOH CE. A<* aH A0HTH ^^ Ha BHAHEHHIÜ H OHHTOßa-
HHra rocnoAHa- 3Haiuik HOßHEBa 8 HcfcEaprrS npHE HETap-
HaAECTE roAHqjk; aan S EHnS aah H3ßaHk ehiu. he 3HaMk.
EOTkA^ 3Ha. AdKH i>3ETkTHEMk HaHHHCMk AdPH A° TpiTHI-
ra HEEa- 11 3in\Mk HOßtiEEa iwkoiui. aah 8 ßnnS aah H3BAHk
EHna. he 3HaMk. Aa KOrk 3Ha. Ad He $3ETk 8 pan h CAHiuao
HECTk OTaHHE EECHAE. EE CE HE llpHCTOM3 40BHEES rOBOpHTH-
3a TaEOBE CTßapH \*O^S CE CAABHTH. A 3A ME CE HHlHapS HE
ftS CAaBHTH HErC» ö HEMO^E\'k MOH\'k- HEpE HIÜ aEO CE \'OTH-
TH EÖA^ CAaBHTH. HE tiS EHTH HEpa3SMaHk. 3a l|K> fcS HCTH-
h8 pEtiH- A^ Maao k$ ce no\'ßaAHTH. Aa hhteo he mhhth
kSae. aj X'ßaTaMk hsbhuje onora, iuo bhah 8 mehh aan
CAHUJH IÜW WA MEHE- A &A BEAHMHHa WA OMHTOßaHH HE i>3-
HECE MEHE. , \, a A II K HECTk MEHH liaiiacTIIIIEk HÖTH MOK5. aH^EO
3aaora caTaHE. eh mehe no ßpaT8 SAapa noTHM^tm- u,Hlsa
224
Htca rpHKpaT-CAMk rocnoAHHa moaho. r\a eh oaaujaa ca-
BAA3AHk WJS, MfHf- H pjH« MtHH rOCnOAHHk: 3AA0B0AHA l€CTk
TfKH MHAOCTk MOI37 Hfpt Cf KpHHOCTk 8 HfMOfcH CBApill8l€-
a 3a to 3 A0ßPe ßC>Ae kS ce caaKHTH 8 HCMoto^k imoHyk, a<*
S8^l npHBHBATH ö MfHH KpHfnOCTk HcÖKapcTOßa-
Nacahaobahhe CKerora eKAHl.fAiii.i no a8u,h- (Luc. VIII, 4).
X OHO BpHEME KS,\,SKlt CE BEAHKA MHOLUBA CK$nHAA H3k
rpa^OBk rpeA^kH ßa hcöcö, ohh HMk ptne no jiphahu,h:
H3AH^,E? KH CHE, CHI3TH CHEME CBOI€- H KA^A CHiaUJE, HHEKO
HA^f KOHk nÖTA H nOTAAHEHO HECTk H HTHH.E HEKECKE TA
(1030EAIUE- A HHEKO NA,\,f CKApyS KAMEHa H H3HHKH8BUJH
ScaynS, iifjif he hiumhje otabhhe im mokphhe- a hheko na^c
MCtiS ,A,paMHf , H 3ai€,Ä,HO H3HHKHSBI1IH ApaHHf npHTHCHÖ
IKHTO H 3a^,SUJH- H AP^rO n<W Ha A0KP^ 3EIUIA8 H H3HHK-
hSBIIIH SHHHH nAO/k,^ CTOKpATk BElSE- OBO TOBOp^H BAnH-
raUJf : TKO HMA SlUH Wr\ CAIIIIIAIIII W üOCASUJAH- H nKTA^Ö
Hfl'A 8HEHHU.H HfrOKII. KA llpHAHKA K5 TOH- KHMk OHk pEHE :
BAMk JS,AH* HECTk, &A 3HATE OTAHHO BOJKHtrA KpAAEBCTBA,
a ocTAAHMk 8 npHHsyk, Ad ^M" KHH ßHAf m bSaS bhahth,
A KHH H8HIO A^ He PA3ÖMHI0- &A *^ß*> •€ TAA npHMA : CHEME
HECTk pHfHk BOIKIIU. A IHO 16 KOHk nÖTA, OHO CO OHH KH
CAHUJE. nAKk A^f AHraßa<? H WAHHMAf pHSHk WA HHYk
CAPHA, Aa 0HH ßH BHpSlO HE KÖA^ CnACfHH A OHO l|JO 16
CBAp^S KAMEHA, TO Ci> OHH KH KAAA CAHUJE pHEMk, C KECE-
AHEMk HIO HpHHMAS, H OHH ;KHAA \\i IIIL1AIO. 3A L|IO HA RpHEME
KHpSlIlO. A 8 BpHEME U'A HAilACTH C£ AHAIO$IO- A OHO IHO 16
MEfcS TApHHf HAAO, TO CO OHH KH C8 CAHLIJAAH, A U,H^A HA-
CTOIIIilMIIM K KAAlS H I10;K£ Ali f H II M K JKHBAEHHIO M II MO \'0,V,f t»>»
H^k HOTpfnASlO H HE &AK> nAOAA- A OHO KOI6 l€ nAAO 8 A^ßP^
3fMA8, OHH C$ KH 3 Ac*KPHlulK H c HHCTHfMk CApU,CMk CAH-
HJABUJH pH(Mk ^3AAp>Ke H nAOA»* A0HÖCe ^ SCTApnAJHHIO-
^ HfAHEA^ WA KBHHKKA^f3HIUIf • MTfHHf nHCT^AE BAAJKf-
HOrA IIAKAA A- KOpHHTHAHOMk- (1. ad Cor. XIII, 1).
BpATHO, AKO KHJCk HE3HU,H MOBHCHACKHIUIH TOBOpHO AAH
AlltiEACKHMH. A MHAOHll.f HE IIILlAI0f.il SHHHtH-CAMk KAKOHO
riilf,\,K KH 3ÖHH, AAH l|,HMBAAk KH TÖTHf- H AKO KHyk HMAO
lipOpOHACTKO. H &A KH^k 3HA0 CBAKA OTAHHA. H OAA CBffA
225
SMHTEACTßO, H AKO HMATH K$&$ CBApUlEHS BHEpS, nO TAH
nÖTk J,A EHj^k HHHHO rOpE npHMHECTHTH, A MHAOUIKC HE
HMATH K^S, NHECAMk HHLUApE- H AKO pA3,A,HEAi> Ha H«A,fHI6
8K03HfYk CBE MOK- KAATO H-I3KO nOA,AMK KHIlk MOH 3A AÖ-
KAßk KO>KHIO Ha 3AWTAHHE, a MHAOUjftE Hf HMATH ESA,*5, HH-
LUapf MEHH HE np8v\H- Uli AOlli lw\ nCANOCHTa lecTh h a,o-
KpocTHBa HfCTk, MHAomna HHKorapf hehabha,h. he mhhh
HEnpaßE,A,HO; H( o^oah ce, hhe nonocHTA, He hlue Ka hh
hec£>, he cap^H es, he mhcah 3ao, he beceah ce heaoctohctbS,
^a pAA,i>re et hcthhh, cbaka Tapnn, cbaka BHEpSre, cbaka
A,OBpaa $$AA, CBAKA TdpIlH- MHAOWKA CE HHT^ApE HE SnA^A,
HAH Ct npOpOHACTBA HCnpA3HE , HAH HE3HH.H npHCTAH$8,
HAH CE SMHETEOCTBO pA3p$lHH- HEpE HHEKHMk ,l,HEAOMk 3HAM0
A HHEKI€Mk HpOpOKSl€MO, A KA,A,A HK>8pE AdHA* lu0 CBApUJEHO
l€CTk, HCnpA3HH CE OHO L|JO HHE CBApUJEHO- A0KAf KHE^k
MAAA\*AHk, TOBOpA^k KAKO MAAA\*ANk, pA3fc>MHia\'k KAKO MA-
AA\'AHk. MHUJAa\'k KaKO MAAA\*AHk- &A KA&A HIOpE BH\*k SMH-
HEHk MStfJKk, WABAprO^k KA KHE\'8 AHfTHHCKd' BH^HMO
C&Jk,A 8 3ApU,AAÖ HA npHAHKS, A TAJ\,A tiEMO BHA.HETH AHI^E C
AHU,EMk- CAji,A 3HAMk ,A,HEAOMk, a TAAA **$ 3HATH KAKOHO
CaMk H H03HaHk- a CA^A HpHRHBaiO BHEpa. S^aHHE , üll-
AOUitiA. OBA TpH, &A HAHBEKA HECTk MHAOUIRA-
NaCAHA,OBAHHE CBETOTA EBAH^EAHA nO AÖI^H- (LllC.
XVIII, 31).
J> OHO BpHEME nOHia HCSCk ^\,BAHA^,ECTE SHEHHKOBk
CBOHE\'k H pEHE HHMk: EBO $3y0,A,HM0 8 H£pfc>30AHMk , H
CBapujE ce CRAKaa. Ka nncana hecS no npoponH)fk jwa, cnna
HOBHEnacKora; hepe kSa,e npH^ank napo^OMk h kS^,e nop8-
rank h 4>p^cTaHk h nonaSßAHk, h hokae ta e8a,8 <J>p8ctaah,
SKHIOS HErA, H TpETH A,AAHk SCKApCHEE- A OHH TOrAH HH-
LUApE HE PA3SMHEUJE. Ilfpf BHEUJE OBAH pllEMk caKpHKEHa Wr\
HH\'k h HEpa3SiuiHra)Ci>, Ka ce roßopayS- h bhh Shhheho, ka,a,a
CE npHKAHKEBAUJE K HEpH\'S. CAHEHALI,k HHEKH CHERAUIE KOHk
nSTA npOCEl^H- H KAKO CAHUJA MHOLHRO MHHMO \*0^\EtiH. nH-
TAUJE, l|IO 16 OßOH- pEKOHIE TAA.A HEMi>, <\A HCÖCk HA3ApAHHHk
MHMO rpEA,E- H 3ABAHH TOBOpElSH : HCSCE CHH8 r\ABH,\,OBk,
HOMHaSh MEHE- H KH npH,A,A MHMO YOtiA^S, KApA^8 HErA, JS,A
RH MSSMAO- A OHk BEAE REftüa KAIlllMUlf CHHÖ A,ARH^OBk,
nOMHAÖH MEHE- CTABUIH TAA.A HCÖCk 3AnOBHJ,l€ HETA K CERH
1881. 15
226
NpHBKTH- H KAfi,A Ct HpHEAH>BA. SllHTA Hfl\\ rOBOpttiH : l|JO
fttllJk &A TtBH ShHNS ? A OHk pfMf : rOCHOAHH« . &A K$&$
bhahth- a ncfcck pfH« h«mS : npc*rafAJH- ßiepa tbohi<i TtKt
cnActHA Smhhhh h tS,\,i€ nporAEA<i h NACAHAOBAiiit Hera
YüaAfftH Bora, h Back ntfßk. kabo bhahe. $3aa caabS K»>r$-
J> napßS cpHfr\^ B0pH3Mt BaarocoBk- aSra aHTH(J>c»Ha-
J>cahujh Hack. rocnori,HHt- nocan : Bork c bamh- no-
MOAHMO Ct-
GßfMOrH BHfMHH BO>ßf. HpOCTH OHHfMk. BH T( Ct BOI€.
noMiiaSH OHHeyk, bh t( moa«. h ^ocTOHraH et hocaath ese-
Tora ANtoaa Tßora c HfBeck. ,,i,a BAarocaoBH h nocßtTH obh
AÖÖrk, ,A,A E$Af AHEBApHa CBHfMk OHHfMk. BH SlUlHAfHO MOAt
CBfTO HM« TBOI6 H CAMH «Bf OCßatiSK» IVA rpK~yOßk CBO^k.
npH^k 0Bpa30IUIk MHAOCTH TB0I6 EOJBACTßfHf. BH rpieye
CBOI€ BaW AAH npHCßl€TAO ßfAHHACTBO TBOI€ HpllAfXHO H
NEnpHCTatöliH MOAf- H II 03a H IUI H no 3a3BaHHM> npHCßtTora
HMtHa Tßora. jl,a bhtoah rA cßapyS ctB« npoene. 3a wab8-
IIAUIIIt rpHfyOBk CBOie^k. TfAfCHO 3AP^ßHf H A*>WeßNO
cnacdiiif j\a npniuiS HcSßapcTOMk rociiOAHHOMk iiaiiiiiMk
wj^r- arifiiK- noiuiOAiiiuio ce-
IlOJBf, BH He OCSfttHHf HOBHfHACBO f\A 110 K A II U II II E Wr\
rpHf\'C»Bk CßOK^\*k JBfAHUJk. CAAEOCTk HapOAA HOBHfMACEOra
AOEpOCTHBO nC*3pH, H OBH A$8rk, BH U,HfcA S3pOEa U>A npH-
Ka;-ianni«i iioiih;khmim h ,v,oc roiK.iiiin.i npoLUfHHra na taabc
HaUJt HtCMO WA'ti>HHAH nOCTABHTH. A0CT,?HraH c( KrtdHO-
CAOBHTH 3A MHAOCApAHE TBOHE ; &A IU1H, BH Ct ll03HaHEM0.
A,a ciuio aSSrk h && tiiimo ct oepathth 8 npayk 3an,nffta
Hamcra carpiiEWEHHia . A*CTC,HraHM0 Cl A*?CTHrH^TH "P*-
UJTEHHE CBHEyk rpH£\'OBk H HAA^f OHE, Bf CS MHAOCApANO
OBHTOßaHf oHHCMk. bh ct noßaio. HcSßapcroiuik rocnoAH-
HOMk liaillltfülv WAr- AM6H- nOMOAHMO Ct-
Ro>Bf. BH Ct B HOHHJKfHHIC» AK"SH,BOIUli> npurHBAfUik H
3AA,*ßOAHHMk SMHHfHHfMk SßpOTHUJk. lipilBAOHH S\*0 Wt\
MHAOcap,v,Hia Tßora na moahtbc hauie h rAABAiuik cAy/BBf-
HHBOBk TBOH^k. Bf CO TÄKHÖTI OBHMk ASSrOMk . HO^AH
MHAOCTHBO BAArOCAOBkTBOH. ,\A H\*k H ,\^V0MK WA CBpöUJt-
Hiia HanSHHiuk. h Baa b^a^ npaßfAH,? npocHTH. thh mh-
AOCTHBC» A^'lSCTH. H A^nSCTH HMk BHf BOBHf CTAHOBH'I'CTBO
227
npHEHßaTH NESpa/KENHMk. rOCnOf\,HHCMk IKUIIHUh HC^Kap-
CTOMk- w^,r- aiHEHk-
Gb«MCTH BHfHHH EO^Kf, KH CH ^OflSCTHC» AHEKapHE TBOKS
iiiiniiiinT.inoi.ik. kh ce iiCKananis 8 AÖSrS h 8 h,hahhu,hh, a0_
nöCTH HaiUlk ^OKpCtCTHBO. &A H\*k MH TAKO E$AEM® N4CAH-
AOßaTH ft$AHKS Aa H\*k A0CTClHCTBCl|U,k WA npouieHHia Hf
ocTaßHiuio. rocno^HHOiuik HaujHUk HcSßapcTOMk- WAr* aMfH-
IIocah« kaaa< et aSSrk nonö h ocTAAHtMk pt^OMk- Ha
KOHAU,k TOBOpH Ci OBa MOAHTßa-
3aHiuiH naMk. moahmo Tf rocnoAHHe, &A sacTSnatHnra
BHTf/KTBA KapCTHaHCKOra CKtTHMH nOCTH nOH«TH. A<* MH,
kh ci HMaiuio npOTHBa ^\,8)C0BHHMk \'Sr\,OEayk apßaTH. 3a-
l|JHt»«HH B$AfMCl nOMOftHW HHCTOtiE. HCSßapCTOMk rCCHO^H-
noi.ih HaujHMk- u\\r aiuitHk-
Bl. 70a — 73b.
& Hfr\,HAb> HfTBapTS K0pH3Mf- HTfHI€ nHCTSAt BAaJKt-
Hora naBaa anocToaa Ka raaaTanoMk- (adGal. IV. 22 .
IipaTHo. HHcano HtcTk. a<* h« aßpaaMk a^ cHHa Himao,
H«A,Hora wa paß« a ne^nora wa caoKC»ANe- aa *HH KH KHtujf
WA P«»K«. HO nSTH KHH pOtifHk. A OHH KH WA CAOEOAH«. HO
OEHTOEAHHIO EO/KHtMk: Ka CS nO llpHAHU,H pfHSHa- 3a IUC
TW H«CS r\K^ 3aK0Ha. Hl^AH-Hl CTaHOBHTO Ha TOpH CllliaH-
ckKOH. 8 pacoTH pc»A«tiH. kh HfCTk arapk- Htpe ropa cnnan-
ckKa necTk 8 apacHH. Ka ce necTk cthchSaa c ropoMk. Ha
KOH CaAa HfCTk Hfp$30AHMk. H CAÖ/KH Ck CHHH CKOHMH- r\A
OHk H£p$3CAHMk. KH 3r0pa HtCTk. TA l€ CAOEC>AaHk KO MATH
nauja HtcTk- 3a ijjo iiikwiio Htcrk: paA*>HH a HenaoANHu,«.
KA H« pOAHUJk. KpHHH H BaHH, Ka H£ nAOAHUJk. Hfpf Bftit
CHHOBk HfCVk CHE. KA KHEIIIE 3ani>l|IEHa. HflO OH£. Ka II UA
M&K4- MH CMC». t\A 3HaTf EpaTHO. nO H3aKS CHHOBf WA
OKfftaHHa- ,\a KaKOHO OHAa nporaHaw« ohh. kh no nSTH
Kiifiiu pofctHk. OHora. kh no A^X'S pc>toHk HtcTk. TaKO h
caAa- Aa lM° roBopn nHCMo? oap^hh paBÖ h CHHa kne. Htpe
CHHk paBHHk HC \\i BHTH . \, H A 1 1 H KK AHAHUt CK CHHOMk CAO-
BCAH6- KCMk CACiKOALUHHOMk HCÖKapCTk HfCTk OCAOKC>AHC>
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228
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KH HEMOl.llll EHE^S $3AHfrt TA^A HA TOpö HC$Ck H OH^,6
ciil.anif c Shehhu,h ckok-:mu a eheuje eah38 im.'mmk EAark-
rV,aHk JK8,\,fHCkKH- H Ka,\a y3^V,BHrHH OMH HCi>Ck H BHA»€, AA
BEAHKA MHOJKk AldS^H Tpf^f K HEMS, pEME ([>HAHnS : ^AH tiEMO
KSnHTH BpSya, ,,\a obh EAar$K>- aTO roßopawE ncki;Siiuk>t»ii
ftHEra, 3a ipo OHk 3HaujE. l|jo iir.unif Shhhhth- c>AroßopH
HEM8 <J>HAHnk: ,A,BHCTH IIIIIIE.JK BpS^A HE BH 3a/k,0B0A« HHMk
KHAO, Aa BH CßaKH WA HHj^k HCTO KOAHKOrOAHpE MAAO
BA3E0- pEHE HEM8 Hf^aHk WA *>MEHHKC>ßk HErOßH)^, aHAPHH
BpaTk IIIHUSlU RfTpa : HECTk OHAH HEAaHk AHTaU,k7 KH HMa
ntTk KpÖYOBk C^HMHEHH^k H AßHf PHEE ; r\A LUO HECTk TC>
MEfcS TOAHKO H\*k? pEHE TA,\A HC$Ck: MHHHTE Ji,A AK>$AH
CH,A,Ak> a BHfHJ(OHAI€TaAa MHCTOCHHO- C»€AOUJf Ta,A,aMi>JKH
Nier^H BpOHfMk ncTk THcSfta- h $3aiunuH TaAa HcSck ^ahbe
H YBaAS S3AABUJH EAarOCAOBHßHJH H pA3AHEAH CHA^HMk,
TOAHKOfcE H pHHEk . KOAHKO )fOTHEUJE- H KAAA HACHtiEHH
IC II 1 1 1 E pEME HCi>Ck SMEHHKOMk CBOI€Mk: CKSiIIITE LUO 16
OCTaAO KSCOßk, Ad m HOrHHS- H CKKSlIlllllf TaAA H Hanö-
HHLUE AßaHaAfCTf BOHHCTapk Ki>COßk WA "fTk )(AHßOBk
03HMMfHHJCk H WA ABHK> PHHEk, l[IW EHEUJE OCTAAO OHHEMk,
kh ehe^S EAaroßaAH- a HapoAk bha«^h 3aamehhe; ko Smhhh
Hcöck, rOßopa^S: 8 hcthhS obo HECTk npopoKk, koh iiuanif
npHTH Ha CA CBHETk-
«V napBH ,\,.VHK 'I TtHHl KHHI'k WA KpaAEßk-
(III. Reg. III, 16).
y> ,\\\u ohe iipHAOiiif ABHE '*Kn,e rpHCUJHHU,E Kk KpaaioS
caaaMSuS h cTaiUE npn,vK HHMk- wa HHXb H£AHd P«^«: mo-
ak>8 ti, moh rocnc*AHHf; ura h oba JKtna crayoMO ;-;.ine,\,no
8 HfAHC*H VHJKH; H nC>pC»AH\'k KOHk EHf na nOCTfAH ; a Tpt-
th AAHk noKAt nopc>AH\*k Hta, nopoAH h Oßa- h Kiif\-oiiio
3AHCAH0, a HHKorapc he bheuje 8 \'h;kii c iumii iiho mh a^he-
h Sraapo HECTk ciuik oiu ;kehe, 3a ijio OBk iioI.k ciiebh ^AaßH-
aa HiecTk HEra- h ScTaßujH ce M88MEtiH 8 rayjcc» a$ka notiH
S3EAA HECTk Clllia MCIW KOHk MEHE pailf TBOHE CIIEt.EE. H
229
nOCTABHAa ra l€ 8 KpHAO CB0I6. A CKOra CHHa. KH Kllflllf
MapTaßk, nocTaKHaa ra hjctk kohk iuiehe- h kaj\,a et ScTa^k
CHörpa. ,a,a HaAOio CHHa luiora, Smhhh mh et MapTaßk- Kora
HOWk BOA« pa3rAt,A,aBkUJH Ha CKHfTAÖ, nO.BHayk . A,a HHf
CHHk iuioh, Kora caiuik nra nopoAHaa- h WAroßopH AP*>ra
jKfHa : hh« TaKO. %a chhk tboh MapTaßk hktk. a chhk iuioh
khbe- a ona npOTHBa tomS roßopawe : aa>KtujkTH; chhk
moh >KHßf, a tboh MapTaßk HtcTk- h no ta n8T-ce npHMayS
npn^k KpaacMk- Ta,\a Kpaak pfMt: Oßa roßopn, ennk iuioh
JKHBf a TBOH CHHk MapTaBk HfCTk; A OHa WArc*KdPd- Hl€
TaKO, J\A CHHk TBOH MapTaßk l€CTk, A CHHk IUIOH JKHBf- H
pEHE Kpaak . iipmucirre unm miank- n i;a,v,a bh npHHECEHk
MaMk npHA,k ßpaaa. pen« Kpaak: pa3Ahcahtc AH™t»a >kh-
Bora Ha A,Ba jy,utAA h ^ahtc noAOBHii,8 h^hoh a noAOBHU,8
ApSroH- ptHt Ta^a >K«Ha, k« CHHk khiu« ;kiikk KpaaioS,
3a L|JO ce cmSthuj« n,piii:a fcHf u,Hfta CHHa cßora : moaio
T(, TOenO^HH«, A,aHT( ,A,HTHlsa JKHBa fcHOH a M SBHiaHTf
ra- npoTHßa tomS ona AP^ra roBopawe: He k8,a,h hh
MfHH HH TfBH, j\,A HtKA C( pA3AHEAH- WA^OBOpH KpaAk H
ptMt : ,/\^HTf AH™t"v JKHRora oboh h Ht Seheiht« ra. Htpe
oboh HKTk MaTH neroßa- caiinia Ta^a Back nöÖKk H3paeak-
CkKH CÖAk? KH WAC8,Ä,H KjMfAk, H S3B0HMHIC C( KßAAA
BHA«tiH HlU^pOCTk KOJKHIO J^A HfCTk 8 HfMk HHHHTH npaKk-
A,S H CSSA^-
llo HBanS- (.loa. II, 13).
& OHO BplUMf BAH3S Kllflllf K,\:-i,»UK ;i;^\TH IU KKM H Sill \£
HcSck 8 HtpS.saaeiuik- h Hat;« 8 TfiuinaS npoAaioto obu.« h
BOAOBf H TOAi>Bf H TapWHHKf WA nHH«3k CHA^H- H SHH-
HHBUIH KaKO BHHk UM KOHOIM CBIiyu ll.jailia H3k T(MIIA.>.
OBU,f H BOAOB«, A II II llf tll IIKOUh HpOCÖ llllll(?,f H CTOAf HOA~
BpaTH. a oiiiiük. kh roa^BHu.« npoA<tB<i\*S, pw( . hjcht« Taa
oaoböa^ H Hf HHHHTf ^h^kS ou,a Mora yhjkö wa Tapra- h
cnoiuitHÖujf ce ta&a öm^hhuh HtroBH. Aa nncano HfCTk:
AlO^BaBk yHJKf TBOl€ H3l€ MfHf- H WArOBOpHUJC JKHAOB6
peKÖfcH : obo naiuik jaarjniiif KaJKfUJk. j^a l|JO HHHHUJk- wa~
TOBOpH HCSCk H ptMf HMk : pa3p8UJHTe TflUlliaO OBH H 8 TpH
Ahh H3k cTaHOBHu,f Ss^bhfhS H«ra- ptKOiije TaAa >köahh
MfTapA«CfTk H UJfCTk AHfTk 3HA^Hk HtCTk TflUinaO OBHH.
a th ra yofteuik ö Tpn ahh ontTk 83A^HrHSTH? a ncöck
■ 230
roßopaiue wjs, temaa KHna cßora- h ka,\a SckKapcnS wa
MapTßHyk, cnoMfHSwe ce Smehhi^h HcroBH, ,,\a roßopauit
WA KHna cßora, h BH«poßaujf nncMi» h roßopennio, ko ptM«
ii c S c k ii i;!5,\,^I»ii iicSck 8 HEpSsoAHMS Ha ,\M\h KaarK,\,ana
Ka3iuifHora, mho3h BHfpoßauif 8 hm« HeroBO Kii,Y,ehn 3aa-
MEHHta neroßa, na HHHaiue- f\A hcöck h« 8<J>auje et 8 HH\'k,
3a LUO 3HaUJ« CBHfY1» HHXk H 3a lU0 Hf TpHBCBaUJf HflUlS, Ad
HHTkKOpf CBH^OMaCTBO HHHH WA HOBHKa. 3a LUO OHk A*EpO
3Haill« ft8,A,k H LfJO nOMHKA 8 HOBHK8-
Bl. 138—140.
Nach der benedictio cerei sabbato saneto) .
HpoponacTßO napBO- (Gen. I).
^ noHtao cTBOpH Kork hibo h 3emaio$, a 3emaa taj\,a
KHtim tallia h npa3Ha h tmhhj KieyS cBapyi» ocpa3a a#-
KHHk- h A*>\"-ce rocno^^Hk noHomaiue Ha ßOAAjfk- h PfMf
BOrk: BSAH CBHTAOCTk- H i>MHHH Cf CBHTAOCTk- H BHA»6
BOrk, Aa •€ CBHTAOCTk A*KPa> H pA3Ai>HH CBHTAOCTk WA
TAMHOCTH, a HIU1EHOBA CBHTAOCTk J±,AHh A TMHHE HOtik- H
$HHHH C« ItfMfpK H HIOÖTpiV, J^AUh l€A^Hk- pfMC HOLUC BOrk:
K$AH TBap^HHa Hacpll.Vk BOA^, H &A ßA3A$HH BOA« WA
BOA«*' H SHHHH BOTk TBap;\,HHÖ H WA'^HH B<VM > Ke KH^S
noAi* TBap^HHOMk, wa BOA«*, Kf bh^Ö cBapyö TBap,,\HHf • H
KH SMHtiHfHO TAKO- H 3a3Ba BOrk CTaHOBCTBO HfKO- H BH
BCHtpk H HIOÖTpO, AaHI* AP^rH- a KOrk TAA,A p«Hf : CKÖHHT«
et boa«, Ke cö noA»* HfBOiuik. $ HfANO mhscto, ji,A a Skatkc
C$)(OCTk- H BH ÖMHtiHfHO TaKO- H HMEHOBa BOTk Ci^CTk
3«MAI0Ö A CkKSllAHillf BOA!* 3A3Ba MOpt- H l'.ll,\,llf BOTk. ,\A
i\( aokP° " pfif naoAH simaa ;tf Aiiemu .jeaeiiiimk h ko
MIMIII CllfMf H LLABAO IIUI^MfllO KO pACTf IIAO,V,OMK 110 lUpO-
A*> CBOHtMk. Bora cnfiuie 8 ftHfMk camomS böah Ha 3JMAH- h
BH TAKO SHHfcHfHO- H npOpACTf 3CMAA TpABOMk 3£A£H0Mk H
pACTÖl^OUlk CHMfHOMk nO nAfMfHÖ CßOKSMk, H U.ABAO TAKOfc«
miiheNii nAOA^, h mm.iioI.h cßaKO cßoie cntMt no iiphahilii
CBOHOH- H BHAHf BOrk. r\A TO A^ßP0 »€CTk. H ÖMHHH Cf
BfHfpk H HIOTpO, AaHk TpfTH- pfMf TAAA BOrk : KÖAHTe
CBHTHAHIJIA HA TBAPAHHH HtKECKOH H ,\A pA3AÖHtBaTH K^A^
AAHk WA HOtiH H ,\A K^X,*5 ^ 3AAIUJHHA H KpllMHIA H AHH H
231
roAHiua: rv,a cbhthth bSa** mj TßapAHHH HfßtckKOH h a<*
IJpOCBHTAt 3«MAS- H TABO KM SHHHfHO- H $HHHH BOrk r\ßA
BfAHKd CBHTHAHLUA ,\A CBHTf, CBHTAOCTk BffcA &A Cßl€TH
OK AaHk; «* CBHTAOCTk MAtiHA ,VV CBHfTH OB HOfck H TAKOfcf
3BI€3Ae $HHHH H nOCTaßH H)fk Ha Tßap^HHÖ HCBCCkKS, AA
CBHTHTH k8A*> CBAp\*S 3(UA( H 3AA0B0AH0 MHHHTH ^HEMÖ
H HOliH, Aa BS^,i> pa3AÖM£BaTH CBHTAOCTK H TAMHOCTH- H
BH^,I€ BOrk, Ad K5 TO ^,OBpO- H BH BfHfpk H WTpO. ^AHh.
M«TßapTH- pfMf HOLU« BOrk: H3B«AHTf BOA« JKHßSfta . KA
nani'.aio h naa3f. h nTHU,« aetcbe k8aht* cßapyS 3«MAe no^k
TßapAHMOMk HEEECkKOMk H CTBOpH BOrk BAAHHE REAHKE H
CBAKH A^Xk JKHBÖtiH H THBAStiH, KOTA KHyS H3BfAf BOA« 8
BApCTf^k CBOH\"k, H CBAKO AfT^Rf nO HApOA^ CKOHfMk- H
BHA,»€ BOrk. Ad »€ A*>KP0- H EAArOCOBH H\*k rOBOpeftH : pA-
CTHTf H MHOWHTt C( H HanötiHÖHTf BOA« MOpCkKf. H r\A C(
HTHU,f SMHOJKf CBAp^S 3EMAE- H BH BEMfpk H lOTpO. &AHh
nfTH- H pjHf BOTk: H3B«AH 3fMAA A*>Xk 'KHB^^H 8 HApOA**
CBOI€Mk, Ac,KHTkKf H 3BHpH H rA^tAUHt 3(MAACkKE nO npH-
AHU.H CBOHOH- H BH $HHftHfHO TAKO- H ÖMHHH BOrk A^KH-
TaKk 3fMAACkKH 110 nAf MfHÖ CKOI€Mk, HfTBtpOHOIKH« H CBAKO
nAA3Stif 36MAJ 8 pOA^ CBOI€Mk- H BHAHf TO BOrk , ji,A 16
AOBpO. H p(H« : SSHNHMO HOBHEKA Ha nOA^BCTBO H npHAHK$
HALUS. H Aa rOCnOAi>t€ pHKAMH MOpCkKHMH H IITHU.1MII Hf-
EECkKHMH H A^HTU," CR( 3CIUIAC H CBAKOH TAAfAHHH , Ka
nAA3H nO 3EMAH- H CTBOpH BOTk MOBHKA HA OK All «Ulf H
npHAHKS CBOHIO. Mi>JKA H IKtHS CTBOpH KHHyk. H BAATO-
CAOBH H^k BOrk H p«M« : pACTHTf H SMHOJKHTf Cf H HA-
nSHHTf 3fMAS H nOAAOH^HTf 10 CfBH H rocnoA^HTf pHBA-
mh MopckKHMH h nthii,amii nei;fCKi;iiMn n cßaKHMk ;kmi;ii-
HAMk, Kf C« THBAIO HA 3EMAH- H ptMf BOrk : 6B0 CAMk A^^
BaMk CBaKO 3fAI€. K016 MHHH CHMf HA .JH.1AH . H CBAKA
CTABAA, KA HMAK» 8 CfBH pOA^ nAfMfHA CBOTA, Ad KAMk
B^A^ 3A IIHtiS H CBAKOH 1111111,11 HtKCCkKOH H CBtMS. L|JO
YOAH HO 3EMAH, S KH^-Hf A^\"k JKHBSftH. Ad K^Ay H MA-
TH. MHMk YpaHHTH Ci- H BH TaKO SHHHfHO- H KHA»€ BOTk
OHa. Ka lUlflllf SHHHHO. Aa GHf\*ö BfAf A°BPa' H KH BfMfpk
H lOTpO. ^,AHh UJfCTH- TAt\A CBApHJEHA BHUJf HfBfCA H 3tMAA
h cbe ^HH\'k HapjujfHHf- cßapiHH Bork cfAMora ah« rtrw
CBOH. KH ÖHHHHO BHEUJf. H IIOHHHS CfA^H A*»Hk OAA CBfrA
AHAA. KO KHUJf TCMC40-
232
Bl. 264—265.
Gaheah afccNAa w,\, MapTBHE\*k-
(Hymnus: dies irae).
Gö,A,aH,k rl.llllfK.Ulk yofcE lipHTH
Back cßHTk oil.MfMK nonaaHTH :
llf MOtiH CE npH^k HHMk CkKpHTH-
KoaHKk TpfiitTk Ta^a k8,v
KAj^-Ct CBETO nHCMO 3B8ac-
a MapTKH et ckh npOKS^e-
Ka^a npH^e HCkKpa crhtaa.
llf OCTaßHTk HHL|iapk CBHTa,
AaBH^k npaBH h chrhaa-
TpÖBaa kojkiiu MapTSH^k b8ah
ScTaHHTt miapTBH AK>i>AH>
ikvbte k Boro. j\,a Back c8ah-
GmiapT-Rf ta^a ca/k,a ocraTH.
Ba,A,a ce e^a*5 imapTBH ÖCTaTH.
pa3aork Boro 8 CBEMk ,\aTH-
KtiHUTE tiE CE OTBOpHTH,
8 KH^k Y*ft* CBHTAO BHTH,
BaBo yoto Bork c$ahth*
A\haocthbh rocno,\HHt.
WAk cTpaya mh &$wa cthhe.
nOMHA$-k>? ,V* Hf H3THHE-
Ljio tiS rpHUJHHBk Ta,A,a pEtm,
BÖ AH MHAOCTk 8<I>aMk CTEt.H,
r^H ftE A°KPH Hf,,\Ka ÖTlIiH-
l'lO;Kf KpllllBII. SCAHUJH üf
3AHMH K|U tll llf U'SkU ME,
nOMHAÖH ME 3A TBOHE HME-
G npaBEAHHMH TU ME SMHCTH.
rplllllUIIII,ll CS CBH HEHHCTH,
H3 Orfc(H)a MMk HE H3AHCTH-
G HEBECk lipH,\,E MEHE pa,\H.
rpHUJHS A*>UJi> TH OCAAAH.
WA nOrHRHAH ME TH OI'pAAH-
233
OmiapT-CH h mSkS upnaak 3a m*.
Hf Cdp^H Cf HIOSp« Ha Mi,
H3KAKH Mi ,V,Ml.li;af MAMi
IlaanS rpo3HO rtpk SsahujS.
noKaHraHHfMk rpH^« th«uj8.
MHAOCTHB-CH, KAKO CAHUJS-
MapHK» CH TH OAPHWHAk,
PA3K0HHHKA II II C II SaillllNAk
MiWi CH 3a TO THMk STHUJHAk-
Tah npOKAITH 8 mSk« noHA&.
AA 3 A°KPHMH cTpaye npoHA$.
Aa-HMk MnaocTk. a^ $ P<*n a*ha$-
A/lOHOH MOAKH HfA^CTSHNH
OKpATH 04H MHAOCapAHH.
Aa HE 3r0pHMk 8 BHHfiHfMk orknn
AlfftS A<*KPHMH MHCTO 3aHMH.
WA 3AH\*k Mi TH OKpaHH.
nOCTaBH MI OK AecH*> c BAMH-
Beat naasa T*pk S3A^Ya-
TAH et rpnujHHKk ctahj c npa\*a ;
to cahujabujh MpS WA crpaya-
/V,a-HMk. KOJK« rOCHOAHH«,
KIIEMt.HH nOKOH 3A TBOI€ HfJIE.
HcSßapcTf chhS MapH«- ay«Hk-
Um den Gegensatz gegen die Sprache der oben erwähnten
stark, kirchenslavisch gefärbten Gebete zu zeigen, gebe ich
auch von diesen eine weitere Probe, die an das eine oben ge-
gebene Gebet anschliesst.
Bl. 133.
ÜOMOAHMO C£ H3a CIU KUIIII^IIE II Oll OK£ BAHfttACkKt H
nncTSackKf, akoahtj, sabahhabu,«. htabii,*. BpaTap«, hc-
HOBHAHHKf. AHBHU,f H $A*BHU£ H 3<* RACh ni>Kk CBfTH BOKH-
OßflUlOrH BHtMHH KOJKf. Bora A^V0Ml1 CKt TtäA* H^pB-
BfHO CßfqiS»€T-Cf H CTpOHT-Cf. ÖCAHUJH HACk 3a CBf HHHH
234
IUIOAfL|JHM-Tf, Ji,A pO^OM MHAOCTH TBOI6 IVA, CBH^k CTHIMH
TIKH BHpNO ,\A CASJKHT-Cf-
GßfMOrH BHfHNH BOJßf. BOH U,apKB$ TB OK» NOBHMk BHpö
nAO^OMK SMHOiKaBdieiiiH , A,an Bi€pS h pasSMk KaTHyS-
rifiioMK iiaumuk. ^a naKH noponiue ce HCTOMNHßOiuik ßap-
i|in«na Kk chhctbÖ mhaocth tboic npHHT$T-ce-
GßfMOrH BHfMHH BOJKf, BOH Cnacai€UJk CBf S^aKlJJt S
T( H NHROMSpC ME yofttLUk nOTHEHAH. SlpH3pH B ,\,Slll.Hilk
A,HaBAOMk aaCTHK» npHAai|JfHHMk, ,\A CBaBÖ EpfTHHaCkBÖ
bphbhhS OTBaprSiue ba$,vlIjhYk capu,a b t«eh A,a Hcnpa-
BfT-Cf H Bk l€^HHCTBS HCTHNf. TBOI6 &A SSBpaTfT-C«-
GßEMOrH BHfMHH BOJßf, BOH HKA,eHCkßl€ HapOCTH OTk
TBOI6 MHAOCTH HC W&MiktUlH, SCAHUIH, npOCHMk (I. plur.),
MOAHTB« HaUJf, BOI€ TtßH 3a OCAHIIkAHIK-. AHKA.H TH^k
npHHOCHMk. ,\A n03HaBUJf CBHTk HCTHHH TBOHCf CBHT-
AOCTH. BOI€ HCTk HCSßapCTk, H WA, CBOI€ TMH S3ßpaTfTk C(-
In der Orthographie ist am bemerkenswerthesten der Ver-
such zu einem regelmässigen Ausdruck des j und der erweichten
n, l (h>, Jb) zu gelangen. Für j im Anlaut und zwischen Vocalen
boten sich von selbst die altererbten Zeichen i€; K»; m (in der
Handschrift stets 3), im Anlaut ist aber die einfache Verwen-
dung dieser Zeichen selten, es kommt zuweilen u ego, i€CTk
est u. a. vor, gewöhnlich wird je durch wi ausgedrückt : HfCTk
oder Hf. iif.jiiKk Hfpe, HC,\,aHk u. s. f.; anlautendes ja sehr
selten durch Ha-, z. B. naßOCTk, regelmässig durch Hia-, z. B.
nraima. hm (egoj HrarHau,k, hmbo u. s.w.; statt k> wird im An-
lautangewendet hk-, z. B. HK»pe 1. jure (jam), hk» (eam), HK»Tpo,
oder häufiger hk8-, z. B. HKSpe, iiioSnii,.\ u. a.; fürj'o- kann
natürlich nur ho angewandt werden: hol|U- Im Inlaut zwi-
schen Vocalen ist die Verwendung der alten Zeichen 16, ra, K»
ohne weiteren Zusatz häufiger: tboi€, Tßora. tbok», aber ge-
wöhnlich ist auch hier H(, h«, hk und k8, z. B. cboh«, a,o-
cTOHraHk (neben ,\ocToraNk), iu.uiiioI.k iuiohk SehkS, im
letzten Beispiele dient K geradezu als j ; vor 0 steht immer h,
z. B. cbohoh u. drgl.; gelegentlich steht Ha = ja z. B. oeSh-
aTk = obujat. Nach Consonanten wird / (d.h. wirkliches j,
nicht die Erweichung) fast durchweg durch H vor dem folgen-
235
den Vocal gegeben; ist dieser a oder u, so steht regelmässig
nach h das a oder k» : 3aamehhe 1. zlamen'je, 3AAMiNHia 1.
zlamen'ja, THra 1. tja, iuctchijuhio 1. nastojan'ju; selten steht
statt Hf i€ : 3AAIUU Nie- Dass hier H in der That nur j bezeichnet,
sieht man aus Schreibungen wie HOKHfK-HC (homo est), und
indirect daraus, dass erweichtes h (h>) selten so bezeichnet wird.
Ganz vereinzelt sind Schreibungen wie ctohh = stoji, die Regel
ist ctoh- In der Schreibung der erweichten Consonanten
h>, a> ändert sich die Manier in einer Beziehung innerhalb der
Handschrift plötzlich : bis Blatt 66 gibt es für n vor i kein
Zeichen, sondern es wird einfach H dafür geschrieben, Hera,
Smhh«ho: mit ganz seltenen Ausnahmen ist das auch der Fall
vor m, mhhö 1. sg. praes. = cinju, dagegen kchhw lodorem) =
vonju; im Auslaut einfach h, z. B. rocno,A,ANk = rocnoAkHV
Von Bl. 66 an tritt aber der sonst in gleichzeitigen oder ungefähr
gleichzeitigen Quellen herrschende Gebrauch ein, für n zu
schreiben fcN : fcNtra. fcNOH, fcN$, nScTHftNH, rocno,A,ftNH,
Mahna. cpfßaptiHaKOßk, iimiI.ikmi.k KtiNHra, SMHtiHHö 1. sg.
praes., orafcNk, HK»i>TapftNa 1. jutarnja u. s.w. Für weiches l'
vor u ist der regelmässige Ausdruck am» z. B. iuaAK>£> 1. sg.
praes., ak>8,ä,h, 3fMAK>8, AK>SKaBk, ^,ham»ök> 1. sg. praes.,
KjnuioS voc. sg., daneben seltener a», 3fMAK>, und ah vor K» :
KpaAHK* VOC. Sg., AHKW*Mk, UIAAMK» 1. Sg. pi'aeS., AHIOE63NH,
sogar «lies combinirt in AMioi>K,\auif : vor a steht entweder ein-
fach a, ckSüaa, oder es wird a angewendet, 3emah, koaiü,
zuweilen hi<j, iuwhm. und Ha, boaha, iioam.v g. sg. neben
neaa ; vor e steht entweder einfach a, z.B. ScTapnaeNHe, oder
es wird l€ gebraucht: g. sg. HfKOAie, 3fMAK5: ein fcA für a
kommt nicht vor. Die Anwendung von fc für j zwischen Vocalen
habe ich nur einmal bemerkt, in KSfcocTk Bl. 133 b.
Die Verdoppelung der Vocale kommt nicht ganz selten, aber
ohne regelmässige Wiederholung in den gleichartigen Fällen vor:
in der Wurzelsilbe einsilbiger, selten in der Wurzel- oder ersten
Silbe zweisilbiger Formen z. B. KOork, raaack, ,A,aaNk (dies),
^,aapk, ,\,S8Yk, aaa;»;K (mendaciunn , aSSrk (cinis) , Mtmpk
(pax), iuiSSmath, naark. Haapo^k, n«Tk (quinque), imnpk,
noAAaara, npSSTk. nSSKk, nSSTk via), caar.ik (ipse), cSö^k
(Judicium), c88,A,k (vas), alle auch in der heutigen Sprache mit
langem Vocal; im gen.pl., sei es in der Wurzelsilbe des Wortes,
sei es in der zweiten: ßcc^k, paaßk (servarum), paaiih (vul-
236
nerum), jhiiikk ptiHKk (fluminam), poock (Thau), 3tuiaaak
(terrarum), OTaai^k (patrum), ScaaiiK (labiorum), wie in der
heutigen Sprache böaS 3eMa^>ä ycänä u. s. w. In Flexions-
silben: der gen. sg. fem. öfter mit«, ß<>A«, Kntptt. re>p«,
dem heutigen -e entsprechend; beim Adjectivum und Pronomen :
Oßee, Maate. Hff = H>e; gen. pl. napCHH = npcfi; im Prono-
men: thh (tu)=THj bhh (vos) = bh u. a. d. A. Nicht selten
ist, übereinstimmend mit der heutigen Quantität, die Verdop-
pelung des Vocals in der 3sg. plur. praes., z. B. 3. sg. e^A";
pfH«, 8Mp«. ScKapcH«; 3. pl. Bfc>A*>S, peßSS. npHA$$; 3 sg.
ßpdTHH, S3RHCHH, i>3Aap>KHH, 3. sg. aor. nOHHHÖS, eben-
falls heute -y. Die Verdoppelung der Consonanten dagegen zur
Bezeichnung der Kürze fehlt so gut wie ganz, begegnet sind mir
Moppe (mare) = Mope. MtippS (mensuram) = Mjepy.
Von grammatischen Dingen hebe ich folgendes heraus : die
Vertretung von altem 'k schwankt zwischen h«, i€, h (e ist ganz
selten, nur in den oben erwähnten kirchenslavischen Gebeten
häufiger), bha»€TH, bhahth; ßHAi€\-k, bhahc : BHtpa,
Biepa, BHpa; loc. pl. ÖCTHeyk, MfaH^^, nocTHeyk ßtaH-
u,He\*k, KfAHi^H)Ck; tjkh TfKHf (letzteres sehr vereinzelt) u.
a. d. A. Die Präpositionen npH und npli sind aber vollständig
zusammengefallen, auch letztere lautet nur pri, wohl ein sicheres
Zeichen, dass der Schreiber Bagusaner war: noch heutiges
Tages, obwohl die Sprache jetzt rein jekavisch ist, kennt der
ragusanische Stadtdialekt nur pri = pri und pre. Wie viel von
dem Schwanken zwischen »( (le) und h auf Bechnung eines
Uebergangsstadiums der Sprache von der Ikavstina zur Jekav-
stina kommt, wie viel auf einer etwaigen kroatischen Vorlage
beruht, ist natürlich nicht zu entscheiden.
VomVerbum hftTH finden sich Formen, in denen im Anlaut
und nach Vocalen bÄ durch ja vertreten ist, wie im Kroatischen
und gelegentlich bei den älteren ragusanischen Dichtern: hth
= MkTH, Hiauj« = i»äuj/ä, noHra = nciA, sonst ist die Vertre-
tung nur je, vgl. he.jiikk.
KTv3- und ß'k erscheinen als uz- und u; nur kommt zu-
weilen Base, Ba3MH, ßa3«THf vor, wie sonst bei den älteren
Bagusanern: Ba in der Wendung ßa bh«k* neben 8 bh*k«. Die
Vertretung des / durch o ist vollständig durchgedrungen.
L|j bezeichnet stets st, niemals sc. man sieht dass aus dem
Wechsel der Schreibungen wie rc>AHijia und g. pl. roAHUJTk,
237
NHi|Jd-pe und HHUJTa-pe, Wo wirklich sc ausgedrückt werden
soll, steht ujfc, z. B. MHaoiiiha. nSwfcS 1. sg.
Das kroatische j = d j (altb. JK.A,) kommt vereinzelt vor:
r.miuiUH fines, iiocamshiii.i = iioc.r,K,\,fnni«i. cahmiiie = ca1jjk-
,\aauic, ocßaHtBa^S (accusabant; =ckßaJKr\aa)ci>.
/• für >K erscheint in den Formen von moci, wo e folgt:
MCpewk. in-pe=^f, in p«HÖ = JKfH^.
In der Declination der Nomina sind die alten Casusformen
gebräuchlich mit Ausnahme des alten loc. sg. msc. ntr., der
durch die Form auf -u ersetzt ist, ausser einigen Wendungen,
wie 8 CHH im Traume, so dass die Declination durchweg dem
sonst bekannten Stand der Dinge bei den ragusanischen Schrift-
stellern des 16. Jhrh. entspricht, ich hebe daher nur einige
Einzelheiten heraus.
Der gen. plur. der masc. und neutralen o-, der femini-
nalen a-stämme und was nach deren Analogie behandelt wird,
hat sehr häufig die der alten Bildung entsprechende endungs-
lose Form, die Neutra immer, vgl. CTaßaak zu CTaEao, nH-
cauik zu nHCMO, cap^^U,^, vgl. dazu n«Tk caTk 500, wecaTk
600; beim Femininum ist diese Form durchaus die Regel : HUNk,
NtMHCTofck, Oßau,k, cSKahuk zu suknja, ÖcaaHK (labiorum),
cecTapk, uaaar.ik (zu palma), itapi;ai;K . kommckkk 1. vojask
zu vojska u. s. w., vgl. oben die Aufzählung bei den Doppel-
vocalen : verhältnissmässig sehr selten ist die heutige Form
auf-a: r\*>wa, 3BHf3rv,a, KHHra, pÖKa (neben der Dualform
pÖKS;7 caSra, crpaHa, THcSfta, Hora, 8pa (horarum). Beim
Masculinum ist dagegen die endungslose Form selten und wird
mit Vorliebe nur angewendet bei den Worten auf -hitb : Maa-
,\,iicnauK imcaitK. cS^ai^i* , cAimiaii,k, OTai|,k, vereinzelt
auch sonst, z. B. KpSraKk, wie es scheint also da, wo ein
langes ä der Endsilbe im gen. pl. einem kurzen ä im nom. sg.
gegenübersteht, bei allen anderen Masculinen, ob im n. sg.
ein- oder mehrsilbig, ist aber -okk (-fßk) die durchgehende
Regel: Hapo^OBK, pa;-{Koiiiini;oi;K. MauaoKh. rpHf^Oßk, ÖMf-
NHKOBk, CASjKKINHKOKb, KjtAAfKk. KO.'JAhhflik U. S. W. Die
Anwendung dieser Endung in solcher Ausdehnung ist den ragu-
sanischen Schriftstellern des 16. Jhrh. fremd, und ich glaube,
dass sie zurückgeht auf eine kroatische Vorlage unsers Missais;
die Endung -a fehlt so gut wie ganz, einigemal kommt \m\a
(dierum) vor. Einmal begegnet der g.pl.ntr. ^Hfaa (zu djelo).
238
Ebenso selten ist -i im g. pl.: 3$KH einige Male, uiiecfii,n. ueutr.
OHHTOBaNH, llAa^.HIII
Der instr. pl. msc. hat durchgängig -i, vor welchem g, k, ch
in z, c, s übergehen, vgl. ne.iiiHii. ^«inuinii. KpScii. -i ist auch
auf ak»,a,h übergegangen; -mh findet sich in chhmh, rAacMH.
mSwmh, po3MH (zu rog) , neutr. caobmh. ßparMH.
Die Silbe -ob- hat sich, abgesehen von gen. pl.. sehr wenig
über ihr altes Gebiet ausgebreitet, alte Formen sind n. plur.
chhobe (selten chhobh), boaob«, darnach rAacoße, nonoBt.
JKH^OBf, und mit Uebertragung auf andre Casus m;ii,\,obouk.
CHHOBOiuib, rpa^OBCtyK dat. pl., rpa,A,Oߣ a. pl.
Aus der Verbalflexion sei nur angeführt, dass die 1. sg.
praes. überaus oft -8 = altem -q, hat, daneben aber überall auch
-m vorkommt. Eine ausführliche Behandlung der Sprache dieses
Denkmals würde nur dann lohnen, wenn man die oben erwähn-
ten volkssprachlichen Missale in extenso vergleichen könnte.
Nachtrag.
Nach Abschluss der vorstehenden Untersuchung kam ich
im Verlaufe andrer Arbeiten an die kroatischen , theils glago-
litischen, theils cyrillischen Texte, die, im Zusammenhang mit
der reformatorischen Thätigkeit Ungnads und Trabers unter
den Slovenen, von Anton Dalmata und Stephan Consul in den
sechziger Jahren des 16. Jhrh. hergestellt wurden und der Aus-
breitung der Reformation unter den Kroaten und den Südslaven
überhaupt dienen sollten. Nach allgemeiner Annahme läge
diesen kroatischen Bibelübersetzungen der Protestanten , wie
der slovenischen Version Trabers, wesentlich der deutsche Text
Luthers zu Grande, und ich war daher überrascht, in diesen
Büchern den Text der oben behandelten kroatischen ; in der
Volkssprache abgefassten Missale theils unverändert, theils mit
geringen Aenderungen wieder zu finden. 1. Die in Tübingen 1562
gedruckte glag. Postille (llocTuaa TO «CT, KpaTKO hcta-
ua«mil,f bch^k HetA,eACKH\'h, EBaHEAHOBk, h nc>rAaßHTni\*k
npaSAHUKOB, CKp03H ßCf AfTO, Ca,A,a NaHnpßO j^pBaTCKHMH
caobh iirrauiiaua- Kurtze auszlegung über die Sontags, vnnd
der filrnembsten Fest Euangelia durch das gantz Jar, jetzt
239
erstlich in Crobatischer Sprache mit Crobatischen Buchstaben
getmckt. B TöKHNrH- h- (j>. m- k- [= 1562"). — Das von mir
benutzte Exemplar gehört der Leipziger Universitätsbibliothek.
— In der deutschen Vorrede heisst es, diese Postille sei aus
Luthers, Melanchthons und Joh. Brentzens Auslegung zusammen-
gezogen , und ebenso in der kroatischen ; beide Vorreden sind
von Trüber, Ant. Dalmata und Stephan unterzeichnet. Von der
Benutzung einer bereits vorhandenen kroatischen Uebersetzung
der in Luthers Hauspostille enthaltenen Evangelienabschnitte
(denn nur um diese, nicht um die Auslegung, kann es sich hier
handeln) ist keine Bede. Dennoch ist die Herübernahme von
Texten aus einem kroatischen, volkssprachlichen Missale zweifel-
los. Zur Probe gebe ich einige Stellen, beliebig aus der Postille
ausgewählt, und setze in Ermangelung andrer volkssprachlicher
Missale den Paralleltext des lection. Illvr. daneben :
Das Evangelium am Sonntag
Postille.
H E$,A,tfL|JH Ci B«AHKA MHO-
;kuii,.\ ckSfihaj ota cbh^k
rpa,A,c>B npHTHMSipH k Heyö,
pen« iio npHAHKH- Usance
KOH CH( CHliTH CKHIf CBOf-
H CHKMUH : HHKO UA^t KOH
iiSta h K-k noTAantHO. h
nTHii,« HtKfCKf ra no30EAWt-
ü hhko nAA« 3Kp\'S KAMHKA
h 3HHKH$bihh Sca\'h8. ept he
IIMH'klllf MOKpOTf- Ü AP*>ro
iiaa« uiwk> Apapke h 3af',\,H0
h3Hhkh$bujh Apanke ra npH-
thchS h no^aKH- H AP^ro
na,!,« na A^EpS 3« maio h .-ihm i;-
hSiuhh Shhhh üaoa camo
CTOKpaT- OßO rOBOpflJJK
BailH'klHE : tko HMa Sujh k
nocaSuiAHkio. nocaÖujaH- H
nnTayS Hfra Sh«hhh,h h«-
TOBH, TOBOptLU : KOÜ tCT TA
npHAHKa ? KOHM OH p«Hf : BAM
Sexagesimä, Luc. VIII, 4.
lect. Illyr.
• • KS^StiH Cf BEAHKA MHO-
IHBA CKSnHAA H3k rpa^OBk
rpe,A,i>^H Ka hcScS, ohh hmk
pfMf no npHAHU,H . H3AHA.«
KH CHE Clll.iTII CHfMJ CBOKv
II KAfrÄ CMUMU. HHtKO M.VW
KOHk nÖTa H nOTAAMfHO
HtCTk, H nTHU,t HEKECKE TA nO-
30eauje- ü hheko naj,e csap-
\'S kameha h H3hhkh£bluh
ScaynS . nept ne MLianif o-
TaBHHf HHMOKpHHf- fl HHEKO
na^,f MefcS ApaHHt , n .saie^HO
h3hhkhSbujh A,paMHt npn-
thchS jkhto h .saASujH- H
AP*>ro na,.i,f na A*Kp$ 3ema$
H H3HHKH$BLUH ÖHHHH nAOA^
CTOKpATk BfEt- OßO TOBO-
pefcH l'.aMMUMU : TKO HMA
SUJH WA CAHlHAHHia, nOCAi>-
iHAH- H nnTA^S heta SneHH-
H,H HfTOBH, KA npHAHKA H?
240
Postille.
( r\AHO 3HaTH OTiIHHa KpaAf-
CTKa KOJKira, a ocTaaHMk
CKp03 HpHAHKf, t\A OHH KOH
E.»,\( H( K$t\$ KH.VfAM. A KH
caiuiiakio yv,a m pa3i>MHkio-
ü obo i npHAHKa Oßa- Ohm«
KT pHM EOJKli : a KOH KOH
ni>Ta, OBO C8 OHH KOH CAIIIIIf .
no TOiuik npHA* a^baa1) H
BasMt pHM oa hh^ cpu,a, Aa
OHH KOH BepSkio, m BÖ^Ö
cnaccHH- fl OHH KOH 3BpyS
KalUIHKa, «CS OHH KOH KaA
CAHLUAklO (IHM 3 BECEAEMh 10
II |1 II MS», HOB II KOpHI.UIIIMAklO.
KOH KA BpHME B'KpSklO A RA
BpnMf oa nanacTH na3a^k
leet. Illyr.
I Oll KlIMk Ollk pfHf : BaMk
,,\aHO HfCTk &A 3HaTf OTaH-
ho kojkhefa KpaAfBCTBa, a
OCTaAHMk 8 npHHf)Ck, ,V*$NH
KHH BH,A,f Hf B^A*5 BH^HTH,
a KHH h8hk> ,\A H( pa3SMHio-
JS^A OBO H5 TA lipHHa- QufUl
HfCTk pHEMk B0KHI3, A l|IO 16
KOHk Hi>Ta, OHO Ci> OHH KH
CAHUJf, naKk A^1 AHraBac* H
W,A,HHIUIAf pHfMk WA MHYk
capu,a, Aa 0HH KH BHpöio m
kSa^ cnactHH- H oho iuo i€
cßapyt» KaMEHa, to c8 ohh,
KH KaA CAHHIf pHfHk C BfCf-
AHfMk MIO npHHMAS, H OHH
:kiiaa he HMaio. 3a iuo Ha
rpfA^' & <»H<» KO 8 &HßAHhe KpHfMf BHpfc>HH> A 8 KpIHMf
naA«, to c8 ohh, koh c8 cah- wa nanacTH ci Anaio8io- fl
UJAAH H pAAH HaCTOTvHa H
BoraTCßa h noiKtanikk jkh-
BOTa rpeA^MJH 3AA$iueTct,
h h« AaA^ naoAa- fl oho ko
\ naao ß a^kP^ 3«maio, ohh
C8, KOH C HHCTHM H A^BpHM
Cpll,fM CAHIIiaiOI|IH pHM 83-
ÄP^Kf, h nA«Ak A0Hec^ B
CTpnA«HHIO-
oho L|io i€ MfftS TapHHt naao,
TO CS OHH, KH CO CAHLUAAH
a u,Hfta hactoiiuhiiu k ßaar8
H IIOXfAHfHHM K JKHBAfHHIO
mhmo jfOAfkH H\'h HOTpen-
a8k> h Ht AaK> naoA^- fl oho
koi€ i€ naao 8 A0KPy 3«maw,
OHH C8 KH 3 A0BPHM,% H c
HHCTHEMk CapU,CMk CAIIIHAK-
ihh pHtHk S3A^P^c h naoAk
AOHOCf 8 8cTapnafHHW-
Zu dieser allgemeinen Uebereinstimmung bemerke ich, dass
der Ausdruck der lutherischen Uebersetzung, wenn sie weiter
als zur Aenderung einzelner Worte verwandt worden wäre,
einen ganz anderen Satzbau und eine andre Phraseologie her-
vorgebracht hätte : » es ging ein Säemann aus zu säen seinen
Samen« L., h3Aha* koh che chIjth ckm« cboi P. =exiit qui
seminat seminare semen suum Vulg., woher im kroatischen
1) l. -Baa-
241
volkssprachlichen Missale die Wendung genommen ist; auch
die relativische Anknüpfung komm oh pEHE L. »er aber sprach«)
stammt aus derselben Quelle (quibus ipse dixit). Die Revision
der übernommenen Ueberselzung des Missale ist offenbar eine
sehr oberflächliche gewesen, denn selbst wo dieses den Vulgala-
text ungenau oder den richtigen Sinn verdunkelnd wiedergibt,
Luthers Ueberselzung das Richtige hat, ist in der kroatischen
Postille jenes stehen geblieben, z. R. ut videntes non videant et
audientes non intelligant, »dass sie es nicht sehen ; ob sie es
schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören« L.,
während die Auflösung der Participien in Relativsätze ,i,a OHH
KOH ßHri,e u.s.w. den Sinn verfehlt; ebenso ne credentes salvi
fiant, »auf dass sie nicht glauben und selig werden«, dagegen
missverständlich ,A,a ohh koh BEpSio He e8,a,8 cnacEHH, u.a. d. A.
Das Evangelium am Sonntage Miseric. Domini (Joa. X, 14).
Postille. lect. Illyr.
'ka caM OHk nacTHp A0K- Hia caMk nacTHpk,A,OKpH,
pH- üacTHp^oKpH ,v,ae ,A,ÖHii> HEpE nacTHpk ,v,°KPH ,V*H*
^SwS CBOHIO 3a OBU.E CBOHE,
a ik\mi<i i.i ii ii ku ii ohh i;n uiif
liaCTHpk, HHTOBE BAaLUHTE
HK5C8 OßU,E, ßH^KSBLUE KÖKa
rpE,\,8kH OCTaBHTk OßllE
ttßk noEHrne. a Bi>Kk ta,\a
iionarye h pacrapME okiie- fl
HaHaMHHKk nOBIITHE. HEpE H
liailMMHHKk H HHUJTapk MS
Ct HE npHCTOH wr\ oßau,k-
Uta cayk nacTHpk ,a,oeph h
.-■iliaük OßllE MOHE. H OHE OBU.E
.JIUIO MEHE HaKOHO !♦• MEHE
iio.snao OTau,k, Hia 3HaMk
ou,a. h ,\,8uji> mohio craKaai.ik
3a OBkU,E MOHE- ?1 HOL|JE Hilf
OBU.E HMaMk. KE HHECS Wr\
OBora CTarya. ^,a h ohe k-
MEHHTpHBa J.OBECTH, H BÖr\S
cAHiuaTH raack moh, h bhth
fcfi HE^HO CTa^,o H »€ri,aHk
nacTHpk-
1881. 16
CBOklO 3a OßllE, a lU'KMHHKk
H OH KOH HH naCTHpk , HH-
TOBE BAaCTHE HHCSOBU,E. ßll-
rV,H ßSßa rpE,\,SUJH,HOCTaBHT
OßLLE TEpE IIOKfl'Hf . a Bi>K 110-
na^E h pa3rana obu,e- ü
na'Ur.inMKk noKlirnE. EpE ect
HaÜMHHK. H 3aOBL|,E HE I.Mpll
'Ka caM ohh nacTHp r\,OKpH,
H ;;iK\MK OBU.E MOE. H OHE
3HaklO MEHE- KaKOHO OTaü,
3Ha MEHE, TAK© H 'Ka 3IUM
OTU,a, H .A^LUS MOklO CTaßAlO
3aOBU,E- H AP^TE 0BU,f HMa-
Mk, ke hhc8 o^k OBora exa-
&&. ,\A H OHE ECTk MEH'K nO-
Tp'KKa r\OBECTH, H CAHUiaAE
KiJ^y raac moh. h bhth lue
e,\,ho cTary© h Efyan nacTHp-
242
Evang. am 3. Sonntag nach Trinitatis, Luc. XV, 1
Poslille.
II()iik<\ii;i;.\\-^ et k hemS cbh
OHHTHHU.H H I' pll IHM II 11,11 , J^A
ra cahujath bSa^- HiüipMHa-
\'8 <j>apHC£H h iiiicimi rosopE-
i|in : obh i'piiiiiNiiKc npHHMac
h BaarSf lu-hhmh- H roßo-
paiJJf K HHM npHTMÖ Oßi>
npaBELUH: KOH «CT OA> ßac
HOBHK, KOH HMa CTO OBAU,k,
Ttpe aKO 3rSBH san8, He
OCTaßH AH HH\*k A^RETA^CET
lect. Illyr.
• • BHeyS iipiii;an;Kaiol,n
CE K HHCi>Ci> 01HTHHU.H H
i-p ii nun mi,ii. aa bS,a,S cäh-
ujaTH tiHfra- H niapumayiS
<|»apii.-if n H 1 1 n c 11,11 roßops RH :
r\a obh i'piifinniiKE npHiuiaf 11
BAAr$HE IM 1.IIIIMII f[ HCi>Ck
TaA<i Hiuik psns iijhimS ob8
roßopsfcH: kh he iv^ Back
MOBHEKk. KH HMa CTO OßaH,k,
H aKO H3r$BH hea^S WA
H /k,fBETk Ba nSCTHHH, H rpf- fcHH^k , HE OCTaßH AH H^k
AE KOHOH, KO'feB'KUJEarHKAa, AEBEAECETk H AEBETk 8 n8-
AOKAE-klO HAH/k,E ? H Ka^A-klO
Han^\£, nocTaBH-kio na paiuiE-
Ha CBO'B KECEAEI|III CE- H npH-
UjaAHJH A,OMOMk A^SOBE
npH'kTEA'k H CÖCKA.E TOBOpE-
■ 1 1 ■ 1 HHIUlk: BECEAHTE CE CA
MHOM, EpE CaiUlk HAIIiaA OBU,S
MOklO, KOli KHHIE 3rSBAEHA-
ToBOpö Baiui, j^a TaKO \*ol|ie
KHTH BECEAE ö HEB*» CBp^S
E/k,Hora rpliUJHHKa, koh 110-
KOpö HHHH, BEL|IE HErO CBp^Ö
AEBETr/v,EC£T npaRaAHHyk,
KOH HOKOpE HE HOTpHRSklO.
u. s. w.
AEBEAECETk H A^BETk
CTHtiHH H notiE R-OOHOH, Ka
b8,a,e H3rHHSaa, aokae hio
HAtiE ? H KdAA 10 nafcE, TaA>\
nocTABH io Ha nAEfca cbohrj
BECEAEKH CE- H AC*UJaAlUH
AOMOMk A>>30ßE lipiliaTEAE H
CSCHEV\E rOBOpsfcH tiHHMk:
pAA^HTE MH CE H BECEAHTE,
HEpE CAMk HaUJaO OBH.S IUI0IO,
KÖ KHE^k H3kr8BH0- ToBOpS
Baiuik, &a X^kt TaKO bhth
BECEAHE HA HEBS Cßap^S l€A/-
Hora rpHEUJHHKa. \ Smiiiim
noKopS, reI^e HEro CBapyS
AEBET^fCETk HpaBE^HH^k,
KH HE HOTpHKSlO nOKOpE,
u. s. w.
2. Die Bibelübersetzung. Tit.: IIpßH j\tA hoboiw tecta-
lUIEHTa, ßa TOM tiECS CBH HETHpH EBaHPEAHCTH H A^ÜHE
anSCTOACKO, H3 MH03Hyk 'R3HK0B, B CMI|IEIIH CAA/tHIHH H
pa3^MHH YpRai^KH 1i3HK, nO AhTOHS ^aAMATHHS, h Gth-
nanS HcTpnani>, c noMOipS ApSrHy Kparoß, caAa npBO
BEpHO ctamaheh- — Der erst halb Theil des newen Testaments,
darinn sein die vier Euangelisten, vnd der Apostel Geschieht,
243 '
jetzt zum ersten mal in die Crobatische Sprach verdolmetscht
und mit Glagolischen Buchslaben gedruckt. B TSßHHrn A'KTO
OA KpCTOKa pOHCTBa- h- <J>- m- K- (= 1562).
Der ebenfalls in Tübingen 1563 erschienene zweite Theil
des Neuen Testamentes (s. Schnurrer, Slav. Bücherdruck S. 93)
ist mir nie zu Gesicht gekommen ; ich benutze dafür den zweiten
Theil des 1563 in Tübingen erschienenen cyrillischen Neuen
Testamentes, das mit geringen Abweichungen in Einzelheiten
denselben Text bietet (der cyrillische Titel des ersten Theils
stimmt mit dem oben angeführten glagolitischen Titel wörtlich
überein bis EpaTOßk, dann folgt BfpHO CTAManen, h c n,Hp$-
AHHCKHMH caobh NaniipBO ca,A,a uiTAMruNH ; der slavische
Titel des zweiten Theiles lautet: /^pSrH ,a,*a HOBora Tturra-
MfHTa, b kom c( 3Aji,pyK.t anScroacKe «nHCTOA«, no wp^HHS
kako Bpoik Ha ApSrOH CTpaHH wbj yapT« KATKi- — Der deut-
sche Titel beider Theile ist gleich dem deutschen Titel des gla-
golitischen Druckes, nur dass statt »Glagolischen« steht »Cyru-
lischen«). — Beide genannten Drucke habe ich aus der K.
Bibliothek in Dresden.
Von dem Verfahren der Uebersetzer geben die Vorreden
einigen Bericht: in der deutschen Vorrede Trabers zum glago-
litischen Druck von 1 562 heisst es : »Vnnd auff das E. Kün. May.
[Maximilian] vnnd andere, auch ein wissen haben, auss wölchen
Büchern, vnnd was für Sachen wir verdolmetschen, vnd ob wir
mit vnserm Dollmetschen, Trucken, Geschrifften und Buchstaben,
vngedadelt, vnuerspott pleiben, vnd vor Gelerten der heiligen
Schrifft, vnd der Crobatischen Sprachen Erfarnen, bestehn wer-
den oder nicht : So will ich hiemit, davon auch ein kurtzen berichl
thun. \V. wir haben vnnd gebrauchen gleichwol, mehr dann
ein, Lateinische, Teutsche, vnnd Wälische (vnnd, von wegen
etlicher alten, Windischen Wörter, eine Behömische) Doll-
metschungen der Bibel, Aber wir halten vns vnnd volgen am
Maisten des Erasmi und Lutheri Translation.« Hier ist also von
Benutzung einer vorhandenen südslavischen Uebersetzung nicht
die Bede. Ausführlich verbreiten sich über ihr Verfahren die
Uebersetzer Anton Dalmata und Stephan Consul in der von ihnen
unterzeichneten kroatischen Vorrede (predgovor) : ;nuhM|iii
Ta^a mh, &a TaKOBe u/tae eheahe hh CTapora hh HOBora
TKTaMfHTa Ba OBOMk lUlllfMh CAOl'/kMCKIIMK HAH YpBAM-
KOMk *t3HKi> HtHIUMTE, AHCTO H'KKf H3J\,HQKt Ttfit KOCH H3
16*
244
RHRAHE RA3ETII RA I10II0RCRS BpRHaAK 0,\ MOAHTAR H 8 IUIH-
caa1c, RpnwsMk h 3M1vIiiaho iioctaraehh, n th hcth rSch
HHCfc HORCi>A,A npARO HH pA3$MH0 CTi>MaMEHIl; ORO keahro
HOMAHRAHE 8 HAHIEMk li.^HRS, KO THHE TO HAHRELHE H ,\pa;KE
raato, Rone na orom crhtS h Ra HEREOi\*k hmamo, a to
£ect cnacenfo CRiiyk nauni\' $R03HYb A^iu, Halul ^* °A A*CTd
roA><L|Jk h ba3a<* na noiREAEnfts cpij,a Naimra ^o,\Hao, ckmo
m tamo^ecmo pa3iuimiiaaan, raro, cRp03ii r$ pim rh ce rcoh
\*pRAIlROH 3EMAII II THMk A,p^rHMk. ROH C TUM CAOR'KHCRHM
HAH \'pRan,RIIM 1i3HR0Mk rOROpE, BA ISE^HCH TAROROH HO-
TpERHOH pHMH Ra R*KHH0M8 jkhrotS HOMaiMTH MOrAH
3AMEAH ftE3M0 HORH TsCTAMENTk RaHk H3k NAHKOAErA AA-
THHCRora, RaauiRora, HEiuiiuRora h RpancRora tamahehü $
ypBALLKH RECHRk TAMAHHTH Mli nARH TaRaHLIIE
HIOpE ,l,ORpO 3HAM0, ,\,A RCaROMS ORO HALUE t8MAHEH£' H OBA
HAiiia caoba he Ri>Af ^roAHO- Na to rh npEAparn ,\ORpH
KpCTHAHH XpRA'l"K 3HAHTE, ,\,A tiECMO C THIUlk HAUIHMk Ti>-
MaHEHEM RCHM CaOREHCROra 1i3HRa AK\\,£Mk CAÖJKHTH \'OTE-
AH, HAHllpRO RAM XpRATOM H /^AAMATHHOM , IIOTOM TA-
l'.aillllf llOUJHAROM, Ii£3TnR0M, GpRAAHOM II IlSATApOMk,
fcEpE 3HAM0 110 HASrS CRETOrA llaRAA PtlMAA- ä-, Ji,A ßfiXHH
ECMO CRHMk aiO,,\,SM, FpKOM 3AHE,/\H0 H KapRApOM, II TARO
SHEHHMk RARO HEÖMEHHIUlk- Tora pav\,H ECMO RA ORO HAI1IE
TAlUlaMEHE ORE HpHnpOCTE, HaRa,\,HE, pA3SMH£, ORL|JEH£, BCAT-
a,ah£ CAy\,aniHEra Rp'KMEHa rece,/\e, rohe XpRaTli, JS^amaa-
THHH H AP^rH t/AOREHIlH H KpAHILH HAHBEUJE RA HHJf TORO-
pEHIO TOROpE, )fOT£AH HOCTARHTH J\,A HECIlilO HARH
IIOBC$A,A CRH^k RECE,,!,. RAROHO 8 BALUH\* MHCAAliyk H RpBHA-
AH)C CTOII, RA ORO HAUIE TAMAMEIIE I10CTARHAH , TO ECMO
BOAHO ShhHHAH. 3A TO ,\A R A,OCTa MECTH^k 8 MHCAAHYk
H ALU AH CMO HHCMEHOMk HAHHHOM (RaRO HHRH npARE II H-
CaHO HAH HHRHMk TÖHMk HEpA3ÖMHHMk Tv.SHROMk , RARO
caMH 3HaTE, h HlvR^E RpHRO TÄMAHEHO (ebenso wieder-
holt in der cyrill. Ausgabe von 1563). Unter den hier er
wähnten Missalen und Brevieren mit »unverständlicher Spra-
che« kann man nur die glagolitisch -kirchenslavischen ver-
stehen, auf eine volkssprachliche Version würde der Ausdruck
nicht passen. Die gelegentlichen Aeusserungen Ungnads in
seiner Correspondenz über kroatische Messbücher, Breviere
und Bibeln scheinen auch aul" die glag.-kirchensl. zu gehen
245
(vgl. z. B. in »Urkundl. Beiträge zur Geschichte der protest. Lit.
der Südslaven in d..l. 1559 — 1565«, ges. u. herausg. v. J. Kost-
rencic, Wien 1874, p. 15: »das haillig allainselligmachende wort
gottes ... in windischer vnd craba tischer sprach niemals ge-
schriben noch gedrukht, sonder dieselben sambt den anndern an-
rainenden ländern allain durch ire fabl vnd messbücher, die sy
selbs auch bisherr nit recht verstanden, in der falschen erdichten
Kirchen von dem teuffei bisher vmbgetriben und geregiert wor-
den«; p. 47: »ausserhalb irer messbuecher, breuioren vnnd der-
gleichen greulichen abgöttereyen vnd gotslesterungen (welche
dermassen getruckht, dass sy die weder recht lesen noch vil
weniger versleen khünden) kein volkomne vnnd gerechte Bibel
noch andere christliche buecher inn irer sprach nie gehabt oder
da sy schonn an ettlichen ortten die bibel habenn, ist doch dise
dermassen deprauiert vnnd \erfelscht, das etc.«). In allen
diesen Stellen ist keine, wenigstens keine irgend wie deutliche
Erwähnung eines volkssprachlichen Bibeltextes, dennoch haben
die Bearbeiter des kroatischen protestantischen Neuen Testa-
mentes einen solchen gehabt und zwar denselben, den die uns
bekannten volkssprachlichen Missale enthalten. Die oben (S. 205)
nach Danicic' Abdruck im Glasnik IX gegebene Stelle aus den
Pistule , .loa. V. I, kehrt in dem glagol. Druck von 1562 fast
buchstäblich wieder:
1. IIo tom k'Kuje ,v\n KAarvv\na JKH^OKCKora. h 83H,v
Hc8c ßa 6p8C0AHM- 2. ü (CT IIA 6p8C0AHMH AOKBA, KOlv
Ct 30BE /KH^OKCKH IlETE3f\,a [TO E KA^,H CE OBIJ^f 3a HOCBETH-
ahlhe ntpiiyS], nrr npucTpHHJKOß hmhiol|ih- 3. H 8 hh\-
AE/KAULIE HEAHKO MHOIKACTßO HEMOl|IHHKOB, CAHIldU,, \*pOMH\'
H C8\'Hy, KOH HEKa\*S CM8lHEHHE ßO,A,H- 4. illlt.EA KO MO ßpH-
MEH8 C\'0klHE ß AOKK8 H 3M8l|IE BAIHE BO^Ö, H KOH HpßO 3AH-
3HUJE B AOKß8 110 3M8lJIEHHIO BO,V,E, 3,A,P^B K8,A,EUJE, 0^\ KETO-
^Hp« HEMOIHH HEMOlUaH BHHJE 5. ü KHU1E HHKH MAOBHK OH^E
TpH,\,«C«T H OCAM TO^HUJLp HMHIOLUH 8 HEMOIHH CBOtiOH-
6. Oßora Kari, bh^h Hc8c aekelhh, h no3Ha . ,A,a beahko
ßpHME BHUJE HMHA B HEMOLUH CBOfcOH, pEHE HEM8. 0 1 f I E 1 1 1 AH
;4,a E^EUI 3^P^ß ■ 7. 0,ATOßOpH IUI S HEMOl|IHHK . TOCnO-
AHHE, MAOBHKA IIHMaM, KH KH ME nOCTaßHA ß AOKß8 OH,A,A,
KAji,A CE 3M8TH ßOrV»; «P* &QKM tiA npH,\8. HHH lipBO MEHE
ßa HS BAH38- 8. Peme hem8 Hc8c: octahh ce h ßa3MH no-
CTtiAlO TBOK» H \'Or\H 9. H OH \'HH 3Ji,(iAß KH HAOBHK OHH
246
H Bd3f nOCTHAW CBOIO H YOliUJf; & BHWf COBOTA Kd OHH
&&W- 10. H roßOpa^S ioa^h ohomS, boh bhuis 3Apaß 8mh-
HfH : COBOTA f A^NAC, He A^CT0^H ct T(K( K<13«TH nOCTHAlO-
II. fl OH ftUM OATOBOpH : BH tif Hilf HC 3AP<*BA SmHHHA, OH
MH f pfBAA: Ka.'.MH nOCTHAK» TBOIO H X^AH" ^. JjUHTaiUf
TaAd Hera: tbo t oh haobhb, boh tu t pcBdA: ba.smh no-
CTfAlO TBOIO H Y°AH ? 13- ^ «^ KH BHWf 03AP<*BAEH, Hf
3Ha1vUJf, TBO BHUJf- Hc8c TAA^ ÖBAOHH Cf U,HLUa MHOJBCTßa,
bo Ba ohoiui m^ctS BHUJf- 14. Hotom Tora naHAf ra HcSck
8 TCMnAH H pfHf HfM8: fTO CH ShHHCH 3APAB, K>pf Hf yTHfc
ßfujf carpHUJHTH, Aa ™ Cl k°l,J mTC* rop* Hf 3roAH- 15. H
nOHAE OH HAOBHB H HAR'KCTH K>A«M, Aa Hc8c BHUJf, BH ra i
3AP^K^ 8MHHHA-
Eine Vergleichung des gross ten Theils des Evangelium
Matthaei der kroatisch-protestant. Bibel von 1562 mit dem lect.
Illyr. ergab, dass überall die gleiche Version zu Grunde liegt,
die meisten Abschnitte decken sich fast wörtlich. Da der Ab-
druck eines grösseren Theiles hier zu viel Raum wegnehmen
würde, begnüge ich mich, drei kürzere Abschnitte , aus dem
Anfang, der Mitte und dem Ende des Evangeliums mitzutheilen.
Matth. II, 19.
lect. Illyric. Glag. Test. v. 1562.
J> OHO BpitflUlf bSa^h B8,a,8uJH TaAa tfüüpA H-
8imapo HpöA^; eß<? auftfo roc- pi>A > tKv> aurfA rocnoANH
noAaHk ÜKA3A ct 8 chh ho- 8ßa3acf 8cHHOcHn8ß6rHH-
3f([>8 8 ftiHnTÖ rOBOpffiH : T8rOBOpfl|IH: BCTAHH H BA3-
öcraHH h i;,i:if.in AHT,,^a H MH AHTHma H MaTep Hfroß8
MaTfpk HfrOBS H HOBil 8 3fM- H HÖH B 3EMA8 H3pAfACß8,
A8H3pAEACß8; Hfpf C8 8lUiap- tifpf fC8 8MpAH, BH HCBA-
ah, bh HCBa^y A*>w8 AH™- X* A*>w8 AHTHlueK^- Koh
ftfß8- BH 8CTABUJH Ct BA3f BCTARUJH Cf RA3« AHTHlM^ »
AHTH^a h MaTfpk HfroßS, maTfp Hfroß8 h nouA« 8
HpHA« 8 3fMA8 H3pAfACß8- 3EMA8 H3pafACß8 GaHUIAB-
CAuuiaBUJH TaAa, Aa AfiKt- luh TaAa, Aa öpKirtdH ßpa-
aah BpaafBaujf 8 jb^ahh 3a ÄfBaujf b R)a*h 3a Hp8Aa
up^Aa ou,a CBora, 83ßoura cf otu,a cßora, B3E0Ü cf ouaiuio
ouawo noftu h ß8A8ftu 8- hohth, h b8a8ijih ot KOra
CBHfLUfHh 8 CHH BpaTH Cf 8 HaßHLUfH 8 CHH BpaTH Cf B
crpauf raauAfiicBf, n npu- CTpaut raauAfucBf. h npii-
247
leset. Uhr. Glag. Test, v. 1562.
iin.y hu npiiRURa 8 rpa,A,i>, RH wa,A,uJH npERHRa 8 rpa,i,S, RH
et 30re Ha3ap«Tk, ^a ce hc- et 30re Ha3aprr, t\A ce ncnS-
nÖHH IHO l€ pEHEHO MC» npO- NM Ha ftfCT pEMEHO 110 üpO-
ponn\*K. ,\a Uta na j-tapamiiiK pon,H\*k. ,\,a \*mt ce Hd3d-
3KaTH- pailHH 3KaTH-
Matth .
• • • höh« ncSck nerpa n
naKOKa h iii'www RpaTa he-
roRa h noße^e hh\*k na ropS
REAE rhcorS, ii npHOHpa.sii ce
npH^k hhmh; h npocRiiETAH
ce 0RpA3k HETORk KdKO cShii,« ,
a CRHTE HErORE S'llllllllllf CE
rheae Kano cniierh m oro ce
8ka3aujc ii ii mk moh3eck 11
II, Mia III- Hilf 1K l'O ROpEt»H w,\-
roRopii Ta^a ncrap h pehe
nc8c8: rocno,i,HHC. r\ORpo
HECTk NaMk OR,Ä,HE llpHKHKA-
TH ; ARO )fOkEHJk. HERa Smh-
hiimo OR.yie TpH npiiKHKa-
AHI|ia, TERH HE,Y,HO. M0H3ECS
HE,A,HO a HAHH HErV,HO- HOIUE
OHk rOROpEftH, H ERO ORAARk
CRHETAO ORCHllS HH\'k, H ERO
raacK H3K onaaKa rOBOpEftn :
ORO HECTk CMHk MOH I10A8K-
AEHH. $ROM8CAMkC£RH,i,ORpO
8ro,v,H07 HEra cahuihts h
toh cahiikwoKh $hehhh,h na-
rV,OUIE ,Ä,OAH HHHHU,£ H i>3-
ROHiailJE CE REAE- H HpHCTSllH
HCÖCk R HHMk H TAKllS HH^k
H pEME HHMk: SCTAHHTE H HE
ROHTE CE H Ö3,A,RHrHyRUJH
XVII, I.
• • • no-k HcSck ÜETpa h
1iR0Ra 11 IIkaha epaTa HEroRa
H nORE^E H\* Ha TOpS REAE
RHCORS, H HpE0RpA3HA CE RECT
npE./V, HHIUIH; H npOCRHTAH CE
0RpA3 HETOR RaROHO CAHLUr,
H CRHTE HErORE BMHHHUJE CE
RHAE RAKO CRHTAOCT- II EKO
CE HpHRA3aUIE AVoHCEH II
Hairk in 11 11 m rORopEijJH-
Or\,rOROpHRUlH TAA.A UcTAp
PEmeHcScö: rOCHO^HHE, ^,or-
PO E HAM ORf\,E RUTH; AKO
yOHJEUJ, HERa SMHHHMO 0R,1,H
TpH RpORH1). TERE E.Y.AH,
Moiicek» E,\,an 11 IIahii E^AH-
OlUL|IE OH rOROpEl|lll, ERO OR-
AAR CRHTAA ORCHHS \\H\, H
ero raac H3 oraara, roh ro-
ROpaUJE: ORO £ CHH MO II 110-
AIORAEHH, 8 ROM CE £ MEHE
,\,ORpO BrO^HAO, HErA nocAÖ-
UJAHTE- H ORO CAHUJEIUH
SH£HHU,H nAr\,OUJE HA AHI|,£
CBOfcE H 83R01vUJE CE REAE- H
HpHCTSnHRUlH R HHM Hc$C
TARH$ H\' H pEHE: SCTAHHTE
H HE ROHTE CE- H KAA, ,\U.Hr-
HSuJE OHH CROfcE , HH E^HOTA
1) Aber am Rande npERHRAAHUJLUA-
248
lect. Illyr.
OMH CBOKSHHKOrapE HE KH,A,ie
UJE heto cauiora HC8ca- H Ka-
,A,a cYoftaj(8 ck ropE, 3ano-
liH,A,HE HHMk HC8Ck l'OHOflf l.ll :
HHKOIUl8pE HE llOKH,\ai1TE OßO
KH,A,HEHHE, ,\OKAE CHHk HO-
RHMaHCKH HE 8CkKpCHE W,\
MApTßHE\"k-
Mal lli.
• • • pEHE HC8Ck 8MEHHKOMk
CBOHMk: 3HaTE AH BH, Ad HO
Abhio AHeYk ßa3aMkK8A*, <*
CHHk MOKIIMAHCkKH llpll^AHK
k8,a,£, ^a-T-CE npoiiHE? Ta,\a
ce ck8iuiihe cbe noraaBHu,E
HOHOKCkKE H CTapHEIIIHHE W,A,
n8Ka 8 /k,BC>pk noraaBHu,E no-
IIOKCKKOIW, K II CE 30BHELUE
KaH(]>aCk, H 8HHHHU1E KHEKE.
,a,a Hc8ca yhhkeho 8\-hte h
8k1HO- Ta,A,a HHU.H WA tiHH-
\h roßopay8 : he 8 ^ank
caark^aHa, <\a he k8i\,e cmet-
lina 8 n8K8 h K8^\8t.n Hc8ck
8 BETailHH 8 ,\om8 iiiiiuSiu
r8EaßOra, npHCT8iiH k mem8
:KEIIA IIMillcl.H CkK|MKHHH,8
npH^parc noMacTH h 83ah
na taab8 tsHEra cH^stora-
BH^HEBLHE TA,\A 8MEHHH.H TO
pa3kcap^HUJE et roßopstm :
a HEIUI8 KH TA nOTHKHO? MO-
ramE ce npo^aTH ra no-
uiacTk Miioro a j\,ath ce 8-
K03HMk 3Hai0tiH TO HC8Ck
pEME Ta,\,a t^HHMK : 34 l|JO
8CHAHH KSCTE OKOH IKEHH,
HEpE ,\«M>'PW AHAC* 8MHHHAA
Glag. Test. 1562.
he BHa\"8 HEro caMora Hc8ca-
II KaA 3 ropE c\-oliY8, 3a-
HOBE,A,a HMk Hc8c TOBOpEl|JH:
HI1KOM8p HE HCiBH,\aHTE BH-
,\,EHtiE OBO, ,\OKAE CHH HAO-
BHMaCBH OA MpTBHJf HE
CKpCHE-
XXVI, 1.
• • • pEHE 8HEHHK0M CBOHM :
bh 3HaT£, r\A no ,,\B 11 10 AHeYk
iu.°,am b8^,e, a chh haoke-
nacKH ii|if,\,.»ii k8a*, Aa Cf
nponnE- TaAa ce ck8iihiiie
nOrAABHU,E nOHOBCKH H nH-
CH.I1 H CTapHUIHHE OT ll8Ka 8
ABOpk noraaBHu,E nonoß-
cKora, kh CE30BHH1E Kan<I>ac,
H 8MHHHUIE KHL|IE, t\A Ilc8ca
^HHKEHO 8jfHTt H 8KHK>- Fo-
ßopay8 TaAa : he 8 ,\aH KAar-
Aana, j\,a H( K$Af cM8THa 8
ii8k8- H b8a8lhh Hc8ck 8
JlETaHHH 8 ,\om8 GHM8na
r8KaBH,a, npHcr8nH k hem8
/KEna hmiikhhh CKpaBHU,8 [n8-
h8] npEAparE noiuiacTH h 83-
ah na raaß8 H£roß8 3a cto-
aom CHA«M,Hr^- Gha«Mj
TaAa 8mehhu,h to pacpAHUiE
CE T0B0pEL|1H: A HEIU18 KH Ta
noniKEA? Moraiiic ce npo-
AaTH ?ra noMacT wmoro h
AaTH CE 8E03HM- 3haioi|ih
TaA^T0llc8cpEHE HHM:3a-H
8CHAHH ECTE OBOH JKEHH, EpE
AOKpO AHA^ 8HHHHAA l 8
MHH: BH Y^MIETE CTaHOKHTO
249
lect. lliyr- Glag. Test, 1562.
K-CTk 8 MEHH; A RH KETE B.A3&A SK03H\' HMETH C Ki\-
CTaHORHTO Ka3,V 8K03H)fk MM. f\A MEHE Ra3,\a HE IHETE
HM.ITH C KdMH. r\A MEHE Ra3- HMETH- GTABAAlCHflH ©HA
,\A HE fcETE HMATH- CTdB- nOMdCT ©R$ Ha T*KA© MCE.
aawhH ©ha noMacKTK ©rS ha norpEKEHiiE moe SMHiinaa
Ha iiStk m©i©. Ha hotpekehhe e- ß hcthhS r©B©p8 Kam. ,\,a
M©K3'$HHHHAAHECTk- 8 HCTH- KAf\Hr©,\,H CE K$r\E lipHHOKH-
H8 rOKv>pi> KaMk. r\A r^HTO- ,\ATH ERaHfc£AHE©B©n© RC'kM
,1,H CE K»X* npHUORH^dTH CRHTÖ. pEHE CE, ,A,a £ TO ÖHH-
RaH^EAie ©r© n© ckemk crhe- nuaa, na cn©MEHi>TH£ heIse
TS. pEME CE, ^\A t€ T© ÖMH- Ta,l,A ©TH,A,£ S,A,AHk OT r\RA-
HHAa, Ha 8cn©MSH8TK5 fcHE- H.AA6CTf- K©H CE30BHUIEK),^a
Ta,\a n©fcs HE^AHk wr\ ABa_ HcKapn©T. k n©raaKHu,aM
Har\ECTE. KH CE 30RHEHIE HK>- H©n©RCKHM H pEHE HHM : HT©
,\,a ckKapnoTk, k noraaßH- \*©in£T£ rh mehh jü,ath, ,\a
U,AMk nOnOBCkKHMk H LiHHMk K KAU HpE,\,aM HEra ? Ü ©HH
pEHE: L|l© LEIHE BH MEHH f\A- SJ^AÜHHUlt rV»TH "*MÖ TpH-
th. ^a Hra Kanik npHrv,AMk &tctT cpeßpHHKOB- M ©,\
hHEra ? a ©hh caHinaBiuE to ©H©rA RpuMsua1 oh hckauje
U',\,aSMHHIE ,\aTH t»HEMSTpH- RpHMEIU. ,\A KU VA X\(\tf\AA
r\,£C£Tk CpEKApLnaKORk- HIV,\
ta(\a onk HCkKaniE npnro,i,8. i) Am Rande npHr©,\$-
^a kh ra npH^ao
Wegen der Seltenheit dieser Drucke füge ich noch hinzu,
dass die Leipziger Universitätsbibliothek ausser der oben er-
nannten Postille auch noch besitzt: @,\HH KpaTKH pA3$MHH
HA$U,H , HaHHOTpEKHEH H llpS.Y.HSH apTHK^aH Hai ,\(AW.
CTapE lipaKE REpE KpCTHaHCKE H3 KpaHHCK©ra K~3HKa
cAr\ HaHnpRC». cKp©3 Antona /^aamathha, h GTHnana Ict-
pHANA HcraManEHH- — Die fürnämpsten Hauptartickel Christ-
licher Lehre, ausz der Lateinischen, Teutschen vnnd Windisehen
Sprach, in die Crobatische jetzundt zum ersten mal verdol-
metscht, vnd mitCyrulischen Buchstaben getruckt. IiTöKHHrH-
Aet© ©r\ KpcTOKa PoHCTRa- a- $ m- R- (soll heissen 1562.
— Interessant ist eine Stelle der kroatischen von Anton Dal-
mata and Stephan unterzeichneten Vorrede npEr\£cac>RH$) dieses
vor der Postille wie vor dem "Iasolitischen und cyrillischen
Neuen Testamente gedruckten und ausgesehenen Buches, an
der sie sich über Art und Zweck ihrer Uebersetzungen aus-
250
sprechen: II ako ka wiiHy KHHrAje, hah k hokom t«cta-
MfHTÖ. HAH K HOCTHAH, KOI6 KSA,*> 3A WKHMH KHIIIMMH C U.H-
p^ACKMH CAOKMH Kp30 LliTAMIIAHe, KÖ KfCE^S, KA Ci KdMk
kS,A,* HHHHAd TS«, Hf3HdHd, HAH Htpa3i>MHa, HAH KO CAOKO
npano heiioctakaeno haha«t(, hah hoihStht« , takoko
HOrpHLUfflf, KACk OK,!,« AP*5™1» npOCHMO frü HAU Üp30 AIO-
KE3HHK0 AaHT£ Ha 3HAHI€-
Aaae> 3HATH HMATC 0 L| J E , ,Ä,A MH 3 OKHMk HAUJHMk TÖ-
MAHENCM H WTAMIlS HHCMO JfOTtAH PöcOMk HAH PSCHAHOM,
HH HoAAKOM, HH HfyOMk, HH MoiHKOKHLUEMk CASKHTH, JK
HHyOKHM M3IIK0U. KOH 16 HAMk BfAE TÖH , II HfpA38lUIAH,
HfrO KAM XpBATOM, ^AAMATHHOM, IcTpHAHOM, EoHIHAKOM,
CpCAAHOM, R^ArApOM, H KCHM OHHM KOH C OKHM M.'tllKOILlh
OKH)f HMEHOKAHHY 3CMAA rOKOpE-
Tora pa,\h7 leciuio mh hhke kecka* 8 kauim^ mhcaah\\
HAH KHHrA\* KA,A,H C( AHT^pTHA CASJKH, HCAAT6pH\*, H Kp"KH-
AAH\', KOKS C6 Hl MOrA^Ö pA3SMETH. HHKE AATHHCKOrA, HEKE
TpMKora, HkKt Iio^HCKora, hhke PikKora, hhke Mohjko-
KHU,Kora, HeuiKora, h IIoacko™, h lumorny HE.snaHHjCk
M3HK0K. Ka OK« Ca,A,a HMEHOKaHE KHHTE HOCTAKHAH , npO-
MEHHAH, AP^TAKO Aa ce MOrS pA3$METH, H ca.vdmmiM I1H-
TOMHM OKHJEHHM I33HK0M TÖMAHHAH-
Der gegen die vorhandenen Missale , Breviere und andre
liturgische Bücher gerichtete Vorwurf der Fremdartigkeit und
Unverständlichkeit kann sich auch hier nur auf solche in kir-
chenslavischer Sprache beziehen, so dass merkwürdiger Weise
in keinem der besprochenen Drucke die Benutzung der bereits
seit dem 4 5. Jahrh. vorhandenen volkssprachlichen Version des
Missale erwähnt wird. Wie oben erwiesen, ist eine solche Be-
nutzung absolut sicher; es ist ja an sich nicht unwahrscheinlich,
dass Anton Dalmata und Stephan Consul einen der oben (S. 203)
genannten Drucke von 1495 oder 1543 kannten. Wer diese ein-
sehen kann, wird nach den von mir mitgetheilten Stücken leicht
constatiren können, ob es der Fall war, oder ob Abweichungen
vorkommen, die darauf schliessen lassen, dass jene Männer eine
andre, handschriftliche Bedaction benutzten.
Druck von Breitkopf & Hartel in Leipzig.
BERICHTE
ÜBER DIE
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH - HISTORISCHE CLASSE.
VIERUNDDREISSIGSTER BAND.
1S82.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
INHALT.
Seite
Fleischer, Studien über Dozy's Supplement au\ dictionnaires
arabes. II 1
Fleischer, Bericht über eine jüdisch-arabische Streitschrift gegen
das Christenthum 57
Moritz Voigt, Über die Geschichte des römischen Executions-
rechtes . 76
Protector der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglied.
Seine Exeellenz der Staatsminister des Cultus und öffentlichen
Unterrichts, Herr Carl Friedrich von Gerber.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Heinrich Leberecht Fleischer in Leipzig,
Secretär der philo]. -histor. Classe.
- Friedrich Zarncke in Leipzig, stellvertretender
Secretär der philol. -histor. Classe.
Georg Curlius in Leipzig.
- Professor Georg Ebers in Leipzig.
- Adolf Ebert in Leipzig.
- Alfred Fleckeisen in Dresden.
- Gustav Hartenstein in Jena.
- Hofrath Max Heinze in Leipzig.
1882.
Herr Geheimer Hofrath und Universitäts-Oberbibliothekar Chri-
stoph Ludolf Ehrenfried Krehl in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Ludwig Lange in Leipzig.
- Professor August Leskien in Leipzig.
- Professor Carl von Noorden in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johannes Adolph Overbeck in Leipzig.
- Otto Ribbeck in Leipzig.
- Geheimer Rath Wilhelm Röscher in Leipzig.
- Professor Anton Springer in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johann Ernst Otto Stobbe in Leipzig.
- Professor Georg Voigt in Leipzig.
- Moritz Voigt in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Professor Conrad Bursian in München.
- Johann Gustav Droysen in Berlin.
- Hermann Alfred von Gutschmid in Tübingen.
- Theodor Mommsen in Berlin.
- Geheimer Regierungsrath Hermann Sauppe in Göttingen.
- Kirchenrath Eberhard Schrader in Berlin.
- Professor Gustav Seyffarth in New-York.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig,
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Wilhelm Scheibner in Leipzig, stellvertretender
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Christian Wilhelm Braune in Leipzig.
III
Herr Oberbergrath Hermann Credner in Leipzig.
Geheimer Rath Moritz Wilhelm Drobisch in Leipzig.
- Professor Gustav Theodor Fechner in Leipzig.
- Wilhelm His in Leipzig.
- Felix Klein in Leipzig.
- Johann August Ludwig Wilhelm Knop in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Hermann Kolbe in Leipzig.
- Rudolph Leuckart in Leipzig.
Carl Friedrich Wilhelm Ludwig in Leipzig.
- Professor Adolph Mayer in Leipzig.
- Carl Neumann in Leipzig.
- Hofrath August Schenk in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Oskar Schlömilch in Dresden.
- Hofrath Gustav Wiedemann in Leipzig.
- Professor Wilhelm Wandt in Leipzig.
- Professor Ferdinand Zirkel in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Professor Heinrich Richard Baltzer in Giessen.
- Geheimer Hofrath Carl Gegenbaur in Heidelberg.
- Professor Adalbert Krüger in Kiel.
- Regierungsrath Samuel Friedrich Nathanael v. Stein ii
Prag.
- Geheimer Hofrath Wilhelm Weber in Götlineen.
Verzeichniss
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften im Jahre 1 882 eingegangenen Schriften.
Von gelehrten Gesellschaften , Universitäten und öffentlichen
Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Abhandlungen der Kgl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. Aus d. J. 1880.
1881. Berlin 1881. 82.
Monatsberichte der Kgl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1881,
Nov. Dec. Sitzungsberichte 1882, No. 1—38.
Politische Correspondenz Friedrichs d.Gr. Bd. 7. 8. Berlin 1881. 82.
Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Mathem.-naturwiss. Cl.
Bd. 43. 44. Wien 1882.
Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd. 32.
Wien 1882.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd. 98
(1881), Heft 3. Bd. 99 (1881), Heftl. 2. Wien 1881.82.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d.Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. Bd. 83
(1881), Abth. I, Heft 5. Abth. II, Heft 5. Abth. III, Heft 3—5. Bd. 84
(1881V, Abth. I, Heft 1—5. Abth. 11, Heftl— 5. Abth. III, Heft 1—5.
Bd. 85 (1882), Abth. II, Heft 1. 2. Wien 1881. 82.
Anzeiger der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-phys. Cl. Jahrg.
1881, No. 26—28. Jahrg. 1882, No. 1— 22.
Archiv für Österreich. Geschichte. Herausg. v. der zur Pflege Vaterland.
Geschichte aufgestellten Commission der Kaiserl. Akad. d. Wissensch.
Bd. 62, 1. Hälfte. Bd. 63, 1. u. 2. Hälfte. Wien 1881. 32.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang 1881,
No. 16—18. Jahrg. 1882, No. 1—11.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1881, Bd. 31, No. 4.
Jahrg. 1882, Bd. 32, No. 1—3. Wien 1881. 82.
Abhandlungen d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 7, H. 6. Bd. 10. Bd. 12,
H. 3. Wien 1882.
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. 1881. Bd. 24
(N. F. Bd. 14). Wien 1881.
Verhandlungen der k. k. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien.
Jahrg. 1881. Bd. 31. Wien IS82.
Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. 6. Folge.
Bd. 10, vom J. 1879 und 1880. Prag 1881.
Jahresbericht der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, ausge-
geben am 10. Mai 1879. 3. Juni 1880. Prag d J.
Sitzungsberichte der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in
'Prag. Jahrg. 1880. Prag 1881.
Astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen an der
k. k. Sternwarte zu Prag im J. 1881. Jahrg. 42. Hrsg. von C. Horn-
stein. Prag 1882.
Personalstand der k. k. Deutschen Karl-Ferdinands-Universität zu Prag zu
Anfang d. Studienj. 1882/83. — Ordnung der Vorlesungen im Win-
tersem. 1882/83.
Neunzehnter Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Für das Vereinsjahr 1880— 81. Prag 1881.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 20, No. 1—4. Prag 1881. 82.
Simon Hüttel's Chronik der Stadt Trautenau (1481—1601). Bearbeitet
von L. Schle singer. Im Auftrage des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen. Prag 1881.
Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaft. Im Auftrag des Vereines »Lotos«
hrsg. von Ph. Knoll. N. F. Bd. 2 (der ganzen Reihe 30. Bd. .
Prag 1882.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Hrsg. von dem
historischen Vereine für Steiermark. Jahrg. 18. Graz 1882.
Mittheilungen des histor. Vereines für Steiermark. H. 30. Graz 1882.
Viestnik Hrvatskoga arkeologickago Druztva. Godina 4, Br. 1 — 4. U Za-
grebu 1882.
Personalstand u. Ordnung d. öffentl. Vorlesungen an der k. k. Franz-Josefs-
Universität zu Czernowitz im Sommer-Sem. 1882, Winter-Sem.
1882/83.
Erdelyi Muzeum. Az Erd. Muzeum egylet tört. szakosztälyänak közlönye.
Szerkesti FinälvHenr. IX. evfolyam 1882), sz. 1 — 8. Kolozs-
värt d. J.
Abhandlungen der histor. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. 16
in d. Reihe d. Denkschr. d. LVII. Bd.), Abth. 1. München 1881.
Abhandlungen der philosoph.-philolog. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. Bd. 16 (in d. Reihe d. Denkschriften d.LV. Bd.), Abth. 2.
München 1882.
Bauer, Gust., Gedächtnissrede auf Otto Hesse, gehalten in der öffentl.
Sitzung der k. bayer. Akad. d. Wissensch. zur Feier ihres 123. Stif-
tungstages am 28*. März 1882. München 1882.
Sitzungsberichte der mathem.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wiss.
zu München. Jahrg. 1882, H. 1 — 4. München 1882.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. zu München. Jahrg. 1881, Bd. 2, H.3— 5.' Jahrg. 1882,
Bd. 1, H. 1—3. Bd. 2. H. 1. München 1881. 82.
Dreiundzwanzigste Plenarversammlung der histor. Commission bei der k.
bayer. Akad. d. Wissensch. Bericht des Secretariats. München 1882.
Catalogus codicum manuscr. Bibliothecae Regiae Monacensis. T. IV. P. 4
(Catalogus codicum lat., T. II. P. 4). Monachii 1881.
VI
Meteorologische und magnetische Beobachtungen der k. Sternwarte bei
München. Jahrg. 1881. München 1882.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
Bd. 27, aus d. J. 1881. Bd. 28, aus d. J. 1881. Göttingen 1881. 82.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der
Georg-Augusts-Universität aus d. J. 1881. Göttingen 1881.
Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaften zu Braunschweig f. d.
Geschäftsjahr 1880 — 81. Altenburg 1881.
Neues Lausitzisches Magazin, Im Auftrag d. Oberlausitz. Gesellsch. d.
Wissensch. herausgeg. von Prof. Dr. Schönwälder. Bd. 57, H. 2.
Görlitz 1882.
Zeitschrift des k. sächsischen statistischen Bureaus. Redig. v. V. Böhmert.
Jahrg. 27 (1881), H. 1—4. Dresden 1882.
Publikationen der K. Universitäts-Sternwarte zu Leipzig. Heft 1 . Redig.
v. C. Bruhns. Hrsg. v. H. Bruna. Leipzig 1882.
Vierteljahrsschrift der astronom. Gesellschaft. Jahrg. 16, H. 4. Jahrg. 17,
H. 1—4. Leipzig 1S81. 82.
Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Jahrg. V1I1
(1881). Leipzig 1882.
Codex diplomaticus Saxoniae Regiae. Im Auftrag der kgl. Sachs. Staats-
regierung herausg von 0. Posse und H. Ermisch. I. Haupt-
theil, Bd. 1 (Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen
von Thüringen 948 — 1099. Hsg. von 0. Posse). Leipzig 1882.
Kgl. Sächsisches Polytechnikum zu Dresden. Ergänzung zumProgramm f.d.
Studienjahr, bezieh. Wintersemester 1881/82, enthalt. d.Verzeichniss
d. Vorlesungen f. d. Sommersem. 1882. — Programm f. d. Studien-
jahr, bezieh. Wintersemester 1882/83.
Jahresbericht der Gesellschaft für Natur-u. Heilkunde in Dresden. Sitzungs-
periode 1881 -82. Dresden 1882.
Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftl. Gesellschaft
Isis in Dresden. Herausg. v. C. Bley. Jahrg. 1881, Juli — Dec. Jahrg.
1882, Jan.— Juni. Dresden 1882.
Jahresbericht der Fürsten- u. Landesschule Meissen vom Juli 1881 — Juli
1882. Meissen 1882.
Bericht über die im Jahr 1881 den Herzog]. Sammlungen des Schlosses
Friedenstein zugegangenen Geschenke. Gotha 1882.
Pertsch, Wilh., Die arabischen Handschriften der Herzogl. Bibliothek zu
Gotha. Auf Befehl S. H. des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-
Gotha verzeichnet. Bd. 4, H. I. Gotha 1882.
Denkschrift betreffend die Thätigkeit der Kaiserl. Normal-Aichungs-Com-
mission von ihrer Einsetzung im J. 1869 bis zum Frühjahr 1882.
Berlin 1882.
Die Fortschritte der Physik im J. 1877. Dargestellt von der physikal.
Gesellsch. in Berlin. Jahrg. 33, Abth. 1—3. Berlin 1881. 82.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. XIV,
No. 19. 20. Jahrg. XV, No. 1 — 17. Berlin 1881. 82.
DöVpfeld, W., F. Gräber, R. Borrmann, K. Siebold, Über die
Verwendung von Terrakotten am Geison und Dache griechischer
Bauwerke. 41. Programm zum Winckelmannsfeste der Archaeo-
logischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin 1881.
Milchhöfe r, Die Befreiung des Prometheus, ein Fund aus Pergamon.
42. Programm zum Winckelmannsfeste der Archaeologischen Ge-
sellschaft zu Berlin. Berlin 1882.
Neunundfünfzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und
Veränderungen der Gesellschaft im J. 1884. Breslau 1882.
Nova Acta Academiae Carolinae Leopoldinae Caesareae German. naturae
curiosorum. T. 42. 43. Halis 1881. 82.
Leopoldina. Amtliches Organ der kais.-Ieopoldinisch-carolinisch-deutschen
Akademie der Naturforscher. Heft XVII, No. 23.24. Heft XVIII,
No. 1—22. Halle 1882.
Ergebnisse der Beobacbtungsstationen an den deutschen Küsten über die
physikalischen Eigenschaften der Ostsee u. Nordsee u. die Fischerei.
Jahrg. 1881, Heft *8— 12. Berlin 1882.
Vierter Bericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der
deutschen Meere in Kiel, für die Jahre 1877 — 81. Jahrg. VII — XI,
Abth. 1. Berlin 1882.
Schriften der physikal. -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Jahrg.
21 (1880), Abth. 2. Jahrg. 22 1881), Abth. I. 2. Königsberg 1 881 . 82.
Verhandlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung zu
Hamburg. 1877. Bd. 4. Hamburg 1879.
Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a. M. für das Rechnungs-
jahr 1880—1881. Frankfurt a. M. 1882.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrg. 33. 34.
Wiesbaden 1880. 81.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. H.70 — 72.
Bonn 1881. 82.
Sitzungsberichte der physikal. -medicinischen Societät in Erlangen. Heft 13
(Nov. 1880 —Aug. 1881). Erlangen 1881.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des Germanischen Mu-
seums. N. F. Jahrg. 28. Nürnberg 1881. — 27. Jahresbericht des
Germanischen Nationalmuseums.
Alma Julia. Illustrirte Chronik ihrer dritten Säcularfeier. Hrsg. vom
Akademischen Comite für Presse u. Drucksachen. Red. von Dr.
A. Schäffer. Würzburg 1882 (mit einem Exemplar der zur 3. Sä-
cularfeier geprägten Medaille).
Wegele, Franz X. v., Geschichte der Universität Wirzburg. Im Auf-
trage des K. Akademischen Senates verfasst. Th. 1.2. Wirzburg 1882.
Sitzungsberichte der physikal. -medicin. Gesellschaft in Würzburg. Jahrg.
1881. Würzburg d. J.
Verhandlungen der physikal.- medicin. Gesellschaft in Würzburg. N. F.
Bd. XVI. Würzburg 1881.
37 — 39. Jahresbericht der Pollichia, eines naturwissenschaftl. Vereins der
Rheinpfalz. Dürkheim a. d. Haardt 1881.
Mehlis, C., Der Grabfund aus der Steinzeit von Kirchheim a. d. Eck
in der Rheinpfalz. Beigabe zum 40. Jahresbericht der Pollichia.
Dürkheim u. Kaiserslautern 1881.
Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Herausg. von
d. Kgl. Statist.-topogr. Bureau. Jahrg. 4 (1881), H. 1—4. Stuttgart
1881.
VIII
Verhandlungen des naturhistor. -medicin. Vereins zu Heidelberg. N. F.
Bd. 3, H. 1. Heidelberg 1881.
Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in
Aarau d. 7 — 10. Aug. 1881 (64. Jahresversammlung). Jahresbericht
1880/81. Aarau 1881.
Archives des sciences physiques et naturelles. Sept. 1881: Compte-rendu
des travaux presentes ä la 64 Session de la Societe Helvetique des
sciences naturelles reunie ä Aarau les 8— 1 0. aoüt1881. Geneve1S81.
Neue Denkschriften der allgemeinen Schweiz. Gesellschaft f. die gesamm-
ten Naturwissenschaften. Bd. 28, Abth. 2. Basel 1882.
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Herausg. von der Historischen
und Antiquarischen Gesellschaft in Basel. N. F. Bd. 1 (der ganzen
Reihe 11. Bd.). Basel 1882.
Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Th. 7, H. 1.
Basel" 1882.
.Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus d. J. 1881,
H. 2. (No. 1018—29). Bern 1882.
Jahresbericht d. naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Jahrg. 25.
Vereinsjahr 1880/81. Chur 1882.
Memoires de la Societe de physique et d'histoire naturelle de Geneve.
T. XXVII, P. 2. Geneve 1881.
Vorhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetenschappen. Afdeel. Natuurkunde.
Deel XXI. Amsterdam 1881.
Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akad. v. Wetensch. Afdeel. Letter-
kunde. II. Reeks, Deel 10. Amsterdam 1881. — Afdeel. Natuur-
kunde. II. Reeks, Deel 16. Amsterdam 1881.
Jaarboek van de Kon. Akad. v. Wetensch. gevestigd te Amsterdam, voor
1880. Amsterdam 1880.
Processen-verbaal van de gewone Vergaderingen d. Kon. Akad. v. We-
tensch. te Amsterdam. Afdeel. Natuurkunde. Mei 1880 —April 1881.
Programma certaminis poetici ab Academia Regia disciplinarum Neerlan-
dica ex legato Hoeufftiano indicti in annum 1883.
Leeuwen, Job. van, Ad Bacchum. Elegia praemio ornata in certamine
poetico Hoeufftiano. Sequuntur duo carmina laudata. Amstelod. 1 881 .
Catalogus van de Boekerij d. Kon. Akad. v. Wetensch. Deel 3, St. 2.
Amsterd. 1881.
Publications de la Commission geodesique Neerlandaise. I. Oudemans,
J. A. C, Determination, ä Utrecht, de lazimut d'Amersfoort. La
Haye 1881.
Nederlandsch kruidkundig Archief. Verslagen en Mededeelingen der
Nederlandsche botanische Vereeniging. Ser. II, Deel 3, St. 4.
Nijmegen 1882.
Aanteekeningen van het verhandelde in de sectie-vergaderingen van het
Provinc. Utrechtsche Genootsch. v. kunsten en wet., ter gelegen-
heid van de algem. vergadering gehouden d. 29. Juni 1880. d.
21. Juni 1881. Utrecht d. J.
Verslag van het verhandelde in de algem. vergaderingen van het Provinc.
Utrechtsche Genootsch. v. kunsten en wet., gehouden d. 21. Juni
1881. Utrecht 1881.
Questions mises au concours par la Soriele des arts et des sciences
Stablie a Utrecht, 1882.
IX
Leeuwen, J. van, Commentatio de Ajacis Sophoclei authentia et inte-
gritate. Edid. Soc. artium disciplinarumque Rheno-Trajectina.
Traj. ad Rh. 1881.
Gebhard, J. F., Het leven van Mr. Nie. Com. Witsen. Deel I. II. m.
Geslachtlijst. Pnjsverhandeling uitgeg. door het Provinc. Utrechtsche
Genootsch. v. kunsten en wet. Utrecht 188t. 82.
Van der Hörn van den Bos, H. P. M., De nederlandsche Scheikun-
digen van het laatst der vorige eeuw. Prijsvrag uitgeschreven
door het Provinc. Utrechtsche Genootsch. v. kunsten en wet., en
met eervolle vermelding bekroond. Utrecht 1881.
Riemsdijk, Th. H. F., Geschiedenis van de kerspelkerk van St. Jacob
te Utrecht. Uitgeg. met ondersteuning van het Provinc. Utrechtsch
Genootsch. v. kunsten en wet. Leiden 1882.
Nederlandsch meteorologisch Jaarboek voor 1876 (Jaarg. XXVIII,, Deel 2.
1878 (Jaare. XXX), Deel 1. 1879 (Jaarg. XXXI], Deel 1. 1880 (Jaaiu.
XXXII), Deel 1. 1881 (Jaarg. XXXIII). Utrecht 1879—82.
Onderzoekingen gedaan in het Physiol. Laboratorium d. Utrechtsche
Hoogeschool. Uitg. door F. C. Donders en Th. W. Engel-
mann. 3. Reeks. VII, Afi. 1.2. Utrecht 1882.
Archives nöerlandaises des sciences exaetes et naturelles , publiees par
la Soci6t6 Hollandaise des sciences ä Harlem. T. 16, Livr. 3 — 5.
T. 17, Livr. 1. 2. Harlem 1881. 82.
Programma van de Hollandsche Maatschappij der wetensch. te Haarlem
voor het jaar 1881. — Naarnlijst van directeuren en leden van de
Holl. Maatsch. d. wetensch. te Haarlem, 21. mei 1881.
Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der we-
tensch. te Haarlem. III. Verzameling. Deel 4, St. 2. Haarlem 1881.
Archives du Musee Teyler. S6r. II. P. 2. Harlem 1881.
Van der Ven, E., Origine et but de la Fondation Teyler et de son
cabinet de physique, ä l'occasion de l'exposition internationale
d'electricite. Harlem 1881).
Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopenbarden godsdienst,
uitgeg. door Teylers Godgeleerd Genootschap. N. Ser. Deel 10,
St. 1. 2. Haarlem 1882.
Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappij der Nederlandsche
Letterkunde te Leiden over het jaar 1881. Leiden 1881.
Levensberigten der afgestorvene medeleden van de Maatschappij der Ne-
derlandsche Letterkunde te Leiden. Bijlage tot de Handelingen
van 1881. Leiden 1881.
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Letterkunde te Leiden, opgemaakt in November 1881.
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Bullettino dell' Institute di corrispondenza archeologica per l'anno 1881,
No. 12 (und Elenco de' partieipanti alla fine dell' anno 1881;. 1882,
No. 1—10. Roma 1882.
Atti della R. Accademia de' Lincei. Anno CCLXXV1II (1880—81). Ser. III.
Memorie della classe di scienze fisiche, matem. e naturali, Vol. 9. 10.
Roma 1881. Memorie della classe di scienze morali, storiche e filo-
logiche, Vol. 7. 9. Roma1881. — Transunti. Ser. III. Vol. 6, Fase.
3—14. Roma 1881. 82.
.Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di lettere
e "scienze morali e politiche. Vol. 14 [Ser. III, Vol. 5), Fase. 2.
Milano 1881.
Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Ser. II. Vol. 13.
Milano 1880.
Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XVII, Disp. l — 7.
Torino 1881. 82.
Bollettino meteorologico ed astronomico dell' Osservatorio della Reg. Uni-
versitä di Torino. Anno XVI (1881), Parte meteorologica. Torino 1882.
Processi verbau della Societä Toscana di scienze naturali residente in Pisa.
Vol. 3. Adunanza del 13. Nov. 1881, 8. Genn., 12. Marzo, 7. Maggio,
2. Luglio 1882.
Temi di premio proposti dal R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti
nella solenne adunanza del 15. Agosto 1882.
Memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Modena. T. 20,
P. I. 2. Modena 1880. 81.
Philosophical Transactions of the R. Society of London. For the year 1881.
Vol. 172, P. 2. 3. — For the year 1882. Vol. 173, P. 1. London
1881. 82.
Proceedings of the R. Society of London. Vol. XXXII, No. 214. 15.
Vol.XXXIlI, No. 216— 20. London 1881. 82.
Catalogue of the scientific books in the library of the R. Society. Trans-
actions, Journals, Observations and Reports, Surveys, Museums.
London 1881.
Proceedings of the London Mathematical Society. Vol. 12, No. 178 — 183.
189—192. London 1881. 82.
Journal of the R. Microscopical Society, containing its Transactions and
Proceedings. Ser. II. Vol. 2, P. 1—5. London 1882.
Memoirs of the R. Astronomical Society. Vol. 46 (1880/81). London 1881.
Catalogue of Oriental coins in the British Museum. Vol. 7. London 1882.
Proceedings of the R. Society of Edinburgh. Vol. XI, No. 108 (Session
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Session 1880—81. Edinburgh 1881.
Proceedings of the R. Irish Academy. Ser. 11. Vol. 2 ^Polite literature
and antiquities), No. 3. Dublin 1881. Vol. 3 (Science), No. 7. 8.
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The Transactions of the R. Irish Academy. Vol. 28 (Science), P. 6 — 10.
Dublin 1881. 82.
The scientific Proceedings of the R. Dublin Society. N. Ser. Vol. 2, P. 7.
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cet etablissement. Cah. 49. T. 30. Paris 1881.
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Lyon 1882.
XI — —
Memoires de l'Academie des sciences, belles-lettres et arts de Lyon.
Classe des lettres, T. 20. Ciasse des sciences, T. 25. Paris, Lyon
1881 — 82.
Academie des sciences, belles-lettres et arts de Lyon. Table des matieres
contenues dans les MCmoires publies de 1845 ä 1881, par Saint-
Lager. Lyon 1882.
Discursos leidos ante la R. Academia de ciencias morales y politicas en
la recepcion publica de Fermin de Lasala y Collado 1882. Vizconde
de Campo-Grande 1882. Madrid 1882.
R. Academia de ciencias morales y politicas. ASo de 1882. Madrid d. J.
Memorias premiadas por la R. Academia de ciencias morales y politicas:
Fe r ran. J. M. de, Cartas a un arrepentido de la Internacional.
I. Las huelgas de trabajadores, las associaciones de obreros y las
cajas de ahorros. IL El comunismo, el derecho al trabajo, la
libertad del trabajo (Concurso de 1875). Madrid 1882. Ventosa,
R., Las huelgas de trabajadores, las associaciones etc. Ders. ,
El comunismo, el derecho al trabajo etc. (Concurso de 1875).
Madrid 1882. Mol in a, R., La instruccion primaria (Conc. de 1878).
Madrid 1881. Monroy y Belmonte, R., La primera ensenanza
obligatoria y gratuita (Conc. de 1878). Madrid 1882.
Anales del Instituto y Observatorio de marina de San Fernando, publ.
por C. Pujazon. Seccion II. Observaciones meteorolögieas. Ano
1879. 81. "San Fernando 1880. 82.
Oversigt over det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger i
aaret 1881, No."3. 1882, No. I. 2.
Det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. Naturvid. og mathemat.
Afd. 6. Rgekke. Bd. I, No. 5— 8. II, No. 3. Kjebenhavn 1881. 82.
Res-'esta diplomatica historiae Danicae. Cura Societatis Reg. scientiarum
Danicae. T. I. II, P. I. 2. Havniae 1847—70. Ser. II, T. I, P. 1. 2.
Havniae 1 880. 82.
Kong Frederik I. danske Registranter, udg. ved Kr. Erslevog W. Mol-
ler up af Selskabet for udgivelse af kilder til dansk historie. Halv-
bind 1. 2. Kjobenhavn 1878. 79.
Danske Kancellirregistranter 1535 — 50, udg. ved Kr. Erslevog W. Mol-
lerup af Selskabet for udgivelse af kilder til dansk historie. Halv-
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Compte-rendu de la Commission Imperiale Archeologique pour 1' annee
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Acta horti Petropolitani. T. VII, Fase. 2. St. -Petersburg 1881.
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Jahresbericht am 49. Mai 4882 dem Comite der Nicolai -Hauptsternwarte
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Auwers, Arth., Neue Reduction der Bradley'schen Beobachtungen aus
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■1
ÖFFENTLICHE GESAMMTSITZUNG
AM 23. APRIL 1882
ZUR FEIER DES GEBURTSTAGES SR. MAJESTÄT DES KÖNIGS.
Herr Fleischer legte das zweite Stück von Studien über
Dozy's Supplement aux dictionnaires arabes vor (s. diese Berichte
v. J. 1881 S. \— 42). *)
I, 49ia, 8 flg. »(jJjj (j*\)« nach Bocthor »troc pour troc,
Tun pour l'autre«, d.h. so, dass zwei Gegenstände einfach gegen
einander ausgetauscht werden , ohne Ausgleichung etwaiger
Werthverschiedenheit durch Geld oder etwas andres. Nach
Dozy bedeutet diese Redensart eigentlich: ein Stück Vieh ((_*!.)
für ein andres; wie wenn z. B. Peter zu Paul, der einen Hammel
von ihm haben will, sagt: Tausch um Tausch! Ich gebe dir
einen Hammel, du giebst mir aber dafür einen andern. »Cette
expression, toutefois,« fährt er fort »a recu un sens un peu dif-
ferent, car on l'emploie pour indiquer l'egalite, la parite, et en
parlant de deux personnes qui ont un merite egal, on dit qu'elles
sont u*Uj (j*<K((- Es folgen dann Beispiele in Prosa und Versen,
£ ff P
— altarabisch, als Zustandsbezeichnung. ^Lj L«i. , — allge-
meinhin zum Ausdrucke davon , dass keiner von Zweien oder
I Trotz körperlichen Unwohlseins hat Prof. Dozy die Güte gehabt,
in Verein mit Prof. de Goeje auch das Druckmanuscript dieser Fort-
setzung meiner Studien über sein Supplement durchzusehen. Die von
beiden Herren dabei gemachten und durch Prof. de Goeje mir mitgetheilten
Bemerkungen sind hier dankbar benutzt und , insoweit es nöthig oder
zweckdienlich schien, wörtlich wiedergegeben, um die darin enthaltenen
Belehrungen gemeinnützig zu machen und zur Erledigung streitiger Punkte
auch von andern Seiten Beiträge zu veranlassen.
1882. 1
Mehrern in irgend einer Beziehung etwas vor dem oder den An-
dern voraus hat , dass er ebensoviel oder nach der entgegen-
gesetzten Seite hin ebensowenig gilt, verdient, gewinnt, besitzt,
wie der Andre oder die Andern. Wo von irgend einem Aus-
tausche die Rede ist, hat Dozy's Erklärung ein beslätigen-
des Seitenslück bei Meidani 1, 525: ioL**+:> bOli^ ^Lu yJ ,
nur dass ^jj\. dort im eigentlichen Sinne steht: »Kopf um
Kopf und eine Zugabe von fünfhundert (Drachmen)«,
d. h. nach der hinzugefügten geschichtlichen Erklärung : Für
den Kopf des gefallenen ersten Vorkämpfers hat der zweite den
Kopf des Gegners zurückgebracht und dafür obendrein fünf-
hundert Drachmen Belohnung erhalten. Das v_> ist in beiden
Beispielen tjajytxl\ J &LLä£! s-l oder JlVJ! ^L> (Lane, S. 142,
Sp.2. Z. 31 flg.), aber / äLaJ^I s\» (Lane, S. 141, Sp. 1 u. 2) ist
es in dem von Dozy mit diesem (j*Lj yJ. zusammengestellten
^wLj LJ. (5^0, Meidani, I, 482, wörtlich: Lass mich Kopf
an Kopf (mit dir, nicht, wie Freytag: caput pro capite), d. h.
so , dass mein Kopf an deinem Kopfe , ihm gleich steht. Hier
bezieht sich der Zustandssatz nicht, wie dort, auf den Gegenstand
und die Art und Weise eines Austausches, sondern auf eine in
irgend welcher Beziehung einer andern gleich stehende oder
gleich gestellte Person. (Im andern Falle wäre statt ^s^ö ein
öS
Wort nothig wie ^cvbci : Gieb mir (etwas), Kopf um Kopf,
d. h. ein Stück gegen ein andres.) Nach Meidäni's Erklärung
entledigt sich der so Sprechende eines unbequemen Bittstellers,
den er durch eine vorher an ihn gerichtete Bitte sich selbst auf
den Hals gezogen hat, durch den Vorschlag wechselseitiger Zu-
rücknahme der beiden Gesuche: erlasse mir die Gewährung des
deinigen wie ich dir die Gewährung des meinigen, so, dass wir
uns in dieser Beziehung gleich stellen. Aehnlich in dem von
&£. ) > o .
Meidani dazu angeführten Halbverse: (j*Lj LJ. ^xäc j^o, wie
Dozy selbst dem Sinne nach vollkommen richtig erklärt: »Laissez-
moi vous quitter sans avoir rren gagne et rien perdu«, eigenl-
lieh: so, dass wir (in dieser Hinsicht) Kopf an Kopf, d. h. ein-
ander gleich stehen. Bestätigt wird dies durch die Bemerkung
o , , o ,
Ibn Hallikän's, das persische _*o -** sei das arabische u*Lj (jJ.,
grammatisch , «Lj LJ,, und de Slane führt diese Bedensart in
seiner Uebersetzung, I, 48, Anm. 5 auf ihren Gebrauch im eigent-
lichen Sinne bei Pferderennen zurück, wenn zwei oder mehr
Pferde beim Laufen nach dem Ziele -^o .**, Kopf an Kopf,
bleiben. Im Gegensatze dazu heisst es dann in der Kunstsprache
unserer heimischen sportsmen z. B. : Der Achilles des Herrn
von A. hat den Hector des Herrn von B. um eine oder zwei
Kopflängen geschlagen. — Auch in der andern Bedeutung:
»d'un bout ä Tautre« (eig. so, dass der eine uwi.. der Anfang, an
dem andern (jJ,, dem Ende, ist, wie in einer in sich selbst
zurücklaufenden Kreislinie: stimmt , y.l_i ( ~\. mit _**o .* über-
ein, gleichbedeutend mit 0J. „i.! ,jJ; ^x oder ^U 0w^ ^;
Bocthor unter Bout: »D'un bout ä Tautre, (J*I. jj yj. .y*, ,jj.
^wl-j«; derselbe unter Tout: »Tout du long, depuis le commen-
cement jusqu' ä la fin, ^U ^«,1. ^y*«. In dieser letzten Form
auch unter Tete: »Tete ä tete, adv. seul ä seul, en particulier,
2) »Dozy kann de Slane's und Ihrer Meinung , dass dieser Ausdruck
der Rennbahn entlehnt sei, nicht beitreten. Auch ich nicht, obgleich ich
gestehen muss, dass y*o -/* dafür zu sprechen scheint. Gewiss aber hatte
man in Bagdad davon keine Ahnung mehr. Aghäni VI, 9, IIa f. lesen wir:
Ijj-o j^Xe ^aJU^ jß1 ULs. Hier kann man u*»ta Lwi, nur durch liLäi
(Gl. Moslim) übersetzen und nicht an Kopf an Kopf denken.« De Goeje.
— Allerdings nicht im eigentlichen, wohl aber im bildlichen Sinne: Lass
sie in gleicher Zahl und Ordnung, — hergenommen von einer
Reihe neben einander Kopf an Kopf stehender Menschen oder Thiere. Die
Möglichkeit einer andern Entstehung als der von de Slane und mir an-
genommenen gebe ich dabei bereitwillig zu. liU^aber mit seiner bei den
Arabern selbst, wie Gl. Moslim S. LXIII flg. zeigt, schwankenden Erklä-
1*
495b, 16 »u*55j« so bei Bocthor unter Superieur, richtig
Lw^; unter Capitaine.
496a, 10 »^U « die ursprüngliche persische Form ^yJ.
steht 529a, 10, wie bei Freytag und Lane, unter ry*y Bocthor
selbst hat sie unter Aunee vor qLa«L
496a, 18. Wahrscheinlich ist das Verhältniss umzukehren:
nach allgemeiner Bedeutungsanalogie und entsprechend dem
vom Kamus bezeugten ^jsl, wird ö*Uj zu lesen sein. Guche:
3
))^c lijLj' v_itLj se montrer doux, dement; user de bienveillance
ä l'egard de qqn. «
496a, 20 ,,o5^« sehr, o^.3)
496% 28. Ueber den ^ s. auch Seetzen, III S. 393 und IV
S. 496, wo das Komma zwischen Antilope und Leucoryx zu til-
gen ist.
496*, 14 »Jo^L« sehr. Jüji,.4)
496b, 1 8. Ueber die wirkliche Person dieses Rävvendi und
seine Rolle in der Volkssage s. Seetzen, IV S. 442 u. 443, zu
den III S. 171 — 175 von dem Manne erzählten Anekdoten.
496b, 12 v. u. folg. Die hier, 497a, 18 u. 19, angeführte
Stelle meiner Diss. de gloss. Habicht, über ^ßji L;, ^.i'? c>A lj,
u^K u. s. w. bedurfte theils der Berichtigung, theils der tiefern
Begründung und weitern Ausführung. Hierzu habe ich in den
rung kann schwerlich etwas zur Bestimmung des Ursprungs und der eigent-
lichen Bedeutung von (j*jrJ ^*>U beitragen , und dieses mit jenem über-
setzen hiesse, mit Umkehrung des Verfahrens in Gl. Mosl. selbst, das Deut-
liche durch das Undeutliche erklären.
3) >A-i»»M kann kein Druckfehler sein , da Bc es zweimal so hat. «
Dozy. — In der mir vorliegenden ersten Ausgabe, Paris 1828 u. 1829,
£
steht sowohl unter Benin als unter Clement i-5»»n.
■>
4) »Ajjt^ ist Druckfehler.« Dozy.
Beiträgen zur arabischen Sprachkunde v. J. 1878 (6. Fortsetzung)
S. 103—1 14, die mir von de Sacy's Gr. ar. I; 544, § 1 189 dar-
gebotene Gelegenheit benutzt. Durch das dort Gesagte kann,
ohne dass es nöthig wäre hier auf das Einzelne einzugehen,
Einiges beiDozy noch schwankende festgestellt. Andres genauer
gefasst oder berichtigt werden.
498a, 26 flg. Dass ä**^ sb. gegen den allgemeinen Sprach-
gebrauch jemals schlechthin manifestement bedeuten könne,
muss ich bezweifeln; jedenfalls hat es hier seinen gewöhnlichen
Sinn, der Accusativ als wirkende Ursache: durch eine solche
zur Schau getragene und auf Verbreitung durch das Gerücht be-
rechnete öffentliche Sonderfeier beraubten sie ihre Wallfahrt
nach Mekka alles Werthes und Verdienstes.
498b, 22 flg. Ich finde in dieser Stelle keinen Anstoss. Ein
Negersklave erzählt, wie er, statt die Witwe seines Herrn auf
ihrer Flucht vor Unbilden zu schützen, selbst einen Anariff auf
ihre Ehre gemacht habe; »ich war« sagt er wörtlich »ganz von
Sinnen, aber die Thüren zu dem, warum die Herren sich ge-
schlagen hatten, schlössen sich vor mir«, d. h. als ein niedriger
Negersklave hatte ich keine Aussicht, den Besitz der hohen Frau
zu erlangen . um welchen die edelsten Araber mit einander ge-
C > .
kämpft hatten. Vollständig ausgedrückt- w»u,^! «J lj.Löj l«J :
aber wenn ein Pronomen dieselbe Präposition vor sich hat
wie das Belativnomen auf welches es sich zurückbezieht , so
kann es zusammen mit der Präposition ausgelassen werden :
s. de Sacv. Gr. ar. II. S. 348 no. 602. 5
o) »Ich halte mit Dozy die Stelle bei Kosegarten für corrupt. ^W^i
sind doch wohl l\»&J) v|}^> und die Worte ^-^"bM ,$■-■>► 3- ^AX/-t
parallel mit ;<— ijj-wJi ^c \_jLe. Falls Ihre Erklärung der letzten Worte
richtig ist, was mir wohl wahrscheinlich ist, muss etwas fehlen, z. B. »und
es entbrannte in mir die Lust«. Gegen die "Verbindung von >— »^.j"bH mit
den folgenden Worten scheint mir doch zu sprechen , dass man dann eher
ji.i also erwarten dürfte.« De Goeje.
6
498b, 27 flg. Die hier angeführte Stelle der Lettre ä M. FI.
verlangt eine nachträgliche Bemerkung. Hätte Dozy statt *_>.,
Loci de Abbad. IL S. 220 Z. 5, richtig *_>, geschrieben und dein-
gemäss übersetzt: Quod si aegroto morbum (quo laborat) non
declaro, (eum) perdo, so wäre ich nicht auf das von ihm mit
Recht abgewiesene öo (statt y.) verfallen, welches indessen
als absoluter Infinitiv zu <£*ji , ohne gegen die Grammatik zu
Verstössen, wenigstens einen »sens raisonnable« zulässt : wenn
ich das Uebel nicht in Form einer Klage blosslege«; wogegen
»_>. im Nominativ als Zustandsangabe zum Subjectpronomen von
öa.j5 : »Quodsi aegrotans morbum adesse non declaro« gramma-
tisch unmöglich ist. Aber eine Aenderung von uj. an und für
sich wird durch die vom Kämtis bezeugte und durch Makkari II7
flf, 6, und vaö, 10 bestätigte Verbindung des Zeitwortes 6o mit
doppeltem Accusativ der Person und der Sache völlig unnöthig.
Die umgekehrte Stellung der beiden Objectsaccusative aber
macht, zumal in einem Verse, keine Schwierigkeit (Dieterici's
Alfijjah S. Ifr Z. i — 12); daher auch die Möglichkeit, beim
Uebergange eines derartigen doppelt transitiven Zeitwortes in
das Passivum das ursprünglich zweite Object zum Passivsubject
zu machen, Mufassal S. III LZ. — ||v Z. 3.
499a, 2 u. 3. Ibn Hallikän, I, 385, 2 (de Slane) giebt ein
satyrisches Epigramm auf einen gewissen Ibn-al-Murahhimr
früher Hospitalarzt, später unter dem Chalifen al-Muktafi Ober-
richter in Bagdad. Da heisst es: »Ibn-al-Murahhim, du bist nun
bei uns Kadi geworden, — ist denn nur die Zeit kindisch oder
der Himmel toll geworden? Wenn du aus den Sternen wahr-
sagst, nun dann vielleicht — ; woher kämst du aber zur Kennt-
niss von Muhammed's Gesetz?« De Slane's Uebersetzung, II, 83,
füllt die Ellipse nach Uo.s sinngemäss so aus: »your decisions
might be sometimes right « (arabisch, mit einem Worte, i^mmü) ,
wogegen Uj.s nach Dozy bedeuten soll ce serait fort bim, ä la
bonne heure; aber dafür sagt man (Zeitschr. d. D. M. G. Bd. XX,
S. 594 u. 595, Anm. 7) mit einer ähnlichen Ellipse Lgxä.6)
499a, 14 »Trefle (plante)« nach Bocthor, als Bedeutung von
äü. ; aber Bocthor selbst lässt die erste Sylbe unvocalisirt , und
ebenso Dr. Bilharz, Seetzen IV, S. 450 S. 4 — 6: »j~..0 heisst
der getrocknete, *^*«jj der grüne Klee, Trifolium Alexandrinum.
Die Blüthen desselben heissen io. «. Aber das Wort lautet io.
und bedeutet speciell den zweiten und dritten Schnitt der ge-
nannten Kleeart; s. Lane unter (*-y*JJ und io.
500a, 8 — 10. Zur Erklärung dieses jjvs sehe ich keine
andre Möglichkeit als cXj -s zu lesen und »nisus« und »conatus«
in Beziehung auf dieses für Participien der zweiten, in Beziehung
auf *ix/o (d. h. *j**) für Verbalnomina der vierten Declinalion
anzusehen. Bietet L vielleicht noch andre Beispiele solches
zwitterartigen Wortgebrauches?7)
6) »Uj3. Dozy findet dass hier eigentlich nichts zu bemerken ist,
da er die Stelle ebenso verstanden hat wie Sie, und dass zwischen Ihrem
»nun dann vielleicht — « und seiner Uebersetzung »ce serait fort bien, ä la
bonne heure« kein wesen tli ch er Unterschied ist.« De Goeje.
s ■>
7) »Ajys hat die Handschrift wirklich, dies muss aber Schreibfehler
sein; denn ein paar Zeilen weiter findet man: niteris (»4*^5 ^JjJ und
nitor p5)\j ^iy- Ihre Conjectur wird also glänzend bestätigt. Da L
2 )
lXj.j, l\j,I schreibt, dürfte man vielleicht tXj-* (Aj.x) für einen ,<Axi<o
^♦»ys halten, wie c^-^-», ^j*ä-;JW.« (In einem spätem Briefe:) »Ich habe
beim Durchblättern des Vocabulars L das Präfix des Impf, der 4. Form
stets mit Fath gefunden : ***', njA^'j -k2-^^, j£*£i ( 9j~^ neben / <^~>-5,
)o£ ,,o£jo-£ ^ k° »■» ^i
JdLwl neben Ajfc&5? ( 4**^ neben / «fl*-^ (dagegen stets w ä-ytoi u. s. w.).
Vielleicht ist das Dhamm Schreibfehler für Fath, und dann einiger Grund
8
503% 17 flg. In seiner Uebersetzung der T. u. E. Nacht hat
Lane die in der Gemeinsprache übliche Bedeutung von «J. aus-
gedrückt; Cuche: »&uLd «jl. percevoir le quart du benefice,
ou supporter le quart des pertes, dans un contrat de societe «.
*jLÜ bei Macnaghlen, I, 877, ist *jLJ! zu lesen, als substanti-
visch gebrauchtes Passivparticip: in der neuen Beiruter Aus-
gabe derT. u. E. Nacht, Th. 2, S. ftf Z. 15, lautet derselbe Satz
mit dem Activparticip : Obo*sj( \S>J> ,3 L*jL/i «ilA>.£ <J^&i J-^.
Diese Bedeutung scheint dann weiter in die ganz allgemeine
übergegangen zu sein: mit einem Andern zu gemeinschaftlicher
Betreibung eines Geschäftes, zu Ausführung eines Unternehmens
u. dgl. zusammentreten; daher i*j, (= «*jI-*) bei Cuche: »ca-
marade; associe«, in diesen Bedeutungen ausdrücklich als ge-
meinarabisch bezeichnet. Für »camarade« liegt freilich die Ab-
o-
leitung von *j., Quartier, Wohnung, noch näher. Hieraus er-
klärt sich auch das tco. in dem scherzhaften Versstück bei
Makkari. I, aIP, 13—15 (s. Suppl. 50ia. 9 u. 10): »In unserem
Hause giebt es drei Schwangere, von denen wir wünschten,
sie hätten alle schon abgelegt: mein Weib, meine Katze und
mein Schaf. Haben sie erst abgelegt, so helfen sie wieder
wirthschaften 8) : mein Weib zum Einrühren des Dattelmuses
(Habis), die Katze zum Wegfangen der Mäuse, und mein Schaf,
wenn uns nach Magic gelüstet« (indem es die Milch dazu liefert;
o
s. <*-v5? b. Freytag). Durch ähnliche Verallgemeinerung könnte
für die obige Annahme vorhanden; doch habe ich in dem Vocabular
noch kein einziges anderes Wort der Form o*-**S ij**-**'0 gefunden.« De
Goeje.
8) »Allein der Singular Lxaj. nach ^J bedarf noch einer Erklärung.«
Dozy. — Ich finde diese darin, dass andere form - und sinnverwandte
Wörter, wie ,^-JbS, f*-."1-"5*? •^a^^>> nicht nur als Singulare, sondern auch
als Collective gebraucht werden, wonach wohl auch %^ mehrere Haus-
genossinnen bezeichnen kann.
9 —
auch das sinnverwandte (_,wüi». 405b, 20, zu der Bedeutung
•»fermier« oder »metayer« gekommen sein. 9)
503b, 5 ».^**£l *jJi la terre habitable« unter «j,, gehört
unter *j. , eig. das bewohnbare Viertel (der Erde) ; s. Cazwini,
I, |fv, 4 flg., II, v, 20 flg.
506b, 18u. 19. In derBresl. T. u. E. N. VII, f% 12, schreibe
man statt x-oy*. wie fv, 14, *uj>, d. h. \*jys. Dasj£> in der
ersten Stelle geht . wie .Jj' in der zweiten , auf den Vater, das
Suffix s in beiden auf den Sohn; nach dem Zuslandssatze
x.o>) j£^ ist 3 vor jj. dem Nachsatze von jJij Uli, zu streichen.
Das begrifflich neutrale Verbalabstractum iCoy, 506b, 1 flg.,
kann, alsConcretum gebraucht, für^j-a wie für »Ly>, das weib-
liehe Aclivparticip iLo-* hingegen seiner Natur gemäss für keins
von beiden stehen.
506b, 20 u. 21. Hierher gehört das durch Versehen unter
■>
^_o, cerathene ».^^ fesse-mathieu. usurier«. 574b. 14.
51 0a, 27 flg. ,..^Läj &^J, stärker als ...^läj xüriL bedeutet:
il le declara superieur ä un tel, von ao *--v>. , er überwog ihn,
war ihm überlesen, wie bei Zamahsari im Kassäf zu Sur. 3
V. 167, als Ausspruch des Chalifen cOmar: .£j ^j! c)-+$ qj> 5*
*^j ^>J äU^l sJs.> qUjL »Wenn Abübekr's Glaube gegen den
9 ^Daselbst hat Dozy schon gesagt, wie ,j*U.3- zu der Bedeutung
fermier gekommen ist. Ich habe einen Augenblick daran gedacht , ob
auch (j~w\*£> associe bedeuten könne in einem Verse von Abdalmottalib,
Tabari, 1, I.aö. k (wird bald erscheinen):
Dies aber wage ich nicht ohne Beweis.« De Goeje. — Der Beweis ist,
meine ich, gegeben in der letzten Gebrauchsweise des Wortes bei Lane.
10
dieser Gemeinde (d. h. aller Moslemen) abgewogen würde, so
überwöge er sie«.
5IOb, 7 flg. Der selbstständige Beschaffenheitsbegriff x^ls^
Jüxil, die Festigkeit und Tüchtigkeit des Verstandes, Lane
,o
103ob, entspricht der intransitiven Adjectivform ^o», in J.&C
*??>,, Bresl. T. u. E. N. V, IH, 6 u. 7; der comparative Ver-
hältnissbegriff via preponderance de la faculte rntellectuelle sur les
5 3 -• O >
autres facultes de l'ämen wäre durch rj^>j oder (mL^ auszu-
drücken. »bL>^H xs>L:>; ist dem Sinne nach nicht verschieden
von jyi*j| Xs>L>..; s. Jls> b. Lane.
511% 10 flg. Der türk. Kämüs bestätigt diese Bedeutung
von _ l_>. mittelbar durch das was er über &>*>, sagt: »Al-
rigrigah nennt man den auf dem Boden des Behälters Ljcys-)
stehen bleibenden Wasserrest. In den andern Quellenwerken
wird das Wort so erklärt: der, wenn er geschüttelt wird,
sich trübende Wasserrest, und dies entspricht der Bedeutung
des Verbalstammes«. In demselben Sinne steht rL>, s-l* bei
Cazwini, I, iTf, 16, und Ffo, 15.
513*, 28 »ol*>ty>« sehr. oU>iy«.
51 6b, 23 »wjü>.« sehr. ^r>>. , wie 51 9a, 6. De Goeje
im Glossar zu der Bibliotheca Geographorum arabicorum S. 246
o -
unter ,-}*■*•£>, hat De Jong's Irrthum bereits berichtigt. Die
51 9a, 6, aus Bar Ali angeführte Stelle selbst weist auf die hier
angegebene Bedeutung hin. Nachdem dort gesagt ist, f <-> v ■ j l
— verderbt aus dem pers. &jl3» j' — bedeute J.a2*jI , Molken,
und daher komme das syr.-arab. Dialektwort £<£*&, heisst es:
»Manchmal benennt man auch .-.*&;> Ji mit diesem Namen«, also
etwas von dem blossen ^.^a verschiedenes. Für ,-t^ä3». haben
der Kamüs und M. al-M. unter ^S die andre Form {^J>. (s.
11
51 8a, 30j , Freytag unrichtig -w;>.. Unter demselben Worte
sagt der türk. Kämiis in Uebereinstimmung mit den persischen
Wörterbüchern, Rachbin werde dadurch hergestellt, dass man
Molken nach Farhang i Rashidi, mit Hinzufügung von Mehl)
dick einkoche und dann trocknen lasse. Zamahsari's Mukaddi-
w
o ~ 0 * o 3
mah, 1t, 4 v. u., erklärt J»*^ durch das pers. i_i y , f^> durch
.^x^. , und dieses, als arabisirtes Wort, wiederum durch das
pers. h'u^v » j.j\ entsprechend dem türk. o».S LS. Nach Farhang
i Rashidi, I, l*f I*4, II u. 12, ist die ursprüngliche pers. Form
o o
.-.**:>., auch ^aä,
-- o ^
51 7a, 4 v. u. ))j«.>.^ Vendroit vers lequel on se vetire« sehr.
» G ^
J»s>j*, wie ich zu der angeführten Stelle des Kämil hätte be-
merken sollen. Dasselbe Wort ist in ^J>0»* verschrieben bei
Jäküt, III, aFI, 1. Z., wie schon bemerkt V, 344, 5, und bei Ihn
Djanuh, Opuscules Paris, 1880) 187, 8: x^> AsA J^Ju« ^Li
I^xajI iöji' ^r. jedoch der Sinn richtig getroffen : »personne n'a
pu s'empecher de reconnaitre dans ce mot le nifal«. Das ^
der Originalwörterbücher in der Redensart ^b>ix tik^c J, qI ist
nicht nur bei Freytag, sondern selbst bei Lane unter ^>-~* zu dA^
geworden und daher bei diesem auch nicht richtig übersetzt.
51 8b, 10 v. u. »(ja5>-J« nicht in (j^3-J zu verwandeln,
sondern nach 51 6b, 15 flg. zu übersetzen, lat. ad eluendas ex
animis simultates. Zu den von Dozy selbst Abbad. III, 113 an-
geführten Beispielen vom tropischen Gebrauche dieses Wortes
füge man hinzu Makk. II, aIY*, 1 8 u. 1 9 : U U^ci «-jjJS ^c \ja2»ß
^y\ q,J> ^ Lu / ä.Uj .J (c-'*^ (das im Texte stehende vj^i»^
ist schon gehörigen Ortes berichtigt).
519a. 3 »^vai>» plenipotentiaire« 1. ^jj>.2>^, ein Wort der
diplomatischen Terminologie; s. Zenker'sDict. turc-arabe-persan7
835c.
12
,3 -3 £ -
51 9a, 21 flg. »>i»l>_; — marbrier«. Ein JL*s statt jL*s als
denominatives Personenwort, wie (j*Ls?, Kupferschmied, von
(wl^?, u.s. w., wäre einzig in seiner Art, um so mehr, da dieses
angebliche *Lx>-, , Marmorarbeiter, mit dem Worte, von dem es
herkommt, in Form und Laut ganz übereinstimmen würde.
Wäre der Vocal der ersten Sylbe, etwa in einer Vulgärform
zu recht sinnfälliger Bezeichnung des Grundwortes , wirklich
von diesem in das Derivat herübergenommen, — ein Verfahren
von dem ich im Arabischen kein Beispiel kenne — , so könnte
nach meinem Gefühle wenigstens der zweite Consonant die für
die Bedeutung charakteristische Verdoppelung nicht entbehren.
i, 3 i -
Einem solchen *L>. als Singular statt *Ls>. würden auf den ersten
Blick allerdings sogar einige klassische Formverwandte entgegen-
kommen, aber eben nur scheinbar; denn p-L3? *Li ? pIX*3 ^U?»
S 3
gehören zu der seltneren adjectivischen Intensivform JL*s, der
Vocal ihrer ersten Sylbe ist also eben so ursprünglich wie der
von 0j.xxiLi>JS in der Bulaker Ausgabe, als regelmässigem Bela-
- 3
tivnomen von f li>.. 10J
10) »r»^") marbrier, gewiss sehr auffallend ; allein L hat es zweimal
so, und im spanischen Dialekte findet man sonderbare Dinge.« Dozy. —
»Dass man Makkari I, S^lö, 9 nicht mit der Bulaker Ausgabe Q^..ysi3yi
zu lesen hat, beweisen die angeführten Stellen Memor. bist. esp. II, 397, 5,
VI, 324, wo r»Li>. (ohne Vocale) steht. Ich werde in L nachsehen, 1) ob
das Taschdid auch sonst fehlt, wo es sicher stehen muss, 2) ob auch in an-
dem Fällen ein solcher Vocalwechsel vorkommt. Denn mir ist f\-^-j in
dieser Bedeutung doch anstössig.« (In einem spätem Briefe:) »Die
(JLxs- Formen werden in L stets genau grammatisch geschrieben: oLv*£
fullo, v^, LP^j ,;W>5 _;^ u- s- w- Dagegen q^ , ,-läJ, -Uj'.
Dies verbietet die Vermulhung, dass in v. latomus, caesor lapidum ^-^>)
M 3 - -
zu lesen sei t»L^»j für *Lr>-j. Das Taschdid fehlt allerdings einigemal, wie in
13
51 9a, 8 v. u. 8*-*>y lambrissage« nämlich en marbre, wie
Bocthor selbst unter Lambris, im Gegensatze zu Lambris en
menuiserie, ä^ui^"'.
519b, 9 v. u. »fjLi^« sehr. SjLsy11)
520b, 25 »X ttre rendu, restitue«. Ein solches passives
Activum der zehnten Form wäre selbst in der Gemeinsprache
nicht möglich. De Goeje's Glossar zu Moslim erkennt öyjJi mit
dem Objectsaccusativ <j\öy> richtig als activ transitiv an; das
Subject davon, wie das von dem erklärenden «.>. mit iüiXxJdi iL
im Commentar Z. 9, ist -PJÜ!.
521 b, 18 »iCco. cJ>. senible signifier eprouver un echec«. In
3,03 , O, i£0
der angeführten Stelle ist zu lesen Lg&>-j ü£j>. j^l ^, das Zeit-
wort im Passivum mit dem auf das Einheitsnomen zurückgehen-
„ 3 0,0,
den Suffix, wie man sagt L%iyü äjyö, ein Schlag den er bekom-
men hat.
522b, 3 v. u. Ich wage eine Vermuthung: sollte das jeder
3 - S 'J , 3 W
SA-yw, kA^r-, j^»5 , r***3 rjtr**" •, v_5j 5 ^V.1-^ tso stets, und sehr oft im
n. relat. ^5 anstatt^:), Hj-*»; aber alle Wörter der Formen JLxs und ijl*5?
die ich gefunden, haben das Taschdid. — Ein Beispiel von Vocalwechsel
fiel mir auf, während ich noch an Ihre Erklärung von *&** dachte. Unter
9 > 1 o,
eleetuarium hat L **Lo <*&-*. Dieses **^ steht gewiss für i*-^». iDozy
hat vergessen das Wort zu notiren.) Auch -i^j-b und '»Sd^\j. Eigenthüm-
Iich ist noch in L die Accentverschiebung und Vocalverlängerung in
6 , O 3 ~ , O 3 O ,03 3 .0,
itAÄJjX, ,jrjJC*w*a? «^ää*x? ,*.>ji>;^j.« De Goeje.
11) ))5^Ls>, würde ich nicht aufgenommen haben. Bc hat wirklich
^13».. Es scheint aber ein Druckfehler zu sein.« Dozy. — In der ersten
Ausgabe steht sowohl unter Mollesse, qualite de ce qui estmou, als unter
Mollesse, manque de vigueur et de fermete, 'i»\.s>y
14
Form- und Bedeutungsanalogie bare »,.,oJ Ingratus« des Voca-
hulista verschrieheu sein aus .o.l (st. q^) Jordanes?12)
524b, M infoJ.h sehr. Lo.A13
- o -
525a, 21 »^*y>« ein zur Erleichterung der Aussprache um-
gestelltes rj-^»<; dieses, bei den Beduinen besonders ein Weide-
platz wo das Vieh sich frei ergeht , ist später überhaupt ein Ort
zum freien Umherwandeln für Thiere oder Menschen, s. 647a,
1 flg. Dem dort angeführten j&Al «.,-*■"*> ein Ort zu freier Augen-
weide, entspricht bei Jaküt, III, IrY, 22 in der Mehrzahl r;L*"«
^*U. In der Form &**».a bedeutet es heutzutage jeden Ort zu
gemeinschaftlicher Belustigung, sei es unter freiem Himmel, sei
es in geschlossenem Baume; besonders ein Schauspielhaus. Die
arabischen Zeitungen nennen einen Tanzplatz oder Ballsaal
O - , O v.
^ja'ij f^.A\ — zum vollen Verständniss für christliche Europäer,
an welche die betreffende Einladung sich zunächst richtete, war
in No. 33 der Beiruter Hadikat al-ahbar v. J. 1858 in Paren-
^ 0 *■
these ballo hinzugefügt. Von -\*».*> schlechthin in der Bedeu-
te £ J
tung Schauspielhaus, Theater, hat man auch ein Adjectivum
/_-?yi gebildet; No. 7 desselben Jahrgangs der Hadikah ge-
braucht Kk&J.\ Ä.cLUaJi für l'art dramatique. In XSyJi t-iLü*
iü*JLJt adb>Ji j '-w-ci.^, Beirut 1 856, heisst es S. 81 von den
Besuchern der Pariser Champs Elisees: ^Ui y^ß p-^^
l$^\y* SU^ LgÄö'Xo5 u) Ui^.A^j.jjii und S.aI von den Pariser
Theatern überhaupt: ii.i ^»yix^ &13 ^: u~J;W g**w|^' ^'
50 £
12) »q^J ist Vocabulista S. 11 u. 431 durch ingratus übersetzt. Der
Jordan kann damit unmöglich etwas zu thun haben.« Dozy.
13) »ijiSjS-t ist ein Druckfehler.« Dozy.
14) ^j.aa*o;^jj5 I exposition.
15
S._^&Ii iütAv*J( "Si LgJL«yJül /ä^w$ oü^ iPJtff. (In der fol-
genden Aufzählung sind die beiden ersten von diesen sieben
le grand Opera und la Comedie francaise.)
529a. 10 »0~\jU s. die Anm. zu 496% 10.
529\ 20 rrläl pl. Lä>« sehr, wie bei Bc. Lö, pl. U,l. 15)
530b, vorl. Z. Nichts zu ändern : ,j:Jö^> »du hast mich
ausgeplündert«, steht affectvoll übertreibend für ^ o.^- , wie
statt »jjvs.^ a zu schreiben wäre : »du hast mir (gerichtlich)
die Verwaltung meines Vermögens entzogen«.
53 1 a, 16 flg. An der zweiten Stelle, 250, 4, hat die Gal-
land'sche Handschrift statt des richtigen xä^i. der Bulaker Aus-
gabe Käui. , die Habicht'sche Handschrift aber wie die Bresl.
j i , ,
Ausg. an beiden Stellen a^äj,, d. h. üsÄjj wolür die Bul. Ausg.
an der zweiten Stelle ao-i^ setzt. Dieses ^J*.ä steht demnach in
der Bedeutung des nach dem Kämüs von «Lä^o gebildeten
Bjcäf und oLäj : bis auf den letzten Tropfen austrinken :
» , s
ebenso auch die vierte Form ^a^5 bei Makkari, II, Ito. 9 :
^iij> Lg*£jj L^j'Ij k*^'' f^*-^ q^ ^^ y>^
S-£ ;'-£
mit Gegensatz zwischen *j1 . voll schenken , und ^juii\ , leer
trinken. Durch die spätere Abwerfung des Vorschlags -ä der
vierten Form von doppelconsonantigen und mittelvocaligen Stäm-
men ist v_^ui wahrscheinlich aus olü! entstanden.
53 lb, 21 n^yj&jby« Bothlauf, Böse, pers. ry&£y
0 - - ° - -
533b, 9 v. u. »«-o.« sehr, pl^y In der angegebenen Be-
15) «Bc hat in der 2. und 3. Ausgabe Lilü^ , dies scheint aber ein
Druckfehler zu sein.« Dozy. — In der ersten Ausg. steht Li..
16
deutung hat auch die Bresl. Ausg. VII, h1 , ü, föjjj wie dort
statt iuto^j zu lesen ist. 16)
534b, 20 flg. +jo. mit dem Accusativ von Dingen bedeutet
auch fest über einander legen, aufschichten, wie in
Wüstenfeld's Cutbeddin, ftv, U: & lfw&,5 ^LjGt .L^Sl ^Ur
.-JLriS A*«. Von dieser in M. al-M. wie in andern Wörter-
büchern übergangenen Bedeutung macht dessen Verfasser nach-
träglich , mit parenthetischer Erklärung ; selbst Gebrauch :
**S^ \2> C:axf l'jy* k^2*^ (iV*??. l5^) f-*°j^. 't**^ ij-^3 r^y
Daher *a^j.I : sich fest übereinanderlegen; von Dingen
übergetragen auf Personen: sich massenhaft anhäufen,
s'amasser.
534b, 7 u. 6 v. u. Sollte &U> ^ILLJU ^.l nach Ana-
logie von q^äJ jfijöl j nicht vielmehr, mit Umkehrung des Ver-
hältnisses, bedeuten : er stimmte viele Leute dem Sultan günstig,
gewann sie für dessen Person und Sache — ? 17)
535a, 8. Zwischen L^o) und »&*£?, scoriea. sehe ich keinen Ver-
bindungsweg und halte &*&. einfach für ein verschriebenes
äuc. (Ä*i. oder demin. SUe.?) vom Stamme iL, 539a, lOflg., wo
*■ o -■
unterste, hinzuzusetzen ist: q^L»I5 sjx. scorie, Bc. 18)
16) »5"°; steht so in Macnaghten's Ausgabe ; fb^ würde nicht auf-
genommen worden sein, da Freytag diese Form hat.« Dozy. — »Wahr-
er, s
scheinlich ist*>a, zu lesen nach TA: Läo, L^«*ö.J ^^^ ylJaJl *-o,
I&Aäa*. Die Dichterin Alkhansä hat dieses Verbum zuerst von Menschen
gebraucht.« De Goeje.
17) »Ich habe die Stelle Macc. III, 680, 7, in der Bulaker Ausgabe
nachgelesen und finde (mit Ihnen), dass man übersetzen muss »er gewann
viele Leute für den Fürsten«, wie der Zusammenhang fordert, da er des
Fürsten rechte Hand war &ä^> cL^-yC-wi ^j.« De Goeje.
18) »xyöj steht ganz deutlich so in der sehr correcten Handschrift.
17
535b, 10 » J-b. II chatouillem. vielmehr branler, brandiller,
faire jouer, lat. librare, hin und her schwingen, schlenkern.19)
536a, 2. iUcJ Kämil, !t", 19, ist nach II, 8 u. 9, PI. PI. von
'j -
iLic,, zunächst gebildet vom PI. cy!ev
536b, 3 v. u. i^xy!» türk. J^.Lc, neugriech. [.ia()ovXi((.ia()ov-
kiov), Lattich; J-J-\ dj^-f* wahrscheinlich eine wilde Art da-
von, etwa = (C^j u^.i> b. Low, Aram. Pflanzennamen S. 253
Z. 3, türk. j. U gL1j, b. Zenker S. 800\
537b, 23 flg. i^j* und ^L«* (dieses jedenfalls »muräay«
bei Ale, die letzte Sylbe mit äjlol auszusprechen) haben an sich
beide die von Dozy dem ersten gegebene Bedeutung »qui mi-
rite dötre honore«, auf Wissenschaften u. dgl. bezogen: d'etre
eultive, etudie, soigne ; nur durch starke Verallgemeinerung
kann dies zu »excellent, parfait« werden.
538b, 21 u. 22. In der angeführten Stelle der Bresl. T. u.
'j . &
E. N. schreibe man l\c.^ u> ^e» , d. h. «A£; u^ J^ als
Zustandssatz. Das von mir aus der Goth. Handschrift genom-
mene q_>- , an welchem auch Dozy 279b, 21 u. 22 anstiess,
ist hier unpassend und Habicht's Handschrift bietet dafür das
sinngemässe y>, entrüstet, erbost. iAc., formales Seiten-
Ein x^i;^ oder '^i, ist mir nicht bekannt.« Dozy. — Ich glaube, dass
*aäSj eine Verkürzung von ^y£>i ist (vgl. bei Dozy »Ue« unter xyto.t), wie
U»pM zu (j^wi verkürzt wird, Jäcüt, II, vof, 22.« De Goeje. — Da-
gegen habe ich nur das Bedenken , dass ij<sj^\ nicht in [ja J5 , sondern
durch Ausstossung des Hamza und Zurückwerfung seines Vocals auf das o
des Artikels in ij» Ji zusammengezogen wird, Mufassal S. Sil u. flv § 660.
19) »Der Unterschied zwischen meinem »chatouiller« und Ihrem »bran-
diller« u. s. w. ist nicht von Bedeutung.« Dozy.
1882. 2
18
stück zu uy>, steht für das klassische däLn, vor Aufregung
sprachlos, interdit. Der türk. Kämüs : »^j, n. ag. von
iAi.1, sagt man von einem Zornigen, der vor Zorn nicht ant-
worten kann.« Um unter der Maske des Kochs in den Hof ein-
zudringen , sucht Ali die schlaue, wachsame Alte durch keckes
Gaukelspiel zu verblüffen; als sie den Pseudo-Koch mit den
Worten p wl> u.ij \> entlarvt, thut er, als ob er vor Empörung
keine Worte finden könnte , wirft den zu seiner Rolle gehören-
den Marktkorb, wie ausser sich, auf die Erde, u. s. w.
539a, 15. In formeller Hinsicht hätte die Verwandlung von
- o , ,,
Kj»,(c. in einen von ä^.c. gebildeten neuarabischen Plural ^5»!=,
nichts Bedenkliches (s. diese Berichte Bd. XX v.J. 1868, S. 287) ;
auch führt Lane aus Ta ^le, als Plural der Singularform ^le.
an ; aber die Sprache erlaubt schwerlich den Gebrauch des Plu-
rals von dem Schaume vor eines Menschen Munde, wofür sich
die andere , ebenso gewöhnliche Singularform «Jjlc. darbietet.
Guche : »Ecume 8j(c.j äj-i,«.20)
539b, 3 — 8. Auch Guche giebt von »Casser, briser c^s.
Las.« die gemeinarabische Bedeutung »Rejeter, repousser«. Das
gemeinarabische i^Äs. hat derselbe als Substanlivum mit der
Bedeutung »Transit , passe-avant« , und als Adjectivum in der
Verbindung KxXs. iCi,., : »Passe-avant. Sorte d'ecrit portant
20) »Ich muss Ihnen zugeben, dass, wenn man äJjLe. liest, das Be-
denkliche eines Plurals für den hier stattfindenden Singular-Begriff be-
seitigt wird. Dagegen ist mir das Pron. suffix. anstössig. Sollte nicht am
Ml
Eude der Text richtig und *J_jU-; auszusprechen sein? Es kommt hier auf
die Lesarten der Handschriften an. Beaussier hat öj-Cj pl. ^»Le,. Hart-
em
mann, Sprachführer, 24 4 u. 333 hat ^ßj-^j für den Singular«. Dozy. —
. c -
Hartmann's rarwi ist die Vulgäraussprache von '*y£-y
19
ordre de laisser passer les marchandises qui ont paye le droit,
ou celles qui en sont exemptes.a Ausserdem das denominative
Verbum » Payer la douane bLiy oi. « , mit der fehl gehenden
Vermuthung: Ai. \joy£. nJLäJ ; denn sowohl ^j. als iAxi , ver-
kürzt aus s^s. und slXx! , und die davon gebildeten Relativ-
nomina iws. und 'sJJ>a\ sind persisch, von q.äs . , gehen, und
0lX^!, kommen, in Beziehung auf Waaren : ausgeführt und ein-
o, .?- S, Cr »
geführt werden, ^.b. ist Ausgangs-, iXoi Eingangszoll; iwls,
und ioiA^S sind beide Passirzettel, jener mit Bescheinigung der
Entrichtung desAusgangszolls oder der Befreiung davon, dieser
ebenso mit Bescheinigung der Entrichtung des Eingangszolls
oder der Befreiung davon. Doch werden beide auch für Aus-
gangs- und Eingangszoll selbst gebraucht; s. Zenker unter
*.juX.a;) und «lü3, , bestätigt durch Lehö-eti cosmäni: _L:>I \ääs,
^.4.5 *.**, *-Oj.i>0 (i^JiUtJyo! a^iA/oi . ^lX/Co XJiA»*$ ifi^j*^ f*",w')- ^
der aus M. angeführten Erklärung deuten die ungehörigen
0 SS «w
Gegensätze iL>b und ^L>5 auf eine auch von Bisläni versuchte
Ableitung der beiden Fremdwörter aus dem Arabischen hin ; be-
sonders ^L>! in Beziehung auf «A/*! scheint diesem eine mit Jul
Zahlungsfrist gewähren , zusammenhängende Bedeutung geben
zu wollen; s. Suppl. 36b, vorl. u. 1. Z.
53 9 b, 6 u. 5 v. u. 3Uc aAsit,, ***> jtLä »ü avait rompu
tonte liaison avec hei«. , verwischt die eigentliche Bedeutung von
lX:Lj nach den vorher von Dozy selbst gegebenen Nachweisen
etwas zu sehr; ich schlage vor: il l'avait prive de toutes ses
faveurs.
5iOa, 9 u. 8. Das von Humbert selbst hinter die Redens-
art ijiXJLi owü»j eile a congu gesetzte Fragzeiehen bezieht sich
wohl auf die Schwierigkeit , ihre Bedeutung mit der von jus.
zu vereinigen. Um dies zu ermöglichen, möchte man rjap.. für
20
ein falsch gehörtes oder geschriebenes u\s, in der Bedeutung von
J^> (s. 539b, 21 flg.) nehmen. 2i)
540% 14 u. 15. Entsprechend der Grundbedeutung von
U«i, = aJbs-.j ö*> ist der eigentliche technische Ausdruck für
diese Anwendung des Wortes der von Cuche gebrauchte : »avoir
une forte poussee«, einen starken Druck auf eine Unter- oder
Grundlage ausüben.
c£ v.
540b, 9. j^liJ ist der Bedeutung nach PI. von ^il, der
Form nach PI. von {jas» welcher Singular in der collectivpersön-
liehen Bedeutung von ^ci, ^3, wie ,j*i3? / '^=>, rjä und ähn-
liche, auch als Femininum erscheint, z. B. bei Abul-maliasin,
I, v!t% 1, wo drei Handschriften statt des von Juynboll aus zwei
andern aufgenommenen 'ti^s\j\ \Ac ip.lj das ebenso richtige
\jasJ\ xJlc o>ü haben. ^cLs.i verhält sich zu ^s. wie <i)Lj'5
== OJ^/ß zu öjjä, r!^l = oJ.l^ zu p^ pL^i — 0^'^ zu
r* 22)
541% 4 — 6. Auch mir erscheint diese Wortfügung sonder-
bar und zweifelhaft, ja mehr als das. Ich vermuthe in Gl. Bad-
roun S. 91 Z. 18 u. 19 L\.:>X*Ü statt des unverständlichen
L\jA^: »als (oder zur) Richtigstellung, Berichtigung«, nämlich
des «swotA-o! in der betreffenden Ueberlieferung. In Verbindung
21) »IhreConjectur, dass iJ^Sn bei Humbert für cXi. steht, ist richtig.
Beaussier hat lXs. consommer le mariage, <-i^^ >-£J O^ij faire un enfant ä
une femme, {jZJ>S\ <As 5 ^_jj-?^ 06. concevoir (femme) , concevoir (ju-
ment, felins). Unter J^S hat er nur ij^xJL grosse, eneeinte. Das Verbum
As, hat die Bedeutungen charger, prendre (les armes), tenir, contenir, ren-
fermer, ist demnach fast Synonym von J«*=-.« De Goeje.
22j »(j^li.^ ist aufgenommen, weil Bc es als Plural von ^*sajjj giebt;
o£
wogegen Lane die Form mit *— >L£P| von >_^5>La3 vergleicht.« Dozy.
21
mit ^yüt ^c würde dies bedeuten, das unbestimmte «seine zwei
Finger« sei nach dem Propheten selbst in das bestimmte (Ja*v?Jt
JüL-wwJi» »der Mittel- und der Zeigefinger« zu verwandeln. 23)
23) »Ich hatte schon längst zu dieser Stelle notirt, dass *i, in den Worten
XjL»**o(» ^Ja.jMy\ .*$>■ «i. einfach bedeutet: »in die Höhe heben«. Zohair
hebt seine zwei Finger in die Höhe, um seinen Schülern zu zeigen, wie der
Prophet dies gethan. Dies ist evident aus dem Zusammenhang, aus Kasta-
läni's Commentar und aus Vergleichung mit Tabari I, f. tf, wo man ver-
schiedene Traditionen von ungefähr gleichem Inhalt findet. Diese Stelle
muss demnach hier gestrichen werden. Mit Unrecht haben Sie mit ihr die
folgende in Verbindung gesetzt. Letztere ist sehr merkwürdig. Ein ge-
wisser Abdo'1-Aziz hat dem Scho'ba eine Ueberlieferung vom Propheten
mitgetheilt, nach welcher die frommen Moslimen im Jenseits Gold, Silber,
Seide in Menge haben werden. Dann folgt: icJ^1 rj*^ c^JÄJ x*Jt£< jls
■1\ (j~»J -yo jlä »*Lo ^^ q£ ^t\jvAui ijlfli *.äLo. Hierauf bezieht
sich die Randnote der Leidener Hdschr. : q) ^5^. ^ j-^ -läsl^M jlä
i<AjiA.£ äxs,. Es ist evident, dass i>Aj>Xxc hier gewiss bedeutet. Und ich
habe wahrscheinlich Unrecht gehabt , Belädhori ff ^l\jlA*w zu schreiben,
obgleich B !<Aj>X.ä hat (A ist gewöhnlich ohne Punkte). Die Stelle ist :
(B I«Ajl\^1) IlXjiA** JLäs [jc.\ X2u.ä ^jJ vi>ols Js.£> ^ß^^ >o-iLw
£.\ »Li üy-**) L.j*.*»,'i. Die Richtigkeit der Lesart 'lX-x\.£ bei Bokhäri ist
nicht zu bezweifeln. Die Bulaker Ausgabe S. 1.1 ult. hat ebenso. Kasta-
läni VIII, rVl commentirt die Stelle so: iü%S JL=> ;jjt,'l l\x£ MLäs)
^— ~ S. -s
jrtJ>^5 i3l*Äs>^. Soviel ist hieraus gewiss, dass diese Herrn sich mit dem
Ausdrucke keinen Rath wussten. Was Abu Dharr sagt : hAjiX£ x*s; ,.jt
22
543a, 29 u. 30. Abgesehen von dem zweifelhaften «i?>ö
das auch PI. von o.>j sein kann , enthält dieser Vers, in seinem
natürlichen Sinne als Bedingungssatz genommen, nichts Schwie-
riges: »Wenn andre Leute Mangel litten, waren meines Bruders
Geschenke für sie Mittel zur Wiederaufrichtung«, nach Dozy's
Vermuthung: »immer volle Teller« oder »wohlbesetzte Tafeln«.
545b, 16 u. 17. Ohne Zweifel bezweckten die / äjl5> am
Schlüsse jener Lehrvorträge Rührung der Zuhörer, in dem Worte
an sich aber liegt nichts Transitives ; es bedeutet einfach zarte,
gefühlsinnige, besonders sufisch-mystische Ideen und Worte.24)
546b, 6 v. u. Möglich und von Golius auch wirklich auf-
geführt ist »Wä. als Singular mit Intensivbedeutung; als
~J
- - ■>
Plural kommt die Form \{xi n u r von Stämmen mit schwachem
dritten Consonanten vor; s. diese Berichte Bd. 26 v. J. 1874,
(oder lXjl\^, &xs. ..)) d. h. i^XjAxi pjSj* i£aJl\>! ,..' ist wohl nicht
so lächerlich wie das i AjiA^i L.-O.C ««^^opi, aber fast ebenso willkürlich.
Meine Deutung von iAjAäm wird übrigens noch durch das Folgende be-
stätigt. Bei Mobarrad övf, 1 3 findet man LoAui in derselben Bedeutung.
LoA^i jls &ÜJ)« qI ».s.äjI jd »Wirst du ihn erkennen, wenn du ihn
siehst? Er antwortete: Gewiss«. Und wahrscheinlich ebenso lV&) in
den Worten iikJ<3 ,-,li AäJ iA*il (Caghdni), in welchen man l\.&) mit tX^-üi
zusammenstellt. Sibawaih (bei TA) : ^£'3 ijiLjf i» iX&S i^Jls^ äjja~w jö
/ i^i (3^-äJ üXif J»**JI **j. Am Rande des TA steht eine Note über all
die Mühe, welche der Verfasser sich gegeben hat, etwas Sicheres über dieses
iXil) (das auch A^-i ausgesprochen wird, Khafadji Pf") zu erfahren. Neues
zur Erklärung verschafft uns aber die Note nicht.« De G o e j e.
24) »Ihre Uebersetzung ist richtig, doch scheint mir eine Bemerkung
überflüssig; denn dass in der Form des Wortes etwas Transitives stecke,
habe ich natürlich nicht gemeint.« Dozy.
— - 23
S. 72 u.73. Ein »cX'i, als Plural eines persönlichen Eigenschafts-
wortes könnte nur ■i^Xij lauten, würde aber der Form nach nicht
zu öyi. , sondern zu l\SK gehören. 25)
547a, 6 v. u. Djjoäj I« sehr, ^s, II. Das intransitive
ljöä kann nicht den Objectsaecusativ «.xs-j^s*. regieren ; auch
Bocthor selbst, wenigstens in der mir vorliegenden ersten Aus-
gabe, hat *^>^> \j*£y 26)
554a, 3 u. 4. *-*}** in der Bedeutung Schiff ist über-
haupt eins der Wörter, welche in der neuern Sprache neben
dem ursprünglichen männlichen auch das weibliche Geschlecht
angenommen haben. In der T. u. E. Nacht wechseln beide mit
einander ab (z.B. Bresl. Ausg. I, ft^v, 3 — 13), ebenso in Wüsten-
felds Kazvvini, II, li*., 2 u. 3, wo jedoch eine Leipziger Hand-
schrift ausser dem nothwendigen iPy^L, st. ^i^s^L das bes-
sere J*a2j st. jmaj hat. Auch bei Amari zeigt sich dieser Wechsel
im Geschlechte der auf ^S^ bezüglichen Pronomina 340, 1
(lAXg*) und 341, 5 (aus).
s. >
554a, 8. Sinn und Zusammenhang scheinen ^S^ zu ver_
langen : ein, wie gewöhnlich auch in unsern altern Bädern, aus
Holz gezimmerter, seitwärts oberhalb derBadewanne angebrach-
ter Behälter, aus welchem das Wasser durch Hähne eingelassen
wird. 27)
554a, 28 »x*mj« Druckfehler statt äju*j*
554b, 25 u. 26. Auf Heer- und Kriegswesen bezogen, ist
-° - }
^yi »camp, bivouac des troupes« (Cuche), daher ä^Lo wahr-
scheinlich Lagern oder Bivouaquiren zwei feindlicher Heere
oder Heeresabtheilungen einander gegenüber, — im Gegen-
25) sAS, habe ich von Wright. So lange man die Stelle nicht ge-
funden hat, ist es schwer zu entscheiden.« Dozy.
26) »Richtig; aber sowohl in der 2. als in der 3. Ausgabe von Bc steht
\j^iy ohne Teschdid.« Dozy.
27) »Ihre Deutung ist möglich, aber durch nichts bewiesen.« Dozy.
24
satze zu den damit verbundeneu vv^ > thätigen Feindselig-
keiten. 28)
o
555a u. . :l^y3 ausnahmsweise als n. loci zu fassen, halte
ich nicht für nöthig, da Dozy's eigene Erkliirung durch »anias
de bois, etc., pour servir de remparl contre Veau« dem Worte
seine formgemässe Bedeutung als n. instrumenti zugesteht.
555b; 11 u. 12. Für saucisse giebt Marcel's Vocabulaire
franeais-arabe des dialectes vulgaires africains S. 502 »jliy«
mergäz«. Weniger bedenklich als die versuchte Zurückführung
diesesWortes auf ein angeblich gleichbedeutendes [läCrjg xgeagfi)
scheint mir dessen Ableitung von iS., härter ausgesprochen (j**^,
fest drücken, einstampfen, wie farcimen von farcire.29)
556a, 13. Von den beiden Formen ±J>$. und ^zf. wird
nach dem aram. tffiSpl die erste für die ursprüngliche zu halten
sein; s. Low, Aram. Pflanzenn. 307, 4 flg.
556b, 4 u. 5. Wie jSjJo Abbad. II, 162, 7 nach Dozy's
richtiger Erklärung , 828b, 23, bedeutet: er suchte mich ab-
wendig zu machen, nämlich von meinem Vorhaben nach Mekka
zu wallfahren , so bedeutet das entgegengesetzte \X%& ^l {JJ3 i.
xLi? : er suchte mich zu einem von ihm eigenhändig aufgesetz-
ten Vertrage zu bewegen. 30)
28) »Ich finde ä;5 \y> nach Ihrer Erklärung zu schwach nach uj^j>.«
Dozy. — »Ich finde dass Dozy's Uebersetzung zur Stelle viel passender ist,
obgleich die Ihrige etymologisch mehr für sich hat.« De Goeje.
29) »Beaussier hat 8;o ya , coli. V^y0, saucisse (Tun.). Ich habe ;M
auch aus Cabbäb, Ms. 138 f. 96 v. notirt; »ficcfys xq£kc habe ich aus dem
latein. Ducange unter Mazaccara, will jedoch eben so wenig das Wort
als meine Etymologie vertheidigen. Gegen Ihre Ableitung aber scheint
mir die Form fjJS .a zu sprechen.« Dozy.
30) »Dozy's Erklärung ist ein wenig zu frei, scheint mir aber besser
als die Ihrige. Der Sinn muss doch sein: und er suchte mir Zutrauen ein-
zuflössen zu einem von ihm eigenhändig geschriebenen Document, in wel-
chem meine Dienstzeit auf nur zwei Jahre festgesetzt war, indem er dachte
wie Jethro : wenn ich ihn nur einmal fest habe, wird das Uebrige schon
kommen. — Das Verbum ^-yS \. ist demnach hier beinahe Synonym von
25
559b, 15 u. 14 v. u. Unter den verschiedenen Anwen-
dungen von j finde ich keine nach welcher (, äuX*Jb) xi .-.■».
s
^.►_JÜ (_vvü bedeuten könnte : viele Leute lernten von ihm mit
der Armbrust schiessen. Aber, sagt Dozy, »les autres phrases
qui se trouvent dans ce passage montrent que cette expression
a ce sens«. Dies kann sich nur auf das unmittelbar vorher-
gehende r^^ / öJL3> x-' ^aJ' beziehen, das nach Dozy, Suppl.ll,
241a, 1 I u. 10 v. u., ebenfalls bedeutet: Leute empfingen von
ihm das 'iyjL,\ (j*Li (die Einkleidung in die ritterliche Brüder-
schaft der ^.Lx») . Aber auch hier vermisse ich den Beweis für
die Nothwendiskeit dieser Deutuns, um so mehr, da die That-
sache, dass der Chalif als Ordensbruder diese Einkleidung über-
haupt an Andern vollzogen hat, schon durch das vorhergehende
x^xii^ 'iyJsbj\ u*LJ (j^xi ausgedrückt ist. Sollte ferner seine
hohe Stellung dem Beherrscher der Gläubigen wirklich erlaubt
haben, »viele andere Leute« im eigentlichen Sinne das Schiessen
mit der Armbrust zu lehren? Ebenso sach- als sprachgemäss
fasst man dagegen &J an beiden Stellen in der Bedeutung von
seinetwegen, d. h. nach seinem Vorgang und ihm zu Ge-
fallen. Liebhabereien °;rosser Herrn sind bekanntlich ansteckend
und deren Nachahmung überdies ein Mittel sich bei ihnen be-
liebt zu machen.
561a, 14 — 16. öLo., Schützen, als gleichbedeutend mit
»La, Schi essscharten, zunehmen, verbietet die Gramma-
tik, nach welcher die Pluralform 'slxi immer nur von Personen
gebraucht wird; s. de Sacy, I, 362, und dazu diese Berichte
Bd. 26 v. J. 1874, S. 72 u. 73.
56 lb, 2. 2>\. »noix de Madagascar, Bc.« Der ganze be-
treffende Artikel bei Bocthor ist : »MADAGASCAB, ile, «JL »-ji>
^5^ , wie Ja'iL* und Jaii*.!, J*-^"^ und J»^^' (mein Gloss. zu den Geo-
graphen).« De Goeje. — Für mich ist -jS \j Transitivum von ^Sj = jl-c.
26
yft«&.e!iX«. Noix de Madagascar, 2> L«. Hiernach wäre nicht die
Insel nach der Frucht, sondern diese nach jener benannt; denn
im ersten Falle würde die Grammatik und der Sprachgebrauch
verlangen J>\ Jl »jJj->. Ob nun das durch alte Schreibfehler zu
ri?K, ity, «^ und schliesslich zu ^t. gewordene ^}u d.h. Java,
unter dem Einflüsse der Lautähnlichkeit mit J?-. schon von altern
Orientalen auf Madagaskar ausgedehnt worden ist, weiss ich
nicht; nach Edrisi, Jaubert's Uebers. I, 59, 5 flg., könnte es
allerdings so scheinen; Dulaurier in seiner bahnbrechenden Ab-
handlung , Journ. Asiat. Aoüt- Sept. 1846, 202 flg., erwähnt
noch nichts davon. Jedenfalls steht das Gattungswort 2\1\ —
JUgJi \j~-, die Cocusnuss, mit 2\. als angeblichem Eigennamen
der Insel Madagaskar in keiner genetischen Verbindung; s. Low,
Aram. Pflanzenn., 85, 17 — 20. si)
562a, \ I v. u. Entsprechend ihren allgemeineren Bedeu-
tungen »sauter, sautiller« und »s'agiter, osciller, trembler d'un
mouvement oscillatoire« (Cuche) sind ^'i. und &£>J} vom Lichte
selbst und von leuchtenden oder erleuchteten Körpern gesagt,
»scintiller« oder stärker briller, funkeln, schimmern, glänzen.
563b, 12. Die morgenländische Ableitung des arabischen
* o «*
*.£>->* von einem angeblich persischen geht ebenso fehl wie die
vom arab. X*P; (Lane, 1 1 72a) . Gleich dem syr. ^s»^io und dem
talm. SttäSbtt, ist +$>yt ursprünglich das griech. (xalayfia ; dieses
wird im Persischen zunächst zu **La, weiter durch Erweichung
31) »Sie haben richtig bemerkt, dass in Bc's Artikel eine Verwirrung
stattfindet zwischen i.i; (arabisirt aus *ü^) Kokosnuss und &*i\j Java.
In der Vorstellung vieler arabischer Geographen, vorzüglich derer von der
Klasse des Ibn Ijäs, werden die Inseln in dem indischen Ocean und die an
Afrika's Ostküste häufig verwechselt. Allein die Hauptfrage, ob aus Mada-
gascar Kokosnüsse ausgeführt werden und »noix de Madagascar« heissen,
kann ich mit den Hülfsmitteln, die ich zur Hand habe, nicht beantworten.
Sie wachsen daselbst allerdings, ich finde sie aber unter den Ausfuhr-
artikeln nicht erwähnt.« De Goeje.
des £, wie gewöhnlich im Türkischen s. den türk.Kamüs unter
j^jii), zu |^L, endlich durch Verhärtung des J zu *sy. 32)
564a, 11 — 13. Bocthor hat Recht , das französische II y a
temps pour toal (das deutsche : Jedes Ding hat seine Zeil) durch
das ebenso sprüchwörtliche LpIs^Li iü^P.^ .j»^i wiederzugeben;
aber der Wortsinn des arabischen Spruches ist von Lane richtig
erklärt; s. Ali's Hundert Sprüche, S. 88 Nr. 17.
564a, 26 — 28. »^Is» «, wie auch die Perser selbst neben
l_c?.Pl) angeben, könnte nur durch eine Veränderung des ersten
Vocals von Ipji (ilPJI) herkommen ; denn so , gemeinhin ohne
Artikel , nicht lJ>Ji , lautet noch heutzutage der aus dem syr.
joi50| entstandene arab. Name von Edessa ; s. Jäkut, II, avI u.
aw, und Cast. -Michaelis S. 20. Eine Vergleichung mit Veth's
Uum\ t«J, If". unter ^jLpJI , zeigt, dass M. al-M. die Vocalisa-
tion von U> und l$> mit ihren Derivaten gerade umgekehrt hat.
565a, 13 »—i^o« kann, so vocalisirt, nur Verbalnomen von
-j* sein, wie es auch im Commentar zu dem bezeichneten Verse
gefasst wird und als welches es unter den ebengenannten Stamm,
nicht, wie 568% 7 v. u., unter „\ zu stellen ist. Ein -4^0 ,j^/>
von I müsste, wenn es einen solchen gäbe, wie das n. loci et
temp. _L* lauten. (Statt ^ßy~S\ jt*» ist dort Z. 5 ^^Jl ,***
zu lesen als Auflösung der prägnanten Bedeutung von ^j.Z3\ in
^5-wJI ^.x: die Munterkeit des Ganges (der Kamelin) während
der nächtlichen Reise.) 33)
32) »Ausgezeichnet , aber ohne Beziehung auf meinen Artikel, da ich
die Frage nach der Etymologie nicht berührt habe.« Dozy.
33) »Diese Bemerkung gilt mir, und leider kann ich nichts sagen als
concedo. Etymologisch ist —^a wohl von —»^ abgeleitet, aber grammatisch
O - c
28
565% 25. Wie hier das intransitive, so ist in der Stelle aus
dem Cartäs Z. 29 das transitive _U nach s;emeinarabischer
Weise in _l . verkürzt ; ebendeswegen aber ist vor ^J6 nicht
oo». , was nur intransitiv sein könnte , sondern ^^:=>; statt
i zu schreiben.
565b, 1 »Rendre aigre, Voc.« als Bedeutung von ff^Ji, und
23 vDevenir aigre, Voc.« als Bedeutung von r»rJ- Ich finde im
Vocabulista nur S. 54 a Z. 2 »fä^y Aleviare, ascescere« und
S. 236 u. 237 unter Aleviare v_öÄi>, -•,. und ^^äi, die beiden
ersten mit den entsprechenden Beflexivformen ^ää^1' und ~}f.
Hiernach ist »aleviare« unzweifelhaft das ital. alleviare, lat. al-
levare , span. aliviar, franz. alleger. Das »ascescere« nimmt
Dozy nach dem Angeführten für lat. acescere; aber wie käme
ein Wort vom Stamme _3. zu einer solchen Bedeutung? Ich
kann darin nichts andres sehen als ein dem transitiven »aleviare«
entsprechendes Intransitivum: ein wunderlich entstelltes qui-
escere, in Uebereinstimmung mit S. 550, wo »quyescere« mit
_5jj' und andern Derivaten jenes Stammes wiedergegeben ist.
566b, 20 u. 21 li'xsA. *joys un Heu d 'amusement « an sich
ganz sprachgemäss , aber nicht anwendbar auf das Wortspiel in
dem angeführten satyrischen Verse, wo nur das zweite *s>^
amusement, das erste aber paume de la main bedeutet: »Es
giebt in dir (Sevilla) keinen Ort so breit wie eine Hand, wo es
nicht Unergötzliches gäbe«, wörtlich: nisi ita ut in eo non sit
delectatio. In derselben Bedeutung steht ^j.S &&yo Mufassal,
r., 6.
567b, 18. Die bezügliche Stelle Abulf. anteislam. 148, 19
u.20, findet sich fast wörtlich in Cureton's Sahrastani, P.P, 1 — 5.
gehört — I -* zu y^- Das ^5-wJI _aa« , das Sie richtig in ^ verwandeln,
hat mich irre geführt.« De Goeje.
29
Ich hatte -j^jJLs^JI mit »Pneumatici«, qj-öL**>-S mit »Soma-
tici« übersetzt und darunter etwas wie Spiritualisten und Mate-
rialisten verstanden. Auch Dozy giebt für J>1>>) »Spiritualisten.
für 3,U**c> hingegen 4 95% 19 » Anthropomorphite«. (bei den ara-
. 3
bischen Gelehrten *^*^><); scheint demnach die beiden Ausdrücke
auf die einander entgegengesetzten Vorstellungen von Gott als
reinem Geiste und als menschenähnlichem Wesen bezogen zu
haben. Aber die Auseinandersetzungen Sahrastäni's selbst,
U.; 7 flg. und P.f% 8 flg., zeigen, dass wir uns beide geirrt haben
und dass darunter die einerseits rein geistig , andererseits
menschlich körperlich gedachten Offenbarungsvermittler zu ver-
stehen sind. Hiernach ändert sich auch die Bedeutung des von
mir mit »studiosissime tuentur placita« übersetzten j <-*-^*j':
für etwas eifern, den Glauben daran eifrig verfechten, — nicht,
wie Haarbrücker viel zu schwach übersetzt : sich dazu hin-
neigen.
569% 13 »äjj. « sehr. äJv: (»«^53), wie bei Bocthor selbst
unter P 0 u s s e r und Mesure; richtig unter äJ^; 6 1 1 % 24. 34)
573% 10 ))[.►,« d. h. *»i) — J. n. act. von *j , sich an
etwas gewöhnen, sowohl s'aecoutumer ä souffrir als s'ha-
bituer ä faire q. eh., der Grundbedeutung nach s'y attacher, s'y
adonner. Wie das bedeutungsverwandte oUtt, regiert *j; neben
dem Accusativ später auch ^_j und ^c, nach Prol. I, 256, I
■> £0,
auch A. Hiernach wird *Lj Z. 12 in *Lj zu verwandeln und
demgemäss die Uebersetzung zu ändern sein.
575a, vorl. Z. Jw^j., pers. JLss», auch ;Lsr, , arab.^Ua^;
s. Zenker unter ,}.;>-., recel, der türkischen Verkürzung davon.
576% 12 — 14 »^jj« ist erweicht aus ^ in der Bedeutung
34) »Sie haben Recht; aber Bc 630a hat unter pousser »^ (500*>
unter mesure 3-)»;)«. Dozv. — Meine Angabe bezieht sich, wie immer,
auf die erste Ausgabe.
30
. ScS
von j.1.1 ; das Reflexivum Jji (s. Lane) weist indessen auch auf
ein altarabisches J. zurück.
576b, 22 »Q^(( pers. Schenkel, abgekürzt, wie Gawä-
liki, fH, 7, richtig gesehn hat, aus dem altpersischen Relativ-
nomen -.Lii. , Schenkel- oder überhaupt Beinkleid; s. die
Anm. zu Gawäliki, 63, 1 flg. Nach der Erklärung bei Lane,
1204% ist es eine Art Kainasche; Cuche, (Y1a: »Guetre
ob • I
576a, 3 u. 2 v. u. » (w)U « L mit ungehörigem Hamza, statt
»— Ay, entspricht in der Form dem hebr.-aram. liTS , wogegen
O»; das o des gewöhnlichem Li.,: , syr. f.^>ol angenommen hat.
Cuche: »Hysope li.,: — oU«. S. Low, Aram. Pflanzenn. 134 flg.
Es bedarf wohl keines weitern Beweises, dass weder »isopo«
noch *_jU von sapo. oäniov herkommt, wie offenbar ^.jlo.
Wenn L seinem <_A- ein Jj.jwIcj anhängt, so lässt sich daraus
höchstens schliessen, dass der Name des Ysops auch auf andre
unter dem gemeinschaftlichen Namen' JyJc (s. Lane 2260a) be-
fasste Reinigungsmittel, und unter diesen auf Seife, ausgedehnt
worden ist.
578a, 3 u. 2 v. u. In der That ist l\j; in dieser Bedeutung
bei Bocthor selbst unter Substance und Suc l\j: vocalisirt,
und auch Cuche giebt nach »Ecume« der eigentlichen Bedeutung
von l\j : , als uneigentliche Nebenbedeutung: »Substance, le
principal , le fond d'une chose«, jedoch durch ein vorgesetztes
O I
<> ausdrücklich als gemeinarabisch bezeichnet, während er l\j:
so erklärt: »Creme (de lait). Creme, la meilleure partie d'une
chose« und äJo: : »Beurre frais. La meilleure partie d'une
chose«, beide ohne Unterscheidungszeichen. Hiernach hat das
Gemeinarabische die metaphorische Bedeutung von <Aj: un-
35) ))q), habe ich nur wegen des Plurals OliL aufgenommen; sonst
halle ich mit dem Worte nichts zu thun, da die Lexica es haben.« Dozy.
31
logisch auf iAj; übergetragen, oder spricht einfach *Xi\ in dieser
Bedeutung unrichtig wie iAj: aus. Die gebildete Sprache aber
setzt die beiden Wörter einander entgegen ; Makkari, II, PfP, 7 :
» So ist er von einem Schönheitsdünkel besessen , als wäre er
reiner Milchrahm, unvermischt mit Schaum. «
578b, 23 flg. Auch Cuche giebt als Bedeutung von xjAj;.
wie er schreibt, allgemeinhin »Ecuelle, large et profonde«; da-
gegen Burckhardt , Arabic Proverbs, S. 165, Nr. 556: »XjlXj;
is a small basin of earthen-ware glazed on the inside; it is usual
to serve up sweetmeats in dishes of this kind.« Mit der aus den
Belegstellen ersichtlichen Unbestimmtheit von Gestalt, Stoff und
Farbe der xjlXj: lässt sich die als ursprünglich angegebene Be-
deutung: »vase fall de porcelaine couleur de crime«, nur durch
die Annahme vereinigen , der Sprachgebrauch habe durch all-
mähliche Begriffserweiterung die Beschränkung auf jene be-
stimmte Materie und Farbe fallen lassen. Ohne Beispiel ist so
etwas allerdings nicht , — man sehe nur die Artikel ^ und
iUÄ^o 857b und 8o8a ; aber näher scheint doch die mir einst von
Caussin de Perceval mündlich gegebene Erklärung zu liegen,
wonach SUXj; eigentlich ein Gefäss für Rahm und frische Butter
- •)
ist, Vgl. £Jp^ 603a, 6 v. u. flg.36)
579b, 7 u. 8 »<<Ljj (?)«. Nach Low, Aram. Pflanzenn. 139, 6
u. 4 v. u., ist das allein Richtige iiJ_r,.37)
36, »Es ist fraglich, ob Caussin's Autorität in dieser Frage von Be-
deutung ist. Vielleicht war es nur eine Conjectur von ihm aus der Etymo-
logie.« Dozy. — Caussins Erklärung gründete sich auf die während seines
vieljährigen Aufenthalts in Haleb erworbene unmittelbare Sach- und
Sprachkenntniss und wird durch Burckhardt's Angabe von dem Gebrauche
der *r.^-J\ bestätigt.
37; » t£)_3i. Low giebt ^ß\ aus den 2 syrischen Wörterbüchern die
32
580b, 2. q>j; ist in der ersten Bedeutung »ijisoamission«
u. s. w. ,•) jj; , in der zweiten »ehaland« u. s.w. ^^j; zu voca-
lisiren. 38)
580b, 1. Z. » Jo^ « verschrieben st. Jo^; ; Low, 280, 3 flg.s»)
582b, 4 v. u. flg. Auch die Gothaische Handschrift der T.
u. E. Nacht hat an der bemerkten Stelle wie die Bresl. Ausg.
s^s>: nach gemeiner Aussprache st. 'ij*2><$ und das ^ vor ^i:
»Wie viel schulden wir dem Bäcker und als Preis von (andern)
Lebensmitteln?«
583b, 7 u. 6 v. u. Li,: , syrisch, nach Low, 321, 3 flg., nur
Portulak, pourpier.
f *****
584a, 4 » fJ^'^jj « berberische Umbildung des arab. / ät.;
588a, 20 flg.
-CO -O )
584a, 26 »^j,; insolent« türk. b,«,; , zorba, verkürzt aus
pers. jbjj,; , Zenker, 484b.
°" ° '
584b, 7 v. u. » q>>j) « , durch Umstellung Q3>jr>, 4 86a, 1
u. 2 (so auch bei Cuche beide Formen mit der Bedeutung »sar-
ment«), wie ursprünglich pers. imjj\j; neuhebr. 'plHT , von
Payne Smith benutzt hat, aber er beweist nicht dass diese Form richtig ist.
Dagegen steht das »— ' in den beiden Handschriften des Mostaini.« D e
Goeje. — ii)yjj wird unterstützt durch die beiden gleichbedeutenden For-
men üX-i«;j und r^h (so mit ^ im Farhang-i Gihängiri), von denen die
erste das i oder e verkürzt, die zweite an dessen Stelle ein ä hat.
38) »Sie mögen wohl Recht haben, da die Form oyd für das N. act.
(wie uj-jJ) nicht so häuSg ist und da so das Wort unterschieden wird von
5,
q^j: chaland; allein die Autorität fehlt.« Dozy.
39) »Der Artikel des Mostaini ist Joj.Lj! iAj.,1,: , das in der Erklä-
rung zweimal lXjjj; genannt wii'd, deutlich geschrieben. Die Neapler
Hdschr. hat gewiss dieselbe Lesart, sonst hätte ich wohl eine Variante
notirt.« Dozv.
33
altarabischem Purismus in imj«>j3 zerdehnt; s. Levy's Neuhebr.
Wörterbuch, I, 56ia u. b.
, -O-
585b. 6 »l»o,: martre« türk. Lo,-, , zerdewa.
CO o ^
585b, 7 jA.I;.;« ein offenbar stark entstelltes Wort, bei
Low, 296 ;Xr. 237; ^Laj und g^liy
586a, 3 »iw>-,.-, core« vom pers. ,.,^-. -j-.s souterrain.
587a,7 u. 8. Die Form Süi.i bei Freytag ist aus dem Kämüs,
der noch mL; hinzufügt. Auch Lane siebt den PI. oLsU; nach
TA als in einem Gedichte Lebid's vorkommend.40)
, i
587a, 6 v. u. Statt sx'i^ verlangt der Sinn «S^! : »indessen
Rücken ein Pfeil steckte« (eig. eingetrieben war).41)
587 , 7 v. u. flg. Von Haus aus persisch kann dieses / ä ■.
schon des / ä wegen nicht sein. / äy. (in Verbindung mit c-..j.j5
Betrus, Betrügerei, bereits im Schahnäme, ed. Vull. I, S. 499
40; »Ich erlaube mir Sie darauf aufmerksam zu machen, dass oot,;
bei Labid die Bedeutung Truppen hat, wie Jäcüt II, 1tT, ti. Auch der
Kämüs hat : &taj rjjjui -ys &x:U*>l L?.0 lXXCÖ iAs» iüLswi' XäLjJI
d, 3» w , 3 o- - o 3 o £ ~
ics 53 p* rjr^V^**' ^3 t^5' i*"*^^ ^^K: 5^ ***«i L^X^m.o. Djawaliki,
Morgenl. Forsch. 14S paen., sagt dass iÖK; in beiden Bedeutungen die acht
klassische Form sei. Er hält auch den Namen des Thieres für acht ara-
bisch, abgeleitet von der Bedeutung Menge, Truppe. Ich habe noch
zwei Beispiele von Ju.L t Ediisi v ann. n und 11 ann. w, wo wir aus B
wSjK; aufgenommen haben.« De Goeje. — In dem Verse Labid's, Ja-
küt, II, 11a, 20, und 1rY, U ist oLs^j nach AI- Imräni'Ort sna me, wiedas
3 0-3
vorhergehende oLLfc) und das folgende ßj*^" und J^->- Das Pron.
' ' 3
Suffix. -in Lßi'liK: bezeichnet olii.jj! als zu öbUfc)! gehörig.
41) »Die sehr correcte Hdschr. hat deutlich »j^b ^ /*■%**> *J»'i»i und
|der Sinn muss sein : »ein Pfeil hat ihn in den Rücken getroffen«. De Goeje.
1882. 3
34
Z. 3) und das davon abgeleitete /äi.s sind acht arabisch, wahr-
scheinlich mit Uebertragung von /X^, jaculo petere, ähnlich
wie von man , rmorm , n^in , n^in , auf Lug und Trug , be-
sonders in religiöser Beziehung: ,y- Heuchelei, Gleissnerei.
hypocrisie, /ät.: Heuchler, Gleissner, hypocrite, tartufe. 42)
589 b, 7 »iüUy«« fehlt unter (j*, steht aber 830 b unter
o
iol<yo, als incorrecte Schreibart.
592 a, 10 u. 11. Transitivität mit Rection eines Objects-
accusativs widerspricht dem Wesen der Reflexivform J>x»j| ; es
ist jedenfalls a. a. 0. statt Lgxi'Lw |>^jj' zu schreiben Syß\\
592a, 25, 27. Dieses ö,Ic-5 ist allem Anscheine nach mit
Verwandlung des c in c aus dem pers.-türk. a.t: entstanden ;
s. Meninski unter (jfcle Je; und vj&\, und Zenker unter s-c: u.
8jLcj 480a, 10 flg.
593b, 1 1 flg. *c: , etwas als subjectiv gewusst oder ge-
glaubt aussprechen, was, objectiv genommen, wahr und falsch
sein kann, ist nicht : etwas in zwei- oder mehrdeutigen Worten
aussprechen. Ebenso wenig kann ^n; die Person, zu welcher
eine andre spricht , als Object im Accusativ regieren. Vielleicht
hat Freytags »opinionem injecit alicui c. a. p. et r. Kam. Dicitur
-» ü .
IÄS ^x*^;« diese Meinung erzeugt ; aber die bezüglichen Worte
des Kamüs bedeuten , dass *c: als verbum cordis einen ganzen
Satz in Form eines doppelten Accusativs zu sich nimmt, nach
dem Schema: perhibuisti me talem (esse) ; s. M. al-M. AVb, 8
— 13, Lane 1232c, 9 v. u. folg. In der fraglichen Stelle Abbad.
42) »Auch das Verbum / ö,; betrüge n existirt; Khafädji Itv. Nach
Khafadji ist / ä\,\ eigentlich Sterndeuter; demnach könnte es sehr
wohl abgeleitet sein von fc-^ou / ^'.j »seh arf beobachten«. DeGoeje.
35 —
I, 223 1. Z., ist iülgjül durch den Reim mit JüUtSi gesichert, aber
von xZ+^ib wird trotz des untergeschriebenen ein III, 79, 18,
o ^ ^ ^
auf das frühere .wi-s oder joi^i-s zurückzugehen sein: »der
Ausgang (des Kampfes) zwang ihn zur Unterwerfung».43)
59ia, 26 » _c;« se wohnliche türkische Verkürzung des Be-
lativnomens ^Ic; (v^ )•
598a, 23 flg. xu"^; mit Fath der ersten Sylbe ; so jetzt durch-
aus durch Abschleifung der Aussprache, auch bei Gawäliki,
va, 13 u. 14, u. 39, 4—8, und bei Cuche, !H. Aber Farhang i
Rashidi , Ha, I. Z. giebt für alle die verschiedenen Formen
L*J-, , x~-J-, , LJ-. , aouJ: , k>S$\ , , -£$•, als Vocal der ersten
Sylbe Damm, — zugleich eine Bestätigung der Ableitung von
vbL>, Diss. de gloss. Habicht. 49, 21 flg.
599a, 12 v. u. »j.j^üiu sehr. fj&\, wie bei Bocthor.
604a, 15 flg. »*: cantomiement des Kur des« auch bei meh-
rem andern so statt *., ursprünglich pers. *., Menschenschaar;
s. Juynboll's Lex. geograph. VI, 6, und den entscheidenden Ar-
tikel Z in Wüstenfeld's Jäküt, II, aN u. aIT. 44)
602a, 16 »Souffert« als Bedeutung von *-yo;. Sollte suffrido
43) »Ich bin überzeugt dass in der Stelle Abbad. I, 223 \ä*:>;S zu
CT
lesen ist ; Dozv aber glaubt nicht dass s- aus 5> verlesen sei.« De Goeje.
t z
44) »lieber die Frage, ob *\ oder *, , habe ich einen Artikel in
meinem Glossar zu den Geographen S. 205 flg. Seitdem ist es mir noch
wahrscheinlicher geworden , dass *; die richtige Lesart ist. Nöldeke
schrieb mir: »In den neusyrischen Texten Socin's (ausürmia, Kurdistan
und der Gegend von Mosul) kommt oft das Kurdische Wort zöma (züma)
vor = Sommerweide, Alpe. Justi-Jaba hat es unter a.^;.«
3*
36
bei Ale. hier nicht vielmehr die active Bedeutung patient, in-
dulgenl haben, wie *U; im Voc. ?45)
602b, 9 u. 10 »i-« pers. JJ>: , Gawäliki, vi, 14—15. u.
38, 5—7.
603b, 14 flg. Nach Germanus de Silesia, Fabrica ling. arab.
Rom 1639, S. 4 60 bedeutet / iL*-. ( — / ö/>. erweist sich durch
das folgende als Druckfehler — ) »fastidio, taedio afficere, con-
turbare, molestiam afferre«, / <lal 3 »taedere, pertaesum esse,
fastidire, conturbari, moleste ferre«, qLä^; »fastidiens, rei per-
taesus, taedio affectus, conturbatus«. Es wird demnach in den
unter / ^P: aufgeführten Stellen der T. u. E. N. / iL*-. — als i n-
transitives Verbum wahrscheinlich / äx: — in der Bedeutung
von / za£ beizubehalten sein. 46)
604a, vorl.Z. »Jy^:W zunächst von P^ol , und dieses von
Ofilliq, wie -ya-l von Zf.ivQva, l^pol, Jyo: von GfiaQaydog.
** .c-
~~ o ... o -
606a, 9 »,L^?;« pers. ^lioj.
5,0- O > G 5
606a, 16 ».j.ä^:(( mit Lautumstellung von » J&\«, das
0 , o
mit seiner Nebenform .ä^S (M. al-M. AAAa, 4) ebenfalls durch
O , O ,
Umstellung und Lautwechsel aus pers. o_xJLÄ entstanden ist.
607b, 8 v. u. Auch Cuche hat: »Etrier o^Ki; _ xX»;«.
Gewiss ist bis jetzt nur die Herkunft dieses Wortes vom türk.
45) »Suffrido bedeutet wirklich auch active patient, endurant, r6-
signe. Alcala hat suffrido zemim, dann sufrido asfi hatnül. Die beiden
Wörter sind demnach gleichbedeutend. *Lo; würde Alcala (durch imäla)
auch zemim schreiben.« Dozy.
46) »Ist dieses / äa\ dem türkischen / 'j^y entnommen?« De Goeje.
— Ich erinnere mich keines türkischen Zeitwortes, dessen Infinitivendung
/ 'j.A oder <&* zum zweiten und dritten Stammlaute eines davon abgeleite-
ten arabischen Zeitwortes geworden wäre.
37
Jvj;$.!, Steigbügel, ungewiss aber, ob es selbst dies bedeutet
und der abnorme Plural oljlXä;, wie der von Bocthor verbürgte
Singular äjbo; , etwa aus der altern Form jio;^ zu erklaren,
oder ob xJo; eine arabische Collectivform ist von einem Singular
^.<i: st. .^j^ in der Bedeutung von LXob., <-j"V' v^^0
(s. 552 b unter ^L^. , und 554 a unter ,tA>i.) oder einer der
J\M (^.^iv^S genannten höhern Militär- und Civilbeamten (s.
Zenker, 121b unter ^^\). 47)
612a, 9 u. 10. Die Bedeutung faire cadeau verdankt .U?
wie es scheint, der morgenländischen Sitte, Besuche bei hoch-
gestellten Personen mit Geschenken zu verbinden. Vielleicht
47) »In den zwei citirten Stellen der 1001 N. III, l*T1 und fTf steht
der Plural o^Ki;. Im Glossar hat Habicht ohne Beleg dazu gesetzt »Sing.
Xa£j; « . Dagegen ist der Singular ä^&i; nicht nur von Bc , sondern auch
von Berggren s. v. e t rie r und von Landberg (handschriftliche Noten) ver-
bürgt. Letztgenannter hat *^i; nie gehört. Cuche scheint hier von Frey-
tag abhängig; ich habe indessen sein Buoh noch zu wenig gebraucht, um
sicherer davon sprechen zu können. Der Verfasser des Muhit aber hat ein-
gestandenermassen Freytag benutzt , und hier scheint mir seine Abhängig-
keit von ihm sicher. Wie Dozy mit gewohntem Scharfsinn gesehen hat,
kann das jsiAaa^o nur aus Freytag's fulcrum entstanden sein. Bistäni
hat sich wohl gehütet, einem Singular *^£j; einen Plural oS»,Ki; zu geben,
er hat aber glücklicherweise die Spuren der Herkunft seines Artikels nicht
verwischt, wie er gethan haben würde, wenn er £\ q^.x!x*j .-jiÄji ^Xj^it
geschrieben und so aus ^.-^J; ein arabisches Wort gemacht hätte. Dozy
bleibt bei seiner Meinung.« De Goeje. — Auch ich halte den Artikel in
M. al-M. für verfehlt im Ausdruck, lasse mich indessen durch das hinzu-
gefügte iu»c »ein Vulgärwort« zur Vorsicht mahnen. Existirt das Wort
im Gebrauche des Volkes wirklich, so spricht Bistäni's Angabe einerseits
und die grammatische Analogie andererseits für die Annahme einer Col-
lectivbedeutung, entsprechend der von &^IX in Zamahs'ari'sMukaddimah,
ed. Wetzstein, S. f/\ Z.10 : _ K*al^ ^ö <-"*^) f j^^Mj iS^ )'
38
> o.
lässt sich daraus ..,: Z. 10 v. u. mit Verwandlung in .5: als
concretes Verbalnomen dieses M erklären: »er verschaffte sich
dafür (für das Geld) ein Geschenk für den Sultan vonAegypten«
(als Erwiederung des Geschenkes von diesem) . 48)
61 4b, 4 »lXj-^äj 0.S5;« das zweite Wort eine sinnlose Ent-
stellung von Hj.3? } lXj-M, Low, Aram. Pflanzenn. S. 136, Nr. 94.
61 5 b, 7 flg. »*53« neugriechisch £ov[.ii, entstanden aus
tiof-iiov, dem Deminutivum von ^Wfiog, Brühe, ausgedrückter
oder ausgezogner Saft; s. Levy's Neuhebr. Wörterbuch, 1,
562a, 3 flg.
617b, 12 »<?.)« und sein Denominativ ^?- Z. 7 erscheinen
auch in umgekehrter Form: l*=* und ^>; Cuche : »Ligne,
raie, trace _Ui T fäj«> »Tracer une ligne Issoii' *£)«• Der_
selbe: »Trace, raie, ligne ;L=>! - j*5"" > »Tracer des lignes
619b,5flg. Dieses / ^ojj' ist Denominativ von/ ij:, Kleider-
kragen , und bedeutet eigentlich : den Hals in den Kragen
zurückziehen, entsprechend der persischen Redensart!. ^\^S
...lXaXCo ...LuJi' ,j> von einem Sufi , der seinen Geist zu un-
gestörter Betrachtuns; von der Aussenwelt abzieht. Damit ver-
bindet sich dann das »appuyer la Ute sur les genoux«, welche
Stellung oft in den Illustrationen persischer Dichterhandschrif-
ten abgebildet ist.
61 9b, 29 »likj; ovner en rond« Denominativ von dem in
Habicht's Glossar zum 3. Bde. der T. u. E. N. erklärten und von
Frey tag aufgenommenen ^\.
620b, 3 >V,b; avarie« pers. -.L:, Schade, Verlust.
621 a, 5 v. u. *.£Lw cendree, petit plomb de chasse«. vom
48) »Je n'ose rien döcider«. Dozy. — »Mir unwahrscheinlich«.
De G 0 ej e.
39
türk. x^L* oder x«.:>Lo b. Zenker S. 558c : »petitplomb de chasse,
grenaille« .
s £ o ,
621 b, l. Z. ))'xJj>.avw« Obligation (acte), M. « Die Erklärung
dieses Wortes beiM., 1.1% 3 u.4, entspricht dem, was wir amt-
£■ O ,-
liehe Verantwortlichkeit nennen, gebildet von iJ^<-~o,
von Amtswegen verantwortlich; s. Zeitschrift d. D. M.
G., V, 59, Anm. 1. Daher b. Cuche, rfo, XJ^a*»* o«^', unter
Verantwortlichkeit; wiewohl Cuche selbst den abstracten Begriff
in einen concreten verwandelt: »Chose sur laquelle on sera
questionne, dont on devra rendre compte«.
627a, 6 v. u. Obgleich der allgemeine Sinn von / 'jj^»-*
jw>.Lc> .~c in der bemerkten Stelle durch »precede para u. s.w.
vollkommen ausgedrückt ist, so bildet dieses doch nur scheinbar
eine Ausnahme von der Regel, dass das Hocharabische nicht,
wie unsere Sprachen, ein Passivum durch Präpositionen mit dem
entsprechenden Activsubject verbinden kann. Es ist iU>.L=> ^c
überhaupt nicht von / «^«.*wa regiert , sondern ihm coordinirt
und .je steht prägnant in der Bedeutung von ^c, .o>Lo oder
^yc i^LpU, während / 'jj***^ seinerseits ebenfalls einen selbst-
ständigen Begriff bilcl et : ein Posterius, dem ein Prius voraus-
gegangen ist, mit dem Abstractum sLä^jLa] s. de Sacy, Anthol.
arab., 302, 11 u. 12.
634 a, 11 »/äs** boudin, saucisse« türkisch, mit scriptio
plena / 'jy&* , auch mit <jo : / äj.^5, / ^?>^°.
634a, 8 — 6 v. u. c^Usi" an der bemerkten Stelle der T. u.
E. N. scheint verschrieben statt ^^s^ : sie zog hervor, d. h. sie
schob durch Ziehen und Drehen der »;-i> die eenannte Seite
derselben nach oben.49).
49) »Ihre Verbesserung 1001 N. VII , tfr^, 5 wird bestätigt durch
iff, 5 a f., wo richtig steht <*jj^>> o*->»^W3. Ich vermuthe, dass >— ■ ^s^
40
636b, 16 u. 17. Die Bemerkung, dass die Christen
^Xsj\ (jp=wi! für ^As.l\ y*SJ>\ sagen, weist darauf hin, dass
dieser tropische Gebrauch von ,^ aus dem cor contritum, der
contritio cordis des Kirchenlateins entstanden ist. Cuchefolb:
» Etre contrit, brise de douleur (coeur) L'sLswi! / ^swit«, »Brise-
ment de coeur, contrition, repentir v_JläH / äL<^*ö!«, »Contrit,
qui se repent de ses peches / is=w,U«.
63 6b, 22 — 24 »/jL<y« ist nach bekannter Formenanalogie
(<j\^ zu lesen als Collectivsingular; das Einheitsnomen davon
wäre Xäl^". Die Stelle bei Makkari bedeutet : zehn Centner
feiner weisser (hartcrystallisirter) Zucker, in dem kein Lumpen-
zucker ist, franz. cassonade , engl, lumpsugar, engl. -franz.
lumps. 50)
63 9a, 8 u. 7 v. u. Eine versuchte Deutung von w^LojI
^jswU erwies sich, den mir mitgetheilten beiden Textstellen
gegenüber, als unzulässig. Dabei schrieb mir aber de Goeje :
»S. PH (der 1001 N. I) liest man C*JLaJS (^^JÜi (u£$) lA^5
*4£y=>., J., eine Art feierlicher Salbung [?], und fit* heisst dann
dieses Kreuz aJIc (jüyui! »«^xLai!. Vielleicht ist hierin die Er-
klärung des Beiwortes ^u«..Ü zu suchen.«'
640a, 16 a-.-^« Mosl. 1C, 13, constr. m. J^ wie ^s. L^*>t
bedeutet her vorziehe n , vielleicht aus dem Futteral; vgl. die Bedeutung
degainer.« De Goeje.
50) »Cassonade und Lumpenzucker d. h. nicht raffinirter
Zucker, kann hier doch kaum gemeint sein. Holländisch würde ich über-
setzen »waarbij geen gruis«, d. h. zerbrochener, halb pulverisirt er Zucker.
Dozy sagt mir, dass er die Stelle verstanden hat wie ich , nur wäre statt
qui n'avait pas ete« zu schreiben gewesen dans (avec) lequel il n'y avait vien
de, aber das richtige Wort für / cjLss*' habe ihm gefehlt. Ich habe dies auch
in Boissiere's Dict. analogique nicht finden können.« De Goeje. — Das
dem gruis etymologisch entsprechende Wort wäre Gries, Grieszucker;
ich höre aber, dass der kaufmännische Ausdruck für solchen Zucker bei
uns Farinzucker, der im gemeinen Leben gewöhnliche klarer
Zucker ist.
41
(Lane , 65 lb u. c) , steht Dach meiner Ansicht absolut für
.Lül , fachte oder schürte das Feuer auf ihm an , trop. für : er-
füllte sein Herz mit neuer Leidenschaft. So wird der Uebel-
stand vermieden, dem Worte eine von keinem Quellenwerke an-
erkannte , bloss auf eine unsichere Vergleichung mit !"lfiTÖ ge-
stützte Bedeutung beizulegen, deren auch das »J.^ ^ssg zu seiner
. O - -
Erklärung nicht bedarf; denn Lm ^ L^wÄi oy^* ist nur eine
durch Verschiedenheit der Gonstruction bewirkte negative Wen-
dung des Begriffes \S£i {g^f , nämlich : willfährig und gern
auf etwas verzichten, sich dessen entäussern, es auf- oder hin-
geben. Dies ist um so gewisser, da auch IJoCj lg& selbst in
dieser negativen Bedeutung steht, Makkari, I, P.. , 12: v_ä-J
^yyaJ-\ *Li *^^äj o^~ »wie haben eure Seelen die festungs-
reiche Heimath hingegeben?« d. h. wie habt ihr sie leichten
Muthes aufgeben können 1 51)
51) »Ich erlaube mir gegen Ihre Bemerkung anzuführen: 1) Die
Hdschr. hat, wie gedruckt ist, le^ 3 nicht ic^1 > wie Sie lesen. 2, Dass
man gesagt hat q^Ls ^c .LäJI ic^i 'st unbewiesen. Die Vergleichung
mit ^*>l ist nicht ganz zulässig; denn man sagt \^s^* r+^-\ c^r^"'
JLÄl L^<Ä-o «us Joi^J «^>i löl aüji^j «JC*^j ^lXäJI (Asäs), also
die Kohlen zur Seite schieben (Lane: to put aside) ; von da aber
ist doch noch ein Schritt zu der Bedeutung das Feuer anschüren,
und ich weiss nicht, ob die Sprache diesen Schritt gethan hat. 3) Dass
man sagt f^/äJL ^j^ = ^-^-iolj >>L> und dass selbst qX ic-^
tj-^Ji zu vertheidigen ist, wenn man L<^' als freigebig sein fasst,
dem widerspreche ich nicht. Allein t ^iJI ^c „VwÄÄj l&P und c^-o£"
*»»x. ( ^>~Ju \ ^-wÄÄj ist bei dieser Auffassung schwer zu erklären. Lane
übersetzt letztern Ausdruck : I left the thing and my soul did not strive
with me to incline nie to it. Es ist als ob er gefühlt hätte dass der Begriff
inclinavit doch im Verbum liege.« De Goeje. — Dem steht Folgendes
entgegen: 1) Ich habe nicht ic^, sondern mit Freigebung der Aussprache
^UjI i^i-* geschrieben, weil nach AA und S bei Lane Lc"^' in dieser Ver-
42
640a, 3 v. u. In Betreff des ^♦^Jf ao <3jJ» Lo, parallel dem
.UCs^M i^Ä &j / iU. Lo, Makk. II, of., 1, wie ich in den Sitzungs-
berichten v. J. 1869 S. 83 zu lesen vorgeschlagen habe, und
der Antwort darauf in Dozy's Lettre S. 219, dass man so nicht
lesen könne, »car ^-ioLi x^jmJS tdlA** ne se dit pas«, erlaube
ich mir die Frage: Ist dies so gewiss? Wie, wenn eben diese
Stelle das Gegentheil bewiese? Ich denke, der in Ax** liegende
Begriff von „J lässt sich auch auf das Ohr übertragen , welches
an etwas hangt, haftet, d. h. es beständig hört oder anhört.
bindung eben so gut arabisch ist wie ^2^; 2) die Sprache brauchte keinen
Schritt zu thun, um zu der angegebenen Bedeutung dieses Ausdrucks zu
gelangen, denn das Feuer anschüren bedeutet eben: durch Be-
seitigung von Asche, hinderlichen Kohlen und Holz dem Feuer Luft machen
und bewirken , dass es hell brennt. Der türkische Kämüs beschreibt das
Verfahren dabei so: »mit einem Feuerhaken die Asche oder die auf dem
Feuer liegenden Holzstücke nach beiden Seiten schieben und ihm dadurch
gleichsam einen Weg bahnen , damit es freien Raum gewinne und auf den
(darüber stehenden) Kochtopf einwirken könne.« Dass man den Gegen-
stand, auf welchem dies geschieht, ebenso wie bei /<-♦•>• mit (J>c- ein-
führen kann , unterliegt keinem Zweifel. 3) £.— &J1 ^.c &*wjLo lisÄ" und
x*c (^^-wjuj ^**.s.Xj c^:;^", sind nicht schwerer zu erklären als das
von Gauhari bezeugte s-.— wJi ^~c ^»wjb w«.-^" »meine Seele hat sich
willfährig von etwas abgewendet« d. h. es aufgegeben, darauf Verzicht ge-
leistet. Das Verbum behält seine eigene Bedeutung; der Begriffsich ab-
wenden liegt nicht in ihm, sondern kommt durch ^~c hinzu, vgl.
Si ,_^.£ und xäc iS^- ^as V i° **»*-&*l ^" ist das transitivmachende,
JuiAsüüi i\i: er hat seine Seele zu willfähriger Verzichtleistung auf etwas
bewogen; unmittelbar transitiv die II. Form mit Objectsaccusativ in der-
selben Bedeutung: i^-Xiol ^£. xwJÜ ^i^, oder ~\ *.a*ääj ^ mit dem
V zur Bezeichnung des bildlichen Wortgebrauchs, äu;Ls?> ; s. Hariri,
1. Ausg., il^ö, Commentar Z. 4.
43
640b, 19 — 24. Zur Erklärung dieses magrebinischen Ge-
brauchs von Ol\a* genügt, glaube ich, die Bedeutung abhalten ,
Jo* — iA>o, in ihrer Wendung zum aushalten, sustinere.
Vermöge desselben Tropus sagt man mundartlich in einem
Theile Sachsens: »Das kann ich nicht abhalten«, st. aushalten,
in Beziehung auf Schmerzen, Geldausgaben u. s. w.52)
641 a, 5 v. u. _l\a* , Bresl. II, 143, wird nicht für eine
Verkürzung von -OU«, sondern für einen gebrochenen Plural
(Li
davon, wahrscheinlich „lX**, zu halten sein; Guche, Pöfa, giebt
als PI. von _oLv die nächstverwandte Form _IlX^. Der Spräch-
et (L>
gebrauch erlaubt in solcher Verbindung das Adjectivum sowohl
in formeller Uebereinstimmung mit dem Numerus des Vorher-
gehenden in den Singular, als dem Sinne nach in den Plural zu
j > o j > öS
setzen; s. Makk. I, vt". , 8 : J^c ^Joo v_aJS , wie dort nach den
Handschriften zu lesen ist. In Betreff der Uebereinstimmung
des Casus mit dem Gezählten s. de Sacy's Gr. ar. II, § 544.
647b, 18 u. 19. Falsch ist das xJy ImJI Jasb> ^JyJt in M
o
eigentlich nur insofern, als es das arab. -pers. ,tay*, Geheim-
halten, Geheimnissbewahrer, für türkisch ausgiebt; aber un-
gehörig insofern, als dieses dem Arabischen fremd gebliebene
Wort an die Stelle des im Arabischen ebenso wie im Türkischen
o ,
üblichen ^J>.-w getreten ist.
649 b, 8 — 10. Sollte nicht statt / ä _** zu schreiben sein
/ ö_ä, Ueberfüllung mit Feuchtigkeit? Darauf deutet das hinr
was als Entstehungsursache dieser Krankheit der Melonen und
ähnlicher Früchte angegeben ist: »quand on laisse sejourner
l'eau pendant trop longtemps ä leurs pieds«.
52) »Mir nicht wahrscheinlich«. Dozy. — »Mir auch nicht, da die
Bedeutung von cX.«* abhalten auch schon eine abgeleitete ist. Dozy's
Erklärung befriedigt auch mich nicht , ich wage aber keine dritte aufzu-
stellen.« De Goeje.
44
650a, 4 »t. de commerce, Obligation (acte)« sehr. t. d'ad-
ministration, assignation, ordre de payer au porteur; dies be-
deutet die Erklärung von ^J.^j\ in M : o\.i>^J ^I^äj JLj <iLo
*^>j-+j (jUI i^Uo. Die von Dozy aus Meninski oder Bianchi ge-
nommene Bedeutung ist nur die erste in einer von Zenker auf-
geführten Entwicklungsreihe, deren letzte, »die Industrieaus-
stellung« ebenfalls in das Arabische übergegangen ist ; so in der
Beiruter Zeitung Xjäl v. J. 1872, Nr. 199 letzte Seite: ,^yJI
jüoLäjI &y*Jlj LUs J, *^s *s*jl\ iJ.*j+xS\ , »die im kommenden
Jahre in Wien zu eröffnende allgemeine Industrieausstellung«.
, o ,
^J.*» , von i^wo.*« ausbreiten, hinbreiten, bedeutet ursprünglich
einen zum Geldaufzählen hingebreiteten Teppich , dann über-
haupt Zahlbrett, Zahltisch, daher »bureau de receveur« (Hindog-
lou) ; weiter: Brett oder Tafel zum Auslegen von Waaren u.dgl..
davon ausgehend in letzter Entwicklung Industrieausstellung.
652 b, 21 » Echantillon , motüre« in dieser Bedeutung ist
8.L^.^ das ital. mostra; s. Hartmann's Arab. Sprachführer,
83, 12, mit dem PI. _.bl*«o. Auch türk. *jj»±a, ».Lus../0?
mostra, Zenker 892 c.
653a, 6 v. u. flg. Es scheint noch nicht bemerkt worden
zu sein, dass *.b*« und *Ua** in der Bedeutung von ^ÄA^Jt lKz*
und das denominative ^b** aus aro^ia und otoj.wvv gebildet
sind; wenigstens eine Hindeutung darauf enthält das »JJv^ .I
in M zu Lolb/* «j ^x=> als Erklärung von v_$u*JI *&>*«■> bot 6f.no ob
to £hpog. Ebenso im Hebr. l")nn "»B , im Aram. ]sixa) )coa,
und im Türk. ^-J^ t£ks=-ls, womit der türk. Kämus Ja.** und
JJä>» erklärt.
654a, 6. Lautet der Vers ursprünglich so wie er hier steht,
so hat der Dichter gegen die Begeh das Fragnomen an die Spitze
des Satzes zu stellen, den vom Verbalnomen am Ende des Satzes
45
abhängigen Objectsaccusativ dem Lui vorausgeschickt, wodurch
überdies der schon an sich schwachen Verbalrectionskraft jenes
Nomens (Wright , Ar. Gramm. II, S. 75 u. 76, §34) fast Un-
mögliches zugemuthet wird. Diesem Uebelstande wäre abzu-
- i.% «SO, ,-Sso,
helfen durch Verwandlung von Uui LxxO in Lui *-0, wodurch
zugleich f^\ seine nächste und eigentliche intransitive Bedeu-
tung wiedergewinnen würde : »ich wusste nicht, die Thränen
welches von uns beiden sich stärker ergössen « . Das .^JLcLä^ im
zweiten Fusse statt des ursprünglichen JLcLä^ könnte nur in-
sofern bedenklich scheinen, als es in diesem Yersstücke das ein-
zige seiner Art wäre. 53)
53) »Ich finde die Aenderung etwas gewagt. Ein so später Dichter
erlaubt sich [bisweilen auch aus Unwissenheit) viele Freiheiten, und Abdol-
wähid hatte das Gedicht fast aus erster Hand.« Dozy. — Sie haben Lx^O
bei Abdolwähid für einen Objectsaccusativ angesehen ; nach meiner Mei-
nung aber ist es ein Tamjiz-Accusativ. Und hier wird wohl gelten können
was Wright II, S. 135 schreibt: »The j^^i may occasionally be placed,
by poetic license, before the predicate which it limits«. Und obgleich dies,
5«. ö
nach Wright, nur stattfindet wenn das Prädicat ein i^5~^X/* Jjts ist , wird
doch wohl auch hier gelten können was er S. 1 30 sagt : »only a poet could
venture on an emergency to say ^1 Lp La qU-*£> =\J,\ ö-i ...b .-J
r^^> Uif L-yp» for LpLa qL^^ ^\ b**:>- Ich finde diese Um-
Stellung des jLs> beinahe noch kühner als die des j*>.*J' bei Abdolwähid.
Gegen Ihren Vorschlag spricht noch , wie Sie selbst schon bemerkt haben,
dass dann hier allein ^Ict-ä/a statt ■jL.s.Jla stehen würde. « De Goeje.
— Die Sache ist doch hier eine wesentlich andre als in den Fällen bei
Wright, da 1*0 , gleichviel ob xj j^juw oder j***^ , nicht bloss seinem
speciellen Regens, sondern sogar dem ganzen Satze, zu dem dieser Regens
gehört, vorausgeht, — und zwar einem formell selbstständigen, nur
logisch von^i |*J abhängigen, regelmässig mit dem Fragnomen beginnen-
den Fragsatze; s. de Sacy, II, S. 582 §1152. meine Beiträge, 8. Fort-
setzung [= 9. Stück) S. 190—192. Aber ich sehe jetzt, dass wir alle in
i^O den einfachen Accusativ der Ursache, *j j«jiäx, verkannt haben:
46
654 a, 15 flg. iXcLo' gehört nicht zu iXcL«, welches die
ihm beigelegte Bedeutung nach Fonnenanalogie und Sprach-
gebrauch nicht hat, sondern ist Jussiv (lX^L^j st. AcL*Jo) oder
Imperativ des reflexiven ^AclLö mit v_j, »s'aider de«. Z. 14 v.u.
634 b, 4 u. 5. Statt jju» hat die erste Ausgabe von Bc
o
659b, 7. A.£w in der Bedeutung von b&D, simpulum , war
richtig ».♦.*,
nach der Stelle aus einer Tischendorfschen Handschrift, die ich
in Levy's Neuhebr. Wörterbuch, III, 320a u. b mitgetheilt habe,
auch im orientalischen Gemeinarabisch in Gebrauch. Es steht
dort von einem Napfe, in welchem der h. Saba Ueberbleibsel
von grünen und trocknen Gemüsen und andre Speisereste zu
späterem Gebrauche aufbewahrte. 54)
660a, 3 v. u. flg. L^+jwiy ü^Lä^JI, logische Gleichung zwi-
sehen ^***II und *«*/b5l , dem in concreto gegebenen Einzeldinge
und dem durch das entsprechende Wort ausgedrückten Gat-
tungsbegriffe. »Der Unverstand (Farazdak's) ist eben das was
Unverstand heisst« und demgemäss zu behandeln. Eingeleitet
durch JL^I ^ , giebt dies einen jener motivirenden Umstands-
sätze , welche die Dichter, wie parenthetisch , am Ende eines
Halbverses anzubringen pflegen-. »Sprich zu Farazdak — (der
Unverstand ist eben Unverstand) — : Wenn du mein Gebot
nicht befolgen willst, so« u. s. w.
- 0 - - o ,
661 a, 8 y)^^^«. oder »^ailo« ist umgekehrt aus dem
Arabischen in das Berberische übergegangen ; entstanden ist es
aus ^Aiä^J (II, 360b) und daher eigentlich .oiü* zu schreiben.
Völlig verwischt wird der Ursprung des Wortes durch die Schreib-
- o
art ^..vJC*, 668 b, 14. Im Maltesischen lautet das Perfectum
»ich wusste vor Thränen nicht, wer von uns beiden sich am stärksten er-
gösse.« So fällt jede Schwierigkeit hinweg.
o
54) »Noch ein paar Beispiele von diesem uVä<w s. in meinem Gloss.
Geogr.« De Goeje.
47
noch staksa, Impf, jystaksi, Verbalnomen yl-my stoksia,
l'interrosazione. b.Vassalli, Proverbii Maltesi S. 73 Z. 3.
*' 9 -
668a, 14 »^jXw« d. h. ^X^, das mit nasalem n aus-
gesprochene ^»X^v 694b; 4, nach einer dritten Aussprache ^ßS+J»
686 b, 25. Wahrscheinlicher als die Entstehung aus einem
meines Wissens im Sprachgebrauche nicht vorhandenen XCj'
ist mir die aus pers. Ju^L>, türk. yUJLs-, Nagelschmidt und
Schlosser, dann auch auf den Blechschmidt, Klempner und ver-
wandte Metallarbeiter übergetragen.
668 a, 3 v. u. flg. Die Aufnahme des ganz ausserhalb der
arabischen Formenanalogie stehenden Ij'jX*«, sicurtä, oder,
wie Cuche Hoa, 3 schreibt, 'ü\j£~w in die Gemeinsprache55) hat
nach Bocthor die passiv-active Zwitterform .yC*^ mit der Be-
, o ,
deutung assureur erzeugt. Das ebendaraus neugebildete jfy«,
Inf. sSy* (statt äJ^w) »assurer une maison, un vaisseau, des
marchandises« b. Cuche ebendaselbst, bleibt als regelrechtes
J^i wenigstens innerhalb der Formenanalogie , und ich kann
mich eines leisen Zweifels nicht erwehren, ob nicht vielleicht
das wunderliche, besonders auch durch seine Mehrdeutigkeit
anstössige .yC*.-« ein verschriebenes .Sj»*a> ist.
668b, 24 » ^.jÜ^Lv castor « eig. Slave, weichere Aussprache
von ^.jblä/*5 t/Aft-«, so genannt von der Heimath des Thieres.
669% 13 u. 14 oL&Jfj ol£=>J^I, die Thätigkeiten und
die Unthätigkeiten, das Thun und das Lassen, Merismus für das
55) In einer Anwandlung puristischen Eifers verdammte Herr Bis-
täni , der Herausgeber des Muhit al-Muhit, das »Sicurtä« und ähnliche
Barbarismen schon vor 23 Jahren in einem zu Beirut gehaltenen Vortrage
über v_j.äJ t- >)J>I; s. Sitzungsberichte d. Sachs. Ges. d. Wiss. , philol.-
hist. Cl. v. J. 1859, XL Bd. S. 16t.
48
ganze Leben oder die Lebensführung eines Menschen; s. Ali's
hundert Sprüche S. 41 Z. 10, S. 122 Sp. 1 Z. 25 flg.
670 a, 17 flg. Ausgehend von der Grundbedeutung des
Stammes J.-w, leicht und sanft ziehen, ist -*^l JJL« : er hat die
Sache geschlichtet, in der Stille abgemacht und geordnet. Die
betreffenden Worte 669b 1. Z. sind etwa so zu übersetzen: Ac-
commodez son affaire sans eclat et econduisez-le de votre com-
pagnie ; 670 a, 15: II lui insinua adroitement ce qu'il devait
faire.
670b, 19 » (Cjj.i-^L* « nach Quatremere's Schreibart und
Erklärung a. a. 0. Aber der dort aus dem Inschä angeführten
Ableitung widerspricht Lehg,eTcosmäni1l*,<i, 12 u. 13 : » ..S.j.A^L«
(silahsöran, PL von silähsör, ar.-pers., eigentlich Waffen-
polirer) ist die dem Oberstallmeister, .»j>L*io, untergebene erste
Dienerklasse , die Waffen beamten , ^g J.j»U äss-LJ ; fehlerhaft
ausgesprochen .j^Lo (s. Meninski unter . j3»^L* u. ,j.:>^Lo) .
Die zweite Dienerklasse besteht aus den qVj->5-w (serächö-
rän, PL von serächör, pers. , eigentlich Stallvorstand, Stall-
meister).« Unmittelbar darauf : »/ ii._j.^o!^L« (silahsörluk)
ist die Kunst des Waffengebrauchs zu Pferde, üUjuXä^., die
3 , 3 - - 3 , -
Reiterfechtkunst.« Hiernach ist ^^^L» in .j^i^ ■—. .^.i>Xo
zu verwandeln, als entstanden aus einer gemeintürkischen Ver-
3 0, 3 , ,
mischung von . »..^.5>^L*, der höhern, und .j.r>L*w, der niedern
Klasse des unter dem Oberstallmeister stehenden Dienstperso-
nals, so aber, dass das j von .y>%« oder j.s>sL>d nicht von
.j.s>\jm , sondern von .j.^=>^ herrührt.
670b, 12 v.u. »ä.^s^Lw (esp. salmuera) saumiire«. der F orm
nach vom altital. salamora, neuital. salamoja. Im Maltesischen
mit Zusammenziehung und Assimilation sammüra, Vassalli,
Prov. Malt. S. 84 Nr. 789. Vgl. bj^U* 689b, 6 v. u.
672a, 8 v. u. Die Singularform lS^-jm ergiebt sich aller-
49
dines mit Notwendigkeit aus dem PI. ,..».<o?Ju* bei Abulfeda.
aber wahrscheinlich liest ihr ein falsch gelesenes , ~5^Xw, d. h.
^.:=?JL*, Xn*öl2J, zu Grunde. Vielleicht trug dazu, bewussl oder
unbewusst, die Vergleichung mit dem gleichbedeutenden kora-
nischen ^jjy> , qjj^L^» bei. Statt &X>* in M (s. 672 a. 4] hat
Cuche F1v\ mit der Bezeichnung als Fremdwort, nach gemein-
arabischer Aussprache »^ys^L* - ^JL« Apötre«.
672b, 7 flg. xs>\AL ist das aram. STTiBblB , U»o^\«, Blase,
sowohl Fischblase, Buxtorf S]). 2429, als auchBlasengeschwulst,
tumor morbosuS; Gast. -Mich. S. 918: davon | ^aa^j xiJ^t,
vesica, die Urinblase, Thom. a Nov. S. 36, und r^rrsbttj , ma-
trix, Uterus; ingluvies, vesicula gutturis in avibus, Bux-
torf a. a. 0.
675, 11 v. u. Stall -jjb / Ju, jlä schlage ich vor jt^,
.-Jb / JL- , Haar (welches) Mangold mit Milch ist), d. h. aus
Schwarz und Weiss gemischt, wie bei uns sprichwörtlich von
solchem Haare : Pfeffer und Salz. Ueber die Anwendung des
Farbenbegriffs grün auf Haare s. Abbad. III, 195, I flg. und
oben 378b unter .xajM.
679a, 4 flg. Die angeführten Worte bedeuten, dass er den
ganzen Koran des Nachts in Gebetsstellung ohne Unterbrechung
zu recitiren und erst am Ende mit der gewöhnlichen Segens-
formel zu schliessen pflegte; s. 677a, 4 — 2 v. u. Eine solche
ununterbrochene und mit einmaligem *JUö' abgeschlossene Re-
citirung des Korans heisst dann selbst per synecdochen **Jlwö.
679b, 18 flg. Dieses ^~ oder ^U« steht für das altarabische
5l.
680a, 7. Da der arabische Name des Gestirnes der Lyra
von yjlvg,, testudo , herkommt. — s. Ideler. d. arab. Stern-
namen S. 67, — und / vor 6 und i bei der Arabisirung grie-
1882. 4
50
chischer Wörter regelmässig in <jä übergeht, so isl / öLJU« für
eineVerderbniss des von den Quellenwerken allein überlieferten
/ äL^JLxc, zu halten .
680 b, 13 »X^LoUjw« mit dem Artikel &aä*LoU*J! d. h.
K-^>Lo tU/Aol • — nicht iLo>Lo nach Amari's Schreibart in der
Anmerkung und in der Uebersetzung . Vol. I p. 315 »la sa-
masähhiah«, — ist ursprünglich entweder, wie Amari an-
nimmt, ein vollständiger Satz: »il cielo e sereno«, oder, was
ich vorziehen möchte, eine jener spätem Verbindungen eines
Nenn- und eines Beiwortes zu einem durch Vorsetzuns des Ar-
tikels unauflöslich geeinigten Compositum , wie ^LXÄP-^wi,
^jyo.Lx.^; s. diese Berichte v.J. 1862, S. 45, Sonderabzug S. 37.
681a, 5 — 8. Die angebliche Construction wird durch die
angeführte Stelle nicht bewiesen, da xXiiLj weder Objecls-
accusativ ist, noch »ses pions« bedeutet. Der Sinn ist : Seine
Lackeien (valets de pied , footmen) gestatteten mir den Zutritt,
da ich auf einer Stufe des Kindesalters stand , auf welcher man
Naturmenschen überhaupt vieles gestattet.
681 b, 13. Sollte nicht in jener Stelle von Kosegartens Liber
cantilenarum statt ^.^ zu schreiben sein ^.^^ ? ».\+** , nach-
giebig, gefügig, als »use«, ist doch eigentlich nur eine schwä-
chere Wiederholung der schon durch / kL> ausgedrückten Be-
schaffenheit, und das dadurch erregte Lachen Jezid's deutet dar-
auf hin , dass der Schild nicht bloss abgenutzt , sondern auch
noch dazu von auffallender Hässlichkeit war. 5li)
§8%h, 7 v. u. flg. Das »c'est pour iü.ilw, oellccgioi1« könnte
so missverstanden werden, als sei iü.U*« eine Nebenform von
Xj.^L«. Dagegen erklärt Gawäliki in +\y& las», herausgeg. von
H. Üerenbourg in »Morgenländische Forschungen» S. 131 Z. 4
56, »Sie haben Recht. Aghini ed. Bul. t, (*"l, 3 hat richtig -v*..»*. «
l)uz\.
1
51
v. u. flg. , aj.L** sei eine fehlerhafte Aussprache statt Kj-m.*«,
einer Art Schiffe, so genannt von dem Namen ihres Erfinders
.£**«, der, meint Gawaliki, in Basrah gelebt habe. In der That
geben die morgenländischen Quellenwerke nur die letztere
Form. 57)
a
683a, 21 . Die Frage nach der Bedeutung jenes -****! ist von
Doz\ selbst in der zweiten Ausgabe seines cAbd-el-wähid, 156.
Anm. d. beantwortet : »name of a river not far from Ceuta; see
al-Bekri, p. 106, 1. 18 ed. de Slaue«.
685b, 3 u. i. Die Stelle Abbad. 1. 222. II ist auch durch
die Berichtigung III, 83. 7 flg. noch nicht ganz geheilt. Ihren
wahren Sinn erhält sie erst durch die Beziehung von xx>JS auf
die von einem Theile der Schiften erwartete Wiederkunft 'Alfs
(Lane 1040 b) und von üxa.^ auf seine Anhänger. Statt ,**~o
wird <c*~ö' als Je ujLbi- oder *.*,*o zu lesen sein : »Daher huldig-
ten sie dem angeblichen Hisäm), wie die Schiiten, nach dem
was man von der «Wiederkunft« sagen hört, (dem wieder er-
schienenen "Ali) huldigen werden.« In demselben Sinne wie
hier :<x>.J steht bei Sahrastäni 111, 1. Z., ~i^yu\. 58
57 »Ich freue mich class Sie iü.Uww r=: 'xi,^**, für ein Missver-
ständniss erklären. Ich hahe mein Bedenken dagegen schon im Gloss.
Geogr. p. 263 ausgesprochen.« De Goeje.
58; »Nach meiner Ansicht muss man Abbad. I, -22-2 Z. H construiren
**<ywJ> ^>A^ ^^y^ — [j_3)l\5 »sie glaubten ebenso fest an die Wie-
derkunft des Omajjaden als die Schuten an die des Imäm's«, und ist
k**«u' L4.5 (= £**« >-*3 • »wie man gehört hat«, »wie erzählt wird«.
Als Beleg für die Construction von «t*.~ö mit V bleibt Abbad. I, 23 1 n. 33.
Beiläufig bemerke ich dass Abbad. I, 222 Z. 6 k.^i »leugnen« zu lesen
ist st. ^r-o.« De Goeje. — Ich vermisse bei dieser Auffassung nur den
Nachweis, dass xj ^ö auch schlechthin *o ^ysl bedeuten könne.
52
689a, 8 v. u. »*j3« sehr. »jj. Den Ausdruck Knoblauchs-
> & 3 X
zahn, *ji .-** oder *^3 ^ üäav, für unser Knoblauchs z eh e ,
gousse d'ail. hat auch das Türkische, z. B. (jio^ ^.»,1
/öL^/flyo, drei Zähne (Zehen) Knoblauch, Catal. Mss. Bibl.
Lips. 420, Anm. f. Es sind dies die zahn- oder zehenähnlich
an einander gereihten kleinen Knollen, in welche die Knob-
lauchswurzel sich zerlheilt.
3 0 3
690a, 20 »^aA^ sorte de vrille, de tariere» vielmehr eine
Art Stecher oder Pfriem, M : ^\Ju^l\ *j i^J&j" \ys? : und so auch
. - 3 O 3 , O >
Cuche Mb: »Poincon (pour percer) tskjU** — ^X«aJU««, pers. *.>.ä.w,
,0 3 O 3
von .Jäu» (Wurzel ^äa*) , durchbohren, durchstechen. Der
Vocal der zweiten Sylbe des der Formenanalogie entSpreChen-
den ^aäav ist, wahrscheinlich unter Mitwirkung des andern, ur-
3 0 3 u
sprünglich arabischen tik-jL* . durch cLö^S in den der ersten
übergegangen.
- o -
691 % 8 v. u. /^\«, türkisch (nicht, wie bei Freytag und
Bistäni, persisch), von /ö^^U«., stechen, einstechen. Daher auch
- O, 0 .
J(Aä.^\a* türkisch-persisch.
69ob. 16 flg. Wenn l6^ nur »ttre ou devenir eleveen rang«,
nicht auch , wie das xxs, ^\ feU-w 53 .Lo fU** i^.*iJI ^^Uv des
Kämüs erwarten lässl , )x'lre haut, en parlanl d'un lerrain« be-
S , 3
deuten kann, woher kommt dann »U«*«^, Wasserdamm?
Nach dem türk. Kämüs ist das Wort von der Bedeutung er-
höhen hergenommen, .oöj3>lc qlXä.**Ux/c töj", also doch
eigentlich II o c h a u f g e w o r f e n e s. 59)
.">;> »Es müsste jedenfalls bewiesen werden , dass ^i]y*^\ wirklich
in der Bedeutung »Hügel« vorkommt.« l)oz\. — »Mir ist ^** nur im
53
695b, 29 ))lp_w.x(( viridis nach Yoc, ist von .r^w./« st. ^.~*.*
IM
abzuleiten, gehört demnach unter .-*» 689. Eine auch bei uns
vorkommende Art Schleif- oder Wetzsteine hat eine erauerün-
liehe Farbe. '""
698a, 26 » »UiL^w« eine Entstellung des türkischen ^u^ ,
wie de Sacy in seiner Uebersetzung jener Stelle richtig »sou-
baschi« schreibt. Der Araber hat durch Verwechslung von j^o
mit Lau — nach seiner Aussprache U;L> — einen Stadtviertel-
vorsteher in einen Stadtviertelpascha verwandelt.
700a, 3 »i^-w«. In der ersten Ausgabe von Bc ist der
Plural von j^-wi »noir« richtig o»^, von j>y~\ »negre«. rj^y*'
dagegen \3j.*» nur als Fem. des erstem angegeben. 61)
701a, 17. wlc.j.^ (s.86ia rindet sich in der Form ^U,j-«
— entstanden aus dem altem pers. e^'«*,j.~ — auch bei Caz-
wini. II, 331, 21 — 23, als Erzeugniss des Caspischen Meeres. 62)
702 a, 12 v. u. »(j*L*n marchand de tisane de reglissea, ist
aus dem zweiten Theile von i_w*j.*» / ~j.&, Süssholzwurzel. II. 1 19a,
19 flg. gebildet.
703a, 10 flg. Für den tropischen Gebrauch von iuw mit j
der Person. Macc. I, 814, 2 v. u., ist »plaire. etre afjreabiea als
Bedeutung etwas zu stark: im Allgemeinen ist dieses cL* das-
figürlichen Sinne vorgekommen. Von S J..w«o giebt Lone eine andere Erklä-
rung; er leitet es ab von s^-^oi \^t.+X» öffnen, da im Damme Schleusen
sind, um das Wasser durchzulassen.« De Goeje.
60) »Ihre Erklärung wird dadurch wahrscheinlich, dass Vocabulista
S. 186 aufeinander folgen ry*»«* cos ti> und {c**>*.a viriditas (sie).« Dozy.
61, »Bc [2. und 3. Ausg.] hat unter noir: negre ^-w( , fem. io^w;
pl.Oj-w et )J>y~. Unter negre hat er: q'^« und £y~. Jenes \öj*u
muss aber wohl Druckfehler sein.« D o z y.
62) Ich sehe nachträglich , dass bereits Prof. de Goeje alles Notlüge.,
über ^>jj-^ in seinem Gloss. Geogr. 5. 2ö9 u. 260 gegeben hat.
54
selbe wie Z. 16 flg. Nach Makkari's Erzählung wusste Timur-
lenk entweder durch Ibn Chaldün selbst , oder durch Andre,
oder setzte als selbstverständlich voraus, dass jener ihn wie den
älteren Welteroberer Nebucadnezar in seine Weltgeschichte auf-
genommen habe. Er legt ihm nun die verfängliche Frage vor :
Wie ist es dir (moralisch; möglich gewesen (commenl as-tu pu
trouverconvenable), meinerund Nebueadnezars in deiner Welt-
geschichte zu gedenken, obschon wir beide die Welt verwüstet
haben? Worauf Ibn Chaldün sich mit einer Phrase heraushilft,
ungefähr des Sinnes : Euer beider grosse Thaten haben euch in
die höchste Classe berühmter Männer gestellt und den Geschicht-
schreiber verpflichtet, demgemäss von euch zu sprechen.03
705b, 2 — 4. Der Ausdruck : »vordem erstickenden Drucke
der Halsbräune und dem vielfachen Bruche des Schienbeins« ist
nach Sinn und Zusammenhang eine rhetorische Metapher für:
bevor das Uebel , die Feindschaft u. dgl. unheilbar gewor-
den ist. 64)
63) »Im Verbum pLv liegen von Haus aus die zwei Bedeutungen
angenehm sein und möglich sein. Wie man übersetzen soll, hangt
manchmal nur von der Auffassung des Lesers ab. Die Ihrige mag Makkari
1, /\tf richtiger sein als die meinige, in den zwei andern angeführten Stellen
aber ist gewiss angenehm sein zu übersetzen.« Dozy.
64) »Vielleicht richtig; ich möchte aber einen Beweis oder eine
Parallelstelle haben.« Dozy. — »Es ist mir zweifelhaft , dass von einem
einzelnen Gegenstande {Äfü gesagt werden kann im Sinne von »vielfach
gebrochen werden«-. Meine Ansicht ist die, dass im ersten Wortpaare
''S - o £
, ijlJJM zu lesen ist, wie man umgekehrt sagt (j'L*^' <S^*J ' uiul dass
das zweite bedeutet »bevor das Bein in der Klemme ((j^) ist«. Ich kann
aber das Verbum nicht finden, aus welchem (J>jä-> \erschrieben sein
muss.« De Goeje. — Das Object von (jjy und Subjeet von (j'y" kann
ebensogut ein einzelner Gegenstand wie eine Mehrheit sein. Die (JM)^
des Stockes im Sprüchworte bei Meidani I, S. 54, Nr. 145, Ibn Ja is S. Iv
/.. -2 11g., sind eine Mehrheit, der Stock selbst ein Einzelding. (JjL*ji (Jj^S
vielfacher Bruch des Schienbeins, ist somit wohl gesichert, aber die Auf-
fassung von / ä*U>! (f^° a,s erstickender Druck der Würgschnur
55
706% 16 »o&tww estropie, Ht.« richtig geschrieben jyiu«
66Ib, 1. Z.
706b, 5 v. u. flg. X5L^*w^ ist ursprünglich die der Finanz-
verwaltuDg eigenthümliche arabische Schrift- und Ziffergatlung:
s. Muradgea d'Ohsson, Schilderung des Othom. Reichs übersetzt
von Beck, Th. I S. 485 und Tab. IV unten: Herbin, Develop-
pement des principes de la langue arabe moderne. S.242u. 243,
§ VI, und PI. (II unter I; LehgeT osmäni, S. «kfl, Z. 13 u. 14.65;
707b. I flg. Ein persisches »^**« oder »\ij-v- coin, anglea
ist mir nicht bekannt; wahrscheinlich ist damit \w^ in der Be-
deutung von i-Vj**., Loch, gemeint. Die in M. gegebene Er-
klärung des arabischen «äL**, n. un. iS***. wird verständlich
durch eine der von Cuche beigebrachten Bedeutungen von
&&j, : »Petite pierre (pour la construction des voiites«. Ich
übersetze jene Erklärung demnach so: »El-sük ist in der
Kunstsprache der Maurer der mit einem andern zusammen-
schliessende Baustein, durch welchen im Anfangspunkte eines
Gewölbes ein Winkel gebildet wird: die Stelle dieses Steines
nennen sie beit- el-sük.«
7 I0b. 3 v. u. flg. Iww* \om pers. G x» , ^G \*», Dreifuss:
wie M. erklärt : eine hölzerne Leiter mit drei Füssen (d. h. con-
vergirenden Stiegen), die oben in eine Scheibe (zum Darauf-
stehen zusammenlaufen. Man bedient sich dieser Art von Lei-
tern s. Meninski unter ^u ^ besonders auch in den Moscheen
zum Lichteranzünden. In den angeführten Stellen der T. u.
E. N. dagegen bedeutet das Wort vielmehr etwas wie ein Ge-
stell mit drei Füssen oder Stützen , etwas daran aufzuhängen,
entsprechend der dritten Bedeutung bei Meninski aus Ferh. :
nehme ich bereitwillig an. Bei dem Seitenstück / äL**w^ / jjü wird dann
an das Zerbrechen der "Beine der Gekreuzigten Ev. .loh. XIX, 33) zu
denken sein.
65) »üäLs*». Ich hatte am Rande meines Exemplars geschrieben »Ge-
schäftsführung«. Ich bemerke dies, weil ich bei Ihrem »ursprünglich« an-
stiess.« Dozv.
56
»Trabs lignea, Iribus pedibus suffulta, de qua arma suspen-
duntur« .
712b, 6 v. u. flg. Als Beleg für ,Lw> in dieser oder jener
Bedeutung ist die angeführte Stelle in Freytags Fäkihat al-
liulafä 1 08, i v. u.. überhaupt nicht zu gebrauchen, da .x^j
und .Ly*w« olfenbar verschrieben sind statt -*.»*<-> und .L***: »Er
untersucht das, was er sagen will, erst mit der Sonde des Nach-
denkens und Ueberlegens, und prüft es mich dem Aiehmass der
Betrachtung und Einsicht. «I;ii
71 4 a, 19 u. 20. Dieses gemeinarabische AjL*o b statt b
JoUo, es schadet nichts, gehört unter jL., wo auch
Cuche ifo es aufführt: »Gauser du dommage , endommager,
nuire idbL*«« JoLw«. Dieser Gebrauch des Wortes ist eine Art
Euphemismus, gleichsam: es macht keine Anforderung , näm-
lich in Beziehung auf Abhülfe, Ersatz, Entschädigung u. dgl.
71 6b, 27 u. 28. QUJi ^y> ^Lä ^JJ im angeführten Verse
ist richtig: »wegen einer Person oder Sache von irgend
welcher Bedeutung oder Wich tigkeit.« ^Lä %J> wird in
diesem Sinne sowohl substantivisch als adjectivisch gebraucht.
■>
wie das im Allgemeinen gleichbedeutende Jb »J> vorzugsweise
i. >
von Sachen, s. Baidäwf, I, P, 23: jb ^3y»! Jo, jede Sache
von Wichtigkeit. Im persisch-türkischen Sprachgebrauche steht
in dieser Bedeutung durch alle Casus hindurch unveränderlich
..l& ^J>, oft auch zusammengezogen in ^LäjJ; s. Meninski
unter ^ö. (i7)
66) »Sie haben Recht. Freytag selbst bemerkt in seinen Corrig. S.29,
dass A (und wahrscheinlich C) jLx^^e haben, »quae lectio bona est.« Dozy.
67) »Dass die Aenderung von ^=>AJ in ^5*Ai unzulässig ist, habe
ich schon bemerkt Tabari III, !tT. ann. p.« De Goeje.
Herr Fleischer erstattete ferner Bericht über eine jüdisch-
arabische Streitschrift gegen das Christenthum.
Im Februar 1880 erhielt ich von Herrn Leo Schlossberg
in Wien die zwei ersten halben Bogen einer von ihm herauszu-
gebenden, mit hebräischen Lettern gedruckten arabischen Schrift
zugesendet, mit dem Titel : qpötfbs ftVlSttia ÜXp, d.h. Bericht
von dem Glaubensstreite des Bischofs. In einem beigefügten
Briefe ersuchte mich Herr Schlossberg, ihm nach den über-
schickten zwei Dritteln des Ganzen meine Meinung über Cha-
rakter und Inhalt des Werkchens zu sagen. Er habe es selbst
abgeschrieben aus einer Handschrift der Nationalbibliothek in
Paris, unter Nr. 755 des Katalogs der arabischen Handschriften
bezeichnet als »Controverse d'un Eveque«. Das Manuscript
gebe weder den Namen des Verfassers noch die Zeit der Ab-
fassung : nach seiner Ansicht dürfte das Werkchen zu Anfang
tles sechsten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung ur-
sprünglich in griechischer oder syrischer Sprache ge-
schrieben sein. In meiner Antwort stellte ich, nach dem von
Sprache und Inhalt empfangenen Eindruck, dieser Annahme die
einer ursprünglich arabischen Abfassung entgegen; die vor-
gebliche Autorschaft eines aus Leberzeugung von der Lnhalt-
barkeit des Christenthums zum Judenthume übergetretenen
christlichen Bischofs aber konnte ich nur als Erdichtung eines
offenbar jüdischen Verfassers bezeichnen. Außerdem sprach ich
mein Bedauern aus über die vielen unberichtigt gebliebenen
Abschreiber- oder Setzerfehler, Buchslabenverwechselungen, '
Wortverslümmelungen und andere Verderbnisse des gedruckten
Textes. Die Fortsetzung und der Schluss desselben ging einige
Tage darauf mit einer Antwort Herrn Schlossbergs ein, die mir
mittheilte, dass Professor Chwolson in St. Petersburg schon vor
zwei Jahren auf Grund einiger ihm zugeschickter Auszüge aus
58
der Schrift über ihren Ursprung dieselbe Meinung geäußert habe
wie ich: indessen sei Prof. Chwolson damals gerade durch Ab-
fassung einer russischen Schrift zur Vertheidigung der Juden
gegen die Beschuldigung des Gebrauchs von Christenblut zur
Paschafeier verhindert gewesen jenen Auszügen volle Auf-
merksamkeit zu schenken. Was die Abschrift betreffe, so sei
dieselbe genau nach dem Pariser Manuscript gemacht und so
auch gedruckt. Auf der ersten Seite des dritten halben Bogens
stelle die Schrift sich selbst dar als 230 Jahre nach Diocletian ver-
fasst, — entweder griechisch oder syrisch, wie er glaube, wahr-
scheinlich aber in der letztern Sprache, da man noch in dem
vorliegenden Texte einige syrische Sätze finde. Später möge sie
in das Arabische übersetzt worden sein, um unter den An-
hängern Mohammeds Propaganda zu machen. Zu weiterer Ver-
breitung der Schrift gedenke er sie auch in englischer, franzö-
sischer und deutscher Sprache herauszugeben. Nach Durchlesung
des Ganzen möge ich ihn gefälligst wissen lassen, ob ich bei
meiner frühern Meinung bleibe, oder nicht. In der Antwort
hierauf rieth ich Herrn Schlossberg vor Allem, das Werkchen
nicht als acht, als wirklich von einem zum Judenthume über-
getretenen christlichen Bischof herrührend, sondern, wenn
überhaupt, nur als ein Curiosum oder eine Probe der altern
jüdisch- christlichen Polemik herauszugeben, auch davon nicht,
wie von einer werthvollen Bereicherung der Weltliteratur, Ueber-
setzungen in die drei europäischen Hauptsprachen zu veranstalten.
Denn wollte man auch nach der angezogenen Stelle die Abfassung
einer Urschrift in den Anfang des sechsten Jahrhunderts der
christlichen Zeitrechnung hinaufsetzen, so gehe doch ihr jüdischer
Ursprung aus dem ganzen Inhalte in Verbindung mit den vielen
Fälschungen des neutestamentlichen Textes sonnenklar hervor,
und die Sprache der arabischen Uebersetzung, wenn man eine
solche annehmen wolle, weise entschieden ebenfalls auf einen
jüdischen, mit dem Koran vertrauten Uebersetzer hin, der in
späterer Zeit, nicht leicht vor dem 9. oder 10. Jahrhundert,
'unter mohammedanischer Herrschaft lebend, sich bei dieser in
confessioneller Hinsicht gut zu stellen gesucht habe. — In einem
dritten Briefe, begleitet von einem Abdrucke des Titels und der
Vorrede in französischer Sprache, hielt Herr Schlossberg seine
Meinung, ohne auf die meinige widerlegend einzugehen, in
allem Wesentlichen fest, mit wiederholter Ankündigung der
59
Uebersetzung des Werkchens in die genannten drei Sprachen1).
Bei der Sachlage, wie dieselbe sich nun besonders durch die
in dem Titel und der Vorrede öffentlich ausgesprochenen Be-
hauptungen gestaltet hatte, glaubte ich jede weitere thätige
Theilnahme an dieser Publication und somit auch die Berichtigung
der Fehler in einem zu diesem Behufe beigefügten Correctur-
abzuge des ganzen Textes ablehnen, dieselbe vielmehr Herrn
Schlossberg selbst und den beiden am Ende der Vorrede ge-
nannten Gelehrten , Herrn Professor Kaufmann in Budapest und
Herrn Rabbiner Schmiedl in Wien , überlassen zu müssen.
Nichtsdestoweniger war Herr Schlossberg so gütig, mir ein
Exemplar der aus der Buchdruckerei Jacob Schlossberg in
Wien hervorgegangenen und bei ihm selbst verkauflichen Aus-
gabe zu übersenden. Der Titel lautet: qp0858 hVlBÜ«] nz?
Controverse d'un Eveque. Lettre adressee a un de ses collegues
vers Fan 514. Texte arabe publie d'apres un ancien manuscrit
de la Bibliolhcque nationale de Paris, par Leon Schlossberg. —
Lcditeur publiera une traduction francaise, anglaise et alle-
mande de cette controverse. — Vienne 1880. Chez l'editeur.
Imprimerie .lacob Schlossberg, Stadt, Seitenstettengasse 4.«
26 S. 8°. Nach der 1 Seite füllenden Vorrede war der Ver-
fasser dieser Schrift »grand theologien, docte et profond con-
naisseur de revmigile et de la foi chretienne«, der, nachdem er
einen Bischofssitz eingenommen, sich zum.Iudenlhume bekehrl,
vorher aber, zur Rechtfertigung seines Schrittes, an einen
seiner Freunde und geistlichen Amtsgenossen diese Streitschrift
gerichtet habe. Sein Name sei nicht bekannt; über sein Zeitalter
aber erhalten wir Aufschluss durch eine Steile auf S. 17 des
Druckes, in Uebersetzung: »Wenn ihr aber die Gebeine, deren
ihr Erwähnung gethan habt, Gebeine der Zeugen Märtyrer)
nennt, so habt ihr allerdings insofern Recht, als es wirklich
die Gebeine der Zeugen sind, welche vor Diocletian falsches
Zeugniss ablegten an dem Tage, als der Erzbischof vor ihm einen
Meineid schwur und falsches Zeugniss ablegte, und mit ihm
136 Bischöffe, sowie mit diesen 75 Mönche, Presbyter und Dia-
konen. Als dann aber Diocletian Gewissheit darüber erhielt,
dass sie allesammt einen Meineid geschworen und falsches
I Ol) fliese lebersetzungen wirklieh erschienen sind, ist mir nicht
bekannt.
60
Zeugniss abgelegt hatten, ließ er den Erzbischof, die Mönche,
Presbyter und Diakonen hinrichten. Dies geschah vor nun
230 Jahren *), und Du kannst mich [in dieser Beziehung] nicht
der Lüge zeihen. Was ferner das [angebliche] Kreuz betrifft,
so hat eine Buhlerin, welche man die Mutter Constantins des
Kleinen (sie) nennt, dasselbe 200 Jahre später machen lassen.
Des Kreuzes wird durchaus in keiner Schriftstelle Erwähnung
gethan.« Die Vorrede fährt dann fort: »Wir nehmen an, dass
das in arabischer Sprache mit hebräischen Buchstaben ge-
schriebene Werkchen, welches wir hier veröffentlichen, nicht
vom Verfasser selbst arabisch geschrieben worden ist. In der
Zeil, welcher nach uns diese Streitschrift angehört, wurde das
Arabische noch nicht, besonders nicht auf diese Weise ge-
schrieben. Wahrscheinlich war der ursprüngliche Text grie-
chisch oder vielmehr syrisch, da man in unserer Schrift noch
einige Stellen in dieser Sprache findet. Dieser Text wurde aber
später, vielleicht zur Zeit Mohammeds, in das Arabische über-
setzt, in der Absicht, die Christen in Asien durch diese Streit-
schrift zu überzeugen, dass ihr Glaube nicht soviel werth sei,
wie der Mohammeds«. Zum Schluss versichert Herr Schloss-
berg, das zu Grunde liegende Manuscript der Pariser National-
bibliothek, Nr. 755 des Katalogs, mit gewissenhafter Genauigkeit
abgeschrieben zuhaben, und dankt allen denen, die ihn mit
ihrer »rundlichen Kenntniss des Arabischen bei der Herausealte
dieses Werkchens unterstützt haben, welches »est tres important
pour la theologie critique, parceque les versets de Tevangile
qu'on y trouve presentent des lecons differentes du texte recu.«
Der Ausgabe angehängt sind zwei Spalten Corrigenda, die aber
leider kaum ein Zehntel der vorhandenen Textfehler berichtigen
und selbst wiederum zum Theil der Berichtigung bedürfen.
Sehen wir nun die Streitschrift näher an, so zeigt die
häufige Anführung auch längerer Stellen des Neuen Testaments,
dass der Verfasser wenigstens mit den vier kanonischen Evan-
gelien wohl bekannt war ; aber er fälscht und entstellt ihren
Inhalt durch Veränderungen. Weslassunsen und Zusätze, ver-
1) Diocletian kam 284 zur Regierung; die Christenverfolgung unter
ihm und seinem Mitregenten Maximian begann schon im folgenden Jahre;
die Abfassung der Schrift fiele demnach in das .1.515 oder eines der nächst-
folgenden.
6 1 - —
fährt indessen dabei so ungeschickt, dass ihm die vorgehaltene
Maske eines christlichen Bischofs immer wieder vom Gesichte
fällt, — um so störender, da dieses Gaukelspiel einen an-
geblich zweiten, dem Christenthume treu gebliebenen Bischof
täuschen soll.
Uebersch ri 1 1 :
»Dies ist das Schreiben des Bischofs — die Gnade Gottes
des Allerhöchsten sei mit ihm! — welcher ein Jude wurde1),
aber nicht eher zur Beligion Israels übertrat, als bis er mit den
des Evangeliums kundigen Gelehrten der Nazarener disputirt
und dabei auseinandergesetzt hatte 2j, in welchem Irrthum und
Unglauben sie befangen sind . und an den Bischof geschrieben
hatte, der ein vertrauter Freund von ihm und des Evangeliums
kundig war.«
Das Sendschreiben selbst hebt so an :
»Nach Vorausschick ung des Vorauszuschickenden : Dir wie mir
wohnt eine Kenntniss der Beligion des [sogenannten" Messias3)
bei. wie sie kein Anderer weder vor uns erlangt hat, noch
nach uns erlangen wird. Aber ich vertheidige die Beligion
Gottes und seiner Heiligen, und werde Dir den Glauben der
Nazarener und ihre Lehrmeinungen in Betreff des [sogenannten]
Messias auseinandersetzen. So schreibe ich Dir denn und thue
Dir kund: ich glaube an Gott, der da mächtig und herrlich ist4),
ich bekenne ihn und verleugne den [sogenannten1 Messias, —
\\ ie könnte ich auch an ihn glauben '? — ich bekenne ferner
als wahr und zuverlässig : Gott ist der Allmächtige, der einzige
wahre und gewisse Gott , außer welchem — mächtig und
herrlich ist er! — es keinen Gott und kein anbetungswürdiges
Wesen giebt.« Unmittelbar nach diesem schon sehr an den
Koran erinnernden Glaubensbekenntnisse belehrt der gelehrte
Bischof den andern eben so gelehrten über gewisse von diesem
erhobene Fragen und Zweifel: »Du fragst, ob die besondern
I) »-in-r« I. -rnr , ^-ü' . -2, ..-,1312,, 1. ---s, ^ j . 31 --,-,
H"C"bj< , ^*»Ii ,-jrP , in dem Sinne, in welchem der Koran das Wort
a^**X) gebraucht. 4) b51 "V , J->^ j£ , acht mohammedanisch,
wie andere in der Schrift vorkommende Doxologien : 'vr d.h. i^l*i",
s"m -"c d. h. o-^ti'» ÄiL>v** , bbx 5 d. li. (»^LavJ^ *a!c u. s.w.
— 62
Worte1) schaffend oder geschaffen sind? Golt der Allerhöchste
allein ist der Schöpfer, diese besondern Worte aber sind ans
Gott, dein Mächtigen und Herrlichen : er lässt sie ergehen an
wen er will und schafft durch sie wen er will so wie er will :
sie aber schaffen nichts2), sondern Gott der Allerhöchste ist
der anfangs- und endlos ewige Schöpfer, der Allwissende,
der da Alles weiß bevor es ist, dessen Macht alle Dinur
umfasst, dessen Geboten Alles gehorcht, dessen Herrschaft
sich Alles unterwirft, dessen Herrlichkeit, Macht und Glorie
ewig währt, dessen Gebote sich Nichts widersetzt, der da
thul was er will.«3
In solchen koranischen und koranisch gefärbten Tautologien
spricht ein christlicher Bischof des sechsten Jahrhunderts zum
andern, um ihn den wahren Gottesglauben zu lehren ! Credat — .
Doch die Hauptsache kommt erst: »Ich sehe nun aber, dass Du
gegen das was ich Dir geschrieben habe , nämlich dass dies die
Eigenschaften Gottes sind, Zweifel erhebst, mein Glaube also
mit dem Deinigen nicht übereinstimmt. Du sagst: ich habe
einen Gott, der in Eingeweiden, im Schmutze der Menstruation,
in der Enge und Finsterniss eines Mutterleibes gewohnt hai.
der mit Augen geschaut, von Furcht und Bangigkeit, von Schlaf
und Schlummer überwältigt1), zu Widerwärtigem gezwungen,
mit Sündern und Bösewichtern eingekerkert und in die Gewalt
einer Botte götzendienerischer und irreligiöser Bömer gegeben
wurde, dass sie ihn peinigten, misshandelten und ihm Wider-
wärtiges anthaten; der ferner aß und trank, der Unachtsamkeit
und Vergesslichkeit, der Traurigkeit und Beue unterworfen
und [überhaupt den Erdbewohnern ähnlich war. Noch mein :
obschon im obersten Himmel 5) auf seinemWeltenthrone sitzend.
1) rNS^r*abx rxabzbx, oLoj.a^js'.*^ oUbo' . mit Beziehung auf
den loyoi des Johannes und die &L5 x*A^ des Korans. 2) Wie Sur. 16
V. 20 und Sur. 25 V. 3: ^yiLsr. ^ L_*^ ,^j.äl.£?. b5 ; dort von den
Aftergöttern der Heiden. 3) Wie Sur. 22 V. 14j: <Aj j Lo JsäRj »15! ^ .
4 haöVxi ai;bx rcxux , ä-M*Jlj fy**\ äjLo^ ; dagegen von Golt
Sur. 2 V. 2.->6: *yi "$• Ä.Ä^ sl\3-j ^5 . 5 N*Dobx r'zb-2 iB . nach der
63
vermochte er doch nicht seinen Beschluss auszuführen, bis er
endlich auf die Erde herabstieg, um die Menschen aus dem Irr-
thume zur Wahrheit zu führen , sie von dem bösen Feinde und
Verführer, dem Teufel . zu erretten und von der Sünde zu
reinigen. Aber die Juden verspotteten, ergriffen und kreuzigten
ihn. Er starb, wurde dann begraben und lag drei Tage unter
deuTodten. — Alles hier von dem [sogenannten] Messias Gesagte
ist nach eurer eigenen Angabe sicher und gewiss: denn l) eure
Religion ist in viele Sonderbekenntnisse und verschiedene Secten
zerfallen, von denen keine der andern zugesteht, dass sie den
rechten Glauben habe, und die nicht einmal theilweise unter
einander einig sind, sondern jede Partei2) behauptet, die andere
sei im Irrthum und im Unrecht. — Gebt ihr nicht selbst an, der
[sogenannte] Messias sei gekreuzigt und seine Jünger, die
Apostel3), seien mehr als 74 Jahre lang beschimpft und ge-
peinigt worden '! Geschah dies wider ihren und seinen Willen,
o Jammer und Weh dann über einen allmächtigen Herrgott 4).
der und dessen Jünger vergewaltigt und gepeinigt wurden !
Geschah es aber mit ihrem Willen und nach ihrer eigenen
Wahl , nun dann haben sie ja ihre Absicht erreicht und es ist
dies keine Sache, über die5) grosses Wehklagen zu erheben
wäre; Deine Pflicht aber ist es nun, in Allem was Du thust
Gott den Schöpfer zu fürchten, in Allem was Du sagst gerecht
uud wahrhaft zu sein und eine zweifellose Wahrheit nicht zu
\ erleugnen. — Wenn ihr ferner ergebt, der sogenannte] Mes-
sias sei der mit dem heiligen Td. h. göttlichen" Geiste ein-
OL K^l
mohammedanischen Eintheilung der Welt in likUJt , die irdische Welt.
von dem Mittelpunkte des Universums, der Erde, bis zu der nächsten,
•> - -
(t. h. der Mondsphäre, und o^xU-^ , die überirdische, himmlische
Welt. \on dort bis zu der äußersten, d. h. der neunten Sphäre.
Ij n:x"; , *S$; der Zusammenhang verlangt n:=b oder SiMSÄ, *-«-N-<
oder *wü "i , aber. 2, Statt »:t« ist nicht das dahinter eingeklam-
inerte C"p , sondern ~~n, V jJ> , zu lesen. 3) ■p'nxinbx , <la>
kuranische ^_yiSy^ . 4) »31 Viani nsTE« nicht in das m h-jnz; r::i
der Corrigenda , sondern in yb nnr*" öSnö, *— > y jO» (j~*Ä; zu ver-
wandeln. 5 »is« 1. ms , *~i.
64
geathmete Herrgott1) und ihr betet ihn aus dem Grunde an.
dass er keinen Vater habe, so müsst ihr'2) neben ihm auch
Adam, den Urvater des Menschengeschlechtes, anbeten, der
ebenfalls keinen Vater und dazu auch keine Mutter hatte; sein
Fleisch, sein Blut, seine Gebeine und seine Haut wurden aus
Erde geschaffen , es wurde ihm der heilige [göttliche] Geist ein-
gehaucht und dadurch er selbst ein vernunftbegabtes Wesen.
Ebenso wurde dann Eva ohne Vater und Mutter aus der Rippe
Adams geschaffen ; so ging der Geist in sie über und sie wurde
ebenfalls ein vernunftbegabtes Wesen. Bete doch also auch
diese [beiden] an : da hast Du recht viel Götter ! «
So werden der Reihe nach die bekannten den Juden an-
stößigen Glaubenssalze des Neuen Testaments und der Kirchen-
lehre durch Nachweisung von innern Widersprüchen , von Un-
vereinbarkeit mit den Denkgesetzen oder den von den Christen
selbst als göttlich anerkannten Grundlehren des Alten Testaments,
oder von daraus folgenden Ungereimtheiten und Ungeheuerlich-
keiten zu widerlegen gesucht, — gewöhnlich nach dem morgen-
landischen Dispulationsschema : »Sage mir, ob — , oder ob — :
sagst du nun — , so sage ich dagegen — ; sagst du aber — , so
sage ich hinwiederum — « u. s.w., eine Taktik, die daraufhinaus-
läuft, den voraussichtlichen Bewegungen und Wendungen des
Gegners auf einem nicht von ihm selbst gewählten Kampfplatze
zuvorzukommen und ihn in die Enge zu treiben. So lange der
unbekannte Verfasser sich damit innerhalb der dogmatischen,
doctrinären und confessionellen Gegensätze hält, mag ihm das
Recht dazu vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus nicht
bestritten werden; anders aber wird die Sache, wenn er dann
weiterhin nicht nur die Person Jesu in kaum wiederzugebender
Weise verunglimpft, sondern auch in dieser und ähnlicher Ab-
sicht die neutestamentlichen Berichte geradezu fälscht. — nach
einem Euphemismus des Herrn Herausgebers: Verse aus dem
Evangelium anführt, welche »presentent des lecons differentes
du texte recu.« Von Beidem hier einige Proben :
I) Cnpbx irnn Dtinbobst mbx , nach der Vorstellung von dieser
Empfängniss als erfolgt durch eine von dem verkündenden Erzengel
Gabriel ausgehende Einhauchung in den Mund der Jungfrau, wie sie
z. 1$ auf der Rückseite des ersten Blattes von Nr. 70 der morgenlän-
dfschen Handschriften der öffentlichen Konigl. Bibliothek in Dresden
abgebildet ist. i »"p^y« 1. n;-br .
65
1) S. 7 Z. 26 — 31 »Als er [Jesus] dann , auf dem Maulesel
reitend1), entfloh, sagte er zu Petrus: »Der Prophet wird in
seinem Yaterlande nicht hochgeschätzt und niemand erweist ihm
Aufmerksamkeit.« Also giebt Jesus selbst an, er sei ein Prophet,
während Du sagst, er sei ein Herrgott. Nun möchte ich wissen,
wer von euch beiden die Wahrheit sagt : ihr [Du und Deines-
gleichen] , oder er. In der That aber seid ihr alle zusammen
Lügner, wie David sagt: »Untergehen mögen die welche Lügen
reden und gegen Gottes Gebote handeln.«
2) S. 10 Z. 8 — 15 »Als Jesus heranwuchs, war er nie auf
etwas anders bedacht, als Wein und Trinkgesellschaften aufzu-
suchen. Weißt Du nicht dass Jesus einmal in einem Schiffe
schlief? Da brachen gegen ihn gewaltige Winde los. Nun waren
mit ihm in dem Schiffe seine Jünger: die weckten ihn auf, er-
munterten ihn und sagten zu ihm : Weißt du nicht in welcher
Gefahr wir sind'.' — Und so steht auch in eurem Evangelium
geschrieben, dass Jesus an einer Hochzeit theilgenommen, ge-
gessen , getrunken und sich betrunken hat und dann in der
Trunkenheit eingeschlafen ist. Ebenso schlief er, obgleich von
Noth und Angst bedrängt, an der Tafel des Simon Petrus2) ein;
da kam zu ihm das buhlerische samaritanische Weib3) und
küsste seine Füsse, während er schlief und nichts davon wusste.
Und so schlief er auch an vielen andern gemeinen Orten, die
zu Hunde- und Viehställen gepasst hätten.«
3 S. 10 Z. 24 — 26 »Jeder Vernünftige, der deine Worte
hört, wird Dich für einen Thoren erklären, Dich der Lüge zeihen
und bezeugen , dass Deine Behauptungen falsch und Dein Mes-
sias und Deine Evangelien Lügner sind.«
4) S. 10 Z. 27 — 31 »Als nun Maria, begleitet von der
Buhlerin Selima4) und dem Zimmermann Joseph, ihn zu dem
Käbin5) Simon Kefas6j brachte, beschaute dieser Jesum, und
sieh da! in seinen Augen lag Arglist, Bosheit und Unheil.
Da sprach Simon Kephas : Welches Unglück wird von diesem
Menschen, wenn er erwachsen sein wird, über die Kinder Israel
1) Vgl. S. 66 Nr. 7. 2) XSSSX -,X"nD 3) hiaittfc« hMlQM^K
fT'i'naKÖ^K. «) rprxibx Froi^b, der angeblichen Amme Jesu, nach S. 9
Z. 32 u. S. \ 0 Z. 1 , wo erzählt wird , Joseph habe sie auch zur Geburtshülfe
herbeigeholt. 5) nach jüdisch-christlichem Sprachgebrauche : Priester,
nach arabisch-mohammedanischem: Wahrsager. 6) xs^r lSWöÖ.
1882. 5
(56
kommen ! — So weissagte also Simon von Deinem Herrgott
schon damals Böses, als er erst acht Jahr alt war.«
5) S. 10 1. Z. »Der König Herodes erfuhr die Thaten Jesu
und die zauberischen Gaukeleien1), die er ausübte.«
6) S. 11 Z. 7 — 15 »Weißt Du nicht dass Jesus mit seiner
Mutter Maria zu einer Hochzeit eingeladen wurde, bei welcher
er sich betrank und einschlief? Da weckte ihn seine Mutter und
sprach zu ihm : Steh auf, mein Sohn ! Der Wein ist zu Ende.
Da antwortete ihr Jesus und sprach : So müssen wir Gott bitten
uns andern zum Trinken zu bescheren ! — War Jesus nun
selbst ein Gott, wen brauchte er dann darum zu bitten?
Wie könnte es aber auch einen Gott geben , der sich betrinkt
und dann einschläft, wie er im Hause des Simon Kefas trank,
über den Wein ein Gebet sprach und seinen Jüngern zu trinken
gab; wie er sich ferner auch im Hause Jakobs betrank. In
dieser Weise hatte also dieser Unselige kein andres Geschäft
und keine andre Sorge, als Wein zu trinken , sich zu betrinken
und Trinkgesellschaften aufzusuchen. Zeigten sich an einem
für zehn Drachmen gekauften Negersklaven solche Eigen-
schaften, — man würde ihn wieder verkaufen.«
7) S. 12 Z. 31 — S. 13 Z. 13 »Weißt Du nicht dass Jesus
in Angst gerieth, schwitzte, zusammenbrach, Gott um Hülfe
anrief und sprach : Meine Seele ist dem Tode nahe ! Darauf
sagte er zu Petrus : Ich möchte , du stählest für mich jenes
Maulesel füllen; aber hüte dich, die Leute, denen es gehört,
etwas davon merken zu lassen ! Da ging Petrus hin und stahl
den Maulesel, der einem armen Manne gehörte. Jesus aber
bestieg das Thier und ritt auf und davon.
8) S. 13 Z. 19 — 21 »Er war so von Sünden verunreinigt,
dass er, wie ihr selbst angebt, zu Johannes dem Täufer, dem
Sohne des Zacharias, kam und sich von ihm reinigen ließ.«
Schon diese wenigen Proben genügen zur Kennzeichnung
der angeblichen »Varianten« und zur Abschätzung ihres Werthes
»pour la theologie critique«.
Die beiden Hauptanklagepunkte gegen das Christenthum
sind der angebliche Tritheismus mit Vergötterung Jesu und die
Aufhebung des mosaischen Gesetzes. Ungeachtet mancher ent-
1) rxironx^x, oLä.LÜI , gemeinarabisch statt üL^Jt; s.Dozy's
Supplement, II, S. 631 Sp. 2.
67
gegenstellender Aussprüche und Handlungen Jesu fällt Beides
ihm als Urheber zur Last. Für seine göttliche Natur beweisen
die von ihm verrichteten Wunderthaten nichts ; denn erstens
sind die Wunder der alttestamentliehen Propheten und Heiligen,
vor allen die des Moses , weit größer *) , und zweitens war er
schon als Kind ein solcher Meister in zauberischen Gaukler-
künsten , dass der König Herodes ihn deswegen tödten lassen
wollte: Jesus aber entging seinen Nachstellungen, auch als
Herodes, in der Hoffnung ihn unter der Menge mitzutreffen,
alle Kinder umzubringen befahl. Joseph, der Vater Jesu, floh
nun mit ihm , seiner Mutter Maria und seiner Wärterin Selima
(*Jöb iU-JLw) nach Aegypten, wo sie längere Zeit blieben und Jesus
nicht nur die Färberkunst (xclyaJt), sondern auch viele andere
Künste (ö-^oC! «jLUsin erlernte. Nach dem Tode des Königs
kehrten sie nach Syrien (*LiJI) zurück, und wegen des ersten
Wunders, welches er da wieder verrichtete, der Verwandlung
von Wasser in Wein, wurde er von Einigen vergöttert. —
Der von den Propheten vorausverkündete Messias kann Jesus
deswegen nicht sein, weil das, was er war, that und litt,
mit ihren Prophezeihungen nicht übereinstimmt. Sagt nicht
Jesaias , der Messias werde sitzen auf dem Throne Davids,
die Menschen zu richten nach Recht und Gerechtigkeit und die
Sünder zu tödten mit dem Hauche seiner Lippen? Jesus aber
wählte für seine Person statt jenes Thrones das Holz, an welchem
ihn nach eurer Angabe -) die Juden gekreuzigt haben. Hättet
ihr damit Recht, so wäre sein Körper verflucht gewesen; denn
in der Thora steht geschrieben (Deut. 21, v. 22 u. 23) , dass
Gott der Allerhöchste zu Moses gesagt hat: »Lasst den Leichnam
eines Gekreuzigten nicht über Nacht am Holze hangen, denn
Gott hat den Gekreuzigten verflucht.«
1) ~-^i~i. . die vierte der über Aegypten verhängten Plagen (Exod.
2, 16 heißt hier S. 3 Z. 12 "ürTibx abr , tjte>y>\ JaÜ> , wie Saadia
(~924j das Wort übersetzt. Die exegetische Uebereinstimmung mit Saadia
erstreckt sich aber, soweit ich habe vergleichen können , auch auf andre
Wörter und Stellen und ist für die Bestimmung der Abfassungszeit des
Werkchens von entscheidender Wichtigkeit. 2) ,*X*~EiJ , mit klüglicher
Rücksichtnahme auf den koranischen Satz , dass nicht Jesus selbst, son-
dern ein Anderer, dem Gott Jesu Gestalt gegeben habe, statt seiner ge-
kreuzigt worden sei, Sur. 3, 48, und 4, 156.
5*
68
Bei Erwähnung der dogmatischen Streitigkeiten und
Spaltungen unter den Christen heißt es (S. 16 Z. 1 flg.) :
»Nestorius (TTEÖ3) sprach: Ich glaube nicht an den Gott, der im
Mutterleibe in Schmutz und Menstruation gewohnt haben soll.
Das kam aber daher, dass Nestorius in der vom Herrn Moses
— Heil über ihn ! — aufgezeichneten Thora *) gelesen und
darin geschrieben gefunden hatte : Gott dein Herr ist ein ver-
zehrendes Feuer (bDJtn 1X2). Da dachte er: Wie könnte in
einem weiblichen Leibe ein heftiges Feuer sein [ohne ihn zu
verzehren] ? In Folge davon verließ er eure Religion und wurde
euer Gegner. Damals als Maria mit Jesu schwanger war, ließ
der Kaiser Augustus (ib'abs DltiDSS) durch einen Abgeordnelen
alle schwangern Weiber aufzeichnen. Dieser fand Maria
schwanger; gefragt, von wem? sagte sie : von Joseph. Darauf
wurde Maria aufgezeichnet, desgleichen ihre Leibesfrucht, ;ils
von dem Zimmermann Joseph. So bezeugte denn Maria selbst,
dass Joseph ihr Ehemann und sie von ihm schwanger wäre.
Ich muss Dir aber noch andre zuverlässige Zeugen vorführen,
deren Zeugniss darüber, dass Joseph der Ehemann Marias war,
Du nicht Lügen strafen kannst : es steht dies geschrieben bei
den Evangelisten Matthäus und Marcus, und dass die Einwohner
von Nazareth2), der Vaterstadt Jesu, des Sohnes Josephs, be-
zeugten , dass seine Brüder und Schwestern , letztere verhei-
rathet, bei ihnen im galiläischen Nazareth lebten.« Hierauf folgt
das Geschlechtsregister aus dem ersten Capitel des Matthäus,
welches gleich zu Anfang «lügnerisch« (j"Qi?"Db8 yiö"1 rQDD)
genannt und mit der Bemerkung geschlossen wird: »Sie be-
haupten, dies sei sein Stammbaum; aber '151 STD "HD"!*! ^DXn
(Ps. 5, V. 7); kannst Du das leugnen? Ich frage Dich nicht
nach der Abstammung der Maria , weder wer sie , noch wer ihr
Vater war; Du sollst mir nur sagen, wessen Sohn Jesus war.
Da stellen aber freilich die Evangelien des Matthäus und Lu-
cas zwei verschiedene Stammbäume auf. [Von dem bei Lucas
Cap. 3, V. 23—38 ist weiterhin S. 20 Z. 5—7 in gleichem Sinne
die Rede.] Durch Aufhebung der Verordnungen der Thora über
die Beschneidung und die Sabbathfeier hat er euch alle für
immer und ewig zu Unreinen und Unbeschnittenen gemacht,
4) ins iniBa '■'D nxba ■ja s-nir&st is (l. xnp) bxp. 2) bnx
m^ün^Dbx , unrichtig st. rnx&O^it bnx, wie auch nachher rnilSKsVit.
69
euch statt des Sabbaths den Sonntag gegeben und der bezüg-
lichen schweren Gebote und Verbote entbunden , dagegen euch
vorgeschrieben die Glocken zu läuten *) , das silberne oder
goldene Kreuz anzubeten, Schweinefleisch zu essen, Brod und
Wein als Opfer zu genießen, was dann in eurem Leibe zu eklem
Auswurf2 wird, und die Todten in euren Kirchen beizusetzen.
Dann gießt ihr Salböl auf die Gebeine dieser Todten und ver-
meint sie dadurch zu reinigen. Ferner denkt ihr Gottes Gnade
durch mönchisches Leben und Meidung des Umganges mit Frauen
zu erwerben, während ihr daneben Dinge thut, durch die ihr
euch selbst schändet. Durch dies und Aehnliches glaubt ihr
das Paradies zu verdienen; aber nein! ihr werdet mit eurer
Sippschaft zur Hölle fahren. Schande über euch in dieser und
jener Welt ! — Im Gesetze Mosis steht geschrieben : Jeder der
einem Leichnam oder einem Todtengebeine oder einem Grabe
zu nahe kommt, ist sieben Tage lang unrein ; nachher wird er
wieder rein. Auch die Spätem3) sagen: Die, welche ihre An-
betungsorte zu Gräberstätten machen, erwartet ein Feuer, das
«_; 7 7
nicht verlöscht, und ein Rauch, der nicht vergeht, bis zum
Tage der Auferstehung4). Ja selbst die [religiösen] Skeptiker
unter ihnen ~a) halten sich so sorgfältig von Schmutz und Un-
reinigkeit aller Art fern, dass sie zur Zeit ihrer kanonischen
Gebete ganz sauber dastehen . und sind fest überzeugt da-
durch das Wohlgefallen ihres Schöpfers zu erlangen. Tretet
aber ihr zu eurem Taufwasser, so ist es so schmutzig und
unrein, dass, wenn ein [darüber hin fliegender] Vogel den
widerlichen Geruch davon einzöse, ihn der Schlag rühren
würde; und doch glaubt ihr, es sei nicht nur selbst rein,
sondern reinige auch die Unreinen6). Aber im Gegentheil :
jeder ursprünglich Reine würde, wenn er diesem Taufwasser
1) C"J^^ Vy>° , l*Q£LJ ursprünglich und auch jetzt noch hier
und da bloß ein weithin tönendes, mit einem Hammer oder Klöpfel
geschlagenes Bret. 2) ^JLXa £^>> . 3) oder: die Andern, Z'.pbn
"cxbx , womit die Mohammedaner gemeint sind. Eine deutlichere
Bezeichnung schien weder nöthig noch räthlich. 4) Ich erinnere
mich einen ähnlichen Ausspruch Mohammeds gelesen zu haben.
5, cx:?x ",a iissttviab« , 1. ■pSÄmobK, j^obf-tL 6) x-2-jxbx,
Plural des jüdisch- arabischen i»a, X"2^ , wie nachher als Verbum
iaa , unrein werden.
70
zu nahe käme, unrein werden. — In der Thora steht ge-
schrieben : Auge um Auge und Zahn um Zahn ; im Evangelium
dagegen: Hasst eure Verwandten, liebt eure Feinde1), segnet
die euch fluchen, thut Gutes denen die euch Böses thun, und
betet für die welche übel von euch reden, auf dass ihr Söhne
eures Vaters im Himmel werdet. Wenn ihr um das Wohlsein
eurer Brüder bittet, so thut ihr damit ein hochverdienstliches
Werk2). — Wer also nach diesen Geboten handelt, der ist,
wie Jesus selbst sagt, Gottes Sohn, und Jesus hat keinen
Vorzug vor denen, welche dies thun, seinem eigenen Ausspruche
zufolge , dass sie Gottes Söhne und dadurch ihm an Macht und
Göttlichkeit (rPTfiPlsb) ähnlich seien; denn Jesus ist ja nach
eurer Angabe Gottes Sohn.«
Die Versuchungsgeschichte kommt S. 18 flg. unmittelbar
vor den Verralh des Judas zu stehen. »Nachdem er nun von
diesen Nöthen [im Anfange der Leidensgeschichte] betroffen
worden war, floh er vierzig Tage lang vor dem Teufel in das
Gebirge, in Bedrängniss, Bangigkeit und großer Angst, sich
verbergend und von einem Orte zum andern fliehend, Gott
um Hülfe anrufend, hungrig und durstig und unaufhörlich
vom Teufel verfolgt, bis dieser ihn endlich halb todt vor
Hunger und Durst an einem Orte versteckt fand , der selbst
zu einem Zufluchtsorte für wilde Thiere zu schlecht gewesen
wäre; dort fiel er in die Hand des Teufels«. Von diesem
während des ganzen Versuchungsdramas fortwährend »gezogen
und getrieben, verlacht und verspottet«, wäre er endlich auch
noch von ihm getödtet worden , wenn er nicht zuletzt ein
Mittel gefunden hätte ihm zu entfliehen 3) .
Besonders aber in der Erzählung vom Verrathe des Judas,
S. 21 Z. 6 flg., häufen sich die »lecons difterentes du texte recu« .
»Jesus und seine Jünger hielten ein Trinkgelage in der Wohnung
Jakobs. Da wendete er sich zu Petrus, dem er die Füße ge-
waschen hatte , und sprach zu ihm : Da ist hier ein jüdischer
Mann, der mir Böses zufügt4) und das Herz beklemmt, der
5
1) S.18Z.13 umgekehrt: üSififlStf läänxi DamxpX min . 3) so:
diBS "15X tir\3>3X IpS. 3) S. 19 Z. 5 u.4 v u. : S"p-n )V 3ini tb ibl
nbnpl rmbnx ip -X=. 4) »lailKi« 1. "Oiili, (_^jJ^j, wie richtig in
der folgenden Zeile.
71
auch meinen Körper abgemagert und mich fast um den Verstand
gebracht hat. Da sprach Petrus : 0 lass uns doch wissen , wer
der ist, über den du dich beklagst, dass er dir Böses zufüge.
Darauf sprach Jesus zu Petrus: Es ist dieser Jehuda, gewöhnlich
Judas genannt, der so eben seine Hand mit mir in die Schüssel
taucht1). Da sprach Jehuda zu Jesus: Wie kannst du Mensch
über mich lügen '? Ich habe dir niemals etwas zu Leide eethan : das
ist nur eine Erdichtung von dir. Aber von heute an und fernerhin
werde ich mich bestreben dies wirklich zu thun und keine
Möglichkeit, dir zu schaden, unbenutzt lassen. Damit stand
Jehuda auf, ganz erzürnt über die Worte Jesu, ging nach Hause
und erzahlte seiner Frau, was Jesus über ihn gesagt hatte.
)) Weißt du nicht«, sprach diese, »dass die Juden ihm nachstellen
und ihn tödten würden, wenn er in ihre Hände fiele?« Da ging
Judas auf der Stelle zu den Juden und erzählte ihnen was Jesus
über ihn gesagt hatte. Dreißig Drachmen aber, die er mit sich
genommen hatte , gab er als Werbegeld (\*1j j) den jüdischen
Jünglingen und Knaben; diese gingen dann mit ihm an den Ort,
wo Jesus war, und führten diesen von da hinweg zu dem Könige
Pilatus (^bttbs Gliasbs). Dem erzählten sie, was Jesus sei und
thue, wie er sich gegen die Juden verhalte und dass er zau-
berische Gauklerkünste aller Arten treibe. Da sprach der König
zu ihnen: Der Mann ist euer Feind; nehmt ihn hin und thut mit
ihm was ihr wollt: es soll euch niemand seinetwegen hinderlich
sein. Da nahmen sie ihn und setzten ihn in's Gefängniss, nach-
dem sie ihn, nach eurer eigenen Angabe und dem Zeugniss
eurer Evangelien, gewaltig geängstet und arg gemisshandelt
hatten. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern, die man mit
ihm in's Gefängniss gesetzt hatte : Steht auf, lasst uns beten
und Gott anrufen; denn wir sind da in schweres Unglück ge-
rathen, und wenn wir nicht Gott um Erlösung daraus bitten,
sind wir verloren. Aber trotz dieser Worte bekümmerten sich
seine Jünger nicht um ihn, sondern wiesen ihn ab, legten sich
schlafen und ließen ihn stehen, beten, sich niederwerfen und
Gott bitten , er möge den Kelch des Todes von ihm nehmen
und ihn vor den Händen der Juden schützen , dass sie ihn
nicht tödteten. Er betete noch, da kamen die Juden zu ihm
•1) [■pi-OTbx 1551] mxs::^ -e -r-a rn- bixT x-rn -h^x, berichtigt:
72
am Morgen des Freitags, führten ihn aus dem Gefängniss heraus,
peinigten und misshandelten ihn auf alle Weise, schlangen um
seinen Nacken einen Strick, banden ihn damit und führten ihn,
eine Krone aus verschiedenen Dornenarten l) auf dem Kopfe,
wie einen Verbrecher in der Stadt herum -) , zogen ihm seinen
eigenen Kleidersaum über den Kopf, schlugen ihn darauf und
sagten : Wenn du ein Gott bist, so offenbare uns, wer dich ge-
schlagen hat! Während dessen schrie und jammerte er unauf-
hörlich, aber niemand half ihm aus der Noth.«
(S. 24 Z. \ flg.) »Du weißt dass die Thora die herrlichste
Offenbarungsschrift und das erhabenste Religionsgesetz ist;
aber nireends steht darin etwas von einer Anbetung dreier Per-
sonen, — wie Du sagst : »Der Vater ist einer — und ein heiliger
Geist«3). Als die Kinder Israel, weil Moses zu lange ausblieb,
sich empörten und sich ein goldenes Kalb machten, von dem
sie sich einbildeten, es sei ein Stellvertreter des Propheten und
ein Vermittler zwischen ihnen und ihrem Schöpfer, und als dann
Moses zurückkam und sie sah, — weißt Du nicht, wie da das
göttliche Strafgericht über sie kam und, hätte nicht der Gott-
gesandte Fürbitte für sie eingelegt, keine lebende Seele von
ihnen übrig geblieben wäre?« — Noch andre alttestamentliche
Erzählungen und Sprüche werden dann angeführt zum Be-
weise der unvergänglichen Gültigkeit der mosaischen Gesetz-
gebung »die da leuchtet wie die Sonne und glänzt wie der
Mond, der von Ewigkeit her vor allen geschaffenen Dingen
existirenden 4) , die Augen erleuchtenden , die Herzen er-
freuenden und die Irrenden zurechtweisenden Thora , die da
frei ist von Irrlhum, Parteilichkeit und Aufhebung der einen
Stelle durch die andre5). — Ich habe die Evangelien und die
1) biiDp^so 301^X1 -pirbx -p b^:x . 2) s. 22 z. 1 , i^nbx is msna ,
1. }TlS"iÄ , ^■^,-> statt »j.^j> ; s. Dozy, Supplement, I, S. 186. 3) Im
Texte aramäisch: fittmp rrni in X2N . Vollständig S. 8 Z. 15 u. 16:
hiifi&ri ölpbx m-il S10i ■pü&fctl inso ax^X , als Glaubensbekenntniss
im täglichen Gebete des Bischofs. 4) npnxö^ä* hailp^K hmnk
rixp'brabx 5>ia.lb , Seitenstück zu dem »ungeschatfenen , ewigen Koran«
des orthodoxen Islam. 5) Dadurch, dass kein solcher ^03 in der
Thora stattfindet, steht sie noch über dem Koran, in welchem es nicht
den moslemischen Theologen selbst anerkannte CjL>«-»*J./o
73
Worte des Matthäus. Marcus, Lucas, Johannes und andrer
unbedeutender, vor Gott nichts geltender Leute l) genau durch-
gelesen ; aber lieber hätte ich weder davon gesprochen,
noch etwas davon niedergeschrieben, wenn ich es nicht in
euern Evangelien gefunden hätte. 0 Wunder, wie kannst Du
nur einen nach eurer eigenen Angabe Gekreuzigten zu
Deinem Gott machen, da Du doch weißt, dass jeder Gekreuzigte
verflucht ist? Weißt Du nicht, dass Gott der Herr — hoch-
erhaben sein Name ! — 2j seinen Freund Abraham von dem
Feuer- und Isaak von dem Opfertode gerettet und diesen mit
einem Widder losgekauft hat? Und er sollte, wie Marcus und
Lucas angeben , seinen geliebten Sohn nicht aus den Händen
des Teufels und der Juden gerettet haben? Wie kann Jesus
ein Gott sein , da er doch getödtet und mit den bösen Menschen
zusammen begraben worden und in der Hölle 3) gewesen
sein soll? Sagst Du, das sei nicht wahr, so will ich Dir's be-
weisen, damit Du erkennest, dass ihr in Irrwahn befangen seid.
Weißt Du nicht, dass nach Angabe des Evangeliums die Seelen
der Menschen beim Teufel 4) in der Hölle waren , bis der
Geist Jesu 5) zur Gehenna 6 hinabstieg , sah in welchem Zu-
stande sie waren 7) , auch die Seelen der seinetwegen ge-
tödteten Kinder sah und diese Geister aus den Händen des
Teufels zu erlösen beschloss? Wundern muss ich mich über
Dich, wie Du sagen kannst, er, der sich nicht vor der
Kreuzigung und gewaltsamen Tödtung zu schützen vermochte,
sei ein Gott ; und wie hätte ein solcher dann die Seelen der
Menschen dem Teufel entreißen können? Und doch giebst Du
mit Deinem Evangelium vor, seitdem Gott Adam geschaffen
habe, seien die Seelen der Menschen stets beim Teufel in
der Hölle gewesen, bis Jesus gestorben sei und diese Seelen
giebt. Ueber die Bedeutung und die drei verschiedenen Arten dieser
Aufhebung s. Catal. libb. mss. Bibl. Senat. Civ. Lips. S. 396, No. 6.
i) HP5X -i:" "0=1 -Hbx xcrxbx Ölp^S p di-fWi. Zu diesen ge-
hört auch der Apostel Paulus, der einmal citirt wird S. 6 Z. 12 — 15.
j.
2) !T2CX ;ä. 3) npo iS, das koranische •£*■» . 4) Dibrx -J3> .
5 •-"• ""- . Das koranische iö^S , ^m*.^ , wechselt mit "»öi und Väft ab.
6) n:n5, das koranische *•*$>-. 7) »iro? rr x~« 1. n^b" cn xr .
74
dem Teufel entführt habe. Nun sage mir: die Seelen Adams,
Noahs, Abrahams, Isaaks, Jakobs, Mosis, Aarons, Davids,
Salomos1), waren sie auch unter jenen Seelen, welche er
dem Teufel aus der Gehenna entführte, oder nicht? Sasst Du
ja, so wirfst Du dann die Propheten und Heiligen mit den
bösen Menschen zusammen , zeihst also Deinen Herrgott der
Ungerechtigkeit, indem Du angiebst und bekennst, er habe
die Seelen seiner frommen Knechte und die der Propheten
und Gottgesandten von dem Teufel , dem Obersten der Sünder,
entführen lassen. Sagst Du aber, die Seelen der Frommen
seien nicht mit denen der Sünder zusammen gewesen, so
strafst Du Dein Evangelium Lügen , denn darin steht ge-
schrieben , die Seelen aller Menschen insgesammt seien bei
dem Teufel in der Hölle gewesen, bis Jesus gekommen sei
und sie herausgeführt habe. — Weißt Du nicht dass Gott
mit Moses bis zu seinem Todestage hundert und siebzig Mal
geredet hat ? Dabei erwies ihm der Allerhöchste solche
Ehre, dass er, wenn er ging mit Gott Zwiesprach zu halten,
sein Antlitz unbedeckt ließ , wogegen er dasselbe bedeckte ,
wenn er zu den Kindern Israel zurückkam. War also Jesus
Gottes Sohn , wieviel Male hat Gott mit ihm geredet '? Ich
habe alle vier Evangelien gelesen , aber nichts darin ge-
funden, was bewiese dass Gott mit Jesu geredet habe. So
stand also sein Knecht (Moses) bei ihm in größern Ehren
als der, welchen Du für seinen Sohn ausgiebst ; denn mit
seinem Knechte hat er geredet, mit seinem geliebten Sohne
aber nicht. Das Antlitz seines Knechtes verhüllte er mit
einer Decke, und vierzig Jahre lang konnte niemand von
allen Menschen das Antlitz Mosis schauen. Derselbe unterwarf
die stolzen Zwingherrn insgesammt, und sein Nachfolger Josua,
der Sohn des Nun, machte sie zu Fröhnern. Du aber sagst mit
Deinem Evangelium , Jesus sei Gottes Sohn — , über solche
Lästerung ist Gott hoch erhaben ! — Steht nicht im Buche
Joel geschrieben, was Gott für die erwartete [messianische]
Zeit, der wir entgegensehen, seinen Knechten, die auf seine
Barmherzigkeit horten, verheißen hat, wie es dort heißt:
1) Alle diese Namen in ihren koranischen Formen, auch Ibrahim',
Müsä, Harun, Daud und Sulaiman , wie S. 3 Z. 22 'j/pitp für J"Hp .
75
St'nn Dl*>3 rpm« und so fort. Cap. 4 V. 18, der ganze Vers
im hebräischen Urtext als Schluss. Darauf die Unterschrift,
wiederum arabisch: »Vollendet ist der Bericht des Bischofs,
welcher sich zum wahren Beligionsgesetze (nttxn TU) bekannt
hat; Gottes des Allerhöchsten Barmherzigkeit über ihn!«
Was in der Einleitung über Ursprung , Charakter und
Tendenz , wie auch über die ungefähre Abfassungszeit des
Werkchens gesagt worden ist, wird in den hier gegebenen
Auszügen seine Bestätigung gefunden haben. Ich habe nur noch
eine Frage, beziehungsweise Bitte, an Fachgenossen zu richten.
S. 4 Z. 20 — 26 steht — hier zu bequemerem Lesen in arabische
Schrift umgesetzt — : o^-w-UJ^LjOj o^^ü! ,UjAj xit *£*.ej U|j
^ßjX**>\ l\äj gjjijo ^i$\ qIj loli (jäT*Jl J^c vj^JI iw tjUtXj ^^.Ä/wyLi
^tiaättj £>^I? r*-'l> £J^9 <Wt £j*^ ^"^^ lAj*^ cJ^
ujlyiJU J»hilj *^l *]yi aJ |j*mJ oj-wyUJ! ^ujJ) q^J Jaj_jÄÄJtj
-fr?.!>4vfty Das Wort ,Ujv>, viermal ohne Variante "liWH,
ist unstreitig dasselbe was die kirchlichen Schriftsteller da,
wo sie von den beiden Na turen Christi sprechen, ^L5 |j i '*>)
und sx^Ij nennen. Professor Nöldeke schreibt mir: »Ich
schlage des Sprachgebrauchs wegen im Eutychius nach und
finde, dass er abwechselnd XjuaL und ^LS schreibt; vgl. z.B.
Bd. II, 55 unten. Barhebraeus gebraucht &ju^_b; Chron. ar.
146, 148: o^w,UJ^ oj^iüi jöiui}«. Wenn aber }tiP2 von
"liW1" , zumal bei der Beständigkeit der Schreibart, doch zu
weit abliegt, als dass man an eine Verwechslung denken könnte,
und ein ni«T} statt IHIS , ;%J>> wohl noch weniger zulässig
ist . was dürfte dann von jenem Worte zu halten sein ?
Herr Moritz Voigt hielt einen Vortrag über die Geschichte
des römischen Executionsr echtes.
Die einzelnen Acte, in denen die Execution des römischen
Civilprocesses sich vollzog, gruppiren sich zu zwei verschiedenen,
wie in ihrem äußeren Verlaufe gesonderten Phasen : einestheils
einer Klage, welche die Eigenartigkeit an sich trägt, dass sie
nicht für einen streitigen Rechtsanspruch die richterliche Ent-
scheidung herbeizuführen, als vielmehr für den liquiden Rechts-
anspruch die Zwangsvollstreckung zu vermitteln berufen ist,
und die demnach auch nicht zu einem Richterurtheile, als
vielmehr zu einem die Zwangsvollstreckung einleitenden De-
crete des ius dicens führt, so daher als Executionsklage sich
kennzeichnend , während wiederum das Processverfahren selbst
für solche Executionsklage zugleich ein eigenartiges ist : von
Alters her die legis actio per manus injectionem und späterhin
dann eine extraordinaria cognitio. Und als derartige Executions-
klagen waren in den XII Tafeln die Klage aus dem ergangenen
Richterurtheile: actio iudicati. die Klage aus der confessio in
iure über aes, wie die actio furti manifesti aufgestellt, deren Zahl
dann spätere Gesetze bald vermehrten, bald verminderten.
Die zweite Phase dagegen hebt mit jenem die Zwangsvoll-
streckung anordnenden Decrete des ius dicens an und dient
der Durchführung der im Civilprocesse als Executionsmaßregel
angedrohten Zwangsmittel. Und innerhalb der Sphäre dieses
letzteren Verfahrens nun hat die römische Gesetzgebung zu
verschiedenen Zeiten mit Neuordnungen eingegriffen, die ebenso
geschichtlich bedeutsam und wichtig sind, wie auch mit größter
Sicherheit und mit lückenloser Vollständigkeit in ihrer Beschaf-
fenheit, wie Aufeinanderfolge sich überblicken lassen, und
welche, von der modernen Wissenschaft vielfach verkannt und
entstellt, die Aufgabe dieser Darstellung ergeben.
• 77
Und zwar sind es im Einzelnen sechs verschiedene Ab-
schnitte , welche auf der Grundlage jener gesetzlichen Vor-
schriften in der Geschichte desExecutionsreehtes sichabgränzen,
nämlich
I. Das älteste, den XII Tafeln vorausgehende Executions-
recht ;
II. Die Executionsgesetzgebung der XII Tafeln v.303d.St.;
III. Die lex Poetelia Papiria v. 428 d. St. ;
IV. Das Edict des Prätor P. Rutilius Rufus v. 643 d. St.;
V. Die lex Popillia v. 673, die lex Julia iudiciorum priva-
torum v. 737 d. St. und die jüngeren prätorischen Edicle;
VI. Das Edict Diocletians v. 294 n. Chr.
I.
Das älteste, den XII Tafeln vorausgehende Executionsreclit.
Ueber das den XII Tafeln vorausgehende und überhaupt als
das älteste römische Executionsrecht anzuerkennende bezügliche
Verfahren geben drei officielle Documente uns urkundlichen
Aufschluss, nämlich
A. Das Edict des Consul P. Servilius Priscus Structus a. 259,
welches überliefert wird von
Liv. II, 24, 6 : ne quis civem romanum vinctum aut clausuni
teneret, quo minus ei nominis edendi apud consules po-
testas fieret, seu quis militis, donec in castris esset, bona
possideret aut venderet;
Dion. VI, 29: oaot av 'Pwuaicov Itu tov v.citu Ovohjvay.tov
7toXef.wv 1'x.av avrCov] ly.OTQartvacüGi, rag xovxiov olxiag
urfiivcc ig'tivcu {.i^ze. '/.axi%i.iv atjre tclo'KeIv firJT Ive-
yvqäteiv ur[TE yivog avrüv ccTtäyeip Ttqbg (irjöev avfi-
ßÖ'/MLOV U)']T£ -MokuElV TOV ßovl6tU£VOl> TTJQ GTQCCTsiag
'/.olvioveIv. oooi o° av aTtoXeupd-CüGi Trtg GTQazelag, rag
v-aru zovTtov jroaieig VTtäqy^iv xolg dareiGTcdg: Irp
oig k/.uGToig GvvtßtiXov "
Zon.VlI.1 4: o ~£Qov?Atog rovg re l£ VTtsQt^ieQiag y.QaTov/-ierovg
a(pfjy.£ y.al adeuo' riov eio/cQÜ^ecov v.ud-ÖGov GTQartv-
OLVTO ilpYjCplGUTO Y.al V.Oinp'lGCll TCC XQ£CC VTllGy^EXO.
B. Das Edict des Dictator M. Valerius Volusus v. 260
worüber im Allgemeinen berichtet
78
Liv. II, 30, 6 : edictum — a dictatore propositum eonfirmavit
animos Servili, fere consulis edicto conveniens;
wogegen den Inhalt genauer angiebt
Dion. VI, 41 : reiog — acpela&co rrccoa fiev ovaia, Ttäv de oiofia.
näoa ö3 ejtixifiLa nolitov 'Piofiaiov aQQvotaorog arrö
re öaveiov nal allou iravxog avfißoXalov.
C. Die lex sacrata v. 260
unter deren mannichfachen Vereinbarungen auch eine bezüg-
liche Bestimmung erwähnt wird von
Dion. VI, 83, der hier dem Menenius Agrippa die Proposition in
den Mund legt:
rovg ocpeilovrag %Qea y.al fir] övavefievovg dialvoaad-ai
rcävxag mpelad-at rüv dcplrjfiärwv dixaiovfiev %a\ et
tiviov rjdr] ra acöf.tara vrceQrjfiiQiov ovtcov ralg vo(J.l(J.otg
izQod-eofiiaig ■/.axe%exai, y.al xavxa elevÜ-eoa eivai
yqivofiev ogoi re öizag akövxeg idiag rcaqedöd-^oav
xolg yaradr/.aoafievoig} y.a.1 xovxovg elevd-eoovg eivai
ßovlofteS-a, y.al rag yarayvtoaeig avtCov ctxvQovg notov-
fiev '
und VII, 22, wo im Hinblick auf den Inhalt jenes Staatsvertrages
gesagt wird :
ovx. cc7texQt]oe diarp&eioavTi vrjv rceol ra avfißolaia
TtiGTiv yal xovg ETtl xavt}] xeifievovg ccvelövri vöfiovg'
wie von Zon. VII, 14, der jenem Vertrage beimisst :
xovcpiofihv Tutv d(peiXwv yal xtov V7ieQt]fieQtov acpe-
olv. l)
Aus allen jenen Zeugnissen ist nun zu entnehmen, dass das
Executionsrecht der XII Taf. und der früheren Zeit wohl in den
Grundzügen übereinstimmen mochte, darin aber eine Verschie-
denheit zwischen beiden obwaltete, dass die addictio des Debitor
an den Gläubiger, mit welcher die XII Taf. die Tödtung oder
den Verkauf des ersleren nach Etrurien apodictisch verknüpften,
nach älterem Rechte nicht durch solche Verpflichtung des Gläu-
bigers beschränkt, vielmehr demselben die freie Verfügung, wie
der Besitz des addictus belassen war. Denn dieser Moment ist
es, der namentlich durch das Edict des Servilius nach den Zeug-
nissen des Liv. und Dion. bekundet wird, indem dessen Verbote,
die Vermögensexecution wider den Schuldner zu vollstrecken,
1) Vgl. auch Schwegler, r. Gesch. II, 259.
79
die Voraussetzung zu Grunde liegt, dass der letztere als addictus
noch im Gewahrsam seines Gläubigers sich befinde, somit aber
weder getödtet, noch nach Etrurien verkauft sei. Und diese
abweichende Ordnung des ältesten Executionsrechtes bietet zu-
gleich den Schlüssel zum Yerständniss der bei Liv. und Dion.
gegebenen Darstellung jener politischen Bewegungen, welche
aus den Schuld- und Creditverhältnissen der ältesten Zeiten
hervorgingen, insofern als bei jenen und so namentlich bei Liv.
II, 23, & 7. 27, 1 jv. J. 259) und bei Dion. IV, 9. H (unter
Servius Tullius), V, 53 (v.J. 254), V, 64. 69 (v.J. 256), VI, 23.
26 (v. J. 259), VI, 37 (v. J. 260), VI, 58. 59 (v. J. 261) der
Sachverhalt ausgesprochen oder vorausgesetzt ist, dass der der
Execution verfallene Schuldner im Besitze seines Gläubigers
sich befinde, namentlich aber bei Dion. VI, 26 der Vorgang ge-
schildert wird, dass im J. 259 ein solcher detinirter Schuldner,
aus der Haft seines Gläubigers ausbrechend und dem Volke die
von jenem erlittenen Misshandlungen klagend, das letztere zur
Hülfe dagegen aufruft und so zur Bevolte anreizt.
Und dass nun auch solcher Vorgang, wie ihn Dion. VI, 26
als Veranlassung zur Auswanderung der Plebs auf den mons
sacer darstellt, nicht auf schriftstellerischer Composition oder
Erfindung beruht, sondern der historischen Wirklichkeit ent-
spricht, ist wiederum aus dem berührten XII Tafel-Gesetze zu
entnehmen . welches . alternativ die Tödtung des addictus oder
dessen Verkauf nach Etrurien vorschreibend und damit die
Strenge des älteren Executionsrechtes verschärfend, gegenüber
der gemeinen Tendenz des XII Tafelrechtes nur so sich erklä-
ren lässt, dass man durch solche Vorschrift den addicirten
Schuldner ein für allemal dem Anblicke seiner Mitbürger ent-
TD
rücken und so eine erfahrungsgemässe Veranlassung zur Auf-
reizung der Bürgerschaft beseitigen wollte.
Endlich was die Folgewirkungen der addictio betrifft, so
ergriff die durch dieselbe eröffnete Execution einerseits das
Hauswesen des addictus, worauf unter II. zurückzukommen ist,
vor Allem aber und hauptsächlich dessen Person. Und in letz-
terer Beziehung nun ergiebt sich für das älteste Becht, dass
solche Execution einerseits dem addictus nicht die Civität ent-
zog, wie das Edicl des Servilius unter A. besonders bekundet,
während sie andererseits denselben dem dinglichen Bechte des
Gläubigers unterwarf. Und daraus nun ergiebt sich ohne Wei-
80
leres , dass der addictus in jenes Verhältniss freier Hörigkeit
gerieth , welches die jüngeren Quellen durch in mancipio esse
bezeichnen, ein Ergebniss, welches wiederum durch Dion. 2)
unterstützt wird, insofern dieser die addicti vornämlich zu land-
wirtschaftlichen Arbeilen verwendet werden lässt.
IL
Das Executionsreckt der XII Tafeln v. 303 d. St.
Die Execution der XII Taf. bewegte sich in zwei verschie-
denen Absätzen : der domum ductio , welche , durch das die
legis actio per manus injectionem abschliessende Decret des
ius dicens angeordnet, die Execution vorbereitend einleitete, jund
der addictio, welche, durch ein anderweites Decret des ius di-
cens ausgesprochen, die definitive Durchführung der Execution
eröffnete, wie vermittelte. Und zwar im Besonderen
A. die domum ductio bestand in der Abführung des in der
legis actio per manus injectionem beklagten zahlungsunfähigen
Schuldners : des obaeratus 3) in die Behausung des Gläubigers
zum Zwecke seiner einstweiligen Detinirung4), in welcher Lage
er dann sechszig Tage hindurch verblieb, um während der in
diese Frist fallenden drei letzten nundinae nach dem ius geführt
und dort unter öffentlicher Verkündigung der ihm obliegenden
2j Dion. VI, 79: fjvayxa^öfie&a xobg iavxwv xXtjqovs ol Seilaioi
yE(x)nyelv , oxünxovxEs , cpvxEvoyxsg , (tQovvxEs , noifivia vi^iovxEg, bfxö-
d'ovhoi xolg tavxwv d'oQixxfjxot? ävdnunödoif ovxes, ol [aei> akvaeai öe^evxe^,
oi d'i niö'ais, ol <FwG7TEQ xc< /«Xettioxcixcc xü>v ftrjfy'nai' xXoiols xal [ivdooig.
3) Varr. LL. VII, 5, 4 05: über, qui suas operas in servitutem pro
pecunia quadam debebat, — vocatur — ab aere obaeralus; RR. I, 17, 2:
oranes agri coluntur hominibus servis aut liberis aut utrisque: liberis aut
cum ipsi colunt — , aut mercenariis — ii[s]que, quos obaeratos uostri
vocitarunt; Liv. XXVI, 40, 17: quattuor milia hominum erant, mixti ex
omni conluvione, exules, obaerati ; Don. in Ter. Phorm. II, 2, 20 : obaerati,
quum solvendo non essent.
4) Gell. XX, \, 45: sunt — verba legis (sc. XII tabularum) : — Ni
iudicatum facit , secum ducito, vincito aut nervo aut compedibus.
Quindccim pondo ne minore aut, si volet, maiore vincito. Dass in diesem
Texte ein Fehler steckt, ist kaum zu bezweifeln; allein wenn Schwegler, r.
Gesch. III, 37 A. 4 und Andere emendiren wollen ; ne maiore aut, si volet,
minore vincito, so ist, abgesehen von den diplomatischen Bedenken sol-
cher Aenderung, damit nichts gewonnen: denn 4,91 Kilo bleiben ebenso als
Minimal-, wie als Maximal -Gewicht unerklärlich. Vielmehr muss der
81
Schuldleistung ausgestellt zu werden , damit so Jemand zu
seiner Auslösung veranlasst werde. 5j
Diese domum ductio aber äussert keinerlei Einwirkung auf
den Status oder auf irgend welche andere Rechtszuständigkeit
des ductus und unterwirft insbesondere denselben keinem ding-
lichen Rechte des Gläubigers, daher insbesondere derselbe eben-
sowohl nach wie vor Herr seines Vermögens verbleibt6 und so
auch in der Lage ist, noch jetzt über die Schuldleistung mit dem
Gläubiger eine pactio abzuschliessen (A. 5) , als auch weder
einem Straf- oder Züchtigungsrechte des letzteren unterliegt,
noch auch demselben zur Leistung von häuslichen oder land-
wirthschaftlichen Verrichtungen verpflichtet ist. Vielmehr be-
schränken sich die Folgewirkungen der ductio durchaus auf die
Sphäre des Actuellen und auf die äussere Lebenslage des duc-
tus : derselbe ist dem Kreise der Seinigen und dem eigenen
Heim entrissen, um in dem Hause des Gläubigers als völlig
Fremder und zu provisorischen Aufenthalte , wie unter straf-
ähnlichen Bedingungen zwangsweise zu verweilen. Denn wäh-
rend der Gläubiger einerseits verpflichtet ist , erforderlichen
Falles dem ductus Alimente zu gewähren : lediglich puls von
mindestens einem Pfunde Dinkel pro Tag , ohne irgend welches
pulmentarium, und lediglich Wasser, nicht aber Wein (A. 6),
so steht andererseits demselben das Recht zu, den ductus zur
Verhütung von dessen Flucht mit nervus (Fussblock) und com-
pedes Beinschellen; zu fesseln.
B. Sodann die addictio erfolgte auf bezüglichen Antrag des
Gläubigers nach Ablauf jener Frist von sechszig Tagen und zwar
Fehler in der Zahl liegen, welche Gell, verlas. Vielleicht bot der Original-
text {\ (d. i. CL s. Ritschi, priscae latinitatis monura. epigr. \\\i. =
49,125 Kilo, so dass diesfalls der Festsetzung des Minimalgewichtes, ent-
sprechend dem unter I. Entwickelten, die Tendenz zu Grunde lag, es sei
der ductus, dafern er überhaupt gefesselt werde, so zu fesseln, dass er
nicht sammt seinen Fesseln entlaufen und so die Menge aufregen könne.
5) Gell. XX, ■), 46 f. : erat autem ius interea paciscendi ac, nisi pacti
forent, habebantur in vinculis dies LX. Inter eos dies trinis nundinis con-
tinuis ad praetorem in comitium producebantur quantaeque pecuniae iu-
dicati essent, praedicabatur.
6) Gell. XX, 1. 45 : sunt — verba legis (sc. XII tabularum) : Si
volet, suo vivito. Ni suo vivit, qui im (Gronov. : em; Hertz : eum) vinctum
habebit, libras farrijsj endo dies dato. Si volet, plus dato.
1882. 6
82
an den letzten jener drei nundinae") mittelst Decreles des ius
dicens , wodurch der Schuldner dem Gläubiger zugesprochen
und auf Grund dessen er vom letzteren abgeführt wurde. Und
in diesem Punkte griffen nun aus den unter I. entwickelten Mo-
tiven die XII Tafeln reformirend ein: an Stelle der freien Hörig-
keit, welche in ältester Zeit durch die addiclio begründet ward,
setzten dieselben die Sclaverei und dies überdem unter der
ganz singulären Beschränkung, dass der Gläubiger den Addicir-
ten nicht an sich behalten durfte, vielmehr nach seinem Belie-
ben entweder zu lödten oder nach Etrurien hinein zu verkaufen
hatte8), wobei diese Vorschrift des trans Tiberini im Gegensatze
zu einem eis Tiberim peregre venum ire aus den angegebenen
historischen Motiven sich erklärt : der addictus sollte in dasje-
nigeAusland gebracht werden, mit welchem weder freundnach-
barlicher Verkehr, noch verwandtschaftliche Beziehungen statt-
hatten9).
In Betreff des Hauswesens des addictus behielten daaegen
die XII Tafeln die von Alters her überlieferte Bechtsordnung
bei: es griff zu Gunsten des Gläubigers eineUniversalsuccession
Platz, kraft deren die Besitztümer , wie die Forderungsrechte
des addictus in die gleiche Bechtszuständigkeit des Gläubigers
übergehen, dagegenWeib und Kind des ersteren als freie Hörige
dem letzteren zufallen, während die Schuldverbindlichkeiten
des addictus untergehen lu). Und zwar wird solche Bechtsord-
nung für die Zeit vor den XII Tafeln bekundet ebenso durch
das unter I A. citirte Edict des Servilius nach
Liv. II, 24, 6: neu quis militis, donec in castris esset, bona pos-
sideret aut venderel, liberos nepotesque eius moraretur:
7) Gell. XX, 1, 47: tertiis autem nundinis capite poenas dabant aut
trans Tiberim peregre venum ibant.
8) Sclaverei : Gell. XX, 1, 7. Pflicht zur Tödtung oder zum Verkaufe ;
A. 7. Eine ähnliche Vorschrift, dass der in die Sclaverei versetzte Bürger
in das Ausland zu exportiren sei, findet sich in dem Rechte von Halicar-
nassus vor: Inschrift aus dem 5. Jahrh. v. Chr. bei C. T. Newton, a history
of discoveries at Halicarnassus , Cnidus and Branchidae, vol. II, part 11
p. 671 lin. 38: cevror n£nq>,<J&c<i enl iSctywyjj .
9) Vgl. Voigt, Jus nat. II, 153 f. Anders Puchta, civilist, Schriften 168 f.
10) Wegen des Unterganges der Schuldverbindlichkeiten vgl. Voigt, Jus
nat. III, 685.
83
Dion. VI, 29: rag rovrcor oholccg ui^ölru litivai injt /.ariyni'
firjve rttakelv \.vi\v hfe%VQoiCsiv (.irJTe yivog avtcov «lüyaiv
ytoig urdt)' avu-in/.amv
wie auch durch
Dion. VI, 26: öiakvoca' uov vb XQtog ouy. l'yto)'. a;n'iyO-i<v
öovKog vjrh tov Öuvugtov gvv roig violg Öoaiv
37: (.trjdevbg xxvxiov H>'jt vb ütofia ih)te vrjv ovoiar vrrh
ÖuVtlGTVJV v.QccxtiG&ar
\ I : äcftiGfroj ;rc'(GC( iihv ovgiu , iräv dt gvjhcc. ;räGa
d^krCLtiuia no'/Jrov 'l'toucriov aöorGtaarog.
Und wiederum für die Zeit nach den XII Tafeln geben
Kunde theils die unter 111 2 B b. eilirten Quellenzeugnisse,
theils
Liv. VI, 20, 6 (v. J. 370 : quorum bona venire, quos duci ad-
dictos prohibuisset (sc. Manlius).
Endlich wird noch ein weiteres einschlagendes XII Tafelgesetz
überliefert von Gell. XX. \", 49:
Tertiis nundinis partis secanto. Si plus minusve secuerunt.
se fraude esto,
eine Vorschrift, welche somit dieExeculion im Falle einer Mehr-
heit von Klägern ordnet, und in Betreff deren die Fra^e. ob
O ' c 7
jenes zweimal verwendete secare von dem Leibe oder von den
Arbeitsleislungen oder von dem Vermögen des addictus zu ver-
stehen sei. von unserer Wissenschaft ebenso oft erörtert, wie
verschieden beantwortet ist11). Allein es liegen bei solcher Con-
troverse die thatbeständlichen Verhältnisse so, dass, indem
einest heils das obige Gesetz selbst das logische Object des se-
care: ob Leib oder Vermögen oder operae, nicht angiebt , und
indem anderntheils wiederum die XII Tafeln (A. 7) das Ver-
bleiben des addicirten Schuldners auf römischen Staatsgebiete
11) Vgl. die Nachweisungen bei Zimmern, Rechtgesch. III § 46 A. 17.
Schwegler, röm. Gesch. III, 38 A. 3 und in der Revue de legislation et de
jurisprudence 1844 XIX, 634ff. , sowie dazu noch vornämlich A. G. de
Thomeze, de potestate creditoribus secundum legem X viral, in debitores
competente. Tr. ad Rh. 1773. G. J. Jacobson, de debitorum sectione ex
lege XII tab. Lugd. Bat. 1780. Macieiowski, Opuscula 91 ff. Osenbrüggen
in Schneider, Neue Krit. Jahrb. 1842. I, 113 ff. Berriat-Saint-Prix in Me-
moires de l'Academie des sciences mor. et pol. Paris 1847 V, 546 ff. A.
E. Sala, Interpret, sul testo ultimo della tav. III delle leggi decemvir. sul
diritto contro la persona del debitore. Modena 1871 (aus Acad. di Scienze
in Modena tom. NU).
. 84
express untersagen, damit eine Beziehung jenes secare auf die
operae des addictus ohne weiteres ausgeschlossen ist. Was da-
gegen die anderen beiden Beziehungen jenes secare: auf Leib
oder Vermögen des addictus betrifft, so ist für secare einerseits
die Bedeutung von: eine Gütermasse in Theile zerschlagen als
technisch in der doppelten Verbindung bekundet von : bona
secare, wie aliquem secare12), daher der Ausdruck secare
partes in Beziehung auf den Leib Jemandes in einem Gesetze
verwendet immerhin befremden würde. Gleichwohl aber wird
diese letztere Beziehung in den Quellen der Kaiserzeit voraus-
gesetzt: von Gell. XX, 1, 19. 48. Quint, J. 0. III, 6, 84. Dio
Cass.fragm. 17, 8. Dind. Tert. apol. 4. Allein während einerseits
solche Concordanz der Quellen nicht allzu schwer wiegt, da die-
selbe recht wohl auf eine einzige Autorität zurückgehen kann,
so sprechen andererseits wiederum gegen die Richtigkeit von
deren Auffassung ebensowohl das Zugeständniss jener Zeugen,
es gebe kein Beispiel von einer wirklich vorgenommenen Zer-
schneidung vom Leibe des addictus, wie auch sachliche Beden-
ken. Denn das secare partes in letzterem Sinne aufgefasst,
so steht zunächst, wie Sala a. 0. 12 ff. 21 ff. hervorhebt, das
Zerstückeln des Schuldners bei lebendigen Leibe , namentlich
da solches keine Griminalstrafe ist, um seiner barbarischen Boh-
heit und Strenge willen in gar keinem Verhältnisse zu den ge-
sitteteren und milderen Criminalslrafen , welche die XII Tafeln
setzen; nicht minder fehlt es dann an jedem zureichenden
Grunde für die Ordnung, dass, während Ein Gläubiger electiv
den addictus tödten oder auch verkaufen und damit eine theil-
weise Befriedigung seiner Schuldforderung sich verschaffen kann,
mehrere Gläubiger dagegen gehalten sein sollen, den Schuldner
zu tödten, somit aber in dem aus dem Verkaufe des addictus zu
erzielenden Erlöse ein Befriedigungsobject verlieren würden,
welches dem Einzelgläubiger zugestanden ist ; und endlich würde
sich solchenfalls, wie bereits Bynkershoek , Observationes 1 , 1
geltend macht, für die Vorschrift: si plus minusve secuerunt, se
fraude esto nur dann eine zureichende sachliche Erklärung er-
geben, wrenn die Bömer Anthropophagen gewesen wären.
Nach alle dem ist daher dem obigen XII Tafelgesetze der
12) So in letzterer Verbindung Varr. RR. II, 10, 4: sectio alicuius ; Cic.
Phil. II, 26, 65. XIII, 14,30: sector Pompei ; vgl. Schwegler a. 0. III, 38 A. 3.
85
Sinn und die Vorschrift beizumessen , dass bei einer Mehrheit
von Klägern die aus der Execution zu erzielenden Activen:
ebenso das Vermögen des addictus, wie der Erlös aus dem Ver-
kaufe der Person des addictus selbst , unter den Mitaläubigern
zu vertheilen seien.
Jene erstere Ordnung indess , welche, den addictus der
dominica pötestas des Gläubigers unterwerfend, dem Letz-
teren dessen Tödtung oder Verkauf nach Etrurien auferlegte,
mochte frühzeitig bereits mit den Anschauungen der Zeiten
oder den Interessen des Lebens in Widerstreit treten : es
ward dieselbe vielfach in der Weise umgangen , dass die
Gläubiger die anderweite Vorführung des domum ductus in das
ius und den Antrag auf dessen addictio unterliessen. im Uebri-
gen aber den ductus nicht einfach in ihrer Behausung detinirten
oder auch mit Fussblock und Beinschellen fesselten . sondern
auch denselben gleich einem freien Hörigen hielten : ebenso zu
landwirtschaftlichen oder sonstigen Arbeiten verwendeten,
wie auch der hausherrlichen Disciplin und Züchtigung unter-
warfen. Denn dies ist zu entnehmen aus
App. Samn. I : 01 ttsq) tiov iv rolg aygolg dsdeuevof 13)
Dion. XVI, 5 : tcc — aXla vir^otTiov. oact dovlovg deaTtoraig
röuog rjv, rjveiyero'
Liv. VI, 36, 12: an placeret fenore circumventam plebem, [ni]
potius quam sorte creditum solvat, corpus in nervum ac
supplicia dare, et gregatim cotidie de foro addictos duci
et repleri vinctis nobiles domus et, ubicumque patricius
habitet, ibi carcerem privatum esse"? VIII, 28, 4: nudari
iubet verberaque adferri ;
von denen App. auf das Jahr 411, Dion. und Liv. VIII, 28, 4
aber auf die Zeit unmittelbar vor der lex Poetelia Papiria sich
beziehen, während bei Liv. VI, 36, 12 addictus in unlechnischer
Verwendung von dem domum ductus gesagt ist.
Sonach aber griff die Praxis dieser jüngeren Zeiten zu der
den XII Tafeln voraufgehenden Gestaltung der Verhältnisse zu-
rück . wobei indess solche Uebereinstimmung an sich durchaus
nur innerhalb der Sphäre des Actuellen zur Ausprägung ge-
13) ^Edsutvos ist der domum ductus oder, wie die Quellen in häufiger
Wechselbezeichnung sagen, der vinctus oder nexus: Cyrill. gloss. 421, 27 :
dediuevo; ■ vinctus, nexus. ligatus.
86
langte. Denn während das den XII Tafeln vorausgängige Recht
den addictus als freien Hörigen seinem Gläubiger überwies , so
behandelte jene Praxis vielmehr den domum ductus gleich als
einen freien Hörigen, ohne dass jedoch derselbe in Wirklichkeit
solches war, indem vielmehr die domum ductio dem Gläubiger
überhaupt kein anderes Recht an dem ductus gewährte, als des-
sen haftweise Detention und resp. Fesselung, wogegen ein ding-
liches Recht an demselben zu allen Zeiten erst durch die addictio
begründet wurde, die selbst aber wiederum von jener Praxis
gerade umgangen wurde , um der Nöthigung zur Tödtung oder
Veräusserung des Schuldners auszuweichen. Damit aber entfiel
denn in der That für den Gläubiger ebenso der Ervverb eines
dinglichen Rechtes an dem Schuldner, wie auch die in den
meisten Fällen ja doch ganz werthlose Universalsuccession in
das Anwesen, wie die Familie des Schuldners.
III.
Die lex Poetelia Papiria v. 428 d. St.
lieber die Veranlassung dieses Gesetzes wird von Liv. VIII,
28, 2 ff*, berichtet: unter dem Consulate des C. Poetelius Libo
Visolus und L. Papirius Mugillanus, somit im J. 428 d. St. ge-
schah es, dass C. Publilius, wider welchen wegen väterlicher
Nachlassschulden L. Papirius die domum ductio vollzogen hatte
und der darauf von dem letzteren zuerst mit unzüchtigen An-
trägen verfolgt, dann aber bei seiner Weigerung, den Lüsten
des Papirius sich preiszugeben, durch Geiselung von demselben
gemisshandelt worden war, seinem Peiniger entflieht und, öffent-
lich der versammelten Menge die erlittenen Unbilden klagend,
einen Aufstand hervorruft, der den Senat bestimmt, die Con-
suln mit Einbringung des in Frage stehenden Gesetzes zu beauf-
tragen.
Dagegen Dion. Exe. Vat. XVI, 5 Kiessl. berichtet: ein ge-
wisser Publius, Sohn eines in Folge der caudinischen Niederlage
von 433 in samnitische Kriegsgefangenschaft gerathenen tribu-
nus militum, hatte zur Restreitung der Kosten für das Regräb-
niss seines Vaters Schulden contrahirt, nach deren Fälligkeit er
der domum ductio seines Gläubigers verfallen war und in solcher
Lage nun , wie bei Liv. , mit Päderastie bedroht und gegeiselt
worden, dem Gläubiger aber entflohen war und eine Revolte
veranlasst hatte. In Folge dessen nun wird ebensowohl der
87
Gläubiger von den Tribunen accusirt und verurtheilt , als auch
das fragliche Gesetz erlassen14).
Allein dieser Bericht desDion. beruhtauf einer Verknüpfung
des von Liv. dargestellten init einem anderen von Val. Max. VI,
1 , 9 überlieferten Vorgange, dass nämlich T. Veturius Calvinus,
Sohn des T. Veturius Calvinus, welcher im J. 433 die pax Caudina
abgeschlossen hatte, in Folge seiner Ueberschuldung der domum
ductio seines Gläubigers P. Plotius verfallen und von dem letz-
teren mit unzüchtigen Anträgen verfolgt, wie wegen deren Ab-
lehnung gegeiselt , seinem Peiniger entflieht und beschwerend
an die Consuln sich wendet , auf deren Vortrag dann der Senat
den Plotius einkerkern lässt und nun , was allerdings Valer.
übergeht, demselben der Criminalprocess gemacht wird. Und
dieser letztere Vorgang nun, der zu einem Criminalprocesse
führte, ward in der Relation bei Dion. mit dem Vorgange d. J.
428, der zum Erlasse des Gesetzes führte, zum einigen Ereig-
nisse in der Weise verbunden, dass daran ebenso ein Criminal-
process, wie der Erlass eines Gesetzes angeknüpft ward. Allein
diese Verbindung ist als schriftstellerische Composition und als
unhistorisch durch drei Momente gekennzeichnet : einmal, da-
fern das Vergehen durch einen Criminalprocess mit Erfolg ge-
ahndet wurde , bedurfte es ear keines neuen Gesetzes: denn
dafern ohne solches dem domum ductus bereits gesetzlicher
Schutz wider grobe Unbilden zur Seite stand, brauchte die Ge-
setzgebung wegen derselben nicht besonders einzugreifen; so-
dann fehlt bei Dion. ebenso die Nennung des Gläubigers, wie
die Datirung des Vorganges selbst; und endlich trägt die Angabe
über die Veranlassung zur Insolvenz des Schuldners : Contrahi-
rung einer Schuld zur Bestreitung der Kosten des väterlichen
Begräbnisses, den Charakter dramatischer Ausschmückung an
14) Auf diese Darstellung des Dion. stützt sich Quint. Decl. 3, 17: an
ignoramus — , quanta quondani populi romani exarserit seditio, cum ex
domo foeneratoris addictus lacero verberibus tergo prorupisset in publicum
et illas suppliciorum notas tulisse se quereretur, quod vim corruptoris
pati noluisset? Et ille tarnen, quamquam hoc flagitium conatus in addicto
ac pene servo et vix libero, videbatur aliquatenus memor fuisse romanae
sanctitatis, qui vim obscaenissimam non tentaverat, nisi adversus adligatas
manus. Eo tarnen usque populi romani vindicta processit, ut ardentibus
bello finibus ad delectum nemo responderet, nisi et poena corruptoris et
abrogatione legis satisfactum esset. Nolebant militare, quamvis hanc
iniuriam non miles acceperat.
88
sich, da die dem betreffenden Vorgange gleichzeitigen Quellen
nicht als Autoritäten für derartige nebensächliche Details sich
ansehen lassen. Alles dies aber berechtigt, dem von Liv. gege-
benen Berichte die höhere Glaubwürdigkeit beizumessen, den
von Dion. überlieferten Bericht dagegen als eine entstellte Re-
lation aufzufassen , sonach aber das betreffende Gesetz als eine
lex Poetelia Papiria zu bezeichnen und von dem .1. 428 d. St.
zu datiren15).
Ueber den Inhalt dieser lex aber berichten :
Liv. VIII, 28, 8: ne quis, nisi qui nox[i]am16) meruisset donec
poenam lueret , in conpedibus aut in nervo teneretur :
pecuniae creditae bona debitoris, non corpus obnoxium
esse; vgl. § 9 : ita nexi soluti cautumque in posterum,
ne necterentur; § 1 : eo anno — necti desierunt;
Cic. de Rep. II, 34, 59: sunt propter unius libidinem omnia
nexa civium liberata nectierque postea desitum;
Dion. XVI, 5 : ol dovXio&tvrzg jtqos ra xQ^a ^Pco^ialoi v6f.iot
■/.VQtod-h'ri. ir\v aqyaiav IXev&iqiav eY.Ofiiaavvo'
Quint. J. 0. VII, 3, 26: addictus, quem lex servire, donec sol-
vent, iubet ;
Decl. 311 : quid enim lex dicit? »Addictus, donec solvent,
serviat«, ut opinor non: »Servus sit«. — In lege — , quae
addictos servire iussit, donec solverent.
Aus diesen Berichten aber in Verbindung mit den sonstigen
Quellen, welche ebenso über den Fortbestand der domum ductio
und addictio , wie über die Lebenslage der ducti und addicti
Kunde geben , lassen sich nun die Neuordnungen der lex Poe-
telia Papiria dahin reconstruiren:
1 . In Betreff der domum ductio wird
A. das hergebrachte Verfahren in den Modalitäten und For-
men , wie solche von den XII Taf . geregelt waren , in Bestand
gelassen :
4 5) Die Ueberweisung des Gesetzes an G. Poetelius Libo Visolus, dic-
tator v. 441, bei Niebuhr , r. Gesch. III, 178. 343. Huschke , Nexum429ff.
beruht auf einer an sich unhaltbaren Conjectur der unter V A. zu be-
sprechenden Stelle in Varr. LL. VII, 5, 105; und überdem war nach Liv.
IX, 28, 6, wozu vgl. Niebuhr a. 0. 276, Poetelius dictator clavi fingendi
causa, nicht aber rei gerendae.
16) Vgl. Voigt, Bedeutungswechsel 4 33.
89
Plaut. As. V, 2, 87 : iudicatum nie uxor abducit dornum ;
Nov. bei Cic. de Or. II, 63, 255: iudicatum duci videns;
Per. Phorm. II, 2. 20 f. : dices: ducent damnatum domum.
Alere nolunt hominem edacem ;
Donat. in h. 1. : ducent damnatum domum] secundum ius scili-
cet, quo obaerati, quum solvendo non essent, ipsi manu
capiebantur;
Cic. p. Place. 19, 45: quem iudicatum hie ducit Hermippus;
lex Rubr. um 705 c. 21. 22: duci iubere;
Gai. IV, 25: vindicem dare debebant et nisi darent, domum
ducebantur.
B. In Betreff der Lage des domum duclus wird verordnet,
dass
a. gemeinhin der domum duetus fortan nicht mehr mit
nervus und compedes zu fesseln, somit dem Gläubiger nur noch
einfache Sicherheitshaft nachgelassen sei :
Liv. cit. : ne quis in conpedibus aut in nervo teneretur; nexi
soluti cautumque in posterum, ne necterentur; eo anno
— necti desierunt;
Cic. cit. : omnia nexa civium liberata nectierque postea desitum ;
Dion. cit. : bl dovXw&tvxtg Ttqog xa xqect 'Ptoiicrioi xr^v ctq-
ytiiav IXsv&tqiav ly.ouioa.vxo'
b. dahingegen derjenige , wider welchen wegen einer
Schuldverbindlichkeit aus einem Privatdelicte die domum duetio
vollstreckt ist, nach wie vor mit nervus und compedes gefesselt
werden dürfe :
Liv. cit. : nisi qui noxiam meruissel ;
Cat. de praeda milit. divid. in Gell. XI, 18, 18: fures privato-
rum furtorum in nervo atque in compedibus aetatem
agunt;
lex col. Jul. Genet. v. 710 c. 61 : ni vindicem dabit iudicatum-
<q)ve faciet, secum ducito, iure civili vinetum habeto;
vgl. Plaut. Men. I, 1, 21 : sum iudicatus, ultro eo, ut me vinciat.
2 In Betreff der addictio wird
A. weder an deren Frist von sechzig Tagen, noch an deren
Vorbedingung : der dreimaligen Vorführung des Schuldners vor
den Prätor und der daran sich anschliessenden öffentlichen Ver-
kündigung des Schuldbetrages an den letzten drei, in jene Frist
fallenden Markttagen , noch an deren Formalitäten etwas eeän-
90
dert; es bleiben vielmehr die bezüglichen XII Tafelgesetze nach
wie vor in Geltung :
Plaut. Bacch. V, 2, 87: ducite nos, quo lubet, addictos: Poen.
III, 1.61: leno addicetur tibi: 3, 94: duc ergo me intro:
addictum tenes; III, 4. 10 : abduc intro, addictum tenes;
V, 6, 4: me suspendam, ne addicar Agoraslocli; 24:
egomet tibi me addico : quid praetore opus est? Rud.
III, 6, 52 f.: ibo, ei advocatus ut siem, siqui mea opera
eitius addici potest ;
Nov. bei Gic. de Or. II, 63, 255: quanti addietus? Mille num-
mum! Nil addo, ducas licet;
Cic. p. Flacc. 20, 48: cum iudicatum non solveret, addietus
Hermippo et ab hoc duetus est; p. Rose. Com. 14, 41 :
addietus erat tibi ?
Sen. d. Ben. III, 8, 2: peeuniam pro addicto dependit.
B. In Betreff der Lage des addietus wird
a. bezüglich seiner Person die Tödtung oder venditio trans
Tiberim der XII Tafeln aufgehoben und untersagt:
Liv. cit. : peeuniae creditae bona debitoris , non corpus ob-
noxium esse,
dementsprechend auch die lex col. Jul. Genet. v. 710 c. 61 als
das letzte Stadium der Personalexecution bezeichnet : iure civili
vinetum habeto.
Vielmehr wird an Stelle der Tödtung oder der Veräusserung
nach Etrurien vorgeschrieben : addietus serviat, donec solvent :
Quint. .1. 0. cit.: addietus, quem lex servire, donec solvent,
iubet;
Üecl. cit. : lexdicit: addietus, donec solverit, serviat. In
lege — , quae addictos servire iussit, donec solverent.
Im Besonderen aber
aa. in Betreff des Status an sich des addietus wird durch
den legislatorischen Ausdruck servire im Unterschiede von ser-
vitutem servire besagt, dass der addietus lediglich in eine die-
nende Stellung, nicht aber, dass er inSclaverei versetzt werde.
Demgemäss blieb daher derselbe nach wie vor Freier und Bür-
ger und erlitt keine capitis deminutio magna '"); wohl aber ward
17) Von gewisser Seite war allerdings, allein ohne Grund, wie Erfolg
der Zweifel angeregt worden, ob der addietus nicht doch etwa Sclave
sei: Quint. .1. 0. III, 6, 28: quaestio, an is, quem, dum addieta est, mater
91
er, analog dem noxae datus, freier Höriger seines Gläubigers :
er kam in dessen mancipium und erlitt somit capitis deminutio
minor:
Varr. LL. VII, 5, 105: über, qui suas operas in Servituten) —
debebat ;
Quint. J. 0. V, 10, 60: qui servus est. si manumittatur , fit
libertinus , non item addictus ; VII, 3, 27: servus, cum
manumittitur , fit libertinus, addictus recepta libertate
ingenuus; servus invito domino libertatem non conseque-
tur , addictus solvendo citra voluntatem domini conse-
quetur; ad servum nulla lex pertinet , addictus legem
habet ; propria liberi. quod nemo habet, nisi über, prae-
nomen, nomen, cognomen, tribum : habet haec addictus;
Decl. 3, 17: in addicto ac pene servo et vix libero : 31 I :
hie i. e. addictus) habet nomen , est in censu aut in
tribu : quorum nihil, ut opinor, deprehendi in- servo po-
test. Ac intervenit ea conditio : ut servire debeat, donec
solverit! hoc ipsum servi non est habere in sua poteslate,
quando desinat servire. Fingite enim, judices, aut obla-
tam esse ab illo peeuniam aut ex testamento pronuntia-
tione vestra liberum fiere , num inter libertinos futurus
est? Non. ut opinor. — Hie solutus hac necessitate tarn
ingenuus futurus sit, quam fuit : manifesto ne hodie qui-
dem servus est ;
Gai. III, 199: liberorum hominum furtum fit, veluti si — iudi-
catus — meus (i. e. addictus subreptus fuerit.
Im Besonderen aber ergeben sich aus solchem Mancipium
peperit , servus sit natus ; V, <0, 60: aliud est servum esse, aliud ser-
vire, qualis esse in addiclis quaestio solet ; VII, 3, 26: quaeritur an ad-
dictus, quem lex servire, donec solverit, jubet, servus sit? altera pars
tinit ita : »servus est, qui est iure in Servitute«, altera : »qui in Servitute, est
eo iure quo servus« aut, ut antiqui dixerunt : »qui servitutem servit« ; § 27 :
dicet enim adversarius servire eum (i. e. addictum) servitutem aut eo iure
esse, quo servum. Bereits von Cat. RR. 56.57, 2. Varr. RR.I, 17, 2 werden
jedoch die addicti in den bestimmtesten Gegensatz zu den servi gestellt.
Andrerseits der Ausspruch von Keller, Civ. Process A. 1028: »der Addic-
tus trat in eine rein ökonomische Unterwerfung, wie der Auctoratus und
der Redemptus, ganz verschieden von dem Familienverhältniss des Man-
cipium« ist ohne Begründung geblieben und stösst unter Anderem auf das
Bedenken, dass es diesfalls für den Zustand des addictus an jeder theo-
retischen Grundlage gefehlt hätte: denn die Theorieen vom auctoratus und
redemtus sind weit jünger, wie die lex Poetelia Papiria.
92
des Gläubigers an dem addictus namentlich die folgenden Con-
sequenzen :
a. der Gläubiger hat zum Schutze dieses seines dinglichen
Rechtes an dem addictus. ebenso wie die Vindication . auch die
actio furti :
Gai. III, 199: interim etiam liberorum hominum furtum fit. ve-
luti si — iudicatus — meus (i. e. addictus) subreptus
fuerit ;
ß. der addictus hat seinem Herren Dienste zu leisten :
Varr. LL. VII, 5, 4 05: über, qui suas operas in servitutem pro
pecunia quadam debebat, dum solveret, nexus vocalur.
ut ab aere obaeratus;
Calp. Flacc. Decl. 14: addictus foeneratori serviat;
und wird von demselben vornehmlich zu landwirtschaftlichen
Arbeiten verwendet:
Cat. RR. 56: Familiae cibaria. Qui opus facient, per hiemem
tritici modios IUI etc. ; conpeditis per hiemem panis
p(ondo) IUI; ubi vineam fodere coeperint, panis p(ondo;
V, usque ad eo dum ficos esse coeperint; deinde ad
p(ondo) IUI reditols) ; 57: conpeditis, uti quidquid ope-
ris facient , pro portione addito : eos non est nimium in
annos singulos vini q(uadrantalia) X ebibere;
Varr. RR. I, 17, 2: omnes agri coluntur hominibus servis aut
liberis aut utrisque : liberis, aut cum ipsi colunt — , aut
mercenariis — ii[s]que, quos obaerarios noslri vocitarunt:
Labien, bei Sen. Contr. X, 4, 18: soliludines suas isti beati in-
genuorum ergastulis excolunt ;
Col. RR. I, 3, 12: possident fines agrorum, quos — occupalos
nexu civium et ergastulis tenent ; 19)
vgl. Dion. XVI, 4 Kiessl. : iTriieSäftarog — esc rrjg iauTOÜ Gtqa-
riäg TtsQi rovg dioxikioug avöqag elg rovg iölovg aygovg
a7rrjyayev, olg arev oidiJQov Öqü^iov ly.fkevai y.eiQeir
18) Dass Cato das deraensum des landwirtschaftlichen Arbeitssclaven
pro Monat, für den conpeditus d. i. addictus dagegen pro Tag auswirft,
geschieht in letzterer Beziehung mit Rücksicht auf die XII Taf. in A. 6.
Es ergiebt der letztere Ansatz 33/4 modii triticum im Winter und 42 ;,
modii im Sommer, somit je nach der Jahreszeit abweichend von der
Ration des Sclaven, im Jahresbedarfe aber fast auf das Gleiche hinaus-
kommend: Voigt im Rhein. Mus. N. F. 1869. XXIV, 61 ff.
19) Vgl. dazu Gronov. Observat. I, 8.
93
/.cd ui%QL TtoXkov v.cirioys rovg clvöqug iv xolg aygolg
d-rjxCov eQycc /.cd dsQanovTbiv vjtrjQSTOvyrag '
y. der addictus ist der Straf- und Disciplinar-Gewalt seines
Gläubigers und so auch dessen iurisdictio und regimen morum
unterworfen, daher dieser ihn auch ebenso strafweise, wie auch
zur Verhütung der Flucht mit Fesseln belegen darf, woneben
überdem in Betreff des Privatdelicts-Schuldners die wider den
domum ductus zulässige Fesselung mit nervus und compedes
auch wider den addictus gestattet bleibt. Und daraus erklären
sich einestheils die Ausdrücke compediti bei Cat. , nexus bei
Col., ergastula bei Labien, und Col. in den unter ß citirten
Stellen, wie auch
Edict. dictatoris M. Junii Perae v. 538 bei Liv. XXIII, 14,3:
qui capitalem fraudem [frjausi quique pecuniae iudicati
in vinculis essent, qui eorum apud se milites fierent, eos
noxa pecuniaque sese exsolvi iussurum ; 20j
Plaut. Men. I, 1, 20 f. : ego ad Menaechmum nunc eo : quo iam
diu sum iudicatus, ultro eo, ut me vinciat; Cure. V, 3,
12 : te nervo torquebo; 42 : tu autem in nerso iam iace-
bis, nisi mi argentum redditur ; Poen. IV, 2, 11: vinc-
tum, addictum;
Veteres bei Ulp. 28 ad Ed. (D. XIII, 6, 5 § 6) : interdum et ho-
minis custodia praestanda est, si vinetus commodatus est;
Minuc. sentent. inter Genuat. et Vitur. v. 637 lin. 42 f. in C. 1.
L. I no. 199: Vituries, quei controversiasGenuensium ob
iniourias iudicati aut damnati sunt, sei quis in vinculeis
ob eas res est;
Ter. Phorm. II, 2, 11 : vereor, ne istaec fortitudo in nervom
erumpat denique; IV, 4, 15f. : cum argentum repetent,
nostra causa scilicet in nervom potius ibit;
Sen. delralll, 28, 3 : vinetum licet aeeipias et ad arbitrium tuum
omni patientiae expositum;
Quint. Decl. 311 : durum — videtur et inhumanum soluin hunc
(i. e. addictum) esse in vinculis;
Gell. XX, 1, 51 : addici — nunc et vinciri multos videmus ;
20) Es werden hier zwei Classen von Gefangenen geschieden: die
Capitalverbrecher und die addicti : Val. Max. VII, 6, 1 : addictorum etiam
et capitali crimine damnatorum sex milia conscriberentur.
94
Ulp. 12 ad Ed. (D. IV, 6. 23 pr.) : fieri — poterat, ut quis in
vineulis praesens esset vel in publica vel in privata vin-
cula ductus ; nam et eum , cpii in vineulis est, si modo
non sit in Servitute, posse usu acquirere constat;
Sev. Alex, im C. Just. VII, 71, 1 (Vi .). 223) : in eo — hoc bene-
ficium (sc. bonorum cedendorum) eis prodest , ne iu-
dicati detrahantur in carcerem ;
ö. dahingegen ist dem Gläubiger die willkührliche Miss-
handelung des addictus nicht gestattet, daher der letztere sol-
chenfalls Imploration beim Magistrate wider seinen Herren er-
heben kann :
Val. Max. VI, 1,19: T. Veturius, — cum propter domesticam
ruinam et grave aes alienum P. Plotio nexum se dare
adolescentulus admodum coactus esset, servilibus ob eo
verberibus, quia stuprum pati noluerat, adfectus querel-
lam ad consules detulit. A quibus hac de re certior
factus senalus Plotium in carcerem duci iussit ;
während die Kaiserzeit solchenfalls sogar eine actio iniuriarum
dem addictus zusprach :
Licin. Rufin. 13 Reg. (D. XX.1I, 1, 34) : si victum vel Stratum
inferri quis iudicato non patiatur, utilis in eum poenalis
actio danda est vel, ut quidam putant, iniuriarum cum
eo agi poterit;
Gai. I, 141 : admonendi sumus adversus eos, quos in maneipio
habemus, nihil nobis contumeliose facere beere, alioquin
iniuriarum actione tenebimur.
bb. Die Dauer solchen Rechtsverhältnisses ist zeitlich be-
gränzt : es erstreckt sich dasselbe nach Maassgabe der Verord-
nung der lex Poetelia Papiria : »donec solvent« bis zur Aus-
gleichung der Schuld d. h. bis dahin, wo der nach vollzogener
Vermögensexecution verbliebene Schuldbetrag durch die von
dem addictus beschaffte nachträgliche Zahlungsleistung oder
durch etwaigen in seiner Person dem Gläubiger und Herren
vermittelten Vermögenservverb oder durch den Nettoertrag sei-
ner Arbeitsleistungen ausgeglichen ist, wonach ihm dann ein
Anspruch auf Manumission erwächst :
Varr. LL. VII, 5, 105 : Über, qui suas operas in servilutem pro
peeunia qua dam debebat. dum solveret ;
Cic. p. Rose. Com. 14, 40 f. : hoc loco, — quid pares respon-
95
dere, scire cupio : utrum omnino Fannium a Flavio hs.
CCCI033 non abstulisse an alio nomine et alia de causa
abstulisse? Si alia de causa : quae ratio tibi cum eo in-
tereesserat ? Xulla. Addictus erat tibi? Non;
Quinti J. 0. VII, 3, 27: servus invito domino libertatem non
consequatur, addictus solvendo citra voluntatem domini
consequetur ;
Decl. 311 : pendet — omnis haec conditio (i. e. addiclij ex
foenore.
Sonach aber ist die Stellung des addictus ähnlich ebenso
der des noxae datus, wie anderntheils auch des statu liber, dem-
entsprechend auch , gleich wie bei diesen , im Falle der Ver-
äusserung des addictus dessen condicio manumittendi. an seiner
Person dinglich anhaltend . auf den neuen Erwerber mit über-
geht :
Ev. Hatth. 18. 25: Iv.t'/.ivotv avror (sc. %ov o<peiXiTr]v o v.v-
Qiog avtov /cga&r^'ca .
b. Bezüglich des Hauswesens des addictus wird durch die
lex Poetelia Papiria an der Rechtsordnung der XII Tafeln nichts
geändert : es greift nach wie vor die Universalsuccession in der
unter II dargelegten Modalität Platz :
Liv. cit. : pecuniae creditae bona debitoris, non corpus obnoxi-
um esse ;
Plaut. Poen. I, I, 40 f. : lenonem tibi cum tota familia dabo hodie
dono (ich werde dir heute noch den leno sammt seinem
gesammten Hausstände insolvent zur Execulion über-
liefern) ; 57 ff. : neque id, unde efficiat (i. e. debitum
solveret) , habet sc. leno) : ubi in ius venerit , addicil
praetor familiam totam tibi;
Ev. Matth. 18, 2ö : Iv.fKivGtv avror sc. zur oweXltrjv 6 v.i-
Qiog awov sTQu&^vcci v.u) tx^v yvvar/.a avrov /.tu xa.
xi/.vu /.cd 7cävra. oaa ei%e, v.ul ct7toäiö6vat (sc. tu
()(f£i)j')iitrov) .
Endlich bietet eine allerdings rhetorisch gefärbte , allgemeine
Charakteristik der Lage des addictus
Sali. Cat. 33 v.J. 691 : nos arma cepisse — , uti corpora nostra
ab iniuria tuta forent, qui miseri egentes violenlia atque
crudelitate feneratorum plerique patriae, sed omnes fama
atque fortunis expertes sumus. Neque cuiquam nostrum
96
licuit more majorum lege uti neque amisso patrimonio
liberum corpus habere : tanta saevitia feneratorum atque
praetoris fuit. — Nos — petimus — libertatem, quam
nemo bonus nisi cum anima simul amittit.
Jenes Executionsrecht der lex Poetelia Papiria aber, wie
solches aus alle dem sich ergiebt, ward sodann in der lex col.
Jul. Gen. v. 710 c. 61 in Betreff' gewisser, durch diese lex be-
sonders geregelter und zum Civilprocesse verwiesener delicti-
scher oder delictartiger Schuldverbindlichkeiten ausdrücklich
vorgeschrieben :
[cui quis ita ma]num inicere iussus erit, iudicati iure
manus iniectio esto . Ni vindicem dabit iudicatum-
(q)ue faciet, secum ducito. Iure civili vinctum habeto,
indem, wenn in dieser Vorschrift nur in Betreff* der domum
ductio verfügt wird , die Uebergehung der Bechtsordnung der
addictio bloss darauf beruht , dass diese als selbstverständliche
Fortsetzung und als nothwendiges Complement der ersteren an-
gesehen ward , da ja der durch die domum ductio begründete
Zustand nur ein provisorischer, wie zeitlich begrenzter war.
Und solche Vorschrift bestätigt denn nun zugleich, dass nach
Massgabe der lex Poetelia Papiria die civilprocessualische Exe-
cution im Allgemeinen in der Golonie Julia Genetiva, wie im J.
710 sich regelte.
Endlich treten zu der lex Poetelia Papiria in der Stellung
von Ausführungsverordnungen derselben zwei prätorischeEdicte,
über deren eines, wahrscheinlich der Zeit Augusts angehörig
und in dem Titel De re iudicata eingeordnet, Kunde geben
Ulp. 58 ad Ed. (D. L, 16, 43) : verbo »victus« continentur, quae
esui potuique cultuique corporis quaeque ad vivendum
homini necessaria sunt. Vestem quoque victus habere
vicem Labeo ait;
(D. L, 16, 45) : In »stratu« omne veslimentum con-
tineri , quod iniciatur, Labeo ait. Neque enim dubium
est, quia stragula vestis sit omne pallium: TceQiaTQio^ia.
In »victu« ergo vestem accipiemus, non stragulam , in
»stratu« omnem stragulam vestem ;
Gai. 22 ad Ed. prov. (D. L, 16, 44) : et cetera, quibus tuendi
curandive corporis nostri gratia ulimur , ea appellatione
(sc. »victus«) significantur.
97
Und zwar ist aus diesen Zeugnissen zu entnehmen , dass das
prätorische Edict die Ausdrücke victus und stratus in Betreff'
des domum duetus und addictus und dies zwar in der Beziehung
verwendete, dass es über die demselben von seinem Gläubiger
zu gewährenden Sustentationsmittel nach Beschaffenheit und
Maass Vorschriften aufstellte und insoweit daher die XII Tafeln
ergänzte , welche lediglich in Betreff der zu gewährenden Nah-
rungsmittel eine Vorschrift gegeben hatten21).
Dagegen das andere Edict, späterer Zeit angehörig und den
Titel : Qui neque sequantur neque ducantur ergebend22), setzte
in Betreff jener Execution Beschränkungen in personaler Be-
ziehung , indem es dieselbe gegenüber gewissen Personen für
unanwendbar erklärte. Und hierauf nun bezieht sich
Ulp. 59 ad Ed (D. h, 16, 46 § I : »matrem familias« accipere
debemus eam , quae non inhoneste vix.it : matrem enim
familias a ceteris feminis mores discernunt atque sepa-
runt. Proinde nihil intererit, nupta sit an vidua, ingenua
sit an libertina : nam neque nuptiae neque natales fa-
ciunt matrem familias, sed boni mores.
Und wie hieraus zu entnehmen ist , dass bezüglich der Frauen,
welche matres familias sind, die Personalexecution gänzlich aus-
geschlossen und die jüngere honorarische Vermögensexecution
allein nachgelassen ist23), so ist gleiches nun auch zu folgern
rücksichtlich aller derjenigen, denen das Edict die Stellung von
Bespectspersonen einräumt , somit nach Maassgabe des Edictes
De in ius vocando in Dig. II, 4, 4 § 1, wozu vgl. Gai. IV, 4 83
rücksichtlich des parens, wie patronus, patrona und der liberi,
wie parentes patroni patronaeve 24) .
21) A. 6. Dass übrigens dem domum duetus auch jetzt noch, wie nach
den XII Tafeln, es frei stand, für seine Bedürfnisse selbst Sorge zu tragen,
ergiebt der unter &. citirte Licin. Rufin. 13 Reg. (D. XLII, 1, 34).
22) Diesen Titel bekundet Gai. ad edict. praetoris urbani, titulo Qui
neque sequantur, neque ducantur (D. L, 16, 48); vgl. Rudorff, de iuris
dictione edictum 183.
23) Denn in Betreff des Titels in A. 22 ergiebt einen deutlichen Finger-
zeig die Haltung der obeitirten lex col. Jul. Genet. c. 61 : duci und ad-
dici sind Relationsverhältnisse, daher wie das erstere das letztere bedingt,
so auch die UnStatthaftigkeit von jenem dieses letztere ausschliesst.
24) Vgl. Voigt, Ius nat. III A. 1886, wie in Berichten der Gesellschaft,
Phil. -bist. Cl. 1878. 203 A. 168.
1882. 7
98
Aus alle dem aber ergiebt sich, dass die lex Poetelia Papiria
ein reines Executionsgesetz ist , welches Reformen der Execu-
tionsordnung der XII Tafeln in Betreff der nicht durch Privat-
delict begründeten privatrechtlichen Ansprüche und dies wie-
derum nicht in Betreff des Executionsverfahrens an sich, als
vielmehr lediglich in Betreff der Lebenslage durchführte , in
welche der Schuldner für seine Person in Folge der Execution
gelangte25); dass dagegen jene lex weder ein Darlehns-Klag-
und Executions-Gesetz 2e), noch auch ein reines Darlehns-Gesetz
ist27). Die Gesammttendenz aber jenes Gesetzes geht dahin, die
nach den XII Tafeln adoptirte Praxis in Behandlung der insol-
venten Schuldner zu reguliren und auf eine gesetzliche Grund-
lage zurückzuführen , was wiederum auf dem Wege vermittelt
wurde, dass man im grossen Ganzen zu der den XII Tafeln vor-
aufgehenden Rechtsordnung unter I. zurückgriff.
Dahingegen verfügte die lex Poetelia Papiria nicht speciell
in Betreff der den für manifestus in Folge der executivischen
actio furti manifesti treffenden addictio, in Folge dessen nun
die spätere Zeit den Zweifel erhob , ob jener in die Lage jedes
anderen addictus oder nach Analogie von 1 B b. in den Status
25) Solche Function wird der lex Poetelia Papiria unter wesentlicher
Abweichung im Einzelnen von verschiedener Seite beigemessen, nämlich
A. dieselbe hob bloss die Fesselung des domum ductus mit Ausnahme
des Privatdelictsschuldners auf: J. F. L. van Hasselt, de legis actionibus.
Gron. ■1824. 165 ff. Schrader in Hugos civilist. Magazin 1825 V, 184 ff.
B. dieselbe hob die Fesselung des domum ductus, wie die Tödtung oder
den Verkauf des addictus auf: Keller, röm. Civilprocess A. 1023 ff. 'allein:
»auch das eigenmächtige ducere hörte auf und es trat an die Stelle ein
blosser Antrag des Gläubigers 'auf Addictio des Schuldners durch den
Prätor, zu Haft und Arbeit behufs Abverdienung der Schuld ohne Capitis
deminutio« — womit Keller in den Vorstellungskreis der Schriftsteller
in A. 26 eintritt); C. dieselbe hob die Persona lexecution auf: J.W.
Neuhaus, ad legem Petilliam. Lips. 1739. 32 ff. A. C. van Heusde, de lege
Poetelia Papiria. Tr. ad Rh. 1842. 61 ff.
26) So Ph. E. Huschke, über das Recht des nexum. Leipz. 184 6. 129ff.
Ch. Giraud, des nexi. Paris 1847. 111 ff. Savign^, über das altrömische
Schuldrecht in Vermischte Schriften II, 421 ff.
27) So Zimmern, röm. Civilprocess § 47 A. 2 — 4. Niebuhr, röm. Ge-
schichte III, 1 7 8 ff. C. G. R. von Scheurl, Nexum. Erlang 1839. 41 ff.
.1. J. Bachofen, das Nexum, die nexi und die lex Petillia. Basel 1843. 100 ff.
Schilling, Institutionen § 267. Walter, Geschichte des röm. Rechts II3
§616. Rein, Privatrecht 656 ff. S. Vainberg, la faillite d'apres le droit
romain. Par. 1874. 84 ff.
99
des addictus der XII Tafeln versetzt d.h. Sclave seines Gläu-
bigers (A. 8) werde:
Gai. III, 189: utruni — servus efficeretur ex addictione (sc. für
manifestus) an adiuticati (i. e. addicti: vgl. III, 199; loco
constitueretur. veteres quaerebant.
IV.
Das Edict des praetor P. Rutilius Rufus v. J. 643 d. St.
In einen Gegensatz zu der alten Execution des römischen
Rechtes . welche in der Richtung wider die Person des Schuld-
ners den Ausgang , wie ihren Schwerpunkt gewann , dagegen
auf dessen Habe nur folge- und zusatzweise sich erstreckte, tritt
gegen Ausgang der Republik eine in ihrer Modalität , wie aber
auch in ihren Voraussetzungen abweichende andere Art der
Execution, die, von der Person des Schuldners als einem Objecte
absehend , unmittelbar wie ausschliesslich das sächliche Ver-
mögen des Schuldners: dessen bona allein ergreift, als missio
in bona rei possidendae vendendaeque causa.
Diese jüngere Execution ist honorarisch : sich stützend auf
das prätorische Justizedict, welches selbst auf P. Rutilius Rufus,
praetor urbanus v. J. 643 d. St. -si, sich zurückleitet, somit auf
einen Magistrat, der in der Geschichte des honorarischen Rechtes
insofern eine ganz hervorragende Stellung einnimmt, als die seine
bezügliche Thätigkeit betreffenden Berichte erkennen lassen,
dass er wie wohl kein zweiter Prätor in vielseitiger und umfas-
sender Weise durch Neuordnungen , die er in sein Edict auf-
nahm, dessen tralaticischen Bestand mit wichtigen und tief ein-
greifenden neuen Satzungen vermehrte: denn es knüpfen an
dessen Namen ausser der hier fraglichen Executionsordnung
auch noch die beiden anderen Edicte sich an über die actio ope-
rarum und pro socio des Patrones wider den manumissus (A. 28),
wie das Edict Quae Lucius Titius fraudandi causa mit dem in-
terdictum fraudatorium29).
In Betreff jener Executionsordnung nun sagt Gai. IV, 35:
bonorum emptor — ex persona eius, cuius bona emerit,
sumpta intentione convertit condemnationem in suam
personam id est ut , quod illius esset vel illi dare opor-
28) Voigt in diesen Berichten, philo]. -histor. Classe 1878. S. 199 A. 151
29) Huschke in Zeitschr. f. Civilrecht und Process. N. F. 1856. XIV, 24.
100
teret, eo nomine adversarius huic condemnetur. Quae
species actionis appellatur Rutiliana , quia a praetore
Publio Rulilio, qui et bonorum venditionem introduxisse
dicitur, comparata est.
Und damit bekundet denn Gai., dass Rutilius die honorarische
Execution im Wege der bonorum venditio einführte und so nun
ebenso das Edict über die missio in bona rei possidendae ven-
dendaeque causa , als auch die dem bonorum emptor zu erthei-
lende Klagformel zuerst proponirte. Allein da jene missio in
bona erst ex secundo decreto war und zu ihrer Voraussetzung
die missio in bona rei servandae causa und ein dieselbe erthei-
lendes primum decretum hatte , so ergiebt sich aus den bekun-
deten Momenten zugleich , dass Rutilius auch die der honorari-
schen Execution angehörige missio in bona rei servandae causa
zuerst einführte 30) .
Zunächst nun diese missio in bona rei servandae causa ent-
hält die Einweisung eines Gläubigers in die Detention des Haus-
standes seines Schuldners zum Zwecke der Ueberwachung und
Sicherung von dessen Vermögensbestände gegen eine Weg-
schleppung oder ein bei Seite-Schaffen von Vermögensbestand-
theilen , so nun den Gläubiger berechtigend, eine bezügliche
custodia über das Vermögen zu üben , eventuell die nicht zu
überwachenden Vermögensstücke in eigenen Gewahr gleichwie
ein Depositar zu nehmen, eine Ordnung, deren bezügliches
Edict überliefert ist von Gic. p. Quinct. 27, 84 :
Qui ex edicto meo in possessionem venerint, eos ita vide-
tur in possessione esse oportere : quod ibidem recte cu-
stodire polerunt , id ibidem custodiant ; quod non pote-
runt, id auferre et abducere licebit. Dominum invitum
detrudere non placet.
30) Es wird dieses Edict bekundet vornämlich durch Cic. p. Quinct.
v. 673 in Betreff eines eines Rechtsstreites, der aus dem J. 671 datirle :
Cjc. 1. c. 13, 43. Allein dass solches von noch höherem Alter ist, bezeugt
Cic. 1. c. 16, 51 : maiores nostri raro id accidere voluerunt etc. Ueber-
dem ergiebt Cic. in Verr. II, 24, 59, dass dieses Edict im J. 681 auch in
dem Provincialedicte von Sicilien sich vorfand. Endlich wird das Edict
auch bekundet durch Cic. in Cat. II, 3, 5 v. J. 691, wie Qu. Muc. Scaev.
bei Paul. 54 ad Ed. (D. XLI, 2, 3 § 23). Dagegen das Edict über die missio
in bona rei possidendae vendendaeque causa wird für das J. 703 in dem
Provincialedicte von Cilicien durch Cic. ad Att. VI, 1, 15 bekundet.
101
Daher erweist sich solche missio rei servandae causa in erster
Linie als ein Sicherungsarrest des Gläubigers wegen seines
Rechtsanspruches wider den Schuldner, der indess in zweiter
Linie zugleich den Charakter eines Zwangsarrestes gewinnt,
berufen, den säumigen Schuldner zur Erfüllung der ihm oblie-
genden Verpflichtung zu bestimmen. Und zwar waren die die
Person des Schuldners betreffenden thatbeständlichen Momente,
an deren Vorhandensein die Ertheilung solcher missio geknüpft
ist , in dem Edicte eigens ausgesprochen und zwar nach Maass-
gabe von Cic. p. Quinct. 19, 60 31) in Verbindung mit den jün-
3 t Cic. p. Quinct. 19, 60: ex edicto praetoris bona P. Quinctii possi-
deri nulle modo potuisse. Tracta edictum : »Qui fraudationis causa lati-
larit«. Non est is Quinctius, nisi si latitant, qui ad negotium suum relicto
procuratore proficiscuntur. »Cui heres non exstabit«. Ne is quidem. «Qui
exsilii causa solum verlern«. Quo tempore? Im Uebrigen hat keine Rede
Cicero's in so zahlreichen Detailpunkten zu Controversen geführt, wie die
Quinctiana, von deren Erörterung jedoch, insoweit sie ausserhalb des
hier behandelten Themas fallen, gegenwärtig abzusehen ist. Die neueste
Behandlung bietet W. Oetling , über Cicero's Quinctiana. Programm
des Gymnasium's von Oldenburg. 1882, woselbst die Auffassungen der
Früheren dargelegt sind. Oetling's Ansicht in Betreff der hier in Frage
kommenden Edicte ist S. 5 dahin ausgesprochen : die zuerst dem
Impetranten zu ertheilende missio rei servandae causa sei abhängig
von der Zuständigkeit einer klagbaren Forderung auf Seiten des Gläu-
bigers und von einem vadimonium desertum auf Seiten des Schuldners;
die darauf folgende missio rei possidendae vendendaeque causa aber sei
abhängig davon, dass der, in dessen Habe die missio rei servandae causa
ertheilt worden, latitire oder ohne Erben verstorben oder in's Exil ge-
gangen sei. Meine Auffassung dagegen ist die: die Ertheilung der missio
rei servandae causa ist abhängig in der Person des Gläubigers von der
Zuständigkeit einer klagbaren Forderung , in der Person des Schuldners
dagegen einestheils davon, dass derselbe die Anhängigmachung des Pro-
cesses vereitelt : sei es der in ius vocatio oder dem Citationsvadimonium sich
entzieht, sei es in dem durch das letztere gesetzten Termine in iure weder
erscheint, noch durch einen Stellvertreter sich defendiren lässt, wie
anderntheils davon, dass solche Vereitelung einen qualificirten Character
an sich trage : sei es, dass der Schuldner latitire oder in's Exil gegangen
sei, sei es dass ein Erbe für die Erbschaft des Schuldners sich nicht
linde ; die darauf folgende missio rei possidendae vendendaeque causa
aber ist abhängig davon, dass der missus 30, resp. 15 Tage in der pos-
sessio rei servandae causa sich befunden hat, ohne von dem Schuldner
befriedigt w orden zu sein oder processualische Defension erlangt zu haben.
— In der Kaiserzeit erfuhr das obige Edict theils redactionelle, theils sach-
liche Abänderungen, theils auch eine Extension auf anderweite Thatbe-
stände, worauf hier einzugehen keine Veranlassung vorliegt.
102
geren Edicten in Dig. XLII, 4, 2 pr. und 7 § 1 32) wahrschein-
lich in der Formulirung:
[In bona eius,] qui fraudationis causa latitarit cui[ve]
heres non exstabit qui[ve] exsilii causa solum verterit,
[si neque potestatem sui faciet neque steterit 33J neque
defendetur34), iri iubebo].
Denn aus Cic. p. Quinct. ergiebt sich, dass in dem Edicte cu-
mulativ zwei thatbeständliche Voraussetzungen für Ertheilung
der missio in bona in Betreff' der Person des Schuldners ausge-
sprochen waren, nämlich
a. dass durch dessen Verhalten die Anhängigmachung des
Processes vereitelt werde 3ö) und zwar dadurch , dass derselbe
entweder
aa. der in ius vocatio oder dem Citations-Vadimonium sich
entziehe36) (non potestatem sui facere)., oder
bb. in dem durch Citations-Vadimonium gesetzten Termine
weder selbst erscheine (non sistere) , noch durch einen Stell-
vertreter sich defendiren lasse 37) (non defendi) ;
b. dass das unter a. bezeichnete Verhalten dadurch beson-
ders sich qualificire, dass entweder
aa. der Schuldner in der Absicht , den Gläubiger zu be-
nachtheiligen, vor denselben sich verborgen halte: fraudationis
causa latitasse 3S) , oder
32) Das erstere Edict lautet: In bona eius, qui iudicio sistendi causa
tideiussores dederit, si neque potestatem sui faciet, neque defendetur, iri
iubebo; das letztere aber: Qui fraudationis causa latitarit, si boni viri
arbitrato non defendatur, eius bona possideri vendique iubebo.
33) Vgl. Cic. p. Quinct. 6 , 25 ; testiflcatur iste: P. Quinctium non
stitisse et se stitisse.
34) Vgl. Cic. p. Quinct. 28, 87 : reliquum est, ut cum nemo iudicio
defenderit.
35) Cic. p. Quinct. 4 6, 51 : cum experiundi potestas non est.
36) Cic. p. Quinct. 19, 61, woselbst Cicero zum Nachweise, dass die
Voraussetzungen der missio nicht erfüll seien, anführt: deberi tibi dicis
Quinctium: procurator negat. Vadari vis: promittit. In ius vocas : sequitur.
37) Cic. p. Quinct. 6, 24. 27. 7, 29. 14, 48f. 16, 51 ff 18, 56f. 19, 60ff.
23, 74. 27, 85. in Cat. II, 3, 5: qui vadimonia deserere — maluerunt, —
edictum pi'aetoris ostendero.
38) Cic. p. Quinct. 16, 51 : cum palam fraudantur; 17, 54: si latitare
ac diutius ludificare videatur; 23, 74: fraudationis causa latuisse dicat;
75: me fraudavit ; 27, 84: qui fraudationis causa latitat; 85: qui non
J03
bb. ein Erbe zu dem Nachlasse des Schuldners sich nicht
finde : heredem non exstare ; oder
cc. der Schuldner in die Fremde ausgewandert sei : exsilii
causa solum vertisse39).
Auf Grund solcher missio in bona rei servandae causa wird
sodann auf bezüglichen Antrag des missus oder auch eines Drit-
ten durch ein neues Decret des Prätor die missio in bona rei
possidendae vendendaeque causa ertheilt, welche, mit Infamie
für den Schuldner verknüpft40) , ein Executions- und somit ein
Befriedigungs-Arrest ist, indem sie die Einweisung des Gläubi-
gers in den juristischen Besitz am Vermögen des Schuldners mit
der Berechtigung ertheilt , nach gesetzter Frist zur Vermögens-
execution im Wege des Verkaufes zu verschreiten , was in der
Weise sich vollzog, dass nach vorgängiger proscriptio und zwar
bei missio in bona vivi nach Verlauf von 30; bei missio in bona
mortui nach Verlauf von 20 Tagen von Ertheilung solcher missio
ab der Verkauf des Vermögens in seiner Gesammtheit an einen
bonorum emtor Seitens des Gläubigers41) oder bei einer Gläu-
biger-Mehrheit durch einen aus deren Mitte zu bestellenden
magister bonorum4- vollzogen ward.
Als Erfordernisse aber der Ertheilung solcher missio rei
latitarit; 28, 86: neque fraudancü causa latitasset; in Verr. II, 24, 59:
insimulant hominem fraudandi causa discessisse: postulant, ut bona pos-
sidere iubeat; Phil. VI, 4, 11 : fraudare creditores. domo profugere. Eine
Exegese des Wortes latitare giebt ülp. 59 ad Ed. (D. XLII, 4, 7 § 4—9).
39) Cic. p. Quinct. 28, 86 : neque exsilii causa solum vertisse diceretur.
40) Cic. p. Quinct. 9, 33 f. 15, 48 ff. lex Jul. mun. v. 708 in C. I. L. I
no. 206 lin. 115: quoiusve bona ex edicto — possessa proscriptave sunt,
erunt.
41) Cic. p. Quinct. 24, 76: cur bona, quae ex edicto possidebat, non
vendiderit; Gai. III, 79: diebus — vivi bona XXX, mortui vero XX emp-
tori addici iubet.
42 Cic. p. Quinct. 15, 49: cuius — bona venierunt, cuius non modo
illae iimplissimae fortunae, sed etiam victus vestitusque necessarius sub
praeconem cum dedecore subiectus est; 15, 50: cuius bona ex edicto pos-
sidentur , huius omnis fama et existimatio cum bonis simul possidetur :
de quo libelli in celeberrimis locis proponuntur ; — cui magistri fiunt et
domini constituuntur, qui, qua lege et qua condicione pereat, pronuncient;
de quo bomine praeconis vox praedicat et pretium conficit ; ad Att. I, 1,
3 : is, quem putabant magistrum fore, si bona venirent ; Trebat. und Ofil.
bei Paul. 32 ad Ed. (D. XVII, 1, 22 § 10) : si magister (Tribon. : curator)
bonorum venditionem quidem fecerit, pecuniam autem creditoribus non
solvent; Quint. J. O. VI, 3, 51. Gai. III, 79. Theoph. Par. III, 12 pr.
104
possidendae vendendaeque waren in dem Edicte des Rutilius 43)
alternativ zwei verschiedene Thatbestände aufgestellt, nämlich
a. dass eine dem Gläubiger ertheilte missio in bona rei
servandae causa an dem Vermögen des Lebenden: den bona
vivi , somit in den beiden Fällen der latitatio und des exsilium,
30 Tage, an der Verlassenschaft aber: den bona mortui, somit
in dem Falle des alicui heredem non exstare 15 Tage bestanden
habe, ohne dass der Schuldner sei es den Gläubiger wegen sei-
ner Forderung befriedigte, sei es demselben zum Processe sich
stellte :
Cic. p. Quinct. 23, 73 : si ex edicto possedisti, quaero, cur bona
non venerint; 24, 76: quaero — qua ratione Naevius
susceptum negotium non transegerit hoc est cur bona,
quae ex edicto possidebat, non vendiderit? 29, 88 : quae-
sivi, quae causa fuisset, cur bona non venissent, cum ex
edicto possiderentur;
Gai. III, 78: bona — veneunt — vivorum, velut eorum, qui
fraudationis causa latitant nee absentes defenduntur; —
mortuorum bona veneunt , velut eorum , quibus certum
est neque heredes, neque bonorum possessores, neque
ullum alium iustum successorem existere ; 79 : si quidem
vivi bona veneunt, iubet ea praetor [postquam ea aliquis
ex edicto praetoris44)] per dies continuos XXX possede-
rit, proscribi, si vero mortui, post dies XV ;
vgl. Theoph. Par. III, 12 pr. : rfccoeld-ovatüv — l/.eiviov %Gn>
r^tEQÖjv^ tyivero deurdga TtQooelevaig vir aiiriöv, ccItovv-
tiov wäre avrolg k^ovoiav eivai eva k§ avxCov TtgoßccX-
Xeo&cu. top 6(pet'Xovra dia7rio)J]oai rr\v iceQtovoiav
b. dass derjenige Schuldner, wider welchen wegen latitatio
*)der wegen exsilium die missio in bona rei servandae causa
vollstreckt ist und 30 Tage ohne aufgehoben zu sein bestanden
hat, von Jemandem verklagt wird und solchenfalls dem Kläger
die satisdatio iudicatum solvi45) nicht leistet, zu deren Bestellung
er auf Grund jener wider ihn verhängten missio gehalten ist:
43) Die Autorschaft des Rutilius bezeugt der obeitirte Gai. IV, 35, wo-
für eine Unterstützung bieten theils die obeitirten Stellen Gicero's und in
A. 30, theils die lex Jul. mun. in A. 40, theils Trebat. und Ofll. in A. 42.
44) Diese Lesung proponirt Polenaar in seiner Ausgabe des Gai.
45) Vgl. Gai. IV, 102: quodsi proprio nomine aliquis iudicium aeeipiat
in personam, certis ex causis satisdare solet, quas ipse praetor significat.
105
Cic. p. Quinct. 8, 30: a Cn. Dolabella — praetore postulat (sc.
Naevius), ut sibi Quinctius iudicatum solvi satis det ex
formula: »Quod ab eo petat, cuius ex edicto praetoris
bona dies XXX possessa sint.« Non recusabat Quinctius,
quin ita satisdare iuberet , si bona possessa essent ex
edicto ; 26, 82 : postulaturus eras (sc. inissionem in bona) .
Quando? Post dies XXX ; 28, 26: condicionem tuli , si
vellet pecuniam petere , P. Quinctium iudicatum solvi
satis daturum, dum ipse, si quid peteret. pari condicione
uteretur; vgl. 13, 44. 31 , 97 «).
In der späteren Zeit aber ward einestheils an die Rechts-
ordnung unter a. durch ein Rescript Caracalla's die Vorschrift
angelehnt, dass wider denjenigen, gegenüber welchem dem Le-
gatare missio in bona testatoris legatorum servandorum causa
ertheilt worden ist und der sechs Monate verstreichen Hess, ohne
die cautio legatorum servandorum zu bestellen , die missio in
bona rei possidendae vendendaeque causa zu ertheilen sei 47) ;
und anderntheils wiederum die Rechtsordnung unter b. dahin
generalisirt, dass jeder Schuldner, welcher suspecta persona ist,
in der von dem Gläubiger wider ihn erhobenen persönlichen
Klage ebenso satisdatio iudicatum solvi zu bestellen habe48),
Quarum satisdationum duplex causa est; nam aut propter genus actionis
satisdatur, aut propter personam, quia suspecta sit, — velut si cum eo
agitur, qui decoxerit cuiusve bona creditoribus possessa proscriptave sunt
sive cum eo herede agatur, quem praetor suspectum aestimaverit.
46 Daraus ergiebt sich, dass in dem Verfahren wider Quinctius Nae-
vius auf diese Clausel und nicht auf die unter a. sein Gesuch um Er-
theilung des missio rei possidendae vendendaeque causa gestützt hatte.
Dies aber war ebenso wohl berechnet, wie captiös, da diese Clausel nicht
zu Gunsten dessen der die missio rei servandae causa erlangt hatte, als
vielmehr der übrigen Gläubiger des Schuldners erlassen war, um diesen
die Zulassung zum Concurse zu ermöglichen, wie zu sichern. Denn dass
in der That die letzteren nach Ablauf jener dreissigtägigen Frist regel-
mässig sich beeilten, von der durch die obige Clausel ihnen gebotenen
Rechtswohlthat Gebrauch zu machen, bekundet Cic. p. Quinct. 23, 73
si ex edicto possedisti, quaero — cur ceteri sponsores et creditores non
convenerint ; 74 : ubi erant ceteri creditores? 24, 76 : quaero — cur ex tot
creditoribus alius ad istam rationem nemo accesserit? 29, 88 : requisivi,
qua ratione ex tot creditoribus nemo neque tum idem fecerit.
47) Ulp. 52 ad Ed. (D. XXXVI, 4, 5 § 16); Sev. Alex, im C. Just. VI,
54, 6; vgl. Keller, Civ. Pr. A. 906.
48) So nach Gai. IV, 102 derjenige, welcher früher »decoxerit« d. h.
sei es cessio bonorum e lege Julia vollzogen, sei es mit seinen Gläubigern
106
als auch im Nichtleistungsfalle mit missio. in bona rei possiden-
dae vendendaeque zu belegen sei49).
In solcher honorarischen Executionsordnung durch missio
in bona rei possidendae vendendaeque causa sind es daher drei
Momente, welche als charakteristisch hervortreten : einmal die
Executionsmodalität an sich , indem an Stelle der alten civilen
Execution, welche principaliter Personalexecution ist und ledig-
lich accessorisch auch auf die Habe des Schuldners sich er-
streckt , die reine Vermögensexecution tritt , welche in keiner
Weise die Person des Schuldners als ihrObject ergreift: sodann
der eigentliche Thatbestand, an den dieselbe sich anknüpft:
nicht, wie nach ius civile, an eineExecutionsklage, als vielmehr
an den Thatmoment , dass ein Schuldner entweder nicht der
missio in bona rei servandae causa , den Gläubiger zu befriedi-
gen, Folge leistet, oder aber eine financiell verdächtige Person
ist, gegen welche Mangels Sicherstellung mit der Executions-
einleitung gar nicht bis zum Richterurtheile zu warten ist; und
endlich in der Stellung jener Execution als einem supplendi,
nicht aber corrigendi iuris civilis gratia geschaffenen Institute.
Immerhin aber ergiebt der erste dieser drei Punkte den
historisch bedeutsamsten Moment, da in demselben der Ausgang
der Wandlung gegeben ist , welche weiterhin das Execulions-
recht des römischen Civilprocesses vollzog. Allein es ist kein
originaler und neuer legislatorischer Gedanke . welcher in die-
ser Beziehung in dem ius honorarium zur Ausprägung gelangt,
da nicht allein , wie bemerkt , bereits die alte civile Execution
auch die Vermögensexecution im Gefolge hatte, sondern auch
im ius publicum die reine Vermögensexecution bereits von Al-
ters her bekannt und überliefert war. Denn während, parallel
mit dem Rechte der XII Tafeln , auch in dem ius publicum von
Alters her in zwiefachen Vorkommnissen die Personalexecution
Platz griff, auch hier dann, wie dort, zugleich accessorisch das
Vermögen des Schuldigen mit ergreifend : theils nämlich wider
den incensus, den tenebrio und miles infrequens50), theils wi-
accordirt hatte; dann derjenige Nachlassschuldner , welchen der Prätor
für suspectus erklärt hatte: Jul. 44 Dig. (D. XLI, 4, 7 § 5), Ulp. 2 de Omii.
trib. (D. XXII, 5, 31).
49) Ulp. 2 de Omn. trib. (D. XLII, 5, 31 § 3).
50) Wegen des incensus, tenebrio und miles infrequens vgl. Becker,
rom. Alt. II, 1, 103 ff. ; wegen der venditio vgl. Cic. p. Caec. 34, 98 : quem
107
der den säumigen praes 51) , so gelangte daneben frühzeitig auch
die reine Vermögensexecution in mehrfachen Vorkommnissen
zur Anwendung, und zwar
ct. von Vornherein bei der multae dictio, dafern die auf-
erlegte Ordnungsstrafe von dem Schuldigen nicht entrichtet
ward52) ;
ß. wegen der Geldstrafe , zu welcher ein Angeklagter im
Criminalprocesse verurtheilt worden war 53) ;
— suus pater populusve vendidit, quo is iure amittit civitatem ? 99: po-
pulus cum eura vendit, qui miles factus non est, — iudicat non esse eum
liberum, qui, ut über sit, adire periculum noluit ; cum autem incensum
vendit, hoc iudicat, — eum, qui, cum liber esset, censeri noluerit, ipsum
sibi libertatem abiudicavisse ; de Or. I, 40, 181: memoria sie esset pro-
ditum, quem — populus vendidisset — , ei nullum esse postliminium. Ins-
besondere wegen der venditio des incensus und seiner Habe : Dion. IV,
15. V, 75. Zon. VII, 19, resp. Gai. 1,160. Ulp. XI, 11 und ebenso das Stadt-
recht von Bantia : Nouvelle Revue historique 1879 III, 318. Wegen der
venditio des tenebrio oder miles infrequens und seiner Habe: Dion. X,
33. vgl. XI, 22. Suet. Aug. 24., resp. Arr. Men. 1 de re mil. (D. XLIX,
16, 4 § <<>)•
51) Dies ergiebt die Terminologie praedes vendere, so lex im C. I.
L. I no. 209 lin. 3: bolneis praedibusve eius ex [hac lege venditis] ; Cic,
Phil. II, 61, 78: ne L. Plancus praedes tuos venderet ; in Verr. II, I, 54,
142: praedibus praediisque vendundis; lex Mal. c. 64 : eosque praedes
eaque praedia eosque cognitores, si quit eorum in quae cognitores facti
erunt, ita non erit, Ilviris, qui ibi i(ure) d(icundo) praerunt, — ven-
dere legemque his vendundis dicere ius potestasque esto ; c. 65 : quos
praedes quaeque praedia quosque cognitores Ilviri — vendiderint; ei, qui
eos praedes, cognitores, ea praedia mercati sunt.
52) Gell. XI, 2, 2: cum eius modi multa pecoris armentique a ma-
gistratibus dieta erat, adigebantur boves ovesque; vgl. Cic. deRep.II, 35, 60.
53) So in dem Tributcomitialprocesse : Ep. Liv. 67 v. 649: damnati
bona publicata sunt primi post regem Tarquinii , was doch nur in der
Weise verstanden werden kann, dass früher die Condemnirten es nicht
zur Execution hatten kommen lassen. Dann in der quaestio extraordi-
naria, so wider L. Cornelius Scipio Asiaticus v. J. 567: Liv. XXXVIII,
60, 8: in bona deinde L. Scipionis possessum publice quaestores praetor
raisit; XXXIX, 22, 9. Dio Cass. fr. 70. Endlich in der quaestio perpetua,
so lex repet. v. 631 oder 632 in C. I. L. I no. 198 lin. 57: sei ita plrae-
des datei non erunt, bona eius facito publice possideantur, conq[uae-
rantur, veneantl ; Cic. p Rab. post. 4, 8: sunt lites aestimatae A. Gabinio:
nee praedes dati nee ex bonis populo universa peeunia exaeta est; Pseudo-
Asc. in Verr. II, I,- 23, -61 p.- 477 Or-. — Dagegen betreffen in Wahrheit
die consecratio bonorum Liv. III, 58, 9. IV, 15, 8. 16, 1.
108
y. in Ausführung des Plebiscites , welches die inissio in
bona rei possidendae vendendaeque causa als processualisches
Präjudiz demjenigen Angeklagten gesetzt hatte, der in dem Cen-
turiatcomitialprocesse den Termin ohne genügende Entschuldi-
gung versäumt hatte54) ;
ö. wegen der Schuldleistung, zu welcher im Civilprocesse
der Beklagte dem Staate gegenüber verurtheilt worden war55) ;
s. als eine mildere Praxis gegenüber dem tenebrio und
miles infrequens 56) ;
rj. als das in jüngerer Zeit adoptirte mildere Verfahren ge-
genüber dem säumigen praes57).
Und in solcher Vermögensexecution des ius publicum 5S) ist
denn nun das Vorbild anzuerkennen, nach welchem P. Rutilius
Rufus die in seinem Edicte proponirte Executionsmodalität ge-
staltete.
Die lex Popillia v. 673, die lex Julia iudiciorum privatorum t. 737
d. St. und die jüngeren prätorischen Edicte.
Die Umgestaltung des alten civilen Executionsrechtes, wie
solches durch die XII Tafeln und die lex Poetelia Papiria gege-
ben war, beruhen theils auf der lex Popillia und der lex Julia
54) Liv. XXV, 4, 9 v. 542 : tribuni plebem rogaverunt plebesque ita
scivit, si M. Postumius ante kal. Maias non prodisset citatusque eo die
non respodisset neque excusatus esset, videri eum in exilio esse bonaque
eius venire; Dion. IV, 4.
55) Tab. Bant, rom. v. 621 bis 636 in C. I. L. I no. 197 lin. 10 f. : sei
condemnatus [erit, quanti condemnatus erit, praedes] ad q(uaestorem)
urb(anum) det aut bona eius poplice possideantur facito. Hierher ist auch
zu stellen lex agr. (Thor.) v. 643 in G. I. L. I no. 200 lin. 56 : [ex e]o
edicto utei is, qui ab bonorum emptore, magistro curato[reve eius emerit],
obwohl^hier Verbindlichkeiten des Colonen gegen die Colonie in Frage
stehen werden.
56) So im J. 271 : Dion. VIII, 87; 479: Varr. Gerontod. bei Non. 19,
11. Ep. Liv. 14. Val. Max. VI, 3, 4 ; 574: Liv. XL, 41, 11 ; 663ff. : Val.
Max. VI, 3, 3 ; von August: Dio Cass. LVI, 23.
57) Vgl. Bachofen, Pfandrecht I, 221 f. 231.
58) Diese missio in bona rei possidendae vendendaeque causa ward
auch durch die lex Cornelia de proscriptione v. 673 auf die Proscriptionen
Sulla's übertragen : Cic. p. Rose. Am. 43, 126. Vell. Pat. II, 28, 4 vgl. Osen-
briiggen, Cic. Rede für Sext. Rose. 1 0 ff .
109
iudiciorum privatorum , theils auf den jüngeren prätorischen
Edicten. Und zwar zunächst
A. die lex Popillia v. J. 673 d. St.
wird bekundet von
Varr. LL. VII, 5, 105: liber, qui suas operas in Servituten) pro
pecunia quadam (Paris, b; quam: Flor. Havn.) debebat
(debeat: Havn.), dum solveret. nexus vocatur, ut ab aere
obaeratus. Hoc C. Popillio rogante (vocare : Flor.; vacare :
Paris, a) Sulla (Cod. B; Silla: Paris, a; Sillo: Flor.
Havn.) dictatore sublatum, ne fieret et omnis, qui bonam
copiam iurarunt, ne essent nexi, dissoluti (sc. sunt) 59) .
Und zwar, indem dieses Gesetz unter Sulla's Dictatur (v. 672 —
675) und somit auf dessen Anregung von C. Popillius rogirt
worden ist 60) , dieser letztere aber nur als tribunus plebis sol-
che Rogation einbringen konnte ; indem sodann die lex Cornelia
tribunicia v. 673 den Volkstribunen das Recht zur Einbringung
von Gesetzen bei den Comitien entzog61) , andererseits aber
wiederum die Ernennung Sulla's zum Dictator erst gegen Aus-
gang des Jahres 672 erfolgte62); so ist nach alledem jene lex
Popillia in den Anfang des Jahres 673 zu versetzen und als ein
Vorläufer der cornelischen Gesetzgebung anzuerkennen.
Was aber den Inhalt dieses Gesetzes anbetrifft, so enthielt
dasselbe eine mehrfache Vorschrift, nämlich
a. dass wider denjenigen, welcher »bonam copiam iuraret«,
die addictio nicht zu vollziehen sei, so dass die Execution zwar
bis zur Vollstreckung der domum ductio in der hergebrachten
Weise ihren Verlauf nahm , in ihrem weiteren Gange dagegen
sistirt wurde, sobald der Schuldner in dem zur addictio berufe-
nen Termine jenes bonam copiam iurare vollzog. Und zwar war
dieses letztere als eine ganz neue Institution von der lex Popillia
59) Vgl. A. Groth, de M. Terenti Varron. de LL. librorum codice Flo-
rentino. Argentorat. 1881. 43.
60) Wegen der mannichfachen Versuche , diese lex Popillia mit der
lex Poetelia Papiria zu identificiren, s. Zimmern, röm. Civilproc. § 78
A. 10. Huschke, Nexum 137. Rein, Privat-Recht 656 A. 2. Dieselben wer-
den richtig characterisirt von van Heude, de lege Poelelia Papiria 113 ff.
61) Vgl. Drumann, Geschichte Rom's II, 484.
62) Vgl. Drumann a. 0. 476 f.
HO
im römischen Rechte eingeführt worden, während andererseits
dasselbe nunmehr ebenso in der lex Jul. munic. v. 708 in C. I,
L. I. no. 206 wiederkehrt, welche unter den Gründen der In-
famie in lin. 113 aufführt:
quei — bonamve copiam iuravit, iuraveril,
als auch indirect bekundet wird von Cic. ad Farn. IX, 16, 7 (v,
708) , der jenen technischen Ausdruck zu der Wendung: mihi
bonam copiam eiures verwerthet. Solches bonam copiam iurare
selbst aber bezeichnet die eidliche Erhärtung der Solvenz Sei-
tens des Schuldners bei Mangel an bereiten Mitteln zur Erfül-
lung seiner Schuldverbindlichkeiten, so dass somit dadurch das
Verhältniss der blossen Zahlungs-Stockung oder der einfachen
Sistirung der Zahlungen im Gegensatze zu der Ueberschuldung
und Insolvenz constatirt: die Sufficienz des Vermögens bei Man-
gel an flüssigen Mitteln zur Befriedigung des Gläubigers be-
schworen wird63).
b. Für den Fall solches bonam copiam iurare musste dann
eine Vorschrift gegeben sein in Betreff des nunmehr Platz grei-
fenden Verfahrens , worüber indess die Quellen direct keine
Auskunft uns bieten. Allein auf indirectem Wege lässt sich das
Resultat gewinnen, dass die lex Popillia die Vorschrift enthielt,
es sei unter Vermittelung des Prätor ein Accord zwischen dem
Gläubiger und dem Schuldner zu vereinbaren , wodurch dem
letzteren sei es eine Gestundung für die Befriedigung des erste-
ren , sei es ein Erlass an der Schuld gewährt werde , eventuell
aber seien im Falle einer Mehrheit von Gläubigern auf Antrag
des Schuldners die ersteren zu einem Termine zusammen zu
berufen, um auch diese in den Accord mit einzubeziehen64).
Denn in dieser Beziehung bietet einen Fingerzeig die lex Julia
munic. v. 708 in C. I. L. I no. 206 lin 113 f., welche als Grund
der Infamie das Vorkommniss aufführt:
quei sponsoribus creditoribusve sueis renuntiavit , re-
nuntiaverit se soldum solvere non posse aut cum eis
pactus est,.erit se soldum solvere non posse05),
63) Missglückte Versuche zur Erklärung dieser Passage bieten Zim-
mern, röm. Civilprocess § 78 A. 1 0 und die daselbst Citirten ; Huschke,
Nexum -137 A. 189. van Heusde 1. c. 118. ...
64) So bereits Marezoll, fragm. leg. Rom. in aversa tab. Heracl. parte.
Götting. 1816. 142. van Heusde 1. c. 11öff.
65) Van Heusde 1. c. 119 nimmt an, dass an das bonam copiam iurare
— 111 —
und welche damit die Praxis erkennen lässt, dass der Gemein-
schuldner seinen Gläubigern und resp. seinen Bürgen seine
Zahlungssuspension mittelst einer denunciatio anzeigte und dann
nun: mit denselben einen Erlass- oder Gestundungs-Vertrag,iK)
vereinbarte. Und dieses Verfahren findet denn auch eine Be-
kunduns ebenso durch
Sen. d. Ben. II, 7, 2: Tiberius Caesar rogatus a Nepote Mario
praetorio, ut aeri alieno eius succurreret, edere illum
sibi nomina creditorum iussit hoc — est — creditores
convocare,
wo somit in Folge des von dem Schuldner an Tiberius gerichte-
ten Ersuchens um Mitwirkung zu einem Arrangement mit den
Gläubigern der letztere eine Zusammenberufuns der Gläubiser,
technisch als edere nomina creditorum bezeichnet, ausserge-
rieht lieh anordnet ; als auch durch
Ulp. 4 ad Ed. (D. II, 14, 7 § 19): ita demum pactio huiusmodi
(i. e. si filius vivo patre cum creditoribus paternis pactus
sit) creditoribus obest, si convenerint in unum et com-
muni consensu declaraverint, quota parte debiti contenti
sint; si vero dissentiant, tum praetoris partes necessariae
sunt, qui decreto suo sequetur maioris partis voluntatem;
(fr. 10 pr.) : rescriptum autem divi Marci sie loquitur,
quasi omnes creditores debeant convenire,
wonach somit solches Accordverfahren auch nach der lex Julia
iudiciorum privatorum unter B. noch beibehalten und so auch
in einem Bescripte des Marcus Antoninus Philos. berührt wurde,
c. Endlich in dem Falle , dass der Schuldner den von ihm
eingegangenen Accord nicht einhielt und die dadurch übernom-
menen Verbindlichkeiten nicht erfüllte, griff wegen der letzte-
ren wahrscheinlich die Execution ohne weitere Modifikation
Platz d. h. es nahm das unterbrochene Verfahren nunmehr sei-
nen weiteren Verlauf in der addictio.
B. Das jüngere prätorische Edict.
Für die Zeit zwischen der lex Popillia v. 673 und der lex
Julia iudiciorum privatorum v. 737 wird eine eigene Bechtsord-
die missio in bona und vendilio bonorum sich angeschlossen habe : allein
dann hätte es in der That der lex Julia unter C. nicht weiter bedurft.
66) Wegen des Gestundungsvertrages vgl. Gai. 1 ad Ed. prov. (D. II,
44, 28 pr. XLIV, 1,3); Paul. 3 ad Ed. (D. II, 14, 27 §1); Marc, ad form,
hyp. (D. XX, 6, 5 § 1) ; dann Justin, im Cod. VII, 7t, 8.
112 —
nung bekundet durch die lex Rubria für die Gallia cisalpina um
705 in C. L L. I no. 205.
Und zwar steht dieselbe in einer Beziehung zu dem von
Gell. XV, 13, 11. XX, 1, 45 überlieferten XII Tafelgesetze:
Aeris confessi rebusque iure iudicatis XXX dies iusti
sunto. Post deinde manus inieetio esto. In ius ducito,
eine Vorschrift, welche wider denjenigen , der in einer Klage,
welche auf eine in Cardinalzahl fixirte Geldsumme lautet , con-
fessio in iure abgelegt hatte, die Executionsklage und die legis
actio per manus iniectionem ertheilte , wogegen wider denjeni-
gen , der in einer auf ein anderes Petitum formulirenden Klage
eine confessio abgegeben hatte, nicht jene Rechtsmittel, sondern
ein anderes Verfahren Platz griff, wobei im Uebrigen dem con-
fessus in iure auch derjenige, welcher pro confesso ist, recht-
lich gleichsteht.
An solches XII Tafelgesetz und die darin gegebene Schei-
dung der confessio auf Zahlung von baar Geld und auf anders-
artige Leistung knüpfen sich nun in der lex Rubria bezügliche
Bestimmungen an: zunächst in Betreff dessen, der in der Klage
auf certa pecunia confessus oder pro confesso ist und der erste-
ren Falles nicht Zahlung oder satisdatio iudicatum (i. e. confes-
sum) solvi und letzteren Falles nicht defensio leistet, wird zu-
vörderst dessen Gleichstellung mit dem iudicatus wiederholt
c. 21 lin. 10 ff. : siremps res, lex, ius caussaque omnibus om-
nium rerum esto , atque utei esset esseve oporteret , sei
is — eius pecuniae — ex iudicieis dateis — damnatus
esset, fuisset,
und sodann derselbe der Executionsklage sowie der civilen Per-
sonalexecution unterworfen :
c. 21 lin. 15 ff. : II vir — eum — tantae pecuniae — sine fraude
sua duci iubeto queique eorum quem, ad quem ea res
pertinebit, duxserit, id ei fraudi poenaeve ne esto.
Dahingegen in Betreff dessen, der in einer Klage, die nicht auf
certa pecunia sich richtet , confessus oder pro confesso ist und
der ersteren Falles nicht satisdatio iudicatum solvi und letzte-
ren Falles nicht defensio leistet , wird implicite ausgesprochen,
dass derselbe nicht dem iudicatus gleichstehe:
c. 22 lin. 40 ff. : siremps lex, res, ius caussaque omnibus om-
nium rerum esto, atque utei esset esseve oporteret, sei
— - 113
is — de ieis rebus Romae apud praetorem — in iure
confessus esset — ,
und weiterhin derselbe der domum ductio und missio in bona
rei possidendae vendendaeque causa unterworfen:
c. 22 lin. 46 ff. : praetor — in eum et in heredem eius — ius
deicito decernitove eosque duci , bona eorum possideri
proscribeive veneireque iubeto;
lin. 50 ff.: praetor — eorum quoius bona possiderei,
proscreibei, veneire duceique eum iubeat.
Somit wird nach Maassgabe dieser Vorschriften aus der con-
fessio in iure oder dem pro confesso esse des Beklagten bei Klage
auf certa pecunia dem Kläger die civile Execution : die domum
ductio und weiterhin dann die addictio des Beklagten gegeben,
wobei dem Letzteren innerhalb Galliens das beneficium des bo-
nam copiam iurare der lex Popillia schwerlich zugute kam , da
wahrscheinlich dasselbe gleich der bonorum cessio der lex Julia
iudiciorum privatorum nur für Italien galt (A.81) und somit um
das J. 705 auf die Gallia cisalpina noch nicht Anwendung er-
litt07), wogegen bei Klagen, welche nicht auf certa pecunia
gehen, die Execution bis zur domum ductio geführt, dann aber
nicht in die addictio , als vielmehr in die honorarische Execu-
tion: in die missio in bona rei possidendae vendendaeque causa
übergeleitet wird.
Und indem nun die römische Vorlage, welche solcher Rechts-
ordnung zu Grunde lag, da hierbei eine lex nicht in Frage
kömmt, um so sicherer in dem prätorischen Edicte zu suchen
ist, als die Quellen in der That ein Edict über die confessi uns
bekunden bh) , so ergiebt sich nun aus Alle dem , dass gegen
Ausgang der Bepublik ein Prätor die unter IV erörterte rutilia-
nische Executionsordnung auf die confessio in Klagen, die nicht
auf certa pecunia gehen, in der Weise übertrug , dass er der
civilen addictio die missio in bona rei possidendae vendendaeque
causa substituirte, die civile domum ductio dagegen unverän-
dert beibehielt.
67) Die Auflösung der Provincialverfassung des cisalpinischen Gallien
und dessen Einverleibung in Italien ward 712 beschlossen und 713 durch-
geführt; vgl. Marquardt, St. V. I, 21.
68) Vgl. Rudorff, de iurisdictione edictum § 197.
1882. 8
1 14
C. Die lex Julia iudiciorum privatorum v. 737.
Das durch die lex Popillia eingeführte Verfahren, welches
einerseits zwar eine sachliche Begründung fand in der in Folge
der Bürgerkriege, wie Proscriptionen der sullanischen Zeiten
herbeigeführten Verwirrung der Vermögensverhältnisse , das
aber andererseits wiederum den Gläubiger der Chicane , wie
den auf seine Verkürzung abzielenden Machinationen des Schuld-
ners preisgab und so daher den Bedürfnissen und Anforderun-
gen des geschäftlichen Verkehres für die Dauer nicht genügen
konnte, erfuhr eine durchgreifende Beform durch die lex Julia
iudiciorum privatorum von 737, welche in einem eigenen Ca-
pitel: De bonis cedendis, ebenso an Stelle des bonam copiam
iurare ein neues Verfahren einführte, als auch mit dem letzte-
ren ganz andere Folgewirkungen verknüpfte.
Und zwar bestand jene erstere Neuerung darin , dass der
Schuldner durch die Erklärung, er trete sein Vermögen dem
Gläubiger ab , die wider ihn einzuleitende Personalexecution
ebenso abwenden , wie, da fern eingeleitet, in ihrem weiteren
Verlaufe sistiren konnte, wogegen wiederum als Folgewirkung
mit solcher cessio bonorum die Beschlagnahme solchen Vermö-
gens und dessen Verlauf Seitens des Gläubigers erfolgte09), und
dies zwar mit der Vergünstigung , dass damit ebensowohl für
den Schuldner nicht die an die missio in bona rei possidendae
vendendaeque causa geknüpfte Infamie verbunden war70), wie
auch derselbe anderen Gläubigern gegenüber das beneficium
competentiae erlangte71) :
Sev. Alex, im C. Just. VII, 71 4 I : qui bonis cesserint , nisi so-
lidum creditor recer t ,, non sint liberati ; in eo enim
tantum hoc benefic «in eis prodest, ne iudicati detrahan-
tur in carcerem;
69) Es ist dies die nuQaywQijaii; iv»' yjir^unov des griechischen Rech
tes, welche als cessio bonorum in das römische Recht aufgenommen
ward : Hermann , griech. Privatallerlh. § 70 A. 3. Die cessio bonorum
hehandeln C. G. Ulbricht, de cess. bon. sec. ins rom. et saxon. Lips. 1826.
Ph. H. Verbeek, de cess. bon. Amstel. 1 8 rv 1 . 1 — 7. F. S. Gordan, de ori-
gine et natura cessionis bon. secundum ius rom. Vratisl. 1863.
70) Sev. Alex, im C. Just. II, 11, 11.
71) Sab. und Cass. bei Ulp. 59 ad Ed. (D. XL», 3, 4 § 1): cum , qui
bonis cessit, ne quidem ab aliis, quibus debet, posse inquietari; Ulp.
I. c. (D. cit. pr.) : is, qui bonis cessit, si quid postea acquiescerit, in quan-
lum Facere polest, convenitur; Gord. im C. Just. VII, 72. 3. J. Just. IV, 6,40.
I 1 5
Gai. III, 78: bona — veneunt — eorum, qui ex lege Julia bonis
cedunt ;
Diocl. et Max. im C. Just. VII. 74, i : nun — creditoribus sua
auctorilate dividere haec bona (i.e. a debitore cessa) et iure
dominii lenere, sed venditionis remedio , quatenus sub-
stantia patitur, indemnitati suae consulere permissum est.
Allein andererseits knüpfte die lex Julia solche cessio bonorum
an die deren Zulassung beschränkende Voraussetzung, dass der
Debitor nicht durch eigenes unwirtschaftliches Verhallen oder
leichtfertiges Gebahren seine Insolvenz selbst verschuldet habe,
indem andernfalls demselben solche Rechts wohl that versagt
wurde, vielmehr die civile Execution ihren gesetzmässigen
Verlauf nahm d. h. nach Maassgabe der XII Tafeln und der lex
Poetelia Papiria zurdomum ductio, wie addictio führte72). Denn
solche Einschränkung ist es, auf welche hinweist
Sen. de Ben. VII, 16, 3: quid? tu tarn inprudentes iudicas ma-
iores nostros fuisse , ul non inlellegerent iniquissimum
esse eodem loco haberi cum, qui pecuniam, quam a cre-
ditore acceperat, libidine aut alea absumpsit , et cum,
qui incendio aut lalrocinio aut aliquo casu tristiore aliena
cum suis perdidit? nullam excusationem receperunt , ul
homines scirent fidem utique praestandam. Salius enim
erat a paucis etiam iustam excusationem non accipi quam
ab onmibus aliquam temptari.
So daher ergeben die unter A — C dargelegten Vorschriften
zwar Ordnungen ganz verschiedener Beschaffenheit ; allein im-
merhin ist allen denselben gemeinsam die Tendenz, die addictio
des allen Rechtes zu beseitigen fnd an deren Stelle eine un-
mittelbare Befriedigung des Glätf.111 ?rs aus dem Vermögen des
Schuldners zu setzen , welche bald ächte Vermögensexeculion
ist, wie die missio in bona rei possi lendae vendendaeque causa
des Edictes und die cessio, wie venditio bonorum der lex Julia,
bald aber auf anderem Wege bewirkt wird, wie bei dem bonam
copiam iurare der lex Popillia, wogegen wiederum die domum
ductio des alten Rechtes bald beibehalten wird , nämlich von
der lex Popillia und dem Edicte , bald aber auch zu Gunsten
des Schuldners beseitigt wird: von der lex Julia. Daher ist die
gemeinsame Tendenz aller dieser legislatorischen Erlasse eine
72) Vgl. Gordan 1. c. 13 ff.
116
*
völlig andere, als des rutilianischen Edictes unter IV. : während
das letztere seine Execution iuris civilis supplendi gratia ein-
führte, berufen, da einzutreten, wo das alte Recht eine Execu-
tion überhaupt nicht kennt, greifen die obigen Vorschriften iuris
civilis corrigendi gratia Platz, berufen, die alte Executionsmo-
dalität zu beschränken, wie zu beseitigen.
Dahingegen tritt wiederum in die Richtung des rutiliani-
schen Edictes, nicht aber der obigen Rechtsordnungen ein
D. das jüngste prätorische Edict,
welches, für die Executionsklagen die legis actio per manus in-
jectionem beseitigend und an deren Stelle eine gewöhnliche ex-
traordinaria cognitio setzend , dagegen dem Reklagten die Ver-
pflichtung auferlegte, dem Kläger eine satisdatio' iudicatum solvi
zu leisten73), und welches nun für den Fall von deren Nicht-
leistung dem Kläger die missio in bona rei possidendae venden-
daeque causa freistellt und weiterhin dann den Verkauf solchen
Vermögens bei missio in bona vivi nach Ablauf der dreissigtägi-
gen Frist , bei missio in bona mortui nach Ablauf der zwanzig-
tägigen Frist (A. 41) anordnet:
Gai. 111, 78: bona — veneunt — vivorum, velut — iudicatorum
post tempus, quod eis partim lege XII labularum 74),
partim ediclo praetoris ad expediendam pecuniam tri—
builur.
Denn durch diese Vorschrift wurde die civile Execution in kei-
ner Weise betroffen und weder abgeändert, noch aufgehoben;
vielmehr nahm die letztere, insoweit sie überhaupt noch Platz
griff, unverändert ihren Verlauf als domum duclio, wie addictio,
und lediglich die an die letztere sich anschliessende civile Ver-
mögensexecution ist es, welche durch das obige Edict in die
Formen und Ordnungen der honorarischen Vermögensexeculion
übergeleitet wird.
73) Gai. IV, 25: iudicatus et is, pro quo depensum est, — vindicem
dare debebant et, nisi darent, domum ducebantur; istaquc, quamdiu legis
actiones in usu erant, semper ita observabantur; unde nostris tempori-
bus is, cum quo iudicati depensive agitur, iudicatum solvi satisdarc cogi-
tur; I0u2: propter genus actionis satisdatur — , velut. iudicati depensive
aut cum de moribus mulieris agetur.
74) Das lege XII tabularum ist gesagt im Hinblick auf die Frist von
30 Tagen, welche die XII Tafeln zwischen dem Richterurtheile und der
actio iudicati setzen : s. oben unter B.
117
Und ähnlich ist solches der Fall, wenn die Verpflichtung
zur satisdatio iudicatum solvi auch auf die actio de moribus mu-
lieris übertragen worden war (A. 73) : denn auch hier greift
bei Nichtbestellung solcher Sicherheit die missio in bona rei
possidendae vendendaeque causa und nach dreissigtägiger Frist
der Verkauf des Vermögens Platz , während nach ergangener
richterlicher Verurtheilung und nach erhobener actio iudicati
die civile Personalexecution selbstständig wider die Schuldnerin
ihren Gang nimmt, dafern der Gläubiger sei es aus der bestell-
ten, sei es bei nicht geleisteter satisdatio nicht volle Befriedigung
wegen seiner Forderung erlangt hat.
VII.
Das Edict Diocletian's v. 294 n. Chr.
Unter den Beschränkungen , wie solche aus dem prätori-
schen Edicle und der lex Julia iudiciorum privatorum unter VI
B. und G. sich ergeben, erhielt sich die alte civile Execution der
XII Tafeln und der lex Poetelia bis zu Ausgang des dritten Jahr-
hunderts n. Chr. in Bestand. Denn wenn wir allerdings dem
Ausspruche begegnen von
Tert. apol. I : crudelitas (i. e. in partes sectio) postea erasa est
et in pudoris notam capitis poena conversa : bonorum
adhibita proscriptione suffundere maluit hominis sangui-
nem, quam offundere,
so darf aus dieser Sentenz eine völlige Beseitigung der Personal-
execution um so weniger gefolgert werden,75) als dasGegentheil
bekundet wird von
Sev. Alex, im C. Just. VII, 71, I v. J. 223 : qui bonis cesserint,
nisi solidum creditor reeeperit, non sint liberati. In eo
enim tantum hoc benelicium eis prodest; ne iudicati de-
trahantur in carcerem.
Vielmehr erfolgte die völlige Aufhebung der Personalexecution
erst durch ein Edict von
Diocl. et Max. im C. Just. IV, 10, 12 v. J. 294 : ob aes alienum
servire liberos creditoribus iura compelli non patiuntur,
75) Tertullian starb um 230, hat aber nicht bis zu seinem Tode ge-
schriftstellert: seine datirbaren Schriften fallen zwischen 199 und 212:
Teuffei, Gesch. der röm. Litteratur § 373.
118
eine Verordnung , welche mit Rücksicht auf das in der lex Poe-
telia Papiria verordnete addictum servire, douec solvent und
auf die entsprechende , in der Lilteratur auftretende Redewen-
dung des liberum servire solches liberum servire für die Zu-
kunft verbot und damit nicht allein die addictio, sondern wohl
auch die domum duetio aufhob und auf die Vermögensexecution
allein den Gläubiger verwies. 76)
Und mit diesem Edicte Diocletiaus gelangle denn nun
die rechtshislorische Entwickelung zu einem Ziele, welches zu
erreichen Jahrhunderte hindurch in dem Ringen und Kämpfen
der politischen Partheien erstrebt worden war : es ward die Re-
seitigung oder die Milderung der Personalexecution ebenso in
den ältesten Zeiten von den Plebejern angestrebt, wie in der
späteren Republik von den Populären gefordert. Denn was ins-
besondere den letzteren Moment betrifft, so werden die mannich-
fachen bezüglichen Anforderungen, welche von der Popularen-
Parthei im ausgehenden siebenten Jahrhunderte d. St. erhoben
wurden, in der so bemerkenswerthen, aus Licinius Maser ent-
lehnten Passage bei Dion. V, 64 — 69 entwickelt: einerseits in
c. 64 das Postulat, es möge den Verschuldelen durch Gesetz ein
Schuldenerlass ertheilt werden — eine Anforderung, die auch in
der lex Cornelia de novis tabulis v. J. 707 sich geltend machte, —
und andererseits in c. 69 die Vorschläge, dass die Personalexe-
cution völlig abgeschafft werde und lediglich auf die Vermögens-
execution die Gläubiger zu beschränken seien , oder dass die
Schulden der Zahlungsunfähigen ausderStaatscasse zu bezahlen,
die addicti aber gegen servi publici auszuwechseln und frei zu
geben seien, Anforderungen, welche Licinius überdem durch
die Aufstellung 7- . . 'erstülzen suchte, es habe bereits Servius
■ » IST' 0 1> ,-
' ■• Jvcuw
76) Von Rudorff in Zeitschr. für geschieht!. Ucchlswissensehafl 184s
XIV, 308 f. wird liberi im Sinne von Kinder, nicht aber der Freien ge-
nommen. Allein es sprechen dagegen nicht nur die obigen Momente,
sondern auch der Gebrauch des Wortes liberi ohne nähere Bestimmung :
denn hätten damit die Kinder bezeichnet werden sollen, so müsste liberi
debitoris gesagt werden, entsprechend wie in Nov. Just. 134 c. 7 : t« lixva
rGiv x(ie(x)OTovi'TU)v , oder eine andere die Unbestimmtheit beseitigende
Wendung gebraucht sein, wie z. B. Paul. 3 Sent. (D. XX, 3, 5) : creditor,
qui sciens filium familias a parente eius pignori aeeepit, relegatur. An-
drerseits ergeben diese letzleren beiden Gesetze nichts für die Auffassung
Rudorff s: sie handeln nicht von der Hülfsvollstreckung des Gläubigers,
sondern von der Verpfändung der Kinder Seitens des Schuldners.
_ 119 — -
Tullius ebenso für die insolventen Bürger einen Schulderlass
verfügt, wie aber auch die Abschaffung der Schuldhaft durch-
geführt. 7")
Allein erst durch August wurde in der lex Julia iudiciorum
privatorum die Personalexecution in durchgreifender Maasse in
ihrer Anwendung beschränkt, bis dann endlich durch Diocletian
deren völlige Aufhebung erfolgte und alleinig das Vermögen als
ExecutionscLject anerkannt ward. 78 Lediglich in Betreff der
fiscalisehen Schuldner, wie der Einnehmer fiscal ischer Leistun-
gen 7il) ward die Bechtsordnung der lex Julia über die cessio
bonorum redintegrirt : die Personalexecution für die Fälle ver-
schuldeter Insolvenz von Neuem eingeführt von
Gratian. Valentin, und Theod. im C. Th. IV, 20, 1 v. J. 379:
ne quis omnino vel fisei debitor vel alienae rei in auro
atque in argento diversisque mobilibus retentator ac de-
bitor bonorum faciens cessionem liberum a repetitione
plenissima nomen effugiat, sed ad redhibitionem debitae
quantitatis congrua atque dignissirna suppliciorum acer-
bitate cogatur, nisi forte propriorum dilapidationem bo-
norum aut latrociniis abrogatam aut fortasse naufragiis
incendioque conflatam aut quolibel maioris impetus in-
fortunio atque dispendio docuerit afflictam,
eine Vorschrift, die jedoch von Justinian in Nov. 135 (v. 536)
wieder aufgehoben ward.
Im Uebrigen ist die obige historische Entwicklung für
Italien allein, nicht dagegen auch für die Provinzen maassge-
bend. indem hier die Verhältnisse eigenarti" wie verschieden
sich gestalten. Immerhin aber nehmeji.3 : qn iev dieselben im
77) Ersteres bei Dion. V, 9. 10. 11, letzteres das. 9.1t; vgl. Voigt
Leges regiae A. 4 03.
78) Vgl. auch Nov. Justn. 4 c. 3 pr. v. 53Ü).
79) Diese Interpretation giebt Gothofredus in h. 1. dem Gesetze ; und
sie allein ist sprachlich, wie sachlich begründet gegenüber der Thatsache,
dass das jüngere Recht keine Spur der Personalexecution wegen privater
Schuldforderungen erkennen lässt: vgl. z. B. Liban. Or. nEQi zw dea^uj-
iwv, wie gegenüber dem Gesetze von Valent. Theod. und Are. im C. Th.
IX, 11, 1 v. 388: si quis posthac reum privato carceri destinaril , reus
maiestatis habealiir; nur in Alexandria galt ein Sonderrecht, welches Zeno
im C. Just. IX, .1, 1 \. J. 480 aufhob.
120
grossen Ganzen den Verlauf, dass die Personalexecution in der
Zeit der Republik auch dort zur Anwendung gelangt, 80) in der
Kaiserzeit aber beschrankt oder aufgehoben wird.81)
80) So werden in Asia, Aegypto und Illyrico addicti erwähnt von
Varr. RR. I, 17, 2. Und dies wird bestätigt für Asia: Diod. Sic. XXXVII,
5, 4 v. J. 654. App. Mithr. 58 v. J. 665. Plut. Luc. 20 v. 684. Cic. p. Flacc.
20, 48 v. 692. — In Aegyptus ist die Personalexecution von Alters her
unbekannt: Diod. Sic. I, 79; etwa unter Cäsars Einfluss während seines
Aufenthaltes in Aegypten im J. 706 erfolgt hier die Einführung der Per-
sonalexecution, welche Varr. I. c. bekundet; dann wird dieselbe aufge-
hoben von August mit Ausnahme der xaxovqyoi d. i. der Privatdelicts-
Schuldner, wie auch der fiscalischen Schuldner : Edict. Tiberii Alexandri,
praef. Aegpt. unter Galba in C. I. Gr. no. 4957 lin. 16 — 18 vgl. Rudorff im
Rhein. Mus. f. Phil. 1828 II, 161 ff.
81) Vgl. A. 80. Von Carus und Numerianus ward die cessio bonorum
auf die Provinzen übertragen : Diocl. et Max. in C. Just. VII, 71, 4 v. 259 :
legis Juliae de bonis cedendis beneficium constitutionibus divorum nostro-
rum parentium ad provincias porrectum esse , ut cessio bonorum ad-
mittatur, notum est.
Druck von lireitkopf & Barte] in Leipzig.
BERICHTE
ÜBER DIE
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH - HISTORISCHE (LASSE.
FÜNFUNDDRELSSR1STER BAND.
1883.
MIT DR Dl TAFELN.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
INHALT.
Seite
G. Voigt, Über die Lucretia- Fabel und ihre literarischen Ver-
wandten 1
K. B rüg mann, Über <?pa, dp, pd und litauisch ir 37
Fleischer, Beiträge zur arabischen Sprachkunde. (Neunte Fort-
setzung) 71
.Milchsack, Zwei neuaufnefundene Bruchstücke einer Handschrift
der Gedichte Walther's v. d. Yogelweide 145
H. Heydemann, Analekten zu den Kunstdarstellungen aus der
Niobesage. Mit 3 Tafeln 159
K. Brugmann, Zur Syntax der indogermanischen Sprachen, beson-
ders des Griechischen 169
Protector der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglied.
Seine Excellenz der Staatsminister des Cultus und öffentlichen
Unterrichts, Herr Carl Friedrich von Gerber.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Friedrich Zarncke in Leipzig, Secretär
der philol.-histor. Classe.
- Professor Adolf Ebert in Leipzig, stellvertretender Secretär
der philol.-histor. Classe.
- Geheimer Hofrath Georg Curtius in Leipzig.
Professor Georg Ebers in Leipzig.
Alfred Fleckeisen in Dresden.
Geheimer Hofrath Heinrich Leberecht Fleischer in Leipzig.
Professor Gustav Hartenstein in Jena.
Hofrath Max Heinze in Leipzig.
1883.
II
Herr Geheimer Hofrath und Universitäts-Oberbibliothekar Chri-
stoph Ludolf Ehrenfried Krehl in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Ludwig Lange in Leipzig.
- Professor August Leskien in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Johannes Adolph Overbeck in Leipzig.
- Otto Ribbeck in Leipzig.
- Geheimer Rath Wilhelm Röscher in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Anton Springer in Leipzig.
- Johann Ernst Otto Stobbe in Leipzig.
- Professor Georg Voigt in Leipzig.
- - Moritz Voigt in Leipzig.
- Ernst Windisch in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der philologisch-
historischen Classe.
Herr Professor Johann Gustav Droysen in Berlin.
- Hermann Alfred von Gutschmid in Tübingen.
- Theodor Mommsen in Berlin.
- Geheimer Regierungsrath Hermann Sauppe in Göttingen.
- Kirchenrath Eberhard Schrader in Berlin.
- Professor Gustav Seyffarth in New-York.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Geheimer Hofrath Carl Friedrich Wilhelm Ludwig in
Leipzig, Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Adolph Mayer in Leipzig, stellvertretender
Secretär der mathem.-phys. Classe.
- Professor Christian Wilhelm Braune in Leipzig.
III
Herr Oberbergrath Hermann Credner in Leipzig.
- Geheimer Rath Moritz Wilhelm D robisch in Leipzig.
- Professor Gustav Theodor Fechner in Leipzig.
- Geheimer Hofrat h Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig.
- Professor Wilhelm His in Leipzig.
- Felix Klein in Leipzig.
- Johann August Ludwig Wilhelm Knop in Leipzig.
- Geheimer Hofrath Hermann Kolbe in Leipzig.
- Rudolph Leuckart in Leipzig.
- Professor Carl Neumann in Leipzig.
- Wilhelm Scheibner in Leipzig.
- Geheimer Hofrath August Schenk in Leipzig.
- Oskar Schlömilch in Dresden.
- Gustav Wiedemann in Leipzig.
Professor Wilhelm Wundt in Leipzig.
- Geheimer Bergrath Ferdinand Zirkel in Leipzig.
Ordentliche auswärtige Mitglieder der mathematisch-
physischen Classe.
Herr Professor Heinrich Richard Baltzer in Giessen.
- Geheimer Hofrath Carl Gegenbaur in Heidelberg.
- Professor Adalbert Krüger in Kiel.
- Regierungsrath Samuel Friedrich Nathanael v. Stein ii
Prag.
- Geheimer Hofrath Wilhelm Weber in Göttingen.
Yerzeichniss
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften im Jahre 1883 eingegangenen Schriften.
Von gelehrten Gesellschaften , Universitäten und öffentlichen
Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Abhandlungen der Kg!. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. Aus d. J. 4882.
Berlin 1883.
Sitzungsberichte der Königl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1882,
No. 39—54. 1883, No. 1—37.
Politische Correspondenz Friedrichs d. Gr. Bd. 9. 10. Berlin 1882. 83.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-histor. Cl. Bd.
100 (1882), Heftl. 2. Bd. 101 (1882), Heftl. Wien 1882.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. Bd. 85
(1882), Abth. I, Heft 1—5. Abth. II, Heft 3—5. Abth. III, Heft 1—5.
Bd. 86 (1882), Abth. II, Heft 1. Abth. III, Heft 1. 2. Wien 1S82. —
Register zu den Bänden 81—85 (X). Wien 1882.
Anzeiger der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-phys. Cl. Jahrg.
1882, No. 23—28. Jahrg. 1883, No. 1—25.
Almanach d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. 1882. Jahrg. 32. Wien 1882.
Archiv für Österreich. Geschichte. Herausg. v. der zur Pflege Vaterland.
Geschichte aufgestellten Commission der Kaiserl. Akad. d. Wissensch.
Bd. 64, 1. Hälfte. Wien 1882.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang 1882, No. 12
— 18. Jahrg. 1883, No. 1—9.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1882, Bd. 32, No. 4.
Jahrg. 1883, Bd. 33, No. 1—3. Wien 1882. 83.
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. 18S2. Bd. 25
(N. F. Bd. 15). Wien 1882.
Verhandlungen der k. k. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien.
Jahrg. 1882. Bd. 32. Wien 1883.
Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. 6. Folge.
Bd. 11, vom J. 1881 und 1882. Prag 1882.
Jahresbericht der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, ausge-
geben am 17. Juni 1881. Prag d. J.
Sitzungsberichte der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in
"Prag. Jahrg. 1881. Prag 1882.
Astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen an der
k. k. Sternwarte zu Prag im J. 1882. Jahrg. 43. Hrsg. von C. Horn-
stein. Prag 1883.
Personalstand der k. k. Deutschen Karl-Ferdinands-Universität zu Prag zu
Anfang d. Studienj. 1883/84. Prag 1883.
Zwanzigster Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Für das Yereinsjahr 1881 — 82. Prag 1882.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 21, No. 1—4. Prag 18S2. 83. — Lohr, 0., Register zu Bd.
1 — 20 der Mittheilungen. Prag 188-2
Mitglieder-Verzeichniss des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böh-
men. 1882.
Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaft. Im Auftrag des Vereines »Lotos«
hrsg. von Ph. Knoll. N. F. Bd. 3 und 4 (der ganzen Reihe 31. u.
32. Bd.;. Prag 1883.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Hrsg. von dem
historischen Vereine für Steiermark. Jahrg. 19. Graz 1883.
Mittheilungen des histor. Vereines für Steiermark. H. 31. Graz 1883.
Krones Ritter von Marchland, Festrede aus Anlass der 600 jähr.
Habsburg-Feier der Steiermark gehalten in der Festversammlung d.
histor. Vereines am 30. Juni 1883. Graz d. .T.
Viestnik Hrvatskoga arkeologickoga Druztva. Godina 5, Br. 1 — 4. U Za-
grebu 1883.
Personalstand u. Ordnung d. öffentl. Vorlesungen an der k. k. Franz-Josefs-
Universität zu Czernowitz im Winter-Sem. 1883/84.
Erdölyi Muzeum. Az Erd. Muzeum egylet tört. szakosztälyänak közlönye.
Szerkesti Finäly Henr. IX. evfolyam (1882), sz. 9. 10. Kolozs-
värt d. J.
Abhandlungen der histor. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. 16
(in d. Reihe d. Denkschr. der LVli. Bd.), Abth. 2. 3. Bd. 17 in d.
Reihe d. Denkschr. d. LVIII. Bd.), Abth. 1. München 1882. 83.
Abhandlungen der mathem.-plrysik. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wissensch.
Bd. 14 (in d. Reihe d. Denkschr. d. L. Bd.), Abth. 2. München 1883.
Abhandlungen der philosoph.-philolog. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. Bd. 16 (in d. Reihe d. Denkschr. d. LV. Bd.), Abth. 3. Mün-
chen 1S82.
Sitzungsberichte der mathem.-physikal. Cl. der k. bayer. Akad. d. Wiss.
zu München. Jahrg. 1882, °H. 5. Jahrg. 1883," H. 1. 2. München
1882. 83.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. zu München. Jahrg. 1882, Bd. 2, H. 2. 3. Jahrg. 1883,
H. 1—3. München 1882. 83.
Kuhn, E., Ueber Herkunft u. Sprache d. transgangetischen Völker. Fest-
rede z. Vorfeier des Allerh. Geburts- u. Namensfestes S. M. Lud-
wigs II. Königs von Bayern gehalten in d. öffentl. Sitzung der k.
bayer. Akad. d. Wiss. am 25. Juli 1881. München 1883.
Stieve. Fei., Churfürst Maximilian I. von Bayern. Festrede z. Vorfeier des
Allerh. Geburts- u. Namensfestes S. M. Ludwigs II. Königs v. Bayern
VI
gehalten in der öffentl. Sitzung der k. bayer. Akad. d. Wiss. am
29. Juli 1882. München 4 882.
Wölfflin, Edu., Gedächtnissrede auf Karl v. Halm, gehalten in d. öffentl.
Sitzung der k. bayer. Akad. d. Wiss. zur Feier ihres 124. Stiftungs-
tages am 28. März 1883. München 1883.
Vierundzwanzigste Plenarversammlung der histor. Commission bei der k.
bayer. Akad. d.Wissensch. Bericht des Secretariats. München 4 883.
Die historische Commission bei der k. bayer. Akad. d. Wissensch. 1858 —
1883. Eine Denkschrift. München 1883.
Meteorologische und magnetische Beobachtungen der k. Sternwarte bei
München. Jahrg. 1882. München 1883.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
Bd. 29, aus d. J. 1882. Göttingen 1882.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der
Georg-Augusts-Universität aus d. J. 1882. Göttingen d. J.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrag d. Oberlausitz. Gesellsch. d.
Wissensch. herausgeg. von Prof. Dr. Schönwälder. Bd. 58. Bd. 59,
H. 1. Görlitz 1882."" 83.
Zeitschrift des k. sächsischen statistischen Bureaus. Redig. v. V. Böhmert.
Jahrg. 28 (1882), H. 1 — 4. Jahrg. 29 (1883), H. 1. 2. Dresden 1883.
Jahrbuch des k. sächsischen meteorologischen Institutes. 4883, Lief. 1.
Leipzig 1883.
Dekadenbericht des k. sächsischen meteorologischen Institutes. 1883,
No. 24—31.
Vierteljahrsschrift der astronom. Gesellschaft. Jahrg. 18, H. 4 — 3. Leip-
zig 4 883.
Auwers, A. , Mittlere Oerter von 83 südlichen Sternen für 4875.0 zur
Fortsetzung d. Fundamental-Catalogs f. d. Zonen-Beobachtungen d.
astronom. Gesellschaft. Publication d. astronom. Gesellsch. XVII.
Leipzig 4 883.
Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Jahrg. IX
(1882). Leipzig 4883.
Codex diplomaticus Saxoniae Regiae. Im Auftrag der kgl. Sachs. Staats-
regierung herausg. von 0. Posse und H. Ermisch. II. Haupt-
theil, Bd. 7 (Urkundenbuch der Städte Kamenz und Löbau, herausg.
von H. Knothe. Bd. 4 2 (Urkundenbuch d. Stadt Fi eiberg in Sachsen,
herausg. von H. Ermisch. Bd. 4). Leipzig 4883.
Kgl. Sächsisches Polytechnikum zu Dresden. Ergänzung zum Programm f.d.
Studienjahr 4 882/83, enthalt, d. Verzeichniss d. Vorlesungen f. d.
Sommersem. 4 883! — Programm f. d. Studienjahr, bezieh. Winter-
sem. 1883/84. — Regulativ für die Diplomprüfungen am K. Poly-
technikum. Dresden 1883.
Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde in Dresden. Sitzungs-
periode 1882—83. Dresden 1883.
Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftl. Gesellschaft
Isis in Dresden. Herausg. v. C. Bley. Jahrg. 1882, Juli — Dec. Jahrg.
1883., Jan.— Juni. Dresden 1883.
Jahresbericht der Fürsten- u. Landesschule Meissen vom Juli 1882 — Juli
1883. Meissen 1883.
VII
Bericht über die im Jahr 1882 den Herzogl. Sammlungen zugegangenen
Geschenke. Gotha 1883.
Pertsch, Wilh., Die arabischen Handschriften der Herzogl. Bibliothek zu
Gotha. Auf Befehl S. H. des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-
Gotha verzeichnet. Bd. 4, H. 2. Gotha 1883.
Zuwachs der Grossherzogl. Bibliothek zu Weimar in d. Jahren 1881 u. 1882.
Weimar 1883.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. XV,
No. 18. 19. Jahrg. XVI, Xo. 1-17. Berlin 1882. 83.
Für twän gier, A., Der Goldfund von Vettersfelde. 4 3. Programm zum
Winckelmannsfeste der Archaeologischen Gesellschaft zu Berlin.
Berlin 1883.
Publicationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Bd. 3.
Potsdam 1883.
Sechzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Verände-
rungen der Gesellschaft im J. 1882. Breslau 1883.
Xova Acta Academiae Carolinae Leopoldinae Caesareae German. naturae
curiosorum. T. 44. Halis1883.
Leopoldina. Amtliches Organ der kais. leopoldinisch-carolinisch-deutschen
Akademie der Naturforscher. Heft XVIII, No. 23. 24. Heft XIX,
No. 1—20. Halle 1883.
Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. 15, H.2 — 4.
Bd. 16, H. 1. Halle 1881—83.
Bericht über die Sitzungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle im
.1. 1880. 1881. 1882.
Zeitschrift f. d. gesammten Naturwissenschaften, redig. von C. G. Giebel.
Dritte Folge. 1881. Bd. 6 (der ganzen Reihe 54. Bd.). Berlin 1881. —
Zeitschrift für Naturwissenschaften. Originalabhandlungen u. Be-
richte. Hrsg. vom Naturwiss. Verein f. Sachsen und Thüringen in
Halle. 4. Folge (Fortsetzung d. Zeitschrift f. d. gesammten Natur-
wiss.), Bd. I, 1882 (d. ganzen Reihe 55. Bd.). Bd. 2, 1883 d. ganzen
Reihe 56. Bd.), H. 1—4. Berlin u. Halle 1882. 83.
Schriften der Universität zu Kiel aus d. J. 1881/82. Bd. 28. Kiel 1882. —
Chronik d. Universität Kiel 1882; Verzeichniss d. Vorles., Winter
1882 83, Sommer 1883; Personalverz. Sommer 1882, Wint. 1882/83.
Blass, De Gemino et Posidonio. Ders., Einiges a. d. Geschichte
d. Astronomie im Alterthum. 17 Inaug.-Dissertationen.
Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die
physikalischen Eigenschaften der Ostsee u. Nordsee u. die Fischerei.
Jahrg. 1882, Heft 'l— 9. Berlin 1883.
Vierter Bericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der
deutschen Meere in Kiel, für die Jahre 1877—81. Jahrg. VII — XI.
Abth. 2. Berlin 1883.
Schriften der physikal. -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Jahrg.
23 (1882), Abth. 1. 2. Königsberg 1882. 83.
Beiträge zur Naturkunde Preussens. Hrsg. von der K. physikal. -ökono-
mischen Gesellschaft zu Königsberg. I — 5. Königsberg 1868 — 82.
31. u. 32. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover f.
d. Geschäftsjahre 1880—82. Hannover 1883.
VIII
Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a.M. für das Rechnungs-
jahr 1881—1882. Frankfurt a. M. 1883.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. H.73 — 75.
Bonn 1882. 83.
10. Jahresbericht des Westfälischen Provinzial-Vereins für "Wissenschaft u.
Kunst pro 1881. 1 1 . Jahresbericht pro 1882. Münster 1 882. 83.
Sitzungsberichte der physikal. -medicinischen Societät in Erlangen. Heft 14
(Nov. 1881— Aug. 1882). Erlangen 1882.
Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. 1882. Nürn-
berg 1883.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des Germanischen Mu-
seums. N. F. Jahrg. 29. Nürnberg 1882. — 28. Jahresbericht des
Germanischen Nationalmuseunis.
Festschrift zur dritten Säcularfeier der Alma Julia Maximiliana gewidmet
von der Medicinischen Facultät Würzburg. Bd. 1. 2. Leipzig 1882.
Verzeichniss d. Vorlesungen welche an der K. Bayer. Julius-Maximilians-
Universität zu Würzburg im Sommer-Sem. 1883 gehalten werden.
Sitzungsberichte der physikal. -medicin. Gesellschaft in Würzburg. Jahrg.
1882. Würzburg 1882.
Verhandlungen der physikal.- medicin. Gesellschaft- in Würzburg. N. F.
Bd. 17. Würzburg 1883.
Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Herausg. von
d. Kgl. Statist.-topogr. Bureau. Jahrg. 5 (1882), H. 1— 4. Stuttgart
1882.
21 . und 22. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde. Giessen 1882. 83.
22. und 23. Bericht über die Thätigkeit des Offenbacher Vereins für Natur-
kunde in d. Vereinsjahren 1880 — 82. Offenbach 1883.
Verhandlungen des naturhistor. -medicin. Vereins zu Heidelberg. N. F.
Bd. 3, H. 2. Heidelberg 1882.
Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Lin-
thal d. 11 — 13. Sept. 1882 (65. Jahresversammlung). Jahresbericht
1881/82. Glarus 1882.
Archives des sciences physiques et naturelles, Nov. 1882: Compte-rendu
des travaux presentes ä la 65. Session de la Sociele Helvetique des
sciences naturelles reunie ä Linthal les 11 — 13. sept. 1882. Geneve
1882.
Neue Denkschriften der allgemeinen Schweiz. Gesellschaft f. die gesanimten
Naturwissenschaften. Bd. 28, Abth. 3. Basel 1883.
Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus d. J. 1882.
H.1. 2 (No. 1030 — 1056). 1883, H. 1 (No. 1 057— 1063). Bern 1882. 83.
Elfter u. Zwölfter Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft
von Graubünden. Jahrg. 1881. 1882. Chur d. J.
Jahresbericht d. naturforschenden Gesellschaft Graubündens. N. F. Jahrg.
26. Vereinsjahr 1881/82. Chur 1883.
M6moires de la Societe de physique et d'histoire naturelle de Geneve.
T. XXVIII, P. 1. Geneve 1882—83.
Bulletin des travaux de la Societe Murithienne du Valais. Annees 1881
et 1882. Fase. 11. Neuchatel 1883.
IX
Verhandelingen d. Kon. Akad. v. Wetenschappen. Afdeel. Letterkunde.
Deel XV. Amsterdam 4 883. — Afdeel. Natuurkunde. Deel XXII.
Amsterdam -1 883.
Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akad. v. Wetensch. Afdeel. Letter-
kunde. II. Reeks, Deel 11. Amsterdam 1S82. Afdeel. Natuurkunde.
II, Reeks, Deel 17. Amsterdam 1882. — Naam- en zaakregister op
de Versl. en Meded., Afd. Letterk., D. 1 — 12. Amsterdam 1882.
Jaarboek van de Kon. Akad. v. Wetensch. gevestigd te Amsterdam, voor
1881.
Processen-verbaal van de gewone Vergaderingen d. Kon. Akad. v. We-
tensch. te Amsterdam. Afdeel. Natuurkunde. Mei18S1 — April1882.
Esseiva, Petr. , Tobiae junioris peregrinatio. Carmen praemio aureo
ornatum in certamine poetico Hoeufftiano. Acced. duo carmina
laudata. Amstelod. 1882.
Nederlandsch kruidkundig Archief. Verslagen en Mededeelingen der
Nederlandsche botanische Vereeniging. Ser. II. Deel 4, St. 1.
Nijmegen 1883.
Catalogus der bibliotheek van de Nederlandsche botanische Vereeniging.
Nijmegen 1 883.
Questions mises au concours par la Society des arts et des sciences
etablie ä Utrecht, 1883.
Berigten van het Historisch Genootschap te Utrecht. Deel I, St. 1. 2. II, 1.
III, 1. 2. Y, 1. 2. VI (IL Ser., 1), 1. 2. VII, 1. 2. Utrecht 1846—63.
Kronijk van het Historisch Genootschap te Utrecht. Jaarg.2 (1846) — 5(1849).
6—10 (=11. Serie). 11—15 (III. Ser., 1—5). 16—20 (IV. Ser., 1—5).
21—25 (V. Ser., 1—5). 26—31 (VI. Ser., 1—6). Utrecht 1846—76.
— Register v. Jaarg. 1846 — 54, Deel 1. 2. Utrecht 1857.
Codex diplomaticus Neerlandicus. Uitgeg. door het Historisch Genootschap
gevestigd te Utrecht. Deel I, Afl. 1. 2. IL Ser., Deel II, 1. 2. III, 1 . 2.
IV, 1. 2. V. VI. Utrecht 1848—63.
Register op de onderwerpen behandeld in de Kronijk, Berichten en den
Codex diplomaticus, uitgeg. door het Historisch Genootschap te
Utrecht. Utrecht 1877.
Werken van het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht. N. S. 1 — 26.
27. 27b. 28—35. Utrecht 1864—83.
Bijdragen en Mededeelingen van het Historisch Genootschap gevestigd te
Utrecht. Deel 1—6. Utrecht 1878— 83.
Katalogus der boekerij van het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht.
3. uitgave. Utrecht 1872. — Supplement-Katalogus derderde uitgave.
Utrecht 1882.
Geer, Jhr. Mr. B. J. L. de, De Strijd der Friezen en Franken. Eene voor-
lezing. Uitgeg. door het Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht.
Utrecht 1S50.
Onderzoekingen gedaan in het Physiol. Laboratorium d. Utrechtsche
Hoogeschool. Uitg. door F. C. Donders en Th. W. Engel-
mann. 3. Reeks, VIII. Utrecht 1883.
Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles, publikes par
la Societe Hollandaise des sciences ä Harlem. T. 17, Livr. 3 — 5.
T. 18, Livr. 1. Harlem 1882. 83.
Archives du Musee Tevler. Ser. II, P. 3. Harlem 1882.
Sande Bakhuyzen, H. G. v. d., Catalogus van de boeken aanwezig in
de bibliotbeek der Sterrenwacht te Leiden. Suppl. I: 1877 — 1. Jan.
1879. II: 1879 — 1. Juli 1882 (Bijvoegsel bij de Annalen der Sterren-
wacht). 's Gravenhage 1881. 82.
Programme de la Societe Batave de philosophie experimentale de Rotter-
dam, 1882.
Becueil des memoires et des travaux publies par la Societe Botanique du
Grand-DuchedeLuxembourg. No. 6 — 8. 1880 — 82. Luxembourg1882.
Annuaire de l'Academie R. des sciences, des lettres et des beaux-arts de
Belgique. 1882 (Annee XLVIII). 1 883 (Annee XLIX). Bruxelles d. J.
Bulletins de l'Academie R. des sciences, des lettres et des beaux-arts de
Belgique. Annöe 50 (1881), 3. Ser. T. 1 . 2. Annee 51 (1882), 3. Ser.
T. 3. 4. Annee 52 (1883), 3. Ser. T. 5. Bruxelles d. J. — Tables
geniales du recueil des Bulletins, II. Ser. T. 21—50 (1867—80).
Bruxelles 1883.
Memoires de l'Acad. R. des sciences , des lettres et des beaux-arts de
Belgique. T. 43, P. 2. T. 44. Bruxelles 1882.
Memoires couronnes et autres Memoires publ. p. l'Academie R. des scien-
ces, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Collection in-8°.
T. 31. 33 — 35. Bruxelles 1881 — 83.
Memoires couronnes et Memoires des savants etrangers, publ. p. l'Acad.
R. des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. T. 4 4.
Bruxelles 1882.
Annales de la Sociöte entomologique de Belgique. T. 26. Bruxelles 18S2.
Bullettino dell' Instituto di corrispondenza archeologica per l'anno 1882,
No. 11. 12 (und Elenco de' participanti alla fine dell' anno 1882).
1883, No. 1—11. Roma 1883.
Atti della R. Accademia de' Lincei. Anno CCLXXIV (1876—77), Ser. II,
Vol. 8. Roma 1 883. — Memorie della classe di scienze fisiche, matem.
e naturali. Anno CCLXX1X (1 881— 82), Ser. III, Vol. 11— 13. Roma
1882. — Transunti Ser. III. Vol. 7, Fase. 1—15. Roma 1882. 83.
Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di scienze
matem. e naturali. Vol. 14 (Ser. III, Vol. 5), Fase. 3. Milano 1881.
Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Ser. IL Vol. 14.
— Programma dei concorsi ai premj proposti 1882.
Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XVIII, Disp. 1 — 7.
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Memorie della R. Accademia delle scienze di Torino. Ser. II, T. 34.
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Rollettino meteorologico ed astronomico dell' Osservatorio della R. Univer-
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Annali della R. Scuola normale superiore di Pisa. Vol. 6 (Scienze fisiche e
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Processi verbau della Societa Toscana di scienze naturali residente in Pisa.
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Veneto e trad. dall' Inglese p. cura dello stesso Istituto (Appendice
al T. 7 della V. Serie degli Atti). Venezia 1882.
XI
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Venezia 1882.
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Royal Institution of Great Britain. List of the members 1882, with the report
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Proceedings of the London Mathematical Society. Vol. 13, No. 186 — 88.
193. 94. Vol. 14, No. 195—208. — List of members 9*h Nov. 1882.
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By Reg. Stuart Poole. London 1883. — The Ptolemies, kings of
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Proceedings of the Cambridge Philosophical Society. Vol. 4, P. 2 — 5. Cam-
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Transactions of the Cambridge Philosophical Society. Vol. 13, P. 2. Cam-
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The Transactions of the R. Irish Academy. Vol. 27 (Polite literature and
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The scientific Proceedings of the R. Dublin Society. N. Ser. Vol. 3, P. 5.
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Journal de l'Ecole polytechnique, publ. p. le Conseil d'instruction de
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y Junio de 1879 bajo las ordenes del General D. Julio A. Roca. En-
trega I. Zoologia. II. Botanica. III. Geologia. Buenos Aires 1881 .
Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van kunslen en weten-
schappen. Öeel 42,. Stukl. Batavia188l.
Notulen van de algemeene en bestuurs-vergaderingen van het Bataviaasch
Genootschap van kunslen en wetenschappen. Deel 20 (1882), No.
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Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde , uitgeg. door het
Bataviaasch Genootschap van kunsten en wetenschappen. Deel 27,
Afl. 6. Deel 28, Afl. 1—4. Batavia, 's Hage 1882. 83.
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Genootschap van kunsten en wetenschappen. 2dedruk. Batavia 1877.
Francken, J. J. C, en C. F. M. de G rijs, Chineesch-hollandsch Woor-
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von Karlovitz. Prag 1880.
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Grabowsky. Verzeichnet u. besprochen von W. Blasius (Sep.-A.).
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u. mit eigenen Zusätzen versehen von C. Hennig. Wien 1884.
ÖFFENTLICHE GESAMMTSITZUNG
AM 23. APRIL 1883
ZUR FEIER DES GEBURTSTAGES SR. MAJESTÄT DES KÖNIGS.
Herr G. Voigt las über die Lucret ia- Fabel und ihre lite-
ra Tischen Verwandten .
Es giebt Fabelstofl'e, die aus den einfachsten Formen des
familiären Lebens, aus den unvermeidlichsten Konflikten des
geselligen Vereins, aus den Bedingungen der den Menschen
umgebenden Natur wie von selbst zu entspringen scheinen.
Sie treten daher bei den verschiedensten Völkern , ist nur die
Kulturhöhe eine annähernd gleiche, in ähnlicher Gestalt und
mit verwandten Zügen auf. Sie begnügen sich gern mit der
mündlichen Ueberlieferune und leben als Märchen fort. Die
Wissenschaft sammelt sie wohl und stellt ihre Motive in Ver-
gleichung, aber ihre Entstehung und die Stadien der Fortpflan-
zung bleiben dunkel. Man tröstet sich damit, in ihnen zeitlose
Erzeugnisse des dichtenden Volksgeistes zu sehen.
Andere Erzählungsstoffe dagegen verdanken ihren Ursprung
offenbar einer begabten Phantasie, einer künstlerischen Absicht.
Sie fesseln durch anregende, frappante Züge und geschickte
Kombinationen. Gern knüpfen sie an bekannte Ereignisse an,
deren Hintergrund ihnen erhöhte Wahrscheinlichkeit giebt. Sie
werden auf einer gewissen Stufe der Bildung zum Eigenthum
der Literatur und wandeln nun auf festeren Bahnen fort, die
dem Blicke des Forschers zugänglich sind.
Es ist ein Fabelkreis der letzteren Art, den wir hier be-
sprechen, dessen im Laufe der Jahrhunderte gewandelte Lite-
1883. 1
raturtypen wir aufweisen möchten: das Motiv von der
durch Aufopferung des Lebens geretteten weib-
lichen Keuschheit, der jungfräulichen Reinheit wie der
Gattentreue. Die entschlossene Hingabe des Lebens, um ein
ideales Gut zu retten oder seinen Verlust zu sühnen, setzt schon
ein zarteres Empfinden voraus, eine Stellung der Frau, die der
Keuschheit sittlichen Werth zuspricht, einen Heroismus, der
ein höheres Gut kennt als das Leben. Die barbarische Denk-
weise würde sich mit Genugthuung oder Rache begnügen. Wir
haben daher nach unserer Fabel nicht in dem Märchen- und
Sagenschatze des Orients, nicht bei den Völkern der halben
Civilisation zu suchen. Wir erwarten sie nur bei den klassi-
schen Nationen, ja in der ethischen Blüthe nur bei den christ-
lichen. Nur hier ist eine literarische Ueberlieferung von Stadt
zu Stadt , von Volk zu Volk vorhanden und in manchem Falle
noch nachweisbar.
Bei den Griechen ist die heroische Wahrung der Frauen-
ehre keineswegs ein Stoff, dessen sich die Dichter oder Roman-
schreiber mit Vorliebe angenommen hätten, so bequem bei letz-
teren die beliebten Land- und Seeräubergeschichten dazu den
Anlass bieten mochten. Im Roman wie unter den Schulthemen
der Rhetoren kommen wohl Fabeln vor, die in ihrer erotischen
und sentimentalen Färbung auf einen solchen Ausgang hinzu-
drängen scheinen, aber es fehlt mit der sittlichen Voraussetzung
der Sinn dafür. Die Jungfrau, die von Seeräubern entführt
und an einen Kuppler verkauft, sich aller Angriffe auf ihre Tu-
gend erwehrt, tödtet zuletzt in ihrer Noth nicht sich selber,
sondern einen zudringlichen Soldaten •) . Dennoch ist die Nei-
gung, solche Stoffe zur Ausmalung von Leidenschaften und zur
Einfügung von Kunstreden zu benutzen, moralische Kontrover-
sen an sie zu knüpfen, offenbar aus dem hellenistischen Roman
in die Heiligenlegenden der christlichen Zeit übergegangen. In
beiden Fällen sind die syrischen und ägyptischen Lande der
liebste Schauplatz.
Am nächsten scheint eine Erzählung unserem Gebiet anzu-
gehören, die Pausanias , der Perieget und Sagen forscher, uns
aufbewahrt und die er wohl als Lee;ende am Grabmal bei dem
1) Seneca, Controv. I, 2. E. Rohdk, Der griechische Roman und seine
Vorläufer. Leipz. 1876, S. 337. 340.
boiotischen Leuktra vernommen1). Hier wohnte Skedasos mit
seinen jungfräulichen Töchtern Molpia und Hippo. Sie wur-
den in seiner Abwesenheit von drei mit Namen bekannten La-
kedaimoniern mit Gewalt entehrt, und noch dazu unter Miss-
brauch des Gastrechtes. Sie erdrosselten sich aber sofort, weil
sie die Schande nicht überleben mochten2). Skedasos ging nach
Sparta, fand aber da kein Recht; nach Leuktra zurückgekehrt,
brachte er sich selber um. Aber vor der bekannten Schlacht
bei Leuktra rief Epameinondas den Skedasos und seine Töchter
an, als werde der Kampf um Rache für sie geführt werden.
Die Erzählung von den Töchtern des Skedasos war wohl
in Boiotien und sonst nicht wenig verbreitet. Der delphische
Gott gedachte ihrer in einem Orakelspruche 3). Plutarchos las
sie in zwei abweichenden Versionen, die er, zu einer grösseren
Erzählung combinirt, seinen Liebesgeschichten einverleibte4).
Nach der einen Version hießen die Töchter Hippo und Mile-
tia, nach der anderen Theano und Euxippe. Hier aber
wird gerade derjenige Zug der Fabel preisgegeben , der für
uns der wesentliche war. Die Töchter bringen sich nicht selbst
um. sondern werden von den beiden Schandbuben — hier sind
es nämlich nur zwei — ermordet und ihre Leichen in einen
Brunnen geworfen, wo sie nach der Heimkehr des Skedasos ein
Hund aufstöbert. Ueberhaupt liegt das Pathos der Erzählung
nicht in dem Tode oder gar dem Selbstmorde der Jungfrauen
an sich, sondern in ihrem Zusammenhange mit der Schlacht, in
der die Vorherrschaft Sparla's unterging, in der Rache der Göt-
ter. Dem Vater ist in Sparta sein Recht verweigert, er hat sich,
die Erinyen anrufend, den Tod gegeben. Die Niederlage der
Spartaner erfolgte gerade am Grabmal der Töchter des Skeda-
sos. So verschattet der grosse historische Hintergrund die Vor-
geschichte vom tragischen Loose der Jungfrauen.
Leider wird eine andere Fabel, die ganz und gar ein Typus
der Gattung ist und unverändert in die christliche Märtyrerge-
schichte übergegangen, uns nur sehr oberflächlich von Valerius
I Er leitet seine Erzählung Graeciae Descr. IX, 13, 3 mit einem iki-
ysxo ein.
2) oh y«o acpiaiv avexia ((pulvero rcc tr/s vßQEW?.
3) Kai uoi tmv Zxe&ccaov uiXerov dvanev&tt y.ovoc. Paus. IX,
44, I.
4) Amator. Narrat. 3 (Moralia ed. Wyttenbach T. IV)..
1*
Maxinaus berichtet1) . Die Griechin Hippo, von einer feind-
lichen Flotte gefangen , warf sich ins Meer, um durch den Tod
ihre Keuschheit zu retten. Wo ihr Leichnam ans Ufer gespült
worden, bedeckte ihn »bis auf diese Zeita einTumulus, die Grie-
chen aber feierten ihre Heiligkeit mit Lob und Ruhm. Wer
wollte sagen, ob dergleichen vorgefallen oder im Sinne des Ro-
mans erdichtet worden ! Es genügt, dass die That der Jungfrau
als des Ruhmes würdig gepriesen wurde. Sie steht aber unse-
res Wissens einzig da in der antiken Welt. Schon die alltäg-
liche Gewohnheit der Sklaverei und des Sklavenhandels stumpfte
die Empfindung ab, als könne ein kriegsgefangenes Mädchen
Anspruch auf Wahrung ihrer Ehre haben.
Es ist bekannt, dass bei den Römern die Strenge des
Familienlebens und die weibliche Keuschheit ungleich höher
galten als in der sinnlichen Griechenwelt. Ueber die Reinheit
der Jungfrau wachten hier schützend die väterliche Gewalt und
die Zucht der Matrone. Daher ist von den Mädchen im öffent-
lichen Leben Roms fast nie die Rede. Die That des Virginius,
der seiner Tochter die Rrust durchbohrte, um sie nicht dem
Gelüste des Decemvirn anheimfallen zu lassen , ist zwar auch
eine Rettung der Keuschheit, aber die Fabel, wie sie durch
Livius' Erzählung vulgat geworden , hat einen ganz anderen
Kern als die That der Griechin Hippo. Hier greift das sittliche
Recht im Widerstreite gegen Gewalt und Rabulisterei zur letz-
ten furchtbaren Zuflucht. Der Held ist hier der Vater, während
Virginia nur als willenloses Rechtsobjekt erscheint und passiv
ihr Schicksal über sich ergehen lässt. Und in diesem Sinne
lebte die Fabel fort2), die zuletzt Lessing zur dramatischen Ka-
tastrophe verwendete.
Von den Weibern der Teutonen, die in Marius' Ge-
fangenschaft gerathen, erzählt Valerius Maximus3), sie hätten
sich mit Stricken ums Leben gebracht, da ihnen versagt wurde,
an die vestalischen Jungfrauen geschenkt zu werden und bei
diesen keusch bleiben zu dürfen. Ist die Thatsache auch in
dieser generellen Form nicht haltbar, so entspricht sie doch der
1) Lib. VI de pudicitia Ext. 1.
2) So bei Valeiuus Max. VI, t : Virginius pudicae (filiae) interemptor,
quam corruptae pater esse maluit.
3) VI, 1 Ext. 3.
Bewunderung . welche die Römer in Wahrheit diesen keuschen
Heldinnen zollten. Weiteres Nachdenken hat indess diese ge-
schichtliche Erzählung nicht herausgefordert, in die spätere
Literatur ist sie nicht eingeflossen.
Das Keuschheitsideal der Römer ist bezeichnender Weise
nicht eine Jungfrau, sondern die Matrone Lucretia, die schon
deshalb nie vergessen wurde , weil an ihr Schicksal sich einer
der bedeutsamsten Wendepunkte im römischen Staatsleben
knüpfte. Es handelt sich hier nicht um die Kritik oder die
äusseren Züge der Erzählung, in denen die Ueberlieferung nicht
eine ganz gleichmässige ist. Wir übergehen daher die Darstel-
lung des Dionysios ') und ihre Abweichungen von der liviani-
schen. Der Grieche berichtet ganz ohne das Pathos des Livius,
ohne Sinn für die poetische Kraft der Fabel, ohne den Maßstab
der Moral an die Handlung Lucretia's zu legen, ist auch ohne
Einwirkung auf das literarische Fortleben des Vorganges ge-
blieben. Die Nachwelt wurde \on der schönen und schwuna-
vollen Erzählung des Livius beherrscht und angeregt. Dieser
aber hat sichtlich bereits einige Mühe, den Selbstmord der Rö-
merin zu erklären und zu rechtfertigen. Die Römer der älteren
Zeit sahen in demselben wohl nur den Ausfluss eines hohen
Schamgefühls, indem Lucretia als Geschändete zu leben nicht
erträgt. Dann erst tritt als weiteres und stärkeres Motiv hinzu,
dass Lucretia ausser der Schändung auch die Schande ihres
Namens bei der Nachwelt zu fürchten hat; denn Tarquinius hat
ihr angedroht , neben ihren Leichnam den eines ermordeten
Sklaven zu legen, als sei sie in schmutzigem Ehebruche betrof-
fen. Dieser Hinblick auf die Nachrede der kommenden Ge-
schlechter ist nicht altrömisch. Cicero, der zum öfteren, aber
immer nur obenhin und meist im Zusammenhange mit der Be-
gründung der Republik von Lucretia spricht, bleibt bei der all-
gemeinen Anschauung , dass sie die Schmach der Schändung
durch freiwilligen Tod gesühnt2). Livius wird mit der Moral
der That nicht recht fertig ; er weiss nur mit rhetorischen
1) Dionys. Halic. IV, 64 — 67. Weitere Quellenangaben zur Geschichte
Lucretia's bei Schwegler, Rom. Geschichte Bd. I. S. 776, Note 5.
2) de fin. V, 22, 64 : quae per vim oblatum stuprum voluntaria rnorte
lueret. Andere Bezüge auf Lucretia. de fin. II, 20, 66, de re publ. II, 25,
47, de leg. II, 4, 10 sind noch farbloser. Aehnlich Seneca fragm. 69. 79
[Opp. ed. Frid. Haase vol. III, p. 431. 433). 1
6 -
Sophismen nachzuhelfen. Der Tod, lässt er Lucretia sagen,
solle ihr bezeugen, dass nur der Leib der Schande erlegen, der
Geist unschuldig sei. Vater und Gatte glauben ihr auch ohne
dieses Zeugniss : mentem peccare , non corpus, et unde consi-
lium afuerit, culpa m abesse. Sie aber bleibt bei dem Ent-
schlüsse zu sterben und appellirt zuletzt an ihren Beruf, den
künftigen Frauen Roms als Muster keuschen Sinnes vorangehen
zu müssen : ego me etsi peccato absolvo, supplicio non libero;
nee ulla deinde inpudica Lucretiae exemplo vivet. Wir werden
alsbald sehen, wie später die christliche Moral an die Schein-
gründe des Livius ihre Bedenken knüpft.
Die stoische Philosophie, wie die Römer sie in ihr Geistes-
leben aufgenommen, färbte auch die Anschauung des Livius und
blieb dann Jahrhunderte lang ein festes Bildungselement. Sie
war an sich sehr geneigt, den Selbstmord, wo er nur mit einer
Tugend im Zusammenhange stand, als einen heroischen und
ruhmwürdigen Akt anzusehen. Rechnen wir dazu den fortwir-
kenden Zauber der livianischen Darstellung, so erklärt sich
leicht, dass Lucretia fortan ausschliesslich im Lichte der stoi-
schen Keuschheitsheldin erschien, dass sie zum gefeierten Ty-
pus wurde und ein solcher bis heute geblieben ist. Deshalb
trugen auch wir kein Redenken , ihren Namen an die Spitze
dieser Abhandlung als einen repräsentativen zu setzen.
Wo von Lucretia und ihrer That die Rede ist, tritt uns nun
das feste Bild entgegen, wie es Livius den Geistern eingeprägt.
Gleich Ovidius *) folgt in den Umrissen der Erzählung ganz der
livianischen Tradition, nur dass er sie in seiner Weise mit einer
Fülle sinnlicher und lüsterner Züge ausstattet. Bei Valerius
Maximus eröffnet Lucretia das Kapitel de pudicitia als dux Ro-
manae pudicitiae und ihr männlicher Geist wird gepriesen. Den
Florus, Eutropius bleibt sie das Muslerbild der keuschen Ma-
trone2). In einem Gedichte, dessen Zugehörigkeit zur Antholo-
gie freilich zweifelhaft ist , hat sich die Thatsache, dass Lucre-
tia's Tod den Sturz des Königthums zur Folge hatte , schon in
die Anschauung umgesetzt , als habe sie neben ihrem persön-
lichen Nachruhm auch das Wohl des Vaterlandes im Sinne ge-
il Fast. II, 721—852.
2) Florus I, 1. Eutropius I, 8.
tragen1). Und in einem schon christlich gefärbten Epigramm
derselben Provenienz scheint Lucretia für ihre That sogar die
Seligkeit in Anspruch zu nehmen. Sie sagt, indem sie ihre
Brust mit dem Schwerte durchbohrt und der Blutstrom hervor-
bricht : Sanguis apud manes, spiritus ante deos 2). Noch Ter-
tullianus spricht in oberflächlicher Weise die hergebrachte heid-
nische Anschauung nach, einige Male so, als hätten Cicero's
Worte ihm unmittelbar vorgeschwebt3).
Ganz anders geht Augustinus vor. ein tiefer Kenner des
heidnischen Alterthums. aber nicht mehr der Sklave seiner
Autoritäten, ein spekulativer Kopf, der mit grosser Geistesge-
wandtheit seine eigenthümlichen Wege sich bahnt und mit
ebenso scharfem Blicke die Irrwege anderer erkennt. Er wid-
mete in seinem Buche vom Gottesstaate dem Selbstmorde , der
zur Wahrung der Keuschheit geschieht, und insbesondere dem
Falle der Lucretia eine Beihe von Erörterungen *) . Er scheint
dabei an eine Kontroverse anzuknüpfen , die diesen Fall als
Thema behandelt, wie ja auch sonst gern in den Rhetorschulen
die klassischen Gestalten der alten Geschichte als Uebungsbei-
spiele verwendet wurden. Die Frage, ob Lucretia eine keusche
Frau oder eine Ehebrecherin gewesen , scheint ihm kaum der
Besprechung werth. Er stimmt ganz dem Urtheil eines Anderen
bei, der darüber gesagt : Mirabile dictu, duo fuerunt et adulte-
rium unus admisit commisit?). Aber mit Entschiedenheit be-
streitet er das Recht Lucretia's zum Selbstmord, indem er auch
aus Virgilius (Aen. VI, 434 sq.) dessen Sündlichkeit nachweist.
Wer sich selbst tödtet, ist ein Mörder. Hoc fecit illa Lucretia,
1) Anthol. lat. 545 'Poetae lat. min. rec. Baehrens vol. IV, Lips. 1882,
p. 438):
Dicite cum melius cadere ante Lucretia posset,
Cur potius post vim maluit illa mori?
Dum pariter famae consulit et patriae !
2) ibid. 549. Noch Otto von Freising, der dieses Epigramm Chron. II,
9 anführt, findet seine Moral schön und bezeichnet Lucretia's That als ein
castitatis argumentum non parvum. — Die in den Inscriptiones regni Neap.
lat. ed. Mommsen , Lips. 1852, Inscr. falsae no. 372 mitgetheilte Inschrift,
die Collatinus Lucretiae pudoris et mulierum glorie etc. widmet, stammt
wohl erst aus der Zeit der Humanisten.
3) Ad martyras cap. 4, de exhort. castitatis cap. 13, de monogamia
cap. 4 6 (Tertulliani quae supersunt omnia ed. Oehler T. I, p. 11. 756. 787).
4) de civ. dei lib. I, cap. 17—28.
8
illa sie praedicata Lucretia innocentem, castam, vim perpessani
Lucretiam insuper interemit. Die stoische Maske , die man der
gefeierten That gegeben, wird schonungslos abgerissen, das
Streben nach Ruhm in der Nachwelt, das man Lucretia unterge-
legt, wird für nichtig erklärt. Dass sie sich selbst tödtete, non
est pudicitiae Caritas, sed pudoris infirmitas. Sie schämte sich
der fremden, an ihr begangenen Schandthat, et Romana mulier,
laudis avida nimium, verita est ne putaretur, quod vio-
lenter est passa cum viveret, libenter passa si viveret. Es ist
nicht Geistesgrösse, wenn jemand sich umbringt, weil er nicht
Schweres oder fremde Sünde ertragen kann. Es ist ein höherer
Geist, wenn jemand das gemeine menschliche Urtheil verachtet,
wenn er dem Lichte und der Reinheit des Gewissens folgt. Aus
demselben Grunde verwirft Augustinus auch den von den Hei-
den vielbewunderten Selbstmord des Cato von Utica, der Cä-
sar'sSieg nicht überleben wollte. So bekämpft die neue, christ-
liche Anschauung den falschen , im Spiegel des Nachruhms le-
benden Stoicismus.
Dennoch kann man durchaus nicht sagen, dass Augusti-
nus' scharfes Geistesschwert den moralischen Knoten für immer
zerhauen hätte. Emporius, ein Rhetor des 6. Jahrhunderts,
wählt den Fall der Lucretia nach wie vor als fieispiel einer De-
liberation x) . Mussle oder sollte sie sich wegen der erlittenen
Schmach tödten? Gewiss ist das erlittene Stuprum Schande.
Aber im Allgemeinen ist auch der Selbstmord ein bedenkliches
Unternehmen und von den »Göttern« verboten. So kann man
nach den Regeln der Kunst deliberiren. Wir werden nun sehen,
wie auch die christliche Moral, zumal im Orient, von der heid-
nischen Vorstellung lange beherrscht wurde, wie sie, ohne sich
um Lucretia zu kümmern, auf dem Gebiete der christlichen
Sagenbildung dennoch dem Ruhmesschimmer der Römerin
nachhing.
Es ist unleugbar, dass der Werth und die Feier der Keusch-
heit mit dem Christenthum und speziell mit dem monastischen
Wesen in ein neues und heiliges Licht traten. Ambrosius stellt
1) de deliberativa materia in den Rhetores latini minores ed. Halm,
Lips. 1863, p. 572.
9
einmal die Hochhaltung der Keuschheitstugend bei den Römern
der christlichen treffend entgegen. Bei jenen wird die Keusch-
heit durch Strafe und Furcht erzwungen wie bei den Vestalin-
nen , in anderen Fällen die Unkeuschheit sanktionirt wie bei
den Priestern der Kybele. 0 mysteria ! o mores! ubi necessi-
tas imponitur castitati, auctoritas libidini datur1).
Nun spielt die Keuschheit, die matronale, zumal aber die
jungfräuliche, in den Legenden und Märtyrergeschich-
ten eine hohe Rolle und wird oft und freudig durch den Tod.
den Tod nach eigenem Willen erkauft. Eusebios im 8. Buche
seiner Kirchenseschichte, wo er die diocletianische Christen-
Verfolgung erzählt, gab durch seine ausführliche Schilderung
der Foltern, Martern und asiatischen Grausamkeiten der Phan-
tasie eine gewaltige Anregung und Nachhülfe. Sie malt sich in
den Einzellegenden die Züge aus , die er meist doch nur aus
dunklem Hörensagen zu erzählen weiss. Was die griechischen
Mönche ersonnen, kam dann auch nach Italien und Frankreich
herüber, und so erscheinen oft die Heiligenlegenden des We-
stens in Aufbau und Ausschmückung dem spätgriechischen Ro-
man verwandt2). Wohl würde sich Manches, was unserem
Thema nahe Hegt, aus den Martyrologien und Chroniken aller
Zeiten und Länder zusammensuchen lassen, aber das grosse
Zeitopfer nicht lohnen. Hier kommt nur der engere Kreis der
typischen Legenden in Betracht, insbesondere derjenigen, die
durch Inhalt und Verbreitung einen höheren literarischen Werth
erlangt.
Eine der ältesten und beliebtesten Legenden der Art, die
an die grosse Verfolgung geknüpft werden, erscheint bei Euse-
bios3) noch in sehr einfacher und unsicherer Gestalt, war aber
schon deshalb sehr geeignet, durch Erweiterungen und Anhänge
der Hauptstamm eines legendarischen Cyklus zu werden. In
Antiocheia, erzählt Eusebios, hatte eine reiche, angesehene und
heilige Frau zwei schöne Töchter, die sie in Gottesfurcht erzo-
1) De virginibus üb. I, cap. 15.
2) S. Dunlop, History of fiction vol. III. London 1814, p. 6.
3) Hist. eccl. lib. VIII, cap. 12. Ganz an Eusebios schliesst sich die
Wiederholung der Legende bei Nicephorus Callistus Eccl. hist. lib. VII,
cap. 12 (Migne, Patrol. graec. T. 145), weshalb ich sie im Folgenden
übergehe.
10
gen. Bei der Verfolgung fiel sie mit ilinen in die Hände der
Soldaten. Sie schilderte ihnen die Gefuhr der Schändung als
die schrecklichste, aber auch als schrecklich, die Seelen dem
Dienste der Götzen hinzugeben. Sie ermahnte sie, ihre Zuflucht
bei dem Herrn zu suchen. Auf halbem Wege baten sie die Wa-
chen, ein wenig bei Seite gehen zu dürfen, und stürzten sich
dann, den Tod zu suchen, in den vorbeifliessenden Strom. Ob
auch die Mutter in derselben Weise den Tod gefunden, bleibt
in dieser Erzählung unklar ; da aber der Accent auf der Wah-
rung der Jungfräulichkeit ruht , scheint Eusebios die Mutter
nicht in das Martyrium einschliessen zu wollen.
Sein Uebersetzer Rufinus (Christ seit 371, — f— 4 1 0) hat be-
kanntlich mehr eine freie, oft recht willkürliche Bearbeitung
geliefert. Hier hatte er sicher nichts mehr vor Augen als den
Text des Eusebios. Die Namen der Märtyrer kennt er auch noch
nicht. Er lässt die Mutter, wie sie mitsammen auf dem Wagen
sitzen, der sie nach Antiocheia zurückführen soll, eine längere
Rede an die Töchter halten. Wiederum wird die Alternative
gestellt : man will uns, sagt die Mutter, entweder von Gott oder
von der Keuschheit trennen ; die Töchter sollen beides retten
und dem Beispiele der Mutter folgen, einen reinen und keu-
schen Tod sterben. In der Nähe des Flusses geben sie vor, aus-
steigen zu müssen , und suchen dann alle drei zusammen im
Flusse den Tod '). Bedeutsam wird die Fassung des Rufinus,
weil sie allein im Abendlande gelesen, aber auch weil sie, als-
bald ins Griechische zurückübersetzt, für die weitere Fortbil-
dung der Fabel von Einfluss wurde. Die Mutter ist nun die
lührende Heldin.
Natürlich blieb die Legende in Antiocheia selbst im lebhaf-
testen Andenken, und ein Antiochener, Joannes Chrysostomos,
berichtet uns, wie sie dort erzählt wurde. Zwei seiner Homi-
lien sind an dem Ehrentage der drei Märtyrerinnen gehalten,
die eine, wenn die Berechnung nicht täuscht, im Jahre 392 l) .
Chrysostomos entnahm seine Kunde wohl den umlaufenden Er-
1) Ecclesiasticae Historiae Eusebii Pamphili Libri novem Ruffino,
Aquilejensi interprete ed. Cacciari T. 1, Romae 1740, üb. VIII cap. 12.
2) Joannis Chrysostomi Opera omnia op. Montfaucon. Edit. Parisin.
alt. 1838, p. 756: De sanctis martyribus Bernice et Prosdoce virginibus,
et Domnina matre earum, Homilia panegyrica und. p. 771 : Concio in qua-
triduanum Lazarum et de ss. martyribus Domnina, Bernice et Prosdoce.
— - 11 —
Zählungen ; einen Nebenumstand, der zum Ganzen nicht recht
passen will, führt er mit rivsg de <paovv ein. Er nimmt über-
haupt zum Zwecke der Predigt nur die für ihn wesentlichen
Züge der Legende auf, deren Inhalt er bei den Hörern voraus-
setzen darf, da das Fest der drei Heiligen jährlich am 15. April
gefeiert wurde. Aber in den Ueberschriften beider Homilien
werden die Namen der Drei genannt: Domnina heisst die
Mutter, B e r n i k e und P ro s d o k e die Töchter. Vom Wohnort
und von der Zeit des Vorganges ist nicht speziell die Rede.
Aber dass Antiocheia ihre Heimath, verstand sich für die Hörer
von selbst, und indem der Prediger vom heftigen Kriege gegen
die Kirche spricht, zeigt er klar genug, dass er dieselben
Frauen meint, deren Eusebios bei der Diocletianischen Verfol-
gung gedacht. Dafür geben andere Städtenamen der Erzählung
einen festeren Halt.
Die Mutter mit den beiden jungfräulichen Töchtern , sagt
Chrysostomos, verliessen ihre Heimath und alles Ihre, um in der
Noth, welche die Männer zwang, Verräther selbst der Angehöri-
gen zu werden, ihre Seelen zu retten. Sie reisten nach Edessa,
das für frommer galt, wo die Christen treuer zusammenhielten,
wurden hier auch gern aufgenommen. Aber in Folge des bar-
barischen Ediktes, nach welchem die Männer die Gattinnen, die
Väter ihre Kinder anzugeben verpflichtet wurden , erschien
Domnina's Gatte mit Soldaten in Edessa. Die Frauen wurden
über Hierapolis zurückgeschafft. Unterwegs in der Nähe eines
Flusses, von dem die Soldaten, die auch berauscht waren, nicht
wussten, gelanges, sie zu täuschen, und zwar unter Beihülfe
des Vaters, über dessen zweideutige Stellung Chrysostomos bei
der Verschiedenheit der Berichte nicht ins Klare zu kommen
weiss. Sie stürzten sich in die Fiuthen des Stromes, die Mutter
in der Mitte, zu jeder Seite eine Tochter. So steht auch hier die
Mutter im Vordergrunde, Chrysostomos erkennt ihr ein doppel-
tes, ja ein dreifaches Martyrium zu, für sich und für jede der
beiden Töchter.
Sehr häufig, fast stehend tritt in unserem Legendenkreise
die sonderbare Alternative auf, als hätten diese christlichen
Jungfrauen die Wahl gehabt, die Unschuld zu wahren, wenn
sie den Götzen opferten, oder die Anfechtung des Glaubens ab-
zuwehren, wenn sie die Keuschheit preisgäben. Weil die jung-
fräuliche Reinheit von den Christen so heilig gehalten wurde,
12
schrieben sie den Heiden gern einen prinzipiellen Hass gegen
dieselbe, eine fanatisch gegen sie gerichtete Verfolgungssucht
zu. Jenes Dilemma trat bei Eusebios und Rufinus schon deut-
lich hervor, indem seine Erwägung Domnina in den Mund ge-
legt wird. Bei Chrysostomos kommt es nur insofern zur Gel-
tung, als durch den freiwilligen Tod sowohl Keuschheit als
Glauben der Töchter gerettet werden. Er scheint auch über die
Motive, welche die Frauen überhaupt zur Flucht aus Anliocheia
trieben, in verschiedener Weise berichtet zu sein. In der ersten
Homilie kommt er reflektirend auf die Frage, warum Domnina
sich und die Töchter nicht vor Gericht gestellt. Sie fürchtete,
sagt er, nicht die Qualen der Prozedur, sondern die auf ihre
Töchter gerichteten lüsternen Augen und die Gefahr für ihre
Jungfräulichkeit. In der zweiten Homilie aber heisst es: der
Tyrann, der überall die Frommen verfolgte — also doch wohl
Diocletianus selbst, der aber nicht in Antiocheia, sondern in Ni-
komedeia residirte — er war es auch, der den Töchtern nach-
stellte. Dieser ganz neue Zug. für den es in der ersten Homilie
an jedem Anhalt fehlt, verräth die bedenkliche Fruchtbarkeit
der Sagenbildung.
Ueber Antiocheia reichte der Kultus der heiligen Domnina
und ihrer Töchter wohl nicht viel hinaus. Wo sonst von ihnen
die Rede ist, liegt die eusebische Tradition zum Grunde. So bei
dem Mönche Georgios im 9. Jahrhundert : er kennt nicht die
Namen und lässt sogar die Frage offen, ob jene Frauen zu den
Märtyrern gerechnet werden l) . In die lateinischen Martyrolo-
gien sind die Namen schon in verstümmelten Formen und auf
einen anderen Festtag gesetzt übergegangen.
Im unmittelbaren Anschluss an die Erzählung von der
Mutter und den beiden Töchtern gedenkt Eusebios noch eines
andern jungfräulichen Schwesternpaares, das Glauben und
Keuschheit durch den Märtyrertod gerettet. Auch hier nennt er
keine Namen. Aber hier wurden die Schwestern von den
Götzendienern gezwungen, sich ins Meer zu stürzen2). Rufinus
1) tieqi iav CvTVr^oy £' ctfii&fjioivvai ei; {ittQTVfittp. Georgii mo-
nachi, dicti Hamartoli, Chronicon ed. de Muralto. Petropoli 1859, üb. 111,
cap. 172.
2) ftccXccxTi] q'mteiv ixLXevov ol iwc dnifAÖi'üiv fteganevicci. Dass
Eusebios ihre Geschichte nicht der vorigen analog ansieht, deutet er
schon bei dieser durch den Schlusssatz an: A'lde /uey ovv iccvTccs.
13
erzählt ihm genau dasselbe und in demselben Zusammenhange
nach, aber mit einer leichten Aenderung lässt er die Jungfrauen
sich freiwillig ins Meer werfen , so dass sie nun ohne Weiteres
Genossinnen von Bernike und Prosdoke werden1). Dass Antio-
cbeia, wo auch diese Scene spielt, nicht am Meere liegt, kümmert
beide Schriftsteller nicht. Da das zweite Paar niemals zu Na-
men, Legende und Festtag gediehen ist, liegt es wohl nahe,
Eusebios' Kunde auf einen Doppelbericht vom ersten Paare zu-
rückzuführen.
An die Domnina-Legende müssen wir noch eine andere
schliessen, die gleichfalls inAntiocheia spielt und dieselbe Ten-
denz, ursprünglich aber mit jener gewiss nichts zu thun hat.
Eusebios ist sie ganz unbekannt. Uns tritt sie zuerst wieder
aus zwei Homilien des Chrysostomos entgegen2), die ohne
Zweifel in Antiocheia selbst gehalten wurden. Ausdrücklich
wird in der ersten erwähnt, dass die ganze Stadt und alles Volk
die selige Pelagia alljährlich feiere, und das nach so langer
Zeit. Wiederum werden die Thatsachen nicht im Zusammen-
hange erzählt, im Ganzen vorausgesetzt, aber sie treten doch in
den grossen Zügen klar genug hervor.
Bei der jungfräulichen Christin Pelagia in Antiocheia stan-
den die rohen Soldaten vor der Thüre, um sie vor das Gericht
zu holen. Aber sie wusste auch, dass ihre Unschuld in dringen-
der Gefahr stand. Sie war allein unter den Henkern, ohne
Vater, Mutter oder sonstige Stütze. Sie wollte das Gericht und
die Bedrohung ihrer Ehre nicht erst erwarten, den Kranz der
Jungfräulichkeit wahren und zugleich die Krone des Martyriums
erlangen. Sie musste schnell ihren Entschluss fassen und ins
Werk richten. Sie täuschte die Soldaten, indem sie heiter, als
habe sie ihren Sinn geändert, zu ihnen heraustrat und nur bat,
erst ihr bräutliches Gewand anlegen zu dürfen, bevor sie folge.
Als ihr das gestattet worden, eilte sie auf das Dach des Hauses
und stürzte sich von da herab, worauf ihr Gott sofort den Tod
\ | marinis se fluctibus demersere.
2) 1. s. c. p. 697: Homilia encomiastica in s. martyrem Pelagiam An-
tiochenam und p. 705: Homilia II in s. Pelagiam. Die zweite Homilie,
nur in lateinischer Sprache überliefert und von auffallender Kürze, führt
doch auch Chrysostomos' Namen und ist jedenfalls als Quelle der an-
tiochenischen Tradition von nicht minderem Werth, auch wenn sie ihm
nicht zugehören sollte.
14
schenkte. Die Homilien deuten nichts von ihrer Stellung und
Verwandtschaft an, insbesondere nichts von einem Zusammen-
hange mit Domnina, Bernike und Prosdoke, obwohl Chrysosto-
mos, wusste er von dergleichen, wohl Anlass hatte, darauf hin-
zudeuten. Denn er sagt, zu jener Zeit hätten Viele Aehnliches
gethan, sich von einem Abhänge gestürzt, oder ins Meer, oder
sich ein Schwert in die Brust gestossen oder sich mit einem
Strick erwürgt.
Wohl aber weiss Chrysostomos' Zeitgenosse im Westen,
Ambrosius1) Weiteres von der heiligen Pelagia. Nach ihm war
sie etwa fünfzehnjährig, soror virginum et ipsa virgo, aber sie
befand sich, als jene Gefahr ihr drohte, abseilte matre et soro-
ribus, vacua praesidio, sed deo plenior. Auch hier täuschte sie
die Soldaten, indem sie ein hochzeitlich Kleid anlegte. Als aber
die Verfolger sahen, dass ihnen ihre Beute entgangen, matrem
et sorores coeperunt quaerere, die aber hatten ihre Keuschheit
bereits torrente fluvio gerettet, in dem sie zusammen den Tod
gefunden. Wer wollte da leugnen, dass Ambrosius die Pelagia
für eine dritte Tochter Domnina's gehalten, dass die beiden an-
tiochenischen Legenden durch ihn oder jemand vor ihm com-
binirt worden. Da nun auch die Zeit des Martyriums der Pe-
lagia nicht überall als die des Diocletianus angegeben wird,
mühen sich Baronius , die Bollandisten sowie die an Chryso-
stomos und Ambrosius anknüpfenden Kritiker ab, die Wider-
sprüche auszugleichen. Geht man von der objektiven Wahrheit
dieser legendarischen Thatsachen aus und tritt man an sie mit
der gläubig-concilialorischen Tendenz, so verkennt man die Na-
tur einer solchen Tradition, den dichterischen Charakter der
Lesende.
Ambrosius stellt, indem er von der heiligen Pelagia erzählt,
die Frage, oder vielmehr er lässt sie von seiner Schwester Mar-
cellina stellen, was von dem religiösen Verdienst derer zu hal-
ten sei, die sich von einer Höhe herab oder in einen Fluss ge-
stürzt, um nicht in die Hände der Verfolger zu fallen; denn die
heilige Schrift verbiete, sich selbst Gewalt anzuthun. Er wagt
aber nicht, den Glanz des Martyriums durch einen Zweifel an
seiner Berechtigung herabzusetzen. Wieder ist es zuerst Augu-
stinus, der von der hergebrachten Glorification nicht geblendet,
1) de virginibus lib. III, cap. 7.
15
ein selbständiges Urtheil geltend macht. Wo es sich nur im
Allgemeinen um die Jungfrauen handelt, die sich getödtet. um
nicht Schändung zu erleiden, wo er zunächst an die Fälle aus
der Zeit des Heidenthums denkt, ist er sich klar wie bei der
Kontroverse über Lucretia. Er will jenen Jungfrauen die Ver-
zeihung aus menschlichem Mitgefühl nicht versagen1), aber der
Selbstmord findet keine Rechtfertigung. Wenn die Keuschheit
ein geistiges Gut ist, wird sie durch die Gewaltthat eines Ande-
ren nicht verloren. Der nichtschuldige Theil hat keinen Grund,
sich durch freiwilligen Tod zu bestrafen. Christliche Frauen,
die solches erlitten , haben das Leben getragen und sind nicht
vom Gesetze Gottes gewichen. Habent quippe intus gloriam
castitatis, testimonium conscientiae. Dann aber kommt Augu-
stinus auf jene heiligen Frauen zu sprechen, die zur Zeit der
Christenverfolsuns den Gefahren ihrer Ehre durch den Tod im
Flusse zuvorgekommen und deren Martvrien in der katholischen
Kirche hoch gefeiert werden. Hier will er kein Urtheil wagen.
Denn er wisse nicht, ob das so ehrende Andenken, das gewisse
glaubwürdige Zeugen — wohl Eusebios und Ambrosius — ihnen
gewidmet, auf göttlicher Autorität beruhe. Haben jene Jung-
frauen auf göttlichen Befehl gehandelt, so könne man ihnen den
Gehorsam gegen einen solchen nicht als Verbrechen anrechnen.
Die Jungfrauen aber, die da leben und in gleiche Noth kommen
könnten wie jene Märtyrerinnen, verweist Augustinus nur auf
den wahren und grossen Trost des Gewissens, ja er warnt sie,
sich mit dem Gut ihrer Keuschheit nicht zu überheben und sich
von der Aussicht auf Lob und Ruhm bei den Menschen nicht
locken zu lassen2).
In die Zeit der Diocletianischen Verfolsung wird ein wei-
teres Jungfrauen -Martyrium verlegt, das sich dann später,
wenn auch mit einem Minimum von Recht, an den Namen einer
heiligen Euphrasia knüpft. Es soll auf dem Boden Nikome-
deias spielen, der kaiserlichen Residenz. Die Geschichte dieser
Euphrasia trägt mehr den Charakter eines hellenistischen oder
orientalischen Romans als den der Legende, ist auch der latei-
nischen Kirche immer fremd geblieben. Trotzdem bleibt sie
für unseren Zweck die bedeutsamste von allen ihren Schwestern ;
1) quis humanus adfectus eis nolit ignosci?
2) de civ. dei lib. I, cap. M. 18. 19. 26. 28.
16
denn sie wurde die Stammmutter einer Jahrhunderte lang fort-
lebenden und in die verschiedensten Länder verpflanzten Lite-
ratur-Fabel.
Zunächst ist hervorzuheben , dass Eusebios weder den Na-
men einer Euphrasia kennt noch von dem merkwürdigen Vor-
fall irgend etwas gehört hat. Er lebte zwar zur Zeit der Ver-
folgung in der Thebais, aber er widmet doch auch den Gräueln
von Nikomedeia einen grösseren Abschnitt seines Geschi chts Wer-
kes l) . Er erwähnt Anthimos, den Bischof der Stadt, der als
Blutzeuge Christi enthauptet, er spricht von anderen Märtyrern,
Männern und Frauen, die dort auf dem Scheiterhaufen ver-
brannt oder im Meere ertränkt worden. Aber von Euphrasia
oder ähnlichen Keuschheitsopfern, die auf ihre Gestalt gedeutet
werden könnten, weiss er absolut nichts. Ebensowenig finden
wir ihre Spur bei den Vätern der Kirche, den Griechen wie den
Lateinern. Erst bei dem Mönche Georgios, der seine Weltchronik
zur Zeit Kaiser Michael's III. schrieb und bis auf das Jahr von
dessen Regierungsantritt, bis 842 führte, taucht die sonderbare
Fabel auf2). Indem er den Bischof Anthimos mit hereinzieht,
dessen Märtyrerthum in Nikomedeia und zur Zeit der Verfolgung
des Diocletianus er recht gut kennt3), und indem er andere
Märtyrer aus derselben Zeit in Kürze aufführt, lässt er keinen
Zweifel, in welchen Zusammenhang er Euphrasia, deren Namen
er übrigens nicht nennt, stellen will. Der Inhalt der Fabel ist
folgender.
Unter jenen Märtyrern war auch eine herrliche Heilige4),
die ihre Jungfräulichkeit wohl bewahrt. Da keine Künste sie
bewegen können, den Dämonen zu opfern, wird sie einem Sol-
daten zur Schändung überliefert; Hesse sie ihn nicht zu, so
solle sie geköpft werden. In ihrer Noth fragt sie Anthimos, den
Bischof von Nikomedeia, um Rath, was sie wählen solle. Der
kluge Mann urtheilt: so göttlich es sei, die Unschuld zu wahren,
stehe doch die Glaubenstreue höher; wie es richtiger sei, das
Kleid zu verderben als den Körper, so müsse man lieber die
1) Hist. eccl. Hb. VIII, cap. 5. 6. 9. 13.
2) Georgii Monachi Chron. lib. III, cap. 173. Vgl. über ihn Ferd.
Hirsch, Byzantinische Studien. kLeipz. 1876, S. 2 ff.
3) Vgl. cap. 172.
4) yvvrj Tic leo(( xal 9-av/xaaia.
17
Seele retten und den Leib hingeben. Sie aber sinnt darauf,
beide Ziele zu erreichen, und die göttliche Gnade hilft ihr. Mit
dem Soldaten in ein Haus eingeschlossen , verspricht sie ihm
einen würdigen Lohn, wenn er sie schone. Sie giebt vor, eine
Zauberärztin (cpagnaxig) zu sein und verheisst ihm eine Salbe,
die ihn im Kriege unverwundbar machen werde. Da er ihr mit
Freuden den Versuch gestattet, bereitet sie die Salbe aus Wachs
und Oel, bestreicht damit ihren eigenen Nacken und fordert ihn
auf, zur Probe mit voller Kraft zuzuschlagen. Der Soldat — ein
dummer Tölpel, wie in diesen Legenden die Henkersknechte es
stets sind — schlägt ihr mit einem gewaltigen Streiche den
Kopf ab. So erwirbt sie zugleich die Krone des Martyriums und
der Keuschheit.
Georgios Kedrenos, der seine Weltchronik bis auf Kai-
ser Isaak Komnenos, bis 1057 führte und um diese Zeit ab-
schloss, schrieb dieselbe Geschichte aus Georgios Monachos mit
bedeutungslosen Varianten ab, wie überhaupt sein Buch wenig
mehr als Copistenarbeit und für die Zeit bis auf Diocletianus
fast ganz aus Georgios entnommen ist *) . Da dieser aber erst in
neuerer Zeit veröffentlicht wurde, führen die älteren Kirchen-
historiker die Erzählung auf Kedrenos zurück. Aus ihm wieder
entlehnte sie Nikephoros Kallistos, der unter Andronikos II. Pa-
laiologos (1282 — 1328) schrieb. Er stilisirte die Legende nach
eigenem Geschmacke vielfach um, oft aber schliesst er sich auch
wörtlich an Kedrenos an. Eine erweiterte Kenntniss über die
Sache hat er offenbar nicht. Und doch lässt er die Jungfrau in
ihrem Gespräche mit Bischof Anthimos von diesem ohne Weite-
res mit dem Namen Euphrasia anreden , der uns allein aus die-
ser Wendung bekannt wird. Vielleicht hat er ihn einer Glosse
zu dem ihm vorliegenden Text entnommen, eine Gewähr aber
kann uns ein so spätes und plötzliches Auftreten des Namens
nicht bieten.
Die Hagiographie ist in solchem Falle natürlich hülflos.
Der Bollandist bespricht Euphrasia zum 19. Januar2]. Den la-
teinischen Fasten, sagt er, ist sie unbekannt; da erscheinen
wohl drei Glaubensheldinnen dieses Namens, aber nicht die aus
1) Georgius Cedrenus ed. Imm. Bekkero (Corp. scriptt. bist. Byz. T.
Bonnae 1838, p. 464 sq. F. Hirsch, Byz. Studien S. 375.
2) Acta Sanct. Januar. T. II p. -220.
1883. 2
18
Nikomedeia. Ueber sie weiss auch er nur auf Nikephoros Kalli-
stos zu verweisen, aus dem schon Baronius seine Kenntniss ge-
holt hat. Auch zu Amisos in Paphlagonien soll eine Euphrasia
gestorben sein, deren die Heiligenakten zum 16. März geden-
ken1). In einem griechischen Codex der Ambrosiana findet sich
zum 18. Mai ein Elogium der heiligen Euphrasia: die aber lebte
zu Nikaia in Bithynien, wurde zur Zeit des Diocletianus und
Maximianus ihres Glaubens wegen eingekerkert , zwei Jahre
lang mit schrecklichen Qualen gepeinigt und dann ins Meer ge-
stürzt, letzteres ein Umstand, den auch ein erhaltener Vers be-
stätigt2). Hier festen Grund fassen zu wollen , bliebe ein ver-
gebliches Bemühen; denn realen Boden hat die Fabel nie ge-
habt, ihr dem Boman entsprossener Zug ist aber zweifellos viel
älter als die legendenhafte Einkleidung.
Im Zusammenhange mit der Geschichte vom Salbenzauber
erzählt der Mönch Georgios zwei andere , die gleichfalls dem
sonst bekannten diocletianischen Legendenkreise gänzlich fremd
sind und in verdächtiger Namenlosigkeit auftreten3). Die erste
würde uns in der Fassung , die sie hier hat, wenig angehen.
Eine schöne, unschuldige Jungfrau, welche die Götter verspot-
tet haben sollte, wird, da Züchtigungen sie nicht beugen, einem
Bordellwirth übergeben, weiss aber die Besucher, indem sie
ihnen von einem geheimen Geschwür vorredet, hinzuhalten.
Gott erhört ihr Gebet um Erhaltung; der Jungfräulichkeit, indem
ein frommer Jüngling sie durch die List eines Kleidertausches
aus dem bösen Hause erlöst und selbst dafür den Tod erleidet.
Hören wir auch diese einfachere Form der Fabel erst im 9.
Jahrhundert, so ist sie doch ohne Zweifel die ältere. Nun aber
weiss Ambrosius dieselbe Legende ausführlicher, dramatisch
und rednerisch ausgestattet und mit einer heroischen Fortsetzung
zu erzählen4). Der Schauplatz ist bei ihm Antiocheia, die Chri-
stenverfolgung soll aber wohl auch die diocletianische sein5) .
Der fromme Jüngling erscheint der Jungfrau zuerst als ein
1) Acta Sanct. Martii T. II p. 426.
2) Acta Sanct. Maii T. IV p. 146.
3) Geokguis Monachus lib. III cap. 174. 175.
4) de virginibus lib. II cap. 4.
5) Wenn Ambrosius anhebt : Antiochiae nuper virgo quaedam fuit,
so soll nuper doch nur den Gegensatz zu der weit entlegeneren Zeit der
Jungfrau Maria und der h. Thekla bezeichnen, die vorher in Rede stehen.
19
Mann von soldatisch-schreckhaftem Ansehen, und in seiner Sol-
datenkleidung soll sie entfliehen. Sie geht aber nur zögernd
darauf ein, nachdem sie im Lupanar um das Martyrium gestrit-
ten. Dann dringt ein stürmischer Lüstling in das Haus, erkennt
aber in der vermeintlichen Gefangenen den Mann und wird
durch das Opfer desselben zur Keuschheit bekehrt. Wie der
Soldat an Stelle der Jungfrau den Tod erleiden soll , eilt diese
— das erzählt freilich Ambrosius mit einem schwankenden
»fertur« — zur Richtstatte und die beiden streiten dort noch
einmal um das Martyrium, nach dem sie im Wetteifer verlangen
und das dann beiden zu Theil wird. So macht die freie Erfin-
dung aus der einfachen Legende eine doppelte und ein Märty-
rerpaar.
Die dritte Erzählung des Georgios ist eine völlig ekelhafte.
Ein frommer Mönch , den gleichfalls andere Qualen nicht über-
winden, soll nun gebunden von einer schamlosen Dirne mit
Gewalt Geschändet werden. Wie sie ihn aber umarmt, beisst
er sich die Zunge ab und speit sie ihr ins Gesicht, wodurch er
ihr das böse Vorhaben verleidet. Und dazu versichert Georgios,
dass diese That die Ehrfurcht der Hellenen vor dem hohen Sinne
der Mönche erregt1). Alle drei Geschichten, als wären sie die
schönste Blumenlese aus dem diocletianischen Legendenkranz,
erzählen Kedrenos und Nikephoros in derselben Auswahl und
Folge nach, jener nur in leichter Paraphrase, dieser aber, indem
er gerade das Widerliche mit mönchischer Phantasie ausmalt.
Die zahlreichen anderen Beispiele eines reinen Glaubensmarty-
riums lassen diese Klosterbrüder kühl.
Im Abendlande waren die Christenverfolgungen minder
heftig und grausam, aber auch die Phantasie, die das Legenden-
material ausstattete, minder rege und erfinderisch. So wird der
Fabelkreis der geretteten Keuschheit hier nur durch einen in
der Literatur fortlebenden Fall vertreten , und auch dieser
scheint nie zur rechten Legende und zu einem Heiligen feste ge-
diehen zu sein. Er wäre wohl überhaupt vergessen, hätte ihn
nicht die Autorität des Eusebios immer wieder aufgefrischt. In
Rom, erzählt dieser, stellte Maxentius, der überhaupt jede Art
von Gottlosigkeit und Wollust übte, auch der edlen und keu-
I Ol dk EXlrjveg tccvxu jufua^r-xöies i{h«v/naa(Cf t&v ftovaCovriov
Ti]P oiO(pooovi>rty.
2*
20
sehen Frau eines Stadtpräfekten nach. Als sie sah, dass seine
Schergen, die sie abführen sollten, schon ins Haus eingedrungen
seien , bat sie nur um eine kurze Frist, um sich in ihrem Ge-
mache zu schmücken. In demselben allein gelassen, bohrte sie
sich ein Schwert durch die Brust und Hess den Verfolgern nur
den Leichnam, den künftigen Geschlechtern, sagt Eusebios, ein
Beweis, dass die Tugend der Christen unbesieglich ist1).
Der erste Blick zeigt die Verwandtschaft der Erzählung
mit der von der antiochenischen Pelagia , die Eusebios nicht
kannte. Ob und wie eine Uebertragung der Fabel vor sich ge-
gangen, ist nicht zu entscheiden. Auch können wir nicht sagen,
was Bufinus berechtigte, bei der Bearbeitung des Eusebios 2)
der Heldin den Namen Sophronia zu geben ; auf seine Auto-
rität hin finden wir später in Italien diese Sophronia als Keusch-
heitstypus bisweilen der antiken Lucretia zur Seite gesetzt. Im
griechischen Orient aber, wo man Eusebios las, bei Ioannes
Zonaras 3) und Nikephoros Kallistos4 bleibt der Name Sophronia
unbekannt.
Wir schliessen die legendarische Beihe mit einer Glaubens-
heldin, deren Gestalt aus einer älteren Quelle nachzuweisen,
uns nicht gelungen ist, deren Geschichte wir nur einem Italie-
ner aus der Mitte des 1 6. Jahrhunderts nacherzählen können 5) .
Von diesem erfunden aber ist sie jedenfalls nicht, er bringt auch
sonst seine Beispiele aus einer reichen patrislischen Belesenheit.
Phitomena, eine Jungfrau aus Alexandreia , war Sklavin bei
einem römischen Bürger, der ihr wegen ihrer Schönheit gierig,
aber vergebens nachstellte. Endlich verwandelte sich seine Liebe
in Hass und er gab sie bei den Bichtern als Christin an. Sie
aber wollte lieber unter Qualen in einem Gefässe mit sieden-
dem Pech ihr Leben lassen, als die Keuschheit verletzen.
Im Mittelalter blieben solche Erzählungen wohl inso-
weit lebendig, als sie bei namhaften Schriftstellern zu finden
oder in die Legendenbücher aufgenommen waren. Aber die
eigentliche Sympathie hatten sie verloren, seit die christliche
1) Hist. eccl. lib. VIII cap. 13.
2) lib. VIII cap. 17.
3) Epit. hist. ed. Ludw. Dindorf vol. III, lib. XII cap. 33.
4) lib. VII cap. 21.
5) Lodov. Domenichi La nobilta delle donne. Vinetia 1551 , p. 191.
21
Keuschheit als solche von Tyrannen und Henkern nicht mehr
bedroht wurde. Nur Euphrasia wirkte mit dem Reize des pi-
kanten Romans fort , indem sie aber den christlichen Charakter
und die lokale Färbung mehr und mehr abstreifte und zu einem
Fabelstoffe wurde, den man in alle Zeiten und an alle Orte ver-
legen und nach freiem Relieben dichterisch gestalten mochte.
Die erste Umbildung der Euphrasia-Legende zur weltlichen
Novelle erkennen wir schon in einer knappen Erzählung , die
al-Makin (f 1302) seiner Sarazenischen Geschichte als Epi-
sode einfügt1). Obwohl Sekretär des Sultans von Aegypten,
war er doch Christ, also auch wohl der christlichen Legenden-
literatur nicht fremd. Er verlegt aber die Fabel ohne Bedenken
nach dem heimischen Aegypten und ins 8. Jahrhundert n. Chr.
Der wilde Merwan kommt auf seinem ägyptischen Feldzuge in
ein Nonnenkloster nicht weit von Misra und führt die Nonnen
als Gefangene davon. Darunter ist ein schönes Mädchen, das er
in sein Zelt bringen lässt , um sie seiner Lust zu opfern. Sie
aber verspricht ihm, wenn er sie schone, eine Salbe mit der
Erklärung, dass über den damit Gesalbten kein Schwert Macht
habe, und bietet ihren eigenen Nacken zur Probe, worauf er ihr
den Kopf abschlägt. Da erst erkennt der Wütherich, dass sie
lieber sterben als entehrt sein wollte2). So kommt der erbau-
liche Ton der Legende noch zur Geltung, obwohl aus dem ni-
komedischen Mädchen eine ägyptische Nonne geworden ist.
Und bald darauf begegnen wir der nämlichen Fabel an
einem anderen Ende der Kulturwelt. Im Beginn des Jahres
1326 unternahm der Polenkönig Wladislaw Lokietek . unter-
stützt von einem zahlreichen Hülfsheere litauischer Krieger,
einen verheerenden Einfall ins brandenburgische Land, bis vor
Frankfurt. Von den gräuelhaften Verwüstungen und von der
entfesselten Kriegsfurie zumal der litauischen Horden erzählt
1) Georgius Elmacinüs, Historia Saracenica, lat. reddita op. Th. Er-
penii. Lugd. Bat. 1625. p. 119. Rajna , Le fonti dell' Orlando furioso,
Firenze 1876, p. 407, machte zuerst auf diesen . entlegenen Fundort auf-
merksam.
2 Unde cognovit maluisse eam mori quam pati ut corpus suum
adulterio pollueretur. Quam ille rem adrniratus est.
22
Peter von Dusburg1), der seine preussische Chronik wahr-
scheinlich in Königsberg schrie!) und noch 1326, eben im Jahre
jenes Streifzuges, dem Hochmeister Werner von Orseln wid-
mete. Er schildert aus frischer Kunde, wie damals mehrere
Klöster in Flammen gesteckt, die Priester und Nonnen, Frauen,
Jungfrauen und Kinder als Gefangene da vongeschleppt wurden.
Er hat auch von einer edlen und schönen Jungfrau gehört , um
welche die wilden Litauer sich stritten und die dann von Einem,
der den Streit beilegen wollte, mit dem Schwert in zwei Theile
gehauen wurde, ein Histörchen, das nach dem Feldlager roher
Kriegsknechte duftet und auch in anderen Fällen erzählt sein
mag.
Dieser Hintergrund voll Sensation lag dem Caplan Nico-
laus vonJeroschin vor, der Dusburg's Chronik in deutsche
Reime übertrug und zur Zeit des Hochmeisters Luther von
Braunschweig (1334 — 35) begann, aber erst unter Dietrich von
Altenburg (1335 — 41) vollendete. Wo er Zuthaten giebt, schei-
nen sie »fast durchweg nur der mündlichen Ueberlieferung ent-
nommen«2). Aber überall schmückt er die einfache Erzählung
Dusburg's mit dichterischem Beiwerk aus, und so wird auch
hier die allgemeine Schilderung der Kriegsgräuel mit besonde-
rem Behagen und mit Zügen erweitert , die wir auch sonst in
Legenden und Kriegsgeschichten finden. An die Historie von
der mit dem Schwerte getheillen Jungfrau aber knüpft Jero-
schin3) eine zweite, die Dusburg nicht gekannt und die wieder
ein Nachklang der Euphrasia-Legende ist. Eine gefangene
»gotis heilige«, eine Nonne, will ein heidnischer Litauer verun-
ehren. Sie aber verspricht ihm, wenn er sie rein bleiben lasse,
vermöge ihrer Kunst zu schaffen, dass kein Schwert ihn schnei-
den könne. Sie beredet ihn, ein scharfes Schwert bringen zu
lassen , dessen Schneide und Spitze sie so besprechen wolle,
dass er an ihr die Probe machen könne. Als das Schwert ge-
bracht wird, fällt sie auf die Kniee und richtet ein innigliches
1) Cronica terre Prussie — in Scriptt. rer. Pruss. Bd. I. Leipz. 1861 ,
p. 193.
2) Toeppen ebend. p. 10.
3) Di kronike von Pruzinlant, herausg. von Ernst Strehlke, eb3nd.
Bd. I, v. 26,540—26,581. Die daran geknüpfte neuere Kontroverse
nennt Strehlke in der Note S. 610 mit Recht eine »sehr unerhebliche«.
23
Gebet an Jesus, er möge ihre Reinheit bewahren und ihr den
himmlischen Kranz verleihen. Auf ihre Mahnung an den Heiden,
sie sei bereit, haut er ihr mit einem Schlage das Haupt ab.
Sus bleib bewarf di reine
vor unküschlichem meine.
Jeroschin's Reimwerk wurde wieder durch einen anderen
Ordensgeistlichen ins Lateinische zurückübersetzt, und zwar
auf Veranlassung des polnischen Geschichtschreibers Johannes
Dlugosz '). Zwar ist diese Arbeit als werthlos ungedruckt ge-
blieben, aber die Thatsache erklärt uns genügend, dass Dlugosz
in seiner polnischen Geschichte2 gleichfalls seine Erzählung
von den Kriegsgräueln von 1326 durch die Geschichte der bran-
Tj O
denburgischen Nonne illustrirt. Und aus Dlugosz wieder ging
sie in das Geschichtswerk des Martin Crom er über3), obwohl
dieser sonst derlei Fabeln ganz abgeneigt ist.
Wie Jeroschin zu der Legende gekommen, wissen wir nicht.
Dass aber diese in jenen Oslniarken eine feste Stätte gefunden,
beweist auch folgender Umstand. Noch im Jahre 1 61 3 wurde
in der Kirche zu S. Katharinen, sieben Meilen von Pernau, das
Blut einer heroischen Jungfrau gezeigt, die dem sie bestürmen-
den Russen angegeben , der Kranz auf ihrem Haupte habe die
Eigenschaft, gegen Eisen festzumachen4 .
Wir stehen mit den Erzählungen vom Ende des 13. und
Reginne des 14. Jahrhunderts bereits an der Grenze einerneuen
Literaturperiode. im Zeitalter Dantes. Der Geschmack an der
alten Legende ist in der gebildeten Welt verschwunden, nur
die Ordenslegenden werden noch im Kreise der betreffenden
Ordensgenossen gepflegt. Die Geister befreunden sich wieder
mit dem klassischen Alterthume und seinen gefeierten Gestalten.
Die schöne Literatur kommt in die Hand der Laien, und so sind
es fast ausschliesslich auch Laien, die unsern Fabelkreis fort-
gepflanzt.
1) Toppen ebend. S. 11 .
2) Joh. Dlugossi Histor. Polon. T. I. Lips. 1711, p. 990.
3] Makt. Cromeri De origine et rebus gestis Polonorum Libri XXX.
Basil. 1555, p. 297.
4) Strehlke a. 0. Note S. 61 0 nacb dem lateinischen Protokoll einer Kir-
chenvisitation in Livland von 1613, von dem Ed. Pabst im Illuslrirten
Revalschen Almanach für 1856 S. 24 Nachrieht gab.
24
Zunächst tritt mit diesem Umschwung in Bildung und Ge-
schmack die römische Lucretia wieder in den Vordergrund.
Bei Dante1) erscheint sie in der Vorhölle, unter denjenigen,
die nicht wegen ihrer Sünden hier sind, sondern weil sie der
Taufe nicht theilhaftig geworden ; unter den grossen Geistern
des Alterthums, denen ihr Nachruhm auf Erden die Gnade ver-
schafft, hier zu weilen,
Vidi quel Bruto, che cacciö Tarquino,
Lucrezia, Julia, Marzia e Corniglia etc.
Ihr Selbstmord, durch den sie doch gerade den Nachruhm
erworben, gereicht ihr nicht zum Vorwurf; denn sonst würden
wir sie im siebenten Kreise (cantoXIII) unter den Selbstmördern
finden. So treffen wir auch Cato von Utica nicht unter den
Selbstmördern, sondern gar, weil er um der Freiheit willen
sein Leben hingegeben, im Eingange zum Fegefeuer2).
Petrarca würde denjenigen mit Hohn abgewiesen haben,
der Lucretia um des Selbstmordes willen ihren Ehrenplatz unter
den ruhmwürdigsten Gestalten der alten Welt streitig gemacht
hätte, der dem einstimmigen Urtheile der alten Bömer über sie
entgegen getreten wäre. Selbst dass sein Liebling unter den
Vätern der Kirche, dass Augustinus solches gethan, macht ihn
nicht irre. Petrarcas Fusstapfen folgt, wie immer, sein Freund
Boccaccio. Ihm sind Erzählungen von Frauen und Sinnenlust
an sich sympathisch. Wie hätte in seinem Buche »von den be-
rühmten Frauen« Lucretia fehlen sollen!3) Er erzählt ihre Ge-
schichte nach Livius, sie ist ihm, wie Valerius Maximus, romane
pudicicie dux egregia und ihre Keuschheit gar nicht genug zu
loben. Nicht minder zieht ihn das Schicksal Virginia's an und
was er bei Valerius über die Frauen der Cimbern gelesen. Vor
allem aber fesselt ihn auch, was jener Autor von der Griechin
Hippo erzählt. Er beklagt nur, dass man von ihrem Geschlecht,
ihrer Heimath und ihren sonstigen Thaten nichts wisse. Er ist
1) Inferno canto 4.
2) Purg. canto I.
3) Ich benutze die überaus seltene editio princeps : Johannis Bocca-
cu de Certaldo Compendium de preclaris mulieribus. s. 1. et a. In den
späteren Ausgaben steht die Erzählung von Lucretia in cap. 48. Gerade
sie wurde als Lieblingsstoff auch gesondert abgeschrieben , so im Cod.
lat, Monac. 18941.
25
bemüht, sich die von Valerius nur knapp angedeutete Situation
des bedrohten Mädchens auszumalen, und wenn Valerius er-
zählte, dass ihren Leib jetzt ein tumulus am Ufer decke, so ist
es bei Boccaccio wenigstens ein ingens tumulus, den man ihr
dort aus Verehrung errichtet. Ihr Ruhm, obwohl von ihm nur
so dürftig berichtet wird, entflammt seine Phantasie : Quis tarn
severum mulieris consilium non laudet '? immatura morte
sibi perhenne decus quesivit.
Coluccio Salutato, der noch mit dem alten Boccaccio
befreundet gewesen, schrieb, ohne Zweifel in jüngeren Jahren,
zwei Reden zur Illustration der Lucretia -Fabel: in der einen
suchen Vater und Gatte Lucretra zu trösten und sie vom Gedan-
ken des Selbstmordes abzubringen , in der anderen vertheidigt
sie die Notwendigkeit desselben. Es sind nur rhetorische
Uebungsstücke , wenig mehr als eine Paraphrase der liviani-
schen Worte, nur nach der Situation componirt. Gegen den
Selbstmord an sich wird von Vater undGatte nicht das Mindeste
eingewendet. Das hätte Salutato, der Stoiker nach antikem
Zuschnitt, sicher auch in seinen späteren Jahren nicht gethan,
in denen er sich mehr als Philosoph wie als Dichter fühlte1).
Seit Boccaccio tritt die in das Gewand der Vulgärsprache
gekleidete Novelle in eine Verknünfune mit der humanistisch-
lateinischen Literatur, so sehr er selbst die beiden Zweige seiner
Thätigkeit aus einander zu halten bemüht war und sich des De-
camerone im Alter zu schämen schien. Petrarca machte die
Novelle gleichsam hoffähig , indem er die Griseldis seines
Freundes einer Uebertragung in sein klassisches Latein wür-
digle. Sein Beispiel fand Nachfolge. Lionardo Bruni übersetzte,
indem er sich auf Petrarca's Vorgang berief. Boccaccio's Liebes-
geschichte von Guiscardo und Ghismonda, der Tochter des Für-
sten von Salerno, die erste Novelle des vierten Tages im Deca-
■1) Gedruckt sind die beiden Reden öfters unter den Briefen des
Aeneas Sylvius, in den Baseler Ausgaben der Opera als epist. 41-1 , ferner
von Herm. Millek herausgegeben in den Blättern für das Bayerische
Gymnasial- und Real-Schulwesen Bd. U. München 1878, S. 371 ff. In
den italienischen Handschriften werden sie regelmässig und sicher Salu-
tato zugeschrieben (s. G. Voigt, Die Wiederbelebung des classischen Al-
terthums. Bd. II. 2. Aufl. S. 444j. In deutschen Codices findet man sie
häufig unter die Briefe des Aeneas gemischt, ja wohl diesem selbst zu-
geschrieben. Vermuthlich hat er sie einst nach Deutschland gebracht.
26
merone, in sein lebhaftes und zierliches Latein1), dichtete auch
selbst eine Novelle von Seleukus und Antiochus im Volgare.
Wohl nach seinem Muster schrieb Enea Silvio Piccolomini die
vielbewunderte lateinische Erzählung vonEurialus und Lucretia,
in welcher er ein Liebesabenteuer des kaiserlichen Kanzlers
Kaspar Schlick in Siena mit den Reizen der Lüsternheit und
Sentimentalität ausstattete, wobei er zugleich durch Einlegung
beweglicher Reden und Briefe einen Ton angab, der dann lange
den Geschmack der Novellisten beherrschte. Nicht minder hat
er die Fabel von Pyramus und Thisbe theils in Hexametern,
theils in elegischen Versen bearbeitet2). Die sentimental-ero-
tische Novelle wurde ein Liebling der gebildeten Gesellschaft,
zumal in Italien, und dieser Richtung gehören auch die weiteren
Nachkömmlinge der Lucretia- und Euphrasia-Fabel zu.
Diese humanistische Reihe eröffnet Giovanni Malpa-
ghini aus Ravenna , der als junger Mensch drei Jahre lang in
Petrarca's Hause als Schreiber und dessen Liebling gewesen.
Er schrieb die traurige Geschichte eines ravennatischen Mäd-
chens Elisa, die bald unter dem Titel Historia Elysiae , bald
als Narratio violatae pudicitiae erwähnt wird. Leider ist die
Historie selbst nie edirt3), nur die Vorrede ist bekannt und aus
verschiedenen Excerpten das Wesentliche des Inhalts. Die Ra-
1) Sie findet sich gleichfalls mit der Widmung an Bindaccio Ricas-
soli unter den Briefen des Aeneas Sylvius gedruckt, in den Baseler Aus-
gaben als epist. 410.
2) S. G. Voigt, Enea Silvio de' Piccolomini Bd. 11 S. 298 ff. Ich füge
hinzu, dass nach Fabricius Bibl. lat. med. et inf. aet. ed. Mansi T. V p. 301
eine Handschrift dieser bisher ungedruckten Dichtung sich zu Thorn
befinden soll. Das Poem beginnt ■ Narratur Babylon urbs dicta duos
aluisse. — Eine Nachahmung der Eurialus-Novelle mit üppigen Liebes-
scenen und schmachtenden Briefen ist Fkancisci Florii Florentini de duo-
bus amantibus (Camillo et Emilia) über, dessen einzigen sehr seltenen
Druck Turonis 1467 die Leipziger Universitätsbibliothek besitzt. Das
Werk erwähnt bereits Pius II. als Papst, was er 1458 wurde, und Bene-
dictus (Accolti) als Kanzler von Florenz (-j- 1466).
3) Handschriften finden sich in Oxford und Paris. Aus dem Cod.
Vatic. 1666 veröffentlichte Cardinal Qüituni das Prooemium. Quirim Car-
dinalis Epistolae coli. Coleti. Venetiis 1756, p. 568 (vorher in Dec. VII
epist. IX seiner Briefe). Aus demselben Codex berichtet Giov. da Schio
sulla vita e sugli scritti di Antonio Loschi, Padova 1858, p. 19 einiges
vom Inhalt; anderes ersehen wir aus dem Briefe eines anonymen Tre-
visaners ebend. p. 166.
27
vennatin Elisa, stolz auf ihre Schönheit, lässt sich in die Liebes-
bande eines Mannes verstricken, der schlimmer und roher ist.
als sie glaubt. Er weiß sie bei Seite zu ziehen und droht ihr
Gewalt anzuthun. Sie aber, um ihre Ehre zu retten, spiegelt
ihm vor, sie sei durch den Saft eines Wunderkrautes unverletz-
bar geworden , und durch diese List bewegt sie ihn, ihr den
Kopf abzuschlagen.
Diese Geschichte erzählt Malpaghini als Stück eines Dialogs
zwischen Dämon und Pithias, und zwar legt er sie Dämon in
den Mund, der sie »kürzlich gehört« haben soll. Unser Autor ist
an sich durchaus kein gewandter und fesselnder Schriftsteller.
Das Wenige, was man von ihm kennt und weiss, lässt ihn eher
als einen sonderbaren, verworrenen Kopf erscheinen. Schon
in der Vorrede wies er auf die »berühmten Beispiele« hin, welche
lehren, wie kostbar den Frauen die Keuschheit und die Gattin-
Ehre sein müsse , und wie Gott die gerechte Sache nicht ver-
lasse. Und das solle auch die folgende Geschichte beweisen.
Im Dialoge sagte er zum Lobe des Mädchens etwa : Quidnam
refert de qua sit in terris patria contari, cum habeatur haud
dubie dignissima coelo martvr et virgo '? Seine Moral forderte
alsbald einen Kämpen heraus, der sie in einem Briefe aus Tre-
viso widerlegte *). Auf den ersten Blick, meint dieser, erinnere
die Geschichte an Lucretia. Aber es sei erstaunlich, wie man
sie als ein Beispiel zur Nachahmung aufstellen könne. Die Jung-
frau hätte lieber die Schändung ertragen sollen, die ohne ihre
geistige Einwilligung vor Gott keine solche gewesen wäre. Eine
Lucretia, die sich selbst tödte, sei Gott nicht wohlgefällig. So
regt sich in der Jugendzeit des Humanismus noch das christ-
liche Bewusstsein. Für uns aber ist bedeutsamer als die Moral
des Ravennaten die dichterische Freiheit, die er sich nimmt,
indem er einen Legendenstoff von allem christlichen Beiwerk
loslöst, in seiner Vaterstadt und in jüngstverflossener Zeit spie-
len lässt.
Einen anderen Namen und einen anderen Schauplatz wählt
Francesco Barbaro, der 17jährige Venetianer, der noch als
1) Giov. da Schio vermuthet, Antonio Loschi möchte der Verfasser
dieses Briefes sein, weil Koenigius Bibl. vetus et nova p. 487 bei Loschi
erwähnt: Extat eiusdem domus pudicitiae. Dieser dunkle Zusammen-
hang macht die Hypothese, jener Brief sei vielleicht das Begleitschreiben
oder die Vorrede zu dieser Schrift, freilich nicht sehr verführerisch.
28
Schüler Guarino's zur Zeit des Constanzer Coueils sein vielge-
lesenes Buch »über die Ehe« schrieb1). In demselben2) führt er
als Beispiel der Keuschheit Brasilia auf, die von edlen Eltern
in Durazzo geboren, auf einem Streifzuge der Feinde gefangen
wurde. Auch sie wusste ihren Herrn, der Cericus genannt
wird, zu beruhigen und versprach, ihm, wenn er sie verschone,
das Geheimniss einer Salbe mitzutheilen, die ihn unverwundbar
machen werde. Auch sie suchte die nöthigen Kräuter zusam-
men, bestrich mit deren Saft ihren Nacken und Hess sich dann
zur Probe von Cericus den Kopf abhauen, wodurch sie ihre Ehre
rettete. Der stärkeren Spannung wegen lässl auch Barbaro die
Geschichte zu seiner Zeit geschehen sein3), und doch thut er
wieder, als habe er sie bei verschiedenen Autoren gelesen ' .
Wohl wissen wir, dass er der griechischen Sprache ziemlich
mächtig war, und doch möchten wir bei ihm wie bei Malpaghini
eher populär gewordene Traditionen annehmen, als irgend eine
gelehrte Quelle.
Barbaro's Erzählung bildete die Grundlage , auf welcher
hundert Jahre später die alte Euphrasia-Fabel, deren Wurzeln
wohl noch in den griechischen Boman zurückreichen, ihre letzte
klassische Gestalt erhielt. Ariosto arbeitete sie im Orlando
furioso zu der tragischen Episode von Bodomonte und Isa-
bella um. Dass er den Stoff nicht etwa Kedrenos oder Nike-
phoros entnommen, dass dieser an Barbaro's Brasilia gemahnt,
sahen schon seine alten Interpreten, und die neueren stimmen
bei5). Ariosto ha* aber die Skizze seines Vorgängers zu einem
umfangreichen und mit einer Fülle neuer Züge ausgestatteten
1) S. G. Voigt, Die Wiederbelebung des classischen Alterthums Bd. I,
S. 423.
2) Francisco Barbari de re uxoria. In aedibus Ascens. 1513. fol.
XXVII.
3) Brasilia cuius egregium hac aetate facinus silentio praeteriri non
debet.
4) ut a caeteris auctoribus traditur, hostium excursione capta pene
violata est.
5) S. Panizzi in seiner Ausgabe des Orlando furioso, deren Text
(Canto XXIX str. 8 — 30) ich benutze, vol. III p. 403, und Rajna, Le fonti
dell' Orlando für., Firenze 1876, p. 404. 407. Der erste aber, der das
erkannte, war schon Lod. Domenichi, La nobilta delle donne, Vinet. 4 551,
üb. V p. 241 ; denn sein Buch war nach dem Widmungsbrief am Schlüsse
schon im September 1548 abgeschlossen.
29
Gemälde erweitert. Wenn er die Heldin Isabella nennt, so liegt
darin offenbar eine höfische Huldigung gegen eine oder mehrere
Damen dieses Namens; denn gegen den Schluss verfügt Gott
zur Ehre der Verstorbenen, dass Alle, die Isabella's Namen
tragen werden, von erhabenem Geiste, schön, ehrsam und weise
sein sollen :
Tal che Parnasso, Pindo et Elicone
Sempre Issabella, Issabella risuone.
Die dichterische Ausmalung kommt nicht nur der lebendigen
Situation oder Einzelheiten zu Statten, wie wenn z. B. der Zau-
bersaft aus einem Kraute gewonnen wird, das mit Epheu und
Raute über einem Feuer von Cypressenholz gekocht und von
unschuldiaen Händen bereitet werden muss, um nach drei-
maliger Salbung des Körpers diesen gegen Eisen und Feuer zu
schützen und für einen Monat unverwundbar zu machen. Auch
darin können wir nicht einen wesentlich neuen Zug finden, dass
der Sarazene mehrere Flaschen griechischen Weines trinkt und
nun im Rausche den verhängnissvollen Schwerthieb führt, wo-
durch die allzu thörichte That ein wenig glaubhafter gemacht
wird. Wohl aber hat Ariosto die Fabel durch ein neues, ro-
mantisch-wirksames Motiv bereichert, indem er die bis zum
Tode entschlossene Keuschheit Isabella's aus ihrer Liebestreue
erklärt. Sie hat nach der Tödtung ihres geliebten Zerbino das
Gelübde ewiger Keuschheit abgelegt, und wie sie nun der grau-
same König von Algier gefangen nimmt und in der einsamen
Höhle an der Ehre bedroht, hat sie zugleich ihre Treue gegen
den Todten zu wahren. Im Augenblicke des Todes hört man sie
noch den Namen Zerbino's rufen.
Alma, cli' avesti piü la fede cara,
E'l nome, quasi ignoto e peregrino
AI tempo nostro, de la castitade,
Che la lua vita et la tua verde etade.
Perche mille e mill' anni e piü, novella
Sentisse il niondo del tuo chiaro nome.
Vattene in pace alla superna sede,
E lascia all' altre esempio di tua fede1).
Darnach hat der Dichter auch den Schluss gestaltet. Der
reuige Rodomonte sucht den seligen Geist Isabella's zu sühnen,
1) Der letzte Vers erinnert wieder an Lucretia's Worte bei Livius:
nee ulla deinde inpudica Lucretiae exemplo vivet.
30
indem er ihr eine Kirche und ein Denkmal errichtet, unter wel-
chem ihr Leichnam und der ihres Zerbino vereinigt bestattet
werden.
Ist nun Isabella zugleich die Märtyrerin der Keuschheit und
der Liebestreue, so entfernt sie sich dadurch um so weiter von
den heiligen Jungfrauen und Nonnen der Legende und wird da-
für der römischen Lucretia näher gerückt. Das empfindet auch
der Dichter. Gott schaut vom Himmel auf Isabella's That herab
E disse : Piü di qnella ti commendo,
La cui morte a Tarquinio il regno tolse.
So steht Lucretia immer noch als ein Idealbild vor der Phan-
tasie, und neben ihr bringt selbst Gott nicht mehr seine Heili-
gen oder den Frevel des Selbstmordes zur Geltung.
Mit Ariosto hat die Euphrasia-Fahel ihren Abschluss ge-
funden, gleichsam das Ziel ihrer literarischen Wanderung
erreicht. Man darf wohl in Vergleich stellen, wie die alte Lie-
besfabel von Pyramus und Thisbe, Leander und Hero von der
italischen Novellistik aufgenommen und weiter getragen, auch
nicht eher zur Ruhe kam , bis eine Meisterhand ihr in den Ge-
stalten von Romeo und Julia die letzte unsterbliche Fassung gab.
Zwar hat noch ein viel späterer Dichter den Euphrasia-Stoff
zu einer Novelle verarbeitet. Aber mit ihm hat es seine eigene
Rewandtniss. Im Jahre 1796 erschien eine kleine Sammlung
von Novellen, als deren Verfasser Giraldo Giraldi von Florenz
bezeichnet wurde und die 1475 und 1479, während die Pest
in Florenz herrschte, erzählt sein sollten1). Aber die italieni-
schen Literarhistoriker enthüllten bald den Herausgeber selber,
Gaetano Cioni , als den Dichter. Er erzählte in der 5. Novelle
von Samelic, einem sarazenischen Gewalthaber in Tunis, und
Gostanza di Rossello, der tugendhaften Tochter eines armen
sardinischen Fischers, eine ähnliche Geschichte wie Ariosto von
Rodomonte und Isabella. Und dabei hatte er die Dreistigkeit.
in einer gelehrten Note darauf hinzudeuten, dass Ariosto seine
Isabella mit den Zügen der Giraldi'schen Novelle ausgestattet.
Vielmehr aber hat er wesentliche Züge aus dem Orlando ent-
I) Giraldo Giraldi Florentino Novelle per la prima volta data
in luce. Amsterd. 1796. Ich benutze die 2. ediz. Amsterd. 1819, in der
die Fälschung bereits aufgedeckt worden.
31
lehnt : auch bei ihm wird das Mädchen in Africa gefangen ge-
halten und bedrängt, berauscht sich der Sarazene, bevor er ihr
mit seinem Szimetar den Kopf vom Rumpfe trennt , lässt sie
dann aber bestatten und behält ihre Tugend immer im An-
denken.
Neben derjenigen Gestalt unserer Fabel, in der die Zauber-
salbe zur Katastrophe führt, gehen aber immer verwandte Dich-
tungen her, in denen auf anderem Wege, gewöhnlich durch
eine fromme Täuschung, die Jungfrau den Tod sucht, um die
Ehre zu retten. Wir müssen hier noch einmal auf die Zeit Mal-
paghini's und Salulato's zurückkommen. Damals, wohl noch in
seinen jüngeren Lebensjahren, die er zu Paris im College de Na-
varre zubrachte, schrieb Nicolas de Clemanges, einer der ersten
unter den Freunden des Humanismus in Frankreich1), einen
kleinen Roman der Art, der wohl durch des Ravennaten Elisa
angeregt worden, sein Vorbild aber in der reichen Coloratur der
Erzählung, in den zu jener Zeit so beliebten Reden und in der
Eloquenz der lateinischen Sprache weit übertraf2). Auch er
will die Geschichte als eine kürzlich vorgefallene und von glaub-
würdiger Seile vernommen haben3 , eine Versicherung, die den
.Novellisten immer geläufig blieb, aber doch nur den Reiz der
Erzählung steigern soll. Als Franzose verlegt Nicolas den Schau-
platz irgendwo «an die Grenze Frankreichs« , gleichfalls eine
Freiheit der Wahl , die wir bei den Novellisten Italiens häufig
finden.
Dort also hatte ein adlicher Ritter eine schöne Tochter El-
vidis, die er einem reichen, aber älteren Manne verloben
wollte. Es liebte sie aber der Jüngling Floridamus, von berühm-
tem Geschlecht, tapfer und hochgesinnt, und ihm war auch die
Jungfrau von Herzen ergeben. Da der Vater drängte, Hess sie
sich vom Geliebten aus dem väterlichen Hause heimlich entfüh-
ren. In einem nahen Dorfe, wo sie herbergten, wurde eben ein
Fest gefeiert. Vier junge Landleute, voll Wein und Regier,
kamen mit Schwertern bewaffnet und verlangten tobend vom
1) S. über ihn G. Voigt Die Wiederbelebung u. s. w. Bd. II S. 352ff.
2) Historia de raptoris raptaeque virginis lamentabili exitu, allein
gedruckt bei Hommey Supplementum Patrum. Parisiis 1686, p. 508 ff.
3) Rem quemadmodum accipio recenti eventu gestam etc. — —
uti mihi a fidis auctoribus tradita est.
32
Wirthe die Jungfrau. Im Kampfe, der sich entspann , wurde
Floridamus von fern mif einem Speere durchbohrt und von den
Räubern heimlich verscharrt. Dann drangen sie in das Gemach
der Jungfrau und verlangten , dass sie ihnen zu Willen sein
müsse. Sie erreichte durch Bitten nur, dass einer nach dem
anderen eingelassen werden solle, und Hess zuerst einen der äl-
teren unter ihnen ein. Da sie ihm vergeblich »ewigen Ruhm«
und grosse Schätze versprach, wenn er der Schützer ihrer Jung-
fräulichkeit werde, bat sie wenigstens das Fenster zu schliessen.
Während er das aber that, zog sie ein Messer hervor, das sie
unter dem Gewände verborgen, erstach sich und stürzte blutend
zusammen. Da flohen die Schurken bestürzt und die Strafe
fürchtend davon.
An seine Erzählung knüpft der Verfasser, der den Theolo-
gen nicht verleugnet, indem er die humanistische Kunst übt,
einen moralischen Exkurs. Sofort kommt er auf Lucretia
zu sprechen, die von den Römern so in den Himmel erhoben
werde. Er will sie nicht gerade loben, aber doch »mit Milde
entschuldigen« (pie excusanda). Er kann aber nicht vergessen,
dass die göttlichen Gesetze den Selbstmord ernst verbieten, und
so meint er, auch »der Dichter« — er hat doch wohl Virgilius im
Sinne — habe Lucretia nicht mit Unrecht in die Hölle versetzt n.
Seine Elvidis will er der Lucretia bei Weitem vorziehen, da sie
der Schande zuvorkam. Selbstmörderin ist allerdings auch sie,
aber er hofft doch, dass sie noch kurz vor dem Ende bereut
habe und dass ihr verziehen worden. Seine Denkweise ist also
eine ähnliche, wie sie zu jener Zeit der Anonymus von Treviso
gegen Lucretia und Elisa geltend machte.
Mehrfach haben wir schon, seitdem der ovidische Pyramus
in den Gesichtskreis trat, die tragische Liebesfabel mit der Fabel
von der Keuschheitsrettung in Verbindung gesehen. Diese Com-
bination zeigt sich uns auch in der »Alda« Guarino's, wohl des
jüngeren, des Battista Guar in o2). Obwohl sich der Dichter
\ ) Natürlich ist Aen. VI, 434 sq. von Lucretia nicht die Rede, aber
Nicolas hat seine ganze Argumentation wohl nur der oben erwähnten
des Augustinus entnommen, der Virgilius heranzog. Dass er mit Dante
bekannt war, ist nicht erwiesen, und auch diesen, wenn er ihn meinte,
müsste er missverstanden haben.
2) Ueber diese Frage wie über die Handschriften und Drucke der
Alda habe ich in meinem Buche über die Wiederbelebung des class.
33
des elegischen Verses bediente , schliesst sich das Werkchen
doch inhaltlich an die Novellistik an. zu der die Neulateiner seit
Petrarca hin und wieder ein wohlstilisirtes Schaustück, einen
Leckerbissen beitrugen. A 1 da ist eine keusche Jungfrau, deren
Heimath nicht genannt wird. Sie hat noch an Liebe nicht ge-
dacht, sondern ihre Freude an den Studien und der Jagd gehabt.
Sie wird aber von einem schönen, edlen und reichen Jüngling,
der eben aus Ligurien angekommen, ins Auge gefasst. Da die
Eltern der Sache zuwider sind , kauft er ein der Wohnung der
Geliebten benachbartes Haus und bohrt ein Loch durch die
Wand, durch welches beide nun gleich Pyramus und Thisbe
die Worte der Liebe tauschen. Sie beschliessen, in der Nacht
zu entfliehen und in der Fremde sich ehelich zu verbinden.
Wie sie in einen Wald kommen, enthüllt der Fremde, der nicht
besser ist wie der Geliebte der Rtivennatin Elisa, seine bösen
Gelüste, thut der Jungfrau Gewalt an und will sie allein lassen.
Da sie zu den Ihren nicht zurückzukehren wagt, wünscht sie
nur den Tod und ruft den Geliebten unter Vorwürfen an , ihr
diesen Dienst zu leisten. Sogleich springt der Ligurer vom
Pferde , packt mit der Linken das Haar des Mädchens, und das
Schwert in seiner Rechten durchbohrt die geschändete Jung-
frau. Ihr Leichnam bleibt unbeerdigt den Thieren zur Beute
liegen. Ihr Geist ruft nach antiker Art den Vorübergehenden an :
Hac quicunque via tendis, studiose viator,
Disce graves casus et raiserere meos1).
Sind die obigen Erzählungen, seil Humanisten und Dichter
sie fortpflanzen, dem Bereiche der Legende schon ganz entrückt
und auf das rein menschliche Gebiet gezogen , das frei dem
Alt. Bd. II, S. 403 gehandelt. Hier genüge, nur den neuesten Druck an-
zuführen: Alda Guarini Veronensis. Carmen elegiacum ed. Suringar.
Leidae 1867.
1) Eine verwandt scheinende Dichtung finde ich bei Bandini Cata-
logus codd. lat. bibl. Medic. -Laurent. T. II p. 23 notirt: Verba puellae
cui nomen Constantia, in urbe Parthenope sepultae ad transeuntem. Sie
beginnen :
Tu qui secura procedis mente, parumper
Siste gradum, quaeso, verbaque pauca lege.
Das Gedicht soll auch in etwas anderer Form in den Poemata veterum,
Lugduni 1 596. p. 99, gedruckt sein, aber diese Sammlung war mir nicht
zugänglich.
1883. 3
34
Dichter gehört, so lernen Männer von gebildetem Sinne auch
die Vorgänge aus dem Tagesleben, die das Gemüth ergreifen, in
ihrer dichterischen Kraft schätzen und halten sie der Aufzeich-
nung werth. Der Reiz des Unerhörten und Wunderbaren wird
hier freilich fehlen, aber Tugend und Seelenkraft mögen zu jeder
Zeit Thaten erzeugen, die denen einer Hippo und Lucretia,
Euphrasia und Sophronia zur Seite gestellt werden können.
Der erste, der aus seiner Erlebniss die Fälle zusammentrug,
in denen Frauen den Tod dem Verlust der Ehre vorgezogen,
war der Conte ßaldassar Castiglione, ein Zeitgenosse
Ariosto's, wie denn auch sein Buch, der Cortegiano1), ziemlich
gleichzeitig mit dem Orlando entstand, ein in der griechischen
und lateinischen Literatur belesener und in der Wissenschaft
wie in der Welt gewandter Mann. Indem er im dritten Buche
des dialogisch gehaltenen Cortegiano von der Frauenkeuschheit
spricht, will er hier die antiken Beispiele bei Seite lassen, da
sich zu allen und noch den neuesten Zeiten viele Frauen gefun-
den , die den Tod nicht gescheut, wo es die Wahrung der Ehre
galt. Er beginnt mit einem Vorfalle, der den Hörern noch recht
wohl im Gedächtniss sein könne. Als die Franzosen Capua plün-
derten (1495), wurde eine schöne, junge Edeldame aus der
Stadt von einem Haufen Basken als Gefangene abgeführt. Als
sie zum Flusse kam, dem Volturno, that sie, als wolle sie ihren
Schuh festbinden, und da ihr Führer sie einen Augenblick los-
liess, stürzte sie sich plötzlich in den Fluss — eine moderne
Hippo oder Domnina. — Ein Landmädchen zu Gazzuolo im Man-
tuanischen, wo der Erzähler selbst heimisch war, wurde von
einem schlechten Menschen überwältigt und geschändet; sie
suchte im Oglio den Tod, ohne ihre Schande irgend jemand zu
offenbaren. Sie hätte, meint Castiglione, für ihre herrliche That
ein schönes Grabdenkmal verdient. — Als Allen bekannt bringt
er den Fall in Erinnerung, wie Signora Feiice della Rovere sich
auf der Reise nach Saona von den Schiffen Papst Alexanders VI.
1) II libro del Cortegiano. Ich benutze und citire die Milano 1 S2ä
erschienene Ausgabe. Wir wissen, dass Castiglione sein Buch im October
1518 an Pietro Bembo schickte (p. 14). Aber entstanden ist es schon
früher. So erzählt er p. 338, wie der »vor wenigen Monaten« erfolgte
Tod des Landmädchens von Gazzuolo vergessen worden, weil kurz darauf
der Bischof von .Mantua starb; das ist aber der 15 II verstorbene Bischof
Lodovico Gonzaga.
35
verfolgt sah und um ihm nicht zur Beute zu werden, den Tod
im Meere suchte. — Gewiss sind solche Geschichten auch sonst
als frappante Verbrechen erzählt worden, aber sie zum Ruhme
weiblichen. Heldenthums vortragen und verewigen, lehrte die
Legende und ihre profane Schwester, die Novelle.
Ein anderes Ziel als Castiglione verfolgte Lodovico Do-
rn e n i c h i in seinem Buche von der Hoheit der Frauen !) . Wäh-
rend hier in den ersten drei Büchern über die Frauen im Sinne
jener Zeit philosophirt und diskutirt wird, enthalten die beiden
letzten Bücher (IV. V.) die Beispiele hervorragender Frauen bis
auf die Zeitgenossinnen des Verfassers herab. Dieser nimmt
nur das Verdienst eines Sammlers in Anspruch , der aus grie-
chischen und lateinischen Autoren, aber auch aus modernen bis
auf Ariosto und Castisiione seine Geschichten zusammengelesen.
Von den zahlreichen Glaubensmärtyrerinnen zu sprechen, fühlt
er sich nicht würdig. Aber von den christlichen Keuschheits-
märtyrerinnen erzählt er doch, was er irgend weiss, von So-
phronia, von Domnina mit ihren Töchtern nach Rufinus, von
Phitomena und Pelagia. Zwar wird von Dialogisten wohl ein
Zweifel vorgebracht, ob der Selbstmord in solchen Fällen ge-
stattet sei. Aber da Ambrosius und andere Väter der Kirche
ihn billigen oder doch keinen Anstoss nehmen, beruhigt sich
auch die vornehme Gesellschaft , die der Dialogist um sich ver-
sammelt denkt, und überlässt die Frage den Theologen2). Die
modernen Beispiele , die Castiglione erzählt , übergeht unser
Autor, aber als Ersatz bringt auch er eine Geschichte aus neuerer
Zeit, der er ein hohes Interesse beilegt.
Als Kaiser Maximilian 1509 Padua belagerte, Hohen die
Landbewohner mit ihrem Gut in die Stadt. Dabei verirrte sich
ein Landmädchen und kam allein ohne die Ihren an den Thoren
der Stadt an. Da war eine Wache von Soldaten, die das schöne
Mädchen sogleich mit Zumuthungen bedrängten. Sie aber ent-
floh ihnen, und als sie verfolgt an den Ponte Corvo kam, schwang
sie sich entschlossen in den Fluss und wusste jede Hülfe, die
man ihr bringen wollte, zu vereiteln. So rettete sie ihre Jung-
fräulichkeit, indem sie ihre Seele Gott gab. — Die Dialogisten
I, La nobilta delle donne. Corretta e di nuovo ristampata. Vinetia
1551. Die erste Ausgabe erschien mit einer Zueignung vom März 1549.
2) Pure lasciamo questa quistione a theologi. p. 190.
3*
36
kommen überein, dass ihr Name gefeiert werden sollte, da doch
der Ruhm der Brasilia von Durazzo so viele Jahre gedauert.
Dieses patavinische Landmädchen mag auch für uns das
letzte Beispiel sein, das sich an den alten Fabelkreis, wenigstens
noch anschliesst. Denn historische Gestalten, wie sie sich aus
späterer Zeit noch finden Hessen, gehören so wenig hieher wie
etwa Chiomara , von der Plutarchos erzählt. In der Poesie, in
der Literatur haben sie kein Bild zurückgelassen. Wohl aber
dürfen wir mit Lucretia schließen, wie wir von ihr ausgegangen.
Indem Shakespeare sie in einem epischen Gedichte verherr-
lichte, gewann er der Fabel noch einmal alle die Züge ab, die
ihr Bild dem menschlichen Gemüthe einprägen, gleichwie Ariosto
der Euphrasia- Fabel die letzte Gestalt gegeben. Shakespeare
folgt in seinen Stanzen der livianischen Erzählung, aber er
spinnt sie mit Betrachtungen und Reden, in blühenden und bil-
derreichen Schilderungen der Leidenschaften und Seelenstürme
aus. Moralische Bedenken und Kontroversen, die das Epos nur
stören würden . lässt ein solcher Dichter natürlich nicht auf-
kommen.
Herr Leskien übergab eine Arbeit des Herrn Prof. Dr. A'.
Brugman über Griechisch (xqci. uq. ga und litauisch )r.
Ueber ciga. uq . (Sa ist oft und ausführlieh gehandelt wor-
den ') , und es dürfen, namentlich nach den eingehenden und zum
Theil sehr feinsinnigen Untersuchungen von Härtung Nägels-
bach Heller und Bäumlein, die hauptsächlichsten Anwendungs-
typen jetzt als festgestellt gelten, so dass man weiss, unter wel-
chen Gedanken- und Satzverhältnissen diese Partikel vorzugs-
weise erscheint. Aber vieles ist 'auch noch unaufgeklärt. An
zahlreichen Stellen besonders des Epos weiss man auch heute
noch nicht, was die Partikel soll, wie sie den Gedanken färbt,
ob diese oder jene Bedeutung, die sie haben kann, anzunehmen
ist, ja ob sie nicht vielleicht nur ein des ursprünglichen Be-
deutungsinhaltes völlig verlustig gegangenes Flickwort, ein
wahres naqu jzh)qiof.ia ist. Und wie sind die verschiedenen
bisher sicher constatierlen Gebrauchsweisen historisch unter ein-
ander zu vermitteln 1 welches war die ursprünglichste Bedeu-
tung? woher stammt aga ? Auch auf diese Fragen sind ab-
schliessende Antworten noch nicht gegeben.
Wie nun schon auf manche Partikel des Griechischen , auf
ihre Bedeutung und ihren Ursprung, durch Auffindung ihres
alter ego in einer oder in mehreren andern indogermanischen
Sprachen Licht gefallen ist, so müsste jedesfalls auch das Yer-
ständniss des in vielen Beziehungen so schwierigen uqu durch
Ermittlung einer mit ihm etymologisch identischen Partikel im
Bereich der Schwestersprachen Förderung erfahren. Ich glaube
1, S. die Literaturangaben bei Bäumlein Untersuchungen über grie-
chische Partikeln 1861 S. 19 f., bei Kühner Ausführliche Grammatik der
griechischen Sprache II2 720 ff. , im Ebeling sehen Lexicon Homericum
1 p. 160 und in Hübners Grundriss zu Vorlesungen über die griechische
Syntax S. 84. 86.
38
eine solche Partikel im litauischen ir, das sich meistens durch
unser auch oder und wiedergeben lässt. gefunden zu haben und
versuche im folgenden diese Zusammenstellung zu rechtfer-
tigen.
1.
Am häufigsten findet sich aoa zur Verbindung von Sätzen
so gebraucht, dass es einen nach dem vorhergehenden zu er-
wartenden und aus diesem naturgemäss sich ergebenden Fort-
schritt ausdrückt l) . In deutscher Uebersetzung lässt sich diese
Function etwa durch denn, denn also, denn auch verdeutli-
chen. Z. B.
B 16 iog cpäro ' ß-t] d* ao1 oveioog. eitel rbv iivd-ov äxovffe.
»So sprach Zeus (nämlich: Bäovl t&i. oiXe bveioe. v.xX. V. 8),
und der Traum ging denn hin«.
Neben dieser innerlich consecutiven Bedeutung legte man
nun bis auf Bäumlein allgemein unserer Partikel auch eine rein
continuative Geltung bei , indem man annahm , sie reihe auch
rein äusserlich an, bezeichne die unmittelbare Aufeinan-
derfolge. Bäumlein sprach diese Function dem aqcc ab. Er sagt
S. 33 seiner »Untersuchungen« : »Wenn aber der Partikel die
Bedeutung der Folge beigelegt wird, soll dies nicht missverstan-
den werden. "Aoa kann nie die äussere Folge und Anreihung
bezeichnen; dafür hat die griechische Sprache eira. eneiia
oder (mit leichter Andeutung des Gegensatzes, des Neuen) de.
Wo aoa als Partikel der Folge erscheint, bezeichnet sie ein in-
neres, natürliches Verhältniss, das sich Ergebende«. Ich kann
in dieser Behauptung Bäumlein's, die auf einige spätere Behand-
lungen der Partikel, z. B. auf die von Kühner, sichtlich von
massgebendem Einfluss gewesen ist, nur einen Rückschritt ge-
gen die früheren Darlegungen, namentlich die Nägelsbach'sche
(Anmerkungen zur Ilias, 1 . Aufl. 1 834, S. 1 91 ff.) und die Iieller-
sche (Philologus XIII 68 ff.), erblicken und bin mit Kvicala
(Zeitschr. für die Österreich. Gymn. 1863 S. 309) gegen Bäum-
lein darin einverstanden, dass die Bezeichnung der äusseren
Folge und Anreihung des aoa »über allen Zweifel erhaben« sei.
1) Classen Beobachtungen über den homer. Sprachgebrauch S. 30.
39
Zwar sind nicht alle Stellen, die Kvicala für diese Geltung ge-
gen Bäumlein vorbringt, so unzweifelhaft wie er glaubt. In
A 500 y.ai ga naQOid^ avvoio y.ad^e^ero y.ai Xafie yovvtov
oytaijj, de§iTeQfi d' ag vtc av&Egewvog elovoa
J.ioooiitvr- 7tQogisi7te Aia Kgovitova avay.xa
übersetzt Kvicala y.ai ga durch »und sofort (nachdem sie den
Zeus getroffen hatte) « und d'ag' durch »und zugleich (unter
einem)«, aber man kann annehmen, dass in beiden Versen aga
auf V. 394 zurückweist, wo Achilles die Mutter auffordert kl-
d-ovo1 OvlviiTTovöeAia "kioaiY.%1.. so dass es an beiden Stellen
durch »denn auch (wie nach Achilles' Aufforderung zu erwarten
war)« verdeutlicht werden könnte. Weiter
A 569 tag hepar ■ eötiosv öh ßoGmig Ttöxria aHg\.
y.ai g* ay.iovoa xa-fHjaro i7nyvaj.nf.1aoa wikov tirJQ
könnte übersetzt werden »und lautlos sass sie denn (wie nach
Zeus' drohenden Worten und der durch dieselben in ihr erreg-
ten Furcht zu erwarten war da«. In gleicher Weise lassen die
ferner citierten Stellen A 360. 465. B 18. 20. 45 sowie ^458
eine andere Deutung zu als die von Kvicala vorgetragene. Da-
gegen werden mit Recht von Kvicala geltend gemacht
B 103 "Hrpaioxog f.uv dioy.e zJu Kqoviwvi ccvoxti'
avrag äga Zevg öioy.e dtay.Togy Agyn<p6i'i/r
wo aga »nichts anderes bezeichnet, als dass das Scepter unmit-
telbar aus dem Besitz des Zeus in den des Hermes überging«1;,
und besonders die Stellen aus dem Schiffskatalog
B 546 01 d5 ag* A&rjvag tiyov. 615. 676. 716. 835,
522 01 t aga Trag noxaabv Krjcpioov diov tvaiov. 584.
in denen aga rein äusserlich [auch, ferner) anreiht. Ich er-
wähne ferner als gegen Bäumlein beweisend :
£43 Iöo/.t€vevg <53 aga Qaioxov Ivt'jgaxo.
mit welchen Worten eine neue Kampfscene eingeführt wird;
aoa weist, wie Düntzer z. d. St. richtig bemerkt (vgl. auch
Nägelsbach Anm. ' S. 195), auf 7rgioxog V. 38 zurück:
B 48 rtiog luv ga &ea 7tQogsß^asro uay.gov "0?.vu;rov.
1) Vgl. auch Nägelsbach's Anmerkung z. d. St.
40
£ 3 tbg 6 fxkv e)>&a xa&tvde rcolvrXag ding 'Odvooevg
vttv(o mal /m{icct(<) agr.utvog ■ avraq JJd-rjrr]
ßi] q lg ®airjX(op avÖQCov dr^iov te tiÖXlv tb, vgl. JI 221 ;
y 329 ibg hepar • fjshiog 6° a q eöv /.cd ejzI /.viepag rjl&ev.
Q 32 ccl£ ote örj ($' ex toIo övtodey.aTrj yevsT rjtog,
xal tot aq ccd-ccvccToiGi (.lETrivda Qoißog J4Tc6kXwv.
Noch andere Stellen , die gegen Bäumlein sprechen, folgen
unten.
Darüber also, dass ccqcc auch die äussere Folge bezeich-
net, kann meiner Meinung nach kein Zweifel sein.
Nach Feststellung dieses für unsere ganze Untersuchung
wichtigen Punktes wende ich mich zur Darstellung meiner Auf-
fassung von ccqcc i der, wie sich zeigen wird , die Nägelsbach'-
sche am nächsten steht, und des Verhältnisses der griechischen
Partikel zur litauischen. Zunächst fassen wir nur die Bedeu-
tungen ins Auge, die Lautgestalt und die Etymologie werden
uns zuletzt beschäftigen.
2.
'Aqu und \r bezeichnen
(I) das unmittelbare Zusammentreffen und Zu-
sammenstimmen, die Coincidenz, den Einklang,
ähnlich wie unser auch, just, eben, gerade; z. B. kann Ueber-
einstimmung in der Zeit gemeint sein, so:
(H0I f]i_tog d* rjekiog f.teoov ovQccvbv a^fpißeßijxrj,
Trif.iog ccq1 e§ akbg dot yiqtov a'/.iog i'r^iEQTrjg,
AVenn die Sonne im Mittag steht, dann pflegt auch (oder: just
dann) der Meergreis das Meer zu verlassen«; entsprechend )r
in einer Daina (Leskien-Brugman Lit. Volkslieder und Märchen
S. 118):
Kad asz pioviau, kad asz pioviau
piovejele an kalnelio,
i r atjoje, i r atjoje
dvariokelis,
»Als ich mit Mähen beschäftigt war, kommt just ein Gutsherr
geritten«.
Diese Bedeutung der Uebereinstimmung hat das Griechi-
41
sehe vielseitig und fein ausgebildet, und es finden sieh zu meh-
reren Anwendungstypen des Griechischen litauische Parallelen.
Wir können folgende Unterabtheilungen machen :
Ia. Uebereinstimmung in Zeit, Localität, Qualität, Quan-
tität.
Ib. Uebereinstimmung zwischen Aussage und Wirklich-
keit, Auftrag und Ausführung u. dgl. (Vgl. Was er behauptete,
war auch der Fall. Er hiess mich gehen, ich that es auch.)
Ic. Uebereinstimmung mit vorher genanntem oder erzähl-
tem, wenn recapitulierend darauf zurückgewiesen wird.
Id. Uebereinstimmung des erschlossenen mit der Prä-
misse. (Vgl. Wenn A ist, ist auch B, oder: ist eben auch B.)
Ie. Uebereinstimmung zwischen Grund und Folge, Erklä-
rung und erklärtem. (Vgl. Er wurde reichlich belohnt: er hatte
sich auch [eben auch j redliche Mühe gegeben.)
Weiter dienen aga und ir zur Bezeichnung
(II) der unmittelbaren Anreihung, des An-
schlusses und Fortgangs. Hier ist die Uebereinstimmung
zwischen aqa und )r eine noch weiter reichende. Wir haben
folgende Fälle zu unterscheiden :
IIa. l'(Qu und ir bezeichnen, dass in der Zeit ein Vorgang
sich unmittelbar an einen andern anschliesst, etwa = un-
mittelbar darauf, sofort;
IIb. dass etwas von etwas vorerwähntem die zu erwar-
tende und natürliche unmittelbare Folge ist, etwa = denn, denn
auch, denn also; endlich
IIc. dass in der Vorstellung des Redenden (demgemäss
auch in der sprachlichen Darstellung) sich ein zweites unmittel-
bar an ein erstes reiht, Fortgang in der Erzählung, etwa = und,
ferner.
In welcher Weise die Bedeutungen I und II zusammenhän-
gen, werden wir im Verfolg der Untersuchung sehen. Wir
gehen nun nach dem aufgestellten Schema den Gebrauch von
äoet und, so weit er sich mit diesem deckt, den von ir näher
durch.
42
3.
la. U ebereinstimmu n g in Zeit. Localilät, Quali-
tät, Quantität.
Zeit. Ausser dem schon citierten Vers d 401 seien er-
wähnt :
H 434 ijuog ö1 ow' ag rcio i[tog, \ti d' afiq>iXvKrj vvt;,
rrjuog aq a/ncpl tvvqtjv y.Qirog tjyQero kabg'Axai&v.
Z515 aiil'a d° e/teira
"Extoqcc dlov BTet(JLBV aöel(f€6p1 evt* ctg* e/ielltv
otq£\1>eo& £/. %coQrjg. o&i t) öaQi'Ce yvvar/.i:
»Bald darauf traf er (Paris) den Hektor, als der just im Begriff
war sich von der Stelle zu wenden, wo er mit seinem Weibe
vertraulich geplaudert hatte« (vgl. A 182),
K 540 ovitco näv eÜQrjTO enog. ot' cxq3 ij?>vfror avtoi,
»Noch nicht war die Bede ganz gesprochen , als sie just selbst
ankamen (vgl. it 11. 351).
■3- 74 (.tovd cxq aoiöbv avrjY.ev aeidepevai v.lia cci'Öqöjv,
oifirjg rrjg tot3 ccqu xkiog ovoavbv evqvv r/.avsv,
»(Nach dem Male) trieb die Muse den Sänger an, die Buhmestha-
len der Männer zu singen, eine Sansesweise. deren Buhm da-
mals gerade gross war«. Vgl. noch Nägelsbach Anmerk. 1 . Aufl.
S. 192 und Heller Piniol. XIII S. 111."
Von litauischen Beispielen ist schon erwähnt : Kad asz
pioviau, ir atjoje dvariokelis. Vgl. ferner Nesselmann Volksl.
No. 86. 5 Kad asz ejau veszkelelij, ir sutikau trys brolyczus.
»Als ich die Landstrasse entlang ging, begegnete ich just drei
Brüdern«. Schleicher Leseb. S. 126: Kür vaikäczei? Vaikäczei.
te sziüile. Jemdvem bekalbant, vaikäczei i r parbego petu isz
sziüiles, »c\Vo sind die Kinder f cDie Kinder, die sind in der
Schule5. Während sie (so) mit einander redeten, kamen gerade die
Kinder zum Mittagessen aus der Schule heim gelaufen.« S. 130:
Jemdvem teip bekalbant i r dukte atejo, »Während sie so mit
einander sprachen, kam just die Tochter herzu.« L.-B. 1) S. 325:
1) L.-B. bezeichne hier und im folgenden die bereits S. 40 citierten
von Leskien und mir herausgegebenen Volkslieder und Märchen.
43
Besznekant ir gaidys uzgedöjo. »Während sie sprachen, Rüg just
der Hahn zu krähen an«. Schleicher Leseb. S. 219: Ulicze vaziü-
dams i r pamäte vena pöna pro länga kaip jis säva stubö szen
ir ten vaiksztineje. »Indem er eine Strasse entlang fuhr, sah er
just einen Herrn durch ein Fenster, wie er in seinem Zimmer
auf und ab ging«. L.-B. S. 183 fragt ein König eine Prinzessin,
wohin die Reise gehe; sie antwortet: cZu dem und dem König0;
darauf jener: Tai te ir szita bulkute jem nuneszk. »So nimm
gleichzeitig hier diese Semmel für ihn mit«.
Localität. Beispiele aus Homer gibt Näseisbach S. 192.
wie
^/149 o b\ (>fri ;r'/.€lavai ■/.Loveovto (fä).ayyEg,
r/~ 6 £}'oqovg . aua d* a?.?.oi Evxvrjfiideg Llyaioi,
»Wo das Gedränge am dichtesten war. just da stürzte er hinein
und mit ihm die andern Achaeer«.
Qualität, Art und Weise. Oefter |bei Homer ibg —
ibg aqa = wie — justjo. eben so. z. B.
*/L 158 log 8 ore ttvq aiöij.or Iv cc^vho iurriGi, vkfl . . .
ibg ccq vn ylTQEid;, A.yct[iiyLVOvi itinxt y.ägtjva
Tqvjvjv (fEvyiiVxiov.
Vgl. £904. ^482. AT20I. 0 365. .2 163. y16.
H 65 ovq öe ZECfiQoio h/Evaro novrov emi (foiS. . . .
Total aga ariyEg rjar ^dyaitiv te Tqühov te
sv 7tediq). Vgl. H 21 1 .
Umgekehrt uoa bei ug
2 75 xa [ihv dit rot vsTeXeavai
ex z/ iög. vjg uqu dit 7toiv y eu/eo xe^Qu^ <xvolg%iüV)
»Dieses ist dir doch von Zeus erfüllt worden, gerade wie du dir
es (oder : wie du dir es auch) früher wünschtest«.
Der Litauer füet ebenfalls in Veraleichunsssätzen oft dem
zweiten Gliede i r hinzu, doch wird dieses nicht zum Ausdruck
für das Wie sondern zum Subject gezogen, z. B. Schleicher
S. 123: 0 ir turejo karalius tökie gräzie dükteri. kaip ir jo
pati büvo, »Und der König hatte auch eine Tochter, die so
schön war, wie [auch] seine Gattin gewesen war. Dieses \r
entspricht dem gr. v.ui in Sätzen wie Xenoph. an. 13, 6 <Lg
44
Ifioi ovv lövxog , onjj av xal v^ieig, ovtcj rt]v yviöfirjp
e^STe, Antipb. 5, 23 eLrjzelvo old&v tl fiukkov VTtb xCov eck—
kiov rj y.al vn Ifiov (Krüger § 69, 32, 13. Kühner II2
S.799) 1). Hier wird also nicht sovvol die Uebereinstimmung im
Wie betont, als das, dass die Aussage sovvol von diesem als von
jenem gelte.
Dagegen lässt sich mit jenem aoa vielleicht vergleichen
das ir in L.-B. S. 254: Kaip tesiög jöji, ir jök, »Wie du gerade-
aus reitest, reite auch«, d. h. »wie du gerade mit dem Pferde
jetzt die Richtung hast, just so nimm bei deinem Ritt die Rich-
tung«. Man kann dieses Beispiel auch zu IIb ziehen, es wäre
dann zu übersetzen : »Wie du gerade die Richtung hast, so reite
denn zu«.
Qua nlität.
P 266 tag 6° uv evtl tcqoxojjoi ön/rereog norafiolo
ßeßQVXfi (Asya /.v^ia noxX qüüv . . .,
Toaö}] exqa TqCoeg icc%fj loav,
»mit eben so grossem Getöse kamen die Troer«.
Auf den ersten Blick scheinen vergleichbar Stellen wie
Schleicher S. 119 : Ir täm smäkui sü pirmu kirezü penkies gäl-
vas nukirto, o antra syk[ ir tek, indem man übersetzen kann:
»Und er schlug dem Drachen mit -dem ersten Hieb fünf Köpfe
ab, das zweite Mal aber eben so viele«. Indessen gehört, wenn
mein Sprachgefühl mich nicht täuscht, \r näher zu antra sykj,
so dass genau zu übersetzen ist »aber das zweite Mal ebenfalls
[wieder) so viele«.
Ib. Uebereinstimmung zwischen Aussage und
Wirklichkeit, Auftrag und Ausführ un g , Motiv und
Handlung u. dgl. So
1) So werden ir und xai auch in beiden Gliedern zugleich gesetzt.
Schleichers. 216 : 0 te vel teipjaü ir sz i taj j,, kaip ir ana, teip suteläzyje,
käd baisu ziuret büva, »Und diese (die Gesellen des Schmieds) zerprü-
gelten (ebenso auch) diesen, wie damals [auch) jenen , dermassen, dass
es schrecklich anzusehen war«, S. 121: Asz ir töks vagis kaip ir jus
trys, mos büsim kamarötai, »Ich bin [auch) ein solcher Dieb, wie [auch)
ihr drei, wir wollen Kameraden sein«. Xenoph. an. II, 1, 22 xai rjfj.lv
xavxa Soxel, i(TiEQ x kI ßaaiXel, Hell. II, 4, 9 öei v/uä? iögm^ xal rificiv
fiB&i&Te, ovroi x«i rwv xivdvvav fisti^siv (Krüger. und Kühner a. a. 0.).
45
i> 384 ' '4ky.h'oe y.qeIov, twxvtiov aQider/.eTe Xaä>v,
rjfisv ciTteiXrioug ß^TccQuovctg eivca agiaroug,
rjÖ3 CCQ €TOlf.ia ZBVVKtO' G£(JCCg [l £%£l ElgOQOtüPTCC.
»Du rühmtest dich die besten Tänzer zu haben (V. 250 ff.), und
es war auch (wie ich eben gesehen habe) der Fall (teip ir büvo)«.
Vgl. Heller S. 80. Aehnlich
B 16 ibg (pdvo • ßfj d3 aQ3 gvgiqoq, inzl rbv (.ivd-ov axovoev.
»So sprach Zeus [ßccGY3 I&l. ovle oveiqe, üoccg litt vfiag
Ayauov y.t'L. V. 8), und es ging auch [denn auch) der Traum hin«.
L.-B. S. 226: Ali' säko täs bernas vef sävo mötinai: cAik
vel päs tä4 karäliu.\ Mötina i r nuejo, »Aber der Knecht sagte
wiederum zu seiner Mutter cGeh nochmals zum König3. Die
Mutter ging denn auch«. S. 1 89 : Tep jedu i r padäre, »So thaten
die beiden denn auch (nämlich wie der eine von ihnen gesagt
hatte, dass sie thun wollten)«. Schleicher S. 142: Teip jüdu ir
pasirüpino tökiu zoliü, »Sie verschafften sich denn auch solche
Kräuter (dem vorher erzählten Beschluss gemäss)«. Nesselmann
Volksl. No. 84. 6:
»Kuris, mylimeji,
plauktu vainikelio?«
Vens ir apsieme
vainikelio plaukti.
»'Wer, ihr Lieben, möchte nach dem Kränzchen schwimmen?5
Es übernahm's denn auch einer, nach dem Kränzchen zu schwim-
men« (vgl. No. 87, 2).
Wo aqa und ir die Uebereinstimmung zwischen Auftrag
oder Aufforderung und Ausführung andeutet, kommt das Be-
deutungsmoment der Zeitfolge (= darauf) mit ins Spiel, und
so gehören diese Fälle zugleich zu IIb.
Die Harmonie zwischen Motiv und Handlung wird durch
aoec hervorgehoben in
A 96 ovv <xq o y3 evycolSjg eTtiuififpezai ov&3 iy.aruf.ißrjg,
aü3 even aorjTriQog, ov fjri[.ir]G3 Ayaf.ie/.iviov,
ovo UTCtkvoE frvyaTQa y.cci ovy. cc7veÖ€^aT3 anoiva "
tovvby! ccq ah/i eöwtcsv 'Ev.iqßöXog t]d3 sti dwoei.
Aehnlich Nesselmann Volksl. No. 101. 3 und 4:
46
Yra kerne daug kleczu Yra darze obeliu,
ir kletise mergyczu. aut obelio obeliu.
Kur dailiausia, mandagiausia, Kurs dailiausias, raudoniausias,
ta ir palaikysiu. ta ir nusiskisiu,
»Es gibt im Dorfe viele Kleten und in den Kleten Mädchen.
Welches von diesen das schönste, das feinste ist, das will ich
denn auch (weil es das schönste ist) festhalten. Es gibt im Gar-
ten Apfelbaume, auf den Bäumen Aepfel. Welcher von diesen
der schönste, der roteste ist, den will ich denn auch mir ab-
pflücken«.
Ic. Uebereinstimmung mit vorher genanntem
oder erzähltem, wenn recapitulierend darauf zu-
rückgewiesen wird.
Häufig nach einer Rede als Uebergang zu neuem ibg aqct
tpwvi Gag . . ., ti>g aq %(ß>], tog äqa xig e%7ieo"/.ev und ähnl.
Wendungen, wo wir denn oder also gebrauchen können: »So
sprach er denn«. Ebenso t) qa »sprachs denn, sprachs also«.
r 146 — 152 wird erzählt, die und tue Geronten sassen auf dem
skaeischen Thor; sie werden geschildert, und dann wird abge-
schlossen V. 158 mit:
toIol äqa Tqwojv rjyijxoqtg rtvx inl Ttvqyw,
»So waren denn die Führer, die auf der Mauer sassen«.
H 161 — 168 werden die neun Helden genannt und charak-
terisiert, die sich zum Kampf mit Hektor meldeten, dann wird
abgeschlossen V. 1 69 mit:
rtavxeg aq o'i y 'e&eXov jroleuiteiv "Exxoqi duo.
»Die alle waren denn bereit mit Hektor zu kämpfen«. Nach den
Worten
M 294 uvci/.u d* aGnlda ^uv zzqöol}' iayjio accvxog* eiarjv
wird der Schild V. 295 — 297 beschrieben, dann heisst es
298 xrjv aq o ye TiqÖGtte oyo^uvog, ovo doüqe xivaGGior,
ßfj qn i/.iev, ajgze kiwv /rA.
Andere Beispiele bei Nägelsbach S. 1931. und Bäumlein S. 29 f.
Der Satz, in dem äqa steht, enthält keinen neuen Gedanken, wie
in den beiden vorhergehenden Fällen la und b), sondern wie-
47
derholt nur, zum Zweck der kurzen Zusammenfassung und des
Abschlusses, früher gesagtes. Die Partikel aoa deutet dabei an;
dass die Aussage denselben Inhalt hat wie die vorhergegangene
Darstellungsform. Nägelsbach übersetzt aoa auch in diesem Falle
durch just, gerade, eben. Ich ziehe denn, also vor, weil sich just
zu /; ga, wo die Partikel sich direkt mit dem Verbum verbindet,
nicht wol schickt.
Ein analoger Gebrauch von lit. ir ist mir nur einmal be-
gegnet, doch ist die Auffassung der Partikel an der Stelle, wie
mir scheint, unzweifelhaft. L.-B. S. 219 schliessen die ganze
Erzählung die Worte: Teip ir Jonüks per sävo kytrybe stöjosi
karälium, »So ist denn also) Hans durch seine Klugheit König
geworden«.
Id. "Aoa kann in Schlussfolgerungen gebraucht
we rden. Es deutet dabei an, dass die Ansicht oderErkenntniss,
die man ausspricht, mit der Thatsache oder den Thatsachen, aus
denen man die Folgerung zieht, in unmittelbarer Uebereinstim-
mung steht, das unmittelbare und natürliche logische Ergebniss
derselben ist. Wenn A ist, so ist eben auch B. Oder A ist, es
ist eben auch = also) B.
H 360 ei ö° Itsop öit tovto utco GTiovdr^ ayoQsveig,
ii; aoa di] rot iTitira frtoi (fozvug tokeaav avxoi,
Wenn du das ernstlich meinst, dann haben dir eben (es ist das
die unmittelbar sich mir aufdrängende Ansicht) die Götter den
Verstand genommen«. Hierher gehören die zahlreichen von
Homer an bis in die spätesten Zeiten vorfindlichen Stellen, in
denen von einer Einsicht die Rede ist, die man im Gegensatz
gegen frühere irrige Meinung erlangt hat (Härtung S. 432 ff.,
Nägelsbach S. 20 lf^, Heller s'. 84 ff.^Bciumlein S. 21 ff. , z. B.
v 209 w tcÖtcol, ovy. aqa jzuvtu vorjuoveg ovde di/.aioc
i\aav (DuLiy/xov r/y^rooeg rtÖ6 /.ledovreg.
So spricht Odysseus, als er in Ithaka erwachend sich von den
Phaeaken betrogen glaubt. Wie schon Xägelsbach gesehen und
wie auch Kvicala Ztschr. für österr. Gymn. 1863 S. 310 mit
Recht gegen Bäumlein's irrige Auffassung bemerkt hat, bezeich-
net aoa in diesen Fällen -nichts anderes, als dass der Sprechende
durch eine natürliche Folgerung zu dieser Ansicht gelangt ist«;
aqa weist daraufhin, dass die ausgesprochene Ansicht (die ge-
48
wonnene Einsicht) im unmittelbaren Einklang steht mit der
Thatsache, die man vor Augen hat und aus der man folgert.
«So ist z. B.«, sagt Kvicala, «Od. d 104 ff. toj <T aq3 epeXXev
avrtü x>J6V eosad-ai = ihm war es nun eben (noch bezeich-
nender ist der provinziale Ausdruck halt) vom Schicksale be-
stimmt, d. i. ich mache die Folgerung, dass dem Odysseus dies
vom Schicksale bestimmt war, eben aus dem Umstand hcel ov
xig 34.%auov tÖgg1 e/.i6yi]Gsi>, ooö* ^OduGevg sfioyrjQE v.al
ijqaro«. Wir haben hier dieselbe Verwendung des aqa wie
Aesch. Pers. 472, wo Atossa, nachdem der Bote die Niederlage
der Perser gemeldet, ausruft:
ib orvyvh dalf.iov, tog aq3 Eüjevoag (pqEvCov
Ilegaag,
»0 grausames Schicksal, wie hast du denn (also) der Perser Hoff-
nungen getäuscht!«, Soph. EI. 772
f.iccTrjv äq3, (Lg eolkev, rf/.o\iEV,
»Wir sind denn (also), wie es (nach deinen Worten) scheint, ver-
geblich gekommen«, und wie aqa häufig in der attischen Prosa
in philosophischen Erörterungen gebraucht wird, wie z.B.Plato
Euthyphron p. 7E: — 42. Kai tiop &aCov aqa, ai yevvale Ev-
d-vcpqov , älloi alla dixaia rjyovvvai xara xov gov "köyov,
»Auch unter den Göttern halten denn nach deiner Behauptung
die einen diess, die andern jenes für recht«, uud bald darauf
p.8A^ß. Taura aqa, wg eoiy.e, [iiGelrcd te vnh %Cov &ewv
xal (filüTai, zal d-eofiLGrj te v.al d-EOcpilij tcivt av eirj. EY&.
"Eoixev. 2£2.. Kai oGia aqa xal avöoia tcc ahxa av eur
d Ev&ixpqov, tovtuj tu) hjyoj. EYQ. Kipovvevei. — ß. Ov/.
aqa o rjq6f.irjv anExqivto , w d-av^äote.
Dass hierher auch das aqa in Stellen gehört, wo man die
Bedeutung »etwa, vielleicht« darin hat finden wollen, wie na-
mentlich in der Verbindung ei (lav) f^trj aqa, die man mit lat.
nisi forte verglich, zeigt Kratz Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen
XX 596 ff. Ei (AT) aqa »führt den einzig denkbaren Fall ein, bei
dessen Eintreffen die aufgestellte Behauptung nichtig sein würde,
einenFall jedoch, dessen Undenkbarkeit in derBegel so einleuch-
tend ist, dass die Wahrheit einerBehauptung, die nur zu Boden
fällt, wenn eine notorische Widersinnigkeit triumphiert, nur
um so glänzender und anerkannter aus diesem ironischen Spiele
hervorgeht«, wie z. B. in der Stelle Xenoph. mem. I 2, 8 ei //>,
49
uqü. r) zrjg dgeT^g lfcif.iekeia diacpfroQÜ Igtl unsere Partikel
bedeutet : wenn Sokrates mit dem, was er der vorangehenden
Schilderung zufolge an der Jugend gethan, diese verdorben
haben soll, so muss folgerichtig öiacp&OQÜ mit im^i. cxqer.
identisch sein«. Leber das »ironische« aqu in Stellen wie Thuk.
I 121 deivbv ccv £u]. ei ol (.ihr Iy.eLvuov S,vti}.iayoL etcl öovkeia
rfl ctvrCüv cpeqovTeg ovy. ccTtegovoiv, r^ieig de Ltl TtT ccvroi
GiüCeod-ai ovy. aqu dci7iavrlGO(.iev bemerkt Kratz S. 598 rich-
tig, das wesentliche bei diesem ironischen Gebrauch von äga
sei, dass etwas, wovon nach dem gewöhnlichen gesunden Men-
schenverstand das gerade Gegentheil stattfindet, als eine natür-
liche Folge, als etwas vernünftiges behandelt werde; in dem
ccqcc der angeführten Thukydidesstelle liege daher : «hier mit
unserm Gelde knausern wäre gerade so verkehrt als der
Schluss : cweil die athenischen Bundesgenossen unermüdlich
sogar zur eignen Knechtung Opfer bringen, so brauchen wir zur
Wahrune unsrer eignen höchsten Interessen kein Geld herzu-
geben1«.
Endlich wird uqcc
Ie. oft in Sätzen gebraucht, die eine Begründung. Er-
klärung, Erläuterung enthalten, um die Uebereinstim-
mung des Grundes und seiner Folge, der Erklä-
rung und des erklärten anzudeuten. Zunächst sei be-
merkt, dass sich uqa zu diesem Zweck öfter mit den an sich
schon den Grund und die Erklärung bezeichnenden oti, ovvexa,
hcei. yäq verbindet etwa = weil eben, weil denn). Z. B.
A 56 v.rtöeTO yäo Juvcuov, ort qcc ^vrtG-/.ovTug oqcxto.
I 561 trtv de tot ev ueyäooioi .tüt^q vmI tcÖtvlu ^t^o
A'Kv.vovr^v v.vJ.eeG/.ov ejtojvvfxov. ovvey uq ccvT^g
foj^o ahv.vovog TtoKvnev&eog olxov eyovGU
/./.et . oVe f.uv ey.üeqyog avr}Q7iaoe Oolßog AtioKKcov.
N i 1 6 ov uav avT uTiTog y.elx Aoiog- ä'/J.c'c e cprjj.ii,
Big A/öög Tieo Iovtcc. IIv'AagTao y.QccTeooio,
yrfir^Geiv y.utu &v/iiöv. Itcei qc'c ol iotcugu tzo(.itiÖv.
AWi eitel Ttolv ßovloiiai am^v
or/.oi iyeiv nai yäq qcc K'hvTcxuivrfiTq^g nqoße-
ßovlcx.
1883. -i
50
Mit diesem yäq qa . das auch sonst noch öfter in begrün-
denden und erklärenden Sätzen vorkommt (Nägelsbach S. 200.
213), deckt sich lit. nes ir in Nesselmann*s Volksl. No. 100, 5 :
Mano mergyte pajüdakyte.
Kad jiji eina [ kelnoratL
ne reik jei likczu nei liktenaczu.
Nes ir atswete jüdos akytes.
jüdos akytes mano mergytes.
»Mein Mädchen ist schwarzäugig. Wenn sie in den Keller seht,
so braucht sie nicht Lichter und Leuchter. Denn es leuchten
halt [eben) die schwarzen Augen meines Mädchens«.
Aber auch für sich allein, und darauf kommt es uns hier
vorzugsweise an. können äqa und \r zur Andeutung der Be-
gründung und Erklärung dienen. So steht aqa z. B.
B 21 avfj d° ccq1 vrthq Kscpfxlrjg, Nr]lr]io) vli epiKiog,
NeOTOQl, TÜV QCC f.lCt).LOTU yeqöviw \tt Ayaui/ipiov.
Der Traum nahm die Gestalt des Nestor an. weil diesen Aea-
meinnon vor allen Volksältesten hochschätzte. Vgl. Schoemann
Redeth. [493..
ß 91 TJdrj yaq rqirop Iotlp trog, räy^a o° etat %ixaqTOP.
€§ ov aT£(.i(i€L d^ufi-bv Ivi arrj-freoaiv Ayauap.
jxävxag fiep (f ehrtet, y.ai v^ia^exai ardql ixccGTip.
M91 y.ai ocpiv KeßqLovrjg xq'vcog einexo' staq o° aq
oxeacpiv
al'/.op Keßqiovao %eq£iova y.üü.uttp "E/.xioq.^
Noch andere Stellen sieh bei Nägelsbach S. 211 f. und Heller
S. '11 2 ff.
So erklärt sich auch der Gebrauch von yaq = y aq als
begründende und erklärende Partikel. Ueber yäq hat nach
Härtung ausführlich Bäumlein S. 68 — 88 gehandelt. Das Haupt-
verdienst dieser Untersuchung besteht in dem Nachweis, dass
yaq nicht immer die causale Bedeutung hat — man hatte oft
behauptet, wenn ein zu begründender Gedanke sich in der
Nähe von yaq nicht vorfinde, so müsse ein solcher supplierl
werden1) — , sondern auch andere Bedeutungen, wie sie ge-
il Auf diesem Standpunkt steht auch noch Sernatinger in seinen
heulen Programmabhandlungen über yc'<o, Rastatt 4 874 und 1873. Kurz
51
mäss seinem Ursprung zu erwarten sind. Näher auf yao hier
einzugehen ist nicht nötig. Man vergleiche über dieses aber
nochKvicala S. 3 12 f. und Heller S. 1 U ff.
lr in diesem Sinn Nesselmann Yolksl. No. 32. 1 :
Koscziuszko sunus giroj gul nuszautas.
Tegul jis guli giruzej nuszautas :
o jis ir buvo didis savvalninkas.
jisai ne klause tevo nei mamuzes
nei visos savo didzos giminuzes.
»Kosciuszko's Sohn liegt erschossen im Walde. Er mag im Wald
erschossen liegen ! fd. h. es geschah ihm recht) : er war auch
(= denn er war) sehr eigensinnig, gehorchte nicht dem Vater
noch der Mutter noch seiner ganzen grossen Familie«.
TD TD
Wir werden unten unter IIb sehen, dass ccqo. und \r oft
auch in Sätzen erscheinen, die eine Folge bezeichnen: und es ist
das keineswegs auffallend, dass sie sowol in Folge-Sätzen als
auch in Grund-Sätzen auftreten. Sie bezeichnen eben an sich
weder Folge noch Grund, sondern nur das unmittelbare Zusam-
mentreffen und die unmittelbare Uebereinstimmung, sie können
also ebensowol dazu dienen . die Folge an den Grund zu knü-
pfen als umgekehrt. Ebenso ist es ja auch mit unserm auch
und denn. Man kann sagen: Er wurde reichlich belohnt: er
hatte auch ßeissig gearbeitet — denn er hatte fleissig gearbei-'
tet (Grund l), und: Es wurde ihm reicher Lohn zugesagt: er
arbeitete auch fieissig = er arbeitete denn [denn auch fleis-
sig (Folge).
4.
"Aqa und \r dienen
(II) zur Bezeichnung der unmittelbaren An-
reihung, des Anschlusses und Fortgangs. Die An-
reihung kann sein
TD
IIa. eine rein zeitliche, so dass die Partikeln
ausdrücken, dass ein Vorgang sich unmittelbar
und treffend wird Sernatingers Auffassung von Gerth widerlegt im Bur-
sian'schen Jahresbericht XV 272 f.
1 Vgl. gotisch auk denn. enim.
4*
52
an einen andern anschliesst, elwa = unmittelbar dar-
auf, sofort.
Oder
IIb. die Folge ist zugleich eine innere, die Par-
tikeln drücken aus, dass ein Vorgang von einem
andern die zu erwartende und natürliche unmit-
telbare Folge ist, etwa = denn, denn auch, denn also.
Die Bedeutung IIa haben wir z. B.
Q 788 rj/,iog d3 rjQiyiveia (parrj qodoöäy.rvXog rjtog,
Ttlf-iog aq äficpi TtVQYjV xlvTov('EzTOQog rjyQETO laog,
»Als die Morgenröte erschien , da versammelte sich gleich (auch
schon, sofort) das Volk um den Scheiterhaufen des Hektor«; aqa
deutet hier an , dass das Erscheinen der Morgenröte und die
Handlung des Sichversammeins in der Zeit sich unmittelbar be-
rühren l) . Das Bedeutungsmoment der Unmittelbarkeit tritt
auch deutlich hervor in der schon S. 39 angeführten Steile
B 103 "H(paiGTog (.ihr diuxe Ju Kqoviiovi avawi'
aurciQ aqa Zevg dwxe dicr/,Toq(o yiqyeiopövT}],
»Zeus aber gab das Scepter unmittelbar an Hermes weiter«.
Ebenso litauisches \r z. B. L.-B. S. 185: Jis pasäke 'Knipel, isz
szäko!3 Knipelis iszszökes isz szako ir pradejo böba bübyt, »Er
sagte 'Knüppel, aus dem Sack!' Nachdem der Knüppel aus dem
Sack herausgesprungen war, fing er sofort an auf das Weib los-
zuschlagen«.
Die Bedeutung Hb enthält naturgemäss stets zugleich die
Bedeutung IIa, z. B. in
0 397 Zevg de nax^q "lörftev eytel ide, yüoa.% aq aivCog
deutet aqa zugleich die äussere, zeitliche und die innere, cau-
sale Folge an, was sich im Deutschen etwa durch denn wieder-
geben lässt : »Als Zeus sie sah, ergrimmte er denn gewaltig«.
Ebenso ir z. B.L.-B. S. 160 : Palejo smäia. 6 panele kaip ejo isz
baznyczios, ir liko czeverykas smalöj. »Sie gössen Theer hin.
Und wie das Fräulein aus der Kirche ging, blieb denn (wie zu
erwarten war) der (eine) Schuh am Theer kleben».
1) Behalten wir die dem Zusammenhang wenig angemessene Les-
art der Handschriften tyQexo (erwachte) bei, so ändert sich für unsere
Auffassung des aqa an dieser Stelle, nichts.
53
Es ist nun schlechterdings unmöglich, allemal die Fälle IIa
und IIb auseinander zu halten und zu entscheiden, ob ccqcc und
ir bloss den zeitlichen unmittelbaren1 Anschluss oder zugleich
die innere Folge ausdrücken. Aus diesem Grunde sind in der
folgenden Beispielsammlung diese Fälle zusammensefasst.
Wir theilen die Beispiele in drei Gruppen.
1) "Agu und ir stehen in einem Nachsatz und
verbinden diesen mit dem vorausgehenden Neben-
satz, der meist ein Temporalsatz ist.
Citiert sind schon als Beispiele für IIa
Q 32 ctl£ ore 8r\ g* Ix toIo dvcode/.dTt] yevsT rjcog,
•/.cd tot acf äO-uvccToiöi lUT^vda (Dolßog AtcÖ'Ümv,
£2 788 i;uog d3 i]gtyeveia (pavr{ gododu/.Tv'/.og rjcog,
Tt]uog uo aurpl TtvQrjv /.Ivtoi c'E/.Togog fyosTO laög.
Weiter erwähne ich Stellen, bei denen zum Theil neben
der Gellung IIa offenbar auch IIb in Betracht kommt:
£ 77 avTccQ srcel dr> nävTCt k([> d-r^octTo d-Vftqi,
avTr/ ag* slg evgv oneog rj.vd-ev. Vgl. V. 57 f.)
). 2 ccvtüq IrceL g1 Itcl vr\a. "/.at'qXS-ofJ.EV t)dh d-ä'/.aooav.
vrtc( iilv äg /rcai/rgojTov egvaoccuev elg a'/.cc dictv.
K 273 Tio d3 Irre) ovv ottIoiglv evi deivoloiv idvrrjv,
ßav g' i(i'cc(. hircET^v de xqct cwtöB-l navvag
CtQlOTOVg.
FL 820 aE/.TtoQ d* tog eidev IIurgo/.)Stcc ueyafrvuov
civj avcc/a'^öuevoi'. ßsßXrjfievov og'et yu'/./.tJ).
ayyiuo/.ov g cc oi rjX&e /.ctTa GTiyag. ovtcc de dovgl y.tX.
r 398 /.cd g3 ojg ovv svotjoe ti-ecxg Ttegi/.cü.'t.eu deig^v
OTrfteü &3 iuegöevva /.cd buucuu uagucdgovTcc.
&afißrjG€V t et g3 e/reiTa ercog t ecpctT ex t ovöuct'Ce.
j\T146 u/.)3 öve dt] tvvy.ivjiq eve/.vgoe (fü?.ayg~i,
GTit See (ia/.J eyxgiuff&eig.
S 61 oi d° ots Öt] g3 ig yiogov eva ^vviovveg r/.ovTO,
avv g3 eßaXov givovg. ovv d3 eyyeu y.ctl iteve3 avdgcöv
ya'l./.eo Üvjgr/.vjv.
54 —
/ oll dg (.ilv t alöeaerai xoi/Qccg Jiog aaaov iovaag,
top öh i-iiy^ lüvrjoxxv vxü r v/Skvov Ev%0(.iivoio '
dg de x avtiviiTai y.al re artQewg ccTZOsirtf),
hioGovrai d* iiga rat ye Jia KqovUovct yuovoai
tu) <xti\v a.[i STteo&ai, 'ivu ßlacpd-zlg artoviarj.
Litauische Beispiele sind: L.-B. S. 221: ü jis uzsisedes,
kaip tik pradejo jöt, tüjaüs i r sugriüvo, »Als er aber aufgestiegen
war, brach es (das Pferd), sobald er losritt, in dem Augenblick
auch schon zusammen«. S. 234: Pradejo jei gälva nezet, tadä
sako : 'Pajeszkökgi biskj.3 Kaip eme jeszköt ir pasäke : cCziucziö
liuliö, ve'nakele3, i r uzmigo tä venä akis, »Der Kopf begann der
Hexentochter zu jucken, das sagte sie cLause mich ein bischen3;
und wie jene sich ans Absuchen machte und sprach cEia, popeia,
Einäuglein', schlief auch gleich das eine Auge ein«. S. 178 : Ale
täs nabäsznjkas kaip eme szill, i r eine dripl. »Aber als der Todle
warm wurde, fiel er sofort um«. S. 1 76 : Atsiträuk, bö kaip düsiu
sü uzbonü \ kakta, i r uzmüsziu, »Verzieh dich, denn wenn ich
dir mit dem Krug eins in den Nacken versetze, werde ich dich
auch gleich erschlagen (meines Schiagens unmittelbare Folge
wird dein Tod sein)«. Gleich darauf: Kaip däve sü uzbonü \
käkla, irüzmusze. S. 188: Kaip atidenge pirszta, teip ir prä-
szvete visa grincze, »Wie er den Finger (an dem der funkelnde
Ring steckte) aufdeckte, so leuchtete sofort die ganze Stube«.
(Bald darauf: Karäliaus dukte atriszo pirszt^, teip visüs ir ap-
szvete.) Ebenso ist wol aufzufassen Seh leicher Leseb. S. 1 63 : Asz
turiü dvylika sunü, o le visi razbäininkai, kaip te pareis o jüdu
cze ras, tai je jüdu ir uzmüsz, »Ich habe zwölf Söhne, und die
sind alle Räuber: wenn die heimkommen und euch beide hier
finden , werden sie euch gleich [ohne weiteres) todtschlagen«.
Während in diesen Beispielen ir mehr den Sinn der unmittel-
baren Zeitfolge hervorzukehren scheint , was wir durch die
Uebersetzung kenntlich machten, ist in den folgenden Stellen
ebenso wie in der bereits S. 52 citierten Stelle »Panele kaip ejo
isz baznyczios, i r liko czeverykas smalöj«) mehr die zu erwartende
innere Folge betont. Schleicher S. 141 : Sze pönai jükes isz jöjo,
käd jis tä mäza pleczka \ tä^ didele statine nor iszpilt. Ale kai
pradejo pilt isz tos pleczkös, tä^ statine ir pripyle o tä pleczka
lik pilna pasiliko, »Die Herren lachten ihn aus, dass er aus der
kleinen 'mit Wasser gefüllten) Flasche die grosse Wanne voll-
55
giessen wolle. Aber als er die Flasche auszugiessen begann,
goss er denn (von der Zauberkraft der Flasche war vorher schon
die Rede) die Wanne voll und die Flasche blieb doch angefüllt«.
S. 126 antwortet eine Hexe auf die Frage, warum sie eine so
lange Nase habe: Ponüzi, tai isz to didelio verpimo; käd jaü vis
verpi , o galva teip kreta, del to ir nösis teip ilgai nut[susi,
Herrchen, das ist von dem starken Spinnen; wenn man immer
spinnt und der Kopf wackelt so, davon wird denn (natürliche
Folge) die Nase so lang ausgezogene.
2) Aqu und \r beziehen sich auf ein vorausgehen-
des participium praeteriti.
ß 310 (3tü[iov U7ta'ii;ag öqc'cmüv) svqÖq qci nlaxaviotov
OQOVGEV.
-1 744 lyto 6° ig dUpqov oQovaag
GTTjV QU /.IETCC jrQOUÜ%OlOLV.
H 25 tw d1 i/.07iaooa[iivio öoXi% ey%sa %bqg\v ü.[i a^icpio
GVV Q^ ETtEGOV fofjOVGlV koi%6tSQ Wf.WCpayOlGLV.
q 604 7tÄr;Gä/.tEvog d1 aqa 0-vf.ibv iö^rvog rjds TtoTtjvog
ßrj q' X(.ievc(i I.IE& vag.
u 441 /■ (.uv xov 7tTV§aaa /.cd uG/.ijGccGa "aitCovcx,
7iaooä)jo äy/.QEf.iäGUGa .tccQa TQintoiQ.i /Le%eggiv,
fi^ o5 litEV Ix &cc?m/.ioio.
A 68 u. öfters Cog eLrto)1 xav äg3 eCetu.
Von den analogen, nicht seltenen litauischen Beispielen ist
S. 52 schon genannt L.-B. S. 185: Knipelis iszszökes isz szäko
ir pradejo böba bübyt. Ich erwähne ferner Schleicher S. 142 :
Bekeliöjent szis brölis nuvärges ir uzmigo, »Nachdem der Bruder
während der Reise müde und matt geworden war, schlief er
auch gleich ein«. S. 128: Senüks paemes sävo özka ir vedesi
tesiög namö; käd ne vel pavögtu, »Nachdem der Alte seine Ziege
genommen hatte, führte er sie sofort gerades Wegs nach Hause,
damit man sie nicht wieder stehle«. S. 132 : Jem ränka tob ganä
nukiszus, sü sykiü jem vens pirsztüs i r nukirlo, »Als er die
Hand weit genug hineingesteckt hatte, hieb ihm auf einmal einer
in dem Augenblick auch die Finger ab«. Nesselmann Volks).
No. 147, 5:
56
Sküds. pjkis vainikel|
ruteniu zedeliu.
Nusipynusi vainika
dek i r ant galveles.
Ant galveles ussidejus
eik ir \ mesteli-
»Pflücke dir. flicht dir ein Kränzchen von Rautenblüten. Wenn
du den Kranz dir geflochten hast, setz ihn alsbald auf das Köpf-
chen. Wenn du ihn auf das Köpfchen gesetzt hast, geh alsbald
ins Städtchen«. Schleicher S. 218 : Kälvis täi (muzike) iszgirdes
ir ateje pri düru ir melde i. t. t., «Als der Schmied die Musik
hörte, ging er denn alsbald (wie nach dem vorher erzählten zu
erwarten war) an die Thüre und bat« u. s. w. L.-B. S. 190:
Tai karälius pamätes ir lepe zyda vest pakärt. ^>Als der König
das sah (dass der Jude die Prinzessin nicht vom Tod erwecken
konnte) , befahl er denn alsbald (dem gemäss, was er dem Juden
angedroht hatte), den Juden zum Galgen zu führen«. S. 176: Ir
jis priejes artyn ir säko : CK6 tu cze stövi? Atsiträuk nö czeJ,
»Und nachdem er nahe (an die weisse Gestalt) herangetreten
war, sagte er denn (furchtlos, wie er war): Was stehst du hier?
Mach dich fort ! «
3) Aqa und ir beziehen sich weder auf einen
unmittelbar vorausgehenden Nebensatz noch auf
ein Particip.
Von den zahlreichen hierher gehörigen Beispielen für aqa
sind schon angeführt A 500. 501. 569. B 16. 48. 103. y 329.
L 3 . Ich erwähne noch :
i 52 rjX&ov Ützsiö3 , oocc cpvlla x.ai av&ea yiyverai oqi].
rjiQiof tote örj qoc y.ay.)] Aiog aioa TCctoiGtiq
r\\ilv aivo[iöqoiGiv1 IV alyea Ttolla Ttä&oiuev.
A 360 Y.aQiza).i(.uoQ o° avidv Ttolir/g albg rjvr df.iixX>j.
y.ai qa TtccQOid-3 avxolo yad-suero daxQuyJovvog.
.B 18 Y.aqrca)U^uog ö3 %y,ave d-oag iitl vijag 34xcciöjv,
ßrj ö3 aQ3 In3 Axgeid^v Ayafie/.ivopa ■ top de
Y.l%avsv
evdovr3 Iv zliah], ttbqI d1 a^ißgöaiog v.i%v&3 vrcvog.
otrj d3 Hq3 VTzhq y.ecpalijg Nrjkrjl^ vli eoixtog.
B 45 Tioaol ö3 vrcb "kina.QolGiv lötjaccto v.ala rcidtka,
ccficpl ö3 ccq3 lö^ioioiv ßälsTO §upog ccQyvQ<)i]Xov.
57
sl 426 roug uhv eaa1 . 6 d' aq* cLT/iaaldrjv Xäqon:1 ovruoe
ÖOUQl.
Q 392 'Hgr de uäariyi &oiog iTteiiaiBr ocq1 ci7trtovg.
H 317 thv öeoov aucpi & %nov v.ai f.tiv dii%evctv a.navxa.
(.Ugtv)Jmv t' ccq Ijtioxuaiviog rcelqäv t' bßeXolöiv.
Wo lit. ir an der Spitze des Satzes steht, ohne dass ein
Nebensatz oder Particip wie in den oben erwähnten Beispielen
vorangeht, sind wir Deutsche geneigt stets unser und darin zu
finden und übersetzen demgeinäss, z.B. die Worte ^L.-B. S. 4 81)
Dave su rykszcziuke [ äkmena, iratsistöjo brölis, durch: »Sie
(die Eexe) schlug mit der Bute auf einen Stein, und der (in
Stein verwandelte Bruder wurde wieder lebendig«. Ebenso
L.-B. S. 177: Jaü dvylikta adyna. ir tas nabäsznjkas prapiile,
»Nun schlug es zwölf Uhr, und der Todte verschwand«. Kur-
schat Gramm. § 1625: Tikt pykszt, ir züikis gulejo isztisas szale
krümo, »Nur puff (der Laut eines Schusses;, und der Hase lag
ausgestreckt neben dem Busch«. L.-B.S. 220 : Kaip tik uzjöjo an to
zerkolo, tüjaüs tik cziükszt cziükszt. ir sugriüvo jö arklys, »So-
bald er (der Alte) auf den (auf der Erde liegenden) Spiegel
draufritt. da machte es klirr klirr, und sein Pferd stürzte zu-
sammen«. Indessen dürfte für das Sprachgefühl des Litauers in
solchen Fällen in Ir oft mehr liegen als was unser mageres und
besagt, und ir mehr unserm auch, auch schon entsprechen; wie
sich auch daraus ergibt, dass Kurschat an der angeführten Stelle
seiner Grammatik die Worte »Tikt szlümszt, ir szalin« durch die
Uebersetzung »(Es erscholl) nur (der Naturlaut; schlumscht, und
(es war sogleich) fort« und S. 74 die Worte »Tikt üszt ir
ussidege« durch »Nur uscht und es entzündete sich plötzlich«
zu verdeutlichen sucht. Kein Zweifel kann über die Geltung
des ir aufkommen, wenn dieses nicht an der Spitze des Satzes
erscheint sondern im Satzinnern, wie z. B. L.-B. S. 176: Äsz
paketinaü dut sü uzbonü i käkia, tai i r atsiträuke, »Ich machte
Miene, ihr (der weissen Gestalt) mit dem Bierkrug eins in den
Nacken zu versetzen, da verschwand sie auch sofort«. Es kann
neben diesem ir, wenn es im Innern des Satzes steht, zugleich
noch ein rein äusserlich anknüpfendes ir [— und) am Satzan-
fang auftreten: so Schleicher Gramm. S. 328: Jemdvem besi-
barant, tik kakarykü gaidys ir pragydo, i r jedvi pro duris i r
58
iszdulkejo, »Wahrend sich beide zankten, da, kikiriki, krähte
just}) der Hahn, und beide stoben sofort zur Thiir hinaus«.
An vielen Stellen kann wieder nicht entschieden werden, ob
durch die Partikel mehr die augenblickliche Folge oder der aus
dem vorhergehenden naturgemäss sich ergebende Fortschritt
bezeichnet werden soll. So L.-B. S. 220: Jaü tik dumblynas
pasidäre, teip i r trüko täs dedas sü sävo ärkliu, »(Der Alte be-
gann mit seinem Pferd den Fluss auszutrinken, und) schon wurde
dieser zu einer Pfütze, da platzte auch schon {denn) der Alte mit
seinem Pferd«. S. 21 i : Dabär atidäre ta panä fängt». 0 täs kara-
üünaitis jaü ir lipa per länga, »Jetzt öffnete das Fräulein das
Fenster. Und der Prinz ist nun auch gleich dabei (ist denn nun
dabei), durch das Fenster zu steigen«. S. 180: Täs vaikinas
[musze smäka iki netoli gafös ir nukirto tris gälvas, jaü smäkas
i r negyvas, »Der Jüngling schlug den Drachen fast bis zum Kopf
(in den Erdboden) hinein und hieb ihm die drei (noch übrigen)
Köpfe ab, nun war derDrache augenblicklich {denn) todt«. Schlei-
cher S. 21 7 : Jük bandyk pasisest, tai ir zinösi, kaip änt tokiös
kräses smagü sedet, »Versuch dich doch zu setzen, da wirst du
sogleich (denn) merken, wie angenehm es sich auf einem solchen
Stuhle sitzt«. Nesselmann Volksl. No.73, I:
Eiczau szj rytali
[ marga mestal^,
rasi i r rasczau moczute
margame mestatij,
»Ich möchte diesen Morgen in das bunte Städtchen gehen, viel-
leicht fände ich alsbald denn die Mutter im bunten Städtchen«.
In folgenden Stellen tritt das zeitliche Moment wol gegen
das der inneren Folge in den Hintergrund, so dass dein ir mehr
unser denn entspricht. L.-B. S. 220: Mötina ir nuejo. Schlei-
cher S. 142 : Teip jüdu ir pasirüpino. Nesselmann Volksl. No.
84, 6: Vens ir apsieme vainikelio plaukti. Diese drei Stellen
wurden unter einem andern Gesichtspunkt schon S. 45 er-
wähnt. L.-B. S. 226 : Ale neko nepräsze daugiaü, tik tö ak-
meniüko, bet Jena ir atidave, »Aber er bat ihn um nichts weiter
1 Ob ich das ir in »gaidys ir pragydo« richtig nach la S. 42 f. durch
just übersetze oder ob dieses ir dasselbe ist , das wir soeben in Stellen
wie »cziükszt ir sugriiivo« hatten, mag dahin gestellt bleiben.
59
als um das Sieinchen, jener aber gabs ihm denm. S. 235: Negäli
.1
tais czeverykais apsiaüt. Eme rägana nutäsze köjes sävo duk-
ters, pasküi ir äpave, »Sie (die Hexentochter) konnte die Schuhe
nicht anbringen. Da hackte die Hexe etwas von den Füssen ihrer
Tochter ab, nachher brachte sie sie denn an«. S. 232: Pasküi
pönas ir uzmokejo tris szimtüs. »Darauf zahlte denn (der Verab-
redung gemäss) der Herr die 300 Rubel«. Schleichers. 214:
Prabega te seplyni metai, ir ateje tä denä, kad jem reikeje isz-
keliäut. 0 ir ateje ans egere [ kälve. »Die sieben Jahre vergin-
gen, und es kam der Tag, dass er (der Schmied) die Reise (zur
Hölle) antreten musste. Und es kam denn jener Jäger (der Teu-
fel) zur Schmiede«. S. 217: Kälvis jaü apsiszväryjes säke : Tai
dabär galesiva ir eil, »Nachdem sich nun der Schmied zurecht
gemacht hatte, sagte er: Jetzt können wir denn gehen«. Beson-
ders klar tritt die Bedeutung der inneren Folge zu Tage in fol-
gender Stelle (Mittheil, der litauischen liier. Gesellsch. I 369):
Nugrände ir nüslawe apiszulnj, teip kad ant pägalesgäla paliko
meilu t§ ir pasiziuret, »Sie scharrten und fegten die Erde um
den Brunnen ab, so dass es denn zuletzt dort ein ganz liebliches-
Aussehen gab«.
Dieses ir findet sich im Wechselgespräch auch so gebraucht,
dass damit an die eben gesprochenen Worte eines andern ange-
knüpft wird. So Nesselmann Volksl. No. 85, 8:
»Katras busit mano melas?
katras plauksit vainikelio/
»Ir asz busiu tavo melas,
ir asz plauksiu vainikelio«.
»'Wer von euch will mein Liebster sein ? wer von euch will
nach dem Kränzchen schwimmen f clch will denn dein Liebster
sein, ich will denn nach dem Kränzchen schwimmen1«. No. 196
ruft die Mutter die im Freien weilende Tochter nach Hause, der
Vater wolle sie einem reichen Mann zur Frau geben. Sie ant-
wortet :
Ne eisiu namün, ne busiu asz jo,
»Ich werde nicht heim kommen, werde nicht seine Frau werden«.
Mit denselben Worten antwortet die Tochter, als die Mutter sagt,
sie solle einen Schuhmacher und sie solle einen Bojaren zum
Mann bekommen. Als aber die Mutter zuletzt sagt, sie solle einen
Landmann haben, erwiedert die Tochter:
60
lr eisiu namün, i r busiu asz jo,
»Da werde ich denn (natürlich) heim kommen, da werde ich den«
seine Frau werden«. Dass an dieser und der davor genannten
Stelle das doppelt gesetzte lr nicht etwa im Sinne von et — et
steht (s. § 4 gegen Ende), ergibt No. 62, 5 : Die Mutter schickt
die Tochter in den Garten, sie solle da schlafen. Aber die
Tochter kann da nicht schlafen (Mamuze, ne uzmigau, senoji, ne
uzmigau) wegen des zirpenden Heimchens. Als dann aber die
Mutter die Tochter in die Klete schickt, schläft sie ein und säet
nachher zur Mutter:
Mamuze, i r uzmigau,
senoji, ir uzmigau,
ant bernyczo keluziu
po meilangu zoduku.
»Mütterchen, da bin ich denn (natürlich) eingeschlafen, du Alte,
da bin ich denn eingeschlafen, auf des Geliebten Knien unter
Liebes Worten«. —
Ueberschaut man die für IIa und IIb gegebenen Beispiele,
so erkennt man leicht , dass und wie die hier vorliegenden
Functionen von aqa und lr mit den unter Ia S. 42 f. und unter
Ib S. 44 f. besprochenen zusammenhangen. Der Begriff des da-
rauf, danach ist in den Partikeln an sich ebenso wenig enthalten
wie er von Haus aus in zots und lat. tum steckt, die wir oft mit
darauf übersetzen können. Der Sinn von aga und lr ist in
Sätzen wie K 273 tio 6° inu ovv otvIololv evl öelvoIolv edv-
%r\v^ ßctv q3 levai »Nachdem sie sich in Waffen gehüllt hatten,
brachen sie unmittelbar darnach auf« und Kaip le jüdu ras, tai je
jüdu i r uzmüsz »Wenn die euch finden, schlagen sie euch ohne
iveiteres todt« im wesentlichen derselbe wie in den Sätzen
6 401 rj/iiog o° rjiliog (.iegov ovqavbv afi(pißeßrf/.}]J rrjfiog ag'
It; albg eiai yeQtov aXwg ri]i.(eQrt'jg » Wenn die Sonne im
Mittag steht, just dann pflegt der Greis das Meer zu verlassen«
und Kad asz pioviau, ir atjoje dvariokelis »Als ich mähte, kommt
just ein Gutsherr geritten«. Beiderseits deuten die Partikeln das
unmittelbare Zusammentreffen an : in jenen Fällen kommt der
Sinn des darauf nur dadurch zu Stande, dass die zweite Hand-
lung in ihrem Beginn mit dem Ende der ersten Handlung
zusammenfällt.
Dass unsre Partikeln in den unter IIb besprochenen Fällen
zugleich andeuten, dass eine Handlung die natürliche und zu
61
erwartende Folge der vorgenannten Handlung ist, bedarf nach
dem oben gesagten keiner weiteren Erläuterung.
Wir kommen endlich
II c. zu den Fällen, in denen aqa und ir den
Fortgang in der Aufzählung bezeichnen, = und,
ferner. Die Partikeln besagen also in diesem Fall nur, dass in
der Vorstellung des sprechenden zu einem ersten ein zweites
unmittelbar hinzukommt; ob ein sachlicher Zusammenhang
zwischen beiden Gliedern besteht und wie sie, wenn es Hand-
lungen, Ereignisse sind, zeitlich zu einander stehen, ist gleich-
giltig.
Beispiele für aqa sind schon S. 39 vorgekommen, die Stel-
len aus dem Schiffskatalog B 546. 615. 676. 716. 835, in denen
die Aufzählung mit oi d3 aga, und 522. 584, in denen sie mit
6i t3 aqa weitergeht. Ich führe weiter an:
B 621 rCov /.iev aq3 JJiicpt'uayog y.cu Qc'clTiiog rjy^Gc'cG^^i'.
visg 6 uev Ktscctov, o ö3 aq3 Evqvrov. 34y.roquovs,
«der eine der Sohn des Kteatos und der andere der des Eurytos«.
Ebenso
X 257 flr/.iig filv lv Evqvyöqo) 3Iaw/.y.o>
vult ;io).vqqrtvog. 6 d3 a q3 lv Ilvhp >3jlicc&6evti.
Ferner:
— 494 yovqoi ö3 oQyjiGrfiQeg löiveov. lv d3 aqa tolGiv
avXol cpoquiy/Eg ze ßorjv (yov.
- 503 laol d3 tcLMfortQoiotv Iti^tcvov aiicplg ccqcoyol'
y.)tQv/.eg d3 aqa /.ccov lorjvov.
-3" 507 roioiv etteit3 \\iggov. afioißrjdlg öh öiy.a'Cov
aeIto ö3 aq3 lv lieogoigi dvto yqvaoio xakavTcc.
N 474 a'/j3 iiitv3 , wg ote tig ovg ovqsgiv aly.1 TtZTToid-iog,
ogze iievei y.o).oovqrov IrtEqyöuEVOV /tolvv ävöqCov
ytoqio lv oioTtöhp. cpqiooei de te vCotov v/ieq&ev,
6(/&CC/.Ulü Ö3 CtqCC Ol TZVql 'Kcc^itvetov .
ö 186 wg (faxo- rolGi 6e ;raoiv vcp3 i'uEqov coqge yooio.
"/.XalE uev 3AoyEiri cE).ei'tr Jibg ly.yEyavla.
/.'/.ccIe de Tt/Aeiiayög te /.cd IdroEiö^g MsveXaog.
OVO3 CCQCC NeGTOQOQ Vlbg Cldcc/.QVtCO EyEV OGGEf
»und auch nicht Nestors Sohn« etc.
62
A 124 eig o /.£ rovg arpr/j]ai, ot ov/. taaai O-ä'kaaoav
ävsgsg, oliöi &3 cileaoi (.ie(uyf.ievov sidag ednvoiv '
ovo' aga rot y3 taaai vbag rpoiviy.oiragflovg.
^d 11 5 stiel ov ed-iv Iotl xegeliov
ov di/^iag ovöb cpvrjv. ovv3 ag rpgbvag ovte %i bgya,
»nicht an Gliederbau und Wuchs und weder an Verstand noch
an Kunstfertigkeit«.
V > >\
# 4 68 ovte cpvrjv. ovx ag cpqevag out ayogtjTvv.
6 565 ov VKperog. ovx3 ag %eif.uov /tolvg ovxs not
oußgog.
t 122 ov (.ihv yag ricevog avS-gioniov ccjtegvy.ei,
ovöi tuiv ugoiyvevGi xvvrjyevai, dl xe -/.ad-3 vlrjv
alyea /täoyovoiv -/.ogvcpag ogicov krpsTtovreg.
ovx3 aga Ttoif.ivjjGLV xaxatoyExaL ovx3 ägöxoioiv.
(Deiters auch dann dieses aga, wenn mittels einer Frage zu
■etwas neuem übergegangen wird, wie:
B 761 ovxoi ag3 fjyeuövsg JavaCov y.al y.oigavoi rjoav.
%ig x3 ag xtov oy agioxog eyjv . av uoi evvetxe,
Dloitoa,
»Das also waren die Führer der Danaer. Und wer nun von ihnen
war der hervorragendste?« und
r 226 xb xgixov avx3 , AXavxa Idtov. egisiv3 6 ysgaiög'
xlg x3 ag od1 allogAyaibg ävfjg rjvg xe fisyag xe :
In manchen Fällen tritt dieses aga auf, wo zur Nennung des
ganzen noch einzelne beschreibende oder erzählende Bemer-
kungen zugefügt werden, wo wir ebenfalls und gebrauchen
können, z. B.:
^480 7t£vTE d3 ag' avxov iaav aäxeog rcxvyEg' avxag
EV aUTQ)
tco'iei datöala /colla lövifiöi TcgaitideoGiv.
JS 491 ev ob Övlo Ttoirjos rtoleig ^lEgöittov avd-gwTtiov
■/.aXäg' ev rfj \.iev ga yäiioi x3 \oav xrÄ.
2 318 evS-3 "Exxioq eigrjl&e ducpilog, ev d3 aga ysigl
syyog e% evdsKartrjxv ' 7tägot&£ db Xäf.i7tEX0 öovgog
cdyu>] yah/.Eir], Ttsgl db ygvoEog 3-ee 7t6gx)]g.
I 189 rfj o ys d-v^ibv EXEgjtEv, astös ö3 aga vXia avdgvjp.
63
Andre Beispiele bei Nägelsbach S. 208 ff. und Heller S. 4 06 ff.
109 ff.
Dass dieses ccqcc in Verbindung mit rh auftritt, darf nicht
auffallen. Man vergleiche die Combination y.ai ' rt Ab<i\ u. sonst
(Härtung Partikeln I 75 f., Bäumlein Part. 228 f.), unser und
ferner, und auch und die aind. Verbindung ca api, von welchen
letzteren Partikeln die zweite in der Bedeutung »auch, ferner«
einzelne Theile des Satzes oder ganze Sätze einfach an einander
reiht (s. Petersb. Wtb. 1 304). Zu o° aga vergleiche man die
Verbindungen öe re und y.ai de.
Dass auch lit. ir rein äusserlich anreiht, bedarf kaum eines
besondern Beweises, Beispiele bietet jeder litauische Text. Ich
citiere einen Märchenanfang, L.-B. S. 176: Büvo tevas, turejo
sünii. Ir täs sunüs neturejo bäimes. »Es war ein Vater, der hatte
einen Sohn. Und der Sohn kannte keine Furcht«. Auch dieses
\r steht nicht immer an der Spitze des Satzes: Nesselmann
Volksl. No. 26. 1:
Szenden mes be bedos esme.
rytoj i r kraujüs bridosim.
»Heute sind wir ohne Not, und morgen werden wir im Blute
waten«. —
Die Zugehörigkeit von ccqcc zu der Kategorie der verbinden-
den Partikeln wie rh, y.ai. lat. que. et, aind. ca, api legt die
Frage nahe, ob es nicht, wie diese und wie das lit. ir, doppelt
gesetzt werden kann im Sinn unsres einerseits — anderseits,
soiuol — als auch. Es kommen in der That bei Homer einige Stel-
len vor, die ein solches aQa — aga zu enthalten scheinen. Ich
schicke voraus die Stelle :
X 482 oelo d\ 'A-^ikXtv.
ob rtg uvi(Q TrooTtägoid-e uay.ccQraTog ovr* ccq'
6/cioato.
wo ov — ovt aqa ohne jeden Zweifel unserm nicht — noch
auch und dem gleichbedeutenden aind. na — na ca api (Petersb.
Wtb. unter api S. 304) entspricht. Die Verbindung ovt aga
nun in beiden Gliedern:
Z 352 tovto) d ovt' ccq vvv (poevsg hu/csdoi ovt* ccq3
oitiooco.
64
. E 89 d-vvc yccQ ä/.i Tteöiov 7T0Taf.no jzXrftüVTi eomdig
%£i(.iäQ()tö, og t3 WKa qeiov tKtdaoGe yecpvQag'
tov d ovt ccq re yecpvQai eeqy(iivai io%av6fOGiv,
ovt ccQa €QKea Xo^ül aXcoätov Iqt&iqkiiov.
205 oipei o ovt ccq Ttio ov e/Liovg ideg ovt ccq eyu
aovg.
Q 337 ßäoK i&i Kai ÜQiaf.iov Koikag ertl vfjag ji^jaiüiv
iog äyay3 , wg f.iijT3 aQ Tig idt] fir}T3 ccq ve vorjoj],
Kbenso möchte ich ccqcc auffassen in :
'*¥ 887. 888 xccl q3 i]/.tov€g avÖQsg ccveoTav
av f.ihv ccq3 IdtQsid-rjg, svqvkqsIcov 3Aya\XB\ivmv^
av ö3 ccqcc MfjQiövrjg, d-BQÜ/ciov ivg 'Idofievijog.
Ferner dürfte im Attischen correlativ zu fassen sein das
doppelte ccqcc in Stellen wie Plat. Rep. p. 600 C : ÜQiüTayoQug
/nbv ccqcc G(p6ÖQCc cpilelTcci, ('Of.trjQov d° ccqcc Qccipcodeiv av
tcequÖvtcc etcov, Grit. p. 50 E: fj TtQÖg {ihv ccqcc gol tov
TZCiTSQCC OVK lif LGOV YjV TO ÖlKCCLOV . . . TtQOg Öh TYIV TTCCTQiÖCC
ccqcc Kai Toug v6f.iovg e^eGTat, gol; Protag. p. 325 ß: öiöccktov
de bvTog Kai d-SQa^cevTov to. /.tev aXka aQa Tovg vieig öi-
dccoKOVTat, lep3 olg ovk Mgtl &ävaTog fj Crji-iia, eäv f.ir) Ini-
GTcovTai, l(p3 (b öh ij te Cr^iia S-avatpg avTiov Tolg itaiol
Kai cpvyal /.crj (.ia-9-ovoi . . ., tccvtcc 63 ccQa ov öiöaGKOVTat
ovo3 E7ttf.ieXovvTai tcügccv Irct^teXELav ; Wir haben es hier mit
dem schon S. 48 f. besprochenen Gebrauch von ccqcc zur spötteln-
den Bezeichnung einer lnconsequenz zu thun. Kratz Ztschr. f.
d. Gymnasialw. XX 599 bemerkt über dieses doppelte aQa :
»Die Ironie wird hier durch das doppelte aQa noch verstärkt,
das im ersten Gliede das notorische bezeichnet; es ist, als ob
durch die Gleichheit der Partikel die für beide Glieder gleiche
Sicherheit des Gedankens oder Schlusses ausgedrückt werden
sollte«. Mit dem letzten dieser Sätze bin ich einverstanden; die
beiden ccqcc stehen eodem ordine Sie haben aber sicher auch
die gleiche Function, nämlich die, die innere Beziehung eines
Gedankens zu einem andern anzudeuten. Wenn nun das zweite
ccqcc auf das vorausgehende Glied zurückweist, so wird das erste,
in Verbindung mit /.iev, auf das folgende hinweisen, nicht bloss
das an sich natürliche oder das notorische bezeichnen, wie
Kratz will. Dass das aQa, das auf innern Zusammenhang zweier
65
Glieder hindeutet, dem ersten Gliede beigegeben sein kann,
beweist am besten das yäq = / ccq in Sätzen wie
H 73 vulr ö° Iv yaQ eaüiv aoiGT^eg Tlavayauov^
tCov vvv ov riva 3-vf.ibg efxol /.layjoaod-ai avtoyet,
dtvQ* itco y.vX. Vgl. Bäumlein S. 76.
Lit. Ir — %r scheint in der heutigen Umgangssprache sehr
selten zu sein. Nach Kurschat S. 438 ist es »nicht gewöhnlich«.
In der Schleicher'schen Märchensammlung und in der meinigen
kommen sichre Beispiele für diese Doppelsetzung nicht vor1).
Dagegen mehrere bei Donalitius : Pas. VI 9 be paliovös ir szen
ir ten svyrinedama »ohne Unterlass sowol hierhin als dorthin
[bald hier-, bald dorthin schwankend« (von einem Bohr gesagt),
Met. IV 189 taip, käd ir letüviszkai kalbedami välgo ir jaü rü-
bais müs, kaip mes, vilketi pagävo, »so, dass sie sowol litauisch
sprechen und essen als auch schon unsre Tracht zu tragen be-
gonnen haben«. Vgl. Nesselmann Gloss. z. Donal. unter ir.
Auch das Lettische kennt diese Doppelsetzung des ir. Bielen-
stein II S. 342 sagt: nr — ir nähert sich dem deutschen so-
wol — a 1 s a u c h . cf. ir bija dillites, ir sinepites, wel süta kal-
pinu driggenu lassit, sowol Dill war da, als auch Senf, und noch
schickt sie den Diener Bilsenkraut zu holen ; i es aru, i ezzeju,
man nebija räibu swärku, ich pflügte ebenso wol, als ich eggete,
und doch hatte ich keinen bunten Bock«.
Ich verweise noch auf den schon S. 44 Anm.1 erwähnten
Gebrauch von er — \r im Litauischen in Stellen wie Schleicher
Leseb. S. 216 : 0 te vel teipjaü ir sz'itaji, kaip ir anq, teip su-
telezyje, käd baisu ziuret büva, »Und diese (die Gesellen des
Schmieds zerprügelten (ebenso auch) diesen (Teufel), wie da-
mals [auch] jenen, dermassen, dass es schrecklich anzusehen
war«.
\) Vielleicht Schleicher S. 216: Szitas velnies, ji tön rädes, teip bai-
slngai pradeje änt jo rekaut, kad ir kälvis ir vis! jo draugai bei szin-
korius nemaz nusigända, »Der Teufel fing so an auf ihn den Schmied) los
zu schreien, dass sowol der Schmied als auch alle seine Gesellen sowie
der Wirt nicht wenig erschraken«. Man kann aber auch übersetzen:
»dass denn (wie zu erwarten war) der Schmied und seine Gesellen . . .
erschraken«. Im letzteren Fall gehörte die Stelle zu IIa und 111).
1883.
66
Das litauische ir ist als Copulativpartikel im Sinne unseres
und im Lauf der Zeit über seine ursprüngliche Gebrauchssphäre
hinausgegangen. Es lehren das nicht nur die nächstverwandten
Dialekte sondern auch die Geschichte des Litauischen selbst.
Im Altpreussischen kommt ir nur einmal vor, Ench. 76, in der
Verbindung ir frei stan »auch ausserdem, noch dazu« (Nessel-
mann Die Sprache der alten Preussen S. 29). Unser und ist in
den preuss. Sprachüberresten immer durch bhe gegeben, wofür
auch bhae , bha, bah, ba geschrieben ist (Nesselmann Thesau-
rus 17). Im Lettischen entspricht ir nach Bielenstein (Die lett.
Sprache II 341) unserm auch, während und durch un, in ver-
treten ist. Ob und inwieweit Ulmann dem lett. ir mit Recht
auch die Bedeutung und gibt, vermag ich nicht zu entscheiden.
Das Litauische selbst hat für unser und neben Ir das mit dem
altpreuss. bhe identische bei. Dieses wird vorzugsweise zur Ver-
bindung; einzelner enge zusammengehöriger Nomina verwandt
(Schleicher Gramm. S. 328, Kurschat Gramm. S. 436), war in
älteren Zeiten häufiger und wird durch ir immer mehr zurück-
gedrängt; in der polnisch-litauischen Mundart von Godlewa,
wol auch in andern Dialekten, ist es aus der gewöhnlichen Um-
gangssprache schon vollständig verschwunden.
Diese Thatsachen in Verbindung mit dem, was sich uns
über den Gebrauch von griechisch aqa ergeben hat , erlauben
den Schluss, dass unsere Partikel zu der Zeit, als Griechisch
und Litauisch noch eins waren, nicht nominale, sondern nur ver-
bale Begriffe miteinander verband.
6.
Was nun die äussere Sprachform betrifft, so ist auf dem
baltischen Sprachgebiet ir die ältesterreichbare Form unserer
Partikel. Allerdings glaubt Bezzenberger Beitr. zur Gesch. der
lit. Sprache S. 71 ein altlitauisches ira gefunden zu haben, aus
dem \r durch Abfall des a hervorgegangen sei. Aber um die
Gewähr dieser Form steht es sehr übel. Sie kommt nur an
einer einzigen Stelle der (i. J. 1600 erschienenen) Margarita
Theologica vor, eines notorisch sehr fehlerhaften Textes. (S.231
67
walgikite ira gerkite edite et bibite) und muss daher, so lange sie
keine anderweitige Stütze und Rechtfertigung erhält, für einen
Druckfehler gelten.
Von den griechischen Formen aga ag ga darf man die
zweite nicht ohne weiteres für eine Verstümmlung der ersten
halten, wie man im Altertum that (s. Lobeck Pathologiae
elem. I 29) und auch heute thut. Denn wenn es auch an sich
wol denkbar wäre , dass ein aus aga vor Vocalen entstandenes
ag seeundär auch vor consonantisch anlautenden Wörtern statt
aga eintrat, so fällt doch gegen diese Auffassung das hohe Alter
der Form «^ ins Gewicht : denn diese und nur sie findet sich
von ältester Zeit an in den erstarrten Zusammensetzungen wie
yäg, auräg1). Gar nicht zu rechtfertigen ist die Ansicht, dass
auch ga auf griechischem Sprachboden aus aga entstanden sei,
wie z. B. Schoemann Redetheile 193 glaubt; hiergegen spricht
sowol der Umstand, dass ga stets enklitisch ist, als der, dass
die angenommene Vocalabwerfune im Anlaut mit den ariechi-
sehen Lautgesetzen unvereinbar ist. Das Nebeneinander von
äg und ga vergleicht sich wol dem von ßagdtOTog und ßgädt-
OTog. /.agTtgög und y.gaztgog. anaQTtog und cagaTtög. xagdia
und y.gaöh]. dagrng und dgarög. :ce(fagyiu)'og und Tttrpgay-
uti'og u. s. w.. wo ag und ga die ursprüngliche cliquida so-
nans5 vertreten (s. Verf. Stud. IX 325. 385," Osthoff Morphol.
Unters. II 144, G. Meyer Griech. Gramm. S. 9). Nun erscheint
im Litauischen r sonans bekanntlich regelmässig als ir, z. B. kir-
mis lurmele) cWurin = aind. krmi-s, mirti-s cTod' = aind.
inrti-, kirsta-s c geschnitten5 = aind. krttd-, ketvtvta-s 'quartus
= T6Tgazog xeragrog. Es decken sich also ag ga und ir lautlich
vollkommen. Woher es kommt, dass dev Sonant r im Griechi-
"sehen bald als ag bald als ga erscheint, ist noch nicht ermittelt.
Es lässt sich daher zur Zeit auch nichts bestimmtes über das
lautliehe Verhältniss von ag zu ga aussagen. Indes darf vermutet
werden, dass die Verschiedenheit damit zusammenhängt, dass
das vorhergehende und das folgende Wort bald consonantisch
bald vocalisch endigten und besannen. Die stete Betontheit von
ag (neben der enclitica ga) mag dem ag = aga entlehnt sein.
\) Wegen des nahe liegenden Vergleichs des Verhältnisses von cion
zu Hq mit dem von rraoa zu nao, avä zu uv , y.ujä zu /.üi u. dgl. ver-
weise ich auf das Morph. Unters. III 142 f. bemerkte.
68
In Betreff der Form aqa ist nun zu beachten, dass mit ihr
höchst wahrscheinlich die nachhomerische Fragepartikel äqa
identisch ist. 14qa findet [sich öfter auch in Aussagesätzen in
dem Sinne von aqa aq qcc, z. B. Eur. Androm. 1114
zw de ^KfijQiig äq^ v<peiGT)']/.€i köy^og
darf V}] oxiaad-elg.
Vgl. Härtung S. 455 ff., Bäumlein S. 25. In Fragesätzen er-
scheint äqa entweder nach rig, wie Eur. Iph. Taur. 473
~ 3 c »
rig aqa ^r/r/yo rj texovo V[iag tcote
TTcurjQ r1 äöelfprj r\ ei yeyioaa Tvy%ävei;
(s. Härtung S. 456), oder häufiger ohne Interrogativpronomen,
wie Aeschyl. Eum. 745
co Nvi; (.teXatva [.irjTeq. äq* 6qäg räöe ;
Ueber die Functionsentwicklung des äqa in Fragesätzen sagt
Kvicala (Ztschr. für österr. Gymn. 1863 S. 310), dem ich bei-
stimme : »Ursprünglich hatte das fragende äqa ebenso den Be-
griff der Aufeinanderfolge oder der Folgerung, wie aqa, und
derselbe ist an sehr vielen Stellen nachweisbar, auch an ziem-
lich vielen von den Stellen, die der Hr. Vf. [Bäumlein] anführt,
z. B. Aesch. Prom. 735; Plat.Euthyphr.5A; Soph. El. 330, 804
u. a. Heben wir beispielsweise die erste der genannten Stellen
hervor äq* vfj.lv doxel 6 tCov SsCov rvqavvog kg rä 7tävS-3
ofitog ßicuog elvai; so bedeutet äqa hier offenbar cund nun
(nach dem, was ihr bisher gehört und gesehen habt) scheint3
u. s. w. Das äqa ist da kein blosses Fragewort, sondern die
Frage liegt im Tone, mit welchem der Satz ausgesprochen wird.
Aber nach und nach sank es allerdings zu einem blossen Frage-
wort herab: denn an vielen Stellen lässt sich die Bedeutung der
äusseren oder inneren Folee nicht nachweisen«. Eine inter-
essante Parallele dazu bildet das schon S. 63 mit aqa verglichene
aind. api, indem auch dieses zur Fragepartikel geworden ist
und in derselben Function wie äqa an der Spitze des Frage-
salzes erscheint, z. B. Kai. Cak. p. 7, 14 Böhtl.: api samnihito
'trakulapatih, »Ist das Familienhaupt (Kanva) anwesend?«, p. 29,
4 : mathavya, apyasti cakuntaladarcane kutühalam, »Mäthavya,
hast du Verlangen Cakuntala zu sehn?« (vgl. Pelersb. Wtb. s.
v. api 10,. Woher nun die Dehnung des a in äqa? Dass sie
69
verhältnissinässig jungen Datums ist, ist daraus zu entnehmen,
dass urgriechisches dqa im Attischen hätte zu f]Q<x werden müs-
sen. An Entstehung des ä durch Contraction ist nicht zu denken.
Es scheint also irgend ein mit der jeweiligen Function der Par-
tikel im Zusammenhang stehendes, für uns nicht näher control-
lierbares rhetorisches Moment die gedehnte Aussprache des ersten
a von ö.qa bewirkt zu haben und das so entstandene dqa vor-
zugsweise zum Gebrauch in der Frage geeignet erschienen
zu sein.
Die Partikel dqa führt uns nun wieder auf das baltische
Sprachgebiet hinüber. Man hat oft mit dqa die ebenso wie die-
ses an der Spitze des Fragesatzes auftretende litauische Partikel
ar verglichen iz.B. Bielenstein II 313. 342, Fick Die ehemalige
Spracheinheit u. s. w. S. 299, Curtius Grundz.5 341), und
diese Vergleichung erscheint jetzt um so ansprechender, wenn
man erwägt, dass im Lettischen die Partikeln ari und ar, die in
älterer Zeit wie lit. ar als Fragepartikeln dienten, auch im Sinne
von ir cauch5 gebraucht werden, z. B. Man ari bij jädanzä, »Auch
ich musste tanzen« (Bielenstein II 341 f.)1). Offenbar ist der
nicht auf die Frage beschränkte Gebrauch von ari, ar eine Alter-
tümlichkeit des Lettischen.
Ist nun, wie man nicht wol bezweifeln kann, das auf aqa
zurückgehende dqa mit dem lit. är, lett. ari, ar identisch, so
haben wir neben *r als der Grundform von aq qa und lit. lett.
preuss. ir eine zweisilbige Form mit a in der ersten Silbe an-
zusetzen als die Grundform von aqa, dqa, lit. är, lett. ari, ar;
wie der Vocal in der letzten Silbe dieser zweisilbigen Form der
Partikel ursprünglich gelautet hat, lasse ich unentschieden.
Zwischen *r und 'ar.. besteht dasselbe Ablautverhältniss wie
z. B. zwischen aind. praes. r-nöti und fut. ar-ishyäti von ar-
erreichen, erlangen5. Im Griechischen musste, wenn die Wur-
zel der a-Beihe (nicht e : o-Beihe) angehört, nach den Lautge-
setzen dieser Sprache sowol in der Tiefstufen form als auch in
der Mittelstufenform a erscheinen.
Welches ist nun die Wurzel, von der unsere Partikeln her-
stammen, und was für Formationen liegen in ihnen vor? Auf
1) Diese Partikel ar 'auch3 ist im Lettischen auch zur Präposition
geworden, bedeutet als solche 'mit' und regiert den Accus., zuweilen
auch den Genet. S. Bielenstein II 3 12 f.
70
diese Fragen ist der Natur der Sache nach eine sichre Antwort
nicht zu geben, doch dürfen sie hier nicht unberührt bleiben,
weil über die Herkunft und die Formenbildung der griechischen
Partikeln mancherlei Ansichten aufgestellt worden sind. Als er-
ledigt dürfen gelten die Hartung'sche Meinung, dass aga von
der Wurzel des Verbum ccQ7ta£(o lat. rapio stamme (Partikeln
S. 423), die Vermutung von Bopp, dass die Partikel das aind.
ara-in "schnell, geschwind' sei (Gloss. compar.), und diejenige
Ebel's, dass qcc sich aus qeIcc qeci leicht, mühelos'' entwickelt
habe (Kuhn's Zeilschr. V 65) . Diese Etymologien basieren auf
der unhaltbaren Ansicht Hartung's über die ursprüngliche Be-
deutung der Partikel. Nachdem durch Nägelsbach die Har-
tung'sche Auffassung von aqa beseitigt war, kehrte man zu der
aus alter Zeit überkommenen Ableitung von APQ füge3 d. h.
von der Wurzel des Verbum aqaQiO'Uo zurück. Auch Bäumlein,
obwol nicht die Bedeutung des Enganschliessens, Enganpas-
sens, sondern die des unmittelbar gewissen, feststehenden zu
Grunde legend, blieb bei der Herleitung von dieser Wurzel an-
stehen, verwies aber seltsamer Weise, um diese Etymologie mit
der von ihm der Partikel vindicierten Grundbedeutung in Ein-
klang zu bringen, auf das Perfect agage ces ist fest gefügt,
schliesst fest, steht fest' hin; als ob dieser, dem Perfect als
solchem zukommende Sinn auch ohne weiteres einer durchaus
kein perfectisches Characteristicum an sich tragenden Adver-
bialbildung zugeschrieben werden dürfte! Dass unsern Partikeln
dieselbe Wurzel zu Grunde liegt, die in agagloxco c anfügen3,
OLQfiEVog cgefüge, passeud3, aqd-qov cGelenk. Glied3, aqn ge-
rade, eben3, lat. artu-s, lit. arti 'nahe3 vorliegt, ist auch mir
wahrscheinlich, namentlich im Hinblick auf den Gebrauch von
ccqtl. Doch kommen wir vorläufig über diese Vermutung in ihrer
allgemeinen Fassung nicht hinaus. Dass ciga eine Bildung wie
raya, coxa sei (s. Haacke bei Heller Piniol. Xlll 109), lässt sich
hören; doch wissen wir leider noch nicht, was für Formen die
Adverbia auf -a wie Tt%a sind.
Herr Fleischer legte die neunte Forlsetzung der Beitrüge
zur arabischen Sprachkunde vor (s. diese Berichte v. J. 1884,
S. 117 flg.).
De Sacy's Gramm, ar. 2. Ausg. II, 314. § 533. An der
Spitze der arabischen Cardinalzahlen stehen nicht lX=>! und
, o 6 - ö - ,5
j^Xo-5, sondern lXs»55 und äAoij; Cardinalzahlen sind J^>i
und^A^I überhaupt nur in der Zusammensetzung ^c A>i?
, , O , - =0
syixc ^A^S (I, 419, § 93(5 und in den coordinirenden Vefbin-
düngen ^.^.^ iAjs-1 . ^..^.^ t5*Ai>! . u- s- w. bis l\s>I
, ) O » ,505 , 0
imj**«Jj, ^jji^jj ^iA^ h 42 1, §938 : in diesen letztern sind
jedoch auch iAo^ und äÄ:>^ zulässig (Lane unter \Xs>\, S. 27
Sp. 1 und in der Gemeinsprache allein üblich. — Als selbst-
ständiges Wort ist iA>! I Einer, Singular von ^L>^S, die Einer,
d. h. die Zahlen von eins bis neun einschl. 2 Sonntag, voll-
-5)0, ) , 2o- , lo-c j o,
ständig <As>i «j, determinirt iA>*ii 5 As>^i »j, eig. der Tag
Eins, d. h. der erste Tag (der Woche). 3) Dem Wesen oder
der Art nach einzig, gleichbedeutend mit >A=>L , wie Sur. 112
) , So,
V. 1 von Gott; determinirt, iAs>^, ausschliesslich von Gott.
4 Einer, d. h. irgendeiner, pron. indefin. personale, immer
substantivisch (nie adjectivisch einem Subslantivum nach-
gesetzt wie Tig und aliquis in avijg rig. vir aliquis und be-
grifflich i n d e t e r m i n i r l , auch bei Anziehung eines determi-
72
> - £
nirten Genetivs, wie JL>J! lXj>I = JL>yl ^ Joi , ^Joi
*L*iJS = £u*Jui ^* (^»A^-i. Für jemand, in negativen und pro-
hibitiven Sätzen mit den bezüglichen Partikeln ^5 U, ,J, Li, ^J
niemand, steht iAs>S , wie diese deutschen Wörter, unterschieds-
los von männlichen und weiblichen Personen. Zu dieser vierten
Bedeutung gehören alle in § 533 von A>J und ^«A»-! aufge-
führten Beispiele.
II, 315, 5. In dieser Koranstelle liest von den sieben ka-
nonischen Koranlesern nur Hafs Jj", die übrigen Jjf (wonach
das in der Anm. Gesagte zu ändern ist) . Nach der letztern Les-
art bedeutet die Stelle : Bring in sie von allen zwei (natür-
lichen) Geschlechtern zwei Stück (von jedem Geschlechte eins).
O .0
Dann ist q.*äSI nicht appositionelle Verstärkung des Dualgenetivs
^>3j , sondern substantivisch gebrauchter Objectsaccusativ.
II, 315, 12 »deux grains de seneve« Verwechselung von
JJäÄ:> mit (jo.3»; sehr, deux coloquintes, d. h. concombres de
coloquinte.
II, 315, 7 u. 6 v. u. »II faut observer de ne point employer
alors les pluriels reguliers, et de donner la preference aux for-
mes de pluriels irreguliers, destinees ä caracteriser un petit
nombre (n°. 872, 1re. part.)«, nämlich bei Verbindung der Zahl-
wörter von drei bis zehn einschl. mit Pluralgenetiven. De Sacy
selbst beschränkt die Allgemeingültigkeit dieser Begel durch
den Zusatz : »Cette derniere regle n'est pas d'une rigoureuse
Obligation«, denn selbstverständlich müssen da, wo der Sprach-
gebrauch keine Wenigkeitsplurale ausgebildet hat, statt ihrer
Vielheitsplurale angewendet werden, ebenso wie im umgekehr-
ten Falle die Wenigkeitsplurale für die Vielheitsplurale ein-
treten (I, 372, §872 zu Ende, Mufassal S. 1tf Z. 6 — 8, Ibn
Jacis S. vaP Z. 13— S. va(* Z. 4). So gilt auch die Warnung
vor dem Gebrauche regelmässiger Plurale , die ja alle selbst
Wenigkeitsplurale sind (Mufassal S. vi Z. 3), natürlich nur für
den Fall , dass man zwischen gebrochenen und regelmässigen
73
Pluralen die Wahl hat. Als Beispiel davon giebt Wasit al-nahu
3 i . , i.
S. Pfi* Z. 4 — 7 .^y viJlS, drei Bruchstücke, nicht oL**5" ^AS.
»Jedoch«, fügt er hinzu, »kommt hierauch der regelmässige
Plural vor, wie Sur. 12 V. 46 oiL-Lw f**«? obgleich der ge-
brochene Plural JoLL* vorhanden ist.« Hierin liegt aber ein
doppelter Irrthum. Erstens ist JoL** kein Wenigkeitsplural,
3 O 3
sondern Vielheitsplural des Collectivsingulars J^w, bezeichnet
also an*sich schon viele Mehrheiten von Aehren ; zweiteus ist
. 3 O 3
o^Lä** der hier allein mögliche Plural des Einheitsnomens
.303 . .. O .
äJU^v, wie in demselben Verse oi.iü in oLäj ,•**>* Plural des
Einheitsnomens '».äj. In derselben Weise kann man nur sagen
ol/o öJli, drei Male, vom verbalen Einheitsnomen (n.vicis) &y>,
nicht .La c^JL»; ferner von Singularen, die überhaupt nur eine
Pluralform haben, wie ^joIj^s» &il3, drei Schmiede, oUj c>^,
. 3 . 3 , O . "
secÄs Mädchen (II, 315, 1. Z.), oL«Uj> ;w*i>, fünf Bäder,
o^iLi L<x*^ , sieben Paschas, u. s. w. — Nach Wasit al-nahu
S. Cff" Z. 3 u. i soll man ferner die Zahlen von drei bis zehn
einschl. kein ursprüngliches B escha ffen he i ts wo r t , j&o
(Adjectiv, Participium , Relativnomen im Pluralgenetiv an-
. 03 3.1. .03 > I.
ziehen lassen, z. B. nicht sagen .^ilv^ xi]l'j'? ouL.^ yi»iS.
Wie nun aber statt dessen zu sagen ist , ergiebt sich aus den
allgemeinen Regeln über die Syntax der Cardinalzahlen , näm-
£>o* . 5-1- - Üso-c . 5 1-
lich entweder ^JU^^S ^ üJiS, oLu^J! .yj i£a1S, oder mit Ap-
3 £.> 5 1, S . I) - 3 £3
position iiiJli t ., ,+**+* , ö^JLi' oU/«y*j oder ,-»j>"*j.^ XSA3, c>-lS
5.^3 ' 5 - 5 o -
üL*}-«, wie z. B. Sur. 12 V. 46 ijL£ 5-y*> sieben magere
74
(Kühe), nicht lJL^ **>*, und V. 48 otJui &mm; sie&e« schwere
(Jahre).
II, 317, Anm. 1. Aus dem von de Sacy angegebenen Dop-
pelgrunde kann allerdings b!c in dieser Stelle cArabsäh's nicht
Genetiv des Stammnamens ole sein, der im Koran immer voll
abgewandelt als i>!e i>!e und tat erscheint, wogegen derSlamm-
name dy£ von allen sieben kanonischen Lesern, in Gemässheit
der überlieferten Accusativform öy& (nicht l«Jj*3) Sur.I1 V. 71,
Sur. 17 V. 16, Sur. 25 V. 40, Sur. 29 V. 37 und Sur. 53 V. 52,
durchgängig als halb , und nur von einigen andern als voll ab-
wandelbar behandelt wird; s. Baidäwi zu Sur. 7 V. 71. Im
Uebrigen aber hat cArabsäh mit seinem talcj öytä offenbar einen
j.L^jj oder eine &J.JJ (Mehren, Rhetorik d. Araber, S. 105, Nr. 8)
beabsichtigt. Die häufige Verbindung von ole und ^*S im Koran
lässt dieses blc dem Leser zunächst als Accusativ von o!c er-
scheinen, durch j mit &**uu* in j^S JaP, Xju*j verbunden,
wodurch aber, nicht recht passend, der ganze Stamm Ad den im
Koran hervorgehobenen neun Männern vom Stamme Tamüd
gegenübergestellt wird. Die sich hinter dieser »Simulation«
verbergende Bedeutung von ta!c> als Dualis von iL ist: und
sie (die beiden Heerführer) kehrten zurück«, nämlich nach Be-
endigung des vorher beschriebenen Raubzuges.
II, 318, 11 »IXÄjJaJjy sehr, ^liidaäj.
II, 320, 3 »äiSlS« sehr. ^.ili.
II, 320, 8 »la fatigue« als Uebersetzung von Vj^aJi , ähn-
lich wie bei Manger, 'Arabsäh, II, S. 255 Z. 4 »aestus«. Aber
seine Vermuthung in der Anmerkung S. 253 gehl fehl; \j.+*o,
gereimt auf \_y£, ist nach den Quellenwerken ebendasselbe
Cr ,
wie i*jö, d. h. ein steiniger Ort mit trocknein, hartem Boden,
■ 75
entsprechend der Schilderung des Lagerplatzes von Bajezid's
Heere S. 242 Z. 3 und S. 243 Z. 7—10.
II. 320, Anm. I. Wenn spätere Schriftsteller das -. von
o
^j,^£. ■yf^ii u. s. w. vor Genetiven nach gemeinsprachlicher
Weise beibehalten . so fällt damit eigentlich jede Endabwand-
lung hinweg und das ^ wird an und für sich vocallos. Will man
o
ihm aber doch einen Vocal geben, so ist .yj-^c nach altarabi-
* £■
scher Analogie wie die aus .,^ und ,.r~^ entstandenen voll
abwandelbaren Collectiv-Singulare .^a* und ^1« zu behan-
deln (s. diese Berichte v. J. 1874. S. 119 Z. 17 flg.) ; man hat
3 3 C O
z. B. im Nominativ ^j.^c. im Genetiv xö.^£. im Accusativ
3- O
*Jj.^£ auszusprechen. Ein ä als Auslaut eines Genetivs mit
Anziehung eines folgenden ist unmöglich.
II. 323. 1 »oW sehr. |3) . wie Mufassal S. 1f Z. 1 und
Wasit al-nahu S. Pfr" Z. 3 v. u. Die Worte bilden einen Vers:
j-LXäJ!., ä^w^j( ^S>j> iAäs U(c -j*XjU iJ^^ u-^ 5<3l
In der Uebersetzung ist statt »quand l'homme a vecua zu schreiben:
si l'homme vit.
0 3 O O »
IL 323, 3 v. u. »jJ^.« sehr. J^b. oder Jj?..
II. 324, 16 und 327. 6 »^^^l« sehr. a^.
II, 324, 20 »// faut öter de ce nombre deux cent quarante-
3 3 0-
neuf ans« ^_>oä>o als zweite männliche Person vom transitiven
LjoÄi und Ü ^^jry^L* als Objectsaccusaliv betrachtet : aber nach
dem Sprachgebrauche ist es die dritte weibliche Person vom
intransitiven (j^äj und -3 ^XjIo speeificirender Accusativ :
»sie (die Jahre zwischen der Sprachenverwirrung und der
Higrah bleiben um zweihundert neunundeierzig Jahre dahinter
76
(hinter der vorhergehenden Summe) zurück, betragen um so-
viel weniger.
II, 325. Anm. 1. Der Werth des [e^f?m i^-S«5 betrug
1 3*/3 Dirhem nach de Sacy, Relation de l'Egypte S. 594 u. 595.
€*,0 ^ , O- 3 ' - 3 0-
II, 329, 7 »X*j. « sehr. £äj.. — 4 2 u . 13 »yixe« schr.yix.
II, 329, 22 »Ainsi l'on dira ^Jl>] .yo **J>i> ^ro^ d'entre les
brebis« sehr, ^ii! ^x «u.i, quatre d'entre les brebis. Das »trois«
O , » o£ '3 -o£
st. quatre ist blosser Schreibfehler, aber das »iüu.W st. «j.l
eine Umkehrung des Geschlechtsverhältnisses , wie denn auch
statt »JaJS ^ öblS« Z. 24 zu schreiben ist Ja*ii ^ X&LS,
Gauhari sagt: »*i*JI ist ein weibliches Hauptwort zur Be-
zeichnung der Schafgattung überhaupt , gleicherweise anwend-
bar auf männliche wie auf weibliche und auf theils männliche
theils weibliche Schafe, weswegen auch dieVerkleinerungsform
ö, o- >
jU^Äi, eine kleine Anzahl oder Heerde Schafe, die Feminin-
endung angehängt bekommt; denn die Collectivsingulare
ohne ein von ihnen selbst gebildetes Einheits-
nomen1) sind, wenn sie andre als menschliche
Wesen bezeichnen, nothwendig weiblichen Ge-
schlechts. Man sagt: .jio *a*J! ^* {j*+=> fünf männliche von
€■ 3 3
den Schafen, oder, ,jj<3 als Prädicat gefasst : fünf von den Schar-
fen sind männlich, indem man dem Zahlworte, wenn *>oLl! sich
damit verbindet, die weibliche Form giebt, obgleich man nach-
her die gemeinten Thiere ausdrücklich als männliche bezeichnet;
denn das Zahlwort richtet sich hinsichtlich seines Masculin- oder
Feminingeschlechtes nach dem des Gattungswortes, nicht nach
dem eigenen Geschlechte der durch das Zahlwort bezeichneten
Individuen. Ganz dasselbe wie von ^iii gilt von Jo^l , dem Gat-
1) Erst die Gemeinsprache hat von **L das Einheitsnomen K<.Ä£
gebildet, s. Bocthor unter Brebis; bei Hartmann, Arab. Sprachführer
S. 244a mit Synkope: Schaf ranmi (syr.) ranme (ägypt.).
77
s
tungsworte für Kamele.« Umgekehrt verhält es sich mit jbj?
Enten und Gänse ; dies ist zwar ebenfalls ein auf nicht mensch-
liche Wesen bezüglicher Collectivsingular. aber er bildet von
sich selbst ein Einheitsnomen durch Anhangung der Feminin-
endung. x£u, eine Ente, eine Gans: während dieses gramma-
tisch ein Femininum ist, aber ebenso von einem Enterich
oder Gänserich wie von einer Ente oder Gans gebraucht wird,
bleibt der ebenfalls beide natürliche Geschlechter umfassende
Collectivsingular era mm a tisch ein Masculinum. Es ist
demnach Z. 5 u. 4 v.u. » masculin « in feminin und Z. 3 u. 2 v.u.
»feminin« in masculin zu verwandeln: ebenso S. 330 Z. 2
9 ,£ _ ,o* , 6 ,- - ,01,
»öLH +JJd\ ^y* SüdS trois d'entre les brebis, femelies« in ^ i^dS
._jij> *JJl!i\ £ro*s d'entre les brebis, mäles«. und Z. 3 u. 4 »ö^LS
G » > «• »Oi« - ,0-,,
X3 JaJi ^ fo-ow d'entre les oies. mäles«, in .yj xi^Li
öjI JaJ^ £ro*'s d'entres les oies, femelies«; Z. 3 »üiü au mas-
s ~ o 'w. -• ,,
culin« in i^Jlj au feminin, und Z. 4 »c^li au feminin« in
o, ,,
io^Li au masculin.
II, 330, 5 — 9. Zu der Umkehrung des Geschlechtsverhält-
, o £
nisses kommt hier noch der unrichtige Gebrauch von *Lä£^ und
iyaj statt Pluralen der bezüglichen Einheitsnomina. Wenn die
durch das Zahlwort bezeichneten Individuen der folgenden Gat-
tung noch besonders ihren eigenen Plural zu sich nehmen sollen:
drei Schafe vom Schafgeschlechte . drei Gänse vom Gänsege-
schlechte , so ist dazu nicht der Plural eben dieser Gattungs-
Wörter, wie in »*Jüül ^a ,,Uc$ (st. ö^Li) xi^LS« und »cy^LS«
JaJi yx -k>-kj ,st- Öa3) (d. h. drei Schafheerden vom Schaf-
geschlechte, drei Gänseheerden vomGänsegeschlechte'i, sondern
der Plural der bezuglichen Einheitsnomina zu gebrauchen, wie
j^-iiS ^x »LwÄ o^Li' (»U-Ss Wenigkeitsplural von dem Einheits-
78
nomen äL£ st. &3>Lw) oder +.Xxj) ^yc oL^oti ö^li, und cybli
II, 330, 16 u. 17 »o'il cj^LS« und ».jj==J KsoLs« ist nach
der oben S. 73 u. 74 gegebenen Regel mitApposition zu schreiben
eyui o^li und .j.=»ö l\i^Li.
s ) o y
II, 331, 5 u. 6 »iCo* oixij &±i'« mit dieser indeterminirten
Form der beiden Zahlwörter, bedeutet: irgendwelche drei
(männliche Personen oder Dinge) sind die Hälfte von irgend
welchen sechs (dergleichen), nicht »trois est lu moitie de six«,
d. h. die abstracte Zahlgrösse Drei ist die Hälfte der abstracten
Zahlgrösse Sechs. Dies letztere ist j&w ^juaj io^Lj", mit Ver-
wandlung der beiden Zahlnomina in unvollkommen abwandel-
bare, durch sich selbst determinirte Gattungseigennamen
weiblichen Geschlechts;' s. diese Beiträge in den Sitzungs-
berichten v. J. 1866, S. 293 u. 294. 1) Bei Besprechung solcher
Dinge ist es recht verwirrend, dass wir mit den einheimischen
Grammatikern die Cardinalzahlen ö^LS u. s. w. bis -ci.c immer
noch schlechthin Feminina, iCi'^Li u. s. w. bis üj^s. ebenso Mas-
* i,
culina zu nennen pflegen, wie auch bei de Sacy hier &Ui und
*Ä.w »la forme masculine« heisst ; während doch die ersten,
ihrer Form gemäss, an und für sich männlichen, die zweiten
weiblichen Geschlechts sind (Sitzungsberichte v. J. 1862, S. 41,
Sonderabdruck S. 33, Anm., und v. J. 1874, S. Mo u. 116,),
wonach wir zwischen dem absoluten grammatischen und dem
relativen logischen Geschlechte unterscheiden sollten. So bildet
gerade das Feminingeschlecht der beiden Zahlnomina äJJo und
1) Der ärgerliche doppelte Widersinn S. 293 Z. 3 u. 2 v. u. ist so
zu berichtigen : ^Ai>^ L\-ol*iJ ...c i^\*j xxxw^il , die Sieben bleibt
um Eins hinter der Acht zurück.
79 -
iCCw eine der beiden Ursachen ihrer unvollkommenen Abwand-
lungsfähigkeit; s. Ibn Jacis S. vav Z. 5 u. 6.
11,332, §570 mitAnm. Nach dem angeführten Ausspruche
Hariri's gebraucht das Hocharabische in Beziehung auf eine Mehr-
heit vernunftloser Wesen oder Dinge, wenn ihre Anzahl nur von
drei bis zehn einschl. geht, vorzugsweise das weibliche Plural-
pronomen ^P; ^P5 darüber hinaus aber das entsprechende
Singularpronomen ^2, als SuffixumL?, in Uebereinstimmung
mit dem Gebrauche der Verbalplurale ^yÜ> und .-aäj und der
Verbalsingulare c^> und o^äj in den S. 336 — 338 aufgezähl-
ten Datirungen der Monatstage. Auf den ersten Blick, erscheint
die Anwendung des Plurals von kleinern und des Singulars von
grössern Zahlen als das gerade Gegentheil des Natürlichen; Ha-
riri selbst begnügt sich mit Aufstellung seiner Stilregel, und
auch de Sacy bringt zur Erklärung der paradoxen Erscheinung
nichts bei. Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs zwischen
Wort und Sinn liegt aber einfach in der zweifachen Vorstellung
von einer Mehrheit vernunftloser Wesen und Dinge , — so zu
sagen: natürlicher Neutra, — einerseits als einzelner, neben
einander gestellter Individuen, andererseits als einheitlicher,
gleichartiger Menge. Soweit die durch den Plural .*$> .jp dar-
gestellte erste Vorstellungsweise herrscht, reicht auch das Ge-
biet des Wenigkeitsplurals, der das in ihm Zusammengefasste
leicht noch als eineMehrheit individuell von einander getrennter
Einzelheiten denken lässt : darüber hinaus liegt das dem Singu-
lar P5 \J> entsprechende Gelnet der Vielheitsplurale, d. h.
weiblicher Colleclivsingulare mit Aufgehen der Individuen in
einen einheitlichen Gesammtbegriff.
II, 332, 5 v. u. »(Co^U sehr. Jvi^H.
II, 333, 2 »jb,pf« sehr. JL>Of
II, 333, 9 »*=>..!« sehr. *->.j, wie Thorbecke in Durrat al-
gauwäs S. 1f Z. I, und vgl.Lane unter «j>.' S. 1038 Sp. 2 unten.
80 —
» -4*n« sehr. {~*jü\, wie Thor])ecke. Hinsichtlich der in §§ 571
— 576 besprochenen syntaktischen Behandlung des Artikels und
der Endvocale der Einer in zusammengesetzten Cardinalzahlen
war der altarabische Sprachgebrauch nicht in allen Punkten
fest und gleichförmig, wie dies nicht nur die zum Theil von ein-
ander abweichenden Lehrsätze der grammatischen Schulen und
einzelner Grammatiker, sondern auch die bezüglichen Beispiele
aus mustergültigen Schriftwerken beweisen ; ausserdem erhob
die spätere Sprache einige früher unzulässige Wortfügungen zur
gewöhnlichen Ausdrucksvveise. Was in beiden Beziehungen zu
dem Inhalte der genannten §§ hinzuzufügen ist, habe ich in dem
Aufsatze über einige Arten der Nominalapposition, Sitzungs-
berichte v. J. 1862^ S. 40—48 (Sonderabdruck S. 32—40) und
in der vierten Forlsetzung dieser Beiträge , Sitzungsberichte v.
J. 1874, S. 115 — 125, zusammengestellt.
II, 334, 16 »le§ soixante-dix petites bondes«, als Ueber-
)--~C 55,0 - >0~-
setzung von .UbcJi IsLSsfu ^^jj^mJI, lässt nicht errathen , was
de Sacy unter / öUs\o verstanden hat, da keine der beiden in
der Prosa gewöhnlichen, hier möglichen Bedeutungen desWortes,
Plumpsack und hölzernes Rappier. meines Wissens durch bonde
ausgedrückt werden kann.
II, 337, 6 u. 1. Z. »„xcoda sehr. .-üjü
II, 338, 11 »,I,*J« sehr. ,I„*J . 12 » ,!,«,« sehr. ,!.**.
II, 338, vorl. Z. »Les nume>atifs ordinaux sont de veri-
tables adjeetifs«. Ausser der ersten Cardinalzahl ^\ , einer
Elativform, sind die übrigen von ,..ti bis Jüe. einschl., wie im
Aethiopischen, nach S. 340 u. 341 ursprünglich im Besondern
»adjeetifs verbaux actifs ou noms d'agent, derives de verbes qui
signifient clever ä tel ov tel nombre y comme <£*& elever de deux
au nombre de trois, «j. elever de trois au nombre de quatre«.
Wären sie, wie die Ordinalzahlen der nordsemitischen Sprachen,
ursprünglich Adjectiva in der gewöhnlichen Bedeutung des
81
Wortes, im Gegensatze zu Activparticipien. — I, 321, 6 flg. — ,
so könnten sie nicht, in letzterem Sinne gebraucht, zunächst
einen Objectsaccusativ und erst vermöge des Ueberganges der
Verbal- in die Nominalrection statt dessen einen Genetiv zu sich
nehmen (s. II, 341, 3 flg.), was sie naturgemäss thun müssen,
wenn sie wie andre Parlicipien, mit Aufgebung ihrer Verbal-
kraft als Adjectiva oder Substantiva gebraucht, starre Nomina
werden, wie in *£ul3 = *£Ä* ^iJlill, der dritte von ihnen. Die
nach Ihn .lacis S. vif Z. 8 von einigen wenigen Grammatikern
auch für diesen Fall erlaubte Verbalrection kann nur für un-
natürlich angesehen werden.
II, 339, 14 u. 15 » .1*22/). -f.™ .—!./£.£► .ysLi'« sehr, ^j
qLa^«. j^ (^tjj7^x:». Ueber die Genetivform ^j.xi.c s. oben S. 75.
Für die Endabwandlung des dem Cardinalzehner vorausgehen-
den Ordinaleiners ist, in Ermanglung einer ausdrücklichen
Kegel für diese im Allarabischen nicht vorkommende Wort-
fügung, die Natur der Sache und die Analogie massgebend.
^yoli, integrirenderBestandtheil der durch die Genetivanziehung
determinirten Ordinalzahl der achtundzwanzigste [Tag), steht
durch die Nunation als Zeichen der Indetermination in Wider-
spruch mit seiner begrifflichen Determination, ist demnach
ebenso zu decliniren, wie ein durch ► mit einem andern ver-
bundenes und mit ihm einen gemeinschaftlichen Genetiv regie-
rendes Substantivum ; s. diese Berichte v. J. 1881, S.139u. 140.
Ein ^ysti in solcher Verbindung ist ebenso undenkbar wie ein
durch die Nunation syntaktisch abgeschlossenes und in seiner
? £ ,Oro -ä. £30-
Indeterminirtheit befestigtes i»jt st. ^\ in ti)JUJ$ *f. \-A ^jAi um
auszudrücken : der Tod des Vaters und der Mutter des Königs,
was aber bedeuten würde : der Tod eines Vaters und [der Tod)
der Mutter des Königs.
er
II, 339, 18 »sjü_/Ü>.£ ö^jj« sehr. ,swo..ixc i£*JIj, mit neuer
Weglassung des ► in den coordinirenden Verbindungen von 21
1883. 6
82
bis 99, nach Analogie der Zusammensetzungen von 11 bis 19.
Der sei. Dozy schrieb mir in Beziehung hierauf unter d. 14. Mai
1881 : »Wäre es nicht möglich und wünschenswert!! , dass in
der arabischen Grammatik der spätere Sprachgebrauch etwas
mehr berücksichtigt würde? Ich meine nicht die halbvulgären
Schriften, wie die Tausend und Eine Nacht, sondern die Schrift-
steller etwa des 4. Jahrh. d. II., wie Arib. Mit den Zahlwörtern
verfährt dieser immer anders als die Grammatik vorschreibt; er
schreibt nie ^.^Ax^ lilül, ^-X^lS^ «jL*Ji , sondern immer
.-.j./i.x: ,ii£Ji. ,.rjT/^c «jLmJI. u. s. w. Sollte dies nicht in der
Grammatik bemerkt werden?«
- o ^ ^ * ^ ^ ~ o
II, 340, 4 »sJke« und ».Ac« sehr, ä .^^ und rJ&c
II, 340, 9 »J,l$« Abkürzung von J,!J; s. diese Berichte v.
J. 1874. S. 125 Z. 9—7 v. u. und S. 126 Z. 12—15.
II, 341, § 586. Will man mit Sibawaihi und den frühem
Grammatikern , im Gegensatze zu den spätem (Ihn Jacis S. v1f
Z. 19), die in §585 dargelegte Gebrauchsweise der einfachen
Ordinalzahlen von 2 bis 10 in Verbindung mit den um je eine
Stufe niedrigem Gardinalzahlen auf die zusammengesetzten von
11 bis 19 ausdehnen, so kann man nicht, wie bei ihrer andern
in § 584 behandelten Verbindung mit den auf ebenderselben
Stufe stehenden Gardinalzahlen, auch den indeclinabeln Zehner
der regierenden Ordinalzahl ausdrücken , sondern muss mit
Unterdrückung desselben, ebenso wie bei den weitern Verbin-
dungen in §587, den übrigbleibenden Einer zu Erhaltung seiner
Bectionskraft unmittelbar vor die im Accusativ oder Genetiv
folgende Cardinalzahl setzen; also nicht: » x^c ^i'i y^c öJLi'«
und »ä.^.c ,<^oi ärxi.£ &üL»«, sondern zunächst J^.c ,40! c^JLS
und ä.^c ^jjüoi &£JL3, und dafür mit Nominalrection {j^\ öaJLj
yix und %j&& (JOS! &ÜLS (Um Ja ts S. v1f Z. 14 u. Z. 16 flg.).
Die Angabe bei de Sacy beruht wahrscheinlich auf einer Ver-
wechslung der begrifflichen Urform dieser Wortfügung JjJli
yixe ^Si J^^. und s^x^c lp5^o( s^c KaJLj (nicht »i^JLS« und
83
bäduli«) u. s. w. mit der von Sibawaihi und Andern dafür an-
genommenen Ausdrucksweise selbst (Ihn Jacis a. a. 0., vorl.
u. 1. Z.y.
II, 343, § 594 flg. Ausser der ungehörigen Vermischung
des verschiedenartigen conjunctiven und interrogativen Ge-
brauchs von .yt^ Lo und ^t, enthalt dieses Capitel gewisse
Grundfehler und einzelne Irrthümer, welche durch die Um-
gestaltung des Abschnittes über die Relativsätze in Gaspari's
Grammatik und deren neuern Bearbeitungen von Wright und
A. Müller, so wie durch Prym's Dissertatio de euuntiationibus
relativis semiticis, Bonn 1868, beseitigt worden sind. Der erste
jener Grundfehler ist die einseitige Begriffsbestimmung von
^Xi\ als »l'Adjectif conjonctif« im Gegensatze zu »les Noms con-
jonctifs ^yc5 U? ^ , KjJ«, wodurch jedes substantivische, per-
sonliche oder sächliche ^giXit, der welcher, das was. dang, <ut,
bei de Sacy zu einer »Ellipse« statt ^uXJi A»>Jt5 ^cAJi ^\
wird (S. 347 Anm., S. 349 Anm., S. 351 Z. 4 u.3 v.u., S.353
Z. 8 — 10). Der Grund wiederum dieses Grundfehlers liegt in
der Verkennung der gemeinsamen Natur dieser relativen oder
conjunctiven Nomina als ursprünglich thetischer Wörter, wie
namentlich ^gtXJI = HT^n, exsivog ist; s. diese Berichte v. J.
1874, S. 143.
II, 344, § 597 »il (d. h. l'adjectif conjonclif) n'esl poinl
en consequence, si ce n'est par reffet d'une ellipse, dans la de-
peudance immediate d'un antecedent reellement place avant lui«
bezieht sich auf den Fall , dass das substantivische ^lAit, wel-
ches hinsichtlich seines Casus ebenso wenig wie das adjecli-
vische von etwas nach ihm Stehenden regiert werden kann, als
^iAäa*, selbstständiges Nominalsubject, demnach unveränderlich
als absoluter .Nominativ, einen Salz beginnt, wogegen das un-
selbstsländige adjeclivische ^ÄJi nicht nur, wie unser der und
6*
84
welcher, das Genus und den Numerus, sondern auch den Casus
seines Substantivums annimmt, so dass es, von diesem an-
gezogen, dem Satze, den es begrifflich mit eben diesem Sub-
stantivuni verbindet, äusseilieh nicht angehört, sondern ihm, so
zu sagen, den Rücken kehrt. Ebenso behauptet aber auch jener
absolute Nominativ dem von ihm eingeleiteten Relativsatze
gegenüber seine Abgeschlossenheil selbst da, wo er das un-
mittelbare grammatische Subject desselben zu sein scheint,
während dieses in der Thal , jenachdem der Relativsatz ein
Verbal- oder ein Nominalsatz ist, in dem auf den absoluten No-
minativ sich zurück beziehenden Subjectpronomen des Verbums
oder in einem dieselbe Function ausübenden materiell oder vir-
tuell vorhandenen Nominativpronomen besteht. Diese syntak-
tische Unabhängigkeit des virtuell stets im Nominativ stehenden
Relativsatzes von dem Casuswechsel sowohl des substantivischen
als des adjectivischen ^«Aji ist es, was die einheimischen
Grammatiker durch das Paradoxon ausdrücken : i«»jJü \Jt>^ J-jr'
uU^I * U *jöJa ^ iüLo (Ibn .Iacis S. iVI Z. 16) »die Sätze,
welche einen Relativsatz zu einem determinirten Relativnomen
bilden, haben in dem syntaktischen Reclionsgefüge keine Stelle«,
sind nach Sibawaihi ein j..ci^> (s. Prym's Dissert. S. 76), d. h.
die Sätze, welche ein grammatisch determinirtes, aber begriff-
lich inhaltsloses Relativnomen logisch vervollständigen , stehen
als Ganzes ausserhalb des grammatischen Rectionsgebietes des
Satzes, zu dem sie logisch gehören , indem sie syntaktisch
weder von ihm regiert werden , noch etwas von ihm regieren,
und bilden somit virtuell immer selbstständige Nominativsätze.
II, 345, 14 — 17. Dieser ganze Salz ist in der Fassung ver-
fehlt und von den dazu angeführten Beispielen entspricht nur
J o
das letzte, \joi-a _y& ^i-XJi ^.yuüJi, dem Wortlaute der Regel.
Bei den Worten : »Si I'attribut de la proposilion conjonctive est
im adjectif, im nom ou im pronom , et que le nom qualifie par
l'adjectif conjonctif soit le sujet logique de celle proposilion, ce
nom doit etre aussi represente par un pronom personncl« hatte
de Sari/ augenscheinlich die einfachsten Nominalsätze, wie
85
(ji3jyOj£> ^ÄJi , ^>^\ jß (^«AJl, litji1 lt1-"^? Im Sinne, gerieth
aber bei der Exemplificirung auch auf andre Nominalsätze,
deren Prädicat eine Ortsbestimmung ist, wie aJj\ (^AJt ^.*Ja!>\
ü
^iAäc, und auf Verbalsätze , in denen das Prädicat, d. h. das
Verbum selbst, das auf ^JJ! und sein Subslantivum zurück-
weisende Pronomen tlieils unmittelbar als Objectsaccusativ,
theils mittelbar durch eine Präposition regiert, wie ^cÄJ! / ä.Ldi
,jr'oi \Ui und iu;L>-i »ÄP »iA^£ iAs-jj ^ÄJi y>UJ!. — Die zweite
Hälfte des Bedingungssatzes: »et que le nom qualifie par l'ad-
jectif conjonctif soit le sujel logique de celte proposition« ist
entweder überflüssig, insofern der Relativsalz seiner Natur nach
immer etwas von dem »nom qualifie« aussagt und dieses dem-
nach das logische Subject desselben ist, gleichviel ob das darauf
bezügliche Pronomen im Relativsatze als grammatisches Subject
im Nominativ, oder von einem Nomen, einer Präposition oder
einem Verbum regiert im Genetiv oder Accusaliv steht, — oder
sie enthält eine ungehörige Beschränkung auf den durch die
Beispiele allein dargestellten Fall, dass jenes nom qualifie und
das davon abhängige ^Äii im Nominativ stehen, während der
von den syntaktischen Rectionsverhältnissen des übergeordneten
Satzes, dem beide angehören, abhängige Wechsel ihres Casus
die allgemeine Gültigkeit der hier gegebenen Hegel in keiner
Weise beeinträchtigt.
11, 345, Anm. Der hier besprochene Fall tritt da ein, wo
das auf ^ÄJS zurückweisende Pronomen eines verbalen Relativ-
satzes das in dem Verbum selbst liegende Subjectpronomen ist,
mag dasselbe in der Endung des Verbums enthalten, oder in
Ermangelung äusserer Bezeichnung im Begriffe des verb. fin.
gegeben sein, wie *.§> in ^Ü, ^ m o-*Äi ; s. I, 463 — 465.
Der letztere Fall ist hier nicht berücksichtigt.
II, 347, §599. Ohne es ausdrücklich zu bemerken, hat
de Sacy selbst das hier Gesagte in der Darstellung der Syntax
86
Dach dem Systeme der einheimischen Grammatiker S. 591
§ 1173 zurückgenommen. Das hier »unmögliche« ^AiS ool.
.J.AJI ,i ist in der Thal nach dem dort Gelehrten ebenso gut
arabisch, wie das »nolhwendige« ,L\Ji (tj.^1 ^AJi oj^- Jedes
Orts- und Zeitadverbium und jede Präposition mit dem von ihr
regierten Genetiv hängt, wie alles formell oder virtuell im Ac-
cusativ Stehende, von einem Verbum oderVerbalnomen mit dem
Grundbegriffe des Seins oder Werdens ab. Dieses logisch
nothvvendige Antecedens wird nun entweder wirklich ausge-
drückt, oder ist von selbst gegeben da, wo einer der genannten
, O > 5 0
Satzlheile, wie hier, als XU> luuü, d. h. Quasi-Salz (Dieterici's
Alfijah S. fr Z. 7 u. 8 und Z. 15 — 19), das vollständige Prä-
dicat eines Nominalsatzes, oder, wie anderwärts, die Xäao, das
Adjecliv oder die qualificirendeApposition eines indelerminirten
Hauptwortes bildet (s. diese Berichte v.J. 1862, S. 12 — 14,
Sonderabdruck S. 4 — 6, Z. 33 flg.). Das in § 1173 als Bei-
spiel von diesem »sous-entendu« angeführte tilAÄc ^AJb o.y>
müsste nach unserem Paragraphen d^ks. y$> ^Aib o,..*, und
das koranische &L.J ^t-NJi , Sur. 3 V. 90, ebenso &Co 1p ^tXJi
heissen , aber der von der Ortsbezeichnung als Pradicat un-
trennbare Begriff eines daselbst seienden Subjecls macht die
Nennung desselben in Gestalt eines auf ^AJI zurückgehenden
Pronomens entbehrlich.
II, 346, 4 v. u. ».-»au« sehr. .txj von ^c, oder .ju von
q*^" ^", • o •• ^ ' CT
^.c.
II , 347, Anm. Die hier geschaffenen Schwierigkeilen er-
ledigen sich durch das zu II, 343, § 594 Bemerkte. Darüber,
dass ^ und U als Fragnomina ihre »conjunclive Geltung«
weder »zu verlieren scheinen«, noch wirklich verlieren, da
sie etwas, was sie als solche überhaupt nicht besitzen, auch
87
nicht verlieren können, s. diese Berichte v. J. 1874, S. 148
u. 149 zu I, 451, § 995.
II, 348, 13 u. 14. Durch »et je ne les epargne point« (näm-
lich »mes riehesses«) ist in den Sinn des Verses etwas Fremd-
artiges hineingetragen, der Gegensatz aber zwischen ^c^^lj' und
LJLb o.is ^_c<Ajt nicht gehörig hervorgehoben. Genauer: Werth-
los ist in meinen Augen das, was ich ererbt habe, wenn meine
Rechte das erlangt . was ich erstrebte, — wörtlich: wenn meine
(ausgestreckte! Rechte sich zurückzieht mit der izelungeneni
Erreichung dessen u. s.w. — Die Bemerkung Z. 15 — 17 : »ce
qui pi'ouve que le nom d'agenl regit ici le genilif, et non l'accu-
satif, c'est qu'il a la valeur d'un lemps passe (n? 313)« geht von
der in der Anmerkung zu diesem Paragraphen (Berichte v. J.
1881, S. 155 Z. 1 flg.) nachgewiesenen irrthümlichen Vorstel-
lung aus. Im Gegentheil: LJLb, auch zu \JlL vervollständigt,
ist und bleibt u n e i g e n 1 1 i c h e und daher undeterminirte
Genetivanziehung statt der ursprünglichen Verbalrection LJLb
»LI oder aJ LiLb, und »la valeur d'un temps passe«. Dämlich
des historischen Iraperfectums, liegt nicht in lJLj selbst, son-
dem in c>^, von dem es regiert wird. Als eigentliche Genetiv-
anziehung mit Determination und Perfectbedeutung würde .vJLb
bedeuten der welcher es erstrebt hat, also entschieden
sinnwidrig sein.
j >
II, 348, vorl. u. I. Z. »cxA^;« sehr. oJ^?;.
II, 349, Anm. dys. wird von de Sacy dem Sinne nach ge-
wiss richtig zu »LI S^j^ vervollständigt, wofür auch kürzer
»-fJ3+£. stehen könnte ; dazu stimmt aber besser, «->!, nach
, '- '— - 1 ■*
älterem Sprachgebrauche als transitiv und j in 1 als 'i^.yü.1 fi
^.x\jl\\ zu fassen: Wird das Schicksal mich ein ganzes Jahr lang
wieder zu dem gelangen lassen, woran es (mich) gewöhnt hat?
88
11, 349, § (104—356, § 609. Ueber die in diesen Para-
graphen enthaltene, wegen der eigentümlichen Schranken und
Bedingungen ihrer Anwendungsmöglichkeit von den einheimi-
schen Grammatikern besonders eingehend behandelte Aus-
drucksform vgl. Dieterici's Alfijah S^ Ha — Hl V. 717 — 725,
Mufassal S. öv u. ö* § 179, Ibn Jacis S. fvl Z. 7— fvo Z. 23,
Wasit al-nahu S. |H> Z. 6 — H*S, Z. 13.
II, 351, 8 »l*Jb« sehr. iL.
II, 352, 4 u. 5 »il faudrait dire äücj^-i *jj jus ^.*-o ^tÄii«.
Gerade in dieser Verbindung jedoch sagt selbst der Koran Sur. 2
V. 181 »**aJl "^J?*\L lX^xo £jA, vermöge eines cUöi oder
^jwli*, d. h. einer Erweiterung des Sprachgebrauchs, wonach
ein an sich intransitives Verbum LLo) die Angabe seiner
Zeit so, wie ein transitives sein Object, in Gestalt eines Pro-
nominal Suffixes im Accusativ regiert; s. Baidäwi zu d. St.
und Wasit al-nahu S. o1 Z. 9 u. 10, wo die angeführten Koran-
worle das Beispiel zu jenem 5t**jj' abgeben. Dies zugleich als
nothwendige Beschränkung der in der Anmerkung von einem
Commenlator der Alfijah aufgestellten Regel.
II, 352, 12 u. 13 »iUc, « und »iue,« sehr. &*£, und K*c,
11, 353, 4 u. 3 v. u. »On pourroit, dans cette derniere for-
mule, faire l'ellipse du pronom«. Diese Weglassung des Suf-
fixums von auäUJi in J*bJi *JÜ! *~'ijj-H, unbeschadet des Sinnes :
celui que Dien garantit, c'est Vhomme brave, ist unmöglich; denn
es würde dadurch die Beziehung des vorangestellten logischen
Prädicats xLSi auSUi auf das nachgestellte logische Subject JiaJt
wegfallen und dieses letztere zum Prädicat oder zur Apposition
von *Jdi werden: celui qui garantit, Dteu, est Vhomme brave,
oder : celui qui garantit est Dien, Vhomme brave, also jedenfalls
Widersinn entstehen. Auch Ibn cAkil, der in seinem Commen-
lar zur Alfijah S. Hl Z. 4 dasselbe Beispiel anführt, weiss nichts
89
von dieser Ellipse, und Wasit al-nahu S. ITa Z. 7 u. 8 sagt
ausdrücklich : ^cÄJi iiÄPi j^1' &siAs> ;L> IjytaÄx ^Is" \5\ AjLxj!
-XJL oJ^I &,Uo £ ^i ^yw. *JUt e^*J, »Wenn das (auf ^Jul) zu-
rückgehende Pronomen im Accusativ steht , so ist dessen Weg-
lassung erlaubt, wie in den Worten Sur.25 V. 43 (v£**j st. *£*j);
nur nicht in dem auf Jl statt ^cAil) folgenden Relativsatze«, wie
in dem hier vorliegenden Falle, wo äJÜS JUkäiyi soviel ist als ^Aii
II, 353, Anm. Wenn de Sacy die Auslassung des Subjecl-
pronomens j£> in^^c *jl3j£> ^AJI, im Gegensalze ziij.£ ^(AJ)
l\j: ^j( deswegen für möglich hält, weil *jüs als »adjeelif ver-
bal« in sich selbst schon ein Pronomen als Yerbalsubject (J^)
enthalte, so ist dagegen zu bemerken, dass dieses nach den ein-
heimischen Grammatikern in den Participien kraft ihrer un-
mittelbaren Abstammung von dem vb. fin. liegende Subject-
pronomen, z.B. Joj iAj; = yJ> Joä lXj-,, ebenso wie das in dem
\h. fin. selbst liegende, z.B. Jjjb l\j; =j^ Jj^j Ajj , nur das
die logische Synthese zwischen einem wirklich gegebenen Sub-
jeet und seinem Verbalprädicat vermittelnde Element, d. h. die
an die Stelle unserer verbalen tretende nominale copula
logica darstellt, keineswegs aber selbst an die Stelle des in
Joö ^AJt als Subject vor Joli' hinzuzudenkenden jS> einnehmen
kann, da es begrifflich, wie das J^li bei den Arabern über-
haupt, dem Verbalprädicat nicht vorhergeht, sondern folgt. Für
die Araber selbst bleibt die Unterdrückung des Subjectprono-
mens in dem letzterwähnten Falle, gleichviel ob das Prädical
ein Verbalderivat oder ein primitives starres Nomen ist, eine
sprachliche Härte. Sibawaihi giebt das von Al-IJalil aus dem
90
.£
Munde eines Beduinen geborte L**« ü)J JulS ^cÄib ül u> ') als
etwas Absonderliches , und Ihn Jacis sagt S. fi/v und f11 nach
Anführung dieses und anderer Beispiele davon: »Die Weg-
lassung des auf ^iÄJI zurückgehenden Pronomens in diesen
Sätzen hat sehr wenig für sich, da es (als Subject) die ganze
eine Hälfte des Salzes und nicht, wie das (weggelassene) Ob-
jeclspronoinen in c^Jb (st. &Ä*.b"j. ein zur logischen Voll-
ständigkeil des Salzes nicht durchaus notwendiger Redetheil
ist. Ein wenig abgeschwächt wird indessen die Märte dieser
Weglassung dadurch, dass sie in den Salzen, wo sie stattfindet,
unverkennbar ist, da der von ^ÄJI eingeleitete Relativsalz nicht
aus einem blossen Einzelbegriffe bestehen kann.«
II, 354, 19 »äüL*«.« sehr. Kit**,.
II, 356, § 610. Im Gegensatze zu dem sowohl adjeetivi-
schen als substantivischen ^ßöJt\ werden die Conjunctivnomina
•yj und La nur substantivisch gebraucht. Daneben bezeichnet
sie de Sacy hier aber auch als durch sich selbst, wie ^«Äji , de-
lerminirl : celui qui . ce qui, Vhomme qui, la chose qui, und erst
S. 360 § 620 führt er den zweifellosen Satz , dass sie bald de-
terminirt, bald indeterminirt gebraucht weiden, wie eine sub-
jeclive Meinung mit »je pense que« ein. Zur Einsicht in das
wahre Wesen dieser beiden Wörter gehört aber besonders die
Richtigstellung des genetischen Verhältnisses ihrer verschiedenen
Gebrauchsweisen. Wie schon im 18. Bande dieser Berichte
v. J. 1866 S. 324 u. 325 und im 30. Bande v. J. 1878 S. 91
Z. 11 v. u. flg. angedeutet, sind .^-o und Lo, wie rig, n, quis,
q u i d , ursprünglich indefinite Nomina, das we r (st. jemand)
und was (st. etwas) des gemeinen Sprachgebrauchs in : es ist
wer gekommen, gieb mir was. Ihr Gebrauch als Fragnomina
) i.0 ,
1) Bei de Sacy, II, 3 46, 13, mit %yn statt L*Ä«.
91
hat sich überall erst aus dieser ursprünglichen Bedeutung ent-
wickelt; s. den 26. Band dieser Berichte v. J. 1874, S. 1 1S
u. 149, zu I, 451, §995. Im Altarabischen zeigt sich dieselbe
nur selten ganz selbstständig und fast immer mit Anlehnung an
ein coordinirtes Adjectivum ; Gauhart: o * ^ y& %j£i .ys i^j-^jj
rj^^> ,-.L*oLj ^ß\ r-,-»^ <-, man ist auch indeterminirles Sub-
stanlivum , wie in marartu bi-man muh sin'", ich bin
an einem wohllhätigen Menschen vorübergegangen«. Derselbe
, O, O r - - O 5 , 5Ü., 3 O w » ..o , 0 .. - -■
unler La : »^ij ^i ^U w«™>-*^ U; o,_^ _j->" vi>*ÄÜ U-»iij ^-Xj^
liU y>^, »mä ist auch ein indeterminirles Subslanlivum, dem
sich nolhwendig ein Adjectivum beiordnet, wie in marartu
bi-ma mu'g'ib'" laka, ich bin an einem dir wohlgefallen-
den Dinge vorübergegangen«. In dieser Anwendung heisst
3 O ,
man und mä ^£yoy>, d. h. indelerminirtes , zu näherer Be-
stimmung mit einer i&o, Qualifikation, versehenes Substan-
tivum. Diese Qualifikation ist entweder EinzelbegrrfF: ein Ad-
jectivum, Parlicipium, Orts- oder Zeitadverbium, eine Präposi-
tion mit ihrem Genetiv, — oder ein ganzer Satz mit einem sich
auf jenes ij^ay zurückbeziehenden Pronomen ; in beiden Fällen
steht die Qualifikation der Natur der Sache nach formell oder
virtuell in dem Casus von ^ oder La. Hierdurch unterscheidet
sich das Verhältniss der xLo, d. h. des Relativsatzes nach ^JJl
und dem ebenfalls d etermi n i rten , in dessen Bedeutung
stehenden ^ und La zu diesen Wörtern als o^y, von dem
Verhältnisse der »Juo, d. h. der den ind elerm i rten .^o und
La beigeordneten nähern Bestimmung zu diesen Wörtern als
3 O ,
otiyoy), während ihr eigner virtueller Casus durchaus den-
selben Begeln folgt wie der von ^ÄJt. Ursprünglich sind also
ü ^
^ und Lo, gleichviel ob indeterminirt oder determinirt. ebenso
92
wie ^sSj\ , !"iT5ri, nicht anaphorische oder conjunctive, sondern
thetische Nomina. Ihn .lacis S. fvl Z. 7 flg. unterscheidet nach
Zamahsari vier Arien von Ls; die beiden ersten sind die so eben
besprochenen: 1) das hinsichtlich der Bedeutung und syntak-
tischen Behandlung dem subslanti vischen ^ÄJ! entsprechende,
deterniinirte und mit einer >i*o versehene (das was) , 2) das
ebenfalls substantivische, aber indeterminirte und mit keiner
»Lo versehene (was, etwas, irgendwas). Von diesem
zweiten sagt er dann: »Es hat selbst wiederum zwei Arten:
eine ohne 'sk>o und eine andre mit '\a^>. Ein Beispiel von der
letztern ist (Sur. 50 V. 22) l\aģ ^l\J La \JK$> (Worte des dem
Menschen zur Aufzeichnung seiner Handlungen beigegebenen
Engels in Beziehung auf das von ihm Aufgezeichnete) : Dies
ist ein bei mir befindlicher Gegenstand, etwas
(zur Ablieferung) Bereites, — so, dass La als <^*yoy> mit
L5-X.J als Kä^o ein erstes, das (substantivisch gebrauchte) j^Cc
ein zweites Prädicat ist, — oder: Dies ist ein bei mir be-
findlicher, (zur Ablieferung) bereiter Gegenstand, —
so, dass lXaXc eine zweite l\äo von La ist. Es kann jedoch La
auch in der Bedeutung von ^ÄJI stehen und ^lXJ nach ihm die
KLo dazu sein , so dass beides zusammen ein (determinirles)
erstes und <\*Zs. ein (indeterminirles) zweites Prädicat von \S>$>
ist: Dies ist das was bei mir (befindlich) ist, etwas
(zur Ablieferung) Bereites, in derselben Weise wie (Sur. 11
V. 75) : Dies ist mein Eheherr, ein Greis. Der Unter-
schied aber zwischen der Kä>o und der xLo besteht darin , dass
die \La immer nur ein (ganzer) Satz ist, die iCä-o hingegen auch
ein einzelnes Nennwort sein kann ; wenn also ein (ganzer) Satz
als Kä-o zu einem indelermiuirten ^.a und La tritt, so thut er dies
93
insofern, als fndeterminirte Nomina überhaupt durch ganze
Sätze qualificirt werden können , aber nicht als ob dies ge-
schehen müsste . im Gegensalze zur »La (die immer ein ganzer
Satz sein muss). Der Unterschied aber zwischen den Sätzen,
welche eine xLo zu dem (determinirten), und denjenigen, welche
eine Käas zu dem (indeterminirten) U (und .-/>) bilden, besteht
darin, dass die Sätze, welche als Käa^ dazu treten, in dem syn-
taktischen Rectionsgefiige eine mit der ihres ^Jj.*^.a überein-
stimmende, die Sätze hingegen, welche eine X.Lo bilden, keine
solche Casusstellung einnehmen.« — Die andre Art des indeter-
minirten La. nämlich die ohne ssuo , findet sich nach Zamahsari
und Ibn Ja is S. fw Z. 7 flg. in dem aus La **i zusammen-
gezogenen U*i = l—^ü *jü, wie zu de Sacy I, 539. 5 flg. in
diesen Berichten v. .1. 1878, S. 93 — 95 dargelegt worden ist,
und in dem La des Admirativverbums als einem an und für sich
unbestimmten, alter durch den hineingelegten emphatischen Be-
griff" w**> 2^*i zum Subjeete des admirativen Nominalsatzes
erhobenen Etwas; Muf. S. Wo Z. 6—8.
II, 356, 7 — 5 v. u. »d'entre eux sont CEUX QUI « u. s.w.
Das »c'esl-ä-dire, parmi eux il y en a qui« u. s. w. ist nicht so-
wohl Erklärung als Berichtigung, da dem ^a in dem dreimaligen
^■^*~i i^yA nicht das determinirte ceux qui, sondern das indeter-
minirte quelsques-uns qui einspricht.
II. 357, 16 »'pjbi« d. h. Jjjtö.
II, 357, 9 u. 8 v. u. flg. Ueber dieses ursprüngliche
^ und La s. die Anmerkung zu II, 356, § 610. Statt »deter-
mine ou indetermine« Z. 9 u. 8 v. u. und 1. Z. ist demnach zu
schreiben qualifie ou non qualifie, yjtyoyn .*.£. ,\ ^Jyay>; ein
determinirtes Indefinitum ist ein Widerspruch im Beisatze. ')
1) S. 464 Z. 11 der in der Anmerkung angeführten Anthologie gram-
maticale verlangt das Versmass im ersten Halbverse vü«-3*WaJl statt des
94
II, 358, 13. Diese Worte aus Sur. 33 V. 31 bilden einen
eonditionellen Vordersatz, dessen Nachsatz ist ^o-^ L5y>S L^jjJ;
mit möglichst genauer Wiedergabe der ursprünglichen Ge-
dankenform: »Es sei irgendeine von euch (ihr Weiber) Gott
und seinem Gesandten gehorsam und thue Gutes: so soll ihr
der verdiente Lohn zweifach gegeben werden; d. h. jede von
euch, sei es welche es wolle, die* so handeln wird, soll dafür
doppelt belohnt werden. Dieselbe unbeschränkt verallgemei-
nernde Bedeutung hat ../) auch in dem Salze Z. 18, aus Sur. 6
V. 48: £\ ils J^*o\) -yA ^..-o, nur dass es da statt des lebhaft
postulirenden Jussivs das ruhig setzende Perfectum regiert;
s. diese Berichte v. J. 1864, S. 291 Z. 4 v. u. flg.
11,359, §617. Ebendieses unbeschränkt verallgemeinernde
Conditionalnomen steht ebenso wie das Inlerrogativnomen hin
sichtlich seiner regelmässigen syntaktischen Behandlungsweise
im Gegensatze sowohl zu dem determinirten als zu dem indeter-
minirtenBelativnomen. Während .ja und U in der letztgenann-
ten Eigenschaft, als ursprünglich thelische, von dem sich ihnen
anschliessenden Belativsatze in ihrer Casusstellung völlig un-
abhängige Wörter die syntaktische Function unsers Belalivpro-
nomens dem auf sie zurückgehenden Pronomen überlassen,
treten die beiden erstgenannten, wie die ihnen bei uns ent-
sprechenden Wörter, selbst in diese Stellung ein. Wie man
sagt: *_yi2i' * LyoAcc), wen schlägst du? ^^xX^> U ('U
Acc), was hast du gemacht? <^sf .--o iAäc, bei wem
warst du? so sagt man mit den nämlichen Casus Verhältnissen:
<->j*o\ Vy0^ ry9 1 w e n ' m m er du schlägst, (den) schlage
überdies grammatisch unmöglichen o~>Ui2JS (S. 465 Z. 5 u. 6), und im
zweiten *Jaj stall £**3J." »Wohl mancher, dessen Herz ich mit kochen-
dem Ingrimm erfüllt halle, hat mir den Tod gewünscht, der ihm aber
nicht zu Willen war«, wörtlich: einen Tod der nicht zu Willen war.
Hiernach ist die Ueberselzung S. 464 Z. 8 — 6 v. u. zu ändern.
95
o ^ o £ o ^ o ^
i e h (auch); «.^1 «Jjcü U, was immerdumachst, (das)
mache ich (auch); *j .yol .^ö' .-«j, bei wem immer
du vorüber gehen wirst, bei dem werde ich (auch)
vorübergehen. Ebenso mit dem gleichfalls verallgemeinern-
den Conditionalnomen ^\ , an dem der casus obliquus vermöge
seiner vollen Abwandelbarkeit auch äusserlich hervortritt:
v— >^?\ Vt-02^' ^j welchen immer (von mehrern) du
schlagen wirst, (den) werde ich (auch) schlagen,
awJl ^jL» *^b, welchen auch immer von ihnen du
zu mir bringen wirst, den werde ich ehrenvoll auf-
nehmen. Seilen werden die Interrogativ- und die Condilio-
nalnomina construiit wie die Relativnomina : Sur. 23 V. 90 :
^^i Jj c^xLo slX^j ^ (st. .-/s Juj) , in wessen Hand ist
die Herrschaft über Alles? (dagegen V. 86: [jop>\ ^J
Lg*9 ,-y«5} wem gehört die Erde mit denen, die auf
ihr sind?) ; Sur. 7 V. 129: iü ^kl Li xjT ^ au LitS U^U
^-J»^j . was du uns auch immer für ein W u n der-
zeichen bringen magst, wir g lau ben dir nicht. Nach
Baidawt's erster, d. h. von ihm selbst vorgezogener Erklärung
ist das Conditionalnomen L^s wie ein, den Satz einleitendes Re-
lativpronomen Subjectsnom inativ (nominativus absolutus),
dessen Anknüpfung an den Relativsatz durch das auf ihn zu-
rückgehende s in \j bewirkt wird; nach der zweiten Erklärung
dagegen steht es als wirkliches conditionelles Conjunctivnomen
virtuell im Accusativ, regiert von dem in ao LuLi' liegenden
-c o >
Begriffe eines unmittelbar und doppelt transitiven U^a^sj' als
dessen zweites Objecl , welches aber als Gegenstand der con-
dilionellen Verallgemeinerung, wie auch jede Bedingungs-
96
partikel, an der Spitze des Salzes stehen inuss, als ob eshiesse
LL^o^ö ^xi Uj! , quidquid rei = quamcunque rem
no bis exhibueris.
II, 359, § G1 9. Auf das Irrige in diesem Paragraph wurde
schon zu I, 445, 3 u. 4, Berichte v. J. 1 874, S.140 hingewiesen.
Die richtige Erklärung der beiden aus dem Koran genommenen
und ähnlicher Sätze geben nach Caspari's Vorgange Wright, II,
S. 336 u. 337 und Müller S. 352 u. 353. Die von de Sacy und
nach ihm von Ewald, II, S.2I1 angenommene ad jectivische Ver-
bindune des rein substantivischen ..,,* mit einein andern Snb-
öl o ,
stanlivum in demselben Casus, wie *Ji ^* , im Sinne von:
£ I
welcher Gott? was für ein Gott? (statt xM ^ ._/> oder
aJI ^ci) ist ebenso unmöglich wie hebr. ttTDtf "'ft und aram.
flbi? "j^ in demselben Sinne. Die syntaktischen Verhältnisse des
Subjectes .y> zu dem Prädicat *JUS .^c »Ji und dieses zu dem
•~< °> ^'£
qualificirenden Relativsalze sLxeu *.£öb, wer ist ein an-
derer als der wahre Gott, der euch Licht bringen
könnte? finden sich ebenso in dem parallelen Satze bei Daniel
3, 15: ^frya "J'tot^"^ fibs? »WJÜ, wer ist ein Gott,
der euch aus meinen Händen retten könnte? nur
dass das Aramäische diese Verhältnisse auch äusserlich noch be-
sonders durch Sin und ^ bezeichnet. — Die von de Sacy in der
Anmerkung beigebrachte. Erklärung Baidäwi's unterstützt in
keiner Weise die schon an und für sich unzulässige Annahme,
vi o -
xSl sei eine Permuta tivapposition von -_*; denn das Galtungs-
Substantiv ein Gott kann begrifflich nicht an die Stelle des
Fragsubstantivs wer? treten; s. II, 528 u. 529, § 985 »).
1) Ein sprachliches Unding aus den leidigen Lokmanschen Fabeln,
*S-A <3^) i3*^ ;5>J*^ CyA' konnte nocn Ewald, II, 214, für arabisch hallen
und bedeuten lassen: qttis deeeptns consiln magis quam ego csl inops? —
97
II, 360, 6 »_*£« sehr. .*£.
jr. j..
II, 360, 13 u. 14 »Ainsi, dans cet exemple , o^ääj ..-*
;il *U JuU, il est certain que ^ represente ^.j'^L'i«. Aber
wie könnte •_,» dann den Jussiv regieren ? — Man sieht auch
hier, dass de Sacy über Determination undlndetermination dieser
Relativ- und Conditionalnomina, ihre Besriffsverschiedenheit
und ihre charakteristischen Merkmale noch nicht ganz im Reinen
und daher der Gefahr ausgesetzt war, sie mit einander zu ver-
wechseln. Vgl. die Anm. zu II, 358, 13, und diese Berichte v.
.1. 1874, S. 145—147, zu I, 448, §987.
II, 361, 7 u. 8. -X\ ol^**Ji J, Lc sa gehört nicht hierher,
da dieses U nicht Frag-, sondern Relativnomen »ce qui« ist.
II, 362, 8—12. Tantawy, Observation &c. S. 488: »M. de
Sacy dans la tradaction de ce vers
a cru que le mot \j+a qu'il lit l^*c provenait de la racine ^*c
statt o^a wäre wenigstens ^a zu schreiben; >»-*->! ist nicht der Betro-
gene, sondern der Betrüger; die Verbindung dieses determinirten Gattungs-
nomens mit dem indeterminirten Fragnomen doppelt unmöglich; ^1, Aj5ls
die geringste Klugheit , angeblich = LI. J.SI , geringer an Klugheit.
Richtig las de Sacy: ^ö-* L.l^ JJsi ^-<a tj)j*iJ q^ , die beiden ersten
Worte noch zu dem vorhergehenden JLäJ gehörig: Da sprach er in
Folge des Getäuschtseins: Wer ist unklüger als ich? S. Rödigers 2. Ausg.
S. ff. — Zu derselben Gattung von Dingen gehört Ewald's ^i, L«5
II, 17, Z. 16 u. 17, angeblich eine Ausnahme von der Unmöglichkeit,
•wo und La einen Genetiv anziehen zu lassen, und »prorsus latinum quid
consilüt« — Ich muss meinen Abulfeda, aus dem die Stelle genommen
ist, gegen einen solchen Barbarismus verwahren; ^l, L heisst dort,
wie auch übersetzt ist, »quod viderat«.
1883. 7
98
etre aveugle, et il a tracluit: »Que les genies soient aveugles et
plonges dans les tenebres«. Le mot \y+c qu'il faut lire \y+c est
Fimperatif du verbe +£$ qui , compose avec les mots l^Lb?
L>L^o , signifie : Bon soir, Bon jour ! Le poete Oumroulka'fss
a dit i) :
»(Bon jour) Salut, o derniers vestiges de cette demeure ! Mais
comment peut-on saluer les restes des temps passes?«
Anlara dans sa Moallaqa dit : ^.LJ^ XLc Jo L>L*a ^^
»Salut, o demeure deAbla! que Dieu te conserve.« Dans le
vers cite dans la grammaire arabe, les mots Lo^lk \j^c c^i* doi-
vent donc etre traduits par : »je leur dis : je vous souhaite le
bon soir ! «
SS O, C , O , O »
II, 362, § 623. Dieses $Jo; ^y)5 iAj: ^ u. s. w. ist auch
für die allgemeine Sprachwissenschaft von Wichtigkeit als Bei-
spiel von Beibehaltung der Abwandlungsform eines aus einem
vorhergehenden Satze angeführten Wortes bei veränderter syn-
taktischer Stellung des Wortes selbst in dem spätem Satze, zum
Zeichen der Bückbeziehung auf das erstere ; nach Caspari rich-
tig dargestellt von Wright, II, 337, A. Müller, 352 u. 353.
Schon die ai'jbischen Grammatiker, wie Al-Mubarrad im Kämil
S.W Z. 8 flg., Ibn Jacis S. fAV Z. 23 flg. S. f\\ Z. 20 flg.,
haben dieses Sachverhältniss richtig erkannt und klar dar-
gelegt. Also auch hier nur der Schein eines »quem Zaidum?«.
[cujus Zaidi? u. s. w.) bei Ewald, II, 21 1, 15 flgg., den doch
das entsprechende richtig gedeutete »iAj; ^ quisnam est Zai-
dus?«. der Wahrheit in Betreff des IiAj; ^-a, Jo; ^* so nahe
geführt hatte.
II, 364, § 629. De Sacy giebt den hier behandelten, zwi-
schen Basriern und Kufiern streitigen Punkt bloss nach der Lehre
Sibawaihi's und des grössten Theils seiner Schule , aber mit
1) S. dessen Diwan, hrsgeg. von de Slane, S. f*,
99
einem wesentlichen Inthum in den Worten Z. 14 u. 15: »La
raison pour laquelle ^i , dans ce cas, est toujours au noininatif,
c'est qu'il est le sujet de la proposition«. Nach den Genannten
ist +zi\ weder im Beispiele aus Sur. 19 V. 70, -1\ ^aXXl *S,
noch im folgenden Verse , -1\ \^^3l La \ö\ Nominativ und Sub-
ject, sondern im ersten Accusativ, im zweiten Genetiv. Schon
aus der kurzen Zusammenstellung der verschiedenen Erklä-
rungen von Sur. 19 V. 70 bei Bakläwi, I, S. oaI Z. 21—26,
geht deutlich hervor, was Ibn Ja'is S. flf Z. 17— S. f\f Z. 1
zu Mufassal S. 1. Z. 6 — 10 weiter ausführt, dass Sibawaihi
das ihm als Relativnomen geltende ^\ im koranischen
*4jj, wie Logik und Grammatik unerlässlich fordern, als den
von ,..£iÄj regierten Accusa tiv -. eum eorum qui u. s.w.,
das ü der zweiten Sylbe aber nicht als Casusendung , v^?
sondern als unveränderlichen Auslaut ohne syntaktischen Werth,
pÜo , betrachtet hat. Er lehrt nämlich: wenn nach dem Re-
lativnomen ^1 in Verbindung mit einem Pronominalsuffix, wie
bisweilen auch nach ^lAJt, das sich darauf zurückbeziehende
Subjectpronomen wegfällt (s. oben die Anm. zu II, 353, Anm.
~ s
am Ende) , so wird ^\ wieder, was es nach Analogie seiner
Bedeutungsverwandten, ^AJi , .ys und La. ursprünglich ist,
äusserlich unabwandelbar, nimmt aber, wie das sei-
tene ^5>ÄJI, für sein zweites ^ vor dem Genetivsuffix durch alle
Casus den Vocal u an (s. diese Berichte v. J. 1874, S. 140 u.
141, zu I, 445, 17). Ebenso steht ^i in dem Verse Z. 20, re-
giert von ^c JL*i, nach Sibawaihi virtuell im Genetiv. Im
dritten Beispiele Z. 7 v. u. aus Sur. 4, 12 kommt es darauf an,
100
o,ZZ
ob man *£»! als Relativ- oder als Fragnomen auffasst : im ersten
30, ,
Falle ist es, wie in Sur. 19 V. 70, Objectsaccusativ von ,m.m<-Xj' ^;
eum eorum qui u. s.w.; im zweiten, weit näher liegenden,
in Baidäwi's Erklärung allein ausgedrückten ist es Subjects-
nominativ des Fragesatzes: quis eorum u. s. w. — Siba-
waihi's Erklärung hat offenbar etwas Unnatürliches; erstens ist
nicht leicht zu begreifen, wie die Verkürzung des Relativsatzes
durch Weglassung des Subjectpronomens auf die Form des Re-
lativnomens verkümmernd zurückwirken könnte , während im
Gegentheil zu erwarten wäre , dass jene logische Verkürzung
durch eine um so bestimmter festgehaltene Gasusbezeichnung
des Relativnomens gewissermassen ausgeglichen würde ; zwei-
tens soll das nicht annectirte ^\ in diesem Falle die volle Ab-
wandelbarkeit behalten , das annectirte aber sie ganz verlieren
(S. 364 vorl. u. 1. Z.), während die Genetivanziehung sonst im
Gegentheil unvollkommen declinable Wörter zu vollabwandel-
baren erhebt. Hierauf besonders weist auch der Basrier Al-
Zaggäg, der sich in diesem Punkte den Kufiern angeschlossen
hat, als auf einen Fehler Sibawaihi's hin, Anthol. grammati-
cale S. 210 Z. 6 — 8. Die Kufier ihrerseits behaupten, ^\ als
Relativnomen sei in allen Fällen vollabwandelbar, leugnen jene
angebliche syntaktische Bedeutungslosigkeit des ü, und fassen
*^ji in den "beiden ersten von de Sacy aufgeführten Beispielen
so wie in allen ähnlichen Fällen als ursprüngliches Fragnomen,
so dass der dadurch eingeleitete Fragsatz durch eine kühne
Wendung einen collectiven Einzelbegriff' in demvomZusammen-
hange geforderten Casus darstellt, ähnlich dem ^^.j), ^J>
_Lii ^oJsJt in dem Halbverse Muf. S. fv Z. 6 u.7: »Sie brach-
ten Molken — hast du je den Wolf gesehn?« d. h. wolfgraue,
mit Wasser verdünnte Milch. Während die Kufier selbst an
der bemerkten Stelle *.£j| als Relativnomen im Objectsaccusativ
lesen1), fassen sie die andre Lesart *^| als Fragnomen im Sub-
1) Nachtrag zu den Berichtigungen am Ende des I. Bds. von Jahn's
ö)i5 o 3 -£
Ibn Jais: S. fll*' Z. 5 *$jj 1. *£jI. Ebenso bei Prym, De enuntiationibus
101
jectsnominativ , mit drei, von Baidawi und Ibn Jacis S. flr*1
Z. 7 — 14 aufgeführten etwas verschiedenen syntaktischen An-
schlüssen , am besten nach dem zweiten : »Herausgreifen werden
wir dann aus den Anhängern jedes Glaubens — : welche von
ihnen waren am widerspenstigsten gegen den Allbarmherzigen'?«
d. h. in gewöhnliche Prosa auseinandergelegt: Wir werden
fragen (untersuchen) , welche von den Anhängern jedes Glaubens
am gottlosesten waren , und diese dann , von den übrigen ab-
gesondert, zur Hölle fahren lassen. Mit Prym S. 109 +jj\ als
ursprünglich quisque eorum zu fassen, ist nicht möglich, da
^\ an und für sich diese verallgemeinernde thetische Bedeu-
tung erfahrungsmässig nie gehabt hat und die entsprechende
relative, quicunque, quisquis, erst durch seine Verwandlung
in ein conditionelles Conjunctivnomen mit Perfectum oder Jus-
sivus erhält.) Wie in der Koranstelle der ganze Satz mit *^j!
.■> , öS o )££
virtuell im Accusativ, so steht in dem Verse J*a^s5 *^j| im Gene-
tiv : »Wann immer du den Banü Malik begegnest, so grüsse — :
welcher von ihnen ist am vorzüglichsten *?« d. h. so sieh zu.
welcher von ihnen einer Be^riissuns; am würdigsten ist, und
diesen begrüsse. Natürlich kann man dieses *gjj auch, wie das
in der Koranstelle, collectiv nehmen : welche von ihnen u. s. w.
— Unter den auf ^i bezüglichen Stellen seiner Anthologie gram-
maticale, auf welche de Sacy in der Anmerkung zu S. 363 ver-
weist, fehlt die aus Azhari's Commentar zu Ibn Hisäm's Kitäbu
'l-icräb can kawä'idi 'l-icräb, S. 210, welche einen seltsamen
Missgriff veranlasst hat. Offenbar ist im Texte Ibn Hisäm's
S. Af 1. Z. und bei Azhari S. 210 Z. 3 statt JL» zu schreiben
aJIs oder stärker &j jls: »das sagen Sibawaihi und seine An-
relativis S. 28 Z. 6. Der Schriftsteller will sagen, dass die Kufier hin-
sichtlich der vollen Declination des Relativnomens zwischen den Fällen,
wo der l\j(c wirklich ausgedrückt, und denen, wo er hinzuzudenken
ist, keinen Unterschied machen. — In der betreffenden Stelle meines
Baidawi, I, S. öaI Z. 23, ist statt v_jj.xa-v8 zu schreiben yy^Ä/o als Zu-
standsaccusativ.
102
hänger«, oder: »das lehren sie«, — nämlich was vorhergeht:
dass ^\ in der besprochenen Koranstelle ein Relativnomen und
das darauf zurückgehende Subjectpronomen j9 an der Spitze
des Relativsatzes ausgelassen ist; wozu dann noch kommt:
» Nach ihm (Sibawaihi) geht ^\ unabwandelbar auf ü aus, wenn
es einem Genetiv annectirt und das Subjectpronomen an der
Spitze des Relativsatzes ausgelassen wird«. Hierauf die ent-
gegengesetzte Lehrmeinung : »Diejenigen aber, nach deren An-
sicht dieses Relativnomen nicht als unabwandelbar zu behan-
deln ist, im Gegentheil immer veränderliche Casusendungen
annimmt, sagen , dasselbe sei hier — in diesem Koranverse —
ein Fragnomen , Subject eines Nominalsatzes, und lA^S dessen
Prädicat. Dies ist die Lehrmeinung der Kufier und mehrerer
Basrier, zu denen auchAl-Zaggäg gehört«. Jenes verschriebene
(jLs in Verbindung mit einem lapsus memoriae, hat nun deSacy
verleitet, die Lehrmeinung der Kufier dem Sibawaihi zuzu-
schreiben und, angeblich nach der Autorität Azhari's, in den
Text Ibn Hisam's S. ao Z. \ hinter auub" ^wOj *jj.>-~*i (jL'i die auf
die Kufier bezüglichen Worte Azhari's: &*/>lgiÜüwi U^L^ ^9
\J>^s> Juilt, Sl\X*/i einzuschieben , die , wie de Sacy selbst sagt,
weder in den von ihm benutzten zwei Handschriften des Textes,
noch in Hagi Babä's Commentar an jener Stelle stehen, »et qui
cependant nie paroissent absolument necessaires«. Wie man
aber sieht , ist dieses Einschiebsel sowohl aus dem Texte S. ao
Z. 1, als aus der Uebersetzung S. 1 73 Z. \\ — 13 zu entfernen
und in dieser bloss zu schreiben: C'est ce que disent Sibawa'ih
et ceux qui suivent son Systeme , mit Unterdrückung alles Fol-
genden bis »et que vehementior en est l'enonciatif «. Verwunder-
lich ist dabei besonders, dass de Sacy nicht bemerkt hat, wie
\) die von ihm an unrichtige Stelle versetzten Worte mit den
darauffolgenden in unauflöslichem Widerspruch stehen, 2) durch
diese Versetzung das JL'i Z. 4 sein einziges, in diesen Worten
bestehendes Object verliert und eine völlige Sinnlücke ent-
steht. Zu 1 ) : wäre A^l *^j! in diesem Koranverse nach Siba-
waihi ein Fragsatz mit *^j5 als Subject und tX^t als Prädicat,
103
wie könnte dann dieses ^c! mit seinem Nominativvocal zugleich
»unabwandelbar« und von »Auslassung eines darauf zurück-
weisenden Subjectpronomens im Relativsatze« die Rede sein?
Zu 2) : die oben S. 102 Z. 12 — 14 übersetzten Worte Azhari's
lauten dann : Diejenigen aber, nach deren Ansicht dieses Rela-
tivnomen nicht als unabwandelbar zu behandeln ist, im Gegen-
theil immer veränderliche Casusendungen annimmt, sagen —
Sinnlücke) . Dies ist die Lehrmeinung der Kurier« u. s. w.
II, 365, 3 »/ sJbü« über die durch »laisser en suspenso nur
unvollkommen ausgedrückte Bedeutung dieses syntaktischen
Kunstwortes s. die Berichte v. J. 1881, S. 190 u. 191, zu II,
297, 6 u. 161).
II. 365, § 630. Die in den Berichten v. J. 1880, S. 140
u. 141 zu II, 91, 12, gegebene Erklärung der Zusammensetzung
und eigentlichen Bedeutung dieses L-j^; Lj£j5, zeigt das ur-
sprüngliche ^ß\ als nomen indefinitum: (irgend) welcher,
welche, welches, wie -Tx (irgend) wer, La (irgend)
was. Weil nun, wie dort nachgewiesen, das folgende \J> nicht
bloss eine inhaltslose Demonstrativpartikel, sondern ein ab-
gekürzter unselbstständiger Vertreter aller Geschlechts- und
, i
Numerusformen des Demonstrativnomens !ÄP ist , muss darauf
als Ergänzung ein durch den Artikel determinirtes Hauptwort
oder das determinirte Relativnomen ^JJt mit einemRelativsatze
folgen, wogegen die vollen Formen 5u\£i5, »A^ji u. s.w. sowohl
in derselben Verbindung als ausser derselben und selbstständig
gebraucht werden können; s. Muf. S. II Z.20flg., S.l. Z.4 — 10,
Ibn Jacis S. 111 Z. 2 — 19, S. fl Z.8 — 22, Dieterici's Alfijah
S. Plv u. ru V. 588 u. 589 mit d. Commentar.
1) Hierbei bemerke ich, dass dort S. 191 in der Anm. Z. 4 statt i-lxJ
o -
zu schreiben ist / i^*J.
J04
OrC
11,365, 13 »iuLixJi« sehr. äüUatJf, ebenso Z. 16 u. 18
jmÄjTu. J.>JI, und Z. 21 au nominatif statt »ä l'accusatif«, mit
Wegfall des folgenden Satzes; s. Muf. S. H Z. 9—15, IbnJais
S. US* Z. 10— S. Uf Z. 3, und de Sacy's eigene Berichtigung in
seiner Alfiyya S. 154. Ein solches Ljul ist nicht, wie das vorher
besprochene, Vocativ, weshalb es auch nie ein L vor sich hat,
sondern zusammen mit dem darauffolgenden Hauptworte No-
minativ, als Prädicat eines elliptischen Nominalsatzes mit dem
aus dem Vorhergehenden zu entnehmenden Pronomen der ersten,
beziehungsweise der zweiten Person als Subject. So das erste
o,o ;j- /
Beispiel iüLaxiS LgXji UJ ^äiS *^: 0 Herrgott, vergieb
uns, — (wir sind) diese besondern Leute. Umständ-
licher Ibn Jacis: die genannten Leute (wir) sind die
(hiermit) Gemeinten, oder mit Umkehrung des Subjects
und Prädicats : »die (hiermit) Gemeinten sind die ge-
nannten Leute (wir)«. So gedacht, ist der Besonderungs-
satz ein formell selbstständiger, dem Hauptsatze beigeord-
neter £.Lo| Zamahsari aber fasst ihn als einen dem Haupt-
satze untergeordneten Zustandssatz : vergieb uns, so
dass wir (unter den Andern) eine besondere Classe
von Leuten bilden. Die Besonderung liegt darin, dass nach
dem augenblicklichen logischen Vorhalte ^\ , irgend welche
(Leute) , der bestimmte Begriff' diese Leute (und keine an-
dern) desto stärker hervortritt. Wegen des auf Nahes hinweisen-
den LP aber lässt sich diese Besonderung nur auf erste und
zweite Singular- une Pluralpersonen als auf gegenwärtige
anwenden, wogegen man wegen innern Widerspruchs z.B. nicht
sagen kann iüLaÄJi UxjS LwjjJjts *^if, sie (die Abwesen-
den) haben so gehandelt, sie, die Leute hier.
II, 365 u. 366, § 632. Der Gegenstand dieses § ist aus-
führlich behandelt Muf. S. fi Z. 15 — S. IT Z. 2, Ibn Jacis S. Ul"
Z. 16 — S. Uf Z. 17. Nach der ausdrücklichen Bemerkung des
105
letztern S. Ui" Z. 21 u. 22 ist von de Sacy's zwei Vorschlägen
, Ol > o -
zur Erklärung des besondernden Accusativs in Vj*^ rj^,
sUo^ii ,-u.Ijw -r^ aJUi tiU u.s. w. nur der zweite anzunehmen,
worauf auch de Sacy selbst am Ende des § hinweist durch die
Worte: »Si l'on eüt considere Bleu comme vocatif, il auroit
fallu dire &UI «.
II, 367, 7 — 9 »^i etant du nombre des mots qui restent
indetermines lors meme qu'ils sont en rapport d'annexion avec
un complement« wenn nämlich dieses Complement selbst in-
determinirt ist, wie in Ac>. ^i, quel komme? und quel homme!
oder wenn die begriffliche Indetermination von ^\ die begriff-
liche Determination seines Complements überwiegt , wie in
a^aS) ,_^j'Lj M?} quiconque d'entre eux viendra che:- moi . je l'ho-
norerai. Hingegen ^\ fragend: lequel d'eux? relativ: celui
d'eux qui — .
=s O - , O *
II, 370, 1 »L>-y>« sehr. -_-> , als Adjectiv von ä^ ^5,
eines staubigen Hügels, wie de Sacy selbst schreibt im 64. Verse
seiner Ausgabe von Lebid's Muallakah. In der dort beigefügten
Uebersetzung lautet dieser Vers im Zusammenhange mit dem
vorhergehenden: »lorsque je me tenois en Observation sur une
colline poudreuse dont la poussiere touchoit aux drapeaux de
Tennemi«. Auch da ist -s> für gleichbedeutend mit wo.i ge-
nommen und das Folgende davon abhängig gemacht, wogegen
der Commentar zu de Sacys (S. i*\1) wie der zu Arnold's (S. lif)
Texte es durch tiAs- (^o5 sehr eng, schmal, erklärt und
den Begriff der Nähe aus dem prägnant zu fassenden J,i ent-
wickelt; s. diese Berichte v. J. 1 876, S. 71.
II, 370, § 637. Nach de Sacy's Darstellung möchte man
glauben, dass die Fälle des Gebrauchs der Singularpronomina
106
y§> ?£, », lP als vorläufiger Stellvertreter nominaler Einzel-
begriffe und ganzer Sätze sich von selbst und mit innerer Noth-
wendigkeit in die beiden verschiedenen, hier und im folgenden
Paragraphen beschriebenen Arten scheiden ; warnt er doch S. 371
Z. 7 flg. ausdrücklich vor Verwechselung der einen Art mit der
andern. Aber viele Fälle lassen sich ebenso zu der einen wie
zu der andern ziehen, und der Gegenstand gehört überhaupt zu
den zwischen den Basriern und den Kufiern streitigen Punkten.
Jene erklären alle dazu geeigneten Fälle im Sinne von § 638,
diese in dem von § 637. So stellt Baidäwi als Basrier in dem
ersten Beispiele bei de Sacy. Sur. 22 V. 45, die Erklärung des
LP in Ljyli als &öäS! -**ä> vor die andre als )&iij& ^c ^^o
.A**ä^Ji und so fasst er auch das j.P in «As>l *XHj.P Sur. 112V.1,
vor jeder andern Erklärung, wie II, 372, 1 u. 2, als ^LiJI jt**+o.
Ibn Jacis zu dem die basrische Lehre darstellenden Abschnitte
des Mufassal , S. fi*f — fi*% sagt, die Auffassung eines solchen
Pronomens als vorläufiger Hinweisung auf den Inhalt eines
ganzen folgenden Satzes, ...LxJI j^+to oder &aäH j*+*o, sei die
der Basrier und des Kufiers Al-Kisäi, die andre , als vorläufiger
Hinweisung auf einen folgenden bestimmten Einzelbegriff,
-*j«*&cii fcbjyä ^c jt+te-, die des Al-Farrä und der übrigen
Kufier. Nach beiden Auffassungen ist dieser logische Vorhalt
an und für sich inhaltslos und dient eben durch seine Unbe-
stimmtheit dazu, die Aufmerksamkeit auf die folgende Erklärung
zu lenken. Al-Wähidi im Commentare zu Mutanabbi folgt in
der Erklärung der ersten drei Beispiele zu § 637, wie de Sacy
selbst, den Kufiern und sieht auch_j.P in «A>i *JlH_jP, im Gegen-
satze zu Baidäwi und zu II, 372, 1 u. 2 , als vorläufigen Stell-
Vertreter von jJÜi an: »Er, Gott, ist Einer«; s. Dieterici's
Mutanabbi S. lil* Z. 4 — 1 v. u. — Oft erlaubt die Natur der
Sache selbst nur diese letztere Auffassung , wie in dem Halb-
verse II, 371, 4, wo das Versmass Basit die Verwandlung von
L5>Lüu22äs in \j^ai oder Uä-^'s verlangt. Ebenso in dem Verse
der Hamäsah, auf welchen Anm. 1 zu § 637 hinweist : ^£=>"%
107
5>
Z+iJ L^j.äj l£UJb».: »Aber wir haben sie, edle Seelen,
schwer belastet«, wenn man nach der zweiten von Tebrizi
gegebenen Erklärung das LP als logischen Vorhalt auffasst : »Das
Accusativsuffix ra ha In aha kann sich auch auf die Seelen be-
ziehen, so dass es directes Verbalobject ist und der Dichter das
Pronomen vor dem Nomen selbst, dann aber in erklärender
Weise nufüsan alsPermutativ-Apposition l) davon gesetzt hat.
Der Sinn ist : »wir haben unsere edeln Seelen schwere Schick-
salslasten tragen lassen«. Uebrigens sind diese beigeordneten
Erklärungen bald indeterminirt, wie in den so eben angeführten
Beispielen, bald determinirt . wie in dem Verse II, 371, 1, und
in Wright's Kämil S. v!f Z. 9 :
»Indessen ist sie selbst, die Zeit, jetzt durchaus so wunderlich
geworden, dass in ihr nichts mehr geschieht, worüber man sich
wundern könnte«.
In dem unrichtig hierher gezogenen letzten Beispiele auf
S. 370 kann Sil». — wie auch S. 371 in Anm. I Z. 3 u. 4
statt ä.^o> zu schreiben ist — schon der Verschiedenheit des
Casus wegen nicht als Permutativ des Genetivs L? in UJ gelten,
was de Sacy selbst in der obengenannten Anmerkung nach-
trägt; es ist vielmehr ;-^i', könnte daher auch ö.^> .y*
heissen; s. diese Berichte v. J. 1876, S. 68 zu I, 476, 18 — 20,
und S. 83 zu I, 493, § 1086.
II, 371, 10 u. 11 »le sujet d'une proposition« sehr, une
proposition toute entiere, — nach de Sacy selbst in Anm. 2 und
in der parenthetischen Erklärung der beiden Sätze S. 372 S.1 — 4;
vgl. Ibn Jacis S. ft*f Z. 9 — 13. Man könnte annehmen, de Sacy
habe sagen wollen , dass ein solches Pronomen sich zu dem
I) So, JAj , ist zu schreiben statt i*£*J S. XL Sp. 2 Z. 7 des
zweiten Bandes von Al-Makkari in meiner Anmerkung über diese Art
logischer Anticipation, und in derselben Zeile II statt I. Leber die Be-
rechtigung dieser Art Permutativ -Apposition zu einem Pronomen der
dritten Person s. MuL S. f\ Z. 3 v. u. flg.
108
darauf folgenden erklärenden Nominal- oder Verbalsatze ver-
halte wie das Subject eines Nominalsatzes, LXX*^, zu seinem
Prädicat, _*j>, was ganz richtig wäre ; aber dieselbe Verwechse-
lung von Satz und Satzsubject kehrt wieder S. 372 in d. Anm.
Z. 14 — 16, wo es heisst: »il (das Suffixum s in aol Anm. 2 Z. 4
und Z. 8) represente seulement, avec tout le vague possible,
une idee qui doit servir d'inchoatif aux propositionsyal sL> iA3
äJo. et *fjL*ol La *f»^>/9 lesquelles fönt la fonction d'enonciatif«.
II, 371, 1. Z. »l'aventure« sehr, lefait.
II, 373, 6 v. u. »Jf sehr. j5. — 4 v. u. »tandis que nous
n'avons pas fait« genau nach dem Texte: tandis quTon ne fäit
pas, ohne Bezeichnung bestimmter Personen.
II, 373, Anm. Z. 5 — 1 v. u. Damals ÜAaäii j:^«o sich
nicht auf das Subject des erklärenden Satzes , sondern auf die
in dem Satze enthaltene Thatsache, Kxi'i, bezieht, so steht logisch
5« So,. < ' ,
dem *jL's Jui ^£ nichts entgegen, und de Sacy sagt mit seinem
»n'est admis qu'en theorie« etwas zu viel; s. darüber Ibn Jacis
S. fj*ö 1. Z. und S. fn Z. 1.
II, 375, Anm. 1 Z. 5 u. 4 v. u. »Suivant quelques gram-
mairiens« genauer: suivant les grammairiens de Coufa ; s. Bai-
däw! zu der angeführten Stelle Sur. 2 V. 138. Diese Verschie-
denheit in der Erklärung von j — .J bildete überhaupt einen
der Streitpunkte zwischen den Basriern und den Kufiern ; iu
Al-Anbäri's Verzeichniss derselben ist es Nr. 88: »Die Kufier
behaupten, -,! , wenn darauf j folgt, bedeute Lo (nicht) und
3 bedeute Sl; die Basrier hingegen, es sei aus ^\ verkürzt
und das j diene zur Verstärkung der Aussage«, ebenso wie
nach ^l selbst. Ueber die wahre Bedeutung der basrischen Be-
109
nennung dieses 3? Xä.läJl *^Ut oder xIoLäj! *^Ui (wie bei Bai-
däwl, I, S. a1 Z. 22 s. diese Berichte v. J. 1876, S. 93 zu
I, 505, 3. Zur Beseitigung der Bedenken Trumpp's in seinem
Aufsatze über die Construction von ^ und ^S (2. Heft d.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. hist. CI. der k. b. Aka-
demie d. Wiss. v. J. 1877, S. 132 u. 123 Anm. 1) gegen meine
Berichtigung von de Sacijs Erklärung diene die Bemerkung, dass
«i.lsji j»^lil bei Al-Färisi nach dem Gommentar zu Dieterici's
Alfijah S. 11 Z. 10 ebenfalls das unterscheidende, nicht
das trennende oder örtlich auseinander haltende bedeutet, wie
auch die aanze Stelle dort S. 11 Z. 1 — 16 zeist, dass es sich hier
um einen blossen Wortstreit handelt. Sibavvaihi nennt das be-
treffende j vor dem Prädicate / ä-äli oJLi=o ,JÜS sLxjobJt p^,
Al-Färisi hingegen schlechthin / «LäJi ^ mitAbweisung der nach
ihm nur dem j vor dem Subjecte zukommenden Benennung
^LX^H ^ , welche aber z. B. auch Zamahsari im Muf. S. of
Z. 3 u. 4 von dem 3 vor dem das Prädicat einleitenden 7^*/to1)
Jo^ä^ gebraucht, nach der wunderlichen, auch bei Baidäwt, I,
S. to1 Z. 12 — 14, und im Commentar zur Alfijah S. 1o Z. 1 — 4
angeführten Schulmeinung , jenes 3 habe seine ursprüngliche
Stelle immer vor dem Subjecte, beziehungsweise vor dem das
Subject einleitenden ..,1, und sei im letztern Falle, um nicht zwei
Versicherungspartikeln zusammenkommen zu lassen, von da hin-
weg vor das Prädicat versetzt worden.
■1) Dieses »Scheidungspronomen« bedeutet auch seinerseits
nicht Pronomen zur Trennung, sondern zur Unterscheidung zwi-
schen appositionellem Adjectiv und Prädicat; s. diese Berichte v. J. 1 880,
S. 145 flg. zu II, 103, 5 u. 6, Dieterici's Alfijah S. 1v Z. 4—3, und Nr. 1a
von Al-Anbäri's Verzeichniss der Streitpunkte zwischen den Basriern und
Kufiern.
110
II, 375, Anui. I, Z. 3 — 1 v. u. De Sacy scheint übersehen
zu haben, dass die Annahme, das regierende Verbum ^J6 stehe
im Femininum durch eine von dem nachfolgenden Prädicate
dl^auf dasselbe ausgeübte Rückwirkung, in directem Wider-
spruche steht mit der im Texte von ihm selbst vorgetragenen
Erklärung der arabischen Grammatiker.
II, 376, Anm. 1 . lieber die beiden verschiedenen syntakti-
schen Stellungen des *£> in diesem Satze , jenachdem man das
folgende Wort mit den kanonischen Koranlesern in den Accusa-
tiv .'-OsLiJ , oder grammatisch möglicher Weise in den Nomi-
5 ,0~:
nativ ,-,j.'iLii setzt, s. diese Berichte v. J. 1880, S. 145 — 148
zu II, 103, 5 u. 6.
II, 377, 16. Tantawy, Observations &c. S. 489: »Dans le
vers: ±\ U\s .UJJI1) ^la^l JuLN lii au lieu de J^ljJi iii avec
un •. »c'est moi qui fournis ä leur subsistance « , il faut lire :
OolÄJf \j\ avec un ö: »c'est moi qui suis leur protecteur«, etc.
— Ce vers est tire d'une satire de Farazdac contre Djerir. Fa-
razdac s'etait lie les pieds et avait fait voeu de ne pas defaire
ses liens avant d'avoir appris par coeur tout le Gor an. Djerir,
son ennemi, profita de la retraite du poete pour ecrire une satire
contre sa tribu. Farazdac lui repondit Sans delai par une satire
dans laquelle il dit:
»Quoique je sois retenu par des liens que j'ai fait voeu de por-
ter, cela ne m'empeche pas de defendre l'honneur de ceux de
1 ) So Tantawy nach dem gesicherten Texte Farazdak's , ohne de
Sacy's j»L*l\J! auch nur zu erwähnen; s. Ztschr. d. D. M. G. 5. Bd. v. J.
1851, S. 394 unten, wo auch schon über das unmögliche » Li! « statt Li)
ana das Notlüge gesagt ist. De Sacy erkennt dieses ana weiter unten
S. 507 Anm. 2 selbst an.
— 111
ma tribu. C'est rnoi qui suis leur protecteur et le defenseur de
leurs droits; il n'y a que moi ou mes semblables qui puissions
repousser les attaques faites ä leur honneur«.
II, 379, 8 v. u. SUac ist zwar nicht »nom d'action«, xUiw,
sondern .Ju^* **J, hat aber hier nach dem in diesen Berichten
v. J. 1881, S. 141 — 144 zu II, 162, 3, Bemerkten noch ganz
die Bedeutung und Construction des Infinitivs .tliaei , wie dort
S. 143 Z. 18 u. 19 das gleichbedeutende Ä-iac.
II, 379, 5 v. u. Tantawy, Observations etc. S. 490 : »Dans
le vers :
cliaÄ-wo s- £"^J UXäÄ/Cj l£aS .-r*^) o^o^ 'U^j ^Ls
le pronom LP ne se rapporte pas ä wie beaute , comme l'a sup-
pose M. de Sacy, mais ä un cheval, nomme Sekäbi, comme on
le voit d'apres les vers suivants adresses a un Prince par un des
enfans de Tamime :
>
»0 Prince, de qui daigne le ciel ecarter toute malediction, Se-
käbi est pour nous un (ami) eher, un (objet) precieux qui ne
peut ni se preter ni se vendre ; (un ami) auquel nous sommes
attaches et pour lequel nous sommes preis ä nous sacrifier, (un
ami) ä la nourriture duquel nous pensons avant de penser ä
celle de nos enfans, un descendant de deux coursiers dont la ge-
nealogie remonte jusqu'ä Koura'1). 0 Prince, de qui daigne le
ciel ecarter toute malediction , cesse de desirer la possession de
ce cheval, tu peux demander ä sa place toute autre chose, nous
te la donnerons«.
1) Nach dem Zusammenhange Eigenname eines edeln Rosses der
vorzeit.
112
On dit en arabe : s->e&>i U^ 1l\=-S *Xa refuser ä quelqu'un
une chose en lui offrant ä sa place une autre chose, ä la place
d'un objet demande en offrir im autre.«
II. 380. 4 v. u. v>du juste« entweder ist nach dem Text-
worte / iJLXxaJS zu schreiben: deVami sincere, oder das Text-
5
wort in / iJiA^I zu verwandeln. — 3 v. u. » _b.L*ö« sehr. JaU-ö
, :, - >
oder _bJUö.
II, 381 , 1 und § 657 »^^J ou ,~**aJ ce n'est pas moia
u. s.w. Das Genauere über die verschiedene Anwendung und
Construction von j**J geben diese Berichte v. J. 1864, S. 324
zu I, 579, 1.
II, 381, § 659. Statt des unbestimmten »quelquefois« ist
zu schreiben: avec les verbes de coeur; s. Muf. S. IIa Z. 15
— 21 . Bei den ersten und zweiten Verbalpersonen hat dieser
reflexive, beziehungsweise reeiproke Gebrauch der entsprechen-
den Personalpronomina für uns nichts Befremdendes, weil er
mit unserem eigenen Sprachgebrauche übereinstimmt ; wohl
aber bei den dritten, wo wir bei übrigens ähnlicher Ausdrucks-
weise für beide genera und numeri im Accusativ wie im Dativ
das reflexive und reeiproke sich anwenden: UJac »L = L^\.
f^iäc &ii, er hielt sich für gross, sibi magnus visus est = er
meinte , dass e r (selbst) gross wäre. — In dem Verse aus der
Mu allakah Tarafah's ist statt iA^o.» mit den Ausgaben zu
^ ü -
schreiben lXjo^o
II, 382, 9 v. u. De Sacij schreibt A3U AjjLc und Aj>L> Aj>l>
in der Meinung , der Dichter habe durch die Wiederholung des
Eigenschaftswortes in demselben Casus einen hohen Grad der
bezüglichen Eigenschaft ausgedrückt, und übersetzt demgemäss
»hommes d'une sagesse consommee« und » insenses de la plus pro-
fonde sottise«. Aber dies ist gegen den arabischen Sprach-
gebrauch ; man lese statt des zweiten Genetivs im Nominativ
113
Ajjlc und Aj$>L> als Prädicat von Jjjlc *i und J^L> ^ wört-
lieb : Gar mancher Verständige ist ein Verständiger dessen Be-
strebungen erfolglos geblieben sind, gar mancher Unverstän-
dige aber ein Unverständiger den man vom Himmel reich ge-
sesnet sieht.
II, 385, 14. Tantawy, Observations &c. S. 490 u. 491 :
»Dans le vers ;ii v^wcl^ JsiLw, au lieu de xblÄwi oJ J,*, »sans
que nous ayons voulu le faire tomber«, lisez xbliLw! Jy _Jj »sans
qu' eile ait voulu le faire tomber«. (Voyez Aghäni ä Tarticle de
Xäbigha Kijj)«.
II, 386, 12 »oyl>» sehr, cya>, Sur. 4 V. 92.
J o
II, 388, 7. Die Erklärung durch aJ./o .^ää ist allein zulässig
7 7 O >.. O
j- -'
>> , 6 .,
da si^s die Indetermination von i^äi in das gerade Gegentheil
verwandelt. Es ist dieselbe Ellipse wie bei dem Prädicat von
~Ji in ^Jdü jjjö3, Muf. S. ir Z. 13 u. 14, Ibn Jacis S. [f|
Z. 5—13.
II, 389, Anm. Bei den Worten: »On pourroit contester le
Systeme des grammairiens arabes, qui n'admettent de proposi-
tions qualificatives que lorsque Tantecedent est indetermine«
scheint de Sacy nicht an die Ausnahmsfälle gedacht zu haben,
von denen er selbst oben S. 262 in § i 40 spricht, wie Ibn Hisam
in der dazu angeführten Stelle der Anthologie grammaticale.
Mit Hinzunahme dieser ausdrücklich anerkannten Einschränkung
der allgemeinen Begel möchte au der Lehre der arabischen
Grammatiker von den Qualificativsätzen nichts auszustellen sein.
II, 390, \ 1 u. 12. De Sacy schreibt J.C rJ^. q5 o~^ und
übersetzt : je ni'etonne qu'il se revolte contre moi, als ob der ara-
o £ j o -
bische Conjunctiv nach ...i c>-^ dem französischen nach je
.nietonne que entspräche. Das Französische verlangt nach je
nietonne de ce que den Indicativ zur Darstellung der Thatsache
als objeetiver Ursache der Verwunderung , nach je ni'etonne que
aber den Conjunctiv zur Darstellung derselben als Gegenstand
1883. 8
114
subjectiver Empfindung. Diesen Gebrauch des Conjunctivs kennen
aber die semitischen Sprachen überhaupt nicht, und auch das Ara-
bische macht in dieser Beziehung keinen Unterschied zwischen
q! £** o^# und .J c^.^- S. diese Berichte v.J. 4 880, S. 95
u. 96. Dagegen kommt hier der Unterschied zwischen xyoLJt ^.1
und XLJ&SI ^ üää^Ui ^ in Betracht. De Saci/'s r 3r. q' würde
die Auflehnung als etwas zu Erwartendes oder Erwartetes dar-
stellen: ich wundremich, d a s s (ob) er sich gegen mich auflehnen
wird; dem französischen je m'etonne qu'il se revolte aber ent-
5 .> O , G £ >JO, )i£ DO, J~£ O
spricht nur _ ,^. ,.,! statt _ 3?. *j' = — -^- *ji ,•*<
II, 390, Anm. Der hier besprochene Gegenstand bildet
einen Streitpunkt , hinsichtlich dessen Al-Halil und Al-Kisai
gegen Al-Farra und Sibawaihi zusammenstehen. Zu Sur. 2 V.24
"> * w m * * - O * ü «& O .. O
&*?•** U ^Li/« v_j.^j ,..! . -~^=u.**.j ^ t\JJi ,..! bemerkt Baidawi
o£
S. fj* Z. 14 u. 15: »^ mit seinem Conjunctionssalze steht nach
o
Al-Halil durch Hinzudenken von ^.a virtuell im Genetiv; nach
Sibawaihi hingegen dadurch, dassdas Verbum nach Weglassung
dieser Präposition sein Gomplement unmittelbar regiert, im Ac-
cusativ.« Saihzäde in seinem Supercommentar führt dies weiter
so aus : »Al-Halil und Al-Kisai behaupten, dass jede Präposition,
auch wenn sie bei'm Zusammenkommen mit dem den Accusativ
regierenden ^A und dem das Imperfeclum in den Conjunctiv
setzenden ^J. wegen der durch dieses Zusammenkommen ver-
ursachten Schwerfälligkeit des Ausdrucks nach allgemeinem
Sprachgebrauche, unter der Bedingung, dass dadurch keine Un-
deutlichkeit entsteht, weggelassen wird, doch in Gedanken zu
ergänzen und als syntaktisch wirksam zu betrachten ist, so dass
es ebenso ist als wäre sie da und würde ausgesprochen , wes-
wegen dann auch ihre syntaktische Wirkung, die Setzung des
von ihr regierten Wortes oder Satzes in den Genetiv, fortbesteht,
wie wenn man sagt : ,Jl*s$ aJlH , bei Gott, ja das werde
115
ich thun! mit &Üi im Genetiv durch Ergänzung der Schwur-
präposition ^.«
So? ~Z
II, 390, Anm. Z. 8 »ui« sehr. Iji ; s. oben d. Anm. zu
II, 377, 16.
II, 392, 15. Zu form- und sinngemässer Erklärung bedarf
> *■ , öS
dieses aut^i, mit Acc. der Person, nicht der Annahme, es liege
o- - , , o£
ihm ein prägnantes nJ^c %j*^ zu Grunde: »il o repandu sur lui
ses e/ons en abondance«. das aber mit Unterdrückung der Prä-
5 , - OC
posilion in ein unmittelbar transitives \***»! zusammengezogen
worden sei; es genügt die einfache Gleichstellung mit iyttJin:
er hat ihn aus der Bedrängniss befreit, ihm aus
der Not h geholfen. Neben iyttJin steht im Hebräischen das
., . . > , , öS
gleichbedeutende mittelbar transitive 15 SplEIH , neben *****! im
Arabischen &I *^l im eigentlichen Sinne: er hat ihm Raum
geschafft, Platz gemacht, Dozy, Suppl. II, S. 803 Sp. 2.
II, 393, 6 — 8. Tantawy, Observations etc. S. 491 : »Dans
le vers £.\ / ä)jtl il >«_*:> o^>, au lieu de ci^Ji j'ai fait serment
de ne jamais manger, il faut lire : o.Jf tu as jure que je ne
mangerai jamais etc. Amr, fils de Hind, ayant eu connaissance
d'une satire ecrite contre lui par Moutalammis, avait deeide de
le faire mourir; il avait jure ä cette occasion, que Moutalammis
ne mangerait plus des grains de l'Irak. Le poete etant parvenu ä
se sauver en Syrie, composa alors contre Amr une seconde Sa-
tire qui commence ainsi :
i^^vJi äjjyüi j aXSb w^S3 ***bl ^lXj'I (j'|r*M v^ «s*ä^
»Tu as jure que jamais je ne mangerai des grains de l'Irak , et
ces grains seront manges par les vers dans les villages. Mais ni
ä Bousra ni ä Damas , lorsqu'on y battait les gerbes de ble, on
ne connaissait le serment que tu as fait (c.-ä-d. je suis dans un
pays oü tu n'as pas d'ordres ä donner et je n'ai rien ä craindre
8*
116
de ta pari.) Voyez Souyouli dans son commentaire des vers du
Moughni.«
Nach einer von Tantawy angeführten Bemerkung dieses
Commentars zum ersten Verse wird Amr in dessen zweiter
lliilfte des Kornwuchers beschuldigt : »und das Korn wird sich,
obgleich du es für immer erhalten möchtest, nicht halten, im
Gegentheil schnell verderben und von den Würmern gefressen
werden, wie der schändliche Wucher damit es verdient.«
II, 393, 12 — 15. Die andere von Tabrizi vorgeschlagene
Erklärung des von dem einfach transitiven Verbum J.o regier-
ten zweifachen Objectsaccusativs in diesem Verse der Hamäsah
S. m Z. 12 s. oben S. 4 07 Z. 1 — 9 in derAnm. zu S. 370 § 637.
II, 393, 4 v. u. &JL*.'ä _£ ist richtig vocalisirt, aber nicht
richtig erklärt »wwe mechante race« statt r>la plus mechante racea,
s. diese Berichte v. J. 1881, S. 193—195 zu II, 302, 9 u. 10.
Beide, Vocalisation und Erklärung, sind verfehlt in Dieterici's
Alfijjah S. f1P Z. 2 und seiner Uebersetzung von Ibn "Akil'sCom-
mentar zur Alfijjah S. 194 Z. 5 u. 6 : »xLuä J& die übelsten
s , ' = -
als Stamm«. .^ mit specificirendem Accusativ idL*5 wäre
Comparativ : schlechter an Stamm === von schlechterem Stamm,
und würde zur Vervollständigung des Sinnes irgend ein aus-
gedrücktes oder hinzugedachtes secundum comparationis ver-
langen, wie *P-^i ,•»/), als andre; aber als Superlativ gefasst,
kann -ü nur entweder einen in de terminirten Genetiv
als qLj, oder einen determinirten Genetiv als Bezeich-
nung des Ganzen, von dem der Superlativ einen Theil bildet,
zu sich nehmen; s. die oben angeführte Stelle dieser Berichte,
S. 194 Z. 14 flg. — Von der seltenen Auslassung einer Präpo-
sition mit Beibehaltung des von ihr regierten Genetivs handelt
auch Mufassal S. ||*f Z. 18 u. 19.
II , 394, § 685. Ueber das eigentliche Wesen dieses l*
aüoLSi oder äüuii s. diese Berichte v. J. 1878, S. 96 zu I, 539,
§ 1180.
117
II, 395, 3 »oUa£« statt des von allen kanonischen Koran-
,0 -
lesern Sur. 23 V. 38 angenommenen oL^P, wie auch de Sacy
I, 432, 1 schreibt, wogegen er I, 545, 5 v. u. ol^uP oU^
und oLuP giebt, als die drei gewöhnlichsten neben den vielen
seltneren Formen dieses Wortes, über welche s. Baidawi zu der
angeführten Koranslelle und M. al-M. S. PH. Ueber de Sacys
Irrthum hinsichtlich der Bedeutung desselben s. diese Berichte
v. J. 1874, S. 128 zu I, 432, 2 u. 3 , und v. J. 1878, S. 114
zu I, 545, § 1190.
II. 395, 8 v. u. flg. Nach den von Lane S. 254 unter »Ju
„ o -
angeführten einheimischen Auslegern dieses Verses bildet &L
i$\ einen völlig abgeschlossenen parenthetischen Satz in
w •> CG-
anderer Bedeutung als der von de Sacy angenommenen : sie (die
Säbel) lassen die Schädel mit den nackten Platten
( — von den Händen ganz zu schweigen — ) in der
Sonne liegen, als wären sie nie geschaffen wor-
den« d.h. von den feindlichen Säbeln heruntergehauen, bleiben
die Köp fe mit den nackten Schädelplatten in der Sonne liegen,
so starr und todt, als wäre nie Leben in ihnen gewesen, — was
sich von den Händen (durch einen Schluss a majori ad minus)
von selbst versteht.
, >
II, 396, § 695. Ueber ^), < Li u. s. w. als »Direc-
tionssuffixa« s. I, 439 u. 440, §968, und 442, §973,
diese Berichte v. J. 1878, S. 103 Z. 17—25 zu I, 544, § 1 189,
S. 115 Z. 20—26 zu I, 546, 13, S. 143 Z. 19—29 zu I, 579,
5 u. 8. Ueber v_jLL^-I ^Jj> im Allgemeinen nach mor^enlän-
discher Darstellungsweise s. Mufassal S. ifo und Ifl den beson-
dern Abschnitt darüber.
II, 396, § 696. Ausführlicheres über Jl£> giebt I, 546,
§ 1191 und der Nachtrag dazu in diesen Berichten v. J. 1878,
S. 115 — 117.
II, 398. 11 — 13. Hinsichtlich dieser und der weiterhin
118
Z. 20 — 23 angenommenen oder wenigstens für möglich gehal-
tenen »ellipses« genügt eine Hinweisung auf die frühem Be-
merkungen über de Sacy's Neigung, nach der Gewohnheit seiner
Zeit viele selbstverständliche Dinge durch Ellipsen zu erklären.
Die bejahende Kraft des Perfectums c^äiA^s in der Koranstelle
Z. 3 (Sur. 12 V. 26) hätte durch ein zwischen o und &&X*o
eingeschobenes oVi verstärkt werden können , aber nöthig war
dies nicht, um dem schon durch die Vorset7Aing von s_j dem
conversiven Einflüsse des conditionellen Vordersatzes entzogenen
Verbum seine ursprüngliche Perfectbedeutung zu sichern. Das-
selbe gilt von der zweiten Koranstelle sL> ^.* u. s. w. Noch
entschiedener aber ist vom Standpunkte der acht arabischen
Denk- und Ausdrucksform gegen die Zulässigkeit der zweiten
Ellipse Verwahrung einzulegen , da durch dieselbe der Verbal-
satz mit Jots und J.clftji u^jü in sein contradictorisches Gegen-
theil, einen Nominalsatz mit \Csj^a und _>.i>, verwandelt wird.
II, 398 u. 399, Anm. 2. Will man überhaupt auf solche
Fälle den Begriff" Ellipse oder Auslassung anwenden , so kann
wenigstens nicht von einer Wort-, sondern nur von einer Sinn-
ellipse, einem Enthymem, die Bede sein, indem statt eines
dem Vordersatze unmittelbar entsprechenden Nachsatzes ein Satz
folgt, aus welchem sich derselbe für den Verstand des Hörers
oder Lesers von selbst ergiebt. So S. 399 Z. 11, Sur. 22 V. 5 :
»Wenn ihr in Ungewissheit seid wegen der Auf-
erweckung (der Todten) , — nun wir haben euch ja
geschaffen«, d. h. so ziehet daraus, dass wir euch geschaffen
haben, den Schluss, dass wir euch auch vom Tode auferwecken
können. Und S. 399 vorl. Z., Sur. 12 V. 77: »Wenn er
stiehlt, — nun ein Bruder von ihm hat ja schon
vordem gestohlen« d. h. so ist das nicht zu verwundern,
da ihm einer seiner Brüder hierin mit schlechtem Beispiele vor-
angegangen ist.
II, 402, 15 — 16 »j:^c, lXo, ^5^, ^ßj-M. et %*», qui sont
proprement des noms qui signifient difference«. Diese Bedeutung
119
kommt nur dem ^£ zu, als ursprünglichem Infinitiv eines in der
I. Form fehlenden .Li med. je, verschieden (von etwas An-
derem) sein, welche Bedeutung dem Causativum -vi, ver-
ändern, zu Grunde liest. Wie der Infinitiv .*£ in die con-
crete Bedeutung vers chi e den von, anders als, übergeht,
so späterhin das ursprünglich gleichbedeutende yj^s>} Ver-
schiedenheit, Gegensatz; Bocthor unter AUTBE : »Autre
que, .*£. — v_i^li> — JIiAj. Une autre chose que celle-ci, s^£ ^X^ —
L\P u&lc» ^«. So Makkari, I, M, * ■
w-JÜaji L\jLü ^giAJ c^ib U£sJ.i» tffXJw j^tl (*J jJ
Wenn meine Herrschaft nichts andres als euch beide (zwei
Schlösser) enthielte, hätte ich schon die volle Befriedigung
meiner Wünsche«.
Ein neuerer Dichter bei Wähidi zu Mutanabbi ed. Dieterici
S. orT Z. 3 v. u. :
»Wenn ich einen originellen Beim mache, von einer andern Be-
schaffenheit als der, welche sie (die Schulmeister) als Begel
und Bichtmass hingestellt haben«.
Axj, Infinitiv von oLj med. je, umkommen, untergehen,
hier: abgehen, weggenommen werden, wie ein Theil vom
- o , i, £
Ganzen; immer im Adverbialaccusativ A.o mit einem durch ...,
eingeleiteten Genetivsatz: mit Abzug des Umstandes dass
= q! ^\. nur dass. — i^j-*« un<l l5>^ smc' an un^ ^ür s^cn
ebenso voll abwandelbar wie Sy*. und das bei de Sacy fehlende
1) So in den Berichtigungen S. aTI Sp. 3 Z. 3. Möglich ist in-
- - o ^
dessen auch das v_i^li> des Textes als ursprüngliches \~sJo = ^Ac-
v_S^>, im Gegensatze zu dem u. s. w.
120
gewöhnlichere i\y»., aber ihre stete Verbindung mit einem Ge-
netiv lässt sie ebensowenig wie die beiden letztern Formen
jemals nunirt erscheinen, Muf. S. M Z. 20, Ibn Jacis S. flv
1. 17 — S. H1 Z. 1 . Nach ihrer Herkunft von ,^.1* , gleich,
glei ch geltend sein, sind sie ursprünglich Verbalabstracta
zur Bezeichnung eines Substitutions-Verhältnisses1), uud Siba-
waihi und seine Basrier mögen, nach der eben angeführten Aus-
einandersetzung bei Ibn Jacis. Becht haben mit der Behauptung,
dass sie von Haus aus als Partikeln im Adverbialaccusativ stehen:
-j »
ii)sL>* Js>; J,sL> oder ^^, es kam zu mir ein Mann
statt deiner, in Stellvertretung deiner, vice tua;
aber wie *£, sind auch sie Goncreta geworden, und diesen spä-
tem Sprachgebrauch, nach welchem sie ganz die Bedeutung
und syntaktische Behandlung des sowohl substantivischen als
adjectivischen -xc durch alle drei Casus annehmen, vertheidigen
die Kufier, als neben jenem adverbialen Gebrauch bestehend,
mit Becht gegen die Basrier, die ihn nur als anomal und dich-
terisch gelten lassen wollen ; s. No. t*i von Al-Anbäri's Streit-
punkten zwischen den Basriern und Kufiern in Kosut's »Fünf
Streitfragen« S. 16, Lane unter ^gj.*« S. '1479 Sp. 1 und de Sacy
selbst S. 406 u. 407 § 715. Auch insofern stimmen diese Wörter
mit 5Äc überein, als sie, wie dieses, in Verbindung mit determi-
„i >
nirten Genetiven selbst indeterminirt bleiben: ^jj.**, d\y*^
ein anderer als du, oder andere als du.
II, 402, 16 — 18 »ÜiL>5 ^3- et L\c excepte, mots conside-
res comme prepositions, mais qui sont primilivement des ver-
bes». Die verschiedenen Stellen, an denen de Sacy diese drei
Wörter bespricht, 1 , 480 § 1061 , 509 , 10— 14, 532 § 1162,
II, 54, 10 u. 11, die gegenwärtige und II, 407 § 716, stimmen
nicht durchaus mit einander überein, was bei der Verschieden-
i) Sollte hierin nicht auch die natürlichste Erklärung von RJÜ, ttltij,
als Vocalvertretung , Vocal Vertreter liegen?
121
heit der Schulmeinungen über ihren Ursprung und die Wort-
klasse, welcher sie angehören, und bei der Doppelnatur ihrer
syntaktischen Behandlung allerdings nicht eben zu verwundern
ist. Bildet doch namentlich .^i^ einen besondern Streitpunkt
zwischen Kufiern undBasriern und zwischen den letztern selbst;
s. Kosut's »Fünf Streitfragen« S. 16 Nr. i*v. Zur Gewinnung
eines sichern Endergebnisses sind die hier in Betracht kommen-
den Punkte besprochen in diesen Berichten v. J. 1876 S. 76 zu
I, 481, 1 u. 2, und v. J. 1878 S. 83 zu I, 532, 3 flg.
II, 403, 19 — 22. Diese angebliche Erklärung von exception
conjointe und exception disjointe giebt statt deren die Erklärung
von JyLi^s pL&cJ und £äo slÄ*l , s. S. 405 § 71 1 und S. 566
§ 1097; über das dort von de Sacy und den ihm folgenden spä-
lern Grammatikern missverstandene t Jl* s. meine Bemerkungen
zur arab. Grammatik, Zeitschr. d. D. M. G. Bd. XXX v. J. 1876,
S. 504 — 506. Nach der richtigen Erklärung von exception con-
jointe, J^lä/1 pL&uJ , und disjointe , «r.bäÄ^ , wie de Sacy sie in
der Darstellung der Syntax nach dem System der arabischen
Grammatiker S. 565 giebt und durch Beispiele erläutert, ist
hier zu schreiben : Les Arabes appellent l'exception J^Lo con-
jointe, quand la chose exceptee et celle dont on la soustrait sont
-O 5
de la raeme nature, et «Joä^s disjointe , quand la chose de la-
quelle on soustrait la chose exceptee en est differente.
II, 406; §713, giebt ein Beispiel der exception disjointe,
die im Grunde keine Ausnahme, sondern nur ein in die äussere
Form einer solchen gekleideter Adversativsatz ist , wie hier :
Es ist niemand zu mir gekommen, ausgenommen
(als) ein Pferd, d. h. es ist kein Mensch zu mir gekommen,
sondern nur ein Pferd ; denn die Araber beziehen ihr Ju>?, wie
wir unser jemand und niemand, nie auf ein unter dem
Menschen stehendes Wesen. Nur die tamimitische Mundart er-
laubt sich in solchen Fällen nach *$\ den Nominativ zu setzen :
122
y^-s ^51 d>i 3sL> L*; doch auch sie zieht den Accusativ als
Zeichen der Gattungsverschiedenheit vor; s. Ibn Hisäm's Sudür
al-dahab S. 1f drittletzte u. folg. Z. und S. 1ö Z. 8 u. folg.
Ein Beispiel dieses tamimitischen Sprachgebrauchs liefert die
Hamasah S. Ito Z. 8 :
*.^Li^ Jt*JUi ^M^'i OLj> "!$t *J^J l*)3(-^*^ ^ f*"f"^ ^>^*^
»Wann sie des Morgens ausziehen , tragen sie keine Leibröcke,
ausgenommen die tüchtigen Bogen von Nabcaholz und die (um
den Leib geschlungenen) Zügel« d. h. sie tragen in der That
keine Leibröcke, sondern statt deren nur u. s. w. Der Commen-
tar bemerkt: »bH setzt hier J>1>j> u. s. w. in den Nominativ;
die gute Ausdrucksweise verlangt den Accusativ, weil das von
"% Eingeführte nicht zu dem Vorhergehenden gehört ; aber die
Banü-Tamim setzen solche Ausnahmen wie Permutativ-Apposi-
tionen in den Nominativ«.
11, 407, 4 0 — 12 »on peut meine le mettre au nominatif,
comme l\j: Läl=s- [jJ'U ils sont morts, excepte Ze'ida. In keiner
der andern Stellen, wo de Sacy über LiLs> spricht (s. oben die
Anm. zu II, 402, 16 — 18), ist eine solche Construction erwähnt,
und es muss in der That hier irgend ein Missverständniss ob-
walten. Kein mir bekannter einheimischer Grammatiker oder
Lexikograph weiss etwas von diesem Nominativ nach Ulis»,
ebensowenig Howell, Grammar of the classical arabic language,
II, S. 376—378 § 511, und Lane S. 578 u. 579. Zur Recht-
fertigung desselben müsste nachgewiesen werden, dass L&Lis-
mit Verlust der ihm kraft seiner Herkunft von einem Verbal-
stamme inwohnenden doppelten Rectionskraft zu einer rections-
losen, rein coordinirenden Partikel, wie die ^äöxJ! l_Jj,>, her-
abgesunken wäre.
II, 407, 19 flg. In i\j; Li** "^ ^ÜUf ^1^1 ist das von ^m
123
virtuell im Genetiv angezogene u ein als logischer Vorhalt die-
nender Allgemeinbegriff, der durch das unmittelbar darauf fol-
gende Appositum besondert und erklärt wird , wie in den zu
I, 539, § 1 180 und II, 56, § 117 besprochenen Fällen; s. diese
Berichte v. J. 1878 S. 96 und v. J. 1880 S. 119. In ^0\
Aj; l*^ ^ ;jJX.\ hingegen, wo L^ für uns einer conjunctiven
Partikel = Ui', L&o, gleichwie, entspricht, vertritt La nach
arabischer Sprachlogik den Begriff des vorhergehenden Verbums,
und l\j; ist dessen Subject: die (andern) Leute haben
mir gefallen, (aber) nicht gleichwie Zeid (mir ge-
LT'
fallen hat = Ju-, ,^^ß) L**, *$. In dem Satze S.408 S. 14
LJL^ *.X-vJl iö' U-^ "bS* i*^j^ 5«-*Jj n^ ' Zeid ist (immer)
freigebig, aber nicht so wie das (der Fall ist)
wenn man ihn beim Gebete trifft , ist der in La liegende
besondere Begriff aus dem vorhersehenden Nominalsatze her-
auszunehmen = -1\ \j>\ *jj ji> U-y* ^. AVie hier ein Zeit- oder
Bedingungssatz, folgt anderswo auf Ulw ^ ein Umstandsaccusa-
tiv, ein Umstandssatz mit 3 oder ein die Stelle eines solchen ein-
nehmender J^ ^Ls»; s. Howell, I, S. 319 Z. 11 u. 12.
Wesentlich dasselbe La ist das in diesen Berichten v. J. 1878
S. 102 u. 103 nachgewiesene, welches ebenso als vorläufiger
Stellvertreter des Inhalts eines unmittelbar darauf folgenden
Zeit- oder Bedingungssatzes die Bectionskraft eines Nomens
(Substantiv oder Präposition), welches jenen Satz nicht un-
mittelbar regieren kann, auf sich zieht und erschöpft ; un-
gefähr wie wir statt des unmöglichen: der Gegensatz zu
wenn u. s. w., und in wennu. s. w. , sagen müssen: der
Gegensatz zu dem Falle w enn oder das s, und in dem
Falle wenn oder dass.
^5 J 3 ,5
II, 408, 1. Z. »^£=>LJ« sehr, nach dem Versmasse *.£==> l^J.
II, 409, § 721. Dieselbe Bemerkung findet sich I, 558,
124
■> *
§ 1218, auch dort ohne Bezeichnung dieses 5 als eines jls* _jL,;
s. diese Beiträge v. J. 1878, S. 125 u. 126 zu I, 558, 15 flg.,
und v. J. 1881, Z. 7 u. 8.
II, 409, Anin. 1 ist eine Wiederholung der schon in der
Anm. 1 zu I, 409 geäusserten Vermuthung.
II, 410, § 722. dLalli Yäkl 0* _^asi Li! nicht: »Je suis
celui qui prononce le mieux la lettre dhad«, sondern: ich bin
der am reinsten sprechende von denen, welche den Buchslaben
(jö aussprechen, d. h. von den Arabern, — wie denn eine an-
^ ^Oh= ? - OS.
dere Ueberlieferuns einfach v->-x.H ^^i\ hat ; s. Lane unter J^j
ig einiacn uj_x
c
S. 281 Sp. 3. Jene umschreibende Bezeichnung gründet sich
darauf, dass dieser Mitlauter den Arabern, wenigstens nach ihrer
Meinung, eigenthümlich ist; s. Lane unter dem Buchstaben \j£>.
— Was de Sacy's Erklärung von diesem ..i (Xu betrifft, so läuft
sie durch Annahme eines Enthymems auf diejenige hinaus,
welche diesem Worte, allerdings gegen seinen Ursprung , ge-
radezu die Bedeutung von weil beilegt; s. Lane S. 281 Sp. 3.
Mit besserem Rechte finden Ibn Mälik und Andere in diesem
Ausspruche eine Anwendung der Sinnfigur Uj _,l\*JS l\^5 'L>
(.lXÜ x^io, Verstärkung des Lobes durch scheinbaren
Tadel, indem mit einer lobenswerthen Eigenschaft eine oder
mehrere andere ebensolche, aber durch eine antiphrastische
Wendung scheinbar entgegengesetzte verbunden werden: »Ich
bin der am reinsten sprechende Araber, — aber freilich von
Geburt ein Koraischit und Säugling einer Amme vom Stamme
Sacida. S. Mehren's Rhetorik der Araber S. 120 u. 121.
II, 412, § 724 u. 725. Vgl. oben S. 381 Z. 1—12 und
meine Anmerkung dazu.
II , 413 , 8 u. 9 »il faut que l'attribut soit place apres le
sujet«, denn im entgegengesetzten Falle steht das Prädicat
ebenso wie das nachgestellte Subject im Nominativ ; Jäküt, IV,
S. Iv Z.21 :
125
5, 5)0, ) O ,
»Nicht schätzt ein Mann wie ich einen von mangelhafter Ge-
rechtigkeit, wöge dieser auch so schwer wie der Berg Käcün«.
II, 413, 17. Als Seitenstück hierzu giebt Ibn Jacis S. ol.
Z. I ^iLw^J^ ^l vv^' lt-^ »der Wohlgeruch ist nichts als der
Moschus«, d. h. nur der Moschus verdient den Namen <_*-J2^
wo ~$\ ausnahmsweise die Rectionskraft von uV-v-J ebenso auf-
hebt, wie regelmässig die von L*.
II, 413, vorl. Z. »LiW sehr. Li!, äna.
II, 414, 19 »Ju-ÄxiU. In der Table des mots techniques
S. 663 Sp. 2 schreibt de Sacy mit Verweisung auf diese Stelle
richtig iö_».xii5 genauer äj^S oder iü aXJS ^, als Infinitiv von
Lj; wie derKamüs und Muhit al-Muhit unter ^ und u~-J. Unter
.c
diesem letztern Worte sagt der türkische Kämus, au_ö s"i (pers.-
türk. Schreibart für :<j.aX-! ^) sei *4 ^^| clM^ u*^?" 15^ ))C*as
zur Verneinung der ganzen Gattung dienende lä« = ,j*~oh lJüj ^.
Die besondere Bedeutung : erklären dass kein Individuum einer
Gattung schlechthin oder in Verbindung mit einem gewissen
Prädicate da ist, entlehnt das Kunstwort iö.>j' von der allse-
meinen : erklären dass eine Person oder Sache einer andern
schlechthin los und ledig ist, nichts mit ihr gemein oder zu
thun hat.
II, 415, 17 »oL^JLj« sehr. s.Jlüa+L' , wie Mufassal S. Pf
Z. 13.
II, 415, 9 v. u. flg. De Sacy hat sich in den syntaktischen
Verhältnissen des als Paradisma dieses dritten Falles angeführ-
ten Satzes geirrt, indem er Uavj> als ^ +.^\, d. h. logisches Sub-
126
ject von ^5, und *yxC^x \Jl*s als einen dessen £&>o bildenden, aus
£ „ . O 3 , ,
IaXa/i und .^.r> bestehenden Nominalsatz fasst. Wäre dem so,
so würde jenes logische Subject nicht U,*o>, sondern nach der
allgemeinen Regel als für sich stehend ^^^> heissen, wie man
'j 3 3 3 O _ 3 , ^
sagt Jy-A^ jmAc Ao-. "^ , es giebt keinen Mann dessen
Wissen allumfassend wäre. Da aber im Gegentheil
3 30 ^Ä - 3 -
^Jl*s von dem vorgehenden concreten Verbalderivate (ü^-ci-« i&o)
als virtuelles Verbalsubject regiert wird, so erhält jenes da-
durch Aehnlichkeit mit einem den Genetiv anziehenden Nomen,
-3 , „ - 3
oLoadl ü^jL&x , und wird ebendadurch voll abwandelbar. So
giebt Muh.it al-Muhit S. (aYI Sp. 1 vorl. Z. denselben Satz,
G 3f'- > 3 O =,,
j.j.xhA^ *l*s Umo ^ , als Paradigma des so eben bezeichneten
Falles, dass das ^ *jJ\ einen Subjectsnominati v regiert,
und als Seitenstück zu dem vorhergehenden Satze, l*JLb "Ü
ytoLs> ]) ^a>, wo dasselbe einen Objectsaccusativ regiert.
Um daher in der Uebersetzung diese Zusammengehörigkeit von
3 30 =s ^ ^
aJLxi L**js» angemessen wiederzugeben, wird statt »77 rfy apoint
un komme de bien dont les actions soient maavaises«. zu schreiben
sein : II riy a point d? komme faisant le bien qui merite d'ttre
bläme] und so richtig Wright, II, S . 104 Z.4 v.u. »No one wkose
deeds are good is blame-worthy«.
II, 416, 10 »»taL« sehr. »S^L; denn das nicht nunirte
ü\-x\ würde die thalsächliche oder wenigstens virtuelle Wieder-
holung der Negation 3 erfordern; s. Dieterici's Alfijah S. f.v
Z. 1 u. 2, Mufassal S. Po 1. Z., Ibn Jacis S. m Z. 4—11.
■1) So statt de Sacy's j^Lb.
— — . 127
11,416, §735. Die hier aufgezählten vier möglichen Formen-
Verhältnisse werden vervollständigt durch zwei andre ^ j^s* ^
.■> .. yo-
yi und »ß % J^> ^, Mufassal S. H Z. 8—10, Ibn Ja is S. |i<l
Z. 2 — S. I»„ Z. 1.
II, 416, §736. Da das hier behandelte ^ immer nur ein
indet er minirtes Nomen regiert, so gehört das die Verbin-
dung eines wirklich vorhandenen determ inirt en Subjectes
mit einem Prädicate aufhebende "b5 in .lAii J, Aj: ^ nicht in
dieses Capitel. Bezeichnet aber ein Eigenname nicht ein be-
stimmtes Individuum, sondern irgend eines der denselben Namen
führenden Individuen , oder wird er antonomastisch gebraucht,
wie bei uns ein Demosthenes für: ein grosser Redner,
u. dgl., so kann er ebenso wie ein indeterminirter Gattungs-
name von iüJjdi ^ regiert werden. Auf die Frage ,IaJ! .% Aj-J
Ist Zaid im Hause? bedeutet die Antwort .iiA-'i A Aj: bS:
) u ..j
Zaid (nach dem du fragst) ist nicht im Hause, hingegen
,!jut ,% Aj-, ^: Es ist kein Zaid keine Person dieses Na-
mens) im Hause. Ein Beispiel mit Antonomasie liefert Diete-
rici's Alfijah S. Lt* Z. 5 u. 6: Q ^*> Q ^ x^coä, Eine
Rechssache, aber kein Abu Hasan dazu, d. h. es liegt
eine Rechtssache vor, aber kein Richter wie (der berühmte
Rechtsgelehrte; Abu Hasan ist zu ihrer Entscheidung vorhanden.
II, 417, § M. Dieser Abschnitt vervollständigt die ein-
zelnen zerstreuten Bemerkungen über die syntaktische Behand-
lung von ^_p im 1. Bande § 370, § 1117 2? und § 1256. Hin-
sichtlich der in Anm. 1 hervorgehobenen »autorite des commen-
tateurs de l'Alfiyya« in Betreff desselben Punktes s. in Dielerici's
Ausgabe S. 1v Z. 5 — 18 den Commentar zu Vers I^a und S. t^.v
Z. 10 — 16 den Commentar zu Vers vif .
II, 422, Anm. 2. In diesem sprachphilosophischen Versuche
5t. , .. . - . O o-
über die Bedeutungsverschiedenheit von Aj-, i_j,/ö und *_j.;0 Aj-,
128 -■ — -
trifft de Sacy nicht den eigentlichen Kernpunkt. Der in seiner
Art einfachste zweitheilige Perfectsatz l\j; i»jyto geht von dem
an und für sich subjectlosen Prädicate ^yo als einer ge-
gebenen Thatsache aus *) und beantwortet die Frage nach dem
Subjecte dieser Handlung mit <Aj^ : (es) schlug — wer? Zäid.
Dieses ausser dem Verbuni der dritten Person selbst liegende
Subject bildet den Schwerpunkt des Satzes ; auf ihm ruht die
logische Betonung. Die ersten und zweiten Personen des Per-
fectums beantworten dieselbe Frage unmittelbar durch die mit
jenem Prädicate verschmolzenen Subjectpronominao, ou.s.w.;
L> So und 00'.^ aber ergänzen sich, wenn ihnen kein äusseres
Subject folgt, von selbst durch die mit logischer Notwendigkeit
hinzuzudenkenden entsprechenden Subjectspronomina zu voll-
ständigen Sätzen, ganz wie die dritten Personen des türkischen
Verbums, — ursprünglich und auch noch im Sprachgebrauche
wirkliche concrete Verbalnomina und Einzelbegriffe. Um aber,
wie Ju; in J03 yJto die logische Betonung auf sich zu ziehen,
müssen diese hinzugedachten Subjectspronomina wirklich aus-
gedrückt werden: yS> vy0? (es) schlug — wer? er, ^
'$> , (es) schlug — wer? sie; wogegen diese antithetisch
hervorhebende Betonung bei uns mit der umgekehrten Wort-
stellung verbunden zu sein pflegt : er schlug, sie schlug.
Da ferner die mit dem Prädicate L>jo verschmolzenen Subjects-
pronomina der ersten und zweiten Personen wegen ihrer Un-
selbstständigkeit nicht selbst betont werden können, so treten
zu diesem Zwecke auch an ihre Stelle die nachgesetzten ent-
sprechenden Pronomina separata: Lil c^Jj^, UäjI UXjy», Uj.xo
^<^, ich schlug, ihr beide schlugt, wir schlugen.
1) S. hierzu diese Berichte v. J. 1874, S. 156 u. 157 zu I, 463,
§ 1023, und Zeitschrift der D. M. G. v. J. 1876, S. 489 Z. 115 flg. bis
S. 490 Z. 16.
129
Im Gegensatze zu der Gedankenbewegung in iAj; >-)Jo geht
uj-«to <Aj; von l\j: als einem gegebenen Subjecte aus und beant-
wortet die Frage nach dem davon Auszusagenden durch den
vollständigen Verbalsatz ^j.ao , der — anders als das ^» ij& in
Jo: v»yto — von dem vorangestellten Nominalsubjecte das diesem
entsprechende Pronomen^P als Subject empfängt : Zaid — was
ist von ihm auszusagen? er schlug. Anderswo wird dieselbe
- >{ 6(1-
Frage durch nominale Einzelbegriffe beantwortet: ^.s>\ Ju-
*.-j(=> lXo-, , LP Aj, , »iVjw l\j: ; in allen Fällen aber lies;t hier
der logische Schwerpunkt nicht in dem Subjecte, sondern in dem
Prädicate, und es wird — gegen de Sacy — in diesem Ver-
hältnisse auch durch ein dem Subjecte vorgesetztes ...I nichts
geändert, indem diese Partikel keineswegs zur Hervorhebung
des von ihr unmittelbar angezogenen logischen Subjectes,
sondern zur Verstärkung der durch den Satz ausgedrückten Be-
jahung oder Verneinung dient. Anders ist es mit dem von ^\
mittelbar angezogenen Subjecte sogenannter Gefässsätze
(X*9j» d-4^) 3 w'e '"-Vö j1^ i5 o^ ' denn w'e diese Sätze über-
haupt auch in ihrer einfachsten Gestalt — Jo: .L\J5 J, — ihrem
Wesen nach versteckte Verbalsätze mit nachgesetztem Verbal-
subjecte sind, so fällt auch der logische Accent in ihnen ebenso
wie in den gewöhnlichen Verbalsätzen auf das Subject , nicht
durch den Einfluss von ^1, sondern durch die Beschaffen-
heit des Satzes an sich. Die Bedeutungsparallele, welche de Sacy
Go,
zwischen dem Verbalsatze Ju: *_j./^> und dem Nominalsatze
*j J ^LkJLwjl einerseits und den beiden Nominalsätzen v_y£ Aj:
*. - O w *0
und *.jJ qLLJuJ! ^\ andrerseits ziehen zu können glaubt, ist
nach dem Vorstehenden sowohl an und für sich verfehlt, als mit
1883. 9
130
der vorstehenden richtigen Darstellung des Sachverhältnisses
bei den einheimischen Sprachgelehrten unvereinbar.
II, 423, §753. Der Schlusssatz dieses Paragraphen: »La
meine chose a Heu quand ces mots cessent d'etre interrogatifs,
mais renferment la valeur d'une interrogation« u. s. w. beruht
auf der schon früher als für das Arabische unstatthaft nachgewie-
senen Unterscheidung zwischen directen und indirecten Fragen
und auf der Meinung, die bezüglichen Fragnomina seien ur-
sprünglich determinirle Relativvvörter, s. diese Berichte v. J.
1874, S. 148 u. 149 zu I, 451, § 995.
II, 424 u. 425, § 755. Zu I, 521, § 1144 (Berichte v. J.
1878, S. 73 — 75) ist dieser wichtige Punkt der Syntax und be-
sonders auch der in Anm. 1 erwähnte Vers der Hamäsah mit
der möglichen doppelten Erklärung von ^-ji als Nomen und als
Verbum ausführlich behandelt. Gelegentlich sei hier noch be-
merkt, dass \ö\ auch , wie LJ , ein seine Conjunctionskraft ver-
stärkendes, aber zugleich seinen conversiven Einfluss auf die
Bedeutung des folgenden Perfectums aufhebendes ^J\ mit sich
o
verbinden kann und dann die Bedeutung von 6\ hat, wie in AI-
Anbäri's oLX-o^f v^> ea"- Houtsma, S. 123:
.- -, , o, öS - .. o; - Q- - ' ^ - - cä » ,
^SyiA .-.o ^^.si.ä> Le c>>äJLs>5 ^-fr-^ \J* ^ CT-55* L^* ^^ir^
i
»Du (o Weib) zogst mich au dich; nachdem du mich aber end-
lich durch Worte, die selbst Steinböcke in die ebenen Nie-
derungen herablocken konnten , gefangen genommen hattest,
wandtest du dich, während ich ralh- und hülflos war, von mir
ab und liessest unsägliches Weh in meiner Brust (wörtl. zwischen
den Rippen) zurück.«
II, 425, Anm. 2. Der Bedeutungsunterschied zwischen
den beiden Wortstellungen ergiebt sich aus dem zu II, 422,
Anm. 2 Gesagten. In s^ji oü Ju: oder »^ji oU I»Aj; q! liegt
131
der logische Nachdruck auf »j.jT: gestorben ist Zaid's Väter, —
nicht etwa sein Bruder, Sohn oder ein anderes Glied seiner Fa-
milie; in oU ö^j! Aj-, oder oU a^ji IlAj-, ^A liegt derselbe auf
oLs : Zaid's Vater ist gestorben, — nicht etwa genesen oder
am Leben geblieben.
II, 426, 3. Der zweite Accusativ läj j in diesen aus Sur. 5
V. 28 genommenen Worten hängt nach Baidäwi ab von einem
5,^Ä -c J O ,-
aus dem folgenden iü^Lia!! *jJLc / äs> dem Sinne nach heraus-
■s
r -^ cP*
zunehmenden ^SJ>, dem Gegentheile von ^l\$> in dem vorher-
gehenden antithetischen Parallelgliede ^AP LL.s. Es ist, in
unserer Schulsprache ausgedrückt, ein durch Absprung von der
regelmässigen Ausdrucksform bewirktes Anakoluth. Man be-
merke, dass die beiden Verbalsätze ^AP und äfeLäJi / cLz* durch
ihre Stellung an das Ende der beiden antithetischen Sätze mit
Vorausstellung der Objectsaccusative ebenso den Schwerpunkt
in beiden bilden, wie sie es als die Prädicate von zwei gleich-
bedeutenden Nominalsätzen thun würden : »Sa.P zll\
'_? 2
II, 427, §761 »lil le*-t^ je [suis, im komme de la tribu
de Temim« sehr, c'est moi qui suis de la tribu de Temim ; deutsch :
ich bin ein Temimit, — z. B. im Gegensatze zu einem Andern,
der sich bloss dafür ausgiebt. Denn durch die Umkehrung des
Nominalsatzes mit Setzung des determinirten Subjects an die
zweite Stelle erhält dieses den antithetischen Hauptaccent.
II, 428, 4 — 8. Das zweimalige »peut signifier« steht in
Widerspruch mit dem vorhergehenden richtigen »Pinversion est
necessaire pour determiner le sens«. In der That ist ,jJuc *i> j>
nicht ein Satz : ich habe einen Dirhem, d. h. 3.^ ^JCLc,
sondern nur ein complexer Einzelbegriff: ein Dirhem in
meinem Besitze.
9*
132
II, 428, § 766. Die hier stattfindende Möglichkeit einer
doppelten Wortstellung ist keineswegs so zu verstehen , als be-
deute die eine ganz dasselbe wie die andre. Nach dem bisher
o 'l-o..
Bemerkten liegt in ^lXäc l\j: der logische Accent auf dem Prä-
n
Co rj o ..
dicate ^«Aäc, in l\j: ^Aäc auf dem nachgestellten Subjecte l\jj ;
das Erste sagt aus: Zaid ist bei mir, bei keinem Andern;
das Zweite: bei mir ist Zäid, kein Anderer. Ebenso ^
C 5 G -
*Xpj *JIc: giebt es einen Gelehrten unter euch? dagegen
G ' ' c -
*J!c *Jyi J<P : giebt es unter euch einen Gelehrten?
XjJL55 J, lX.£*5 U: niemand ist in demDörfe; dagegen J, Lo
iA=>S iujiJi : in dem Dorfe ist nie m and.
II, 429, 8 u. 9 •aPour les dattes, LEUR egalite en beiwre ;
(c'est-a-dire , les dattes valent un volume de beurre , egal ä leur
volume).«. Das missverstandene IiAj: LgJULo äL*Jui ^c erklärt sich
aus der Gewohnheit der Araber, Datteln mit frischer Butter zu-
sammen zu essen. Der Artikel in dem n. unit. ä-*xJt drückt die
successive Totalität aus = jede der an die Beihe kommenden
Datteln; s. diese Berichte v. J. 1866, S. 293 Z. 6 flg. Der Sinn :
auf eine jede Dattel kommt (als Zukost) ein eben so grosses
Stück frische Butter.
G - G a %a * Go -
II, 430, 6 v. u. Statt ^Lü in » .clä ^\ L£ iAj-, U« sehr.
- ^ ^
LcLä. DeSacy hat wahrscheinlich geglaubt, gemäss 11,413, §727
nach b5l den Nominativ setzen zu müssen ; nachdem er aber ein-
mal nach hig'äzenischer Weise (II, 61, Anm. I) dem La dieBec-
tion von ^J gegeben und das Prädicat in den Accusaliv gesetzt
hatte , musste auch das von diesem allgemeinen \X* ^ix^xi
Ausgenommene in demselben Casus stehen , wie es mit 0wwJ
heissen müsste LcUi ^i L^Ä lXj; g***}.
133 -
II, 430, §769. Ueber die unstatthafte Unterscheidung
des .~a in &JJ.C .-* als eines »mot interrogatif« von ^ in
üljUc .-/« 1^5)^ ^ a's bloss »renfermant la valeur d'une interro-
gation« s. das zu II, 423, § 753 Bemerkte. Die beiden letzten
Zeilen von Anm. 1 führen das seiner Natur nach indeterininirte
Fragnomen ..-/> ganz in der "Weise von I, 451 , § 995 auf das
seiner Natur nach determinirte Relativnomen -yo in der Bedeu-
tung von ^lX.'! zurück , ohne die schon in der verschiedenen
Casusstellung hervortretende Grundverschiedenheit des Be-
griffes der beiden Wörter zu berücksichtigen : — als das was
es wirklich ist, als Fragnomen, ist ^yo in ^HkXa ^»o ^^ ^
der Subjectsnominativ des Fragsatzes: qcris est apud
te? als angebliches Relativnomen hingegen der von ^j^\ ^ re-
gierte Obj ectsaccusativ desRelativsatzes: non novi eum
qui apud te est.
II, 431, 13 »J»-^>»« sehr. J>f>3 j als Reimwort.
II, 431, § 771. Die Frage, ob das Prädicat von ^«wJ vor
das Verbum selbst gestellt werden könne , wie das von ^.1?, ist
einer der Streitpunkte zwischen Kufiern und Basriern, Nr. Sa
in Al-Anbäri's Verzeichnisse derselben (Kosut's »Fünf Streit-
fragen« S. 12): »Die Kufier lehren, es sei nicht erlaubt, das Prä-
dicat von ^j^ ihm vorausgehen zu lassen, und dasselbe lehrt
unter den Basriern Abu 'l-cAbbäs al-Mubarrad. Einige geben
an, es sei dies die Lehre Sibawaihi's ; dies ist aber nicht richtig ;
das Richtige ist, dass es hierüber keinen bestimmten Ausspruch
von ihm giebt. Die Basrier dagegen lehren, es sei erlaubt, das
Prädicat von lj^J so, wie dies mit dem von ^ geschehen kann,
ihm vorausgehen zu lassen.« Vgl. Ibn Jacis S. t.ll Z. 15 flg.
134
II, 435 »LJL>« im zweiten Halbverse sehr, als Reimwort
LJ
i^>.
II, 436, 5 »«St. liAP ce Rafi(.i. Diese Stellung des Demon-
strativnomens vor einem bloss durch sich selbst determinirten
und, wie alle fremden, den Artikel nicht annehmenden Eigen-
namen gehört zu den Eigenthümlichkeiten der spätem Sprache.
- 3 SL,
Wie bei Al-Fahri, aus dessen jjiAil %>.<£ (Ghrestom. ar. I, S. \
Z. 9 u. 10) diese Stelle genommen ist, so findet sich dieselbe
z. B. auch bei Ibn al-Atir, XI, S. v Z. 12 ^^z. k\P, S.a Z. 1 1
u. 12 L>Lä itXP , dieser Isä, dieser Karaga. Rein ara-
bisch : IÄP «s^ , !<A£> (j-*^ , ii-\S> ü^-ty».
II, 436 u. 437, § 787. Der von de Sacy zwischen den
Fällen im vorhergehenden und denen in diesem Paragraphen ge-
machte Unterschied beruht lediglich auf demselben durch die
drei Stellen S. 437 dargestellten spätem Sprachgebrauche, nach
welchem eine Lokmansche Fabel (Rödigers 2. Ausg. S. So Z. 4)
^u=^ ä:_> »lX^ statt stX^1 «_*ii=&$ »3j>; Al-Fahri (Ghrestom.
ar. I, S. lf Z. 6) üUJI Juc S>AP statt L\P ^JLjT eile und ein
, O 3 0~ 3 £ 3 .1
unbekannter Schriftsteller (Ibn Arabsäh?) ._aJL~.«JS ^wj, sl\£
statt »lX£> ^JLw.,di y^, sagt. Das durch die beiden ersten Bei-
spiele S. 436 vertretene Hocharabisch verlangt die Nachstellung
des Demonstrativnomens ebenso wenn der angezogene deter-
minirende Genetiv ein Substantiv, wie wenn er ein Pronomen
ist. Man wende nicht dagegen ein, dass ja Baidäwi selbst in
der Erklärung von Sur. 41 V. 22 (Anm. 1 S. 437 u. 438) die
Voranstellung als zulässig bezeichne; denn das Verhältniss,
welches wir durch unser adjeetivisch verbindendes »diese eure
0 3 ' O 3 i, ,
Meinung«, die Araber durch *.£JJ *£äJö ausdrücken, unter-
scheidet sich wesentlich von demjenigen, wonach beide Worte,
C J
135
I r, 1 i. -
*.$üo und J&h, Substantiva sind, das erste &Xa jJu^s , das
zweite dessen jjo : Das, nämlich] eure Meinung.
II, 439, 3. Tantawy, Observations etc. S. 491 u. 492:
»Le vrai sens du vers:
d'apres I'explication qu'en donne Souyouti est : »[les hommes de
la tribu de Djerir) d'apres l'habitude que leur a donnee (leur
pere) Atiia , rödent comme des porcs-epics autour de leurs ten-
tes (pour chercher quelque chose ä voler).« Ce vers fait partie
d'une satire composee par Farazdac contre Djerir.«
Diese Erklärung giebt auch de Sacy aus derselben Quelle
in Anthol. grammatic. S. 335 Anm. 34.
))o.
II, 439. 6 »ü5ja*j« sehr. Q 5joü , Sur. 12 V. 43.
II, 440, 13 »_*5« sehr, nach dem Versmasse jS oder ^S:
für Grösse, d. h. Grösse seiner Macht oder seines Ansehens,
insofern er dieselbe zumVortheile seiner Kinder geltend machte.
1,0 ) i
»,L^«« sehr. nachVersmass und Ueberlieferung ,L«JL*«; s. Abul-
fedae hist. anteislam. S. 126 Z. 5 u. d. Anm. dazu S. 227 u.
228, Frovtag's Arabb. provv. I, S. 279 u. 280 u. S. 315, Gott-
waldt's Hamza Ispahani S. 105 Z. 9 u. 10.
II, 441, 7 u. 6 v. u. »yM^Ji« sehr. {J~^S.
II, 445, 7 v. u. »j-L> <Aj;« sehr. ju: eb&..
II, 446, 18 »lü-c« sehr. lä.c
II, 447, 1 u. 2 y>Le'ila forcera-t-elle donc son amant ä s'e-
loigner d'elle, tandis qu'il ne seroit pas dispose ü se separer volon-
tairement!« Wie der Text dieses Verses S. 446 1. Z. gegeben
ist, kann er nur so verstanden werden : Wird Leilä wegen
der Trennung sich von ihrem Geliebten zurück-
ziehen, da er sich doch nicht gutwillig (von ihr)
getrennt hat? / sfjüi ist in beiden Halbversen dieselbe durch
irgend etwas erzwungene Trennung des Geliebten von der Ge-
136 —
liebten, deren Unfreiwilligkeit , so hofft der Dichter, die Ge-
liebte vor der Versuchung zur Untreue bewahren wird. Aber
unter den verschiedenen Lesarten, welche dieser oft angeführte
Vers darbietet (s. Broch's 2. Ausg. des Mufassal , Adnotationes
S. 9 vorl. u. 1. Z.), sind zwei besonders bedeutende: im ersten
Halbverse / öLaJb st. / äLäJU , und im zweiten t-A-Jaj' st. ^^j
(s. Muf. S. t*. Z. 19, Ibn Jacis S. M 1. Z. , Dieterici's Alfijah
S. UP vorl. Z.), wonach zu übersetzen ist: Wird sich Leilä
durch Trennung von ihrem Geliebten zurückziehen,
während sie doch früher sich zu keiner Trennung
verstehen wollte?
II, 448, 12 — 14 »ou un mot qui renferme la valeur d'une
interrogation , comme oöS l\L ^\ ^ v^äS Lje ne sais de quel
w E
pays tu es« , nach der Meinung , ^l sei in solcher Verbindung
ursprünglich nicht Frag-, sondern Relativnomen; s. dagegen
die Anmerkung zu II, 430, § 769.
II, 449, 1 flg. Ueber das eigentliche Wesen und den Ge-
brauch der hier erwähnten verschiedenen Arten von L« s. diese
Berichte v. J. 1878 S. 96 u. 97 zu 1 , 539, § 1180, und 540,
§ 1181, und v. J. 1880 S. 119 u. 120 zu II, 56, § 117.
II, 449, 6 — 4 v. u. De Sacy begnügt sich hier mit einer
Berufung auf den arabischen Sprachgebrauch ohne Angabe des
Grundes der Verschiedenheit zwischen unserer und der arabi-
schen Ausdrucksweise. Dieser Grund liegt in der Notwendig-
keit, den zwischen zwei Punkten liegenden Zeitraum als die
Ursache und das Mass der Entfernung des einen Punktes
vom andern durch v_j auszudrücken, entsprechend dem lat. Abla-
tiv in: uno die ante me natus est, tribus mensibus post
me advenit, unserem um in: er ist um einen Tag früher ge-
boren als ich, er ist um ein Vierteljahr später angekommen als
ich. Eben so im Arabischen nach Comparativen : ^a ^S\ üU!
5 oE S 7
jyb\ &MO, du bist um ein halbes Jahr älter als ich. Der bei
uns in solchen Fällen gewöhnlichere blosse Accusativ ist im
137
Arabischen unmöglich, weil er die Zeitdauer irgend eines
Vorganges vor oder nach einem Zeitpunkte bezeichnen würde:
(j*v*^Jt pyUo e\*j ^a*cL-w zwei Stunden lang nach Sonnen-
aufgang, Aj- älij J^'s C7*^ zwe* Tage lang vor dem Tode
Zaid's. Dieser Accusativ der Antwort auf die Frage wie lange?
geht auch im Arabischen dem J»a3 und l\*j gewöhnlich voraus,
jenes durch v_j ausgedrückte Mass einer Zwischenzeit hingegen
folgt durchaus nach; s. den eigentümlichen Fall in Abulf.
Hist. anteislam. S. 6 Z.23 unddieAnm. dazu S. 205 Z.5v. u. flg.
II, 450, 17 »wofCcJb« sehr. wotxiJL.
II, 452, 7 »__;>« sehr. ry> und s. darüber das oben
S. 105 zu II, 370, 1 Bemerkte.
II, 452, 7 v.u. »JJJ-^'« sehr. jl:>', Tarafah'sMucallakah\7. 8.
II, 453, 18, 20 u. 21 »if« sehr. ^if.
II, 455, 8 »^Lliy« sehr. &^f.
II, 455, 14 »lXjA^1« sehr. JuÄ^, und Z. 15 in derUeber-
setzung extirper oder exterminer statt »renoaveler«. Die wahr-
scheinlich aus Ibn cArabsah genommene Stelle selbst habe ich
noch nicht aufgefunden, aber der antithetische Parallelismus
fordert die gegebene Berichtigung. — »Oiäjj« sehr. Jjxjj.
II, 455, vorl. Z. »aX»« sehr, si*, y>\£ySi\(i sehr, mit
Manger aus seiner Handschrift ^gjiufj. -De Sac?/ will in Anm. 1
S. 456 das y^ys-Jj von Golius wiederherstellen, indem er es mit
»?7 sorfr'J [du sommeil de Vivresse), das folgende l_g^c,i Läj aber
mit »eine sortit point [de ses habitudes criminelles)« übersetzt.
Aber ^^j^i bedeutet nur *^,j J^>^ 4&&H a^ Ji' und lässt
sich nicht durch Ausscheidung des Begriffs eigener sittlicher
138
Willensänderung zum blossen , beziehungsweise von selbst er-
folgenden Heraustreten aus einem Zustande wie Schlaf, Trunken-
^ -• Ort-
heit u. s.w. abschwächen. Nach^eyüi^, — Manger: »et in
vitia se duci passus est« — wird also statt jenes »ü sortit (du
sommeil de l'ivresseja zu schreiben sein : il s'abandonna (encore)
ä ses vices.
II, 456, § 825 ist weiter ausgeführt in de Sacy's Alfiyya
S. 104.
II, 457, §828 u. 829. Die optative Bedeutung, welche
de Sacy dem ^bü, J^, je u. andern Perfeclen in den auf
Gott bezüglichen Doxologien beilegt, ist widerlegt in diesen
Beiträgen v. J. 1863, S. 164 u. 165 zu 1,136, § 289, v. J.1864,
S. 288 u. 289 zu I, 169, 11 u. 12 (zu vergleichen mit Ztschr.
d. D. M. G. Bd. XX S. 187 u. 188) und v. J. 1880, S. 137
Z. 1 — 14 zu II, 82, Anm. 1. Wenn hinsichtlich der Bedeutung
dieser Perfecta als Aussagen von Eigenschaften, die Gott
durch sich selbst von Ewigkeit her besessen hat und besitzt,
noch irgend ein Zweifel bestehen könnte , so müsste er ver-
schwinden vor der Thatsache, dass sie nicht nur, wie hier, als
Appositionen zu einem Nomen oder Pronomen von Gott , son-
dern auch als Prädicate Gottes in Belativsätzen vorkommen,
z. B. Makkari, II, S. vi*. Z. 14: 1^ Aj> ^lXJS isJjJUt »AI* »der
König der Könige (Gott) , der majestätisch und erhaben ist«.
Nun ist es aber ein Grundsatz der arabischen Sprachlogik, dass
ein Relativsatz immer nur eine Aussage von etwas Thatsäch-
lichem (.L3-i), nie eine Frage, ein Wunsch, ein Gebot oder Ver-
— . - ü "
bot (s-Ucöl) sein kann; s. Dieterici's Alfijah S. ff Z. 11 u. 12.
II, 458, 4 »Superlative« sehr, comparative; denn diese
■> ,oi •> ~ öS
Worte bedeuten keineswegs, in einem J*xii wie dem AsS der
angeblichen Koranstelle l) *XwäjS j, Lj jjlci ,*So. liege keine
> o£
\ ) Der Koran sagt Sur. 2 V. 236 ; j»X*oü! J, i-o ^ju aJJi qS [fAc-^
hat aber nirgends den Elativ Ac\ in obiger Verbindung.
139
»idee Superlativen, — wie wäre dies einerseits mit der Vorstel-
lung von Gottes Wesen und Eigenschaften in ihrem Verhältnisse
zu denen des Menschen, andererseits mit der Form JL^I in ihrem
6 -
allgemeinen Verhältnisse zu der Form *J(c vereinbar? — son-
dem sie weisen nur die Deutung eines solchen Joiii als Com-
parat iv zurück, als solle z. B. durch jenes JLc! mit einem
hinzugedachten secundum comparationis ausgedrückt werden :
Gott weiss das, was in eurer Seele ist, besser als ihr selbst
oder andre Menschen, — gleich als ob das göttliche Wissen
nur dem Grade nach von dem menschlichen verschieden sei
und daher mit diesem überhaupt verglichen werden könne.
S. diese Berichte v. J. 1881, S. 197 Z. 9 flg. zu 11, 311, 6 v.u.
II, 458, 5 v. u. In o^j L+t _ji k\j; ^Jj Ja-c^ hängen die
beiden Accusative nicht von einem hinzuzudenkenden ..£,, son-
» G ,
dem von o,y ab; vorausgestellt aber sind sie zu antithetischer
Hervorhebung: »Gieb (d. h. sei freigebig), wenn du auch (nicht
dem Würdigsien, sondern nur) dem Zeid oder cAmr (dem ersten
besten) wohlthätest.« Alsy>^S ^j-=^, wie bei de Sacy: Huferas
une bonne oeuvrea, müsste statt o.;j gesagt sein . jj oder „*j.
II, 460, 12 »'ÜÜi° 'f.L'W und »L^liT LsÄffa sehr. Xiüf T*Jf
und sL^Ji sLs^Jt.
II, 461, 5 v. u. »3b ^Jli"« sehr. 3!ö ^xiJlf , Tarafah's
Muall. V. 18. a -. '
II, 461, Anm. 1, 4 v. u. flg. Warum de Sacy die her-
kömmliche Erklärung von . «li J? CjJo. Sur. 47 V. 4 , als ur-
sprünglichem Inf. absol. durch Ujq ^gJJ ^j,ä?! »wenig be-
friedigend« findet und den Accusativ lieber durch einen von
aussen herbeigeholten Imperativ regieren lassen möchte, ist
mir nicht klar. Dieselbe Wortfügung und Erklärung liegt vor
140
in aliT QL^1 Sur. 30 V. 16 = liLsJL äIjT !>Ü1, Lane S. 1290
Sp. 3 unten. De Sac?/ scheint ferner übersehen zu haben, dass
die Vertauschung des von allen Koranlesern festgehaltenen Ac-
- o ^ 3 0,
cusativs i_j./£ mit dem Nominativ ^.*o den vom Zusammenhange
geforderten kräftigen Imperativsatz in einen ruhigen nominalen
Aussagesatz (= ^J&J) yj^ V^V1-' ) umwandeln und die
Gleichartigkeit zwischen ihm und den folgenden befehlenden
Parallelsätzen aufheben würde.
II, 462, § 836. An die Stelle der hier besprochenen Ellipse
treten anderswo, entsprechend unserem nun gut, nun wohl
3 ,3 Oo , 3 , 3 30,0*0 »3, - ,. ,
u.dgl., Redensarten wie oL«Ji j.^s, L^aäJij^s? tilliAä (selbst
elliptisch st. olJ? öJJtXS, Baidäwi, I, S. f|v Z. 10, Dieterici's Mu-
tanabbf S. m Z. 4 v. u., wofür 1001 N. Bresl. Ausg. IV, S. W
Z. 4, ^Liö G^, d. h. s>ljjl üUi 0^), L>yaä«Ji L^ji (L^s —
KLa^i sl\.^*.s) 5 c^-^ÄJ^ Lf*.s und bloss L^*.s? Zeitschr. der D. M. G.
Bd. XX v. J. 1866, S. 594 u. 595, Anm. 17. Dieses LJJ findet
sich selbst in persischer Prosa, SpiegeFs Chrestom. pers. S. 40
Z. 1 u. 2.
IL 463, 1. Z. »j^.Ji <S)L=> iAj*öj« der gleichmässige Fort-
gang der Bede verlangt ^Ji \s}^ ^***-ii '■> m der Uebersetzung
S. 464 Z. 3 — 5: Le poison attaque les veines dont le sang est
fluide, le congele, obstrue les canaux de la respiration animale
et se repand &c.
o
II, 464, \ »,.rs>L>JW sehr. ,.„PJul.
CT^' ■"""' CT
3 3 3 3 3
II, 466, 11 » +%ijS y< sehr. ffJji,, wörtlich: et que leurs
montures fussent les mulets et les änes.
II, 468, Anm. 1. Z. »^Luj« sehr. ^Lw. »L^oUi« sehr.
141
wiXw^J , wie de Sacy selbst in seiner Ausgabe von Lebid's Muall.
zu Calila et Dimna S. P»|f vorl. Z.
II, 469, 10 u. 11 y>les personnes qui lui sonC les plus cheres«
(1. h. seine Frauen und Beischläferinnen; diese specielle Bedeu-
tung hat A^jiJ' auch bei Makkari , I, S. t*f1 Z. 7. Durch »et ä
bien plus forte raison ses richesses« ist der Sinn von x!lo .^ %&s
nicht deutlich ausgedrückt. Der Satz bedeutet : Selbst wenn
du ihm die Schönheiten seines Harems wegnehmen lasst, wird
er dir keinen Widerstand leisten, geschweige denn (d. h. noch
viel weniger,, wenn du ihm bloss sein Vermögen wegnimmst.
Denn in Verbindung mit affirmativen und imperativen Sätzen
bedeutet ._£ ^Liä noch viel mehr, mit negativen und pro-
hibitiven noch viel weniger; s. diese Berichte v. J. 1876,
S. 78 zu I, 487, § 1074.
II. 470, 3 ȆJJU sehr, lijjf.
II, 470, 13 »oLÜU sehr. otJüüT. — 14 »0 toi qui me fais
des reproches [de ce que) je me trouve au combat et que je fre-
quente les assemblees de plaisir« nach Zauzani zu Tarafah's
Muall. V. 56 (bei Vullers S. (1 , bei Arnold S. of), aber un-
richtig1 ; denn in der Bedeutung von ort, quod, als ^i
iduäi-'S ^a SüübsuJi , regiert^! den Indicativ, und der in
beiden Halbversen überlieferte Conjunctiv zeigt, dass „>•,
und — nach der Lesart ^*j^LI st. ^^»-Qi — ebenso ^ hier
bedeutet: scheltend zurücktreiben, abhalten; wie richtig Ho-
well. P. II S. 346: r>Now, 0 thou that forbiddest me from being
present at the fray and from attending festivities.a Hierin wird
auch dadurch nichts geändert, dass man statt des von einem
I Zauzani's Irrthum erklärt sich aus der in diesen Berichten v. J.
1880 S. 92 u. 93 nachgewiesenen neueren Verwechselung des declarativen
o S
und des zielsetzenden q{.
142
c £
hinzugedachten ^.i regierten y&s>\ mit Andern yüs-i liest, nach ■
der Annahme, dass durch Unterdrückung des Wortes auch
dessen Rection wegfalle und dann das Verbum formell in den
Indicativ zurückgehe. So in allen vier Stellen, wo Baidäwi den
Vers als Beleg für diese Verwandlung anführt: I, v., 4, II, i.o,
22, IIa, 6, Y.\», 15.
II, 470, vorl. u. 1. Z. »Respectez et craitjnez Dien, cm sujet
duquel vous vous f altes des questions reciproquement , ainsi que
(AU SUJET) des parens« aus Sur. 4 V. 1 , wo jedoch blossHamzah
*b>.^i_5 liest , die übrigen kanonischen Leser aber *U>-.,^I_5 , das
nach der einen der zwei möglichen Erklärungen (s. Baidawi
z. St.) soviel ist als *L>-.^Lj_j mit Wiederholung der Präposi-
tion, indem ohne dieselbe nach der Regel , wie in iAjij o,«*
L-^cj , der Accusativ als allgemeiner Casus der Verbalabhängig-
keit an die Stelle des Genetivs tritt: »Und fürchtet Gott, bei
dem und der Blutsverwandtschaft ihr einander bittet«, wie Kose-
gartens Liber cantilenarum , I, S. |f1 Z. 5 v. u. : aJlii üjJötXcij
*=■>%, ich beschwöre dich hiermit bei Gott und der
Blutsverwandtschaft.
II, 471 , 1 . Tantawy, Observations &c, S. 492: »Dans le vers:
au lieu de ^jJs , aujourd'hui tu t'es rapproche pour nous ac-
cabler de satires et d'injures, il faut lire ^>o iAS, tu tes mis ä
nous accabler &c.«
II, 472, 4 »3b ^-ÄülS'« sehr. ^IJ q.äJIS', wie zu S. 461
Z. 5 v. u. bemerkt worden ist.
II, 472, 8 v. u. flg. An und für sich ist der hier slatt-
iindende Gebrauch von ^i zur Bezeichnung einer Geschlechts-
143
angehörigkeit eine der prägnanten Gebrauchsweisen dieser
Präposition, zu deren Erklärung man nicht die Annahme einer
durch ein specielles Verbuni auszufüllenden Ellipse nöthig hat;
s. diese Berichte v. J. 4876, S. 70 u. 71 zu I, 478, 24 — 28,
und Dozy, Supplement, I, S. 35, Sp. 1.
II, 473, 6 — 8. Von den beiden hier gegebenen Erklärungen
der Redensart ±\ J, e)J JwP ist die zweite wenigstens vorzu-
o
O-o,
ziehen, da w^£. s SUe. , zu etwas Lust haben, mit ,i, da-
* , o
gegen „ls> —\JL&A ü>L>-, etwas nöthig haben, Ursprüng-
en Qj
lieh mit J,| und j, erst später mit j construirt wird ; s. Bocthor
unter Äff a ire und B esoin.
II, 473, § 853. Diese wirkliche, durch den Begriff des
Verbürgens, Gewährleistens auszufüllende Ellipse findet
sich nicht bloss in Frage-, sondern auch in Aussagesätzen. In
Kosegartens Lib. cantil. S. vf Z. 1 sagt eine Dame zu an-
dern, welche den gefeierten Dichter 'Omar ibn Abi Rabi'ah in
£ ■> - ,c
ihre Gesellschaft zu ziehen wünschen : ao .JuLjS, ich garan-
tire ihn euch, d. h. ich mache mich anheischig, ihn euch
herbeizuschaffen ; was sie dann auch thut.
II, 473, § 854. Zu den von de Sacy angeführten frühern
Stellen über jüe^i iu^\ vgl. die Anmerkungen dazu in diesen
Berichten v. J. 1874 S. 127 zu 1 , 431, 4 u. 3 v. u. flg., und
v. J. 1878 S. 114 zu I, 545, § 1190 flg.
iE
II, 473, Anm. 1 Z. 2. Statt &*s nach ^ Lai sehr. *^äi als
Apodosis von Ui, mit antithetischer Hervorhebung von ,1:
(quantä) moi, j'en ai envie. — Die Warnung vor einem
^LP x~s J, ^1 könnte man für überflüssig halten , da wohl nie-
mand auf einen so wunderlichen Ausdruck verfallen werde ;
aber als Beispiel wirklicher Verwandlung der Partikel J.P in
144
ein Substantiv, scheinbar mit der Bedeutung von Inac. , erzahlt
M. al-M. S. PIaö Sp. 1 : »Man fragte Abu '1-Rukais: ^J JJ»
C 03)
4=5 lXj; £, Hast du Appetit zu frischer Butter und Datteln?
Darauf er : J^JI Jc&i — wörtlich unübersetzbar, nach M. al-M.
= ü)Ji3 iX&i J. , »Den habe ich im stärksten Masse«. Ein ächter
Wüstenaraber mochte, im Vollgefühle seiner Herrschaft über die
Sprache, wohl dann und wann auch logische und linguistische
Wagestücke ausführen, aber — : Quod licet Jovi , non licet
bovi ; andre Leute , lehrten die Philologen, dürfen dergleichen
Dinge nicht nachmachen oder gar als Thema zu Variationen
ausspinnen. Daher Gauhari's Veto.
II, 473, § 855, Z. 3 u. 4 »Ce genre d'ellipse, condamne
par les grammairiens de l'ecole de Basra« beruht wohl auf einem
Missverständnisse ; denn , wie de Sacy selbst auf der folgenden
Seite in der Anmerkung nachweist, erklärt z. B. der Basrier
Baidäwi ebenso wie Zamahsari das ..ääj Sur. 12 V. 85 nach
Sinnesnothwendigkeit durch ein hinzuzudenkendes S ; s. auch
Mufassal S. Hf Z. 6 u. 7 und Howell's Grammar, P. II & III,
S. 189 u. 190 und S. 531 u. 532. Abschreibern, Heraus-
gebern und Uebersetzern wird diese Auslassung leicht zu einem
3 -O 3 <J* ,
Steine des Anstosses. So ist J»*äj Jäkut, IV, H. , 11 in c>-0}
33 ) .Ol -Mf£
*ilJ Jotäj aJÜS »beim Gotteshause (der Kaaba), das wird nicht
geschehen! « zu einem unverständlichen JJüu geworden (vgl.V,
S. 397 zu dieser Stelle), und in Arabb. provv. II, S. 337 Z. 7
ist J.xsl all! ^-^," übersetzt »num jusjurandum Dei faciam '?«
statt: per Deum, non faciam! (vgl. III, pars post. S. 479
zu d. St.).
II, 475, § 859 Z. 3 flg. Zu JLM ^Sj jL<? /&xi l3b>
Jbä s. hier oben S. 100 Z. 25—30.
ÖFFENTLICHE GESAMMTS1TZUNG
AM 14. NOVEMBER 1883.
Herr Zärncke legte zwei neue von Herrn Dr. Milchsack in
Wolfenbüttel aufgefundene Bruchstücke einer Handschrift der
Gedichte Wälther's v. d. Vogelweide vor.
Die Auffindung der vorliegenden neuen Bruchstücke von
Gedichten Wälther's v. d. Vogelweide verdanken wir der Um-
sicht des Herrn Bibliothekssecretär Dr. Milchsack in Wolfen-
büttel, der mir über den von ihm gemachten Fund das Nach-
stehende mittheilt :
»Das Kloster Biddagshausen bei Braunschweig besass eine
nicht unbedeutende Bibliothek, welche später dem herzoglichen
Predigerseminar in Wolfenbüttel überwiesen worden ist. In
diesem hat sie aus Mangel an Raum viele Jahre in einem dunkeln
Verliess wirr durcheinander gestanden. Seit etwa zwei Jahren
ist das Prediiierseminar umgezogen und hat vor etwa 14 Tagen
endlich auch diese Biddagshäuser Bibliothek aufgestellt. Als ich
am Mittwoch ein Stündchen darin herumstöberte, fiel mir ein
alter Band in die Hände: Sermones dormi secureetc., gedruckt
s. 1.1500 tertia die mensis augusti, in kl. 4°, auf dessen beiden
inwendigen Deckeln Pergamentsliicke sich aufgeklebt zeigten.
Ich sah sofort , dass der Text Beime und Strophen hatte. Auf
meine Veranlassung sind die beiden Blätter abgelöst worden
und nun war es leicht zu constatiren, dass es zwei Doppelblätter
einer Handschrift aus dem Ende des 13. Jahrhunderts mit Ge-
dichten Wälther's von der Vogelweide sind.« Und weiter:
»Ich habe die beiden Blätter Herrn Oberbibliothekar Dr. O. von
Heinemann übergeben, dem es hoffentlich gelingen wird , die
Direction des Predigerseminars zu bewegen, sie an die herzog-
liche Bibliothek abzulassen.« üb dies inzwischen geschehen ist,
ist mir nicht bekannt geworden , doch hoffe ich es. Jedesfalls
1883. 10
146
haben die Biälter den Namen der Wolfe nhütller zu führen,
und die ihnen in der Reihenfolge der Siglen zukommende Chiffre
ist der Buchstabe U.
Das wiederholte liebenswürdige Anerbieten des Herrn Dr.
Milchsack, welcher mir durch Ueberlassung der Veröffentlichung
dieser Bruchstücke eine Freude zu machen wünschte , habe ich
endlich, und dann nicht ungerne, angenommen, und biete hier-
mit den ersten Abdruck derselben. Herr von Heinemann hatte
die Güte, mir die Blätter auf meine Bitte zuzusenden, und ich
habe daher eine sorgfältige Abschrift, die ich Herrn Dr. Milchsack
verdankte, genau collationiren, auch die Revision des Drucks
nach dem Original selbst besorgen können.
Es sind zwei Doppelblätter Pergament in Oclavformat von
ursprünglich etwa 15,5 : 10,5 cm Umfang, sauber von einer
Hand des ausgehenden 13. Jahrli. geschrieben (die Züge der
Schrift erscheinen jünger als die in A und älter als die in G).,
die Strophen abwechselnd mit rolhen und blauen Initialen be-
ginnend, die Lieder mit grösseren, mehrfarbigen, deren Zier-
lärbe auch einen grossen Theil des anstossenden Randes mit
hereinzieht. Die beschriebene Fläche beträgt 10,2 : 7,6 cm. Sie
bietet 21 Zeilen, deren Linien zierlich mit Tinte gezogen sind,
wie auch die perpendiculären Linien, die die Seiten be-
grenzen, doch zur Rechten nicht immer vom Schreiber ein-
gehalten sind. Die Vorschriften für den Bubricalor sind meist
am Rande vorgetragen, fast ohne Ausnahme am linken; doch
nicht immer findet sich die Vorschrift, und wenige Male findet
sie sich auch am Rande rechts, was der nachstehende Druck, um
mit der Zeilenzählung nicht in Conflicl zu kommen , unbeachtet
gelassen hat, indem hier alle Vorschriften links gestellt sind.
Die Blätter sind im Ganzen gut erhalten und leicht lesbar, nur
hat der Wurm einige Buchstaben ausgeflossen und einige an-
dere sind abgescheuert; doch kann kaum an einer Stelle ge-
zweifelt werden, was dagestanden habe. Beim Einkleben sind
sie beschnitten, aber der Text hat nur an einer Stelle eine ge-
ringfügige Einbusse erlitten.
Die Blätter schliessen sich an einander an und ihre Seilen
sind insofern gegenwärtig richtig mit 1 --8 beziffert worden,
aber in der Mille fehlt mindestens ein Doppelblatt, wahrschein-
lich, wie sich unten ergeben wird, ihrer zwei.
Die Orthographie zeigt oberdeutsche und mitteldeutsche
147
Eigenheiten, und es ist wohl das Wahrscheinlichste, dass ein
Schreiber in Mitteldeutschland nach einer oberdeutschen Vor-
lage schrieb. Im Allgemeinen hat er zufriedenstellend gearbeitet.
Es möge nun zunächst ein zeilengetreuer Abdruck der
beiden Blatter folgen. Die beiden verschiedenen s sind beibe-
halten , es kommen aber auch zwei Formen des z , eine ge-
schwänzte und eine ungeschwänzte, vor; von einer Unterschei-
dung dieser, die ganz promiscue gebraucht werden , habe ich
geglaubt absehen zu dürfen. — Die fetten Ziffern geben die
Zählung der Strophen unserer Bruchstücke.
Erstes Bruchstück, Vorderblatt {I, a).
Seite 1.
[i] het ime uor alle wile vür geftan. ob mich die
gute lieze. mine vriunt die vürchtent. daz
ich wsde wunt. von fime fearpfen fpieze. daz
er mich er schietze. daz ich gar an angeft *) bin
waii fchuzet er. fo flieh ich in. fo le waz ers. 5
genieze**).
M [-]]tM"''r tut emer flachte vville samft vnd
lxl- if mir doch dar unds we -ich rninn eine
ritt" stille, deme ne mach ich nicht v Tagen
nie. def er mich gebeten hat. tun ichs nicht 10
mich dunket daz min nimbs wTle rat
i) |»lD2icke dunk ich mich i'o f'tete minef
willen fo mir daz gefchicht. fwie uil er
mich danne bete, al die wile daz ne hui
fe nicht, iezv han ich den gedanc. waz J5
helfet daz ds miü ne wert nicht einel"
W tagef lanc [4lW3old er mich v'miden nie
ia verfuchet er mich al ze vil. o we def vürcht
ich vil fere. daz ich müze volgen fwes er
wil. '-Cne hetf) ich/, nv getan, wen daz ich 20
müz v Tagen, vn wibefere fol began.
1 lüili. 2 blau. "• iuth.
* es sland ursprünglich angfst, das i ist unterpungirt , das e steht
über der Zeih-.
** ursprünglich geniezen, das letzte h unterpungirt.
■'■ das c steht über (Irr Zeile , der anfangs geschriebene Buchstabe
ist ausradirt.
tu*
148
Seite S.
tsjl'iie getar von lugent forgen die mich tov-
gen in dem herzen min. twinyent abet
vn morgen. Ieids nicht getun den willen
fin. daz ichz imbs einen tac. fol geuriften
deift ein klage, div mir ie bi dem h^zen 5
lac*). [6] S"2il daz ime die bellen iahen, daz
er alfo fcone künde leben, fo han ich im
mir uil nahen mineme h'zen eine ftat
gegeben dar noch nieman inne trat, fie
hant daz spil vlorn. er eine tut in allen in
|7]T\aO ds fümer komen waf | mat
JL/vn die blomen durch daz gras, min
nichlichen drungen al dar die vögele
fungen. do kom ich gegangen durch ei-
nen ang^ langen, dar ein lutter brunne 15
fpranc. vor dem walde was i'in ganc. dar
die nachtegale fanc. I*] B'i dem brünen flvl
ein bovm da gefach ich einen troum ich
was von l'unnen untwichen zv dem
brünen. daz die linde mare mir knien 2ü
Icha **) bi dem brünen ich gefaz inj-
Zweites Bruchstück, Vorderblatt (II, a).
Seite 3.
ner forgen ich v gaz. fchier unlflief ich
d umbe daz. |!»| D50 beduchte mich ze hant*)
wie mir dienten alle laut, wie min feie
wse ze hymel ane fwqe. vnt er lip folte
gebaren, fwie er wolte. do ne was mirz 5
nicht ze we. gol gewaldes wiez erge.
fchoner troum newart nie nie [10] (JVrne
I bliiu. 2 roth. ü Mau, mit roth versiert. 4 roth. 5 lilmi. 6 roth.
' statt la war ursprünglich m geschrieben, der Schreiber wollte offen-
bar zu herzen hinzufügen min.
** wurmzerfressen , doch kann füglich nach den noch vorhandenen
Buchstabenresten fchale bare dagestanden haben.
* das a wurmzerfressen.
149
flief ich imbs da. wen ein vnsalige kra
die begunde lchrien. daz alle krau gedien*)
als ich in def gunne. fi natu mir gute jh
wanne, von ir lehnen **) ich er fchrachc. wen
daz da nicht fteines lac. fo wer iz ir
k fünes tac [ii] E'in vil wundren altez wip
hat getrol'tet mir den lip. die begund ich
eiden nv hat fi mir befcheiden. waz ds 15
droum bedivte. daz merken gute livte
zwe vnd einer dvf) finl dri. dan noch
fagt fi mir da bi. daz min dum ein
vini^er fi.
i) Ii2]"pv-Er rife tet den deinen vogelinen we. 2ü
-LJdaz fie niene fungen. nv hör ichf.
Seite i.
ads wunnichliehen als .') nus die heide unt-
fprungen. da fach ich blumen ftriten wids den
kle. w-der**) ir langs wäre, miner vrowe fend
ich dife mare. [13] V3nf hat ds wints kalt vnd
andre not. vil getan ze leide, ich wände daz 5
ich imbs blume rot. gefeh in grüner heide
iaf) fchadet guten Hüten ws ich tot. die nach
wrouden rinden, vnd die gerne tanzen vn
fingen. \n\ V4erlumt ich difen wünichlichen
tac. fo ws ich verwazen. vn wse mir ein e- 10
welichrff) flac. dan noch muft ich lazen
an mine vroude ds ich wilen got gefegen
uch alle wunfehent. ouch daz mir ein heil
gevalle. |i5] I5z waf an einer wunnichliehen ftat
1 blau. 2 roth, sauber wit grün vereiert. '■'> roth. 4 bim. 5 roth.
* vom n steht nur noch der erste Strich, das übrige ist abgeschnitten.
** statt i trollte der Schreiber anfänglich, das Zeichen s vergessend, ein
r setzen, jährte es aber nicht ganz aus.
-J- es stand ursprünglich daz, aber az ist ausradirl.
* wurmstichig, vielleicht stand hier E.
** wurmstichig.
~ wurmstichig, doch wohl siehe)-.
•j-j- auffallenderweise ist cor welich5 ein ganz richtiges wichli aus-
gestrichen.
150
daz wir zwei gerieten: min irre ds mich hie 15
beliben bat. ds mac mir gebieten, ia niftet
nicht en dürre widen blat. dar an iz mir wir
ret. lierr ir hat ef fund ob ir mich irret
[lßlD'iv*) gute ds ich imbs dinen I'ol funds valfchetz
losen, ir wangen die geliehen! fich vil wo! 20
den lilien unle rosen. waz ift wundss ob ich
RücBlatt (II, b) .
Stile 5.
[i7| ir mir fchonen. baz alf ich iv gedienen
kan. waz fold iv der nuwe fite, daz ir nie-
nigen heret dK vch wid^ vneret. da v'ter-
i bet ir die bellen mite [18] I2ch bin uwer
nrowe minne. we war vmbe tut**) ir mir fo we 5
helfet daz ich si gewinne, nein a. urowe
dazf vnf icht untge. lat mich iv daz
ende lagen, vnd unlgelf unf beiden, wir
zwei fin eefcheiden. ws fold iv dan imber
icht geclagen. 10
m |i»ITl M~3ir läget ein eilend^ pelegrim unge-
liXvreget. von ds urowen min. daz fi w^e
fchone vnde wol gemuot daz waf mir
ein mare. daz waf mir in deine hszen
h famfle tut |20]H4ivte geb ir got vil guten 15
tac. diedf) ich andss nicht gegruzen mac
fprich ich imbs alle morgen vrü. vii ver-
gizz ir nimb\ gegen den abenl güler
s nacht dar zv. |2i| S5ie bat mich do ich iun-
geft von ir fchied. daz ich ir g ne fante 20
m ine liet. die foll ich fenden ir. weif ich.
1 blau. 2 roth. '.<■ blau, sauber mit roth vereiert. 4 »■»///. 5 blau.
' aus Die cofrigirt.
' ' vmbe ist über der Zeile nachgetragen.
-]- i corrigirt aus e.
151
Seiti 6.
bi weine derf ir witzen lienden fchone bring
w vnd ir ze boten gezeme. [22] W'.iz ob mich ein
botez*) uTunipte gare, ich wil ine dan dufent
fenden dare. dazf ir bringen difen uil fuze
fanc. fol" in fcone fingen, fo wirt mir doch 5
m ein habe danc [28] Meiner finn ich albs**) da v^-
gaz dod ich ürlop nam vn fi gefaz. vor
mir fcone fani ds abent rot. wart mir icht
zc lone daz waf \nd fniten mit fenends not
[24] "\~m r3il aber ieman wefen vn». lo
\ » daz wir in den forgen imbs niene leben
\\e wie tnnt die iunsen fo. die von uroude
foiten in den lüften fweben. ine weiz andss
nicht wem ichz wizen fol. wen deu riehen
wiz ichz \n den iungen. die l'int unibe 15
twungen. defsteitin. truren übel vnde
w ftunt in uroude wol [25] W4ic div leide klei-
den kau. daz fi mir yit kuinbs vn hohen
niui. fo gitf einen riehen man. vngemüt
o we dazf waz fol deine leihen gut. iirouwe 2o
felde wie fi lieh uorgaz. daz fi mir (in gut
Erstes Bruchstück, Rückblatt l, b).
St ite 7.
ze rninen mvte. nine fchriet di\ vil gute
min kumbs fluni im dort bi finen for*)
w gen baz. [26] W5rouw alsf) ich gedenk an dich
waz din reiner lip er welter lugende
I roth. 2 blau. 3 roth. reich mit grün vereiert. 4 blau.
' das /. scheint wieder ausradirt zu sc/n.
es stand ursprünglich halber, aber das li ist ausradirt.
v daz über der Zeile nachgetragen.
■ or sehr undeutlich.
■j- undeutlich.
152
pflit. fo la ften dv rureft mich an min*) hsze 5
en midden. da div liebe lil. lieb vn lieb' def ne
mein ich nicht, iz ift aller") liebeft daz ich
meine, dv bift mir al eine, uor alleme
liebe urowe fwaz ioch mir gefchicht
[27jS1wer verholne fwere trage. ds gedenk in
an gute wip. er wirt irlofl. vn gedenk an
lichte tage, die gedanken wäre ie min beft***)
troft in den vinfteren tagen, fo lid ich not
wen daz ich mich richte nach ds beide, die:}*)
fchemet uor leide, fo fi den walt feht 15
grünen fo wirtf imbs rot
[28] TV2az ich dich fo leiten gruze. urowe
JL/daz if gar an alle miffetat. ich wil
daz wol zürnen müze. liebf*) mit liebe ff)
fwaz von vriundes herzen gar- nine trure*f) 20
dv wif vro. samfte zürnen fere Ihnen deis**f)
Seite 8.
i (T minnen recht div herzeliebe wil alfo [29jl3ne
gefach nie tage fo fliehen (o die mine tünt
ich wart in. allez nach, weff ich wa li wolle
ftrichen mich niniet imbs wund5, wef in fi fo
gach*) fi mugen von mir komen zv deine 5
ds ir nicht fo fchone ne pflit als ich. fo la fi
denne Ichinen ob fi wizzen weme [30)D4v solt
eine rede vmiden. vrowe daz gezimt den
dinen guten wol. fprecheftuz ich woldez ni
den. daz die boten fprechent- fo man Ionen io
1 roth. 'Z blau, mit ruth ausgemalt. 3 rollt. 4 blangrün.
* es stehen nur noch vom in zwei Striche, alles übrige ist weg-
gefressen.
4* das v sieht über der Zeile, auf derselben ist ein n ausradirt.
"'* am Hunde abgeschnitten.
■]- unmittelbar hinter die läuft der Schnitt.
■J-* das i über der Zeile.
•[•]■ undeutlich.
*Y das I ist rollig ausgefressen.
**•[• das (I ist völlig weggefressen.
* ch rollig weggefressen.
153
Fol. het er feld ich tet iine gut. er if felb un-
falec. (T daz g*ne fprichet nimbs die geliche
I3i| li/l'in vrowe ift ein vngenadech | tut
..rlwip. daz fi*) wids mich alf ubele
tut. ia bracht ich doch, einen iungen lip in ir 15
dieneft. vn vil hohen inüt. o \ve do waf mir
fo wol. waz**) han ich erworben fj . anders nie wen
o den-j-f) kumber den ich dol. [82] 08we miner wun-
nichliche tage, waz ich d\ an ir uTvmet han
d . . . ft iml/ minef lfzen clage. fulen die lie 20
ben iar alfo zergan. manige forg und are-
I roth, mit blaugrün ausgemalt. 2 blau.
" hiernach ist ein Wort wegradirt.
** z über der Zeile, der frühere Buchstabe, wohl ein s, ausradirt.
7 statt des zueilen r stand ursprünglich ein z.
■J-j- en fast ganz weggefressen.
Um uns nun über den Character der Ueberlieferung in U
zu orienliren , stelle ich zunächst eine Tabelle zusammen , die
die sonstige Ueberlieferung der in unsern Bruchstücken er-
haltenen Strophen vor Augen führt, und der ich auch die Citate
nach Lachmann's, Rieger's, Paul's, Pfeiffers und v. d. Hagen's
Ausgaben beigefügt habe. Die von VVilmanns hat ja gegen-
wa"
•tig Lachmann's Zählung
angenommen.
u
A
B
C
E
V
Lachm.
Kieger
Paul
Pfeiffer
v.d. Hagen
MS.
i
2
390
I
113,31
201
V
I, 273 b
3
391
-2
I
-37
202
— 1
i, 27 ;-1
4
392
3
±
114,3
203
— '3
— —
:»
393
4
3
—M
204
-19
— —
6
394
5
\
-,.i'
205
-,25
— —
7
139
77
94,1 1
163
57,1
4,1
I, 230b
8
140
78
— ,-'!'
164
-10
-10
— —
9
1 4 1
79
— 29
165
-19
-,19
— —
10
142
80
-38
166
—,28
—,28
— —
1 1
1 i 3
81
95,8
I67
-37
-37
- — —
12
395
6
114,23
3 60
56,1
73,1
I, 274 a
13
396
7
-,30
36I
-fi
-8
— —
14
397
8
—,37
362
—,15
-15
1, 274b
15
16
154
D
A
B
0
E
F
Lachm.
Hieger
Paul
Pfeiffer
v.d. Hagen
MS.
17
31
S. ltis
S.123Anm.
S.56Anm.
I, 237 a
18
41
378
32
41,5
2 42
31,25
26,25
l, 237 b
Rotenburg
19
129
MS.I,33b
33
S. XII.
J, 88 ;t
20
126
— _..
34
—
— —
21
127
1, 34a
35
—
— . —
22
128
— —
36
—
1, 88b
23
— —
37
—
1, 88»
24
53
1 4 1
38
42,31
298
42,1
18,1
I, 338 ;i
23
55
143
39
43,1
299
-9
-9
— . — .
2(5
54
142
40
42,2.'f
301
-,25
— 25
— . —
27
.Vi
140
41
— 15
300
-,"
-17
— —
28
244/401
42
70,1
194
33,1
48,1
1, 250 b
29
402
43
— 8
196
-,«
50,1
— —
30
2 4Ö/403
4 4
-15
195
-13
49,1
1, 251 a
31
181
45
52,23
353
26,1
46,1
1,243b
32
183
46
53,1
354
-17
-9
Aus dieser Tabelle ergiebt sieh, dass sich unsere Ueber-
lieferung an die Sammlung E anschliesst. Die Reihenfolge ist
dieselbe, ja auf den beiden Rückblattern entspricht sich Strophe
für Strophe. In der ersten Hälfte enthält U mehr als E, näm-
lich nach U 6 (= E 5) das Liedchen Du der sumer komen was.
Es wird schwerlich in E ausgelassen worden sein , also dürfen
wir es für einen Znsatz in U halten, und zwar ist es aus der
Ueberlieferung von A, nicht aus der Vorlage von C entnommen,
wie die Lesarten bezeugen (Lm.94,14 alda A, al dar U , und
C ; 17 luter AU, kueler C; '18 vor dem walde AU, dur den
anger C ; 19 wol C, fehlt AU; 20 Uf dem anger C, Bi dem brun-
nen AU ; 21 Da getroumde mir ein C, da gesach ich einen AU;
25 küelen AU, da C, u. s.w.). Es ist dies wichtig für den Fall,
dass A oder U, von einander abweichend, sich zu C stellen, wo
dann die letztere Lesart die grössere Wahrscheinlichkeit für sich
hat. Es tritt dieser Fall ein bei 95,8, wo CU lesen Ein vil icun-
deraltez wip (freilich wird man Wo/n ungerne entbehren);
ferner 94, 13, wo CU daz merket lesen gegen das von Lachmann
aus A in den Text gesetzte hoerel. — Noch deutlicher als" Zusatz
erkennbar sind die beiden Strophen hinter U 14 (— E 8) . Die
155
Strophen U 15 und 16, eine Art Wechsel, sind sicher nicht
waltheriseh, sondern spätere Zudichtungen. Ebenso ist U 1
eine spätere Dichtung, wohl ganz ans Ende des 13. Jahrh. ge-
hörend ; auch der Ton ist nicht waltheriseh.
Bei der grossen Uebereinstinunung mit E in den uns er-
haltenen Bruchstücken dürfen wir vermuthen. dass auch in der
Zwischenpartie eine ähnliche Uebereinstinunung stattgefunden
haben wird. Auf dieser Voraussetzung kann man versuchen,
die Frage zu entscheiden , ob zwischen den beiden Vorder- und
den beiden Rückblättern ,la, IIa und llb, lb) ein oder zwei
Doppelblätter fehlen. Aul den uns erhaltenen beiden Vorder-
blättern stehen 16 Strophen, deren erste und letzte nicht voll-
ständig überliefert sind, auf den beiden Rückblättern des-
gleichen 16 Strophen, von denen ebenfalls die erste und letzte
unvollständig sind. Man darf mit einer mittleren Wahrschein-
lichkeit annehmen, dass auch je zwei Blätter in der Mitte etwa
16 Strophen enthalten haben werden. Nun fehlen aber zwischen
E 8 und E 31 ganze 22 Strophen, zu denen noch der Schluss
von U 16 und der Anfang von U 17 (= E 31) hinzukommen;
das wäre für zwei Octavblätter zu viel. Man müsste für diesen
Fall also annehmen, dass in U Strophen gefehlt hätten. Da
könnte man an E 20 — 23 denken, die ja auch Heinrich von
Morungen beigelegt werden und vielleicht in E nachgetragen
sein könnten, aber die Strophenzahl bleibt immer noch für zwei
Blätter etwas zu gross, und da wir U zu Anfang dabei ertappen,
die Sammlung E durch Zusätze zu erweitern, so ist es wohl das
Wahrscheinlichste, dass das Gleiche auch noch in der Zwischen-
partie stattgefunden hat und wir also zwei Doppelblätter in der
Mitte als fehlend anzunehmen haben.
Also bieten die Wolfenbüttler Bruchstücke eine mit Zu-
sätzen versehene Farallelüberlieferung von E , und somit eine
wichtige Controle bei der Constituirung des Textes.
Dieser Umstand verleiht ihnen ihren besonderen Werth,
denn sie sind unabhängig von der uns in der Würzburger
Handschrift vorliegenden Leberlieferung von TE , und ihr Text
ist besser und sorgfältiger als der der Würzburger. Vgl. z. B.
Lm. 42, 33 we" wie luont die jungen .so BGU, uwe wie tünt die
jungen Hute also E; 43, 5 wie si min [sich U) vergas BGU, wie
ir iueh vergal E; 43, 6 minem BCU, sinem E; 43, 7 nine (nien
BC) schriet, si (diuU) vd guote BGU, nikt bescherl ohne s.v.g. E.;
156
i 2 , 27 liep und lieber der BGU, unliebe der E; 42, 15 g?«ote
BCU, schäme E. Selten nur tritt der Fall ein, dass U durch das
Zusammenstimmen von E mit C oderßC ausgeschlossen scheint,
wie z. B. Lrn. 42, 26 mitten (inmitten C) an [in E) daz herze
BGE, an min herze enmidden Ü ; 42, 28 dw &«s/ w/r «//er liebest
BCE, £z /s/ «//er liebest U, wo freilich die letzlere Lesart so
allerliebst und so passend ist, dass man sie gerne als die origi-
nale in Anspruch nehmen möchte, könnte man nur eine Beein-
flussung von E durch BC glaublich finden. Man müsste denn
annehmen , dass der Text der Sammlung *B besonders populär
geworden wäre und so durch mündliche Ueberlieferung den
Text in E beeinüusst hätte. Dann freilich würde man bei be-
liebten Liedern ganz der Directive — zuweilen allerdings auch
einer Fessel — zu entralhen haben, die die Handschriftengenea-
logie sonst der Kritik zu gewähren, resp. anzulegen pflegt.
An einigen Stellen hat U allen anderen Handschriften gegen-
über das Richtige erhallen. So an zwei Stellen, die uns sonst
nur unvollständig überliefert sind.
1) Lm. 144, M = 393 G, 4 E, 5 U, 3 F. Es ist dies in C
diejenige Partie, die aus der Sammlung *E entnommen ward,
*E ist also die Grundlage des Textes. Hier nun liest unsere
Ueberlieferung ausser U (von F sehe ich ab) :
In (Ich E) getar vor tüsent sorgen,
die mich twingent in dem herzen min
den äbent und den morgen
mac ich leider niht getün des willen sin.
Der dritte Vers hat einen Fuss zu wenig , welchen Fehler Lach-
mann durch Vorschiebung von beide zu bessern suchte ; für den
Ueberfluss in Vers 4, der 2 Füsse zu viel hat, fand schon Be-
necke das freilich naheliegende Hülfsmittel , indem er mac ich
auswarf. In U heisst es untadellich :
Jne getar von tüsent sorgen,
die mich tougen in dem herzen min
twingent äbent unde morgen,
leider nicht getün den willen sin.
Man sieht, wie der Fehler entstanden ist : statt tougen ward das
ähnlich aussehende twingent vorweg genommen und mussle nun
an seiner Stelle fortbleiben, wodurch der Vers in Unordnung
gerieth. Daran schloss sich in der unserm E und C vorliegen-
157
den Ueberliefening von aE noch ein /weiter Fehler [mac ick).
Unsere Bruchstücke hatten eine Vorlage, in der diese Fehler
noch nicht standen. Ob von mit U oder vor, ol) des oder den zu
lesen sei, sind Fragen untergeordneten Ranges.
Ebenso steht es mit der Ueberlieferung Lm. 14 4, 25 u. 29
(= 395 C, 6 E, 12 U). C und E lesen hier nu hoert es (C) und
nu /wert irs , darüber vel is, (E) , woraus Lachmann hört ichs
gemacht hat. Aber man erwartet das Präsens, und U liest rich-
tig nu hör ichs. Und Vers 29 lesen CE miner frowen seit ich
disiu mcere, U unverkennbar richtig m. fr. send ich d. m.
2) Unvollständig ist ferner überliefert Lm. 70, 12 = 402 G,
43 E. Auch hier hat , wie an der voraufgehenden Stelle, C aus
E geschöpft, fand aber bereits den folgenden corrumpirten
Text vor:
si mugen zwo deme
honten der ir niht so schöne pfliget, so lü si
denne schinen ob si wizen weine.
Der erste Vers ist hier gar um zwei Hebungen zu kurz. In 12 U
heisst es :
si mugen von mir körnen zu deme
der ir nicht so schone pflit als ich. so h'i si
denne schinen ob si wizzen weme.
Es war also U eine sehr gute Ueberlieferung der Samm-
lung *E, und daher kann neben so evidenten Besserungen, wie
die eben besprochenen, auch an anderen Stellen ein günstiges
Vorurtheil für die Lesarten von U in Anspruch genommen werden.
Auch das in C dem Rudolf von Rotenburg zugeschriebene Ge-
dicht (U 19 — 23) gewinnt durch unsere Rruchstücke einen bes-
sern Text und wahrscheinlich auch eine abweichende Gonstruc-
lion der Strophe.
Schwer ist zu sagen , wie die Hs. U als Ganzes anzusehen
ist. Eine Ueberschrift steht beim Reyinn der waltherischen
Strophen nicht. Galten also die voraufgehenden auch für Lieder
Walthers '? Aber die einzige uns erhaltene ist nicht einmal in
einem seiner Töne. In E geht bekanntlich ein Gedicht in kurzen
Reimpaaren 'von den sechs Farben' (Müller's Sammlung III,
S. XXIV flg.) voran und die Sammlung der waltherischen Lieder
führt die entsprechende Ueberschrift.
Es würde sehr erwünscht sein, von dieser wichtigen Hand-
158
schrift noch mehr Blätter aufzufinden , schon um darüber ins
Klare zu kommen , ob U auch an Umfang E gleichkam. Sollten
in der Predigerseminar -Bibliothek, in der sich diese Reste ge-
funden haben, nicht noch Einbände zu entdecken sein, die
von demselben Buchbinder herrührten, der dieSermones dormi
secure gebunden hat? In solchen dürfte man hoffen noch Wei-
teres zu finden.
Herr Overbeck übergab von Herrn H. Heydemann in Halle
AneUekten zu den KunstdarstelliMgeri aus der Niobesage.
Hierzu die Tafeln I— 111.
Zu der inhaltsvollen und umfangreichen Monographie über
Niobe und !die NiobidenJ , welche die Archäologie Bernhard
Stark verdankt , vermochte ich in diesen Berichten schon zwei-
mal nicht unbedeutende Nachträge zu geben: 1875 S. 205 ff.
Taf. III IV (Vasenbilder) und 1877 S. 70 ff. Taf. I— V (Belief-
darstel hingen) . Diesmal erfolgen als weitere Nachlese drei erst
seit Kurzem bekannte Werke der alten Kunst, eine Bronze, ein
Reliefbruchstück und ein Wandgemälde, deren Veröffentlichung
bei dem grossen Reiz, den bildliche Darstellungen aus der Niobe-
sage stets enthalten, willkommen sein wird. Zugleich mögen
sie ein Todtenopfer sein, in Dankbarkeil den Manen Stark' s
dargebracht , der unserer Wissenschaft leider zu früh entrissen
wurde, dessen Name aber gerade mit den mythologischen Fragen
und den Kunstwerken der Niobesage für alle Zeilen eng ver-
knüpft bleiben wird !
1.
Die Darstellung auf Tafel I ist nach einem Lichtbilde ge-
macht, welches Frau Hofräthin Stark aus dem Nachlass ihres
Mannes mir behufs einer Publication zur Verfügung gestellt hat,
wofür ich ihr hier gern öffentlich meinen Dank wiederhole. Das
Original, ein Bronzerelief (hoch 0,11), welches aufgenietet zu
werden bestimmt war, findet sich in der Sammlung der Archäo-
logischen Gesellschaft zu Athen (Museum des Varvakeion Bron-
zeninvent. No. 455) und wurde zuerst von Stark, der es heraus-
zugeben beabsichtigte , ausführlich beschrieben und richtig ge-
160
deutet (Nach d. gr. Orient S. 350 u. 402 ; Philologenvers, zu
Tübingen 1 876 S. 154, 3). Demnächst hat noch Wieseler die
Bronze erwähnt (Archäol. Bericht über seine Beise nach Gr.
S. 59) und der Franzose Pottier sie vor Kurzem veröffentlicht
und besprochen (Bull, de Corr. hellenique IV [1880] pl. 2
pag. 192), ohne jedoch von Stark's, wie mir scheint, treffender
Erklärung zu wissen und ohne eine Deutung der Darstellung zu
wagen. Daher dünken mich eine neue Abbildung in der Grösse
des Originals und der wiederholte Hinweis auf Stark's Erklärung
wol gerechtfertigt und um so mehr angebracht, als die schöne
Bronze, die cau couvent de Haghios Gonstanlinos dans le district
d'Atalandi (Locride Opontienne)3 gefunden wurde, die erste
Darstellung aus der Niobesage ist, welche — abgesehen von den
Münzen von Orchomenos (vgl. dazu Ber. dSGdW. 1875 S. 208
Anm. 14/') — bis jetzt aus dem eigentlichen Hellas auf uns
gekommen ist.
Erhalten ist von der ursprünglich zweifigurigen Gruppe
des Beliefs nur noch die eine Figur: eine jugendliche Maid, in
Schuhen und langem gegürtetem Chiton, sinkt hintenüber; sie
würde jäh zur Erde fallen, wenn nicht ein Mann oder Jüngling l)
— nur sein kräftiger rechter Arm ist noch vorhanden — sie von
hinten mit seinen Armen auffinge und noch aufrecht zu halten
versuchte. Irgend eine äusserliche Wunde ist nicht sichtbar,
aber dass die Frau eine Beule des langhinstreckenden Todes,
zeigt die völlige Willenlosigkeit ihrer Körperbewegung ; der
Kopf sinkt auf die Brust herab; der Chiton hat sich auf der
rechten Schulter entnestelt und lässt die rechte Brustseite frei;
die Arme fehlen beide von den Schultern an, doch lässt die ur-
sprüngliche Haltung wenigstens des rechten Armes keinen Zwei-
fel zu: er hing über dem umfassenden Arm des hilfreichen
Mannes matt zur Erde herab; was den linken Arm betrifft, so
dünkt mich am wahrscheinlichsten, dass die Frau mit dieser
Hand nach dem Hinterkopf griff, während die Linke des Mannes
am unteren Oberarm neben der Achsel gelegen haben wird.
Für die Deutung dieses sterbenden Mädchens hat Stark mit
sicherem Gefühl und vollem Becht auf die Niobesa</e hingewiesen,
1) Kür eint1 Krau (etwa die Trophos ; vgl. dazu Nauck, Fragm. trag,
p. 652 No. 5 und Stark, Niobe S. 47) ist de* erhaltene Arm zu derb
und stark.
161
aus der sich die Bronze einfach und zwanglos erklärt: eine
Tochter der Niobe , getroffen von dem Geschoss der zürnenden
Gottheit, wird in geschwisterlicher Liebe von einein Bruder auf-
gegriffen und unterstützt. Eine analoge Gruppirung bietet die
statuarische Gruppe dar, welche aus einer vaticanischen Figur
und dem ältesten Sohne in Florenz sich zusammensetzt (Stark
Taf. 14, 5. 6) und die sich im Grossen und Ganzen auf der Re-
liefscheibe Castellani (Ber. 1877 Taf. 1 S. 77 f.) wiederholt;
umgekehrt ist das Verhältniss der Geschwister in der Gruppe,
die auf der Millin'schen Paste (Stark Taf. III, 2; vgl. Ber. 1875
S. 207 Anm. 12) und dem Friesstreifen Campana (Ber. 1877
Taf. V, 1) ') sich findet — da hält die Schwester den sterbenden
Bruder in zärtlicher Umarmung aufrecht. Die Nichlandeulung
des Todespfeiles theilt die Bronze mit allen Niobidendarstel-
lungen griechischer Zeit, unter denen vorläufig nur2) die bei-
den Vasenbilder aus Ruvo (Museo .Tatta No. 424; vgl. Ber. 1875
S. 214 ff.) und aus Orvieto (Mein, dell' Inst. XI, 40 : vgl. Annali
1882 p. 285 f.) eine Ausnahme machen; auf römischen Darstel-
lungen, Bildern wie Sarkophagen, ist dieser Idealismus grie-
chischer Kunst stets beseitigt und sind die tödtlichen Pfeile stets
sichtbar und vorhanden.
Nach Stark ist die Bronze auf der Wand eines Kastens auf-
genietet gewesen, was nicht unwahrscheinlich ist (vgl. dazu
z. B. Gompte rendu 1860 Taf. I; Mon. dell' Inst, IV 23^ Miner-
vini Memorie Tav. 3 u. a. m.), aber doch auch nur als Ver-
mulhung hingestellt werden kann, da eine anderweitige Ver-
wendung immerhin denkbar und möglich wäre.
2.
Das Beliefbruchstück , dessen Zeichnung auf Tafel II folgt,
wurde gelegentlich in Born von dem inzwischen leider verstor-
benen Dr. Adolf Klügmann erworben ; es hat 0,325 in der Höhe
und 0,34 in der Breite , die Erhöhung des Reliefs beträgt bis
gegen vier und einen halben Centimeter. Die Zeichnung ist
nach einer Photographie gemacht , welche von dem Abguss ge-
1) Die 'allererste' Publication findet sich in der Gazette des Beaux-
Arts (1859) I p. 148.
2) Der Pfeil im todtausgestreckten Sohn zu Florenz (Dütschke No.261:
Ber. 1877 S. 82 Anm. 30) ist realistische Zuthal des römischen Copisten.
1S83. 11
162
nommen wurde, den auf meine Bitte hin das Archäologische Mu-
seum der Universität Halle durch Klügmann's bereitwillige Güte
besitzt.
Schon Klügmann (Bull, dell' Inst. 1880 p.34s.) hat darauf
hingewiesen, dass die Figur des Bruchstückes — jetzt auch be-
schrieben bei Matz-Duhn, Ant.Bildw. in Rom 111 No. 4074
eine Wiederholung des bogenschiessendcn Apollon ist, der auf
der Niobidenscheibe Castellani (Ber. 1877 Tal'. 1) sieh findet:
beide gehen ebenso auf ein Original zurück, wie die Artemis
derselben Reliefscheibe und diejenige des Albanischen Frag-
ments (Ber. 1877 Taf. V 2) auf ein Original zurückweisen. Und
zwar weisen beide Götter, wie der Niobidendiscus in London
zeigt, auf ein und dasselbe Originalwerk zurück, welches eine
lange streifenartige Composition bildete, in der Mille die Niobi-
den — vgl. das ehemalige Relief Campana — enthallend, an den
Ecken hier Artemis, dort Apollon die verderblichen Pfeile ab-
sendend; ebenso stehen z. B. diev Gottheiten auf dem einen Sar-
kophagtypus, der durch das Münchener und das Valicanische
Exemplar vertreten wird (Stark S. 179, A und //), und wahr-
scheinlich auch auf dem Friesstreifen aus Aricia (Ber. 1877
Taf. IV 2) an den Ecken und schiessen die zwischen ihnen angst-
voll hin und her eilende Beute zusammen.
Die Arbeit des Bruchstückes ist nur sehr massig, decora-
tive späte Arbeit , und das erklärt die allzulangen Anne, die
rohen Füsse, den starren Gesichtsausdruck. Ob der Marmor-
streifen, zu dem der Apollon gehörte, eine Friesverzierung bil-
dete, ist nicht mehr zu entscheiden, doch sehr wahrscheinlich;
ebenso gut aber kann er z. B. zum Schmuck irgend einer
Schranke gedient haben. Duhn a. a. 0. macht auf die Be-
deckung der Schamtheile durch den zwischen den Beinen herab-
fallenden Mantel aufmerksam, die er als Verdächtig prüde3 be-
zeichnet — wie mich dünkt ohne Grund, da die Verhüllung der
Scham auch hier ganz absichtslos und zufällig ist1). Das eine
Ende des Mantels, welcher, bevor der Gott niedergekniet, shaw I-
artig über den beiden Annen lag, ist in Folge der schnellen Be-
wegung vom rechten Arm herab- und über das rechte Bein hin-
geglitten , ein Motiv, welches ähnlich auch bei der zu diesem
Apollon gehörigen Artemis wiederkehrt; ganz dasselbe Gewand-
1) Vgl. dazu Wieselcr, Gott. gel. Anz. 187(5. Stück 47. S. US'J ff.
163
motiv aber, auch mit Verhüllung der Scham, zeigt — um nur
auf zunächst Liegendes hinzuweisen — die Artemis auf dem
Niobidenfriesslreifen aus dem Tempelbezirk der Diana Neino-
rensis zu Aricia (Ber. 1 S77 Taf. IV 2), die im Uebrigen völlig
gewandlos dargestellt ist. Absichtslose Verhüllung der Ge-
schlechtstheile findet sich bei Niobidendarstellungen auch sonst
öfter: man vergleiche z. B. Stark Tafel 4 (die Niobide bei der
Trophos und denNiobiden, den sein Bruder noch aufrecht hält) ;
Tafel 8, G; Tafel 19 (die Niobide beim Pädagogen und die
Schwester dicht neben ihr); u. a. m.
Ueber die Zeit des dem hier veröffentlichten Apollon zu
Grunde liegenden Originalwerk aber verweise ich auf meine
Auseinandersetzung in diesen Berichten 1877 S. 90 f., an der
ich nichts zu ändern habe.
3.
In demselben pompejanischen Hause, in welchem am
3. Februar 187 2 die bemalte Marmorplatte mit den Gruppen der
Niobe und der Trophos zusammen mit je einem erliegenden
Mädchen ausgegraben wurde1), fand sich am 24. Juli desselben
Jahres ein zweites Niobidenbild, dessen Abbildung durch Ueber-
lassung einer von H. Discanno gemachten Zeichnung von Seiten
des Archäologischen Instituts auf Tafel III erfolgen kann. Vgl.
Fiorelli2), Scavi di Pomp. 186 1/1 872 p. 136 No. 337; Mau,
Bull.dell'Insl. 1873 p.206ss.; Wilamowitz-Möllendorf, ebd. 1874
p.52ss.; Sogliano, Pomp, e la reg. sotterranea II p.165 No.505;
Urlichs Hölzernes Pferd (14. Progr. des Wagner sehen Kunst-
inst.) S. 4 No. 4.
Ueber die Darstellung im Allgemeinen — die Abbildung
Überhebt mich einer Beschreibung — konnte und kann kein
Zweifel herrschen ; über die Einzelheilen dagegen gehen die
bisherigen Erklärer auseinander, indem sie merkwürdigerweise
das Nächstliegende und Einfachste bei Seite schieben, um
alexandrinisch-gelehrt zu irren. Einig sind sie und mit Becht
\) Abgeb. Giornale degli Sc. di Pomp. NS. II 9; zur Literatur, die
in den 13er. dSGdW. 1875 S. 208, 14, d zusammengestellt ist, füge man
Sogliano, Pomp, e la reg. sott. II p. 165 No. 504.
2) Dessen Erwähnung bez. Besprechung der Bilder in der Descr.
di Pompeji 1873 p. 307 vermag ich hier nicht einzusehen.
11 *
104
in der Deutung der Gottheiten , die vorhanden sind : oben in
der Ecke rechts vom Beschauer fand sich Apollon, von dem nur
noch das nackte linke Bein erhalten; bogenschiessend haben. wir
uns den Gott auf der Höhe der Berggegend1), von der er Pfeile
herabsendet, etwa in derselben Stellung , nur im Gegensinne,
zu denken wie den Herakles auf der Gigantenvase von Milo
(Mon. grecs I no. 4. 1875, 1 = Conze, Vorlegebl. VIII 7). Unten
in der Mitte des Bildes sitzen zwei Localgötter, ein bärtiger Gott
mit Füllhorn und Bohrstengel (keinem Palmenzweige !) und eine
Frau, die gleichfalls einen Rohrstengel in der Beeilten hält: nach
Wilamowitz Kithäron und Gargaphia , nach Urlichs richtiger
Ismenos und Dirke, wodurch der waldige und bergige Schau-
platz, der Kithäron , in künstlerischer Freiheit näher an Theben
gerückt wird. Ferner charakterisirt den Schauplatz als Jagd-
revier der kleine luftic;e Säulenbau, der die Mitte der Bildfläche
einnimmt und in dem die Statue eines geweihstolzen Hirsches
aufgestellt ist; um dies Tempelchen herum finden sich allerlei
Anathemata , so verschiedentliche Tänien , ein Thyrsosslab , ein
Pinax, eine mit Binde umwundene Steintafel (etwa eine Belief-
tafelf oder noch ein Pinax), zuletzt die Statue eines bocks-
beinigen Pan, mit Nebris und Lagobolon , in der Stellung eines
avtoGyioitsvcov] an der Basis sauft oder schnüffelt an der Erde
ein Jagdhund. Endlich sondern sich durch Tracht — besonders
durch die grossen Petasoi — und Beschäftigung noch zwei Jagd-
diener ab, welche je mit zwei Speeren bewaffnet sind und im
Hinlergrunde Wild, einen Hirsch und einen Eber, in die gestell-
ten Netze treiben , völlig unbekümmert um den tragischen Vor-
gang, der sich im Vordergrund abspielt.
Bleiben noch elf männliche Figuren, theils zu Pferde flüch-
tend, theils von Pfeilen getroffen und sinkend oder schon ge-
sunken , theils hilfreich und geschäftig bei den Sterbenden zu-
gegen. Wie viele sind davon Niobiden? Mau, Sogliano und
Urlichs halfen nur noch einen für einen Begleiter, den Jüngling
nämlich, der mit einem Speer auf die Localgottheilen zueilt; die
anderen zehn erklären sie für Niobe's Söhne, von deren Zehn-
zahl zuerst Hesiod (Apollod. III 5 , 6) , dann die Lyriker —
Mimnermos Bacchylides und Pindar (Aelian. Var. bist. XII 36;
4) Urlichs erkennt vielmehr eine Wolke, worin ich ihm nicht bei-
stimmen kann.
165
Gell. Noct. att. XX 7) — sangen und sagten. Fiorelli erkannte
in der Gruppe links unten zwei Niobetöehter und in den
Übrigen Figuren neun (dein Alterlhum der Zahl nach un-
bekannte) Niobesöhne : Beides gleich willkührlich und gleich
irrig. Sechs Niobiden dagegen erkannte Wilamowitz und er-
klärte die übriggebliebenen fünf theils für Diener — ausser
dem obigen schon von Mau erkannten sei auch , und das ist
gewiss richtig, der mit dem Pferde Davoneilende ein Diener
— theils für Liebhaber, welche ja bekanntlich Sophokles den
Söhnen beigegeben (fr. 407 Nauck). Wegen der Sechszahl der
Söhne, die zuerst bei Homer auftritt (II. 24, 604), in Verbin-
dung mit dem Kithäron als Schauplatz nimmt Wilamowitz Eupho-
rion , von dem sich das Eine wie das Andere überliefert iindet
(Schob 11. -'4, 602), als Quelle der Bilder an : bei der Abhängig-
keit der pompejanischen Bilder von hellenistischen Quellen ohne
Zweifel möglich. Dennoch aber ist die Zählung der Niobesöhne
falsch — da sieben Bosse vorhanden sind bei elf Menschen,
so müssen wir auch sieben Beiter, d. h. sieben Niobiden an-
nehmen, nach den Begeln griechischer Kunst, welche Söhne
und Brüder, Töchter und Schwestern auch äusserlich als zu-
sammengehörig zu kennzeichnen und gleichzusetzen pflegt, z.B.
durch gleiche Kleidung (wie bei der Florentiner Niobegruppe) l)
oder durch gleiche Beschäftigung wie hier, wo sie alle als Beiler
dargestellt oder doch gedacht werden. Es sitzen zu Pferde noch
fünf Niobiden , drei davon sind von Pfeilen getroffen und Beute
des Todes, zwei suchen noch zu fliehen vor dem Geschoss des
ferntreflenden Gottes; zwei andere, also der sechste und der
siebente, sind sterbend von den Pferden gesunken : der eine liegt
auf dem Gesicht, über ihn beugt sich ein Begleiter, die Bechte
in Trauer und Entsetzen vor das Gesicht haltend, sein Pferd,
das theilweise durch den Fels verdeckt wird, ist gestürzt und
liegt neben ihm ; der siebente Niobide , der allein einen Speer
trägt, ist im Begriff', sich auf der Erde hinzustrecken, sterbend
durch den Pfeil in der Brust (den Fiorelli 1. c. p. 136 und Sog-
liano l. c. p. 167 sowie Mau 1. c. p. 211 bezeugen, während
1) Auch auf dem Bilde tragen wenigstens sechs Niobiden gleich-
massig je eine rothe Chlamys, bei sonst verschiedener Kleidung; der
siebente dagegen — der Reiter links, der zu Apollon um- und aufblickt —
trägt wie zwei Begleiter il chitone verde e la clamide paonazza:
Wilamowitz 1. c. p. 52 s.
1 66
der Zeichner ihn nicht mehr sah oder übersah), während ein
Begleiter hilfreich neben ihm kniet, sein Pferd aber davonjagt,
von einem zweiten Begleiter vergebens aufgehalten und am
Zügel gepackt. So haben wir sieben Reiter und das sind eben
die Niobesöhne, in jener Siebenzahl, welche, zuerst bei Lasos
von Hermione auftauchend (Aelian, Var.hist. XII 36), durch die
drei Tragiker (Schob Kur. Phoen. 159) kanonisch wurde und
in spätere]* Zeit die Landläufigste Zahl war1). Ihr folgte auch
der Maler des pompejanischen Bildes oder seine Vorlage , wie
ihr auch der Castellani'sche Marmordiscus (Ber.1877 Taf. 1) und
die gemalten Dreifüsse in Pompeji (Heibig, Wandgem. No. 1154),
endlich die beiden Sarkophagreihen folgen, die wir bisher nach-
zuweisen im Stande sind (Stark, Taf. 4 und 19)2). Die Zugabe
von Begleitern oder Dienern kann bei Königssöhnen nicht auf-
fallen ; dass nur vier (ausser den zwei behüteten Jagddienern)
hinzugethan, ist wol nur Willkür und Laune. An 'Erasten' zu
denken, wie Wilamowitz thut, im Hinblick auf Sophokles und
auf die Hilfe und Theilnahme, welche Einige von ihnen auf dem
Bilde den Niobiden beweisen, dünkt mich unnöthig und irrig
— dass die Begleiter theilnahmsvoll und traurig sind bei der
schrecklichen Begebenheit und dem plötzlichen Untergange der
Jünglinge , bedarf keiner tieferen Begründung und ist doch
eigentlich selbstverständlich — olxtqa /«p tcc dvGTvyrf\ ßqoTolg
Ortaoi, ymv dwQcciog wv xvQ'fjl Der weinende Diener kann mit
Solon sagen: cöV «wo de tovto daxQwo , ort ovdhv avvno*.
Für dienende Begleiter, nicht für cKrastenJ, passt auch besser,
dass der eine sich um das flüchtige Pferd kümmert, ein anderer
statt dem hinter ihm vom Ross sinkenden Königssohn zu halten,
vielmehr ralhlos davoneilt, auf die Localgottheiten zu, als ob die
helfen sollten.
Das neue pompejanische Bild bietet also sieben Niobesöhne,
welche zu Pferde auf dem waldigen wildreichen Kithäron der
Jagd oblagen, als plötzlich Apollon's Pfeile sie unentrinnbar er-
reichen; begleitet sind sie von Dienern und Genossen, sechs an
Zahl; den Mittelpunkt des Gemäldes bildet ein kleines Heilig—
Ihum (der Jagdgöttin Artemis), zu dessen Füssen Ismenos und
1) Vgl. die Gitate bei Stark S. 34 ff.
2) Vgl. dazu Michaelis, Anc. Marbl. in Gr. Britain p. 294 (Denton
Hall).
167
Dirke, Theben's hochberühmte Gewässer, sitzen und t heil—
uiiLinslos oder doch ohne regen Antheil dein Strafgericht des
I. ctoiden zuschauen. Lud welcher Quelle folgt der Maler oder
die Vorlage, welche er zur Gomposition der Niobidendarstel-
lung wählte? So weit wir nach den erhaltenen schriftlichen
Ueberlieferungen zu urtheilen vermögen, folgt der Künstler
keiner bestimmten literarischen Ueberlieferuug , keiner be-
stimmten Dichtung oder bestimmten Wendung, sondern ergiebt
den Niederschlag wieder, wie er sieh im Volke die Niobesage
betreffend gesetzt hatte, die landläufige Wendung, die gang
und sebi&e Erzählung, wie dieselbe im Volk alleemein verbreitet
war : daher die gewöhnliche Siebenzahl der Söhne, der Theben
benachbarte Kithäron als Schauplatz, die Jagd als Beschäftigung
der Königskinder, die ebenso wie auf der zweiten Sarkophag-
composition (Stark, Tafel 19 und S. 187 ff.) beritten erscheinen,
endlich die Diener und Begleiter, wie sie Königskindern ge-
ziemen.
Erliegen die Söhne der Niobe, fern von den Aeltern und
dem Königshause, bei den Freuden der Jagd, so sterben die
Mädchen bei der Mutter »evt itcyaQOioiv«: eine Wendung der
Laue, deren allgemeine Verbreitung ihre Aufnahme in die
Uebungs- und Schulzwecken dienenden Handbücher des Apollo-
doros (Bibl. III 5 . 6, 3) und des Hygin (Fab. 9) zu beweisen
scheint. Auch der Besitzer des ausgedehnten Hauses, indem
sich das eben beschriebene Niobidenbild findet, hat dieserSagen-
wendung gehuldigt, indem er in einem anderen Zimmer1) ein
Bild einsetzen liess , das den Untergang der Töchter im Königs-
schloss [hti vrjg ohtiag — in regia; darstellt: jene leicht colo-
rirle Marmorplatte, welche schon oben S. 163 Anm. 1 erwähnt
wurde. Theilen sich auf dem hier veröffentlichten Bilde gleich-
mässie Landschaftliches und Fiuürliches , so bietet die Marmor-
platte im Wesentlichen nur Figürliches und ist ein vollendetes
Beispiel der cMegalographia3 oder modern ausgedrückt der Histo-
rienmalerei'. Wenn — worauf schon Gädechens aufmerksam
gemacht hat — die Gruppe des Trophos mit der Tochter sich
genau auf der ersten Sarkophagreihe wiederholt (vgl. Stark,
Taf. IV oder Visconti PCI. IV 17), so weisen Stellung und Grup-
1) Vgl. dazu Fiorelli Scavi 1861 al 1872. Tav. X Reg. VII. Insula XV.
Dornus i. Stanza c und ,".
168
pirung der Niobe mit der Tochter auf eine unverkennbare Aelm-
lichkeit mit der Gruppe des Pädagogen und der jüngsten Tochter
auf der Marmorscheibe Castellani (ßer. 1877 Taf. \) , so dass
die gemeinschaftliche freie Benutzung einer Vorlage, die Ab-
hängigkeil beider Gruppirungen von einem Original meines Er-
achtens nicht zu leugnen ist — wie Scheidemünze liefen in
römischer Zeit berühmte Vorlegeblätter griechischer Kunst von
Werkstatt zu Werkstatt und wurden bald genauer, bald freier
von den Kleinkünstlern verwendet und wiederholt, ein un-
erschöpfliches Erbe, dessen Zinsen noch uns zustatten kommen.
Herr Leskien übergab eine Arbeit des Herrn Prof. Dr. K.
Brugmann Zur Syntaxder indogermanischen Sprachen, besonders
des Griechischen.
1. Altintl. purä und griech. nägog mit dem
Indicativ des Präsens.
Der Indicativ des Präsensstammes in den indogermanischen
Sprachen bezeichnet nicht nur die Gegenwart des Sprechenden,
sondern wird auch von Vorgängen gebraucht, die vom Stand-
punkt des Redenden aus als vergangen (praesens historicum)
oder als zukünftig erscheinen (Thuk. 6 , 91 ei avvr\ /; 7iö/.t<
/.i<f Ü-i^oeiai. tyetat vau rt 7taaa Sr/.ekia v.a.1 ev&vg /.cd Ira-
Xia . sowie auch von solchen, die als allen Zeiten angehörig
hingestellt werden (#329 oint agerä x«z« sgya). Man hat
alle diese Gebrauchsweisen des Präsens als urindogermanisch
anzusehen. Dass der Gebrauch des Präsens für die Gegenwart
des Sprechenden der älteste und die andern Anwendungsweisen
aus ihm hervoreeeaneen seien, ist eine unbegründete Annahme.
Die Form des Indic. Präs. hat nichts an sich, was direct auf die
Gegenwart des Redenden hinwiese. Diese zu bezeichnen war
also auch nicht von Reginn an ausschliesslich und wesentlich
die Function des Präsens , sondern dieses war von Anfang in
Rezug auf die Zeitstufe ganz ungebunden und jene andern Ge-
brauchsweisen des Präsens zeigen noch diese uralte Ungebun-
denheit.
Das sogenannte praesens historicum beruht nicht darauf,
dass der Sprechende bei besonders lebhafter Erzählung das ver-
gangene Ereigniss in die Zeit, in der er spricht, rückt, sondern
eher umgekehrt : er tritt aus dem Rahmen der Zeit ganz heraus,
drängt über dem Interesse an dem Ereignisse selbst die Vor-
stellung des zwischen dem Vorgang und der Erzählung des Vor-
170
ganges besiehenden Zeitverhältnisses zurück und versetzt sich in
Gedanken in die Zeit, als das Ereigniss sich eben abspielte, so-
dass er dasselbe wie in einem Drama oder wie auf einem Bilde
vor sich sieht. Das praesens historicum beruht also auf dem zeit-
lich schrankenlosen Gebrauch dieses Tempus1, und es erklärt
sich daraus die Thalsache , dass das praesens historicum in den
meisten Sprachen auch dann gebraucht wird, wenn keine be-
sondere Lebhaftigkeit des Ausdruckes angestrebt wird. Erst
kunstmassige Handhabung der Sprache bediente sich dieses
Präsens als eines willkommenen rhetorischen Mittels zur Her-
vorhebung und zur Belebung der Darstellung. Vgl. Kohlmann,
Ueber das Verhällniss der Tempora des lateinischen Verbums
zu denen des griechischen, Eisleben 1881, S. 36 und Mahlow,
Kuhn's Zeitschr. XXVI 599.
Analog ist der Gebrauch des Indic. des Präsens für das Futur
zu erklären. Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden. Auf der
einen Seite stehen die Beispiele wie Thuk. 6, 91 ei avrrj i] itölig
Xrjm&rjOeTcu , h%ETat xcd r) iräoa 2ixella, Eurip. Andr. 381
wg, rjv ■d'ccvflg öv , Ttotlg od3 h/.(psvyEi {iÖqov. gov d1 ou &e-
lovorjg Kard-avEiv, rovds yitevio. Hier ist nicht, wie die ge-
wöhnliche Auffassung meint, die Zukunft mit Lebhaftigkeit anti-
cipiert, sondern es ist in irgend einer Weise ein Zeitpunkt der
Zukunft festgestellt (d hrj(p3>r]ü£Tai; r]v &avjt]g), an dem, d. h.
mit dem gleichzeitig, die durch das Präsens ausgedrückte Hand-
lung vor sich geht; der Indic. Fut. würde diese Vorstellung der
Gleichzeitigkeit nicht so deutlich hervortreten lassen, als es das
Präsens thut, dessen Bezug auf eine, vom Standpunkt des Bc-
denden aus betrachtet, zukünftige Zeit durch den Zusammen-
hang hinreichend klar gestellt ist. Auf der andern Seite steht
der Gebrauch des Präsens im Orakel, wie Herod. VII 140 ovre
ti . . . lelrterai, alV aiötjla iteXst. x«r« yaq [iiv eqeL-
ixei nvq ts Aal o|t/g '^Qrjg. Die Phantasie versetzt sich hier,
ohne auf das Verhältniss der Zeitstufe Bücksicht zu nehmen, in
die Anschauung des künftigen , das sich vor ihrem Blicke ab-
spielt, nicht aber zieht der Redende die Handlung in seine Gegen-
wart herüber. Vgl. Kohlmann und Mahlow a. a. 0.
Es sei nun hier noch auf eine besondere Uebereinstimmung
zwischen dem Griechischen und dem Indischen hingewiesen,
die nicht zufällig zu sein scheint und das hohe Alter des zeit-
losen Gebrauches des Präsens bestätigt. Im Griechischen ver-
171
bindet sich rcaqog c vordem, früher1 öfter mit dem Präsens, wo
man statt dieses Tempus das Imperfectuni erwarten konnte, so-
dass rtäqog, wie Kohlmann (De verbi Graeci temporibus 1873
p. 30 und in der oben citierten Programmabhandlung S.35) sagt,
gleichsam das Augment ersetzt und mit dem Präsens zusammen
einem Imperfectuni gleichsteht. Z. B.
i 448 v.qil a; ,un\ ii (.wi Code dia GTteog EGGVO \.ii\kiüv
vGxaxog; ovxt .t äqog ye XeXeiixf.ievog eqzeai. olcov,
c früher gingst du nicht1.
^"386 t'vitti. (-)in tavv7tE7tXE txavetg >]iit:reoor Sio
alöoh) xe cpikrj n ; ,/ dqog ye utr ov n 'J-a fii'Ceig,
cfrüher besuchtest du nicht1.
M347 lüde yäq eßqiaav Jv/Ävir ayoi, oi xb a üqo^ 7teq
CC(Xü'il'± tsXs&ovgi xcctcc xqaxeqag vG(.uvag,
cdie auch früher ungestüm zu sein pflegten*.
J 264 aXV oqoev AüXe/iöi'd3 . olog näqog ev%eai elvai.
in der Art, wie du früher zu sein dich (gewöhnlich) rühmtest3.
Andere Stellen bei Krüger, Griech. Sprach!. 11 § 53, 1,1, Küh-
ner, Ausf. Gramm. II2 1 1 7 und Ebeling, Lex. Hom. u. Ttaqog. Der
lndicativ des Präsens steht hier in derselben Weise ohne die
Nebenbedeutung der Zeitstufe wie die andern Formen des
Präsensstammes, vgl. z. B.
x 253 vvv luv dt] uoi, g~elve, 7taqog Tteq siov eXestvog,
Iv (leyäqoiGiv eiioioi q>ikog x eoi] aldolog xe,
und der lndicativ des Präsens unterscheidet sich vom Imperfect
nur insofern, als letzteres die Zeit der Handlung ausdrücklich
zum Bedenden in Beziehung setzt, wie in N 228, wo Imperfect
und Präsens dicht neben einander stehen :
aXXä Qoav, xa« yaq xb Ttccqog uevedrjwg fjG&a,
6 tqvveig de /.cd äXXov, ofri iie&ieyxu 'idrjai'.
xw vv i.iijx} a7t6Xrjye xeleve xe cptüxl e-/.c<ui<ü.
Diesem jtäqog mit dem Indic. Präs. entspricht im Indischen
pura mit demselben Tempus. Bgv.VII 56, 23 bhüri cakra ma-
rutah pitryäny ukthani yä vah gasyänte purä cit 'Viele von
den Vätern herrührende Preislieder habt ihr, Maruts, bewahr-
heitet, die man schon früher von euch sang3, VII 88, 5 kfoä
172
tyani nau sakhyä babhüvuh säcävahe yäd avrkdm purä cit
cWo ist diese unsere Freundschaft hingekommen, da wir (doch
früher ohne Feindschaft mit einander gingen (verkehrten) f .
Mit sma: I 169, 5 te shu no marüto mrlayantu ye smä purä gä-
tüyäntwa devTih c Diese Maruts sollen uns gnädig sein, die
ja, die göttlichen, schon früher zu fördern bereit waren 5, VI
65, 4 ida hi vo vidhate rätnam ästidä viräya dägüsha ushäsah j
ida vipräya järate yäd ukthä ni shmä mävate vahathä purä
cit cJetzt ist Freude für den vorhanden, der euch dient, jetzt
für den spendenden Helden, o Morgen röthen, jetzt fürdenBrah-
manen, wenn er Preislieder singt; auch früher schon führtet ihr
einem, wie ich bin, (Freude) zu5, VIII 7, 21 nahi shma yäd
dha vah pura stömebhir vrktabaiitishuh | gärdhän rtäsya jin-
vatha c(Trinkt ihr) nicht dort, wo ihr auch früher schon, ihr
mit Opferstreu ausgerüstete , für eure Lobgesänge begeistertet
des Opfers Starke?5, X 86, 10 samfioträm sma pura näri sä-
um narn väva gachati cAuch früher kam die Frau zum gemein-
samen Opfer oder zur Festversammlung'. Vgl. Pet. Wort. s.v. purä,
ßenfey, Gramm, f. Anf. S. 85, Whitney, Ind. Gramm. §778.
Man hat diese Präsentia des Griechischen und Indischen so
zu verdeutlichen gesucht , dass man /rccQog und purä statt mit
'früher3, cehedem3 mit c von jeher5, cvon früher her5 übersetzte,
eine Wiedergabe des Adverbium , die auch uns Deutschen er-
möglicht das Präsens zu setzen. Indessen passt eine solche
öebersetzung, wie man sieht, nicht für alle Fälle, und sie ver-
hüllt den Ursprung dieser syntaktischen Verbindung mehr als
sie ihn aufhellt; denn dass diese durch eine Art Breviloquenz
entstanden sei, etwa Jtctqog taxqrjElg rsle&ovai aus Ttäqog 'Ca-
XQrjEig hele&or xai vvv rele&ovoi, wird niemand glauben.
Dass bei Homer das Präsens als praesens historicum sonst nicht
im Gebrauch ist, spricht nicht gegen unsere Auffassung. Das
Fehlen dieses Präsens bei Homer ist in der Natur des epischen
Stiles der Griechen begründet, der ein Heraustreten des Er-
zählers aus dem Rahmen der Zeit nicht zulässt. Durch das Hin-
zutreten des TtccQog ist dem Präsens sein Charakter als zeitloses
Tempus genommen , das an sich zeitlose Tempus ist durch 7tä-
qog ins richtige Zeitverhältniss zum Sprechenden gebracht; und
so war diese altererbte feste Verbindung auch da anwendbar,
wo man sonst zur Darstellung vergangener Ereignisse durch das
historische Präsens nicht neigte.
173
Die Formen purä und rtÜQog entsprechen einander nur in
der Wurzel , jenes ist Instrumentalis, dieses Genetiv-Ablativ.
Ilc'cQog ist im Arischen durch aind. puräs, abaktr. parö ver-
treten ; die gemeinsame Grundform ist *ppr-6s nach bekannten
Lautvertretungsgeselzen. Dieses Adverb hat im Griechischen öfter
die temporale, seltener die räumliche Bedeutung, im Arischen
umgekehrt; vgl. die Lexica und Hübschmann, Zur Casusl.321 f.
Der Instrum. purä, dem im Altbaktrischen parä entspricht
(Hübschmann a. a. 0. S. 320 f.), scheint in den europäischen
Sprachen nicht vorzukommen, dagegen bietet das Germanische
den zugehörigen Locativ in dem ahd.furi- cvor3: furi-burt u.s.w.
(Joh. Schmidt, Kuhn's Zeitschr. XXVI 30 f.). Welche von den
verschiedenen Casusformen es war, die sich in proethnischer
Zeit in temporalem Sinn mit dem Präsens verband, ist nicht
mit Sicherheit zu ermitteln, wahrscheinlich die Genetivform.
vielleicht sowol diese als auch die Instrumental form.
Mit dem Gebrauch von purä mit Indic.Präs. scheint das im
Sinne der Vergangenheit stehende Präsens mit sma engstens zu-
sammenzuhängen. Diese Verbindung kommt zuerst in den brah-
uiana vor. und nach Delbrück (Altind. Tempusl. 129) hier nicht
so, dass damit ein einmaliges vergangenes Ereigniss bezeichnet
wird, sondern das, was sich gewohnheitsmässig zutrug. Es ist
wol nicht ohne Bedeutung, dass unter den oben angeführten ve-
dischen Beispielen mit purä diesem Adverbium in vier Fällen
sma zugefügt ist. Es scheint die häufiger gebrauchte Verbin-
dung der beiden Adverbien mit der Zeit auch sma für sich al-
lein befähigt zu haben den Sinn von purä sma anzudeuten, in
ähnlicher Weise wie im Französischen pas, point, plus die Ver-
bindungen ne-pas , ne-point , ne-plus zu vertreten im Stande
sind. Um so eher war diess möglich, da das Präsens im Indi-
schen auch ohne zugefügte Zeiladverbia immer als praesens
historicum (Delbrück, Altind. Tempusl. 89, Whitney § 777) ge-
braucht werden konnte. Zusammenhang mit dem praesens hi-
storicum nimmt auch Whitney § 778 an.
2. Die sogenannte relative Zeitstufe.
Die cZeitstufe\ d. h. das dreifache zeitliche Verhältniss
der Handlung zum Sprechenden — Gegenwart , Vergangenheit
und Zukunft — , stellt sich einerseits dar als eine directe Be-
174 -
Ziehung der Zeit des Vorganges zu der Zeit des Sprechenden,
wie in Scribebam, (»der andrerseits als eine indirecte, indem
der Sprechende die Zeit der Handlung zunächst durch die einer
andern Handlung bestimmt sein liisst, wie z. B. Gic. Tusc. V
34, 97 Darius negavit unquam se bibissc iueundius. Nunquam
videlicet sitiens bi [berat (Vorvergangenheit). In diesem letz-
teren Falle spricht man von c relativer Zeit J oder 'relativer Zeit-
stufe3, Ausdrücke, die nicht sehr glücklich gewählt sind, die
ich aber in Ermangelung einer wesentlich besseren Bezeichnung
beibehalten will.
Sehen wir ab von periphrastischer Bezeichnung der rela-
tiven Zeitstufe , wie lat. locutus erat, dicturus erat, prius di-
xit, prius dieam , nhd. hatte gesagt , werde- gesagt haben , sagte
vorher, und halten uns an die einfachen Verbalformen mit
solcher Bedeutung, so ist hier zunächst zu scheiden zwischen
den Formen des verbum finitum und denen des verbum inlini-
lum. Bei den letzteren, so weit sie überhaupt mit der Zeilstufe
zu thun haben, ist die Zeit der Handlung vom Sprechenden,
streng genommen , nie direct auf die Zeit seines Sprechens be-
zogen , sondern nach der Zeit einer andern Verbalform bemes-
sen, von der das verbum infinitum abhängt, wie in %uvt ei-
TtovTEQ ayc7jf.iev 'nachdem wir gesagt hatten3, ijdrj hii Tatra
ivoQsvaofiaL toöovtov avxhv eQtorn'jdag 'nachdem ich gefragt
haben werde3. Hoch liegt hier die Bedeutung der relativen Zeit-
stufe nie in der Form des verbum infinitum an und für sich , es
gibt z. B. kein Particip, das an und für sich Ausdruck der Vor-
vergangenheit sein könnte, sondern die Bedeutung der relativen
Zeit kommt erst dadurch zu Stande, dass das Verbalnomen durch
eine andere , die übergeordnete Verbalform , ergänzt wird , an
deren Zeitstufe es partieipiert. Es ist also nur der Wortzusam-
menhang, durch den die relative Zeit zum Ausdruck gelangt.
Anders ist es beim verbum finitum. Hier gibt es einfache
Formen, die schon durch sich allein relative Zeitstufe ausdrücken,
doch nur im Lateinischen , und zwar das plusquamperfectum
und futurum exaetum, tutuderam tutudero, dixeram dixero.
Es ist eine für die Geschichte der idg. Tempuslehre wich-
tige Frage, ob diese Function dieser lateinischen Tempora alt-
ererbt oder neuerworben ist.
Meiner Ansicht nach ist letzteres der Fall. Das Perfecl steht
der Zeilstufe nach von Haus aus überall auf gleicher Linie mit
175
«lein Präsens, und es liegt kein Grund vor, schon der idg. Ur-
sprache den Gebrauch des Perfects zuzuschreiben, nach dem es
vergangene Handlungen constatierl oder erzählt (perfectum hislo-
ricuin). Im Griechischen tritt diese letztere Function nicht vor
dem alexandrinischen Zeitaller auf, und die Annahme ist un-
wahrscheinlich, das Griechische habe sie in vorhistorischer Zeit
gehabt, dann aufgegeben und späterhin von neuem entwickelt.
Wenn im Arischen, Lateinischen, Keltischen und Germanischen,
in welchen Sprachen allen das Perfect noch in urindogermani-
scher Weise als perfectum praesens erscheint, daneben von An-
fang der historischen Ueber lieferung die präteritale Bedeutung
vorliegt, so folgt daraus nicht, dass diese bereits in uridg. Zeit
vorhanden war (vgl. Verf. inTechmer's Internationaler Zeitschrift
für allgemeine Sprachwissenschaft I 248 f. 255 f.). Im Lateini-
schen liegt die alte, der Zeitstufe nach präsentische Function
des Perfectum noch vor in memini, novi, consuevi u. a., und die
zu diesen Formen gehörigen cPlusquamperfectaJ mernineram, n<>-
veram , consu&oeram sind ebenso wie die griech. cPlusquampcr-
feeta3 sfiefivrjfirjv, lyvtoy.eiv, eitöö-tiv der Zeitstufe nach einfache
Prälerila. Nun wurde der Indic. Perf. auch zur Erzählung von
\ ergangenem gebraucht, eine Neuerung, mit der im Lateinischen
die Einverleibung des sigmatischen Aorists (dixi) in das Per-
fectsyslem offenbar im engsten Zusammenhange steht, und die
natürliche Folge von diesem Process war, dass die Prälerita
des Perfects, die Formen auf -eram, nunmehr die Vergangen-
heit in der Vergangenheit bezeichneten. Entsprechend musste
der Conjunctiv der dem Perfectsystem angegliederten s-Aoriste.
der in fulurischem Sinne gebraucht wurde (dass diess die Her-
kunft von videro [dixero] ist, ist Morph. Unters. III 28 IL nach-
gewiesen), die Bedeutung derVergangenheit in der Zukunft an-
nehmen.
Ich würde es nicht für nötig gehalten haben , auf diese,
wie nur scheint, einfach liegenden Verhältnisse hinzuweisen,
wenn nicht neuerdings G. MahlowT in seinem Aufsatze über die
idg. Tempora (Kuhn 's Zeitschr. XXVI 570 ff.), der reich an Hy-
pothesen der kühnsten Art ist, eine ganze Anzahl Tempora mit
relativer Zeilbedeutung bereits der idg. Ursprache vindiciert und
dabei auch lat. dixeram und dixero mit der Bedeutung chatle
gesagt' und 'werde gesagt haben3 für urindogermanisch erklärt
hätte.
176
Mahlow construiert ein uridg. Verbalsystem, in dem neben
einander nicht weniger als 10 der Form und der Bedeutung
nach verschiedene Indieative stehen, s. die Uebersicht S. 597.
Näher darauf einzugehen, wie Mahlow zu beweisen oder wahr-
scheinlich zu machen sucht, dass die Ursprache im Gegensatz zu
allen Einzelsprachen eine solche Fülle von Tempora besass, ist
hier nicht der Ort. Es handelt sich für uns nur um die Formen
mit relativer Zeitbedeutung. Von diesen ist nach meinem Dafür-
halten keine einzige von Mahlow als urindogermanisch erwiesen.
S. 584 wird ein uridg. cPlusquamaorist3 construiert, der die
Vergangenheit einer momentanen Handlung in der Vergangen-
heit ausgedrückt habe. Er sei repräsentiert durch aind. äyäs-
-isham, gr. luccxEO-oaui])', lat. dix-eram. Von diesen Formen
habe nur die letzte die Bedeutung der Vorvergangenheit beibe-
halten. Zur Stütze dieser Aufstellung heisst es zunächst, den
Gebrauch des Aorists im Griechischen für unser deutsches Plus-
quamperfect werde man , wenn man in der Syntax allein vom
Griechischen ausgehe, geneigt sein, für altertümlich zu halten;
»in der That ist es aber ein entschiedener Mangel, dass dem
Griechischen ein Tempus fehlt, das die Vergangenheit einer
momentanen Handlung in der Vergangenheit ausdrückt«. Was
diese Gegenüberstellung besagen soll, möge ein Anderer er-
raten, mir ist sie unverständlich. Jedenfalls steht das Grie-
chische mit seinem Aorist im Sinne der Vorvergangenheit nicht
allein, sondern ebenso gebraucht auch der Slave den Aorist,
z. B. serbisch / kad svrki Isus price ove, otide odande Kai
lysvero 6te STslsoev 6 'i^aovg rag Traqaßokag ravtag, /<£T-
fJQ&H Exeld-ev (Matth. 13, 53), und weiter der Inder, z. B.
vrtrdm yäd indra gävasävädhlr ähim ad it süryam divy Uro-
hayo dr<;A 'Als du, Indra, mit Kraft den Drachen geschlagen
hattest, da liessest du die Sonne zum Schauen an den Him-
mel steigen3 (rgv. 1 51, 4), wie der Inder auch, in Ueberein-
stimmung mit dem Griechen, das Imperfect im Sinne des Plus-
quamperfects setzt, z. B. yär cid vrtrö mahinä parydtish-
that täsäm ähih patsutah$tr babhüva c Welche [nemlich: die
Wasser] eben Vitra mit seiner Grösse umschlossen hatte,
zu deren Flüssen lag der Drache3 (rgv. I 32, 8). Wer also diesen
Gebrauch des Aoristes für alt halten will, der hat jedenfalls ein
Recht dazu, um so mehr, da auch hinter dem Perfect der Römer
in Sätzen wie Lacedaemonü postquam audier unt, legatos
177
iiuserunt oder Ul dixit, abiit der dem Perfectsystem angeglie-
derte s : -Aorist zu stehen scheint, der seine Function den Per-
fect formen mittheilte. Dass es ein entschiedener Mangel sei,
dass dem Griechischen eine einheitliche Tempusform zum Aus-
druck der Vorvergangenheit fehle, ist eine Bemerkung, die für
eine historische Untersuchung der griechischen Tempusverhäll-
nisse ungefähr den gleichen Werl hat, wie wenn jemand z. B. bei
einer Untersuchung der .Numerus-Verhaltnisse des Griechischen
es für einen entschiedeneu Mangel erklären würde, dass dieser
Sprache ein Trialis fehlt. Das Griechische konnte ebenso wie
jede andere Sprache mit dem Aorist und dem Imperfect für den
Vorvergangenheilssinn vollständig auskommen, indem da, wo
nicht der Zusammenhang das Verhältniss der Tempora zu ein-
ander ohne weiteres klar stellte, wie /,. B. in a 5 'Aqvcuog d3
bvofjt 6ff/£ • xh yuq frevo (hatte gegeben) rtotvia firjrijg, durch
Adverbia wie nqiv, .1 (joii-oov oder sonstwie nachgeholfen wer-
den konnte. Mahlow fährt S. 584 fort: »Das Griechische kommt
selbst in Nebensätzen mit dem blossen Aorist aus; doch ist zu
bedenken, dass dabei die temporalen Conjunetionen das Ver-
ständnis erleichtern. Die Ursprache war aber sehr arm an
Conjunetionen , desto reicher an Formen; erst bei Forlentwick-
lung der Sprache übernehmen Conjunetionen und Partikeln viel-
fach die Functionen der Tempora und Modi oder unterstützen
dieselben wenigstens.« Dass die Ursprache sehr arm an Con-
junetionen gewesen sei, wird richtig sein, aber daraus folgt
weder im allgemeinen , dass sie reich an Tempusformen war,
noch im besondern , dass sie eine einheitliche Form zur Be-
zeichnung der Vorvergangenheit hatte. Denn neben den Con-
junetionen standen ja andere Partikeln, Adverbia und sonstige
Ausdrücke zu Gebote, die dazu dienen konnten, in Verbindung
mit einem nicht crelalivenD Tempus couipliciertere Zeitverhält-
nisse zur Darstellung zu bringen. Wie will man nachweisen,
dass die idg. Ursprache nicht genug solcher Ausdrücke gehabt
habe, um auch mit einem minder reichen System von Tempus-
formen auszukommen ?
In Morph. Unters. III 28 ff. ist gezeigt, dass faxo dixo ri-
dero (für * Vidiso) Conjunclive und faxim di.viiu viderim (für
' vidisim) Optative von s-Aoristen sind. Ebenda S. 26 11'. habe
ich lat. uiderunt mit gr. jföea und aind. wvedisham zusammen-
gebracht und weiterhin angenommen, 1) dass dixero dixerim
1883. 12
178
und dixeram Neubildungen zu dixi seien nach der Analogie von
vidi: videro viderim und vidcnun, 2) dass aind. äyäsisham eine
Neubildung des Indischen sei, entstanden durch Umbildung von
äyäsam nach den Aoristen wie ävedisham , 3) dass auch gr.
del&ia, für *Ö€m-aea-ia stehend, auf einer Vermischung des
Typus edei^a mit jjdea eldeirji> für *if€ideoa ^ feiöeoujv beruhe.
Dass ein historischer Zusammenhang zwischen diesen gleich-
artigen Formationen mit doppeltem Aorislcharakter besteht, d. h.
dass die Bildung schon in proethnischer Zeit zu Stande gekom-
men war, ist möglich. Aber ebenso gut ist möglich und mir
wahrscheinlicher, dass jede Sprache die Neubildung selbstän-
dig vollzog. Hinfällig ist Mahlow's Einwand gegen meine An-
nahme, dixeram sei eine lateinische Neubildung. In dem ihm
eigentümlichen Stile bemerkt er gegen jene Erklärung von di-
xeram S. 586: »Es ist eine Kleinigkeit, so etwas zu behaupten,
aber eben so leicht, nachzuweisen, dass diese Annahme nicht
zulässig ist. Wenn sich ursprünglich nur legi legero legerim und
lexi lexo lexim gegenüber gestanden hätten , so müsste nach
legeram *lesßam gebildet sein, nicht lexeram.« Dabei ist eine
Hauptsache ganz übersehen. Während videro und viderim syn-
taktisch dem Perfectsystem einverleibt sind , sind dixo und di-
xim syntaktisch Aoriste, keine Perfecta. Es fehlte zu dem mit
vidi temporal gleich gewordenen dixi ein perfectischer Con-
junctiv und Optativ ; diese Modi wurden naturgemäss durch
Neubildung nach dem Musler von videro viderim gewonnen.
Und so konnte auch bei der Schöpfung des Präteritum zu dixi
nur die Form videram maassgebend sein. Ein *dixam, wie es
Mahlow postuliert, könnte gar nicht erwartet werden.
Die Bedeutung der Vorvergangenheit hat nur lat. dixeram,
nicht aind. äyäsisham , das die gewöhnliche Aoristbedeutung
zeigt, und diese FunctionsdifTerenz ist jedenfalls der Ansicht
günstiger, dass die beiden Formationen unabhängig von einan-
der entstanden sind als der, dass ein uridg. cPlusquarnaorist3
vorliege. Denn es bleibt unerklärt, wie äyäsisham von der Vor-
vergangenheitsbedeutung zu der einfachen Aoristbedeutung ge-
kommen sein sollte.
Neben dem 'Plusquamaorist3 nimmt Mahlow für die idg.
Grundsprache noch ein Tempus mit der Bedeutung der Vorver-
gangenheit an, das er 'Plusquampraeleritum3 nennt. Es soll re-
präsentiert sein durch ved. äbublwjis , arirecit , gr. fjdea d. i.
179
*(feidtaa . £7i£n<n'&£« d. i. *e7tertov-d-eoci , lat. videram toton-
deram. Die indischen Formen sind ohne Berechtigung heran-
gezogen. Denn neben -is -it kommen im Plusquamperfekt die
Ausgänge mit -s-, 1. Sing, -isham u. s. w. , nicht vor. Es ver-
hält sich also arirecit zu ajagan doch wol wie asii zu äs, d. h.
arirecU ist eine speciell indische Neubildung. Ueberdiess ist
durchaus zweifelhaft , ob -is -it aus Formen mit dem Aorist-
charakter -s- hervorgegangen sind. Ob zwischen den griechi-
schen und lateinischen Formen in dem Sinne ein historischer
Zusammenhang besteht, dass sie schon in proelhnischer Zeit
Formen des Perfectsystems waren , mag hier dahingestellt blei-
ben. Die Bedeutung der Vorvergangenheit hat nur die lateini-
sche Form , und da diese Function dieser Form ebenso wie die
von dixerum ohne Schwierigkeit, wie wir sahen , als eine latei-
nische Neuerung angesehen werden kann, so liegt kein Recht
vor, sie für urindogermanisch zu erklären.
Es erübrigt noch, auf Mahlow s uridg. cAugmentfulura5, in
griechischem Gewand eXeupor, iXi/irjoor, IXeXoiipov , einen
Blick zu werfen. Zunächst sXetifJOV. S. 591 heisst es in Bezug
auf efe§£, ort Xeiipei cer sagte, dass er lassen werde3: »Das Fu-
turum ist ungenau, weil es sich auf die Gegenwart, nicht auf
die Vergangenheit bezieht«. Und in Bezug auf eXs^e , ort XeL-
ipoi: »Der Optativ Fut. war nicht der geeignete Ausdruck für
eine objective Aussage, und gerade bei der Zukunft sind sub-
jective Aussagen sehr selten«. Es wird dann weiter bemerkt,
der Ind. Fut. und der Opt. Fut. vertrete in solchen Sätzen einen
imperfectischen Ausdruck (e(j.sXXb Xsiipew), wie auch sXs^e, ort
XtiTiei und XeiTtoi für älteres eXe^e. ort iXeine stehe. »Es kann
keinem Zweifel unterliegen, dass die Ursprache für dieses Tem-
pus, e^ieXXov eoeofrai , futurus eram , eine eigene einheitliche
Form besass; es war dies das Augmenttempus des Futurstam-
mes, das Augment futuru m , IXtupov, im Indischen alsCon-
dicionalis erhalten.« Ueber jenes eXet,e , ort iXeiTie heisst es
S. 575: »Sehr wichtig aber waren die alten Imperfecta auch
für die Nebensätze; so bedeutele eXegt rt sids cer sagte was ex
erblicke5, iXei-e ort IXeuie fer sagte, dass er lasse5. Diese Ver-
wendung des Imperfecta ist im Griechischen selten geworden ;
es setzt an ihre Stelle entweder im Anschluss an die directe
Bede ungenau den Indic. Praes. eXegs oxi Xützel, oder den Opta -
tiv der indirecten Bede.« Ich weiss nicht, wie es Mahlow wahr-
12*
180
scheinlich machen will, dass ele^s otl keiTtei an die Stelle von
älterem ele§€ ort lleizts getreten sei. Jedenfalls war zu ver-
langen, dass er seine Behauptung irgendwie naher begründe,
und er hat ja gewiss recht schlagende Gründe. So lange er
diese aber noch für sich zu bebalten für gut findet und ich sie
nicht errate, mag mir gestattet sein die bisherige, mit den
Thalsachen der idg. Sprachgeschichte aufs beste harmonierende
Ansicht, der zufolge eks^s ort Xei/tet und sXe^e ort Xelipei (vgl.
lit. sähe, käd türi und säke , käd tures u. s.w.) sich difect an
die älteste Ausdrucksweise 3dXs§e' Isi/rio und eke^e1 Xeitpio an-
schliessen, für die richtige zu hallen. Doch davon abgesehen:
warum 'muss denn die idg. Ursprache für den Begriff dicturus
eram durchaus eine einheitliche Form besessen haben?
Nach einer Antwort auf diese Frage sucht man bei Mahlow ver-
gebens. Es bleibt also nur der indische Condicionalis, auf den
sich ein uridg. Augmentfuturum gründen Hesse. Dieses Tempus
ist ausserordentlich selten — in allen Vedenlexten nach Whitney
§ 941 nur ein Beispiel — und bedeutete ursprünglich und in
der vedischen Stelle sowie gelegentlich auch anderswo, dass
etwas cim Begriff war1 zu geschehen , geschehen 'sollte3: rgv. II
30, 2 yö vrlraya sinam dträbharishyat prd tdm jänitri ridüsha
uväca cwerfen wollte, zu werfen im Begriff war1. Vgl. Whit-
ney, Ind. Gramm. §941. 950 und Ludwig, Comm. zur Rigveda-
Uebers. II S. 63. Diese modale Bedeutung und nicht die rein
temporale (cich werde thun1) ist, wie ich mit Delbrück (Synt.
Forsch. III 8 ff. IV 98 f.) annehme, die ursprüngliche des mit
-sio-, -sie- gebildeten Futurstammes. Ob nun die Form des ind.
Condicionalis aus der Zeil der idg. Urgemeinschaft ererbt oder
ob es eine Neubildung des Indischen ist, kann niemand wissen.
Ist letzteres der Fall , so hat Mahlöw's Behauptung von vorn
herein keinen Boden unter sich. Und im andern Falle war das
idg. Äugmentfuturum3 nicht mehr ein Tempus mit relativer
Zeitbedeutung als z. B. das Imperfect eines Desiderativuni.
Die beiden andern idg. Augmentfulura Mahlöw's, eXtötrjGOV und
eXeXoupov, kommen in keiner einzigen idg. Sprache vor und
können als reine Fielionen auf sich beruhen : nicht einmal die
urindogermanische Existenz der Futura Xunjoco und XsXoixpio
ist von Mahlow (s. S. 593 ff.) mit irgend triftigen Gründen be-
\\ iesen.
Sonach kann ich nicht finden, dass wir ein Recht haben,
181
der idg. Grundsprache eine einheitliche Tempusform mit rela-
tiver Zeitbedeutung zuzuschreiben.
3. Die Präpositionen evi, sv und"*£tg.
Die erste eingehendere Untersuchung des Verhältnisses von
t ig zu iv — C. G. Schmidts Quaestiones grammaticae de praie-
positionibus Graecis , Berlin 1829, p. 7 bis i'-'t — nimmt ihren
Auslauf von einer Verwunderung darüber, dass der Grieche sich
nicht mit dem einen iv zum Ausdrucke des Seins i n etwas und
der Bewegung in etwas hinein begnügte, so wie die Bömer,
die Kelten und die meisten Germanen in beiden Fällen dieselbe
Form der Präposition [in] verwandten , sondern sich zur Be-
zeichnung der Richtung hinein eine besondere Form schuf.
Woher stammt das -g von svg eig '! Die Antwort, die C. G. Schmidt
auf diese Frage gab, wurde bald als unzutreffend erkannt. Aber
so oft auch seitdem dieses Problem in Angriff genommen worden
ist, so kann es doch noch nicht als gelöst gelten. Wir nehmen
die Frage von neuem auf.
Nur ein Theil der griechischen Dialekte hat den Gegensatz
von iv mit dem locativischen Dativ und ivg mit dem Accusativ.
Etwa die Hälfte der Mundarten kennt nur iv und verbindet
dieses mit beiden Casus. Es sind nach Ausweis der Inschriften
folgende :
N o r dt hessal i seh , z . B. Cauer 2 No. 399, \ 0 iv v.iovit.
\\ rede, De origine praepositionis eig et varia apudGraecos scrip-
lura, Münster 1868, p. 24 sq. Meister, Gr. Dial. I 307. Auch
die neueefundene Inschrift von Larisa , Cauer2 No. 409; bietet
Belege, wie 21 iv otä'/.'/.ag. 22 iv rb hoov.
Boot i seh, z. B. Cauer2 No. 302, 9 in TteXroqtoQag.
Wrede, De orig. p. 10 sqq. Beermann, Stud. IX 75. Meisler,
Gr. Dial. I 884: f.
Phthio tisch, z. B. Cauer2 No. 387, 6 iv xbv aTtavta
XQovov. Cauer1 No. 104, 4 iv xuv Evqiotiüv. Die letztere In-
schrift hat neben 13maligem \y mit Accusati\ zweimal eig (25
und 26i , das der Vulgärsprache entlehnt ist. Fick. Bezz. Beitr.
VI 312 f.
Aenianisch, Cauer2 No. 383, 0 ift itav.
Aetolisch, z. B. Cauer2 No. 237. 6 iv AlruiLiuv. In
No. 238 steht iv tovg vouovg Z. 17 neben dialektwidrigem
182
eig rovg vofiovg Z. 15. Wrede, De orig. p. 36. Fick, Bezz.
Beitr.VII 248.
Lokrisch, z. B. Cauer2 No.229, 1 Iv Navjcay.rov. Allen,
Stud. III 274*
Delphisch, z. B. Cauer2 No. 204 , 5 iv övvcxglv. Ein
paar Mal in delph. Inschriften auch die Vulgärform eig. Geyer,
Observationes epigraphicae de praepositionum Graecarum forma
et usu, Altenburg 1880, p. 26.
Phokisch, z. B. Boss, Inscr. Gr. ined. I No. 85 iv av-
roig , Cauer 2 No. 223 B 4 iv rb ieqov. Wrede , De orig.
p. 35 sq.
Für zwei Dialekte der sogenannten nordgriechischen Gruppe
ist iv mit Acc. nicht nachzuweisen. Auf den aka manischen
Inschriften (Fick, Bezz. Beitr. VII 242 ff.) kommt weder iv noch
eig mit Acc. vor. Auf den epirotischen findet sich eig (ig,
ig'?) Karapanos, PI. XXXIII 5,4 (el)gtbv mcav(ra %q6vov), vgl.
Fick, Bezz. Beitr. III 281 und 269. 274, doch kann dieses ent-
lehnt sein, ein sicheres Urtheil ist nicht zu gewinnen.
Me garisch? Viermal ist iv mit Accus, überliefert, sonst
immer eig. Da drei von den vier iv auf Inschriften von Aego-
sthena vorkommen, so ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses
iv mit Acc. ein Böotismus ist, wofür es auch Engelbert Schnei-
der, De dial. Megarica 1882 p. 51. 56, anzusehen geneigt ist.
Eli seh, z. B. Cauer2 No. 264, 8 iv rav idiav. Daniel,
De dial. Flliaca p. 44 und in Bezz. Beitr. VI 255.
Arkadisch. Hier iv, z. B. Cauer2 No. 457, 19 iv ejt'i-
y.qioiv. Gelbke, Stud. II 17. Spitzer, Lautlehre des arkad.
Dial. 14.
Kyprisch. Ebenfalls iv, z. B. Cauer2 No. 472, 27 i-ta-
ti .0 -ne - = i(v) ra(v) d-iov. Deecke-Siegisinund, Stud. VII
239. 255.
Ausserdem begegnet iv mit Acc. öfters bei Pindar, z. B.
Pyth. II 11 iv aQftaza. Peter, De dial. Pindari 68, Wrede, De
orig. 44 sqq. Die Streitfrage, ob Pindar sein iv statt eig dem
böotischen oder dein delphischen Dialekt entnommen habe (Ah-
rens, Verhandl. der 13. Philologenvers. 1852 S. 72 ff., Peter
a. a. O. 5 sq., Hartmann, De dial. Üelphica 26 sq.), kann hier
auf sich beruhen. Dass auch Hesiod iv an Stelle von eig ge-
setzt h;il»e, wie nach Goellling undAhrens auch Wrede, De orig.
p. 44 und Bzach, Fleckeis. Jahrb. Suppl. VIII 462 auf Grund
183
von Theog. 487. 890. 899 irjv iy/.äz&ero vr]dvv annehmen , ist
zu leugnen , da die Lesart zwischen iy/.äxS-ETo und eg/.ccT&£To
schwankt und letzteres die grössere Gewähr hat ; sieh Flach,
Das dialektische Digamma des Hesiodos S. 71 , Die beiden äl-
testen Handschriften desHesiod S. 1 1 und seine Anmerkungen in
der 3. Aufl. der Goettling'schen Ausgabe.
Hatten nun die Dialekte, welche kv auch mit dem Accusativ
verbinden, dafür ehemals ebenfalls sig [kvg, kg) gebraucht und
dieses im Laufe der Zeit aufseueben, oder haben sie diese Prä-
position nie besessen? Diese Frage wurde von Ahrens (Dial.
II 107) , A. Kuhn (Ztschr. f. vergl. Sprachf. IX 368 Anmerk.),
Wrede (De orig. 4), Glemm (Stud. VIII 16) und G. Meyer (Gr.
Gramm. 34 ihrem ersten Theile nach in dem Sinne bejaht, dass
sie annahmen, das mit dem Accusativ construierte kv sei aus ivg
durch Abfall des -g entstanden. Diese Ansicht ist aber, wie
schon Gelbke, Stud. II 17, richtig bemerkt hat, unhaltbar, weil
ein solcher Abfall von -g ganz gegen die Lautgesetze jener Dia-
lekte wäre und nicht einzusehen ist, warum diese das -g nicht
ebenso wie die andern Dialekte hätten festhalten sollen. Noch
weniger befriedigt die Meinung von Matthiä (Ausf. gr. Gramm.
S. 1339) , C. G. Schmidt (Quaest. gramm. 7 sqq.i und Meister
(Gr. Dial. I 285), die Form ivg sei nicht nur die Grundform
des mit dem Accusativ, sondern auch des mit dem Dativ con-
struierten kv.. Da begreift mau doch ganz und gar nicht, warum
z. B. im Attischen nicht aus *ivg iegco ebenso gut eig leqCo her-
vorging, wie aus *ivg legöv eig leqöv entstand, oder umgekehrt
warum , wenn kv uqu die lautgesetzliche Fortsetzung von *evg
itQ(p war, nicht auch iv leqov gesagt wurde. Will man mit den
Lautgesetzen der griechischen Sprache nicht willkürlich um-
springen '), so bleibt nichts anderes übrig als mit Pott, Et.
Forsch. I2 323 anzunehmen, dass sovvol iv m\l dem Dativ (Loca-
tiv) als auch Iv mit dem Accusativ unmittelbar dem lat. m, dem
air. i[n) und dem gerat, in entspricht, und dass kvg eine Special-
bildung des Griechischen zur Bezeichnung der Bewegung i n
etwas hinein ist , die nur in einem Theile der Dialekte die
Herrschaft über das alte iv mit dem Accusativ gewann. Ausser-
\) Dass (fiqofiev aus *cp£Qou£Vi , dass uelCof aus *{aei£ovs, und
dass «y.utor aus *«*fitavg oder ^ity.^.ovi hervorgegangen sei , sind anti-
quierte Ansichten , die heute keiner besondern Widerlegung mehr be-
dürfen.
184
halb des griechischen Sprachgebietes ist von einer Form cns
neben en nichts zu spüren. Die Vermutung von Curtius
(Grundz.5 289), lat. s-uper und s-ub seien aus * ens-uper und
*ens-ub entstanden, ist ein Gedanke, auf den Curtius selber, wie
es scheint, nicht viel gibt und der in lautlicher Beziehung nicht
zu rechtfertigen ist ; anders und einleuchtender beurtheilt das
s- von s-uper , s-ub neuerdings Osthoff, Morph. Unt. IV 150.
265 f.
Es fragt sich, ob in den Dialekten, die eig gebrauchen, noch
Spuren davon vorhanden sind , dass auch sie einst ev bei der
Bewegung hinein setzten. L. Silberstein in seinem Aufsatz
»Ueber die Präpositionen ev, eig , in in etc.« Jahn's Jahrb.
Suppl. XV 229. 232 führt Verbindungen wie %.[i ßaiveiv dg
vavv, eig jto%<xf.töv im Ionisch-Attischen neben eig ßaiveiv eig
v., eig it., eväyeiv eig neben eigäyetv eig als Beweis dafür an,
dass die Richtungsbedeulung von Iv allgemeingriechisch sei.
Aber auf diese Ausdrücke ist nichts zu geben. ^E(.tßaiveiv eig
vavv ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Mischconstruction,
entstanden durch eine Verquickung von ef.ißaiveiv v)]i (d 656
tote (f eßrj vrjl) mit ßaiveiv eig vavv oder eigßaiveiv eig vavv.
Eine Anzahl vonVerba der Bewegung, ßaiveiv ixiiiTetv ßak'keiv
ti&evai u. ähnl. , verbinden sich nemlich von alten Zeiten her
mit dem sogenannten Localiv des Zieles, der in diesem Falle den
Ort bezeichnet, wo etwas eintrifft, z. B. E 82 fteiQ ueöuo 7teoe
»liel auf die Erde«, eigentlich »fiel auf der Erde auf«, und für
diesen Locativ tritt naturgemäss ev mit Loc, nicht eig mit Accus.,
ein, z. B. 0 624 cog oxe Ki)f.ia d-ofj evi vrfi neü>]üi, und sonach
ist auch Tivi in e^iitimeiv tlvi , ev&Qiöaxeiv xiv'i, e^ißaiveiv
xivi u. s.w. alter Locativ. Vgl. Holzman, Ztschr. f. Völkerpsych.
X 193 ff. Da nun bei solchen Verba von alter Zeit her, mit einer
nur geringen Bedeutungsnuance, neben dem Loc. und dem Loc.
mit ev auch der Accusativ des Zieles oder eig mit diesem Accu-
sativ stehen konnte — es ist etwa derselbe Unterschied wie
zwischen unserem sich auf eine?' Bank setzen und sieh auf eine
Bank setzen — , so lag es nahe, die beiden Ausdrucksweisen zu
verbinden1), und so entstand hfxßaiveiv eig, e^nthiTeiv eig u.s.w .
1) Vgl. andere Ausgleichungs- Conslruction.cn wie tov ßovlöfisvov
Bvdaiuova eivat amwQoövvrjv öiiaxiiov , wo tov ßovho/TEvov für im ßov-
Xo/iti'iji eingetreten ist nach der Analogie von tov ßov'Aofivvov dei A'imxuv.
Vgl. Verl'. Jen. Lit. -Ztg. 1879 S.322, Ziemer, Junggramm. Streifzüge 58 ff.
185
Tn beweisend sind auch die Conslructionen wie iußareveiv ;iu-
/.d': vr\Gov. eu/rareir ueha&qov, ereZead-ca GTtyog. Denn hier
liegt nicht ßairetr er xi u. s. \v. zu Grunde, sondern der Accu-
sativ ist lediglich dadurch bedingt, dass das Compositum trans-
itive Bedeutung bekommen hatte. Man ersieht diess am deut-
lichsten daraus, dass If-ißareveip auch mildem Genetiv verbun-
den wird. Vgl. Kühner, Ausf. Gramm. II2 257. 297. Es scheint
demnach, dass in den eig- Dialekten Spuren des alteren iv im
Sinne von hinein nicht mehr vorhanden sind.
Ehe wir unsere Ansicht über den Ursprung des -g von Irg
darlegen , sind nun noch die verschiedenen Formen dieser Prä-
position in rein lautlicher Beziehung ins Auge zu fassen.
Die älteste Form, auf die alle andern zurückgehen, ist ohne
Zweifel erg. das von den Grammatikern als kretisch und argi-
visch bezeugt ist (Aureus, Dial. II 385 sq., Kleemann, De uni-
versa Creticae dialecti indole 33 sq., Wrede, De orig. 4 sq.).
Aus evg entstand durch die sogenannte cErsatzdehnungD eig. wie
eig (unus) aus ^evg\ das ei von eig war bei den Ioniern, Alti-
kern und Doriern Monophthong (geschlossenes e), bei den Les-
biern echterDiphthong. Für die sogen, 'strengdorischen^ Mund-
arten erwartet man als Gegenstück zu eig die Form rjg, diese ist
aber bis jetzt mit einiger Sicherheit nur für den Dialekt der
epizephyrischen Lokrer nachgewiesen, s. Wrede, De orig. 26 sq.
Dass auch gg auf evg beruhe, wird allgemein angenommen,
doch ist die eigentümliche Verkürzung bis jetzt noch nicht er-
klärt. Man hat zunächst zu berücksichtigen, dass fast überall eg
und die vollere Form neben einander im Gebrauche waren.
Namentlich auf Grund vonWrede's fleissieen Sammlungen iS. 10
bis 79) ergibt sich hinsichtlich dieses Nebeneinander folgendes:
\ . Bei den Lesbiern häufiger eig als eg. Vgl. Meister, Gr.
Dial. I 193.
2. Auf den lakonischen und herakleischen Inschriften nur
Ig. Für die epizephyrischen Lokrer ist durch Grammatikerüber-
lieferung -rjg bezeugt. Im Kretischen nach den Grammatikern
erg. auf den Inschriften eg und daneben auch eig, doch letzleres
nur auf solchen, deren Dialekt nicht rein ist, wieCauer2 No.119,
\\ . *Eg ist auch herrschend auf den Inschriften von Kos, Thera,
Kyrene , Anaphe und Alaisa , dagegen eig und eg gleichoft auf
denjenigen \on Ashpalaia, häufiger eig als eg auf denjenigen
von Bhodos, Kalynina , Argolis, Korkyra, Syrakus, Byzanz, eig
186
alleinherrschend auf den Inschriften von Megara und auf der In-
schrift vonAndania. Die dorischen Schriftsteller, soweit sie Lo-
caldialekte vertreten und die Ueberlieferung zuverlässig ist, be-
stätigen im allgemeinen die durch die Inschriften zu gewinnen-
den Resultate.
3. Bei Homer stehen eig und eg neben einander. In den
Composita ist vor Consonanten immer Ig geschrieben ausser
eigßairto. Bei Herodot eg ausschliesslich, bei den andern ion.
Prosaikern vorwiegend. Die ion. Inschriften zeigen bis etwa
350 v. Chr. eg als herrschende Form , von der Zeit Alexanders
an überwiegt eig (vgl. Erman , Stud. V 283). Auf den vor-
euklidischen Inschriften des Attischen steht nach Cauer, Stud.
VIII 230 überall E2 (Ig oder eigl) ausser an zwei Stellen, wo
EIS geschrieben ist. In der Zeit nach Euklid herrscht eig vor.
Wecklein, Curae epigraph. 58 sqq., Geyer, Observ. 19. Bei
den Tragikern vor Vocalen sig und eg, vor Consonanten schreibt
Dindorf constant ig. Aristophanes hat vor Vocalen , wie es
scheint, nur eig gebraucht, vor Consonanten schwankt die Schrei-
bung, indess scheint in ein paar formelhaften Verbindungen wie
Ig xoQaxag die kürzere Form vor Consonanten fest zu sein.
Thukydides hat meistens Ig, dagegen bevorzugen die andern
Prosaiker der classischen Zeit wie Xenophon , Plato und die
Redner eig.
4. Nichts für unsere Frage anzufangen ist mit dem pam-
phylischen ig Cauer1 No. 75. 76. Sollte dafür mit Siegismund,
Stud. IX 95 eig zu lesen sein , so würde man diess wol für die
Vulgärform zu halten haben. Vgl. G. Meyer, Gr. Gramm. 34,
Bezzenberser in seinen Beitr. V 334.
Ich denke, angesichts der Thatsache, dass eg bei Homer
schon ganz geläufig und sig noch in den spätesten Phasen des
Ionisch-Attischen anzutreffen ist , wird niemand eg in irgend
einem Dialekt in dem Sinne für eine Weiterentwicklung der
daneben stehenden volleren Formen evg rjg eig halten wollen,
wie z.B. ereleaa eine solche von ereXeooa, ri&tjGt eine solche
von rl&i]Ti ist. Bildet sich eine Form lautlich weiter, so können
zwar die ältere und die jüngere, die aus jener entstandene Form
eine Zeit lang neben einander hergehen , aber die ältere stirbt
dann abgesehen von ganz besonderen Verhältnissen , wie
/.. B. bei unser m heiland neben hauend — aus und die jüngere
wird die allein herrschende, und so ist undenkbar, dass im Io-
187
nisch-Attischen eg aus dem in der Literatur daneben liegenden
eig hervorgegangen sei. Die Formen stehen vielmehr in schwe-
sterlichem Verhältnisse zu einander, und zwar sind in den ver-
schiedenen Dialekten evg , eig (eis), rjg , eig (es mit geschlosse-
nem e) die Formen, die lautgesetzlich standen, wenn das folgende
Wort vocalisch anhob; dagegen ging aus hg überall ebenso laut-
gesetzlich eg hervor, wenn Explosivlaute und Spiranten folg-
ten; also lautgesetzlich war z. B. im Attischen eig avrovg, aber
eg zovrovg. *Eg r. aus evg t., wie '/.eaxög aus * y.evorög zu /.ev-
retü, avavaaig aus *avvaraaig, lesb. ogacoitio aus * ovö/mtitw
u. ähnl., worüber Stud. IV 77 gehandelt ist. Aber diese Func-
tionsdifferenz zwischen eg und evg , rjg , eig wurde nicht einge-
halten. Die eine Form drängte sich oft an die Stelle der andern,
und bald wurde die eine, bald die andere — je nach der Mode
— überhaupt bevorzugt1 }. Jedoch in egxe ■, dessen Entstehung
aus *evg re durch das lokr. delph. evre sicher gestellt ist, wurde
eg, weil die Präposition »isoliert« war, nie durch das hier laut-
gesetzwidrige eig ersetzt , und wenn in der im attischen Volks-
mund gewiss sehr alten Wendung eg xogccxag2) — danach
euphemistisch eg [ia/.uQiav und lg oXßiav gebildet — ebenfalls
immer nur eg gesprochen wurde (Wrede, De orig. 53 sq.), so
mag das denselben Grund haben3).
Hiernach ergibt sich, dass die Form eoio neben ellaio =
*evoü) ebenso auf Analogiebildung, auf Anlehnung an eg, beruht,
4) Es ist das ein Vorgang, der allenthalben im Sprachleben Ana-
logien hat. S. Paul, Principien der Sprachgeschichte 100 ff. Besonders
nahe liegend ist der Vergleich mit dem Nebeneinander von Iv und kv
im Arkadischen, wenn Spitzer, Lautl. des arkad. Dial. 14 mit seiner Ver-
mutung Recht hat, dass vor Consonanten iv, vor Vocalen kv die laut-
gesetzliche Form gewesen sei [iv noXtfiot xai £v iqavcci Le Bas No. 340c)
und dass dann beide Formen promiscue vor jedem beliebigen Anlaut ge-
braucht worden seien. Vgl. auch G. Meyer, Gr. Gramm. S. 34, wo zu
den Belegen für iv noch die Hesychische Glosse ia/e^öi' f£»jv hinzuzu-
fügen ist, die entweder in ioxEQtö (C. G. Schmidt, Quaest. gramm. 41)
oder in io%EQüi (Lobeck, Fathol. elem. I 74) zu emendieren ist.
-2) Vgl. auch axoqaxi^ut.
3) Ebenso wie h sind wol auch die dor. Accusative Plur. wie xög,
&e6±, tc'.;, xaXccg (Morsbach, Stud. X 4 ff. G. Meyer 302) zu erklären. Die
Kürzung war auch hier ursprünglich allgemeingriechisch, wurde aber in
den meisten Dialecten wieder beseitigt. Sie mag vorzugsweise bei dem
Artikel (vor consonantischem Anlaute) üblich gewesen sein, da hier der
Wortanschluss ein besonders enger war. Also z. B. %bg naldus , aber
rbv? [Xovg etc.) ccvdqag.
188
wie eg avröv eine analogische Neubildung statt eig ccittov ist.
Die Form eaoj ist bereits homerisch, sie findet sich aber in der
lliasnur in ß> V. 155. 184. 199.
Ist es nun erlaubt, das als die älteste Form der Präposition
auf historischem Sprachboden erwiesene Ivg mit Renner (Stud.
I 1, 174), Allen (Stud. III 274), Merzdorf (Sprachwissensch. Ab-
handlungen aus Curtius' grainm. Ges. 35) , Rzach (Fleckeis.
Jahrb. Suppl. VIII 402). Vanicek (Griech. -Jat. etym.Wtb. I 29)
und andern als eine Weiterbildung von evi evi anzusehen und
ein ursprüngliches * evtg zu construiren ? Diese Auffassung stützt
sich auf die oft, z. B. von Christ (Grundz. der gr. Lautl. 39) und
Curtius (Ueber die Trag weile der Lautges. 22) geäusserte Mei-
nung, ev sei aus evi evi verkürzt. Diess ist aber durch nichts
wahrscheinlich zu machen. Auf evi gehen nur ebv und elvi zu-
rück , und zwar ist die Form eiv, die bei Homer und Hesiod
bloss vorVocalen vorkommt, zunächst aus * evi entstanden, * sv%
ayoqfi, gleichwie wceiq — * viceqi dem aind. updry vorVocalen
entspricht. Die Form elvi aber, die bei Homer fünfmal begeg-
net, ist eine Mischbildung aus ivi und eiv. Vgl. Osthoff, Morph.
Unters. IV 382. Dagegen ist kein Lautgesetz vorhanden, nach
dem aus Ivi auch ev hergeleitet werden dürfte. Denn die an-
gebliche »entschiedenste Neigung der griechischen Sprache zur
Abwerfung eines schliessenden i« (Curtius a. a. 0.) existiert
nicht, vielmehr sind die Beispiele, die man für diese Erschei-
nung anzuführen pflegt, alle anders aufzufassen1). "Evi (ivi)
und ev sind Schwesterformen, die schon in proethnischen Zeiten
neben einander standen : evi entspricht dem aind. dnl-ka-, ni-
ni- (A. Weber, Ind. Stud. II 406, Curtius, Grundz.5 309 f., .loh.
Schmidt, Kuhn's Ztschr. XXVI 24, Osthoff, Morph. Unters. IV
222 ff.), ev dagegen dem ital. en in (Bücheier, Lex. IIa I. p.VIH),
dem air.akynir. /(/?), dem germ.m und dem apreuss.en, lit.m»,
welche zugleich das Verbleiben in etwas und die Bewegung
hinein bedeuten und für welche Abfall eines -/ anzunehmen
1) Lieber X6yoi<; : koyoiai sieh Osthoff, Morph. Unlers. II 52 IT.,
Thurneysen, Kulms Zeitschr. XXVII 177, über .7iQo?: nyoii u. dergl. Ost-
hon", Morph. Unlers. IV 382 f., Spitzer, Lautl. des arkad. Dial. 58 f., über
cJo?: dö&i Verl. Morph. Unters. III 3, G. Meyer, Gr. Gramm. 429, Thurn-
eysen, Kuhn's Ztschr. WVII 173, über dor. cpiqopss : aind. bhärämasi
und li&ris: aind. dddhäsi Verf. Morph. Unlers. I 151 II'. 173 ff., G. Meyer,
Gr. Gramm. 351 ff.
189
kein Grund ist. Dass en-i eine Locativform sei, ist oft angenom-
men worden und dünkt auch mich wahrscheinlich1.
Hat also Iv schon von alter Zeit her neben evi IvL gestan-
den , so liegt kein Anlass vor, für svg ein altes * svig zu con-
struieren, und diese angebliche Grundform verliert vollends allen
Halt, wenn man bedenkt, dass die Vocalausstossung, die man so
für Ivg voraussetzt, einen im Griechischen unerhörten Lautwan-
del darstellen würde.
Keiner besondern Widerlegung bedarf nach dem gesagten
die im vorhergehenden noch nicht berücksichtigte Annahme
Autenrieth's. eig sei aus * eivig * shvg hervorgegangen (Terminus
in quem p. 25).
Ueber den Ursprung des Sibilanten von tvg bestehen zwei
Ansichten.
Bopp (Vergl. Gramm. II 3 189), Pott (Et. Forsch. II1 313,
1 2 321) , Benfey (Gr. Wurzellex. II 48. 232), Wrede (De orig. 5),
Cleniin '(Stitcl. VIII 15 f.). Grassmann (Kuhns Ztschr. XXIII 570)
und andere identificieren das -g mit der Endung -ot in /tnae,
u/.'/.oot, l/.eiae u. a. Hiernach würde sich gut erklären, warum
cVs' sich nur mit dem Aceusaliv der Richtung, nicht mit dem
Locativ verbindet, und man könnte mit Rücksicht auf die innere
Sprachform die Parallele ziehen ev : evg = engl, in : into. Aber
der anzunehmende Altfall des -« von *evoe ist unerklärlich, und
eben dieses Umstandes wegen hat diese Etymologie nichts über-
zeugendes.
Verbreiteter ist jetzt, wie es scheint, die, ich weiss nicht
von wem zuerst aufgebrachte Ansicht, das -g von tvg sei der-
selbe Laut, den e§ «*/>, lat. ex abs eis. air. ess- u. a. am Ende
aufweisen. S. z. B. Curtius, Grundz.5 309. Hier fragt sich
aber: wie kommt sv dazu, dieses -g nur dann anzunehmen,
wenn von einer Bewegung in etwas hinein, nicht auch dann,
wenn von einem Sichbefinden in etwas die Rede ist? Auf diese
Frage ist eine Antwort bisher nicht ert heilt worden, und gerade
das Unvermögen, eine befriedigende Antwort zu finden, ist für
einige Forscher, z. B. für Clennn, der Grund gewesen, sich der
Aulfassung zuzuwenden, ti'g gehe auf * ev-ae zurück.
In der That erscheint die Ansicht, der Schlusslaut von h>g
sei das -s von l|, c'cip, ex, abs leicht ganz widersinnig, wenn
man bedenkt, dass dieses -s doch aller Wahrscheinlichkeit nach
das Ablativ-Genetiv-Suffix von aind. ave-s, lit. ak'e-s ist, wofür
190
es z. B. von Weber, Ind. Stud. II 406, Curtius, Grundz.5 37
and Grassmann, Kuhn's Ztschr. XXIII 570 erklärt wird. In ek-s
und ap-s ist das ablalivische -s gewissermaassen der Exponent
der schon in der zu Grunde liegenden Form enthaltenen Bedeu-
tung der Trennung, doch tritt durch die Ablativform der Begriff
der Lostrennung und Entfernung noch etwas schärfer hervor;
ek verhält sich zu ek-s etwa wie aus zu aus — fort, aus — weg oder
wie schenken zu wegschenken. Dagegen wird durch Zufügung
des -s eine wesentliche BedeulungsmodiHcation bewirkt bei
aind. ni-s (eigentlich 'von innen'), das eine Neubildung des
Arischen zu sein scheint (vgl. Pott, Et. Forsch. I2 321), sowie bei
lat. sus- für * sup-s- in susque deque, suscipio u.s.w. und dem
mit sus- zu verbindenden, den Weiterbildungen vipi, vipog u.a.
zu Grunde liegenden *vitg, deren Bedeutung des Oben, Aufwärts
auf der Bedeutung c von unten3 beruht (Curtius, Grundz.5 290,
Corssen, Aussprache II2 580) •).
Man könnte nun, um diese Identifizierung des l; von evg mit
dem von e§ doch aufrecht zu erhalten, vielleicht sich darauf be-
rufen wollen, dass das ablativische -s bei Präpositionen in jün-
geren Zeiten vielfach ohne Zweifel ein bedeutungsloses Element
geworden ist, das auf dem Wege der Formassociation leicht auch
an solche Präpositionen kommen konnte, denen es, hätte es seine
ursprüngliche Bedeutung lebendig erhalten, nicht zugefügt wor-
den wäre. Dass unser -s in dieser Weise wirklich sich ausge-
breitet hat , scheint nicht geleugnet werden zu können : man
vergleiche z. B. apers. patish, abaktr. puilish' , das mit patig,
paiti c gegen' ganz gleichbedeutend ist (Hübschmann , Casusl.
305 ff.). Aber das -g von evg kann ja kein bedeutungsloser
Zuwachs sein , weil sich sonst evg auch mit dem Locativ ver-
bunden hätte.
Dennoch glaube auch ich, dass kvg das -s von f£, ex etc.
enthält: evg ist eine Analogiebildung nach e§, die
in Folge davon zu Stande kam, dass die Vorstel-
lungen c i n -hinein5 und caus-heraus' als Gegen-
sätze im Bewusstsein aufs engste assoeiiert waren.
Diese Neubildung geschah aber zu einer Zeit, als
t) Nach Osthotr, Morph. Unters. IV 264 gehört zu vxpi auch ahulg.
vyso-kü; vyso- für *üp-s-o-. Ganz anders urtheilt über i'4'i Kick, Bezz.
Beitr II 188 lt.
191
das -g von «| seinen ursprünglichen Wert als Ab-
lativzeichen bereits verloren hatte und «£ undfx
ganz gleichbedeutend geworden waren.
Auf logischer Gegensätzlichkeit zweier Begriffe beruhende
Ideenassociationen verkörpern sich oft in der Sprache durch for-
male Neubildung. Es sei gestattet, für diese Art von Analogie-
bildung hier einige Beispiele zusammenzustellen. Auf die mit
'0/ bezeichneten Falle hat bereits Osthoff, Morph. Unters. 11 35
Anmerk. aufmerksam gemacht. Im Altfranzösischen ist Jos =
josum deorsum nach sus = susum sursum zu jus umgestaltet
worden (vgl. Dicz, Vergl. Gramm.5 S. 745, Neumann, Zur Laul-
und Flexionslehre des Altfranz. 41). 0. — Ags. /tider, engl.
thither cdorthin3 vom Pronominalstamm pa-) hat sein /' von hi-
der, hither 'hierhin3 vom Stamme hi-, — Im Altlateinischen steht
neben ultra ids< wie eis neben eüra- (s.Corssen, Krit.Beitr.301 ff.;.
Uls ist nur als Analogiebildung nach eis verständlich. Wäre die
Form von Anfang an auf -4s ausgegangen, so hätte lautgesetzlich
' ul entstehen müssen, wie sol aus *sols u. dgl. (Morph. Unters.
III 9), und eine Grundform *ul-t-s7 die Corssen, Ausspr. II2 157
voraussetzt und die allerdings lautgesetzlich zu uls geworden
wäre (vgl. puls aus *pult-s), ist morphologisch kaum zu recht-
fertigen. Vgl. auch Pott, Kuhn's Ztschr. XXVI 130. »Uls viel-
leicht nach WTeise von eis aus ollus, als Ausnahme«. — Ein
altes Paar bilden im Griechischen avet = abaktr. ana, got. ana
und %äx (xccTTV/iTW , xäßßaXe, v.axTÖv), das dem air. co , cu
entspricht (Windisch, Paul -Braune 's Beitr. IV 227). Die Form
y.ara hat man wol als eine Neubildung des Griechischen nach
andern Präpositionen auf-« anzusehen, und da liegt am nächsten,
avä als die Musterbildung zu betrachten. Vgl. Verf. Morph.
Unters. III 142 f., Spitzer, Lautl. des arkad. Dial. 58 f. Auch
ist wol y.ütcü direct nach avio = abulg. na, lit. nu (vgl. J.
Schmidt, Kuhn's Ztschr. XXVI 29) geschaffen. — Die Umbildung
von o;n-i)-hv \ gl. /.ar-öni-v) zu o/vto&ev scheint durch ngooS-ev
hervorgerufen zu sein . und vermutlich ist auch o/riooto nach
seinem Gegenstück ;cqÖooijü = */iqozuo gebildet. Wenig wahr-
scheinlich ist Joh. Schmidt's Vermutung (Kuhn's Ztschr. XXVI
385), in onioGU) omo-d-sv stecke ein Comparativslamm *mvtg.
— Nach (/./rndtitv, aus Ix 7iodCov entstanden , schuf man ep/to-
dtov. — Im Italienischen ist pria {prius) mit seinem a statt o eine
Neubildung nach pöscia (postea). 0. — Spällateinisch senexter
— 192
statt st nister nach dem Muster von dexter (Schuchardt, Vocalis-
musdes Vulgär!. I 38). 0. — Lat. meridionalis statt meridtalis,
meridianus , nach sept&ntrion-alis von septentrion- (Schuchardt
a. a.O.). O. — Im Altirischen stehen neben einander öser cder
jüngste', sinser cder älteste' , und im Miltelirischen tritt für öser
die Form sösar auf. »Ich weiss hier keine andere Erklärung
des rätselhaften s , als dass man öser dem Gegensatze sinser
anzugleichen beliebte. Etwas ähnliches liegt vor, wenn für
altir. dess südlich (skr. ddkshina-) im Millelirischen less vor-
kommt, offenbar dem Gegensatze tüaid nördlich zu Liebe« (Win-
disch, Kuhn's Ztschr. XXVII 170). — Lat. senecla cGreisenaller5
scheint eine lateinische Neubildung nach juoenta "Jugend3 zu
sein, das mit got. jundu für \juruudd zusammen auf urspr.
*juvn.-ta zurückgeht (Morph. Unters. II 234). — Abulg. dinijq,
cbei Tage5 statt dinimt ist seinem Gegensatz nostijq cbei Nacht5
nachgebildet (Miklosich, Vergl. Gramm. III2 36). Unser Ge-
netiv nachts neben nacht (ahd. tat/es indi nahtes, ags. däges and
nihtes) ist zwar nicht erst durch die Analogie des Geuetivs des
Stammes daga- c Tag5 ins Leben gerufen worden , sondern be-
ruht auf einem schon vorgermanischen Stamm nahta-, er darf
aber hier insofern genannt werden, als derGenet. tages zu seiner
Erhaltung wesentlich mitgewirkt zu haben scheint. — Da
nichts darauf hinweist, dass ein Stamm noctu- cNacht5 neben
nocti- schon in voritalischer Zeit existierte, so dürfte lat. noctü
cbei Nacht5 (hat: noctu, diu nactuqUe, noctu diuque, vgl. Neue
I2 679 f. II 675) durch diu ins Leben gerufen sein, wie auch
der Ausgang von nocturnus offenbar in Bezug steht zu dem von
diurnus. Vgl. Pott, Et. Forsch. I1 96. — In verschiedenen
deutschen Mundarten heut morgend nach Analogie von heul
abend. — Zu dem nach effvccfxsv gebildeten t^ioräiav von aqi-
azcao frühstücken5 wurde von den Attikern auch ein dnÖeinva-
fiw von dtifiviio °zu Abend essen5 gemacht. Vgl. Verf. Kuhn's
Ztschr. XXV 221 f. — Altlat. ninguius im Sinne von nullus ist
Umbildung nach singulus (Baunack, Kuhn's Ztschr. XXV 223,
Mein, de la soc. de lingu. V 21). An eine rein lautliche Ent-
stehung aus ne -f- singulus , wie Pott, Et. Forsch. II2 262 wollte,
ist nicht zu denken •). - - Die air. Partikel du- do- = aind. dus-,
1) Ninguius erinnert an engl, nill in iler Wendung will he nill he
mag er wollen oder nicht'. Auf welchem Wege ist nill aufgekommen?
— 193
gff. övg- sollte, weil sie ursprünglich consonantiscb ausging, nach
den irischen Lautgesetzen keineAspiration nach sich haben. Wenn
diess doch der Fall ist . wie z. B. in do-ckruth turpis von cruth
forma, so erklärt sich diess durch die Analogie der das Gegen-
theil bedeutenden Partikel su- so- = aind. su-. Vgl. Windisch
in Paul-Braune's Beitr. z. Gesch. d. deutsch. Spr. und Lit. IV
231. 0. — Nach Jacobi, Kuhu's Ztschr. XXV 438 11. ist aind.
sukha- cGlück3 eine Abänderung von sukkha- nach dem Muster
von duhkha- 'Unglück'. — Dass die Gomparativformen y.otioowv
und (AeiKwv neben dor. ion. v.Qtöowv und iitCun> keine lautge-
setzlichen Umbildungen von " -/.utr-iiov und ' /uey-ko)' sind, son-
dern ihr ei durch die Formen wie %sLf)ü)v, afitiiHov erhalten
haben, hat Osthoff erkannt (Jen. Lit.-Zeit. 1878 Art. 476 Und
zwar dürfte /.oeiooiov speciell nach seinem Gegenstuck ytiowv
und luiCo))' nach oXel^cov1) gebildet sein. Ob bei der Ver-
kürzung von ijoGtov zu eoatüv im Ionischen das Oppositum /.ota-
owv betheiligl war? Die beiden Comparative aqeicjv und %e-
QeitiW stehen mit ihrem hinter der Wurzelsilbe auftretenden
-iiit»> im Griechischen vereinzeil da. und es ist sehr wahrschein-
lich, dass die eine vou beiden Formen nicht ohne Rücksicht auf
die andere zu Stande gekommen ist. Freilich welche von bei-
den Bildungen die altere ist. möchte schwer zu entscheiden sein.
Vgl. Verf. Kuhns Ztschr. XXIV '■'> I . Mahlow, Die langen Vocale
AEO 46, G. Meyer, Gr. Gramm. 318. — Italien, i/recc aus gra-
tis hat sein c vom Oppositum leve = levis erhalten. Provenza-
lisoh formelhall ni greu nileu. Schuchardt, Voc. d. Vulgärl. I
197. O. — Nicht selten wirken die Gegensätze ich und dn: wir
und ihr formumgestaltend auf einander ein, z. B. ueugr. ecfv
eas nach eyw t/iz, effog nach kfiög Kind, Kuhns Ztschr. XV
143), ilal. tio neben tuo = tuus nach mio = mens (Baunack,
Mein, de la soc. de lingu. V 5), gr. rjfislg statt *rj[i£ig nach
Vfielg (Gurtius, Grund/,/' 690 .
Bei dieser Art von analogischer Umgestaltung ist, was nicht
4) Diese Form, die im Attischen inschriftlich überliefert ist (Cauer,
Stud. MI! 254), ist die echte alte Gestalt des Comparativs. Dem Positiv
kommt Mm Haus aus die Tiefstufe, dem Comparativ die Mittelstufe zu.
Vgl. Job. Schmidt, Kuhn's Zeitschr. XXV \ 56 f. Die Form bXiCutv ist Neu-
bildung oach oXiyos und bXiyiazos), so wie fjo.aau)>' statt ^fit'/ootot' durch
den Positiv fxaxqog hervorgerufen ist vgl. Joh. Schmidt, Kuhn's Ztschr.
XXVI 380).
«8SH. 13
194
übersehen werden darf, nicht nur die Bedeutung der Wolter an
sich wirksam, sondern oft auch der Umstand, dass sie in der
Sprache gern unmittelbar verbunden auftreten, wie Tag und
Nacht, <ii(s und ein. In stehenden Verbindungen macht sich
überhaupt leicht der Trieb, Reime herzustellen, gellend, z. B.
in der Mundart von Bero-Münster sötig ond brötig stall sötig »ml
brüetig siedend heiss und brütend heiss' (Brandstetter, Die
Zischlaute der Mundart von Bero-Münster, Einsiedeln ISN:}, S.7).
Wir kehren zu unserm evg : et; zurück , um die Neubildung
evg noch in anderer Beziehung zu erläutern. Wir nahmen an,
dass der durch das -g von e£ bedingte Bedeutungsunterschied
zwischen ££ und // zu der Zeit, als evg nach l'i gebildet ward1,
schon erloschen war. Aber noch nicht war damals die Formen-
doppelheit lv. : l^ zu der Functionsdifferenz gekommen, dass
;'/. vor Consonanten, eB, vor Vocalen gesetzt wurde. Dass dieser
Gebrauchsunterschied relativ jung ist, ergibt sich am sichersten
daraus, dass wir noch in verschiedenen Dialekten ei; auch vor
Consonanten antreffen. Im Zyprischen, z. B. 38§ßaotw, l£ riM
foiAtot (Deecke in Collitz' Sammlung 1 No. 32. (30, 5); im Ar-
kadischen , z. B. sgdöTfJQsg ; im Böotischen, z. B. sg nor sq)rj~
ßcov; im Thessalischen , z. B. egdofi^v1); lerner bringt Geyer.
Observ. epigr. 20 sq. aus attischen Inschriften ii; ^trjQov und
eg~ ^Prjvelccg und aus Wescher-Foueart's Inscr. de Delphes322,7
l'§ Qafiaveiccg bei; endlich kommt %gq)co(i&g ' hjorui. /.li;rrcu.
^däyicoveg bei Hesych in Betracht, das Gurtius, Sind. III 203,
\ 215 ohne Zweifel richtig als *ydi;a1ü)Qeg (vgl. artocpwQEg) deu-
tet, das aber schwerlich lakonisch war, da das Ethnikon -da-
xcoveg ursprünglich wol zur folgenden Glosse gehörte (s. M.
Schmidts Aninerk.). Die Form evg entstand also zu einer Zeit,
als ;-i" noch ebenso gut vor Consonanten als vor Vocalen ge-
braucht wurde. Sicher gingen erst eine Zeit lang evg und ev
I) Dass dieses lg wirklich aus f'i' hervorgegangen ist, wird durch
das böot. i±y.i, d'ixi'n/, ■-, wo fV für £'£ steht (Meister, Dial I 276), sicherge-
stellt. Lautgesetzlich entstand aber tag ig aus iS nur vor Consonanten,
und /.. H. böot. too-tyoitipit statt e^eyg«g>Bt (vgl. Meister, Dial. 1 285) ist
ebenso eine analogische Neuerung wie homer. tgaxovat stall elgaxovae.
Das böot, egxrj&ixaxog zeigt, wie wenig die Form tg = tS dazu geeignet
ist, Darmsteter's unwahrscheinliche Annahme zu stützen, dass die Grund-
form dieser Präposition ' esk gewesen sei (Mein, de la soc. de lingu. II
307). Die Form As" darf eben nur aus *'i' erklärt werden.
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im Sinne von engl, into neben einander her, und da mit der
Form evg ein bequemes Mittel gegeben war, die Begriffe des
Verbleibens in etwas und der Bewegung in etwas hinein
auch am Adverbium, beziehentlich an der Präposition zu unter-
scheiden, so Hess man lv als Richtungsausdruck ganz lallen.
Wie evg nach e|, so ist auch traut, woraus auio 'dato,
nach ei-Mgebildet. Man beachte, dass aus ' JVi/w eiaa), und
nicht, wie man nach evevva ereiva aus " evevGa erwarten könnte.
*avvoi eivco hervorging. Aus *etensa wurde schon im Urgrie-
chischen *etenza und weiter erevva (lesb. . Die Form * evaw,
die als Gegenstück zu e£fu zunächst tonloses a erhielt, kam also
erst auf zu einer Zeit, als die uridg. Lautgruppe -ns- schon nicht
mehr tonloses s enthielt und die Wirksamkeit des die Abände-
rung dieses Lautes heischenden Lautgesetzes schon erloschen
war. Oder sollte jemand doch die Entstehung von *%vG(ti in die
Zeit hinaufrücken wollen, da noch *etensa gesprochen wurde,
so müsste wenigstens angenommen werden , dass ' i ivato , zu-
nächst die Verschiebung von -ns- zu -nz — nn- u. s. w. bis zu
einem gewissen Grade mit erfahrend, von e£w aus, mit dem es im
Bewusstsein immer enge assoeiiert blieb, sein tonloses a wieder
erhielt, ähnlich wie die a von earrjoa und dedoaac, welche
zunächst dem das intervocalische a betreffenden Lautgesetz ver-
fallen waren, nach eöei§a ETSQifja tteo(a)u u. a. und nach re-
in'im u. a. gleichsam wieder aufgefrischt wurden. Auch so wäre
dann eiaa) eine Analogiebildung nach e£w.
Schliesslich bleibt noch zu erwähnen, dass vielleicht auch
eine Form der Sippe des lv umgekehrt einer Form im Kreis der
Ableitungen von lv. als Musler gedient hat. Das Adverb Ivxög
ist wegen lat. intus für eine vorgriechische Bildung zu halten,
dagegen hat exrog in keiner Schwestersprache ein Analogon,
und wenn es somit wahrscheinlich eine Specialbildung des Grie-
chischen ist, so hat man anzunehmen, dass es nach kvxog
gebildet wurde.
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Druck von Breitlcopf & Härtel in Leip/.ig
Berichte d. K S. Ges. d. Wiss.Fhil. Inst. CL 1883.
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Lith. Ans! v. J.G. Bach, Leipzig.
Berichte d K.S. Ges. d. Wiss.Phil hist. C1.1883.
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Lith. Ans*. v.J. G. Bach, Leipzig.
Berichte d K S des d Wvss Fful hist Cl. 1883
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Lit^.Anst v J G. Bac^. Leipzig.
ClßCULATE AS MONOGRAPH
AS Sachsische Akademie der
182 Wissenschaften, Leipzig.
S214 Philologisch-Historische
Bd. 32-35 Klasse
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handlungen
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