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Full text of "Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zu Leipzig, Philologisch-Historische Klasse"

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Ontario  Council  of  University  Libraries 


http://www.archive.org/details/berichteberdie3235berl 


BERICHTE 

ÜBER  DIE  T*2ky»ef4-& 

VERHANDLUNGEN 


DER  KÖNIGLICH  SÄCHSISCHEN 

GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  LEIPZIG. 


PHILOLOGISCH -HISTORISCHE    CLASSE, 


ZWEIUNDDREISSIGSTER  BAND. 


1SS0. 


MIT  EINER  INSCHRIFTLICHEN  BEIGABE  UND  ACHT  TAFELN. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 


AS 


INHALT. 


Seite 
E.  Schrader,  Zur  babylonisch-assyrischen  Chronologie  des  Alexander 

Polyhistor  und  des  Abydenus.    Mit  einer  inschriftlichen  Beigabe       1 
Anhang:    Fragmente  von  Königsinschriften  aus  der  Zeit  der  Aus- 
gänge der  assyrischen  Geschichte 33 

0 verbeck,  Analekten  zur  Kritik  und  Erklärung  der  Parthenon- 
skulpturen. 2.  Zu  dem  s.  g.  »Theseus«  und  3.  zu  den  s.  g. 
»Thauschwestern«  in  der  östlichen  Giebelgruppe.      Mit  2  Tafeln     4-2 

Konrad  Lange,  Ueber  die  Composition  des  Frieses  von  Phigalia. 

Mit   1   Tafel 56 

V.  Gardt hausen,    Beiträge   zur  griechischen   Palaeographie.      Mit 

4   lithographirten  Tafeln 70 

Fleischer,  Beiträge  zur  arabischen  Sprachkunde.  (Siebente  Fort- 
setzung)   89 

0 verbeck,  Analekten  zur  Kritik  und  Erklärung  der  Parthenon- 
skulpturen. 4.  Zum  Poseidon  im  Westgiebel.  5.  Zu  den  Flügel- 
fragmenten Michaelis,  Parthenon  Taf.  8,  Fig.  10  und  \\.  6.  Ueber 
eine  kolossale  Hand  mit  einem  Fackelfragmente.  7.  Ueber  die 
Frage,  ob  im  Friese  selbständige  Formen  darstellende  Malerei 
über  plastische  Formen  geführt  gewesen  ist  und  unter  welchen 
Umständen  dies  der  Fall  war.     Mit  4   Tafel 161 

Th.  Distel,  Nachtrag  zu  dessen  im  vorigen  Jahrgang  befindlichen 
Abdruck  der  Correspondenz  Leibnizens  mit  dem  Herzog  Moritz 
Wilhelm  von  Sachsen-Zeiz 4  87 

E.  Schrader,  Nachtrag  zu  dem  obigen  Aufsatz  S.  1—41 190 


Protector  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Ehrenmitglieder 


Seine  Excellenz  der  Minister  des  Königlichen  Hauses,  Freiherr 

Johann  Paul  von  Falken  stein. 
Seine  Excellenz  der  Staatsminister  des  Cultus  und  öffentlichen 

Unterrichts,  Herr  Carl  Friedrich  von  Gerber. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Glasse. 

Herr  Geheimer  Hofrath  Heinrich  Leberecht  Fleischer  in  Leipzig, 
Secretär  der  philol.-histor.  Classe. 

- — —  Friedrich  Zarncke  in  Leipzig,  stellvertretender 

Secretär  der  philol.-histor.  Classe. 

- Georg  Curlius  in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Ebers  in  Leipzig. 

-     Adolf  Ebert  in  Leipzig. 

-     Alfred  Fleckeisen  in  Dresden. 

-     Gustav  Hartenstein  in  Jena. 

-  Hofrath  Max  Heinze  in  Leipzig. 

1880. 


II 


Herr  Professor  und  Universitäts-Oberbibliothekar  Christoph  Ludolf 
Ehrenfried  Krehl  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Ludwig  Lange  in  Leipzig. 

-  Professor  August  Leskien  in  Leipzig. 

-  Oberschulrath  Carl  Joachim  Marquardt  in  Gotha. 

-  Professor  Carl  von  Noorden  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johannes  Adolph  Overbeck  in  Leipzig. 

-  Otto  Ribbeck  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath   Wilhelm  Röscher  in  Leipzig. 

-  Professor  Anton  Springer  in  Leipzig. 

-  Johann  Ernst  Otto  Stobbe  in  Leipzig. 

-  ■  Georg  Voigt  in  Leipzig. 

-  Moritz  Voigt  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Professor  Conrad  Bursian  in  München. 

-     Johann  Gustav  Droysen  in  Berlin. 

-     Hermann  Alfred  von  Gutschmid  in  Tübingen. 

-  Geheimer  Justiz-  und  Oberappellationsgerichtsrath  Andreas 

Ludwig  Jacob  Michelsen  in  Schleswig. 

-  Professor  Theodor  Mommsen  in  Berlin. 

-  Geheimer  Regierungsrath  Hermann  Sauppe  in  Göttingen. 

-  Kirchenrath  Eberhard  Schrader  in  Berlin. 

-  Professor  Gustav  Seijffarth  in  New- York. 


Ordentliche  einheimische    Mitglieder    der  mathematisch- 
physischen  Classe. 

Herr    Geheimer   Hofrath    Wilhelm    Gottlieb   Hankel  in    Leipzig, 
Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 
-     Professor   Wilhelm  Scheibner  in  Leipzig,    stellvertretender 
Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 


III 


Herr  Geheimer  Hofrath  Carl  Bruhns  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath  Moritz  Wilhelm  Drobisch  in  Leipzig. 

-  Professor  Gustav  Theodor  Fechner  in  Leipzig. 

-  ■   Wilhelm  His  in  Leipzig. 

-  Johann  August  Ludwig  Wilhelm  Knop   in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Hermann  Kolbe  in  Leipzig. 

-  Professor  Adalbert  Krüger  in  Gotha. 

-  Geheimer  Hofrath  Rudolph  Leuckart  in  Leipzig. 

Carl  Friedrich   Wilhelm  Ludwig  in  Leipzig. 

-  Professor  Adolph  Mayer  in  Leipzig. 

-  Carl  Neumann  in  Leipzig. 

-  Oberbergrath  Ferdinand  Reich  in  Freiberg. 

-  Hofrath  August  Schenk  in  Leipzig. 

-  Gebeimer  Hofrath   Oskar  Schlömilch  in  Dresden. 

-  Hofrath  Gustav   Wiedemann  in  Leipzig. 

-  Professor  Ferdinand   Zirkel  in  Leipzig. 

-  Johann  Carl  Friedrich  Zöllner  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  mathematisch- 
physischen  Classe. 

Herr  Professor  Heinrich  Richard  Baltzer  in  Giessen. 

-  Geheimer   Hofrath  Carl  Gegenbaur   in   Heidelberg. 

-  Staatsrath  Mathias  Jacob  Schieiden  in  Wiesbaden. 

-  Regierungsrath    Samuel   Friedrich   Nathanael   v.  Stein   in 

Prag. 

-  Geheimer  Hofrath   Wilhelm    Weber  in  Göttineen. 


Verzeichniss 

der  bei  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften im  Jahre    1 880   eingegangenen  Schriften. 


Von    gelehrten    Gesellschaften,    Universitäten    und    öffentlichen 
Behörden  herausgegebene  und  periodische  Schriften. 

Abhandlungen  der  Kgl.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin.  Aus  d.  J.  1879. 
Berlin  1880. 

Monatsberichte  der  Kgl.  Preuss.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin.  1879, 
Sept.  —  Dec.  1880,  Jan. — Aug. 

Politische  Correspondenz  Friedrichs  d.  Gr.  Bd.  4.  Berlin  1S80. 
Zur  Geschichte  der  Königl.  Museen  zu  Berlin.    Festschrift  zur  Feier  ihres 
50jährigen  Bestehens  am  3.  Aug.   1880.     Berlin  1880. 

Denkschriften  der  Kaiser!.  Akad.  d.  Wissensch.  Mathem.-naturwiss.  Cl. 
Bd.  41.    Wien  1879. 

Denkschriften  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.  Bd.  30. 
Wien  1880. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.Wiss.  Mathem.-naturwiss.  Cl.  Bd.  79 
(1879),  Abth.  I,  Heft  1—5.  Abth.  II,  Heft  4.  5.  Bd.  80  (18791,  Abth. 
I,  Heft  1—5.  Abth.  II,  Heft  1—5.  Abth.  III,  Heft  1—5.  Bd.  81  (1880), 
Abth.  II,    Heft  1—3.  Abth.  III,  Heft  1—3.    Wien  1879.  80. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.  Bd.  94 
(1879),  Heftt.  2.  Bd.  95  (1879),  Heft  1—4.  Bd  96  (1880),  Heft  1 . 
Wien  1879.  80. 

Anzeiger  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Wien.  Math.-phys.  Cl.  Jahrg. 
1879,  No.  27.    Jahrg.  1880,  No.  3—28. 

Archiv  für  Österreich.  Geschichte.  Herausg.  v.  der  zur  Pflege  Vaterland. 
Geschichte  aufgestellten  Commission  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch. 
Bd.  59,  1.  u.  2.  Hälfte.    Bd.  60,  1.  Hälfte.    Wien  1880. 

Fontes  rerum  Austriacarum.  Oesterreich.  Geschichlsquellen ,  herausg.  von 
der  histor.  Commission  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Abth.  II. 
Diplomata  et  Acta.  Bd.  42.    Wien  1879. 

Verhandlungen  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrgang  1879, 
No.  14  —  17.    Jahrg.  1880,  No.  2—10. 


Jahrbuch  d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1879.  Bd.  XXIX, 
No.  4.    Wien   1 879.     Jahrg.    1880.   Bd.  XXX,  No.  1—3.  Wien  1880. 

Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien.  1879.  Bd.  22 
(N.  F.  Bd.  12j.    Wien  1879. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch- botanischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Jahrg".  1879  (Bd.  29] .    Wien  1880. 

Sitzungsberichte  der  königl.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
"in  Prag.    Jahrg.   1 879.   Prag  1880. 

Astronomische,  magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  an  der 
k.  k.  Sternwarte  zu  Prag  im  J.  1879.  Jahrg.  40.  Hrsg.  von  C.  H  o  rn  - 
stein.    Prag  1880. 

Siebzehnter  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in 
Böhmen.    Für  das  Vereinsjahr  1878  —  79.     Prag  1879. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 
Jahrg.  16,  No.  3.  4.  Jahrg.  17,  No.  1—4.  Jahrg.  18,  Xo.  1.  2. 
Prag  1877—79. 

Die  Chronik  der  Stadt  Elbogen  (1471—1504),  bearb.  von  L.  Schlesinger. 
Prag  1879. 

Lotos.  Jahrbuch  für  Naturwissenschaften.  Herausg.  vom  naturhistori- 
schen Vereine  »Lotos«  in  Prag.  N.  F.  Bd.  I  der  ganzen  Reihe 
'    29.  Bd.).     Prag  1880. 

Mittheilungen  des  histor.  Vereines  für  Steiermark.    Heft  28.    Graz  1880. 

Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen.  Herausgeg.  vom 
histor.  Vereine  für  Steiermark.   Jahrg.  17.    Graz  1880. 

Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Feier  der  vor  700  Jahren  stattgefundenen 
Erhebung  der  Steiermark  zum  Herzogthume.  Herausg.  vom  Aus- 
schusse des  histor.  Vereins  für  Steiermark.     Graz  1880. 

Lrkundenbuch  des  Herzogthums  Steiermark.  Bearb.  von  J.  v.  Zahn. 
Herausg.  vom  histor.  Verein  für  Steiermark.  Bd.  II.  1192—1246. 
Graz  1879. 

Berichte  des  naturwiss.-medicin.  Vereines  in  Innsbruck.  Jahrg.  9  (1878). 

Innsbruck  1879. 
Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  u.  Vorarlberg.   3.  Folge.    Heft  23. 

Innsbruck  1879. 
Viestnik  Hrvatskoga  arkeologickoga  Druztva.  Godina2,  Br.  1 — 4.  U  Zagrebu 

1880. 

Izvjesce  Hrvatskoga  arkeologickoga  Druztva  za  godina  1879. 

Erdelyi  Muzeum.  Az  Erd.  Muzeum  egylet  tört.  szakosztälyänak  közlönye. 
Szerkesti  FinälyHenr.  Evfolyam  7  (1880),  sz."  1—3.  6 —  1  0 . 
Kolozsvär  1880. 

Abhandlungen  der  philosoph.-philolog.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wis- 
sensch.  Bd.  15  (in  d.  Reihe  d.  Denkschriften  Bd.  LH) ,  Abth.  2. 
München  1880. 

Abhandlungen  der  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  Bd.  15 
(in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  Bd.  LIV)*  Abth.  1.  2.  München  1880. 

Abhandlungen  d.  mathemat.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wis- 
sensch. Bd.  13  in  der  Reihe  der  Denkschriften  Bd.  XL VIII). 
München   1  SSO. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  zuMünchen.  Jahrg.  1879,  Bd.  2,  Heft  1 — 3!  Jahrg.  1880. 
Heft  1—3.    München  1879.  80" 


VI      

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.Wiss. 
zu  München.  Jahrg.  1879,  Heft  3.  4.  Jahrg.  4  88G,  Heft  4  —  4. 
München  4  879.   80. 

Zittel,  Karl  A.,  Ueber  den  geolog.  Bau  der  libyschen  Wüste.  Festrede 
gehalten  in  der  öffentl.  Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch. 
zur  Feier  ihres  4  24.  Stiftungslages  (28.  März)  am  20.  März  4  880. 
München  4  880. 

Druffel,  Aug.  v.,  Ignatius  von  Loyola  an  der  römischen  Curie.  Fest- 
rede zur  Vorfeier  des  Allerh.  Geburts-  u.  Namensfestes  S.  M.  Lud- 
wig II.  Königs  von  Bayern  gehalten  in  der  öffentl.  Sitzung  der  k. 
bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  München  am  25.  Juli  4  879.  München 
4879. 

Döllinger,  J.  v. ,  Das  Haus  Witteisbach  und  seine  Bedeutung  in  der 
deutschen  Geschichte.  Festrede  zur  Feier  des  Wittelsbach'schen 
Jubiläums  am  28.  Juli  4  880  gehalten.     München  1880. 

Rockinger,  Ldw.,  Die  Pflege  der  Geschichte  durch  die  Witteisbacher. 
Akadem.  Festschrift  zur  Feier  des  Wittelsbacher-Jubiläums.  Mün- 
chen 4  880. 

Einundzwanzigste  Plenar-Versammlung  der  histor.  Commission  bei  der  k. 
bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Bericht  des  Secretariats.  München  im  Oct.  4  880. 

Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  der  k.  Sternwarte  bei 
München.  Jahrg.  4  879.  München  4  880. 

Abhandlungen  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
Bd.  25,  aus  d.  J.  1879.    Göttingen  4879. 

Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  der 
Georg-Augusts-Universität  aus  d.  J.  4  879.    Göttingen  4  879. 

Jahresbericht  des  Vereins  für  Naturwissenschaften  zu  Braunschweig  für 
d.  Geschäftsjahr  4  879/80.     Braunschweig  4  880. 

Blasius,  Wilh.,  Die  Neuaufstellung  des  Herzogl.  Naturhistorischen  Mu- 
seums zu  Braunschweig.     Braunschweig  4  879. 

Zeitschrift  des  Vereins  für  Lübeckische  Geschichte  u.  Alterthumskunde. 
Bd.  1,   H.  1—3.  Bd.  2,  H.  1—3.   Bd.  3,  H.  1—3.  Lübeck  1855—76. 

Siegel  des  Mittelalters  aus  den  Archiven  der  Stadt  Lübeck.  Herausg.  von  d. 

Vereine  für  Lübeckische  Geschichte  u.  Alterthumskunde.    H.  1 — 10. 

Lübeck  1856—79. 
Neues  Lausitzisches   Magazin.    Im  Auftrag  d.    Oberlausitz.    Gesellsch.  d. 

Wissensch.   herausgeg.    von   Prof.    Dr.    Schönwälder.     Bd.  55, 

Heft  2.    Bd.  56,  Heft  4 .     Görlitz  1879.   80. 

Zeitschrift  des  k.  sächsischen  statistischen  Bureaus.  Redig.  v.  V.  Böhmer  t. 

Jahrg.  XXV  (1879),  Heft  3.  4.     Dresden  4880. 
Vierteljahrsschrift  der  astronom.  Gesellschaft.  Jahrg.  XIV,  Heft  4.    Jahrg. 

XV,  Heft  4—3.   Leipzig  1879.  80. 

Catalog  der  Bibliothek  der  astronom.  Gesellschaft.  Hsg.  v.  C.  Bruhns. 
(Suppl.-Heft  3  zum  XIV.  Jahrg.  d.  Vierteljahrsschrift.)  Leipzig  1880. 

Kgl.  Sachs.  Polytechnicum  zu  Dresden.  Ergänzung  zum  Programm  f.  d. 
Studienjahr  1879/80,  enthalt,  d.  Verzeichniss  d.  Vorlesungen  f.  d. 
Sommersem.  1880.  —  Programm  f.  d.  Studienjahr,  bezieh.  Winter- 
semester 1880/81.     Dresden  1880. 

Sitzungsberichte  der  naturwissenschaftl.  Gesellschaft  Isis  in  Dresden. 
Herausg.  v.  C.  Bley.     Jahrg.  1879,  Juli  — Dec.    Dresden  4880. 

Jahresbericht  der  Fürsten-  und  Landesschule  Meissen  4  879—80.  Meissen 
4880. 


VII      

Flathe,  Theod.,  Sanct  Afra.  Geschichte  der  k.  sächs.  Fürstenschule  zu 
Meissen.     Leipzig   1879. 

Jahresbericht  der  königl.  sächs.  Fürsten-  und  Landesschule  zu  Grimma 
1879—80.     Grimma  4880. 

Zeitschrift  f.  d.  gesammten  Naturwissenschaften.  Hsg.  von  C.  G.  Giebel. 
Dritte  Folge.   1879.  Bd.  4  (der  ganzen  Reihe  52.  Bd.).    Berlin  1879. 

Die  Fortschritte  der  Physik  im  J.  1874.  Dargestellt  von  der  physikal. 
Gesellsch.  in  Berlin.  Jahrg.  30,  Abth.  1.  2.  Berlin  1878.  79.  — Im 
J.  1875.  Jahrg.  31,   Abth.  1.  2.   Berlin  1879.  80. 

Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  XII, 
No.  19.    Jahrg.  XIII,  No.  1  —  18.    Berlin  1879.  80. 

Furtwängler,  Ad.,  DerSatyr  aus  Pergamon.  XL.  Programm  z.Winckel- 
mannsfeste  der  archaeologischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Berlin  1880. 

Publicationen  des  Astrophysikalischen  Observatoriums  zu  Potsdam.  Bd.  I. 
Potsdam  1879. 

Siebenundfünfzigster  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Cultur.  Enthält  den  Generalbericht  über  die  Arbeiten 
und  Veränderungen  der  Gesellschaft  im  J.  1879.    Breslau  1880. 

Schriften  der  phvsikalisch-iikonom.  Gesellschaft  zu  Königsberg.    Jahrg.  18 
I877),  Abth.  2.  Jahrg.  19  '1878),  Abth.  1.2.  Jahrg.  20(1879;,  Abth. 
1.  2.  Jahrg.  21  (1880  ,  Abth.  1.     Königs!),  d.  J. 

Bericht  über  die  im  J.  1879  den  Herzogl.  Sammlungen  des  Schlosses 
Friedenstein  zugegangenen  Geschenke.     Gotha  1880. 

Per t seh,  Wilh.,  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzogl.  Bibliothek 
zu  Gotha.     Bd.  2,  Heft  2.     Gotha   1880. 

Acta  Academiae  Carolinae  Leopoldinae  Caesareae  German.  naturae  curio- 
sorum.     Vol.  37 — 40.     Dresden,   Halle  1875 — 78. 

Leopoldina.  Amtliches  Organ  der  kais.-leopoldinisch-carolinisch-deutschen 
Akademie  der  Naturforscher.  Heft  XV,  No.  9—12.  21.  22.  Heft  XVI. 
No.  1— 20.     Halle  1879.  80. 

Bericht  über  die  Sitzungen  der   Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle 

i.  J.  1879.     Halle  1879. 
Ergebnisse  der  Beobachtungsstationen  an  den  deutschen  Küsten  über  die 

physikalischen  Eigenschaften  der  Ostsee  u.  Nordsee  u.  die  Fischerei. 

Jahrg.  1879,  Heft  8 — 12.  Jahrg.  1880,  Heft  1—6.   Berlin  1879.  80. 

Gemeinfassliche  Mittheilungen  aus  den  Untersuchungen  der  Commission 
zur  Wissenschaft].  Untersuchung  der  deutschen  Meere.    Kiel  1880. 

Erster  Jahresbericht  der  Geographischen  Gesellschaft  zu  Hannover.  1879. 

Jahresbericht  des  physikal.  Vereins  zu  Frankfurt  a.  M.  für  das  Rechnungs- 
jahr 1878 — 1879.    Frankfurt  a.  M.   1880. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicinischen  Societät  in  Erlangen.  Heft  11. 
(Nov.  1878  —  Aug.  1879).     Erlangen  1879. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Organ  des  Germanischen  Mu- 
seums. N.  F.  Jahrg.  26  (1879),  No.  I — 12.  Nürnberg  d.  J.  — 
25.  Jahresbericht  des  Germanischen  Nationalmuseums. 

Verhandlungen  der  phvsikal.-medicin.  Gesellsch.  in  Würzburg.  Neue  Folge. 
Bd.  XIV,    Heft  1—4.    Würzburg  1880. 

Vierteljahrshefte  für  Württembergische  Geschichte  u.  Alterthumskunde. 
Herausg.  von  d.  Kg!.  Statist. -topogr.  Bureau.  Jahrg.  2,  Heft  1 — 4. 
Stuttg.  "l879. 


VIII 

Verhandlungen  des  naturhistor.-medicin.  Vereins  zu  Heidelberg.  Neue 
Folge.    Bd.  II,  Heft  5.    Heidelberg  1880. 

Neunzehnter  Bericht  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heil- 
kunde.   Giessen   1880. 

Jahrbücher  des  Nassauischen  Vereins   für  Naturkunde.     Jahrg.  31  u.  32. 

Wiesbaden  1878.  79. 
Bericht  der  W et teraui sehen  Gesellschaft   für    die   gesammte  Naturkunde 

zu  Hanau  über  den  Zeitraum  vom  31.  Dec.  1873  bis  25.  Jan.  1879. 

Hanau  1879. 
Verhandlungen  der  Schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern, 

1878    (61.  Jahresversammlung).     Bern  1879;     in   St.   Gallen,    1879 

(62.  Jahresversammlung).     St.  Gallen  1879. 
Basier  Chroniken.     Hrsg.  von  der  histor.  und  antiquarischen  Gesellschaft 

in  Basel.    Bd.  2.  Hrsg.  v.  Wilh.  Vischeru.  Hnr.  Boos.     Leipzig 

1880. 
Mittheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaft   in   Berti  aus  d.  J.  1878. 

No.937  — 61  ;  aus  d.  J.  1879    (No.  962 — 78).   Bern  1879.  80. 
Jahresbericht    der     naturforschenden    Gesellschaft    Graubündens.      Neue 

Folge.     Jahrg.  XXII  (Vereinsjahr  1877—78).     Chur1879. 

Memoires  de  la  Sociötä  de  physique  et  d'histoire  naturelle  de  Geneve. 
T.  XXVI,  P.  2.     Geneve  1879. 

Verhandelingen  d.  Kon.  Akad.  v.  Wetenschappen.  Afdeel.  Letterkunde 
Deel  XII.  Amsterdam  1879.  —Afdeel.  Natuurkunde.  Deel  XIX. 
Amsterdam  1879. 

Verslagen  en  Mededeelingen  der  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  Afdeel.  Letter- 
kunde. II.  Reeks.  Deel  8.  Amsterdam  1879.  —  Afdeel.  Natuur- 
kunde.    II.  Reeks.    Deel  14.    Amsterdam  1879. 

Jaarboek  van  de  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  gevestigd  te  Amsterdam,  voor 
1878.     Amsterdam  1878. 

Processen -Verbaal  van  de  gewone  Vergaderingen  d.  Kon.  Akad.  v.  We- 
tensch. te  Amsterdam.  Afdeel.  Natuurkunde.  Mei  1878  —  April  1879. 

Esseiva,  Petr. ,  Virginis  maturioris  querelae.  Elegia  praemio  aureo 
ornata.     Acc.   Elegia  Joannis  van  Leeuwen.     Amstelod.  1879. 

Programma  certaminis  poetici  ab  Academia  Regia  diseiplinarum  Neer- 
landica  ex  legato  Hoeufftiano  indicti  in  annum  1880. 

Verslag  van  den  Staat  der  Sterrenwacht  te  Leiden  in  het  tijdvak  van  d. 
I.Juli  1879  tot  de  laatste  dagen  der  maand  Juni  1880,  uitgebr. 
door  H.  G.  van  de  Sande  Bakhuyzen.  Amsterdam  1880. 

Onderzoekingen  gedaan  in  het  physiologisch  Laboratorium  der  Utrechtsche 
Hoogeschool.  Uitgeg.  door  F.  C.  Donders  en  Th.  W.  Engel- 
mann.   Derde  Reeks.    V,  Aflev.   3.    Utrecht  1880. 

Natuurkundige  Verhandelingen  van  de  Hollandsche  Maatschappij  der  we- 
tenschappen ,  te  Haarlem.  III.  Verzameling.  Deel  4,  Stuk  1 
(Hoffmann,  C.  K.,  Untersuchungen  über  d.  Bau  u.  d.  Entwick- 
lungsgesch.   d.   Hirundineen).     Haarlem  1880. 

Archives  nöerlandaises  des  sciences  exaetes  et  naturelles,  publ.  par  la 
Societe'  Hollandaise  des  sciences  ä  Harlem.  T.  XIV,  Livr.  3—5. 
T.  XV,  Livr.  1.  2.     Harlem  1879.  80. 

Programme  de  la  Societe  Hollandaise  des  sciences,  ä  Harlem.  Annee1880. 
—  Naamlijst  van  directeuren  en  leden  van  de  Hollandsche  Maat- 
schappij der  wetensch.  te  Haarlem.     21.  Mei  1879. 

Archives  du  Musöe  Teyler.     Vol.  V,  2.  Partie.     Haarlem  1880. 


IX       ■ 

Verhandelingen  rakende  den  natuurlijken  en  geopenbaarden  Godsdienst, 
uitgeg.  door  Teylers  Godgeleerd  Genootschap.  N.  Ser.  Deel  7.  8. 
Haarlem  1879.  80. 

Annales  de  la  Societö  entomologique  de  Belgique.  T.  XXII.  Bruxelles  1879. 

Comptes-rendus  de  la  Soci6l6  entomologique  de  Belgique.  S£r.  II. 
No.  69 — 72.  —  Assembler  gönörale  extraordinaire  convoquee  p.  la 
commömoralion  de  la  fondation  de  la  Soci6t6  entomol.  de  Belgique 
le  16.  Oct.  1880.     Bruxelles  1880. 

Annales  de  l'Academie  d'archöologie  de  Belgique.  T.  XXXV  (=  III.  S6r., 
T.  V).     Anvers1879. 

Acadömie  d'archeologie  de  Belgique.     Bulletin  II  (III.  Ser.  des  Annales), 

Fase.  4.  5.     Anvers  1877.  78.    Bulletin  (III.  S6r.  des  Annales),    Se- 

conde  Partie,  2 — 5.     Anvers  1  879.  80. 
Bullettino  dell'  Istituto    di    corrispondenza    archeologica  per   l'anno  1879, 

No.  12    (und   Elenco   de'   partieipanti   alla   flne   dell'  anno    1879). 

1880,  No.  1—11.  Roma  1880. 

Atti  della  R.  Accademia  dei  Lincei.    Anno  CCLXXVI  (1878—79).     Ser.  III. 

Memorie  della  classe  di  scienze  fisiche,  matem.  e  naturali,  Vol.  3.  4. 

Roma  1879.  —    Memorie  della  classe  di  scienze  morali,  storiche  e 

filologiche.      Vol.  3.   Roma  1879.    —    Anno  CCLXXVII   (1879—80). 

Ser.  HI.     Transunti.     Vol.  4,    Fase.  1—7.     Roma  1880.     —    Anno 

CCLXXVIII  (1880—81).    Ser.  III.  Transunti.  Vol.  5,  Fase.  1.    Roma 

1881. 
Memorie  del  R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.    Classe  di  lettere 

e  scienze  morali  e  politiche.    Vol.  XIV  (Ser.  III,    Vol.  V),   Fase.  1. 

Milano  1880. 

R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Rendiconti.  Serie  II.  Vol.  XII. 
Milano  1879. 

Memorie  della  R.  Accademia  di  scienze  lettere  ed  arti  in  Modena.  T.  18.19. 
Modena  1878.  79. 

Atti  dell'  Accademia  R.  delle  scienze  di  Torino.  Vol.  XV,  Disp.  1 — 8. 
Torino  1879.   80. 

Bollettino  meteorologico  ed  astronomico  dell'  Osservatorio  della  Reg. 
Universitä  di  Torino.  Anno  XIV  (1879),  Parte  meteorologica. 
Torino  1880. 

Atti  della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in  Pisa.  Vol.  IV, 
Fase.  2.    Pisa  1880. 

Processi  verbau  della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  Adunanza  del 
11.  genn.,  14.  marzo,  9.  maggio  1880. 

Annali  della  R.  Scuola  normale  superiore  di  Pisa.  Della  Serie  Vol.  4 
(Scienze  fisiche  e  matemat.,  Vol.  2).  Vol.  5  (Filosofia  e  filologia, 
Vol.  3).     Pisa  1879.  80. 

Pubblicazioni  del  R.  Istituto  di  studi  superiori  pratici  e  di  perfezionamento 
in  Firenze.  Sezione  di  filosofia  e  filologia.  Vitelli,  G.,  Intorno 
ad  aleuni  luoghi  della  Ifigenia  in  Aulide  di  Euripide.  Paoli,  C, 
Del  papiro,  specialmente  considerato  come  materia  che  ha  servito 
alla  scrittura.  Milani,  L.  A. ,  II  mito  di  Filottete  nella  lettera- 
tura  classica  e  nell'  arte  figurata.  —  Accademia  Orientale.  11  com- 
mento  medio  di  Averroe  alla  Retorica  di  Aristotele.  Pubbl.  p. 
la  prima  volta  nel  testo  arabo  da  F.  Lasinio.  Fase.  2.  3.  La 
Ribellione  di  Masacado  e  di  Sumitomo.  Testo  giapponese,  pubbl. 
p.  cura  di  L.  Nocentini.  La  Ribellione  di  Masacado  ecc,  trad. 
da   L.    Nocentini.     Repertorio  sinico- giapponese,     Fase.  3.    — 


X       

Sezione  di  scienze  fisiche  e  naturali.  Eccher,  A. ,  Sulla  teoria 
fisica  dell'  elettrotono  nei  nervi.  Ders.,  Sülle  forze  elettromotrici 
sviluppate  dalle  soluzioni  saline.  Tommasi,  D.,  Ricerche  sulle 
formole  di  costituzione  dei  composti  ferrici.  P.  1.  Idrati  ferrici. 
Meucci,  F.,  II  globo  Celeste  arabico  del  sec.  XI.  esistente  nel 
Gabinetto  degli  Strumen ti  antichi  di  astronomia  ecc.  Cavanna, 
G.,Ancora  sulla  polimelia  nei  batraci  anuri.     Firenze  1877 — 79. 

Philosophical  Transactions  of  the  R.  Society  of  London.  For  the  year  1 879. 
Vol.  170,  P.  1.  2.  London  1879.  80.  For  the  year  1880.  Vol.  171, 
P.  1.     London  1880.  — The  R.  Society,  ist  Dec.  1879  (London  1880). 

Proceedings  of  the  R.  Society  of  London.  Vol.  XXIX,  No.  197—99. 
Vol.  XXX,  No.  200—205.      London  1879.  80. 

Proceedings  of  the  R.  Institution  of  Great  Britain.  Vol.  IX,  P.  1.2.  (No.  70. 
71.)    London  1879. 

Journal  of  the  R.  Microscopical  Society,  containing  its  Transactions  and 
Proceedings.  Vol.  II,  No.  7a.  Vol.  III,  No.  1—6.  6a.  London  and  Edin- 
burgh 1879.  80. 

Memoirs  of  the  R.  Astronomical  Society.    Vol.  41  (1879).    44  (1877—79). 

London  1879. 
Catalogue  of  Oriental  coins   in    the  British  Museum.     Vol.  4.  5.     London 

1879.  80. 

Proceedings  of  the  R.  Irish  Academy.  Ser.  II.  Polite  literature  and  anti- 
quities,  Vol.  II,  No.  1.     Science,  Vol.  III,  No.  4.     Dublin  1879.  80. 

The  Transactions  of  the  R.  Irish  Academy.  Vol.  XXVI.  Science.  No.  22. 
Dublin  1879.  —  Irish  Manuscript  Series.  Vol.  I,   P.  1.  Dublin  1880. 

Royal  Irish  Academy.  Cunningham  Memoirs.  No.  1  (Casey,  John,  On 
cubic  transformations).  Dublin  1880. 

The  Journal  of  the  R.  Dublin  Society.  Vol.  7,  No.  45.    Dublin  1878. 

The  scientific  Proceedings  of  the  R.  Dublin  Society.  N.  Ser.  Vol.  1, 
P.  1—3.  Vol.  2,   P.  1—6.  Dublin  1877—80. 

The  scientific  Transactions  of  the  R.  Dublin  Society.  N.  Ser.  Vol.  1, 
No.  1— 12.     Vol.  2,     No.  1.  2.     Dublin  1877— 80. 

Proceedings  of  the  Belfast  Natural  History  and  Philosophical  Society  for 
the  Session  1878—79,   1S79— 80.  Belfast  1880. 

Journal  de  l'Ecole  polytechnique,  publ.  p.  le  Conseil  d'instruction  de  cet 
etablissement.  Cah.  46.  T.  28;  Cah.  47.  T.  28.    Paris  1879.  80. 

Comite'  international  des  poids  et  mesures.  Proces-verbaux  des  söances 
de  1879.     Paris  1880. 

Memoires  de  la  Soci^te"  des  sciences  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux. 
II.  Särie.    T.  III,  Cah.  3.    T.  IV,  Cah.  1.    Paris  1880. 

Memoires  de  l'Acadömie  des  sciences ,  belles-lettres  et  arts  de  Lyon. 
Classe  des  lettres.  T.  18.  Paris,  Lyon  1878 — 79.  —  Classe  des 
sciences.    T.  23.     Paris,   Lyon  1878—79. 

Annales  de  la  Sociöte"  Linnöenne  de  Lyon.  Annöe  1877.  78  (Nouv.  S6r. 
T.  24.  25).     Paris,  Lyon  1878. 

Acadömie  des  sciences  et  lettres  de  Montpellier.  Memoires  de  la  section 
des  lettres.  T.  VI,  Fase.  4  (Annöes  1878—79).  Montpellier  1880. — 
Memoires  de  la  section  de  mödecine.  T.  V,  Fase.  2  (Annäes  1877 
— 79).  Montpellier  1879.  —  Memoires  de  la  section  des  sciences. 
T.  IX,  Fase.  3  (Ann<5e  1879).     Montpellier  1880. 


XI       

Oversigt  over  det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Forhandlinger 
og  dets  Medlemmers  Arbejder  i  aaret  1879,  No.  3.  1880,  No.  \. 

Det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  5.  Raekke.  Naturvid. 
og  mathemat.  Afd.  Bd.  XI,  No.  6  Hannover,  Ad.,  Primordial- 
brusken  og  dens  Forbening  i  det  meneskelige  Kranium  for  F#d- 
selen).  Bd.  XII,  No.  5  (Thiele,  T.  N.,  Om  Anvendelse  af  mindste 
Kvadraters  Methode  i  nogle  Tilfselde  etc.).     Kjebenhavn  1880. 

Den  Gronlandske  Ordbog,  omarbeidet  af  Sam.  Kleinschmidt,  udg. 
paa  Foranstaltning  af  Ministeriet  for  Kirke-  og  Underviisnings- 
va?senet,  og  med  det  Kong.  Danske  Yidensk.  Selskabs  Underst0t- 
telse  ved  H.  F.  Jorgensen.     Kjebenhavn  1871. 

Entomologisk  Tidskrift,  pä  föranstaltende  af  Entomologiska  Föreningen 
i  Stockholm  utg.  af  J.  Spängberg.     Bd.  1,    H.  1.  2.     Stockholm 

I880. 

Nova  Acta  Reg.  Societatis  scientiarum  Upsaliensis.  Ser.  III.  Vol.  10, 
Fase.  2.     Upsaliae  1879. 

Bulletin  meleorologique  mensuel  de  l'Observatoire  de  l'Universitö  d'Upsal. 
Vol.  VIII  (1876).   IX  (1877).  XI  (1879),  No.  7—12.   Üpsal  1877—80. 

Tromso  Museums  Aarshefter.     II.     Tromso  1879. 

Memoires  de  l'Academie  Imperiale  des  sciences  de  St.-Petersbourg. 
VII.  Serie.  T.  XXVI,  No.  12-14.  T.  XXVII,  No.  1—12.  St.-Pe- 
tersbourg 1879.  80. 

Bulletin  de  l'Acad.  Imper.  des  sciences  de  St.-Petersbourg.  T.  XXVI, 
No.  1.2.     St.-Petersbourg  1880. 

Compte-rendu  de  la  Commission  Imperiale  Archeologique  pour  Tannee 
1877.  Avec  un  atlas.     St.-Petersbourg  1880. 

Acta  horti  Petropolitani.    T.  VI,  Fase.  2.    St.-Petersburg    1880. 

Annalen  d.  physikalischen  Centralobservatoriums,  herausgeg.  von  H.Wild. 
Jahrg.  1878,  Th.  1.  2.  St.-Petersburg  1879. 

Annales  de  l'Observatoire  de  Moscou.  Vol.  VI,  Livr.  1.  2.  Moscou  1879.80. 

Bulletin  de  la  Society  Impör.  des  Naturalistes  de  Moscou.  Annee  1879, 
No.   2—4.    1880,  No.  1.  2.     Moscou  1879.  80. 

Izvestija  i  ucenyja  zapiski  Imper.  Kazanskago  Universiteta.  God  46  (1879). 
Kazan  1879. 

Acta  Societatis  scientiarum  Fennicae.    T.  XI.    Helsingforsiae  1880. 

Öfversigt  af  Finska  Vetenskaps-Societetens  Förhandlingar.  XXI  (1878 — 79). 
Helsingfors  1879. 

Observations  meleorologiques  publ.  p.  la  Sociale  des  sciences  de  Finlande. 
Annee  1877.   78.     Helsingfors  1879.  80. 

Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands   natur  och  folk  ,    utg.  af  Finska  Veten- 

skaps-Societet.     Haftet  32.     Helsingfors  1879. 
Hvayouxp^  iwc  Inl  xb  axa&jj/xixbv  txo$  1879/80  icqywv  rov  l&vixov  JJuvt- 

7iiarrhuiov.     li^vr^iv  1879. 

Kq'igis  In]  xovoly.ovop.uov  diuywviouuxos  xov  x«x<<  xo  1879,  vno  0. 
^(pevxov'/.r:.      ''A&rlinlaiv  1879. 

Postolacca,  Achill.,  Synopsis  numorum  veterum  qui  in  Museo  numis- 
matico  Athenarum  publico  adservantur.     Athenis  1878. 

Heldreich,  Theod.  de,  Catalogus  systemat.  herbarii  Theodori  G.  Or- 
phanidis.     Fase.  I.     Leguminosae.     Florentiae  1877. 


XII       

Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society,  held  at  Philadelphia, 
for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XVIII,  July — Dec.  1 879 
(No.  104).     Jan.  —  March  1880   (No.   105). 

Journal    of   the  American  Oriental  Society.     Vol.  X,  No.  2.     New  Haven 

1880. 
Proceedings  of  the  American  Oriental  Society.     Oct.  1878  —  Oct.  1879. 

American  Journal  of  Mathematics  pure  and  applied.  Publ.  under  the 
auspices  of  the  Johns  Hopkins  University.  Vol.  II,  No.  3.  4.  Vol.  III. 
No.  1.     Baltimore,  Cambridge  Mass.    1879.  80. 

Memoirs  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  Vol.  III,  P.  I,  No.  3. 
(Scudder,  Sam.  H.,  Palaeozoic  Cockroaches).     Boston  1879. 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.    Vol.  XX,  P.  2.  3. 

Boston  1879.    80. 
Occasional  Papers  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  III  (Crosby, 

W.  O. ,    Contributions   to    the    geology   of  Eastern  Massachusetts  . 

Boston  1  SSO. 

Proceedings  of  the  American  Academy  of  Arts  and  Sciences.  New  Series. 
Vol.  VII  (Whole  Series  Vol.  XV),  P.  1.  From  May  1879  to  Dec. 
1879.     Selected  from  the  Records.    Boston  1880. 

Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College, 
Cambridge  Mass.  Vol.  V,  No.  15.  16.  Vol.  VI,  No.  1  —  11.  Vol.  VII 
(Geological  Series   Vol.  I),  No.  1.     Cambridge  Mass.  1879.  80. 

Memoirs  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College, 
Cambridge  Mass.  Vol.  VI,  No.  2.  VII,  No.'l.  2  (P.  1).  Cambridge 
Mass.  1880. 

Annual  Report  of  the  Curator  of  Ihe  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at 
Harvard  College.  Cambridge  Mass.,  for  187S/79.  1879/80.  Cam- 
bridge Mass.   1879.  80. 

Jahresbericht  des  naturhistorischen  Vereins  von  Wisconsin  für  d.  J. 
1879—80.    Milwaukee  1880. 

Transactions  of  the  Connecticut  Academy  of  arts  and  sciences.  Vol.  V, 
P.  1.     New  Haven  1880. 

Bulletin  of  the  American  Geographical  Society.  1879,  No.  4.  New  York 
1880. 

Journal  of  the  American  Geographical  Society  of  New  York.  Vol.  X  (1878). 

New  York. 
Proceedings  of  the  Academy  of  Natural  Sciences  of  Philadelphia.     1879, 

P.  1—3.     Philadelphia  1879.   80. 

The  Transactions  of  the  Academy  of  science  of  St.  Louis.  Vol.  IV,  No.  1. 
St.  Louis,  Mo.  1880. 

Eleventh  annual  Report  of  the  U.  S.  geological  and  geographical  Survey 
of  the  Territories,  embracing  Idaho  and  Wyoming,  being  a  report 
of  progress  of  the  exploration  for  the  year  1877.  By  F.  V.  Hay- 
den.     Washington  1879. 

Bulletin  of  the  U.  S.  geological  and  geographical  Survey  of  the  Terri- 
tories.    Vol.  V,    No.   2 — 4.     Washington   1879.   SO. 

Report  of  the  U.  S.  geological  Survey  of  the  Territories.  Vol.  XII  (Leidy, 
Jos.,  Fresh-water  Rhizopods  of  North  America).  Washington  1879. 

Department  of  the  Interior.  U.  S.  geological  Survey  of  the  Territories. 
Miscellaneous  Publications.  No.  12  (Allen,  J.  A.,  History  of  North 
American  Pinnipeds).     Washington  1880. 


XIII      

Washington  Observations  for  1876,  App.  1  (Holden,  E.  S.,  A  subject- 
index  to  the  publications  of  the  U.  S.  Naval  Observatory  1845 — 75). 
Washington   1879. 

Catalogue   of  the   library  of  the   D.  S.    Naval    Observatory,    Washington. 

P.  1.  Astronomical  bibliographv.  Bv  E.  S.   Holden.     Washington. 

1879. 
Report    of  the   Superintendent    of  the    U.  S.    Coast  Survey,  showing  the 

progress  of  the  work  for   the    fiscal  year   ending  with  June   1876. 

Text  and  Progress  Sketches.     Washington  1879. 
U.  S.    Northern    Boundary   Commission.     Declination   of  fixed   stars,  by 

Lewis  Boss.  o.  0.  u.  J. 
Woodbridge,  W.    E. ,    Measurement   of  powder    pressures  in  cannon 

by  means  of  the  registered  compression  of  oil  'Appendix  M  to  the 

Report  of  the  Chief  of  Ordnance,   1879;.     Washington  1879. 
Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution  for 

the  year   1878.     Washington  1879. 
Smithsonian  Contributions  to  knowledge.  Vol.  XXII.  Washington  1S80. 
Smithsonian  Miscellaneous  Collections.  Vol.  XVI.  XVII.    Washington  1880. 

Report  of  the  Trustees  of  the  , James  Lick  Trust '  of  observations  made 
on  Mt.  Hamilton  with  reference  to  the  location  of  Lick  Obser- 
vatory.    By  S.  W.  Burnham.     Chicago  1880. 

Boletin  de  la  Academia  Nacional  de  ciencias  de   la  Republica  Argentina. 

T.  3.   Entrega  1.     Cordoba   I879. 
Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  kunslen  en  weten- 

schappen.    Deel  39,  St.  2.  Deel  41,  St.  1.     Batavia  1880. 
Notulen  van  de  algemeene  en  bestuurs-vergaderingen  van  het  Bataviaasch 

Genootschap  van  kunsten  en  wetensch.  Deel  XVII  ( 1 879),  No.  2 — 4. 

Batavia  1880. 
Van  der  Chijs,  J.  A..   Register  op  de  Notulen   der  vergaderingen  van 

het  Batav.  Genootschap  van  kunsten  en  wetensch.  over   de   jaren 

1867—78.     Batavia  1879. 
Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenkunde,    uitgeg.  door  het 

Batav.   Genootsch.  van  kunsten  en  wetensch.    Deel  XXV,  Afl.  4 — 6. 

XXVI,  Afl.  1.     Batavia  1879.   80. 
Transaclions    and   Proceedings   of   the  R.  Society  of  Victoria.    Vol.  XVI. 

Melbourne  1880. 


Einzelne    Schriften. 

Wex,  Gust.  Ritter  v.  ,  Zweite  Abhandlung  über  die  Wasserabnahme  in 
den  Quellen,  Flüssen  und  Strömen  bei  gleichzeitiger  Steigerung 
der  Hochwässer  in  den  Culturländern  (Sep.-Abdr.  aus  d.  Zeit- 
schrift des  Österreich.  Ingenieur-  u.  Architekten-Vereins,  Jahrg. 
1879,   H.  6—9;.     Wien  1879. 

Blasius,  Wilh.  ,  Oeffentliche  Anstalten  für  Naturgeschichte  und  Alter- 
thumskunde  in  Holland  und  dem  nordwestlichsten  Theile  von 
Deutschland.     Braunschweig  1880. 


XIV       

M  iller- Hauen f  eis,  Alb.  Ritter  v.,  Die  Dual-Functionen  und  die  Inte- 
gration der  elliptischen  und  hyperellipüschen  Differenziale.     Graz 

1880. 

Tedfy,  Joann.  B.,  Opuscula  graeca.     Budapest  1880. 

Landau,  L.  R.  ,  Religion  und  Politik.  Nebst  Nachtrag  zur  Sammlung 
kleiner  Schriften.     Budapest  u.   Leipzig  1880. 

Scheffler,  Herrn.,  Die  Naturgesetze  und  ihr  Zusammenhang  mit  den 
Principien  der  abstracten  Wissenschaften.  Th.  3,  Lief.  6—8.  Leip- 
zig 1880. 

Souvenir  de   l'Amphiorama  ou   la   vue   du  monde   pendant   son   passage 
dans   une  comete  pour  la  premiere  fois  observö  par  Franc.  W.  C. 
Trafford.  Zürich  1880. 

Münster-Blätter.  Im  Auftrag  des  Münster-Comitäs  hrsg.  von  Fi  dr.  Pres- 
se l.     Heft  2.      Ulm  1880. 

Schell,  Willi.,  Theorie  der  Bewegung  und  der  Kräfte.  Ein  Lehrbuch 
der  theoret.  Mechanik.     2.  Aufl.     Bd.  2.     Leipzig  1880. 

Henry,  James,  Aeneidea,  or  critical,  exegetical  and  aesthetical  remarks 
on  the  Aeneis.   Vol.  II  continued  (pag.  639—681).     Dublin  1879. 

Robinski,  De  l'influence  des  eaux  malsaines  sur  le  d6veloppement  du 
typhus  exanthömatique.     Traduction.     Paris  1880. 

Ferrari,  Gaet. ,  Monoglottica.  Considerazioni  storico-critiche  e  filoso- 
fiche  intorno  alla  ricerca  di  una  lingua  universale.  2.  ediz.  Mo- 
dena   1877. 

Barone,  Gius. ,  Epimenide  di  Creta  e  le  credenze  religiöse  de'  suoi 
tempi.     Studio  storico-critico-filologico.     Napoli  1880. 

Holtz,  W.,  Ueber  die  Zunahme  der  Blitzgefahr  und  ihre  vermuthlichen 

Ursachen.     Greifswald  1880. 
Oehmichen,  Gust. ,  Plinianische  Studien  zur  geographischen  und  kunsl- 

historischen  Literatur.     Erlangen  1880. 
Fiedler,  Willi.,  Geometrische  Mittheilungen.    I.  III.  V.  (Sep.-Abilr.  aus 

d.  Vierteljahrsschrift  d.  Naturforschenden    Gesellschaft   in   Zürich, 

Bd.  24.  25.) 


ÖFFENTLICHE  GESAMMTSITZUNG 

AM  23.  APRIL  1880 

ZUR  FEIER  DES  GEBURTSTAGES  SR.  MAJESTÄT  DES  KÖNIGS. 


Herr  E.  Schröder,  Zur  babylonisch-assyrischen  Chronologie 
des  Alexander  Polyhistor  und  des  Abydenus. 

(Mit  einer  inschriftlichen  Beigabe.) 

I. 

Es  darf  als  feststehend  angenommen  werden,  dass  Alexander 
Polyhistor,  der  jedenfalls  im  Wesentlichen  die  Angaben  des  Be- 
rossus  zuletzt  reproducirt,  in  seinen  chronologischen  Ansätzen 
für  die  Zeit  von  747  an  abwärts  mit  denjenigen  des  ptole- 
mäischen  Kanons  in  der  Hauptsache  übereinstimmt,  was,  wie 
sich  seither  für  den  die  assyrische  Geschichte  betreffenden  Theil 
seiner  Angaben  und  Berichte  herausgestellt  hat,  auch  von  den 
assyrischen  und,  soweit  sich  bis  jetzt  übersehen  lässt,  auch  von 
den  babylonischen  Inschriften  —  vgl.  insbesondere  die  Datirun- 
gen  der  sogenannten  I'gibitafeln  —  gilt.  Um  an  Bekanntes  zu  er- 
innern.  so  wird  die  Begierungszeit  des  Nebucadnezar  in  Concor- 
danz  mit  dem  Kanon  und  nicht  minder  mit  den  I'gibitafeln  auf 
43  Jahre  bestimmt;  wird  weiter  die  Regierung  seines  Nachfolgers 
als  auf21),  diejenige  von  dessen  Nachfolger  Neglisarus  (Neri- 
glissor)  als  auf  4,  endlich  die  des  Nabodenus  (Nabunit)  als 
auf  17  Jahre  sich  belaufend  angegeben  —  dieses  wiederum  in 
Übereinstimmung  mit  dem  Kanon  des  Ptolemäus  und  den  baby- 
lonischen I'gibitafeln,  sowie  mit  Berossus  in  der  Ueberlieferung 
des  Josephus-Eusebius,  der  nur  noch  die  zwischen  Neriglissor 


1)    So  =  II  ist  statt  XII  des  Textes  gemäss  Berossus-Josephus  und 
Syncellus  zu  lesen,  s.  C.  Müller  und  A.  v.  Gutschmid  zu  d.  St. 

1880.  1 


und  Nabunit  treffende,  aber  aus  dem  bekannten  Grunde  im  Kanon 
(und  bei  dem  Polyhistor)  übergangene  neunmonatiiehe  Regie- 
rung des  Labaessoarächos  *)  einfügt  (Eusebii  Chron.  Hb.  I, 
p.  27 — 29;  49).  Für  die  Zeit  vor  Nebucadnezar  erhellt  aus  der 
Angabe  über  die  Bekämpfung  des  Elibus-Belibus2)  im  3.  Jahre 
seiner  Regierung,  aus  der  Notiz  weiter  über  die  unmittelbare 
Nachfolge  von  Sanherib's  Sohne  Asordanius  =  Asur-nadin-sum 
d.  i.  des  Aparanadius  des  Kanons,  dass  auch  nach  dieser  Rich- 
tung Uebereinstimmung  zwischen  Berossus-Polyhistor,  Kanon 
und  Inschriften  obwaltet.  Auch  wenn  Alex.  Polyhistor,  bezw. 
Rerossus  dem  Sammughes  gleichwie  dem  Bruder  desselben  je 
21  Jahre  giebt  gegenüber  dem  Kanon,  der  dem  Saos duch in3)  20, 
dem  Sardanapallus  (dem  »Bruder«  desselben  d.  i.  dem  Asur- 
banipal,  s.  hiefür  Keilinschriften  und  Geschichtsforschung,  Giess. 
1878  S.457.  517  ff.  540  flg.)  22  Jahre  zueignet,  so  beweist  die 
Gesammtsumme 42 beidemal  (20  +  22  =  21  +21),  dass  schliess- 
lich die  Ansalze   auf  das  Gleiche    hinauskommen.     Auffälliger 


1)  Vielleicht  monumental  in  dem  Läbasi- Marduk  ( La-a-ba-si-Marduk) 
der  I'gibitafeln  erhalten,  dieses  falls  die  Lesung  des  zweiten  Zeichens  als 
a  wirklich  gesichert  ist  s.  Oppert  in  Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Arcli. 
VI,  1  p.  262  vgl.  mit  Boscawen  ebend.  p.  78.  Der  von  dem  Letzteren 
a.  a.  0.  noch  des  Weiteren  aufgeführte  Marduk-sar-usur,  der  jedenfalls 
drei  Jahre  regiert  haben  müsste,  ist,  noch  der  Erwähnung  der  den  Vertrag  ab- 
schliessenden Persönlichkeit :  Idina-Marduk,  Sohn  des  Basa,  Sohn  des  Nur- 
Sin,  der  zuerst  im  33.  Jahre  des  Nebucadnezar  (=572),  zuletzt  im  3.  Jahre 
des  Kambyses  erscheint  (Bosc.  42.  44),  zu  schliessen,  wahrscheinlich  mit 
dem  Nirgal-sar-usur  d.  i.  Neriglissar  einfach  identisch,  sei  es,  dass  Marduk 
für  Nirgal  bereits  auf  dem  Monumente  fälschlich  geschrieben  ist,  sei  es, 
dass  Boscawen  den  Gottesnamen  Marduk  aus  dem  textuellen  Nirgal  einfach 
verlesen  hat. 

2)  S.  über  den  Namen  weiter  unten. 

3)  Die  Identität  der  beiden  Namen  Sammughes  und  Saosduchinos  ist 
nicht  minder  anerkannt,  wie  die  Identität  der  in  Aussicht  genommenen 
Persönlichkeit  mit  dem  X-sum-ukin  der  Inschriften  Asurbanipal's.  Sprach 
man  nun  aber  mit  Rücksicht  auf  II  Rawl.  45,  49  e.  f.  diesen  Namen  bislang 
Samul-sum-ukin  aus,  so  wird  gemäss  einem  neuerdings  von  Rassam  nach 
England  gebrachten  und  von  F.  Deli  tzsch  in  Copie  mir  gütigst  mitgetheil- 

ten  Syllabar,  welches  das  betreffende  Gottesideogramm  >~>~T  t^T  *~\£^ 

direkt  durch  >~>~T     T  d.  i.  Samas  und  zwar  dieses  in  einem  Eigennamen 

erklärt,  derselbe  mit  dem  Genannten  hinfort  richtiger  vielmehr  Samas-sum- 
ukin  zu  transcribiren  sein.  Zu  Samas =  Saos  vgl.  die  Glosse  des  tlesychius 
ed.  Schmidt  p.  1341  ed.  min.  :  <f(c<i>£  r/Xios'  BctßvXwvtoi,  und  dazu  Theo!. 
Studd.  und  Kritt.  1874  S.  341  Anm.  1. 


könnte  es  schon  scheinen,  dass  dem  Nabupalsar  bloss  20  gegen- 
über den  21  desNabopolassar  des  Kanons  gegeben  worden,  wäh- 
rend doch  dem  Nachfolger  desselben,  dem  Nebucadnezar,  in 
Uebereinstimmung  mit  dem  Kanon  (s.  o.)  nur  43  Jahre  zuge- 
wiesen werden ,  statt  deren  man  —  nach  Analogie  des  eben  an- 
gemerkten Falles  —  vielmehr  deren  44  erwarten  sollte.  Und 
man  hat  in  der  That  dieser  Abweichung  von  den  Angaben  des 
Kanons  wecen  eine  Textverderbniss  vermuthet.  Aber  auch  wenn 
man  an  der  Ursprünglichkeit  der  überlieferten  Lesart  festhält  — 
und  wir  werden  weiter  unten  sehen,  dass  eine  Correktur  der 
überlieferten  Lesung  in  Wirklichkeit  nichts  weniger  als  zulässig, 
geschweige  denn  geboten  erscheint  — ,  so  wird  man  doch  zu- 
geben müssen,  dass  die  Abweichung  selbst  hier  eine  solche  ist, 
welche  die  allgemeine  Glaubwürdigkeit  der  Angaben  des  Alex. 
Polyhistor  zu  erschüttern  nicht  vermag.  Ganz  anders  nun  aber 
verhält  es  sich  unzweifelhaft  mit  zwei  weiteren  Angaben  des- 
selben Polyhistor,  welche  sich  auf  die  Regierungen  des  Sanherib 
und  des  Asarhaddon  beziehen.  Nach  dem  Polyhistor  regierte 
Sanherib  —  wie  Eusebius  hinzufügt:  «unter  dem  Hizkia«  — 
18  Jahre  und  nach  ihm  »sein  Sohn«  8  Jahr.  Wir  lesen  bei 
Eusebius-Schoene  I,  27  1.  31  ss.  »nEtenini  sub  Ezekia  mrregnavit 
Sinechervm,  ut  Polyhistor  exponit,  annis  XVIII  etpost  eum  ejusdem 
ßlius  annis  VIII.««  Vgl.  hiemit  ibid.  1.  25 — 29:  »Et  post  alia 
omnia  facta  Sinccherimi  illud  quoque  addens,  ait  meum  XVIII 
annis  stetisse  (in  imperio)  et  structis  ei  insidiis  a  filio  suo  Ardu- 
muzano  e  vita  excessissem.  Haec  Polyhistor.»  Hier  bestehen 
augenscheinlich  zwischen  dem  Polyhistor  einerseits,  dem  ptole- 
mäischen  Kanon  und  den  Inschriften  anderseits  flagrante  Wider- 
sprüche. Nach  dem  Kanon  regierte  Sanherib's  Vorgänger  Arkea- 
nos  d.i.  Sargon  bis  zum  J.  704  (excl.)  und  war  Jahr  I  von  Sanherib's 
Sohn  Asaridinos  d.  i.  Asarhaddon  das  Jahr  680,  Sanherib  regierte 
somit  24  Jahre.  Damit  stimmt  durchaus  der  assyrische  Regenten- 
kanon, der  Sanherib  im  Jahr  705,  Asarhaddon  im  Jahr  681  an- 
treten lässt.  Gegenüber  den  18  Jahren  des  Polyhistor  also  beide- 
male  eine  Discrepanz  von  ganzen  6  Jahren  !  Wiederum  herrschte 
Asarhaddon  nach  dem  Kanon  von  681/680  bis  668/667,  im  Ganzen 
13  Jahre;  und  nach  den  Inschriften  war  Asurbanibal,  sein  Nach- 
folger, unter  dem  Archontate  desMarlarmi  d.  i.  680  bereits  »König 
von  Assyrien«.  Auch  hier  also  coincidiren  Kanon  und  Inschriften. 
Dahingegen  werden  vom  Polyhistor  diesem  Könige,  »dem  Sohne 

1* 


des  Sanherib«,  nur  8  Jahre  zugeschrieben  —  eine  Discrepanz 
von  5  Jahren  !  Bei  der  sonstigen  in  die  Augen  springenden  Gon- 
gruenz  der  Angaben  zwischen  den  betreffenden  Überlieferungen1) 
muss  ein  solches  Auseinandergehen  bei  diesen  beiden  Regie- 
rungen sehr  überraschen,  und  es  drangt  sich  von  selber  das  Ver- 
langen auf,  den  Grund  der  Differenzen  zu  ermitteln.  So  sind 
denn  schon  wiederholt  auch  Versuche  gemacht  worden,  die  An- 
stösse  zu  heben,  sei  es  durch  Statuirung  eigen thümlicher  Rech- 
nungsweisen ,  sei  es  durch  Annahme  von  Textfehlern.  Joh. 
Brandis  z.  B.  (rerumAssyriarum  tempp.  emend.  1853  p.  4 1.45) 
lässt  zwar  die  18  Jahre  Sanherib's  unangetastet,  verwandelt  aber 


1)  Wie  sehr  —  auch  abgesehen  von  den  chronologischen  Dingen  —  die 
Angaben  des  Berossus  mit  denen  der  Inschriften  übereinstimmen,  dafür  giebt 
einen  überraschenden  Beweis  jene  denkwürdige  Notiz,  der  wir  bei  Berossus 
(s.  Josephus,  c.  Apion  I,  19)  begegnen,  dass  sich  Nebucadnezar  neben 
dem  Palaste  seines  Vaters  einen  prachtvollen  eigenen  erbaut  und 
ihn  in  fünfzehn  Tagen  vollendet  habe  (cf.  Euseb.  chron.  ed. 
Schoene  I,  47:    »aliamque  regiam  paternae  regiae  contiguam  aediftcans  ad- 

didit et  intra  dies  quindecim  omnino  perfectum  sit«  =  Joseph.  1.  c. : 

nQOGxc<T£<fxevccxe  xols  naxQixols  ßadiXsioig  sre^a  ßaeikeia  i%ÖLitva  Ixelvouv 
....  avvExeXiad-i]  ij^iqais  ii).  Denn  fast  mit  genau  denselben  Worten  be- 
richtet uns  der  Chaldäerkönig  in  seiner  eigenen  dermalen  im  Hause  der 
ostindischen  Compagnie  aufbewahrten  Inschrift  auf  dem  schwarzen  Steine 
(col.  VIII,  55  ff.  IX,  1) ,  dass  er  sich  »ein  grosses  Wohnhaus  zu  seiner  könig- 
lichen Residenz  aus  Asphalt  und  gebrannten  Ziegeln«  erbaut  und  »neben 
dem  Palaste  des  Vaters  errichtet«  (ütiUkal  abi  u-ra-ad-di-va) , 
auch  »seine  Pracht  am  15.  Tage  vollendet  habe«  (i-na  XV.  ju-um 
si-bi-ir-sa  u-sa-ak-li-ü-va).  Das  Verdienst,  diese  Coincidenz  der  bezüg- 
lichen Angaben  zuerst  erkannt  zu  haben,  gebührt  Oppert,  wenn  er  auch 
den  Nebucadnezar  daneben  aussagen  lässt :  «Je  Vai  agrandi  en  memo 
temps(l)  que  le palais  du pere«  (Inscription  de  Nabuchodonosor  etc.  Reims 
1866,  p.  25).  —  Die  einzige  bis  jetzt  sicher  zu  constatirende  Differenz  zwi- 
schen Berossus  und  Monumenten  involvirt  die  Angabe  des  ersteren,  dass 
Merodach-Baladan  von  Sanherib  nicht  bloss  entthront  (Inschriften),  son- 
dern zugleich  getödtet  sei  (Euseb.  Chron.  I,  p.  27).  Bei  der  Bestimmtheit 
der  Aussage  des  selbstbetheiligten  Königs  (s.  die  betr.  Stellen  der  Sanherib- 
inschriften  KAT.  215  ff.  225)  kann  es  kaum  zweifelhaft  sein,  für  welche  der 
beiden  Relationen  man  sich  zu  entscheiden  hat.  Lässt  nun  aber  wirklich 
der  armenische  Text  des  Eusebius  an  der  betreffenden  Stelle  keine  andere 
Uebersetzung  als  die  durch:  »interfecit«,  »sustulit«  u.  s.  w.  zu,  oder  könnte 
nicht  vielleicht  auch  der  betreffende  armenische  Ausdruck  auf  einen  miss- 
verstandenen griechischen  allgemeineren  Sinnes  d.  i.  etwa  des  Sinnes: 
»entfernte«  d.h.  »entthron te  ihn«  zurückgehen?  —  Ueber  die  auch 
sonst  für  die  Beurtheilung  der  Glaubwürdigkeit  des  Berossus  wichtige  Stelle 
der  Nebucadnezarinschrift  demnächst  anderswo. 


des  Asordanus  d.  i.  für  ihn  des  Asarhaddon  8  Jahre  in  ihrer  28, 
indem  er  Sanherib  von  713 — 695,  Asordan  von  695 — 667 
regieren  lässt.  Später  (s.  dessen  hislor.  Gewinn  aus  der  Ent- 
zifferung der  assyrischen  Inschriften  1857  S.  73  flg.)  will  er  gar 
die  Zahl  8  in  17  und  dazu  die  Zahl  20  bei  Nabopolassar  in  21 
corrigirt  wissen,  so  als  Gesannntsumme  die  Zahl  98  gewinnend, 
die  (s.  u.)  selbst  erst  wieder  auf  Änderung  einer  überlieferten 
Zahl  beruht.  Grund  dieser  Positionsveränderung  war  die  aller- 
dings schon  damals  durch  die  Inschriften  klar  gewordene  Un- 
möglichkeit, Sanherib  bereits  713  antreten  zu  lassen;  die  spätere 
positive  Annahme,  dass  er  702  zur  Regierung  gekommen,  war 
aber  nicht  minder  willkührlich.  An  Gewaltsamkeit  der  Text- 
änderungen überbietet  dazu  der  zweite  Versuch,  die  Schwierig- 
keit zu  heben,  nur  noch  den  früheren.  —  Es  folgt  (1857) 
M.  v.  Niebuhr,  welcher  (Geschichte  Assur's  und  Babel's 
S.  78  flg.)  die  18  Jahre  Sanheribs  als  Jahre  eines  babylonischen 
Oberkönigthums  desselben  nimmt,  die  »acht  Jahre«  seines  Soh- 
nes dagegen  so  erklärt,  dass  er,  die  8  Jahre  »Anarchie«  im  Kanon 
herbeiziehend ,  jene  als  Rest  eines  verstümmelten  Satzes  bei 
Polyhistor  betrachtet ,  der  ursprünglich  etwa  gelautet  habe : 
»Nach  Sanherib  regierte  (seil,  in  Babel)  sein  Sohn  (Asordanes 
x  Jahre  mit  Ausnahme  von)  AchtJahren  (während  deren 
Rabylon  sich  unabhängig  gemacht  hatte)«.  Die  \  Jahre  Ober- 
königthum  des  Asordanes  betrügen  nach  der  Rechnung  aus  dem 
Kanon  und  dem  Alten  Testament  24  (=691 — 667  v.  Chr.). 
Allein  diese  Annahme  eines  24jährigen  Oberkönigthums  des 
Asordan  =  Assarhaddon  ,  das  mit  667  zu  Ende  gegangen  wäre, 
widerspricht  den  ausdrückliehen  Angaben  des  Kanons  und  der 
Eponymenlisten  so  direkt,  dass  von  einem  hierauf  gegründeten 
Lösungsversuche  von  vornherein  abgesehen  werden  muss,  die 
Unwahrscheinlichkeit  jener  Texlesänderung  selber  dabei  ganz 
bei  Seite  gelassen.  —  Die  Frucht  langjähriger  Reschäftigung  mit 
dem  Gegenstande  und  das  Ergebniss  bezüglicher  Erwägungen 
legte  A.  v.  Gutschmid  1875  in  den  Zusätzen  zu  Rand  I  der 
Schoene'schen  Ausgabe  der  Eusebianischen  Chronik  p.  240b  mit 
den  Worten  nieder:  »annos  VIII  ßlio  Sennacheribi  adscriptos 
collato  Ptolemaei  canone  antiquissimum  mendum  esse  pro  XIII 
intßllegiturn  etc.  Die  vorgeschlagene  Änderung  mag  vom  Stand- 
punkte philologischer  Textkritik  aus  ohne  jedes  Redenken  sein : 
für  den  Exeeeten  ist  sie  unannehmbar.    Denn  auf  der  Zahl  VIII 


6     — 

beruht  die  durch  Polyhistor  gleicherweise  wie  durch  Eusebius 
verbürgte  Gesammtzahl  LXXXVIII  (s.  u.).  Dieses  wohl  auch  der 
Grund,  warum  Gutschmid  schon  nach  Jahresfrist  seinen  Ver- 
besserungsvorschlag wieder  zurückzog,  als  sich  ihm  ein,  sogar 
durch  die  Angaben  der  assyrischen  Eponymenlisten  empfohlener 
anderer  Weg  zu  bieten  schien,  die  Schwierigkeit  zu  heben.  In 
seinen  »Neuen  Beitragen  zur  Geschichte  des  alten  Orients« 
(1876)  S.  152  meint  Gutschmid,  der  Widerspruch  zwischen 
Berossus-Polyhistor  und  dem  Kanon  des  Ptolemäus  (dort  8jäh- 
rige,  hier  13jährige  Regierung  des  Asarhaddon)  kläre  sich  auf 
durch  die  Annahme  eines  fünfjährigen  Interregnums 
(»während  der  ersten  5  Jahre  [680 — 675]  wird  Asarhaddon  nur 
Gegenkönig  des  Nergil-Sarasar  gewesen  sein«).  Nun  aber  be- 
richtet uns  die  Bibel  (2  Kün.  19,  37)  :  »Und  als  er  (Sanherib) 
anbetete  im  Tempel  des  Nisroch,  seines  Gottes,  schlugen  ihn 
Adrammelech  und  Scharezer  [seine  Söhne],  mit  dem  Schwerte; 
die  aber  entrannen  in  das  Land  Ararat  und  Asarhaddon,  sein 
Sohn,  ward  König  an  seiner  Statt«.  Schon  das  sieht  nicht  nach 
einem  fünfj ährigen  Königthume  eines  dieser  vatermörderi- 
schen Söhne  aus.  Auch  Alexander  Polyhistor  berichtet  —  doch 
gewiss  nach  Berossus !  —  lediglich,  dass  »in  Folge  der  Nach- 
stellungen [instructis  insidüs)  des  Ardumuzanus  Sanherib  aus 
dem  Leben  geschieden«  sei  (bei  Eusebius-Schöne  I,  27) .  Von 
einem  Zwischenregiment  ist  kein  Wort  zu  lesen;  und  wenn  der- 
selbe Polyhistor  weiter  unten  sagt,  dass  nach  dem  Sanherib 
sein  Sohn  (Asarhaddon)  8  Jahre  geherrscht  habe  {et  post  eum 
ejusdem  filius  annis  VIII) ,  so  deutet  er  auch  an  dieser  Stelle  mit 
Nichten  etwas  an  von  einem  stattgehabten  Zwischen regiment 
von  gar  fünfj  ähriger  Dauer!  Von  einem  solchen  Zwischen- 
regiment lesen  wir  lediglich  bei  Abydenus  mit  den  Worten 
(Eusebius-Schoene  I,  p.  37) :  »Deinceps  autem  post  eum  Nergilus 
regnavit«  i),  ein  Bericht,  der  durch  den  keilinschriftlichen 
des  Nächstbetheiligten,  des  Asarhaddon,  seine  indirekte  Bestäti- 
gung erhält  (s.  unsere  Schrift :  Keilinschriften  und  Geschichts- 
forschung [1878]  S.  530  flg.).  Gleichzeitig  aber  erhellt,  dass 
von  einer  Theilung  der  Herrschaft  zwischen  dem  Letzteren  und 
dem  Nergilus  gar  keine  Rede  sein  kann,  was  sich  zudem  durch 
die  Datirung   eines  Täfelchens  aus  der  Regierung  des   [Asur-] 


1)  Über  die  Corruptel  s.  Gutsch  mid  zu  d.  St.  bei  Scliocne. 


ah-iddin,  Königs  vonAssyrien,  und  zugleich  aus  dem  Eponymat 
des  Dananu  d.  i.  aus  dem  1  .Jahre  des  Asarhaddon  =  680  (Smith, 
epon.  can.  92)  direkt  bestätigt.  Die  Herrlichkeit  des  Neriri- 
lus  wird  lediglich  die  kurze  Spanne  Zeit  gewahrt  haben,  welche 
zwischen  der  Ermordung  Sanheribs  und  der  Herbeikunft  des 
auf  fernem  Kriegsschaupia  Ize  abwesenden  Asarhaddon  zwischen- 
inneliegt.  Schwerlich  zufällig  ist  uns  bis  jetzt  auch  nicht  ein 
einziges  nach  der  auch  nach  unserer  Meinung  faktischen 
Regierung  des  Nergilus  datirtes  Thontäfelchen  überkommen: 
die  Zahl  derselben  mag  überall  eine  gar  geringe  gewesen 
sein. ') 

Ergiebt  sich  schon  aus  dem  Vorstehenden  die  äusserste 
Unwahrscheinlichkeit,  dass  sich  zwischen  Sanherib  und  Asar- 
haddon ein  fünfjähriges  Interregnum  oder  ein  gleich  lange 
dauerndes  Nebenregiment  des  Nergilus  einschiebe,  so  wird  — 
meinen  wir  —  diese  Annahme  durch  den  Bericht  des  Polyhistor 
selber  noch  ausserdem  positiv  ausgeschlossen.  Und  da- 
mit kommen  wir  auf  den  eigentlichen  und  entscheidenden 
Hauptpunkt.  Es  ist  ein  erstes  und  oberstes  Gesetz  der  Exegese, 
eiuen  Schriftsteller,  wenn  möglich,  aus  ihm  selber,  auf  Grund 
seiner  eigenen  Angaben  und  Aussagen  zu  erklären.  Dies  Gesetz 
wird  auch  in  unserm  Falle  Anwendung  erleiden  müssen.  Nun 
berichtet  uns  Polyhistor,  dass  »von  Sanherib  bis  zum  Nebucad- 
nezar«  im  Ganzen  88  Jahre  vergangen  seien  [a  Sinechcrimo 
usque  ad  Nabukodrossorum  comprehenduntur  anni  umnino 
LXXX 1 'III  .  Und  das  stimmt  genau  mit  den  von  Alexander 
Polyhistor   vorher   gemachten   Einzelangaben.      Denn   derselbe 


giebt 


1)  Durch  das  Ausgeführte  erledigt  sich  auch  die  Vermuthung  G  u  I  - 
schra  id's,  dass  uns  eine  Spur  dieses  Nergilus  —  mit  seinein  vollen  Namen 
Nirgai  sar-usur —  noch  in  dem  Eponymus  dieses  Namens  vom  Jahr  (378  er- 
halten sei  (Neue  Beitrr.  152),  eine  Annahme,  die  auch  sonst  nicht  ohne  Be- 
denken ist.  —  Historisch  mag  noch  angemerkt  werden,  dass  die  bestimmte 
Vermuthung  der  Identität  des  abydenischen  Nergilus  und  des  biblischen 
Scharezer,  sowie  die  Combination  heider  Namen  zu  dem  einen  vollen: 
Nergal-Scharezer,  auf  die  Urheberschaft  Ferd.  Hitzig's  zurückgeht  (BegrilT 
der  Kritik,  Heidelb.  1831,  S.  195).  Ihm  folgten  Mo  vers,  Phönizier  I  (1841) 
S.  342;  Jo.  Brandis,  rerum  Assyr.  tempp.  einend.  (1853)  p.  34ann.; 
M.  v.  Niebuhr,  Geschichte  Assur's  und  Babel's  (1857)  S.  37;  A.  v.  Gut- 
schmid  im  LCBI.  1870  S.  1157;  Neue  Beitrr.  152;  Schreiber  d  ieses 
RAT.  (1872)  S.  206  flg. 


dem  Sanherib  .   .   . 

.   18  Jahre 

dessen  Sohne    .   .   . 

.     8     - 

dem  Sammughes .   . 

.  21     - 

dessen  Bruder  .   .   . 

.  21     - 

dem  Nabupalsar  .  . 

.  20     - 

in  Summa  88  Jahre. 
Dazu  wird  nicht  bloss  die  Zahl  XVIII  für  die  Jahre  Sanherib's 
(vorher  —  s.  bei  Schoene  p.  27  1.  28)  noch  einmal  überliefert, 
sondern  es  wird  von  Eusebius  noch  obendrein  auch  die  Summen- 
zahl nachher  ausdrücklich  als  mit  der  hebräischen  Rechnung 
des  Allen  Testaments  in  Übereinstimmung  befindlich  bezeichnet 
(fiimt  [numerantur)  autem  ab  Ezekia  usque  ad  Nabuchodonosoriim 
anni  LXXXVIII,  quot  [annos]  et  Polyhistor  ex  chäldaico  commen- 
tario  [historia]  computavä)  und  dieses  an  der  Hand  der  alt- 
testamentlichen  Ansätze  selber  erwiesen,  indem  der  Zahl  des 
Polyhistor  gleichgesetzt  werden 

die  55  Jahre  des  Manasse, 
die    21)  -     des  Arnos  (=Amon), 
die  31       -     des  Josia 
in  Summa  88  Jahre. 
Es  erhellt,  dass  von  jeder  Textesänderung,  von  jeder  Änderung 
einer  der  überlieferten  Zahlen  gänzlich  Abstand  genom- 
men  werden   muss,    demgemäss  auch  beiläufig    eine  Um- 
wandlung der  Zahl  20  in  21  bei  den  Regierungsjahren  des  Nabo- 
polassar    (s.  o.)    unter   keinen  Umständen  zulässig   ist: 
Polyhistor    hat  uns  die  Zahl  XX  und  keine  andere  über- 
liefert.2)   Dasselbe  aber  gilt  aus  demselben  Grunde  im  Voraus 


1)  Dass  so  =  II,  statt  der  von  dem  Texte  gebotenen  Zahl  XII,  in  Über- 
einstimmung mit  dem  Alten  Testament  auch  von  Eusebius  geschrieben 
war,  zeigt  (gegen  Mai  u.  A.)  Gutschmid  bei  Schoene  p.  240  ad  h.  loc. 

2)  Allerdings  beruft  sich  Gutschmid  bei  Eusebius-Schönc  I,  24  0 
col.  B  für  seine  Änderung  der  Zahl  XX  in  XXI  (wie  der  Kanon  bietet)  auf 
die  bei  Eusebius  p.  29  1.  4  5  für  Sardanapallus  überlieferte  Zahl  von  XXI 
Jahren  (»olim  fuerunt  XXI,  quot  p.  29  l.  15  loco  mutilo  etiamnum  exslant« 
A.  v.  G.).  Die  betr.  Stelle  bei  Eusebius  lautet:  »Post  Samugem  (vero)  Sar- 
danapallus Chaldaeis  regnavit  annis  XXI«.  Augenscheinlich  erachtet  Gut- 
schmid Sardanapallus  hier  für  Nabupalsar  gesetzt,  wie  das  schon  vor  ihm 
Movers  gethan  (Phönizier  I,  463;  II,  a  156).  Allein  derselbe  Polyhistor  lässt 
ja  auf  den  Samuges  wie  hier  den  Sardanapallus,  so  kurz  vorhin  den  »Bruder 
des  Sammuges«  und  zwar  in  genauer  Übereinstimmung  mit  der  späteren 
Stelle  für  21  Jahre  folgen  und  erst  danach  den  Nabupalsar  antreten.    Es 


9     

auch  von  den  Zahlen  XYlü  für  Sanherib  und  VIII  für  dessen 
Sohn  und  Nachfolger  (Asarhaddon)  :  ohne  diese  beiden  Zahlen 
kommt  eben  die  Gesammtzahl  88  nicht  heraus!  Da  diese  Zahl 
ferner  augenscheinlich  eine  continu  i  rliche  Jahrreihe  aus- 
drücken will,  so  ist  es  auf  alle  Fälle  Meinung  des  Verfassers,  dass 
zwischen  den  18  Regierungsjahren  des  Sanherib  und  den 
8  Jahren  seines  Sohnes  keinerlei  zeitlicher  Zwischenraum  zwi- 
scheninneliegt:  ein  fünfjähriges  Interregnum  in  der  Gestalt  einer 
Mitherrschaft  des  Nergilus  (s.  o.)  ist  hierdurch  für  Alex.  Poly- 
histor positiv  ausgeschlossen.  Wird  man  nun  aber  bei 
dieser  Lage  der  Dinge  d.  h.  bei  der  für  einen  bestimmten  kürze- 
ren Abschnitt  aufgezeigten  chronologischen  Continuität  schon  von 
vornherein  entsprechende  chronologische  Continui- 
tät der  dargestellten  Ereignisse  u.  s.  w.  auch  für  den  ganzen 
betreffenden  Abschnitt  vermuthen ,  so  bestätigt  sich  diese  Ver- 
nmthung  zunächst  jedenfalls  für  den  ersten  Theil  des  Gesamml- 
abschnitts des  Polyhistor,  d.  i.  für  die  Zeil  von  dem  Regierungs- 
antritte des  Sanherib  bis  zur  Einsetzung  des  Asordan  (Eusebius- 
Srhoene  29,  'S — 15).  Hintereinander  in  streng  chronologischer 
Folge  werden  erzählt  I)  die  babylonischen  Thronslreitigkeiten, 
die  mit  dem  Emporkommen  des  Elibus   (Belibus)  l)   endigten ; 


ist  somit  evident,  dass  der  ungenannte  »Bruder  des  Sammuges«  eben  dieser 
Sardanapallus  war,  der  zugleich  dem  Kineladan  des  Kanons  entspricht.  Es 
erhellt,  dass  alles  in  Ordnuni:  ist,  und  unter  keinen  Umstanden  gar 
nach  dieser  —  ganz  richtigen  —  Aussage  eine  Angabe  desselben  Polyhistor, 
die  sich  aber  nicht  auf  den  Betreffenden,  denn  vielmehr  auf  seinen 
Nachfolger  (Nabupalsar)  bezieht,  umgeändert  werden  darf.  —  Für  die 
richtige  Scheidung  des  Sardanapallus  und  des  Nabupalsar  s.  bereits  M.  v. 
Niebuhr,  Gesch.  Assur's  und  Babel's  S.  74;  Jo.  Brand  is,  rerum  Ass. 
tempp.  emend.  p.  30.  32.    Sonst  vgl.  noch  KGF.  333  Anm. 

1)  Zur  Frage  nach  der  heimischen  Aussprache  des  im  ptolemäischen 
Kanon  als  Belibus  überlieferten  babylonischen  Eigennamens  sei  hier  ange- 
merkt, dass  bei  meiner  jüngsten  Anwesenheit  in  London  Herr  J.  Strass- 
maier  mir  mitzutheilen  die  Güte  hatte, ?dass  sich  auf  einem  von  demselben 
copirten  babylonischen,  aus  dem  21sten  Jahre  des  Darius  (Hystaspis) 
datirten  ContractUifelchen,  bez.  S.  ~.  531.  76,  Rev.  3  (=  Z.  H),  der  Name : 

T  >~>+-  >-TT  S^ —  ^*~"  WW-T  l'-  *•  Bü-i-bu-us  phonetisch  geschrieben 
finde.  Bei  Inspection  des  Originals  überzeugte  ich  mich  von  der  Richtig- 
keit seiner  Angabe.  Ein  babylonischer  Name  Bil-ibus  ist  somit  hinfort 
nicht  mehr  bloss  Conjectur  (cf.  ABK.  133  fg.),  sondern  monumentale  That- 
sache.  —  Nachschrift  vom  7.  Jan.  1S80.  Ich  begegne  dem  Namen 
Bil-ibus  noch  auf  einem  weiteren  Monumente.    Derselbe  findet  sich  in  der 


10     - — - 

2)  die  Bekämpfung  und  Besiegung  des  Letzteren  nach  dreijäh- 
riger Herrschaft  durch  Sanherib ;  3)  die  Einsetzung  des  Sohnes 
des  Letzteren,  des  Asordan  d.  i.  des  Asur-nadin-sum  der  In- 
schriften, des  Aparanadius  des  ptoleinäischen  Kanons  [)  als  Königs 
von  Babylon  —  dieses  wie  in  wesentlicher  Übereinstimmung 
mit  den  Inschriften,  soweit  sie  auf  diese  Dinge  zu  sprechen 
kommen  (vgl.  KGF.  540),  so  durchaus  in  Coucordanz  mit  dein 
plolemäischen  Kanon,  welcher  bietet: 

704  königslose  Zeit, 

702  Belibus, 

699  Aparanadius, 
immerhin  dieses  jedoch  so,  dass  vom  Polyhistor  die  Zeitdauer 
lediglich  bei  Belibus  (=  3  Jahre)  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Kanon  angemerkt  wird;  für  die  Zeit  der  Anarchie  und  die 
Begierungsdauer  des  Asordan  =  Aparanadius  vermissen  wir  be- 
stimmte chronologische  Angaben.  Dass  sich  aber  solche  in  dem 
Texte  des  Berossus  fanden,   leidet  schon  an  sich  keinen  Zweifel 


Schreibung  T  >~TT  ^»  >W^T  d.  i-  Bit-ibu-us  Z.  17  auf  dem  Revers  eines  mir 
im  Thonabdrueke  vorliegenden,  noch  unedirten  ninivitischen  Thon- 
täfelchens  des  Britischen  Museums  (bez.  K.  821).  Der  betreffende  Name  war 
somit  ein  in  Assyrien  gleicherweise  wie  in  Ghaldäa  ge- 
bräuchlicher. Angesichts  dieser  monumentalen  Daten  wird  von  einer 
Ableitung  des  Namens  Belibus  von  einem  heimischon  Bil-ibni,  das  regel- 
recht vielmehr  als  B?]X-mi'iog  oder  allenfalls  als  Bijl-iiAi'ios  (vgl.  'IapvEia, 
'Ik/lh'icc,  aus  hebr.  Jabneh)  zu  gräcisiren  gewesen  wäre,  schwerlich  aber  in 
der  mündlichen  Aussprüche  einfach  zu  B^Xiß-os  werden  konnte,  wohl  auch 
ferner  abzusehen  sein.  Dass  dazu  auch  nicht  etwa  eine  auf  die  Rechnung 
der  Abschreiber  des  ptolemäischen  Kanons  zu  setzende  Verstümmelung 
des  Namens  vorliegt,  giebt  des  Berossus,  beziehungsweise  Alexander  Poly- 
histor Elihus  (bei  Eusebius-Schoene  I,  27)  an  die  Hand.  Der  letztere  Um- 
stand beweist  zudem,  dass  auch  an  eine  rein  auf  gelehrtem  Wege  vei  mit- 
teile Wiedergabe  des  Namens  hier  kaum  gedacht  werden  kann:  zwei 
unabhängig  von  einander  arbeitende  Gelehrte  (und  dass  die  assyrisch- 
babylonischen  Namen  des  Alexander  Polyhistor  nicht  auf  das  Prototyp  des 
sogen.  «Kanons  des  Ptolemäus«  zurückgehen  oder  aber  der  Kanon  in  sei- 
ner vorliegenden  Gestalt  nicht  etwa  auf  Berossus  (bezw.  Alexander  Poly- 
histor) fusst,  so  sehr  er  sachlich  mit  ihm  zusammen  trifft,  lehrt  der  Augen- 
schein) würden  schwerlich  auf  die  völlig  gleiche  und  dazu  ganz  exceptio- 
nelle,  starke  Veränderung,  bezw.  Verstümmelung  eines  und  desselben 
Namens  an  einer  bestimmten  Stelle  desselben  verfallen  sein.  Die  Sache 
liegt  hier  genau  so  wie  in  dem  von  mir  KGF.  514  ff.  erörterten  Falle. 

1)    Gutschmid  bei  Schoene  I,  27    sieht  des  Polyhistor  Asordanius 
als  aus  ursprünglichem  Asornadius  einfach  verschrieben  an. 


11    

und  wird  sich  aus  des  Alexander  Polyhistor  Angabe  betr.  die 
18  Jahre  des  Sanherib  unten  auch  als  thalsächlich  heraus- 
stellen. —  Es  folgt  nun  1.  1 6 — 25  der  Bericht  über  die  Besiegung 
der  Griechen  in  Cilicien  und  die  Gründung  (in  Wirklichkeit 
Neugründung}  von  Tarsus1),  Ereignisse,  zu  deren  chronologi- 
scher Einreihung  uns  durch  den  Schriftsteller  keinerlei  nähere 
Data  an  die  Hand  gegeben  sind,  die  wir  aber  wohl  nach  der 
Stellung,  die  der  Schriftsteller  dieser  Einschaltung  gegeben,  als 
in  die  Zeit  nach  Einsetzung  des  Asordan  (nach  699)  fallend  an- 
zusehen haben  werden  (doch  vgl.  auchAnm.  3).  — Alsdann  wird 
fortgefahren  1.  25 — 29:  »Et  post  alia  omnia  facta  Sinccherimi 
illud  quoqiee  addens  ait  w>eum  XVIII  ätmis  stetisse  {in  imperio)  et 
struetis  ei  insiriiis  a  fiiio  suo  Ardumuzano  e  vita  excessissem. 
Haec  Polyhistor«.  Nun  giebt  Berossus- Polyhistor  in  diesem 
ganzen  Abschnitte  in  erster  Linie  lediglich  babylonische  Ge- 
schichte2) und  zieht  die  Geschichte  des  Assyrers  Sanherib  in 
seine  Darstellung  nur  herein,  weil  dieselbe  mit  der  Geschichte 
Babyloniens  während  dieses  Zeitraumes  auf  das  Engste 
verknüpft  ist.3)  Dass  er  denselben  nichts  weniger  denn 
als  Babylonierkönig  betrachtete,  beweist  dessen  ausschliessliche 
Betitelung  als  »rex  Assyriorum«  (s.  darüber  KGF.  188.  539  flg.). 


1)  S.  hierüber  »Keilinschriften  und  Geschichtsforschung«  S.  844. 

2)  Meines  Wissens  ist  dieses  zuerst  von  Movers  erkannt  und  be- 
stimmt ausgesprochen  (Phönizier  I,  463;  II,  a  153  ,  wenn  derselbe  auch 
mit  den  18. Jahren  des  Sanherib  nichts  anzufangen  wusste  und  über  das 
wirkliche  Verhältniss  der  drei  Könige:  Saracus,  Sardanapallus  und  Nabu- 
palsar (s.  o)  zu  einander  noch  völlig  im  Unklaren  war.  Mit  Letzterem  wie- 
der hängt  es  zusammen,  dass  derselbe  (und  das  gilt  auch  von  den  Späteren) 
das  wahre  Verhältniss  der  im  Grunde  gänzlich  verschiedenen  Königslisten 
des  Polyhistor-Ptolemäus  und  des  Abydenus  zu  einander  nicht  erfasst  hat. 
S.  darüber  KGF.  540  flg. 

3)  Dieses  ist  wohl  auch  der  Grund  ,  warum  uns  Berossus-Polyhistor 
von  den  Thaten  des  Sanherib,  die  nicht  Babylonien  selber  betrafen, 
lediglich  die  Besiegung  der  Griechen  in  Cilicien  und  die  Neugründung 
von  Tarsus  erzählt.  Dieses  letztere  nämlich  ward  ja  nach  Polyhistor 
»ad  simililitdinem  Babelonis«  erbaut.  Das  berichten  zu  können  schmeichelte 
dem  Nationalstolze  des  Babyloniers,  so  fügte  Ber.  den  Bericht  dar- 
über seiner  Erzählung  ein.  Auch  Abydenus,  der  doch  assyrische  Ge- 
schichte geben  wollte,  wusste,  natürlich  aus  babylonischer  Quelle  auch 
seinerseits  schöpfend,  von  jenen  Thaten  des  Sanherib  nichts  weiter  als  eben 
wieder  dieses  zu  erwähnen  (I.  c.  p.  35  I.  6 — 16),  indem  er  dazu  das:  ad 
similitudinem  Babelonis,  durch  einen  Zusatz  [ita  ut  per  mediam  Tarsum  Cydnus 
ßuvius  transiret  etc.)  seinerseits  noch  des  Näheren  erläuterte. 


12 

Wenn  also  von  Sanherib,  dem  Assyrerkönige,  ein  18jähriges 
Herrschen  ausgesagt  wird  (ohne  nähere  Bestimmung),  so  kann 
dieses  weder  auf  ein  so  lange  währendes  Oberkönigthum  des- 
selben über  Babylon  (M.  v.  Niebuhr)  sich  beziehen  (Sanherib 
legt  sich  nirgends  sei  es  den  Titel  »König  von  Babylon«,  sei  es 
den  allgemeineren  »König  von  Sumir  und  Akkad«  bei);  noch 
auch  kann  die  Angabe  die  Gesammtdauer  seiner  Regierung  im 
Auge  haben  (denn  diese  war  eine  solche  desselben  als  »Königs 
von  Assyrien«,  und  diese  assyrische  Herrschaft  kam  hier  gar 
nicht  in  Betracht,  wie  denn  auch  gerade  an  der  von  Eusebius 
mitgetheilten  Stelle  des  Polyhistor  (1.  c.  27  1.  26  sq.)  sich  kei- 
nerlei Andeutung  findet,  welche  auf  die.  Gesammtdauer  der 
Regierung  des  Sanherib  als  in  Aussicht  genommen  schliessen 
Hesse) :  die  Ausdrucksweise  des  Polyhistor  ist  vielmehr  auffällig 
unbestimmt,  indem  es  heissl :  »Und  nach  dem  Berichte  über  die 
übrigen  Thaten  des  Sanherib  fügt  er  (Polyhistor)  hinzu,  dass  er 
18  Jahre  im  Herrschaftsbesitze  gelebt  habe,  bis  er  in  Folge  der 
Nachstellungen  seines  Sohnes  Ardumuzanus  umgekommen  sei«1), 
eine  Angabe,  die  dann  Eusebius  mit  dem  Zusätze,  dass  San- 
herib, wie  Polyhistor  angebe,  »unter  dem  Hizkia«  18  Jahre 
geherrscht  habe2),  seinerseits  reproducirt.  Die  Vermuthung 
drängt  sich  auf,  dass  diese  18  Jahre  des  Sanherib  bei  Polyhistor 
auch  gar  nicht  die  Gesammtdauer  der  assyrischen  Herrschaft 
dieses  Königs  betreffen,  dass  sie  vielmehr,  da  sie  auf  ein  baby- 
lonisches Oberkönigthum  desselben,  wie  vorher  auseinander- 
gesetzt, sich  ebensowenig  beziehen  können,  in  ganz  andrer 
Weise  zu  nehmen  und  zu  verstehen  sind.  Nun  erinnern  wir 
uns,  dass  das  letzte  chronologische  Datum,  das  Polyhistor  bei- 
brachte, die  Einsetzung  des  Asordan  war,  der  gemäss  dem 
ptolemäischen  Kanon  von  699  bis  693  auf  dem  Throne  Babylon's 
sass.  Dass  Asordau  6  Jahre  regierte,  sagt  uns  Polyhistor  selber 
nicht;   dass  aber  der  Letztere,  der  in   seiner  Quelle   die  drei 


1)  Mai  bietet  »Jam  et  reliquis  Senecherimi  gestis  perscriptis  subdit  eiim 
annis  vixisse  regnantem  oetodeeim  donec  ei  struetis  a  filio  Ardumuzane  insidiis 
exstinetus  est.  Haec  Polyhistor«  (Müller  II,  504).  —  Petermann  übersetzt 
bei Scboene  (s.o.)  »El post alia omnia  facta  Sinecherimi  illud  quoque  addens ail : 
»»eum  XY1II  annis  sletisse  (in  iniperio)  et  struetis  ei  insidiis  a  filio  suo  Ardu- 
muzano  e  vita  excessisse««.    Haec  Polyhistor.« 

2)  Eusebius-Seboene  (s.  o.) :  »Etenim  sub  Ezekia  regnavit  Sinecherim, 
ut  Polyhistor  exponit,  annis  XVIII«  etc. 


13 

Jahre  der  Herrschaft  des  Belibus  und  jedenfalls  die  Regierungs- 
jahre der  babylonischen  Herrscher  seit  SanherilVs  Tode  genau 
verzeichnet  fand ,  nicht  auch  diese  Regierungszeit  des  Asordan 
angemerkt  gefunden  hätte,  wäre  seltsam.  Jedenfalls  werden 
wir  berechtigt  sein,  dieses  vorab  anzunehmen.  Dann  gelangen 
wir  mit  dem  letzten  der  6  Jahre  des  Asordan  (=  693)  an  die 
Schwelle  der  Zeit  der  raschen  Folge  babylonischer  Herrscher 
(Rege  bei,  Mesesimordak),  bezw\  völliger  Anarchie,  welche 
sich  von  693  bis  zum  Antritt  Asarhaddon's  680  (681)  er- 
streckte, dessen  Regierung  selber  mit  dem  Jahre  667  (668)  zu 
Ende  ging.  Ris  zu  dem  letzteren  Jahre  (667)  sind  nun  seit  dem 
Abtritt  des  Asordan  (693)  gemäss  dem  ptolemäischen  Kanon 
im  Ganzen  26  Jahre  verflossen.  Genau  die  gleicheAnzahl 
von  26  Jahren  liegt  aber  gemäss  dem  Alexander  Poly- 
histor zwischen  dem  Ende  der  für  ihn  von  uns  ebenfalls  auf 
6  Jahre  angesetzten  Regierung  des  Asordan  und  dem  Ende 
der  Regierung;  des  »Sohnes  des  Sanherib«  =  Asarhaddon, 
denn  er  rechnet  (seit  jenem  Zeitpunkt) 

für  Sanherib  ....  18  Jahre 
für  dessen  Sohn  .  .     8     - 

in  Summa  26  Jahre. 

Steht  aber  so  die  Identität  der  Gesammtsummen  (26  Jahre 
dort  und  wiederum  26  Jahre  hier)  fest,  und  wäre  damit  die  für 
die  Zeit  nach  Asarhaddon  und  bezüglich  der  drei  Jahre  des 
Belibus  auch  für  die  frühere  Zeit  gewährleistete  Concordanz 
zwischen  Kanon  und  Berossus  auch  für  den  in  Rede  stehenden 
Zeitraum,  wenigstens  was  die  Gesammtdauer  desselben  be- 
trifft, dargethan,  so  wird  man  auch  mit  gutem  Grund  Ueberein- 
stimmung  zwischen  Kanon  und  Berossus  für  die  Einzel posten 
vermuthen  dürfen,  bezw.  wird,  wenn  solche  in  der  Ueberliefe- 
rung  des  Polyhistor  dem  Anschein  nach  nicht  vorhanden  ist, 
nach  dem  Grunde  dieses  auffälligen  Umstandes  zu  forschen 
haben.  Es  gilt  somit  mit  anderen  Worten  nunmehr,  die  Ent- 
stehung der  Differenz  der  Angaben  des  Kanons  (und  auch 
der  Inschriften)  einerseits,  des  Polyhistor  anderseits  bezüglich 
der  Dauer  der  Regierung  des  Asarhaddon,  die  jener  auf  13, 
dieser  auf  8  Jahre  bestimmt,  zu  erklären,  den  Grund  dieser 
Differenz  zu  ermitteln. 

Zu  diesem  Zwecke  haben  wir  uns  zuvörderst  die  betreffen- 


14 

den  Einzeldaten  seiher,   wie  sie  sich  im  ptolemäischen  Kanon 
verzeichnet  finden,  zu  vergegenwärtigen.    Diese  sind  : 

1  Jahr 

4    - 

8    - 
43    - 


693  Regebel 
692  Mesesimordak 
688  Anarchie  .  , 
680  Asaridin.  . 
667  Saosduchin 


20  - 
22    - 

21  [=20] 


26  Jahre 


647  Kineladan    . 
625  Nabopolassar 

Dahingegen  würde  Alexander  Polyhistor  bieten  : 

693  Sanherib 18  Jahre 

675  Asordan 8     - 


89  (88)  Jahre. 


667  Sammughes   ...  21 


26  Jahre 


646  Sardanapallus  .  .  21 

625  Nabupalsar.  ...  20  [=21] 


88  (89)  Jahre. 

Wie  bei  vorstehender Uebersicht  die Concordanz  der Gesammt- 
sum  men  26  und  88  bezw.  89  (über  die  Differenz  betr.  die  Jahre 
des  Nabopalassar  s.  o.  S.  8  flg.)  in  die  Augen  springt,  so  ist  nicht 
minder  klar,  dass  Zusammenstimmung  auch  für  die  einzelnen 
Posten  nur,  aber  dann  auch  sofort  zu  erreichen  ist,  wenn  die 
Zahlen  8  und  13  des  ptolemäischen  Kanons  d.  i.  die  Zahlen,  be- 
treffend die  Zeit  der  Anarchie  und  die  Dauer  der  Regierung  des 
Asaridin-Asarhaddon ,  für  Polyhistor  umgestellt  werden. 
Dann  haben  wir: 

693    Regebel 1  Jahr 

692    Mesesimordak  .     4    - 

688    Anarchie  ....  [13]  - 
[675]  Asaridin [8]  - 


667    Saosduchin  ...  20    - 


26  Jahre 


etc. 
Die  1  +  4  +  13  =  18  .fahre  bis  Asaridin  wären  die  XVIII  San- 
herib's  für  Polyhistor,  die  folgenden  8  die  VIII  Jahre  des  »Sohnes 
des  Sanherib«  d.  i.  des  Asaridin-Asarhaddon;  jene  18  Jahre  des 
Sanherib  aber  wären  nicht  die  sämmtlichen  Regierungsjahiv 
des  Königs,  sondern  lediglich  die  Jahre  desselben,  welche  mit 
der  Zeit  der  babylonischen  Herrscher  von  Regebel  (693)  bis 
Asaridin-Asarhaddon  I.  Jahr  zusammentreffen.  Die  Verstel- 
lung der  Einzelposten  8  und  1 3  beim  Zusammenaddiren  wäre  dem 


15     

Polyhistor  in  ganz  analoger  Weise  begegnet,  wie  muthmasslieh 
die  Vertauschung  der  Zahlen  53  und  22  des  DeTokes  und  Phra- 
ortes  beim  Summiren  der  Einzelposten  der  Regierungsjahre  der 
medischen  Könige  seitens  des  Herodot  gemäss  der  Zumpt-Gut- 
schmid'schen  Hypothese  (s.  hierüber  unsere  Schrift  KGF.  510). 
Da  das  Versehen  eben  erst  beim  Zusammenaddiren  entstanden 
wäre,  wird  es  auch  lediglich  auf  Rechnung  des  Summirenden 
d.  h.  des  Polyhistor  zu  setzen  sein,  nicht  auf  die  seiner  Quelle, 
insbesondere  nicht  auf  die  des  Berossus,  der  in  seiner  ausführ- 
licheren Darstellung  muthmasslieh  die  Einzelposten  und  zwar  in 
wesentlicher  Uebereinstimmung  mit  dem  ptolemäischen  Kanon 
überliefert  hatte. 

Als  das  Ergebniss  unserer  Untersuchung  hätte  sich  hienach 
herausgestellt:  1)  dass  der  überlieferte  Text  des  AI  exander 
Polyhistor  bei  Eusebius  an  den  betreffenden  Stellen  der 
ursprünglicheist,  und  jede  Textesänderung ,  näher  jede 
Aenderung  der  überlieferten  Zahlen  VIII  und  XX  unzuläs- 
sig ist;  2):  dass  die  chronologischen  Ansätze  des  Berossus 
in  der  Ueberlieferung  des  Polyhistor,  was  die  Gesammt sum- 
men anbetrifft,  mit  denen  des  ptolemäischen  Kanons  auch  noch 
jetzt  durchaus  in  Uebereinstimmung  sich  befinden; 
3)  dass  dieDiscrepanzen  in  den  Einzelansätzen  desPolyhistor- 
Eusebius  auf  eine  noch  jetzt  nachweisbare  Ver st ellun  g  der 
Zahlen  der  Jahre  zweier  aufeinanderfolgender  Zeiträume  und 
zwar  seitens  des  die  vermuthlich  ganz  richtigen  Daten  des 
Berossus  zusammenaddirenden  Polyhistor  zurückgehen. 


II. 

Abydenus  beginnt  bei  Eusebius  (Chron.  I  p.  35  ed. 
Schoene)  seinen  Bericht  über  die  Regierung  des  Sanherib  fol- 
gendermaassen :  -»Hoc  tempore  vicesimus  quintus  utique  Sine- 
cherib  tandem  ex  regibus  [regnantibus)  inventus  est  (inveniebatur), 
qui  Babelonem  sub  ditionem  [manum  suum)  redigens  subegit  [svb- 
igebat)  et  in  maris  littore  terrae  Cilicum  classem  navali  proelio 
eertantem  navwm  Graeeorum  [Ionum]  profligans  vicit  [vincebat)« etc. 
Wiederholt  ist  an  den  Eingangsworten  dieses  Abschnitts  An- 
stoss  genommen.  Von  der  Voraussetzung  ausgehend,  dass  der 
Bericht  des  Abydenus  einfach  denjenigen  des  Berossus  über  die 


16     

45  chaldäischen  Könige  der  5.  historischen  Dynastie  (in  der 
Ueberlieferung  des  Polyhistor  bezw.  Eusebius  bei  Eusebius- 
Schoene  I  p.  25  1.  10 — 20)  fortsetze,  und  im  Hinblick  darauf, 
dass  im  Alten  Testament  auf  den  König  Phul  bis  Sanherib  noch 
drei  weitere  Könige:  Tiglath-Pileser ,  Sargon,  Salmanassar, 
folgten,  nahm  Carl  Müller  einen  Textfehler  in  Wiedergabe 
der  überlieferten  Zahl  an  und  statuirte  im  griechischen  Original 
eine  Verschre  ib  ung  xe  für  pd-' ,  vgl.  fragmm.  bist.  gr. 
IV,  2821' :  v>sec.  Berosum  usque  ad  Phulum  sunt  reges  45 ;  ideoqüe 
Senacheribus  foret  quadragesimus  nonusv..  v.  Gutsohm id, 
zuletzt  von  derselben  Voraussetzung  ausgehend,  urtheilt  auch 
seinerseits,  dass  die  betreffende  Angabe,  weil  dieselbe  von  der 
sonstigen  des  Berossus  gänzlich  abweiche  und  Abydenus  mit 
Berossus  zusammenzutreffen  pflege,  auf  einem  alten  Text- 
fehler beruhe,  und  meint  insbesondere,  dass  die  betreffende 
Aussage  von  den  Jahren  zu  verstehen  sei,  welche  zwischen 
der  Herrschaft  des  Phul  und  der  des  Sanherib  zwischeninne- 
lägen :  »Cum  numerus  a  Berosiano  toto  coelo  distet,  vetus  latere 
mendum  et  Abydenum,  qui  cum  Beroso  consentire  solet,  tradidisse 
Sinecheribum  regnasse  anno  XXV.  post  Babylonicum  Phuli  regnum 
collato  Beroso  qui  proxime  post  Phulum  Sinecheribum  profert, 
suspicatur  A.  v.  G.a  (Euseb.  chron.  ed.  Schoene  I  [1875]  p.  35). 
Augenscheinlich  ist  dabei  weitere  Präsumption  beider  Gelehrten, 
dass  es  sich  wie  bei  Berossus-Polyhistor,  so  auch  bei  Abydenus 
um  und  zwar  im  Grunde  um  ein  und  dieselbe  babylonische 
Geschichte  handle,  während  in  Wirklichkeit  von  den  beiden 
Schriftstellern  jener,  Polyhistor,  dieBeihe  der  babylonischen, 
dieser,  Abydenus,  die  Beihe  der  assyrischen  Herrscher 
geben  wollte  (s.  unsere  Schrift  Keilinschriften  und  Geschichts- 
forschung S.  540).  Wie  aber  sollte  da  Abydenus  dazu  kommen, 
das  Zeitalter  eines  assyrischen  Herrschers  nach  der  Begie- 
rungszeil eines  Babyloniers  (Phul)  zu  bestimmen,  der  mög- 
licherweise —  wie  z.  B.  Gutschmid  annimmt  —  niemals  wirk- 
licher König  von  Assyrien  gewesen  wäre  und  niemals,  wie 
Sanherib,  in  Niniveh  residirt  hätte?  —  Dazu  stimmt  ja  auch 
nicht  einmal  äusserlich  die  Bechnung ,  da  zwischen  dem  Todes- 
jahr des  Phul-Pör  =  728/727  und  dem  Antrittsjahr  des  Sanherib 
(705/704)  nicht  25,  sondern  nur  23  Jahre  zwischeninneliegen. 
Bleibt  man  aber  gar  bei  der  hergebrachten  Annahme,  dass  Phul 
ein  Vorgänger  des  Tiglath-Pileser  II,    so   würde    vollends  das 


17     — 

25.  Jahr  in  der  Luft  schweben.  Gegen  beide  Verbesserungs- 
vorschlage, von  denen  derjenige  C.  Müllers  noch  ausserdem  den 
Stempel  der  Gewaltsamkeit  an  der  Stirne  trügt,  spricht  zudem 
die  zu  Tage  liegende  Thatsache,  dass  Abydenus  für  die  ganze 
hier  in  Betracht  kommende  Zeit  (seit  Sanherib)  überall  keine 
bestimmten  chronologischen  Ansätze  —  nach  Jahren  —  hat. 
Er  führt  die  Herrscher  hintereinander  auf;  ihre  Regie- 
rungsjahre aber  verzeichnet  er  ebensowenig,  als  er  auf  sie 
gegründete  Rechnungen  sonst  anstellt.  Jene  noch  dazu  erst 
durch  Textesemendationen  gewonnenen  Angaben ,  die  eine 
ebenso  wie  die  andere,  ständen  somit  bei  ihm  an  diesem 
Orte  völlig  isolirt  da. 

Einen  Versuch,  unterFesthalten  an  dem  gegebenen 
Wortlaute  ein  Versländniss  der  Stelle  zu  gewinnen,  machte 
M.  v.  Niebuhr.  Er  erklärt  dieselbe  dahin,  dass  Sanherib  in 
der  That  »der  25.  König  Niniveh's  gewesen  sei,  der  über  Babel 
geherrscht  habe«  (Gesch.  Assurs  und  Babels  S.  292;  vgl.  175. 
308.  329) .  Niebuhr  meint,  dass,  da  die  dem  Sanherib  in  der 
Zeit  voraufgehenden  beiden  Könige  :  Tiglath-Pileser  und  Sar- 
gon,  Babel  nicht  besessen  gehabt  hätten,  Sanherib  nach  der 
Rechnung  des  Abydenus  der  27.  König  Niniveh's  überhaupt  ge- 
wesen sei,  und  da  nun  nach  ihm  in  Wirklichkeit  noch  4  Könige 
über  Niniveh  regiert  hätten,  so  ergebe  dieses  im  Ganzen  31  nini- 
vitische  Könige;  Ktesias  aber  kenne  den  letzten  König  nicht, 
also  kämen  des  Diodor-Ktesias  30  Könige  heraus.  Diese  Argu- 
mentation hat  nun  freilich  ein  grosses  Gebrechen :  nämlich  die 
beiden  Assyrerkönige  (Tiglath-Pileser  und  Sargon),  die  Baby- 
lonien  nicht  besessen  gehabt  hätten,  sind  gerade  diejenigen,  die 
unter  den  späteren  Königen  (bis  Sanh.)  zuerst  und  relativ 
dauernd  Babylon  dem  assyrischen  Scepter  unterworfen  haben. 
Dazu  hat  die  in  Rede  stehende  Auffassung  zu  ihrer  Voraus- 
setzung, dass  während  der  ganzen  Zeit  dieser  25  Könige  Rabylon 
den  Assyrern  unterthänig  gewesen  sei,  eine  Annahme,  die  den 
durch  die  Inschriften  an  die  Hand  gegebenen  Thatsachen  direkt 
ins  Angesicht  schlägt.  Trotzalledem  glauben  wir,  dass  Niebuhr 
in  der  That  den  richtigen  Weg  bei  der  Deutung  der  Stelle  be- 
schritten hat,  deren  Verständniss  er  sich  nur  durch  Hinein- 
tragung eines  derselben  fremden  Gedankens  selber  sofort  wieder 
verdunkelte.  Wenden  wir  uns  zu  der  Darlegung  unserer 
Ansicht. 

1880.  2 


18 

Nach  Abydenus  (s.  o.)  war  Sanherib  »der  25ste  unter 
den  Königen«,  welcher  Babylon  unter  seine  Botmässigkeit 
brachte  (smö  ditionem  redigens  subegit)  und  an  der  cilicischen 
Küste  die  Flotte  der  Griechen  schlug  (profligans  vicit).  Herge- 
brachter Weise  verstand  man  —  und  so  auch  Niebuhr  —  diese 
Aussage  dahin,  dass  Sanherib  der  25.  derjenigen  assyri- 
schen Könige  gewesen  sei,  welche  Babylon  beherrscht 
gehabt  hätten.  Allein  in  dem  Nebensatze  —  qui  Babelonem 
sub  ditionem  redigens  subegit  —  steht  ja  nicht  der  Plural,  son- 
dern der  Singular  [subegit)  :  die  Unterjochung  wird  also 
lediglich  vom  Sanherib,  nicht  zugleich  von  seinen  24  Vorgängern 
ausgesagt!  Und  dass  dieses  der  Sinn  der  Stelle  auch  für  Aby- 
denus in  der  That  war,  erhellt  zum  Ueberfluss  aus  der  durch 
die  Copula  »und«  angefügten  weiteren  Aussage  in  Betreff  der 
Besiegung  der  griechischen  Flotte  an  der  cilicischen  Küste. 
Abydenus  kann  doch  nicht  haben  erzählen  wollen,  dass  25 
assyrische  Könige  h  int  er  einander  die  griechische  Flotte  an 
der  cilicischen  Küste  geschlagen  hätten?  —  Die  Stelle  sagt  so- 
mit lediglich  aus,  dass,  nachdem  vor  Sanherib  24  Könige  über 
Assyrien  geherrscht  gehabt  hätten,  er,  als  der  25.  Assyrer- 
könig,  Babylon  sich  unterthänig  gemacht  und  die  Flotte  der 
Griechen  geschlagen  habe.  So  fragt  sich  denn  nunmehr,  mit 
welchem  Bechte  konnte  Abydenus  den  Sanherib  als  »den 
25sten  König«  (von  Assyrien)  bezeichnen?  —  Denn  dass 
Sanherib  nicht  erst  der  25.  aller  Assyrerkönige  war,  dass 
schon  früher  eine  Anzahl  von  selbständigen  Fürsten  über  Assur 
geherrscht  hatte,  bedarf  dermalen  keines  näheren  Erweises 
mehr.  Nun  ist  schon  in  unserer  ersten  Abhandlung  (s.  S.  \  \ 
Anm.  3)  daraufhingewiesen,  dass  Abydenus  zwar  (im  Gegensatze 
zu  Polyhistor)  in  dem  betreffenden  Abschnitte  assyrische  Ge- 
schichte liefern  wollte,  dass  er  aber  diese  assyrische  Geschichte 
unzweifelhaft  vom  Standpunkte  des  Babyloniers  aus  schrieb 
und  dieselbe  eigentlich  nur  insoweit  zur  Darstellung  brachte, 
als  sie  für  Babylonien  von  einem  näheren  Interesse  war. 
So  fragt  sich  denn,  von  welchem  Zeitpunkt  ab  war  dieses 
der  Fall? 

Die  politischen  Beibungen  zwischen  Babylonien  und  dem 
selbständig  gewordenen  Assyrien  datiren  bereits  seit  Asuruballit 
von  Assyrien,  um  1400  v.Chr.  Derjenige  assyrische  Herrscher 
aber,  der  die  Babylonier  die  Macht  des  erstarkten  Assur  zuerst 


19     - 

nachdrücklichst  fühlen  liess,  war  Tuklat-Adar  *) ,  der  »Eroberer 
von  Kardunias«,  um  1300  v.Chr.    Es  ist  richtig,  die  Assyrer 


1)  Wir  verbleiben  bei  dieser  von  uns  bisher  befolgten  Wiedergabe 
des  betreffenden  ideographisch  geschriebenen  Gottesnamens,  wenn  wir 
auch  heute  so  wenig  wie  früher  (ABK.  H8flg.)  im  Stande  sind  für  dieselbe 
einen  stricten  Beweis  zu  liefern.    Dass  die  altbabylonische,  nichtsemitische 

Aussprache  des  Gottesnamens  >->-[   >t-  BAR  und   diejenige   des  andern 

*~>-T  "5^-^T  l^JJ  NIN.  JB  gewesen  sei,  mag  nicht  in  Abrede  gestellt 
werden.  Dass  diese  Namen  aber  auch  ins  Assyrische  übergegangen  seien, 
dafür  haben  wir  bis  jetzt  keinen  Beleg.  Allerdings  hat  Stanislaus 
Guyard  neuerdings  (s.  Revue  Critique  1879  Nr.  9)  einen  solchen  in  dem 
Umstände  zu  finden  geglaubt,  dass  Asurbanipal  (bei  Sm.  22)  unter  seinen 

ägyptischen  Vasallenkönigen  auch  einen  ^*~  ^  £yy  SS  I_LJ 
=  Bu-kur-ni-ni-ip,  »König  von  Pachnut«,  aufführt,  dessen  Name  nach 
ihm  »Erstgeborner  des  Ninip«  bedeute.  Allein  dieser  Annahme 
stehen  doch  nicht  unerhebliche  Bedenken  entgegen.  Ich  will  kein  Gewicht 
darauf  legen,  dass  Ninip  als  Gottesname  hier  kein  Gottesdeterminativ  vor 
sich  haben  würde:  ein  derartiges  Fehlen  des  Determinativs,  insbesondere 
bei  Eigennamen,  kommt  auch  sonst  vor.  Auch  das  sei  nicht  urgirt,  dass 
wahrend  sonst  alle  auf  den  assyrischen  Inschriften  uns  in  phonetischer 
Schreibung  begegnenden  Gottes-,  insbesondere  Planetennamen  (Sin,  Nergal, 
Nebo,  Merodach,  Istar,  bis  auf  Samas  [Saosduchin!  — ]  und  Kaiwan-Saturn 
hin  und  von  Bil  und  der  Beltis,  sowie  dem  Malik-Moloch  ganz  abgesehen) 
sich  irgendwie  sonst  in  assyrisch-babylonischen  Eigennamen  oder  solchen 
umwohnender  Völker  wiedergefunden  haben,  dieses  in  Bezug  auf  Ninip  bis 
jetzt  nicht  der  Fall  ist,  was  gerade  bei  diesem  Namen  um  so  auffallender 
sein  würde,  als  die  betreffende  assyrische  Gottheit  unter  allen  Umständen 
bei  den  Mesopotamiern  eine  besonders  hervorragende  cultische  Stellung  ein- 
genommen hat.  Es  sei  auch  weiter  das  nicht  besonders  betont,  dass  wenn 
nicht  in  dem  Namen  des  unbekannten  und  doch  so  oft  erwähnten  Gottes 

*-*~]  *"T-  mit  seinem  Äquivalente  *~*~]  "J^-^T  I^_U  derjenige  des  Gottes 
Adrammelech  =  Adar-malik  steckt,  dieser,  als  ein  assyrisch-babylonischer 
Gott  durch  den  Gottes-  und  Personennamen  II  Kön.  17,  31  ;  19,  37  (=  Jes. 
37,  38)  gleicherweise  sicher  verbürgte  Name  unter  den  ideographisch  ge- 
schriebenen assyrisch-babylonischen  Namen  gänzlich  verwaist  dastehen 
würde.  Lediglich  darauf  mag  es  mir  verstattet  sein  hier  hinzuweisen,  dass 
ein  Name  wie :  »Erstgeborener  des  und  des  Gottes«  als  persönlicher 
Eigenname  eines  Menschen  auf  assyrischem  Gebiet,  soviel  ich  sehe, 
unerhört  sein  würde.  Es  ist  richtig,  dass  sich  wie  bei  den  Griechen, 
so  bei  den  Aramäern  Namen  finden,  durch  welche  ihre  Träger  als  »Söhne« 
einer  Gottheit  bezeichnet  werden.  Dass  sich  aber  jemals  ein  Assyrer 
oder  Babylonier  als  »Sohn«  einer  Gottheit  bezeichnet  hätte,  davon  ist 
mir  wenigstens  ein  Beispiel  nicht  bekannt,  Ein  Gott  wird  als  »Erstgebore- 
ner« einer  anderen  Gottheit  auch  bei  den  Assyrern  bezeichnet.  Der  Gott 
Ninip-Adar  heisst:  bu-kur  Bil  »Erstgeborener  des  Bei«  in  der  Inschrift 


20 

wurden   wieder   zum    Lande   hinausgejagt  und  das  Siegel  des 
Assyrerkönigs  verblieb  (so  werden  wir  annehmen  müssen)  als 


Samas-Bin's  (Samas-Ramman's)  I  Rawl.  29  ff.  col.1, 1.15.    Ebenso  wird  die 
Beltis  von  Asurbanipal  bu-kur-ti  A-nuv  »Erstgeborene  des  Anu«  genannt 
(II  Rawl.  66,  I,  4).    Dass  aber  eine  irdische  Persönlichkeit  in  dieser  Weise 
zu  dem  Nachkommen  einer  Gottheit  gestempelt  wäre,    dafür  haben  wir 
keinen  Beleg,  und  wer  sich  die  mythologischen  Anschauungen  der  Assyrer 
und  Babylonier  vergegenwärtigt,  wird,  dass  dem  so  wäre,  auch  von  vorn- 
herein nicht  gerade  wahrscheinlich  finden.    Der  in  Rede  stehende  Name 
des  assyrisch-ägyptischen  Vasallenkönigs  würde  sich  so  nur  dann  auf  dem 
hier  in  Betracht  kommenden  Gebiete  begreifen  lassen,  wenn  man  die  Aus- 
sage »Erstgeborener  des  Ninip«  statt  auf  den  Inhaber  des  Namens   auf 
irgend  eine  Gottheit  bezöge  und  den  Namen,  als  Eigennamen  eines  Menschen, 
für  eine  Ab  kü  r  zun  g  aus  einem  volleren  wie  z.B.:  »Bei,  Erstgeborener  des 
Ninip«,  betrachtete,  was  anzunehmen  aber  doch  auch  wieder  seine  Be- 
denken haben  würde.    Es  scheint  sich  denn  doch  bei  dieser  Sachlage  weit 
mehr  zu  empfehlen,  insonderheit  auch  in  Rücksicht  auf  die  sämmtlichen 
übrigen  der  20  Namen  ägyptisch-assyrischer  Vasallenfürsten  (bis  auf  den 
einen  Sarludäri)   auch  jenen  Namen  für  einen  ägyptischen  und  als  mit 
Bokenranf  (Brugsch)  identisch  zu  halten;  vgl.   noch  in  geschichtlicher  Be- 
ziehung Brugsch,  Gesch.  Aegyptens  (1877)  S.  722.  729.    Die  bei  dieser  An- 
nahme bei  dem  assyrischen  Bukurninip  zu  statuirende  Umstellung  der  bei- 
den Liquiden  n  und  r  kann  eine  ernstliche  Schwierigkeit  nicht  involviren. 
Das  Vorkommen  aber  eines  besonderen  Namens  Adar  neben  den  sonstigen 
Nin.  ip  und  Bar  ist  ohne  jeden  Anstand.    Für  das  inschriftliche  A-lar  s. 
ABK.  149.  —  Uebrigens  ist  letzterer  Name  wohl  dermalen  sicherlich  auch 
nur  für  altbabylonischen  d.h.  sumirisch-akkadischen  Ursprungs  zu 
halten  und  die  uns  von  den  Hebräern  überlieferte  weichere  Aussprache 
Adar  ^\ln  verhält  sich  zu  jener  härteren  und  ursprünglicheren,  wie  die  Aus- 
sprache Marduk,  Maruduk  zu  der  vermuthlich  ursprünglichen  (Lenormant) 
Amar-utuk  (für  die  Verhärtung  der  Aussprache  der  Dentale  bei  solchen 
Wanderwörtern  vgl.  hebr.  *iD5ü  gegenüber  babylonisch-assyrischem  ^iD21 
[Lenorm.] ;  späthebr.  "jro*i  gegenüber  assyrischem  "pSI  [F.  Del.]  und  ass. 
mätuv  =  syr.  ütfra  »Land«  aus  altbab.  mada  u.  s.  w.).     Etymologisch  ist 
der  Name  mit  Wörtern  wie  Nam-tar,  I's-tar  auf  die  gleiche  Stufe  zu  stellen 
und  insbesondere  als  mit  dem  Stamme  tar  »bestimmen«,  »festsetzen«,  »ent- 
scheiden« (namtar  »die  Bestimmung«,  »die  Entscheidung«,  »das  Geschick«) 
zusammengesetzt  zu  betrachten.   Der  Name  wird  bedeuten:  »Vater  des 
Geschicks«    (altbabyl.    a  =  assyr.    abu    gemäss    den   Syllabaren    und 
bilinguen  Inschriften  ist  bekannt;  für  die  mit  gutem  Fug  vermuthete  Ent- 
stehung dieses  a  aus  ursprünglichem  ad  s.  P.  Haupt,    die  sumerischen 
Familiengesetze,  Lpz.  1879,  S.  45).   Adrammelech  ist  so  dem  Assyrer  recht 
eigentlich  der  »Schicksalsgott«.    Auch  der  (s.  F.  Del.  in  Smith's  chald. 
Genesis  [1876]  S.  274)  mit  demselben  Ideogramme  in  seinem  zweiten  Theile 

geschriebene  weitere  Beiname  desselben  Gottes,  nämlich  >~-*-\  *^If  [5+-  **^" 
=  Sak-kut  MSÖ  (II  Rawl.  57,  40  vgl.  Theol.  Studd.  u.  Kritt.  [1874]  S.  328) 


21     

Trophäe  im  Schatzhause  zu  Babylon,  von  wo  es  600  Jahre  später 
Sanherib  nach  Assyrien  zurückbrachte   (KG.  472).     Aber   wie 


wird,  sofern  er  soviel  wie  »Haupt  der  Entscheidung«  bedeutet,  wohl 
so  ziemlich  dasselbe  aussagen  sollen  (»Gott  der  Enthauptung«  oder  »Gott 
des  Kopfabschlagens«,  wie  man  den  Namen  wohl,  von  im  Uebrigen  den- 
selben Voraussetzungen  ausgehend,  erklärt  hat  [F.  Del.],  will  mir  selbst 
für  einen  Gott  von  dem  Character  des  Moloch-Saturn  ein  nicht  eben  ange- 
messener Beiname  scheinen).  Im  Uebrigen  ist  sowohl  für  die  Combination 
des  Gottesnamens  A-tar  mit  der  sumirisch-akkadischen  Wurzel  tar  in  sei- 
nem zweiten  Theile,  als  auch  für  die  Zusammenstellung  von  Nin-ip  mit 
A-tar  die   Stelle   in    der    altbabylonischen    Hymne    IV  Rawl.   13    Nr.  I, 

Obv.  48  (vgl.  auch  34/35) :   (AN)  Nin-ip  (»-^  'jV^f  I*^P   in  dü  l'n-gl- 

lal-gi  nam-mi-ni  ib-tar-ri  (>-T T^jS  T>—  J*7  >  <]^z  *^r  *~| IM)  he,an- 

zu  ziehen  (für  ^TI"^  nom  =  simtuv  »Geschick«  s.  II  Rawl.  7,  4  a.  b.).  — 
Nachschrift  vom  7.  Decbr.  1879.  Es  gereicht  mir  zu  einer  grossen 
Genugthuung,  das  im  Vorstehenden  über  den  Ursprung  des  Gottesnamens 
Adar  Ausgeführte  durch  einen  so  gründlichen  Kenner  des  Sumirisch-Akka- 
dischen,  wie  Dr.  P.  Haupt,  dem  ich  von  meiner  Ansicht  Mittheilung 
machte,  wie  ich  meine,  durchaus  bestätigt  zu  sehen.  Zunächst  fügt  der- 
selbe in  seinem  Schreiben  an  mich  vom  6.  Decbr.  d.  J.  den  von  mir  oben 
angezogenen  beiden  Stellen  IV  Rawl.  13,  34/35  und  48  noch  die  weitere 
ebend.  1 9  Rev.  hinzu,  welche  in  Haupt's  Herstellung  und  Transcription  lautet : 

Nin-eb-en  du  *~*^Z] I]  ^TTT  T  -kitl)nam-mi-ni-ib-tar-ra(mi-nib-tar-ra). 
Sowohl  seine  Verbesserung  des  ^^TTT  in  ^TTT,  a's  die  Ergänzung  des 
>ffjff  zu  ^Tm^  und  die  des  >Z^T  zu  ^T?T^±  sind  in  meinen  Augen  frage- 
los richtig.  Sodann  aber  erhärtet  Haupt,  dass  das  Ideogramm  »<^-  in  der 
Aussprache  tar  im  Altbabylonischen  die  Bedeutung  «bestimmen«  assyr. 
sämu  habe,  unter  Hinweis  auf  II  Rawl.  7,  1  und  5  a.  b  ;  IV  Rawl.  13,  40/41  ; 

23,  31/32  a,  mit  den  folgenden  Worten2):  »An  der  ersten  Stelle  wird  »*^- 
durch  sa-a-mu  übersetzt  und  nam-»^-  durch  sim-tum  sa-a-mu  wieder- 
gegeben.   Dass  >>^-  in  dieser  Bedeutung  »bestimmen«  tar  (vgl.  II  Rawl. 

27,  9  g.  h.)  zu  lesen  ist,  geht  einmal  daraus  hervor,  dass  nam-»^  in  der 
Form  nam-ta-ru  (II  R.  17,  50  a.  b;  IV  R.  1,  5  und  7,  a.  51/52  b  u.  ö.)  in 
das  Assyrische  übergegangen  ist;  dann  aber  daraus,  dass  »*r  »bestim- 
men« mit  Verlängerungsvokal3)  »^--ra  geschrieben  wird.    So  z.  B.  IV  R. 

23,  31/32  a. :  siba  na-aka  »v"  *>*^-ra  =  assyr.  reu  musim  simäti,  cf.  da- 
zu »Die  sumer.  Familiengesetze«  S.  59  Anm.  4.     IV  R.  13,  40/41  b.  wird 


1)  So  trauscribirt  Haupt  statt  gi  (s.  o.). 

2)  Die  den  Text  unterbrechenden  eckigen  Klammern  sind  Zusätze  von  mir. 

3)  S.  hierüber  meine  Bemerkungen  in  der  Jen.  Lit.  Zait.  1S79.  S.  274a. 


22     

eben  dieser  Umstand,  dass  man  so  das  Siegel  in  Babylon  Jahr- 
hunderte lang  aufbewahrte,    darauf  schliessen  lässt,  welchen 


nam-»r?-ra  durch  (musim)  simäti  wiedergegeben«.  —  In  Bezug  auf  die 
für  den  Gottesnamen  Sak-kut  rviaö  (s.  o.)  in  Betracht  kommende  Aus- 
sprache des  Zeichens  »*c  a's  kud  und  seine  Bedeutung  an  dieser  Aus- 
sprache schreibt  mir  derselbe:  »Dass  »^-  im  Sumerischen  auch  kud 
gesprochen  wurde,  zeigt  die  Glosse  II  Rawl.  33,  34  c.  d.,  wo  »^-  mit  der 

Glosse  Tsj]   "^T  d.  i.  ku-ud  durch  assyr.  ma übersetzt  wird«  [vgl. 

hierzu  ABK.  69  Nr.  110].     »»<^  =  dänu  »richten«  finden  wir  II  R.  7,  22 

und  23  e.  f.,  wo  »v"  mit  Verlängerungsvokal  »*^-da  durch  assyr.  da-a-nu 
»rechten«  wiedergegeben  wird«  [vgl.  ABK.  138  Nr.  29].  »Dem  assyr.  Sub- 
stantivum   da-a-a-nu  »Richter«  entspricht   im   Sumerischen    regelmässig 

/tdz  >^sT.  Cf.  IV  R.  1,  31/32  b;  13,  31/32  b;  15,  49/50  a;  28,  36/37  a.« 
[vgl.  ABK.  a.  a.  0.  und  s.  für  DI  =  di-i-nu  noch  II  R.  7,  32  e.  f.].  »Dies  ist 
im  Hinblick  auf  St>  185  im  Sumer.  di-kud  zu  lesen.  —  Dass  »v  in  der 
Aussprache  kud  dann  auch  »beschwören«,  assyr.  tamü  (cf.  syr.  c*iöo])  be- 
deutet, zeigt  II  R.  7,  24  c.  d.  »^--da  erscheint  hier  als  Synonym  wiepo. 
mit  Verlängerungsvokal  pada  (s.  sumer.  Familiengesetze  S.  45  Nr.  4)  und 
anderen  Wörtern,  die  sämmtlich  »beschwören«,  »Beschwörung«  etc.  be- 
deuten. Z.  26  wird  lu-nam-erim-kud-da  d.  i.  »der  Mann  (Zw),  weicherden 
Fluch  (nam-erim)  beschwört  (kuda}«,  durch  assyr.  tam-ma  ....  übersetzt. 

Ebenso  wird  IV  R.  2,  33/34  c  das  sumer.  nam-erim-ma  sa-me-mi-»rr 
durch  assyr.  mamit  (syr.  JA^Q^o)  tummisunüti-ua  [ana  tupki  etc.]  wieder- 
gegeben (vgl.  noch  IV  R.  22,  19  b).  —  »<sr  kud  =  parasu  endlich  finden 
wir  II  R.  28,  66  d.  e,  sowie  in  dem  ausserordentlich  schwierigen  Texte  IV  R. 
20,  7/8,  ferner  IV  R.  28,  32/33  b  und  30,  55/56  a.«  —  Angehend  die  Bedeu- 
tung des  assyr.  Stammes  parasu  weist  Haupt  darauf  hin,  »dass  ja  der  Grund- 
begriff des  semitischen  ö"iS  »brechen,  theilen«  sehr  wohl  zu  den  übrigen 
Bedeutungen  des  Ideogramms  *>^-:  »schneiden«  assyr.  nakasu  [ABK.  112 
Nr.  72]  »richten«,  assyr.  ddnu,  »bestimmen«  sämu  [s.  o.]  etc.,  die  alle  auf 
den  Grundbegriff  »schneiden«  zurückgehen,  stimmt.  »An  mehreren  Stellen 
scheint  die  Form  Küiltu  dieses  Stammes,  piristu,  »Orakel«  zu  bedeuten, 
endlich  wird  paristu  IV  R.  3,  5  b,  wie  schon  HJ.  S.  119  vermuthet  wurde, 
Beschwörerin  bedeuten  (vgl.  Del.  Ass.  Lesest.  II  A.  S.  104,  46  ff.  [=  Assurb. 

Sm.  224,  46ff.]).  Es  würde  dazu  passen,  dass  >+-,  welches  ebenfalls  durch 
parasu  übersetzt  wird  (s.  das  Syll.  HR.  28,  65  d.  e),  wie  der  Anfang  von 
Sc  zeigt,  neben  *~>-\  "J^~^T  I^H  [  d-  i.  der  »Gott  Adar«,  »Gazelle«  assyr. 
sabitu,  »glänzend«  assyr.  ellu  auch  »Beschwörer«  assyr.  asipu  bedeutet. 
Vgl.  auch  SM  [ABK.  148  Nr.  49].  —  In  der  ausspräche  Sil  bedeutet  »rr 


23     

Werth  man  dem  Besitze  dieser  Trophäe  beilegte,  so  lässt  diese 
Thatsache  gleichzeitig  es  erklärlich  erscheinen,  dass  die  Erinne- 
rung an  jenen  grossen  assyrischen  Eroberer  auch  noch  in  spä- 
terer Zeit  in  Babylon  lebendig  war.  Es  begreift  sich,  wie  für 
die  Babylonier  der  Beginn  der  assyrischen  Beichsherrlichkeit 
mit  der  Begierung  jenes  Eroberers  zusammenfiel.  Welche  Stel- 
lung der  genannte  Herrseber  in  der  Erinnerung  der  Assyrer 
selber  einnahm,  ersehen  wir  dazu  noch  klar  und  deutlich  aus  dem 
Umstände,  dass  Bamman-nirar  III.  (812 — 783)  in  seiner  Platten- 
inschrift (I  Bawl.  35  Z.  19  flg.)  unter  Ueberspringung  einer 
ganzen,  mehrere  Jahrhunderte  umspannenden  Beihe  von  Herr- 
schern sich  als  einen  Nachkommen  des  »Tuklat-Adar, 
Königs  von  Assyrien,  Königs  von  Sumir  und  Akkad« 
bezeichnet.  In  diesem  Herrscher  konnte  sich  somit ,  wenn 
irgendwo,  die  Erinnerung  der  Babylonier  und  Assyrer  begeg- 
nen; es  begreift  sich  insbesondere,  dass  für  die  Babylonier 
die  Beihe  der  assyrischen  Grossherrscher  mit  diesem  Könige 
beginnt.  Wie,  wenn  nun  auch  Abydenus  diesen  Herrscher 
als  denjenigen  im  Auge  gehabt  hätte,  von  dem  ab  er  den  San- 


»Strasse«  assyr.  suku  {\J*y»,  pTO),  |LoQ*)    [Verweis  Haupt's  auf  Sb  304; 

IV  R.  2,  16/17  b;  55/56  ;  2,  23/24  b;  10,  8  c.  d.  und  »Sumer.  Familiengess. 
S.  16,  10];  ferner  wird  es  an  mehreren  Stellen  durch  den  assyr.  Stamm 
salatu  übersetzt  [durch  Haupt  belegt  mit  HR.  39,  14  g.  h;  IV  R.  3,  7/8  a. 
u.  22,  30/31  a]«.  —  Wir  sollten  meinen,  das  Vorstehende  gereiche  unserer 
Ansicht  von  Herkunft  und  Sinn  des  Gottesnamens  Adar  in  erwünschtester 
Weise  zur  Bestätigung.  Ein  Schwanken  kann  nach  unserm  Dafürhalten 
lediglich  darüber  statt  haben,  ob  der  andere  Name  des  Adar,  Sak-kut,  statt 
ebenfalls  als  »Haupt  der  Entscheidung«  gemäss  dem  Obigen  nicht  vielmehr 
geradezu  als  »Haupt  der  Beschwörung«  (s.  oben  Seite  22)  zu  fassen  sei. 
Man  könnte  sich  versucht  fühlen  hiefür  sogar  zwei  Keilinschriftstellen  zu 
citiren,  in  welchen  (P.  Haupt;  F.  Lenormant)  an  Ninip-Adar  die  Bitte  um 
Beschwörung  der  bösen  Geister  gerichtet  wird  (s.  IV  R.  1,  col.  III,  33/34  — 
35/36  und  ebend.  65).  Nun  aber  wird  an  beiden  Stellen  die  Bitte  um  Be- 
schwörung wie  an  den  Ninip-Adar,  so  auch  noch  an  ein  halbes  Dutzend  an- 
derer Götter  gerichtet,  so  dass  für  die  Bezeichnung  des  Ninip-Adar  als 
eines  »Gottes  der  Beschwörung«  im  speeifischen  Sinne  ein  rechter  Grund 
nicht  vorliegt.  Da  nun  ohnehin  auch  bei  der  Aussprache  kud  des  betreffen- 
den Ideogramms  die  Bezeichnung  des  Gottes  als  des  »obersten  Schieds- 
richters« sich  sprachgebräuchlich  rechtfertigt  (s.  o.),  so  bleiben  wir, 
auch  was  den  andern  in  Rede  stehenden  Gottesnamen  anbetrifft,  bei  un- 
serer obigen  Bestimmung  seines  Sinnes. 


24     

herib  als  den  »fünfundzwanzigsten  (assyrischen)  Herr- 
scher« gezählt  und  gerechnet  hätte?  — 

Inschriftlich  zunächst  werden  für  die  Zeit  seit  Tuklat- 
Adar  (incl.)  bis  auf  Sanherib  (incl.)  theils  durch  die  Eponymen- 
listen ,  theils  (für  die  ältere  Zeit)  durch  die  Genealogien  der 
Königsinschriften  das  eine  Mal  9,  das  andere  Mal  14,  insgesammt 

23  Herrscher  ihrem  Namen  nach  überliefert  und  zwar  so,  dass 
jedenfalls  zwischen  Nr.  1 — 9  und  der  zweiten  Reihe  eine  Lücke 
von  Herrschern  klafft.  Diese  Zahl  von  23  und  etlichen  Herr- 
schern kommt  aber  denn  doch  der  Zahl  der  25  Herrscher  des 
Abydenus  auffallend  nahe.  Auch  die  sich  ergebende  Durch- 
schnittsdauer der  Einzelregierungen  stimmt  befriedigend  zu 
dem;  was  wir  in  dieser  Hinsicht  sonst  wissen.  Regierten  seit 
Tuklat-Adar  I.   (excl.)   bis  Sanherib  d.  h.  während  600  Jahre 

24  Herrscher  über  Assyrien,  so  treffen  auf  den  Einzelnen  rund 

25  Jahre.  Die  Durchschnittsdauer  der  Einzelregierungen  gerade 
bei  den  präsumptiv  constanten  Dynastien  des  babylonischen 
Kanons  —  und  das  ninivitische  Regiment  muss  entschieden 
zu  den  constanten  gerechnet  werden  —  beträgt  28,  272/9,  235/n 
bezw.  22%!  Jahre  (s.  KFG.  466.  542).  Auch  wenn  man  klei- 
nere Gruppen  von  Regierungen  herausnimmt,  verschiebt  sich 
zwar  dieses  Verhältniss  begreiflicherweise,  bleibt  aber  auch  so 
mit  dem  Gesammtresultate  in  befriedigendem  Einklang.  Auf  die 
Zeit  von  Tuklat-Adar's  II.  Regierungsantritt  im  J.  891  bis  auf 
den  muthmasslichen  Tod  Asurbanipal-Sardanapal's  im  J.  626/25, 
also  auf  14  Herrscher  würden  im  Ganzen  266  Jahre  treffen,  was 
für  den  einzelnen  Herrscher  1 9  Jahre  ausmachen  würde.  Wie- 
derum kommen  auf  die  600 — 418,  also  182  Jahre  von  Tuklat- 
Adar  I.  bisTiglath-Pileserl.,  zumMindesten  sechs  Regierungen, 
was  somit  im  Maximum  auf  rund  30  Jahre  Dauer  für  die  Einzel- 
regierung führen  würde.  Zwischen  30  und  19  ist  aber  wieder- 
um rund  25  die  Mitte.  Wo  die,  die  überlieferten  23  zu  der  zu 
postulirenden  Zahl  von  fünfundzwanzig  ergänzenden,  fehlen- 
den Herrscher  einzureihen  seien,  ist  mit  Sicherheit  nicht 
auszumachen,  da  weder,  dass  Bü-kudur-Usur  der  unmittelbare 
Nachfolger  des  Tuklat-Adar  I.  sei,  durch  die  synchronistische 
Tafel  feststeht,  noch  auch  wie  viel  Herrscher  zwischen  Sauisi- 
Ramman  und  Asurdän x)   einzufügen  sind ,    sich    irgend  sicher 

1)    Dass  die  Aussprache  dän ,    geschrieben  da-a-an,    der   bisher   in 
der  Regel  befolgten  dajan  zu  substotuiren  sei,  zeigt  P.  Haupt,  Die  sume- 


25     

ausmachen  lässt.  Lediglich  dass  der  Assyrerkönig  Asur-rab- 
amar,  dessen  Salmanassar  II.  (Monol.  37  flg.  s.  IIIRawl.  8)  Er- 
wähnung thut,  in  die  letztere  Lücke  treffe,  lässt  sich  vielleicht 
mit  gutem  Grunde  annehmen  (s.  den  Zusammenhang).  Auch 
den  noch  erübrigenden  weiteren  Herrscher  der  25  hier  einge- 
ordnet, dazu  Tuklat-Adar  I.  als  Nr.  I,  Sanherib  als  Nr.  25  be- 
zeichnet, und  die  chronologisch  nicht  sicher  einzugliedernden 
durch  eine  mit  einem  Fragezeichen  versehene  Zahl  kenntlich 
gemacht,  würden  wir  die  nachfolgende  Liste l)  gewinnen  : 

1.  Tuklat-Adar  I. 

2?  Bil-kudur-usur 

3  ?  Adar-habal-isarra  2) 

4?  Asur-dän 

5  ?  Mutakkil-Nusku 

6?  Asur-ris-ilim 

7?  Tuklat-habal-isarra 

8?  Asur-bil-kala 

v 

9?  Samsi-Ramman 


10? 

11? 

12. 

Asur-dän 

13. 

Ramman-nirar 

14. 

Tuklat-Adar  II. 

15. 

Asur-nasir-habal 

16. 

Salmanu-asir 

17. 

Samsi-Ramman 

18. 

Ramman-nirar 

19. 

Salmanu-äsir 

20. 

Asur-dän 

21. 

Asur-nirar 

rischen  Familiengesetze,  Lpz.  1879,  S.  64.  Dagegen  bedarf  die  Frage 
nach  der  Aussprache  des  Zeichens  Yy  Yy  im  Assyrischen  noch  der  näheren 
Untersuchung. 

1)  Vgl.  für  Nr.  2—3  die  synchronistische  Tafel  III  Rawl.  4  Nr.  2 
Z.  19 — 28;  für  Nr.  3—7  die  Cylinderinschrift  Tiglath-Pilesers  I.  col.  VII 
Z.  36  ff. ;  für  Nr.  6—9  die  synchronistische  Tafel  II  R.  65  col.  II,  U  ff .  25  ff. ; 
für  Nr.  12—15  s.  I  R.  28  II,  20;  vgl.  I  R.  17  col.  I,  30;  für  Nr.  14—25  s.  die 
Eponymenlisten  bezw.  die  eigenen  Inschriften  der  betr.  Könige. 

2)  Für  die  Lesung  isarra  vgl.  F.Delitzsch,  Assyr.  Lesest.  2.  Aufl. 
S.  15.24.  Nr.  167.  214. 


26     

22.  Tuklat-habal-isarra 

23.  Salmanu-asir 

V 

24.  Sarrukin 

25.  Sin-alii-irba 

Bei  diesem  Ansalze  würden  auf  den  Zeitraum  von  etwa 
200  Jahren  zwischen  Tiglath-Pileser  I.  und  Tuklat-Adar  II. 
(=  c.  1090  bis  891  v.  Chr.)  im  Ganzen  4  +  2  =  6  Herrscher 
kommen ,  eine  wenn  auch  verhältnissmässig  geringe,  so  doch 
schwerlich  von  vorn  herein  als  unwahrscheinlich  zu  bezeich- 
nende Zahl ,  dieses  zumal  wenn  man  die  Unbestimmtheit  der 
die  Voraussetzung  wieder  der  betreffenden  Ansätze  bildenden 
chronologischen  Angaben  (bezüglich  der  600  und  wiederum 
418  Jahre  vor  Sanherib!  — )  in  Anschlag  nimmt,  auch  erwägt, 
dass  wir  bei  Abydenus  babylonische,  auf  den  Inschriften  assy- 
rische Berichterstattung  haben,  bei  welchem  Umstände  ja  Dis- 
crepanzen  in  den  Aufzählungen  keineswegs  ausgeschlossen  sind. 
Im  Übrigen  aber  wäre  es  vielleicht  sogar  nicht  unmöglich,  dass 
sich  die  Zählweise  des  Abydenus  als  eine  in  Babylon  übliche 
auch  sonst  erweisen  Hesse.  Die  uns  von  Ktesias  über- 
lieferten Namen  der  Assyrerkönige  sind  —  Ninus,  Ninyas  und 
die  Semiramis  bei  Seite  gelassen,  sowie  vom  typischen  Sardanapal 
abgesehen  —  vom  ersten  bis  zum  letzten  unhistorisch  und  sei 
es  von  Ktesias  selber,  sei  es  von  seinen  medopersischen  Ge- 
währsmännern oder  wiederum  deren  Gewährsmännern  (was 
für  die  Sache,  um  die  es  sich  handelt,  gleichgiltig  ist)  einfach 
erdichtet.  Dass  dasselbe  auch  von  den  Namen  der  beiden  Er- 
oberer Niniveh's,  Arbakes  und  Belesys,  gilt,  glaube  ich  »Keil- 
inschrr.  und  Geschichtsforschung«  S.  514  flg.  gezeigt  zu  haben. 
Wie  nun  aber,  von  den  Namen  und  der  unglaubwürdigen 
Einzeldarstellung  abgesehen ,  der  Bericht  des  Ktesias 
über  die  Eroberung  der  Ninusstadt  durch  die  Meder  und  Baby- 
lonier  im  Übrigen  zuletzt  auf  eine  von  Geschlecht  zu  Ge- 
schlecht fortgepflanzte  Kunde  von  dem  gewaltigen  Ereigniss 
zurückgeht,  insbesondere  die  Gedoppelt  heit  der  Eroberer  *), 


1)  Übrigens  erscheint  beiläufig  auch  bei  Ktesias  sowohl  in  der  Rela- 
tion des  Klitarch-Diodor  (II,  27  fin.;  28  fin.),  wie  in  der  des  Nicolaus 
Damascenus  (fragm.  9)  als  der  eigen  tl  i  che  Eroberer  der  Meder.  Vgl. 
die  Darstellung  des  Herodot  I,  106,  der  überhaupt  nur  die  Meder  als 
Eroberer  kennt  und  nennt  (wiewohl  selbst  bei  ihm  der  wirkliche  Thatbestand 
noch  deutlich  genug  durchschimmert).  —  M.  v.  Niebuhr ,  a.  a.  O.  96  ff. 


27     

wie  auch  die  Angabe  über  die  Nationalität  derselben  sicher 
auf  einer  alten,  noch  bei  Josephus  und  im  B.  Tobit  sich  wider- 
spiegelnden Tradition  beruht,  so  wäre  es  gewiss  an  sich 
wenigstens  nicht  von  vornherein  undenkbar,  dass  es  sich  irgend- 
wie analog  auch  mit  der  assyrischen  Königsliste  des  Ktesias  ver- 
hielte. Diodor  berichtet  uns  (II,  21  bezw.  28  vgl.  mit  23),  dass 
bis  und  mit  dem  letzten  derselben,  Sardanapal,  30  Könige1) 
über  Niniveh  seit  dem  Reichsstifter  geherrscht  hätten.  Dass 
nun  die  beigeschriebene  Gesammtzahl  von  über  1300  (=  1306 
[Var.  1360])2)  Jahren  für  den  Bestand  des  Reichs  eine  zu  der 
Angabe,  betr.  die  Herrscherreihe,  gar  nicht  sich  fügende 
ist  (dieselbe  würde  für  den  einzelnen  Herrscher  die  sich  selbst 
richtende  Durchschnittssumme  von  circa  45  Jahren  liefern!), 
liegt  auf  der  Hand  und  ist  längst  erkannt3) .  Gerade  diese  D  i  s  - 
crepanz  scheint  aber  dafür  zu  sprechen,  dass  die  eine  von 
den  beiden  Zahlen  auf  eine  wirkliche  Tradition  zurückgeht. 
Nun  hat  schon  M.  v.  Niebuhr  (a.  a.  0.  327  vgl.  mit  295.  323) 
bemerkt,  dass.  vertheilt  man  die  30  Könige  auf  die  668  Jahre 
der  »wirklichen  Dauer  der  assyrischen  Dynastie«  (1273 — 605 
nach  Niebuhr),  für  die  Einzelregierung  im  Durchschnitt  die  an- 
gemessene Zahl  von  224/i5  Jahren  herauskömmt.  Dass  ferner 
Ktesias,  der  ja,  wenn  auch  zunächst  aus  medopersischen,  doch 
gewiss  zuletzt  aus  babylonischen,  unter  keinen  Um- 
ständen, so  wenig  wie  Herodot,  aus  assyrischen  Quellen  schöpfte 
(wrelche  letzteren  ja  keinem  von  Beiden  überall  mehr  zugäng- 
lich waren),  die  »wirkliche  Dauer  der  Assyrerherrschaft«  von 
der  ersten  Unterwerfung  Babyloniens  durch  die  Assyrer 
d.  i.  aber  von  demselben  Zeitpuncte  an  rechnete,  wie  Abydenus 
(s.  o.),  wäre  begreiflich  und  eigentlich  gerade  das,  was  man  er- 
warten sollte.    Auch  dass,  wenn  Abydenus  Sanherib  als  den 


1)  Für  die  wahrscheinliche  Ursprünglichkeit  dieser  Zahl  unter  den 
verschiedenen  als  ktesianisch  überlieferten  Gesammlzahlen  ninivitischer 
Herrscher  s.  M.  v.  Niebuhr  a.  a.  O.  291  ff.  und  vgl.  G  utsch  m  id  im  Rh. 
Museum  VIII  (1853)  S.  259,  der  insbesondere  erkannt  hat,  dass  bei  Kephalion 
die  Könige  zwischen  Teutamas  und  Sardanapallus  ausgeworfen  sind,  end- 
lich Jo.  Brandis,  rer.  Ass.  tempp.  emend.  58  sq. 

2)  S.  über  diese  Differenz  und  das  tri  (T tlr^/.ovxa  M.  v.  Niebuhr 
a.  a.  O.  S.  294;  A.  v.  Gutschmid  a.  a.  0.  S.  260  Anm.  ;  Jo.  Brandis, 
rer.  Ass.  tempp.  emend.  p.  11  ann. 

3)  Über  die  Entstehung  der  Zahl  1300,  bezw.  1306  (1360)  s.  eine  Ver- 
muthung  bei  M.  v.  Niebuhr  a.  a.  O.  319  ff. 


28     

25.  Herrscher  seit  jener  Epoche  bezeichnet,  die  Ktesias'sche 
Gesammtzahl  der  assyrischen  Herrscher  (=  30  Könige  bis 
zum  Untergange  des  Reichs)  von  vornherein  nichts  Unwahr- 
scheinliches haben  würde,  liegt  zu  Tage.  Es  fragt  sich  aber,  ob 
nicht  auch  sonst,  ob  insbesondere  nicht  aus  den  Inschriften 
Instanzen  auch  für  jene  Dreissigzahl  assyrischer  Herrscher 
bis  zum  Untergange  des  Reichs  sich  beibringen  lassen?  —  Ist 
Sanherib  der  25.  Assyrerkönig,  so  müssten  nach  ihm  noch  fünf 
Könige  in  Niniveh  geboten  haben.  Nun  regierten  gemäss  den 
Monumenten  nach  Sanherib  in  Niniveh  noch : 

1)  Asarhaddon; 

2)  Asurbanipal,  dessen  Sohn; 

3)  Asur-idil-ili-ukinni,  dessen  Sohn, 

und,  als  der  vermuthlich  letzte,  als  der,  unter  welchem  das 
Reich  zusammenbrach,  4)  Asur-ach-iddin  II.  d.i.  der  Sarakos 
des  Abydenus  *) .  Wahrscheinlich  ,  wenn  nicht  sicher,  gehört 
aber  in  diese  Reihe  auch  noch   5)  ein  König ,   dessen  Namen 


1)  S.  hierüber  unsere  Schrift :  »Keilinschriften  u.  Gesehichtsforchung« 
S.  518  ff.  Dem  dort  Ausgeführten  füge  ich  noch  hinzu,  dass  gemäss  Bos- 
cawen  in  den  Transactions  of  the  Society  of  Biblical  Arvhaeology  VI,  1  p.  22 
die  betreffenden  Thontafeln  aus  dem  Eponymate  des  Nabu-sar-usur  datirt 
sind.  Würde  sich  diese  Mittheilung  bestätigen  (bei  meiner  jüngsten  An- 
wesenheit in  London  war  das  betreffende  Täfelchen  im  Britischen  Museum 
nicht  zu  finden),  so  wäre  ein  weiterer  Anhalt,  gewonnen.  Nämlich  aller- 
dings gab  es  zwei  Eponymen  dieses  Namens.  Von  diesen  war  der  eine 
Gouverneur  von  Markasi  und  verwaltete  das  Archontat  im  J.  682  v.  Chr. 
Der  andere  der  beiden  führte  dagegen  den  Titel  »Schreiber  des  Landes« 
(G.  Smith,  the  Assyriern  eponym  canon  p.  70.  78),  ohne  dass  jedoch  des 
Letzteren  Zeit  zunächst  anzugeben  wäre.  Nun  aber  begegnen  wir  dem 
Titel:  »Schreiber  des  Landes«  bei  einem  Eponymus  der  älteren  Zeit  bis 
Sargon  niemals.  So  werden  wir  für  diesen  weiteren  Eponymus  jenes 
Namens  jedenfalls  in  die  Zeit  nach  Sargon  geführt.  Nun  begegnet  uns 
weiter  zwar  ein  Eponymus  des  Namens  Nabu-sar-usur  in  der  Begierung 
des  Sanherib  (für  das  Jahr  682  s.  o.);  dieser  aber  war,  wie  bemerkt,  »Gou- 
verneur von  Markasi«  und  führte  dazu  nicht  den  Titel  »Schreiber  des 
Landes«.  An  diesen  ist  somit  unter  keinen  Umständen  hier  zu  denken. 
Da  nun  weiter  während  der  Begierung  des  Asarhaddon  (681/680  —  668/667) 
ein  Eponymus  dieses  Namens  überhaupt  nicht  erscheint,  so  werden  wir 
für  die  Zeit  der  Aufsetzung  dieser  Tafeln  jedenfalls  über  die  Begierung 
dieses  Herrschers  hinabgehen  müssen.  Der  Archont  Nabubilusur  mit  dem 
Titel:  »Schreiber  des  Landes«  kann  frühestens  in  der  zweiten  Hälfte  der 
Begierung  Asurbanipals,  wenn  nicht  erst  in  der  Zeit  der  Begierung 
eines  seiner  Nachfolger  sein  Amt  verwaltet  haben. 


29     

G.  Smith  vermuthungsweise  Bil-zakir-iskun  las,  der  aber,  was 
den  ersten  Theil  desselben  anbetrifft,  bis  jetzt  nicht  bestimmt 
werden  kann2) .  Ueber  diesen  Herrscher  und  was  damit  zusam- 
menhängt, lediglich  auf  die  ziemlich  unbestimmten  Mittheilungen 
G.  Smith's  hin,  die  sich  ohnehin,  wie  sich  unten  herausstellen 
wird,  in  der  That  auch  nichts  weniger,  denn  als  ohne  Weiteres 
verwendbar  nachträglich  herausgestellt  haben,  mich  zu  äussern, 
habe  ich  noch  in  meiner  Schrift:  »Keilinschriften  und  Geschichts- 
forschung« vom  Jahre  1 878  Bedenken  getragen.  Indessen  ward 
mir  die  Existenz  noch  eines  weiteren  nach  Asurbanipal  regie- 
renden assyrischen  Herrschers  immer  wahrscheinlicher,  und 
nachdem  ich  inzwischen  Gelegenheit  gehabt  habe,  die  betreffen- 
den Originale  selber  zu  untersuchen ,  nehme  ich  keinen  An- 
stand, über  die  Frage  bestimmt  mich  auszusprechen.  Meine 
Ansicht  geht  dahin,  dass  die  sämmtlichen  in  Betracht  kommen- 
den Fragmente  A — D  (s.  unten  in  dem  »Anhange«)  sich  auf  die 
Zeit  der  Ausgänge  der  assyrischen  Geschichte  beziehen 
und  in  dieselbe  ihrem  Ursprünge  nach  uns  weisen.  Es  ergiebt 
sich  dieses  für  die  Gruppe  A,  a.  b;  B  (s.  u.)  einmal  daraus,  dass 
sich  der  betreffende  König  in  der  Inschrift  als  einen  Verehrer 
»des  Merodach  und  der  Zarpanit«  bezeichnet  (A,  a  Z.  2), 
was  in  dieser  Weise  erst  seit  Tiglath-Pileser  II.  (II  Rawl.  67,  12; 
Lay.  17,  15),  Sargon  (Khors.  143  ==  Botta  152,  11)  und  Sanherib 
(I  Rawl.  41,  col.  V,  20)2)  aufkömmt,  und  dass  derselbe  zugleich 
neben  [Asur  und]  der  Nin-gi  (?)  Beltis,  den  Bei,  Nebo,  Sin,  die 
Istar  von  Niniveh  und  die  Istar  von  [Arbela?]  ...  in  ganz  ana- 
loger Weise  neben  einander  erwähnt  (A,  a  Z.  4),  wie  dieses  und 


1 )  Inschriftlich  ist,  wie  ich  bei  meiner  jüngsten  Anwesenheit  in  London 
constatirt  habe,  lediglich  ...  — .  .  .  tr(?)  -iskun  erhalten,  was  sich  zu 
einem  .  .  .  zikir-iskun  mit  vorhergehendem  Gottesnamen  [Asur,  Nabu, 
Bil  etc.)  leicht  ergänzen  lässt.  Smith  nun  ergänzte  Bil,  aber  willkührlich  und 
hiezu  wohl  lediglich  durch  den  Umstand  veranlasst,  dass  sich  der  Baby- 
lonierkönig(l)  Nirgal-sar-usur  (Neriglissor;  in  seiner  Inschrift  (IRawl.  67 
col.  1,4  4)  als  Sohn  eines  »Königs«  Bil-suni-iskun  (Bil-zikir-iskun)  bezeichnet. 
Dass  aber  in  der  That  dieser  babylonische  und  jener  assyrische  Herrscher 
irgend  etwas  mit  einander  zu  thun  hätten,  ist  nicht  nur  nicht  erweislich, 
sondern  —  und  schon  aus  chronologischen  Gründen  —  im  höchsten  Maasse 
unwahrscheinlich.    S.  über  alles  dieses  weiter  im  »Anhange«. 

2)  Unter  Bilu  I.e.  ist  natürlich  an  diesen  Stellen  nicht  Bel-Dagon, 
sondern  Bel-Merodach  zu  verstehen  vgl.  Nebuc.  Grotef.  I,  27  und  s. 
unsere  Bemerkk.  in  Theol.  Studd.  und  Kritt.  1874  S.  342. 


_ —     30     

zuerst  unter  den  Assyrerkönigen  Asurbanipal  thut  (s.  Asurb. 
Sm.  7,  42  ff. ;  316,  4  07  flg.),  wie  denn,  soviel  ich  sehe,  die 
Unterscheidung  einer  »Istar  von  JNiniveh«  neben  einer  »Istar  von 
Arbela«  uns  überall  zuerst  bei  Asarhaddon  (Cyl.  col.  IV,  39) 
begegnet  (die  »Istar,  Herrin  von  Niniveh«  allein  findet  sich 
schon  früher  erwähnt,  s.  z.  B.  Asurnassirh.  Monol.  III,  92).  Es 
ergiebt  sich  Jenes  aber  auch  des  Weiteren  daraus ,  dass  der  be- 
treffende Thoncylinder  gemäss  der  Unterschrift  (s.  die  Beilage) 
aus  dem  Eponymate  eines  Archonten  Daddi,  mit  dem  Titel: 
Tukultu  [rabu]  »der  (grosse)  Tukult«  datirt  ist.  Dieser  Würde 
aber  eines  Gross-Tukult  begegnen  wir  bei  den  Eponymen  in 
der  Zeit  vor  Asurbanipal  niemals:  der  betreffende  König  kann 
somit,  da  er  von  diesem  verschieden,  selber  nur  nach  demsel- 
ben geherrscht  haben.  In  dieselbe  Zeit  der  Ausgänge  der  assy- 
rischen Geschichte  weisen  uns  aber,  auch  wenn  sie  nicht  dem- 
selben Könige  angehören  sollten  (s.  über  diese  Frage  unten  in 
dem  »Anhange«),  auch  die  Fragmente  G  und  D.  Denn  einmal 
erwähnen  auch  sie  des  »Nabu  und  derTasmit«  (€,3),  da- 
zu des  »[  N  i  r  g  a  1  u  n  d]  d  e  s  N  u  s  k  u  «  (4)  in  derselben  Weise,  wie 
man  es  nach  den  Parallelen  bei  einem  König  seit  Asurbanipal 
zu  erwarten  hat  (s.  die  Nachweise),  und  dazu  bezeichnet  sich 
dieser  König  (das  kann  man  mit  Zuversicht  aus  der  Stellung  der 
den  Titel  des  betr.  Herrschers  enthaltenden  Zeile  D,  8  schliessen) 
sei  es  als  Sohn,  sei  es  als  Grosssohn  eines  Herrschers,  der  zu- 
gleich »König  von  [Sumir  und]  Akkad«  war.  Diesen  Titel 
legte  sich  aber  unter  den  späteren  Königen  seit  Tiglath-Pileserll., 
an  den  selber  aus  anderen  Gründen  nicht  zu  denken  ist,  zuerst 
Asarhaddon  und  sodann  (seit  dem  Tode  des  Saosduchin)  sein 
Sohn  Asurbanipal  bei.  Somit  kann,  da  an  den  letzteren  selber 
wiederum  nicht  zu  denken  ist,  nur  ein  Sohn  oder  Enkel  dieses 
letzteren  Königs  der  betreffende  König  der  Fragmente  G  und  D 
gewesen  sein.  Wäre  nun  dieser  König  von  C  und  D  zugleich,  wie 
vermuthet  ist  und  wofür  sich  ja  allerdings  Manches  sagen  lässt, 
derselbe  König  wie  der  von  A,  a.  b  undB  (s.  darüber  unten), 
so  würde  zu  den  vier  Nachfolgern  Sanherib's :  Asarhaddon, 
Asurbanipal,  Asur-idil-ili-ukinni  und(?)  Sarak-Asurachiddin  II  (?) 
als  ein  fünfter  dieser  König  ....  [ziki]-ir-iskun  kommen,  und  die 
Gesammtzahl  der  Herrscher  wäre  30.  Des  Abydenus  Bezeich- 
nung des  Sanherib  als  des  »fünfundzwanzigsten«  (assyri- 
schen) Herrschers,  der  Babylon  sich  unterjocht  gehabt  hätte,  würde 


31     

so  ihre  Rückversicherung  in  der  Aussage  des  Ktesias,  betreffend 
die  Dreissigzahl  assyrischer  Herrscher  überhaupt,  finden, 
diese  zusammengehalten  mit  den  Aussagen  der  Monumente1). 
Aber  auch,  wenn  die  betreffenden  Fragmente  statt  einem  und 


1)  Es  wäre  vielleicht  sogar  nicht  unmöglich,  dass  seihst  in  den  Einzel- 
zahlen, betreffend  die  Regierungsdauern,  in  einem  Falle  wenigstens,  noch 
der  Rest  einer  wirklichen,  wenn  auch  darum  noch  nichts  weniger  als  rich- 
tigen Ueberlieferung  uns  überkommen  wäre,  nämlich  dieses  bei  den  beiden 
letzten  Regierungen,  welche  gemäss  Ktesias  gewesen  wären  : 

Akrazanes 42  Jahre 

Sardanapalles ....  20  - 
Schon  M.  v.  Niebuh  r  (a.  a.  0.  318;  vgl.  Jo.  Brandis  rer.  Assyr.  tempp. 
emend.  p.  63)  setzte  die  42  Jahre  des  Akrazanes  dem  Sammughes,  die 
20  Jahre  des  Sardanapal  dem  Kineladan  d.  i.  dem  präsumirten  Assardanpal 
gleich.  Von  dieser  Gleichstellung  kann  nun  zwar  heute  keine  Rede  mehr 
sein.  Aber  dass  in  den  42  Jahren  des  Akrazanes  die  42  Jahre  des  Kanons 
(=  20  +  22  JJ.)  und  anderseits  die  ebenfalls  42  Jahre  des  Berossus  (=21 
— f—  21  JJ.)  d.  i.  also  die  Jahre  des  Sammughes  =  Saosduchin  und  des  Sar- 
danapallus- Kineladan  stecken,  lässt  sich  immerhin  vermuthen,  da,  wie  in 
der  Liste  des  Ktesias,  so  in  dem  Berichte  des  Berossus  (Alexander 
Polyhistor)  auf  den  »Bruder"  des  Sammughes  d.  i.  auf  den  Sardanapallus 
(Abydenus)  eine  zwanzigj  äh  rige  Regierung  —  dort  abermals  des  Sar- 
danapallus, hi  er  des  Nabopolassar  folgt.  Und  wiederum  ist,  wenn  vom 
Ktesias  diese  20  Jahre  eben  dem  (Assyrer)  Sardanapal  zugeschrieben  wer- 
den, dieses  sicher  falsch:  Sardanapal-Asurbanipal  war  nicht  der  letzte 
König  von  Assyrien  und  regierte  auch  nicht  20  Jahre.  Aber  wie  die 
21jährige  Zeit  der  Regierung  des  Nabopolassar  der  Zeit  der  Ausgänge  der 
assyrischen  Geschichte  im  Wesentlichen  entspricht,  so  wissen  wir  aus 
Berossus,  dass  bei  den  Babyloniern  dem  Nabopolassar  auch  sonst  20  Jahre 
als  Regenten  zugetheilt  wurden  (s.  o.) :  diese  20  Jahre  des  Nabopolassar 
sind  einfach  zu  Jahren  des  Assyrers  Sardanapal  geworden!  Die  Ver- 
muthung  drängt  sich  auf,  dass  jene  Zahlen  48  -+-  20  allerdings  auf  Ueber- 
lieferung, nämlich  auf  babylonische  Ueberlieferung  zurückgehen. 
Ktesias  hätte  dann  einfach  die  Regieiungsdauern  der  babylonischen 
Könige  seit  667  (=  I.  Jahr  Asurbanipal's),  nämlich  die  Regierungsdauern 
des  Sammughes,  Sardanapallus  und  des  Nabopolassar  für  solche  assy- 
rischer Könige  genommen  und,  da  er  deren  wirkliche  Namen  nicht 
kannte  (s.  o.),  die  Regierungsjahre  jener  Babylonier  auf  die  beiden  suppo- 
nirten  Assyrerkönige  in  der  angegebenen  Weise  vertheilt.  Das 
Schema  wäre : 
Wirkliche  babylo  n  ische  Fingirte  assyrische 

Regenten:  Regenten: 

fTU§hen II  JJ"     Wazanes 42  JJ. 

Sardanapallus 21    -       f 

Nabopolassar 20  -         Sardanapalles 20  - 

in  Summa  ...  62  JJ.  in  Summa  ...  62  JJ. 


32     ■ 

demselben  vielmehr  zwei  verschiedenen  Königen  der  Aus- 
gänge der  assyrischen  Geschichte  zuzuweisen  sein  sollten,  oder 
wenn  anderseits  die  Annahme  eines  vom  Asuridililiukinni  ver- 
schiedenen ,  besonderen  Königs  Sarak  =  Asurachiddin  II.  sich 
nicht  bestätigen  und  so  die  Gesammtzahl  in  Wirklichkeit  um 
einen  Herrscher  hinter  der  Zahl  30  sei  es  zurückbleiben,  sei 
es  diese  überschreiten  sollte,  so  würde  immerhin  auch  so  die 
Dreissigzahl  als  eine  runde  sich  hinlänglich  begreifen  lassen. 

Welche  Stellung  man  nun  aber  auch  überall  zu  dem  letz- 
teren Argumente  einnehmen  und  wie  immer  man  über  die 
Möglichkeit  eines  wirklichen  Beweises  der  Geschichtlichkeit  der 
bezüglichen  Aussage  des  Abydenus  denken  mag,  darin  wird 
man  uns,  sollten  wir  meinen,  wohl  beistimmen,  dass  zu  einer 
Beanstandung  der  bezüglichen  Angabe  als  einer  vom  Abydenus 
thatsächlich  gemachten  vom  historischen  Standpunkte  aus 
bei  dem  dargelegten  Sachverhältnisse  ein  Grund  nicht  vor- 
handen und  insbesondere  zu  der  Vornahme  einer  Textes- 
änderung ein  Anlass  nicht  gegeben  ist. 


ANHANG. 


Fragmente  von  Königsinschriften  aus  der  Zeit  der  Ausgänge  der 

assyrischen  Geschichte. 

Bereits  im  ersten  Bande  des  grossen  englischen  Inschriflen- 
werkes  (IBawl.  pl.  8  Nr.  6)  ist  das  Fragment  einer  Gylinder- 
inschrift  veröffentlicht,  welches  dort  als  aus  Kujundschick  stam- 
mend bezeichnet  und  von  welchem  vermuthel  wird,  dass  es 
möglicherweise  dem  »Vater  des  Neriglissor«  (von  Babylon)  zu- 
gehöre. Das  letztere  ist  augenscheinlich  lediglich  aus  dein  Um- 
stände geschlossen,   dass  der  erhaltene  Best  des  Namens   des 

Cylinderkönigs,  nämlich 55»  (?)  ^  j:Y^  sich  allerdings 

unter  andern)  auch  zu  dem  Namen  des  Vaters  des  Babylon iers 
Neriglissor,  des  Bil-sum-iskun,  bezw.  Bil-zikir-iSkun,  ge- 
schrieben Y  >->~y  >-TT  >-^  w£:££77  W  '),   das  wäre  im  Grunde 

allerdings  dasselbe  wie  [f  ^  >-JJ  ^f^  <Jgf]  ^  ^  tffl, 
ergänzen  lässt.  Aber  wie  auch  noch  manche  andere  Ergän- 
zungen des  verstümmelten  Namens  denkbar  sind,  so  lässt  sich 
für  die  Gleichstellung  jener  beiden  Herrscher  sonst  rein  nichts 
anführen;  es  stehen  derselben  im  Gegenlheil  sehr  erhebliche 
Bedenken  entgegen  :  heisst  doch  der  Babylonier,  der  Vater  des . 
Neriglissor,    nur  und  ausschliesslich   »sar  Babüu,    König   von 


1)  ^£r£»w»  Sy  d.  i.  in-gar  ist  das  Dichtsemitische,  altbabylonische 
Äquivalent  für  das  semitische  imperfektische  iskun  R.  "pttj  »er  machte«» 
geschr.  ^  J:lyy  =  £^TT  J|eJ  *^\\  Der  Name  bedeutet:  »Bei  schuf 
(gab)  den  Namen«.  Der  Wechsel  der  altbabylonischen  Schreibweise 
mit  der  semitischen  bei  dem  Verbum  ist  wie  in  Nabu-ndid  (semitisch) 
neben   Nabu-imtuk    (altbabylonisch).      S.    hiezu  die   Nachweise  ABK.  136 

Nr.  25.  —  Für  die  Gleichung  £^£^  ^  =  >^ff  J^J  >^}}  s-  das 
ebend.  S.  20,  F.  Delitzsch,  Ass.  Lesest.  2.  Aull.  S.  70  und  sonst  mit- 
getheilte  Syllabar;    für  den  altbabylonischen  Lautwerth  gar    (nicht  SA] 

des  Zeichens  ^   s.  ZDMG.  XXIX  S.  32. 

1880.  3 


34     

Babylon  a  (I  Bawl.  67  col.  I,  14),  während  dieser,  wie  sich  aus 
seiner  Belilelung  als  sarru  rabu,  sarru  dannu,  sar  kissäti  .... 
ergiebt,  wenn  nicht  ausschliesslich,  sf»  jedenfalls  in  erster  Linie 
als  Assyrerkönig  sich  bezeichnete.  Dazu  regierte  dieser  König, 
eben  als  Assyrerkönig,  sicher  vor  dem  Untergange  der  assyri- 
schen Capitale.  Würde  er  als  Angehöriger  der  gestürzten  Dy- 
nastie dem  Verderben  entronnen  sein?  oder  würde  das  auch 
nur  von  einem  seiner  Angehörigen  anzunehmen  sein?  —  Auf 
den  zeitlichen  Abstand  (Niniveh  fiel  spätestens  606;  Neriglissor, 
der  Sohn,  kam  560  auf  den  Thron  !)  ist  schon  oben  hingedeutet. 
Selbst  wenn  die  beiden  Persönlichkeiten  denselben  Namen  ge- 
führt hätten,  würde  man  bei  dieser  Lage  der  Dinge  ernstlich 
Bedenken  tragen  müssen,  sie  für  ein  und  dieselbe  Person  zu 
halten.  Nun  ist  noch  dazu,  wie  wir  gesehen  haben,  diese  Iden- 
tität der  Namen  selber  lediglich  eine  Conjeclur.  Die  Haltlosig- 
keit der  ganzen  bezüglichen  Annahme  liegt  so  zu  Tage. 

Inzwischen  d.  h.  seit  Veröffentlichung  des  Fragments  K. 
1662«  (=  I  Bawl.  8  Nr.  6),  das  wir  als  A,  a  bezeichnen  wollen, 
sind  nun  noch  einige  weitere  bezügliche  Fragmente  gefunden. 
Zuvörderst  gehört  hieher  ein  grösseres  Bruchstück  (A,  b),  das  nach 
Material,  Form  und  Schriftcharakter  sicher  zu  demselben  Cylin- 
der  gehörte,  wie  der  besprochene.  Schon  von  G.  Smith  ist  das- 
selbe danach  in  der  Sammlung  des  Britischen  Museums  mit 
eutem  Fug  als  K.  1662  5  bezeichnet.  Dasselbe  bietet  die  Beste 
von  dreizehn  Zeilen  des  Cylinders,  welche  bis  auf  vielleicht  eine 
Zeile  oder  aber  ihrer  zwei  den  Schluss  der  ganzen  Inschrift 
enthielten.  Die  datirende  Schlussunt  erschri  ft,  den  Namen 
des  Archonten  [lirrtmu)  bietend,  steht  bereits  auf  dem  früher 
veröffentlichten  Stück  K,  1 662  a  (A,  a  Z.  4} .  Wie  danach  mit  Bechl 
G.  Smith  die  beiden  Thonstücke  im  Britischen  Museum  rein 
äusserlich  hat  aneinander  fügen  lassen,  so  werden  wir  auch  in 
unsrer  Publicalion  l)  b  und  a  der  Nr.  A  in  der  angedeuteten  Weise 
zum  Abdruck  bringen.  Bezüglich  der  Grösse  der  Fragmente 
bemerke  ich,  dass  Fragm.  46626  mit  einer  Zeile  von  y2  Centi- 
meler Länge  beginnt,  in  der  6.  Zeile  bis  zu  einer  solchen  von 
8  Ctm.  ansteigt  und  schliesslich  in  Z.  13  wieder  bis  auf  öClm. 
an  Ausdehnung  herabsinkt:  dass  ferner  Fragm.  1662a  in  Z.  1 
11V2Clm.  Länge  aufweist;   Z.  3   bis  zu  42'/2  Ctm.  Länge  an- 

1)   Die   Mittheilungen,    welche   ich   der   Güte   des   Herrn   Theoph. 
Pinches  verdanke,  sind  weiter  unten  besonders  angemerkt. 


35 

steigt,  Z.  4  etwa  113/.,  Clin,  misst,  in  Z.  10  aber  bis  zu  1  Clin, 
herabsinkt.  Die  Höhe  dieses  letzteren  Fragments  beträgt  im 
Durchschnitt  (den  Bogen  gemessen)  8  Ctm. 

Das  dritte  Fragment,  ebenfalls  dasjenige  eines  Gylinders, 
bez.  K.  1663,  ist  genau  in  demselben  Schriftcharakter  geschrie- 
ben ,  wie  derjenige  der  beiden  vorhergehenden  Fragmente,  so 
diiss  man,  zumal  auch  das  Material  denselben  Typus  wie  jene 
beiden  aufweist,  auf  den  Gedanken  kommen  könnte,  dass  auch 
dieses  ein  Stück  des  vorhin  besprochenen  Gylinders  wäre.  Dem 
ist  aber  nicht  so.  Vielmehr  gehört  dasselbe  zu  einem  Parallel- 
cy  linder,  der  aber,  soweit  sich  das  überall  controliren  lasst, 
in  der  Inschrift  wörtlich  mit  dem  anderen  übereinstimmt. 
Beides  erhellt  aus  einer  Vergleichuns;  der  ersten  vier  Zeilen 
des  Fragments  mit  Z.  9 — 12  des  veröffentlichten  Fragments 
(==  b.  7 — 10  unserer  Publicalion),  welche  Passagen  einander 
völlig  parallel  laufen.    Wir  bezeichnen  das  Fragment  als  Nr.  B. 

Es  folgt  ein  weiteres,  aus  der  Sammlung  des  Daily  Tele- 
graph stammendes  Cylinderfragment ,  bez.  DT.  64  (=  Nr.  C), 
welches  sich  schon  durch  die  (blassere)  Farbe  des  Thones  als 
nicht  zu  den  beiden  vorhergehenden  gehörig  kenntlich  macht. 
Dasselbe  enthält  die  Ausgänge  von  15  Zeilen,  ist  oben  5  Clin., 
gegen  die  Mitte  zu  3  Ctm.  breit,  erweitert  sich  bis  zu  5  Ctin., 
um  schliesslich  wieder  bis  auf  3y2  Ctm.  Länge  herabzusinken 
und  zwar  dieses  bei  einer  Höhe  von  im  Durchschnitt  8  Ctm. 
Da  das  Stück  verhältnissmässig  schmal  ist.  gerade  von  den  vor- 
hin besprochenen  Stücken  die  Enden  der  Zeilen  nicht  erhalten 
sind,  begreift  es  sich,  dass  die  Bestimmung  des  Ursprungs  dieses 
Cylinderfragmenls  seine  Schwierigkeil  hat.  So  wenden  wir 
uns,  ehe  wir  in  diese  Erörterung  eintreten,  zu  der  Betrachtung 

des  weiteren .  kleinen  Fragments  Nr.  D  (im  Britischen  Mu- 
seum ohne  Bezeichnung  ,  welches  mildem  vorhergehenden  das 
A  eu  ss  e  rl  ich  e  gemein  hat,  dass  es,  wie  jenes,  nur  die  Aus- 
gänge der  Zeilen  erhalten  bietet,  so  jedoch,  dass  das  Erhaltene 
noch  weit  geringeren  Umfangs  ist  (Breite  der  Zeilen  von  1  bis 
3  Ctm.,  bei  einer  Höhe  von  6  Clin.);  die  Zahl  der  Zeilen 
beträgt  9. 

Eine  Vergleichung  nun  von  D  Z.  1 — 5  mit  den  Ausgängen 
der  Zeilen  C,  11 — 15  giebt  an  die  Hand,  dass  wir  es  bei  beiden 
Stücken  mit  den  Fragmenten  zweier  Cy  linder  mit  identischen 
Inschriften    zu  thun   haben.     Und    es  kommt  somit  darauf  an, 

3* 


36 

nunmehr  die  nähere  Beschaffenheit  der  betreffenden  einen  In- 
schrift, von  der  uns  jedes  der  beiden  Fragmente  Theile  erhalten 
hat,  zu  ermitteln.  G.  Smith  hat  diese  Inschrift  mit  Bestimmtheit 
demselben  Könige  zugeschrieben  ,  wie  die  Fragmente  A  und  B 
und  sie,  als  zu  derselben  Inschrift,  wie  jene,  gehörend,  ohne 
Weiteres  behandelt.  Dass  jene  Ansicht  nicht  bloss  möglicher- 
weise richtig  sei ,  sondern  dass  ihr  sogar  ein  hoher  Grad  von 
Wahrscheinlichkeit  zukomme,  glauben  auch  wir.  Aber  für  ohne 
Weiteres  richtig  vermögen  wir  dieselbe  nicht  zu  halten, 
und  jedenfalls  wird  eine  Abwägung  der  Gründe  für  und  wider 
durchaus  geboten  sein.  Das  möge  denn  im  Folgenden  ge- 
schehen. 

Gegen  die  Identität  fällt  in's  Gewicht  der  augenscheinlich 
andere  Schriftcharakter  beider,  doch  von  verschiedenen  Exem- 
plaren stammender  Fragmente;  nicht  minder  die  augenfällig 
abweichende  Färbung  des  Thones  (beide  Cylinder  waren  gleich- 
massig  blasser,  als  die  beiden  obenbesprochenen),  was  aber 
unter  keinen  Umständen  irgend  entscheidend  sein  kann,  da  es 
ja  nicht  um  Identität  der  unversehrten  Cylinder-Exemplare, 
denn  vielmehr  lediglich  der  concipirten  Inschriften  handelt;  da- 
zu endlich  die  unten  zu  erörternden  Schwierigkeiten  der  Com- 
bination  beider  Inschriften  in  gewissen  Fällen.  Für  die  sach- 
liche Identität  der  betreffenden  Inschriften  (in  ihrer  ursprüng- 
lichen Gestalt)  lässt  sich  anführen  einmal  die  Äusserlichkeit, 
dass,  wie  Cylinder  C  und  D,  so  auch  —  nach  der  Correspondenz 
der  Zeilen  zu  schliessen  —  die  Cylinder  A,  a  (und  b)  einerseits. 
B  anderseits  die  Zeilen  durchweg  in  gleicher  Weise  begannen 
und  endeten;  sodann  —  was  wichtiger  ist  — ,  dass  sich  die 
Zeilenausgänge  in  C,  wenigstens  bis  Z.  7  ohne  zu  grosse  Schwie- 
rigkeit mit  der  entsprechenden  in  A,  a  in  Verbindung  setzen 
lassen.  Ich  setze  die  entsprechenden  Zeilen  in  A  (mit  den  Er- 
gänzungen in  B)  einerseits,  die  Zeilenausgänge  in  C  anderseits, 
beide  durch  einen  vertikalen  Strich  getrennt,  in  Transcription 
(vgl.  den  Originaltext)  her: 

\ .    ...  ir(?)-isku-un  sarru  rabu  sarru  dan-nu  sar  kissati 

[sar  mat]   Assur 

2.  .  .  .  AsurNin-gi  na-ram  Marduk  Zar-pa-ni-luv  bi-bil?)  Ifib-bi 

|   [bilit]   Bil-isar-ra 

3.  ...  ku-un   lib-bi  Nabiuv    u   Marduk,    nii-gir 

I   .  .  .  luv  Nabiuv  Tasmiluv 


37     

4.  .  .  .  Nin-gi  BiluNabiuv  Sin  Nin-gal  l'slar  sa  Ninua  l'star  .  .  . 

|  Nirgal(?)i)  Nusku 

5.  ...  sit(?)-mas-si-su  ki-nis  ip-pal-su-su-va 

|  a-na  sarru-u-ti 

6.  .  .  .  [nab-]har  ma-ha-zi  sa-an-gu-tu  gi-mir  is-rit  ri'u-u-ul  .  .  . 

[su-]  mi-su  ik-bu-ni 

7.  .  .  .  pah(?)-ru-su-va  i-na-ru  ai-bi-su  u-sam-ki-t[av]  .  .  . 

|  [nnkj-ri-ja 
Dass  in  Z.  1.4.6.7  die  erhaltenen  Reste  der  Zeilen  des  Stückes  C 
eine  angemessene  Ergänzung  der  entsprechenden  in  Stück  A,  a 
bilden  würden,  möchte  sich  wohl  kaum  läugnen  lassen,  vgl. 
noch  insbesondere  für  Z.  1  die  bekannten,  stereotypen  Titula- 
turen der  Assyrerkönige;  für  Z.  4  die  oben  Seite  29  ange- 
merkten Parallelen;  auch  sei  für  Z.  3  auf  Stellen  wie  Sargon 
Cyl.  I  Rawl.  36,  2;  Sanherib,  Prisma  I,  3  (Plural!  — )  hinge- 
wiesen. Aber  Zweifel  betreffs  der  Zusammengehörigkeit  bleiben 
dennoch.  Der  Zusammenhang  zwischen  Z.  5«  und  '6b  lässt  sich 
doch  immer  nur  kühn  herstellen;  die  wiederholte  Erwähnung 
des  Nebo  so  hintereinander  in  derselben  Zeile  wie  in  Z.  3  hat 
ihr  Bedenkliches;  und  der  Zusammenhang  zwischen  Z.  6a  und 
einer  Fortsetzung  braucht  wenigstens  jedenfalls  nicht  derjenige 
von  Z.  6a  und  Z.  66  zu  sein.  So  kann  unser  Schlussurthcil 
nur  dahingehen,  dass  sich  zwar  für  die  Zusammengehörigkeit  der 
betreffenden  beiden  Gruppen  von  Fragmenten  immerhin  man- 
cherlei beachtenswerte  Instanzen  geltend  machen  lassen,  dass 
diese  Zusammengehörigkeil  aber  bis  jetzt  keineswegs  bereits 
als  erwiesen  betrachtet  werden  kann.  Als  sicher  dagegen 
kann  angesehen  werden,  dass  der  König,  auf  den  die  Cylinder- 
inschrift  der  Fragmente  C  und  D  sich  bezieht,  ein  solcher  der 
Ausgänge  der  assyrischen  Geschichte  war.  Darauf  führt  die 
Erwähnung  des  Nebo  und  der  T  a  s  m  i  t  Z.  3  neben  [Nergal]  und 
Nusku  Z.  4,  die  sicher  in  einer  Aufzählung  sich  fand,  wie  die- 
jenige ist,  der  wir  bei  Asurbanipal  (und  dem  Könige  unserer 
Cylinder  A  und  B)  begegnen;  darauf  führt  nicht  minder  der  Um- 
stand, dass  der  Vorfahr  des  Königs  des  Cylinders  (sein  Vater 
oder  Grossvater)  »[König  von  Sumir  und  Akkad«  war 
(D,  8  und  vgl.  oben  S.  30). 


1)  So  G.Smith;   der  erhaltene  Ausgang   des  Zeicheos  stimmt  zu 
dieser  Conjeklur  (=  >->-]  K^Z]])  vgl.  Asurb.  Sm.  7,  43  ;  309,  41  ;  316,  109. 


38 


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rung der  Parthenonskulpturen.  2.  Zu  dem  s.  g.  »Theseus«  und 
5.  zu  den  s.  g.  »Thauschwestern«  in  der  östlichen  Giebelgruppe. 

(Hierzu  Tafel  1  und  II.) 

2. 

Zu  den  mit  den  meisten  verschiedenen  Namen  belegten  Fi- 
guren der  Parthenongiebelgruppen  gehören  bekanntlich  der  ju- 
gendliche Mann  zunächst  den  auftauchenden  Heliosrossen  (D.  bei 
Michaelis)  und  die  drei  Frauen  zunächst  der  untergehenden  Se- 
lene  (K.L.M.).  Jener  ist:  Theseus,  Kephalos,  Kekrops,  Herakles, 
Dionysos1)  und  Olympos2)  benannt  worden,  diese  hat  man,  sie 
überwiegend  als  eine  Dreieinheit  auffassend,  bald  als  die  Moiren, 
bald  als  die  Kekropstöchter  (oder  »Thauschwestern« :  Pandro- 
sos,  Aglauros  und  Herse)  oder  endlich  (Brunn  a.  a.  0.  S.  15  ff.) 
als  Hyaden  gedeutet3)  oder,  die  allein  sitzende  von  den  beiden 
eine  materielle  Gruppe  bildenden  trennend,  jene  Hestia4)  oder 
Rhode  oder  Amphitrite  oder  Pandrosos,  die  beiden  verbundenen 
aber  Kora  und  Demeter  oder  Amphitrite  und  Thalassa  oder  Persc 
und  Kirkc  (Thalassa  und  Aphrodite)  oder  Thallo  und  Karpo  oder 
endlich  (Petersen)  Peitho  und  Aphrodite  genannt. 

Indessen  nei^t  sich ,  wenn  man  von  Brunns  Nomcnclalur 
absieht,  welche  mit  seinem  gesammten  Erklärungsversuche  steht 
oder  fällt,  für  den  Jüngling  D.  die  Meinung  der  Bezeichnung  als 
Dionysos  zu,  welche  auch  Michaelis  (S.  168)  als  die  wahrschein- 
lichste gilt  und  welche  besonders  Petersen  (a.a.  0.  S.1 1 7  ff.)  nach- 
drücklich ,  wenngleich  nicht  mit  durchweg  haltbaren  Gründen, 


1)  Für  diese  5  Namen  s.  den  Nachweis  bei  Michaelis,  Der  Parthenon 
S.  165.  2)  Siehe  Brunn  in  den  Sitzungsberichten  der  k.  bayr.  Akad.  von 
1874.  II.  S.  14  1'. 

3)  Die  Nachweise  bei  Michaelis  a.  a.  0. 

4)  So  früher  Lcake  und  neuestens  wieder  Petersen,  Die  Kunst  des  Phei- 
dias  u.  s.  w.  S.  139  f. 


43     

verfochten  hat.  Und  eben  für  diese  Benennung  wird  sich  viel- 
leicht noch  einiges  Thatsächliche  geltend  machen  lassen,  das  hier 
kurz  erwähnt  werden  soll. 

Vor  allen  Dingen  kommt  hier  unter  den  neuerdings  aufge- 
fundenen,, bei  Michaelis  noch  nicht  abgebildeten  Fragmenten, 
von  denen  das  britische  Museum  Abgüsse  besitzt,  eine  ganz  wun- 
dervoll gearbeitete,  im  zweiten  Gelenk  der  Finger  gebrochene, 
im  Uebrigen  aber  allerbesleus  erhaltene,  mannliche  linke  Hand 
in  Frage,  welche  nach  ihren  Maßverhältnissen1)  vollkommen  zu 
der  Figur  D.  passt,  obwohl  sie  sich  dem  Armstumpf  derselben 
nicht  unmittelbar  anfügt,  vielmehr  zwischen  ihr  und  diesem  ein 
kleines  Stück  (0,03 — 0,04  m  etwa)  fehlt,  was  bei  dem  Zustand, 
in  welchem  sich  der  Armstumpf  befindet,  nicht  befremden  kann. 
Diese  Hand ,  welche  im  Gelenk  leicht  gebogen  mit  halbgeschlos- 
senen Fingern  herabhangt ,  hielt,  wie  ein  sehr  gut  zu  verfolgen- 
der Eindruck  auf  ihrer  inneren  Flache  erkennen  lässl,  einen 
runden,  länglichen  und  etwas  gebogenen  Gegenstand  leicht 
umschlossen,  der,  seiner  Biegung  nach,  ein  Stab,  Scepler  oder 
dergleichen  nicht  gewesen  sein  kann,  wohl  aber  ein  etwas  ge- 
krümmter Zweig,  welcher  sich  als  ein  aus  Bronze  gearbeitet  ge- 
wesener Rebzweig  mit  daran  hangender  Traube  sehr  wohl  würde 
denken  lassen.  Wäre  dieses  und  wäre  die  Zugehörigkeit  der 
Hand  zu  der  Figur  D.  beweisbar,  so  würde  damit  die  Benen- 
nung der  letztern  als  Dionysos  so  ziemlich  gegen  jeden  Zweifel 
gesichert  sein  ;  so  wie  die  Sachen  liegen  kann  man  dies  freilich 
nicht  behaupten  und  nur  das  sagen ,  daß  die  fragliche  Hand  an 
den  Armstumpf  gehalten  nach  ihrer  Lage  und  Arbeit  einen  über- 
raschend schönen  Anblick  gewährt,  ja  daß  man  sich  die  Hand 
dieses  Armes  überhaupt  kaum  anders  denken  kann  als  so,  wie 
sie  das  Fragment  zeigt. 

Was  das  vermuthliche  Attribut  der  rechten  Hand  anlangt, 
so  muß  Michaelis'  Annahme  (a.  a.  0.  S.  173),  der  Jüngling  habe 
»einen  längern  Stab  von  Metall  (Scepter,  Lanze,  Thyrsos)  in  der 
Hand  gehabt,  auf  dessen  Befestigung  ein  Bohrloch  vorn  in  der 
Biegung  des  linken  Fusses ,  grade  am  Bruchrande,  hinweisen 
dürfte«,  namentlich  in  dem  letztern  Theile  noch  bestimmter  wi- 
dersprochen werden,  als  dies  bei  Petersen  (a.  a.  O.  S.  1 17  Anm.  2) 
geschehen  ist.  Ein  von  der  rechten  Hand  des  Jünglings  gehaltener 

\)  Sie  misst  querüber  gleich  hinter  den  Knöcheln  ,  die  halbe  Rundung 
mitgerechnet,  0.155  m. 


44     

grader  Stab  kann  den  in  Frage  kommenden  Punkt  ganz  unmög- 
lich berührt  haben,  da  das  Bohrloch  sich  vorn  am  Fusse  (am 
Schienbein)  befindet.  Die  einzige  richtige  Erklärung  dieses  Bohr- 
loches scheint  die  auch  von  Petersen  (a.a.O.S.1'19)  ausgesprochene 
zu  sein,  daß  dasselbe  zur  Befestigung  des  Riemenwerks  einer 
aus  Bronze  gearbeiteten  Sandale  gedient  hat.  Beiläufig  sei  hier 
bemerkt ,  daß  der  rechte  Fuss  aus  einem  eigenen  Stück  Marmor 
angesetzt  war ,  wie  ein  großes  Loch  im  Beine  beweist  und  daß 
dasselbe  auch  für  den  linken  Fuss  durch  den  eigentümlichen 
Ausschnitt  oder  Absatz  am  Ende  des  Beines,  der  kein  Bruch  ist, 
wahrscheinlich  gemacht  wird.  Ob  man  nun,  vorausgesetzt,  daß 
man  die  von  der  linken  Hand  gehaltene  Traube  nach  dem  oben 
Gesagten  anerkennt ,  einen  nur  in  der  rechten  Hand  befestigt 
gewesenen  ,  mit  seinem  untern  Ende  frei  auf  dem  Beine  liegen- 
den Thyrsos,  der,  nicht  etwa  massiv  gegossen,  sondern  aus  Me- 
tallblech  getrieben,  technisch  durchaus  möglich  ist,  oder,  mit 
Cockerell  und  Petersen  (a.  a.  0.  S.  117),  eine  Trinkschale  als  Attri- 
but der  rechten  Hand  für  wahrscheinlicher  hallen  will,  muß  der 
subjeetiven  Empfindung  eines  Jeden  anheimgegeben  werden; 
ich  würde  mich,  ohne  die  Schwierigkeit  zu  verkennen,  welche 
Petersen  (S.  117)  berührt  hat.  daß  es  zwecklos  erscheint,  einen 
Stab  frei  zu  hallen,  den  man  eher  als  Stütze  der  Hand  erwarten 
sollte,  dennoch  eher  für  den  Thyrsos  entscheiden,  weildie  Traube 
in  der  einen,  die  Trinkschale  in  der  andern  Hand  mindestens 
slark  tautologisch  sein  würde. 

Mögen  endlich  über  diese  Figur  noch  ein  paar  kleine  Be- 
merkungen gestattet  sein,  welche  allerdings  für  die  Deutung 
derselben  nicht  viel  austragen  werden.  S.  173  sagt  Michaelis, 
daß  das  Fell,  auf  welchem  der  Jüngling  gelagert  ist,  »nach  der 
Tatze  zu  schliessen  dem  Kalzengeschlecht  angehört«.  Es  sind 
aber  der  Tatzen  zwei  vorhanden,  die  eine,  besser  erhaltene  an 
der  Vorderseite,  die  andere  am  untersten  Ende  des  Felsensitzes, 
unmittelbar  hinter  der  Ferse  des  linken  Fusses.  Daß  sich  an 
diesem  Fell  keine  Mähne  entdecken  läßt,  daß  dasselbe  also  eher 
ein  Panther-  als  ein  Löwenfell  und  als  solches  nur  für  Dionysos 
geeignet  sei,  eben  so,  daß  der  Umstand,  daß  über  dieses  Fell, 
um  den  Sitz  noch  weicher  zu  machen,  ein  Gewand  gebreitet  ist, 
nur  für  Dionysos  passend  erscheint,  ist  schon  von  Anderen,  na- 
mentlich von  Petersen,  gellend  gemacht  worden. 

Vcrhällnissmäßig  die  meiste  Schwierigkeit  scheint  derDeu- 


45     ■ 

tung  auf  Dionysos  die  Bildung  des  Ilaares  ,  der  Mangel  des  für 
diesen  Golt  in  der  spätem  Kunst  charakteristischen  Lockenhaares 
entgegenzustellen,  wie  das  auch  Petersen  (a.a.O.  S.  122)  nicht 
ganz  zu  läugnen  vermocht  hat.  In  Betreff  dos  Haares  der  Figur  D. 
ist  aber  noch  eine  Bemerkung  milzutheilen,  welche  der  Prüfung 
Anderer  empfohlen  werden  mag,  insofern  dieselbe,  wenn  sie 
richtig  befunden  wird,  auch  für  die  Deutung  der  Figur  nicht 
gleichgiltig  erscheint.  Michaelis  sagt  S.  173:  »am  Hinterkopf 
ist  das  Haar  wohl  erhalten,  schlicht  in  flachem  Belief  ausgeführt«. 
Dies  ist  wohl  nicht  ganz  genau,  wenigstens  giebt  es  kein  be- 
stimmtes Bild  von  dem  Thatsächlichen,  vielmehr  findet  sich  am 
Hinlerkopfe,  ziemlich  verrieben,  dicht  über  dem  Ansätze  des 
Nackens  eine  schmale  rundliche  Erhebung,  welche  schräg  nach 
vorn  ,  in  der  Bichtung  auf  etwa  1/.d  der  Schädelfläche  von  der 
Stirn  aufsteigt  und  welche  entweder  ein  Band  oder,  und  zwar 
wahrscheinlicher,  ein  Best  jener  kranzförmigen  Haarflechten  ist, 
wie  sie  an  archaischen  und  archaistischen  Apollon-  und  Athleten- 
köpfen vorkommen.  Die  von  Conze,  Beiträge z.  Gesch.  d.  griech. 
Plastik,  Halle  1869  Taf.  4—8,  vgl.  S.  17  gesammelten  Beispiele 
werden  durch  eine  aus  Kyrene  stammende  Statue  vermehrt, 
welche  aus  der  Choiseul-Gouffier'schen  Sammlung  in  das  bri- 
tische Museum  (Boom  of  archaic  sculplure  Nr.  32)  gekommen  ist. 
Aus  diesen  Analogien  ist  nun  freilich  der  Name  des  Apollon  für 
die  in  Bede  stehende  Figur  gewiß  nicht  abzuleiten,   wohl  aber 

CO  7 

wird  man  sagen  dürfen,  daß  die  Beobachtung,  wenn  sie  richtig 
befunden  wird,  der  Erklärung  als  Herakles  große,  wenn  nicht 
entscheidende  Schwierigkeiten  in  den  Weg  legt. 

Je  größer  die  Wahrscheinlichkeit  wird  ,  daß  in  dem  Jung- 

o  7  o 

fing  D.  Dionysos  zu  erkennen  sei,  desto  höher  steigt  auch  die- 
jenige, daß  man  dem  ihm  benachbart  sitzenden,  traulichst  ver- 
bundenen Frauenpaar  den  Namen  der  Demeter  und  Kora  (oder 
der  Beihenfolge  nach  Kora  E  und  Demeter  F)  mit  Recht  beige- 
legt habe.  Gegen  die  von  Brunn  vorgeschlagene  Benennung  als 
Hören ,  welche  mit  derjenigen  des  Jünglings  D  als  Olympos  in 
Verbindung  steht,  brauchen  die  von  Anderen  gemachten,  rich- 
tigen Einwendungen  nicht  wiederholt  zu  werden  ,  wohl  aber 
dürfte  es  am  Platze  sein,  hier  offen  auszusprechen,  daß  in  den 
Figuren  an  sich  schwerlich  ein  hinlänglicher  Grund  zur  Bezeich- 
nung derselben  als  das  eleusinische  Göltinnenpaar  gegeben  ist. 
Denn  wenn   man  die  Arme   von  E  für  wesentlich  feiner  erklärt 


46     

hat,  als  die  von  F,  oder  diese  für  fleischiger  und  malronaler  als 
die  von  E,  so  wird  der  Eindruck  wohl  nicht  von  den  Originalen, 
sondern  von  der  verbreiteten  Photographie  herrühren  ,  welche 
von  einem  Punkt  aufgenommen  ist,  wo  der  Arm  von  F  mehr 
Flüche  bietet,  als  der  von  E.  Auch  die  Grössensleigerung  von 
F  ueyenüber  E  (Petersen  S.  1241  muss  man  läugnen ;  sie  beruht 
nur  auf  der  Haltung;  F  ist  weiter  aufgerichtet,  E  sitzt  mit  etwas 
krummen  Rücken  in  sich  zusammengesunken.  Endlich  wird 
sich  gegen  die  Annahme ,  das  von  F  mit  der  erhobenen  Linken 
aufgestützte  Attribut  könne  eine  Fackel  so  gut  wie  ein  Scepler 
gewesen  sein,  ein  Argument  aus  einer  später  zu  besprechenden  ko- 
lossalen Hand  mit  einem  Fackel  fragment  ergehen,  da  zwei  Fackel- 
trägerinnen in  demselben  Giebel  wenig  wahrscheinlich  sind.  Viel- 
leicht aber  läßt  sich  aus  jener  Hand  noch  mehr  folgern.  Doch 
kann  den  späteren  Erörterungen  hier  nicht  vorgegriffen  werden. 

3. 

Wesentlich  anders  als  bei  dem  Jüngling  D.  liegen  die  Sachen 
bei  den  drei  Frauengestallen  K.  L.  M.  Hier  ist  die  neuere  For- 
schung, Brunn  ausgenommen,  darauf  ausgegangen,  den  von 
den  älteren  Erklärungen  (Moiren,  Thauschwestern)  angenom- 
menen Zusnmmenhang  aller  drei  mehr  oder  weniger  bestimmt 
aufzulösen,  namentlich  aber  K  von  L.  M.  abzutrennen,  was  bei 
Michaelis  (a.  a.  0.  S.  109)  dadurch  geschieht,  dass  er  K.  als 
Pandrosos,  L.  M.  als  die  altischen  Hören.  Thallo  und  Karpo  er- 
klärt, bei  Petersen  (a.  a.  0.  S.  128  ff.)  ungleich  entschiedener 
dadurch,  dass  er  K.  Hestia  nennt  und  L.  M.  in  sehr  ausführlicher 
Auseinandersetzung  als  die  im  Schooße  der  Peitho  ruhende 
Aphrodite  zu  erweisen  sucht.  Es  wird  hier  also  vor  Allem  darauf 
ankommen,  die  Berechtigung  einer  solchen  Trennung  zu  prüfen. 
Diese  Prüfung  aber  wird  an  Thatsaehen  anzuknüpfen  haben, 
welche  kaum  jemals  recht  geltend  gemacht,  von  den  neueren 
Untersuchungen  aber  völlig  unbeachtet  gelassen  worden  sind. 

Von  der  Figur  K.  sagt  Michaelis  S.  170,  über  den  linken 
Arm  derselben  (d.  h.  über  seine  Lage  und  Hallung)  lasse  sich 
nichts  sagen.  Dem  widerspricht  Petersen  S.  129,  indem  er 
schreit)!:  »dieser  (der  Oberkörper)  war,  wie  die  über  den 
Rücken  nach  der  Schuller  laufenden  Falten  des  Himalion  be- 
weisen ,  in  dieses  eingewickelt  und  die  (linke)  Hand  neben 
der  Hüfte  auf  den  Sitz  gestemmt.     Zwar  ist  der  ganze 


47     

Arm  weggebrochen,  doch  an  dem  Bruche  erkennt  man  wie  an 
einem  Schatten  seine  einstige  Haltung«.  Dass  man  die  Haltung 
des  jetzt  fehlenden  Armes  an  dem  Bruche  zu  erkennen  vermöge 
(ob  grade  wie  an  einem  Schallen  mag  dahingestellt  bleiben),  ist 
richtig,  das  aber,  was  Petersen  zu  erkennen  vermeint  hat,  der 
Arm  sei  neben  der  Figur  auf  den  Sitz  aufgestützt  gewesen ,  ist 
es  nicht.  Vielmehr  ergeben  die  Thalsachen,  welche  die,  Herrn 
Dr.  Lange  verdankte  Zeichnung  der  Rückenansicht,  der  Fieur 
Taf.  II  Fig.  1  K.  veranschaulicht,  etwas  ganz  Anderes,  nämlich 
daß  der  Arm  ungefähr  eben  so  weit  wie  der  rechte  von  L. 
gehoben,  im  Ellenbogen  gebogen  war  und  d  e  n  m  i  l 
der  Hand  gefaßten  Zipfel  des  II  i  m  a  l  i  o  n  über  den 
Oberarm  zog.  Gegen  die  Möglichkeil  der  von  Petersen  ange- 
nommenen Lage ,  auf  welche  der  Bruch  bei  oberflächlicher  Be- 
trachtung allerdings  hinzuweisen  scheint,  sprechen  folgende 
Thatsachen.  Erstens  isl  auf  dem  Sitze  neben  dem  linken  Beine 
der  Figur  keine  Spur  von  einer  aufgestützten  Hand,  welche  vor- 
handen sein  müßte,  da  die  Slelle  des  Sitzes  unterhalb  des  Bru- 
ches,  auf  welcher  die  Hand  aufgelegen  haben  müßte,  erhalten, 
und  zwar  vollkommen  unverletzt  erhallen  ist.  Zweitens  müßte 
das  Himalion,  welches  auf  der  linken,  von  dem  Chiton  mit  völlig 
unversehrter  Oberfläche  bedeckten  Schuller  nicht  aufliegt,  wenn 
der  Arm  grade  herabgestreckt  und  aufgeslülzt  gewesen  wäre, 
mit  Notwendigkeit  als  an  ihm  bis  auf  die  Hand  herabgeglitten 
oder  eben  herabgleitend  dargestellt  worden  sein,  wovon  sowenig 
die  Bede  sein  kann,  daß  vielmehr  drittens  dies  in  ziemlich  straff 
gezogenen  Fallen  von  rechts  nach  links  aufsteigende  Gewand  in 
einer  so  dicken  Masse  auf  dem  Bücken  liegt,  d.  h.  mit  seiner 
Oberfläche  so  weit  vom  Bücken  entfernt  ist,  daß  es  als  an  diesen 
anliegend  nicht  gedacht,  sondern  in  seiner  Lage  nur  dann  ver- 
standen werden  kann  ,  wenn  man  annimmt,  daß  der  Zipfel  von 
der  Hand  gehallen  und  über  den  Oberarm  gezogen  wurde.  Und 
viertens  ist  wiederum  nur  hierdurch  erklärbar,  daß  von  eben 
diesem  Himationzipfel  seitwärts  und  vorn  an  der  Figur  nichts 
mehr  zum  Vorschein  kommt,  denn  dies  ist  nur  möglich,  wenn 
er  mit  dem  ihn  tragenden  Arme  glatt  weggebrochen  ist.  Die 
Bruchfläche  aber  rührt  nur  in  ihrem  untersten  Stück  von  dem 
Himalion,  weiter  nach  oben  von  dem  Aermel  des  Chiton  her, 
welchen  man  (vgl.  Taf.  I  Fig.  I  K)  auch  von  dem  rechten  Arme 
weit  herabhängen  sieht. 


- —     48     — 

Aus  der  so  nachgewiesenen  wirklichen  Lage  des  linken 
Armes  von  K.  erklärt  sich  nun  weiter  eine  Thatsache,  die  bis- 
her durchaus  unbeachtet  zu  finden  erstaunlich  ist  und  welche 
auch  ihrerseits  wieder  die  Armhaltung  von  K.  beglaubigt,  wäh- 
rend sie  in  Verbindung  mit  dieser  für  die  Frage  der  Zusammen- 
gehörigkeit oder  Nichlzusammengehörigkeit  der  drei  Gestalten 
K.  L.  M.  und  damit  für  deren  Erklärung  die  weitest  reichenden 
Consequenzen  hat.  Im  Rücken  von  L.  nämlich  findet  sich  (s. 
Taf.  II  Fig.  1)  ein  ovales  Loch  von  0,45  m  Höhe,  0,35  m  Breite 
und  0,065  m  grössler  Tiefe  J)  ,  welches  ganz  unbezweifelbar 
nicht  von  einem  Bruch  herrührt,  sondern  mit  dem  Spitzeisen 
ausgehauen  ist.  Für  dieses  Loch  giebt  es  nur  eine  einzige 
Erklärung,  nämlich  die,  daß  hier  der  Ellenbogen  von 
K.  eingriff  und  daß  dasselbe,  welches  ja  in  der  Vorderansicht 
der  Figuren  nicht  wahrnehmbar  ist,  ausgetieft  worden,  um  für 
den  Arm  von  K.  Platz  zu  gewinnen.  Das  aber  kann  wiederum 
nur  den  einen  Zweck  gehabt  haben,  die  drei  Figuren  auf 
das  allernächste  an  einander  rücken  zu  können  ,  das  heißt  aber 
mit  anderen  Worten,  um  diese  drei  Figuren,  welche  man 
aus  einem  und  demselben  Marmorblock  füglich  nicht  herstellen 
konnle,  gleichwohl  als  auf's  engste  verbunden,  als  eine 
untrennbare  Dreieinheit  zur  Anschauung  zu  bringen. 
Und  in  der  That  zeigt  sie  die  Carrey'sehe  Zeichnung  (s.  Taf.  I 
Fig.  2)  in  dieser  allerengsten  Nähe  und  Verbindung ,  so  daß  der 
linke  Fuss  von  K.  vor  dem  zurückgesetzten  rechten  Fusse  von  L. 
steht  und  deren  rechter  Ellenbogen  senkrecht  über  dem  Ober- 
schenkel von  K.  erscheint.  Im  britischen  Museum,  wo  überhaupt 
in  der  Aufstellung  der  Figuren  Mancherlei  nicht  ganz  in  Ordnung 
ist,  steht  K.  so,  wie  es  die  nach  einer  Photographie  vom  Original 
gemachte  Abbildung  Taf.  I  Fig.  \  zeigt,  um  etwa  0,08  m  zu  weit 
von  L.  entfernt;  denkt  man  sie  einander  in  grader  Linie  nur  um 
diesen  Betrag  genähert,  so  kommt  genau  die  vonCarrey 
gesehene  und  wieder  gegebene  Gruppirung  heraus, 
der  zu  Liebe  die  gegenseitige  Lage  der  Glieder  von  K.  und  L. 
so  ist  wie  sie  ist  und  um  die  zu  ermöglichen  für  den  Arm  von 
K.  das  Loch  in  den  Bücken  von  L.  gehauen  werden  mussle.  In 
das  zweite,  horizontal  unter  dem  erstem  befindliche,  unten  vier- 


1)   Gemessen  vermöge  eines  von  Kante  zu  Kante  übergelegten  graden 
Stabes,  also  ohne  Hinzurechnung  des  größern  Betrages,   welcher  sich  aus 


der  Rundung  des  Rückens  ergeben  würde. 


49     

eckig,  nach  oben  dreieckig  gestaltete  0.35  in  breite,  0,41  m 
hohe  und  0,065  m  tiefe,  ebenfalls  ausgehauene  Loch  an  der 
Hinterseite  von  L.  (s.  Taf.  II)  hat  ohne  Zweifel  ein  anderes  Stück 
von  K.  eingegriffen,  welches  wir  nur  nicht  bestimmt  bezeichnen 
können,  weil  uns  der  untere  Theil  des  Sitzes  von  K.  nicht  er- 
halten ist  (s.  Taf.  II  Fig.  1).  Nach  allem  dem  hatte  Welcker  so 
ziemlich  das  Richtige  gesagt,  wenn  er  behauptete,  daß  der  Arm 
der  mittlem  Figur  (L)  auf  dem  Schöße  der  ersten  (K)  geruht 
hat  und  Petersen  hat  sicherlich  nicht  gut  gethan ,  indem  er 
Welcker  bestreitet  (S.  128),  von  einer  »mangelhaften  Unter- 
suchung der  Statuen«  zu  reden  ,  welche  »nirgend  so  sehr  wie 
hier  Grund  der  Verirrungen  gewesen«  sei.  Denn  von  allen  den 
hier  an's  Licht  gestellten  That Sachen  findet  man  in  seinem  Buche, 
wie  man  dies  nach  seinem  sechswöchentlichen  Aufenthalt  im 
britischen  Museum  billigerweise  doch  wohl  erwarten  dürfte, 
kein  Sterbenswörtchen  (freilich  auch  bei  Michaelis  nicht)  und 
Alles,  was  er  vorträgt,  um  die  von  ihm  behauptete  Loslösung 
der  Figur  K.  von  den  Figuren  L.  M.  zu  begründen,  ist  vergeblich 
gesprochen,  weil  es  dem  keine  Rechnung  trügt,  was  sich  bei 
einer  wirklich  genauen  und  nichts  weniger  als  schwierigen 
Untersuchung  der  Statuen  als  Thatsache  ergiebt.  Wenn  Peter- 
sen aber  Welckern  vorwirft,  er  habe  (auch  in  diesem  Falle)  ge- 
genüber den  erhaltenen  Stücken  Carrey's  Zeichnungen  zu  sehr 
vertraut ,  so  muß  dieser  Vorwurf  umgekehrt  gegen  ihn  selbst 
gerichtet  werden.  Denn  grade  in  dem  hier  vorliegenden  Falle 
verdient  Garrey  ganz  besonderes  Vertrauen  nicht  allein  deshalb, 
weil  sich  hier  kein  Motiv  dafür  entdecken  läßt,  warum  er,  wenn 
die  Figuren  weiter  von  einander  gelrennt  waren,  sie  so  dicht  an 
einander  gruppirt  haben  sollte,  sondern  auch  deshalb,  weil  eine 
solche  vom  Original  abweichende  nähere  Gruppirung  in  den 
Überschneidungen  einzelner  Formen  ganz  besondere  Schwie- 
rigkeit bot.  Sollte  aber  Jemand,  einer  von  ihm  beliebten  No- 
menclatur  der  Figuren  wegen,  behaupten  wollen,  dieselben 
hätten  zu  Carrey's  Zeit  näher  an  einander  gerückt  gestanden, 
als  in  der  Originalaufstellung,  so  miisste  man  doch  sagen, 
dass  dies  nicht  allein  an  sich  äusserst  unwahrscheinlich  sei, 
sondern  auch  durch  die  jetzt  hervorgehobenen  Thalsachen  wi- 
derlegt werde. 

Wenn  aber  die  Figuren K.  L.  M.  so  nahe  zusammengehören, 
wie  dies  nach  dem   im  Vorstehenden  Gesagten  ganz  gewiß  der 

18S0.  4 


50     

Fall  ist1),  so  ist  auch  das  Alles  vergebens  geredet,  was  Peter- 
sen zur  Begründung  der  von  ihm  vorgeschlagenen  Nomenclatur: 
Hestia  für  K,  Aphrodite  im  Schöße  der  Peitho  für  L.  M.  gesagt 
hat,  mag  es  auch  im  höchsten  Grade  schwungvoll  und  beredt 
vorgetragen  sein.  Es  bleibt  für  die  Erklärung  der  drei  Figuren 
einzig  und  allein  übrig,  einen  Dreiverein  gleichartiger  aufs  engste 
verbundener  Wesen  zu  suchen,  deren  Namen  sich  auf  diese  Fi- 
guren anwenden  lässt.  Und  wenn  nun  der  Gedanke  an  die  Ke- 
kropslöchter  oder  Thauschwestern  meiner  Überzeugung  nach 
durch  den  von  Michaelis  (S.  169)  geltend  gemachten  Grund  und 
durch  die  richtige  Bemerkung  von  Petersen  (S.  114)  ausge- 
schlossen sind,  dass  in  den  Olymp,  als  das  Local  von  Athenas 
Geburt,  Götter,  nicht  attische  Nymphen  gehören,  so  fragt  es  sich, 
ob  Michaelis'  Vorschlag,  in  K.  Pandrosos  und  in  L.  M.  die  Hören 
Thallo  und  Karpo  zu  erkennen,  den  er  übrigens  selbst  nur  als 
einen  solchen  bezeichnet,  der  eine  mögliche  Erklärung  bietet, 
abgesehen  von  manchem  Andern,  genüge,  um  die  äusserst  enge 
Verbindung  der  drei  Gestalten  zu  erklären.  Ohne  Zweifel  hat 
Michaelis  durch  Verweisung  auf  die  bei  Pausanias  IX.  35.  2  be- 
zeugte nahe  Verbindung  der  Höre  Thallo  mit  Pandrosos  im  atti- 
schen Gultus2)  ein  gutes  Argument  für  die  Möglichkeit  dieser 
Verbindung  auch  in  einer  plastischen  Gruppe  beigebracht  und 
nur  auf  sie  kommt  es  an,  denn  Karpo  im  Schöße  der  Schwester 
Thallo  macht  keine  Schwierigkeit.  Dennoch  aber  weiß  ich  nicht, 
ob  wir  nicht  auf  die  in  älterer  Zeit  am  weitesten  verbreitete  Er- 
klärung zurückgedrängt  werden,  die  drei  Figuren  seien  die 
Moiren.  Ich  selbst  habe  mich  früher3)  sehr  bestimmt  gegen 
die  Möglichkeit  ausgesprochen,  hier  die  Moiren  zu  erkennen  und 
Michaelis  (a.  a.  0.)  ist  meiner  Ansicht  und  ihrer  Begründung 
ausdrücklich  beigetreten.  Und  doch;  wenn  mich  gegen  die  An- 
nahme der  Moiren  in  dieser  Scene  überhaupt  der  nicht  ausge- 
sprochene,   sondern  nur  angedeutete  Gedanke  einnahm,   dem 


1)  Es  ist  nicht  überflüssig  zu  bemerken  ,  daß,  wie  die  eine  Photogra- 
phie vom  Original  wiedergebende  Abbildung  Taf.  I  Fig.  1  zeigt,  in  Michaelis' 
Abbildung  Taf.  6  Fig.  15  u.  16  K.  nicht  allein  viel  zu  weit  von  LM.  abge- 
rückt, sondern  diesen  gegenüber  in  einem,  allerdings  nur  ein  wenig  zu 
grossen  ,  aber  doch  den  Eindruck  bestimmenden  Maßstabe,  zu  massig  ge- 
zeichnet ist. 

2)  .  .  .  7/y  &i  iTtoc<  'L'qmi'  vspovüiv  bfiov  r  jj  IIa  vöoö  gm  tiftixg  o\ 
'{ß-/;i'atot ,  (-)(>.'k'kw  i7j>  fheov  bvo{j('<£oi>iE*. 

3)  Geschichte  der  griech.  Plastik  l.2  S.  391  Anm.  59. 


51 

Michaelis  Worte  leiht,  daß  sie  in  den  Olymp  bei  dieser  Gelegen- 
bei  der  Geburt  einer  unsterblichen  Gottheit ,  nicht  passen,  so 
zeigt  uns  jetzt  der  vonConze  aus  demMuseo  espanol  deantigue- 
dades  (Tomo  V.  Madrid  1875.  Taf.  zu  S.  235  ff.)  in  die  8.  Serie 
seiner  »Yorlegeblätter  für  archäolog.  Übungen«  auf  Taf.  II  unter 
die  Monumente  »zur  östlichen  Giebelgruppe  des  Parthenon«  auf- 
genommene Relief  eines  Puteais  in  Madrid,  von  dem  die  bekannten 
Humboldt'schen  Reliefe  in  Tegel  (Hephaestos,  Zeus,  Moiren,  bei 
Conze  a.  a.  0.  Fig.  i  a.  b.  und  6)  nur  eine  Replik  sind,  zunächst 
ganz  allgemein,  daß  der  Gedanke,  die  Moiren  bei  der  Geburt 
der  Athena  anwesend  sein  zu  lassen,  antik  möglich  ist.1)  Aber 
das  ist  wohl  nicht  Alles.  Diejenigen2),  welche  der  Überzeugung 
sind  ,  daß  die  Darstellung  der  Geburt  der  Athena  seihst ,  d.h. 
des  Momentes  ihres  Hervorspringens  aus  dem  Haupte  des  Zeus, 
für  eine  Composition  in  kolossalen  statuarischen  Figuren  ein  Ding 
der  baren  Unmöglichkeit  ist,  wird  der  Umstand,  daß  der  ma- 
drider Relief  ebenfalls  nicht  dieseu  Moment,  sondern  den  un- 
mittelbar folgenden  darstellt',  in  welchem  die  mit  Götterkraft 
plötzlich  vollkommen  erwachsene  Athena  vor  dem  thronenden 
Zeus  steht,  hinter  welchem  der  Geburtshelfer  Hephaestos  mit 
der  Geberde  lebhaften  Staunens  zurückweicht,  geneigt  machen, 
ein  näheres  Verhällniss  eben  dieses  Reliefs  zum  Parthenongiebel 
anzuerkennen.  Und  wenn  ausser  Hephaestos  für  die  Parthenon- 
giebelgruppe mit  größter  Wahrscheinlichkeit  (man  kann  ja  nicht 
sagen:  mit  völliger  Gewißheit3))  die  mit  mächtigen  Schritten  auf 
die  neugeborene  Athena  hineilende  Nike  nachgewiesen  ist  und  wir 
finden  nicht  nur  Hephaestos,  sondern  auch  die  Nike  in  verwandter 


1)  Ob  eine  solche  Anwesenheit  der  Moiren  bei  einer  Göttergeburt  zum 
zweiten  Male  nachweishar  sei,  mag  dahinstehen;  nicht  dasselbe,  aber  doch 
ein  verwandter  Gedanke  ist  es,  wenn  sie  als  bei  Gotterehen  anwesend  se- 
meint werden,  wofür  Preller,  Griech.  Mylhol.  I.'-S.414aus  Pindar  (Fr.  II.  1.2 
Dissen)  das  Beispiel  der  Vermahlung  der  Themis  mit  Zeus  durch  die  Moiren 
und  aus  Aristophancs  (Vögel  vs.  -1731)  diejenige  dos  Zeus  und  der  Hera 
durch  dieselben  angeführt  hat.  Die  Anwesenheit  der  Moiren  bei  Peleus' 
und  Theos'  Hochzeit  an  der  Francoisvase  ist  schon  etwas  verschieden. 

2)  Siehe  bei  Michaelis  S.  170  IV.  auch  V  und  vergl.  Petersen  S.  H6ff. 
3    Vergl.  die  von  Matz  in  den  Güttinger  gel.  Anzz.  von  1871  Stück  49 

S.  1948f,  erhobenen,  von  Michaelis,  Archäol.  Zeitung  v.  1871  S.  11  5  f.  und 
von  Brunn  in  den  Sitzungsberichten  der  münchener  Akad.  von  1874  II  S.  24 
getheiltcn  Bedenken,  aber  s.  die  richtigen  Bemerkungen  von  Petersen,  Die 
Kunst  des  Pheidias  u.  s.  w.  S.  144  I  und  Blümner  im  N.Rhein.  Museum  32 
S.  125  f. 


52 

Situation,  wenn  auch  nicht  in  gleicher  Gestalt,  in  dem  madrider 
Putealrelief  wieder,  so  kann  das  die  Meinung  nur  verstärken, 
daß  zwischen  diesem  Relief  und  der  Giebelgruppe,  was  die 
Erfindung  der  Darstellungen  anlangt,  eine  Verbindung  statt- 
finde. Man  braucht  für  das,  worauf  es  hier  ankommt,  nicht 
weiter  zu  gehen  und  kann  die  Frage  auf  sich  beruhen  lassen,  ob 
und  inwieweit  die  Figuren  des  Reliefs  auch  composi  ti  onel  1 
von  den  Giebelfiguren  abhangen,  so  manches  sich  dafür  würde 
sagen  lassen,  daß,  mag  auch  der  Hephaestos  und  mag  die  Nike 
des  Reliefs  von  dem  Ilaphaestos  und  der  Nike  der  Giebelgruppe 
derComposilion  nach  verschieden  sein,  die  stark  bewegte  Alhena 
am  Puteal  derjenigen  der  Gruppe  entsprechend  gebildet  sei  und 
daß  Ähnliches  für  den  Zeus  gelte.  Nimmt  man  aber  eine  Ab- 
hängigkeit des  Reliefs  in  den  entscheidenden  Momenten  seiner 
Erfindung  von  der  Giebelgruppe  des  Parthenon  an,  so  gewinnen 
die  in  dem  Relief  anwesenden  Moiren  für  den  Parthenongiebel 
noch  eine  ganz  andere  und  bestimmtere  Redeutung,  als  die  oben 
gellend  gemachte  allgemeine,  ihre  Anwesenheil  bei  der  Geburl 
der  Göttin  als  möglich  zu  erweisen.  Der  Composilion  nach  sind 
sie  freilich  von  den  Figuren  der  Giebelgruppe  durchaus  ver- 
schieden ,  denn  auf  eine  ganz  allgemeine  Ähnlichkeit  der  sitzen- 
den ersten  Gestalt  mit  der  sitzenden  Figur  K.  der  Giebelgruppe 
möchte  ich  wenigstens  durchaus  kein  Gewicht  legen;  sie  sind 
von  den  Giebelfiguren  verschieden  wie  die  Nike  von  derjenigen 
des  Parthenon  verschieden  ist,  weil  sie  von  einem  offenbar  sehr 
verständigen  Künstler  für  einen  ganz  andern  Raum  selbständig 
componirt  sind.  Aber  man  kann  dies  vollkommen  anerkennen, 
ohne  daraus  schliessen  zu  müssen ,  daß  sie  nun  auch  von  eben 
diesem  Künstler  selbständig  erfunden  und  derGeburlsscene  der 
Athena  hinzugefügt  worden  seien.  Dies  Letztere  kann  ich  nach 
dem  VerhältnisS;  in  welchem  mir  das  madrider  Putealrelief  in 
seiner  gesammten  Conccplion  zum  Parthenongiebel  zu  stehen 
scheint ,  nicht  glauben  und  möchte  auch  annehmen ,  daß  diese 
Erfindung,  wenn  sie  nicht  eine  große  Autorität  hinter  sich  halle, 
schwerlich  wiederholt  worden  wäre,  wie  dies  die  Ilumboldt- 
schen  Reliefe  erweisen,  wobei  es  ja  nicht  ausgeschlossen  ist, 
ein  gemeinsames  Original  des  madrider  Reliefs  und  der  Frag- 
mente in  Tegel  als  Mittelstufe  zwischen  dem  Parthenon  und  den 
Reliefcompositionen  vorauszusetzen.  Ich  also  bin  der  Meinung, 
daß,  seitdem  uns  die  Moiren  in  eben   dieser  Reliefcomposition 


53 

als  bei  der  Alhenageburt  anwesend  vor  die  Augen  iieslelll  sind, 
es  zum  mindesten  sehr  genauer  Erwägung  werth  ist,  ob  nicht 
der  Dreiverein  der  Parthenonfiguren  K.  L.  M.  in  seiner  engge- 
schlossenen Einheit  durch  den  Gedanken  an  die  Moiren  besser, 
als  durch  irgend  einen  andern  erklart  werden  könne. 

Allerdings  wird  es  dabei  zunächst  darauf  ankommen  ,  dem 
besondern  Einwände  zu  begegnen,  den  ich  und  mir  folgend 
Michaelis  gegen  die  Erklärung  der  Parthenonfiguren  als  Moiren 
erhob,  nämlich,  die  Moiren  hätten,  wenn  überhaupt  anwesend 
bei  der  Göttergeburt ,  »wenigstens  der  Mittelgruppe  angehören 
müssen,  durften  aber  nicht  halb  abgewandt  und  unthätig,  ja 
zum  Theil  des  Vorgangs  unkundig,  an  das  Ende  der  ganzen 
Composilion  versetzt  werden« ,  wie  Michaelis  den  Einwand  ge- 
fassl  hat.1)  Nun,  die  Mittelgruppe  werden  wir  uns  doch  wohl 
durch  die  großen  Götter  erfüllt  zu  denken  haben.  Mögen  wir 
uns  von  diesen  anwesend  vorstellen,  welche  es  sei,  schwerlich 
blieb  neben  ihnen  der  nöthige  Raum  für  den  Dreiverein  der 
Moiren.  Figuren  der  Flügel  aber  konnten  in  dieser  Composilion 
kaum  anders,  als  von  der  Mille  abgewendet  componirt  werden, 
wozu  noch  kommt ,  daß  auch  das  madrider  Puteal  uns  die  Moiren 
von  der  Haupthandlung  abgewandt  zeigt,  und  zwar  noch  un- 
gleich entschiedener,  als  dies  bei  den  fraglichen  Figuren  des 
Parthenontdebels  der  Fall  war.  Denn  von  diesen  wandte  K.  nach 
Garrey's  Zcugniss,  mit  dem  der  Torso  übereinstimmt,  den  Kopf 
der  Mitte  zu,  während  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  über- 
einstimmend mit  E.  auf  dem  linken  Flügel  der  Gruppe,  auch 
mit  dem  Körper  etwas  mehr  der  Mitte  zugewandt  gewesen  sein 
wird  ,  als  dies  Carrey's  Zeichnung  erkennen  läßt;  denn  nur  so 
greift  ihr  Ellenbogen  in  das  oben  näher  besprochene  Loch  im 
Kücken  von  L.  völlig  ein.  Bei  L.  aber  hat  nach  Michaelis'  Aus- 
druck f'S.  177)  die  Bewemmg  nach  der  Giebelmitle  zu  begonnen. 
Was  ferner  die  Unthätigkeil  der  drei  Frauen  anlangt,  weiß  ich 
weder,  worin,  wenn  sie  die  Moiren  sind,  eine  besondere  Thätig- 
keit  derselben,  nämlich  eine  solche  hätte  bestehen  sollen  ,  die 
sich  in  körperlicher  Action  geäussert  haben  müßte,  noch,  wenn 
wir  sie  als  Kho&eg  nach  der  ältesten  Vorstellung'2)  mit  Spinn- 


1)  Ich  selbst  hatte  mich  so  ausgedrückt :  »dass  die  Moiren  ihrem  Wesen 
und  Begriff  nach  bei  dem  Geburtsact  anwesend  sein  müßten,  aber  nicht  \on 
der  erfolgten  Geburt  erst  Botschaft  erhalten  können,  wie  hier  dargestellt  ist«. 

-2    Vergl.  Wclckcr,  Griech.  Götterl.  III.   S.  14  ff. 


54     

geräthen  ausgestattet  denken,  in  wiefern  ihre  Thäligkeit  an 
diesen  nicht  vollkommen  hinreichend  erscheinen  würde.  Und 
daß  wir  sie  nicht  etwa  spinnend  denken  könnten  ,  ist  durch  den 
Widerspruch  Pelersen's1)  noch  lange  nicht  erwiesen,  ganz  im 
Gegentheil  fragt  es  sich,  ob  sich  die  wahrscheinlich  zusammen- 
wirkende Aclion  der  linken  Hand  von  L  und  beider  Hände  von 
M.  welche  Petersen  (S.  136)  aus  der  gemeinsamen  Handhabung 
einer  Guirlande  erklären  will,  nicht  recht  wohl  aus  der  Hand- 
lung des  Spinnens  würde  erklären  lassen,  bei  welcher  L.  den 
Hocken  in  der  Linken  hielt  und  M.  den  Faden  zog.  Ja  es  fragt 
sich,  ob  man,  wenn  einmal  die  drei  Figuren  in  die  richtige  Lage 
gerückt  sind,  nicht  auch  K.  in  diese  gemeinsame  Handlung  würde 
hineinziehen  können,  indem  man  ihr  die  Spindel  in  die  rechte 
Hand  gähe  oder  dieselbe  am  Faden  (aus  Metall)  von  dieser  Hand 
herabhangend  dächte,  welche  Petersen  (S.  129)  nicht  in  Über- 
einstimmung mit  der  von  Carrey  gesehenen  und  gezeichneten 
Haltung  des  Armes,  mit  einem  aufgestützten  Scepter  ausstatten 
will.  An  besondere  Attribute  der  als  Klolho,  Lachesis  und  Atro- 
pos  aufgefassten  Moiren  wird  aber  hier  gewiß  nicht  zu  denken 
sein,  an  die  den  Lebensfaden  abschneidende  Scheere  der  Alropos 
natürlich  am  allerwenigsten. 

Wenn  aber  ich  selbst  gemeint  halle,  es  sei  hier  dargestellt, 
wie  diese  Frauen  von  der  erfolgten  Geburt  erst  Botschaft  erhal- 
ten, so  hing  dies  nicht  nur  mit  ihrer  Auffassung  als  Kekropiden, 
sondern  auch  mit  den  Vorstellungen  zusammen,  welche  ich  selbst- 
verständlich nach  den  Erörterungen  von  Michaelis  (S.  1661.)  und 
Petersen  (S.  114  f.)  nicht  mehr  festhalte,  der  Raum  des  Giebels 
sei  nicht  einheitlich  gedacht,  sondern  in  Olymp  (Mitte)  und  Erde 
(die  Flügel)  zu  theilen  und  die  von  der  »Iris«  und  der  entspre- 
chenden Figur  rechts  (ich  dachte  sogar,  ganz  irrig,  an  die  Nike) 
gebrachte  Botschaft  gelle  den  Figuren  in  den  Flügeln  des  Gie- 
bels. Macht  man  sich  nur  hiervon  frei  und  bezieht  die  Botschaft 
auf  die  weile  Welt  jenseits  der  olympischen  Versammlung ,  so 
braucht  man  die  Botschaft  selbst ,  welche  für  den  Moment  nach 
erfolgler  Geburt  der  Athena  von  entscheidender  Bedeutung  ist. 
nicht  aufzugeben  ,   ohne  gleichwohl  annehmen  zu  müssen  ,  die 


1)  Die  Kunst  des  Pheidias  S.  128.  »Eben  so  falsch  ist  die  Meinung, 
dass  die  zweite  gesponnen  habe,  während  die  Liegende  den  Faden  zer- 
schnitten habe«.  Der  letzlere  Theil  dieser  Behauptung  besieht  natürlich 
vollkommen  zu  Rechte. 


■ 55 

Flügelfiguren  werden  erst  durch  sie  von  dem  Vorgang  in  der 
Mille  unierrichtet. 

Mag  man  übrigens  durch  die  Nennung  des  Moirennamens 
das  Richtige  für  getroffen  und  die  Erklärung  der  drei  in  Rede 
stehenden  weiblichen  Gestalten  für  gefunden  hallen  oder  nicht, 
nicht  darauf  kommt  es  in  erster  Linie  an,  sondern  vielmehr  dar- 
auf, daß  durch  die  oben  erörterten  Thatsachen  die  untrennbare 
Dreieinheit  dieser  Gestalten  erwiesen  und  daher  allen  Erklä- 
rungsversuchen eine  bestimmte  Richtung  gegeben,  der  mit 
Nachdruck  betretene  Irrweg  einer  gesonderten  Benennung  von 
K.  und  L.  M.  aber  abgeschnitten  ist. 

Und  somit  bleibt  nur  noch  übrig,  in  Beziehung  auf  K.  eine 
Thatsache  mitzulheilen  ,  welche  bisher  grade  so  wenig  erwähnt 
worden  ist,  wie  die  Zurichtunu  von  L.  zur  Aufnahme  der  ein- 
greifenden  Theile  von  K.  In  den  Nacken  dieser  Figur  isl,  wie 
die  Hinteransicht  derselben  auf  Tai'.  II  zeigt,  ein  0,10  m  breites 
und  langes,  an  der  tiefsten  Stelle  0.08  m  tiefes,  viereckiges  Loch 
eingehauen,  dessen  Ränder  Verstössen  sind.  Da  dieses  Loch  für 
die  Einfügung  irgend  eines  Bronzezusatzes  offenbar  viel  zu  gross 
ist.  so  kann  es  nur  zur  Einzapfung  irgend  eines  aus  Marmor  be- 
stellenden Gegenstandes  gedient  haben.  Was  für  ein  Gegenstand 
das  gewesen  sein  kann,  vermag  ich  freilich  nicht  zu  sagen  und 
verzichte  darauf,  Vermuthungen  auszusprechen,  welche  ich  selbst 
nicht  für  wahrscheinlich  halle. 


Herr  Overbeck  legte  ferner  folgenden  Aufsalz  des  Herrn 
Konrad  La  n  ge  über  die  Composition  des  Frieses  von  Phigalia  vor. 

(Hierzu  Tafel  III.) 

Als  abschliessende  Arbeit  über  die  ursprüngliche  Anord- 
nung der  Platten  des  Frieses  von  Phigalia  wird  gewöhnlich  die 
Monographie  I  van  off  s  über  diesen  Gegenstand  betrachtet,  die 
zusammen  mit  einer  zweiten  Abhandlung  über  die  architekto- 
nische Disposition  des  Apollontempels  zu  Bassae  in  den  Annali 
dell'  Instituto  von  1 865  erschienen  ist.1)  Man  glaubte  sich  ihr 
bisher  um  so  eher  anschliessen  zu  dürfen,  als  sie  an  technischen 
Auseinandersetzungen  sehr  reich  ist  und  auf  den  ersten  Blick 
den  Eindruck  einer  Originalunlersuchung  macht.  Bei  einer 
Nachprüfung  der  Besultale  Ivanoffs  im  brit.  Museum  musste 
ich  jedoch  conslatiren,  dass  der  Verfasser  nur  die  Gipsabgüsse 
gekannt  hat,  die  wegen  der  ungenauen  Beschneidung  der  Kanten 
für  technische  Fragen  vollkommen  unzulänglich  sind,  selbst  wenn 
tue  Langenmasse  der  einzelnen  Platten  auf  Grund  von  Original- 
messungen gegeben  werden.  Ueberdiess  zeigte  mir  eine  Ver- 
gleichung  des  CockereH'schen  Werkes2)  ,  dass  Ivanoff  in  sei- 
ner zweiten  Abhandlung  zu  offenbar  falschen  Besullaten  über 
die  architektonische  Disposition  des  Tempels  gekommen  ist 
und  deshalb  die  Hauptfeinheit  der  ganzen  Friescomposilion, 
ihren  künstlerischen  Enlstehungsprozess,  nicht  erkannt  hat.  Da 
nun  auch  bei  Gockerell  letzterer  nicht  systematisch  entwickelt 
wird,  vielmehr  eine  Anzahl  Platten  nachweisbar  die  falsche 
Stelle  erhalten,  so  scheint  es  mir  nicht  überflüssig,  die  ganze 
Frage  nach  der  Composition  des  Frieses  von  Phigalia  hier  von 
neuem  zu  behandeln,  und  ich  hoffe  zu  zeigen,  dass  man  für  die 
meisten  und  wichtigsten  Platten  mit  fast  mathematischer  Sicher- 


1)  IvanolT,  11  bassorilievo  del  tempio  di  Apollo  Epicurio  a  Basse  presso 
Figalia.  Ann.  d.  Inst.  XXXVII  p.  29—42  und  La  disposizione  architettonica 
della  cella  del  lempio  etc.    ibid.  p.  4  3 — 54. 

2)  Cockerell ,  The  temples  of  Jupiter  Panhellenius  al  Aegina  and  of 
Apollo  Epicurius  al  Bassae  near  Phigalia  in  Arcadia.    London  1860, 


57 

heil  die  Stelle ,  die  sie  im  Friese  einnahmen ,  bestimmen  und 
auch  den  Grund  ,  warum  der  Künstler  sie  grade  hier  und  nicht 
anderswohin  gestellt  hat,  nachweisen  kann. 

Der  ursprüngliche  Fries  umfasste  nicht  mehr 
als  die  23  Platten,  die  jetzt  im  britischen  Museum 
aufbewahrt  werden.  Denn  die  Gesammllänge  der  erhalte- 
nen Platten  beträgt  nach  den  genauen  und  mehrfach  wieder- 
holten Messungen  ,  die  ich  mit  Herrn  Prof.  Overbeck  zusammen 
anstellte  (s.  die  Tafel)  ,  30,932'",  was  zwischen  den  Gesammt- 
längen  auf  den  architektonischen  Zeichnungen  von  Cockerell *) 
30,596  m)  und  Blouet2)  (34 ,38 m)  ungefähr  in  der  Mille  steht  und 
von  dem  Blouet'schen  Masse  nicht  genug  abweicht ,  um  eine 
Platle  als  fehlend  anzunehmen.  Da  nun,  was  man  bisher  über- 
sehen hat,  an  der  eiuen  Platle  entschieden  ein  Stück  von  0,3 — 
0,4  m  abgebrochen  ist,  so  stimmt  die  ursprüngliche  Gesammt- 
länge  so  genau  mit  Blouets  Massen  überein,  dass  wir  diese  und 
nicht  die  Masse  des  sonst  viel  glaubwürdigeren  Cockerell  zur 
Grundlage  der  Untersuchung  zu  wählen  haben3). 

Obwohl  sich  Westmacott  bei  der  Zusammensetzung  des 
Frieses  glücklicherweise  bis  auf  die  Verschmierung  eines  Ge- 
sichts aufPlalle  20j  jeder  Figurenergänzung  enthalten  hat,  so 
konnte  er  doch  nicht  umhin,  die  ausgebrochenen  zum  Theil  sehr 
grossen  Slücke  des  Grundes  in  Gips  ergänzen  zu  lassen,  und  wenn 
ich  auch  nach  der  Untersuchung  der  Originale  versichern  kann, 
dass  dies  mit  möglichster  Wahrung  der  ursprünglichen  Dimen- 
sionen geschehen  ist,  so  möchte  ich  doch  nicht  dafür  bürgen, 
dass  alle  Platten  ursprünglich  bis  auf  den  Conti  meter 
genau  mit  den    von   mir  gegebenen  Massen  übereinstimmten. 


1)  Auf  Tafel  XI  und  XII  des  citirten  Werkes. 

2)  Expedition  scientifique  de  la  Moree  tome  II  pl.  28  und  29. 

3)  Dass  die  Kentaurenplatte  Nr.  7  (nach  den  Nummern  im  brit.  Mus.) 
unvollständig  ist,  zeigt  ausser  ihrer  verhältnissmässigen  Kürze  schon  der 
weit  über  die  rechte  Kante  vortretende  linke  Arm  des  Kentauren  ,  unter 
dem  man  wie  es  scheint  erst  später  den  Rand  glatt  geschnitten  hat.  Sie 
enthielt  allerdings  wie  die  meisten  Platten  nur  zwei  Gruppen  von  Käm- 
pfern und  darum  kann  das  fehlende  Stück  nicht  sehr  gross  gewesen  sein. 
Nach  der  etwas  unklar  verkürzten  Stellung  des  Kentauren  rechts  sowie  der 
Stellung  einer  für  eine  Metallbefestigung  bestimmten  Einsenkung  am  unteren 
Rande  zu  schliessen  ,  möchte  es  etwa  0,3  —  0,4  m  betragen  haben.  Ivanoff 
betrachtet  diese  Platte  noch  als  vollständig,  mehrere  andere  dagegen  ganz 
willkürlich  als  unvollständig. 


58     

Absolute  Uebereinslimmung  dieser  Masse  mit  den  architeklo- 
nisehen  Massen  der  Tenipelcella  nach  Blouet  wird  also  niemand 
verlangen  und  eine  methodische  Untersuchung  hat  nur  darauf 
auszugehen,  die  beiden  gegebenen  Grössen  möglichst  mit 
einander  in  Einklang  zu  bringen.1) 

Welche  Aufgabe  war  dem  Künstler  gestellt?  Die  vier  Seiten 
des  inneren  Frieses  einer  oblongen  Cella  mit  Scenen  aus  dem 
Kentauren-  u  n d  A  m  a  z  o  n  c  n  k  a  in  p  f  e  zu  schmücken.  Als 
Phidias  an  die  Composilion  des  Parthenon-Frieses  ging,  halle  er 
zwei  Zughälflen,  die  sich  nach  der  Miltelgruppe  der  Oslseite  be- 
wegten, auf  die  vier  Seiten  der  Cella  zu  vcrtheilen  und  dabei 
mussle  er  besonders  zu  vermeiden  suchen ,  die  letzte  Figur  der 
einen  Hälfte  an  die  letzle  Figur  der  anderen  Hälfte  mit  dem  Hucken 
anstossen  zu  lassen.  Das  beste  Mittel  dazu  war  aber,  beide 
Hälften  durch  eine  Ecke  von  einander  zu  trennen.  Ein  ande- 
res, freilich  schlechteres  Mittel  wäre  gewesen,  auf  der  Mitte  der 
Westseite  etwa  durch  eine  architektonische  Theilung,  die  Dar- 
stellung eines  Gebäudes  in  Relief  etc.,  die  Trennung  zu  bewerk- 
stelligen. Aber  eine  Trennung  war  nölhig,  und  wie  sie  im 
Parlhenonfricse  durch  die  verschiedene  Richtung  des  Zuges  ge- 
boten war,  so  war  sie  im  Friese  von  Phigalia  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  Darstellung  —  Amazonen-  und  Kenlauren- 
kampf —  geboten.  Nun  ist  in  diesem  Friese  keine  Spur  einer 
architektonischen  Trennung  vorhanden,  man  wird  also  zunächst 
voraussetzen,  dass  der  Künstler  zwei  der  Ecken  zur  Tren- 
nung beider  Hälften  verwendete.  Dem  ist  aber  nicht  so.  Denn 
beide  Friese  sind,  wie  ein  Blick  auf  die  Tabelle  unserer  Tafel 
lehrt,  nichl  gleich  lang,  sondern  es  misst 

der  Amazonenfries  1 6,949  m 

der  Kentaurenfries  12,813"'  (+  0,3m  oder  0,4m) 
und  dazu  kommt  eine  Götterplatte  von  1,1 7  m  Länge,  die  zu  dem 
Kentaurenfries  zugerechnet  diesen  immer  noch  um  eine  Platte 
kürzer  lässt  als  den  Amazonenfries.    Da  nun  diese  Götlerplalle 
mit  ihrer  von  allen  anderen  Platten  abweichenden  Darstellung 


1)  Ivanotf',  der  eine  mathematische  Uebereinstimmung  um  jeden  Preis 
gewinnen  möchte,  neigt  zu  diesem  Zweck  die  Inncnsaulcn  der  Cella  nach 
einem  mir  unbekannten  Gesetz  nach  innen  und  arrangirt  auch  das  Gebälk 
mit  grosser  Geschicklichkeit  nach  seinen  Voraussetzungen.  Man  sieht,  dass 
er  erst  das  Arrangement  der  Platten  gemacht  .und  dann  die  architektoni- 
schen Masse  du  nach  gemodelt  hat. 


59     

natürlich  beide  Friese  am  einen  Ende  \on  einander  getrennt 
haben  muss,  so  bleibt  für  die  Trennung  am  anderen  Ende  nur 
eine  Ecke  übrig. 

Von  dieser  Ecke  —  einerlei  zunächst  welcher  —  ist  also 
auszugehen,  um  die  ursprüngliche  Stellung  der  Gült  erplatte 
zu  ermitteln.  Freilich  der  erste  und  natürlichste  Gedanke  ist 
offenbar,  sie  in  die  Mitte  einer  Schmalseite ,  am  liebsten  dem 
Eingang  gegenüber,  der  zweite,  sie  in  die  Mitte  einer  der  Längs- 
seiten zu  stellen.  In  beiden  Fällen  ergibt  sich  aber  durch  eine 
ciidäche  Rechnung ,  dass  dann  das  andere  Ende  beider  Friese 
nicht  in  eine  Ecke,  sondern  auf  einen  ganz  insignificanten 
Punkt  einer  der  Seilen  fallen  würde,  was  ja  ohne  architekto- 
nische Trennung  unmöglich  ist.  Wir  haben  also  die  Stelle  der 
Götterplatle  einfach  zu  berechnen ,  indem  wir  eine  der  Ecken 
als  Trennung  beider  Friese  annehmen  und  von  da  aus  den  Ama- 
zonenfries  (als  den  vollständig  erhaltenen)  über  die  eine  Längs- 
und  Schmalseite  verrechnen.  Dann  ergibt  sich,  dass  sein  anderes 
Ende  noch  um  1 ,179  m  über  die  schräg  gegenüberstehende  Ecke 
hinüberreichen  ,  die  auf  ihn  folgende  Götterplatte  also  um  eine 
kl  eine  Platte  von  der  Ecke  getrennt  werden  muss.  Dass 
die  Götterplatte  nun  nicht  auf  einer  Schmalseite  gestanden  haben 
kann,  ergibt  sich  daraus,  dass  jenes  Mass  von  1,179™,  um  die 
Länge  der  Götterplatte  (1,17m)  vermehrt,  auf  dieser  Schmal- 
seite 2,141  m  Raum  lassen  würde,  was  für  eine  einzuschie- 
bende Platte  zu  gross,  für  zwei  zu  klein  ist.  Folglich  ist  sie 
auf  eine  der  Längsseiten  zu  setzen  und  durch  eine  der  klei- 
neren Platten  von  der  zunächst  befindlichen  Ecke  zu  trennen.  Da 
es  nun  offenbar  natürlicher  ist,  den  Kampfsich  in  der  Front  des 
Götterpaares  in  zusammenhängender  Reihe  entwickeln  als  letz- 
teres unmittelbar  auf  eine  Ecke  lossprengen  zu  lassen  ,  so  wird 
man  keinen  Augenblick  zaudern,  die  Götterplatte  um  1,179m 
von  der  linken  Ecke  einer  der  Längsseiten  zu  trennen.1) 
We  Ich c  Längsseite  dies  aber  ist,  kann  nur  aus  der  archi- 
tektonischen Disposition  des  ganzen  Tempels  entnommen 
werden. 


•1)  Dass  sie  auf  keinen  Fall  ganz  in  eine  linke  Ecke  geschoben  wer- 
den kann  ,  wird  ausser  durch  die  Längendifferenz  beider  Frieshälften  auch 
dadurch  bewiesen  ,  dass  das  Gewand  am  rechten  Arm  der  Artemis  zu  weit 
über  die  linke  Kante  des  Grundes  herausreicht ,  um  ein  rechtwinkliges  An- 
stossen  einer  anderen  Platle  zu  erlauben. 


60 

Die  zwei  Uauptunregelinässigkeiten  im  Grundriss  desApol- 
lontempels  von  Phigalia  sind:  seine  Orientirung  von  Nord  nach 
Süd  (mit  dem  Eingang  von  Norden)  und  das  Vorhandensein  eines 
Sanctuariums  hinter  der  Gella  mit  einer  grossen  Thür  [i  in  unserem 
Grundriss)  ,  die  von  Osten  her  in  dasselbe  führt.  Blouet  hat 
zwar  nicht  an  die  letztere  glauben ,  Ivanoff  sie  als  spater  hinzu- 
gefügt betrachten  wollen ,  aber  nach  dem  ausdrücklichen  Zeug- 
niss  Cockerells  ist  es  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  die  Thür 
dem  ursprünglichen  Bau  angehörte.1)  Diese  beiden  Unregel- 
mässigkeiten hängen  nun  eng  mit  einander  zusammen,  die  eine 
ist  die  Folge  der  anderen.  Michaelis2)  hat  nämlich  durch  ge- 
naue Terrainuntersuchung  gefunden,  dass  die  anomale  Orienti- 
rung lediglich  durch  die  Bodenbeschaffenheit  des  Plateaus,  auf 
dem  der  Tempel  steht,  veranlasst  ist,  und  er  hält  die  Ansicht 
von  E.  Curtius3)  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  das  jetzige 
Sancluarium  hinter  der  Cella  an  der  Stelle  eines  älteren  Ueilig- 
thums  steht.  Ob  die  letztere  Annahme  das  richtige  trifft ,  oder 
ob  sie  im  Slande  ist,  einige  andere  Anomalien  des  Gruntl risses 
zu  erklären  oder  nicht,  lasse  ich  hier  dahingestellt ,  jedenfalls 
ist  die  östliche  Thür  nur  in  Folge  der  anomalen  Orientirung 
angebracht  und  halte  den  Zweck,  der  Begel  gemäss  das  Gesicht 
der  Statue  des  Apollon  Epikurios,  deren  Beste  an  dieser  Stelle 
gefunden  worden  sind  und  im  britischen  Museum  aufbewahrt 
werden,   dem  ihm  heiligen  Elemente,  der  aufgehenden  Sonne, 

1)  Cockercll,  The  temples  of  Jupiter  Panhellenius  otc.  p.  47:  »it  is  re- 
markable  (as  if  in  conformily  with  the  usual  praclice  in  Greece,  of  ente- 
ring the  templc  from  the  east),  lhat  a  doorway  of  scarcely  secondary  impor- 
tance  both  in  magnitiule  and  decoration,  is  placed  in  the  eastern  peristyle  ; 
l'orming  an  important  entrance  into  the  sacrarium  and  reeeiving  the  firstrays 
of  early  dawri  upoti  the  image  of  the  deity  witliin  ;  thus  fnltilling  as  respects 
ils  entrance  from  the  east,  the  usual  condilion  of  the  Grecian  tcmple,  a  Sug- 
gestion which  is  warranted  by  the  fragmcnls  of  the  acrolithic  (?)  stalue  in 
I'laleXVI,  found  in  this  portion  of  the  cella.«  Dazu  die  Anmerkung:  »The 
existence  of  Ulis  doorway  is  declared  in  the  works  of  Mr.  Donaldson  and  of 
Ihe  Baron  Stackclberg ,  and  on  the  two  occasions  of  our  e\amining  and  de- 
linealing  the  plan  of  the  temple  with  so  much  deliberation.  The  slruclure 
of  Ute  masonry  carefully  given  in  the  plan  and  the  preparalion  for  the  dressing 
or  architraves  (  /'  //"  wide)  leave  no  doubl  of ' litis  fact.  Vgl.  dazu  den  Grund- 
riss  auf  Tat'.  II  des  Cockerell'schen  Werkes,  den  wir  etwas  verkleinert  auf 
unserer  Tafel  wiedergeben,  wo  die  Art,  wie  die  Steine  der  Thürlaibun- 
gen  mit  den  übrigen  Steinen  des  Mauerwerks  verklammert  sind,  genau  ange- 
geben ist. 

2)  Arch.  Ztg.  1876,  S.  161  f.  3)  Peloponnesos  I,  S.  330. 


61     

zuzuwenden.  Dass  diese  Statue  aber  in  der  Thal  hier  und  mit 
dem  Gesicht  nach  Osten,  nicht  nach  Norden,  gestanden  hat,  be- 
weist überdies  das  Vorhandensein  der  korinthischen  Mil- 
lelsäule  zwischen  Sanctuarium  und  Cella  (k  im  Grundriss). 

Blouet  hatte  die  Statue  hinter  diese  Mittelsäule,  mit  dem 
Gesicht  nach  Norden ,  gestellt,  Ivanoff,  der  diese  Geschmack- 
losigkeit natürlich  nicht  zulassen  wollte,  wagte  es  doch  nicht, 
sie  vor  diese  Säule  zu  stellen,  und  wenn  auch  sein  Grund 
hierfür,  die  Nähe  des  Hypäthrons,  hinfällig  ist,  da  wir  über 
die  Beschaffenheit  desselben  gar  nichts  wissen l) ,  so  wider- 
spricht doch  die  Stellung  eines  Götterbildes  vor  einer  einzelnen 
Mittelsäule  so  sehr  den  Gesetzen  architektonischer  Composilion, 
dass  man  den  Gedanken  hieran  schon  aus  diesem  Grunde  auf- 
geben muss.  Ivanoff  liess  also  die  Statue  an  derselben  Stelle 
wie  Blouet  im  Sanctuarium  stehen,  leugnete  aber  das  ur- 
sprüngliche Vo  r  ha n  densein  der  Mi  ttelsäule,  und  zwar 
mit  einem  Aufwand  von  technischen  Gesichtspunkten,  der  einer 
besseren  Sache  würdia  aewesen  wäre.  Ob  diese  Säule  slructiv 
nölhigwar,  hängt  gar  nicht  davon  ab,  ob  sie  als  Trägerin  der  (übri- 
gens ganz  hypothetischen)  Sancluariumdecke  fungirte  oder  nicht, 
noch  davon ,  ob  der  Baukörper ,  welchem  der  Fries  als  Verklei- 
dung diente,  von  Stein  oder  von  Holz  war;  denn  was  das  erstere 
betrifft,  so  hatten  die  Pfeilersiiulen  an  beiden  Längsseiten  der 
Cella  ja  auch  keine  Decke  zu  tragen,  indem  die  Kalyrnmalien 
zwischen  den  Wandpfeilern  gar  nicht  für  sie  in  Betracht  kommen 
und  die  hypothetische  Decke  des  Millelraums  jedenfalls  ebenso 
auf  der  korinthischen  Miltelsäule  gelastet  haben  kann  ,  wie  auf 
ihnen;  und  was  den  Baukörper  über  dem  Archilrav  betrifft,  so 
war  dieser  jedenfalls,  sei  er  von  Stein  oder  Holz  gewesen,  über 
den  Längssäulen  derselbe  wie  über  der  Miltelsäule.  Also  hatten 
die  Miltelsäule  und  die  Längssäulen  ,  soweit  wir  ohne  willkür- 
liche Voraussetzungen  wissen  können,  ganz  dieselben  construc- 
tiven  Bedingungen  zu  erfüllen,  und  da  nun  die  Entfernung  der 
Miltelsäule  von  den  diagonal  gestellten  Pfeilersäulen  nahezu 
dieselbe  ist  wie  die  Intercolumnienweite  der  Längssäulen,  so 
aehl  daraus  hervor,  dass  diese  Miltelsäule  structiv  nolh- 
wendig  war,  also  dem  ursprünglichen  Bau  angehörte.  Diese 
Ueherlegung,    die  Ivanoff  als  Architekt    selbst  hätte  anstellen 


1)  Cockcrell  a.  a.  O.  p.  54  :  »neither  could  the  exten!  of  the  hypaethral 
open'mg  be  inferred  from  any  fragments«. 


62      

können,  wird  nun  einfach  bestätigt  durch  die  Thalsache,  dass 
der  unlere  T h e i  1  dieser  Säule  eben  an  dieser  Stelle 
in  situ  gefunden  wurde  und  dass  das  nach  Ivanoffs  Mei- 
nung nie  gemessene  Kapitell  in  den  Massen  mit  dieser  Basis 
stimmt.1)  Aus  den  Formen  dieser  Basis  aber  die  Unmöglichkeit 
abzuleiten,  dass  sie  zu  dem  ursprünglichen  Bau  gehört  habe,  ist 
bei  einem  auch  in  den  Detailformen  so  anomalen  Bau  wie  dem 
Tempel  von  Phigalia  und  bei  dem  bisherigen  Mangel  einer  Ge- 
schichte des  ionischen  Stils2)  sehr  bedenklich. 

Wie  sehr  die  korinthische  Mitlelsäule  auch  ästhetisch  an 
ihrem  Platz  war,  das  kann  man  am  besten  erkennen,  wenn  man 
bedenkt,  dass  einem  von  Norden  in  die  lange  Gella  eintretenden 
Beschauer  die  Gölterstalue  in  der  Mitte  zwischen  ihr  und  der 
südwestlichen  Ecksäule  sofort  in  voller  Schönheit  sichtbar  wurde, 
wie  das  die  von  Cockerell  gegebene  Innenansicht  zeigt.  Die 
Diagonalstellung  der  beiden  Eckpfeiler  aber  schreibe  ich 
nicht  mit  Michaelis  dem  Bedürfnisse  zu,  mehr  Licht  von  dem 
Hypäthron  der  langen  Cella  aus  in  das  Sanctuarium  zu  führen; 
denn  den  mit  diesen  Diagonalpfeilern  engagirlen  Säulen  ist  ja 
durch  die  Entfernung  von  dem  nächsten  Säulenpaar  ihr  Platz 
unveränderlich  angewiesen,  und  es  ist  für  die  Erleuchtung  des 
Sancluariums  ganz  gleichgiltig ,  ob  die  Pfeiler,  die  diese  Säulen 
mit  der  Wand  verbinden ,  den  übrigen  Wandpfeilern  parallel 
oder  nicht  parallel  stehen  ;  vielmehr  wurde  das  Sanctuarium 
ohne  Zweifel,  wie  auch  Cockerell  annimmt,  durch  ein  Oberlicht 
in  der  Ostlhür  gegenüber  der  Statue  erhellt,  und  die  Diagonal- 
stellung des  letzten  Pfeilerpaares  ist  nur  eine  architektonische 
Formel,  vermittelst  derer  der  Architekt  darauf  aufmerksam  ma- 
chen wollte,  dass  Sanctuarium  und  Cella  eng  zusammengehören, 
eine  Formel ,  die  den  von  Norden  kommenden  auf  das  Sanctua- 
rium als  den  wichtigsten  Theil  des  Tempels  hinweisen  und  dem 
durch  die  Ostlhür  in  das  Sanctuarium  eintretenden,  nachdem  er 
seine  Andacht  verrichtet,  den  Weg  in  den  Cellaraum  mit  seinen 
Weihgeschenken  zeigen  sollte. 


1)  Cockerell  a.  a.  0.  p.  58  :  »the  base  was  discovered  in  its  place«. 
Vgl.  die  Ansicht  der  Ruinen  auf  pl.  X;  ferner  pl.  XV. 

2)  Nur  nebenbei  will  ich  erwähnen  ,  dass  eine  Säulenbasis  vom  allen 
Tempel  in  Ephesos,  die  ich  in  den  Magazinen  des  brit.  Museums  aufge- 
messen habe,  ein  ähnliches  Profil  hat  wie  die  Basis  der  korinthischen  Säule 
von  Phigalia. 


G3     

Derselbe  feine  Kunstsinn  nun.  mit  dem  Phidias  den  von 
Westen  kommenden  Beschmier  des  Parthenon  veranlasste,  die 
Besichtigung  des  Frieses  an  der  Südwestecke  zu  beginnen ,  in- 
dem er  die  beiden  Frieshälften  eben  hier  aneinander  stossen 
Hess,  leitete  auch  Iktinos  oder  seinen  obersten  Bildhauer  bei  der 
Disposition  des  Frieses  von  Phigalia.  Er  berechnete  ihn  nämlich 
für  den  Beschauer,  der,  wie  das  wohl  das  natürlichste  war,  erst 
seine  Andacht  im  Sancluarium  verrichtete  und  dann  mit  der 
Besichtigung  der  Cella  begann,  der  also  durch  die  Ostthür  in 
den  Tempel  eingetreten  war,  nicht  durch  die  Nordlhür,  die 
wahrscheinlich  nur  bei  feierlichen  Gelegenheiten  geöffnet  wurde. 
Derjenige  nämlich,  der  zwischen  der  Ostthür  und  der  Gölter- 
slalue  mit  dem  Gesicht  nach  dieser,  also  nach  Westen  gerichtet 
stand  (bei  h  auf  der  Tafel) ,  begann ,  wenn  er  nun  die  Cella  be- 
trat, die  Besichtigung  des  Frieses  naturgemäss  mit  der  west- 
lichen Seite  und  zwar  in  der  südwestlichen  Ecke.  Nun 
konnte  er  aber  von  der  Mitte  des  Sanctuariums  aus  die  Eckplatle 
selbst  nicht  sehen,  weil  das  Gebälk  über  der  korinthischen  Mit- 
telsäule ihn  daran  verhinderte.1)  Die  erste  Platte  des  Frieses, 
die  er  sehen  konnte,  war  vielmehr  die  zweite  von  der  Ecke, 
und  der  Künstler,  der  dem  Beschauer  sofort  den  ethischen  Zu- 
sammenhang der  Friesdarstellung  mit  der  Tempelgottheit  zum 
Ik'wusstsein  bringen  wollte ,  widmete  daher  diese  Platte 
(I  eil  Gott e  rn.  • 

Es  kommt  nun  darauf  an,  denjenigen  beiden  Platten  ihre 
Stelle  anzuweisen  ,  die  durch  ihre  Darstellung  und  ihre  ausser- 
gewöhnliche  Länge  sich  als  die  wichtigsten  nach  der  Götterplatte 
zu  erkennen  geben,  Nr.  4  mit  der  Ueberwältigung  des  Kaineus 
und  Nr.  18  mit  dem  Kampf  des  Theseus  und  der  Amazonen- 
könig in  .  Beide  geh  ürenindieMittederSchmalseiten. 
Denn  jede  Schmalseile  muss  drei  Platten  gehabt  haben  ,  da  die 
vier  kleinsten  jedes  Frieses  (17.  21.  22.  23  und  1.  2.  3.  6)  zu- 
sammengerechnet immer  noch  im  Amazonenfries  0,89 m,  im 
Kentaurenfries  0,631  m  länger  sind  als  die  Schmalseiten  nach 
Blouets  Massen.  Halten  die  Schmalseiten  alter  je  3  Platten, 
so  müssen  die  grossen  Platten  4  und  18  unler  ihnen  gewesen 
sein,  weil,  wenn  man  in  jedem  Friese  die  drei  grösslen  Platten 


1)  Vgl.  den  Giundriss  und  Durchschnitt  des  südlichen  Tempelendes 
auf  der  Tafel. 


—     64     — - 

nach  ihnen  (12.  14.  16  und  8.  9.  10)  zusammenzählt,  die  Ge- 
sammtlänge  im  Amazonenfries  0,184  m,  im  Kentauren fries  sogar 
0,434 m  zu  klein  sein  würde.  Gehören  4  und  18  aber  auf  die 
Schmalseiten,  so  gehören  sie  ihrer  Darstellung  nach  in  die  Mitte 
derselben;  und  dies  wird  durch  eine  Untersuchung  der  Eck- 
platten  bestätigt. 

Ivanoff  hat  deren  mit  Hilfe  der  trügerischen  Gipsabgüsse 
und  willkürlich  angenommener  Brüche  vier  constatirt,  ich 
kann  vor  den  Originalen  nur  drei  sichere  entdecken.  Die 
erste  ist  Nr.  16,  die  an  der  linken  Kante  einen  0,08™  brei- 
ten und  0,01 4 m  liefen  in  den  Grund  geschnittenen  Falz  hat, 
dessen  Breite  so  genau  mit  der  Friesdicke  übereinstimmt ,  dass 
man  annehmen  muss  sie  sei  zur  Aufnahme  einer  senkrecht  auf- 
stossenden  Platte  bestimmt  gewesen.1)  Die  zweite  ist  Nr.  12,  die 
links  neben  ihrem  Belief  zwar  keine  solche  Vertiefung ,  aber 
doch  einen  0,1 4 m  breiten  freien  Baum  hat,  der  ebenfalls  nicht 
erklärt  werden  kann,  wenn  man  nicht  annimmt,  dass  er  zur 
Aufnahme  einer  anderen  senkrecht  aufstoßenden  Plalle  dienen 
sollte.  Alle  übrigen  Platten,  die  zwischen  Belief  und  Band  entweder 
links  oder  rechts  ein  freies  Stück  des  Grundes  zeigen,  wie  15  (I.) 
17  (I.)  19  (l.)  20  (1.)  21  (r.)  22  (?  1.)  23  (l.u.r.),  können,  wenn 
sie  einer  Ecke  angehörten,  nicht  die  bei  der  Ecke  c  unserer  Tafel 
veranschaulichte  Eckconstruction,  sondern  nur  die  ebendaselbst 
Ecke  b  wiedergegebene  gezeigt  haben,  da  der  freie  Baum  ihres 
Grundes  nie  0,045 m  übersteigt,  also  lange  nicht  breit  genug 
ist,  um  das  Aufsetzen  einer  anderen  Platte  mit  ihrer  vollen  Dicke 
zu  erlauben.  Es  ist  also  interessant,  dass  wir  im  ganzen  drei 
verschiedene  Arten  von  Eckenbildung  (vgl.  die  Tafel)  zu  con- 
statiren  haben,  eine  Inconsequenz  in  der  technischen  Behand- 
lung, die  uns  die  Freiheit  gibt,  unter  den  eben  erwähnten  Plat- 
ten nach  Belieben  diejenigen  als  Eckplatten  zu  wählen  ,  die  wir 
wünschen,  d.  h.  die  sich  aus  anderen  Gründen  als  solche  er- 
geben. Somit  sind  die  Schwierigkeiten,  die  sich  Ivanoff  durch 
willkürliche  Annahmen  in  dieser  Beziehung  macht,  für  uns 
nicht  vorhanden.    Eine  dritte  Eckplatte  ist  Nr.  1.    (s.  unten.) 

Suchen  wir  nun  zunächst  die  Plätze  für  die  zwei  sicheren 
Eckplatten  12  und  16.     Keine  von  beiden  kann  in  die  Ecke  a 


1)  Dieser  ist  bei  den  vorausgehenden  Rechnungen  wo  es  nöthig  war 
mit   in  Betracht  gezogen  worden. 


(35     

hinter  die  Götterplatte  gestellt  werden  ,  da  diese,  wie  wir  oben 
berechnet  haben,  um  1,179'"  von  der  Ecke  entfernt  war,  beide 
Platten  aber  zur  Ausfüllung  dieses  Raumes  zu  gross  sind.  Eben- 
sowenig kann  eine  der  Platten  in  Ecke  b  gestanden  haben ,  da 
keine  von  beiden  zum  Kenlaurenfries  gehört.  Bleibt  also  nur 
Ecke  c  und  d.  Nun  enthält  die  Darstellung  von  12  rechts  eine 
stehende  Amazone,  die  eine  liegende  gegen  einen  Feind  ver- 
theidigt.  Dieser  Feind  muss  natürlich  auf  der  rechts  anstossen- 
den  Platte  vorausgesetzt  werden.  Ohne  nun  vorlaufig  eine  sol- 
che Platte  definitiv  auszuwählen ,  kann  man  doch  so  viel  sicher 
sagen,  dass,  wenn  Nr.  12  in  Ecke  d  gestanden  hätte,  ein  solcher 
Feind  auf  der  anslossenden  Theseus-Plalte  nicht  vorhanden  ge- 
wesen wäre.  Darum  gehört  sie  in  die  Ecke  c,  wo  wir  dann  spä- 
ter die  Freiheit  haben,  eine  compositionell  damit  zusammen- 
hangende Platte  rechts  anstossen  zu  lassen.  Dann  bleibt  für  16 
nur  Ecke  d  übrig. 

Nun  zur  dritten  Eckplatte  Nr.  1 .  Sie  muss  nämlich  von 
links  an  eine  Ecke  und  von  rechts  an  Platte  2  angestossen  sein, 
weil  sie  bei  der  Adjustirung  der  Platten  als  etwas  zu  gross  be- 
funden und  links  um  ein  beinahe  0,05™  breites  Stück  verkürzt 
werden  musste,  worauf  man  für  die  rechte  Hand  und  das  rechte 
Knie  des  Kriegers  links  nur  dadurch  Raum  schaffen  konnte,  dass 
man  aus  Platte  2  zwei  etwa  0,02  m  tiefe  entsprechende  Löcher 
aushieb.  Ein  solches  Verfahren  aber  war,  da  man  beim  Adju- 
stiren  selbstverständlich  in  einer  Ecke  anfing  und  folglich  auch 
in  einer  Ecke  aufhörte ,  auch  nur  in  einer  Ecke  möglich ,  und  1 
muss  deshalb,  da  die  Ecke  c  wegen  der  Kaineus- Platte  nicht 
in  Betracht  kommt,  an  Ecke  b  angestossen  werden. 

Nun  gilt  es  eine  Platte  zu  finden ,  die  vermöge  eines  min- 
destens 0,014 m  freien  Raums  an  ihrer  rechten  Seile  fähig 
ist,  in  den  0,01 4 m  tiefen  Falz  von  16  eingezapft  zu  werden. 
Die  einzigen  Platten ,  die  uns  von  den  oben  genannten  zur  Ver- 
fügung stehen,  sind  21  und  23.  Bei  21  ist  der  freie  Raum  rechts 
0,03 m,  bei  23  ist  er  0,0 45 m  breit.  Daraus  ist  natürlich  nichts 
zu  schliessen ;  die  Entscheidung  zwischen  beiden  ergibt  sich 
vielmehr  einfach  mathematisch  daraus,  dass  23  die  kleinste  aller 
Amazonenplatten  ist  und  folglich  der  Dimension  1,179m,  die 
es  links  von  der  Götlerplatte  in  Ecke  a  auszufüllen  gilt ,  am 
nächsten  steht.  Gehört  aber  23  in  Ecke  a,  so  gehört  21  in  Ecke  d. 
Ueberraschend    ist   es    nun.    dass    der   räumlichen  Responsion 

1880.  5 


66 

beider  Platten  eine  geistige  Responsion  der  Darstellung  ent- 
spricht. Auf  23  sucht  eine  Amazone  durch  ihre  Fürbitte  einen 
verwundeten  Athener  zu  retten,  auf  21  aber  fällt  ein  Grieche 
dem  anderen  in  den  Arm,  um  eine  niedergestürzte  Amazone  vor 
dem  Tode  zu  bewahren. 

Nun  ist  die  zweite  Eckplatte  der  Ecke  a,  die  einzige  fehlende 
Platte  der  südlichen  Schmalseite,  zu  finden.  Blouets  Masse,  an 
die  man,  wie  wir  gesehen  haben,  den  Anspruch  absoluter 
Gorrectheit  nicht  stellen  darf,  erlauben  eigentlich  nur,  eine 
Platte  von  1,25m  einzuschieben.  Eine  solche  ist  aber  nicht 
vorhanden  und  selbst  Nr.  17,  das  nun  diesem  Mass  am  nächsten 
steht,  kommt  nicht  in  Betracht,  da  auf  ihr  rechts  eine  Amazone 
dargestellt  ist,  die  den  Schild  gegen  einen  offenbar  hoch  aus- 
holenden Gegner  erhebt ,  ein  solcher  aber  in  der  Ecke  a  natür- 
lich  nicht  angebracht  werden  kann  und  überhaupt  nur  auf  Platte 
13  vorhanden  ist.  Folglich  bleibt  nur  22  für  den  Platz  in  der 
Ecke  a  übrig,  und  wenn  diese  Platte  auch  eigentlich  um  0,1  m 
zu  lang  für  diesen  Platz  ist,  so  müssen  wir  doch  bedenken,  dass 
dies  nur  den  listen  Theil  der  ganzen  Friesbreile  ausmacht  und 
dass  selbst  die  Alten  keineswegs  mit  voller  mathematischer  Gor- 
rectheit bauten. 

Für  die  übrigen  Amazonenplatten  haben  wir  die  zwei  festen 
Thatsachen  ,  dass  17  und  13,  wie  eben  erwähnt,  wegen  der 
nolhwendigen  Gruppirung  des  hoch  ausholenden  Kriegers  und 
der  hoch  sich  vertheidigenden  Amazone  zusammengehören  und 
dass  die  Amazonen  auf  12  einen  Gegner  brauchen.  Als  solcher 
kommen  nur  die  beiden  siegreichen  Krieger  auf  19  und  15  in 
Betracht.  Welchen  von  beiden  man  wählen  will ,  lasse  ich  da- 
hingestellt, mir  scheint  der  auf  1 9  geeigneter,  weil  er  der  stür- 
mischere und  gefährlichere  ist.  Und  da  ein  dir  e  et  er  Gegner 
für  die  gefallene  Amazone  auf  12,  d.  h.  einer,  der  etwa  durch 
einen  Schlag  ihren  Fall  veranlasst  haben  könnte,  schlechterdings 
nicht  zu  finden  ist,  so  wird  man  wohl  anzunehmen  haben,  dass 
der  Künstler  sie  sich  ebenso  wie  die  fallende  Amazone  auf  13 
durch  ein  Geschoss  verwundet  gedacht  hat.  15  trenne  ich  ferner 
von  19,  weil  die  Compositionen  beider  Platten  doch  gar  zu  ähn- 
lich sind,  und  17  möchte  ich  deshalb  nicht  gern  auf  19  unmit- 
telbar folgen  lassen,  weil  dann  das  Motiv  der  Amazone,  die  sich 
mit  der  Hand  unter  den  Arm  ihres  Gegners  stemmt,  dreimal 
unmittelbar  neben  einander  erscheinen  würde.     14  aber  lasse 


67 

ich  auf  13  folgen,  weil  man  den  Krieger,  der  seinen  Freund  aus 
der  Schlacht  trägt,  doch  nicht  gar  zu  unmittelbar  an  eineKampf- 
scene  anrennen  lassen  darf  und  weil  andererseits  auch  die  fal- 
lende Amazone  auf  13  hierdurch  in  die  angemessenste  Gesell- 
schaft kommt.  Wie  weit  man  diese  mehr  oder  weniger  subjectiven 
Erwägungen  für  bindend  halten  will,  hängt  von  den  Grundsätzen 
ab,  mit  denen  man  an  die  Betrachtung  eines  solchen  Werkes 
herangeht.  Wenn  ich  auch  im  einzelnen  nicht  gern  für  einen 
Künstler  verantwortlich  gemacht  werden  möchte,  der  fallende 
in  der  Luft  schwebende  Schilde  im  Relief  darstellt1),  so  scheint 
es  mir  doch  gerecht,  einem  Bildhauer,  den  ich  nach  Massgabe 
der  Disposition  seines  ganzen  Werks  als  Geistesverwandten  des 
Phidias  zu  charakterisiren  versucht  habe ,  auch  in  Einzelheilen 
der  Composition  wenigstens  da ,  wo  mir  die  Wahl  frei  steht, 
lieber  das  bessere  als  das  schlechtere  zuzutrauen ,  wenn  auch 
damit  andere  positive  Schwächen 2)  natürlich  nicht  ausgemerzt 
werden  können. 

In  dem  Kentaurenfries  steht  bis  jetzt  nur  die  Stellung 
der  Kaineus-Platte  4  und  der  Platten  1  und  2  fest.  Der  Gedanke, 
die  für  die  Lapithen  günstigen  Kampfscenen  den  Göttern  mög- 
lichst nahe,  die  ihnen  ungünstigen  der  Kaineus-Platte  nahe  zu 
gruppiren,  lässt  sich  nach  sorgfältigen  Versuchen  nicht  durch- 
führen. Dagegen  ergeben  sich  durch  die  Betrachtung  im  ein- 
zelnen mehrere  feste  Punkte. 

Platte  10  mit  der  Darstellung  der  zum  Altar  der  Gottheit 
geflüchteten  Frauen,  die  noch  zu  rechter  Zeit  von  einem  La- 
pithen oder  vielleicht  Theseus  gerettet  werden ,  ist  rechts  von 
einem  Baum  begrenzt,  auf  den  der  Heros  sein  Löwenfell  ge- 
legt hat.  Mitten  im  Friese  angebracht  würde  dieser  Baum  mit 
dem  weit  vortretenden  Stück  Erde  unter  ihm  eine  ganz  unmoti- 
virte  und  sehr  unangenehme  Störung  hervorbringen ,  während 
er  wie  gemacht  scheint,  um  den  ganzen  Kentaurenfries  in  der 
Ecke  c  abzuschließen .  Vergleicht  man  nun  diese  Endplatte  des 
Kenlaurenfrieses  mit  der  wenn  auch  nicht  End-  so  doch  Eck- 
platte 22  des  Amazonenfrieses  in  der  diagonal  gegenüberstehen- 
den Ecke  a,  so  sieht  man,  dass  auf  beiden  Platten  der  Altar  der 
Gottheit  dargestellt,  der  Kampf  also  bis  ins  Heiligthum  gedrun- 
gen, auf  seiner  höchsten  Höhe  angelangt  ist.    Auch  dies  scheint 

1)  So  aufPlatte  12  und  23. 

2)  Siehe  Ovefbeök,  Gösch,  d.  erioch.  Plast.  I"-'  S.  374  f. 


68     

mir  eine  indirecte  Bestätigung  für  die  anderweit  gewonnene 
Stellung  beider  Platten  und  eine  composilionelle  Feinheit  zu 
sein,  die  hervorgehoben  zu  werden  verdient. 

So  bleibt  für  die  nördliche  Schmalseite  noch  ein  Raun»  von 
1,411  m  übrig  und  man  wird  diejenige  Platte  links  an  die  Kai- 
neusplatte  anzuschieben  haben  ,  die  diesem  Masse  am  nächsten 
kommt;  das  ist  8  oder  9  (1,345m).  Welche  von  beiden  aber 
vorzuziehen  ist,  darüber  kann  kein  Zweifel  sein.  Auf  8  erscheint 
rechts  eine  nach  links  fliehende  Frau  mit  einem  Kinde,  den  Kopf 
nach  einer  Scene  des  Schreckens  zurückgewandt.  Nun  sind  auf 
allen  Scenen  die  Kentauren  so  beschäftigt  und  in  einer  solchen 
\\  eise  gruppirt,  dass  eine  derartige  von  links  her  mit  ihnen  grup- 
pirte  Frau  nicht  nur  nicht  nöthig  sein  ,  sondern  sogar  störend 
wirken  würde.  Dagegen  ist  in  der  Kaineus- Platte  die  Gruppe 
der  zwei  Kentauren  mit  dem  Kaineus  bemerkenswerlher  Weise 
nicht  in  die  Mille,  sondern  etwas  nach  links  gerückt,  und  wenn 
wir  nun  sehen ,  dass  diese  Gruppe  rechts  von  einer  fliehenden 
Frau  begrenzt  wird,  die  derjenigen  auf  8  in  der  Bewegung  auf- 
fallend gleicht,  so  werden  wir  nicht  zweifeln,  dass  8  links  daran 
zu  setzen,  die  beiden  Frauen  a  ber  als  symmetrisch  zur 
Kaineus-Scene  gruppirt  aufzufassen  sind.  Ferner 
gehören  5  und  6  zusammen.  Denn  der  nach  links  sprengende 
Kentaur  auf  6,  der  mit  den  erhobenen  Händen  Steine  wirft,  hat 
zu  dieser  Anstrengung  wohl  eher  Grund,  wenn  es  gilt,  den  ge- 
fallenen Gefährten  auf  5  zu  retten,  als  dem  gefallenen  Lapithen 
auf  3  den  Garaus  zu  machen.  6  und  3  aber  trenne  ich  wegen  der 
Aehnlichkeit  der  Composition  von  einander  durch  9  und  7,  deren 
Reihenfolge  unter  sich  wieder  der  Willkür  überlassen  bleibt. 
Auch  hier  könnte  man  etwa  3  an  die  Götterplatle ,  5  und  6  an 
die  Stelle  von  3  rücken  —  es  ist  damit  nicht  viel  gewonnen  und 
das  Verdienst  des  Künstlers  wird  dadurch  weder  grösser  noch 
geringer:  es  genügt,  die  Hauptpunkte  der  Composition  und  da- 
mit sein  Hauptverdienst  festgestellt  zu  haben. 

Zum  Schluss  noch  einige  technische  Punkte.  Der  Marmor 
ist,  wie  schon  Michaelis  conslatirt  hat,  nicht  pentelisch,  aus  ihm 
kann  man  also  nicht  schliessen ,  dass  die  Platten  in  Athen  aus- 
geführt und  erst  beim  Bau  des  Tempels  nach  Phigalia  gebracht 
sind.  Von  demselben  Marmor  sind  die  im  Stil  etwas  besseren 
aber  unverkennbar  aus  demselben  Atelier  stammenden  Melopen- 
fragmente  gearbeitet.   Es  mag  ein  peloponnesisches  Material  sein. 


69     

Die  Spuren  der  ursprünglichen  Befestigung  der  Friesplatten  zei- 
gen auffallende  Analogien  zu  der  oben  constalirten  Inconsequenz 
der  Eckenbildung.  In  jeder  Platte  befinden  sich  nämlich  0,07 
bis  0,10™  vom  oberen  Rande  entfernt  zwei  ganz  durchgehende 
beinahe  0,02 m  dicke  runde  Löcher.  Wo  deren  nur  eins  vor- 
handen ist,  wie  in  4.  8.  10.  14.  15.  19.  21,  muss  das  andere  in 
den  gerade  an  der  entsprechenden  Stelle  in  Gips  ergänzten 
Theilen  vorausgesetzt  werden;  in  18  sind  sogar  beide  Löcher 
verschmiert.  Wenn  auch  die  meisten  derselben  auf  dem  leeren 
Grunde  des  Reliefs  angebracht  sind ,  so  gehen  mehrere  doch  in 
rohester  Weise  durch  ein  Gewand  oder  eine  Löwenhaut  hin- 
durch, z.  R.  in  2.  3.  4.  9.  12.  16.  17.  Sie  dienten  offenbar  dazu, 
den  Fries  mit  Nägeln  an  einem  (nach  Ivanoffs  Vermuthung  höl- 
zernen: Kern  zu  befestigen.  Ausserdem  befinden  sich,  was  bis- 
her  nicht  bemerkt  ist,  an  den  Platten  3.  5.  6.  7.  8.  9.  12  unten 
0,01  ra  breite  und  0,05 — 0,06m  lange  senkrechte  Einsenkungen, 
offenbar  zur  Aufnahme  vertikaler  Metallklammern  bestimmt, 
vermittelst  deren  die  Platten  mit  demArchitrav  darunter  verbun- 
den waren ,  wodurch  einem  Ausweichen  dieser  unteren  Kante 
vorgebeugt  wurde.  Auch  in  den  Platten  3.  6.  7.  9.  12,  wo  jetzt 
nur  je  eine  derartige  Einsenkung  zu  sehen  ist,  wird  man  in 
Anbetracht  der  Yerschmierung  der  entsprechenden  Stellen  je 
zwei  als  ursprünglich  anzunehmen  haben  und  auch  bei  anderen 
Platten ,  wo  die  Yerschmierung  beide  Löcher  verdeckt  hat ,  ist 
dieselbe  Annahme  wenigstens  möglich.  Rei  beiden  Arten  der 
Refesligung  würden  die  Eisen  an  der  Oberfläche  sichtbar  ge- 
worden sein,  wenn  diese  nicht  wahrscheinlich  mit  Stuck  bedeckt 
gewesen  wären.  Auf  jeden  Fall  weicht  dies  ganze  Verfahren 
sehr  von  der  attischen  Recel  ab  und  ist  von  dein  Vorwurf  der 
Roheit  nicht  freizusprechen.  Dies  im  Vergleich  mit  den  be- 
sprochenen Feinheiten  der  Composition  bestätigt  wohl  die  bisher 
meist  auf  die  stilistischen  Eigenheiten  der  Sculplur  und  Archi- 
tektur gegründete  Annahme,  dass  nur  der  Gesammtplan  des 
ganzen  Raues  und  seiner  plastischen  Ausschmückung  —  was 
den  Fries  betrifft,  vielleicht  nur  die  Disposition  der  Hauptplatten 
und  Skizzen  der  Hauptscenen  —  von  einem  oder  mehreren  be- 
deutenden attischen  Meistern  herrührt,  die  Ausführung  im  ein- 
zelnen aber  mit  ziemlicher  Freiheit  untergeordneten,  sei  es  atti- 
schen sei  es  peloponnesischen,  Arbeitern  überlassen  blieb. 


Herr   Lange    legte  vor :    Beiträge    zur  griechischen   Palaeo- 
graphie  von    V.  Gardthausen. 

(Mit  4  lithograplirten  Tafeln.) 

IV.    Das  Tisch endorf sehe  Menanderfragment. 

»Man  wird  vermuthen  dürfen,  dass Tischendorf Buch- 

stabenreste  in  die  an  den  Freund  gesandte  Copie  nicht  aufge- 
nommen hat.  Sollte  sich  auch  in  seinem  Nachlass  nicht  ein  in 
diesem  Betracht  treueres  Facsimile  finden  oder  das  Original 
selbst,  oder  doch  ein  Hinweis  auf  den  Fundort  oder  Verbleib 
desselben?«  So  fragt  Gomperz  in  seinem  schönen  der  Emen- 
dation  des  Tischendorfschen  Menanderfragmentes  gewidmeten 
Aufsatze  im  Hermes  14.   1876.  S.  507  —  8. 

Mit  denselben  Fragen  wendete  ich  mich  an  Herrn  Dr.  Gre- 
gory, der  jetzt  die  Reste  des  Tischendorfschen  Nachlasses  hütet, 
soweit  derselbe  nicht  an  die  Bibliothek  von  Cambridge  verkauft 
ist.  Die  letzten  beiden  Fragen  wurden  ganz  entschieden  ver- 
neint. Von  dem  Original ,  das  Tischendorf  anderswo  als  Perga- 
mentfetzen bezeichnet,  fand  sich  auch  nicht  die  geringste  Spur, 
ebenso  wenig  eine  Angabe  über  den  Fundort.  Ebenso  wie 
Tischendorf  beim  cod.  Sinaiticus,  den  er  unter  dem  Titel  c.  Fri- 
derico -Augustanus  herausgab,  zunächst  den  Fundort  verschwieg 
und  nur  ganz  im  Allgemeinen  hinzufügte:  »in  Oriente  de- 
texit«,  so  gebrauchte  er  auch  beim  Menanderfragment  dieselbe 
Vorsicht.  Er  erreichte  dadurch  allerdings  seinen  Zweck,  dass 
kein  Anderer  ihm  zuvorkommen  solle;  da  er  aber  nicht  einmal 
seinen  eigenen  Papieren  irgend  eine  Notiz  über  die  Provenienz 
anvertraute ,  so  ist  das  Original  uns  zunächst  und  vielleicht  auf 
immer  verloren,  wenn  es  nicht  durch  einen  zweiten  Finder  der 
Vergessenheit  und  Verwahrlosung  irgend  eines  orientalischen 
Klosters  entzogen  wird.  —  Dagegen  fand  sich  unter  den  Tischen- 
dorfschen Papieren  ein  Quartblatt  (wenig  grösser  als  27x21 
Centim.)  ,  das  oben  eine,  unten  aber  zwei  Columuen  enthält 
und,  von  Tischendorfs  Hand  in  flüchtiger  Minuskel  geschrieben, 


71      

den  Text  des  von  Cobet  publicirten  Menanderfragnients  gibt  mit 
genauer  Berücksichtigung  der  Lücken  und  Buchstabenreste.  — 
Da  es  eine  undankbare  und  unnöthige  Mühe  wäre,  die  einzelnen 
Beste  und  Striche  einzeln  in  Holz  schneiden  zu  lassen,  so  schien 
es  sich  zu  empfehlen,  das  ganze  Blatt  facsimiliren  zu  lassen. 
Bei  reiflicher  Ueberlegung  musste  ich  jedoch  auch  diesen  Ge- 
danken zurückweisen  aus  verschiedenen  Gründen.  Aus  den 
Papieren  eines  verstorbenen  Gelehrten  soll  man  nur  so  viel 
herausgeben ,  als  er  selbst  wünschen  und  billigen  würde.  Mau 
sieht  es  aber  jener  Abschrift  sofort  an ,  dass  Tischendorf  sie  nur 
für  den  eigenen  Gebrauch  so  rasch  wie  möglich  angefertigt  hat. 
Namentlich  die  Bandbemerkungen  entziehen  sich  theilweise 
dem  Lesen ,  geschweige  denn  der  Wiedergabe.  Dazu  kommt 
dann  aber  noch ,  dass  eine  genaue  Vergleichung  der  Tischen- 
dorfschen  Abschrift  mit  dem  Cobetschen  Abdruck  zeigte,  dass 
die  erstere  allerdings  in  flüchtigen  Zügen,  aber  doch  genau  ver- 
fertigt wurde ,  und  dass  die  Buchstabenreste  nur  die  sicheren 
und  bereits  gemachten  Conjecturen  unterstützen.  Dagegen  lässt 
sich  jener  Abschrift  in  palaeographischer  Beziehung  eine  ge- 
wisse Bedeutung  nicht  absprechen.  Stellenweise  sind  nemlich 
die  Minuskelbuchstaben  mit  Majuskeln  durchsetzt,  wo  es  galt 
die  Züge  des  Originals  genau  nachzubilden ,  und  diese  Stellen 
reichen  vollständig  hin,  die  Einwürfe  zu  entkräften,  die 
v.  Willamowitz-Möllendorf  im  Hermes  11,  S.  499  erhoben  hat. 
Die  rein  epigraphischen  Formen  z.B.  von  Z  und  ft,  die  im 
Cobetschen  Abdruck  Ansloss  erregen,  sind  in  der  Tischendorf- 
schen  Abschrift  natürlich  durch  die  palaeographischen  C  und  UU 
ersetzt,  so  dass  in  dieser  Hinsicht  auch  nicht  der  Schalten  eines 
Verdachtes  übrig  bleiben  kann. 

Nur  die  Bandbemerkungen  Tischendorfs  haben  einen  ge- 
wissen Werlh.    Bechts  oben  in  der  Ecke  steht: 

4,00  [d.  h.  viertes  Jahrhundert]  prächtige  kleine  Schrift  von 
ähnlicher  Grösse  wie  [im]  Vaticanus  [d.  h.  der  berühmten  Bibel- 
handschrift] ,  die  Schrift  aber  alterthümlicher  (und  reiner?) 

Beim  Beginn  der  zweicolumnigen  unteren  Hälfte  der  Seite  hat 
Tischendorf  am  linken  Band  bemerkt:  »Ein  anderes  Frgmt. « 
und  darüber  nach  rechts  quer  über  die  ganze  Breite  des  Blattes 
geschrieben:   »Auf  der  weichen  Bückseite  ist  eine  Unterschrift 

P,   doch  könnte  es  auch  eine  Ueberschrift  zum  Folgenden  sein.« 


72     

Ausser  den  von  Cobet  mitgetheilten  Notizen  enthält  das  Blatt 
noch  folgende  Bemerkungen.  V.  I.  Zum  T  am  Sehluss  bemerkt 
er:  scheint  T  zu  folgen.  V.  2  fehlt  wie  bereits  Cobet  in  der 
Anmerkung  Mnemosyne  1876  p.  287)  bemerkt,  das  C  vor  dem  0, 
während  hinter  diesem  Buchstaben  ein  Apostroph  vorhanden 
ist,  der  ja  auch  in  einer  Handschrift  des  vierten  Jahrhunderts 
nichts  Auffallendes  hat;  ausser  den  Beispielen  in  meiner  Griech. 
Palaeographie  S.272  verweise  ich  auf  eine  olympische  Inschrift 
Archaeol.  Zeitung  1880  S.  54:  Tovd3  etbov  etc.,  die  in  die 
zweite  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  gesetzt  wird.  —  Das  ÜJ 
am  Schlüsse  dieses  Verses  scheint  nur  halb  vorhanden  zu  sein. 
Ebenso  scheint  Tischendorf  das  UU  am  Sehluss  des  7.V.  nicht 
sicher  gelesen  zu  haben,  denn  er  fügt  hinzu;  »wie  UJ«.  Hinter 
V.  6.  nPOC€M6NON  und  V.  7.  6PÜTA  ein  Punkt.  Am 
Sehluss  von  V.  8  zeigt  die  Abschrift  noch  einen  senkrechten 
Strich  mit  der  Bemerkung  »wie  P« .  V.  9.  Der  erste  Buchstabe 
ist  zerstört.  Tischendorf  vermuthet  ganz  richtig:  »wohl  ayr^g, 
a  ist  abgeschilfert«  !)  ;  in  demselben  Verse  folgt  dann  noch  vor 
avrov  Apostroph  und  Spiritus  3,  die  aber  »viel  später«  hinzu- 
gefügt wurden. 

V.  1 1 .  Die  erste  Hälfte  der  Zeile  ist  in  Uncialen  nachge- 
malt; zu  den  ersten  Buchstaben  THCH  M6P  die  Notiz:  »ab- 
geschilfert aber  wol  sicher«. 

V.  13.  Von  dem  ersten  d,  scheint  nur  die  linke  Hälfte  er- 
halten zu  sein ;  hinter  dem  P  am  Sehluss  ist  noch  der  Anfang 
eines  d,  O   oder  UJ  sichtbar.   V.  14.  hinter  TAI   ein  Punkt. 

V.  15.  Die  Buchstaben  Tl  11  Tl  sind  am  Bande  in  Uncialen 
nachgemalt,  weil  man  über  die  richtige  Verbindung  der  ein- 
zelnen Grundstriche  zweifelhaft  sein  kann. 

V.  16.  Von  dem  Sehluss- UU   ist  nur  der  Anfang  erhallen. 

V.  17.  OTHC...  ist  von  dem  Vorhergehenden  durch 
einen  Punkt  getrennt. 

II.  V.  20.  »Ein  anderes  Frgnit« .  Das  Schluss-O  ist  nur 
halb  erhalten. 

V.  21.  Vor  OY66N  ein  Punkt. 

V.  23.  Zu  dem  punktirten  Y  am  Bande  die  Notiz:  »Nicht 
klar  aber  möglich.« 


1)   Ich  kann  das  Wort  nicht  anders  lesen;   es  ist  versländlich,  aber 
nicht  gebräuchlich. 


73 

V.  25.  Cobel  lässl  hinler  dem  ersten  ANOPÜllON  eine 
Lücke  von  einem  Buchstaben ;  auch  Tischendorf  lässt  einen 
freien  Raum  und  bemerkt  am  Rande:  »so,   ohne  Punkt«. 

V.  26.  Vor  YneP  sind  die  letzten  2  Buchstaben  UJ  N 
unterstrichen  mit  der  Notiz :  »sowo(h)l«. 

V.  28.  Zu  den  letzten  zwei  Ruchslaben  die  Bemerkung: 
»nicht  klar.« 

V.  29.  Am  Schlüsse  hinter  H  schreibt  Tischendorf:  »ys 
folgt  wohl  nach.« 

V.  30.  Die  letzten  Buchstaben  scheinen  nur  sicher  zu  sein 
bis  ANA,  denn  Tischendorf  fügt  in  Klammern  hinzu:   gl? 

V.  32.    Den  Schluss  schreibt  Tischendorf  ovdev  H  [•/.? 

V.  35.  Die  letzten  3  Buchstaben  sind  unterstrichen  und 
mit  einem  Fragezeichen  versehen. 

V.  37.  Nach  IKOI  ein  Punkt.  Die  letzten  Buchstaben  im 
Texte  sind  nicht  ©6  sondern  OS;  das  ©  in  Cobets  Text 
steht  am  Rande  mit  Fragezeichen. 

V.  40.    Das  Schluss-O   nur  halb  erhalten. 

V.  42.    Nach  fl  APA  IN  SIC  ein  Punkt. 


V.    Zur  griechischen  Minuskel  iu  Unteritalieu. 

Ein  Hauptunterschied  griechischer  und  lateinischer  Palaeo- 
graphie  darf  wohl  nicht  mit  Unrecht  im  Vorhandensein  oder 
Fehlen  der  Nationalschriften  gesucht  werden.  Die  politische 
Entwickelung  des  Abendlandes  begünstigte,  die  des  byzantini- 
schen Reiches  verhinderte  die  Ausbildung  von  Nationalschriften. 
Nur  diejenigen  griechisch  redenden  Provinzen,  die  nicht  zum 
byzantinischen  Reiche  gehörten,  nahmen  eine  etwas  freiere 
Stellung  ein,  besonders  Unteritalien  und  Sicilien,  wo  sich  eine 
eigentümliche  griechische  Minuskel  ausbildete,  deren  Reprä- 
sentanten ich  in  meiner  Griech.  Palaeogr.  S.  407  namhaft  ge- 
macht habe,  soweit  sie  nemlich  in  Proben  der  gelehrten  Welt 
zugänglich  sind.  Wenn  man  diese  Spuren  weiter  verfolgt,  wird 
man  ohne  Zweifel  noch  bei  manchen  griechischen  Hss.  italischer 
Ribliotheken  die  unteritalische  Provenienz  nachweisen  können. 
Natürlich  sind  auch  die  meisten  bilinguen  Handschriften  mit 
griechischer  und  lateinischer  Minuskel  hierherzurechnen,  z.  B. 


_     74     

ein  cod.  Barberin.  14  (jetzt  V,  37),  den  Scholz  in  seiner  Biblisch- 
kritischen  Reise  S.  110  erwähnt  hat.  Er  gibt  hier  die  Sub- 
scription  dieser  interessanten  Handschrift,  jedoch  leider  in 
höchst  ungenügender  Abschrift,  die  geradezu  irreführen  muss, 
obwohl  Scholz  klug  genug  ist  möglich  wenige  Bemerkungen 
hinzuzufügen.  In  meiner  Griech.  Pal.  S.  420  sagte  ich  deshalb: 
»An  dieser  Unterschrift  ist  Manches  räthselhaft  und  wird  es 
bleiben ,  bis  sie  einmal  in  brauchbarer  Abschrift  mit  zuverläs- 
sigen Zahlen  vorliegt.«  Als  ich  daher  im  Herbste  1879  in  Rom 
war,  glückte  es  mir  wenn  auch  nur  auf  kurze  Zeit,  den  jetzt 
mit  V,  37  bezeichneten  Codex  zu  erhalten;  es  ist  ein  griechisch- 
lateinisches  Evangeliarium  auf  213  Pergamentblättern  in  4°, 
dessen  Text  und  Subscription  von  verschiedenen  Händen  ge- 
schrieben sind,  was  Scholz  übersehen  hat.  Die  Subscription, 
welche  also  nur  einen  terminus  ante  quem  gibt,  lautet: 

l+eyQacpt]  ij  itaqovGa  ßlßlog 
diä  a/rovöfjg  xal  GvvdQO(.ir\s 
ytal  avalio^ictrcov  toi   eiÄaßovg 
aqiiEitLG'/.öjcov  KVQiou  navXov  TOV  T)])>  Gi- 

5    qäv  ^%ovTog.    ci/zb  tCov  [isrCa- 

ßäqßcov.    tcoXltcov  qv  .  evovg 
T 

TQ£%OVTOg.    £'(^-.  CO  .  %EIQI 

Qto/iiai'ov.   i€QO/.ioräxov.  yml  -/.ad-ij- 
yovf.tevov .  f-iovrjg  toi   aylov  ßeve- 
lo    öiktov  tov  ovkW :  Trjg  ßällrjg 
yQ(XTi]g :  ivd .  g  qiqyevovTog  yia- 
qovIIov  öevTeoov. 

Ueber  die  Provenienz  dieser  Handschrift  ist  nur  bemerkt  : 
»Eugenia  Joannis  Pontani  filia  ex  Mera  ejus  liberalüate  hunc 
librum  in  clarissimi  patris  memoriam  dicandum  curavü.«  Eine 
Notiz,  die  wahrscheinlich  Scholz  zu  der  Behauptung  verleitet 
hat,  dass  eine  Tochter  von  Porson  die  Handschrift  der  bar- 
berinischen  Bibliothek  geschenkt  habe. 


75 

Es  ist  unbegreiflich,  wie  Scholz  auf  Grund  dieser  Sub- 
scription  die  Handschrift  dein  Jahre  I  197  hat  zuweisen  können; 
denn  einmal  beweist  die  Subscription  nichts  für  den  Schreiber 
des  Codex,  zweitens  kommt  die  Zahl  gips  nirgends  \or  und 
drittens  würde  das  Jahr  1197  nicht  einem  6.  Indictionsjahre  ent- 
sprechen ,  wie  man  nach  den  Schlussworten  erwarten  müsste.  — 
Die  Subscription  ist  vielmehr  geschrieben  am  Ende  eines  by- 
zantinischen Jahrhunderts;  der  Schreiber  wollte  erst  nach  alter 
Gewohnheit  schreiben  ^i/jq-fr'  (1291),  bemerkte  aber  schon 
beim  \p  seinen  Fehler,  wischte  das  ip  aus  und  schrieb  nun  gco' , 
d.h.  1292  n.Chr.,  was  allerdings  nicht  dem  6.,  sondern  dem 
5.  Indictionsjahr  entspricht;  doch  eine  Differenz  von  Einem  Jahre 
findet  sich  bei  Indictionsjahren  leider  allzu  häufig.  —  Damit 
stimmt  auch  die  Resierunsszeit  Königs  Karl  II ;  es  ist  der  Sohn 
Karls  von  Anjou  (f  1275),  der  erst  im  Jahre  1309  gestorben  ist 
(vgl.  Collenuccio,  Compendio  dell'  isloria  del  regno  di  Napoli 
3   p.  256). 

Die  unteritalische  Provenienz  der  Handschrift,  auf  die  ich 
durch  den  Schriftcharakter  und  die  Schlussworte  geführt  wor- 
den ,  wurde  mir  bestätigt  durch  den  Bibliothekar  der  barberi- 
nischen  Bibliothek,  der  mich  belehrte,  dass  jene  Handschrift 
mit  einer  ganzen  Reihe  anderer  aus  der  berühmten  Bibliothek 
von  Bossano  stammte;  was  ebenfalls  mit  den  historischen 
Angaben  der  Subscription  aufs  Beste  im  Einklang  steht;  denn 
in  der  That  war  Bossano  ein  Erzbisthum,  dem  im  Jahre  1292 
Paulus  vorstand,  der  nach  Ughelli l)  im  Jahre  1288  den  erz- 
bischöflichen Thron  bestiegen  hatte.  Da  man  nun  das  e^ovro^ 
(Z.  5)  doch  unmöglich  mit  dem  nachfolgenden  cltto  Tm>Mertaßc<Q- 
ßwv  verbinden  kann,  so  dass  der  Erzbischof  sein  Pallium  von 
den  Mezzabarba's  erhalten  habe,  so  bleibt  wohl  nur  die  andere 
Erklärung,  dass  der  im  Besitz  des  Pallium  befindliche  Erzbischof 
aus  dem  Geschlechte  der  Mezzabarba  stammte.  Der  Zusatz  qv 
hinter  itolitCov  kann  natürlich  nicht  wie  man  auf  den  ersten 
Blick  geneigt  ist  zu  thun,  als  Zahl  (=  150)  aufgefasst  werden, 


1)  Ughelli,  F.,  Italia  sacra ,  Venedig  1721.  t.  9.  p.  302:  10.  Paulum 
Rossanensem  electum  confinnat  Nicolaus  IV.  anno  salutis  1288  Pontif. 
p.  Iß.  Kai.  Martii,  ut  in  Reg.Vatic.  ep.  750  fol.  150.  Menioratur  in  Regio 
Regest,  sub  Carolo  II  anno  1295.  —  Vgl.  Luca  de  Rosis  Cenno  storico 
della  cittä  di  Rossano.  Napoli  1839.  p.  129. 


76      

denn  der  Erzbischof  kann  seine  Würde  nicht  von  150  Bürgern 
erhalten  haben ;  der  Querstrich  über  diesen  beiden  Buchstaben 
bezeichnet  hier  nicht  die  Zahl,  sondern  die  Abkürzung,  die 
für  den  Schreibenden  und  seine  Klosterbrüder  an  Ort  und  Stelle 
einer  Erklärung  nicht  bedurfte.  Die  Abkürzung  dürfte  also  auf- 
zulösen sein  7toliT&pcPwoaavt]paitüv.  Der  Sinn  der  Zeilen  4  — 6 
ist  also,  um  dies  hier  zusammenzufassen,  dass  die  Handschrift 
geschrieben  sei  auf  Kosten  des  Erzbischofs  Paulus,  eines  Mit- 
gliedes der  Familie  Mezzabarba  ausBossano. —  Der  Name  Mezza- 
barba  —  ich  brauche  bloss  an  den  Numismatiker  zu  erinnern  — 
ist  in  Italien  keineswegs  selten  nach  dem  Dizionario  biografico 
universale  t.  3  p.1424;  allein  dass  jener  Erzbischof  Paulus  dazu 
gehörte,  lässt  sich  mit  den  Hülfsmitteln  die  mir  zu  Gebote 
stehen,  nicht  nachweisen;  auch  Luca  de  Bosis,  Cenno  storico  della 
cittä  di  Bosano  (Napoli  1839)  nennt  in  seiner  Liste  der  vornehmen 
Familien  von  Bossano  nicht  das  Geschlecht  der  Mezzabarba. 
Selbst  Scipione  Volpicella ,  der  Präsident  der  Societä  di  storia 
patria  per  le  provincie  Napolitane,  an  den  ich  mir  die  Freiheit 
nahm  desswegen  zu  schreiben,  konnte  mir  keine  Auskunft  geben 
über  diese  Frage.  Man  muss  sich  also  dahin  bescheiden,  dass 
diese  Thatsache,  die  wir  aus  der  Subscription  des  Bomanus 
kennen  lernen ,  mit  beglaubigten  Thatsachen  nicht  im  Wider- 
spruch steht. 

Das  Ende  der  Subscription  ist  ebenfalls  nicht  ohne  Schwierig- 
keit. Der  Schreiber  Bomanus  nennt  sich  Abt  eines  Klosters  tou 
ayiov  ßei'edixrov  rov  ovllv:  rrjg  ßällrjg  yQariqg.  Beide  Namen 
haben  mir  viel  Kopfbrechen  verursacht,  bis  sich  schliesslich 
herausstellte,  dass  diese  wahrscheinlich  identisch  sind,  ßüXlrjg 
ist  natürlich  nur  eine  Transscription  von  Vallis;  da  das  V  sowohl 
durch  ß  wie  durch  ov  wiedergegeben  wird,  so  schwankte  der 
Schreiber;  erst  wollte  er  schreiben  Sancti  Benedicti  Vallensis: 
dabei  Hess  er  das  a  aus  oder  deutete  es  vielleicht  nachträg- 
lich tachygraphisch  durch  den  Querstrich  über  der  Linie  an. 
Kurz,  der  Schreiber  fürchtete  auf  diese  Weise  nicht  verstan- 
den zu  werden  und  fügte  nun  den  wirklichen  Namen  hinzu 
Ballig  yQarrjg. 

Dieses  Kloster  lag  nicht  wie  man  vermuthen  sollte  im 
Erzbisthum  Bossano,  sondern  in  der  Provinz  Calabria  citeriore. 
Scipione  Volpicella  hatte  die  Güte  mir  darüber  zu  schreiben 
d.  d.  3.  Dec.  1879: 


77     

Rispetto  all' altro  dubbio,  conviene  inanzi  tutto  osservare,  che 
la  Valle  Gratis  era  nel  seculo  XIII  la  contraria  o  provincia  che 
ora  diciamo  Calabria  citeriore.  Quindi  deriva  che  non  si 
debba  in  verun  luogo  della  Diocesi  rii  Rossano,  ma  si  riebba  nella 
sopracennata  Calabria,  ritovare  il  monastero  de'  Benedettini,  rii 
cui  Romann  era  Abate.  E  nella  Valle  de!  Crati,  cioe  in  Calabria, 
arecano  i  Benedettini  possiriimento  e  monastero  notevoli  in  Citravo 
o  Cetravoj  come  piaccia  meglio  chiamare. 

Man  sieht  also,  dass  Romauus  sich  längere  Zeit  fern  von 
seinem  Kloster  am  Hof  des  Erzbischofs  von  Rossano  aufhielt 
und  von  ihm,  wie  die  Subscription  besagt,  mit  Abschreiben 
beschäftigt   wurde. 

Obwohl  nun,  wie  bereits  hinlänglich  betont  wurde,  die 
Subscription  erst  später  von  anderer  Hand  hinzugefügt  wurde 
und  unser  Codex  selbst  ungefähr  100  Jahre  älter  sein  mag,  so 
lässt  sich  das  was  in  der  Subscription  behauptet  wird,  durchaus 
nicht  bestreiten,  dass  nemlich  jenes  griechisch-lateinische  Evan- 
geliar,  wie  wir  ohnehin  vermuthen  musslen,  in  Unteritalien 
geschrieben  wurde.  Wir  gewinnen  dadurch  zu  den  oben- 
erwähnten noch  einen  neuen  Repräsentanten  der  unteritalischen 
Minuskel.  Ich  vermeide  hierbei  absichtlich  das  Wort  National- 
schrift.  Denn  wird  die  irische,  angelsächsische  und  west- 
gothische  Schrift  mit  der  gewöhnlichen  lateinischen  verglichen, 
so  springt  die  viel  grössere  Selbstständigkeit  dieser  National- 
schriften namentlich  in  der  Umbildung  der  einzelnen  Formen 
sofort  in  die  Augen.  Rei  der  unteritalischen  Minuskel  kann  von 
einer  selbstständigen  Durchbildung  der  Buchstaben  gar  keine 
Rede  sein;  sie  ist  nichts  weiter  als  ein  eigenthümlicher  Ductus, 
der  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  von  der  im  byzantinischen 
Reiche  üblichen  Schrift  entfernt.  —  DieEigenthümlichkeit  dieses 
Ductus  vergegenwärtigt  man  sich  mit  den  Facsimiles  einer 
griechisch -lateinisch- arabischen  Handschrift  vor  1153  (?), 
Palaeogr.  Society  No.  132,  dem  Leipziger  Synaxarion  vom 
Jahre  1172  (s.  meine  Griech.  Pal.  Taf.  9,  col.  1 — 3);  endlich 
möchte  ich  ein  Facsimile  bei  Wattenbach  und  v.  Velsen  Exempla 
codd.  gr.  No.  XV  v.J.  1175  hierher  rechnen.  Obwohl  ich  die 
unteritalische  Provenienz  dieses  c.  Marc.  172  durch  geschichtliche 
Notizen  nicht  nachweisen  kann,  so  lehrt  doch  eine  genaue  Ver- 
gleichung  der  Schriftzüge  und  der  Ornamente,  dass  auch  diese 
Handschrift  zu  den  Repräsentanten  unteritalischer  Minuskel  ge- 
rechnet werden  muss.  —  Das  was  allen  diesen  Hss.  gemeinsam 


78     — 

ist,  besteht  zunächst  in  der  durchaus  steilen,  fast  senkrechten 
Schrift.  Die  beiden  Grundrichtungen  desVerticalen  und  des  Ho- 
rizontalen überwiegen.  Das  Sireben  nach  dem  Verticalen  hat  z.B. 
das  d  umgebildet,  dessen  Schleife  senkrecht  empor  steigt  und 
oben  nicht  eine  Rundung,  sondern  einen  spitzen  Winkel  bildet 
(Gr.  Pal.  Taf.  9ö,  1 — 3;  yr2).  Das  s  fangt  möglichst  hoch  oben 
mit  einem  Vorstrich  an  (Taf.  9,  £  2),  in  Verbindung  mit  v  wird 
der  Diphthong  so  schmal  (Taf.  9,  e  2),  dass  man  ihn  fast  mit  a 
verwechseln  könnte ;  auch  von  den  anderen  Buchstaben  werden 
mit  Vorliebe  die  hohen  Formen  angewendet,   z.  B.  T. 

Die  Neigung  zum  Horizontalen  zeigt  sich  durch  starkes  Her- 
vorheben aller  Striche,  welche  in  die  beiden  gedachten  Grenz- 
linien fallen, welche  die  kleinen  Buchstaben  wie  «,  tt,  t  u.  s.w. 
begrenzen,  während  sonst  das  Streben  die  einzelnen  Buchslaben 
zu  verbinden  nicht  gerade  stark  hervortritt.  In  der  Ligatur  ad- 
und  l&  verliert  oft  das  cursive  &  sogar  seine  Basis  (Taf.  9,#  2  Ä  2) , 
ebenso  wie  bei  eeep  (Taf.  9  cp  2)  aus  einem  ähnlichen  Grunde  der 
erste  Halbkreis  sich  zu  einer  horizontalen  Linie  verflacht.  — Von 
den  rothen  Initialen,  die  in  grosser  Zahl  angewendet  werden, 
kann  man  wiederum  mit  einem  gewissen  Rechte  sagen,  dass  sie 
eigentlich  nur  eine  Dimension  haben,  nemlich  die  Länge;  sie 
sind  meist* -is  unschön  und  schwächlich. 

Selbst  i Anfangsornament  bei  Wattenbach  a.a.O.  Tafel XV 

erinnert  in  seiner  äussern  Form  und  in  dem  Grundmotiv  seiner 
Flächenmuster,  dem  Dreiblatt,  ganz  entschieden  an  das  ent- 
sprechende Muster  des  Leipziger  Synaxarion  v.  J.  1172,  das  ich 
in  meiner  Griech.  Palaeogr.   S.  295  habe  nachbilden  lassen. 

Nachtrag. 

Dieser  Aufsatz  wurde  unmittelbar  nach  meiner  Rückkehr 
aus  Italien  niedergeschrieben ,  ehe  die  Bemerkungen  Försters 
über  diesen  Gegenstand  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  für  cl.  Piniol. 
1 880  S.65  erschienen  waren.  Auf  die  anderen  Vorwürfe,  die  er 
theils  mit  Recht,  theils  mit  Unrecht  meinem  Buche  macht,  näher 
einzugehen  ist  hier  nicht  der  Ort;  das  muss  einer  anderen  Ge- 
legenheit vorbehalten  bleiben.  Ich  beschränke  mich  hier  auf 
das ,  was  er  von  Nationalschriften  in  der  griechischen  Palaeo- 
graphie  behauptet  und  was  mich  nicht  bewogen  hat  auch  nur 
Ein  Wort  von  dem  abzuändern,  was  ich  früher  darüber  ge- 
schneiten.     Förster    will    mir    Widersprüche     in    meinen    Be- 


79     

Häuptlingen  nachweisen ,  ohne  sich  klar  gemacht  zu  haben 
was  man  überhaupt  unter  Nationalschriften  zu  verstehen  hat. 
Dieser  Begriff  ist  der  lateinischen  Palaeographie  entlehnt;  hier 
hatten  die  Westgothen,  Langobarden,  Iren  u.s.w.,  die  nur  einen 
geringen  Zusammenhang  untereinander  hatten,  die  einzelnen 
Buchstaben  des  Alphabets  in  ihrer  Weise  unabhängig  von  ein- 
ander ausgebildet  durch  eine  sich  stets  gleich  bleibende  Hinzu- 
fügung  oder  Auslassung  einzelner  Theile  der  Buchstaben,  so  dass 
man  auf  Grund  eines  einzelnen  Buchstaben  wie  t,  g,  a  u.  s.w. 
oder  auf  Grund  der  angewendeten  Ligaturen  die  Provenienz  der 
Handschrift  mit  Sicherheit  bestimmen  kann,  weil  sich  derartige 
Formen  nur  bei  Einem  Volke  finden.  —  Dabei  kann  im  Uebrisen 
der  Charakter  der  Schrift  schwungreich  oder  lapidar  sein,  ebenso 
wie  wir  heutzutage  eine  Kaufsmanns-  von  einer  Gelehrten-Hand 
unterscheiden,  wahrend  doch  die  einzelnen  Buchstaben  sowohl 
hier  wie  dort  genau  aus  denselben  Theilen  bestehen. 

Förster  hat  keinen  Begriff  von  dem  Unterschied  zwischen 
Ductus  und  Nationalschrift.  Eine  Verschiedenheit  im  Ductus 
wird  sich  bei  zwei  verschiedenen  Individuen  meist  nachweisen 
lassen,  wieviel  mehr  bei  zwei  verschiedenen  Ländern,  die  sich 
aber  deswegen  noch  nicht  durch  eine  eigentümliche  Um- 
bildung der  Formen  von  einzelnen  Buchstaben  -  es  ganzen 
Alphabetes  zu  unterscheiden  brauchen.  An  den  von  Förster 
(a.a.O.  S.  65)  aufgezählten  Stellen  ist  in  meinem  Buche  nur  von 
Ductus  die  Rede,  während  F.  statt  dessen  den  Begriff  der  National- 
schrift einschiebt.  Ebenso  ist  das  von  mir  S.  408  Gesagte  vollstän- 
dig in  Ordnung:  »Auch  bei  dem  c.  Bodl.  5771  (a.  Nr.)  s.  XV. 
sprechen  die  unbeholfenen  Charaktere  ebenso  wie  die  arabischen 
Randnoten  für  die  orientalische  Provenienz.«  Unbeholfene  Schrift 
in  Verbindung  mit  fremdartigen  Randnoten  weist  auf  einen  aus- 
ländischen Schreiber,  der  nicht  oft  Gelegenheit  hatte  griechisch 
zu  schreiben ,  und  die  beigeschriebenen  arabischen  Worte 
machen  es  wahrscheinlich  ,  dass  die  Handsehrift  aus  dem  Orient 
nach  Europa  gekommen  ist.  Aber  für  eine  griechische  National- 
schrift im  Orient  beweist  die  Stelle  nicht  das  Mindeste ,  auch 
an  den  anderen  Stellen  ist  nur  von  einem  ägyptischen  und  sy- 
rischen Ductus  die  Rede.  —  Den  besten  Gegenbeweis  liefert 
aber  Förster  selbst  dadurch ,  dass  es  ihm  nicht  gelungen  ist 
auch  nur  eine  einzige  Buchstabenform  aufzufinden,  wodurch 
wir  Handschriften  verschiedener  Provenienz  mit  gleicher  Sicher- 
heit unterscheiden  können,  wie  z.B.  langobardische  und  angel- 


80 

sächsische  Handschriften.  —  Allenfalls  könnte  man  das  Koptische 
oderGothische  mit  den  lateinischen  Nationalschriften  vergleichen, 
doch  pflegen  wir  diese  Schriften  in  die  griechische  Palaeographie 
überhaupt  nicht  eiuzuschliessen. 

In  diesem  Nachtrage  zu  einer  unleritalischen  Subscription 
möge  auch  noch  eine  Berichtigung  zu  einer  pariser  Unterschrift 
ihren  Platz  finden,  die  ich  der  Güte  des  Herrn  Dr.  Bonnet  in  Paris 
verdanke.  Derselbe  schreibt  mir:  »Es  handelt  sich  um  ein 
Menschenleben,  um  einen  Presbyter  der  griechischen  Kirche, 
den  Sie  unbarmherziger  —  und  wie  Sie  mir  sofort  zugeben 
werden  —  ungerechter  Weise  todtgeschlagen  haben.«  Ich  er- 
greife daher  die  erste  Gelegenheit,  die  sich  mir  bietet,  um  zu 
versichern ,  dass  ich  gegen  die  Existenz  des  ehrwürdigen  Pres- 
byters nicht  das  Mindeste  mehr  einzuwenden  habe.  —  Es  han- 
delt sich  nemlich  um  die  Subscription  des  c.  Paris.  805  vom 
J.  4 064,  die  ich  Griech.  Pal.  S.  382  unter  die  gefälschten  Unter- 
schriften verwiesen:  »die  rothe  Subscription  ist  sicher  nicht  im 
Jahre  gcpoß'  {==  1064  n.  Chr.)  geschrieben.«  Eine  Behauptung, 
die  ich  dann  durch  eine  genaue  Prüfung  der  einzelnen  Formen 
zu  erhärten  suchte.  —  Diese  Bemerkungen  sind  vollständig 
richtig;  die  rothe  Subscription  stammt  auch  nach  Bonnet  viel- 
leicht aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts;  allein  es  ist  ihm 
gelungen  daneben  noch  eine  gleichlautende  schwarze  Unter- 
schrift aufzufinden,  die  mir  entgangen  war;  die  schwarze  Schrift 
scheint  also  schon  im  16.  Jahrhundert  soweit  verblichen  zusein, 
dass  damals  eine  neue  Abschrift  nothwendig  erschien,  und  diese 
war  es,  durch  die  ich  mich  hatte  täuschen  lassen.  Die  echte 
Unterschrift  lautet  nach  der  Bonnetschen  Abschrift : 

F.  236v        'GtsIeuü&i]  xqmjtov  x^QlTl  V  l~ 
eqcc  ßlßlog  avTtj  sv  Tip 

^cpoß    %TEL    ivj  ß. 

yqacphv  öia  %[e]i()bg 
^lavovrjX  klaxiOTOv 

7tQ£OßVT£Q0VX),     0£    /<£- 

r  öliyov2)   koviq. 


\)  fehlt   bei  Monlfaueon  P.  G.   p.  52.  -2)  bliyov  Mnntf. 


81 


VI.    Zur  Notenschrift  der  griechischen  Kirche. 

In  meiner  Griechischen  Palaeographie  S.  291  A.  2  wurde 
bereits  ein  jüngeres  System  musikalischer  und  liturgischer  Noten 
erwähnt,  das  keineswegs  unbekannt  ist,  da  Gerbert  de  cantu  et 
musica  Sacra  2.  p.  56.  57  Tab.  8.  9  Proben  mittheilt,  die  mit 
einem  andern  von  Christ  in  den  Sitzungsberichten  der  baye- 
rischen Akademie  1870.  2.  S.  267 — 70  übereinstimmen.  Voll- 
ständiger jedoch  und  besser  lernen  wir  diese  Notenschrift  kennen 
durch  ein  handschriftliches  Gesangbuch  der  griechischen  Kirche, 
das  sich  heute  im  Besitz  des  Herrn  Schienger  in  Mainz  befindet. 

Es  ist  eine  kleine  Handschrift  (1  1x1 5y2  Centim.)  aus  orien- 
talischem Papier,  das  sich  auszeichnet  durch  Feinheit,  Glätte 
und  seine  weisse,  nur  schwach  ins  Gelbliche  spielende  Farbe; 
Wasserzeichen  fehlen  gänzlich,  und  es  verdient  hierbei  wenig- 
stens die  Frage  gestellt  zu  werden,  ob  bei  der  orientalischen 
Papierfabrikation  überhaupt  jemals  Wasserzeichen  angebracht 
wurden  oder  ob  dieselben  in  griechischen  Handschriften  bereits 
sicher  auf  den  Einfluss  des  Abendlandes  hinweisen.  —  Die  ein- 
zelnen Blätter  der  Handschrift  sind  nicht  numerirt,  die  Quater- 
nionen  dagegen  doppelt:  am  Anfang  und  Ende  mit  rolhen  grie- 
chischen und  arabischen  Zahlen.  Wenn  man  also  das  Ende  des 
ersten  Quaternio  aufschlägt,  findet  man  links  am  untern  Bande 
\  Ix  und  auf  der  folgenden  Seite  2  ß  u.s.w.  bis  20  je,  wo 
der  Schreiber  des  Codex  abbricht.  Er  beginnt  mit  einer  Aus- 
einandersetzung des  Systems:  ^4qxi)  obv  &eio  ayuo  %Cov  arjiia- 
diwv,  dann  folgt  auf  dem  letzten  Blatte  der  ersten  Quaternio 
der  Anfang  des  eigentlichen  Gesangbuches  mit  seinen  roth  und 
schwarz  geschriebenen  Noten  und  seinen  dadurch  sehr  ge- 
dehnten Worten.  Bei  einigen  Gesängen  wird  auch  der  Ver- 
fasser namhaft  gemacht,  z.  B.  y/uqIov  Qeodovlov  [lovüxov 
[■7toirjj.ia]  oder  öo^oloyla  xvqlov  MelxiGedey.'Paideorov  u.s.w. 
Auf  dem  vorletzten  Blatte  des  20.  Quaternio  schliessen  die  Ge- 
sänge mit  (iey<xhuwoo(ie esv.    Dann  folgt  die  Unterschrift : 

Mefivtio&e   de  tov  yqäxpuvxog  ysQfiavöv  i- 
EQO[.iovaxov  tov  €7.  Trjg  fiovfjg  T^g  uyi- 
ag  TQiadog  tov  kv  bXv[inM.  bQQ[w]ad-£ 
xoivvv  oi  evxvyxävovreg  y.al  f.wi  /.iveiav 

1880.  G 


82     

rtOLiqod-e  tov  yqätyovxog.  dioQd-ioQovTsg  (!)   te 
Kai  a/rsg  cog  avO-qiojrog  iqiiaqtov  £ig  yaq 
(jlovoq  ai>auaQTt]Tog.    1746  iovXiov  "/#. 

Die  letzten  Blätter  des  Codex   sind   theils  leer,   theils  mit  Ge- 
sängen oder  Kritzeleien  von  anderer  Hand  beschrieben. 

Wenn  wir  von  den  Gesängen  absehen,  so  hat  der  Schlüssel 
dieser  wunderlichen  Notenschrift,  welcher  dem  eigentlichen 
Gesangbuche  vorangeschickt  ist,  ein  ganz  besonderes  Interesse. 
Nicht  als  ob  er  vollständig  neu  wäre.  Aehnliche  Zusammen- 
stellungen, die  zum  Theil  bis  aufs  Wort  mit  der  unsrigen  über- 
einstimmen, wurden  bereits  von  Gerbert  und  von  Christ  ver- 
öffentlicht. Einerseits  sind  aber  die  Varianten  namentlich  gegen 
denSchluss  so  bedeutend,  andererseits  vermisst  man  bei  Christ, 
was  in  palaeographischer  Hinsicht  die  Hauptsache  ist,  die  Zeichen, 
die  in  dem  von  Christ  benutzten  c.Vindob.  phil.  194  (c.  chart. 
s.  XV)  entweder  fehlen,  oder,  da  das  nicht  wahrscheinlich  ist, 
vielmehr  von  dem  Herausgeber  wegen  der  Schwierigkeil  der 
Wiedergabe  ausgelassen  wurden.  —  Diese  Schwierigkeit  habe  ich 
durch  eine  Zusammenstellung  der  Zeichen  (Taf.  1)  zu  vermeiden 
gesucht,  die  es  möglich  macht  öfter  wiederholte  Zeichen  durch 
die  entsprechende  Zahl  anzudeuten.  In  der  Transscription  sind 
Accent-  und  offenbare  Schreibfehler  nicht  berücksichtigt. 

Auf  eine  Erklärung  dieses  Systems  in  musikalischer  Be- 
ziehung, auf  eine  Auseinandersetzung  der  Beziehungen  zur  alt- 
griechischen und  mittelalterlichen  Notenschrift  des  Abendlandes 
einzugehen  verbietet  sich  von  selbst.  Das  sind  Fragen  der 
schwierigsten  Art,  die  überhaupt  wohl  kaum  Jemand  in  ge- 
nügender Weise  zu  beantworten  versteht;  wer  sie  lösen  wollte, 
würde  sich  zunächst  einem  griechischen  Priester  in  Lehre  zu 
geben  haben,  der  ihn  gründlich  in  diese  Notenschrift  einführen 
müsste,  die  noch  heute  bei  den  vielgerühmlen  griechischen  Ge- 
sängen der  orthodoxen  Kirche  Anwendung  findet. 

^QXrj  gvv  d-eCo  ayuo  %wv  oyuadicov  rtjg  ipal-  Fol.  1 

TLWflQ    Tt%Vt]g    TLOV    TS    CCVlOVTtOP,    %CCl    "Katl- 

övtiov,   oiofiarwv  ts  ,   "Kai  7tveV[MXTü)V  "Kai 
/tdorjg  %eiQovo[tiag  avpre^siaijg  itaga 


83     

xCov  xaxa  xaiQOvg  avadei%d-evxtüv.  Ttoir]- 
xCov  7ia.Xa.aov  xe  zal  veiov. 

y^9xhi  y-&or]i  tsXog,   Kai  oüaxrj^ta  twxvxojv 

1 
x&v  at^iadliov  xb  toov  eoxl.  %iu- 

2  2 

Qig  yaq  xovxou,   ov  xaxoQ&ovxai  cpto- 

2  f  2 

vi),   Xeyexai  de  acptovov  ovx  ort  (piovijv 

ovy.  ex81!   cptovelxai  (.ihv  ov  iiexoeirai  de.  F.  V 

i 
dia  (.ihv  oiiv  Ttäarjg  xrjg  ioöxijxog ,    ipällexai 

i 
xb  toor.  dia  de  7taQiqg  xrjg  avaßüaewg .   xb 

3 

okiyov.   y.al  dta  7ta.Gt]g  xrjg  xaraßaGetog . 

n 

0  (so  regelmässig  im  cod.)    aTtöoxQoepog. 

WälXovxai  ovv  elg  xrjv  7ca7iadiy.rjv  ipcova)  de- 
"/.axeooaqeg.   avtovoai  (.ihv  öxxw  y.axwv- 
aai  {ae  cod.)   de  eg~ .  ctl  avLoioat  elai  de  abrät  wg 
oQäg. 

3  4  5  6 

Tb  oXlyov.   fj  o^eia.   rj  Tiexaofrij .  rb  novtpi- 

7  8 

Opa.  xb  TveXaad-bv.  xa  ovo  '/.evri^taxa. 

1)  10 

xb  y.evxrjf.ia.   zal  rj  vipt]lrj    IvtpiX^  cod.  so  öfter). 

n 
Ol  de  Kaxiovoai  eiolv  avxai  b  ajioaxQoipog 

11  12 

01  dvo  aTcöaxoocpot  oi  avvdeof.toi.  K.  2 

13  14 

rj  aTtOQQorj  xb  xoaxrßiovTtÖQQOOV. 

15  16 

rb  ekaipqbv  /.al  rj  %af.uXrj. 
£>£  avxCov  xu  f.iev  eiol  od  (.iaxu  xa  de 
7tvev(.iaxa.  -/.al  ato^iaxa  {.uv  avtovxa 

6* 


84     

3  4  5 

elolv  £if .  rb  bliyov.  rj  adelet .   t)  itera- 

6  7 

g&i'j.  rb  xovcpiGiia.   rb  JtelaG&bv. 

s 

xal  ra  dvo  xevrrjiiara.   ex  rtov  xa- 

n 
riovoüv  de  dvo  6  arcÖGrqorpog.  xal 

12     .  12 

ol  dvo  anÖGrqorpoi  ol  GvvdeGiioi. 

13       ^         .  13 

FJde  aTtoQQori  ovre  oCoiia  eorlv,   ovre  nvev- 

13  13 

iia  cclla  toxi  (päqvyyog  ffvvvofiog  xivrj-  F.  2V 

13 

Gig ,   €vrj%wg  xal  e/.iLielt7jg  rrjv  (ptovt)v  a- 
rcoTtrvovGa.  dib  ttctl  fisXög  xaXelrai. 
EIgi  de  xal  rtveiiiiara  reGGaqa.   dvo  ex 
rüv  aviovoCov  cpiovCov^   xal  dvo  ex  riov 

9 

x.(xt lovGcop.   ex  riov  aviovotov  f-iev  rb  xev- 

10 

rr^ia ,   xal  r)  viprjXrj.   ex  riov  xariovoCov 

15  16  ^ 

de ,   rb  eXarpqbv  xal  r)  %a^uXr].   (so  stets  in  d.  Hs.) 
i'WVGi  de  xal  ra  Grjiiadia  ravra.   rag  (pioväg 
avrCov  ovztog,   iog  boäg. 

3       o  4  >'  5       a  6    a 

Tb  bXiyov.   t)  b^ela.  rj  TteraG&ij.  rb  xoixpiGiia. 

Tu  S       « 

rb  JteXao&bv.   ra  dvo  xevrijiiaxa.  rb  xev-  F.  :> 

9    (?'        .  f       10      J 

rrjiia  dvo  (sie!)  xal  r)  viprjlrj  reGGaoeg. 

11       <(  oi  dvo  äitootoutpot   12  '<   13 

6  a/toGrooqpog .  ol  ovvdeG^ioivl  i)  a/tOQQor 

14   ß  '5      P 

rb  xQarij(.iov/toQQOov  rb  eXaipqöv 

16    9 

xal   f]  ^af-nXr). 
^QOGxeg  ovv  ori  al  aviovoai  oXai  ipioval  v- 
TCoräoGovrai  vitb  rwv  xariovoüv  xal  xv- 
qievovrai  vnb  roxi  igov  ovnog  <hg  oqag. 


85 


11        11         11         11  11  15         15         15         15  15 

3  4  5  li  7  3  4  5  6  7 

a         u         u  u  a         ß         ß         ß    ■     ß  ß 

13         13         13         13  13         15         15         15         15  15 

3  4  5  6  7        11        11        11         11  11 

3  4  5  6  7 

ß       ß        ß        ß         ß         y     '   y '"     7 

16        16        16        16  16  1  1  1  1  1 

3          4          5          6  7  3  4  5  6  7 

'  d 

d           d           d           ö  a  <p  oi  v     a  a     u  a 

'TkoxäGGovxai  de  x,al  xa  aviövxa  Gtofiaxa  Ijxoi 

3  4  5  6 

xb  ollyov  fj  ot-eicc.   >j  /rexaG&tj.  xb  v.ov<pi-  F.  '3y 

7 

Gj-ia.  xb  TceXao&bv  eig  xa  aviövxa  7ivevf.iaxa 

9  10 

Ijxoi  eig  to  -A.ivxrn.iu.   mal  eig  xr\v  viprjkrjv  o- 
xav  €f.i7tQoad-ev  avxCov  rj  VTtoxäxto- 
&ev  xe&Cooiv  ovxtog .   wg  ogäg. 


i    u 

4 

5  y 

8 

8 

10 

10 

9 

3 
9 

5 
9 

3 

4 

ß 

ß 

ß 

r 

r 

d 

d 

10 

10 

10 

5 

6 

7 

d 

d 

d 

Oiioi 


(xouog  v.ui  xa  /.axtovxa  ow^iaxa  t]xot  o 

11  f  12 

a/iöoxQocpog .  oi  dio  äjiöoxqocpot  oi  avvöe- 

12 

Of-ioi  wtoxäoGovxai  eig  xa  -/.axiövxa  Ttvev- 

15  16 

(.taxu  i'txoL  eig  xb  ekatpQov.  /.ai  eig  xtjv  xaLlL~ 
Irjv  ovxiog,   a/c;  OQÖcg. 

11  15  12  15  11  16  12  16  *■'•   4 


86 


14 


J-  o  de  "/.QartjfiovTvnQQoop  u/ioräoaerai,  vnb 

17    r  18 

tov  Sftakov,  /.al  yivexai  aqyoavvd-eTov. 

19  20 

ijöe  artOQQoh  vrcoräooerai  vtzo  tov  txlcc- 

21 

OfiaTog  v.ai  yiveTai  oelofia 

Ev  Tovroig  Tolg  otjfiadtoig  aveqyeTat  yial  y.a- 
T£Q%£rai  rcäoa  rj  fiehpdia  Ttjg   ipaljixrg  rexptjg. 

J  a  de  fieyala  orjfiadia  tcc  'acpwva  axcva 
leyovrai  xal  fieyalai  v7C0OTäoeig  taüra  et- 
at dia  fiövtjg  yeiqovofitag  y.eifieva ,  kcci  ov 
dia  (pwp)))>.    luptova  yaq  eioiv,   otg  bqccg 

,     22  •.!:!  24  '_>:. 

loov.  dirrli]  jraqayMjTr/.rj.   ytqarrjpa 

20         27  28 

?JyiOfia.   ytvkiofta.   avTiyevoyvkiGfia 

20  30  31 

TQOfJ.LY.OV.    eXÖTOeJlTOV.    TqofllY.OV    OV-  V.   4V 

32  33 

vayfia.    iptypiorbv.   iptjcpiOTov  ovvayfia. 

34  35  30  37 

yoqybv.   aqybv.  OTavqbg.   avTiAevtofia. 

38  3!( 

bfiakov.   ü-efiaTtOfwg  eoio.   S-efiaTtOfiög 

tu  41  42 

eS,io.   eTteyeqfia.  jtaqayäleofia.  ere- 

43  44  45 

qov.  ^rjqbv  ylaofia.   aqyoovv&eTov. 

4ü  47 

yoqyoovv&eTOv.  eregov  tov  (palTiytov. 

4s  4!»  50 

oiqäviofia.   anödeqfia.   &eg  -/.tu  arcöli-eg. 

51  ;>2  53 

d-efia  arcXovv.   yoqevfta.    iprjfpiOTov  rca- 

54 

qay.aXeof.ta.  TQOfiixbv  ytaqaxäleofia. 

55  56  57  58 

Ttäyiofia.  jciaofia.  oelofia.   ovvayfia. 

59  Hu  Hl  «12 

evaq^ig.  ßaqela.   fjfiirptovov  yal  fjfii(p&o-  F.  5 

qov. 


87 


JBial  de  xal  tQelg  ijfiiGv  [leyälai  aqyiai. 

63  Ol 

tu  •AQciTtjfta  xal  rj  diTtlij  xal  ol  duo 

65  f       65  %         66        f 

anÖGTqotpoi  Ol  Gvvdeoiioi.   to  de  T^axi- 

Gfia  exet  ttjv  ijuioiv  (sie!)  aqyeiav.  ai  de  tpSo- 

gccl  tiov  oxtco  ))xcov  eialv  avTca.  cpd-oqa 

67  68  <VJ 

TOV    TtqiOTOV.    TOV    ÖeVTeQOV.    TOV    TQl- 

tov.    Tov  TeTaQTov.   0(5«  Ttldyiog  TOI 
ttqi'otov  rpd-OQav  ovx  f/6(.  toi  Ttlayiov 

71  72  7:t 

devTeqov.  tov  vevavCo.  tov  ßaqeiug. 

71  r 

tov  Ttlayiov  TeTaqTOV.  leyeTcti  de  Ttaqa 

75 

TOlg  Ttalaioig  tp&oqa  v.ca  ^e^iaTiG^og  .  F.  5' 

c76  c      ,      77 

xal  to  d-e^ia  to  anlovv  '/.ai  fj  evaq^ig. 
"H^evqe  de  xal  tovto .   oti  o.fieoog  tov  ttqwtov 
sgtIv  6  ßaqvg  xal  6  {leGog  tov  devTeqov  e- 

Ttrun 

gt)v  6  Ttlayiov  TtqioTov.  xal  b  {leoog  tov 
tqitov  sgtIv  b  Ttlayiov  TtocoTov.  xal   o  jue- 
Gog  tov  t€tccqtov  IgtIv  6  Ttlayiov  devTeoov. 
"H^evqe  xal  tovto  6  TtqfoTog  i)%og  leyeTai  dwqt- 
og.  b  demeqog  Ivdiog.  o  Tohog  tpqvyiog.  b  ts- 
TüQTog  i-ii^olvdiog.  b  Ttlayiov  TCQwtov  vrto- 
dwqiog.  b  Ttlayiov  devTeqov  VTtolvdiog. 
o  ßaqlg  vTtorpqvyiog.  o  Ttlayiov  TeTaQTov 
VTtoiii^olvdiog. 


88 

Idov  "/.al  f]  rsXsia  avv&EOig  Tcävnov  rCov 
(fopiov  aviovoCov  re  "/«/  "/.cctiovgmv. 
Giouariov  re  xaJ  rrveintaTtov  xara 


rijv  rä^iv  avTiov. 


okiyov 


Hieran  schliesst  sich  Tafel  2  —  4   in  der  Handschrift, 


Herr  Fleischer  legte  die  siebente  Fortsetzung  der  Beiträge 

zur  arabischen  Sprachkunde  vor   (s.  diese  Berichte  v.  .1.  1878, 
S.  65  flg.). 

De  Sacys  Gramm,  ar.  2.  Ausg.  II,  21,  4  u.  5:  »Accourez  au 
secours  de  V islamisme.t  In  den  Sitzungsberichten  v.  .1.  1876, 
S.  64  u.  65,  wurde  bemerkt,  dass  nach  de  Sacy  selbst  zu  über- 
setzen ist:   Accourez-,   sectateurs  de  Vlslamisme,   au  seconrs. 

II,  21,  Anm.  1.  De  Sacys  ^iorL^-i  statt  des  ^j^Ls-L  in 
Schultens'  Texte  hat  die  Analogie  für  sich  ;  ist  jedoch  das  letztere 
von  der  Hand  des  Schriftstellers  selbst,   so  muss  er,   vermöge 

einer  allerdings  starken  Prägnanz,  in  ,jiu»L>-L>  ^>\  zugleich  den 

Begriff  von  «_»^  gelegt  haben:  »er  liess  den  Caus  kommen  und 
be    hl  ihm«  u.  s.w. 

II,  21,  Anm.  2.  Dass  der  Gebrauch  von  ...!  mit  dem  Indi- 
cativ-Perfectum  nach  befehlen,  beschliessen  und  andern  be- 
griffsverwandten Zeitwörtern  keine  aus  Nachahmung  des  Persi- 

sehen  entstandene  »maniere  abusive  d'employer  .U  zu  nennen 
ist,  habe  ich  in  den  Textverbesserungen  zu  Makkari.  Sitzungs- 
berichte v.  .1.  1869,  S.  71,  nachzuweisen  gesucht,  und  wie  ich 
aus  der  Beziehung  hierauf  in  Lettre  ä  M.  Fl.'S.  263  schliessen 

darf,    nimmt  auch  Prof.  Dozy  sein  u^.x£j  statt  Makkarfs  *_a.X5 

nach  ..I  ^e\.  an  der  betreffenden  Stelle  zurück.  Die  An- 
erkennung der  beanstandeten  Construction  von  Seiten  einer 
solchen  Autorität  verschafft  ihr  vielleicht  auch  endlich  Aufnahme 
in  unsere  arabischen  Sprachlehren.  Zur  Unterstützung  ihres 
Anspruches  darauf  hier  noch  einige  Beispiele.   Makkari  ,  II,  v11 


7         O  £■      ». 


vorl.  u.  1.  Z.:   ^.IxiäJI  or**J  ...S  xJüi  jc^ä  »Gott  beschloss,  dass 

die    Christen    geschlagen    wurden«    statt    oy**Xs    r**^J',  ^ge- 
schlagen   würden,     demzufolge    sie    geschlagen    wurden. 


90 

Bibl.   ar.-sic.   H. ,   17  u.  18:    \y>j>\  Ql  ^  Ä*^*,  j^l  ÜLo 

Urywlf -t^ä*v^  ioU  vi>^1.3  auJI  »die  Syrakusaner  schlössen  Friede  mit 
ihm  unter  der  ihnen  auferlegten  Bedingung,  dass  sie  360  Ge- 
fangene  zu  ihm  herausschickten  (emi  serunt).«  Ebendas. 

\MAf,  5  :  IS>IjS  s^Lc!  ..i  ü*£j.äj  /  iäj'li  ^.U,.Afli!  iA*2S  »er  marsch irte 
auf  Kairowan;  da  wurden  seine  Vettern  darüber  einig,  dass  sie 
ihm  die  Stadt  übergaben  (tradiderunt).«  Jäküt,  III,1IT,  20  u. 


O  £         J  O        ^    --  O 


21:    U~Ji£.  Lgi -Äfi*  ...i  aüj  £s  y*>s.;daX»!  «sein  Nachdenken  erforderte 

(d.  h.  ergab  als  nothwendig)  ,  dass  er  einen  gewaltigen  Kanal 
grub.«  Ein  solches  Perfectum  springt  über  das  logisch  Nächste, 
das  gedachte  Willensobject,  hinweg  zur  vollendeten  Thatsache, 
der  Verwirklichung  jenes  Gedachten,  das  darin  zugleich  gegeben 
ist.    Aeusserlich  ähnlich,  aber  innerlich  verschieden  ist  das  in 

meiner  Diss.  de  glossis  Habichtianis  S.  96  u.  97  behandelte  ...i 
mit  Indicativ-Imperfeclum  nach  Zeitwörtern  der  nämlichen  Be- 
griffsklasse. Hiervon  giebt  es  selbst  in  gutem  Arabisch  manche 
mit  den  Denk-  und  Sprachgesetzen  auf  den  ersten  Blick  unver- 
einbare Beispiele.  So  bei  Zamahsari  und  Baidäwi  zu  Sur.  39 
V.  13  als  Ausspruch  Muhammads  :  »Die  Wagen  (zur  Abwägung 
der  guten  und  bösen  Werke  und  ihrer  Vergeltung)  werden  am 
Auferstehungstage  aufgezogen  werden  für  die  Beter,  die  Almosen- 
geber und  die  Mekkapilger,  und  diese  werden  ihren  Lohn  ver- 
mittelst derselben  voll  zugewogen  erhalten;  nicht  aber  für  die 
Prüfungsdulder,  sondern  über  diese  wird  ihr  Lohn  ungewogen 
ausgeschüttet  werden,  so  dass  die  Leute  im  Genüsse  irdischen 
Wohllebens  wegen  des  überschwän glichen  Lohnes,  den  die 
Prüfungsdulder  davon  tragen,  wünschen  werden,  dass  ihr  Leib 

mit  Scheren  zerschnitten  wird«  (statt  werde:  j£>i  &**•*->  jpä* 
(jiaj.LÄiL)  (jj3.äj  *.£/aLvwj>l  ,..i  LöiAif  J.  JUilxJS  St.  *..p>Lw.:>S  u^yij'  ,-M. 
Ebenso  Baidawi  zu  Sur.  40  V.  58:  i^U-ü»,  öj-^üIq!  ^  X*wbJi  äoi.l 

f       -  3  3~  o    r 

(*~r  ^  oz&  ^    sL  P  ^»^  j*j**jI  qj^v.  bJ  0\    »Das  Verlangen 

nach  dem  Principal  oder  danach,  dass  das  Propheten-  und 
Fürstenamt  nur  ihnen  angehört«  (st.  angehöre) .   Makkari,  l, 


91 
r^r,  8:    .vioAj  ^  ^i!  *^yol    (drei  Handschriften  Üj^IlXj  ohne 
*.«!),  und  II, V>,  10  u.  17:  ^aä-wIj  ^j  ^ä«^  i>!  O-^^J-  l*^'  l>*'°j' 
sl.  *..* Aj  ^  o^  um{  }^ß  e/'    Mm'l,?icl  aKttiltf,   I,  PaS*,   3  u.  i  : 

u*l.>^l  i^,s^*j  J>>  *-Ai2*j  uj.xs  \i^.2L^.  L/«i  1^1.  (jjC/ü  *>gJl  (♦•■p--"^  j  da- 
gegen in  der  entsprechenden Originalstelle  Jäküt,  II,  [1t,  3  u.4: 

P  !s|j  iic«5  y«*j^o^  r^  •  Mara?id>  m-  ^  u-  W:  lP!  ;L-!  ^ 
».A.S.  äjw1^>  ^cwo  \ii  ...jjjis  .~j|  Jvc  „^LoJf  st.  Lc*o  ...I ,   »na in    wie 

VI,   S.  169  Z.  12  u.  13,   dazu  bemerkt  ist    post  verba  jubendi. 
suadendi  et  similia  recte  non  ...I  ponitur,  sed  ..!  seq.  Conjunclivo.« 

Abulmahäsin ,  I,  [f,  17:  ^*4.L*il  jl=>,jr.j  *^ii  ^UÄj ^^»js  <3l;!  U5i? 
wofür  in  derselben  Erzählung  bei  Arnold.  Chrestom.  arab.  S.  129 


o  ^~       o  .e 


Z.  10,  regelrecht  L_i  ..!  steht.  Ein  spanischer  Dichter  bei 
Makkari,   11,111  tt.1v.: 

i-jj-j'i  i^i  cj^-^ij  ^iJ>Lji-i        ^j-^-^  (»Aäi  ,..1  c^-^   L.b' 

»So  oft  ich  dazu  ansetze,  für  mein  jenseitiges  Leben  etwas  Gutes 
vorauszusenden  und  mich  zu  bekehren,  machen  mich  die  An- 
triebe der  Sinnlichkeit  gewaltsam  wieder  davon  abwendig:  ich 
weiche  zurück ,  während  meine  Sünden  bleiben  wie  sie  sind.« 

Hier  tritt  die  Verbindung  von  ^*.^>  mit  ..I  und  dem  Indicativ, 
durch  den  Reim  bestätigt,  als  gleichberechtigt  an  die  Stelle  der 

vorhergehenden  mit  ,..\  und  dem  Conjunctiv.  Und  so  ist  in  der 
heutigen  Sprache  mit  der  äussern  Verschiedenheit  der  Imperfect- 
Modi  auch  das  Gefühl  für  die  ursprüngliche  Verschiedenheit  von 

...\  mit  dem  Conjunctiv  und  ...!  mit  dem  Indicativ  verloren  ge- 

gangen.  .J,  vor  Consonanten  en,  in,  vorVocalen  enn,  inn,  ist 
nun  allgemeinhin  unser  dass,  che,  que,  das  quod  des  Vulgär- 
lateins, und  nimmt,  gleichviel  ob  es  einen  Aussage-  oder  einen 
Zielsatz  einleitet,  sein  Subject  in  Form  eines  suffigirten  Pronomens 
oder  eines   selbstständigen   Nomens    zu  sich,    ist  also    seinem 


92 

Wesen  nach  immer  das  altarabische  ^.\  mit  dem  kraft  seiner 
Verbalrection  im  Accusativ  angezogenen  Subject  und  dem  fol- 
genden Verbuni  im  Indicativ.    Auch  der  sprachgelehrte  Ahmed 

Färis  z.B.  schreibt  zu  Anfang  von  Nr.  vo.  seiner  <»^o]y>  unbe- 

-j  £  &  ► 

denklich  :  KäJLxäIS  oLj'IXLI  yL*  ^1  .i^-o  i— o^.3h  y.-*^  vir  V***^ 

sJiLxJ'i'  x^l  jü^ajm  £)j&  ^o^^-Li  »Wegen  der  Zurückkunft  des 
Directors  der  Gawä'fb  sind  alle  auf  dieses  Blatt  bezüglichen 
Zuschriften  wieder,  wie  gewöhnlich,  an  seinen  Namen  zu 
adressiren«,    was   mit  grammatischen  Flexionsendungen  wäre  : 

äJj.ä*x!    qjXj    oLj'KII  yLw  ,..i      AxJu  ,    Statt  yLw   rt?-^:3.    C)1    [4*"*"*^ 

'sijXx*  oLoKI! .     Entgegen   dieser  ziemlich  früh  beginnenden 

Verwechslung  von  ,.,i  und  ,.,!,   unterschieden  die  Grammatiker 

drei  Verbalklassen,  von  denen  die  eine  nur^i,  die  andere  nur^ 

die  dritte  je  nach  der  Wendung  des  Sinnes  theils  ^i ,  theils  ^.i 
regiere;  s.  die  Begel  mit  Beispielen  davon  bei  Zamahsari,  Mu- 
fassal,  ir*,  14  flg.,  Baidäwi  zu  Sur.  2  V.  230  (zu  Ende),  Sur.  5 
V.  75,  Sur.  20  V.  91,  an  welcher  letzten  Stelle  die  Verwechslung 
des  nur  äusserlich  auf  die  einsylbige  Urform  zurückgeführten, 

Ä  £  OS 

declarativen    und    daher  wie  ...i  den  Indicativ  regierenden  ,..! 

(XLäii)  y*  xää^uJi  ^  ,  Mufassal,  IPV,  18  flg.)  mit  dem  ziel- 
setzenden und  daher  stets  ein  Imperfectum  im  Conjunctiv  re- 

gierenden  ..!  sogar  eine  sinnwidrige  Lesart  im  Koran  neben  der 
richtigen  Vulgata  erzeugt  hat.  Dies  ist  aber  um  so  weniger  zu 
verwundern,  da  sich,  im  Gegensatze  zu  der  eben  erwähnten 
sachgemässen  Unterscheidung,  in  diesem  Punkte  ein  völliger, 
auch  theoretisch  formulirter  syntaktischer  Iudifferentisnius  aus- 
gebildet hat,  dem  z.B.  Tebrizi  im  Commentar  zur Hamäsah  folgt. 
Nach  demselben  können  die  in  Hamasah,  l**.ö,  V.  1 ,  2  u.  3  von 

SS  oJ 

dem  in  ^\  enthaltenen  rein  declarativen  ,..!  regierten  Imperfecta 
sowohl  mit  Conjunctiv-  als  mit  Indicativ-Endungen  gelesen  wer- 

den;  ebenso  ov. ,  12,  nach  ^i  \y*&\  willkürlich  <_^.=?  oder^^r. 
Das  Erstere  zieht  Tebrizi  allem  Anscheine  nach  sogar  vor,  da  er 


93 

es  im  Texte  hat  und  in  der  Erklärung  voranstellt.  Von  der 
andern  Seite  wird  die  oben   in  einem  angeblichen  Aussprudle 

Muhammads  angeführte  Verbindung  von  {ä+2  mit  ...1  und  dem  In- 
dicativ  von  einem  Dichter  bei  J akut,  IV,  If,  V.  |o  nachgeahmt: 

*lwj»  (.U^-i  oU^  c  j>\      ^jl  ^jM  l?*0*'  o-*  o^  ^-5 

»Und  es  war  einer  meiner  höchsten  Wünsche,  dass  ich  die 
Kelche  des  Todes  zu  schlürfen  bekäme,  er  aber  am  Leben 
bliebe«,  dem  Wortlaute  nach:  bekam  oder  bekomme, 
blieb    oder   bleibt,  —  also  eigentlich  ein  Widerspruch  im 

Beisatze.  Durch  Verwandlung  des  ^  mit  angezogenem  Prono- 

men  in  Xä<Ls=wii  ,..t  ohne  dieses  entstand  daraus  das  dialektisch 

Jose  o£ 

schon  altarabische  «jü  ^!  JuJ ,  Alfijah  V.  1v1 ,  Lane  unter  q! 
S.  104  Sp.  3.  —  Nachdem  aber  die  Sprache  einmal  so  weil  ge- 

K2  -  £ 

gangen  war,  ...I  oder  Xää^vJi  ,.J  mit  Indicaliv-lmperfeclum  au 

die  Stelle  von  ...I  mit  Conjunctiv-Imperfeclum  zu  setzen,  that  sie 
schliesslich  auch  den  letzten  Schritt,  der  ihr  in  dieser  Richtung 
zu  thun  übrigblieb:  sie  verwandelte  das  bewegliche  Verbal- 

prädicat  des  Nominalsatzes  nach  ^.i  in  ein  starres  Nomen.    AI- 

Tai  bei  Mutanabbi.  Iöv,  14  u.  15:    .*&  Lpl  ^^jlZXÄ  »sie  hatte  das 

Verlangen,  dass  sie  ein  Grab  (wäre)«,  eigentlich:  stets  war 
oder  ist;  denn  der  reine  Nominalsatz  mit  nominalem  Subject 
und  Prädicat  drückt  schlechthin  regungsloses  Beharren  in  einem 

S.£ 

gegebenen  Zustande   aus.     Mutanabbi    selbst,    (11 ,  V.   19:    o»i 

o*i  \+^\  0i  .$iX!i\  »(eine  Höhe  fürstlicher  Freigebigkeil)  welche 
den  (personificirten)  Zeitlauf  zu  dem  Wunsche  brachte,  dass 
sein  Name  Spendehand  (wäre)«,  eigentlich:  stets  war  oder 
is^t.  So  kommt7zu  der  Ueberspanntheit  des  Gedankens  noch  die 
Ueberspannung" der  Satzform.    Der  Commentator  Wähidi  bleibt 

in  seiner  Erklärung|lii  ,^-^j  &ii  j^^Cj  jPtXJ!  wenigstens  bei  der 

nun  schon  legitimirten  Verbindung  dieses  ^i  nach  wünschen 
mit  einem  Zeitworte    im  Indicativ.     Ganz  entsprechend    in 


94 

Sinn  und  Ausdruck  Fö.  ,  V.  36:  ^5  ^äj  Lp!  l£o»,  »(Perlen- 
sehnüre)  deren  Wunsch  es  ist,  dass  sie  Worte  in  deinem  Munde 

(wären)«  und  I^av,  V.  7:  A**^  Usyw  q!  «sL^mJ  ,^*j  »  (die  Kopfhaut 
jedwedes  hohen  Herrn)  wünscht,  dass  ihr  Scheitel  eine  Strasse 
für  deinen  Durchzug  (wäre).«    Auch  ein  spanischer  Dichter  bei 

Makkari,  II,  öw,  17:  AX&  Lgj  JXä  ^.i  Uaao  »aus  Sehnsucht 
danach,   dass  mein  Zustand  dem  ihrigen  gleich   (würde).« 

Was  ist  nun  das  Endergebniss  von  diesem  allen?  Ich  denke, 
folgendes:  Neben  der  unanfechtbaren  Prägnanz,  vermöge  deren 
die  Verba  des  Wollens  und  Gebietens,  statt  ihres  zu  verwirk- 
lichenden Objectes,  die  Verwirklichung  des  Gewollten  und  Ge- 
botenen selbst  zu  sich  nehmen,  zeigt  sich  in  der  Sprache  eine 
Aufhebung  der  Verschiedenheit  zwischen  den  Objecten  der 
Verstandes-  und  denen  der Willensthätigkeit,  und  demzufolge 
eine  Vermischung  und  Verwechslung  der  beiden  Gonjunclionen, 
w7elche  die  bezüglichen  Verba  mit  ihren  Objectivsätzen  ver- 
binden.   Logisch  zu  rechtfertigen  ist  nur  die  Ausdehnung  des 

declarativen  ...i  mit  folgendem  Nominalsatz  und  Indicativ-Imper- 

fectum  auf  das  ursprüngliche  Gebiet  des  ^.i  mit  Verbalsatz  und 
Conjunctiv-Imperfectum ,  insofern  im  Allgemeinen  der  Inhalt 
beider  Arten  von  Objectivsätzen,  abgelöst  von  ihrem  besondern 
Verhältnisse  zum  Geiste  des  Denkenden  und  Wollenden,  in 
Einzelbegriffe  zusammen gefasst  durch  Verbalnomina  und  Infini- 
tive ausgedrückt  werden  kann:  ich  will  kommen,  ich  wünsche 
ihn  zu  sehen,  puto  und  dico  eum  venturum  esse,  volo  eum  ve- 
nire u.s.w.  Die  Ausgleichung  der  specifischen  Verschiedenheit 
der  beiden  Satzkategorien  durch  das  sie  verbindendeAllgemeine 
haben  auch  schon   die  arabischen  Nationalgrammatiker  aufge- 


O  .c        > 


binden,   indem  sie  z.B.  das  .J  in  s.-^?.  ,J  Ju.i  »ich  will  dass 

er  komme«  ebenso  wie  das  ^i  in  i^^.  *öl  Ac\    »ich    weiss 

dass  er  kommt«  das  infinitivische,  $üyA*a!!,  nennen  und 

beide  Objeclivsätze  als  Auflösung  von  »,^>  »sein  Kommen«  be- 
trachten. Wo  aber  auf  Zeitwörter,  die  ihrem  allgemeinen  Be- 
griffe   oder  ihrer  besondern  Anwendung  und  Beziehung    nach 


95 


o  s 


eigentlich  ...\  mit  dem  Conjunctiv-Imperfectum  regieren  sollten, 

0I  oder  das  gleichbedeutende  Xäajsw!  C)i  mit  dem  Indicativ-Im- 
perfectum  folgt,  da  drückt  diese  Erhebung  des  Potentiellen  zum 
Positiven  nach  ihnen  einen  hohen  Grad  suhjectiver  Gewissheit 

O  3  OS 

aus.     Zu  der  Lesart  Sur.  5  V.  75    iUXs  qj^'  ^  q^  |>^~"=*  ))Sie 

rechneten  darauf,  dass  keine  Trübsal  eintreten    wird«,   statt 

der    gewöhnlichen    mit   jVjXj    »eintreten    werde«,    bemerkt 

Baicläwi :    »Dadurch  dass  das  Yerbum  v_^*o=»    welches  die  auf 

eine  zukünftige  Möglichkeit  gerichtete  Erwartung  be- 
zeichnet)   vor   das    zur    Einführung    von    etwas    Positivem 

dienende,  aus  ^1  verkürzte  ^  gestellt  ist,  wird  jene  Er- 
wartung, weil  sie  in  ihrem  Geiste  so  fest  gewurzelt  war, 
dem  Wissen  gleichgestellt.«    Ebenso  sagt  Saihzäde  zu  Sur.  75 

V.  25,    durch   Verbindungen    wie    \^S   jj-LJaju   dUS  y>S    und 

\S.S  J*äj   iJt  ^Lz>\    statt    ljShaü  0\  und  Juüj  ^i    werde  die 

Stärke  der  Hoffnung  und  der  Furcht,  *-L>JI  »ji  und  £*,idil  äys 
L5>j.fij»  ausgedrückt;  deutsch  etwa:  »ich  hoffe,  dass  du  mir 
das  und  das  giebst,  ich  fürchte,  dass  er  das  und  das  thut.«  — 

Lässt  sich  also  die  Verallgemeinerung  von  ^i  auch  durch  die 
Denkgesetze  rechtfertigen,  so  ist  dagegen  die  Umkehrung  des 
Verhältnisses,    d.h.    die    Ausdehnung    des   potentiellen,    ziel- 

O  ff 

setzenden  ..\  mit  seinem  Conjunctiv  auf  das  Gebiet  des  rein  de- 

clarativen  ..I  mit  dem  Indicativ  schlechthin  unlogisch,  und  wir 
erkennen  in  den  oben  aus  Tebrizi's  Hamäsah-Commentar  an- 
geführten Gleichstelluneen  nur  eine  der  Verirruncen  des  gram- 
malischen  Scholasticismus,  wie  sie  aus  dem  Verluste  des  un- 
mittelbaren lebendigen  Sprachgefühls  hervorzugehen  pflegen. 
Eine  Rettung  jener Conjunctive  als  Ausdruck  der  »indirecten 
Rede«  könnte  man  überhaupt  nur  vom  Standpunkte  unserer 
Sprachen  aus  für  möglich  halten:  dem  Araber  ist  dieserGebrauch 


96     — 

des  Conjunctivs  durchaus  fremd,  und  Tebrizt  selbst,  wenn  er 
noch  lebte,  würde  eine  solche  Fürsprache  entweder  gar  nicht  ver- 
stehen, oder,  wenn  er  sie  verstände,  sich  bestimmt  verbitten. 

II,  22,  11.  »*yu«  sehr.  Jju ;  s.  Ali's  hundert  Sprüche. 
S.  92,  Anm.  zum  2.  Spruch.  Verwunderlich  ist  die  Beharrlich- 
keit, mit  der  unsere  besten  Arabisten  diesen  alten  Erbfehler 
festhalten  und  fortpflanzen:  Ewald,  Gramm,  crit.  1.  ar.  II,  S.  1 14, 

3       3-       O  £     3  - o£ 

nach  de  Sucy  *^o  ,.jl  Jlcl ;  Kosegarten,  Chrestom.  ar.  S.  23  Z.  1 

3        G3  3     O  ,  , 

o.*ij  (st.  vi^^-i»),   obgleich  richtig  im  Lexicon  S.  485  Jj,  med. 

Waw ,  fut.  A  ;  Weil,  Samachscharis  Goldne  Halsbänder,  S.  58 
Z.  22  fala  tanumhu  (st.  lanamhu) ;   Ahlwardt,  Diwan  des  Abu 

Nowas,  S.  n  Ged.  1f  V.  1   und  S.  f.  Ged.  v.  V.  6  ^Zl  ■  Wüsten- 

O  3 

feld,  Ibn  Hischäm,  I,  S.  P..  Z.  15  L*JLs;  de  Goeje.  Hist.  chalif. 
Omari  II,  S.  fv  Z.  4  v.  u.  c^ü ,  al-Belädsori ,  S.  fot*»  Z.11   lii; 


o  -, 


doch  ist  S.  128  die  Berichtigung  *^s  aufgenommen. 

II,  22,  15  u.  16.    Als  Beispiel  von  einem  Satze,  in  welchem 
ein  von   .J?,  ^«..wj>,  ^13-  u.  dgl.  regiertes  ...i  etwas  Zukünftiges 

einleitet  und,  jenachdem  dieses  als  objeetive  Thatsache  oder  als 
ungewisse  Eventualität  gedacht  wird,  den  Indicativ  oder  be- 
ziehungsweise den  Conjunctiv  regiert,  ist  dieser  aus  der  ersten 
Makäme  Hariri's  (1.  Ausg.  S.  Iö  Z.  1 — 3)  genommene  Satz  nicht 

,  &  - 
zu  gebrauchen,    da  y* ,   ebenso  wie  die  vollen  Formen  <Jy*>, 

j.m,  v_ä.w,  stets  vor  einem  Indicativ-Imperfectum  zum  Aus- 
druck einer  künftigen  objeetiven  oder  als  objeetiv  gedachten 
Thatsache   steht;     s.  1,  504.  §1116,    Mufassal  tt%   12  u.  13. 

Ohne  i^w    würde  es    heissen    können    iAäääj    oder  ^*ääj  ,   wie 

3  3   -  >    - 

Sur.  5  V.  75  die  Leser  getheilt  sind  zwischen  ^j-te  und  ^j^i ; 
vgl.   Baidawi    zu  d.  St.   und  zu  Sur.  2  V.  230,    und   Mufassal 

,303  ,      ?       C  3 

f|*A  ,  18 — 21.  —    »«iL\.äJu«  sehr.  AXäij. 


97     

II,  23.  16.    »seront«  und  »l'etat«  sehr,  sunt  und  täye.  d.  h. 
das  kindische  Greisenalter,  Sur.  16  V.  72,  Sur.  22  V.  5.  Zu  dem 


■  -O ,     - o   -  >  -O  „*    -         >     o 


uneigentlichen  Gebrauche  von  Jl»j  XjC  statt  *Ixj  "bJ  c^ä  »auf 

da ss  er  nach  mancherlei  Wissen  (zuletzt)  nichts  mehr  wisse« 
statt:  so  dass  er  —  nichts  mehr  weiss,  s.  diese  Berichte 
v.  J.  1  876,  S.  68  u.  69.   Ihm  Hisäm,  Sudür  al-dahab  S.  |.t*Z.  4  v.  u. 

bemerkt,  dass  man  dieses  juSbul  ^  auch  ö^-A/aii  -^  und  JUJI  ^ 

nenne.     Das  SüLiJI  *^    oder  ä^i.^i  -^    nennt    er    ebenda   *^L)i 

KJLUxJl,  das  die  causa  finalis  bezeichnende. 

II,  25,  Anm.  Z.  5.  »LS>$wO«  und  »JXäi«  sehr.  L&sLo  und 

jXäi,  wie  Lane  unter  j;>  S.  509  Sp.3  und  M.  al-M.  S.  rf  |  Sp.  2, 
Ware  der  zweite  Halbvers  ein  Nominalsatz  mit  Verbalprädicat, 
so  müsste  dieses  als  Reimwort  mit  auch  graphisch  verlängertem 

Schlussvocal  ^L&il  heissen;  aber  das  Gedicht  hat  den  durch- 
gehenden Reim  älü;    s.  Anthol.  gramm.  S.  189. 

II,  26,  16  —  21.    Diese  zehn  Kategorien  gehen  begrifflich 

auf  zwei  zurück:  ,äUL  die  Verneinung,  und  ^.lail .  das 
Begehren  oder  Verlangen.  Diese  zweite  umfasst  die  bei 
de  Sacy  ausser  der  Verneinung  aufgezählten  neun  andern.    Mit 

o  ,  — •  ,    3 

Ausschluss    von   de  Sacy's  j-gÄJi  j,  tLciXÜ   als  einer  besondern 

Kategorie  neben  .-jaj!  hat  al-Kafräwis  Commentar  zur  Agrumijah 
(Bulak,  J.  d.  H.  1257;  S.  ö1  Z.  11  deren  neun,  zusammen- 
gefasst  in  den  versus  memorialis: 

-  »  »  '  °   ~  ,         ''•'         '    °~='        ™    "    "  '         "*   '  t  G       G  -c.       G     ,  -  O.e.        3    CC,      G  3 

jU£  c\5  (J-ii!  «ylÄS'  —  ^*    -y+'S      i*-!^^*  ü^ T^b  J*^  ^^5  p-^ls  r^ 
d.h.,  wie  sie  nachher  einzeln  aufgezählt  und  erklärt  werden: 


o£  ^3  G  .  5    3 


1)^1    2)  pUjJI    3)  ^1    4)  j^JI  (—  pLgÄä*tft)     5)    uaysJI 
6    üaÄ*as?ü.'  7)  ^»xJi  8)  ^^ylJS  9)  j^Cf .   Da  aber  ^>JC3i  oder 

i-L>.ii ,  d.  h.  das  durch  J.*j  ausgedrückte  Hoffen,  wie  Sur.  40 
V.  38  u.  39  (s.  Baidäwi  zu  d.  St.  und  Alfijah  V.11P)  nur  von  den 

4880.  7 


98     

kufischen  Grammatikern  hierher  gerechnet  wird  (s.  Thorbecke's 
Durrat  al-gauwäs  S.  I1S*  Z.  12  flg.)?  so  gehen  diese  neun  Kate- 
gorien im  Gommentare  zur  Alfijah  V.  Iav  und  in  Ibn  Hisäm's 
Sudür  S.  f.ö  Z.  3  u.  4  auf  acht  zurück.    »Mit  Hinzunahme  von 


IS 


£Jl\«.   (zu  den  sieben  Unterarten  des  <-Ab) ,  sagt  Ibn  Hisäm, 
»bildet  dies  den  Lehrsatz  von  den   acht  Folgesätzen«  (&JL**..* 

xöLii!  Xjjj>^i).  Aber  durch  Zusammenfassung  von  .tlciA-H  mit  „x>^l 

und  von  (j^^a^Ji  mit  ij^^*l\  führt  Zamahsari  auch  diese  acht  Ka- 

tegorien  auf  sechs  zurück,  schlechthin  äjüwdl  pL.ä^I  »die  sechs 

Dinge«  genannt,  Muf.  S.  II.  Z.  1  u.  2,  Baidäwi,  I,  S.  j"o  Z.  3,  — 

nicht  zu  verwechseln  mit  KLüUUlSf,  Muf.  S.1  Z.  9,  S.ff  Z.  10. 

II,  26,  3  v.  u.  »d'une  chose  future«  ist  eine  unrichtige  Be- 
schränkung, wahrscheinlich  daraus  entstanden,  dass  de  Sacy 
das  von  dem  Folgesatze  Geltende  (s.  S.  27  Z.  1)  auch  auf  den 
regierenden  Negativsatz  übertrug ,  welcher  ebensowohl  Verbal- 
satz mit,  als  Nominalsatz  ohne  Beziehung  auf  ein  zeitliches 

Verhältniss  sein  kann.     Sur.  6  V.  52  :   ^*  ^jL^s»  ^-x  i^Jlc  L» 

i^^.Lxj  . —  g^&  »Von  ihrer  Bechnung  kommt  durchaus  nichts 
auf  die  deinige  — ,  dass  du  sie  fortweisen  solltest«  (d.  h.  Ur- 

sache  hättest  sie  fortzuweisen).    Sur.  35  V.  33  :   ^A^  ^-^M  ^ 

^.j^+xs  »Es  wird  (im  Höllenfeuer;  kein  Ende  mit  ihnen  gemacht 
werden,  dass  sie  stürben  (und  Buhe  hätten) « .  Muf.  S.  II.  Z.  4  u.  5 : 

LotX^s  Ujo'Lj  U   »Du  kommst  nicht  zu  uns,  dass  du  mit  uns 

sprechen  könntest«,  oder,  mit  Beziehung  der  Negation  auf  den 
Folgesatz:  »Du  kommst  zu  uns,  (aber)  nicht  so,  dass  du  mit  uns 
sprächest«   (s.  Z.  6— 8). 

II,  27,  1  u.2:  »une  chose  future  dont  l'existence  est  subor- 
donnee  ä  une  action  de  la  volonte« .  Auch  gegen  diese  Be- 
schränkung des  Begriffskreises  der  Folgesätze  auf  zukünftige  und 
dabei  von  einer Willensthätigkeit  abhängige  Dinge  ist  festzuhalten 
an  der  S.26  Z.  14  gegebenen  allgemeinen  Bestimmung,  dass  sie 


99     

ausdrücken  »une  consequenee,  un  effet  de  Tidee  contenue  dans 
la  proposition  precedente«,  mit  Inbegriff"  der  Wirkungen  und 
Folgen  physischer  Vorgänge  und  unbewusster  oder  unwillkür- 
licher Thätigkeiten  ebensowohl  als  mit  Bewusstsein  und  Absicht 

,  ,  o£      , 

ausgeführter  Handlungen.  Man  sagt  richtig:  iL^Ji  oJa^i  L> 
\j£>$\  u>>^Ä5  »der  Himmel  hat  nicht  regnen  lassen,  dass  die 
Erde  etwas  wachsen  lassen  könnte.« 

II,  27,  §  57.  Das  hier  besprochene  ^  ist  keineswegs  gleich- 
bedeutend mit  o  oder  mit  ^ßs* ,  sondern  ebenso  wie  das  ^  in 
§58  das  &w3>La«Ji  ^ ,-  **3^  jjj  oder  xouJi  ^  (s.  diese  Berichte 
v.  J.  1878,  S.  122  zu  I,  556,  6)  in  der  Bedeutung  von  ^f  ^? 

wie  es  in  beiden  Paragraphen  statt  js>  heissen  sollte;  s.  Al- 
fijah  V.  Iav  .  Der  an  und  für  sich  unmöglichen  Bedeutungs- 
gleichheit von  o  und  *,  widerspricht  in  diesem  Falle  noch  be- 
sonders das  von  de  Sacy  selbst  am  Ende  von  §  58  Gesagte,  dem 
entsprechend   al-Kafräwi's   Commentar  zur  Agrumljah    (Bulak 

J.  d.  H.  -1257)  S.ö1  Z.  10  u.  11  jenes  J  als  xL^JÜ  SJuäII  tLäii 
und  dieses  ^  als  i^x*U  »Juaii  *\ji\  bezeichnet. 

II,  28,  10.   y>pour  que«  verfehlte  Uebersetzung  von  ^j^s»  — 

o  £    , 

0\  j.i ;  s.  die  genannten  Berichte  S.  129  zu  I,  560,  15.  Eine 
»Ellipse«    (28,  17  —  19,  u.  29,  1)    wird    durch    die    Erklärung 

o£  c  £    -  &  £    - 

dieses  .!  nach  Verschiedenheit  der  Fälle  durch  ,..\  il  oder  ...!  ^\ 
völlig  ausgeschlossen.  Nach  Kafräwi  zur  Agrümijah  S.lf  Z.  12  flg. 

&£  o£    ~ 

bedeutet  ^  mit  dem  Conjunctiv  des  Imperfectums  ^  ^l ,  wenn 
das  Vorhergehende  auf  einmal  geschieht,  z.B.  ^  .sbüi  .JUS^ 
JLwo  »Fürwahr  ich  werde  den  Ungläubigen  tödten ,  ausgenom- 

o£  , 

men  den  Fall,  dass  er  ein  Muslim  wird«;  dagegen  ...\  ^  ,  wenn 

das  Vorhergehende  nach  und  nach  geschieht,  z.B.  liUxJ^ 

7* 


100 


o  *. 


äs>  ^^päj  •}  »Fürwahr  ich  werde  mich  an  dich  heflen  so  lange, 

bis  du  mir  entrichtest  was  mir  gebührt.«  Im  Allgemeinen  aber 
ist  beides  unser:  oder  er  müsste  (er  müsste  denn)  ein  Muslim 
werden,  oder  du  müsstest  mir  (du  müsstest  mir  denn) 
entrichten  was  mir  gebührt. 

II,  28,  §60.  Dass  dieser  ganze  Paragraph,  als  auf  Miss- 
deutung von  Sur.  3  V.  123  beruhend,  wegfallen  muss,  ist  eben- 
daselbst S.  130  u.131  zul,  560,21— 24,  und  in  Ztschr.  d.D.M.G. 
Bd.  XXX  S.  495  u.  496  zu  Trumpp's  Agrumijah  S.  40  Z.7— 9 
nachgewiesen  worden. 

II,  29,  1 1 .  Vgl.  Muf.  S.  NT  Z.  7-1  1 .  Die  von  al-Halil  und 

al-Kisäi  angenommene  Zusammenziehung  des  ^J  aus  £J  "$  er- 
klärt ebenso  befriedigend  seine  Conjunctivrection,  wie  seinen 

unleugbaren  Gebrauch  als  verstärktes  futurisches  bL  Die 
dagegen  erhobenen  Einwendungen  Ibn  Hisam's ,  der  auf  die 
Meinung  Sibawaihi's  von  ursprünglicher  Einfachheit  und  Selbst- 
ständigkeit des  Wortes  zurückgeht   und  seine  Bedeutung   der 

des  ^  gleichstellt,  —  s.  den  türk.  Kämus  und  M.  al-M.  unter 

^J ,  —  sind  nicht  überzeugend,  und  namentlich  zu  seiner  Be- 

o    - 

streitung  des  angeblichen  Ausspruchs  von  Zamahsari,  ^J  be- 

deute  in  Ewigkeit  nicht,  fehlt  der  Nachweis,  dass  das  lWj 
einiger  Handschriften  desUnmtidag,  Anthol.gramm.  S.  1.1  Z.1— 3, 
statt  des  pu^li'  der  andern  und  des  Muf.  S.  |f|*  Z.7,  von  Za- 
mahsari selbst  herrühre.  In  Broch's  autographirtem  Unmüdag 
mit  Varianten   steht  S.  \f  Z.  14,  wie  Anthol.  gramm.   a.a.O., 

ohne  Erwähnung  einer  andern  Lesart,  J^ü^It  jji  J,  ^  ä-köi  qJj 
iX^T  1x5 1  ^c  i^j^Jj  • 

II,  29,  §  63.  Materiell  vervollständigt  wird  die  syntaktische 
Casuistik  von  tot  durch  Muf.  S.  tot  Z.  13  flg.,  Alfijah  V.Ia.  U.IaI 

mit  Commentar,  Sudür  al-dahab  S.  I..  Z.  5  v.  u.  flg.,  besonders 
durch  När  al-kirä  S.  f.A  dritll.  Z.  bis  S.  tl  Z.  7  und  durch  Lane's 
betreffenden  Artikel  S.  41.  Die  beiden  Letzten  geben  ausser 
dem    als  klassisch  oder  allgemeingültig  Angenommenen    noch 


101     

einiges  davon  Abweichende  und  nur  von  einzelnen  Sprachlehrern 
Zugelassene,  wie  denn  die  Mannigfaltigkeit  der  hierher  gehörigen, 
nur  durch  kleine  Momente  von  einander  verschiedenen  Fälle 
und  der  dialektisch  wechselnde  oder  schwankende  Sprach- 
gebrauch  diesen  absonderlichen  Conjunctiv  nach  \3\   schon  in 

der  altklassischen  Sprache  auch  in  den  von  der  Grammatik  fest- 
gestellten Fällen  nie  zu  absoluter  Herrschaft  gelangen  Hessen, 
besonders  da  nicht ,  wo  angeblich  Regelwidriges  sich  nur  durch 
eine  schwache  Nuance  vom  Regelrechten  unterschied.  Während 
man  z.  B.  nach  Alfijah  S.  lif  Z.  II,  Sucjur  S.  LI  Z.  6  u.  1,  und 
När  al-kirä  S.  M  Z.  12,  mit  Abbruch  derConjunctivrection  durch 

den  zwischen  {S)  und  sein  Imperfectum  tretenden  Vocativ,  zu 

sagen  hat  ^.2==,\  «Ajv  \>  \S\ ,  verlangt  de  Sacy  II,  30,  i  u  ioi 
eU).£=i  lXj-,  ,    so    dass    die   Rectionskraft    von  \5\    den  Vocativ 


,    ,     o  s      -        SS 


ebenso  überspringt,  wie  in  den  regelmässigen  gLoM  b5  iot  und 
eLo  i  \Li»  Ül  die  Verneinungspartikel  und  die  Schwurformel. 

Nach  När  al-kirä  S.  r.1  Z.  16  —  18  und  Lane  a.  a.O.  Sp.  3  Z.  2  u.3 
gestattete  Ibn  Bäbsäd  in  clerThat  nicht  nur  die  Dazwischensetzung 
eines  Yocativs,  sondern  auch  die  einer  Wunschformel,  wie 

in  &*&  \Li  eW>«  'ö! ,  ohne  Abbruch  der  Rectionskraft  von  löl  s 

-  £  £ 

obgleich  beide  nicht  in  dem  Grade  wie  das  mit  dem  Zeitworte 
begrifflich  zusammenfliessende  Vernein  un  gswort  und  die 
zur  Bestätigung  der  Aussage  dienende  Schwur formel  zur 
Substanz  des  Satzes  gehören.  —  Einige  ächte  Araberstämme  aber 

Hessen,  ebenfalls  nach  När  al-kirä  S.  f,1  Z.21,  \j>\  überhaupt  in 

keinem  Falle  den  Conjunctiv  regieren,  räumten  ihm  überhaupt 
keinen  Einfluss  auf  den  Modus  des  folgenden  Imperfectums  ein, 
so  dass  dieses  stets  im  Indicativ  blieb,  wie  es  dem  Wesen  des 
Wortes,  als  eines  einfachen  adverbialen  Accusativs  s.  I,  521, 
§  1  143,  und  diese  Berichte  vom  J.  1863  S.  130  u.  131  zu  I,  75, 
9u.10)  an  und  für  sich  entspricht.  Dieses  demonstrative  dann, 
alors,    conditionell    um!    hypothetisch:    in    diesem    Falle, 


102     

wenn  es  so  ist,  wenn  es  so  wäre,  weiterhin  demnach, 
also,  donc,  conclusiv:  da  es  so  ist,  und  concessiv:  nun 
denn,  nun  ja,  erscheint  so,  ohne  irgend  welche  Rectionskraft, 
sowohl  im  Anfange  als  in  der  Mitte  und  am  Ende  von  Verbal- 
wie  von  Nominalsätzen.    Der  Koran  weist  folgende  Fälle  auf: 

I.  1)  Im  Anfange  des  Nachsatzes  vollständiger  hypothe- 
tischer Sätze,  als  zusammenfassende  Wiederholung  des  Vorder- 
satzes, mit  folgendem  j  und  Perfectum;  Sur.  17  V.  44  :  Jj^jj 
^Iaa«  (jü  «Ji  ^ß5  jj  \j.i.Xi3  \c>\  ^j-Jkäj'  1*5  ü^.i!  sxa  »Wenn  neben 

-  -  s  £  - 

ihm  (Allah)  andere  Götter  wären,  dann  würden  sie  dem 
Throninhaber  (feindlich)  beizukommen  suchen«;  ebenso  Sur.  17 
V.  102. 

2)  Im  Anfange  des  Nachsatzes  abgekürzter  hypothetischer 
Sätze,  als  Stellvertreter  des  seinem  Inhalte  nach  sich  aus  dem 
Zusammenhange  ergebenden  Vordersatzes,    ebenfalls    mit   fol- 

gendem  J  und  Perfectum;   Sur.  23  V.  93  :  lXJj,  ^  aJUI  l\-s^  La 


»Weder  hat  Gott  sich  einen  Sohn  zugelegt,  noch  ist  je  ein  anderer 
Gott  neben  ihm  gewesen;  dann  (wenn  es  mehrere  Götter  gäbe) 
hätte  jeder  Gott  sich  mit  dem  was  er  geschaffen  (von  den  andern) 
abgesondert  und  einer  sich  gegen  den  andern  erhoben«;  ebenso 

Sur.  17  V.  77,  Sur.  29  V.  47;   mit  \  vor  \%\  Sur.  4  V.  69  u.  70  : 

O    1    ,o*^-.        ss*  +        ss        o.       S    .  ?„.  .o  >.»       s:0,        »      -  -       -      =*    -     *         ,  •--      o;£    o.. 


■  O    -    --,         -s  -        -so5«J. 


U.AäX>w.A)  LbL/j  *5>UjLX.ii.  Ua^c  l->i  Ljt_\.i  ,.-xi  »Und  wenn  sie  das 

thaten,  wozu  sie  ermahnt  werden,  wäre  es  besser  für  sie  und 
würde  sie  (in  ihrem  Glauben)  mehr  befestigen,  und  dann 
(wenn  dies  geschehen  wäre)  würden  wir  ihnen  aus  unserem 
Schatze  herrlichen  Lohn  gewähren  und  sie  auf  geraden  Weg 
leiten«;   ebenso  Sur.  17  V.  75. 

II.     1)  In  der  Mitte  des  nominalen  Nachsatzes  vollstän- 
diger conditioneller  Sätze,  als  zusammenfassende  Wiederholung 

des  Vordersatzes;  Sur.  7  V.  88 :  ^  avL>  \ö\  *3CiS  La--*-*^  *,XxajI  ^i 


103     

»Wenn  ihr  Soaib  folgt,  ja  dann  seid  ihr  heilsverlustig«; 
ebenso  Sur.  2  V.  I  40,  Sur.  10  V.  106,  Sur.  12  V.  14  und  Sur.  23 
V.  36;  —  in  der  Mitte  des  verbalen  Nachsatzes  solcher  Sätze; 

Sur.  18  V.  56:    Ujf  foi  l.jali  ^Ü  ^ßS2f  JJ  ^Ja^i.,  »Und 

rufst  du  sie  zum  Heilswege,  nimmermehr  werden  sie  dann 
dem  Rufe  foleen.« 


»s» 


2)  In  der  Mitte  des  nominalen  Nachsatzes  abgekürzter 
conditioneller   und    hypothetischer   Sätze;    Sur.  4  V.  139:    \3\ 

3  3   ..  S    -         03»,  3     3  0-         --         -         S,CV    O),  ,  3-03  -     .c  -■ O  3  o 

033G  ss  C3w  O  - 

*^JLi/8  lit  *.5ol  «^c  »,iioA>  »Wenn  ihr  die  Offenbarungen  Gottes 

verleugnen  und  verspotten  hört,  so  bleibt  nicht  bei  ihnen  (den 
Verleugnen!  und  Spöttern  sitzen,  solange  sie  nicht  auf  ein 
anderes  Gespräch  eingehen;  ihr  seid  ja  dann  (wenn  ihr  sitzen 
bleibt)  ihresgleichen«;  ebenso  Sur.  5  V.  105  u.  106,  Sur.  11 
V.  33;  Sur.  12  V.  79,  Sur.  26  V.  41,  Sur.  36  V.  23,  Sur.  53 
V.  22,  Sur.  54  V.  24  und  Sur.  79  V.  12;  —  in  der  Mitte  des 

3  w,  3 

verbalen    Nachsatzes    solcher    Sätze;    Sur.  15  V.  8 :    jiö  U 

^-j.liÄ/o  \S\  \y{£=>  Lsj  /  c^-li  b5!  iOo^LJI  »Er  (Gott)  sendet  die  Engel 

nur  in  rechter  Weise  (auf  die  Erde)  herab,  und  es  würden 
ihnen  (den  Verleugnern)  dann  (wenn  Gott  dies  ihretwegen 
thäte)    nicht   länger  Frist   gegeben  werden«;    Sur.  18  V.  13  : 


,   ?   o  ,      o   - 


»Unser  Herrgott  ist  der  Herr  der  Himmel  und  der  Erde;  nimmer 
werden  wir  einen  Gott  ausser  ihm  anrufen;  wir  würden  dann 

03      3)0-0    30-,  3,0,0         OJX 

ja  ungeheuer  lügen« ;  Sur.  18  V.  19:  *5^>.j  *XJl£  ^lij  i*^  ff^ 

s»Sss  3      O  3      O    ,  »     O  i,  033  3    O  £ 

L\j!  iöl  Ij^äj*  ^j»,  *~iÄta £  *ijL)u*j  }\   »Entdecken  sie  euch,  ge- 


wiss so  steinigen  sie  euch  oder  nöthigen  euch  ihre  Religion  zu 
bekennen;  nimmermehr  aber  werdet  ihr  dann  (wenn  ihr  dies 
thut)   glücklich  werden.« 


104     

III.    Am  Ende  eines  Verbalsatzes  mit  Perfectum : 

1)  als  Stellvertreter  des  Vordersatzes    zu  dem   durch  das 
Perfectum  dargestellten  Nachsatze  eines  abgekürzten  hypothe- 

sr  3    o^   -         O  -       6  3  — --  oc      3      ic 

tischen  Satzes;   Sur.  6  V.  56:   \5\  ^^il^  ^X6  *Xz-\j$\  3**-rt  ^  »Ich 

folge  nicht  euren  losen  Meinungen;    ich  wäre  dann  dem  Irr- 
thum  verfallen.« 

2)  als  concessives  nun  denn,   nun  ja,   zu  der  durch  das 

Perfectum  eingestandenen  Thalsache;   Sur.  26  V.  19:   13!  LäÜäs 

^JL-oaJI  ^a  üT;,  »Nun  denn  (da  es  einmal  so  ist):  ich  hab's  gethan 

als  ein  Irregehender«,  erwiedert  Moses,  da  Pharao  ihm  vorhält, 
dass  er  einen  Aegypter  erschlagen  habe. 

Von  der  im  Paragraph  behandelten  Conjunctivrection  hat  der 

Koran  nur  zwei  Beispiele  mit  t 31»  und  Sö'b  .  und  auch  diese  nur  als 

Varianten  der  gewöhnlichen  Lesart  mit  dem  Indicativ.    Sur.  17 

\  .  78:   ^jZjIj  "$  !3t»,  LgÄ^s  iiL.:>j^J  (jia.'bJ!   .-.o  ti)o»iäÄ^«^j  !^1^  ,..!», 


XJß  bH  eW.i>  Qj^AO  »Und  um  dich  aus  dem  Lande  fortzubringen, 

haben  sie  dich  wahrlich  fast  zur  Auswanderung  getrieben ; 
dann  aber  (wenn  dies  noch  geschehen  sollte)  werden  sie  selbst 
nach  deinem  Austritt  sich  nur  noch  kurze  Zeit  darin  halten«; 

Sur.  i  V.  56 :  ^wLÜ!  (Jjj^j)  q^JjJ  ^  Wa  tiU*.^  ^  v**"  ^  p! 
ijAßi  »Wie,  es  wäre  ihnen  (den  Juden)  irgend  welche  Herrscher- 
macht als  Glücksloos  vorbehalten?  Nun  dann  vwenn  sich  dies 
jemals  verwirklichen  sollte)  werden  sie  den  Andern  nicht  das 
Grübchen  auf  dem  Dattelkern  (d.  h.  auch  nicht  das  Mindeste) 
zukommen  lassen.«  In  einer  dritten  Stelle,  Sur.  33  V.  16,  steht 

nach  !3!_j,  ohne  Variante  der  Indicativ:   *.'S..h  q!  ;^»JS  p-^*^  ^ 

Ü^LJb  ^!   ^jjüs'rfj'  ^  löi_5  jsXäj'i  5!  oj-»J!  ^  »Nimmer  wird,  wenn 

ihr  fliehet,  die  Flucht  euch  gegen  den  natürlichen  oder  gewalt- 
samen Tod  helfen;  auch  dann  aber  (wenn  dies  der  Fall  sein 
sollte)  werdet  ihr  nur  noch  kurze  Zeit  im  Genüsse  des  Lebens 
gelassen  werden.« 


105     

Wie  ist  nun  dieser  in  seiner  Art  einzige  Conjunctiv  zu  er- 
klären ?  De  Sacy  nimmt  an ,  es  gebe  neben  dem  einfachen  ad- 


o  - 


verbialen  \3\  —  ^.ol  ohne  modale  Rectionskraft  ein  zweites  aus 


,     o 


ö\  und  ,.,T  zusammengesetztes,  in  der  Bedeutung:  —  ijd  ^  S\ 

!j  0yC,_  si  la  chose  est  ainsi,  alors  il  arrivera  que.  Dagegen 

spricht  1)  im  Allgemeinen  die  Beispiellosigkeit  einer  Verkürzung, 
durch  welche  vom  Vorder-  und  Nachsatze  eines  Conditionalsatzes 
nur  noch,  gleichsam  in  der  Luft  schwebend,  das  erste  und  das 
letzte  Wort  übrig  geblieben  wären  :  zwei  Conjunctionen ,  von 
denen  die  erste  nichts  mehr  regiert  und  die  zweite  von  nichts 
mehr  regiert  wird ;    2)   im  Besondern  der  Umstand ,  dass ,  ob- 

gleich    die  Auffassung  der  zweiten  Hälfte  von  \3\  als  eines  Qi 

äusserlich  so  nahe  liegt,  doch  kein  Orig'inalgrammatiker  auf 
diesen  Erklärungsversuch  verfallen  ist,  —  wohl    im  Gefühle 

seiner  innern  Unmöglichkeit;   3)   die  dem  3\  mit  Unrecht  bei- 

gelegte  Bedeutung  von  QL    Hätte  de  Sacy  mit  jener  Zerlegung 

von  \o\  Recht,   so  wäre  die  eigentliche  Bedeutung  des  Wortes 

nicht  die  nachweisbar  ursprüngliche  conditionelle  und  hypo- 
thetische: wenn  es  so  ist,  wenn  es  so  wäre,  sondern  die 
daraus  abgeleitete  conclusive :  da  es  so  ist.  —  Liegt  aber  auch 

in  \3\,  wo  es  den  Conjunctiv  regiert,  ebenso  wenig  wie  da,  wo- 

s  öS 

es  den  Indicativ  nach  sich  hat,  das  Wort  ^  selbst,  so  doch  un- 
streitig seine  Bedeutung:  die  Bezeichnung  eines  zu  erwartenden 
Erfolgs;  wobei  ich  nicht  bestreite,  dass  in  der  lebenden  Sprache 

der  Schein  eines  Qi  in  dem  Endlaute  von  idan  dazu  mitgewirkt 
haben  kann.  Jedenfalls  aber  war  diese  Bectionskraft  bei  den  sie 
anerkennenden  Arabern  durch  die  für  ihre  Wirksamkeit  geltenden 
Bedingungen  auf  einen  engen  Kreis  beschränkt,  und  selbst  inner- 
halb desselben  wurde  ihre  Anwendung  durch  die  von  den  Gram- 
matikern aufgezählten  Nebenumstände  theils  ganz  aufgehoben, 
theils  in  das  Belieben  des  Sprechenden  gestellt,  —  letzteres  be- 
sonders in  dem  von  de  Sacy  nicht  erwähnten  Falle,  dass  vor  !3! 


106     

ein  \  oder  *_i  eintrat;  s.  Muf.  S.  lol  u.  tot*,  Alfijah  V.Ia!  mit  Com- 
mentar,  När  al-kirä  S.  f.1  Z.  4  v.  u.  flg. ,  Baicläwi  zu  Sur.  4  V.  56 
und  Sur.  17  V.  78.  Aus  den  drei  letzten  angeführten  Stellen 
ergiebt  sich  indessen,  dass  auch  in  dein  erwähnten  Falle  die 
im  Allgemeinen  freigestellte  Wahl  zwischen  Conjunctiv  und  In- 
dicativ  doch  noch ,  wenigstens  nach  den  Grammatikern ,  von 
einem  logisch-syntaktischen  Gedankenverhältnisse  bedingt  war. 

Betrachtet  man  nämlich  den  durch  löl  eingeleiteten  Imperfect- 

Verbalsatz  ungeachtet  der  vortretenden  Conjunctionen  .,  und  ij 
als    einen  selbstständigen,  nicht  an  den  vorhergehenden  und 

an  nichts  in  dem  vorhergehenden  angelehnten,  so  übt  löl  seine 

Conjunctiv-Rectionskraft  aus;  im  Gegenfalle  ist  es  einfache 
rectionslose  Partikel,- und  es  folgt  der  Indicativ,  wie  nach  der 
gewöhnlichen  Lesart  Sur.  17  V.  78  und  allgemein  Sur.  33  V.  16, 

3,0--  -3S-3-  -  -„w-O, 

indem  dort  q^SoL  ^ ,  hier  ^j.*ä+j  "bS  als  durch  ^  dem  ^U^äXa^j 

und  *jC*i*j  ,-J  coordinirt,  löl  aber  als  blosse  dazwischen  ein- 

geschobene  Partikel  behandelt  wird;  ebenso  nach  der  gewöhn- 
lichen Lesart  Sur.  4  V.  56,  indem   bei  derselben  Behandlung 

von  löl  der  Verbalsatz  qjj^j  ^  durch  ^  dem  ganzen  vorher- 
gehenden Nominalsatze  angereiht  wird ;  der  Nominalsatz  aber 
steht  seiner  Natur  nach  stets  im  Indicativ,  ebenso  daher  auch 

ein  durch  .,  oder  o  an  ihn  angereihter  aussagender  Verbalsatz. 
Auch  in  diesem  Falle  behandelten  die  meisten  Araber  das  löl 
nach  När  al-kirä  S.  IM.  Z.  6  u.7,  gemäss  der  letzten  Betrachtungs- 
weise,   als   blosse  Partikel:   iw^  £  vö*il£  \jJ^>-  q3vj  jJ  qI  Ui^ 

j.xi.ill  »denn  wenn  es  auch  kein  für  den  Sinn  ganz  entbehr- 
liches Wort  ist,  so  hat  es  doch  wenigstens  das  Ansehen  eines 
solchen. « 

II,  32,  4.    Zur  Erklärung  von  Stp-j  v!>>  oy>  s.  Muf. 
S.  tölZ.13  u.  14. 


H)7 - 

II.  33,  2.  »$«    auch,   wie  I,  185,  20,  »de  quelque  fa?on 
que«,  und  ausserdem  de  quelque  lieu  que  (undecunque'  ;  s.  Lane 

unter  jj  S.  119  u.  120. 

II,  33,  3.    Statt  UUS  geben  schon  die  »Fautes  ä  corriger« 

U-oi ,  aber  als  Bedeutung  davon  und  von  0U ,   insofern  beide 

Wörter  Conjunctionen  mit  Conditionalrection  sind,  ist  statt 
»lorsque«,  wie  I.  524,  2  »en  quelque  tems  quea  zu  schreiben; 
s.  Muf.  S.Ia  Z.  6-8,  Ibn  Jacis  S.  öö.  Z.  18-21,  Alfijah  S.  P.. 
Z.  14,  När  al-kirä  S.  ni  Z.  17  —  19,  und  Lane  am  Ende  von  35 
S.  39  Sp.  3. 

II,  33,  4.  üL$  muss  sich,  um  die  Bedeutung  von  »c/e 
quelque  maniere  que«  und  die  hier  behandelte  Bection  anzu- 
nehmen,    nach   den    meisten    Autoritäten    mit   dem    verallge- 

meinernden  Lo  zu  UsuS  verbinden,  und  auch  diesem  gestehen 
nur  die  Kufier  die  Conditionalrection  zu.    Al-Kafräwi,  Comm. 

zur  Agrümijah  S.  vi  Z.23  — 25:  »Uil/  regiert  den  Jussiv  (der 
beiden  Verba  im  Vorder- und  Nachsätze)  bei  den  Kufiern;  die 
Basrier  lassen  dies  nicht  zu.  Trotz  eifrigem  Forschen  hat  man 
im  Aechtarabischen  (v_jj*M  f^)  keine  Beweisstelle  dafür  ge- 
funden und  nur  nach  Analogie  ein  Paradigma  dafür  aufgestellt, 

wie  0wJb^  o""^  &*?  (Quomodocunque  sedebis,  sedebo).«  Das 
einfache  ^ü.^  hingegen  verlangt  den  Indica tiv  zwei  gleich- 
falls  i  den  tischer  Verba  in  derselben  Bedeutung  :  £^j  *-^^ 
*jj&\,  Quemadmodum  facies,  faciam.  »Nach  allgemeiner  Ueber- 
einstimmung«,  fügt M.al-M.  unter  olJ  hinzu,  »ist  es  nicht  zu- 
lässig, zu  sagen  ^J>3\  jJbp  ü^i  (Quemadmodum  sedebis,  abibo  , 
auch  nicht  0ljl:>t  Jj^f  S^  mit  dem  Jussiv  (der  beiden  Verba  . 

Nach  Einigen  (J..Ö)  ist  dies 'letztere)  schlechthin  zulässig1  ,  nach 

'  - " » 

Andern  aber  nur  in  der  Verbindung  von  Juf  mit  La . « 


1)  Diesem  j**s  ist  de  Sacy  auch  I,  185,  20  gefolgt,  zu  welcher  Stelle 
die  hier  gemachte  Bemerkung  nachzutragen  ist. 


108 


0>£05  O     ?  0    3 


II,  33,  Anna.  Z.  5.    »^a^Vj«  sehr.  *&a^\j. 

II,  34,  12.    j-UjI  undjiej   sind  nicht  gleichbedeutend.    In 

Beziehung  auf  die  Aufhebung  des  conversiven  Einflusses  eines 
conditionellen  Vordersatzes  auf  den  Modus  des  Nachsatzes    ist 

*LsUi  diese  Aufhebung  selbst,  jxj  aber  der  dadurch  dieses  Ein- 
flusses beraubte  Vordersatz  ,  zunächst  dessen  Verbum.  Der  In- 
finitiv  4.*i  hat  dann  die  concrete  Bedeutung  des  substantivisch 

gebrauchten  Passivparticips  jJU1).  So  heisst  bei  Ibn  Jais 
S.  Cva  Z.  19  die  rectionslose  Partikel  *$\  in  Ausnahmesätzen  wie 

JuJ  SM  *L>  U    (s.   Ztschr.  d.  D.  M.  G.    Bd.  XXX  S.  505  Z.  29) 

"  o  ^ 

ebenfalls  _yU. 

II,  34,  18  —  20.  Observations  sur  la  traduetion  de  quelques 
vers  arabes,  par  le  Scheikh  Mouhammed  Tantawy,  in  den  Pe- 
tersburger Melanges  asiatiques  v.  J.  1851 ,  S.  483  :  »Dans  le  vers: 

le  mot  Jyii>  doit  etre  pris  dans  le  sens  tVindigent  et  non  dans 
celui  d'ami.  Le  mot  .._=>  traduit  par  »mes  femmesa  doit  etre  lu 
*-s>  et  pris  dans  le  sens  de  refus:  le  vers  est  tire  d'un  poeme 
de  ZohaTr^^:2),   ä  la  louange  de  Harun,  fils  de  Sinäne,   dont 


1)  Freytag's  Wörterbuch,  IV,  S.  114,  legt  diesem j.ii  durch  Missver- 
ständniss  der  Worte  de  Sacy's  die  gerade  entgegengesetzte  Bedeutung  bei: 
»Phrasis  consequens,  in  cujus  verbum  conditio  antecedens  vim  non  exer- 
cuit.  De  Sacy  Gramm.  Arab.  T.  II.  p.  54.«  Das  folgende  Citat:  »Hamas, 
p.  199«  bezieht  sich  auf  einen  andern  Gebrauch  desselben  Wortes,  von  dem 
de  Sacy  II ,  609  spricht  und  den  auch  Freytag  in  seiner  Uebersetzung  der 
Hamasah,  I,  355  u.  356,  richtig  erklärt. 

-2    S.  Ahlwardt's  Six  ancient  arabic  poets  S.  1a  Z.  1.    Dort  ist,  wie  in 

Dieterici's  Alfijah  S.  t^.f  Z.3,  *p*  geschrieben;  s.  dagegen  Baidäwi,  I,oo.,  3, 
II,  t^f,  23,  und  Jäküt ,  II,  Pf  1 ,  3.  Im  zweiten  Verse  desselben  Gedichtes 
wird  gleichfalls  mit  Tantawy,  ebendas.  S.  483  Z.  6  v.  u. ,  zu  schreiben  sein 

jwwJS&i  iAxj   statt  Ahlwardt's   (j*wö^f  ^jAäj  . 


109     

tous  les  vers  ont  un  dhamma  sur  la  derniere  syllabe.  Le  vrai 
sens  est  donc:  »si  un  indigent  vient  le  trouyer  en  un  jour  de 
fainine,   il  dira:   nies  troupeaux  ne  sont  pas  absens,  et  je  ne  te 

refuserai  pas  (un  secours).«  Oder.  *.;>  als  AdjeGtiv  —  e  «.ä*x:  : 
»und  sie  (die  Herden'  werden  (dir)  nicht  verweigert«;   s.  Laue 

r.     _ 

unter  »jz-  S.  555  Sp.  I. 

II ,  35.  23.  » LäpJ«  —  LÜ'b  sehr.  iSiJ  _  UJä ,  Sur.  72  V.  1 3 : 
über  die  Bedeutung  der  beiden  Wörter  s.  Baidawi  zu  d.  St. 

II,  35.  26.   »«äJü«  sehr.  «iJu.    Nicht  bloss  »communemento 
(S.36,  Anm.  Z.3  v.u.),  sondern  durchaus  und  nothwendig  wird 

Sur.  13  V.  4  8  so  gelesen:  denn  Lq  ist  hier  nicht  das  indetermi- 
nirte  conditionelle  wenn  irgend  etwas,  sondern  das  de- 
terminirle  generische  das  was,  d.h.  alles  dasjenige  was, 

mit  folgendem  Indicativ,  und  ^J  vor  v£*£*j  dient  daher  nicht  zur 
Aufhebung  des  conversiven  Einflusses  eines  conditionellen  Jussivs 
im  Vordersätze  auf  das  Imperfectum  im  Nachsatze,  sondern  leitet 
das  Prädicat  eines  Subjectes  ein,  welches  durch  das  vortretende 

Ui  zu  seinem  Prädicate  in  das  Verhältniss  eines  conditionellen 
Vordersalzes  zu  seinem  Nachsatze  gekommen  ist  (s.  I,  552  u.553. 
§  1 203,  und  559,  7—1 0  ,  ebenso  wie  in  dem  vorhergehenden  Satze 

sLa>  w*.PA*s  lXjjj!  Ul  das  o,  dem  U!  entsprechend,  das  Prädicat 

eines  gleichfalls  delerminirten  Subjectes  einleitet.  Das  zweite 
Beispiel  und  die  hierauf  bezüglichen  vier  letzten  Zeilen  der  An- 
merkung sind  demnach  zu  streichen.  Man  vergleiche  hiermit 
die  in  diesen  Berichten  v.  J.  1864  S.  300  zu  I,  189,  16  flg.  be- 
zeichneten ähnlichen  Fälle  von  Verwechslung  des  determinirten 

mit  dem  conditionellen  U  und  ..yo.  —  Richtig  ist  die  vorher- 
gehende Bemerkung,  dass  der  Koran  bisweilen  an  die  Stelle 
des  einem  conditionellen  Vordersatze  logisch  unmittelbar  ent- 
sprechenden Nachsatzes  einen  allgemeinen  Satz  treten  lässt,  aus 
dessen  Anwendung  auf  den  vorliegenden  besondern  Fall  jener 
Nachsatz  als  Grund  oder  Folge  sich  von  selbst  ergiebt.  Will  man 
nun  derartiges  Setzen  eines  Allgemeinen  an  die  Stelle  des  daraus 


110     

zu  erschliessenden  oder  abzuleitenden  Besondern  überhaupt 
»Ellipse«  nennen,  so  ist  eine  solche  wenigstens  in  die  beiden 
hier  behandelten  Koranstellen  nicht  hineinzutragen. 

II,   37,   §  71.     Ueber  den  dichterischen  Jussiv   nach    \3\ 

s.  diese  Berichte  v.J.  1864  S.  291  u.  292  zu  I,  171,  §  384,  Ibn 
Jacis  S.  M  Z.  7  u.  8,  När  al-kirä  S.  Hl  drittl.  Z.  flg.  Statt  des 
gewöhnlichen,  von  Kafräwi  zur  Agrumijah  S.  vf  Z.  15  flg.  analy- 

sirten  Beispiels:  A**jäs  iOoLa:>  t&^'J  iö!»,   (Ztscbr.  d.  D.  M.  G. 

Bd.  XXX  S.  512  Z.  13  flg.)  hat  die  Beiruter  Ausgabe  der 
A»rümijah  v.J.  1857  folgenden  Vers  mit  Jussiv  im  Vorder- 
und  im  Nachsatze : 


-s      >       c   ,   o    ..      o 


» (Er  ist)  gleich  einem  stehenden  Wasser,  das  man  für  unrein 
halten  könnte ;  schöpft  man  es  aber,  so  bekommt  man  krystall- 
reinen  Quell  zu  trinken,« 

II,  39,  Anm,  1,  Z.  1.  Die  Ziffern  sind  umzustellen:  sur  le 
verset  36  de  la  surate  14.  —  Z.  3  flg.  Dieses  vermeintliche 
Beispiel  eines  Jussivs  der  dritten  Person  ohne  j  niit  imperativer 

Bedeutung  ist  ungültig.  Freilich  übersetzt  Manger,  wie  das  La- 
teinische es  verlangt,  »sciaH,  aber  Hariri  in  der  von  de  Sacy 
selbst  in  seiner  Chrestomathie,  III,  525  flg.  angeführten  Stelle 
aus  Durrat  al-gauwäs  sagt  deutlich,  dass  das  spätere  Arabisch  der 
Begierungs-  und  Amtsschreiben  in  Befehlen  an  dritte  Personen 
das  einfache  Indicativ-Imperfeclum  an  die  Stelle  des  Jussivs  mit  j 

setzt,  und  auch  das  Citat  aus  Asmüni's  Commentar  zur  Alfijah 
S.  527  flg.  spricht  entschieden  gegen  die  angebliche  Uebertragung 
einer  seltenen,  nur  vom  Versmasse  erzwungenen  Unregelmässig- 
keit in  die  Prosa  des  Geschäftsstils.  Will  man  also  nicht  mitten 
im    regelrecht  vocalisirten    und   abgewandelten    Arabisch    Ibn 

Arabsäh's  plötzlich  das  einzelne  Imperfectum  Jl«j  zum  Gemein- 
arabischen herabsinken  lassen,  wo  Indicativ,  Conjunctiv  und 

Jussiv  in  ein  unterschiedsloses  fjlxj  zusammenfliessen  ,   so  wird 


—    1 1 1    

man  *.JL»j  schreiben  müssen.  Dasselbe  gilt  von  dem  tX+Xxj  m 
Thorbecke's  Ausgabe  der  Durrah  S.  JI1  Z.  4  1). 

II,  40,  6  u.  5  v.  u.  »cependant  vous  recevrez  assurdment  de 

»j«  part  wie  direction«,   als  Uebersetzung  von  ^a  aJCUjLi  Loli 

jjA^  Sur.  2  V.  36,  ist  unmöglich,   da  Ui  niemals  »cependant« 

bedeutet,  sondern  ebenso  wie  in  der  Parallelstelle  S.  41  Z.  11 
aus  Sur.  7  V.  33  einen  conditionellen  Vordersatz  einleitet,  zu  dem 
an  beiden  Stellen  der  entsprechende  Nachsatz  fehlt.  Vollständig 
gegeben  und  richtig  übersetzt  ist  die  Parallelstelle  I,  573,  §  12 41, 

wogegen  das  nämliche  Lol  in  dem  dort  vorhergehenden  Paragraph 

ebenfalls,  wenn  auch  nicht  so  stark,  verkannt  ist;  s.  darüber 
und  über  die  wirkliche  Bedeutung  seiner  Verbindung  mit  dem 
Modus  energicus  des  Imperfectums  die  Anmerkung  zu  I,  573, 10 
in  diesen  Berichten  v.  J.  1878  S.  137,  wozu  hier  noch  nach- 


c  tz  ,,o. 


getragen  werden  mag,  dass  » gieS-l-v  L«l ,  abgeschwächt  zu  r>soit 

que  tu  les  rencontres  dans  Indisposition  de  te  faire  la  guerre«~y 
bedeutet :  wenn  du  sie  irgend  im  Kriege  in  deine  Gewalt  be- 
kommst; s.  Baidäwi  zu  Sur.  8  V.  59  und  vgl.  den  Vers  Alfijah 

S.  IM  Z.  6,  wo  ^ÄÜij  in  derselben  Beziehung  und  Bedeutung 
steht.  Demgemäss  ist  auch  im  Nachsatze  nicht  von  einer  auf  sie 
erst  zu  machenden  »attaque«.  die  Bede,  sondern  von  Tödtung, 
Verstümmelung  und  sonstiger  Misshandlung  der  bereits  Ueber- 
wundenen,  wodurch  andre  hinter  ihnen  stehende  Ungläubige 
von  Bekämpfung  des  Propheten  abgeschreckt  werden  sollen. 


O    ?  £*»      0£  «•  O   )m«       O^^, 


II,  41,  1.  Z.  P&&&}}  sehr,  p&j&i,  Sur.  15  V.  39. 


oi  o 

1)    Auf  derselben  Seite  Z.  9  u.  10   ist  Thorbecke's   +&^\   j~>^'  ^ 

u     -  O    ..  5  Ol  ) 

QtjJi  iUlsij  in  de  Sacy's  qjj-M  '&«$)$  *&iii  ^£3j  *-Ji  zu  verwandeln, 
bei  diesem  selbst  aber,  Chrestom.  III,  S.  528  Z.  10  statt  des  sprachlich 

unmöglichen  qÄaj  mit  Lane  unter  q31  S.  42  Sp.  1  qiAaj  ,  statt  qiAaj 

■>    ti 
aber  S.  528  Z.  U  und  S.  529  Z.  2  q'-^J  zu  schreiben. 


112     

II ,  42,  16  u.  17    »exceple  cependant  dans  le  mot  Uj, «  ist 

jedenfalls  ein  Missverständniss.  Erstens  ist  das  La  in  Uj,  weder 
»expletif«,  noch  »servant  ä  generaliser  un  nom  ou  une  parti- 
cule«,  sondern  vor  einem  Verbalsatze,  wie  hier,  —  s.  diese  Be- 

richte  v.  J.  1876  zu  I,  500,  §  1106,  —  ist  es  iü.JuaJi  La;  zweitens 

■.S5  )d   . 

gehört  Uj.  als  JJIäj  ^ij^>  nach  När  al-kirä  S.  !*f1  Z.  5  gerade 
zu   denjenigen  Partikeln,   nach  welchen    der  Modus  energicus 

ausnahmsweise  eintritt,  wie  Muf.  S.  Ioö  Z.  19:  ti)Jo  ,-Jj.äj  Uj> 
»bisweilen  wohl  (oder:  vielleicht)  wirst  du  das  sagen«.  När 
al-kira  giebt  in  dem  Abschnitte  über  den  Modus  energicus  des 
Imperfectums ,  S.  ("fl —  t^fl,  Beispiele  von  den  seltenern  und 
seltensten  Gebrauchsweisen  desselben  bei  Dichtern. 

II,  43,  §  86.  Ueber  die  dichterische  weitere  Verkürzung 
dieses  an  und  ä  zu  a  s.  Muf.  S.  IöI  Z.  2 —  5,  När  al-kirä  S.  i*fv 
Z.  10^20. 

II,  45,   §91.    Zur  richtigen  Beurlheilung  der  Verbindung 

der  angeblichen  »preposition  d  commev.  mit  den  selbstständigen 
persönlichen  Fürwörtern  s.  diese  Berichte  v.J.  1876  S.54— 56 
zu  I,  472,  §  1041  u.1042. 

II,  45,   §  92.    Näheres  und  Ausführlicheres  über  die  zwei- 

fache  Behandlung  und  Construction  von  cXÄ/s  und  l\xi  s.  in  diesen 
Berichten  von  demselben  Jahre  S.  79  — 82  zu  I,  488  u.  489, 
§  1078—1080.  Zu  der  dort  angeführten  Besprechung  desselben 
Gegenstandes  in  Zeitschrift  der  D.  M.  G.  Bd.  XXX  vom  J.  1876, 
S.  508  —  510,  liefere  ich  hier  aus  einem  Briefe  des  Herrn  Prof. 
Nöldeke  vom  24.  Oct.  1877  eine  kritische  Bemerkung  nach,  wozu 
ich  mich  um  so  mehr  verpflichtet  fühle,  da  mein  verehrter  Freund, 
wenn  auch  nur  in  scherzhafter  Uebertreibung,  fürchtet,  die  be- 
treffende Stelle  werde  vermöge  meiner  Autorität  —  wie  er  zu 
sagen  beliebt  —  einiges  Unheil  stiften.   Es  handelt  sich  um  das 

S.  509  vorl.  Z.  dem  iAä^  —  .0  ^  gleichgestellte  aram.  1*1  ]13  . 

»Dieses  ^iT«,  sagt  Nöldeke,  »ist  nicht  etwa  =  "It,  ^ö ;  dies  ist. 
soviel  ich  weiss,   dem  Aramäischen  ganz  unbekannt;   sondern 


113     

11  ist  im  Jerusalem.  Talmud  welcher  überhaupt  mehr  nach  der 
Aussprache  und  mit  geringerer  Rücksicht  auf  die  Etymologie 
schreibt  als  andere  jüdische  Schriftstücke)  =  in~ .     1*1  ]"Q  ist 

'.0    3  ,    3        '    O    3 

also  nicht  =  A-vo,  sondern  gewissermassen^PiA^,  syr.  ooi?  _^o. 

So  bat  man  das  "H  auch  immer  erklärt.  Bei  Levy  finde  ich  nun 
allerdings  ein  demonstratives  1"  1" — M  »dieser  —  jener«). 
Ich  habe  die  betreffende  Stelle  im  Jerusalem.  Talmud  nach- 
geschlagen, und  zweifle  nicht,  dass  einfach  "p — ""  herzustellen 
ist.  Ebendaselbst  steht  auch  in  der  nämlichen  Stelle  zweimal 
"HTO  für  i^Ta  .  Sie  sehen,  dass  man  sich  in  diesen  Büchern  auf 
einzelne  Buchstaben  nie  verlassen  darf,  ob  mehr  durch  Schuld 
der  Abschreiber,  oder  der  Herausgeber,  weiss  ich  nicht.«  Wie 
ich  selbst  in  den  Nachträgen  zu  Levy,  II,  S.  448  Sp.  2,  gegen 
den  Herrn  Yf.  1"3  als  aus  W13  entstanden  dargestellt  habe, 
so  erkenne  ich  auch  die  Richtigkeit  von  Nöldeke's  Bemerkung 
in  Beziehung  auf  das  Tl  in  T\  ytl  vollkommen  an.  wobei  ich 
indessen  die  Auseinandersetzung  mit  den  Talmudisten  in  Betreff 
der  angefochtenen  Lesart   ihm  selbst  überlassen  nmss. 

II,  48,  §  99.    Unter  den  hier  aufgezählten  verschiedenen 
Arten  des  begrifflichen  Verhältnisses  der  beiden  Theile  der  Ge- 

-    O    ,  O  -  3 

netivanziehuns;  zu  einander  fehlt  ,  couJS  ii  .^xl\  XsLtoL  die  An- 

nexiou  des  Concretums  an  das  Abstraclum,  d.h.  die  Verbindung 
einer  Person  oder  eines  Dinges  mit  dem  Genetiv  einer  Qualitäts- 
bestimmung, einer  innern  Beschaffenheit  oder  Eigenschaft,  wie 


U      -  3        3 


r^=>  J^>j ,  s^.w  Jj>j  ,  <Sj$~\  *j'L&"  t  i**3"^  oL>  .   Ausgeschlossen 

von  dieser  Verbindung  ist  dagegen  das  Verhältniss  von  Personen 
und  Dingen  zu  den  äussern  Eigenschaften  des  Masses,  der 
Zahl,  des  Gewichtes  und  der  Farbe,  desgleichen  das  Verhältniss 
einer  Gattung  zu  ihren  Arten  und  Einzeldingen  und  das  eines 
Gauzen  zu  seinen  Theilen.  Da  nach  arabischer  Anschauung  ein 
Ding  sein  Mass,  seine  Zahl,  sein  Gewicht  und  seine  Farbe, 
eine  Gattung  ihre  Arten  und  Einzeldinge,  ein  Ganzes  seine 
Theile  selbst  ist,  ein  Ding  aber  ebenso  wenig  mit  sich  selbst 
wie  mit  dem  ihm  beigeordneten  Adjectivum  in  Genetivver- 
bindung treten  kann  'Muf.  S.  f.  flg.),  so  sagt  man  auch   nicht 

-  -  0-3  „  s=  O  *       ..  I.     )0    /  #0  ..  -o£     3         3  OS  3 

^-wLs  &**.»■•>■  *j?.y>- 1  L*jj  ^rv^1'  j%£>  ■  ^3;  ^j**j^  ^y=-  >  rii?-^  u*H) » 

1880.  8 


114     

c  ».j  üjLxi  (j^> ,  LXxj  .yXA*^i»  bAjyciis ,  sondern  ^^Ls  Ä^*^.i>äji>. 

U^j  oj^'  rf-^  u-  s-f-  mit  Beiordnung  des  zweiten  Theiles  zum 
ersten  durch  alle  drei  Casus  hindurch ,  wie  dies  in  der  Abhand- 
lung über  einige  Arten  der  Nominalapposition  (s.  diese  Berichte 
v.  J.  1862  S.  10  flg.)  begründet  und  weiter  entwickelt  ist. 

II,  49,  13—17.  Die  Worte  »un  nom  qui  signifie  sorte.  qua- 
lite,  avec  une  idee  d'interrogation  ou  de  doute«  sind  wenigstens 
im  Ausdruck  verfehlt.   Zu  Grunde  liegt  der  Gedanke,  dass  das 

GS 

concrete  Substantivum  ,J|I ,  quel,  lequel,  (quis),  welcher, 
als  Frag  wort  persönliche  und  sächliche  Individuen  schlecht- 
hin als  Theile  der  Gesammtheit  oder  der  Gattung,  welcher  sie 
angehören,  in  der  II,  366  u.  367,  §  633  u.  634  beschriebenen 
Verbindung  aber  als  Aus  rufung  s  wort,  wie  quel  (qualis), 
welch  ein,  was  für  ein,  von  Seiten  ihrer  Eigenart  oder 
Eigenschaft  bezeichnet.  Niemals  aber  bedeutet  es  selbst  »sorte« 
oder  -»qualiten. 

II,  49,  9  v.  u.   »ijts»-«  correct  sL>. 

II,  50,  §  103.  Die  richtige  Erklärung  dieser  uneigentlichen 
Genetivanziehung,  welche  man  wegen  ihrer  Geschmeidigkeit 
und  der  durch  sie  bewirkten  engern  Wortverbindung  gern  an 
die  Stelle  eines  theils  specificirenden,  theils  als  Object  von 
einem  Activparticip  regierten  Accusativs  setzt,  giebt  de  Sacy 
S.  137 u.  138,  §244.  Die  hier  versuchte  Darstellung  des  begriff- 

liehen  Inhaltes  dieser  Wortfügungen  durch  i_jL*oii  »s—m^ö  u.s.w. 

ist  schon  deswegen  nicht  zulässig,  weil  dadurch  die  eigentliche, 
also  determinirende  Genetivanziehung:  der  Schnell- 
rechnende,   —  unter  Beibehaltung   jener  Ausdrucksweise: 

k_jl*oii  «JjaJI  mit  doppeltem  Artikel  —  mit  der  nicht  deter- 

minir  enden:  ein  Schnell  rechnender  oder  schnei  1- 
rechnend,  als  gleichbedeutend  gesetzt  wird.  Das  »►3  Ksbtö 
o^*Ji  aber,    als  Auflösung  von  Oj.*Jt  Käj!3,    ist    eine  müssige 


Weiterung  des  ursprünglichen  oj*J5  Käj!3  ,  wie  &**£}!  iib  als 

-SO-  .-  ~  G  ^  ÜfC        «= 

Adjectivum  von  Li>X£>  für  xoixJi  LiiLj  steht.   Nach  Analogie  des 


115     

Vorhergehenden  möchte  man  glauben,  de  Sacy  habe  schreiben 

wollen  öj*J1  /  Sy3  olc3 .  was  freilich  an  demselben  Fehler  leiden 

würde  wie  die  übrigen  Auflösungen. 

II,  50,  3  v.u.   »xlaj,  xäi«  sehr.  iLaj,  üäi ,  und  so  auch  in 
diesen  Berichten  v.J.  1862,.  S.26,  Z.7  v.u.,  als  Eigennamen  mit 

Femininform,  wogegen  :J^als  Eigenname  mit  Masculinform  voll 
abgewandelt  wird;  s.  Muf.  S.  ö  Z.  7  und  S.1  Z.  2.  —  50,  vorl.Z. 

und  52.  15  »iLL>«  sehr.  ilü. 

II,  51,  3.  ,),j~+^J  lX^c«  jedenfalls  wie  I,  339,  12  ohne  Ar- 

tikel  ^w^ui  lXac  zu  schreiben ;  denn  nur  so  ist  dieser  heidnische 

IVame  überliefert,  mit  innerer  Determination  von,j*^.^  als  Eigen- 
name der  göttlich  verehrten  Sonne.  —  nach  den  Meisten  als 


,  & 


weiblicher  Gottheit,  daher  u«*«**«  's.  d.  türk.  Kämüs  und 
M.al-M.  unter  0**^Ji\  nach  Ibn  al-Kalbi  aber  als  männlicher 
Gottheit  's.  Lane' ,  daher  (j~«~£,  wie  de  Sacy  a.  a.  0.    Zur  Beant- 

wortimg  dieser  Frage  vom  geschichtlich-archäologischen  Stand- 
punkte aus  s.  Zeitschrift  der  D.  M  G.  Bd.  VII  S.  468  u.  469, 
Bd.  X  S.  60,  Bd.  XIX  S.  262  u.  263,  und  diese  Berichte  v.  J.  1 866 
S.  290 — 292.  Oslanders  Beweisführung  und  schliessliche  Ent- 
scheidung in  Bd.  XIX  der  Zeitschrift  für  eine  südsemitische 
Sonnengöttin  sind  ebenso  unanfechtbar,  wie  die  Zeugnisse 
für  einen  nordsemitischen  fnabatäisch-sabischen)  Sonnen- 
gott; s.  Chwolson's  Ssabier,  II,  S.  36  Z.  1  u.  S.  391  Z.  3  flg., 
wo  das  durchgängige  grammatische  Feminingeschlecht  des  ara- 

bischen  Wortes  y~*.ä  mit  dem  persönlichen  Masculingeschlechte 

der  beschriebenen  Sonnengottheit  eine  sonderbare  contradictio 

in  adjeeto  bildet.    Ebenso  nennt  das  von  Ibn  Wahsijah  aus  dem 

Nabatäischen  übersetzte  Xativitätsbuch  vonTenkelüsä.  Cod.Levd. 

89 1  Fol.  62  v.  vorl.  Z..  nur  u~4-£Jt  s^i .  den  Sonnengott. 

S     ,,  So, 

II.  51,  6.  n^z^yu  sehr,  ^^y«;   s.  diese  Berichte  v.J.  1866, 

S.  297  u.  298   zu  I.  268.   Z.  4—2  v  u. 

8* 


116 

ü  .  *  0  , 

II,  51,  Anm.  (1)  Z.  4.  »&,>»-+&'«  ist  auch  Anthol.  gramm. 
S.  41  Z.  16  statt  des  vielleicht  aus  dem  Calcuttaer  Kämus  stam- 
menden  *j*.*£:  zu  schreiben.  Der  Kämus  parallelisirt  an  der  he- 

treffenden  Stelle  ^;*c  ausdrücklich  mit  *>+y.^;    s.  diese  Be- 

richte  v.J.  1866,   S.  300.  —  »^.y*«  sehr.  ^^. 

II,  51,  Anm.  (1)  Z.  4  v.u.  flg.  Nach  der  in  Anthol.  gramm. 
S.  153  Z.  23  flg.  angeführten  Stelle  des  Sihäh,  aufweiche  deSacy 
hier  verweist  (auch  im  M.  al-M.  S.  Fiil  unter  \j5  ,  nur  mit  dem 
Druckfehler    »ö   statt  LJ>  im  Dual)    gilt   als  Regel  Folgendes: 

O  ^  - 

.\j^*.^,  durch  Antonomasie  indeterminirt  für  ein  Sibawaihi, 
d.  h.  ein  Mann   wie  Sibawaihi,  nimmt  als  Gattungswort  die 

o  *  .. 

Nunation  an  und  wird  voll  abgewandelt:  Nom.  u.  Gen.  xj*.a^^ 

s=      O  -  ^ 

Acc.  u^aajw  (s.  diese  Berichte  v.  J.  1874,  S.  107  zu  I,  410  u.  411, 

§  917).  In  seiner  eigentlichen  Bedeutung  aber,  als  Eigenname,, 
im  Singular  an  und  für  sich  determinirt,  bleibt  es  entweder  in 
seiner  ursprünglichen  Form  völlig  unabwandelbar,  oder  es  wird 

unvollkommen  abgewandelt:  Nom  ts+y.^,  Gen.  u.  Acc.  ju^..»^*. 
Im  ersten  Falle  werden  Dual  und  Plural  durch  Zusammensetzung 
gebildet:    ^**  Uö  die  zwei  Sibawaihi,  x^a-w  ^  die 

drei  Sibawaihi  u.s.w.,  eig.  die  zwei,  drei  Inhaber  des  Na- 
mens Sibawaihi.  Diese  schwerfällige  Umschreibung  fällt  aber 
als  unnöthig  hinweg,  wenn  das  Wort  Prädicat  eines  schon  selbst 

im  Dual  oder  Plural  stehenden  Subjectes  ist:   xy.u«  \+&iS  sie 

sind  (heissen)  beide  Sibawaihi,  t^^y.*^  *.£&  sie  sind 

(heissen)  alle  Sibawaihi.  Im  zweiten  hingegen  sagt  man, 
wie  von  allen  andern  vollkommen  oder  unvollkommen  abwandel- 

. o , -  -  -  5  0  _  , 

baren  Eigennamen,  mit  dem  Artikel  ^l^^Ji  und  ^xj^aJI  . 
II,  52,  6  v.u.   ftcelui  gut  paroit«,  Uebersetzung  von  .£>LJxH 


117      

i 

in  dem  fürstlichen  Ehrentitel  aJCi  ^ji->  v'ix:*^  J-'Jäl\ ,  verfehlt  die 
Bedeutung  von  ^Lc,  >-J.£,  £i.  welche  _^j>  in  solcherYerbindung 
hat:   vgl.  Sur.  9  V.  8  u.  48,   Sur.  40  Y.  30,   Sur.  61  V.  14. 

Cr    >         5 

II,  53,  §  109.    Das  von  den  Basriern  geforderte  -.S  Ax*^. 


;-     >  o- 


Kai"  0«^'s,  üI^j  >Ajj  ,  als  Stellvertreter  des  ursprünglichen  • \i «Xt**«, 

)■>      St.      )  £.    So. 

XääijM^,  übjJu:,  erklärt  und  rechtfertigt  im  Sinne  seiner  Schule 
Ibn  Jacis  S.  S*a  Z.  1  flg.1  und  S.  fr.  Z.  6  —  9.  Von  unserem 
Standpunkte  aus  ist  die  Sache  besprochen  in  diesen  Berichten 
v.  J.  1862,  S.  25—27.  —  Die  beiden  in  der  Anmerkung  unter 
2?  und  3?  ebenfalls  als  möglich  aufgeführten  Ausdrucksweisen 
sind  nichts  anderes  als  die  bekannten  zwei  Ellipsen:    I)  Setzung 

eines  Nominativs  als  Prädicat  eines  durch  *£-.  ^>  als  Subject  zu 

»■»  - 
vervollständigenden  Xominalsatzes.  v_i.iA^  \\\Z*ä  .*;>,  2)  Setzung 

eines  Accusativs  als  Object  eines  zu  ergänzenden  erklärenden 
^cl\.  —  Anm.  Z.  4  u.  3  v.  u.  »0.i>^«  und  »v_j^«  sehr.,  wie 
de  Sacy  selbst  in  seiner  Ausgabe  der  Alfijah,  Paris  1833,  S.  H  1.  Z. 
und  S.  \f  Z.  2,  ,V-i>l'  und  Jb' 

II.  54,  3  v.u.  Wenn  As  und  Ja5  Nominal-  und  Yerbal- 
rection  haben,  sind  es  eben  nicht  mehr  »adverbes« :  s.  diese  Be- 
richte v.J.  1878.  S.89  zu  1,534,  10,  und  S.  143  zu  1,579,  2  —  4. 

i  i 

II,  55,  5  u.  6.  Das  Richtige  und  Genauere  über  das  dem  *_j; 

angehängte  »   fdas  nur  aus  Versehen   im  vorigen  Stücke  dieser 

Beiträge  S.  143  Z.  1  nach  de  Sacy  .^LäJI  -**£>  genannt  wurde) 
s.  in  diesen  Berichten  v.  J.  1876,  S.  89  u.  90  zu  I,  500,  §  I  105, 
und  bei  Lane  S.  1004  Sp.  2. 

II.  55,  §§  113  u. 114.  Zur  Erklärung  dieses  Gebrauches 
von  u  vor  dem  Prädicate  negativer,  selten  affirmativer  Sätze 


1)  Z.M   ist  dort  "ic«»*  zu  schreiben  statt  s^-^  (vgl.  S.  t*,fM»  Z.  6  , 
und  Z.  14   j&äJUI  riAP  ..M   statt    XliäL't  3l\P  ,-..tf. 


118     

und  vor  dem  scheinbaren  Subjecte  von  ^^jCj  Jjj    s.  denselben 

Jahrgang  der  Berichte,   S.  47,   zu  I.  471,  8?  u.  9? 

II,  55,  §  1  15.   Dieser  Gebrauch  von  ^y>  erklärt  sich  ohne 

Ellipse  aus  seiner  ursprünglichen  Nominalnatur;  s.  Gesenius  im 
Thesaurus  und  die  Fortsetzer  seines  Handwörterbuchs  unter 
■pB,  Caspari-Wright,  II,  S.  148  Anm.  a.  u.  b.  —  M.  al-M.  S.  P..1 

Sp.  2  :  »Der  14.  Gebrauch  des  ^  ist  *j+*->\  (J^  u^u^iääj!  ,   zur 

ausdrücklichen  Erklärung  der  Allgemeinheit  (eines  indetermi- 
nirten  Substantivums ,  im  Gegensatze  zur  blossen  individuellen 

o 

Unbestimmtheit);  dies  ist  das  pleonastische  ^  in  Sätzen  wie 
Js.:>.  ^yo  J.*-L>  U  »Es  ist  nicht  irgend  ein  Mann  zu  mir  ge- 
kommen«1).    Der  15.  Gebrauch  desselben  ist  -j.*xii  iAa5^j'  ,  zur 

c 

Verstärkung  der  Allgemeinheit;  dies  ist  das  pleonastische  ^  in 

-So 

Sätzen  wie  iX^i  ^  J,s-L>  U  »Es  ist  durchaus  niemand  zu  mir 

o 

gekommen«2).  Dieser  pleonastische  Gebrauch  des  .yj  hat  drei 
Bedingungen:  1)  Das  Vorhergehen  einer  Negation,  oder  einer 
Prohibition,  oder  einer  durch  J^P  eingeleiteten  Frage3).    Al- 


1 )  Ohne  ,-ys  könnte  dies  auch  bedeuten :  ein  gewisser  Mann  ist  nicht 
zu  mir  gekommen;  mit  ^j<«  aber  bedeutet  es  ausschliesslich:  es  ist 
schlechthin  kein  Mann  zu  mir  gekommen. 

2)  Mit  Negationen  entspricht  iA^»t  schon  an  und  für  sich  unserem  all- 
gemein, ohne  Rücksicht  auf  Geschlecht  und  Zahl  verneinenden  niemand, 

ü 

franz.  personne;    ,-y*  kann  also  diese  Allgemeinheit  nur  verstärken. 

3)  S.  Baidäwi  zu  Sur.  30  V.  27,  wo  das  ,-ys  vor  sliyÄ  in  einer  von  ^ 
eingeleiteten  negativen  Frage  genannt  wird  ^ßX~-\  Ajg&MiO)  <J**3  La-  sl\j>o 


119     

Färisi  setzt  hinzu :  das  Vorhergehen  eines  Wortes  mit  Con- 
ditionalbedeutung ,  wie  in  dem  Verse : 

Jlxj'  u*LÜ!  ^c  e^""^"'  ^^>  o^      *^*^*  rr^  sy^  ^"^  rj^1-  *^^5 

»Und  wenn  der  Mensch  irgend  etwas  von  Charaktereigenschaft 
(d.h.  irgend  eine  Charaktereigenschaft;  hat,  wird  sie  erkannt, 
mag  er  sich  auch  einbilden,  sie  bleibe  Andern  verborgen«1). 

2)  Dielndetermination  des  von  .y*  im  Genetiv  regierten  Nomens. 
3;  Dass  dieses  Nomen  entweder,  wie  in  den  angeführten  Bei- 
spielen,  Verbalsubject ,  oder,  wie  in  J»>.  ^y^i}.  La  »ich  habe 
durchaus  keinen  Mann  gesehen«,  Verbalobject,  oder,  wie  in 
Aj>-.  ^-x  .lüül  j,  La  »im  Hause  ist  durchaus  kein  Mann«,  Subject 

eines  Nominalsatzes  sei. 

II,  56,  §  117.  Ueber  das  eigentliche  Wesen  und  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  dieses  pleonastischen  La  zwischen  einer 
Präposition  und  dem  von  ihr  regierten  Nomen  s.  diese  Berichte 
v.  J.  1878,  S.  96  zu  I,  539,  §  1 180.  Der  Unterschied  zwischen 
den  von  de  Sacy  hier  angeführten  Beispielen  besteht  nur  darin, 
dass  das  Substantivuni  La  mit  dem  unbestimmten  Allgemein- 
begriff Was  =  Etwas  in  dem  ersten,  zweiten  und  vierten  Bei- 
spiele ein  anderes  Substantivum  mit  bestimmter  engerer  Be- 
deutung als  erklärende  Nominalapposition,  in  der  dritten  hin- 
gegen ein  Adjectivum  als  Eigenschafts-  oder  Beschaffenheits- 
bestimmung zu  sich  nimmt.    So  im  Grunde  die  Araber  selbst: 

1 

nach  Gauhari  unter  La  ist  das  La  in  *L'i  ^a  iU^>,  Las  »ein  pleo- 
nastisches,  die  Bection  'des  vorhergehenden  Wortes)  nicht  auf- 
hebendes,  JUxif  ^  Xstf  .*£  sJüfj«,  dagegen  das  in  Ujoy 
»iL  v^--*  »ein  indeterminirtes  Nomen,  an  welches  sich  eine 
Qualitätsbestimmung    anschliessen    muss.    ^yxXl\   U^iL  5J0«, 


I     ,•»/«  ist   hier  einfach  '£**■$* ,  zur  Erklärung  des  ganz  allgemeinen 
unbestimmten  La . 


120     

ebenso  wie  in  ^A'i  Uc  »über  ein  geringes  Etwas«  (wie  Luther: 

»über  ein  Kleines«)  d.  h.  in  kurzer  Zeit,  von  jetzt  an  gerechnet. 
Dem  ersten  U  entspricht  itt  in  TöS  u.  s.w. ,  wie  schon  Simonis 
gesehen  hat  (Gesenius'  Lehrgeb.  S.  629  Anm.  2),  nur  darf  man 
dieses  L*  nicht  ein  »Fragwort«  nennen,  wie  noch  in  der  8.  Aufl. 
des  Handwörterbuchs  unter  I.   -ha.. 

II,  57,  4  v.u.  ■)•) KjSyzJj^ «  sehr.  aüL^Ä* 

II,  58,   Anm.   Z.  4  v.u.   »^Läi«  sehr.  "^Läc 

II,  59,  Anm.  Z.  8  v.  u.  flg.  Weder  ein  »Fehler«  in  der  Lesart 
aller  Koranrecensionen,  noch  eine  »Ellipse«  ist  hier  zu  finden, 
wie  auch  Baidawi  in  seiner  paraphrastisehen  Sinnerklärung  von 
keiner  solchen  spricht,  sondern  das  erst  am  Ende  der  Anmerkung 
S.  60    als  möglich  Bezeichnete    ist   das  Bichlige:    das  Subject 

3    G  ,  3  ,       o  £ 

von  ytf,  —  ^  pjj ,  nicht  »J^cli«,  —  ist  -1\  jjjß  ^ ,   und  sein 

Prädicat,  —  ^  ,*=>  ■  —  das  vorausgehende  a.xj.3  >-jjj^>5  wie  in 

der  S.  60  angeführten  grammatikalischen  Parallelstelle  Sur.  3 
V.  141   (nicht  »147«)  ebenfalls  das  von  Baidawi  in  ,jj&il  liAS>  zu- 

3  ,       ü  2 

sammengefasste  ^l  Lila  ^\  das  Subject  und  das  vorausgehende 

<j  J..Ö, 

*^V»  das  Prädicat  von  ^l*  ist.  In  der  Anmerkung  zu  II,  433, 
§  775   erkennt   de  Sacy  dies   selbst  an,   giebt  aber  auch  dort 

noch  9^  als  »sousentendu«  und  »le  verkable  sujet  du  verbe«, 
während  hier  ein  regelmässiges,  keiner  Ergänzung  bedürftiges 


;„  3      , — .   o     o 


zJia  3L&üJ    vorliegt;    s.  Zeitschrift   der   D.  M.  G.    Bd.  XXX 

S.  504—506.  Da  in  ihm  sowohl  Subject  als  Prädicat  determinirt 
sind,    so   ist    logisch  und  sprachlich  allerdings  auch  das  um- 

gekehrte  Verhällniss  möglich :    *^«jJ  -— <^.:>  als  ^  *.*J  und  ^\ 

fjJHi,  virtuell  imAccusativ  =  *.ijyi,  als  ^Is  _».;>;  aber  das  letztere 
ist  hier  ebenso  wie  in  Sur.  3  V.  141  zum  Subject  gemacht,  weil 

3  .  o£ 

es,  nach  Baidawi  zu  jener  Stelle,  ^cf ,  d.  h.  stärker  determinirt 
ist  als  *.ij|^>  und  *^5,  insofern  das  Yb.  fin.  |^Jis  das  in  diesen 


121 

Nominalannexionen  an  und  für  sich  unbestimmt  gelassene  Sinnes- 
verhältniss  des  ersten  Theiles  der  Annexion  zum  zweiten  be- 
stimmt als  das  der  Handlung  zu  den  Handelnden  ausweist  und 
den  Zeit-  mit  dem  Thatbegriff  verbindet.  Sind  aber  die  zwei 
Bestandteile  eines  wirklichen  oder  ursprünglichen  Nominal- 
satzes beide  determinirt,  so  hat  der  stärker  determinirte  auch 
ein  stärkeres  Anrecht  auf  Erhebung  zum  Subject.  Anders  ge- 
fasst :  das  Subject  eines  Nominalsatzes,  mag  es  dem  Prädicate 
vorangehen  oder  folgen,  ist  für  den  Denkenden  und  Sprechenden 
das  im  Bewusstsein  gegebene  und  insofern  »bekannte«  logische 
Prius,  von  dem  er  zu  der  Beantwortung  der  Frage  nach  dem 
davon  Auszusagenden  als  einem  beziehungsweise  »Unbekannten« 
übergeht.  Je  mehr  nun  der  eine  dieser  beiden  Theile  durch 
Quantität  und  Qualität  der  in  ihm  enthaltenen  Begriffsmerkmale 
für  das  Bewusstsein  bestimmt  oder  »bekannt«  ist,  desto  näher 
liegt  es,  bei  der  Satzbildung  von  ihm  als  etwas  Gegebenem  aus- 
zugehen und  die  Frage  nach  dem  von  ihm  Auszusagenden  mit 
dem  andern  minder  bestimmten  oder  «bekannten«  Theile  zu 
beantworten,  wodurch  dieser  letztere  der  Ziel- und  Schwerpunkt 

des  ganzen  Satzes  wird.  Mit  *aj^.=>  als  Subject  würde  die  That- 
sache,  dass  die  Ungläubigen  auf  die  Strafrede  Lot's  überhaupt 
eine  Antwort  gegeben  haben,  als  bekannt  oder  selbstverständlich 

hingestellt,  mit  dem  Prädicate  ±\  l^Ji  ..!  aber  die  sich  daraus 

ergebende  Frage  nach  ihrem  Inhalte  beantwortet.  Umgekehrt 
setzt  die  Textlesart  die  näher  bestimmte  Thatsache,   dass  sie 

•1\  *X;o.ä  ^yi  *>*;>■  ,=>!  gesagt  haben,  als  etwas  geschichtlich  schon 
Bekanntes  voraus  und  bezeichnet  diese  Worte  durch  das  de- 
terminirte Prädicat  *4i|y>  als  ihre  ganze  und  alleinige  Antwort 
auf  jene  Strafrede,  legt  also  den  logischen  Nachdruck  auf  die 
ungehörige  Antwort  als  solche. 

~    *  £    - 

II,  60,  14.   »jsi«  sehr.  j^.i . 

II,   61,   4.    >>*äJa«  sehr.  äi_b  »Gegenstand  der  Gier«  (der 

hungrigen  Hyänen).  Freytag's  »praeda«  unter  %&Ja  scheint  die 
"Wiedergabe  von  de  Sacy's  »proie« .  das  richtige  Damma  aber 


122 


dem  »Diw.  Huds.«  entnommen  zu  sein.  Dass  xäJo  nicht  bloss 
Gier,  sondern  auch,  was  Lane  unentschieden  lässt,  deren  Gegen- 
stand bedeutet,  beweist  dieser  Vers. 

II,  61,  19.    Die  Bestätigungspartikel  ^i ,  I,  567,  §  1227, 

ist  weder  eine  »conjonction«,  noch  bedeutet  sie  an  und  für  sich, 
ausser  der  Verbindung  mit^_j,  »cam;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1878, 
S.  127  zu  I,  560,  9  u.  10. 

II,  61 ,  Anm.  (1),  vorl.Z.  ist  das  unmetrische  Ui  zu  streichen, 

statt  5^>Uj  aber  mit  nothwendiger  Verlängerung  des  Endvocals 

U>C  zu  schreiben,  wie  Muf.  S.  lo  Z.  13  u.  14,  S.  If.  Z.  1  u.  2. 

An  beiden  Stellen  erklärt  Zamahsari  diesen  Accusativ  nach  den 

Basriern  für  einen  Zustandsausdruck,  vor  welchem  Lü  als  aus- 

gelassenes  Prädicat  von  c^  hinzuzudenken  sei.  (Daher  das  Ein- 
schiebsel bei  de  Sacy.)  S.  dazu  Ibn  Ja  is  S.  !Pa  Z.  6—10.  Wahr- 
scheinlich aber  ist  das  fragliche  Wort  der  zweite  Objectsaccusativ 

eines  doppelt  transitiven  o.J=roo.,  c>ui. ,  möchte  man 
doch  sehen!  worauf  auch  die  Erklärung  al-Farrä's,  Muf. 
S.  !t*i  Z.  20  u.  21,  hinausläuft.  Das  Nähere  s.  in  diesen  Berichten 
v.J.  1878,  S.  90  u.  91  zu  1,  535,  14  u.  15,  und  I,  536,  Anm.  1, 

wozu  noch  hinzugefügt  werden  mag,  dass  auch  ,..!  bisweilen  als 

ursprüngliches  Deutewort  wie  "jH,  «1371,  siehe!  einen  doppelten 
Accusativ  regiert,  ohne  dass  man  zu  dessen  Erklärung  die  bei 
Lane  S.  109  Sp.  2  aufgezählten  Nothbehelfe  nöthig  hätte. 

II,   62,   1.    „o^«  schr>  o^i,  Sur.  3  V.  28. 

II,   62,  7 — 9.     Die  Uebersetzung   t>ne  se  füt  pas   retiree«. 
fordert  iä^la*  statt  »is.li«,  woraus  sich  dann  mit  weiterer  Ver- 

Wandlung  von  J^JÜi  in  ^LJ  ein  jambischer  Vers  ergiebt : 

*&\ji   lijLä^   ^5o    *j    ^LS   ki^wüj 
»Und  möchte  doch  (gewaltiges)  Nachtdunkel  nie  von  ihrem  Ge- 

höfte  weichen  ! «  —  »Leurs  tetes«  wäre  *S>U> ,  aber  *S>L3  scheint 
sinngemässer. 


123     

II,  62,  17  u.  18.  »par  une  preposition  avec  son  complement« 
füge  hinzu  :  ou  un  adverbe  de  lieu  ou  de  temps;  s.  diese  Beitrage 
v.J.  1878,  S.  134  zu  I,  567,  16. 


o  —     *c 


II,  62,   6  v.  u.    »wa*£JIj«  sehr.  ^axäJIj.  —    5  v.  u.  »wn 

rocher«,  sehr,  nach  den  Arabern  Sal1  als  Ortseigenname,  wie 
auch  Tantawy  in  den  oben  S.  108  angeführten  Observations  sur 
la  traduetion  de  quelques  vers  arabes,  S.  482  Z.  8—10,  gegen 
de  Sacy  bemerkt.  S.  Jäktit,  III,  S.  \U  Z.  12  flg.  und  Baur  über 
Taabbata-Sarran's  Leben  und  Gedichte,  Ztschr.  d.D.  M.G.  Bd.X 
S.  96  flg. 

II,  63,    §  127,  Wiederholung  des  Inhalts  von  I,  §  1182; 
s.  dazu  das  vorige  Stück  dieser  Beitrage,  S.  96  u.  97,  zu  I,  §1181 

u.  1182.    Nachträgliche  Bemerkung:   wenn  U,  wie  dialektisch 

in  l^Jb  ,   l*Jl*J  und  UäjJ,  seltener  in  Uil ,  Uii  und  Ui£J  (Muf. 

S.  it**o  Z.  6  —  8),  die  vorhergehende  Partikel  nicht  hindert,  ihre 
Bectionskraft  auf  das  Subject  eines  von  ihr  eingeleiteten  ur- 
sprunglichen Nominalsatzes  auszuüben  und  es,  wie  virtuell  das 

dazwischen  stehende  Ca  selbst,  in  den  Accusativ  zu  setzen,  so 
ist  das  letztere  nicht  xj'jCi,  das  abhaltende,  sondern  äiXjLji  oder 
sJuiäJi,  das  pleonastische  U,  zu  nennen,  indem  es  zu  dem  un- 
mittelbar darauffolgenden  erklärenden  und  besondernden  Nomen 
im  Accusativ  sich  eben  so  verhält,  wie  das  zwischen  eine  Prä- 
position und  den  von  ihr  regierten  Genetiv  eingeschobene  Uä  zu 
diesem  Genetiv;   s.  oben  S.  119  u.  120. 

II,  64,   §  130.    Die  »conditions  restrictives«  folgen  in  den 
§§  726-737. 

II,  64,  Anm.  (1),  Z.  4.    Ueber  die  Bedeutung  dieses  jb>-, 
»etat«,    s.   das  vorige  Stück  dieser  Beiträge,    S.  66  Z.  16  flg. 

Hiernach  ist  u^-J  in  Vergangenheitssätzen  (Zeitschr.  d.  D.  M.G. 
Bd.  XXX  S.  501  Z.  17  flg.)  nie  non  fuit,  weder  als  Perfectum 
im  engern  Sinne,  noch  als  historische  Zeit,   sondern  stets  non 

erat,  wie  Jäkut,  I,  S.  (*ii  Z.  15  u.  16:  ^  ^Mj^j  LxL*b  ^  p1-^ 


124 


r. 


5 


*s»  L^.as  (j^jj  ^»j^-  »in  qua  non  erat  caro«  =  ^  L^s  ^Kj  jJ, 

wie  es  in  der  Wiederholung  S.  iT*.  Z.  2  heisst;  s.  diese  Berichte 
v.  J.  1864,  S.  303  u.  304  zu  I,  203  u.  204,  §418.  Ihn  al-Atir. 
X,  S.  irf  Z.  6: 

möglichst  wörtlich:  »Suscepit  illud  (munus  Veziri)  quum  non 
erat  ei  inimicus,  et  deposuit  illud  quum  non  erat  ei  amicus«, 
d.  h.  non  habens  (Participium  Iniperfecti)  inimicum  — ,  non 
habens  amicum,  als  Imperfect-Hal ;  oder  nach  unserer  Aus- 
drucksweise, mit  Erhebung  des  Hai  als  Träger  des  antithetischen 
Schwerpunktes  zum  Hauptsatze:  »Quum 'illud  munus  suscepit. 
non  habebat  inimicum;  quum  id  deposuit.  non  habebat  amicum« . 

II,  65,  16.    Dass  und  warum  in  dieser  Stelle.  Sur.  2  V.  33 

^     -    o  .-  *• 

und  Sur.  7  V.  18,  keine  uns  bekannte  Koranrecension  ^==-53 ►  hat. 

sondern  allgemein  S^y.^  mit  einfach  coordinirendem  »  gelesen 
wird,  ist  im  vorigen  Stücke  dieser  Beiträge  S.  124  zu  I,  556,  9 
gezeigt  worden. 

II,  65.  Der  in  §  133  berührte  Gebrauch  des  Accusativs  ist 
ausführlich  behandelt  in  den  §§  710,  71 1,713  und  723  von  Bd.  II. 

der  nach  Labs-,  ^Li>  und  l<_\c  in  §  1061  von  Bd.  I  und  §  716  von 
Bd.  II.  Vgl.  dazu  diese  Berichte  v.  J.  1 876,  S.  76  zu  I,  481 ,  1  u.  2, 
und  v.J.  1878,  S.  83-86  zu  I,  532,  3  flg. 

II,  65  u.  66,  §  135.  Das  wahre  Wesen  der  hier  genannten 
unabwandelbaren  Zahlnomina  ist  nachgewiesen  in  diesen  Be- 
richten v.J.  1866,  S.306  zu  I,  274,  14:  V.J.  1874,  S.  132  u.  133 
zu  1,434,10,  S.133  u.  134  zul.  434, 16  flg.,  S.  151  zul.454,  12; 
v.  J.  1 876,  S.  53,  54  u.  S.  58  zu  1 ,  472,  §  1 040,  und  473,  §  1 046. 

II,  66,  2.  ncombien  cVhommes  ont  ete  lues?«  verstösst 
als  Uebersetzung   von    i^JUs  ^L>-.  ^6    gegen   den  allgemeinen 

Sprachgebrauch,  nach  welchem  ^\S  oder^-jLs  mit  seinen  Neben- 
formen kein  Fragwort,  sondern  ein  emphatisch  aussagendes 
gar  manche,  gar  viele  ist,  entsprechend  unserem  aus- 
rufenden   wie  viele!    Zur  Herstellung  dieses  Sinnes  genügt 


125     

demnach  die  Verwandlung  des  Fragzeichens  am  Ende  des  Satzes 

in  ein  Ausrufungszeichen.  Von  einem  fragenden  ^\S  schweigen 

Zamahsari  und  Ibn  Ja  is  S.  öaö  —  öav  ganz:  Andere  geben,  als 
von  Sibawaihi  nach  seltenem  dialektischen  Sprachgebrauche 
überliefertes  Beispiel  davon,  eine  Frage,  welche  Ubaj  bin  Kacb 

an  'Abdallah  bin  Massud  gerichtet  haben  soll :   'iyy**  \jsü  «uj  ^5  Li' 

k-)l-s>^l  »in  wieviel  Versen  (d.  h.  als  aus  wieviel  Versen  be- 
stehend)  liest  du  die  Sure  al-Ahzäb*?«  Antwort:  ^***w5  a^LS 
»in  dreiundsiebzig  Versen«].  S.  När  al-kirä  S.  t*.v  Z.9  — II, 
M.  al-M.  S.  IvaI  Z.  2  — 4. 

II,  66,  4  —  9.  Nach  dem  fragenden  *$ ,  auch  wenn  es 
durch  eine  Präposition  oder  durch  Annexion  an  ein  Substantivum 
virtuell  in  den  Genetiv  gesetzt  wird,  ist  zur  Vermeidung  einer  Ver- 
wechslung mit  dem  aussagenden  *i  der  Accusativ  dem  Genetiv 
vorzuziehen;  also  ^i^j^i  w*P>J>  *>o  »wieviel  Drachmen  hast  du 
als  Almosen  gegeben  ?«  besser  als  £\  *.3>.j>  *£j,  was  auch  bedeuten 

kann:  »gar  viele  Drachmen«  u.s.w.  d^Xo  ^  sA>  *^3  J^ 
»auf  wieviel  Strebebalken  ist  dein  Zelt  gestützt?«  besser  als  das 
von  al-Halil  überlieferte  dialektische  ijj  p  A.>  *i  ^c  in  derselben 
Bedeutung.  DieserGenetiv  hängt  nach  den  einheimischen  Sprach- 
gelehrten nicht,  wie  allein  al-Zaggäg  annimmt,  als  «uiS  ujUm 
unmittelbar  von  +£,  sondern  von  einem  im  Sinne  behaltenen  .--s 

ab,  welches  wirklich  zu  setzen  nur  Einige  als  seltene  Ausnahme 
zulassen;  s.  Ibn  Ja  is  S.  ow  Z.  11  —  S.  öv1  Z.  7  und  När  al-kirä 
S.  r.o  Z.  8  —  12. 

II,  66,  9 — 14.    Ausser  dem  im  vorigen  Stücke  dieser  Bei- 

11  C 

träge  S*  136  Z.  5 — 13  besprochenen  sinnwidrigen  »enonciatif« 
zur  Bezeichnung  der  Function  von  Fragwörtern  in  indirecten 
Fragsätzen  erscheint  hier  auch  ein  abnormer  Genetiv  im  Plural 

und  Singular  nach  dem   fragenden  *S:   oJlxS  JL>;  *S  (S^t  ^ 


—     126     — 

oder  Jj>.  p£  statt  des  Singularaccusativs  bsL>.  *i\  Dieser  im  Muf. 

und    andern   Lehrbüchern    gar   nicht    erwähnte   Genetiv    nach 

einem  nicht  in  demselben  Casus  stehenden  fragenden  +S  ist  eine 
dialektische   Absonderlichkeit;    Nar  al-kirä  S.  r\ö  Z.  4  u.  5  : 

»Einige  Araber  gestatten  die  Anlehnung  des  (fragenden)  +S' 

als  oLa/s    an  das  Wort  nach   ihm    als  \JI  ^Lzm ,    indem    sie 

dieses  +5  wie  das  aussagende  behandeln.«  Aus  §1124  S.  574 

ergiebt  sich  übrigens  zweifellos,  dass  de  Sacy  das  +£  in  indirecter 
Frage  geradezu  für  nicht  interrogativ  hielt  und  daher  die  Con- 

struction  des  wirklichen  aussagenden  *i,  'sjJ&A  +.S  ,  auf  das  irr- 

thümlich  dafür  oder  für  eine  Art  desselben  gehaltene  *5  in  in- 
directer Frage  übertrug. 

Zu  weiterer  Feststellung  des  Gebrauchs  und  der  syntakti- 
schen Behandlung  dieser  obUtf  diene  Folgendes  : 

I.  Das  fragende  +$  an  und  für  sich  und  ohne  nähere 
Bestimmung  ist  1)  wie  viel?  wie  viele?  d.  h.  welche  Anzahl 
neben  einander  bestehender  Einheiten  oder  in  einem  Ganzen 

vereinigter  Theilgrössen?  das  Letztere  z.B.  in  *&*£.ö+f  »wieviel 

ist  deine  Drachme?«  d.  h.  wie  viel  beträgt  sie  in  kleineren  Münz- 
Sorten?  2)  wieviel  Male?  als  adverbialer Accusativ:  wieviel- 
mal? wie  oft?  3)  welche  Baumstrecke?  als  adverb.  Acc. 
wie  weit?  4)  welche  Zeitlänge?  als  adverb.  Acc.  wie 
lange?  Wird  aber  der  Gegenstand  der  Frage  besonders  an- 
gegeben, so  folgt  derselbe  auf  das  virtuell  in  irgend  einem  der 


.  -  ? 


drei  Casus  stehende  unabwandelbare  Fragwort  als  £**.*  im 
indeterminirten  Singularaccusaliv,  entweder  unmittelbar,  wie 
ii)sb>  ot>j   *j    nach  der  Wortform    von  *5",    oder  ejjiL>  nach 

dem  Sinne,    c^jK  ^L>^  *i  ,  o,.-o  bi>j  .*jCj  ,  oJyto  bl>;  *^  -^Lc  , 

oder  vom  Fragworte  getrennt  durch  eine  Orts-  oder  Zeit- 
bestimmung   oder    eine    Präposition    mit    ihrem    Genetiv,    wie 


127 

SU!  .iJÜI  £  *5 ,   selten  durch  einVerhuni.  wie  iL>.  «öü'i  ^5  und 
|Ju£  lüuJLäi  *ST,  oder,  wie  Einige  im  letzteren  Falle  sagen,  ^ 

l\*c  .  da  ^A*£  auch  Objectsaccusativ  nach  dem  aussagenden  ^ 

sein  kann:  »gar  oft  hast  du  einen  Sklaven  gekauft.«  S.  När  al- 
kirä  S.  l*.o  Z.  12.  Nach  den  Kufiern  zulässig,  nach  den  Basriern 
aber  durchaus  unzulässig  ist  in  dieser  Verbindung  der  Plural- 


*    O  * 


accusativ,  z.  B.  i$)d  !a**£  +S  »wieviel  Sklaven  gehören  dir?«  statt 

des  Singularaccusativs  i^j  IAac  -i;  s.  lbn  Ja  is  S.  oa.  Z.  18—20, 
Sudür  al-dahab  S.1I  Z.7  u.  8,  Durrat  al-gauwäs  S.f1  Z.  3  v.  u.  flg.. 
wo  Hariri  dies  als  unzulässige  Nachbildung  des  Pluralgenetivs 

nach  dem  aussagenden  *$  neben  dem  gleich  richtigen  Singular- 
genetiv darstellt.    Ebenfalls  nur  von  Einigen  wird  für  zulässig 

erklärt  &j  Ju>.c  *.$  mit  einem  durch  den  adjectivischen  Zusatz 

halb  determinirten  Subjectsnominativ,  als  ob  man  sagte:  »wie- 
viel sind  (giebt  es)   dir  gehörende  Sklaven?«  Bichtig  dagegen 

voll  determinirt  i^A**c  *.S  »wieviel  sind  deine  (nach  unserem 

Sprachgebrauche:   deiner)   Sklaven?« 

II.  Das  emphatisch  aussagende  oder  ausrufende  *S 
steht,  wie  das  fragende,  an  der  Spitze  des  Satzes1;  und  hat  nur 
als  Genetiv  noch  ein  Substantivum  oder  eine  Präposition  vor 
sich,  aber,  im  Gegensatze  zu  jenem,  in  der  Begel  immer  nach  sich 


4)  Durch  die  spätere  Abschwächung  der  Bedeutung  dieses  *J  zu 
einige,  etliche  s.  diese  Berichte  v.  J.  1866,  S.  306  zu  I,  274,  14]  fiel 
die  Notwendigkeit  seiner  Stellung  an  die  Spitze  des  Satzes  hinweg; 
s.  Spitta-Bey,  Grammatik  des  arab.  Yulgärdialectes  von  Aegypten,  S.  311; 

Dozy,  Supplement,  II,  S.  487  Sp.  1    unter  *$ .     Schon   bei  Makkari,  II, 

S.lfö  Z.  18  in  einem  Verse  :  ^*^>  ^y*  +1  ^  q'^  q'»  ,  noch  in  der  alten 

Bedeutung  von  .«y^ ,  aber  mit  neuerer  Nachstellung;  daher  in  der  folg. 


o 


Zeile:    »Hätte   die   Dichterin    gesagt    L«y3"  J3.5-   qK   qS  ,    so  wäre   es 
besser  gewesen«. 


128     

die  Angabe  des  bezüglichen  Gegenstandes  durch  einen  indeter- 
minirten  Genetiv  im  Singular  oder  auch  im  Plural,  mit  oder  ohne 

o 

vorhergehendes  ^ ,  im  temimitischen  Dialekte  hingegen  ebenso 

wie  nach  dem  fragenden*}  durch  einen  indeterminirten  Singular- 
accusativ  (Ibn  Ja'is  S.  ov1  Z.  16  u.  17,  S.  öa!  Z.  18  u.  19).  All- 
gemein aber  tritt  nach  den  Basriern  dieser  Accusativ  dann  ein, 


O  - 


wenn  die  Trennung  des  if  von  seinem  Gegenstande  durch  ein- 
geschobene Satztheile,  wie  oben  bei  dem  fragenden,  den  Ge- 
brauch desGenetivs,  wenigstens  in  der  Prosa,  unmöglich  macht 
(IbnJais  S.öa.  —  öaC,  Abschnitt  fft},  wogegen  die  Kufier,   zur 

Unterscheidung  von  dem  fragenden  *.}  ,  den  von  einem  ausge- 
sprochenen oder  unausgesprochenen  1.*  regierten  Genetiv  auch 
in  diesem  Falle  beibehalten  (Ibn  Ja'  is  S.  ö\f  u.  öaö  ,  Abschnitt  FTo) . 

Wie  nach  dem  fragenden,  kann  auch  nach  dem  aussagenden  *jf 
das  sich  darauf  zurückbeziehende  Pronomen  in  Geschlecht  und 
Numerus  der  äussern  Form  des  Fragwortes  oder  auch  dem 
Begriffe  des  bezüglichen  Gegenstandes    entsprechen   (Ibn  Jacis 

S.  öaC  u.  ö\f,  Abschnitt  m). 

III.  Ueber  die  durch  den  Sprachgebrauch  beschrankte,  der 
des  aussagenden  *5  entsprechende  Bedeutung  von  ^b"  s.  oben 

zu  II,  66,  2.  Ungleich  häufiger  als  die  Verbindung  mit  dem  in- 
determinirten  Singularaccusativ  des  Gegenstandes  ist  die  mit  ._>< 

und  dem  indeterminirten  Singulargenetiv  (Ibn  Jacis  S.öaou.oa1! 
Abschnitt  m).  Nach  Nar  al-kira  S.  I*,v  Z.11  flg.  erklären  nur  Ibn 

Kutaibah  und  Ibn  Usfur  die  Genetivanziehung  von  ^cb  durch 

°  -        "     .-  - 
eine  Präposition,   wie  dies  unbedenklich   mit  +S  und  L\5  ge- 
schieht, für  zulässig;  wahrscheinlich  sträubte  sich  das  Sprach- 


-  ^<Jr£i^        O 


gefühl  hier  gegen  die  Härte  einer  dem  j^Jb'^t  ähnlichen  Ver- 
bindung stärker  als  bei  jenen  beiden  Wörtern,  in  welchen  kein 
äusseres  Zeichen  des  Genetivs  an  das  ursprüngliche  Verhältniss 
des  zweiten  Theiles  der  Zusammensetzung  zum  ersten  erinnerte. 


129     

Wohl  mehr  auf  dem  Mangel  klassischer  Beispiele  vom  Gegentheile 
als  auf  Unmöglichkeit  der  Sache  an  sich  beruht  die  im  När  al- 

kirä  darauf  folgende  Bemerkung,  das  Prädicat  eines  von  ^cb 

eingeleiteten  Nominalsatzes  sei  immer  ein  formell  oder  virtuell 

vollständiger  Satz,  d.  h.  ein  verbum  finitum  wie  in  jcj  <yx>  ^b 

,C\\  ,  oder  eine  vom  Begriffe  des  Seins  und  Beharrens  abhängige, 

durch  ein  Adverbium  oder  eine  Präposition  mit  ihrem  Genetiv 

ausgedrückte  Orts-  oder  Zeitangabe,  wie  jAäc  J^>.  ^*  ^cb',  — 

o  -  o        „  £- 

nie,  wie  oft  bei  ^i .  ein  Einzelbegriff  im  Nominativ,  z.  B.  ••^^b 
j^o?  a-c  ^Ii>  jj*-;  •    Dagegen  sollen  ^S  und  ^b  darin  mit  ein- 
ander übereinstimmen,   dass  ihr  Verbalprädicat  kein  Futurum 
sein  könne,  —  also  nicht  a^jCJULw  ..^Le  *f  oder  ao^i^l*«  lXxc  ^a  ^b, 

S  3  .  0  -  -   E - 

—  wie  auch  y.,  das  begriffliche  Gegentheil  von  *i  und  ^b. 
kein  Futurum  nach  sich  dulde. 

IV.  Da  Sds.1  weder  Frage  noch  Ausruf,  sondern  nach  der 
hier  aliein  in  Betracht  kommenden  Gebrauchsweise  (s.  diese  Be- 
richte v.  J.  1874,  S.  133  u.  134  zu  I,  434,  16  flg.)  thetischer 
allgemeiner  Stellvertreter  irgend  einer  bestimmten  Cardinalzahl 
ist,  so  tritt  es  nicht  bloss  an  der  Spitze,  sondern  auch  im  Fort- 
gange des  Nominal-  wie  Verbalsatzes  in  alle  syntaktischen  Ver- 
hältnisse ein,  in  welche  ein  demonstratives  Nennwort  überhaupt 
kommen  kann:  als  Nominativ,  Accusativ  und  von  einem  Sub- 
stantivum  oder  einer  Präposition  angezogener  Genetiv.  Neben 
der  regelmässigen  Verbindung  mit  einem  indeterminirten  Sin- 

o 

gularaccusativ  zur  Bestimmung  des  Gegenstandes,  wie  ^Aäs. 

bki  L\y,  gestatten  die  Kufier,  wenn  IA5  nicht,  wie  gewöhnlich. 

wiederholt  wird:  bjJ;  \J>>S  \SS  oder  b^i  \<Xf+  iÄi",  sondern,  wie 
im  vorhergehenden  Beispiele,  nur  einmal  steht,  nach  När  al-kirä 
S.  t^.o  Z.  5  u.  6  auch  die  Genetivanziehung,  wie  bei  dem  aus- 

sagenden  +£:  ^yi  SJo"  ^j^\^£- ,   was  aber  gegen  die  Natur  des 

1880.  •  9 


130 

demonstrativen  ij  ist.  Nach  ebenderselben  Quelle  erklären 
die  Kurier  ferner,  gegen  den  allgemeinen  Sprachgebrauch,  für 

zulässig,  \öS  hinsichtlich  seiner  ein-  oder  zweimaligen  Setzung^ 

ohne  oder  mit  *, ,  mit  der  Form  des  von  ihm  im  Geiste  des  Spre- 
chenden vertretenen  bestimmten  Zahlwortes,  das  folgende  Be- 
stimmungsnomen aber  hinsichtlich  seines  Numerus  und  Casus 
mit  dem  von  jenem  bestimmten  Zahlworte  regierten  Nomen  in 

Uebereinstimmung  zu  setzen;  also:  JL>-,  liÄ^  für  3  — 10  Männer, 
^L>.  Ws~  IXS'  für  11  — 19,  SL>.  \SS  für  die  einfachen  Zehner 
20 — 90,  ^L>.  iiA3^  \JxS  für  die  mit  Einern  verbundenen  Zehner, 
Js.>.  !c\.y  für  Hunderte  und  Tausende. 

SO    .  «3 

II,  67,  3.    »L>^>((  sehr.  \J>y>\    s.  Bocthor,  unter  Drap, 

3  O  3 

Cuche  und  Dozy  (Supplement)  unter  -r>>  • —  »^^Lb.«  sehr. 
Q^Lb.  oder^^LL..  Entsprechend  der  Entstehung  des  Wortes  aus 

Umkehrung  von  llrga,   ÜTü^b,  ]^.A^(de  Lagarde,  Ges.  Ab- 

handl.  S.  33  Anm.)  ist  die  letztere  Aussprache  nach  den  Arabern 
selbst  die  richtigere,  aber  unter  dem  Einflüsse  der  beiden 
ersten  Consonanten  durch  die  andere  aus  dem  Sprachgebrauche 
verdrängt;  s.  Lane. 

II,  67,  6—8.  »A cause  de  cela,  cessortesdenomssontappeles 
•u  *.^l«.  Das  Genauere  hierüber  geben  Mufassal  S.  I*.  Z.  8  flg..  Ibn 

JacisS.  fcrZ.11  flg.,WasitS.vf  Z^flg.1)  Das  rUi"  eines  Nennwortes 
vor  dem  Tamjiz  ist  demnach  diejenige  formelle  Abgeschlossen- 
heit desselben,  welche  ihm  die  Anziehung  eines  Genetivs,  be- 
ziehungsweise eines  weitern  Genetivs,  unmöglich  macht. 

0303  O.O)  —    O  , 

II,  70,  Anm.  (1)  Z.  7  »  *^*< «  sehr.  +&*■  —  Z.  18  »J^«*« 
sehr.  Jw-w*.  —  Z.  25  »dans  un  cöte  de  la  maison«  sehr,  ä  cute  oder 
aupres  de  la  maison.  —  Z.  26,  S.  71 ,  Anm.  Z.  1,  S.  72,  Anm.  Z.  1 


1)    Wasit  schreibt   nach  indisch-persischer  Weise   synkopirt  j**j 't 
Tamiz. 


131 

»o^i«  sehr.  o*..*J.    Gegen  die  hier  gegebene  Regel  gebraucht 

die  Gemeinsprache  mehrere  Nennwörter  dieser  Art,  virtuell  im 

Accusativ  stehend,  unmittelbar  als  Localpräpositionen :  ^Ä.==- 
.IlXj\  zur  Seite  des  Hauses,  neben  dem  Hause,  neben  das  Haus, 

.LxJi  J^3-Ij>  innerhalb  des  Hauses,  im  Hause,  in  das  Haus,      .L:> 

,tt>Ji  ausserhalb  des  Hauses,  aus  dem  Hause.  Val.  hierzu  Ihn 
Hisäm,  Comment.  in  Carmen  Kacbi  ben  Zoheir,  ed.  Guidi,  S.  (11 
Z.  4  v.  u.  flg. 

II,  71,  Anrn.   Z.  6,  4  u.  I  v.u.    und   72,    Anm.   Z.  4  v.u. 

-    O ,  3    0- 

»j^«  schr._^'. 

II,  72,  Anm.   Z.  3  v.u.   »cxXjuo«  sehr.  o<A*>o. 

II,  73,  8  u.  9.  »tandis  que  mes  camarades,  montes  sur  leurs 
chameaux,  etoient  arretes  pres  de  motu  sehr,  tandis  que  mes 
camarades    arretoient   leurs  chameaux  pres  de  moi.    Denn  da 

»;*.ia  nach  der  kurz  vorher  ausführlich  begründeten  Regel  nicht 
als  Localaccusativ  für  *^kx  J^  stehen  kann,  so  muss  es  Object 
von  Ij^äj  sein ;  um  aber  diesen  Objectsaccusativ  regieren  zu 
können,  muss  wiederum  liyjj  nicht  Infinitiv  des  intransitiven 
v^ääj,  etre  arrete,  s'arreter  sein,  sondern  Collectivform  (Pl.fr.) 

G      - 

des  sowohl  intransitiven  als  transitiven  v^aisL, :  arrete,  s'arretant, 
und,  wie  hier,  arretant.  Der  Infinitiv  dieses  transitiven  <^sä^  ist 

G    >  >  Go, 

nie  <Jji») ,  sondern  immer  vJüü»;  s.  Arnold1  s  Ausg.  der  Moallakät 
S.  F,  V.  0  mit  dem  Commentar.  Auch  in  dem  koranischen  LoLä 
tjyt'i., ,  S.  72  1.  Z.,  sind  beide  Wörter  dem  Sinne  nach  ebenso 
gewiss  Collectivformen  der  concret-persönlichen  *jb'  und  lAcb , 
wie  z.  R.  -llä  Sur.  25  V.  65  in  der  Verbindung  LaLäj  LxJsi"  und 
bei  Mutanabbi,  ed.  Dieterici,  S.  Pa.  V.  to  :  -4^'  ^Q*  c^^ö  L^&» 
»so  ist  es  als  ob  sie  (die  Rosse)  unter  ihnen  (den  Reitern'  stehend 


132     

zur  Welt  gekommen  wären«,   und  noch  unverkennbarer  S.  vf ! 

V.  f :   L^ijJ*  ^fN-H  (»LäjI  »die  um  sie  herum  Siehenden«,  Commen- 

lar:  X/>As=U  q^jUlSI  die  zum  Dienste  (zur  Aufwartung)  bereit 
Stehenden.  Zufälligerweise  fehlt  diese  Colleclivform  bei  Gauhart 
und  Fairuzäbädi.  und  daher  auch  bei  Freytag  und  Bistäni. 
Ebenso  zweifellos  und  auch  von  den  Quellenwerken  anerkannt 


i  ■>       y     >  )         y      5   > 


ist  dieser  Gebrauch  von  p^,  ^j^j  u"^^'  ^f*»  ^>*j'  Vp)  • 

II,  74,  4 — 7.  Alle  Zweideutigkeit  wäre  auch  bei  dieser 
Wortstellung  nicht  vermieden;  denn  grammatikalisch  mög- 
lich wäre  auch  dann  die  Beziehung  des  Zustandsaccusativs  auf 

das  Fä  il  von  ^^sa:  reperi  Sultanum  flens  apud  eum:  s.  Mu- 
fassal  S.  (V  Z.  5  —  3  v.  u. 

II,  74,  8—13.  Der  syntaktische  Bau  des  angeführten  Verses 
beweist  im  Gegentheil,  dass  LJL>  das  von  ^?yoS,  einer  »Schwester 

von  ^.l?« ,  im  Accusativ  regierte,  dem  Subject  vorangehende  (s.  II. 
•576,  §  1130)  und  daher  wie  ein  vb.  (in.  im  Singular  bleibende 

■>  £  o  -    >  ,  *-,     Ose-  -  ~  - 

Prädicat  von  Jc^^o  .;>!.  \..»*.x  riUy*'  'Stj  e5^c  aber  nicht  von 
^.^/a  und  J>^aao  (Chrest.  ar.  II,  S.  390  Z.  19,  —  wegen  der 
Trennung  durch  o>j£>'j  *?yo5  ;*i>  und  ^*s>\  *„J  unmöglich),  son- 
dem  von  ^.oS  abhängt  und  dasselbe  bedeutet  wie  die  andere 
Lesart  ^xi:   »meinetwegen«,  d.  h.  wegen  oder  in  Folge  meines 

(im  Vorhergehenden  beschriebenen)  nächtlichen  Raubzuges. 
Die  Nationalgrammatiker  bezeichnen  diesen  Gebrauch  beider 
Präpositionen  durch  JJl*äL),  »zur  Angabe  der  Ursache«.  So  er- 
hält auch  IwjL>  die  vom  Sprachgebrauche  und  Zusammenhange 

geforderte  Bedeutung:  zu  gemeinsamer  Besprechung  oder  Be- 
rathung  versammelt,  nicht  »iranquülement  assis«  zum  Ausruhen 

nach  jenem  Raubzuge ;   dafür  würde  der  Dichter  (Aclä  gesagt 


133     

haben.  »Zwei  Theile  :  einer  der  gefragt  wurde,  und  ein  andrer 
der  fragte«  malt  das  nutzlose  Hin-  und  Herreden  über  den  un- 
bekannten Urheber  der  nächtlichen  Verheerungen. 

II.  74,  vorl.  u.  1.  Z.  nuerbes  inchoatifs ,  com  nie  prendre  une 
chose  pour  tel  ou  tel  usagea,  Verwechslung  von  zwei  verschie- 
denen Verbalklassen ;  das  Richtige  giebt  de  Sacy  selbst  II,  213, 
15-17,  u.  215  §361. 

II,  75,  4.  »destinee  ä  indiquer  une  ellipse«.  Die  folgenden 
Beispiele  angeblicher  Wiederherstellung  des  vollständigen  Ge- 
dankenausdrucks zeigen  selbst,  dass  auch  diese  Ellipse  einer 
vergangenen  Schultechnik  angehört,  wogegen  nach  der  ratio- 
nellen Erklärung  der  Nationalgrammatiker  die  beiden  Accusative 
solcher  Sätze  ursprünglich  die  von  einem  doppelt  transitiven 
Verbum  unmittelbar  und  gleichzeitig  zu  Objecten  gemachten 
beiden  Nominative,  Subject  und  Prädicat,  eines  einfachen  No- 
minalsatzes  sind;   s.  II,  215,   §362. 

II,  76,   14.    Die  zweite  Umschreibung  des  \Jux*o  in  dem 

Satze  Isux+o  qL*o^  ^^>»  Sur.  4  V.  32,  durch  ^juu&}\  JLs>  ^c 


G  ,     5  «£      5     o    , 

ist  richtig ,  aber  nicht  die  erste  durch  ^Ju.*+o  »3\  vi>.*s> ;  denn  dies 

würde  nicht  bedeuten  »en  sorte  qu'il  est  foible«,  sondern  puis- 
qtfil  est  foible,  vu  qiCil  est  foible.    Zum  Ausdrucke  von  en  sorte 

que  wäre  «iv^^1.  statt  des  einfachen  ^.^s»  nöthig. 


II,  76,  §  152.  Das  Genauere  liierübergeben  diese  Berichte 
v.  J.  1876,  S.  47-49  zu  I,  471,  40°. 

II,  76,  drittl.  Z.  »sjjl«  sehr.  sf^*,  wie  Sur.  2  V.  102.  — 
Vorl.  u.  1.  Z.  »s'est  egarä  par  un  bien  mauvais  sentier«  sehr. 
a  perdu  par-lä  le  sentier  droit.  Mit  Wiederherstellung  des  Textes 
und  Sinnes  fällt  auch  der  hier  von  dem  Satze  gemachte  Gebrauch 

hinweg,   da  J^<-*Ji  s^**  einfach  Accusativ  des  Objectes 
von  l)Jo  ist. 

II,  77,  4.  Auch  diese  Stelle,  Sur.  2  V.  84,  verliert  die  ihr 
beigelegte  Beweiskraft   durch  Wiedereinsetzung  der  nach  Lob 


134     

weggelassenen  Worte :   »oLc  ^  iL*u  ^  ^c  a-Las  ^  *JÜi  Juäj  ^t . 

Nach  Zamahsari  und  Baidawi  ist  das  dem  j^aj  angehangle  u 
=  U*i,  mit  *^w.äjl  \j  L-Ä.&I  zusammen  Tamjiz  zu  dem  folgenden, 
als  Verbalsubject  von  ^aj  virtuell  im  Nominativ  stehenden  ^1 

DO,  s2ü, 

;ii  ^jä^j;   L**j  mit  den  Worten  nach  ihm  Accusaliv  der  Ur- 

o-  -  o  JJO, 

sache    zu  L-aUÜ   (Zamahsari)    oder    ^.ä^G   (Baidawi).     »Welch 

schlimmer  Erwerb,  für  den  sie  als  Kaufpreis  ihre  Seelen  hin- 
gegeben haben ,  ist  es ,  dass  sie  verleugnen  was  Gott  herabge- 
sandt hat,  aus  Neid  darüber  dass  Gott  Gnadengaben  von  sich 
herabsendet  wem  er  will  von  seinen  Knechten.«  Als  Beispiele 
von  »circonstances  de  maniere,   relatives  ä  l'action«  wären  ab- 

«SO    ,  5ZO-3'»^^  SSO--,  )  s?      -  >> 

sohlte    Infinitive  wie   Laao  in  Laao  öjJUS  ,   La*o  JwS  ,   üLc  &^*äJ , 

iCgiL^^  ^Ä*b ,  Ix**»  *äc  &j\Ä:>i  u.s.w.  anzuführen  gewesen, 
welche  zu  dem  vom  regierenden  Verbum  ausgedrückten  genus 
der  Handlung ,  des  Seins  oder  Leidens  die  Bezeichnung  einer 
besondern  Art  und  Weise  hinzufügen.  Die  Nationalgrammatiker 
erklären  diese  specificirenden  Infinitive  meistens  nach  Sibawaihi 
auf  gezwungene  Weise  als  Zustandsbezeichnungen  des  Verbalsub- 
jects  oderObjects  durch  active  oder  passive  Participien,  wie  oben 


«       }    o    , 


\y.*o  durch  I .  jaam  ,   bLc  durch  iLl*-?  u.s.w;  s.  Mufassal  S.  Ia 

Z.6— 11,  Ibn  Jacis  S.rTI  Z.20  flg.,  wo  man  aber  S.  fTv  Z.  13  flg. 
auch  die  natürliche  Erklärung  von  Abu'l-Abbas  al-Mubarrad 
und  Al-Siräfi  vertreten  findet. 

ü.Ol  ;,  Ol 

II,  78,  vorl.  Z.  »s.lX'ä«  sehr.  ä.iA'i. 

II,  79,  5  v.  u.  und  1.  Z.  »äff«  sehr,  ü/i,  wie  Sur.  6  V.  142. 

Das  1.  Z.  dem  JlT?  lliL^9  gleichgestellte  uäIx^  adlsT  ^Aif,   der 

ungenauen  Uebersetzung  »rfon£  /e  <?o?U  es£  vaiie«.  nachgebildet, 
ist  nicht  zulässig,  da  ein  determinirterBelativsatz  keinen  seiner 
Natur  nach  indeterminirten  Zustandssatz  darstellen  kann.  Diese 

Zuslandsangabe  ist,  wie  Baidawi  bemerkt,  ,l\Ju.  d.h.  bezeichnet 


135     

nicht  einen  der  Erschaffung  der  Palmen  und  Getreidearten 
gleichzeitigen  Zustand,  sondern  die  ihnen  damals  an- 
erschaffene Fähigkeit  zu  künftiger  Hervorbringung  ver- 
schiedener essbarer  Früchte  :  dispose's  pow  pröduvre  des  ftruits 

raries. 

II.  80.  1.  »^jj^yj  ^a«  sehr.  j*ij;  tf*  jte  £y<*  nach  Sur.  21 
V.  2.  Die  gewöhnliche  Lesart  ist  ö\^  mit  formellem  Anschluss 

o.  6    ,   o) 

an    £=-- '*> ;   doch  lesen  nach  Baidäwi  Einige  ötArs*  im  Nominativ 


j 


als  den  auch  durch  j==o   .~a  im  negativen  Satze  virtuell  dar- 

gestellten  Subjectscasus.    Zur  vollständigen  Wiedergabe  seines 
Sinnes  wäre  in  derUebersetzung  Z.2  für  »envoyee«  zuschreiben 

renourelee. 


)  o-o». 


II.  80,  12.   »i^JJjj*j«  sehr.  12UJ.4J' .   »Lj^iXa«  sehr,  \.jsa\a, 

und  in  derUebersetzung  Z.  14  frappee  de  frayeur  statt  ttmise 
en  derout&a. 

U,  80,  Anm.  1  Z.  6.  »eirtOVTO«  sehr.  eiiroi'To.  Die  hier 
angestellte  Yergleichung  selbst  geht  fehl.  Der  einfache  Zustands- 
nominativ  rrQo&uuoTeQOi  ovveg  in  dem  aus  der  Cyropaedie  an- 
geführten Satze,  als  Apposition  des  Subjectes  ol  aXlöl,  müsste 
im  Arabischen  zum  Accusativ  werden;  dasselbe  wäre  aber  auch 
unveränderlich  der  Fall,  wenn  der  entsprechende  griechische 
Zustandsausdruck  vermöge  der  appositioneilen  Stellung  zu 
seinem  Nomen  in  Uebereinstimmung  mit  diesem  im  Genetiv. 
Dativ,  oder  in  einem  andern  Casus  stände.  Hierzu  kommt,  dass 
dieser  zufällige  Nominativ  ebenso  wenig  wie  ein  anderer  Casus 
in  derselben  Stellung  »au  lieu  du  genitif  appele  communement 
absohl«  steht.  Dieser  dem  lateinischen  Ablat.  consequ.  ent- 
sprechende absolute  Genetiv  findet  ja,  im  Gegensatze  zu  dem 
alle  Casus  durchlaufenden  einfachen  Zustandsparticipium,  nur 
dann  statt,  wenn  das  Participium  als  Prädicat  mit  seinem  eigenen 
Subjecte  einen  selbstständigen  Nebensatz  bildet,  in  dem  Falle, 
wo  das  Arabische,  wie  in  den  angeführten  Beispielen,  das  Parti- 
cipium im  Zustandsaccusativ  gleich  dem  vb.  fin.  in  einem  Yerbal- 

satze  vorausgehen  und  das  logische  Subject  als  dessen  J^li  im 

Nominativ  folgen  lässt;  wobei,  in  weiterem  Unterschiede  von  jenen 


136     

griechischen  und  lateinischen  Genetiv- und  Ablativsätzen,  diese 
Nebensätze  im  Arabischen  immer  durch  ein  Pronomen  in  Rück- 
beziehung auf  ein  Wort  des  Hauptsatzes  mit  diesem  verbunden 
sind.  Also  völlige  Verschiedenheit  des  syntaktischen  Verfahrens 
in  beiden  Fällen  :  I)  dasZustandsnomen  ohne  eigenes 
Subject  im  Arabischen  stets  im  Accusativ,  als  Stellvertreter 
eines  prädicativen  Zeitwortes,  dessen  Subjectspronomen  im  No- 

minativ  hinzuzudenken  ist  (Li  L>  Jo;  *l>  =  +$>  Li  L  l\j-,  ^b> 

v  .._   .      ..j      .         j-      ...   .      ..j 

=  ,_^>-j  «Aj:  j-L>) ;   im  Griechischen  und  Lateinischen  hingegen 


appositioneil  in  dem  jedesmaligen  Casus  des  Nomens,  auf  das  es 
sich  bezieht;  2)  dasZustandsnomen  mit  eigenem  Sub- 
ject im  Arabischen,  wie  das  ohne  eigenes  Subject,  stets  im 
Accusativ  vorangehend  als  Stellvertreter  eines  prädicativen  Zeit- 
wortes, dessen  Subject  im  Nominativ  folgt,  mit  Anschluss  des  Zu- 
standssatzes  an  den  Hauptsatz  durch  ein  in  jenem  enthaltenes,  auf 

ein  Nomen  in  diesem  bezügliches  Pronomen  UjsA  \^\jo  Aj;  ^ 

=  »j.3-i  tiL^j  l\j;  ^fS\ ;  im  Griechischen  und  Lateinischen  hin- 
gegen Subject  und  Prädicat  beide  im  Genetiv,  bez.  Ablativ,  mit 
freigegebener  Vor-  und  Nachstellung  und  mit  oder  ohne  Zurück- 
beziehung auf  ein  Nomen  des  Hauptsatzes. 

II,  81,  1.  ))L£ji><(  sehr.  L^ji. 

II,  Anm.  1.  Möglich  ist  ohne  Zweifel  die  von  de  Sacy  vor- 

geschlagene  Deutung  von  Sur.  75  V.  4,   wonach    ^\  J^  rßy& 

ajUj  ^c^*ö  auf  die  bezügliche,  bei  Erschaffung  des  Menschen 

schon  bethätigte  ö.iA'i  Gottes  geht ;  es  fragt  sich  aber,  ob 
Muhammed  nicht  zur  ausdrücklichen  Bezeichnung  des  Gegen- 
satzes zwischen  jener  bereits  erfolgten  und  der  bei  der  Auf- 
erweckung  der  Todten   noch  zu  erwartenden  Bethätigung  der 

göttlichen  Schöpferkraft  statt  ^cj^ö  gesagt  haben  würde  Lo^r 


wie  Baidäwi  zu  Sur.  2  V.  26  :  .JOä  ^l  f^Lp>\  C)t  ^'i  LJ  ^Lm  *ol- 
Liü  *-^v=?.  q^  ;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1869,  S.  71,  und  oben 
S.  89  zu  II,  21,  Anm.  2,  flg. 


137     

II,  82,  Anm.  1.  «jJüLs^*»  und  *jLs>w  sind  von  den  Arabern 
nie  als  »Namen  Gottes«  angewendet  worden,  sondern  wie  IUj, 


ftjs-j  ^  u.  dgl.  immer  nur  als  Doxologien  nach  den  Namen  und 
Beinamen  Gottes,  nach  selbstständigen  oder  angehängten  Für- 
wörtern die  sich  auf  Gott  beziehen ,  und  nach  Zeitwörtern  der 
zweiten  und  dritten  Person,  deren  Subject  Gott  ist.  Dass  übrigens 

jenes  ,Il*i'  nicht  als  Optativ  »qu'il  soit  exalte.'«  bedeutet,  son- 
dern assertorisch  aussagt,  dass  Gott  durch  sich  selbst  von  Ewig- 
keit über  alles  Andre  erhaben  ist,  darf  nach  diesen  Berichten 
v.  J.  1863  S.  164  flg.1),  v.  J.  1864  S.  288  u.  289  und  Ztschr. 
d.  D.  M.  G.  v.J.  1866  S.  187  u.  188,   wohl  als  bewiesen  gelten. 

Dem  ^Ui"  entspricht  in  seiner  Anwendung  auf  Gott  das  tal- 
mudische nsarn  und  nS3r: ,  Levv's  Neuhebr.  Wb.  I,  S.  289, 
Sp.  1,  wie   schon  Exod.  15,  1  und  21   Hija  nfcä. 

II,  83,  Anm.  Z.  2.  jSS  sehr.  ^3?. 

II,  85,    12.    »Uöl.,«    sehr.  Llö-^  .     13    »  ^ajuaä j' «   sehr. 

0    5     0     J    O  , 

)0-3  Ö  0    ,       ) 

II,  87,  9  u.  10.  »  .^*jx(  sehr.  .^.«*o=-.  —  Die  Richtigkeit 
der  hier  von  de  Sacy  vorgetragenen  Ansicht,  dass  das  sogenannte 
»Prädicat  von  käna  und  seinen  Schwestern«  ursprünglich  nichts 
anders  ist  als  ein  zu  dem  in  diesen  Zeitwörtern  selbst  liegenden 
Prädicate  hinzukommender  Zustandsaccusativ,  wird  dadurch 
bestätigt,  dass  derselbe    in  alterthümlicher  und  dichterischer 

Sprache  sich  in  einen  wirklichen  Zustandssatz  mit  .,  auflöst. 
Freytags  Arabb.  provv.  II,  S.417,  Spr.  33  :  ^^=>\  Uj  ^*iS l\äJ 
wuOüü ,  Olim  lupo  non  terrebar,  sagt  ein  schwachsinniger 
Greis,  den  man  wie  ein  Kind  mit  dem  Zurufe  schreckte:  der 


<)  Dass  dort  mit  der  Bemerkung,  die  optative  Auffassung  dieser  Per- 
fecta führe  — im  muhammedanischen  Sinne  gesprochen —  zur  Blasphemie, 
nicht  zuviel  gesagt  ist,  möge  die  Uebersetzung  beweisen,  welche  Chodzko 

am  Ende  seiner  Gramm. persane  S.  194  Z.8  von  *öL&  ^\jü  sJJ!j£>  giebt: 
»Lui,  Dieu,  puisse-t-il  £tre  exalte  dans  son  essence!« 


138 

Wolf  kommt!  In  Zamahsari's  Sprüchwörlersammlung  steht  da- 
für  einfach:   uajiXJü  ^i^s>\  ^  >Aä,  wo  man,  um  denselben  Sinn 

zu  erhalten,   li^Jü   nach  l\3  hinzuzudenken  hat.  —  Ihn  Hisäm 

S.  PPf,  Z.  4  u.  3  v.  u. :  ^*£  Jlwi  ^o  x**\ii  l\äc  J^j  L^  Ltf'  l\äJ 

näxi  LiJUoj,  x*.x\J!  uUc  (^o  (jcs*  LioJs  Jö'is  JL*«!  Uli    »Wir   beteten 

so  lange  nicht  bei  der  Kacba,  bis  Omar  zum  Islam  übertrat; 
nachdem  er  dies  gethan,  stritt  er  so  lange  mit  den  Koraischiten, 
bis  er  (von  ihnen  nicht  mehr  gehindert)  bei  der  Kacba  betete 
und  wir  mit  ihm.«  In  der  vorhergehenden  Erzählung  derselben 

Thatsache  Z.  11 — 13  heisst  es  dafür  lXäc  ^*ai  ^S  J^  juNJü  Ltf  U 

•1\  jts>-  iojiJüS  »Wir  konnten  so  lange  nicht  bei  derKacba  beten, 
bis«  u.s.w.  —  Bibl.  arabo-sic.  S.öIö,   vorl.  u.  1.  Z. : 


ff  -ff 

»Wenn  das  Eisen  in  andern  als  unsern  Händen  sprachlos  ist,  so_ 
führt  es  in  den  unsrigen  wahrlich  eine  verständliche  Sprache.« 

II,  87,  Anm.  LZ.  »m  mendack  sehr,  cum  mendaci;  da  die 
Präposition  v  (s-  diese  Berichte  v.  J.  1876,  S.  47  zu  I,  471,  8° 
hier  zur  Bezeichnung  der  Verbindung  des  Subjects  mit  dem 
Prädicate  dient. 

II,    88,    12  u.  13.    »j»b. «  und  »Jis,«  sehr.  JJ3,  und  Ji?, 

oder  mit  dem  ursprünglichen  Vocale  J-b,  und'jJst,  Umkehrung 

von  Atr^>a,  ffTB^,  if-£\*^>;  s.  oben  S.  130. 

II,  90,  7—8.  »Si  c'est  un  nom  qui  ait  un  complement.  il 
faut  le  mettre  au  nominalif«  sehr,  ä  l'accusatif;  »  ^  JLs>«  sehr. 
§A£> .  S.  Muf.  S.  11 .  Z .  11  — 13.  Nach  übereinstimmender  An- 
gabe der  Nationalgrammatiker  ist  der  Accusativ  in  dieser  ap- 
positioneilen Verbindung  ebenso  nothwendig,  wie  bei  einem 
selbstständigen  Vocativ  mit  Genetivanziehung. 

II,  90,  12  —  14.  »Dans  ce  cas,  le  nom  propre  qui  les  pre- 
cede  peut  se  mettre  au  nominatif  ou  ä  l'accusatif.«    So  nach  Ibn 


139 

Mälik  in  der  Alfijah,  ed.  Dieterici  V.  oa.  ,  ed.  de  Sacy  S.  1 45  : 
dagegen  verlangt  Zamahsari  im  Muf.  S.  II  Z.  13— 16  ausnahmslos 

den  Accusativ  des  vor   .tj  und  \^\   stehenden  Eigennamens : 

«-♦*  aJ  Ju;  [i  und  *.oic  idai  l\JLP  Li'.    S.  über  diesen  verschie- 

denen  Sprachgebrauch  die  Auseinandersetzung  von  Ihn  Jacis. 
S.  Hl  flg.1).  Nach  derselben  ist  die  letztere  Behandlungsweise 
allerdings  eine  Abweichung  von  der  durch  das  begriffliche 
Yerhältniss  der  beiden  Nomina  und  die  allgemeine  Regel  ge- 
forderten und  in  andern  Fällen  immer  beibehaltenen  Verschieden- 
heit der  Casus,  erklärt  sich  aber  folgerecht  aus  dem  auch  ander- 
weit hervortretenden  Bestreben,  die  beiden  durch  ^\  und  &«\ 
einander  beigeordneten  Eigennamen  durch  Steigerung  der  eng 
verbindenden  Apposition  zu  einer  Quasi-Composition  formell 
in  ein  Wort  zusammenQiessen  zu  lassen;  vgl.  diese  Berichte 
v.  J.  1874,  S.  97  zu  I,  398,  Anm.  1.     Zu  dem,   was  de  Sacy 

»nom  propre«  nennt,  gehören  hier  auch  die  m\tj.i\  und  ^  ge- 
bildeten  \gä  und  die  Beinamen,  i-iüü! ;  so :  lAjli»  ^f  ^i  .&*>  \> 
und  Xku  ^.j  <Aj;  j  ,   Ibn  Ja  is  S.  111 ,   Z.  1  4. 

II,  91,   §  173.   »La  particule  Lj  ne  peut  jamais  etre  suivie 

i 

o£  J~(~     - 

immedialement  de  l'article  ji«  mit  Ausnahme  von  *JJ  L»,  wofür 

aber  auch  &JÜ!  L>  gesagt  wird,  indem  man  den  zur  Darstellung 
des  Begriffes  der  einzige  wahre  Gott  notwendigen  Artikel 
als  ursprünglichen  Beslandtheil  des  Wortes  und  dieses  wie  einen 
durch  sich  selbst  determinirten  Eigennamen  behandelt;  s.  Bai- 
dAwl,  I,  S.  4  Z.  16  u.  17,  dagegen  M.  al-M.  S.  |*»o  Sp.  2  Z.7— 9  : 

JuojJb  aU  Ljj  jutSjü  aJLN  Lj  xjLxj  J,  Juäj  ;  aber  dieses  letztere 
ist  nach  Muf.  S.  f.  Z.  10  eine  Anomalie,  wiewohl  es  später  zur 


1)  Es  ist  dort  in  der  Textstelle  des  Mufassal  Z.  10,   mit  Wiederher- 
stellung einer  bei  der  Correctur  übersehenen  Auslassung,   wie   in  den 

beiden   Ausgaben   von    Broch  zu  schreiben:    l\aP  b»  U»vS>l  qJ>  >Ajj  u 

*.o!e  JL*j^  l\äP  Li»    *.*£    -tJ  ^J;   Lj*   Ia+c  SCäjv, 


140     

gewöhnlichen  Aussprache  geworden  und  heutzutage  in  der  Form 
jällah  mit  Zurückziehimg  des  Accentes  auf  die  erste  Sylbe  als 
Interjection  unserem  wohlan!  auf!  vorwärts!  entspricht ; 
s.  Tantavy,  Traite  de  la  langue  arabe  vulgaire,  S.  99  unter  L: 
»Allons,  courage!  aJUI  Ls«;  Spitta-Bey,  Aegypt.-arab.  Vulgär- 
grammatik S.  70  unter  jällah. 

II,  91,  12  »ou  de  Tadverbe  lP«.  Die  Betrachtung  dieses  LP 
als  »adverbe«,    nach  den  Nationalgrammatikern   als  Flickwort 

a^.-5  und  a^AÄj  **^ >  w'e  m  ^^j  l<A£P  u.s.w.  (Muf.  S.  19  1.  Z., 
Ibn  Ja'is  S.  111  Z.  4  u.  Z.  8),  die  unrichtige  Darstellung  desselben 

i  £ 

als  Stellvertreter,  \jc^,  eines  von  ^\  geforderten  determiniren- 

den  Genetivs  (ebendas.  Z.  8  u.  9  und  Z.  24),  endlich  die  das 
wahre  Verhältniss  zwischen  den  beiden  Wörtern  verdeckende 

ÄS 

graphische  Verbindung  zwischen  ^\  und  LP,  haben  nicht  er- 
kennen lassen,  dass  das  letztere  eine  für  alle  Geschlechts-  und 

Numerusformen    des   Demonstrativnomens   Il\P    geltende   Ab- 

'.U£  .  Iä£  -.1Ä£  .  U£        ^.ilÄS 

kürzung,  d.h.  mit  iiXgjj ,  »«A^jI  ,  ^ItXgjj,  qUC§jJ  ,  s^j^j!  gleich- 
bedeutend,   mithin   keine    blosse  Partikel,    sondern    ein  voll- 
st £ 
gültiges  Nomen  und  ebensowenig  Stellvertreter  eines  von  ^\ 

abhängigen  und  dieses  determinirenden  Genetivs,  sondern 
vielmehr,  je  nach  dem  Zusammenhange,  Stellvertreter  einer 
jener  vollen  Formen ,  also  virtuell  selbstständiger  Nominativ 
ist.    Nur  darin  haben  die  Nationalgrammatiker  Recht,  dass  sie 

^j\  als  *-gAÜ  ^oLlü  ,  »den  unbestimmten  Vocativ«,  bezeichnen; 
dies  ist  er  in  der  That,  aber  in  weit  stärkerem  Grade  als  ihre 

-££ 

Deutung  und  die  missbräuchliche  graphische  Verbindung  1%j\ 
u.  s.w.  vermuthen  lassen.  ^\  oder  ^1  Lj  ist  einfach  ein  logischer 

Vorhalt,  wie  das  qLüüJ  .^o  oder  X*aÄH  j**/to ,  das  oben  S.  119  flg. 

besprochene  Lo  u.  dgl. ,  —  ein  auf  Verschiedenheit  des  Ge- 
schlechtes und  der  Zahl  des  oder  der  zu  Rufenden  noch  keine 
Rücksicht  nehmendes  allgemeines  Wer  immer!  worauf  dann 
als  Erklärung  und  Besonderung  folgt :  derMannda,  dieFrau 
da,   die  Menschen  da,  die  welche  gläubig  sind  u.s.w. 


141      

Verträte  \J>  den  Genetiv  des  Ganzen,  zu  dem  ^j\  alsTheil  gehört, 
so  müsste  dieses  nach  der  kurz  vorher  besprochenen  ausnahms- 
losen Regel  zur  Bezeichnung  dieses  Verhältnisses  im  Accusativ 
stehen,  also  z.  B.  das  in  den  koranischen  Anreden  an  »die 
Menschen«,  an  »die  welche  gläubig  sind«  u.  s.w.  immer wieder- 

-i£  -~s 

kehrende  UjJ  aller  Ueberlieferung  zuwider  in  Lgj!  verwandelt 
werden.  Es  ist  diese  Zusammenziehung  aller  Formen  des  De- 
monstrativnomens  vor  dem  Artikel  in  ein  blosses  ha,  das  in  der 
Aussprache  der  zusammengesetzten  Sylbe  zu  ha  wird,  ein  alt- 
arabisches Seitenstück  des  im  heuligen  syrischen  Gemeinarabisch 
gewöhnlichen  hal  kitäb,  hal  bint,  hal  benin,  hal 
benät,  für  i-iUaüi  IÄS>  u.s.w.  S.  Caussin,  Gramm,  arabe- 
vulg.    1.  Ausg.,  S.  59  §  232. 

II,  91,  Anm.  Z .  8  — 10.  Dass  bei  dieser  Unterdrückung  des 
\  von  Lj  und  der  graphischen  Verbindung  des  übrigbleibenden  j 

mit  dem  folgenden  \  die  Aussprache  des  ja  mit  langem Vocal 
dieselbe  bleibt  und  oft  auch  noch  nachhelfend  durch  ein  senk- 
rechtes Fathah  für  das  Auge  dargestellt  wird,  ist  schon  im  vorigen 
Stücke  dieser  Beiträge  v.  J.  1878  S.  91  u.  92  zu  I,  537,  Anm.  \ 
bemerkt  worden. 

II,  §  175.  Heber  diese  zunächst  dem  Vocaliv  von  Eigen- 
namen zukommende  Apokope  s.  das  Nähere  und  Genauere  Muf. 
S.  rT  Z.  3  -19  und  dazu  Ibn  Ja  is  S.  Uo  Z.  2  —  S.  |1.  Z.  18,  über- 
sichtlich in  Wright's  Gramm,  of  the  arabic  language,  2.  Ausg., 
II,    S.  95  u.  96.     Das  Z.  10  u.  I  I   von  den  »noms  propres  femi- 

nins«  Gesagte  gilt  demnach  auch  von  den  auf  ä  i_  ausgehenden 

5   -     O    .-  ?  -  -  O  - 

männlichen  Eigennamen,  wie  i»^Lb ,  iUülc  u.s.w.  Wüsten- 
feld's  El-Bekri.  I,  Hl,  5  v.  u.  als  erster  Vers  eines  Gedichtes 
auf  den  Tod  des  Angeredeten  : 

,C,  ,  -    O  -  .  --0,-0,  ss  -         o      o  £ 

I  I 

»Guten  Morgen,  cAlkamah  SohnAdiV.  Hast  du  dich  heute  (im 
Grabe)   gelagert,  brichst  du  nimmer  wieder  auf.« 


1)  \i^j^  nach  Maräsid  alittilä',  V,  S.  558  Z.  4  v.  u.,  wo  aber  der 
erste  Halbvers  wie  hier  zu  schreiben  ist. 


142 

Am  häufigsten  scheinen  dann  zu  den  weiblichen  Eigen- 
nainen  die  beiden  Gattungswörter  'tL^l^z  und  'sj31c  hinzu- 
zukommen (s.  Freytag's  Arabb.  provv.  II,  S.  28  Z.19  flg.,  wo 

3  - 

statt  joLc  natürlich  jole  zu  lesen  ist) ;  überhaupt  aber  lassen 

alle  Feminina  auf  ä,  Gattungswörter  wie  Eigennamen,  diese 
Verkürzung  zu  (Ibn  Jacis  S,  IaI  Z.  5  flg.,  Dieterici's  Alfijah 
S.  Cvi^  Z.  13  flg.),  ebenso  nicht  bloss  die  auf  &  (Ibn  Jacis  S.  U1 
Z.  3  flg.),  sondern,  wie  es  scheint,  auch  die  auf  ein  einfaches 
verkürzbares  S_J_  oder ^^  ausgehenden  Feminina;  wenigstens 
ein  sicheres  Beispiel  hiervon  bietet  der  Vers  bei  Abulmahäsin 
I,  S.  vöö  drittl.  Z.    (vgl.  II,  pars  posterior,  S.  79  Z.  9)  : 

»Wundre  dich  nicht,  o  Selmä,  über  einen  Mann,  auf  dessen 
Kopfe  das  Greisenhaar  lächelt  und  der  darüber {)  weint.« 


3    , 


II,  92,    12  u.  14.    »v_^S>«  und  »x*.^«    sehr.  ^>J>  und  &*.$>, 

l*     ,.  '     \   o  .  3.' 

männlicher  Eigenname,  vollständig    &JUI  x+$>  oder  ^*>Ji  x*P. 

O  -  3 

Z.  15.  »ö  Thoba.«  xo  ist  weder  ein  weiblicher  noch  ein  männ- 
licher Eigenname,  sondern  ein  Gattungswort  vom  Stamme  LS 

6- 

oder  ^3  in  der  Bedeutung  von  S£cL>  ,  besonders  Krieger-  oder 
Beiterschaar. 

II,  92,  §176-178.  Das  i3lä&it  ^  und  das  wJ^CJi  Jtf  sind 

bereits   ausführlich  behandelt   in  diesen  Berichten  v.  J.  1876, 
S.  62-  67  zu  I,  §  1049,  5?  und  §  1050,  S.  475  u.  476. 

II,  92.  §  179.  Das  vollständige  Begelwerk  über  den  Ge- 
brauch von  !.,  und  die  zum  Theil  damit  zusammenhängenden 
Veränderungen  und  Zusätze    in  der  Endung   des   davon  ein- 


1)  d.h.  über  das  auf  seinem  Kopfe  zwischen  den  schwarzen  Haaren, 
wie  die  Zähne  beim  Lächeln  zwischen  den  Lippen,  durchscheinende 
Greisenhaar.    Der  Dichter  meint  sich  selbst. 


143     

geleiteten  Wortes  oder  Satztheiles  s.  I,  §  1244  —  1249,  S.  575 
-577,  und  dazu  diese  Berichte  v.  J.  1 878.  S.  141  zu  I,  575,  8  flg. 
bis  S.  142  zu  I.  577,  7. 

II,  94,  §  181  zu  Ende.  Die  bezügliche  Stelle  findet  sich 
II ;  S.  263,  §  442  zu  Ende.  Hinsichtlich  des  so  gebrauchten  Ac- 
cusativs  s.  Muf.  S.  IYZ.  2  und  dazu  Ibn  Ja'is  S.  IaP  Z.  11  flg.  bis 
|Af  Z.  17. 

II,  95,  11—13.  »II  faut  donc  supposer  qu'il  y  a  pleonasme 
de  Sl,  ce  qu'on  peut  aussi  appliquer  au  premier  exemple.«  Nach 
de  Sacys  Darstellung  könnte  es  scheinen,  als  wäre  dieser  Ge- 

O  ,  50-  0--G.. 

brauch  des  Genetivs  nach  einem  auf  ,.~*  tx  und  .*£ ,  .*i,  ^i 

folgenden^  eine  rein  äusserliche,  der  wirklichen  Gedanken- 
form nicht  entsprechende  Wiederholung  des  nächstvorhergehen- 
den Casus.  Aber  für  den  Araber  ist  ^»,  ebenso  wie  das  ein- 
fache  ^  in  *.+z.  "$  lXj:  ^sL>  (Muf.  S.  !ff  Z.  6),  eine  üäj£,  d.h. 


eine  coordinirende,  ohne  eigene  Reclionskraft  die  svntaktische 
Einwirkung  des  nächstvorhersehenden  Regens  auf  das  unmittel- 

bar  Folgende  überleitende  Partikel.  Der  Casus  des  von  Sj  ein- 
geführten Wortes  bleibt  demnach  derselbe,  wie  wenn  es  mit 

Wiederholung  des  Regens  hiesse  Ah  ^  Lq5  und  «Jlüx  -a£j  . 
So  Sur.  2  V.  168,  Sur.  6  V.  146  und  Sur.  16  V.  1 16 'ohne  ver- 
schiedene  Lesart:  j!c  ^  eb  ;*c  ^LäoS  ^ ,  mit  Fortführung  des 
von  -oi  regierten  Genetivs  statt  des  nach  unserer  Vorstellung  zu 
erwartenden  Zustandsaccusativs  LoLe  :  »Wenn  jemand   (durch 

Hunger  und  Durst'  gezwungen  Verbotenes  geniesst,  ohne  einen 
Andern  zu  verkürzen  und  (ohne)  das  Mass  zu  überschreiten.« 

II,  96,  12  flg.   Der  hier  gelehrte  Sprachgebrauch  ist  schon 

,03 

seit  langer  Zeit  der  allgemein  herrschende,  wonach  &*JI  *Aä.***J! 
das  Subject  und  JOU**Ji  das  Prädicat  des  Nominal-  wie 
des  Verbalsatzes,  also  im  Nominalsatze  jenes  das  ^Aä^o,  dieses 


144     

das  .>..=»,  im  Verbalsatze  jenes  das  J^cls  oder  J^LftJ5  wuli  =  *jls 
J^LäJS  *l&«,  dieses  das  J.«  oder  der  Stellvertreter  desselben  ist. 
Noch  Sibawaihi  und  Halil  aber  nannten  umgekehrt  das  logische 

Subjeet  iAJLwmJI  und  das  logische  Prädicat  &JI  l\>u*4JI ;  s.  darüber 
die  Bemerkungen  zur  arabischen  Grammatik  in  Zeitschr.  d.  D. 
M.  G.   Bd.  XXX  v.  J.  1876,   S.  498. 


-   ^  o  > 


II ,   98,   2.    »StJüU*o«    ist   die   von    de  Säcy   durchgeführte 

O  ö 

}-.oi  £  ,  ,  o  > 

Schreibart  statt  IiAäax,   vollständig   äj  I^AXvo,   etwas    womit 

angefangen  wird  (s.  diese  Berichte  v.  J.  1866,  S.  297. 
Z.  9  flg.).  Allerdings  ist  die  Setzung  des  Hamza,  allein  oder  mit 
Bezeichnung  der  davon  eingeleiteten  Casusendung,  hinter  das 
Alif  statt  über  oder  unter  dasselbe  in  den  Handschriften  sehr 
gewöhnlich,  aber  doch  missbräuchlich .  weil  sie  dem  Alif ,  auch 
ohne  darüber  gesetztes  Medda,   den  Anschein  eines  Dehnungs- 

buchstaben,  wie  in  vIlXäjI.  giebt,  während  es  doch  nur  der  an 
und  für  sich  bedeutungslose  graphische  Träger  des  Hamza  ist. 

II.  98.  Anm.  1,  Z.  1— 3.  Der  hier  nur  angedeutete  Fall  ist 
näher  beschrieben  und  exemplificirl  II,  515  u.516,  §  951.  — 
Z.  4.    »^♦^'d^    ce  qui  est   porte«    sehr,  ce  qui   est   superpose, 


nämlich  ^ yoy^S  (J.c.   Wie  bei  der  Bezeichnung  des  logischen 

,05 

Subjectes  durch  xjj\  l\^~^JI  dieses  unter  dem  Bilde  eines  festen 
Gegenstandes  erscheint,  der  einem  daran  gelehnten  andern, 
dem  Prädicate,  zum  Stützpunkte  dient,  so  stellt  es  sieb  hier 
als  Unterlage  oder  Basis  eines  darauf  gelegten  oder  gestellten 
Gegenstandes,  das  Prädicat  aber  als  dieser  letztere  selbst  dar. 
Daher    die  eigenthümliche  Definition   von  v_^L*J^    in  Cureton's 

Sahrastäni  S.T'of  Z.  4  u.  5 :    c.y&yl  öy*?>  >}+>* bL  +.£s±\jß>  ..JLJi 

»die  Negation  eig.  die  Beraubung,  Entziehung]  ist  die  Aussage, 
dass  irgend  ein  Prädicat  irgend  einem  Subjecte  nicht  zukommt« . 
kürzer  in  Flügel's  Kitab  al-taYifät  S.  in  Z.  15  :  *x*jJi  pl^ü!  ^JLJf 
»die  Negation  ist  die  Aufhebung  der  Verbindung  zwischen  Sub- 
jeet und  Prädicat«. 


145 

II,  99,  Anm.4,  Z.  5.  »  ^,^>jj!  o^ö  id*>  «  sehr.  o(ö  üUr^ 
^^p-Ji ,  oder  ohne  Determination  q*£>j  oü  xU> . 

II,  101,8.  »ii^-«  sehr.  ®Ci,  Sur.2V.282.—  M.»'^« 

*-    -    ^  ,    ü    > 

sehr.  -lAc  oder  *>Ac . 

II,  103,  5  u.  6.  Zu  »Lorsque  le  sujet  et  l'attribut  sont  Tun 
et  l'autre  determines«  ist  nach  Muf.  S.  oi*  Z.  i  u.  3  v.u.  und 
Ibn  Jacis  S.  fr.  Z.  17  u.  S.  f  t*?  Z.  3  flg.  hinzuzufügen:  ou  que 
l'attribut  est  un  comparatif,  qui,  quoique  grammaticalement  in- 
determine,  se  rapproche  du  nom  determine  par  sa  signification 
speeifique ,    exprimant   un    rapport    entre   deux   ou   plusieurs 

objets.    —    Das   Jw^ait   ,^/S   oder  Scheidungspronomen    steht 

aber   nicht    nur    in    den   ursprünglichen    einfachen,   bloss  aus 

Subject  und  Prädicat   bestehenden  und   in    den  von  »^  und 

seinen  Schwestern«  Muf.  S.  if  vorl.  Z.)  eingeleiteten  Nominal- 
sätzen, wie  in  den  von  de  Sacy  II,  103,  10  —  14  und  105,  3  flg. 
aufgezählten  Beispielen,  sondern  auch  in  Sätzen,  denen  nach 
der  Betrachtungsweise  der  Nationalgrammatiker  einfache  No- 
minalsätze zu  Grunde  lieeen ,  welche  aber  durch  den  Hinzutritt 


,o£ 


theils  von  »^.'i  und  seinen  Schwestern«,  theils  von  *_JläJI  jlxa 
zu  Verbalsätzen  geworden  sind.  Zamahsari  stellt  Muf.  S.  ot** 
Z.  4  v.  u.  die  ursprünglichen,  einfachen  Nominalsätze  mit  einem 
Scheidungspronomen  als  solche  dar,  in  denen  dasselbe  vor, 
die  daraus  entstandenen  übrigen  aber  als  solche,  in  denen  es 

nach  dem  Hinzutritte  von  sJaftü!  J^x^jlII  seine  Stelle  zwi- 
schen Subject  und  Prädicat  eingenommen  habe;  diese  »wört- 
lichen Regenten«  aber  sind  eben  jene  Partikeln  und  Zeitwörter, 
welche    einen   umgestaltenden  Einfluss   auf  die  syntaktischen 

Verhältnisse  des  einfachen  Nominalsatzes   ausüben ,  indem  ^l 

und  die  begriffsverwandten  Partikeln  nur  das  Subject,  .J?  und 
die  begriffsverwandten  Zeitwörter  nur  das  Prädicat,  die  verba 
cordis  aber  beide,  Subject  und  Prädicat,  in  den  Accusativ 
setzen,   während    das    in  Geschlecht  und  Numerus    mit    dem 

1880.  10 


146     

von  ihm  reproducirten  Subject  übereinstimmende  Scheidungs- 
pronomen unveränderlich  im  Nominativ  bleibt  und  somit  nach 

dem  technischen  Ausdrucke  keinen  J^  hat,  d.  h.  weder  regiert 
noch  regierend  ausserhalb  des  syntaktischen  Satzgefüges  steht. 
Wie  die  verba  cordis,  können  auch  die  ebenfalls  doppelt  trans- 
itiven Verba,  in  welchen  der  Begriff  von  j^aXl\  liegt,  wie  Joc>  , 
(A^'L  tfl'-i'  u.s.w.,  das  Scheidungspronomen  zu  sich  nehmen; 
so    Sur.  37  V.  75:    ^äLjf  ^  iö^J-3  \l\x=> ,  wo  Geschlecht  und 

Numerus  des  Scheidungspronomens  nur  scheinbar  von  dem 
Prädicat,  in  der  That  aber,  nach  durchgängiger  Analogie,  von 
der  Bedeutung  des  zum  ersten  Object  gewordenen  ursprüng- 

3  -     -o£ 

liehen  Subjecles  =»0^!  bestimmt  wird. —  Im  Allgemeinen  aber 
ist  neben  der  Betrachtungs-  und  Behandlungsweise  dieses  Pro- 
nomens als  Unlerscheidungsmittel  zwischen  Prädicat  und  ap- 
positionellem  Beiwort  in  allen  Fällen  eine  zweite  möglich,  durch 
welche  es  als  Subject  eines  unmittelbar  im  Nominativ  folgenden 
Prädicats  mit  diesem  zusammen  einen  einfachen  Nominalsatz 
bildet,  der  in  seiner  Gesammtheit  das  Prädicat  eines  übergeord- 
neten Subjectes  ist,  —  eine  Satzform,  in  welcher  wir  das  über- 
geordnete Subject  als  nominativus  absolutus  anzusehen  gewohnt 

sind.  Nach  dieser  Auffassung  verhütet  j£>  in  L-JliSi^  iAj;  nicht 
die  Verwechslung  des  Prädicates  ^JUJl  mit  einer  adjeelivischen 
Apposition  zu  dem  Subject  lXj: ,  wie  es  in  wJüJt  ^;  möglich 
wäre,  sondern  ist  selbst  Subject  des  untergeordneten,  das  Prä- 

0(1,  3  ,0*J    ,   3 

dicat  des  Hauptsubjectes  Jo;  bildenden  Nominalsatzes  u-JU-tj-? 

»Zeid  —  er  (ist)  der  Ueberlegene«.  S.  Ibn  Jacis  S.  f n  Z.20  flg. 
Für  allein  zulässig  gilt  diese  Auffassung  da,  wo  das  Prädicat, 

G    -    -  J     So« 

wie  in  wJ«_j_3>  lXj:  »Zeid  —  er  (ist)  überlegen«,  mdeterminirt 
ist,  weil  dann  die  Unmöglichkeit,  das  indeterminirte  vjj& 


r. 


in  wJt  (Äj;  für  eine  Apposition  des  durch  sich  selbst  deter- 
minirten  Ju:    zu  halten,   eine  äussere  Unterscheidung    un- 


147     — - 

nölhig  macht.  Von  den  beiden  Wirkungen  des  Scheidungs- 
pronomens als  solchen  (Muf.  S.  öt**  vorl.  u.  I.  Z.)  kommt  diesem 

Subjectspronomen    nur  die  zweite  zu:   iAjJ^xJI  ^  v-yis   »eine 

Art  Verstärkung«  nämlich  der  Aussage,  dass  dieses  Prädicat 
vorzugsweise  oder  ausschliesslich  diesem  Subjecte  zukomme. 
Auch  die  äussere  Gestaltung  des  Satzes  ändert  sich  dann  beim 

Hinzutritt  der  obengenannten  Zeitwörter:  ,.,£und  seine  Begriffs- 
verwandten  verlieren  ihre  äussere  Rection  ganz,  und  die 
verba  cordis  u.s.w.  die  ihrige  zur  Hälfte;  jene  setzen  nicht 
mehr  ihr  Prädicat,  diese  nicht  mehr  ihr  zweites  Object  formell 
in  den  Accusativ,  sondern  den  bezeichneten  einfachen  Nominal- 
satz nur  virtuell.  Nach  Muf.  S.  of  Z.  4  flg.  gebrauchten  »viele 

Araber«  diese  Satzform,  die  auch  in  einigen  Lesarten  des  Korans 

-  -  <■ 
neben  den  andern  gewöhnlichen  erscheint:  Sur.  8  V.  32  ^  ^\ 

■>  °  -     1     -  1  -  °  -  c 

/<jJ-\  j$>  \^\S>  statt  der  Vulgata  /  öJ-\  ,   wozu  Baidäwi  bemerkt: 

»Man  liest  auch   /  <l£\   im  Nominativ,  wonach  ^P  Nominalsub- 

ject,    nicht  Scheidungspronomen    ist«;    Sur.  43  V.  76    +$>  \y?6 

-)i-c  -  =  -C  5     5 

^j^JLkil  statt  der  Vulgata      -t^M*,  in  welcher  *3>  nach  Baidäwi 

jJa's  ist;  Sur.  18  V.  37  fjkJJJ  ^'d  e*JL  $3?  &  j£i'  o'  statt  l*er 
Vulgata  J^äT,  zu  welcher  Baidäwi  bemerkt:  »Man  kann  an- 
nehmen ,  dass  bT  Scheidungspronomen ,  aber  auch  dass  es 
Verstärkung  des  ersten  Objectsaccusativs  (j,  in  J,  j")  ist  (s.  dazu 
Ibn  Jacis  S.  f  |*»f  Z.  17—20).  Man  liest  auch  jiT  im  Nominativ, 
wonach  es  das  Prädicat  von  Gl  und  dieser  Nominalsatz  ein 
zweites  Object  zu  J,.j"  ist«.  Weitere  Ausführungen  und  Bei- 
spiele dieser  doppelten  Möglichkeit  findet  man  bei  Ibn  Ja'is 
S.  ft*t  Z.  13  flg.  —  Wenn  das  Prädicat  eines  determinirten  No- 
minalsubjectes  ein  verbum  finitum  ist,  sehen  die  meisten 
Grammatiker  das  den  Begriff  des  Subjectes  wiederholende  Pro- 

nomen  nicht  als  J^i ,  sondern  als  iA**^  eines  mit  dem  Verbum 

10* 


148 

das  Pradicat  des  übergeordneten  Subjectes  bildenden  Nominal- 
satzes an,  weil  das  an  und  für  sich  indeterminirteVerbum 
ebenso  wenig  wie  ein  indeterminirtes  Nomen  Apposition  des 
determin  i  rten  Subjectes  sein  kann,  ein  Unterscheidungs- 
zeichen hier  also  ebenfalls  unnöthig  ist.    Saihzade  zu  Sur.  35 

V.   II  :     »In    .j*jij£>  (iLüj^X*   ist  i^LJ^i  S*a  erstes  Subject,  jS> 

zweites  Subject,  ...aj  dessen  Pradicat,  und  dieser  Satz  das  Pra- 
dicat des  ersten  Subjectes.    Abulbakä  lässt  die  Annahme  zu, 

dieses  '^$>  sei  ein  zwischen  das  Subject  und  das  Pradicat  ge- 

setztes  A,*aa ;  aber  man  hat  ihm  entgegengehalten,  dass  das 
Scheidungspronomen  nicht  vor  das  Pradicat  tritt,  wenn  dieses 
ein  vb.  fin.  ist.  obschon  Einige  es  zulassen«. 

II,  103,  l.Z.  u.  104,  1.  A^Jj^*«:  oder  bloss  jJiiJf  heisst 

dieses    Pronomen    bei    den  Basriern,    Sujl'A    bei    den  Kufiern,. 

Muf.   S.  ör  l.Z.,  IbnJa'is  S.  f t\  Z.  17  —  19. 

II,  104,  §  198.  Den  Gebrauch  der  Pronomina  der  dritten 
Person  als  Stellvertreter  der  copula  logica  zwischen  denen  der 
ersten  und  zweiten  und  ihrem  Pradicat  hat  das  Hebräische  und 
Aramäische  (s.  Gesenius' Hebr.  Gramm.  22.  Aufl.  von  Kautzsch,. 
S.  267,  §2.  Nöldeke's  Kurzgefasste  syr.  Gramm.  S.  218  D.), 
aber  nicht  das  Alt-  und  Reinarabische,  nach  dem  Grundsatze, 
dass  das  Scheidungs-  und  Verstärkungspronomen  derselben  Per- 
son angehören  muss  wie  das  Subject,  Ibn  Jacis  S.  ft*1.  Z.  21  flg. 
Das  Neuarabische  aber  hat  jene  Verbindung  allerdings  angenom- 
men; Beispiele  davon  geben  die  drei  Stellen  S.  103  Z.14  und 
S.  104  Z.  10  u.  11  aus  einer  arabischen  Bibelübersetzung,  und 
Gorguos  in  seinem  Cours  d'Arabe  vulgaire,  Paris  1849.  Nachdem 
er  Th.  I  S.  24  bemerkt  hat:  )>La  suppression  du  verbe  etre  dans 
le  discours  ecrit  peut  amener  une  equivoque  :  p.  e.^LldlwJi  I.AP 
signifie  ce  sultan,  ou  bien  celui-lä  est  le  sultan.  Si  l'on  veut 
que  le  sens  soit:  celui-lä  est  le  sultan,  on  insere  entre  ItAP  et 
,..lLL*Jf  un  pronom  personnel  de  la  3e  personne,  et  Ton  dit : 
...liaUJI  j$>  W&  (hada  houa  es-soltän)  celui-lä,  lui,  le  sultan«, 
fügt  er  S.  27  in  Beziehung  auf  das  Pronomen  der  ersten  Person  als 


149 

Subject  hinzu:  »On  evite  l'equivoque  par  1' Insertion  d'ira  pro- 
nom  isole  de  Ja  3e  personne.  Ainsi  soit  ä  traduire:  je  suis  le  roi. 
on  pourra  dire  ^VJLli^P  lil  <ma  houa  elmelek).  Celte  facon  de 
traduire  est  toutefois  employee  si  Ton  veut  donner  ä  la  phrase 
une  sorte  d'energie,  et  dans  l'exemple  tiVlUjP  lil ,  l'idee  repond 
mieux  ä  la  tournure  francaise:  c'est  moi  qui  suis  le  roi«.  Das 
Reinarabische  dagegen  lässt  im  einfachen  Nominalsatze  mit 
einem  Pronomen  der  ersten  oder  zweiten  Person  als  Subject  den 
Uebergang  von  diesem  zu  dem  Nominalprädicate  äusserlich  un- 
bezeichnet,  und  so  sagt  auch  der  mystische  Dichter,  Catal.  libb. 
mss.  Bibl.  Sen.  Lips.  8.  402  Sp.  2  Z.  18  : 

Ego  (sum)  is  quem  amo,   et  is  quem  amo  (est)  ego. 

II,  104,  Anm.  1,  Z.  2  —  4.  Wenn  de  Sacy  aus  der  von  Ibn 
Farhat  für  das  Scheidungspronomen  gebrauchten  Bezeichnung 

J^s  v_i->   folgert,  dass  man  nach  ihm  die  persönlichen  Pro- 

nomina  in  diesem  Falle  nicht  als  Pronomina ,  sondern  als  Par- 
tikeln zu  betrachten  habe,  so  kann  dies  deswegen  nicht  zu- 
gegeben werden,  weil  es  undenkbar  ist,  dass  Ibn  Farhat  die 
nach  Geschlecht  und  Numerus  ihre  Form  verändernden  Pro- 
nomina in  irgend  einer  ihrer  Anwendungen  unter  die  unver- 

änderlichen  Partikeln  gerechnet  haben  sollte.  Sein  ^.z>  be- 
deutet,  wie  oft  bei  den  Grammatikern,  einzelnes  Wort  im 
Allgemeinen,  ohne  Beziehung  auf  einen  bestimmten  Redetheil: 
s.    Lane   S.  550    Sp.  2    Mitte;     Morgenl.   Forschungen    S.  119 

drittl.   Z.    JyCc»   p»_.^-  o1^*  ^  ^^  y**N  uj*z  -J"£  %s*  u*~y  5 

s.134  z.8  ^jtj  ityi  u^s  c^*+^  ^üi  05^1  oJ>\  [S/jX)  y ; 

Z.  9    ö.<w*o  uw>i  »einiae  wenige  Wörter«,   von  welchen  j.  Ji 

eins  ist.  ' 

■> 
II,  104,  Anm.1.   Z.  4  v.u.   »s^—*«  sehr,  s^  > . 

2     ,.    '  Sc' 

II,  105,   Anm.  I.   Z.3.   »^^iiäj«  sehr.  ^^o&J . 

II,  106,  §201.  Der  Gegenstand  dieses  Paragraphen,  die 
Bestimmung  der  einzelnen  Fälle,  in  welchen  ein  grammatisch 
indeterminirtes  Nomen  in  irgend  einer  Stellung  und  Verbindung 


150     

Subject  eines  einfachen  Nominalsatzes  werden  kann,  —  s.  Muf. 
S.  It*»  Z.  5-8,  Ibn  Ja  is  S.  I.t»  Z.  19  flg.,  Wright's  arab.  Gramm. 
II,  §  127,  — wurde  von  spatern  Grammatikern  eingehender  und 
ausführlicher  behandelt,  wodurch  das  Verzeichniss  derselben 
immer  länger  geworden  ist.  Badraddin's  Commentar  zu  Dieterici's 
Alfijah  S.  öl — II  zählt  deren  vierundzwanzig  auf,  fügt  aber 
am  Schlüsse  hinzu:  »Einer  der  Spätem  hat  sie  bis  auf  einige 
dreissig  gebracht;  was  ich  davon  nicht  erwähnt  habe,  ist  des- 
wegen in  Wegfall  gekommen,  weil  es  entweder  auf  das  von  mir 
Erwähnte  hinauskommt,  oder  unrichtig  ist.«  Dieselbe  Zahl  giebt 
Ibn  Hisam,  Suchir  al-dahab  S.  11  Z.  1  an,  als  von  »einem  der 
Spätem«  erreicht.  Er  sowohl  als  Näsif  im  När  al-kirä  S.  vf 
Z.  12  flg.,  wo  die  einzelnen  Fälle  am  vollständigsten  aufgezählt 
sind,  stellen  die  grosse  Mehrzahl  derselben  unter  die  zwei  Ka- 

tegorien  derBesonderheit,  ^jo^i-M,  und  der  Allgemeinheit 

(*j**JI);  ein  grammatisch  an  und  für  sich  indeterminirtesWort 
wird  nämlich  theils  durch  eine  in  ihm  selbst  liegende  oder  hin- 
zugedachte  oder  äusserlich  hinzugefügte   nähere  Bestimmung 

specialisirt,  \j^*a<? ,  und  dadurch  der  vollen  Determination  an- 

genähert,  theils,  wie   durch  Anwendung  des  Artikels   ^äj.xäj 

(j*JL^    (I,  436,  Anm.  1),  auf  alle  Individuen  der  betreffenden 

Gattung,  Art  oder  Mehrheit  ausgedehnt   und    dadurch  verall- 

gemeinen,  ***<< .  Eine  noch  generellere,  beide  Kategorien  um- 
fassende Begriffsbestimmung  giebt  När  al-kirä  S.  vf  Z.  13  in  den 

O  ,  -  O  -  3  -       -  £      o 

Worten:   Lgj  ilcXÄ^t  ;L>  La  *>j.j  »XÜI  ooli!  ^l  »wenn  ein  in- 

determinirtes  Wort  auf  irgend  eine  Weise  eine  bestimmte  "Vor- 
stellung ausdrückt  (d.  h.  wenn  zu  dem  nackten  indeterminirten 
Gattungsbegriff  auf  irgend  eine  Weise  ein  näher  bestimmendes 
Merkmal  hinzukommt),  kann  dasselbe  zum  grammatischen  Sub- 
jecte  eines  einfachen  Nominalsatzes  gemacht  werden.«    So  z.B. 

wenn  dem  »  *j'  in  dem  Satze  '■iSsj>-  ^  -ks>  ä*«j',  När  al-kirä  S.  vf 
Z.  20,   entweder  durch  Verallgemeinerung  die  Bedeutung  von 

,0  ,       i     3 

8.*j  J..5',   jede  Dattel,   oder  durch  Besonderung,   mit  Hervor- 


151     

hebung  des  in  dem  n.  unit.   liegenden  numerischen  Einheits- 


besriffes, die  Bedeutung  von  äA>^  byj",  eine  Dattel,  gegeben 
wird.  Der  letztere  Fall  findet  auch  statt,  wenn  dasDeminutivum 

J^>.  =  ^juo  J.>. ,  als  iixixa^  SJsi  zur  Einnahme  der  Subjects- 
stelle  berechtigt  (När  al-kirä  S.  vf  Z.  18;,  an  die  Spitze  des  Satzes 

,  .  o         O  o  .  3  m  •'•      £  3 

LjJü£  J«^?-;  tritt.    Das  umgekehrte  Verfahren  zeigt  sich  in  ^y* 

.s£   .ys  ^3»,  Alfijah  S.  1.  Z.  12  u.  13,   wo    das  indeterminirte 

Participium  und  Adjectivum  ^ty*  durch  Hineinlegung  des  Be- 

griffes  ...LmJI  oder   \.>.    zu  einem   specialisirten  Substantivum 

erhoben  wird.  Auch  die  blosse  antithetische  und  specificirende 
Xebeneinanderstellung  von  zwei  oder  mehr  indeterminirten 
identischen  oder  synonymen  Wörtern  befähigt  sie  vermöge  der 
dadurch  bewirkten    Aufhebung    der    reinen    begrifflichen  Un- 

bestimmtheit  zur  Einnahme  der  bezeichneten  Stelle,  wie  in  -.j 

Q  o. 

LäJ  Ay»2  LuJlc   »Ein  Tag  ist  uns  ungünstig,  ein  anderer  günstig« 

Nur  al-kirä  S.vö  Z;  1 1 ) ,  und  in  dem  häufigen  —  jß  -j.i3  —  jts  *yj 
der  Grammatiker  und  Gommentatoren:  »Einige  haben  gesagt  — , 
Andere  aber  haben  gesagt — «.  Allerdings  giebt  es  unter  den 
letzten  in  När  al-kirä  aufgezählten  Fällen  drei,  die  sich  nur 
gezwungen    einer  der  beiden  Kategorien   unterordnen  lassen : 

—  .CG.      "'"  °  - '        *  O  .  .  .        O.O  -.  O  .       i    3 

S.  vo  Z.5  sLi?S  iA'i  |V^5  Uj-jw,  Z.7  ^Aaj  Xjl\.<  j,l  j'  uj  Jo  und 
Z.  8    üJe?«  b.^"^;     im  ersten    und    zweiten    Falle    soll    die 


•_•  o 


Stellung  des  *i?  und  iüJco  als  Subject  eines  Zustands-Nomi- 

.         3     - 

nalsatzes  mit  und  ohne  JLsM^  ,  im  dritten  das  Wunderbare 
der  angeblichen  Thatsache,  dass  ein  Baum  sich  (vor  Muhammed) 
zur  Erde  niedergebeugt  habe,  der  Grund  der  abnormen  Aus- 
drucksform sein.  Im  letzten  Falle  mag  die  emphatische  Hervor- 
hebung des  bezüglichen  Wortes  seine  kühne  Voranstellung  ge- 
nügend erklären ;  die  beiden  ersten  Fälle  scheinen  zu  ihrer 
Rechtfertigung  die  Annahme  einer  dichterischen  Freiheit  zu 
verlangen.    Jedenfalls  aber  eilt  kein  solcher  Erklärungs-  oder 


152     

Rechtfertiüunessrund  für  das  _,:>  S-x  0^»\  und  Aehnliches  in 
den  Lokmanischen  Fabeln ;  die  so  unverdienterweise  zu  der  Ehre 
gekommen  sind,  im  christlichen  Europa  Jahrhunderte  lang  die 
Anfänger  in  das  Arabische  einzuführen,  und  diese  Rolle,  wie  es 
scheint,  auch  jetzt  noch  nicht  ganz  und  überall  ausgespielt  haben. 
Wie  diese  Anfänge  heissen  sollten,  zeigen  zum  Ueberflusse  zwei 
Löwenfabeln  in  Zamahsari's  Raud  al-ahjär  (Dresd.  Hdschr.  404. 

Bl.  '24  r.)  :    LJätä«,  v-oi»  «»X-J  ~J>  und  *_ol>  *./>-^L  ...tf  UxJ  ..,! 
'        •       ^    •     ,  &  ■)    "  ^  ^„ 

^   -  G  -  Ä 

wJLäj^  j  —  das  Letzte  zugleich  ein  Beleg  dafür,  dass  die  Ein- 
führung  durch  ^\  oder  eine  andere  den  Nominativ  des  Jt\Ä^c 
in  den  Accusativ  des  -A\  ^  **»\  verwandelnde  Partikel  hin- 
reicht, ein  rein  indeterminirtes  Nomen  als  logisches  Subject  an 

die  Spitze  eines  Nominalsatzes  zu  stellen. 

s 
II,   109,  1  u.  2.    Die  Uebersetzung  des  doppelten  JJk  in 

Sur.  2  V.  263  durch  ressemblance  entspricht  ebenso  wenig  un- 
serem Sprachgebrauche,  als  der  wirklichen  Bedeutung  desWortes 

in  solcher  Verbindung ,  nach  Baidäwi  zu  Sur.  2  V.  16:  jl=>  JJ 

Sü^c  L^aSj  ^Lü  Ui  Xäjö5I  kc:ä  j{  »jeder  Zustand,  jede  Thatsache 

oder  Beschaffenheit,  die  eine  höhere  Bedeutung  haben  und  in 
denen  etwas  Ungewöhnliches  liegt.«  Die  etymologische  Grund- 
bedeutung des  arabischen  Wortes ,  wie  die  von  b'Ö'a  und  bnp , 
ist  Darstellung  in  concretem  Sinne:  1)  was  eine  Person  oder 
Sache  in  und  an  sich  selbst  darstellt,  ihr  Zustand,  ihre 
Handlungsweise  oder  Beschaffenheit;  2)  eine  Person  oder  Sache, 
die  etwas  Anderes  darstellt,  Beispiel,  Sinnbild,  Gleich- 
niss,  Sinnspruch;  s.  Delitzsch,  das  Salomonische  Spruchbuch, 
S.  43  u.44. 

II,   110,  Anm.   Z.  4  u.  5.   »un  terme  circonstanciel   d'etat 

qui  modifie  le  sujet  lAP« .  Baidäwi  sagt  von  diesem  I33-& :  »es 
steht  im  Accusativ  als  Zustandsausdruck:  das  diesen  Accusativ 
Regierende  aber  ist  die  Bedeutung  des  Demonstrativnomens 
hädä«,  d.h.  die  in  ihm  liegende  Verbalbedeutung  desHinweisens 
und  Zeigens,  als  ob  es  hiesse:  Seht  hier  meinen  Eheherrn  als 
Greis!    S.  Muf.  S.  Pa  Z.3,  Ibn  Ja'is  S.  N»o  Z.  10  flg. 


153 

O  -  o  - 

II,  113,  14.  ».Juix  principe«  d.h.  nach  der  Basrischen  Schule 
Quelle  des  Stoffes  wie  des  Begriffes  des  vb.  fin.  und  aller  Verbal- 
derivate; s.  diese  Berichte  v.  J.  1 866,  S.  303  Z.  8  flg.,  theilweise 
gegen  die  von  de  Sacy  I,  279,  3  flg.  gegebene  Erklärung  dieses 
Schulwortes. 

II,  113,  16  —  18.  »Lj^to  c^oy^  fei  frappe  en  frappant  —  ^~kz> 

\^yxi  il  s'est  assis  en  sasseyant« .  Dieser  Versuch  einer  mög- 
lichst wörtlichen  Wiedergabe  des  arabischen  absoluten  Infinitivs 
verwandelt  denselben  in  einen  concreten  persönlichen  Zustands- 
ausdruck, der.  wie  ein  Nationalgrammatiker  sagen  würde.  .*i 

l\-^  ist,  indem  er  nur  die  schon  im  vb.  fin.  selbst  enthaltene 
Vorstellung  des  die  bezügliche  Handlung  ausübenden  bestimmten 
Subjectes  wiederholt,  ohne  derselben  ein  neues  Merkmal  hinzu- 
zufügen; wogegen  jener  Infinitiv  als  Verbalabstractum  gerade 
durch  seine  der  Einbildungskraft  freien  Spielraum  lassende  Un- 
bestimmtheit die  Vorstellung  der  Handlung  an  sich  in  Beziehung 
auf  Stärke,  Häufigkeit,  örtliche  oder  zeitliche  Ausdehnung  ver- 

7  «_  7  kj 

stärkt;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1866.  S.  317  u.  318,  und  Wright, 

7  7  C         7 

Arab.  Gramm.  II,  S.  55  u.  56,  a. 

II,  113,  5  v.u.   Statt  (jrojXs»  vor  x^xb  sehr.  (jjjtb^ ;   denn 

(^th  verhält  sich  zu  \~tjo  nicht  wie  lAx's  zu  ^yJi^.  d.h.  wie  eine 
species  zu  einer  andern  von  demselben  genus,  sondern  wie  ein 

genus  zu  einem  andern.    Das  n.  speciei  xXxb  kann  daher  eben- 

sowenig  wie  das  n.  act.  U*l?  unter  den  Begriff  ^jja  gestellt 
werden.  Weiter  gilt  das  von  >\fai  frappe  en  frappant«  als  Ueber- 

SU   .  3        0  .    , 

Setzung  von  byto  o-yto  Gesagte  in  noch  höherem  Grade  von  y>je 

«.o  DO-, 

Tai  frappe  en  frappant«  als  Uebersetzung  von  \iy^>  ^ysi ,  d.  h. 
je  Vai  frappe  d'une  certaine  maniere  oder  Wune  maniere  parti- 
culiere,  was  auch  auf  'siijth  *ÄÄxb  anzuwenden  ist.  S.  diese  Be- 
richte v.J.  1870.  S.  234,   zu  I,  301,  14. 

II,  113,  vorl.  Z.  y>d'wi  conp  douloureuxa  sehr,  douloureusement, 
ohne  directe  oder  indirecte  Zahlbestimmung  der  in  den  Allgemein- 


154     

begriff*  v-yö ,  Schlagen,  zusammengefasslen  Schlüge.  »D'un  coup 
douloureux«.  wäre  auf  Arabisch  mit  n.  vicis  \xz>yA  Joy/to. 

5  -    -3   >  o  »  Ga  G  s  "     ,  ■  Ga 

II,  114,  4?  \i  <$yt&*  oder  xJLc  ist  theils  ä-Jtcli  idc,  causa 
efficiens,  Ursache  und  Grund,  wie  in  U^>-  üU,  er  starb  vor 
Hunger,  !l\**o>  \asmu)  ,  er  hasste  ihn  aus  Neid ;  theils  K^jIc  üJLc  , 

causa  finalis,  Absicht  und  Zweck,  wie  ;in  den  von  de  Sacy  hier 
und  oben  S.79  Z.  10  u.11  angeführten  Beispielen.  S.  Muf.  S.  Pv 
Z.  8-10,  Ibn  Jacis  S.  ITa  Z.  I  —  in  Z.  4. 

II ,  1 1 5 ,  8  v.  u.   »  o^-cas  «  sehr.  o^Uai  . 

II,  116,  8.  »si  vous  interpretez  cette  vision«.  Auch  wenn 
man  mit  de  Sacy  den  Artikel  in  LjjJü  den  <_x..p  oder  die  Rück- 
beziehung    auf  ^Ljj.    ausdrücken    lässt,    wird    man    zur  Ver- 

!)0.        05CJ 

meidung  einer  Tautologie  in  ^3*«'  *.ÄÄi"  den  Begriff'  des 
Könnens  legen  müssen:  Eclaircissez-moi  sur  ma  vision,  si 
vous  pouvez  Interpreter  cette  vision.  Da  aber,  wenn  dieser  Sinn 
beabsichtigt  wäre,  dem  allgemeinen  Sprachgebrauche  gemäss 
statt  des  wiederholten  Nomens  das  Pronomen  stehen  würde,  so 
fasst  man  den  Artikel  besser  als  u~Ä.>t  s^sujüu  gesetzt :  si  vous 
savez  Interpreter  les  visiöns,  wenn  ihr  euch  überhaupt  auf  die 
Traumdeutung  versteht. 

II,  116,  Anm.  I,  Z.  2.   S.  Dieterici's  Alfijah,  S.  143  u.  144, 

..    o   .. 

V.  Pvl  mit  dem  Commentar,  der  durch  die  Definition  von  idlcss 

.0) 
und   dessen  Gegentheil   öl\*c    de  Saq/'s   Erklärung   von   dem 

erstem  Worte ,   S.  1 1 5  u.  1 1 6 ,  bestätigt. 

II,  116,  Anm.  2.  Baidävvi  sagt  hier  nicht  im  Allgemeinen 

»quand  le  verbe  est  mis  apres  son  complement«  u.s.vv.,  y>l  \ö\ 
\jj.asu)  ^-c ,  sondern  ausschliesslich  in  Beziehung  auf  die  vor- 

liegende  Koranstelle  £\  3-i  Li  :  comme  le  verbe  a  ete  mis  apres 
son  complement ,  il  a  perdu  une  partie  de  sa  force ,  et  ä  cause 
de  cela  il  a  ete  fortifie  au  moyen  de  <j  u.s.w. 

II,  118,  6  —  8.  Als  Bezeichnung  des  Gebrauchs  eines  Wortes 


155 

in  uneigentlicher  Bedeutung,  iu;L^\*Ji  s.Hariri,  I.Ausg.  S.  tro  , 

Coinm.  Z.i),  heisst  dieses  lj:  vL^uii  iL ,  wörtlich  das  Be  des 

(Bedeutungs-)Ue  Herganges. 

II,    118,  13.    Nicht  mit  >_>,  sondern  mit  J,  conslruirt    be- 

deutet  Ai>S  »commencer  d,  se  mettre  ä  faire«. 

II,  118,  15 — 17,  ausführlicher  in  Chrestom.  arabe,  I, 
S.  33,  Anm.  2. 

II,  121,  I  u.  2.  Diese  Ansicht  entspricht  der  Vorliebe 
de  Sacys  und  seiner  Zeit  für  Erklärung  der  verschiedensten 
sprachlichen  Erscheinungen  durch  die  Annahme  von  Ellipsen, 
widerspricht  dagegen  dem  Grundsatze  der  neuern  Sprachwis- 
senschaft, dass  unmittelbare,  keiner  äussern  Exponenten  be- 
dürfende Nominal- und  Verbalrection  im  Allgemeinen  ein  Kenn- 
zeichen grösserer  Ursprünglichkeit,  das  Gegentheil  aber  die 
Folge  einer  Erschlaffung  der  den  Wörtern  inwohnenden  eigenen 
Beetionskraft  ist. 

II,  121,  7?   lieber  dieses  fcjj&l  iL  s.  I,  470,  7°    Gleich- 

bedeutend  mit  XjlXsäJI  iL  ist  AüiJt  iL,  M.  al-M.  S.  öa  Sp.  1  Z.  9, 

wie  auch  das  Yorsatz-Hamza  der  vierten  Form,  welches  einem 
in  der  ersten  Form  intransitiven  Zeitworte  transitive  Bedeutung 

giebt,  JJÜ-'I  äi^i?  genannt  wird.    Ibn  Hisäm,   Comm.   zu  Bänat 

Suädu,   ed.  Guidi,   S.  (vi*  Z.  15:    o*k>o!  o-^J  &jl\*j  oJÜ  til 

*ä*gJi  c^äs  jÄi-^  sj*£  *w^  • 

II,  121,  8°.  Es  widerspricht  dem  Begriffe  derTransitivität, 
Verba,  die  ihre  Objecte  mittelst  einer  Präposition  zu  sich  nehmen, 
im  Gegensatze  zu  solchen,  welche  dies  unmittelbar  durch  An- 
wendung des  Accusativs  thun,  intransitiv  zu  nennen  und  so  einer 
blossen  Verschiedenheit  in  dem  Verfahren ,  durch  welches  die 
Verba  ihre  Transitivität  bewerkstelligen,  den  Schein  eines  ex- 
clusiven  contradictorischen  Gegensatzes  zu  geben.  Es  ist  dies 
um  so  weniger  zulässig ,  da ,  wie  de  Sacy  selbst  bemerkt ,  viele 
Verba  den  Uebergang  zu  ihren  Objecten  bei  völlig  gleicher  Be- 
deutung auf  die  eine  wie  auf  die  andre  Weise  bewirken,  so  dass 


156     

nach  jenem  Sprachgebrauche  dasselbe  Verbum,  jenachdem  es  so 
oder  anders  transitiv  ist.  zugleich  transitiv  und  intransitiv  sein 
niüsste.  Die  richtige  Ansicht  von  der  Sache  stellt  sich  dar  in  der 
von  den  Nationalgrammatikern  selbst  gewählten  Bezeichnung 

&»JiXi  JotäJI  ^lXju'    und    s-**j  Jotaii  ^lXjü'  ,     »Uebergang    des 

Verbums  durch  sich  selbst«  und  »Uebergang  des  Verbums  durch 
ein  Anderes«,  d.  h.  durch  eine  Präposition,  kurzgefasst :  un- 
mittelbare und  mittelbare  Transitiv! tat.  Nach  dem  kurz  zuvor 
Bemerkten  wird  auch  hier  die  unmittelbare  Transitivität,  wo  sie 
bei  einem  und  demselben  Verbum  neben  der  mittelbaren  steht, 
als  die  ursprüngliche  oder  ältere  zu  betrachten  sein,  besonders 

auch  bei  der  Form  jots .  Dass  diese  nicht  bloss  hinsichtlich  ihres 

Charaktervocals,  sondern  auch  hinsichtlich  ihrer  Bectionsfähig- 

keit  zwischen  Jots  und  Joti  eine  Mittelstellung  einnimmt,  bald 
wie  die  letztere  intransitiv,  bald  wie  die  erstere  theils  ebenfalls 
intransitiv,  theils  transitiv  ist,  steht  fest;  aber  ein  Irrthum  liegt 

in  der  Annahme,  dass  sie  ursprünglich,  wie  Joti,  stets  intransitiv 
gewesen,  später  zum  Theil  mittelbar  und  zuletzt  sogar  unmittel- 
bar transitiv  geworden  sei.  Es  liegt  vielmehr  im  Wesen  und 
Gebrauche  dieser  Form,  ihrer  lautlichen  Mittelstellung  zwischen 

J.X5  und  Jsxs  entsprechend,  etwas  Zwitterhaftes,  was  sich  da, 
wo  es  transitiv  auftritt,  durch  zuständliche  Activität 
bezeichnen  lässt,  d.  h.  theils  von  einem  Zustande  ausgehende, 
theils  von  einem  solchen  begleitete,  theils  auf  einen  solchen 
hinauslaufende.  Der  Zustand  selbst  ist  bald  ein  dem  Subjecte 
anhaftender,  bleibender,  bald  ein  accidenteller,  vorübergehen- 
der, bald  ein  materieller,  äusserlicher,  bald  ein  immaterieller, 

innerlicher.  Insofern  Jjts  intransitive  bleibende  Zustände,  kör- 
perliche Eigenschaften  und  Beschaffenheiten  u.dgl.  bezeichnet, 

,    3  ,  » 

steht  ihm  oft  Jois  gleichbedeutend  zur  Seite ;  insofern  es  eine 
unmittelbar    oder    mittelbar    transitive    zuständliche    Activität 

ausdrückt,  wechselt  es  ebenfalls  oft  mit  J.*s.    Besonders  stark 

tritt  sein  begriffliches  Wechselverhältniss  mit  Jots  da  hervor, 
wo  es  theils  mit  völliger  Aufgebung  seiner  specifischen  Infinitiv- 

form  J.X5 ,  theils  neben  dieser  und  andern  Formen ,  wie  Jots , 


157 


■>  >         "-S     -c 


Joii ,  jjts,  i3j«s,  O^^'  c'as  ^Ul  unmittelbare  Transitivität  sich 
zunächst  darbietende  Jons  von  jJti  annimmt,  wie     J»  von  ^Jjj , 

G  o    ,  - 

unmittelbar  angränzen  oder  folgen,  *.ä+z*-  von  *..;io> ,  Schweres 

Oo>  -     -  G  o  -  G  o  * 

auf  sich  nehmen ,  ^jüLi  von  v^ääJ  ,  auffangen ,  _£j  und  *L ,  ver- 
schlucken,  verschlingen,  **.b  von  **b,  verspeisen,  essen,  Ji«. 
und  ^juiö  von  ^s.^..  und  ^a^ö  ,  schlürfen ,  einsaugen ,  *+»*  von 
•**** ,  hören,  $S  und  S-yi,  von  »_i  und  ^,  verabscheuen, 
hassen ,  v_^.i> ,  [c^>  und  wv-^  von  LiLs-  öjJ>  j  ic*^  unc* 
v_jL?  (<_**£}',   fürchten,  scheuen,    .y*i  von  ^oi ,  nicht  fürchten, 

5  o  -  -  G  o  - 

nicht  zu  fürchten  zu  haben,  .^ö  von  Lr«J  >  vergessen,  iA*5=» 
von  i\+s»,  dankend  lobpreisen,  —  alle  diese  Verba,  der  ge- 
nannten Infinitivform  entsprechend,  unmittelbar  transitiv;  nur 
>_iL> ,  |c-£-s>  und  .y«!  nehmen  statt  des  Accusativs  auch  ._*  zu 
sich  :   sich  fürchten  vor  —  ,  sicher  sein  vor  —  .    In  den  meisten 

Fällen  hat  jedoch  das  transitive  Juts  unter  seinen  Infinitivformen 

oo- 
kein  ,}jts ,    auch    da,  wo  man    dieses   vorzugsweise    erwarten 

sollte,     wie    bei    ^Lc  J^*c ,    wirken,    thätig   sein,    arbeiten, 

^   >  -    -   - 
machen,  verfertigen,  bL>.ä  J**ä,  entgegen  nehmen,  empfangen, 

5  0',  -       ;  #  - 

'u^^jj^x-,  sich  ein  Kleidungs- oder  Waffenstück  anlegen,  ^Ac 

ff    O    5  *    -   » 

L^Ac»    UiAä      nicht  vorfinden,  nicht  haben,  entbehren,    u.a. 

Der  Hauptgrund  hiervon  ist  ein  vergleichungsweise  stärkeres 
ursprüngliches  Vorwiegen  des  Zuständlichen  in  der  Bedeutung: 

WW=  Mühe  haben  (vgl.  Voy,  btt?),  J.aS  vor  oder  gegenüber  sein 
wie  die  *Jb*j,  welche,  vor  der  Gebärenden  stehend,  sitzend  oder 
knieend,  das  Kind  aus  ihrem  Schoosse  empfängt),  ^.J  überzogen 
und  bedeckt  werden  oder  sein,  -Ac  Mangel  leiden:  ein  Neben- 
grund liegt  aber  ohne  Zweifel  hier  und  da,   wie  bei  J^'i  und 


158     

(j«*J,  in  der  Verwendung  des  Jois  zum  Infinitiv  für  andere  Per- 
fectformen  und  Bedeutungen. 

II,  122,  6  u.  5  v.u.   »JscLäi!  ^c  ^olüU  gewöhnlich  woli 

J.cLäil.  wie  ^./öLäJ!  woU  ,  der  Stellvertreter  des  Richters;   s.  M. 

al-M.  S.  Hf.,  Sp.  2,   vorl.  Z. 

II,  123 ,  5  u.  6.  »mais  ce  genre  de  construction  est  rare  en 
arabe«,  vielmehr  im  Altarabischen  gar  nicht  vorhanden;  s.  diese 
Berichte  v.  J.  1863,  S.  170  u.  1 71 ,  und  v.  J.  1 864,  S.  269,  Z.7  flg., 
und  deSacy  selbst,  II,  S.  545,  §  1034.  Man  lasse  sich  nicht  durch 

Stellen  wie  lAXgj  ^,l*-ü  ^y^>  ^%f.  ^A  von  Hassan  bin  Tabit  in 

Wüstenfeld's  Ibn  Hisäm  S.  I.Po  Z.  2  zu  der  Meinung  verleiten,  das 
Aclivsubject  könne  ausnahmsweise  nach  dem  Passivuni,  wie 
durch  den  griechischen  Dativ,  durch  j  eingeführt  werden;  denn 

das  j  steht  dort  für  J,! :  «Wird  jemand  (von  Gott  oder  dem  Pro- 
pheten) zum  heilbringenden  Lichte  geleitet,  so  findet  er  das  Heil« . 
Hätte  derDichter  sagen  wollen :  Wird  jemand  vom  heilbringenden 

J    -  J  o-       o    , 

Lichte  geleitet,  so  würde  es  heissen  :  lil.Ltl  *yS\  slX^j  ^a.  Im 
Mittelarabischen  dagegen  erscheint  das  unserem  von  nach  Pas- 

0 

siven  entsprechende  ^y*,  wie  es  heutzutage  gebraucht  wird, 
schon  ziemlich  früh,  z.B.  in  Dieterici's  Streit  zwischen  Mensch 
und  Thier,  S.  vi  Z .  15:  oJi*l^  ^Sy!  Lc  «JJt  oJ^.  "$  *&£# 
gj^  ...^-xj.j  L* ,  wo  der  Koranstelle  Sur.  66  V.  6  ein  unächtes  tJ>* 
zur  Bezeichnung  des  J^ls  angehängt  ist:  faciunt  quae  (facere)  ju- 
bentur  ab  eo,  nämlich  aDeo. —  Disput,  pro  relig.  Muhammedana, 

o  -  ,  o  >  >    m 

ed.  van  den  Harn,  S.  Pt  Z.  8:  s^c  ^yi  (joj.x^d(  ^J^J!  c\~«* 
0<JUti\}^i;  S.  irv  vorl.u.l.Z.:  ^  Ji!  ^  J^ä^^xJ!  vLtfJI 
JoJuX)^  ^fe*&"  ?  das  erste  .y>  incorrect  zur  Bezeichnung  Gottes 
als  Jasüs- ,  das  zweite  correct  als  iJLa  von  Jbj-är^  zur  Bezeichnung 
dessen,  wovror  der  Koran  von  Gott  bewahrt  worden  ist. 


159     

II,  123,  5  v.u.,    125,  11,   126,  drittl.  Z.   zweimal,   u.  127, 
Anm.  Z.  5  »Jy«  sehr,  ^l,  und  125,  12  »LjJ«  sehr.  t^i'.L 

II,  126  u.  127,  Anm.  (1) .  Zwar  wird  gegenwärtig  niemand  mehr 
dieVermuthung  de  Sacys,  Jü  in  der  Bedeutung  von  geben  ver- 

danke  seinen  Ursprung  einer  schlechten  Aussprache  von  JjcI  , 
»wahrscheinlich«  finden  oder  auch  nur  für  möglich  halten,  dass 
in  Muhammeds  Geburtslande  eine  solche  unarabische  Ab- 
schwächung  des  c  zu  *•  und  des  _b  zu  o   üblich  gewesen    sei 

und  in  seinem  Munde  ^iaef  in  J3i  verwandelt  habe;  doch  viel- 
leicht könnte  man  wenigstens  eine  durch  Begriffsverwandtschaft 
vermittelte  Uebertragung  der  Bedeutung  und  Construction  des 
ersten  auf  das  letztere  annehmbar  finden.  Aber  auch  dieses 
Nothbehelfes  bedarf  es  nicht.  Schon  in  Caspari's  Grammatik  und 
deren  Bearbeitungen  von  Wright  und  Müller  ist  als  Grund  jener 
Umkehrung  des  Verhältnisses  zwischen  Sache  und  Person  »die 
grössere  Bedeutung  (the  greater  importance)  der  Person«  an- 
genommen worden,  derzufolge  beim  Fortschreiten  vom  einfach 

transitiven  IiAj;  ujUjCMj!  zum  doppelt  transitiven  v_jü£!i  IJl>:  Jü  , 
im  Pass.  \Jü&\  Aj:  JJ ,  die  Person  an  die  erste  Stelle  trete. 

Diese  Erklärung  scheint  mir  auch  jetzt  noch  richtig  und  auf  die- 
selbe Erscheinung  bei  den  bedeutungsverwandten  Zeitwörtern 
anzuwenden.    In  der  einfach  transitiven  ersten  Form  sagt  man 

\\  eÜtL  »die  Schmährede  ist  zu  dir  selanst«,  d.h.  ist  dir  zu- 


getragen worden ;  in  der  doppelt  transitiven  zweiten  aber  üvitL 
i^amJI  »er  hat  dich  zu  der  Schmährede  gelangen  lassen«,  d.h.  hat 
sie  dir  zugetragen;  s.  Freytag's  Arabb.  provv.  I,  S.625,  Spr.  67. 
Ebenso  der  Koran  in  der  zweiten  und  'der  gleichbedeutenden 


O!    >  „..£ 


vierten  Form :  Sur.  7  V.  60  u.  66  £  o^L-,  (JJiL\ ,  Sur.  7 
V.  77  u.  91  ^  äJLwj  ,*&xL! .  Von  r^>)  und  ^cij;  ist  gleicher- 
weise die  über  eine  Person  kommende  Sache  das  Subject  und 
die  Person  selbst  das  Object ;  das  Gegentheil  findet  Statt  bei 

den  causativen  Formen :  Sur.  18  V.  72  L^c  ^y>\  ^  jJi$>J  ^  , 
Sur.  10  V.  28   JJüf  ^  Ubä  °^y>s  ^I^IäII.    llk^i  wird  von 


160     

dem  Fluche  gesagt,  der  den  Menschen  verfolgt;  dagegen  ist  das 
erste  Object  der  vierten  Form  im  Activum  und  das  Subject  der- 

selben  im  Passivum  der  vom  Fluche  verfolgte  Mensch  :  *JUt  «aj! 

:u*U  LVj ,  und  Sur.  1 1  V.  63  :  iU^ä.'i  mj;  iUxi  IulXJ!  bl\£  j,  |yt<.j'i , 

Baidäwi  mit  Wiederherstellung  des  ursprünglichenVerhältnisses: 

^jjiiAJt  J,  *^i  äuü  Jüjtül  c>i*>  ^  •   Wenn  dieses  Verhältnis^ 

Sur.  2  V.  272  in  den  Worten  des  Korans  selbst:  ^  iUJCsii  j^..» 

iLÄj   durch  die  Wortfolge  wiederhergestellt  scheint,    so  zeigt 

sogleich  das  folgende  \^  \Jf.~>  J»!  l\äs  iUx^!  oj.j  qX»  ,  dass 

Baidäwi  Recht  hat  zu  sagen :  » äL&j  ^.*  ist  erster  Objects- 
accusativ,  aber  nachgestellt  wegen  der  dem  zweiten  beigelegten 
(grössern)  Wichtigkeit«. 


Berichtigungen  zum  vorigen  Stück  v.  J.  1878. 

S.  68  Z.  12  »Morgentrunk«  sehr.  Abendtrunk.  —  Nach  Prof.  Thorbecke 
erklärt  Ta'lab  zum  Diwan  Zuhair's  das  läXc  q!  iAxj  L*J  so:  v^L^Cj  *i 
oL**äj  /JJ.Ä*J  j^Li?.  |«.J  ^  Lä^e  j**2-?.  ^  »(Wein;  der  noch  nicht  das 
Alter  der  Edelreife  durch  Umschlagen  überschritten  hat«.  Somit  be- 
hält Lü  hier  seine  eigentliche  Bedeutung. 

S.  70  Z.  19  »aII«  sehr.  Uli,  —  S.  86  Z.  21  »zagen«  sehr,  sagen.  — 
S.  107  Z.  6  »«-«  zu  tilgen.—  S.  113  Z.  9  »11 «  sehr.  IP.   —    S.  126  Z.  11 


t        i,      rC. 


sehr.   J^ooftit  (j,  ^3-AJI^  .  —    S.   129   Z.  9  v.u.    »J»e«    sehr.  Jjs  . 
S.  145  Z.  20  »8«  sehr.  5. 


Herr  Overbeck  gab  als  Fortsetzung  :  Analekten  zur  Kritik  und 

Erklärung  der  Parthenonskulpturen.  4.  Zum  Poseidon  im  West- 
giebel, ö.  Zu  den  Flügelfragmenten  Michaelis,  Parthenon  Taf.  8, 
Fig.  10  U.  11.  6.  Über  eine  kolossale  Hand  mit  einem  Fackel- 
fragmente. 7.  Über  die  Frage,  ob  im  Friese  selbständige  Formen 
darstellende  Malerei  über  plastische  Formen  geführt  gewesen  ist 
und  unter  welchen  Umständen  dies  der  Fall  war. 

Hierzu  Tafel  III.) 


Nachdem  in  Nr.  I  dieser  Analekten  die  Thatsachen  mitge- 
theilt  sind ,  auf  Grund  deren  man  mit  aller  Bestimmtheit  be- 
haupten darf,  daß  der  Poseidon  im  westlichen  Parthenongiebel 
kein  loses,  am  Zügel  gehaltenes  Pferd  neben  sich  gehabt  haben 
kann,  wie  die  von  Stephani  als  eine  Copie  desselben  betrachtete 
Figur  der  viel  besprochenen  kertscher  Vase  in  St.  Petersburg 
Compte-rendu  etc.  pour  Tannee  1872  pl.  I),  sondern  von  einem 
Zweigespann  begleitet  gewesen  ist1),  so  sind  in  Betreff  dieser 


l  New  ton,  welcher  dies  in  der  Synopsis  of  the  contents  of  the  british 
Museum,  Departement  of  Greek  and  Roman  Antiquities,  The  sculptures  of 
the  Partenon ,  Elgin  Room  I,  Lond.  1880  mit  einer  eigentümlichen  und 
kaum  zu  rechtfertigenden  Reserve  anerkennt,  indem  er  p.  23  nach  der  Be- 
merkung, daß  die  Amphitrite  die  Stellung  einer  zügelnden  Wagenlenkerin 
habe,  sagt :  on  the  otherhand,  i  f  the  fragments  of  horses,  found  on  the  Akro- 
polis  and  believed  to  have  fallen  from  the  Western  pediment,  do  be- 
long  to  t  ha  t  pediment,  it  follows,  as  will  he  presently  shown  ,  that 
there  must  have  been  originally  a  second  pair  of  horses,  which  was  no 
longer  in  the  pediment  when  Carrey  drew  it,  bespricht  p.  9t  sq.  die 
Pferdefragmente,  wobei  er  unter  Nr.  10  auffallender  Weise  das  in  diesen 
Berichten \ 879 S.  73  besprochene  und  Taf.  I,  Nr. 2  a.b.  abgebildete  rechte 
Bein  für  ein  linkes  erklärt  und  die  für  die  Aufheftung  auf  den  Grund  des 
Tympanon  so  charakteristische  Abplattung  davon  ableitet,  daß  sie  gemacht 
sei  to  gain  room  for  the  right  hindleg  of  the  same  horse.  Richtig  ist  dies 
auf  keinen  Fall,  das  in  Frage  stehende  Bein  ganz  sicher  ein  rechtes 

1880.  11 


162     

Figur  noch  einige  Beobachtungen,  resp.  bisher  nicht  beachtete 
oder  wenigstens  nicht  nach  Gebühr  gewürdigte  Thatsachen  mit- 
zutheilen  ,  welche  den  Parthenonposeidon  demjenigen  der  kert- 
scher  Vase  anzunähern  scheinen  könnten  ,  in  sofern  aus  ihnen 
mit  aller  Wahrscheinlichkeit  hervorgeht,  daß  der  Parthenon- 
poseidon nicht,  wie  man  bisher  allgemein  M  angenommen  hat. 
völlig  nackt,  sondern  wie  derjenige  der  kertscher  Vase,  mit 
einem  Stück  Gewandung  ausgestaltet  gewesen  ist,  aber  freilich 
mit  einem  von  demjenigen  der  Vase  verschiedenen. 

Die  auch  bei  Newton  a.  a.  0.  2)  nicht  genau  verzeichneten 
Thatsachen  ,  auf  welche  sich  diese  Behauptung  gründet .  ver- 
gegenwärtigt Taf.  III,  Fig.  1  ;  es  sind  die  folgenden  : 

An  dem  linken  Schullerblatt  befindet  sich  eine  ovale  Bruch- 
fläche von  0,36  m.  grossem  und  0,29  m.  kleinem  Durchmesser, 
welche  an  ihrem  untern  Bande  besonders  nach  links  hin  sich 
um  etwa  0,01 5  in.  über  die  Fläche  des  Bückens  erhebt  und  hier 
die  ursprüngliche,  sehr  saubere  Bearbeitung  zeigt,  während  sich 
auf  der  Fläche  außer  den  Brüchen  und  eben  so  oben  linkshin 
rohe  Meißel-  oder  Spitzeisenhiebe  wahrnehmen  lassen ,  wTelche 
auf  eine  geflissentliche  Zerstörung  hinweisen. 

Noch  ungleich  deutlicher  und  in  viel  größerer  Zahl  treten 
diese  Zerslörungsspuren  auf  der  rechten  Seite  des  Bückens  auf, 
von  dem  gegen  die  Schulter  hin  gradezu  ein  Stück  fehlt,  sowie 
auch  von  dem  rechten  Kappenmuskel  (m.  cucullaris  s.  trapezius 
inner-  und  oberhalb  des  unverletzten  m.  deltoides.  Dies  letz- 
tere Stück  ist  zwischen  dem  Ansalze  des  Halses  und  dem  Del- 
toides, innerhalb  der  auf  der  Zeichnung  bezeichneten  Punkte, 
0,17  m.  lang  und  würde,  falls  die  Schulter  nackt  gewesen  wäre,, 
nach  Maßgabe  des  linken  Kappenmuskels  gut  0,038 — 0,040  m. 
dick  gewesen  sein.    An  dem  rechten  Bücken  und  auf  der  rech- 


und  die  von  mir  gegebene  Erklärung  der  Abplattung  ungleich  natürlicher, 
als  die  von  Newton  versuchte. 

1)  Nur  E.  Petersen  sagt  in  der  Archäolog.  Zeitung  von  1875  S.  1 24, 
Anm.  17  :  »doch  will  ich  nicht  verschweigen,  daß  ich  mir  über  das  Lon- 
doner Fragment  folgendes  notirte:  auf  dem  Rücken  Spuren  von  Gewand  (?), 
das  auf  der  rechten  Schulter  höher  hinaufgeht,  an  dem  linken  Schulterblatt 
tiefer  sitzt«. 

2)  Newton  a.a.  O.  p.  22  sagt:  At  the  back  the  upper  part  of  the  Shoul- 
ders is  roughly  cut  away;  the  chiseling  does  not  appear  to  be  ancient,  bul 
to  have  been  done  by  some  onewho  wanted  to  strike  the  head  off  by  a  blow 
on  the  nape  of  the  neck. 


163     

ten  Schulter  aber  handelt  es  sich  nicht .  selbst  nicht  theilweise, 
wie  bei  der  zuerst  genannten  Stelle,  um  Brüche,    welche  durch 

O  7  7 

einen  Sturz  der  Figur  veranlaßt  sein  könnten,  sondern  lediglich 
um  die  rohen  Hiebe  metallener  Instrumente,  also  um  eine  in 
ihren  Motiven  freilich  räthselhafte  x  .  nichts  desto  weniger  aber 
völlig  sichere,  absichtliche  Zerstörung. 

Die  ganze  hier  beschriebene  Erscheinung  aber  kann  schwer- 
lieh  anders  erklärt  werden,  als  aus  der  B  ese  itigung  eines 
Gewandes,  welches  auf  der  rechten  Schulter  mit 
einem  Bausch,  nicht  mit  einem  vorn  herabhangenden  Zi- 
pfel auflag,  sich  dann  schräg  nach  links  über  den 
Bücken  hinunterzog,  an  beiden  Schulterblättern  anlie- 
gend.  ohne  die  tief  eingesenkte  Spina  zu  berühren  und  welches 
endlich  wahrscheinlich  mit  dem  andern  Ende  um  den 
linken  Unterarm  geschlungen  oder  über  diesen 
geworfen  war.  Also,  wie  auch  Petersen  a.a.O.  hervorhebt. 
verschieden  von  der  um  den  Hals  gespangten.  beide  Schul- 
tern bedeckenden  und  über  den  ganzen  Bücken  herabhangen- 
den Chlamys  des  Poseidon  der  kertscher  Vase. 

Daß  aber  der  Parthenonposeidon  mit  einem  Gewände  wie 
das  oben  beschriebene  ausgestaltet  gewesen  sei.  welches  natür- 
licherweise selbst  bei  einer  minder  heftigen  Bewegung,  als  die- 
ienige  der  Figur  ist.  in  dieser  Lage  nicht  verharren  konnte,  also 
etwas  Zurechtgelegtes  hat,  das  von  künstlerischer  Willkür  nicht 
freigesprochen  werden  kann,  dies  wird  sicherlich  auf  den  ersten 
Blick  manchem  Zweifel  und  Bedenken  begegnen. 

Allein .  daß  dergleichen  realistischerweise  nicht  mögliche 
Gewandanordnung  auch  sonst  am  Parthenon  vorkomme ,  be- 
weist unter  Anderem  aufs  schlagendste  die  27.Metope  (Michae- 
lis, Parthenon  Taf.  3)  mit  dem  hinter  dem  Lapithen  in  schönen 
und  regelmäßigen  Bogenfalten  ausgebreiteten,  weiten  Mantel, 
welcher,  trotzdem  lebhaften  Kampfe  seines  Trägers  mit  zwei 
Zipfeln  über  die  beiden  Arme  hangt.    Fast  ganz  so,  wie  das  Ge- 


1)  Wenigstens  wüßte  ich  auf  die  Frage,  wer  ein  Interesse  daran  ge- 
habt haben  sollte,  bei  dem  Poseidon  das  Gewand  zu  entfernen  ,  keine  Ant- 
wort zu  geben,  auch  dann  nicht,  wenn  man  voraussetzt,  es  sei  derselbe 
gewesen,  der  demGotte  den  Kopf  abschlug.  Durch  diese  Verstümmelung 
und  gleichsam  beiläufig  und  zufällig,  wie  Newton  anzunehmen  scheint 
(s.  S.  162,  Anm.  2),  kann  die  hier  in  Rede  stehende  Zerstörung  nicht  ent- 
standen sein,  sie  erscheint  vielmehr  als  eine  planmässige. 

11* 


164     

wand  auf  der  rechten  Schulter  des  Poseidon  gelegen  haben  muß, 
liegt  dasselbe  mit  einem  Bausche,  nicht  mit  einem  vorn  her- 
abhangenden Zipfel  auf  der  rechten  Schulter  des  von  seinem 
Gegner  zu  Boden  geworfenen  Lapithen  der  Südmetope  Nr.  30 
(Michaelis  a.  a.  0.  Tafel  4),  ähnlich-  auf  der  linken  Schulter  der 
Figur  F  im  Ostgiebel  (Michaelis  a.  a.  0.  Taf.  6)  und  abermals 
ahnlich  der  Mantel  auf  der  rechten  Schulter  der  Figur  C  im  West- 
giebel (Michaelis  a.  a.  0.  Taf.  8,  vergl.  auch  im  Texte  S.  193). 
Was  wir  in  diesen  Beispielen  vor  Augen  sehn,  das  werden  wir 
da,  wo  so  sichere  Anzeichen  dafür  sprechen,  wohl  auch  an  dem 
Poseidon  als  nicht  nur  möglich ,  sondern  als  wahrscheinlich, 
wenn  nicht  als  gewiss  bezeichnen  dürfen  und  deshalb  sei  nur 
noch  bemerkt,  dass  ein  Gewand,  wie  das  für  den  Parthenon- 
poseidon vorausgesetzte ,  auch  sonst  bei  dem  Gotte  gar  nicht 
eben  selten,  wenn  auch  zum  Theil  in  anderer  Lage ,  nachge- 
wiesen werden  kann ,  und  zwar  in  Vasengemälden  und  Münzen 
so  gut  wie  in  späteren  Beliefen  und  Wandgemälden1). 

Eine  zweite  bisher  unbeachtet  gebliebene  Thatsache ,  auf 
welche  hier  wenigstens  beiläufig  hingewiesen  werden  möge, 
ist  diese.  Auf  beiden  Schultern  des  Poseidon  finden  sich  Metall- 
stifte, und  zwar  steckt  der  Stift  an  der  rechten  Schulter  genau 
auf  der  höchsten  Stelle  des  Deltoides,  bei  der  linken  mehr  nach 
dem  innern  Bande  desselben  Muskels  hin.  Diese  Stifte  weisen, 
da  hier  aus  verschiedenen  Gründen  sicher  nicht  an  lange,  auf 
die  Schultern  herabhangende  Locken  gedacht  werden  kann,  wie 
solche  bei  mancherlei  archaischen  und  archaistischen  Poseidon- 
darstellungen vorkommen,  am  wahrscheinlichsten  auf  Lemnisken 
oder  Taenienenden  hin,  welche  von  dem  Hinterhaupte  desGott#s 
aus  einem  Kranz  oder  wohl  richtiger  von  einer  metallenen  Binde 
(Taenie)  ,  welche  Garrey  nicht  mehr  sah  oder  nicht  beachtete, 
auf  die  Schultern  des  Gottes  herabflatternd  ,  hier  befestigt  wa- 
ren. Daß  dergleichen  im  Kreise  der  Kunstdarstellungen  des 
Poseidon  wenigstens  nicht  unerhört  ist,  zeigen  die  beiden  klei- 
nen Bronzestatuetlen  ,   welche  in  meiner  Griech.  Kunstmytho- 


1)  Vergl.  meinen  Atlas  der  Kunstmythologie  Taf.  XII,  Nr.  3,  4,  7,  25, 
Taf.  XIII,  Nr.  3,  9  (Vasenbilder  ;  Taf.  XII,  Nr.  12  (archaistisches)  ,  Nr.  17 
arehaisirendes  Relief),  Nr.  19— 21  (spätere  Reliefe) ;  Taf.  XII,  Nr.  22— 24 
(Wandgemälde).  Auch  bei  der  Madrider  Statue  Taf.  XII,  Nr.  38  scheint  es 
sich  um  dasselbe  Gewand  zu  handeln.  Für  Münzen  vgl.  m.  Griech.  Kunst- 
mythol.  III.  Münztafel  IV  u.  Münztafel  VI,  Nr.  9  u.  12. 


1(55 

logie  III,  Taf.  III.  Nr.  1  u.  2  abgebildet  und  das.  S.  282.  Nr.  6 
u.  S.  284.  Nr.  11  besprochen  sind. 

Ungleich  wichtiger  als  diese  beiden  Beobachtungen,  aus 
denen  sich,  falls  sie  sich  als  richtig  bewähren,  doch  nur  eine 
etwas  genauere  Vorstellung  über  die  Art  ergeben  würde .  wie 
der  Poseidon  dargestellt  gewesen  ist,  nichts  aber  in  Betreff  der 
Composition  dieser  Figur,  ungleich  wichtiger  würde  es  im  Hin- 
blick auf  die  Composition  sein  .  wenn  sich  erweisen  ließe ,  daß 
zwei  Fragmente  eines  kolossalen  rechten  Beines  von  dem  Posei- 
don stammen. 

Denn  bekanntlich  hat  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour 
l'annee  1872  S.  100 — 1 05  sich  bemüht,  auf  dem  Wege  der  »in- 
ductiven  Methode«  nachzuweisen,  daß  Carrey  und  Nointels  Ano- 
nymus (denn  daß  dies  zwei  verschiedene  Personen  waren,  stellt 
sich  je  länger  desto  deutlicher  heraus)  den  Poseidon  falsch  ge- 
zeichnet haben,  indem  sie  ihn  mit  gestrecktem  rechtem  und  ge- 
bogenem linkem  Bein  von  Athena  zurückfahrend  zeichneten, 
während  sie  ihn  vielmehr,  nach  Maßgabe  der  Vase  von  Kertsch, 
mit  gebogenem  rechtem  und  gestrecktem  linkem  Bein  gegen 
Athena  andringend  hätten  zeichnen  müssen  und  daß  nur  die 
von  ihm,  Stephani,  ausgesonnene  Stellung  und  Handlung  des 
Poseidon  als  eines  grossen  Künstlers  wie  Phidias  würdig  er- 
scheine. 

Nun  hat  freilich  schon  E.  Petersen  in  der  Archäologischen 
Zeitung  von  1875  S.  Mi  f.  den  für  Alle,  welche  der  »scholasti- 
schen Schule«  angehören,  überzeugenden  Nachweis  erbracht, 
daß  Stephanis  Auseinandersetzung  aus  nichts  als  aus  willkür- 
lichen und  abenteuerlichen  Erfindungen  bestehe.  Allein  so  we- 
nie  man  der  von  demselben  Gelehrten  a.a.O.  gebrachten  Nach- 
Weisung  derWahrscheinlichkeit  des  poseidonischen  Zweigespanns 
gegenüber  die  Beibringung  der  thatsächlichen  Fragmente  eben 
dieses  Zweigespanns  für  überflüssig  halten  wird,  eben  so  wenig 
würde  man  es  für  überflüssig  erklären  wollen,  wenn  es  mög- 
lieh  wäre,  die  Zugehörigkeit  der  erwähnten  Beinfragmente  zum 
Poseidon  zu  erweisen.  Denn  diese  Fragmente  ^namentlich  das 
Knie)  rühren  deutlich  und  unwidersprechlich  von  einem  so  ge- 
streckten rechten  Bein  her,  wie  es  Carrey  und  der  Anonymus 
bei  dem  Poseidon  gezeichnet  haben,  sicherlich  aber  nicht  von 
einem  gebogenen,  wie  es  Stephani  voraussetzt. 

Nun  bin  ich  freilich  nach  langerund  mehrfach  wiederholter 


166 

Überlegung  nicht  der  Meinung,  daß  dieser  Beweis  sich  führen 
lasse;  ich  glaube  aber  nichtsdestoweniger  nicht,  etwas  Über- 
flüssiges zu  thun,  indem  ich  durch  eine  etwas  genauere  Bespre- 
chung die  Aufmerksamkeit  auf  die  in  Frage  kommenden  Frag- 
mente lenke. 

Die  bisher  nicht  abgebildeten,   im  Original  in  Athen  ,   im 

O  /  TD  i 

Abguß  im  britischen  Museum  befindlichen  Fragmente  bestehen 
aus  1)  einem  kolossalen  rechten  Knie  und  2)  aus  einem  in  den 
Maßen  entsprechenden  Fragment  eines  rechten  Unterschenkels 
von  kurz  über  dem  Knöchel  bis  unmittelbar  unterhalb  der  Wade1) . 
Das  Knie,  welches  in  auffalendem  Grade  sehnig  und  kräftig  ge- 
arbeitet ist,  mißt  nach  den  genauen  Notizen  des  Hrn. Dr.  K.  Lange 
im  Umfang  um  die  Kniescheibe  0,55  m.,  während  z.B.  das  eben 
so  gemessene  linkeBein  der  Nike  A7  vom  Ostgiebel2)  nur  0,51  m. 
Umfang  hat;  das  Unterschenkelfragment  hat  an  der  untersten 
Stelle  0,47,  an  der  obersten  0,58  m.  Umfang,  während  die  ent- 
sprechenden Stellen  am  sog.  »Theseus«  unten  0,40,  oben  0,43  m. 
Umfang  haben. 

Durch  diese  Maßverhältnisse  wird  unmittelbar  bewiesen, 
daß  die  Fragmente  von  einer  der  Centralgruppe  des  einen  oder 
des  andern  Giebels  angehörenden  Figur  stammen  müssen,  wäh- 
rend bei  der  nähern  Bestimmung  dieser  Figur  verschiedene 
Möglichkeiten  eintreten. 

Der  Hermes  (H  im  Westgiebel)  wird  freilich  wohl  nicht  in 
Frage  kommen,  da  von  ihm  wahrscheinlich  zwei  größere,  jedes 
wieder  aus  zwei  einzelnen  zusammengesetzte  Beinfragmente3) 


t)  Die  Identificirung  dieser  Fragmente  mit  den  bei  Newton  in  der  Sy- 
nopsis etc.  verzeichneten  ist  deswegen  schwierig,  weil  bei  diesen  nirgend 
Maße  angegeben  sind ;  ich  kann  daher  auch  nur  zweifelnd  aussprechen, 
daß  das  Knie  das  a.  a.  O.  p.  87  unter  Nr.  \k  und  das  Unterschenkelfragment 
das  das.  p.  86  unter  Nr.  8  verzeichnete  sei. 

2)  Es  ist  dieses  das  seiner  Lage  nach  am  besten  vergleichbare  Knie 
der  Parthenonfiguren ,  andere  vorhandene  Knie  kann  man  mit  dem  Band- 
maß, auf  welches  wir  in  London  angewiesen  waren,  zurVergleichung  nicht 
messen,  weil  sie  in  anderer  Lage,  die  Beine  stärker  gebogen  sind,  wodurch 
der  Umfang  zunimmt. 

3)  Newton,  Synopsis  etc.  p.  26  Nr.  6  linkes  und  Nr.  7  rechtes  Bein ; 
die  Unterschenkel  abgeb.  bei  Michaelis  Taf.  8,  Nr.  36  der  linke  (»Rechter 
Unterschenkel«  im  Text  S.  202  ist  augenscheinliches  Versehen)  und  Nr.  37 

Newton  citirt  wohl  irrig  38)  der  rechte  (»Linker  Unterschenkel«  a.  a.  O. 
ist  ebenfalls  Versehen) ;  die  oberen  Theile  beider  Beine  sind  unedirt ;  die 
sämmtlichen  Fragmente  im  Original  in  Athen,  Abgüsse  in  London. 


167     

stammen,  welche  in  den  Maßen  übereinstimmend,  sicherlieh  zu- 
sammengehören und  genau 'der  Stellung  entsprechen,  welehe 
der  Hermes  in  den  Zeichnungen  Carrey's  und  des  Anonymus  hat. 
Die  Maße  geben :  unmittelbar  über  der  Wade  in  der  Kniekehle 
0,57 — 58  m.  Umfang,  unmittelbar  unter  dem  Ansatz  der  Wade 
0,52 — 53  m. ,  während  der  »Theseus«  an  den  entsprechenden 
Stellen  0,475  m.  und  0,43  m.,  das  in  Frage  stehende  große  Bein- 
fragment an  der  letztern  Stelle,  wie  oben  bemerkt  0,58m.  hat. 
Man  sieht  hieraus  einerseits,  daß  das  große  Bein  die  beiden  ver- 
mutheten  Hermesbeine  unter  dem  Wadenansatz  noch  um  0,05 — 
06  m.  übertrifft,  also  wahrscheinlich  von  einer  dem  Centrum  noch 
nähern  Figur  stammt  und  andererseits,  wenn  dem  so  ist,  d;iß 
die  beiden  vermutheten  Hermesbeine,  deren  Maß  an  der  bei  allen 
3Vergleichsobjecten  meßbaren  Stelle  (unmittelbar  unter  derWade) 
zwischen  demjenigen  des  »Theseus«  Eckfigur  mit0,43  und  dem- 
jenigen  des  großen  Beines  Centralfigur)  mit  0,58,  da  sie  selbst 
0,53  m  haben,  mitten  innestehn,  also  für  eine,  wie  der  Hermes,  an 
der  vierten  Stelle  von  der  Mitte  aus  befindliche  Figur  vollkom- 
men passend  erscheinen,  wenngleich  sie  sich  nicht  unmittelbar 
an  die  Beinstumpfen  des  Torso  (Michaelis  Taf.  8,  Nr.  3)  anfügen 
lassen,  vielmehr  links  ein  etwa  handbreites,  rechts  ein  noch  be- 
trächtlicheres Stück  zwischen  den  Stumpfen  und  den  Beinfrag- 
menten fehlt. 

Wenn  hiernach  der  Hermes  H  vom  Westgiebel  für  die  großen 
Beinfragmente  wahrscheinlich  nicht  in  Betracht  kommt,  so 
könnte  dies  wohl  bei  dem  »Hephaestos«  H  vom  Ostgiebel  (Mi- 
chaelis Taf.  6,  Nr.  13)  der  Fall  sein,  welcher  etwras  größere  Maße 
hat,  als  der  Hermes.  Denn  er  mißt  im  Umfange  des  ganzen  Kör- 
pers unmittelbar  unter  den  Brustmuskeln  1,665  m.,  der  Hermes 
dagegen  1 ,57  m.  Den  Unterschied  von  0,095  m.  könnte  man  frei- 
lich auf  die  Verschiedenheit  der  Körperhaltung  der  beiden  Fi- 
guren zurückzuführen  geneigt  sein,  von  denen  der  »Hephaestos« 
mit  erhobenen  Armen,  also  erweitertem  Brustkasten  dargestellt 
ist,  während  bei  dem  »Hermes«  der  linke  Arm  gesenkt,  der 
rechte  vorgestreckt  ist.  Man  darf  jedoch  nicht  vergessen,  daß 
bei  der  Messung  des  Leibesumfanges  des  »Hermes«  ein  kleines 
Stück  des  Chlamysfragmentes  mitgemessen  ist ,  welches  in  Ab- 
zug zu  bringen  ist  und  dann  die  Verschiedenheit  auf  annähernd 
0,12 — 0,13  m.  steigert.  Dies  scheint  in  der  That  auf  eine  wirk- 

7  7  O 

liehe  Maßverschiedenheit  beider  Torse  hinzuw  eisen ,  macht  es 


168 

wahrscheinlich  (was  auch  ohne  dies  wahrscheinlich  ist  ,  daß 
der  »Hephaestos«  dem  Centrum  noch  etwas  näher  gewesen  ist, 
als  der  »Hermes«  und  laßt  es,  wenn  man  die  Hermesbeine  als 
richtig  nachgewiesen  anerkennt ,  als  möglich  erscheinen ,  daß 
die  0,05  m.  an  der  entsprechenden  Stelle  dickeren  großen  Bein- 
l'ragmente  von  dem  «Hephaestos«  stammen,  mit  dessen  fast  ganz 
sicher  zu  reconstruirender  Stellung ,  einem  heftigen  Zurück- 
weichen mit  ausgestrecktem  rechtem  Beine ,  sie  vollkommen 
übereinstimmen. 

Endlich  muß  man  aber  doch  auch  sagen,  daß  wir  von  den 
verlorenen  Centralfiguren  des  Ostgiebels,  bekanntermaßen  so 
völlig  nichts  wissen,  daß  es  verwegen  erscheinen  würde,  zu  be- 
haupten ,  die  großen  Beinfragmente  könnten  keiner  derselben 
angehört  haben.  Daß  hierfür  allerdings  keine  große  Wahrschein- 
lichkeit vorhanden  sei,  wird  man  dabei  immer  aufrecht  erhalten 
dürfen  und  so  wird  denn  schließlich  auch  wohl  kaum  ein  be- 
stimmter Grund  vorhanden  sein,  die  Möglichkeit  dessen  nicht  an- 
zuerkennen, was  sich,  wie  ich  wenigstens  glaube ,  leider  nicht 
beweisen  läßt ,  daß  nämlich  die  großen  Beinfragmenle  von  dem 
Poseidon  des  Westgiebels  stammen,  mit  dessen  Beinstellung  bei 
Carrey  und  dem  Anonymus  sie  ganz  und  gar  übereinstimmen 
und  zu  dessen  Maßen  sie  eben  so  gut  zu  passen  scheinen  wie  sie 
für  diejenigen  des  »Hephaestos«  aus  dem.Ostgiebel  möglich  sind. 


In  der  neuen  (3.)  Bearbeitung  meiner  Geschichte  der  grie- 
chischen Plastik  habe  ich  I,  S.  307  gesagt,  ich  halte  es,  obgleich 
ich  dies  bis  jetzt  nicht  beweisen  könne,  für  sehr  wahrscheinlich, 
daß  wir  in  dem  bei  Michaelis,  Parthenon  Taf.  8,  Fig.  11  abgebil- 
deten, in  Athen  aufbewahrten  Frasment  eines  Flügels  ein  Stück 
des  linken  Flügels  der  dem  Ostgiebel  des  Parthenon  zuzurech- 
nenden Nike  /  bei  Michaelis  (vgl.  Taf.  6,  Fig.  14  u.  14  a)  be- 
sitzen und  ich  möchte  diese  Worte  hier  etwas  näher  motiviren. 

Bei  Michaelis.  Parthenon  S.  197  heißt  es  von  diesem  und 
einem  kleinen  a.  a.  0.  unter  Nr.  10  abgebildeten  Fragment  eines 
Flügels:  »Die  Bestimmung  dieser  Fragmente  von  ziemlich  be- 
deutenden Dimensionen,  mit  sorgfältig  ausgearbeiteten  Federn, 
ist  unklar.  Pitläkis  bei  Newton.  Transactions  etc.  Y,  7  und 
Beule,  L'acropole  etc.  II,  76  wollten  sie  der  Nike  /  im  Ostgiebel 


169 

zulheilen  .  was  wegen  der  Stütze  bei  Fi  2.  11  un  mög- 
lich ist;  Newton  selbst  denkt  sich  die  vorausgesetzten  Rosse 
Poseidons  (im  Westgiebel)  damit  geschmückt.  Fundnotizen  feh- 
len. Wenn  die  Flügel  wirklich  zum  Parthenon  gehören,  so  blei- 
ben wohl  nur  die  von  0  d.i.  Amphitrite  im  Westgiebel  ge- 
lenkten Thiere  (die  Rosse  von  Poseidon's  Gespann  l)  oder  G 
(d.i.  die  Lenkerin  von  Athena's  Gespann    dafür  übrig.« 

Was  nun  zunächst  die  Zugehörigkeit  zum  Parthenon  anlangt, 
so  giebt  es  für  dieselbe,  soviel  mir  bekannt .  auch  heute  noch 
keinen  ausdrücklichen  Reweis;  allein  es  wird  wohl  Niemand, 
welcher  die  Fragmente  oder  ihre  Abgüsse  gesehen  hat,  einen 
ernstlichen  Zweifel  an  derselben  hegen.  Von  der  Zugehörigkeit 
der  Flügel  zu  den  Poseidonrossen  kann  aber,  seitdem  wir  sicher 
wissen,  daß  dieselben  keine  Hippokampen  waren,  im  Ernste 
nicht  mehr  die  Rede  sein  und  so  sagt  denn  auch  Newton,  der  ja 
selbst  früher  diesen  Gedanken  hatte,  in  der  Synopsis  etc.  p.  86 
von  dem  großen  Fragment  unter  Nr.  3  .  »fragment  of  a  wing.  in 
Athens,  with  a  Joint  by  which  it  has  been  inserted  into  a 
figure,    probably  of  Victor y.« 

In  diesen  Worten  ist  aber  auch  der  Gegenstand ,  welchen 
Michaelis  als  eine  »Stütze«  versehen  hat ,  durch  welche  die  Zu- 
schreibung  an  die  Nike  /  »unmöglich«  gemacht  werde,  richtig 
als  derjenige  »Zapfen«  (Joint  bezeichnet,  mit  welchem  der  Flügel 
in  den  Rücken  einer  menschlichen  Figur  »eingelassen«  [inserted] 
gewesen  ist:  und  «war  wird  diese  Figur  als  »wahrscheinlich« 
eine  Nike  anerkannt. 

Danach  können  wohl  nur  G  (die  Lenkerin  von  Athena's  Ge- 
spann im  West-  und  die  Nike  /  im  Ostgiebel  in  Frage  kommen. 
Denn  daß  die  Figur  N  neben  Poseidon's  Gespann  im  Westgiebel 
keine  »Nike«  gewesen  sein  könne,  darin  werden  wohl  Alle  einig 
sein  und  an  sie  als  an  eine  geflügelt  gewesene  »Iris«  werden 
wohl  auch  noch  Wenige  glauben2  . 


1)  Diese  dachte  sich  Michaelis  damals  noch  als  Hippokampen,  von  de- 
nen jetzt  natürlich  auch  für  ihn  keine  Rede  mehr  sein  kann,  und  zeichnete 
diese  in  seiner  »Hilfslafel«  Fig.  2  mit  Flügeln  in  einer  Gestalt ,  der  sich  das 
große  Fragment  schwer  würde  einpassen  lassen. 

2}  Daß  der  Niketorso  mit  der  Figur  N  im  Westgiebel  identisch  sei, 
sollte  nicht  immer  noch  wiederholt  werden;  vollends  unerlaubt  aber 
scheint  es,  zu  sagen,  es  sei  der  Nachweis  dieser  Identität  geführt  worden, 
wie  dies  bei  Rob.  Schneider,  die  Geburt  der  Athena,  Wien  4  880,  S.  1, 
Anm.  t  geschieht,  ohne  daß  dabei  auf  Petersens  Nachweis  des  Gegentheils, 


170 

Während  es  nun  aber,  besonders  angesichts  der  Zeichnun- 
gen Carreys  und  des  Anonymus ,  in  hohem  Grade  zweifelhaft 
erscheinen  muß,  ob  die  Figur  G  im  Westgiebel ,  auch  wenn  sie 
Nike  war,  geflügelt  gewesen  sein  kann  ,  zeigt  der  Rücken  der 
sichern  Nike  /  vom  Ostgiebel  ein  paar  viereckig  eingehauene 
Löcher,  von  denen  dasjenige  in  der  linken  Schulter  dem  vier- 
eckigen Zapfen  des  großen  Flügelfragmentes  durchaus  zu  ent- 
sprechen scheint !) . 

Es  entsteht  also  die  Aufgabe,  diesen  Schein  näher  zu  unter- 
suchen, wobei  selbstverständlich  die  Maße  des  Zapfens  und  des 
Loches  in  erster  Linie  in  Frage  kommen. 

Nun  ist  es  aber  keineswegs  so  leicht ,  wie  man  glauben 
sollte,  diese  Maße  genau  zu  nehmen,  und  zwar  deswegen  nicht, 
weil  weder  der  Zapfen  noch  das  Loch  eine  mathematisch  regel- 
mäßige Gestalt  haben,  wie  es  aus  der  Skizze  Taf.  III,  Fig.  2  und  3 
scheinen  könnte,  und  weil  namentlich  am  Zapfen  die  Kanten  und 
Ecken  etwas,  wenn  auch  nur  leicht  bestoßen  sind ,  während  an 
dem  Loch  nicht  allein  die  oberen  Ränder  mit  einem  Stück  des 
Rückens  der  Figur  fehlen  ,  sondern  auch  die  dasselbe  jetzt  be- 
grenzenden Linien  nicht  durchaus  grade  sind.  Es  kann  daher 
auch  Niemand  Wunder  nehmen ,  daß  die  von  mir  in  London  an 
einem  Abguß  des  Zapfens  und  an  dem  Original  des  Loches  ge- 
nommenen, für  das  letztere  am  Gypsabguß  der  Nike  controlirten 
Maße  und  diejenigen,  welche  Hr.  Dr.  Lolling  in  Athen  an  dem 
Originale  des  Zapfens  und  für  das  Loch  an  einem  Abguß  der 
Nike  nahm  und  mir  brieflich  mitzutheilen  die  Gefälligkeit  hatte, 
nicht  oder  doch  nur  für  einzelne  Dimensionen  genau  überein- 
stimmen, während  es  sichdochgrade  um  die  zwischen  den  bei- 
derlei Messungen  hervortretenden  kleinen  Unterschiede  handelt, 
welche  der  Skizze  Taf.  III,  Fig.  2  (Fragment)  und  Fig.  3  (Loch) 


Kunst  des  Pheidias  S.  144,  Anm.  I   auch  nur  durch  eine  Erwähnung  Rück- 
sicht genommen  wird.    Vergl.  jetzt  auch  Newton,  Synopsis  etc.  p.  15. 

I)  Beiläufig  sei  bemerkt,  daß  wenn  Newton  a.  a.  0.  p.  16  annimmt, 
die  Flügel  seien  in  den  Löchern  befestigt  gewesen  by  dowels  in  the  holes 
pierced  round  the  sinkings  (vergleiche  die  Skizze  des  Loches  Fig.  3)  dies 
wohl  nicht  das  Richtige  trifft.  Dazu  sind  der  Löcher  zu  viele  und  Techniker 
haben  mir  bei  gemeinsamer  Betrachtung  des  Originals  die  Löcher  als  die- 
jenigen bezeichnet,  durch  deren  Einbohrung  man,  einem  noch  heute  allge- 
mein angewendeten  Verfahren  entsprechend,  dem  Spitzeisen  und  Meißel 
bei  der  Austiefung  des  Loches  vorgearbeitet  hat. 


[71 

eingeschrieben  sind  l  .  Am  besten  würde  hier  ohne  Zweifel 
durch  den  thatsächlichen  Versuch  der  Einzapfung  des  Frag- 
mentes in  den  Rücken  der  Nike  zur  Entscheidung  zu  kommen 
sein :  einen  solchen  Versuch  habe  ich  denn  auch  in  London  zu 
machen  nicht  versäumt ,  ohne  dabei  jedoch  zu  einem  sichern 
positiven  oder  negativen  Ergebniß  gelangt  zu  sein.  Denn  der 
Versuch  wurde  mit  dem  ganzen  schweren  Flügelfragmente  ge- 
macht, dessen  Handhabung  kein  Kinderspiel  ist;  und  wenngleich 
dies  unter  der  Beihilfe  eines  sehr  starken  Mannes  geschah ,  so 
hat  mich  die  Thatsache.  daß  die  Einzapfung  nicht  völlig  aelans 
noch  nicht  überzeugt,  daß  sie  unter  Dünstigeren  Umständen 
nicht  gelingen  könne.  Denn  Jeder,  der  jemals  ähnliche  Ver- 
suche gemacht  oder  auch  nur  Abgüsse  von  Statuen,  welche  man 
in  Theilen  aus  den  Gießereien  bekommt,  zusammengesetzt  hat. 
wird  wissen,  daß  es  sich  dabei  häufig  um  minimale  Drehungen 
und  Wendungen  der  zusammenzusetzenden  Stücke  handelt, 
ohne  welche  die  Einzapfung  nicht  gelingt.  Daß  es  sich  aber  bei 
den  Londoner  Versuchen  um  etwas  Anderes,  als  um  eben  solche 
minimale  Drehungen  und  Wendungen  des  Flügels  gehandelt 
habe,  davon  bin  ich  bis  heute  nicht  überzeugt  und  glaube ,  daß 
es  sehr  zweckmäßig  wäre ,  den  Versuch  mit  einem  leicht  zu 
handhabenden  Abguß  des  Zapfens  allein  zu  wiederholen  .  wozu 
es  in  London  leider  nicht  kam,  während  auch  ich  hier  in  Leipzig 
den  Versuch  nicht  machen  kann ,  da  in  unserem  Museum  kein 
Abguß  des  Flügels  ist  und  wohl  auch,  so  wie  die  Dinge  einmal 
liegen,  sobald  keiner  angeschafft  werden  kann.  Außerdem  fragt 
es  sich  immer  noch,  ob  die  Maße  der  Gypsabgüsse  denen  der 
Originale  genau  entsprechen  oder  ob  die  Letzteren  nicht  um 
ein  Geringes  gequollen  sein  können ,  wodurch  der  Zapfen  um 
ein  Minimum  dicker  und  das  Loch  um  eben  so  viel  enger  ge- 
worden wäre. 

Ich  muß  es  nach  dem  Gesagten  Anderen ,  welche  sich  in 
besserer  Lage  befinden,  als  ich,  überlassen,  die  Versuche  in  der 
angedeuteten  Weise  zu  wiederholen,  will  aber  nicht  versäumen, 


1)   Ich  muss  dabei  bemerken,  daß  wenn  Lolling  die      Ö    , 
Flächen  des  Einsatzloches  in  seinem  Briefe  in  folgender 
Gestalt   wiedergiebt ,   ich  weder  am  Original   noch  an 
dem  Abguß  im  Leipziger  Museum  den  Knick  bei   e — /'    j? 
jemals  gesehen   habe,    daß  vielmehr   die    Fläche  gfc, 


"'V 


hea  ganz  gerade  hinabgeht.  c    a 


172 

hier  noch  auf  einen  Umstand  hinzuweisen,  welcher  gegen  die 
Zugehörigkeit  des  Flügels  zum  Niketorso  zu  zeugen  scheint.  Ich 
meine  nicht  die  Länge  des  Zapfens  in  der  Linie  b — e.  welche  Lol- 
ling  zu  0.22  m.  gemessen  hat,  während  sich  mir  0,21  m.  ergaben  : 
denn  dies  Maß  erscheint  wohl  nur  auf  den  ersten  Blick  zu  groß 
für  die  Tiefe  des  Loches.  Diese  ist  jetzt  am  oberen  Rande  bei 
b — e  Fig.  3  0,133  m.,  bleibt  also  nach  meinem  Maß  um  0,077  m. 
hinter  der  Länge  des  Zapfens  zurück;  es  fehlt  aber  ein  Stück 
des  Rückens  der  Nike  und  ich  halte  es  für  durchaus  möglich, 
daß  dieses  hingereicht  hat ,  um  die  Tiefe  des  Loches  der  Länge 
des  Zapfens  gleich  zu  machen.  Der  oben  erwähnte  Umstand 
ist  vielmehr  der,  daß  das  Loch  an  seinem  unteren  Ende  bei  f — g 
Fig.  3  eine  0,04  m.  breite  und  0,05m.  tiefe  weitere  Vertiefung 
hat,  der  kein  Ansatz  an  dem  Ende  des  Zapfens  bei  f — g  Fig.  2 
entspricht.  Ob  dies  entscheidend  sei ,  weiß  ich  nicht ;  mög- 
lich ist  es  ja  wohl,  daß  man  das  Loch  auders  ausgetieft  hat,  als 
man  es  später  zu  benutzen  für  nöthig  fand,  als  man  sich  von  der 
hinreichenden  Haltbarkeit  des  Zapfens  ohne  einen  untern  An- 
satz überzeugt  hatte.    Doch  mag  dieses  dahingestellt  bleiben. 

Mag  aber  die  Entscheidung  über  Zugehörigkeit  oder  Nicht- 
zugehörigkeit des  Flügels  zur  Nike  fallen  wie  es  sei ,  das  Eine 
glaube  ich  zum  Schlüsse  noch  sagen  zu  sollen ,  daß  bei  dem  in 
London  gemachten  Versuche  das  selbst  nur  höchst  mangelhaft 
mit  der  Nike  in  Verbindung  gebrachte  Fragment  dem  Anblick 
nach  vortrefflich  zu  ihr  paßte  und  daß  ich  die  Überzeugung  ge- 
wonnen habe,  daß,  sollte  es  sich  erweisen,  daß  der  vorhandene 
Flügel  der  Nike  nicht  gehört ,  ihre  Flügel  nicht  wesentlich  an- 
ders  beschaffen  und  eingezapft  gewesen  sein  können. 


6. 

Unter  den  vereinzelten  Fragmenten  von  Parthenongiebel- 
figuren  nimmt  eine  schon  in  Nr.  2  dieser  Analekten  (oben  S.  46) 
erwähnte  kolossale  Hand  mit  einem  Fackelfragment  ein  ganz  be- 
sonderes Interesse  in  Anspruch  ,  weil  sich  aus  ihr  mehr  schlie- 
ßen läßt,  als  aus  der  Mehrzahl  der  Fragmente  von  Armen  und 
Beinen ,  welche  sich  besten  Falls  zur  Ergänzung  vorhandener 
Figuren  mit  größerer  oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  ver- 
wenden, nicht  aber  zum  Nachweis  einer  sonst  unbekannten  Fi- 
gur benutzen  lassen. 


173 

Von  diesem  in  Athen  befindlichen  Fragmente,  von  dem 
ein  Abguß  im  britischen  Museum  ist  und  welches  Taf.  III,  Fig.  4 
nach  einer  Skizze  des  Hrn.  Dr.  K.  Lange  darstellt,  heißt  es  in 
Newton's  Synopsis  etc.  p.  88,  Nr.  27:  »Left  hand  of  colossal 
male  ?)  figure  holding  what  appears  to  be  the  base  of  a  torch ; 
broken  ort'  at  the  wrist:  the  forefinser  and  the  middle  finger 
wanting.  The  scale  of  this  hand  would  be  suitable  for  one  of 
the  central  figures  of  the  west  pediment;  but  there  is  no  evi- 
dence  that  it  belonss  to  the  Parthenon«. 

Die  in  den  letzten  Worten  hervorgehobene  Thatsache,   daß 

O  7 

keine  »Evidenz«,  kein  äußerlicher  Beweis  und  mithin  keine 
vollkommene  Gewißheit  für  die  Zugehörigkeit  des  Fragmentes 
zu  denen  von  Parthenonfiguren  vorhanden  sei.  muß  man  ja  ohne 
Zweifel  zugeben;  indessen  wird  man  doch  sagen  dürfen,  daß 
sowohl  das  Material  wie  die  Arbeit  wie  endlich  das  Maß  es, 
wenn  auch  nicht  gewiß,   so  doch  sehr  wahrscheinlich  macht. 

ö  7  7 

daß  die  Hand  von  einer  verlorenen  Figur  der  Parthenongiebel 
stamme.  Und  daß  auch  Newton  diese  Wahrscheinlichkeit  aner- 
kennt, geht  daraus  hervor,  daß  er  das  Fragment  der  Abthei- 
lung :  Casts  from  Fragments  of  the  pedimental  sculptures  und 
nicht  der  Abtheilung  Miscellaneous  eingereiht  hat.  welche  unter 
Nr.  2  das  Fragment  eines,  ebenfalls  von  Einigen  den  Par- 
thenonfiguren  zugezählten  Kopfes  enthält.  Was  aber  die 
Worte  anlangt,  das  Fragment  erscheine  seinen  Maßen  nach 
passend  für  eine  der  Centralfiguren  der  »westlichen«  Giebel- 
gruppe, so  muß  in  ihnen  das  Wort  »West«  auf  Druck-  oder 
Schreibfehler  beruhen.  Denn  einmal  kann  man  es  einem,  sei- 
nen Maßen  nach  für  eine  Centralfigur  der  Parthenongiebel  pas- 
senden Fragment  an  und  für  sich  unmöglich  ansehen,  ob  es  von 
einer  Figur  des  Ost-  oder  des  Westgiebels  herstammt  und  zwei- 
tens giebt  es  im  Westgiebel  keineFigur,  am  allerwenigsten  aber 
eine  Centralfigur,  welcher  eine  Hand  mit  einem  Fackelfragment 
angehört  haben  könnte.  Es  kann  deswegen  kaum  einem  Zweifel 
unterliegen,  daß  für  »West«  »East  pediment«  hat  stehen  sollen, 
in  welchem  eine  Centralfigur  mit  einer  Fackel  in  der  Hand 
zunächst  an  und  für  sich  sehr  wohl  möglich  erscheint. 

Der  von  Newton  selbst  durch  Beifügung  eines  Fragezeichens 
als  ihm  zweifelhaft  erscheinenden  Zuweisung  des  Fragmentes  an 
eine  »männliche«  Figur  glaube  ich  ganz  ausdrücklich  wider- 
sprechen zu  dürfen ;  es  ist  in  der  Hand  durchaus  nichts  was  auf 


174 

männliches  Geschlecht  schließen  ließe,  vielmehr  wird  dieselbe 
durch  Weichheit  und  Rundlichkeit  der  Formen  sehr  bestimmt 
als  eine  weibliche  Hand  charakterisirt x)  .  wozu  noch  kommt, 
daß,  insofern  man  die  Zugehörigkeit  des  Fragmentes  zu  denPar- 
thenonfiguren  anerkennt,  es  schwer  sein  möchte,  zu  sagen. 
welche  männliche  Centralfigur  der  östlichen  Giebelgruppe  mit 
einer  Fackel  hatte  ausgestattet  gewesen  sein  können,  eine 
Schwierigkeit,  welche  bei  einer  weiblichen  Person  wegfällt. 

Was  aber  endlich  den  von  Newton  gebrauchten  und  hier 
angenommenen  Ausdruck  »Centralfigur«  anlangt,  so  ist  dieser 
selbstverständlich  im  weitern.  nicht  im  engern  Sinne  gebraucht : 
denn  daß  keine  der  Centralfiguren  im  engern  Sinn  eine  Fackel, 
am  allerwenigsten  in  der  hier  gegebenen  Lage  gehalten  haben 
kann,  versteht  sich  ohne  Weiteres  von  selbst.  Auch  können  die 
Worte ,  daß  die  Hand  ihren  Maßen  nach  für  eine  Centralfigur 
passend  erscheine ,  sich  nur  auf  eine  Centralfigur  im  weitern 
Sinne,  d.  h.  auf  eine  Figur  beziehen,  welche  dem  Theile  der 
Giebelgruppe  vom  Centrum  bis  etwa  halbwegs  nach  den  Ecken 
angehörte,  denn  diese  Maße  betragen  querüber  von  der  halben 
Rundung  bis  zur  halben  Rundung  von  a — b:  0,18m.-  ,  vom 
Knöchel  bis  zum  ersten  Gelenke  des  Goldfingers  von  c  —  rh  0,07 
und  im  Goldfinger,  cpier  über  dies  Gelenk  gemessen  :  0.05  m. 

Der  von  dieser  Hand  gehaltene  Gegenstand  ist  von  Newton 
richtig  als  das  Fragment  (warum  the  base  weiß  ich  nicht)  einer 
Fackel  bestimmt  worden ;  als  solcher  giebt  er  sich  durch  seine 
cylindrische  Form,  seine  für  irgend  einScepter  zu  beträchtliche 
Dicke  und  durch  die  auf  seiner  vordem  Hälfte  angebrachte 
leichte  Canellirung  zu  erkennen,  welche  ganz  derjenigen  an  der 
Fackel  der  sog.  Demeter  oder  Artemis  im  Friese  und  an  der 
Fackel  des  eleusinischen Reliefs  (vgl.  Taf.  III,  Fig.  4  a)  entspricht 
und  eine  aus  einzelnen  Stäben  zusammengesetzte  Fackel  erken- 
nen läßt. 


1)  Sie  findet  an  der  auf  dem  rechten  Bein  liegenden  Hand  der  Fig.  E 
im  Ostgiebel  (die  besser  erhalten  ist,  als  man  aus  Michaelis  Taf.  6  Fig.  11 
schliessen  sollte),  abgesehen  von  den  geringeren  Maßen  (querüber  0,135  m.) 
ihr  vollkommenes  Seitenstück. 

2)  Wenn  Newton  ,  Synopsis  etc.  p.  89  in  Nr.  28  von  der  oben  S.  43  f. 
behandelten  Hand  sagt :  the  Scale  (sie  mißt,  wie  a.  a.  O.  mitgetheilt,  quer- 
über, die  halbe  Rundung  mitgerechnet  0,155  m.)  is  rather  larger  than  that 
of  the  so  called  Theseus  (D.)  of  the  East  pediment,  so  muß  ich  dem  be- 
stimmt widersprechen. 


175 

An  dieser  Fackel  liegt  die  Hand  wesentlich  so  wie  diejenige 
der  Kora  in  dem  eleusinischen  Relief  an  der  von  ihr  gehaltenen 
Fackel  (Jb.  Fig.  4a';  so,  daß  der  Mittelfinger  parallel  mit  der 
Fackel  auf  derselben,  daneben  der  Zeigefinger,  dieselbe  nur  mit 
der  Spitze  berührend  lag,  während  Gold-  und  kleiner  Finger 
sich  leise  zur  Umfassung  krümmen  und  der  Daumen,  dicht  über 
dem  Nagel  schräge  gebrochen,  die  ganz  unter  der  Hand  liegende 
Fackel  ihnen  begegnend  umfaßte,  wobei  ein  kleines  Stück  Mar- 
mor  sich  keilförmig,  nach  unten  0.01 2  in.  dick,  längs  des  Dau- 
mens  hinziehend  und  gegen  ihn  durch  eine  leichte  Rille  abge- 
setzt, zwischen  ihn  und  der  Fackel  eingeschoben  ist.  Somit  ist 
die  Lage  der  Fackel,  entsprechend  derjenigen  in  dem  eleusini- 
schen Relief,  ganz  natürlich  diejenige,  daß  sie,  von  der  herab- 
hängenden Hand  leicht  gefaßt ,  sich  an  der  innern  Fläche  des 
Unterarmes  fortsetzte  und  sich ,  den  Oberarm  vom  Ellenbogen 
an  kreuzend  weiter  nach  oben  etwa  bis  zur  Schulterhöhe  erhob. 

Nun  ist  noch  zu  erwähnen,  daß  die  ganze  innere  Hälfte  der 
Fackelrundung  nur  roh  behauen  ist,  aber  keinerlei  Bruchfläche 
zeigt  und  daher  schwerlich  irgend  einen  andern  Theil  berührt 
hat.  woraus  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  folgt,  daß 
die  Figur,  welche  diese  Fackel  hielt,  gestanden  hat.  da  sie 
sitzend  (wie  die  Demeter  oder  Artemis  des  Parthenonfrieses) 
kaum  vermeiden  konnte,  mit  der  Fackel  und  der  Hand  das  Rein 
zu  berühren.  Es  folgt  daraus  aber  weiter  mit  Wahrscheinlich- 
keit, daß  Hand  und  Fackel  von  der  Außenseite  gesehen  werden 
sollten,  was,  da  es  sich  um  eine  linke  Hand  handelt,  nur  dann 
der  Fall  sein  konnte,  wenn  die  in  Rede  stehende  Figur  sich  auf 
dem  rechten  Flügel  der  Giebelgruppe  befand. 

Diese  mit  einer  Fackel  ausgestattete  weibliche  Figur, 
welche  einen  Restandtheil  der  Centralgruppe  des  östlichen  Gie- 
bels ausmachte,  kann  nur  Artemis  oder  Demeter  gewesen  sein, 
da  Hestia,  welche  Gerhard1)  hier  einschob,  nur  sehr  wenig 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.  Ob  sie  aber  Artemis  oder  De- 
meter war,  ist  gewiß  nicht  leicht  zu  entscheiden.  Wenn  es 
freilich  feststünde,  daß  wir  in  den  beiden  Göttinnen  EF  Kora 
und  Demeter  zu  erkennen  haben,  so  wäre  die  Sache  so  ziemlich 
abgemacht;  allein  das  steht  doch  eben  noch  keineswegs  fest, 
obgleich  sich  die  Wahrscheinlichkeit  für  die  Richtigkeit  dieser 


1)  Drei  Vorlesungen  über  Gypsabgusse. 


176     

Nomenelatur  zu  vermehren  seheint  (s.  oben  S.  45  f.).  Wenn 
man  es  aber  an  sieh  für  wahrscheinlicher  halten  muß ,  daß  Ar- 
temis, als  daß  Demeter  dem  eigentlichen  Mittelpunkte  der  Com- 
position  nahe  angebracht  gewesen  sei,  so  darf  man  doch  wieder 
nicht  verkennen,  daß  die  vergleichsweise  ruhige  Stellung  der 
verlorenen  Figur,  auf  welche  die  Art,  wie  die  hier  besprochene 
Hand  die  Fackel  hält,  bestimmt  genug  hinweist,  eher  für  eine 
altere  und  würdevollere  Göttin  wie  Demeter,  als  für  eine  jün- 
gere und  beweglichere  wie  Artemis  passend  erscheint. 

Sei  dem  allen  nun  aber  auch  wie  ihm  sei ,  wenn  man  die 
Zugehörigkeit  der  großen  Hand  mit  dem  Fackelfragmente  zu 
den  Parthenonfiguren  anerkennt  und  wenn  man  weiter  den  un- 
mittelbar aus  der  Beschaffenheit  dieses  Fragmentes  abgelei- 
teten Schlüssen  ihre  Berechtigung  nicht  abspricht,  so  dürfte 
uns  dies  wieder  einmal  zeigen,  wie  mancherlei  schwierige  Auf- 
gaben im  Einzelnen  zu  lösen  sind  ,  ehe  wir  uns  an  die  große 
Aufgabe  machen,  an  welche  gar  Manche  so  kühn  und  frei,  ihrem 
eigenen  Genius  folgend  herangetreten  sind,  die  uns  verlorenen 
Theile  der  östlichen  Parthenongiebelgruppe  zu  reconstruiren. 


Den  Ausgangspunkt  der  folgenden  Untersuchung  über  die 
Anwendung  von  Erzzusätzen  und  über  die  Ergänzung  plasti- 
scher Formen  durch  Malerei  im  Parthenonfriese  bot  mir  die  in 
der  neuern  Zeit  überall  wiederholte  Behauptung,  das  anschei- 
nende Stabende  unter  dem  linken  Fuße  des  sogenannten  ,  mei- 
ner Ueberzeugung  nach  falschlich  so  genannten ,  Ares  im  öst- 
lichen Friese  (Michaelis  Taf.  14,  Nr.  27)  sei  durch  Malerei 
fortgesetzt  und  zu  einer  Lanze  ergänzt  gewesen.  Ich  habe  die- 
ser Annahme  bereits  in  der  neuen  Bearbeitung  meiner  Ge- 
schichte der  griech.  Plastik  (I3,  S.  333)  kurz  widersprochen, 
damit  aber  die  Verpflichtung  übernommen,  diesen  Widerspruch 
näher  zu  begründen ,  wozu  füglich  in  meinem  Buche  kein 
Raum  war. 

Als  ich  vor  dem  Original  der  Figur  stand,  da  sagte  ich  mir, 
abgesehen  davon,  daß  die  schon  früher  an  einem  anderen  Ort !) 


1)  Griechische  Kunstmythologie  III,  S.  68S  in  Anm.  8.    Newton  ,  Syn- 
opsis etc.  p.  68  hält  nur  den  einen  Einwand  für  gerechtfertigt ,  daß  diese 


177     

ausgesprochenen  Bedenken  mit  erneuter  Kraft  in  mir  aufstie- 
gen, daß  eine  so  wie  es  verlangt  wird,  auf  den  Körper  ge- 
malte  und  von  ihm  aus  über  der  Schulter  auf  dem 
Grunde  des  Reliefs  fortgesetzte  Lanze  bei  der  Unter- 
ansicht, welche  für  den  Fries  allein  möglich  war,  so  lange  er 
sich  an  Ort  und  Stelle  befand  ') ,  ganz  unmöglich  a  1  s  e  i  n  e 
grade  oder,  wie  man  annimmt  nach  unten  leicht  ge- 
bogene Linie  erscheinen  konnte,  wie  sie  uns  vielleicht 
erscheint,  wenn  sich  unser  Auge  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Re- 
lief  befindet,  noch  sicherer  aber  wenn  wir  sie  in  die  gezeich- 
nete Figur  hineinzeichnen,  sondern  daß  sie  als  eine, 
den  Hebungen  und  Senkungen  der  Reliefformen  folgende  und 
durch  sie  bedingte  mehrfach  gebrochene  Linie  foder 
ein  solcher  Körper)  erscheinen  mußte,  in  der  man  eine 
Lanze  kaum  noch  zu  erkennen  im  Stande  sein  würde.  Bei  einer 
plastischen  Ausführung  der  Lanze  sei  es  in  Marmor,  sei  es  in 
Bronze  würde  das  nicht  der  Fall  sein,  vielmehr  würde  eine 
solche  unter  jedem  Winkel  gesehen  als  eine  grade  oder  nach 
unten  leicht  eingebogene  erscheinen.  Dies  veranlaßte  mich 
zum  Aufsuchen  von  Analogien  der  einen  und  der  andern  Be- 
handlungsvveise  im  ganzen  Parthenonfriese  und  zur  Unter- 
suchung, ob  im  Friese  überhaupt  se  lb  stand  ige  For- 
men dar  stellende  Maler  ei  über  plastische  Formen 
geführt  gewesen  ist  und  wenn  dies  der  Fall  war, 
wie  und  unter  welchen  Umständen  es  geschehen  ist. 

Das  Ergebniß  dieser  Untersuchung  ist  das  Folgende,  wobei 
im  Ostfriese  begonnen  wird  und  die  Figuren  nach  Michaelis 
unter  Hinzufügung  der  Zahlen ,  welche  sie  im  Museum  tragen 
in  (  )  beziffert  sind. 

Zu  49  ^Mus.  48)  hat  Michaelis  S.  225  (und  259)  richtig  be- 
merkt ,  daß  von  dem  von  dieser  Figur  gehaltenen  Opferkorbe 
wahrscheinlich,  wie  4  Bohrlöcher  zeigen,  metallene,  also  pla- 
stisch ausgeführte  Binden  herabhingen.  Diese  verliefen  über 
den  Rand  des  Korbes,  die  Hand  des  Tragers,  ein  Stück  des  Re- 


Figur für  Ares  zu  schlank  und  jugendlich  (too  slight  and  youthful)  sei.    Ich 
glaube,  daß  auch  dieser  erwogen  werden  sollte. 

4)  Da  der  Fries  11,9  m.  über  dem  Boden  angebracht,  der  Saulenum- 
gang  an  der  Ostseite  aber  3,57  in.  breil  war  (s.  Michaelis,  Der  Parthenon 
S.  203),  so  ergiebt  sich,  daß  man  das  Friesrelief  von  unten  in  einem  Win- 
kel von  16,42°  sah. 

1880.  12 


178     

liefgrundes  und  die  Gewandung  des  nächststehenden  Mädchens, 
also  über  stärkere  Hebungen  und  Senkungen  ihres  Hintergrun- 
des und  waren  eben  deswegen  plastisch  gebildet. 

Michaelis  47  (Mus.  46).  Der  Stock,  aufweichen  der  junge 
Mann  sich  hinterwärts  leicht  lehnt,  geht  von  der  in  das  Gewand 
gehüllten  Hand  aus  und  liegt  an  seinem  obern  Ende  innerhalb 
des  Gewandes,  von  diesem  bedeckt;  er  bedingt  die  grade  her- 
ablaufende Falte  hinter  dem  Oberschenkel,  tritt  dann  ein  kurzes 
Stück  heraus,  um  mit  seinem  untern  Ende  hinter  dem  Fuße 
zu  verschwinden  und  wird,  aber  nur  auf  dem  glatten 
Grunde,   gemalt  gewesen  sein. 

46  (45).  Der  über  das  Gewand  und  durch  die  Hand 
geführte  Stock  ist  ganz  plastisch,  bei  45  (44)  sichere  Spu- 
ren, daß  es  ebenso  war. 

44  (43)  ist  zur  sichern  Beurtheilung  zu  sehr  zerstört, 
aber  Spuren  plastischer  Behandlung  sind  vorhanden.  Bei 
43  (42)  ist  der  Stab  ganz  plastisch. 

Bei  42  (41),  Eros,  war  der  Stiel  des  Schirmes  unter  Aphro- 
ditesHand,  so  weit  er  über  stärker  modellirte  pla- 
stische Formen  geht,  ganz  plastisch;  das  fehlende 
Stück  ist  tief  weggeschlagen;  wenn  er  oberhalb  der  Hand  der 
Aphrodite  bis  zur  Mitte  des  Schirmes  in  Malerei  fortgesetzt 
war ,  was ,  wenn  auch  nicht  völlig  sicher ,  so  doch  durchaus 
wahrscheinlich  ist,  so  bildet  der  aufgespannte  Schirm  eine 
glatte  Fläche,  auf  welcher  der  grade  gemalte  Stiel  auch 
grade  und  ungebrochen  erscheinen  konnte. 

Bei  39  (38),  Dionysos  nach  Flasch,  Apollon  nach  Petersen, 
Kunst  des  Pheidias  S.  267  und  Anderen  ,  ist  ein  im  Abguß 
(die  Originalplatte  ist  in  Athen)  etwas  zweifelhaftes,  aber 
vielleicht  verschmiertes,  nach  Michaelis  »tiefes«  Bohrloch  im  lin- 
ken Ellenbogen,  die  linke  Hand  fehlt  mit  dem  Stück  des  Grun- 
des, auf  dem  sie  stand.  Ist  das  Loch  sicher,  so  kann  hier  nur 
ein  metallenes,  also  plastisches  Scepter  oder  dergl.  (Thyr- 
sos)  angefügt  gewesen  sein,  für  eine  metallene  Kithar  (Petersen) 
könnte  man  höchstens  einen  ganz  leichten  Knick  in  den  Falten 
auf  dem  linken  Schenkel  geltend  machen.  Ein  gemaltes 
Attribut  irgend  einer  Art  ist  hier  auf  dem  Hintergrunde  der 
reichen  Falten,  die  vom  linken  Oberarm  herabhangen  sicher 
nicht  vorhanden  gewesen  ;  dieses  Hintergrundes  we- 
gen war  das  Attribut  plastisch. 


179      

Bei  38  (37)  Poseidon  sind  im  Abguß  keinerlei  Bohrlöcher 
zu  entdecken  und  auch  Michaelis  (Parth.  S.258)  sagt:  die  Linke 
scheint  irgend  etwas  zu  halten,  wovon  aber  keine  Spur  übrig 
geblieben  ist,  während  Petersen  (Kunst  des  Pheidias  S.  265), 
aufweichen  sich  auch  Flasch  (Parth.  Fries  S.  19)  beruft,  von 
einem  »Bohrloch  in  der  Biegung  des  Daumens«  redet.  Die  Frage 
nach  dem  Vorhandensein  dieses  Bohrloches,  welches  auf  ein  aus 
Metall,  also  plastisch  angefügt  gewesenes  Attribut  (Dreizack) 
hinweisen  würde,  zu  dessen  Befestigung  aber  wohl  noch  andere 
Bohrlöcher  da  sein  müßten  .  ist  für  die  hier  behandelte  Frage 
gleichgiltig,  da,  falls  das  Attribut  nur  durch  Malerei  hergestellt 
gewesen  sein  sollte,  dasselbe  ganz  auf  dem  glatten  Grunde 
des  Beliefs  gestanden  haben  würde,  da  seine  untere  Fortsetzung 
hinter  dem  Arme  von  39  (38)  verschwand.  Denn  daß  der  Stiel 
des  vermutheten  Dreizacks  sich  über  die  ganze  Figur  39  fort- 
gesetzt habe  ist  im  äußersten  Maß  unwahrscheinlich ,  mag  der- 
selbe plastisch  ausgeführt  oder  nur  gemalt  gewesen  sein. 

Bei  37  (36)  Hephaestos,  ist  der  über  die  Gewandfalten 
unter  dem  rechten  Arm  geführte  Stab  plastisch  in  Mar- 
morgebildet. Das  Gleiche  gilt  von  36(35),  Athena.  Die  von 
ihrer  rechten  Hand  gehaltene  Lanze  ,  welche  über  das  vordere 
Stuhlbein,  den  Beliefgrund  ,  die  Stuhlschwinge,  den  Arm  der 
Göttin  und  wiederum  den  Beliefgrund,  also  über  unebenen 
Hintergrund  geführt  war,  war  plastisch,  aus  Metall, 
dargestellt,  und  zwar,  genau  so,  wie  es  Flasch  (a.a.  0.  S.  17, 
Anm.  1)  angiebt,  in  zwei  Stücken  unterhalb  und  oberhalb  der 
Hand,  durch  welche  sie  scheinbar  hindurchging,  angefügt.  Die 
vier  hierzu  nöthigen  Bohrlöcher  liegen  a)  im  Gewand  über  dem 
Fuße  der  Göttin,  b)  in  der  Stuhlschwinge,  c)  im  Gewand  über 
der  Hand  und  d)  im  Arme. 

Bei  32  (31)  liegt  das  vordere  Stuhlbein  plastisch  in  Mar- 
mor über  den  Arm  der  Priesterin  weg  ;  das  hintere  war  aus 
Metall  angefügt.  Dies  Letztere  gilt  auch  von  dem  hinteren  Stuhl- 
bein bei  31  (30)  ,  welches  über  den  Arm  der  Trägerin  geführt 
war;  das  vordere,  allem  Anscheine  nach  nur  gemalt  gewe- 
sene liegt  ganz  auf  dem  glatten  Beliefg runde. 

Bei  30  (29  ,  Zeus,  ist  das  über  den  rechten  Arm  geführte 
Scepter  plastisch  in  Marmor  da  ,  unterhalb  der  Hand,  wo  es 
über  das  Knie  des  Gottes,  die  Stuhlschwinge  der  Hera  und  den 
Beliefgrund  ging,  war  es  von  Metall  angefügt. 

12* 


—      180     

27  (26)  ist  die  fragliche  Figur,  deren  angeblich  gemaltem 
Attribut  diese  Untersuchung  gilt. 

26  (25)  Demeter -Artemis  hat  eine  über  den  Reliefgrund, 
die  Stuhlschwinge,  den  Arm  und  wieder  den  Beliefgrund  ge- 
führte plastische  Fackel  aus  Marmor  und  24  (23),  Hermes, 
hat,  wie  das  Bohrloch  in  seinerlland  beweist,  ein  plastisches 
Kerykeion  aus  Metall  gehalten,  während  seinPetasos  plastisch 
in  Marmor  auf  seinen  Knien  liegt. 

23  und  22  (22  u.  21)  haben  plastische  Stäbe  selbst  auf 
glattem  Reliefgrund  und,  bei  22,  auf  einem  Himationzipfel.  Das 
unterste  Ende  des  Stabes  von  23,  unterhalb  der  Überkreuzung 
mit  dem  Gewand  und  Stabe  von  22  wird,  aber  ganz  auf  glat  - 
tem  Grunde,  gemalt  gewesen  sein.  Bei  21  (20)  war  das  un- 
tere Stabende,  welches  auf  dem  glatten  Reliefgrunde 
liegt,  wohl  ohne  Zweifel  gemalt1  ,  das  obere  Stück  liegt  in- 
nerhalb des  Gewandes  und  ist  von  diesem  bedeckt. 

Bei  19  (18)  ist  die  Sache  schwierig.  Das  plastische  Stück 
des  Stabes  unterhalb  des  Bruches,  welches  in  Michaelis'  Abbil- 
dung fehlt,  da  das  Stück  neu  eingesetzt  ist ,  scheint  hinter  dem 
Knie  zu  versehwinden;  oberhalb  des  Bruches  könnte  möglicher- 
weise die  Fortsetzung  plastisch  vorn  am  Oberschenkel  fortge- 
gangen sein,  dann  aber  verliert  sich  die  Fortsetzung,  man  sieht 
den  Aufstützungspunkt  nicht.  Aber  die  Hand,  0,05  m.  von  dem 
Ende  des  Stabes  entfernt,  kann  diesen  nicht  berührt  haben  und 
eben  so  wenig  kann  er  unter  die  vertical  über  der  Hand  lie- 
gende Schulter  gestemmt  gewesen  sein.  Bei  18  (17)  sind  zwei- 
felhafte Bohrlöcher  in  der  rechten  Hand ;  sind  es  solche,  so  war 
hier  ein  plastischer  Gegenstand  befestigt ,  sonst  waren  die 
Hände  leer. 

Bei  den  Figuren  17 — 5  (10 — 4)  ist  Alles  was  sie  auf  dem 
H  i  n  t  e  r  g  r  u  n  d  i  h  r  e  r  G  e  w  a  n  d  u  n  g  tragen  plastisch,  ganz 
überwiegend  in  Marmor  dargestellt,  bei  14  (13)  finden  sich 
Bohrlöcher  für  Metallzusalz;  gemalt  war  auf  den  plasti- 
schen Formen  als  Hintergrund  nichts.- 

Südfries.  Bei  der  Kuh  Michaelis  130  (104),  der  ersten, 
glaube  ich  im  Nacken  ein  Bohrloch  gefunden  zu  haben,  nach  Mi- 
chaelis S.  240  ist  gar  keins  vorhanden,  doch  hat  er  noch  einige. 
wenn  auch  nur  wenige  übersehen.     Wenn   hier  ein   Strick 


i     Michaelis,  Parthenon  S.  -lil  liült  nicht  einmal  dies  für  sicher. 


181      

vorhanden  war,  an  welchem  das  Thier  geführt  wurde  und 
w  e  n  n  d  i  e  s e  r  g  e  in  a  1 1  war,  so  lag  er  g  a  n  z  a  u  f  d  e  m  f  a  s  t 
eine  glatte  Fläche  bildenden  Kuhhalse.  Dasselbe 
gilt  von  der  Kuh  zwischen  122  und  123  (97  u.  98)  ;  ein  gemal- 
ter Strick  würde  lediglich  auf  dem  fast  glatten  Kuhkörper  ge- 
legen und  diesen  nicht  verlassen  haben.  Und  wiederum  das- 
selbe gilt  von  den  Kühen  bei  1 20  95)  und  zwischen  117  und 
118    81  u.  82)  sowie  zwischen  109  u.  110  (85  u.  86'. 

Bei  der  Kuh,  welche  112  (88)  zurückhält,  würde  ein  ge- 
malter Strick  über  den  Grund  und  den  Arm  von  1 1  i  (90)  lau- 
fen, also  über  sehr  ungleichen  Grund.  Ein  allerdings  zweifel- 
haftes Bohrloch  hinler  dem  gebogenen  linken  Zeigefinger  von 
I  12  88)  würde  die  Annahme  plastischer  Darstellung  in  Bronze 
möglich  machen.  Aber  wer  kann  mit  Sicherheit  behaupten, 
daß  diese  Stricke  überhaupt  dargestellt  waren?1). 

Die  »Thallophoren«  102 — 90  (78 — 71)  lassen  wegen  der  Zer- 
störung kein  sicheres  Urtheil  zu;  nach  Michaelis  finden  sich  nir- 
gend Bohrlöcher  und  auch  ich  habe  keine  gefunden ;  einige 
Hände  sehen  allerdings  so  aus,  als  hätten  sie  etwas  gelragen 
(100 — 77,  91  —72),  aber  gewiß  ist  dies  durchaus  nicht. 

Bei  dem  Gespann  75 — 77  (67 — 69)  ist  ein  Bohrloch  im 
Nacken  des  Pferdes,  das  entsprechende  fehlt  mit  der  Hand  des 
Zügelnden  ;  der  Zügel  war  also  a  u  s  Metall  angefügt,  ganz 
c o n s e q  u e n l ,  denn  er  ging  über  die  Fi g u r  77  (69 
hinweg.  Ebenso  bei  73,  74  (65.66)  Bohrlöcher  in  den  Pferde- 
nacken; die  Zügel  in  Metall  lagen  über  dem  Schild- 
träger 74-  (66).  Bei  den  Pferden  71  '63)  finden  sich  keine 
Bohrlöcher;  soweit  das  Fragment  erhalten  ist ,  ist  hinler  den 
Pferdehälsen  glatter  Reliefgrund,  keine  begleitende  Person.  Ge- 
malle Zügel  würden  also  nur  über  die  wenig  erhobenen  und 
flach  modelürlen  Pferdehälse  und  über  glatten  Reliefgrund  ge- 
laufen sein  2) . 


1)  Newton,  Synopsis  etc.  p.  76  nimmt  es  als  nothwe.ndig  an  (musl 
liave  been  painted),  aber  warum? 

2)  Als  Parallele  zu  diesem  Beispiel  und  zu  einer  Reihe  von  analogen 
kann  man  das  kleine  Relief  im  Third  graeco-roman  Saloon  des  brit.  .Mu- 
seums Nr.  1j3  anführen,  wo  die  auf  den  Pferdehälsen  liegenden,  mit  rother 
Farbe  gemalten  Zügel  erhalten  sind.  Die  Abbildung,  Anc.  Marbles  II,  pl.  1  \ 
giebt  hiervon  leider  nichts  an,  aber  man  sieht  auch  ohne  das,  eine  wie  we- 
nig ungleiche  Hintergrundfläche  die  Pferdehälse  bilden. 


182 

Dagegen  finden  sich  bei  61 — 63  (60  —  62)  wieder  Bohr- 
löcher, die  Zügel  waren  also  abermals  von  Metall  angefügt, 
weil  sie  über  di  e  Figur  63  (62)  hinweggingen.  Außer- 
dem finden  sich  bei  der  Figur  62  (61)  zwei  Bohrlöcher  im  Schilde 
oberhalb  und  unterhalb  der  Hand ;  nach  Michaelis  für  einen  aus 
Metall  angefügten  Schildriemen,  vielleicht  richtiger  für  eine  von 
der  Hand  gehaltene  Lanze,  jedenfalls  aber  für  einen  plasti- 
schen Zusatz,  weil  dieser  auf  plastische  Formen  proji- 
cirt  war.    Gleiches  gilt  von  59  (58)  und  74  (66). 

Bei  59,  60  (58,  59)  finden  sich  keine  Bohrlöcher,  obgleich 
60  (59)  für  die  Zügel  den  Hintergrund  bildete.  Wenn  also 
die  Zügel  überhaupt  dargestellt  waren,  konnten 
sienurgemaltseinundwürdenin  diesem  Falle,  da 
die  Sache  bei  der  Kuh  112  (88)  einigermaßen  zweifelhaft  ist, 
die  erste  sichere  Ausnahme  von  der  sonst  immer 
festgehaltenen  Begel  bilden.  Auf  die  Frage,  ob  die 
Zügel  schlechterdings  überhaupt  dargestellt  sein  mußten  ,  soll 
zurückgekommen  werden. 

Im  Beiterzug  ist  56  (57)  zweifelhaft,  bei  54  (55),  51  (52), 
48  (49),  45  (45)  finden  sich  Bohrlöcher  für  metallene  Zügel ;  bei 
44  habe  ich  keines  constatiren  können,  ein  gemalter  Zügel 
würde  also  außer  über  den  glatten  Pferdehals  (was  kein  Be- 
denken hat)  ein  kleines,  aber  freilich  recht  kleines  Stück  über 
das  fallige  Gewand  von  45  gelaufen  sein.  Wer  will  kann 
hieraus  den  zweiten  Ausnahmefall  machen. 

Bei  43,  41,  40,  36,  35  (3  Löcher  im  Haar  für  einen  Kranz), 
33,32,31  (etwas  zweifelhaft  in  der  Hand),  29,28  (die  Museums- 
nummern sind  hier  dieselben)  Bohrlöcher  für  metallene  Zügel ; 
28  hat  die  geschlossene  rechte  Hand  erhoben  und  mag  einen 
gemalten  Gegenstand  gehalten  haben,  der  aber 
nur  auf  dem  glatten  Reliefgrunde  lag.  Bei  27,  26,  23 
Bohrlöcher;  der  Rest  außer  14,  9,  8,  2,  wo  sich  Bohrlöcher  fin- 
den ,  ist  zerstört  und  kann  zu  einem  Beweise  weder  im  einen 
noch  im  andern  Sinne  gebraucht  werden. 

Westfries.  Bei  sämmtlichen  Pferden  von  29 — 25  Bohr- 
löcher für  metallene  Zügel.  Bei  der  Figur  23  liegt  ein  Gegen- 
stand, nach  Michaelis  ein  Peitschenstiel  im  linken  Arme,  von 
der  Hand  gehalten  plastisch  in  Marmor  und  war  oberhalb 
des  Armes  auf  dem  Pferdehintertheil  und  Reliefgrund  und 
unterhalb  der  Hand  auf  den  Gewandfallen,   wie  bei  Michaelis 


183 

nicht  angegebene  Bohrlöcher  zeigen,  ebenfalls  plastisch  in 
Metall  fortgesetzt  weil  über  plastische  Formen  geführt. 
Bei  20  Bohrlöcher  für  den  Zügel.  Bei  19,  der  nach  Michaelis 
einen  kurzen  Stab  in  der  Beeilten  hält .  den  ich  nicht  gesehen 
habe,  sind  am  Pferde  keine  Bohrlöcher  für  den  Zügel,  der,  wenn 
ein  solcher  gemalt  war,  ganz  auf  dem  Kopf  und  Halse  des  Pfer- 
des verlief.  Dagegen  zeigt  18  wiederum  Bohrlöcher,  weil  der 
Zügel  zwischen  dem  Maul  und  dem  Halse  des  Pferdes  eine  tiefe 
Senkung  überlaufen  mußte;  eben  deswegen  war  er  plastisch 
in  Metall  gebildet.  Auch  17 — 13  zeigen  Bohrlöcher,  wohl  aus 
demselben  Grunde.  Bei  12  lief  der  Sandalenriemen ,  den  die 
linke  Hand  hielt,  falls  er  gemalt  war  (Michaelis  spricht  von  »un- 
sichtbaren Riemen«)  über  ein  kleines  Stück  ganz  flachen  Ge- 
wandzipfels, lag  also  so  gut  wie  auf  glattem  Grunde.  Die  Pferde 
11 — 2  haben  alle  Bohrlöcher  für  plastisch  in  Metall  ausgeführte 
Zügel .  welche  bei  ihnen  allen  mehr  oder  weniger  energische 
Hebungen  und  Senkungen  des  Reliefs  zu  überspannen  haben 
und  eben  deswegen  nicht  gemalt  sind.  Bei  der  Figur  6  sind  im 
alten  Abguß,  wo  die  Hände  erhalten  sind  ,  diese  beide  vertical 
durchbohrt,  wovon  man  in  dem  neuen  Abguß  ,  in  dem  nur  die 
rechte  Hand  zum  Theil  erhalten  ist,  noch  die  Spur  sieht.  Nach 
Michaelis  hielt  dieser  Bursche  einen  Zügel,  der  also  plastisch  in 
Metall  ausgeführt  war,  weil  er  über  plastische  Formen  lief. 

Nordfries.  Bei  allen  Pferden  des  Beiterzuges  von  132 
(108)  an  bis  85  (61)  überall  Bohrlöcher  für  metallene  Zügel,  und 
zwar  am  Anfang  auffallend  viel  größere,  als  im  ganzen  übrigen 
Friese ,  später  mit  einigen  Ausnahmen  im  Maße  der  gewöhn- 
lichen. Bei  80 — 76  (60 — 57)  fehlen  die  Bohrlöcher,  aber  hier 
lagen  die  gemalten  Zügel  wieder  ganz  auf  den  glatten  Pferde- 
hälsen. In  der  Gruppe  68 — 66  (52 — 50)  sind,  wie  auch  Micha- 
elis bemerkt,  keine  sicheren  Bohrlöcher  für  die  langen  Wagen- 
zügel, wenn  man  sie  nicht  in  den  Maulwinkeln  der  Pferde 
erkennen  kann.  Ein  gemalter  Zügel  würde  bei  dem  vordem 
Pferd  auf  dessen  Hals  und  dann  auf  glattem  Reliefgrunde  ver- 
laufen ;  der  Zügel  des  hinlern  Pferdes ,  an  dem  sich  der  Mann 
66  (50)  zu  thun  macht,  war,  wie  auch  Michaelis  bemerkt  pla- 
stisch in  Metall  ausgeführt,  wie  zwei  in  der  Tafel  übergan- 
gene Bohrlöcher  unterhalb  der  rechten  Hand  des  Mannes  be- 
weisen. Der  Zügel  lag  auf  stark  modellirtem  Relief- 
grunde, den  Chiton  falten  und  konnte  deshalb  nicht 


184     

gemalt  werden.  Bei  den  beiden  folgenden  Wagen  64 — 59 
(48 — 43),  wo  die  Zügel  über  die  »Gele  i  tsmänner«  neben 
den  Pferden  laufen  sind  überall  sichere  Bohrlöcher,  die  Zü- 
gel waren  also  plastisch  in  Metall  ausgeführt.  56  —  54 
(41 — 38)  sind  nur  Fragmente.  Bei  der  Gruppe  53 — 51  (37 — 34 
sind  sichere  Bohrlöcher  hinter  dem  Ohr  des  am  weitesten  zu- 
rückstehenden Pferdes;  auch  hier  liefen  die  Zügel  über  eine 
Figur  neben  den  Pferden,  waren  also  plastisch  ausgeführt.  Bei 
46  (33)  ist  ein  sehr  kleines  Bohrloch  vor  der  rechten  Hand,  ob 
für  einen  Zügel  bestimmt  ist  fraglich  ,  aber  möglich  und ,  des 
Begleitsmanns  wegen,  nicht  unwahrscheinlich.  An  den  Pferde- 
köpfen neben 44  (31)  keine  sichere  Bohrlochspur;  die  Sache  ent- 
zieht sich  bei  dem  Zustande  der  Platte  der  Beurteilung. 

An  den  »Thallophoren«  43 — 33  (30—20)  findet  sich,  wie 
auch  Michaelis  hervorhebt,  kein  Bohrloch;  haben  hier  die 
Hände  von  41,40,37,35  (28,  26,24,22)  wirklich  Zweige 
gehalten,  wie  es  der  Fingerstellung  nach  scheint, 
so  könnten  diese  nur  gemalt  gewesen  sein,  und  zwar  auf 
dem  Grunde  von  ziemlich  krausen  Ge  wan  d  falten. 
Hier  würden  wir  also,  im  Falle,  daß  die  Zweige  über- 
haupt dargestellt  waren ,  die  zweite  Ausnahme  (neben 
Südfries  59,  60  s.  oben)  von  der  Begel  zu  conslatiren 
haben,  daß  Malerei  nicht  auf  stark  in  odc  1 1  i  rtem 
(krausem)    Keliefgrunde  gestanden  hat. 

Für  die  Kühe  des  Nordfrieses  gilt  was  von  denen  des  Süd- 
frieses bemerkt  worden  ist;  gemalte  Stricke  würden  auf  den 
glatten  Körpern  der  Thiere  vorlaufen  sein. 

Als  Ergebniß  dieser  Untersuchung  darf  man  wohl  hin- 
stellen, daß  im  ganzen  Pa  rtheno  nfriese  kein  ein- 
ziges vollkommen  sicheres  und  beweisendes  Bei- 
spiel  dafür  vorkommt,  daß  eine  selbständige  For- 
men darstellende  Malerei  über  plastische  Formen 
geführt  worden  ist,  es  sei  denn,  daß  diese  Formen  an  sich 
kaum  et  was  Anderes  als  eine  völlig  glatte  Fläche  darstellen  (wie 
der  Sonnenschirm  des  Eros  im  Ostfriese)  ,  während  alle 
sicheren  Beispiele  von  s  c  I  b  s  t  ä  n  d  i  g  e  F  o  r  m  e  n  d  a  r  - 
stel  lender  Ma  lere  i  auf  dem  glatten  und  ebenen 
Grunde  des  Reliefs  liegen.  Als  sichere  Beispiele  kön- 
nen nämlich  nur  die  gelten  ,  wo  eine  in  plastischer  Darstellung 
begonnene   Form    in   Malerei   fortgesetzt  worden  ist   und   dies 


185 

findet  wie  hei  dem  Schinnstiel  des  Eros  und  den  Stäben  der 
Figuren  47,  23 — 21  ,  nur  unter  der  angegebenen  Bedingung 
statt.  Andererseits  ist  eben  so  sicher,  daß  überall,  wo 
unzweifelhaft  eine  selbständige  Form  über  pla- 
stisch modellirten  Hintergrund  geführt  ist,  die- 
selbe plastisch,  sei  es  in  Marmor,  sei  es  in  Erzzusätzen 
ausgeführt  wa  r. 

Was  aber  die  zweifelhaften  Fälle,  d.  h.  diejenigen  anlangt, 
wo  die  Haltung  der  Figuren  oder  sonstige  Umstände  auf  das 
Vorhandensein  gewisser  Gegenstände  (Pferdezügel ,  Stricke  der 
Opferthiere,  Zweige  der  Thallophoren  u.  dgl.  schließen  lassen, 
ohne  daß  diese  gleichwohl  plastisch,  in  Marmor  oder  Erz,  dar- 
gestellt waren  und  folglich,  wenn  sie  dies  überhaupt  waren, 
nur  durch  Malerei  ausgedrückt  gewesen  sein  können,  so  wird 
man,  soviel  ich  sehe,  weder  das  einstmalige  thatsächliche  Vor- 
handengewesensein aller  dieser  Gegenstände  beweisen  kön- 
nen, noch  auch  das  Gegentheil.  Aber  eine  gewisse  Wahrschein- 
lichkeit für  dieses  Gegentheil,  d.  h.  dafür,  daß  nicht  alle  in 
plastischem  Formenausdruck  fehlenden  Gegenstände  durch  Ma- 
lerei dargestellt  waren  ,  daß  es  vielmehr  der  Phantasie  des  Be- 
schauers überlassen  blieb,  sie  zu  ergänzen,  läßt  sich  doch  mit 
t;uten  Gründen  behaupten.  Schon  Michaelis  hat  (Parthenon 
S.  227  mit  Becht  zur  Vorsicht  in  der  Annahme  jetzt  verschwun- 
dener gemalter  Zusätze  gemahnt  und  ich  glaube  besonders  dar- 
auf hinweisen  zu  sollen  ,  daß  die  Phantasiethätigkeit  selbst  des 
modernen  Beschauers,  selbst  des  modernen  Beschauers,  der  im 
britischen  Museum  den  Fries  in  Augenhöhe  unmittelbar  vorsieh 
hat ,  vollkommen  ausreicht ,  um  die  Ergänzung  des  Fehlenden 
und  selbst  desjenigen  Fehlenden  vorzunehmen ,  das  im  Alter- 
thum  in  Bronzezusätzen  vorhanden  war.  Mit  anderen  Worten, 
mir  ist  noch  Niemand  vorgekommen ,  welchem  das  Fehlen  der 
Zäume  und  Zügel,  Stricke  u.  dgl.  aufgefallen  wäre  oder  der 
daran  Anstoß  genommen  hätte.  Wie  viel  weniger  kann  das  im 
Alterthume  der  Fall  gewesen  sein,  wo  nicht  allein  der  Fries  der 
Beschauung  weit  ferner  gerückt  und  ungleich  ungünstiger  be- 
leuchtet war,  sondern  wo  eine  große  Menge  von  Figuren  durch 
Erzzusälze  vervollständigt  war,  wo  also  das  Fehlen  dieser  Er- 
gänzungen bei  anderen  weit  weniger  hervortrat,  wo  man  im 
Gegentheil  diese  Lücken  weit  mehr  suchen  mußte,  als  wir  dies 
zu  thun  haben.     Die  gegentheilige  Ansicht,    nämlich   daß   das 


186 

Auge  durch  das  Vorhandensein  einer  Anzahl  von  Zusätzen  erst 
recht  auf  das  Fehlen  anderer  aufmerksam  gemacht  worden  wäre 
und  daß  wir  nur  deshalb  nichts  vermissen,  weil  wir  eben 
nichts  sehen  und  den  Fries  so  als  ein  Gegebenes  nehmen  wie 
er  ist,  diese  Ansicht  kann  ich  nicht  für  die  richtige  halten. 
Wäre  eine  gleichmäßige  Durchführung  als  eine  Forderung  er- 
schienen ,  dann  könnten  sich  die  großen  Verschiedenheiten  in 
den  Bronzeergänzungen  nicht  finden ,  auf  welche  Michaelis 
(S.  225  u.  227)  hingewiesen  hat. 

Sollte  aber  in  der  That  viel  mehr  Beiwerk  in  Malerei  dar- 
gestellt gewesen  sein,  als  ich  glaube,  daß  gewesen  ist,  ja  sollte 
man  behaupten  wollen,  daß  jede  nicht  in  Bronze  gegebene  Er- 
gänzung, jeglicher  Zügel,  jeglicher  Strick  u.dgl.  gemalt  gewesen 
sei,  so  möchte  ich  im  Bückblick  auf  die  vorstehende  Unter- 
suchung im  Einzelnen  darauf  hinweisen,  daß  dies  mit  den  oben 
hervorgehobenen  Ausnahmen  durchweg  in  einer  solchen  Weise 
geschehen  sein  würde ,  daß  die  gemalten  Formen  auf  Gründen 
standen,  welche  sie  für  das  von  unten  zu  ihnen  emporschauende 
Auge  durch  ihre  Hebungen  und  Senkungen  nur  in  ganz  geringem 
Maße  brachen.  Für  eine  über  den  Körper  des  angeblichen  Ares 
hinweg  gemalte  Lanze  bieten  die  sicheren  Fälle  der  Darstel- 
lung selbständiger  Formen  durch  Malerei  keine  Analogie  und 
die  möglichen  kaum  eine  solche. 

Wenn  man  mich  aber  fragt,  was  denn  das  anscheinende 
Stabende  unter  dem  Fuße  des  Jünglings  sein  solle ,  so  will  ich 
viel  lieber  antworten :  ich  weiß  es  nicht,  als  durch  eine  ,  wie 
ich  glaube  unmögliche  Ergänzung  dieser  Form  durch  Malerei 
zu  einer  Benennung  des  Jünglings  zu  gelangen,  die  sich  auch 
sonst  auf  falsche  Analogien  stützt  und  nur  zu  geeignet  erscheint, 
uns  von  dem  Suchen  nach  der  wahren  Bedeutung  abzuhalten. 


ÖFFENTLICHE  GESAMMTSITZÜNG 

AM    14.  NOVEMBER   1880. 

Herr  Zunicke  legte  den  folgenden  Nachtrag  des  Staats- 
archivars Dr.  Distel  in  Dresden  zu  dessen  im  vorigen  Jahrgang 
befindlichen  Abdruck  der  Correspondenz  Leibnizens  mit  dem 
Herzos  Moritz  Wilhelm  von  Sachsen-Zeiz  vor. 

In  den  von  mir  in  diesen  Berichten  v.  1879  S.  104  flg.) 
veröffentlichten  Leibniz-Correspondenzen  des  Kgl.  Sachs.  Haupt- 
staatsarchivs bemerkte  ich1),  dass  zu  den  nicht  aufzufinden  ge- 
wesenen Schreiben  Leibnizens  an  den  Herzog  Moritz  Wilhelm 
von  Sachsen-Zeiz  insbesondere  ein  Brief  d.  d.  Hannover,  d. 
2.  Juli  1711,  gehöre.  Ob  derselbe  nun  überhaupt  mit  dem 
Sachsen -Zeizer  Archive  an  Kursachsen  gelangt  ist,  lasst  sich 
nicht  anheben .  und  es  steht  nur  so  viel  fest,  dass  er  bereits 
bei  derBevision  der  bezüglichen  »Handschreiben «  im  Jahre  1862 
nicht  vorgelesen  hat.  Vielleicht  ist  er  einem  damals  mit  »fehlt« 
bezeichneten  Actenstücke2)  ,  welches  Schreiben  an  den  ge- 
nannten Fürsten  enthielt,   einverleibt  gewesen. 

»Wer  nur  —  so  meldet  Ludovici  (II,  33)  —  ein  von  Leibniz 
eigenhändig  geschriebenes  Blat  erhalten  konte,  der  schatzete 
sich  schon  glückseelig«.  Wie  manches  Blatt  wird  dieser  Glück- 
seligkeit auch  in  späterer  Zeit  geopfert  worden  sein,  und  nicht 
jeder  Besitzer  von  Leibniz-Autographen  kann  sich  seines  Be- 
sitzes bona  fide  erfreuen ! 

Gleichviel!  In  dem  Verzeichniss  der  vom  10.  Mai  1880  ab 
durch  die  Herren  List  und  Francke  in  Leipzig  zur  Versteigerung 
gelangten  Autographen    befand    sich    auch    unter  Nr.  380    ein 


1)  S.  106,   Aum.  2  in  Verb.  m.  S.  109  sub  III  ZI.  3. 

2)  Hauptstaatsarchiv:   Abth.  III  Band  51a  i'0\.  60?  Nr.  63. 


ISS 

»kostbarer«  Brief  Leibnizens  und  zwar  an  den  Herzog  Moritz 
Wilhelm  von  Sachsen -Zeiz  vom  Jahre  1711.  Ich  versäumte 
natürlich  nicht,  demselben  weiter  nachzuspüren. 

Heute  liegt  nun  das  für  nicht  weniger  als  51  Mark  verstei- 
gerte Schriftstück,  welches  der  Ersteher,  Herr  Alex  von  Bernus 
in  Manchester,  mir  freundlichst  zur  Abschriftnahme  hat  zugehen 
lassen,  vor  mir.  Es  ist  der  vermisste  Brief  vom  2.  Juli  1711, 
in  Quartform  und  mit  Goldschnitt  versehen.  Dass  das  Schreiben 
einmal  einem  Aclenslücke  einverleibt  gewesen ,  darauf  deuten 
der  durchlöcherte  Bücken  und  die  in  den  rechten  Ecken  oben 
befindlichen  Blattzahlen  46  und  49  hin,  wenn  sich  auch  trotz  dem 
Vorhandensein  derselben,  sowie  dem  am  Kopfe  des  Briefes  be- 
findlichen Vermerke  Nr.  XXIV  Näheres  nicht  hat  ermitteln  lassen. 

Ich  lasse  den  Inhalt  dieses  Briefes  zur  Ergänzung  der  oben 
mitgetheilten  Correspondenz  als  A  Nr.  IIb  hier  folgen  : 

Hochwürdigster,    durchleuchtigster  Herzog,    gnädigster 

Fürst  und  Herr. 

Habe  nicht  unterlaßen  sollen,  der  bey  E.  Hochfrsll.  Durch]. 
genoßenen  Hohen  Gnade  wegen  mich  annoch  unterthänigst  zu 
bedancken3),  und  zu  melden,  daß  ich  die  aufgetragene  Grüße 
und  Complimenten  außgerichtet,  so  mit  sonderbarer  Dankbezei- 
gung  aufgenommen  worden.  Des  Churfürsten  Durchl.  ist  in- 
sonderheit wegen  der  geneigten  Beystirmnigkeit  verbunden  und 
der  Chur-Piinzessin,  auch  des  Herrn  Herzog  Ernst  Augusten 
Durchl.  Durchl.  wohnet  eine  angenehme  Erinnerung  bey. 
Höchstgedachter  Chur-Prinzessin  Niederkunfl'l  wird  täglich  er- 
wartet;  sie  hat  aber  schohn  über  eine  Woche  das  Tertianfieber, 
welches  Sorge  machet. 

Die  Memoires  de  la  vie  de  l'electrice  palatine  nee  princesse 
d'Orange,  Louise  Juliane,  sind  bey  der  Hand:  sie  sind  aber 
nicht  von  ihr,  sondern  von  der  Feder  des  uralten  Friderici 
Spanhemii ,  theologi  zu  Genf!'  und  Leiden  :  also  daß  E.  D.  ver- 
muthlich  deren  Abschrifft  nicht  verlangen,  sondern  sich  mit 
dem  Lesen   vergnügen  werden4). 


3)  Leibniz  war  zum  ersten  Male  beim  Herzog  zu  Besuch  gewesen. 
Vgl.  d.  angez.  Berichte  S.  106  flg. 

4  Der  Herzog  Hess  sich  das  Buch  alsbald  kommen.  Vgl.  den  oben 
sub  A  IV  mitgetheilten  Brief. 


189 

Aber  Bodini  Arcana  sublimium  Msa5]  werde  abschreiben 
laßen  ,  und  mich  auch  ander  gnädigsten  Befehliche  schuldigst 
erinnern. 

Zu  Salzdahlem  bev  Wolfenbütel  habe  zugleich  des  Herzogs 
Durchl.  und  dem Czarewiz  aufgewartet,  welchen  man  ganz  ver- 
nünfflig  und  wohlgesinnet  findet.  Der  von  Schleuniz  so  jezo 
von  dem  Czar  wiederkommen  ,  und  zu  seinem  geheimten  Rath 
auch  Obristhof meist  er  bey  der  Prinzessin  ernennet  worden, 
bringt  die  Nachricht,  daß  des  Czars  Mt.  geneigt,  nach  ge- 
endigter  Gampagne  sich  selbst  bey  dem  Beylager  einzufinden6). 
Ich  verbleibe  lebenszeit 

E.   Hochfürstl.  Durch  11 
Hanover  unterthänigsler  gehorsamster  Diener 

-'•  JuHi   itii.  Ii  W  v  Leihniz. 

[P.  S.] 

Ich  nehme  unterthänigsteFreyheit,  umbErlaubniß  zu  bitten, 
daß  ich  die  Beyschlüße  in  E.  Durchl.  Couvert  legen  möge.7) 


'i  Bestätigung  der  i.  d.  angez.  Berichten  S.  110  Anm.  1)  ausge- 
sprochenen Vennuthung. 

6  Bekanntlich  näherte  sich  Leibniz  bei  dieser  Gelegenheit  October 
1711  zu  Torgau  dem  »grossen  Czaren  der  Russen«  Leibniz  an  Fabricius 
d.d.  8.  Dec.  1711,  und  wurde  von  demselben  bewandert.  (Guhrauer 
II,   270  flg. 

7)  Der  erste  der  von  Nobbe  (vgl.  d.  angez.  Berichte  S.  106  Anm.  2 
geg.  d.  Ende;   veröffentlichten  Briefe  an  Teuber  ist  u.  A.  geineint. 


Nachtrag 

zu    E.  Schrader,    Zur  assyrisch-babylonischen 
Chronologie    u.  s.w. 

Zu  S.  21  Anin.  Nach  Mittheilung  des  Herrn  P.  Haupt 
ist  die  Z.  23  als  »fragelos  richtig«  bezeichnete  Conjectur  des 
Genannten  (S^Jg=  statt  £l^i  _)  auch  monumental  bestätigt. 
Gemäss  Pinches,  der  die  betr.  Thontafel  nachzusehen  die  Güte 
gehabt  hat,   bietet  diese  in  der  That  das  Zeichen   ^—f*^  ■ 

Verf.  bittet  bei  diesem  Anlass ,  S.  30  Z.  1  1  flg.  zu  setzen: 
bei  den  späteren  Eponymen  in  der  Zeit  vor  Sargon;  ebend. 
Z.  26  hinter  Tiglath-Pileser  II  einzufügen:  und  Sargon,  und 
demgemäss  zu  lesen:  seit  Tiglath-Pileser  II  und  Sargon,  an 
die  etc.;  desgl.  S.35  Z.28  statt  seine  zu  setzen:  ihre.  Auch 
schreibe  S.  3  Z.  3  v.u.  668  statt  680. 


Druck  von  Breitkopf  &  Härte]  in  Leipzig. 


53 


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/7  7  7  1,  343 

18  8  1&  1,   785 

49  9  J  4,  38 

20  11  12  J,  395 

2/  J  3  /,  35 

22  10  4  1.  35 

23  3  //  /,  255 

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BERICHTE 


ÜBER  DIE 


VERHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICH  SÄCHSISCHEN 

GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  LEIPZIG. 


PHILOLOGISCH- HISTORISCHE   CLASSE, 

DREIUNDDREISSIGSTER  BAND. 

1881. 

MIT  DREI  HOLZSCHNITTEN. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 


INHALT. 


Seite 
Fleischer,    Studien    über    Dozy's   Supplement    aux   dictionnaires 

arabes    i 

Th.  Schreiber,  Über  Flaminio  Vacca's  Fundberichte    .......     43 

Overbeck,    Die    Künstlerinschrift    und    das   Datum    der   Aphrodite 

von  Melos.     Mit  3  Holzschnitten 92 

Fleischer,    Beiträge    zur   arabischen    Sprachkunde.     (Achte    Fort- 
setzung)       117 

Leskien,    Das  dalmatinisch-serbische  cyrillische  Missale  romanum 

der  Leipziger  Stadtbibliothek 4  99 


Protector  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften 

m 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Ehrenmitglied. 


Seine  Excellenz  der  Staatsminister  des  Cultus  und  öffentlichen 
Unterrichts,   Herr  Carl  Friedrich  von  Gerber. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Glasse. 

Herr  Geheimer  Hofrath  Heinrich  Leberecht  Fleischer  in  Leipzig, 
Secretär  der  philol.-histor.  Classe. 

-     Friedrich  Zarncke  in  Leipzig,  stellvertretender 

Secretär  der  philol.-histor.  Classe. 

-     Georg  Curlius   in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Ebers  in  Leipzig. 

-     Adolf  Ebert  in  Leipzig. 

-     Alfred  Fleckeisen  in  Dresden. 

-     Gustav  Hartenstein  in  Jena. 

-  Hofrath  Max  Heinze  in  Leipzig. 

1881. 


Herr  Professor  und  Universitäts-Oberbibliothekar  Christoph  Ludolf 
Ehrenfried  Krehl  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Ludwig  Lange  in  Leipzig. 

-  Professor  August  Leskien  in  Leipzig. 

-  Oberschulrath  Carl  Joachim  Marquardt  in  Gotha. 

-  Professor  Carl  von  Noorden  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johannes  Adolph  Overbeck  in  Leipzig. 

-  Otto  Ribbeck  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath   Wilhelm  Röscher  in  Leipzig. 

-  Professor  Anton  Springer  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johann  Ernst  Otto  Stobbe  in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Voigt  in  Leipzig. 

-  Moritz   Voigt  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Professor  Conrad  Bursian  in  München. 

-     Johann  Gustav  Droysen  in  Berlin. 

-     Hermann  Alfred  von  Gutschmid  in  Tübingen. 

-     Theodor  Mommsen  in  Berlin. 

-  Geheimer  Regierungsrath  Hermann  Sauppe  in  Göttingen. 

-  Kirchenrath  Eberhard  Schrader  in  Berlin. 

-  Professor  Gustav  Seyffarth  in  New-York. 


Ordentliche  einheimische    Mitglieder   der  mathematisch- 
physischen Classe. 

Herr    Geheimer    Hofrath    Wilhelm    Gottlieb   Hankel  in    Leipzig, 
Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Professor   Wilhelm  Scheibner  in  Leipzig,    stellvertretender 

Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Oberbergrath  Hermann  Credner  in  Leipzig. 


III     

Herr  Geheimer  Rath  Moritz  Wilhelm  Drobisch  in  Leipzig. 

-  Professor  Gustav   Theodor  Fechner  in  Leipzig. 

-     Wilhelm  His  in  Leipzig. 

- Johann  August  Ludwig  Wilhelm  Knop   in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Hermann  Kolbe  in  Leipzig. 
Rudolph  Leuckart  in  Leipzig. 

Carl  Friedrich.   Wilhelm  Ludwig  in  Leipzig. 

Professor  Adolph   Mayer  in  Leipzig. 

-     Carl  Neumann  in  Leipzig. 

-  Oberbergrath  Ferdinand  Reich  in  Freiberg. 

-  Hofrath  August  Schenk  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Oskar  Schlömüch  in  Dresden. 

-  Hofrath  Gustav   Wiedemann  in  Leipzig. 

-  Professor  Ferdinand   Zirkel  in  Leipzig. 

-     Johann  Carl  Friedrich  Zöllner  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder   der  mathematisch- 
physischen Classe. 

Herr  Professor  Heinrich  Richard  Baltzer  in  Giessen. 

-  Geheimer   Hofrath   Carl  Gegenbaur   in    Heidelberg. 

-  Professor  Adalbert  Krüger  in  Kiel. 

-  Regierungsrath    Samuel   Friedrich    Nathanael   v.  Stein   in 

Prag. 
Geheimer  Hofrath   Wilhelm  Weber  in  Göttingen. 


Verzeichniss 

der  bei  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften im  Jahre   1881    eingegangenen  Schriften. 


Von    gelehrten    Gesellschaften ,    Universitäten    und    öffentlichen 
Behörden  herausgegebene  und  periodische  Schriften. 

Monatsberichte    der  Kgl.  Preuss.  Akad.  d.  Wissensch.   zu   Berlin.     -1880, 

Sept.  —  Dec.   1881,  Jan.  —  Oct. 
Politische  Correspondenz  Friedrichs  d.Gr.  Bd.  5.  6.  Berlin  1880.  81. 
Denkschriften    der   Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.    Mathem.-naturwiss.  Cl. 

Bd.  40.  42.  Wien  1880. 
Denkschriften  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Philos.-bistor.  Cl.  Bd.  31. 

Wien  1881. 
Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.Wiss.  Mathem.-naturwiss.  Cl.  Bd.  81 

(1880),  Abth.  1,  H.  1—5.  Abth.  II,  H.  4.  5.   Abth.  III,  H.  4.  5.  Bd.  82 

(1880\   Abth.  I,  H.  1—5.  Abth.  II,  H.  1—5.  Abth.  III,  H.  1—5.  Bd.  83 

(1881),  Abth.  I,  H.  1—4.  Abth.  II,   H.  1—4.  Abth.  III,   H.  1.2.    Re- 
gister IX.   zu  Bd.  76— 80.   Wien  1880.  81. 
Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d. Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.   Bd.  96 

(1880),   H.  2.  3.     Bd.  97    (1880),   H.  1—3.     Bd    98   (1881)  ,   H.  1 .  2. 

Wien  1880.  81. 
Anzeiger  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Wien.  Math.-phys.  Cl.  Jahrg. 

1881,  No.  1—25. 
Almanach  d. Kaiserl.  Akad.  d.Wiss.  Jahrg. 30  (1 880).  31  (1 881 ) .  Wien  1 880.  81 . 
Archiv  für  Österreich.  Geschichte.    Herausg.  v.   der  zur  Pflege  Vaterland. 

Geschichte  aufgestellten  Commission  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch. 

Bd.  60,  2.  Hälfte.  Bd.  61,  1 .  u.  2.  Hälfte.  Bd.  62,  2.  Hälfte.  Wien  1880. 
Verhandlungen     der    k.    k.     geologischen    Reichsanstalt.    Jahrgang    1880, 

No.  12-18.    Jahrg.   1881,  No.  1—15. 
Jahrbuch    d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1880.  Bd.  30,  No.  4. 

Jahrg.  1881."  Bd.  "31,  No.  1—3.  Wien  1881. 
Abhandlungen  d.  k.k.  geologischen  Reichsanstalt.  Bd.  12,  H.2.  Wien  1880. 
Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien.   1880.  Bd.  23 

(N.  F.  Bd.  13).  Wien  1880. 
K.  k.  geologische  Reichsanstalt.    Catalog   ihrer  Ausstellungs-Gegenstände 

bei  der  Wiener  Weltausstellung  1873.  Wien  (1873). 


VI       

Hauer,  Fr.  v. ,    und   M.   Neumayr,    Führer   zu   den    Excursionen   der 
Deutschen   geologischen    Gesellschaft    nach    der  allgemeinen  Ver- 
sammlung in  Wien   1877.    Wien  (1877). 
Verhandlungen   der  k.  k.  zoologisch- botanischen   Gesellschaft   in    Wien. 

Jahrg.  1880.  Bd.  30.  Wien  1881. 
Astronomische,    magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  an  der 

k.  k.  Sternwarte  zu  Prag  im  J.  1880.  Jahrg.  41.   Hrsg.  von  C.  H  orn- 

steiu.    Prag  1881. 
Achtzehnter  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte    der  Deutschen  in 

Böhmen.    Für  das  Vereinsjahr  1879  —  80.    Prag  1880. 
Mittheilungen    des  Vereins   für   Geschichte   der    Deutschen    in   Böhmen. 

Jahrg.  18,  No.   3.  4.    Jahrg.  19,   No.  1—4.    Prag  1880.  81. 
Bibliothek  d.  mittelhochdeutschen  Litteratur  in  Böhmen.  Hrsg.  vom  Verein 

f.  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.    Bd.  3.  Das  Leben  des  h. 

Hieronymus  in  der  Übersetzung  des  Bischofs  Johannes  VIII.  von  01- 

mütz,  hrsg.  v.  A.  Benedict.   Prag  1880. 
Mittheilungen  des  histor.  Vereines  für  Steiermark.   H.  29.   Graz  1881. 
Berichte  des  naturwiss.-medizin.  Vereines  in  Innsbruck.  Jahrg.  10  (1879). 

11  (1880  —  81).   Innsbruck  1880.  81. 
Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  U.Vorarlberg.  3.  Folge.   H.  24.  25. 

Innsbruck  1880.  81. 
Viestnik  Hrvatskoga  arkeologickago  Druztva.    Godina  3,  Br.  1 — 4.    U  Za- 

grebu  1881. 
Das  k.  k.  Quecksilberwerk  zu  Idria  in  Krain.    Zur  Erinn.  an  d.  Feier  des 

300jähr.  ausschliesslich  staatlichen  Besitzes.    Hrsg.  von   der  k.  k. 

Bergdirektion  zu  Idria.  Wien  1881. 
Personalstand  u.  Ordnung  d.  öffentl. Vorlesungen  an  der  K.K.  Franz-Josefs- 
Universität  zu  Czernowitz  im  Winter-Sem.  1881/82. 
Acta   regiae  scient.  Universitatis  Claudiopolitanae  anni  1879—80,  Fase.  2. 

1880—81,   Fase.  1.  Kolozsvärt  1880. 
A  Koloszväri   magyar   kir.  Tudom.-egyetem    Almanachja  1879  —  80.  röl. 

Kolozsvärt  1880. 
A  Kolozsväri  magyar  kir.  Tudom.-egyetem  Tanrendje  az  1880 — 81  tangv, 

feläre  2.  Kolozsvärt  1880. 
Erdelyi  Muzeum.  Az  Erd.  Muzeum  egylet  tört.  szakosztälyänak  közlönye. 

Szerkesti   Finäly  Henr.    VII.  evfolyam   (1881),  sz.  1—10.    Kolozs- 
värt d.  J. 
Verhandlungen   des  Vereins  für  Natur-  u.  Heilkunde   zu  Presburg.    N- F. 

H.  3   (Jahrg.  1873—75).  4   (Jahrg.  1875—80).  Presburg  1880,  81. 
Abhandlungen  der  histor.   Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.   Wissensch.    Bd.  15 

(in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  d.  LIV.  Bd.),  Abth.  3.   München  1880. 
Abhandlungen  d.  mathemat.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d. Wissensch. 

Bd. 14  (in  d.  Reihe  d.  Denkschriften  d.  L.  Bd.),  Abth.1.  München  1881. 
Abhandlungen    der  philosoph.-philolog.  Cl.   der   k.   bayer.  Akad.  d.  Wis- 
sensch. Bd.  15   (in  d.  Reihe  d.  Denkschriften  d.  LH.  Bd.),  Abth.  3. 

Bd. 16  (in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  d.  LV.  Bd.),  Abth.1.  München  1881. 
Heigel,  Karl  Theodor,  Die  Witteisbacher  in  Schweden.  Festrede,  gehalten 

in  der  öffentl.  Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d. Wissensch.  zur  Feier 

ihres  122.  Stiftungstages  am  28.  März  1881.    München  1881. 
Christ,  Wilh.  v. ,  Gedächtnissrede  auf  Leonhard  v.  Spengel,  gehalten  in 

der  öffentl.  Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d.Wissensch.  zur  Feier  ihres 

122.  Stiftungstages  am  28.  März  1881.    München  1881. 


VII        

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  München.  Jährt;.  488-1,  H.  1 — 4.   München  1881. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  zu  München.  Jahrg.  1880,  H.  4— 6.  1881,  Bd.  1,  H.1— 3. 
Bd.  2.   H.  1.  2.    München   1880.  81. 

Zweiundzwanzigste  Plenarversammlung  der  histor.  Commission  bei  der  k. 
bayer.  Akad.  d. Wissensch.  Bericht  des  Secretariats.  München  1881. 

Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  der  k.  Sternwarte  bei 
München.  Jahrg.  1880.  München  1881. 

Abhandlungen  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
Bd.  26,  aus  d.  J."l880.    Göttingen  1880. 

Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  der 
Georg-Augusts-Universität  aus  d.  J.  1880.    Göttingen  1880. 

Katalog  der  Bibliothek  der  Herzogl.  Technischen  Hochschule  Carolo -Wil- 
helmina zu  Braunschweig.   Abth.  1.   Braunschweig  1880. 

Zeitschrift  des  Vereins  für  Lübeckische  Geschichte  und  Alterthumskunde. 
Bd.  4,   H.  1.  2.   Lübeck  1881. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Im  Auftrag  d.  Oberlausitz.  Gesellsch.  d. 
Wissensch.  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Schön  Wälder.  Bd.  56,  H.  2. 
Bd.  57,  H.  1.    Görlitz  1880.  81. 

Zeitschrift  des  k.  sächsischen  statistischen  Bureaus.  Redig.  v.  V.  Böh  nie  it. 
Jahrg.  26  (1880),   H.  1—4.    Dresden  1880.  81. 

Vierteljahrsschrift  der  astronom.  Gesellschaft.  Jahrg.  15,  H.  4.  Jahrg.  16, 
H.  1—3.    Leipzig  1880.  81. 

Sitzungsberichte  der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Leipzig.  Jahrg.  V 
(1878) —VII  (1880).    Leipzig,   d.  J. 

Kgl.  Sächsisches  Polytechnikum  zu  Dresden.  Ergänzung  zum  Programm  f.d. 
Studienjahr,  bezieh. Wintersemester  1880/81 ,  enthalt.  d.Verzeichniss 
d.  Vorlesungen  f.  d.  Sommersem.  1881. —  Programm  f.  d.  Studien- 
jahr, bezieh.  Wintersemester  1881/82. 

Förstemann,  E.  W.  ,  Mittheilungen  aus  d.  Verwaltung  der  Königl.  öffentl. 
Bibliothek  zu  Dresden  in  d.  J.  1876  —  80.   Dresden  1881. 

Jahresbericht  der  K.  Sachs.  Kunstgewerbeschule  u.  des  Kunstgewerbe- 
museums zu  Dresden.    Schuljahr  1880/81.    Dresden  1881. 

Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  Natur- u.  Heilkunde  in  Dresden.  Sitzungs- 
periode 1879—80.  Berlin  1880.  Sitzungsper.  1880-81.  Dresden  18S1. 

Sitzungsberichte  der  naturwissenschaftl.  Gesellschaft  Isis  in  Dresden. 
Herausg.  v.  C.  Bley.  Jahrg.  1880,  Jan.  —  Dec.  Jahrg.  1881,  Jan. — 
Juni.   Dresden  1881 . 

Jahresbericht  der  Fürsten-  u.  Landesschule  Meissen  vom  Juli  1880  —  Juli 
1881.    Meissen  1881. 

Bericht  über  die  im  Jahr  1880  den  Herzogl.  Sammlungen  des  Schlosses 
Friedenstein  zugegangenen  Geschenke.  Gotha  1881. 

Pertsch,  Willi.,  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzogl.  Bibliothek  zu 
Gotha.   Bd.  3,   H.  2.   Gotha  1881. 

Zuwachs  derGrossherzogl.  Bibliothek  zu  Weimar  in  d.  Jahren  1879  u.1880. 
Weimar  1881. 

Metronomische  Beiträge.  No.  3.  Thermometrische  Untersuchungen.  Hrsg. 
v.  W.  Förster,  Direktor  d.  Kaiserl.  Normal-Aichungs-Commission. 
Berlin  1881. 


VIII      

Zeitschrift  f.  d.  gesammten  Naturwissenschaften,  redig.  von  CG.  Giebel. 
Dritte  Folge.   1880.  Bd.  5   (der  ganzen  Reihe  53.  Bd.).   Berlin  1880. 

Die  Fortschritte  der  Physik  im  J.  1876.  Dargestellt  von  der  physikal. 
Gesellsch.  in  Berlin.   Jahrg.  32,  Abth.  1.  2.    Berlin  1880.  81. 

Berichte    der   deutschen    chemischen  Gesellschaft   zu  Berlin.    Jahrg.  XIII, 

No.  19.    Jahrg.  XIV,   No.  1  — 18.    Berlin  1881. 
Publicationen  des  Astrophysikalischen  Observatoriums  zu  Potsdam.  Bd.  2. 

Potsdam  1881. 

Achtundfünfzigster  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Cultur.  Enthält  den  Generalbericht  über  die  Arbeiten  und 
Veränderungen  der  Gesellschaft  im  J.  1880.    Breslau  1881. 

Nova  Acta  Academiae  Carolinae  Leopoldinae  Caesareae  German.  naturae 
curiosorum.   T.  41,   P.  1.  2.    Halis  1879.  80. 

Leopoldina.  Amtliches  Organ  der  kais.-leopoldinisch-carolinisch-deutschen 
Akademie  der  Naturforscher.  Heft  XVI,  No.  23.  24.  Heft  XVII, 
No.  1—22.    Halle  1881. 

Abhandlungen  der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle.  Bd.  XV,  H.  1. 
Halle  1880. 

Ergebnisse  der  Beobachtungsstationen  an  den  deutschen  Küsten  über  die 
physikalischen  Eisenschaften  der  Ostsee  u.  Nordsee  u.  die  Fischerei. 
Jahrg.  1880,  Heft  7  — 12.  Jahrg.  1881,  Einleitungsheft  u.  Heftl. 
Kiel'l880.  81. 

Schriften  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Danzig.  N.  F.  Bd.V,  H.1.2. 
Danzig  1881. 

Schriften  der  Universität  zu  Kiel  aus  d.  J.  1879/80.  Bd.  26.  Aus  d.  J.  1880/81. 
Bd.  27.    Kiel  1880.  81. 

29.  u.  30.  Jahresbericht  der  Naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Hannover 
für  d.  Jahre  1878  —  80.   Hannover  1880. 

Jahresbericht  des  physikal.  Vereins  zu  Frankfurt  a.M.  für  das  Rechnungs- 
jahr 1879—1880.    Frankfurt  a.M.   1881. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande.  H.  66 — 69. 
Bonn   1879.  80. 

Neunter  Jahresbericht  des  Westfälischen  Provinzial-Vereins  für  Wissen- 
schaft u.  Kunst,  f.  1880.  Münster  1881. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicinischen  Societät  in  Erlangen.  Heft  12. 
(Nov.  1879 —Aug.  1S80).    Erlangen  1880. 

Abhandlungen  der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Nürnberg.  Bd.  7. 
Jubiiäumsscbrift  zur  Feier  des  80jähr.  Bestandes.   Nürnberg  1881. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Organ  des  Germanischen  Mu- 
seums. N.  F.  Jahrg.  27,  No.  1 — 12.  Nürnberg  1880.  —  26.  Jahres- 
bericht des  Germanischen  Nationalmuseums. 

Verhandlungen  der  physikal.- medicin.  Gesellschafl  in  Würzburg.  N.  F. 
Bd.  XV,   H.  1—4.  Würzburg  1881. 

Württembergische  Vierteljahrshefte  für  Landesgeschichte.  Herausg.  von 
d.  Kgl.  Statist. -topogr.  Bureau.  Jahrg.  3,   H.  1—4.  Stuttg.  1880. 

Zwanzigster  Bericht  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heil- 
kunde. Giessen  1881. 

19.,  20.  u.  21.  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Offenbacher  Vereins  für 
Naturkunde  in  den  Vereinsjahren  v.  Mai  1877  —  April  1880.  Offen- 
bach a.M.  1880. 


IX       

Verhandlungen  der  Schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Brieg 
d.4  3.— 15.  Sept.  1880  (63.  Jahresversammlung).  Jahresbericht  1879/80. 
Lausanne  1  881. 

Archives  des  sciences  physiques  et  naturelles,  Oct.  1880:  Compte  rendu 
des  travaux  presentes  ä  la  63.  Session  de  la  Societe  Helvetique 
des  sciences  naturelles  reunie  ä  Brigue  les  13  — 15.  Sept.  1880. 
Geneve   1880. 

Neue  Denkschriften  der  allgemeinen  Schweiz.  Gesellschaft  f.  die  gesammten 
Naturwissenschaften.  Bd.  28,   Abth.  1.   Basel  1881. 

Miltheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern  aus  d.  J.  1880. 
(No.  979  —  1003)  ;  aus  d.  J.  1881,   H.  1    (No.  1004—17).  Bern  1881. 

Neunter  Jahresbericht  der  historisch-antiquarischen  Gesellschaft  von  Grau- 
bünden (Jahrg.  1 879).  Zehnter  Jahresbericht  (Jahrg.  1880).  Churd.J. 

Jahresbericht  d.  naturforschenden  GesellschaftGraubündens.  Jahrg.  23  u.24. 
Vereinsjahre  1878/79  u.  1879/80.  Chur  1881. 

Memoires  de  la  Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle  de  Geneve. 
T.  XXVII,  P.  1.   Geneve  1880. 

Vierteljahrsschrift  d.  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich.  Jahrg.  XXIV, 
H.  1—4.   XXV,   H.  1—4.   Zürich  1879.  80. 

Verhandelingen  d.  Kon.  Akad.  v.  Wetenschappen.  Afdeel.  Letterkunde. 
Deel  XIII.  Amsterdam  1880.  —  Afdeel.  Natuurkunde.  Deel  XX. 
Amsterdam  1880. 

Verslagen  en  Mededeelingen  der  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  Afdeel.  Letter- 
kunde. IL  Reeks,  Deel  9.  Amsterdam  1880.  —  Afdeel.  Natuurkunde. 
II.  Reeks,  Deel  15.  Amsterdam  1880.  —  Naam-  en  zaakregister  op 
de  Verslagen  en  Mededeelingen  d.  Kon.  Akad.  v.  Wetenschappen. 
Afdeel.   Natuurkunde,   I.  Reeks,  Deel  1 — 17.  Amsterdam  1880. 

Jaarboek  van  de  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  gevestigd  te  Amsterdam,  voor 
1879.    Amsterdam  1879. 

Processen -verbaal  van  de  gewone  Vergaderingen  d.  Kon.  Akad.  v.  We- 
tensch. te  Amsterdam.  Afdeel.  Natuurkunde.  Mei  1879  —  April  1880. 

Esseiva,  Petr. ,  In  mulieres  emancipatas  satira  praemio  aureo  ornata 
in  certamine  poetico  Hoeufftiano.  Sequitur  ad  Eugeniam  Augustam 
consolatio.   Amstelod.  1880. 

Catalogus   der  Bibliotheek  van  het  Kon.  Zoologisch  Genootschap 'Natura 

artis  magistra'  te  Amsterdam.    Amsterdam  1881. 
Nederlandsch  kruidkundig  Archief.  Verslagen  en  Mededeelingen  derNeder- 

landsche  botanische  Vereeniging.  Ser.  II,  Deel  3,  St.  3.  Nijmegen  1881. 

Aanteekeningen  van  het  verhandelde  in  de  sectie- vergaderingen  van  het 
Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.,  ter  gelegen- 
heid  van  de  algem.  vergadering  gehouden  d.  24.  Juni  1879. 
Utrecht   1879. 

Registers  op  de  Aanteekeningen  van  het  verhandelde  in  de  vergaderingen 
der  sectien  van  het  Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en 
wet.  over  de  jaren  1  845  tot  en  met  1 878.  Voorafgegaan  door  eene  op- 
gave  van  de  openingsreden  der  algem.  vergaderingen.   Utrecht  1879. 

Naamlijst  der  leden  van  het  Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten 
en  wet.  op  15.  Apr.   1880. 

Verslag  van  het  verhandelde  in  de  algem.  vergaderingen  van  het  Provinc. 
Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.,  gehouden  d.  24.  Juni 
1879,  d.  29.  Juni  1880.    Utrecht  1879.  80. 


Questions  mises  au  concours  par  la  Societä  des  arts  et  des  sciences 
etablie  ä  Utrecht,   188-1. 

Acquoy,  J.  G.  R.  ,  Het  Klooster  te  Windesheim  en  zijn  invloed.  Uitg. 
door  het  Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet. 
Deel  3.    Utrecht  *S80. 

Daniels,  C.  E.,  Het  leven  en  de  Verdiensten  van  Petrus  Camper. 
Prijsverhandeling  met  goud  bekroond  en  uitg.  door  het  Provinc. 
Utrechtsche  Genootsch.  v.   kunsten  en  wet.    Utrecht  1880. 

Valeton,  1.  M.  J.,  De  Polybii  fontibus  et  auctoritate  disputatio  critica. 
Edid.  Societas  artium  disciplinarumque  Rheno-Trajectina.  Traj. 
ad  Rh.   1879. 

Onderzoekingen  gedaan  in  het  Physiol.  Laboratorium  d.  Utrechtsche 
Hoogeschool.  Uitg.  door  F.  C.  Donders  en  Th.  W.  Engel- 
mann.   3.  Reeks.  VI,  Afl.  1.2.    Utrecht  1881. 

Archives  neerlandaises  des  sciences  exactes  et  naturelles ,  publikes  par 
la  Society  Hollandaise  des  sciences  ä  Harlem.  T.  15,  Livr.  3 — 5. 
T.  16,   Livr.  1.  2.    Harlem  1880.  81. 

Programme  de  la  Societe  Hollandaise  des  sciences,  ä  Harlem.  Annee  1881. 

Archives  du  Musee  Teyler.   Ser.  II,   P.  1.    Harlem  1881. 

Verhandelingen  rakende  den  natuurlijken  en  geopenbarden  godsdienst, 
uitgeg.  door  Teylers  Godgeleerd  Genootschap.  N.  Ser.  Deel  9, 
Stuk  1.  2.    Haarlem  1880. 

Handelingen  en  Mededeelingen  van  de  Maatschappij  der  Nederlandsche 
Letterkunde  te  Leiden  over  het  jaar  1864.  65.  66  —  80.  Leiden 
1864—80. 

Rijdragen  tot  de  geschiedenis  van  de  Maatschappij  der  Nederlandsche 
Letterkunde  te  Leiden,  1766  —  1866.  Gedenkschrift  uitgeg.  ter  ge- 
legenheid  van  het  eerste  eeuw  feest.     Leiden   1867. 

Feestrede  bij  de  viering  van  het  eeuwgetijde  van  de  Maatschappij  der 
Nederlandsche  Letterkunde  te  Leiden,  den  20.  Juni  1867,  uitgespr. 
door  M.   deVries.    Leiden  1867. 

Levensberigten  der  afgestorvene  medeleden  van  de  Maatschappij  der  Ne- 
derlandsche Letterkunde  te  Leiden.  Bijlage  tot  de  Handelingen 
van  1864.  65  —  80.    Leiden  1864  —  80. 

Oudemans,  A.  C,  Taalkundig  Woordenboek  op  de  Werken  van 
P.  G.  Hoot't,  ter  aanvulling  en  verbetering  van  het  Uitlegkundig 
Woordenboek  op  Hooft.  Van  wege  de  Maatsch.  d.  Nederlandsche 
Letterkunde   te  Leiden  bewerkt.    Leiden  1868. 

Heinric  van  Aken,  Die  Rose,  met.  de  fragmenten  der  tweede  ver- 
taling  van  wege  de  Maatsch.  d.  Nederlandsche  Letterkunde  te  Leiden 
uitgeg.   door  Eelco  Verwij  s.  's  Gravenhage  1868. 

Seghelijn  van  Jerusalem.  Naar  het  Berlijnsche  handschiift  en  den  ouden 
druk  van  wege  de  Maatsch.  d.  Nederlandsche  Letterkunde  uitgeg. 
door  J.  Verdam.    Leiden  1878. 

Enqueste  ende  informatie  upt  stuck  van  der  reduetie  ende  reformatie  van 
den  schiltaelen ,  voertijds  getaxeert  ende  gesteh  gewest  over  de 
landen  van  Hollant  ende  Vrieslant.  Gedaen  in  den  jaere  1494. 
Uitgeg.  van  wege  de  Maatsch.  d.  Nederlandsche  Letterkunde. 
Leiden  1876. 

Overblyfsels  van  geheugehenis,  der  bisonderste  voorvallen,  in  het  leven  van 
den  heere  Coenraet  D roste.  Derde  druk,  uitg.  van  wege  de  Maatsch. 
d.  Nederlandsche  Letterkunde.  Text  en  Aanteekeningen.  Leiden  1879. 


XT       

Tnformacie  up  den  staet,  faculteyt  ende  gelesjenthevt  van  de  steden 
ende  dorpen  van  Hollant  ende  Vrieslant,  om  daernae  te  reguleren 
de  nyeuwe  schiltaele.  Gedaen  in  den  jaere  1514.  Pitgeg.  van  wege 
de  Maatsch.  de  Nederlandsche  Letterkunde.     Leiden   1866. 

Catalogus  der  Bibliotheek  van  de  Maatsch.  d.  Nederlandsche  Letterkunde 
te  Leiden.  Gedeelte  1.  Handschriften.  3.  Nederlandsche  Tooneel. 
Leiden  1877. 

Programme  de  la  Societö  Batave  de  philosophie  experimentale  de  Rot- 
terdam.  1880. 

Publications  de  1' Institut  Royal  Grand -Ducal  de  Luxembourg.  Section 
des  sciences  naturelles.  T.  18.    Luxembourg  1881. 

Recueil  des  memoires  et  des  travaux  publiös  par  la  Sociele  Botanique  du 
Grand-Duche  de  Luxembourg.  No.  4 —  5.  1877  —  78.  Luxembourg 
1880. 

Annuaire  de  l'Academie  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Bel- 
gique.  1879  (Annee  XLV).  1880  (Annee  XLVI).  1881  (Annöe  XLVII). 
Bruxelles  1879—81. 

Bulletins  de  l'Academie  R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de 
Belgique.  Annee  47  (1878),  2.  Ser.  T.  46.  Annee  48  (1879),  2.  Ser. 
T.  47.  48.   Annee  49   (1880),  2.  Ser.  T.  49.  50.    Bruxelles  1878—80. 

Memoires  de  l'Academie  R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts 
de  Belgique.   T.  43.   P.  1.    Bruxelles  1880. 

Memoires  couronnös  et  autres  Memoires  publ.  p.  l'Academie  R.  des  sciences, 
des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique.  Collection  in-8°.  T.  29. 
30.  32.    Bruxelles  1880.  81. 

Memoires  couronne\s  et  Memoires  des  savants  etrangers,  publ.  par  l'Acad.  R. 
des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique.  T.  39,  P.  2. 
42.  43.    Bruxelles  1879.  80. 

Tables  des  Memoires  des  membres,  des  Memoires  couronnes  et  de  ceux 
des  savants  6trangers.   1816 — 57.   1858—78.   Bruxelles  1858.  1879. 

Annales  de  la  Sociäte  entomologique  de  Belgique.  T.  23.24.  Bruxelles  1880. 

Annales  de  l'Academie  d'archeologie  de  Belgique.  T.  36  (III.  Serie,  T.  6). 
Anvers  1880. 

Academie  d'archeologie  de  Belgique.  Bulletin  (III.  Serie  des  Annales), 
Seconde  Partie,   6—11.    Anvers  1880.  81. 

Bullettino  dell'  Instituto  di  corrispondenza  archeologica  per  l'anno  1880, 
No.  12  (und  Elenco  de'  participanti  alla  fine  dell' anno  1880).  1881, 
No.  1—11.    Roma  1881. 

Atti  della  R.  Accademia  de' Lincei.  Anno  CCLXXIII  (4875—76).  Ser.  II, 
Vol.  5—7.  Roma  1880.  —  Anno  CCLXXVII  (1879  —  80).  Serie  III. 
Memorie  della  classe  di  scienze  fisiche,  matem.  e  naturali,  Vol.  5 — 8. 
Roma  1880.  Memorie  della  classe  di  scienze  morali ,  storiche  e  rilo- 
logiche,  Vol.  4.  5.  Roma  1880.  —  Anno  CGLXXVIII  (1880  —  81). 
Ser.  III.  Memorie  della  classe  di  scienze  morali,  storiche  e  filo- 
logiche,  Vol.  6.  Roma  1881.  Transunti,  Vol.  5,  Fase.  1—14.  Vol.  6, 
Fase.  1.  2.    Roma  1881. 

Atti  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.  Vol.  XVI,  Disp.  I — 7. 
Torino  1880.  81. 

Memorie  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.  Ser.  II.  T.  XXXII. 
XXXIII.    Torino  1880.  81. 

Bollettino  meteorologico  ed  astronomico  dell'  Osservatorio  della  Reg.  Uni- 
versitä  di  Torino.  Anno  XV  (1880),  Parte  meteorologica.  Torino  1880. 


XII       

Atti   della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in  Pisa.  Memorie, 

Vol.  V,  Fase.  1.    Pisa  1881. 
Processi  verbau  della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in  Pisa. 

Adunanza  del  14.  Nov.  1880,  9.  Genn.,  13.  Marzo,  8.  Maggio  1  881 . 

Atti  del  R.  Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Ser.  V,  T.  4,  Disp.  10. 
T.  5.  T.  6.  T.  7,  Disp.  1  —  9.  Venezia  1877—81.  —  Appendice  ai  temi 
di  premio  proposti  nella  sol.  adunanza  15.  agosto  1881. 

Memorie  del  R.  Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Vol.  XX, 
P.  2.  3.    XXI,   P.  1.  2.  Venezia  1878  —  81. 

Tara  melli,  Torquato,  Monografia  stratigrafica  e  paleontologica  del  Lias 
nelle  provincie  Venete.  Premiata  dal  R.  Istituto  Veneto.  Venezia  1880. 

Pubblicazioni  del  R.  Istituto  di  studi  superiori  pratici  e  di  perfeziona- 
mento  in  Firenze.  Sezione  di  filosofia  e  filologia.  Vol.  2,  Disp.  6 
(Gaix,  C.N.,  Le  origini  della  lingua  poetica  italiana).  Firenze  1880. 
—  Accademia  Orientale.  II  commento  di  Sabbatai  Donnolo 
sul  libro  della  creazione,  pubbl.  per  la  prima  volta  nel  testo  ebraico 
con  note  crit.  e  introduzione  da  David  Castelli.  Firenze  1880.  — 
Sezione  di  raedicina  e  chirurgia  e  scuola  di  farmacia.  Pacini, 
Fil.,  Del  processo  morboso  del  Colera  asiatico.  Firenze  1880 
Grassi,  Ern. ,  II  primo  anno  della  Clinica  ostetrica  nella  Nuova 
Maternitä  di  Firenze.  Rendiconto.  Firenze  1880.  —  Sezione  di 
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Philosopbical  Transactions  of  the  R.  Society  of  London.  For  the  year  1880. 
Vol.  171,  P.  2.3.  London  1880.  For  the  year  1881.  Vol.  172,  P.  1. 
London  1881.  —  The  R.  Society.   30th  Nov.  1880.   (London  1881.) 

Proceedings  of  the  R.  Society  of  London.  Vol.  XXXI,  No.  206  —  11. 
XXXII,  No.  212.  13.    London  1881. 

Proceedings  of  the  R.  Institution  of  Great  Rritain.  Vol.  IX,   P.  3   (No.  72). 

London  1880.  —  List  of  the  members,  London,  July  1880. 
Proceedings    of   the   London  Mathematical  Society.  Vol.  1    (1865/66) — 11 

(1879/80).   Vol.  12,  No.  166—71.  176.  177.    London  1865  —  81. 
Journal   of  the  R.   Microscopical  Society,  containing  its  Transactions  and 

Proceedings.    Ser.  II.   Vol.  1,   P.  1  —  6.    London  1881. 

Memoirs  of  the  R.  Astronomical  Society.  Vol.  45  (1879/8  0).   London  1880. 

Catalogue  of  Oriental  coins  in  the  British  Museum.  Vol.  6.  London  1881. 

Proceedings  of  the  Cambridge  Philosophical  Society.  Vol.  III,  P.  7.  8. 
IV,  P.  1.    Cambridge   1880.  81. 

Transactions    of    the    Cambridge    Philosophical    Society.   Vol.  XIII,    P.  1. 

Cambridge  1881. 
Proceedings    of    the    R.  Society  of  Edinburgh.   Vol.  X,    No.  105    (Session 

1879—80).     Edinburgh   1880. 

Transactions  of  the  R.  Society  of  Edinburgh.  Vol.  XXIX,  P.  2.  For  the 
Session  1879/80.    Edinburgh  1880. 

Proceedings  of  the  Literary  and  Philosophical  Society  of  Liverpool,  during 
the  Session  1878 — 79  (No.  33),  1879  —  80  (No.  34).  London  and 
Liverpool  1880.  81. 

Memoirs  of  the  Literary  and  Philosophical  Society  of  Manchester.  III.  Ser., 
Vol.  6.    London  *1879. 

Proceedings  of  the  Literary  and  Philosophical  Society  of  Manchester. 
Vol.  16  (Session  1876/7).  17  (1877/8).  18  (1878/9).  19  (1879/80). 
Manchester  1877—80. 


XIII      

Journal  of  the  R.  Geological  Society  of  Ireland.  Vol.  XV  (N.  Ser.  Vol.V), 
P.  3.   Vol.  XVI   (N.  Ser.  Vol.  VI),  P.  |.    London  1880.  81. 

Journal  de  l'Ecole  polytechnique,  publ.  p.  le  Conseil  d'instruction  de 
cet  etablissement,    Cah.  48.  T.  29.    Paris  1880. 

Bulletin   de   la  Sociele  mathematique    de  France.    T.  9,  No.  1 — 3.    Paris 

1880.  81. 
Comite  international   des  poids  et  mesures.    Proces -verbaux  des  seances 

de  1880.    Paris  1881. 

Travaux  et  memoires  du  Bureau  international  des  poids  et  mesures,  publ. 
sous  l'autorite  du  Comite  international.  T.  1.    Paris  1881. 

Annales  des  ponts  et  chaussees.  Memoires  et  documents  relalifs  ä  l'art 
des  constructions  et  au  service  de  l'ingenieur,  lois,  decrets,  ar- 
rötes  etc.  VI.  Serie,  T.  1   (1881),  Janvier.    Paris. 

Memoires  de  la  Society  des  sciences  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux. 
II.  Serie.   T.  4,   Gab.  2.    Paris  1881. 

Memoires  de  la  Societe  nationale  des  sciences  naturelles  de  Cherbourg. 
T.  22   (III.  Ser.,  T.  2).    Paris  et  Cherbourg  1879. 

Annales  de  la  Societe  Linneenne  de  Lyon.  Nouv.  Serie.  T.  26  (1879). 
27   (1880).    Paris,  Lyon,   d.  J. 

Memoires  de  l'Academie  des  sciences,  belies -lettres  et  arts  de  Lyon. 
Classe  des  lettres,  Vol.  19.  Classe  des  sciences,  Vol.  24.  Paris, 
Lyon  1879/80. 

Academie  des  sciences  et  lettres  de  Montpellier.  Memoires  de  la  section 
des  sciences.  T.  X,   Fase.  1    (Annöe  1880).    Montpellier  1881. 

Discursos  de  reeepeion  y  de  contestacion  leidos  ante  la  R.  Academia  de 
ciencias  morales  y  politicas.   1860 — 75.  T.  I.    Madrid  1875. 

Discursos  leidos  ante  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas  en 
la  reeepeion  publica  de  P.  F.  Monlau,  1870.  M.  A.  Martinez,  1871. 
L.  Gisbert,  1872.  Vic.  de  la  Fuente,  1875.  J.  G.  Barzanallana,  1875. 
CA.  Martinez,  1875.  Conde  de  Casa -Valencia ,  1877.  M.  Salvä, 
1880.    Conde  de  Toreno,   1881.    C.  M.  Perier,   1881.    Madrid,  d.  J. 

Mo  lins,  Marques  de,  Discurso  leido  en  la  sesion  publica  celebrada  para 
solemn.  el  segundo  centenario  de  Pedro  Calderon.    Madrid  1881. 

Memorias  de  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas.  T.  III. 
Madrid  1875.  —  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas. 
Afio  de  1877.  1881.    Madrid,   d.  J. 

Memorias  premiadas  por  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas: 
Barzanallana,  J.G..  La  liga  aduanera  Iberica  (Concurso  de  1861). 
2a  edicion.  Barza  na  1  lana  ,  J.  G.,  La  poblacion  de  Espafia  (Con- 
curso de  1871).  Paredes,  Vic.  S.  de,  La  deiensa  del  derecho  de 
propriedad  (1872).  Menendez  de  laPola,  J.,  Breve  refutacion 
de  los  falsos  prineipios  econömicos  de  la  Internacional  (1872). 
Armengol  y  Cornet,  Algunas  verdades  a  la  clase  obrera  (1872). 
Uhagon  yGuardamino,  F.  de,  Sobre  la  influencia  que  la  acu- 
mulacion  ö  division  excesiva  de  la  propriedad  territorial  ejercen 
en  la  agricultura  en  Espafia  (1873).  Carrasco,  Dofia  C.  A.  de 
Garcia,  Las  colonias  penales  de  la  Australia  y  la  pena  de  depor- 
tacion  (I875j.  Armengol  y  Cornet,  P. ,  £A  las  islas  Marianas 
ö  al  golfo  de  Guinea?  (1875).  Lastres  y  Juiz,  F.,  La  coloni- 
zacion  penitenciaria  de  las  Marianas  y  Fernando  Pöo  (1875).  Orti 
y  Lara,  J.  M.,  La  ciencia  y  la  divina  revelacion  (1878).  Paz, 
A.  de,  Luz  en  la  tierra ,  demostracion  de  que  entre  la  religion 
catölica   y    ciencia    no    pueden    existir  conflictos   (1878).     Rubiö 


XIV      

y  Ors,  J. ,  Los  supuestos  conflictos  entre  la  religion  y  la  ciencia 
(1878).  A  renal,  Concepcion  ,  La  instruccion  del  pueblo  (1878). 
Castro  y  Rossi,  A.  de,  Discurso  acerca  de  las  costumbres 
püblicas  y  privadas  de  los  Espafioles  en  el  siglo  XVII,  fundado  en 
el  estudio  de  las  comedias  de  Calderon  (1881).  Soler  y  Arqu 6s,  C, 
Los  Espafioles  segun  Calderon  (1881).  Madrid  1872 — 81. 
R.  Academia  de  ciencias  inorales  y  politicas.  Resümen  de  sus  autas  y 
discursos  leidos  en  la  Junta  publica  29.  Junio  1871  ;  31.  Die.  1876. 
Madrid,  d.  J.  —  Programa  para  los  concursos  ordinarios  de  1882 
y  1883. 

Vega  de  Armijo,  Marques  de  la ,  La  huelga  en  los  ferro -carriles  de 
los  Estados-Unidos  de  la  Amörica  del  Norte  en  1877.   Madrid  1879. 

Anales  del  Instituto  y  Observatorio  de  marina  de  San  Fernando,  puhl. 
por  C.  Pujazon.  Seccion  II.  Observaciones  meteorolögicas.  Afio 
1877.   78.   80.    San  Fernando   1878—81. 

Oversigt  over  det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Forhandlinger  og 
dets  Medlemmers  Arbejder   i  aaret  1880,  No.  2.  3,   1881,  No.  1.  2. 

Det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrif'ter.  Naturvid.  og  mathemat. 
Aid.  5.  Rsekke.  Bd.  XII,  No.  6.  Kjobenhavn  1880.  6.  Raekke.  Bd.  I, 
No.  1—4.    Kjebenhavn   1881. 

Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Handlingar.  Ny  Följd.  Bd.  XIV, 
H.  2,  XV.  XVI.  XVII.  u.  Atlas  zu  XV,  H.  6  (Agardh,  J.  G., 
Florideernes  Morphologi).    Stockholm  1876 — 79. 

Bihang  tili  Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Handlingar.  Bd.  IV, 
H.  1.  2.  V,  H.  1.  2.    Stockholm   1S77— 80. 

O 

Ofversigt   af  Kongl.  Vetenskaps-Akademiens  Förhandlingar.    Argangen  34 

(1877)  — 37  (1880).    Stockholm   1877—81. 

Lelnadsteckningar  öfver  Kongl.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  efter 
är  1854  aflidna  Ledamöter  Bd.  II,  H.  1 .  Stockholm  1878.  — 
Kongl.  Svenska  Vetenskaps -Akademien.  Maj  1878.  Maj  1879. 
Maj   1880.    Maj   1881. 

Santesson,  Carl,  Minnesteckning  öfver  Christopher  Carlander.  Före- 
dragen  pä  Kongl.  Vetenskaps-Akademiens  högtidsdag  d.  4.  April 
1877.  Malmsten,  P.  H. ,  Minnesteckning  öfver  Pehr  afBjerken. 
Föredragen  d.  31.  Mars  1878.  Areschoug,  J.  E. ,  Minnesteck- 
ning öfver  Carl  Jacob  Sundevall.  Föredr.  d.  31.  Mars  1879.  Hilde- 
brand, BrorEmil,  Minnesteckning  öfver  Jonas  Hallenberg.  Föredr. 
d.  31.  Mars  1880.  Malmsten,  P.  H.  ,  Minnesord  öfver  Carl 
v.  Linn6,  vid  K.  Vetenskaps-Akad.  sammankomst  d.  10.  Jan.  1878. 
Stockholm   1877—80. 

Meteorologiska  Jakttagelser  i  Sverige,  utg.  af  Kongl.  Svenska  Vetenskaps- 
Akademien.  Bd.  17  (II.  Ser.  Bd.  3 )  —  19.  1875  —  77.  Stockholm 
1878  —  81. 

Fries,  Elias,  Icones  selectae  Hymenomycetum  nondum  delineatorum, 
sub  auspiciis  Reg.  Acad.  scientiarum  Holmiensis  editae.  Vol.  II, 
Fase.  1  —  6.    UpsaL  1877. 

Astronomiska  Jakttagelser  och  Undersökningar  anstälda  pä  Stockholms  Ob- 
servatorium. Utg.  af  H.  Gylden.  Bd.  I,  Haftet  2.  Stockholm  1880. 

Entomologisk  Tidskrift,  pä  föranstaltende  af  Entpmologiska  Föreningen 
i  Stockholm  utg.  af  Jac.  Spängberg.  Argang  I,  H.  3.  4.  II, 
H.  1.  2.    Stockholm   1880.  81. 

Bulletin  meteoroloeique  mensuel  de  1'Observatoire  de  1' Universite  d'Upsal. 
Vol.  XII  (1880).    Upsal  1880.  81. 


XV       

Det    Kongelige    Norske    Frederiks    Universitets    Aarsberetning    for    aaret 

1878.  79.    Christiania    1879.  80. 

Beretning    om    Bodsfaengslets   virksorahed    i    aaret    1878.  79.    Christiania 

1879.  80. 

Forhandlinger  i  Yidenskabs-  Selskabet  i  Christiania.  Aar  1879.  Christiania 
1880. 

Nyt  Magazin  for  Naturvidenskaberne.  Udg.  ved  Th.  Kjerulf,  D.  C.  Da- 
nielssen  etc.  Bind  24  (II.  R.,  Bind  4),  H.  4.  25,  H.  1—4.  26,  H.  1. 
Christiania   1878  —  80. 

Norske  Rigsregistranter,  tildeeis  i  uddrag.  Bind  VII  ,  H.  2  (1637  —  40). 
üdg.  ved    O.  G.   Lundh.     Christiania  1880. 

Schübeier,  F.  C,  Yäxtlivet  i  Norge,  med  saerligt  hensyn  til  plante- 
geographien.  Udg.  som  Festskrift  til  Kjobenhavns  Universitets 
400  aars  jubileum.     Christiania   1879. 

Daae,  Ludv. ,  Kong  Christiern  den  Forstes  Norske  Historie  1448  —  58. 
Festskrift  til  Universitet  i  Kjobenhavn  ved  dets  tirehundred  aarsfest. 
Christiania  1879. 

Lie,  Sophus ,  Classification  der  Flächen  nach  d.  Transformationsgruppe 
ihrer  geodätischen  Curven.  Univ.-Progr.  f.  d.  I.  Semester  1879. 
Kristiania  1879. 

Sars,  G.  O.,  Carcinologiske  Bidrag  til  Norges  Fauna.  I.  Monographi  over 
de  ved  Norges  kyster  forekommende  Mysider.  Hefte  3.  Univ.-Progr. 
for  I.  halvaar  1880.    Christiania  1879. 

Guldberg,  CM.,  et  H.Mohn,  Etudes  sur  les  mouvements  de  l'atmo- 
sphere.  2.  Partie.  Progr.  de  l'Univ.  pour  le  II.  sem.  1880.  Christiania 

1880. 

Siebke,  H.,  Enumeratio  insectorum  Norvegicorum.  Fase.  V,  catalogum 
Hymenopterorum  contin.,  auetore  H.  Siebke  defuneto  edid.  J.Sparre 
Schneider.  P.  I.  Programmatis  nomine  edid.  Univ.  Reg.  Fredericiana. 
Christiania  1880. 

Den  Norske  Nordhavs-Expedition  1876 — 78.  Chemi:  I.  Om  lüften  i  se- 
vandet.  II.  Om  kulsgren  i  savandet.  111.  Om  saltholdigheden  af  vandet 
i  det  Norske  Nordhav.  Af  Herc.  Tor  nee.  Christiania  1880.  — 
Zoologi:  Collett,  R.,  Fiske.  Danielssen,  D.  C,  og  J.  Koren, 
Gephyrea.    Christiania  1880.  81. 

Memoires  de  l'Acadömie  Imperiale  des  sciences  de  St.-P6tersbourg. 
VII.  Serie.  T.  XXVII,  No.  9.  13.  14.  T.  XXVIII,  No.  1—7.  St.-P6- 
tersbourg  1880.  81. 

Bulletin  de  l'Acad.  ImpeY.  des  sciences  de  St.-  Petersbourg.  T.  XXVI ,  No.  3. 
XX VII,  No.  1—3.    St.- Petersbourg  1S80.  81. 

Compte-rendu  de  la  Commission  Imperiale  Archeologique  pour  les  annees 
1878  et  1879.    Avec  un  Atlas.    St. -Petersbourg  1881. 

Acta  horti  Petropolitani.  T.  VII,  Fase.  1.    St.-Petersburg  1880. 

Annalen  d.  physikalischen  Centralobservatoriums,  herausg.  von  H.Wild. 
Jahrg.  1879,  Th.  1.  2.    St.-Petersburg  1880. 

Jahresbericht  am  24.  Mai  1880  für  1878/9  u.  1879/80;  u.  am  20.  Mai  1881 
dem  Comite  der  Nicolai-Hauptsternwarte  abgestaltet  vom  Director 
der  Sternwarte.    Aus  d.  Russ.  übersetzt.    St.-Petersburg  1880.  81. 

Repertorium  für  Meteorologie,  herausg.  von  der  Kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften,  redig.  von  H.Wild.  Bd. VII,  H.  1.  2.  St.-Peters- 
burg 1880.  81. 


XVI       

Wild,  H.,  Die  Temperatur-Verhältnisse  des  Russischen  Reiches  (Supple- 
mentband zum  Repertorium  für  Meteorologie).  2.  Hälfte.  Mit  einem 
Atlas.    St.- Petersburg  1881. 

Svod  zakonov  Rossijskoj  Imperii.  T.  11,  I.  III.  VIII,  1.  IX.  X,  2.  XV. 
Izdanie  1876.  goda.    St.- Petersburg. 

Prodolzenie  Svoda  zakonov  Ross.  Imperii  izdannago  v  1857.  godu.  Po 
I.Jan.   1876.  goda.  T.  1— 3.    St.- Petersburg. 

Polozenija  o  selskom  sostojanii.  Osoboe  prilozenie  k  T.  9.  Zakonov  o  sosto- 
janijach.  Izdanie  1876.  goda.  St. -Petersburg. 

Ustav  telegraphnyj.  Ustav  ob  akcize  s  tabaky.  Ustav  o  preduprezdenii  i 
presecenii  prestuplenij.  Ustav  o  pitejnom  sbore.  Ustavy  o  voinskoj 
povinnosti.    Izdanie  1876.   goda.    St.- Petersburg. 

Ucrezdenie  ordenov  i  drugich  znakov  otlicija.  Ucrezdenie  upravlenija  Kav- 
kazskago  i  Zakavk.  kraja.  Izdanie  1876.  goda.    St.- Petersburg. 

Journal  Russkago  phisiko-chimiceskago  Obscestva.  T.  13,  H.  1.  2.  St.-Pe- 
tersburg  1881. 

Bericht  über  die  Verhandlungen  u.  Ergebnisse  der  dritten  internationalen 
Polar-Konferenz,  abgehalten  in  St.  Petersburg  1  —  6.  Aug.  1881. 

Annales  de  l'Observatoire  de  Moscou.  Vol. VII,  Livr.  1.  2.  Moscou  1880.  81. 

Bulletin  de  la  Societe  Impör.  des  Naturalistes  de  Moscou.  Annee  1880, 
No.  2  — 4.    1881,   No.  1.    Moscou  1880.81. 

Izvestija  i  ucenyja  zapiski  Imper.  Kazanskago  Universiteta.  God  47  (1880). 
Kazan  1880. 

Observations  de  Poulkova,  publ.  p.  O.  Struve.  Vol.  XI.  Observations 
faites  ä  la  lunette  meridienne. 

Librorum    in    bibliotheca    speculae    Pulcovensis    contentorum    Catalogus 

systematicus.   P.  II    ab  Ed.  Lindeman  no   elaborata.    Edend    cu- 

ravit  O.  Struve.    Petropoli  1880. 
Correspondenzblatt  des  Naturforscher- Vereins  zu  Riga.  Jahrg.  23.  Riga  1880. 
Ofversigt  af  FinskaVetenskaps-Societetens  Förhandlingar.  XXII  (1879—80). 

Helsingfors  1880. 
Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands  natur  och  folk  ,  utg.  af  FinskaVetenskaps- 

Societet.   Haftet  33.  34.    Heb   ^;>s  1880. 

Proceedings  of  the  American  Phiiosophical  Society,  held  at  Philadelphia, 

for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XVIII,  No.  106.  XIX,  No.  107. 

108.   Philadelphia  1880.  81.  --  List  of  the  members  of  the  American 

Phiiosophical  Society,  March  15th  1880. 
Transactions  of  the  American  Phiiosophical  Society  held  at  Philadelphia,  for 

promoting  useful  knowledge.  N.  S.  Vol.  XV,  P.  3.   Philadelphia  1881. 
Journal  of  the  American  Oriental  Society.   Vol.  XII.    New  Haven  1881. 
Proceedings  of  the  American  Oriental  Society  at  New  York,  Oct.  1880;  at 

Boston,  May  1881. 

American   Journal    of  Mathematics   pure   and   applied.     Publ.    under  the 

auspices  of  the  Johns  Hopkins  University.   Vol.  III  ,  No.  2.  4.    IV, 

No.  1.    Cambridge,  Baltimore  1880.  81. 
Fifth  annual  Report  of  the  Johns  Hopkins  University.    Baltimore  1880. 
Johns  Hopkins  University  Circulars.  No.  3.  9.    Baltimore  1880.  81. 
Anniversary  Memoirs  of  the  Boston  Society  of  Natural  History,  published 

in  celebration  of  the  50«*  anniversary  of  the  Society's  foundation. 

Boston  1880. 


XVII       

Proceedings  of  the  American  Academy  of  Arts  and  Sciences.  New  Series. 
Vol.  VII  (Whole  Series  Vol.  XV),  P.  2.  Vol.  VIII,  P.  i.  2.  Selected 
from  the  Records.    Boston  1880.  81. 

Bulletin  of  the  Buffalo  Society  of  Natural  Sciences.  Vol.  III,  No.  5.  IV, 
No.  I.    Buffalo   1877.  81. 

Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge Mass.   Vol.  VIII ,  No.  1 — 3.    Cambridge  Mass.   1880.  81. 

Memoirs  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge Mass.  Vol.  VIII ,  No.  I.    Cambridge  Mass.   1881. 

Annual  Report  of  the  Curator  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at 
Harvard  College,  Cambridge  Mass.,  for  1880/81.  Cambridge  Mass. 
1881. 

Report  of  the  board  of  managers  of  the  Winchester  Observatory  of  Yale 
College  for  the  academic  year  1880/81,  to  which  is  appended  the 
report  of  the  astronomer  in  Charge  of  the  horological  and  thermo- 
metric  bureaus.     (New  Haven  1881.) 

Jahresbericht  des  naturhistorischen  Vereins  von  Wisconsin  für  d., 1.1 880/81. 

Milwaukee  1881. 
Annais  of  the  Lyceum   of  natural   history  of  New  York.  Vol.  NI ,  No.  13. 

New  York  1876. 
Annais   of  the  New  York  Academy  of  sciences   (late  Lyceum  of  natural 

histoiy  .   Vol.  I,  No.  9—13.    New  York  1879.  80. 
Bulletin    of  the   American    Geographical   Society.     1879,    No.  5.  6.    1880, 

No.  2  —  5.    1881,  No.  1.    New  York    1880.  81. 
Journal   of  the  Academy  of   natural  sciences  of  Philadelphia.    II.  Series, 

Vol.  VIII,   P.  4.    Philadelphia    1874—81. 
Proceedings   of   the  Academy  of  natural  sciences   of  Philadelphia.    1880, 

P.  1—  3.    Philadelphia'  1880. 
Contributions  to  the  archaeology  of  Missouri  by  the  archaeological  section 

of  the  St.  Louis  Academy  ofscience.  P.  I.  Pottery.   Salem  Mass.  1880. 

Memoirs  of  the  Peabody  Academy  of  science.  Vol.I,  No.  5.  6.  Salem,  Mass. 

1881. 
Bulletin  of  the  U.  S.  geological  and  geographical  Survey  of  the  Territories. 

Vol. VI,  No.  \.  2.  Washington  1881. 
Washington  Observations  for  1876.^       ^endix  III.  Reports  on  the  total  solar 

eclipses  of  July29,  1878  and  Jan.i11,  1880.   Issued  by  the  U.S.  Naval 

Observatory.  Washington   I88u. 
Washington  Observations  1877.   Metee-rological  Observations  made  at  the 

U.  S.  Naval  Observatory  during  the  year  1877.  Washington  1881. 

Report  of  the  Superintendent  of  the  ü.  S.  Coast  Survey,  showing  the 
progress  of  the  work  for  the  fiscal  year  ending  with  June  1877, 
Washington    1880. 

Engineer  Department ,  U.S.  Army.  Report  on  ü.  S.  Geographical  Surveys 
west  of  the  100th  meridian,  in  Charge  of  Geo.  M.  Wheeler,  under 
the  direction  of  A.  A.  Humph»reys.  Vol.  IL  Astronomy  and  baro- 
metric  hypsometry.  III.  Geology.  IV.  Palaeontology.  V.  Zoölogy. 
VI.  Botany.  Washington  1875 — 78.  —  Geographical  Explorations 
and  Surveys  west  of  the  100tt»  meridian.  Topographical  Atlas,  by 
G.  M.  Wheeler.  Washington  1875. 

Report    of    the    Commissioner    of  agriculture    for   the    year   1878.  1879. 

Washington   1879.  80. 
Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution  for 

the  year  1879.  Washington  1880. 


XVIII      

Smithsonian  Contributions    to   knowledge.   Vol.  XXIII.   Washington  1881. 
Smithsonian  Miscellaneous  Collections.  Vol.  XVIII— XXI.  Washington  1881. 
Bulletin  astronomique  et  meteorologique  de  l'Observatoire  Imper.  de  Rio 
de  Janeiro.  No.  1    Juillet).  2  (Aoüt).    Rio  de  Janeiro   1881. 

Boletin  de  la  Academia  nacional  de  ciencias  de  la  Republica  Argenüna. 
T.  III,   Entrega  2  y  3.    Cordoba  1879. 

Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  kunslen  en  weten- 
schappen.  Deel41,  Stuk  2.    Batavia  1880. 

Notulen  van  de  algemeene  en  bestuurs-vergaderingen  van  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  kunsten  en  wetensch.  Deel  XVIII  (1880;,  No.  1—4. 
XIX  (1881),  No.  1.    Batavia  d.  J. 

Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenkunde ,  uitgeg.  door  het 
Batav.  Genootsch.  van  kunsten  en  wetensch.  Deel  XXVI,  Afl.  2  —  6. 
Batavia   1880.  81. 

Transactions  and  Proceedings  of  the  R.  Society  of  Victoria.  Vol.  XVII.  Mel- 
bourne  1881. 


Einzelne   Schriften. 

Comes,  0.,  Osservazioni  su  alcune  specie  di  funghi  del  Napoletano, 
e  descrizione  di  due  nuove  specie.    Napoli  1880. 

Pettersen,  Karl,  Lofoten  og  Vesteraalen  (Separataftr.  af  Archiv  for 
mathem.  og  naturvidensk).    Kristiania  o.  J. 

Herman,Otto,   Sprache  und  Wissenschaft  (Sep.-Abdr.).  Budapest  1881. 

Scheffler,  Herrn.,  Die  Naturgesetze  u.  ihr  Zusammenhang  mit  d.  Prin- 
cipien  der  abstrakten  Wissenschaften.  Th.  4.    Leipzig  1881. 

Hirschfeld,  Ophelia,  ein  poetisches  Lebensbild  von  Shakespeare ,  zum 
ersten  Mal  im  Lichte  ärztlicher  Wissenschaft.  Danzig  u.  Leipzig  1881. 

Zweiter  Bericht  des  hydrotechnischen  Comites  über  die  Wasserabnahme 
in  den  Quellen,  Flüssen  und  Strömen  in  den  Culturstaaten  (Sep.- 
Abdr.  a.  d.  Zeitschr.  des  Österreich.  Ingenieur-  u.  Architekten- 
Vereins).  Wien  1881. 

Cardona,   Enrico,   Wagner  e  il  Lohengrin.    Napoli  1881. 

Harkness,  Will.,  On  the  relative  accuracy  of  different  methods  of  de- 
termining  the  solar  parallax  (From  the  American  Journal  of  science, 
Vol.  22).  Washington   1881. 

Holden,  Edw.  S. ,  and  Charles  S.  Hastings,  A  Synopsis  of  the 
scientific  writings  of  Sir  William  Herschel  ( From  the  Smithsonian 
Report  for  1880).  Washington   1881. 


ÖFFENTLICHE  GESAMMTSITZUNG 

AM  23.  APRIL  1881 

ZUR  FEIER  RES  GEBURTSTAGES  SR.  MAJESTÄT  DES  KÖNIGS. 


Herr  Fleischer  legte  das  erste  Stück  von  Studien  überDozy's 
Supplement  aux  dictionnaires  arabes  vor. 

Die  hervorragendste  Erscheinung  auf  dem  Felde  der  ara- 
bischen Lexikographie  in  unserer  Zeit ,  neben  dem  von  Stanley 
Lerne- Poole  fortgesetzten  grossen  arabisch -englischen  Wörter- 
buche von  Echo.  Leine,  ist  Dozy's  Supplement  aux  dictionnaires 
arabes,  Leyden,  E.  J.Brill,  1877 — 1881,  2  Bände,  gr.  4,  welches 
jetzt  mit  der  achten  Lieferung  abgeschlossen  vorliegt.  Lane's 
Werk  beschränkt  sich ,  seiner  Bestimmung  gemäss,  im  Wesent- 
lichen auf  die  altklassische  und  dieser  nächststehende  Sprache 
und  schöpft  deren  Bestandteile  aus  einer  grossen  Anzahl  der 
besten  Originalwörterbücher,  mit  treuer  Wiedergabe  ihrer  Er- 
klärungen,  Beispiele  und  Belege,  genauer  Bezeichnung  der 
jedesmaligen  Quelle,  ausführlicher  Darlegung  verschiedener  An- 
sichten und  sachkundigem,  nur  vielleicht  etwas  zu  sparsam  bei- 
gebrachtem eigenen  Urtheil ;  wogegen  Dozy  in  seinem  Supple- 
ment den  unendlichen  Nachwuchs  des  Altarabischen  an  Wörtern 
und  Bedeutungen,  sammt  dem  aus  dem  Persischen,  Türkischen, 
Griechischen ,  Romanischen ,  Koptischen  und  Berberischen  hin- 
zugekommenen Sprachmaterial ,  aus  spätem  arabischen  Schrift- 
stellern, neuern  Wörterbüchern,  Glossarien,  Reiseberichten  und 
ähnlichen  beschreibenden  Werken,  gelehrten  Zeitschriften,  eige- 
nen und  fremden  Abhandlungen  und  Aufsätzen  bis  auf  unsere 
Zeit  herab,  theils  mit  wörtlicher  Anführung  und  Uebersetzung, 
theils  mit  blosser  Nachweisung  der  Belegstellen,  möglichst  um- 
fassend und  kritisch  genau  zusammenstellt.  Ein  solches  Werk 
bis  zu  dem  hier  wirklich  erreichten  Grade  äusserer  Vollständig- 

1881.  \ 


keit  und  innerer  Vollkommenheit  zu  erheben,  war  nur  der  um- 
fassenden Belesenheit,  dem  unermüdlichen  Fleisse,  der  eindrin- 
genden Sprachkenntniss  und  dem  bewährten  Scharfsinne  Dozy's 
möglich,  und  die  gewiss  bald  nöthig  werdende,  auch  schon  in 
der  Vorbereitung  begriffene  zweite  Ausgabe  wird  ohne  Zweifel 
die  erste  noch  übertreffen.  Aber  niemand  weiss  besser  als  Dozy 
selbst,  dass  es  auch  hier  für  das  Kraftmass  des  Einzelnen,  und 
wäre  es  das  denkbar  grösste,  gewisse  unüberschreitbare  Grän- 
zen  giebt.  Es  lässt  sich  ja  überhaupt  keine  lebende  Sprache 
jemals  vollständig  in  ein  Wörterbuch  bannen ,  am  wenigsten 
eine  alte ,  seit  mehr  als  tausend  Jahren  stetig  durch  Wort  und 
Schrift  fortgebildete  Weltsprache  auch  nur  in  einer  ihrer  Ent- 
wicklungsperioden, —  eine  Sprache,  die  noch  gegenwärtig, 
lange  nach  ihrer  grössten Ausbreitung,  eine  weitgestreckte  Län- 
dermasse in  Asien  und  Afrika  beherrscht  und  überdies  gerade 
jetzt  unter  dem  wachsenden  Einflüsse  europäischen  Geistes  eine 
Neubildung  erfährt,  über  deren  Charakter,  —  ob  beklagens- 
werthe  Verbildung,  oder  berechtigte  Um-  und  Weiterbildung,  — 
man  von  verschiedenen  Standpunkten  aus  verschiedener  Mei- 
nung sein  kann ,  die  sich  aber  jedenfalls  mit  der  unwidersteh- 
lichen Kraft  eines  elementaren  Naturprocesses  vollzieht  und  dem 
nacharbeitenden  Lexikographen  gewaltige  Aufgaben  stellt.  Ihre 
Haupterkenntnissquellen  für  uns  und,  so  zusagen,  ihreUrkunden 
für  die  Zukunft  liefert  die  gegenwärtige  Tagespresse  in  den  ver- 
schiedenen zu  Beirut,  Cairo,  Constantinopel  u.  s.w.  erscheinen- 
den arabischen  Zeitungen  und  andern  periodischen  Druckschrif- 
ten. Einerseits  stellen  diese  auf  allgemeine  Verständlichkeit 
angewiesenen  Publicationen  die  gegenwärtige  Sprache  der  ge- 
bildeten Klassen  in  ihren  Wandlungen  dar,  andererseits  helfen 
sie,  in  der  Nothwendigkeit  die  verschiedenartigsten  Gegenstände 
und  Erscheinungen  der  Neuzeit  zu  besprechen ,  diese  Sprache 
materiell  und  formell  selbst  fortbilden.  Wenn  nicht  etwa  Prof. 
Dozy  selbst  sich  noch  entschliesst,  sein  Werk  weiterhin  nach 
dieser  Seite  zu  vervollständigen  oder  fortzusetzen ,  so  wird 
wenigstens  der  nächstfolgende  Lexikograph  des  neuern  Arabisch 
nicht  umhin  können,  die  in  dieser  Tagesliteratur  vorliegenden 
Neubildungen  und  Sprachbereicherungen  zu  sammeln  und  zu 
verzeichnen ,  wären  sie  auch  beziehungsweise  so  zwitterhafter 
und  wunderlicher  Natur,  wie  z.  B.  eins  der  jüngsten  Kinder 
dieser  Wörterfamilie,  das  » c^*JLv£i « ,  Nihilist,  und  das  ihm  nach- 


3     

gebildete  »^.-ciAc«  mit  seinem  Abstractum  »jCaxAc«,  Nihilismus. 
Denn  hier  gilt  nun  einmal  keine  andere  Autorität  als  der  allmäch- 
tige Usus ;  was  der  augenblickliche  Bedarf  ausprägt  und  in  Um- 
lauf setzt,  das  hat  mit  dem  Dasein  auch  das  Recht  dazu  empfangen, 
und  der  Aufnehmer  des  Sprachinventariums  hat  diese  Thatsache 
schlechthin  anzuerkennen.  Freilich ,  —  und  hiermit  kommen 
wir  auf  die  angedeutete  pessimistische  Ansicht  zurück ,  —  wird 
das  Arabische  in  dieser  Zeitungssprache,  grossentheils  einer 
Uebertragung  europäischer  Vorlagen  nach  Inhalt  und  Form, 
immer  fremdartiger  gefärbt,  und  die  Arabisten  der  strengen 
Observanz,  die  Classicitätseiferer  in  Osten  und  Westen  ,  mögen 
dies  beklagen,  können  es  aber  nicht  ändern  und  müssen  sich 
schliesslich  darein  ergeben. 

WerDozy's  frühere  lexikalische  Arbeiten  kennt,  weiss  auch, 
dass  er  von  jeher,  fern  von  puristischer  Engherzigkeit  irgend 
welcher  Art,  für  die  thatsächliche  Erweiterung  des  Begriffs  und 
Umfangs  der  arabischen  Sprache  gewirkt  und  dabei  besonders 
die  Eigenthümlichkeiten  des  magrebinisch- spanischen  Sprach- 
gebrauchs zum  Gegenstande  seiner  Untersuchungen  gemacht  hat. 
Die  Früchte  dieses  Specialstudiums  sind  denn  nun  auch  im  vor- 
liegenden Werke ,  ohne  Benachtheiligung  anderer  Seiten  der 
Sprachforschung ,  in  reicher  Fülle  dargeboten ,  und  es  handelt 
sich,  wie  gesagt,  jetzt  nur  noch  darum,  den  hier  befolgten 
Grundsatz  liberaler  Allseitigkeit,  zunächst  mit  Anwendung  auf 
die  oben  bezeichnete  neueste  Phase  der  Sprachentwicklung,  so 
vollständig  als  überhaupt  möglich  durchzuführen ,  woran  aller- 
dings, bei  der  gewaltigen  Ausdehnung  des  Forschungsgebietes, 
vielleicht  noch  mehr  als  eine  Generation  zu  arbeiten  haben  wird. 

Das  hohe  Interesse ,  welches  Dozy's  Supplement  sogleich 
bei  seinem  ersten  Erscheinen ,  als  die  Verwirklichung  einer 
längst  gehegten  Hoffnung,  mir  wie  gewiss  jedem  Fachgenossen 
einflösste,  führte  mich  von  selbst  zu  einem  eingehenden  Studium 
desselben,  und  dieses  wiederum  brachte  mich  auf  den  Gedanken, 
dem  Verfasser  zum  Danke  für  die  gespendete  reiche  Belehrung 
meine  zu  dem  Werke  gesammelten  Bemerkungen  und  Nach- 
träge zu  beliebiger  Auswahl  und  Aufnahme  anzubieten.  Dozy 
ging  bereitwillig  darauf  ein ,  aber  die  Ausarbeitung  meines 
Manuscripts  verzögerte  sich  über  Gebühr,  und  beim  endlichen 
Eingange  meiner  ersten  Lieferung  zu  den  Buchstaben  \  bis  3 
war  der  Druck  des  ganzen  Werkes  schon  so  gut  als  vollendet, 


so  dass  nichts  übrig  blieb,  als  diese  »Studien«  besonders  heraus- 
zugeben. Dozy  hat  indessen  die  Güte  gehabt,  mein  Manuscript 
mit  Beantwortung  meiner  Anfragen  sowie  mit  kritischen  An- 
merkungen zu  versehen,  und  lässt  mich  die  Fortsetzung  dieser 
Mitarbeit  auch  für  die  folgenden  Lieferungen  hoffen. 

Eine  Uebersetzung  des  französich  Niedergeschriebenen  ins 
Deutsche  hielt  ich  weder  für  nöthig  noch  für  zweckmässig; 
überhaupt  erscheinen  diese  Bemerkungen  fast  durchaus  in  ihrer 
ursprünglichen  Gestalt,  bloss  mit  Beseitigung  der  durch  die 
frühere  Briefform  bedingten  Anrede  des  Empfängers  in  der  zwei- 
ten Person ,  ferner  mit  Weglassung  des  theils  von  Dozy  Abge- 
lehnten oder  Widerlegten,  theils  von  mir  selbst  als  unnöthig 
oder  unrichtig  Erkannten,  endlich  mit  einigen  aus  wiederholter 
Betrachtung  schwieriger  und  zweifelhafter  Stellen  hervorge- 
gangenen Zusätzen.  Das  von  Dozy  ausdrücklich  oder  stillschwei- 
gend Angenommene  ist  durch  einen  vorgesetzten  Asteriscus  be- 
zeichnet; alles  Uebrige,  besonders  auch  Nachträge  zu  den  An- 
gaben über  die  Abstammung  von  Fremdwörtern  ,  habe  ich  allein 
zu  vertreten. 


;2a,  18,  lß\  =  ]'£].   Selon  Bar  Ali  (Bernstein  col.19;  Hoff- 


r 

,0  P  V,  5<j£  ,   c.  £ 


mann  Nr.  87)  |j.o(  est  <_y-^>  3y*?$\   (joLoJi,  Je  plomb,  et  f  j.^.1 

^xlüll   (jaLoJt,  Vetain.   Le  Kämous  turc,  sous  XSi\  oUxii  (art. 

.i\),  veut  qu'on  prononce  jIj^,  mais  il  entend  par-lä  le  plomb; 

car  en  decrivant  la  composition  de  ce  collyre,  il  en  donne  pour 

premier  ingredient  qj-^j-»  (J^L  du  plomb  brüle.  Le  techdid  de 

s  - 
».bf«  (Gl.  Manc.)  est  anomale. 

3b,  5  ))i_j!«  dans  le  texte  de  Wüstenfeld,  lis.  Li. 

7a,  7  d'en  bas,  L/^J  carpe,  voy.  Seetzen ,  III,  497—8,  IV, 
516—7. 

7b.  2  d'en  bas,  ^jjjjS  mandragore,  vulg.  pour„^.>.j,  Seetzen, 
IV,  285.  ° 

8b,  21  »qIj'I  (pl.)  semble  tatouage.«  J'avaisdemande  :   .Li^!  *? 


Reponse  de  M.  Dozy :  »Possible,  mais  qIj^H  ecrit  tres-distincte- 
ment.« 

*9b,  14,  iöjJl*ji   .LS^i  /es  meteores,  Bc  sous  Meteore. 

.ff 

9b,  12  d'en  bas.  ä.Lil,  Berb.  I,  473,  7,  me  parait  etre  le  nom 
abstrait  de  _*31  dans  la  signification  donnee  par  Lane  en  second 
lieu :  »A  man  possessing  power  and  authority;  honoured«. 

~  >  -  3 

*11b,  9,   lis.  oUv>Ls>t,  pl.  de  iöoL>i,   n.  relatif  forme  de 

oL=>!,   comme  ^JOS-,  '^ß"^  de  ö^Li,  .^Li,  ,  i^cLj,  de  cL.  etc. : 

troupes  dont  chaque  partie  consiste  en  un  seul  individu,  c.-ä-d., 
troupes  ä  la  debandade. 

13b,  10,  Joy*hs>]}  gr.-turc.,  oy.rartööiov.  ov.xaTtoöi,  Sepia 
octapodia  L.  —  Zenker  oj~^:>i ,  J^jy^>! ,  Hindoglou  Jö^jUi>! . 
Lehge'i"  'osrnäni  ^1^3-S. 

*13b,  13,  Li^aJLi>l  xehdovwg,  chelidoine?  Bocthor:  »Che- 
lidoine, plante,  Q_j.-o.JJli>,  —  pierre  ^Li_j«. 

*13b,  24,  ^i  en  turc  oriental  (voy.  Zenker)  nom  generi- 

que  synonyme  de  Lei  en  turc  occidental. 
14a,  4,  lis.  khoue. 

*14a,  22,  *_oi  c.  *_j  r.  dans  le  passage  de  Maccari  parait 

signifier  donner  des  lecons  de — ,  en  qualite  de  v-^-5?  precepteur 

de  jeunes  gentilshommes  ouprinces,  comme  chezAboulmahäsin, 
II ,  Ivo  dem. 

15a,  26,  ^ö\  voici,  prononcez  ädi ,  Spitta-Bey,  Gramm,  d. 
arab.  Yulgärdial.  v.  Aegypten ,  76  et  77. 

*15b,  avant-dern.  et  275a,  20,  dy£\  015S  les  oreilles  du 

luth,  c.-ä-d.,  les  chevilles  au  haut  du  manche  du  luth=  JSL*xS). 

Au  lieu  de  aöiöi  <^S.&,  Bresl.  III,  144,  8,  le  mscr.  de  Galland 

porte  aöSJ>S   00^-=*»  comme  Bresl.  XII,  63,  12:    eile  remua  les 
chevilles,  les  tourna;  mais  <^sSjC  fait  un  joli  jeu  de  mots,  et  je 


6     

nie  rappeile  d'avoir  lu  dans  un  roman  persan,  par  rapport  au 
meme  instrumenta,  ob  Jl*-&jif  i;3i,  eile  lui  frotta  les  oreilles. 
Voy.  l'art.  ^,  II,  121b,  13—18. 

*17a,  25,  -\.[J  depredation ,  persan,  ä  placer  sous  o. 

*18b,  6,  Jwto.^i  l(i  terrestreite ,  t.  de  chimie,  la  partie  la 
plus  grossiere  d'un  corps,  suivant  Faxiome  de  la  physique  an- 
cienne  que  la  terre ,  etant  de  nature  froide  et  seche  (Kazwini, 
1, 143, 14),  est  le  plus  grossier  des  quatre  elements.  J'ai  trouve 
le  meine  terme  dans  le  ms.  891  de  la  bibliotheque  de  FUniver- 
site  de  Leyde,  f.  63  r.  1.  2,  mais  dans  un  sens  metaphysique 

v*  IM  )         wri 

ou  ethique :   iüjL-w  xXiuä>-  jt^i>   '^t^3^    ry*   u^^^H« 

20b,  3,  ^\\\  comment?  Compose  de  ^-  ^\  (,cj  =  ^\  co- 
stume,  puis  coutume,  faeon,  maniere,  voy.616a  sous^:).  Lane, 

9    , 

sous  ^ß\\,  parait  etre  incertain  sur  l'origine  de  ce  mot;  Spitta- 
Bey,  Gramm.  168,  en  reconnait  la  seconde  partie. 

20b,  9  d'en  bas,  ^  Jl\-m»J  ou  i^.lX^J  airain,  cuivre  rouge, 
persan,  compose  de  l\^m>^,  ~V>>-v.  blanc,  et  de  2nj.,  arabise  ^nj.  , 

sable;  mais  probablement  il  faut  ecrire  ^öJcXjyuwi  ou  ti^oyA-^J, 

de  i^o.i,  arabise  ÄJ,t,  ou  tüsi. ,  arabise  ^ö. ,  couleur:  metal  de 
couleur  blanche,  peut-etre  une  sorte  de  cuivre  jaune,  laiton, 
moins  fonce  que  le  cuivre  rouge. 

21b,  5.    Je  crois  que  c'est  J^   L.*J  t\s,  de  ^jy^j    ^yl, 

d'autant  que  l'expedition  en  question  est  qualifiee  1.  4  de  iLi^  : 

en  faisant  cette  iü^w,  ils  avaient  enleve  un  chretien  ennemi.  Ce- 
pendant  M.  Dozy  ne  se  rappelle  pas  d'avoir  rencontre  ailleurs 

chez  les  chroniqueurs  q^Läj  ^f»\- 

*22a,  11,  u^ükuvi  est  confirme  par  l'orthographe  du  Heft 
Koulzoum  et  par  le  metre;  voy.  Rückert,  Grammatik,  Rhetorik 
u.  Poetik  der  Perser,  322,  4. 

oo  o-o  o--o  o*- 

*22b,  20,  JO&J  rue  sauvage,   pers.  lX^U^ ,  l>Jä-J,  >A^«-w, 

C  .- 

iXÄfUv« 


23a,  23,   lsr*juJ  maquerau  (poisson) ,    gr.  anc.   G/.oußQLg, 
gr.  mod.  ayofißQi,  lat.  scomber,  ital.  scombro. 

23b,  22.  XJL^Cw!  escabeau,    tabouret,    lat.  scamnulum ,    gr. 

ozu^tvlov,   axafivi,  pers.  ^Jl£w!  (Gazophylacium  370  sous  Sca- 

bello) ,  turc  xJL^-wt ,  iskemle ,  prononce  ordinairement  iskemli 
(Hindoglou) ,  allem.  Sehemmel;  voy.  Seetzen ,  IV,  463,  15,  qui 
ecrit  skemle. 

,  £  — —  £  > 

*24a,  10  d'en  bas,  {^J\  vulg.  pour  AJ\ ;  ^^y  Bresl.  X, 

265,  8,  pour  £^*o',  comme  ^jJ  vulg.  pour  ^j.     Le  ma- 

nuscrit  de  Galland  a  la  meine  lecon. 

*24b,  9,  xiLLxxil,  en  Espagne,  espece  de  lis;  c'est  espadana, 

de  espada,  epee,  glaieul,  de  gladiolus,  comme  ^iqjiov  et  mosl».cci> 

de  ^Lcpog  et  ^a*co. 

j  £  5  o£  ,3  O    ,  w£ 

"26a,  5,  j.^,i,  contraction  dej£>  <JÄ  poui*j.P  &JÄ  ^1.    En 

> 
Syrie,  on  dit  meme  par  apherese_j-ü;  voy.  Caussin  de  Perceval, 

Gramm,  ar.  vulg.,   1.ed.,   62,   §241. 

,i 
*27a,  10  d'en  bas,  ^yo\  fagon,  maniere,  comme  singulier, 

selon  l'usage  turc;  voy.  Zenker  sous  <$y3\  59c. 
*28b,  1,   .Lbl  nourrices,  pl.  de  jib. 
*31b,  5,  JäI,  lis.  JÄt. 

J  pi  *  £ 

31b,  7  d'en  bas,  ^UiT!  pl.  i^UUn  tablier  des  femmes,  turc, 

...   * 
eunluk,  de  iöy  eun  le  devant ,  comme  devantier  de  devant. 

31b,  4  d'en  bas,  *Jl5l  pl.  *Jl^l  tapzs,  pers.  i*£i 

32a,  14  suiv.    Je  prefere  expliquer  ces  phrases  elliptiques 
comme  de  Sacy,  Gr.  ar.  II,  484—486,  §  876. 

32a,  25 ;  _j  "$\  dans  le  passage  du  Cartas  s'explique  par  la 

meme  ellipse  dont  M.  Dozy  parle  au  commencement  de  cet  ar- 

ticle,  ä  cela  pres  que  la  phrase  negative  qui  regit  S\  est  changee 


8     

en  phrase  affirmative:   -M  w  Ji*^  L>  J^.     Le  ßJ&i  en  serait : 

•±\  _j  ^!  «^-äj  Q^y  2^   *jtJUs  Jlt  3j-w,  _äaoj  .Jj,.   Le  ^  apres 

$  estvJL^l^;  deSacy,  Gr.  ar.  I,  558,  §  1218,  II,  409,  §  721, 
mes  Beiträge,   no.  7  de  1878,  125  et  126,  oü  j'aurais  du  mettre 

en  parallele  avec  ce  »,  S\ U  la  locution  francaise  et  allemande: 

il  ne  l'eut  pas  plutöt  fait,  que  etc.,  er  hatte  es  nicht  sobald  ge- 
than,  als  — . 

G        _ 

32b,  10  »^^i  (leiste.  Bc«.  Bocthor  ecrit^Sl  avec  un  tech- 

did  de  trop,  puisque  c'est  le  nom  relatif  de  0}  un  Dieu ,  non  de 

&ÜJI  le  Dieu  (de  V Islam).    La  forme  correcte  serait  ^-^i,  mais  on 

aura  supprime  le  »  radical  dans  la  formation  de  ce  nom ,  tout 
comme  on  prononce  souvent  Allä,  en  appuyant  sur  la  pre- 
miere  syllabe,  au  lieu  de  Allah;  voy.  Spitta-Bey,   Gramm.  61, 

15  suiv.    Apres  avoir  supprime  le  «  de  s^l,  il  en  reste  ^i,  dont 

le  relatif  est  ^j^l ,  comme  ^gjLöo  celui  de  Löo. 

*32b,  21,  Jd%  Uccurj,  comme^,  II,  508b,  7,  et  ^1$, 
II,  760b,  6  d'en  bas. 

*33  ,  19,  ^_ÄJt  dans  les  paroles  de  Ma'moun,  en  annexion 
avec  (cJ^i,  nie  parait  avoir  la  meme  signification  que  53  ou 
t^^s-Lo,  mais  exprimee  avec  plus  d'elegance,  comme  cela  se 
fait  aussi  par  des  mots  analogues,  tels  que  r*«^3,  *~äaJL>  etc. 
^joI  v.ÄJi ,  d'apres  cela,  signifie  :  l'homme  possedant  la  cullure 
d'esprit  que  je  lui  ai  communiquee,  le  bei  esprit  forme  par  moi. 
Cela  s'accorde  mieux  avec  ^Aj  (>j£,  Comp.  Yäkout ,  I,  vif",  21 , 
oü  il  faut  lire  ioU,^   v_aJL 

"  .  o, 

34b,  23  suiv.  J!  »synonyme  de  «A*j  apres«,  proprement: 
jusqu'ä  l'ecoulement  de  — . 


9     

34b,  27 — 29.  »Ces  trois  lignes«,  me  dit  M.  Dozy,  »sont  ä 
biffer«.  Javais  propose  de  traduire :  les  Persans  ramenaient 
leurs  monnaies  d'or  et  d'argent  dans  le  commerce  au  poids, 
c.-ä-d. ,  ils  en  reglaient  le  cours  non  sur  la  valeur  nominale, 
mais  sur  le  poids. 

*35b,  II,  oL^SH  ,  »die  Mütter«,  de  Goethe,  dans  la  seconde 

partie  de  Faust,   c.-ä-dv  les  elements,  nommes  aussi  «jLIaJl 

(II,  22b,  7  d'en  bas) .  _*»L*Ji  (comme  dans  le  meme  passage  des 

Prolegomenes,  III,  202,  8)  et  0l^=/§!  (I,  556b,  25,  et  Kazwini, 
I,  a1,  5  et  6).  »Les  naturesa  doit  se  prendre  dans  le  sens  du 
terme  scolastique  naturae  naturantes .  les  elements  de  la  natura 
naturanSj  l'oppose  de  la  natura  naturata. 

*35b,  14  »ij^j-j  [»S«  lis.  ij^j  (.1.  comme  3b,  8,  et  Seetzen, 

IV,  506,  23  suiv. 

36b,  3,  X/oL«!  bouquin  de  pipe,  c.-ä-d.,  jw*L*c  prononce  ä  la 

maniere  turque.  Le  bouquin  de  pipe  se  nomme  ainsi  ä  cause 
de  sa  forme,  qui  ressemble  ä  celle  d'un  turban:  voy.  Meninski 
sous  iL-sUi  et  Zeitschrift,  III,  477.  21. 

*36b,  23.    Voy.  sur  lorigine  et  l'usage  varie  de  JÜ  et  ^Lol 

Lane  sous  LI  94,  2  et  3,  Hariri  dans  l'Anthologie  grammaticale, 

ov,  6, 4  0  et  14,  Zeitschr.  I,  457,  4,  VI,  205,  2,  Tantavy,  Traite, 
74,  8,   Spitta-Bey,  Gramm.,  4  70  et  471. 

37b,  8.  M.  Dozy  n'a  donne  u-^Ij  ^1  ou  (j-j.L  -~*i  ,  en 
deux  mots  ou  en  un  seul ,  que  comme  des  corruptions  de 
U^L^t  ou  (j^o.b^i  dans  les  auteurs  et  les  dictionnaires.  Par 
apherese,  la  forme  correcte  sechange  en  ^.Lj,  {Jt^,L^,  64a,  4, 
fr.  berberis,  allem.  Berberize,  Berber isbeere.  Le  Kämous  turc 
ecrit    (entre   ^t   et   u~ai)    comme   M   ^b^^l,     ^L.J&t) 


(J*rO  ,  taJ.AJ 


10     

*39b,  14,  xöi  Voc,   de  meme  M  sous  ^   fva  en  bas. 

öS  ..  o£ 

41 a,  4,  &&jviAi!  galon ,  pers.  sÄjtXil  reflexion  ,  meditation, 

soin  qu'on  donne  a  q.  eh. ;  objet  fait  avec  soin ,  produit  d'in- 
dustrie,  ouvrage  d'art,  comme  en  hebreu  natDrYa. 

43b,  1,  »US1«  lis.  LäP  sans  le  tenwin  de  Freytag.    Le  Voca- 

bulista  porte  32a,  1   >vJ>fHic«,   414,  4  »UPj  0§>\  Hie«,  419,  4 

»ü)Up  ^Ls>I  Ibi«. 

44a,  10  d'en  bas,  Qj»^  im  page,  autrement  ^Ls^l  43b,  18, 
comme  venant  de  /ju»»*!  odjak,  foyer;  maison,  famille ; 
_Jlä'L>ji  odjakly,  fils  de  bonne  famille,  homme  de  naissance. 
Mais  les  Turcs  eux-memes  disent  ouchak  pour  garcon,  page, 
et  c'est  ce  mot  purement  turc  que  les  Persans  ont  change  en 
^•Ui^ ;  voy.  Zeitschr.  IX,  806,  note  1. 

*45a,  18.  J'aimerais  mieux  traduire  ^IJI  jLf _  -^a&CJI :  de- 
clarer  quelqu'un  infidele,  en  pretendant  que  sa  doctrine  revient 
au  jugement  individuel  et  arbitraire ;  voy.  497b,  3  suiv. 

*45b,  15,  £«&),  faute  d'impression  chez  Bc  pour  ^\  (con- 

traction  de  ^jl*  ^ß\),  qu'on  prononce  en  Syrie  eimta,  emta, 
et  en  Egypte  imte;  voy.  Tantavy,  Traite,  75,14  et  15,  Hassan, 
Kurzgef.  Gramm.,  175,  4  d'en  bas,  Spitta-Bey,  Gramm.  172, 
10—12. 

45b,  26  et  27.    Je  crois  avec  Lane  sous  Li,  135c,  et  Spitta- 

9    St  ^  «     +  3 

Bey,   166,  21   suiv.,   que  sLjL,  est  xoiii  ^  avec  l'accusatif  du 

pronom  personnel. 

*46a,  9  d'en  bas.  M.  Dozy  me  dit  qu'il  a  toujours  pense 
comme  moi  que  (j*ljj ,  pris  isolement ,  n'a  jamais  signifie  espe- 
rance,  mais  que  le  vulgaire  a  change  la  locution  correcte 
Jwo^J  «Ja»  en  (j^b^t  «Ja»  pour  en  renfoncer  le  sens  en  bravant 
la  logique,  puisque  consequemment  la  signification  de  u*L>bM  «la» 
devrait  etre  le  contraire  de  Jwo^i   «Ja». 

48 b,  17,  :'uäJL>,    a  prononcer   :Lwi5>  hokkab.az,  com- 


—    11    — 

pose  de  *iL>  gobelet,  307a,  10,  et  du  nom  verbal  de  w&&Ki 
jouer,  pers. 

49b,  6,  xcL,  turc  xcL,   »Ju  ecaille  de  tortue. 

49b,  16,  bjjJLj,  äjj-^Ljj  pers.  ai^JLi  .  (»ijL  parait  etre  une 
faute  d'impression.) 

51b,  10.    Le  Kämous  turc  ecrit  ^X^1.  »&Jbj  xL^w  ^'o«,  ce 

qui  ne  differe  du  ^_viX^.  de  Freytag  que  par  le  o  .  ^icX.^.  M  en 
est  une  corruption. 

51b,  9  d'en  bas,    0l*L?:,  turc  qLxLf.,  Zenker  177c. 

52b,  5  d'en  bas,  a&&  se  vanter,  metathese  de  &.&Z,  Voc. 
620  sous  Yanagloriari. 

53b,  2,   ja!   *a^  sep£  bassins,  c.-a-d.,  contenant  sept  bas- 

sins,  apposition  qualificative  de  (ja3\  ^  *äJLjw  Xelä,  de  l'espece 
dont  j'ai  parle  dans  Einige  Arten  der  Nominalapposition ,  Berichte 
de  l'annee  1862,  p.  31  suiv.  (dans  le  tirage  ä  part  p.  23  suiv.). 

y&  =  vj<?.  se  trouve  aussi  1001  N.  Bresl.  I,  159,  3. 

54b,  9  d'en  bas,  ^y>-  )j&-  Une  variete  de  cette  cor- 
ruption de  i^l^r*  j>^  est  läj^jl^'  vo5"  Ber§gren)  Guide 
sous  Encens ,  Droguier  sous  Benzoinum,  et  Seetzen ,  Reisen, 
IV,  151    (»Bahhür  Schäuary«) . 

57a,  6  d'en  bas ,  s^Ju ,  gr.  niravqov :  lat.  petaurum, 
turc  s.^LXj. 

*58a  et  b.    Je  suis  parfaitement  d'accord  avec  M.  Dozy  sur 

le  sens  de  xIlXj;  voy.  Abulf.  hist.  anteislam.  224,  3  suiv.  Van 
Dyck,  dans  sa  traduction  de  l'Ancien  Testament ,  Juges  chap.  14 
v.  13,   rend  D^aa  rriB^bn  a^b©  parvLS  xlJo  ^^i. 

*62a,  26  suiv.    Je   partage  l'opinion  de  M.  Dozy  quant  ä 


£„o£ 


yJiii   J\ ,    mais   pour   *JJS  ^5   Lji ,  je  crois  que   c'est   correct, 
car  on  dit  *Jj!  £\  ^j  (Freytag),  confirme  parYäkout,  III,  aIv,  14: 

&  -  i,o£      «         -    - 

A-Li>  «i*ö  Li   (I.  ök-JJ)  *-JS   Li!   J,\   *^JJt,   construction  analogue 


12     

ä  celle  de  L*j  63a,  1  suiv.  —  Le  passage  de  Macc.  II,  521,  6, 
sous  X.  se  rapporte  ä  Sur.  2,  v.  229,  oü  Bakläwi  explique  la 
difference  des  opinions  ä  ce  sujet  entre  les  docteurs  de  la  loi. 
D'apres  cela,  la  premiere  prononciation  de  la  formule  du  divorce 

C  O    . 

a  pour  effet  que  le  mari  sc^-^y  ^jwüwu,  dans  la  signification 
donnee  par  Lane  en  second  lieu ;  puis  la  seconde  produit  la  Sepa- 
ration definitive. 


66b,  I,  xiL>j,  pers.  \jli».l. 


69a,  3,  p-^jj,  du  verbe  pers.  ^Xi>b.j,  comme  /  ijis>ta-j 
en  turc. 

*69a,  22,  oj.j0.j,  TteQLOdevTrjg,   f^Oi^ja  ou,  seien  Tho- 

mas  a  Novaria  p.  89,  »jL^Oj.-ifa,  ^jüi^!    .j.eLw,  Administrator 
(Episcopi)«. 

*-70a,  2 — 4.  0c  me  parait  convenir  ici  aussi  bien  que  lJ>s., 
comme  apres  tous  les  verbes  qui  expriment  la  notion  de  depas- 
ser, aller  outre,  au-delä. 

C>  -PA 

*72a,  12,  qL^jJ  hostie,  pain  (Phostie,  de  fxjiQS,  sacri- 
ficium  quod  Deo  separatur,  Gast. -Mich.  p.  737.    On  dit  aussi 

O  J 

Güy. 

,o, 

*72b,  6  d'en  bas,  LiLbjä,  pers.  v^jj- 

73b,  3,  jfhji,  pers.,  compose  de  ^j  et  jjb,  j-o  :    (ce  qui 

est)  au-dessus  du  derriere. 

...  o, 
*75b,  27,  tiLi  bagage,  pers.  tifj. 

'"' 
*77b,  27,  ko_j  /b/'e^,  vrille,  et  les  significations  suivantes 

viennent  du  mot  turc  /^.jj,  comme  ^£ j  74a,  13.    En  gene- 

ral,  la  racine  arabe  ...j  et  ce  verbe  turc  se  sont  entre-meles  dans 
l'arabe  vulgaire  en  sorte  que  M  a  pu  dire,  sans  se  contredire, 

,0>  ,0        5  5  0, 

que  Lo j  ,  autre  orthographe  du  turc  m*jj  ,  signifie  *^-*/«. 

*77b,  3  I ,  ^y>ji ,  de  rca^a^ovi^  =  qj»^Lj,  ^y^j  133b,  3. 


13     

Cuche:  »Veille  (d'une  fete),  Vigile,  ^.j-o-o«.  Berggren :  »Veille, 
le  jour  precedent,  ^.yA^  ou  Qjjoi.L«.  Le  mot  grec  entier  ce 
trouve  dans  Eutychii  Annales,  I,  522,  7  et  8  :  »J^oULJi  «-» 
+&&1  J.as  ^AJi  J^ol.LJI  *jj  ^  i>^L£l  J^jä  «j-aj-*«  (^ÄJl  die 
Ttctqa^iovrig  [vigüiäe]  quo  ante  Natalem  jejunant,  nee  non  die 
7taQci(.iovrjg  qui  Epiphaniam  praeeedit«.  Schnurrer,  Bibliotheca 
arabica,  298,  4:  »J>^UU  l\ac  q^«!..o  vigilia  festi  nativitatis«,  5: 
»icjJ^M  vH^'  L\^  OJ^J^  »vigilia  festi  epiphaniae  divinae« ; 
299,  2  et  3    deux    fois  Jj^Kb.     Une  quatrieme   forme  en  est 

Jysj,  pl.  o^..«-j,  Wiistenfeld,  Macrizi's  Geschichte  der  Gopten, 
|*v,  2  et  3,  oü  Macrizi  eu  donne  une  explication  erronee  qui  a 
engendre  des  conjeetures  en  l'air  de  M.  Seyffarth  et  de  moi 
sur  l'etymologie  de  ce  mot  dans  la  note  ä  la  traduetion  alle- 
mande  p.  88. 

*82b,  1 4,  lis.  JLij. 

*83,  18,  KS^^o,  pers.  _yc*o  et  tj)jiw.j.  Le  Farbang-i 
Rashidi,  Calc.  1875,  I,  ta.,  21  et  22,  reconnait  l'identite  de  ces 
mots :    &.'ijX«Ki  c  ^^^^  ,--JUu*  i^^f  ^Lo-»  «£ä!Lj  iiV.iL**o  ^  y*^*^ 

0f  vj*-*  fi^b.  Les  Juifs  en  ont  fait  Xpnon,  SpnDin,  apnölE, 
Levy,  Neuhebr.  u.  chald.Wb.  I,  287a,  25,  II,  31 4b,  3. 

,  G;>  .-&>  .-05 

83 b,  22,  \\j^,  contraction  du  persan  Jol»*o  ou  JO^o. 

*84,  26,  _b-**JI  l\j«A^;  doit  se  prendre,  selon  moi,  dans 
le  sens  explique  sous  Ja*j  I  en  troisieme  lieu:  tres-violent, 
despotique.    Comp.  227b,  28. 

85b?  27,  ju^iowj ,  turc  51£m*j ,  .l^*lj ,  Lehge'i  cosmäni, 
I,  |*f1,  5:  käj>  ^-iyh  j  jJjjlXjLj  (^^i  *>jL^°  .,L^Jj,  une 
piece  de  drap  dontTextremite  est  doree  ä  la  hongroise;  du  hongr. 
posztö,   Zenker  163b,  sous  Lx*«Lj. 

86b,  4  d'en  bas,  Q!J.klj',  de  |f^a;  Thom.  a  Nov.  p.  159: 

»Dolabrum  incisum  )f^\m£>;   L^wJ"«.    Cast.-Mich.  p.  716,  en  ci- 

tant  le  raerae  auteur.  donne  au  lieu  de  \.Z»*S' :  »Ar.  Jo^j!  rJoJi«, 
en  terme  de  menuiserie  le  gaillaume. 


14     

'  ° ' 
86b,  dem.  ^j'Lä^j.    La  bonne  forme  est  ^oLä^o  87a,  2,  ara- 

-    ,    o  , 

bise  du  pers.  &j.Ly*o ;  voy.  le  Kämous  turc  et  M  sous  .solä^il  . 
Une  autre  corruption  de  ce  mot  se  trouve  chez  Thom.  a  Novaria 

...        "i  a:      7 

p.  126:    »Polypodium  P-s«v.'    *-*^D  ^Lä-*1^«- 

87a;  3,  jrjCw.j,  pers.  _JC£~o,  prononce  ä  la  turque  .;Xäo. 

C'est  le  meme  mot  que  ^jXcco,  90a,  24. 

*87a,  5  d'en  bas,  lis.  pisella. 

*87b,  17,  lis.  X^ü-o,  comme  83b,  18. 

*88a,  25,  lis.  büscht,  ouplutöt,  selon  M.Rosen  chez  Seetzen, 

o 

IV,  334,  4,  bischt,    ^-^o-     (M.  Dozy  a  suivi  Defremery,   qui 
cite  Seetzen  d'apres  les  Annale s  des  Voyages.) 

„    o   -    o  ,  ,    o    -  o 

*88a,  6   d'en  bas,  lis.  turc  ^Ä^xxio ,   en  persan  ^o^X-ci^j. 

Le  _.  de  Meninski  dans  ces  mots  est   fautif;    Lehge'i    osmäni, 
I,  Hl,  14  explique  «JC^uuio  par  la  forme  persane  *.Xj^U-ii»o. 

o,   o  o,   o , 

89b,  12,  s_iyäj,  pers.  -  turc  ^yä-o,  j«**i,     Zenker    199b 
et  235c. 

o   , 

*90a,  3  d'en  bas,   lis.  /äJL&j;   e  dans  bäschleq  chez  Bg  re- 

presente,  comme  dans  bachlek  chez  Hindoglou,  la  voyelle  qui 
tient  le  milieu  entre  e  et  i,  Vy  de  Meninski. 

91a,  3,  BASCHMAOUT  —  serait-ce  Portsmouth ,  prononce  ä 

l'orientale,  nom  de  laville  pour  l'etoffe  qu'on  y  fabrique  ou  qu'on 

en  exporte? 

'  ° ' 
91a,  20  et  24,  /  Äi»£o  et  &yUio  me  paraissentetre  =  /  &*&, 

comme  /  cJj*  est  =  /  iikz>.     La  particularite  commune  ä  tous  les 
deux  est  celle  d'etre  passe  et  noue  sous  le  menton. 

O  J 

93a,  8,  \Jolhu  patate,  angl.  potato;  car  (_^-äJ!  u^IäJLäJ!  est 
la  pomme  de  terre,  Bg  col.  641  sous  Pomme,  oü  ^UJS  est 
pour  (jjjüä. 

*94a,  15  et  16,  *u.L£j,  äjJsL,  batterie?    On  aura  donne 


15     

ce  nom  au  pont  d'un  navire  ä  cause  des  canons  qui  y  sont 
places. 

*94b,  6  d'en  bas,  y-Jw,  DJol:)-  3i2»  15>  me  semble  etre, 
sans  y  changer  rien ;  un  vuyü'  de  battezzare :  nl  avait  dejä  Üe 
baptise«.  —  M.  Dozy,  tout  en  approuvant  le  fond  de  ma  con- 
jecture,  me  rappeile  que  Djob.  etses  lecteurs  ne  savaient  pas  l'i- 
talien,  mais  l'espagnol,  qu'il  fallait  donc  ecrire  bautizar. 

97a,  6  d'en  bas.  Je  crois  qu'il  faut  ajouter  L&As»!  apres 
s^i  ^Lftj^p",  comme  correlatif  de  j>^Wj. 

Gü  J  5 

*98a,  17 — 19.    Grammaticaleinent  parlant,    ce   JCj   aüLta 

est   une  proposition  nominale  representant  l'enonciatif  de  ^L^ 

(qLs"  .*sA  et  virtuellement  ä  l'accusatif :  Noiireddin  etait  (doue 
de  ces  qualites:)  son  interieur  (etait)  virginal  etc.  —  Quant  ä 
1001  N.  Bresl.  IV,  77,  1,  ^JoL  ^  est  de  mon  fonds ,  la  meme 
chose  que  J,U  ^y«,  ^^  ^a. 

*98a,  28  älbl^  devait  se  mettre  sous  &Lbb  128a,  25,    ou 

vice- versa.    C'est  le  ou.J*3  du  mot  Persan  *-?^Lj- 

*98b,  \,  üL*j,  lis.  *JL*j  ou  *ix*j,  avec  son  gros  ou  avec  sa 

grosseur,  c.-ä-d.,  ayant  encore  son  volume  naturel  ou  sa  masse 
originale. 

^99a,  12 — 14.  Le  sens  prete  ä  Sju  me  parait  fonde  sur  un 
malentendu.  Le  sujet  de  2j  oU ,  Freyt.  Chrest.  121,  7  d'en 
bas,  n'est  pas  le  Sultan  ,  mais  le  prince  J2U.I  ,  qui  voulut  mar- 
cher  sur  la  Mecque  et  Medine  et  profaner  le  tombeau  de  Ma- 
homet. 

*99b,  3    suiv.     Je  crois  que  M.   Dozy  a   raison  de  lire 

o  -  o  >        G  ,COG-G 

g.xi  iA*j  ^y«.     Ma  conjecture   ä.*ä  »Axj    .yi   supposait   qu'il  y 

avait  Opposition  entre  vJo-  et  s.*ä :  comme  un  fosse  (qii'on  ren- 
contre)  apres  (avoir  parcouru)  un  terrain  en  pente.  Entraine 
par  la  course,  on  tombe  presque  inevitablement  dans  ce  fosse. 
Le  sens  y  serait  donc,  mais  je  n'ai  pas  d'autre  exemple  d'une 
teile  locution. 


16     

*100a,  6.    Je  suis  tres-porte  ä  croire  que  x*a*J  est  une 

cacographie   pour  »iA*J  :    d  cause  de  sa  Situation  reculee  dans 

le  desert. 

*400b,  9  d'en  bas,  lis.  i^ä-tf; 
102b,  5  d'en  bas,   -ab  bronze,  turc. 

*106a,  8.  Au  lieu  de  JJiil\,  1001  N.  Bresl.  I,  298,  6,  le 
manuscrit  de  Galland  porte  .l$*Ji ,  comme  il  faut  lire. 

106b,  9      'J&,   _'il,  J%,  turc,  Zenker  203b. 

*116b,12  d'en  bas.  Sur.18v.44,  Ljjj? üLJ ?. *L»j  ^l^fj  &% 

oü  le  meme  mot  au  nominatif  est  Joint  ä  JUS ,  prouve  que  ,^*jUM 
est  le  pluriel  de  ^i\. 

117a,  avant-dern.  -5\j,  turc  ..5\j,  ecrit  dans  LehgeT  os- 
mäni ,  I ,  I*ö.  ,  3  ^U^L  et  ,L^U. 

117b,  7  d'en  bas,  ,'^lX^.j,  lat.  pontica  (nux),  gr.  71ovtc/.ov 
{yiaQvov),  talm.  p^SIB;  voy.  Low,  Aram.  Pflanzennamen,  p.48 
et  49. 

*M8a,  7  d'en  bas,  lis.  Bc.  au  lieu  de  M. 

*120a,  25.    Sfcji«  voy.  II,  583a,  7  suiv. 

*120b,  27 — 29.    jjÄjuÜI  oUj  n'est  pas  classique.     Firouz- 

abadi  veutqu'on  prononce  (jixxi  oLo,  en  sorte  que  (J*jü  ,  quoi- 

que  nom  generique  masculin  indetermine ,   forme  avec  oLo  un 
nom  propre  determine;   Sibaweih  et  Farra ,   au  contraire,  pro- 

noncent  uksu  ,   en  le  prenant  pour  un  nom  propre  feminin  de- 
termine par  lui-meme.    Voilä  ce  que  dit  le  Kamous  turc.    Com- 

parez  pour  mäjü  olo  les  Colliers  d'or  de  Zamakhehari ,  ed.  de 
M.  Barbier  de  Meynard ,  29,  3  d'en  bas. 

*!25\  1,  lis.  villi. 


*1 26b,  1 .  Les  bonnes  formes  sont  sans  doute  ^öj^  et  ^.Li^j , 
pers. ,    composees  de  ^^j  1.  7  et  &Js.\ ,  ^o,  couleur,  pers., 


17     

arabise  ^ö.i,   ^ö. ,  comme  ^o.itA*.».**!  ou  g)u  .Ju*aw$  ,   20b,  9  d'en 

bas.  doivent  se  lire,  selon  nioi ,  ^ö.IiAaa*^  ou  viVj.iA^*«! ,   com- 

i  ^  j     ...  j    ... 

poses   de  Aa^!    blanc   et    du    meine  mot:    (me'tal)  de   couleur 

blanche,  probablemenl  une  sorte  de  cuivre  jaune,   moins  fonce 

que  le  cuivre  rouge. 

1 26b,  8  d'en  bas,  titt;j.j ,   turc  d._jj ,   beurek. 

*127b,  avanl-dern.    Sur  (jjy  dans  la  premiere  significa- 
lion,  voy.  aussi  Seetzen ,   IV,  463,  25 — 28. 

*128b,  9  d'en  bas,  */£>Lcj.j,  esp.  bugada,  ital.  bucato. 

*129b,  9  —  6  d'en  bas.    Je  doute  de  cette  signification  de 
JLj,  dont  je  ne  connais  pas  d'autre  exemple,  et  je  propose  de 

lire  JLLJf  *&£<,  en  parallele  avec  ö\y>S\  _  J>. 

*133b,  3,  ^j./0-o,    qj-^jI-Jj  voy.  ma  note  sur  77b,  31. 

1 33b,  10,  ^o  atene,  turc.  —  äJUJI  jjo  nappe,  pourä-äj*J!  ij, 

prononce  ä  la  turque ;  voy.  Zenker  195b,  5.    Lehge'i  "bsmäni ,  I, 
IM ,  5  donne  le  synonyme  turc  ^c;j  hjsl*. 

137%  22,  liLJLj,  turc  ^^Uxj  iprononcez  beylik)  ;  Zenker: 
»l-M*rr*S'  dUio  vaisseau  de  l'etat,  vaisseau  de  guerre«. 

138a,   8    d'en  bas,   aJCü.lj',    pers.-turc   *Ä.£.    avec  l'article 

berbere    feminin;     Gazophyl.    p.   461:     »Vermicelli    di    pasta 

sXw.,  ^.jIL:>  *.Ä.ä.«;  voy.  Zenker,  464a,  9 — 13. 

138b,  6,  ^iL^o,  turc  ^.^L  'i$vu  (prononcez  bimbach)  ), 
mot  ä  mot  chef  d'un  millier. 

*140a,  17  et  18,    ,j.aj'.    M.  Dozy  veut  qu'on  biffe  cet  article. 
140a,  10  d'en  bas,  -c^ö',   (c**^  plat ,   turc.  lc-w-*J- 
141b,  21,  ^yX'S  tabac,  turc. 

*142a,  avanl-dern.   Au  Heu  de  «üüLäj,  la  premiere  edition 
de  Bc  porte  jsjcibi,   mot  que  je  ne  connais  pas  non  plus. 

143a,  8  d'en  bas.     Thessalon ique  est  t*)ujSLw.  —  eUl~  derive 

1881.  2 


18     

probablement  de  /  ij^JL*  on  eü^JL«,  Sümcie  en  Syrie;  voy.  nies 
Gl.  Habicht,  p.  22. 

144b,  6  d'en  bas.  Je  hasarde  la  eonjecture  que  u*5jj' 
dans  ce  passage  d'Edrisi  est  I'infinitif  de  (ja^-j  au  lieu  de  (jJ,j 
(comnie  p.  569  (j«j  vulg.  pour yJ .)  =  L*ot .  ,Lo ,  Lso,  ou  «-m#Lj.  13 , 
acquerir  I'experience  d'un  pilote;  voy.  495b,  en  bas. 

145a,  20.    M  a  tort  de  dire:    xI^Lc  ül^j  a*>^  ißfäU 

M.  Dozy  a  dejä  corrige  ce  äIs^j;   ajoutez  que  ijfcJjj  ne  signifie  ni 

en  persan  ni  en  Iure  couteau;  compose  avec  Jus,  c'est  im  noni 
verbal  actif  de  qlXaäIjJ  tailler,  comnie  taille  dans  taille-plume, 
taille -me*  che,  taille  -mer  etc. 

*145a,  26  xjj*  cassolette  n'est  qu'une  eonjecture,  comnie 
de  Sacy  dit  lui-merae,  Chrest.  II  (non  1),   179,  20  et  21.    II  fau- 

dra  lire  avec  deux  manuscrits  XsJL  avec  le  cortege  ou  la  garde 

qui  aecompagne  le  sultan;  voy.  l'article  Xs:  595a,  18  suiv. 

145b,  4  d'en  bas,  tjU-j',  tiV-Jj',   turc,  de    j'  sueur,  signifie 

proprement  lout  ce  qui ,  en  couvrant  quelque  partie  du  corps, 
sert  ä  en  absorber  la  sueur. 

*146b7  6  d'en  bas,  <jUö  =  JLi,  J^  167\  ö  d'en  bas, 
selon  la  prononciation  magrebine  de  ö  comnie  ts;  voy.  Marcel, 
Vocabulaire  franc.-arabe,  253, 1  :  »Fil  de  fer  lXjl\s>  iAJL«  selk- 
hadyd,  JLmj  tessal,  JU  /sa/«. 

*147b,  23  et  27,  ;Uj  et   .L*aj,    turc-pers.  ,  voy.  Zenker 

SOUS    .Ui\ 

149a,  15,  iJlfij,  turc  aüläj*,  forme  ancienne  /S^Läi-,  (<fku"j 
preuve  de  l'originalite  du  niot  turc;    voy.  Zenker  301c,    sous 

149b,  4  d'en  bas,  &£,  turc  *!&.  M  IIa11,  5  d'en  bas, 
prononce  le  mot  arabe  sX>Ji. 


19     

*1öOa,  8  suiv.    Peut-etre  ne  me  suis- je  pas  exprime  avee 
assez  de  clarte.    Voici  ce  que  c'est :  iüu'  vient  de  l£>\      £>' , 

conime  iusjvientde  ^^äj,  «A*b*  de  Ali' etc.,  c.-a-d.,  de  ra- 


?, . 


eines  secondaires  form6es  du  JotÄsi  de  li^,       5^  ,  ^.,  jjj ;  voy. 

mes  Beiträge,  no.1  de  l'annee  1 863,  p.  145 — 147:   M.  Dozy  a  donc 

parfaitement  raison  de  dire  que  L\.jCj'  est  idL*j  d'une  racine  de- 

feclueuse,  ,JC>,  et  fait  au  pluriel  [»&".  Mais  par  l'influence  de 
la  prononcialion  persane  et  turque,  qui,  en  appuyaüt  sur  la  der- 
nicre  syllabe,  raccourcit  oü  süpprime  l'avant-demiere,  les  Ara- 
bes  eu\ -inrmes  disent  quelquefois  tekye  en  deux  syllabes 
ou  meme  tekke;    vo) .  Guche  p.  fl :    »Gouvent  de  derviches 

-  -   -  +  G.-  w 

LKj  _  x*Xj«.     Meninski:    »iöjCj'   tekijet.   a.  vulg.   \\j"  tekke«, 

»\Sss  tekje  p.«,  »*£>  teMe.  t.  pro  *u£>  tekljea.  Zenker  305c : 
»ap.  &*&  /r/./'r  [Rad.  ^5^]«  etc. 

*150a,  4  d'en  bas,  <_Jj'  est  pour  ^JL»\ 

1511',  12,   Ja,   turc  Ju;   comp.  J^. 

*151  ,  5  d'en  bas,  ^j',  prononcialion  vulgaire  de  *,$  au 
lieu  de  *i: 

*152a,  20  et  21,  .<■'  II.  Je  crois  que  celle  orthographe  est 
la  verkable  et  ({ue  _?  est  un  verbe  derive  de  ;Uaj,  p.-t.,  panse- 

ment.  On  dit  en  persan  ^öSjl^i  L-*"*"'?  en  lurc  &*+*}  iU-jJ  $  j 
panser  le  cheval.  l'etriller  (voy.  Meninski  sous  ,U-ü) ;  Gazophy- 
lacium   I.  p.,   p.  421  :   Stregghiar  un  cavallo,  etriller  un  cheval. 

^öS  ,Uaj  <+f*Mi\;  Bianchi  p.559  :  Panser  un  cheval  S^'^}  jU-u  $• 

153  ,  1,  zy«Ja  pastüle  du  seroil,  t.-p.,  voy.  Zenker  3 13a, 
sous  ^j*J.j';  proprement  chose  merveilleuse,  turc  oriental 
^a**jü  merveille,  voy.  Vambery,  Uigurische  Sprachmonumente 
230b;  Berggren,  Guide  francais-arabe,  col.  809  sous  Ornements 

2* 


20 

des  femmes:  »\s>j.^J<li,  tensoukha,  espece  de  parfum  compose«  etc. 
La  composition  de  ces  paslilles  est  decrile  dans  le  Tableau  de 
L'empire  Otloman  par  Moüradgea  d'Ohsson,  Iraduit  en  allemand 
par  Beck,  II,  p.  223  et  224.  Vullers  s'est  trornpe  sur  l'etymo- 
logie  de  ce  mot  dans  une  note  de  sa  traduction  de  l'histoire  des 
Seldjoukides  par  Mirkhond,  Giessen  1837,  p.  98,  note  15,  et 
dans  ses  notes  ä  Ia  suite  du  texte  persan ,   p.  Fvf . 

153b,23,  Ijj",  en  arabe  d'Egypte  »j",  avec  un  affixe^j',  p.e. 

>jli  «jj*  (au  lieu  de  s^j')   »il  vient  de  passer«,   .»Ij  L^j"  »il  vient 


de  s'endonnir« ,  Tanlavy,    Traite  de  Ia  laugue  arabe  vulgaire, 

p.  79;   &i^l3  o.sJ>  \$>yi  ücLJi,  trois  heures  viennent  de  sonner, 
Hassan,   Gramm,  d.  Vulgärarab.   p.  32. 

155a,  26,   \iys  crampon,   Iure  ^Sjj',  ȊjJa,   toka. 

156%  16  et  17,   jli",  J^ö,   turc  Jö,  J-o\ 

158a,  1,  oLo,   est-ce  pour  oL*.?    M.  Dozy  en  doute. 

*161a,  15  suiv.  On  doit  ajouter  aux  significations  de  JJ& 
celle  dont  M.  Dozy  a  parle  dans  sa  Lettre  ä  M.  Fleischer,  p.  200 
et  201. 

*161b,  9,  yü  objets  precieu.v.  Ce  sera  specialement  »etoffe 
d'or« ,  signification  donnee  par  Quatremere,  —  malheureusement 
j'ai  neglige  de  noter,  dans  quel  de  ses  ouvrages.     Elle  s'aecorde 

avec  la  signification  de  j^ßi  constatee  par  M.  Doz\ . 

*163  ,  24.  £*$,  correctement  \*o";  voy.  mes  Beiträge,  no.  6 
de  l'annee  1876,  p.96  et  97. 

*163l>,   4    d'en  bas,    -*S   II,    par  rapport   ä  jlo ,    signifie 

c+i ,  _£5.    De  Sacy,  en  traduisant  l'hemistiche  cite  :   »et  de  tout 

ce  que  je  possede  de  biens  et  d'enfans«,  a  lache  de  rendre  l'idee 
d'augmentalion  et  d'aecroissement  par  le  mot  »tout«  avanl  »ce 
que«.      Posseder ,    tout  simplement,    ne    saurait  etre    exprime 

par  _♦$. 

164a,  17,   J^S,   gr.  x'HfuXim'.    turej^j'.   temel. 


21     

*167b.  5  d'en  bas,  JIj,  voy.  JL*o  p.  I  46b,  6  d'en  bas. 
168b,  3  d'en  bas,  jb^L>  seigle,  turc  ;b»L=r,  tchavdar. 
*169b,  8    d'en  bas,    iüL^>,   p. -t.   *ili?w>,    compose  de 
\a^-  cuirasse,  harnais,  armure,  et  xiLi>  maison,  loeal. 

o 

*171a,  4  d'en  bas,  (j*lj.o>  vient  effectivenient  du  turc,  oü 
:LjU»,  ;^-v>  a  'a  meine  signification  que  M  donne  a  ^J-^s.; 
voy.  Meninski  297a,  Zenker  348b. 

1 78b,  20,  0LcJy>,   lis.  DUJL>. 

*180a,  13,  "^  armee,  lis.ys£ 

*181a,  12  et  13.     Ibn  Khallican   dit:    qLjj>,   «not  persan 
arabise,  signifie  celte  large  piece  d'un  vetement  qui  est  au-dessus 

du  *_ö  (dans  la  signification  de  cläJi  ^  ,jLi*.«Ä!i  v*^?"  iS  iV-£*\?  ^> 

»morceau  insere  dans  la  chemise  sur  la  poitrine  ou  autour  du 
cou«  Cuche)  et  qui  couvre  le  chignon  ou  la  nuque.  —  M.  Dozy 
m'ecrit:    »J'ai  ete  induit  en  erreur  par  de  Slane,   III,  94,   qui 

rend  w>Js  par  os  coccygis.  Cet  article  doit  donc  etre  biffe,  car 
Lane  a  tout  ce  qu'il  faul.« 

*182b,  22,  £°j^,  pers.  £*>. 

*183a,  4  d'en  bas.    Voy.  ma  note  sur  116b,  12  d'en  bas. 

188a,  1,  0L>,   p.-l.  ^,  tfjf- 

O    J 

*189a,  C  et  5  d'en  bas,  ^„>  grange,  signification  qui  vient 

de  celle  d'oire,  donl  j'ai  parle  dans  nies  Supplements  au  diction- 
naire  neobebra'i'que  de  M.  Levy,   I,   p.  437  et  438. 

,  , ■> 
*491b,  6  suiv.    Cherichi,   dans  sa  note  sur  ä;ij>  citee  par 

de  Sacy,  dit  que  ce  niot  dans  le  passage  en  queslion  signifie  un 
de  ces  billets  que  Härit  ibn  llamniam,  apres  avoir  fait  son  en- 
tree  dans  une  ville,  adressait  aux  habilants  reclamant  leur  se- 
cours  pour  subvenir  ä  ses  besoins.  C'etail  donc  loul  simplement 
ce  qu'on  appelle  en  allemand  ein  Bettelbrief,  par  lequcl 


22 

un  pauvre  diable  ou  un  Chevalier  d'industrie  cherche  ä  exploiter 
la  pitie  ou  la  credulite  de  bonnes  gens. 

194  ,  9   d'en  bas,    i^r-j^  syncope  de  ^.^i^-l ,    comme 


^  o  £ 


ecrivent  les  Turcs,  de  *ta>!',  epiceries,  drogues. 

*194b,  18  et  19  rinspirer  ä  quelqii'un  le  desir  de  connaitre 
ces  livres«  c'est  ce  que  Maccari,   dans  le  passage  en  qüestion, 

exprime  immedialement  apres  par  L^s  *-^>-c. ;  mais  l^Ac  ^^s- 

est:  il  leur  inspira  le  courage  de  les  etudier,  chose  pour  la- 
quelle  il  fallait  du  courage  ä  cause  de  leur  obscurite ;  voy.  I.  18. 

*199b,3  d'en  bas,  »veille«,  plulot  Insomnie.  Dans  JL>i  .-.LJ, 
Journal  de  Beyrout,  nr.  Pfv ,   p.  4,  col.  1,  1.  15,  je  trouve  v_äa> 

(•«>Ji  dans  la  meme  signification  :  *j-^i  «Jb-j  /  ^JLäii  LU  »wXjjj  U~». 

0 

200a,  26  »c^ä£-  (corr.  iü«.ä>)  du  mot  persan  o"^>?  double. 

En  ärabe,  on  prononce  <.^JL>;  M :  v.*a£  iAaj  q^XjJI  ^yi  <^*x>\ 

.-xjAjl\.J|  ote  äOj.LJ^  ;  Hartmann,  Arabischer  Sprachführer, 
p.  185,  col.  2  »Doppelflinte:  dschift«.    Pour  l'autre  signification 

de  caä>,   \o) .  mes  Supplements  au  dictionnaire  neohebraique 

de  M.  Levy,  1,   435  et  436. 

*200a,  27  suiv.   En  comparant  de  nouveau  les  passagcs  oü 

*  o  ~ 

se  trouve  b&s»,  je  nie  vois  oblige  de  retracler  ce  que  j'ai  dit 
dans  l'Appendice  d'Amari  p.  30;  mais  je  voudrais  mettre  ä  la 
place  des  »palissades«  de  Quatremerc  un  mot  qui  s'accorde 
mieux  avec  l'explication  que  les  dictionnaires  persans  donnent 

de  nXä^*  (voy.  Zenker,  p.  358,  col.  3  sous  c^ä^-  et&Äfc^).  Le 
Farhang-i-Rashidi ,  Calc.  1875,  1,   p.  PrY,  1.  10  et  117  dit  que 

le  nää^-  est  un  bätiment  dont  le  toit  est  courbe  comme  un  ^Lb. 
D'apres  cela,  le  Uä>  militaire  parait  avoir  öle  une  sorle  de 
mantelet  transportable  en  bois  qui  mettait  ceux  qu'il  couvrait  ä 

l'abri  des  projectiles  ennemis,  mais,  ä  la  difference  du  (j*.j  et  du 
ää.lb,  aussi  d'en  haut. 


23     

2Ü2a,  4  den  bas,  Xö>  cdgrette,  p.-t.  *x>- ,  Li>. 

*203a,  17.  Mettez  Jc>:  ^^J  non-seulement  sous  J*^,  qui 
signifie  assez. 

203b,  10,    »,^L>  —  est-ce  le  mot  persan  *^l^-?    Voj .  ma 

Gramm,  pers. ,  2eed.,  p.  134,  note  2.  Cc  seraient  alors  des 
grains  de  riz  cuit.  Mais  je  dis  cela  avec  toute  reserve,  dautant 
que  je  n'ai  pas  le  Sahara  de  Richardson  ä  ma  disposition.  — 
Remarque  de  M.  Dozy  :  »Ni  moi  non  plus;  mais  il  y  a  peu  d'ap- 
pareüce  qu'un  mot  persan  pour  une  chose  si  simple  ait  peneire 
dans  le  Sahara.« 

*203b,  32.  •^rJcf  se  Irouve  ell'eclivement  dans  le  texte 
d'un  ancien  poeroe  de  Moulammim  ehez  Nöldeke,  Beitrage  zur 
Kenntniss  der  Poesie  der  alten  Araber,  148,  12,  d'apres  la  note  2, 

oü  1  edileur  voudrait  changer  <-**L^'  en  \rÄ<?  sans  prouver  (jue 
ee  mot  existe  dans  la  signilieation  voulue.  En  altendant  des 
eelaircissements  ulterieurs  sur  le  texte  et  le  sens  du  vers  de 
Moulammim ,  je  pense  qu'on  fera  bien  de  croire  que  la  glose  de 
Colitis,  qui  eile  le  Kämous,  est  bien  fond.ee.    La  signilieation  de 

^_jÄJo,  qu'il  attribue  ä  i_A^ ,  s'explique  par  la  comparaison  de 

ioSL>f  AJaLJb   .i^Äj   J^>_M,    proprement  crieur,  brailleur, 

puis  craqueur,  hableur,  fanfaron. 

205a,  26,    äjLJb»,     Iure    »1Ap~,    s.LJL^-,    du   mot  persan 

».Lj.Ls-,  compose  de  ,L>-  quatre  et  «.Lj  piece. 

205b,  5,  K's^.l,   pris  pour  cspagnol,   doit  etre  oruga,   lat. 
eruca,   frane.  roquette,  allem,  rauhe. 

*206b,  6—9,  l\JL>1  est  l'humeur  cristalline  =  jülN-JI^J  Zi^kJ] ; 

voy.  Ali  Ben  lsa  Mouilorium  ücularioruin  ,  ed.  llille,  p.  52  et  53, 
oü  celle  humeur  est  comparee  ä  la  glace :  »ipse  (humor  crystal- 
linus)  glaeici  similis«. 

*209b,  24,  ^L>  I.  juxi-t  &  &>  »il  se  distingua  dans  Tad- 

ministration«.     J'avais  demande  s'il  nc  fallait  pas  ecrire  ^J-^, 


24     

d'oü  vient  .JLsM ,  le  cheval  qui  prend  la  lote  ä  La  course.  M.  Dozy 

me  repond:    »Oui ,  et  le  texte  a  correctement  L$-^>.« 

*211b,  27,  ü^\*>.    Je  soupconne  qu'il  faut  lire  &^W>  et 

que  c'est  le  niot  persan-türc  *.±>w=>-  ou  &^>w^-  arabise :  ecueile, 
grosse  cuillere;  2o  &^W>  signifierait  donc  une  grosse  cuilleree 
de  neige. 

*213a,  15 — 17.    Je  ne  vois  pas   pourquoi  la  correction  de 

y 

Lane  et  l'explication  qu'il  donne  de  ^-oL<M  o^S  (car  c'est  ainsi 
qu'il  devait  ecrire  suivant  TA)  ne  serait  pas  bonne.  —  M.  Dozy 

ine  repond  qu'il  est  d'accord  et  que  le  c/iT  de  Lane  l'a  induit 
en  erreur. 

*219b,  9 — 11.  J'ai  pris  cette  traduction  de  ^jjJUs»  dans  la 
nomeuclalure  ecclesiastique  de  trois  glossaires  cople-arabes  de 
la  Bibliotheque  Nationale  de  Paris :  ^jJU^i  Ttißa.aikw.)\.    Guche 

p.  vi :  »Dome  qjJUj>«. 

225a,19,  (j*^.>,  pers.  LäiL>,  turc  y^siLs- ,  (j^äi=>,  Zen- 
ker p.  346,  Gel.  1.  J'ai  donne  la  signification  etymologique  de 
ce  mot  dans  le  Zeitschrift,  VI,  p.  59,   note. 

*226a,  22,  lj^>-  embryon,  apparemment  apocope  de  ^-»^-- 

*227b,  25.    Quand  ^j^>-  ne  se  rapporte  pas  simpleinent 

au  son  de  la  voix ,  il  parait  signifier  toujours  un  homnie  qui 
a  l'habitude  de  parier  franchement ,  sans  faeons  et  sans  reserve, 

de  dire  hautement  toute  sa  pensee.  Cela  s'appelle  iü.j.^,  1.  4 
d'en  bas,  Joint  a  iüoiLwj  &>^l\«w,   simplicite  et  candeur. 

*229b,  15.    A  proprement  parier,  il  n'y  a  pas  de  substantif 

äL>  ou  sj^>,  mais  le  ä  ne  s'ajoule  ä  ]y^-,  t.j  etc.  que  dans 
I'ännexion ,  par  une  sorte  de  redondance  et  comine  moyen  de 
liaison  phonelique;  voy.  Gaussin,  Gramm,  arabe-vulg.  1.  ed., 
78,  et  mes  Gloss.  Habicht.  85  et  86.  J'ai  trouve  ce  ä  aussi  chez 
Aboulfcda,  Ann.  musl.  II,  240,  4  d'en  bas:  .L^U**  »L<uaj  au 
lieu  de   ,L^u«  l\ Lb^>oj,   et  Ic  Kamous  turc,   sous  *L=>uaJI,    dit 


25     

exprcssement  qu'on  doit  dire  '\x*»\^  ^L^ua,  non  iC***!.,  äL<w>, 
ce  qui  fail  voir  que  cette  redondance  est  d'ancienne  date. 

229b,  30,   LL>  gratis,  Iure  lL>. 

«sc  -sp 

*230a,  1.  Au  lieu  de  L*jL>^  ,  il  faut  LoL>^,  de  sl>,  comme 
dans  le  texte  eile  et  comme  326a,  1 . 

*230b,  10 — 12.    La  conjeeture  de  M.  Dozy  est  confirmee  par 
le  manuscril  de  Galland,  qui  porte  xyjw  oLs»Ls\j  au  lieu  de 

*232a,  8  d'en  bas.  Je  crois  au  contrairc  qu'il  faut  lire  Berb. 

II,  262,  1,  ä-^imi  .\y*~  *J  M^**?  Ms  exciterent  en  lui  l'ambition 

jalouse  de  triompher  (sur  le  roi  de  Maroc),  comme  on  lit  Berb. 

I,  549,  7,   $y£\  *J  4p"J>   ^  excita  son  ambition  ou  sa  Jalousie. 

Voy.  sur  cette  signification  de  Kjj^-   .^Lä*  Lane  sous  ;L>  III. 

*235b,  10,  i^)j,>  partie  de  jeu,  le  mot  ilalien  giuoeo. 

*235b,  11,    dj.z>.    sorte  de    genuflexion,    usitee    chez    les 

Mongols,  vient  du  mot  touranien  ö)j^-;  en  Iure:  eWij.^-  ;0  plier 

le  genou,  s'agenouiller. 

*236a,  1 4  suiv.  Tantöt  Joint  ä  xü.,j>,  tantöl  seul ,  &J^>  signifie 
propremenl,  en  parlant  de  cavaliers,  caraeoler  librement  sur  le 
champ  de  bataille,  apres  en  avoir  chasse  l'ennemi;  puis  en  ge- 
neral:   rester  vainqueur;   par  metaphore  :    pouvoir  absohl,  do- 

mination,  Suprematie.    Hariri ,    1 .  ed. ,   ff.,  1  et  2 :  ^LvJ   *JU 

'»SyM    (j«j^    äJ^lXJI;    Arabb.  provv.  II,     p.   460,     prov.   185: 

jo5v*.*aj  *.$  *Jj^>  JJsLJÜ,    l'erreur  regne  quelque   temps,    puis 

eile  sY'vanouit ;  III,  1,  p.  82,  prov.  479:  iicLw  JJjLJI  *Jy>, 
l'empire  de  l'erreur  est  de  courle  duree ;  Ali's  hundert  Sprüche 

p.  69,  no.  fv :  XcL*JI  ^l  /  <lM  &^>j  XcLm  JJ^UjI  *^>  »der 
Irrthum  waltet  eine  Stunde,  die  Wahrheit  bis  zur  Stunde  (der 
Auferstehung,   d.  h.  immer)«;  comp.  Ia  nole  103,  3 — 7. 


26     

238'-,  17,  0^.^^>  a  l'air  d'un  nom  relalif  forme  de^^^.^, 
en  persan:  cheveux  ondo.yants  ou  boucles,  chevelure  iloltante. 
Peut-elre  y  a-t-il  de  la  ressemblance  entre  une  teile  chevelure 
et  les  louft'es  de  ees  dattes  suspendues  aux  branches. 

•844*,  19  et  20.     Celle  etymologie  prouve  que  djijl  C*.'J.\ 

etait  pour  lc  peuple  ^.JUii  u^sM ,  de  i^Jb  c«)^  grignoter7  explica- 

tion  applicable  aussi  ä  t^JUi  c; *&.,  puisque  l'arabe  vulgaire  se 
permet  de  supprimer  l'article  d'un  substantif  determme,  coor- 
donne  ä  un  adjectif,  et  ä  ne  le  donner  qu'au  dernier.  —  Au 
lieu  de  ö^\  ^ijS ,  Bresl.  II,  98,  6,  eile  ici  ä  la  1.  12,  le  ma- 
nuscrit  de  Galland  a  la  forme  ordinaire  o.5UJ5. 

241 b,  12  d'en  bas.    ^lXxJS  )Us>  signifie  le  bout  de  la  ma- 

melle,  lemamelon,  lepis,  synonyme  de  ^JciJi  (jJ.  et  ^iAiJ!  x«Jb> 
chez  Payne  Smith  ä  l'endroit  eile.  »Bouülie«  doit  elre  un  mal- 
entendu. 


245b,  13,  ;j^*o-(  /  i>.=> ,  lis.  yy**£\ :  le  basilic  du  hardi, 
pour  dire  que  le  prix.  de  l'amour  n'est  pas  pour  les  coneurrents 
timides. 

*2i7a,  18  et  19.    Je  crois  que  de  Slaue  a  tort  de  donner  ä 

j?.z>  dans  ce  passage  la  signification  de  surtout ,  au  lieu  de  tra- 

duire  au  point  que.   Je  ne  saurais  pas  non  plus  approuvef  sa  tra- 

duetion  du  passage  suivant,  (pii,  selon  moi,  signilie  :  il  n'est  pas 

concevablc  que  la  haute  intelligence  de  cet  horame  eüt  ete  in- 

capable  de  reconnaitre  la  faussete  de  leurs  doclrines,  au  point 

qai\  les  eüt  professees  lui-meme. 

0  °- 
*247,  11.    Doutant  de  ce  »^x=>  fem.«,  j'avais  demande, 


s'il  ne  faut  pas  rapporter  c^Jo  dans  le  passage  eile  ä  .sXciyto: 
»ainsi  ses  lmmbles  prieres  guiderent  la  mort  vers  son  ämc, 
c.-a-d.,  causerent  sa  mort«.  Dans  sa  reponse,  M.  Dozy  acceple 
cetle  explication. 

1  250a,  25  suiv.    De  Sacy  n'a  pas  remarque  quo  le  mode 
subjonclif  de  L^Xs?,  lie  par  ui  ^  une  proposilion  negative,  est 

negatif  lui-meme;    Voici  le  jjAiu  :   Ujjj5\*^i  =  LsuLs,  »il 


27 

n'y  avait  ni  points -  voyelles  ui  points  diacritiques  auxquels  on 
put  a\oir  recoürs«. 

*254b,  18  suiv.    Au  lieu  de  ^J,    ^Ac  o^v^ ,  '1  faut  lire 

avec  l'edilion  de  Bresl.  ^«.^  ^  o*^>\S>,    pour  ^j>\>\$>  :  je 

quittai  ma  palrie  cn  allant  lout  droit  devant  uioi.  Voy.  sur  gS> 
II,  717.  *,!  J,c  dans  cette  lucution  est  la  meme  chose  quo 
j-f?»^  Juc,  Bresl.  II,  p.  12  1.  3.  —  M.  Dozy  approuve  eela  en 
disani :  »Je  erois  ä  present  quo  le  i^y^"  de  Macn.  est  simple- 
inent  une  faute  du  copisle  ou  de  l'editeur  pour  le  o^>^  de 
Bresl.« 

*256b,  8  d'en  bas,   lis.  238  au  lieu  de  283. 

259a,  12  treu  bas.    En  reponse  ä  inon  essai  de  juslilier  el 
d'expliquer  le  ehlA^o  de  Freytag  et  de  Sacy  (Gr.  ar.  II,  p.  646), 

M.  Dozy  m'ecrit:  »Non.  J'avais  loujours  prononce  rik,  niais 
c'est  une  faute  des  orientalistes  europeens,  comme  je  l'ai  vu  par 
M  (dans  ce  cas  une  bonne  autorite) ,  qui  ecrit  partout  rak  etqui 
en  donne  la  raison  p.  Ifl«.  Celle  correelion ,  que  je  me  fais  un 
devoir  de  publier,  est  d'aulant   plus  importante  qu'elle  en  ini- 

plique  une  autre  :  la  distinction  entre  le  metre  nomme  *iL\^«-*j( 
et  l'espece  de  rime  Qomraee  e);1AX^JI  (voy.  M  it  la  page  indiquee), 

que  le  dielionnaire  de  Freytag  confond  dans  I'article  \^.\*XU. 

259b,  11  —14.    31.  Dozy  veul  qu'on  supprime  ees  4  ligncs, 

car  la  lecon  de  l'edition  est  bonne :  'ükX^,  coniine  ehez  Hartri, 

I.  ed.,   III,  3   (M.  Dozy  ajoute  Macc.  II,  174,  3),  et  &&£*,  actif 

de  meine,  gouvernant  JuÄd :  lous  ces  \eu\,  jetant  des  regards 
curieux  sur  son  visage,  le  eoloriaienl  d'une  rougeur  entre-melee 

de  päleur,  semblable  ä  la  couleur  du  /  'jj^z>. 

*260a,  29,  idüc^*,   tout  court :  cylindre  de  pierre  (Cuche) . 

'26lb,  6.    Je  m'avouc  coupäble  d'avoir  induit  M.  Doz^   en 
errcur  par  un  texte  coufonne  au  nianuscril,    niais  doublemenl 


28     

lautil ,  que  je  change  ä  present,  guide  par  Lane  (sous  /  a^Ls>), 

en  /  äö<~>\  /  iJU=>.    Le  sens  est  que  ces  gens  etaient  armes  de 

de  pied  en  cap,  en  sorle  qu'on  ne  voyait  a  travers  les  visieres 
de  leurs  casques  que  les  conlours  de  leurs  prunelles. 

264b,  5.    J'avais  propose  de  traduirc:  je  ferais  juger  nolre 
proces  par  le  glaive  d'une  nianiere  decisive.    M.  Dozy  repond 

que  ..z>  ne  signifie  pas  eela,  que  .y>  Jüs>  ne  se  dit  pas  et  qu'il 
eroit  que  la  verkable  lecon  est  encore  ä  trouver.  Pcut-elre  ma 
traduction  deviendra-t-elle  plus  acceptable  par  le  changeraent 
de  decisive  en  exacte,   correcte.    Pourquoi  ne  dirait-on 

pas  +sJA  jjS*,  comme  on  dit  *_>l*oii  .y>,  o)^  J'^'  V^*^  «^ 

—  Comp.  1001  N.  Bresl.  I,  246,  7,  sx*  l_**LSI  ^jt** :  Je  J0113' 
avec  lui  (aux  echecs)  exactement  et  rigoureusement  selon  les 
rc-gles. 

*264b,  21,  Vj^?   l's-  V-^j   n-  d'acl.   de  Vj^*-    ^e  Slane 

s'est  trompe  et  sur  la  forme  et  sur  la  signification  de  ce  mot. 

*265a,  dem.  /ä^ä*^,  lis.  ^jSUwmj«:  exercant  sous  quel- 

que  deguisement  des  brigandages  sur  les  vrais  croyants. 

*265b,  5.   Le  sing,  de  jcjij^-  est  ^JjS*  ou  -\u.=>.    Remar- 

que  de  M.  Dozy:  »D'accord ;  mais  c'est  qu'en  ecrivant  le  Gl. 
Edrisi    (voyez-le)    je  ne  connaissais  pas  encore  ce  terme  sans 

r269b  6  suiv.  •  s>  va  bien ;  c'est  ;3»,  collectif  de  »:_>, 
tuyau  en  pierre  qui  s'emboile  dans  un  autre.    En  parlanl  de  la 

meine  chose,   Yäkout,    I,   (**♦!,   15,   dit  o^suJ?  jSK*a$\    \.=>  £ 

'  270b,  3  suiv.  La  conformite  des  deux  lecons  par  rapport 
au  ^.  ponctue  me  fait  croire  que  j,l~^°,  comme  porte  aussi  l'e- 
dition  de  Boulac,  est  le  plur.  d'un  sing.  •  ^  inconnu  ä  nos  dic- 
lionnaires,  <-JX*  *.**!  de    \jS>,  employe  dans  un  sens  analogue 


29     

a  celui  de  :.3-  269b,  8  et  9  :  ruelle  de  Iraverse  qui  sert  de 
passage  d'ime  rue  ä  une  autre.  Cela  conviendrait  tr&s-bien 
1001  N.  Bresl.  X,  344,  3  d'en  bas,  oü  il  s'agit  des  moyens  de 
se  glisser  partout  et  d'echapper  aux  poursuites  en  cas  de  besohl. 

27ia,  13   et  14.     Tai  corrige  ce  /  ä->   dans  la  note  sur 
261b,  6. 

*275a,  19.    Voy.  la  note  sur  15b,  avant-dern, 

*275b,  18—20.    Voy.  la  note  sur  232%  8  d'en  bas. 

277%  7  d'en  bas.  ^p>,  tyow  ,  ÄbtlM,  =  li;  von.  Low, 
Aram.  Pflanzennamen,  p.  127. 

*280a,  16  suiv.  Le  passage  Macc.  II,  115,  3  et  4,  signifie: 
comme  il  etait  I'homme  superieur  a  tous  ses  concurrents,  il  eut 
ete  convenable  que,  s'il  ne  pouvait  obtenir  du  Sultan  aucune 
faveur,  il  restät  du  moins  garanli  de  tout  dommage,  etc. 

282b,  17,    J^jp»,    ä  prononcer  suivant  le  Kämous  et  M 

J.aj;>.  » Hezümbül« ,  que  Rosen  donne  pour  la  prononcia- 
lion  ordinaire,   Seelzen,  IV,  285,  22  suiv.,  sert  ä  expliquer  les 

voyelles  de  »J^jjs.«   et  »J*.öj£>«. 

>     o  ^  *  o 

284b,  1  suiv.    L'explication  que  M.  Dozy  donne  de  ^^.^J,^-\ 

jUJL  <\JU;,  d'apres  laquelle  *Ji£  signifie  d  sa  charge,   <)  payer 

pur  lui,  est  confirmee  par  l'usage  contraire  de  j  dans  *.^J  _a„**w<i^5 

(lis.  y^^oj)  Belädz.  144,  3:  on  leur  donnait  decharge  de  la 
soinnie  depensee  par  eux  (pour  l'entretien  de  ces  puits).  L'autre 
construction  de  wc**Ä:>^  avec  l'accusatif  de  la  personne  se  trouve 
cbez  Yakout ,  II,  a!1,  3,   oii   il   parle  de  la  meme  chose;    mais  il 

faut  pour  cela  changer  JLäJÜ  en  JUäÜ,  correction  proposee  par 
inoi ,   mais  omise  IV,  21 7;  3. 

297b.  1 — 3.     J'avais   tache  dexpliquer  »dilhaca«   et  »adil- 

hacä«   par   ^xr^!   ^ö    (i^1^^^  *^)  »    souffrant  ^e   'a    gravelle. 

M.  Dozy  me  repond  :  »Non,  pour  beaucoup  de  raisons;  p.  e.  : 
c'est  la  maladie,   pas  le  malade  qu'Alc.  appelle  ainsi ,   et  strun- 


30 

gurie  n'est  pas  gravelle.a  (Tost  vrai,  mais  la  gravelle  cause  la 
strangurie,  et  je  ne  puis  m'empecher  de  voir  dans  »hacä«  le  mot 

arabe     _ajis>. 

'  298a,  4.  Au  lieu  de  rapporter  l'affixe  »  au  personnage  en 
question,  je  prefere  le  rapporter  au  mot  JlxJi  qui  precede : 
l'emploi  de  la  science,  l'usage  qu'il  faisait  de  son  savoir. 

299a,  3 — 5.    Burckhardt  lui-meme  ecrit  s-itolc*  au  lieu  de 
ä.j>Ls> ,   qui  signifie  la  parlie  d'nne  vallee  <pii  va  en  pente. 

1  299a,  17  suiv.  ,*ü2=^  a  recu  d'abord  la  sienification  de 
presenza,  dans  uomo  di  bellet  presenza,  en  parlant  de  l'exterieür 
d'un  homme;  mais  un  usage  plus  moderne  Ta  transfere  de  l'ex- 
terieür ä  l'interieur,  du  physiqae  au  moral ,  ou  philo!  a  la  raa- 
niere  dont  quelqu'un  se  präsente  aux  aulres  par  ses  procedes 

envers  eux ,   en  Sorte  que  ^a^\  J^>  ou  -aü^)  n"*^  s'§n'"e 

un  homme  de  bon  caractere,  ä  bons  procedes  envers  autrui. 
Voy.  Meninski  sous  ,c>.  Le  conunentaire  Iure  de  Soudi  sur 
le  Gulistan,    p.  PT   1.  2  suiv.,    explique  jüx^  t*Lo  dans  ^y>r 

jKa^  gLu  tikLs  par  Joj3-jjJ,  et  ensuite,  1.  7,  il  le  traduil  par 
o-yw  ti^ö»,  L^j_j.i>j.jL     Sourouri ,  dans  son  commenlaire  arabe 

sur  le  meine  passage,  le  rend  par  /  äJl~M   .~» 


>  -  , 


'299b   r- 


\  5  et  6.     mjtia&tä-,   de  (»yäas*  ==  Ja.JLi> ,  etre  mele,  se 
composer  de    parties   dillerentes,    heterogenes,    correspond   ä 

qjJLj,  etre  variable,  avec  lequel  il  est  mis  en  parallele  dans  le 
passage  cite. 

3  0- 

*303b,  9  et  8  d'en  bas.    ,^-ä^,   enfonee,  ereuse,  coneave, 

l'oppose  de      j'lj,   Macc.  II.  Hv,  11  et  15;   pour  la  signilication 

de  ce  mot,  employe  d'etoffes  en  apparenee  sillonnees  ou  canne- 
lees,  voy.  Gl.  Geogr.,  ouvrage  poslerieur  ä  celui  de  M.  Doz) . 
p.  216  et  217. 

*310a,  3  »du  telescope«  corr.  de  I'astrolabe. 

'  3 1 0 '' ,   1.    ^gj^jül   *.K=>  J.C   signifie   conlidentiellement. 


31      

sous  le  sceau  du  secret.    La  Iraduction  erfon6e  que  de  Sacy  en 

avait  donnee  a  fait  naitre  chez  Freylag  une  significalion  de  ^y^' 
qui  n'existe  pas  et  qui  neanmoins  a  ete  copiee  par  M.  ßistäni 

quant  au  genre  (»tribulum«,  ä^Lj'i),  avec  suppression  de  la  dif- 
ferenee  speeifique  »quod  iis  impositum  erat,  qui«  etc. 

'324%  12  d'en  bas.  ^Jui^Ji  et  JiA>£$\  fj  TloirjTiKrj  et 
raylvalvTr/.a  d'Aristole?  —  M.  Doxy:  »C'est  fort  possible,  inais 
je  ne  sais  si  Simonet  a  copie  exactement.« 

'  324b,  26 — 28  »Soütenir,  appuyer«  plutöt  soulever,  exciter, 
comme  dans  Hariri ,  1.  ed..  W,  3  du  commentaire ,  Galila  et 
Dimna,  ed.  de  Sacy,  111,6.  »II  soulevait  ceux  qui  lui  pivtaient 
obeissance  contre  ceux  qui  lui  resistaient«  c.-ä-d.  ,  il  portait 
ceux-lä  ä  faire  la  guerre  ä  ceux-ci. 

*  326a,  17  suiv.   La  traduction  qüe  de  Slane  donne  de  ce  pas- 

sage  serait  bonne,  s'il  )  avait  dans  l'original  ^x^r.  ^  J.*.ä^.  L> . 
Tel  qu'il  est,  le  texte  signifie  ä  la  lettre:  il  rapporta  ä  ce  siijel 
des  choses  qu'il  avait  apporlees  et  d'autres  qu'il  n'avait  pas  ap- 
porlees,  c.-ä-d.,  des  fails  reels  qu'il  avait  appris  et  d'autres 

^   -    -  o       o  *» 

qu'il  avait  inventes;   lis.  Jc*s>   et  J*«=v\ 

*326b,  24  suiv.  SurJ^L^,  voy.  (il.  Geogr.  219,  12  suiv. 
Dans  le  premier  passage  eile  ici,  ce  raot  iudique  l'eflort  que  le 
chien  fait  en  s'appuyant  sur  ses  pieds,  pour  rompre  ratlache 
qui  le  retient.  Comp.  390%  24 — 26.  L'idee  d'eflbrl  se  trouve 
aussi  dans  ^coL^Xj  .-j^  J^L^  I-  5  et  4  d'en  bas:  le  malade  se 
dressa  peniblement  et  vint  en  marchant  lentement  etc. 

334a,  avanl-dern.    J'avoue  que   l'emploi  persan-turc  de 

,j.s>  comme  singulier  dans  un  texte  arabe  nie  fait  toujours 

l'impression  d'un  abus  ou  d'un  barbarisme;  mais  M.  Dozy  a  rai- 
son de  nie  renvoyer  ä  l'endroit  correspondant  des  1001  N.  Bresl. 
VII,  Pol,  13  et  14,  oü  on  lit  de  meine  #J!  Lu*+J  0U^i  )y>  l»; 
il  aurait  pu  ajouter  i^oi*,  1  et  2 :  Uaju-J  q>^*^  ^M  ->  au  ''eu 
de  ^aaaä-m  t^Oj.jw  L  —  Quant  ä  \j> . ^- ,  334b,  7,  terme  mo- 
derne  pour  houri,  ^ß.y>,  ce  sont  deux  noms  relatifs,  le  pre- 


32 

5 

mier  arabe,  le  second  persan,  formes  de  .j.:>  pluriel:  per- 
sonne de  l'espece  des  houris. 

334",  6.    D'oü  vient  »iü.j.^   iujyu*«?    Je  ne  puis  ni'em- 

peeher  de  penser  a  axiQTijoig  et  ä  ^o^e/a,  en  Iure  i.  «^>-,  khorty. 

J'avance  cette  conjecture  ä  mos  risques  el  peius;  M.  Doxy  m'en 
laisse  loule  la  responsabilite. 

*335a,  17  et  18.  iIäxJ!,  J.  A.  1853,  I,  262,  signifie  ce 
qni  occupe  im  espace  (voy.  l'article  o^a^=ul*JI  335b,  14  et  15), 
correlatif  de  i*sil :  Fespace  occupe  par  quelque  chose ;  sans  rela- 
tion  ä  un    contenu :    Fespace  en   abslraü ,    le   vide  imaginaife, 

*335a,  5    d'en  bas    » **äÄ***Jf «   corr.  J^Li^amJI.     Cuehe : 

o 

Trace,  raie,  ligne,  \Lp>\  -  ;*.=>. 

335b,  5  suiv.   Dans  ces  locutions,  -*p~  est  synonyme  de  l\s>, 

c    - 

255a,  21  suiv.,  et  de  KLu=>,  337b,  1 — 3,  non  limite,  mais 
espace  limite,  com me  les  degres  d'un  cercle  ou  d'une  echelle 
progressive.  Au  fond,  c'est  toujours  la  premiere  signincalion, 
mais  transferee  aux  categories  et  aux  notions  abstraites,  repre- 
sentees  sous  la  figure  de  circonscriplions  contenant  une  certaine 
classe  dindividus,  de  qualites  et  d'idees. 

'344a,  13  d'en  bas  »ou  que«  lis.  vu  que. 

346a,  5  »    XjoL>«  lis.      :CoL:>,    compose  de  xoL>  et  du 

mot  Iure  ^.i ,   qui,  annexe,   forme  des  noms  relatifs,  comine 

^XJ^O  d'hier,    hesternus,       siyCj  d'aujourd'hui,   hodiernus.    11 

n'y  a  donc  ici  ni  diminutif  ni  noin  d'unite.  Si  c'etait  persan, 
il  faudrait  prononcer,  avec  le  \£  persan,  khasseghi,  et  ce  serait 

ou  le  nom  relatif,  ou  le  nom  abstrait  de  **oL>5   mais  ou  pro- 

nonce  g&i6ralement  khasseki,  comme  khodjafci,  {-i^>-\j.z>  410b,  4, 

ce  qui  prouve  que  cest  turc. 


33     

*346a,  4  d'en  bas  »xo^'iLi»«  je  hasarde  la  conjecture 
iUi^j"L>  (voile)  de  grande  dame. 

*346b,  8,  &üL>,  forme  entierement  arabisee  dumot  persan 
aL*oli»,  **oli»;  arabise  ä-demi  »Uülä»,  \ail>,  töujours  femi- 
nin ,  pl.  ol3UüL=».  Le  pluriel  de  «üli»  est  /äj|^s-,  comme  si 
c'etait  le  feminin  de  /5ii-^-  (Yäkout,  II,  Ht",  10  et  11),  ce  qui 
n'empeche  pas  ce  pluriel  de  se  trouver  ä  cöte  de  »UüLjs», 
Zeitschr.  YIII,  365, 13  suiv.,  de  meine  que  ^)J^i>,  pl.  de  &&13-, 

autre  forme  arabisee,  se  trouve  a  eöte  de  »lioL>;  voy.  les 
Khitat  de  Makrizi,  ed.  de  Boulac,  II,  l'index  p.  If :  ^k.i^-5  .£==<3, 
puis  5Jxs>^LaJI  aboL>l,  ensuite  töujours  lautre  forme  »LsüLä-l. 
Comp,  les  variations  arabes  de  »lsy>  366  ab. 

*346b,  15.    ^3-  signifie  bien  certainement  ronfler;  c'est 

une  inversion  de  #o ;  voy.  Cuche  sous  ^.  Tous  les  deux  imi- 
tent  le  son  naturel  du  ronflement. 

*349b,  12  d'en  bas,  suiv.  J'ai  pris  Ja*j?u  dans  un  manuscrit 
de  la  bibliotheque  de  notre  Universite,  dans  lequel  un  eleve  de 
Reiske  a  reproduit  la  copie  que  celui-ci  avait  faite  du  manuscrit 

de  Leide.  Mais  je  prefere  ä  present  JaxSü'  au  preterit,  comme 
dans  le  commentaire  de  Wähidi  sur  le  divan  de  Moutanabbi, 

ed.   de  Dieterici ,   ötf,    avant-dern.   Il\S>  -***&  j  JaÄ-<ü'   »ji 

*352b.  22  suiv.    J^"  tressaillir  est  une  inversion  de  ^s>. 
356b,  1 .    ^üiol  i>  a  l'air  d'etre  un  compose  de  L=>  gadoue, 

o     5  C    J 

merde,  et  du  mot  turc  ^^\ijj  vidangeur,  arabise  en  ^i^. 

357%  8 — 6  d'en  bas.  Je  traduis  l'explication  de  M  :  »un  mor- 
ceau  de  fer  qui  entre  dans  le  trou  pratique  pour  un  objet  qu'on 
veut  ficher  ä  travers  un  mur  (ou  une  cloison)  ou  quelque  autre 
chose,  pour  l'empecher  d'en  sortir«.    Un  tel  morceau  sert  p.  e. 

-1881.  3 


34     

ä  affermir  une  cheville  de  bois  passee  parune  cloison,  en  la  ser- 
rant  fortement  contre  les  parois  de  l'quverture. 

*365a,  9,    aü»jf>5,  üs.  aäy>j  :   »et  son  etourderie«. 

"365b,  27  et  28  »^Jujj,  X3..?»«,  lis.  aä^p«  aveclec^sLto!  ^b 

persan  :  khyrka-i  cherif,  au  lieu  de  ääj-£JI  &3,J-t.  II  n'y  a  pas 
de  forme  feminine  pour  les  adjectifs  en  persan,  pas  meme  pour 
les  adjectifs  arabes  lies  ä  un  substantif  arabe  ä  la  maniere  per- 
sane.  Au  reste,  l'absence  de  l'article  suffirait  pour  prouver  que 
s^ajjXi  ü'j>  n'est  pas  arabe. 

*368a,  8  et  7  d'en  bas,  «JjO  ^X>L>  jjÄiki.  ^:  »en  sorte 
que  leurs  petitions  n'etaient  pas  empechees  de  parvenir  jusqu'ä 

lui«.    Comp,  la  deuxieme  signification  de  ^jz>  chez  Lane. 

371 a,  19,  i^jc^js?,  persan-arabe,  de  aü**;>,  anciennement 
ekx^i>,  blesse,  souffrant,  malade. 

373 b,  7,  äyiiLs»   cuiller,  turc- arabe,    de  /ä-üL'i,    comme 

/  ä^;Li»  echalas,  pieu,  368a,  22,    de  /.ä:lä. 

*376b,  12  »L*aiLsi?«  c.-a-d.,  Laoä^  au  passif ,  abrege,  rac- 
courei ;  puis  en  general  restreint,  mince,  exigu ,  petü,  modique. 
Le  Gulistan ,  ed.  de  Semelet,  p.  fT  1.  13  :  i_^ai  ^jtz.zJ?  (C>l5o 
AiJ>.^,  bien  traduit  par  l'editeur,  p.  94  :  »on  le  placa  ä  un  em- 
ploi  modique«.    Soudi ,  dans  son  commentaire  turc,  ed.  de  Con- 

stantinople,  II*.,  1,  rend  .^.'^  par  (j^js-,  partiel ,  dans  le 
sens  de  peu  considerable,  peu  important,  l'oppose  de  t^,  total, 
considerable,  important. 

*377%  19,  +K2.=>  soustraire  etc.  pour  *.*wo>;  voy.  Bc  sous 
Deduire  et  Precompter.  Cuche  p.  f..  donne  +*+z>  pour  vulgaire 
et  *^j>  pour  classique. 

*381a,  4  suiv.  La  lecon  de  M.  de  Goeje,  conforme  ä  l'ex- 
])licalion  du  commentateur,  est  confirmee  par  Yakout,  IV, 
(aI,  15: 


35     

et  III,  vö.  ,  15  (comp,  la  note  V,  332,  4)  :  -^j  oj*j!  ^Li^.  ^y«. 
C'est  qu'on  dit  non-seulement  ^ß\  \h.=>\  et  J+d)  «oLoi,  mais 
aussi  ,^|  >slL;>!  et  .xiJi  ^_jLo!,   -ÄJi  lbi>!  et  -^  xiLoS. 

*387b,  7  »eteindre«  corr.  cacher,  celer.    II  y  a  dans  les  deux 

_  o  £ 

vers  suivants  un  jeu  de  mots  fonde  sur  le  double  sens  de  ^R^i 

et  ,£■«.=>  (V0Y-  Lane  vers  la  fin  de  l'article  ,£.&.=>,  etotA.o^5l  l. tütf", 

ed.  Houtsma,  p.  61),  et  le  second  est  emprunte  ä  Sur.  20  v.  15, 
qui  offre  la  meme  equivoque.  Le  premier  vers  signifie  :  je  prie 
Dieu  de  te  benir,  tant  que  tu  auras  pour  moi  un  amour  que  tu 
caches  et  qui  (neanmoins)  nous  trahit;  —  le  second:  j'ai  cache 
ma  passion ,  mais  enfin  eile  a  failli  me  trahir. 

*389b,  4  d'en  bas  »salisvator«  corr.  salissator.  Voy.  mon 
article  ȟber  das  vorbedeutende  Gliederzucken  bei  den  Morgen- 
ländern«, Berichte  der  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  philol.-hist.  Gl., 
1849,  p.  244  suiv. 

*391a,  8  d'en  bas,  jluJi,  lis.  pLcft 

393b,  23 — 25.    Ne  pourrait-on  pas  prendre  ao'Lä^  pour 

&j'l5pj  ^>^  :  il  entretenait  peu  de  commerce  avecle  monde  dans 
l'interet  de  ses  moments,  c.-ä-d.,  pour  menager  son  temps  — ? 
M.  Dozy  :  »Peut-etre,  mais  ce  »j'läj^  me  semble  dur.« 

"■397b,  1.  De  Sacy  aurait  pu  renvoyer  ä  sa  Grammaire,  II, 
p.  564  suiv.;  il  devait  seulement  ajouter  que  ^_j^>5  ici  est  la 
meine  chose  que  cliaäibSl  lä,   p.  565  :  »L'exception  est  disjointe, 

quand  la  chose  de  laquelle  on  soustrait  est  differente  de  la 
chose  exceptee«  (correction  de  la  definition  erronee  p.  403, 
§  703).  Le  sens  du  vers  en  question,  exemple  de  l'exception 
disjointe,  Chrest.  II,  460, 1 ,  est  bien  explique  par  le  scoliaste  1.  7 

suiv. ;   ce  serait  la  meme  chose,  s'il  avait  dit  x!Lä>  v^sJö   ^.J^ 


36     

*400%  23  et  24.  Cuche  donne  ^13»  pour  un  mot  d'ori- 
gine  etrangere,  signifiant  »tout  neuf  (habit)«.  Le  iCiJLyo  de  M 
veut  dire  de  meme  que  &ls>  lXcl\.>  renforce  le  sens  de  <Aj<A>. 
ä  peu  pres  comme  on  dit  en  francais  tout  battant  neuf,  en  alle- 
mand  funkelnagelneu. 

*401%  7  d'en  bas,  *PA/to,  lis.  ^JLo. 

411%  3  suiv.  »Baigner  dans  son  sang«.  Je  crois  que  yy&Z. 
dans  kaö  J,  . yS?.  wJLäit  a  le  sens  ordinaire  de  mugir,  c.-ä-d., 
hurler  de  douleur,  comme  dans  l'Appendice  alla  Bibl.  arabo- 
sic.  f\ ',  \  : 

»Quand  une  parcelle  de  cette  matiere  (du  feu  grec)  frappe  la  poi- 
trine  de  l'incredule,  il  pousse  en  mourant  un  haut  hurlement.«. 

M.  Dozy  m'ecrit :  »Passe  pour  .yS?,  seul,  mais  pas  pour 
\aö  (j,  .j.^.«.  Je  comprends  sa  pensee;  mais  pour  eviter  une 
liaison  incommode,  on  n'a  qu'a  traduire :  il  tomba  en  hurlant  a 
la  renverse  dans  son  sang. 

*412%  14  et  15,  ^j^.s>\,  explication  de  sJ>*  ijy^  chez  M, 

parait    etre   synonyme  de    wo*^'    chez    le   meme,     PVP,  2: 

^.^Äi>l  tJ*a  i»^*o?,  s'attendre  de  la  part  de  quelqu'un  ä  quelque 
mal;  voy.  284%  9.  C'est  au  fond  le  ^^s.s>\  du  Coran  dans 
le  passage  que  M  cite  au  meme  endroit  1.  10  et  celui  du  poete 
1.  13;  en  general,  il  s'emploie  tant  en  bonne  qu'en  mauvaise 
part;  voy.  284a,  14  suiv. 

412%  18,  /  if.wj.3»  dans  i'j^y="  i'j^  papier  brouillard  pa- 
rait  etre  le  mot  pers.  »iLä.3«,  sec,  comme  /  '<y«y>-  est  \&£yf, 
<&£S.  Ce  »papier  sec«,  ou  plutot  dessechant,  est  synonyme  de 
u«.A;yo  /  ö. », ,  (jaj!  /  ä.5  (Bc  sous  Brouillard)  persan-arabe  lAitf" 
_jL£ö  (Meninski  sous  lXcIs')  . 

*413%   22    ,).ÄäL'«,   lis.  iXal:. 


37     

*414b,  9  »turque«  lis.  persane.    (Je  me  corrige  moi-meme.) 

*414b,  12  d'en  bas  »Caurna«  Chasma,  xaafta"!  —  M.  Dozy 
est  d'accord,  »mais«,  dit-il ,  »ecrivez  Casma,  ä  cause  de  Fordre 
alphabetique«. 

*415b,  15  et  14  d'en  bas.  La  phrase  elliptique  _,j,  *£j  ^ 
signifie  ä  Fendroit  che  la  meme  chose  qu'ailleurs  :  »avez-vous 
envie  de  gagner  du  bien  en  nous  accordant  le  rachat  ä  des  con- 

ditions  raisonnables?«    qI  est  pour  qLj  ou  ^\  ^. 

o 

41 6b,  24  »J*>j^>  flegmon«  pers.  ^p^-jfp-  malicieux,  ob- 
stine Zenker  41 7 b,  sous  -«.3»,  et  J>Ui£  &^"oJ ,  I,  oft*1  et  ool 
sous  .y^-^>-  et  .~c>.aJ») ,  arabise  et  employe  comme  substan- 

tif:   tumeur  maligne. 

417b,  2,  qLLus,  arabe-vulg.  et  turc.  M  ecrit,  comme 
M.  Dozy  II,  378%  18,  ^11^  ;   et  je  crois  que  c'est  la  pronon- 

ciation  originale  de  ce  mot,   transformee  du  pluriel  qILL.=>  en 

un  sinsulier  ...LLuä.    Mais  mon  maitre,  feu  Caussin  de  Perceval, 

prononcait  qÜ^xs  comme  Lane  et  comme  Berggren  sous  Cordon : 
qaythän. 

418b,  11  d'en  bas,  suiv.  M.  Dozy  a  raison,  et  quant  au 
texte,  et  quant  ä  la  traduction  de  ce  vers.  Mais  je  ne  me  sentais 
pas  capable  de  faire  mieux  que  Schultens ,  Historia  imperii  ve- 
tustissimi  Joctanidarum ,  p.  12  et  13,  et  de  Sacy,  Appendix  ad 
Specimen  historiae  Arabum,   ed.  White,  p.  429  et  505.     Pour 

<►  J!  *.*:> ,  j'avoue  que  m6me   aujourd'hui  je  trouve  possible 

d'expliquer  cela  par  une  hardiesse  poetique :  faire  de  la  mer 
une  tente,  pour  dire :  s'y  loger,  en  faire  son  habitation,  ou  bien 
par  hyperbole :  la  couvrir  de  voiles  comme  de  tentes.  Mais  pour 
^l^s*l  sitXc^L',  je  ne  me  fais  pas  fort  de  justifier  la  traduction 
que  j'ai  adoptee  de  mes  deux  predecesseurs ;  je  soupconne  seu- 

a 

lement  qu'ils  ont  lu  ^>i  comme  infinhif  d'un  verbe  suppose 
J>>5 ,  dolos  struxit,  de  *JL>. 


38     

419a,  10  d'en  bas  »le  dzäl  est  une  faute«.  M.  Dozy  con- 
vient  de  la  contradiction  qui  existe  entre  ces  paroles  et  l'article 
sur  v_jb  483a,  et  il  me  demande:  »Pouvez-vous  m'expliquer  ce 
i_j!J?   Cela  m'inleresse,  car  c'estancien«.  Voici  uue  conjecture: 

««_j\3  est  compose  du  pronom  demonstratio  employe  comme  ad- 
verbe de  temps ,  avec  le  s->  usite  en  Egypte  et  en  Syrie  comme 
prefixe  de  l'aoriste  signifiant  le  present  ou  le  futur.    D'abord, 

on  n'aura  dit  qu'avec  un  aoriste  ,~^j  b,  ,c^r.  v^>  mais  avec 
le  temps,  ayant  perdu  la  connaissance  et  le  sentiment  de  l'ori- 
gine  et  de  la  signification  de  ce  prefixe,  on  l'aura  prive  de  son 
regime ,  en  l'unissant  inseparablement  au  b  adverbial ,  ä  peu 

pres  comme  on  a  fait  xjL>  de  *.j  sL>  et  JU  de  _J  La.  —  Dom- 

bay,  Gramm.  I.  mauro-arab.  p.36,  ecrit  v_>b  et  prononce  deba: 
L_^,<  üb  deba  jegl  nunc  venit ,  ^^.j  v^  deba  jemsi  nunc  il- 
lico  abibit,  t'teja^  <—>^  deba  ettaryk  statim,  i'jyü\  v_jb  ^*  min 

deba  elfük  abhinc  (au  lieu  de  i'jyA  v>b  cy*  >  —  V0Y-  483a,  2,  — 

comme  dorenavant  pour  d'or  en  avant,  anciennement 
d'ores  en  avant),  >-jb  ^  min  deba  et  ^jIlXJI  indeba  illico, 

ot  üb  deba'äd,  nunc,  illico,  statim  (je  pense  que  c'est  pour 
uXxJ  >->b  ^/>,    comme  483  a,  2  et  3 :    b  j^lJ  cj|J  q-s) . 

419%  8  et  7  d'en  bas.  Tantavy,  Traite  de  la  langue  arabe 
vulg.  84,  6  suiv.,  Wallin,  Zeitschrift,  VI,  217,  17  suiv. ,  et 
Spitta-Bey,  Gramm,  d.  aeg.-arab.  Vulgärdialektes,  178  et  179, 
pourront  servir  ä  completer  et  ä  modifier  la  notice  de  M. 
Mehren. 

,  ■>  **  .  ■> 

*42la,   12  — 14    »«-jbo«  et  »wjü^«  vulg.  pour  \J^j>.    De 

lä  \^iö  aigitiser,  420 b,  4  d'en  bas,  pour  w.b. 

*423a,  4.    Le  terme  technique  des  moines  europeens  pour 

.jlXÜ  est  le  definiteur;  voy.  Cuche  lol  sous  .jlX^o. 

Ä    -    5 

*432a,  25,    rA-*>  c/e/'c  (clericus) ,    Cuche  lot  sous  _.o: 


39     

»celui  auquel  ont  ete  conferes  les  ordres  sacres,  c.-ä-d.,  le  dia- 
conat  et  la  pretrise«,  —  etymologiquement :  grade  ou  gradue. 

433b,  13,  u-o,<>  foin,  selon  Humbert;  selon  Seetzen,  IV, 
450,  3  et  4  c'est  trefle  se'che. 

434 a,  25,  a-z*»)^  foin,  aussi  selon  Humbert,  synonyme 
de  u~j,<3 ;  mais  vraisemblablement  *-y*,>3  doit  etre  change  en 
p-t^ji  (V0Y-  ^b>  4),  que  Seetzen  au  meme  endroit  traduit  par 
trefle  vert. 

436a,  6 — 4  d'en  bas.  Je  pense  que  \3>jS.\Xi  signifie :  ils 
reglerent  cet  acte,  c.-ä-d.,  ils  le  legaliserent,  en  y  mettant, 
comme  il  a  ete  dit  auparavant,  leurs  signatures. 

440 a,  dern.  jiyLj  ^^«^wJ».  J'avais  essaye  de  traduire :  il 
poursuivit  son  elevation  par  des  menees  secretes,  des  intrigues. 
M.  Dozy  a  raison  de  dire  que  c'est  impossible;  je  traduis  ä  pre- 
sent :  il  fit  (au  prince)  des  rapports  secrets  au  prejudice  d'au- 
trui.  Voy.  541%  24—26,  et  541b,  1—3. 

'  --  - 
*449a,  6  suiv.    II  me  semble  que  s-^jSuL  **sb  dans  ces 

passages  conserve  sa  signification  ordinaire  :  se  preserver  ou  se 

garantir  de  l'approche  ou  de  l'attaque  de  quelqu'un  par  quelque 

chose.    Berb.  II,  45,  3    d'en  bas:    ils  previnrent  son  attaque 

moyennant  ses  femmes,   c.-ä-d.,   en  lui  delivrant  ses  femmes. 

De  meme  lX-^c^JL  ,*jjtiL> :   il  se  defendit  d'eux  ,  en  les  apaisant 

par  des  promesses  (er  erwehrte  sich  ihrer  durchVersprechungen) . 

Voy.    &ä^  &;c*sta  chez  Lane. 

454a,  8,  oL>j^5j>,  du  mot  turc  ^y^  rond ,  circulaire. 

454a,  27,  j^S^  III,  troquer,  de  ^u^Sc>  qui  signifie  la  meme 

chose.     (jiJ'b  troc,  Cuche  [J+fo,  en  turc  <jZS^. 

454 b,  16  »  ,J^£=,Ij  «  lis.  J^=>b,  par  rapport  ä  y>JL  — 
M.  Dozy:  »C'est  une  faute  du  manuscrit,  car  dans  mes  notes 
j'ai  copie  ainsi  avec  un  sie.  A  quoi  se  rapporte  Ux*  dans  la  ligne 

suivante?«   A  moins  qu'on  ne  trouve  d'autres  exemples  de  _5^ 


40     

feminin  —  voy.  53a,  13  et  12  d'en  bas  —  ,  il  faudra  bien  ecrire 
kX*  :  la  colonne  a  ete  premunie  contre  la  mer. 

456b,  20  suiv.  M  s'est  etrangement  abuse  sur  l'etymologie 
de  ce  mot,  qu'il  ecrit  Jüö'^iiAiL  G'est  arabise  de  &r,  pl.  J^3^, 
fou,  brave  jusqü'ä  Vexces  (tollkühn),  corps  de  cavalerie  legere 
turque,  decrit  par  Meninski.  g&Ci  J^>,  (jiLJ^,  pl.  Ju&Uta 
(Tollkopf,  Tollköpfe)  est  synonyme  de  ^3,  pl.  xö"bb.  LesArabes 
ont  fait  d'abord  de  j,o  un  pluriel  oSb  en  supprimant  l'i ,  selon 
l'analogie  de  otyM ,  of^ifcu ,  pl".  de  Lei ,  L-ü-Lj  ;  puis  on  en  a 
forme  un  nom  relatif  j^'^,  pl.  xobta. 

*458a,  5  d'en  bas,  üij.b,  de  äJj^  frotter,  a  peu  pres 
comme  unefrottee  en  francais  populaire,  pour  une  volee  de  coups 
de  baton. 

46Ab,  7  d'en  bas,  /  äiS ,  dans  le  sens  de  mourir  de  froid, 
vient  du  mot  Iure  i'^jh  donouk,  gele,  glace;  terne,  terni, 
adj .  de  (ifj_b  d  o  n  ;  gelee,  glace. 

*465a,  4  d'en  bas,    X-oi,  suivi  d'un  adjeetif  ou  d'un  geni- 

tif,  pour  UiJ>,    appartient  au  dialecte  de  Syrie,  comme  üLio 
ä  celui  d'Egypte;  voy.  mes  Gl.  Habicht,  p.  85  et  86. 

475 b,  avant-dern.,  i^LiijO,  purement  turc,  deuchek; 
|j)uijj'  en  est  la  forme  Orientale;   Zenker,  323b  au  milieu. 

478b,  \,  's^.j.^0  tetanos,  turc;  voy.  Bianchi ,  Vocabulaire 
francais-turc,  sous  Tetanos. 

481b,  4,  giwjp  III,  troquer,  =  jtS^  III,  454a,  27,  de 
eU^öo^  selon  la  prononciation  ordinaire  üV^-äjJ). 

482b,  2  suiv.    Si  'Omar  bin  Ibrahim  avait  dit  llbL  au  lieu 

tf  w  es 

de  LulVj  ,  il  y  aurait  Opposition  formelle  et  directe  entre  \  §>\]b 


41     

et  u£?u :  »je  redige  les  f etwas  selon  la  doctrine  d'Abou  -  Hanifa 
quant  a  l'exterieur,  et  je  les  redige  selon  la  doctrine  de  Zaid 
quant  ä  l'interieur«,  —  declaration  sentencieuse  et  un  peu  enig- 
raatique  ä  l'orientale,  pour  dire:  dans  mes  fetivas,  j'adhere  ä  la 
lettre  des  decisions  d'Abou -Hanifa,  mais  pour  les  idees  funda- 
mentales, je  nie  fais  un  devoir  religieux  d'y  suivre  Celles  de 

Zaid.  Voilä  ce  qui  est  exprime  directement  par  LoiAj.  Descen- 
dant  de  Zaid,  arriere-petit-fils  du  Prophete,  cOmar  etait  Zai- 
dite  par  droit  de  succession  et  le  Systeme  de  Zaid  faisait  partie 
de  sa  religion  individuelle  (voy.  Lane,  942°,  23  suiv.) ,  tandis- 
que  la  fonction  de  Moufti  de  Coufa  l'obligeait  ä  se  confor- 
mer  dans  les  questions  de  droit  positif  au  Systeme  d'Abou- 
Hanifa. 

' '  '  ' ' ' 

486",  6,  \SjS*>,  lis.  ö^o. 

486b,  26 — 29.  M.  Dozy  veut  qu'on  biffe  ces  quatre  lignes. 
»La  monture  retive  et  la  monture  douce«  veut  dire  loute  sorte 
de  montures. 

*490b,  11   et  10  d'en  bas;   SJuliJ!  j  U$15>3i ,    ä  l'endroit 

cite,  est  explique  par  Ibn  Ya  ich  comrae  si  u^Pol  etait  compara- 

tif  ou  superlatif  de  ^£Äx ;    car  il   pose   pour  principe   que, 

quand  l'une  de  deux  lettres  accessoires  doit  ceder  ä  l'autre, 
pour  ne  pas  outre-passer  le  nombre  des  lettres  admissibles  dans 
une  forme  donnee,  il  faut  supprimer  celle  qui  est  la  moins  es- 
sentielle pour  le  caractere  et  la  signification  de  cette  forme. 

Applique  au  comparatif  de  ^3><Xx,  cela  veut  dire  que  ^o,  pre- 

fixe  du  participe ,  doit  ceder  sa  place  ä  la  lettre  \ ,  prefixe  ca- 
racteristique  du  comparatif,  qui  ne  peut  avoir  plus  de  quatre 
consonnes.    Suivant  cette  exposition ,    Zamakhchari  aurait  en- 

tendu  par  siXjLäJ!  J,  U^.^3!  celle  des  deux  consonnes  dont  la 
suppression  ferait  plus  de  tort  ä  la  signification ,  en  la  rendant 
meconnaissable.  Mais  Zamakhchari  ne  parle  nullement  de  sup- 
pression ou  d'elision ;  s'il  eüt  voulu  dire  ce  que  son  commen- 

tateur  lui  fait  dire,    il  aurait    du   ecrire   ^$>ö\   L^iJus*  U^Xj! 


42     

»JuLäJb,   de  c. *J>\5,  ou  öAjI&U  y^Ji,  de  ^Ju.    Je  suis  per- 

suade  que  wy.Sol  est  ici  comparatif  du  participe  de  C*S>o  con- 
struit  avec  j  dans  le  sens  que  M.  Dozy  a  si  bien  etabli  490% 
1 0  suiv. :  celle  qui  penetre  le  plus  profondement  dans  la  signi- 
fication,  c.-ä-d. ,  celle  qui  la  constitue  principalement  ou  de 
preference. 


SITZUNG  AM  22.  JUNI  1881. 

Herr  Overbeck  legte  folgenden  Aufsatz  des  Herrn  Dr.  Theodor 
Schreiber  über  Flaminio  Vacca's  Fundberichte  vor. 

Eine  Statistik  der  älteren  römischen  Antikenfunde  würde, 
wenn  man  sie  jetzt  noch  aufstellen  wollte,  nur  sehr  dürftig  und 
lückenhaft  ausfallen  können.  Faßt  man  selbst  alles  zusammen, 
was  die  päbstlichen,  die  städtischen  und  private  Sammlungen 
Roms  enthalten,  rechnet  man  dazu  die  Menge  der  einzelnen, 
durch  Paläste  und  Vignen  der  Stadt  zerstreuten  Bildwerke ,  so 
erscheint  dieser  Reichthum  ,  so  bedeutend  er  an  sich  ist .  doch 
geringfügig  im  Vergleich  zu  der  Fülle  von  Antiken ,  die  allmäh- 
lich von  hier  ihren  Weg  in  die  europäischen  Museen  gefunden 
haben  und  zu  der  unberechenbaren  Menge  der  gänzlich  unter- 
gegangenen oder  verschollenen  Monumente.  Bereits  im  16. 
Jahrhundert,  als  die  ersten  ansehnlicheren  Sammlungen  in 
Rom  entstanden ,  begann  der  Antikenhandel  unter  dem  Schutz 
und  gelegentlich  unter  eifriger  Betheiligung  der  Kirchenfürsten 
größeren  Umfang  anzunehmen.  Obgleich  der  Export  von 
Kunstwerken  für  das  Gebiet  des  Kirchenstaates  verboten  war, 
wurde  von  den  käuflichen  oder  durch  Gunst  zu  erlangenden 
Licenzen  der  ausgedehnteste  Gebrauch  gemacht.  Die  lange  Reihe 
von  Aktenstücken  ,  welche  Bertolotti  und  Müntz  aus  dem  römi- 
schen Staatsarchiv  veröffentlicht  haben ,  zeigt  deutlich ,  wie 
schwungvoll  der  Kunsthandel  von  Rom  aus  nicht  blos  innerhalb 
der  Grenzen  Italiens,  sondern  auch  nach  dem  Auslande,  beson- 
ders nach  England  und  Frankreich,  betrieben  wurde.  Ist  schon 
durch  diese  Zersplitterung  der  Funde  die  Übersicht  in  hohem 
Grade  erschwert,  so  haben  andere  Umstände  noch  schlimmer  ein- 
gewirkt.   Die  Klagen  über  fahrlässige  oder  absichtliche  Zerstö- 


44     

rung  antiker  Baureste  in  Rom,  über  die  Verschleppung  und 
Vernichtung  von  Sculpturen  und  Inschriften,  werden  immer  von 
neuem  laut,  wenn  sie  auch  in  den  älteren  Zeiten  am  meisten  be- 
rechtigt gewesen  sein  mögen.  Noch  Winckelmann  wiederholt  sie 
in  der  Vorrede  seiner  Kunstgeschichte  (§  18),  wie  sie  bereits  von 
Poggio  in  seiner  berühmten  Schrift  de  fortunae  varietate  urbis 
Romae  und  von  Vacca  an  vielen  Stellen  (mein.  12.  13  u.  f.) 
ausgesprochen  worden  sind.  Der  unermüdlich  zusammen- 
tragende Cassiano  Dal  Pozzo ,  der  zur  Anlegung  seiner  um- 
fassenden Sammlung  von  Notizen  und  Abbildungen  wesentlich 
durch  die  Zerstreuung  und  Gefährdung  der  römischen  Monu- 
mentalschätze veranlasst  wurde,  hebt  in  den  von  Lumbroso  ver- 
öffentlichten Aufzeichnungen  gelegentlich  hervor,  wie  häufig 
die  Antiken  ihren  Herrn  wechselten,  so  daß  es  schwer  sei  ihre 
Identität  festzustellen.  An  anderer  Stelle  erwähnt  er,  daß  es 
ihm  einmal  gelungen  sei  zwei  Pergamentmanuscripte,  eines  mit 
Briefen  des  Cicero,  das  andere  mit  Tragödien  des  Seneca,  beide 
mehrere  Jahrhunderte  alt,  aus  den  Händen  eines  Goldschlägers 
zu  retten.  Er  fügt  hinzu  :  e  in  questa  maniera  capitano  male 
molti  manoscritti  e  parimente  delle  iscrittioni  un  numero  grande 
in  capo  all'  anno  si  guastano  da  quelli  che  fanno  il  gesso.  Es  ist 
dieselbe  Klage,  die  in  der  bekannten,  gewöhnlich  Raffael  zuge- 
schriebenen Denkschrift  in  die  Worte  gekleidet  wird  :  ardirei 
dire  che  tutta  questa  Roma  nuova  che  ora  si  vede — tutta  e  fab- 
bricata  di  calce  di  marmi  antichi.  Noch  jetzt  ist  die  Erinnerung 
an  die  unselige  Thätigkeit  der  Kalköfen  in  den  Namen  einzelner 
Plätze  und  Kirchen  (Calcarium,  S.  Nicolai  in  calcaria  u.  s.  w. 
Vgl.  Jordan,  Top.  d.  St.  Rom  I,  1  p.  65)  erhalten.  Auch  aus  der 
Menge  der  oft  in  kurzen  Zwischenräumen  aufeinander  folgenden 
Verordnungen  gegen  widerrechtliche  Ausgrabungen  und  gegen 
die  Beschädigung  zu  Tage  liegender  Denkmäler  geht  hervor,  daß 
der  fortschreitenden  Zerstörung  auf  die  Dauer  doch  nicht  Ein- 
halt gethan  werden  konnte. 

Diese  hier  nur  angedeuteten  Verhältnisse  haben  die  römi- 
schen Antiquare  frühzeitig  darauf  hingewiesen  die  Erinnerung 
an  neu  auftauchende  Bau-  und  Bildwerke  durch  Aufzeichnungen 
oder  Abbildungen  festzuhalten.  Wenn  es  auch  zu  einer  geord- 
neten Registrirung  der  Funde,  zu  systematischer  Beschreibung 
der  Ausgrabungen  erst  in  unserem  Jahrhundert  gekommen  ist, 


■     45     

so  sind  doch  gelegentliche  Fundberichte  schon  im  16.Jahrh. 
vorhanden  gewesen.  Sie  sind  in  dem  Maße  häufiger  geworden, 
als  das  Interesse  an  den  Resten  des  Alterthums  sich  wissen- 
schaftlich vertiefte  und  allgemeiner  wurde.  Ihrer  Form,  wie 
ihrem  Werthe  nach  sind  sie  sehr  ungleichartig.  Zum  Theil  sind 
es  Aufzeichnungen  ,  die  anderen  Arbeiten  als  Unterlage  dienen 
sollten  ,  Sammlungen  von  locker  aneinander  gereihten  Notizen, 
anspruchslos,  oft  selbst  nachlässig  in  der  Darstellung,  da  sie 
lediglich  für  den  Gebrauch  des  Verfassers  oder  seiner  Freunde 
bestimmt  waren.  So  finden  sich  unter  den  Papieren  des  Cas- 
siano  Dal  Pozzo  noch  unveröffentlichte  Notizen,  die  er  auf  seinen 
Gängen  durch  die  Gallerien  und  Villen  Roms  zum  Zweck  künf- 
tiger Verwerthung  gesammelt  hat.  Bemerkungen  über  zu  zeich- 
nende Monumente,  die  wegen  der  hin  und  wieder  beigefügten 
Provenienzangaben  von  Wichtigkeit  sind,  deren  Haupt werth  aber 
vermuthlich  darin  bestehen  wird,  daß  sie  zur  genaueren  Bestim- 
mung der  Zeichnungen  selbst,  soweit  sie  noch  erhalten  sind,  ver- 
wendet werden  können.  Zu  den  bekanntesten  Schriften  dieser 
Art  gehören  die  nachstehend  zum  ersten  Mal  in  der  Originalfas- 
sung publicirten  Berichte  des  Flaminio  Vacca.  Sie  sind  auf  Ver- 
anlassung eines  peruginer  Gelehrten  Namens  Anastasio  Simo- 
netti  entstanden  und  scheinen  ursprünglich  nur  den  Zweck  ge- 
habt zu  haben  als  Materialiensammlung  für  einen  von  letzterem 
geplanten  Traktat  über  die  Alterthümer  Roms  zu  dienen.  Daher 
erklärt  sich  das  Fehlen  eines  Titels,  das  gelegentliche  Einmischen 
von  Anspielungen,  die  Beziehungen  auf  die  Privatverhältnisse 
des  Autors,  überhaupt  die  zwanglose,  saloppe  Form  der  Darstel- 
lung, die  freilich  zum  größeren  Theil  auf  Rechnung  der  mangel- 
haften Bildung  Vacca's  zu  setzen  ist.  In  seltenen  Fällen  tra- 
gen die  Aufzeichnungen  den  Charakter  abgeschlossener,  zu- 
sammenhängend ausgearbeiteter  Aufsätze.  Diese  sind  auch  am 
frühesten  veröffentlicht  worden,  während  andere,  wie  eben  die 
Rerichte  Vacca's,  lange  Zeit  nur  in  Abschriften  verbreitet  waren, 
manche  überhaupt  nicht  zum  Druck  gekommen  sind. 

Es  kann  bei  der  Beschaffenheit  des  Materials  nicht  Wunder 
nehmen,  daß  ein  ziemlicher  Theil  desselben  in  römischen  und 
anderen  Bibliotheken  verborgen  geblieben  ist.  Einzelne  mit 
jenen  Berichten  gleichwertige  Notizen  und  Aufsätze  haben  fast 
das  gleiche  Schicksal  gehabt ,  wTeil  sie  in  Schriften  heterogener 


46     

Art  aufgenommen  sind.  Eine  Anzahl  der  wichtigsten  Stücke  ist 
zwar  durch  Fea's  bekannte  Publikation  allgemein  zugänglich 
geworden ,  aber  sie  liegen  hier  zumeist  in  einer  Umarbeitung 
vor,  die  sich  von  der  originalen  Fassung  mehr  oder  weniger 
weit  entfernt  und  deshalb  für  wissenschaftliche  Untersuchungen 
eine  sehr  unsichere  Grundlage  abgiebt.  Die  Nothwendigkeit 
einer  neuen  Ausgabe  dieser  Fundberichte,  überhaupt  einer 
Sammlung  und  Bearbeitung  des  weitschichtigen  Materials,  ist 
denn  auch  noch  neuerdings  von  Michaelis  (Gott.  gel.  Anz.  1881 
p.608)  und  vorher  schon  von  Jordan  (Topogr.  d.  St.  Rom  1,91) 
in  einer  Besprechung  der  Quellen  für  die  römische  Topographie 
anerkannt  worden.  Sie  wird  sich  am  besten  durch  eine  ver- 
gleichende Prüfung  der  bisherigen  Ausgaben  erweisen  lassen. 
Die  älteste  Sammlung  römischer  Fundberichte  findet  sich 
im  ersten  Bande  einer  Beschreibung  der  Stadt  Rom,  der  1741 
unter  dem  Titel  erschien  :  Roma  antica  distinta  per  regioni,  se- 
condo  l'esempio  di  Sesto  Rufo,  Vittore  e  Nardini.  Der  Band  ent- 
hält im  Anhang  eine  Zusammenstellung  der  Fundnotizen ,  die 
Aldrovandi  in  seiner  Beschreibung  der  Statuen  Roms  bei  Ge- 
legenheit der  betreffenden  Monumente  mittheilt ,  dann  die  Be- 
richte von  Vacca,  Ficoroni,  Bartoli  »ed  altri  fino  all'  anno  1741«, 
wie  es  auf  dem  Titelblatt  lautet.  Es  war  nur  eine  Auswahl  aus 
dem  damals  vorhandenen  Material,  welches  nach  einer  beiläufi- 
gen Bemerkung  sehr  reichhaltig  gewesen  sein  muss ,  denn  am 
Schluß  der  Notizen  aus  Ficoroni's  Schriften  (p.  292)  heißt  es: 
Altre  molte  notizie  ancora  si  conservano  manoscritte  di  cose  an- 
tiche  ritrovate  nelli  passati  tempi  appresso  il  Sig.  Francesco  de' 
Ficoroni,  Sig.  Francesco  Palazzi  Antiquario  di  Sua  Santitä,  Sig. 
Abate  Valesio,  Sig.  Cavaliere  Francesco  Vettori ,  ed  altri  insigni 
amatori  di  queste  cose,  che  a  dispetto  del  tempo,  della  barbarier 
e  delF  ignoranza  cercano  conservare  all'  etä  fulure  tutte  quelle 
notizie,  che  piü  si  possa,  delle  cose  de'  nostri  maggiori.  Was  den 
Verfasser  des  anonym  erschienenen  Buches  betrifft,  so  nennt  ihn 
weder  das  Vorwort,  noch  die  an  den  Marchese  D.  Marcello  Ve- 
nuti  gerichtete  Widmung,  welche  der  Verleger  Fausto  Amidei 
unterzeichnet.  Eine  Reihe  von  lndicien  weist  auf  den  bekann- 
ten Antiquar  und  Präfekten  der  römischen  Alterthümer l)  Ri- 

1)  Vgl.  Justi,  Winckelmann  11,2  p.24f.  Stark,  Handb.  d.  Archaeologie 
p.  240  f. 


___     47     

dolfino  Venuti  (7  1763),  von  dem  andere  Schriften  ;so  die  Disser- 
tationes  quatuor  ,  denuo  recusae  R.  1756 —  58)  bei  demselben 
Verleger  Fausto  Amidei  erschienen  sind.  Allerdings  wird  die 
Roma  antica  in  dem  Verzeichniß  der  literarischen  Arbeiten  Ve- 
nuti's,  welches  dem  zweiten  Bande  seiner  Descrizione  topo- 
grafica  delle  antichitä  di  Roma  in  der  zweiten  Auflage  angehängt 
ist,  nicht  mit  aufgeführt.  Dagegen  bezieht  sich  Venuti  in  dem 
genannten  größeren  Werk  öfters  auf  eine  von  ihm  verfaßte 
Stadtbeschreibung  in  Oktav,  die — was  dem  Herausgeber  der 
zweiten  Auflage  entgangen  ist  —  mit  der  Beschreibung  von 
1741  identisch  sein  muß,  eine  Vermuthung,  die  schon  Stefano 
Piale  in  einer  Anmerkung  zur  dritten  Ausgabe  der  Descrizione 
topografica  (Roma  1824)  I  p.154  aussprach  unter  Hinweis  auf 
gewisse  eigenthümliche  Ansichten  und  Redewendungen ,  die 
beiden  Werken  gemeinsam  seien. 

Eine  zweite .  wesentlich  vermehrte  Sammlung  derartiger 
Fundberichte  veranstaltete  Fea  in  seiner  Miscellanea  filologica 
critica  e  antiquaria,  deren  erster  Band  1790  erschien.  Sie  ist 
fast  allein  in  Gebrauch  geblieben,  da  die  Ausgabe  der  Roma  an- 
tica von  1741  schon  zu  Fea's  Zeit  (praef.  p.  13)  selten  geworden 
war,  wie  sie  denn  auch  in  der  neuesten  Aufzählung  der  ein- 
schlägigen Literatur,  welche  H.Jordan  seiner  Topographie  der 
Stadt  Rom  (I,  1  p.  91  ff.)  vorausgeschickt  hat,  nicht  erwähnt  wird. 
Gegen  die  Zusammenstellung  Venuli's  bezeichnet  Fea's  Publi- 
kation nur  in  gewisser  Beziehung  einen  Fortschritt.  Während 
in  jener  der  Text  der  Berichte  durch  mancherlei  Änderungen 
und  Kürzungen ,  gelegentlich  auch  durch  eingeschobene  Erklä- 
rungen und  einzelne  aus  anderen  Schriften  entnommene  Notizen 
interpolirt  ist,  hält  Fea  zwar  Text  und  Anmerkungen  fast  durch- 
gängig auseinander  und  sucht  ersteren  (besonders  bei  Ficoroni's 
Aufzeichnungen)  möglichst  zu  vervollständigen.  Aber  auch  er 
legt,  wie  sein  Vorgänger,  keinen  Werth  auf  wortgetreue ,  un- 
veränderte Wiedergabe  der  Originalfassung,  er  nimmt  ohne  Be- 
denken durchgreifende  Umstellungen  vor,  um  eine  strengere 
topographische  Reihenfolge  der  Notizen  zu  erreichen  (so  bei  den 
Memorien  Bartoli's)  und  giebt  den  Wortlaut  in  mehr  oder  minder 
zugestutzter  Form.  Daß  unter  solchen  Umständen  die  Sammlung 
Fea's  ebenso  wenig,  wie  diejenige  von  1741,  den  nothwen- 
digen  Grad   von    Zuverlässigkeit   besitzt,    liegt  auf  der  Hand 


48 

und  ist  auch  ,  was  erstere  betrifft ,  von  Jordan  nicht  übersehen 
worden. 

Am  leichtesten  läßt  sich  der  Werth  beider  Publikationen 
an  den  Fundberichten  des  Flaminio  Vacca  prüfen.  Sie  erschei- 
nen bei  Fea  nicht  blos,  wie  Jordan  annimmt,  mit  »kleinen  Nach- 
besserungen«, sondern  öfters  in  ganz  neuem  Gewände.  Man 
muß  zugeben,  daß  die  breite,  unbehülfliche  Darstellungsweise 
Vacca's,  seine  mangelhafte  Rechtschreibung  und  zahlreiche  Irr- 
thümer,  in  denen  sich  die  geringe  Bildung  des  Verfassers  ver- 
räth,  eine  derartige  Umgestaltung  des  Textes  besonders  nahe 
legten.  Sie  ist  indeß  nur  zum  geringsten  Theile  Fea's  eigenes 
Werk,  sondern  findet  sich  bereits  in  der  ersten  italienischen 
Publikation ,  welche  als  Anhang  der  zweiten  Ausgabe  von  Nar- 
dini's  Roma  antica  1704  in  4°  erschien  und  in  den  folgenden 
Ausgaben,  von  denen  die  durch  Nibby  besorgte  edizione  quarta 
romana  von  1818  am  bekanntesten  ist l),  wiederholt  wurde.  Der 
erste  Herausgeber  war  Andraoli  nach  einer  Bemerkung  Fea's  zu 
Winckelmann,  Werke  (Dresd.  Ausg.)  I  p. 447,  während  Righetti 
in  der  Descrizione  del  Campidoglio  II  p.160  das  Verdienst  dem 
Prälaten  Ottavio  Falconieri  zuschreibt,  schwerlich  mit  Recht,  da 
letzterer  vielmehr  die  Ausgabe  von  1666  besorgt  hat.  Einen 
Separatabdruck  —  wenn  nicht  etwa  der  erwähnte  Anhang  der 
Roma  antica  von  1 704  gemeint  ist  —  verzeichnet  Cicognara  in 
seinem  Catalogo  ragionato  dei  libri  d'arte  e  d'antichitä  unter 
Nr.  3896.  Er  führt  den  Titel:  Flaminio  Vacca,  Memorie  di  varie 
antichitä  trovate  in  diversi  luoghi  dell'  alma  cittä  di  Roma  nell' 
anno  1594.    Roma  1704  in  4. 

An  die  Bearbeitung  Andraoli's  von  1704,  die  mir  nur  aus 
dem  Abdruck  Nibby's  von  1818  bekannt  ist,  haben  sich  die 
späteren  Herausgeber  mehr  oder  weniger  genau  angeschlossen. 
Sie  ist  in  die  Borna  antica  von  1741  mit  nur  geringen  Abände- 
rungen herübergenommen ,  auf  welche  Venuti  in  der  Vorrede 
(p.  xi)  mit  den  Worten  aufmerksam  macht,  der  Abdruck  sei  in 
qualche  parte  mancante,  essendo  State  alcune  cose  tralasciate  a 


1)  Nur  die  erste  und  vierte  Ausgabe  ist  mir  zur  Hand.  Über  das  Ver- 
hältniß  der  verschiedenen  Ausgaben  zu  einander  vgl.  die  ediz.  quarta  I 
p.  Ulf.  Auf  einem  Druckfehler  beruht  die  Angabe  bei  Jordan  Topogr.  I,  \ 
§  3  Anm.  26,  daß  Vacca's  Memorie  zuerst  1794  erschienen  seien. 


49     

bella  posta.  Auch  Fea  legt  seiner  Publikation  der  Vacca'schen 
Berichte  die  Redaktion  Andraoli's,  wie  es  scheint  nach  Venuti's 
Abdruck,  zu  Grunde,  jedoch  unter  Hinzuziehung  zweier,  weiter 
unten  zu  besprechender  Handschriften ,  mit  deren  Hülfe  ein 
ziemlicher  Theil  der  bisherigen  Lücken  des  Textes  ausgefüllt 
wird.  Dankenswerth  ist  besonders  die  Erweiterung  des  Schlusses 
durch  vier  Nummern ,  die  in  den  früheren  Ausgaben  ganz  aus- 
gelassen waren.  Im  Allgemeinen  ist  der  Text  bei  Fea  der  Ori- 
ginalfassung mehr  angenähert,  wenn  er  auch  noch  immer  in 
arger  Verstümmelung  erscheint.  Man  vergleiche  z.  B.  mem.35 
in  der  Ausgabe  Fea's  mit  dem  am  Schluß  dieser  Mittheilungen 
aus  den  Handschriften  wiedergegebenen  Texte,  ferner  mem.  59. 
60(beiFea=61  des  MS).  68(69).  81  (82).  101  (102).  103(104). 
106  (107)  f.  In  der  Notiz  über  die  Provenienz  des  capitolinischen 
Stadtplans  (mem.  1)  haben  die  Handschriften  und  darnach  die 
früheren  Ausgaben  d  i  e  t  ro  alla  Chiesa  de  SS.  Cosmo  e  Damiano, 
womit  die  Angaben  bei  Panvinio  (vgl.  Jordan,  Monatsberichte 
der  berliner  Acad.  1867  p.  529)  übereinstimmen.  Nur  Fea  setzt 
dafür  dentro  alla  chiesa  etc.,  wohl  nach  der  falschen  Notiz  bei 
Gamucci,  Antich.  di  Roma  I  p.36  (R.  1580),  die  in  der  Anmer- 
kung citirt  wird.  Selbst  in  der  Wiedergabe  der  Eigennamen 
ist  Fea's  Bedaktion  nicht  immer  zuverlässig,  wie  die  Vergleichung 
der  Handschriften  BN  's.  unten)  ergeben  hat.  So  lautet  der  Name 
Metello  Vari  (BN)  in  mem.  75  (76)  bei  Fea  und  den  Früheren 
Metello  Vaci.  Aus  Alberino  (BN  und  Nardini)  in  mem.  34  macht 
Fea:  Albertini ,  während  er  in  mem.  63  (64)  die  richtige  Form 
bringt.  Statt  Sisto  IV  (BN  und  Nardini)  in  mem.35  am  Anfang 
setzt  er  Sisto  V.  In  mem.  89  (90)  ist  die  Bede  von  einem  Bau- 
meister, dessen  Namen  die  Handschriften  BN  in  der  Form  Oratio 
Marij  geben,  welche  auch  die  noch  zu  erwähnende  Übersetzung 
Montfaucon's  beibehalten  hat.  In  den  späteren  Ausgaben  er- 
scheint derselbe  Name  in  mannigfacher  Umbildung,  Venuti(1741) 
hat  Orazio  Maj ,  Fea  setzt  dafür  mit  leichter  Änderung  Orazio 
Maii  und  bei  Nibby-Nardini  findet  sich  sogar  Ottavio  Maj. 

Noch  vor  dem  Erscheinen  dieser  italienischen  Publikationen 
war  Vacca's  Schrift  durch  die  lateinische  Übersetzung  Montfau- 
con's in  dessen  Diarium  italicum  (Par.  1702  p.  105 ff.)  weiteren 
Kreisen  bekannt  geworden.  Sie  reicht  mit  Übergehung  von  zwei 
Nummern  (mem.  88  und  110)  bis  mem.  121  (  =  Fea  120),  zählt 
1881.  4 


50 

also  am  Schluß  fünf  Nummern  weniger  als  Fea's  Ausgabe.  Die 
Übersetzung  schließt  sich  im  Allgemeinen  ziemlich  eng  an  die 
handschriftliche  Fassung  an ,  doch  fehlt  es  nicht  an  Versehen 
und  Ungenauigkeiten,  die  oft  weniger  der  Übertragung,  als  dem 
ungelenken  Ausdruck  des  Originals  zur  Last  fallen.  Die  ein- 
zelnen Abschnitte  sind  hier  nicht  numerirt,  sondern  je  nachdem 
Inhalt  in  veränderter  Reihenfolge  in  den  beschreibenden  Text 
eingeschoben.  Nur  der  Vollständigkeit  halber  sei  zum  Schluß 
der  tabellenartige  Auszug  aus  Vacca  bei  Glarac,  Musee  de  sculp- 
ture  III  p.ccxvn  angeführt,  der  in  dieser  verkürzten  Form  so 
gut  wie  werthlos  ist. 

Die  Mängel  der  aufgezählten  Ausgaben  erklären  sich,  wie 
erwähnt,  meist  aus  dem  Umstände,  daß  die  Herausgeber  be- 
müht waren  die  wirklichen  oder  vermeintlichen  Versehen  Vac- 
ca's  zu  corrigiren  und  seine  unbehülfliche  Schreibweise  zu  ver- 
bessern ,  ein  Verfahren ,  bei  dem  der  Inhalt  in  bedenklicher 
Weise  gefährdet  wurde.  Dem  gegenüber  konnte  die  Aufgabe 
einer  neuen  Publikation  nur  die  sein ,  die  Originalfassung  auf 
Grund  der  handschriftlichen  Überlieferung  mit  möglichster  Treue 
wiederzugeben.  Es  spricht  für  den  Werth,  den  man  dem  Vac- 
ca'schen  Traktat  frühzeitig  beigelegt  hat,  daß  er  in  Abschriften 
von  Hand  zu  Hand  ging  und  benutzt  wurde,  noch  ehe  er  durch 
den  Druck  allgemeine  Verbreitung  fand.  Daher  war  Montfaucon 
im  Irrthum,  wenn  er  es  sich  als  Verdienst  anrechnete  diese  Be- 
richte aus  hundertjähriger  Vergessenheit  hervorgezogen  zu  haben, 
hatten  doch  außer  Martinelli  schon  Fabretti  u.  A.  von  ihnen  Ge- 
brauch gemacht.  Von  mehreren  Handschriften ,  wie  von  der  bei 
Pietro  Santi  Bartoli ,  später  bei  seinen  Erben  befindlichen  (Fico- 
roni ,  Osserv.  sopra  il  diario  ital.  p.  3)  ist  der  Verbleib  nicht 
mehr  nachzuweisen.  Fea  (Mise.  I  p.  12)  kannte  verschiedene  Ab- 
schriften und  führt  zwei  davon  genauer  an,  die  eine,  weiter 
unten  zu  besprechende  in  der  Biblioteca  Casanatense  und  eine 
zweite ,  welche  sich  zu  seiner  Zeit  im  Besitz  des  Cardinais  Ze- 
lada  befand.  Diese  letztere  Handschrift  ist  möglicherweise  mit 
der  in  der  vaticanischen  Bibliothek  aufbewahrten  identisch,  da 
ein  Theil  der  Bücher  des  Cardinais  nach  dessen  Tode  der  Vati- 
cana  und  zwar  der  Bibliothek  Chiaramonti  einverleibt  worden 
ist  (Blume,  Her  ital.  III,  226).  Eine  in  Verona  befindliche  Ab- 
schrift kenne  ich  nur  aus  der  Anführung  bei  Blume,  Bibl.  libr. 


51      

manuscr.  ital.  p.  29,  6.  Die  erwähnte  Copie  der  Vaticana  ist 
neuerdings  von  Forcella  in  dessen  Gatalogo  dei  manoscritti  della 
Bibl.  Vaticana  I  p.  127  Nr.  352 — 7775  genauer  beschrieben  wor- 
den. Sie  besteht  aus  43  unnumerirten  Blättern,  denen  vier 
Blätter  mit  einem  Ortsregister  der  Funde  vorangehen ,  und 
stammt  nach  Forcella  aus  dem  Ende  des  16.  oder  Beginn  des 
47.  Jahrhunderts.  Für  den  nachfolgenden  Textabdruck  konnten 
zwei  Abschriften  benutzt  werden,  die  ihrem  Werthe  nach  nicht 
wesentlich  von  einander  verschieden  sind ,  aber  eine  sichere 
Feststellung  der  Originalfassung  ermöglichen. 

Die  eine  von  ihnen,  welche  ich  mit  B  bezeichne,  findet  sich 
in  einem  Sammelbande  der  Biblioteca  Casanatense  in  Bom  (Mis- 
cellanea  MSS.  X.  V.  24  fol.  346)  und  gehört  nach  den  Schrift- 
zügen noch  der  ersten  Hälfte  des  1  7.  Jahrhunderts  an.  Im  Index 
wird  als  Inhalt  angegeben:  Flamminio  Vacca,  Bicordi  di  anti- 
chitä  romane  und  vor  dem  Text  ist  am  Band  nachträglich  hin- 
zugefügt :  Nota  di  un  architetto  delle  antichitä  ritrouate  et  da 
ritrouarsi  sotto  terra  nella  cittä  di  Borna.  Darauf  folgt  das  Wid- 
mungsschreiben an  Anastasio  Simonetti  und  die  einzelnen  fort- 
laufend numerirten  Notizen,  welche  bei  Nr.  125  mit  den 
Worten  schließen  —  mä  era  fattura  di  mano  mediocre  e  bassa. 
Per  hora  non  tengo  altro'  se  succederä  Tauuisaro  di  quanto  Poe- 
casione  ci  porgerä. 

Die  zweite  Abschrift  (Ni  hat  mit  anderen  Papieren  des  Cas- 
siano  Dal  Pozzo  ihren  Weg  in  die  Nationalbibliothek  zu  Neapel 
gefunden.  Sie  ist  mit  verschiedenen  Notizen  über  antike  Bild- 
werke, Entwürfen  zu  literarischen  Arbeiten,  Verzeichnissen  und 
Traktaten  —  darunter  die  von  Lumbroso  in  den  Miscellanea  di 
storia  ital.  XV  p.  175 ff.  veröffentlichten  Notizie  di  diverse  anti- 
caglie  — in  einen  Sammelband  (Cod.  V.  E.  10)  vereinigt  worden. 
Als  Titel  wird  vorausgeschickt :  Notitie  di  antichitä  diuerse  di 
Flaminio  Vacca  scultore  in  Borna  date  ä  Simonetto  Anastasij  Pe- 
rugino.  Der  wie  in  B  fortlaufend  numerirte  Text  reicht  nur 
bis  Nr.  1 22  und  schließt  mit  den  Worten  —  doue  nel  mezo  era 
la  Colonna  Istoriata.  Altro  non  succede  per  adesso,  l'auisarö  poi 
quanto  la  Madonna  occasione  ne  porgerä. 

Was  den  Text  angeht,  so  sind  die  Abweichungen  in  B  und 
N  ziemlich  geringfügig.  Siebetreffen  meist  Äusserlichkeiten  der 
Schreibweise  und  der  Wortstellung,  doch  geht  schon  aus  dem 

4  * 


52     

ungleichen,  in  N  stärker  verkürzten  Schluß  und  aus  der  zum 
Theil  verschiedenen  Numerirung  hervor,  daß  die  eine  Ab- 
schrift nicht  von  der  anderen  abhängen  kann.  Von  den  Über- 
schriften ist  die  in  R  vor  dem  Text  von  späterer  Hand  beige- 
fügte ,  welche  den  Verfasser  irriger  Weise  einen  Architekten 
nennt,  offenbar  die  Randbemerkung  eines  kenntnißlosen  Kata- 
logisators, der  im  Index  wiederum  einen  anderen  Titel  gewählt 
hat.  Ebenso  ist  die  Überschrift  in  N  vom  Abschreiber  willkühr- 
lich  erfunden.  Daß  der  Traktat  als  nicht  zum  Druck  bestimmt 
gar  keinen  besonderen  Titel  führte ,  läßt  sich  aus  dem  ganzen 
Charakter  desselben  ebenso  deutlich ,  wie  aus  der  Fassung  der 
Widmung  entnehmen  und  wird  durch  die  vaticanische,  mit  kei- 
nem Titel  versehene  Abschrift  bestätigt.  In  den  Ausgaben  ist 
seit  Venuti  und  Nardini  eine  gemeinsame  Bezeichnung,  Memorie 
di  varie  antichitä  trovate  in  diversi  luoghi  della  cittä  di  Roma, 
üblich  geworden.  In  Bezug  auf  die  Sorgfalt  der  Abschrift  ist 
die  römische  Gopie  der  neapler  überlegen.  Sie  giebt  die  unbe- 
hülfliche  Orthographie,  die  Provinzialismen,  die  sprachlichen 
Versehen  meist  unverändert  wieder  und  scheint  nur  hin  und 
wieder  kleine  Nachbesserungen  und  Flüchtigkeitsfehler  zu  ent- 
halten. Dagegen  tritt  in  N ,  wenn  auch  nicht  streng  durchge- 
führt, das  Streben  hervor  die  älteren  und  die  volkstümlichen 
Wortformen  zu  beseitigen  und  die  orthographischen  und  son- 
stigen Versehen  möglichst  auszugleichen.  Zahlwörter  wie  doi, 
disdotto ,  vinti ,  Verbalformen  wie  sarebbono ,  fusse ,  occise, 
hauemo ,  trouorno  u.  a.  m.  sind  in  R  gewissenhaft  beibehalten, 
in  N  meist  durch  jüngere  und  schriftmäßige  Formen  ersetzt. 
Dagegen  ist  N  mit  größerem  Verständniß  abgeschrieben  und 
fast  ganz  frei  von  den  Fehlern  und  Auslassungen ,  die  der  ge- 
dankenlos abschreibende  Gopist  von  R  gelegentlich  (cf.  49  Cibele 
unita  statt  torrita,  54  fine  statt  fiore  u.a.)  begangen  hat.  Dem 
nachfolgenden  Textabdruck  ist  daher  die  römische  Abschrift  zu 
Grunde  gelegt  worden,  doch  so,  daß  deren  Mängel  durch  be- 
ständige Vergleichung  der  neapler  Handschrift  verbessert  wur- 
den. Unter  dem  Text  sind  nur  diejenigen  Varianten  abgedruckt, 
die  von  gegenständlichem  Interesse  sind,  die  andern,  soweit  sie 
lediglich  die  Rerichtigung  der  mangelhaften  Orthographie,  Satz- 
verstellung oder  ähnliche  Veränderungen  des  Abschreibers  be- 
treffen ,   dagegen  weggelassen  worden.     Auch  in  der  Numeri- 


53 

rang  der  einzelnen  Abschnitte  ist  diejenige  von  R  angenommen, 
wo  mem.  19  und  20,  die  in  N  als  eine  Nummer  zusammenge- 
faßt sind,  auseinander  gehalten  werden.  Übrigens  weicht  auch 
die  Zählung  bei  Nardini-Nibby  und  Fea  von  der  der  römischen 
Handschrift  insofern  ab,  als  hier  Abschnitt  64,  der  nach  Inhalt 
und  Eingangsworten  für  sich  zu  nehmen  ist,  mit  zu  Nr. 60  ge- 
rechnet  wird. 

Um  den  richtigen  Standpunkt  für  die  Beurtheilung  des 
Traktats  zu  gewinnen,  darf  man  die  Lebensstellung  des  Verfas- 
sers, sein  Wissen  und  Können  nicht  außer  Augen  lassen.  Fla- 
minio  Vacca  1538 — 1600)  ist  kein  Gelehrter  von  Beruf  und 
nicht  einmal  im  Besitz  der  Kenntnisse,  die  sich  manche  schrift- 
stellernde  Dilettanten  seiner  Zeit  aus  abgeleiteten  Quellen  an- 
geeignet haben.  Nicht  die  Feder ,  sondern  der  Meisel  ist  sein 
Werkzeug ,  aber  auch  als  Bildhauer  erscheint  er  nicht  in  den 
Reihen  der  namhaften  Meister,  sondern  kann  nur  zu  den  durch 
Fleiß  sich  über  das  Handwerk  erhebenden  Talenten  gerechnet 
werden,  an  denen  damals  in  Rom  kein  Mangel  war.  Über  sein 
Leben  und  seine  Wirksamkeit  hat  Baglione,  Vite  de'  pittori  etc. 
p .  7 1  f .  einige  genauere  Angaben  zusammengestellt,  kürzere  No- 
tizen finden  sich  in  Nagler's  allgemeinem  Künstlerlexicon,  auch 
in  dem  Traktat  selbst  wird  gelegentlich  auf  die  persönlichen 
Verhältnisse  des  Verfassers  Bezug  genommen.  Seinen  Lehrer 
Vincenzo  de'  Rossi  nennt  Vacca  verschiedene  Male  (mem.  19.  65. 
71)  und  auf  seine  eigene  Thätigkeit,  seine  Beziehungen  zu  rö- 
mischen Prälaten,  besonders  zu  dem  Cardinal  Ferdinando  de' 
Medici ,  dem  nachmaligen  Großherzog  von  Toscana ,  kommt  er 
wiederholt  zu  sprechen.  Für  den  letzteren  arbeitete  er  einen 
kolossalen  Löwen  aus  Marmor  als  Gegenstück  zu  einem  antiken 
Löwenbild ,  ein  leidlich  correctes ,  von  technischer  Routine 
zeugendes  Werk,  das  mit  den  Kunstschätzen  der  Villa  Me- 
dici nach  Florenz  übertragen  wurde  und  jetzt  vor  der  Loggia 
de'  Lanzi  aufgestellt  ist  (mem. 65.  76;  vgl.  Dütschke,  Uffizien 
Nr.  565).  Auch  in  verschiedenen  Kirchen  Roms  (S.  Maria  Mag- 
giore,  Chiesa  Nuova ,  Gesü  sind  Statuen  von  seiner  Hand  zu 
sehen.  An  der  statuarischen  Ausschmückung  öffentlicher  Plätze, 
wie  der  Piazza  Navona.  war  er  betheiligt.  Aber  die  Anzahl  sei- 
ner selbständigen  Schöpfungen  ist  nicht  bedeutend ,  weil  er  — 


— _     54     — 

was  auch  seine  Grabinschrift  im  Pantheon  *)  als  wesentlichen 
Charakterzug  hervorhebt  —  aus  übergroßer  Gewissenhaftigkeit 
nur  langsam  arbeitete  und  sich  im  Ausfeilen  seiner  Werke  nie 
genug  thun  konnte. 

Mehr  als  diese   Seile   seiner  Thätigkeit    tritt  daher  eine 
andere  hervor,  die  für  den  Künstler  befriedigender  und  ein- 
traglicher zugleich  war.    Mit  vielen  Bildhauern  jener  Zeit  theilte 
Vacca  das  lebhafte  Interesse  für  die  Ruinen  seiner  Vaterstadt, 
für  die  Ausgrabungen  und  die    Bildwerke ,    die    sie    neu  zu 
Tage  förderten.    Seine  Erfahrungen  ,  seine  technischen  Kennt- 
nisse wußte  er  hierbei  geschickt  zu  verwerthen  und  sich  den 
römischen  Großen  als  geeigneter  Restaurator,  als  Vermittler  für 
Antikenankäufe  und  ähnliche  Unternehmungen  zu  empfehlen. 
Nicht  blos  für  den  erwähnten  Cardinal  Medici,   auch  für  andere 
Sammler,  unter  denen  Girolamo  Garimberli,  Bischof  von  Gal- 
lese (~  1575)  der  bedeutendste  war,   ist  er  in  dieser  Beziehung 
thätig  gewesen.    Auf  seine  Restaurationen  wird  in  dem  Traktat 
gelegentlich  (mem.  4.  42)  hingewiesen.  So  war  er  auch  mit  Pietro 
Paolo  Olivieri  und  Lionardo  Sormani  bei  der  Wiederherstellung 
der  Colosse  auf  Monte  Cavallo  beschäftigt2).    Daß  er  selbst  An- 
tiken besaß,   wird  mehrfach  erwähnt  (mem. 77.  104  f.  74)  und 
wenn  einmal  (mem.  28)  berichtet  wird;  er  habe  den  Rest  der  zu 
seiner  Zeit  ausgegrabenen  Fragmente  des  sog.  Claudiusbogens, 
deren  größerer  Theil  in  die  Sammlung  Cesarini  übergegangen 
war,   an  sich  gebracht,  so  läßt  sich  auch  daraus  auf  seine  Be- 
theiligung an  dem  so  einträglichen  Antikenhandel  schließen.  In 
dieser  Thätigkeit  war  Vacca  mit  den  Monumenten  Roms ,    mit 
den  Ausgrabungen  und  nauen  Funden  eng  vertraut  geworden, 
er  hatte  nicht  blos  von  den  öffentlichen,  sondern  auch  von  man- 
chen privaten  Unternehmungen  genauere  Kenntniß  gewonnen 
und  war  über  die  Schicksale  der  damals  in  den  Handel  gekom- 
menen Antiken  vielleicht  besser  unterrichtet ,   als  irgend  einer 

1)  Sie  befindet  sich  in  der  ersten  Kapelle  zur  Linken  des  Eintretenden 
und  bezieht  sich  ohne  Zweifel  auf  die  früher  im  Pantheon  aufgestellte,  jetzt 
in  die  capitolinischen  Sammlungen  übertragene  Büste  des  Künstlers.  Ihr 
Wortlaut  ist :  DOM 

FLAMINIO  VACC/E 

SCVLPTORI   ROMANO 

QVI   IN  OPERIPVS   QV/E   FECIT 

NVSQVAM  SIBI  SATISFECIT 

-1    Ar  eh.  di  Stato,  Roma.  Tesor.  Pontif.  Dep.  Gen.  1588 — 89  fol.83. 


55 

seiner  Zeitgenossen.  Wir  können  daher  dem  peruginer  Gelehr- 
ten Anastasio  Simonetti  nur  Dank  wissen,  daß  er  den  römischen 
Bildhauer  veranlaßte  aus  seinen  Erinnerungen  die  noch  erhal- 
tenen Berichte  aufzuzeichnen  ,  um  so  mehr  als  andere  Angaben 
über  diese  Funde  nur  ganz  vereinzelt  erhalten  sind.  Mag  man 
auch  die  mangelhafte  Bildung  Vacca's,  seine  dürftige  und  unzu- 
längliche Beschreibungssveise,  die  zahlreichen  Gedächtnißfehler 
uud  andere  Mängel  beklagen,  so  ist  doch  an  der  aufrichtigen 
Gewissenhaftigkeit  des  Verfassers  nicht  zu  zweifeln,  welche  aus 
seinen  Worten  ebensosehr  hervorleuchtet ,  als  sie  die  Ausfüh- 
rung seiner  plastischen  Erzeugnisse  charakterisirt.  Diesen  Grund- 
zug seines  Wesens  meint  man  auch  in  der  von  dem  Künstler 
selbst  gefertigten  Porträtbüste1)  wiederzufinden ,  die  einst  im 
Panlheon  verwahrt,  jetzt  in  der  Protomoteca  des  Capitols  zwi- 
schen die  Bildnisse  des  Marc  Anton  und  des  Caravaggio  gestellt 
ist.  Es  ist  ein  kleiner,  nicht  bedeutender  Kopf  mit  spärlichem 
Vollbart,  die  verkniffenen  Züge  nicht  ohne  Intelligenz,  doch 
etwas  verkümmert,  so  daß  sich  die  Noth  äußerlich  beschränkter 
Verhältnisse  auch  in  dem  geistigen  Ausdruck  wiederspiegelt. 

Kaum  würden  die  Bildhauerarbeiten  Vacca's  seinen  Namen 
auf  die  Gegenwart  gebracht  haben.  Wenn  er  noch  heute  nicht 
vergessen  ist.  so  dankt  er  es  mehr  den  schlichten  Aufzeichnun- 
gen, die  er  1594.  wenige  Jahre  vor  seinem  Tode,  niederschrieb. 
Sie  sind  trotz  aller  Mängel  von  nicht  geringem  Werth,  weil  sie 
eine  wesentliche  Lücke  in  den  schriftlichen  Nachrichten  über 
römische  Monumente  ausfüllen.  Von  dem  Denkmälervorrath  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  geben  die  Verzeichnisse  Aldrovandi's 
und  die  noch  so  wenig  ausgenutzten  Zeichnungensammlungen 
in  Berlin,  Coburg,  Rom  u.  a.  genauere  Kunde.  In  die  folgenden 
Dezennien  führen  die  Abbildungswerke  des  Cavallieri,  Vaccari, 
Francino  und  ihrer  Nachfolger,  wenn  die  Publikationen  auchtheil- 
weise  ziemlich  verspätet  erschienen  sind.  Ungefähr  in  «die  Mitte 
des  17.  Jahrhunderts  fallen  dann  die  umfassenden  Sammlungen 
des  Cassiano  Dal  Pozzo  und  von  hier  an  fließen  die  Quellen  im- 
mer reichlicher.  Für  das  Ende  des  1 6.  Jahrhunderts  aber  geben 
die  Berichte  Vacca's  allein  ausführlichere  Auskunft.  Ihr  Werth 
wird  umsomehr  hervortreten ,  je  vollständiger  das  zerstreute 
Material  der  übrigen  Fundangaben  sich  sammeln  lassen  wird. 


1)  Eine  Abbildung  giebt  Righetti ,  Descriz.  del  Campidoglio  II  tv.  351. 


\_Notitie  d'antichitä  diuerse 

di 

Flaminio  Vacca  scultore 

in  Roma 

date  ä  Simonetto  Anastasij  Perugino. 


AI  Molto  Magniüco  Signore 
Simonetto  Anastasij 

mio  Padrone  honorando. 

Essendo  uenuto  all'  orecchio ,  che  V.  S.  si  uä  consumando 
5  intoruo  ad  un  nobile  trattato  sopra  le  antichitä  di  Roma,  m'e 
parso  dunque  per  1'  infiniti  oblighi,  che  le  tengo,  farle  cosa  grata 
mandarle  questo  stracciafoglio ,  nel  quäle  saranno  notate  tutte 
quelle  antichitä ,  che  da  mia  pueritia  sino  all1  etä  di  cinquanta 
sei  anni  me  ricordo  hauer  uiste,  et  sentite  dire,  in  diuersi  luoghi 
lo  di  Roma  essersi  scoperte :  accettarä  dunque  V.  S.  la  sinceritä 
dell'  aniino  mio,  et  non  si  sdegni,  se  io  porto  legne  al  bosco;  con 
questo  le  bacio  le  mano. 

Di  Roma  in  primo  Nouembre  1594. 

Di  V.  S.  Molto  Magnifica 

15  Aff.mo  Serv.re 

Flaminio  Vacca. 


1 .  Me  ricordo  dietro  alla  Chiesa  de  SS.  Cosmo  e  Damiano 
vederui  cauare,  e  fü  trouata  la  pianta  di  Roma  profilata  in  mar- 
mo,  e  detta  pianta  seruiua  per  incrostatura  del  muro,  certa  cosa 
e,  che  detto  tempio  fusse  edificato  ad  honore  di  Romolo  e  Re- 
molo  edificatori  di  Roma,  et  al  presente  detta  pianta  si  ritroua  5 
neu1  antiquiario  del  Cardinale  Farnese. 

2.  Doue  e  hosgi  la  chiesa  di  Santa  Maria  Liberaci  dalle 
pene  dell'  inferno,  ui  fü  trouato  ä  tempo  mio  un  Curtio  a  cauallo 
scolpito  in  marmo  di  mezzo  rilieuo,   quäle  precipitaua  nella  uo- 
raggine,  et  hoggi  si  ritroua  murato  in  Campidoglio  nell'  ingresso  lo 
del  Pallazzo  de  Conseruatori. 

3.  Intesi  dire,  che  l'  Hercole  di  bronzo  che  hoggi  si  ritroua 
nella  sala  di  Campidoglio  fü  trouato  nel  foro  romano  appresso 
all1  arco  di  Settimio.  Vi  fü  trouato  anco  la  lupa  di  bronzo,  che 
allatta  Romulo  e  Remulo,  e  stä  nella  loggia  de  Conseruatori.  15 

4.  Me  ricordo  nel  cimetterio  della  Consolatione  ui  fü  tro- 
uata una  statua  ä  giacere  di  marmo  grande  di  naturale  uestita 
alla  consolare,  dimostraua  con  un  braccio  coprirsi  la  testa,  fü 
opinione  commune ,  che  fusse  Cesare ,  et  il  Signor  Ferrante  de 
Torres,  ä  quel  tempo  agente  del  V.  Re  di  Napoli  D.  Perafa  de  20 
Riuiera,  la  comprö,  e  uolse,  che  io  li  facessi  la  testa  per  ritratto 

di  Cesare  quando  Brutto  1'  occise,  e  detta  statua  fü  transportata 
in  Sicilia. 

5.  Ancorche  V.  S.  si  ricordi ,  che  nel  Cerchio  Massimo  si 
sono  trouate  due  Guglie,  quella  'che  Sisto  V.  ha  drizzata  nella  25 
Piazza  Lateranense ,  l1  altra  nella  Piazza  di  Santa  Maria  del  Po- 
polo,  nondimeno  e  bene  farne  mentione,  come  cose  notabili ;  et 
quelli  gran  condotli  di  piombo ,  e  le  uolte  che  erano  intorno  al 
detto  cerchio  ricettacolo  delle  barche,  nelle  quali  ui  hö  visto  al- 
cune  rotture  nel  muro,  doue  stauano  anelli  di  metallo,  quali  30 


25   quella — dirizzata]  N,  quelli  che  sä  VS.  [Santitä  di  NS?]ha  driz- 
zata etc.  R. 


58     

F  antichi  se  ne  seruiuano  per  imbrigliare  le  bar  che;  essendo 
rubbati  ne  rimase  [parte]  li  in  margine  del  muro,  quali  hö  uisto. 
Si  trouö  ancora  una  gran  cloaca ,  quäle  smaltiua  1'  acque  che 
caminauano  uerso  il  Teuere;  non  e  dubio  alcuno,  si  sarebbono 
5  trouate  gran  cose,  raa  l'inondationi  dell'  acque  impedirono  Mat- 
teo  da  Castello,  che  ui  cauaua,  e  non  si  pote  ueder'  altro. 

6.  Li  nostri  antichi  moderni  misero  nome  al  detto  Cerchio, 
alli  Sciuolenti ,  perche  ui  erano  ancora  delli  scalini,  doue 
scendeuano  H  risguardanti ;  che  sciuolente  alla  Romana  riferisce 

10  scalino. 

7.  AI  tempo  di  Paolo  IV.  appresso  San  Vitale  fü  trouato  un 
tesoro  nella  uigna  del  Signor  Oratio  Muti,  e  lo  trouö  un  suo  uig- 
narolo,  gran  quantitä  di  medaglie  d'  oro,  e  gioie  di  ualore  e  si 
fuggi.     II  Signore  Oratio  andando  alla  uigna,  non  ui  trouando 

15  il  uignarolo,  cercandolo  per  la  uigna,  ritrouö  doue  il  tesoro  era 
stato  trouato,  e  trouandoui  alcuni  vasi  di  rame;  e  caldarozze 
rotte ;  cercando  in  quella  terra  ui  trouö  delle  medaglie  d'  oro, 
e   accortossi   dell'  inganno,    auisö  tutti   li   banchieri   et  orefici 
di  Roma,  se  alcuno  ui  capitasse  con  monete  d'  oro,  ö  gioie  con- 
20  forme  egli  li  haueua  informati,   lo  douessero  dare  in  mano  della 
corte;    occorse   che   in   quel  tempo  Michiel  Angelo  Ruonaroli 
mandö  un  suo  chiamato  Urbino  ä  cambiare  alcune  monete ,  che 
ä  quel  tempo  non  s'  usauano  piü;   rimasto  marauigliato  il  Ban- 
chiere ,  e  ricordatosi  del  successo  fece  opera  che  di  fatto  andö 
25  prigione  et  essendo  essaminato  disse  hauer  hauute  quelle  monete 
da  Michiel  Angelo  ;   ordinö  il  giudice,  che  fosse  carcerato  Michiel 
Angelo,  e  cosl  fü  fatto ;   et  giunto  1'  essaminorno ,   e  prima  li  di- 
mandö  come  si  chiamaua.  Rispose :  mi  fü  detto  che  mi  chiamauo 
Michiel  Angelo  delli  Buonaroti.    Di  che  paese  siete  uoi?    Dicono 
30  che  son  Fiorentino.   Conoscete  uoi  li  Muti?  Come  uolete  uoi  che 
io  conoschi  li  muti,  se  io  non  conosco  quelli  che  sanno  fauellare? 
Intanto  certi  Cardinali  hauendo  inteso  il  fatto,  subito  maudorno 
alcuni  gentilhuomini  al  giudice ,  che  lo  douesse  lasciare  e  lo  ri- 
menorno  a  casa  sua ,   et  1'  Urbino  rimase  prigione  per  alcuni 
35  giorni:   Et  il  Signor  Oratio  Muti  hebbe  sentore  che  il  vignarolo 
era  stato  uisto  inVenetia.   11  pouero  gentilhuomo  andö  äVenetia, 
e  trouö  che  il  vignaruolo  haueua  dato  le  gioie  et  medaglie  alla 
Signoria,   quäle  lo  haueua  fatto  cittadino  con  buona  entrata,  et 
il  Sig.  Oratio  dette  querela  alla  Signoria ;  mä  non  ne  cauö  altro, 


59 

se  non  che  gli  donorno  tanto  quanto  poteua  hauer  speso  nell' 
andare  e  tornare  da  Venetia  a  Roma.  Se  (jjuesto  raggionamento 
non  concerne  antichitä  lo  pigli  per  intewMfedio ;  e  miri  V.  S.  di 
gratia,  che  burla  fece  la  fortuna  al  fortunäto  Michiel  Angelo  nel 
fine  della  sua  uita.  5 

8.  Doue  al  presente  si  troua  la  chiesa  di  San  Lorenzo  in 
Panisperne,  ui  fü  trouato  sotto  una  gran  uolta  nota  una  statua 
grande  due  uolte  il  naturale  di  marmo  d'  im  Dio  Pane;  lo  trouö 
il  capitanio  GiouanGiacomo  daTerni;  e  sotto  il  monasterio  ui  fü 
trouata  una  stalua  di  Marte  alta  quindeci  palmi  di  marmo ;  il  10 
Cardinal  di  Ferrara  la  mandö  a  Tiuoli,  e  la  tiene  per  ornamento 
nel  suo  giardino ;  in  quel  medesimo  loco  ui  furono  trouate  ö 
scoperte  uolte  sopra  uolte  adornate  di  grotesche ,  et  altre  belle 
bizzarie. 

9.  Me  ricordo  intorno  alla  Colonna  Traiana  dalla   banda,  15 
doue  si  dice  Spoglia  Christo,  essersi  cauate  le  uestigie  d'  un' 
Arco  trionfale  con  molti  pezzi  d'  historia,   quali  sono  in  casa  del 
Signor  Prospero  Boccapadulo .  a  quel  tempo  Maestro  di  strada ; 

ui  era  anco  Traiano  a  cauallo,  che  passaua  un  fiume,  e  si  tro- 
uarono  alcuni  prigioni  simili  a  quelli ,  che  sono  sopra  all'  Arco,  20 
che  si  dice  di  Constantino  della  medesima  maniera ;  io  osseruai 
con  diligenza,  e  tengo  per  certo  esser  della  medesima  mano  del 
maestro,  che  fece  la  colonna,  e  credo  che  intorno  alla  colonna 
ui  fusse  un'  incolonnato  di  forma  quadrata,  et  ogni  faccia  ha- 
uesse il  suo  arco;  certa  cosa  e  che  1'  Arco  di  Constantino  e  stato  25 
transportato  perche  si  uide  nell1  imbasamento  le  scolture  molto 
goffe.  e  furono  fatte  al  tempo  di  Constantino  quando  la  scoltura 
era  persa.  Dico  esser  uno  delli  sudetti  quattro  archi.  E  che  sia 
il  uero,  le  scolture  di  sopra  sono  di  mano  del  maestro  della  Co- 
lonna; nell'  historia  ui  e  1'  effigie  di  Traiano,  le  historie  tornano  30 
al  proposito  di  Traiano,  e  non  e  da  far  marauiglia  se  lo  imbasa- 
mento fü  rifatto,  perche  come  piü  appresso'a  terra  senü  mag- 
gior  fuoco,  e  uolendolo  drizzare  a  Constantino,  bisognö  fare  tutte 
le  parti  da  basso,  et  seruirsi  di  quelli  goffi  maestri.  . 

10.  E  opinione  di  molti,  che  li  Giganti  di  Monte  Cauallo  35 
anticamente  stessero  inanzi  alla  porta  di  Casa  Aurea ,  e  poi  fus- 
sero  messi  da  Constantino  sopra  quelli  posamenti ,   di  doue  li 
leuö  Sisto  V.    Sopra  il  medesimo  posamento  ui  erano  due  Con- 
stantini  di  marmo,  che  Paolo  III.  transportö  in  Campidoglio,   et 


60 

hoggi  sono  per  ornamento  della  scala  dell'  Araceli  dalla  banda 
uerso  il  Palazzo  del  Senatore  nella  scala  fatta  a  cordoni;  e 
quando  Sisto  disfece  detti  posamenti,  io  osseruai ,  che  quelle 
pietre  uerso  il  muro  erano  lauorate,  et  uestigie  di  Nerone, 
5  perche  m'  accorsi  alla  modinatura  esser  le  medesime,  che  si 
ueggono  hoggi  nel  frontispicio ,  et  in  altre  pietre,  che  per  li 
tempi  adietro  mi  ricordo  cauarsi  in  quel  luogo. 

14.  Dell'  arco,  doue  si  dice  hoggi  di  Portugallo.  Tiene  tal 
nome,   perche  ui  habitaua  1'  Ambasciatore  di  Portugallo;   inanzi 

10  fü  chiamato  1'  Arco  delli  Retrofoli:  fü  chiamata  cosi  une  Ca- 
sata  nobilissima  di  Roma  padrona  del  detto  arco;  mä  io  credo 
che  il  detto  cognome  deriui  da  troffei ,  che  forse  nelF  historie 
erano  scolpiti ,  ma  1'  ignorante  uolgo  lo  chiami  cosi  1'  Arco  delli 
Retrofoli ,  in  cambio  di  Troffei,  et  al  tempo  mio  ui  si  cauö  certi 

15  pezzi  d'  historie,  et  ui  erano  certi  maginiferi  con  troffei  in  mano, 
e  sopra  questo  fondo  la  mia  opinione. 

4  2.  Cauandosi  inanzi  ai  SS1.1  Quattro  Coronati  in  certi  can- 
neti ,  scopersero  quantila  d'  Epitaffii ,  tra'  quali  senti  dire, 
che  ui  era  uno  di  Pontio  Pilato;   et  appresso  a  questo  loco  ui  era 

20  una  uigna  piena,  di  framenti  di  figure,  et  opere  di  quadro  aca- 
taste,  e  cauando  il  padrone ,  ui  scoperse  molte  calcare  fatte  da 
antichi  moderni,  et  credo  che  detti  framenti  fussero  iui  per  farne 
calce.  Fü  forse  al  tempo  di  quelli  Papi  per  estinguere  1'  Ido- 
latria. 

25  43.    Sotto  1'  hospidale  di  San  Giouanni  Laterano  ui  attra- 

uersa  un  fondamento  grossissimo  tutto  di  pezzi  di  bonissime 
figure,  ui  trouai  certi  ginocchi,  e  gomiti  di  maniera  greca,  pa- 
reua  tutta  la  maniera  del  Laocoonte  di  Beluedere,  ancora  si  po- 
trebbono  uedere.    Doue  uanno  tante  fatiche  de  poueri  scultori ! 

30  4  4.    Inanzi  a  San  Lorenzo  fuor  delle  mura ,   nella  uia  Pre- 

nestina  ui  era  una  fabrica  antica  moderna ,  fü  disfatta  per  far 
piazza  alla  Chiesa;  e  nelle  mura  e  fondamenti,  ui  furono  tro- 
uate  da  disdotto,  ö  uinti  teste,  tutti  ritratti  d'  imperatori;  e  V.  S. 
ne  uide  parte  nella  Galleria  di  Farnese  ,   et  in  molti  luoghi  mi 

35  ricordo  hauer  uiste  queste  straggi  dell'  antichita. 

15.  Alla  Porta  di  Roma  detta  San  Lorenzo  fuori  delle  mura, 
poco  lonlano  da  essa  dalla  banda  di  fuora  uidi  cauarui  molti  e 
molti  pili  di  marmo  et  di  granito ,  e  1'  uno  staua  poco  lontano 
dall'  altro  nel  loco  doue  furono  collocati  dal  pr-imo.    In  effetto 


61 

erano  sepolture ,  pochi  haueuano  inscrittione,  et  erano  sfondali 
ne  fianchi ,  ouero  rotti  li  coperchij  per  entrarui  dentro  a  cercar 
tesori,  ne  ui  fü  trouato  reliquia  dentro ;  et  perche  mal  lauorati, 
et  di  cattiua  modinatura  gotiea,  uö  pensando,  che  fusse  quando 
la  misera  Italia  era  regnata  da  loro ,  et  nie  ricordo  hauer  letto,  5 
che  dettero  gran  sconfitta  alla  detta  porta;  forse  erano  di  quelli 
capitanei  morti  in  quelli  assalti ,  e  uolsero  esser  sepolti  nell'  is- 
tesso  loco,  doue  morsero,  e  pareua  fossero  fatti  tutti  quasi  ad 
un  tempo;  e  de  detti  pili  ne  sono  due  a  piedi  di  Monte  Cauallo 
ä  canto  li  Capucini,  di  marmo  intagliati  molto  grandi;  un'  altro  10 
di  granito  nella  piazza  di  San  Marco  alla  Fontana ,  et  un'  altro 
nel  cortile  del  Cardinale  Farnese,  il  resto  sparso  per  Roma. 

16.  Nella  uia,  che  parte  dalli  Troffei  di  Mario,  et  ua  a 
Porta  Maggiore  ä  mano  mauca  nella  uigna  dell'  Aspra  ui  fü  tro- 
uata  una  strada  selciata,  ä  canto  ad  essa  molte  statue  di  marmo,  15 
e  ritratti  di  bronzo  de'  imperalori,  gran  quantita  di  uasi  di  rame 
con  medaglie  abbruggiate,  incrostature  de  mischij ;  et  a  quel 
tempo  il  padrone  della  uigna,  si  chiamaua  Francesco  d' As- 
pra, ritrouandosi  Tesoriere  di  Papa  Giulio  terzo,  ogni  cosa  mise 

in  mano  di  Sua  Santila,  da  cui  poi  [furono]  donate  ä  molti  pren-  20 
cipi.  Io  mi  ricordo  quando  si  cauorno. 

1 7.  Appresso  ä  detta  uigna  ui  e  un  tempio  antichissimo  di 
Caio  Lutio,  per  corrotto  vocabulo  hoggi  e  chiamato  Galluzzi; 
a  canto  ad  esso,  molt'  anni  dopoi ,  ui  furono  trouate  noue  statue 
maggiori  del  naturale:  una  Pomona  di  marmo  nero,  1'  erano  State  25 
tolte  la  testa,  e  le  mano  di  bronzo;  ui  era  un'  Esculapio,  un' 
Adone,  due  Lupercali  a  guisa  di  Bacchi,  una  Venere,  e  quel  bei 
Fauno,  ch'  e  nella  Galleria  di  Farnese  (che  giä  fü  mio),  un'  Her- 
cole,  et  un  Antinoo,  e  quel  che  piü  mi  piacque  ueder,  due  ac- 
cette ,  da  una  banda  faceua  testa ,  dall'  altra  haueua  il  taglio  ä  30 
guisa  d'  alabarda ,  la  stessa  testa  si  uedeua  espressa  nella  ma- 
cinatura  del  colpo  sopra  d'  esse  figure.  Io  fui  padrone  di  tulte 
due;  ne  donai  una  ä  Monsignore  Garimberto,  1'  altra  mi  fü  rub- 
bata  in  casa.  Credo  che  fussero  armi  de  Gotti,  del  taglio  se  ne 
seruissero  ne  gl'  affronti  ä  spaccar  targhe ,  la  testa  poi  per  roui-  35 
nare  le  antichita;  e  1'  istesse  immagini  io  1'  hö  uiste  nelle  rouine 
dell'  Arco  di  Claudio,  erano  maggiori  due  uolte  di  questo  schizzo, 
[e]  furono  trouate  con  1'  istesse  figure. 


27    Lupercali]  N.     Lupeuol  R. 


62     

18.  11  Cauallo  di  Campidoglio  di  bronzo  fü  trouato  in  una 
uigna  rincontro  alle  Scale  Sante  di  San  Giouanni  Laterano .  et 
stando  in  terra  molt'  anni ,  non  tenendosene  conto :  fü  creato 
Sisto  quarto  e  lo  drizzö  nella  Piazza  Lateranense  con  un  bei  pie  di 

5  stallo  di  marmo,  con  Ia  sua  arme',  et  epitaffio  co'I  suo  nome,  et 
ui  e  stato  sino  al  tempo  di  Paolo  terzo,  quäle  lo  condusse  in  Cam- 
pidoglio ,  e  feceli  fare  un  pie  di  stallo  da  Michiel  Angelo ;  fü 
guasto  un  pezzo  di  freggio,  et  architraue  di  Traiano,  perche  non 
si  rilrouaua  marmo  si  grande;  perche  detto  Cauallo  fü  tro- 
10  uato  nella  proprieta  del  Collegio  Lateranense,  per  questo  detto 
Collegio  pretendeua  esserne  padrone,  et  ancora  litigano  col  po- 
polo  Romano;  non  passa  anno,  che  non  faccino  atti  per  man- 
tenere  le  loro  giurisdittioni.  Tutto  questo  hö  inteso  dire. 

19.  Me  ricordo  da  pueritia  hauer  uista  una  bucha  come  una 
15  uoragine  sopra  la  Piazza  di  Campidoglio,   et  alcuni ,  che  ui  en- 

trauano  nell'  uscire  diceuano  esserui  una  femina  ä  cauallo  d'  un 
toro;  et  un  tempo  dopoi  ragionando  con  Messer  Vincenzo  de 
Rossi  mio  maestro ,  mi  disse  hauerui  sceso ,  e  uista  la  fauola  di 
Ioue,  et  Europa  di  marmo  di  basso  rilieuo  sopra  il  toro,  murata 

20  da  uno  de  lati  della  strada,  che  partiua  dal  Cerchio  di  Settimio, 
e  tagliaua  il  Monte  Tarpeo ,  et  riusciua  al  piano  di  Roma ,  doue 
hoggi  cominciano  le  scale  dell'  Aracelli ;  ma  s'  e  ripiena  non  e 
merauiglia,  per  le  gran  rouine  di  Campidoglio  V  hanno  ri- 
coperta. 

25  20.    Dietro  al  palazzo  del  Sig.  Giuliano  Cesarino  hö  uisto 

un  tempio  antico  di  forma  tonda  con  colonne  di  peperino;  credo 
fussero  coperte  di  stucchi;  ui  sono  ancora  gran  muraglie  di 
quadri  pur  di  peperino;  gran  edificio  mostra  certamente  esser 
stato;  ui  sono  molte  cantine ,  si  uede,  che  seguita  la  medesima 

30  fabbrica;  a  me  non  pare,  che  nessun  auttore  ne  faccia  mentione, 
forse  che  per  esser  tanto  ricoperta  dalle  case,  non  se  ne  sono 
auisti;  ma  sia  come  si  uoglia,  e  cosa  notabile. 

21.    La  piazza,   doue  habitano  li  Orfanelli ,  hoggi  si  dice 
Piazza  di  Prete ,   ma  mio  padre  mi  disse ,   che  si  chiamaua  di 

35  Pietre  per  la  gran  quantita  di  frammenti  antichi  che  prima  ui 
erano  stati  cauati:  mi  ricordo  uederui  cauare ,  furon  trouati  pie 
de  stalli  con  troffei,  et  prouincie  prigioni  di  mezzo  rilieuo,  et  al 
presente  ui  sono  toruati  a  cauare ,  et  ne  trouano  dell1  altri ,  et 
sono  Compagni  di  quelli,  cheV.S.  uidde  nell'  antiquiario  di  Far- 

40  nese. 


63 

22.  A  canto  al  Colisseo  uerso  San  Giouanni  e  Paolo ,  ui  e 
una  uigna :  me  ricordo  ui  fü  trouata  una  gran  platea  di  grossis- 
simi  quadri  di  trauertini  e  due  capitelli  Corinthij:  quando  Pio 
quarto  nelle  Terrae  Diocletiane  restaurö ,  et  dedicöle  alla  Ma- 
donna de  gl'  Angeli,  mancandoli  un  eapitello  nella  naue  princi-  5 
pale,  che  per  antichitä  ui  mancaua,-  ui  mise  uno  di  quelli;  et  ui 
fü  trouata  una  barca  di  marmo  da  40  palmi  lunga ,  et  una  fönte 
molto  adorna  di  marmi ,  et  credetemi,  che  haueua  hauuto  piü 
foco,  che  acqua;  et  anco  molti  condotti  di  piorabo.  Diceuano  es- 
sere  il  fine  di  casa  aurea,  di  poi  Tito  Vespasiano  ui  fabricö  il  10 
Colisseo. 

23.  Molti  anni  sono  mi  raccontaua  uno  scarpellino,  che  il 
padre  di  suo  padre,  quäle  fü  al  tempo  di  Sisto  quarto,  che  nelP 
Antoniana  haueua  uisto  una  isola  di  marmo  con  molti  pie  di 
fisure  attaccati  nelT  istessa  isola :  ui  era  ancora  una  barca  di  15 
marmo  con  figure  sopra,  mä  tutte  rouinate,  quäle  andaua  uerso 
quell'  isola  nauigando,  et  una  conca  di  granito ;  e  disse  il  uero, 
perche  Paolo  terzo  la  trouö,  ch'  hoggi  e  nel  suo  palazzo  restau- 
rata;  et  anco  la  conca  di  granito,  quäle  sta  nella  piazza,  et  1'  al- 
tra  conca  sua  corapagna  la  leuö  pur  dalT  Antoniana  Paolo  secondo  20 
e  la  messe  sopra  la  Piazza  di  San  Marco:  poi  il  Cardinale  Farnese 

la  condusse  sulla  sua  piazza  per  accompagnar  1'  altra ;  in  somma 
tutte  due  erano  nell'  Antoniana ,  mä  la  barca  non  s'  e  mai  tro- 
uata; fate  conto  che  hauendo  un  tempo  nauigalo  per  acqua. 
douette  poi  nauigar  per  fuoco  in  qualche  calcara.  Vi  furono  25 
trouati  ancora  li  doi  Hercoli ,  che  stanno  nel  Cortile  di  Farnese. 
II  Duca  Cosmo  ne  leuö  una  gran  colonna  di  granito ,  et  la  con- 
dusse in  Fiorenza,  sopra  la  Piazza  di  San  Lorenzo,  drizzata  con 
una  Vittoria  di  porfido,  in  memoria  della  vittoria  ottenuta  contro 
Pietro  Strozzi ;   et  in  quel  loco  gli  fü  data  la  noua.  30 

24.  A  Santi  Pietro  e  Marcellino  sotto  la  chiesa  ui  si  trouö 
gran  quantitä  di  pilastri  con  uolte  addosso  sotterrate  senza  lume, 
cosi  fabricate  da  gli  antichi.  Io  credo  che  fusse  Castrum  aquae. 
perche  da  quel  loco  ä  tempo  di  Sisto  quinto  ui  fece  una  sco- 
perla  di  grossa  muraglia  ,  fondata  sopra  quadri  di  trauertini,  e  35 
furono  leuati  in  seruitio  delle  sue  fabriche :  non  poteua  esser 
altro  che  un'  acquedotto ;  pigliaua  1'  acqua  dal  Castello  et 
andaua  uerso  il  Coliseo.  Vi  fü  trouato  un  idolo  di  marmo  poco 
minor  del  naturale,  staua  dritto,  con  piedi  e  mano  giunte.  et  un 


64     

serpe  lo  cerchiaua  da  piedi  sino  alla  bocca ;  era  uestito  di  sotti- 
lissimo  velo ;  haueua  al  collo  una  ghirlanda  di  fiori  di  granati ; 
et  non  molto  lontano  da  lui ,  una  Venere  grande  del  naturale, 
fingeua  uscir  del  bagno  con  un  Cupido  appresso ,  la  comprö  il 
5  Cardinale  Montalto. 

25.  Non  molto  lontano  dal  detto  loco,  nella  uigna  di  Fran- 
cesco da  Fabriano,  ui  furono  trouate  sette  statue  ignude  di  buona 
mano;  mä  li  antichi  moderni,  per  leuare  le  imagini  delle  an- 
tichitä ,  le  haueuano  in  molti  luoghi  scarpellate ,  e  con  la  loro 

10  ignoranza  haueuano  leuato  la  bella  e  gratiosa  maniera  antica. 
Vi  fü  trouato  ancora  molti  condotti  antichi  di  piombo,  e  di  terra 
cotta,  dimostrauano  pigliar  1'  acqua  dal  sudetto  Castello. 

26.  Nella  uia  canto  la  Minerua,  che  ua  all'  Arco  di  Cami- 
gliano,  sentij  dire  ä  mio  padre,  che  il  Teuere,  et  il  Nilo  di  Bel- 

15  uedere  furono  trouati  dentro  una  casa ,  nella  quäle  ui  e  depinto 
il  Nilo  di  chiaro  scuro  nella  facciata,  uolendo  forse  denotare,  che 
erano  stati  trouati  in  quel  loco. 

27.  Dietro  alla  sudetta  casa  ui  e  la  chiesa  di  San  Stefano 
del  Cacco ;  questo  nome  deriua  da  doi  leoni  di  basalto  pietra  di 

20  Numidia  di  color  negro,  quali  io  mi  ricordo,  che  stauano  inanzi 
alla  sudetta  chiesa ;  al  tempo  di  Pio  quarto  furono  transportati 
in  Campidoglio,  e  furono  messi  per  ornamento  al  principio  delle 
scale  fatte  ä  cordone ,  che  conducono  sopra  alla  piazza ;  e  pochi 
anni  sono  fü  cauato  sotto  detta  chiesa,  fü  scoperto  parte  d'  un 

25  tempio,  ancora  ui  erano  le  colonne  in  piedi  di  marmo  giallo,  mä 
quando  le  cauorno,  andorno  in  pezzi ,  tanto  erano  abbruggiate. 
Vi  trouorno  certi  pie  de  stalli ,  doue  li  antichi  sacrificauano ;  ui 
erano  scolpiti  certi  arieti  con  ornamenti  al  collo ,  che  soleuano 
usare  li  antichi ;   me  ricordo  hauerne  ueduti  in  piü  luochi ;   si 

30  trouano  hoggi  in  casa  del  Sig.  Oratio  Muti;  e  non  e  dubio,  che 
sotto  ä  detta  chiesa  ui  sono  gran  cose ,  mä  si  perdono  per  non 
mettere  la  chiesa  in  rouina. 

28.  La  Piazza  di  Sciarra  si  dice  cosi  dal  Signor  Sciarra 
Colonna ,  che  in  quel  loco  habitö.     Vi  furno  trouati  al  tempo  di 

35  Pio  quarto  li  framenti  dell'  arco  di  Claudio,  et  molti  pezzi  d'  hi- 
storie  col  ritratto  di  Claudio,  quali  furono  comprati  dal  Sig.  Gio. 
Giorgio  Cesarino,  hoggi  si  trouano  nel  suo  giardino  ä  San  Pietro 
in  Vincola.  Io  comprai  il  resto  di  detti  framenti,  furono  cento 
trentasei  carettate,  tutta  1'  opera  era  di  marmi  gentili,  solo  1'  im- 


65     

basamento  di  saligno  :  e  pochi  anni  sono  ui  era  sopra  ä  terra  in 
opera  im  pezzo  d'  historia .  quäl'  era  una  faccia  dell'  arco ;  fü 
leuata  ,  e  li  Romani  1'  hanno  murata  nel  piano  delle  scale .  che 
saliscono  sü  la  sala  di  Campidoglio. 

29.  Me  ricordo  haueruisto,  quando  si  faceua  il  condotto  5 
maestrale  delF  acque,  che  nuouamente  si  sono  condotte  in  Roma, 
una  strada  selciata ,  quäle  uiene  dalla  Porta  del  Popolo ,  e  uä 
dritta  alla  Piazza  di  San  Luigi ;  et  in  detta  Piazza  ui  furono  sco- 
perte  tre  ö  quattro  colonne ;  ä  me  paruero  compagne  di  quelle 
del  portico  della  Rotonda,  erano  di  granito  dell'  Elba;  et  poco  10 
lontano  in  Piazza  Madama.  sotto  la  casa  di  Reneinbene,  ui  furono 
trouati  gran  pilastri  di  trauertini ;  in  alcun  pilastro  ui  era  an- 
cora  qualche  residuo  delli  scalini,  doue  sedeuano  li  spettatori,  e 
faceuano  faccia  dentro  all'  Anfiteatro  ;   uedonsi  ancora  nelle  case 

di  quelli  caldarari  in  capo  ä  Nauona,   et  in  Santa  Agnesa ,   sotto  15 
al  pallazzo  del  prencipe  di  Massa ;   e  doue  e  hoggi  la  torre  de  gl' 
Orsini,  dicono  ui  fü  trouato  il  Pasquino;  secondo  me  ueniua  ad 
essere  in  capo  ä  detto  Anfiteatro ,  doue  si  faceuano  le  feste  ago- 
nali,  e  tenghi  ancora  il  nome  d'  Agone. 

30.  Sotto  la  casa  de  Galli ,  me  ricordo  uederui  cauare  un  20 
gran  pilo  di  marmo;  al  tempo  di  Gregorio  xiij.  fü  transportato  in 
Piazza  Nauona,  et  hoggi  serue  per  beueratore  de  caualli.  Vi  fu- 
rono trouati  ancora  certi  capitelli  scolpiti  con  targhe  e  troffei  e 
cimieri,  dauano  inditio ,  che  ui  fusse  qualche  tempio  dedicato  ä 
Marte ;  cosi  si  disse ;  ancora  detti  capitelli  sono  in  casa  de  detti  25 
Galli,  e  detta  casa  e  nella  uia  de  Leutarj  inanzi  al  pallazzo  della 
Cancellaria. 

31 .  Appresso  San  Tomasso  ui  e  un  uicolo,  che  ua  alla  Pace. 
AI  tempo  di  Gregorio  xiij.  me  ricordo  uederui  cauare  due  grosse 
colonne  di  marmo  giallo :  furono  segate  per  adornar  la  capella  30 
Gregoriana  in  San  Pietro. 

32.  Me  ricordo  al  tempo  di  Papa  Giulio  terzo  tra  la  Pace  e 
Santa  Maria  dell'  Anima,  ui  furono  cauati  alquanti  rocchi  di  co- 
lonne di  mischio  affricano  e  di  pietra  santa ;  erano  abbozzati  ad 
usauza  di  caua.  mai  stati  in  opera,  grossi  da  sette  palmi,  quali  35 
comprö  il  cardinale  di  Monte  pulciano:  e  si  uede ,  che  la  porta 
delF  Anima  e  tutta  di  pietra  santa ,  e  poi  ui  sono  due  pili  da 


34    pietra  santa]  R.     porta  santa  N. 
1881. 


66 

aqua  santa,  pure  di  mischio  nobilissimo;  credo  che  in  quel  loeo 
fondando  la  detta  chiesa  trouassero  detti  mischij ,  e  se  ne  ser- 
uissero. 

33.  Intesi  dire,  che  quando  Maestro  Antonio  da  San  Gallo, 
5  al  tempo  che  Paolo  terzo  era  cardinale .  hauendo  fondato  il  pal- 

lazzo  di  Farnese  e  tirato  buona  parte  del  cantone  uerso  San 
Girolamo,  detto  cantone  fece  un  gran  pelo;  il  cardinale  Farnese, 
che  faceua  la  spesa,  imputö  Maestro  Antonio  di  poco  accorto,  che 
li  uolse  fondare  su  la  creta ,  [senzal  usare  ogni  maestrale  dili- 

10  genza.  Restato  stupefatto  donde  procedesse  tal  disordine,  come 
ualent'  huonio  si  risolse  fare  una  grotta ,  et  entrö  sotto  al  detto 
cantone ,  non  stimando  spesa  di  sua  borsa ,  ne  fattica  alcuna  ■ 
finalmente  trouö  una  gran  cloaca  antica  fatta  nella  creta  di  gran 
larghezza,  si  partiua  da  Campo  di  Fiore  et  andaua  a  communicär 

15  col  Teuere.  Fidateui  poi  di  fondare  sopra  la  creta. 

34.  A  canto  la  chiesa  di  Santo  Eustachio,  appresso  alla 
Dogana.  nie  ricordo ,  che  sopra  terra  ui  erano  tre  piatti  di  gra- 
nito  dell'  Elija,  credo  fussero  trouati  in  quel  loco,  perche  li  ap- 
presso erano  le  Terme  di  Nerone .  et  simili  piatti  seruiuano  ä 

20  lauarsi ;  et  al  tempo  di  Pio  quarto  il  Magnifico  Signor  Rotilio 
Alberino  ne  dimandö  uno  piü  hello  intiero  a  Sua  Santitä;  es- 
sendoli  concesso  il  detto  Signore  lo  condusse  con  V  argano  fuor 
di  Porta  Portese  ad  una  sua  uigna ,  nella  quäle  ui  e  una  nobile 
peschiera ;    l1  altri  doi  erano  rotti .  ne  me  ricordo ,  che  se  ne 

25  fusse ;  erano  da  trenta  palmi  in  circa  di  diametro  ,  molto  ben 
lauorati,  e  con  gratiosa  modinatura. 

35.  Li  leoni  di  basallo  e  la  conca  di  porfido,  che  sino  al 
tempo  di  Sisto  quarto  sono  stati  inanti  al  portico  della  Rotonda, 
se  ben  mi  ricordo  hauer  letto  in  Appiano  Alessandrino,   che  al 

30  tempo  d'  Eugenio  quarto  fece  la  silicata  dalla  Ritonda  per  tutto 
Campo  Marzo,  all'  hora  trouö  uno  de  leoni,  e  la  conca,  et  un 
pezzo  di  testa  di  metallo,  ritratto  di  Marco  Agrippa,  una  zampa 
di  cauallo,  et  un  pezzo  di  rota  di  carro  ;  da  questi  si  ua  conget- 
turando,    che  sopra    il  frontespicio  del  portico  ui  fusse  Marco 

35  Agrippa  trionfante ,  sopra  un  carro  di  bronzo,  e  nell'  appenditia 
del  frontespicio  stessero  i  leoni,  e  nel  mezzo  la  conca  con  le  ce- 
neri  d'  esso.  AI  tempo  poi  di  demente  settimo,  ritrouandosi  ad 
esser  Maestro  di  Slrada  Ottauiano  della  Yalle.   uolendo  accomo- 


30    basilicataj  RX.  Montfaucon  Venuti  Nibby.     selciata  Fea. 


07      

dare  la  strada,  scoperse  li  dettileoni  e  conca,  ehe  uiV  altra  uolta 
s'  erano  ricoperti ;  feee  doi  piedi  alla  conca  con  la  sua  inscrit- 
tione,  et  i  leoni  li  solleuö  da  terra  sopra  due  tronchi  di  colonne  ; 
Sisto  quinto  ha  leuati  poi  li  detti  leoni,  et  messi  alla  Fönte  Feiice 
et  per  esser  sua  impresa,  la  quäle  stä  posta  nelle  Tenne  Diocle-  5 
tiane.  La  conca  e  rimasta  inanti  al  portico,  li  bronzi  al  tempo 
che  furono  trouati  da  Eugenio  quarto  li  douettero  fondere. 

36.  Me  ricordo,  fuor  di  Porta  San  Giouanni  un  miglio  passati 
li  acquedotti,  doue  si  dice  il  Monte  delGrano,  ui  era  un  gran  mas- 
siccio  antico  fatto  di  scaglia ;  bastö  V  animo  ad  un  cauatore  10 
romperlo  et  entrarui  dentro,  e  poi  calarsi  giuso  tanto,  che  trouö 
un  gran  pilo  storiato  con  il  ratto  delle  Sabine ,  e  sopra  il  co- 
perchio  ui  erano  due  figure  distese  con  il  ritratto  d'  Alessandro 
Seuero,  et  IuliaMammea  suamadre.  dentro  ui  si  trouö  delle  ce- 
neri.  11  detto  pilo  si  ritroua  al  presente  nel  Campidoglio .  in  15 
mezzo  del  cortile  del  pallazzo  doue  stanno  li  Conseruatori. 

37.  Me  ricordo,  nella  uia,  che  parte  da  Monte  Cauallo,  e 
ua  ä  Porta  Pia ,  doue  al  tempo  di  Sisto  quinto  ui  furono  fatte 
quattro  fontane,  d'  una  d'  esse  n'  e  padrone  Mutio  Mattei,  et  fa- 
bricandoui  in  quel  loco  ui  trouö  im  sacrificio  con  il  vitello,  et  20 
alcuni  leuiti,  un  Bacco  due  uolte  maggior  del  naturale,  con  un 
Fauno,  che  lo  sostenta .  et  una  tigre  a  piedi,  che  mangia  dell' 
huue  ,  una  Venere ,  et  altre  statue  de  buoni  maestri :  e  perche 
detto  luogo  fa  capo  croce  alla  strada,  che  ua  a  Santa  Maria  Mag- 
giore  ,  uolendo  la  gente  fabricare  case,  si  sono  scoperte  molte  25 
fabriche  pouere,  piu  tosto  teneuano  di  stuffe  plebee,  che  altro. 

38.  Me  ricordo  appresso  detta  strada.  uerso  San  Vitale,  ui 
fü  trouato  un  tempietlo  ionico  con  colonne  di  marmo  Affricano. 
di  uenti  palmi  1'  una  ,  non  nie  ricordo  bene  se  era  di  pianta 
tonda,  ouero  ouata.  30 

39.  Me  ricordo,  incontro  Sanf  Antonio,  uerso  1'  hostaria 
di  San  Vito.  ui  furono  trouate  molte  colonne  di  bigio  e  di  marmo 
statuale,  sotto  ui  era  un  bei  lastricato  di  marmi,  ui  trouorno  un 
uaso  grande  di  sette  palmi  longo,  altretanto  alto,  con  certi  ma- 
nichi  molto  capricciosi ,  et  ui  erano  scolpite  alcune  mascare  ac-  35 
comodate  con  dissegno,  ritratti  de  filosofi ,  tra  quali  ui  conobbi 
Feffisie  di  Socrate.   Credo  sia  in  mano  del  Cardinale  di  Fiorenza. 


27    appresso  detta  strada^  R.     presso  detta  stufa  N. 

5* 


68     

40.  Me  ricordo ,  cloue  al  presente  sono  collocati  li  Cauallt 
di  Monte  Cauallo  da  Sisto  quinto ,  iui  era  una  gran  massa  di 
selce  con  scaglia  di  trauertino  mescolata ,  fü  spianata  pari  ä 
terra,  come  hoggi  si  uede,  credo  fusse  im  Mausoleo ,  non  se  ne 

5  puö  dir  altro  per  non  ui  esser  trouati  altri  vestigij,  era  del  tutto 
spogliato. 

41 .  Me  ricordo  li  appresso  ui  fü  trouata  una  Roma  ä  sedere 
di  marmo  salino ,  grande  quattro  uolte  il  naturale  ,  lauorata  da 
prattico  maestro,  bisognaua,  che  la  sua  ueduta  fusse  lontana  per 

10  certi  sfondati  che  si  sogliono  fare  a  simil  uedute.  La  comprö  il 
Cardinale  di  Ferrara  et  la  condusse  nel  suo  giardino  appresso 
Monte  Cauallo. 

42.  Me  ricordo,  nel  inonte  di  Santa  Maria  Maggiore  uerso 
la  Suburra,  ui  cauö  il  Sig.  Leone  Strozzi ,  ui  trouö  sette  statue 

15  due  uolte  maggiori  del  naturale,  1'  hebbe  in  dono  Ferdinando 
Gran  Duca  di  Toscana,  a  quel  tempo  cardinale  in  Roma ;  ma  la 
piü  bella  fü  im'  Apollo ,  che  io  gli  elo  restaurai ,  quäle  al  pre- 
sente si  ritroua  nell1  ingresso  del  suo  pallazzo  alla  Trinita  al 
primo  piano  delle  scale  lumache. 

2o  43.    Mi  ricordo,  nella  uigna  delli  Fratti  del  Popolo,  contigua 

al  giardino  del  detto  Gran  Duca,  ui  si  uedono  molti  andamenti 
d'  acque  ,  tra  quali  e  una  gran  botte,  ricetto  d'  acqua ,  cosa  no- 
tabile  per  la  magnificenza  sua. 

44.  Sentii  dire,  che  Paolo  Terzo  leuö  dal  cortile  de  Colon- 
25  nesi,  doue  al  presente  habita  il  cardinale  di  Fiorenza,  quelli  due 

prigioni ,  che  sono  in  capo  alla  scala  del  pallazzo  del  cardinale 
Farnese ;  credo  che  in  detto  cortile  fussero  transportati  da  mo- 
derni;  si  conosce  manifestamente  essere  di  mano  del  maestro 
della  Colonna  Traiana,  e  cletti  prigioni  erano  sopra  uno  di  quelli 
30  archi,  che  stauano  nel  foro  d'  essa  Colonna  da  quella  parte,  uol- 
tata  uerso  loro ;  nel  fondare  alcune  loro  fabriche  si  douettero 
trouare. 

45.  Me  ricordo,  al  tempo  di  Sisto  quinto  appresso  San  Lo- 
renzo  in  Lucina  dalla  banda  uerso  Campo  Marzo,   il  cauallier 

35  Fontana  ui  trouö  una  gran  guglia  di  granito  egittiaco ;  peruenne 
all' orecchie  diSuaSantita,  li  commisse,  che  si  scoprisse,  con  in- 
tentione  d1  adrizzarla  in  qualche  loco ;  ma  il  detto  caualiere  tro- 
uandola  mal  trattata  dal  foco  ,  dandone  ragguaglio  a  Sua  San- 
tita,  si  risolsero  lasciarla  stare. 

40  46.    Me  ricordo,   fuor  di  Porta  San  Pancratio  nella  uigna 


69     

d'  Antonio  di  Gallese  uederui  una  quantitä  di  sepolture  eon 
epitaffij  di  marmo ,  tru  quali  ue  n'  era  uno.  non  diceua  altro 
ETERXALI  SOMXO,  un  altro  diceua  IN  TEMPORE .  QUOD  XON 
COMRURITUR;  mä  se  saranno  stati  uisti  da  Don  Pier  Leone 
Castelli,  come  intelligente,  ne  hauerä  cauato  il  sugo.  5 

47.  Me  ricordo,  ehe  ä  Santa  Agnesa.  fuor  di  Porta  Pia,  ui 
e  ä  canto  il  tempio  di  Bacco  un  grand'  incolonnato  di  forma  oua- 
ta,  ui  fü  trouato  sotto  molte  grotte  alte  un' huomo,  larghe  da 
cinque  palmi,  tutte  foderate  da  ogni  intorno  con  lastre  di  mar- 
mo. Io  non  so  giudicare  a  che  seruissero  anticamente.  Vi  tro-  10 
uorno  dell1  ossa :  si  diceua  che  fussero  de  martiri ;  che  in  quel 
iuogho  si  stessero  per  paura  de  tiranni. 

48.  Me  ricordo,  fuor  della  Porta  di  San  Giouanni  nella  uigna 
del  Signor  Anibale  Caro  essendoui  un  grosso  massiccio  da  gl' 
antichi  fabricato,  dando  noia  alla  uigna,  il  detto  Sig.  Anibale  si  15 
risolse  spianarlo :   ui  trouö  murati  molti  ritratti  d'  imperatori, 
oltre  a  tutti  dodici,  un  pilo  di  marmo,   doue  erano  scolpite  tutte 

le  forze  d'  Ercole ,   e  molti  altri  framenti  di  statue  ,   di  maniera 
greca ,  da  eccellenti  maestri  lauorate:  ogni  cosa  era  buona;   le 
sudette  teste  non  mi  ricordo ,  che  se  ne  fussero  fatte,  mä  al  pilo  20 
fü  segata  la  faccia  dinanzi,  e  mandata  ä  Nuuolara  da  Monsignore 
Visconti. 

49.  Me  ricordo,  nella  uigna  del  Signor  Domenico  Biondo, 
quäle  stä  nelle  Terme  di  Constantino  nelle  rupe  di  Monte  Ca- 
uallo.  quest1  anno  ui  ha  trouato  un  Apollo  di  marmo  grande  del  25 
naturale  con  F  ale  ä  gl1  homeri ,  cosa  non  piü  ueduta  da  me;   et 
alcune  teste  de  termini,  trä  quali  ui  era  un  Pan  cornuto  con  peli 

di  capra,  et  una  Cibele  torrita,  sedeua  sopra  due  leoni,  da  buon 
maestro  lauorata. 

50.  Me  ricordo,  appresso  al  giardino  clel  Capitan  Mario  30 
Spiriti.  ui  trouö  sette  teste  di  Sabine  molto  belle,  con  conciature 
de  capelli  molto  capricciose.  Vi  trouö  ancora  un  pilo  ouato  di 
marmo  pario;  ui  era  scolpito  una  baccanalia,  quando  le  baccanti 
tirano  Bacco  sopra  il  carro,  et  alcune  danzauano,  sonauano  cim- 
bali,  et  Satiri  con  le  tibbie  :  ogni  cosa  comprö  il  cardinale  Monte-  35 
pulciano ,  le  mandö  ä  donare  al  re  di  Portugallo ,  mä  inanzi  al 
dono  1'  inuidioso  mare  se  le  sorbi. 

51.  Mi  ricordo,  passato  Ponte  Sisto  uerso  Trasteuere,  doue 


21    nuuolara^  RN.     Muralara:  Venuti  Nibby. 


70     

e  Ja  chiesa  di  San  Giouanni  della  Malua.  üi  fü  trouato  un  piatto 
circa  uinti  palmi  di  larghezza  molto  bello.  di  niarmo  bigio  Affri- 
cätiö.  II  Gran  Duca  di  Toscana  Ferdinando,  ritrouandosi  in  quel 
tempo  in  Roma  cardinale,  lo  comprö,  e  lo  condusse  al  suo  giar- 
5  dino  alla  Trinita  sopra  Monte  Pincio ;  e  perche  detto  piatto 
era  grosso  di  fondo .  io  li  messi  in  consideratione  al  cardinale, 
che  ne  segasse  doi  tondi,  et  cosi  fece,  quali  sono  ancora  in  detto 
giardino ;  cosa  bella  da  nedere  una  tal  grandezza. 

52.  Me  ricordo  passato  il  Teuere,  doue  al  presente  fanno 
10  la  Sinagoga  gl'  Ebrei,  al  tempo  di  Pio  quarto  ui  furono  trouati 

doi  giganti,  che  tengono  doi  caualli ,  di  niarmo  statuale,  furono 
transportati  in  Campidoglio,  al  presente  sono  drizzati  in  capo  alla 
scala  ä  fine  della  piazza.  Alcuni  diceuano  esser  Pompeo,  altri 
Castore  e  Polluce ,  perche  hanno  certi  cocuzzi  in  capo  come 
15  mezz'  ouo,  et  altre  diuerse  opinioni.  Mä  il  maestro  fü  mediocre 
perche  non  gli  diede  spirito. 

53.  Sentij  dire  a  Gabrielle  Vacca  mio  padre ,  che  il  car- 
dinale della  Valle  incapricciandosi  cercar  tesori ,  fece  cauare 
nelle  Tenne  di  Marco  Agrippa,   e  ui  trouö  una  gran  [corona]  ci- 

20  uica  imperiale  di  metallo  indorata;  et  perche  haueua  simiglianza 
di  certe  ciamlielle,  che  a  quel  tempo  si  uendeuano  per  Roma, 
quelli  cauatori  dissero:  ecco  una  ciambella;  et  per  hauere  la 
mancia  corsero  al  cardinale ,  dicendogli :  hauemo  trouato  una 
ciambella  di  bronzo  ;   et  da  li  ä  non  so,  che  tempo,  ui  habitö  un 

25  hoste,  et  fece  per  insegna  la  detta  ciambella,  et  sempre  e  stata 
chiamata,  la  Ciambella. 

54.  Le  case  mie  ,  doue  al  presente  habito  ,  sono  fabricate 
sopra  ä  dette  Terme  ;  uolendo  fondare  un  muro,  trouai  1'  acqua, 
e  tastando  con  il  palo  di  ferro,    sentendoui  un  sasso  di  niarmo, 

30  uolsi  chiarirmi,  che  cosa  fusse,  el  era  un  capitello  corinthio,  tas- 
tai  il  corno  sino  al  fiore  era  qualtro  palmi ,  ueniua  ad  essere 
come  quelli  del  portico  della  Rotonda,  et  perche  1'  acqua  sopra- 
fece  il  mio  desiderio,  nie  risolsi  lasciarlo  dormire.  Nel  far  la 
cantina,  ui  trouai  un  gran  nicchione  tutto  foderato  di  condotti  di 

35  terra  cotta  piani,  ne[ad]altro  seruiuano,  che  ja]  condurre  il  caldo 
in  detta  stuffa  ;  e  sotto  trouai  il  piano,  doue  caminauano  li  anti- 
chi,   foderato  di  lastre  di  niarmo,   e  sotto  a  dette  lastre  era  un 


9   passato  il  Teuere]  R.     canto  il  Teuere  N. 


71      

forte  lastrico.  e  sotto  1"  astrico  erano  molti  pilastrelli.  che  lo 
reggeuano  in  aria .  e  trä  1'  uno  e  1'  altro  ui  poneuano  iL  foco ; 
habbiamo  ritrouato  earbone.  e  cenere:  ni  trouai  ancora  un  grosso 
muro  foderato  di  fogli  di  piombo,  cou  molta  diligenza  inchiodati 
con  chiodi  di  metallo,  e  quattro  colonne  di  granito,  ma  non  molto  5 
grandi :  nie  risolsi  di  murar  senza  cercar  altro. 

55.  Sotto  il  nostro  arco  uolse  mio  padre  farui  una  cantina, 
ritrouö  alcuni  pezzi  di  cornicioni.  ue  ne  era  uno  lungo  palmi  tre- 
dici,  largo  otto,  et  alto  cinque.    Mio  padre  lo  uende  ad  un  scar- 
pellino,  quäle  poi  ui  fece  la  lapide  del  Duca  di  Melfi  posta  nella  10 
chiesa  del  Popolo. 

56.  Me  ricordo,   che  uolendo  li  Vittorij  fondare  il  loro  pal- 
lazzo  trouorno  una  aran  scala ,   che  saliua  in  dette  Terme  d'  A- 
grippa:    li  scalini  erano  di   marmo  molto  consumati  da  piedi ; 
bisogna  fusse  ingresso  principale ;   abondö  tanto  l'acqua,  che  15 
fondorno  senza  uedere  altro. 

57.  Me  ricordo,  nella  uia,  doue  habitano  li  Liutarij,  ap- 
presso  al  pallazzo  della  Cancellaria,  a  tempo  di  Papa  Giulio  terzo 
fü  trouato  sotto  una  cantina  una  statua  di  Pompeo  da  quindeci 
palmi  alta,  di  marmo,  et  haueua  un  muro  diuisorio  sopra  il  collo  20 
fondato .  quäle  testa  passaua  in  casa  del  uicino  di  colui,  che  ha- 
ueua cauato  ,  e  trouato  il  restante  della  figura  ;    1'  uno  inhibi 

1*  altro.  tenendo  ciascun  di  loro  esser  padrone  di  detta  statua,  e 
colui,  che  F  haueua  trouata,  allegaua  per  hauerla  trouata,  et  per 
hauer  in  casa  la  maggior  parte  della  statua  fusse  sua ;  V  altro  25 
diceua  peruenirsi  ä  lui,  hauendo  la  testa  come  piu  nobile  parte 
della  statua,  et  che  da  essa  si  cauaua  il  nome  della  statua:  final- 
mente  hauendo  litigato  un  pezzo  uenuti  alla  sententia.  1' igno- 
rante  giudice  disse  et  sententiö  .  che  se  li  tagliasse  il  capo,  e 
ciascuno  hauesse  quella  parte  che  si  ritrouaua  essere  in  casa  30 
sua.  Pouero  Pompeo,  non  bastaua,  che  gli  la  tagliasse  Tolomeo, 
ancora  di  marmo  e  dopo  tante  centinaia  d'  anni  correua  il  suo 
mal  destino  !  Peruenuta  all'  orecchie  del  cardinale  Capo  di  Ferro 
sententia  cosi  sciocca ,  subito  fece  soprasedere  la  sententia ,  et 
andö  da  Papa  Giulio,  narrandoli  il  successo;  restö  il  Papa  stupe-  35 
fatto  di  tal  sententia,  immediate  ordinö,  che  si  cauasse  con  dili- 
genza, che  la  voleua  lui;  se  ben  me  ricordo.  li  mandö  500  scudi, 
che  se  li  diuidessero  tra  loro  padroni.  II  papa  poi  ne  fece  un 
largo  dono  al  cardinale  Capo  di  Ferro.     Certo  fü  una  sententia 


72     

da  Papa;   ne  ui  uoleua  altro,  che  un  capo  di  ferro:  al  presente 
stä  nella  sala  del  suo  palazzo  ä  Ponte  Sisto. 

58.  Nella  uigna  di  Gabrielle  Vacca  mio  padre,  ä  canto  Porta 
Salara  dentro  le  mura,  ui  e  un  fondo .  doue  si  dice  li  Horti  Sa- 

5  lustiani:  eauandoci,  mio  padre  trouö  una  gran  fabrica  di  forma 
ouata ,  con  un  portico  attorno  ornato  di  colonne  grosse ,  lunghe 
disdotto  palmi  1'  una  scanellate,  con  capitelli ,  e  base  corinthie  ; 
detto  ouato  haueua  quattro  entrate  con  scale.  che  scendeuano  in 
esso  al  pauimento  fatto  di  mischij  con  belli  compartimenti ,  et  ä 

10  dette  entrate  ui  trouammo  per  ciascuna  doi  colonne  d'  alabastro 
Orientale  transparente,  che  il  sole  ui  passaua  senza  impedimento; 
ui  trouammo  anco  certi  condotti  sotto  al  detto  ouato  grandi ,  che 
ui  caminaua  un'  huomo  in  piedi,  tutti  foderati  di  lastre  di  marmi 
greci ;  ui  trouammo  parimente  doi  condotti  di  piombo,  ciascuno 

15  lungo  dieci  palmi,  il  uano  era  un  palmo  e  d'  auuantaggio,  eranui 
certe  lettere,  che  diceuano  NERONIS  CLAVDIVS;  si  trouorno 
molte  medaglie  sparse  di  Gordiano  di  metallo.  alcune  d'  argento, 
mä  grandi  come  un  quattrino,  musaichi  assai ;  ä  quel  tempo  il 
cardinale  di  Monte  Pulciano  comprö  di  quelle  colonne  gialle ,   e 

20  ne  fece  fare  la  balaustrata  alla  sua  Capella  in  San  Pietro  Mon- 
torio:  comprö  ancora  le  colonne  d'  alabastro,  ne  fece  lustrare 
una,  che  era  intiera,  1'  altre  essendo  rotte  ne  fece  [fare]  tauole; 
parendoli  cose  preciose  le  imbarcö  con  altre  anticaglie  e  tauole 
commesse ,  e  le  mandö  ä  donare  al  re  di  Portugallo ;  e  quando 

25  furono  in  alto  mare  .  F  impetuosa  fortuna ,  trouandosele  in  suo 
dominio,  ne  fece  un  presente  al  mare. 

59.  Me  ricordo ,  che  nella  uigna  del  Sig.  Carlo  Muti  poco 
lontano  da  gli  Horti  Salustiani,  ui  trouö  un  fauno  maggior  del 
naturale  con  un  putto  in  braccio,  et  un  uaso  grande  con  fauni 

30  et  baccanti,  che  ballano,  con  cimbali  in  mano,  et  hoggi  tiene  nel 
suo  giardino  :  trouö  molte  statue,  mä  anticamente  non  erano  in 
quel  luogho :  furono  ritrouate  molto  disordinatamente,  ne  ui  era 
segno  d'  antichitä  in  quel  luogho ;  si  stima  che  fussero  nella 
uigna  di  mio  padre.  perche  ui  erano  muraglie  piene  di  nicchie, 

35  e  che  fussero  transportate  nella  uigna  del  detto  Signore  Carlo 
Muti. 

60.  Me  ricordo,  al  tempo  di  Pio  quarto ,  che  sotto  al  pal- 
lazzo  giä  del  cardinal  della  Valle,  ui  furno  trouati  molti  pezzi  di 


6   grosse]  R.     gialle  N. 


73     

corniccioni ,  e  rocchi  di  colonne,  e  capitelli  corinthij ;  ui  rimase 
ancora  di  gran  robba :  et  perche  erano  contigue  alle  Terme  di 
Nerone,  essi  ancora  per  esser  opera  tutta  di  marmo  saligno,  che 
giä  non  adoperö  altra  sorte  6  specie  nelle  sue  fabriche ,  per 
questa  cagione  io  mi  dö  ä  credere  ,  che  siano  meuibri  delle  sue  5 
Terme.  Si  trouö  un  capitello  di  smisurata  grandezza ,  del  quäle 
si  fece  1'  arme  di  Pio  quarto  sopra  la  Porta  Pia. 

61.  Me  ricordo,  nella  piazza,  che  si  diceua  di  Sieua ,  che 
hora  li  Teatini  ui  fabricano  la  chiesa  di  Sant'  Andrea ,  nel  far  li 
fondamenti  si  trouö  un  pezzo  di  colonna  di  granito  dell1  Elba,  10 
lungo  da  quaranta  palmi ,  di  grossezza  circa  sei  palmi,  sotto  ad 
esso  pezzo  ui  trouorno  la  selciata  antica ;  perö  credo,  che  detta 
colonna  fusse  transportata ,  perche  ä  quel  piano  non  ui  erano 
altri  uestigij  di  antichita,  mä  molto  piü  sotto  quasi  nella  creta  ui 

si  trouö  un  gran  nicchione,  daua  segno  d'  antico  e  superbo  edi-  15 
ficio.    Della  sudetta  colonna  ne  hanno  fatto  pezzi,  e  d'  uno  la 
soglia  grande  per  la  porta  principale  di  detta  chiesa. 

62.  Me  ricordo  cauare  nel  cortile  di  San  Pietro  non  so 
quanti  pili ,  de  quali  ui  ne  e  uno  ancora  appresso  la  guardia  de 
gli  Suizzeri,  ne  quali  erano  scolpite  figure  togate ,  con  libri  e  20 
scritture  in  mano ,  et  alcuni  inshirlandati :  credo  che  fussero 
sepolti  filosofi  et  poeti :  giacche  Vaticano  deriua  da  poeti ;  e  la 
pigna  di  bronzo.  che  stä  in  quel  cortile,  sempre  hö  inteso  dire, 
che  fusse  trouata  quando  si  fece  la  chiesa  della  Transpontina 
uecchia,  alle  radici  del  mausoleo  d1  Adriano ,  e  uogliono  facesse  25 
fine  ä  detto  mausoleo  come  impresa  d'  Adriano*. 

63.  Me  ricordo,  alli  fondamenti  di  San  Pielro  in  Vaticano, 
uerso  la  chiesa  di  Santa  Marta,  furono  trouati  dentro  nel  centro 
della  creta  alcuni  pezzi  di  legno,  circa  quattro  palmi  lunghi,  e 
grossi  uno ,  tagliati  nelle  teste  da  scure ,  ö  altri  ferri ,  dinotaua  30 
essere  stati  tagliati  da  huomini ;  e  questo  bisognö  fusse  inanti  la 
grand'  arca ,  essendo  la  creta  opera  del  gran  diluuio ,  et  detti 
legni  erano  impastati  con  essa,  ne  si  uedeua  segno,  che  ui  fusse 
mai  cauato;  erano  detti  legni  come  pietra,  graui  e  neri,  insom- 
ma  erano  impetriti.  Sentij  dire  che  erano  nella  guarda  robba  35 
del  Papa  riposti. 

64.  Me  ricordo  che  sentij  dire,  che  nelli  Ultimi  anni  di 
Paolo  terzo  ne  fondamenti  di  San  Pietro  fü  trouato  un  pilo  di 
granito  rosso  d'  Egitto,  che  hoggi  stä  in  San  Pietro  Vecchio  ap- 
presso all1  altare  del  Volto  Santo .  ui  fü  trouato  dentro  una  re-  40 


74 

gina ,  quäle  dimostraua  essere  uestita  tutta  di  bussoli  d'  oro  ; 
come  uidde  1'  aria,  ogni  cosa  perse  la  forma:  e  ui  trouorno  una 
gran  quantitä  di  gioie,  e  Paulo  terzo  ne  fece  un  regno  ;  et  ä  quel 
tempo  si  trouö  soprastante  il  Magnifieo  Giouanni  Alberino  ,  il 
5  quäle  trouandosi  presente ,  ne  prese  alcune  perle  grossissime, 
ma  il  gran  tempo  le  haueua  fatte  rancide ,  e  leuorno  la  buccia 
come  le  cepole ;  tutto  questo  intesi  dire  da  mio  padre ,  molto 
amico  del  sudetto  Giouanni  Alberino. 

65.  Me  ricordo ,  sopra  il  Monte  Tarpeo  dietro  al  pallazzo 
10  de  Conseruatori,  uerso  le  Carceri  Tulliane,  esseruisi  cauati  molti 

pilastri  di  marmo  statuale,  con  alcuni  eapitelli  tanto  grandi,  che 
in  uno  d'  essi  io  ui  feci  il  leone  che  mi  fece  fare  Ferdinando  Gran 
üuca  di  Toscana  nel  suo  giardino  alla  Trinitä  del  Monte  Pincio ; 
e  delli  sudetti  pilastri  il  cardinale  Federico  Cesis  ne  fece  fare  da 

15  Vincenzo  de  Rossi  tutte  le  statue  ,  et  profeti  che  al  presente  si 
trouano  in  Santa  Maria  della  Pace  alla  sua  capella;  si  diceua  es- 
sere il  Tempio  di  Gioue  Statore.  Non  si  trouö  ne  cornicioni,  ne 
altri  segni  del  detto  tempio ;  io  fö  giudicio,  che  per  essere  tanto 
accosto  alla  rippa  del  detto  monte  si  siano  diruppati  da  loro 

20  stessi,  ouero  dal  furore  de  Goti  precipitati;  puot'  essere  ancora, 
per  qualche  accidente  non  fusse  finito. 

66.  Me  ricordo  ancora,  che  in  detto  Tarpeo  dalla  banda 
della  chiesa  della  Consolatione ,  ui  fabricö  Mutio  de  Leis ,  et 
Agrippa  Mace ;   trouorno  nella  costa  del  monte  molti  framenti, 

25  tutte  opere  di  qyadro ,  quali  erano  diruppati  dall'  altezza  del 
monte ;  e  tutto  quel  loco  e  pieno  di  pozzi  fatti  da  gl'  antichi  nel 
tuffo;  sono  tanto  cupi,  che  vanno  al  piano  di  Roma;  Mutio  de 
Leis  ui  fece  calare  un  muratore,  al  quäle  io  parlai;  mi  disse, 
che  nella  fine  di  detto  pozzo  ui  trouö  una  uolta  assai  spatiosa 

30  tonda,  e  per  il  mezzo  ui  passaua  un  grosso  condotto.  Doueuano 
dunque  i  Romani  seruirsene  al  tempo  delli  assedij  ,  et  e  stata 
opinione  d'  alcuni ,  che  detti  pozzi  fussero  fatti  per  essalatione 
de  terremoti :  mä  hora ,  che  mi  son  chiarito  dico ,  che  non  solo 
per  la  commoditä  dell'  acqua ,  mä  ancora  per  obuiare  il  terre- 

35  moto  fü  buona  consideratione. 

67.  Me  ricordo,  alle  radici  del  Tarpeo  uerso  il  Teatro  di 
Marcello,  ui  fü  trouata  la  colonna  milliaria,  che  hoggi  stä  sü  la 
piazza  di  Campidoglio :  e  staua  in  opera  in  quel  loco ,  doue  fü 
ritrouata. 


75     

68.  Me  ricordo  ueder  cauare  nel  Foro  Romano,  ä  canto 
T  arco  di  Settimio ,  quelli  pie  de  stalli  grandi ,  che  al  presente 
sono  nel  cortile  del  Cardinale  Farnese,  e  sono  pieni  di  lettere  e 
di  nomi. 

69.  Me  ricordo,  che  in  Santa  Martina  appresso  1' Arco  di  5 
Settimio  dentro  detla  chiesa  ui  erano  doi  grandi  historie  di  mar- 
mo  statuale,  assai  consumate,  nondimeno  non  negauano  la  dotta 
mano  del  maestro,  erano  armati  con  troffei  in  mano,  et  alcuni  to- 
gati,  et  essendo  detta  chiesa  stata  data  da  Sisto  quinto  in  ricom- 
pensa  alli  pittori  per  hauer  disfatta  la  chiesa  di  San  Luca,  e  fatta  10 
piazza  auanti  Santa  Maria  Maggiore,  parue  adunque  leuare  dette 
historie,  e  ä  detti  pittori  uenderle,  e  de  quei  deuari  se  ne  facesse 
meglioramenti  in  detta  Santa  Martina.   Si  possono  hoggi  uedere, 

e  sono  in  casa  del  Cauallier  della  Porta  Scultore. 

70.  Me  ricordo.    che  la   statua   di  Marforio   era  appresso  15 
T  Arco  di  Settimio  sopra  ä  terra;   uolendo  li  Romani  ornarne  la 
tonte  in  piazza  Agone,  la  trasportorno,  e  quando  fü  ä  San  Marco, 

si  pentirno,  e  la  ritornorno ,  cioe  tirorno  in  Campidoglio,  doue 
hoggi  la  fanno  seruire  per  Fiume  alla  fönte  sopra  la  piazza ;  et 
inanti  detto  Marforio  uolendolo  leuare  trouorno  una  gran  tazza  20 
di  granito ,  quäle  hoggi  serue  alla  fönte  ,  che  stä  in  mezzo  del 
Foro  Romano ;  serue  per  dar  da  bere  alle  bestie,  che  in  quel  loco 
se  ne  fä  mercato. 

71.  Me  ricordo,  sentij  dire  ä  Messer  Vincenzo  Rossi ,  mio 
maestro,  che  il  cauallo  e  leone,  che  stä  in  Campidoglio,  dicono  25 
1'  historie  de  Tiuolesi,  al  tempo  di  Paulo  terzo  ritrouandosi  esser 
maestro  di  strada  Latino  Iuuenale,  quäle  era  molto  curioso  dell' 
antichita,  ritrouö  il  detto  torso  di  cauallo  e  leone  in  quell'  acqua, 
doue  stä  un  molino,  fuor  di  porta  San  Paolo,  quäle  stä  ä  mezza 
strada  per  andare  ä  detta  chiesa  di  San  Paolo,  e  lo  condusse  in  30 
Campidoglio;  perö  non  si  merauigli  se  la  pelle  del  marmo  e 
mangiata  dall'  acqua ;   opera  eccellente  di  mano  dottissima. 

72.  Me  ricordo,  sentij  dire  che  quella  gran  testa  di  bronzo 
d'  Augusto,  et  una  gran  mano,   che  tiene  una  palla,  quäle  stä  in 
Campidoglio,  fü  trouata  inanzi  al  Colisseo  appresso  alla  Meta  Su-  35 
dante  ;   e  da  questo  colosso  l?  anfiteatro  di  Tito  Vespasiano  pig- 
liasse  nome  di  Colosseo  et  hoggi  di  Coliseo. 


6    dentro]  R.     dietro  N. 


76     

73.  Mi  ricordo,  che  sentij  dire  ä  certi  fratti  di  Santa  Maria 
Nuoua,  che  Papa  Eugenio  quarto  haueua  tirati  due  muri,  quali 
rinchiudeuano  il  Coliseo  nel  loro  monasterio  :  ne  ad  altro  fine  fü 
concesso  al  detto  monasterio,  se  non  per  leuare  le  occasioni  ä 

5  molto  male ,  che  in  quel  loco  si  faceua :  e  dopo  essendo  morto 
Eugenio,  hauendolo  detto  monasterio  goduto  molt'  e  molt'  anni, 
finalmente  li  Romani  fecero  risentimento,  che  cosi  degna  me- 
moria non  doueua  stare  occulta,  et  andorno  al  dispetto  de  fratti 
ä  furia  di  popolo,  gettorno  le  mura,  che  lo  chiudeuano,  facendolo 
10  commune,  come  al  presente  si  uede.  Ma  li  detli  frati  dicono  ancora 
hauere  tutte  le  loro  ragioni  in  carta  pergamina;  e  mi  dissero,  che 
se  uenisse  un  Papa  dalla  loro,  sifarebbono  confermare  il  donatiuo, 
che  li  fece  Eugenio  quarto,  e  uiuono  con  questa  speranza. 

74.  Nel  sudetto  monasterio,  uerso  il  Coliseo,  ui  si  uede  un 
15  gran  nicchione,  ui  fü  cauato  sotto ,  e  ui  fü  trouato  una  platea  di 

marmi  saligni,  cosa  stupenda  ,  sassi  di  tredici  palmi  larghi  e 
nuoue  longhi  e  tre  alti.  Io  ne  comprai  certi  pezzi,  che  li  feci  se- 
gare  per  farne  lapide  :  ui  si  trouorno  molte  incrostature  di  ala- 
bastri  cotognini,  et  ancorche  ui  fussero  delle  nicchie,  non  si 
20  trouö  mai  segno  di  statue ;   douettero  esser  State  arrubbate. 

75.  Me  ricordo,  poco  fuori  di  porta  San  Giouanni  furono 
trouate  molte  statue  di  marmo  le  quali  non  erano  altro  che  la 
fauola  di  Niobe ;  le  comprö  il  Gran  Duca  Ferdinando  di  Toscana 
et  hora  sono  nel  suo  giardino  alla  Trinitä  ;  ui  erano  ancora  doi 

25  che  lottauano,  molto  ben  fatti,  et  di  buon  maestro. 

76.  Me  ricordo,  che  sentij  dire,  che  il  Magnifico  Metello 
Vari  essendo  maestro  di  strada,  fece  condurre  quel  leone  antico 
ch'  e  nella  loggia  del  giardino  del  Gran  Duca  sudetto ,  il  quäle 
anticamente  staua  nella  uia  Prenestina  fuori  di  porta  San  Lo- 

30  renzo ,  et  detto  leone  era  di  mezzo  rilieuo ;  lo  accommodö  Gio- 
uanni Scerano  scultore  da  Fiesole,  et  poi  il  Gran  Duca  per  ac- 
compagnarlo  fece  far  1'  altro  ä  me  di  tutto  rilieuo  stando  al  suo 
giardino  alla  Trinitä  di  Monte  Pincio. 

77.  Me  ricordo ,   al  pallazzo  maggiore  contro  1' Horti  Far- 
35  nesiani  fü  trouata  una  porta  rouinata ,  molto  grande ;   erano  li 

stipiti  di  quaranta  palmi  in  circa,  di  marmo  salino ;  ui  fü  trouata 
una  mezza  nicchia  di  mischio  Affricano ,  e  poi  una  testa  di  Ioue 
Capitolino  di  basalto,  due  uolte  maggiore  del  naturale,  et  al  pre- 


34    contro  1' horti]  R.     canto  l'orti  N. 


77      

sente  e  mia :  io  credo  che  anticamente  ui  fusse  posta  sopra  detta 
porta  e  la  mezza  nicchia  fusse  1'  istessa  e  che  ui  stesse  dentro  la 
detta  testa  de  Ioue  Capitolino. 

78.  Me  ricordo,  poco  lontano  dal  dettoloco,  nella  uigna 
del  Ronconi,  quäle  e  inclusa  nelle  rouine  del  pallazzo  maggiore,  5 
ui  trouö  da  disdotto  ö  uinti  torsi  di  marmo,  tutti  erano  d'  Amaz- 
zoni,  poco  maggiori  del  naturale;   et  essendo  in  quella  uigna  una 
vasca,  doue  si  pestaua  il  uino,  molto  dannosa,  hauendonel  fondo 
un'  astrico,   che  haueua  fatta  nna  larga  crepatura ,  acciö  non  si 
smarisse  il  uino,  fece  leuare  detto  astrico,  e  scoperse  un  Ercole,  10 
compagno  di  quelli,  che  sono  nel  cortile  del  Cardinale  Farnese, 
trouati  all'  Antoniana,  ne  ui  mancaua  altro  che  una  mano;  nella 
base  erano  incise  lettere  che  diceuano ,   OPYS  L1SIPP1 ;   lo  com- 
prö  il  Gran  Duca  Cosmo  di  Toscana ,   et  il  differri  a  Fiorenza,  lö 
pagö  ä  detti  Ronconi  otto  cento  scudi ,  con  promissione  di  re-  15 
munerarli  alP  occorrenze;   non  hebbero  altro.     Chi  capita  sotto 

li  loro  artisli,  buona  sera. 

79.  Me  ricordo.  appresso  al  frontespicio  di  Nerone,  ui  fü 
trouato  un  grand'  incolonnato ,  il  maggior  de  membri ,  che  io 
habbia  ancor  uisto :  colonne  grosse  de  noue  palmi ,  stupende  20 
fabriche;  di  dette  colonne  ne  furno  fatti  molti  lauori,  trä  quali 
fecero  la  facciata  della  cappella  del  Cardinale  Cesis  ä  Santa  Maria 
Maggiore:   d' una  base  si  fece  la  tazza  della  fönte  del  Popolo, 

d'  un'  altra,  quella  di  piazza  Giudia.  Dette  opere  tutte  erano  di 
marmi  saligni.  25 

80.  Me  ricordo,  al  tempo  di  Pio  quarto  Matteo  da  Castello 
tolse  ä  spiannare  una  uigna  sopra  il  monte  Auuentino.  e  cauando 
ui  trouö  uasi  di  piombo,  ne  quali  ui  trouö  buona  quantitä  di 
medaglie  d'  oro  col  conio  di  Sant'  Elena,  dal  rouescio  una  croce, 

e  subito  trouate  le  portö  al  Papa .   il   quäle  uista   la  sinceritä  di  30 
Matteo  gli  ne  fece  un  presente.    Mä  1'  ingordigia  di  quelli  came- 
rieri  fü  tale  che  Matteo  ue  ne  lasciö  da  doicento;   cosi  mi  rac- 
contö  lui  stesso.    Ciascuna  pesaua  da  dodeci  in  uinti  Giuli ,  ne 
trouö  circa  mille  et  otto  cento. 

81.  Me  ricordo,  ä  tempo  di  Gregorio  decimoterzo  nel  me-  35 
desimo  monte  Auuentino  nelli  horti  di  Santa  Sabina ,  ui  fü  tro- 
uata  una  gran  quantitä  di  molini,  ouero  macinelli  da  macinare  ä 
mano,  fatti  di  quella  pietra  rozza  .  che  si  troua  ä  Bracciano.  Si 
crede .  che  in  quel  loco  ui  fusse  qualche  fortezza ,  doue  si  sal- 
uassero  li  antichi  moderni  al  tempo  delleparti,  e  con  quelli  ma-  40 


78 

cinassero  frumento,  legumi,  che  faceuano  loro  bisogno.  Vi  erano 
molte  mura  di  case  pouere,  plebee,  e  perche  detto  Auuentino  e 
fortissimo  dalla  parte  uerso  il  Teuere  sino  ä  Testaccio ,   perö  mi 
dö  ä  credere,  che  se  ne  seruissero  per  fortezza. 
5  82.    Me  ricordo,   molti  anni  sono,  quando  andauo  uedendo 

1'  antichitä,  retrouandomi  fuori  di  porta  San  Bastiane-  ä  Capo  di 
Boue,  per  la  pioggia  mi  ricouerai  in  un'  hostariola  che  iui  era, 
aspettando  il  buon  ternpo ;  raggionando  con  1'  hoste ,  mi  disse, 
che  pochi  mesi  inanti  ui  andö  un'  huomo  per  un  poco  di  foco,  la 

10  sera  poi  ui  tornö  di  notte  con  tre  compagni,  et  ui  cenarono  di 
compagnia  tutti  quattro,  mä  li  tre  sopragionti  non  parlauano  mai, 
e  cenato  si  partirono ,  e  seguitorno  da  sei  giorni ,  che  ogni  sera 
andauano  iui  ä  cena.  L'  hoste,  che  non  era  goffo,  sospettö,  che 
costoro  il  giorno  stessero  ascosi  in  qualche  anticaglia ,   ö  per  as- 

15  sassinare,  ö  per  far  qualche  mal'  officio,  e  per  non  cascare  Iui 
in  qualche  criminalitä,  si  risolse  farli  la  spia ,  et  una  sera  ha- 
uendo  loro  cenato,  col  fauore  della  luna,  tanto  li  codaggiö,  che 
li  uidde  entrare  in  certe  grotte  nel  cerchio  di  Caracalla;  le  se- 
guente  mattina  andö  a  far  1'  aecusa,  et  di  fatto  ui  mandö  la  Corte, 

20  e  non  ui  fü  trouato  nissuno,  mä  trouaro  in  detta  grotta ,  che  ui 
baueuano  cauato  molta  terra,  e  fatto  una  caua  profonda,  cosa  da 
stupire,  che  in  sei  giorni  cauassero  tanto;  nel  fondo  della  caua 
trouarono  molte  coccie  di  uasi  di  terra  frescamente  rotti ,  e  roz- 
zolando  in  quella  terra,  ui  trouorno  li  ferri  ricoperti,  con  che 

25  haueuano  cauato ,  et  contommi  1'  hoste  il  fatto ,  ritrouandomi 
presso,  mi  risolsi  di  uolermi  chiarire  se  1' hoste  diceua  il  uero, 
et  ui  andai,  uidi  la  grotta  cauata  con  molte  coccie  di  uasi  di  terra 
assai  grosse  come  di  vettina.  Si  tenne  per  certo,  che  trouassero 
tesoro,  e  quelli  tre,  che  non  parlauano,   doueuano  esser  Gotli,  e 

30  forse  fratelli ,  e  quel  che  parlaua  lo  tenessero  in  loro  compagnia 
per  la  comoditä  della  lingua.  Non  se  ne  sapulo  altro. 

83.  Me  ricordo,  appresso  San  Bastiano ,  in  una  uigna  rin- 
contro,  furono  trouate  molte  statue  in  un  loco  ornatissimo  di  pa- 
uimenti  mischiati,   con  belli  scompartimenti,   e  molte  medaglie 

35  abbruggiate;  ui  erano  ancora  molti  musaici ,  mä  scrostati  dal 
muro :  credo  che  non  fusse  gran  edificio ,  mä  delitioso  e  rieco 
d'  ornamenti. 

84.  E  poco  lontano  dal  detto  loco  si  scende  ad  un  casaletto, 
del  quäle  essendone  padroni  li  Calfarelli,   lo  chiamano  la  Calla- 

40  rella  ;  ui  e  una  fönte  sotto  una  gran  uolta  antica,  che  al  presenle 


79 

ancora  si  gode,  e  inolti  di  Roma  al  tempo  dell'  estate  ui  uauno  ä 
recreatione  et  ui  stanno  tutto  il  giorno,  et  essendoui  io  stato  piü 
uolte ,  ui  uiddi  un  epitaffio  antico  da  moderni  messo  per  paui- 
mento  in  detta  fönte ,  il  quäl  diceua .  che  quella  era  la  fönte 
d'Egeria,  dedicata  alle  ninfe.  Fauoleggiando  li  poeti  dicono,  5 
che  Egeria  fusse  ninfa  di  Diana ,  essendo  innamorata  d'  un  suo 
fratello ,  quäle  era  molto  lontano  da  lei ,  uolendo  ella  scriuerli 
pigliando  lo  Stile,  e  scriuendo,  che  egli  ritornasse,  pianse  tanto 
dirottamente ,  che  Diana  mossa  ä  compassione  la  conuerse  in 
uiua  fonle ;  il  sudetto  epitaffio  dichiara  esser  quella  la  fönte,  in  10 
cui  Egeria  fü  conuersa. 

85.  Me  ricordo  sentir  dire  che  1' Adone  delVescouo  di  Nor- 
cia,  al  presente  de  Picchini.  fü  trouato  nella  loro  uigna  posta  trä 
San  Matteo.  e  San  Giuliano  ä  canto  le  spoglie  di  Mario,  e  1'  anno 
passato  si  trouorno  dell'  altre  statue;  mä  non  posso  dire,  che  15 
siano,  perche  non  le  hö  uiste ;  mä  bisognaua,  che  fusse  un  de- 
litioso  loco. 

86.  Me  ricordo,  ad  una  uigna  rincontro  alla  detta  ui  fü 
trouato  un  Seneca  di  marmo  nero,  con  altri  framenti  di  statue 

et  non  so  che  pezzi  de  termini.  20 

87.  Me  ricordo,  ä  piedi  di  Santa  Maria  Maggiore,  uerso  Roma 
fü  trouata  una  statua  di  naturale  ä  sedere,  uestita  talmente.  che 
pareua  fasciata  :  appoggiauasi  col  gomito  sopra  un  ginocchio  ,  e 
con  la  mano  alla  bocca.  Uedendola  Don  Pietro  Leone  Castello  in 
ciö  peritissimo,  disse  esser  Vittorina  Mater  castrorum.  25 

88.  Me  ricordo,  appresso  San  Stefano  Rotondo,  nella  uigna 
d'Adriano  Martire,  ä  canto  1'  acquedotto,  ui  fü  trouata  una  statua 
con  la  testa  di  Adriano.  uestita  alla  consolare,  di  buona  maniera, 
ui  trouaro  dell'  altre  statue,  non  me  ricordo  il  nome.  et  un  tri- 
plice  da  sacrificio  di  metallo ;  et  il  sudetto  Adriano  lö  comprö  il  30 
Popolo  Romano,  et  hora  stä  in  opera  alle  scale  al  primo  piano 
per  andare  sopra  la  sala  del  Conseglio  publico. 

89.  Me  ricordo,  nella  piazza  dietro  Santi  Apostoli  ui  furno 
trouati  molti  marmi  salini  di  gran  grandezza ,   tutte  opere  di 
quadro,  e  molto  consumate.  gettate  dalli  nostri  antichi  moderni;  35 
hö  osseruato  in  dette  molte  caue ,   che  i  pezzi  delle  rouine  non 
possono  essere  caduti  nella  maniera,  che  si  rilrouano,  mä  essendo 

le  dette  rouine  sopra  terra  dauano  noia  alli  cittadini ,  che  non 
poteuano  pratticare  ne  tampoco ,  non  sapendosene  seruire  face- 
uano  una  gran  bucha  iui  appresso,    e  poi  da  loro  detti  marmi  411 


80     

precipitauano  in  detta  bucha ,  perö  si  trouano  cosi  disordinata- 
mente  sotterati. 

90.  Me  ricordo,  sentij  dire  ad  Oratio  Marij,  che  per  acco- 
modare  un  monasterio  di  monache  ,  il  quäle  staua  incluso  nel 

5  foro  di  Nerua,  furono  gettati  giuso  certi  quadri  di  peperigno,  ne 
quali  ,  trä  1'  uno  e  1'  altro  ui  erano  alcune  spranghe  di  legno  da 
ogni  banda  fatte  ä  coda  di  rondine ;  mä  quel  che  mi  da  ammi- 
ratione  :  il  detto  Oratio  diceua,  che  s'  erano  conseruate  talmente, 
che  si  poteuano  rimettere  in  opera,  e  non  conobbe  nessun  fa- 
10  legname  di  che  legname  fussero. 

91.  Me  ricordo,  in  detto  Monte  Auentino ,  nella  uigna  di 
Monsignore  de  Massimi  uerso  Testaccio ,  ui  trouö  una  statua  di 
4)asalto  uerde ,  quäle  diceuano  che  sia  figliolo  d'  Ercole  in  etä 
fanciullesca ,  con  la  pelle  del  leone  in  testa,  e  la  claua  in  mano; 

15  dicono  fauoleggiando  li  poeti  che  detto  monte  fusse  al  figliolo 
d'  Ercole  dedicato,  quäle  si  chiamö  Auentino.  Detta  statua  si  ri- 
troua  in  Campidoglio,  li  Romani  la  comprorno  con  mille  ducati 
d'  oro  di  Camera  da  detto  Monsignore  de  Massimi. 

92.  Me  ricordo,  trä  piazza  di  Sciarra  e  la  guglia  di  San 
20  Mauto,  ui  era  una  poca  di  chiesetta  di  Santo  Antonio  molto  uec- 

chia;  uolendoui  far  una  tomba  scopersero  gran  massicci  di  qua- 
dri di  peperini;  ne  trouorno  tanta  coppia,  che  disfecero  la  chiesa 
vecchia  e  ne  fabricorno  un'  altra  del  guadagno  di  detti  peperini ; 
inuero  mostraua  esserui  stato  qualche  edificio  nobile. 

25  93.    Me  ricordo,  che  un  cert'  huomo  facendo  professione  di 

ripescare  mole  annegate  e  barche  nel  Teuere,  uolendo  ripescare 
una  barca ,  andö  sotto  1'  acqua  in  quella  parte  ,  che  e  trä  porta 
del  Popolo ,  e  Ripetta ;  ui  trouö  un  console  ä  sedere  con  certe 
scritture  in  mano ;  ui  mancaua  solo  la  testa  ,   di  marmo  statuale 

30  molto  di  buon  maestro ,  quäle  al  presente  si  troua  in  casa  del 
Palombo  Notaro  habitante  dietro  ä  Santa  Maria  in  uia ;  detto  ca- 
uatore  mi  disse,  che  ui  haueua  trouato  di  molti  marmi,  mä  non 
si  ardiua  cauarli  senza  licentia.  Intanlo  s'  e  morto ;  si  chiamaua 
Paulo  Bianchini. 

35  94.    Me  ricordo  sentir  dire,   che  ä  canto  quelli  sproni  anti- 

chi  di  quel  ponte  che  dicono  d'  Oratio,  quali  si  uedono  nel  Teuere 
dritto  ä  San  Giouanni  de  Fiorentini  dall'  altra  banda   rincontro 


5   Nerua]  R.     Nerone  N. 


81     

San  Spirito  ui  sono  State  trouate  tanta  quantita  di  pezze  <li  me- 
tallo,  che  ne  hanno  pieni  li  sehiffi. 

95.  Me  ricordo,  ä  canto  il  Teuere  dalla  banda  uerso  Tes- 
taccio  in  una  uigna  del  cauallier  Sorrentino ,  ui  e  stata  cauata 
gran  quantita  di  mischij  Affricani,  e  porte  sante  abbozzate  ad  5 
uso  di  caua,  e  ui  trouö  colonne  di  marmo  salino  e  cepollino  ogni 
cosa  abbozzata  ,  e  due  Luperculi  bellissimi,  li  quali  teneuano 
izrappi  d1  huua  in  mano,  appoggiati  ad  im  troncone,  nel  quäle  ui 
era  attacata  una  pelle  di  caprio,  e  dentro  a  detta  pelle  ui 
erano  rinuolti  alcuni  conigli.  Fü  trouata  ancora  una  testa  di  10 
marmo  d' un  colosso,  dal  mento  al  eominciare  de  capelli  era 
sette  palmi ,  e  la  comprö  un  searpellino  quäle  habita  uicino  all' 
areo  di  Portogallo,  e  detta  testa  al  presente  si  troua  ä  canto  al 
sudetto  arco. 

96.  Me  ricordo ,  T  anno  passato  appresso  al  sudetto  loco,  15 
doue  si  chiama  la  Cesarina  ,  perche  e  di  Casa  Cesarina  ,  ui  fü 
trouato  certe  colonne  gialle.  le  quali  condotte  per  il  Teuere  erano 
State  scaricate  in  quel  loco  sopra  la  rippa ,  e  vengono  iui  molti 
pezzzi  di  mischij  abbozzati  ,  li  quali  per  li  tempi  auanti  sono 
stati  trouati  in  quel  loco,  mä  sono  pieni  di  brutte  macchie  e  cir-  20 
condati  da  durissimi  calcedonij  et  e  la  causa,  che  sono  ancora  in 
quel  luoco  rimasti ;  Si  uedono  sopra  terra  muri  ä  modo  di  ma- 
i:azzini ,  et  nella  rippa  del  Teuere  si  uede  il  seno  del  porto;  le 
sndette  colonne  credo  che  1'  hauesse  il  Gran  Duca  di  Toscana, 
perche  lui  faceua  diligentia  d'  hauerle.  25 

97.  Me  ricordo ,  nella  rippa  di  la  dal  Teuere  incontro  ä 
detta  Cesarina,  ui  e  porta  Portese,  quäl  nome  deriua,  che  mena 
a  Porto;  ui  e  una  uigna  deVittorij,  nella  quäle  ui  trouorno  molte 
statue  et  teste  de  filosoffi  et  imperatori ,  quali  stauano  in  due 
stanze  riserbate,  una  adosso  all'  altra.  Vi  si  trouorno  ancora  al-  80 
cuni  instromenti  da  scultori ,  credo  che  ui  fussero  portale  per 
rassettare  ö  sterpiare  da  qualche  materiale  scultore  ,  e  poi  per 
qualche  repentino  bando  Papale7ussero  ricoperte;  ne  sta  hoggi 
gran  parte  in  casa  di  detti  Yittorij ,  mä  il  Cardinale  Farnese 
scelse  le  megliori  per  lui.  35 

98.  Me  ricordo ,  fuor  di  detta  Portese  lontano  circa  un 
mezzo  miglio,  nella  uigna  d' Antonio  Yelli ,  ui  fu  trouato  un 
Pasquino  in  opera  sopra  un  pie  de  stallo  di  tuffo ;  io  non  uoglio 
credere ,  che  anticamente  bisse  in  quel  luoco,  non  uedendosi 
altri   vestigij   d'   antichitä;     ma   quelli   primi   che   ferno   uigna  40 

188-1.  6 


82     

in  quel  luoco ,  perche  detto  Pasquino  auanzaua  dalla  cintura 
in  sü  sopra  il  piano  della  uigna ,  dando  noia  ä  piantare  le 
uite ,  si  crede ,  che  i  uillani  cou  zappe  e  manare  lo  ruppero 
sino  alla  eentura.  Ma  il  gladiatore,  che  li  more  in  braccio 
5  ui  era  tutto,  per  essere  tutto  dal  piano  della  uigna:  li  fü 
perdonato ,  e  quando  uenne  il  Duca  Cosmo  ad  incoronarsi  ä 
Roma  Gran  Duca  di  Toscana  fece  diligenza  di  uedere  molte 
cose,  che  ä  quel  tempo  ui  si  trouauano.  quäle  uedendo  il  su- 
delto  Pasquino  lo  comprö  per  Cinquecento  scudi ;  hora  si  ri- 
ll) troua  ä  Fiorenza  ,  et  1'  ha  accompagnato  con  1'  altro ,  che  hebbe 
da  Paulo  Antonio  Soderino,  quäle  fü  trouato  nel  Mausoleo  di 
Augusto. 

99.  Me  ricordo ,  fuori  della  sudelta  porta  circa  due  buone 
miglia  lontano ,  doue  hoggi  si  chiama  ä  Foga  1'  asino ,  uerso  il 
15  Teuere  in  certi  cannetti ,  al  tempo  di  Gregorio  decimo  terzo  ui 
furono  trouati  molti  consoli  di  marmo ,  ciascuno  haueua  il  suo 
pie  de  stallo  con  le  lettere ,  e  colonne  di  trenta  palmi  1'  una 
lunghe  e  di  marmo "gentile ,  furono  segate  et  seruirono  alla  cap- 
pella Gregoriana :  li  consoli  si  sparsero  per  Roma  in  diuersi 
20  luoghi,  ma  erano  da  mediocre  maestro  lauorati. 

4  00.    Me  ricordo,  accanto  porta  Latina  dalla  banda  dentro 

le  mura ,  il  Gardinale  Santa  Croce  cauando  ui  trouö  una  magni- 

fica  sepoltura  di  marmi  campanini,  quali  li  cauö  tutti,  e  di  bella 

grandezza;  1' architettura  non  era  molto  buona.  ma  fatta  con  gran 

25  spesa. 

101 .  Me  ricordo  in  una  uigna  ä  canto  la  detta  porta  ui  tro- 
uorno  doi  pili,  che  sono  in  casa  mia,  e  molti  pezzi  di  cornicie, 
freggi,  archilraui ,  colonne,  et  ogni  cosa  di  marmo  gentile;  si 
uede ,  che  li  antichi  moderni  si  seruirono  di  quelli  luoghi  per 

30  sepellire;  e  gran  coppia  di  urne,  Dijs  Manibus,  e  pezzi  di  pili  ui 
si  ritrouorno. 

102.  Me  ricordo  sentir  dire  ä  Flaminio  Galgano  il  quäle 
haueua  una  uigna  incontro  ä  San  Sauo ,  doue  si  cauano  li  tuffi 
per  fare  le  mura  della  cittä ,   essendo  tutto  quel  monte  nelle  ra- 

3  5  dici  dell' Auentino,  e  cauandoui  nel  tuffo  ui  trouorno  uu  stanzino 
molto  adorno;  mi  contaua,  che  al  pauimento  era  fatto  di  agata  e 
corniole,  e  me  ne  moströ  alcuni  pezzi  di  tuffo,  che  seruiua  per 
muro,  era  foderato  di  rami  indorati  con  alcune  medaglie  com- 
messe,  e  piatti,  e  boccali  di  rame,  instrumenti  che  seruiuano  ne 

40  sacrificij.  ma  ogni  cosa  haueua  patito  foco :  detto  stanzino  non 


83     

haueua  porte.  ne  fenestre ;   era  necessario  che  V  antichi  ui  scen- 
dessero  di  sopra;   tanto  mi  disse  Flaminio. 

103.  Me  ricordo,  che  Fabbio  Galeano  suo  fratello  nella  me- 
dessima  uigna  ui  trouö  un  uaso  d'  alabastro  cotognino,   la  lar- 
ghezza  nella  panza  era  quattro  palmi  e  mezzo,  sino  a  sei  alto,  5 
co'l  coperchio  e  tanto  sottilmente  lauorato  che  1'  haueua  ridotto 

il  maestro  con  lime  piü  sottile,  che  sefusse  di  terra  cotta,  e  met- 
tendoui  un  lume  dentro  traspareua  mirabilmente ;    fu  trouato 
pieno  di  cenere;  credo  doppö  la  morte  del  detto  Fabbio  T  ha- 
uesse il  Duca  Cosmo,  con  altre  belle  anticaglie,  che  si  ritrouaua  10 
con  lungo  tempo  adunate. 

104.  Me  ricordo  che  ä  tempo  di  Pio  quarto  capitö  in  Roma 
un  Goto,  il  quäle  portö  un  libro  antichissimo ,  nel  quäle  si  trat- 
taua  d'  un  tesoro  ;   eraui  per  segno  un  serpe,  e  poi  una  figureta 

di  basso  rilieuo,  da  un  lato  teneua  un  cornucopia.  dall'  altro  ac-  15 
cenna  col  detto  uerso  terra ;   tanto  cercö  il  diligente  Goto ,  che 
trouö  li  sudetti  segni  manifestissimi  in  un  fianco  d' un  arco: 
hora  io  non  ui  uedo  nell'  arco  altro  rilieuo  di  quello;  non  e  dub- 
bio,  che  furono  quelli  segni  fatti  e  scolpiti  da  chi  fece  1' arco, 
perche  ui  lasciö  la  pietra  da  poterui  fare  detta  figura;    hauendo  20 
dunque  il  Goto  trouato  il  loco,   andö  dal  Papa,  il  quäle  hauendo 
inteso  il  Goto,  li  disse,  che  s'  apparteneua  a  Romani  il  darli  li- 
cenza,  et  andato  dal  Popolo,  e  conferito  il  suo  desiderio,  ottenne 
gratia  di  cauar  detto  tesoro,  e  cominciö  in  un  fianco  di  detto  arco 
ä  cauare  per  forza  di  scarpello ,   entrö  dentro  et  fece  come  una  25 
porta,  et  quando  si  trouaua  sino  a  mezzo  del  fianco,  uoleua  poi 
calarsi  giü  ä  piombo;   questo  me' 1  disse  Lucertola  Scarpellino, 
che  ui  lauoraua;  occorse  che  il  Popolo  si  solleuö  contro  di  questo 
Goto  co'l  dire,  che  hauerebbe  rouinato  quell'  arco,   che  ancora 
regnaua  in  loro  quella  rabbia  di  distruggere  le  Romane  memo-  30 
de ;  in  tanto  hebbe  di  patto  d'  andarsene  con  Dio ,  et  cosi  ri- 
mase;   ancora  ui  sta  la  buscia,   che  ui  fece  il  scarpellino,  et  an- 
corche  io  scriuo  alcune  cose  in  questo  stracciafoglio ,  che  non 
fanno  di  mistiere  al  suo  trattato  per  non  coneernere  antichita, 
non  di  meno  per  essere  cose  grate  all'  orecchio  oon  hö  uoluto  35 
tacerle. 

105.  Me  ricordo,  dietro  le  Tenne  Diocletiane  ,  uoleudo  un 
padrone  di  una  uigna  far  una  poca  di  casetta  per  riporre  le 
zappe  e  ferramenti  da  uigna  uidde  due  muri,  che  poco  auanza- 
uano  sopra  terra,  cominciö  a  cauare  trä  essi .   e  calandosi  giuso  40 

6* 


84     

uidde  un  poco  di  bucea ;  e  facendola  maggiore  ui  entrö  dentro, 
Era  fatta  ä  modo  d'  un  forno ,  ui  trouö  disdotto  teste  di  filosofi 
i'iposte,  le  uende  per  settecento  scudi  al  Signor  Giouan  Giorgio 
Cesarino,  et  hora  il  Signor  Girolamo  suo  fratello  V  ha  uendute  al 
5  Cardinale  Farnese ;   le  tiene  nella  sua  galleria. 

106.  Me  ricordo  che  detto  Signor  Giouan  Giorgio  Cesarino 
comprö  una  grossa  colonna  di  cipoilino,  la  quäle  ancora  slaua  in 
piedi  nel  Foro  Traiano,  in  casa  di  Bastiano  Piglia  1'  arme;  e  detta 
colonna  con  gran  spesa  la  messe  in  terra  e  la  tirö  al  suo  giardino 

tOä  San  Pietro  in  Vincola ;  la  uoleua  drizzare,  et  a  piedi  ligarui 
un' orso  di  bronzo  ,  e  sopra  farui  un'  aquila ;  perche  queste  tre 
cose  denotauano  1' arme  sua;  ma  la  morte  interruppe  cosi  bei 
pensiero. 

107.  Me  ricordo  uedere  cauare,   doue  sta  San  Stefano  Ro- 
15  tondo,  sino  all'  hospidale  di  San  Giouanni  Laterano,  ui  trouorno 

tutte  stuffe  plebee ,  e  molti  muri  graticolati  et  trouorno  alcuni 
condotti  di  piombo;  non  ui  fü  cosa  di  molto  ualore;  molte  urne 
di  ceneri  doppö  le  stuffe;  si  seruirono  di  quelli  luoghi  per  sot- 
terratorij  al  tempo,  che  abbruggiauano  li  cadaueri. 

20  108.    Me  ricordo  sentit*  dire  che  ])er  la  uia  Prenestina  fuori 

della  porta  di  San  Lorenzo  fuor  delle  mura  ui  fü  trouato  un  pilo 
di  marmo  con  bellissima  inscrittione ,  la  quäle  laudaua  molto 
una  mula ,  che  in  quel  pilo  di  marmo  era  sepolta ;  tra  1'  altre 
lodi,  diceua,  che  quando  il  padrone  uoleua  caualcare,  s'  ingenoc- 

25  chiaua,  uedendolo  uecchio ,  e  poco  atto  ä  montarli  su'l  dorso; 
crederö  che  il  Reuerendo  Don  Pietro  Leone  Castello  ne  fara 
nientione  neu' opera ,  che  fa  de  gl' epitaffi  antichi,  spero .  che 
presto  uerra  in  luce. 

109.    Me  ricordo,   poco  lontano  dal  sudelto  loco,  ui  e  un 

30  casale  che  si  chiama  la  Marmorata.  Ui  sono  molti  segni  d'  anti- 
chitä,  e  deue  tenere  tal  nome,  che  anticamente  ui  doueuano  es- 
sere  molti  marmi.  Ne  e  padrone  il  capitolo  di  San  Giouanni 
Laterano;  al  quäle  uolendo  fare  un  cancello ,  furono  chiamati 
cerli  scarpellini  a  spaccare  due  grossi  pezzi  di  trauertino,    quali 

35  sopra  terra  ancora  stauano  in  opera,  uno  su'l  altro  :  e  quando  li 
scarpellini  hebbero  spaccato  quello  di  sopra,  uolendo  allargare 
I'  un  pezzo  con  1'  altro.  ui  uidero  dentro  un  uaso  d'  alabastro  co- 


4   Girolamo  suo  fratello]  R.        Giuliano  suo  fig°  N.        Julianus  ejus 
lilius:   Montfaucon  p.  207. 


85     

tognino  con  il  suo  coperchio.  Quelli  del  casale  erano  uenuti  ad 
aiutare,  e  dar  leua ;  dissero  alli  scarpellini ,  non  lo  toceate,  et 
uno  di  loro  corse  ä  dar  la  noua  al  capitolo;  ma  quelli  scarpellini 
desiderosi  di  uedere,  lo  scopersero  :  ui  trouorno  della  cenere  e 
sino  uenti  bottoni  di  christallo  di  montagna.  un'  anello  d'  oro  con  5 
la  pietra  in  mezzo.  un  adrizzacrine  d'  auorio  con  le  punte  d1  oro. 
et  un  pettine  d' auorio,  mescolati  con  la  cenere  alcuni  bussoli 
d'  oro.  Arriuato  il  capitolo  si  sorbi  ogni  cosa,  li  scarpellini  non 
hebbero  nienle.  Mirate  come  li  antichi  haueuano  messo  quel 
uaso  dentro  quel  trauertino,  fatta  una  bucca  per  ricettacolo  del  lo 
uaso .  e  poi  calato  il  trauertino  in  opera,  rimase  incluso  il  uaso. 
Chi  mai  hauesse  pensato  un  tal  capricio?  Se  non  ueniua  quella 
occasione ,  non  si  sarebbe  in  eterno  scoperto .  perche  di  fuora 
non  u  era  segno  alcuno. 

1  10.  Me  ricordo,  dietro  le  spoglie  di  Mario  a  canto  la  uia.  15 
che  mena  a  Porta  masiuore,  nella  uigna  delli  Altieri,  ui  fü  tro- 
uata  una  Venere  bellissima,  che  esce  del  bagno,  con  un  Ercole 
di  marmo  et  ancora  stauano  in  opera  in  una  fabrica  ottangolatii. 
credo,  che  fusse  una  fönte;  ui  si  trouorno  due  musaichi,  et  ap- 
presso  ui  si  scoperse  una  seliciata  strada  ainplissima  consumata  20 
dalle  carra,  la  quäle  andaua  uerso  Porta  maggiore. 

111.  Me  ricordo,  presso  San  Gregorio  nella  uigna  di  Curtin 
Saccoccia  xXotaro  di  Carapidoglio,  cauandoui  trouö  molti  pili  di 
marmo  istoriati  con  belle  battaglie ;  e  quel  che  mi  piacque  piu, 
uedere  un  basso  rilieuo  quäl  era  un  uecchio  decrepito  dentro  25 
una  culla  con  certi  manichi ,  e  certi  fanciulli  lo  portauano  cul- 
lando,  e  quel  uecchio  pareua  che  ridesse  con  esso  loro;  sotto  ui 
erano  incise  certe  lettere  che  diceuano  IN  SENECTVTE  ME 
BAIYLANT.   Me  imaginai  fusse  Diogene  Cinico. 

112.  Me  ricordo  ueder  cauar  nell'  horto  di  San  Saluator  30 
del   Lauro  quattro   femine  ueslile ,    da   disdotto   ö   uinti  palmi 

1'  una  alte,  di  marmo  statuale  senza  testa;  nella  parte  di 
sopra  erano  piene  di  goccie  di  metallo ;  stauano  molto  in- 
sieme.  e  tulte  per  un  uerso,  accennauano  gire  tutte  ad  un 
punto ,  quäle  credo  fusse  1'  argano  .  et  intorno  ad  esse  non  ui  35 
era  segno  di  rouina ,  ma  semplicemente  sopra  la  terra  stauano; 
perö  mi  dö  a  credere,  che  anticamente  non  fussero  in  quel  luogo. 
Vi  trouorno  anco  una  fonderia  di  metallo,  e  quelle  gocciole,  che 
erano  sopra  dette  statue,  non  fü  altro,  che  qualche  humido  ac- 
cidente,  uscito  dalla  fornace.  uenne  ä  spargersi  sopra  d' esse  40 
statue. 


86 

113.  Mericordo,  nelle  Terme  di  Gonstantino  sopra  Monte 
Cauallo  inanzi  ä  San  Siluestro,  in  im  luogo  di  Bernardo  Acciaioli, 
cauandoui  trouö  certe  uolte  sfondate  piene  di  terra.  Si  risolse 
nettarle,  ui  trouö  dentro  molti  pezzi  di  colonne  statuali  da  trenta 

5  palmi  lunghe,  et  alcuni  capitelli  e  base:  in  capo  d' esse  uolte 
trouö  rimurato  con  un  muro,  che  non  era  fatto  ä  piombo,  molto 
mal  fatto.  Risoluendosi  romperlo  sfondö  in  due  uolte,  quali  erano 
piene  d'ossa  d'huomini.  Essendo  mio  amico,  mi  mandö  a  chi- 
amare ,   ui  entrai  dentro  con  gran  fattica ,   perche  ui  era  da  cin- 

10  que  palmi  di  uano  dalla  sommita  della  uolta  al  piano  dell'  ossa, 
e  doue  metteuamo  i  piedi,  affondauamo  sino  al  ginocchio;  come 
si  toccauano  perdeuano  la  forma  ,  et  si  conuertiuano  in  cenere; 
e  tanto  caminauamo  che  trouamo  il  fine  di  dette  uolte;  poteuano 
esser  lunghe  da  cento  palmi  e  di  uano  sino  ä  trenta :   restamo 

15  stupefatti  della  quantita  de  morti :  alcuni  diceuano,  che  fusse 
qualche  crudelta  di  Nerone  ,  per  essere  iui  appresso  li  edificij 
di  Nerone ,  et  che  fussero  martiri :  altri  dissero  qualche  gran 
peste :  io  andai  congetturando,  che  per  non  essere  sfondate  di 
sopra  dette  uolte,  fussero  stati  messi  per  la  bocca ;  perö  uoglio 

20  credere,  che  fussero  morti  tutti  ad  un  tempo  et  in  un  giorno,  et 
inanzi  la  puzza  fussero  calastati  tutti  ad  un  tempo  a  suolo  a  suo- 
lo,  e  quel  uano  di  cinque  palmi  dalla  cima  della  uolta  sino  all' 
ossa,  era  il  calo  che  haueua  fatto,  mancando  la  carne :  se  ui  fus- 
sero stati  messi  come  ossa,  hauerebbono  pieno  sino  alla  sommita 

25  della  uolta  ,  e  V  ossa  si  uederebbono  confusamente  gettate  .  ma 
uedemo  li  corpi  intieri.  Questo  da  notitia  che  fussero  messi 
con  la  carne,  e  quel  muro  mal  fatto  che  stoppaua  dette  uolte, 
non  significaua  altro,  che  quelli  muratori  pareua  loro  mille  anni 
di  fuggire  il  gran  fettore   di  quelli   cadaueri;   ma  V.  S.   come 

30  prattica  dell'  historie  potra  rinuenire  la  uerita ,  essendo  cosa 
degna  di  consideratione. 

114.  Me  ricordo  al  tempo  di  Paolo  terzo  nella  piazza  di 
Santa  Maria  del  Popolo  uederui  un  gran  massiccio  de  selici  assai 
alto  da  terra.     Parue  al  detlo  Papa  rouinatio,  e  si  spianö  al  pari 

35  della  piazza,  e  perche  a  canto  la  porta  del  Popolo,  dalla  bauda 
di  fuora,  ui  sono  doi  bastioni  fatti  modernamente  di  belli  quadri 
di  marmi  gentili ,  quali  sono  tutti  buccati  all' usanza  de  Goti, 
per  rubbar  le  spranghe,  che  cosi  ne  fanno  fede  tutti  li  altri  edi- 
fieij  antichi,  et  hö  osseruato,  che  buccauano  tra  un  sasso,  e  1'  al— 

40  tro ,    doue    era   la   commessura  per  esser  quello  il  luogo  della 


87      

spranga,  ä  tal  che  ueDiua  bucato  il  marrao  di  sopra ,  e  quel  di 
sotto,  altrimente  non  le  poteuano  cauare:  hora  in  detti  bastioni 
dette  buche  non  affrontano:  dunque  e  segno  manifeslo,  che  sono 
spoglie  d' altri  edificij,  et  hauende-  Sisto  quarto  gran  fabricatore 
edificata  Santa  Maria  del  Popolo,  et  acciö  piü  eternamente  du-  5 
rasse  sua  memoria ,  essendo  la  chiesa  attaccata  a  detta  porta, 
doue  un  giorno  per  qualunque  aeeidente  di  guerra  poteua  essere 
desolata,  ui  fabricö  detti  bastioni  per  sua  diffesa,  e  li  detti  mar- 
mi  li  spogliasse  da  quel  gran  masso  di  selici;  ne  altro  poteua  es- 
sere, che  un  Mausoleo.  gia  uediamo,  che  appresso  alle  porte  10 
della  citta,  ö  nelle  uie  publiche  li  collocauano;  et  V.  S.  ne  ha 
uno  a  canto  la  porta  di  San  Pietro  in  Perugia. 

14  5.  Me  ricordo,  appresso  a  Santa  Croce  in  Gerusalemme, 
ui  era  un  anticaglia ,  fabrica  assai  sotto  terra ,  nella  quäle  sono 
molti  Santi  depinti  e  li  Christiani  se  ne  sono  seruiti  per  chiesa;  15 
hora  e  rouinata,  conuersa  in  uigna.  Appresso  d'  essa  ui  fü  sco- 
perta  un'  antica  strada  seliciata,  e  molto  spatiosa,  e  uiddi,  che  si 
partiua  da  porta  Maggiore,  et  andaua  a  San  Giouanni  Laterano. 
Sopra  d'  essa  ui  fü  trouata  una  grossa  colonna  di  granito  bigio 
compagna  di  quelle,  che  sono  in  opera  a  San  Giouanni  Laterano  20 
nella  naue  dell'Apostoli :  mi  dö  ä  credere,  che  quando  il  Magno 
Constantino  fabricö  il  Lateranense,  spogliasse  qualche  edificio 
fuor  di  porta  Maggiore  e  la  detta  colonna  per  qualche  aeeidente 
rimanesse  in  quel  luogo;   ancora  si  puol  uedere. 

116.  Me  ricordo  piü  uolte  hauer  uisto  cauare  nelle  Terme  25 
di  Tito,  doue  hora  e  il  monasterio  di  San  Pietro  in  Vincola,  molte 
tigure  di  marmo  et  infiniti  ornamenti  di  quadro;  e  chi  uolesse 
narrarli  tutti,  entrarebbe  in  un  gran  pelago  di  discorso:  mä  s'e 
fatto  al  presente  una  caua  molto  profonda,  la  quäle  dimostra,  che 
inanzi  alle  Terme  di  Tito  ui  fusse  un'  altro  magnifico  edificio,  et  30 
adesso  hanno  cauato  bellissimi  cornicioni,  quali  sono  stati  con- 
dotti  alla  chiesa  del  Giesü  per  ornar  una  cappella.  Potrebbe  es- 
sere, che  detto  edificio  fusse  parte  di  casa  aurea  di  Nerone. 

117.  Me  ricordo,  fü  trouato  nella  uigna  d'  Oratio  Muti,  doue 

fü  trouato  il  tesoro  incontro  ä  San  Vitale ,  un'  idolo  di  mar-  35 
mo  alto  da  cinque  palmi.  il  quäle  staua  in  piedi  sopra  un  pie  de 
stallo  in  una  stanza  uota  con  la  porta  remurata,  et  haueua  molti 
lucernieri  di  terra  cotta  intorno,  che  lo  circondauano  co'l  beeco 
uerso  1'  idolo .  il  quäle  haueua  la  testa  di  leone ,  il  resto  come 
corpo  humano;   haueua  sotto  li  piedi  una  palla  doue  nasceua  un  40 


88     

serpe,  il  quäle  cerchiaua  tutto  1'  idolo,  e  poi  con  la  tesla  gli  en- 
Iraua  in  bocca ;  si  teneua  le  mani  sopra  il  petto,  in  ciascuna  te- 
neua  una  chiaue:  et  haueua  quattro  ale  attaccate  ä  gl' homeri. 
due  uoltate  uerso  il  cielo,   et  l1  altre  chinate  uerso  la  terra,     lo 

S  non  l'hö  per  opera  molto  anlica,  per  esser  fatto  da  goff'o  maestro. 
ouerö  tanto  antico,  che  non  era  ancora  trouata  la  buona  maniera. 
Mi  disse  il  detto  Signor  Oratio,  che  un  theologo  Padre  del  Giesu 
li  dette  significalo,  dicendo  che  dinotaua  il  demonio ,  il  quäle  ä 
tenipo  della  gentilitä  dominaua  il  mondo,   perö  teneua  la  palla 

Ki  sotto  li  piedi :  il  serpe  che  lo  cerchiaua  e  li  entraua  in  bocea, 
il  predire  il  futuro  con  ambigui  responsi :  le  chiaui  in  mano ,  la 
padronanza  della  terra  :  la  testa  di  leone  il  dominio  di  tutti  li 
animali.  L'  ale  significauano  1'  essere  da  per  tutto.  Tal  senso  li 
dette  il  detto  Padre.   Io  hö  falta  diligenza  di  uedere  detto  idolo: 

15  morse  il  detto  Signor  Oratio,  et  li  heredi  non  sanno,  che  ripiego 
s'  habbi  hauuto.  Non  e  gran  fatto ,  che  per  essortatione  del 
Teologo ,  il  Signor  Oratio  lo  mandasse  ä  qualche  calcara  per 
cauarli  1' humido  d'adosso,  poiche  molti  e  molt'  anni  era  stato 
sotto  terra ,  ouerö  sarä  ritornato  all'  inferno  mandato  dal  detto 

20  Giesuita. 

118.  Mi  ricordo,  dopö  il  sudelto  idolo  hei  niedesimo  loco 
ne  trouorno  un'  altro ,  mä  di  basso  rilieuo  con  la  testa  di  leone. 
e'  1  resto  corpo  humano,  dalla  cintula  in  giü  uestito  di  sottil  ue- 
lo,  aperte  le  braccia,  in  ciascuna  mano  teneua  una  facella ,  due 

25  ali  uerso  il  cielo,  e  doi  uerso  la  terra,  fra  esse  gli  usciua  un 
serpe;  e  dal  lato  dritto  haueua  un'  ara  co'I  foco ,  et  usciua  al 
detto  idolo  per  bocca  una  fascia,  ö  benda,  la  quäle  andaua  sopra 
il  foco  di  detta  ara.  Di  questo  non  ne  sappiamo  il  significato 
che  non  fü  interprettalo  dal  Teologo,   mä  si  puö  al  presente  ue- 

30  dere,  che  stä  in  casa  delli  heredi  del  detto  Signor  Oratio. 

119.  Nelle  radici  del  Monte  Auuentino  uerso  San  Sauo 
nella  uigna  ch'  hoggi  e  del  Signor  Giuseppe  Grillo,  fü  scoperto 
un  Fauno  di  marmo  ä  sedere,  la  grandezza  e  di  naturale,  di  ec- 
cellente  maestro,  con  altri  framenti  di  slalue;   et  ha  troualo  auco 

35  un  caldaro  di  rame  pieno  di  medaglie  di  metallo  di  grandezza 
quanto  un  quatlrino,  tulte  ricoperte  dalla  terra,  che  non  hö  po- 
tuto  mai  chiarirmi  di  chi  siano;  e  cerli  manichi  di  secchielti  di 
rame  et  un  paro  de  forbici  di  ferro  lunghe  da  doi  palmi  e  mez- 
zo,  di  quella  sorte,  che  si  tengono  ferme  da  un  lato,  e  dalP  altro 

40  si  calca  ä  lieua,  che  usano  li  stagnari,   et  quelli,  che  tagliano  il 


89     

rame,  e  da  dette  forbici  mi  dö  ä  credere,  che  in  quel  loco  ui 
fussero  fonderie,  per  esser  dette  forbici  strumento  di  fonditore. 
Questi  si  trouö  1'  anno  passato,  e  cauando  non  e  dubio,  ehe  si 
troueranno  dell'  altre  cose,  per  le  quali  1' huomo  s'accertarä  del 
tutto.  5 

120.  A  eanlo  la  chiesa  di  Santa  Maria  della  Nauicella  si 
trouorno  niolti  trauertini ;  non  sono  in  opera  ,  mä  scomposti .  e 
perche  V  acquedotto  che  passa  inanzi  ä  San  Giouanni  Laterano. 
accenna  andare  ä  detto  loco,  perö  crederö  che  ui  facesse  un  an- 
golo,  il  quäle  diuidendo  V  acque  partorissero  doi  acquedotti,  uno  M 
andasse  aH'Anloniana,  sicome  testihcano  alcune  lettere,  fatte  di 
tauolozze ,  quali  risaltano  piü  fuora  della  facciata ,  e  dicono 
NIANA,  il  T  et  1'  0  sono  rouinati ;  [l'altro]  accenna  andare  al  pal- 
lazzo  maggiore,  perche  di  parte  in  parte  se  ne  uede  alcuni  pezzi 
remasti.  Mä  torniamo  al  loco,  doue  trouorno  li  trauertini,  biso-  15 
gnaua  che  iui  sotto  1'  acquedotto  ui  attrauersasse  una  strada  e 
per  farla  ampla  et  spatiosa,  et  acciö  che  il  grau  uano  non  facesse 
pelo  all'  acquedotto,  fabricauano  di  trauertini  con  buoni  fianchi. 
come  al  presente  ne  uediamo  un'  altro  inanzi  1'  hospedale  di  San 
Giouanni  nel  medesimo  acquedotto.  11  medesimo  hö  osseruato  20 
nell1  acquedotti,  che  ogni  tante  canne  uanno  serpeggiando.  Mi 
potresti  dire.  che  ciö  facessero  per  1'  impedimento  d' altri  edi- 
fieij ;  pure  uoglio  credere  ,  che  li  antichi  lo  facessero  per  smor- 
zare  con  dolcezza  il  grand'  emi)ito  dell'  acqua ,  che  forse  haue- 
rebbe gettale  le  pareti ,  ueniuano  anco  ad  essere  piü  purgate.  25 
Mä  non  fü  per  1' impedimento  dell'  edificij ,  che  questa  ragione 
non  milita,  perche  alla  campagna  fanno  il  medesimo  serpeggiare. 
doue  non  erano  respettiuamenle  edificij. 

121.  Volendo  Sua  Santita  fare  ornare  San  Giouanni  Late- 
rano facendo  abassare  un  certo  rialto  inanzi  al  coro,  et  all'  altare  ä0 
delli  Apostoli,  si  sono  scoperti  Ire  nicchij  assai  grandi ,  uno  ä 
canto  all'  altro,  con  alcuni  muri  li  quali  caminano  in  isquadra 
con  la  chiesa.  Per  questo  rispetlo  si  potrebbe  dire,  che  Constan- 
tino  fabricando  San  Giouanni  si  seruisse  de  fondamenti  di  detta 
fabrica  antica .  che  ui  fusse  inanzi;  il  piano  di  detti  nicchioni,  35 
doue  caminauano  li  antichi,  erano  tutti  di  serpentini ,  e  porfidi 
con  altri  mischij,  e  sotto  poi  ä  questo  lauoro  trouorno  altro  paui- 


29  SStä  fare  ornare  S.  Gio.  Lat.]  N.       Sua  Santita scemare  San 

Giouanni  Laterano  R. 


90     

mento  circa  sei  palmi  piü  ä  basso:  bisogna  che  fusse  edificio 
antichissimo  et  nobilissimo. 

122.  AI  presente  nella  piazza  della  Colonna  Traiana  uolen- 
dosi  fondare  una  casa,  s' e  scoperta  la  piazza  antica,  tutta  fabri- 

5  cata  di  marmi,  con  alcuni  pezzi  di  marmo  giallo,  che  credo,  che 
in  se  contenesse  qualche  scompartimento.  E  da  credere  ogni  cosa 
dalla  magnificenza  di  Traiano  :  e  cauando  le  cantine  si  sono  tro- 
uati  tre  pezzi  di  colonne  di  marmo  statuale,  in  testa  cinque  pal- 
mi grosse ,  e  lunghe  ciascuna  tredeci  palmi.  Queste  colonne 
10  uengono  ad  essere  quelle  del  portico ,  che  recingeuano  il  foro, 
doue  in  mezo  era  la  colonna  istoriata. 

123.  Doue  al  presente  e  la  uia  di  San  Carlo  delli  Catenari 
per  di  dielro  per  andare  dritto  in  capo  alli  Ghiauari,  sempre  hö 
inteso  dire  che  ui  era  anticamente  una  parte  de  gioielieri  di  gran 

15  somma  e  richezza ;  e  che  nelle  prime  guerre  et  introito  de  ne- 
mici  in  Roma  hauessero  sotterrato  ogni  cosa  ;  poiche  quando  fü 
fabricata  la  casa  di  Tomaso  Yalleschi  ui  furno  trouati  vestigij  di 
simili  botteghe  con  ordegni;  ma  perche  chi  fabricaua  non  ha- 
ueua  molto  da  spendere  in  far  caue,  e  perche  anco  li  fü  inhibito 

20  da  uicini,  ouerö,  come  diceuano  certe  scritture.  ch'  io  uidi,  che 
per  le  differenze  nate  tra  parenti  circa  i  fondi  di  detta  fabrica, 
fusse  riseruato,  che  non  si  douesse  dilattare  col  cauare ;  qualche 
pensiero  ui  era  certo;  le  cose  restorno  cosi ,  ne  da  altri  ui  fü 
posto  mente  ;   tuttauia  1'  opinione  e  certa,  perche  all'  hora  si  sot- 

25  terrauano  gran  gioie. 

124.  A  pie  dell'Aracelli  dalla  parte  di  San  Marco  si  tiene 
per  certo,  ui  siano  cose  di  grand'  importanza,  e  ualore  ,  perche 
poco  ui  e  stato  cauato,  et  iui  attorno  per  conseguenza  nelle  rouine 
di  Roma  fa  di  mestiere ,   ui  siano  State  riposte  gran  ricchezze, 

30  essendo  stato  detto ,  ui  siano  certe  case ,  o  stanze  antiche  sotto 
ripiene  di  bellissimi  marmi,  et  altro;  bisogna,  che  ui  sia  di 
certo,  e  la  conseguenza  lo  da,  perche  quel  loco  essendo  stato  ne 
tempi  andati  molto  forte ,  perciö  e  dentro  e  fuori  ui  siano  stati 
riposti  tesori ;   et  in  questo  pochi  ui  hanno  pensato ,  e  poco  ui  e 

35  stato  ruminato  da  muratori. 

125.  Me  ricordo  hauer  inteso  dire  ä  mio  padre ,  che  poco 
discosto  da  San  Agnese  auanti  della  uigna,  ch'  era  di  Angeluccio 
da  Viterbo ,  doue  fü  fatlo  la  porta,  che  entra  in  detta  uigna,  ui 
fusse  trouata  una  scroffa  di  marmo  con  una  cartella  in  bocca  di 

40  metallo,  con  lettere  scolpite  che  diceuao:  Amplius  si  laboreris. 


91      

Questo  e  certo  segno ,  che  uoleua  inferire ,  che  si  cauasse  piü 
oltre,  che  piü  s'  hauerebbe  trouato.  Mä  perche  quella  uigna  era 
capitata  alle  mani  d'  un  vecchio ,  quäle  poco  campö ,  li  heredi 
non  hanno  fatto  altro :  motiuo ,  della  detta  scroffa  se  n'  e  te- 
nuto  poco  conto,  e  staua  per  Roma,  e  se  ne  teneua  poco  conto;  5 
mä  era  fattura  di  mano  mediocre,  e  bassa. 

126.  [Fea:j  E  ferma  opinione ,  che  nella  via  di  s.  Gio- 
vanni in  Laterano,  particolarmente  dietro  alla  Scala  Santa,  verso 
al  mezzo  di  quellt  muri  di  acquedotti  vi  siano  cose  notabüi',  perche 
ivi  era  un'  abitazione  principale ;  e  al  tempo  delli  Goti,  e  altri,  vi  10 
sono  State  fatte  gran  ruine;  e  poco  si  e  scoperto,  che  vi  sia  stato 
cavato :  e  che  al  tempo  delli  sacchi  di  Roma  ivi  fosse  riposto  un 
gran  tesoro.  Questo  si  seppe  per  bocca  di  un  Ollramontano,  che  ne 
teneva  nota,  e  voleva  promuovere,  che  si  cavasse ;  ma  occorse,  che 
per  tal  causa  renne  a  duello  con  un  altro  amico,  e  compagno ;  15 
e  fuori  di  porta  s.  Lorenzo  si  tirarono,  e  restb  morto.  Per  ora 
non  tengo  altro:  se  succedera,  f  avuiserb  di  quanto  V  occasione  mi 
porgerä. 


SITZUNG  AM  14.  NOVEMBER  4  881. 

Herr  Overbeck  sprach  über  die  Künstlerinschrift  und  das 
Datum  der  Aphrodite  von  Alelos. 

In  den  Untersuchungen  über  das  Datum  und  die  kunstse- 
schichtliche  Stellung  der  Aphroditestatue  von  Melos 
ist  die  Frage  nach  der  Zugehörigkeit  oder  Nichtzugehörigkeit  der 
bekannten  Künstlerinschrift  ....  avdgog  [Mjrjvldov  x\Avx\ioy^vg 
cc7cb  Maiävöqov  E7ffoirjaev  von  so  großer,  unter  Umständen 
von  so  entscheidender  Bedeutung ,  daß  sie  nicht  bei  Seite  ge- 
schoben oder  als  erledigt  betrachtet  werden  darf,  ehe  sie  dies 
wirklich  ist.  Daß  sie  es  aber  wirklich  sei  muß  ich  in  Abrede 
stellen  und  will  versuchen,  dies  denen  gegenüber  nachzuweisen, 
welche  das  Gegentheil  behaupten.  Dabei  habe  ich  es  nicht  so- 
wohl mit  Kekule  zu  thun ,  welcher1)  es  für  schwer  begreiflich 
erklärt ,  wie  man  dies  Inschriftfragment  ernsthaft  für  die  Zeit- 
bestimmung der  Statue  habe  verwenden  wollen,  oder  ich  habe 
es  nur  in  sofern  auch  mit  ihm  zu  thun  ,  als  er  zu  denen  gehört, 
welche  sich  auf  den  einen  Theil  der  unten  näher  zu  erörternden 
Aussagen  Claracs  über  die  angebliche  Verschiedenheit  des  Mar- 
mors der  Statue  und  des  Stückes  mit  der  Inschrift  steifen,  ohne 
den  andern  Theil  dieser  Aussagen,  welcher  sich  auf  das  genaue 
Zusammenpassen  der  beiden  Stücke  bezieht,  gehörig  zu  wür- 
digen ,  ja  ohne  diesen  selbst  nur  genau  wiederzugeben.  Auch 
Bernoulli  kann  hier  bei  Seite  gelassen  werden,  da  er2)  sich  be- 
gnügt zu  sagen ,  es  haben  sich  von  Anfang  an  wegen  der  Ver- 
schiedenheit des  Marmors  und  der  Plinlhenhöhe  sehr  erhebliche 
Zweifel  (über  die  Zugehörigkeit)  an  die  jetzt  verschwundene 
Inschrift  geknüpft.     Endlich  kann  ich  auch  von  einer  unmittel- 


1)  Das  akad.  Kunstmuseum  zu  Bonn,  Bonn  1872.  S.  65. 

2)  Aphrodite.   Ein  Baustein  zur  griech.  Kunstmythologie.  Leipzig  1873. 
S.  151. 


93 

baren  Bekämpfung  Veit  Valentins  absehn,  da  dessen  völlig  will- 
kürliche Aufstellungen  3  ,  es  handele  sich  in  der  Verbindungs- 
stelle der  Statuenbasis  und  des  Fragmentes  mit  der  Inschrift 
um  Schnittflächen  anstatt  um  Bruchflächen,  bereits 
durch  Preuner4  widerlegt  worden  sind.  Dieser  hat  die  Frage 
»über  die  Zugehörigkeit  des  Basisfragmentes  mit  der  Künstler- 
inschrift« einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen ,  an 
welche  ich  hauptsächlich  meine  folgenden  Bemerkungen  an- 
knüpfe und  gegen  welche  ich  sie  richte ,  während  Wieseler  in 
der  neuen  3.  Auflage  der  Denkm.  d.  a.  Kunst  II,  S.  405  die 
Nichtzugehörigkeit  der  Inschrift  durch  Preuners  Darlegungen 
als  feststehend  erklärt. 

Zuvörderst  ist  es  aber  nicht  überflüssig  noch  einmal  daran 
zu  erinnern  ,  dass  die  Inschrift  —  seit  wann  steht  nicht  sicher 
fest,  gewiß  aber  seit  der  Mitte  der  50er  Jahre  —  verschwun- 
den ist  und  zu  constatiren,  daß  sie  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  auf  Nimmerwiedersehen  verschwunden  ist.  Denn  wenn 
Fröhner5  im  Jahre  1869  aussprach:  »je  ne  desespere  pas  de  la 
retrouver  un  jour«,  so  sind  seitdem  wiederum  12  Jahre  ver- 
gangen, ohne  daß  auch  nur  die  leiseste  Spur  von  der  Inschrift 
wieder  zum  Vorschein  gekommen  wäre.  Es  wird  daher  immer 
wahrscheinlicher,  daß  Longperiers  Vermuthung6)  die  Inschrift 
sei  absichtlich  zerstört  worden,  obgleich  Fröhner  a.  a.  0. 
meint,  »les  rellexions,  qu'un  numismatiste  francais7    a  faites  a 


3)  Die  hohe  Frau  von  Milo,  Berlin  1872.  S.  40  ff.,  besonders  44. 

4  Über  die  Venus  von  Milo  u.  s.  \v.  ,  Greifswald  1874.  Anhang  2, 
S.  43  ff.  Die  von  Valentin  in  Lützows  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst.  X.  1875. 
Kunstchronik  S.  299  versuchte  Abwehr  verbessert,  trotz  der  Lebhaftigkeit 
des  Tones,  die  Sache  nicht. 

5  Notice  de  la  sculpt.  ant.  du  Musee  Imp.  du  Louvre  I,  Paris  4869. 
p.  177  Anm.  2  a.E.  Fröhner  constatirl  hier  außerdem,  daß  Clarac,  welcher 
die  Inschrift  1821  in  seiner  Monographie  (s.  Anm.  9,  und  1841  in  seinem 
Musee  de  sculptures  II,  p.  841  publicirt  hat  ,  noch  in  seinen  posthunien 
Schriften  '1S47  und  1849  von  derselben  redet,  ohne  ihres  Yerschwindens 
zu  gedenken.  Ich  selbst  habe  aus  Gründen ,  welche  in  der  1.  Aufl.  mei- 
ner Gesch.  der  Griech.  Plast.  I.  S.  313  Anm.  40  angegeben  sind,  zu  einer 
irgend  Etwas  entscheidenden  Untersuchung  über  die  Inschrift  nicht  ge- 
langen können  ;  von  den  anwesenden  Beamten  bin  ich  stets  nur  beschieden 
worden:  eile  a  disparu. 

6)  In  einem  vom  Anfang  bis  zum  Ende  höchst  lesenswerthen  Briefe, 
welchen  Friederichs,  Bausteine  u.  s.  w.  I.  S.  334  mitgetheilt  hat. 

7)  Es  ist  diesem  seltsamen  Ausdruck  gegenüber  vielleicht  nicht  ganz 


■     94     

ce  sujel,  ne  sont  pas  serieuses«,  das  Wahre  trifft.  Es  mag  ja 
richtig  sein,  was  Fröhner  behauptet,  daß  die  Zerstörung  nicht 
in  den  Zeiten  von  Claracs  Verwaltung  geschehen  ist  si ;  man 
wird  damit  begonnen  haben ,  die  Inschrift  von  der  Statue  zu 
entfernen,  mit  der  man  sie  erweislich  nicht  lange  nach  1821 
mehr  verbunden  gesehen  hat,  wenn  sie  dies  bei  der  öffentlichen 
Aufstellung  der  Statue  jemals  gewesen  ist.  Daran  zu  zweifeln 
geben  die  Worte  Claracs9  Anlaß:  »il  est  possible  qu'elle  nous 
prouve  que,  dans  la  question  dont  il  s'agit  Urheber  und  Ent- 
stehungszeit des  Werkes)  ,  eile  est  plus  importante  qu'on  ne  l'a 
pense,  et  qu'elle  merite  meine  qu'on  lui  rende  la  place 
qu'elle  occupait  dans  la  plinthe«. 

Wenn  aber  Fröhner  a.  a.  0.  p.  177  meint:  »si  l'inscription 
s'etait  si  bien  adaptee  ä  la  plinthe,  on  ne  voit  pas  pourquoi  l'on 
se  serait  permis  de  l'enlever  plus  tard«,  so  liegt  das  Motiv  hierfür 
durchaus  nicht  gar  so  fern,  ist  vielmehr  schon  ganz  unverblümt 
von  Longperier  a.  a.  0.  ausgesprochen  worden:  »on  avait  dit 
au  roi  Louis  XVIII.  que  la  statue  dont  l'ambassadeur  de  France 
lui  faisait  present  etait  l'oeuvre  du  celebre  sculpteur  de  Phryne 
et  je  crois  que  ce  fut  la  cause  de  la  perte  de  l'inscription«.  Alle 
Welt  in  Paris  schwärmte  von  der  Aphroditestatue  als  von  einem 
Werke  des  Praxiteles10);  da  nun  die  fatale  Inschrift,  welche 
einen  ganz  unbekannten  Künstler  nennt ,  dieser  Schwärmerei 
im  Wege  stand,  was  lag  näher,  als  sie  verschwinden  zu  lassen? 
Und  als  das  Interesse  an  der  Inschrift  wuchs  und  man  anfing 


überflüssig,  daran  zu  erinnern,  daß  Adrien  de  Longperier  Conservateur  du 
Louvre  war. 

8)  Immerhin  zeigt  der  von  Ravaisson  ,  La  Venus  de  Milo  ,  Paris  1 871 . 
p.  23  mitgetheilte ,  bis  dahin  unveröffentlicht  gebliebene  Brief  Claracs  an 
den  Grafen  Forbin,  damals  Director  des  Louvre,  wie  man  gelegentlich  vor- 
ging, ohne  Clarac  zu  fragen  oder  sich  um  seine  berechtigte  Einflußnahme 
zu  kümmern. 

9)  Sur  la  statue  antique  de  Venus  Victrix  etc.  Paris  1821.  p.  48. 

10)  Vergl.  nicht  nur  Quatremere  de  Quincy,  Sur  la  Statue  antique  de 
Vönus  däcouverte  dans  l'ile  de  Milo  en  1820,  Paris  1821  p.  31  sq  »cette  con- 
sequence ,  la  voici :  c'est  qu'un  ouvrage  qui  nous  offre  la  plus  haute  idee 
de  l'imitation  de  la  nature  feminine  etc.  doit  ötre  sorti  de  l'atelier  ou  de 
l'ecole  de  Praxitele«,  sondern  auch  Claracs  Worte  a.  a.  0.  p.  47.  »plusieurs 
personnes  l'affirment  (daß  die  Statue  ein  Werk  des  Praxiteles  sei)  d'une 
maniere  embarrassante  et  si  positive,  qu'il  parait  difficile  de  ne  pas  se  sou- 
mettre  etc. 


95     

nach  ihr  zu  fragen,  nachdem  mehr  als  die  halbe  Welt  der  Ar- 
chaeologen  und  Kunstverständigen  die  Statue  sei  es  auf  Alka- 
menes  oder  auf Skopas  oder  auf  Praxiteles  oder  auf  sonst  irgend 
einen  der  Großen  zurückgeführt  und  die  andere  Hälfte  sich 
mehr  oder  weniger  bestimmt,  auch  ohne  einen  einzelnen  Künst- 
lernamen zu  nennen  ,  dafür  engagirt  hatte  ,  die  Statue  sei  ein 
Werk  des  4.  Jahrhunderts,  ist  es  da  undenkbar,  daß  irgend 
eine  frevle  Hand,  um  die  Gefahr,  welche  dem  Ruhme  der  Statue 
scheinbar  daraus  erwachsen  konnte,  daß  die  wieder  aufgefun- 
dene Inschrift  als  zu  der  Statue  gehörig  erkannt  würde  und 
dann  unwiderleglich  die  spätere  Entstehungzeit  und  einen  dun- 
keln Ehrenmann  als  Urheber  erweise,  ist  es,  sage  ich,  undenk- 
bar .  daß  irsend  eine  frevle  Hand,  um  diese  scheinbare  Gefahr 
gründlich  abzuwenden  und  jede  neue  Vergleichung  unmöglich 
zu  machen,  also  die  ganze  Discussion  in  der  angenehmen 
Schwebe  zu  erhalten,  in  welcher  sie  sich  immer  noch  befindet, 
die  beseitigte  Inschrift  zerstört  hat?  Es  ist  das  ja  freilich  eine 
sehr  schwere  Anklage ,  welche  man  viel  lieber  irgend  einem 
bestimmten  Menschen  in's  Gesicht  schleudern  möchte,  als  sie 
nur  im  Allgemeinen  auszusprechen  und  welche  ein  Deutscher 
den  Franzosen  gegenüber  auszusprechen  das  allergrößte  Be- 
denken haben  müßte,  wenn  ihm  nicht  ein  Franzose  (Longperier) 
hierin  vorangegangen  wäre11). 

Mag  nun  aber  auch  die  Ansicht,  die  Statue  könnte  in  den 
Augen  der  Welt  verlieren,  wenn  ihre  Entstehungszeit  als  später 
denn  das  4.  oder  gar  das  3.  Jahrhundert  und  ihr  Urheber  als 
weder  Alkamenes  noch  Skopas  noch  Praxiteles,  sondern  als  der 
wackere  Sohn  des  Menides  von  Antiochia  aus  Maeander  erwie- 
sen würde,  mag  diese  Ansicht  sehr  einfältig  sein,  daß  sie  Nie- 
mand gehegt  haben  könne  wird  man  nicht  behaupten  wollen. 
Und  daß  diese  Ansicht ,  in  früheren  Zeiten ,  ehe  besonders  die 
pergamenischen  Funde  den  Ruhm  der  Kunst  des  2.  Jahrhun- 
derts in  Jedermanns  Mund  brachten ,  noch  viel  mehr ,  als  jetzt 
in  unseren  Tagen,  nahe  liegen  konnte,  wird  man  wohl  auch 
nicht  in  Abrede  stellen12  .    Hat  aber  diese  Ansicht   gewaltet, 

11)  A.  a.  0.  Je  connais  tres  bien  la  barbarie  avec  laquelle  on  trai- 
tait  les  monuments  antiques,  lorsque  MM.  Percier  et  Fontaine  avaient  la 
haute  main  sur  les  travaux  du  Louvre,  pour  croire  qu'on  ne  se  serait  arröte 
devant  une  mutilation. 

12)  Höchst  charakteristisch  und  treffend  sind  in  dieser  Beziehung  die 


96     

dann  ergiebt  sich,  daß  sie  gar  wohl  das  Motiv  zu  der  Frevelthat 
gegen  die  Inschrift  gewesen  sein  kann,  es  ergiebt  sich  aber  mit 
großer  Wahrscheinlichkeit  daraus  noch  ein  Weiteres,  nämlich 
dies,  daß  man  eine  neue  Ve  rgle  ichung  der  Inschrift 
in  diesem  Sinn  in  der  That  zu  fürchten  hatte,  weil 
diese  neue  Vergleichung  den  Zweifeln  über  Zugehörigkeit  oder 
Nichtzugehörigkeit  zur  Statue  ein  Ende  gemacht,  d.  h.  für  die 
Zugehörigkeit  entschieden  haben  würde13).  Denn  wenn 
das  Gegentheil  der  Fall  gewesen  wäre,  so  hätte  es  im  dringend- 
sten Interesse  derer  gelegen,  welche  die  Statue  mit  irgend 
einem  illustern  Künstlernamen  in  Verbindung  brachten  oder  sie 
als  ein  Werk  des  4.  Jahrhunderts  erklärten,  die  Inschrift,  so- 
bald ihre  Bedeutung  erkannt  war,  so  öffentlich  wie  möglich  be- 
kannt zu  machen  und  mit  der  Statue  auszustellen,  wie  man  es 
mit  dem  kunstgeschichtlich  unverfänglichen  Arm-  und  Hand- 
fragmente  gethan  hat,  die  als  viel  kleinere  Stücke  tausendmal 
eher  verzettelt  und  verloren  werden  konnten,  als  der  ansehn- 
liche Block  von  immerhin  etlichen  Centnern  Gewicht,  welcher 
die  fatale  Inschrift  trägt. 

Es  ist  keineswegs  meine  Absicht,  mit  diesen  Bemerkungen 
die  ganze  Frage  zu  entscheiden,  noch  auch  bilde  ich  mir  ein, 
daß  sie  dazu  ausreichen.  Sie  sollen  nur  an  ihrem  bescheidenen 
Theile  dazu  mitwirken  das  zu  unterstützen,   was  ich  noch  zu 


Worte  Benndorfs  in  einem  Aufsatz  in  den  Archäolog.-epigraph.  Mittheilun- 
gen aus  Österreich  IV.  S.  72,  auf  welchen  noch  weiter  zurückzukommen 
sein  wird:  »glücklicherweise  hat  ja  die  Ansetzung  in  jüngere  Zeit  aufge- 
hört, für  große  vielbewunderte  Antiken  eine  Art  Beleidigung  zu  sein,  gegen 
welche  die  Pietät  in  die  Schranken  zu  treten  hatte«. 

13)  Eben  so  schließt  Wieseler,  welcher  bekanntlich  in  der  2.  Bear- 
beitung der  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  S.  143  geschrieben  hatte:  »Wir  bemer- 
ken ausdrücklich,  daß  auch  der  jetzige  Conservator  des  Louvre  die  voll- 
kommene Überzeugung  hegt ,  daß  diese  Inschrift  zu  der  Statue  gehörte 
u.  s.  w.,  sowie,  daß  die  Gründe,  welche  er  uns  dafür  mündlich  mittheilte, 
uns  sehr  überzeugend  schienen«.  Als  ich  ihn  nun  kürzlich  um  einen  klei- 
nen Commentar  zu  diesen  letzten  Worten  bat,  antwortete  er  mir  d.d.  Göt- 
tingen, 6.  Nov.  1881  :  »Was  der  Conservator  des  Louvre,  der  damals,  als 
ich  den  Text  zu  den  Denkmalern  schrieb,  der  »jetzige«  war,  Adr.  de  Long- 
perier  mir  über  die  Venus  und  die  Inschrift  mittheilte,  war  gewiß  dasselbe 
was  er  später  an  Friederichs  mitgetheilt  hat  und  dieser  in  den  Bausteinen 
S.  334  hat  abdrucken  lassen.  Diejenigen,  welche  die  Inschrift, 
beseitigt  haben,  scheinen  dieselbe  doch  für  zugehörig  ge- 
halten zu  haben. 


97 

sagen  habe;  vor  Allem  aber  sollen  sie  darthun,  daß  alle  Ver- 
tröstungen wegen  der  endgiltigen  Entscheidung  der  Frage  auf 
eine  neue  Vergleichung  der  Inschrift  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  vergeblich  und  daß  wir  auf  die  Aussagen  derjenigen  Zeu- 
gen angewiesen  sind  und  bleiben  werden,  welche  die  Inschrift 
gesehen  haben. 

Ein  solcher  Zeuge  ist  Quatremere  de  Quincy ,  welcher14) 
unter  den  Stücken,  welche  seiner  Meinung  nach  mit  der  Statue 
zusammen  gefunden  worden  sind,  aufzählt:  »un  fragment  de 
marbre,  qui  ne  peut,  sous  aucun  rapport,  avoir  appartenu  ori- 
ginairement  a  la  figure  de  Venus,  ni  a  sa  plinthe,  et  qui  porte 
une  inscription  ä  demi  alterte«.  Nun,  wer  diesem  Zeugnis  einer 
immerhin  bedeutenden  Autorität  Glauben  schenken  will,  für 
den  ist  die  Sache  abgemacht  und  dem  will  ich  die  Freude  hier- 
über nicht  stören.  Ob  dieselbe  aber  ohne  mein  Zuthun  lange 
dauern  wird,  wenn  man  die  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  liest, 
das  möchte  fraglich  sein.  In  dieser  Anmerkung  sagt  nämlich  der 
Verf.:  »ce  morceau  de  marbre  fut  sans  doute ,  ä  l'epoque  de  la 
restauration,  taille  en  biseau  pour  redonner,  du  cote  de  la 
jambe  ou  du  pied  gauche,  un  appui  ä  la  statue ,  qui  par  Fenle- 
vement  ou  la  perte  de  celle  dont  elle-etait  accompagnee  (comme 
on  le  verra  ,  se  trouva ,  de  ce  cote ,  privee  du  support  d'une 
plinthe  commune.  On  ne  peut  tirer  de  l'inscription  de  ce  mor- 
ceau marbre  aucune  induction  par  raport  ä  l'auteur  de  Touvrage. 
C'est  le  hazard  qui  le  fit  employer  lä«.  Diese  Angabe,  das  Mar- 
morstück mit  der  Inschrift  sei  gewesen  »taille  en  biseau  pour 
etre  encastre  dans  la  plinthe,  laquelle  a  ete  entaillee  eile  meine 
justement  autant ,  qu'il  le  fallait  pour  quil  püt  y  etre  parfaite- 
ment  ajuste«  wiederholt  sieh  im  Texte  von  Bins  de  Saint  Victor 
zu  der  Abbildung  der  melischen  Statue  in  Bouillons  Musee  des 
antiques  I.  pl.  13. 

Aber  taille  en  biseau,  d.h.  mit  schräg  ablaufender  Schnitt- 
fläche zugerichtet  ist  das  Marmorstück  mit  der  Inschrift  eben 
nicht,  das  geht  aus  den  Zeugnissen  Clarac's  und  der  Debay'- 
schen  Zeichnung  hervor  und  eben  dies  hat  gegen  V.  Valentin 
Preuner  a.  a.  0.  nachgewiesen,  welcher  S.44  gegenüber  der 
Angabe  im  Musee  des  antiques  bemerkt:  »Diese  Angabe  muß 
ungenau  sein,  sie  giebt  offenbar  nur,  wie  das  so  zu  gehn  pflegt, 


14)  Sur  la  statue  antique  de  Venus  etc.  p.  11, 
1881. 


98 

als  Thatsache  an,  was  die  Gewährsmänner  von  St.  Victor  als 
Vermuthung  ausgesprochen  hatten«. 

Quatremere  de  Quincy  aber  stand  unter  dem  Banne  seiner 
Vorstellung ,  die  Aphrodite  sei  mit  einem  Ares  gruppirt  gewe- 
sen und  eben  diese  Vorstellung,  auf  deren  Erweisung  seine  sanze 
Abhandlung  ausgeht ,  hätte  er  aufgeben  und  seine  Abhandlung 
ungedruckt  lassen  müssen ,  wenn  der  Block  mit  der  Inschrift 
echt  und  zu  der  Statue  gehörig  war;  denn  auf  ihm  und  seiner 
etwaigen  Fortsetzung  nach  rechts  (s.  11.)  kann  ein  Ares  schwer- 
lich gestanden  haben.  Wollte  Qu.  d.  Qu.  diese  Vorstellung  nicht 
aufgeben  —  und  es  entspricht  menschlicher  Schwäche  daß  er 
es  nicht  wollte  — ,  so  musste  er  die  Zufügung  des  Blockes  mit 
der  Inschrift  einer  Bestauration  zuschreiben  und  da  es  Unsinn 
ist,  dies  zu  behaupten,  ohue  zugleich  anzunehmen,  daß  der 
Block  behufs  der  Anfügung  kunstgerecht  und  in  allein  möglicher 
Weise  zugerichtet,  d.  h.  ohne  daß  er  sowohl  wie  der  Plinthos 
der  Statue  mit  Schnittflächen  an  der  Verbindungsstelle  versehen 
worden  wäre ,  so  gelangt  de  Quincy  zu  seiner  den  Thatsachen 
nicht  entsprechenden  Angabe:  ce  morceau  fut  sans  doute,  ä 
l'epoque  de  la  restauration,  taille  en  biseau ,  welche  St.  Victor 
noch  dahin  complettirte,  daß  auch  die  Basis  der  Statue  a  ete 
entaillee  eile  meine  justemenl  autant,  qu'il  le  fallait  pour  qu'il 
(le  morceau)  put  y  etre  parfaitement  ajuste. 

Wem  es  aber  Anstoß  geben  sollte,  daß  ein  Ehrenmann, 
wie  Quatremere  de  Quincy  ohne  Zweifel  war,  verblendet  durch 
eine  vorgefaßte  Meinung  sich  über  die  Thatsachen  nicht  genau 
ausgedrückt  oder  diese  selbst  verkannt  haben  soll  und  wer  sich 
dazu  nicht  mehr  als  einer  Analogie  aus  der  Gelehrtengeschichte 
erinnert,  der  möge  sich  auf  die  Worte  hinweisen  lassen,  mit 
welchen  Dumont  d'Urville,  doch  ganz  gewiß  ein  Ehrenmann  wie 
nur  irgend  einer,  in  seiner  Belation  d'une  expedition  hydrogra- 
phique  etc.  15j  über  die  von  ihm  an  Ort  und  Stelle  des  Fundes 
elf  Tage  nachdem  er  gemacht  war  (19.  April)  gesehenen  Statue 
der  melischen  Aphrodite  berichtet :  La  statue  dont  je  mesurai 
les  deux  parties  separement,  avait,  ä  tres  peu  de  chose  pres  six 
pieds  de  haut;  eile  representait  une  femme  nue  dont  la  main 
g  a  u c h  e  r  e  1  e  v e e  t  e n  a  i  l  une  p  0 m m  e  et  1  a  d r  0  i t  e  s 0  u - 


4  5)  Am  genauesten  ,  aus  einem  frühern  Abdruck  in  den  Annales  ma- 
ritimes und  aus  dem  Manuscripte  doppelspaltig  abgedruckt  b.  Aicard,  La 
Venus  de  Milo  etc.  Par.  1871.  Appendice  p.  176. 


99 

tenail  une  ceinture  habilement  drapee  et  tombant  negli- 
geamment  des  reins  jusqu'aux  pieds«.  Es  steht  bekanntlich  jetzt 
durch  die  Publikation  des  drei  Tage  nach  der  Auffindung  des 
obern  Theiles  der  Statue  geschriebenen  Briefes  des  damaligen 
französischen  Consularagenten  inMilo.  Brest1.6]  an  den  General- 
consul  David  in  Smyrna  über  allen  Zweifel  fest,  daß  die  Statue 
mit  abgebrochenen  Armen  gefunden  worden  ist  'eile  est  un  peu 
mutilee,  les  bras  sont  casses),  daß  folglich  dUrville  8  Tage  spä- 
ter die  linke  Hand  nicht  relevee  gesehn  haben  kann,  sondern 
daß  diese  Haltung  der  Hand  nur  auf  seiner  Yermuthung  beruht, 
wie  er  denn  auch  seinen  oben  angeführten  Worten  hinzufügt  : 
du  reste  elles  (les  mains^  ont  ete  l'une  et  l'autre  mutilee  et  sont 
actuellement  detachees  du  Corps.  Ich  glaube  man  ist  jetzt  allge- 
mein darin  einverstanden,  daß  d'Urville  nichts  gesehen  haben 
kann  als  die  viel  besprochenen  Fragmente  eines  linken  Armes 
und  eine  Hand  mit  einem  Apfel17  .  welche  er,  wie  dies  nach 
ihm  sehr  viele  gethan  haben,  als  zur  Statue  gehörig  betrachtete 
und  aus  denen  er  combinirte,  der  Arm  und  die  Hand  seien  er- 
hoben gewesen .  Als  Combination  aber  giebt  er  dies  nicht, 
sondern  sagt:  die  erhobene  linke  Hand  habe  einen  Apfel  gehal- 
ten. Und  das  ist  und  bleibt  eine  Ungenauigkeit  und  eine  noch 
größere  liegt  in  dem,  was  d'Urville  über  den  rechten  Arm  sagt. 
Dies  hat  schon  sein  Freund  und.  Bewunderer,  der  Schiflscapitän 
Matterer,  sein  Begleiter  bei  dem  Besuch  auf  Melos  in  seiner  No- 
tice sur  l'amiral  d'Urville  1S    hervorgehoben  in  den  Worten  :   et 

M.  d'Urville  dit que  la  statue  avait  ses  deux  bras;    il 

s'est  un  peu  trompe  ;  c  a  r  l '  a  v  a  n  t  b  r  a  s  d  r  o  i  t  m  a  n  q  u  a  i  t  a 
la  statue.  Und  dieser  rechte  Arm  ist  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  von  keinem  modernen  Auge  je  gesehn  worden. 

16)  In  den  Comptes-rendus  des  siences  de  l'acad.  des  inscriptions  et 
belles-lettres  von  1S74,  Par.  1875.  p.  163. 

1 7,  Einen,  wie  mir  scheint,  entscheidenden  Beweis  hierfür  theilt  Göler 
v.  Ravensburg,  Die  Venus  von  Milo,  Heidelb.  1879.  S.  18  nach  einer  tech- 
nischen Beobachtung  Fröhners  an  den  Fragmenten  des  Armes  und  der  Hand 
mit ,  nämlich  den ,  daß  diese  Fragmente  auch  an  ihren  Bruchflächen  mit 
Patina  bedeckt  sind,  welche  seit  1820  nicht  entstanden  sein  kann. 

18)  Abgedruckt  hei  Aicard  a.  a.  0.  p.  143  ff.  s.  p.  152.  Matterer  selbst, 
ebenfalls  ohne  Zweifel  ein  Ehrenmann,  bildete  sich  bekanntlich  später  ein, 
die  Statue  mit  ihrem  erhobenen  linken  Arme  gesehn  zu  haben  und  sagt  (s. 
b.  Aicard.  a.a.  0.  p.  41)  lorsque  M.  d'Urville  et  moi  avons  vu  la  statue  dans 
la  chaumiere  eile  avait  son  bras  gauche  eleve  en  l'air  tenant  dans  la  main 
une  pomme.  Vergl.  auch  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  16  f. 


100     

Doch  lassen  wir  die  Frage  über  die  Annfragmente,  auf 
welche  es  hier  nicht  ankommt,  auf  sich  beruhn  und  wenden  uns 
zu  den  beiden  Hauptzeugen  in  Betreff  der  Inschrift.  Als  solche 
haben  ohne  Zweifel  Clarac  in  seiner  genannten  Monographie 
und  der  Zeichner  Debay  in  der  der  Clarac'schen  Abhandlung 
beigegebenen  Zeichnung  zu  gelten ,  wie  sie  denn  auch  Preuner 
a.  a.  0.  als  solche  behandelt  hat. 

Clarac  nun  welcher  darauf  ausgeht  nachzuweisen,  daß  das 
Stück  mit  der  Inschrift  einer  Restauration  angehört,  bei  der  man 
den  richtigen  Künstlernamen  nachträglich  auf  dem  Ansatzstück 
eingegraben  habe,  sagt  Zweierlei  aus:  1)  daß  der  Marmor 
der  Statue  und  derjenige  des  Blockes  mit  der  Inschrift  ver- 
schieden gewesen  seien  und  2)  daß  beide  Stücke  mit  ihren 
Brüchen  genau  an  einander  gepasst  haben,  das  Letztere  in 
diesen  Worten  (p.  49):  pourrait-on  croire  que  ....  par  conse- 
quent,  on  eüt  pris  beaucoup  de  preeaution  pour  que  cette  in- 
scription  ....  arrivät  bien  juste  dans  l'alignement  de 
lasurfaceanterieure  d e  1 '  a  n c i e n n e  p  1  i n  t h  e  et  qu'elle 
s'ajustät  exactement  par  derriere  et  de  cöte  avec  ses  frac- 
tures?«  mit  Worten,  denen  Preuner  S.  44  gewiss  mit  Recht  hinzu- 
fügt :  »Da  muß  man  doch  fraglos  ergänzen  :  wie  wir  das  heute 
an  dem  Inschriftenfragmente  sehn«,  während  Fröhner  (Notice 
de  la  sculpt.  ant.  etc.  p.  176),  der  doch  auch  weiß,  um  was  es 
sich  handelt,  der  nicht  zu  Jenen  gehört,  welche  an  die  Zugehö- 
rigkeit glauben  und  der  Französisch  gut  versteht,  den  Fragesatz 
Clarac's  in  einen  Affirmativsatz  umbildend,  einfach  sagt :  »d'apres 
M.  Clarac  l'inscription  arrivait  juste  dans  l'alignement  etc.« 

Daß  diese  beiden  Aussagen  einen  vollkommenen  Wider- 
spruch enthalten  ist  klar  und  gewiß ;  zwei  Stücke  Marmor  von 
verschiedener  Qualität  können  ganz  unmöglich  mit  ihren  Brü- 
chen genau  zusammenpassen;  kein  Chinese  dem  man  den  Auf- 
trag gäbe,  zu  einer  Bruchfläche  eines  Marmorstückes  die  Ergän- 
zung, dasGegenbild  in  Marmor  herzustellen,  so  daß  beide  genau 
zusammenpassen,  würde  diese  Aufgabe  fertig  bringen,  ge- 
schweige denn  ein  griechischer  Künstler,  dem  auch  dergleichen 
zwecklose  Thorheiten  nie  einfallen  konnten.  Und  andrerseits : 
zwei  Stücke  Marmor,  welche  mit  ihren  Bruchflächen  genau  zu- 
sammenpassen,  können  nicht  von  verschiedener  Qualität  sein, 
vielmehr  müssen  sie  von  Ursprung  an  zusammengehört  ha- 
ben und  durch  einen  Bruch  von  einander  getrennt  worden  sein 


101     — 

Daraus  folgt ,  eine  weiterhin  zu  erörternde  Ausnahme  vorbe- 
halten, mit  zwingender  Notwendigkeit .  daß  nur  die  eine  Aus- 
sage Claracs  wahr  und  richtig  sein  kann,  und  zwar  um  so  mehr, 
je  größer  man  die  Verschiedenheit  der  Marmorsorten  macht. 
Entweder  waren  die  Stücke  von  verschiedenem  Marmor,  dann 
können  ihre  Bruchflächen  am  allerwenigsten  genau  (exacte- 
ment)  an  einander  gepasst  haben,  ja  es  wäre  schon  ein  sehr 
merkwürdiger  Zufall  zu  nennen,  wenn  sie  auch  nur  einiger- 
maßen  sich  hätten  zusammenfügen  lassen,  ein  besonders  merk- 
würdiger bei  dem  schrägen  und  spitzwinkeligen  Verlaufe  des 
Bruches  wie  ihn  die  Debay'sche  Zeichnung  (s.  unten)  darstellt. 
Oder:  die  Stücke  passten  mit  ihren  Bruchflächen  —  vollends 
genau  —  an  einander,  dann  können  sie  nicht  von  verschiede- 
nem Marmor  gewesen  sein.  Steht  die  Antinomie  aber  so,  so  kann 
man  sich  nur  für  die  eine  oder  die  andere  ihrer  Aussagen  er- 
klären. Die  meisten  neueren  Archäologen,  welche  über  die 
Sache  gehandelt  haben,  nehmen  die  Aussage  über  die  Verschie- 
denheit des  Marmors  als  wahr  und  richtig  an  und  verschaffen 
sich  damit  das  Recht,  die  Inschrift  zu  verwerfen  und  damit 
weiter  die  Möglichkeit,  die  melische  Statue  als  ein  Werk  des 
4.  Jahrhunderts  zu  behandeln.  Ich  habe  mich19)  für  die  andere 
Aussage  über  das  Zusammenpassen  der  Bruchflächen  entschie- 
den  und   daher   die  Verschiedenheit  des  Marmors  für  »wenig 

TD 

wahrscheinlich«  erklärt,  habe  behauptet,  daß  die  Inschrift  ur- 
sprünglich zur  Statue  gehöre20)  und  daß  wir  deswegen  für 
deren  Datum  an  das  palaeographische  Zeugnis  der  Inschrift  ge- 
bunden sind.  Das  hat  Veit  Valentin  (Die  hohe  Frau  von  Milo 
u.  s.  w.  S.  43)  ein  »Zerhauen  des  Knotens«  meinerseits  genannt 
und  Preuner  (a.  a.  0.  S.  43)  hat  diesen  Ausdruck  wiederholt. 
Ich  aber  muß  den  beiden  Herren  gegenüber  jegliche  Berech- 
tigung zu  diesem  Ausdruck  ernstlich  und  bestimmt  in  Abrede 


19)  In  der  2.  Aufl.  meiner  Gesch.  d.  griech.  Plastik  II.  S.390.  Anm.  50. 

20)  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  sagt  S.  115  »Von  älteren  Archäologen 
wurde  die  Zugehörigkeit  derselben  (des  Blockes  mit  der  Inschrift)  zur 
Statue  vielfach  behauptet«,  aber  das  wird  wohl  eine  von  seinen  nicht 
wenigen  Ungenauigkeiten  sein ;  denn  meines  Wissens  stehe  ich  mit  der 
Behauptung  der  ursprünglichen  Zugehörigkeit  allein  und  von  der  Zuge- 
hörigkeit durch  eine  Restauration  kann  nicht  die  Rede  sein.  Dagegen  be- 
zeugt G.  v.  R.  a.a.O.  (vergl.  seine  Tafel  4,  daß  Claudius  Tarral  neuerdings 
mit  mir  in  Übereinstimmung  die  ursprüngliche  Zusammengehörigkeit  be- 
hauptet. 


102     

stellen  und  glaube  nach  dem  Vorstehenden  nicht  weiter  nach- 
weisen zu  müssen,  daß  ich  dies  thun  darf.  Ein  Zerhauen  des 
Knotens  ist  es  einzig  und  allein,  wenn  Valentin,  wie  ihm  Preu- 
ner  nachweist,  die  von  Clarac  bezeugten  Bruchflächen  in 
Schnittflachen  verwandelt21),  also  ein  Zeugnis  Clarac's  in  sein 
Gegentheil  umdeuten  will ,  um  dann  nach  Willkür  mit  der  In- 
schrift verfahren  zu  können. 

Meine  Gegner  und  ich,  wir  stehn  uns  also  mit  gleicher 
Sonne  und  gleichem  Winde  gegenüber  und  es  kann  sich  nur 
fragen,  wer  von  uns  dafür  bessere  Gründe  hat,  sich  der  einen 
oder  der  andern  der  einander  widersprechenden  Aussagen 
Clarac's  anzuschließen. 

Die  Majorität  ist  für  diejenige  über  die  Verschiedenheit  des 
Marmors. 

In  Beziehung  auf  diese  ist  es  nun  zuvörderst  von  Wichtig- 
keit genau  zu  constatiren,  was  Clarac  von  derselben  sagt.  Und 
da  lesen  wir  p.  24  :  »La  plinthe  brisee  avait  ete  restauree  avec 
un  morceau  de  marbre  d'un  grain  un  peu  plus  gros«. 
Und  p.  43  sq:  on  employa  un  marbre  un  peu  different  de 
celui  de  la  statue :  je  dis  un  peu  different,  parce  qu'il 
ne  Test  pas  assez  pour  produireun  mauvais  effet, 
en  1 ' e m p  1  o y  a n t  m e  m  e  ä  1  a  restauration  de  p a r t i e s 
plus  interessantes  que  la  plinthe«.  Nach  Clarac's 
Zeugniss  ist  also  die  Verschiedenheit  eine  sehr  geringe  gewesen 
und  es  ist  mehr  als  zweifelhaft,  ob  man  sich  zur  Verstärkung 
dieser  Verschiedenheit  auf  das  Zeugniss  0.  Müllers  berufen 
darf,  welcher  in  seiner  Anzeige  von  Claracs  Schrift  in  den 
Gott.  gel.  Anz.  von  1823,  S.  1321  f.  dem  Basisfragment  aller- 
dings »grobes  Korn«  zuschreibt,  aber  nicht  allein  die  Sache 
(I.  h.  Clarac's  Ansichten)  für  noch  durchaus  zweifelhaft  erklärt, 
sondern  sich  auch,  wie  Preuner  a.  a.  0.  S.  46  Anm.  richtig 
hervorhebt,  in  Betreff'  des  Inschriflblockes  nicht  auf  Autopsie 
beruft,  wie  er  dies  in  Betreff  der  Armfragmente  ausdrücklich 
thut. 

Nun  ist  aber  nicht  allein  zu  sagen,  daß,  so  heftig  dies  auch 
von  einigen  meiner  Gegner  bestritten  wird,  ein  Irrthum  in  Be- 

21)  Auch  hier  ist  Güler  v.  Ravensburg  ungenau,  wenn  er  a.  a.  0. 
S.  116  sagt:  «Die  französischen  Berichte  sprechen  nur  von  zusammenpas- 
senden Schnittflächen«.  Daß  Clarac  das  nicht  thut  ist  gewiß  und  über  Qua- 
tremere  de  Quincy  und  St.  Victor  ist  oben  gesprochen  worden. 


103     = 

tretf  des  Korns  zweier  Stücken  Marmor  ganz  außerordentlich 
leicht  ist,  besonders  wenn  man  unter  dem  Bann  einer  vorge- 
faßten Meinung  steht,  wie  das  bei  Clarac  in  Betreff  der  Annahme 
einer  Restauration  der  Fall  war  und  zumal  wenn  man  sich  da- 
bei auf  das  bloße  Auge  verläßt.  Daß  aber  Clarac  weiter  und 
etwa  zu  chemischen  Versuchen  gegangen  wäre,  davon  steht 
nicht  allein  nichts  geschrieben,  sondern  das  ist  auch  deswegen 
sehr  unwahrscheinlich,  weil  er  an  der  erstem  Stelle  von  un 
grain  un  peu  plus  gros  redet.  Es  wäre  auch  noch  hinzuzufügen, 
daß  Clarac's  Abhandlung  in  die  ersten  Jahre  seiner  Amtsver- 
waltung im  Louvre  fällt,  in  denen  er  sich  über  geringe  Ver- 
schiedenheiten von  Marmorsorten  leichter  täuschen  konnte,  als 
nachdem  er  lange  Zeit  mit  antiken  Marmorwerken  verkehrt 
hatte.  Es  könnte  ferner  gesagt  werden,  daß  auch  gar  mancher 
andere  und  zwar  in  diesen  Dinsen  erfahrene  Gelehrte  sich 
über  Marmorqualitäten  getäuscht  hat,  wie  z.  B.  Fröhner  im  Jahr 
1869  den  Marmor  der  indischen  Statue  für  korallitischen  er- 
klärte, also  verkannte,  daß  sie  von  parischem  Marmor  ist,  was 
er  jetzt  nach  dem  Zeugniß  Gölers  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  31 
als  zweifellos  eingesehen  hat.  Aber  wichtiger  als  dies  Alles 
scheint  mir  der  Umstand  zu  sein,  daß,  wie  bei  Ravaisson22) 
zu  lesen  ist,  ein  pariser  Naturforscher  Des  Cloiseaux,  ein  nam- 
hafter Mineralog,  die  Behauptung  aufgestellt  hat,  die  beiden 
Hauptstücke,  aus  denen  bekanntlich  die  melische  Statue  wie  der 
in  derComposition  verwandte  Torso  von  Smyrna23) besteht,  seien 
von  verschiedenem  Marmor,  die  obere  Hälfte  sei  von 
etwas  feinerem  Korn  und  etwas  gelblicherem  Ton,  als  die 
untere24).  Daß  dies  an  sich  gar  wohl  möglich  sei,  daß  man 
recht  wohl  annehmen  könne,  der  antike  Künstler  habe  zur  Dar- 
stellung des  schönen  nackten  Oberkörpers  seiner  Göttin  ein  ganz 
auserlesen  feines  Stück  Marmor  benutzt,    ein   feineres,   als  er 


22)  La  Venus  de  Milo  zuerst  in  der  Revue  des  deux  mondes,  dann  im 
Einzelabdruck,  Paris  1871  im  Anhange;  vergl.  auch  Preuner  a.  a.  0.  S.  45  f. 
und  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  31. 

23]  S.  Stark  in  der  Augsb.  Allg.  Zeitung  von  1872  S.  5166  und  Griech. 
Reisestudien,  Heidelb.  1874.  S.  195;  vergl.  auch  Bernoulli  a.  a.  0.  S.  162 
und  Preuner  a.  a.  0.  S.  42. 

24)  Le  haut  de  la  statue  ne  parait  pas  avoir  6te  taille  dans  un  bloc 
tout  ä  fait  de  meme  nature  que  le  bas.  Le  grain  de  la  partie  superieure 
est  un  peu  plus  fin  que  celui  de  la  partie  inferieure,  et  le  ton  de  l'une  est 
un  peu  plus  jaune  que  le  ton  de  l'autre. 


104 

auch  für  den  untern  Theil  der  Statue  zur  Hand  hatte  oder  für 
die  Darstellung  des  Gewandes  für  nöthig  hielt,  diese  Möglich- 
keit wird  kein  Erfahrener  in  Abrede  stellen,  der  da  weiß,  wie 
viel  die  alten  Griechen  in  ihren  Marmorwerken  gestückt  haben 
und  wie  viele  Köpfe  von  feinerem  Marmor  in  Gewandkörper 
von  weniger  feinem  eingesetzt  worden  sind.  Die  genaueste 
Analogie  zu  der  melischen  Statue  aber  bietet  die  Aphroditen- 
statue aus  Ostia  im  Britischen  Museum25),  deren  nackter  Ober- 
körper und  bekleideter  Unterkörper  aus  zwei  verschiedenen 
Blöcken  bestehn,  deren  oberer  von  etwas  hellerer  Farbe  zu  sein 
scheint.  Aber  sei  dem  wie  ihm  sei;  hat  Herr  Des  Cloiseaux  mit 
seiner  Behauptung  nicht  recht ,  so  zeigt  sich .  wie  leicht  sich 
selbst  das  Auge  eines  Mineralogen  über  die  Qualität  und  das 
Korn  von  Marmor  täuschen  kann,  zumal,  wenn  derselbe  von 
einem  antiken  Meißel  nicht  ganz  gleich  behandelt  ist.  Hat  aber 
Herr  Des  Cloiseaux  richtig  gesehn,  so  zeigt  sich  nicht  allein, 
wie  leicht  sich  hundert  Andere,  welche  die  kleine  Verschieden- 
heit nicht  wahrgenommen  haben,  haben  täuschen  können,  son- 
dern man  braucht  auch  nur  anzunehmen,  daß  Clarac  den  Mar- 
mor des  Inschriftblockes  an  seinen  Brüchen  mit  dem  obern 
Stücke  der  Statue  z.  B.  mit  den  Brüchen  an  den  Armstümpfen 
verglichen  hat,  anstatt  ihn  mit  dem  untern  Stücke  zu  verglei- 
chen, um  vollständig  zu  begreifen,  wie  er  dazu  kam,  ihn  un 
peu  different  oder  d'un  grain  un  peu  plus  gros  zu  finden,  ja 
wie  dann  mit  dieser  seiner  Behauptung  das  Bichtige  getroffen 
und  eine  begründete  Beobachtung  ausgesprochen  hat,  ohne 
gleichwohl  damit  ein  Zeugniß  gegen  die  ursprüng- 
liche Zusammengehörigkeit  des  Inschriftblockes 
und  des  untern  Stückes  der  Statue,  also  auch  ihres 
Plinthos  abzulegen. 

Wenn  aber  hiermit  der  oben  geflissentlich  in  aller  Schärfe 
hervorgehobene  Widerspruch  zwischen  den  beiden  Aussagen 
Clarac's  aufgehoben  und  der  Argumentation  aller  derjenigen 
die  Grundlage  entzogen  ist,  welche  sich  auf  die  Angabe  über 
die  Verschiedenheit  des  Marmors  stützten  um  die  Angabe  über 


25)  S.  Synopsis  of  the  Contents  of  the  Brit.  Mus.  Department  of  Greek 
and  Roman  antiquities,  Graeco-Roman  Sculptures  2.  ed.  p.  59.  No.  136  :  it 
is  made  of  two  pieces  of  marble  skilfully  joined  within  the  drapery.  Vergl. 
Ellis,  Townley  Gallery  I.  p.  167  und  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  36, 
der  noch  einige,  vielleicht  nicht  ganz  so  sichere  Analogien  beibringt, 


105 


das  genaue  Zusammenpassen  der  beiden  Stücke  mit  ihrer 
Bruchfläche  läugnen  oder  ignoriren  zu  können,  so  dürfen  wir 
uns  jetzt  um  so  unbefangener  und  mit  um  so  größerem  Gefühl 
der  Sicherheit  dem  zweiten  Zeugniß  für  dies  Zusammenpassen, 
nämlich  der  Zeichnung  Debays  zuwenden,  weiche  hier,  um 
allen  Lesern  sofort  vor  Ausen  zu  sein,  nach  der  Abbildung  bei 
Fröhner  (Notice  p.  176)  wiedergegeben  wird26). 


^ 


0VNA.FOS:.'.  H  N  I A  OY 
bX  EYZ ArOMAlAMAPOYj 

ettoihZE  n 


Angesichts  dieser  Zeichnung  scheinen  mir  aber  wirklich 
nach  dem  was  vorher  gesagt  ist,  nicht  viele  Worte  nöthig  zu 
sein.  Alle  Schwierigkeiten  sind  einzig  und  allein  durch  die 
übermäßige  Betonung  der  Verschiedenheit  des  Marmors  und 
dadurch  in  die  Frage  gekommen .  daß  man  sich  mit  Claracs 
abenteuerlicher  Hypothese  herumschlug,  das  Inschriftstück  sei 
vermöge  einer  Restauration  an  den  Plinthos  der  Statue  gekom- 
men.  Alles  was  Premier  (a.  a.  0.  S.  43  f.)  gegen  die  Unmöglich- 
keit dieser  Hypothese  sagt  ist  vollkommen  richtig  und  ebenso 
richtig  schildert  er  das,  was  wir  in  der  Zeichnung  sehn.  Da  er 
aber  zu  den  Gegnern  meiner  Überzeugung  gehört,  so  mag 
diese  Schilderung  hier  mit  seinen,  anstatt  mit  meinen  Worten 
gegeben  werden.  »Das  Fragment  und  die  Basis  zeigen  in  der 
Zeichnung  da,  wo  sie  zusammen  gesetzt  sind,  keine  Schnitt-, 
sondern  Bruchflächen.  So  sehn  die  Bänder  nicht  aus,  wenn  sich 
zwei  zusammengefügte  Stücke  wieder  gelöst  hallen.  Dann 
müßte  der  Bruch   ['?  vielmehr  die  Linie  des  Zusammenstoßes 


26  Icli  habe  mir  dabei  nur  erlaubt,  die  beiden  Bruchfläclien  des  lin- 
ken Fußes  und  des  Inschriftblockes  sehraffiren  zu  lassen,  um  deren  gegen- 
seitige Lage  für  den  ersten  Blick  deutlicher  zu  machen ,  als  sie  es  in  der 
Skizze  ist. 


106 

entweder  einfach  glatt  sein,  oder,  wenn  gleichzeitig  mit  dein 
Bruch  [!]  oder  später  Beschädigungen  stattfanden,  so  müßten 
Stücke  dazwischen  fehlen,  welche  herausgebröckelt  sein  könn- 
ten. Die  hier  gezeichneten  Ränder  zeigen  aber,  wo  sie  von 
der  graden  Linie  abweichen,  nicht  durch  Abbröckeln 
entstandene  Vertiefungen,  sondern  Vorsprünge, 
wie  sie  bei  einem  wirklichen  Bruche  eines  ganzen 
Stückes  entstehn«.  Ganz  gewiß!  und  einzig  und  allein 
bei  einem  solchen  Bruch  entstehn  können  und  auch  ganz  gewiß 
bei  einem  solchen  und  durch  einen  solchen  entstanden  sind. 

Allerdings  sucht  nun  im  Verfolge  Preuner  im  Anschluß  an 
Fröhner,  welcher  gesagt  hat  (p.  177)  »en  ce  qui  me  concerne, 
j'ai  une  mediocre  confiance  dans  l'exactitude  de  ce  dessin«  die 
Genauigkeit  der  Debay'schen  Zeichnung  zu  bemängeln  und 
schreibt  (S.  44)  »auf  der  Seite  wo  sie  (die  Plinthe)  abgebrochen 
war,  zeichnete  er  die  Bruchlinien  etwas  genauer;  freilich  nur 
so  genau,  daß  man  ohne  schärferes  Hinsehn  daran  denken  kann, 
das  Stück  treffe  grade  recht  (bien  juste)  in  die  Linie  der  Vorder- 
seite der  Plinthe  der  Statue  und  passe  hinten  und  vorn  [sollte 
heißen:  seitlich,  de  cöte]  genau  mit  seinen  »fraetures«,  wie 
Clarac  ....  den  Thatbestand  beschreibt  und  wie  das  Fröhner 
von  der  Zeichnung  zugiebt,  die  er  deshalb  [!]  als  ungenau  tadelt. 
Allein  sieht  man  schärfer  zu ,  so  sieht  man  doch  aus  dieser 
Zeichnung  mit  völliger  Sicherheit,  daß  der  Bruch  des  Fragmen- 
tes und  der  der  Basis  der  Göttin  nicht  genau  paßten«27).  Nun 
wohlan,  Aug'  um  Auge!  Dies  stelle  ich  nicht  allein  aufs  be- 
stimmteste in  Abrede,  sondern  dem  gegenüber  muß  ich  wieder- 
holen, was  ich  oben  (S.  101)  gesagt  habe:  es  wäre  ein  sehr 
merkwürdiger  Zufall,  wenn  zwei  nicht  zu  einander  gehörende, 
nicht  von  einander  gebrochene  und  doch  an  ihren  Enden  nicht 
Schnittflächen,  sondern  Bruchflächen  zeigende  Stücke,  vollends 
bei  der  in  der  Zeichnung  dargestellten  Richtung  des  Bruches 
mit  ihren  Bruch  flächen  auch  nur  einigermaßen,  auch  nur  ganz 
im  Rohen  an  einander  gepaßt  hätten.  Und  daß  sie  besser,  viel 
besser  als  nur  ganz  im  Allgemeinen  an  einander  schließen,  das 
kann  doch  auch  Preuner  nach  dem,  was  er  selbst  geschrieben 
hat,  unmöglich  in  Abrede  stellen.  Unverständlich  sind  mir  des- 

27)  Auch  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  117  behauptet,  man  könne 
aus  der  Debay'schen  Zeichnung  sehn ,  daß  das  BasistYagment  weder  vorn 
noch  hinten  in  die  Linie  der  Statuenbasis  paßte. 


107     — 

halb  Preuners  Worte  (S.  47) :  »Jedenfalls  paßte  aber  auch  nach 
der  Zeichnung  das  Basisfragment  weder  vorn  noch  hinten  in  die 
Linie  der  Basis  der  Statue«,  denn  das  thut  sie  in  der  That,  so- 
wohl nach  der  Zeichnung,  wie  nach  Clarac's  Zeugniß.  Wenn 
aber  Premier  hinzufügt:  »noch  weniger  war  dies  der  Fall  wenn 
die  Basis  schräge  lief,  was  bei  dem  Fragmente  sicher  nicht  der 
Fall  war«,  so  hat  er  freilich  mit  der  vorhergehenden  Bemerkung 
recht,  welche  meines  Wissens  zuerst  Lübke  in  der  I .  Aufl.  seiner 
Geschichte  der  Plastik  S.  163  ausgesprochen  hat:  »Die  antike 
Basis  scheint  schräger  gelaufen  zu  sein  j^d.  h.  ihre  vordere  Kante 
verlief  näher  am  rechten  Fuße  der  Göttin  als  diejenige  der 
modernen,  in  welche  sie  eingelassen  ist],  wie  man  das  noch 
heule  auch  auf  Photographien  [z.  B.  bei  Göler  v.  Ravensburg, 
Taf.  I)  sehn  kann,  weil  sie  etwas  über  die  moderne  in  der  sie 
eingelassen,  hervorragt«,  allein  er  hat  übersehn,  daß  Debay, 
wie  das  aus  der  Yergleichung  der  Zeichnung  mit  der  Photoera- 
phie  sich  ergiebt,  nicht  die  moderne,  sondern  die  antike  Basis 
vor  Augen  hatte,  mit  deren  vorderer  Kante,  der  surface  an- 
terieur  de  l'ancienne  plinthe  nach  Clarac  das  Inschriftfragment 
arrivait  bien  juste  dans  Falignement.  Eben  dies  stellt  die 
Zeichnung  dar  und  ich  weiß  nicht,  was  es  heißen  soll,  wenn 
Preuner  sagt,  »daß  die  Basis  schräge  lief,  was  bei  dem  Frag- 
mente sicher  nicht  der  Fall  war«"2S  .  Der  einzige  Anstoß  bei  der 
Debay'schen  Zeichnung  ist,  daß  er,  wie  dies  wiederum  die  Ver- 
gleichung  der  Photographie  zeigt,  das  linke,  unverletzte  Ende 
des  antiken  Plinthos  perspectivisch  falsch  zeichnete;  berichtigt 
man  diesen  Fehler  so,  wie  er  in  Fig.  G  berichtigt  ist,  so  ist  Alles 
in  bester  Ordnung  und  Debay's  Genauigkeit  offenbart  sich  auch 
darin,  daß  er  die  rechte  obere  und  seitliche  Kante  des  Inschrift- 
blockes, von  der  offenbar  ebenfalls  ein  Stück  abgebrochen  wrar, 
nicht  mit  glatten  Linien  abschloß,  sondern  auch  hier  einen 
Bruch  zeichnete.  Corrigirt  man  aber  den  augenscheinlichen 
perspectivischen  Fehler  am  linken  Ende  des  ganzen  Plinthos, 
so  ergiebt  sich,  daß  der  Ausdruck,  die  Basis  sei  schräge  ver- 
laufen ganz  verkehrt  ist.  Sie  lief  vielmehr  an  sich  ganz  grade 
und  scheint  rechtwinkelig  abgeschlossen  gewesen  zu  sein  und 
beweist  nur,  wie  ich  bereits  in  der  2.  Aufl.  meiner  Geschichte 
der  griech.  Plastik  IL  S.  326  mit  Fig.  I  13  a  bemerkt  habe,  daß 


28)  Ahnliches  kann  man  hei  Göler  v.  Ravenshurg  a.a.O.  S.  117  lesen. 


108     

der  Künstler,  welcher  seinen  Beschauer  als  in  der  Mitte  vor  der 
Vorderkante  seines  Plinthos  stehend  annehmen  mußte,  diesem 
einen  Standpunkt  etwas  weiter  zur  rechten  Seite  der  Statue 
anweisen  wollte,  als  derjenige  ist,  den  ihm  die  moderne  Basis 
anweist. 

Einen  auf  den  ersten  Blick  viel  schwerer,  als  Alles,  was 
Premier  vorgetragen  hat,  wiegenden  Einwand,  den  mir  in  eben 
diesen  Tagen  ein  gelehrter  Freund  brieflich  machte ,  könnte 
man  aus  der  schon  von  Bernoulli  hervorgehobenen  ungleichen 
Höhe  des  Plinthos  der  Statue  und  des  Blockes  mit  der  Inschrift 
ableiten;  allein  ich  glaube,  daß  auch  der  nicht  stichhaltig  ist. 
Es  ist  bekannt ,  daß  die  Frage ,  was  für  ein  Gegenstand  die 
Unterlage  des  erhobenen  linken  Fußes  der  Aphrodite  gebildet 
habe,  ernstliche  Schwierigkeiten  gemacht  hat,  welche  Göler  v. 
Ravensburgs.  11 3  f.  im  Ganzen  verständig  zusammengestellt 
hat.  Für  einen  Globus(an  den  ohnehin  nicht  gedacht  werden  kann) 
ist  unter  dem  Fuße  so  wenig  ordentlicher  Raum29),  wie  für 
einen  Helm  und  für  die  Annahme  einer  Schildkröte,  an  welche 
ich  neben  Anderen  früher  gedacht  habe,  ist  kein  innerer  Grund 
vorhanden30).  Nun  kann  man  sich  aber  durch  ein  Experiment 
an  der  Debay'schen  Zeichnung  sehr  leicht  überzeugen,  daß  der 
Inschriftblock  auf's  Haar  genau  die  richtige  Höhe  ha t, 
um  als  Unterlage  des  Fußes  zu  dienen,  was  doch 
nicht  wohl  ebenfalls  ein  Zufall  sein  kann.  Man  braucht  nur  die 
obere  Kantenlinie  des  Inschriftblockes  so  weit  nach  links  auszu- 
ziehn  wie  die  Ergänzung  der  weggebrochenen  Buchstaben  der  In- 
schrift AAEH  oder  meinetwegen  A  TH  '£  in  der  ersten  und  ANT 
in  der  zweiten  Zeile  erfordert,  selbst  ohne  das  nach  Debay's 
Zeichnung  rechts  abgebrochene  und  natürlich  in  seinen  Maßen 
nicht  mehr  bestimmbare  Stück  symmetrisch  hinzuzufügen,  und 
die  lange  gesuchte  Unterlage  des  Fußes  ist  da ,  wie  dies  die 
beiden  folgenden  Skizzen  B.  und  C.  zeigen  mögen31): 


29)  Einen  Kugelabschnitt  anstatt  der  Vollkugel ,  für  welche  unter 
dem  Fuße  der  melischen  Aphrodite  kein  Raum  sei,  sucht  Wieseler  Denkm. 
d.  a.  Kunst  II.3  S.  403f.  zu  vertheidigen,  jedoch  mit,  wie  mir  scheint,  unzu- 
länglichen Argumenten  und  Analogien. 

30)  Von  der  Valentin'schen  Reconstruction  schweigt  man  am  besten 
sowohl  in  Betreff  dieses  Punktes  wie  überhaupt. 

3t)  Tarrals  Restauration  (s.  b.  Göler  v.  Ravensburg  Taf.  4,  ist  in  die- 
sem Punkte  ganz  ungenau;  er  hat ,  um  seinen  unglücklichen  platten  Helm 


109 


Es  ist  nun  freilich  eine  eben 
so  kühne  wie  ungenaue  Behaup- 
tung Gölers  v.  Ravensburg  S.  Mi: 
»Die  Herrschaft  Aphroditens  sei 
häufig  durch  den  auf  einen  Felsen 
oder  eine  Kugel  aufgestellten  Fuß 
bezeichnet«  und  man  kann  es  auch 
schwerlich  mit  demselben32  für 
möglich  halten,  daß  »eine  kleine 
Erhöhung  des  Felsens  auf  wel- 
chem die  Göttin  steht«  oder  »eine 
Bodenerhöhung«  die  Unterlage 
des  Fußes  gebildet  habe,  da  der 
Plinthos  der  melischen  Statue  kei- 
nen »Felsen«  darstellt  und  eben  so 
wenig  einen  Boden,  welcher  belie- 
bige Erhöhungen  gehabt  haben 
könnte.  Vielmehr  handelt  es  sich 
hier  in  strenger  Uebereinstimmung 
mit  dem  architektonisch  gradlinig 
gestalteten  Theile  des  Plinthos.  auf 
welchem  die  Göttin  mit  dem  rech- 
ten Fuße  steht,  um  eine  eben  so 
architektonisch  gradlinig  gebildete 
niedrige  Stufe,  auf  welche  sie  den 
linken  Fuß  gestellt  hat  und  in 
welche  irgend  ein  Gegenstand  in 
ein  viereckig  zugehauenes  Loch  von 
ziemlich  bedeutenden  Dimensio- 
nen eingezapft  war.  Welcher  dieser 
Gegenstand  gewesen  ist  wissen  wir 


unter  dem  Fuße  der  Göttin  anbringen  zu 
können ,  die  Bruchlinien  viel  zu  weit 
rechtshin  verschoben  und  außerdem  den 
Block  mit  der  Inschrift  um  ein  Geringes 
zu  niedrig  wiedergegeben. 

32)  Dem  übrigens  hierin  Andere  vor- 
ausgegangen sind,  s.  Wieseler,  Denkm. 
d.  a.  Kunst  II3  S.  403.  Ich  selbst  habe 
diese  Annahme  nicht  bestimmt  genug  ab- 
gelehnt, Gesch.  d.  gr.  Plast.  II2  S.  325. 


n 


^ 


110 

leider  nicht,  denn  wüßten  wir  es,  so  würden  wir  von  der  Lösung 
des  Bäthsels  über  die  Restauration  der  Statue  nicht  mehr  weit 
entfernt  sein.  Der  Gedanke  an  eine  der  mit  der  Statue  zusammen 
gefundenen  drei  Hermen  hat  sehr  geringe  Wahrscheinlichkeit, 
obgleich  ihn  unmittelbar  nach  der  Auffindung  Dumont  d'Urville 
faßte  und  Claudius  Tarral  ihn  in  seine  Restauration  aufgenom- 
men hat.  Anders  nämlich  lassen  sich  die  Worte  d'Urville's  in 
seiner  Relation33):  »le  piedestal  dun  des  hermes  a  du  porter 
aussi  une  inscription,  mais  les  caracteres  en  sont  tellement  de- 
grades  qu'il  m'a  ete  impossible  de  les  dechiffrerc  nicht  ver- 
stehn,  wie  das  auch  Fröhner  a.  a.  0.  S.  1 76  eingesehen  hat,  wäh- 
rend es  Premier  a.  a.  0.  S.  47  mit  Annierk.*  in  Abrede  stellt. 
Es  ist  allerdings  zuzugeben,  daß  es  schwer  erklärlich  ist,  wie 
d'Urville,  welcher  die  Bakchiosinschrift  so  gut  las  und  abschrieb 
(Aicard  a.  a.  0.)  die  Inschrift  auf  dem  Blocke  mit  dem  vier- 
eckigen Loche  so  zerstört  nennen  konnte,  daß  es  ihm  unmöglich 
gewesen  wäre,  sie  zu  entziffern;  doch  will  bemerkt  werden, 
daß  auch  Quatremere  de  Quincy  (a.a.O.  p.  11)  dieselbe  une 
iuscription  ä  demi  alteree  nennt  und  es  muß  als  noch  viel  un- 
erklärlicher bezeichnet  werden,  wie  d'Urville  sagen  konnte,  das 
Piedestal  einer  der  Hermen  mit  einer  Inschrift  sei  mit  gefunden 
worden,  wenn  er  nicht  den  Rlock  mit  der  Inschrift  und  dem 
viereckigen  Loche  vor  Augen  hatte,  in  welches  Loch  ein  vier- 
eckiger Hermenschaft  zu  passen  scheinen  mochte.  Es  ist  also 
nicht  berechtigt  zu  sagen,  wie  dies  Premier  a.  a.  O.  thut,  die 
Inschrift  sei  nicht  mit  gefunden,  sie  müßte  zu  den  Acquisitionen 
des  Marquis  de  Riviere  gehören,  welche  dieser  als  nachträglich 
gefunden  kaufte  und  welche  ihm  nach  S.  9  die  listigen  Griechen 
als  nur  angeblich,  aber  nicht  wirklich  mit  der  Statue  gefundene, 
untergeschoben  haben  ^4).  Nichts  desto  weniger  ist  es  wenig 
wahrscheinlich,  daß  das  viereckige  Loch  in  unserem  Inschrift- 
block wirklich  zur  Aufnahme  des  Schaftes  einer  der  zwei  oder 
drei  mit  der  Statue  gefundenen  Hermen35)   gedient,  also  daß 


33)  Bei  Aicard  a.  a.  0.  p.  1 79. 

34)  Sollte  aber  selbst  dies  der  Fall  sein,  so  macht  Fröhner  p.  176  die 
sehr  richtige  Bemerkung:  la  rarete'  des  statues  decouvertes  ä  Milo  suffirait 
ä  faire  croire  que  cette  signature  d'artiste  pourrait  provenir  de  piedestal  de 
notre  Vönus. 

35)  Ob  dieser  Hermen  2  oder  3  waren  ist  nicht  ganz  sicher,  daß  ihrer 
3  (des  Hermes ,  des  Herakles  und  des  bärtigen  Dionysos)  zusammen  von 
Melos  nach  Paris  kamen  bezeugt  u.  A.  Fröhner  a.  a.  0.  p.  174  und  3  nennt 


—    111 

eine  dieser  unter  sich  gleichartigen  Hermen  zu  der  Statue  ge- 
hört habe.  Denn  was  würde  dann  aus  der  einen  oder  den  bei- 
den anderen?  und  wo  hatten  die  gestanden?  Dazu  kommt,  daß 
man  nur  die  Tarral'sche  Restauration  (bei  Göler  v.  Ravensburg 
Taf,  4)  anzusehn  braucht,  eine  Restauration,  in  Beziehung  auf 
welche  ich  das  Urteil  Kekules36),  daß  in  ihr  »die  gepriesene 
Göttin  mit  ihrem  verbogenen  linken  Arm  sich  ausnimmt  wie 
eine  späte  Terracotta  der  übelsten  Art  von  Centorbi«  wörtlich 
unterschreibe,  daß,  sage  ich,  man  nur  diese  Restauration  anzu- 
sehn braucht,  um  sich  zu  überzeugen,  daß  aus  der  Verbindung 
der  Statue  mit  einer  der  Hernien  kein  irgendwie  auch  nur  er- 
trägliches Ganze  hervorgeht.  Die  Frage  über  das,  was  hier  ein- 
gezapft  gewesen  sein  mag.  kann  an  dieser  Stelle  nicht  weiter 
verfolgt  werden,  weil  das  tief  in  die  Restaurationsfrage  hinein- 
führen würde,  auf  welche  es  hier  nicht  ankommt.  Hier  muß 
die  Thatsache  genügen,  daß  hier  irgend  ein  Gegenstand  einge- 
zapft gewesen  ist,  mit  welchem  der  von  den  Händen  der  Göttin 
berührte  oder  gehaltene  wahrscheinlich  im  Zusammenhange 
stand,  um  daran  die  Frage  zu  knüpfen,  ob  man  es  für  unwahr- 
scheinlich erklären  kann,  daß  der  Künstler,  um  diesen  Gegen- 
stand fest  und  sicher,  ja  um  ihn  überhaupt  einzapfen  zu  können, 
der  einen  Seite  des  Plinthos  eine  größere  Dicke  gab,  als  der 
andern  und  daß  er  diese  Erhebung  zugleich  als  die  Unterlage 
für  den  linken  Fuß  seiner  Göttin  benutzte? 

Derselbe  gelehrte  Freund,  welcher  mir  den  Einwand  der 
verschiedenen  Höhe  der  beiden  Plinthoshälften  machte,  fügte 
noch  hinzu:  »ich  kenne  kein  Beispiel  einer  so  einseitig  auf  der 
Basis  angebrachten  Inschrift,  während  die  andere  Hälfte  leer 
bliebe.«  Dem  kann  ich  allerdings  nicht  widersprechen,  auch 
ich  kenne  keine  eben  so  angebrachte  Künstlerinschrift  und  muß 

schon  Clarac.  Nach  dem  Briefe  von  Brest  an  David  (Comptes-rendus  a.a.O. 
p.  163)  wären  trois  statues  zusammen  gefunden  ,  1.  die  Aphrodite,  l'autre 
represente  le  dieu  Terme  et  la  troiseme  est  un  jeune  enfant.  Dieser  letzte 
Ausdruck  scheint  besonders  ungenau,  denn  schon  d'Urville  (b.  Aicard 
a.  a.  0.  p.  175  spricht  von  une  statue  en  marbre  (die  Aphrodite)  aecom- 
pagnee  de  deux  hermes  etc.  u.  sagt  (p.  177.  sq.)  les  deux  hermes  l'accom- 
pagnaient  dans  sa  niche,  du  reste  ils  n'ont  rien  de  remarquable,  leur  hau- 
leur  est  de  trois  pieds  et  demi.  Und  diese  2  Hermen  kehren  bei  Matterer 
wieder.  Auf  keinen  Fall  ist  es  erlaubt  von  nur  einer  Herme  zu  reden,  wie 
dies  Wieseler,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.3  S.  398  thut.  Yergl.  auch  Göler  v. 
Ravensburg  a.  a.  0.  S.  12. 

36    Deutsche  Litt.  Zeitung  1880.  S.  18. 


112 

abwarten,  ob  mir  Inschriftkundigere  auf  diesem  Punkte  zu  Hilfe 
kommen  können.  Nichts  desto  weniger  glaube  ich  nicht  allein 
darauf  hinweisen  zu  dürfen,  daß  die  Künstlerinschriften,  na- 
mentlich diejenigen  aus  spateren  Perioden  der  Kunst,  je  nach 
verschiedenen  Umständen  sehr  verschiedene  Stellen  einnehmen, 
sondern  ich  möchte  hervorheben,  daß,  wenn  einmal  aus  Grün- 
den, auf  welche  ich  im  Vorstehenden  hingewiesen  habe,  der 
Plinthos  der  melischen  Statue  so  gestallet  war,  wie  ich  glaube, 
daß  er  es  gewesen,  auf  ihm  für  die  Künstlerinschrift  sich  gar 
kein  passenderer  Platz  finden  ließ,  als  derjenige  auf  welchem 
sie  steht  und  auf  welchem  sie  sieh  am  bequemsten  in  ihrer  drei- 
zeiligen  Fassung  eingraben  ließ,  für  welche  das  schmalere  Stück 
nicht  ausgereicht  haben  würde.  Ja  ich  glaube  hinzufügen  zu 
dürfen,  daß,  war  der  Plinthos  so  beschaffen,  wie  ich  glaube, 
daß  er  beschaffen  war,  eine  in  einer  oder  auch  in  zwei  Zeilen 
über  den  niedrigem  und  den  höhern  Theil  derselben  fort- 
laufende Inschrift37)  einen  sehr  unschönen,  ich  möchte  sagen 
untektonischen  Eindruck  gemacht  haben  würde.  Ich  fühle  sehr 
wohl,  daß  auf  einen  oberflächlich  Lesenden  diese  meine  letzten 
hypothetischen  Sätze  den  Eindruck  eines  circulus  vitiosus 
machen  können,  ich  bestreite  aber,  daß  ein  solcher  vorliege,  da 
ich  ganz  von  der  Inschriftfrage  unabhängige  Gründe  dafür  an- 
gegeben habe,  daß  in  derThat  der  Plinthos  so  gestaltet  gewesen 
ist,  wie  ich  annehme. 

Wenn  nun  dasjenige ,  was  ich  im  Vorstehenden  über  die 
ursprüngliche  Zusammengehörigkeit  des  Plinthenfragmentes  mit 
der  Stalue  von  Melos  vorgetragen  habe,  nicht  aller  Beweiskraft 
entbehrt,  so  folgt  daraus,  daß  wir  für  die  Frage  nach  der  Ent- 
stehungszeit der  Statue  an  das  palaeographische  Zeugnis  der 
Künstlerinschrift  gebunden  sind  und  ich  behaupte,  daß  wir  an 
diesem  Zeugnis  einen  viel  zuverlässigem,  unbestreitbar  aber 
einen  objectivern  Führer  besitzen,  als  an  unserem  Stilgefühl 
oder  an  unseren  Stilversleichunsen38)  oder  als  an  allen  den  son- 


37)   Etwa  so: 


ArHIANAPOS     MHNIAOY     ANTIOXEY2     AÜO    MAIANAPOY 

EnOIHSEN 


38)  Ein  sehr  wahres  Wort  in  Beziehung  hierauf  spricht  Clarae  a.  a.  0. 
p.  48,  nämlich  :    que  nous  sommes  tres  loin  d'etre  assez  riches  en  statues 


113 

stigen  Argumenten,  welche  man,  nach  Verwerfung  des  Inschrift- 
zeugnisses vorgetragen  hat,  um  die  Statue  als  ein  Werk  späte- 
stens des  4.  Jahrhunderts  zu  erweisen.  Ich  behaupte  damit  das 
srade  Geeentheil  von  dem ,  was  fast  Alle ,  welche  sich  mit  der 
Aphrodite  von  Melos  befaßt  haben  und  die  ich  hier  einzeln  nicht 
zu  nennen  brauche,  in  mehr  oder  weniger  bestimmten  Worten 
behauptet  haben,  ja  ich  weiß,  daß  ich  mit  dieser  Behauptung 
in  den  Augen  vieler,  besonders  jüngerer  Gelehrter  unserer  in 
ihrem  Stilgefühl  so  wunderbar  sichern  Zeit  eine  große  Ketzerei 
ausspreche.  Ich  thus  aber  gleichwohl.  Und  da  ich  nicht  minder 
die  Überzeugung  sowohl  von  der  Zugehörigkeit  der  Inschrift 
zur  Statue  wie  auch  diejenige  von  unserer  Gebundenheit  an  das 
palaeographische  Zeugnis  dieser  Inschrift  bereits  seit  einem  Men- 
schenalter hege,  so  habe  ich  der  melischen  Statue  danach  ihren 
Platz  in  der  Kunstgeschichte  angewiesen  und  eben  dieses  bin 
ich  im  Begriffe  in  dem  im  Druck  befindlichen  letzten  Halbbande 
der  3.  Aufläse  meiner  Geschichte  der  sriech.  Plastik  wiederum 
zu  thun.  Da  aber  bisher  die  Ansicht  dahin  ging,  die  Inschrift 
gehöre  ihrem  palaeographischen  Charakter  nach  dem  ersten 
Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  an,  so  habe  ich  die 
Statue  in  eben  dieses  letzte  Jahrhundert  vor  Chr.  Geb.  ange- 
setzt 39) . 

Nun  aber  bezeugen  mir  zwei  der  vortrefflichsten  Kenner 
griechischer  Palaeographie,  Hr.  Prof.  C.  Lipsius  in  Leipzig  und 
Hr.  Prof.  A.  Kirchhoff  in  Berlin,  an  welche  ich  mich  in  dieser 
Angelegenheit  um  ihr  Votum  wandte,  übereinstimmend,  daß  die 
Inschrift  bis  in  das  zweite  vorchristliche  Jahrhundert,  ja  viel- 


antiques  ou  en  monuments  de  ce  genre ,  d'une  authenticite  reconnue  tant 
pour  leurs  epoques  que  pour  leurs  ecoles  et  encore  moins  pour  leurs  au- 
teurs,  pour  pouvoir  etablir  des  paralleles,  et  decider  d'une  maniere  incon- 
testable  que  tel  ouvrage  appartient  ä  teile  epoque  et  encore  bien  moins  ä 
un  tel  maitre. 

39)  Vergl.  m.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  IL*  S.  390.  Anm.50.  a.  E.  »Was 
die  Zeitbestimmung  durch  die  Inschrift  anlangt  sagt  Wieseler  a.  a.  0.  mit 
vollem  Recht,  nach  ihr  werde  man  die  Statue  nicht  früher,  als  etwa  nach 
dem  Jahre  260  v.  Chr.,  aller  Wahrscheinlichkeit  noch  aber  bedeutend  spä- 
ter, etwa  im  ersten  Jahrhundert  v.Chr.  Geb.  anzusetzen  haben«.  Die  Worte 
das.  S.  317  im  Texte:  »wahrscheinlich  gehört  in  diese  Reihe  kleinasiat. 
Künstler  der  röm.  Kastenzeit  auch  der  Meister  der  hochberühmten  Aphro- 
ditenstatue von  Melos«  sind  aus  der  I .  Aufl.  stehn  geblieben  ,  was  freilich 
nicht  hätte  geschehen  sollen. 

1881.  8 


114     — - 

leicht  bis  in  dessen  erste  Hälfte  hin  auf  da  tirt  werden 
könne40).  Daß  sie  es  müsse  ist  damit  nicht  gesagt,  dessen  be- 
darf es  aber  auch  nicht,  da  die  Möglichkeit  vollkommen  genügt 
und  die  Wahrscheinlichkeit  vielleicht  klarer  hervortreten  würde, 
wenn  wir  die  Inschrift  selbst  zu  Rathe  ziehn  könnten  ,  anstatt 
auf  die  Wiedergabe  derselben  durch  einen  nicht  inschriftkun- 
digen Maler  (Debay)  einzig  und  allein  angewiesen  zu  sein. 

Im  zweiten  vorchristlichen  Jahrhundert  oder  vollends  in 
dessen  erster  Hälfte  entstanden  rückt  die  Aphrodite  von  Melos 
den  pergamenischen  Sculpluren  aus  der  Zeit  Eumenes'  II.,  rückt 
sie  dem  mit  Recht  bewunderten  und  bereits  zu  einem  Lieblinge 
des  Publicums  gewordenen  »weiblichen  Kopf«  aus  Pergamon41), 
rückt  sie  dem  von  Benndorf42)  aufs  neue  besprochenen  Aphro- 
ditekopfe von  Tralles  in  Wien43)  so  nahe,  daß  ihre  synchro- 
nistische Datirung  mit  diesen  Werken  für  Niemand  mehr  etwas 
Anstößiges  haben  kann,  der  sich  nicht  in  vorgefaßte  Meinungen 
über  den  Stilcharnkler  der  Statue  verrannt  hat.  Der  »weibliche 
Kopf«  von  Pergamon  ist  freilich  zunächst  an  sich  ebenfalls  nicht 
datirt44),   allein  ich  glaube  behaupten  zu  dürfen,  daß  er  trotz 


40)  Mein  College  Lipsius  gab  mir  sei»  Votum  mündlich;  Kirch- 
hof! aber  schrieb  mir  d.  d.  Berlin,  26.0ctober  1881  :  »Ihrem  Wunsche  ent- 
sprechend habe  ich  mir  die  auf  die  Venus  v.  Milo  bezogene  Künstlerin- 
schrift in  dem  Glarac'schen  Stiche  näher  angesehen  und  beantworte  die  ge- 
stellte Frage  dahin,  daß  meines  Erachtens  die  Inschrift  zwar  allerdings  in 
das  zweite  vorchristliche  Jahrhundert  hinaufdatirt  werden  ,  eben  sowohl 
aber  erheblich  jünger  sein  und  selbst  der  nachchristlichen  Zeit  angehören 
kann.  Über  den  Anfang  des  2.  Jahrb..  v.  Chr.  sie  hinaufzurücken  würde 
ich  für  meine  Person  nicht  wagen«. 

4t)  Abgeb.  in  Lützow's  Zeitschr.  für  bild.  Kunst  1880.  zu  S.  161  f. 
Durch  Abgüsse  allgemein  bekannt. 

42)  Archiiolog.-epigraph.  Mittheilungenaus  Österreich  IV.  (1880jS.  6611. 
mit  Tafel  1  u.  2.   In  Abgüssen  verbreitet. 

43)  Abgeb.  bereits  in  E.  v.  Sackens  Die  ant.  Sculpturen  des  k.  k  Münz- 
u.  Antikencabinets  Taf.  XXX.  1  und  das.  S.  58  f.  aesthetisch  und  auch  kunst- 
geschichtlich als  ein  Werk  der  späteren  Kunstperiode  richtig  gewürdigt. 
—  Von  dem  Aphroditekopf  im  Palast  Caetani  in  Rom  Matz-Duhn,  Antike 
Bildwerke  in  Rom  I.  S.  210.  Nr.  797)  muß  ich  hier  einstweilen  schweigen 
weil  unsere  Gypssammlung  einen  Abguß  noch  nicht  besitzt  und  ich  den 
Kopf  in  den  Abgüssen  in  Berlin  und  Dresden  nicht  hinlänglich  genau  habe 
studiren  können,  um  über  sein  kunstgeschichtliches  Verhältnis  zu  demjeni- 
gen der  melischen  Statue  ein  selbständiges  Urteil  fällen  zu  können. 

44)  Conze  sagt  bekanntlich  über  ihn  im  »Vorlauf.  Bericht«  S.  7  I.  »Die 
edle  Einfachheit  seiner  Umrisse  sticht  gar  sehr  ab  gegen  die  starke  Beto- 


115 

aller  Verschiedenheit  der  Mache  und  aller  Zartheit  seiner  For- 
menbehandlung den  großen  Gigantomachiereliefen  von  Perga- 
mon  stilistisch  viel  näher  steht,  als  vielleicht  Jeder  auf  den 
ersten  Blick  zugeben  wird.  Man  muß  ihn  nur  nicht  mit  Gigan- 
tenköpfen und  auch  nicht  mit  den  wenigen  erhaltenen  männ- 
lichen Götterköpfen  vergleichen,  sondern  mit  den  Köpfen  der 
Göttinnen  des  großen  Reliefs,  unter  denen  ich  neben  demjenigen 
der  »Schlangentopfwerferin«  ganz  besonders  auf  einen  nur  in 
der  untern  Hälfte  erhaltenen  weiblichen  Kopf  aufmerksam 
machen  möchte  .  welcher  einer  nicht  einzuordnenden  Figur  an- 
gehörig ,  in  Berlin  unter  dem  geflügelten  Viergespann  W.  aus- 
gelegt ist45).  Nicht  als  ob  ich  diese  Köpfe  und  den  »weibl.Kopf« 
ihrer  Behandlung  nach  für  identisch  erklären  wollte;  aber  aufs 
innigste  stilverwandt  wird  sie.  glaube  ich,  Jeder  finden,  welcher 
sich  über  die  nolhwendige  Verschiedenheit  der  Ausführung 
großer  decorativer  Reliefe  und  eines  Kopfes  Rechenschaft  giebt. 
welcher  einer  Einzelfigur  oder  einer  kleinern  statuarischen 
Gruppe  augehört  hat.  Was  aber  den  trallianischen  Kopf  und 
sein  Verhältnis  zu  demjenigen  der  melischen  Statue  anlangt,  hat 
Benndorf  a.  a.  0.  als  Ergebnis  einer  fein  durchgeführten  Ver- 
gleichung  beider  überzeugend  nachgewiesen ,  daß  «von  dem 
vorauszusetzenden  gemeinsamen  Originale,  das  ich  (Benndorf 
nicht  vor  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  entstanden  denken 
kann.  das  aber,  erlaube  ich  mir  beizufügen,  auch  wenn  es 
praxitelischer  Kunst  nahe  stand,  füglich  noch  etwas  später  und 
erst  gegen  das  Ende  des  i.  Jahrhunderts  angesetzt  werden  darf  . 
der  schöne  Kopf  des  untern  Belvedere  ....  nach  Art  einer  Copie 
die  treuere  Vorstellung  bewahrt  halten  wird,  während  die  Venus 


nung  der  Formendetails  in  anderen  pergamenischenSculpturen.  Es  ist  zuerst 
in  einem  Berichte  der  Generalverwaltung  der  k.  Museen  (Jahrb.  I.  S.  XVIII) 
geäußert  was  fortwährend  Anhänger  findet,  daß  diese  Verschiedenheit  auf 
einen  erheblichen  Zeitunterschied  zurückzuführen  sei;  man  möchte  den 
Kopf  etwa  dem  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  zuweisen.  »Ich  glaube  aber,  daß 
wir  werden  lernen  müssen,  auch  ein  solches  Werk  als  erst  um 
200  gearbeitet  anzuerkennen.  Äußere  Gründe  sprechen  ,  so- 
viel ich  sehe,  eher  dafür  als  dagegen;  die  Weichheit  der  Behandlung 
der  Fleischtheile,  welche  bis  zur  Verflüchtigung  der  Formen  führt  und  der 
auch  die  nur  skizzenhafte  Behandlung  der  Haare  entspricht,  wird,  wie  mir 
scheint,  bei  weiteren  Vergleichungen  sich  als  einer  der  charakteristischen 
Vorzüge  grade  einer  solchen  Spätzeit  ergeben«. 

45    Beschreibung  der  pergamenischen  Bildwerke  3.  Aufl.  1881.  S.15f. 


116     

von  Milo,  an  der  es  ohnehin  zumal  im  Gewände  nicht  an  Merk- 
malen einer  späteren  Arbeit  fehlt  —  schon  die  Tracht  an  sich, 
das  bloße  Himation  ohne  Chiton  liegt  über  die  Frauensitte  der 
früheren  Zeit  hinaus  —  von  einem  Meister  herrühren  dürfte, 
der  seiner  Wiederholung ,  mehr  oder  weniger  bewußt  umbil- 
dend, die  breitere  Manier  seiner  Zeit  und  den  Charakter  einer 
einheitlichen  neuen  Leistung  gab«.  An  welche  Zeit  Benndorf 
hierbei  gedacht  hat,  das  geht  aus  seinem  ganzen  Aufsatz  und 
daraus  hervor,  daß  er  unmittelbar  auf  den  angeführten  Satz 
die  Citation  des  »weiblichen  Kopfes«  von  Pergamon  folgen  läßt, 
als  welcher  der  melischen  Statue  in  der  eigenthümlichen  For- 
menbehandlung in  der  That  nahe  zu  stehn  scheine. 

Und  somit  schließe  ich.  Mag  auch  die  erste  Erfindung  der 
Composition,  welche  uns  in  der  Aphrodite  von  Melos  in  einer 
bereits  stark  umgewandelten  Fortbildung  und  in  Körperpropor- 
tionen vorliegt,  welche  den  Einfluß  des  lysippischen  Gestalten- 
kanons aufs  deutlichste  verrathen46),  bis  in  das  4.. Jahrhundert, 
meinetwegen  bis  gegen  dessen  Mitte  hinaufreichen,  das  schöne 
Werk  des  Alexandros  oder  Agesandros  oder  Tisan- 
dros  oder  wie  man  den  trefflichen  Sohn  des  Meni- 
des  von  Antiochia  am  Maeander  sonst  nennen  will, 
wird  auch  seinem  Stile  nach  als  ein  Product  der 
Zeit  gelten  dürfen,  in  welche  es  die  Pal  aeographie 
seiner  Künstlerinschrift  weist,  etwa  der  Mitte  des 
zweiten  vorchristlichen  Jahrhunderts. 


46)  S.  die  von  Göler  v.  Ravensburg  a.  a.  0.  S.  193  f.  mitgetheilten  ge- 
nauen Alaße  und  vergl.  auch  Kekule  in  der  Deutschen  Litt.  Ztg.  a.  a.  0. 


Zusatz  zu  S.  104  Anra.  25.  Die  von  Güter  v.  Ravensburg  behauptete 
Verschiedenheit  der  Farbe  des  obern  und  des  untern  Stückes  der  Town- 
ley'schen  Venus  im  britischen  Museum  stellt  Murray  in  einem  Briefe  d.  d. 
London  24.  Novemb.  in  Abrede;  von  dieser  Analogie  zu  dem,  was  Des 
Cloiseaux  von  der  melischen  Statue  behauptet,  wird  also  abzusehen  sein, 
wodurch  aber  an  der  Sache  selbst  nichts  geändert  wird. 


Herr  Fleischer  legte  die  achte  Fortsetzung  der  Beiträge  zur 
arabischen  Sprachkunde  vor  (s.  dieseBerichte  v.J.  1880,  S.  89  flg.) . 

De  Saci/'s  Gramm,  ar.  2.  Ausg.,  II,  127,  Anm.  I.Z.  »Dans 
>  -  -  » 

cet  exemple,   iyü**  est  pour  ^äjU.«  das  vb.  fin.  perf.  für  das 

parlic.perf. :  »halte  die.  welche  ungläubig  sind,  ja  nicht  für  Ent- 
ronnene«, d.  h.  für  Leute,  die  der  ihnen  nacheilenden  Strafe 

entronnen  seien.    Bei  Erklärung  der  andern  Lesart  mit  -yy~^. 

st.  ^y^-^  und  *^ii  st.  *4Jf,   wodurch  i^^f  .^A^  zum  Verbal- 

subject,  II  j^ii!  zum  Yerbalobject  und  \jsu^  zu  einer  Zustands- 

bestimmung  von  U  ä^^jiAJ!  wird,  sagt  allerdings  Baidäwi  selbst 

^wJbL*  ^couj  ^.jua«  ,  aber  nur  zu  möglichst  kurzer  Darstellung 
des  syntaktischen  Verhältnisses  zwischen  diesem  virtuellen  Zu- 
stands-Accusativ  und  dem  unmittelbar  vorhergehenden  Sub- 
jects-Xominativ,  keineswegs  als  Bezeichnung  temporeller 
Uebereinstimmung  von  ^äjL*  mit  \yuj+,.  Denn  ein  indetermi- 
nirtes  Activparticip  als  solches,  d.  h.  insofern  es  nicht  für  blei- 
bende Beschaffenheiten  und  wesentliche  Eigenschaften  gebraucht 
wird,  entspricht  stets  den  griechischen  und  lateinischen  Par- 
ticipien  des  Präs.  und  Imperf.  oder  des  Fut. ,  nie  denen  der 
Aoriste  als  historischer  Zeiten  und  des  Perf.  und  Plusquamperf. ; 

^^aäjU-  \*)j£  ^Aii  cy+»^  ^  könnte  daher  nur  bedeuten :  halte 

die  Ungläubigen  ja  nicht  für  Leute  die  jenem  Strafgerichte  jetzt 
entrinnen  oder  künftig  entrinnen  werden.  De  Sacy's  Zweifel 
an  der  ausnahmslosen  Giltigkeit  dieser  Begel,  II,  S.  188  u.  189 
Anm.,  wegen  scheinbarer  Unvereinbarkeit  der  Erzählung  ver- 
gangener Begebenheiten  mit  dem  Gebrauche  von  Activparti- 
cipien  zur  Darstellung  jenen  Begebenheiten  gleichzeitiger,  also 


118     

ebenfalls  vergangener  Zustände  erledigt  sich  einfach  durch  die 
a.a.O.  von  de  Sacy  selbst  genannte  iLwtoLJi  JLsM  XjI£*»,  d.h. 
in  Bezug  auf  die  dort  angeführten  Falle  :  durch  den  Gebrauch 
jener  Zustandsbestimmungen  als  Participien  nicht  des  Präsens, 
—  woran  de  Sacy  dachte,  —  sondern  des  historischen  Imper- 
fectums.    S.  diese  Berichte  v.  J.  1878,  S.  66. 

.,  -       i 

II,  128,  5.  Statt  xiA*=>  UiS  *^Uxi  alH  *.^j-j  ist  zu  schreiben 

&w.=>  *~gJU^  0\  »JUI  f^gj-j  s=  f^t**!  JoLi»  *JUi  j^jj  ;  denn  nur 
diese  Auflösung  des  zweiten  und  dritten  Objeetes  des  dreifach 

5  (i  )  ,     .  öS 

transitiven  ^c.j  in  einen  conjuncliven  Objectivsatz  mit  *flUci 

als  logischem  Subject  und  *i*<.3»  als  dessen  Prädicat  entspricht 

formell  dem  zu  Grunde  liegenden  einfachen  Nominalsatze  *^ucS 
5&wj>,  wogegen  jene  künstlichere  Satzform,  —  d.h.  scheinbarer 

Sinnesabschluss  mit  l^JUd  als  zweitem  und  letztem  Object  und 
Apposition  eines  Conjunctivsatzes  mit  Wiederaufnahme  desselben 
Begriffes  in  pronominaler  Form  als  logisches  Subject  und  Nach- 

lieferung  des  Hauptbegrifl'es  als  Prädicat,  —  auf  *.^JU.£i  *JUi  r&ß 

l^S'JJ*  zurückgeht.    Ebenso  ist  Sitr^S  nisn  n»  DW<38  fcTl?V, 

a^>  'sj(  jjln  »lit^l^,  Auflösung  von  nian  nx  DTl'bS  *n»3 

13113 ,    xä,*o>    *j^  aJU!  ^5^,5  ,    als  jUx^i  Jl\j  ,    apposilionelle 

Besonderung  einer  in  dem  Antecedens  virtuell  enthaltenen 
Eigenschaft,  Beschaffenheit  öder  Nebenbestimmung ;  s.  de  Sacy. 
II,   S.  528  u.529. 

II,   128,  §229.     1)  lieber  das  Verfehlte  in  der  Wieder- 


■-<J  -  SO 


gäbe  der  beiden  absoluten  Infinitive  b,xb  und  !.**«  durch  ven 
frappant  ou  par  un  coüp«  und  »en  marchant  ou  päf  iine  marche« 
s.  diese  Berichte  v.J.  1864,  S.270u.  271,  und  v.J.  1880,  S.  153 

€•0-,        3  ••  o  ,      , 

Z.  6  flu.  2)  lieber  die  Unzulässigkeit  von  u.ä  utä  und  „a*w  ,a« 
s.  die  erstgenannte  Stelle. 


119     

II.  129,  §231.  Zu  der  Lehre  von  der  Behandlungsweise 
des  Passivs  mittelbar  transitiver  Verba,  durchweiche  das  durch 
eine  Präposition  eingeführte  Objeclivcomplement  des  Activs, 
oder,  wenn  es  deren  mehrere  hat,  eines  derselben,  logisches 

Subject  wird,  was  .»^"^J^  ^L>!  ^\  Joiä^  j>LlJ  heißt,   sind   die 

nöthigen  Berichtigungen  ebendaselbst  S.  269 — 272  gegeben 
worden.  —  Hat  das  Passiv  ausser  einem  oder  mehrern  Präpo- 
sitionalcomplementen  einen  absoluten  Infinitiv  oder  ein  n.vicis 
bei  sich ,  so  treten  gewöhnlich  diese  nächsten  unmittelbaren 
Objecte    in  die  Subjectstelle    ein,   indem  sie    aus  Accusativen 

Nominative  werden,  wie  in  slXjs»!.  i^?J  ,MaJi  j.  £näj  W  a.a.O. 

S.  271   Z.  3;   aber  auch  in  diesem  Falle  kann,  wie  in  der  von 

3 

Baidäwi    zu  Sur.  69  V.  13  angeführten   andern  Lesart  &J6  \j>\ 

c, 

öjo-tji  &sSj  jj-wiii  j.  j  das  Präpositionalcomplemenl   oder  eines 

derselben  zum  logischen  Subjecte  erhoben  werden,  so  dass  dann 
der  Infinitiv  oder  das  n.vicis  ebenso  wie  beim  Activ  im  Ob- 
jectsaccusativ  bleibt. 

3-,  .    ,         -         3,  »    o£ 

II,  129,  3  u.  2  v.  u.    Weder  *Jls  noch  ^j=>  Uj  ^s>\  gehört 

hierher,  —  das  erste  nicht,  weil  ja  sein  sächliches  Object  un- 
mittelbar im  Accusativ,  J^'i  S.  130  Z.l  aber  dasselbe  ebenso  un- 
mittelbar als  Passivsubject  im  Nominativ  zu  sich  nimmt  oder  als 
Subjectpronomen  in  sich  selbst  trägt  (s. a.a.O.  S.269  Z. 19  flg.); 
das  zweite  nicht,  weil  es  sein  persönliches  Object  gleichfalls 
unmittelbar  im  Accusativ  und  nur  das  sächliche  vermittelst  der 
Präposition  ^j  regiert ,   das  diesem  Activ  entsprechende  Passiv 

aber,  wie  jedes  andere  Yerbum  derselben  Art,  jenes  un- 
mittelbare Object  als  sein  Subject  in  den  Nominativ  verwandelt, 
das  mittelbare  Object  aber  in  derselben  äußern  Form  und 
syntaktischen  Stellung  wie  beim  Accusativ  lässt.    Aber  freilich 

-   -         -         ,      o   i 

ist   dann  auch  ,  =_>  Uj  ,a3>^  S.  130  Z.  I    nicht  wie  Z.  7  u.  8: 

»on  rendit  compte  ou  le  compte  fut  rendu  de  ce  qui  etait  ar- 
rive«,  sondern:  on  lui  rendit  compte  oder  le  compte  lui  fut 
rendu  u.  s.w.,    wörtlich:    ü  fut  averti  de  ce  qui  etait   arrive. 


120 

Denn  das  bloße  »on  rendit  comptea  u.s.vv.  setzt  als  entsprechen- 


o  £ 


den  Activsatz  jcy>- Uj -^>i  ohne  unmittelbares  persön- 
liches Object  voraus:  ü  rendit  compte  de  ce  qui  etait  arrive, 
worauf  dann  das  allein  stehende  sächliche  Object  als  virtueller 
Accusativ  beim  Uebergange  in  die  passive  Satzform  virtuelles 
Subject  wird.    Richtig  erkannt  und  ausgedrückt  ist  dieses  Ver- 

hältniss  zwischen  »aJUäj  -a\  il  donna  ordre  de  le  tuer«  S.  129 

Z.4  v.u.  und  »&Jl;&jy>i  on  donna  Vordre  ou  Vordre  fut  donne 

de  le  tuer«   S.  130  Z.  6  u.  7,    wogegen   dasselbe  aJb&j  _*J   mit 

Beziehung  des  Passivs  auf  ein  persönliches  Subject  bedeutet 
on    lui   donna   Vordre   oder   Vordre   lui  fut  donne  de  le  tuer, 

o ,      >--£ 

entsprechend  einem  activen  adxäj  syil  il  lui  donna  Vordre  de 
le  tuer. 

II,  129,  Anm.  (1)  »Ingredienda  ratio«  eignet  sich  insofern 
nicht  wohl  zur  Vergleichung  ,  als  ingredi  ganz  gewöhnlich  un- 
mittelbar transitiv  ist.  Auch  »urbs  habitatur«,  Passiv  von  urbem 
habitat,  liegt  noch  innerhalb  des  gewöhnlichen  Sprachgebrauchs, 
im  Gegensatze  zu  dem  mehr  rhetorisch -poetischen  »campus 
curritur«  und  »mare  navigatur«. 

II,  131 ,  5  v.  u.  »celui  qui  le  suit  fdans  Vordre  de  la  parente) « 
sehr,  son  curateur  oder  son  charge  dJ affaires,  nach  Baidäwi,  I,  S.  ff  t 
Z.  9  u.10. 

II,   134,  3    »jour«  sehr.  mois. 

II,  136,  3  flg.  Diese  »Besonderung«  des  ersten  Theiles 
einer  Genetivanziehung  durch  den  indeterminirten  zweiten  be- 
greift zwei  verschiedene  Fälle  unter  sich.  Das  Besonderte  bleibt 
nämlich  innerhalb  des  durch  die  Genetivanziehung  gegebenen 
Verhältnisses  entweder  unter  zwei  oder  mehr  Gleichartigen  in- 
dividuell unbestimmt,  öderes  ist  in  seiner  Art  einzig;  im  ersten 
Falle  ist  es  ungeachtet  der  in  jenem  Verhältnisse  liegenden  »Be- 
sonderung« begrifflich  indeterminirt,  im  zweiten  hingegen  de- 
terminirt.    So  ist,  um  bei  de  Sacy's  erstem  Paradigma  stehen 

zu  bleiben,  *L^-  äiy>J  »une  f'emme  dyun  barbier«  =  *L^»ly«t, 
wenn  der  Barbier   zwei  oder  mehr  Weiber   hat,    dagegen    la 


— -     121     

f'emme  d'tm  barbier  =  *l^  ,jul  äL^i ,  wenn  er  bloß  diese 
eine  hat.  Dasselbe  gilt,  mit  den  nöthigen  Modifikationen,  auch 
vom  Dual  und  Plural :  -Lsr-   L>Lol  zwei  Weiber  oder  d/e  zwei 

Weiber  u.  s.w. ,   *L^   iL*ö  Weiber  oder  die  Weiber  u.s.w. 

II,  136,  Anm.  (1)  Z.5— 7  statt  ^j',  ,i^j,  *^%  und  ^^uia^i. 
sehr,  jjö* ,  „ivkaj ,  j.^U^  und  vjaAa>l5  . 


II,  136 — 138,  Anm.  (2).  Durch  die  Aufsätze  über  das 
Verhältniss  und  die  Construction  der  Sach-  und  Stoffwörter  und 
über  einige  Arten  der  Nominalapposition  im  Arabischen,  Bd.YIII 
dieser  Berichte  v.  J.  1856,  S.  1  flg.,  und  Bd.  XIV  v.  J.  1862, 
S.  10  flg.,  ist  die  damals  noch  schwebende  syntaktische  Streit- 
frage erledigt  worden.  Später  aber  habe  ich  entdeckt,  dass 
schon  lange  vorher  unser  Friedrich  Riickert  mit  seinem  feinen 
Sprachgefühle  dasBichtige  nahezu  getroffen  hat.  In  seiner  Anzeige 
der  ersten  vier  Bände  von  Habicht's  Tausend  und  Einer  Nacht, 
Erg.-Bl.  zur  fHallischen)  Allgem.  Literalurzeitung ,  Nr.  56  v.J. 
1829,  Sp.  442  sagt  er:  »Wo  ein  Nomen,  vor  einem  andern  im 
Genitiv,  den  Artikel  hat,  können  beide  meist  als  imAppositiv- 
Verhältniss  stehend  betrachtet  werden.  So  Bd.  2  ,jaüil\ 
_L>Jf,  der  Korb  (mit)  Glaswaaren  S.  288.    »sU-wJt  for.bäJi ,  das 

Stück  Fisch  S.  318.  *^*»*JS  J^ol^t  ii)JlJ',  diese  Vorräthe  (von) 
Sesam  S.  163.    Vgl.  S.  156,  Z.  3.  S.  65,  Z.  12.  S.  71—72.« 

II,  137,  §  244.    lXj:  u.Lö  ist,  wie  jede  Verbindung  des 

Activparticips  eines  unmittelbar  transitiven  Zeitwortes  mit  dem 
determinirten  Genetiv  seines  Objects ,  je  nach  Anwendung  des 
Particips,  determinirt  oder  indeterminirt :  1)  determinirt, 
wenn  a)  das  Particip  als  an  und  für  sich  zeitloses,  d.  h.  keine 
Zeitbestimmung    in  sich  tragendes   concretes  Verbalsubstantiv 

gebraucht  ist:   <Aj:  V;^  der  Schläger  Zeid's ,   d.  h.  das  den 

O  5 

Zeid  schlagende  Wesen  oder  Ding ,  ^2)^i3j5  c^cL  der  Be- 
weggrund zum  Lachen ,  b)  wenn  dasselbe  als  adjeetivisches 
oder   substantivisches  Verbalnomen  der  Vergangenheit   steht : 


122     

Ju:  u,Lü  iAajiÜ  der  Sklave  welcher  Zeid  schlug ,  geschlagen 
hat  oder  hatte,   wU&!  <_o£  der  Schreiber  des  Briefes,  d.  h. 

der  Mensch  welcher  den  Brief  schrieb,  geschrieben  hat  oder  hatte. 
2)  in  d  et  er  in  in  i  rt,  wenn  das  Participium  eine  in  der  Ver- 
gangenheit, Gegenwart  oder  Zukunft  als  vorübergehend  zu 
denkende  Handlung  ausdrückt,  wie  in  den  hier  und  S.  183 
Z.  7 — 10  angeführten  Beispielen.  Ob  eine  derartige  Genetiv- 
auziehung  in  diesem  oder  in  jenem  Sinne  gebraucht  ist,  muss 
der  Zusammenhang  lehren.     So  zeigt   die  Beziehung  auf  den 

jüngsten  Tag  in  \*s  i_o.  'bJ  *j.aJ  ^wUil  ^xL>  (AiS  Uj,  ,  Sur.  3 
V.  7,    dass    «c/>L>   eine    künftige    Handlung    Gottes   ausdrückt, 

welche  der  Natur  der  Sache  nach  als  zeitlich  vorübergehend  zu 
denken  ist,   die  Genetivanziehung  mithin  als  uneigentlich  und 

indeterminirt  die  Verbalrection  ^Ui^  **L>  oder  ^UJU  vertritt : 
»Du  bist  einer  der  die  Menschen  —  versammeln  wird«, 
nicht:  »der  welcher«,  was  ^UJI  jc*L>S  oder  ohne  uneigent- 


C 


1«  > 


liehe  Genetivanziehung  L^lJj^  *.<L>I  oder  Ly,UJU  heissen  müsste. 

In  anderem  Zusammenhange  aber  könnte  derselbe  Ausdruck  als 
eigentliche  und  determinirte  Genetivanziehung  ebensogut  den 
Sinn  haben:  derVersammler  oder  Vereiniger  der  Menschen,  oder 
der  welcher  die  Menschen  versammelt  oder  vereinigt  hat. 

II,  137,  Anm.  Z.3  »^.«LäJU  Plural  des  vom  aram.  ^cjcld 
griech.   KOQiiog,    herkommenden    gemeinarab.    Kx.ä    oder   des 

w      O 

gleichbedeutenden  iw>.«5,  Klotz,  Block;  s.  Cuche,  Dict.  arabe- 
francais  S.  öPa,  und  Dozy,  Supplement,  II,  337a,  wo  Z.  2 
,<«Sjä  zu  lesen  ist.  Ueber  die  spätere  Colleclivform  ^Lxi  für 
oSU's  s.  Bd.  XX  dieser  Berichte  v,J.  1868,  S.  287.  —  Z.  5  u.  6 
» LyA*J!  u**Ä#j^   —    du  jeudi   des    leritilles    [le   jeudi    saint] « 

lA^xJi   (j*«u.i>  ■?    Bocthor :    »Jeudi    saint,    jeudi    de   la   semaine 


123     

sainte,  J^ytil  ^^^ix«  und  Laue.  Manners  and  Custorns    1.  Ausg.) 
II,   S.  325:   »the  Thursday  next  before  Easter,  or  MaundyThurs- 

day,  Khamees  el  Ahd.u —  Z.  8  »Lr>.lj«  sehr.  jj***b.  —  Z.  9  ist 


>))    ? ) 


entweder,  mit  Beibehaltung  von  *£ijX  als  Infinitiv,  _.**^^  jl*«' 
als  dessen  Object   zu  lesen,    so  dass  ^Jj±3-\  _3..»*oL  Prädieat 


ist,  oder  natürlicher  *~^^j  als  Subject  und  ^^»  JL*J!  als 
Prädieat  davon :  dass  ihre  Reitthiere  Maulesel  und  Esel  mit 
Holzsätteln  sein  sollten.  —    Z.  15  » ,£;«£»  «  sehr.  ^äJ!j". 

II,    139,    15    »cfc-Ä«   sinngemäß,    aber  unmetrisch.     Dem 

,  O) 

Sinne  wie  dem  Versmaße  würde  w*£y*  entsprechen. 

II.  139,  3  —  1  v.u.  Der  Grund  des  Unterschieds  zwischen 
Jo;  bjLaM,  Jut^jj.UaJi  u.s.w.  einerseits  und  dem  nur  von  Al- 
Farrä  gebilligten  Ju-,  >_j,La^JI  andererseits  liegt  nach  Mufassal 
S.i*v  Z.17u.l8,  Ibn  Jacis  S.  P.1  Z.  12 — 14,  darin,  dass  man 
durch  Aj-,  u.Laii  statt  *Aj-,  ^—j.LsJS  keine  Svlbenverkürzung 
gewinnt  wie  durch  iAj-,  b.Lsaii  u.s.w.  statt  !Aj;  ^bjLiJi  u.s.w. 

An  die  Stelle  dieses  äußern  Nützlichkeitsgrundes  möchte  ich, 
wie  schon  im  14.  Bande  dieser  Berichte  v.  J.  1862,  S.  45,  Sonder- 
abdruck  S.  37,    einen  innern  Sa  che  rund  setzen,  der  zugleich 

/  O  7  TD 

erklärt,  warum  man  an  dem  ebenfalls  keine  Sylbenverkürzung 

bietenden  <A*«jI  ^.UaJI  nicht  denselben  Anstoß  nahm  wie  an 

u\.a£.  uj.LaJi .     Die  nach  Abstreifung  des  n  der  determinirten 

Duale  und  Plurale  an  das  Ende  kommenden  Vocale  ä,  ai,  ü  und  i 
zogen,   einen  Auschluss  suchend,    den  artikellosen  Substantiv- 

O  7  7 

geneliv  so  stark  an,  dass  er  wie  ein  Pronominalsuffix  gewisser- 
maßen mit  ihnen  verschmolz:  der  ebenso  determinirte  Singular 
hingegen,  in  seiner  formalen  Abgeschlossenheil  einer  Ergänzung 
nicht  bedürftig,  verlangte  zur  Bildung  einer  uneigenllichen  An- 


124     

nexion  gerade  das  Gegeiltheil  jener  Verschmelzung  :  die  formale 
Gleichstellung  des  Genetivs  mit  ihm  selbst  durch  den  Artikel. 

II,  140  u.  141.  Die  in  den  §§  247  und  248  behandelten 
Genetivsätze  sind  ein  syntaktisches  Seitenstück  zu  den  Accu- 
sativsätzen  in  den  §§  233  und  234  S.  131  u.  132. 

II,  141,  13  »elles  doivent  s'expliquer  par  des  ellipses.« 
Durch  Wiederherstellung  willkürlich  angenommener  Auslas- 
sungen lässt  sich  wohl  die  allgemeine  Bedeutung  dieser  Wort- 
fügungen, aber  nicht  ihr  besonderes  Bildungsprincip  und  eigent- 
liches Wesen  erklären.  Unter  den  hier  angeführten  Fällen, 
in  welchen  allen  die  Genetivunterordnung  die  Stelle  der  Bei- 
ordnung-vertritt,  sind  zuvörderst  zwei  Hauptarten  zu  unter- 
scheiden :  I.  Die  Genetivanziehung  eines  Substantivs  durch  ein 
anderes.  II.  Die  Genetivanziehung  eines  Adjectivs  durch  ein 
Substantiv. 

I.  hat  zwei  Unterarten:  1)  Die  Anziehung  eines  Be- 
griffswortes durch  ein  ihm  begrifflich  übergeordnetes  anderes, 

ij&\J>\  <l\  JjiJI  üsUsl ,  wie  (j^-c*.^   pjj  und  jUl+c  /ö-^  (nicht 

iU*c  Jl&,7  wie  S.  141    Z.  17  und  S.  142  Z.  2)  ;    s.  Bd.  XIV 

dieser.Berichte  v.J.  1862,  S.  22.  Sonderabdruck  S.  14,  Z.  2;  und 
Bd. VIII  v.  J.  1 856,  S.  9  u.  1 0.    2)  Die  Anziehung  eines  Beinamens 

durch  einen  Eigennamen,   w*äJUf  J.I  +*S$\  KäLof,  wie  ^J  A**«; 

*■  £       -  ~  £  SS  - 

s.  Muf.  S.1  Z.  1  u.2,  Ibn  Ja'is  S.  rA  Z.  1  flg.,  Bd.  XIV  d.  B. 
v.  J.  1862,  S.  26  u.  27,  Sonderabdruck  S.  18  u.  19.     Ein  ge- 

meinschaftlicher  Name   für  beide  Unterarten   ist  ui^LJf  «Ltoi 


*3j>L*  vi.!;  so  ist  zu  schreiben  st.  w^i^a  £}  ov>LJ*  xsltol  hier, 


Anm.  (2),  und  st.  **>Co  &\  wjv>LJt  SüLöi ,  I,  416,  Anm.  (1).  Diese 

schon  zu  der  letztern  Stelle,  Bd.  XXVI  d.  B.  v.  J.  1874,  S.  113, 

...  h 
gegebene  Berichtigung   bedarf   noch   einer  Erklärung.     XSjf./ 

und  ooi-j'  bedeuten  nicht,  wie  c/e  Sac?/  den  Begriff  des  ^Jo^ 
äußerlich  formell  fasste,  Aufeinanderfolge  von  zwei  oder 
mehr  denselben  Gegenstand  bezeichnenden  Wörtern ,  sondern 


125     

Sinn  Verwandtschaft,  Synonymie;    s.  Flügels  Kitäb  al- 
ta'rifät   S.  PI.    unter  <Jö\jl*j\   und  S.  ITI    unter  ö^y*#    (sehr. 

dort  ^U-J.,  st.  bjUjJ  _jl),  M.al-M.  S.  wib  Z.  1  —  6,  Lane  unter 

ufii. .  JjIj  und  v»iJ>!.^  ,  wonach  die  Uebersetzung  in  Anm.  (2) 

zu  berichtigen  ist.   Zwei  Synonyme  nun  im  engern  und  eigent- 
lichen Sinne,  von  demselben  Begriffsumfange,  können  einander 

überhaupt  nicht  im  Genetiv  anziehen ;   y£*jJ  <A*«i ,  vi^JUi  lX*»! , 
lX*J  o.*j  ,  Ju«^l  c**j  kann  man  nicht  denken  und  daher  auch 


nicht  sagen.  Die  ein  solchesYerhältniss  möglich  machende  iüo!^ 
besteht  daher  nur  darin,  dass  der  erste  Theil  der  Genetiv- 
anziehung, als  in  irgend  einer  Beziehung  dem  zweiten  begrifflich 
übergeordnet,  diesen  im  Allgemeinen,  wo  keine  specielle  oder 
individuelle  Bezeichnung  nöthig  ist,  vertreten  kann,  aber  nicht 
umgekehrt  der  zweite  den  ersten.  So  kann,  um  bei  den  obigen 

Beispielen  zu  bleiben  ,   *^-J!  für  ^j^+^A  ,  /  <p-w  für  &eUje  ,   ^Xjou* 

für  einen  Menschen  dieses  Namens  mit  dem  Beinamen  -.S,  aber 

nicht   (J«wVK>i   für  *^Ji ,    &sUc  für  /ässP,    ;y   für  lXax^    gesagt 

werden.  Während  also  von  zwei  eigentlichen  Synonymen  kraft 
ihres  vollkommenen  begrifflichen  Wechselverhältnisses  jedes 
das  andere  ebenso  vertreten  wie  von  ihm  vertreten  werden 
kann,   lässt  sich  in  den  obigen  Fällen  nur  der  erste  Theil  der 

Genetivanziehung  als  ljl>La  des  zweiten  und  dieser  als  Li^L* 
des  ersten  denken. 

II.    Die  Genetivanziehung  eines  Adjectivs  durch  ein  Sub- 

stantiv,    aü&o  ^Ji  \J>yay^\  äsLi?f  ,    wie    j^i  «^ ,      ~>^>\   «^o. , 

^Jj^i  bjjbo,  ^.^rid^,  im  Hebr.  nWMJQ  tÜtD  (s.  Bd.  XIV 
d.B.  v.  J.  1862,  S.  21,  Sonderabdruck  S.  13,  Z.  10  flg.),  ist, 
an  und  für  sich  betrachtet,  eine  unlogische  Ausdehnung  der 
freiem  Unterordnung  von  Wesensbegriffen  unter  ihresgleichen 
auf  concrete  Eigenschafts-  und  Beschaffenheitsbegriffe,  deren 
natürliches    Verhältniss    zu    jenen    das    der    Beiordnung    ist. 


126     

Daher  auch  das  Bestreben  der  basrischen  Grammatiker,  durch 
Wiederherstellung  augeblicher  Auslassungen  die  so  gebrauchten 
Adjective  in  begrifflich  correcte  Substantive  zu  verwandeln ; 
s.  S.  4  42  Z.  1—3,  Muf.  S.  f\  1.  Z.  u.  fr  Z.  1  — 4,  Ibn  Jacis 
S.  H*1  Z.  4  flg.  Im  Allarabischen  ist  übrigens  diese  Ausdrucks- 
weise durch  den  Sprachgebrauch  auf  bestimmte  Fälle  beschränkt; 
später  greift  sie  weiter  um  sich  und  wird  endlich  von  der  Ge- 
meinsprache als  bequeme  Abkürzung  neben  der  regelmäßigen, 
hier  und  da  sogar  vorzugsweise,  gebraucht;  s.  Spitta-Bey, 
Gramm,  d.  arab.  Vulgärdialectes  v.  Aegypten,   S.  259  u.  260. 

Auch    sie    heißt    wota  .  Ji   ^_jJ>U*iS  xilAa\ ,    insofern   das  Sub- 

stantiv  als  Sinnverwandter  seines  auf  denselben  Gegenstand  be- 
züglichen Adjectivs,  ja  beide  in  gewisser  Hinsicht  als  Wechsel- 
begriffe betrachtet  und  behandelt  werden  können;  wie  Ibn  Jacis 
S.  m  Z.  4— 6  sagt:  »Das  qualificirende  Beiwort  und  das  qua- 
lificirte  Hauptwort  sind  Einunddasselbe,  weil  beide  ein  und 
denselben   Gegenstand    bezeichnen.     Wenn    man    sagt:    J,j-L> 

'  c' 

Js.5l.AJi  iAj;  ,    so  ist  Js.5L*Ji  Zeid  und  Zeid  ist  JJäLuJU.   Während 

aber  die  Genetivanziehung  eines  Substantivs  statt  der  Bei- 
ordnung in  den  durch  den  Sprachgebrauch  bestimmten  Fällen 


)0. 


auch  bei  der  Indetermination  stattfindet,  wie  ^^^i»  *jj ,   ein 

Donnerstag,     ist   die    eines    indeterminirten   Adjectivs   un- 
möglich;    hier   also    heißt    es    stets    im    ursprünglichen    Bei- 

Ordnungsverhältnisse    y>!   ,<*j;  ,    ,J»i   äjlo  .    i UUs-  üXäj ,     nie 


,  ,J^i  ä^.Lo  ,    slä*>  üJIäj 


II,  142,  19 — 21.  Diese  durch  Versehen  hierher  gerathene 
Stelle  gehört  als  Beispiel  zu  §  248  S.  140  u.  144. 

II,  143,  vorl.  Z.  »parce  que  cela  ne  pouvoit  donner  lieu 
ä  aucun  malentendu«  vielmehr  weil  das  Schicksal  beider  ein 
und  dasselbe  war  und  sie  beide  an  einem  und  demselben  Orte 
ermordet  wurden. 

II,  144,  11  u.  Anm.  (88)  »Üb«  sehr.  Lxir.  —  13  »210« 
sehr.  264. 

II,  144,  §252  wiederholt  nur  ausführlicher  den  Inhalt 
von  §  247   S.  140. 


127     

II,  lii.  Anm.  (2).  »Les  grammairiens  arabes  ne  regärdent 
point  X^et  Üb   comme  des  duels«  gilt  nur  von  den  basrischen 

Grammatikern  :  die  kufischen  sehen  diese  beiden  Wörter  aller- 
dings für  Duale  an:   s.  Kosut.  Fünf  Streitfragen  der  Basrenser 

und  Ku fenser,  S.  19,  1.  Sül***. 

II,  115.  5  »jJ»U  schr.jJjL  Da,  wo  die  drei  Halbconso- 
nanten  bloß  vocalische  Dehnungszeichen  sind,  kommt  ihnen  das 
consonantische  Ruhezeichen  nicht  zu.  noch  weniger  aber  dem  » 
als  bloßer  Lesemutter  zur  Sicherung  der  Aussprache  des  Hamza 

mit  kurzem  u:_yJjJ JJ  statt  der  ursprünglichen  Schreibart ^Ji, 
J\ ;  s.  das  I .  Stück  dieser  Beiträge  v.  .1.  1863.  S.  117,  Z.  15  flg. 
II,  145,  5.  Die  Abstracta  »ressemblance«  und  »exception« 
geben  nicht  die  wirkliche  Bedeutung  von  Jd*  und  ^y»'-,  wie 
ihre  Synonyme  s*X^  und  _*£ ,  werden  diese  Wörter,  sowohl 
substantivisch    als  adjectivisch ,    nur  in  concretem  Sinne    ge- 

o 

braucht.  Beispiele  von  AJU  als  Substantiv  auch  im  Dual  und 
Plural  (JüSf)  s.  Bd.  XIV  d.H..  S.  63,  Sonderabzug  S.  55.  Der 
Lehrsatz  Stbawaihi's  und  seiner  Schule,  ^?y~  oder  ^g^w  sei 
von  Haus  aus  eine  stets  im  Accusativ  stehende  Partikel  (Prä- 
position wie  ^aJ]  und  komme  als  virtuell  alle  Casus  durch- 
laufendes Nomen  nur  in  einzelnen  vom  Verszwange  bewirkten 
Ausnahmefällen  vor  Muf.  S.  fc  LZ.),  stützt  sich  auf  Stellen. 
in  denen  es  allerdings  in  der  ersten  Weise  gebraucht  ist  (Ihn 
Jacis  S.  Plv  Z.  3 — 7  .  aber  für  die  Ursprünglichkeit  innerer 
Erstarrung  beweisen  sie  nichts ,  um  so  weniger  da  das  gleich- 

bedeutende  seltnere  s.]^  ganz  wie  ^i  auch  äußerlich  vollständig 
abgewandelt  wird  und  ^sy*  mit  Genetivanziehung  in  der  Be- 
deutung  von  -*£,  .*£,  _*£  auch  in  der  Prosa  ganz  gewöhnlich 
ist.    Mit  Becht  lehrt  die  kufische  Schule,  ^j,y~  sei  bald  Nomen, 


128     

bald  Partikel  (s.  Kosut,  Fünf  Streitfragen  ;  S.  16,  H  xlLwwo), 
ebenso  Ibn  Mälik  in  der  Alfijah ,  ed.  Dieterici,  S.  tll  u.  llv, 
V.  m  u.  HV,  und  nach  ihm  de  Sacy ,  II,  §  715.  Vgl.  Hariri, 
1 .  Ausg. ,  S.  fA  Z.  3,  mit  dem  Commentar  Z.  4 —  6,  und 
Wright's  arab.  Gramm.,  2.  Ausg.,  II,  S.  227  u.  228. 

II,  145,  14  u.  15  »chacun  (de  ces  astres)  court  dans  une 
sphere  particiäiere«  stellt  den  allgemeinen  Sinn  der  Koranworte 
Sur.  36  V.  40  richtig  dar,  aber  ohne  Berücksichtigung  des  auf- 

3   ,     Ci     - 

fallenden  Plurals  ^y>-w*o,  welcher  grammatisch  die  Auflösung 
des  Subjectes  J»==>  in  +$S  statt  in  »  LgJ.5 «  verlangt.  Dieses 
persönliche  Pluralpronomen  beziehen  die  Ausleger  auf  y^^ccJl 

,02 

.Us^L, ,    »die«  aus  den  Textworten  herausgedeuteten  »Sonnen 

und  Monde«,  d.  h.  die  Sonne  und  den  Mond  in  ihren  verschie- 
denen Phasen ;  oder  auf  die  gesammten  Planeten ,  deren  Vor- 
stellung durch  Nennung  der  zwei  für  die  Erde  wichtigsten  von 
ihnen   hervorgerufen  werde. 

II,  145,  22  »Descendez,  et  soyez  ennemis  les  uns  des  autres« 
mit  Wiederherstellung  des  syntaktischen  Verhältnisses  der  Text- 
worte :  Descendez,  etant  ennemis  les  uns  des  autres  ovreg 
ex&Qol  aXXijliov). 

II,  145  u.146,  §  254.  Diese  Regel  ist  auf  die  in  Muf.  S.  Pa. 
Z.  6— 10,  Ibn  Jacis  S.  Hf  Z.  11  flg.,  angegebene  Begriffsklasse 
zu  beschränken.  Zu  den  dort  und  in  Wright's  arab.  Gramm. 
II,  S.  245  Z.  1 — 5  genannten  \YTörtern  dieser  Art  gehören  auch 

w\s>i  durchaus,  —  wie  ^»Ai-S  irgend  einer  von  ihnen,  Ui^iA:>5 

irgend  eine  von  ihnen  beiden,  —  und  *^>  wenn  es  wie  \jaxi 
gebraucht  wird,  z.B.   Sörensen's  Mevakif,   S.  3  Z.  7  sti>  ein 

Theil  von  ihm,  Comm.  \jL:>I  j&x+  ^ ;   Z.  7  u.  8  *o;>  Jjü  für 

jeden    Theil    von    ihm ,    Comm.    *jL>I  ^a  %j>-  Jjü ;    Makkari, 

I,  S.  Iav  Z.  13   .Lai>5l  ij=>,  ein  Theil  der  Medinenser;  ebenso 

die    besoidern    Theilwörter,    wie    ^ite    ein   Drittel    davon, 

•nuiii    zwei  Drittel  davon ,    st.   «d&Läl  ^  *^ü ,    *3ju1  q*  o^*  " 


129 


J    £        „      ? 


Dahingegen  werden  ^J> ,  jj^5 ,  J>.s=> ,  ^b   und  Üb,   Non  denen 

die  drei  ersten  nach  dem  Wortlaute  dieses  Paragraphen  zu 
derselben  Classe  zu  rechnen  wären,  durch  die  Anziehung  eines 

determinirten  Genetivs  selbst  determinirt,  ^1,  iüi  nur  als 
Conjunctivnomen,  gleichbedeutend  mit  dem  substantivisch  ge- 
brauchten ^ÄJi ,  ^c-L  —   Die    in  Muf.   S.  f*A  Z.  9  u.  10.   lbn 

.lacis  S.  Hl*  Z.  3  — 11  erwähnte  Ausnahme  von  jener  Regel 
läuft  darauf  hinaus,  dass  durch  Beschränkung  einer  Gleichheit 
oder  Aehnlichkeit    und  des  Gegentheils    auf  Zwei    das  Zweite 

logisch  nothwendig  determinirt  wird,  z.  B.  iUix:  J*>J!  oder 
idJ^^Aw,  der  dir  ähnliche  Mann,  d.h.  der  einzige  dir  ähnliche, 
oder  derjenige  unter  den  dir  ähnlichen  Männern,  welcher  mir 
und  dir  bewusst  oder  von  dem  eben  die  Rede  ist ;   yi^&sUJl  .*i 

o     o  -  - 

^^Jlc,   die  vom  Zorne  nicht  Betroffenen,   als  contradictorischer 

Gegensatz    zu   ^iAs.  *-jj.*zx+}\ ,   die  vom  Zorne  Betroffenen,  mit 

Ausschluss  Dritter.  Spätere  setzen  in  solchen  Fällen,  wie  bei 
der  uneigentlichen  Annexion,  den  Artikel  doppelt,  sowohl  vor 

^k£  als  vor  dem  davon  angezogenen  Genetiv;  Andere,  noch 
weniger  correct.   bloß  vor  _*£,  —  nach  der  ersten  Weise  z.B. 

,JO,>3-  ,3,C/£  ,  .    )(l. 

xL^S^oL^  XUsLftil  Jl*s^,  nach  der  zweiten:  iJOtolä  .*«;!, .  Vgl. 

damit  die  ganz  entsprechende  zwiefache  Determinationsweise 
der  Zahlwörter,  Bd.  XIV  d.  B.  v.  1862,  S.  43  —  48,  Sonder- 
abdruck S.  35  —  40. 

II,  146,  2  »dupes  de  mon  inconstance«  nach  der  Erklärung 
bei  lbn  Jacis  S.  HP  l.Z.  dupes  d'une  vie  conti»  ument  agreable, 
ne  se  doutant  d'aucun  revers. 

II,  146,  7  »nourrices«  überhaupt  (femmes)  allaitant  des 
enfants. 

II,  146,  20  »JJii«  sehr.  ^JJ.  —  Gegen  di    'Z.  20  —  22 
wiederholten  Angaben  über  Temporalbedeutungen  von  j>\  und  \c>\ 
1881.  9 


—     130     

s.  im  Allgemeinen  Bd.  XVI  v.  J.  1864,  S.  290—292,  in  be- 
sonderer Beziehung  auf  jl  Bd.  XXX  v.  J.  1878,  S.  75  —  77.  — 

22  y>en  quelque  Heu  quea  setzt  an  die  Stelle  des  allgemeinen 
oü,   lä  oü ,   die  conditionelle  und  verallgemeinernde  Bedeutung 

von  ^^s> ,  die  nur  da  stattfindet,  wo  es  als  Vertreter  des  spe- 

ciellen  Ui^>  das  Perfectum  oder  das  Jussivimperfectum  regiert 
und  auf  die  Temporalbedeutung  des  erstem  den  bekannten  con- 

- ,£       }      o  - 

versiven   Einfluss   ausübt;     wie    S.  147    Z.  2  u.  3  :    Ja!  &-*p> 

o^."ii  qLLIavJI  »Par-toui  oü  se  tiendra  le  sultan,  je  vpüy  tiendrai.« 

Auf  die  Gegenwart  bezogen,  würden  dieselben  Worte  bedeuten: 
Partout  oü  se  tient  le  sultan,  je  iriy  tiens ;  auf  die  Vergangen- 
heit bezogen:  Partout  oü  se  lenait  le  sultan,  je  rn'y  tenais;  hin- 

gegen  ohne  Hineinlegung  der  Conditionalkraft  in^-o*,  durchaus 

nur:    Lä  oü  s'est  tenu  (se  tint)  le  sultan,  je  wüy  suis  tenu  (je 

Jö- 
rn'?/ uns).    Andere  Beispiele  dieses  einfach  conjunctiven  ^i^> 

mit  Perfect-oderlmperfect-Indicativ  s.  beiLane  S.683  Sp.2  u.3. 

>       G    - 

Undenkbar  aber  ist  ein  conditionell-verallgemeinerndes  <£*-*:> 
vor  einem  Nominalsatze ,  der  in  seiner  Starrheit  eine  in  Gegen- 
wart, Vergangenheit  oder  Zukunft   positiv  gegebene   Situation 

ö        ,  -    o£      >      o   ,         ?       o  -   - 

darstellt.    Der  Satz  (j-JLs-  c>ot  ^^p-  o~Jl>  S.  146  LZ.  kann 

daher  nicht  bedeuten:  »Je  rri'assierai  par-tout  oü  tu  seras  assis«, 
sondern  nur:  Je  me  suis  assis  (je  nt*  assis)  lä  oü  tu  es  assis 
(actuellementj  oder:  Je  m' assis  lä  oü  tu  etais  assis  (alors), 
in  beiden  Fällen  möglicherweise  auch  mit  Beziehung  des  in- 
determinirten  Particips  auf  die  Zukunft:   lä  oü  tu  seras  assis. 

II,    147,  4 — 6.    Ueber  die  scheinbaren  Nominalsätze 

nach  \S\   s.  Bd.  XXX  v.  J.  1878,   S.  73— 75. 

=  .co- 

li,   147,   7 — 9.     Ueber    Zusammensetzungen    wie   Aaxjj, 

JuLo  u.s.w.   s.  I,  521,  §  1143,  und  dazu  Bd.  XVd.B.  v.J. 

1863,  S.  130  u.  131;  gegen  die  Darstellung  ihrer  Entstehung 
und  Bedeutung  bei  den  einheimischen  Grammatikern  durch 
Annahme  einer  »Ellipse«  s.  Bd. XXVI  v.J.  1874,  S.  110  Z.1  flg. 


131     

zu  I,  412,  1  —  4.    In  Beziehung  auf  die  Worte  Bd.  XV,  S.  131 

Z.  3  u.  4  :  »Alle  diese  Wörter  haben,  wie  3\  selbst,  keinen  No- 

minaliv  iXiJ^p-  u.  s.w. «sei  nachträglich  bemerkt,  dass  Al-Mu- 

barrad  im  Kämil,  ed.  Wright .  S.  \.ö  Z.  17  wirklich  einen  Nomi- 
nativ  lAx^jj  gebraucht. 


.  >\~      .    tr.  ,0>1rC 


II,  147,  12  »LxUT^oi«  d.h.  /^T^y^^,  was  auch 

der  Sinn  von  de  Sacifs     au  dessous  de  la  ceiniure«.  ist.    Lane 

S.  683  Sp.  3  hat  die  leichtere  Lesart  JJ3  c^  »beneath  the 
kidneys«. 

II,  148,  11  »  JüüJ  q!  c^sjj^  gehört  als  Beispiel  nicht  hier- 
her, wo  von  der  unmittelbaren  Anziehung  des  vb.  fin. 
durch  ein  Zeitnomen  die  Bede  ist,  wie  wenn  es,  was  ebenso 

möglich  ist,  Jüüwi  ^i*,  hieße;  sondern  zu  §  248  S.  140,  wo  die- 
selbe Anziehung  durch  eine  Conjunction  vermittelt  wird, 
welche  mit  dem  vb.  fin.  zusammengenommen  die  gewöhnliche 

Auflösung  des  Infinitivs  darstellt :   =  ».ÜSüJ  oö5  . 

II.  148,  14  »An  jour  oü  ils  ont  paru«  nach  der  irrigen 
Meinung  Z.18 — 21,  ein  Nominalsatz  in  solcher  Verbindung  habe 
»un  sens  passe«,  wogegen  zum  Ausdrucke  eines  »sens  futur« 
in  der  nämlichen  Verbindung   ein  Verbalsatz    noth wendig  sei. 

Im  Gegentheil  kann  das  indeterminirte  Activparticip  .-j»;^ 

nach  II,  188,  §313  keine  absolute  Vergangen  heit,  son- 
dern immer  nur,  je  nach  der  Zeitsphäre,  welcher  der  betreffende 
Satz  angehört,  einen  gegenwärtigen  oder  künftigen 
oder  vergangenen  Zustand,  d.  h.  im  letzten  Falle  ein 
historisches  Imperfeclum,  darstellen;  also:  Au  jour 
oü  ils  paraissent  oder  paraitront  oder  paraissaient.  In  der  Koran- 
stelle aber,  welcher  die  Worte  entnommen  sind,  Sur.  40  V.  16. 

beziehen  sie  sich  auf  den  jüngsten  Tag,  demnach  bedeutet  q»;;Li 

hier  ils  paraitront ,  wogegen  nach  der  geschichtlichen  Stellung 
des   bekannten  Al-Hag-gÄg   das    t>Au  temps   oü  Haddjadj   etoit 

9* 


132 


.  V.C        -     ,, 


goiivernewr<i ,  als  Uebersetzung  von  y*]  „L^i  .-.*•     richtig  ist. 

An  und  für  sich  freilich  können  dieselben  Worte  auch  bedeuten 

Au  temps  oü  Haddjadj  est  oder  sera  gouverneur. 

t>  - 
II,    149,  §258.    Wie    hier   ^j  und    die    sinnverwandten 

Wörter  vor  einem  von  ihnen  virtuell  im  Genetiv  regierten  vb. 

fin.,   so  können  dieselben  auch  in  der  Zusammensetzung  mit 

einem  von  ihnen  angezogenen  3i   zur  Unabwandelbarkeil  er- 

starren  und  gehen  dann  stets  auf  a  aus,  wie  z.  B.  Näfic  Sur.  11 
V.  69  und  Sur.  70  V.  11   Äa.*jj  ^5;-==-  ^  und  <Aa/«jj  uj^Ac  ^ 

t    j:      G^ 

liest,  statt  des  l\^j  der  übrigen  kanonischen  Leser;  s.  Bd.  XV 
d.B.  v.  J.  1863,   S.  131. 

II,  149,  Anm.  (1)  Z.  9  »  ^yc\  .,!  «  mit  Wegfall  des  zweiten 
Hamza  und  Zurückwerfung  des  Fathah  auf  das  ►  auszusprechen 

.,! ,  wie  de  Sacy  selbst  in  seiner  »Alfiyya«  S.  97  1.  Z.  nach- 


•  J 


Iräglich  im  Commentar  bemerkt.  Wenn  man  aber  Verse  über- 
haupt mitVocal-  und  andern  Aussprachezeichen  versieht,  sind 
dergleichen  durch  das  Versmaß  erzwungene  Abweichungen  von 
der  Regel  dem  Auge  des  Lesers  im  Texte  selbst  darzustellen, 
wie  in  der  entsprechenden  Stelle  von  Dieterici's  Ausgabe  S.  111 
Z.7.  Ebenso  verfährt  z.B.  Nasif  al-Jäzigi  in  seinem  Naral-kira. 
indem  er  die  darin,  wie  in  allen  solchen  mühsam  in  Verse  ge- 
brachten Lehrbüchern,  mehr  als  anderswo  gehäuften  Unregel- 
mäßigkeiten in  Form  und  Aussprache  der  Wörter  überall  durch 
die  Schrift  ausdrückt. 

II,  149,  Anm.   Z.  3  v.  u.  »iP^i«  sehr.  LP,^. 

II,  150,   Anm.   Z.  2  v.  u.   »«_^>«  sehr,  sj^s»  J,  oder,   wie 

in  meiner  Ausgabe,  II,  S.  Paö  Z.  4,  LPjaä»  j.   Möglich  ist  Beides, 

gewöhnlicher  aber  das  Letzlere,  nach  Bd.  XXII  d.B.  v.J.  1870, 
S.  270  Z.  6  v.  u.  Auch  haben  unter  den  von  mir  benutzten 
Handschriften  nur  zwei,  eine  Pariser  und  eine  Dresdener, 
*i*£s-  J. ,   die  übrigen,  wie  auch  zwei  Handschriften  von  Abu1!- 


133     

su'üd's  Korancommenlar,  UPiacs-J,.  Der  Sinn:  »Andere  meinen, 
JJU  gehe  auf  ein  unabwandelbares  ä  aus,  weil  es  im  Annexions- 
verhältnisse zu  einem  ebenfalls  unabwandelbaren  Worte  stehe, 
nämlich  zu  Lo,  wenn  dieses  hier  die  Bedeutung  von  Kö£  habe 
[so  dass  ..jjila^o'  *XjI  zu  diesem  unbestimmten  »etwas«  er- 
klärende  Apposition  wäre] ;  zu  .J  aber  mit  dem  in  seinem 
Rectionsbereiche    Stehenden    [d.  h.    mit   q^jäLäj   *5]  ,    wenn 

jenes  [Lo]  als  pleonastisches  Füllwort  [außerhalb  der  eine  be- 
stimmte logisch-grammatische  Stellung;  einnehmenden  Satztheile 

CO  TD  J 

gefasst  werde    [so   dass  ^yihJJ  *£i!    als  virtuell    im  Genetiv 

—   o 

stehend   unmittelbar  von  JJl»  angezogen  wäre]  ;  virtuell  aber 

'  3, 

stehe  es  [J-i/s]  im  Nominativ  als  Beiwort  zu  (<p--» 

II,  151,  8   »d&vorant«  sehr,  vaincant.  —   Ebenso  wie    in 

diesem  Verse  regiert  J^ä  ein  virtuell  im  Genetiv  stehendes  In- 
dicativ-Imperfectum  bei  Mutanabbi,  ed.  Dieterici .  S.  PfA  V.  IT: 

»Und  (ihre  Seelen  sind)  Seelen,  die,  wenn  sie  zu  einem  Kampfe 
vorgehen,  (dies  so  gewaltig  thun,  dass  sie  ihr  Ende  finden  ehe 
noch  das  Anstürmen  zu  Ende  ist.« 

o  -   o  *■ 

Der  Commentar  setzt  dafür  UxLxil  oLäi  j^is.   Ebendaselbst 
S.  Ha   V.  W:  s  ' 

»Er  weiß  durch  seine  Geisteskraft  was  du  willst,  ehe  du  es  ihm 
offenbarst,  und  antwortet,  ehe  du  fragst.« 

Doch  auch  in  der  Prosa:   Bardenhewer's  Dissertatio  in  Her- 

metis  Trismegisti  libellum  u.s.w.,   S.  13  Z.  3  v.  u.  :  jSuoj  jJä 

^jA,iäj5,   ebendas.  l.Z.  bJl£j>.  uiU  ^Aj  Jy/i  :   dagegen  S.  14 


134     

II,  151,  Anm.  (.4)  Z.5  »jI^T«  sehr.  jIJLf;  »•  Muf-  s-^  z-7> 
lbn  .Jacis  S.  I-Ta  Z.  7  flg.,  Lane  S.  ro  Sp.  1  u.  2.  In  seinen 
Observations  sur  la  traduetion  de  quelques  vers  arabes  (Me- 
langes  asiatiques  T.  I,  vom  10.  October  1851)   sagt  der  Seheich 

Muhammad  Tantawy  zu  dieser  Stelle:  »Le  vers  -1\  ^j.aXäj>  KjLi 

qui  n'a  pas  ete  traduit  dans  la  grammaire  arabe,  fait  partie  de 
la  satire  suivante  composee  parYezid,  fils  de  Ann*,  fils  de  Saiq, 
contre  la  tribu  de  Tamime  : 


-,3  .  ,,  ,,;£  5      3,    O  ,°.*c         ,  3  G3  .~— 


»Oh!  qui  annoncera  de  ma  part  aux  enfans  de  Tamime  qu'on 
les  reconnait  ä  deux  signes;  le  premier  c'est  qu' ils  aiment 
beaueoup  ä  manger,  le  second  c'est  qu'ils  montent  des  chevaux 
mal  soignes1)  et  dont  les  pieds  ruissellent  de  sang  (m.  am. 
comme  s'il  y  avait  du  vin  sur  leurs  pieds.« 

Zu  »ils  aiment  beaueoup  a  manger«  ist  in  einer  Anmerkung 
die  von  lbn  Jacis  a.a.O.  und  von  Meidäni  zu  dem  Spruch  wort  e 

**=>i_»~H  t\si5  ,£>£Ji  0( ,  Freylag's  Arabb.  provv.  I,  S.  5,  erzählte 
Geschichte  beigebracht. 

II,  151,  Anm.  (1)  Z.  15  flg.  Diese  einfachste  Erklärung  des 
altarabischen  JL*ö  ^«Aj  u.s.vv.,  nicht  verschieden  von  der 
schon  im  Texte  des  §  259  gegebenen  zweiten,  liegt  näher  als 
die  andre,  nach  welcher  jenes  JUö  ^clXj  bedeutet  ^ä/sX*  ^Aj 

und  dieses  wiederum  läUJlwu  (^«-XJI  »^b  ,  Muf.  S.  ff  Z.  10  u.  1 1 , 

oder,  persönlich  gefasst,  »fy/  the  Author  (\it.  Lord  or Master)  of 
thy  safetya  ,  Lane  S.U12  Sp.  2.    Auch  lbn  Ja'is  S.  I*T1  Z.  1  u.  2 


l     Nach  der  Lesart  l£**i.    Dagegen   lässt  '^3),  je  nachdem  es   auf 
den    Körperbau ,    oder   auf  die   Augen    der   Pferde   bezogen   wird ,    ver- 

3,o£ 

schiedene  Deutungen  zu;   s.  Lane  unter  ^L 


135     ■ 

erklärt  JL*J'  ^Aj   durch  i^äx^L«  ^Aj  ,    deutet  dies  aber    so, 

dass  es  dem  Sinne  nach  auf  de  Sacy's  Erklärung  hinauskommt: 

»  i^Xc^Lm  ^Aj  gehört  zu  derjenigen  Annexion ,  in  welcher  das 

Benannte  seine  Benennung  im  Genetiv  zu  sich  nimmt,  als  ob  es 

schlechthin  hieße  eVXsbL*o ,  bei  d  einem  Wo  h  1  befinden  !« 

^ßS  ,  meint  Ibn  Ja  is ,  ist  ein  allgemeiner  Begriff,  wie  y>l ,  der 

erst  durch  den  angezogenen  Genetiv  einen  bestimmten  Inhalt 
bekommt:   bei  derThatsache  de  in  es  Wohlbefind  en  s  ! 

d.  h.  bei  der  Thatsache  welche  dein  Wohlbefinden  selbst  ist. 

5,0- 
Er  fügt    hinzu,   nach  einigen  Gelehrten    sei  dieses  JU^Ö^Aj 

=  JL*Ö  ^AJLj  ,  vollständig  &JL*ö  ^AJb  ,   mit  andern  Worten : 

LfrjL»ö  ,jrJi  iw^LvJb ,  wofür  man  aber  mit  Zugrundelegung  der 
Masculinform  ..^ImJI  gesagt  habe  *.L*ö  ^Aj  .  Diese  letzte  Er- 
klärung ist  dem  Wesen  nach  ganz  die  de  Sacy's  :  ^5  =  ^Aif 

wird  wie  Lo  als  abstracte  Conjunclion ,  dass,  ort,  quod, 
gefasst,  wogegen  die  vorhergehenden  einen  allgemeinen  con- 
creten  Person-  oder  Sachbegriff  hineinlegen. 

II,  152,  §260.  Zur  richtigen  Bestimmung  des  Wesens  und 
Gebrauchs  dieser  zu  Adverbien  erstarrten  Nomina  wäre  das  in 
§  261  Nachgetragene  an  die  Spitze  von  §  260  zu  stellen.  Be- 
sonders ist  zu  bemerken,  dass  sie  vermöge  der  durch  den  un- 
veränderlichen Endvocal  u  ausgedrückten  Beziehung  auf  einen 
sich  aus  dem  Zusammenhange  ergebenden  bestimmten  Gegen- 

stand    immer  halb  determinirt  sind:   z.B.  J^S  vordem    und 

u\xj  nachdem  bedeuten:  in  einem  u  n bestimm  ten  Theile 
der  Zeit  vor  und  nach  einem  bestimmten  Zeitpunkte,  welcher 
bei  Auflösung  des  Adverbiums  in  eine  Präposition  und  ihr 
Complement  durch  den  von  ihr  angezogenen  Genetiv  auszu- 
drücken wäre. 

>  -  -  >  , 

II,  152,  12  »jU~«  sehr.  JU-Ä. 


136     

II,  152,  17—19.  Der  hier  erwähnte  Fall  tritt  bloß  dann 
ein,  wenn  das  Ausgangs-u  eines  dieser  Wörter  nach  seiner 
syntaktischen  Stellung  in  einem  Satze  auch  als  Nominativendung 
mit  weggelassenem  Genetiv-  Complement  angesehen  werden 
kann.  Denn  eine  solche  Ellipse  findet  bei  dieser  Wortklasse  in 
Versen  und  koranischen  Lesarten  wirklich  statt;  s.  II,  154, 
Anm.  Z.  11— 25,  Ihn  Jacis  S.  öfl4  Z.  13  u.  14,  Hariri,  2.  Ausg.., 

II,   S.  94,   Sp.  1  u.  2,  Lane   unter  aÜu   S.  225  Sp.  I.     So    ge- 

,o-     »  g  -  »ge- 

stalten einige  Grammatiker  auch  .*£  ^^J  statt  s-ac.  und  sehen 

3  0--  <•    o  ^ 

in  dem  ü  von  ^c  ^J  die  Casusendung  des  Nominativs  mit 
Weglassung  des  davon  anzuziehenden  Genetivs,  M.  al-M.  S.  blP 

Sp.2  Z.  21—26,  Lane  unter  ^°i  S.2513  Sp.  3  Z.3flg.  und  11, 
157,  §267.  Für  das  Sprachgefühl  mussten  aber  so  harte  Ellipsen 
immer  etwas  Anstößiges  haben;  wie  denn  Zamahsari  imMufassal 
S.lv  Z.2  — 12  die  von  Ibn  Ja'is  S.ofY  Z.  13  u.14  dazu  nach- 

getragene  Lesart  lXäj  .^  Jy.'i  ^*  Sur.  30  V.  3  ebenso  wenig 
wie  Baidäwi  zu  dieser  Koranstelle  erwähnt.  —  Die  Nunation  in 

#o-  -so-  CG  0.-G 

jLS,  ^»Aäj  ,  Js.*i  .ye,  Axj  .-/«  bezeichnet  nach  den  einheimischen 

Grammatikern,  wie  gewöhnlich,  die  Indetermination;  diese  kann 
aber  der  Natur  der  Sache  nach  immer  nur  das  Maß  des  bezüg- 
lichen Raumes  oder  der  bezüglichen  Zeit  betreffen,  nicht  den 
Punkt  von  welchem  aus  dieser  Raum  oder  diese  Zeit  gemessen 
wird,  so  dass  also  auch  hier,  wie  oben  zu  II,  152  §  260  bemerkt 
wurde,  schon  durch  die  allgemeinen  Denkgesetze  eine  halbe 
Determination  gegeben  ist.  Denn,  wie  Ibn  Ja'is  S.  of {**  Z.7  be- 
merkt, es  giebt  kein  absolutes,  sondern  immer  nur  ein  relatives 
Oben  und  Unten,  Vorn  und  Hinten,  Vor  und  Nach,  Rechts  und 
Links,  u.s.w. ;  ohne  einen  terminus  a  quo  oder  ein  Correlat 
sind  diese  Begriffe  überhaupt  nicht  denkbar;  der  terminus  a  quo 
oder  das  Correlat  aber  ist  in  jedem  einzelnen  Falle  entweder  der 
von  den  entsprechenden  Wörtern  wirklich  angezogene,  oder 
begrifflich  durch  ein  unveränderliches  Final-ü  vertretene,  oder 
weggelassene  und  aus  dem  Zusammenhange  zu  ergänzende  Ge- 
netiv;   s.  in  Dieterici's  Alfijah  S.  ?.\?  u.  C.f  den  Conmienlar  zu 


137     


o  - 


V.fIP.  Wie  nun  aber  die  Nunation  in  .*£,  ,<*«j  u.  s.w.  dieStell- 
Vertreterin  eines  halb  determinirenden  Genetivs  ist,   so  natur- 

-so- 

gemäß  auch  in  ^Li  u.  s.w.   Wenn  ein  Dichter  II,  153,  12  saut: 

»Da  glitt  mir  der  WTein  leicht  durch  die  Kehle  hinunter,  wo- 
gegen mir  vorher  selbst  das  trinkbarste  Wasser  beinah  darin 
stecken  blieb«. 

und  ein  anderer  ebendas.   Z.15: 

»Und  wir  haben  die  Löwen,  die  Löwen  von  Hafijah,  erschlagen: 
sie  haben  nachher  nie  mehr  wohlbehaglich  Wein  getrunken«, 

so  bedeuten  ^Lö  und  ^lXäj  vermöge  der  Indeterrnination  aller- 
dings in  irgend  einer  Zeit  oder  eine  unbestimmte 
Zeit  lang  vorher  und  nachher,  aber  der  logisch  nothwendige 

terminus  a  quo,  —  im  ersten  Falle  die  Zeit  des  i-jLäJI   t j-~*  ■ 

im  zweiten  die  des  j<„J$\  JwS,  —  ist  durch  den  Zusammenhang 
bestimmt,  und  Naslf  stellt  etwas  Undenkbares  auf,  wenn  er 
in  Nar  al-kira  S.  II".  Z.  17  u.  18  die  beiden  Wörter  so  erklärt: 


C*c 


üJwOu  &^  J.I  &A*uuüL  »in  der  vorhergehenden  und  in  der  nach- 
folgenden Zeit,  ohne  Rücksicht  auf  das  Vor-  und  Nachsein  im 
Verhältniss  zu  einem  bestimmten  Gegenstand.« 

0  ,    ,  )o  ,   , 

II,  154,  Anm.  Z.  I    »^i«  sehr,  -ob ,  wie  de  Sacy  selbst 
in  seiner  Alfiyya  S.  ov  Z.  9.   —  Z.  2  »l^j^L«  sehr.  IjJ-fi^ ,  wie 


1)  Das  bei  de  S'acj/  in  der  Uebersetzung  ausgedrückte,  im  Texte  aber 

>       -     £ 

durch  Versehen    ausgefallene   ol^sl    hat   schon  Tantawy  in  seinen  Ob- 
servations  etc.  S.  485  wiederhergestellt. 


2)  Ueber  **£■>   s.  Jäkut,  II,  föv,  5  —  7.  —   Der  erste  Halbvers  ist 

>   -      -  c£    ,  o£o^     ,  &  ..  ^     ?     o^, 

in  När  al-kirä  S.  fi*.  Z.  16    8SjÄ*i  0:1  0;$5   UU'i  q^1»  . 


138     

ebenda  Z.  II.  —  Z.  17  »äjLS  e*^«  sehr.  jutä  ^c,  wie  in 
Dieterici's  Alfijah  S.  i».f  Z.  1  und  in  När  al-kirä  S.  Ip.  Z.  10,  mit 
ioLä  als  Object  von  ^j>lj .  —  Z.  22  »Jy/i«  sehr.  J^'i.   —   L.  Z. 

Anm.  (1).  Die  hier  erwähnte  Lesart  des  Abu  ßakr,  Sur.  18  V  .2, 
ist  nach  Baidäwi  zu  d.  St.  und  nach  Ibn'Akil  zur  Alfijah  S.  f.l* 

Z.  10  u. 11  nicht  xi^xJ  mit  voll  ausgesprochenem  ü  der  zweiten 

Sylbe,    sondern    «JiAJ   mit  Verwandlung   des  Schwa  quiescens 

in  ein  Schwa  mobile  durch  einen  leichten,  den  Sylbenschluss 

durch  ö  nicht  hindernden  Anhauch  vom  ursprünglichen  Vocal. 

Das  i  von  ^yAJ  aber  ist  nach  Baidäwi  ein  durch  das  Aufeinander- 

treffen  zwei  vocalloser  Consonanten  in  dem  aus  ^Jj  verkürzten 

^Ai  erzwungener  Hülfslaut,  der  dann  auch  das  ursprüngliche 

ü  von  »  in  i  verwandelt  hat;  nach  Ibn  Akil  hingegen  Genetiv- 

endung  nach  der  Mundart  derKaisiten,  die  ^\J  wie  ein  de- 
clinables  Nomen  behandelt. 

II,  155,  §  263.   Nicht  bloß  die  gewöhnliche,  sondern  auch 

die  ursprüngliche  Form  ist  *>i,  der  präpositionelle  Annexions- 

Accusativ  eines  ungebräuchlichen  Nominativs  <tx  ,  räumliches 
oder    zeitliches   Zusammensein;    adverbial    gebraucht : 

Iä-5,    in   Zusammensein,    zusammen,    zugleich.     Be- 
stätigt wird  dies  weiter  durch  die  Genetivform  in  dem  von  Si- 
ez 0  o 

bawaihi  überlieferten  sxa  ^*  =  »A^c  ^ ,  wogegen  in  der 
Nebenform  \x*  ^a  das  ä  des  Accusativs  zur  Unveränderlichkeit 

des  Endvocals  einer  ursprünglichen  Partikel  erstarrt  ist.    Die 

verkürzte  Form  «..*  wird  im  Allarabischen  nach  Sibawaihi  nur 

von  Dichtern  im  Falle  des  Verszwangs  gebraucht;  nach  Andern 
ist  es  eine  besondere  Dialektform  des  Stammes  Babicah,  welche, 
gemäß    der    allgemeinen  Begel ,    vor    einem  Verbindungs-Ahf 

an  die  Stelle  des  Sukun  den  Hülfsvocal  i  setzt,  z.B.  <iLol  *x , 


139 


(•»üji  «w?   wahrend  das  allgemein  arabische  *a  in  diesem  Falle 

sein    eigenes  Accusativ-a  behält:  £j^\  jtx,  *^-äJ^  «*;    s.  Die- 

terici's  Aifijah  S.  f.r  Z.  1-10.  Ibn  Ja'is  S.  ril  Z.  3 — 10.  M.  al-M. 
S.  IW  Sp.  2  Z.  16  —  |1a1  Sp.  I  Z.H.    üeber  die  verschiedenen 

Wendungen  der  Grundbedeutung  von  «x  s.  Wright's  arab. 
Grammatik,    II,  S.  176—178. 

II,  155,  8  u.  18,  und  156,  6  »  bfb«  sehr.  US.  Z.  10  » ticket« 
zu  streichen:  c^-Jb",  eine  durch  das  Versmaß  erzwungene  Ver- 
kürzung ,  kommt  bloß  in  dem  Verse  S.  156  Z.3  vor;  s.  Hariri, 
I .  Ausg.  S.  aa  Z.  5  des  Commentars,  wo  statt  ^JS  zu  schreiben 

ist  c>^i  • 

II,  156,  Anm.  Z.  i  v.u.    »LcJb'«  sehr.  J{h  . 

II,  157,  §  266.  Ueber  diese  im  Altarabischen  sehr  seltene 
und  fast  nur  den  Dichtern  gestattete  Verbindung  von  zwei  oder 

mehr  Hauptwörtern  durch  ^  oder  eine  andere  coordinirende  Par- 
tikel vor  einem  von  ihnen  gemeinschaftlich  regierten  Genetiv 
s.  Dieterici's  Aifijah  S.  f.ö  u.  M  V.  f|v,  Mufassal  S.  ff  Z.  14 — 16, 
IbnJacis  S.ff.  Z.8  —  (*fl,  5.  Der  Streit  zwischen  einheimischen 
Grammatikern  über  Art  und  Weise  der  Ergänzung  einer  hier 
angeblich  stattfindenden  Ellipse  ist  gegenstandslos :  denn, 
wie  Al-Farrä  richtig  gesehen  hat  (Aifijah  S.f.t  Z.  13 — 15),  sind 
die  zwei  oder  mehr  einen  Genetiv  regierenden  Wörter  durch 
ihre  Coordination  ohne  irgend  welche  Auslassung  zu  einem 
Ge  sammt begriffe  verbunden,  und  was  dieser  in  unsern 
Sprachen  ganz  regelrechten  Ausdrucksform  besonders  im  Alt- 
arabischen mit  seinen  Casusendunsen  eine  gewisse  formelle 
Kühnheit  verleiht,  ist  bloß  der  Umstand,  dass  alle  zu  einer 
Coordinationskette  verbundenen  Wörter  dieselbe  grammatische 
Annexionsform  erhalten  wie  das  sich  unmittelbar  an  den  re- 
gierten Genetiv  anschließende.  Insofern  nun  diese  Annexions- 
formen ein  Complement  verlangen,  welches  sie  erst  bei  dem 
zweiten  oder  letzten  Worte  wirklich  erhalten,  ist  ihre  Wieder- 
holung eine  Anweisung  auf  den  erst  durch  den  syntaktisch  ab- 


140     

schließenden  Genetiv  erfolgenden  Begriffsabschluss.  Je  weiter 
herab  aber,  desto  häufiger  erscheint  diese  Wortfügung  auch  in 
der  Prosa,  bis  sie  endlich  in  der  Gemeinsprache  die  herrschende 
geworden  ist;  s.  Spitta-Bey,  Grammatik  u.  s.w.  S.  261.  Bei- 
spiele davon  aus  Nawawi's  Tahdib  s.  in  Ztschr.  d.  D.  M.G.  Bd.V 
v.J.  1851,  S.  48  Anm.3;   ferner  aus  Fihrist  al-culüm,  a1,  13: 

^£$>\  ;Ju3j|  ^=>\+  i'u^\ ;  aus  Makkari ,  I ,  flr",  3  u.  4  :  iuo».,  iwl&J 

o£  -  ,   o£  .  o  £  ,,o>. 

Ebenso  verbunden  zwei  Elativformen  in  einem  Halbverse  bei 

o      -  -o£       i,£ 

Mehren,  Bhetorik  der  Araber,  S.  101   Z.  4  :   sU****  ü  t_c^  gel 

(jsjoüi  J,  »das  Wahrste  und  Begründetste  dessen  was  wir  über 
die  Freigebigkeit  gehört  haben«.  M.  al-M.  !1o1a,  15  Anfang 
eines  jambischen  Gedichtes: 


»Vor  und  nach  jedem  Gedichte  benutzt  man  die  willkommene 
Gelegenheit  zum  Preise  Gottes,  des  Gütigen  und  Huldspenders.« 

Dazu  die  Bemerkung,  dass  in  derselben  Weise  c>^»,  (°>**  ■ 
i»tj^äj  odi»  und  ähnliche  o»,b  zu  antithetischen  Paaren  ver- 


~   o  *  ,    o  -  o£ 


bunden  werden.  Von  J^'s  und  <A*j  mit  ^  statt  »  ein  Beispiel 
aus  der  Prosa  Makkari's,  I,  vi,  9  :  .,!  J^ä  ojli  öols*  ^ys  lXj  b5 
wwäil  tX«j  »Unfehlbar  tritt  einmal  der  Tod  ein,  vor  oder  nach 
dem  Ergrauen  des  Haares.« 

II,   158,  19  u.  159,   I    »*-ö«   sehr.  *aj,   wie  Nar  al-kirä, 
!(*v,  2,  wo  dieser  Genetiv  ebenso  wie  bei  de  Sacy  durch  ein  da- 

-     -  £ 

vor  eingeschobenes  l\>I  erklärt  wird.  Schon  in  Caspari's  Gram- 
matik wurde  diese  Wiederherstellung  einer  angeblichen  Ellipse 

durch  die  Apposition  von  ^  zu  dem  begrifflich  in  ,-*«MJi  ent- 
haltenen Genetiv,  ^J  jli  ^jj.^J.1] ,  ersetzt,  was  weiter  ausge- 
führt ist  in  Wright's  arab.  Grammatik,  II.  S.  243  u.214,  §91. 


141     

(Demnach  ist  z.B.  in  Krehl's  Buchäri ,  I,  Pol  vorl.  Z.  zu  schreiben 

,-ajj^S  ,.,;L*  , *J;LÜ   st.  |M;U).    Es  erscheint  überhaupt  das  Re- 

lativnomen  auf  i,  i,j.  als  der  zu  einem  selbstständigen,  durch 
alle  drei  Casus  abwandelbaren  Nomen  ausgebildete  Genetiv 
auf  i,  i.  Diese  Urverwandtschaft  tritt  sinnfällig  besonders  in 
mühsam  zusammengezimmerten  Lehrgedichten  hervor,  wo  der 
Verszwang ,  wie  in  der  Satibijah  über  die  sieben  kanonischen 
Recensionen  des  Korans ,  Verkürzungen  der  massenhaften  rela- 

s     , 
tivischen  Eigennamen  nöthig  macht,  wodurch  z.B.  ^;J0  zu^.J>, 

i      >  '  » 

^.»jJ^  zu  (^5. Jül  und  weiter  zu  ,.J>J  wird,  wie  selbst  in  derProsa 

.j^j,  zu  qÜj  ,  ^Ji  zu  liUjJi  und  weiter  zu  qU~^  ,  l5'»1-^  zu 
*L£,   ^qUSJ!  zu  ^Liwl  und  weiter  zu  j»LüJ  wird. 

II,  159,  21  d^Lc«  sehr.  jJasi,cIsämi,  nach  der  von  Vers- 
maß und  Reim  geforderten,  durch  Dieterici's  Alfijah  bestätigten 
Berichtigung  in  Tantawy's  Observations  S.  485   Z.  7 — 10.  — 

»*l^UL  /  ^\>«  nach  Versmaß  und  Sinn  ist,  wie  Alfijah  a.a.O., 
pl^Uu /I\i  zu  schreiben  und  Z.23   »efflanqud«  zu  streichen. 

II,  160,  6  »LgfiJj«  sehr,  nach  dem  Versmaß,  wie  Nar  al-kirä 
S.  tff  Z.  14,  L^Üj.  .  —  Z.  7.  Statt  des  unnölhigen  Zusatzes 
»Lorsqu'il  se  nettoie  la  bouche«,  wäre  das  übergangene  i^LwÄ-si 

des  Textes  bei  »abreuve«  mit  avec  largesse  oder  largement  zu 
übersetzen  gewesen. 

II,  160,  §  271.  Durch  Verkennung  dieses  pleonastischen  Lc 

zwischen  den  beiden  Gliedern  einer  Genetivanziehung  ist  z.B. 

,   i.  > 
in  Freytags  Arabb.  provv.   I,   S.  665  Z.  7  v.  u.,    aus  ö\\  U  JJJ 

ein  unmögliches  o\\  La  jj>  geworden. 

II,   162,  3   »Jwx'  sehr.  Jv.4->.     Ueber  die   verschiedenen 


142     

Ansichten  der  einheimischen  Grammatiker  von  dem  Begriffe  und 
Gebrauche  der  Infinitive  einer- und  der  Infinitivnomina  anderer- 
seits s.  Alfijah  S.  H.  Z.  3  v.  u.  bis  S.  Hl  1.  Z.,  När  al-kirä  S.  Ivl 
Z.  18  bis  S.  |w  Z.  6.  Unfruchtbare,  zum  Theil  auf  bloßen  Wort- 
streit hinauslaufende  Allgemeinheiten  bei  Seite  lassend,  werden 
wir,  nach  dem  schon  in  Bd.XVlII  v.J.  1866  S.  318— 322  Ge- 
sagten, vor  Allem  in  jedem  einzelnen  Falle  erfahrungsmäßig 
festzustellen  haben,  ob  ein  gegebenes  abstractes  Verbalnomen 
Verbalrection  hat,  oder  nicht,  unbekümmert  darum ,  ob  es  nach 


O     ..      J    o 


Ansicht  der  einen  oder  andern  Schule  .tX*w  oder  .iA*ax  *j+,\  ist 

und  im  letztern  Falle  nach  den  Basriern  keine  eigene  Verbal- 
rection,  nach  den  Kufiern  und  Bagdadern  aber  dieselbe  wie 
die  wirklichen  Infinitive  besitzt,   mit  alleiniger  Ausnahme  der 

ganz  starren  Verbalnomina  von  der  Form  jL*s  (Bd.  XVI  v.  J.  186 'i, 

S.  281— 284,  Bd.  XXVI  v.  J.  1874,  S.  130  u.  131),  När  al-kirä. 
S.  Ivl  Z.  21 — 23.  Unter  den  infinitivischen  Verbalderivaten 
waren  wiederum  besonders  die  durch  einVorsatz-m  gebildeten 

-w-yo    oUw  ein  Gegenstand  des  Schulstreites;    mit  Ausnahme 

des  allgemein  als  Infinitiv  von  J^li  anerkannten  KL^Lä^  galten  sie 
den  Einen  bloß  für  Infinitivnomina,   den  Andern  —  nach  När 

al-kirä  S.  Iw  Z.2  den  ^Jüb?* —  für  wirkliche  Infinitive.    Auf 

die  Seite  der  Letztern  werden  auch  wir,  mit  unserer  Kenntniss 
von  dem  Wesen  und  der  syntaktischen  Behandlung  der  ent- 
sprechenden aramäischen  Verbalnomina,  uns  zu  stellen  haben. 

Was  insbesondere  das  fragliche  vv^''  betrifft,  —  s.  Bd.  XVIII 
S.  318  Z.7,  321  Z.5  v.u.  und  322  Z.3,  —  so  erscheint  es  in 

dem  Halbverse  bei  Jäküt,  III,  Iav,  3  :  y^^i.  Ja*»*,  U.*»lyf  Uj-a^» 

»und  dass  wir  unsere  Bosse  mitten  im  Kampfgedränge  (mit  der 
Peitsche)  schlagen«,  mit  Genetiv  des  Subjects  und  Accusativ 
des  Objects ,  also  jedenfalls  als  masdar  mimi  des  unmittelbar 

transitiven  u;ä».  Aber  es  fehlt  auch  nicht  an  Beispielen  der 
Ausdehnung  dieser  Verbalrection  auf  wirkliche  Infinilivnomina 
(II ,  281 ,  §  168  :  zu  den  schon  in  Bd.  XVIII  S.  319  angeführten 


143     

kommen  andere,  deren  Rectionsfähigkeit  ich  ebendas.  S.  336 
u.337  noch  in  Abrede  stellte.  Nach  den  seitdem  gemachten  Er- 
fahrungen werde  ich  mich  nicht  wundern,  wenn  fortgesetzte 
Beobachtung  die  kufisch-bagdadische  Lehre  von  der  Rections- 
fähigkeit der  Infinitivnomina  oder  wenigstens  gewisser  Klassen 

o  -  - 
derselben,  wie  besonders  der  Form  JL*S  als  Infinitivnomen  von 

Joe  und  Joci,  in  immer  weiterem  Umfange  bestätigt.   Hier  noch 

einige   Beispiele:    *^u    construirt  wie  *Ji£j'   (II,  163,  3 — 5   : 

M.  al-M.  unb,  7  v.u.   IJLj  eU^b'  ^  o4^ ;  Ibn  Jacis,  IT,  17. 

Lo  Li  SlLä  Lu^^Ll  ...15  »denn  ein  Heilmittel  meines  Leidens  ist 

dass  ich  sie  spreche«.  —  ^~  construirt  wie  j*~JL*o  :  Bibl.  ai\- 

sic.  öv.  ,  10  u.  11,  xJLc  yjjul  j»^L*J  «^JL>  j^j.  —    ijliXe  con- 

struirt    wie   wul\*j  :     de   Goeje's    Kitäb    al-ujün,    I,   S.  151, 

xJLä's  l5v=>  L\Jl3-  \jiiAc  oi-wj_j  (J^c  LiAä^-1).  —  vi?-2?*  construirt 

wie  xjL>!  :   Fihrist  al-eulüm,   Ho,  26,    8b!    l*J>  uj!j4",  ebenso 

Dieterici's  Streit  zwischen  Mensch  undThier,  a!  ,  14,  *i  l»!  Ujj.>  .  — 

vi^otA^    construirt    wie  ö^j^':    Sachau's    Gawäliki,  o.,   11, 

liLfl  ti)uutXj>  und  dazu  die  Anmerkung  S.25  Z.7 — 13.  —  »,:^»«- 

construirt  wie  ilhei :  Jäküt,  IV,  Ui ,  15,  ol~*  ^lii2)  ^Lc  j^i .  — 


stjÄ  construirt  wie  5ji,  ^jjj*  und  SjUe:  Wright,  Arab.  Reading- 


> - 


Book  S.  45  Z.  3  v.  u.  »l\*JI  j^.I  J^b  eVJ'Ue;   desgleichen 
construirt    wie   X^b^:    Jäküt,  IV,   ff.,   21,    *j.si  JuaXuII  i^=>; 


*j^Lj>.  —    Die    in   Bd.  XVIII  S.  319  Z.  17—20    mit  einem 


i)    Dieses   Beispiel   verdanke   ich    einer   brieflichen   Mittheilung   des 
Herrn  Baron  Victor  von  Rosen. 

2)    So   ist   auch   Bd.  XXVI  v.  J.  1874,  S.  122  Z.  3  v.  u.  statt  ^*ia£ 
zu  schreiben. 


144     

Beispiele  aus  Kutbeddin  belegte  Construclion  von  XcLb  findet 
sich  überall  in  der  altern  wie  neuern  geschichtlichen  Prosa;  so 

Tabari,  1,1,  PI, ,  4  v.u.  xj.  jJCclkj,  Bibl.  ar.-sic.  Pol,  9,  XcLJb  .£> 

^j-U-H  ^A^Ü   KcLb  ^Jl    (^-^3)    ,AXä,ü    *Jlko    J»£! .     Ebenso 

scheinen    w^>  oder  */..>*  und  ^o*j    im  Sprachgebrauche    fast 

ganz  die  Stelle  von  vi-*5*'  unc*  u»L*jt  eingenommen  zu  haben. 

Neben    häufigen  Wortfügungen    wie    »Li  u*Lül   xL^0    (Hariri, 

I.  Ausg.,  I*. ,  9  im  Gomm.  ,  &Uaj  ^.o    meine  Liebe  zu  Butaina, 

Jaküt,  I,  öv.  ,  2),  Xy*.>    meine  Liebe  zu  ihm,  Jäkut,  III,  IVI,  1), 


■>  - 


Lij^i/o  Sjjji  j52«Jj  3_j_j  ö^i-s  ^o>    die  Liebe  desMug'it  zu  Barira 

und  der  Mass  dieser  gegen  jenen,  Nawawi'sTahdib,  övF,  12)  u.dgl., 
habe  ich  ,  so  weit  meine  Aufzeichnungen  reichen,  noch  nie  die 
genannten  Infinitive  so  construirt  gefunden;  s.  Wright's  arab. 
Gramm.   II,   S.  61   Anm. 

11,    163,    11    u.  12    » -Laüi «    und    »^äil«    sehr.    JJzts6\ 
und  +hs6\  . 

II,  165,  17   »Xaä^mJI«  sehr,  K>.iL*^ .   wie  Sur.  90  V.  14. 


II,  166,  9  »un  kommen  nach  dem  Texte  Misma,  als  Eigen- 
name eines  Mannes.    Nach  dem  Kämüs  hieß  so  der  Stammvater 

eines  Araberstammes,    dessen  Angehörige    nach  ihm   Ä*<*L*w«Jf 
genannt  wurden. 

11,  167,  11,    ursprünglich    ein  Vers  der  sechsten  Art  des 
Kamil    (II,   S.  634  Z.  12)  : 


}    ~       r&  t     ,  -_!<*,  O» 


,  c  , 


II,   167,  17    » ,4>u«  und  »  äi«   sehr,    JJu  und    ij ,    nach 

der  durch  Dieterici's  Alfijah  HP,  4  bestätigten  Berichtigung  in 
Tantawy's  Observations  S.  485  Z.  11  flg.  Statt  »semblent  exa- 
minera  und  »examinent«  Z.  18  u.  19  sehr,  jettent  de  cöte. 


145     

II,   167,  21.    Der  vollständige  Satz,  Sur.  3  V.  91,   ist:   *JÜ 

^La*«  &Jt  cLtaÄ*J  ^yt>  v^mJJ  ,ss5>  j*UJi  (J.£  »Die  Menschen  schulden 

Gotte  die  Wallfahrt  nach  dem  heiligen  Hause,  (d.  h.)  alle  die  es 
irgend  ermöglichen  können.«    Baidawi,    in  Uebereinstimmung 

mit  Alfijah,  ed.  Dieterici,  HP,  5  —  8,  erklärt  il  clL^J  ^  nicht 

s  , 
für  das  logische  Subject  des  Infinitivs  ,£ss>,  weil  dies  den  Wider- 
sinn ergeben  würde :  Alle  Menschen  schulden  Gotte  die  von 
den  es  irgendwie  vermögenden  zu  verrichtende  Wallfahrt  nach 
dem  heiligen  Hause;  sondern  für  ein  specialisirendesPermutaliv 
von  (_wl>üL 

„       £     0*L  ~    C         Ort 

II,  168,    17  u.  25  »SüUii«  sehr.  iüUi . 

II,  169,  Anm.  Von  dieser  harten  Verbindung  des  Infinitivs 
eines  unmittelbar  transitiven  Zeitwortes  in  passiver  Bedeutung 
mit  darauf  folgendem  Subjectsnominativ  heißt  es  in  Nar  al-kirä 
S.  Ivl  Z.  2 — 7:  »Zu  diesem  vom  Infinitiv  regierten  Nominativ 
gehört  auch  das  Subject  eines  dem  Sinne  nach  vom  Passivum 

Od,         0-.0  ?    o     -  oSo  >o- 

gebildeten  Infinitivs,  wie  iAj:  vy0  iV1  ^>-{^j  d.  n-  r^  iV1  c^*^ 
Jcj;  vy^  8  icn  habe  mich  darüber  gewundert,  dass  Zaid  geschlagen 

worden  ist«.  Mit  Rücksicht  hierauf  ist  es  auch  zulässig,  ein 
Nomen,  welches  einem  in  derselben  syntaktischen  Stellung  ge- 
brauchten Genetiv  beigeordnet  ist,  in  den  Nominativ  zu  setzen, 

)         »  o  £  o,      „  .5 

wie    in  der  prophetischen  Ueberlieferung :    ,j>  Oy*"b5!  J^^üj    *\ 

c-cw*«)  o  ,  ,  c   £  r*        >>-o  Sü«c     -  -.  c  J      öS     ^^S 

^-^äiaii ,  d.  h.  ^.Ay.ghS!  .3  >^j-w^i  Js^äj  qIj  yii  »er  befahl,  dass 

die  schwarze  Schlange  mit  den  doppelten  Rückenstreifen  ge- 
tödtet  werden  sollte«.  Zulässig  ist  dies  nach  der  Meinung  der 
Basrier  und  derer,  die  mit  ihnen  übereinstimmen;  Andere  er- 
klären es  für  unzulässig ,  weil  dieser  Passivinfinitiv  leicht  mit 
dem  Activinfinitiv  verwechselt  werden  könne.  Einige  gründ- 
liche Forscher  aber  unterscheiden  so:  wenn  das  entsprechende 
vb.  fin.  (in  der  bezüglichen  Bedeutung)  stets  und  nothwendig 

im  Passivum  steht,  wie  bei  lXj:  qj-^  cy*  cu^  (d.  h.  ^c  ^*j.£ 

j^j:  ^y>  q!)  »ich  habe  mich  darüber  gewundert,  dass  Zeid  (von 
1881.  10 


146     

einem  bösen  Geiste,    besessen  ist«,    so  ist  diese  Wortfügung 
weil  man  keine  Undeutlichkeit  zu  befürchten  hat,  zulässig,   im 
Gegenfalle  nicht.    Und  dies  scheint  das  Richtige  zu  sein.« 

II,  172,  7  u.  8  »doue  d'une  force  tres-gi'ande«  sehr,  tres- 
enclin  a  se  courroucer;   ^b  wie  Sur.  6  V.  148  Gegensatz   zu 

-    o    - 

iU.>j  ,  in  Verbindung  mit  lXjA~  wie  in  Baidäwi's  Erklärung 
dieses  Verses :  ^^^vJLS  Ajl\^  ^l»  5  j .   Gegensatz  zu  iL^>  ^o 

II,  172,  12  ))<ö;JXxiJt  <J»j>-^(  sehr.  J^jJoJf  rjtej^f,  wie 
Muf.  (fv,  9.   Selbst  wenn  man  sechs  solcher  Partikeln  rechnet: 

0I,  La,  0L   ^5,  jJ,  ^AJS,    wie    När  al-kirä ,   PrT,   4   v.  u., 

kann  man  von  ihnen  immer  nur  den  Wenigkeitsplural  l_j_>S 
gebrauchen. 

II,  173,  6  v.u.  Dieser  oft  angeführte  Vers  (Muf.  11,  16, 
Ibn  Jacis  aPP,  5,  Alfijah  ed.  Diet.  PIP,  15,  Lane  unter  wsäc, 
S.  2104  Sp.  1)  ist  aus  Labid's  Diwan  genommen,  s.  die  Wiener 
Ausg. ,  S.  11  Z.  5  v.  u.  Wie  dort  im  Commentar  Z.  4  v.  u. 
bemerkt  ist,  giebt  es  am  Ende  des  ersten  Halbverses  zwei  ver- 
schiedene Lesarten:  *s43,  und  LL>L?. .  Nach  der  ersten  bezieht 
sich  das  Suffixpronomen  auf  den  vom  Dichter  geschilderten 
Wildesel  selbst,  und  dann  ist  im  Anfange  des  zweiten  Halbverses 

zu  lesen   ^Jlb  als  Verbalsubject  von  As>   (s.  S.  f..  Z.  5  u.  6)  : 

»und  es  regte  ihn  (zum  Laufe)  an  das  Streben  des  sein  Recht 
Verfolgenden,  darin  Gekränkten«,  d.h.  das  Verlangen  nach 
Wasser  zur  Löschung  seines  Durstes  trieb  ihn  zu  unablässigem 
Laufe  nach  einem  Tränkorte  an,  wie  das  Streben  nach  Er- 
langung seines  Rechtes  den  dessen  Beraubten  zu  immer  neuen 
Schritten  nach  diesem  Ziele  antreibt.  Nach  der  zweiten  Lesart 
aber  bezieht  sich  das  Pronomen  auf  die  Wildeselin,  die  vorher 
und  nachher  als  stete  Begleiterin  des  Wildesels  erscheint,  und 

dann  ist  im  Anfange  des  zweiten  Halbverses  zu  lesen  ^JLb  als 
Infinitiv-Accusativ  zur  Vergleichung  :    »und   er  trieb  sie   (zum 


147     

Laufe)  so  unablässig  an,  wie  der  seines  Rechtes  Beraubte  es 
wiederzuerlangen  strebt«.  Diese  Lesart  und  Deutung  ist  die 
Zamahsari's  imMuf.,  IbnMälik's  in  derAlfijah  und  Lane's  a.a.O. 
Soll  übrigens  Ibn  Jacis  nicht  mit  Zanmhsari  in  Streit  gerathen, 
—  was  allerdings  hier  und  da  der  Fall  ist,  —  so  wird  bei  ihm 
aPi*,  5,  gegen    alle  von  Dr.  Jahn  verglichenen  Handschriften, 

im  Verse  Lg->L?*  und  Z.  6  im  Commentar  ^\  xjül  ^ju  L^-i^ 

■> 

j-üiSI  zu  schreiben  sein. 

II,  174,  9u.10.  Vgl.  hiermit  den  zu  II,  169,  Anm.  be- 
sprochenen harten  Gebrauch  des  Nominativs  als  Subjeet  zu  einem 
vorhergehenden  Passivintinitiv. 

II,  174,  19u.  20.  Die  hier  angeführten  Paragraphen  des 
I.Theils  sind  umzustellen:   »n?1184«  zu  U ,   »n?1232«  zu 


s 


O 
Uebrigens  verbindet  sich  iü.JuaJI  d  ebenso  mit  dem  Perfectum 

wie  mit  dem  Indicativ-Imperfectum,  ist  also  nicht  bloß  »pour 
le  present«;  und  gegen  den  Schein,  dass  es  dem  Perfectum  die 
Bedeutung  des  Präsens  oder  selbst  des  Futurums  gebe,  ist  schon 
Bd.  XXX  V.  J.  1878,   S.  97  zu  I,  541,  1.  Z. ,  das  Nöthige    be- 

merkt  worden.  Auch  das  koranische  ^*>j  ?  I?  542,  3,  ist 
an  und  für  sich:  sie  (die  Erde)  ist  geräumig  geworden, 
d.  h.  so  geschaffen  worden  und  immer  so  gewesen.  Jener  Be- 
schränkung des  Gebrauchs  von  Sü.iA*ai!  La  auf  die  Gegenwart 
liegt  wahrscheinlich  der  Ausspruch  eines  einheimischen  Gram- 
matikers zu  Grunde,   ähnlich  dem  in  När  al-kirä ,  Ivö,  3 — 5: 

»Statt  tju:  i*byö  vy«  cw.;#  kann  man  sprachrichtig  sagen 
IAj;  c^Jj^  q'  ,•*<«  ^^#-  wenn  man  das  Perfectum  ausdrücken 
will ;  ^Ajj  y» ).a^j  0'  ^ys ,  wenn  man  das  Futurum  ausdrücken  will ; 

(ju;  u^'  Lj^o,  wenn  man,  nach  der  verbreitetslen  Annahme, 


das  Präsens,  oder,  nach  einer  andern  Meinung,  die  Zeit  schlecht- 
hin |ohne  Beschränkung  auf  eine  der  drei  subjectiv- relativen 
Zeiten^  ausdrücken  will«.   Hiermit  vgl.  Muf.  |fv,  9—12,  und  När 

10* 


148     

al-kirä,  H*r  u.  m,  Anfang  des  Abschnitts  über  o3^*Jt 
üx9  j») ,  d.h.  die  Con  junctionen,  iU«*»,ji  o^jo^Ji  ,  die 
Relativnomina;  im  Singular  i^J*]  Jj-^*^  und  ^yoy>±\ 
^4~W,  M.  al-M.  I1ftb,  12,  und  NWb,  3—7. 

II,    175,   5    »auxio«   sehr.  *^io .  —    11    ».^r«   sehr,  X*J, 

wie  Sur.  24  V.  8.  —  17  »Ils  ont  desire  que  voits  perissiez* 
sehr,  ils  ont  ete  bien  aises  des  peines  que  vous  avez  eprouuees. 
S.  Bd.  XXX  v.  J.  1878,  S.  97  zu  I,  541,  1.  Z.    Das  dort  mit 

»sie  sehen  es  gern«  übersetzte  Perfectum  1^  bezeichnet 
diese  Schadenfreude  als  etwas  schon  durch  frühere  Erfahrungen 
Bestätigtes. 

II,  175,  Anm.  (1)  »\^jy£>«  sehr.  oUa.  —  Anm.  (2).  Der 
Infinitiv  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  als  generisches 
Verbal  abstractum  lässt  begrifflich  keine  Mehrheit  zu,  hat 
daher  auch  sprachlich  weder  Dual  noch  Plural ;  erst  durch  den 
Uebergang  in  concrete  Bedeutung  zum  Ausdrucke  eines  per- 
sönlichen oder  sächlichen  Individuums  wird  er,  so  zu  sagen, 

zählbar;  z.  B.  Jl\£  unbescholtener  Mann ,  ..."^Aä  und  ijjcX^. 
zwei  und  mehr   unbescholtene  Männer;    ouäaoj  Schriftwerk, 


o  , 


^JuXj^'J  und   ^juiLaj'   zwei    und   mehr  Schriftwerke;    oL>;^ 


-£ 


beunruhigendes  Gerücht,  ..,lsls».l  und  v_a.^>ü  zwei  und  mehr 


a^^y    «»«  w*r^ 


£ 


dergleichen  Gerüchte.  Wörter  aber  wie  o^Iäs,  oU-äasj,  oliL>^ 
u.  dgl.  sind  nicht  Plurale  der  generischen  Infinitive  Js^s, 
0»^'i-*2J';  ^iL>.i ,  sondern  der  entsprechenden  nn.  vicis  iü£s, 
xa-vÄA2J* ,  XsL>,i ,  mit  den  Dualen  ^UIää  u.  s.w.  ;  s.  I,  300,  §  677. 

j  o  >  .  o  y 

II,  176,  10  )).^«  sehr.  j&.}  alsUmstandsaccusativ,  parallel 
dem  BLai»  im  ersten  Halbverse,  wie  in  Dieterici's  Alfijah  !of, 
3  v.  u.    Die  Stellung  des  Zeitworts  im  Femininplural  vor  dem 


149     

O    5 

durch  zwei  Worte  von  ihm  getrennten  Subject    verbietet.   _5? 

ü 

woübil  mit  de  Sucy  zum  J^cli  von  q*>>j  zu  machen  statt  der 

durch  jenen  Plural  ohne  ausdrückliche  Nennung  bezeichneten 
Kamele,  ^\  :  mais  leurs  chameaux  reviennent  de  Darin  ayant 

les  besaces  pleines  et  gonflees. 

II,  176,  11  »  ^-*X(  bei  Dieterici  a.  a.O.  nach  der  gewöhn- 
lichen Ausdrucksweise   .••$=>;    doch   s.  II,  149,  §258. 

j  o£*  (  j  0^0* 

II,  176,  17  »^.-Ai^s«  sehr.     JjJü . 

II,  177,  1.  Außer  dieser  nach  Zamahsari  und  Baidawi  für 
die  koranische  Prosa  ungeeigneten  Lesart  giebt  es  eine  dritte 

noch  härtere  (Baidawi  zu  Sur.  6  V.  138  :  ^y^ci^Ji  ^a  ~£S±  .-j: 

+$^SjSm  +$>S$J\  Jw^ä,  wo  der  letzte  Nominativ  den  J.cli  eines  aus 

dem  Passiv  ^-  herauszunehmenden  Activs   .y:  darstellen  soll. 

Ueber  die  unter  den  einheimischen  Grammatikern  zum  Theil 
streitige  Zulassigkeit  jener  Trennung  der  beiden  Theile  einer 
Genetivanziehung  durch  etwas  dazwischen  Geschobenes  s.  weiter 
Muf.  fr,  12  —  17,  Ibn  Ja'is  rYi ,  8  —  rf| ,  14,  Dietericis  Al- 
fijah  M,  3  v.u.  —  F.a,  2,  Nar  al-kirä  lf.,  3  —  \f  1 ,  7  v.u. 
Wie  übrigens  das  freiere  Urtheil  AsmaYs,  Zamahsaris  und 
anderer  früherer  Sprachmeister  über  diese  und  ähnliche  Härten 
und  Absonderlichkeiten  in  den  Lesarten  des  Korans  ihnen  von 
Spätem  beinah  als  Ketzerei  angerechnet  wurde,  davon  eine 
Probe  aus  Sinänuddins  Anmerkungen  zu  Baidawi  in  dem  Kata- 
loge d.  arab.,  pers.  u.  türk.  Hdschrr.  d.  Leipz.  Stadtbibliothek 
S.  368  Sp.  2. 

III,  180,  13.  Tantawy,  Observations  etc.  S.  486:  On  doit 
Hre  Li^>  au  lieu  de  L^_>  et  traduire  .  »et  l'homme  genereux 
ne  repousse  jamais    ceux  qui  ont  recours  ä  lui)    quoiqu'il  ait 


lui-me'me  essuye  des  refus  de  la  part  desautres«,  au  lieu  de 
»quoiqu'il  ait  ressenli  les  effets  d'une  ingratitude  criminelle«. 


150     

5 

Car,  outre  que  le  mot  Ia~>  ne  eorrespond  pas  au  sens  des  mots 
precedents.  le  verbe  *.>  employe  ä  la  voix  objective  devrait 
etre  construit  avec  la  prep.  ^,  p.  ex. 

j».L>^     *w*.Iä      [•►-=?*     (j*UJI      l*$  XJl     ^ijU^      J^**      7*^.5 

»Nous  aidons  notre  cousin  quoique  nous  sachions  qu'il  est 
comme  tous  les  hommes,  quelquefois  accuse  ä  tort  et  quelque- 
fois  coupable.« 

II,  181,  13  »Nous  ne  repondons  pas  de  la  conservation  de 
ce  qui  est  cache«  sehr.  Nous  ne  sommes  pas  gardiens  de  ce  qui 
est  cache.  Nach  Baidäwi  zu  Sur.  12  V.  81  bedeuten  diese 
bildlichen  Worte  im  Munde  der  aus  Aegypten  nach  Kanaan  zu- 
rückgekehrten Söhne  Jacobs  ihrem  Vater  gegenüber  entweder: 
obgleich  Augenzeugen  davon,  dass  der  Becher  aus  dem  Getreide- 
sacke Benjamins  hervorgezogen  wurde,  können  wir  doch  nicht 
wissen ,  ob  dieser  ihn  wirklich  gestohlen ,  oder  ein  Anderer  ihn 
heimlich  in  seinen  Sack  hineingesteckt  hat;  —  oder:  bei  unserer 
Abreise  haben  wir  dir  allerdings  das  feste  Versprechen  gegeben, 
Benjamin  wieder  mit  zurückzubringen  ;  aber  wir  konnten  nicht 
wissen  was  im  Schooße  der  Zukunft  verborgen  lag. 

II,  181,  17  u.  18  »qui  mangent  des  alimens  impursa  sehr. 
qui  se  repaissent  de  gains  Midies,  wie  Wucherzinsen,  Be- 
stechungsgeschenke u.dgl.    S.  Baidäwi  zu  Sur.  5  V.  46. 

II,  182,  9  »XJL>«  sehr.  *.*.>■ . 

II,  182,  13—15  »d  r instant  oü  elles  attachoient  les  cordons 
de  leurs  jupes  (c'est-ä-dire ,  oü  elles  s1  apprttoient  ä  partir)« 
sehr,  sans  denouer  les  cordons  de  leurs  jupes.    Die  Uebersetzung 

de  Sacy's  folgt  der  Bedeutung  von  ^IbJI  e^->  (Aä^  bei  Hariri, 
I.Aüsg.,  S.  It*i  Z.H.  Comm.  Z.  9  — 11;  aber  in  diesem  Verse 
aus  Hamäsah  S.  I*v  Z.  16  bezeichnet  ^vl-a^S  dU=-  lAäiyt  ^^ 
den  Zustand  von  Weibern,  die,  zum  Beischlafe  gezwungen,  die 

Schnürbander  ihres  ^liai  (s.  Chrestom.  ar.  II,  303  u.304)  un- 
aufgeknüpft  ließen,  was  nach  altarabischer  Physiologie  einen 
«Teufelskerl«  zu  Wege  bringt;  s.  den  Comm.  zur  Hamäsah 
S.  rv  Z.  19-24  und  STaZ.  11  und  20-23,  lbnJa'is  S.aI*.  Z.5u.6. 


151     

Mit  <Xi\j,c  als  Vergangenheits-häl  vergleicht  Tabrizt  treffend 
das  _Li*.L  Sur.  18  V.  17:  »während  ihr  Hund  seine  Vorder- 
beine auf  dem  Vorplatze  ausstreckte«  d.  h.  ausgestreckt  hielt,  — 

3       3    O, 

nicht  als  wiederholte  Handlung,  was  Jr-v;.  wäre,  sondern  als 
Beibehaltung  einer  schon  vorher  eingenommenen  Lage. 

II,  182,  18  u.  16  »sans  eprouver  aucun  accident«  sehr. 
sans  devenir  trop  charnu ;  gemäß  der  altarabischen  Hochschätzung 
sehniger  Magerkeit  an  einem  Manne.   So  erklärt  auch  Al-Mubar- 

O   5-   3 

rad's  Kamil  S.  vi  Z.  2    das  mehrdeutige  J^zx  in  diesem  Verse 

O    ,  3 

durch  +2*C\  .-ytf  . 

II,  182,  17.  Zur  Herstellung  des  Versmaßes  Ramal  ist 
zu  schreiben  : 

Dl'.        )0.  )!-0-       6))  O  O,  ÜJiE  3     ,         ij 


j^  j**  r^°  j^       r^  ^  r*"  >°J  r1 


o  3  j 


Statt    ..=£    haben    Ahlwardt's  Tarafah    in   The   Diwans    u.s.w. 


&  3 
S 


S.1I*  V.  ff,  Mufassal  S.  U  Z.  11    und  Alfijah  S.  m  Z.21}  ^ 
prahlerisch;  doch  erwähnt  Ibn  Ja'is  S.  aP,  Z.  18  u.  19  und 
Z.  22    auch    die   bei   Ahlwardt   S.  32    Z.  13    aus   zwei   Hand- 

O    3   >  O  3  '. 

Schriften  angeführte  Lesart  „=s?;  meint  aber,    5^  sei  richtiger, 

-£?i .  Das  mit  »7/5  on£  ajoute  que«  übersetzte  ^1  l3ol:  ist  übrigens 
nicht  von  Worten,  sondern  von  Werken  zu  verstehen:  die  Ge- 
priesenen sind  nicht  nur,  wie  unmittelbar  vorhergeht,  tapfer 
gegen  Feinde,  —  nein,  sie  thun  mehr:  sie  üben  gegen  die 
Ihrigen  großmüthige  Verzeihung  begangenen  Unrechts,  ohne 
damit  zu  prahlen. 

II,  183,  5,  7u.9.  In  allen  drei  Beispielen  vertritt  die  Ge- 
netivanziehung die  Stelle  der  Verbalrection  y^Lüt  xxL>  oder 
^LU ,    Oj+j!  Äibio  oder  Oj.J- ,    *£jj  ^^y»^«  oder  ^«jj ;   daher 


4)  Es  ist  dort  statt  -ää  zu  schreiben  -ic  ,  Plur.  von  j^*i ;   s.  Ibn 
Ja'is   S.  aI*.  Z.  19  u.20. 


_     152     

bleiben  dieParticipien  indeterminirt  und  ihre  Temporalbedeutung 
ist  im  Allgemeinen  die  des  arabischen  Imperfectums,  hier  im  Be- 
sondern die  des  Futurums,  wie  sie  in  anderer  Verbindung  das 
Präsens  oder  historische  Imperfectum  ausdrücken  würden.  Die- 
selbe uneigentliche,  bloß  stellvertretende  Genetivanziehung  und 
die  entsprechende  Temporalbedeutung  findet  auch  in  den  fol- 
genden Beispielen  dieses  Paragraphen  statt;  nur  werden  in  ihnen 
die  Participien  durch  den  zur  Determinirung  des  ersten  Gliedes 
einer  uneigentlichen  Genetivanziehung  erforderlichen  Artikel 
determinirt. 

II,   183,  19   »Ainsi  Von  ne  pourroit  pas  dire  »Au:  y.U=Ji« 

u.s.w.  So  nach  den  Basriern,  wogegen  Al-Farrä  und  seine 
Schule  die  stellvertretende  Genetivanziehung  auch  hier  ge- 
statten; s.  Muf.  S.  t"v  Z.  15— 18,  Ibn  Jacis  S.  IM  Z.  9— 15. 
Als  Grund  des  von  den  Basriern  gemachten  Unterschiedes  wird 

dort   angegeben ,  dass  l\j:  v-j.LäJ!  und  L\j;  ^.Laii  für  Zunge 

und  Ohr  gleich  schwer  wiegen  und  daher  durch  die  Verwandlung 
des  letztern  in  das  erstere  keine  Abminderung  der  Lautmasse 
gewonnen  werde,  wie  dies  geschehe  durch  Verwandlung  von 

^.j;LaJ^ ,  jjjL^ji ,  ^jjLail .  Das  Streben  nach  Formenverkürzung 

ging  in  diesen  Participialverbindungen  allerdings  so  weit,  dass 
man  sich  erlaubte  das  für  das  allgemeine  Verständniss  entbehr- 
liche dualische  und  pluralische  Schluss-n  ausnahmsweise  selbst 
da  wegzulassen,  wo  man  statt  der  Genetivanziehung  die  ur- 
sprüngliche Verbalrection  gebrauchte  (S.  184  Z.  9 — 12  und 
S.  186  §  310),  und  es  wäre  daher  wohl  denkbar,  dass  man 
bei  dem  Singular,  wo  keine  solche  Ersparung  zu  machen  war, 
die  Genetivanziehung  überhaupt  gar  nicht  angewendet  hätte. 

Warum  sagte  man  dann  aber  0^xl\  ^-j.LaJ!  n  eben  lAx*JS  v_jjLajS , 

ebenso  wie  andererseits  >A>jtJ!  L.L^j!  und  iA*c  LjlozJi ,  dagegen 

—  wenigstens    nach   den  Basriern  —  nicht  auch  iA*c  uj.uail 

neben  tj^  y.U=Ji ,  sondern  nur  das  letztere '?  Der  oben  an- 


153     

gegebene  Erklärungsgrund  reicht,  wie  man  sieht,  hier  nicht  aus, 
und  ich  habe  daher  schon  in  Bd.  XIV  v.  J.  1862  S.  45  (Sonder- 
abdruck S.  37;  einen  andern  in  Vorschlag  gebracht :  dass  im 
letzten  Falle  der  artikellose  zweite  Theil  der  uneigentlichen 
Genetivanziehung  dem  mit  dem  Artikel  versehenen 
ersten  nicht  gehörig  das  Gegengewicht  hielt,  ohne  dass  die 
durch  den  anschlussbedürftigen  Endvocal  des  ersten 
Theiles    verstärkte    Anziehungskraft    desselben,    wie   in 

iA*c  L.LaJt  u.  s.w. ,  jenen  Mangel  für  das  Sprachgefühl  aufhob. 

II,  183,  5  v.u.    »Ljoü«  sehr.  Uüb.  —   Da  die  Genetiv- 

anziehung  in  ^At  UbjXw^J!  hier  wie  auch  in  ^sx  j-iJ'LmJS 

Z.  3  v.u.  eine  uneigentliche  ist,  so  sollte  in  der  Uebersetzung 
beider  Participien  statt  des  Perfectums  das  Präsens  stehen. 
Uebrigens  ist  Z.3  v.u.  ohne  Zweifel  ein  jambischer  Halbvers 

und  daher  mit  Tilgung  von  -.1  zu  schreiben  *J.  ^zf-  /^■■*J'L<&.,n 

-,  S  '     '  '  - 

)  o  >   o  £ 

L&*£&1:  »die  beiden  meine  Ehre  Schmähenden,  ohne  dass  ich 
sie  geschmäht  hätte«. 

II,  184,  15  »d'annexion«  sehr,  d'annexion  parfaite,  mit 
Rücksicht  auf  II,  138,  §  245. 

II,  185,  10 — 12  »//  ne  m'est  pas  ä  charge;  mais ,  parmi 
les  hommes,  il  y  a  tel  ami  capable  de  venir  par  des  dons  ä  mon 
secours,  si  un  ami  m'etoit  ä  charge«  sehr.  //  (l'embarras  oü 
je  me  trouve)  n'est  pas  inextricable  pour  moi,  tont  qii'il  y  a  un 
ami  qui  fournit  ä  ma  subsistance ,    lorsqu'un  autre  s'y  refuse. 

Das  »  vor  (j*UJI  J.  ist  jL=>!  sl?  5  c^e  Verkennung  dieses  Ver- 
hältnisses hat  das  richtige  Verständniss  des  ganzen  Verses 
unmöglich  gemacht. 

-     S£- 

II,  185,  13  »«Jlbli«  ist  in  dieser  Form  und  in  dem  Sinne, 

welchen  de  Sacy  damit  verbindet,  an  sich  völlig  correct;  aber 
Saihzade's  Supercommentar  zu  Baidawi  bestätigt  ausdrücklich 

das   in  meiner  Ausgabe,  II,  Ivf,  1,  stehende  «LHi   als  Lesart 

des  Abu  cAmr,  welche   zwei  Auffassungen  zulasse  :   entweder 


154     

als  3.  Pers.  des  Passivperfectums,  oder  als  1.  Pers.  des  Activ- 
imperfectums  der  vierten  Form    in  der  Bedeutung  der  ersten 

und  achten.    Nach  der  ersten  Auffassung  leitet  «IbLs ,  wie  die 

gewöhnliche  Lesart  «JLbü ,    die    koranische  Erzählung  weiter; 

-     iE, 

nach  der  zweiten  schliesst  es,  wie  de  Sacy's  «Ibis,  die  Frage 
des  sprechend  eingeführten  Paradiesbewohners   ab,    und  vor 


„..*.-£- 


dem  folgenden  »} _s  ist  ein  «Ibis  oder  «XbLä  als  Fortsetzung  der 
Erzählung  hinzuzudenken. 

II,  187,1.   Als  Schlusswort  eines  Halbverses  vom  Versmaße 

Ramal  wäre  statt  jö^j  zu  schreiben  j^  . 

II,  187,  §312.  Diese  Trennung  des  Activparticipiums  eines 
doppelt  transitiven  Zeitwortes  vom  Genetiv  seines  ersten  Ob- 
jects  durch  den  Accusativ  seines  zweiten  Objects  ist  ein  for- 
melles Seitenstück  zu  der  Trennung  des  Infinitivs  eines  einfach 
transitiven  Zeitworts  von  dem  Genetiv  seines  Subjects  durch 
den  Accusativ  seines  Objects;  vgl.  S.  176  u.177,  §296. 

II,  187,  Anm.  (1).  Hinckelmann's  J.-JIM  J»*>  'sl  nach 
Baidäwi  zu  Sur.  6  V.  96  die  Lesart  der  Kufier. 

II,  188,  1 .  Diese  Lesart  wird  von  Baidäwi  zu  Sur.  14  V.  48 
nicht  einmal  erwähnt,  nach  dem  Grundsatze  (s.  oben  S.149 
Z.9  flg.),  dass  solche  dichterische  Absonderlichkeiten  sich  nicht 
für  die  Prosa  des  Korans  eignen.  Die  gewöhnliche  Lesart  in 
Anm.  (1)  dagegen  bietet  bloß  eine  auch  in  der  Prosa  gestattete 

3-33  O,  ,        G    3  ))  ,         G  3 

Umstellung  der  beiden  Objecte:  aJL*.  sj^c»,  ^JtX^  statt  zL»  ^aLü8 

3     ,    G  , 

slXxj  ,    und    dies    wiederum    uneigentliche    Genetivanziehung 

3-C.  3    3  3-33         <s       G  3 

statt  sjAcj,  (oder  aJLyj  *.L*.  L&L^5.  Vermöge  dieser  Umstellung 

könnte  auch  bei  dem  Uebergange  des  Activums  in  das  Passivum 
das  zweite  Object  statt  des  ersten  zum  Passivsubjeet  gemacht 

3-3333C,  -        Gl  )   .   6.     ))!)  ,       G   i  C*    -  G  «  ci 

werden ;  *L*,  »tAc^  > ä.JL==-^  statt  5^  sL*.  ^lIz>\  ,  wie  ^o  ^b^l 

IiAj-,  und   \r*&  ä>j>  c^-^o  statt  L£,J>  Aj-,  ,  -ia*J  und  «,*x:  ,  _^y 
slL    Muf.  tt1)  u.  Itv. 


155     - 

II,   188  u.189,  Anm.  ;'2i.    Der  innere  Widerspruch,  den 
deSacy  hier  im  Begriffe  von  ül/tol*  jL>  '»JS.z~  findet,  verschwindet 

mit  der  Einsicht  in  das  wahre  Wesen  undVerhältniss  der  beiden 
Verbalzeitformen  und  den  Gebrauch  des  Participiums  zur 
Darstellung  einer  besondern  Art  des  historischen  Imperfectums 
nebenher  andern,  die  durch  das  Imperfect verbum  be- 
zeichnet wird;  s.  Bd.  XVI  v.J.  1864,  S.  272  — 274,  und  oben 
die  Anm.  zu  II,  S.  14JS  Z.14,  und  S.  182  Z.  13  — 15.  Vgl.  Muf. 
!..,  14  —  18,  und  dazu  Ibn  Ja'is  aH  ,  12  —  ArT,  14.  Wenn  da- 
gegen Al-Kisäi   (s.  Alfijah  V.  428  im  Comm. ,  S.  W  Z.  8  —10) 

das  Jjnjj  Sur.  18  V.  17  schlechthin  ^U  nennt,  wie  de  Sacy 

von  seinem  Standpunkte    auch    das  fJo\j   S.  189   Anm.  Z.  13 

nennen  müsste ,  so  zeigt  dies  nur,  dass  es  schon  unter  den 
einheimischen  Grammatikern  einen  gab,  der  den  Begriff  einer 
subjectiven  Vergangenheit  nicht  mit  dem  einer  objectiven  Fort- 
dauer zu  vereinigen  oder  dies  wenigstens  nicht  in  angemessener 
Weise  auszudrücken  wusste;  s.  IbnJa'is,  aH*,  Z.  2 — 10.  — 
Gefreut  habe  ich  mich,  durch  Spitta-Bey's  Grammatik  S.  358 
bestätigt  zu  finden,  dass  der  von  mir  angegebene  Unterschied 
zwischen  Participium  und  Imperfectverbum  im  Ausdrucke  zweier 
Modalitäten  des  historischen  Imperfectums  von  »gut  sprechenden 
und  gebildeten  Leuten«  noch  heutzutage  beobachtet  wird. 

II,   189,    12   n'ß«  sehr.  'p. 

II,  189,  Anm.  (1).  In  ^^  UJUo  i>^  Li  betrachten  die 
arabischen  Grammatiker  ebenso  wie  in  5L>  *jLb  J.>j  °^/° 
das  Substantivum  Jo*.  als  den  Stützpunkt  des  Participiums, 
welcher  diesem  als  seiner  i&o  Verbalrectionskraft  verleiht; 
wo  aber  der  logisch  nothwendige  Substantivbegriff,  wie  in 
&j»  LxiLb  G  u.s.w.,  nicht  wirklich  durch  ein  Wort  ausge- 
drückt, sondern  hinzuzudenken  ist,  da  reicht  eine  Vocativ- 
partikel  hin,  das  seines  äußern  Stützpunktes  beraubte  Par- 
ticipium verbal rectionsfähig  zu  machen.    So  erklärt  der  Com- 


156     

mentar  zu  V.  fr]  der  Alfijah  S.  W  Z.  13  das  L  vor  %>  lilb 

ausdrücklich  für  den  Stützpunkt,  durch  welchen  «JLb  die  Kraft 

erhält  den  Objectsaccusativ  !^L>  zu  regieren.  Und  so  sagt  auch 
der  Commentar  zu  Hariri  in  der  von  de  Sacy  selbst  angeführten 

Stelle:  »Obgleich  das  Activparticipium  (o.lo)  sich  auf  keines 

von  den  Dingen  stützt,  welche  sonst  die  Bedingungen  seiner 
Verbalrection  sind;  so  übt  es  diese  hier  doch  aus,  weil  es  sich 

auf  die  Vocativpartikel  ([))  stützt.« 

II,  191,  §316.  Aus  Vergleichung  mit  Muf.  f..,  17  u.18, 
Ihn  Ja'is  aH1,  11  —  aI*T,  11,  Alfijah  flf  V.  fH  mit  Ihn  cAkil's 
Commentar,  Ihn  Hisäm ,  Sudür  al-dahab  IH*  u.  ICT,  und  När 
al-kirä  Ivl ,  12 — 23,  ergiebt  sich,  dass  die  meisten  einhei- 
mischen Grammatiker  den  scheinbaren  Widerspruch  zwischen 
der  Nominalerstarrung  eines  Activparticipiums  durch  Annahme 
des  Artikels  einerseits  und  der  Beibehaltung  seiner  vollen  Ver- 
balrection andererseits  durch  die  Annahme  zu  lösen  suchten, 

,ji  sei  hier  nicht  der  Artikel,  sondern  das  verkürzte  Belativ- 

nomen  ^Äif,  ^i  u.s.w. ,  dessen  äußerliche  Identität  mit  dem 

Artikel  aber  dazu  geführt  habe,  das  vb.  fin.  des  Belativsatzes, 
jedoch  mit  Beibehaltung  seiner  Bection ,  in  ein  Verbal  nomen 
zu  verwandeln.  Nach  Einigen  regiert  nun  dieses  Participium 
einen  Subjectsnominativ  und  einen  Objectsaccusativ  nur  da,  wo 
es  ein  Perfectum,  nicht  da,  wo  es  ein  Präsens  oder  Futurum 
darstellt  ( —  so,  wie  es  scheint,  auch  de  Sacy  in  diesem  Para- 


5)5        ) 


vw       ~C 


graph  — ) ;    nach  den  Meisten  aber  sagt  man   »jj  y^i-aif  sL> 

lAi»  -j.Jt  tJu: ,  il  est  venu  celui  dont  le  pere  frappe  Zeid  au- 

jourd'hui  oder  le  frappera  demain,  ebenso  wie  »jji  v-j.LaM  £i> 

,-*/*!  !Jo;    ü   est   venu   celui  dont   le  pere  a  frappe  Zeid  hier. 

Noch  Andere  halten  ein  so  gebrauchtes  Participium  für  an  sich 
rectionslos  und  lassen  das  folgende  Subject  und  Object  von 
einem  »im  Sinne  behaltenen«  vb.  fin.  regiert  sein.    Al-Ahfas 


157     

erkennt  Ji  als  den  Artikel  an,  da  dieser  aber  das  Participium 
seiner  Verbalrectionskraft  beraube,  so  sei  der  folgende  Accusativ 

nicht  wirkliches,  sondern  nur  Quasi -Verbalobject,  Jj.*ä4jL>  s^a 

iiiuibiLj  jj.*a»  ^  au .   Für  uns  ist  natürlich,  mit  Beseitigung  aller 

dieser  Wunderlichkeiten,  al  der  Artikel,  und  das  Participium 
kein  verkapptes  vb.  fin.,  sondern  das  wirkliche  concrete  Verbal- 
nomen, dessen  Verbalrectionskraft  durch  die  Verbindung  mit 
dem  Artikel  nicht  geschwächt  oder  vernichtet,  sondern  im 
Gegentheil  verstärkt  und  verallgemeinert  wird,  so  dass  es  nun 
nicht  mehr,  wie  in  indeterminirtem  Zustande,  bloß  einen  Zu- 
stand in  Vergangenheit,  Gegenwart  und  Zukunft,  sondern  auch 
eine  absolute  Vergangenheit  ausdrücken  kann.    Dass  übrigens 

das  zu  jt  verkürzte  Relativnomen  sich  gegen  die  Verbindung  mit 
einem  wirklichen  vb.  fin.  nicht  schlechthin  und  in  allen  Fällen 
sträubt,  zeigt  I,  449,  §  992,  wo  es  in  einem  Verse  von  Farazdak 
mit  dem  Imperfectum  verbunden  ist. 

II.  191,  §320  ff  '  «j.  .v»t?t  ^llii'  les  hommes  battus,  c'est- 
ä-dire,  qui  ont  ete  battus,  ou  que  Von  a  battus«,  auch  qui 
sont  battus,  ou  que  Von  bat,  und  qui  seront  battus,  ou  que 
Von  battera.  Durch  diese  letzte  Wendung  in  der  Temporal- 
bedeutung des  Passivparticips  erhält  es  oft  auch  den  Sinn  von 

bestimmt    oder    würdi?    etwas    zu    erleiden,    wie   u».»ax 

prügelnswerth,  rj^ü^  hängensw  ert  h  ;  s.  Bd.  IX  der 
Breslauer  Tausend  und  Einen  Nacht,  Vorwort  S.  17  u.  18. 
Im  Allgemeinen  hängt  diese  Gebrauchsweise  zusammen  mit  der 

Redefigur  &Ji  j»*j  Uo  s  -4*J<  iw^ö'  oder  a-J  „**u  Uj  ,  Benennung 

eines  Dinges  mit  dem,  was  es  werden  wird  oder  werden  soll; 
s.  Quatremere's  Anm.  4  zur  Erklärung  von  Meidäni's  zweitem 
Sprüchworte,  Journ.  Asiat.  Dec.  1837,  S.  529  —  532.  So  bemerkt 

Ibn  Hisam  zu  dem  Halbverse  J^kSj  IC*-***  ^  q^  ^  ^  m  Bi*nat 

Su'ädu,  ed.Guidi,  S.  |v!  drittl.Z.:  aJü&  1!  .jLaJ  ^  dyj&  fcjj.*, 
und   führt  dazu  aus  Sur.  39  V.  31   an  :  ^y^/>  *^i^  Orr*  ^  • 


158     

*  " "  ^  ° " 

Mufassal  S.  Pf  Z.  1  :  aj  JOS  uj  jj^äx  i^JI ,  Jedermann  wird 
(soll)  mit  dem  Dinge  getödtet  werden,  mit  welchem  er  gelödtet 

hat.  Mutanabbi  S.  flo  1.  Z. :  Jüis  col  ^&  ^Jix  v^tf  0'ö , 
Wenn  ich  denn  getödtet  werden  soll ,  so  sei  du  es  der  mich  tödtet. 
Jäküt,  III,  S.  V1P  Z.  5  sagt  ein  der  Hinrichtung  entgegen- 
sehender  Dichter :  jy&*  J^jä  ^'s  lx>. ,  Und  was  soll  ein  zur 
Hinrichtung  bestimmter  Dichter  noch  dichten?  Jäküt,  III, 
S.  aII*,  Z.  18  u.  19  :  (joLo-j  ^j^Sia  (»»AP»,  Vj,-^  L*J  **■£*>•  <J*  ^^ 
Jjüü  ws.  (jUic  x.lX^s  ^yj&*  \&.*S\J>  q'c\*c  *.LJ  uj^aao«  ,  Als  es 

(das  Schloss  Gomdan)  zerstört  und  niedergerissen  wurde,  fand 
man  auf  einer  Holztafel  eine  Inschrift  von  eingegossenem  Blei : 
»Bleib  unversehrt,  Gomdan!  Wer  dich  niederreißt,  soll  er- 
mordet werden«.    Der  Chalif  cOtmäu   riss  das  Schloss  nieder 

und  —  wurde  ermordet«.  —  Dasselbe  gilt  von  J^X'ä .  wie 
überhaupt  von  jedem  Worte  der  Foim  Jwväs  mit  Passiv- 
bedeutung; s.   II,   §  323.    So  Arab.  prov.   I,  S.172:    U  „iUo 

i>AÄftJi  ^J^äj ,  Mit  irgend  einer  Waffe  wird  sicherlich  getödtet 
werden  wer  (vom  Schicksal)  hierzu  bestimmt  ist.  (Freytag: 
Armis  quibuseunque  occisus  oeeiditur;  doch  III,  2,  S.  428: 
Melius  vertissem:  oeeidendus.)  Dozy's  apodiktisches  »J^-Uä 
nunquam  significare  polest  oeeidendus,  sed  semper  et  ubique 
significat  occisus«  (Abbad.  III,'  S.  142  Anm.)  ist  von  ihm  selbst 
thatsächlich  zurückgenommen  worden  durch  Aufnahme  von  de 
Slane's  »victime  designee  de  la  co?ispiration«,  als  Uebersetzung 
eines  in  Histoire  des  Berberes  vorkommenden  ^x'i  ,  in  den  Ar- 
tikel über  dieses  Wort  im  Suppl.  aux  dict.  ar.  Auf  Muhammeds 
Abstammung  von  Ismael,  der  in  der  bekannten  Opfergeschichte 
gewöhnlich  an  Isaaks  Stelle  gesetzt  wird,  und  auf  die  ahnliche 
Bettung  seines  eigenen  Vaters  'Abdallah  von  dem  ihm  drohenden 
Opfertode  bezieht  sich  sein  Ausspruch  (Sachau's  Alberüni  S.  i\o 

Z.19):    ^..rsÄ^X»  ^j!  lil ,     Ich  bin  der  Sohn   der  beiden   zum 

Opfertode  Bestimmten. 


159 

II,  192,  13  »«j^Xä*«  sehr.  J^üJi ,   ebenso  wie  Z.18  statt 

des  in  den  »Fautes  a  corriger«  aufgeführten  JjJüix  ,  um  aus- 
zudrücken:   Zeid,  dont  le  pere  est  tue  en  cet  instant«.    Ohne 

diesen  Artikel  wäre  Aj  :  Subject ,  das  Folgende  Prädicat ,  und 
das  Ganze  ein  vollständiger  Satz  :  Le  pere  de  Zeid  est  tue  en 
cet  instant. 

II,  194.  2  w 0jj J^'o «  sehr,  ö A^o ;  4  »ääSU«  sehr. 
*&M;     8  o  ^j.^Iw.j  a  sehr.  eVJL*u. 

II,  204,  20  »Certes,  fai  ouX  de  Mohammed  une  chose  qui 

nia  attriste«   verwandelt   das  »adverbe  excitatif«  $J>  (I,  529, 

§  1160)    in   ein   /i^ib?  ^  i^'J  ü>y>  wie  ^Ji  und  Lot    (I,  528, 

§  1158).  Der  durch  $3>  eingeleitete  Satz  kann  aber  nur  be- 
deuten: Warum  habe  ich  nicht  von  (ab  oder  ex)  Mohammed 
gehört  was  mich  betrübt  hat?  d.h.  Warum  hat  ein  anderer  als 
Mohammed  mir  diese  betrübende  Nachricht  überbringen 
müssen"?  Der  so  Sprechende  drückt  dadurch  aus,  dass  er  die 
betreffende  Nachricht  aus  irgend  einem  Grunde  lieber  aus  dem 
Munde  Mohammeds  erhalten  hätte  als  aus  dem  Munde  des- 
jenigen,  welcher  sie  ihm  wirklich  überbracht  hat. 

II,  205,  13  »aJCääj«  sehr.  *JoüÜ . 

11,  206,  16  »£ulr«  sehr.  l£xs . 

II,  210,  5  v.  u.  flg.  Die  hier  versuchte  Erklärung  ist  un- 
vereinbar mit  dem  wirklichen  Gebrauche  des  Accusativs  als 
»forme  adverbiale«  und  »terme  circonstanciel« .  Durch  sich  selbst 
oder  durch  äußere  Mittel  determinirte  persönliche  oder  sächliche 

Eigennamen,  wie  hier  Aj:  und  v^.».-^,  lassen  sich  weder  als  ^jJä 

noch  als<JL>  noch  als  j^^'  denken,  und  einer  von  diesen  syntak- 


tischen Begriffskategorien  müsste  sich  doch  jenes  »par  rapport 
ä  Zeid«  und  »ä  Cegard  de  Mahmoud«  einfügen.  Der  richtige 
Erklärungsgrund  ist  in  der  That  die  von  den  einheimischen 
Grammatikern  wenn  auch  in  etwas  äußerlicher  Weise  formulirle 


160     

Rectionskraft  eines  gedachten  Verbums,  das,  wie  in  einem 
ähnlichen  Falle  sein  Subject  in  den  Nominativ,  so  hier  sein  Ob- 
ject  in  den  Accusativ  setzt;  s.  Bd.  XXX  v.  J.  1878,  S.  73—75  zu 
I,  521,  §  1 144.  Der  Sprechende  anticipirt  für  das  in  seinem  Ge- 
dankenausdrucke dem  syntaktischen  Regens  vorauseilende  No- 
men denjenigen  Casus,  welcher  ihm  nach  seiner  ursprünglichen 
Stellung  im  Satze  zukommt,  und  ersetzt  es  da,  wo  es  weiterhin 
nach  der  gewöhnlichen  Wortfolge  eintreten  würde,  durch  ein 
formell  oder  virtuell  in  demselben  Casus  stehendes  Pronomen. 

II,   214,  I  flg.    Von  den  in  Muf.  IlT,  7—11,  aufgeführten 
drei  Behandlungsweisen  des  im  allgemeinen  Sprachgebrauche, 

.0-  -     - 

wie  u~J ,  defectiven  (c-w*£:  m^  Perfectform  und  Imperfect- 
bedeutung  stellt  das  Beispiel  Z.  1 — 4  die  gewöhnlichere  zweite 
dar,  nach  welcher  dasselbe,  als  ein  sogenanntes  unpersön- 
liches Zeitwort,   stets  in  dieser  dritten  männlichen  Singular- 

form  bleibt  und  statt  eines  Verbalabstractums  einen  durch  ^.i 
im  Conjunctiv  (oder  ohne  Verbindungspartikel  im  Indicativ) 
stehenden  Imperfectsatz  als  sein  Subject  virtuell  im  Nomi- 
nativ regiert,  Muf.  in,  19—21.  Die  drei  Beispiele  Z.  5—1 3  >) 
aber  stellen  verschiedene  Formen  der  edlern  ersten  Behandlungs- 
weise  dar,  nach  welcher  dasselbe  als  persönliches  Zeitwort 
den  Subjectsbegriff  durch  alle  Personen,  Geschlechter  und  Numeri 
in  sich  aufnimmt  und  den  Imperfectsatz  als  sein  Object  vir- 
tuell im  Accusativ  regiert,  Muf.  in,  16 — 19.  Dagegen  fehlt 
ein    Beispiel   von    der   dritten  Behandlungsweise,    die  in  der 

Hauptsache,  der  Unpersönlichkeit  von  ,^*^,  mit  der  zweiten 
übereinstimmt,  aber  sich  dadurch  von  ihr  unterscheidet,  dass 

dieses,    wie    jJtJ    in  i^=>\  Lfl»i    u.  dgl.,    ein   dem   Subjecte 

des  Imperfeetsatzes  entsprechendes  PronominalsufHx  im  Accu- 
sativ als  logisches  Subject  des  ganzen  Satzes  zu  sich  nimmt, 

z.  B.  s^>f  ^?  j.Ll^  oder  t^f  JW,  Muf.  W,  10  u.  11.    Die 

von  diesen  Grundformen  abweichenden  andern  Gebrauchs- 
weisen von  (^^ä,  sowohl  die  frühern  seltneren  und  dich- 
terischen,  als  auch  die  spätem  gemeinsprachlichen,  kommen 


4)  Als  Reimwort  ist  im  Verse  Z.  8  statt  <-. *J.3  zu  schreiben  v^JJ. 


161 

bei  aller  Verschiedenheit  im  Einzelnen  auf  die  genannten 
beiden  Gegensätze,  Persönlichkeit  und  Unpersönlichkeit,  zu- 
rück, nur  dass  ^^-c-  1°  (lieser  dritten  Person  nach  Umständen 
beiin'  Auffassungen  zulässt.  Die  von  den  einheimischen  Sprach- 
gelehrten überlieferten  altern,  mehr  oder  weniger  üblichen 
Gebrauchsweisen  stellt  M.  al-M.  S.  IUI  u.  II*'..  in  acht,  Lane 
S.  2048  u.2049  in  sieben  Nummern  zusammen.  Das  alle  Per- 
sonen,  Geschlechter  und  Numeri  in  sich  darstellende  persön- 

liehe    ^w^ ,  ^>*M*£. ,  c^yy*£    u.  s.w.    hat    die    spätere   Sprache 

fallen  lassen  und  sich  auf  das  unpersönliche,  sächliche  ,~»~£  , 
bald  ohne,  bald  mit  Accusativsuffix,  beschränkt;  Cuche,  Dict. 
arabe-francais  S.  f.f:  »  ..I  ^^c  ''  se  peut  que  . .  .  ,  il  est 
possible  que  .  .  .  ;  *^il  ..I  ^>«£  il  est  possible  que  je  com- 
prenne;  ^Lu^j  !sL**c  peut-etre  il  deviendra  meilleur«.  Be- 
sonders   zu  bemerken    ist    die   häufig  vorkommende  Fragform 

^**£  La ,  «L*^£  La  u.  s.w.  zum  Ausdrucke  eines  zweifelnden 
oder  indirect  verneinenden  was  wird  (würde)  oder  was 
kann   (könnte)  wohl  —  ?  Arab.  prov.  II,  S.  727,  Nr.  495 : 

q^jJ^!  ^yi  qjXj  ^-^c  La  ^j|jt=>jjl  *:>L»b  ^1/  -_*,  Wenn  der 

Mistkäfer  jemandes  Koch  ist,  was  wird  (kann)  es  da  wohl  für 
Gerichte  geben?  (Freytag:  »Cujus  coquus  scarabaeus  .^L*s*^j| 
appellatus  est,  ejus  eibus  varius  esse  non  potest«).   1001  Nacht, 

Bulaker  Ausg.,  I,  S.  580  Z.  6  v.  u.  :  \2i$S  qjXj  qI  ^*x  U^ 
i— »{_>l  IlX^joL.ao,  Und  was  können  wohl  drei  Schläge  mit  diesem 
Ranzen  sein?  (d.  h.  sehr  weh  thun  können  sie  doch  nicht). 
Auch    ohne  0_jXj  ,    Bibl.  ar.-sic.   S.  f.P  Z.  18  u.  19:   ^w«^  U 

(*-o3*)l  dVXLai-l  Ka^jJL  ^täjI  qxi  L^vj  ^yaj  iütX^Lt ,  Was  wären  wTohl 

Mahdija  und  die  Christen  darin  im  Vergleiche  mit  deiner  ge- 
waltigen Macht?  (d.  h.  Mahdija  mit  seiner  ganzen  christlichen 
Bevölkerung  vermöchte  im  Falle  eines  Widerstandsversuches 
nichts  gegen  deine  Macht   auszurichten) .     De  Saey's  Calila  et 

Dimna  S.  I.  Z.  9  u.  1 0  :  )yAi  ^  a  *i*  «JLi  ^\  ^-v^c  Uj  ,  Was 
1881.  tl 


162     

aber  werden  wir  als  Vögel  gegen  ihn  (den  Elephanten)  aus- 
richten  können?  Arab.  prov.  II ,  S.  G46,  Nr.  202  :  .1  .^x:  ^ 
iJUJül  (juc  <c.Lj  ,  Was  kann  wohl  der  Biss  einer  Ameise  schiden? 
Mit  k3>Lo  statt  U ,  Makkari ,  I,  fol,  8:  ^  jlxi  QS  ^-^c  13  L05 
&-b-ä  rr^l-^ ,    Und  wie    könnten  wir  die  Schönheit  Cordova's 

auch  nur  zum  Theil  schildern?  —  In  älterer  Sprache  auch  mit 
persönlichem  ,~**£  ,  Kosegartens  Tabari,   I,   S.234,   drittl.  Z.  : 

-  -  5J  O    -  O  £      O  5    ü    ,     , 

^X-JL./«  i_jj>.^-^  o».^.a12s*  .lo  (3  |*.«ÄAiJ3  IfcJkXj  ,..!  ^äa^^c  l«.s ,  Was 

könntet  ihr  aber  im  Lande  Hadramaut  und  zur  Seite  eurer  Schutz- 
herren vorstellen  und  ausrichten?  —  Von  der  angeblichen 
Regel,  welche  Ewald  in  Gramm,  crit.  I.  ar.  S.  109  Z.  4  u.  3  v.  u. 

nach  Analogie  von  oKjS  auf  Kosegartens  verfehlte  Ueherselzung 
der  letzten  Stelle  baut,  ist  gerade  das  Gegentheil  wahr;  »for- 
tasse  non  facietisa  könnte  mit  Beibehaltung  des  persönlichen  L~**c 

o  £ 

nur  sein  :  ^.Uäj  ^  ^.1  iX-u-uc  oder  .-jJl*ftj  ^  *.X;y*.c  ,  so  dass  die 
Negation  nicht  zu  dem  regierenden,  sondern  zu  dem  regierten 
Verbum  träte.  Lo  hingegen  ist  in  dieser  Stellung  vor  _«*£ 
nie  verneinend,  sondern  immer  entweder  fragend,  wie  in 
den  obigen  und  andern  zu  Lib.  cantil.  S.  254  u.  255  bei- 
gebrachten Stellen  (die  nebenbei  zeigen,  wie  dieses  ^^c  l* 
auch  noch  größere  Arabisten  als  Freytag,  Kosegarten  und  Ewald 
getäuscht  hat),  oder  relativ,  wie  bei  Zamahsari  im  Kassäf  zu 

Sur.  2  V.  222  :    ^  +^.X*  ;<A.o  ^j^*-*  U-o    .-oj^l  v1-^   ^ 


O' 


>  > 


gU3  ,.~A  xic  i^i  Lo  >-jI5o .1 ,  Gott  liebt  die,  welche  sich  bekehren 

von  der  Begehung  des  ihnen  in  dieser  Hinsicht  Verbotenen,  das 
sie  sich  vielleicht  aus  Uebereilung  zu  Schulden  kommen  ließen. 
Saihzäde  zu  Baidäwi,  Sur.  2  V.  19   (in  meiner  Ausg.   I,  S.  fT 


c 


Seine  (BaidAwl's)  Worte:  »und  auch  nicht,  dass  ihnen  (den 
Ungläubigen)  die  Ausübung  der  äußern  Religionspflichten  ge- 
boten sei«  sind  die  Antwort  auf  eine  etwa  zu  erhebende  Ein- 


163     

wendung,  nämlich  u.s.w.   Die  spätere  Sprache  setzt  »Lv^c  auch 

wie  aJLxi  vor  ein  Nominalprädicat  im  Nominativ;    so  Jäkut,  III. 

UP,  8:  (M^-w  v»a£  »L*c ,   Vielleicht  ist  es  (Suwän)  dasselbe  wie 

Suwän;  MT,  21  :  0^.~  vytll  *^Z~u  ^cXJS  bL*c.  Vielleicht  ist 
es    der  (Fluss)   welchen  die  Araber  Sulän  nennen;    H*f,  46: 

3j.i*L«  SAP  ^-/3  »L^c.,  /  k^sJI  (.^äJI  ,    sarm    ist  soviel   als  sakk 

(spalten);  vielleicht  ist  er  (der  Eigenname  Al-Sürama  in) 
davon  hergenommen.  Alberuni,  aI2,  19  u.20,  gebraucht  ^»w^ ,  wie 

zur  Partikel  erstarrt,  vor  einem  Perfectum  :   Lg^gRj  ^.z.  ^JUJls 

UJLc  uä5j  j^^c  vy>  Ip^XoL, ,  Wer  also  etwa  von  ihnen  (den 
richtigen  Namen  der  assyrischen  Könige)  Kenntniss  erlangt,  möge 
sie  (in  diesem  Werke)  sorgfältig  berichtigen  und  verbessern. 

II,   215,  1    l£üu>  0y$L.  o>^'  ^'   Sur-  4  Y-  80'   bildet 
als  Zustandsbezeichnung,   virtuell    im  Accusativ  stehend,    mit 

O  -G*>     ~— „£   I 

^äj\  s"%-^  ^  zusammen  einen  Satz:  Qu'ont  donc  ces  gens-lä 
qit'ils  ne  comprennent  presque  rien  de  ce  qu'on  leur  dit?  — 
Z.  4.  Die  bessere,  im  Koran  allein  gebrauchte  Form  von  »/  örL>« 
ist  /'jäh',  statt  »/ixL»«  aber  in  derselben  Bedeutung  ist  uns  nur 
/<^b  überliefert.  —  Z.  6  »,JJb>«  sehr.  JJb> ;  »(ja*j«  sehr, 
j^ii',  s.  Bd.  XVI  v.  J.  1864,  S.  303  zu  I,  201,  14. 
Z.  13    »*jLs>a  und  »J^i«   sehr.   ajLs*  und  Jo$i. 

II,  216,  16  ))X*.>Lo«  und  »  *uiL>-«  als  Reimworte  von  zwei 
jambischen  Vershälften  zu  schreiben  xa5>Io  und   LiL> . 

II,  216,  8-4  v.  u.  »SlSu«  sehr.  Slio.  »Sa  sewZe  defense,  ce  sont 
despleurs;  son  armure,  des  habits  de  soie«.  »Ihre Verteidigung« 

im  Sinne  von  Selbstverteidigung  wäre  nicht  L^^ii  ,   sondern 

11* 


164 

l^.L^Äii ,   und  «seidene  Kleider«  nicht  X5-*«,  sondern  /ä.**,  um 

so  mehr,  da  der  Satz  ein  allgemeingültiges  Urtheil  aussprechen 
soll.    Aber  dieser  persische  Fremdling  gehört  überhaupt  nicht 

hierher;     &>_*, ,   wie  zu  schreiben   ist,   Stehlen,    bildet    den 

Gegensatz  zu  ;j ,  Rauben,  Beute  machen.  Der  Unmuth 
eines  Beduinen  ,  dem  statt  eines  Knaben  ein  Mädchen  geboren 
worden  war,  macht  sich  Luft  durch  zwei  giftige  Oxymora  von 
dem  Unwerthe  des  Weibes  im  Gegensatze  zum  Manne,  wie  er 
nach  der  Beduinen-Moral  sein  soll:  »ihr  (des  Weibes)  Beschützen 
ist  Flennen,  ihr  Beutemachen  Stehlen«.  Während  der  Mann  die 
Seinen  samml  Stammgenossen  und  Freunden  gegen  feindliche 
Angriffe  mit  den  Waffen  in  der  Hand  vertheidigt,  stehen  dem 
Weibe  zu  solcher  Abwehr  nur  wirkungslose  Thränen  zu  Gebote; 
während  der  Mann  als  edler  Raubritter  draußen  in  der  Wüste 
städtisches  Krämervolk  niederwirft  und  ausplündert,  legt  sich 
das  Weib  daheim  auf  geräusch-  und  gefahrlose  Diebereien. 

II,  217,  17  »//  vous  a  interdif«.  sehr.  Je  vous  interdis. 

II,  217,  §  366.  Weder  hier,  noch  in  dem  entsprechenden 
Abschnitte  des  1.  Bds.  §  588  —  590  hat  de  Sacy  nach  Vorgang 
der  einheimischen  Grammatiker  oder  selbstsländig  die  Ent- 
stehung und  ursprüngliche  Bedeutung  dieser  räthselhaften  Aus- 
drucksformen zu  erklären  versucht,  diese  Lücke  jedoch  später 
zum  Theil  ausgefüllt  durch  Uebersetzung  und  Annotirung  des 
betreffenden  Abschnittes  aus  Sibawaihi's  Kitäb  in  der  Anthologie 
grammaticale  S.  364  u.364,  389 — 391,  und  durch  Herausgabe 
der  »Alfiyya«,  in  welcher  die  Verwunderungsverba  S.11  u.  1v 
V.  fvö-    fAv   abgehandelt  sind1).     Nach  Ewald,   Gramm,  crit. 

1.  arab.  I,   S.  371  u.372,   II,  S.  221  u.  222,  ist  Lc  in  'f/f  ü 

L\j-  ein  von  der  » interrogatio  mirabunda«  ausgehendes  inter- 
jectionelles  quid  =  quam  (wie  17Q  in  Tj'att)  T^&rma),  das  »in- 
tegrae  enuntialioni  aecusativo  subjungendae«  vorangestellt  wird, 


1)  Man  schreibe  dort  wie  an  den  entsprechenden  Stellen  in  Dieterici's 
Ausg.  S.  ITv  —  PH  :  S.  11  Z.  42  jiäj  u.  *.ij.*aii  statt  jAj3  u.  »J^ü\  ; 
S.  1v  Z.  4   *3  st.  *S  ,   Z.  1 3  0\  st.  ^i  . 


165 

»ut  adjectivum  elativum  praedicati  loco  praepositum   proxime 

vim  particulae  admirandi   augeat«,  wonach  z.  B.   tjo-  *J\  Ls 
wörtlich  »quam  honoratum  Zeidum!«  im  Sinne  von  »quam  ho- 

norandus  est  Zeidusv-   und  ^^Jlcf  U  »quam  scientissimum  mein 


im   Sinne  von    »quam  bene  scio«    bedeuten   soll.     Das  gleich- 

bedeutende    kürzere    und    seltnere    tAjp   p-S'i,    ^j  JLci    aber 

wird  bezeichnet  als  »vocativi  vel  imperativi  speciem  ferens« 
und  als  »forma  inde  (aus  jener  ersten)  vocativi  instar  decur- 
tata«.  Jene  Auffassung  der  erstem  Ausdrucksweise  als  Nomi- 
nalsatz ,  in  dem  das  von  einem  interjeclionellen  Lo  eingeleitete 
Prädicat  vor-  und  das  Subjecl  in  demselben  Casus  nachgestellt 
sei,  stützt  sich  auf  ein  angeblich  ebenso  interjectionelles,  aber, 
im  Gegensatze  zu  jenem  ,  dem  Accusativ  eines  einzelnen  im  Po- 
sitiv stehenden  Adjectivums  nachgestelltes  Lo ,  wie  in  dem 

koranischen    (sehr.  ^Xciö)    »...^X^o   U  XJtä    quam   purum 

gratias  agitis  .'«  Mit  Recht  tadelt  Ewald  Marracci's  Uebersetzung 

dieses  Lo  aLJiä  durch  »quam  pauci«,  hat  sich  aber  selbst,  wie  es 

scheint,  durch  dieses  den  Unterschied  zwischen  der  arabischen 
und  der  lateinischen  Gedankenform  verdeckende  quam  verleiten 
lassen,  zwei  sehr  verschiedene  Dinge,  die  er  I,  337  u.338  ganz 
richtig  unterscheidet,  —  das  satzeinleitende  interrogative  oder 
exclamative  und  das  einem  Nomen  zur  Verstärkung  der  In- 
determination ,  wie  rt  in  oli'yov  ti,  angehängte  indefinite  U,  — 
einander  gleichzustellen.  Aber  auch  abgesehen  hiervon  :  die 
Hauptschwierigkeit  bei  der  ihm  mit  den  Kufiern  gemeinsamen 

Betrachtung  des  Joisl  als  Accusativ  des  Elativnomens  bleibt  die 
Beantwortung  der  Frage,  wie  das  zur  Hervorhebung  voran- 
gestellte Prädicat  und  das  ihm  nachgestellte  Subject  eines  ein- 

fachen  Nominalsatzes  wie  Jo-,  *.S\  durch  ein  vortretendes  ex- 

"J  v^> 

clamatives  Lo  beide  aus  Nominativen  zu  Accusativen  werden 
können?  Ich  sehe  nur  eine  Möglichkeit  zur  Erklärung  dieser 
Erscheinung:  die  Annahme,  dass  Lo  auf  die  beiden  Theile  des 
ursprünglichen  Nominalsatzes  dieselbe  Einwirkung  ausübe,  wie 


166     

ein  vb.  cordis:  Verwandlung  des  Subjectes  und  Prädieales   in 

zwei  Verbalobjecte ,  ^J^*ä^  .     Ewald's  Worte  »Iota  loculio  U 

IJwj:  -.s  I  interjeetionem  in  aecusativo  continet  quam  honoratum 
Zeidum!«  (I,  271  u.  272)  sind  entweder,  statt  einer  Lösung  des 
Räthsels,  eine  bloße  Wiederholung  desselben  in  lateinischen 
Worten,  oder  eine  unklare  Hindeutung  auf  jene  Möglichkeit; 
denn  die  beiden,  Subjecl  und  Prädicat  darstellenden,  gegen 
den  lateinischen  Sprachgebrauch  von  quam  regierten  Accusative 
könnten  doch  nur,  wie  die  beiden,  einen  complexen  Begrih" 
bildenden  Accusative  in  o  virum  sapientem! ,  durch  einen  in  die 
Ausrufpartikel  gelegten  Verbalbegriff  erklärt  werden.  Wo  aber 
tindet  sich  im  Arabischen  ein  andres  Beispiel  solcher  Doppel- 
verbalrection  dieser  oder  einer  andern  Frag-  und  Ausruf- 
partikel ?  —  Ganz  unnatürlich  ist  die  Annahme  der  Kufier  (När 

al-kirä ,  M  u.  tvh,  IlXj;  .»y  I  l*  sei  in  seiner  Urgestalt  (d.h.  ei^\  Lo 

6c-      )-oS 

l\j;   [..ii,   das  nachgestellte  logische  Subject  aber   werde  aus 


-o£ 


einem  Nominativ  dadurch  zu  einem  Accusativ,  dass  *J\ 
vermöge  seiner  Aehn  lichkeil  mit  einer  transitiven  vierten 
Verbalform  das  folgende  Subjecl  äußerlich  zu  seinem  Object 

mache;  das  Prädicat  *  i  i  selbst  aber  stehe  entweder  ebenfalls, 

statt  im  Nominativ,  im  Accusativ  iwüL^wJtj,  »vermöge  des 
Andersseins«,  d.  h.  weil  es  dem  Sinne  nach  etwas  andres  sei 
als  was  es  zu  sein  scheine,  nämlich  nicht  Beschaffenheitsworl 

von    L«,    res  honorata,   sondern  vom   nachgestellten   logischen 

Subject  Iju; ,  honoratus  Zeidus   (äußerlich  honoratum  Zeidum), 

-  - o£  . 

oder   *j'i     sei   nur  scheinbar  Accusativ,   in  Wirklichkeit  aber 

Nominativ  und  sein  Ausgangs-ä  bloße  partikelartige  In- 
declinabilitäts- Endung  zur  Bezeichnung  des  in  ihm  liegenden 
Begriffes  der  Verwunderung,  deren  natürlicher  Ausdruck  eine  in- 
declinable  Partikel  sei.  Was  ist  dies  andres  als  ein  Versuch,  syn- 
taktisch Schwieriges  durch  logisch  Unmögliches  zu  erklären  1  - 

O       ü£  O  ,      O      ü  i- 

Das  Joe!  in  dem  seltneren  lXjjj  *J  I  ist  nach  Ewald  ebenfalls  ein 
Nomen  und  »vocativi  instar«  aus  dem  gleichbedeutenden  Jjts^  L> 


167     

abgekürzt  I,  372,  4);  anderswo  (II,  222,  8  u.  9)  heißt  diese 
zweite  Ausdrucksforni  etwas  schwankend  »formula  admirandi 
brevior  vocativi  vel  imperativi  speciem  ferens«;  kraft  welcher 
Bedeutung  dieser  nominale  Einzelbegriff  oder  dieser  Verbalsatz 
das  folgende  Nomen  vermittelst  der  Präposition  <_j  zu  sich  nimmt 

und  welche  logische  Stellung  dieses  Nomen  dadurch  zu  dem 
regierenden  Worte  erhält,   ob  als  logisches  Subject,  oder  als 

Object,  bleibt  unerklärt.  Wäre  die  Form  A»*sl  überhaupt  als 
Nomen  denkbar,  so  würden  die  Kurier  sich  dieses  ao  J»*sl  als 
bestätigendes  Seitenstück  zu  ihrem  &\xb\  La  nicht  haben  enl- 

o      o£ 

gehen  lassen;   aber  auch  sie  konnten  in  JotsS  ,  wie  die  Basrier, 

nur  ein  Verbum,  einen  Imperativ  der  vierten  Form  erkennen, 
der  als  solcher  in  pausa  auch  ein  aus  dem  verstärkenden  an 
verkürztes   ä    annimmt,    Dieterici's  Allijah    S.  PPa   Z.  10  — 13. 

j  ,  ,  o£ 

Für  die  kufische  Ansicht  von  xUsi  Lo  sprechen  allerdings  zwei 
auch  von  Ewald,  1,  S.  372  Z.  2  — 10  hervorgehobene  Gründe  : 
I)  die  Gebrauchsgränzen,  die  Ableitung,  Formenbildung  und 
über  den  nächstfolgenden  Accusativ  hinausreichende  Bections- 

kraft  des  admirativen  Ajtsi  sind  dieselben  wie  die  des  Elativ- 
nomens  (Wright,  Ar.  Gramm.  I,  S.  112  u.  113,  Kein,  b  —  e; 
Ewald,  II,  S.  222  Z.  1 — 8).    2    Von  den  zwei  Admirativformen 

^     ,     o  £  , , o£ 

.»^*o>!  und  _Jl^  haben  ächte  Araber  die  Verkleinerungs-  (hier 
vielmehr  Liebkosungs-)  Wörter  ^h+^zA  und  ^JL^oi ,  die  Gram- 
matiker aber  nach    diesem  Vorgange    auch    noch    andere  der- 

o     o£ 

gleichen  gebildet,  wogegen  von  A**si  nichts  derartiges  über- 
liefert ist;  —  so  När  al-kirä  S.  M  vorl.  u.  1.  Z  ,  mit  der  Be- 
merkung, diese  den  Zeitwörtern  nicht  zukommende  Deminutiv- 

-  „o£ 

bildung  habe  die  Kufier  bestimmt,  das  admiralive  Jois!  für  ein 
Nomen  zu  erklären.  So  schwer  aber  auch  diese  Gründe  an  sich 
wiegen,  sind  sie  doch  nicht  für  die  kufische  Ansicht  entschei- 
dend ;  sie  kommen  im  Gegentheil  auch  bei  einer  rationellen 
Begründung  der  basrischen  Lehre  zu  voller  Geltung.    Denn  die 


168     

Annahme  dieser  letztern  nöthigt  uns,  den  Begriff  der  von  beiden 

Admirativforuien  dargestellten  vierten  Verbalform,   unabhängig 

von  dem  sonstigen  Vorkommen  oder  Nichtvorkommen  derselben 

Form  eines   gegebenen  Zeilwortes    und   von   ihren   durch  den 

Sprachgebrauch  bestimmten  anderweitigen  Anwendungen  und 

Bedeutungen,  gleichmäßig  in  einen  allgemeinen  verbalen  und 

-  -°£ 
einen  besondern  nominalen  Bestandtheil  zu  zerlegen.  Das  Jmsi 

jener  ersten  Form  enthält  dem  Sinne  nach  ein  doppelt  transitives 

jots*  in  der  Bedeutung  von  ..yo  und  als  dessen  zweites 
Object,  ^UJI  jjjtäi^ ,   den  Positiv  des  entsprechenden  elativen 

J.*sl ,  während  der  folgende  Accusaliv  das  erste  Object  bildet: 
SlXj:  (.yi  La  :    :  L-iyf  IvXj:  J.x>  L«;     ebenso:    *JUi  ^1  J,J»|   La 

I  '  £ 

■  —  &JÜ5  J,l  ^_-Jii  (^Ujo»  La.    Von  den  drei,  beziehungsweise  vier 

verschiedenen  Deutungen  des  Wo  rtsinnes  dieser  Form  (Anthol. 
gramm.  S.  363  Z.7  v.u.  —  S.  364  Z.  24  ;  Muf.  S.  Ifo  Z.6— 20; 
Dielerici's  Alfijah  S.  IYa  Z.  15  —  m  Z.  2;  Nar  al-kirä  S.  m 
Z.  10 — 19)  ist  für  unser  Sprachgefühl  am  natürlichsten  und 
entsprechendsten  die  von  Al-Farra  und  Durustawaihi  gegebene, 
wonach  La  als  Fragwort  gefasst  und  die  Verwunderung  über 
eine  active  oder  passive  Eigenschaft  in  die  Form  einer  Frage 
nach  ihrer  unbekannten  Ursache  gekleidet  wird;  denn,  sagt 
Näsif   in  Nar  al-kirä  zu  Anfang  des  betreffenden  Abschnittes 

S.  Ha  Z.  21  :  wos^ii  JJaj  l-*a.*JI  j§5ö  \3\  »Liegt  die  Ursache  klar 
vor,  so  fällt  die  Verwunderung  hinweg«.  Diese  einfache  Er- 
klärung scheint  durch  Gaspari  und  seine  Forlsetzer  jetzt  auch 
bei  uns  die  herrschende  geworden  zu  sein.  Unsicherer  ist  die 
eigentliche  Bedeutung  der  zweiten  Admirativform.  Schwerlich 
wird  jemand  von  uns  sich  dazu  verstehen,  mit  den  Basriern 
den  Knoten  durch  folgenden  Gewaltspruch  zu  zerhauen :   »Die 

Form  von  Joüi   ist  die  des  Imperativs,  seine  Bedeutung  aber 

die  der  assertorischen  Aussage;  der  darauf  folgende  Gegenstand 
der  Verwunderung  ist  dem  Sinne  nach  das  Verbalsubject,  aber 
von  der  an  sich  überflüssigen  Präposition  v_j  so  eingeführt,  dass 

es  äußerlich  die  Form  eines,   wie  Jujj  in  lXjij  ^ ,  durch  i^ 


169     

eingeführten  Verbalobjects  bekommt,  weil  der  Imperativ  sein 
in  ihm  selbst  liegendes  Verbalsubject  regelmäßig  nicht,  wie 
sonst  das  vb.  h'nitum,  äußerlich  im  Nominativ  zu  sich  nehmen 
kann.    Daher  tritt   hier  i_j   mit  dem  Genetiv  in  die  Stelle  des 

Subjectsnominativs  ein  (När  al-kirä  S.  fll  u.  iv.)«.  Die  vierte 
Verbalform  bedeutet  nach  dieser  Auffassung  hier  durchgängig: 
etwas  werden,  in  den  Besitz  einer  Eigenschaft  kommen  (s.  Bd.  XV 

v.  J.  1863,  S.  156  —  158),  und  jJJJj  Jl/t  ist  =  £*/  Juj  ^Lo 
oder  * S  \ö  .  Die  Basrier  vergleichen  diesen  angeblichen  un- 
eigentlichen Gebrauch  des  Imperativs  anstatt  einer  Aussage  mit 

dem  Optativen  Gebrauche  des  Perfectums,  und  das  iAj^j  als  Stell- 

i  i  » 

Vertreter  des  Verbalsubjecls  mit  «JÜL  in  aJUb  ^3  (s.  hiergegen 

Bd.  XVIII  v.J.  1866,  S.  332  Anra.  I,  vgl.  mit  Baidäwi  zu 
Sur.  41  V.  53,  wo  dem  Wesen  nach  das  Richtige  gegeben  ist). 
Zamahsari ,  Muf.  S.  Ifo  Z.  13,  sagt  von  dieser  Erklärung  seiner 
eigenen  Schulgenossen  mit  höflicher  Schonung:  »Aber  darin 
liegt  eine  Art  von  Gewaltsamkeit«,  und  spricht  dann  seine 
eigene  Meinung  in  den  Worten  aus  :  »Meines  Erachtens  liegt  es 
näher  zu  sagen,  dieser  Imperativ  sei  eine  an  jedermann  ge- 

richtete  Aufforderung,  UjJ  IlXj;  J*.*->T.  ,-.1 ,  Zaid  als  edelgesinnt 

darzustellen,    d.  h.    ihm    die    Eigenschaft    des    Edelsinns    zu- 

zuschreiben;  das  ^j  aber  (iniAjij  statt  ^3)  sei  zur  Verstärkung 

und  zum  Ausdrucke  der  Ausschließlichkeit  hinzugefügt,  wie  in 

aXjiAjIj  \j&\3  ^   (Sur.  2  V.  191);    oder  *  J  So  ».*^j  ,-J  ,   ihn  zu 

einem  Edelgesinnten  zu  machen  (was  an  und  für  sich  unmöglich 
ist;  und,  wäre  es  möglich,  hier  völlig  überflüssig  sein  würde; 
so  dass  die  Aulforderung  ironisch  gemeint  wäre)  ;  das  *-j  aber 
mit  dem  Genetiv  stehe  einfach  statt  des  Objectsaccusativs.  Dies 
die  ursprüngliche  Anwendung  und  Bedeutung;  später  aber  ist 
diese  Ausdrucksform  zu  einer  allgemeinen  bildlichen  Redensart 
geworden,  so  dass  das  in  dem  Imperativ  liegende  Verbalsubject 
auch    wenn    zwei    und    mehrere    angeredet    werden,    wie    in 


170     

JuL  -.y?  q^4-j  [>.    und   iAj^j  j.j!  JL>;  ü,    unveränderlich    im 

Singular  bleibt.«  Nar  al-kirä  S.  tv.  Z.  6  u.  7  erwähnt  diese 
Erklärung  zum  Theil  am  Ende  der  folgenden  Stelle:  »AI -Ablas 

und  mehrere  Andre  sagen,  Joisl  sei  sowohl  der  Form  als  der 

Bedeutung  nach  wirklicher  Imperativ  mit  einem  in  ihm  liegen- 
den Subjectspronomen  (der  zweiten  Singularperson);  das *_;  diene 

zur  Einführung  des  Objecls  und  dieses,  der  Gegenstand  der  Ver- 
wunderung, nehme  die  Stelle  eines  Objectsaccusativs  ein.  Aber 
über  die  Beziehung  jenes  Subjectspronomens  sind  sie  getheilter 
Meinung.   Einige  sagen,  es  beziehe  sich  auf  denjenigen  Infinitiv, 

auf  welchen  das  Imperativverbum  hinweise,  z.B.  auf  ^**ä-, 

wenn  man  sagt  Joy  «•j-*^  ,  als  ob  es  hieße:   0  Schönheit  (als 

Person  gedacht),  lass  den  Zaid  schön  sein!  d.h.  immer  schön 
bleiben.  Andere  sagen,  es  beziehe  sich  auf  die  zur  Verwun- 
derung aufgeforderte  Person,  als  ob  es  hieße:  0  Mann ,  stelle 
ihn  so  schön  dar,  wie  du  irgend  willst!  Dieser  Imperativ  bleibe 
aber  (hinsichtlich  des  Geschlechts  und  des  Numerus)  stets  un- 
verändert, weil  er  zu  einer  allgemeinen  bildlichen  Redensart 
geworden  sei«.  Man  sieht  aus  diesem  allen,  dass  den  ein- 
heimischen Grammatikern  ein  unmittelbares  Bewusstsein  von 
dem  Sachverhalte  oder  auch  nur  ein  sicher  leitendes  Sprachgefühl 
zur  Erklärung  dieser  zweiten  Admirativform  noch  weniger  als 
zur  Erklärung  der  ersten  inwohnte,  was  sie  zum  Theil  auf 
abenteuerliche  Abwege  gerathen  ließ.  An  die  wahrscheinlichste 
der  vorhandenen  Deutungen  lehnt  sich  die  von  Gaspari  vor- 
geschlagene   und   von   seinen  Fortsetzern    (Wright,   1,   S.  111, 

Bern,  a.j   beibehaltene  Gedankenwendung :   Aj^j  J^osäi  Versuche 

(wenn  du  kannst)  Zaid  trefflich  (oder  noch  trefflicher  als  er 
schon  ist)  zu  machen!  wörtlich:  UebeTrell'lichmachen  anZaid!  — 

Jedenfalls  aber  tritt  in  \5J\  fcas\  Le ,  schon  durch  die  äußere 
Aehnlichkeit  des  Admirativverbums  mit  dem  Elativnomen  A,*^si, 
der  Begriff  jLtolä  als  nomineller  Bestandtheil  des  Verbums  stärker 
hervor  als  in  JuL  J^caät  >   unf*  um  so  leic,ller  erklärt  sich  die 


171      

Entstehung   der  jener  ersten  Admirativform    eigentümlichen 


o    ^  y 


zwitterhaften    Deminutiva    .y*»^    u.s.w.     Die   Basrier  selbst 

rechtfertigen  dieselbe  durch  den  vollkommenen  Formen paral- 
lelismus  zwischen  dem  Admirativverbum  und  dem  Elativnomen. 

Nar  al-kira  S.  tvt  Z.  11  flg.  :  »Das  Elativnomen  ^xi\  wird  von 
allen  Wörtern  gebildet,   von  denen  auch  das  Admirativverbum 

Joti^  gebildet  wird,  und  zwar  so,  dass  alle  einzelnen  Bedingungen 
und  Gesetze  für  die  Bildung  des  letztern  dieselben  sind  wie  für 
die  des  erstem.  Alles  daher  was,  sei  es  regelmässig  oder  un- 
regelmässig, von  dem  Admiralivverbum  gilt,  gilt  auch  von  dem 
Elativnomen,  und  was  bei  jenem  unmöglich  ist,  ist  es  auch  bei 
diesem.  Wegen  dieser  zwischen  den  beiden  Wortklassen  statt- 
findenden Gemeinschafllichkeit  haben  die  Araber,  nach  Analogie 
der  Deminutivbildung  vom  Elativnomen,  dieselbe  auch  vom 
Admirativverbum    zugelassen«.     Aber  wie   fest   doch    für  das 

arabische  Sprachbewusstsein  der  Charakter  dieses  Jjti!  als  einer 
vierten  Verba  1  form  stand,  zeisl  unter  Anderem  der  von  Haftri 
in  Durrat  al-gauwäs,  ed.  Thorbecke,  S.  f.  Z.  9  flu;,  besprochene 
Umstand,  dass  das  Reinarabische,  während  es  die  Elativformen 

.*£>]   und   _äi ,   als  Comparative  wie  als  Superlative,    verwarf, 


i  -       o     o   ' 


nicht  nur  in  der  zweiten  Admirativform  l\j;j  m*s>\  und  • 
sondern  auch  in  der  ersten  SlXj:  _a~>!  U  und  L*c  _ä!  U  saijle. 

Und  wäre  das  fragliche  Wort  seinem  Wesen  und  seiner  syntak- 
tischen Function  nach  ein  Nominalprädicat,  wie  ließe  es  sich 
dann  als  möglich  denken,  dass  das  zum  Ausdrucke  der  Ver- 
gangenheil vor  dasselbe  tretende  ..ls  oder  irgend  ein  gleich- 
bedeutendes Prädicatverbum  auch  dann  unveränderlich  in  dieser 
Form    bleibt,   wenn    das  Subject    ein  Femininum    ist,   wie   in 

l3o.jl  ^  Ls  oder  l&>_ji  f^>\  l* ,  mit  Beziehung  des  \J>  auf  äliAiSi : 
Wie  kalt  war  sie  (die  Morgenfrühe!  !  Muf.  S.  It"1  Z.  4  u.  5. 
Bedeuten  die  Worte  ursprünglich  :  Wa  s  hatte  sie  so  kalt 
gemacht?  so  ist  Alles  in  Ordnung.  —  Schließlich  die  Be- 
merkung,   dass    die  neuere  Sprache  die  erste  Admirativform 


172     

noch  gebraucht;  s.  Wallin  in  Ztschr.  d.  D.  M.G.,  Bd.V  v.  J.  1851 , 
S.  9  Z.  15  — 19;   Tanlavy,  Traite  de  la  langue  arabe  vulgaire, 

S.  95  unter  U  :  Oh ,  que  cette  dame  est  belle !  \j»+X\  Lc  C 
^0  c^.~JI  •    Dabei  wird  aber,  wenigstens  in  Versen ,   Joisi  L« 

--  o  - 

auch  in  Joü/«  zusammengezogen,  wie  1001  N. ,  Bresl.  Ausg., 
IV,   S.  HP  Z.  11  u.  12: 

J  ^    G    -      >  O  ^  OrC  ««-        .*    O  .-  O  .-  ,G-  --O^  Ä^£ 

^f'  ;I<jJI3  J^ojJi  ^.LJ  ^bs^,      f^/  l*j4  Lr-**N  /«'  ^  L*9 

»0  wie  bitter  ist  das  Leben  nach  der  Trennung  von  ihnen,  und 
wie  süß  sind  die  Nächte  der  Liebesvereinigung  beim  Zusammen- 

sein  in  einem  Hause!«  Dieses  ^b>*  für  J^>l  La  erscheint 
auch  in  Lane's  Manners  and  Customs  u.s.w.  II,  S.  14,  Anm.  2: 
y>Yd  ma-hh'la  (for  md  ahtila)  booneiya-l-bahhr,  0  how  sweet 
are  the  little  children  of  the  river!«  als  Straßenruf  des  Lupinen- 
verkäufers. Auch  wo  die  beiden  Worte  in  der  Schrift  getrennt 
sind ,  verlangt  das  Versmaß  dann  und  wann  die  Zusammen- 
ziehung in  der  Aussprache,   z.B.   1001  N.   I,   S.  PPv  Z.  1  u.  2  : 


«.  w  ,-  O 


LaC    öl    L-jJoJI     /  ä^i.l     Lo_j,  H^i    &    JaZsUI     ,-ywvS»l     ÜJ  *) 

»Wie  schön  stehen  ihm  die  heimlich  zugeworfenen  Blicke  zu 
Gesicht,  und  wie  blitzt  es  aus  seinem  Auge,  wenn  dieses 
spricht!«   (von  der  Augensprache  zwischen  zwei  Liebenden.) 

II,   218,   12    »äJwo«  sehr.  XJU. 

II,  218,   19.  Tantawy,  Observation  etc.  S.  486  Z.  13  flg. 
»Dans  le  vers:  .     .    -r '    .  ( 

traduit  par  M.  deSacy:  »Certes,  eile  serait  d'un  caractere  digne 

d'estime,  si  eile  etait  fidele  ä  ses  promesses«,  le  mol  id:>  est  un 
adjeetif  feminin  de  J*Jli>  ami,  et  non  point  un  substantif  dans 
le  sens  de  caractere.  Le  vrai  sens  du  vers  est:  Oh!  quelle  ex- 
cellente  amie  eile  serait,   si  eile  etait  fidele  ä  ses  promesses !« 

Die   richtige  Aussprache  des  betreffenden  Wortes  ist  jJL>  oder 


4)  Habicht's  Text  ist  liier  zum  Theil  nach  der  Galland'schen  Hand- 
schrift berichtigt. 


173     

idb>  (s.  Lane  S.781  Sp.1),  ursprünglich  Freundschaft,  em- 
phatisch für  Freund  und  Freundin.  Die  Textworte  sind  ein 
Halbvers  vom  Metrum  Basit,  mit  dem  Anfange  des  folgenden. 

II,  219,  f.  AusHariri,  1 .  Ausg. ,  S.  r\  Z.  3  ;  das  Versmaß 
Ragaz  verlangt  die  Verwandlung  des  letzten  Vocals  beider  Vers- 
hälften in  Sukün. 

II,  219,   13   »Üu«j>«  sehr.  Lw=>. 

II,   219,   Anm.  (1)   Z.  5  »circonstanciel«  sehr,  speeificatif, 

ao  j*4.o;   s.  II,  113,  9,  und  221,  11—15.   Es  ist  dieselbe  Art  des 

^♦J  in  exclamativen  Sätzen,   die  oft  auch  durch  ,._*  mit  fol- 

gendem  indeterminirten  Genetiv  eines  concrelen  Personen- oder 
Sachwortes  ausgedrückt  wird;  s.  Sudür  al-dahab  S.1P  Z. 4  -2  v.u.; 
Ihn  Ja'is  S.  Pöö  Z.22  — M,  Z.3;  När  al-kira  S.  Ilv  Z.  23  —  27. 

II,  220,  4.  Diese  Worte  sind  kein  Vers,  sondern  zwei  pro- 
saische Parallelglieder  eines  Lobspruches  voncAmrIbnMacdikarib 
auf  die  Banü  Sulaim,  vollständig  in  Howell's  Grammar  of  the 

classical  arabic  language,   P.  II  &  III    S.  242  u.  243  :  ,c^  "i  Ji 

j  ^3\\  \S>£ja*  oüjlil  i  j^L  LPsUJ  ibaJB  j  ^IsJ  U  «X. 

LHIäj  oUyCJi  »To  God  be  ascribed  the  excellence  of  the  Banü 

Sulaim  !  l)  how  goodly  in  the  fray  is  their  meeting!  and  generous 
in  scarcilies  their  giving!  and  steadfast  in  noble  deeds  their 
continuing !« 

II,  220,   11    »^JJ>«  sehr,  mit  Howell  S.  243  Z.17  nach 

dem  Versmaß  <jJL>.   12  »0  mon  ami!«  sehr.  0  nies  deux  amis ! 

Die  Worte  sind  ein  Halbvers  vom  Metrum  Tawil ,  mit  dem  An- 
fange des  folgenden.     Howell  giebt  beide  vollständig: 


^)  Howell   schreibt    *^L*  und  Sahm ,    aber  als  altarabischer  männ- 
licher  Eigen-  und  Stammname  ist  nur  *->X*»  überliefert. 


174     

II,  220,  17.  Tantawy,  Observation  &c.  S.  487  u.  488:  »Le 
vers :    LPiAääü  q>&  qL  Luil  i_^A>^  I^xiAäj    doit   etre   retabli 

ainsi:  LoiXäU  rij£i  rj1  L*-JJ  <^uj^-\^  I^lXüj  »avancez  les  pre- 
miers,  et  il  eüt  ete  bien  plus  agreable  pour  nous  de  te  voir 
avaneer  le  premier«,  parce  que  1°  dans  ce  vers  qui  est  du 
metre  Tawil,  il  y  aurait  deux  pieds  de  trop,  l_j  dans  le  mot  ..L 

et  o  dans  le  mot  LolXääü  ;  2°  le  sing.  UlXäx  ne  peut  pas  etre 
le  complement  du  pluriel  q_j,Jo«.  Aber  Hovvell  giel)t  S.  243  den 
von  Al-cAbbäs  Ibn  Mirdäs  al-Sulami,  einem  der  Gefährten 
Muhammeds,   herrührenden  Vers  vollständig  so: 

-w^?G^^  ?~  G   £        ^  G  ^  G  Ofx  >     £    ,  -        ^  05  <trt>      w     ^       ^    -^ 

»And  the  Prophet  of  the  believers  said  (to  the  Gompanions)  :  Go 
ye  forward  (before  nie  in  battle  against  the  enemy) .  And  how 
dear  to  us  is  that  he  should  be  the  sender  forward!« 

II.  221,  13  »ou  circonstanciel«  zu  tilgen. —  14  »i*Ul=>«  sehr. 
*L>  oder  ili>;  s.  d.  Anm.  zu  218,  19.  —  15  »en  fait  d'amitie« 
sehr,  comme  ämie  oder  cd  taht  qü'-amie. 

II,  222,  4  v.  u.  sehr.  *.*^i  Ow*.>o  und    .}Uj^L 

II,  224,  5  »circonstanciel«  sehr,  speeificatif :  vgl.  d.  Anm. 
zu  II,  2I9,  Anm.  (1)  Z.  5,   und  Muf.  S.  ItT  Z.  10. 

II,  224,  Anm.  (1).  Der  Gegenstand  dieser  Anm.  ist  ausführ- 
lich behandelt  in  ßd.  XXX  v.  J.  1878,  S.  93  —  95  zu  I,  539,  5  flg. 

II,  227  u.  228,  Anm.  (2).  Nicht  nur  die  regelmäßige 
Stellung  des  Demonstrativnomens  nach  einem  andern  mit  ihm 
im  Apposilionsverhällniss  stehenden  und  nicht  durch  den  Artikel 
determinirten  Nomen ,  sondern  auch  Sinn  und  Zusammenhang 
verlangen  die  hier  nachgetragene  Auffassung  der  Textworte  als 
lebhaften  Ausdruck    der  Ueberraschung ,   aber  nicht  mit  Zer- 

-  O,  G      i,  1 

reißung  in  zwei  Sätze,  sondern  mit  Anschluss  von  UJ!  co,  als 
hal  an  UxcUoj  aiA£> :  Da  ist  unser  Kaufpreis,  uns  zurückgegeben! 
Das  syntaktische  Verhältniss  ist  dasselbe  wie  vorher  in  dem  er- 

G       G^  G    £  )  G   5  ^  „         ,  >      *      * 

zählenden  Salze  zwischen  m*\\  c^O,  und  ^XeLaaj  ^tXs-^  . 


175     

II,  229,  Anm.  (1)  Z.  4 —  6.  Für  unser  europäisches  Sprach- 
gefühl hat  dieser  Gebrauch  des  Zeitwortes  im  Feminin-Singular 
mit  Beziehung  auf  ein  Hauptwort  im  Feminin- oder  im  gebrochenen 
Plural  dann  etwas  eigentümlich  Anstößiges,  wenn  das  Zeit- 
wort in  der  zweiten  Person  steht  und  durch  diese  Anrede- 
form die  betreffenden  Wesen  oder  Dinge  gewissermaßen  als 
persönliche  Individuen  erscheinen,  die  wir  uns  nicht  so 
leicht,  wie  beim  Gebrauche  der  dritten  Person,  als  col  lective 
Einheit  vorstellen  können.  Aber  »irreguliere«  oder  gar  »ex- 
tremement  rare«  ist  diese  Concordanz  im  Arabischen  keines- 
wegs; eher  könnte  man  die  mit  unserem  Sprachgebrauche 
übereinstimmende  so  nennen.  Von  der  Ausdehnung  derselben 
Ausdrucksweise  auf  die  erste  Person  liefert  Makkari,  II,  S.  W 
Z.6  ein  Beispiel,  welches  auch  Dozy  anfangs  irre  führte:  s.  Bd.  \\ 
dieserBerichte  v.J. 1868,  S.294,  und  Dozy's  Lettre  ä  M.Fleischer, 
S.  191  Z.  10  u.  11.  Ein  zweites  Beispiel  dieser  collectiven  ersten 
Singularperson  s.  Makkari,  II,  S.  f".A  Z.  I  : 

IjLw^Lj  ^ß_^>\  »AJb  c>oj^  J^       L^LLJ  obuv  <J*:>  ^--* 

» Zu  jemand .  der  die  Zusatzbuchstaben   fragte,  ob  sie  einen  Ort 
liebten,  sprachen  sie:  Ahwä  Tilimsäna    wir  lieben Tilimsän,  - 
das  heutige  Tlemsen   «  . 

einer  der  vielen  versus  memoriales  über  die  zur  Bildung  von 
grammalischen  Abbeugungen  und  abgeleiteten  Formen  dienen- 
den Consonanten. 

II,    230,    Anm.  (1)    Z.  4    »fils    d'Abou-Sofyan«    sehr,   fils 

d'Abou-Sofrah ;   Z.  5  »Mahleb«  sehr.  Mohallab;    Z.  7  »  -ö«  sehr. 

L*ä,  wie  inWüslenfeld's  Ibn  Challikan,  Nr.  vif.  S.f1  Z.  5  v.  u.  und 

S.  öiZ.3  — 5.  Die  gewöhnliche  Construction  von  -y**o,  nach  wel- 
cher das  Continens  den  ersten,  das  Contentum  den  zweiten  Ob- 
jeetsaecusativ  bildet,  ist  hier  umgekehrt,  und  daher  beim  Ueber- 

gangeindasPassivum  *}J,\S x&-L*Ji  logisches  Subject  geworden. 

L*ä  aber  als  nun  einziges  Object  im  Accusativ  geblieben. 

II,  232.  3  —  6.  Dass  dergleichen  Fülle  bei  Dichtern  vor- 
kommen, ist  unleugbar;  in  der  Prosa  aber  ist  diese  unlogische 
Anlicipation  nach  den  meisten  Grammatikern  unzulässig;  s.  Die- 
terici's  Alfijah  S.  »*f  V.  233   mit   d.  Commentar  u.  vgl.  §  407. 


176     

II,   232,   8  v.u.   «lA^j«  sehr.  l\a^j  . 

SS    *-  3»     -- 

/ 

II,  233,  2.  Dieser  Vers  Garir's  wird  im  Commentar  zu 
Hariri's  Makamen,  1 .  Ausg.  S.  aP,  als  Beispiel  des  oLäxil  an- 
geführt. Um  die  zweite  Vershälfte  mit  de  Sacy  als  Wunschsatz 
fassen  zu  können,  ist  man  zu  der  Annahme  genöthigt,  der  Dichter 
habe  das  zur  Aufhebung  der  conversiven  Einwirkung  des  Vorder- 
satzes auf  den  Nachsatz  und  zur  Bezeichnung  des  letztern  als 

^LcJ>  erforderliche  o  vor  ^^aju,  dem  Verszwange  geopfert.  Will 

man  dies  nicht  thun ,  so  kann  man  nur  übersetzen  :  Lorsque 
les  tentes  seront  dressees  ä  Dhou-tolouh,  vous  allez  6tre  arro- 
sees,  ö  tentes,  d'une  pluie  abondanle. 

II,   234,   5  v.  u.   »^Ä^lklTj«  sehr,  mit  När  al-kira  S.  aa 

Z.  6    .^äjLLJ^    und    in  der  Uebersetzung  3  v.  u.  qui  me  sont 

devoues  statt  »qui  m 'aimoienta. .    Das  von   ..jjuliaJI  regierte    JS 

ist  eine  Verstärkung  des  gewöhnlichen  ^J;   s.  hierüber  Bd.  XIX 

v.  .1.1867,  S.  181  u.  182  zu  Makkari,  I,  S.  rt.  dritll.  Z.  Ein 
weiteres  Beispiel  von  Verwandlung  des  vorangestellten  iü^-äxi  *i 

A.*l*JS  in  l\  ist  1001  N.,  Bd.  X  S.  rf  Z.  5  u.  6  d.  Bresl.  Ausg. 
lJLb  äl^Ui  Jlg  L,l£  Jus  statt  LJLk  öL^U5  der  Bulaker  Ausg. 
II,   235,   Anm.  (1)   1.  Z.   »iüSlj«  sehr.  iüli. 

033  0>  O     3  3    .-  O  , 

II,   236,   2  »  *.^äsdj «  sehr,  *£ib=lj . 

II.  237,  8.  Tantawy,  Observations  etc.  S.  487  Z.  4  flg.: 
Dans  le  vers  : 

le  mot  »ULwt  ne  signifie  pas  Vont  laisse  sain  et  sauf,  mais,  au 
contraire,  Vont  abandonne.  Ce  vers  fait  partie  de  la  piece  sui- 
vante  composee  par  ObeTdoullah ,  fils  de  Kais  Erroukaiole,  ä 
l'occasion  de  la  mort  de  Mous'ab ,  fils  de  ZobeTr,  tue  Tan  71  de 
1' Hegire,  dans  l'Irak,  ä  DeTroul-Djäsilik,  sur  les  bords  du  Dou- 
dje'i'l,  dans  une  rencontre  avec  les  troupes  de  Abdoul-Melik,  ren- 
contre  dans  laquelle  Mous'ab  fut  abandonne  par  les  siens. 


177     

»La  mort  du  brave  (Mous'ab)  tue  ä  DeTrouI-Djasilik  a  ete  pour 
les  deux  villes  (Basra  et  Koufa  une  cause  de  deuil  et  d'humi- 
liation.  II  a  combattu  en  persoune  contre  les  rebelles,  et  tous 
les  siens)  tant  proches  qu'eloignes  Tont  lächement)  aban- 
donne«.  Voyez  Souyouti  dans  son  commentaire  des  vers  du 
Moughni,  ä  la  lettre  .*).«  Vgl.  Jäküt,  II,  S.ioJ  Z.  2  flg. 

II,  237.  Anm.  1  .  Von  dem  Schulwitze,  welchen  de  Sacy 
hier  euphemistisch  »une  subtilite«  nennt,  war  schon  in  Bd.  XXVI 
v.  J.  1874,  S.  90  u.  94,  zu  1,  380,  Anm.  1  Z.  II  flg.  die  Rede, 

zunächst  in  Beziehung  auf  täL»d  •  Die  Erklärung ,  welche  Ibn 
Jacis  S.  |fö  Z.  18  flg.  und  S.  oft,  Z.  14  u.  45  von  der  Bedeutung 
solcher  Duale  siebt,    stimmt   mit  der  unsrisen  überein. 

II.  238,  §  398.  Ausführlicher  ist  dieser  Gegenstand  II.  490 
—  492  in  §§890  u.  894  behandelt.  Ich  schließe  hieran  eine 
meines  Wissens  noch  in  keinem  unserer  arabischen  Lehrbücher 

Cl 

besprochene   elliptische  Redeweise,   nach  welcher    ._*  mit  in- 

determinirtem  Genetiv  das  Subject  eines  Satzes  bildet,  dessen 
Prädicat  ein  hinzuzudenkendes  es  giebt,  ////'/,  ist.   Cureton's 

Sahrastäni  S.  ov  Z.  2:  U«i  *»iAjui   ..j-S   c^ix  .~*i  »so  giebt  es 

Leute  die  behaupten,  das  Nichts  sei  ein  Ding«.   S.P.ö  Z.  10  flg.: 

jJ>    U,    JdJLss-    JA-O    iAjj  ^  AcÖ   ,-y^*)    A:>Lw     .-X»    O  i.    ,-y*»    *Jw   r^*S 

stXJUij  ü^uJi   y  jus   »so  giebt  es     unter  den   Engeln;   einige 

immer  aufrecht  siehende,  andere  sich  niederbeugende,  andere 
auf  dein  (iesicht  liegende,  noch  andere  auf  dem  Boden  sitzende  l) , 
von  denen  keiner,  wegen  des  Glückes  und  der  Wonne  die  er 
empfindet,   nach  einer  Veränderung  seiner  Stellung  verlangt«. 

S.  fff    Z.   13:     ^yfl»    AjLcJlj    Joi5     .y*»    oLiL=>»JL    Jolä   ^*i 

j.w^o^.j  Joö    »so  giebt  es    einige  welche    die  höhern   geistigen 


1     Die  vier  Stellungen  beim  kanonischen  Gebete. 
1881.  12 


—      178 

Wesen,  andere  welche  die  planetarischen  Himmelskörper,  noch 
andere  ■welche  die  Götzenbilder  als  Götter  anerkennen1). 
Makkari,   I;   S.  oa,   Anm.  a  : 

.AÜJ    oKj    LaA3    -»-XL^j  ÄJt/Oji    ^a.XÄXj    «j)L     •»♦s    Lääs» 

»Wir  machten  Halt  (um  Abschied  zu  nehmen)  :  da  gab  es 
hier  einen  Weinenden  der  seine  Thränen  zurückdrängte,  dort 
einen  Andern  der  sein  zum  Davonfliegen  bereites  Herz  fest- 
zuhalten strebte«. 


Makkari.    1,   S.  t.v   Z.  13  u.  14    in  der  Beschreibung  von 

Murcia  :   L^JI  t  *^:>-.i  ry*}  <r  oLs-»^  ^Xj  ^*  Li^s  *.5  t  ol^-jO  ^.4.: 

*L>-JI  ^Aji  1A4J    »da    giebt  es  Lustwäldchen,    in  denen    man 

sich  oft  des  Morgens  und  Abends  ergeht,  und  Orte  in  der  Um- 
gegend, nach  denen  man,  wie  zur  Bitte  um  eine  Gabe,  die 
Hände  ausstreckt«. 

II,   239,    14  »l\a.w..j5«  sehr,  «aä^j.3  . 

II,   242,   4     »-jp^jj«  sehr.  *£yj» . 

II,  243,   1  u.  15,  und  244,  2  u.  5  ,,  bfb  «  sehr.  Üb. 

II,  243,   15  »UKU  sehr.  Ubl.  —  Ueber  die  Natur  und 

den  Gebrauch  von  bb  und  Üb   s.  Zeitschrift  der  D.  M.  G.  Bd.  XXX 

v.J.  1876,  S.  503  Z.öflg.,  wo  aber  statt  ixccueQog  Z.  9  vielmehr 
afupoTeQog ,  a^upoTSQa  stehen  sollte,  als  vollkommen  den  ge- 
nannten Wörtern  entsprechend,  wenn  sie  in  der  Bedeutung  ein 
jeder,  eine  jede  von  zweien  mit  dem  Singular  verbunden 
sind.  Prof.  Nöldeke  schrieb  mir  im  October  1877  in  Bezug  auf 
jenen  Artikel:  »Mit  ^S,  Üb  haben  die  Kufier  im  Grunde,  d.h. 
historisch  und  etymologisch  doch  Becht.    Denn  D^XbS  und  das 


1)   Die  letzte  dieser  drei  Stellen  hat  Haarbrückcr,  II,  S.  355  Z.7— 9, 
von  Sinn  und  Zusammenhang  geleitet,  richtig  verstanden;  die  beiden  ersten 


*J      o  >      o 


aber  sind  dadurch,   dass  er  statt  c>>^  rr-*   ungrammatisch  c>-*^>  qx 

las,  in  seiner  Uebersetzung,  I,  S.  s'i  /..  5  v.  u.  flg.  und  II,  S.  7  Z.  10  v.u.  flg. 
gänzlich  verfehlt. 


179 

älhiop.  kel'4  machen  es  zweifellos,  dass  jene  Wörter  aus  "$S,  \fSb 

verkürzte  Dualformen  sind.  Freilich  der  Sprachgebrauch  küm- 
mert sich  um  diese  Herkunft  nicht;  ihm  sind  diese  alleinstehen- 
den Wörter  eben  unklar  geworden.«  Mein  verehrter  Freund  wird 
mit  seinen  Kufiern  Recht  behalten;   ich  gestehe,  dass  ich  dem 

%S  und  \.*IS  als  Singular  forme  n  im  Semitischen  überhaupt 

und  im  Arabischen  insbesondere  nichts  zur  Seite  stellen  kann. 
Aber  das  Bewusstsein  des  Ursprünglichen  inuss  den  Arabern  früh- 
zeitig verloren  sesansien  sein;  nur  dadurch  lässt  es  sich  erklären, 
wie  der  Begriff  einer  jeden  der  beiden  durch  Theilung  einer 
Zweiheit  entstehenden  Einheiten  in  ihrer  Besonderheit  sich  dem 
durch  die  Wort  form  bezeichneten  Besriffe  der  unsetheilten  Zv\  ei- 
heit  unterschieben  und  im  Sprachgebrauche  neben  derselben 
festsetzen  konnte.  M.  al-M.  S.  Ia^a'3  Z.  I  flg.  sagt  in  Beziehung 
hierauf:   »Ausschließlich  geltend  macht  sich  die  dem  Wortlaute 

von  bb  und  LdlS  (nach  den  Basriern)  entsprechende  Singular- 
bedeulung  in  Fällen  wie  ^s>La^j  ^  L$>^l5'  (o  au<poT£Qog  av- 
%olv  (f  i/.ci  tov  avTov  tTcciQov);  denn  die  Bedeutung  dieses  US>^L5 

ist  U^..*  J^5    (-      L44ZA  Jo^,  JO'j.     Ebenso  bei  dein  Dichter: 

LJLij'   iA-äI    IX'jLa   töi    ry^D  iG"L*:>-   n^>-\   ,•*•£•  Lcvc    j^b 

»Ein  jeder  von  uns  beiden  bedarf  Zeit  seines  Lebens  seines 
Bruders  nicht;  und  sterben  wir  einst,  so  haben  wir  einander 
noch  weniger  nöthig.« 

II,  244,  5  v.  u.  In  dem  Zusammenhange,  welchem  dieses  Bei- 
spiel entnommen  ist.  bildet  es  wahrscheinlich  den  zweiten  Theil 
eines  Bedingungssatzes;    daher   nnous  viendrons«   und   »nous 

prendrons «  als  Uebersetzung  von  Lu>  und  [jAi>i ,  statt  nous 
somrnes  venus  und  nous  avons  pris. 

II,  245.  6  »L-*ztf>i«  sehr.  \^as-\ . 

II,  246,  12  »_Lw  ilaplu,  ^o  ilaneige«.  Statt  unserer  unper- 
sönlichen Zeitwörter:  es  hat  geregnet,  geschneit,  geblitzt  u.s.w. 

12* 


OZ 


180 

hat  das  Altarabische  iU.*Ji  oJm  oder  iL*»*J!  o,Ja<! ,  iU*sJi  ^>^ü , 

iU-vJ^  o-äjj,   im  Imperfectum :  iU-^JS  inö  u.  s.w.   Doch  findet 

man   dafür  auch    die  Verbindung   des  Verbums  mit   dein  ent- 

sprechenden  Substantivum  als  Subject:  .huj\  Joa  oder  ,h^\  .La\ 
u.  s.w.  Mit  Unterdrückung  dieses  Masculinsubjectes  sagt  man 
in  Aegypten  noch  jetzt  .L*j,  ^a*-o,   gewöhnlich  aber  mit  hin- 

zugedachtem,    zuweilen   auch    hinzugesetztem    LiJJi    statt  des 

altern  tU**it :  Ja*j',  Ja*Xj ,  es  regnet,  (^äj,  es  blitzt,  —  nach 
gewöhnlicher  Aussprache-,  »juntur,  b&juntur,  tuntur,  betuntur1), 
bMubruk;  Spitta-Bey,  S.  334.  Vgl.  A.Hassan,  Kurzgefasste 
Grammatik  u.  s.w.  S.  188:  .L+j'  £2^,,  rä'iha  tämthur,  es  wird 
reanen:  JoJu;  Joa  J=uXj  ,  bitämthur  mutluir  schadid,  es  regnet 
stark.  —  In  Syrien  ist  die  Femininform  der  betreffenden  Verba, 

mit  oder  ohne  LoJül ,  in  allgemeinem  Gebrauch.  M.  al-M.  S.  '.öP a ; 
»Der  gemeine  Mann  gebraucht  iUui  in  der  Bedeutung  von  .La 
und    sagt:    LiAJI  o^i]   d.  h.  Lol\J!  oiasS ;    im  Participium  : 
aLö'Üi« .  Cuche  hat  unter  der  I .  Form  von  I2.A  :  II  pleut  tU*JI ya*j( , 
Boclhor  für  dasselbe  Wort   .L*j'  und  Jj+£j,   für  il  neige  „dio, 
alle    drei    mit   vorgesetztem   +c    zum    Ausdruck    des    Präsens: 
Hartmann,   Arabischer  Sprachführer  S.  239:   es  hat  geregnet, 
schattit    id-dinji    (LjjJt    c^^)  ;    es    regnet,    «m    bitschatti 
(jjicxcjlj  »x^;   S.  167:    es  hat  geblitzt ,  barakit  (vi>3-j)    mit   und 
ohne    id-dinji;     S.  247:     es    schneit,    am    blitUdsch    id-dinji 
(LoJJI  ^iXj  *.c). —  Nur  einmal,  für  il  va  pleuvoir,  halBocthor 
die  Masculinform     ,a*j  ^»Ij . 


1)   Heber  die  Verwandlung  des  m  von  Ja-a  in  n  vgl.  Spitta-Bc>  S.87 
Z.  1  u.  2. 


181 

II,    247.   Anm.   Z.  3    »-LäILj«  sehr.  *^jdj  oder  **XJL>;    denn 

•UÜl  ist  ein  intransitives  Medium,   von  dem  ein  Passivum  nur 

in  dem  zu  I,  144,  Anm.  I  in  Bd.  XVI  v.J.  1864  S.  271  u.  272 
besprochenen  Falle  gebildet  werden  kann.  Golius  schreibt  in 
seiner  Ausgabe  *^yJu'  st.  *jüJLj. 

II,  249,  14  u.  15    »De  ces  deux  manieres  de  s'exprimer, 

la  seconde  est  la  plus  autorisee«  d.  h.  sie  wird  von  den  Basriern, 
die  andre  von  den  Kufiern  bevorzugt :  Dieterici's  Alfijah  S.  Sff 
—  Ifl  V.  278  —  281  m.  d.  Commentar.  —  15  — 17  »Quelques 
grammairiens  admettent  aussi .  dans  ce  cas .  l'influence  com- 
mune  des  deux  verbes  sur  le  meme  sujet.  et  permettent  de  dire: 

villÄji  ilcM^>.  z,  q^-^T.«-    Diese  von  der  allgemeinen  Lehrweise  der 

kufischen  Schule  abweichenden  Grammatiker  sind  Al-Kisai  und 
Al-Farrä  mit  ihren  Anhängern:  AU'ijah  S.  Ifo  Z.  11 — 16,  Ibn 
Jacis  S.1ö  Z.  20—22  ' 


>  ,G     0<. 


II,  253,  14  »XäJväJI«  sehr.  KääsuL  —  I.  Z.  »^aj«  sehr.  J^oj. 

II,  255,  3  »  lt«  sehr.  ^ .  —  6  » JLs-«  sehr.  JL>.  — 
17  »^Ji*«  vgl. oben  S.139  die  Anmerkung  zu  II.  155  u.156.  — 
20  »Lgxj-ü«  sehr.  L^üyi,  »^Ib«  sehr.  jj  »_jLb . —  21  »y-ÄU«« 
sehr.  v_j,^l*v  . 

II,  255,  Anm.  Nach  den  einheimischen  Grammatikern,  welche 
diese  Femininendung  JJUit  *l£>  oderJJUll  £Ü  (vollständig  ^y«  JJüJI 

g  ,.       G   * 

iw^i  J.S  XajLojJI)   nennen,  wird  dadurch  mit  dem  Beschafl'en- 
heilsworte  der  Substantivbegrifi'  5d*a>  oder  xiL>  verbunden. 

II,  256,  1  »puisses-tu  n'avoir  jamais  aueune  satisfaction ! « 
Nach  dem  feststehenden  Gegensatze  zwischen  ^.^i  und    Iäj': 


1)   Z.  17  ist  dort  statt  cX.xS5  zwischen  *Ö.   und  «i)U:>S   zu  schreiben 
xi»  ,    nach   der  allgemeinen    kurischen  Lehrweise,  wie  Muf.  S.  IP 
Z.  5  und  Ibn  Jais  S.  1f  1.  Z. 


182     — 

puisses-tu  ne  revenir  jamais  de  ta  colere  !  Wie  oft,  so  tritt  auch 
hier  der  Optativsatz  an  die  Stelle  eines  Vocativs :  zürne  immer- 
hin, o  du,  der  du  nie  von  deinem  Zorne  zurückkommen  mögest ! 
II,  256,  20  »Elle  n'est  (c'est-ä-dire,  cette  promesse  que 
vous  nous  [altes  n'est)  que  cette  vie präsenten.  Statt  »cette  pro- 
messe« wäre  wenigstens  Vobjet  de  cette  promesse  zu  schreiben; 
aber  auch  dies  würde  noch  nicht  den  wahren  Sinn  geben.  Die 

einheimischen  Ausleger  beziehen  ^  in  £.\  *$\  ^  ^.i  richtig  auf 

das  aus  LJiAJ5  LäjLä*  herauszunehmende  allgemeine  öU*i! :  das 
Leben  besteht  überhaupt  nur  aus  diesem  irdischen  Leben; 
ein  andres  giebt  es  nicht.  S.  Baidawi  zu  Sur  6  V.  29  und 
Sur.  23  V.  39. 

II,  256,  6  v.  u.  Zum  Ausdrucke  von  »prendra  (cet  aver- 
tissement)    comme   un  moyen   de   s'approcher  de   son    seigneur« 

müsste    statt  Air'T  Sur.  73   V.   19    und    Sur.  76  V.  29    stehen 

LäÄ^'T.    Das  bloße  <Ä<^  mit  dem  Objecte  l**«w;  J.I  bedeutet 

an  und  für  sich  nur:  acquerra  un  moyen  de  s'approcher  de  son 
seigneur,  wobei  sich  aus  dem  Zusammenhange  von  selbst  ver- 
steht, dass  dieses  Mittel  (s.  Baidawi  zu  den  beiden  Versen)   die 

..  O  --  - 

eben  vorher  gepredigte  ^gjÄJ  oder  &cl!>  ist. 

II,  256,  i  v.  u.  -3  \J>JK=>  bildet  einen  Vers  vom  Metrum 
Kämil  mit  dem  Beimworte  iA.=>!  st.  » iAs>f « . 

II,  257,  5 — 8.  Die  Grammatik  erlaubt  nicht,  «LxJ  mit 
A.  Schultens  und  de  Sacy  für  das  Subject  und  -^c  für  das 
Prädicat  eines  Nachsatzes  von  uüLi>  \^\  anzusehen  und  auf  diese 
Weise  aus  einem  Verbals;itze  durch  Umdrehung  einen  Nominal- 
satz  zu  machen.  Die  Worte  ^«.c  L^s>^j  ^  -Lii  (j£L>  135  bilden 

daher  überhaupt  keinen  Vorder-  und  Nachsatz,  sondern  einfach 
eine  Zeitbestimmung  zu  ^.A*^  üisi  LgÄ&  .    Da  ferner  L\iäj   als 

verbales  Einheitsnomen  nicht  »les  crachals«  und  das  nur  vom 


183     — 

Schaume  vor  dem  Maule  eines  Kamels  gebrauchte  -LiS    nicht 

pune  salive  epaisse«  aus  dem  Munde  eines  Menschen  bedeuten 

30, 
kann,  so  ist  auch  .5iX^  hier  nur  von  einem  Kamele  zu  ver- 
stehen: »Aber  meine  Klagen  sind  das  Pusten  eines  brustkranken 
Kamels,  wenn  eine  aus  dem  Schlünde  (wörtlich  :  den  Gegenden 
desselben,  d.  h.  jenes  Pustens)  aufgestiegene  Schaummasse  sein 
Maul  umwogt«.  Der  Sinn  ist:  wie  dann  das  Thier  sich  durch 
Pusten  Luft  zu  machen  sucht,  so  ich  mir  durch  meine  Klagen. 

11,260,  4,3,22,  Anm.  (4)  Z.1u.261,5  »J^JLj«  schr.^Uj.— 

\i    »oU^r^«  sehr.  ^j'l4.\^.  —   I.  Z.  »^lXJU  sehr,  ^c  JsJ  . 

II,  262,  11  »^ö«  gehört  nicht  zu  den  Wörtern  der  hier 
genannten  Klasse,  sondern  nur  zu  denjenigen,  welche  nie  ohne 
Genetivanziehung  gebraucht  werden;   s.  oben  S.  129  Z.lflg. 

II,  262,  12—19.  Die  beiden  hier  einander  gleichgestellten 
Arten  von  Nominalcomplementen  sind  nicht  gleichartig.   Wenn 

JJja ,  x«_i ,  .Jeu ,  .*£  und  ^cj-w  einen  determinirten  Genetiv  an- 
ziehen und  einem  ebenfalls  determinirten  Substantivum  quali- 
ficirend  beigeordnet  werden  oder  der  Begriff  eines  solchen  in  sie 
hineingelegt  wird,  so  ist  ihre  Determination  eine  vollkommene; 
s.  oben  S.  129  Z.  6  flg.    Ich  füge  zu  dem  dort  gegebenen  Bei- 


3  O  3       3    w   - 


spiele  eUix  J.>.JI  odertiLu-ü  nur  noch  hinzu,  dass  der  determi- 

nirte  Singular  in  solcher  Verbindung  auch  generisch-collectiv 
genommen  werden  kann  :   ftous)  les  hommes  tels  que  toi,  aber 

mit  dem  Unterschiede  von  (iUiiUj  A^jl  oder^UxiJ  wie  262,  18 
st. läkgA/Äu  zu  schreiben  ist),  dass  das  letztere,  individuell  unbe- 
stimmt, soviel  ist  als  öÜL  jJ^  Jj  oder  iuL  tout  komme  tel  que 
toi,  tout  komme  (de  Sacy :  V komme  quelconque)  qui  te  ressemble. 

II,  264,  Anm.  (I).   Gegen  die  hier  ausgesprochene  Meinung 
s.  oben  S.  175  zu  II,  229,  Anm.    1)  Z.  4  —  6. 

II,  265,  12  »devorans«  sehr,  acharnes. 

II,  266,  15  »».Äc«  sehr,  yic,  Sur.  12  V.  4. 


184 

II,  267.  17  »Li«  sehr.  Li,  änä;  s.  Kosegartens  üb.  can- 
tilenarum  S.  266  Z.  7  flg.  und  de  Sacy  selbst  weiter  unten 
II,  507  Anm.  (2  . 

II,   268.   5  flg.     Die   coordinirende  Verbindung    von    TAii 

und    ebenso    die    von    oAc.  »lXc    und    bedeutungsverwandten 

Singularen  mit  einem  vorhergehenden  Plural  ist  nur  so  wie 
in  Anm.  (1  zu  erklären;  s.  Bd.  XIV  v.  J.  1862,  S.  39  u.  40 
(Sonderabzug  S.  31  u.  32  . 

II,   270,  19  u.  20   »il  a  use  d'une  licence  poetique,   et  il 

devoit    dire    Li  i.ji-,    ou  bien    LP  Li  i.ji;  ,    laissant    le  mot   iji, 

indetermine«.  Diesen  Worten  liegt  eine  Verwechselung  der  un- 
eigentlichen mit  der  eigentlichen  Genetivanziehung  zu  Grunde; 

denn   LPji;   mit  Nominalrection  vertritt   als  Umstandsaccusativ 


richtig  die  Stelle  von  LPLi  iyi;  oder  Li  iyi:    mit  Verbalrection 

und  ist  ebenso  indeterminirt  wie  diese;  s.  oben  S.  121  u.  122 
zu  11,137,  §244,  S.  150  u.151  zu  II.  182,  13-15,  S.  151  u.  152 
zu  II,  183,  5,  7  u.  9,  und  S.  155  zu  II,  188  u.  189,  Anm.  (2). 

II,  270,  4  v.u.  und  271,  1,  15  u.  19  »*L^U  sehr.  iM=>^ 
Sur.  6  V.  142. 

JO^Üx^  30-- O)  s=  3      O    ^ 

II,   271,  11   »(iUJ-*j<<  sehr.  öUJ^iJ.  —  11  u.16  »i^j^A/s« 

*    >  ° ,  -    >  ,    >" 

sehr.  i.^ciAx.  —    19  ».CO«  sehr.  ,ci  . 
)-?  J  _  Jr 

II,   271.  Anm.  (1)   Z.  3  u.  4.     Gegen  das  angebliche  »de- 
termine«  s.  das  zu  II,  270,  19  u.20  Gesagte.  Auch  *ja*äÜ  ^Uo, 

Sur.  16  V.  30,  ist  als  Zustandsaccusativ  zu  *P  in  ^P^Xi  in- 
determinirt,  statt  *^Äji^lL?.  De  Sacijs  schließliche  Er- 
klärung: »Mais  dans  tous  ces  cas,  il  n'y  a  pas  une  veritable 
determination«,  ist  formell  ein  Widerspruch  im  Beisatze,  sach- 
lich aber  ein  Protest  praktischer  Sprachkenntniss  und  richtigen 
Sprachgefühls  gegen  einen  theoretischen  Irrthum. 

II,  272.  7  »y£i«  sehr.  \ßä,   Sur.  2  V.  57. 


185 

II,   274,  10  »credule«  unrichtige  Uebersetzung  von  ^LiLyc, 

)  ,  ,  G  '-      ..         j:      ,       >  ,  V   ..  ö     - 

nach  dem  Kämüs:  zJäJ  *$\  L+£  ;***«j  ^   .^x.   in  der  türkischen 

Uebersetzung  unmittelbar  positiv :  ^.j  a-L~ö  ^oJ&äj!  _P  aj'oi  Jj-ä 
aJ.I  .AjI  qIä^  ;  »derjenige  Mensch,  welcher  Alles  was  er  gehört 
hat  genau  weiß«,  —  nämlich  in  Folge  aufmerksamen  Hörens 
und  sichern  Behaltens. 

II,  274,  18  zusammengesetzt  aus  Worten  des  11.  und  12. 
Verses  der  Sanfarä-Kaside,    s.  de  Sacys  Chrestom.  II,  S.  tri 

Z.  3  —  5.    Zu  der  Uebersetzung  von  Jia^c  i\Ju&  s.  ebendaselbst 


ic  ,  , 


S.  356  Z.  7  fls.    Aber  *jLo,   sind  keine  »coujvoies« .  sondern 

zur  Verzierung  um  den  Bogen  gelegte  Ringe,  und  die  Beziehung 

der  beiden  in  UJI  c^^o  «Aä  enthaltenen  Pronomina  ist  umzu- 

kehren :    das  in  ^^i^-J  liegende    £  seht  auf  «jLo,  und  das  LP 

in  L^Ji  auf  u*j.äj!  :   f/es  anneaux)  qui  y  sont  attaches,  d.  h.  dont 

l'arc  est  garni.  Hiernach  berichtige  man  die  Angabe  in  Dozy's 
Supplement  aux  dict.  ar.  II,  737b:  »_b^j  I  dans  le  sens  de 
suspendre  aussi  c.  .-Jl,   de  Sacy  Chrest.  II,  il*1 ,  5.« 

II,  275.7  »LXjy!«  sehr.  LXwo,   nach  der  übereinstimmenden 
Lesart  aller  drei  Stellen  des  Korans,  in  welchen  die  Verbindung 

Läax  äAJij  vorkommt:  Sur.  25  V.  51.  Sur.  43  V.  10  und 
Sur.  50  V.  11.     Die  Aufführung  derselben    hier,   wo  von  der 

Form   J.**s  die  Rede  ist,   gründet  sich   auf  die  I,  329,  §  762 

und   in    der  Anm.  dazu   besprochene  Ansicht,   dass   die   den 

mittelvocaligen  Stämmen  eigentümliche  Form  Jot*s  mit  ihren 

Zusammenziehungen  J-^s  und  J.*s  aus  J-ots  entstanden  sei.    An 

und  für  sich  aber  bilden  ^y.*^  und  owo   ihr  Femininum  Zx*.* 


b  - 


und  &wyo,   wie  ^P ,  ^-J,  -o  ,   Fem.  *^P,  &**J,  ö-ö   u.  s.w. 


186 

Den  Grund  dieser  unregelmäßigen  Verbindung  des  weiblichen 

Hauptvvortes  äiAL  mit  dem  männlichen  Beiworte  u>w*  sucht 
Baicläwi  zu  der  ersten  und  zweiten  der  angegebenen  Stellen 

darin,   dass  äAL  in  der  Bedeutung   von  lXJLj  oder  lMlsU  stehe, 

und  dass  ow* ,  ungeachtet  seiner  Abzweigung  von  dem  Verbal- 
stamme cy ,  in  Folge  der  besprochenen  innern  Umwandlungen 
wie  ein  selbstständiges  primitives  Hauptwort  behandelt  worden 
sei.  Uns  stellt  sich  diese  Verbindung  einfach  als  eine  Nominal- 
apposition   dar:    das   in    der  Bedeutung    todtes   Erdreich 

zum  Substantivum  gewordene  ow«  coordinirt  sich  dem  andern 

Substantivum  äAL   nur  in  Numerus  und  Casus,  zur  Bezeich- 
ne- 
nung  davon,  dass  diese  äjju  aus  todtem  Erdreich  bestehe,  wie 

i\-:iA:>  üLJLw ,   eine  aus  Eisen  bestehende  Kette,   u.dgl. 

II,  276,  3  u.  2  v.u.  Unser  Sprachgebrauch  begnügt  sich 
in  solchen  Fallen  mit  dem  Singular:  zwei  Männer,  drei  Männer, 
zwanzig  Männer  mit  schönem  Gesicht;    aber  das  Arabische 

verlangt  Uebereinstimmung  des  Numerus  :  ^y^>y}\  Ua*:>  q^>-; 

3     3    (  3  ' "       - 

und  «y>y))  qI*o=-  JL>. ;     vgl.  277,  16. 

II,  278,  7  u.  6  v.  u.  »le  bläme«.  Der  Gegensatz  zwischen 

-3  ,,  ,    3       , 

L^JLsiy  und  Lp*i<5  macht  es  nöthig,  das  letztere  Wort  hier  in  der 

Bedeutung  von  L£o..b  zu  nehmen  (Kämüs  :  vöjb  \3\  &/>!<3  JLäi)  ; 
palais  dont  on  espere  les  faveurs  et  dont  on  craint  (es  refus. 

II,    281,    §  472.    Von    den    hier  zusammengestellten  Ver- 

bindungen  findet  sich  Mutanabbi's  ^UH  k\£>  schon  in  La- 
bid's  Diwan  S.  fo  Z.  \3  : 

3      ,  ä  ~    '.  '       =  3       - ,    > -      "\t  '       »  "'    °:f* 

lXaJ    s_&;J     (j*UJi    li-XS»   J^-Wj    L^-Jj-bj,    üL>i    ^/S   o^-^*   <-^ßJ3 

»Und  wahrlich,  überdrüssig  bin  ich  des  Lebens  und  seiner  Länge 
und    des  Fragens  dieser  Menschen:    Wie    geht's    mit  Labld?« 


187     

Ebenso  erscheint  das  Wort  als  männliches  Singular- Collectiv 
in  Wüstenfeld's  Ihn  Hisäm  und  bei  dem  gleichnamigen  Gram- 
matiker, s.  Bd.  XIX  v.J.  1867,  S.  174  Z.  1-6.  Wähidi  zu  der 
von    de  Sacy   angeführten  Stelle    in  Dieterici's  Ausgabe  S.  fof 

Z.  5  v.  u.  :  »Der  Dichter  sagt  iAP  und  nicht  i-^?,  weil  er 
sich  an  die  Wortform  und  nicht  an  die  Bedeutung  von  jdJÜi 

hält.«  —    Ihn   Arabsäh's   t^Ji  ü)uJjl    und    XcUsi-i  gJuJjl    sind 

unanstößige  Wortfügungen  ad  sensum;   aber  ^L>.J  eLi  und 

.yuaöJI  <i)iö  in  Manger's  Ausgabe  können  nicht  auf  die  Rechnung 
des  Schriftstellers  gesetzt  werden ;  denn  wollte  man  die  erste 
Hälfte  dieser  Zusammenstellungen  als  ein  hinsichtlich  seiner 
gegenständlichen  Beziehung  noch  ganz  unbestimmtes  Demon- 
strativsubstantiv und  die  zweite  als  eine  in  Genus  und  Numerus 
davon  unabhängige  erklärende  Apposition  deuten,  so  wäre  dies 
eine    mit    dem    feststehenden    Sprachgebrauche    unvereinbare 

theoretische  Gewaltthat.  —    Z.  13   »o«*ÄA>«  sehr.  iii*-&&>. 

II,   282,   4  v.  u.   »Lsüfe«  sehr.  L^ili,  Sur.  4  V.  20. 

11,  28.3,  2  u.  9  >,U£JU  sehr,  li*if,  Harfri ,  1.  Ausg., 
S.  öPa  Z.  4  u.5. 

II,  283,  Anm.  1  .  Als  abgekürzte  Nebenform  von  ^jlXJI 
ist  ^cÄJi  schon  I,  445  l.Z.  aufgeführt;  ein  Beispiel  davon  giebt 
M.  al-M.  S.  IaI.*  Z.  3  u.  2  v.  u.  Aber  der  hier  zum  Beweise  da- 
für, dass^uXJi  alsCollectivnomen  in  einem  und  demselben  Satze 

Singular  und  Plural  neben  einander  regieren  könne ,  nach 
Grangeret  de  Lagrange  angeführte  Vers  Mutanabbi's  geht  gänz- 
lich fehl.     Erstens  ist  J^Xj   unrichtig  statt  .JSjiCj  •    Dieterici's 

Ausgabe  hat  zwar  im  Texte  S.v.1  Z.  9  ebenfalls  J^äj  ,  aber  in 
den  Berichtigungen  S.  avI  Sp.  1  das  vom  Sinne  geforderte  und 

von  Wähidi  bestätigtest^.    Zweitens  ist  in  der  Uebersetzung 

jenes  ^äj  durch  Verwechslung  mit  *3jäj  zu  »attendenU  geworden 


188     

und    dem    ji,]   Lc    eine    unmögliche    temporelle    Bedeutung    ge- 

geben:  »les  evenements  qui  pourroient  leur  arrivera.  Wäre  juj'u 
inWähidl's  Erklärung  richtig,  so  hätte  er  das  Subjectpronomen 

in  j^i  auf  den  gepriesenen  Helden  bezogen  und  dasYerbuin  selbst 

in  der  Bedeutung  von  J**s  genommen ;   meines  Erachtens  aber 

hat  er  *.£«ö'u  geschrieben,  wonach  der  zweite  Halbvers  zu  über- 
setzen ist:  »qu'ont  gagne,  au  contraire,  les  ennemis  en  se  tie- 
fendem t  contre  ce  qui  leur  est  arrive?« 

II,  286,  4  v.u.  »son  oe/7«,  als  nächste  eigentliche  Be- 

deutung  von  sX^c  in  Verbindungen  wie  ^Uc  L*c  ool, ,  würde 
zu  der  Annahme  nöthigen,  das  Auge,  als  der  edelste  oder  einer 
der  edelsten  Theile  des  Körpers,  stehe  per  syneedochen  für  den 

Körper  überhaupt,  und  dieser  dann,  wie  .J>  im  Persischen,  für 

die   ganze  Person.    Dagegen   lehrt  eine  Vergleichung  der  Viel- 
em - 

fachen  Anwendungen  von  ^c,  dass  der  Begriff  des  Sehens 
und  der  Sehe,  d.h.  des  Auges  als  Werkzeug  des  Sehens,  nach 
vielen  Seiten  hin  in  den  des  Sichtbaren,  im  Gegensatze  zum 

bloß  geistig  Vorgestellten,  Gedachten  oder  Eingebildeten,  ^jm 

und  JLi>,  und  von  da  weiter  in  den  des  Wirklichen  und  Realen, 
des  Eigentlichen  und  Wesentlichen  übergegangen  ist.   Eine  An- 

Wendung  davon   ist  dieses  sX^,   sein  Selbst,   er  selbst,  — 

DO, 

bei  Wiederholungen:   ebenderselbe,  —  als  Gegensatz  von  Kj*&. 
II,    288,    3  u.  1    v.  u.,    Anm.   Z.  3;    289,   3.    Anm.    Z.  2 

» Ixb  .  ,  ^b'.  U^äJLS"«  sehr.   Üb  .  i  ccb '     L-^Äb  . 

II,  289,  7  »ils  peuvent  cependant«  u.  s.w.  Auch  unter  der 
hier  angegebenen  Bedingung  wird  diese  Verbindung  ursprüng- 
lich nur  von  der  kufischen  Schule  zugelassen;  doch  haben  sich 
ihr  in  Beziehung  hierauf  auch  einzelne  Basrier  angeschlossen: 
s.  Alfijah  S.  fo.  V.  526  m.  d.  Comm.,  Muf.  S.  f|  Z.  3  —  6. 
und  dazu  lbn  Jacis  S.  Hf  Z.  -15  flg.  über  die  bezüglichen  Haupt- 
streitpunkte  zwischen  den  beiden  Schulen. 


189 


3      .,    OS 


II,  290,  9  u.  I  4  »**i=j! «  u.  s.w.  Diese  Formen  mit  sjc  statt  (jo 
sind  nach  Gauhari  dialektisch  und  unklassisch,  nach  Abu  Zaid 

und  Andern  geradezu  verwerflich  (Lane  unter  <m.j\  und  *xeu\ 
S.  212  u.  214),  jedenfalls  nicht  in  die  Grammatik  aufzunehmen. 

II,  291,  Anm,  (1).     Ueber  ^Xs^ ,  Alo'^,    hebr.  i^b, 

Ti^inb  u.s.w.,  s.  Bd.  XXVIII  v.J.  1876,  S.  106  u.  107  zu 
I,  512,  27  u.  28.  Unnatürliche  basrische  Erklärungen  des 
Wesens  und  der  Grundbedeutung  dieses  einfachen  Ausdrucks 
giebt  Ihn  Jacis  S.  ff\  Z .  19  flg.  zu  der  schon  dort  angeführten 
Stelle  Muf.   S.  |*A  Z.  13  flg. 

II,  295,   I    »Jw-wiläH«  sehr.  SCiu-oLäJI,   Jäküt.   IV,  S.v  Z.  8. 


^    )  s    w-   J 


II,  295,  11    ))*.kA^\j((   sehr.  *\...>L ,    Sur.  6  V.  64,    nach 
der  kufischen  Lesart. 

II.  295.  17  »^«  sehr.  Ji^,   Sur.  2  V.  214,  wonach  auch 
die  Lebersetzung  zu  ändern  wäre;  aber  Zamahsari  und  Baidäwi 

wollen    diese  Anknüpfung  von  pi~^  iAj>w»Ji  durch  »   an  das 

Genetivsuffix  ^  in  \j ,   ohne  Wiederholung  der  Präposition,   für 

die  koranische  Prosa  nicht  zulassen  und  erklären  die  Stelle 
anders.  Ebenso  streitig  ist  die  Lesart  und  Erklärung  der  fol- 
genden Stelle,  Sur.  4  V.  I,    \vu  Baidäwi   keineswegs   (II,  296, 


-    O.CO*c, 


Anm.    I.  Z.)    *b>.^    vorzieht,    im   Gegentheil    mit    fast    allen 

kanonischen  Lesern  und  Zamahsari  ..Ls-.'SM.,  liest  und  demgemäß 

erklärt,   Hamzah's  »Ls»,^»   aber,   mit  der  nämlichen  unmiltel- 

baren  Anknüpfung  dieses  Nomens  durch  ►  an  das  Genetivsuffix 
5  in  w  ,   eine  schwach  begründete  Lesart  nennt,  da  ein  solches 

Suffix  mit  dem  Worte,  von  welchem  es  angezogen  werde,  gleich- 
sam zu  einer  begrifflichen  Einheit  verschmelze,  in  der  es  keinen 

fc  -  ,  )(l. 

selbstständigen  syntaktischen  Anknüpfungspunkt  als  auJLg oy-iaw 
bilden  könne.  Aber  auch  angenommen,  dies  sei  hier  ausnahm«- 

O  7 


190 


^  c£g^^ 


weise  der  Fall,  so  ist  doch  *L>^>5|_.  &j  q^j'eL^j  ^JJi  aJÜi  weder 

nach  de  Sacy :  tiDieu,  au  sujet  de  qui  vous  avez  des  discussions 
entre  vous,  aussi  bien  (qii'au  sujet)  des  proches  parens«,  noch 
nach  Barbier  de  Meynard  (Les  Colliers  d'or  par  Zainakhschari 
S .  141  Anm.  2)  :  »Dien  que  vous  invoquez  dans  le  serment, 
comme  vous  invoquez  les  liens  du  sang«,  sondern  (mit  möglichst 
engem  Anschluss  an  de  Sacy)  :  nDieu,  au  nom  de  qui  vous  vous 
priez  les  uns  les  autres,  aussi  bien  (qiCau  nom)  de  la  consan- 
guinite«.    In  diesem  Sinne  heißt  es  z.B.  in  Kosegartens  Lib. 

•sr  '  J 

cantil.   S.  III  Z.  5  v.  u.  :    ^X^i  ^\  j.lo.'SSL,  aJUi  i^jiXÄü,    »ich 

beschwöre  dich  hiermit  bei  Gott  und  der  Blutsverwandtschaft : 
so  du  mich  in  Verruf  bringst!  (bekannte  elliptische  Verstärkung 
von:  dass  du  mich  nicht  in  Verruf  bringest).    Kosegarten  im- 


o  -    „      0 


arabisch  j^wsSSi  -.H. 

II,  296,   1.  Z.   »0Ücjj«  sehr.  qLcjj. 

II,  297,  6  u.  16.  Genauer  und  deutlicher  als  hier  ist  das 
begriffliche  Verhältniss  von  tÜtJ!  und  /  äJIxj  II,  581  u.  581  er- 
klärt. In  dem  »laisser  en  suspenso.,  —  vom  Zustande  einer  Frau, 
der  ihr  Mann  den  ehelichen  Umgang  entzieht,  ohne  sich  gänzlich 
von  ihr  zu  scheiden,  nach  den  einheimischen  Sprachgelehrten 
selbst  übertragen  auf  den  Zustand  eines  zwischen  Bection  und 
Nichtrection  schwebenden  Verbums  (s.  Lane  S.  21 33 c  Z.  19  flg., 
Howell  S.  163  Z.  17  flg.), —  fehlt  die  Bezeichnung  des  eigent- 

liehen   Zielpunktes    dieser  Operation  :    J,  J^äJI   .-c  Jotäil  /  i*Uj' 

^iyiä/c ,    die    Suspension    des  Verbums    von    der    äußern 

grammatischen  Bection  seines  Complements  (d.h. 
von  der  Verwandlung  des  Subjects  und  Prädicats  seines  Ob- 
jeetivsatzes  aus  Nominativen  in  einen  ersten  und  zweiten  Objects- 
aecusativ)  bei  fortbestehender  innerer  logischer  Abhängigkeit 
des  Objectivsatzes  von  dem  Verbum,  —  vergleichbar  der  zeit- 
weiligen Suspension  eines  Beamten  von  der  Ausübung  seiner 
Amtstätigkeit,  bei  fortbestehender  Berechtigung  zum  Wieder- 


191 

eintritt  in  dieselbe  nach  Aufhören  der  Suspension1).  Die  in 
§  499  und  1 152  aufgezählten  Ursachen  des  /  äJUj  heißen  oläJjw . 

Sing.  ('<&*<»,  'las  suspendirte  Verhuin  selbst  /  zX** .   So  Bai  (law  i 

zu  Sur.  36  V.  30:  » L _i  *Ji  ,  haben  sie  nicht  gesehen?  d.  h. 
haben  sie  nicht  erkannt  ?  wissen  sie  nicht  ?  Dieses  Verbum  ist 

suspendirt  von  der  Rection  der  Worte  Q.yi-'  -j-=  *Jus  ~^\JJ>I  ^i 

gar  viele  Geschlechter  haben  wir  vor  ihnen  untergehen  lassen 
(nach  unserer  indirecten  Ausdrucksform  :  dass  wir  gar  viele  Ge- 

schlechterhaben  untergehen  lassen);  denn  auf  *.f  übt  das  Vorher- 

gehende  keine  Rection  aus.  obgleich  dieses  +£  (nicht  fragend, 
sondern  i  aussagend  ist;  denn  ursprünglich  dient  es  zum 
Fragen«.     Baidawi's    aJjä  {^c  i  Axa   ist  ein  kürzerer  Ausdruck 

für  Zamahsarfs  \lj.'i  j.  J^jJi  ^  («Äjw.  Saihzäde's  Supercom- 
mentar  zu  Baidawi :  » *i"  ist  hier  ein  aussagendes,  von  U£Jl£( 
als  Objectsaccusativ  regiertes,  im  Sinne  von  ,-j».^  ,-yo  l.***' 
UxJl?!  .  Es  suspendirt  die  Rection  von  Lj  ,  indem  das  aus- 
sagende  *5  behandelt  wird  wie  das  fragende.  Ueberhaupt  übt  das. 
was  vor  +S  steht,  sei  es  fragend  oder  aussagend,  keine  Rection 
darauf  aus;  denn  das  ursprüngliche  *S  ist  das  fragende,  und 


1)  Durch  ein  Versehen  ist  der  in  Beziehung  auf  formelle  und  begriff- 

liehe  Rection  II,  581  und  582  richtig  dargestellte  Gegensatz  zwischen  pLäJ 

s 
und  /  £j.*i*J    in   der  Anmerkung   zu  V.  210  von  de  Sacy'*  Alflyya,  S.  47. 

gerade  umgekehrt.    Von  dem  *L*JI  heißt  es  dort:  »l'action  du  verbe  sur 

les  deux  termes  qui  semblent  devoir  <Hre  dans  sa  dependance,  est  neu- 
tralisöe  par  une  cause  obligatoire  et  ne  subsiste  pas  meme  virtuellement«; 

von   dem  *lfcl :    »l'action  du  verbe  ne  cesse  de   sexercer  qu'au  gre  de 

celui   qui   parle   et   existe   toujours   virtuellement  ^L^ ,    quoiqu'elle   cesse 
d'avoir  son  effet  sensihlement  Li£j«. 


192 

dieses  steht  als  solches  an  der  Spitze  des  Satzes  (unbeeinflusst 
von  irgend  etwas  Vorhergehendem) ;  das  aussagende  aber  wird, 
weil  es  die  Bedeutung  einer  unbestimmten  Quantität  mit  dem 
fräsenden  eemein  hat  und  hinsichtlich  seines  besondern  Sinnes 

*■  o 

eine  Weiterentwicklung  (p  ,s)  von  ihm  ist,  nach  Analogie  des- 
selben behandelt.«    Was    die    arabischen  Grammatiker  so  von 

ihrem  aussagenden  ^  im  Unterschiede  von  dem  fragenden 
lehren,  behält  auch  dann  seine  äußere  Richtigkeit,  wenn  wir 
nach  innern  Gründen  und  nach  der  Analogie  unserer  Sprachen 

jenes  *i  als  die  exclamative  Abzweigung  des  interrogativen 
fassen  und  z.B.  hier  übersetzen:  »haben  sie  nicht  gesehen: 
wie  viele  Geschlechter  haben  wir  vor  ihnen  untergehen  lassen!« 
Immer  bleibt  dann  als  formaler  Unterschied  zwischen  der 
morgenländischen  und  unserer  Vorstellungs -  und  Ausdrucks- 
weise einerseits  die  directe,  andererseits  die  indirecte  Gestaltung 
des  Frage- wie  des  Ausrufungssatzes. —  Saihzäde  zu  den  letzten 

Worten   von   Sur.  26  V.  228:    »wJljwj  ^    steht   im  Accusativ 


■>      -  ü  - 


als    infin.   absol.,    regiert    vom    nachfolgenden   Q^JläJu  ,    nicht 

vom  vorhergehenden  Jx^;  denn  auf  ^S  und  die  übrigen 
Fragnomina  übt  das  ihnen  Vorausgehende  keine  Rection  aus, 
weil  ihnen  die  selbstständige  Einführung  der  betreffenden  Sätze 
zukommt;  seinem  eigenen  Regens  aber  ist  es  vorausgestelit, 
weil  es  eben  fragende  Bedeutung  hat.    Es  suspendirt  das  an  und 

für  sich  doppelt  transitive  Jjia^  von  dieser  seiner  Rection,   in- 

dem  ^yl&ki  > -.JljU.x)  ^ß\  die  Stelle  des  Objectivsatzes  von  Jl*^ 

einnimmt.«  Nach  morgenländischer  Weise  gedacht,  stellt  sich 
also  der  aus  einem  begrifflich  regierenden  ersten  und  einem 
begrifflich  regierten  zweiten  Theile  bestehende  Satz  so  dar:  »Er- 
fahren werden  die,  welche  Unrecht  gethan:  welches  Ende  werden 
sie  nehmen?«  d.h.  durch  die  Thatsache  selbst  werden  sie  die 
Antwort  auf  diese  Frage  erhalten.  —  Einige  Meinungsver- 
schiedenheiten über  untergeordnete  Punkte  der  Uehre  von  dieser 
Suspension  giebt  der  Commentar  zur  Alfijah  S.  üt  vorl.  Z.  bis 
S.  Ill*1  drittl.  Z.,  När  al-kirä  S.  toi  bis  S.  fl.  Z.  4  v.  u. ,  Ho- 
well,   P   IT,   §  445  S.  157  —  166. 


193     

II,  297,  15  »sais-tu«  sehr,  tu  sais.    An  und  für  sich  ist  es 

^     o    ,. 

gleichgiltig,  ob  man  in  dem  Paradigma  mit  de  Sacy  c>-*^,  oder 

mit  Broch  Muf.  S.  ltA  Z.  14  und  Howell  S.  159  Z.  i  J^JLC  sehreibt; 

jedenfalls  aber  ist  das  Wort  nicht  als  Frage  mit  unregelmäßig 
ausgelassener  Fragpartikel ,  sondern  als  Aussage  zu  nehmen. 

II,  300,  Anm.    I    Z.  5  u.  6.    Um  durch  L^li>  ^UbLltf  C)i 


5    O,        0 


J^i  .«*>  dasselbe  ausdrücken  zu  können  wie  durch  ^ILL^   ..'/ 

_  .3» ,  v le  Sultan  etoit  sorti«,  müsste  das  indeterminirte  L>jLi> 

die  Bedeutung  eines  Perfectparticipiums  haben ;  dies  aber  ist 
nach  dem  oben  zu  II,  127,  Anm.  1.  Z.,    148,  14,   188  u.  189, 

Anm.  2  Gesagten  nicht  der  Fall.     Auch  mit  J.a3  ^  wäre  ^Js 

L>.wi>  immer  nur  iL  etait  sortant  (he  -was  going  out),  d.  h.   iL 

sortait,  entweder:  er  war  vordem  (ein-  oder  mehrmal)  im 
Ausgehen  begriffen ,  oder :  er  hatte  vordem  die  Gewohnheit 
auszugehen. 

II.  301,  10  »censurera  ce  que  je  faisois  (pendant  ma  vie)« 

vielleicht  durch  Verwechslung  von  ^^Li  mit  •i'Li;  sehr,  res- 
sentira  une  joie  maligne  (de  ma  mort).' 

II,  302,  9  u.  10.    Die  Uebersetzung  der  drei  Beispiele  mit 
y>nnefemme  excellente,  un  komme  excellent.  de  tres-grands  hommes« 

folgt  der  äußerlichen  Indetermination  von  »L*i  J^^S,  A^>.  A«casi , 
JL>.  p?^\ ,  wodurch  aber  die  richtige  Bedeutung  verloren  geht; 
denn  begrifflich  sind  diese  superlativischen  Genetivver- 
bindungen  ebenso  determinirt  wie  sl«~L,'S  Juas!  (JO,  J^oasi  (j$) 

Jüs-JV,  JLsfJJ  *öc!  (i*^):   la  ßmme  la  plus  excellente,  Vhomme 

le  plus  excellent.  les  plus  grands  hommes,  =  la  plus  excellente 

>  ,  ^je- 
des femmes,  etc.     (Zur  Vollständigkeit   füge  man  hinzu:  JuösI 

^JL>.  =  Jl^>j-i  J»^5  (Up)  ,    les  deux  hommes  les  plus  ex- 

cellents  =  les  deux  plus  excellents  des  hommes,  Muf.  S.  1*1 
1881.  13 


194 

Z.  16  u.  17.  Aber  zwischen  den  beiden  Genetivverbindungen 
bestehen  folgende  wesentliche  Verschiedenheiten:  1)  Die  erste 
wird  in  Uebereinstimmung  mit  ihrer  äußern  Form  syntaktisch 
als  indeterminirt  behandelt  und  daher  mit  einem  hinzutretenden 

Relativsatze  nicht,  wie  die  zweite,   durch  ^(ÄJI,    sondern  wie 

ein   indeterminirtes    \^iyoyA   mit    seiner   'ssuo    bloß    durch    ein 

ausgedrücktes  oder  gedachtes  Beziehungspronomen  verknüpft, 

wie   Sur.  30  V.  90   W*UU  «jöj  c^j  6J   »das  erste  Gotteshaus 

( —  nicht:  ein  erstes  oder  eins  der  ersten  — )  welches  für  die 
Menschen  gegründet  worden  ist« .  Das  verbindende  Beziehungs- 

pronomen  ist  das  in  *jo.  liegende  Verbalsubjectj.^ .    Sur.  3  V.  106  : 


O     £  i£      )0 


,  y,UJü  c>^s-.i>i  \a\  ,*i>  »das  beste  Volk  welches  den  Menschen 

vor  Augen  gestellt  ist«.  Das  Beziehungspronomen  ist  das  Ver- 
balsubject  .-£.    2)   Der  indeterminirte  Genetiv  in  der  ersten 

ist  ein  erklärender:  er  bezeichnet  Gattung,  Geschlecht  und  Zahl 
des  durch  den  übergeordneten  Superlativ  qualificirten,  aber  noch 

ganz  unbestimmt  gelassenen  Gegenstandes.  Jo*.  J^j^  ist  wört- 
lich: ein  Trefflichstes  von  (d.  h.  bestehend  aus)  einem  Manne  =  der 
in  seiner  Art  einzige  trefflichste  Mann :  ^t^-)  J~ös5  ein  Treff- 
lichstes von  (bestehend  aus)  zwei  Männern  =  die  in  ihrer  Art 
einzigen  trefflichsten  zwei  Männer,  u.s.w.  Die  begriffliche 
Determination  dieser  Genetivanziehung  erkennen  auch  die  ein- 
heimischen Grammatiker  an,  verkennen  aber  ihren  rein  er- 
klärenden Charakter  und  machen  sie  durch  gewaltsames  Hinein- 
interpretiren zu  einer  ebenso  partitiven,  wie  die  zweite  es 
wirklich  ist:  s.  Muf.  S.  H  Z.  15-18,  IbnJacis  S.  H?f  Z.  13-21, 
und  Bd.  XIX  v.J.  1867,  S.  156  zu  Makkari,  l,  S.  f.  drittl.  Z. 
3)  Während  in  der  ersten  der  übergeordnete  Superlativ  immer 
ein  begrifflich  unbestimmtes  und  formell  unveränderliches  Neu- 
trum ist,  kann  derselbe  zwar  in  der  zweiten  ebenso  ge- 
braucht werden,   was  auch  gewöhnlich  geschieht,  so  dass 

Sinn  und  Zusammenhang  entscheiden  müssen,  ob  z.  B.  J^asi 
jL>JI  den  trefflichsten,  oder  die  (zwei  oder  mehr)  trefflichsten 


195     

der  Männer,  §L*jJ!  Jwosji  die  trefflichste,  oder  die  (zwei  oder 

mehr)  trefflichsten  der  Frauen  bedeutet;  hier  aber  kann  Ge- 
schlecht und  Zahl  auch  durch  die  dazu  bestimmten  besondern 
Formen  des  Superlativs  ausgedrückt  werden;  s.  II,  303,  §  512, 
Muf.  S.  |.p  Z.  12—20,  IbnJacis  S.  aö!  Z.  6  — 15. 

II,  302,  Anm.  1.  Z.  Vgl.  die  weitere  Ausführung  dieses 
Gegenstandes  in  Bd.  XXII  v.J.  1870.  S. 249— 252  zu  I.  324. 
20  u.  21. 

II.  303.  6  v.  u.  »*XjJsL«  sehr.  *XjjsL,  durch  .  dem  *jC^ 
coordinirt.    Erst  die  beiden  letzten  Worte  iä^L>!  -Xä***Lj>5,  vor 

denen  *S>  als  Subject  des  Nominalsatzes  zu  ergänzen  ist,  bilden 
die  Antwort  auf  die  vorhergehende  Frage :  Ne  voulez  vous  pas 
queje  vous  apprenne  quels  sont  ceux  dtentre  vous  que  j'aime  le 
plus  et  donl  les  places  seront  le  plus  pres  de  moi  au  jovr  de  la 
resurrection?  (Ce  sont)  ceux  d'entre  vous  qui  ont  le  meüleur  ca- 
ractere.  S.  den  Commentar  zu  Alfijah  S.  pn  Z.  14  u.  15. 

II,  304,  13  »et  la  parole  de  Dien  a  ete  la  plus  haute«. 
Dieser  Uebersetzung  liegt  nicht  die  von  de  Sacy  gegebene  Lesart 

Jaküb's  Sur.  9  V.  40,  sondern  die  gewöhnliche  &JL^  zu  Grunde; 

nur  kann  dieser  Nominalsatz  nicht  für  einen  durch  coordiniren- 
des  ^  dem  vorhergehenden  Verbalsatze  angereihten  historisch 
berichtenden  Perfectsatz  angesehen  werden,  sondern  ist,  wie 
auch  Bakläwi  erklärt,  ein  allgemeiner,  für  alle  Zeiten  geltender 
Hälsatz :  tandisque  la  parole  de  Dieu  est  (de  tout  tempsj  la  plus 

haute.  Nach  Jacküb's  Lesart  *Ji5.  aber  bedeuten  die  Worte,: 
et  la  parole  de  Dieu  (il  l'a  rendue)  la  plus  haute:  wobei  ^P, 

ebenso  wie  bei  der  gewöhnlichen  Lesart,  das  unwandelbar  im 
Nominativ  stehende  ^jIjäJ? -^  ist:    s.  Bd.  XXXII  v.  J.  1880, 
S.  145  u.  146  zu  II,  103,  5  u.  6. 
II,  305,  16  »j,^«  sehr.  Jü^  . 

II,  306,  §  518.  Die  hier  gegebene  Erklärung  dieser  Art 
der  Superlativen  Genetivanziehung,  wonach  der  indeterminirte 
Genetiv  dem  Sinne  nach  dasselbe  sein  soll  wie  der  ebenfalls 
indeterminirte  speeificirende  Accusativ.   ist  eine  andre  als  die 

13* 


196     

zu  II,  302.  9  u.  10   besprochene  Erklärung  der  einheimischen 
Grammatiker,  aber  ebenso  unzulässig.    Denn  ^L>.  in  ^b>.  ^*zs\ 

>    -  3     -         5      -   OS 

dient   nicht,   wie  Jo».   in  Jc>.  J«i2s! ,   zur  Wesensbezeichnung 

des  durch  den  Elativ  allgemeinhin  Qualificirten,  sondern  zur 
Bezeichnung  des  Gesichtspunktes,  unter  welchem  ihm  die  be- 

ziehungsweise    größere  oder,   wie  in  ^L>;  (j*Ujf  ^«aast,   größte 

Trefflichkeit  zuerkannt  wird.  Ebenso  bei  derVergleichung  eines 
Individuums   mit    sich    selbst    in  verschiedenen   Beziehungen  : 


-    5 


Lwjli  &äx  3ü>l.  -*i>  j.P,  »er  ist  besser  als  Fußgänger,  als  er  als 

Reiter  ist«,  nach  unserer  Ausdrucksweise :  er  ist  ein  besserer 
Fußgänger  als  Reiter.  In  allen  diesen  Verbindungen  ist  der 
Gebrauch  und  die  Bedeutung  des  Accusativs  von  denen  des  Ge- 
netivs  streng  geschieden. 

II,  307,3.  Tantawy,  Observations  &e.  S.  487  u.  488:  »Mon- 
sieur de  Sacy  a  lu  JJsüt  lj^>-  les  ffuits  du  palmier,  mais  il  faut 
lire  Jo^it  t^>  le  miel  (m.  ä  m.  le  fruit  des  abeilles)  pris  ici 
dans  le  sens  figure  pour  paroles  douces  comme  du  miel,  et  tra- 
duire:  Elle  nous  a  dit :  soyez  les  bien  venus,  et  eile  nous 
a  adresse  des  paroles  douces  comme  du  miel;  que  dis-je? 
bien  plus  douces  que  du  miel«.  Der  Vers  ist  von  Farazdak, 
s.   Ibn  Ja'is  S.  ITa  Z.  23. 

II,  30  y,  7  ))*j.—  Ljjjlaä«.  Im  Allgemeinen  ist  dieser  Vers 
ein  Seitenstück  zu  den  dichterischen  Beispielen  der  Redefigur 
J.JJI  »v.4)  Uj  -JuJi  Ju^li  bei  Mehren,  Rhet.  d.  Arab.  S.  120  ; 

denn  langsamer,  schleppender  Gang  und  träges,  lässiges  Wesen 
gelten  im  Morgenlande  bekanntlich  als  Zierden  des  Weibes; 
sind  sie  doch  Folgen  und  Zeichen  einer  Grundbedingung  weib- 
licher Schönheit :  der  Wohlbeleibtheit.  Der  Vers  ist  von  Du'r- 
rummah  ,  Alfijah  S.  Pf!  Z.  3  u.  4,   dort  mit  der  andern  Lesart 

LJjIa'i  Uäj.*.  q!  .  Jedenfalls  ist  auch  bei  de  Sacy  statt  Lg.5j.Ls 
zu  schreiben  L^bs :  que  celle  d'entre  elles  qui  ne  marche  qiiü 
petits  pas  passe  pour  leste.     Das  *j.*g   ist  soviel  als  «j^**  9^ 


oder   < 


197 

II.  308.  4  v.  u..  309.  I.  Z.  u.  Amn.    2  .  Z.  3  u.  4,  und  312 

9  v.  u.   r>  \^&\  u  sehr.  J^XJI  .  —  1.  Z.   »^k  sehr.  ^:>i  , 


II.  309.2.  u.  310,  5  nie  dixieme  jour«  sehr,  les  dix  premiers 
jours ,  s.  Wüstenfeld's  Kazwini ,  I.  S.  vf  Z.  6  v.  u.  flg. 

II.  310,  9  »c'est  Feftet  dune  ellipse «  nämlich  der  von  den 
einheimischen  Grammalikern  für  diesen  Fall  zur  Milderuns  der 
Harte  des  Ausdrucks  angenommenen  Auslassung  des  entsprechen- 
den v.  fin. ;  Muf.  S.  Li*  Z.  18  u.  19.   Baidäwi  zu  Sur.  18  V.  1 1 . 

II.  311,  3  u.  9  »y:«  schr.ji. 

II,  311.  6  v.u.  Tantawv.  Observations  de.  S.  488  :  »Dans 
le  vers : 

on  doit  lire  UJ  ^j  au  lieu  de  LgJ  jfo.  .  Le  poete  parle  ici  de 
lui-meme,  et  dans  son  style  hardi,  il  s'ecrie:  Celui  qui  a  eleve 
le  ciel  nous  a  aussi  eleve  une  tente  dont  les  piliers  sont 
forts  et  longs« . 

Der  Vers   ist  von  Farazdak:    s.   Muf.   S.  \Jf  Z.  4  u.o.   Wo 

der  indeterminirte  Elativ  Joisl  nicht  als  Comparativ  mit  hinzu- 
gedachtem seeundum  comparationis.  sondern  als  einfacher  Po- 
sitiv erklart  wird,  entspricht  er  unserem  durch  verstärkende  Ad- 
verbien, wie  sehr,  äußerst  u.dgl.,  ausgedrückten  absoluten 
Superlativ.  Die  Richtigkeit  dieser  natürlichen,  durch  hebräische 
und  aramäische  Analogien  bestätigten  Erklärungsweise  ist  jedoch 
nicht  unbestritten:   s.  Comm.  zur  Alfijah  S.  Pf.  Z.  2  flg. 

II.  312,  I  flg.  Die  besondere  Art  von  Vergleichung, 
welche  auf  diese  eigentümliche  Weise  ausgedrückt  wird,  ist 
schon  von  Caspari  und  seinen  Fortsetzern  nachgewiesen  :  die 
Versleichune  von  Personen  und  Dingen  mit  sich  selbst  in  ver- 
schiedener  Beziehung  .  gleichviel  welche  logisch-grammatische 
Stelle  sie  im  Satze  einnehmen.  Der  frühere  Versuch  Ewalds, 
Gramm,  crit.  1.  ar.  II,  S.  62,  das  Wesen  und  die  Anwendung  dieser 
Ausdrucksform  zu  bestimmen,  ist  misslungen.  und  der  Satz  aus 
Kosegartens  Chrestomathie,  den  er  als  Beweis  davon  anführt, 
dass  da,  wo  die  Vergleichung  nicht  auf  das  Subject  des  Satzes 
gehe,  die  kürzere  Ausdrucksform,  wie  mit  quam  und  als,  hin- 
reichend sei,  ist  nur  ein  Beispiel  von  einer  später  gewöhnlich  ge- 
wordenen Nachlässigkeit,  die  sich  allerdings  auch  gute  Schrift- 


198 


), Ot      5  0? 


steller  erlauben.    So  sagt  Zamahsari  zu  Sur.  8  V.  25  :  ^J5l  JLkll 

£     rfi      .ff  ö  O    3   G 

(Jjüi  -jL-w  ^-x  jCu,  »Unrecht  thun  ist  schändlicher  von  euch 

S  t  £  O  3  0 

als  von  allen  andern  Menschen«,  statt  ^Lut yU«  ^  aJU;  ebenso 


O   3     0    -       O  3  -   o£    0    3  0  3  0.5 


Baidäwi  zu  derselben  Stelle :  J?jf£  ^x  ^jjj  *ijla  JÜJi ,  st.  &ix 

o   ?  o  „      o  03-c£^.  -■  '     .    - 

*i_fci  ,.ya ,  und  zu  Sur.  36  V.  35 :  ^a  ,-y*»o5  *LoiS  ^->*  j-L^j!  oiA5> 

O  ,  O  «       O  3  O 

iP-^i ,  st.  l£>.*£  ,.**  *^x-  Zu  der  ersterwähnten  Stelle  säst  ein 
Supercommentar  über  Baidäwi  in  Hdschr.  GIV  der  Leipziger  Stadt- 

G„o  30--  oSo  3J  o  ^         o    3       o 

bibliothek  :  +fj+£-  (V>  J-»"8  ijläj  ^  *&*  J.  jjLiJjj  *J^c  jji?  ^ys  <^I 
J.«LJö  .    Flügels  Kitäb-al-tacrifät  S..1.  u.lt :  L^^  J,  »U^j  3j*a> 

0,0  ~    -   £  O  »  30  w    ,   £ 

L^ixj  .y<i  iXiii  statt  L^AJ2*j  ^  *^  lA^ii .  Biblioteca  arabo-sicula 
S.  Ivf  Z.  8  u.  9  :  J^}\  ax  XilÜb  ^U?  0^  st.  j^JL.  jux.  Abul- 
mahäsin,  I,  1,  S.  ff  Z.  7:  ^ö-o  *$J  v-\*S>l  v^ä£  *£ük^J;  dafür 


aber  hat  eine  andere  Becension  in  Arnolds  Chrestomathie  S.  8  u.  9 

,     u         0    3,        ,      ,  O  £       ,03, 

correct :  ^  ^»Ux  *£J  v^  c>*.ä£j . 

o„        30,  ,    ,    o  £ 

II,  312  u.  313,  §  531.  DeSacy  bezeichnet  *J!  .^s?  La  _j^>i 
richtig  als  Zustandsaccusativ  von  U  in  uä.lä ,  kommt  aber  mit 

3    0-,  3     O  , 

der  Erklärung  von  ^^  l*  nicht  auf's  Beine.  Das  Pronomen  ^^ 
nimmt  in  dieser  eigenthümlichen  Ausdrucksform  dieselbe  Stelle 
ein,  wie  gewöhnlich  dasVerbum  ^,  bei    dessen  Anwendung 

>  3  ,  ,      ,     o   £ 

es   aber   nicht,    wie    S.  313  Z.  8,    »qjJCj  U  _j*»W,    sondern 

...  Ju  Lx  ~Jj>J  heißen  müsste ;  s.  die  völlige  Klarstellung  der 
Sache  in^Bd.  XXX  v.  J.  1878,  S.  98  u.  99  zu  I,  543,  §  1186, 
aus  der  auch  hervorgeht,  dass  in  den  beiden  Auflösungen  des 

o  - 

Zustandsaccusativs  S.313  Z.5  u.6  das  U  vor  *J!  und  der  in 

der  Anmerkung  Z.  3  —  5  nachträglich  gemachte  Erklärungs- 
versuch unzulässig  sind. 


Herr  Leskien  sprach  über  Das  dalmatinisch-serbische  cyril- 
lische Missale  romamim  der  Leipziger  Stadtbibliothek. 

Unter  den  Handschriften  der  Leipziger  Stadtbibliothek 
(Catal.  11.  manuscr.  bibl.  senat.  civ.  Lipsiensis  ed.  Naumann, 
Slav.  i.  2)  befindet  sich  ein  Papiercodex,  der  die  Evangelien 
und  Episteln  des  Missale  romanum  in  südserbischer  'dalmatini- 
scher! Uebersetzung  enthält.  Die  Handschrift  ist  1699  durch 
den  damaligen  Bibliothekar  der  Rathsbibliothek,  Gottfried 
Christian  Goetze  (f  1724)  nach  Leipzig  gekommen,  wie  folgen- 
der auf  dem  Vorsatzblatt  stehender  Brief  zeigt : 

Doctissimo  clarissimoque  viro  Gotfrido  Christiano  Goetzio 
Io.  Pastritius  S.  P. 

Volumen  hoc  manuscriptum  epistolas  et  evangelia  complec- 
litur  Illyrica  quae  in  Missali  Romano  leguntur.  Character  est 
Cyrillianus,  lingua  Serviana  vel  Croatica  vel  Dalmatica  vulgaris. 
Postquam  enim  sacerdos  Latinus  epistolam  Latinam  legit,  solent 
alicubi  explicare  lingua  vulgari.  praecipue  id  faciunt  de  evan- 
gelio,  ut  plebs  intelligat  ea  quae  recitata  sunt.  Passim  adhibentur 
in  Dalmatia  hujusmodi  volumina  typis  edita  sed  charactere  La- 
tino  lingua  vero  Dalmatica.  Itaque  habendum  hoc  manuscrip- 
tum in  pretio  tum  ex  antiquitate  tum  ex  scripturae  hujusmodi 
characteribus.  quamvis  alias  initio  sit  mancum,  desunt  enim  ab 
Adventu  ad  Natalem  Domini  diem  evangelia  et  epistolae.  Haec 
breviter  tibi  jam  discessuro  in  amicitiae  noslrae  obsequium  pla- 
cuit  annotare.    Romae  die  27.  Januarii  1699. 

Der  Schreiber  des  Briefes  ist  der  in  der  Geschichte  der 
kroatisch-glagolitischen  Literatur  bekannte  Ivan  Pastric  (ital. 
Pastrizio)  aus  Spalato  (f  1708  in  Rom),  beim  Collegium  de  Pro- 
paganda fide  als  theologiae  polemicae  lector  und  academiae  de 
conciliis  institutor  angestellt  (s.  Safarik,  Geschichte  der  südsl. 


200 

Literatur.  I.  Slow,  und  glagol.  Schriftthum.  S.  157),  Heraus- 
geber der  zweiten  Ausgabe  (von  1688  des  von  Levakovic  um- 
gestalteten glagolitischen  Breviariuni. 

Nach  der  Angabe  des  Catalogus  Naum.  soll  die  Handschrift 
280  foll.  zählen,  eine  altere  Paginirung  zeigt  auch  diese  Zahl. 
Die  Blattzahlen  sind  aber  nur  erhalten  von  BI.  33  an.  vorher, 
wie  einige  Spuren  zeigen,  beim  Binden  abgeschnitten;  und  jetzt 
stehen  vor  33  nur  23  BL,  so  dass  am  Anfange  9  Bl.  fehlen,  die 
der  Paginator  noch  besaß.  Auf  den  jetzt  fehlenden  Blättern 
standen  die  Evangelien  und  Episteln  von  der  dominica  prima 
adventus  bis  zur  tertia  missa  die  nativitatis  domini,  und  der  er- 
haltene Text  beginnt  mit  den  Worten  AHAHHKd  o,A,a  CB«ra 
(=  heredem  universorum  aus  der  lectio  epistolae  ad  Hebraeos). 
Aber  auch  dem  Paginator  lag  die  Handschrift  nicht  mehr  inlact 
vor  :  zwischen  den  von  ihm  mit  90  und  91  bezeichneten  Blättern 
ist  eine  Lücke  von  wenigstens  2  BL,  die  den  Schluss  des  Evan- 
geliums der  feria  quarta  post  dominicam  passionis  (=  post 
dominica m  quintam  quadragesimae)  von  den  Worten  non  lapi- 
damus  te  an  (Bl.  90  b  schliesst  mit  3a  ac*kPc*  AH8A*  =  de 
bono  opere) ,  und  die  lectiones  der  feria  quinta  bis  zu  den  Wor- 
ten des  Evangeliums  lacrymis  rigavit  pedes  meos  enthielt  (Bl.  91  a 
beginnt  mit  oi€MH  onpaaa  ie  Nort  moi€).  Ferner  fehlt  am 
Ende  des  Proprium  missa rum  vor  dem  Proprium  sanctorum,  wo 
ohne  Lücke  von  215  auf  216  paginirt  ist,  der  Theil  des  Evange- 
liums der  dominica  XXIV  post  Pentecosten  von  den  Worten 
pseudo-christi  et  pseudo-prophetae  bis  zum  Ende  (21 51)  schliesst 
mit  8cTaH8  et  Ta,A,a  CTaNOßiiro  —  surgent  enim),  wahr- 
scheinlich nur  ein  Blatt  umfassend. 

Die  grosse  Lücke  am  Anfang  war  einst  ausiiefülll  durch 
Einlage  von  Blättern  anderen  Papiers,  von  weit  jüngerer  Hand 
beschrieben,  von  diesen  ist  aber  auch  nur  das  letzte,  mit  den 
Worten  rOKopuo  hjctk  HAUh  no  chn8  Kora  Shhnh  an  das 
jetzige  erste  Blatt  der  ursprünglichen  Handschrift,  an  die  Worte 
,A,HAHHKa  o,A,a  cßtra  anschliessend,  noch  übrig,  die  vorher- 
gehenden verloren.  Mit  demselben  Papier  und  von  derselben 
Hand  ist  die  Lücke  zwischen  90  und  91  durch  Einlage  von  2  BI. 
vollständig  ausgefüllt.  Die  Schrift  dieser  Ergänzungen  gehört 
dem  17.  Jahrh.  an.  Das  zweite  der  beiden  zuletzt  erwähnten 
Blätter  war  durch  den  ergänzten  Text  nicht  ganz  gefüllt,  und 
den  leeren  Baum  hat  Jemand  zu  der  Notiz  benutzt :  j\,A  C(  3Ha 


201      

h  ScnoMtNSHt  Kar\a  noTpech  khh  8  cpne,\,S  Na  lukt  ,\,ahw 
anpHaa  iuiHfceu,a  Ha  1607  a\*^3  h  kSa«  a  o,A,k  rpa,\<» 
OKa.\n nie  h  H3nSu,auJt  (damit  man  wisse  und  gedenke,  wann 
das  Erdbeben  war.  am  Mittwoch  den  6.  April  1667,  und  die 
Thürme  der  Stadt  fielen  um  und  barsten) .  Zur  Zeit  des  grossen 
Erdbebens,  das  an  dem  genannten  Tage  Ragusa  zerstörte,  war 
die  Handschrift  entweder  in  der  Stadt  oder  in  deren  Gebiet,  da 
der  Schreiber  der  Notiz  sonst  nicht  einfach  den  Ausdruck  rpa^^ 
(Stadt)  angewandt  hätte.  Sonst  findet  sich  über  die  Zeit,  die 
Provenienz  und  die  Schicksale  der  Handschrift  keinerlei  An- 
gabe. Der  äussere  Umfang  des  ursprünglichen  Codex  lässt  sich 
nach  den  oben  mitgetheilten  Verhältnissen  ziemlich  genau  au! 
283  Bl.  feststellen.  Die  erhaltenen  271  Bl.  sind  alle  von  einer 
Hand  ausgezeichnet  schön  und  deutlich  geschrieben,  die  Unter- 
schriften der  lectiones,  Bezeichnung  der  Festtage  und  Verwei- 
sungen enthaltend,  so  wie  der  erste  Buchstabe  jeder  lectio  in 
roth.  Die  Schrift  ist  die  bosnisch-ragusanische  Kyrillica ,  in 
einer  scheinbar  alterlhümlichen,  majuskelartigen  Form.  Ver- 
gleicht man  sie  mit  Proben  der  ragusanischen  Urkundenschrift, 
so  erscheint  sie  selbst  einem  Facsimile,  wie  es  M.  Pucic  in  den 
Spomenici  srbski,  Belgr.  1858,  von  einer  Urkunde  des  J.  1395 
giebt,  als  alt.  Allein  solche  Vergleichungen  sind  täuschend:  in 
einer  Handschrift  wie  dieser,  die  mit  grosser  Sorgfalt  herge- 
stellt, ein  Prachtstück  bildete ,  ist  die  alterlhümlichere  Buch- 
stabenform künstlich,  auch  viel  später  schrieb  man  in  dieser 
Weise,  vgl.  das  Facsimile  4  bei  Vuk,  Primjeri  srpsko-slavenskoga 
jezika,  Wien  1857,  aus  einer  Handschrift  des  18.  Jahrh.  in 
bosnischer  Schrift  (einigen  Buchstaben,  z.  B.  dem  &  d  sieht 
man  es  an,  dass  sie  aus  einer  ausgebildeten  cursiven  Minuskel- 
form in  die  Majuskelform  zurückversetzt  sind) .  Ich  bin  hier 
nicht  in  der  Lage  durch  Vergleichung  eine  genauere  palaeo- 
graphische  Bestimmung  zu  geben;  nach  Sprache  und  Ortho- 
graphie kann  die  Handschrift  nicht  vor  der  Mitte  des  15.  Jahrh. 
liegen,  nach  wahrscheinlicher  Schätzung,  der  auch  V.  Jagic  zu- 
stimmt, fällt  sie  ans  Ende  des  15.  oder  an  den  Anfang  des 
16.  Jahrh.  Nach  einer  Mitlheilung  von  ihm  gleicht  sie  einer 
1520  in  Ragusa  geschriebenen  Handschrift  erbaulichen  und 
legendenhaften  Inhalts  (s.  Jagic,  Prilozi  k  historiji  knjizevnosti 
naroda  hrvatskoga  i  srbskoga.  Agram  1868.  p.  3  ff'. :  vgl.  auch 
Rukopisi    hrvatski    u    knjiznici    J.    Kukuljevica    Sakcinskoga   u 


202 

Zagrebu  im  Arkiv  za  povjestnicu  jugoslavensku  Y,  p.  169 
no.  42);  von  ihr  sagt  Jagic  a.  0.  p.  i,  sie  falle  unter  die  ältesten 
Schriften  in  bosnisch-dalmatinischer  Kyrillica  mit  rein  volks- 
tümlicher Sprache  ohne  Einfluss  der  Kirchensprache  (natür- 
lich von  den  Urkunden  abgesehen).  Dasselbe  würde  unter  ge- 
wissen Beschränkungen,  von  denen  unten  näher  zu  berichten 
sein  wird,  von  unserm  Missale  gelten. 

Auch  die  Frage,  wo  die  Handschrift,  oder  wenn  sie  nur  die 
Wiederholung  einer  älteren  Vorlage  sein  sollte,  wo  diese  ent- 
standen sei,  lässt  sich  annähernd  beantworten.  Die  gesammte 
sprachliche  Form  führt  ohne  weiteres  auf  südserbisches  Gebiet, 
der  Verfasser  muss  aber  ein  Küstenländer  oder  vielmehr  Küsten- 
städter gewesen  sein ,  das  zeigen  die  zahlreichen  italieni- 
schen Worte :  i^HTpa  cithara ,  davon  u,HTpaTH  citharizare 
und  u,HTpaKai;k  citharoedus,  (J>opTi>Na  im  Sinne  von  Sturm 
(<I>OpTi)Na  luaiiKa  kh  SHHHENa  8  Mop8,  motus  magnus  factus 
est  in  mari)  wie  im  Italienischen;  <J»8HHecTpa  und  noHHCTpa 
fenestra;  Kaaiuia  Wallfisch  aus  ital.  balena  (die  Vulgata  hat 
immer  cete) ;  Ö38pa  Wucher  =  ital.  usura ;  rScTHfpHa  cis- 
terna;  TOpKSak,  ital.  torcolo  Kelter;  KaNT^Nk  Ecke,  ital.  can- 
tone;  JKapa  Krug,  ital.  giarra;  KaijJHC»  castellum;  nSant;  oa, 
TOKapmii  asellus,  aus  lat.  pullus,  ital.  pollo;  c  aaTHpNaiuiH 
cum  laternis;  H3k  attiuikEta  limbus,  limbo;  JKHraHTH  gigantes ; 
hilmh  MC  3a  c k i; S 1 1 1 a h a  (habe  me  excusatum),  ital.  scusare; 
re^aHk  83HMAC  naanio  (unus  accipit  bravium),  ital.  palio 
Kampfpreis;  TapMa,  ital.  tarma  Motte,  dazu  H3TapMarH  con- 
terere,  neben  slav.  imoaau,k  ;  k  ochtS  (ad  parietem),  ital.  assito; 
(|»fKpa  Fieber,  ital.  febre ;  o<l>Hii,Haak  tortor;  der  Gebrauch  des 
oa,  c.  gen.  zum  Ersatz  des  einfachen  Genitivs  u.  a.  d.  A.  Beide 
Umstände  zusammen  lassen  kaum  eine  andere  Möglichkeit,  als 
dass  der  Schreiber  ein  Bagusaner  gewesen  sei.  Eigenthümlich- 
keiten  der  Sprache,  die  auf  diese  Abstammung  weisen,  sind 
später  zu  behandeln. 

Eine  weitere  Frage  ist,  wie  sich  dies  Missale  zu  den  sonst 
bekannten  südslavischen  Uebersetzungen  des  Missale  verhält. 
Wie  man  aus  dem  oben  mitgetheilten  Briefe  ersieht,  war  Paslric 
ein  Missale  in  cyrillischer  Schrift  auffallend ,  er  kannte  nur 
solche  in  lateinischer  Schrift  und ,  wie  es  nach  seinen  Worten 
erscheint,  nur  gedruckte  Exemplare  (die  ihm  wohl  bekannten 
glagolitischen  Missale  erwähnt  er  natürlich  nicht,  weil  sie  nur 


203 

in  Kroatien ,  aber  nicht  in  Dalmatien  gebraucht  wurden  und 
nicht  lingua  vulgari  geschrieben  waren).  Solcher  Drucke  wer- 
den von  Safarik,  Geschichte  der  südslavischen  Literatur,  Prag 
1864,  III.  Illyrische  Literatur  S.  196,  aus  dem  15.  und  16.  Jahrh. 
drei  angeführt,  wenn  man  absieht  von  der  ebenfalls  dort  aufge- 
nommenen unbestimmten  Angabe  Trubers  in  der  Vorrede  seines 
N.  Testaments  von  1561  ,  dass  er  sich  zur  Herstellung  seiner 
Uebersetzung  u.  a.  eines  in  Venedig  kurz  vor  1556  gedruckten 
kroatischen  Messbuches  bedient  habe  Schnurrer,  Slaw.  Bücher- 
druck in  Würtemberg,  S.  25):  1)  der'Druck  von  1495  »das 
älteste  bis  jetzt  bekannte  gedruckte  Buch  katholischer  Illyrier, 
die  sich  der  lateinischen  Schrift  bedienen«  S.  a.  a.  0.);  am 
Schluss:  evangelia  et  epistolae  cum  praefationibus  et  benedic- 
tionibus  per  anni  circulum  in  lingua  illyrica  feliciter  expliciunt 
emendata  et  diligenter  correcta  per  fratrem  Bernardinum  Spala- 
tensem.  Impress.  Venetiis  per  Damianum  Mediolanensem  anno 
Dom.  1495.  12.  Martii.  Zu  bemerken  ist,  dass  Bernardin  sich 
nicht  als  Uebersetzer,  sondern  als  Herausgeber  (Emendator) 
hinstellt;  2)  eine  Venediger  Ausgabe  von  1543,  soll  herrühren 
von  einem  Priester  aus  Trau ,  bei  Stulli  im  Autorenverzeichniss 

V  , 

des  Bjecsosloxje  Benedikt  Z bor ic  genannt,  bei  Safarik  (nach 
Sovic  und  Kucharski)  Zboravcic,  bei  J.  Kukuljevic,  Bibliografia 
hrvatska  p.  184  Zborosic:  3)  Pislule  i  evanyelya  po  sfe  godi- 
schie  harvatschim  yazichom  stumacena,  nouo  pristampana  is 
pomgnom  priuiyena  po  nacinu  nouoga  missala  nareyena  po 
sfetoy  materi  crichui.  Prodaya  se  v  Bnetcih  ct.  1586  (sprach- 
lich charakterisirt  von  Danicic.  Bazlike  medju  jezika  srbskoga  i 
hrvatskog,  Glasnik  IX,  1857),  ebenfalls  nach  den  Angaben  der 
Bibliographen  von  Zboric.  Bei  .1.  Kukuljevic  a.  a.  0.  S.  21  wird 
der  letztgenannte  Druck  als  eine  Ausgabe  des  Bernardin'schen 
Missale  aufgeführt.  An  der  Bichtigkeit  dieser  Angabe  wird  man 
kaum  zweifeln  können :  die  Ausgaben  von  1 543  und  1 586  wer- 
den demselben  Manne  zugeschrieben,  der  als  Priester  in  Trau 
zur  gleichen  Erzdiöcese,  Spalato,  gehörig  wie  Bernardin,  sicher 

(dessen  Ausgabe  kennen  musste  und  nicht  neu  übersetzt  haben 
wird.1)  Abgesehen  von  der  oben  nach  Wahrscheinlichkeit  ge- 
I  Die  Quelle  der  bibliographischen  Angaben  scheinen  zum  Theil  Cara- 
man  und  Horänyi  zu  sein;  Caraman  's.  Assemani,  Calendaria  ecclesiae 
universae  IV,  44  0  :    Fr.  Bernardino  di  Spalato  stampö  in  Venetia  l'anno 


_ 204 

machten  paläographischen  Bestimmung  kann  unser  Missale 
nicht  abhängig  sein  von  der  Ausgabe  des  J.  1586,  denn  diese 
giebt  durch  die  Worte  po  nacinu  novoga  misala  narejena  ct.  zu  er- 
kennen, dass  sie  hergestellt  ist  nach  dem  in  Folge  der  Beschlüsse 
des  Tridentinum  revidirten  und  1570  zuerst  erschienenen  Mis- 
sale romanum.  Das  unsrige  aber,  überhaupt  in  seiner  ganzen 
Einrichtung,  den  Verweisungen  u.  s.  w.  den  vortridentinischen 
Missalen  entsprechend,  bietet  auch  im  Texte  der  Lectionen 
solche  Abweichungen,  wie  sie  das  vortridentinische  M.  bis- 
weilen gegenüber  dem  revidirten  zeigt.  Zum  Beweise  mögen 
folgende  Anführungen  genügen  :  in  vortridentinischen  Missalen 
(ich  habe  zur  Vergleichung  das  Missale  secundum  morem  Roma- 
nae  curiae,  Venetiis  apud  Bonetum  Locatellum  1501,  und  eine 
andre  Venediger  Ausgabe  von  1509)  fehlt  in  der  Prophelia  se- 
cunda  Sabbato  sancto  =  Genesis  V,  31  — VIII,  21  die  Stelle  VI, 
8 — 1 2,  hae  sunt  generationes  Noe  —  super  terram,  während  sie 
in  den  nachtridentinischen  steht ;  in  unserm  lectionarium  Illyri- 
cum  Bl.  140b  fehlt  sie  ebenfalls.  Im  Proprium  sanctorum 
21.  December  in  festo  s.  Thomae  apostoli  steht  vortridenti- 
nisch  für  die  Epistola  die  Verweisung  :  Benedictio  domini  super 
caput  justi.  Require  in  vigilia  unius  apostoli,  d.  h.  eine  lectio 
aus  Lib.  eccles.  c.  44  u.  45,  während  nachtridenlinisch  hier 
eine  lectio  aus  der  Epist.  ad.  Ephesios  steht,  u.  a.  d.  A.  Lei- 
der ist  mir  ein  Exemplar  der  Pistule  von  1586  hier  uner- 
reichbar, so  dass  ich  eine  Vergleichung  mit  unserm  cvrillischen 
Missale  nicht  anstellen  kann,  dennoch  glaube  ich  constatiren  zu 
können,  dass  die  Texte  (abgesehen  von  den  Veränderungen, 
welche  etwa  das  revidirte  Missale  romanum  von  1570  in  den 
Pistule  von  1 586  nothwendig  machte)  identisch  sind ;  es  ist  näm- 
lich die  Stelle,  die  Danicic  aus  den  Pistule  Glasnik  IX,  58  h«t 
abdrucken  lassen,  so  gut  wie  buchstäblich  übereinstimmend, 
nur  in  anders  gefärbtem  Dialekt,   mit  dem  betreffenden  Passus 


1495  con  caratteri  romani  e  ilialeüo  d'allora  un  libro  delle  epistole  e  evan- 
gelj  avendone  emendalo  e  corretto  il  vecchio  (also  eine  Umschreibung  des 
Schlusswortes  der  Ausgabe  von  1495);  Horänyi,  Nova  memoria  Hungaro- 
rum  ct.  Pest  1795,  p.  278:  (Bandilovicj  epistolas  atque  evangelia  totius 
anni.e  missali  romano  deprompta ,  jom  prius  e  latina  in  illyricam  sive 
sclavam  linguam  a  Benedicto  Zbrowko  translata  et  anno  1543  et  iterum 
1586  Venetiis  edita  .  .  .  recensuil. 


205 


unsrer  Handschrift  (Feria  sexta  qualuor  temporum  quadragesi- 
raae  =  Feria  sexta  primae  hebd.  quadr.  =  Ev.  Jo.  V,  I): 


Bisce  dan  blagdana  xudiy- 
schoga,  i  vzide  Issus  v  Yeru- 
salem.  A  yest  v  Yeruzolimu 
loqua ,  cha  se  zoue  xudiyschi 
Betsaida,  at  to  yest  chadi  se 
ofce  za  posuetilischie   perihu, 


l'iHfMIf     t\AHh      RAArk^aHa 

JKSr\,HCKora,    h  $3h,v  Hcikk 

S  Htp$3aA£Mk-  A  HfCTk  8  Ht- 
pi>30AHM8  AOKKA,  KA  Cf  30R« 
JK^HHCKH    KfTCAH^A  ,     a    TO 

HfCTk  rrv,H  c«  obii,«  3a  nocR«- 


i  ocholo  sebe  pet  prislriscach  THAitqif    nfpH«\'S,    h    okoao 

imisce.    1  v  gnih  lexasce  veliko  c«K«      nm'k      npHCTpHWAKk 

innoxtuo  nemochnichof,  slipac,  iir.iaiiif     h    8    HH\'k    ajjkauic 

hromih  i  susih,  chij  cechachu  reahko    mhohjro     HtmiofcHH- 

ganutye    vode.      Anyel     tada  KOßk,  caHnai^k,   ypoMHyk  h 

Boxyi  po  vrimenu  shoyasce  v  cScnyk,   kh   neKayS  raHSTHe 

lochuu   i  smuchieuasce   vodu.  koa,«-  aHtoo  ta<\a  rojkh  no 

1  chij  naypria  slizisce  v  loquu  RpHMfHÜ    cyoftaui«    8  aokrS, 

po    smuchenyu    vode,     zdraf  cu$t,n:.\nif  ro,\$-   h  kh   hah- 


budisce ,  od  ke  godi  nemochi 
nemochian  bijsce.  A  bisce  niki 
clouik  onde  trideset  i  ossam 
godisch  imiyuki  v  nemoki  suo- 
yoy.  Ouoga  kako  vidi  Issus 
lexechi  i  pozna,  da  velicho 
vrime  bisce  imil  v  nemochi  suo- 
yoy,  rece  gniemu:  hochiesc  li 
da  budesc  zdraf  ?  Odgouori  mu 
nemochnich  :  gospodine,  cloui- 
cha  nimam,  chi  bi  me  postauil 
v  loquu  onda  chada  se  smuti 
voda.  Yere  dochle  ya  pridu, 
ini  pri  mene  v  gniu  slizu.  Rece 
gniemu  Issus:  ustani  se  i  vazmi 
postegliu  tuoyu  i  hodi.  I  tudye 
zdraf  bi  clouich,  i  vaze  poste- 
gliu suoyu  i  hoyasce.  A  bisce 
subota  v  oni  dan.    I  gouorahu 


llplM  CAH3HHJC  IS  AOKRS  110 
CMÜtifNHIO    RO.Ä,«,   3A,pARk  R$- 

AHUJ«  w,\  K(  ro,v,n  iifMohu 
nfr.iof.ank  KiiMif    a  Kitfiiu  im- 

KH      MORHfKk      TßHt\,tClTh      H 

ocaink    ror\,HL|ik    imaiohn    8 

HflUOftH  CKOHOH-    OROra  KaKO 

RHfi,Hf   HcSck   a«;KfI»H  h  no- 

3Ha,    £4    RfAHKO    RpHflUie    RH- 

Mif    rHHAk    (sie!)     i>    Mfriohn 

CKOHOH,  pfHf  HfMS  :  yofct UJ- 
AH  ,\A  R^fUJk  3A,pARk-  Wf\- 
TOROpH  Mi>  HfMOfcHHKk  :  TOC- 
MO,\,HMf .  H0KHEK4  Mf  HMAMk. 
KH   KH   Ml    nOCTaRHO    8  A0KR8 

OHr\,a  Ka,\a  c«  cmSth  ro,v»- 

Hfjlf  ,\,OKAf  MM  M|)H,VS.  HHH 
M|)Mf  MfMf  S  HS  CAH38-  p£ME 
HflUlS      HCi>Ck:      8CTAHH      C(      H 


xudiyi  onomu,  chi  zdraf  bisce  r.a.sr.iii  nocTf  a8  trohk»  rt  yo- 

veignien:   subotta  yest  danas,  ,«i,h-   h  t8,\h«  3APARk  rh  mo- 

ne  pristoyi  se  tebi  vzeti  poste-  RHCKk,  h  RA3f  nocTfAS  crohk» 

gliu tuoyu.  A  ongnim odgouori:  H   yoftauif-  <*   KHfine  cSROTa 


—     206 


chi  ye  mene  zdraua  vcinil,  on 
mi  ye  rekal :  vazmi  postegliu 
tuoyu  i  hodi.  I  vpitasce  gnie- 
ga:  tcho  ye  on  clouich,  ki  ti  ye 
rekal :  vazmi  postegliu  tuoyu  i 
hodi.  A  ouf,  ki  bisce  ozdrauf- 
glien ,  ne  znasce ,  tcho  bisce. 
Issus  tada  vchloni  se  od  mnox- 
tua,  cho  se  bisce  scupilo  onde. 
Po  tom  toga  nayde  ga  Issus  v 
templu  i  rece  gniemu:  eto  si 
vcignien  zdraf,  yure  ne  htiy 
vechie  sagrisciti,  da  ti  josc 
göre  nie  ne  pride.  I  poyde  on 
clouich  i  nauisti  xudiem .  da 
Issus  bisce,  chij  zdraua  gniega 
yest  vcinil. 


8  ohh  A,aHk-  H  roßopayS 
;k:S,v"h    ohom8.    i;ii   3^paßb 

Hilf  Ulf  JS'IHHfHK:  c8K<yra 
HfCTk  ,\,t\uack.   HC  a^ct*>h  M 

TfRH  83«TH  nOCTtAS  TBOHW- 
a  OHk   HHMk  W^,rOBC»pH:    KH-f 

Mf Hf  ;{,\,pai;a  Smhhho  oh-mh-c 
p«Kao:  i;.\.ain  hoct«/\8tkohk> 
h  Y^A"-    h    $iihtauj£   Htra. 

TKO      l€     OHH      HOKHfKk.       KH 

TH-tpfKao:   RA3MH  nocTtaS 

TßOHK»  H  X°AH'  &  SKk,  KH 
KllfMIf  O.'i.VpailAfHK.  HE  3HA- 
LU(,  KTO  KUiUli  HCSCk  TA/^A 
8KAOHH  Cf  W.A,  MHOLUBA,  KC> 
Ct    RHIUJf  CK8nHAO  OH.A,«-    ÜO- 

TOM-Tora   Hati«   ra   hcSck  8 

TEMflAH     H     pfHf     HflUl8  '.      fTO 

ch  SHHHtHk  :-{,vpaiik,  Hupe  he 

JfTH  Kffct  CArpHfHJHTH,  Ji,A 
TH  HOlllk  rOpt  HHC  H(  MpH.V«. 
H  HOf.f  OHH  HOBHEKk  H  M.\- 
BHfCTH    ;K^,\,»«f Uk.    ,A,A    HC8Ck 

uiif int .  kh  3,A,paBa  Htra  HtcTk 
8hhhho. 

Wenn  die  oben  angenommene  Continuität  der  Drucke  von 
1495,  1543,  1586  richtig  ist,  muss  unser  cyrillisches  Lectiona- 
rium  denselben  Text  enthalten  wie  das  Missale  von  1495,  und 
es  würde  die  weitere  Frage  entstehen,  ob  beide  auf  eine  ge- 
meinsame ältere  Quelle  zurückgehen  oder  etwa  das  eine  vom 
anderen  abhängig  sei ,  eine  Frage ,  die  für  mich  hier  unent- 
scheidbar  ist.  Doch  möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  zufällig 
in  dem  oben  gegebenen  Stücke  des  cyrillischen  Textes  zwei 
Stellen  vorkommen,  die  einigermassen  dafür  sprechen,  dass  er 
aus  einer  mit  lateinischen  Buchstaben  geschriebenen  Vorlage 
transcribirt  ist.  Jo.  V,  6  hunc  cum  vidisset  Jesus  jacentem  et 
cognovisset,  cpjia  multum  jam  tempus  habet,  dicit  (dixit)  ei. 
ist  im  Miss.  1586  wörtlich  richtig  gegeben  durch:  ovoga  kako 
vidi  Isus  lezeci  i  pozna,  da  veliko  vrime  bise  imil  (mit  dem  Zu- 
sätze)  v  nemoci  svojoj,   rece  njemu;   während  im  cyrillischen 


207     

Text  statt  imil  steht  gnil.  kaum  anders  erklärbar  als  durch 
Verlesung  eines  lateinisch  geschriebenen  gimil  oder  ymil  (d. 
i.  imil),  zumal  der  Dialekt  unsers  cyrillischen  Buches  HMao  für 
imil  erfordert;  ferner  Miss.  1586  v.  14  jam  noli  peccare,  ne 
deterius  tibi  a liquid  contingat  richtig  gegeben  durch:  jure  ne 
hti  vece  sagrisiti,  da  ti  Jos  göre  nie  ne  pride.  dagegen  im  cyril- 
lischen Text  hh«  (nije),  was  grammatisch  falsch  ist,  aber  leicht 
erklärlich  durch  eine  Verlesung  des  lateinischen  nie  (d.  i.  nie  . 
eine  Form,  die  ohnehin  dem  Dialekte  des  Schreibers  fremd  war, 
als  n  ie. 

Ausser  den  angeführten  Drucken  ist  noch  ein  handschrift- 
liches derartiges  Missale  bekannt  in  lateinischer  Schrift,  ge- 
schrieben 1503  von  dem  Ragusaner  Xikola  Ranjina,  in  der 
Bibliothek  der  südslavischen  Akademie  zu  Agram.  Der  Güte 
des  Herrn  Prof.  A.  Pavic  in  Agram  verdanke  ich  die  Abschrift 
einiger  Blätter,  aus  denen  sich  wenigstens  constatiren  lässt,  dass 
unser  cyrillisches  Missale  und  Ranjina's  Text  nicht  im  Verhält- 
niss  von  Oriainal  und  Abschrift  zu  einander  stehen.  Zum  Re- 
weis  dafür  diene  folgende  Probe,  in  der  ich  den  Text  Ranjina's 
in  jetzt  gebräuchliche  Orthographie  umschreibe  mit  Relassung  der 
Vertretung  des  ursprünglichen  *fc  durch  je,  ie  oder  i.  wie  sie  die 
Handschrift  bietet:  Act.  Ap.  VI,  8  ff.  combinirt  mit  VII,  54  fg. 
und  Matth.  XXIIL,  34  Epistel  und  Evangelium  in  festo  S.  Ste- 
phani  protomartyris): 

U  dni  one  Stjepan    istinom  8  ,a,hh  OHf  CTHtnaNk  k8^,8- 

pun  milosti  i  krjeposti  cinjase  fcH  n8Nk  mhaocth  h  KpHcno- 
zamjere  i  zlamenja  velika  u  cth  Hnnauif  48A«ca  h  3aaM«- 
puku.  Ustavse  tadaj  njekoji  hhm  BfAHBa  8  n8K8-  8cTaBW« 
od  borista,  koji  se  nazivahu  «  Ta^a  hh«u,h  wr\  CHHarore, 
od  Libertina  i  od  Cirenea  i  Ka  et  3Baiii£  AHEfpTHNCKHyk 
Aleksandrina  i  od  onjeh.  koji  h  u,Hp(HEHCBH\'k  h  AAtKCAH- 
bjehu  od  Cilicije  i  od  Asije  APHHOBk  h  ohh«\"k.  kh  bh<- 
preei  se  (s)  Stjepanom  i  ne  \*8  w&  u,hahu,hs  h  wa,  acH«, 
mogahu  stati  protiva  razumu  i  npHroßapaiokH  et  CTHtna- 
duhu,  koji  govorase  u  Stje-  NC>Mk  h  h«  Moray8  ocTaTH 
panu.  Cuvse  tadaj  ovoj  sahnje-  M8^,pocTH  hh  A*>Y8,  KH  r*- 
hu  u  sreeh  svoieh  i  cokotahu  BopaiiiE  no  CTHtnaH8-  cah- 
zubmi  na  njega.  Ruduci  Stje-  ujawtin  tow  ohh  n8u,a\*8  8 
pan  pun  duha  sveta  pogleda  capu^k  CBOHf\'k  h  CBpHiia\"8 
na  nebo  i  vidje  slavu  bozju  i     38bh  na  Ntra    b8^8^h  Ta,A,a 


208 


.lesusa  stojeci  ob  desnu  krje- 
posti  bozje.  I  rece:  ono  vidju 
nebesa  otvorena  i  sina  clove- 
canskoga  stojeci  ob  desnu 
krjeposti.  Zaupisetadaj  glasom 
velicjem  zatisknuvse  usi  svoje, 
svi  jednaga  zaupise  na  nj 
izgoneci  njega  izvan  grada 
bijuci  ga ,  i  svikolici x)  posla- 
vise  svite  svoje  polag  noga 
inladca,  koji  se  zvase  Saul  i 
bijahu  Stjepana  upijucega  i 
govorecega. 


CTHEIMHh  IlSHk  A*>Ya  CKeTd 
IIOrAfrVaillllH  K  H«Ki>  KH,Y,H« 
CAAB>$  KOJKHIO  H  HC$Ca  CTOK3- 
liH  OK  A*CHS  KOJKHIO-  H  p«Hf  : 
SBO  KHftS  MfKfCa  OTKOpflU  II 
CHH*\  HOBHEHaCKOIM  CTOHfkH 
OK  ,VCHi>  KpHfllOCTH    KO/KHE- 

.■■{.\i:aiiiii'.iim  TA&A   ohh  raa- 

COIUIK  BfAHKHMk  3aTHCHi>BUJH 

Sunt  cboks  luiijumne  Ha  hiim 

Hf,\HHO   CRH-    H   ll.JIOHff.il   Hf- 

ra  H3  rpa^a  Kamen  HfMk  no- 
khiüy^)   H  cKHcy»,ou,H  nocTa- 

BHUlf     CBHTf     CBOHf      HOAaKk 

Hora  He,A,Hora  Maa,A,u,a ,  kh 
ce  30KHeuie  caSak,  u  KurayS 
Kar.ifiiiiEMK  cTHcnana  a  onk 
iwiiiinol.ii  h  roKopefcn. 


U  noj  brjeme  govorase  Isus 
narodu  zidovskomu  i  starjesi- 
nam  jerusalemskim :  ovo  ja 
posilam  k  vam  proroke  i  pri- 
mudre  knjiznike ,  i  od  njih 
zakoljete  i  razapnete,  i  od  njih 
frustajte  u  erkvah  vasih  i 
prozenete  in  od  grada  u  grad, 
da  pride  vrhu  vas  svaka  krv 
pravedna,  koja  prolita  jestvrhu 
zemlje  od  krvi  Abela  praved- 
noga  do  krvi  Zacharije  sina 
Barachije,  koga  zaklase  medju 
erkvom  i  otarom.  Istinom  go- 
voru  vam,  dodju  ovaj  sva  svrhu 
naroda  ovogaj.  JerosolimeJero- 
solinie,  koji  zakla  proroke  i 
kamen'jem  pobijas  onjeh,  koji 
k   tebi   poslani  Jesu ,    kolikrat 


8  oho   i'.piiff.if   rOBOpawe 

HCSCk  HapO,A,S  JKHri,OBCKOMfc>  H 

noraaBHi^aiik  hoiiokckhemk: 
h'.o  hm  inaaioi?  k  Banik  npo- 
pOK£  H  ius,vipn,f  H  KHH^KHHKE, 
H  BHH  Wr\  HH^k  Ki>,i,£T«  ÜKHia- 

th  n  nponunaTH-y-tifTe  8 
CHHarora^k  Kaiunfv/k.  h  npo- 
ranaTii-Y-tifT«     wji,    rpa,\a 

A*  rpAM,  M  npHA«  cuapy» 
Back  ci:ai;a  KapBk  ii(uiu,\,h.\ 

Ka     HpOAHTa     HfCTk     cßapyS 

3CMAE  w,a,  KapBH  akiaa  npa- 
Bf^Hora  ^,0  KapBH  3ayapH« 
CHHa  KapaKHHa,  Kora  «khctc 

Mf  !.!>  l^apKKOMk  H  OATapOHlk- 

8  hcthhS  roBOpS  ßaMk,  a* 
fte  npHTH  cßaKa  OBa  cBapyÖ 
Haapo,\,a  Oßora-  H«pi>30AHM« 


1)   Fehlorhaft,  gemeint  ist  svjedoci  =  testes. 


209     

hotjah     skupiti     sinove    tvoje  Htp830AHtuie,  kh  SRHrawk   o- 

kako     kokos    skuplja     piplice  NH«\*k,  khh  k  t«kh(  nocAANH 

svoje  a  njesam1).    Ovo  ostavet  hecS,  KOAHKpaT-cawik  ^otho 

vam    dorn  vas    pust.     Govoru  cnSnHTH    chnor«    tbc*I€   Ka- 

istinom  vam,   ne  cete2)  vidjeti  koho  kokomik  CKSnaa  nwiAH- 

od  sada  dokle  recete:    blago-  ta    cßOHe   not\h   KpeAioSTe  a 

slovljen,  koji  dodje  u  ime  gos-  th  hc  \-ti€-    cro   et  ocTdRH 

podinovo.  RdMk  KSfca  Raiua  nScTa-  Hcpt 

roRopS    uaar.ik ,    nc   fctTt    ue 

BH,\I€TH  W^  caAa   A0KA{  Pt_ 
HJT6:   RAa2KENH,   RHH  npH^E  Ö 

hm«  rocno^Nf. 

Aehnlich  zahlreich  und  im  Einzelnen  gross  sind  die  Ab- 
weichungen auch  der  anderen  mir  bekannten  Stücke  des  Ran- 
jinaschen  Textes  von  unserm  cyrillischen,  sie  machen  die  An- 
nahme einer  Abschrift  des  einen  von  dem  anderen  unmöglich. 
Auf  der  anderen  Seite  sieht  man  aber  sofort  aus  der  Ueberein- 
stimmung  im  Ganzen,  dass  beiden  Texten  dieselbe  Uebersetzung 
zu  Grunde  liegen  muss,  also,  da  Ranjina  1 503  schrieb,  ein  Buch 
des  15.  Jahrh.  Es  muss  einer  späteren  Untersuchung  vorbe- 
halten bleiben ,  ob  alle  bisher  genannten  Missale  den  Bernar- 
dinschen  Text  von  1495  voraussetzen,  oder  ob  dieser  mit  den 
anderen  auf  eine  ältere  Quelle  zurückgehe ,  was  von  vorne 
herein  deswegen  wahrscheinlich  wird,  weil  Bernardin  sich,  wie 
oben  bemerkt,  nicht  als  Uebersetzer,  sondern  als  Verbesserer 
giebt. 

Alle  jene  Missale  sind  in  der  Volkssprache  geschrieben,  es 
gab  aber  bekanntlich  in  den  westserbischen  Ländern  (in  Kroa- 
tien im  althistorischen  Sinne  des  Wortes)  noch  eine  ganz  andere 
Art  derselben,  die  glagolitischen,  in  denen  der  Text  der  Evan- 
gelien und  Episteln  aus  der  altkirchenslavischen  Bibelüber- 
setzung Hitbulgarischer  Sprache)  genommen  ist.  Obwohl  stark 
beeinflusst  von  der  Vulgata,  indem  die  alte  aus  dem  griechischen 
Texte  gemachte  Uebersetzung  nach  dieser  revidirt  und  ent- 
sprechend verändert  ist,  hat  der  Bibeltext  hier  doch  das  Gewand 
der  alten  Kirchensprache  behalten.  Stehen  nun  die  in  der 
Volkssprache  geschriebenen  Missale  zu  dem  glagolitischen  in 
einem  Verhältnisse,  d.  h.  ist  der  vorhandene  kirchenslavische 

1)  Fehlerhaft  für  ne  htje  (noluisti)  oder  einen  entsprechenden  Ausdruck. 

2)  fehlt  me. 

1881 .  14 


-     210 


Text  in  die  Volkssprache  umgesetzt,  wenigstens  zur  Herstellung 
einer  Uebersetzung  in  die  Volkssprache  mit  benutzt  worden, 
oder  ist  diese  ganz  selbständig  aus  der  Vulgata  gemacht?  Bei 
dem  oben  auseinandergesetzten  Abhängigkeitsverhältniss  der 
volkssprachlichen  Missale  unter  einander  genügt  auch  eines  der- 
selben, z.  B.  das  vorliegende  cyrillische,  als  Grundlage  einer 
solchen  Untersuchung ;  die  Bibeltexte  des  glagolitischen  Missale 
finden  sich  bei  Bercic,  Ulomci  svetoga  pisma  I — V,  Prag  1865 — 
1871,  namentlich  die  des  gedruckten  von  1483.  Es  ist  nun 
nicht  schwer,  längere  Stellen  zu  finden,  die  sich  in  den  Worten 
so  sehr  decken ,  dass  man  auf  den  ersten  Blick  eine  Umsetzung 
der  kirchenslavischen  Ausdrucksweise  in  die  volksthümliche  zu 
erkennen  meint,  z.  B.  Acta  VII,  55 — 60  und  Joa.  1,  29  ct. 
lect.  illyr.  glag-  Missale  1483 

KÖ,4,SftH     TaA<*     CTHtndHk  CTtäiaH   7K.i   Elv   HAHk  A<Mf" 

n8Hk  Ai>\'a  cBETd  nor mj!l,ak-     ya  cr(ta  h  B3ptvBk  na  hjeo 

UJH   K  HtßS    BH,i,Ht    CAAßS    EO-       BHA'B  CAABOlf  EO/KHIO  H  HCSca 


JKHIO  H  HCSca  CTOiehH  OB  t\(C- 
HS  EO>KH»0  II  pCHE:  £BO  BHtiS 
MKtCA    OTBOpEHa   H   CHHa    MO- 

BHenacKora  CTOHtfcH  ob  j\,tc- 
h8  KpHtnocTH  BOJBHf-    3aßa- 

IIHBHJH  TA&A  OHH  rAACOMk 
B(AHKHIUIk   3ATHCHt>ßUJH   SWH 

cbokb  HanpHEiiiE  Ha  Hera  n c— 

,A,HHO  CBH-    H    H3rOHttiH    HtrA 

H3  rpa,A,a  K.w.ifiiiifUk  noEHra- 

yS,  H  CBHf.V.OU.H  nOCTaBHLUf 
CBHTt  CßOHf  HOAAKk  HOra 
Hf  AH(?ra   iuii\a,A,u,a  ,   KH  C(  30- 


croeuja   c  ^ecHoyio    Bora   h 

pfHt:   Ct  BHK>  HfBfCa  OTBpCTa 
H   CHHa    MAOBlvMaCBarO    CTOf- 

ina  o  ,\,«choi'io  cha«  bojkh«- 

B3BAHKH0lj*BUJt     JBf     rAACOMk 

luaiif  u"  h  saTKOij*  oyuiH  cboh 

0\'CT(p   MHUJf    C(    BCH     ^\HHO- 
AO\fUJHO    Ha  Hk-    H   HJil'lUKIHf 

h  BkHk  H3  rpa,\,a  KaMtHOßa- 

HJf  H.  H  CBlJ^-KTfAH  nOAO/KH- 
UJf    pH3H    CEOt    HpH    HOTOV*  10- 

Houja     fTtpa     HapHH,a£Maro 

CABAA-H  BAMEHHEM'nOBH'KYOY 


KHflllf  CA^Ak-   H   EHrayS  KAM«-       CTlillAHA  B3HßklOLUA  HptKOtf- 

Lua:  rocno^H  Hcoyct,  npHMH 

,\8\'k  IUIOH-  H  HOKAOHk  KOAlC- 

Ht  K3anH  raacoiuik  Kt.uin.ik 

Pf  KH  :   rOCHO^H,  M   npHCTABH 

HMk  ctro  3a  rp'Kyk-    h  chj 
ptK'  0\j'Cll1i  o  rocnoA'K- 


iiiicmk  cTHtnaHa  a  OHk  Bann- 

lOliH  H  rOBOpftiH:    rOCHO,V,HHt 

Hc8ce ,   npHMH  A^\"k  M*"-   h 

nOKACKH^BUIH  HA  KOAHCHA  3A- 

Bann  raacoMk  BCAHKHMk  ro- 

BOpfftH  :   rOCHO,\HHt,   HE    npH- 
MH     HMk    OBO    3A    rpHE\*k       II 

KaKO  to  pene,  saena  S  roeno- 

A.HH8- 


211 


Vergleiche  dazu  dieselbe  Stelle  in  dem  oben  (S.  207    mit- 
getheilten  Texte  Ranjina's. 


bhah«  HKaHk   HcSca  rpE- 

A^H  K  CEEH  H  pEHE:  EBO  HI3- 
THaU,k  EO/RH,  EBO  KHH  S3HMAE 
rpHE\'E    CBHETA-     OBO    HE    OHH 

wa  Kora  P*K^XkJ  n0CAHE  r-,f_ 

HE  A0HAe  MOBHERk.  KH  npHE 
MEtlf     ÜHHHEHk      HECTk,       Hfpf 

napBO  mehe  khewe,  a  hm  heim 

HE  3HaY«^,   H«Ka  CE    OHHTSHE "8 


BH^-K   HBaHk   HCOV'Ca  K  CE- 

B'K  rp1vrVöVL|ja  H  pEME :  CE 
anun,h  eojeh,  ce  h>ee  b3em- 

AET  rp1i\'H  MHpa-  CE  ECTk  0 
HEM2KE  p"K\*k .  no  MHt  npH- 
,A,fTk  MOyjKk,  HJKf  np-kE  MEHE 
CTBOpEHk  ECTk,  "KBO  np*KE 
MEHE    BHCH.     H  a3k    HE    BHA,*k- 

'fcyk  eto.   Ha  r\A  "Kbut  ce  bk 


H3paea8,  3a  to  Hra  npHA<\\'E  h3p<ihah,    h  csro   pari,H  a3k 

KapCTEfcH   BOA^Mk-  H  CßHA*>"  npHA<>\*k    Rp'CTE    ß'  BOA"*-    " 

MaCTBO    SMHHH    HBaHk    rOBO-  CBUA,1iTfACTBO      CBtr\,OKOBa 

pEÜH:    Hia   CaMk   BHAHO   Ay\'k  ptKH.tKO  KHA«\"kA*VYk'6K0 


rOAOV'Ek  C\*OA«M<  C  HEEECE  H 
np-KBHBaiOLHk  Ha  Hfl.lK,  H  a3k 

hc  3Ha\'k  eto,  na  hjk«  nocaa 

ME  KpCTHTH  ß'  BOA'K,  TA  pE- 
HE   MH'K  :    Har\a   HJEE  0l*3pHWH 

A*VXk  NHC\"OAflUk  H  np-KBH- 

BahMjlk  Ha  HEMk.  Ta  ECTk, 
H/KE  KpCTHTk  B  A°YCI  cßeTl;- 
H  a3k  BHAlv^^  H  CE'KA'KTEA- 
CTBOl'IO  .    'KEO    CH    ECTk    CHHk 

1  J 

EOJKH- 


CBETH     RABO     rOA£>EHH,i>     C\"0- 

AEtiH  C  HEBA  H  npHKHBa  cßap- 
jfS  HEra,  a  nra  he  3na\*k  HEra, 

Aa  OHH  BH  MEHE  nOCAA  Bap- 
CTHTH   8  BOA»,   «>Hk   MEHH  pE- 

he:  CBapyS  Bora  Ei>AfUJk  BH_ 

AHETH    A^Xk  CBfTH   CX^A^M 

h  npHBHBaictiH  cßapyS  HEra. 

TO  HECTk  OHH,  BH  BapCTH  S 
A^yö  CBETOM8-  H  HI3  BHAH- 
E^k  H  CBHEA^HaCTBO  fc>HH- 
HH^k  ,  Aa  0BC*  HECTk  CHHk 
B02KH- 

Denselben  Eindruck  wird  man  von  sehr  vielen  Abschnitten 
haben.  Es  ist  freilich  dabei  zu  bedenken,  dass  eine  sehr  weit- 
gehende Gleichheit  der  Texte  auch  auf  der  eigentümlichen  Art 
aller  dieser  Uebersetzungen  beruhen  kann  :  die  altkirchensla- 
vische  ist  in  möglichst  nahem  Anschluss  an  das  griechische  Ori- 
ginal  gemacht,  die  Vulgata  ebenfalls .  namentlich  in  der  Wort- 
stellung; eine  aus  der  Vulgata  gemachte  serbische  Version,  die 
wieder  den  nächsten  Anschluss  an  den  lateinischen  Text  er- 
strebt, wird  also  stets  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  sprach- 
lich so  nahe  verwandten  altkirchenslavisrhen  haben.  Ferner 
kann  man  den  oben  verglichenen  Texten  andere  Parallelen 
gegenüberstellen,  wo  der  glagolitische  Text  von  unserm  cyrilli- 

14* 


212 

sehen  so  abweicht,  daß  man  schwerlich  auf  den  Gedanken  kom- 
men würde,  der  letztere  sei  vom  ersteren  abhängig.  Auch  wür- 
den nicht  bloss  die  lectiones  zu  vergleichen  sein,  sondern  die 
liturgischen  Stücke  andrer  Art,  Gebete  u.  s.  w.,  also  ein  voll- 
ständiges glagolitisches  Missale  zu  benutzen  sein,  das  mir  un- 
erreichbar ist.  Da  hier  also  die  Vergleichungen,  die  ich  an- 
stellen könnte,  nichts  entscheiden  würden,  muss  ich  mich  auf 
die  Hervorhebung  einiger  allgemeinerer  Gründe,  die  mir  die 
schliessliche  Abhängigkeit  der  volkssprachlichen  Missale  von 
dem  glagolitischen  wahrscheinlich  machen,  beschränken.  Von 
Bedeutung  ist  es,  wenn  der  Text  des  Missale  Worte  enthält,  auf 
die  der  lateinische  Ausdruck  der  Vulgata  nicht  leicht  führen 
würde,  die  aber  zu  dem  altkirchenslavischen  Texte  stimmen: 
wenn  Jo.  I,  13  ot  oux  s£  ai{xaxo>v  ouös  sx  Dzkr^a-oc,  aapxo? 
ouös  sx  öeArjfiaTo?  avöpo?  aXA'  ex  %eou  SYSvvrjforjaav  altkirchen- 
slavisch  gegeben  ist:   h>k«  hc  ott».  Kp'kKHi  1111  ott».  nojfOTH 

flA'KTkCK'kl      HH      OTT*      HOyOTH     M^JKkCK'kl     HT*     OTT*     KOra 

po^HWA  C/A  (Zograph.)  —  hjkj  hh  ot  Kpßk  hh  ot  noyoTH 
naT'cKHf  hh  ot  noyoTH  luioyjKCKHf  iik  ot  Bora  po^HHie  ce 

(Miss.  glag.  \  483) ,  und  dem  Vulgatatexte :  qui  non  ea  sanguinibus 
neque  ex  voluntate  carnis  neque  ex  voluntate  viri  sed  ex  deo 
nati  sunt,  in  unserm  lection.  illyr.  gegenübersteht:  kh  He  w,\, 
KapBH  hh  wji,  noYOTHtHHa  nSTtHora  hh  wa  noyoTHCHHra 
MSujKora  Hero  ohh  kh  w<\  Bora  pofctHH  HtcS,  so  hätte  das 
lateinische  voluntas  schwerlich  auf  den  Ausdruck  noyOTHtHHe 
geführt,  dieser  beruht  auf  noyOTk  der  altkirchenslavischen 
Version,  vgl.  den  Text  Ranjina's:  ni  po  volji  putenoj  ni  po  volji 
muzevnoj,  wo  voluntas  mit  dem  zunächst  liegenden  volja  wie- 
dergegeben ist.  Von  einzelnen  Worten,  die  auf  altkirchenslavi- 
scher  Grundlage  beruhen  oder  wahrscheinlich  darauf  zurück- 
gehen, führe  ich  an:  Htno^OKa  daemon,  doch  wohl  auf  nenpn- 
M.-'.fik  zurückzuführen ,  wenigstens  ist  es  mir  kroatisch  oder 
serbisch  in  diesem  Sinne  unbekannt  (in  unserm  Text  wird  da- 
neben das  auch  sonst  vorkommende  hudoba  verwendet);  ii.\iie;i;k 
neben  gewöhnlichem  nana,  ersteres  in  der  kroatisch-serbischen 
Volkssprache  ganz  unbekannt.  Luc.  VI, 42  aHU,HMHpf,  nannapr.o 

H3MH     KapKHO     H3k    OKa    TKOra    H    naKa   fcfllik    H03pHTH    Ji,A 

H3M£UJk  caaimS  H3k  OKa  upaTa  TKora,  im  Miss.  1483: 
\iin,fM'kpii  .  H3MH  npiikf  Kpuno  H3k  OMtet  TßOf  ro ,  h  no 
TOMk  u.jMHiiii  co\f4an,k  H3k  OMfc«  epaTa  TKOtro,  Vulgata: 


213     

hypocrita.  ejice  primum  trabem  de  oculo  tuo,  et  lunc  perspicies 
ut  educas  festucam  de  oculo  fratris  tui;  die  Stelle  ist  charak- 
teristisch: die  altkirchenslavische  Uebersetzung  hat  xapcpo? 
durch  c^hkii,k  (Holzstückchen.  Splitter)  gegeben,  der  Bearbeiter 
das  lect.  illyr.  das  letztere,  ihm  unbekannte  Wort,  durch  caaina 
ersetzt,  indem  er  festuca  als  »Strohhalm«  fasste,  an  einer  ande- 
ren Stelle  aber  steht  (III.  Reg.  XVII,  13)  AB4  cSKd  =  duo  ligna, 
während  suk  =  c^KT\  sonst  unbekannt  ist.  Die  sehr  unae- 
schickte  Uebersetzung  von  publicanus  (z.  B.  Luc.  XV,  1)  durch 
ohhthhkk  steht  nach  Stulli,  Rjecs.  im  glagol.  Brevier  und  das 
Wort  scheint  sonst  nicht  vorzukommen. 

Wichtiger  ist,  dass  die  Sprache  Eigenthümlichkeiten  zeigt, 
die  nicht  auf  dem  Serbischen  jener  Zeit,  sondern  nur  auf  einer 
Vorlage  in  kirchenslavischer  Sprache  beruhen  können :  sehr 
häufig  ist  das  t  in  der  3.  sg.  plur.  praes.,  namentlich  vor  dem 
reflex.  se,  während  es  die  serbische  Volkssprache  vom  Anfang 
der  uns  erhaltenen  Denkmäler  an  nicht  mehr  kennt  (vgl.  Danicic, 
Istorija  oblika  p.  274):  norapAHT-CE,  8cTdN8T-ce,  npH^fTk, 

H3pfNtfT-Cf,  npHRHKaWTk,  UßH^A^T-tt,    nOHTi)l€TK  U.S.W. 

Auffällig  stark  sind  diese  Formen  vertreten  in  den  orationes  der 
feria  VI.  in  Paraskeve  (lect.  illyr.  Bl.  132b fg.).  Ueberhaupt 
unterscheiden  sieh  diese  Gebete  von  der  Sprache  des  Bibeltextes 
durch  ausgeprägtere  kirchenslavische  Färbung;  ich  gebe  da- 
von hier  gleich  einige  Proben,  vgl.  z.  B.  cremoth  rhehnh 
RO/Kf,  Kora  C$,A,C>Mk  cea   STBapfci>n>Tc«,    npH3pH  mhao- 

CTHRO  K  MOAHTK.U.lk  IMIUilUK,  H  U.'JKjUUOIW  nanS  HMp  TRO- 
HOMk     MHAOCTHK»     \'paHH  ,    &A     KapCTHaNkCKH     AHK»,\H,     ROH 

TaKHMk  CTpoHTeaeiiik   cTpoieTkct,  no,\  toamkiiük  na- 

IICIKÜK   RHpOK"  H  STflKaHHJMk   HfTORHMk  r\A  b>M  HO  JRf  TCf 

II  |l  II  K  A  0  II  II  (.1  k    (I.   plur.     K0AHN4- 

S  m  h  o  >r  a  r  a  i€  uj  h  2.  sa;. 

ii  0|i  oh  uif  et  HCTOHHHKOMk  RapipeHHa,  renati  fönte  bap- 
tismatis,  =  altb.  nopO/R^kiut  c*jv- 

3a  CR«  mhhh  [acc.  plur.)  =  HHH'ki,  serbisch  nur  hhh« 
W,A,  CROie  tum  S3RpaTfTk  ce  (a  suis  tenebris  eruanter), 
tmh  een.  sa.  Es  sind  bei  der  Uebertrasuns;  auch  Missverständ- 
nisse  vorgekommen,  z.  B.  ecclesiam  tuam  nova  semper  prole 
feeundas:  u,apKR$  trok>  hokumk  RHpS  nao^OMk  SMHO/Ka- 
RaieiUH,  zu  lesen  rhhS,  d.  i.  RTv  hh^,  im  Serbischen  unbekannt. 
Häufig  ist  in  denselben  Gebeten  auch  die  Vertretung  von 


—     2 1 4 

'K  durch  e,  die  in  dem  Bibeltext,  wo  he,  i€  und  h  die  Begel 
bilden,  ganz  vereinzelt  ist:  rpEUJHHKOMk,  KOAfNd.  Durch  das 
ganze  Lectionarium  geht  der  unserbische  Gebrauch  des  Perfec- 
tivverbums  als  Futurum  in  Hauptsätzen,  oft  steht  im  selben 
Satze  oder  in  gleichen  Wendungen  das  Perfectivverbum  futu- 
risch und  daneben  die  serbische  Umschreibung  mit  Infinitiv  und 
Hülfsverbum,  vgl.  Jo.  VII,  33 

l'ect.  illyr. 

pEHE   HMk  TA&A   1 1 C i> C K  :    HOLUE  C.lMk  ,A,0  MaAO  ßpHMEHa  C  UHU, 

hepe  rpe^fMK  k  ohomS,  kh  me  \e  nocaao-   h  S3hluete  ut  a 

M(  KfTf  Ll(  IHl.ll  II  r,A,H  CaMk  lll.i,  HE  MOpETE  ,.Y,Ohli-  pEKOUJE 
TA&A  /KS^HH  MEtiS  COKOMk:  KiVMO  X^t»e  *^ßH  üOliH,  Aa  ra  MH 
HE  tiEMO  HatiH  HE,A,a  8  nOrHKHO  HapO,i,OKk  XOtiE  HO^H  H 
SHHTH  HapO^E?  KC>I€  TO  KH  rOBOpEHI€  KO  pEHE  :  H  LH  E  T  E  ME 
A  HE  Haft  ET  E  ME 

Miss.  1483 
HCO\"Ck  JKE  pEHE  HMk  :  OT  CE/\E  MdAO  Bp'KM'K  C  BaMH  ECaMk  ,  H 
H^C»Y  K  nOCAaBWOlfMOtf  Mi"  B3HLUETE  ME  H  HE  OEptLUETE, 
H  -KMOJKE  A3  H^Otf,  ßH  Hf  MOJKETE  npHTH-  p'KUJ'k  IKE  ß  C'KE'K 
HIO^'KH:  KaMO  CH  yOLUETk  HTH,  "EKO  MH  HE  OEpELUEMk  £1*0- 
E^,a  B  paCkCII'kHHE  'KSHKk  H^ETk  OtfHHTH  HapO,A,H-  HTO 
ECTk  CAOBO  CHE   EJKE  pEME  :    B  3  H  i|l  (  T  i   ME  H   HE   OEp'Kl|IETE- 

Nach  allem  bisher  bemerkten  scheint  mir  die  Sache,  ohne 
dass  ich  sie  mit  aller  Sicherheit  entscheiden  will,  so  zu  liegen: 
zu  irgend  einer  Zeit,  spätestens  gegen  Ende  des  15.  Jahrb.,  ist 
der  altkirchenslavische  Bibeltext ,  so  weit  er  im  Missale  Ver- 
wendung fand,  umgesetzt  worden  in  die  serbische  (kroatisch- 
serbische) Volkssprache  Dalmatiens  mit  möglichst  genauem  An- 
schluss  an  die  Vulgata.  Denkbar  wäre  es  an  sich,  dass  die  Her- 
stellung eines  solchen  volkssprachlichen  Missale  von  Geistlichen 
geschehen  sei,  die  den  slavischen  Bibeltext  der  orientalischen 
Kirche,  der  orthodoxen  Serben,  kannten  und  darnach  arbeiten 
konnten.  Allein  nach  den  kirchlichen  Verhältnissen  jener  Zeit 
ist  das  so  gut  wie  unmöglich  und  das  einzig  wahrscheinliche  ist, 
dass  der  von  der  römischen  Kirche  in  der  Liturgie  anerkannte 
kroatisch-glagolitische  Text  zur  Grundlage  genommen  ward. 
Von  dieser  ersten  Uebertragung  in  die  Volkssprache  hangen  alle 
bisher  bekannten  Missale  ab :  die  oben  genannten  Drucke, 
Banjina's  Handschrift  und  unser  cyrillisches  Lectionarium.  Das 
letztere  ist  wohl  ein  unicum,  seine  Bestimmung  wird  gewesen 


215     

sein,  in  einer  römisch-katholischen  Gemeinde  Bosniens  oder  in 
einem  bosnischen  Franziskanerkloster,  vielleicht  in  einer  Ragu- 
saner  Landgemeinde  (vgl.  Slovinae  1882,  Nr.  2,  p.  30),  ver- 
wendet zu  werden ;  in  einer  dalmatinischen  Küstenstadt,  etwa 
Ragusa,  hätte  die  Anwendung  der  Kyrillica  keinen  rechten  Sinn. 
Ehe  ich  zu  einer  Charakterisirung  der  Orthographie  und 
Sprache  dieses  Denkmals  schreite,  will  ich  hier  einige  längere 
Abschnitte  des  Textes  mittheilen,  damit  solche,  die  in  der  Lage 
sind,  die  glagolitischen  Missale  und  die  Drucke  von  1495  u.  s.  f. 
mit  lateinischer  Schrift  vollständig  vor  sich  zu  haben,  eine  wei- 
tere Vergleichung  anstellen  können ,  und  zwar  gebe  ich  die 
ersten  beiden  Stücke  mit  derselben  Verbindung  und  Trennung 
der  Worte,  wie  das  Original  schreibt,  um  dabei  gewisse  Eigen- 
tümlichkeiten der  Orthographie  besser  vor  Augen  zu  stellen. 

Bl.  15 — 26    nach  der  urspr.  Zählung). 

Na  ROrvoKapL(je-  EaarocoBk  wa,  &qa,c-  hijjh  hj  ko»uh,k 
KHHra-  HTfHHe  H3aH£  npopOKa-   (Isaias  LX). 

J>CTaHH-  HnpOCKHETAHCf-  Hfp830/\HMf-  3aLU0l€  lipillllAa 
CBHITAOCTk-  TROHia-  H  CAABA-  rOCnO,A,Na  CBapyS  TfEf- 
HCTCKAA  HtCTk-  Hfpt  £ß©  TAMNOCTH  nOKpHK»  3fMAK>i>-   HNiar- 

AA  n8K«-     Oßap^S    TiEtkt    i>HCTHNfc>    HCTffcH-    FhK-         HcAABa 

Heroßa  St^bm«-  s8,v-  bh^hsth-    HeS^S-  yo^hth  Hapo^H- 

8  CBHfTAOCTH-  TBOHOH-  IIK|UAII-  t>3pAEH  WA,1)  HCTOEd 
TBOra-  S3ABHTHH-  SOBOAO-  OHH  TBOH6-  H  BHtiH-  CBH  OBH 
CKSüHAHCSCf-  fipHlUAHCS-  BTfBHf-  OhHOBS-  TBOH-  H3A,AA(KA 
npH^SS-  Hßftfpt  TBOI6  H3CTpaHf-  SCTANSTCe-  TaAAfcfUJK 
BH^HTH-  lllIii.VnilK-  OEHAOBATH-  IIK^rV,f  IllCf  MS^HTH-  H 
pd3UlHpEBATH  CApU,C  TBOH«-  EA^aCf  OEpATH-  KTJBH-  MNOLU- 
TBO  MOpCBO  HABOCTk  WA,  NapOA,OBk-  npH^ETk-  BTtEH- 
IUIHOWTBO  BaHIHAEBk-  npHBpH«  TlKt-  A,fl$MtA,AßH  H3IUia^,HaHa 
H  HSttytyt  »WA,  CAKet-  npHrV,S8-  3AAT0  iriMMHUIIk-  NOCCtiM« 
hcaabS  rocnoA,HHÖ  Naßreipi>K>fcH- 

llac,\n,voi:anuf-    Cßtrora-    ei'.ant.tAiiu    no    mathio- 

(Matth.  II,  I .) 

IlOBAfCe-  pO^H-    HCfcCk-    SßfTAfMS-   JKHA,OBCßOMi>-   $A,HH- 

HpS,A,a  Kpaaa-    Bbo  BpaaH-  wa,  hctoka  npHA,*im-  8H?p83a- 


x 
■1)  Fast  immer  ^  geschrieben. 


216 

muw-  roBopeftH-  rji,ie  EpAAk-  h;h,.\okckh-  khc(-  HtcTk-  no- 

pO^HO-    llfpECMO  BHAHEAH-  3ÜH£3,\,i>  HCPOKS-   SHCTOB$  llllpll 
LUAHCMO  nOKAC>HHTHCf-  N«Mi>-  GaHUMBLUH-  TW-  EpAAk-  HpÖ^k- 
CMSTHOCE-   llfCTK     HK.\CK    ll£|)t\K\\  MM  k     MIIIIIMk     1 1  CKSlIIIKIIIIi 
Cßf  BAAAABU,« •  nOnOBCEf-  HKNH/KHHKf-  W^nSKa  HCflHTOBAUJf- 

wa  hh^k-  r,\Hktce-  HcSck-  KapcTk  nopoAHTH-  AONH-  pjKOUIf- 

N«Mi>-    J>EfTACMi>-  ^KH^OKCKOMi)-     Hfpf  TABO    I1HCANO-    H£CTk 
nO     lipOpOKS-     ATH     ECTAEME-     rpaA,f-     JKSA,«HCKH-    HIIKAKOpf 
NHfCH     HAHMAHH-  SnOrAABHUtA\,k  ;K^,\,f  MCIWiyk  •   llfpf  •  H3TCBC- 

H3AHA,rrk  KOHeKO^a-  BHftt  baaaath  nSKOMk  uoiitiuik  Sh3- 

pAfAi>-    Ta^A  Hp8A,k-  3A3BABU1H-  OTAHHO  KpAAE-  nOAM^AP0, 

HcnHTA   wa   HH^k   ßpHEME-    wa  3bh«3A*-    Bactie   SBa3aaa 

NHMk-     H   IIOCAAKIIIH-   NH^k-  SEfTAtMk-  p«Hf-    IlofcHTf  HÖRH- 

TAHTf  noA^M^AP^-  waahth*»j  hkaaa  ha\hti  Hera-  wa- 
rOKOpHTe-  m«nh-  a^  H  Hra  npHiiiaAuiH-  noBAONHMkce-  H£iuiS> 

AOHH  KaKO  CAHUJAUJt  KpAAA  llOliOllJE-  H  fBC>-  3BH£3A^'  Ki>- 
EHfJfS-     BHAHEAH-     ShCTOBS-     llpll, \HHIH  II       rpt&Htlllt-    &QKM 

npHUJAAUJH-    ctah«-   cBApyS-   AH™k<*-    Bhahjbiijh-   taaa 

3BHE3A&-  S3BKfAHUJfCe-  pAAOCTHK»-  BfA«  BCAHEOMk-  Hfc- 
AHE3UJH-  SKSt.S-  nal.OIIIC  AHTH^^'  CMApHOMk-  MaTfpHkV 
HEI  OKOILIk  naAlUH'  NABOAHNA-  nOEAOHHLUECE-  NflUlS-  HOTBO- 
pllBIIIII-  BAArO  CBC>I€-  npHEA3AW£-  NfMi>  AdP«'  3AAT0  TA- 
r.lMUHk  HMHpS-  HwArOBOpk  llpIM.IMIIIII-  SCHII-  AaCE*  HfllO- 
BpaTf-  BHHpSA^  HHHfMk  IlSTOMk  CtfCC-  BpaTHAH  $BAAAAHHE 
CBOHt- 

(Von  hier  an  mit  der  üblichen  Worttrennung  und  Iuterpunction.) 

llo    EBANftEAHK»     NABHEL|J$HE    Cf    CeilTi>Afif3HMA    nOKAAAk 

h  Ba3aMk-   ni|in  Ha   KOHau,k  khihk   npHAk  EAarocoBk 

wa  boa«- 

<£  Ht&HtAÜ  MfftS  OCAMk  &AHK    EO^EHtiNHyk  H-   n-   B-   II-   A- 

B  pHMAAHOMk  (ad  Rom.  XII.) 

tipaTHO  .  MOAHMO  Back  3a  MHAOCApAHf  EOJEH«  ,  A'1 
KHCTf  fipHKA3AAH  TEAECA  Bailia  nOCBITHAHLU«  JBHßSftMt. 
CBfTO  H  BOrS  SrOAHO,  A^CTCHH^  CAi>>EEi>  BAUiS-  H  m  \-tht« 
C(  lipHAOKHTH  B  CflUlS  CBHtTS,  ,\,A  nOEOAUJAHTf  8  HOBHHH 
pA3$MA  BAUJCrA,  A^  HCBSCHTf.  IUO  HfCTk  BOAA  BOJBHM  J\,$KpAA 

h  SroAHa  h  cBapmtHa-  H«pt  rosopB  moae^h   Back  3a  mh- 

AOCTk    BOH^HIO.    Ba    J\,AHA    HECTk   IUIEHH.    CBHEMk,    BH   HECi>  MffcS 


217     

BdMH  :    Ht    \'THTf    ßtfcf    3HaTH   HfTO  K3  WA  HOTpHfKf  3HATH, 

Aa  3HaHTf  &e>  pa3i>Ma  ohoahko,  koahko  i;ar-i-iie  cbakomS 
Kork  pa3AHf/\H0  MnppS  wa  BHpe-  3a  iho  KaKono  8  ik.v"^'-^ 
KHnS  MHora  8Aad  HMaMO,  jü,a  CBa  i>Aa   he  in.iaio   iu  \,Hai;o 

MHHtHHE,    H     IWKO   MH03H    ME.VaHK   KU II K    HfCMO    8    HC$KapCT$. 

CBaKH    Hfv\,ank    AP^rora  $AA  $  HcSKapcTÖ  rocnoAHHS   Ha- 

WfMi>- 

no  aSu,h-   (Luc.  II,  42). 

Ei>ASkH  HCSCk  WA  AKaHaAecTf  rOAHUlTK  $3YC>Aet>H 
ohh  8  HEpS30AEMk  no  okhhak»  AHe  WA  KAarkAaHa,  cßap- 
ujfHH  b^a^h  AHHH  KaA<*  ce  ßpakayü,  ocTa  AHTHt»K  ncSck 

8  l€pÖ30aHMS,  a  H«  3Ha\'S  pOAHT«i\H  HETOBH,  rjHft.ll  Aa  He 
OHk  8  APy:KKH;   Y°AHUJ«  AdHk  X'0^fHHra   H   "CKdJfS  Hfra  Mr^ 

pc»AHTfAH  h  :-;iunii,n  h  Hf  Ha\*OA«^H  ra  ßpaTHAH  Cf  K5CS  S 
Hepö3aa£Mh.  HL|ii>kn  Hera-  h  ÜHHHtHO  hsctk  no  tp*th*mS 
AHe  nahoiiif  Htra  8  u,apKBH  cH6A*ftn  nocpneA1*  A^KTSpoßk 

CAIIIIlftai    HH\*k    H    SnHTaiOftf    H)fk-    H^a](Ö  C(   Tä&A  CBH,    KH 

Hera  camum^,   CBapyS  m^aP^c™  h  WA^OBapaHura  Htroßa- 

H  BHA^H  3aM$AH'*H  Ci>  Cf.  H  p«M6  MATH  HfMS  :  CHH8,  3a  L|IO 
CH  HaMk  SHHHHO  TAKO  ?  CBO  OTaU,k  TBOH  H  Hß  KpHHSt.ll  Cf 
HCKayOMO  TtKf-    H    ptMf    HHMk  :    LUO    K3    Aa    Mf  HCKayOTf  ,    H( 

3Ha\-0Te  ah,  Aa  $  ^HH\"k?  Ka  ^u.*1  Monsra  HtcS,  norpHKSie 
Aa  nra  kSa^  '  a  °HH  H*  pa3öMH«uj«  pntHk.  kS  m  roßopno 
HHMk-  h  3aHA«  uj-hhmh  h  npHA«  8  Ha3apfTk  h  BHfUJt  noA- 

AO>KaHk    HHMk,     H    lULlTH   HfrOßa    C \*paMf BailJf    CBE    OBE    pllfMH 

pa3roßapatoftH  c«  i>  capu,S  cbokbmS-  a  HcSck  pacTHfwt  8  iuiS- 

APOCTH  H  8  KpHMCIlS     8  MHAOCTH   KO/KHOH  H  AIOSTUKOH- 

Ha  oktabS  wa  ßOAOKapi|ik  nnci-Saa:  ScTaHH  npocBHC- 

TAH   Cf  •    HlUH   Ha  Ji,dHW  WA  BOAOKaplUk-    NaCAHAOBaHHf 

CBETora  EBanftfAHra  no  hbah8- 
^  oho  BpnfMf  bhah«  (u.  s.  w.  s.  oben  S.  211). 

J>  n(,\,"f'^  AP^ri5  "0  BOAOKapiua)Ck-  mt«hh«  iihctSaj 
BÄä  naßaa  anocTwaa  k  pmuiaanoMk-   (ad  Rom.  XII,  6). 

BpaTHO,    lir,K\K>I»ll    pa3Ai>MHTf  ,\,apOKl|IHHf   nO  MHAOCTH, 

Ka  A^na  HfCTk  naMk,  aan  npoposacTBO  no  pasaorS  BHtp« 
aah  cASiKtHne  8  caShcbh  aan  kh  Smh  ö  haSkS,  kh  Haroßapa 
8  HacTonrannK».  kh  j^Ate  i>  npHnpoijiHHH,  kh-j  OKaacnnKk  y 


218     

HACTOHIilHHIO,  KU  CE  CMHA$K5  8  A0KPH  KOAH-  AIO$BABk  EpE3k 
MO^HtaMCTBa,  HEHaBH^EKH  3A0,  npHCTaiOtiH  K  ^,OBpS;  MH- 
. \ 0 1 1 1 h S  BpaTCKS  Mft.S  COEOMk  AloSKfi.ll.  nOHTEHHEMk  HKfcS 
COEOMk     HTSlOkH     CE,      HACTOHiaHHEMk      HE     AHEHH.      ^S^OMk 

ßpSfcH ,  rocno^HHö  caS;k«^h  ,   BECEAEtiH  ce  naaftn    eo>kh  ,  8 

HEBOAH  SCTapnAHBH,  MOAHTBH  HACTOKStiH,  IIOTpllKaük  CBE- 
TH\h  nO,.\,HAIOi>h>tiH  ,  rOCTE  H  nSTHHKE  llpllll M-\SI,II  EAA- 
rOCAOBHTE  OHHEyk,  KH  Back  npOrOHf,  EAaTOCAOBHTE  H  HE 
YTHTC  npOKAETH-  BECEAHTE  Cf  C  BECEAHEMH  H  nAAHHTE  C  RAAM- 
HHEMH,    TOM    MEfcS    COBOMk    i>3AApJKEkH,    HE    BHCOKa    3HaK>tiH 

npoTHBa  H(c)KapH«iui8 ,  ^a  k  noHH/KEHHMk  npHCTaiOtiH  8 
npaBr\,H- 

HacAH^,OBaHHe  cßETora  EBanftEAHA  no  hbahS-  (.loa.  II,  4). 

X  OHO  BpHEME   llllpk   SHHHEHk  BH   8  CEA8,    KO   CE  30BE   K.UK1 

wa  raaHAfie.  h  eheuje  imaTH  ncScoßa  oh,!,«-  3a3ßaHk  Ta^A 

BH    H    HC8Ck    H    SM F H II  11,11    HETOBH    Ha    IIHHpk-     H    nOMaHKaßHJH 

i'.mia  pfM«  miaTH  nc8coßa  hem8  :    BHHa  he  itr.uio-  peme  höh 

HCÖCk:  IUO  K5  MEHH  H  TEBH  3a  TO,  JKEHO  ?  HHE  HOL|JE  npHUJAO 
MOI€  BpHEME-  pEME  TAA,A  MATH  HErOBa  CAÜrAMk  :  IHOrO^H 
PEHE    BaMk    8MHHHTE-    BHEUJE    TAf\A    OH^H    HJECTk    KaMEHHE\*k 

c8f\,oßk  nocTaBAEHHE^k   no   3Akoh8  ;k8,a,ehckom8  >   Ke  AaP_ 

MA^Ü  BHEA,pa  ,4,Ba  AA™  TpHH-  pEME  HC8Ck  HHMk  :  Han8HHT£ 
KaMEHHU,E  BOA,£;    "  M.VIlSlIHIIIf  II \"K   paBHE-   H  pEHE   HHMk  HC8Ck: 

3au,apnHTE  ca&a  h  hohechte  crapoM8  cßaT8-  h  noHECouiE, 

H  KA&A  OK8CH  CTapH  CBaTk  W,A,  BO^«  BHHO  8HHHEHO,  A  HE 
3HaUJE,  W,Ä,  K8,Vt  BHE1HE,  <\A  CA8rE  3Ha\*8,  KH  BHEy8  ll.apil.ViMi 
BO,A,8,  3A3Ba  H£BHECTaH,a  CTapH  CßaTk  H  pEHE  HEM8  :  CBaKH 
MOBHEKk  HaHnapBO  A0KP°  BHHO  ROCTaBH ,  A  KA&A  IIIIUMII 
KÜ&X,  TA&A  OHO,   KOK3  TOpE  KSCTk  ;    A  TH   CH  YP'tNHO  A^P^W 

bhho  a°  ca^A-  oboh    Jn.vMfMiif  8mhhh    HaHnapBO   HC8Ck  8 

CEA8  rAAHAEHCKOlUiy,  H  8KA3a  CAAB8  CKOIO,  H  BHEpOBaUJE  8  Hk 
8HEHHI|,H   Hfl'OKII 

J>   HEAHEA8  TpETHM»    HO   BO^OKapipa^k  •   HTSHHS   nHCTÖAE 

KAra  naBAA  a-  k  pHMAAHOMk-    (ad  Rom.  XII,  16). 

GpaTHO,  HE  ^THTE   BHTH  M8,\pH   npH   BaCk  CaMHE^k,   HH- 

KOMÖpE  3ao  3a  3A0  ßpafcaiokH,  HpoKii,v,aiohii  .v^KP*»  Nf  cauo 
npH^\k  Boroiuik  jü,a  hoi|ie  h  npHA,^  cbhemh  aioSa";   aK0  MC*Pf 

BHTH,    l|IO    Wt\    KAIHE    CTpaHE    K5CTk  ,     CA   CBHEMH    AK>8,1,H    Aa 


■     219     

KHCTf    MHHpk    HMaAH,    HE   K.\Ch   C4\ÜHf\'K    K|U  H  f  tili .     il  |)  M,\  (U.Jll 
r\A  A^HTE   MHfCTO  CapHEH,  H«p«   nHCaHO  HfCTk  :    MtHH   nSCTH- 

t«  ocbstS  a  hh  k»  ßpafcS ,  rosopH  rocnoAHHk  Kork-  t\A 
aßo  k^a6  AanaHk  tboh  HfnpHMTfAk,  HariHTaH  H«ra,  aKO 
A-ie  JKf AaHk  •  HanoH  h« ra ,  Htp«  OBaKO  mhh«1>ii  yokeujk 
SraeBHf  orHfHO  rapHÖTH  cßapyS  nerose  raaßf-  Ht  ^th  a<* 

Tf  3A0  A^K^A^  Aa  ™  A^K^A"  A^P0'1'01111*   3AOE8- 

HacAHAOBaHHe  cBtrora  eßanfttAHa  no  imaTHio- 
(Matth.  VIII,  1). 
J>  ono  BpHtM«  KaA^  c^olsaiue  HcSck  3  ropf,  HacAHAOßauif 
Hera  mh  ojujtbo  bjahko-  h  sbo  r8Eaßau,k  npHUjaAWH  no- 

KAOHH  Ct  HtMS  rOBOpffcH  :  rOCnOAHHf,  MOpfUJk  MfHf  OHHCTH- 
TH  AKO  \'OfcfUJk-    H   npOCTapUJH    p8K8    HCfckk    pfMf  TaKNSßUJH 

ra :   h  yolsS  ohhcthth-  h  töahj  OHHin«Ha  bhh  ri>ßa  Htroßa- 

H    pEHE    NEM8    HCi>Ck  :     MSliail     HHKOlUlSpt    HC    pfU.lt  .     ,\,a    IIOiiH    H 

SiwUKH  ce  p«A^BHHK^  HcnoBHeA^K1^"  C(j  H  npHKaiKH  mö  tboh 
Aapk,  luo  3anoBHAHO  i€CTk  mohche  Ha  HH^k  cßHAonacTBO- 

H   KaA^  *>AHt3f  8    KA^apHaS.     lipHCTSriH    K    HfMS   U,fHT8pHOHk 

MOAffcn  Hera  h  roßopetm  :  tochoamh«,  AHTH^h  moh  aijkh 
AOMaa  TpecSfcH  a  h  3ao  et  mShh-  h  WArosopH  HeiuS  HcSck  : 
Hra  npHA$  h  03ap^baö  Htra-  h  wAroßopHßk  HiHTSpHOHk 
p«H6:    rocnoAHH«,    HHfcar.i  A0CT*raHk>    Ad  SAH3fiuk  SnoT 

KpOBk    MOH,    Aa  TOAHKO    pfH,H    pllfMIIIO  TBOHOMk  H  03AP<*EH 

AHTH^k  moh-  Hfpe  h  hm  canik  MOBHfßk  OBaacHHKk  nocTaß- 

atHk  H  HM.lMk  nOA  COEOMk  BHTf3f,  H  ptßS  OßOMfc?  notiH  ,  H 
HOfcfTk,  H  AP^rOIWS  nPHAH-  H  npHA^Tk,  a  CA$3H  MOI6IUIÖ 
8HHHH  OBO,  H  8HHHH-  CAHUJABIUH  TA&A  HC$Ck  SdHS^HO  CC 
l€CTk,    H   HaCAHA^K»tiHMk  CfBf  p*Hf  :     8   HCTHHi>    TOBOpS   ßaWIk, 

HHtcaMk  nainao  toahkS  BHtpS  8  H3pacAä-  h  roßopS  Bamik, 
Aa  fce  MH03H  npHTH  u'A  HCTOKa  h  wa  3anaAa  h  chahth 

ßi>A*>  C  aKpaMOMk  H  C  H3aK0Mk  H  C  HMKOBOMk  8  KpAAEBCTßS 
HtßfCKOMS,  a  CHHOB«  OBOra  KpaAfBCTBA  H3p«HÖT-Ce  8  TaM- 
HOCTH  H3ßaHCKf  ;  OHAH«  E^A6  nAAMk  H  CKpHHaHHf  WA 
3ÖKH-  H  ßem  HC^Ck  U,fHT^pHOHS:  notiH.  H  OHaKO  KaKO  CH 
BHfpOßaO.  Bi>AH  TfKH-  H  03AP'\BA6Hk  HfCTk  A"THfck  8  OHO 
BpHtME- 

^  Hf AHeAi>  MfTBapTS  no  BOAC»KapiuaYk,  ht«hh6  nncTÖAf 
kaTa  naßaa  a-  k  pHMaaHOMk-   (ad  Rom.  XIII,  8). 
BpaTHO.   HHKorJi^pf  HHfCT«  Ay^MH  HHiuapt,   Hfro  &A  ce 


220     

AI08BHT£  MEf>8  COBOMk,  HEpE  KH  AI08BH  HCßApnsrA  cßorA,  3A- 
KOll-IIC  IMälJSHMO  llfpf  HE  Ki\\ll  1 1  p  11  ,\  10  ^  K  O,  \  M  IUI  IIKk  HE  8BNMII. 
HE  KpAA",   HE  pEU,H   KpllKO  CBHAOMaCTBO,  HE   IIOJKEAHE  CTKApH 

HCKapHEra  TBora,  h  aßo  ie  Kaa  HHaa  3anoBHEAk,  8  oboh 
Phemh  ce  Hcn8H8re:  ak>8bh  iicKapiiEi'A  Tiior.i  ßaßo  caiuiora 

CEBE-  HEpE  AK»8EAßk  HCBApHEra  3AA  HE  HHHH  ,  3A  LUO  HAn8- 
HEHK5  3AB0HA  l€CTk  AI08BABk- 

HacAHAOBAHHE  cßETOra  Ei;anhEAiii«i  no  mathk- 
(Matth.  VIII,  23) . 

X  OHO  BpHEME  Saa.Ifl.ll  HC8Ck  8  nAABU,8,  HACAHAOBAAH 
C8  TA  8HEHHU.H  HErOBH-  H  EBO  (J>0pT8HA  BEAHBA  BH  8HHHEHA 
8  M0p8,  TaBO  Ad  HAABHÖ  nOEpHBA^S  BAAOBE,  HEpE  BHEUJE 
HHIUlk  BHETApk  CSnpOTHBa-  a  HC8Ck  TA&A  Cliaillf  •  H  npHcrö- 
IIIIBIIIE  S'lfHISIMI  lipOBÖAHUje  HirA  TOBOpE^H:  rOCnO,/V,HHE, 
OBap^H  HaCk,  EBO  THHEIUIO-  pEME  HHMk  HC8Ck:  IHO  CTE  CTpaUI- 
AHBH  MAAEE  BHEpE-  TA^A  ÖCTABUJH  C(  HC8Ck  3AnOBH^H£  Bl€- 
Tp8  H  M0p8,  H  8MHHH  CE  THUJHHA  BEAHBA-  A  AIOS^"  c(  H8fca)f8 
CTaHOBHTO  TOBOpEliH  :  BOAHBO  HE  MOrSfck  OBH  .  Ji,A  BHETpH 
H   IU10pE   nOCA^UlAlO   HETA- 

J>    HE/l,HEAi>    nETS     nO     BO^OBApiUA^k-     MTEHHE    nHCT^AE 

BaaiKEHora  n-  a-  BOAOWAHHHOMk-    (ad  Coloss.  III,  12). 

EpATHO,  0E8U,HTE  CE  BABOHO  OBpaHH  CBETH  EO>KH  H 
0BAK>8EAEHH  H3HÖTAPHA  WA  MHAOCAPAHH  ,  A^P^™1*" 
CTBOMk,  8lUIHAEHCTB0Mk,  TH\*OCTHK>,  SCTApllAEHIIEIllk.  nOA" 
IIOCEkll  CE  M£ft8  COBOMk,  ll|UI|I.UO  i.ll  BaMk  caMHMk,  ABO  Back 
BH  HMa  3A8  B0AI08  npOTHBA  Ap8rOIUl8  ;  BABO  t€  rOCnOAHNk 
lipOCTHO  BAMk,  TABO  H  BH  npOCTHTE  ;  &A  CßAp^8  CBHE)fk 
OBH^E  MHA0Ulti8  IIHIAIOI.II,  BA  HECTk  3ABE3A  W,\  CBApUJEHHA- 
H  Mlljlk  HCSBApCTOBk  83BECEAH  CE  8  CAp  11,11  \"K  BaillH\*k.  8 
BOIUIÖ  H  3BAHH  HECTE  8  HE,A,HOMk  BHn8  ,  H  3a  TO  H  CA3HAHH 
Efc>AHTf  KOrS-    pHEMk    HC8ßApCT0BAH    llpllKIII'.ail    8    Back  OEH- 

aato,  8  CBaßOH  m8apocth  8meI;h  h  n8i;aiol»n  Back  caiuiH^k  8 

CAABAyk,    nHECHE^k    H    8     I1HETHI0    Ai>)C0BHC'Mk    A0BP0K0AHC* 

iioioI.h  8  CApu,EYk  BAUJH)Ck  rocnoAHH8;    Ad  CEt  iporoAHpE 

HHHHTE  8  pHEHH  AAH  8  CTBApH  ,  CBABA  8  HIU1E  rOCHOAHHA 
HAUJETA  HC8BAPCTA  HHHHTE,  JfßaA8  83AÄ»0fcH  B0T8  H  0TU.8 
HC8BApCT0IUIk  rOCHOAHHOMk  HAUJHIUlk- 


221 


HacAH^oßaNHe  cßrrora  £i;t\iit,e,\nu  110  mathio- 
Matth.  XIII,  24). 

X    OHO    BpHEMC    pEHf    HCSck    $H£HHßOMk    CBOHEMk     llpHHÖ 
OßS  :    llpHKAa^HO  SHHHfHO   l€CTk  ßpaaEBCTBO   HfßKßO  MOBHf- 

kS,  kh  nocHra  A0KP°  ch€M«  S  hhbS  cbok>-  h  ßaA<*  cnayS  aioS- 
AH,  A°k*  HtnpnraTfAk  Hfroßk  h  3ropa  nocura  Aio&wMk  no- 
cpH^k  nuj«HHii,e  h  nota  THia-  h  k<\(\a  HapacTf  h  naoAk  Shhhh, 
Ta^,a  ce  8ßa3a  aioSak-  h  npHCTönHBUJH  caSrt  oii,a  wa  obh- 
THan  pfßouie  Hfin8:   rocno^HHe,  hhech  ah  a^P0  CHtiuif  no- 

CHI30  nO  TBOHOH  HHBH,  WA  ßi>Aa  TdAa  KH  AWÖAk  HO  HÖH- 
H  p«M6  HlUlk  OHk:  HmpHia3HHBH  MOBH£ß-Hf  TO  ÖMHHHO-  CAÜrt 
TaA,A  ptßOUlf  Hf Mö  :    \*Oti£LU-aH    A<*  ™    HOfcfMO  nOTÖEHTH-    H 

pjH«  HLik:  He,  Hfpe  cßSsStiH  aioSak  ^a  khcts  hj  H3r8ßHaH  h 

llUJtHHU,i>  UJ  HHMk:  3aJ€A,H0  nSCTHTf  OBOI€  Aa  Q&CTi  r\° 
JßfTBf,   a  8  BpHEILIf  WA  JßfTßf  \*OftS    pfftH  IßeTfaHU,aMk  :     H3- 

KfptiTf  HannpH«  aioSak  h  cßfjßHT«  ra  8  cHonß«  3a  cajßraHHf, 

a   IIIIIEMH1!,S   CßönHTf  8   MOHIO  JKHTHHI|,i>- 

&  H«AHe'^  ^'A  cfnTÖa1^f3HMf-  htjhh«  nncTSaf  BaaiKf- 
Hora  naßaa  anocroaa  BopHHTHanoMk-  (Lad Cor.  IX,  24). 

BpaTHO,  Hf  3HaT«  AH,  A«*  *HH  KH  Tfßö  ß  3aMHfpU,H,  A«* 

cbh  S  hcthhS  Tfßö,  Aa  AH  i€AaHk  Ö3HMA«  naaHio  wa  A0KH_ 

THia?    TaßO   H   BH  TfU,HT«,  Aa  Ö3MfTf   naAHIO,    Hfpt  CBaßH   BH 

et  noTfJKH  ßa  apßaHH,  oaa  eßtra  et  S3A^P^h,  ka  m$  cö  Ha- 
cSupoTHßa-  a  ohh  S  hcthhS  t«bSS,  a<*  Ö3MÖ  ßpÖHÖ  pa3- 
P8ujh8.   ßa  Ha  MaHt  npnjcoAH,  a  mh  Tfu,HMO,   a<*  bh«hh8 

Ö3M«M0-   Hia  S  HCTHHS  TaßO  TfßS    Hf  ßaßOHO  Cfc>MHffcH,    TaßO 

ce  apßfMk  h«  ßaßOHO  ohh,  bh  no  BHTpS  SAHpa,  r\<\  noßopHMk 
ßnnk  moh  h  S  caS^ßßS  ra  OEpafca;..k,  3a  ino  Hta  iiiiiilik  npH- 

HOBHA^^H    Aa    BH^-Cf    Hta     CaMk    WAMfTHHßk     he     tunuo 
H«p«    H6    tiö,    BpaTHO,  A^  H«  3HATf  ,   H6TO  ^,d  &8t\,tTt  3N4TH, 

Aa  cö  oh,h  naujH  cbh  noA^  OBaaßOMk  bhah  h  cbh  c8  Mop« 
npoujAH  h  cbh  cS  iio,\,k  M0H3EC0Mk  ßapi|itHH  S  OßaaßS  H  S 

MOpS    H    CBH    CS    OHÖfttpk   nHtiö  A^X'0ßHy  KAArOKAAH   H   CBH   CS 

h«aho  nuTHt  a^X"015"0  hhah-  nHra\*S  8  HCTHH8  A^)C0RHf 
BpHenocTH   noAaio^H   HHMk   cTHfna.    a  cTHtna    8    hcthhS 

CHflllf   HCÖßapCTk- 


i)i>i> 


HaCAHAOBdHHE  C-  (•  110  MATHIO-    (Matth.  XX,   1). 

X  OHO  KpllfMf  |)flf  HCSCk  ^Mf  II II  KOf.lK  CBOHEMk  llpllH^ 
0B$  .  npHKAa^HO  HfCTk  KpaAfKCTBO  HEBECKO  HOßHfKS  OU.S 
WA  OKHTHAH,  KH  H3HA«  8  lOTpO  pAHO  IUHUATII  TE^KaKE  8 
CßOH  BHHOrpa,A,^-  H  SrOBOpHBUJH    CE    C    TEJKaUH  WA  nH«Ht3a 

uaaUi  AaHf«  nocaa  hh\*k  8  cboh  BHHorpaA^-  h  3aujaAUJH  S 
i'.piin.if  w,a,  Ttpu,«  iui,v,iif  nniif\-k  cTOie^H  Ha  TaprS  npa3- 

HSlOlSH.     H    HHMk    pCMf  :     nOKHTE    H    BH    8    MOH    BHHOrpaA^.    H 

luo  böa*  npaBO.  AaTH  **$  Baiuik-  h  ohh  noftouiE-  h  holute 

H3aHA«  HHfTAH  8  BpHEME  UJECTO  H  HOAHf  H  i>HHHH  TaKOtiE- 
8  HEAHHOHaAECTE  HOIHE  BpHEME  H3aHA*  H  HaKE  AP^^Hf^k 
HOLUE    CTOHEtiH    H     pEME     HHMk:     34     LjJO    TÖ     CTOHTE     3aMAHk 

ii)h\.{iiSiol,ii  no  sack  AaHk?  pekouje  hemS  :  3a  luo  Hack  1111- 

TBOpt  HHE  II.MIUO    pEHE  HHMk  :  I10KTE  H  BH  8  MOH  BHHOrpaAk- 

bSa^h  wPf  BfMtpk  SHHHCHk  ßtm  rocnoAHHk  wa  BHHorpaAa 
ABopHHKÖ  cbomS  :  30bh  tehuke  h  A^-"Mk  naafcS  HOHAHIHH 
wa  HaHnocAHAHH^k  a^  napEK^K-  h  BaAa  npnAouiE  boh  Eie^S 
npHuiAH  8  heahhohaa^cte  BpufMi.  npHrauiE  heahakS  nAAfcS- 
npn\*OAf^H  ta^a  h  napBH  MNayS  beke  npHtüTH-  Ad  npHiauje 

H  OHH  3a  TO  HfAN^K*>  HAAK$7  H  npHHMAStiH  MApMHa^8  CÖ- 
npoTHBa  011,8  wa  obhthah  rOBOpEBH :  OBH  HAHOKOHH  Tt- 
MC4AH  CS  HEAHS  8pi>,  H  ll£,V,,ä<u:f  "\"K  HAMk  $HHNH,  BH  CMO 
nOAHfCAH  TpÖA^  AHf  H  Bpi>HHHf-  A  OHk  WATOBOpHBLUH  HEA" 
HOMÖ  WA  H"Y^  pEHE  :  npHldTfAS.  HE  HHHS  TEEH  KpHßHHf  : 
HHECH  AH  CE  WA  llAatif  SrOBOpHO  CA  MHOMk?  i>3MH  LUO  !€ 
TB0K3  TEpE  \'Ot.H  .  3a  L|JO  Y^*5  H  C>B0MS  HAHnOKOHEM$  AaTH 
KaKO  H  TEEH-  aÄH  MEHH  Hf  HpHCTOH  SMHHHTH  ILIO  Y0*^- 
AAH-E  OKO  TK0I6  Y^AÖKH0;  3A  L|10  CaMk  Htd  A^^apk?  H  TaBO 
HOCAHAHH  X*kt  BHTH  M.tpKII  A  liapßH  HOCAHAHH.  HSpE  MH03H 
HEC$  3BAHH,  A*  MAAH  OEpAHH- 

J>   HEAHEA$    WA    C£KkCAfc£3HME-    HTEHHE   nHCT^AE    EAAJKE- 

Hora  naBAaanocToaa  KOpHHTH.uioMk    II.  ad.  Cor.  XI.  19). 

JipaTHO,  a^RP^koaho  TapnHTf  Ai>AHfYk>  3a  410  CTf 
caMH  M$APH'  noAHOCHT«,  aKO  Back  tko  S  caSjbbS  noAaaraa. 
aßo  ah  sack  tbo  noHAa,  aKO  ah   Back  tko  hahhök^,  ako  ah 

BACk  TKO  S3BHUjyK~   HOpSrSlOtiH    C(  ,   aKO  AH   BACk  TKO  nO  OK- 

pa3Ö  ^Aapa-  no  hciiacmehl|ihhh  roBOpö,  kakoho  Aa  khcmo 

MHH   llfMOl.HM    BHAH   S  OBOMk  AH«AÖ-     8  HfM-Cf  TKO  CMHf   nO- 


223     

YBAAHTH.    S    NEpa3$M$    TOROpS.    A<*  CMHEMk    H    HI3-     }KH^OBE 

iec8;  h  nra-  H3paEAHt;aHE  lecS:  h  Hra-  wa  CHEMEHa  aßpa- 
MOBa  c$ :  h  Hra-  caSte  HcSßapcTOßH  hecS :  h  Hra.  BaEOHO  imanc 

pa3ÖMaHI%  BEAHMk.  Aa  BEtiE  Hra-  8  TpSAHV1  MH03H\*k.  8  TAM- 
HHH,a\-k  OEHAATHO.  S  pana\'k  H3BaHk  ßt^A.  HA  CMapTH 
HECTOBpaTk-    WA  >Ei>AHfBk  nc*  ntTKpaTk  HETapAECETk  yaHE 

HE^aHk  SA.opau.k  npnra\-k-  TpiiEpaT-caM  npöTHEiuik  BHEHk- 

HEA,HC»KpaT-Caillk  EaMEHHEMk  nOEHEHk-  TpHKpaT  -  CaiUlk 
TOHSO,  HOtik  H  AaHk  Hd  AH*>  MC>pa  CaMk  EHO-  Ha  llSTHH\*k 
HECTCKpaTk.     Ha    nOrHBHAH    WA    PHHBk.     Ha     nOTHEHAH    WA 

pa3K0HHHK0Bk.  na  ncrHRHAH  wa  P<>Ad-  H<*  noruBHAH  WA 
HapoA^Bk.  na  norHBHAH  8  rpaA$-  na  norHEHAH  S  hScthhh. 

HA  nOTHEHAH  S  MOpS.  Ha  HOrHEHAH  WA  HEBHEpHE  EpaTHE. 
8  Tp^A^  H  *>  TSra\*k.  8  EAEHH\*k  MH03H\*k.  8  rAAA^  H  S  JKEtiH. 
8  nOCTHE\-k   BEAHH,HE\'k.    S  3HMH   II   S   HaTOCTH.     EpE3k   OHH\*k 

Kaa  H3ßaHKa  hecS.  S  nacTorannic  MOHEMk  cßarA^HEiuiS.  Epii- 

HÖTHEMk    CBH\*k     U,apEaßk-      TKO    H5    HEMOftaHk .     A    Hß    CE    HE 

pa3HEiuiaramk  ?  teo  »€  cMSfcEHk.  a  ura  a  he  SiehjeS  1  ano  ah 

CE    HE    WA    HCTpHEE   CAaBHTH.    IHO    Ci>    WA    HEMOfcH   MOHE.     HH 

£8  ce  caaBHTH-  Bork  h  OTan,k  rocnoAHHa  HaniEra  ncfcEapcTa 

3Haa.     EO-l€   EAarOCAOBAEHk  BA    BHEKE.   Ad   H*   AAJK8-  A^MauJ- 

khh  BAaAaßau,k  wa  napoA<*  apETCEora  Kpaaa  hSbauje  rpa^k 

AaiUiaLUEHCEH.  r\A  ME  i>\'HTH.  A  H13  HH3k  (JSHHECTpS  S  EOHHE- 
CTpö  CllSl|IEHk  EH\'k  HH3k  MHHpk.  H  TaBO  STEEC^k  WA  P^Bi) 
HErOBHE\'k-  aEO  AH  CE  HE  TpHEEA  CAaBHTH.  r\A  CTaHOBHTO 
HE  npHCTOH   CE.   A<*    aH  A0HTH  ^^   Ha   BHAHEHHIÜ   H    OHHTOßa- 

HHra  rocnoAHa-  3Haiuik  HOßHEBa  8  HcfcEaprrS  npHE  HETap- 
HaAECTE  roAHqjk;  aan  S  EHnS  aah  H3ßaHk  ehiu.  he  3HaMk. 

EOTkA^  3Ha.  AdKH  i>3ETkTHEMk  HaHHHCMk  AdPH  A°  TpiTHI- 

ra  HEEa-  11  3in\Mk  HOßtiEEa  iwkoiui.  aah  8  ßnnS  aah  H3BAHk 
EHna.  he  3HaMk.  Aa  KOrk  3Ha.  Ad  He  $3ETk  8  pan  h  CAHiuao 

HECTk  OTaHHE  EECHAE.  EE  CE  HE  llpHCTOM3  40BHEES  rOBOpHTH- 
3a  TaEOBE  CTßapH  \*O^S  CE  CAABHTH.  A  3A  ME  CE  HHlHapS  HE 
ftS  CAaBHTH  HErC»  ö  HEMO^E\'k  MOH\'k-  HEpE  HIÜ  aEO  CE  \'OTH- 
TH   EÖA^  CAaBHTH.  HE  tiS  EHTH   HEpa3SMaHk.  3a  l|K>  fcS  HCTH- 

h8  pEtiH-  A^  Maao  k$  ce  no\'ßaAHTH.  Aa  hhteo  he  mhhth 
kSae.  aj  X'ßaTaMk  hsbhuje  onora,  iuo  bhah  8  mehh  aan 

CAHUJH  IÜW  WA  MEHE-  A  &A  BEAHMHHa  WA  OMHTOßaHH  HE  i>3- 
HECE   MEHE.  ,  \,  a  A II  K  HECTk  MEHH    liaiiacTIIIIEk  HÖTH  MOK5.    aH^EO 

3aaora  caTaHE.   eh  mehe  no  ßpaT8  SAapa  noTHM^tm-   u,Hlsa 


224 

Htca  rpHKpaT-CAMk  rocnoAHHa  moaho.  r\a  eh  oaaujaa  ca- 

BAA3AHk  WJS,  MfHf-  H  pjH«  MtHH  rOCnOAHHk:  3AA0B0AHA  l€CTk 
TfKH   MHAOCTk  MOI37    Hfpt   Cf    KpHHOCTk   8   HfMOfcH   CBApill8l€- 

a  3a  to  3  A0ßPe  ßC>Ae  kS  ce  caaKHTH  8  HCMoto^k  imoHyk,  a<* 

S8^l  npHBHBATH  ö  MfHH  KpHfnOCTk  HcÖKapcTOßa- 
Nacahaobahhe  CKerora  eKAHl.fAiii.i  no  a8u,h-  (Luc. VIII,  4). 

X    OHO    BpHEME   KS,\,SKlt   CE   BEAHKA  MHOLUBA  CK$nHAA   H3k 

rpa^OBk  rpeA^kH  ßa  hcöcö,   ohh   HMk  ptne   no   jiphahu,h: 

H3AH^,E?  KH  CHE,  CHI3TH  CHEME  CBOI€-  H  KA^A  CHiaUJE,  HHEKO 
HA^f  KOHk  nÖTA  H  nOTAAHEHO  HECTk  H  HTHH.E  HEKECKE  TA 
(1030EAIUE-    A    HHEKO    NA,\,f     CKApyS     KAMEHa     H     H3HHKH8BUJH 

ScaynS,  iifjif  he  hiumhje  otabhhe  im  mokphhe-  a  hheko  na^c 

MCtiS  ,A,paMHf  ,  H  3ai€,Ä,HO  H3HHKHSBI1IH  ApaHHf  npHTHCHÖ 
IKHTO  H  3a^,SUJH-  H  AP^rO  n<W  Ha  A0KP^  3EIUIA8  H  H3HHK- 
hSBIIIH  SHHHH  nAO/k,^  CTOKpATk  BElSE-  OBO  TOBOp^H  BAnH- 
raUJf  :  TKO  HMA  SlUH  Wr\  CAIIIIIAIIII  W  üOCASUJAH-  H  nKTA^Ö 
Hfl'A  8HEHHU.H  HfrOKII.  KA  llpHAHKA  K5  TOH-  KHMk  OHk  pEHE  : 
BAMk  JS,AH*  HECTk,  &A  3HATE  OTAHHO  BOJKHtrA  KpAAEBCTBA, 
a  ocTAAHMk  8  npHHsyk,  Ad  ^M"  KHH  ßHAf  m  bSaS  bhahth, 
A  KHH  H8HIO  A^  He  PA3ÖMHI0-  &A  *^ß*>  •€  TAA  npHMA  :  CHEME 
HECTk  pHfHk  BOIKIIU.  A  IHO  16  KOHk  nÖTA,  OHO  CO  OHH  KH 
CAHUJE.  nAKk  A^f  AHraßa<?  H  WAHHMAf  pHSHk  WA  HHYk 
CAPHA,  Aa  0HH  ßH  BHpSlO  HE  KÖA^  CnACfHH  A  OHO  l|JO  16 
CBAp^S  KAMEHA,  TO  Ci>  OHH  KH  KAAA  CAHUJE  pHEMk,  C  KECE- 
AHEMk  HIO  HpHHMAS,  H  OHH  ;KHAA  \\i  IIIL1AIO.  3A  L|IO  HA  RpHEME 
KHpSlIlO.  A  8  BpHEME  U'A  HAilACTH  C£  AHAIO$IO-  A  OHO  IHO  16 
MEfcS  TApHHf  HAAO,  TO  CO  OHH  KH  C8  CAHLIJAAH,  A  U,H^A  HA- 
CTOIIIilMIIM  K  KAAlS  H  I10;K£  Ali  f  H  II  M  K  JKHBAEHHIO  M  II  MO  \'0,V,f  t»>» 
H^k  HOTpfnASlO  H  HE  &AK>  nAOAA-  A  OHO  KOI6  l€  nAAO  8  A^ßP^ 
3fMA8,  OHH  C$  KH  3  Ac*KPHlulK  H  c  HHCTHfMk  CApU,CMk  CAH- 
HJABUJH  pH(Mk  ^3AAp>Ke  H   nAOA»*  A0HÖCe  ^  SCTApnAJHHIO- 

^  HfAHEA^  WA  KBHHKKA^f3HIUIf •  MTfHHf  nHCT^AE  BAAJKf- 
HOrA   IIAKAA  A-   KOpHHTHAHOMk-     (1.  ad  Cor.   XIII,    1). 

BpATHO,  AKO  KHJCk  HE3HU,H  MOBHCHACKHIUIH  TOBOpHO  AAH 
AlltiEACKHMH.  A  MHAOHll.f  HE  IIILlAI0f.il  SHHHtH-CAMk  KAKOHO 
riilf,\,K  KH  3ÖHH,  AAH  l|,HMBAAk  KH  TÖTHf-  H  AKO  KHyk  HMAO 
lipOpOHACTKO.    H  &A  KH^k    3HA0  CBAKA  OTAHHA.    H   OAA    CBffA 


225     

SMHTEACTßO,  H  AKO  HMATH  K$&$  CBApUlEHS  BHEpS,  nO  TAH 
nÖTk  J,A  EHj^k  HHHHO  rOpE  npHMHECTHTH,  A  MHAOUIKC  HE 
HMATH  K^S,  NHECAMk  HHLUApE-  H  AKO  pA3,A,HEAi>  Ha  H«A,fHI6 
8K03HfYk  CBE  MOK-  KAATO  H-I3KO  nOA,AMK  KHIlk  MOH  3A  AÖ- 
KAßk  KO>KHIO  Ha  3AWTAHHE,  a  MHAOUjftE  Hf  HMATH  ESA,*5,  HH- 
LUapf    MEHH    HE    np8v\H-    Uli  AOlli  lw\    nCANOCHTa    lecTh    h    a,o- 

KpocTHBa  HfCTk,  MHAomna  HHKorapf  hehabha,h.  he  mhhh 
HEnpaßE,A,HO;  H(  o^oah  ce,  hhe  nonocHTA,  He  hlue  Ka  hh 
hec£>,  he  cap^H  es,  he  mhcah  3ao,  he  beceah  ce  heaoctohctbS, 
^a  pAA,i>re  et  hcthhh,  cbaka  Tapnn,  cbaka  BHEpSre,  cbaka 

A,OBpaa  $$AA,  CBAKA  TdpIlH-  MHAOWKA  CE  HHT^ApE  HE  SnA^A, 
HAH  Ct  npOpOHACTBA  HCnpA3HE ,  HAH  HE3HH.H  npHCTAH$8, 
HAH  CE  SMHETEOCTBO  pA3p$lHH-  HEpE  HHEKHMk  ,l,HEAOMk  3HAM0 
A  HHEKI€Mk  HpOpOKSl€MO,  A  KA,A,A  HK>8pE  AdHA*  lu0  CBApUJEHO 
l€CTk,  HCnpA3HH  CE  OHO  L|JO  HHE  CBApUJEHO-  A0KAf  KHE^k 
MAAA\*AHk,  TOBOpA^k  KAKO  MAAA\*ANk,  pA3fc>MHia\'k  KAKO  MA- 
AA\'AHk.  MHUJAa\'k  KaKO  MAAA\*AHk-  &A  KA&A  HIOpE  BH\*k  SMH- 
HEHk  MStfJKk,  WABAprO^k  KA  KHE\'8  AHfTHHCKd'  BH^HMO 
C&Jk,A  8  3ApU,AAÖ  HA  npHAHKS,  A  TAJ\,A  tiEMO  BHA.HETH  AHI^E  C 
AHU,EMk-  CAji,A  3HAMk  ,A,HEAOMk,  a  TAAA  **$  3HATH  KAKOHO 
CaMk  H  H03HaHk-  a  CA^A  HpHRHBaiO  BHEpa.  S^aHHE  ,  üll- 
AOUitiA.    OBA  TpH,  &A  HAHBEKA   HECTk   MHAOUIRA- 


NaCAHA,OBAHHE     CBETOTA     EBAH^EAHA     nO    AÖI^H-       (LllC. 

XVIII,  31). 

J>      OHO      BpHEME     nOHia     HCSCk     ^\,BAHA^,ECTE    SHEHHKOBk 
CBOHE\'k     H    pEHE    HHMk:      EBO    $3y0,A,HM0     8    H£pfc>30AHMk  ,    H 

CBapujE  ce  CRAKaa.  Ka  nncana  hecS  no  npoponH)fk  jwa,  cnna 
HOBHEnacKora;  hepe  kSa,e  npH^ank  napo^OMk  h  kS^,e  nop8- 
rank  h  4>p^cTaHk  h  nonaSßAHk,  h  hokae  ta  e8a,8  <J>p8ctaah, 

SKHIOS  HErA,  H  TpETH  A,AAHk  SCKApCHEE-  A  OHH  TOrAH  HH- 
LUApE   HE  PA3SMHEUJE.    Ilfpf   BHEUJE   OBAH    pllEMk   caKpHKEHa   Wr\ 

HH\'k  h  HEpa3SiuiHra)Ci>,  Ka  ce  roßopayS-  h  bhh  Shhheho,  ka,a,a 

CE  npHKAHKEBAUJE  K  HEpH\'S.  CAHEHALI,k  HHEKH  CHERAUIE  KOHk 
nSTA  npOCEl^H-  H  KAKO  CAHUJA  MHOLHRO  MHHMO  \*0^\EtiH.  nH- 
TAUJE,  l|IO  16  OßOH-  pEKOHIE  TAA.A  HEMi>,  <\A  HCÖCk  HA3ApAHHHk 
MHMO  rpEA,E-  H  3ABAHH  TOBOpElSH  :  HCSCE  CHH8  r\ABH,\,OBk, 
HOMHaSh  MEHE-  H  KH  npH,A,A  MHMO  YOtiA^S,  KApA^8  HErA,  JS,A 
RH  MSSMAO-  A  OHk  BEAE  REftüa  KAIlllMUlf  CHHÖ  A,ARH^OBk, 
nOMHAÖH  MEHE-  CTABUIH  TAA.A  HCÖCk  3AnOBHJ,l€  HETA  K  CERH 
1881.  15 


226 

NpHBKTH-  H  KAfi,A  Ct  HpHEAH>BA.  SllHTA  Hfl\\  rOBOpttiH  :  l|JO 
fttllJk    &A    TtBH    ShHNS  ?    A    OHk    pfMf  :     rOCHOAHH« .    &A    K$&$ 

bhahth-  a  ncfcck  pfH«  h«mS  :  npc*rafAJH-  ßiepa  tbohi<i  TtKt 
cnActHA  Smhhhh  h  tS,\,i€  nporAEA<i  h  NACAHAOBAiiit  Hera 
YüaAfftH  Bora,  h  Back  ntfßk.  kabo  bhahe.  $3aa  caabS  K»>r$- 

J>  napßS  cpHfr\^  B0pH3Mt  BaarocoBk-  aSra  aHTH(J>c»Ha- 
J>cahujh  Hack.   rocnori,HHt-  nocan :   Bork  c  bamh-  no- 

MOAHMO  Ct- 
GßfMOrH   BHfMHH   BO>ßf.    HpOCTH   OHHfMk.    BH  T(  Ct   BOI€. 

noMiiaSH  OHHeyk,  bh  t(  moa«.  h  ^ocTOHraH  et  hocaath  ese- 
Tora  ANtoaa  Tßora  c  HfBeck.  ,,i,a  BAarocaoBH  h  nocßtTH  obh 

AÖÖrk,  ,A,A  E$Af  AHEBApHa  CBHfMk  OHHfMk.  BH  SlUlHAfHO  MOAt 
CBfTO  HM«  TBOI6  H  CAMH  «Bf  OCßatiSK»  IVA  rpK~yOßk  CBO^k. 
npH^k  0Bpa30IUIk  MHAOCTH  TB0I6  EOJBACTßfHf.  BH  rpieye 
CBOI€  BaW  AAH  npHCßl€TAO  ßfAHHACTBO  TBOI€  HpllAfXHO  H 
NEnpHCTatöliH  MOAf-    H    II  03a  H  IUI  H    no   3a3BaHHM>  npHCßtTora 

HMtHa  Tßora.  jl,a  bhtoah  rA  cßapyS  ctB«  npoene.  3a  wab8- 

IIAUIIIt     rpHfyOBk     CBOie^k.     TfAfCHO     3AP^ßHf    H     A*>WeßNO 

cnacdiiif  j\a   npniuiS   HcSßapcTOMk  rociiOAHHOMk   iiaiiiiiMk 
wj^r-  arifiiK-  noiuiOAiiiuio  ce- 

IlOJBf,  BH  He  OCSfttHHf  HOBHfHACBO  f\A  110  K  A II U  II II E  Wr\ 
rpHf\'C»Bk  CßOK^\*k  JBfAHUJk.  CAAEOCTk  HapOAA  HOBHfMACEOra 
AOEpOCTHBO   nC*3pH,    H   OBH  A$8rk,  BH    U,HfcA  S3pOEa  U>A  npH- 

Ka;-ianni«i   iioiih;khmim  h  ,v,oc  roiK.iiiin.i   npoLUfHHra  na  taabc 

HaUJt  HtCMO  WA'ti>HHAH  nOCTABHTH.  A0CT,?HraH  c(  KrtdHO- 
CAOBHTH    3A    MHAOCApAHE  TBOHE  ;    &A  IU1H,   BH  Ct  ll03HaHEM0. 

A,a  ciuio  aSSrk  h  &&  tiiimo  ct  oepathth  8  npayk  3an,nffta 
Hamcra  carpiiEWEHHia  .  A*CTC,HraHM0  Cl  A*?CTHrH^TH   "P*- 

UJTEHHE  CBHEyk   rpH£\'OBk    H    HAA^f    OHE,    Bf    CS    MHAOCApANO 

OBHTOßaHf  oHHCMk.   bh  ct  noßaio.   HcSßapcroiuik  rocnoAH- 

HOMk   liaillltfülv     WAr-   AM6H-    nOMOAHMO    Ct- 

Ro>Bf.  BH  Ct  B  HOHHJKfHHIC»  AK"SH,BOIUli>  npurHBAfUik  H 
3AA,*ßOAHHMk  SMHHfHHfMk    SßpOTHUJk.     lipilBAOHH    S\*0    Wt\ 

MHAOcap,v,Hia  Tßora  na  moahtbc  hauie  h  rAABAiuik  cAy/BBf- 

HHBOBk  TBOH^k.  Bf  CO  TÄKHÖTI  OBHMk  ASSrOMk  .  HO^AH 
MHAOCTHBO  BAArOCAOBkTBOH.  ,\A  H\*k  H  ,\^V0MK  WA  CBpöUJt- 

Hiia  HanSHHiuk.  h  Baa  b^a^  npaßfAH,?   npocHTH.   thh   mh- 

AOCTHBC»  A^'lSCTH.  H  A^nSCTH  HMk  BHf BOBHf  CTAHOBH'I'CTBO 


227     

npHEHßaTH    NESpa/KENHMk.     rOCnOf\,HHCMk   IKUIIHUh    HC^Kap- 
CTOMk-  w^,r-  aiHEHk- 

Gb«MCTH  BHfHHH  EO^Kf,  KH  CH  ^OflSCTHC»  AHEKapHE  TBOKS 

iiiiniiiinT.inoi.ik.  kh  ce  iiCKananis  8  AÖSrS  h  8  h,hahhu,hh,  a0_ 

nöCTH   HaiUlk  ^OKpCtCTHBO.    &A  H\*k  MH  TAKO   E$AEM®  N4CAH- 

AOßaTH  ft$AHKS  Aa  H\*k  A0CTClHCTBCl|U,k  WA  npouieHHia  Hf 
ocTaßHiuio.  rocno^HHOiuik  HaujHUk  HcSßapcTOMk-  WAr*  aMfH- 

IIocah«  kaaa<  et  aSSrk  nonö  h  ocTAAHtMk  pt^OMk-  Ha 

KOHAU,k  TOBOpH  Ci  OBa  MOAHTßa- 

3aHiuiH  naMk.  moahmo  Tf  rocnoAHHe,  &A  sacTSnatHnra 

BHTf/KTBA  KapCTHaHCKOra   CKtTHMH   nOCTH   nOH«TH.   A<*   MH, 

kh  ci  HMaiuio  npOTHBa  ^\,8)C0BHHMk  \'Sr\,OEayk  apßaTH.  3a- 

l|JHt»«HH    B$AfMCl  nOMOftHW  HHCTOtiE.   HCSßapCTOMk  rCCHO^H- 

noi.ih  HaujHMk-  u\\r    aiuitHk- 


Bl.  70a  — 73b. 

&   Hfr\,HAb>  HfTBapTS    K0pH3Mf-    HTfHI€  nHCTSAt    BAaJKt- 

Hora  naBaa  anocToaa  Ka  raaaTanoMk-  (adGal.  IV.  22  . 

IipaTHo.  HHcano  HtcTk.  a<*  h«  aßpaaMk  a^  cHHa  Himao, 
H«A,Hora  wa  paß«  a  ne^nora  wa  caoKC»ANe-  aa  *HH  KH  KHtujf 

WA  P«»K«.  HO  nSTH  KHH  pOtifHk.  A  OHH  KH  WA  CAOEOAH«.  HO 
OEHTOEAHHIO  EO/KHtMk:  Ka  CS  nO  llpHAHU,H  pfHSHa-  3a  IUC 
TW  H«CS  r\K^  3aK0Ha.  Hl^AH-Hl  CTaHOBHTO    Ha   TOpH    CllliaH- 

ckKOH.  8  pacoTH  pc»A«tiH.  kh  HfCTk  arapk-  Htpe  ropa  cnnan- 
ckKa  necTk  8  apacHH.  Ka  ce  necTk  cthchSaa  c  ropoMk.  Ha 

KOH  CaAa  HfCTk  Hfp$30AHMk.  H  CAÖ/KH  Ck  CHHH  CKOHMH-  r\A 
OHk  H£p$3CAHMk.  KH  3r0pa  HtCTk.  TA  l€  CAOEC>AaHk     KO  MATH 

nauja  HtcTk-  3a  ijjo  iiikwiio  Htcrk:  paA*>HH  a  HenaoANHu,«. 

KA  H«  pOAHUJk.  KpHHH  H  BaHH,  Ka  H£  nAOAHUJk.  Hfpf  Bftit 
CHHOBk  HfCVk  CHE.  KA  KHEIIIE  3ani>l|IEHa.  HflO  OH£.  Ka  II UA 
M&K4-    MH    CMC».    t\A    3HaTf    EpaTHO.    nO     H3aKS    CHHOBf     WA 

OKfftaHHa-  ,\a  KaKOHO  OHAa  nporaHaw«  ohh.  kh  no  nSTH 
Kiifiiu  pofctHk.  OHora.  kh  no  A^X'S  pc>toHk  HtcTk.  TaKO  h 
caAa-  Aa  lM°  roBopn  nHCMo?  oap^hh  paBÖ  h  CHHa  kne.  Htpe 

CHHk  paBHHk  HC  \\i  BHTH  . \, H  A 1 1  H  KK  AHAHUt  CK  CHHOMk  CAO- 
BCAH6-    KCMk    CACiKOALUHHOMk   HCÖKapCTk  HfCTk   OCAOKC>AHC> 

Hack- 

I  o 


228     

llc>  HßaHÖ-   (Joa.  VI,  \j. 

*£  OHC  ßpHEME  notif  HCfc>Ck  npHKO  MOptl  raAHAEHCkKOra, 
KO  HECTk  THBEpHaCkKO;  H  r|l(,\,llf  Ulf  34  HIIMk  MHOlHßO 
l'.f AHCO  3d  IUO  KHhaYS  3AaiUIEHHia,  KA  HHHaiHE  CBap^S  OHHEJCk, 
KH    HEMOl.llll    EHE^S       $3AHfrt    TA^A    HA    TOpö    HC$Ck    H     OH^,6 

ciil.anif  c  Shehhu,h  ckok-:mu     a  eheuje  eah38  im.'mmk  EAark- 

rV,aHk  JK8,\,fHCkKH-  H  Ka,\a  y3^V,BHrHH  OMH  HCi>Ck  H  BHA»€,  AA 
BEAHKA  MHOJKk  AldS^H  Tpf^f  K  HEMS,   pEME  ([>HAHnS  :   ^AH  tiEMO 

KSnHTH  BpSya,  ,,\a  obh  EAar$K>-  aTO  roßopawE  ncki;Siiuk>t»ii 
ftHEra,  3a  ipo  OHk  3HaujE.  l|jo  iir.unif  Shhhhth-  c>AroßopH 

HEM8  <J>HAHnk:  ,A,BHCTH  IIIIIIE.JK  BpS^A  HE  BH  3a/k,0B0A«  HHMk 
KHAO,  Aa  BH  CßaKH  WA  HHj^k  HCTO  KOAHKOrOAHpE  MAAO 
BA3E0-  pEHE  HEM8  Hf^aHk  WA  *>MEHHKC>ßk  HErOßH)^,  aHAPHH 
BpaTk  IIIHUSlU  RfTpa  :  HECTk  OHAH  HEAaHk  AHTaU,k7  KH  HMa 
ntTk  KpÖYOBk  C^HMHEHH^k  H  AßHf  PHEE  ;  r\A  LUO  HECTk  TC> 
MEfcS  TOAHKO  H\*k?  pEHE  TA,\A  HC$Ck:  MHHHTE  Ji,A  AK>$AH 
CH,A,Ak>    a  BHfHJ(OHAI€TaAa  MHCTOCHHO-  C»€AOUJf  Ta,A,aMi>JKH 

Nier^H  BpOHfMk  ncTk  THcSfta-  h  $3aiunuH  TaAa  HcSck  ^ahbe 

H  YBaAS  S3AABUJH  EAarOCAOBHßHJH  H  pA3AHEAH  CHA^HMk, 
TOAHKOfcE  H  pHHEk .  KOAHKO  )fOTHEUJE-  H  KAAA  HACHtiEHH 
IC  II 1 1 1 E  pEME  HCi>Ck  SMEHHKOMk  CBOI€Mk:  CKSiIIITE  LUO  16 
OCTaAO  KSCOßk,  Ad  m  HOrHHS-  H  CKKSlIlllllf  TaAA  H  Hanö- 
HHLUE  AßaHaAfCTf  BOHHCTapk  Ki>COßk  WA  "fTk  )(AHßOBk 
03HMMfHHJCk  H  WA  ABHK>  PHHEk,   l[IW  EHEUJE  OCTAAO  OHHEMk, 

kh  ehe^S  EAaroßaAH-  a  HapoAk  bha«^h  3aamehhe;  ko  Smhhh 
Hcöck,  rOßopa^S:  8  hcthhS  obo  HECTk  npopoKk,  koh  iiuanif 

npHTH    Ha  CA  CBHETk- 

«V   napBH   ,\,.VHK      'I TtHHl   KHHI'k  WA   KpaAEßk- 

(III.  Reg.  III,  16). 

y>  ,\\\u  ohe  iipHAOiiif  ABHE  '*Kn,e  rpHCUJHHU,E  Kk  KpaaioS 
caaaMSuS  h  cTaiUE  npn,vK  HHMk-  wa  HHXb  H£AHd  P«^«:  mo- 
ak>8  ti,  moh  rocnc*AHHf;  ura  h  oba  JKtna  crayoMO  ;-;.ine,\,no 

8  HfAHC*H  VHJKH;   H  nC>pC»AH\'k  KOHk  EHf  na  nOCTfAH  ;   a  Tpt- 

th  AAHk  noKAt  nopc>AH\*k  Hta,  nopoAH  h  Oßa-  h  Kiif\-oiiio 
3AHCAH0,  a  HHKorapc  he  bheuje  8  \'h;kii  c  iumii  iiho  mh  a^he- 
h  Sraapo  HECTk  ciuik  oiu  ;kehe,  3a  ijio  OBk  iioI.k  ciiebh  ^AaßH- 
aa  HiecTk  HEra-  h  ScTaßujH  ce  M88MEtiH  8  rayjcc»  a$ka  notiH 

S3EAA    HECTk    Clllia    MCIW    KOHk     MEHE    pailf    TBOHE     CIIEt.EE.     H 


229     

nOCTABHAa    ra    l€    8    KpHAO    CB0I6.    A    CKOra    CHHa.    KH   Kllflllf 

MapTaßk,  nocTaKHaa  ra  hjctk  kohk  iuiehe-  h  kaj\,a  et  ScTa^k 
CHörpa.  ,a,a  HaAOio  CHHa  luiora,  Smhhh  mh  et  MapTaßk-  Kora 

HOWk    BOA«    pa3rAt,A,aBkUJH    Ha   CKHfTAÖ,    nO.BHayk  .    A,a    HHf 

CHHk  iuioh,  Kora  caiuik  nra  nopoAHaa-  h  WAroßopH  AP*>ra 
jKfHa :  hh«  TaKO.  %a  chhk  tboh  MapTaßk  hktk.  a  chhk  iuioh 
khbe- a  ona  npOTHBa  tomS  roßopawe :  aa>KtujkTH;  chhk 
moh  >KHßf,  a  tboh  MapTaßk  HtcTk-  h  no  ta  n8T-ce  npHMayS 
npn^k  KpaacMk-  Ta,\a  Kpaak  pfMt:  Oßa  roßopn,  ennk  iuioh 

JKHBf  a  TBOH  CHHk  MapTaBk  HfCTk;  A  OHa  WArc*KdPd-  Hl€ 
TaKO,    J\A  CHHk  TBOH   MapTaßk   l€CTk,    A    CHHk    IUIOH   JKHBf-   H 

pEHE  Kpaak  .  iipmucirre  unm  miank-  n  i;a,v,a  bh  npHHECEHk 
MaMk  npHA,k  ßpaaa.  pen«  Kpaak:  pa3Ahcahtc  AH™t»a  >kh- 
Bora  Ha  A,Ba  jy,utAA  h  ^ahtc  noAOBHii,8  h^hoh  a  noAOBHU,8 
ApSroH-  ptHt  Ta^a  >K«Ha,  k«  CHHk  khiu«  ;kiikk  KpaaioS, 
3a    L|JO  ce  cmSthuj«  n,piii:a  fcHf   u,Hfta   CHHa    cßora :    moaio 

T(,    TOenO^HH«,    A,aHT(    ,A,HTHlsa    JKHBa    fcHOH    a    M  SBHiaHTf 

ra-    npoTHßa   tomS    ona   AP^ra    roBopawe:    He    k8,a,h    hh 

MfHH   HH  TfBH,    j\,A   HtKA    C(    pA3AHEAH-   WA^OBOpH    KpaAk    H 

ptMt :  ,/\^HTf  AH™t"v  JKHRora  oboh  h  Ht  Seheiht«  ra.  Htpe 
oboh  HKTk  MaTH  neroßa-  caiinia  Ta^a  Back  nöÖKk  H3paeak- 

CkKH  CÖAk?  KH  WAC8,Ä,H  KjMfAk,  H  S3B0HMHIC  C(  KßAAA 
BHA«tiH  HlU^pOCTk  KOJKHIO  J^A  HfCTk  8  HfMk  HHHHTH  npaKk- 
A,S  H  CSSA^- 

llo  HBanS-    (.loa.  II,  13). 

&  OHO  BplUMf  BAH3S  Kllflllf  K,\:-i,»UK  ;i;^\TH  IU  KKM  H  Sill  \£ 

HcSck  8  HtpS.saaeiuik-  h  Hat;«  8  TfiuinaS   npoAaioto  obu.«   h 

BOAOBf  H  TOAi>Bf  H  TapWHHKf  WA  nHH«3k  CHA^H-  H  SHH- 
HHBUIH  KaKO  BHHk  UM  KOHOIM  CBIiyu  ll.jailia  H3k  T(MIIA.>. 
OBU,f   H   BOAOB«,    A   II II  llf  tll  IIKOUh   HpOCÖ   llllll(?,f   H   CTOAf   HOA~ 

BpaTH.  a  oiiiiük.  kh  roa^BHu.«  npoA<tB<i\*S,  pw( .  hjcht«  Taa 
oaoböa^  H  Hf  HHHHTf  ^h^kS  ou,a  Mora  yhjkö  wa  Tapra-  h 
cnoiuitHÖujf  ce  ta&a  öm^hhuh  HtroBH.  Aa    nncano    HfCTk: 

AlO^BaBk    yHJKf    TBOl€     H3l€    MfHf-    H     WArOBOpHUJC    JKHAOB6 

peKÖfcH  :  obo  naiuik   jaarjniiif  KaJKfUJk.  j^a  l|JO  HHHHUJk-  wa~ 

TOBOpH   HCSCk  H  ptMf  HMk  :   pa3p8UJHTe  TflUlliaO  OBH   H  8  TpH 

Ahh  H3k  cTaHOBHu,f  Ss^bhfhS  H«ra-  ptKOiije  TaAa  >köahh 

MfTapA«CfTk   H   UJfCTk  AHfTk    3HA^Hk  HtCTk    TflUinaO    OBHH. 

a  th  ra  yofteuik  ö  Tpn  ahh  ontTk  83A^HrHSTH?  a  ncöck 


■     230     

roßopaiue  wjs,  temaa  KHna  cßora-  h  ka,\a  SckKapcnS  wa 
MapTßHyk,  cnoMfHSwe  ce  Smehhi^h  HcroBH,  ,,\a  roßopauit 
WA  KHna  cßora,  h  BH«poßaujf  nncMi»  h  roßopennio,  ko  ptM« 
ii c S c k  ii  i;!5,\,^I»ii  iicSck  8  HEpSsoAHMS  Ha  ,\M\h  KaarK,\,ana 
Ka3iuifHora,  mho3h  BHfpoßauif  8  hm«  HeroBO  Kii,Y,ehn  3aa- 
MEHHta  neroßa,   na  HHHaiue-  f\A  hcöck  h«  8<J>auje  et  8  HH\'k, 

3a  LUO  3HaUJ«  CBHfY1»  HHXk  H  3a  lU0  Hf  TpHBCBaUJf  HflUlS,  Ad 
HHTkKOpf  CBH^OMaCTBO  HHHH  WA  HOBHKa.  3a  LUO  OHk  A*EpO 
3Haill«  ft8,A,k   H   LfJO  nOMHKA  8  HOBHK8- 


Bl.  138—140. 
Nach  der  benedictio  cerei  sabbato  saneto) . 

HpoponacTßO  napBO-   (Gen.  I). 

^  noHtao  cTBOpH  Kork  hibo  h  3emaio$,  a  3emaa  taj\,a 
KHtim  tallia  h  npa3Ha  h  tmhhj  KieyS  cBapyi»  ocpa3a  a#- 
KHHk-  h  A*>\"-ce  rocno^^Hk  noHomaiue  Ha  ßOAAjfk-  h  PfMf 

BOrk:  BSAH  CBHTAOCTk-  H  i>MHHH  Cf  CBHTAOCTk-  H  BHA»6 
BOrk,  Aa  •€  CBHTAOCTk  A*KPa>  H  pA3Ai>HH  CBHTAOCTk  WA 
TAMHOCTH,  a  HIU1EHOBA  CBHTAOCTk  J±,AHh  A  TMHHE  HOtik-  H 
$HHHH  C«  ItfMfpK  H  HIOÖTpiV,  J^AUh  l€A^Hk-  pfMC  HOLUC  BOrk: 
K$AH  TBap^HHa  Hacpll.Vk  BOA^,  H  &A  ßA3A$HH  BOA«  WA 
BOA«*'   H    SHHHH    BOTk  TBap;\,HHÖ    H   WA'^HH    B<VM  >    Ke    KH^S 

noAi*  TBap^HHOMk,  wa  BOA«*,  Kf  bh^Ö  cBapyö  TBap,,\HHf  •  H 

KH  SMHtiHfHO  TAKO-  H  3a3Ba  BOrk  CTaHOBCTBO  HfKO-  H  BH 
BCHtpk   H   HIOÖTpO,   AaHI*  AP^rH-   a  KOrk  TAA,A  p«Hf  :    CKÖHHT« 

et  boa«,  Ke  cö  noA»*  HfBOiuik.  $  HfANO  mhscto,  ji,A  a  Skatkc 

C$)(OCTk-  H  BH  ÖMHtiHfHO  TaKO-  H  HMEHOBa  BOTk  Ci^CTk 
3«MAI0Ö  A  CkKSllAHillf    BOA!*    3A3Ba    MOpt-    H   l'.ll,\,llf  BOTk.  ,\A 

i\(  aokP°    "   pfif      naoAH  simaa  ;tf Aiiemu   .jeaeiiiimk   h   ko 

MIMIII    CllfMf    H    LLABAO    IIUI^MfllO     KO   pACTf  IIAO,V,OMK   110  lUpO- 

A*>  CBOHtMk.  Bora  cnfiuie  8  ftHfMk  camomS  böah  Ha  3JMAH-  h 

BH  TAKO  SHHfcHfHO-  H  npOpACTf  3CMAA  TpABOMk  3£A£H0Mk  H 
pACTÖl^OUlk  CHMfHOMk  nO  nAfMfHÖ   CßOKSMk,    H   U.ABAO  TAKOfc« 

miiheNii  nAOA^,   h  mm.iioI.h  cßaKO  cßoie  cntMt  no  iiphahilii 

CBOHOH-  H  BHAHf  BOrk.  r\A  TO  A^ßP0  »€CTk.  H  ÖMHHH  Cf 
BfHfpk  H  HIOTpO,  AaHk  TpfTH-  pfMf  TAAA  BOrk :  KÖAHTe 
CBHTHAHIJIA  HA  TBAPAHHH  HtKECKOH  H  ,\A  pA3AÖHtBaTH  K^A^ 
AAHk   WA    HOtiH    H  ,\A   K^X,*5  ^  3AAIUJHHA   H    KpllMHIA   H  AHH   H 


231     

roAHiua:  rv,a  cbhthth  bSa**  mj  TßapAHHH  HfßtckKOH  h  a<* 

IJpOCBHTAt  3«MAS-  H  TABO  KM  SHHHfHO-  H  $HHHH  BOrk  r\ßA 
BfAHKd  CBHTHAHLUA  ,\A  CBHTf,  CBHTAOCTk  BffcA  &A  Cßl€TH 
OK  AaHk;  «*  CBHTAOCTk  MAtiHA  ,VV  CBHfTH  OB  HOfck  H  TAKOfcf 
3BI€3Ae  $HHHH  H  nOCTaßH  H)fk  Ha  Tßap^HHÖ  HCBCCkKS,  AA 
CBHTHTH  k8A*>  CBAp\*S  3(UA(  H  3AA0B0AH0  MHHHTH  ^HEMÖ 
H  HOliH,  Aa  BS^,i>  pa3AÖM£BaTH  CBHTAOCTK  H  TAMHOCTH-  H 
BH^,I€  BOrk,  Ad  K5  TO  ^,OBpO-  H  BH  BfHfpk  H  WTpO.  ^AHh. 
M«TßapTH-    pfMf    HOLU«    BOrk:     H3B«AHTf    BOA«    JKHßSfta  .     KA 

nani'.aio  h  naa3f.  h  nTHU,«  aetcbe  k8aht*  cßapyS  3«MAe  no^k 

TßapAHMOMk  HEEECkKOMk  H  CTBOpH  BOrk  BAAHHE  REAHKE  H 
CBAKH  A^Xk  JKHBÖtiH  H  THBAStiH,  KOTA  KHyS  H3BfAf  BOA«  8 
BApCTf^k  CBOH\"k,  H  CBAKO  AfT^Rf  nO  HApOA^  CKOHfMk-  H 
BHA,»€  BOrk.  Ad  »€  A*>KP0-  H  EAArOCOBH  H\*k  rOBOpeftH  :  pA- 
CTHTf  H  MHOWHTt  C(  H  HanötiHÖHTf  BOA«  MOpCkKf.  H  r\A  C( 
HTHU,f  SMHOJKf  CBAp^S  3EMAE-  H  BH  BEMfpk  H  lOTpO.  &AHh 
nfTH-  H  pjHf  BOTk:  H3B«AH  3fMAA  A*>Xk  'KHB^^H  8  HApOA** 
CBOI€Mk,  Ac,KHTkKf  H  3BHpH  H  rA^tAUHt  3(MAACkKE  nO  npH- 
AHU.H  CBOHOH-  H  BH  $HHftHfHO  TAKO-  H  ÖMHHH  BOrk  A^KH- 
TaKk  3fMAACkKH  110  nAf MfHÖ  CKOI€Mk,  HfTBtpOHOIKH«  H  CBAKO 
nAA3Stif  36MAJ  8  pOA^  CBOI€Mk-  H  BHAHf  TO  BOrk  ,  ji,A  16 
AOBpO.  H  p(H«  :  SSHNHMO  HOBHEKA  Ha  nOA^BCTBO  H  npHAHK$ 
HALUS.  H  Aa  rOCnOAi>t€  pHKAMH  MOpCkKHMH  H  IITHU.1MII  Hf- 
EECkKHMH  H  A^HTU,"  CR(  3CIUIAC  H  CBAKOH  TAAfAHHH  ,  Ka 
nAA3H  nO  3EMAH-  H  CTBOpH  BOTk  MOBHKA  HA  OK  All  «Ulf  H 
npHAHKS  CBOHIO.  Mi>JKA  H  IKtHS  CTBOpH  KHHyk.  H  BAATO- 
CAOBH  H^k  BOrk  H  p«M«  :  pACTHTf  H  SMHOJKHTf  Cf  H  HA- 
nSHHTf  3fMAS  H  nOAAOH^HTf  10  CfBH  H  rocnoA^HTf  pHBA- 
mh   MopckKHMH   h   nthii,amii  nei;fCKi;iiMn   n  cßaKHMk  ;kmi;ii- 

HAMk,  Kf  C«  THBAIO  HA  3EMAH-  H  ptMf  BOrk  :  6B0  CAMk  A^^ 
BaMk  CBaKO  3fAI€.  K016  MHHH  CHMf  HA  .JH.1AH  .  H  CBAKA 
CTABAA,  KA  HMAK»  8  CfBH  pOA^  nAfMfHA  CBOTA,  Ad  KAMk 
B^A^  3A  IIHtiS  H  CBAKOH  1111111,11  HtKCCkKOH  H  CBtMS.  L|JO 
YOAH  HO  3EMAH,  S  KH^-Hf  A^\"k  JKHBSftH.  Ad  K^Ay  H MA- 
TH. MHMk  YpaHHTH  Ci-  H  BH  TaKO  SHHHfHO-  H  KHA»€  BOTk 
OHa.  Ka  lUlflllf  SHHHHO.  Aa  GHf\*ö  BfAf  A°BPa'  H  KH  BfMfpk 
H   lOTpO.  ^,AHh  UJfCTH-  TAt\A  CBApHJEHA  BHUJf   HfBfCA   H  3tMAA 

h  cbe  ^HH\'k  HapjujfHHf-  cßapiHH  Bork  cfAMora  ah«  rtrw 

CBOH.  KH  ÖHHHHO  BHEUJf.  H  IIOHHHS  CfA^H  A*»Hk  OAA  CBfrA 
AHAA.    KO   KHUJf  TCMC40- 


232 

Bl.  264—265. 

Gaheah  afccNAa  w,\,  MapTBHE\*k- 

(Hymnus:    dies  irae). 

Gö,A,aH,k  rl.llllfK.Ulk  yofcE  lipHTH 

Back  cßHTk  oil.MfMK  nonaaHTH  : 

llf   MOtiH   CE  npH^k  HHMk  CkKpHTH- 

KoaHKk  TpfiitTk  Ta^a  k8,v 

KAj^-Ct  CBETO  nHCMO  3B8ac- 

a  MapTKH  et  ckh  npOKS^e- 
Ka^a  npH^e  HCkKpa  crhtaa. 

llf  OCTaßHTk  HHL|iapk  CBHTa, 

AaBH^k  npaBH  h  chrhaa- 

TpÖBaa  kojkiiu  MapTSH^k  b8ah 
ScTaHHTt  miapTBH  AK>i>AH> 
ikvbte  k  Boro.  j\,a  Back  c8ah- 

GmiapT-Rf  ta^a  ca/k,a  ocraTH. 
Ba,A,a  ce  e^a*5  imapTBH  ÖCTaTH. 
pa3aork  Boro  8  CBEMk  ,\aTH- 

KtiHUTE  tiE  CE  OTBOpHTH, 
8   KH^k  Y*ft*   CBHTAO  BHTH, 

BaBo  yoto  Bork  c$ahth* 

A\haocthbh  rocno,\HHt. 
WAk  cTpaya  mh  &$wa  cthhe. 

nOMHA$-k>?  ,V*  Hf  H3THHE- 

Ljio  tiS  rpHUJHHBk  Ta,A,a  pEtm, 

BÖ  AH   MHAOCTk  8<I>aMk  CTEt.H, 
r^H  ftE  A°KPH  Hf,,\Ka  ÖTlIiH- 
l'lO;Kf   KpllllBII.    SCAHUJH   üf 
3AHMH   K|U  tll    llf     U'SkU    ME, 
nOMHAÖH  ME  3A  TBOHE  HME- 

G  npaBEAHHMH   TU   ME   SMHCTH. 
rplllllUIIII,ll   CS   CBH    HEHHCTH, 
H3  Orfc(H)a   MMk   HE   H3AHCTH- 

G   HEBECk  lipH,\,E   MEHE  pa,\H. 
rpHUJHS  A*>UJi>  TH  OCAAAH. 
WA  nOrHRHAH   ME  TH   OI'pAAH- 


233     

OmiapT-CH  h  mSkS  upnaak  3a  m*. 

Hf  Cdp^H  Cf  HIOSp«  Ha  Mi, 
H3KAKH    Mi  ,V,Ml.li;af   MAMi 

IlaanS  rpo3HO  rtpk  SsahujS. 
noKaHraHHfMk  rpH^«  th«uj8. 

MHAOCTHB-CH,   KAKO  CAHUJS- 

MapHK»  CH   TH   OAPHWHAk, 
PA3K0HHHKA   II II  C II    SaillllNAk 
MiWi  CH  3a  TO  THMk  STHUJHAk- 

Tah  npOKAITH  8  mSk«  noHA&. 
AA  3  A°KPHMH  cTpaye  npoHA$. 
Aa-HMk  MnaocTk.  a^  $  P<*n  a*ha$- 

A/lOHOH    MOAKH    HfA^CTSHNH 
OKpATH  04H   MHAOCapAHH. 
Aa  HE  3r0pHMk  8  BHHfiHfMk  orknn 

AlfftS   A<*KPHMH   MHCTO  3aHMH. 
WA  3AH\*k   Mi  TH   OKpaHH. 
nOCTaBH   MI  OK  AecH*>  c  BAMH- 

Beat  naasa  T*pk  S3A^Ya- 
TAH  et  rpnujHHKk  ctahj  c  npa\*a ; 
to  cahujabujh  MpS  WA  crpaya- 

/V,a-HMk.   KOJK«  rOCHOAHH«, 
KIIEMt.HH   nOKOH  3A  TBOI€  HfJIE. 

HcSßapcTf  chhS  MapH«-  ay«Hk- 


Um  den  Gegensatz  gegen  die  Sprache  der  oben  erwähnten 
stark,  kirchenslavisch  gefärbten  Gebete  zu  zeigen,  gebe  ich 
auch  von  diesen  eine  weitere  Probe,  die  an  das  eine  oben  ge- 
gebene Gebet  anschliesst. 

Bl.  133. 

ÜOMOAHMO    C£    H3a    CIU    KUIIII^IIE     II Oll OK£    BAHfttACkKt   H 

nncTSackKf,  akoahtj,  sabahhabu,«.   htabii,*.   BpaTap«,    hc- 

HOBHAHHKf.  AHBHU,f  H  $A*BHU£  H  3<*  RACh  ni>Kk   CBfTH  BOKH- 

OßflUlOrH  BHtMHH  KOJKf.    Bora  A^V0Ml1  CKt  TtäA*  H^pB- 

BfHO    CßfqiS»€T-Cf    H    CTpOHT-Cf.    ÖCAHUJH    HACk  3a    CBf  HHHH 


234     

IUIOAfL|JHM-Tf,  Ji,A  pO^OM  MHAOCTH  TBOI6  IVA,  CBH^k  CTHIMH 
TIKH  BHpNO  ,\A  CASJKHT-Cf- 

GßfMOrH  BHfHNH  BOJßf.  BOH  U,apKB$  TB  OK»  NOBHMk  BHpö 

nAO^OMK  SMHOiKaBdieiiiH ,  A,an  Bi€pS  h  pasSMk  KaTHyS- 
rifiioMK  iiaumuk.  ^a  naKH  noponiue  ce  HCTOMNHßOiuik  ßap- 
i|in«na  Kk  chhctbÖ  mhaocth  tboic  npHHT$T-ce- 

GßfMOrH  BHfMHH  BOJKf,  BOH  Cnacai€UJk  CBf  S^aKlJJt  S 
T(  H  NHROMSpC  ME  yofttLUk  nOTHEHAH.  SlpH3pH  B  ,\,Slll.Hilk 
A,HaBAOMk    aaCTHK»    npHAai|JfHHMk,    ,\A    CBaBÖ     EpfTHHaCkBÖ 

bphbhhS  OTBaprSiue  ba$,vlIjhYk  capu,a  b  t«eh  A,a  Hcnpa- 

BfT-Cf   H   Bk   l€^HHCTBS  HCTHNf.  TBOI6  &A  SSBpaTfT-C«- 

GßEMOrH  BHfMHH  BOJßf,  BOH  HKA,eHCkßl€  HapOCTH  OTk 
TBOI6  MHAOCTH  HC  W&MiktUlH,  SCAHUIH,  npOCHMk  (I.  plur.), 
MOAHTB«  HaUJf,  BOI€  TtßH  3a  OCAHIIkAHIK-.  AHKA.H  TH^k 
npHHOCHMk.  ,\A  n03HaBUJf  CBHTk  HCTHHH  TBOHCf  CBHT- 
AOCTH.  BOI€  HCTk  HCSßapCTk,  H  WA,   CBOI€  TMH  S3ßpaTfTk  C(- 


In  der  Orthographie  ist  am  bemerkenswerthesten  der  Ver- 
such zu  einem  regelmässigen  Ausdruck  des  j  und  der  erweichten 
n,  l  (h>,  Jb)  zu  gelangen.  Für  j  im  Anlaut  und  zwischen  Vocalen 
boten  sich  von  selbst  die  altererbten  Zeichen  i€;  K»;  m  (in  der 
Handschrift  stets  3),  im  Anlaut  ist  aber  die  einfache  Verwen- 
dung dieser  Zeichen  selten,  es  kommt  zuweilen  u  ego,  i€CTk 
est  u.  a.  vor,  gewöhnlich  wird  je  durch  wi  ausgedrückt :  HfCTk 
oder  Hf.  iif.jiiKk  Hfpe,  HC,\,aHk  u.  s.  f.;  anlautendes  ja  sehr 
selten  durch  Ha-,  z.  B.  naßOCTk,  regelmässig  durch  Hia-,  z.  B. 
nraima.  hm  (egoj  HrarHau,k,  hmbo  u.  s.w.;  statt  k>  wird  im  An- 
lautangewendet hk-,  z.  B.  HK»pe  1.  jure  (jam),  hk»  (eam),  HK»Tpo, 
oder  häufiger  hk8-,  z.  B.  HKSpe,  iiioSnii,.\  u.  a.;  fürj'o-  kann 
natürlich  nur  ho  angewandt  werden:  hol|U-  Im  Inlaut  zwi- 
schen Vocalen  ist  die  Verwendung  der  alten  Zeichen  16,  ra,  K» 
ohne  weiteren  Zusatz  häufiger:  tboi€,  Tßora.  tbok»,  aber  ge- 
wöhnlich ist  auch  hier  H(,  h«,  hk  und  k8,  z.  B.  cboh«,  a,o- 
cTOHraHk  (neben  ,\ocToraNk),  iu.uiiioI.k  iuiohk  SehkS,  im 
letzten  Beispiele  dient  K  geradezu  als  j ;  vor  0  steht  immer  h, 
z.  B.  cbohoh  u.  drgl.;  gelegentlich  steht  Ha  =  ja  z.  B.  oeSh- 
aTk  =  obujat.  Nach  Consonanten  wird  /  (d.h.  wirkliches  j, 
nicht  die  Erweichung)  fast  durchweg  durch  H  vor  dem  folgen- 


235     

den  Vocal  gegeben;  ist  dieser  a  oder  u,  so  steht  regelmässig 
nach  h  das  a  oder  k»  :  3aamehhe  1.  zlamen'je,  3AAMiNHia  1. 
zlamen'ja,  THra  1.  tja,  iuctchijuhio  1.  nastojan'ju;  selten  steht 
statt  Hf  i€  :  3AAIUU Nie-  Dass  hier  H  in  der  That  nur  j  bezeichnet, 
sieht  man  aus  Schreibungen  wie  HOKHfK-HC  (homo  est),  und 
indirect  daraus,  dass  erweichtes  h  (h>)  selten  so  bezeichnet  wird. 
Ganz  vereinzelt  sind  Schreibungen  wie  ctohh  =  stoji,  die  Regel 
ist  ctoh-  In  der  Schreibung  der  erweichten  Consonanten 
h>,  a>  ändert  sich  die  Manier  in  einer  Beziehung  innerhalb  der 
Handschrift  plötzlich  :  bis  Blatt  66  gibt  es  für  n  vor  i  kein 
Zeichen,  sondern  es  wird  einfach  H  dafür  geschrieben,  Hera, 
Smhh«ho:  mit  ganz  seltenen  Ausnahmen  ist  das  auch  der  Fall 
vor  m,  mhhö  1.  sg.  praes.  =  cinju,  dagegen  kchhw  lodorem)  = 
vonju;  im  Auslaut  einfach  h,  z.  B.  rocno,A,ANk  =  rocnoAkHV 
Von  Bl.  66  an  tritt  aber  der  sonst  in  gleichzeitigen  oder  ungefähr 
gleichzeitigen  Quellen  herrschende  Gebrauch  ein,  für  n  zu 
schreiben  fcN  :  fcNtra.  fcNOH,  fcN$,  nScTHftNH,  rocno,A,ftNH, 
Mahna.  cpfßaptiHaKOßk,  iimiI.ikmi.k  KtiNHra,  SMHtiHHö  1.  sg. 
praes.,  orafcNk,  HK»i>TapftNa  1.  jutarnja  u.  s.w.  Für  weiches  l' 
vor  u  ist  der  regelmässige  Ausdruck  am»  z.  B.  iuaAK>£>  1.  sg. 
praes.,  ak>8,ä,h,  3fMAK>8,  AK>SKaBk,  ^,ham»ök>  1.  sg.  praes., 
KjnuioS  voc.  sg.,  daneben  seltener  a»,  3fMAK>,  und  ah  vor  K» : 

KpaAHK*  VOC.  Sg.,    AHKW*Mk,    UIAAMK»  1.   Sg.  pi'aeS.,    AHIOE63NH, 

sogar  «lies  combinirt  in  AMioi>K,\auif :  vor  a  steht  entweder  ein- 
fach a,  ckSüaa,  oder  es  wird  a  angewendet,  3emah,  koaiü, 
zuweilen  hi<j,  iuwhm.  und  Ha,  boaha,  iioam.v  g.  sg.  neben 
neaa ;  vor  e  steht  entweder  einfach  a,  z.B.  ScTapnaeNHe,  oder 
es  wird  l€  gebraucht:  g.  sg.  HfKOAie,  3fMAK5:  ein  fcA  für  a 
kommt  nicht  vor.  Die  Anwendung  von  fc  für  j  zwischen  Vocalen 
habe  ich  nur  einmal  bemerkt,  in  KSfcocTk  Bl.  133  b. 

Die  Verdoppelung  der  Vocale  kommt  nicht  ganz  selten,  aber 
ohne  regelmässige  Wiederholung  in  den  gleichartigen  Fällen  vor: 
in  der  Wurzelsilbe  einsilbiger,  selten  in  der  Wurzel-  oder  ersten 
Silbe  zweisilbiger  Formen  z.  B.  KOork,  raaack,  ,A,aaNk  (dies), 
^,aapk,  ,\,S8Yk,  aaa;»;K  (mendaciunn ,  aSSrk  (cinis) ,  Mtmpk 
(pax),  iuiSSmath,  naark.  Haapo^k,  n«Tk  (quinque),  imnpk, 
noAAaara,  npSSTk.  nSSKk,  nSSTk  via),  caar.ik  (ipse),  cSö^k 
(Judicium),  c88,A,k  (vas),  alle  auch  in  der  heutigen  Sprache  mit 
langem  Vocal;  im  gen.pl.,  sei  es  in  der  Wurzelsilbe  des  Wortes, 
sei  es  in  der  zweiten:   ßcc^k,  paaßk  (servarum),  paaiih  (vul- 


236     

nerum),  jhiiikk  ptiHKk  (fluminam),  poock  (Thau),  3tuiaaak 
(terrarum),   OTaai^k  (patrum),   ScaaiiK  (labiorum),   wie  in  der 

heutigen  Sprache  böaS  3eMa^>ä  ycänä  u.  s.  w.  In  Flexions- 
silben:  der  gen.  sg.  fem.  öfter  mit«,  ß<>A«,  Kntptt.  re>p«, 
dem  heutigen  -e  entsprechend;  beim  Adjectivum  und  Pronomen  : 
Oßee,  Maate.  Hff  =  H>e;  gen.  pl.  napCHH  =  npcfi;  im  Prono- 
men: thh  (tu)=THj  bhh  (vos)  =  bh  u.  a.  d.  A.  Nicht  selten 
ist,  übereinstimmend  mit  der  heutigen  Quantität,  die  Verdop- 
pelung des  Vocals  in  der  3sg.  plur.  praes.,  z.  B.  3.  sg.  e^A"; 
pfH«,  8Mp«.  ScKapcH«;  3.  pl.  Bfc>A*>S,  peßSS.  npHA$$;  3  sg. 
ßpdTHH,  S3RHCHH,  i>3Aap>KHH,  3.  sg.  aor.  nOHHHÖS,  eben- 
falls heute  -y.  Die  Verdoppelung  der  Consonanten  dagegen  zur 
Bezeichnung  der  Kürze  fehlt  so  gut  wie  ganz,  begegnet  sind  mir 
Moppe  (mare)  =  Mope.  MtippS  (mensuram)  =  Mjepy. 

Von  grammatischen  Dingen  hebe  ich  folgendes  heraus :  die 
Vertretung  von  altem  'k  schwankt  zwischen  h«,  i€,  h  (e  ist  ganz 
selten,  nur  in  den  oben  erwähnten  kirchenslavischen  Gebeten 
häufiger),  bha»€TH,  bhahth;  ßHAi€\-k,  bhahc :  BHtpa, 
Biepa,  BHpa;  loc.  pl.  ÖCTHeyk,  MfaH^^,  nocTHeyk  ßtaH- 
u,He\*k,  KfAHi^H)Ck;  tjkh  TfKHf  (letzteres  sehr  vereinzelt)  u. 
a.  d.  A.  Die  Präpositionen  npH  und  npli  sind  aber  vollständig 
zusammengefallen,  auch  letztere  lautet  nur  pri,  wohl  ein  sicheres 
Zeichen,  dass  der  Schreiber  Bagusaner  war:  noch  heutiges 
Tages,  obwohl  die  Sprache  jetzt  rein  jekavisch  ist,  kennt  der 
ragusanische  Stadtdialekt  nur  pri =  pri  und  pre.  Wie  viel  von 
dem  Schwanken  zwischen  »(  (le)  und  h  auf  Bechnung  eines 
Uebergangsstadiums  der  Sprache  von  der  Ikavstina  zur  Jekav- 
stina  kommt,  wie  viel  auf  einer  etwaigen  kroatischen  Vorlage 
beruht,  ist  natürlich  nicht  zu  entscheiden. 

VomVerbum  hftTH  finden  sich  Formen,  in  denen  im  Anlaut 
und  nach  Vocalen  bÄ  durch  ja  vertreten  ist,  wie  im  Kroatischen 
und  gelegentlich  bei  den  älteren  ragusanischen  Dichtern:  hth 
=  MkTH,  Hiauj«  =  i»äuj/ä,  noHra  =  nciA,  sonst  ist  die  Vertre- 
tung nur  je,  vgl.  he.jiikk. 

KTv3- und  ß'k  erscheinen  als  uz-  und  u;  nur  kommt  zu- 
weilen Base,  Ba3MH,  ßa3«THf  vor,  wie  sonst  bei  den  älteren 
Bagusanern:  Ba  in  der  Wendung  ßa  bh«k*  neben  8  bh*k«.  Die 
Vertretung  des  /  durch  o  ist  vollständig  durchgedrungen. 

L|j  bezeichnet  stets  st,  niemals  sc.  man  sieht  dass  aus  dem 
Wechsel  der  Schreibungen  wie  rc>AHijia  und  g.  pl.  roAHUJTk, 


237     

NHi|Jd-pe  und  HHUJTa-pe,    Wo  wirklich  sc  ausgedrückt  werden 
soll,  steht  ujfc,  z.  B.  MHaoiiiha.  nSwfcS  1.  sg. 

Das  kroatische  j  =  d j  (altb.  JK.A,)  kommt  vereinzelt  vor: 
r.miuiUH  fines,  iiocamshiii.i  =  iioc.r,K,\,fnni«i.  cahmiiie  =  ca1jjk- 
,\aauic,  ocßaHtBa^S  (accusabant;  =ckßaJKr\aa)ci>. 

/•  für  >K  erscheint  in  den  Formen  von  moci,  wo  e  folgt: 
MCpewk.  in-pe=^f,  in  p«HÖ  =  JKfH^. 

In  der  Declination  der  Nomina  sind  die  alten  Casusformen 
gebräuchlich  mit  Ausnahme  des  alten  loc.  sg.  msc.  ntr.,  der 
durch  die  Form  auf  -u  ersetzt  ist,  ausser  einigen  Wendungen, 
wie  8  CHH  im  Traume,  so  dass  die  Declination  durchweg  dem 
sonst  bekannten  Stand  der  Dinge  bei  den  ragusanischen  Schrift- 
stellern des  16.  Jhrh.  entspricht,  ich  hebe  daher  nur  einige 
Einzelheiten  heraus. 

Der  gen.  plur.  der  masc.  und  neutralen  o-,  der  femini- 
nalen  a-stämme  und  was  nach  deren  Analogie  behandelt  wird, 
hat  sehr  häufig  die  der  alten  Bildung  entsprechende  endungs- 
lose Form,  die  Neutra  immer,  vgl.  CTaßaak  zu  CTaEao,  nH- 
cauik  zu  nHCMO,  cap^^U,^,  vgl.  dazu  n«Tk  caTk  500,  wecaTk 
600;  beim  Femininum  ist  diese  Form  durchaus  die  Regel :  HUNk, 
NtMHCTofck,  Oßau,k,  cSKahuk  zu  suknja,  ÖcaaHK  (labiorum), 
cecTapk,  uaaar.ik  (zu  palma),  itapi;ai;K  .  kommckkk  1.  vojask 
zu  vojska  u.  s.  w.,  vgl.  oben  die  Aufzählung  bei  den  Doppel- 
vocalen :  verhältnissmässig  sehr  selten  ist  die  heutige  Form 
auf-a:  r\*>wa,  3BHf3rv,a,  KHHra,  pÖKa  (neben  der  Dualform 
pÖKS;7  caSra,  crpaHa,  THcSfta,  Hora,  8pa  (horarum).  Beim 
Masculinum  ist  dagegen  die  endungslose  Form  selten  und  wird 
mit  Vorliebe  nur  angewendet  bei  den  Worten  auf  -hitb  :  Maa- 
,\,iicnauK  imcaitK.  cS^ai^i* ,  cAimiaii,k,  OTai|,k,  vereinzelt 
auch  sonst,  z.  B.  KpSraKk,  wie  es  scheint  also  da,  wo  ein 
langes  ä  der  Endsilbe  im  gen.  pl.  einem  kurzen  ä  im  nom.  sg. 
gegenübersteht,  bei  allen  anderen  Masculinen,  ob  im  n.  sg. 
ein-  oder  mehrsilbig,  ist  aber  -okk  (-fßk)  die  durchgehende 
Regel:   Hapo^OBK,  pa;-{Koiiiini;oi;K.  MauaoKh.  rpHf^Oßk,  ÖMf- 

NHKOBk,     CASjKKINHKOKb,     KjtAAfKk.     KO.'JAhhflik  U.   S.   W.      Die 

Anwendung  dieser  Endung  in  solcher  Ausdehnung  ist  den  ragu- 
sanischen Schriftstellern  des  16.  Jhrh.  fremd,  und  ich  glaube, 
dass  sie  zurückgeht  auf  eine  kroatische  Vorlage  unsers  Missais; 
die  Endung  -a  fehlt  so  gut  wie  ganz,  einigemal  kommt  \m\a 
(dierum)  vor.    Einmal  begegnet  der  g.pl.ntr.  ^Hfaa  (zu  djelo). 


238 

Ebenso  selten  ist  -i  im  g.  pl.:  3$KH  einige  Male,  uiiecfii,n.  ueutr. 

OHHTOBaNH,    llAa^.HIII 

Der  instr.  pl.  msc.  hat  durchgängig  -i,  vor  welchem  g,  k,  ch 
in  z,  c,  s  übergehen,  vgl.  ne.iiiHii.  ^«inuinii.  KpScii.  -i  ist  auch 
auf  ak»,a,h  übergegangen;  -mh  findet  sich  in  chhmh,  rAacMH. 
mSwmh,  po3MH  (zu  rog) ,  neutr.  caobmh.  ßparMH. 

Die  Silbe  -ob-  hat  sich,  abgesehen  von  gen.  pl..  sehr  wenig 
über  ihr  altes  Gebiet  ausgebreitet,  alte  Formen  sind  n.  plur. 
chhobe  (selten  chhobh),  boaob«,  darnach  rAacoße,  nonoBt. 
JKH^OBf,  und  mit  Uebertragung  auf  andre  Casus  m;ii,\,obouk. 
CHHOBOiuib,  rpa^OBCtyK  dat.  pl.,  rpa,A,Oߣ  a.  pl. 

Aus  der  Verbalflexion  sei  nur  angeführt,  dass  die  1.  sg. 
praes.  überaus  oft  -8  =  altem  -q,  hat,  daneben  aber  überall  auch 
-m  vorkommt.  Eine  ausführliche  Behandlung  der  Sprache  dieses 
Denkmals  würde  nur  dann  lohnen,  wenn  man  die  oben  erwähn- 
ten volkssprachlichen  Missale  in  extenso  vergleichen  könnte. 


Nachtrag. 

Nach  Abschluss  der  vorstehenden  Untersuchung  kam  ich 
im  Verlaufe  andrer  Arbeiten  an  die  kroatischen ,  theils  glago- 
litischen,  theils  cyrillischen  Texte,  die,  im  Zusammenhang  mit 
der  reformatorischen  Thätigkeit  Ungnads  und  Trabers  unter 
den  Slovenen,  von  Anton  Dalmata  und  Stephan  Consul  in  den 
sechziger  Jahren  des  16.  Jhrh.  hergestellt  wurden  und  der  Aus- 
breitung der  Reformation  unter  den  Kroaten  und  den  Südslaven 
überhaupt  dienen  sollten.  Nach  allgemeiner  Annahme  läge 
diesen  kroatischen  Bibelübersetzungen  der  Protestanten ,  wie 
der  slovenischen  Version  Trabers,  wesentlich  der  deutsche  Text 
Luthers  zu  Grande,  und  ich  war  daher  überrascht,  in  diesen 
Büchern  den  Text  der  oben  behandelten  kroatischen ;  in  der 
Volkssprache  abgefassten  Missale  theils  unverändert,  theils  mit 
geringen  Aenderungen  wieder  zu  finden.  1.  Die  in  Tübingen  1562 
gedruckte  glag.  Postille  (llocTuaa  TO  «CT,  KpaTKO  hcta- 
ua«mil,f  bch^k  HetA,eACKH\'h,  EBaHEAHOBk,   h  nc>rAaßHTni\*k 

npaSAHUKOB,  CKp03H  ßCf  AfTO,  Ca,A,a  NaHnpßO  j^pBaTCKHMH 
caobh  iirrauiiaua-  Kurtze  auszlegung  über  die  Sontags,  vnnd 
der    filrnembsten  Fest  Euangelia   durch    das    gantz  Jar,    jetzt 


239 


erstlich  in  Crobatischer  Sprache  mit  Crobatischen  Buchstaben 
getmckt.  B  TöKHNrH-  h-  (j>.  m-  k-  [=  1562").  —  Das  von  mir 
benutzte  Exemplar  gehört  der  Leipziger  Universitätsbibliothek. 
—  In  der  deutschen  Vorrede  heisst  es,  diese  Postille  sei  aus 
Luthers,  Melanchthons  und  Joh.  Brentzens  Auslegung  zusammen- 
gezogen ,  und  ebenso  in  der  kroatischen ;  beide  Vorreden  sind 
von  Trüber,  Ant.  Dalmata  und  Stephan  unterzeichnet.  Von  der 
Benutzung  einer  bereits  vorhandenen  kroatischen  Uebersetzung 
der  in  Luthers  Hauspostille  enthaltenen  Evangelienabschnitte 
(denn  nur  um  diese,  nicht  um  die  Auslegung,  kann  es  sich  hier 
handeln)  ist  keine  Bede.  Dennoch  ist  die  Herübernahme  von 
Texten  aus  einem  kroatischen,  volkssprachlichen  Missale  zweifel- 
los. Zur  Probe  gebe  ich  einige  Stellen,  beliebig  aus  der  Postille 
ausgewählt,  und  setze  in  Ermangelung  andrer  volkssprachlicher 
Missale  den  Paralleltext  des  lection.  Illvr.  daneben : 


Das  Evangelium  am  Sonntag 
Postille. 

H  E$,A,tfL|JH  Ci  B«AHKA  MHO- 

;kuii,.\  ckSfihaj  ota  cbh^k 
rpa,A,c>B  npHTHMSipH  k  Heyö, 
pen«    iio    npHAHKH-    Usance 

KOH  CH(  CHliTH  CKHIf  CBOf- 
H    CHKMUH  :     HHKO    UA^t     KOH 

iiSta  h  K-k  noTAantHO.  h 
nTHii,«  HtKfCKf  ra  no30EAWt- 
ü  hhko  nAA«  3Kp\'S  KAMHKA 
h  3HHKH$bihh  Sca\'h8.  ept  he 
IIMH'klllf  MOKpOTf-     Ü  AP*>ro 

iiaa«  uiwk>  Apapke  h  3af',\,H0 
h3Hhkh$bujh  Apanke  ra  npH- 
thchS  h  no^aKH-  H  AP^ro 
na,!,«  na  A^EpS 3« maio  h  .-ihm i;- 
hSiuhh    Shhhh    üaoa    camo 

CTOKpaT-  OßO  rOBOpflJJK 
BailH'klHE  :  tko  HMa  Sujh  k 
nocaSuiAHkio.  nocaÖujaH-  H 
nnTayS    Hfra    Sh«hhh,h    h«- 

TOBH,  TOBOptLU  :  KOÜ  tCT  TA 
npHAHKa  ?  KOHM  OH  p«Hf  :  BAM 


Sexagesimä,  Luc.  VIII,  4. 
lect.  Illyr. 

•  •  KS^StiH  Cf  BEAHKA   MHO- 
IHBA     CKSnHAA     H3k    rpa^OBk 

rpe,A,i>^H  Ka  hcScS,  ohh  hmk 

pfMf  no  npHAHU,H  .  H3AHA.« 
KH  CHE  Clll.iTII  CHfMJ  CBOKv 
II  KAfrÄ  CMUMU.  HHtKO  M.VW 
KOHk  nÖTa  H  nOTAAMfHO 
HtCTk,  H  nTHU,t  HEKECKE  TA  nO- 

30eauje-  ü  hheko  naj,e  csap- 
\'S  kameha  h  H3hhkh£bluh 
ScaynS .    nept    ne    MLianif  o- 

TaBHHf  HHMOKpHHf-   fl  HHEKO 

na^,f  MefcS  ApaHHt ,  n  .saie^HO 
h3hhkhSbujh  A,paMHt  npn- 
thchS  jkhto  h  .saASujH-  H 
AP*>ro  na,.i,f  na  A*Kp$  3ema$ 

H  H3HHKH$BLUH  ÖHHHH  nAOA^ 
CTOKpATk  BfEt-  OßO  TOBO- 
pefcH  l'.aMMUMU  :  TKO  HMA 
SUJH   WA    CAHlHAHHia,    nOCAi>- 

iHAH-   H  nnTA^S  heta  SneHH- 

H,H     HfTOBH,      KA    npHAHKA     H? 


240 


Postille. 

(  r\AHO  3HaTH  OTiIHHa  KpaAf- 

CTKa    KOJKira,   a  ocTaaHMk 

CKp03  HpHAHKf,  t\A  OHH  KOH 
E.»,\(   H(    K$t\$    KH.VfAM.     A  KH 

caiuiiakio  yv,a  m  pa3i>MHkio- 
ü  obo  i  npHAHKa  Oßa-  Ohm« 

KT  pHM  EOJKli  :  a  KOH  KOH 
ni>Ta,  OBO  C8  OHH  KOH  CAIIIIIf . 

no  TOiuik  npHA*  a^baa1)  H 
BasMt  pHM  oa  hh^  cpu,a,  Aa 
OHH  KOH  BepSkio,  m  BÖ^Ö 
cnaccHH-  fl  OHH  KOH  3BpyS 
KalUIHKa,  «CS  OHH  KOH  KaA 
CAHLUAklO  (IHM  3  BECEAEMh  10 
II  |1  II  MS»,  HOB  II  KOpHI.UIIIMAklO. 
KOH   KA    BpHME    B'KpSklO   A    RA 

BpnMf  oa   nanacTH  na3a^k 


leet.  Illyr. 
I  Oll      KlIMk  Ollk   pfHf  :    BaMk 
,,\aHO   HfCTk  &A  3HaTf  OTaH- 

ho  kojkhefa   KpaAfBCTBa,    a 

OCTaAHMk  8  npHHf)Ck,  ,V*$NH 
KHH   BH,A,f   Hf    B^A*5    BH^HTH, 

a  KHH  h8hk>  ,\A  H(  pa3SMHio- 
JS^A  OBO  H5  TA  lipHHa-  QufUl 
HfCTk  pHEMk  B0KHI3,  A  l|IO  16 
KOHk    Hi>Ta,    OHO    Ci>    OHH    KH 

CAHUJf,  naKk  A^1  AHraBac*  H 

W,A,HHIUIAf     pHfMk      WA     MHYk 

capu,a,  Aa  0HH  KH  BHpöio  m 
kSa^  cnactHH-  H  oho  iuo  i€ 
cßapyt»  KaMEHa,  to  c8  ohh, 

KH  KaA  CAHHIf  pHfHk  C  BfCf- 
AHfMk    MIO    npHHMAS,    H    OHH 

:kiiaa   he   HMaio.   3a    iuo    Ha 

rpfA^'     &  <»H<»  KO    8  &HßAHhe        KpHfMf    BHpfc>HH>    A    8     KpIHMf 

naA«,  to  c8  ohh,  koh  c8  cah-     wa  nanacTH  ci  Anaio8io-    fl 


UJAAH    H     pAAH     HaCTOTvHa    H 

BoraTCßa  h  noiKtanikk  jkh- 
BOTa  rpeA^MJH  3AA$iueTct, 
h  h«  AaA^  naoAa-  fl  oho  ko 
\  naao  ß  a^kP^  3«maio,  ohh 

C8,  KOH  C  HHCTHM  H  A^BpHM 
Cpll,fM      CAHIIiaiOI|IH     pHM     83- 

ÄP^Kf,    h    nA«Ak    A0Hec^    B 

CTpnA«HHIO- 


oho  L|io  i€  MfftS  TapHHt  naao, 

TO    CS    OHH,     KH    CO    CAHLUAAH 

a  u,Hfta  hactoiiuhiiu  k  ßaar8 

H    IIOXfAHfHHM    K    JKHBAfHHIO 

mhmo  jfOAfkH  H\'h  HOTpen- 
a8k>  h  Ht  AaK>  naoA^-  fl  oho 
koi€  i€  naao  8  A0KPy  3«maw, 

OHH  C8  KH  3  A0BPHM,%  H  c 
HHCTHEMk  CapU,CMk    CAIIIHAK- 

ihh  pHtHk  S3A^P^c  h  naoAk 
AOHOCf  8  8cTapnafHHW- 

Zu  dieser  allgemeinen  Uebereinstimmung  bemerke  ich,  dass 
der  Ausdruck  der  lutherischen  Uebersetzung,  wenn  sie  weiter 
als  zur  Aenderung  einzelner  Worte  verwandt  worden  wäre, 
einen  ganz  anderen  Satzbau  und  eine  andre  Phraseologie  her- 
vorgebracht hätte :  » es  ging  ein  Säemann  aus  zu  säen  seinen 
Samen«  L.,  h3Aha*  koh  che  chIjth  ckm«  cboi  P.  =exiit  qui 
seminat    seminare   semen   suum   Vulg.,    woher  im   kroatischen 


1)  l.  -Baa- 


241 


volkssprachlichen  Missale  die  Wendung  genommen  ist;  auch 
die  relativische  Anknüpfung  komm  oh  pEHE  L.  »er  aber  sprach«) 
stammt  aus  derselben  Quelle  (quibus  ipse  dixit).  Die  Revision 
der  übernommenen  Ueberselzung  des  Missale  ist  offenbar  eine 
sehr  oberflächliche  gewesen,  denn  selbst  wo  dieses  den  Vulgala- 
text  ungenau  oder  den  richtigen  Sinn  verdunkelnd  wiedergibt, 
Luthers  Ueberselzung  das  Richtige  hat,  ist  in  der  kroatischen 
Postille  jenes  stehen  geblieben,  z.  R.  ut  videntes  non  videant  et 
audientes  non  intelligant,  »dass  sie  es  nicht  sehen ;  ob  sie  es 
schon  sehen,  und  nicht  verstehen,  ob  sie  es  schon  hören«  L., 
während  die  Auflösung  der  Participien  in  Relativsätze  ,i,a  OHH 
KOH  ßHri,e  u.s.w.  den  Sinn  verfehlt;  ebenso  ne  credentes  salvi 
fiant,  »auf  dass  sie  nicht  glauben  und  selig  werden«,  dagegen 
missverständlich  ,A,a  ohh  koh  BEpSio  He  e8,a,8  cnacEHH,  u.a.  d.  A. 
Das  Evangelium  am  Sonntage  Miseric.  Domini  (Joa.  X,  14). 
Postille.  lect.  Illyr. 

'ka  caM  OHk  nacTHp  A0K-  Hia  caMk  nacTHpk,A,OKpH, 

pH-  üacTHp^oKpH  ,v,ae  ,A,ÖHii>      HEpE    nacTHpk   ,v,°KPH   ,V*H* 

^SwS  CBOHIO  3a    OBU.E  CBOHE, 

a  ik\mi<i i.i ii ii ku  ii  ohh   i;n   uiif 

liaCTHpk,  HHTOBE  BAaLUHTE 
HK5C8  OßU,E,  ßH^KSBLUE  KÖKa 
rpE,\,8kH        OCTaBHTk        OßllE 

ttßk  noEHrne.  a  Bi>Kk  ta,\a 
iionarye  h  pacrapME  okiie-   fl 

HaHaMHHKk   nOBIITHE.    HEpE   H 
liailMMHHKk     H    HHUJTapk    MS 

Ct  HE  npHCTOH  wr\  oßau,k- 
Uta  cayk  nacTHpk  ,a,oeph  h 

.-■iliaük  OßllE  MOHE.  H  OHE  OBU.E 
.JIUIO    MEHE       HaKOHO   !♦•    MEHE 

iio.snao  OTau,k,  Hia  3HaMk 
ou,a.  h  ,\,8uji>  mohio  craKaai.ik 

3a  OBkU,E  MOHE-  ?1  HOL|JE  Hilf 
OBU.E     HMaMk.     KE     HHECS     Wr\ 

OBora  CTarya.    ^,a  h   ohe   k- 

MEHHTpHBa  J.OBECTH,  H  BÖr\S 

cAHiuaTH  raack  moh,  h  bhth 

fcfi     HE^HO    CTa^,o     H    »€ri,aHk 

nacTHpk- 

1881.  16 


CBOklO  3a  OßllE,  a  lU'KMHHKk 
H  OH  KOH  HH  naCTHpk  ,  HH- 
TOBE  BAaCTHE  HHCSOBU,E.  ßll- 
rV,H  ßSßa  rpE,\,SUJH,HOCTaBHT 
OßLLE  TEpE  IIOKfl'Hf .  a  Bi>K  110- 

na^E  h  pa3rana  obu,e-  ü 
na'Ur.inMKk  noKlirnE.  EpE  ect 

HaÜMHHK.   H  3aOBL|,E  HE  I.Mpll 

'Ka  caM  ohh  nacTHp  r\,OKpH, 

H  ;;iK\MK  OBU.E  MOE.  H  OHE 
3HaklO  MEHE-  KaKOHO  OTaü, 
3Ha  MEHE,  TAK©  H  'Ka  3IUM 
OTU,a,  H  .A^LUS  MOklO  CTaßAlO 
3aOBU,E-  H  AP^TE  0BU,f  HMa- 
Mk, ke  hhc8  o^k  OBora  exa- 

&&.  ,\A  H  OHE  ECTk  MEH'K  nO- 
Tp'KKa    r\OBECTH,    H   CAHUiaAE 

KiJ^y  raac  moh.  h  bhth  lue 
e,\,ho  cTary©  h  Efyan  nacTHp- 


242 


Evang.  am  3.  Sonntag  nach  Trinitatis,  Luc.  XV,  1 


Poslille. 
II()iik<\ii;i;.\\-^  et  k  hemS  cbh 

OHHTHHU.H   H   I' pll IHM II  11,11 ,    J^A 

ra  cahujath  bSa^-  HiüipMHa- 
\'8  <j>apHC£H  h  iiiicimi  rosopE- 
i|in  :  obh  i'piiiiiNiiKc  npHHMac 
h  BaarSf  lu-hhmh-    H  roßo- 

paiJJf  K  HHM  npHTMÖ  Oßi> 
npaBELUH:  KOH  «CT  OA>  ßac 
HOBHK,   KOH   HMa    CTO   OBAU,k, 

Ttpe   aKO    3rSBH    san8,    He 

OCTaßH  AH   HH\*k  A^RETA^CET 


lect.  Illyr. 
•  •  BHeyS    iipiii;an;Kaiol,n 

CE      K     HHCi>Ci>      01HTHHU.H      H 

i-p ii nun mi,ii.  aa  bS,a,S  cäh- 
ujaTH  tiHfra-  H  niapumayiS 
<|»apii.-if  n  H  1 1 n c  11,11  roßops RH  : 
r\a  obh  i'piifinniiKE  npHiuiaf  11 

BAAr$HE   IM    1.IIIIMII       f[  HCi>Ck 

TaA<i  Hiuik  psns  iijhimS  ob8 
roßopsfcH:    kh    he    iv^   Back 

MOBHEKk.  KH  HMa  CTO  OßaH,k, 
H    aKO     H3r$BH     hea^S     WA 


H  /k,fBETk  Ba  nSCTHHH,  H  rpf-  fcHH^k ,  HE  OCTaßH  AH  H^k 
AE  KOHOH,  KO'feB'KUJEarHKAa,  AEBEAECETk  H  AEBETk  8  n8- 
AOKAE-klO  HAH/k,E  ?  H  Ka^A-klO 

Han^\£,  nocTaBH-kio  na  paiuiE- 

Ha  CBO'B  KECEAEI|III  CE-  H  npH- 
UjaAHJH  A,OMOMk  A^SOBE 
npH'kTEA'k  H  CÖCKA.E  TOBOpE- 
■  1 1  ■  1  HHIUlk:  BECEAHTE  CE  CA 
MHOM,  EpE  CaiUlk  HAIIiaA  OBU,S 
MOklO,    KOli    KHHIE   3rSBAEHA- 

ToBOpö  Baiui,  j^a  TaKO  \*ol|ie 

KHTH     BECEAE     ö     HEB*»     CBp^S 

E/k,Hora  rpliUJHHKa,  koh  110- 

KOpö  HHHH,   BEL|IE   HErO  CBp^Ö 

AEBETr/v,EC£T       npaRaAHHyk, 

KOH    HOKOpE     HE    HOTpHRSklO. 

u.  s.  w. 


AEBEAECETk    H    A^BETk 
CTHtiHH    H   notiE   R-OOHOH,     Ka 

b8,a,e  H3rHHSaa,  aokae  hio 
HAtiE  ?  H  KdAA  10  nafcE,  TaA>\ 
nocTABH  io  Ha  nAEfca  cbohrj 

BECEAEKH  CE-  H  AC*UJaAlUH 
AOMOMk  A>>30ßE  lipiliaTEAE  H 
CSCHEV\E  rOBOpsfcH  tiHHMk: 
pAA^HTE  MH  CE  H  BECEAHTE, 
HEpE  CAMk  HaUJaO  OBH.S  IUI0IO, 
KÖ   KHE^k  H3kr8BH0-    ToBOpS 

Baiuik,  &a  X^kt  TaKO  bhth 

BECEAHE   HA   HEBS  Cßap^S    l€A/- 

Hora  rpHEUJHHKa.  \  Smiiiim 
noKopS,     reI^e    HEro    CBapyS 

AEBET^fCETk  HpaBE^HH^k, 
KH      HE      HOTpHKSlO       nOKOpE, 

u.  s.  w. 


2.  Die  Bibelübersetzung.  Tit.:   IIpßH  j\tA  hoboiw  tecta- 

lUIEHTa,  ßa  TOM  tiECS  CBH  HETHpH  EBaHPEAHCTH  H  A^ÜHE 
anSCTOACKO,  H3  MH03Hyk  'R3HK0B,  B  CMI|IEIIH  CAA/tHIHH  H 
pa3^MHH  YpRai^KH  1i3HK,    nO  AhTOHS  ^aAMATHHS,    h  Gth- 

nanS  HcTpnani>,  c  noMOipS  ApSrHy  Kparoß,  caAa  npBO 
BEpHO  ctamaheh-  —  Der  erst  halb  Theil  des  newen  Testaments, 
darinn  sein  die  vier  Euangelisten,   vnd  der  Apostel  Geschieht, 


243 ' 

jetzt  zum  ersten  mal  in  die  Crobatische  Sprach  verdolmetscht 
und  mit  Glagolischen  Buchslaben  gedruckt.  B  TSßHHrn  A'KTO 
OA  KpCTOKa  pOHCTBa-  h-  <J>-  m-  K-   (=  1562). 

Der  ebenfalls  in  Tübingen  1563  erschienene  zweite  Theil 
des  Neuen  Testamentes  (s.  Schnurrer,  Slav.  Bücherdruck  S.  93) 
ist  mir  nie  zu  Gesicht  gekommen ;  ich  benutze  dafür  den  zweiten 
Theil  des  1563  in  Tübingen  erschienenen  cyrillischen  Neuen 
Testamentes,  das  mit  geringen  Abweichungen  in  Einzelheiten 
denselben  Text  bietet  (der  cyrillische  Titel  des  ersten  Theils 
stimmt  mit  dem  oben  angeführten  glagolitischen  Titel  wörtlich 
überein  bis  EpaTOßk,  dann  folgt  BfpHO  CTAManen,  h  c  n,Hp$- 
AHHCKHMH  caobh  NaniipBO  ca,A,a  uiTAMruNH ;  der  slavische 
Titel  des  zweiten  Theiles  lautet:  /^pSrH  ,a,*a  HOBora  Tturra- 
MfHTa,  b  kom  c(  3Aji,pyK.t  anScroacKe  «nHCTOA«,  no  wp^HHS 
kako  Bpoik  Ha  ApSrOH  CTpaHH  wbj  yapT«  KATKi-  —  Der  deut- 
sche Titel  beider  Theile  ist  gleich  dem  deutschen  Titel  des  gla- 
golitischen Druckes,  nur  dass  statt  »Glagolischen«  steht  »Cyru- 
lischen«).  —  Beide  genannten  Drucke  habe  ich  aus  der  K. 
Bibliothek  in  Dresden. 

Von  dem  Verfahren  der  Uebersetzer  geben  die  Vorreden 
einigen  Bericht:  in  der  deutschen  Vorrede  Trabers  zum  glago- 
litischen Druck  von  1 562  heisst  es  :  »Vnnd  auff  das  E.  Kün.  May. 
[Maximilian]  vnnd  andere,  auch  ein  wissen  haben,  auss  wölchen 
Büchern,  vnnd  was  für  Sachen  wir  verdolmetschen,  vnd  ob  wir 
mit  vnserm  Dollmetschen,  Trucken,  Geschrifften  und  Buchstaben, 
vngedadelt,  vnuerspott  pleiben,  vnd  vor  Gelerten  der  heiligen 
Schrifft,  vnd  der  Crobatischen  Sprachen  Erfarnen,  bestehn  wer- 
den oder  nicht :  So  will  ich  hiemit,  davon  auch  ein  kurtzen  berichl 
thun.  \V.  wir  haben  vnnd  gebrauchen  gleichwol,  mehr  dann 
ein,  Lateinische,  Teutsche,  vnnd  Wälische  (vnnd,  von  wegen 
etlicher  alten,  Windischen  Wörter,  eine  Behömische)  Doll- 
metschungen  der  Bibel,  Aber  wir  halten  vns  vnnd  volgen  am 
Maisten  des  Erasmi  und  Lutheri  Translation.«  Hier  ist  also  von 
Benutzung  einer  vorhandenen  südslavischen  Uebersetzung  nicht 
die  Bede.  Ausführlich  verbreiten  sich  über  ihr  Verfahren  die 
Uebersetzer  Anton  Dalmata  und  Stephan  Consul  in  der  von  ihnen 
unterzeichneten  kroatischen  Vorrede  (predgovor)  :  ;nuhM|iii 
Ta^a  mh,  &a  TaKOBe  u/tae  eheahe  hh  CTapora  hh  HOBora 

TKTaMfHTa  Ba  OBOMk  lUlllfMh  CAOl'/kMCKIIMK  HAH  YpBAM- 
KOMk    *t3HKi>    HtHIUMTE,    AHCTO  H'KKf    H3J\,HQKt    Ttfit    KOCH  H3 

16* 


244 

RHRAHE  RA3ETII  RA  I10II0RCRS  BpRHaAK  0,\  MOAHTAR    H  8  IUIH- 

caa1c,   RpnwsMk  h  3M1vIiiaho  iioctaraehh,   n  th  hcth  rSch 

HHCfc  HORCi>A,A  npARO  HH  pA3$MH0  CTi>MaMEHIl;  ORO  keahro 
HOMAHRAHE   8   HAHIEMk  li.^HRS,    KO  THHE  TO   HAHRELHE   H  ,\pa;KE 

raato,  Rone  na  orom  crhtS  h  Ra  HEREOi\*k  hmamo,  a  to 
£ect  cnacenfo  CRiiyk  nauni\'  $R03HYb  A^iu,  Halul  ^*  °A  A*CTd 
roA><L|Jk  h  ba3a<*  na  noiREAEnfts  cpij,a  Naimra  ^o,\Hao,  ckmo 
m  tamo^ecmo  pa3iuimiiaaan,  raro,  cRp03ii  r$  pim  rh  ce  rcoh 

\*pRAIlROH  3EMAII  II  THMk  A,p^rHMk.  ROH  C  TUM  CAOR'KHCRHM 
HAH    \'pRan,RIIM    1i3HR0Mk    rOROpE,    BA    ISE^HCH    TAROROH  HO- 

TpERHOH  pHMH  Ra  R*KHH0M8  jkhrotS  HOMaiMTH  MOrAH 

3AMEAH  ftE3M0   HORH  TsCTAMENTk    RaHk    H3k    NAHKOAErA   AA- 

THHCRora,  RaauiRora,  HEiuiiuRora  h  RpancRora  tamahehü  $ 

ypBALLKH      RECHRk     TAMAHHTH Mli     nARH     TaRaHLIIE 

HIOpE  ,l,ORpO  3HAM0,  ,\,A  RCaROMS    ORO    HALUE  t8MAHEH£'  H  OBA 

HAiiia  caoba  he  Ri>Af  ^roAHO-    Na  to  rh  npEAparn  ,\ORpH 

KpCTHAHH  XpRA'l"K  3HAHTE,  ,\,A  tiECMO  C  THIUlk  HAUIHMk  Ti>- 
MaHEHEM  RCHM  CaOREHCROra  1i3HRa  AK\\,£Mk  CAÖJKHTH  \'OTE- 
AH,  HAHllpRO  RAM  XpRATOM  H  /^AAMATHHOM  ,  IIOTOM  TA- 
l'.aillllf  llOUJHAROM,  Ii£3TnR0M,  GpRAAHOM  II  IlSATApOMk, 
fcEpE  3HAM0  110  HASrS  CRETOrA  llaRAA  PtlMAA-  ä-,  Ji,A  ßfiXHH 
ECMO  CRHMk  aiO,,\,SM,  FpKOM  3AHE,/\H0  H  KapRApOM,  II  TARO 
SHEHHMk  RARO  HEÖMEHHIUlk-  Tora  pav\,H  ECMO  RA  ORO  HAI1IE 
TAlUlaMEHE  ORE  HpHnpOCTE,  HaRa,\,HE,   pA3SMH£,  ORL|JEH£,  BCAT- 

a,ah£  CAy\,aniHEra  Rp'KMEHa  rece,/\e,   rohe  XpRaTli,  JS^amaa- 

THHH   H  AP^rH  t/AOREHIlH   H  KpAHILH   HAHBEUJE  RA  HHJf  TORO- 

pEHIO   TOROpE,    )fOT£AH   HOCTARHTH J\,A   HECIlilO   HARH 

IIOBC$A,A  CRH^k  RECE,,!,.  RAROHO  8  BALUH\*  MHCAAliyk  H  RpBHA- 
AH)C  CTOII,  RA  ORO  HAUIE  TAMAMEIIE  I10CTARHAH  ,  TO  ECMO 
BOAHO  ShhHHAH.  3A  TO  ,\A  R  A,OCTa  MECTH^k  8  MHCAAHYk 
H  ALU  AH  CMO  HHCMEHOMk  HAHHHOM  (RaRO  HHRH  npARE  II H- 
CaHO     HAH     HHRHMk     TÖHMk     HEpA3ÖMHHMk    Tv.SHROMk  ,      RARO 

caMH  3HaTE,  h  HlvR^E  RpHRO  TÄMAHEHO  (ebenso  wieder- 
holt in  der  cyrill.  Ausgabe  von  1563).  Unter  den  hier  er 
wähnten  Missalen  und  Brevieren  mit  »unverständlicher  Spra- 
che« kann  man  nur  die  glagolitisch -kirchenslavischen  ver- 
stehen, auf  eine  volkssprachliche  Version  würde  der  Ausdruck 
nicht  passen.  Die  gelegentlichen  Aeusserungen  Ungnads  in 
seiner  Correspondenz  über  kroatische  Messbücher,  Breviere 
und  Bibeln    scheinen    auch    aul"  die  glag.-kirchensl.  zu   gehen 


245 

(vgl.  z.  B.  in  »Urkundl.  Beiträge  zur  Geschichte  der  protest.  Lit. 
der  Südslaven  in  d..l.  1559 — 1565«,  ges.  u.  herausg.  v.  J.  Kost- 
rencic,  Wien  1874,  p.  15:  »das  haillig  allainselligmachende  wort 
gottes ...  in  windischer  vnd  craba tischer  sprach  niemals  ge- 
schriben  noch  gedrukht,  sonder  dieselben  sambt  den  anndern  an- 
rainenden  ländern  allain  durch  ire  fabl  vnd  messbücher,  die  sy 
selbs  auch  bisherr  nit  recht  verstanden,  in  der  falschen  erdichten 
Kirchen  von  dem  teuffei  bisher  vmbgetriben  und  geregiert  wor- 
den«;  p.  47:  »ausserhalb  irer  messbuecher,  breuioren  vnnd  der- 
gleichen greulichen  abgöttereyen  vnd  gotslesterungen  (welche 
dermassen  getruckht,  dass  sy  die  weder  recht  lesen  noch  vil 
weniger  versleen  khünden)  kein  volkomne  vnnd  gerechte  Bibel 
noch  andere  christliche  buecher  inn  irer  sprach  nie  gehabt  oder 
da  sy  schonn  an  ettlichen  ortten  die  bibel  habenn,  ist  doch  dise 
dermassen  deprauiert  vnnd  \erfelscht,  das  etc.«).  In  allen 
diesen  Stellen  ist  keine,  wenigstens  keine  irgend  wie  deutliche 
Erwähnung  eines  volkssprachlichen  Bibeltextes,  dennoch  haben 
die  Bearbeiter  des  kroatischen  protestantischen  Neuen  Testa- 
mentes einen  solchen  gehabt  und  zwar  denselben,  den  die  uns 
bekannten  volkssprachlichen  Missale  enthalten.  Die  oben  (S.  205) 
nach  Danicic'  Abdruck  im  Glasnik  IX  gegebene  Stelle  aus  den 
Pistule ,  .loa.  V.  I,  kehrt  in  dem  glagol.  Druck  von  1562  fast 
buchstäblich  wieder: 

1.  IIo  tom  k'Kuje  ,v\n  KAarvv\na  JKH^OKCKora.  h  83H,v 

Hc8c  ßa  6p8C0AHM-  2.  ü  (CT  IIA  6p8C0AHMH  AOKBA,  KOlv 
Ct  30BE  /KH^OKCKH   IlETE3f\,a   [TO  E  KA^,H  CE  OBIJ^f  3a  HOCBETH- 

ahlhe  ntpiiyS],    nrr  npucTpHHJKOß   hmhiol|ih-     3.   H  8  hh\- 

AE/KAULIE  HEAHKO  MHOIKACTßO  HEMOl|IHHKOB,  CAHIldU,,  \*pOMH\' 
H  C8\'Hy,  KOH  HEKa\*S  CM8lHEHHE  ßO,A,H-  4.  illlt.EA  KO  MO  ßpH- 
MEH8  C\'0klHE  ß AOKK8  H  3M8l|IE BAIHE  BO^Ö,  H  KOH  HpßO  3AH- 
3HUJE  B  AOKß8  110  3M8lJIEHHIO  BO,V,E,  3,A,P^B  K8,A,EUJE,  0^\  KETO- 
^Hp«  HEMOIHH  HEMOlUaH  BHHJE  5.  ü  KHU1E  HHKH  MAOBHK  OH^E 
TpH,\,«C«T     H     OCAM    TO^HUJLp    HMHIOLUH     8     HEMOIHH     CBOtiOH- 

6.    Oßora  Kari,  bh^h  Hc8c  aekelhh,   h  no3Ha .  ,A,a  beahko 

ßpHME  BHUJE  HMHA  B  HEMOLUH  CBOfcOH,  pEHE  HEM8.  0 1 f I E 1 1 1  AH 
;4,a  E^EUI  3^P^ß  ■  7.  0,ATOßOpH  IUI S  HEMOl|IHHK  .  TOCnO- 
AHHE,  MAOBHKA  IIHMaM,  KH  KH  ME  nOCTaßHA  ß  AOKß8  OH,A,A, 
KAji,A  CE  3M8TH   ßOrV»;     «P*    &QKM    tiA   npH,\8.     HHH   lipBO   MEHE 

ßa  HS  BAH38-     8.   Peme  hem8  Hc8c:   octahh  ce  h  ßa3MH  no- 

CTtiAlO  TBOK»   H  \'Or\H         9.    H  OH   \'HH  3Ji,(iAß   KH   HAOBHK  OHH 


246 

H   Bd3f    nOCTHAW    CBOIO    H    YOliUJf;    &    BHWf    COBOTA    Kd    OHH 

&&W-     10.  H  roßOpa^S  ioa^h  ohomS,  boh  bhuis  3Apaß  8mh- 

HfH  :  COBOTA  f  A^NAC,  He  A^CT0^H  ct  T(K(  K<13«TH  nOCTHAlO- 
II.  fl  OH  ftUM  OATOBOpH :  BH  tif  Hilf  HC  3AP<*BA  SmHHHA,  OH 
MH  f  pfBAA:    Ka.'.MH   nOCTHAK»  TBOIO  H  X^AH"       ^.   JjUHTaiUf 

TaAd  Hera:  tbo  t  oh  haobhb,  boh  tu  t  pcBdA:   ba.smh  no- 

CTfAlO  TBOIO  H  Y°AH  ?  13-  ^  «^  KH  BHWf  03AP<*BAEH,  Hf 
3Ha1vUJf,  TBO  BHUJf-    Hc8c  TAA^  ÖBAOHH  Cf  U,HLUa  MHOJBCTßa, 

bo  Ba  ohoiui  m^ctS  BHUJf-    14.  Hotom  Tora  naHAf  ra  HcSck 

8  TCMnAH   H  pfHf   HfM8:     fTO  CH  ShHHCH  3APAB,    K>pf   Hf    yTHfc 

ßfujf  carpHUJHTH,  Aa  ™  Cl  k°l,J  mTC*  rop*  Hf  3roAH-  15.  H 

nOHAE  OH  HAOBHB  H  HAR'KCTH  K>A«M,  Aa  Hc8c  BHUJf,  BH  ra  i 
3AP^K^  8MHHHA- 

Eine  Vergleichung  des  gross ten  Theils  des  Evangelium 
Matthaei  der  kroatisch-protestant.  Bibel  von  1562  mit  dem  lect. 
Illyr.  ergab,  dass  überall  die  gleiche  Version  zu  Grunde  liegt, 
die  meisten  Abschnitte  decken  sich  fast  wörtlich.  Da  der  Ab- 
druck eines  grösseren  Theiles  hier  zu  viel  Raum  wegnehmen 
würde,  begnüge  ich  mich,  drei  kürzere  Abschnitte ,  aus  dem 
Anfang,  der  Mitte  und  dem  Ende  des  Evangeliums  mitzutheilen. 

Matth.  II,  19. 

lect.  Illyric.  Glag.  Test.  v.  1562. 

J>    OHO     BpitflUlf     bSa^h  B8,a,8uJH   TaAa  tfüüpA   H- 

8imapo  HpöA^;  eß<?  auftfo  roc-  pi>A  >    tKv>    aurfA    rocnoANH 

noAaHk  ÜKA3A  ct  8  chh  ho-  8ßa3acf  8cHHOcHn8ß6rHH- 

3f([>8     8      ftiHnTÖ      rOBOpffiH  :        T8rOBOpfl|IH:   BCTAHH  H  BA3- 

öcraHH  h  i;,i:if.in  AHT,,^a  H      MH  AHTHma  H  MaTep  Hfroß8 

MaTfpk  HfrOBS  H  HOBil  8  3fM-  H  HÖH  B  3EMA8  H3pAfACß8, 
A8H3pAEACß8;    Hfpf  C8  8lUiap-        tifpf     fC8     8MpAH,     BH     HCBA- 

ah,  bh  HCBa^y  A*>w8  AH™-     X*   A*>w8  AHTHlueK^-    Koh 

ftfß8-      BH     8CTABUJH    Ct    BA3f        BCTARUJH  Cf  RA3«  AHTHlM^  » 

AHTH^a    h    MaTfpk   HfroßS,      maTfp    Hfroß8    h    nouA«    8 

HpHA«     8     3fMA8     H3pAfACß8-        3EMA8  H3pafACß8       GaHUIAB- 

CAuuiaBUJH   TaAa,  Aa  AfiKt-  luh  TaAa,  Aa  öpKirtdH  ßpa- 

aah  BpaafBaujf  8  jb^ahh  3a  ÄfBaujf  b  R)a*h  3a  Hp8Aa 

up^Aa  ou,a  CBora,  83ßoura  cf  otu,a  cßora,  B3E0Ü  cf  ouaiuio 

ouawo  noftu      h    ß8A8ftu  8-  hohth,  h  b8a8ijih  ot  KOra 

CBHfLUfHh   8    CHH    BpaTH    Cf   8        HaßHLUfH    8    CHH    BpaTH    Cf    B 

crpauf  raauAfiicBf,    n  npu-     CTpaut  raauAfucBf.    h   npii- 


247 


leset.  Uhr.  Glag.  Test,  v.  1562. 

iin.y hu  npiiRURa  8  rpa,A,i>,  RH  wa,A,uJH  npERHRa  8  rpa,i,S,  RH 

et  30re  Ha3ap«Tk,  ^a  ce  hc-  et  30re  Ha3aprr,  t\A  ce  ncnS- 

nÖHH    IHO    l€    pEHEHO    MC»    npO-  NM    Ha    ftfCT    pEMEHO    110    üpO- 

ponn\*K.  ,\a  Uta  na j-tapamiiiK  pon,H\*k.  ,\,a  \*mt  ce  Hd3d- 

3KaTH-  pailHH  3KaTH- 


Matth . 

•  •  •  höh«  ncSck  nerpa  n 
naKOKa  h  iii'www  RpaTa  he- 
roRa  h  noße^e  hh\*k  na  ropS 
REAE  rhcorS,  ii  npHOHpa.sii  ce 
npH^k  hhmh;  h  npocRiiETAH 
ce  0RpA3k  HETORk  KdKO  cShii,« , 
a    CRHTE    HErORE    S'llllllllllf    CE 

rheae  Kano  cniierh  m  oro  ce 
8ka3aujc    ii  ii  mk    moh3eck    11 

II,  Mia  III-  Hilf  1K  l'O  ROpEt»H    w,\- 

roRopii  Ta^a  ncrap  h  pehe 
nc8c8:     rocno,i,HHC.    r\ORpo 

HECTk  NaMk  OR,Ä,HE  llpHKHKA- 
TH  ;    ARO    )fOkEHJk.   HERa  Smh- 

hiimo  OR.yie  TpH    npiiKHKa- 

AHI|ia,  TERH  HE,Y,HO.  M0H3ECS 
HE,A,HO  a  HAHH  HErV,HO-  HOIUE 
OHk  rOROpEftH,  H  ERO  ORAARk 
CRHETAO  ORCHllS   HH\'k,   H  ERO 

raacK  H3K  onaaKa  rOBOpEftn  : 

ORO  HECTk  CMHk  MOH  I10A8K- 
AEHH.  $ROM8CAMkC£RH,i,ORpO 

8ro,v,H07  HEra  cahuihts  h 
toh  cahiikwoKh  $hehhh,h  na- 

rV,OUIE  ,Ä,OAH  HHHHU,£  H  i>3- 
ROHiailJE  CE  REAE-  H  HpHCTSllH 
HCÖCk  R  HHMk  H  TAKllS  HH^k 
H  pEME  HHMk:  SCTAHHTE  H  HE 
ROHTE     CE       H     Ö3,A,RHrHyRUJH 


XVII,    I. 

•  •  •  no-k  HcSck   ÜETpa  h 
1iR0Ra  11  IIkaha  epaTa  HEroRa 

H  nORE^E  H\*  Ha  TOpS  REAE 
RHCORS,  H  HpE0RpA3HA  CE  RECT 
npE./V,  HHIUIH;  H  npOCRHTAH  CE 
0RpA3  HETOR  RaROHO  CAHLUr, 
H  CRHTE  HErORE  BMHHHUJE  CE 
RHAE  RAKO  CRHTAOCT-  II  EKO 
CE       HpHRA3aUIE      AVoHCEH      II 

Hairk      in  11 11  m     rORopEijJH- 

Or\,rOROpHRUlH    TAA.A  UcTAp 

PEmeHcScö:  rOCHO^HHE,  ^,or- 
PO  E  HAM  ORf\,E  RUTH;  AKO 
yOHJEUJ,  HERa  SMHHHMO  0R,1,H 
TpH      RpORH1).       TERE      E.Y.AH, 

Moiicek»  E,\,an  11  IIahii  E^AH- 

OlUL|IE  OH  rOROpEl|lll,  ERO  OR- 
AAR    CRHTAA    ORCHHS    \\H\,     H 

ero  raac  H3  oraara,  roh  ro- 

ROpaUJE:  ORO  £  CHH  MO II  110- 
AIORAEHH,  8  ROM  CE  £  MEHE 
,\,ORpO  BrO^HAO,  HErA  nocAÖ- 
UJAHTE-  H  ORO  CAHUJEIUH 
SH£HHU,H  nAr\,OUJE  HA  AHI|,£ 
CBOfcE  H  83R01vUJE  CE  REAE-  H 
HpHCTSnHRUlH  R  HHM  Hc$C 
TARH$  H\'  H  pEHE:  SCTAHHTE 
H  HE  ROHTE  CE-  H  KAA,  ,\U.Hr- 
HSuJE    OHH   CROfcE  ,    HH    E^HOTA 


1)  Aber  am  Rande    npERHRAAHUJLUA- 


248 


lect.  Illyr. 

OMH  CBOKSHHKOrapE  HE  KH,A,ie 
UJE  heto  cauiora  HC8ca-  H  Ka- 
,A,a  cYoftaj(8  ck  ropE,  3ano- 

liH,A,HE  HHMk  HC8Ck  l'OHOflf  l.ll  : 
HHKOIUl8pE  HE  llOKH,\ai1TE  OßO 
KH,A,HEHHE,  ,\OKAE  CHHk  HO- 
RHMaHCKH  HE  8CkKpCHE  W,\ 
MApTßHE\"k- 

Mal  lli. 

•  •  •  pEHE  HC8Ck  8MEHHKOMk 
CBOHMk:  3HaTE  AH  BH, Ad  HO 

Abhio  AHeYk  ßa3aMkK8A*,  <* 

CHHk  MOKIIMAHCkKH   llpll^AHK 

k8,a,£,  ^a-T-CE  npoiiHE?  Ta,\a 
ce    ck8iuiihe   cbe    noraaBHu,E 

HOHOKCkKE  H  CTapHEIIIHHE  W,A, 

n8Ka  8  /k,BC>pk  noraaBHu,E  no- 

IIOKCKKOIW,  K II  CE  30BHELUE 
KaH(]>aCk,     H    8HHHHU1E    KHEKE. 

,a,a  Hc8ca  yhhkeho  8\-hte  h 

8k1HO-    Ta,A,a    HHU.H    WA  tiHH- 

\h  roßopay8 :  he  8  ^ank 
caark^aHa,  <\a  he  k8i\,e  cmet- 
lina  8  n8K8  h  K8^\8t.n  Hc8ck 
8  BETailHH  8  ,\om8  iiiiiuSiu 
r8EaßOra,  npHCT8iiH  k  mem8 

:KEIIA     IIMillcl.H      CkK|MKHHH,8 

npH^parc  noMacTH  h  83ah 
na    taab8    tsHEra    cH^stora- 

BH^HEBLHE  TA,\A  8MEHHH.H  TO 

pa3kcap^HUJE    et   roßopstm : 

a  HEIUI8  KH  TA  nOTHKHO?    MO- 

ramE  ce  npo^aTH  ra  no- 
uiacTk  Miioro  a  j\,ath  ce  8- 

K03HMk  3Hai0tiH  TO  HC8Ck 
pEME  Ta,\,a  t^HHMK  :  34  l|JO 
8CHAHH  KSCTE  OKOH  IKEHH, 
HEpE     ,\«M>'PW    AHAC*    8MHHHAA 


Glag.  Test.  1562. 
he  BHa\"8  HEro  caMora  Hc8ca- 
II  KaA  3  ropE  c\-oliY8,  3a- 

HOBE,A,a  HMk  Hc8c  TOBOpEl|JH: 
HI1KOM8p  HE  HCiBH,\aHTE  BH- 
,\,EHtiE  OBO,  ,\OKAE  CHH  HAO- 
BHMaCBH  OA  MpTBHJf  HE 
CKpCHE- 

XXVI,  1. 

•  •  •  pEHE  8HEHHK0M  CBOHM  : 
bh  3HaT£,  r\A  no  ,,\B  11 10  AHeYk 
iu.°,am  b8^,e,  a  chh  haoke- 
nacKH  ii|if,\,.»ii  k8a*,  Aa  Cf 
nponnE-    TaAa    ce    ck8iihiiie 

nOrAABHU,E  nOHOBCKH  H  nH- 
CH.I1   H   CTapHUIHHE  OT  ll8Ka  8 

ABOpk  noraaBHu,E  nonoß- 
cKora,  kh  CE30BHH1E  Kan<I>ac, 

H  8MHHHUIE  KHL|IE,  t\A  Ilc8ca 
^HHKEHO  8jfHTt  H  8KHK>-    Fo- 

ßopay8  TaAa  :  he  8  ,\aH  KAar- 
Aana,  j\,a  H(  K$Af  cM8THa  8 
ii8k8-  H  b8a8lhh  Hc8ck  8 
JlETaHHH  8  ,\om8  GHM8na 
r8KaBH,a,  npHcr8nH  k  hem8 
/KEna  hmiikhhh  CKpaBHU,8  [n8- 
h8]  npEAparE  noiuiacTH  h  83- 
ah  na  raaß8  H£roß8  3a  cto- 

aom  CHA«M,Hr^-  Gha«Mj 
TaAa  8mehhu,h  to  pacpAHUiE 

CE    T0B0pEL|1H:    A  HEIU18   KH  Ta 

noniKEA?  Moraiiic  ce  npo- 
AaTH  ?ra   noMacT    wmoro  h 

AaTH  CE  8E03HM-  3haioi|ih 
TaA^T0llc8cpEHE  HHM:3a-H 
8CHAHH  ECTE  OBOH  JKEHH,  EpE 
AOKpO  AHA^  8HHHHAA  l  8 
MHH:    BH  Y^MIETE  CTaHOKHTO 


249 

lect.  lliyr-  Glag.  Test,  1562. 

K-CTk     8     MEHH;      A     RH     KETE  B.A3&A    SK03H\'    HMETH  C    Ki\- 

CTaHORHTO    Ka3,V    8K03H)fk  MM.   f\A  MEHE    Ra3,\a    HE  IHETE 

HM.ITH  C  KdMH.  r\A  MEHE  Ra3-  HMETH-        GTABAAlCHflH      ©HA 

,\A     HE     fcETE     HMATH-     CTdB-  nOMdCT    ©R$    Ha    T*KA©    MCE. 

aawhH  ©ha  noMacKTK  ©rS  ha  norpEKEHiiE  moe  SMHiinaa 
Ha  iiStk  m©i©.  Ha  hotpekehhe      e-  ß  hcthhS  r©B©p8  Kam.  ,\,a 

M©K3'$HHHHAAHECTk-  8 HCTH-  KAf\Hr©,\,H  CE  K$r\E  lipHHOKH- 
H8  rOKv>pi>  KaMk.  r\A  r^HTO-  ,\ATH  ERaHfc£AHE©B©n©  RC'kM 
,1,H     CE     K»X*      npHUORH^dTH        CRHTÖ.   pEHE  CE,   ,A,a  £  TO  ÖHH- 

RaH^EAie  ©r©  n©  ckemk  crhe-      nuaa,  na   cn©MEHi>TH£  heIse 

TS.  pEME  CE,  ^\A  t€  T©  ÖMH-  Ta,l,A  ©TH,A,£  S,A,AHk  OT  r\RA- 
HHAa,     Ha    8cn©MSH8TK5     fcHE-        H.AA6CTf-  K©H  CE30BHUIEK),^a 

Ta,\a  n©fcs  HE^AHk  wr\  ABa_      HcKapn©T.     k    n©raaKHu,aM 

Har\ECTE.    KH   CE  30RHEHIE    HK>-        H©n©RCKHM   H   pEHE   HHM  :    HT© 

,\,a  ckKapnoTk,  k  noraaßH-     \*©in£T£  rh  mehh  jü,ath,  ,\a 

U,AMk  nOnOBCkKHMk  H  LiHHMk  K  KAU  HpE,\,aM  HEra  ?  Ü  ©HH 
pEHE:     L|l©  LEIHE    BH   MEHH   f\A-        SJ^AÜHHUlt    rV»TH    "*MÖ   TpH- 

th.  ^a  Hra  Kanik  npHrv,AMk  &tctT  cpeßpHHKOB-  M  ©,\ 
hHEra  ?  a  ©hh  caHinaBiuE  to      ©H©rA  RpuMsua1    oh  hckauje 

U',\,aSMHHIE  ,\aTH  t»HEMSTpH-        RpHMEIU.   ,\A   KU   VA    X\(\tf\AA 
r\,£C£Tk  CpEKApLnaKORk-  HIV,\ 

ta(\a  onk  HCkKaniE  npnro,i,8.  i)  Am  Rande  npHr©,\$- 

^a  kh  ra  npH^ao 

Wegen  der  Seltenheit  dieser  Drucke  füge  ich  noch  hinzu, 
dass  die  Leipziger  Universitätsbibliothek  ausser  der  oben  er- 
nannten Postille  auch  noch  besitzt:     @,\HH   KpaTKH   pA3$MHH 

HA$U,H  ,  HaHHOTpEKHEH  H  llpS.Y.HSH  apTHK^aH  Hai  ,\(AW. 
CTapE    lipaKE    REpE    KpCTHaHCKE H3    KpaHHCK©ra    K~3HKa 

cAr\  HaHnpRC».  cKp©3  Antona  /^aamathha,  h  GTHnana  Ict- 
pHANA  HcraManEHH-  —  Die  fürnämpsten  Hauptartickel  Christ- 
licher Lehre,  ausz  der  Lateinischen,  Teutschen  vnnd  Windisehen 
Sprach,  in  die  Crobatische  jetzundt  zum  ersten  mal  verdol- 
metscht, vnd  mitCyrulischen  Buchstaben  getruckt.  IiTöKHHrH- 
Aet©  ©r\  KpcTOKa  PoHCTRa-  a-  $  m-  R-  (soll  heissen  1562. 
—  Interessant  ist  eine  Stelle  der  kroatischen  von  Anton  Dal- 
mata  and  Stephan  unterzeichneten  Vorrede  npEr\£cac>RH$)  dieses 
vor  der  Postille  wie  vor  dem  "Iasolitischen  und  cyrillischen 
Neuen  Testamente  gedruckten  und  ausgesehenen  Buches,  an 
der  sie  sich  über  Art   und  Zweck  ihrer  Uebersetzungen  aus- 


250 

sprechen:     II  ako  ka  wiiHy    KHHrAje,   hah  k  hokom  t«cta- 

MfHTÖ.  HAH  K  HOCTHAH,  KOI6  KSA,*>  3A  WKHMH  KHIIIMMH  C  U.H- 
p^ACKMH  CAOKMH  Kp30  LliTAMIIAHe,  KÖ  KfCE^S,  KA  Ci  KdMk 
kS,A,*  HHHHAd  TS«,   Hf3HdHd,    HAH   Htpa3i>MHa,   HAH    KO   CAOKO 

npano   heiioctakaeno    haha«t(,    hah    hoihStht«  ,    takoko 

HOrpHLUfflf,  KACk  OK,!,«  AP*5™1»  npOCHMO  frü  HAU  Üp30  AIO- 
KE3HHK0  AaHT£   Ha  3HAHI€- 

Aaae>  3HATH  HMATC  0 L| J E ,  ,Ä,A  MH  3  OKHMk  HAUJHMk  TÖ- 
MAHENCM  H  WTAMIlS  HHCMO  JfOTtAH  PöcOMk  HAH  PSCHAHOM, 
HH  HoAAKOM,  HH  HfyOMk,  HH  MoiHKOKHLUEMk  CASKHTH,  JK 
HHyOKHM  M3IIK0U.  KOH  16  HAMk  BfAE  TÖH ,  II  HfpA38lUIAH, 
HfrO  KAM  XpBATOM,  ^AAMATHHOM,  IcTpHAHOM,  EoHIHAKOM, 
CpCAAHOM,  R^ArApOM,  H  KCHM  OHHM  KOH  C  OKHM  M.'tllKOILlh 
OKH)f  HMEHOKAHHY  3CMAA   rOKOpE- 

Tora  pa,\h7  leciuio  mh  hhke  kecka*  8  kauim^  mhcaah\\ 

HAH  KHHrA\*  KA,A,H  C(  AHT^pTHA  CASJKH,  HCAAT6pH\*,  H  Kp"KH- 
AAH\',    KOKS  C6    Hl   MOrA^Ö  pA3SMETH.    HHKE  AATHHCKOrA,    HEKE 

TpMKora,  HkKt  Iio^HCKora,  hhke  PikKora,  hhke  Mohjko- 
KHU,Kora,    HeuiKora,   h   IIoacko™,    h   lumorny   HE.snaHHjCk 

M3HK0K.  Ka  OK«  Ca,A,a  HMEHOKaHE  KHHTE  HOCTAKHAH ,  npO- 
MEHHAH,  AP^TAKO  Aa  ce  MOrS  pA3$METH,  H  ca.vdmmiM  I1H- 
TOMHM   OKHJEHHM   I33HK0M  TÖMAHHAH- 

Der  gegen  die  vorhandenen  Missale ,  Breviere  und  andre 
liturgische  Bücher  gerichtete  Vorwurf  der  Fremdartigkeit  und 
Unverständlichkeit  kann  sich  auch  hier  nur  auf  solche  in  kir- 
chenslavischer  Sprache  beziehen,  so  dass  merkwürdiger  Weise 
in  keinem  der  besprochenen  Drucke  die  Benutzung  der  bereits 
seit  dem  4  5.  Jahrh.  vorhandenen  volkssprachlichen  Version  des 
Missale  erwähnt  wird.  Wie  oben  erwiesen,  ist  eine  solche  Be- 
nutzung absolut  sicher;  es  ist  ja  an  sich  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  Anton  Dalmata  und  Stephan  Consul  einen  der  oben  (S.  203) 
genannten  Drucke  von  1495  oder  1543  kannten.  Wer  diese  ein- 
sehen kann,  wird  nach  den  von  mir  mitgetheilten  Stücken  leicht 
constatiren  können,  ob  es  der  Fall  war,  oder  ob  Abweichungen 
vorkommen,  die  darauf  schliessen  lassen,  dass  jene  Männer  eine 
andre,  handschriftliche  Bedaction  benutzten. 


Druck  von  Breitkopf  &  Hartel  in  Leipzig. 


BERICHTE 


ÜBER  DIE 


VERHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICH  SÄCHSISCHEN 

GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  LEIPZIG. 


PHILOLOGISCH  -  HISTORISCHE   CLASSE. 

VIERUNDDREISSIGSTER  BAND. 
1S82. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 


INHALT. 


Seite 
Fleischer,    Studien    über   Dozy's    Supplement    au\    dictionnaires 

arabes.    II 1 

Fleischer,  Bericht  über  eine  jüdisch-arabische  Streitschrift  gegen 

das  Christenthum 57 

Moritz  Voigt,    Über   die   Geschichte   des   römischen   Executions- 

rechtes  .        76 


Protector  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Ehrenmitglied. 


Seine  Exeellenz  der  Staatsminister  des  Cultus  und  öffentlichen 
Unterrichts,   Herr  Carl  Friedrich  von  Gerber. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Geheimer  Hofrath  Heinrich  Leberecht  Fleischer  in  Leipzig, 
Secretär  der  philo]. -histor.  Classe. 

-     Friedrich  Zarncke  in  Leipzig,  stellvertretender 

Secretär  der  philol. -histor.  Classe. 

Georg  Curlius   in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Ebers  in  Leipzig. 

-     Adolf  Ebert  in  Leipzig. 

-     Alfred  Fleckeisen  in  Dresden. 

-     Gustav  Hartenstein   in  Jena. 

-  Hofrath  Max  Heinze  in  Leipzig. 

1882. 


Herr  Geheimer  Hofrath  und  Universitäts-Oberbibliothekar  Chri- 
stoph Ludolf  Ehrenfried  Krehl  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Ludwig  Lange  in  Leipzig. 

-  Professor  August  Leskien  in  Leipzig. 

-  Professor  Carl  von  Noorden  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johannes  Adolph  Overbeck  in  Leipzig. 

-     Otto  Ribbeck  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath   Wilhelm  Röscher  in  Leipzig. 

-  Professor  Anton  Springer  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johann  Ernst  Otto  Stobbe  in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Voigt  in  Leipzig. 

-     Moritz   Voigt  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Professor  Conrad  Bursian  in  München. 

-  Johann  Gustav  Droysen  in  Berlin. 

-  Hermann  Alfred  von  Gutschmid  in  Tübingen. 

-  Theodor  Mommsen  in  Berlin. 

-  Geheimer  Regierungsrath  Hermann  Sauppe  in  Göttingen. 

-  Kirchenrath  Eberhard  Schrader  in  Berlin. 

-  Professor  Gustav  Seyffarth  in  New-York. 


Ordentliche  einheimische    Mitglieder   der  mathematisch- 
physischen  Classe. 

Herr    Geheimer   Hofrath    Wilhelm    Gottlieb   Hankel   in    Leipzig, 
Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Professor  Wilhelm  Scheibner  in  Leipzig,    stellvertretender 

Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Professor  Christian    Wilhelm  Braune  in  Leipzig. 


III     

Herr  Oberbergrath  Hermann  Credner  in  Leipzig. 

Geheimer  Rath  Moritz  Wilhelm  Drobisch  in  Leipzig. 

-  Professor  Gustav  Theodor  Fechner  in  Leipzig. 

-     Wilhelm  His  in  Leipzig. 

-     Felix  Klein  in  Leipzig. 

-     Johann  August  Ludwig  Wilhelm  Knop   in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Hermann  Kolbe  in  Leipzig. 

-     Rudolph  Leuckart  in  Leipzig. 

Carl  Friedrich    Wilhelm  Ludwig  in  Leipzig. 

-  Professor  Adolph  Mayer  in  Leipzig. 

-     Carl  Neumann  in  Leipzig. 

-  Hofrath  August  Schenk  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath   Oskar  Schlömilch  in  Dresden. 

-  Hofrath  Gustav   Wiedemann  in  Leipzig. 

-  Professor   Wilhelm   Wandt  in  Leipzig. 

-  Professor  Ferdinand   Zirkel  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  mathematisch- 
physischen  Classe. 

Herr  Professor  Heinrich  Richard  Baltzer  in  Giessen. 

-  Geheimer   Hofrath   Carl  Gegenbaur   in   Heidelberg. 

-  Professor  Adalbert  Krüger  in   Kiel. 

-  Regierungsrath    Samuel   Friedrich    Nathanael   v.   Stein    ii 

Prag. 

-  Geheimer  Hofrath    Wilhelm    Weber  in  Götlineen. 


Verzeichniss 

der  bei  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften im  Jahre    1 882   eingegangenen  Schriften. 


Von    gelehrten    Gesellschaften ,    Universitäten    und    öffentlichen 
Behörden  herausgegebene  und  periodische  Schriften. 

Abhandlungen  der  Kgl.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin.   Aus  d.  J.  1880. 

1881.  Berlin  1881.  82. 
Monatsberichte    der  Kgl.  Preuss.  Akad.  d.  Wissensch.   zu  Berlin.     1881, 

Nov.  Dec.  Sitzungsberichte  1882,  No.   1—38. 
Politische  Correspondenz  Friedrichs  d.Gr.  Bd.  7.  8.  Berlin  1881.  82. 
Denkschriften    der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.    Mathem.-naturwiss.  Cl. 

Bd.  43.  44.  Wien  1882. 
Denkschriften  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.  Bd.  32. 

Wien  1882. 
Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d. Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.  Bd.  98 

(1881),   Heft  3.     Bd.  99   (1881),   Heftl.   2.  Wien  1881.82. 
Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.Wiss.  Mathem.-naturwiss.  Cl.  Bd.  83 

(1881),  Abth.  I,  Heft  5.  Abth.  II,  Heft  5.  Abth.  III,   Heft  3—5.  Bd.  84 

(1881V,   Abth.  I,  Heft  1—5.  Abth.  11,  Heftl— 5.    Abth.  III,  Heft  1—5. 

Bd.   85    (1882),  Abth.  II,  Heft  1.  2.   Wien   1881.   82. 
Anzeiger  der  Kaiserl.  Akad.  d. Wissensch.  in  Wien.  Math.-phys.  Cl.  Jahrg. 

1881,  No.  26—28.  Jahrg.  1882,  No.  1— 22. 

Archiv  für  Österreich.  Geschichte.    Herausg.  v.   der  zur  Pflege  Vaterland. 

Geschichte  aufgestellten  Commission  der  Kaiserl.  Akad.  d. Wissensch. 

Bd.  62,  1.  Hälfte.  Bd.  63,  1.  u.  2.  Hälfte.  Wien  1881.   32. 
Verhandlungen     der    k.    k.     geologischen    Reichsanstalt.    Jahrgang    1881, 

No.  16—18.    Jahrg.   1882,  No.  1—11. 
Jahrbuch   d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1881,  Bd.  31,  No.  4. 

Jahrg.  1882,   Bd.  32,  No.  1—3.   Wien  1881.   82. 
Abhandlungen  d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Bd.  7,  H.  6.  Bd. 10.  Bd.  12, 

H.  3.    Wien  1882. 
Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien.   1881.  Bd.  24 

(N.  F.   Bd.  14).   Wien  1881. 
Verhandlungen   der  k.   k.   zoologisch- botanischen    Gesellschaft   in    Wien. 

Jahrg.  1881.  Bd.  31.   Wien   IS82. 


Abhandlungen  der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  6.  Folge. 
Bd.  10,  vom  J.  1879  und   1880.   Prag  1881. 

Jahresbericht  der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  ausge- 
geben am   10.  Mai  1879.  3.  Juni   1880.   Prag  d   J. 

Sitzungsberichte  der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in 
'Prag.   Jahrg.   1880.  Prag  1881. 

Astronomische,  magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  an  der 
k.  k.  Sternwarte  zu  Prag  im  J.  1881.  Jahrg.  42.  Hrsg.  von  C.  Horn- 
stein.    Prag  1882. 

Personalstand  der  k.  k.  Deutschen  Karl-Ferdinands-Universität  zu  Prag  zu 
Anfang  d.  Studienj.  1882/83.  —  Ordnung  der  Vorlesungen  im  Win- 
tersem.   1882/83. 

Neunzehnter  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in 
Böhmen.    Für  das  Vereinsjahr  1880— 81.    Prag   1881. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 
Jahrg.  20,  No.   1—4.    Prag  1881.  82. 

Simon  Hüttel's  Chronik  der  Stadt  Trautenau  (1481—1601).  Bearbeitet 
von  L.  Schle  singer.  Im  Auftrage  des  Vereins  für  Geschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen.     Prag  1881. 

Lotos.  Jahrbuch  für  Naturwissenschaft.  Im  Auftrag  des  Vereines  »Lotos« 
hrsg.  von  Ph.  Knoll.  N.  F.  Bd.  2  (der  ganzen  Reihe  30.  Bd.  . 
Prag  1882. 

Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen.  Hrsg.  von  dem 
historischen  Vereine  für  Steiermark.    Jahrg.  18.  Graz  1882. 

Mittheilungen  des  histor.  Vereines  für  Steiermark.   H.  30.   Graz  1882. 

Viestnik  Hrvatskoga  arkeologickago  Druztva.  Godina  4,  Br.  1 — 4.  U  Za- 
grebu   1882. 

Personalstand  u.  Ordnung  d.  öffentl. Vorlesungen  an  der  k.  k.  Franz-Josefs- 
Universität    zu  Czernowitz    im  Sommer-Sem.    1882,    Winter-Sem. 

1882/83. 

Erdelyi  Muzeum.  Az  Erd.  Muzeum  egylet  tört.  szakosztälyänak  közlönye. 
Szerkesti  FinälvHenr.  IX.  evfolyam  1882),  sz.  1 — 8.  Kolozs- 
värt  d.  J. 

Abhandlungen  der  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.    Bd.  16 
in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  d.  LVII.  Bd.),  Abth.  1.  München  1881. 

Abhandlungen  der  philosoph.-philolog.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wis- 
sensch. Bd.  16  (in  d.  Reihe  d.  Denkschriften  d.LV.  Bd.),  Abth.  2. 
München  1882. 

Bauer,  Gust.,  Gedächtnissrede  auf  Otto  Hesse,  gehalten  in  der  öffentl. 
Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  zur  Feier  ihres  123.  Stif- 
tungstages am  28*.  März  1882.    München   1882. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  München.  Jahrg.  1882,   H.  1 — 4.   München  1882. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  zu  München.  Jahrg.  1881,  Bd.  2,  H.3— 5.'  Jahrg.  1882, 
Bd.  1,   H.  1—3.  Bd.  2.   H.  1.    München  1881.  82. 

Dreiundzwanzigste  Plenarversammlung  der  histor.  Commission  bei  der  k. 

bayer.  Akad.  d. Wissensch.  Bericht  des  Secretariats.  München  1882. 
Catalogus  codicum  manuscr.  Bibliothecae  Regiae  Monacensis.  T.  IV.   P.  4 

(Catalogus  codicum  lat.,  T.  II.   P.  4).     Monachii  1881. 


VI       

Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  der  k.  Sternwarte  bei 
München.  Jahrg.  1881.  München  1882. 

Abhandlungen  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 

Bd.  27,  aus  d.  J.  1881.   Bd.  28,  aus  d.  J.  1881.  Göttingen  1881.  82. 
Nachrichten    von    der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften   und    der 

Georg-Augusts-Universität  aus  d.  J.  1881.    Göttingen  1881. 

Jahresbericht  des  Vereins  für  Naturwissenschaften  zu  Braunschweig  f.  d. 
Geschäftsjahr  1880 — 81.     Altenburg  1881. 

Neues  Lausitzisches  Magazin,  Im  Auftrag  d.  Oberlausitz.  Gesellsch.  d. 
Wissensch.  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Schönwälder.  Bd.  57,  H.  2. 
Görlitz  1882. 

Zeitschrift  des  k.  sächsischen  statistischen  Bureaus.  Redig.  v.  V.  Böhmert. 
Jahrg.  27  (1881),   H.  1—4.    Dresden  1882. 

Publikationen  der  K.  Universitäts-Sternwarte  zu  Leipzig.    Heft  1 .  Redig. 
v.  C.  Bruhns.  Hrsg.  v.  H.  Bruna.  Leipzig  1882. 

Vierteljahrsschrift   der  astronom.  Gesellschaft.  Jahrg.  16,  H.  4.  Jahrg.  17, 

H.  1—4.    Leipzig  1S81.  82. 
Sitzungsberichte  der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Leipzig.    Jahrg.  V1I1 

(1881).    Leipzig  1882. 

Codex  diplomaticus  Saxoniae  Regiae.  Im  Auftrag  der  kgl.  Sachs.  Staats- 
regierung herausg  von  0.  Posse  und  H.  Ermisch.  I.  Haupt- 
theil,  Bd.  1  (Urkunden  der  Markgrafen  von  Meissen  und  Landgrafen 
von  Thüringen  948 — 1099.     Hsg.  von  0.  Posse).    Leipzig  1882. 

Kgl.  Sächsisches  Polytechnikum  zu  Dresden.  Ergänzung  zumProgramm  f.d. 
Studienjahr,  bezieh. Wintersemester  1881/82,  enthalt.  d.Verzeichniss 
d.  Vorlesungen  f.  d.  Sommersem.  1882. —  Programm  f.  d.  Studien- 
jahr, bezieh.  Wintersemester  1882/83. 

Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  Natur-u.  Heilkunde  in  Dresden.  Sitzungs- 
periode 1881  -82.    Dresden  1882. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  der  naturwissenschaftl.  Gesellschaft 
Isis  in  Dresden.  Herausg.  v.  C.  Bley.  Jahrg.  1881,  Juli — Dec.  Jahrg. 
1882,  Jan.— Juni.   Dresden  1882. 

Jahresbericht  der  Fürsten-  u.  Landesschule  Meissen  vom  Juli  1881  — Juli 
1882.    Meissen  1882. 

Bericht  über  die  im  Jahr  1881  den  Herzog].  Sammlungen  des  Schlosses 
Friedenstein  zugegangenen  Geschenke.  Gotha  1882. 

Pertsch,  Wilh.,  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzogl.  Bibliothek  zu 
Gotha.  Auf  Befehl  S.  H.  des  Herzogs  Ernst  II.  von  Sachsen-Coburg- 
Gotha  verzeichnet.    Bd.  4,   H.  I.   Gotha  1882. 

Denkschrift  betreffend  die  Thätigkeit  der  Kaiserl.  Normal-Aichungs-Com- 
mission  von  ihrer  Einsetzung  im  J.  1869  bis  zum  Frühjahr  1882. 
Berlin  1882. 

Die  Fortschritte  der  Physik  im  J.  1877.  Dargestellt  von  der  physikal. 
Gesellsch.  in  Berlin.   Jahrg.  33,  Abth.  1—3.  Berlin  1881.  82. 

Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  XIV, 
No.  19.  20.    Jahrg.  XV,   No.   1  —  17.    Berlin  1881.  82. 

DöVpfeld,  W.,  F.  Gräber,  R.  Borrmann,  K.  Siebold,  Über  die 
Verwendung  von  Terrakotten  am  Geison  und  Dache  griechischer 
Bauwerke.  41.  Programm  zum  Winckelmannsfeste  der  Archaeo- 
logischen  Gesellschaft  zu  Berlin.    Berlin  1881. 


Milchhöfe r,  Die  Befreiung  des  Prometheus,  ein  Fund  aus  Pergamon. 
42.  Programm  zum  Winckelmannsfeste  der  Archaeologischen  Ge- 
sellschaft zu  Berlin.     Berlin   1882. 

Neunundfünfzigster  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Cultur.  Enthält  den  Generalbericht  über  die  Arbeiten  und 
Veränderungen  der  Gesellschaft  im  J.  1884.    Breslau  1882. 

Nova  Acta  Academiae  Carolinae  Leopoldinae  Caesareae  German.  naturae 
curiosorum.  T.  42.   43.    Halis  1881.  82. 

Leopoldina.  Amtliches  Organ  der  kais.-Ieopoldinisch-carolinisch-deutschen 
Akademie  der  Naturforscher.  Heft  XVII,  No.  23.24.  Heft  XVIII, 
No.  1—22.    Halle  1882. 

Ergebnisse  der  Beobacbtungsstationen  an  den  deutschen  Küsten  über  die 
physikalischen  Eigenschaften  der  Ostsee  u.  Nordsee  u.  die  Fischerei. 
Jahrg.   1881,  Heft *8— 12.    Berlin   1882. 

Vierter  Bericht  der  Commission  zur  wissenschaftlichen  Untersuchung  der 
deutschen  Meere  in  Kiel,  für  die  Jahre  1877 — 81.  Jahrg.  VII — XI, 
Abth.   1.  Berlin  1882. 

Schriften  der  physikal. -ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg.  Jahrg. 
21  (1880),  Abth.  2.  Jahrg.  22    1881),  Abth.  I.  2.   Königsberg  1  881 .  82. 

Verhandlungen  des  Vereins  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung  zu 
Hamburg.     1877.   Bd.  4.  Hamburg  1879. 

Jahresbericht  des  physikal.  Vereins  zu  Frankfurt  a.  M.  für  das  Rechnungs- 
jahr 1880—1881.    Frankfurt  a.  M.   1882. 

Jahrbücher  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde.  Jahrg.  33.  34. 
Wiesbaden  1880.   81. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande.  H.70 — 72. 
Bonn   1881.  82. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicinischen  Societät  in  Erlangen.  Heft  13 
(Nov.  1880  —Aug.  1881).    Erlangen  1881. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Organ  des  Germanischen  Mu- 
seums. N.  F.  Jahrg.  28.  Nürnberg  1881.  —  27.  Jahresbericht  des 
Germanischen  Nationalmuseums. 

Alma  Julia.  Illustrirte  Chronik  ihrer  dritten  Säcularfeier.  Hrsg.  vom 
Akademischen  Comite  für  Presse  u.  Drucksachen.  Red.  von  Dr. 
A.  Schäffer.  Würzburg  1882  (mit  einem  Exemplar  der  zur  3.  Sä- 
cularfeier geprägten  Medaille). 

Wegele,  Franz  X.  v.,  Geschichte  der  Universität  Wirzburg.  Im  Auf- 
trage des  K.  Akademischen  Senates  verfasst.  Th.  1.2.  Wirzburg  1882. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicin.  Gesellschaft  in  Würzburg.  Jahrg. 
1881.    Würzburg  d.  J. 

Verhandlungen  der  physikal.- medicin.  Gesellschaft  in  Würzburg.  N.  F. 
Bd.  XVI.  Würzburg  1881. 

37 — 39.  Jahresbericht  der  Pollichia,  eines  naturwissenschaftl.  Vereins  der 
Rheinpfalz.    Dürkheim  a.  d.  Haardt  1881. 

Mehlis,  C.,  Der  Grabfund  aus  der  Steinzeit  von  Kirchheim  a.  d.  Eck 
in  der  Rheinpfalz.  Beigabe  zum  40.  Jahresbericht  der  Pollichia. 
Dürkheim  u.  Kaiserslautern  1881. 

Württembergische  Vierteljahrshefte  für  Landesgeschichte.  Herausg.  von 
d.  Kgl.  Statist.-topogr.  Bureau.  Jahrg.  4  (1881),  H.  1—4.  Stuttgart 
1881. 


VIII      

Verhandlungen   des  naturhistor.  -medicin.  Vereins  zu  Heidelberg.     N.  F. 

Bd.  3,  H.  1.     Heidelberg  1881. 
Verhandlungen    der    Schweizerischen    naturforschenden   Gesellschaft    in 

Aarau  d.  7 — 10.  Aug.  1881    (64.  Jahresversammlung).    Jahresbericht 

1880/81.  Aarau  1881. 
Archives  des  sciences  physiques  et  naturelles.  Sept.  1881:  Compte-rendu 

des  travaux  presentes  ä  la  64    Session  de  la  Societe  Helvetique  des 

sciences  naturelles  reunie  ä  Aarau  les  8— 1  0.  aoüt1881.  Geneve1S81. 
Neue  Denkschriften  der  allgemeinen  Schweiz.  Gesellschaft  f.  die  gesamm- 

ten  Naturwissenschaften.  Bd.  28,  Abth.  2.  Basel  1882. 

Beiträge  zur  vaterländischen  Geschichte.  Herausg.  von  der  Historischen 
und  Antiquarischen  Gesellschaft  in  Basel.  N.  F.  Bd.  1  (der  ganzen 
Reihe  11.  Bd.).  Basel  1882. 

Verhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Basel.  Th.  7,  H.  1. 
Basel"  1882. 

.Mittheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern  aus  d.  J.  1881, 
H.  2.  (No.  1018—29).  Bern   1882. 

Jahresbericht  d.  naturforschenden  Gesellschaft  Graubündens.  Jahrg.  25. 
Vereinsjahr  1880/81.  Chur  1882. 

Memoires  de  la  Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle  de  Geneve. 
T.  XXVII,   P.  2.   Geneve  1881. 

Vorhandelingen  d.  Kon.  Akad.  v.  Wetenschappen.  Afdeel.  Natuurkunde. 
Deel  XXI.  Amsterdam  1881. 

Verslagen  en  Mededeelingen  der  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  Afdeel.  Letter- 
kunde. II.  Reeks,  Deel  10.  Amsterdam  1881.  —  Afdeel.  Natuur- 
kunde.  II.  Reeks,   Deel  16.  Amsterdam  1881. 

Jaarboek  van  de  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  gevestigd  te  Amsterdam,  voor 

1880.  Amsterdam   1880. 

Processen-verbaal  van  de  gewone  Vergaderingen  d.  Kon.  Akad.  v.  We- 
tensch. te  Amsterdam.   Afdeel.  Natuurkunde.  Mei  1880 —April  1881. 

Programma  certaminis  poetici  ab  Academia  Regia  disciplinarum  Neerlan- 

dica  ex  legato  Hoeufftiano  indicti  in  annum  1883. 
Leeuwen,  Job.   van,  Ad  Bacchum.  Elegia  praemio  ornata  in  certamine 

poetico  Hoeufftiano.  Sequuntur  duo  carmina  laudata.  Amstelod.  1 881 . 
Catalogus   van   de   Boekerij    d.  Kon.  Akad.    v.  Wetensch.    Deel  3,  St.  2. 

Amsterd.   1881. 
Publications  de  la  Commission  geodesique  Neerlandaise.  I.  Oudemans, 

J.  A.  C,    Determination,  ä  Utrecht,  de  lazimut  d'Amersfoort.     La 

Haye  1881. 
Nederlandsch    kruidkundig   Archief.      Verslagen   en   Mededeelingen    der 

Nederlandsche   botanische    Vereeniging.    Ser.  II,    Deel  3,    St.  4. 

Nijmegen  1882. 

Aanteekeningen  van  het  verhandelde  in  de  sectie-vergaderingen  van  het 
Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.,  ter  gelegen- 
heid  van  de  algem.  vergadering  gehouden  d.  29.  Juni  1880.  d. 
21.  Juni  1881.  Utrecht  d.  J. 

Verslag  van  het  verhandelde  in  de  algem.  vergaderingen  van  het  Provinc. 
Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.,  gehouden  d.  21.  Juni 

1881.  Utrecht  1881. 

Questions  mises  au  concours  par  la  Soriele  des  arts  et  des  sciences 
Stablie  a  Utrecht,  1882. 


IX       

Leeuwen,  J.  van,  Commentatio  de  Ajacis  Sophoclei  authentia  et  inte- 
gritate.  Edid.  Soc.  artium  disciplinarumque  Rheno-Trajectina. 
Traj.  ad  Rh.   1881. 

Gebhard,  J.  F.,  Het  leven  van  Mr.  Nie.  Com.  Witsen.  Deel  I.  II.  m. 
Geslachtlijst.  Pnjsverhandeling  uitgeg.  door  het  Provinc.  Utrechtsche 
Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.    Utrecht  188t.  82. 

Van  der  Hörn  van  den  Bos,  H.  P.  M.,  De  nederlandsche  Scheikun- 
digen  van  het  laatst  der  vorige  eeuw.  Prijsvrag  uitgeschreven 
door  het  Provinc.  Utrechtsche  Genootsch.  v.  kunsten  en  wet.,  en 
met  eervolle  vermelding  bekroond.    Utrecht   1881. 

Riemsdijk,  Th.  H.  F.,  Geschiedenis  van  de  kerspelkerk  van  St.  Jacob 

te  Utrecht.    Uitgeg.  met  ondersteuning  van  het  Provinc.  Utrechtsch 

Genootsch.   v.  kunsten  en  wet.     Leiden   1882. 
Nederlandsch  meteorologisch  Jaarboek  voor  1876  (Jaarg.  XXVIII,,  Deel  2. 

1878  (Jaare.  XXX),  Deel  1.  1879  (Jaarg.  XXXI],  Deel  1.  1880  (Jaaiu. 

XXXII),  Deel  1.   1881  (Jaarg.  XXXIII).  Utrecht  1879—82. 

Onderzoekingen  gedaan  in  het  Physiol.  Laboratorium  d.  Utrechtsche 
Hoogeschool.  Uitg.  door  F.  C.  Donders  en  Th.  W.  Engel- 
mann.   3.  Reeks.  VII,  Afi.  1.2.     Utrecht  1882. 

Archives  nöerlandaises  des  sciences  exaetes  et  naturelles ,  publiees  par 
la  Soci6t6  Hollandaise  des  sciences  ä  Harlem.  T.  16,  Livr.  3  —  5. 
T.  17,   Livr.  1.  2.     Harlem   1881.  82. 

Programma  van  de  Hollandsche  Maatschappij  der  wetensch.  te  Haarlem 
voor  het  jaar  1881.  —  Naarnlijst  van  directeuren  en  leden  van  de 
Holl.   Maatsch.  d.  wetensch.   te  Haarlem,  21.  mei  1881. 

Natuurkundige  Verhandelingen  van  de  Hollandsche  Maatschappij  der  we- 
tensch. te  Haarlem.   III.  Verzameling.  Deel  4,  St.  2.   Haarlem  1881. 

Archives  du  Musee  Teyler.  S6r.  II.  P.  2.    Harlem   1881. 

Van  der  Ven,  E.,  Origine  et  but  de  la  Fondation  Teyler  et  de  son 
cabinet  de  physique,  ä  l'occasion  de  l'exposition  internationale 
d'electricite.  Harlem    1881). 

Verhandelingen  rakende  den  natuurlijken  en  geopenbarden  godsdienst, 
uitgeg.  door  Teylers  Godgeleerd  Genootschap.  N.  Ser.  Deel  10, 
St.   1.  2.    Haarlem  1882. 

Handelingen  en  Mededeelingen  van  de  Maatschappij  der  Nederlandsche 
Letterkunde  te  Leiden  over  het  jaar  1881.  Leiden  1881. 

Levensberigten  der  afgestorvene  medeleden  van  de  Maatschappij  der  Ne- 
derlandsche Letterkunde  te  Leiden.  Bijlage  tot  de  Handelingen 
van   1881.    Leiden   1881. 

Alphabetische  Lijst  der  leden  van  de  Maatschappij  der  Nederlandsche 
Letterkunde  te  Leiden,  opgemaakt  in  November  1881. 

Annales  de  la  Societe  entomologique  de  Belgique.  T.  -25.    Bruxelles  1881. 

Extrait   des   Comptes-rendus   de    la    Societe   entomologique   de   Belgique. 

Seance  du  6.  nov.,   4.  dec.  1880;   8.  janv.,  5.  fevr.,  5.  mars,  7.  mai 

1881. 
Bullettino   dell'  Institute  di  corrispondenza  archeologica   per  l'anno  1881, 

No.  12   (und  Elenco  de'  partieipanti  alla  fine  dell' anno  1881;.    1882, 

No.  1—10.    Roma  1882. 
Atti  della  R.  Accademia  de'  Lincei.  Anno  CCLXXV1II  (1880—81).  Ser.  III. 

Memorie  della  classe  di  scienze  fisiche,  matem.  e  naturali,  Vol.  9.  10. 

Roma  1881.    Memorie  della  classe  di  scienze  morali,  storiche  e  filo- 

logiche,  Vol.  7.  9.  Roma1881.  —   Transunti.  Ser.  III.  Vol.  6,  Fase. 

3—14.  Roma  1881.   82. 


.Memorie  del  R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Classe  di  lettere 
e  "scienze  morali  e  politiche.  Vol.  14  [Ser.  III,  Vol.  5),  Fase.  2. 
Milano  1881. 

Reale  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Rendiconti.  Ser.  II.  Vol.  13. 
Milano  1880. 

Atti  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.  Vol.  XVII,  Disp.  l  —  7. 
Torino  1881.  82. 

Bollettino  meteorologico  ed  astronomico  dell'  Osservatorio  della  Reg.  Uni- 
versitä  di  Torino.  Anno  XVI  (1881),  Parte  meteorologica.  Torino  1882. 

Processi  verbau  della  Societä  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in  Pisa. 
Vol.  3.  Adunanza  del  13.  Nov.  1881,  8.  Genn.,  12.  Marzo,  7.  Maggio, 
2.  Luglio   1882. 

Temi  di  premio  proposti  dal  R.  Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti 
nella  solenne   adunanza  del  15.  Agosto  1882. 

Memorie  della  R.  Accademia  di  scienze,  lettere  ed  arti  in  Modena.  T.  20, 
P.  I.  2.  Modena  1880.   81. 

Philosophical  Transactions  of  the  R.  Society  of  London.  For  the  year  1881. 
Vol.   172,  P.  2.  3.  —  For  the  year  1882.    Vol.  173,    P.  1.      London 

1881.    82. 

Proceedings  of  the  R.  Society  of  London.  Vol.  XXXII,  No.  214.  15. 
Vol.XXXIlI,  No.  216— 20.    London  1881.   82. 

Catalogue  of  the  scientific  books  in  the  library  of  the  R.  Society.  Trans- 
actions, Journals,  Observations  and  Reports,  Surveys,  Museums. 
London  1881. 

Proceedings  of  the  London  Mathematical  Society.  Vol.  12,  No.  178 — 183. 
189—192.   London   1881.   82. 

Journal  of  the  R.  Microscopical  Society,  containing  its  Transactions  and 

Proceedings.    Ser.  II.   Vol.  2,   P.  1—5.    London  1882. 
Memoirs  of  the  R.  Astronomical  Society.  Vol.  46  (1880/81).   London  1881. 
Catalogue  of  Oriental  coins  in  the  British  Museum.  Vol.  7.  London  1882. 
Proceedings    of    the    R.  Society  of  Edinburgh.  Vol.  XI,   No.  108  (Session 

1880  —  81).    Edinburgh  1881. 
Transactions  of  the   R.  Society  of  Edinburgh.    Vol.  XXX,    P.  I.    For  the 

Session   1880—81.    Edinburgh  1881. 
Proceedings    of  the   R.  Irish   Academy.   Ser.  11.    Vol.  2    ^Polite   literature 

and  antiquities),  No.  3.  Dublin  1881.    Vol.  3   (Science),  No.  7.  8. 

Dublin   1881.   82. 
The  Transactions  of  the  R.  Irish  Academy.  Vol.  28   (Science),  P.  6 — 10. 

Dublin  1881.  82. 

The  scientific  Proceedings  of  the  R.  Dublin  Society.  N.  Ser.  Vol.  2,  P.  7. 
Vol.  3,  P.  1—4.  Dublin   1880.   81. 

The   scientific    Transactions  of  the   R.  Dublin    Society.    N.    Ser.    Vol.  I, 

No.  13.  14.  Dublin  1880.  81. 
Journal   de   l'Ecole   polytechnique,    publ.  p.  le  Conseil    d'instruction   de 

cet  etablissement.    Cah.  49.  T.  30.    Paris  1881. 
Bulletin   de   la  Sociötö  mathematique  de  France.  T.  1 — 9.  10,  No.  I — 6. 

Paris  1873—82. 
Comite  international   des  poids  et  mesures.    Proces -verbaux  des  seances 

de  1881.    Paris  1882. 
Annales  de  la  Societe  Linneenne  de  Lyon.    N.  Ser.    T.  28  (1881).  Paris, 

Lyon  1882. 


XI      — — 

Memoires  de  l'Academie  des  sciences,  belles-lettres  et  arts  de  Lyon. 
Classe  des  lettres,  T.  20.  Ciasse  des  sciences,  T.  25.  Paris,  Lyon 
1881  —  82. 

Academie  des  sciences,  belles-lettres  et  arts  de  Lyon.  Table  des  matieres 
contenues  dans  les  MCmoires  publies  de  1845  ä  1881,  par  Saint- 
Lager.  Lyon  1882. 

Discursos  leidos  ante  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas  en 
la  recepcion  publica  de  Fermin  de  Lasala  y  Collado  1882.  Vizconde 
de  Campo-Grande  1882.  Madrid   1882. 

R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas.  ASo  de  1882.  Madrid  d.  J. 

Memorias  premiadas  por  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas: 
Fe r ran.  J.  M.  de,  Cartas  a  un  arrepentido  de  la  Internacional. 
I.  Las  huelgas  de  trabajadores,  las  associaciones  de  obreros  y  las 
cajas  de  ahorros.  IL  El  comunismo,  el  derecho  al  trabajo,  la 
libertad  del  trabajo  (Concurso  de  1875).  Madrid  1882.  Ventosa, 
R.,  Las  huelgas  de  trabajadores,  las  associaciones  etc.  Ders. , 
El  comunismo,  el  derecho  al  trabajo  etc.  (Concurso  de  1875). 
Madrid  1882.  Mol  in a,  R.,  La  instruccion  primaria  (Conc.  de  1878). 
Madrid  1881.  Monroy  y  Belmonte,  R.,  La  primera  ensenanza 
obligatoria  y  gratuita  (Conc.  de  1878).  Madrid   1882. 

Anales    del  Instituto  y  Observatorio    de    marina   de  San  Fernando,  publ. 

por  C.  Pujazon.    Seccion  II.  Observaciones  meteorolögieas.    Ano 

1879.   81.  "San  Fernando  1880.  82. 
Oversigt  over  det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Forhandlinger  i 

aaret  1881,  No."3.  1882,  No.  I.  2. 
Det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  Naturvid.  og  mathemat. 

Afd.  6.  Rgekke.  Bd.  I,  No.  5— 8.  II,  No.  3.    Kjebenhavn   1881.  82. 
Res-'esta  diplomatica    historiae  Danicae.    Cura  Societatis  Reg.  scientiarum 

Danicae.    T.  I.  II,  P.  I.  2.   Havniae  1847—70.  Ser.  II,  T.  I,  P.  1.  2. 

Havniae    1 880.  82. 
Kong  Frederik  I.  danske  Registranter,  udg.  ved  Kr.  Erslevog  W.  Mol- 
ler up  af  Selskabet  for  udgivelse  af  kilder  til  dansk  historie.  Halv- 

bind  1.  2.   Kjobenhavn  1878.  79. 
Danske  Kancellirregistranter  1535 — 50,  udg.  ved  Kr.  Erslevog  W.  Mol- 

lerup  af  Selskabet  for  udgivelse  af  kilder  til  dansk  historie.  Halv- 

bind  1.  2.  Kjebenhavn  1881.  82. 
Kongl.    Vitterhets   Historie   och  Antiquitets  Akademiens  Mänadsblad.  Arg. 

1    1872)  — 10(1881).  Stockholm  1872—82. 

Antiquarisk  Tidskrift  för  Sverige,  utg.  of  Kongl.  Vitterhets  Historie  och 
Antiquitets  Akademien  genom  Bror  Emil  Hildebrand.  Delen  I — 
III,   H.  1  —  4.  IV,  1—4.   V,  1—3.  VI,  1.  2.  4.  Stockholm  1864—81. 

Hildebrand,  Bror  Emil,  Sveriges  och  Svenska  Konungahusets  Minnes- 
penningar  Praktmvnt  och  Belüningsmedaljer.  Delen  1.2.  Stock- 
holm 1874.   75. 

Ders. ,  Minnespenningar  üfver  enskilda  Svenska  man  och  quinnor.  Stock- 
holm  1860. 

Ders.,  Svenska  Siedler  frän  medeltiden.   Haftet  I.  2.  Stockholm  1862.  67. 

Ders.  u.  Hans  Hildebraird,  Teckningar  ur  Svenska  Statens  historiska 
Museum.   Haftet  1.  2.  Stockholm   1873.  78. 

Entomologisk  Tidskrift,  pä  föranstaltende  af  Entomologiska  Föreningen 
i  Stockholm  utg.  af  Jac.  Spangberg.  Arg.  II,  Haft.  3.  4.  III, 
1—3.    Stockholm    1881.  82. 


XII       

Observations  meteorologiques  faites  par  l'expedition  de  la  Vega  du  Cap 
Nord  ä  Yokohama  par  le  delroit  de  Behring,  röduites  p.  H.  Hilde- 
brand Hildebrandsson  (Extrait  des  »Vega-Expeditionens  vetenskapliga 
Iakttagelser«,  Vol.  1).    Stockholm  1882. 

Nova  Acta  Heg.  Societatis  scientiarum  Upsaliensis.  Ser.  III.  Vol.  X,  Fase.  1. 
Upsaliae  1881. 

Bulletin  mensuel  meteorologique  de  l'Observatoire  de  1' Universite  d'Upsal. 

Vol.  13   (1881).    Upsal   1881.  82. 
Publication  der  Norwegischen  Commission  der  Europäischen  Gradmessuni:. 

Geodätische  Arbeiten.   Heft  1—3.   Christiania  1880.   82. 

Vandstandsobservationer.  Udgivet  af  den  Norske  Gradmaalingskommission. 
Hefte  1.   Christiania  1882. 

Den  Norske  Nordhavs-Expedition  1876 — 78.  IV.  1.  Historisk  Beretning, 
2.  Apparaterne  og  deres  brug ,  af  G.  Wille.  V.  1.  Mohn,  H., 
Astronomiske  Observationer.  2.  Wille,  C.,  Magnetiske  Observa- 
tioner.  3.  Mohn,  H.,  Geografi  og  naturhistorie.  VI.  Zoologi : 
Danielssen,  D.  C,  og  Joh.  Koren,  Holothuriodea.  VII. 
Zoologi:   Hansen,   G.  Armauer,  Annelida.    Christiania  1882. 

Mömoires  de  l'Academie  Imperiale  des  sciences  de  St.-P6tersbouri:. 
VII.  Serie.  T.  XXVIII,  No.  8.  9.  T.  XXIX,  No.  1—4.  T.  XXX, 
No.  1—8.  St.-Petersbourg  1881.  82. 

Bulletin  de  l'Acad.  Imper.  des  sciences  de  St.-  Pe'tersbourg,  T.  XXVII,  No.  4. 
XXVIII,  No.  1.  2.    St.-Petersbourg  1881.  82. 

Tableau  general  möthodique  et  alphabetique  des  malieres  contenues  dans 
les  publications  de  l'Acadömie  Imperiale  des  sciences  de  St.-Pe- 
tersbourg. Supplement  I ,  contenant  les  publications  en  langues 
etrangeres  depuis  4  871  jusqu'  au  1.  nov.  1881.  St.-Petersbourg  1882. 

Compte-rendu  de  la  Commission  Imperiale  Archeologique  pour  1'  annee 
1880.    Avec  un  Atlas.    St.-Pelersbourg  1882. 

Acta  horti  Petropolitani.  T.  VII,  Fase.  2.    St. -Petersburg  1881. 

Annalen  d.  physikalischen  Centralobservatoriums,  herausg.  von  H.Wild. 
Jahrg.  1880,  Th.  1.  2.  Jahrg.  1884,  Tb..  4.  St.- Petersburg  4  884.  82. 

Jahresbericht  am  49.  Mai  4882  dem  Comite  der  Nicolai -Hauptsternwarte 
abgestaltet  vom  Director  der  Sternwarte.  Aus  d.  Russ.  übersetzt. 
St.- Petersburg  4  882. 

Auwers,  Arth.,  Neue  Reduction  der  Bradley'schen  Beobachtungen  aus 
d.  J.  4  750 — 62.  Bd.  2,  die  Reduction  der  einzelnen  Beobachtungen 
am  Passagen -Instrument  u.  am  neuen  Quadranten  enthaltend. 
St, -Petersburg  4  882. 

Annales  de  l'Observatoire  de  Moscou.  Vol.  VII,  Livr.  4.  2.  Moscou  4SN:2. 

Bulletin  de  la  Societe  Impär.  des  Naturalistes  de  Moscou.  Annee  1881, 
No.  2  —  4.  1882,  No.  1.  Moscou  1881.  82.  —  Table  generale  et 
systematique  des  matieres  contenues  dans  les  premiers  56  volumes 
(annees   1829 — 81),  dressöe  p.  E.  Ballion.    Moscou  1882. 

Nouveaux  Memoires  de  la  Societe  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscou. 
T.  XIV  (=  T.  XX  de  la  collection),  Livr.  2.  Moscou  1881.  . 

Observations   de  Poulkova,    p.    p.  0.  Struve.      Vol.  XIII.    Observations 

faites  au  cercle  vertical.  St.-Petersbourg  1881. 
Correspondenzblatt  des  Naturforscher- Vereins  zu  Riga.  Jahrg.  24.  Riga  1881 . 
Ofversigt  af  FinskaVetenskaps-SocietetensFörhandlingar.  XXIII  (1880—81). 

Helsingfors  1881. 


XIII      

Observalions  meteorologiques  publ.  p.  la  Societe  des  sciences  de  Finlande. 
Vol.  7  (annee   1879).     Helsingfors  1882. 

Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands  natur  och  folk  ,  utg.  af  FinskaVetenskaps- 
Societet.   Haftet  35.  36.    Helsingfors  1881. 

Katalog  öfver  Finska  Vetenskaps-Societetens  Bibliothek.  Ar  1881.  Hel- 
singfors 1881. 

Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society,  held  at  Philadelphia, 
for  promoling  useful  knowledge.  Vol.  XIX,  No.  109.  Philadelphia 
1882. 

Journal  of  the  American  Oriental  Society.  Vol.  XI,  No.  1.  New  Haven  1882. 

Proceedings  of  the  American  Oriental  Society  at  New  Haven,  Oct.  1881  ; 
at  Boston,  May  1882. 

Proceedings  of  the  14th  annual  Session  of  the  American  Philological  As- 
sociation held  in  Cambridge,  Mass.,  July  1882.  Cambridge  1882. 

American  Journal  of  Mathematics  pure  and  applied.  Publ.  under  the 
auspices  of  the  Johns  Hopkins  University.  Vol.  IV,  No.  2 — 4.  Vol.  V, 
No.  1.  Baltimore  1881.  82. 

Seventh  annual  Report  of  the  President  of  the  Johns  Hopkins  University. 
Baltimore    1882. 

Johns  Hopkins  University  Circulars.  No.  13.  I.'i.  17.  19.    Baltimore  1882. 

Memoirs  of  the  American  Acadeniy  of  arts  and  sciences.  Vol.  XI  (Cen- 
tennial  Volume),   P.  1.   Cambridge  1 882. 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  Natural  Historv.  Vol.  XX,  P.  4. 
Vol.  XXI,  P.  I.   Boston   1S8T. 

Bulletin  of  the  Buffalo  Societv  of  Natural  Sciences.  Vol.  IV,  No.  2. 
Buffalo   1882. 

Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogv,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge, Mass.  Vol.  VI,  No.  12.  Vol.  IX,  No.  1—8.  Vol.  X,  No.  1. 
Cambridge  1881.  82. 

Memoirs  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogv,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge, Mass.   Vol.  VII,  No.  2,  P.  2.    Cambridge  1882. 

Statement  of  work  done  at  the  Harvard  College  Observatory  during  Ihe 
years   1877 — 82.     By  Edw.  C.   Pickering.  Cambridge  1882. 

Pickering,  Edw.  C,  A  Plan  for  securing  observations  of  the  variable 
stars.  Cambridge  Mass.  1882. 

Jahresbericht  des  naturhistorischen  Vereins  von  Wisconsin  für  d.  J.  1881/82. 
Milwaukee  1882. 

Transactions  of  the  Connecticut  Academy  of  arts  and  sciences.  Vol.  IV, 
P.  2.  Vol.  V,   P.  2.  New  Haven  1882. 

Report  for  the  year  1881/82  of  H.  A.  Newton,  Director,  to  the  board  of 
managers  of  the  Observatory  in  Yale  College;  to  which  is  appended 
the  Report  of  the  astronomer  in  Charge  of  the  horological  and  ther- 
mometric  bureaus    (New  Haven  1882). 

Annais  of  the  New  York  Academy  of  science  late  Lvceum  of  natural 
history).  Vol.  I,  No.  14.  Vol.  II,  No.  1—6.    NewYork  1879—81. 

Bulletin  of  the  American  Geographical  Society.  1881,  No.  2 — 5.  1882, 
No.  1.    New  York  1881.  82. 

Journal  of  the  American  Geographical  Society.    Vol.  XI    1879).  XII  (1880). 

New  York. 
Proceedings   of  the  Academy  of  natural  sciences   of  Philadelphia.    1881, 

P.  1—3.    Philadelphia'  1881. 


XIV      

Bulletin  of  the  U.  S.  geological  and  geographica!  Survey  of  thc  Territories. 
Vol.  VI,  No.  3.  Washington  1882. 

Astronom ical  and  meteorological  Observations  made  during  the  year  4  876 
at  the  U.  S.  Naval  Observatory,  P.  4.  2  (Washington  Astronomical 
and  meteorological  Observations  Vol.  23);  during  the  year  4  877 
(Washington  Astron.  and  met.  Observ.  Vol.  24).  Washington  4  880.81. 

Report  of  the  Superintendent  of  the  ü.  S.  Coast  Survey,  showing  the 
progress  of  the  work  during  the  fiscal  year  ending  with  June  4878. 
Washington  4  881. 

Engineer  Department,  U.  S.  Army.  Report  upon  U.  S.  Geographical  Surveys 
west  of  the  100tii  meridian,  in  charge  of  Geo.  M.  Wheeler.  Vol.  7. 
Archaeology.  Washington  4  879. 

Report  of  the  Commissioner  of  agriculture  for  the  year  4  880.  Washing- 
ton  4  881. 

United  States  of  America.  War  Department.  Professional  Papers  of  the 
Signal  Service.    No.  4—7.   Washington   1881.  82. 

Annual  Report  of  the  Chief  Signal-Officer  to  the  Secretary  of  war  for  the 
year  1879.    Washington  1880. 

Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution  for 
the  year  1880.  Washington  1881. 

Smithsonian  Miscellaneous  Collections.  469.  List  of  foreign  Correspon- 
dents  of  the  Smithsonian  Institution,  corrected  to  January  1882. 
Washington  1882. 

First  annual  Report  of  the  Bureau  of  Ethnology  to  the  Secretary  of  the 
Smithsonian  Institution.  4879/80.    By  .1.  W.  Powell.    Washington 

1881. 

Poore,  Ben.  Perley,  Congressional  Directory,  compiled  for  the  use  of 
Congress.  Fortyseventh  Congress  (First  Session).  2d  ed.  Washing- 
ton 1882. 

Instructions  for  observing  the  transit  of  Venus,  Dec.  6,  1882,  prepared 
by  the  commission  authorized  by  Congress,  and  printed  for  the 
use  of  observing  parties  by  authority  of  the  hon.  Secretary  of  the 
Navy.    Washington  1882. 

Bulletin  astronomique  et  metöorologique  de  l'Observatoire  Imper.  de  Rio 
de  Janeiro.  4881,  No.  3— 6.  1882,  No.  1 .  2.  4— 7.  9.  Rio  de  Janeiro 
1881.    82. 

Dobson,  G.  E.,  Monograph  of  the  Asiatic  Chiroptera  and  Catalogue  of 
the  species  of  bats  in  the  collection  of  the  lndian  Museum,  Cal- 
cutta.    London  1876. 

Nevill,  Geoffrey,  Catalogue  of  Mollusca  in  the  lndian  Museum,  Calcutta. 
Fasciculus  E.  Calcutta  1877. 

Nevill,  Geoffrey,  Hand  List  of  Mollusca  in  the  lndian  Museum.  P.  1. 
Gastropoda.  Pulmonata  and  Prosobranchia- Neurobranchio.  Cal- 
cutta  1878. 

Anderson,  John,  Catalogue  of  Mammalia  in  the  lndian  Museum,  Cal- 
cutta. P.  I.  Primates,  Prosimiae,  Chiroptera,  and  Insectivora.  Cal- 
cutta   1881. 

Verhandelingen  van  hei  Bataviaasch  Genootschap  van  kunslen  en  weten- 
schappen.  Deel  41,  Stuk  3.  Deel  42,   1.  Deel  43.   Batavia  1881.  82. 

Notulen  van  de  algemeene  en  besluurs-vergaderingen  van  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  kunslen  en  wetenschappen.  Deel  49^4884),  No. 
2-4.   Batavia  1881.  82. 


XV       

Observalions  niade  at  the  Magnetical  and  meteorological  Observatory  at 
Batavia.  Publ.  by  order  of  the  Government  of  Netherlands  India. 
Vol.  4  (Meteorological  Observations  from  Jan.  1876  to  Dec.  31th 
1878).  Vol.  5,  P.  1—6.  Batavia  188).  82. 

Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenkunde ,  uitgeg.  door  het 
Bataviaasch  Genootsch.  van  kunsten  en  wetenschappen.  Deel27, 
Afl.  1—5.   Batavia   188t.  82. 

Realia.  Register  op  de  generale  Resolution  van  het  Kasteel  Batavia. 
1632 — 1805.  Uitgeg.  door  het  Bataviaasch  Genootschap  van  kunsten 
en  wetenschappen.  Deel  1.  Leiden  1882. 

Holle,  K.  F.,  Tabel  van  oud-  en  nieuw -indische  alphabetten.  Bijdrage 
tot  de  palaeographie  van  Nederlandsch-Indie.  Uitgeg.  door  het 
Bataviaasch  Genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen.  Batavia. 
's  Hage  1882. 

Transactions  and  Proceedings  of  the  R.  Society  of  Victoria.  Vol.  18.  Mel- 
bourne 1882. 


Einzelne   Schriften. 

Stanley,  W.  Ford.  Experimental  Researches  into  the  properties  and 
motions  of  fluids.  With  theoretical  deductions  therefrom.  Lon- 
don 1881. 

Ageno,  Luigi,  e  Torqu.  Beisso,  Del  sistema  commissurale  centrale 
dell'  encefalo  umano.  Genova   1881. 

Pereis,  Meine  Krankheitsgeschichte.  Aus  d.  Tagebuche  eines  Irren. 
Volksausgabe.   7.  Aufl.   Frankfurt  a.  M.  1882. 

In  memoriam  Dominici  Chelini.  Collectanea  mathematica,  nunc  primuni 
edita  cura  et  studio  L.  Cremona  et  E.  Beltrami.  Mediolani  1881. 

Scheffler,  Herrn.,  Das  Wesen  der  Elektrizität,  des  Galvanismus  u. 
Magnetismus.   2.  Suppl.  zum  2.  Th.  der  »Naturgesetze«.  Leipzig  1882. 

Lanfranconi,  Enea,  Rettung  Ungarns  vor  Überschwemmungen.  M.  2 
Karten.  Budapest   1882. 

Ders.,  Über  die  Wasserstrassen  Mittel -Europas  u.  die  Wichtigkeit  der 
Regulirung  des  Donaustroms ,  mit  besond.  Berücksichtigung  der 
Strecke  zwischen  Theben-Göngö.    Presburg  1880. 

Loomis,  Elias,  Mömoires  de  mötäorologie  dynamique,  expose  des  räsul- 
tats  de  la  discussion  des  cartes  du  temps  des  Etats-Unis  ainsi  que 
d'autres  documents.  Trad.  p.  H.  Brochard  (Actualites  scienti- 
fiques  p.  p.  l'abbe  Moigno.  IL  Serie,  No.  50).  Paris  1880. 

Blasius,  W.,  u.  A.  Nehrkorn,  Beiträge  z.  Kenntniss  der  Vogelfauna 
von  Borneo  nach  den  Sammlungen  des  Dr.  Platen).  (Sep.-A. ; 
Braunschweig  1881. 

Blasius,  W.,  Neuer  Beitrag  z.  Kenntniss  der  Vogelfauna  von  Borneo 
(nach  den  Sammlungen  desDr.  Platen).  (Sep.-A.)  Braunschweig  1882. 

Blasius,  W..  u.  A.  Nehrkorn,  Dr.  Platens  ornithologische  Samm- 
lungen aus  Amboina.   (Sep.-A.    Wien  1882. 


XVI 

Blasius,  W.T    Spermophilus  rufescens  Keys,  el  Blas,     (der  Orenburger 
Ziesel)  fossil  in  Deutschland.   (Sep.-A.)  1882. 

Elb,  0.,  Über  Gebäudestatistik.  Dresden  1882. 

Berlanga,  Em.  Rod.  de,  Hispaniae  anteromanae  Syntagma.  Malacae  1881. 

Prusik,  Fr.,    Prispevky  k  nauce   o   tvoreni  k  kr-nüv  ve  slovanstine  a 
zvläste  v  cestine.     v  Praze  1878. 

Ders.,  0  compaiative  v  slovanstine  (Sep.-A.).  Raudnitz. 

Wernicke,  Herrn.,  Der  ewige  Grund  oder  die  ungeschaftene  Kraft  des 
Leeren.    Philadelphia  1882. 

Willems,  P.,  Le  Senat  de  la  republique  romaine.  T.  II.  Les  attributions 
du  S6nal.  Louvain  1883. 

Zecchini,  S.  P.,  L'azione  fatale  dell'  uomo  sulla  terra.  Torino  1882. 

Ders.,  Di  due  probabili  errori  di  amanuense  nel  Pater  noster,  e  proposta 
di  correzione.  Torino  o.  J. 

Fiedler,  W.,  Cyklographie  oder  Construction  der  Aufgaben  über  Kreise 
und  Kugeln  u.  s.  w.  Leipzig  1882. 


■1 

ÖFFENTLICHE  GESAMMTSITZUNG 

AM  23.  APRIL  1882 

ZUR  FEIER  DES  GEBURTSTAGES  SR.  MAJESTÄT  DES  KÖNIGS. 


Herr  Fleischer  legte  das  zweite  Stück  von  Studien  über 
Dozy's  Supplement  aux  dictionnaires  arabes  vor  (s.  diese  Berichte 
v.  J.  1881  S.  \—  42). *) 

I,  49ia,  8  flg.  »(jJjj  (j*\)«  nach  Bocthor  »troc  pour  troc, 
Tun  pour  l'autre«,  d.h.  so,  dass  zwei  Gegenstände  einfach  gegen 
einander  ausgetauscht  werden ,  ohne  Ausgleichung  etwaiger 
Werthverschiedenheit  durch  Geld  oder  etwas  andres.  Nach 
Dozy  bedeutet  diese  Redensart  eigentlich:  ein  Stück  Vieh  ((_*!.) 
für  ein  andres;  wie  wenn  z.  B.  Peter  zu  Paul,  der  einen  Hammel 
von  ihm  haben  will,  sagt:  Tausch  um  Tausch!  Ich  gebe  dir 
einen  Hammel,  du  giebst  mir  aber  dafür  einen  andern.  »Cette 
expression,  toutefois,«  fährt  er  fort  »a  recu  un  sens  un  peu  dif- 
ferent,  car  on  l'emploie  pour  indiquer  l'egalite,  la  parite,  et  en 
parlant  de  deux  personnes  qui  ont  un  merite  egal,  on  dit  qu'elles 
sont  u*Uj  (j*<K((-    Es  folgen  dann  Beispiele  in  Prosa  und  Versen, 

£  ff  P 

—  altarabisch,   als  Zustandsbezeichnung.  ^Lj  L«i. ,  —  allge- 
meinhin  zum  Ausdrucke  davon ,  dass  keiner  von  Zweien  oder 


I  Trotz  körperlichen  Unwohlseins  hat  Prof.  Dozy  die  Güte  gehabt, 
in  Verein  mit  Prof.  de  Goeje  auch  das  Druckmanuscript  dieser  Fort- 
setzung meiner  Studien  über  sein  Supplement  durchzusehen.  Die  von 
beiden  Herren  dabei  gemachten  und  durch  Prof.  de  Goeje  mir  mitgetheilten 
Bemerkungen  sind  hier  dankbar  benutzt  und ,  insoweit  es  nöthig  oder 
zweckdienlich  schien,  wörtlich  wiedergegeben,  um  die  darin  enthaltenen 
Belehrungen  gemeinnützig  zu  machen  und  zur  Erledigung  streitiger  Punkte 
auch  von  andern  Seiten  Beiträge  zu  veranlassen. 

1882.  1 


Mehrern  in  irgend  einer  Beziehung  etwas  vor  dem  oder  den  An- 
dern voraus  hat ,  dass  er  ebensoviel  oder  nach  der  entgegen- 
gesetzten Seite  hin  ebensowenig  gilt,  verdient,  gewinnt,  besitzt, 
wie  der  Andre  oder  die  Andern.  Wo  von  irgend  einem  Aus- 
tausche  die    Rede   ist,    hat  Dozy's  Erklärung    ein    beslätigen- 

des  Seitenslück  bei  Meidani  1,  525:    ioL**+:>  bOli^  ^Lu  yJ  , 

nur  dass  ^jj\.  dort  im   eigentlichen  Sinne   steht:    »Kopf  um 

Kopf  und  eine  Zugabe  von  fünfhundert  (Drachmen)«, 
d.  h.  nach  der  hinzugefügten  geschichtlichen  Erklärung  :  Für 
den  Kopf  des  gefallenen  ersten  Vorkämpfers  hat  der  zweite  den 
Kopf  des  Gegners  zurückgebracht  und  dafür  obendrein  fünf- 
hundert Drachmen  Belohnung  erhalten.     Das  v_>  ist  in  beiden 

Beispielen  tjajytxl\  J  &LLä£!   s-l  oder  JlVJ!  ^L>    (Lane,  S.  142, 


Sp.2.  Z.  31  flg.),  aber  /  äLaJ^I  s\»  (Lane,  S.  141,  Sp.  1  u.  2)  ist 

es  in  dem  von  Dozy  mit  diesem  (j*Lj  yJ.  zusammengestellten 

^wLj  LJ.  (5^0,  Meidani,  I,  482,  wörtlich:   Lass  mich  Kopf 

an  Kopf  (mit  dir,  nicht,  wie  Freytag:  caput  pro  capite),  d.  h. 
so ,  dass  mein  Kopf  an  deinem  Kopfe ,  ihm  gleich  steht.  Hier 
bezieht  sich  der  Zustandssatz  nicht,  wie  dort,  auf  den  Gegenstand 
und  die  Art  und  Weise  eines  Austausches,  sondern  auf  eine  in 
irgend   welcher  Beziehung  einer  andern  gleich  stehende  oder 

gleich  gestellte  Person.    (Im  andern  Falle  wäre  statt  ^s^ö  ein 

öS 

Wort  nothig  wie  ^cvbci :   Gieb  mir  (etwas),   Kopf  um  Kopf, 


d.  h.  ein  Stück  gegen  ein  andres.)  Nach  Meidäni's  Erklärung 
entledigt  sich  der  so  Sprechende  eines  unbequemen  Bittstellers, 
den  er  durch  eine  vorher  an  ihn  gerichtete  Bitte  sich  selbst  auf 
den  Hals  gezogen  hat,  durch  den  Vorschlag  wechselseitiger  Zu- 
rücknahme der  beiden  Gesuche:  erlasse  mir  die  Gewährung  des 
deinigen  wie  ich  dir  die  Gewährung  des  meinigen,  so,  dass  wir 
uns  in  dieser  Beziehung  gleich  stellen.    Aehnlich  in  dem  von 


&£.    )    >  o . 


Meidani  dazu  angeführten  Halbverse:  (j*Lj  LJ.  ^xäc  j^o,  wie 

Dozy  selbst  dem  Sinne  nach  vollkommen  richtig  erklärt:  »Laissez- 
moi  vous  quitter  sans  avoir  rren  gagne  et  rien  perdu«,   eigenl- 


lieh:   so,   dass  wir  (in  dieser  Hinsicht)  Kopf  an  Kopf,  d.  h.  ein- 
ander gleich  stehen.    Bestätigt  wird  dies  durch  die  Bemerkung 


o   ,    ,    o    , 


Ibn  Hallikän's,  das  persische  _*o  -**  sei  das  arabische  u*Lj  (jJ., 

grammatisch  ,  «Lj  LJ,,   und  de  Slane  führt  diese  Bedensart  in 

seiner  Uebersetzung,  I,  48,  Anm.  5  auf  ihren  Gebrauch  im  eigent- 
lichen Sinne  bei  Pferderennen  zurück,  wenn  zwei  oder  mehr 

Pferde  beim  Laufen  nach  dem  Ziele  -^o  .**,  Kopf  an  Kopf, 
bleiben.  Im  Gegensatze  dazu  heisst  es  dann  in  der  Kunstsprache 
unserer  heimischen  sportsmen  z.  B. :  Der  Achilles  des  Herrn 
von  A.  hat  den  Hector  des  Herrn  von  B.  um  eine  oder  zwei 
Kopflängen  geschlagen.  —  Auch  in  der  andern  Bedeutung: 
»d'un  bout  ä  Tautre«  (eig.  so,  dass  der  eine  uwi..  der  Anfang,  an 
dem  andern  (jJ,,  dem  Ende,  ist,  wie  in  einer  in  sich  selbst 
zurücklaufenden  Kreislinie:  stimmt  ,  y.l_i  (  ~\.  mit  _**o  .*  über- 
ein,  gleichbedeutend  mit  0J.  „i.!  ,jJ;  ^x  oder  ^U  0w^  ^; 
Bocthor  unter  Bout:  »D'un  bout  ä  Tautre,  (J*I.  jj  yj.  .y*,  ,jj. 
^wl-j«;  derselbe  unter  Tout:  »Tout  du  long,  depuis  le  commen- 
cement  jusqu'  ä  la  fin,  ^U  ^«,1.  ^y*«.  In  dieser  letzten  Form 
auch  unter  Tete:   »Tete  ä  tete,  adv.  seul  ä  seul,  en  particulier, 


2)  »Dozy  kann  de  Slane's  und  Ihrer  Meinung ,  dass  dieser  Ausdruck 
der  Rennbahn  entlehnt  sei,   nicht  beitreten.    Auch  ich  nicht,  obgleich  ich 

gestehen  muss,  dass  y*o  -/*  dafür  zu  sprechen  scheint.  Gewiss  aber  hatte 
man  in  Bagdad  davon  keine  Ahnung  mehr.    Aghäni  VI,  9,  IIa  f.  lesen  wir: 

Ijj-o   j^Xe    ^aJU^  jß1    ULs.     Hier  kann  man  u*»ta  Lwi,  nur  durch  liLäi 

(Gl.  Moslim)  übersetzen  und  nicht  an  Kopf  an  Kopf  denken.«  De  Goeje. 
—  Allerdings  nicht  im  eigentlichen,  wohl  aber  im  bildlichen  Sinne:  Lass 
sie  in  gleicher  Zahl  und  Ordnung,  —  hergenommen  von  einer 
Reihe  neben  einander  Kopf  an  Kopf  stehender  Menschen  oder  Thiere.  Die 
Möglichkeit  einer  andern  Entstehung  als  der  von  de  Slane  und  mir  an- 
genommenen gebe  ich  dabei  bereitwillig  zu.  liU^aber  mit  seiner  bei  den 
Arabern  selbst,  wie  Gl.  Moslim  S.  LXIII  flg.  zeigt,  schwankenden  Erklä- 

1* 


495b,  16  »u*55j«  so  bei  Bocthor  unter  Superieur,  richtig 

Lw^;  unter  Capitaine. 

496a,    10  »^U  «  die  ursprüngliche  persische  Form  ^yJ. 

steht  529a,  10,  wie  bei  Freytag  und  Lane,  unter  ry*y    Bocthor 
selbst  hat  sie  unter  Aunee  vor  qLa«L 

496a,  18.  Wahrscheinlich  ist  das  Verhältniss  umzukehren: 
nach  allgemeiner  Bedeutungsanalogie  und   entsprechend  dem 

vom  Kamus  bezeugten  ^jsl,  wird  ö*Uj  zu  lesen  sein.    Guche: 

3 

))^c  lijLj'  v_itLj  se  montrer  doux,  dement;  user  de  bienveillance 
ä  l'egard  de  qqn. « 

496a,  20  ,,o5^«  sehr,  o^.3) 

496%  28.   Ueber  den  ^  s.  auch  Seetzen,  III  S.  393  und  IV 

S.  496,  wo  das  Komma  zwischen  Antilope  und  Leucoryx  zu  til- 
gen ist. 

496*,  14  »Jo^L«  sehr.  Jüji,.4) 

496b,  1  8.  Ueber  die  wirkliche  Person  dieses  Rävvendi  und 
seine  Rolle  in  der  Volkssage  s.  Seetzen,  IV  S.  442  u.  443,  zu 
den  III  S.  171 — 175  von  dem  Manne  erzählten  Anekdoten. 

496b,  12  v.  u.  folg.  Die  hier,  497a,  18  u.  19,  angeführte 
Stelle  meiner  Diss.  de  gloss.  Habicht,  über  ^ßji  L;,  ^.i'?  c>A  lj, 

u^K  u.  s.  w.  bedurfte  theils  der  Berichtigung,  theils  der  tiefern 
Begründung  und  weitern  Ausführung.    Hierzu  habe  ich  in  den 


rung  kann  schwerlich  etwas  zur  Bestimmung  des  Ursprungs  und  der  eigent- 
lichen Bedeutung  von  (j*jrJ  ^*>U  beitragen  ,  und  dieses  mit  jenem  über- 
setzen hiesse,  mit  Umkehrung  des  Verfahrens  in  Gl.  Mosl.  selbst,  das  Deut- 
liche durch  das  Undeutliche  erklären. 

3)  >A-i»»M  kann   kein  Druckfehler  sein ,   da  Bc   es  zweimal  so  hat. « 
Dozy.  —  In  der  mir  vorliegenden  ersten  Ausgabe,  Paris  1828  u.  1829, 

£ 

steht  sowohl  unter  Benin  als  unter  Clement  i-5»»n. 

■> 
4)  »Ajjt^  ist  Druckfehler.«    Dozy. 


Beiträgen  zur  arabischen  Sprachkunde  v.  J.  1878  (6.  Fortsetzung) 
S.  103—1  14,  die  mir  von  de  Sacy's  Gr.  ar.  I;  544,  §  1  189  dar- 
gebotene Gelegenheit  benutzt.  Durch  das  dort  Gesagte  kann, 
ohne  dass  es  nöthig  wäre  hier  auf  das  Einzelne  einzugehen, 
Einiges  beiDozy  noch  schwankende  festgestellt.  Andres  genauer 
gefasst  oder  berichtigt  werden. 

498a,  26  flg.  Dass  ä**^  sb.  gegen  den  allgemeinen  Sprach- 
gebrauch jemals  schlechthin  manifestement  bedeuten  könne, 
muss  ich  bezweifeln;  jedenfalls  hat  es  hier  seinen  gewöhnlichen 
Sinn,  der  Accusativ  als  wirkende  Ursache:  durch  eine  solche 
zur  Schau  getragene  und  auf  Verbreitung  durch  das  Gerücht  be- 
rechnete öffentliche  Sonderfeier  beraubten  sie  ihre  Wallfahrt 
nach  Mekka  alles  Werthes  und  Verdienstes. 

498b,  22  flg.  Ich  finde  in  dieser  Stelle  keinen  Anstoss.  Ein 
Negersklave  erzählt,  wie  er,  statt  die  Witwe  seines  Herrn  auf 
ihrer  Flucht  vor  Unbilden  zu  schützen,  selbst  einen  Anariff  auf 
ihre  Ehre  gemacht  habe;  »ich  war«  sagt  er  wörtlich  »ganz  von 
Sinnen,  aber  die  Thüren  zu  dem,  warum  die  Herren  sich  ge- 
schlagen hatten,  schlössen  sich  vor  mir«,  d.  h.  als  ein  niedriger 
Negersklave  hatte  ich  keine  Aussicht,  den  Besitz  der  hohen  Frau 
zu  erlangen .  um  welchen  die  edelsten  Araber  mit  einander  ge- 


C        >  . 


kämpft  hatten.     Vollständig  ausgedrückt-   w»u,^!  «J  lj.Löj  l«J : 

aber  wenn  ein  Pronomen  dieselbe  Präposition  vor  sich  hat 
wie  das  Belativnomen  auf  welches  es  sich  zurückbezieht ,  so 
kann  es  zusammen  mit  der  Präposition  ausgelassen  werden  : 
s.  de  Sacv.   Gr.  ar.  II.  S.  348  no.  602.  5 


o)  »Ich  halte  mit  Dozy  die  Stelle  bei  Kosegarten  für  corrupt.   ^W^i 

sind  doch  wohl  l\»&J)  v|}^>  und  die  Worte  ^-^"bM  ,$■-■>►  3-  ^AX/-t 

parallel  mit ;<— ijj-wJi  ^c  \_jLe.  Falls  Ihre  Erklärung  der  letzten  Worte 
richtig  ist,  was  mir  wohl  wahrscheinlich  ist,  muss  etwas  fehlen,  z.  B.  »und 
es  entbrannte  in  mir  die  Lust«.  Gegen  die  "Verbindung  von  >— »^.j"bH  mit 
den  folgenden  Worten  scheint  mir  doch  zu  sprechen  ,  dass  man  dann  eher 
ji.i  also  erwarten  dürfte.«   De  Goeje. 


6     

498b,  27  flg.  Die  hier  angeführte  Stelle  der  Lettre  ä  M.  FI. 
verlangt  eine  nachträgliche  Bemerkung.    Hätte  Dozy  statt  *_>., 

Loci  de  Abbad.  IL  S.  220  Z.  5,  richtig  *_>,  geschrieben  und  dein- 
gemäss  übersetzt:  Quod  si  aegroto  morbum  (quo  laborat)  non 
declaro,  (eum)  perdo,  so  wäre  ich  nicht  auf  das  von  ihm  mit 

Recht  abgewiesene  öo  (statt  y.)   verfallen,   welches  indessen 

als  absoluter  Infinitiv  zu  <£*ji  ,  ohne  gegen  die  Grammatik  zu 
Verstössen,  wenigstens  einen  »sens  raisonnable«  zulässt :  wenn 
ich  das  Uebel  nicht  in  Form  einer  Klage  blosslege«;   wogegen 

»_>.  im  Nominativ  als  Zustandsangabe  zum  Subjectpronomen  von 
öa.j5  :  »Quodsi  aegrotans  morbum  adesse  non  declaro«  gramma- 
tisch unmöglich  ist.  Aber  eine  Aenderung  von  uj.  an  und  für 
sich  wird  durch  die  vom  Kämtis  bezeugte  und  durch  Makkari  II7 

flf,  6,  und  vaö,  10  bestätigte  Verbindung  des  Zeitwortes  6o  mit 
doppeltem  Accusativ  der  Person  und  der  Sache  völlig  unnöthig. 
Die  umgekehrte  Stellung  der  beiden  Objectsaccusative  aber 
macht,  zumal  in  einem  Verse,  keine  Schwierigkeit  (Dieterici's 
Alfijjah  S.  Ifr  Z.  i — 12);  daher  auch  die  Möglichkeit,  beim 
Uebergange  eines  derartigen  doppelt  transitiven  Zeitwortes  in 
das  Passivum  das  ursprünglich  zweite  Object  zum  Passivsubject 
zu  machen,  Mufassal  S.  III  LZ.  —  ||v  Z.  3. 

499a,  2  u.  3.  Ibn  Hallikän,  I,  385,  2  (de  Slane)  giebt  ein 
satyrisches  Epigramm  auf  einen  gewissen  Ibn-al-Murahhimr 
früher  Hospitalarzt,  später  unter  dem  Chalifen  al-Muktafi  Ober- 
richter in  Bagdad.  Da  heisst  es:  »Ibn-al-Murahhim,  du  bist  nun 
bei  uns  Kadi  geworden,  —  ist  denn  nur  die  Zeit  kindisch  oder 
der  Himmel  toll  geworden?  Wenn  du  aus  den  Sternen  wahr- 
sagst, nun  dann  vielleicht  — ;  woher  kämst  du  aber  zur  Kennt- 
niss  von  Muhammed's  Gesetz?«  De  Slane's  Uebersetzung,  II,  83, 

füllt  die  Ellipse  nach  Uo.s  sinngemäss  so  aus:  »your  decisions 
might  be  sometimes  right «  (arabisch,  mit  einem  Worte,  i^mmü)  , 
wogegen  Uj.s  nach  Dozy  bedeuten  soll  ce  serait  fort  bim,  ä  la 


bonne  heure;  aber  dafür  sagt  man  (Zeitschr.  d.  D.  M.  G.  Bd.  XX, 
S.  594  u.  595,  Anm.  7)  mit  einer  ähnlichen  Ellipse  Lgxä.6) 

499a,  14  »Trefle  (plante)«  nach  Bocthor,  als  Bedeutung  von 

äü. ;  aber  Bocthor  selbst  lässt  die  erste  Sylbe  unvocalisirt ,  und 
ebenso  Dr.  Bilharz,  Seetzen  IV,  S.  450  S.  4 — 6:  »j~..0  heisst 
der  getrocknete,  *^*«jj  der  grüne  Klee,  Trifolium  Alexandrinum. 

Die  Blüthen  desselben  heissen  io. «.    Aber  das  Wort  lautet  io. 

und  bedeutet  speciell  den  zweiten  und  dritten  Schnitt  der  ge- 

nannten  Kleeart;  s.  Lane  unter  (*-y*JJ  und  io. 

500a,  8 — 10.    Zur  Erklärung  dieses  jjvs  sehe  ich   keine 

andre  Möglichkeit  als  cXj  -s  zu  lesen  und  »nisus«  und  »conatus« 

in  Beziehung  auf  dieses  für  Participien  der  zweiten,  in  Beziehung 

auf  *ix/o  (d.  h.  *j**)  für  Verbalnomina  der  vierten  Declinalion 
anzusehen.  Bietet  L  vielleicht  noch  andre  Beispiele  solches 
zwitterartigen  Wortgebrauches?7) 


6)  »Uj3.    Dozy  findet  dass  hier  eigentlich  nichts  zu  bemerken  ist, 

da  er  die  Stelle  ebenso  verstanden  hat  wie  Sie,  und  dass  zwischen  Ihrem 
»nun  dann  vielleicht  — «  und  seiner  Uebersetzung  »ce  serait  fort  bien,  ä  la 
bonne  heure«  kein  wesen  tli  ch  er  Unterschied  ist.«   De  Goeje. 
s     ■> 

7)  »Ajys  hat  die  Handschrift  wirklich,  dies  muss  aber  Schreibfehler 

sein;  denn  ein  paar  Zeilen  weiter  findet  man:  niteris  (»4*^5  ^JjJ  und 
nitor  p5)\j    ^iy-      Ihre   Conjectur  wird   also   glänzend  bestätigt.     Da  L 

2  ) 

lXj.j,  l\j,I  schreibt,  dürfte  man  vielleicht  tXj-*  (Aj.x)   für  einen  ,<Axi<o 

^♦»ys  halten,  wie  c^-^-»,  ^j*ä-;JW.«  (In  einem  spätem  Briefe:)  »Ich  habe 
beim  Durchblättern  des  Vocabulars  L  das  Präfix  des  Impf,  der  4.  Form 
stets  mit  Fath  gefunden  :  ***',  njA^'j  -k2-^^,  j£*£i  (  9j~^  neben  /  <^~>-5, 

)o£  ,,o£jo-£  ^       k°  »■»  ^i 

JdLwl  neben  Ajfc&5?  (  4**^  neben  /  «fl*-^  (dagegen  stets  w ä-ytoi  u.  s.  w.). 
Vielleicht  ist  das  Dhamm  Schreibfehler  für  Fath,  und  dann  einiger  Grund 


8     

503%  17  flg.    In  seiner  Uebersetzung  der  T.  u.  E.  Nacht  hat 
Lane  die  in  der  Gemeinsprache  übliche  Bedeutung  von  «J.  aus- 

gedrückt;  Cuche:  »&uLd  «jl.  percevoir  le  quart  du  benefice, 
ou  supporter  le  quart  des  pertes,  dans  un  contrat  de  societe «. 

*jLÜ  bei  Macnaghlen,  I,  877,  ist  *jLJ!  zu  lesen,  als  substanti- 
visch gebrauchtes  Passivparticip:  in  der  neuen  Beiruter  Aus- 
gabe derT.  u.  E.  Nacht,  Th.  2,  S.  ftf  Z.  15,  lautet  derselbe  Satz 
mit  dem  Activparticip :  Obo*sj(  \S>J>  ,3  L*jL/i  «ilA>.£  <J^&i  J-^. 
Diese  Bedeutung  scheint  dann  weiter  in  die  ganz  allgemeine 
übergegangen  zu  sein:  mit  einem  Andern  zu  gemeinschaftlicher 
Betreibung  eines  Geschäftes,  zu  Ausführung  eines  Unternehmens 

u.  dgl.  zusammentreten;  daher  i*j,  (=  «*jI-*)  bei  Cuche:  »ca- 

marade;  associe«,  in  diesen  Bedeutungen  ausdrücklich  als  ge- 
meinarabisch bezeichnet.  Für  »camarade«  liegt  freilich  die  Ab- 
o- 
leitung von  *j.,  Quartier,  Wohnung,  noch  näher.  Hieraus  er- 
klärt sich  auch  das  tco.  in  dem  scherzhaften  Versstück  bei 
Makkari.  I,  aIP,  13—15  (s.  Suppl.  50ia.  9  u.  10):  »In  unserem 
Hause  giebt  es  drei  Schwangere,  von  denen  wir  wünschten, 
sie  hätten  alle  schon  abgelegt:  mein  Weib,  meine  Katze  und 
mein  Schaf.  Haben  sie  erst  abgelegt,  so  helfen  sie  wieder 
wirthschaften  8)  :  mein  Weib  zum  Einrühren  des  Dattelmuses 
(Habis),  die  Katze  zum  Wegfangen  der  Mäuse,  und  mein  Schaf, 
wenn  uns  nach  Magic  gelüstet«  (indem  es  die  Milch  dazu  liefert; 

o 

s.  <*-v5?  b.  Freytag).    Durch  ähnliche  Verallgemeinerung  könnte 


für  die  obige  Annahme   vorhanden;    doch    habe   ich  in  dem  Vocabular 

noch  kein  einziges  anderes  Wort  der  Form  o*-**S  ij**-**'0  gefunden.«   De 

Goeje. 

8)  »Allein  der  Singular  Lxaj.  nach  ^J   bedarf  noch  einer  Erklärung.« 
Dozy.   —  Ich  finde  diese  darin,  dass  andere  form  -  und  sinnverwandte 

Wörter,  wie  ,^-JbS,  f*-."1-"5*?  •^a^^>>  nicht  nur  als  Singulare,  sondern  auch 

als  Collective  gebraucht  werden,  wonach  wohl  auch  %^  mehrere  Haus- 
genossinnen bezeichnen  kann. 


9     — 

auch  das  sinnverwandte  (_,wüi».  405b,  20,  zu  der  Bedeutung 
•»fermier«  oder  »metayer«  gekommen  sein. 9) 

503b,  5  ».^**£l  *jJi  la  terre  habitable«  unter  «j,,  gehört 

unter  *j.  ,  eig.  das  bewohnbare  Viertel  (der  Erde) ;  s.  Cazwini, 
I,  |fv,  4  flg.,  II,  v,  20  flg. 

506b,  18u.  19.  In  derBresl.  T.  u.  E.  N.  VII,  f%  12,  schreibe 

man  statt  x-oy*.  wie  fv,  14,  *uj>,  d.  h.  \*jys.    Dasj£>  in  der 

ersten  Stelle  geht .  wie  .Jj'  in  der  zweiten ,  auf  den  Vater,  das 
Suffix   s  in  beiden    auf  den  Sohn;    nach  dem  Zuslandssatze 

x.o>)  j£^  ist  3  vor  jj.  dem  Nachsatze  von  jJij  Uli,  zu  streichen. 

Das   begrifflich  neutrale  Verbalabstractum  iCoy,    506b,   1  flg., 

kann,  alsConcretum  gebraucht,  für^j-a  wie  für  »Ly>,  das  weib- 

liehe  Aclivparticip  iLo-*  hingegen  seiner  Natur  gemäss  für  keins 

von  beiden  stehen. 

506b,  20  u.  21.    Hierher  gehört  das  durch  Versehen  unter 

■> 
^_o,  cerathene  ».^^  fesse-mathieu.  usurier«.  574b.  14. 

51 0a,  27  flg.  ,..^Läj  &^J,  stärker  als  ...^läj  xüriL  bedeutet: 


il  le  declara  superieur  ä  un  tel,  von  ao  *--v>. ,   er  überwog  ihn, 
war  ihm  überlesen,   wie  bei  Zamahsari   im  Kassäf  zu  Sur.  3 

V.  167,  als  Ausspruch  des  Chalifen  cOmar:  .£j  ^j!  c)-+$  qj>  5* 

*^j  ^>J  äU^l  sJs.>  qUjL  »Wenn  Abübekr's  Glaube  gegen  den 


9  ^Daselbst  hat  Dozy  schon  gesagt,  wie  ,j*U.3-  zu  der  Bedeutung 
fermier  gekommen  ist.  Ich  habe  einen  Augenblick  daran  gedacht ,  ob 
auch  (j~w\*£>  associe  bedeuten  könne  in  einem  Verse  von  Abdalmottalib, 
Tabari,  1,  I.aö.  k  (wird  bald  erscheinen): 

Dies  aber  wage  ich  nicht  ohne  Beweis.«    De   Goeje.    —  Der  Beweis  ist, 
meine  ich,  gegeben  in  der  letzten  Gebrauchsweise  des  Wortes  bei  Lane. 


10     

dieser  Gemeinde  (d.  h.  aller  Moslemen)  abgewogen  würde,  so 
überwöge  er  sie«. 

5IOb,  7  flg.  Der  selbstständige  Beschaffenheitsbegriff  x^ls^ 
Jüxil,    die  Festigkeit  und  Tüchtigkeit  des  Verstandes,   Lane 

,o 

103ob,   entspricht  der  intransitiven  Adjectivform  ^o»,   in  J.&C 

*??>,,  Bresl.  T.  u.  E.  N.  V,  IH,  6  u.  7;  der  comparative  Ver- 
hältnissbegriff  via  preponderance  de  la  faculte  rntellectuelle  sur  les 

5     3  -•  O     > 

autres  facultes  de  l'ämen  wäre  durch  rj^>j  oder  (mL^  auszu- 

drücken.    »bL>^H  xs>L:>;  ist  dem  Sinne  nach  nicht  verschieden 

von  jyi*j|  Xs>L>..;   s.  Jls>  b.  Lane. 

511%  10  flg.    Der  türk.  Kämüs  bestätigt  diese  Bedeutung 

von  _ l_>.  mittelbar  durch  das  was  er  über  &>*>,   sagt:   »Al- 

rigrigah  nennt  man  den  auf  dem  Boden  des  Behälters  Ljcys-) 
stehen  bleibenden  Wasserrest.  In  den  andern  Quellenwerken 
wird  das  Wort  so  erklärt:  der,  wenn  er  geschüttelt  wird, 
sich  trübende  Wasserrest,  und  dies  entspricht  der  Bedeutung 

des  Verbalstammes«.  In  demselben  Sinne  steht  rL>,  s-l*  bei 
Cazwini,  I,  iTf,  16,  und  Ffo,  15. 

513*,  28  »ol*>ty>«  sehr.  oU>iy«. 

51 6b,  23  »wjü>.«  sehr.  ^r>>.  ,  wie  51 9a,  6.    De  Goeje 
im  Glossar  zu  der  Bibliotheca  Geographorum  arabicorum  S.  246 


o  - 


unter  ,-}*■*•£>,  hat    De   Jong's   Irrthum   bereits   berichtigt.      Die 

51 9a,  6,  aus  Bar  Ali  angeführte  Stelle  selbst  weist  auf  die  hier 
angegebene  Bedeutung  hin.    Nachdem  dort  gesagt  ist,    f  <->  v ■  j l 

—  verderbt  aus  dem  pers.  &jl3»  j'  —  bedeute  J.a2*jI ,  Molken, 

und  daher  komme  das  syr.-arab.  Dialektwort  £<£*&,  heisst  es: 
»Manchmal  benennt  man  auch  .-.*&;>  Ji  mit  diesem  Namen«,  also 

etwas  von  dem  blossen  ^.^a  verschiedenes.    Für  ,-t^ä3».  haben 

der  Kamüs  und  M.  al-M.  unter  ^S  die  andre  Form  {^J>.   (s. 


11    

51 8a,  30j ,  Freytag  unrichtig   -w;>..     Unter  demselben  Worte 

sagt  der  türk.  Kämiis  in  Uebereinstimmung  mit  den  persischen 
Wörterbüchern,  Rachbin  werde  dadurch  hergestellt,  dass  man 
Molken  nach  Farhang  i  Rashidi,  mit  Hinzufügung  von  Mehl) 
dick  einkoche  und  dann  trocknen  lasse.     Zamahsari's  Mukaddi- 

w 

o    ~  0  *  o     3 

mah,  1t,  4  v.  u.,  erklärt  J»*^  durch  das  pers.  i_i y  ,  f^>  durch 
.^x^. ,  und  dieses,  als  arabisirtes  Wort,  wiederum  durch  das 

pers.  h'u^v  » j.j\  entsprechend  dem  türk.  o».S  LS.   Nach  Farhang 

i  Rashidi,  I,  l*f I*4,    II    u.  12,    ist  die   ursprüngliche   pers.   Form 

o  o 

.-.**:>.,  auch  ^aä, 

--  o  ^ 

51 7a,  4  v.  u.  ))j«.>.^  Vendroit  vers  lequel  on  se  vetire«  sehr. 

»    G   ^ 

J»s>j*,  wie  ich  zu  der  angeführten  Stelle  des  Kämil  hätte  be- 
merken sollen.  Dasselbe  Wort  ist  in  ^J>0»*  verschrieben  bei 
Jäküt,  III,  aFI,  1.  Z.,  wie  schon  bemerkt  V,  344,  5,  und  bei  Ihn 

Djanuh,  Opuscules  Paris,  1880)  187,  8:  x^>  AsA  J^Ju«  ^Li 
I^xajI  iöji'  ^r.  jedoch  der  Sinn  richtig  getroffen  :  »personne  n'a 
pu  s'empecher  de  reconnaitre  dans  ce  mot  le  nifal«.    Das  ^ 


der  Originalwörterbücher  in  der  Redensart  ^b>ix  tik^c  J,  qI  ist 

nicht  nur  bei  Freytag,  sondern  selbst  bei  Lane  unter  ^>-~*  zu  dA^ 
geworden  und  daher  bei  diesem  auch  nicht  richtig  übersetzt. 

51 8b,  10  v.  u.  »(ja5>-J«  nicht  in  (j^3-J  zu  verwandeln, 
sondern  nach  51 6b,  15  flg.  zu  übersetzen,  lat.  ad  eluendas  ex 
animis  simultates.  Zu  den  von  Dozy  selbst  Abbad.  III,  113  an- 
geführten Beispielen  vom  tropischen  Gebrauche  dieses  Wortes 

füge  man  hinzu  Makk.  II,  aIY*,  1 8  u.  1 9 :  U  U^ci  «-jjJS  ^c  \ja2»ß 
^y\  q,J>  ^  Lu  /  ä.Uj  .J  (c-'*^  (das  im  Texte  stehende  vj^i»^ 
ist  schon  gehörigen  Ortes  berichtigt). 

519a.  3  »^vai>»  plenipotentiaire«  1.  ^jj>.2>^,  ein  Wort  der 
diplomatischen  Terminologie;  s.  Zenker'sDict.  turc-arabe-persan7 
835c. 


12     

,3  -3  £  - 

51 9a,  21  flg.    »>i»l>_;  —  marbrier«.    Ein  JL*s  statt  jL*s  als 

denominatives  Personenwort,  wie  (j*Ls?,   Kupferschmied,  von 

(wl^?,  u.s.  w.,  wäre  einzig  in  seiner  Art,  um  so  mehr,  da  dieses 

angebliche  *Lx>-, ,  Marmorarbeiter,  mit  dem  Worte,  von  dem  es 
herkommt,  in  Form  und  Laut  ganz  übereinstimmen  würde. 
Wäre  der  Vocal  der  ersten  Sylbe,  etwa  in  einer  Vulgärform 
zu  recht  sinnfälliger  Bezeichnung  des  Grundwortes ,  wirklich 
von  diesem  in  das  Derivat  herübergenommen,  —  ein  Verfahren 
von  dem  ich  im  Arabischen  kein  Beispiel  kenne  — ,  so  könnte 
nach  meinem  Gefühle  wenigstens  der  zweite  Consonant  die  für 
die  Bedeutung  charakteristische  Verdoppelung  nicht  entbehren. 

i,      3  i      - 

Einem  solchen  *L>.  als  Singular  statt  *Ls>.  würden  auf  den  ersten 
Blick  allerdings  sogar  einige  klassische  Formverwandte  entgegen- 
kommen, aber  eben  nur  scheinbar;   denn  p-L3?  *Li ?  pIX*3  ^U?» 

S  3 

gehören  zu  der  seltneren  adjectivischen  Intensivform  JL*s,  der 
Vocal  ihrer  ersten  Sylbe  ist  also  eben  so  ursprünglich  wie  der 

von  0j.xxiLi>JS  in  der  Bulaker  Ausgabe,  als  regelmässigem  Bela- 

-     3 

tivnomen  von  f li>..  10J 


10)  »r»^")  marbrier,  gewiss  sehr  auffallend  ;  allein  L  hat  es  zweimal 
so,  und  im  spanischen  Dialekte  findet  man  sonderbare  Dinge.«  Dozy.  — 
»Dass  man  Makkari  I,  S^lö,  9  nicht  mit  der  Bulaker  Ausgabe  Q^..ysi3yi 
zu  lesen  hat,  beweisen  die  angeführten  Stellen  Memor.  bist.  esp.  II,  397,  5, 
VI,  324,  wo  r»Li>.  (ohne  Vocale)  steht.  Ich  werde  in  L  nachsehen,  1)  ob 
das  Taschdid  auch  sonst  fehlt,  wo  es  sicher  stehen  muss,  2)  ob  auch  in  an- 

dem  Fällen  ein  solcher  Vocalwechsel  vorkommt.  Denn  mir  ist  f\-^-j  in 
dieser   Bedeutung    doch    anstössig.«      (In  einem  spätem  Briefe:)    »Die 

(JLxs- Formen  werden  in  L  stets  genau  grammatisch  geschrieben:  oLv*£ 
fullo,  v^,  LP^j  ,;W>5  _;^  u-  s-  w-  Dagegen  q^  ,  ,-läJ,  -Uj'. 
Dies  verbietet  die  Vermulhung,  dass  in  v.  latomus,  caesor  lapidum  ^-^>) 

M      3  -      - 

zu  lesen  sei  t»L^»j  für  *Lr>-j.   Das  Taschdid  fehlt  allerdings  einigemal,  wie  in 


13     

51 9a,  8  v.  u.  8*-*>y  lambrissage«  nämlich  en  marbre,  wie 

Bocthor  selbst  unter  Lambris,  im  Gegensatze  zu  Lambris  en 
menuiserie,  ä^ui^"'. 

519b,  9  v.  u.  »fjLi^«  sehr.  SjLsy11) 

520b,  25  »X  ttre  rendu,  restitue«.    Ein  solches  passives 
Activum  der  zehnten  Form  wäre  selbst  in  der  Gemeinsprache 

nicht  möglich.  De  Goeje's  Glossar  zu  Moslim  erkennt  öyjJi  mit 
dem  Objectsaccusativ  <j\öy>  richtig  als  activ  transitiv  an;  das 
Subject  davon,  wie  das  von  dem  erklärenden  «.>.  mit  iüiXxJdi  iL 
im  Commentar  Z.  9,  ist    -PJÜ!. 

521 b,  18  »iCco.  cJ>.  senible  signifier  eprouver  un  echec«.    In 

3,03  ,  O,  i£0 

der  angeführten  Stelle  ist  zu  lesen  Lg&>-j  ü£j>.  j^l  ^,  das  Zeit- 
wort im  Passivum  mit  dem  auf  das  Einheitsnomen  zurückgehen- 

„       3        0,0, 

den  Suffix,  wie  man  sagt  L%iyü  äjyö,  ein  Schlag  den  er  bekom- 
men hat. 

522b,  3  v.  u.    Ich  wage  eine  Vermuthung:  sollte  das  jeder 


3      -  S         'J     ,    3  W 


SA-yw,  kA^r-,  j^»5 ,  r***3  rjtr**"  •,  v_5j  5  ^V.1-^  tso  stets,  und  sehr  oft  im 

n.  relat.  ^5  anstatt^:),  Hj-*»;  aber  alle  Wörter  der  Formen  JLxs  und  ijl*5? 
die  ich  gefunden,  haben  das  Taschdid.  —  Ein  Beispiel  von  Vocalwechsel 
fiel  mir  auf,  während  ich  noch  an  Ihre  Erklärung  von  *&**  dachte.    Unter 

9         >  1  o, 

eleetuarium   hat  L  **Lo  <*&-*.    Dieses  **^  steht  gewiss  für  i*-^».    iDozy 

hat  vergessen  das  Wort  zu  notiren.)  Auch  -i^j-b  und  '»Sd^\j.  Eigenthüm- 
Iich    ist    noch  in  L  die  Accentverschiebung    und    Vocalverlängerung   in 

6  ,  O  3  ~         ,    O    3  O  ,03  3  .0, 

itAÄJjX,  ,jrjJC*w*a?  «^ää*x?  ,*.>ji>;^j.«  De  Goeje. 

11)  ))5^Ls>,  würde  ich  nicht  aufgenommen  haben.  Bc  hat  wirklich 
^13»..  Es  scheint  aber  ein  Druckfehler  zu  sein.«  Dozy.  —  In  der  ersten 
Ausgabe  steht  sowohl  unter  Mollesse,  qualite  de  ce  qui  estmou,  als  unter 
Mollesse,  manque  de  vigueur  et  de  fermete,  'i»\.s>y 


14 


Form-  und  Bedeutungsanalogie  bare  »,.,oJ  Ingratus«  des  Voca- 

hulista  verschrieheu  sein  aus  .o.l  (st.  q^)  Jordanes?12) 
524b,  M   infoJ.h  sehr.  Lo.A13 

-  o  - 

525a,  21   »^*y>«  ein  zur  Erleichterung  der  Aussprache  um- 

gestelltes  rj-^»<;  dieses,  bei  den  Beduinen  besonders  ein  Weide- 
platz wo  das  Vieh  sich  frei  ergeht ,  ist  später  überhaupt  ein  Ort 
zum  freien  Umherwandeln  für  Thiere  oder  Menschen,  s.  647a, 

1  flg.  Dem  dort  angeführten  j&Al  «.,-*■"*>  ein  Ort  zu  freier  Augen- 
weide, entspricht  bei  Jaküt,  III,  IrY,  22  in  der  Mehrzahl  r;L*"« 

^*U.    In  der  Form  &**».a  bedeutet  es  heutzutage  jeden  Ort  zu 

gemeinschaftlicher  Belustigung,  sei  es  unter  freiem  Himmel,  sei 
es  in  geschlossenem  Baume;  besonders  ein  Schauspielhaus.  Die 
arabischen   Zeitungen    nennen    einen   Tanzplatz    oder   Ballsaal 

O   -  ,  O  v. 

^ja'ij  f^.A\  —  zum  vollen Verständniss  für  christliche  Europäer, 

an  welche  die  betreffende  Einladung  sich  zunächst  richtete,  war 
in  No.  33  der  Beiruter  Hadikat  al-ahbar  v.  J.  1858  in  Paren- 

^  0  *■ 

these  ballo  hinzugefügt.    Von  -\*».*>  schlechthin  in  der  Bedeu- 
te £      J 

tung  Schauspielhaus,  Theater,  hat  man  auch  ein  Adjectivum 
/_-?yi  gebildet;  No.  7  desselben  Jahrgangs  der  Hadikah  ge- 
braucht Kk&J.\  Ä.cLUaJi  für  l'art  dramatique.  In  XSyJi  t-iLü* 
iü*JLJt  adb>Ji  j  '-w-ci.^,  Beirut  1 856,   heisst  es  S.  81  von  den 

Besuchern  der  Pariser  Champs  Elisees:  ^Ui  y^ß  p-^^ 
l$^\y*  SU^  LgÄö'Xo5  u) Ui^.A^j.jjii  und  S.aI  von  den  Pariser 
Theatern  überhaupt:    ii.i  ^»yix^  &13    ^:    u~J;W    g**w|^'    ^' 


50  £ 


12)  »q^J  ist  Vocabulista  S.  11  u.  431  durch  ingratus  übersetzt.  Der 
Jordan  kann  damit  unmöglich  etwas  zu  thun  haben.«    Dozy. 

13)  »ijiSjS-t  ist  ein  Druckfehler.«   Dozy. 

14)  ^j.aa*o;^jj5  I  exposition. 


15 

S._^&Ii  iütAv*J(  "Si  LgJL«yJül  /ä^w$  oü^  iPJtff.  (In  der  fol- 
genden Aufzählung  sind  die  beiden  ersten  von  diesen  sieben 
le  grand  Opera  und  la  Comedie  francaise.) 

529a.  10  »0~\jU  s.  die  Anm.  zu  496%  10. 

529\  20  rrläl  pl.  Lä>«  sehr,  wie  bei  Bc.  Lö,  pl.  U,l. 15) 

530b,  vorl.  Z.     Nichts  zu  ändern  :    ,j:Jö^>   »du  hast  mich 

ausgeplündert«,  steht  affectvoll  übertreibend  für  ^  o.^- ,  wie 
statt  »jjvs.^  a  zu  schreiben  wäre  :  »du  hast  mir  (gerichtlich) 
die  Verwaltung  meines  Vermögens  entzogen«. 

53 1 a,  16  flg.  An  der  zweiten  Stelle,  250,  4,  hat  die  Gal- 
land'sche  Handschrift  statt  des  richtigen  xä^i.  der  Bulaker  Aus- 
gabe Käui. ,    die  Habicht'sche  Handschrift    aber  wie  die  Bresl. 

j  i ,  , 
Ausg.  an  beiden  Stellen  a^äj,,  d.  h.  üsÄjj  wolür  die  Bul.  Ausg. 

an  der  zweiten  Stelle  ao-i^  setzt.    Dieses  ^J*.ä  steht  demnach  in 

der  Bedeutung    des   nach    dem    Kämüs  von  «Lä^o   gebildeten 

Bjcäf  und  oLäj  :    bis  auf   den  letzten  Tropfen  austrinken  : 


»  ,  s 
ebenso  auch  die  vierte  Form  ^a^5  bei  Makkari,  II,  Ito.  9 : 

^iij>  Lg*£jj  L^j'Ij         k*^''  f^*-^  q^  ^^  y>^ 

S-£  ;'-£ 

mit  Gegensatz  zwischen  *j1 .  voll  schenken ,  und  ^juii\  ,  leer 
trinken.  Durch  die  spätere  Abwerfung  des  Vorschlags -ä  der 
vierten  Form  von  doppelconsonantigen  und  mittelvocaligen  Stäm- 
men ist  v_^ui  wahrscheinlich  aus  olü!  entstanden. 

53  lb,  21    n^yj&jby«  Bothlauf,  Böse,   pers.  ry&£y 

0  -  -  °  -  - 

533b,  9  v.  u.  »«-o.«  sehr,  pl^y    In  der  angegebenen  Be- 


15)   «Bc  hat  in  der  2.  und  3.  Ausgabe  Lilü^  ,   dies  scheint  aber  ein 
Druckfehler  zu  sein.«  Dozy.  —  In  der  ersten  Ausg.  steht  Li.. 


16     

deutung  hat  auch  die  Bresl.  Ausg.  VII,  h1 ,  ü,  föjjj  wie  dort 
statt  iuto^j  zu  lesen  ist. 16) 

534b,  20  flg.  +jo.  mit  dem  Accusativ  von  Dingen  bedeutet 
auch  fest  über  einander  legen,  aufschichten,  wie  in 

Wüstenfeld's  Cutbeddin,    ftv,  U:  &  lfw&,5  ^LjGt   .L^Sl  ^Ur 

.-JLriS  A*«.  Von  dieser  in  M.  al-M.  wie  in  andern  Wörter- 
büchern übergangenen  Bedeutung  macht  dessen  Verfasser  nach- 
träglich ,    mit   parenthetischer   Erklärung ;    selbst    Gebrauch : 

**S^  \2>  C:axf  l'jy*  k^2*^  (iV*??.  l5^)  f-*°j^.  't**^  ij-^3  r^y 
Daher  *a^j.I  :  sich  fest  übereinanderlegen;  von  Dingen 

übergetragen  auf  Personen:  sich  massenhaft  anhäufen, 


s'amasser. 


534b,  7  u.  6  v.  u.  Sollte  &U>  ^ILLJU  ^.l  nach  Ana- 
logie von  q^äJ  jfijöl j  nicht  vielmehr,  mit  Umkehrung  des  Ver- 
hältnisses, bedeuten  :  er  stimmte  viele  Leute  dem  Sultan  günstig, 
gewann  sie  für  dessen  Person  und  Sache  — ? 17) 

535a,  8.  Zwischen  L^o)  und  »&*£?,  scoriea.  sehe  ich  keinen  Ver- 
bindungsweg und  halte  &*&.  einfach  für  ein  verschriebenes 
äuc.  (Ä*i.  oder  demin.  SUe.?)  vom  Stamme  iL,  539a,  lOflg.,  wo 

*■  o  -■ 

unterste,  hinzuzusetzen  ist:  q^L»I5  sjx.  scorie,  Bc. 18) 

16)  »5"°;  steht  so  in  Macnaghten's  Ausgabe  ;  fb^  würde  nicht  auf- 
genommen worden  sein,  da  Freytag  diese  Form  hat.«  Dozy.  —  »Wahr- 
er, s 

scheinlich  ist*>a,  zu  lesen  nach  TA:  Läo,   L^«*ö.J   ^^^  ylJaJl   *-o, 

I&Aäa*.    Die  Dichterin  Alkhansä  hat  dieses  Verbum  zuerst  von  Menschen 
gebraucht.«    De  Goeje. 

17)  »Ich  habe  die  Stelle  Macc.  III,  680,  7,  in  der  Bulaker  Ausgabe 
nachgelesen  und  finde  (mit  Ihnen),  dass  man  übersetzen  muss  »er  gewann 
viele  Leute  für  den  Fürsten«,  wie  der  Zusammenhang  fordert,  da  er  des 

Fürsten  rechte  Hand  war  &ä^>  cL^-yC-wi   ^j.«  De  Goeje. 

18)  »xyöj  steht  ganz  deutlich  so  in  der  sehr  correcten  Handschrift. 


17     

535b,  10  » J-b.  II  chatouillem.  vielmehr  branler,  brandiller, 
faire  jouer,  lat.  librare,  hin  und  her  schwingen,  schlenkern.19) 

536a,  2.  iUcJ  Kämil,   !t",  19,  ist  nach  II,  8  u.  9,  PI.  PI.  von 


'j  - 


iLic,,  zunächst  gebildet  vom  PI.  cy!ev 


536b,  3  v.  u.  i^xy!»  türk.  J^.Lc,  neugriech.  [.ia()ovXi((.ia()ov- 
kiov),  Lattich;  J-J-\  dj^-f*  wahrscheinlich  eine  wilde  Art  da- 
von,  etwa  =  (C^j  u^.i>  b.  Low,  Aram.  Pflanzennamen  S.  253 
Z.  3,   türk.  j.  U  gL1j,  b.  Zenker  S.  800\ 

537b,  23  flg.    i^j*  und  ^L«*  (dieses  jedenfalls   »muräay« 

bei  Ale,  die  letzte  Sylbe  mit  äjlol  auszusprechen)  haben  an  sich 

beide  die  von  Dozy  dem  ersten  gegebene  Bedeutung  »qui  mi- 
rite  dötre  honore«,  auf  Wissenschaften  u.  dgl.  bezogen:  d'etre 
eultive,  etudie,  soigne ;  nur  durch  starke  Verallgemeinerung 
kann  dies  zu  »excellent,  parfait«  werden. 

538b,  21  u.  22.    In  der  angeführten  Stelle  der  Bresl.  T.  u. 


'j  .    & 


E.  N.  schreibe  man  l\c.^  u>  ^e»  ,    d.  h.  «A£;  u^  J^  als 

Zustandssatz.     Das  von  mir  aus  der  Goth.  Handschrift  genom- 
mene q_>-  ,   an  welchem  auch  Dozy  279b,  21    u.  22  anstiess, 

ist  hier  unpassend  und  Habicht's  Handschrift  bietet  dafür  das 
sinngemässe y>,  entrüstet,  erbost.   iAc.,  formales  Seiten- 


Ein  x^i;^  oder '^i,  ist  mir  nicht  bekannt.«   Dozy.  —  Ich  glaube,  dass 

*aäSj  eine  Verkürzung  von  ^y£>i  ist  (vgl.  bei  Dozy  »Ue«  unter  xyto.t),  wie 

U»pM  zu  (j^wi  verkürzt  wird,  Jäcüt,  II,  vof,  22.«     De  Goeje.    —  Da- 

gegen  habe  ich  nur  das  Bedenken ,  dass  ij<sj^\  nicht  in  [ja  J5 ,  sondern 
durch  Ausstossung  des  Hamza  und  Zurückwerfung  seines  Vocals  auf  das  o 

des  Artikels  in  ij»  Ji  zusammengezogen  wird,  Mufassal  S.  Sil  u.  flv  §  660. 
19)  »Der  Unterschied  zwischen  meinem  »chatouiller«  und  Ihrem  »bran- 
diller« u.  s.  w.  ist  nicht  von  Bedeutung.«    Dozy. 

1882.  2 


18     

stück  zu  uy>,   steht  für  das  klassische  däLn,  vor  Aufregung 

sprachlos,   interdit.    Der  türk.  Kämüs :  »^j,  n.  ag.  von 

iAi.1,  sagt  man  von  einem  Zornigen,  der  vor  Zorn  nicht  ant- 
worten kann.«  Um  unter  der  Maske  des  Kochs  in  den  Hof  ein- 
zudringen ,  sucht  Ali  die  schlaue,  wachsame  Alte  durch  keckes 
Gaukelspiel  zu  verblüffen;  als  sie  den  Pseudo-Koch  mit  den 
Worten  p  wl>  u.ij  \>  entlarvt,  thut  er,  als  ob  er  vor  Empörung 

keine  Worte  finden  könnte  ,  wirft  den  zu  seiner  Rolle  gehören- 
den Marktkorb,  wie  ausser  sich,  auf  die  Erde,  u.  s.  w. 

539a,  15.    In  formeller  Hinsicht  hätte  die  Verwandlung  von 

-  o  ,  ,, 

Kj»,(c.  in  einen  von  ä^.c.  gebildeten  neuarabischen  Plural  ^5»!=, 
nichts  Bedenkliches  (s.  diese  Berichte  Bd.  XX  v.J.  1868,  S.  287) ; 

auch  führt  Lane  aus  Ta  ^le,  als  Plural  der  Singularform  ^le. 

an  ;  aber  die  Sprache  erlaubt  schwerlich  den  Gebrauch  des  Plu- 
rals von  dem  Schaume  vor  eines  Menschen  Munde,  wofür  sich 


die  andere ,   ebenso  gewöhnliche  Singularform  «Jjlc.  darbietet. 

Guche :  »Ecume  8j(c.j  äj-i,«.20) 

539b,  3  —  8.    Auch  Guche  giebt  von  »Casser,  briser  c^s. 

Las.«  die  gemeinarabische  Bedeutung  »Rejeter,  repousser«.    Das 

gemeinarabische  i^Äs.  hat  derselbe  als  Substanlivum  mit  der 
Bedeutung  »Transit ,  passe-avant« ,  und  als  Adjectivum  in  der 

Verbindung    KxXs.   iCi,., :    »Passe-avant.      Sorte  d'ecrit  portant 


20)  »Ich  muss  Ihnen  zugeben,  dass,  wenn  man  äJjLe.  liest,  das  Be- 
denkliche eines  Plurals  für  den  hier  stattfindenden  Singular-Begriff  be- 
seitigt wird.    Dagegen  ist  mir  das  Pron.  suffix.  anstössig.     Sollte  nicht  am 

Ml 

Eude  der  Text  richtig  und  *J_jU-;  auszusprechen  sein?  Es  kommt  hier  auf 

die  Lesarten  der  Handschriften  an.     Beaussier  hat  öj-Cj  pl.  ^»Le,.     Hart- 
em 
mann,  Sprachführer,  24  4  u.  333  hat  ^ßj-^j  für  den  Singular«.     Dozy.  — 

.  c  - 

Hartmann's  rarwi  ist  die  Vulgäraussprache  von  '*y£-y 


19     

ordre  de  laisser  passer  les  marchandises  qui  ont  paye  le  droit, 
ou  celles  qui  en  sont  exemptes.a   Ausserdem  das  denominative 

Verbum  »  Payer  la  douane  bLiy  oi. « ,  mit  der  fehl  gehenden 
Vermuthung:  Ai.  \joy£.  nJLäJ ;  denn  sowohl  ^j.  als  iAxi ,  ver- 
kürzt  aus  s^s.  und  slXx!  ,  und  die  davon  gebildeten  Relativ- 
nomina  iws.  und  'sJJ>a\  sind  persisch,  von  q.äs  .  ,  gehen,  und 
0lX^!,  kommen,  in  Beziehung  auf  Waaren  :   ausgeführt  und  ein- 

o,  .?-  S,     Cr » 

geführt  werden,    ^.b.  ist  Ausgangs-,   iXoi  Eingangszoll;    iwls, 

und  ioiA^S  sind  beide  Passirzettel,  jener  mit  Bescheinigung  der 

Entrichtung  desAusgangszolls  oder  der  Befreiung  davon,  dieser 
ebenso  mit  Bescheinigung  der  Entrichtung  des  Eingangszolls 
oder  der  Befreiung  davon.  Doch  werden  beide  auch  für  Aus- 
gangs- und  Eingangszoll  selbst  gebraucht;  s.  Zenker  unter 
*.juX.a;)  und  «lü3,  ,  bestätigt  durch  Lehö-eti  cosmäni:  _L:>I  \ääs, 

^.4.5  *.**,     *-Oj.i>0    (i^JiUtJyo!     a^iA/oi     .  ^lX/Co    XJiA»*$    ifi^j*^    f*",w')-      ^ 

der   aus  M.    angeführten    Erklärung    deuten    die    ungehörigen 

0  SS  «w 

Gegensätze  iL>b  und  ^L>5  auf  eine  auch  von  Bisläni  versuchte 
Ableitung  der  beiden  Fremdwörter  aus  dem  Arabischen  hin ;  be- 
sonders ^L>!  in  Beziehung  auf  «A/*!  scheint  diesem  eine  mit  Jul 
Zahlungsfrist  gewähren  ,  zusammenhängende  Bedeutung  geben 
zu  wollen;   s.  Suppl.  36b,  vorl.  u.  1.  Z. 

53  9 b,  6  u.  5  v.  u.  3Uc  aAsit,,  ***>  jtLä  »ü  avait  rompu 
tonte  liaison  avec  hei«. ,  verwischt  die  eigentliche  Bedeutung  von 
lX:Lj  nach  den  vorher  von  Dozy  selbst  gegebenen  Nachweisen 

etwas  zu  sehr;  ich  schlage  vor:  il  l'avait  prive  de  toutes  ses 
faveurs. 

5iOa,  9  u.  8.  Das  von  Humbert  selbst  hinter  die  Redens- 
art  ijiXJLi  owü»j  eile  a  congu  gesetzte  Fragzeiehen  bezieht  sich 

wohl  auf  die  Schwierigkeit ,  ihre  Bedeutung  mit  der  von  jus. 
zu  vereinigen.    Um  dies  zu  ermöglichen,   möchte  man  rjap..  für 


20     

ein  falsch  gehörtes  oder  geschriebenes  u\s,  in  der  Bedeutung  von 
J^>  (s.  539b,  21  flg.)  nehmen.  2i) 

540%  14  u.  15.  Entsprechend  der  Grundbedeutung  von 
U«i,  =  aJbs-.j  ö*>  ist  der  eigentliche  technische  Ausdruck  für 
diese  Anwendung  des  Wortes  der  von  Cuche  gebrauchte :  »avoir 
une  forte  poussee«,  einen  starken  Druck  auf  eine  Unter-  oder 
Grundlage  ausüben. 

c£  v. 

540b,  9.  j^liJ  ist  der  Bedeutung  nach  PI.  von  ^il,  der 
Form  nach  PI.  von  {jas»  welcher  Singular  in  der  collectivpersön- 
liehen  Bedeutung  von  ^ci,  ^3,  wie  ,j*i3?  /  '^=>,  rjä  und  ähn- 
liche, auch  als  Femininum  erscheint,  z.  B.  bei  Abul-maliasin, 
I,  v!t%  1,  wo  drei  Handschriften  statt  des  von  Juynboll  aus  zwei 

andern  aufgenommenen  'ti^s\j\  \Ac  ip.lj  das  ebenso  richtige 
\jasJ\  xJlc  o>ü  haben.  ^cLs.i  verhält  sich  zu  ^s.  wie  <i)Lj'5 
==  OJ^/ß  zu  öjjä,  r!^l  =  oJ.l^  zu  p^  pL^i  —  0^'^  zu 

r* 22) 

541%  4 — 6.  Auch  mir  erscheint  diese  Wortfügung  sonder- 
bar und  zweifelhaft,  ja  mehr  als  das.    Ich  vermuthe  in  Gl.  Bad- 

roun   S.  91    Z.   18   u.   19    L\.:>X*Ü  statt   des  unverständlichen 

L\jA^:  »als  (oder  zur)  Richtigstellung,  Berichtigung«,  nämlich 
des  «swotA-o!  in  der  betreffenden  Ueberlieferung.     In  Verbindung 


21)  »IhreConjectur,  dass  iJ^Sn  bei  Humbert  für  cXi.  steht,  ist  richtig. 

Beaussier  hat  lXs.  consommer  le  mariage,  <-i^^  >-£J  O^ij  faire  un  enfant  ä 
une  femme,  {jZJ>S\  <As 5  ^_jj-?^  06.  concevoir  (femme)  ,  concevoir  (ju- 
ment,  felins).  Unter  J^S  hat  er  nur  ij^xJL  grosse,  eneeinte.  Das  Verbum 
As,  hat  die  Bedeutungen  charger,  prendre  (les  armes),  tenir,  contenir,  ren- 
fermer,  ist  demnach  fast  Synonym  von  J«*=-.«   De  Goeje. 

22j    »(j^li.^  ist  aufgenommen,  weil  Bc  es  als  Plural  von  ^*sajjj  giebt; 

o£ 

wogegen  Lane  die  Form  mit  *— >L£P|  von  >_^5>La3  vergleicht.«   Dozy. 


21      

mit  ^yüt  ^c  würde  dies  bedeuten,  das  unbestimmte  «seine  zwei 
Finger«  sei  nach  dem  Propheten  selbst  in  das  bestimmte  (Ja*v?Jt 

JüL-wwJi»  »der  Mittel-  und  der  Zeigefinger«  zu  verwandeln.  23) 


23)  »Ich  hatte  schon  längst  zu  dieser  Stelle  notirt,  dass  *i,  in  den  Worten 
XjL»**o(»  ^Ja.jMy\  .*$>■    «i.  einfach  bedeutet:  »in  die  Höhe  heben«.  Zohair 

hebt  seine  zwei  Finger  in  die  Höhe,  um  seinen  Schülern  zu  zeigen,  wie  der 
Prophet  dies  gethan.  Dies  ist  evident  aus  dem  Zusammenhang,  aus  Kasta- 
läni's  Commentar  und  aus  Vergleichung  mit  Tabari  I,  f. tf,  wo  man  ver- 
schiedene Traditionen  von  ungefähr  gleichem  Inhalt  findet.  Diese  Stelle 
muss  demnach  hier  gestrichen  werden.  Mit  Unrecht  haben  Sie  mit  ihr  die 
folgende  in  Verbindung  gesetzt.  Letztere  ist  sehr  merkwürdig.  Ein  ge- 
wisser Abdo'1-Aziz  hat  dem  Scho'ba  eine  Ueberlieferung  vom  Propheten 
mitgetheilt,  nach  welcher  die  frommen  Moslimen  im  Jenseits  Gold,  Silber, 

Seide  in  Menge  haben  werden.  Dann  folgt:  icJ^1  rj*^    c^JÄJ    x*Jt£<    jls 

■1\  (j~»J    -yo  jlä  »*Lo  ^^  q£  ^t\jvAui  ijlfli  *.äLo.     Hierauf  bezieht 

sich  die  Randnote  der  Leidener  Hdschr. :  q)  ^5^.  ^  j-^  -läsl^M  jlä 
i<AjiA.£  äxs,.  Es  ist  evident,  dass  i>Aj>Xxc  hier  gewiss  bedeutet.  Und  ich 
habe  wahrscheinlich  Unrecht  gehabt ,  Belädhori  ff  ^l\jlA*w  zu  schreiben, 
obgleich  B  !<Aj>X.ä  hat  (A  ist  gewöhnlich  ohne  Punkte).     Die  Stelle   ist : 

(B  I«Ajl\^1)  IlXjiA**  JLäs  [jc.\  X2u.ä  ^jJ  vi>ols  Js.£>  ^ß^^  >o-iLw 
£.\  »Li  üy-**)  L.j*.*»,'i.  Die  Richtigkeit  der  Lesart  'lX-x\.£  bei  Bokhäri  ist 
nicht  zu  bezweifeln.     Die  Bulaker  Ausgabe  S.  1.1  ult.  hat  ebenso.     Kasta- 

läni  VIII,  rVl   commentirt  die  Stelle  so:    iü%S    JL=>    ;jjt,'l    l\x£   MLäs) 

^—  ~  S.  -s 

jrtJ>^5  i3l*Äs>^.  Soviel  ist  hieraus  gewiss,  dass  diese  Herrn  sich  mit  dem 
Ausdrucke  keinen  Rath  wussten.    Was  Abu  Dharr  sagt :   hAjiX£   x*s;    ,.jt 


22     

543a,  29  u.  30.     Abgesehen  von  dem  zweifelhaften  «i?>ö 

das  auch  PI.  von  o.>j  sein  kann  ,  enthält  dieser  Vers,  in  seinem 

natürlichen  Sinne  als  Bedingungssatz  genommen,  nichts  Schwie- 
riges: »Wenn  andre  Leute  Mangel  litten,  waren  meines  Bruders 
Geschenke  für  sie  Mittel  zur  Wiederaufrichtung«,  nach  Dozy's 
Vermuthung:   »immer  volle  Teller«  oder  »wohlbesetzte  Tafeln«. 

545b,  16  u.  17.  Ohne  Zweifel  bezweckten  die  /  äjl5>  am 
Schlüsse  jener  Lehrvorträge  Rührung  der  Zuhörer,  in  dem  Worte 
an  sich  aber  liegt  nichts  Transitives  ;  es  bedeutet  einfach  zarte, 
gefühlsinnige,  besonders  sufisch-mystische  Ideen  und  Worte.24) 

546b,  6  v.  u.  Möglich  und  von  Golius  auch  wirklich  auf- 
geführt    ist    »Wä.   als   Singular    mit    Intensivbedeutung;    als 


~J 


-  -  ■> 


Plural  kommt  die  Form  \{xi  n  u  r  von  Stämmen  mit  schwachem 
dritten   Consonanten  vor;   s.  diese  Berichte  Bd.  26  v.  J.  1874, 


(oder  lXjl\^,  &xs.  ..))  d.  h.  i^XjAxi  pjSj*  i£aJl\>!  ,..'  ist  wohl  nicht 
so  lächerlich  wie  das  i  AjiA^i  L.-O.C  ««^^opi,  aber  fast  ebenso  willkürlich. 
Meine  Deutung  von  iAjAäm  wird  übrigens  noch  durch  das  Folgende  be- 
stätigt. Bei  Mobarrad  övf,  1 3  findet  man  LoAui  in  derselben  Bedeutung. 
LoA^i  jls  &ÜJ)«  qI  ».s.äjI  jd  »Wirst  du  ihn  erkennen,  wenn  du  ihn 
siehst?  Er  antwortete:  Gewiss«.  Und  wahrscheinlich  ebenso  lV&)  in 
den  Worten  iikJ<3  ,-,li  AäJ  iA*il  (Caghdni),  in  welchen  man  l\.&)  mit  tX^-üi 
zusammenstellt.  Sibawaih  (bei  TA) :  ^£'3  ijiLjf  i»  iX&S  i^Jls^  äjja~w  jö 

/  i^i  (3^-äJ  üXif  J»**JI  **j.  Am  Rande  des  TA  steht  eine  Note  über  all 
die  Mühe,  welche  der  Verfasser  sich  gegeben  hat,  etwas  Sicheres  über  dieses 

iXil)  (das  auch  A^-i  ausgesprochen  wird,  Khafadji  Pf")  zu  erfahren.   Neues 

zur  Erklärung  verschafft  uns  aber  die  Note  nicht.«    De  G  o e j  e. 

24)  »Ihre  Uebersetzung  ist  richtig,  doch  scheint  mir  eine  Bemerkung 
überflüssig;  denn  dass  in  der  Form  des  Wortes  etwas  Transitives  stecke, 
habe  ich  natürlich  nicht  gemeint.«   Dozy. 


— -     23     

S.  72  u.73.  Ein  »cX'i,  als  Plural  eines  persönlichen  Eigenschafts- 
wortes könnte  nur  ■i^Xij  lauten,  würde  aber  der  Form  nach  nicht 
zu  öyi. ,  sondern  zu  l\SK  gehören.  25) 

547a,  6  v.  u.     Djjoäj  I«   sehr,  ^s,  II.     Das    intransitive 

ljöä  kann  nicht  den  Objectsaecusativ  «.xs-j^s*.  regieren  ;  auch 
Bocthor  selbst,  wenigstens  in  der  mir  vorliegenden  ersten  Aus- 
gabe, hat  *^>^>  \j*£y  26) 

554a,  3  u.  4.  *-*}**  in  der  Bedeutung  Schiff  ist  über- 
haupt eins  der  Wörter,  welche  in  der  neuern  Sprache  neben 
dem  ursprünglichen  männlichen  auch  das  weibliche  Geschlecht 
angenommen  haben.  In  der  T.  u.  E.  Nacht  wechseln  beide  mit 
einander  ab  (z.B.  Bresl.  Ausg.  I,  ft^v,  3 — 13),  ebenso  in  Wüsten- 
felds Kazvvini,  II,  li*.,  2  u.  3,  wo  jedoch  eine  Leipziger  Hand- 
schrift ausser  dem  nothwendigen  iPy^L,  st.  ^i^s^L  das  bes- 
sere J*a2j  st.  jmaj  hat.  Auch  bei  Amari  zeigt  sich  dieser  Wechsel 
im  Geschlechte  der  auf  ^S^  bezüglichen  Pronomina  340,  1 
(lAXg*)  und  341,  5  (aus). 


s.  > 


554a,  8.  Sinn  und  Zusammenhang  scheinen  ^S^  zu  ver_ 
langen  :  ein,  wie  gewöhnlich  auch  in  unsern  altern  Bädern,  aus 
Holz  gezimmerter,  seitwärts  oberhalb  derBadewanne  angebrach- 
ter Behälter,  aus  welchem  das  Wasser  durch  Hähne  eingelassen 
wird.  27) 

554a,  28  »x*mj«  Druckfehler  statt  äju*j* 

554b,  25  u.  26.    Auf  Heer- und  Kriegswesen  bezogen,   ist 
-°  -  } 

^yi  »camp,  bivouac  des  troupes«  (Cuche),  daher  ä^Lo  wahr- 
scheinlich Lagern  oder  Bivouaquiren  zwei  feindlicher  Heere 
oder  Heeresabtheilungen   einander  gegenüber,  —  im  Gegen- 


25)  sAS,  habe  ich  von  Wright.     So  lange  man  die  Stelle  nicht  ge- 
funden hat,  ist  es  schwer  zu  entscheiden.«    Dozy. 

26)  »Richtig;  aber  sowohl  in  der  2.  als  in  der  3.  Ausgabe  von  Bc  steht 
\j^iy  ohne  Teschdid.«    Dozy. 

27)  »Ihre  Deutung  ist  möglich,  aber  durch  nichts  bewiesen.«    Dozy. 


24     

satze  zu  den  damit  verbundeneu  vv^  >  thätigen  Feindselig- 
keiten. 28) 

o 

555a  u.    .     :l^y3  ausnahmsweise  als  n.  loci  zu  fassen,   halte 

ich  nicht  für  nöthig,  da  Dozy's  eigene  Erkliirung  durch  »anias 
de  bois,  etc.,  pour  servir  de  remparl  contre  Veau«  dem  Worte 
seine  formgemässe  Bedeutung  als  n.  instrumenti  zugesteht. 

555b;  11  u.  12.  Für  saucisse  giebt  Marcel's  Vocabulaire 
franeais-arabe   des  dialectes  vulgaires   africains  S.  502  »jliy« 

mergäz«.  Weniger  bedenklich  als  die  versuchte  Zurückführung 
diesesWortes  auf  ein  angeblich  gleichbedeutendes  [läCrjg  xgeagfi) 
scheint  mir  dessen  Ableitung  von  iS.,  härter  ausgesprochen  (j**^, 
fest  drücken,  einstampfen,  wie  farcimen  von  farcire.29) 

556a,  13.  Von  den  beiden  Formen  ±J>$.  und  ^zf.  wird 
nach  dem  aram.  tffiSpl  die  erste  für  die  ursprüngliche  zu  halten 
sein;   s.  Low,  Aram.  Pflanzenn.  307,  4  flg. 

556b,  4  u.  5.    Wie  jSjJo  Abbad.  II,  162,  7   nach  Dozy's 

richtiger  Erklärung ,  828b,  23,  bedeutet:  er  suchte  mich  ab- 
wendig zu  machen,  nämlich  von  meinem  Vorhaben  nach  Mekka 

zu  wallfahren ,  so  bedeutet  das  entgegengesetzte  \X%&  ^l  {JJ3  i. 

xLi? :  er  suchte  mich  zu  einem  von  ihm  eigenhändig  aufgesetz- 
ten Vertrage  zu  bewegen. 30) 


28)  »Ich  finde  ä;5  \y>  nach  Ihrer  Erklärung  zu  schwach  nach  uj^j>.« 
Dozy.  —  »Ich  finde  dass  Dozy's  Uebersetzung  zur  Stelle  viel  passender  ist, 
obgleich  die  Ihrige  etymologisch  mehr  für  sich  hat.«   De  Goeje. 

29)  »Beaussier  hat  8;o ya ,  coli.  V^y0,  saucisse  (Tun.).  Ich  habe  ;M 
auch  aus  Cabbäb,  Ms.  138  f.  96  v.  notirt;  »ficcfys  xq£kc  habe  ich  aus  dem 
latein.  Ducange  unter  Mazaccara,  will  jedoch  eben  so  wenig  das  Wort 
als  meine  Etymologie  vertheidigen.  Gegen  Ihre  Ableitung  aber  scheint 
mir  die  Form  fjJS  .a  zu  sprechen.«   Dozy. 

30)  »Dozy's  Erklärung  ist  ein  wenig  zu  frei,  scheint  mir  aber  besser 
als  die  Ihrige.  Der  Sinn  muss  doch  sein:  und  er  suchte  mir  Zutrauen  ein- 
zuflössen zu  einem  von  ihm  eigenhändig  geschriebenen  Document,  in  wel- 
chem meine  Dienstzeit  auf  nur  zwei  Jahre  festgesetzt  war,  indem  er  dachte 
wie  Jethro :  wenn  ich  ihn  nur  einmal  fest  habe,  wird  das  Uebrige  schon 
kommen.    —  Das  Verbum  ^-yS  \.  ist  demnach  hier  beinahe  Synonym  von 


25 

559b,  15  u.  14  v.  u.     Unter  den  verschiedenen  Anwen- 
dungen von  j  finde  ich  keine  nach  welcher  (,  äuX*Jb)  xi  .-.■». 

s 
^.►_JÜ   (_vvü  bedeuten  könnte :  viele  Leute  lernten  von  ihm  mit 

der  Armbrust  schiessen.  Aber,  sagt  Dozy,  »les  autres  phrases 
qui  se  trouvent  dans  ce  passage  montrent  que  cette  expression 
a  ce  sens«.     Dies  kann  sich  nur  auf  das  unmittelbar  vorher- 

gehende  r^^  /  öJL3>  x-'  ^aJ'  beziehen,  das  nach  Dozy,  Suppl.ll, 
241a,  1  I  u.  10  v.  u.,  ebenfalls  bedeutet:   Leute  empfingen  von 

ihm  das  'iyjL,\  (j*Li  (die  Einkleidung  in  die  ritterliche  Brüder- 

schaft  der  ^.Lx») .    Aber  auch  hier  vermisse  ich  den  Beweis  für 

die  Nothwendiskeit  dieser  Deutuns,  um  so  mehr,  da  die  That- 
sache,  dass  der  Chalif  als  Ordensbruder  diese  Einkleidung  über- 
haupt an  Andern  vollzogen  hat,  schon  durch  das  vorhergehende 

x^xii^  'iyJsbj\    u*LJ    (j^xi   ausgedrückt  ist.      Sollte  ferner  seine 

hohe  Stellung  dem  Beherrscher  der  Gläubigen  wirklich  erlaubt 
haben,  »viele  andere  Leute«  im  eigentlichen  Sinne  das  Schiessen 
mit  der  Armbrust  zu  lehren?  Ebenso  sach-  als  sprachgemäss 
fasst  man  dagegen  &J  an  beiden  Stellen  in  der  Bedeutung  von 
seinetwegen,  d.  h.  nach  seinem  Vorgang  und  ihm  zu  Ge- 
fallen. Liebhabereien  °;rosser  Herrn  sind  bekanntlich  ansteckend 
und  deren  Nachahmung  überdies  ein  Mittel  sich  bei  ihnen  be- 
liebt zu  machen. 

561a,  14  — 16.    öLo.,   Schützen,   als  gleichbedeutend  mit 

»La,  Schi  essscharten,  zunehmen,  verbietet  die  Gramma- 

tik,  nach  welcher  die  Pluralform  'slxi  immer  nur  von  Personen 
gebraucht  wird;  s.  de  Sacy,  I,  362,  und  dazu  diese  Berichte 
Bd.  26  v.  J.  1874,   S.  72  u.  73. 

56 lb,  2.    2>\.  »noix  de  Madagascar,  Bc.«     Der  ganze  be- 
treffende Artikel  bei  Bocthor  ist :  »MADAGASCAB,  ile,  «JL  »-ji> 


^5^  ,  wie  Ja'iL*  und  Jaii*.!,  J*-^"^  und  J»^^'  (mein  Gloss.  zu  den  Geo- 
graphen).«   De  Goeje.  —  Für  mich  ist  -jS  \j  Transitivum  von  ^Sj  =  jl-c. 


26     

yft«&.e!iX«.  Noix  de  Madagascar,  2> L«.  Hiernach  wäre  nicht  die 
Insel  nach  der  Frucht,  sondern  diese  nach  jener  benannt;  denn 
im  ersten  Falle  würde  die  Grammatik  und  der  Sprachgebrauch 
verlangen  J>\  Jl  »jJj->.  Ob  nun  das  durch  alte  Schreibfehler  zu 
ri?K,  ity,  «^  und  schliesslich  zu  ^t.  gewordene  ^}u  d.h.  Java, 
unter  dem  Einflüsse  der  Lautähnlichkeit  mit  J?-.  schon  von  altern 

Orientalen  auf  Madagaskar  ausgedehnt  worden  ist,  weiss  ich 
nicht;  nach  Edrisi,  Jaubert's  Uebers.  I,  59,  5  flg.,  könnte  es 
allerdings  so  scheinen;  Dulaurier  in  seiner  bahnbrechenden  Ab- 
handlung ,  Journ.  Asiat.  Aoüt- Sept.  1846,  202  flg.,  erwähnt 
noch  nichts  davon.    Jedenfalls  steht  das  Gattungswort  2\1\  — 

JUgJi  \j~-,  die  Cocusnuss,  mit  2\.  als  angeblichem  Eigennamen 
der  Insel  Madagaskar  in  keiner  genetischen  Verbindung;  s.  Low, 
Aram.  Pflanzenn.,  85,  17 — 20.  si) 

562a,  \  I  v.  u.  Entsprechend  ihren  allgemeineren  Bedeu- 
tungen »sauter,  sautiller«  und  »s'agiter,  osciller,  trembler  d'un 
mouvement  oscillatoire«  (Cuche)  sind  ^'i.  und  &£>J}  vom  Lichte 
selbst  und  von  leuchtenden  oder  erleuchteten  Körpern  gesagt, 
»scintiller«  oder  stärker  briller,  funkeln,   schimmern,  glänzen. 

563b,  12.    Die  morgenländische  Ableitung  des  arabischen 

*  o  «* 

*.£>->*  von  einem  angeblich  persischen  geht  ebenso  fehl  wie  die 
vom  arab.  X*P;  (Lane,  1 1 72a) .  Gleich  dem  syr.  ^s»^io  und  dem 
talm.  SttäSbtt,  ist  +$>yt  ursprünglich  das  griech.  (xalayfia  ;  dieses 
wird  im  Persischen  zunächst  zu  **La,  weiter  durch  Erweichung 


31)  »Sie  haben  richtig  bemerkt,  dass  in  Bc's  Artikel  eine  Verwirrung 
stattfindet  zwischen  i.i;  (arabisirt  aus  *ü^)  Kokosnuss  und  &*i\j  Java. 
In  der  Vorstellung  vieler  arabischer  Geographen,  vorzüglich  derer  von  der 
Klasse  des  Ibn  Ijäs,  werden  die  Inseln  in  dem  indischen  Ocean  und  die  an 
Afrika's  Ostküste  häufig  verwechselt.  Allein  die  Hauptfrage,  ob  aus  Mada- 
gascar Kokosnüsse  ausgeführt  werden  und  »noix  de  Madagascar«  heissen, 
kann  ich  mit  den  Hülfsmitteln,  die  ich  zur  Hand  habe,  nicht  beantworten. 
Sie  wachsen  daselbst  allerdings,  ich  finde  sie  aber  unter  den  Ausfuhr- 
artikeln nicht  erwähnt.«    De  Goeje. 


des  £,  wie  gewöhnlich  im  Türkischen    s.  den  türk.Kamüs  unter 
j^jii),  zu  |^L,  endlich  durch  Verhärtung  des  J  zu  *sy.  32) 

564a,  11  — 13.  Bocthor  hat  Recht ,  das  französische  II  y  a 
temps  pour  toal  (das  deutsche :  Jedes  Ding  hat  seine  Zeil)  durch 

das  ebenso  sprüchwörtliche  LpIs^Li  iü^P.^  .j»^i  wiederzugeben; 

aber  der  Wortsinn  des  arabischen  Spruches  ist  von  Lane  richtig 
erklärt;  s.  Ali's  Hundert  Sprüche,  S.  88  Nr.  17. 

564a,  26 — 28.  »^Is»  «,  wie  auch  die  Perser  selbst  neben 
l_c?.Pl)  angeben,  könnte  nur  durch  eine  Veränderung  des  ersten 
Vocals  von  Ipji  (ilPJI)  herkommen ;  denn  so ,  gemeinhin  ohne 
Artikel ,  nicht  lJ>Ji ,  lautet  noch  heutzutage  der  aus  dem  syr. 

joi50|  entstandene  arab.  Name  von  Edessa ;  s.  Jäkut,  II,  avI  u. 
aw,   und  Cast. -Michaelis  S.  20.     Eine  Vergleichung  mit  Veth's 

Uum\  t«J,  If".    unter  ^jLpJI  ,  zeigt,  dass  M.  al-M.  die  Vocalisa- 

tion  von  U>   und  l$>    mit  ihren  Derivaten  gerade  umgekehrt  hat. 

565a,  13  »—i^o«  kann,  so  vocalisirt,  nur  Verbalnomen  von 

-j*  sein,  wie  es  auch  im  Commentar  zu  dem  bezeichneten  Verse 

gefasst  wird  und  als  welches  es  unter  den  ebengenannten  Stamm, 

nicht,  wie  568%  7  v.  u.,  unter  „\   zu  stellen  ist.    Ein    -4^0  ,j^/> 

von     I   müsste,  wenn  es  einen  solchen  gäbe,  wie  das  n.  loci  et 

temp.  _L*  lauten.     (Statt  ^ßy~S\  jt*»  ist  dort  Z.  5  ^^Jl   ,*** 

zu  lesen  als  Auflösung  der  prägnanten  Bedeutung  von  ^j.Z3\  in 

^5-wJI  ^.x:  die  Munterkeit  des  Ganges  (der  Kamelin)  während 

der  nächtlichen  Reise.) 33) 


32)  »Ausgezeichnet ,  aber  ohne  Beziehung  auf  meinen  Artikel,  da  ich 
die  Frage  nach  der  Etymologie  nicht  berührt  habe.«    Dozy. 

33)  »Diese  Bemerkung  gilt  mir,  und  leider  kann  ich  nichts  sagen  als 
concedo.  Etymologisch  ist  —^a  wohl  von  —»^  abgeleitet,  aber  grammatisch 


O    -  c 


28     

565%  25.  Wie  hier  das  intransitive,  so  ist  in  der  Stelle  aus 
dem  Cartäs  Z.  29  das  transitive  _U  nach  s;emeinarabischer 
Weise  in  _l .  verkürzt ;  ebendeswegen  aber  ist  vor  ^J6  nicht 
oo». ,  was  nur  intransitiv  sein  könnte ,    sondern   ^^:=>;   statt 

i  zu  schreiben. 

565b,  1   »Rendre  aigre,  Voc.«  als  Bedeutung  von  ff^Ji,  und 

23  vDevenir  aigre,  Voc.«  als  Bedeutung  von  r»rJ-    Ich  finde  im 

Vocabulista  nur  S.  54 a  Z.  2    »fä^y  Aleviare,    ascescere«  und 

S.  236  u.  237  unter  Aleviare  v_öÄi>,  -•,.   und  ^^äi,   die  beiden 

ersten  mit  den  entsprechenden  Beflexivformen  ^ää^1'  und  ~}f. 
Hiernach  ist  »aleviare«  unzweifelhaft  das  ital.  alleviare,  lat.  al- 
levare  ,  span.  aliviar,  franz.  alleger.  Das  »ascescere«  nimmt 
Dozy  nach  dem  Angeführten  für  lat.  acescere;  aber  wie  käme 
ein  Wort  vom  Stamme  _3.  zu  einer  solchen  Bedeutung?  Ich 
kann  darin  nichts  andres  sehen  als  ein  dem  transitiven  »aleviare« 
entsprechendes  Intransitivum:  ein  wunderlich  entstelltes  qui- 
escere,   in  Uebereinstimmung  mit  S.  550,   wo  »quyescere«  mit 

_5jj'  und  andern  Derivaten  jenes  Stammes  wiedergegeben  ist. 

566b,  20  u.  21  li'xsA.  *joys  un  Heu  d 'amusement «  an  sich 
ganz  sprachgemäss ,  aber  nicht  anwendbar  auf  das  Wortspiel  in 
dem  angeführten  satyrischen  Verse,  wo  nur  das  zweite  *s>^ 
amusement,  das  erste  aber  paume  de  la  main  bedeutet:  »Es 
giebt  in  dir  (Sevilla)  keinen  Ort  so  breit  wie  eine  Hand,  wo  es 
nicht  Unergötzliches  gäbe«,   wörtlich:   nisi  ita  ut  in  eo  non  sit 

delectatio.     In  derselben  Bedeutung  steht  ^j.S   &&yo  Mufassal, 

r.,  6. 

567b,  18.  Die  bezügliche  Stelle  Abulf.  anteislam.  148,  19 
u.20,  findet  sich  fast  wörtlich  in  Cureton's  Sahrastani,  P.P,  1 — 5. 


gehört  — I  -*  zu  y^-    Das  ^5-wJI  _aa«  ,  das  Sie  richtig  in  ^  verwandeln, 
hat  mich  irre  geführt.«    De  Goeje. 


29     

Ich  hatte  -j^jJLs^JI  mit  »Pneumatici«,   qj-öL**>-S  mit  »Soma- 

tici«  übersetzt  und  darunter  etwas  wie  Spiritualisten  und  Mate- 
rialisten verstanden.    Auch  Dozy  giebt  für  J>1>>)  »Spiritualisten. 

für  3,U**c>  hingegen  4  95%  19  »  Anthropomorphite«.  (bei  den  ara- 


.    3 


bischen  Gelehrten  *^*^><);  scheint  demnach  die  beiden  Ausdrücke 

auf  die  einander  entgegengesetzten  Vorstellungen  von  Gott  als 
reinem  Geiste  und  als  menschenähnlichem  Wesen  bezogen  zu 
haben.  Aber  die  Auseinandersetzungen  Sahrastäni's  selbst, 
U.;  7  flg.  und  P.f%  8  flg.,  zeigen,  dass  wir  uns  beide  geirrt  haben 
und  dass  darunter  die  einerseits  rein  geistig ,  andererseits 
menschlich  körperlich  gedachten  Offenbarungsvermittler  zu  ver- 
stehen sind.    Hiernach  ändert  sich  auch  die  Bedeutung  des  von 

mir  mit  »studiosissime  tuentur  placita«  übersetzten  j  <-*-^*j': 
für  etwas  eifern,  den  Glauben  daran  eifrig  verfechten,  —  nicht, 
wie  Haarbrücker  viel  zu  schwach  übersetzt :  sich  dazu  hin- 
neigen. 

569%  13  »äjj. «  sehr.  äJv:    (»«^53),  wie  bei  Bocthor  selbst 
unter  P 0 u s s e r  und  Mesure;  richtig  unter  äJ^;  6 1  1  %  24.  34) 

573%  10  ))[.►,«  d.  h.  *»i)  —  J.  n.  act.  von  *j  ,  sich  an 

etwas  gewöhnen,  sowohl  s'aecoutumer  ä  souffrir  als  s'ha- 
bituer  ä  faire  q.  eh.,  der  Grundbedeutung  nach  s'y  attacher,  s'y 

adonner.  Wie  das  bedeutungsverwandte  oUtt,  regiert  *j;  neben 

dem  Accusativ  später  auch  ^_j  und  ^c,    nach  Prol.  I,  256,  I 

■>  £0, 

auch  A.    Hiernach  wird  *Lj  Z.  12  in  *Lj  zu  verwandeln  und 

demgemäss  die  Uebersetzung  zu  ändern  sein. 

575a,  vorl.  Z.    Jw^j.,  pers.  JLss»,  auch  ;Lsr, ,  arab.^Ua^; 

s.  Zenker  unter  ,}.;>-.,  recel,  der  türkischen  Verkürzung  davon. 

576%  12 — 14  »^jj«  ist  erweicht  aus  ^  in  der  Bedeutung 


34)  »Sie  haben  Recht;  aber  Bc  630a  hat  unter  pousser  »^  (500*> 
unter  mesure  3-)»;)«.  Dozv.  —  Meine  Angabe  bezieht  sich,  wie  immer, 
auf  die  erste  Ausgabe. 


30 


.  ScS 


von  j.1.1 ;  das  Reflexivum  Jji  (s.  Lane)  weist  indessen  auch  auf 

ein  altarabisches  J.  zurück. 

576b,  22  »Q^((  pers.  Schenkel,  abgekürzt,  wie  Gawä- 
liki,  fH,  7,  richtig  gesehn  hat,  aus  dem  altpersischen  Relativ- 
nomen -.Lii. ,  Schenkel-  oder  überhaupt  Beinkleid;  s.  die 
Anm.  zu  Gawäliki,  63,  1  flg.  Nach  der  Erklärung  bei  Lane, 
1204%    ist  es  eine  Art  Kainasche;    Cuche,   (Y1a:  »Guetre 

ob  •    I 

576a,  3  u.  2  v.  u.   » (w)U  «  L  mit  ungehörigem  Hamza,   statt 

»— Ay,   entspricht  in  der  Form  dem  hebr.-aram.  liTS ,  wogegen 

O»;  das  o  des  gewöhnlichem  Li.,: ,  syr.  f.^>ol  angenommen  hat. 
Cuche:  »Hysope  li.,: — oU«.  S.  Low,  Aram.  Pflanzenn.  134  flg. 
Es  bedarf  wohl  keines  weitern  Beweises,  dass  weder  »isopo« 
noch  *_jU  von  sapo.    oäniov  herkommt,   wie   offenbar  ^.jlo. 

Wenn  L  seinem  <_A-  ein  Jj.jwIcj  anhängt,  so  lässt  sich  daraus 
höchstens  schliessen,  dass  der  Name  des  Ysops  auch  auf  andre 
unter  dem  gemeinschaftlichen  Namen'  JyJc  (s.  Lane  2260a)  be- 
fasste  Reinigungsmittel,  und  unter  diesen  auf  Seife,  ausgedehnt 
worden  ist. 

578a,  3  u.  2  v.  u.    In  der  That  ist  l\j;  in  dieser  Bedeutung 

bei  Bocthor  selbst  unter  Substance  und  Suc  l\j:  vocalisirt, 
und  auch  Cuche  giebt  nach  »Ecume«  der  eigentlichen  Bedeutung 

von  l\j : ,  als  uneigentliche  Nebenbedeutung:  »Substance,  le 
principal ,  le  fond  d'une  chose«,  jedoch  durch  ein  vorgesetztes 

O  I 

<>  ausdrücklich  als  gemeinarabisch  bezeichnet,  während  er  l\j: 
so  erklärt:  »Creme  (de  lait).    Creme,  la  meilleure  partie  d'une 

chose«  und  äJo:  :  »Beurre  frais.  La  meilleure  partie  d'une 
chose«,   beide  ohne  Unterscheidungszeichen.    Hiernach  hat  das 

Gemeinarabische    die    metaphorische   Bedeutung  von  <Aj:   un- 


35)    ))q),  habe  ich  nur  wegen  des  Plurals  OliL  aufgenommen;  sonst 
halle  ich  mit  dem  Worte  nichts  zu  thun,  da  die  Lexica  es  haben.«     Dozy. 


31     

logisch  auf  iAj;  übergetragen,  oder  spricht  einfach  *Xi\  in  dieser 

Bedeutung  unrichtig  wie  iAj:  aus.  Die  gebildete  Sprache  aber 
setzt  die  beiden  Wörter  einander  entgegen ;  Makkari,  II,  PfP,  7  : 

» So  ist  er  von  einem  Schönheitsdünkel  besessen ,  als  wäre  er 
reiner  Milchrahm,  unvermischt  mit  Schaum.  « 

578b,  23  flg.  Auch  Cuche  giebt  als  Bedeutung  von  xjAj;. 
wie  er  schreibt,  allgemeinhin  »Ecuelle,  large  et  profonde«;  da- 
gegen Burckhardt ,  Arabic  Proverbs,  S.  165,  Nr.  556:  »XjlXj; 
is  a  small  basin  of  earthen-ware  glazed  on  the  inside;  it  is  usual 
to  serve  up  sweetmeats  in  dishes  of  this  kind.«  Mit  der  aus  den 
Belegstellen  ersichtlichen  Unbestimmtheit  von  Gestalt,  Stoff  und 

Farbe  der  xjlXj:  lässt  sich  die  als  ursprünglich  angegebene  Be- 
deutung:  »vase  fall  de  porcelaine  couleur  de  crime«,  nur  durch 
die  Annahme  vereinigen  ,  der  Sprachgebrauch  habe  durch  all- 
mähliche Begriffserweiterung  die  Beschränkung  auf  jene  be- 
stimmte  Materie  und  Farbe  fallen  lassen.    Ohne  Beispiel  ist  so 

etwas  allerdings  nicht ,  —  man  sehe  nur  die  Artikel  ^  und 
iUÄ^o  857b  und  8o8a  ;  aber  näher  scheint  doch  die  mir  einst  von 

Caussin  de  Perceval  mündlich  gegebene  Erklärung  zu  liegen, 

wonach  SUXj;  eigentlich  ein  Gefäss  für  Rahm  und  frische  Butter 

-    •) 

ist,    Vgl.  £Jp^  603a,  6  v.  u.  flg.36) 

579b,  7  u.  8  »<<Ljj  (?)«.  Nach  Low,  Aram.  Pflanzenn.  139,  6 
u.  4  v.  u.,  ist  das  allein  Richtige  iiJ_r,.37) 


36,  »Es  ist  fraglich,  ob  Caussin's  Autorität  in  dieser  Frage  von  Be- 
deutung ist.  Vielleicht  war  es  nur  eine  Conjectur  von  ihm  aus  der  Etymo- 
logie.« Dozy.  —  Caussins  Erklärung  gründete  sich  auf  die  während  seines 
vieljährigen  Aufenthalts  in  Haleb  erworbene  unmittelbare  Sach-  und 
Sprachkenntniss  und  wird  durch  Burckhardt's  Angabe  von  dem  Gebrauche 

der  *r.^-J\  bestätigt. 

37;    » t£)_3i.    Low  giebt  ^ß\  aus  den  2  syrischen  Wörterbüchern  die 


32     

580b,  2.   q>j;  ist  in  der  ersten  Bedeutung  »ijisoamission« 

u.  s.  w.  ,•) jj;  ,  in  der  zweiten  »ehaland«  u.  s.w.  ^^j;  zu  voca- 
lisiren. 38) 

580b,  1.  Z.  »  Jo^  «  verschrieben  st.  Jo^;  ;  Low,  280, 3  flg.s») 

582b,  4  v.  u.  flg.  Auch  die  Gothaische  Handschrift  der  T. 
u.  E.  Nacht  hat  an  der  bemerkten  Stelle  wie  die  Bresl.  Ausg. 
s^s>:  nach  gemeiner  Aussprache  st.  'ij*2><$  und  das  ^  vor  ^i: 

»Wie  viel  schulden  wir  dem  Bäcker  und  als  Preis  von  (andern) 
Lebensmitteln?« 

583b,  7  u.  6  v.  u.  Li,: ,  syrisch,  nach  Low,  321,  3  flg.,  nur 
Portulak,  pourpier. 

f  ***** 

584a,  4  » fJ^'^jj  «  berberische  Umbildung  des  arab.  /  ät.; 
588a,  20  flg. 

-CO  -O     ) 

584a,  26  »^j,;  insolent«  türk.  b,«,; ,   zorba,   verkürzt  aus 

pers.  jbjj,; ,  Zenker,  484b. 

°"  ° ' 

584b,  7  v.  u.  »  q>>j)  « ,  durch  Umstellung  Q3>jr>,  4  86a,  1 

u.  2  (so  auch  bei  Cuche  beide  Formen  mit  der  Bedeutung  »sar- 
ment«),  wie  ursprünglich  pers.  imjj\j;    neuhebr.  'plHT ,    von 


Payne  Smith  benutzt  hat,  aber  er  beweist  nicht  dass  diese  Form  richtig  ist. 
Dagegen  steht  das  »— '  in  den  beiden  Handschriften  des  Mostaini.«  D  e 
Goeje.  —  ii)yjj  wird  unterstützt  durch  die  beiden  gleichbedeutenden  For- 
men üX-i«;j  und  r^h  (so  mit  ^  im  Farhang-i  Gihängiri),  von  denen  die 
erste  das  i  oder  e  verkürzt,  die  zweite  an  dessen  Stelle  ein  ä  hat. 

38)  »Sie  mögen  wohl  Recht  haben,  da  die  Form  oyd  für  das  N.  act. 
(wie  uj-jJ)  nicht  so  häuSg  ist  und  da  so  das  Wort  unterschieden  wird  von 

5, 

q^j:  chaland;  allein  die  Autorität  fehlt.«  Dozy. 

39)  »Der  Artikel  des  Mostaini  ist  Joj.Lj!  iAj.,1,:  ,  das  in  der  Erklä- 
rung zweimal  lXjjj;  genannt  wii'd,  deutlich  geschrieben.     Die  Neapler 

Hdschr.  hat  gewiss  dieselbe  Lesart,  sonst  hätte  ich  wohl  eine  Variante 
notirt.«    Dozv. 


33     

altarabischem  Purismus  in  imj«>j3  zerdehnt;    s.  Levy's  Neuhebr. 
Wörterbuch,  I,  56ia  u.  b. 


,  -O- 


585b.  6  »l»o,:  martre«  türk.  Lo,-, ,  zerdewa. 

CO  o  ^ 

585b,  7  jA.I;.;«   ein  offenbar  stark  entstelltes  Wort,   bei 
Low,  296  ;Xr.  237;  ^Laj  und  g^liy 

586a,  3  »iw>-,.-,  core«  vom  pers.  ,.,^-.  -j-.s  souterrain. 

587a,7  u.  8.  Die  Form  Süi.i  bei  Freytag  ist  aus  dem  Kämüs, 

der  noch  mL;  hinzufügt.    Auch  Lane  siebt  den  PI.  oLsU;  nach 

TA  als  in  einem  Gedichte  Lebid's  vorkommend.40) 

,    i 
587a,  6  v.  u.    Statt  sx'i^  verlangt  der  Sinn  «S^!  :  »indessen 

Rücken  ein  Pfeil  steckte«  (eig.  eingetrieben  war).41) 

587  ,  7  v.  u.  flg.    Von  Haus  aus  persisch  kann  dieses  /  ä  ■. 

schon  des  /  ä  wegen  nicht  sein.    /  äy.    (in  Verbindung  mit  c-..j.j5 
Betrus,  Betrügerei,  bereits  im  Schahnäme,  ed.  Vull.  I,   S.  499 


40;  »Ich  erlaube  mir  Sie  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  oot,; 
bei  Labid  die  Bedeutung  Truppen  hat,  wie  Jäcüt  II,  1tT,  ti.    Auch  der 

Kämüs  hat :  &taj rjjjui   -ys  &x:U*>l  L?.0  lXXCÖ  iAs»  iüLswi'  XäLjJI 

d,  3»         w  ,    3  o-  -     o  3  o  £  ~ 

ics  53  p*   rjr^V^**'  ^3  t^5'    i*"*^^    ^^K:  5^    ***«i  L^X^m.o.      Djawaliki, 

Morgenl.  Forsch.  14S  paen.,  sagt  dass  iÖK;  in  beiden  Bedeutungen  die  acht 

klassische  Form  sei.  Er  hält  auch  den  Namen  des  Thieres  für  acht  ara- 
bisch, abgeleitet  von  der  Bedeutung  Menge,  Truppe.  Ich  habe  noch 
zwei  Beispiele  von  Ju.L  t  Ediisi  v  ann.  n  und  11  ann.  w,  wo  wir  aus  B 

wSjK;  aufgenommen  haben.«    De  Goeje.  —  In  dem  Verse  Labid's,  Ja- 

küt,  II,  11a,  20,  und  1rY,  U  ist  oLs^j  nach  AI- Imräni'Ort  sna  me,  wiedas 

3  0-3 

vorhergehende  oLLfc)  und  das  folgende  ßj*^"  und  J^->-    Das  Pron. 

'  '    3 

Suffix. -in  Lßi'liK:  bezeichnet  olii.jj!  als  zu  öbUfc)!  gehörig. 

41)  »Die  sehr  correcte  Hdschr.  hat  deutlich  »j^b  ^  /*■%**>  *J»'i»i  und 
|der  Sinn  muss  sein :  »ein  Pfeil  hat  ihn  in  den  Rücken  getroffen«.  De  Goeje. 
1882.  3 


34     

Z.  3)  und  das  davon  abgeleitete  /äi.s  sind  acht  arabisch,  wahr- 
scheinlich mit  Uebertragung  von  /X^,  jaculo  petere,  ähnlich 
wie  von  man ,  rmorm ,  n^in ,  n^in ,  auf  Lug  und  Trug ,  be- 
sonders  in  religiöser  Beziehung:  ,y-  Heuchelei,  Gleissnerei. 
hypocrisie,  /ät.:  Heuchler,  Gleissner,  hypocrite,  tartufe. 42) 

589 b,  7    »iüUy««  fehlt  unter  (j*,   steht  aber  830 b  unter 

o 

iol<yo,  als  incorrecte  Schreibart. 

592 a,  10  u.  11.  Transitivität  mit  Rection  eines  Objects- 
accusativs  widerspricht  dem  Wesen  der  Reflexivform  J>x»j| ;   es 

ist  jedenfalls  a.  a.  0.  statt  Lgxi'Lw    |>^jj'    zu  schreiben   Syß\\ 

592a,  25,  27.     Dieses  ö,Ic-5  ist  allem  Anscheine  nach  mit 

Verwandlung  des  c  in  c  aus  dem  pers.-türk.  a.t:  entstanden ; 

s.  Meninski  unter  (jfcle  Je;  und  vj&\,  und  Zenker  unter  s-c:  u. 
8jLcj  480a,  10  flg. 

593b,  1 1  flg.  *c: ,  etwas  als  subjectiv  gewusst  oder  ge- 
glaubt aussprechen,  was,  objectiv  genommen,  wahr  und  falsch 
sein  kann,  ist  nicht :  etwas  in  zwei-  oder  mehrdeutigen  Worten 
aussprechen.    Ebenso  wenig  kann  ^n;  die  Person,   zu  welcher 

eine  andre  spricht ,  als  Object  im  Accusativ  regieren.  Vielleicht 
hat  Freytags  »opinionem  injecit  alicui  c.  a.  p.  et  r.  Kam.  Dicitur 


-»  ü  . 


IÄS  ^x*^;«  diese  Meinung  erzeugt ;  aber  die  bezüglichen  Worte 
des  Kamüs  bedeuten ,  dass  *c:  als  verbum  cordis  einen  ganzen 

Satz  in  Form  eines  doppelten  Accusativs  zu  sich  nimmt,  nach 
dem  Schema:  perhibuisti  me  talem  (esse)  ;  s.  M.  al-M.  AVb,  8 
—  13,  Lane  1232c,  9  v.  u.  folg.    In  der  fraglichen  Stelle  Abbad. 


42)  »Auch  das  Verbum  /  ö,;  betrüge  n  existirt;  Khafädji  Itv.    Nach 

Khafadji  ist  /  ä\,\    eigentlich   Sterndeuter;   demnach  könnte   es  sehr 
wohl  abgeleitet  sein  von  fc-^ou  /  ^'.j  »seh  arf  beobachten«.  DeGoeje. 


35      — 

I,  223  1.  Z.,  ist  iülgjül  durch  den  Reim  mit  JüUtSi  gesichert,  aber 
von  xZ+^ib  wird  trotz  des  untergeschriebenen  ein  III,  79,  18, 


o  ^  ^  ^ 


auf  das  frühere  .wi-s  oder  joi^i-s  zurückzugehen  sein:  »der 
Ausgang  (des  Kampfes)  zwang  ihn  zur  Unterwerfung».43) 

59ia,  26  »  _c;«  se wohnliche  türkische  Verkürzung  des  Be- 

lativnomens  ^Ic;  (v^  )• 

598a,  23  flg.  xu"^;  mit  Fath  der  ersten  Sylbe ;  so  jetzt  durch- 
aus  durch  Abschleifung  der  Aussprache,  auch  bei  Gawäliki, 
va,  13  u.  14,  u.  39,  4—8,  und  bei  Cuche,  !H.  Aber  Farhang  i 
Rashidi ,  Ha,  I.  Z.  giebt  für  alle  die  verschiedenen  Formen 
L*J-,  ,  x~-J-,  ,  LJ-. ,  aouJ:  ,  k>S$\  ,  ,  -£$•,  als  Vocal  der  ersten 
Sylbe  Damm,  —  zugleich  eine  Bestätigung  der  Ableitung  von 

vbL>,  Diss.  de  gloss.  Habicht.  49,  21  flg. 

599a,  12  v.  u.  »j.j^üiu  sehr.  fj&\,   wie  bei  Bocthor. 
604a,  15  flg.  »*:  cantomiement  des  Kur  des«  auch  bei  meh- 

rem  andern  so  statt  *.,  ursprünglich  pers.  *.,  Menschenschaar; 
s.  Juynboll's  Lex.  geograph.  VI,  6,  und  den  entscheidenden  Ar- 
tikel  Z  in  Wüstenfeld's  Jäküt,  II,  aN  u.  aIT.  44) 

602a,  16  »Souffert«  als  Bedeutung  von  *-yo;.    Sollte  suffrido 


43)  »Ich  bin  überzeugt  dass  in  der  Stelle  Abbad.  I,  223  \ä*:>;S  zu 

CT 

lesen  ist ;  Dozv  aber  glaubt  nicht  dass  s-  aus  5>  verlesen  sei.«    De  Goeje. 

t     z 

44)  »lieber  die  Frage,    ob   *\  oder  *, ,    habe  ich  einen  Artikel  in 
meinem  Glossar  zu  den  Geographen  S.  205  flg.    Seitdem  ist  es  mir  noch 

wahrscheinlicher  geworden  ,  dass  *;  die  richtige  Lesart  ist.  Nöldeke 
schrieb  mir:  »In  den  neusyrischen  Texten  Socin's  (ausürmia,  Kurdistan 
und  der  Gegend  von  Mosul)  kommt  oft  das  Kurdische  Wort  zöma  (züma) 
vor  =  Sommerweide,  Alpe.  Justi-Jaba  hat  es  unter  a.^;.« 

3* 


36     

bei  Ale.  hier  nicht  vielmehr  die  active  Bedeutung  patient,   in- 

dulgenl  haben,  wie  *U;  im  Voc. ?45) 

602b,  9  u.  10  »i-«  pers.  JJ>:  ,  Gawäliki,  vi,  14—15.   u. 

38,  5—7. 

603b,  14  flg.    Nach  Germanus  de  Silesia,  Fabrica  ling.  arab. 
Rom  1639,  S.  4  60  bedeutet  /  iL*-.   ( —  /  ö/>.  erweist  sich  durch 

das  folgende  als  Druckfehler  — )  »fastidio,  taedio  afficere,  con- 
turbare,   molestiam  afferre«,   /  <lal 3  »taedere,   pertaesum  esse, 

fastidire,  conturbari,  moleste  ferre«,  qLä^;  »fastidiens,  rei  per- 
taesus,  taedio  affectus,  conturbatus«.  Es  wird  demnach  in  den 
unter  /  ^P:  aufgeführten  Stellen  der  T.  u.  E.  N.  /  iL*-.  —  als  i  n- 

transitives  Verbum  wahrscheinlich  /  äx:  —  in  der  Bedeutung 

von  /  za£  beizubehalten  sein. 46) 

604a,  vorl.Z.  »Jy^:W  zunächst  von  P^ol  ,  und  dieses  von 

Ofilliq,  wie  -ya-l  von  Zf.ivQva,   l^pol,   Jyo:  von  GfiaQaydog. 

**    .c- 

~~  o  ...  o  - 

606a,  9  »,L^?;«  pers.  ^lioj. 

5,0-  O    >  G  5 

606a,  16    ».j.ä^:((    mit  Lautumstellung  von  »  J&\«,  das 

0  ,  o 

mit  seiner  Nebenform  .ä^S   (M.  al-M.  AAAa,  4)   ebenfalls   durch 

O  ,   O  , 

Umstellung  und  Lautwechsel  aus  pers.  o_xJLÄ  entstanden  ist. 

607b,  8  v.  u.    Auch  Cuche  hat:    »Etrier  o^Ki;  _  xX»;«. 
Gewiss  ist  bis  jetzt  nur  die  Herkunft  dieses  Wortes  vom  türk. 


45)  »Suffrido  bedeutet  wirklich  auch  active  patient,  endurant,  r6- 
signe.    Alcala  hat  suffrido  zemim,   dann  sufrido  asfi  hatnül.    Die  beiden 

Wörter  sind  demnach  gleichbedeutend.    *Lo;  würde  Alcala  (durch  imäla) 
auch  zemim  schreiben.«    Dozy. 

46)  »Ist  dieses  /  äa\  dem  türkischen  /  'j^y  entnommen?«  De  Goeje. 
—  Ich  erinnere  mich  keines  türkischen  Zeitwortes,  dessen  Infinitivendung 
/  'j.A  oder  <&*  zum  zweiten  und  dritten  Stammlaute  eines  davon  abgeleite- 
ten arabischen  Zeitwortes  geworden  wäre. 


37     

Jvj;$.!,  Steigbügel,  ungewiss  aber,  ob  es  selbst  dies  bedeutet 
und  der  abnorme  Plural  oljlXä;,  wie  der  von  Bocthor  verbürgte 
Singular  äjbo; ,   etwa  aus  der  altern  Form  jio;^  zu  erklaren, 

oder  ob  xJo;  eine  arabische  Collectivform  ist  von  einem  Singular 

^.<i:  st.  .^j^  in  der  Bedeutung  von    LXob.,  <-j"V'  v^^0 

(s.  552 b  unter  ^L^. ,    und  554 a  unter  ,tA>i.)    oder  einer   der 

J\M  (^.^iv^S   genannten    höhern  Militär-    und    Civilbeamten   (s. 
Zenker,  121b  unter  ^^\). 47) 

612a,  9  u.  10.  Die  Bedeutung  faire  cadeau  verdankt  .U? 
wie  es  scheint,  der  morgenländischen  Sitte,  Besuche  bei  hoch- 
gestellten Personen  mit  Geschenken  zu  verbinden.    Vielleicht 


47)  »In  den  zwei  citirten  Stellen  der  1001  N.  III,  l*T1  und  fTf  steht 
der  Plural  o^Ki;.  Im  Glossar  hat  Habicht  ohne  Beleg  dazu  gesetzt  »Sing. 
Xa£j;  «  .  Dagegen  ist  der  Singular  ä^&i;  nicht  nur  von  Bc  ,  sondern  auch 
von  Berggren  s.  v.  e  t  rie  r  und  von  Landberg  (handschriftliche  Noten)  ver- 
bürgt. Letztgenannter  hat  *^i;  nie  gehört.  Cuche  scheint  hier  von  Frey- 
tag abhängig;  ich  habe  indessen  sein  Buoh  noch  zu  wenig  gebraucht,  um 
sicherer  davon  sprechen  zu  können.  Der  Verfasser  des  Muhit  aber  hat  ein- 
gestandenermassen  Freytag  benutzt ,  und  hier  scheint  mir  seine  Abhängig- 
keit von  ihm  sicher.  Wie  Dozy  mit  gewohntem  Scharfsinn  gesehen  hat, 
kann  das  jsiAaa^o  nur  aus  Freytag's  fulcrum  entstanden  sein.  Bistäni 
hat  sich  wohl  gehütet,  einem  Singular  *^£j;  einen  Plural  oS»,Ki;  zu  geben, 
er  hat  aber  glücklicherweise  die  Spuren  der  Herkunft  seines  Artikels  nicht 

verwischt,  wie  er  gethan  haben  würde,  wenn  er  £\  q^.x!x*j    .-jiÄji  ^Xj^it 

geschrieben  und  so  aus  ^.-^J;  ein  arabisches  Wort  gemacht  hätte.  Dozy 
bleibt  bei  seiner  Meinung.«  De  Goeje.  —  Auch  ich  halte  den  Artikel  in 
M.  al-M.  für  verfehlt  im  Ausdruck,  lasse  mich  indessen  durch  das  hinzu- 

gefügte  iu»c  »ein  Vulgärwort«  zur  Vorsicht  mahnen.  Existirt  das  Wort 
im  Gebrauche  des  Volkes  wirklich,  so  spricht  Bistäni's  Angabe  einerseits 
und  die  grammatische  Analogie  andererseits  für  die  Annahme  einer  Col- 

lectivbedeutung,  entsprechend  der  von  &^IX  in  Zamahs'ari'sMukaddimah, 
ed.  Wetzstein,  S.  f/\  Z.10  :  _  K*al^  ^ö  <-"*^)  f  j^^Mj  iS^   )' 


38 


>  o. 


lässt  sich  daraus   ..,:  Z.  10  v.  u.   mit  Verwandlung  in    .5:    als 

concretes  Verbalnomen  dieses  M  erklären:  »er  verschaffte  sich 
dafür  (für  das  Geld)  ein  Geschenk  für  den  Sultan  vonAegypten« 
(als  Erwiederung  des  Geschenkes  von  diesem) . 48) 

61 4b,  4  »lXj-^äj  0.S5;«  das  zweite  Wort  eine  sinnlose  Ent- 
stellung von  Hj.3? }  lXj-M,  Low,  Aram.  Pflanzenn.  S.  136,  Nr.  94. 

61 5 b,  7  flg.  »*53«  neugriechisch  £ov[.ii,  entstanden  aus 
tiof-iiov,  dem  Deminutivum  von  ^Wfiog,  Brühe,  ausgedrückter 
oder  ausgezogner  Saft;  s.  Levy's  Neuhebr.  Wörterbuch,  1, 
562a,  3  flg. 

617b,  12  »<?.)«  und  sein  Denominativ  ^?-  Z.  7  erscheinen 
auch  in  umgekehrter  Form:  l*=*  und  ^>;  Cuche :  »Ligne, 
raie,  trace  _Ui  T  fäj«>  »Tracer  une  ligne  Issoii'  *£)«•  Der_ 
selbe:    »Trace,  raie,  ligne  ;L=>!  -  j*5"" >   »Tracer  des  lignes 

619b,5flg.  Dieses  /  ^ojj' ist  Denominativ  von/ ij:,  Kleider- 
kragen ,  und  bedeutet  eigentlich :  den  Hals  in  den  Kragen 
zurückziehen,  entsprechend  der  persischen  Redensart!.  ^\^S 
...lXaXCo  ...LuJi'  ,j>  von  einem  Sufi  ,  der  seinen  Geist  zu  un- 
gestörter  Betrachtuns;  von  der  Aussenwelt  abzieht.  Damit  ver- 
bindet  sich  dann  das  »appuyer  la  Ute  sur  les  genoux«,  welche 
Stellung  oft  in  den  Illustrationen  persischer  Dichterhandschrif- 
ten abgebildet  ist. 

61 9b,  29    »likj;    ovner  en  rond«  Denominativ  von  dem  in 

Habicht's  Glossar  zum  3.  Bde.  der  T.  u.  E.  N.  erklärten  und  von 
Frey  tag  aufgenommenen  ^\. 

620b,  3  >V,b;  avarie«  pers.  -.L:,  Schade,  Verlust. 

621 a,  5  v.  u.  *.£Lw  cendree,   petit  plomb  de  chasse«.   vom 


48)  »Je  n'ose  rien  döcider«.     Dozy.    —   »Mir  unwahrscheinlich«. 
De  G  0  ej  e. 


39     

türk.  x^L*  oder  x«.:>Lo  b.  Zenker  S.  558c :  »petitplomb  de  chasse, 
grenaille« . 

s    £  o  , 

621 b,   l.  Z.  ))'xJj>.avw«  Obligation  (acte),  M. «    Die  Erklärung 

dieses  Wortes  beiM.,  1.1%  3  u.4,  entspricht  dem,  was  wir  amt- 

£■     O     ,- 

liehe  Verantwortlichkeit  nennen,  gebildet  von  iJ^<-~o, 
von  Amtswegen  verantwortlich;  s.  Zeitschrift  d.  D.  M. 

G.,  V,  59,  Anm.  1.  Daher  b.  Cuche,  rfo,  XJ^a*»*  o«^',  unter 
Verantwortlichkeit;  wiewohl  Cuche  selbst  den  abstracten  Begriff 
in  einen  concreten  verwandelt:  »Chose  sur  laquelle  on  sera 
questionne,  dont  on  devra  rendre  compte«. 

627a,  6  v.  u.    Obgleich  der  allgemeine  Sinn  von  /  'jj^»-* 

jw>.Lc>  .~c  in  der  bemerkten  Stelle  durch  »precede  para  u.  s.w. 

vollkommen  ausgedrückt  ist,  so  bildet  dieses  doch  nur  scheinbar 
eine  Ausnahme  von  der  Regel,  dass  das  Hocharabische  nicht, 
wie  unsere  Sprachen,  ein  Passivum  durch  Präpositionen  mit  dem 
entsprechenden  Activsubject  verbinden  kann.  Es  ist  iU>.L=>  ^c 

überhaupt  nicht  von  /  «^«.*wa  regiert ,  sondern  ihm  coordinirt 
und  .je  steht  prägnant  in  der  Bedeutung  von  ^c,  .o>Lo  oder 
^yc  i^LpU,  während  /  'jj***^  seinerseits  ebenfalls  einen  selbst- 
ständigen Begriff  bilcl et :  ein  Posterius,  dem  ein  Prius  voraus- 
gegangen  ist,  mit  dem  Abstractum  sLä^jLa]  s.  de  Sacy,  Anthol. 
arab.,  302,  11  u.  12. 

634 a,  11  »/äs**  boudin,  saucisse«  türkisch,  mit  scriptio 
plena  /  'jy&* ,  auch  mit  <jo :   /  äj.^5,  /  ^?>^°. 

634a,  8 — 6  v.  u.  c^Usi"  an  der  bemerkten  Stelle  der  T.  u. 
E.  N.  scheint  verschrieben  statt  ^^s^ :  sie  zog  hervor,  d.  h.  sie 
schob  durch  Ziehen  und  Drehen  der  »;-i>  die  eenannte  Seite 
derselben  nach  oben.49). 


49)    »Ihre  Verbesserung  1001    N.  VII ,  tfr^,  5  wird  bestätigt  durch 
iff,  5  a  f.,  wo  richtig  steht  <*jj^>>  o*->»^W3.     Ich  vermuthe,  dass  >— ■ ^s^ 


40     

636b,  16  u.  17.  Die  Bemerkung,  dass  die  Christen 
^Xsj\  (jp=wi!  für  ^As.l\  y*SJ>\  sagen,  weist  darauf  hin,  dass 
dieser  tropische  Gebrauch  von  ,^  aus  dem  cor  contritum,  der 
contritio  cordis  des  Kirchenlateins  entstanden  ist.     Cuchefolb: 

» Etre  contrit,  brise  de  douleur  (coeur)  L'sLswi!  /  ^swit«,  »Brise- 
ment  de  coeur,  contrition,  repentir  v_JläH  /  äL<^*ö!«,  »Contrit, 

qui  se  repent  de  ses  peches  /  is=w,U«. 

63 6b,  22 — 24  »/jL<y«  ist  nach  bekannter  Formenanalogie 

(<j\^  zu  lesen  als  Collectivsingular;  das  Einheitsnomen  davon 

wäre  Xäl^".  Die  Stelle  bei  Makkari  bedeutet :  zehn  Centner 
feiner  weisser  (hartcrystallisirter)  Zucker,  in  dem  kein  Lumpen- 
zucker ist,  franz.  cassonade ,  engl,  lumpsugar,  engl. -franz. 
lumps. 50) 

63 9a,  8  u.  7  v.  u.     Eine  versuchte  Deutung  von  w^LojI 

^jswU  erwies  sich,  den  mir  mitgetheilten  beiden  Textstellen 
gegenüber,  als  unzulässig.    Dabei  schrieb  mir  aber  de  Goeje  : 

»S.  PH  (der  1001  N.  I)  liest  man  C*JLaJS  (^^JÜi  (u£$)  lA^5 
*4£y=>.,  J.,  eine  Art  feierlicher  Salbung  [?],  und  fit*  heisst  dann 
dieses  Kreuz  aJIc  (jüyui!  »«^xLai!.  Vielleicht  ist  hierin  die  Er- 
klärung des  Beiwortes  ^u«..Ü  zu  suchen.«' 

640a,  16  a-.-^«  Mosl.  1C,  13,  constr.  m.  J^  wie  ^s.  L^*>t 


bedeutet  her  vorziehe  n  ,  vielleicht  aus  dem  Futteral;  vgl.  die  Bedeutung 
degainer.«   De  Goeje. 

50)  »Cassonade  und  Lumpenzucker  d.  h.  nicht  raffinirter 
Zucker,  kann  hier  doch  kaum  gemeint  sein.  Holländisch  würde  ich  über- 
setzen »waarbij  geen  gruis«,  d.  h.  zerbrochener,  halb  pulverisirt er  Zucker. 
Dozy  sagt  mir,  dass  er  die  Stelle  verstanden  hat  wie  ich ,  nur  wäre  statt 
qui  n'avait  pas  ete«  zu  schreiben  gewesen  dans  (avec)  lequel  il  n'y  avait  vien 
de,  aber  das  richtige  Wort  für  /  cjLss*'  habe  ihm  gefehlt.  Ich  habe  dies  auch 

in  Boissiere's  Dict.  analogique  nicht  finden  können.«  De  Goeje.  —  Das 
dem  gruis  etymologisch  entsprechende  Wort  wäre  Gries,  Grieszucker; 
ich  höre  aber,  dass  der  kaufmännische  Ausdruck  für  solchen  Zucker  bei 
uns  Farinzucker,  der  im  gemeinen  Leben  gewöhnliche  klarer 
Zucker  ist. 


41     

(Lane  ,   65  lb  u.  c) ,   steht  Dach  meiner  Ansicht  absolut  für 


.Lül ,  fachte  oder  schürte  das  Feuer  auf  ihm  an ,  trop.  für :  er- 
füllte sein  Herz  mit  neuer  Leidenschaft.  So  wird  der  Uebel- 
stand  vermieden,  dem  Worte  eine  von  keinem  Quellenwerke  an- 
erkannte ,  bloss  auf  eine  unsichere  Vergleichung  mit  !"lfiTÖ  ge- 
stützte Bedeutung  beizulegen,  deren  auch  das  »J.^  ^ssg  zu  seiner 

.  O        -       - 

Erklärung  nicht  bedarf;  denn  Lm  ^  L^wÄi  oy^*  ist  nur  eine 

durch  Verschiedenheit  der  Gonstruction  bewirkte  negative  Wen- 
dung des  Begriffes  \S£i  {g^f ,  nämlich :  willfährig  und  gern 
auf  etwas  verzichten,  sich  dessen  entäussern,  es  auf-  oder  hin- 
geben. Dies  ist  um  so  gewisser,  da  auch  IJoCj  lg&  selbst  in 
dieser  negativen  Bedeutung  steht,   Makkari,  I,  P.. ,  12:  v_ä-J 

^yyaJ-\  *Li  *^^äj  o^~  »wie  haben  eure  Seelen  die  festungs- 
reiche Heimath  hingegeben?«  d.  h.  wie  habt  ihr  sie  leichten 
Muthes  aufgeben  können  1 51) 


51)    »Ich  erlaube  mir   gegen  Ihre  Bemerkung  anzuführen:     1)   Die 
Hdschr.  hat,  wie  gedruckt  ist,  le^  3  nicht  ic^1  >  wie  Sie  lesen.     2,  Dass 

man  gesagt  hat  q^Ls  ^c  .LäJI  ic^i  'st  unbewiesen.  Die  Vergleichung 
mit  ^*>l  ist  nicht  ganz  zulässig;  denn  man  sagt  \^s^*  r+^-\  c^r^"' 
JLÄl   L^<Ä-o    «us   Joi^J  «^>i  löl  aüji^j  «JC*^j  ^lXäJI   (Asäs),    also 

die  Kohlen  zur  Seite  schieben  (Lane:  to  put  aside) ;  von  da  aber 
ist  doch  noch  ein  Schritt  zu  der  Bedeutung  das  Feuer  anschüren, 
und  ich  weiss  nicht,  ob  die  Sprache  diesen  Schritt  gethan  hat.     3)  Dass 

man  sagt  f^/äJL   ^j^  =  ^-^-iolj    >>L>   und  dass  selbst  qX   ic-^ 

tj-^Ji  zu  vertheidigen  ist,  wenn  man  L<^'  als  freigebig  sein  fasst, 

dem  widerspreche  ich  nicht.  Allein  t  ^iJI  ^c  „VwÄÄj  l&P  und  c^-o£" 
*»»x.    ( ^>~Ju  \    ^-wÄÄj  ist  bei  dieser  Auffassung  schwer  zu  erklären.  Lane 

übersetzt  letztern  Ausdruck :  I  left  the  thing  and  my  soul  did  not  strive 
with  me  to  incline  nie  to  it.  Es  ist  als  ob  er  gefühlt  hätte  dass  der  Begriff 
inclinavit  doch  im  Verbum  liege.«   De  Goeje.  —  Dem  steht  Folgendes 

entgegen:  1)  Ich  habe  nicht  ic^,  sondern  mit  Freigebung  der  Aussprache 
^UjI  i^i-*  geschrieben,  weil  nach  AA  und  S  bei  Lane  Lc"^'  in  dieser  Ver- 


42     

640a,  3  v.  u.  In  Betreff  des  ^♦^Jf  ao  <3jJ»  Lo,  parallel  dem 
.UCs^M  i^Ä  &j  /  iU.  Lo,  Makk.  II,  of.,  1,  wie  ich  in  den  Sitzungs- 
berichten v.  J.  1869  S.  83  zu  lesen  vorgeschlagen  habe,  und 
der  Antwort  darauf  in  Dozy's  Lettre  S.  219,  dass  man  so  nicht 
lesen  könne,  »car  ^-ioLi  x^jmJS  tdlA**  ne  se  dit  pas«,  erlaube 
ich  mir  die  Frage:   Ist  dies  so  gewiss?    Wie,  wenn  eben  diese 

Stelle  das  Gegentheil  bewiese?  Ich  denke,  der  in  Ax**  liegende 
Begriff  von  „J  lässt  sich  auch  auf  das  Ohr  übertragen  ,  welches 
an  etwas  hangt,  haftet,  d.  h.  es  beständig  hört  oder  anhört. 


bindung  eben  so  gut  arabisch  ist  wie  ^2^;  2)  die  Sprache  brauchte  keinen 
Schritt  zu  thun,  um  zu  der  angegebenen  Bedeutung  dieses  Ausdrucks  zu 
gelangen,  denn  das  Feuer  anschüren  bedeutet  eben:  durch  Be- 
seitigung von  Asche,  hinderlichen  Kohlen  und  Holz  dem  Feuer  Luft  machen 
und  bewirken ,  dass  es  hell  brennt.  Der  türkische  Kämüs  beschreibt  das 
Verfahren  dabei  so:  »mit  einem  Feuerhaken  die  Asche  oder  die  auf  dem 
Feuer  liegenden  Holzstücke  nach  beiden  Seiten  schieben  und  ihm  dadurch 
gleichsam  einen  Weg  bahnen  ,  damit  es  freien  Raum  gewinne  und  auf  den 
(darüber  stehenden)   Kochtopf  einwirken  könne.«     Dass  man  den  Gegen- 

stand,  auf  welchem  dies  geschieht,  ebenso  wie  bei  /<-♦•>•  mit  (J>c-  ein- 
führen kann  ,  unterliegt  keinem  Zweifel.     3)  £.— &J1  ^.c  &*wjLo  lisÄ"  und 


x*c  (^^-wjuj  ^**.s.Xj  c^:;^",  sind  nicht  schwerer  zu  erklären  als  das 
von  Gauhari  bezeugte  s-.— wJi  ^~c  ^»wjb  w«.-^"   »meine    Seele  hat  sich 

willfährig  von  etwas  abgewendet«  d.  h.  es  aufgegeben,  darauf  Verzicht  ge- 
leistet. Das  Verbum  behält  seine  eigene  Bedeutung;  der  Begriffsich  ab- 
wenden   liegt   nicht  in   ihm,    sondern   kommt   durch    ^~c  hinzu,   vgl. 

Si  ,_^.£  und  xäc  iS^-  ^as  V  i°  **»*-&*l  ^"  ist  das  transitivmachende, 
JuiAsüüi  i\i:  er  hat  seine  Seele  zu  willfähriger  Verzichtleistung  auf  etwas 
bewogen;  unmittelbar  transitiv  die  II.  Form  mit  Objectsaccusativ  in  der- 
selben Bedeutung:  i^-Xiol  ^£.  xwJÜ  ^i^,  oder  ~\  *.a*ääj  ^  mit  dem 

V  zur  Bezeichnung  des  bildlichen  Wortgebrauchs,  äu;Ls?>  ;  s.  Hariri, 
1.  Ausg.,    il^ö,  Commentar  Z.  4. 


43     

640b,  19  —  24.     Zur  Erklärung  dieses  magrebinischen  Ge- 
brauchs von  Ol\a*  genügt,  glaube  ich,  die  Bedeutung  abhalten  , 

Jo*  —  iA>o,  in  ihrer  Wendung  zum  aushalten,  sustinere. 
Vermöge  desselben  Tropus  sagt  man  mundartlich  in  einem 
Theile  Sachsens:  »Das  kann  ich  nicht  abhalten«,  st.  aushalten, 
in  Beziehung  auf  Schmerzen,  Geldausgaben  u.  s.  w.52) 

641 a,  5  v.  u.   _l\a*  ,  Bresl.  II,   143,   wird  nicht   für  eine 
Verkürzung  von  -OU«,  sondern  für  einen  gebrochenen  Plural 

(Li 

davon,  wahrscheinlich  „lX**,  zu  halten  sein;  Guche,  Pöfa,  giebt 

als  PI.  von  _oLv  die  nächstverwandte  Form  _IlX^.    Der  Spräch- 
et (L> 
gebrauch  erlaubt  in  solcher  Verbindung  das  Adjectivum  sowohl 

in  formeller  Uebereinstimmung  mit  dem  Numerus  des  Vorher- 
gehenden in  den  Singular,  als  dem  Sinne  nach  in  den  Plural  zu 

j    >  o  j         >  öS 

setzen;   s.  Makk.  I,  vt". ,  8  :   J^c  ^Joo  v_aJS ,  wie  dort  nach  den 

Handschriften  zu  lesen  ist.  In  Betreff  der  Uebereinstimmung 
des  Casus  mit  dem  Gezählten  s.  de  Sacy's  Gr.  ar.  II,   §  544. 

647b,  18  u.  19.    Falsch  ist  das  xJy  ImJI  Jasb>  ^JyJt  in  M 

o 

eigentlich  nur  insofern,  als  es  das  arab. -pers.  ,tay*,  Geheim- 
halten, Geheimnissbewahrer,  für  türkisch  ausgiebt;  aber  un- 
gehörig insofern,  als  dieses  dem  Arabischen  fremd  gebliebene 
Wort  an  die  Stelle  des  im  Arabischen  ebenso  wie  im  Türkischen 

o  , 

üblichen  ^J>.-w  getreten  ist. 

649 b,  8  — 10.    Sollte  nicht  statt  /  ä _**  zu  schreiben  sein 

/  ö_ä,  Ueberfüllung  mit  Feuchtigkeit?    Darauf  deutet  das  hinr 

was  als  Entstehungsursache  dieser  Krankheit  der  Melonen  und 
ähnlicher  Früchte  angegeben  ist:  »quand  on  laisse  sejourner 
l'eau  pendant  trop  longtemps  ä  leurs  pieds«. 


52)  »Mir  nicht  wahrscheinlich«.    Dozy.  —  »Mir  auch  nicht,  da  die 

Bedeutung  von  cX.«*  abhalten   auch  schon  eine  abgeleitete  ist.    Dozy's 

Erklärung  befriedigt  auch  mich  nicht ,  ich  wage  aber  keine  dritte  aufzu- 
stellen.«   De  Goeje. 


44     

650a,  4  »t.  de  commerce,  Obligation  (acte)«  sehr.  t.  d'ad- 
ministration,  assignation,  ordre  de  payer  au  porteur;  dies  be- 

deutet  die  Erklärung  von  ^J.^j\  in  M :  o\.i>^J  ^I^äj  JLj  <iLo 

*^>j-+j  (jUI  i^Uo.  Die  von  Dozy  aus  Meninski  oder  Bianchi  ge- 
nommene Bedeutung  ist  nur  die  erste  in  einer  von  Zenker  auf- 
geführten Entwicklungsreihe,  deren  letzte,  »die  Industrieaus- 
stellung« ebenfalls  in  das  Arabische  übergegangen  ist ;  so  in  der 

Beiruter  Zeitung  Xjäl  v.  J.  1872,  Nr.  199  letzte  Seite:  ,^yJI 
jüoLäjI  &y*Jlj  LUs  J,  *^s  *s*jl\  iJ.*j+xS\ ,  »die  im  kommenden 
Jahre  in  Wien  zu  eröffnende  allgemeine  Industrieausstellung«. 

,  o  , 

^J.*» ,  von  i^wo.*«  ausbreiten,  hinbreiten,  bedeutet  ursprünglich 

einen  zum  Geldaufzählen  hingebreiteten  Teppich ,  dann  über- 
haupt Zahlbrett,  Zahltisch,  daher  »bureau  de  receveur«  (Hindog- 
lou) ;  weiter:  Brett  oder  Tafel  zum  Auslegen  von  Waaren  u.dgl.. 
davon  ausgehend  in  letzter  Entwicklung  Industrieausstellung. 

652 b,  21  » Echantillon ,  motüre«  in  dieser  Bedeutung  ist 
8.L^.^  das  ital.  mostra;  s.  Hartmann's  Arab.  Sprachführer, 
83,  12,  mit  dem  PI.  _.bl*«o.  Auch  türk.  *jj»±a,  ».Lus../0? 
mostra,   Zenker  892 c. 

653a,  6  v.  u.  flg.  Es  scheint  noch  nicht  bemerkt  worden 
zu  sein,  dass  *.b*«  und  *Ua**  in  der  Bedeutung  von  ^ÄA^Jt  lKz* 
und  das  denominative  ^b**  aus  aro^ia  und  otoj.wvv  gebildet 
sind;  wenigstens  eine  Hindeutung  darauf  enthält  das  »JJv^  .I 
in  M  zu  Lolb/*  «j  ^x=>  als  Erklärung  von  v_$u*JI  *&>*«■>  bot  6f.no  ob 

to  £hpog.    Ebenso  im  Hebr.  l")nn  "»B  ,   im  Aram.  ]sixa)  )coa, 

und   im  Türk.  ^-J^  t£ks=-ls,   womit  der  türk.  Kämus  Ja.**  und 

JJä>»  erklärt. 

654a,  6.  Lautet  der  Vers  ursprünglich  so  wie  er  hier  steht, 
so  hat  der  Dichter  gegen  die  Begeh  das  Fragnomen  an  die  Spitze 
des  Satzes  zu  stellen,  den  vom  Verbalnomen  am  Ende  des  Satzes 


45     

abhängigen  Objectsaccusativ  dem  Lui  vorausgeschickt,  wodurch 
überdies  der  schon  an  sich  schwachen  Verbalrectionskraft  jenes 
Nomens  (Wright ,  Ar.  Gramm.  II,  S.  75  u.  76,  §34)  fast  Un- 
mögliches zugemuthet  wird.    Diesem  Uebelstande  wäre  abzu- 

-  i.%        «SO,  ,-Sso, 

helfen  durch  Verwandlung  von  Uui    LxxO  in  Lui   *-0,  wodurch 

zugleich  f^\  seine  nächste  und  eigentliche  intransitive  Bedeu- 
tung wiedergewinnen  würde  :  »ich  wusste  nicht,  die  Thränen 
welches  von  uns  beiden  sich  stärker  ergössen  « .  Das  .^JLcLä^  im 
zweiten  Fusse  statt  des  ursprünglichen  JLcLä^  könnte  nur  in- 
sofern bedenklich  scheinen,  als  es  in  diesem  Yersstücke  das  ein- 
zige seiner  Art  wäre.  53) 


53)  »Ich  finde  die  Aenderung  etwas  gewagt.  Ein  so  später  Dichter 
erlaubt  sich  [bisweilen  auch  aus  Unwissenheit)  viele  Freiheiten,  und  Abdol- 
wähid hatte  das  Gedicht  fast  aus  erster  Hand.«  Dozy.  —  Sie  haben  Lx^O 
bei  Abdolwähid  für  einen  Objectsaccusativ  angesehen ;  nach  meiner  Mei- 
nung aber  ist  es  ein  Tamjiz-Accusativ.  Und  hier  wird  wohl  gelten  können 
was  Wright  II,  S.  135  schreibt:  »The  j^^i  may  occasionally  be  placed, 

by  poetic  license,  before  the  predicate  which  it  limits«.    Und  obgleich  dies, 

5«.  ö 

nach  Wright,  nur  stattfindet  wenn  das  Prädicat ein  i^5~^X/*  Jjts  ist ,  wird 

doch  wohl  auch  hier  gelten  können  was  er  S.  1 30  sagt  :  »only  a  poet  could 

venture  on  an  emergency  to  say  ^1  Lp  La  qU-*£>  =\J,\   ö-i   ...b      .-J 

r^^>  Uif  L-yp»  for  LpLa  qL^^   ^\  b**:>-    Ich  finde  diese  Um- 

Stellung  des  jLs>  beinahe  noch  kühner  als  die  des  j*>.*J'  bei  Abdolwähid. 
Gegen  Ihren  Vorschlag  spricht  noch ,  wie  Sie  selbst  schon  bemerkt  haben, 
dass  dann  hier  allein  ^Ict-ä/a  statt  ■jL.s.Jla  stehen  würde. «  De  Goeje. 
—  Die  Sache  ist  doch  hier  eine  wesentlich  andre  als  in  den  Fällen  bei 

Wright,  da  1*0 ,  gleichviel  ob  xj  j^juw  oder  j***^  ,  nicht  bloss  seinem 
speciellen  Regens,  sondern  sogar  dem  ganzen  Satze,  zu  dem  dieser  Regens 
gehört,  vorausgeht,  —  und  zwar  einem  formell  selbstständigen,  nur 

logisch  von^i  |*J  abhängigen,  regelmässig  mit  dem  Fragnomen  beginnen- 
den Fragsatze;  s.  de  Sacy,  II,  S.  582  §1152.  meine  Beiträge,  8.  Fort- 
setzung [=  9.  Stück)  S.  190—192.  Aber  ich  sehe  jetzt,  dass  wir  alle  in 
i^O  den  einfachen  Accusativ  der  Ursache,  *j  j«jiäx,  verkannt  haben: 


46     

654 a,  15  flg.  iXcLo'  gehört  nicht  zu  iXcL«,   welches  die 
ihm   beigelegte  Bedeutung  nach  Fonnenanalogie  und  Sprach- 

gebrauch  nicht  hat,  sondern  ist  Jussiv  (lX^L^j  st.  AcL*Jo)  oder 

Imperativ  des  reflexiven  ^AclLö  mit  v_j,  »s'aider  de«.  Z.  14  v.u. 
634 b,  4  u.  5.    Statt  jju»  hat  die  erste  Ausgabe  von   Bc 

o 

659b,  7.    A.£w  in  der  Bedeutung  von  b&D,   simpulum  ,  war 


richtig  ».♦.*, 


nach  der  Stelle  aus  einer  Tischendorfschen  Handschrift,  die  ich 
in  Levy's  Neuhebr.  Wörterbuch,  III,  320a  u.  b  mitgetheilt  habe, 
auch  im  orientalischen  Gemeinarabisch  in  Gebrauch.  Es  steht 
dort  von  einem  Napfe,  in  welchem  der  h.  Saba  Ueberbleibsel 
von  grünen  und  trocknen  Gemüsen  und  andre  Speisereste  zu 
späterem  Gebrauche  aufbewahrte. 54) 

660a,  3  v.  u.  flg.   L^+jwiy  ü^Lä^JI,   logische  Gleichung  zwi- 

sehen  ^***II  und  *«*/b5l ,  dem  in  concreto  gegebenen  Einzeldinge 

und  dem  durch  das  entsprechende  Wort  ausgedrückten  Gat- 
tungsbegriffe. »Der  Unverstand  (Farazdak's)  ist  eben  das  was 
Unverstand  heisst«  und  demgemäss  zu  behandeln.  Eingeleitet 
durch  JL^I  ^ ,  giebt  dies  einen  jener  motivirenden  Umstands- 
sätze ,  welche  die  Dichter,  wie  parenthetisch ,  am  Ende  eines 
Halbverses  anzubringen  pflegen-.  »Sprich  zu  Farazdak —  (der 
Unverstand  ist  eben  Unverstand)  — :  Wenn  du  mein  Gebot 
nicht  befolgen  willst,  so«  u.  s.  w. 

-  0  -  -   o   , 

661  a,  8    y)^^^«.  oder  »^ailo«  ist   umgekehrt  aus  dem 
Arabischen  in  das  Berberische  übergegangen ;  entstanden  ist  es 

aus  ^Aiä^J  (II,  360b)  und  daher  eigentlich  .oiü*  zu  schreiben. 
Völlig  verwischt  wird  der  Ursprung  des  Wortes  durch  die  Schreib- 


-  o 


art  ^..vJC*,   668 b,  14.     Im  Maltesischen   lautet  das  Perfectum 


»ich  wusste  vor  Thränen  nicht,  wer  von  uns  beiden  sich  am  stärksten  er- 
gösse.« So  fällt  jede  Schwierigkeit  hinweg. 

o 

54)  »Noch  ein  paar  Beispiele  von  diesem  uVä<w  s.  in  meinem  Gloss. 
Geogr.«    De  Goeje. 


47 

noch  staksa,  Impf,  jystaksi,  Verbalnomen  yl-my  stoksia, 
l'interrosazione.  b.Vassalli,  Proverbii  Maltesi  S.  73  Z.  3. 

*'  9  - 

668a,  14  »^jXw«  d.  h.  ^X^,  das  mit  nasalem  n  aus- 
gesprochene  ^»X^v  694b;  4,  nach  einer  dritten  Aussprache ^ßS+J» 
686  b,  25.  Wahrscheinlicher  als  die  Entstehung  aus  einem 
meines  Wissens  im  Sprachgebrauche  nicht  vorhandenen   XCj' 

ist  mir  die  aus  pers.  Ju^L>,   türk.  yUJLs-,    Nagelschmidt  und 

Schlosser,  dann  auch  auf  den  Blechschmidt,  Klempner  und  ver- 
wandte Metallarbeiter  übergetragen. 

668 a,  3  v.  u.  flg.  Die  Aufnahme  des  ganz  ausserhalb  der 
arabischen  Formenanalogie  stehenden  Ij'jX*«,  sicurtä,  oder, 

wie  Cuche  Hoa,  3  schreibt,  'ü\j£~w  in  die  Gemeinsprache55)  hat 

nach  Bocthor  die  passiv-active  Zwitterform  .yC*^  mit  der  Be- 

,  o  , 

deutung  assureur  erzeugt.  Das  ebendaraus  neugebildete  jfy«, 
Inf.  sSy*  (statt  äJ^w)  »assurer  une  maison,  un  vaisseau,  des 

marchandises«  b.  Cuche  ebendaselbst,   bleibt  als  regelrechtes 

J^i  wenigstens  innerhalb  der  Formenanalogie ,  und  ich  kann 
mich  eines  leisen  Zweifels  nicht  erwehren,  ob  nicht  vielleicht 
das  wunderliche,  besonders  auch  durch  seine  Mehrdeutigkeit 
anstössige  .yC*.-«  ein  verschriebenes  .Sj»*a>  ist. 

668b,  24  » ^.jÜ^Lv  castor «  eig.  Slave,  weichere  Aussprache 
von  ^.jblä/*5  t/Aft-«,  so  genannt  von  der  Heimath  des  Thieres. 

669%  13  u.  14  oL&Jfj  ol£=>J^I,  die  Thätigkeiten  und 
die  Unthätigkeiten,  das  Thun  und  das  Lassen,  Merismus  für  das 


55)  In  einer  Anwandlung  puristischen  Eifers  verdammte  Herr  Bis- 
täni ,  der  Herausgeber  des  Muhit  al-Muhit,  das  »Sicurtä«  und  ähnliche 
Barbarismen  schon  vor  23  Jahren  in  einem  zu  Beirut  gehaltenen  Vortrage 

über  v_j.äJ  t- >)J>I;    s.  Sitzungsberichte  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss. ,    philol.- 

hist.  Cl.  v.  J.  1859,  XL  Bd.  S.  16t. 


48     

ganze  Leben  oder  die  Lebensführung  eines  Menschen;  s.  Ali's 
hundert  Sprüche  S.  41   Z.  10,  S.  122  Sp.  1   Z.  25  flg. 

670  a,  17  flg.    Ausgehend  von  der  Grundbedeutung  des 

Stammes  J.-w,  leicht  und  sanft  ziehen,  ist  -*^l  JJL« :   er  hat  die 

Sache  geschlichtet,  in  der  Stille  abgemacht  und  geordnet.  Die 
betreffenden  Worte  669b  1.  Z.  sind  etwa  so  zu  übersetzen:  Ac- 
commodez  son  affaire  sans  eclat  et  econduisez-le  de  votre  com- 
pagnie ;  670 a,  15:  II  lui  insinua  adroitement  ce  qu'il  devait 
faire. 

670b,  19  » (Cjj.i-^L* «  nach   Quatremere's   Schreibart  und 

Erklärung  a.  a.  0.  Aber  der  dort  aus  dem  Inschä  angeführten 
Ableitung  widerspricht Lehg,eTcosmäni1l*,<i,  12  u.  13  :  »  ..S.j.A^L« 
(silahsöran,  PL von  silähsör,  ar.-pers.,  eigentlich  Waffen- 
polirer)  ist  die  dem  Oberstallmeister,  .»j>L*io,  untergebene  erste 

Dienerklasse ,  die  Waffen beamten ,  ^g  J.j»U  äss-LJ  ;  fehlerhaft 
ausgesprochen  .j^Lo  (s.  Meninski  unter  .  j3»^L*  u.  ,j.:>^Lo) . 
Die  zweite  Dienerklasse  besteht  aus  den  qVj->5-w  (serächö- 
rän,  PL  von  serächör,  pers. ,  eigentlich  Stallvorstand,  Stall- 
meister).« Unmittelbar  darauf  :  »/ ii._j.^o!^L«  (silahsörluk) 
ist  die  Kunst  des  Waffengebrauchs  zu  Pferde,   üUjuXä^.,   die 

3       ,  3        -  -  3  ,   - 

Reiterfechtkunst.«  Hiernach  ist  ^^^L»  in  .j^i^  ■—.  .^.i>Xo 
zu  verwandeln,  als  entstanden  aus  einer  gemeintürkischen  Ver- 

3      0,  3        ,  , 

mischung  von  .  »..^.5>^L*,  der  höhern,  und  .j.r>L*w,  der  niedern 

Klasse  des  unter  dem  Oberstallmeister  stehenden  Dienstperso- 
nals, so  aber,  dass  das  j  von  .y>%«  oder  j.s>sL>d  nicht  von 
.j.s>\jm ,  sondern  von  .j.^=>^  herrührt. 

670b,  12  v.u.  »ä.^s^Lw  (esp.  salmuera)  saumiire«.  der  F  orm 

nach  vom  altital.  salamora,  neuital.  salamoja.  Im  Maltesischen 
mit  Zusammenziehung  und  Assimilation  sammüra,  Vassalli, 
Prov.  Malt.   S.  84  Nr.  789.    Vgl.  bj^U*  689b,  6  v.  u. 

672a,  8  v.  u.    Die  Singularform  lS^-jm  ergiebt  sich  aller- 


49 

dines  mit  Notwendigkeit  aus  dem  PI.  ,..».<o?Ju*  bei  Abulfeda. 

aber  wahrscheinlich  liest  ihr  ein  falsch  gelesenes  ,  ~5^Xw,   d.  h. 

^.:=?JL*,  Xn*öl2J,  zu  Grunde.  Vielleicht  trug  dazu,  bewussl  oder 
unbewusst,  die  Vergleichung  mit  dem  gleichbedeutenden  kora- 

nischen  ^jjy> ,  qjj^L^»  bei.  Statt  &X>*  in  M  (s.  672 a.  4]  hat 
Cuche  F1v\  mit  der  Bezeichnung  als  Fremdwort,  nach  gemein- 
arabischer  Aussprache  »^ys^L*  -  ^JL«  Apötre«. 

672b,  7 flg.  xs>\AL  ist  das  aram.  STTiBblB  ,  U»o^\«,  Blase, 
sowohl  Fischblase,  Buxtorf  S]).  2429,  als  auchBlasengeschwulst, 

tumor  morbosuS;  Gast. -Mich.  S.  918:  davon  |  ^aa^j  xiJ^t, 
vesica,  die  Urinblase,  Thom.  a  Nov.  S.  36,  und  r^rrsbttj ,  ma- 
trix,  Uterus;  ingluvies,  vesicula  gutturis  in  avibus,  Bux- 
torf a.  a.  0. 

675,  11    v.  u.     Stall  -jjb   /  Ju,  jlä  schlage  ich  vor   jt^, 

.-Jb  /  JL- ,   Haar  (welches)  Mangold   mit   Milch    ist),   d.  h.   aus 

Schwarz  und  Weiss  gemischt,  wie  bei  uns  sprichwörtlich  von 
solchem  Haare  :  Pfeffer  und  Salz.  Ueber  die  Anwendung  des 
Farbenbegriffs  grün  auf  Haare  s.  Abbad.  III,  195,   I  flg.   und 

oben  378b  unter  .xajM. 

679a,  4  flg.  Die  angeführten  Worte  bedeuten,  dass  er  den 
ganzen  Koran  des  Nachts  in  Gebetsstellung  ohne  Unterbrechung 
zu  recitiren  und  erst  am  Ende  mit  der  gewöhnlichen  Segens- 
formel zu  schliessen  pflegte;  s.  677a,  4  —  2  v.  u.  Eine  solche 
ununterbrochene  und  mit  einmaligem  *JUö'  abgeschlossene  Re- 
citirung  des  Korans  heisst  dann  selbst  per  synecdochen  **Jlwö. 

679b,  18  flg.    Dieses  ^~  oder  ^U«  steht  für  das  altarabische 

5l. 


680a,  7.  Da  der  arabische  Name  des  Gestirnes  der  Lyra 
von  yjlvg,,  testudo ,  herkommt.  —  s.  Ideler.  d.  arab.  Stern- 
namen S.  67,  —  und  /  vor  6  und  i  bei  der  Arabisirung  grie- 

1882.  4 


50 

chischer  Wörter  regelmässig  in  <jä  übergeht,  so  isl  /  öLJU«  für 
eineVerderbniss  des  von  den  Quellenwerken  allein  überlieferten 
/  äL^JLxc,  zu  halten . 

680 b,  13  »X^LoUjw«   mit  dem  Artikel  &aä*LoU*J!  d.  h. 

K-^>Lo  tU/Aol  •  —  nicht  iLo>Lo  nach  Amari's  Schreibart  in  der 

Anmerkung  und  in  der  Uebersetzung .  Vol.  I  p.  315  »la  sa- 
masähhiah«,  —  ist  ursprünglich  entweder,  wie  Amari  an- 
nimmt, ein  vollständiger  Satz:  »il  cielo  e  sereno«,  oder,  was 
ich  vorziehen  möchte,  eine  jener  spätem  Verbindungen  eines 
Nenn-  und  eines  Beiwortes  zu  einem  durch  Vorsetzuns  des  Ar- 

tikels    unauflöslich    geeinigten    Compositum ,    wie    ^LXÄP-^wi, 

^jyo.Lx.^;  s.  diese  Berichte  v.J.  1862,  S.  45,  Sonderabzug  S. 37. 

681a,  5  —  8.  Die  angebliche  Construction  wird  durch  die 
angeführte  Stelle  nicht  bewiesen,  da  xXiiLj  weder  Objecls- 
accusativ  ist,  noch  »ses  pions«  bedeutet.  Der  Sinn  ist :  Seine 
Lackeien  (valets  de  pied ,  footmen)  gestatteten  mir  den  Zutritt, 
da  ich  auf  einer  Stufe  des  Kindesalters  stand ,  auf  welcher  man 
Naturmenschen  überhaupt  vieles  gestattet. 

681 b,  13.    Sollte  nicht  in  jener  Stelle  von  Kosegartens  Liber 

cantilenarum  statt  ^.^  zu  schreiben  sein  ^.^^  ?  ».\+** ,  nach- 
giebig, gefügig,  als  »use«,  ist  doch  eigentlich  nur  eine  schwä- 
chere Wiederholung  der  schon  durch  /  kL>  ausgedrückten  Be- 
schaffenheit, und  das  dadurch  erregte  Lachen  Jezid's  deutet  dar- 
auf  hin  ,  dass  der  Schild  nicht  bloss  abgenutzt ,  sondern  auch 
noch  dazu  von  auffallender  Hässlichkeit  war. 5li) 

§8%h,  7  v.  u.  flg.  Das  »c'est  pour  iü.ilw,  oellccgioi1«  könnte 
so  missverstanden  werden,   als  sei  iü.U*«  eine  Nebenform  von 

Xj.^L«.  Dagegen  erklärt  Gawäliki  in  +\y&  las»,  herausgeg.  von 
H.  Üerenbourg  in  »Morgenländische  Forschungen»  S.  131   Z.  4 


56,  »Sie  haben  Recht.    Aghini  ed.  Bul.  t,  (*"l,  3  hat  richtig  -v*..»*. « 

l)uz\. 


1 


51      

v.  u.  flg.  ,  aj.L**  sei  eine  fehlerhafte  Aussprache  statt  Kj-m.*«, 
einer  Art  Schiffe,    so  genannt  von  dem  Namen  ihres  Erfinders 

.£**«,  der,  meint  Gawaliki,  in  Basrah  gelebt  habe.  In  der  That 
geben  die  morgenländischen  Quellenwerke  nur  die  letztere 
Form.  57) 

a 

683a,  21 .   Die  Frage  nach  der  Bedeutung  jenes  -****!  ist  von 

Doz\  selbst  in  der  zweiten  Ausgabe  seines  cAbd-el-wähid,  156. 
Anm.  d.  beantwortet :  »name  of  a  river  not  far  from  Ceuta;  see 
al-Bekri,   p.  106,   1.  18  ed.  de  Slaue«. 

685b,  3  u.  i.    Die  Stelle  Abbad.  1.  222.  II    ist  auch  durch 
die  Berichtigung  III,  83.  7  flg.   noch  nicht  ganz  geheilt.    Ihren 

wahren  Sinn  erhält  sie  erst  durch  die  Beziehung  von  xx>JS  auf 
die  von  einem  Theile  der  Schiften  erwartete  Wiederkunft 'Alfs 
(Lane  1040 b)  und  von  üxa.^  auf  seine  Anhänger.  Statt  ,**~o 
wird  <c*~ö'  als  Je  ujLbi-  oder  *.*,*o  zu  lesen  sein :  »Daher  huldig- 
ten sie  dem  angeblichen  Hisäm),  wie  die  Schiiten,  nach  dem 
was  man  von  der  «Wiederkunft«  sagen  hört,  (dem  wieder  er- 
schienenen "Ali)   huldigen  werden.«     In  demselben  Sinne  wie 

hier  :<x>.J  steht  bei  Sahrastäni  111,   1.  Z.,  ~i^yu\. 58 


57     »Ich  freue  mich  class  Sie  iü.Uww  r=:   'xi,^**,  für  ein   Missver- 

ständniss  erklären.  Ich  hahe  mein  Bedenken  dagegen  schon  im  Gloss. 
Geogr.  p.  263  ausgesprochen.«   De  Goeje. 

58;  »Nach  meiner  Ansicht  muss  man  Abbad.  I,  -22-2  Z.  H  construiren 

**<ywJ>  ^>A^  ^^y^  —  [j_3)l\5  »sie  glaubten  ebenso  fest  an  die  Wie- 
derkunft   des  Omajjaden    als  die  Schuten   an   die  des  Imäm's«,    und  ist 

k**«u'  L4.5    (=  £**«   >-*3   •   »wie  man  gehört  hat«,  »wie  erzählt  wird«. 

Als  Beleg  für  die  Construction  von  «t*.~ö  mit  V  bleibt  Abbad.  I,  23 1  n.  33. 
Beiläufig  bemerke  ich  dass  Abbad.  I,  222  Z.  6  k.^i  »leugnen«  zu  lesen 
ist  st.  ^r-o.«  De  Goeje.  —  Ich  vermisse  bei  dieser  Auffassung  nur  den 
Nachweis,  dass  xj  ^ö  auch  schlechthin   *o  ^ysl  bedeuten  könne. 


52     

689a,  8  v.  u.  »*j3«  sehr.  »jj.    Den  Ausdruck  Knoblauchs- 

>        &  3  X 

zahn,  *ji   .-**  oder  *^3  ^  üäav,   für  unser  Knoblauchs z eh e , 

gousse  d'ail.  hat  auch  das  Türkische,  z.  B.  (jio^  ^.»,1 
/öL^/flyo,  drei  Zähne  (Zehen)  Knoblauch,  Catal.  Mss.  Bibl. 
Lips.  420,  Anm.  f.  Es  sind  dies  die  zahn-  oder  zehenähnlich 
an  einander  gereihten  kleinen  Knollen,  in  welche  die  Knob- 
lauchswurzel sich  zerlheilt. 

3  0    3 

690a,  20  »^aA^  sorte  de  vrille,  de  tariere»  vielmehr  eine 
Art  Stecher  oder  Pfriem,  M :  ^\Ju^l\  *j  i^J&j"  \ys?  :   und  so  auch 

.     -  3   O  3  ,  O    > 

Cuche  Mb:   »Poincon  (pour  percer)  tskjU**  —  ^X«aJU««,  pers.  *.>.ä.w, 

,0   3  O  3 

von  .Jäu»  (Wurzel  ^äa*)  ,  durchbohren,  durchstechen.  Der 
Vocal  der  zweiten  Sylbe  des  der  Formenanalogie  entSpreChen- 
den  ^aäav  ist,  wahrscheinlich  unter  Mitwirkung  des  andern,  ur- 

3  0    3  u 

sprünglich  arabischen  tik-jL* .  durch  cLö^S  in  den  der  ersten 
übergegangen. 

-  o  - 

691  %  8  v.  u.  /^\«,  türkisch  (nicht,  wie  bei  Freytag  und 
Bistäni,  persisch),  von  /ö^^U«.,  stechen,  einstechen.  Daher  auch 

-     O,  0    . 

J(Aä.^\a*  türkisch-persisch. 

69ob.  16 flg.  Wenn  l6^  nur  »ttre  ou  devenir  eleveen  rang«, 
nicht  auch ,  wie  das  xxs,  ^\  feU-w  53  .Lo  fU**  i^.*iJI  ^^Uv  des 
Kämüs  erwarten  lässl ,  )x'lre  haut,  en  parlanl  d'un  lerrain«  be- 

S   ,     3 

deuten  kann,  woher  kommt  dann  »U«*«^,  Wasserdamm? 
Nach  dem  türk.  Kämüs  ist  das  Wort  von  der  Bedeutung  er- 
höhen  hergenommen,  .oöj3>lc  qlXä.**Ux/c  töj",  also  doch 
eigentlich  II  o  c  h  a  u  f  g  e  w  o  r  f  e  n  e  s. 59) 


.">;>    »Es  müsste  jedenfalls  bewiesen  werden  ,  dass  ^i]y*^\  wirklich 
in  der  Bedeutung  »Hügel«  vorkommt.«    l)oz\.  —  »Mir  ist  ^**  nur  im 


53     

695b,  29  ))lp_w.x((  viridis  nach  Yoc,  ist  von    .r^w./«  st.  ^.~*.* 

IM 

abzuleiten,  gehört  demnach  unter  .-*»  689.  Eine  auch  bei  uns 
vorkommende  Art  Schleif-  oder  Wetzsteine  hat  eine  erauerün- 
liehe  Farbe.  '"" 

698a,  26  » »UiL^w«  eine  Entstellung  des  türkischen  ^u^ , 
wie  de  Sacy  in  seiner  Uebersetzung  jener  Stelle  richtig  »sou- 
baschi«  schreibt.  Der  Araber  hat  durch  Verwechslung  von  j^o 
mit  Lau  —  nach  seiner  Aussprache  U;L>  —  einen  Stadtviertel- 
vorsteher in  einen  Stadtviertelpascha  verwandelt. 

700a,  3  »i^-w«.  In  der  ersten  Ausgabe  von  Bc  ist  der 
Plural  von  j^-wi  »noir«  richtig  o»^,  von  j>y~\  »negre«.  rj^y*' 
dagegen  \3j.*»  nur  als  Fem.  des  erstem  angegeben.  61) 

701a,  17.  wlc.j.^  (s.86ia  rindet  sich  in  der  Form  ^U,j-« 
—  entstanden  aus  dem  altem  pers.  e^'«*,j.~  —  auch  bei  Caz- 
wini.  II,  331,  21 — 23,  als  Erzeugniss  des  Caspischen  Meeres. 62) 

702 a,  12  v.  u.  »(j*L*n  marchand  de  tisane  de  reglissea,  ist 
aus  dem  zweiten  Theile  von  i_w*j.*»  /  ~j.&,  Süssholzwurzel.  II.  1 19a, 
19  flg.  gebildet. 

703a,  10  flg.  Für  den  tropischen  Gebrauch  von  iuw  mit  j 
der  Person.  Macc.  I,  814,  2  v.  u.,  ist  »plaire.  etre  afjreabiea  als 
Bedeutung  etwas  zu  stark:   im  Allgemeinen  ist  dieses  cL*  das- 

figürlichen  Sinne  vorgekommen.  Von  S  J..w«o  giebt  Lone  eine  andere  Erklä- 

rung;  er  leitet  es  ab  von  s^-^oi  \^t.+X»  öffnen,  da  im  Damme  Schleusen 

sind,  um  das  Wasser  durchzulassen.«   De  Goeje. 

60)  »Ihre  Erklärung  wird  dadurch  wahrscheinlich,   dass  Vocabulista 

S.  186  aufeinander  folgen  ry*»«*  cos  ti>   und  {c**>*.a  viriditas  (sie).«  Dozy. 

61,  »Bc  [2.  und  3.  Ausg.]  hat  unter  noir:  negre  ^-w(  ,  fem.  io^w; 
pl.Oj-w  et  )J>y~.  Unter  negre  hat  er:  q'^«  und  £y~.  Jenes  \öj*u 
muss  aber  wohl  Druckfehler  sein.«    D  o  z  y. 

62)  Ich  sehe  nachträglich  ,  dass  bereits  Prof.  de  Goeje  alles  Notlüge., 
über  ^>jj-^  in  seinem  Gloss.  Geogr.  5.  2ö9  u.  260  gegeben  hat. 


54     

selbe  wie  Z.  16  flg.  Nach  Makkari's  Erzählung  wusste  Timur- 
lenk  entweder  durch  Ibn  Chaldün  selbst ,  oder  durch  Andre, 
oder  setzte  als  selbstverständlich  voraus,  dass  jener  ihn  wie  den 
älteren  Welteroberer  Nebucadnezar  in  seine  Weltgeschichte  auf- 
genommen habe.  Er  legt  ihm  nun  die  verfängliche  Frage  vor : 
Wie  ist  es  dir  (moralisch;  möglich  gewesen  (commenl  as-tu  pu 
trouverconvenable),  meinerund  Nebueadnezars  in  deiner  Welt- 
geschichte zu  gedenken,  obschon  wir  beide  die  Welt  verwüstet 
haben?  Worauf  Ibn  Chaldün  sich  mit  einer  Phrase  heraushilft, 
ungefähr  des  Sinnes  :  Euer  beider  grosse  Thaten  haben  euch  in 
die  höchste  Classe  berühmter  Männer  gestellt  und  den  Geschicht- 
schreiber verpflichtet,  demgemäss  von  euch  zu  sprechen.03 

705b,  2 — 4.  Der  Ausdruck  :  »vordem  erstickenden  Drucke 
der  Halsbräune  und  dem  vielfachen  Bruche  des  Schienbeins«  ist 
nach  Sinn  und  Zusammenhang  eine  rhetorische  Metapher  für: 
bevor  das  Uebel ,  die  Feindschaft  u.  dgl.  unheilbar  gewor- 
den ist.  64) 


63)  »Im  Verbum  pLv  liegen  von  Haus  aus  die  zwei  Bedeutungen 
angenehm  sein  und  möglich  sein.  Wie  man  übersetzen  soll,  hangt 
manchmal  nur  von  der  Auffassung  des  Lesers  ab.  Die  Ihrige  mag  Makkari 
1,  /\tf  richtiger  sein  als  die  meinige,  in  den  zwei  andern  angeführten  Stellen 
aber  ist  gewiss  angenehm  sein  zu  übersetzen.«    Dozy. 

64)  »Vielleicht   richtig;    ich  möchte    aber  einen   Beweis   oder  eine 
Parallelstelle  haben.«   Dozy.   —  »Es  ist  mir  zweifelhaft ,  dass  von  einem 

einzelnen  Gegenstande  {Äfü  gesagt  werden  kann  im  Sinne  von  »vielfach 
gebrochen  werden«-.     Meine  Ansicht  ist  die,   dass  im  ersten  Wortpaare 

''S  -  o  £ 

,  ijlJJM  zu  lesen  ist,  wie  man  umgekehrt  sagt  (j'L*^'  <S^*J '    uiul  dass 

das  zweite  bedeutet  »bevor  das  Bein  in  der  Klemme  ((j^)  ist«.    Ich  kann 

aber  das   Verbum    nicht    finden,    aus    welchem  (J>jä->  \erschrieben   sein 

muss.«  De  Goeje.  —  Das  Object  von  (jjy  und  Subjeet  von  (j'y"  kann 
ebensogut  ein  einzelner  Gegenstand  wie  eine  Mehrheit  sein.  Die  (JM)^ 
des  Stockes  im  Sprüchworte  bei  Meidani  I,  S.  54,  Nr.  145,  Ibn  Ja  is  S.  Iv 

/..  -2  11g.,  sind  eine  Mehrheit,  der  Stock  selbst  ein  Einzelding.  (JjL*ji  (Jj^S 
vielfacher  Bruch  des  Schienbeins,  ist  somit  wohl  gesichert,  aber  die  Auf- 
fassung  von  /  ä*U>!    (f^°   a,s   erstickender   Druck   der  Würgschnur 


55     

706%  16  »o&tww  estropie,   Ht.«   richtig  geschrieben  jyiu« 
66Ib,  1.  Z. 

706b,  5  v.  u.  flg.  X5L^*w^  ist  ursprünglich  die  der  Finanz- 

verwaltuDg  eigenthümliche  arabische  Schrift-  und  Ziffergatlung: 
s.  Muradgea  d'Ohsson,  Schilderung  des  Othom.  Reichs  übersetzt 
von  Beck,  Th.  I  S.  485  und  Tab.  IV  unten:  Herbin,  Develop- 
pement  des  principes  de  la  langue  arabe  moderne.  S.242u.  243, 
§  VI,  und  PI.  (II  unter  I;   LehgeT  osmäni,   S.  «kfl,    Z.  13  u.  14.65; 

707b.  I  flg.    Ein  persisches  »^**«  oder  »\ij-v-  coin,  anglea 

ist  mir  nicht  bekannt;  wahrscheinlich  ist  damit  \w^  in  der  Be- 
deutung von  i-Vj**.,   Loch,  gemeint.     Die  in  M.  gegebene  Er- 

klärung  des  arabischen  «äL**,  n.  un.  iS***.  wird  verständlich 
durch    eine    der    von    Cuche    beigebrachten    Bedeutungen   von 

&&j,  :    »Petite  pierre   (pour  la  construction   des  voiites«.     Ich 

übersetze  jene  Erklärung  demnach  so:  »El-sük  ist  in  der 
Kunstsprache  der  Maurer  der  mit  einem  andern  zusammen- 
schliessende  Baustein,  durch  welchen  im  Anfangspunkte  eines 
Gewölbes  ein  Winkel  gebildet  wird:  die  Stelle  dieses  Steines 
nennen  sie  beit- el-sük.« 

7  I0b.  3  v.  u.  flg.  Iww*  \om  pers.  G  x» ,  ^G  \*»,  Dreifuss: 

wie  M.  erklärt :  eine  hölzerne  Leiter  mit  drei  Füssen  (d.  h.  con- 
vergirenden  Stiegen),  die  oben  in  eine  Scheibe  (zum  Darauf- 
stehen zusammenlaufen.  Man  bedient  sich  dieser  Art  von  Lei- 
tern s.  Meninski  unter  ^u  ^  besonders  auch  in  den  Moscheen 
zum  Lichteranzünden.  In  den  angeführten  Stellen  der  T.  u. 
E.  N.  dagegen  bedeutet  das  Wort  vielmehr  etwas  wie  ein  Ge- 
stell mit  drei  Füssen  oder  Stützen ,  etwas  daran  aufzuhängen, 
entsprechend  der  dritten  Bedeutung  bei  Meninski  aus  Ferh. : 


nehme  ich  bereitwillig  an.  Bei  dem  Seitenstück  /  äL**w^  /  jjü  wird  dann 
an  das  Zerbrechen  der  "Beine  der  Gekreuzigten  Ev.  .loh.  XIX,  33)  zu 
denken  sein. 

65)  »üäLs*».  Ich  hatte  am  Rande  meines  Exemplars  geschrieben  »Ge- 
schäftsführung«. Ich  bemerke  dies,  weil  ich  bei  Ihrem  »ursprünglich«  an- 
stiess.«   Dozv. 


56     

»Trabs  lignea,  Iribus  pedibus  suffulta,  de  qua  arma  suspen- 
duntur« . 

712b,  6  v.  u.  flg.    Als  Beleg  für  ,Lw>  in  dieser  oder  jener 

Bedeutung  ist  die  angeführte  Stelle  in  Freytags  Fäkihat  al- 
liulafä  1 08,  i  v.  u..  überhaupt  nicht  zu  gebrauchen,  da  .x^j 
und  .Ly*w«  olfenbar  verschrieben  sind  statt  -*.»*<->  und  .L***:  »Er 
untersucht  das,  was  er  sagen  will,  erst  mit  der  Sonde  des  Nach- 
denkens und  Ueberlegens,  und  prüft  es  mich  dem  Aiehmass  der 
Betrachtung  und  Einsicht.  «I;ii 

71 4 a,  19  u.  20.     Dieses  gemeinarabische  AjL*o  b  statt  b 

JoUo,    es   schadet    nichts,    gehört    unter   jL.,    wo   auch 

Cuche  ifo  es  aufführt:    »Gauser   du  dommage ,    endommager, 

nuire  idbL*««  JoLw«.  Dieser  Gebrauch  des  Wortes  ist  eine  Art 
Euphemismus,  gleichsam:  es  macht  keine  Anforderung ,  näm- 
lich in  Beziehung  auf  Abhülfe,  Ersatz,  Entschädigung  u.  dgl. 

71  6b,  27  u.  28.    QUJi  ^y>  ^Lä  ^JJ  im  angeführten  Verse 

ist  richtig:  »wegen  einer  Person  oder  Sache  von  irgend 
welcher  Bedeutung  oder  Wich  tigkeit.«   ^Lä  %J>  wird  in 

diesem  Sinne  sowohl  substantivisch  als  adjectivisch  gebraucht. 

■> 
wie  das  im  Allgemeinen  gleichbedeutende  Jb  »J>  vorzugsweise 

i.  > 
von  Sachen,  s.  Baidäwf,  I,  P,  23:  jb  ^3y»!  Jo,  jede  Sache 

von  Wichtigkeit.  Im  persisch-türkischen  Sprachgebrauche  steht 
in  dieser  Bedeutung  durch  alle  Casus  hindurch  unveränderlich 
..l&  ^J>,  oft  auch  zusammengezogen  in  ^LäjJ;  s.  Meninski 
unter  ^ö. (i7) 


66)  »Sie  haben  Recht.    Freytag  selbst  bemerkt  in  seinen  Corrig.  S.29, 
dass  A  (und  wahrscheinlich  C)  jLx^^e  haben,  »quae  lectio  bona  est.«  Dozy. 

67)  »Dass  die  Aenderung  von  ^=>AJ  in  ^5*Ai  unzulässig   ist,    habe 
ich  schon  bemerkt  Tabari  III,  !tT.  ann.  p.«   De  Goeje. 


Herr  Fleischer  erstattete  ferner  Bericht  über  eine  jüdisch- 
arabische Streitschrift  gegen  das  Christenthum. 

Im  Februar  1880  erhielt  ich  von  Herrn  Leo  Schlossberg 
in  Wien  die  zwei  ersten  halben  Bogen  einer  von  ihm  herauszu- 
gebenden, mit  hebräischen  Lettern  gedruckten  arabischen  Schrift 
zugesendet,  mit  dem  Titel :  qpötfbs  ftVlSttia  ÜXp,  d.h.  Bericht 
von  dem  Glaubensstreite  des  Bischofs.  In  einem  beigefügten 
Briefe  ersuchte  mich  Herr  Schlossberg,  ihm  nach  den  über- 
schickten zwei  Dritteln  des  Ganzen  meine  Meinung  über  Cha- 
rakter und  Inhalt  des  Werkchens  zu  sagen.  Er  habe  es  selbst 
abgeschrieben  aus  einer  Handschrift  der  Nationalbibliothek  in 
Paris,  unter  Nr.  755  des  Katalogs  der  arabischen  Handschriften 
bezeichnet  als  »Controverse  d'un  Eveque«.  Das  Manuscript 
gebe  weder  den  Namen  des  Verfassers  noch  die  Zeit  der  Ab- 
fassung :  nach  seiner  Ansicht  dürfte  das  Werkchen  zu  Anfang 
tles  sechsten  Jahrhunderts  der  christlichen  Zeitrechnung  ur- 
sprünglich in  griechischer  oder  syrischer  Sprache  ge- 
schrieben sein.  In  meiner  Antwort  stellte  ich,  nach  dem  von 
Sprache  und  Inhalt  empfangenen  Eindruck,  dieser  Annahme  die 
einer  ursprünglich  arabischen  Abfassung  entgegen;  die  vor- 
gebliche Autorschaft  eines  aus  Leberzeugung  von  der  Lnhalt- 
barkeit  des  Christenthums  zum  Judenthume  übergetretenen 
christlichen  Bischofs  aber  konnte  ich  nur  als  Erdichtung  eines 
offenbar  jüdischen  Verfassers  bezeichnen.  Außerdem  sprach  ich 
mein  Bedauern  aus  über  die  vielen  unberichtigt  gebliebenen 
Abschreiber-  oder  Setzerfehler,  Buchslabenverwechselungen,  ' 
Wortverslümmelungen  und  andere  Verderbnisse  des  gedruckten 
Textes.  Die  Fortsetzung  und  der  Schluss  desselben  ging  einige 
Tage  darauf  mit  einer  Antwort  Herrn  Schlossbergs  ein,  die  mir 
mittheilte,  dass  Professor  Chwolson  in  St.  Petersburg  schon  vor 
zwei  Jahren  auf  Grund  einiger  ihm  zugeschickter  Auszüge  aus 


58     

der  Schrift  über  ihren  Ursprung  dieselbe  Meinung  geäußert  habe 
wie  ich:  indessen  sei  Prof.  Chwolson  damals  gerade  durch  Ab- 
fassung einer  russischen  Schrift  zur  Vertheidigung  der  Juden 
gegen  die  Beschuldigung  des  Gebrauchs  von  Christenblut  zur 
Paschafeier  verhindert  gewesen  jenen  Auszügen  volle  Auf- 
merksamkeit zu  schenken.  Was  die  Abschrift  betreffe,  so  sei 
dieselbe  genau  nach  dem  Pariser  Manuscript  gemacht  und  so 
auch  gedruckt.  Auf  der  ersten  Seite  des  dritten  halben  Bogens 
stelle  die  Schrift  sich  selbst  dar  als  230  Jahre  nach  Diocletian  ver- 
fasst,  —  entweder  griechisch  oder  syrisch,  wie  er  glaube,  wahr- 
scheinlich aber  in  der  letztern  Sprache,  da  man  noch  in  dem 
vorliegenden  Texte  einige  syrische  Sätze  finde.  Später  möge  sie 
in  das  Arabische  übersetzt  worden  sein,  um  unter  den  An- 
hängern Mohammeds  Propaganda  zu  machen.  Zu  weiterer  Ver- 
breitung der  Schrift  gedenke  er  sie  auch  in  englischer,  franzö- 
sischer und  deutscher  Sprache  herauszugeben.  Nach  Durchlesung 
des  Ganzen  möge  ich  ihn  gefälligst  wissen  lassen,  ob  ich  bei 
meiner  frühern  Meinung  bleibe,  oder  nicht.  In  der  Antwort 
hierauf  rieth  ich  Herrn  Schlossberg  vor  Allem,  das  Werkchen 
nicht  als  acht,  als  wirklich  von  einem  zum  Judenthume  über- 
getretenen christlichen  Bischof  herrührend,  sondern,  wenn 
überhaupt,  nur  als  ein  Curiosum  oder  eine  Probe  der  altern 
jüdisch- christlichen  Polemik  herauszugeben,  auch  davon  nicht, 
wie  von  einer  werthvollen  Bereicherung  der  Weltliteratur,  Ueber- 
setzungen  in  die  drei  europäischen  Hauptsprachen  zu  veranstalten. 
Denn  wollte  man  auch  nach  der  angezogenen  Stelle  die  Abfassung 
einer  Urschrift  in  den  Anfang  des  sechsten  Jahrhunderts  der 
christlichen  Zeitrechnung  hinaufsetzen,  so  gehe  doch  ihr  jüdischer 
Ursprung  aus  dem  ganzen  Inhalte  in  Verbindung  mit  den  vielen 
Fälschungen  des  neutestamentlichen  Textes  sonnenklar  hervor, 
und  die  Sprache  der  arabischen  Uebersetzung,  wenn  man  eine 
solche  annehmen  wolle,  weise  entschieden  ebenfalls  auf  einen 
jüdischen,  mit  dem  Koran  vertrauten  Uebersetzer  hin,  der  in 
späterer  Zeit,  nicht  leicht  vor  dem  9.  oder  10.  Jahrhundert, 
'unter  mohammedanischer  Herrschaft  lebend,  sich  bei  dieser  in 
confessioneller  Hinsicht  gut  zu  stellen  gesucht  habe. —  In  einem 
dritten  Briefe,  begleitet  von  einem  Abdrucke  des  Titels  und  der 
Vorrede  in  französischer  Sprache,  hielt  Herr  Schlossberg  seine 
Meinung,  ohne  auf  die  meinige  widerlegend  einzugehen,  in 
allem  Wesentlichen    fest,    mit  wiederholter  Ankündigung   der 


59     

Uebersetzung  des  Werkchens  in  die  genannten  drei  Sprachen1). 
Bei  der  Sachlage,  wie  dieselbe  sich  nun  besonders  durch  die 
in  dem  Titel  und  der  Vorrede  öffentlich  ausgesprochenen  Be- 
hauptungen gestaltet  hatte,  glaubte  ich  jede  weitere  thätige 
Theilnahme  an  dieser  Publication  und  somit  auch  die  Berichtigung 
der  Fehler  in  einem  zu  diesem  Behufe  beigefügten  Correctur- 
abzuge  des  ganzen  Textes  ablehnen,  dieselbe  vielmehr  Herrn 
Schlossberg  selbst  und  den  beiden  am  Ende  der  Vorrede  ge- 
nannten Gelehrten ,  Herrn  Professor  Kaufmann  in  Budapest  und 
Herrn  Rabbiner  Schmiedl  in  Wien ,  überlassen  zu  müssen. 
Nichtsdestoweniger  war  Herr  Schlossberg  so  gütig,  mir  ein 
Exemplar  der  aus  der  Buchdruckerei  Jacob  Schlossberg  in 
Wien  hervorgegangenen  und  bei  ihm  selbst  verkauflichen  Aus- 
gabe zu  übersenden.  Der  Titel  lautet:  qp0858  hVlBÜ«]  nz? 
Controverse  d'un  Eveque.  Lettre  adressee  a  un  de  ses  collegues 
vers  Fan  514.  Texte  arabe  publie  d'apres  un  ancien  manuscrit 
de  la  Bibliolhcque  nationale  de  Paris,  par  Leon  Schlossberg.  — 
Lcditeur  publiera  une  traduction  francaise,  anglaise  et  alle- 
mande  de  cette  controverse.  —  Vienne  1880.  Chez  l'editeur. 
Imprimerie  .lacob  Schlossberg,  Stadt,  Seitenstettengasse  4.« 
26  S.  8°.  Nach  der  1  Seite  füllenden  Vorrede  war  der  Ver- 
fasser dieser  Schrift  »grand  theologien,  docte  et  profond  con- 
naisseur  de  revmigile  et  de  la  foi  chretienne«,  der,  nachdem  er 
einen  Bischofssitz  eingenommen,  sich  zum.Iudenlhume  bekehrl, 
vorher  aber,  zur  Rechtfertigung  seines  Schrittes,  an  einen 
seiner  Freunde  und  geistlichen  Amtsgenossen  diese  Streitschrift 
gerichtet  habe.  Sein  Name  sei  nicht  bekannt;  über  sein  Zeitalter 
aber  erhalten  wir  Aufschluss  durch  eine  Steile  auf  S.  17  des 
Druckes,  in  Uebersetzung:  »Wenn  ihr  aber  die  Gebeine,  deren 
ihr  Erwähnung  gethan  habt,  Gebeine  der  Zeugen  Märtyrer) 
nennt,  so  habt  ihr  allerdings  insofern  Recht,  als  es  wirklich 
die  Gebeine  der  Zeugen  sind,  welche  vor  Diocletian  falsches 
Zeugniss  ablegten  an  dem  Tage,  als  der  Erzbischof  vor  ihm  einen 
Meineid  schwur  und  falsches  Zeugniss  ablegte,  und  mit  ihm 
136  Bischöffe,  sowie  mit  diesen  75  Mönche,  Presbyter  und  Dia- 
konen. Als  dann  aber  Diocletian  Gewissheit  darüber  erhielt, 
dass    sie    allesammt    einen   Meineid   geschworen    und    falsches 


I     Ol)  fliese  lebersetzungen  wirklieh   erschienen  sind,  ist   mir  nicht 
bekannt. 


60     

Zeugniss  abgelegt  hatten,  ließ  er  den  Erzbischof,  die  Mönche, 
Presbyter  und  Diakonen  hinrichten.  Dies  geschah  vor  nun 
230  Jahren  *),  und  Du  kannst  mich  [in  dieser  Beziehung]  nicht 
der  Lüge  zeihen.  Was  ferner  das  [angebliche]  Kreuz  betrifft, 
so  hat  eine  Buhlerin,  welche  man  die  Mutter  Constantins  des 
Kleinen  (sie)  nennt,  dasselbe  200  Jahre  später  machen  lassen. 
Des  Kreuzes  wird  durchaus  in  keiner  Schriftstelle  Erwähnung 
gethan.«  Die  Vorrede  fährt  dann  fort:  »Wir  nehmen  an,  dass 
das  in  arabischer  Sprache  mit  hebräischen  Buchstaben  ge- 
schriebene Werkchen,  welches  wir  hier  veröffentlichen,  nicht 
vom  Verfasser  selbst  arabisch  geschrieben  worden  ist.  In  der 
Zeil,  welcher  nach  uns  diese  Streitschrift  angehört,  wurde  das 
Arabische  noch  nicht,  besonders  nicht  auf  diese  Weise  ge- 
schrieben. Wahrscheinlich  war  der  ursprüngliche  Text  grie- 
chisch oder  vielmehr  syrisch,  da  man  in  unserer  Schrift  noch 
einige  Stellen  in  dieser  Sprache  findet.  Dieser  Text  wurde  aber 
später,  vielleicht  zur  Zeit  Mohammeds,  in  das  Arabische  über- 
setzt, in  der  Absicht,  die  Christen  in  Asien  durch  diese  Streit- 
schrift zu  überzeugen,  dass  ihr  Glaube  nicht  soviel  werth  sei, 
wie  der  Mohammeds«.  Zum  Schluss  versichert  Herr  Schloss- 
berg, das  zu  Grunde  liegende  Manuscript  der  Pariser  National- 
bibliothek, Nr.  755  des  Katalogs,  mit  gewissenhafter  Genauigkeit 
abgeschrieben  zuhaben,  und  dankt  allen  denen,  die  ihn  mit 
ihrer  »rundlichen  Kenntniss  des  Arabischen  bei  der  Herausealte 
dieses  Werkchens  unterstützt  haben,  welches  »est  tres  important 
pour  la  theologie  critique,  parceque  les  versets  de  Tevangile 
qu'on  y  trouve  presentent  des  lecons  differentes  du  texte  recu.« 
Der  Ausgabe  angehängt  sind  zwei  Spalten  Corrigenda,  die  aber 
leider  kaum  ein  Zehntel  der  vorhandenen  Textfehler  berichtigen 
und  selbst  wiederum  zum  Theil  der  Berichtigung  bedürfen. 

Sehen  wir  nun  die  Streitschrift  näher  an,  so  zeigt  die 
häufige  Anführung  auch  längerer  Stellen  des  Neuen  Testaments, 
dass  der  Verfasser  wenigstens  mit  den  vier  kanonischen  Evan- 
gelien wohl  bekannt  war ;  aber  er  fälscht  und  entstellt  ihren 
Inhalt  durch  Veränderungen.  Weslassunsen  und  Zusätze,   ver- 


1)  Diocletian  kam  284  zur  Regierung;  die  Christenverfolgung  unter 
ihm  und  seinem  Mitregenten  Maximian  begann  schon  im  folgenden  Jahre; 
die  Abfassung  der  Schrift  fiele  demnach  in  das  .1.515  oder  eines  der  nächst- 
folgenden. 


6 1      - — 

fährt  indessen  dabei  so  ungeschickt,  dass  ihm  die  vorgehaltene 
Maske  eines  christlichen  Bischofs  immer  wieder  vom  Gesichte 
fällt,  —  um  so  störender,  da  dieses  Gaukelspiel  einen  an- 
geblich zweiten,  dem  Christenthume  treu  gebliebenen  Bischof 
täuschen    soll. 

Uebersch  ri  1 1  : 

»Dies  ist  das  Schreiben  des  Bischofs  —  die  Gnade  Gottes 
des  Allerhöchsten  sei  mit  ihm!  — welcher  ein  Jude  wurde1), 
aber  nicht  eher  zur  Beligion  Israels  übertrat,  als  bis  er  mit  den 
des  Evangeliums  kundigen  Gelehrten  der  Nazarener  disputirt 
und  dabei  auseinandergesetzt  hatte 2j,  in  welchem  Irrthum  und 
Unglauben  sie  befangen  sind .  und  an  den  Bischof  geschrieben 
hatte,  der  ein  vertrauter  Freund  von  ihm  und  des  Evangeliums 
kundig  war.« 

Das  Sendschreiben  selbst  hebt  so  an  : 

»Nach  Vorausschick ung  des  Vorauszuschickenden  :  Dir  wie  mir 
wohnt  eine  Kenntniss  der  Beligion  des  [sogenannten"  Messias3) 
bei.  wie  sie  kein  Anderer  weder  vor  uns  erlangt  hat,  noch 
nach  uns  erlangen  wird.  Aber  ich  vertheidige  die  Beligion 
Gottes  und  seiner  Heiligen,  und  werde  Dir  den  Glauben  der 
Nazarener  und  ihre  Lehrmeinungen  in  Betreff  des  [sogenannten] 
Messias  auseinandersetzen.  So  schreibe  ich  Dir  denn  und  thue 
Dir  kund:  ich  glaube  an  Gott,  der  da  mächtig  und  herrlich  ist4), 
ich  bekenne  ihn  und  verleugne  den  [sogenannten1  Messias,  — 
\\  ie  könnte  ich  auch  an  ihn  glauben '?  —  ich  bekenne  ferner 
als  wahr  und  zuverlässig :  Gott  ist  der  Allmächtige,  der  einzige 
wahre  und  gewisse  Gott ,  außer  welchem  —  mächtig  und 
herrlich  ist  er!  —  es  keinen  Gott  und  kein  anbetungswürdiges 
Wesen  giebt.«  Unmittelbar  nach  diesem  schon  sehr  an  den 
Koran  erinnernden  Glaubensbekenntnisse  belehrt  der  gelehrte 
Bischof  den  andern  eben  so  gelehrten  über  gewisse  von  diesem 
erhobene  Fragen  und  Zweifel:  »Du  fragst,  ob  die  besondern 


I)   »-in-r«   I.  -rnr ,  ^-ü' .        -2,  ..-,1312,,   1.  ---s,      ^ j .        31  --,-, 
H"C"bj< ,   ^*»Ii  ,-jrP ,    in  dem  Sinne,   in  welchem    der  Koran  das  Wort 

a^**X)    gebraucht.  4)    b51    "V ,    J->^    j£ ,    acht    mohammedanisch, 

wie   andere    in    der  Schrift  vorkommende  Doxologien  :    'vr   d.h.  i^l*i", 

s"m  -"c   d.  h.  o-^ti'»  ÄiL>v** ,  bbx  5  d.  li.  (»^LavJ^  *a!c  u.  s.w. 


—     62     

Worte1)  schaffend  oder  geschaffen  sind?  Golt  der  Allerhöchste 
allein  ist  der  Schöpfer,  diese  besondern  Worte  aber  sind  ans 
Gott,  dein  Mächtigen  und  Herrlichen  :  er  lässt  sie  ergehen  an 
wen  er  will  und  schafft  durch  sie  wen  er  will  so  wie  er  will : 
sie  aber  schaffen  nichts2),  sondern  Gott  der  Allerhöchste  ist 
der  anfangs-  und  endlos  ewige  Schöpfer,  der  Allwissende, 
der  da  Alles  weiß  bevor  es  ist,  dessen  Macht  alle  Dinur 
umfasst,  dessen  Geboten  Alles  gehorcht,  dessen  Herrschaft 
sich  Alles  unterwirft,  dessen  Herrlichkeit,  Macht  und  Glorie 
ewig  währt,  dessen  Gebote  sich  Nichts  widersetzt,  der  da 
thul  was  er  will.«3 

In  solchen  koranischen  und  koranisch  gefärbten  Tautologien 
spricht  ein  christlicher  Bischof  des  sechsten  Jahrhunderts  zum 
andern,  um  ihn  den  wahren  Gottesglauben  zu  lehren !  Credat  — . 
Doch  die  Hauptsache  kommt  erst:  »Ich  sehe  nun  aber,  dass  Du 
gegen  das  was  ich  Dir  geschrieben  habe ,  nämlich  dass  dies  die 
Eigenschaften  Gottes  sind,  Zweifel  erhebst,  mein  Glaube  also 
mit  dem  Deinigen  nicht  übereinstimmt.  Du  sagst:  ich  habe 
einen  Gott,  der  in  Eingeweiden,  im  Schmutze  der  Menstruation, 
in  der  Enge  und  Finsterniss  eines  Mutterleibes  gewohnt  hai. 
der  mit  Augen  geschaut,  von  Furcht  und  Bangigkeit,  von  Schlaf 
und  Schlummer  überwältigt1),  zu  Widerwärtigem  gezwungen, 
mit  Sündern  und  Bösewichtern  eingekerkert  und  in  die  Gewalt 
einer  Botte  götzendienerischer  und  irreligiöser  Bömer  gegeben 
wurde,  dass  sie  ihn  peinigten,  misshandelten  und  ihm  Wider- 
wärtiges anthaten;  der  ferner  aß  und  trank,  der  Unachtsamkeit 
und  Vergesslichkeit,  der  Traurigkeit  und  Beue  unterworfen 
und  [überhaupt  den  Erdbewohnern  ähnlich  war.  Noch  mein  : 
obschon  im  obersten  Himmel 5)  auf  seinemWeltenthrone  sitzend. 


1)  rNS^r*abx  rxabzbx,  oLoj.a^js'.*^  oUbo' .  mit  Beziehung  auf 
den  loyoi  des  Johannes  und  die  &L5  x*A^  des  Korans.  2)  Wie  Sur.  16 
V.  20  und  Sur.  25  V.  3:  ^yiLsr.  ^  L_*^  ,^j.äl.£?.  b5 ;  dort  von  den 
Aftergöttern  der  Heiden.  3)  Wie  Sur.  22  V.  14j:  <Aj  j  Lo  JsäRj  »15!  ^  . 
4  haöVxi  ai;bx  rcxux ,  ä-M*Jlj  fy**\  äjLo^  ;  dagegen  von  Golt 
Sur.  2  V.  2.->6:   *yi  "$•  Ä.Ä^  sl\3-j  ^5  .  5    N*Dobx  r'zb-2   iB  .   nach  der 


63 

vermochte  er  doch  nicht  seinen  Beschluss  auszuführen,  bis  er 
endlich  auf  die  Erde  herabstieg,  um  die  Menschen  aus  dem  Irr- 
thume  zur  Wahrheit  zu  führen  ,  sie  von  dem  bösen  Feinde  und 
Verführer,  dem  Teufel .  zu  erretten  und  von  der  Sünde  zu 
reinigen.  Aber  die  Juden  verspotteten,  ergriffen  und  kreuzigten 
ihn.  Er  starb,  wurde  dann  begraben  und  lag  drei  Tage  unter 
deuTodten. —  Alles  hier  von  dem  [sogenannten]  Messias  Gesagte 
ist  nach  eurer  eigenen  Angabe  sicher  und  gewiss:  denn  l)  eure 
Religion  ist  in  viele  Sonderbekenntnisse  und  verschiedene  Secten 
zerfallen,  von  denen  keine  der  andern  zugesteht,  dass  sie  den 
rechten  Glauben  habe,  und  die  nicht  einmal  theilweise  unter 
einander  einig  sind,  sondern  jede  Partei2)  behauptet,  die  andere 
sei  im  Irrthum  und  im  Unrecht.  —  Gebt  ihr  nicht  selbst  an,  der 
[sogenannte]  Messias  sei  gekreuzigt  und  seine  Jünger,  die 
Apostel3),  seien  mehr  als  74  Jahre  lang  beschimpft  und  ge- 
peinigt worden '!  Geschah  dies  wider  ihren  und  seinen  Willen, 
o  Jammer  und  Weh  dann  über  einen  allmächtigen  Herrgott 4). 
der  und  dessen  Jünger  vergewaltigt  und  gepeinigt  wurden  ! 
Geschah  es  aber  mit  ihrem  Willen  und  nach  ihrer  eigenen 
Wahl ,  nun  dann  haben  sie  ja  ihre  Absicht  erreicht  und  es  ist 
dies  keine  Sache,  über  die5)  grosses  Wehklagen  zu  erheben 
wäre;  Deine  Pflicht  aber  ist  es  nun,  in  Allem  was  Du  thust 
Gott  den  Schöpfer  zu  fürchten,  in  Allem  was  Du  sagst  gerecht 
uud  wahrhaft  zu  sein  und  eine  zweifellose  Wahrheit  nicht  zu 
\  erleugnen.  —  Wenn  ihr  ferner  ergebt,  der  sogenannte]  Mes- 
sias   sei   der  mit  dem  heiligen   Td.  h.  göttlichen"   Geiste    ein- 

OL  K^l 


mohammedanischen  Eintheilung  der  Welt    in   likUJt  ,  die   irdische  Welt. 

von   dem  Mittelpunkte  des  Universums,  der  Erde,  bis  zu  der  nächsten, 

•>  -  - 
(t.  h.    der  Mondsphäre,    und    o^xU-^  ,    die    überirdische,    himmlische 

Welt.     \on    dort    bis    zu    der    äußersten,    d.  h.    der    neunten    Sphäre. 

Ij    n:x"; ,    *S$;    der  Zusammenhang   verlangt   n:=b   oder   SiMSÄ,    *-«-N-< 

oder  *wü  "i  ,  aber.  2,  Statt  »:t«  ist  nicht  das  dahinter  eingeklam- 

inerte   C"p ,    sondern    ~~n,    V jJ> ,    zu   lesen.  3)    ■p'nxinbx ,    <la> 

kuranische  ^_yiSy^  .        4)  »31  Viani  nsTE«  nicht  in  das  m  h-jnz;  r::i 

der  Corrigenda ,    sondern    in    yb  nnr*"  öSnö,  *— > y  jO»  (j~*Ä;    zu   ver- 
wandeln. 5     »is«  1.  ms ,  *~i. 


64     

geathmete  Herrgott1)  und  ihr  betet  ihn  aus  dem  Grunde  an. 
dass  er  keinen  Vater  habe,  so  müsst  ihr'2)  neben  ihm  auch 
Adam,  den  Urvater  des  Menschengeschlechtes,  anbeten,  der 
ebenfalls  keinen  Vater  und  dazu  auch  keine  Mutter  hatte;  sein 
Fleisch,  sein  Blut,  seine  Gebeine  und  seine  Haut  wurden  aus 
Erde  geschaffen ,  es  wurde  ihm  der  heilige  [göttliche]  Geist  ein- 
gehaucht und  dadurch  er  selbst  ein  vernunftbegabtes  Wesen. 
Ebenso  wurde  dann  Eva  ohne  Vater  und  Mutter  aus  der  Rippe 
Adams  geschaffen ;  so  ging  der  Geist  in  sie  über  und  sie  wurde 
ebenfalls  ein  vernunftbegabtes  Wesen.  Bete  doch  also  auch 
diese   [beiden]   an  :   da  hast  Du  recht  viel  Götter ! « 

So  werden  der  Reihe  nach  die  bekannten  den  Juden  an- 
stößigen Glaubenssalze  des  Neuen  Testaments  und  der  Kirchen- 
lehre durch  Nachweisung  von  innern  Widersprüchen ,  von  Un- 
vereinbarkeit mit  den  Denkgesetzen  oder  den  von  den  Christen 
selbst  als  göttlich  anerkannten  Grundlehren  des  Alten  Testaments, 
oder  von  daraus  folgenden  Ungereimtheiten  und  Ungeheuerlich- 
keiten zu  widerlegen  gesucht,  —  gewöhnlich  nach  dem  morgen- 
landischen Dispulationsschema  :  »Sage  mir,  ob  — ,  oder  ob  — : 
sagst  du  nun  — ,  so  sage  ich  dagegen  — ;  sagst  du  aber  —  ,  so 
sage  ich  hinwiederum  — «  u.  s.w.,  eine  Taktik,  die  daraufhinaus- 
läuft, den  voraussichtlichen  Bewegungen  und  Wendungen  des 
Gegners  auf  einem  nicht  von  ihm  selbst  gewählten  Kampfplatze 
zuvorzukommen  und  ihn  in  die  Enge  zu  treiben.  So  lange  der 
unbekannte  Verfasser  sich  damit  innerhalb  der  dogmatischen, 
doctrinären  und  confessionellen  Gegensätze  hält,  mag  ihm  das 
Recht  dazu  vom  rein  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  nicht 
bestritten  werden;  anders  aber  wird  die  Sache,  wenn  er  dann 
weiterhin  nicht  nur  die  Person  Jesu  in  kaum  wiederzugebender 
Weise  verunglimpft,  sondern  auch  in  dieser  und  ähnlicher  Ab- 
sicht die  neutestamentlichen  Berichte  geradezu  fälscht.  —  nach 
einem  Euphemismus  des  Herrn  Herausgebers:  Verse  aus  dem 
Evangelium  anführt,  welche  »presentent  des  lecons  differentes 
du  texte  recu.«    Von  Beidem   hier  einige  Proben  : 


I)  Cnpbx  irnn  Dtinbobst  mbx  ,  nach  der  Vorstellung  von  dieser 
Empfängniss  als  erfolgt  durch  eine  von  dem  verkündenden  Erzengel 
Gabriel  ausgehende  Einhauchung  in  den  Mund  der  Jungfrau,  wie  sie 
z.  1$  auf  der  Rückseite  des  ersten  Blattes  von  Nr.  70  der  morgenlän- 
dfschen  Handschriften  der  öffentlichen  Konigl.  Bibliothek  in  Dresden 
abgebildet  ist.         i    »"p^y«  1.  n;-br . 


65 

1)  S.  7  Z.  26 —  31  »Als  er  [Jesus]  dann  ,  auf  dem  Maulesel 
reitend1),  entfloh,  sagte  er  zu  Petrus:  »Der  Prophet  wird  in 
seinem  Yaterlande  nicht  hochgeschätzt  und  niemand  erweist  ihm 
Aufmerksamkeit.«  Also  giebt  Jesus  selbst  an,  er  sei  ein  Prophet, 
während  Du  sagst,  er  sei  ein  Herrgott.  Nun  möchte  ich  wissen, 
wer  von  euch  beiden  die  Wahrheit  sagt :  ihr  [Du  und  Deines- 
gleichen] ,  oder  er.  In  der  That  aber  seid  ihr  alle  zusammen 
Lügner,  wie  David  sagt:  »Untergehen  mögen  die  welche  Lügen 
reden  und  gegen  Gottes  Gebote  handeln.« 

2)  S.  10  Z.  8 — 15  »Als  Jesus  heranwuchs,  war  er  nie  auf 
etwas  anders  bedacht,  als  Wein  und  Trinkgesellschaften  aufzu- 
suchen. Weißt  Du  nicht  dass  Jesus  einmal  in  einem  Schiffe 
schlief?  Da  brachen  gegen  ihn  gewaltige  Winde  los.  Nun  waren 
mit  ihm  in  dem  Schiffe  seine  Jünger:  die  weckten  ihn  auf,  er- 
munterten ihn  und  sagten  zu  ihm  :  Weißt  du  nicht  in  welcher 
Gefahr  wir  sind'.' —  Und  so  steht  auch  in  eurem  Evangelium 
geschrieben,  dass  Jesus  an  einer  Hochzeit  theilgenommen,  ge- 
gessen ,  getrunken  und  sich  betrunken  hat  und  dann  in  der 
Trunkenheit  eingeschlafen  ist.  Ebenso  schlief  er,  obgleich  von 
Noth  und  Angst  bedrängt,  an  der  Tafel  des  Simon  Petrus2)  ein; 
da  kam  zu  ihm  das  buhlerische  samaritanische  Weib3)  und 
küsste  seine  Füsse,  während  er  schlief  und  nichts  davon  wusste. 
Und  so  schlief  er  auch  an  vielen  andern  gemeinen  Orten,  die 
zu  Hunde-  und  Viehställen  gepasst  hätten.« 

3  S.  10  Z.  24 —  26  »Jeder  Vernünftige,  der  deine  Worte 
hört,  wird  Dich  für  einen  Thoren  erklären,  Dich  der  Lüge  zeihen 
und  bezeugen ,  dass  Deine  Behauptungen  falsch  und  Dein  Mes- 
sias und  Deine  Evangelien  Lügner  sind.« 

4)  S.  10  Z.  27 — 31  »Als  nun  Maria,  begleitet  von  der 
Buhlerin  Selima4)  und  dem  Zimmermann  Joseph,  ihn  zu  dem 
Käbin5)  Simon  Kefas6j  brachte,  beschaute  dieser  Jesum,  und 
sieh  da!  in  seinen  Augen  lag  Arglist,  Bosheit  und  Unheil. 
Da  sprach  Simon  Kephas  :  Welches  Unglück  wird  von  diesem 
Menschen,  wenn  er  erwachsen  sein  wird,  über  die  Kinder  Israel 


1)  Vgl.  S.  66  Nr.  7.  2)    XSSSX  -,X"nD  3)    hiaittfc«  hMlQM^K 

fT'i'naKÖ^K.  «)  rprxibx  Froi^b,  der  angeblichen  Amme  Jesu,  nach  S.  9 
Z.  32  u.  S.  \  0  Z.  1 ,  wo  erzählt  wird  ,  Joseph  habe  sie  auch  zur  Geburtshülfe 
herbeigeholt.  5)  nach  jüdisch-christlichem  Sprachgebrauche :  Priester, 
nach  arabisch-mohammedanischem:  Wahrsager.  6)  xs^r  lSWöÖ. 

1882.  5 


(56     

kommen  !   —    So  weissagte   also  Simon   von  Deinem  Herrgott 
schon  damals  Böses,  als  er  erst  acht  Jahr  alt  war.« 

5)  S.  10  1.  Z.  »Der  König  Herodes  erfuhr  die  Thaten  Jesu 
und  die  zauberischen  Gaukeleien1),  die  er  ausübte.« 

6)  S.  11  Z.  7 — 15  »Weißt  Du  nicht  dass  Jesus  mit  seiner 
Mutter  Maria  zu  einer  Hochzeit  eingeladen  wurde,  bei  welcher 
er  sich  betrank  und  einschlief?  Da  weckte  ihn  seine  Mutter  und 
sprach  zu  ihm  :  Steh  auf,  mein  Sohn  !  Der  Wein  ist  zu  Ende. 
Da  antwortete  ihr  Jesus  und  sprach :  So  müssen  wir  Gott  bitten 
uns  andern  zum  Trinken  zu  bescheren !  —  War  Jesus  nun 
selbst  ein  Gott,  wen  brauchte  er  dann  darum  zu  bitten? 
Wie  könnte  es  aber  auch  einen  Gott  geben ,  der  sich  betrinkt 
und  dann  einschläft,  wie  er  im  Hause  des  Simon  Kefas  trank, 
über  den  Wein  ein  Gebet  sprach  und  seinen  Jüngern  zu  trinken 
gab;  wie  er  sich  ferner  auch  im  Hause  Jakobs  betrank.  In 
dieser  Weise  hatte  also  dieser  Unselige  kein  andres  Geschäft 
und  keine  andre  Sorge,  als  Wein  zu  trinken ,  sich  zu  betrinken 
und  Trinkgesellschaften  aufzusuchen.  Zeigten  sich  an  einem 
für  zehn  Drachmen  gekauften  Negersklaven  solche  Eigen- 
schaften, —  man  würde  ihn  wieder  verkaufen.« 

7)  S.  12  Z.  31  —  S.  13  Z.  13  »Weißt  Du  nicht  dass  Jesus 
in  Angst  gerieth,  schwitzte,  zusammenbrach,  Gott  um  Hülfe 
anrief  und  sprach :  Meine  Seele  ist  dem  Tode  nahe !  Darauf 
sagte  er  zu  Petrus :  Ich  möchte ,  du  stählest  für  mich  jenes 
Maulesel  füllen;  aber  hüte  dich,  die  Leute,  denen  es  gehört, 
etwas  davon  merken  zu  lassen  !  Da  ging  Petrus  hin  und  stahl 
den  Maulesel,  der  einem  armen  Manne  gehörte.  Jesus  aber 
bestieg  das  Thier  und  ritt  auf  und  davon. 

8)  S.  13  Z.  19 — 21  »Er  war  so  von  Sünden  verunreinigt, 
dass  er,  wie  ihr  selbst  angebt,  zu  Johannes  dem  Täufer,  dem 
Sohne  des  Zacharias,  kam  und  sich  von  ihm  reinigen  ließ.« 

Schon  diese  wenigen  Proben  genügen  zur  Kennzeichnung 
der  angeblichen  »Varianten«  und  zur  Abschätzung  ihres  Werthes 
»pour  la  theologie  critique«. 

Die  beiden  Hauptanklagepunkte  gegen  das  Christenthum 
sind  der  angebliche  Tritheismus  mit  Vergötterung  Jesu  und  die 
Aufhebung  des  mosaischen  Gesetzes.   Ungeachtet  mancher  ent- 


1)  rxironx^x,  oLä.LÜI  ,  gemeinarabisch  statt  üL^Jt;  s.Dozy's 
Supplement,  II,  S.  631   Sp.  2. 


67     

gegenstellender  Aussprüche  und  Handlungen  Jesu  fällt  Beides 
ihm  als  Urheber  zur  Last.  Für  seine  göttliche  Natur  beweisen 
die  von  ihm  verrichteten  Wunderthaten  nichts ;  denn  erstens 
sind  die  Wunder  der  alttestamentliehen  Propheten  und  Heiligen, 
vor  allen  die  des  Moses ,  weit  größer *) ,  und  zweitens  war  er 
schon  als  Kind  ein  solcher  Meister  in  zauberischen  Gaukler- 
künsten ,  dass  der  König  Herodes  ihn  deswegen  tödten  lassen 
wollte:  Jesus  aber  entging  seinen  Nachstellungen,  auch  als 
Herodes,  in  der  Hoffnung  ihn  unter  der  Menge  mitzutreffen, 
alle  Kinder  umzubringen  befahl.  Joseph,  der  Vater  Jesu,  floh 
nun  mit  ihm ,  seiner  Mutter  Maria  und  seiner  Wärterin  Selima 
(*Jöb  iU-JLw)  nach  Aegypten,  wo  sie  längere  Zeit  blieben  und  Jesus 
nicht  nur  die  Färberkunst  (xclyaJt),  sondern  auch  viele  andere 

Künste  (ö-^oC!  «jLUsin  erlernte.  Nach  dem  Tode  des  Königs 
kehrten  sie  nach  Syrien  (*LiJI)  zurück,  und  wegen  des  ersten 

Wunders,  welches  er  da  wieder  verrichtete,  der  Verwandlung 
von  Wasser  in  Wein,  wurde  er  von  Einigen  vergöttert.  — 
Der  von  den  Propheten  vorausverkündete  Messias  kann  Jesus 
deswegen  nicht  sein,  weil  das,  was  er  war,  that  und  litt, 
mit  ihren  Prophezeihungen  nicht  übereinstimmt.  Sagt  nicht 
Jesaias ,  der  Messias  werde  sitzen  auf  dem  Throne  Davids, 
die  Menschen  zu  richten  nach  Recht  und  Gerechtigkeit  und  die 
Sünder  zu  tödten  mit  dem  Hauche  seiner  Lippen?  Jesus  aber 
wählte  für  seine  Person  statt  jenes  Thrones  das  Holz,  an  welchem 
ihn  nach  eurer  Angabe  -)  die  Juden  gekreuzigt  haben.  Hättet 
ihr  damit  Recht,  so  wäre  sein  Körper  verflucht  gewesen;  denn 
in  der  Thora  steht  geschrieben  (Deut.  21,  v.  22  u.  23) ,  dass 
Gott  der  Allerhöchste  zu  Moses  gesagt  hat:  »Lasst  den  Leichnam 
eines  Gekreuzigten  nicht  über  Nacht  am  Holze  hangen,  denn 
Gott  hat  den  Gekreuzigten  verflucht.« 


1)  ~-^i~i. .  die  vierte  der  über  Aegypten  verhängten  Plagen  (Exod. 
2,  16  heißt  hier  S.  3  Z.  12  "ürTibx  abr  ,  tjte>y>\  JaÜ> ,  wie  Saadia 
(~924j  das  Wort  übersetzt.  Die  exegetische  Uebereinstimmung  mit  Saadia 
erstreckt  sich  aber,  soweit  ich  habe  vergleichen  können ,  auch  auf  andre 
Wörter  und  Stellen  und  ist  für  die  Bestimmung  der  Abfassungszeit  des 

Werkchens  von  entscheidender  Wichtigkeit.  2)  ,*X*~EiJ  ,  mit  klüglicher 
Rücksichtnahme  auf  den  koranischen  Satz ,  dass  nicht  Jesus  selbst,  son- 
dern ein  Anderer,  dem  Gott  Jesu  Gestalt  gegeben  habe,  statt  seiner  ge- 
kreuzigt worden  sei,  Sur.  3,  48,  und  4,  156. 

5* 


68     

Bei  Erwähnung  der  dogmatischen  Streitigkeiten  und 
Spaltungen  unter  den  Christen  heißt  es  (S.  16  Z.  1  flg.)  : 
»Nestorius  (TTEÖ3)  sprach:  Ich  glaube  nicht  an  den  Gott,  der  im 
Mutterleibe  in  Schmutz  und  Menstruation  gewohnt  haben  soll. 
Das  kam  aber  daher,  dass  Nestorius  in  der  vom  Herrn  Moses 
—  Heil  über  ihn !  —  aufgezeichneten  Thora  *)  gelesen  und 
darin  geschrieben  gefunden  hatte :  Gott  dein  Herr  ist  ein  ver- 
zehrendes Feuer  (bDJtn  1X2).  Da  dachte  er:  Wie  könnte  in 
einem  weiblichen  Leibe  ein  heftiges  Feuer  sein  [ohne  ihn  zu 
verzehren]  ?  In  Folge  davon  verließ  er  eure  Religion  und  wurde 
euer  Gegner.  Damals  als  Maria  mit  Jesu  schwanger  war,  ließ 
der  Kaiser  Augustus  (ib'abs  DltiDSS)  durch  einen  Abgeordnelen 
alle  schwangern  Weiber  aufzeichnen.  Dieser  fand  Maria 
schwanger;  gefragt,  von  wem?  sagte  sie  :  von  Joseph.  Darauf 
wurde  Maria  aufgezeichnet,  desgleichen  ihre  Leibesfrucht,  ;ils 
von  dem  Zimmermann  Joseph.  So  bezeugte  denn  Maria  selbst, 
dass  Joseph  ihr  Ehemann  und  sie  von  ihm  schwanger  wäre. 
Ich  muss  Dir  aber  noch  andre  zuverlässige  Zeugen  vorführen, 
deren  Zeugniss  darüber,  dass  Joseph  der  Ehemann  Marias  war, 
Du  nicht  Lügen  strafen  kannst :  es  steht  dies  geschrieben  bei 
den  Evangelisten  Matthäus  und  Marcus,  und  dass  die  Einwohner 
von  Nazareth2),  der  Vaterstadt  Jesu,  des  Sohnes  Josephs,  be- 
zeugten ,  dass  seine  Brüder  und  Schwestern ,  letztere  verhei- 
rathet,  bei  ihnen  im  galiläischen  Nazareth  lebten.«  Hierauf  folgt 
das  Geschlechtsregister  aus  dem  ersten  Capitel  des  Matthäus, 
welches  gleich  zu  Anfang  «lügnerisch«  (j"Qi?"Db8  yiö"1  rQDD) 
genannt  und  mit  der  Bemerkung  geschlossen  wird:  »Sie  be- 
haupten, dies  sei  sein  Stammbaum;  aber '151  STD  "HD"!*!  ^DXn 
(Ps.  5,  V.  7);  kannst  Du  das  leugnen?  Ich  frage  Dich  nicht 
nach  der  Abstammung  der  Maria ,  weder  wer  sie ,  noch  wer  ihr 
Vater  war;  Du  sollst  mir  nur  sagen,  wessen  Sohn  Jesus  war. 
Da  stellen  aber  freilich  die  Evangelien  des  Matthäus  und  Lu- 
cas zwei  verschiedene  Stammbäume  auf.  [Von  dem  bei  Lucas 
Cap.  3,  V.  23—38  ist  weiterhin  S.  20  Z.  5—7  in  gleichem  Sinne 
die  Rede.]  Durch  Aufhebung  der  Verordnungen  der  Thora  über 
die  Beschneidung  und  die  Sabbathfeier  hat  er  euch  alle  für 
immer  und  ewig  zu  Unreinen  und  Unbeschnittenen  gemacht, 


4)    ins  iniBa  '■'D  nxba  ■ja  s-nir&st  is   (l.  xnp)  bxp.  2)  bnx 

m^ün^Dbx ,  unrichtig  st.  rnx&O^it  bnx,  wie  auch  nachher  rnilSKsVit. 


69     

euch  statt  des  Sabbaths  den  Sonntag  gegeben  und  der  bezüg- 
lichen schweren  Gebote  und  Verbote  entbunden  ,  dagegen  euch 
vorgeschrieben  die  Glocken  zu  läuten  *) ,  das  silberne  oder 
goldene  Kreuz  anzubeten,  Schweinefleisch  zu  essen,  Brod  und 
Wein  als  Opfer  zu  genießen,  was  dann  in  eurem  Leibe  zu  eklem 
Auswurf2  wird,  und  die  Todten  in  euren  Kirchen  beizusetzen. 
Dann  gießt  ihr  Salböl  auf  die  Gebeine  dieser  Todten  und  ver- 
meint sie  dadurch  zu  reinigen.  Ferner  denkt  ihr  Gottes  Gnade 
durch  mönchisches  Leben  und  Meidung  des  Umganges  mit  Frauen 
zu  erwerben,  während  ihr  daneben  Dinge  thut,  durch  die  ihr 
euch  selbst  schändet.  Durch  dies  und  Aehnliches  glaubt  ihr 
das  Paradies  zu  verdienen;  aber  nein!  ihr  werdet  mit  eurer 
Sippschaft  zur  Hölle  fahren.  Schande  über  euch  in  dieser  und 
jener  Welt !  —  Im  Gesetze  Mosis  steht  geschrieben  :  Jeder  der 
einem  Leichnam  oder  einem  Todtengebeine  oder  einem  Grabe 
zu  nahe  kommt,  ist  sieben  Tage  lang  unrein ;  nachher  wird  er 
wieder  rein.  Auch  die  Spätem3)  sagen:  Die,  welche  ihre  An- 
betungsorte zu  Gräberstätten  machen,  erwartet  ein  Feuer,  das 

«_;  7  7 

nicht  verlöscht,  und  ein  Rauch,  der  nicht  vergeht,  bis  zum 
Tage  der  Auferstehung4).  Ja  selbst  die  [religiösen]  Skeptiker 
unter  ihnen  ~a)  halten  sich  so  sorgfältig  von  Schmutz  und  Un- 
reinigkeit  aller  Art  fern,  dass  sie  zur  Zeit  ihrer  kanonischen 
Gebete  ganz  sauber  dastehen .  und  sind  fest  überzeugt  da- 
durch das  Wohlgefallen  ihres  Schöpfers  zu  erlangen.  Tretet 
aber  ihr  zu  eurem  Taufwasser,  so  ist  es  so  schmutzig  und 
unrein,  dass,  wenn  ein  [darüber  hin  fliegender]  Vogel  den 
widerlichen  Geruch  davon  einzöse,  ihn  der  Schlag  rühren 
würde;  und  doch  glaubt  ihr,  es  sei  nicht  nur  selbst  rein, 
sondern  reinige  auch  die  Unreinen6).  Aber  im  Gegentheil  : 
jeder  ursprünglich  Reine  würde,  wenn  er  diesem  Taufwasser 


1)  C"J^^  Vy>°  ,  l*Q£LJ  ursprünglich  und  auch  jetzt  noch  hier 
und  da  bloß  ein  weithin  tönendes,  mit  einem  Hammer  oder  Klöpfel 
geschlagenes  Bret.  2)  ^JLXa  £^>> .  3)  oder:  die  Andern,  Z'.pbn 

"cxbx ,    womit    die    Mohammedaner    gemeint    sind.     Eine    deutlichere 
Bezeichnung    schien  weder   nöthig   noch   räthlich.  4)    Ich   erinnere 

mich     einen     ähnlichen     Ausspruch     Mohammeds     gelesen     zu    haben. 
5,    cx:?x  ",a  iissttviab« ,   1.  ■pSÄmobK,    j^obf-tL  6)   x-2-jxbx, 

Plural    des   jüdisch- arabischen    i»a,    X"2^ ,    wie    nachher    als  Verbum 
iaa ,  unrein  werden. 


70     

zu  nahe  käme,  unrein  werden.  —  In  der  Thora  steht  ge- 
schrieben :  Auge  um  Auge  und  Zahn  um  Zahn ;  im  Evangelium 
dagegen:  Hasst  eure  Verwandten,  liebt  eure  Feinde1),  segnet 
die  euch  fluchen,  thut  Gutes  denen  die  euch  Böses  thun,  und 
betet  für  die  welche  übel  von  euch  reden,  auf  dass  ihr  Söhne 
eures  Vaters  im  Himmel  werdet.  Wenn  ihr  um  das  Wohlsein 
eurer  Brüder  bittet,  so  thut  ihr  damit  ein  hochverdienstliches 
Werk2).  —  Wer  also  nach  diesen  Geboten  handelt,  der  ist, 
wie  Jesus  selbst  sagt,  Gottes  Sohn,  und  Jesus  hat  keinen 
Vorzug  vor  denen,  welche  dies  thun,  seinem  eigenen  Ausspruche 
zufolge ,  dass  sie  Gottes  Söhne  und  dadurch  ihm  an  Macht  und 
Göttlichkeit  (rPTfiPlsb)  ähnlich  seien;  denn  Jesus  ist  ja  nach 
eurer  Angabe  Gottes  Sohn.« 

Die  Versuchungsgeschichte  kommt  S.  18  flg.  unmittelbar 
vor  den  Verralh  des  Judas  zu  stehen.  »Nachdem  er  nun  von 
diesen  Nöthen  [im  Anfange  der  Leidensgeschichte]  betroffen 
worden  war,  floh  er  vierzig  Tage  lang  vor  dem  Teufel  in  das 
Gebirge,  in  Bedrängniss,  Bangigkeit  und  großer  Angst,  sich 
verbergend  und  von  einem  Orte  zum  andern  fliehend,  Gott 
um  Hülfe  anrufend,  hungrig  und  durstig  und  unaufhörlich 
vom  Teufel  verfolgt,  bis  dieser  ihn  endlich  halb  todt  vor 
Hunger  und  Durst  an  einem  Orte  versteckt  fand ,  der  selbst 
zu  einem  Zufluchtsorte  für  wilde  Thiere  zu  schlecht  gewesen 
wäre;  dort  fiel  er  in  die  Hand  des  Teufels«.  Von  diesem 
während  des  ganzen  Versuchungsdramas  fortwährend  »gezogen 
und  getrieben,  verlacht  und  verspottet«,  wäre  er  endlich  auch 
noch  von  ihm  getödtet  worden ,  wenn  er  nicht  zuletzt  ein 
Mittel  gefunden  hätte  ihm  zu  entfliehen 3) . 

Besonders  aber  in  der  Erzählung  vom  Verrathe  des  Judas, 
S.  21  Z.  6  flg.,  häufen  sich  die  »lecons  difterentes  du  texte  recu« . 
»Jesus  und  seine  Jünger  hielten  ein  Trinkgelage  in  der  Wohnung 
Jakobs.  Da  wendete  er  sich  zu  Petrus,  dem  er  die  Füße  ge- 
waschen hatte ,  und  sprach  zu  ihm  :  Da  ist  hier  ein  jüdischer 
Mann,    der  mir  Böses  zufügt4)   und   das  Herz   beklemmt,  der 


5 


1)  S.18Z.13  umgekehrt:  üSififlStf  läänxi  DamxpX  min  .         3)  so: 
diBS   "15X  tir\3>3X  IpS.  3)   S.  19   Z.  5  u.4   v  u.  :    S"p-n  )V  3ini  tb  ibl 

nbnpl  rmbnx  ip  -X=.  4)  »lailKi«  1.  "Oiili,  (_^jJ^j,  wie  richtig  in 

der  folgenden  Zeile. 


71 

auch  meinen  Körper  abgemagert  und  mich  fast  um  den  Verstand 
gebracht  hat.  Da  sprach  Petrus :  0  lass  uns  doch  wissen ,  wer 
der  ist,  über  den  du  dich  beklagst,  dass  er  dir  Böses  zufüge. 
Darauf  sprach  Jesus  zu  Petrus:  Es  ist  dieser  Jehuda,  gewöhnlich 
Judas  genannt,  der  so  eben  seine  Hand  mit  mir  in  die  Schüssel 
taucht1).  Da  sprach  Jehuda  zu  Jesus:  Wie  kannst  du  Mensch 
über  mich  lügen '?  Ich  habe  dir  niemals  etwas  zu  Leide  eethan :  das 
ist  nur  eine  Erdichtung  von  dir.  Aber  von  heute  an  und  fernerhin 
werde  ich  mich  bestreben  dies  wirklich  zu  thun  und  keine 
Möglichkeit,  dir  zu  schaden,  unbenutzt  lassen.  Damit  stand 
Jehuda  auf,  ganz  erzürnt  über  die  Worte  Jesu,  ging  nach  Hause 
und  erzahlte  seiner  Frau,  was  Jesus  über  ihn  gesagt  hatte. 
)) Weißt  du  nicht«,  sprach  diese,  »dass  die  Juden  ihm  nachstellen 
und  ihn  tödten  würden,  wenn  er  in  ihre  Hände  fiele?«  Da  ging 
Judas  auf  der  Stelle  zu  den  Juden  und  erzählte  ihnen  was  Jesus 
über  ihn  gesagt  hatte.  Dreißig  Drachmen  aber,  die  er  mit  sich 
genommen  hatte ,  gab  er  als  Werbegeld  (\*1j  j)  den  jüdischen 
Jünglingen  und  Knaben;  diese  gingen  dann  mit  ihm  an  den  Ort, 
wo  Jesus  war,  und  führten  diesen  von  da  hinweg  zu  dem  Könige 
Pilatus  (^bttbs  Gliasbs).  Dem  erzählten  sie,  was  Jesus  sei  und 
thue,  wie  er  sich  gegen  die  Juden  verhalte  und  dass  er  zau- 
berische Gauklerkünste  aller  Arten  treibe.  Da  sprach  der  König 
zu  ihnen:  Der  Mann  ist  euer  Feind;  nehmt  ihn  hin  und  thut  mit 
ihm  was  ihr  wollt:  es  soll  euch  niemand  seinetwegen  hinderlich 
sein.  Da  nahmen  sie  ihn  und  setzten  ihn  in's  Gefängniss,  nach- 
dem sie  ihn,  nach  eurer  eigenen  Angabe  und  dem  Zeugniss 
eurer  Evangelien,  gewaltig  geängstet  und  arg  gemisshandelt 
hatten.  Jesus  aber  sprach  zu  seinen  Jüngern,  die  man  mit 
ihm  in's  Gefängniss  gesetzt  hatte :  Steht  auf,  lasst  uns  beten 
und  Gott  anrufen;  denn  wir  sind  da  in  schweres  Unglück  ge- 
rathen,  und  wenn  wir  nicht  Gott  um  Erlösung  daraus  bitten, 
sind  wir  verloren.  Aber  trotz  dieser  Worte  bekümmerten  sich 
seine  Jünger  nicht  um  ihn,  sondern  wiesen  ihn  ab,  legten  sich 
schlafen  und  ließen  ihn  stehen,  beten,  sich  niederwerfen  und 
Gott  bitten  ,  er  möge  den  Kelch  des  Todes  von  ihm  nehmen 
und  ihn  vor  den  Händen  der  Juden  schützen ,  dass  sie  ihn 
nicht  tödteten.    Er  betete  noch,  da  kamen  die  Juden  zu  ihm 


•1)  [■pi-OTbx  1551]  mxs::^  -e  -r-a  rn-  bixT  x-rn  -h^x,  berichtigt: 


72     

am  Morgen  des  Freitags,  führten  ihn  aus  dem  Gefängniss  heraus, 
peinigten  und  misshandelten  ihn  auf  alle  Weise,  schlangen  um 
seinen  Nacken  einen  Strick,  banden  ihn  damit  und  führten  ihn, 
eine  Krone  aus  verschiedenen  Dornenarten  l)  auf  dem  Kopfe, 
wie  einen  Verbrecher  in  der  Stadt  herum  -) ,  zogen  ihm  seinen 
eigenen  Kleidersaum  über  den  Kopf,  schlugen  ihn  darauf  und 
sagten :  Wenn  du  ein  Gott  bist,  so  offenbare  uns,  wer  dich  ge- 
schlagen hat!  Während  dessen  schrie  und  jammerte  er  unauf- 
hörlich,  aber  niemand  half  ihm  aus  der  Noth.« 

(S.  24  Z.  \  flg.)  »Du  weißt  dass  die  Thora  die  herrlichste 
Offenbarungsschrift  und  das  erhabenste  Religionsgesetz  ist; 
aber  nireends  steht  darin  etwas  von  einer  Anbetung  dreier  Per- 
sonen,  —  wie  Du  sagst :  »Der  Vater  ist  einer  —  und  ein  heiliger 
Geist«3).  Als  die  Kinder  Israel,  weil  Moses  zu  lange  ausblieb, 
sich  empörten  und  sich  ein  goldenes  Kalb  machten,  von  dem 
sie  sich  einbildeten,  es  sei  ein  Stellvertreter  des  Propheten  und 
ein  Vermittler  zwischen  ihnen  und  ihrem  Schöpfer,  und  als  dann 
Moses  zurückkam  und  sie  sah,  —  weißt  Du  nicht,  wie  da  das 
göttliche  Strafgericht  über  sie  kam  und,  hätte  nicht  der  Gott- 
gesandte Fürbitte  für  sie  eingelegt,  keine  lebende  Seele  von 
ihnen  übrig  geblieben  wäre?«  —  Noch  andre  alttestamentliche 
Erzählungen  und  Sprüche  werden  dann  angeführt  zum  Be- 
weise der  unvergänglichen  Gültigkeit  der  mosaischen  Gesetz- 
gebung »die  da  leuchtet  wie  die  Sonne  und  glänzt  wie  der 
Mond,  der  von  Ewigkeit  her  vor  allen  geschaffenen  Dingen 
existirenden 4) ,  die  Augen  erleuchtenden ,  die  Herzen  er- 
freuenden und  die  Irrenden  zurechtweisenden  Thora ,  die  da 
frei  ist  von  Irrlhum,  Parteilichkeit  und  Aufhebung  der  einen 
Stelle  durch  die  andre5).  —  Ich  habe  die  Evangelien  und  die 


1)  biiDp^so  301^X1  -pirbx  -p  b^:x .       2)  s.  22  z.  1 ,  i^nbx  is  msna , 

1.  }TlS"iÄ  ,  ^■^,->  statt  »j.^j>  ;  s.  Dozy,  Supplement,  I,  S.  186.  3)  Im 

Texte  aramäisch:  fittmp  rrni  in  X2N .  Vollständig  S.  8  Z.  15  u.  16: 
hiifi&ri  ölpbx  m-il  S10i  ■pü&fctl  inso  ax^X  ,  als  Glaubensbekenntniss 
im   täglichen    Gebete   des   Bischofs.  4)   npnxö^ä*  hailp^K  hmnk 

rixp'brabx  5>ia.lb  ,  Seitenstück  zu  dem  »ungeschatfenen ,  ewigen  Koran« 
des   orthodoxen  Islam.  5)    Dadurch,    dass   kein  solcher  ^03    in  der 

Thora  stattfindet,  steht  sie  noch  über  dem  Koran,  in  welchem  es   nicht 
den  moslemischen  Theologen  selbst   anerkannte   CjL>«-»*J./o 


73     

Worte  des  Matthäus.  Marcus,  Lucas,  Johannes  und  andrer 
unbedeutender,  vor  Gott  nichts  geltender  Leute  l)  genau  durch- 
gelesen ;  aber  lieber  hätte  ich  weder  davon  gesprochen, 
noch  etwas  davon  niedergeschrieben,  wenn  ich  es  nicht  in 
euern  Evangelien  gefunden  hätte.  0  Wunder,  wie  kannst  Du 
nur  einen  nach  eurer  eigenen  Angabe  Gekreuzigten  zu 
Deinem  Gott  machen,  da  Du  doch  weißt,  dass  jeder  Gekreuzigte 
verflucht  ist?  Weißt  Du  nicht,  dass  Gott  der  Herr  —  hoch- 
erhaben sein  Name !  —  2j  seinen  Freund  Abraham  von  dem 
Feuer-  und  Isaak  von  dem  Opfertode  gerettet  und  diesen  mit 
einem  Widder  losgekauft  hat?  Und  er  sollte,  wie  Marcus  und 
Lucas  angeben ,  seinen  geliebten  Sohn  nicht  aus  den  Händen 
des  Teufels  und  der  Juden  gerettet  haben?  Wie  kann  Jesus 
ein  Gott  sein ,  da  er  doch  getödtet  und  mit  den  bösen  Menschen 
zusammen  begraben  worden  und  in  der  Hölle 3)  gewesen 
sein  soll?  Sagst  Du,  das  sei  nicht  wahr,  so  will  ich  Dir's  be- 
weisen, damit  Du  erkennest,  dass  ihr  in  Irrwahn  befangen  seid. 
Weißt  Du  nicht,  dass  nach  Angabe  des  Evangeliums  die  Seelen 
der  Menschen  beim  Teufel 4)  in  der  Hölle  waren ,  bis  der 
Geist  Jesu 5)  zur  Gehenna 6  hinabstieg ,  sah  in  welchem  Zu- 
stande sie  waren 7) ,  auch  die  Seelen  der  seinetwegen  ge- 
tödteten  Kinder  sah  und  diese  Geister  aus  den  Händen  des 
Teufels  zu  erlösen  beschloss?  Wundern  muss  ich  mich  über 
Dich,  wie  Du  sagen  kannst,  er,  der  sich  nicht  vor  der 
Kreuzigung  und  gewaltsamen  Tödtung  zu  schützen  vermochte, 
sei  ein  Gott ;  und  wie  hätte  ein  solcher  dann  die  Seelen  der 
Menschen  dem  Teufel  entreißen  können?  Und  doch  giebst  Du 
mit  Deinem  Evangelium  vor,  seitdem  Gott  Adam  geschaffen 
habe,  seien  die  Seelen  der  Menschen  stets  beim  Teufel  in 
der  Hölle  gewesen,   bis  Jesus  gestorben  sei  und  diese  Seelen 


giebt.     Ueber   die  Bedeutung   und   die   drei  verschiedenen  Arten   dieser 
Aufhebung    s.  Catal.  libb.  mss.  Bibl.  Senat.  Civ.  Lips.  S.  396,  No.  6. 

i)    HP5X  -i:"  "0=1  -Hbx  xcrxbx  Ölp^S  p  di-fWi.     Zu   diesen  ge- 
hört  auch   der  Apostel  Paulus,    der  einmal    citirt  wird  S.  6  Z.  12  — 15. 


j. 


2)    !T2CX  ;ä.  3)    npo  iS,   das  koranische    •£*■» .  4)    Dibrx   -J3>  . 

5   •-"•  ""-  .  Das  koranische  iö^S ,  ^m*.^ ,  wechselt  mit  "»öi  und  Väft  ab. 

6)   n:n5,    das  koranische    *•*$>-.  7)   »iro?  rr  x~«  1.  n^b"  cn  xr  . 


74     

dem  Teufel  entführt  habe.  Nun  sage  mir:  die  Seelen  Adams, 
Noahs,  Abrahams,  Isaaks,  Jakobs,  Mosis,  Aarons,  Davids, 
Salomos1),  waren  sie  auch  unter  jenen  Seelen,  welche  er 
dem  Teufel  aus  der  Gehenna  entführte,  oder  nicht?  Sasst  Du 
ja,  so  wirfst  Du  dann  die  Propheten  und  Heiligen  mit  den 
bösen  Menschen  zusammen ,  zeihst  also  Deinen  Herrgott  der 
Ungerechtigkeit,  indem  Du  angiebst  und  bekennst,  er  habe 
die  Seelen  seiner  frommen  Knechte  und  die  der  Propheten 
und  Gottgesandten  von  dem  Teufel ,  dem  Obersten  der  Sünder, 
entführen  lassen.  Sagst  Du  aber,  die  Seelen  der  Frommen 
seien  nicht  mit  denen  der  Sünder  zusammen  gewesen,  so 
strafst  Du  Dein  Evangelium  Lügen ,  denn  darin  steht  ge- 
schrieben ,  die  Seelen  aller  Menschen  insgesammt  seien  bei 
dem  Teufel  in  der  Hölle  gewesen,  bis  Jesus  gekommen  sei 
und  sie  herausgeführt  habe.  —  Weißt  Du  nicht  dass  Gott 
mit  Moses  bis  zu  seinem  Todestage  hundert  und  siebzig  Mal 
geredet  hat  ?  Dabei  erwies  ihm  der  Allerhöchste  solche 
Ehre,  dass  er,  wenn  er  ging  mit  Gott  Zwiesprach  zu  halten, 
sein  Antlitz  unbedeckt  ließ ,  wogegen  er  dasselbe  bedeckte , 
wenn  er  zu  den  Kindern  Israel  zurückkam.  War  also  Jesus 
Gottes  Sohn ,  wieviel  Male  hat  Gott  mit  ihm  geredet '?  Ich 
habe  alle  vier  Evangelien  gelesen ,  aber  nichts  darin  ge- 
funden, was  bewiese  dass  Gott  mit  Jesu  geredet  habe.  So 
stand  also  sein  Knecht  (Moses)  bei  ihm  in  größern  Ehren 
als  der,  welchen  Du  für  seinen  Sohn  ausgiebst ;  denn  mit 
seinem  Knechte  hat  er  geredet,  mit  seinem  geliebten  Sohne 
aber  nicht.  Das  Antlitz  seines  Knechtes  verhüllte  er  mit 
einer  Decke,  und  vierzig  Jahre  lang  konnte  niemand  von 
allen  Menschen  das  Antlitz  Mosis  schauen.  Derselbe  unterwarf 
die  stolzen  Zwingherrn  insgesammt,  und  sein  Nachfolger  Josua, 
der  Sohn  des  Nun,  machte  sie  zu  Fröhnern.  Du  aber  sagst  mit 
Deinem  Evangelium ,  Jesus  sei  Gottes  Sohn  — ,  über  solche 
Lästerung  ist  Gott  hoch  erhaben !  —  Steht  nicht  im  Buche 
Joel  geschrieben,  was  Gott  für  die  erwartete  [messianische] 
Zeit,  der  wir  entgegensehen,  seinen  Knechten,  die  auf  seine 
Barmherzigkeit    horten,    verheißen    hat,    wie    es    dort    heißt: 


1)  Alle  diese  Namen  in  ihren  koranischen  Formen,  auch  Ibrahim', 
Müsä,   Harun,   Daud  und  Sulaiman  ,   wie  S.  3  Z.  22  'j/pitp  für  J"Hp  . 


75 

St'nn  Dl*>3  rpm«  und  so  fort.  Cap.  4  V.  18,  der  ganze  Vers 
im  hebräischen  Urtext  als  Schluss.  Darauf  die  Unterschrift, 
wiederum  arabisch:  »Vollendet  ist  der  Bericht  des  Bischofs, 
welcher  sich  zum  wahren  Beligionsgesetze  (nttxn  TU)  bekannt 
hat;   Gottes  des  Allerhöchsten  Barmherzigkeit  über  ihn!« 

Was  in  der  Einleitung  über  Ursprung ,  Charakter  und 
Tendenz ,  wie  auch  über  die  ungefähre  Abfassungszeit  des 
Werkchens  gesagt  worden  ist,  wird  in  den  hier  gegebenen 
Auszügen  seine  Bestätigung  gefunden  haben.  Ich  habe  nur  noch 
eine  Frage,  beziehungsweise  Bitte,  an  Fachgenossen  zu  richten. 
S.  4  Z.  20  —  26  steht  —  hier  zu  bequemerem  Lesen  in  arabische 

Schrift  umgesetzt  — :  o^-w-UJ^LjOj  o^^ü!  ,UjAj  xit  *£*.ej  U|j 

^ßjX**>\  l\äj  gjjijo  ^i$\  qIj    loli  (jäT*Jl  J^c  vj^JI  iw  tjUtXj  ^^.Ä/wyLi 

^tiaättj  £>^I?  r*-'l>  £J^9  <Wt  £j*^  ^"^^  lAj*^  cJ^ 
ujlyiJU    J»hilj   *^l    *]yi  aJ   |j*mJ    oj-wyUJ!    ^ujJ)    q^J    Jaj_jÄÄJtj 

-fr?.!>4vfty       Das  Wort    ,Ujv>,    viermal    ohne  Variante    "liWH, 

ist  unstreitig    dasselbe  was   die  kirchlichen  Schriftsteller   da, 

wo  sie  von  den  beiden  Na  turen  Christi  sprechen,  ^L5  |j  i  '*>) 

und  sx^Ij  nennen.  Professor  Nöldeke  schreibt  mir:  »Ich 
schlage  des  Sprachgebrauchs  wegen  im  Eutychius  nach  und 
finde,  dass  er  abwechselnd  XjuaL  und  ^LS  schreibt;  vgl.  z.B. 
Bd.  II,  55  unten.  Barhebraeus  gebraucht  &ju^_b;  Chron.  ar. 
146,  148:  o^w,UJ^  oj^iüi  jöiui}«.  Wenn  aber  }tiP2  von 
"liW1" ,  zumal  bei  der  Beständigkeit  der  Schreibart,  doch  zu 
weit  abliegt,  als  dass  man  an  eine  Verwechslung  denken  könnte, 
und  ein  ni«T}  statt  IHIS ,  ;%J>>  wohl  noch  weniger  zulässig 
ist .    was  dürfte  dann  von  jenem  Worte  zu  halten  sein  ? 


Herr  Moritz  Voigt  hielt  einen  Vortrag  über  die  Geschichte 
des  römischen  Executionsr echtes. 

Die  einzelnen  Acte,  in  denen  die  Execution  des  römischen 
Civilprocesses  sich  vollzog,  gruppiren  sich  zu  zwei  verschiedenen, 
wie  in  ihrem  äußeren  Verlaufe  gesonderten  Phasen  :  einestheils 
einer  Klage,  welche  die  Eigenartigkeit  an  sich  trägt,  dass  sie 
nicht  für  einen  streitigen  Rechtsanspruch  die  richterliche  Ent- 
scheidung herbeizuführen,  als  vielmehr  für  den  liquiden  Rechts- 
anspruch die  Zwangsvollstreckung  zu  vermitteln  berufen  ist, 
und  die  demnach  auch  nicht  zu  einem  Richterurtheile,  als 
vielmehr  zu  einem  die  Zwangsvollstreckung  einleitenden  De- 
crete  des  ius  dicens  führt,  so  daher  als  Executionsklage  sich 
kennzeichnend ,  während  wiederum  das  Processverfahren  selbst 
für  solche  Executionsklage  zugleich  ein  eigenartiges  ist :  von 
Alters  her  die  legis  actio  per  manus  injectionem  und  späterhin 
dann  eine  extraordinaria  cognitio.  Und  als  derartige  Executions- 
klagen  waren  in  den  XII  Tafeln  die  Klage  aus  dem  ergangenen 
Richterurtheile:  actio  iudicati.  die  Klage  aus  der  confessio  in 
iure  über  aes,  wie  die  actio  furti  manifesti  aufgestellt,  deren  Zahl 
dann  spätere  Gesetze  bald  vermehrten,  bald  verminderten. 

Die  zweite  Phase  dagegen  hebt  mit  jenem  die  Zwangsvoll- 
streckung anordnenden  Decrete  des  ius  dicens  an  und  dient 
der  Durchführung  der  im  Civilprocesse  als  Executionsmaßregel 
angedrohten  Zwangsmittel.  Und  innerhalb  der  Sphäre  dieses 
letzteren  Verfahrens  nun  hat  die  römische  Gesetzgebung  zu 
verschiedenen  Zeiten  mit  Neuordnungen  eingegriffen,  die  ebenso 
geschichtlich  bedeutsam  und  wichtig  sind,  wie  auch  mit  größter 
Sicherheit  und  mit  lückenloser  Vollständigkeit  in  ihrer  Beschaf- 
fenheit, wie  Aufeinanderfolge  sich  überblicken  lassen,  und 
welche,  von  der  modernen  Wissenschaft  vielfach  verkannt  und 
entstellt,  die  Aufgabe  dieser  Darstellung  ergeben. 


• 77     

Und  zwar  sind  es  im  Einzelnen  sechs  verschiedene  Ab- 
schnitte ,  welche  auf  der  Grundlage  jener  gesetzlichen  Vor- 
schriften in  der  Geschichte  desExecutionsreehtes  sichabgränzen, 
nämlich 

I.  Das  älteste,  den  XII  Tafeln  vorausgehende  Executions- 

recht ; 
II.  Die Executionsgesetzgebung  der  XII Tafeln  v.303d.St.; 

III.  Die  lex  Poetelia  Papiria  v.  428  d.  St. ; 

IV.  Das  Edict  des  Prätor  P.  Rutilius  Rufus  v.  643  d.  St.; 
V.  Die  lex  Popillia  v.  673,  die  lex  Julia  iudiciorum  priva- 

torum  v.  737 d.  St.  und  die  jüngeren  prätorischen  Edicle; 
VI.   Das  Edict  Diocletians  v.  294  n.  Chr. 

I. 
Das  älteste,  den  XII  Tafeln  vorausgehende  Executionsreclit. 

Ueber  das  den  XII  Tafeln  vorausgehende  und  überhaupt  als 
das  älteste  römische  Executionsrecht  anzuerkennende  bezügliche 
Verfahren  geben  drei  officielle  Documente  uns  urkundlichen 
Aufschluss,  nämlich 

A.  Das  Edict  des  Consul  P.  Servilius  Priscus  Structus  a.  259, 

welches  überliefert  wird  von 

Liv.  II,  24,  6  :  ne  quis  civem  romanum  vinctum  aut  clausuni 
teneret,  quo  minus  ei  nominis  edendi  apud  consules  po- 
testas  fieret,  seu  quis  militis,  donec  in  castris  esset,  bona 
possideret  aut  venderet; 

Dion.  VI,  29:  oaot  av  'Pwuaicov  Itu  tov  v.citu  Ovohjvay.tov 
7toXef.wv  1'x.av  avrCov]  ly.OTQartvacüGi,  rag  xovxiov  olxiag 
urfiivcc  ig'tivcu  {.i^ze.  '/.axi%i.iv  atjre  tclo'KeIv  firJT  Ive- 
yvqäteiv  ur[TE  yivog  avrüv  ccTtäyeip  Ttqbg  (irjöev  avfi- 

ßÖ'/MLOV    U)']T£    -MokuElV    TOV    ßovl6tU£VOl>    TTJQ   GTQCCTsiag 

'/.olvioveIv.  oooi  o°  av  aTtoXeupd-CüGi  Trtg  GTQazelag,  rag 
v-aru  zovTtov  jroaieig    VTtäqy^iv   xolg  dareiGTcdg:    Irp 
oig  k/.uGToig    GvvtßtiXov " 
Zon.VlI.1 4:  o  ~£Qov?Atog  rovg  re  l£  VTtsQt^ieQiag  y.QaTov/-ierovg 
a(pfjy.£  y.al  adeuo'  riov  eio/cQÜ^ecov  v.ud-ÖGov  GTQartv- 

OLVTO    ilpYjCplGUTO    Y.al    V.Oinp'lGCll   TCC   XQ£CC    VTllGy^EXO. 

B.   Das  Edict  des  Dictator  M.  Valerius  Volusus  v.  260 
worüber  im  Allgemeinen  berichtet 


78 

Liv.  II,  30,  6  :  edictum  —  a  dictatore  propositum  eonfirmavit 
animos  Servili,  fere  consulis  edicto  conveniens; 

wogegen  den  Inhalt  genauer  angiebt 

Dion.  VI,  41 :  reiog  —  acpela&co  rrccoa  fiev  ovaia,  Ttäv  de  oiofia. 
näoa  ö3  ejtixifiLa  nolitov  'Piofiaiov  aQQvotaorog  arrö 
re  öaveiov  nal  allou  iravxog  avfißoXalov. 

C.  Die  lex  sacrata  v.  260 
unter  deren  mannichfachen  Vereinbarungen  auch  eine  bezüg- 
liche Bestimmung  erwähnt  wird  von 

Dion.  VI,  83,  der  hier  dem  Menenius  Agrippa  die  Proposition  in 
den  Mund  legt: 
rovg  ocpeilovrag  %Qea  y.al  fir]  övavefievovg  dialvoaad-ai 
rcävxag  mpelad-at  rüv  dcplrjfiärwv  dixaiovfiev  %a\  et 
tiviov  rjdr]  ra  acöf.tara  vrceQrjfiiQiov  ovtcov  ralg  vo(J.l(J.otg 
izQod-eofiiaig   ■/.axe%exai,     y.al   xavxa    elevÜ-eoa    eivai 
yqivofiev   ogoi  re  öizag    akövxeg   idiag   rcaqedöd-^oav 
xolg  yaradr/.aoafievoig}   y.a.1  xovxovg  elevd-eoovg  eivai 
ßovlofteS-a,  y.al  rag  yarayvtoaeig  avtCov  ctxvQovg  notov- 
fiev ' 
und  VII,  22,  wo  im  Hinblick  auf  den  Inhalt  jenes  Staatsvertrages 
gesagt  wird : 
ovx.    cc7texQt]oe    diarp&eioavTi   vrjv  rceol  ra  avfißolaia 
TtiGTiv  yal  xovg  ETtl  xavt}]  xeifievovg  ccvelövri  vöfiovg' 
wie  von  Zon.  VII,  14,  der  jenem  Vertrage  beimisst  : 

xovcpiofihv  Tutv  d(peiXwv  yal  xtov  V7ieQt]fieQtov  acpe- 
olv.  l) 
Aus  allen  jenen  Zeugnissen  ist  nun  zu  entnehmen,  dass  das 
Executionsrecht  der  XII  Taf.  und  der  früheren  Zeit  wohl  in  den 
Grundzügen  übereinstimmen  mochte,  darin  aber  eine  Verschie- 
denheit zwischen  beiden  obwaltete,  dass  die  addictio  des  Debitor 
an  den  Gläubiger,  mit  welcher  die  XII  Taf.  die  Tödtung  oder 
den  Verkauf  des  ersleren  nach  Etrurien  apodictisch  verknüpften, 
nach  älterem  Rechte  nicht  durch  solche  Verpflichtung  des  Gläu- 
bigers beschränkt,  vielmehr  demselben  die  freie  Verfügung,  wie 
der  Besitz  des  addictus  belassen  war.  Denn  dieser  Moment  ist 
es,  der  namentlich  durch  das  Edict  des  Servilius  nach  den  Zeug- 
nissen des  Liv.  und  Dion.  bekundet  wird,  indem  dessen  Verbote, 
die  Vermögensexecution  wider  den  Schuldner  zu  vollstrecken, 


1)  Vgl.  auch  Schwegler,  r.  Gesch.  II,  259. 


79     

die  Voraussetzung  zu  Grunde  liegt,  dass  der  letztere  als  addictus 
noch  im  Gewahrsam  seines  Gläubigers  sich  befinde,  somit  aber 
weder  getödtet,  noch  nach  Etrurien  verkauft  sei.  Und  diese 
abweichende  Ordnung  des  ältesten  Executionsrechtes  bietet  zu- 
gleich den  Schlüssel  zum  Yerständniss  der  bei  Liv.  und  Dion. 
gegebenen  Darstellung  jener  politischen  Bewegungen,  welche 
aus  den  Schuld-  und  Creditverhältnissen  der  ältesten  Zeiten 
hervorgingen,  insofern  als  bei  jenen  und  so  namentlich  bei  Liv. 
II,  23,  &  7.  27,  1  jv.  J.  259)  und  bei  Dion.  IV,  9.  H  (unter 
Servius  Tullius),  V,  53  (v.J. 254),  V,  64.  69  (v.J. 256),  VI,  23. 
26  (v.  J.  259),  VI,  37  (v.  J.  260),  VI,  58.  59  (v.  J.  261)  der 
Sachverhalt  ausgesprochen  oder  vorausgesetzt  ist,  dass  der  der 
Execution  verfallene  Schuldner  im  Besitze  seines  Gläubigers 
sich  befinde,  namentlich  aber  bei  Dion.  VI,  26  der  Vorgang  ge- 
schildert wird,  dass  im  J.  259  ein  solcher  detinirter  Schuldner, 
aus  der  Haft  seines  Gläubigers  ausbrechend  und  dem  Volke  die 
von  jenem  erlittenen  Misshandlungen  klagend,  das  letztere  zur 
Hülfe  dagegen  aufruft  und  so  zur  Bevolte  anreizt. 

Und  dass  nun  auch  solcher  Vorgang,  wie  ihn  Dion.  VI,  26 
als  Veranlassung  zur  Auswanderung  der  Plebs  auf  den  mons 
sacer  darstellt,  nicht  auf  schriftstellerischer  Composition  oder 
Erfindung  beruht,  sondern  der  historischen  Wirklichkeit  ent- 
spricht, ist  wiederum  aus  dem  berührten  XII  Tafel-Gesetze  zu 
entnehmen  .  welches .  alternativ  die  Tödtung  des  addictus  oder 
dessen  Verkauf  nach  Etrurien  vorschreibend  und  damit  die 
Strenge  des  älteren  Executionsrechtes  verschärfend,  gegenüber 
der  gemeinen  Tendenz  des  XII  Tafelrechtes  nur  so  sich  erklä- 
ren  lässt,  dass  man  durch  solche  Vorschrift  den  addicirten 
Schuldner  ein  für  allemal  dem  Anblicke  seiner  Mitbürger  ent- 

TD 

rücken  und  so  eine  erfahrungsgemässe  Veranlassung  zur  Auf- 
reizung der  Bürgerschaft  beseitigen  wollte. 

Endlich  was  die  Folgewirkungen  der  addictio  betrifft,  so 
ergriff  die  durch  dieselbe  eröffnete  Execution  einerseits  das 
Hauswesen  des  addictus,  worauf  unter  II.  zurückzukommen  ist, 
vor  Allem  aber  und  hauptsächlich  dessen  Person.  Und  in  letz- 
terer Beziehung  nun  ergiebt  sich  für  das  älteste  Becht,  dass 
solche  Execution  einerseits  dem  addictus  nicht  die  Civität  ent- 
zog, wie  das  Edicl  des  Servilius  unter  A.  besonders  bekundet, 
während  sie  andererseits  denselben  dem  dinglichen  Bechte  des 
Gläubigers  unterwarf.     Und  daraus  nun  ergiebt  sich  ohne  Wei- 


80 

leres ,  dass  der  addictus  in  jenes  Verhältniss  freier  Hörigkeit 
gerieth ,  welches  die  jüngeren  Quellen  durch  in  mancipio  esse 
bezeichnen,  ein  Ergebniss,  welches  wiederum  durch  Dion. 2) 
unterstützt  wird,  insofern  dieser  die  addicti  vornämlich  zu  land- 
wirtschaftlichen Arbeilen  verwendet  werden  lässt. 

IL 
Das  Executionsreckt  der  XII  Tafeln  v.  303  d.  St. 

Die  Execution  der  XII  Taf.  bewegte  sich  in  zwei  verschie- 
denen Absätzen :  der  domum  ductio ,  welche ,  durch  das  die 
legis  actio  per  manus  injectionem  abschliessende  Decret  des 
ius  dicens  angeordnet,  die  Execution  vorbereitend  einleitete, jund 
der  addictio,  welche,  durch  ein  anderweites  Decret  des  ius  di- 
cens ausgesprochen,  die  definitive  Durchführung  der  Execution 
eröffnete,  wie  vermittelte.     Und  zwar  im  Besonderen 

A.  die  domum  ductio  bestand  in  der  Abführung  des  in  der 
legis  actio  per  manus  injectionem  beklagten  zahlungsunfähigen 
Schuldners :  des  obaeratus  3)  in  die  Behausung  des  Gläubigers 
zum  Zwecke  seiner  einstweiligen  Detinirung4),  in  welcher  Lage 
er  dann  sechszig  Tage  hindurch  verblieb,  um  während  der  in 
diese  Frist  fallenden  drei  letzten  nundinae  nach  dem  ius  geführt 
und  dort  unter  öffentlicher  Verkündigung  der  ihm  obliegenden 


2j  Dion.  VI,  79:  fjvayxa^öfie&a  xobg  iavxwv  xXtjqovs  ol  Seilaioi 
yE(x)nyelv  ,  oxünxovxEs ,  cpvxEvoyxsg ,  (tQovvxEs ,  noifivia  vi^iovxEg,  bfxö- 
d'ovhoi  xolg  tavxwv  d'oQixxfjxot?  ävdnunödoif  ovxes,  ol  [aei>  akvaeai  öe^evxe^, 
oi  d'i  niö'ais,  ol  <FwG7TEQ  xc<  /«Xettioxcixcc  xü>v  ftrjfy'nai'  xXoiols  xal  [ivdooig. 

3)  Varr.  LL.  VII,  5,  4  05:  über,  qui  suas  operas  in  servitutem  pro 
pecunia  quadam  debebat,  — vocatur  —  ab  aere  obaeralus;  RR.  I,  17,  2: 
oranes  agri  coluntur  hominibus  servis  aut  liberis  aut  utrisque:  liberis  aut 
cum  ipsi  colunt  — ,  aut  mercenariis  —  ii[s]que,  quos  obaeratos  uostri 
vocitarunt;  Liv.  XXVI,  40,  17:  quattuor  milia  hominum  erant,  mixti  ex 
omni  conluvione,  exules,  obaerati ;  Don.  in  Ter.  Phorm.  II,  2,  20  :  obaerati, 
quum  solvendo  non  essent. 

4)  Gell.  XX,   \,   45:   sunt  —  verba  legis    (sc.  XII  tabularum) :  —  Ni 

iudicatum  facit ,  secum  ducito,  vincito  aut  nervo  aut  compedibus. 

Quindccim  pondo  ne  minore  aut,  si  volet,  maiore  vincito.  Dass  in  diesem 
Texte  ein  Fehler  steckt,  ist  kaum  zu  bezweifeln;  allein  wenn  Schwegler,  r. 
Gesch.  III,  37  A.  4  und  Andere  emendiren  wollen ;  ne  maiore  aut,  si  volet, 
minore  vincito,  so  ist,  abgesehen  von  den  diplomatischen  Bedenken  sol- 
cher Aenderung,  damit  nichts  gewonnen:  denn  4,91  Kilo  bleiben  ebenso  als 
Minimal-,    wie  als    Maximal -Gewicht  unerklärlich.     Vielmehr  muss  der 


81     

Schuldleistung   ausgestellt    zu    werden ,    damit    so  Jemand   zu 
seiner  Auslösung  veranlasst  werde.  5j 

Diese  domum  ductio  aber  äussert  keinerlei  Einwirkung  auf 
den  Status  oder  auf  irgend  welche  andere  Rechtszuständigkeit 
des  ductus  und  unterwirft  insbesondere  denselben  keinem  ding- 
lichen Rechte  des  Gläubigers,  daher  insbesondere  derselbe  eben- 
sowohl nach  wie  vor  Herr  seines  Vermögens  verbleibt6  und  so 
auch  in  der  Lage  ist,  noch  jetzt  über  die  Schuldleistung  mit  dem 
Gläubiger  eine  pactio  abzuschliessen  (A.  5)  ,  als  auch  weder 
einem  Straf-  oder  Züchtigungsrechte  des  letzteren  unterliegt, 
noch  auch  demselben  zur  Leistung  von  häuslichen  oder  land- 
wirthschaftlichen  Verrichtungen  verpflichtet  ist.  Vielmehr  be- 
schränken sich  die  Folgewirkungen  der  ductio  durchaus  auf  die 
Sphäre  des  Actuellen  und  auf  die  äussere  Lebenslage  des  duc- 
tus :  derselbe  ist  dem  Kreise  der  Seinigen  und  dem  eigenen 
Heim  entrissen,  um  in  dem  Hause  des  Gläubigers  als  völlig 
Fremder  und  zu  provisorischen  Aufenthalte ,  wie  unter  straf- 
ähnlichen Bedingungen  zwangsweise  zu  verweilen.  Denn  wäh- 
rend der  Gläubiger  einerseits  verpflichtet  ist ,  erforderlichen 
Falles  dem  ductus  Alimente  zu  gewähren :  lediglich  puls  von 
mindestens  einem  Pfunde  Dinkel  pro  Tag ,  ohne  irgend  welches 
pulmentarium,  und  lediglich  Wasser,  nicht  aber  Wein  (A.  6), 
so  steht  andererseits  demselben  das  Recht  zu,  den  ductus  zur 
Verhütung  von  dessen  Flucht  mit  nervus  (Fussblock)  und  com- 
pedes    Beinschellen;  zu  fesseln. 

B.  Sodann  die  addictio  erfolgte  auf  bezüglichen  Antrag  des 
Gläubigers  nach  Ablauf  jener  Frist  von  sechszig  Tagen  und  zwar 


Fehler  in  der  Zahl  liegen,  welche  Gell,  verlas.  Vielleicht  bot  der  Original- 
text {\  (d.  i.  CL  s.  Ritschi,  priscae  latinitatis  monura.  epigr.  \\\i.  = 
49,125  Kilo,  so  dass  diesfalls  der  Festsetzung  des  Minimalgewichtes,  ent- 
sprechend dem  unter  I.  Entwickelten,  die  Tendenz  zu  Grunde  lag,  es  sei 
der  ductus,  dafern  er  überhaupt  gefesselt  werde,  so  zu  fesseln,  dass  er 
nicht  sammt  seinen  Fesseln  entlaufen  und  so  die  Menge  aufregen  könne. 

5)  Gell.  XX,  ■),  46 f.  :  erat  autem  ius  interea  paciscendi  ac,  nisi  pacti 
forent,  habebantur  in  vinculis  dies  LX.  Inter  eos  dies  trinis  nundinis  con- 
tinuis  ad  praetorem  in  comitium  producebantur  quantaeque  pecuniae  iu- 
dicati  essent,  praedicabatur. 

6)  Gell.  XX,  1.  45  :  sunt  —  verba  legis  (sc.  XII  tabularum)  : Si 

volet,  suo  vivito.  Ni  suo  vivit,  qui  im  (Gronov. :  em;  Hertz  :  eum)  vinctum 
habebit,  libras  farrijsj  endo  dies  dato.    Si  volet,  plus  dato. 

1882.  6 


82     

an  den  letzten  jener  drei  nundinae")  mittelst  Decreles  des  ius 
dicens ,  wodurch  der  Schuldner  dem  Gläubiger  zugesprochen 
und  auf  Grund  dessen  er  vom  letzteren  abgeführt  wurde.  Und 
in  diesem  Punkte  griffen  nun  aus  den  unter  I.  entwickelten  Mo- 
tiven die  XII  Tafeln  reformirend  ein:  an  Stelle  der  freien  Hörig- 
keit, welche  in  ältester  Zeit  durch  die  addiclio  begründet  ward, 
setzten  dieselben  die  Sclaverei  und  dies  überdem  unter  der 
ganz  singulären  Beschränkung,  dass  der  Gläubiger  den  Addicir- 
ten  nicht  an  sich  behalten  durfte,  vielmehr  nach  seinem  Belie- 
ben entweder  zu  lödten  oder  nach  Etrurien  hinein  zu  verkaufen 
hatte8),  wobei  diese  Vorschrift  des  trans  Tiberini  im  Gegensatze 
zu  einem  eis  Tiberim  peregre  venum  ire  aus  den  angegebenen 
historischen  Motiven  sich  erklärt :  der  addictus  sollte  in  dasje- 
nigeAusland  gebracht  werden,  mit  welchem  weder  freundnach- 
barlicher Verkehr,  noch  verwandtschaftliche  Beziehungen  statt- 
hatten9). 

In  Betreff  des  Hauswesens  des  addictus  behielten  daaegen 
die  XII  Tafeln  die  von  Alters  her  überlieferte  Bechtsordnung 
bei:  es  griff  zu  Gunsten  des  Gläubigers  eineUniversalsuccession 
Platz,  kraft  deren  die  Besitztümer ,  wie  die  Forderungsrechte 
des  addictus  in  die  gleiche  Bechtszuständigkeit  des  Gläubigers 
übergehen,  dagegenWeib  und  Kind  des  ersteren  als  freie  Hörige 
dem  letzteren  zufallen,  während  die  Schuldverbindlichkeiten 
des  addictus  untergehen  lu).  Und  zwar  wird  solche  Bechtsord- 
nung für  die  Zeit  vor  den  XII  Tafeln  bekundet  ebenso  durch 
das  unter  I  A.  citirte  Edict  des  Servilius  nach 

Liv.  II,  24,  6:  neu  quis  militis,  donec  in  castris  esset,  bona  pos- 
sideret  aut  venderel,  liberos  nepotesque  eius  moraretur: 


7)  Gell.  XX,  1,  47:  tertiis  autem  nundinis  capite  poenas  dabant  aut 
trans  Tiberim  peregre  venum  ibant. 

8)  Sclaverei :  Gell.  XX,  1,  7.  Pflicht  zur  Tödtung  oder  zum  Verkaufe  ; 
A.  7.  Eine  ähnliche  Vorschrift,  dass  der  in  die  Sclaverei  versetzte  Bürger 
in  das  Ausland  zu  exportiren  sei,  findet  sich  in  dem  Rechte  von  Halicar- 
nassus  vor:  Inschrift  aus  dem  5.  Jahrh.  v.  Chr.  bei  C.  T.  Newton,  a  history 
of  discoveries  at  Halicarnassus ,  Cnidus  and  Branchidae,  vol.  II,  part  11 
p.  671  lin.  38:   cevror  n£nq>,<J&c<i  enl  iSctywyjj . 

9)  Vgl.  Voigt,  Jus  nat.  II,  153  f.  Anders  Puchta,  civilist,  Schriften  168 f. 

10)  Wegen  des  Unterganges  der  Schuldverbindlichkeiten  vgl.  Voigt,  Jus 
nat.  III,  685. 


83 

Dion.  VI,  29:  rag  rovrcor  oholccg  ui^ölru  litivai  injt  /.ariyni' 

firjve  rttakelv  \.vi\v  hfe%VQoiCsiv  (.irJTe  yivog  avtcov  «lüyaiv 

ytoig  urdt)'  avu-in/.amv 
wie  auch  durch 
Dion.  VI,  26:     öiakvoca'    uov   vb    XQtog  ouy.  l'yto)'.    a;n'iyO-i<v 

öovKog  vjrh  tov  Öuvugtov  gvv  roig  violg  Öoaiv 
37:   (.trjdevbg  xxvxiov  H>'jt    vb   ütofia   ih)te  vrjv  ovoiar  vrrh 

ÖuVtlGTVJV  v.QccxtiG&ar 
\  I  :   äcftiGfroj    ;rc'(GC(    iihv    ovgiu  ,    iräv    dt    gvjhcc.    ;räGa 

d^krCLtiuia  no'/Jrov  'l'toucriov   aöorGtaarog. 
Und    wiederum    für   die  Zeit  nach   den  XII  Tafeln  geben 
Kunde   theils   die   unter  111   2  B  b.   eilirten    Quellenzeugnisse, 
theils 
Liv.  VI,  20,  6  (v.  J.  370   :    quorum  bona  venire,   quos  duci  ad- 

dictos  prohibuisset  (sc.  Manlius). 
Endlich  wird  noch  ein  weiteres  einschlagendes  XII  Tafelgesetz 
überliefert  von  Gell.  XX.  \",  49: 

Tertiis  nundinis  partis  secanto.     Si  plus  minusve  secuerunt. 

se  fraude  esto, 
eine  Vorschrift,  welche  somit  dieExeculion  im  Falle  einer  Mehr- 
heit von  Klägern  ordnet,    und  in  Betreff  deren  die  Fra^e.   ob 

O  '  c       7 

jenes  zweimal  verwendete  secare  von  dem  Leibe  oder  von  den 
Arbeitsleislungen  oder  von  dem  Vermögen  des  addictus  zu  ver- 
stehen sei.  von  unserer  Wissenschaft  ebenso  oft  erörtert,  wie 
verschieden  beantwortet  ist11).  Allein  es  liegen  bei  solcher  Con- 
troverse  die  thatbeständlichen  Verhältnisse  so,  dass,  indem 
einest heils  das  obige  Gesetz  selbst  das  logische  Object  des  se- 
care: ob  Leib  oder  Vermögen  oder  operae,  nicht  angiebt ,  und 
indem  anderntheils  wiederum  die  XII  Tafeln  (A.  7)  das  Ver- 
bleiben des  addicirten  Schuldners  auf  römischen  Staatsgebiete 


11)  Vgl.  die  Nachweisungen  bei  Zimmern,  Rechtgesch.  III  §  46  A.  17. 
Schwegler,  röm.  Gesch.  III,  38  A.  3  und  in  der  Revue  de  legislation  et  de 
jurisprudence  1844  XIX,  634ff. ,  sowie  dazu  noch  vornämlich  A.  G.  de 
Thomeze,  de  potestate  creditoribus  secundum  legem  X  viral,  in  debitores 
competente.  Tr.  ad  Rh.  1773.  G.  J.  Jacobson,  de  debitorum  sectione  ex 
lege  XII  tab.  Lugd.  Bat.  1780.  Macieiowski,  Opuscula  91  ff.  Osenbrüggen 
in  Schneider,  Neue  Krit.  Jahrb.  1842.  I,  113  ff.  Berriat-Saint-Prix  in  Me- 
moires  de  l'Academie  des  sciences  mor.  et  pol.  Paris  1847  V,  546 ff.  A. 
E.  Sala,  Interpret,  sul  testo  ultimo  della  tav.  III  delle  leggi  decemvir.  sul 
diritto  contro  la  persona  del  debitore.  Modena  1871  (aus  Acad.  di  Scienze 
in  Modena  tom.  NU). 


.     84 

express  untersagen,  damit  eine  Beziehung  jenes  secare  auf  die 
operae  des  addictus  ohne  weiteres  ausgeschlossen  ist.  Was  da- 
gegen die  anderen  beiden  Beziehungen  jenes  secare:  auf  Leib 
oder  Vermögen  des  addictus  betrifft,  so  ist  für  secare  einerseits 
die  Bedeutung  von:  eine  Gütermasse  in  Theile  zerschlagen  als 
technisch  in  der  doppelten  Verbindung  bekundet  von  :  bona 
secare,  wie  aliquem  secare12),  daher  der  Ausdruck  secare 
partes  in  Beziehung  auf  den  Leib  Jemandes  in  einem  Gesetze 
verwendet  immerhin  befremden  würde.  Gleichwohl  aber  wird 
diese  letztere  Beziehung  in  den  Quellen  der  Kaiserzeit  voraus- 
gesetzt: von  Gell.  XX,  1,  19.  48.  Quint,  J.  0.  III,  6,  84.  Dio 
Cass.fragm.  17,  8.  Dind.  Tert.  apol.  4.  Allein  während  einerseits 
solche  Concordanz  der  Quellen  nicht  allzu  schwer  wiegt,  da  die- 
selbe recht  wohl  auf  eine  einzige  Autorität  zurückgehen  kann, 
so  sprechen  andererseits  wiederum  gegen  die  Richtigkeit  von 
deren  Auffassung  ebensowohl  das  Zugeständniss  jener  Zeugen, 
es  gebe  kein  Beispiel  von  einer  wirklich  vorgenommenen  Zer- 
schneidung vom  Leibe  des  addictus,  wie  auch  sachliche  Beden- 
ken. Denn  das  secare  partes  in  letzterem  Sinne  aufgefasst, 
so  steht  zunächst,  wie  Sala  a.  0.  12  ff.  21  ff.  hervorhebt,  das 
Zerstückeln  des  Schuldners  bei  lebendigen  Leibe ,  namentlich 
da  solches  keine  Griminalstrafe  ist,  um  seiner  barbarischen  Boh- 
heit  und  Strenge  willen  in  gar  keinem  Verhältnisse  zu  den  ge- 
sitteteren und  milderen  Criminalslrafen ,  welche  die  XII  Tafeln 
setzen;  nicht  minder  fehlt  es  dann  an  jedem  zureichenden 
Grunde  für  die  Ordnung,  dass,  während  Ein  Gläubiger  electiv 
den  addictus  tödten  oder  auch  verkaufen  und  damit  eine  theil- 
weise  Befriedigung  seiner  Schuldforderung  sich  verschaffen  kann, 
mehrere  Gläubiger  dagegen  gehalten  sein  sollen,  den  Schuldner 
zu  tödten,  somit  aber  in  dem  aus  dem  Verkaufe  des  addictus  zu 
erzielenden  Erlöse  ein  Befriedigungsobject  verlieren  würden, 
welches  dem  Einzelgläubiger  zugestanden  ist ;  und  endlich  würde 
sich  solchenfalls,  wie  bereits  Bynkershoek  ,  Observationes  1 ,  1 
geltend  macht,  für  die  Vorschrift:  si  plus  minusve  secuerunt,  se 
fraude  esto  nur  dann  eine  zureichende  sachliche  Erklärung  er- 
geben, wrenn  die  Bömer  Anthropophagen  gewesen  wären. 

Nach  alle  dem  ist  daher  dem  obigen  XII  Tafelgesetze  der 


12)   So  in  letzterer  Verbindung  Varr.  RR.  II,  10,  4:  sectio  alicuius ;  Cic. 
Phil.  II,  26,  65.  XIII,  14,30:  sector  Pompei ;  vgl.  Schwegler  a.  0.  III,  38  A.  3. 


85     

Sinn  und  die  Vorschrift  beizumessen  ,  dass  bei  einer  Mehrheit 
von  Klägern  die  aus  der  Execution  zu  erzielenden  Activen: 
ebenso  das  Vermögen  des  addictus,  wie  der  Erlös  aus  dem  Ver- 
kaufe der  Person  des  addictus  selbst ,  unter  den  Mitaläubigern 
zu  vertheilen  seien. 

Jene  erstere  Ordnung  indess ,  welche,  den  addictus  der 
dominica  pötestas  des  Gläubigers  unterwerfend,  dem  Letz- 
teren dessen  Tödtung  oder  Verkauf  nach  Etrurien  auferlegte, 
mochte  frühzeitig  bereits  mit  den  Anschauungen  der  Zeiten 
oder  den  Interessen  des  Lebens  in  Widerstreit  treten :  es 
ward  dieselbe  vielfach  in  der  Weise  umgangen ,  dass  die 
Gläubiger  die  anderweite  Vorführung  des  domum  ductus  in  das 
ius  und  den  Antrag  auf  dessen  addictio  unterliessen.  im  Uebri- 
gen  aber  den  ductus  nicht  einfach  in  ihrer  Behausung  detinirten 
oder  auch  mit  Fussblock  und  Beinschellen  fesselten  .  sondern 
auch  denselben  gleich  einem  freien  Hörigen  hielten :  ebenso  zu 
landwirtschaftlichen  oder  sonstigen  Arbeiten  verwendeten, 
wie  auch  der  hausherrlichen  Disciplin  und  Züchtigung  unter- 
warfen. Denn  dies  ist  zu  entnehmen  aus 

App.  Samn.  I  :   01  ttsq)  tiov  iv  rolg  aygolg  dsdeuevof  13) 
Dion.  XVI,  5  :   tcc  —  aXla  vir^otTiov.   oact  dovlovg  deaTtoraig 
röuog  rjv,   rjveiyero' 

Liv.  VI,  36,  12:    an  placeret  fenore  circumventam  plebem,  [ni] 

potius  quam  sorte  creditum  solvat,   corpus  in  nervum  ac 

supplicia  dare,  et  gregatim  cotidie  de  foro  addictos  duci 

et  repleri  vinctis  nobiles  domus  et,  ubicumque  patricius 

habitet,  ibi  carcerem  privatum  esse"?  VIII,  28,  4:  nudari 

iubet  verberaque  adferri ; 

von  denen  App.  auf  das  Jahr  411,  Dion.  und  Liv.  VIII,  28,  4 

aber  auf  die  Zeit  unmittelbar  vor  der  lex  Poetelia  Papiria  sich 

beziehen,  während  bei  Liv.  VI,  36,  12  addictus  in  unlechnischer 

Verwendung  von  dem  domum  ductus  gesagt  ist. 

Sonach  aber  griff  die  Praxis  dieser  jüngeren  Zeiten  zu  der 
den  XII  Tafeln  voraufgehenden  Gestaltung  der  Verhältnisse  zu- 
rück .  wobei  indess  solche  Uebereinstimmung  an  sich  durchaus 
nur   innerhalb   der  Sphäre   des  Actuellen   zur  Ausprägung  ge- 


13)  ^Edsutvos  ist  der  domum  ductus  oder,  wie  die  Quellen  in  häufiger 
Wechselbezeichnung  sagen,  der  vinctus  oder  nexus:  Cyrill.  gloss.  421,  27  : 
dediuevo;  ■  vinctus,  nexus.  ligatus. 


86     

langte.  Denn  während  das  den  XII  Tafeln  vorausgängige  Recht 
den  addictus  als  freien  Hörigen  seinem  Gläubiger  überwies ,  so 
behandelte  jene  Praxis  vielmehr  den  domum  ductus  gleich  als 
einen  freien  Hörigen,  ohne  dass  jedoch  derselbe  in  Wirklichkeit 
solches  war,  indem  vielmehr  die  domum  ductio  dem  Gläubiger 
überhaupt  kein  anderes  Recht  an  dem  ductus  gewährte,  als  des- 
sen haftweise  Detention  und  resp.  Fesselung,  wogegen  ein  ding- 
liches Recht  an  demselben  zu  allen  Zeiten  erst  durch  die  addictio 
begründet  wurde,  die  selbst  aber  wiederum  von  jener  Praxis 
gerade  umgangen  wurde ,  um  der  Nöthigung  zur  Tödtung  oder 
Veräusserung  des  Schuldners  auszuweichen.  Damit  aber  entfiel 
denn  in  der  That  für  den  Gläubiger  ebenso  der  Ervverb  eines 
dinglichen  Rechtes  an  dem  Schuldner,  wie  auch  die  in  den 
meisten  Fällen  ja  doch  ganz  werthlose  Universalsuccession  in 
das  Anwesen,  wie  die  Familie  des  Schuldners. 

III. 
Die  lex  Poetelia  Papiria  v.  428  d.  St. 

lieber  die  Veranlassung  dieses  Gesetzes  wird  von  Liv.  VIII, 
28,  2  ff*,  berichtet:  unter  dem  Consulate  des  C.  Poetelius  Libo 
Visolus  und  L.  Papirius  Mugillanus,  somit  im  J.  428  d.  St.  ge- 
schah es,  dass  C.  Publilius,  wider  welchen  wegen  väterlicher 
Nachlassschulden  L.  Papirius  die  domum  ductio  vollzogen  hatte 
und  der  darauf  von  dem  letzteren  zuerst  mit  unzüchtigen  An- 
trägen verfolgt,  dann  aber  bei  seiner  Weigerung,  den  Lüsten 
des  Papirius  sich  preiszugeben,  durch  Geiselung  von  demselben 
gemisshandelt  worden  war,  seinem  Peiniger  entflieht  und,  öffent- 
lich der  versammelten  Menge  die  erlittenen  Unbilden  klagend, 
einen  Aufstand  hervorruft,  der  den  Senat  bestimmt,  die  Con- 
suln  mit  Einbringung  des  in  Frage  stehenden  Gesetzes  zu  beauf- 
tragen. 

Dagegen  Dion.  Exe.  Vat.  XVI,  5  Kiessl.  berichtet:  ein  ge- 
wisser Publius,  Sohn  eines  in  Folge  der  caudinischen  Niederlage 
von  433  in  samnitische  Kriegsgefangenschaft  gerathenen  tribu- 
nus  militum,  hatte  zur  Restreitung  der  Kosten  für  das  Regräb- 
niss  seines  Vaters  Schulden  contrahirt,  nach  deren  Fälligkeit  er 
der  domum  ductio  seines  Gläubigers  verfallen  war  und  in  solcher 
Lage  nun ,  wie  bei  Liv. ,  mit  Päderastie  bedroht  und  gegeiselt 
worden,  dem  Gläubiger  aber  entflohen  war  und  eine  Revolte 
veranlasst   hatte.     In  Folge   dessen   nun  wird   ebensowohl  der 


87     

Gläubiger  von  den  Tribunen  accusirt  und  verurtheilt ,   als  auch 
das  fragliche  Gesetz  erlassen14). 

Allein  dieser  Bericht  desDion.  beruhtauf  einer  Verknüpfung 
des  von  Liv.  dargestellten  init  einem  anderen  von  Val.  Max.  VI, 
1 ,  9  überlieferten  Vorgange,  dass  nämlich  T.  Veturius  Calvinus, 
Sohn  des  T.  Veturius  Calvinus,  welcher  im  J.  433  die  pax  Caudina 
abgeschlossen  hatte,  in  Folge  seiner  Ueberschuldung  der  domum 
ductio  seines  Gläubigers  P.  Plotius  verfallen  und  von  dem  letz- 
teren mit  unzüchtigen  Anträgen  verfolgt,  wie  wegen  deren  Ab- 
lehnung gegeiselt ,  seinem  Peiniger  entflieht  und  beschwerend 
an  die  Consuln  sich  wendet ,  auf  deren  Vortrag  dann  der  Senat 
den  Plotius  einkerkern  lässt  und  nun ,  was  allerdings  Valer. 
übergeht,  demselben  der  Criminalprocess  gemacht  wird.  Und 
dieser  letztere  Vorgang  nun,  der  zu  einem  Criminalprocesse 
führte,  ward  in  der  Relation  bei  Dion.  mit  dem  Vorgange  d.  J. 
428,  der  zum  Erlasse  des  Gesetzes  führte,  zum  einigen  Ereig- 
nisse in  der  Weise  verbunden,  dass  daran  ebenso  ein  Criminal- 
process, wie  der  Erlass  eines  Gesetzes  angeknüpft  ward.  Allein 
diese  Verbindung  ist  als  schriftstellerische  Composition  und  als 
unhistorisch  durch  drei  Momente  gekennzeichnet :  einmal,  da- 
fern  das  Vergehen  durch  einen  Criminalprocess  mit  Erfolg  ge- 
ahndet wurde ,  bedurfte  es  ear  keines  neuen  Gesetzes:  denn 
dafern  ohne  solches  dem  domum  ductus  bereits  gesetzlicher 
Schutz  wider  grobe  Unbilden  zur  Seite  stand,  brauchte  die  Ge- 
setzgebung wegen  derselben  nicht  besonders  einzugreifen;  so- 
dann fehlt  bei  Dion.  ebenso  die  Nennung  des  Gläubigers,  wie 
die  Datirung  des  Vorganges  selbst;  und  endlich  trägt  die  Angabe 
über  die  Veranlassung  zur  Insolvenz  des  Schuldners :  Contrahi- 
rung  einer  Schuld  zur  Bestreitung  der  Kosten  des  väterlichen 
Begräbnisses,    den  Charakter  dramatischer  Ausschmückung  an 


14)  Auf  diese  Darstellung  des  Dion.  stützt  sich  Quint.  Decl.  3,  17:  an 
ignoramus  —  ,  quanta  quondani  populi  romani  exarserit  seditio,  cum  ex 
domo  foeneratoris  addictus  lacero  verberibus  tergo  prorupisset  in  publicum 
et  illas  suppliciorum  notas  tulisse  se  quereretur,  quod  vim  corruptoris 
pati  noluisset?  Et  ille  tarnen,  quamquam  hoc  flagitium  conatus  in  addicto 
ac  pene  servo  et  vix  libero,  videbatur  aliquatenus  memor  fuisse  romanae 
sanctitatis,  qui  vim  obscaenissimam  non  tentaverat,  nisi  adversus  adligatas 
manus.  Eo  tarnen  usque  populi  romani  vindicta  processit,  ut  ardentibus 
bello  finibus  ad  delectum  nemo  responderet,  nisi  et  poena  corruptoris  et 
abrogatione  legis  satisfactum  esset.  Nolebant  militare,  quamvis  hanc 
iniuriam  non  miles  acceperat. 


88     

sich,  da  die  dem  betreffenden  Vorgange  gleichzeitigen  Quellen 
nicht  als  Autoritäten  für  derartige  nebensächliche  Details  sich 
ansehen  lassen.  Alles  dies  aber  berechtigt,  dem  von  Liv.  gege- 
benen Berichte  die  höhere  Glaubwürdigkeit  beizumessen,  den 
von  Dion.  überlieferten  Bericht  dagegen  als  eine  entstellte  Re- 
lation aufzufassen  ,  sonach  aber  das  betreffende  Gesetz  als  eine 
lex  Poetelia  Papiria  zu  bezeichnen  und  von  dem  .1.  428  d.  St. 
zu  datiren15). 

Ueber  den  Inhalt  dieser  lex  aber  berichten : 

Liv.  VIII,  28,  8:  ne  quis,  nisi  qui  nox[i]am16)  meruisset  donec 
poenam  lueret ,  in  conpedibus  aut  in  nervo  teneretur : 
pecuniae  creditae  bona  debitoris,  non  corpus  obnoxium 
esse;  vgl.  §  9  :  ita  nexi  soluti  cautumque  in  posterum, 
ne  necterentur;  §  1  :  eo  anno  —  necti  desierunt; 

Cic.  de  Rep.  II,  34,  59:  sunt  propter  unius  libidinem  omnia 
nexa  civium  liberata  nectierque  postea  desitum; 

Dion.  XVI,  5  :  ol  dovXio&tvrzg  jtqos  ra  xQ^a  ^Pco^ialoi  v6f.iot 
■/.VQtod-h'ri.  ir\v  aqyaiav  IXev&iqiav  eY.Ofiiaavvo' 

Quint.  J.  0.  VII,  3,  26:  addictus,  quem  lex  servire,  donec  sol- 
vent, iubet ; 

Decl.  311  :  quid  enim  lex  dicit?  »Addictus,  donec  solvent, 
serviat«,  ut  opinor  non:  »Servus  sit«.  — In  lege  — ,  quae 
addictos  servire  iussit,  donec  solverent. 
Aus  diesen  Berichten  aber  in  Verbindung  mit  den  sonstigen 
Quellen,  welche  ebenso  über  den  Fortbestand  der  domum  ductio 
und  addictio ,  wie  über  die  Lebenslage  der  ducti  und  addicti 
Kunde  geben ,  lassen  sich  nun  die  Neuordnungen  der  lex  Poe- 
telia Papiria  dahin  reconstruiren: 

1 .  In  Betreff  der  domum  ductio  wird 

A.  das  hergebrachte  Verfahren  in  den  Modalitäten  und  For- 
men ,  wie  solche  von  den  XII  Taf .  geregelt  waren ,  in  Bestand 
gelassen : 


4  5)  Die  Ueberweisung  des  Gesetzes  an  G.  Poetelius  Libo  Visolus,  dic- 
tator  v.  441,  bei  Niebuhr ,  r.  Gesch.  III,  178.  343.  Huschke ,  Nexum429ff. 
beruht  auf  einer  an  sich  unhaltbaren  Conjectur  der  unter  V  A.  zu  be- 
sprechenden Stelle  in  Varr.  LL.  VII,  5,  105;  und  überdem  war  nach  Liv. 
IX,  28,  6,  wozu  vgl.  Niebuhr  a.  0.  276,  Poetelius  dictator  clavi  fingendi 
causa,   nicht  aber  rei  gerendae. 

16)   Vgl.  Voigt,   Bedeutungswechsel  4  33. 


89     

Plaut.  As.  V,  2,  87  :  iudicatum  nie  uxor  abducit  dornum ; 
Nov.  bei  Cic.  de  Or.  II,  63,  255:  iudicatum  duci  videns; 
Per.  Phorm.  II,    2.    20  f. :    dices:    ducent   damnatum   domum. 

Alere  nolunt  hominem  edacem ; 
Donat.  in  h.  1. :  ducent  damnatum  domum]  secundum  ius  scili- 

cet,  quo  obaerati,   quum  solvendo  non  essent,  ipsi  manu 

capiebantur; 
Cic.  p.  Place.  19,  45:   quem  iudicatum  hie  ducit  Hermippus; 
lex  Rubr.  um  705  c.  21.  22:   duci  iubere; 
Gai.  IV,  25:   vindicem   dare  debebant  et  nisi  darent,   domum 

ducebantur. 

B.  In  Betreff  der  Lage  des  domum  duclus  wird  verordnet, 
dass 

a.  gemeinhin  der  domum  duetus  fortan  nicht  mehr  mit 
nervus  und  compedes  zu  fesseln,  somit  dem  Gläubiger  nur  noch 
einfache  Sicherheitshaft  nachgelassen  sei : 

Liv.  cit. :  ne  quis  in  conpedibus  aut  in  nervo  teneretur;  nexi 
soluti  cautumque  in  posterum,  ne  necterentur;  eo  anno 
—  necti  desierunt; 

Cic.  cit.  :  omnia  nexa  civium  liberata  nectierque  postea  desitum  ; 

Dion.  cit. :  bl  dovXw&tvxtg  Ttqog  xa  xqect  'Ptoiicrioi  xr^v  ctq- 
ytiiav  IXsv&tqiav  ly.ouioa.vxo' 

b.  dahingegen  derjenige ,  wider  welchen  wegen  einer 
Schuldverbindlichkeit  aus  einem  Privatdelicte  die  domum  duetio 
vollstreckt  ist,  nach  wie  vor  mit  nervus  und  compedes  gefesselt 
werden  dürfe : 

Liv.  cit.  :   nisi  qui  noxiam  meruissel ; 

Cat.  de  praeda  milit.  divid.  in  Gell.  XI,   18,  18:   fures  privato- 

rum   furtorum    in   nervo   atque   in   compedibus  aetatem 

agunt; 
lex  col.  Jul.  Genet.  v.  710  c.  61  :   ni  vindicem  dabit  iudicatum- 

<q)ve  faciet,  secum  ducito,  iure  civili  vinetum  habeto; 
vgl.  Plaut.  Men.  I,  1,  21  :   sum  iudicatus,  ultro  eo,  ut  me  vinciat. 
2  In  Betreff  der  addictio  wird 

A.  weder  an  deren  Frist  von  sechzig  Tagen,  noch  an  deren 
Vorbedingung :  der  dreimaligen  Vorführung  des  Schuldners  vor 
den  Prätor  und  der  daran  sich  anschliessenden  öffentlichen  Ver- 
kündigung des  Schuldbetrages  an  den  letzten  drei,  in  jene  Frist 
fallenden  Markttagen ,  noch  an  deren  Formalitäten  etwas  eeän- 


90     

dert;  es  bleiben  vielmehr  die  bezüglichen  XII  Tafelgesetze  nach 

wie  vor  in  Geltung  : 

Plaut.  Bacch.  V,  2,  87:  ducite  nos,  quo  lubet,  addictos:   Poen. 

III,  1.61:  leno  addicetur  tibi:  3,  94:  duc  ergo  me  intro: 

addictum  tenes;  III,  4.  10  :  abduc  intro,  addictum  tenes; 

V,  6,   4:    me  suspendam,   ne  addicar  Agoraslocli;   24: 

egomet  tibi  me  addico  :    quid  praetore  opus  est?    Rud. 

III,   6,  52  f.:   ibo,  ei  advocatus  ut  siem,  siqui  mea  opera 

eitius  addici  potest ; 
Nov.  bei  Gic.  de  Or.  II,   63,  255:   quanti  addietus?  Mille  num- 

mum!   Nil  addo,  ducas  licet; 
Cic.  p.  Flacc.  20,    48:    cum   iudicatum  non  solveret,    addietus 

Hermippo  et  ab  hoc  duetus  est;  p.  Rose.  Com.  14,  41  : 

addietus  erat  tibi  ? 
Sen.  d.  Ben.  III,  8,  2:   peeuniam  pro  addicto  dependit. 
B.  In  Betreff  der  Lage  des  addietus  wird 
a.   bezüglich  seiner  Person  die  Tödtung  oder  venditio  trans 
Tiberim  der  XII  Tafeln  aufgehoben  und  untersagt: 
Liv.  cit.  :    peeuniae   creditae   bona   debitoris ,    non   corpus  ob- 

noxium  esse, 
dementsprechend  auch  die  lex  col.  Jul.  Genet.  v.  710  c.  61  als 
das  letzte  Stadium  der  Personalexecution  bezeichnet :  iure  civili 
vinetum  habeto. 

Vielmehr  wird  an  Stelle  der  Tödtung  oder  der  Veräusserung 
nach  Etrurien  vorgeschrieben  :  addietus  serviat,  donec  solvent : 
Quint.  .1.  0.  cit.:    addietus,   quem  lex  servire,   donec  solvent, 

iubet; 
Üecl.  cit. :   lexdicit:   addietus,  donec  solverit,  serviat.     In 

lege  — ,  quae  addictos  servire  iussit,  donec  solverent. 
Im  Besonderen  aber 

aa.  in  Betreff  des  Status  an  sich  des  addietus  wird  durch 
den  legislatorischen  Ausdruck  servire  im  Unterschiede  von  ser- 
vitutem  servire  besagt,  dass  der  addietus  lediglich  in  eine  die- 
nende Stellung,  nicht  aber,  dass  er  inSclaverei  versetzt  werde. 
Demgemäss  blieb  daher  derselbe  nach  wie  vor  Freier  und  Bür- 
ger und  erlitt  keine  capitis  deminutio  magna  '");  wohl  aber  ward 


17)  Von  gewisser  Seite  war  allerdings,  allein  ohne  Grund,  wie  Erfolg 
der  Zweifel  angeregt  worden,  ob  der  addietus  nicht  doch  etwa  Sclave 
sei:  Quint.  .1.  0.  III,  6,  28:  quaestio,  an  is,  quem,  dum  addieta  est,  mater 


91      

er,  analog  dem  noxae  datus,   freier  Höriger  seines  Gläubigers  : 

er  kam  in  dessen  mancipium  und  erlitt  somit  capitis  deminutio 

minor: 

Varr.  LL.  VII,  5,  105:    über,   qui  suas  operas  in  Servituten)  — 
debebat ; 

Quint.  J.  0.  V,  10,  60:  qui  servus  est.  si  manumittatur ,  fit 
libertinus  ,  non  item  addictus ;  VII,  3,  27:  servus,  cum 
manumittitur ,  fit  libertinus,  addictus  recepta  libertate 
ingenuus;  servus  invito  domino  libertatem  non  conseque- 
tur ,  addictus  solvendo  citra  voluntatem  domini  conse- 
quetur;  ad  servum  nulla  lex  pertinet ,  addictus  legem 
habet ;  propria  liberi.  quod  nemo  habet,  nisi  über,  prae- 
nomen,  nomen,  cognomen,  tribum  :  habet  haec  addictus; 
Decl.  3,  17:  in  addicto  ac  pene  servo  et  vix  libero :  31  I  : 
hie  i.  e.  addictus)  habet  nomen ,  est  in  censu  aut  in 
tribu :  quorum  nihil,  ut  opinor,  deprehendi  in-  servo  po- 
test.  Ac  intervenit  ea  conditio  :  ut  servire  debeat,  donec 
solverit!  hoc  ipsum  servi  non  est  habere  in  sua  poteslate, 
quando  desinat  servire.  Fingite  enim,  judices,  aut  obla- 
tam  esse  ab  illo  peeuniam  aut  ex  testamento  pronuntia- 
tione  vestra  liberum  fiere  ,  num  inter  libertinos  futurus 
est?  Non.  ut  opinor.  —  Hie  solutus  hac  necessitate  tarn 
ingenuus  futurus  sit,  quam  fuit :  manifesto  ne  hodie  qui- 
dem  servus  est ; 

Gai.  III,   199:    liberorum  hominum  furtum  fit,  veluti  si  —  iudi- 
catus —  meus  (i.  e.  addictus    subreptus  fuerit. 
Im  Besonderen  aber  ergeben  sich  aus  solchem  Mancipium 


peperit ,  servus  sit  natus  ;  V,  <0,  60:  aliud  est  servum  esse,  aliud  ser- 
vire, qualis  esse  in  addiclis  quaestio  solet ;  VII,  3,  26:  quaeritur  an  ad- 
dictus, quem  lex  servire,  donec  solverit,  jubet,  servus  sit?  altera  pars 
tinit  ita  :  »servus  est,  qui  est  iure  in  Servitute«,  altera  :  »qui  in  Servitute,  est 
eo  iure  quo  servus«  aut,  ut  antiqui  dixerunt :  »qui  servitutem  servit« ;  §  27  : 
dicet  enim  adversarius  servire  eum  (i.  e.  addictum)  servitutem  aut  eo  iure 
esse,  quo  servum.  Bereits  von  Cat.  RR.  56.57,  2.  Varr.  RR.I,  17,  2  werden 
jedoch  die  addicti  in  den  bestimmtesten  Gegensatz  zu  den  servi  gestellt. 
Andrerseits  der  Ausspruch  von  Keller,  Civ.  Process  A.  1028:  »der  Addic- 
tus trat  in  eine  rein  ökonomische  Unterwerfung,  wie  der  Auctoratus  und 
der  Redemptus,  ganz  verschieden  von  dem  Familienverhältniss  des  Man- 
cipium« ist  ohne  Begründung  geblieben  und  stösst  unter  Anderem  auf  das 
Bedenken,  dass  es  diesfalls  für  den  Zustand  des  addictus  an  jeder  theo- 
retischen Grundlage  gefehlt  hätte:  denn  die  Theorieen  vom  auctoratus  und 
redemtus  sind  weit  jünger,  wie  die  lex  Poetelia  Papiria. 


92 

des  Gläubigers  an  dem  addictus  namentlich  die  folgenden  Con- 

sequenzen  : 

a.  der  Gläubiger  hat  zum  Schutze  dieses  seines  dinglichen 

Rechtes  an  dem  addictus.  ebenso  wie  die  Vindication .  auch  die 

actio  furti : 

Gai.  III,  199:  interim  etiam  liberorum  hominum  furtum  fit.  ve- 
luti  si —  iudicatus  —  meus   (i.  e.  addictus)  subreptus 
fuerit ; 
ß.  der  addictus  hat  seinem  Herren  Dienste  zu  leisten : 

Varr.  LL.  VII,  5,  4  05:  über,  qui  suas  operas  in  servitutem  pro 
pecunia  quadam  debebat,  dum  solveret,  nexus  vocalur. 
ut  ab  aere  obaeratus; 

Calp.  Flacc.  Decl.  14:   addictus  foeneratori  serviat; 

und  wird  von  demselben  vornehmlich  zu  landwirtschaftlichen 

Arbeiten  verwendet: 

Cat.  RR.  56:  Familiae  cibaria.  Qui  opus  facient,  per  hiemem 
tritici  modios  IUI  etc. ;  conpeditis  per  hiemem  panis 
p(ondo)  IUI;  ubi  vineam  fodere  coeperint,  panis  p(ondo; 
V,  usque  ad  eo  dum  ficos  esse  coeperint;  deinde  ad 
p(ondo)  IUI  reditols)  ;  57:  conpeditis,  uti  quidquid  ope- 
ris  facient ,  pro  portione  addito :  eos  non  est  nimium  in 
annos  singulos  vini  q(uadrantalia)  X  ebibere; 

Varr.  RR.  I,  17,  2:  omnes  agri  coluntur  hominibus  servis  aut 
liberis  aut  utrisque  :  liberis,  aut  cum  ipsi  colunt  — ,  aut 
mercenariis  —  ii[s]que,  quos  obaerarios  noslri  vocitarunt: 

Labien,  bei  Sen.  Contr.  X,  4,  18:  soliludines  suas  isti  beati  in- 
genuorum  ergastulis  excolunt ; 

Col.  RR.  I,  3,  12:  possident  fines  agrorum,  quos  —  occupalos 
nexu  civium  et  ergastulis  tenent ;  19) 

vgl.  Dion.  XVI,  4  Kiessl. :  iTriieSäftarog — esc  rrjg  iauTOÜ  Gtqa- 
riäg  TtsQi  rovg  dioxikioug  avöqag  elg  rovg  iölovg  aygovg 
a7rrjyayev,   olg  arev    oidiJQov  Öqü^iov  ly.fkevai  y.eiQeir 


18)  Dass  Cato  das  deraensum  des  landwirtschaftlichen  Arbeitssclaven 
pro  Monat,  für  den  conpeditus  d.  i.  addictus  dagegen  pro  Tag  auswirft, 
geschieht  in  letzterer  Beziehung  mit  Rücksicht  auf  die  XII  Taf.  in  A.  6. 
Es  ergiebt  der  letztere  Ansatz  33/4  modii  triticum  im  Winter  und  42 ;, 
modii  im  Sommer,  somit  je  nach  der  Jahreszeit  abweichend  von  der 
Ration  des  Sclaven,  im  Jahresbedarfe  aber  fast  auf  das  Gleiche  hinaus- 
kommend: Voigt  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  1869.   XXIV,  61  ff. 

19)  Vgl.  dazu  Gronov.  Observat.  I,  8. 


93     

/.cd  ui%QL  TtoXkov  v.cirioys  rovg  clvöqug  iv  xolg  aygolg 
d-rjxCov  eQycc  /.cd  dsQanovTbiv  vjtrjQSTOvyrag ' 
y.  der  addictus  ist  der  Straf-  und  Disciplinar-Gewalt  seines 
Gläubigers  und  so  auch  dessen  iurisdictio  und  regimen  morum 
unterworfen,  daher  dieser  ihn  auch  ebenso  strafweise,  wie  auch 
zur  Verhütung  der  Flucht  mit  Fesseln  belegen  darf,  woneben 
überdem  in  Betreff  des  Privatdelicts-Schuldners  die  wider  den 
domum  ductus  zulässige  Fesselung  mit  nervus  und  compedes 
auch  wider  den  addictus  gestattet  bleibt.  Und  daraus  erklären 
sich  einestheils  die  Ausdrücke  compediti  bei  Cat. ,  nexus  bei 
Col.,  ergastula  bei  Labien,  und  Col.  in  den  unter  ß  citirten 
Stellen,  wie  auch 

Edict.  dictatoris  M.  Junii  Perae  v.  538  bei  Liv.  XXIII,  14,3: 
qui  capitalem  fraudem  [frjausi  quique  pecuniae  iudicati 
in  vinculis  essent,  qui  eorum  apud  se  milites  fierent,  eos 
noxa  pecuniaque  sese  exsolvi  iussurum ;  20j 

Plaut.  Men.  I,  1,  20  f.  :  ego  ad  Menaechmum  nunc  eo :  quo  iam 
diu  sum  iudicatus,  ultro  eo,  ut  me  vinciat;  Cure.  V,  3, 
12 :  te  nervo  torquebo;  42  :  tu  autem  in  nerso  iam  iace- 
bis,  nisi  mi  argentum  redditur ;  Poen.  IV,  2,  11:  vinc- 
tum,  addictum; 

Veteres  bei  Ulp.  28  ad  Ed.  (D.  XIII,  6,  5  §  6)  :  interdum  et  ho- 
minis custodia  praestanda  est,  si  vinetus  commodatus  est; 

Minuc.  sentent.  inter  Genuat.  et  Vitur.  v.  637  lin.  42 f.  in  C.  1. 
L.  I  no.  199:  Vituries,  quei  controversiasGenuensium  ob 
iniourias  iudicati  aut  damnati  sunt,  sei  quis  in  vinculeis 
ob  eas  res  est; 

Ter.  Phorm.  II,  2,  11  :  vereor,  ne  istaec  fortitudo  in  nervom 
erumpat  denique;  IV,  4,  15f.  :  cum  argentum  repetent, 
nostra  causa  scilicet  in  nervom  potius  ibit; 

Sen.  delralll,  28,  3  :  vinetum  licet  aeeipias  et  ad  arbitrium  tuum 
omni  patientiae  expositum; 

Quint.  Decl.  311  :  durum  —  videtur  et  inhumanum  soluin  hunc 

(i.  e.  addictum)  esse  in  vinculis; 
Gell.  XX,  1,  51  :   addici  —  nunc  et  vinciri  multos  videmus ; 


20)  Es  werden  hier  zwei  Classen  von  Gefangenen  geschieden:  die 
Capitalverbrecher  und  die  addicti :  Val.  Max.  VII,  6,  1 :  addictorum  etiam 
et  capitali  crimine  damnatorum  sex  milia  conscriberentur. 


94 

Ulp.  12  ad  Ed.  (D.  IV,  6.  23  pr.)  :  fieri  —  poterat,  ut  quis  in 
vineulis  praesens  esset  vel  in  publica  vel  in  privata  vin- 
cula  ductus ;  nam  et  eum  ,  cpii  in  vineulis  est,  si  modo 
non  sit  in  Servitute,  posse  usu  acquirere  constat; 

Sev.  Alex,  im  C.  Just.  VII,  71,  1  (Vi .).  223)  :   in  eo  —  hoc  bene- 
ficium  (sc.  bonorum  cedendorum)    eis   prodest ,   ne  iu- 
dicati  detrahantur  in  carcerem  ; 
ö.  dahingegen  ist  dem  Gläubiger  die  willkührliche  Miss- 
handelung  des  addictus  nicht  gestattet,  daher  der  letztere  sol- 
chenfalls Imploration  beim  Magistrate  wider  seinen  Herren  er- 
heben kann  : 

Val.  Max.  VI,  1,19:  T.  Veturius,  —  cum  propter  domesticam 
ruinam  et  grave  aes  alienum  P.  Plotio  nexum  se  dare 
adolescentulus  admodum  coactus  esset,  servilibus  ob  eo 
verberibus,  quia  stuprum  pati  noluerat,  adfectus  querel- 
lam  ad  consules  detulit.  A  quibus  hac  de  re  certior 
factus  senalus  Plotium  in  carcerem  duci  iussit ; 

während  die  Kaiserzeit  solchenfalls  sogar  eine  actio  iniuriarum 

dem  addictus  zusprach : 

Licin.  Rufin.  13  Reg.  (D.  XX.1I,  1,  34)  :  si  victum  vel  Stratum 
inferri  quis  iudicato  non  patiatur,  utilis  in  eum  poenalis 
actio  danda  est  vel,  ut  quidam  putant,  iniuriarum  cum 
eo  agi  poterit; 

Gai.  I,  141  :  admonendi  sumus  adversus  eos,  quos  in  maneipio 
habemus,  nihil  nobis  contumeliose  facere  beere,  alioquin 
iniuriarum  actione  tenebimur. 

bb.  Die  Dauer  solchen  Rechtsverhältnisses  ist  zeitlich  be- 
gränzt :  es  erstreckt  sich  dasselbe  nach  Maassgabe  der  Verord- 
nung der  lex  Poetelia  Papiria  :  »donec  solvent«  bis  zur  Aus- 
gleichung der  Schuld  d.  h.  bis  dahin,  wo  der  nach  vollzogener 
Vermögensexecution  verbliebene  Schuldbetrag  durch  die  von 
dem  addictus  beschaffte  nachträgliche  Zahlungsleistung  oder 
durch  etwaigen  in  seiner  Person  dem  Gläubiger  und  Herren 
vermittelten  Vermögenservverb  oder  durch  den  Nettoertrag  sei- 
ner Arbeitsleistungen  ausgeglichen  ist,  wonach  ihm  dann  ein 
Anspruch  auf  Manumission  erwächst : 
Varr.  LL.  VII,  5,  105  :   Über,  qui  suas  operas  in  servilutem  pro 

peeunia  qua  dam  debebat.  dum  solveret ; 
Cic.  p.  Rose.  Com.  14,  40  f.  :    hoc  loco,  —  quid  pares  respon- 


95 

dere,  scire  cupio  :   utrum  omnino  Fannium  a  Flavio  hs. 

CCCI033  non  abstulisse  an  alio  nomine  et  alia  de  causa 

abstulisse?  Si  alia  de  causa  :   quae  ratio  tibi  cum  eo  in- 

tereesserat ?  Xulla.  Addictus  erat  tibi?  Non; 
Quinti  J.  0.  VII,   3,  27:    servus   invito  domino  libertatem  non 

consequatur,  addictus  solvendo  citra  voluntatem  domini 

consequetur ; 
Decl.   311  :     pendet  —  omnis  haec   conditio  (i.   e.  addiclij  ex 

foenore. 
Sonach  aber  ist  die  Stellung  des  addictus  ähnlich  ebenso 
der  des  noxae  datus,  wie  anderntheils  auch  des  statu  liber,  dem- 
entsprechend auch ,  gleich  wie  bei  diesen ,  im  Falle  der  Ver- 
äusserung  des  addictus  dessen  condicio  manumittendi.  an  seiner 
Person  dinglich  anhaltend  .  auf  den  neuen  Erwerber  mit  über- 
geht : 

Ev.  Hatth.  18.  25:  Iv.t'/.ivotv  avror  (sc.  %ov  o<peiXiTr]v  o  v.v- 
Qiog  avtov  /cga&r^'ca  . 
b.  Bezüglich  des  Hauswesens  des  addictus  wird  durch  die 
lex  Poetelia  Papiria  an  der  Rechtsordnung  der  XII  Tafeln  nichts 
geändert :  es  greift  nach  wie  vor  die  Universalsuccession  in  der 
unter  II  dargelegten  Modalität  Platz  : 

Liv.  cit.  :  pecuniae  creditae  bona  debitoris,  non  corpus  obnoxi- 
um  esse ; 

Plaut.  Poen.  I,  I,  40 f.  :  lenonem  tibi  cum  tota  familia  dabo  hodie 
dono  (ich  werde  dir  heute  noch  den  leno  sammt  seinem 
gesammten  Hausstände  insolvent  zur  Execulion  über- 
liefern) ;  57  ff.  :  neque  id,  unde  efficiat  (i.  e.  debitum 
solveret)  ,  habet  sc.  leno)  :  ubi  in  ius  venerit ,  addicil 
praetor  familiam  totam  tibi; 

Ev.  Matth.  18,  2ö  :  Iv.fKivGtv  avror  sc.  zur  oweXltrjv  6  v.i- 
Qiog  awov  sTQu&^vcci  v.u)  tx^v  yvvar/.a  avrov  /.tu  xa. 
xi/.vu  /.cd  7cävra.  oaa  ei%e,  v.ul  ct7toäiö6vat  (sc.  tu 
()(f£i)j')iitrov)  . 

Endlich  bietet  eine  allerdings  rhetorisch  gefärbte ,  allgemeine 
Charakteristik  der  Lage  des  addictus 

Sali.  Cat.  33  v.J.  691  :  nos  arma  cepisse — ,  uti  corpora  nostra 
ab  iniuria  tuta  forent,  qui  miseri  egentes  violenlia  atque 
crudelitate  feneratorum  plerique  patriae,  sed  omnes  fama 
atque  fortunis  expertes  sumus.    Neque  cuiquam  nostrum 


96     

licuit  more  majorum  lege  uti  neque  amisso  patrimonio 
liberum  corpus  habere :  tanta  saevitia  feneratorum  atque 
praetoris  fuit.  —  Nos  —  petimus  —  libertatem,  quam 
nemo  bonus  nisi  cum  anima  simul  amittit. 

Jenes  Executionsrecht  der  lex  Poetelia  Papiria  aber,  wie 
solches  aus  alle  dem  sich  ergiebt,  ward  sodann  in  der  lex  col. 
Jul.  Gen.  v.  710  c.  61  in  Betreff'  gewisser,  durch  diese  lex  be- 
sonders geregelter  und  zum  Civilprocesse  verwiesener  delicti- 
scher  oder  delictartiger  Schuldverbindlichkeiten  ausdrücklich 
vorgeschrieben : 

[cui  quis  ita  ma]num  inicere  iussus  erit,    iudicati  iure 

manus  iniectio  esto .   Ni  vindicem  dabit  iudicatum- 

(q)ue  faciet,  secum  ducito.  Iure  civili  vinctum  habeto, 
indem,  wenn  in  dieser  Vorschrift  nur  in  Betreff*  der  domum 
ductio  verfügt  wird ,  die  Uebergehung  der  Bechtsordnung  der 
addictio  bloss  darauf  beruht ,  dass  diese  als  selbstverständliche 
Fortsetzung  und  als  nothwendiges  Complement  der  ersteren  an- 
gesehen ward ,  da  ja  der  durch  die  domum  ductio  begründete 
Zustand  nur  ein  provisorischer,  wie  zeitlich  begrenzter  war. 
Und  solche  Vorschrift  bestätigt  denn  nun  zugleich,  dass  nach 
Massgabe  der  lex  Poetelia  Papiria  die  civilprocessualische  Exe- 
cution  im  Allgemeinen  in  der  Golonie  Julia  Genetiva,  wie  im  J. 
710  sich  regelte. 

Endlich  treten  zu  der  lex  Poetelia  Papiria  in  der  Stellung 

von  Ausführungsverordnungen  derselben  zwei  prätorischeEdicte, 

über  deren  eines,    wahrscheinlich  der  Zeit  Augusts  angehörig 

und  in  dem  Titel  De  re  iudicata  eingeordnet,  Kunde  geben 

Ulp.  58  ad  Ed.  (D.  L,  16,  43)  :   verbo  »victus«  continentur,  quae 

esui  potuique  cultuique  corporis  quaeque  ad  vivendum 

homini  necessaria  sunt.     Vestem   quoque  victus  habere 

vicem  Labeo  ait; 

(D.  L,  16,  45)  :  In  »stratu«  omne  veslimentum  con- 
tineri ,  quod  iniciatur,  Labeo  ait.  Neque  enim  dubium 
est,  quia  stragula  vestis  sit  omne  pallium:  TceQiaTQio^ia. 
In  »victu«  ergo  vestem  accipiemus,  non  stragulam ,  in 
»stratu«  omnem  stragulam  vestem ; 

Gai.  22  ad  Ed.  prov.  (D.  L,   16,  44)  :   et  cetera,   quibus  tuendi 
curandive  corporis  nostri  gratia  ulimur  ,   ea  appellatione 

(sc.  »victus«)  significantur. 


97     

Und  zwar  ist  aus  diesen  Zeugnissen  zu  entnehmen ,  dass  das 
prätorische  Edict  die  Ausdrücke  victus  und  stratus  in  Betreff' 
des  domum  duetus  und  addictus  und  dies  zwar  in  der  Beziehung 
verwendete,  dass  es  über  die  demselben  von  seinem  Gläubiger 
zu  gewährenden  Sustentationsmittel  nach  Beschaffenheit  und 
Maass  Vorschriften  aufstellte  und  insoweit  daher  die  XII  Tafeln 
ergänzte  ,  welche  lediglich  in  Betreff  der  zu  gewährenden  Nah- 
rungsmittel eine  Vorschrift  gegeben  hatten21). 

Dagegen  das  andere  Edict,  späterer  Zeit  angehörig  und  den 
Titel :  Qui  neque  sequantur  neque  ducantur  ergebend22),  setzte 
in  Betreff  jener  Execution  Beschränkungen   in  personaler  Be- 
ziehung ,   indem  es  dieselbe  gegenüber  gewissen  Personen  für 
unanwendbar  erklärte.  Und  hierauf  nun  bezieht  sich 
Ulp.  59  ad  Ed    (D.  h,   16,   46  §  I    :   »matrem  familias«  accipere 
debemus  eam  ,  quae  non  inhoneste  vix.it :   matrem  enim 
familias  a  ceteris  feminis  mores  discernunt  atque  sepa- 
runt.  Proinde  nihil  intererit,  nupta  sit  an  vidua,  ingenua 
sit  an  libertina  :    nam  neque  nuptiae  neque  natales   fa- 
ciunt  matrem  familias,  sed  boni  mores. 
Und  wie  hieraus  zu  entnehmen  ist ,  dass  bezüglich  der  Frauen, 
welche  matres  familias  sind,  die  Personalexecution  gänzlich  aus- 
geschlossen und  die  jüngere  honorarische  Vermögensexecution 
allein  nachgelassen  ist23),   so  ist  gleiches  nun  auch  zu  folgern 
rücksichtlich  aller  derjenigen,  denen  das  Edict  die  Stellung  von 
Bespectspersonen  einräumt ,  somit  nach  Maassgabe  des  Edictes 
De  in  ius  vocando  in  Dig.  II,  4,  4  §  1,  wozu  vgl.  Gai.  IV,  4  83 
rücksichtlich  des  parens,   wie  patronus,  patrona  und  der  liberi, 
wie  parentes  patroni  patronaeve  24) . 


21)  A.  6.  Dass  übrigens  dem  domum  duetus  auch  jetzt  noch,  wie  nach 
den  XII  Tafeln,  es  frei  stand,  für  seine  Bedürfnisse  selbst  Sorge  zu  tragen, 
ergiebt  der  unter  &.  citirte  Licin.  Rufin.  13  Reg.  (D.  XLII,  1,  34). 

22)  Diesen  Titel  bekundet  Gai.  ad  edict.  praetoris  urbani,  titulo  Qui 
neque  sequantur,  neque  ducantur  (D.  L,  16,  48);  vgl.  Rudorff,  de  iuris 
dictione  edictum  183. 

23)  Denn  in  Betreff  des  Titels  in  A.  22  ergiebt  einen  deutlichen  Finger- 
zeig die  Haltung  der  obeitirten  lex  col.  Jul.  Genet.  c.  61  :  duci  und  ad- 
dici  sind  Relationsverhältnisse,  daher  wie  das  erstere  das  letztere  bedingt, 
so  auch  die  UnStatthaftigkeit  von  jenem  dieses  letztere  ausschliesst. 

24)  Vgl.  Voigt,  Ius  nat.  III  A.  1886,  wie  in  Berichten  der  Gesellschaft, 
Phil. -bist.  Cl.  1878.   203  A.  168. 

1882.  7 


98     

Aus  alle  dem  aber  ergiebt  sich,  dass  die  lex  Poetelia  Papiria 
ein  reines  Executionsgesetz  ist ,  welches  Reformen  der  Execu- 
tionsordnung  der  XII  Tafeln  in  Betreff  der  nicht  durch  Privat- 
delict  begründeten  privatrechtlichen  Ansprüche  und  dies  wie- 
derum nicht  in  Betreff  des  Executionsverfahrens  an  sich,  als 
vielmehr  lediglich  in  Betreff  der  Lebenslage  durchführte ,  in 
welche  der  Schuldner  für  seine  Person  in  Folge  der  Execution 
gelangte25);  dass  dagegen  jene  lex  weder  ein  Darlehns-Klag- 
und  Executions-Gesetz  2e),  noch  auch  ein  reines  Darlehns-Gesetz 
ist27).  Die  Gesammttendenz  aber  jenes  Gesetzes  geht  dahin,  die 
nach  den  XII  Tafeln  adoptirte  Praxis  in  Behandlung  der  insol- 
venten Schuldner  zu  reguliren  und  auf  eine  gesetzliche  Grund- 
lage zurückzuführen  ,  was  wiederum  auf  dem  Wege  vermittelt 
wurde,  dass  man  im  grossen  Ganzen  zu  der  den  XII  Tafeln  vor- 
aufgehenden Rechtsordnung  unter  I.  zurückgriff. 

Dahingegen  verfügte  die  lex  Poetelia  Papiria  nicht  speciell 
in  Betreff  der  den  für  manifestus  in  Folge  der  executivischen 
actio  furti  manifesti  treffenden  addictio,  in  Folge  dessen  nun 
die  spätere  Zeit  den  Zweifel  erhob ,  ob  jener  in  die  Lage  jedes 
anderen  addictus  oder  nach  Analogie  von   1  B  b.   in  den  Status 


25)  Solche  Function  wird  der  lex  Poetelia  Papiria  unter  wesentlicher 
Abweichung  im  Einzelnen  von  verschiedener  Seite  beigemessen,  nämlich 

A.  dieselbe  hob  bloss  die  Fesselung  des  domum  ductus  mit  Ausnahme 
des  Privatdelictsschuldners  auf:  J.  F.  L.  van  Hasselt,  de  legis  actionibus. 
Gron.  ■1824.   165  ff.     Schrader   in  Hugos  civilist.  Magazin  1825  V,   184  ff. 

B.  dieselbe  hob  die  Fesselung  des  domum  ductus,  wie  die  Tödtung  oder 
den  Verkauf  des  addictus  auf:  Keller,  röm.  Civilprocess  A.  1023  ff.  'allein: 
»auch  das  eigenmächtige  ducere  hörte  auf  und  es  trat  an  die  Stelle  ein 
blosser  Antrag  des  Gläubigers  'auf  Addictio  des  Schuldners  durch  den 
Prätor,  zu  Haft  und  Arbeit  behufs  Abverdienung  der  Schuld  ohne  Capitis 
deminutio«  —  womit  Keller  in  den  Vorstellungskreis  der  Schriftsteller 
in  A.  26  eintritt);  C.  dieselbe  hob  die  Persona lexecution  auf:  J.W. 
Neuhaus,  ad  legem  Petilliam.  Lips.  1739.  32  ff.  A.  C.  van  Heusde,  de  lege 
Poetelia  Papiria.    Tr.  ad  Rh.  1842.  61  ff. 

26)  So  Ph.  E.  Huschke,  über  das  Recht  des  nexum.  Leipz.  184  6.  129ff. 
Ch.  Giraud,  des  nexi.  Paris  1847.  111  ff.  Savign^,  über  das  altrömische 
Schuldrecht  in  Vermischte  Schriften  II,  421  ff. 

27)  So  Zimmern,  röm.  Civilprocess  §  47  A.  2 — 4.  Niebuhr,  röm.  Ge- 
schichte III,  1 7 8  ff.  C.  G.  R.  von  Scheurl,  Nexum.  Erlang  1839.  41  ff. 
.1.  J.  Bachofen,  das  Nexum,  die  nexi  und  die  lex  Petillia.  Basel  1843.  100  ff. 
Schilling,  Institutionen  §  267.  Walter,  Geschichte  des  röm.  Rechts  II3 
§616.  Rein,  Privatrecht  656  ff.  S.  Vainberg,  la  faillite  d'apres  le  droit 
romain.  Par.  1874.  84  ff. 


99     

des  addictus  der  XII  Tafeln  versetzt   d.h.  Sclave  seines  Gläu- 
bigers (A.  8)  werde: 
Gai.  III,  189:  utruni  —  servus  efficeretur  ex  addictione  (sc.  für 

manifestus)  an  adiuticati  (i.  e.  addicti:  vgl.  III,  199;  loco 

constitueretur.  veteres  quaerebant. 

IV. 
Das  Edict  des  praetor  P.  Rutilius  Rufus  v.  J.  643  d.  St. 

In  einen  Gegensatz  zu  der  alten  Execution  des  römischen 
Rechtes .  welche  in  der  Richtung  wider  die  Person  des  Schuld- 
ners den  Ausgang ,  wie  ihren  Schwerpunkt  gewann ,  dagegen 
auf  dessen  Habe  nur  folge-  und  zusatzweise  sich  erstreckte,  tritt 
gegen  Ausgang  der  Republik  eine  in  ihrer  Modalität ,  wie  aber 
auch  in  ihren  Voraussetzungen  abweichende  andere  Art  der 
Execution,  die,  von  der  Person  des  Schuldners  als  einem  Objecte 
absehend ,  unmittelbar  wie  ausschliesslich  das  sächliche  Ver- 
mögen des  Schuldners:  dessen  bona  allein  ergreift,  als  missio 
in  bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa. 

Diese  jüngere  Execution  ist  honorarisch :  sich  stützend  auf 
das  prätorische  Justizedict,  welches  selbst  auf  P.  Rutilius  Rufus, 
praetor  urbanus  v.  J.  643  d.  St.  -si,  sich  zurückleitet,  somit  auf 
einen  Magistrat,  der  in  der  Geschichte  des  honorarischen  Rechtes 
insofern  eine  ganz  hervorragende  Stellung  einnimmt,  als  die  seine 
bezügliche  Thätigkeit  betreffenden  Berichte  erkennen  lassen, 
dass  er  wie  wohl  kein  zweiter  Prätor  in  vielseitiger  und  umfas- 
sender Weise  durch  Neuordnungen ,  die  er  in  sein  Edict  auf- 
nahm, dessen  tralaticischen  Bestand  mit  wichtigen  und  tief  ein- 
greifenden neuen  Satzungen  vermehrte:  denn  es  knüpfen  an 
dessen  Namen  ausser  der  hier  fraglichen  Executionsordnung 
auch  noch  die  beiden  anderen  Edicte  sich  an  über  die  actio  ope- 
rarum  und  pro  socio  des  Patrones  wider  den  manumissus  (A.  28), 
wie  das  Edict  Quae  Lucius  Titius  fraudandi  causa  mit  dem  in- 
terdictum  fraudatorium29). 

In  Betreff  jener  Executionsordnung  nun  sagt  Gai.  IV,  35: 
bonorum  emptor  —  ex  persona  eius,  cuius  bona  emerit, 
sumpta    intentione   convertit  condemnationem   in   suam 
personam  id  est  ut ,   quod  illius  esset  vel  illi  dare  opor- 


28)  Voigt  in  diesen  Berichten,  philo]. -histor.  Classe  1878.  S.  199  A.  151 

29)  Huschke  in  Zeitschr.  f.  Civilrecht  und  Process.  N.  F.  1856.  XIV,  24. 


100     

teret,   eo  nomine  adversarius  huic  condemnetur.     Quae 
species  actionis    appellatur  Rutiliana ,    quia  a   praetore 
Publio  Rulilio,  qui  et  bonorum  venditionem  introduxisse 
dicitur,  comparata  est. 
Und  damit  bekundet  denn  Gai.,  dass  Rutilius  die  honorarische 
Execution  im  Wege  der  bonorum  venditio  einführte  und  so  nun 
ebenso  das  Edict  über  die  missio  in  bona  rei  possidendae  ven- 
dendaeque  causa ,  als  auch  die  dem  bonorum  emptor  zu  erthei- 
lende  Klagformel   zuerst   proponirte.     Allein  da  jene  missio  in 
bona  erst  ex  secundo  decreto  war  und  zu  ihrer  Voraussetzung 
die  missio  in  bona  rei  servandae  causa  und  ein  dieselbe  erthei- 
lendes  primum  decretum  hatte  ,   so  ergiebt  sich  aus  den  bekun- 
deten Momenten  zugleich ,  dass  Rutilius  auch  die  der  honorari- 
schen Execution  angehörige  missio  in  bona  rei  servandae  causa 
zuerst  einführte  30) . 

Zunächst  nun  diese  missio  in  bona  rei  servandae  causa  ent- 
hält die  Einweisung  eines  Gläubigers  in  die  Detention  des  Haus- 
standes seines  Schuldners  zum  Zwecke  der  Ueberwachung  und 
Sicherung  von  dessen  Vermögensbestände  gegen  eine  Weg- 
schleppung oder  ein  bei  Seite-Schaffen  von  Vermögensbestand- 
theilen ,  so  nun  den  Gläubiger  berechtigend,  eine  bezügliche 
custodia  über  das  Vermögen  zu  üben  ,  eventuell  die  nicht  zu 
überwachenden  Vermögensstücke  in  eigenen  Gewahr  gleichwie 
ein  Depositar  zu  nehmen,  eine  Ordnung,  deren  bezügliches 
Edict  überliefert  ist  von  Gic.  p.  Quinct.  27,  84  : 

Qui  ex  edicto  meo  in  possessionem  venerint,  eos  ita  vide- 
tur  in  possessione  esse  oportere :  quod  ibidem  recte  cu- 
stodire  polerunt ,  id  ibidem  custodiant ;  quod  non  pote- 
runt,  id  auferre  et  abducere  licebit.  Dominum  invitum 
detrudere  non  placet. 


30)  Es  wird  dieses  Edict  bekundet  vornämlich  durch  Cic.  p.  Quinct. 
v.  673  in  Betreff  eines  eines  Rechtsstreites,  der  aus  dem  J.  671  datirle : 
Cjc.  1.  c.  13,  43.  Allein  dass  solches  von  noch  höherem  Alter  ist,  bezeugt 
Cic.  1.  c.  16,  51  :  maiores  nostri  raro  id  accidere  voluerunt  etc.  Ueber- 
dem  ergiebt  Cic.  in  Verr.  II,  24,  59,  dass  dieses  Edict  im  J.  681  auch  in 
dem  Provincialedicte  von  Sicilien  sich  vorfand.  Endlich  wird  das  Edict 
auch  bekundet  durch  Cic.  in  Cat.  II,  3,  5  v.  J.  691,  wie  Qu.  Muc.  Scaev. 
bei  Paul.  54  ad  Ed.  (D.  XLI,  2,  3  §  23).  Dagegen  das  Edict  über  die  missio 
in  bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa  wird  für  das  J.  703  in  dem 
Provincialedicte  von  Cilicien  durch  Cic.  ad  Att.  VI,  1,  15  bekundet. 


101     

Daher  erweist  sich  solche  missio  rei  servandae  causa  in  erster 
Linie  als  ein  Sicherungsarrest  des  Gläubigers  wegen  seines 
Rechtsanspruches  wider  den  Schuldner,  der  indess  in  zweiter 
Linie  zugleich  den  Charakter  eines  Zwangsarrestes  gewinnt, 
berufen,  den  säumigen  Schuldner  zur  Erfüllung  der  ihm  oblie- 
genden Verpflichtung  zu  bestimmen.  Und  zwar  waren  die  die 
Person  des  Schuldners  betreffenden  thatbeständlichen  Momente, 
an  deren  Vorhandensein  die  Ertheilung  solcher  missio  geknüpft 
ist ,  in  dem  Edicte  eigens  ausgesprochen  und  zwar  nach  Maass- 
gabe von  Cic.  p.  Quinct.  19,  60  31)  in  Verbindung  mit  den  jün- 


3  t  Cic.  p.  Quinct.  19,  60:  ex  edicto  praetoris  bona  P.  Quinctii  possi- 
deri  nulle  modo  potuisse.  Tracta  edictum :  »Qui  fraudationis  causa  lati- 
larit«.  Non  est  is  Quinctius,  nisi  si  latitant,  qui  ad  negotium  suum  relicto 
procuratore  proficiscuntur.  »Cui  heres  non  exstabit«.  Ne  is  quidem.  «Qui 
exsilii  causa  solum  verlern«.  Quo  tempore?  Im  Uebrigen  hat  keine  Rede 
Cicero's  in  so  zahlreichen  Detailpunkten  zu  Controversen  geführt,  wie  die 
Quinctiana,  von  deren  Erörterung  jedoch,  insoweit  sie  ausserhalb  des 
hier  behandelten  Themas  fallen,  gegenwärtig  abzusehen  ist.  Die  neueste 
Behandlung  bietet  W.  Oetling ,  über  Cicero's  Quinctiana.  Programm 
des  Gymnasium's  von  Oldenburg.  1882,  woselbst  die  Auffassungen  der 
Früheren  dargelegt  sind.  Oetling's  Ansicht  in  Betreff  der  hier  in  Frage 
kommenden  Edicte  ist  S.  5  dahin  ausgesprochen :  die  zuerst  dem 
Impetranten  zu  ertheilende  missio  rei  servandae  causa  sei  abhängig 
von  der  Zuständigkeit  einer  klagbaren  Forderung  auf  Seiten  des  Gläu- 
bigers und  von  einem  vadimonium  desertum  auf  Seiten  des  Schuldners; 
die  darauf  folgende  missio  rei  possidendae  vendendaeque  causa  aber  sei 
abhängig  davon,  dass  der,  in  dessen  Habe  die  missio  rei  servandae  causa 
ertheilt  worden,  latitire  oder  ohne  Erben  verstorben  oder  in's  Exil  ge- 
gangen sei.  Meine  Auffassung  dagegen  ist  die:  die  Ertheilung  der  missio 
rei  servandae  causa  ist  abhängig  in  der  Person  des  Gläubigers  von  der 
Zuständigkeit  einer  klagbaren  Forderung ,  in  der  Person  des  Schuldners 
dagegen  einestheils  davon,  dass  derselbe  die  Anhängigmachung  des  Pro- 
cesses  vereitelt :  sei  es  der  in  ius  vocatio  oder  dem  Citationsvadimonium  sich 
entzieht,  sei  es  in  dem  durch  das  letztere  gesetzten  Termine  in  iure  weder 
erscheint,  noch  durch  einen  Stellvertreter  sich  defendiren  lässt,  wie 
anderntheils  davon,  dass  solche  Vereitelung  einen  qualificirten  Character 
an  sich  trage :  sei  es,  dass  der  Schuldner  latitire  oder  in's  Exil  gegangen 
sei,  sei  es  dass  ein  Erbe  für  die  Erbschaft  des  Schuldners  sich  nicht 
linde ;  die  darauf  folgende  missio  rei  possidendae  vendendaeque  causa 
aber  ist  abhängig  davon,  dass  der  missus  30,  resp.  15  Tage  in  der  pos- 
sessio rei  servandae  causa  sich  befunden  hat,  ohne  von  dem  Schuldner 
befriedigt  w  orden  zu  sein  oder  processualische  Defension  erlangt  zu  haben. 
—  In  der  Kaiserzeit  erfuhr  das  obige  Edict  theils  redactionelle,  theils  sach- 
liche Abänderungen,  theils  auch  eine  Extension  auf  anderweite  Thatbe- 
stände,  worauf  hier  einzugehen  keine  Veranlassung  vorliegt. 


102     

geren  Edicten   in  Dig.  XLII,  4,  2  pr.  und  7  §  1  32)  wahrschein- 
lich in  der  Formulirung: 

[In  bona  eius,]    qui  fraudationis  causa  latitarit  cui[ve] 
heres  non  exstabit  qui[ve]   exsilii  causa  solum  verterit, 
[si  neque  potestatem  sui  faciet  neque  steterit  33J  neque 
defendetur34),  iri  iubebo]. 
Denn  aus  Cic.  p.  Quinct.  ergiebt  sich,   dass  in  dem  Edicte  cu- 
mulativ  zwei  thatbeständliche  Voraussetzungen  für  Ertheilung 
der  missio  in  bona  in  Betreff'  der  Person  des  Schuldners  ausge- 
sprochen waren,  nämlich 

a.  dass  durch  dessen  Verhalten  die  Anhängigmachung  des 
Processes  vereitelt  werde 3ö)  und  zwar  dadurch ,  dass  derselbe 
entweder 

aa.  der  in  ius  vocatio  oder  dem  Citations-Vadimonium  sich 
entziehe36)  (non  potestatem  sui  facere).,  oder 

bb.  in  dem  durch  Citations-Vadimonium  gesetzten  Termine 
weder  selbst  erscheine  (non  sistere) ,  noch  durch  einen  Stell- 
vertreter sich  defendiren  lasse 37)  (non  defendi)  ; 

b.  dass  das  unter  a.  bezeichnete  Verhalten  dadurch  beson- 
ders sich  qualificire,  dass  entweder 

aa.  der  Schuldner  in  der  Absicht ,  den  Gläubiger  zu  be- 
nachtheiligen,  vor  denselben  sich  verborgen  halte:  fraudationis 
causa  latitasse 3S) ,  oder 


32)  Das  erstere  Edict  lautet:  In  bona  eius,  qui  iudicio  sistendi  causa 
tideiussores  dederit,  si  neque  potestatem  sui  faciet,  neque  defendetur,  iri 
iubebo;  das  letztere  aber:  Qui  fraudationis  causa  latitarit,  si  boni  viri 
arbitrato  non  defendatur,  eius  bona  possideri  vendique  iubebo. 

33)  Vgl.  Cic.  p.  Quinct.  6  ,  25  ;  testiflcatur  iste:  P.  Quinctium  non 
stitisse  et  se  stitisse. 

34)  Vgl.  Cic.  p.  Quinct.  28,  87  :  reliquum  est,  ut  cum  nemo  iudicio 
defenderit. 

35)  Cic.  p.  Quinct.   4  6,  51  :   cum  experiundi  potestas  non  est. 

36)  Cic.  p.  Quinct.  19,  61,  woselbst  Cicero  zum  Nachweise,  dass  die 
Voraussetzungen  der  missio  nicht  erfüll  seien,  anführt:  deberi  tibi  dicis 
Quinctium:  procurator  negat.  Vadari  vis:  promittit.  In  ius  vocas  :  sequitur. 

37)  Cic.  p.  Quinct.  6,  24.  27.  7,  29.  14,  48f.  16,  51  ff  18,  56f.  19,  60ff. 
23,  74.  27,  85.  in  Cat.  II,  3,  5:  qui  vadimonia  deserere  —  maluerunt,  — 
edictum  pi'aetoris  ostendero. 

38)  Cic.  p.  Quinct.  16,  51  :  cum  palam  fraudantur;  17,  54:  si  latitare 
ac  diutius  ludificare  videatur;  23,  74:  fraudationis  causa  latuisse  dicat; 
75:    me  fraudavit ;    27,   84:    qui    fraudationis   causa  latitat;    85:   qui  non 


J03     

bb.  ein  Erbe  zu  dem  Nachlasse  des  Schuldners  sich  nicht 
finde :  heredem  non  exstare ;  oder 

cc.  der  Schuldner  in  die  Fremde  ausgewandert  sei :  exsilii 
causa  solum  vertisse39). 

Auf  Grund  solcher  missio  in  bona  rei  servandae  causa  wird 
sodann  auf  bezüglichen  Antrag  des  missus  oder  auch  eines  Drit- 
ten durch  ein  neues  Decret  des  Prätor  die  missio  in  bona  rei 
possidendae  vendendaeque  causa  ertheilt,  welche,  mit  Infamie 
für  den  Schuldner  verknüpft40)  ,  ein  Executions-  und  somit  ein 
Befriedigungs-Arrest  ist,  indem  sie  die  Einweisung  des  Gläubi- 
gers in  den  juristischen  Besitz  am  Vermögen  des  Schuldners  mit 
der  Berechtigung  ertheilt ,  nach  gesetzter  Frist  zur  Vermögens- 
execution  im  Wege  des  Verkaufes  zu  verschreiten  ,  was  in  der 
Weise  sich  vollzog,  dass  nach  vorgängiger  proscriptio  und  zwar 
bei  missio  in  bona  vivi  nach  Verlauf  von  30;  bei  missio  in  bona 
mortui  nach  Verlauf  von  20  Tagen  von  Ertheilung  solcher  missio 
ab  der  Verkauf  des  Vermögens  in  seiner  Gesammtheit  an  einen 
bonorum  emtor  Seitens  des  Gläubigers41)  oder  bei  einer  Gläu- 
biger-Mehrheit durch  einen  aus  deren  Mitte  zu  bestellenden 
magister  bonorum4-    vollzogen  ward. 

Als  Erfordernisse  aber  der  Ertheilung  solcher  missio  rei 


latitarit;  28,  86:  neque  fraudancü  causa  latitasset;  in  Verr.  II,  24,  59: 
insimulant  hominem  fraudandi  causa  discessisse:  postulant,  ut  bona  pos- 
sidere  iubeat;  Phil.  VI,  4,  11  :  fraudare  creditores.  domo  profugere.  Eine 
Exegese  des  Wortes  latitare  giebt  ülp.  59  ad  Ed.  (D.  XLII,  4,  7  §  4—9). 

39)  Cic.  p.  Quinct.  28,  86  :  neque  exsilii  causa  solum  vertisse  diceretur. 

40)  Cic.  p.  Quinct.  9,  33  f.  15,  48  ff.  lex  Jul.  mun.  v.  708  in  C.  I.  L.  I 
no.  206  lin.  115:  quoiusve  bona  ex  edicto  —  possessa  proscriptave  sunt, 
erunt. 

41)  Cic.  p.  Quinct.  24,  76:  cur  bona,  quae  ex  edicto  possidebat,  non 
vendiderit;  Gai.  III,  79:  diebus —  vivi  bona  XXX,  mortui  vero  XX  emp- 
tori  addici  iubet. 

42  Cic.  p.  Quinct.  15,  49:  cuius  —  bona  venierunt,  cuius  non  modo 
illae  iimplissimae  fortunae,  sed  etiam  victus  vestitusque  necessarius  sub 
praeconem  cum  dedecore  subiectus  est;  15,  50:  cuius  bona  ex  edicto  pos- 
sidentur ,  huius  omnis  fama  et  existimatio  cum  bonis  simul  possidetur : 
de  quo  libelli  in  celeberrimis  locis  proponuntur ;  —  cui  magistri  fiunt  et 
domini  constituuntur,  qui,  qua  lege  et  qua  condicione  pereat,  pronuncient; 
de  quo  bomine  praeconis  vox  praedicat  et  pretium  conficit ;  ad  Att.  I,  1, 
3  :  is,  quem  putabant  magistrum  fore,  si  bona  venirent ;  Trebat.  und  Ofil. 
bei  Paul.  32  ad  Ed.  (D.  XVII,  1,  22  §  10)  :  si  magister  (Tribon.  :  curator) 
bonorum  venditionem  quidem  fecerit,  pecuniam  autem  creditoribus  non 
solvent;  Quint.  J.  O.  VI,  3,  51.  Gai.  III,  79.  Theoph.  Par.  III,  12  pr. 


104     

possidendae  vendendaeque  waren  in  dem  Edicte  des  Rutilius  43) 
alternativ  zwei  verschiedene  Thatbestände  aufgestellt,  nämlich 

a.  dass  eine  dem  Gläubiger  ertheilte  missio  in  bona  rei 
servandae  causa  an  dem  Vermögen  des  Lebenden:  den  bona 
vivi ,  somit  in  den  beiden  Fällen  der  latitatio  und  des  exsilium, 
30  Tage,  an  der  Verlassenschaft  aber:  den  bona  mortui,  somit 
in  dem  Falle  des  alicui  heredem  non  exstare  15  Tage  bestanden 
habe,  ohne  dass  der  Schuldner  sei  es  den  Gläubiger  wegen  sei- 
ner Forderung  befriedigte,  sei  es  demselben  zum  Processe  sich 
stellte : 

Cic.  p.  Quinct.  23,  73  :  si  ex  edicto  possedisti,  quaero,  cur  bona 
non  venerint;  24,  76:  quaero  —  qua  ratione  Naevius 
susceptum  negotium  non  transegerit  hoc  est  cur  bona, 
quae  ex  edicto  possidebat,  non  vendiderit?  29,  88  :  quae- 
sivi,  quae  causa  fuisset,  cur  bona  non  venissent,  cum  ex 
edicto  possiderentur; 

Gai.  III,  78:  bona —  veneunt  —  vivorum,  velut  eorum,  qui 
fraudationis  causa  latitant  nee  absentes  defenduntur;  — 
mortuorum  bona  veneunt ,  velut  eorum  ,  quibus  certum 
est  neque  heredes,  neque  bonorum  possessores,  neque 
ullum  alium  iustum  successorem  existere ;  79  :  si  quidem 
vivi  bona  veneunt,  iubet  ea  praetor  [postquam  ea  aliquis 
ex  edicto  praetoris44)]  per  dies  continuos  XXX  possede- 
rit,  proscribi,  si  vero  mortui,  post  dies  XV ; 

vgl.  Theoph.  Par.  III,  12  pr. :  rfccoeld-ovatüv —  l/.eiviov  %Gn> 
r^tEQÖjv^  tyivero  deurdga  TtQooelevaig  vir  aiiriöv,  ccItovv- 
tiov  wäre  avrolg  k^ovoiav  eivai  eva  k§  avxCov  TtgoßccX- 
Xeo&cu.  top  6(pet'Xovra  dia7rio)J]oai  rr\v  iceQtovoiav 

b.  dass  derjenige  Schuldner,  wider  welchen  wegen  latitatio 
*)der  wegen  exsilium  die  missio  in  bona  rei  servandae  causa 
vollstreckt  ist  und  30  Tage  ohne  aufgehoben  zu  sein  bestanden 
hat,  von  Jemandem  verklagt  wird  und  solchenfalls  dem  Kläger 
die  satisdatio  iudicatum  solvi45)  nicht  leistet,  zu  deren  Bestellung 
er  auf  Grund  jener  wider  ihn  verhängten  missio  gehalten  ist: 


43)  Die  Autorschaft  des  Rutilius  bezeugt  der  obeitirte  Gai.  IV,  35,  wo- 
für eine  Unterstützung  bieten  theils  die  obeitirten  Stellen  Gicero's  und  in 
A.  30,  theils  die  lex  Jul.  mun.  in  A.  40,  theils  Trebat.  und  Ofll.  in  A.  42. 

44)  Diese  Lesung  proponirt  Polenaar  in  seiner  Ausgabe  des  Gai. 

45)  Vgl.  Gai.  IV,  102:  quodsi  proprio  nomine  aliquis  iudicium  aeeipiat 
in  personam,  certis  ex  causis  satisdare  solet,  quas  ipse  praetor  significat. 


105     

Cic.  p.  Quinct.  8,   30:  a  Cn.  Dolabella  —  praetore  postulat  (sc. 
Naevius),  ut  sibi  Quinctius  iudicatum  solvi  satis  det  ex 
formula:    »Quod  ab  eo  petat,    cuius  ex  edicto  praetoris 
bona  dies  XXX  possessa  sint.«   Non  recusabat  Quinctius, 
quin   ita  satisdare  iuberet ,    si  bona  possessa  essent  ex 
edicto  ;  26,  82 :  postulaturus  eras  (sc.  inissionem  in  bona) . 
Quando?  Post  dies  XXX ;    28,   26:    condicionem  tuli ,   si 
vellet  pecuniam   petere ,    P.  Quinctium  iudicatum  solvi 
satis  daturum,  dum  ipse,  si  quid  peteret.  pari  condicione 
uteretur;  vgl.  13,  44.  31 ,  97  «). 
In  der  späteren  Zeit  aber  ward  einestheils  an  die  Rechts- 
ordnung unter  a.  durch  ein  Rescript  Caracalla's  die  Vorschrift 
angelehnt,  dass  wider  denjenigen,  gegenüber  welchem  dem  Le- 
gatare missio  in  bona  testatoris  legatorum  servandorum  causa 
ertheilt  worden  ist  und  der  sechs  Monate  verstreichen  Hess,  ohne 
die  cautio  legatorum  servandorum  zu  bestellen ,    die  missio  in 
bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa  zu  ertheilen  sei  47)  ; 
und  anderntheils  wiederum  die  Rechtsordnung  unter  b.  dahin 
generalisirt,  dass  jeder  Schuldner,  welcher  suspecta  persona  ist, 
in  der  von   dem  Gläubiger  wider  ihn  erhobenen  persönlichen 
Klage  ebenso  satisdatio   iudicatum  solvi  zu  bestellen  habe48), 


Quarum  satisdationum  duplex  causa  est;  nam  aut  propter  genus  actionis 
satisdatur,  aut  propter  personam,  quia  suspecta  sit,  —  velut  si  cum  eo 
agitur,  qui  decoxerit  cuiusve  bona  creditoribus  possessa  proscriptave  sunt 
sive  cum  eo  herede  agatur,  quem  praetor  suspectum  aestimaverit. 

46  Daraus  ergiebt  sich,  dass  in  dem  Verfahren  wider  Quinctius  Nae- 
vius auf  diese  Clausel  und  nicht  auf  die  unter  a.  sein  Gesuch  um  Er- 
theilung  des  missio  rei  possidendae  vendendaeque  causa  gestützt  hatte. 
Dies  aber  war  ebenso  wohl  berechnet,  wie  captiös,  da  diese  Clausel  nicht 
zu  Gunsten  dessen  der  die  missio  rei  servandae  causa  erlangt  hatte,  als 
vielmehr  der  übrigen  Gläubiger  des  Schuldners  erlassen  war,  um  diesen 
die  Zulassung  zum  Concurse  zu  ermöglichen,  wie  zu  sichern.  Denn  dass 
in  der  That  die  letzteren  nach  Ablauf  jener  dreissigtägigen  Frist  regel- 
mässig sich  beeilten,  von  der  durch  die  obige  Clausel  ihnen  gebotenen 
Rechtswohlthat  Gebrauch  zu  machen,  bekundet  Cic.  p.  Quinct.  23,  73 
si  ex  edicto  possedisti,  quaero  —  cur  ceteri  sponsores  et  creditores  non 
convenerint ;  74  :  ubi  erant  ceteri  creditores?  24,  76  :  quaero  —  cur  ex  tot 
creditoribus  alius  ad  istam  rationem  nemo  accesserit?  29,  88  :  requisivi, 
qua  ratione  ex  tot  creditoribus  nemo  neque  tum  idem  fecerit. 

47)  Ulp.   52  ad  Ed.  (D.  XXXVI,  4,  5  §  16);  Sev.  Alex,  im  C.  Just.  VI, 
54,  6;  vgl.   Keller,  Civ.  Pr.  A.  906. 

48)  So  nach  Gai.  IV,  102  derjenige,  welcher  früher  »decoxerit«  d.  h. 
sei  es  cessio  bonorum  e  lege  Julia  vollzogen,  sei  es  mit  seinen  Gläubigern 


106 

als  auch  im  Nichtleistungsfalle  mit  missio.  in  bona  rei  possiden- 
dae  vendendaeque  zu  belegen  sei49). 

In  solcher  honorarischen  Executionsordnung  durch  missio 
in  bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa  sind  es  daher  drei 
Momente,  welche  als  charakteristisch  hervortreten :  einmal  die 
Executionsmodalität  an  sich ,  indem  an  Stelle  der  alten  civilen 
Execution,  welche  principaliter  Personalexecution  ist  und  ledig- 
lich accessorisch  auch  auf  die  Habe  des  Schuldners  sich  er- 
streckt ,  die  reine  Vermögensexecution  tritt ,  welche  in  keiner 
Weise  die  Person  des  Schuldners  als  ihrObject  ergreift:  sodann 
der  eigentliche  Thatbestand,  an  den  dieselbe  sich  anknüpft: 
nicht,  wie  nach  ius  civile,  an  eineExecutionsklage,  als  vielmehr 
an  den  Thatmoment ,  dass  ein  Schuldner  entweder  nicht  der 
missio  in  bona  rei  servandae  causa ,  den  Gläubiger  zu  befriedi- 
gen,  Folge  leistet,  oder  aber  eine  financiell  verdächtige  Person 
ist,  gegen  welche  Mangels  Sicherstellung  mit  der  Executions- 
einleitung  gar  nicht  bis  zum  Richterurtheile  zu  warten  ist;  und 
endlich  in  der  Stellung  jener  Execution  als  einem  supplendi, 
nicht  aber  corrigendi  iuris  civilis  gratia  geschaffenen  Institute. 

Immerhin  aber  ergiebt  der  erste  dieser  drei  Punkte  den 
historisch  bedeutsamsten  Moment,  da  in  demselben  der  Ausgang 
der  Wandlung  gegeben  ist ,  welche  weiterhin  das  Execulions- 
recht  des  römischen  Civilprocesses  vollzog.  Allein  es  ist  kein 
originaler  und  neuer  legislatorischer  Gedanke .  welcher  in  die- 
ser Beziehung  in  dem  ius  honorarium  zur  Ausprägung  gelangt, 
da  nicht  allein  ,  wie  bemerkt ,  bereits  die  alte  civile  Execution 
auch  die  Vermögensexecution  im  Gefolge  hatte,  sondern  auch 
im  ius  publicum  die  reine  Vermögensexecution  bereits  von  Al- 
ters her  bekannt  und  überliefert  war.  Denn  während,  parallel 
mit  dem  Rechte  der  XII  Tafeln ,  auch  in  dem  ius  publicum  von 
Alters  her  in  zwiefachen  Vorkommnissen  die  Personalexecution 
Platz  griff,  auch  hier  dann,  wie  dort,  zugleich  accessorisch  das 
Vermögen  des  Schuldigen  mit  ergreifend :  theils  nämlich  wider 
den  incensus,   den  tenebrio  und  miles  infrequens50),  theils  wi- 


accordirt  hatte;  dann  derjenige  Nachlassschuldner ,  welchen  der  Prätor 
für  suspectus  erklärt  hatte:  Jul.  44  Dig.  (D.  XLI,  4,  7  §  5),  Ulp.  2  de  Omii. 
trib.   (D.  XXII,  5,  31). 

49)  Ulp.  2  de  Omn.  trib.  (D.  XLII,  5,  31  §  3). 

50)  Wegen  des  incensus,  tenebrio  und  miles  infrequens  vgl.  Becker, 
rom.  Alt.  II,  1,  103  ff.  ;  wegen  der  venditio  vgl.  Cic.  p.  Caec.  34,  98  :  quem 


107     

der  den  säumigen  praes  51) ,  so  gelangte  daneben  frühzeitig  auch 
die  reine  Vermögensexecution  in  mehrfachen  Vorkommnissen 
zur  Anwendung,  und  zwar 

ct.  von  Vornherein  bei  der  multae  dictio,  dafern  die  auf- 
erlegte Ordnungsstrafe  von  dem  Schuldigen  nicht  entrichtet 
ward52)  ; 

ß.  wegen  der  Geldstrafe ,  zu  welcher  ein  Angeklagter  im 
Criminalprocesse  verurtheilt  worden  war 53) ; 


—  suus  pater  populusve  vendidit,  quo  is  iure  amittit  civitatem  ?  99:  po- 
pulus  cum  eura  vendit,  qui  miles  factus  non  est,  —  iudicat  non  esse  eum 
liberum,  qui,  ut  über  sit,  adire  periculum  noluit ;  cum  autem  incensum 
vendit,  hoc  iudicat,  —  eum,  qui,  cum  liber  esset,  censeri  noluerit,  ipsum 
sibi  libertatem  abiudicavisse ;  de  Or.  I,  40,  181:  memoria  sie  esset  pro- 
ditum,  quem  —  populus  vendidisset  — ,  ei  nullum  esse  postliminium.  Ins- 
besondere wegen  der  venditio  des  incensus  und  seiner  Habe  :  Dion.  IV, 

15.  V,  75.  Zon.  VII,  19,  resp.  Gai.  1,160.  Ulp.  XI,  11  und  ebenso  das  Stadt- 
recht von  Bantia :  Nouvelle  Revue  historique  1879  III,  318.  Wegen  der 
venditio  des  tenebrio  oder  miles  infrequens  und  seiner  Habe:  Dion.  X, 
33.  vgl.  XI,  22.    Suet.  Aug.   24.,   resp.  Arr.  Men.  1  de  re  mil.  (D.  XLIX, 

16,  4  §  <<>)• 

51)  Dies  ergiebt  die  Terminologie  praedes  vendere,  so  lex  im  C.  I. 
L.  I  no.  209  lin.  3:  bolneis  praedibusve  eius  ex  [hac  lege  venditis]  ;  Cic, 
Phil.  II,  61,  78:  ne  L.  Plancus  praedes  tuos  venderet ;  in  Verr.  II,  I,  54, 
142:  praedibus  praediisque  vendundis;  lex  Mal.  c.  64  :  eosque  praedes 
eaque  praedia  eosque  cognitores,  si  quit  eorum  in  quae  cognitores  facti 
erunt,  ita  non  erit, Ilviris,  qui  ibi  i(ure)  d(icundo)  praerunt,  —  ven- 
dere legemque  his  vendundis  dicere  ius  potestasque  esto ;  c.  65  :  quos 
praedes  quaeque  praedia  quosque  cognitores  Ilviri  —  vendiderint;  ei,  qui 
eos  praedes,  cognitores,  ea  praedia  mercati  sunt. 

52)  Gell.  XI,  2,  2:  cum  eius  modi  multa  pecoris  armentique  a  ma- 
gistratibus  dieta  erat,  adigebantur  boves  ovesque;  vgl.  Cic.  deRep.II,  35,  60. 

53)  So  in  dem  Tributcomitialprocesse :  Ep.  Liv.  67  v.  649:  damnati 
bona  publicata  sunt  primi  post  regem  Tarquinii ,  was  doch  nur  in  der 
Weise  verstanden  werden  kann,  dass  früher  die  Condemnirten  es  nicht 
zur  Execution  hatten  kommen  lassen.  Dann  in  der  quaestio  extraordi- 
naria,  so  wider  L.  Cornelius  Scipio  Asiaticus  v.  J.  567:  Liv.  XXXVIII, 
60,  8:  in  bona  deinde  L.  Scipionis  possessum  publice  quaestores  praetor 
raisit;  XXXIX,  22,  9.  Dio  Cass.  fr.  70.  Endlich  in  der  quaestio  perpetua, 
so  lex  repet.  v.  631  oder  632  in  C.  I.  L.  I  no.  198  lin.  57:  sei  ita  plrae- 
des  datei  non  erunt,  bona  eius  facito  publice  possideantur,  conq[uae- 
rantur,  veneantl ;  Cic.  p  Rab.  post.  4,  8:  sunt  lites  aestimatae  A.  Gabinio: 
nee  praedes  dati  nee  ex  bonis  populo  universa  peeunia  exaeta  est;  Pseudo- 
Asc.  in  Verr.  II,  I,-  23, -61  p.-  477  Or-.  —  Dagegen  betreffen  in  Wahrheit 
die  consecratio  bonorum  Liv.  III,  58,  9.  IV,  15,  8.   16,  1. 


108     

y.  in  Ausführung  des  Plebiscites ,  welches  die  inissio  in 
bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa  als  processualisches 
Präjudiz  demjenigen  Angeklagten  gesetzt  hatte,  der  in  dem  Cen- 
turiatcomitialprocesse  den  Termin  ohne  genügende  Entschuldi- 
gung versäumt  hatte54) ; 

ö.  wegen  der  Schuldleistung,  zu  welcher  im  Civilprocesse 
der  Beklagte  dem  Staate  gegenüber  verurtheilt  worden  war55)  ; 

s.  als  eine  mildere  Praxis  gegenüber  dem  tenebrio  und 
miles  infrequens  56) ; 

rj.  als  das  in  jüngerer  Zeit  adoptirte  mildere  Verfahren  ge- 
genüber dem  säumigen  praes57). 

Und  in  solcher  Vermögensexecution  des  ius  publicum 5S)  ist 
denn  nun  das  Vorbild  anzuerkennen,  nach  welchem  P.  Rutilius 
Rufus  die  in  seinem  Edicte  proponirte  Executionsmodalität  ge- 
staltete. 


Die  lex  Popillia  v.  673,  die  lex  Julia  iudiciorum  privatorum  t.  737 
d.  St.  und  die  jüngeren  prätorischen  Edicte. 

Die  Umgestaltung  des  alten  civilen  Executionsrechtes,  wie 
solches  durch  die  XII  Tafeln  und  die  lex  Poetelia  Papiria  gege- 
ben war,  beruhen  theils  auf  der  lex  Popillia  und  der  lex  Julia 


54)  Liv.  XXV,  4,  9  v.  542 :  tribuni  plebem  rogaverunt  plebesque  ita 
scivit,  si  M.  Postumius  ante  kal.  Maias  non  prodisset  citatusque  eo  die 
non  respodisset  neque  excusatus  esset,  videri  eum  in  exilio  esse  bonaque 
eius  venire;  Dion.  IV,  4. 

55)  Tab.  Bant,  rom.  v.  621  bis  636  in  C.  I.  L.  I  no.  197  lin.  10  f. :  sei 
condemnatus  [erit,  quanti  condemnatus  erit,  praedes]  ad  q(uaestorem) 
urb(anum)  det  aut  bona  eius  poplice  possideantur  facito.  Hierher  ist  auch 
zu  stellen  lex  agr.  (Thor.)  v.  643  in  G.  I.  L.  I  no.  200  lin.  56  :  [ex  e]o 
edicto  utei  is,  qui  ab  bonorum  emptore,  magistro  curato[reve  eius  emerit], 
obwohl^hier  Verbindlichkeiten  des  Colonen  gegen  die  Colonie  in  Frage 
stehen  werden. 

56)  So  im  J.  271  :  Dion.  VIII,  87;  479:  Varr.  Gerontod.  bei  Non.  19, 
11.  Ep.  Liv.  14.  Val.  Max.  VI,  3,  4  ;  574:  Liv.  XL,  41,  11  ;  663ff.  :  Val. 
Max.  VI,  3,  3  ;  von  August:  Dio  Cass.  LVI,  23. 

57)  Vgl.  Bachofen,  Pfandrecht  I,  221  f.  231. 

58)  Diese  missio  in  bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa  ward 
auch  durch  die  lex  Cornelia  de  proscriptione  v.  673  auf  die  Proscriptionen 
Sulla's  übertragen :  Cic.  p.  Rose.  Am.  43,  126.  Vell.  Pat.  II,  28,  4  vgl.  Osen- 
briiggen,  Cic.  Rede  für  Sext.  Rose.  1  0  ff . 


109     

iudiciorum  privatorum ,   theils  auf  den  jüngeren  prätorischen 
Edicten.  Und  zwar  zunächst 

A.  die  lex  Popillia  v.  J.  673  d.  St. 
wird  bekundet  von 

Varr.  LL.  VII,  5,  105:  liber,  qui  suas  operas  in  Servituten)  pro 
pecunia  quadam  (Paris,  b;  quam:  Flor.  Havn.)  debebat 
(debeat:  Havn.),  dum  solveret.  nexus  vocatur,  ut  ab  aere 
obaeratus.   Hoc  C.  Popillio  rogante  (vocare  :  Flor.;  vacare  : 
Paris,  a)    Sulla   (Cod.  B;    Silla:    Paris,  a;    Sillo:   Flor. 
Havn.)  dictatore  sublatum,  ne  fieret  et  omnis,  qui  bonam 
copiam  iurarunt,  ne  essent  nexi,  dissoluti  (sc.  sunt) 59) . 
Und  zwar,  indem  dieses  Gesetz  unter  Sulla's  Dictatur  (v.  672 — 
675)  und  somit  auf  dessen  Anregung  von  C.  Popillius  rogirt 
worden  ist 60) ,  dieser  letztere  aber  nur  als  tribunus  plebis  sol- 
che Rogation  einbringen  konnte ;  indem  sodann  die  lex  Cornelia 
tribunicia  v.  673  den  Volkstribunen  das  Recht  zur  Einbringung 
von  Gesetzen    bei  den  Comitien  entzog61)  ,    andererseits   aber 
wiederum  die  Ernennung  Sulla's  zum  Dictator  erst  gegen  Aus- 
gang des  Jahres  672  erfolgte62);   so  ist  nach  alledem  jene  lex 
Popillia  in  den  Anfang  des  Jahres  673  zu  versetzen  und  als  ein 
Vorläufer  der  cornelischen  Gesetzgebung  anzuerkennen. 

Was  aber  den  Inhalt  dieses  Gesetzes  anbetrifft,  so  enthielt 
dasselbe  eine  mehrfache  Vorschrift,  nämlich 

a.  dass  wider  denjenigen,  welcher  »bonam  copiam  iuraret«, 
die  addictio  nicht  zu  vollziehen  sei,  so  dass  die  Execution  zwar 
bis  zur  Vollstreckung  der  domum  ductio  in  der  hergebrachten 
Weise  ihren  Verlauf  nahm ,  in  ihrem  weiteren  Gange  dagegen 
sistirt  wurde,  sobald  der  Schuldner  in  dem  zur  addictio  berufe- 
nen Termine  jenes  bonam  copiam  iurare  vollzog.  Und  zwar  war 
dieses  letztere  als  eine  ganz  neue  Institution  von  der  lex  Popillia 


59)  Vgl.  A.  Groth,  de  M.  Terenti  Varron.  de  LL.  librorum  codice  Flo- 
rentino.  Argentorat.  1881.  43. 

60)  Wegen  der  mannichfachen  Versuche ,  diese  lex  Popillia  mit  der 
lex  Poetelia  Papiria  zu  identificiren,  s.  Zimmern,  röm.  Civilproc.  §  78 
A.  10.  Huschke,  Nexum  137.  Rein,  Privat-Recht  656  A.  2.  Dieselben  wer- 
den richtig  characterisirt  von  van  Heude,  de  lege  Poelelia  Papiria  113  ff. 

61)  Vgl.  Drumann,  Geschichte  Rom's  II,  484. 

62)  Vgl.  Drumann  a.  0.  476  f. 


HO     

im  römischen  Rechte  eingeführt  worden,  während  andererseits 
dasselbe  nunmehr  ebenso  in  der  lex  Jul.  munic.  v.  708  in  C.  I, 
L.  I.  no.  206  wiederkehrt,  welche  unter  den  Gründen  der  In- 
famie in  lin.  113  aufführt: 

quei  —  bonamve  copiam  iuravit,  iuraveril, 
als  auch  indirect  bekundet  wird  von  Cic.  ad  Farn.  IX,  16,  7  (v, 
708)  ,  der  jenen  technischen  Ausdruck  zu  der  Wendung:  mihi 
bonam  copiam  eiures  verwerthet.  Solches  bonam  copiam  iurare 
selbst  aber  bezeichnet  die  eidliche  Erhärtung  der  Solvenz  Sei- 
tens des  Schuldners  bei  Mangel  an  bereiten  Mitteln  zur  Erfül- 
lung seiner  Schuldverbindlichkeiten,  so  dass  somit  dadurch  das 
Verhältniss  der  blossen  Zahlungs-Stockung  oder  der  einfachen 
Sistirung  der  Zahlungen  im  Gegensatze  zu  der  Ueberschuldung 
und  Insolvenz  constatirt:  die  Sufficienz  des  Vermögens  bei  Man- 
gel an  flüssigen  Mitteln  zur  Befriedigung  des  Gläubigers  be- 
schworen wird63). 

b.  Für  den  Fall  solches  bonam  copiam  iurare  musste  dann 
eine  Vorschrift  gegeben  sein  in  Betreff  des  nunmehr  Platz  grei- 
fenden Verfahrens ,  worüber  indess  die  Quellen  direct  keine 
Auskunft  uns  bieten.  Allein  auf  indirectem  Wege  lässt  sich  das 
Resultat  gewinnen,  dass  die  lex  Popillia  die  Vorschrift  enthielt, 
es  sei  unter  Vermittelung  des  Prätor  ein  Accord  zwischen  dem 
Gläubiger  und  dem  Schuldner  zu  vereinbaren ,  wodurch  dem 
letzteren  sei  es  eine  Gestundung  für  die  Befriedigung  des  erste- 
ren ,  sei  es  ein  Erlass  an  der  Schuld  gewährt  werde ,  eventuell 
aber  seien  im  Falle  einer  Mehrheit  von  Gläubigern  auf  Antrag 
des  Schuldners  die  ersteren  zu  einem  Termine  zusammen  zu 
berufen,  um  auch  diese  in  den  Accord  mit  einzubeziehen64). 
Denn  in  dieser  Beziehung  bietet  einen  Fingerzeig  die  lex  Julia 
munic.  v.  708  in  C.  I.  L.  I  no.  206  lin  113  f.,  welche  als  Grund 
der  Infamie  das  Vorkommniss  aufführt: 

quei  sponsoribus  creditoribusve  sueis  renuntiavit ,  re- 
nuntiaverit  se  soldum  solvere  non  posse  aut  cum  eis 
pactus  est,.erit  se  soldum  solvere  non  posse05), 


63)  Missglückte  Versuche  zur  Erklärung  dieser  Passage  bieten  Zim- 
mern, röm.  Civilprocess  §  78  A.  1  0  und  die  daselbst  Citirten ;  Huschke, 
Nexum  -137  A.  189.  van  Heusde  1.  c.  118.  ... 

64)  So  bereits  Marezoll,  fragm.  leg.  Rom.  in  aversa  tab.  Heracl.  parte. 
Götting.  1816.  142.  van  Heusde  1.  c.  11öff. 

65)  Van  Heusde  1.  c.  119  nimmt  an,  dass  an  das  bonam  copiam  iurare 


—    111    — 

und  welche  damit  die  Praxis  erkennen  lässt,  dass  der  Gemein- 
schuldner seinen  Gläubigern  und  resp.  seinen  Bürgen  seine 
Zahlungssuspension  mittelst  einer  denunciatio  anzeigte  und  dann 
nun:  mit  denselben  einen  Erlass-  oder  Gestundungs-Vertrag,iK) 
vereinbarte.  Und  dieses  Verfahren  findet  denn  auch  eine  Be- 
kunduns  ebenso  durch 

Sen.  d.  Ben.  II,   7,   2:  Tiberius  Caesar  rogatus  a  Nepote  Mario 
praetorio,    ut  aeri  alieno  eius  succurreret,   edere  illum 
sibi  nomina  creditorum  iussit  hoc  —  est  —  creditores 
convocare, 
wo  somit  in  Folge  des  von  dem  Schuldner  an  Tiberius  gerichte- 
ten Ersuchens  um  Mitwirkung  zu  einem  Arrangement  mit  den 
Gläubigern  der  letztere  eine  Zusammenberufuns  der  Gläubiser, 
technisch  als  edere  nomina  creditorum  bezeichnet,    ausserge- 
rieht  lieh  anordnet ;  als  auch  durch 

Ulp.  4  ad  Ed.  (D.  II,  14,  7  §  19):   ita  demum   pactio  huiusmodi 
(i.  e.  si  filius  vivo  patre  cum  creditoribus  paternis  pactus 
sit)  creditoribus  obest,   si  convenerint  in  unum  et  com- 
muni  consensu  declaraverint,  quota  parte  debiti  contenti 
sint;  si  vero  dissentiant,  tum  praetoris  partes  necessariae 
sunt,  qui  decreto  suo  sequetur  maioris  partis  voluntatem; 
(fr.  10  pr.) :    rescriptum  autem  divi  Marci  sie  loquitur, 
quasi  omnes  creditores  debeant  convenire, 
wonach  somit  solches  Accordverfahren  auch  nach  der  lex  Julia 
iudiciorum  privatorum  unter  B.  noch  beibehalten  und  so  auch 
in  einem  Bescripte  des  Marcus  Antoninus  Philos.  berührt  wurde, 
c.  Endlich  in  dem  Falle ,   dass  der  Schuldner  den  von  ihm 
eingegangenen  Accord  nicht  einhielt  und  die  dadurch  übernom- 
menen Verbindlichkeiten  nicht  erfüllte,  griff  wegen  der  letzte- 
ren   wahrscheinlich    die   Execution    ohne    weitere  Modifikation 
Platz  d.  h.  es  nahm  das  unterbrochene  Verfahren  nunmehr  sei- 
nen weiteren  Verlauf  in  der  addictio. 

B.  Das  jüngere  prätorische  Edict. 
Für  die  Zeit  zwischen  der  lex  Popillia  v.  673  und  der  lex 
Julia  iudiciorum  privatorum  v.  737  wird  eine  eigene  Bechtsord- 

die  missio  in  bona  und  vendilio  bonorum  sich  angeschlossen  habe  :  allein 
dann  hätte  es  in  der  That  der  lex  Julia  unter  C.  nicht  weiter  bedurft. 

66)  Wegen  des  Gestundungsvertrages  vgl.  Gai.  1  ad  Ed.  prov.  (D.  II, 
44,  28  pr.  XLIV,  1,3);  Paul.  3  ad  Ed.  (D.  II,  14,  27  §1);  Marc,  ad  form, 
hyp.  (D.  XX,  6,  5  §  1)  ;  dann  Justin,  im  Cod.  VII,  7t,  8. 


112     — 

nung  bekundet  durch  die  lex  Rubria  für  die  Gallia  cisalpina  um 
705  in  C.  L  L.  I  no.  205. 

Und  zwar  steht  dieselbe  in  einer  Beziehung  zu  dem  von 

Gell.  XV,  13,  11.  XX,  1,  45  überlieferten  XII  Tafelgesetze: 

Aeris  confessi  rebusque  iure  iudicatis  XXX  dies  iusti 
sunto.  Post  deinde  manus  inieetio  esto.  In  ius  ducito, 
eine  Vorschrift,  welche  wider  denjenigen  ,  der  in  einer  Klage, 
welche  auf  eine  in  Cardinalzahl  fixirte  Geldsumme  lautet ,  con- 
fessio  in  iure  abgelegt  hatte,  die  Executionsklage  und  die  legis 
actio  per  manus  iniectionem  ertheilte ,  wogegen  wider  denjeni- 
gen ,  der  in  einer  auf  ein  anderes  Petitum  formulirenden  Klage 
eine  confessio  abgegeben  hatte,  nicht  jene  Rechtsmittel,  sondern 
ein  anderes  Verfahren  Platz  griff,  wobei  im  Uebrigen  dem  con- 
fessus  in  iure  auch  derjenige,  welcher  pro  confesso  ist,  recht- 
lich gleichsteht. 

An  solches  XII  Tafelgesetz  und  die  darin  gegebene  Schei- 
dung der  confessio  auf  Zahlung  von  baar  Geld  und  auf  anders- 
artige Leistung  knüpfen  sich  nun  in  der  lex  Rubria  bezügliche 
Bestimmungen  an:  zunächst  in  Betreff  dessen,  der  in  der  Klage 
auf  certa  pecunia  confessus  oder  pro  confesso  ist  und  der  erste- 
ren  Falles  nicht  Zahlung  oder  satisdatio  iudicatum  (i.  e.  confes- 
sum)  solvi  und  letzteren  Falles  nicht  defensio  leistet,  wird  zu- 
vörderst dessen  Gleichstellung  mit  dem  iudicatus  wiederholt 

c.  21  lin.  10  ff. :  siremps  res,  lex,  ius  caussaque  omnibus  om- 

nium  rerum  esto ,  atque  utei  esset  esseve  oporteret ,  sei 

is  —  eius  pecuniae  —  ex  iudicieis  dateis  —  damnatus 

esset,  fuisset, 

und  sodann  derselbe  der  Executionsklage  sowie  der  civilen  Per- 

sonalexecution  unterworfen : 

c.  21  lin.  15  ff. :  II  vir  —  eum  —  tantae  pecuniae  —  sine  fraude 
sua  duci  iubeto  queique  eorum  quem,  ad  quem  ea  res 
pertinebit,  duxserit,  id  ei  fraudi  poenaeve  ne  esto. 
Dahingegen  in  Betreff  dessen,  der  in  einer  Klage,  die  nicht  auf 
certa  pecunia  sich  richtet ,  confessus  oder  pro  confesso  ist  und 
der  ersteren  Falles  nicht  satisdatio  iudicatum  solvi  und  letzte- 
ren Falles  nicht  defensio  leistet ,   wird  implicite  ausgesprochen, 
dass  derselbe  nicht  dem  iudicatus  gleichstehe: 
c.  22  lin.  40  ff. :  siremps  lex,   res,  ius  caussaque  omnibus  om- 
nium  rerum  esto,   atque  utei  esset  esseve  oporteret,  sei 


— -     113 

is  —  de  ieis  rebus  Romae  apud  praetorem  —  in  iure 
confessus  esset  — , 

und  weiterhin  derselbe  der  domum  ductio  und  missio  in  bona 
rei  possidendae  vendendaeque  causa  unterworfen: 

c.  22  lin.  46  ff. :  praetor  —  in  eum  et  in  heredem  eius  —  ius 
deicito  decernitove  eosque  duci ,  bona  eorum  possideri 
proscribeive  veneireque  iubeto; 

lin.  50  ff.:  praetor  —  eorum  quoius  bona  possiderei, 

proscreibei,  veneire  duceique  eum  iubeat. 

Somit  wird  nach  Maassgabe  dieser  Vorschriften  aus  der  con- 
fessio  in  iure  oder  dem  pro  confesso  esse  des  Beklagten  bei  Klage 
auf  certa  pecunia  dem  Kläger  die  civile  Execution  :  die  domum 
ductio  und  weiterhin  dann  die  addictio  des  Beklagten  gegeben, 
wobei  dem  Letzteren  innerhalb  Galliens  das  beneficium  des  bo- 
nam  copiam  iurare  der  lex  Popillia  schwerlich  zugute  kam ,  da 
wahrscheinlich  dasselbe  gleich  der  bonorum  cessio  der  lex  Julia 
iudiciorum  privatorum  nur  für  Italien  galt  (A.81)  und  somit  um 
das  J.  705  auf  die  Gallia  cisalpina  noch  nicht  Anwendung  er- 
litt07), wogegen  bei  Klagen,  welche  nicht  auf  certa  pecunia 
gehen,  die  Execution  bis  zur  domum  ductio  geführt,  dann  aber 
nicht  in  die  addictio ,  als  vielmehr  in  die  honorarische  Execu- 
tion: in  die  missio  in  bona  rei  possidendae  vendendaeque  causa 
übergeleitet  wird. 

Und  indem  nun  die  römische  Vorlage,  welche  solcher  Rechts- 
ordnung zu  Grunde  lag,  da  hierbei  eine  lex  nicht  in  Frage 
kömmt,  um  so  sicherer  in  dem  prätorischen  Edicte  zu  suchen 
ist,  als  die  Quellen  in  der  That  ein  Edict  über  die  confessi  uns 
bekunden bh) ,  so  ergiebt  sich  nun  aus  Alle  dem  ,  dass  gegen 
Ausgang  der  Bepublik  ein  Prätor  die  unter  IV  erörterte  rutilia- 
nische  Executionsordnung  auf  die  confessio  in  Klagen,  die  nicht 
auf  certa  pecunia  gehen,  in  der  Weise  übertrug ,  dass  er  der 
civilen  addictio  die  missio  in  bona  rei  possidendae  vendendaeque 
causa  substituirte,  die  civile  domum  ductio  dagegen  unverän- 
dert beibehielt. 


67)  Die  Auflösung  der  Provincialverfassung  des  cisalpinischen  Gallien 
und  dessen  Einverleibung  in  Italien  ward  712  beschlossen  und  713  durch- 
geführt; vgl.  Marquardt,  St.  V.  I,  21. 

68)  Vgl.   Rudorff,  de  iurisdictione  edictum  §  197. 
1882.  8 


1 14 

C.   Die  lex  Julia  iudiciorum  privatorum  v.  737. 

Das  durch  die  lex  Popillia  eingeführte  Verfahren,  welches 
einerseits  zwar  eine  sachliche  Begründung  fand  in  der  in  Folge 
der  Bürgerkriege,  wie  Proscriptionen  der  sullanischen  Zeiten 
herbeigeführten  Verwirrung  der  Vermögensverhältnisse ,  das 
aber  andererseits  wiederum  den  Gläubiger  der  Chicane ,  wie 
den  auf  seine  Verkürzung  abzielenden  Machinationen  des  Schuld- 
ners preisgab  und  so  daher  den  Bedürfnissen  und  Anforderun- 
gen des  geschäftlichen  Verkehres  für  die  Dauer  nicht  genügen 
konnte,  erfuhr  eine  durchgreifende  Beform  durch  die  lex  Julia 
iudiciorum  privatorum  von  737,  welche  in  einem  eigenen  Ca- 
pitel:  De  bonis  cedendis,  ebenso  an  Stelle  des  bonam  copiam 
iurare  ein  neues  Verfahren  einführte,  als  auch  mit  dem  letzte- 
ren ganz  andere  Folgewirkungen  verknüpfte. 

Und  zwar  bestand  jene  erstere  Neuerung  darin ,  dass  der 
Schuldner  durch  die  Erklärung,  er  trete  sein  Vermögen  dem 
Gläubiger  ab ,  die  wider  ihn  einzuleitende  Personalexecution 
ebenso  abwenden ,  wie,  da  fern  eingeleitet,  in  ihrem  weiteren 
Verlaufe  sistiren  konnte,  wogegen  wiederum  als  Folgewirkung 
mit  solcher  cessio  bonorum  die  Beschlagnahme  solchen  Vermö- 
gens und  dessen  Verlauf  Seitens  des  Gläubigers  erfolgte09),  und 
dies  zwar  mit  der  Vergünstigung ,  dass  damit  ebensowohl  für 
den  Schuldner  nicht  die  an  die  missio  in  bona  rei  possidendae 
vendendaeque  causa  geknüpfte  Infamie  verbunden  war70),  wie 
auch  derselbe  anderen  Gläubigern  gegenüber  das  beneficium 
competentiae  erlangte71)  : 

Sev.  Alex,  im  C.  Just.  VII,  71 4  I  :  qui  bonis  cesserint ,  nisi  so- 
lidum  creditor  recer  t  ,,  non  sint  liberati ;  in  eo  enim 
tantum  hoc  benefic  «in  eis  prodest,  ne  iudicati  detrahan- 
tur  in  carcerem; 


69)  Es  ist  dies  die  nuQaywQijaii;  iv»'  yjir^unov  des  griechischen  Rech 
tes,  welche  als  cessio  bonorum  in  das  römische  Recht  aufgenommen 
ward  :  Hermann  ,  griech.  Privatallerlh.  §  70  A.  3.  Die  cessio  bonorum 
hehandeln  C.  G.  Ulbricht,  de  cess.  bon.  sec.  ins  rom.  et  saxon.  Lips.  1826. 
Ph.  H.  Verbeek,  de  cess.  bon.  Amstel.  1 8 rv  1 .  1  —  7.  F.  S.  Gordan,  de  ori- 
gine  et  natura  cessionis  bon.   secundum  ius  rom.  Vratisl.  1863. 

70)  Sev.  Alex,  im  C.  Just.  II,  11,  11. 

71)  Sab.  und  Cass.  bei  Ulp.  59  ad  Ed.  (D.  XL»,  3,  4  §  1):  cum  ,  qui 
bonis  cessit,  ne  quidem  ab  aliis,  quibus  debet,  posse  inquietari;  Ulp. 
I.  c.  (D.  cit.  pr.) :  is,  qui  bonis  cessit,  si  quid  postea  acquiescerit,  in  quan- 
lum  Facere  polest,  convenitur;  Gord.  im  C.  Just.  VII,  72.  3.  J.  Just.  IV,  6,40. 


I  1  5 

Gai.  III,  78:   bona  —  veneunt  —  eorum,  qui  ex  lege  Julia  bonis 

cedunt ; 
Diocl.  et  Max.  im  C.  Just.  VII.   74,    i  :   nun  —  creditoribus  sua 
auctorilate  dividere  haec  bona  (i.e.  a  debitore  cessa)  et  iure 
dominii  lenere,  sed  venditionis  remedio ,  quatenus  sub- 
stantia  patitur,  indemnitati suae consulere  permissum  est. 
Allein  andererseits  knüpfte  die  lex  Julia  solche  cessio  bonorum 
an  die  deren  Zulassung  beschränkende  Voraussetzung,  dass  der 
Debitor  nicht  durch  eigenes  unwirtschaftliches  Verhallen  oder 
leichtfertiges  Gebahren  seine  Insolvenz  selbst  verschuldet  habe, 
indem    andernfalls    demselben  solche   Rechts  wohl  that   versagt 
wurde,    vielmehr   die    civile   Execution   ihren   gesetzmässigen 
Verlauf  nahm  d.  h.  nach  Maassgabe  der  XII  Tafeln  und  der  lex 
Poetelia  Papiria  zurdomum  ductio,  wie  addictio  führte72).  Denn 
solche  Einschränkung  ist  es,  auf  welche  hinweist 
Sen.  de  Ben.  VII,  16,  3:  quid?  tu  tarn  inprudentes  iudicas  ma- 
iores  nostros  fuisse ,    ul  non  inlellegerent  iniquissimum 
esse  eodem  loco  haberi  cum,  qui  pecuniam,  quam  a  cre- 
ditore  acceperat,    libidine  aut  alea  absumpsit ,    et  cum, 
qui  incendio  aut  lalrocinio  aut  aliquo  casu  tristiore  aliena 
cum  suis  perdidit?  nullam  excusationem  receperunt ,  ul 
homines  scirent  fidem  utique  praestandam.   Salius  enim 
erat  a  paucis  etiam  iustam  excusationem  non  accipi  quam 
ab  onmibus  aliquam  temptari. 
So  daher  ergeben  die  unter  A — C  dargelegten  Vorschriften 
zwar  Ordnungen  ganz  verschiedener  Beschaffenheit ;  allein  im- 
merhin ist  allen  denselben  gemeinsam  die  Tendenz,  die  addictio 
des  allen  Rechtes  zu  beseitigen    fnd  an  deren  Stelle  eine  un- 
mittelbare Befriedigung  des  Glätf.111    ?rs  aus  dem  Vermögen  des 
Schuldners  zu  setzen  ,    welche  bald  ächte  Vermögensexeculion 
ist,  wie  die  missio  in  bona  rei  possi  lendae  vendendaeque  causa 
des  Edictes  und  die  cessio,  wie  venditio  bonorum  der  lex  Julia, 
bald  aber  auf  anderem  Wege  bewirkt  wird,  wie  bei  dem  bonam 
copiam  iurare  der  lex  Popillia,  wogegen  wiederum  die  domum 
ductio  des  alten  Rechtes  bald  beibehalten  wird ,    nämlich  von 
der  lex  Popillia  und  dem  Edicte ,    bald  aber  auch  zu  Gunsten 
des  Schuldners  beseitigt  wird:  von  der  lex  Julia.     Daher  ist  die 
gemeinsame  Tendenz  aller  dieser  legislatorischen  Erlasse  eine 


72)  Vgl.  Gordan  1.  c.   13  ff. 


116     

* 

völlig  andere,  als  des  rutilianischen  Edictes  unter  IV. :  während 
das  letztere  seine  Execution  iuris  civilis  supplendi  gratia  ein- 
führte, berufen,  da  einzutreten,  wo  das  alte  Recht  eine  Execu- 
tion überhaupt  nicht  kennt,  greifen  die  obigen  Vorschriften  iuris 
civilis  corrigendi  gratia  Platz,  berufen,  die  alte  Executionsmo- 
dalität  zu  beschränken,  wie  zu  beseitigen. 

Dahingegen  tritt  wiederum  in  die  Richtung  des  rutiliani- 
schen Edictes,  nicht  aber  der  obigen  Rechtsordnungen  ein 

D.  das  jüngste  prätorische  Edict, 
welches,  für  die  Executionsklagen  die  legis  actio  per  manus  in- 
jectionem  beseitigend  und  an  deren  Stelle  eine  gewöhnliche  ex- 
traordinaria  cognitio  setzend  ,  dagegen  dem  Reklagten  die  Ver- 
pflichtung auferlegte,  dem  Kläger  eine  satisdatio'  iudicatum  solvi 
zu  leisten73),  und  welches  nun  für  den  Fall  von  deren  Nicht- 
leistung dem  Kläger  die  missio  in  bona  rei  possidendae  venden- 
daeque  causa  freistellt  und  weiterhin  dann  den  Verkauf  solchen 
Vermögens  bei  missio  in  bona  vivi  nach  Ablauf  der  dreissigtägi- 
gen  Frist ,  bei  missio  in  bona  mortui  nach  Ablauf  der  zwanzig- 
tägigen Frist  (A.  41)  anordnet: 

Gai.  111,  78:  bona  —  veneunt — vivorum,  velut  —  iudicatorum 
post  tempus,    quod   eis   partim   lege  XII  labularum 74), 
partim  ediclo  praetoris  ad   expediendam  pecuniam  tri— 
builur. 
Denn  durch  diese  Vorschrift  wurde  die  civile  Execution  in  kei- 
ner Weise  betroffen  und  weder  abgeändert,   noch  aufgehoben; 
vielmehr  nahm  die  letztere,  insoweit  sie  überhaupt  noch  Platz 
griff,  unverändert  ihren  Verlauf  als  domum  duclio,  wie  addictio, 
und  lediglich  die  an  die  letztere  sich  anschliessende  civile  Ver- 
mögensexecution  ist  es,    welche  durch  das  obige  Edict  in  die 
Formen  und  Ordnungen  der  honorarischen  Vermögensexeculion 
übergeleitet  wird. 


73)  Gai.  IV,  25:  iudicatus  et  is,  pro  quo  depensum  est,  —  vindicem 
dare  debebant  et,  nisi  darent,  domum  ducebantur;  istaquc,  quamdiu  legis 
actiones  in  usu  erant,  semper  ita  observabantur;  unde  nostris  tempori- 
bus  is,  cum  quo  iudicati  depensive  agitur,  iudicatum  solvi  satisdarc  cogi- 
tur;  I0u2:  propter  genus  actionis  satisdatur  — ,  velut.  iudicati  depensive 
aut  cum  de  moribus  mulieris  agetur. 

74)  Das  lege  XII  tabularum  ist  gesagt  im  Hinblick  auf  die  Frist  von 
30  Tagen,  welche  die  XII  Tafeln  zwischen  dem  Richterurtheile  und  der 
actio  iudicati  setzen  :  s.  oben  unter  B. 


117 

Und  ähnlich  ist  solches  der  Fall,  wenn  die  Verpflichtung 
zur  satisdatio  iudicatum  solvi  auch  auf  die  actio  de  moribus  mu- 
lieris  übertragen  worden  war  (A.  73)  :  denn  auch  hier  greift 
bei  Nichtbestellung  solcher  Sicherheit  die  missio  in  bona  rei 
possidendae  vendendaeque  causa  und  nach  dreissigtägiger  Frist 
der  Verkauf  des  Vermögens  Platz  ,  während  nach  ergangener 
richterlicher  Verurtheilung  und  nach  erhobener  actio  iudicati 
die  civile  Personalexecution  selbstständig  wider  die  Schuldnerin 
ihren  Gang  nimmt,  dafern  der  Gläubiger  sei  es  aus  der  bestell- 
ten, sei  es  bei  nicht  geleisteter  satisdatio  nicht  volle  Befriedigung 
wegen  seiner  Forderung  erlangt  hat. 

VII. 
Das  Edict  Diocletian's  v.  294  n.  Chr. 
Unter  den  Beschränkungen  ,  wie  solche  aus  dem  prätori- 
schen  Edicle  und  der  lex  Julia  iudiciorum  privatorum  unter  VI 
B.  und  G.  sich  ergeben,  erhielt  sich  die  alte  civile  Execution  der 
XII  Tafeln  und  der  lex  Poetelia  bis  zu  Ausgang  des  dritten  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  in  Bestand.  Denn  wenn  wir  allerdings  dem 
Ausspruche  begegnen  von 

Tert.  apol.  I  :  crudelitas  (i.  e.  in  partes  sectio)  postea  erasa  est 
et  in  pudoris  notam  capitis  poena  conversa  :  bonorum 
adhibita  proscriptione  suffundere  maluit  hominis  sangui- 
nem,  quam  offundere, 

so  darf  aus  dieser  Sentenz  eine  völlige  Beseitigung  der  Personal- 
execution um  so  weniger  gefolgert  werden,75)  als  dasGegentheil 
bekundet  wird  von 

Sev.  Alex,  im  C.  Just.  VII,  71,  I  v.  J.  223  :  qui  bonis  cesserint, 
nisi  solidum  creditor  reeeperit,  non  sint  liberati.  In  eo 
enim  tantum  hoc  benelicium  eis  prodest;  ne  iudicati  de- 
trahantur  in  carcerem. 

Vielmehr  erfolgte  die  völlige  Aufhebung  der  Personalexecution 

erst  durch  ein  Edict  von 

Diocl.  et  Max.  im  C.  Just.  IV,  10,  12  v.  J.  294  :  ob  aes  alienum 
servire  liberos  creditoribus  iura  compelli  non  patiuntur, 


75)  Tertullian  starb  um  230,  hat  aber  nicht  bis  zu  seinem  Tode  ge- 
schriftstellert:  seine  datirbaren  Schriften  fallen  zwischen  199  und  212: 
Teuffei,  Gesch.  der  röm.  Litteratur  §  373. 


118 

eine  Verordnung  ,  welche  mit  Rücksicht  auf  das  in  der  lex  Poe- 
telia Papiria  verordnete  addictum  servire,  douec  solvent  und 
auf  die  entsprechende  ,  in  der  Lilteratur  auftretende  Redewen- 
dung des  liberum  servire  solches  liberum  servire  für  die  Zu- 
kunft verbot  und  damit  nicht  allein  die  addictio,  sondern  wohl 
auch  die  domum  duetio  aufhob  und  auf  die  Vermögensexecution 
allein  den  Gläubiger  verwies.  76) 

Und  mit  diesem  Edicte  Diocletiaus  gelangle  denn  nun 
die  rechtshislorische  Entwickelung  zu  einem  Ziele,  welches  zu 
erreichen  Jahrhunderte  hindurch  in  dem  Ringen  und  Kämpfen 
der  politischen  Partheien  erstrebt  worden  war  :  es  ward  die  Re- 
seitigung  oder  die  Milderung  der  Personalexecution  ebenso  in 
den  ältesten  Zeiten  von  den  Plebejern  angestrebt,  wie  in  der 
späteren  Republik  von  den  Populären  gefordert.  Denn  was  ins- 
besondere den  letzteren  Moment  betrifft,  so  werden  die  mannich- 
fachen  bezüglichen  Anforderungen,  welche  von  der  Popularen- 
Parthei  im  ausgehenden  siebenten  Jahrhunderte  d.  St.  erhoben 
wurden,  in  der  so  bemerkenswerthen,  aus  Licinius  Maser  ent- 
lehnten Passage  bei  Dion.  V,  64 — 69  entwickelt:  einerseits  in 
c.  64  das  Postulat,  es  möge  den  Verschuldelen  durch  Gesetz  ein 
Schuldenerlass  ertheilt  werden  —  eine  Anforderung,  die  auch  in 
der  lex  Cornelia  de  novis  tabulis  v.  J.  707  sich  geltend  machte,  — 
und  andererseits  in  c.  69  die  Vorschläge,  dass  die  Personalexe- 
cution völlig  abgeschafft  werde  und  lediglich  auf  die  Vermögens- 
execution die  Gläubiger  zu  beschränken  seien ,  oder  dass  die 
Schulden  der  Zahlungsunfähigen  ausderStaatscasse  zu  bezahlen, 
die  addicti  aber  gegen  servi  publici  auszuwechseln  und  frei  zu 
geben  seien,  Anforderungen,  welche  Licinius  überdem  durch 
die  Aufstellung  7-  .  .    'erstülzen  suchte,  es  habe  bereits  Servius 

■ » IST'    0 1>  ,- 

'  ■•  Jvcuw 
76)  Von  Rudorff  in  Zeitschr.  für  geschieht!.  Ucchlswissensehafl  184s 
XIV,  308  f.  wird  liberi  im  Sinne  von  Kinder,  nicht  aber  der  Freien  ge- 
nommen. Allein  es  sprechen  dagegen  nicht  nur  die  obigen  Momente, 
sondern  auch  der  Gebrauch  des  Wortes  liberi  ohne  nähere  Bestimmung : 
denn  hätten  damit  die  Kinder  bezeichnet  werden  sollen,  so  müsste  liberi 
debitoris  gesagt  werden,  entsprechend  wie  in  Nov.  Just.  134  c.  7  :  t«  lixva 
rGiv  x(ie(x)OTovi'TU)v ,  oder  eine  andere  die  Unbestimmtheit  beseitigende 
Wendung  gebraucht  sein,  wie  z.  B.  Paul.  3  Sent.  (D.  XX,  3,  5)  :  creditor, 
qui  sciens  filium  familias  a  parente  eius  pignori  aeeepit,  relegatur.  An- 
drerseits ergeben  diese  letzleren  beiden  Gesetze  nichts  für  die  Auffassung 
Rudorff s:  sie  handeln  nicht  von  der  Hülfsvollstreckung  des  Gläubigers, 
sondern  von  der  Verpfändung  der  Kinder  Seitens  des  Schuldners. 


_     119     — - 

Tullius  ebenso  für  die  insolventen  Bürger  einen  Schulderlass 
verfügt,  wie  aber  auch  die  Abschaffung  der  Schuldhaft  durch- 
geführt. 7") 

Allein  erst  durch  August  wurde  in  der  lex  Julia  iudiciorum 
privatorum  die  Personalexecution  in  durchgreifender  Maasse  in 
ihrer  Anwendung  beschränkt,  bis  dann  endlich  durch  Diocletian 
deren  völlige  Aufhebung  erfolgte  und  alleinig  das  Vermögen  als 
ExecutionscLject  anerkannt  ward. 78  Lediglich  in  Betreff  der 
fiscalisehen  Schuldner,  wie  der  Einnehmer  fiscal ischer  Leistun- 
gen 7il)  ward  die  Bechtsordnung  der  lex  Julia  über  die  cessio 
bonorum  redintegrirt :  die  Personalexecution  für  die  Fälle  ver- 
schuldeter Insolvenz  von  Neuem  eingeführt  von 

Gratian.  Valentin,  und  Theod.  im  C.  Th.  IV,  20,  1  v.  J.  379: 
ne  quis  omnino  vel  fisei  debitor  vel  alienae  rei  in  auro 
atque  in  argento  diversisque  mobilibus  retentator  ac  de- 
bitor bonorum  faciens  cessionem  liberum  a  repetitione 
plenissima  nomen  effugiat,  sed  ad  redhibitionem  debitae 
quantitatis  congrua  atque  dignissirna  suppliciorum  acer- 
bitate  cogatur,  nisi  forte  propriorum  dilapidationem  bo- 
norum aut  latrociniis  abrogatam  aut  fortasse  naufragiis 
incendioque  conflatam  aut  quolibel  maioris  impetus  in- 
fortunio  atque  dispendio  docuerit  afflictam, 

eine  Vorschrift,   die  jedoch  von  Justinian  in  Nov.  135  (v.  536) 

wieder  aufgehoben  ward. 

Im  Uebrigen  ist  die  obige  historische  Entwicklung  für 
Italien  allein,  nicht  dagegen  auch  für  die  Provinzen  maassge- 
bend.  indem  hier  die  Verhältnisse  eigenarti"  wie  verschieden 
sich  gestalten.     Immerhin  aber  nehmeji.3  :  qn   iev  dieselben  im 

77)  Ersteres  bei  Dion.  V,  9.  10.  11,  letzteres  das.  9.1t;  vgl.  Voigt 
Leges  regiae  A.  4  03. 

78)  Vgl.  auch  Nov.  Justn.  4  c.  3  pr.    v.  53Ü). 

79)  Diese  Interpretation  giebt  Gothofredus  in  h.  1.  dem  Gesetze ;  und 
sie  allein  ist  sprachlich,  wie  sachlich  begründet  gegenüber  der  Thatsache, 
dass  das  jüngere  Recht  keine  Spur  der  Personalexecution  wegen  privater 
Schuldforderungen  erkennen  lässt:  vgl.  z.  B.  Liban.  Or.  nEQi  zw  dea^uj- 
iwv,  wie  gegenüber  dem  Gesetze  von  Valent.  Theod.  und  Are.  im  C.  Th. 
IX,  11,  1  v.  388:  si  quis  posthac  reum  privato  carceri  destinaril  ,  reus 
maiestatis  habealiir;  nur  in  Alexandria  galt  ein  Sonderrecht,  welches  Zeno 
im  C.   Just.  IX,  .1,  1    \.  J.  480  aufhob. 


120 

grossen  Ganzen  den  Verlauf,  dass  die  Personalexecution  in  der 
Zeit  der  Republik  auch  dort  zur  Anwendung  gelangt, 80)  in  der 
Kaiserzeit  aber  beschrankt  oder  aufgehoben  wird.81) 


80)  So  werden  in  Asia,  Aegypto  und  Illyrico  addicti  erwähnt  von 
Varr.  RR.  I,  17,  2.  Und  dies  wird  bestätigt  für  Asia:  Diod.  Sic.  XXXVII, 
5,  4  v.  J.  654.  App.  Mithr.  58  v.  J.  665.  Plut.  Luc.  20  v.  684.  Cic.  p.  Flacc. 
20,  48  v.  692.  —  In  Aegyptus  ist  die  Personalexecution  von  Alters  her 
unbekannt:  Diod.  Sic.  I,  79;  etwa  unter  Cäsars  Einfluss  während  seines 
Aufenthaltes  in  Aegypten  im  J.  706  erfolgt  hier  die  Einführung  der  Per- 
sonalexecution, welche  Varr.  I.  c.  bekundet;  dann  wird  dieselbe  aufge- 
hoben von  August  mit  Ausnahme  der  xaxovqyoi  d.  i.  der  Privatdelicts- 
Schuldner,  wie  auch  der  fiscalischen  Schuldner :  Edict.  Tiberii  Alexandri, 
praef.  Aegpt.  unter  Galba  in  C.  I.  Gr.  no.  4957  lin.  16  —  18  vgl.  Rudorff  im 
Rhein.  Mus.  f.  Phil.  1828  II,  161  ff. 

81)  Vgl.  A.  80.  Von  Carus  und  Numerianus  ward  die  cessio  bonorum 
auf  die  Provinzen  übertragen  :  Diocl.  et  Max.  in  C.  Just.  VII,  71,  4  v.  259  : 
legis  Juliae  de  bonis  cedendis  beneficium  constitutionibus  divorum  nostro- 
rum  parentium  ad  provincias  porrectum  esse ,  ut  cessio  bonorum  ad- 
mittatur,  notum  est. 


Druck  von  lireitkopf  &  Barte]  in  Leipzig. 


BERICHTE 


ÜBER  DIE 


VERHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICH  SÄCHSISCHEN 

GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  LEIPZIG. 


PHILOLOGISCH  -  HISTORISCHE   (LASSE. 

FÜNFUNDDRELSSR1STER  BAND. 

1883. 

MIT    DR  Dl   TAFELN. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 


INHALT. 


Seite 
G.  Voigt,    Über   die    Lucretia- Fabel    und    ihre   literarischen    Ver- 
wandten             1 

K.   B  rüg  mann,   Über  <?pa,  dp,   pd  und  litauisch  ir 37 

Fleischer,   Beiträge  zur  arabischen  Sprachkunde.      (Neunte    Fort- 
setzung)  71 

.Milchsack,   Zwei  neuaufnefundene  Bruchstücke  einer  Handschrift 

der  Gedichte  Walther's  v.   d.  Yogelweide 145 

H.   Heydemann,    Analekten   zu    den    Kunstdarstellungen    aus   der 
Niobesage.     Mit  3  Tafeln 159 

K.   Brugmann,   Zur  Syntax  der  indogermanischen  Sprachen,  beson- 
ders des  Griechischen 169 


Protector  der  Königlich  Sächsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


Ehrenmitglied. 


Seine  Excellenz  der  Staatsminister  des  Cultus  und  öffentlichen 
Unterrichts,   Herr  Carl  Friedrich  von  Gerber. 


Ordentliche  einheimische  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Geheimer  Hofrath  Friedrich  Zarncke  in  Leipzig,    Secretär 
der  philol.-histor.  Classe. 

-  Professor  Adolf  Ebert  in  Leipzig,   stellvertretender  Secretär 

der  philol.-histor.  Classe. 

-  Geheimer  Hofrath  Georg  Curtius  in  Leipzig. 
Professor  Georg  Ebers  in  Leipzig. 

Alfred  Fleckeisen  in  Dresden. 

Geheimer  Hofrath  Heinrich  Leberecht  Fleischer  in  Leipzig. 
Professor  Gustav  Hartenstein  in  Jena. 
Hofrath  Max  Heinze  in  Leipzig. 

1883. 


II 


Herr  Geheimer  Hofrath  und  Universitäts-Oberbibliothekar  Chri- 
stoph Ludolf  Ehrenfried  Krehl  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Ludwig  Lange  in  Leipzig. 

-  Professor  August  Leskien  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Johannes  Adolph  Overbeck  in  Leipzig. 

-     Otto  Ribbeck  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath   Wilhelm  Röscher  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Anton  Springer  in  Leipzig. 

-     Johann  Ernst  Otto  Stobbe  in  Leipzig. 

-  Professor  Georg  Voigt  in  Leipzig. 

-  - Moritz  Voigt  in  Leipzig. 

-     Ernst  Windisch  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder  der  philologisch- 
historischen Classe. 

Herr  Professor  Johann  Gustav  Droysen  in  Berlin. 

-     Hermann  Alfred  von  Gutschmid  in  Tübingen. 

-     Theodor  Mommsen  in  Berlin. 

-  Geheimer  Regierungsrath  Hermann  Sauppe  in  Göttingen. 

-  Kirchenrath  Eberhard  Schrader  in  Berlin. 

-  Professor  Gustav  Seyffarth  in  New-York. 


Ordentliche  einheimische    Mitglieder   der  mathematisch- 
physischen Classe. 

Herr    Geheimer    Hofrath    Carl    Friedrich    Wilhelm    Ludwig    in 
Leipzig,   Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Professor    Adolph    Mayer     in    Leipzig,     stellvertretender 

Secretär  der  mathem.-phys.   Classe. 

-  Professor  Christian   Wilhelm  Braune  in  Leipzig. 


III 

Herr  Oberbergrath  Hermann  Credner  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Rath  Moritz  Wilhelm  D robisch  in  Leipzig. 

-  Professor  Gustav  Theodor  Fechner  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrat h   Wilhelm  Gottlieb  Hankel  in  Leipzig. 

-  Professor   Wilhelm  His  in  Leipzig. 

-     Felix  Klein  in  Leipzig. 

-     Johann  August  Ludwig  Wilhelm  Knop   in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  Hermann  Kolbe  in  Leipzig. 

-     Rudolph  Leuckart  in  Leipzig. 

-  Professor  Carl  Neumann  in  Leipzig. 

-     Wilhelm  Scheibner  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Hofrath  August  Schenk  in  Leipzig. 

-     Oskar  Schlömilch  in  Dresden. 

-     Gustav   Wiedemann  in  Leipzig. 

Professor   Wilhelm    Wundt  in  Leipzig. 

-  Geheimer  Bergrath  Ferdinand  Zirkel  in  Leipzig. 


Ordentliche  auswärtige  Mitglieder   der  mathematisch- 
physischen  Classe. 

Herr  Professor  Heinrich  Richard  Baltzer  in  Giessen. 

-  Geheimer   Hofrath   Carl  Gegenbaur   in    Heidelberg. 

-  Professor  Adalbert  Krüger  in   Kiel. 

-  Regierungsrath    Samuel    Friedrich    Nathanael  v.   Stein    ii 

Prag. 

-  Geheimer  Hofrath   Wilhelm   Weber  in  Göttingen. 


Yerzeichniss 


der  bei  der  Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften im  Jahre    1883  eingegangenen  Schriften. 


Von  gelehrten  Gesellschaften ,  Universitäten  und  öffentlichen 
Behörden  herausgegebene  und  periodische  Schriften. 

Abhandlungen  der  Kg!.  Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin.  Aus  d.  J.  4882. 
Berlin  1883. 

Sitzungsberichte  der  Königl.  Preuss.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Berlin.  1882, 
No.  39—54.   1883,  No.  1—37. 

Politische  Correspondenz  Friedrichs  d.  Gr.  Bd.  9.  10.  Berlin  1882.  83. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  Philos.-histor.  Cl.  Bd. 
100  (1882),   Heftl.  2.   Bd.  101   (1882),   Heftl.  Wien  1882. 

Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wiss.  Mathem.-naturwiss.  Cl.  Bd.  85 
(1882),  Abth.  I,  Heft  1—5.  Abth.  II,  Heft  3—5.  Abth.  III,  Heft  1—5. 
Bd.  86  (1882),  Abth.  II,  Heft  1.  Abth.  III,  Heft  1.  2.  Wien  1S82.  — 
Register  zu  den  Bänden  81—85  (X).  Wien  1882. 

Anzeiger  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Wien.  Math.-phys.  Cl.  Jahrg. 

1882,  No.  23—28.  Jahrg.  1883,  No.  1—25. 

Almanach  d.  Kaiserl.  Akad.  d.  Wiss.  1882.  Jahrg.  32.  Wien  1882. 

Archiv  für  Österreich.  Geschichte.    Herausg.  v.  der  zur  Pflege  Vaterland. 

Geschichte  aufgestellten  Commission  der  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch. 

Bd.  64,  1.  Hälfte.  Wien  1882. 
Verhandlungen  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrgang  1882,  No.  12 

—  18.  Jahrg.  1883,  No.  1—9. 

Jahrbuch  d.  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt.  Jahrg.  1882,  Bd.  32,  No.  4. 
Jahrg.  1883,  Bd.  33,  No.  1—3.  Wien  1882.  83. 

Mittheilungen  der  k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien.  18S2.  Bd.  25 
(N.  F.   Bd.  15).  Wien  1882. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch- botanischen  Gesellschaft  in  Wien. 
Jahrg.  1882.  Bd.  32.   Wien  1883. 

Abhandlungen  der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  6.  Folge. 
Bd.  11,  vom  J.  1881  und  1882.   Prag  1882. 

Jahresbericht  der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  ausge- 
geben am  17.  Juni  1881.   Prag  d.  J. 


Sitzungsberichte   der  k.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften    in 
"Prag.   Jahrg.  1881.   Prag  1882. 

Astronomische,  magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  an  der 
k.  k.  Sternwarte  zu  Prag  im  J.  1882.  Jahrg.  43.  Hrsg.  von  C.  Horn- 
stein.  Prag  1883. 

Personalstand  der  k.  k.  Deutschen  Karl-Ferdinands-Universität  zu  Prag  zu 
Anfang  d.  Studienj.  1883/84.   Prag  1883. 

Zwanzigster  Jahresbericht  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in 
Böhmen.  Für  das  Yereinsjahr  1881 — 82.  Prag  1882. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 
Jahrg.  21,  No.  1—4.  Prag  18S2.  83.  —  Lohr,  0.,  Register  zu  Bd. 
1 — 20  der  Mittheilungen.  Prag  188-2 

Mitglieder-Verzeichniss  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böh- 
men.  1882. 

Lotos.  Jahrbuch  für  Naturwissenschaft.  Im  Auftrag  des  Vereines  »Lotos« 
hrsg.  von  Ph.  Knoll.  N.  F.  Bd.  3  und  4  (der  ganzen  Reihe  31.  u. 
32.  Bd.;.   Prag  1883. 

Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen.  Hrsg.  von  dem 
historischen  Vereine  für  Steiermark.  Jahrg.  19.  Graz  1883. 

Mittheilungen  des  histor.  Vereines  für  Steiermark.   H.  31.   Graz  1883. 

Krones  Ritter  von  Marchland,  Festrede  aus  Anlass  der  600 jähr. 
Habsburg-Feier  der  Steiermark  gehalten  in  der  Festversammlung  d. 
histor.  Vereines  am  30.  Juni  1883.   Graz  d.  .T. 

Viestnik  Hrvatskoga  arkeologickoga  Druztva.  Godina  5,  Br.  1 — 4.  U  Za- 
grebu  1883. 

Personalstand  u.  Ordnung  d.  öffentl.  Vorlesungen  an  der  k.  k.  Franz-Josefs- 
Universität  zu  Czernowitz  im  Winter-Sem.  1883/84. 

Erdölyi  Muzeum.  Az  Erd.  Muzeum  egylet  tört.  szakosztälyänak  közlönye. 

Szerkesti    Finäly  Henr.  IX.    evfolyam  (1882),  sz.  9.   10.    Kolozs- 

värt  d.  J. 
Abhandlungen  der  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.    Bd.  16 

(in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  der  LVli.  Bd.),  Abth.  2.  3.    Bd.  17    in  d. 

Reihe  d.  Denkschr.  d.  LVIII.  Bd.),  Abth.  1.  München  1882.  83. 

Abhandlungen  der  mathem.-plrysik.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch. 
Bd.  14  (in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  d.  L.  Bd.),  Abth.  2.  München  1883. 

Abhandlungen  der  philosoph.-philolog.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wis- 
sensch. Bd.  16  (in  d.  Reihe  d.  Denkschr.  d.  LV.  Bd.),  Abth.  3.  Mün- 
chen 1S82. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  München.    Jahrg.  1882,  °H.   5.    Jahrg.  1883,"  H.  1.  2.    München 

1882.  83. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  histor.  Cl.  der  k.  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  zu  München.  Jahrg.  1882,  Bd.  2,  H.  2.  3.  Jahrg.  1883, 
H.  1—3.  München  1882.  83. 

Kuhn,  E.,  Ueber  Herkunft  u.  Sprache  d.  transgangetischen  Völker.  Fest- 
rede z.  Vorfeier  des  Allerh.  Geburts-  u.  Namensfestes  S.  M.  Lud- 
wigs II.  Königs  von  Bayern  gehalten  in  d.  öffentl.  Sitzung  der  k. 
bayer.  Akad.  d.  Wiss.  am  25.  Juli  1881.  München  1883. 

Stieve.  Fei.,  Churfürst  Maximilian  I.  von  Bayern.  Festrede  z. Vorfeier  des 
Allerh.  Geburts-  u.  Namensfestes  S.  M.  Ludwigs  II.  Königs  v.  Bayern 


VI       

gehalten  in   der  öffentl.  Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.   am 
29.  Juli  1882.   München  4  882. 

Wölfflin,  Edu.,  Gedächtnissrede  auf  Karl  v.  Halm,  gehalten  in  d.  öffentl. 
Sitzung  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  zur  Feier  ihres  124.  Stiftungs- 
tages am  28.  März  1883.  München  1883. 

Vierundzwanzigste  Plenarversammlung  der  histor.  Commission  bei  der  k. 
bayer.  Akad.  d.Wissensch.   Bericht  des  Secretariats.  München  4  883. 

Die  historische  Commission  bei  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  1858 — 
1883.  Eine  Denkschrift.  München  1883. 

Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen  der  k.  Sternwarte  bei 
München.  Jahrg.  1882.  München  1883. 

Abhandlungen  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 
Bd.  29,  aus  d.  J.  1882.  Göttingen  1882. 

Nachrichten  von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  der 
Georg-Augusts-Universität  aus  d.  J.  1882.  Göttingen  d.  J. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Im  Auftrag  d.  Oberlausitz.  Gesellsch.  d. 
Wissensch.  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Schönwälder.  Bd.  58.  Bd.  59, 
H.  1.   Görlitz  1882.""  83. 

Zeitschrift  des  k.  sächsischen  statistischen  Bureaus.  Redig.  v.  V.  Böhmert. 
Jahrg.  28  (1882),   H.  1  —  4.  Jahrg.  29  (1883),  H.  1.  2.  Dresden  1883. 

Jahrbuch  des  k.  sächsischen  meteorologischen  Institutes.  4883,  Lief.  1. 
Leipzig  1883. 

Dekadenbericht  des  k.  sächsischen  meteorologischen  Institutes.  1883, 
No.  24—31. 

Vierteljahrsschrift  der  astronom.  Gesellschaft.  Jahrg.  18,  H.  4 — 3.  Leip- 
zig 4  883. 

Auwers,  A. ,  Mittlere  Oerter  von  83  südlichen  Sternen  für  4875.0  zur 
Fortsetzung  d.  Fundamental-Catalogs  f.  d.  Zonen-Beobachtungen  d. 
astronom.  Gesellschaft.  Publication  d.  astronom.  Gesellsch.  XVII. 
Leipzig  4  883. 

Sitzungsberichte  der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Leipzig.  Jahrg.  IX 
(1882).   Leipzig  4883. 

Codex  diplomaticus  Saxoniae  Regiae.  Im  Auftrag  der  kgl.  Sachs.  Staats- 
regierung herausg.  von  0.  Posse  und  H.  Ermisch.  II.  Haupt- 
theil,  Bd.  7  (Urkundenbuch  der  Städte  Kamenz  und  Löbau,  herausg. 
von  H.  Knothe.  Bd.  4  2  (Urkundenbuch  d.  Stadt  Fi eiberg  in  Sachsen, 
herausg.  von  H.  Ermisch.  Bd.  4).  Leipzig  4883. 

Kgl.  Sächsisches  Polytechnikum  zu  Dresden.  Ergänzung  zum  Programm  f.d. 
Studienjahr  4  882/83,  enthalt,  d.  Verzeichniss  d.  Vorlesungen  f.  d. 
Sommersem.  4  883!  —  Programm  f.  d.  Studienjahr,  bezieh.  Winter- 
sem. 1883/84.  —  Regulativ  für  die  Diplomprüfungen  am  K.  Poly- 
technikum. Dresden  1883. 

Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  Natur-  u.  Heilkunde  in  Dresden.  Sitzungs- 
periode 1882—83.  Dresden  1883. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  der  naturwissenschaftl.  Gesellschaft 
Isis  in  Dresden.  Herausg.  v.  C.  Bley.  Jahrg.  1882,  Juli — Dec.  Jahrg. 
1883.,  Jan.— Juni.  Dresden  1883. 

Jahresbericht  der  Fürsten-  u.  Landesschule  Meissen  vom  Juli  1882  —  Juli 
1883.  Meissen  1883. 


VII       

Bericht  über  die  im  Jahr  1882  den  Herzogl.  Sammlungen  zugegangenen 
Geschenke.  Gotha  1883. 

Pertsch,  Wilh.,  Die  arabischen  Handschriften  der  Herzogl.  Bibliothek  zu 
Gotha.  Auf  Befehl  S.  H.  des  Herzogs  Ernst  II.  von  Sachsen-Coburg- 
Gotha  verzeichnet.  Bd.  4,   H.  2.   Gotha  1883. 

Zuwachs  der  Grossherzogl.  Bibliothek  zu  Weimar  in  d.  Jahren  1881  u.  1882. 
Weimar  1883. 

Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Jahrg.  XV, 
No.  18.  19.  Jahrg.  XVI,   Xo.  1-17.  Berlin  1882.  83. 

Für  twän  gier,  A.,  Der  Goldfund  von  Vettersfelde.  4  3.  Programm  zum 
Winckelmannsfeste  der  Archaeologischen  Gesellschaft  zu  Berlin. 
Berlin  1883. 

Publicationen  des  Astrophysikalischen  Observatoriums  zu  Potsdam.  Bd.  3. 
Potsdam  1883. 

Sechzigster  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur.  Enthält  den  Generalbericht  über  die  Arbeiten  und  Verände- 
rungen der  Gesellschaft  im  J.  1882.  Breslau  1883. 

Xova  Acta  Academiae  Carolinae  Leopoldinae  Caesareae  German.  naturae 
curiosorum.   T.  44.   Halis1883. 

Leopoldina.  Amtliches  Organ  der  kais.  leopoldinisch-carolinisch-deutschen 
Akademie  der  Naturforscher.  Heft  XVIII,  No.  23.  24.  Heft  XIX, 
No.  1—20.  Halle  1883. 

Abhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle.  Bd.  15,  H.2 — 4. 
Bd.  16,    H.  1.   Halle  1881—83. 

Bericht  über  die  Sitzungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle  im 
.1.  1880.  1881.  1882. 

Zeitschrift  f.  d.  gesammten  Naturwissenschaften,  redig.  von  C.  G.  Giebel. 
Dritte  Folge.  1881.  Bd.  6  (der  ganzen  Reihe  54.  Bd.).  Berlin  1881. — 
Zeitschrift  für  Naturwissenschaften.  Originalabhandlungen  u.  Be- 
richte. Hrsg.  vom  Naturwiss.  Verein  f.  Sachsen  und  Thüringen  in 
Halle.  4.  Folge  (Fortsetzung  d.  Zeitschrift  f.  d.  gesammten  Natur- 
wiss.), Bd.  I,  1882  (d.  ganzen  Reihe  55.  Bd.).  Bd.  2,  1883  d.  ganzen 
Reihe  56.  Bd.),   H.  1—4.  Berlin  u.  Halle  1882.  83. 

Schriften  der  Universität  zu  Kiel  aus  d.  J.  1881/82.  Bd.  28.  Kiel  1882.  — 
Chronik  d.  Universität  Kiel  1882;  Verzeichniss  d.  Vorles.,  Winter 
1882  83,  Sommer  1883;  Personalverz.  Sommer  1882,  Wint.  1882/83. 
Blass,  De  Gemino  et  Posidonio.  Ders.,  Einiges  a.  d.  Geschichte 
d.  Astronomie  im  Alterthum.  17  Inaug.-Dissertationen. 

Ergebnisse  der  Beobachtungsstationen  an  den  deutschen  Küsten  über  die 
physikalischen  Eigenschaften  der  Ostsee  u.  Nordsee  u.  die  Fischerei. 
Jahrg.   1882,  Heft 'l— 9.  Berlin  1883. 

Vierter  Bericht  der  Commission  zur  wissenschaftlichen  Untersuchung  der 
deutschen  Meere  in  Kiel,  für  die  Jahre  1877—81.  Jahrg.  VII — XI. 
Abth.  2.  Berlin  1883. 

Schriften  der  physikal. -ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg.  Jahrg. 
23  (1882),  Abth.  1.  2.  Königsberg  1882.  83. 

Beiträge  zur  Naturkunde  Preussens.  Hrsg.  von  der  K.  physikal. -ökono- 
mischen Gesellschaft  zu  Königsberg.    I — 5.   Königsberg  1868 — 82. 

31.  u.  32.  Jahresbericht  der  Naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Hannover  f. 
d.  Geschäftsjahre  1880—82.  Hannover  1883. 


VIII      

Jahresbericht  des  physikal.  Vereins  zu  Frankfurt  a.M.  für  das  Rechnungs- 
jahr 1881—1882.   Frankfurt  a.  M.  1883. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande.  H.73 — 75. 
Bonn  1882.  83. 

10.  Jahresbericht  des  Westfälischen  Provinzial-Vereins  für  "Wissenschaft  u. 
Kunst  pro  1881.  1 1 .  Jahresbericht  pro  1882.   Münster  1  882.  83. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicinischen  Societät  in  Erlangen.  Heft  14 
(Nov.  1881— Aug.  1882).    Erlangen  1882. 

Jahresbericht  der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Nürnberg.  1882.  Nürn- 
berg 1883. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Organ  des  Germanischen  Mu- 
seums. N.  F.  Jahrg.  29.  Nürnberg  1882.  —  28.  Jahresbericht  des 
Germanischen  Nationalmuseunis. 

Festschrift  zur  dritten  Säcularfeier  der  Alma  Julia  Maximiliana  gewidmet 
von  der  Medicinischen  Facultät  Würzburg.  Bd.  1.  2.  Leipzig  1882. 

Verzeichniss  d.  Vorlesungen  welche  an  der  K.  Bayer.  Julius-Maximilians- 
Universität  zu  Würzburg  im  Sommer-Sem.  1883  gehalten  werden. 

Sitzungsberichte  der  physikal. -medicin.  Gesellschaft  in  Würzburg.    Jahrg. 

1882.  Würzburg  1882. 
Verhandlungen   der  physikal.- medicin.  Gesellschaft-  in  Würzburg.    N.  F. 

Bd.  17.  Würzburg  1883. 
Württembergische   Vierteljahrshefte   für  Landesgeschichte.    Herausg.  von 

d.  Kgl.  Statist.-topogr.  Bureau.   Jahrg.  5  (1882),   H.  1— 4.   Stuttgart 

1882. 

21 .  und  22.  Bericht  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heil- 

kunde.  Giessen  1882.  83. 

22.  und  23.  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Offenbacher  Vereins  für  Natur- 

kunde in  d.  Vereinsjahren  1880 — 82.  Offenbach  1883. 

Verhandlungen  des  naturhistor. -medicin.  Vereins  zu  Heidelberg.  N.  F. 
Bd.  3,  H.  2.  Heidelberg  1882. 

Verhandlungen  der  Schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Lin- 
thal  d.  11 — 13.  Sept.  1882  (65.  Jahresversammlung).  Jahresbericht 
1881/82.   Glarus  1882. 

Archives  des  sciences  physiques  et  naturelles,  Nov.  1882:  Compte-rendu 
des  travaux  presentes  ä  la  65.  Session  de  la  Sociele  Helvetique  des 
sciences  naturelles  reunie  ä  Linthal  les  11 — 13.  sept.  1882.  Geneve 
1882. 

Neue  Denkschriften  der  allgemeinen  Schweiz.  Gesellschaft  f.  die  gesanimten 
Naturwissenschaften.  Bd.  28,  Abth.  3.  Basel  1883. 

Mittheilungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern  aus  d.  J.  1882. 
H.1.  2  (No.  1030  — 1056).  1883,  H.  1  (No.  1  057— 1063).  Bern  1882.  83. 

Elfter  u.  Zwölfter  Jahresbericht  der  historisch-antiquarischen  Gesellschaft 
von  Graubünden.  Jahrg.  1881.  1882.  Chur  d.  J. 

Jahresbericht  d.  naturforschenden  Gesellschaft  Graubündens.  N.  F.  Jahrg. 
26.  Vereinsjahr  1881/82.  Chur  1883. 

M6moires  de  la  Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle  de  Geneve. 
T.  XXVIII,  P.  1.   Geneve  1882—83. 

Bulletin  des  travaux  de  la  Societe  Murithienne    du  Valais.    Annees  1881 
et  1882.  Fase.  11.  Neuchatel  1883. 


IX       

Verhandelingen  d.  Kon.  Akad.  v.  Wetenschappen.  Afdeel.  Letterkunde. 
Deel  XV.  Amsterdam  4  883.  —  Afdeel.  Natuurkunde.  Deel  XXII. 
Amsterdam  -1 883. 

Verslagen  en  Mededeelingen  der  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  Afdeel.  Letter- 
kunde. II.  Reeks,  Deel  11.  Amsterdam  1S82.  Afdeel.  Natuurkunde. 

II,  Reeks,   Deel  17.  Amsterdam  1882.  —  Naam-  en  zaakregister  op 
de  Versl.  en  Meded.,  Afd.  Letterk.,  D.  1 — 12.  Amsterdam  1882. 

Jaarboek  van  de  Kon.  Akad.  v.  Wetensch.  gevestigd  te  Amsterdam,  voor 

1881. 

Processen-verbaal  van  de  gewone  Vergaderingen  d.  Kon.  Akad.  v.  We- 
tensch. te  Amsterdam.   Afdeel.  Natuurkunde.  Mei18S1 — April1882. 

Esseiva,  Petr.  ,  Tobiae  junioris  peregrinatio.  Carmen  praemio  aureo 
ornatum  in  certamine  poetico  Hoeufftiano.  Acced.  duo  carmina 
laudata.  Amstelod.  1882. 

Nederlandsch  kruidkundig  Archief.  Verslagen  en  Mededeelingen  der 
Nederlandsche  botanische  Vereeniging.  Ser.  II.  Deel  4,  St.  1. 
Nijmegen  1883. 

Catalogus  der  bibliotheek  van  de  Nederlandsche  botanische  Vereeniging. 
Nijmegen  1  883. 

Questions  mises  au  concours  par  la  Society  des  arts  et  des  sciences 
etablie  ä  Utrecht,   1883. 

Berigten  van  het  Historisch  Genootschap  te  Utrecht.  Deel  I,  St.  1.  2.  II,  1. 

III,  1.  2.  Y,  1.  2.  VI  (IL  Ser.,  1),  1.  2.  VII,  1.  2.   Utrecht  1846—63. 

Kronijk  van  het  Historisch  Genootschap  te  Utrecht.  Jaarg.2  (1846) — 5(1849). 
6—10  (=11.  Serie).  11—15  (III.  Ser.,  1—5).  16—20  (IV.  Ser.,  1—5). 
21—25  (V.  Ser.,  1—5).  26—31  (VI.  Ser.,  1—6).  Utrecht  1846—76. 
—  Register  v.  Jaarg.  1846 — 54,  Deel  1.  2.  Utrecht  1857. 

Codex  diplomaticus  Neerlandicus.  Uitgeg.  door  het  Historisch  Genootschap 
gevestigd  te  Utrecht.  Deel  I,  Afl.  1.  2.  IL  Ser.,  Deel  II,  1.  2.  III,  1 .  2. 

IV,  1.  2.  V.  VI.   Utrecht  1848—63. 

Register  op  de  onderwerpen  behandeld  in  de  Kronijk,  Berichten  en  den 
Codex  diplomaticus,  uitgeg.  door  het  Historisch  Genootschap  te 
Utrecht.   Utrecht  1877. 

Werken  van  het  Historisch  Genootschap  gevestigd  te  Utrecht.  N.  S.  1 — 26. 
27.  27b.  28—35.   Utrecht  1864—83. 

Bijdragen  en  Mededeelingen  van  het  Historisch  Genootschap  gevestigd  te 
Utrecht.  Deel  1—6.   Utrecht  1878— 83. 

Katalogus  der  boekerij  van  het  Historisch  Genootschap  gevestigd  te  Utrecht. 
3.  uitgave.  Utrecht  1872.  —  Supplement-Katalogus  derderde  uitgave. 
Utrecht  1882. 

Geer,  Jhr.  Mr.  B.  J.  L.  de,  De  Strijd  der  Friezen  en  Franken.  Eene  voor- 
lezing.  Uitgeg.  door  het  Historisch  Genootschap  gevestigd  te  Utrecht. 
Utrecht  1S50. 

Onderzoekingen  gedaan  in  het  Physiol.  Laboratorium  d.  Utrechtsche 
Hoogeschool.  Uitg.  door  F.  C.  Donders  en  Th.  W.  Engel- 
mann.   3.  Reeks,  VIII.   Utrecht  1883. 

Archives  neerlandaises  des  sciences  exactes  et  naturelles,  publikes  par 
la  Societe  Hollandaise  des  sciences  ä  Harlem.  T.  17,  Livr.  3 — 5. 
T.  18,   Livr.  1.  Harlem  1882.  83. 

Archives  du  Musee  Tevler.  Ser.  II,   P.  3.  Harlem  1882. 


Sande  Bakhuyzen,  H.  G.  v.  d.,  Catalogus  van  de  boeken  aanwezig  in 
de  bibliotbeek  der  Sterrenwacht  te  Leiden.  Suppl.  I:  1877  —  1.  Jan. 
1879.  II:  1879 — 1.  Juli  1882  (Bijvoegsel  bij  de  Annalen  der  Sterren- 
wacht). 's  Gravenhage  1881.  82. 

Programme  de  la  Societe  Batave  de  philosophie  experimentale  de  Rotter- 
dam,  1882. 

Becueil  des  memoires  et  des  travaux  publies  par  la  Societe  Botanique  du 
Grand-DuchedeLuxembourg.  No.  6 — 8.  1880 — 82.  Luxembourg1882. 

Annuaire  de  l'Academie  R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de 
Belgique.  1882  (Annee  XLVIII).   1  883  (Annee  XLIX).    Bruxelles  d.  J. 

Bulletins  de  l'Academie  R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de 
Belgique.  Annöe  50  (1881),  3.  Ser.  T.  1 .  2.  Annee  51  (1882),  3.  Ser. 
T.  3.  4.  Annee  52  (1883),  3.  Ser.  T.  5.  Bruxelles  d.  J.  —  Tables 
geniales  du  recueil  des  Bulletins,  II.  Ser.  T.  21—50  (1867—80). 
Bruxelles  1883. 

Memoires  de  l'Acad.  R.  des  sciences ,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de 
Belgique.  T.  43,  P.  2.   T.  44.  Bruxelles  1882. 

Memoires  couronnes  et  autres  Memoires  publ.  p.  l'Academie  R.  des  scien- 
ces, des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique.  Collection  in-8°. 
T.  31.  33 — 35.   Bruxelles  1881 — 83. 

Memoires  couronnes  et  Memoires  des  savants  etrangers,  publ.  p.  l'Acad. 
R.  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique.  T.  4  4. 
Bruxelles  1882. 

Annales  de  la  Sociöte  entomologique  de  Belgique.   T.  26.    Bruxelles  18S2. 

Bullettino  dell'  Instituto  di  corrispondenza  archeologica  per  l'anno  1882, 
No.  11.  12  (und  Elenco  de'  participanti  alla  fine  dell'  anno  1882). 
1883,  No.  1—11.  Roma  1883. 

Atti  della  R.  Accademia  de'  Lincei.  Anno  CCLXXIV  (1876—77),  Ser.  II, 
Vol.  8.  Roma  1 883.  —  Memorie  della  classe  di  scienze  fisiche,  matem. 
e  naturali.  Anno  CCLXX1X  (1  881—  82),  Ser.  III,  Vol.  11— 13.  Roma 
1882.  —  Transunti    Ser.  III.  Vol.  7,  Fase.  1—15.  Roma  1882.  83. 

Memorie  del  R.  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Classe  di  scienze 
matem.  e  naturali.  Vol.  14  (Ser.  III,  Vol.  5),  Fase.  3.    Milano  1881. 

Reale  Istituto  Lombardo  di  scienze  e  lettere.  Rendiconti.   Ser.  IL  Vol.  14. 

—  Programma  dei  concorsi  ai  premj  proposti  1882. 
Atti  della  R.  Accademia  delle  scienze  di  Torino.   Vol.  XVIII,    Disp.  1  —  7. 

Torino  1882.  83. 
Memorie   della  R.  Accademia    delle    scienze   di  Torino.    Ser.  II,    T.  34. 

Torino  1883. 
Rollettino  meteorologico  ed  astronomico  dell'  Osservatorio  della  R.  Univer- 

sitä  di  Torino.  Anno  XVII  (1882).  Parte  meteorologica.  Torino  1883. 

Annali  della  R.  Scuola  normale  superiore  di  Pisa.  Vol.  6  (Scienze  fisiche  e 
matem.,  Vol.  3).   Pisa  1883. 

Processi  verbau  della  Societa  Toscana  di  scienze  naturali  residente  in  Pisa. 
Vol.  3,  adunanza  del  1.   Luglio  1883. 

Atti  del  R.  Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  edarti.  Ser.  V.  T.  7,  Disp.  10. 

T.  8,  Disp.  1—10.  Ser.  VI.  T.  1,  Disp.  1—3.  Venezia  1880—83. 
Rowlahd,  Enr.  A.,  Relazione  critica  sulle  varie  determinazioni  dell'  equi- 

valente   meccanico    della   caloria.    Opera   premiata    dal    R.   Istituto 

Veneto  e  trad.  dall'  Inglese  p.  cura  dello  stesso  Istituto  (Appendice 

al  T.  7  della  V.  Serie  degli  Atti).  Venezia  1882. 


XI       

Memorie  del  R.  Istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Vol.  21,  P.  3. 
Venezia  1882. 

Memorie  della  R.  Accademia  di  scienze,  lettere  ed  arti  di  Modena.  Ser.  II. 
T.   I.  Modena  -1883. 

Giornale  di  scienze  naturali  ed  economiche,  pubbl.  p.  cura  della  Societä 
di  scienze  natur.  ed  econom.  di  Palermo.  Anno  15  (1880 — 82). 
Vol.  IS  (mit  Bulletino  meteorologico  del  R.  Osservatorio  di  Palermo, 
Anno  16  (1880).   Vol.  15).   Palermo  1882. 

Philosophical  Transactions  of  the  R.  Society  of  London.  For  the  year  1882. 
Vol.  173,  P.  2—4.  —  For  the  year  1883.  Vol.  174,  P.  1.  London 
1882.  83.  —  The  R.  Society,  30th  Nov.  1882  (List  of  the  members). 

Proceedings  of  the  R.  Society  of  London.  Vol.  XXXIV,  No.  221 — 23. 
Vol.  XXXV,  No.  224—26.  London  1882.  83. 

Catalogue  of  the  scientific  books  in  the  library  of  the  R.  Socieh .  Part  2. 
General  Catalogue.  London  1883. 

Proceedings  of  the  R.  Institution  of  Great  Britain.  Vol.  IX,  P.  4.  5  (No.  73. 
74).   Vol.  X,   P.  1  (No.  75).   London  1881  —  83. 

Royal  Institution  of  Great  Britain.  List  of  the  members  1882,  with  the  report 
of  the  visitors  for  1881.   London  1882. 

Proceedings  of  the  London  Mathematical  Society.  Vol.  13,  No.  186 — 88. 
193.  94.  Vol.  14,  No.  195—208.  —  List  of  members  9*h  Nov.  1882. 
London  1882. 

Journal  of  the  R.  Microscopical  Society,  containing  its  Transactions  and 
Proceedings.  Ser.  II.  Vol.  2,   P.  6.  Vol.  3,   P.  1—6.  London  1882.83. 

Catalogue  of  the  Greek  coins  in  the  British  Museum.  Thessaly  to  Aetolia. 
By  Reg.  Stuart  Poole.  London  1883.  —  The  Ptolemies,  kings  of 
Egypt.  By  Reg.  Stuart  Poole.  London  1883. 

Proceedings  of  the  Cambridge  Philosophical  Society.  Vol.  4,  P.  2 — 5.  Cam- 
bridge 1881—83. 

Transactions  of  the  Cambridge  Philosophical  Society.  Vol.  13,  P.  2.  Cam- 
bridge 1882. 

Proceedings  of  the  R.  Irish  Academy.  Ser.  IL  Vol.  2  (Polite  literature  and 
antiquitiesj,  No.  4.   Vol.  3  (Science),  No.  9.  10.  Dublin  1882.  83. 

The  Transactions  of  the  R.  Irish  Academy.  Vol.  27  (Polite  literature  and 
antiquities),  P.  5.  Vol.  28   (Science),   P.  11—13.  Dublin  1882.  83. 

The  scientific  Proceedings  of  the  R.  Dublin  Society.  N.  Ser.  Vol.  3,  P.  5. 
Dublin  1882. 

The  scientific  Transactions  of  the  R.  Dublin  Society.  Ser.  II,  Vol.  1, 
No.  15—19.  Vol.  2,  No.  2.  Dublin  1S82. 

Journal  of  the  R.  Geological  Society  of  Ireland.  Vol.  16  (N,  S.  Vol.  6),  P.2. 
1881  —  82.   London  1882. 

Journal  de  l'Ecole  polytechnique,  publ.  p.  le  Conseil  d'instruction  de 
cet  etablissement.  Cah.21 — 44.  Paris  1832 — 74.  Cah.  50— 52.  Paris 
1881.  82. 

Bulletin  de  la  Soci6te  mathematique  de  France.  T.  10,  No.  7.  T.  11, 
No.  1—4.   Paris  1882.  83. 

Comit6  international   des  poids  et  mesures.    Proces-verbaux  des  seances 

de  1882.   Paris  1883. 
Memoires  de  la  Sociötö  des  sciences  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux. 

II.  Sörie.  T.  4,   Cah.  3.   T.  5.   Cah.  1.  2.   Paris  1881.  82. 


XII       

Memoires  de  la  Society  nationale  des   sciences  naturelles   de  Cherbourg. 

T.  23  (III.  Ser.,  T.  3).  Paris  et  Cherbourg  -1881. 
Catalogue  de  la  bibliotheque  de  la  Societe  nationale  des  sciences  naturelles 

de  Cherbourg,  red.  p.  A.  Le  Jolis.  P.  I.   2    ed.  Cherbourg  1881. 

Annales  de  la  Sociöte  Linneenne  de  Lyon.  Nouv.  Sörie.  T.  29  (Annee 
1S82).  Lyon  et  Paris  1883. 

Academie  des  sciences  et  lettres  de  Montpellier.  Memoires  de  la  section 
des  lettres.  T.  7,  Fase.  1  (Annee  1882).  —  Memoires  de  la  section 
des  sciences.  T.  10,  Fase.  2  (Annee  1881).  Montpellier  1882. 

Bulletin  de  la  Societe  des  sciences  de  Nancy  (ancienne  Societe  des  sciences 

naturelles  de  Strasbourg).  Ser.  II.  T.  6,  Fase.  14.    Annee  15  (1882). 

Paris  1883. 
Discursos  leidos  ante  la  R.  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas  en 

la  reeepeion  publica  del  Arzobispo  de  Sevilla  Zefferino  Gonzalez  1883. 

Madrid  1883. 
Real  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas.    Ano  de  1883.    Madrid  d.  J. 
Estatutos  y  demas  disposiciones  legislativas  para  el  regimen  de  la  R.  Acad. 

de  ciencias  morales  y  politicas.  Madrid  1883. 

Real  Academia  de  ciencias  morales  y  politicas.  Programa  para  los  coneursos 
ordinarios  de  1884  y  1885. 

Anales  del  Instituto  y  Observatorio  de  marina  de  San  Fernando,  publ. 
por  C.  Pujazon.  Seccion  II.  Observaciones  meteorolögicas.  Ano 
1882.  San  Fernando  1883. 

Oversigt  over  det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Forhandlinger  i 

aaret  1882,  No.*3.  1883,  No.  1.  2. 
Det  Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  Naturvid.  og  mathemat. 

Afd.  6.  Raekke.  Bd.  2,  No.  4.  5.  Kjobenhavn  1883. 
Kongl.    Svenska   Vetenskaps-Akademiens   Handlingar.    Delen  21 — 27    (Ny 

Följd,   D.  1—7).  Stockholm  1857—76. 
Antiquarisk   Tidskrift  för  Sverige,   utg.  of  Kongl.  Vilterhets,  Historie  och 

Antiquitets  Akademien   genom  Bror  Emil  Hildebrand.    Delen  6, 

H.  3.   7,   H.  1—3.  Stockholm  1882.  83. 

Entomologisk  Tidskrift,  pä  föranstaltende  afoEntomologiska  Föreningen 
i  Stockholm  utg.  af  Jac.  Spängberg.  Arg.  3  (1882),  H.  4.  Stock- 
holm d.  J. 

Acta  Universitatis  Lundensis.  Lunds  Universitets  Ärs-Skrift,  T.  15  (1878 — 
79),  Afd.  I.  II.  T.  16  (1879—80),  Afd.  I.  II.  T.  17  (1880—81),  Afd. 
I.  IL  III.  Lund  1878—81. 

Lunds  Universitets- Biblioteks  Accessions -Katalog.  1879.  80.  81.  Lund 
1880—82. 

Festskrift  tili  Kgl.  Universitetet  i  Köpenhamn  vid  dess  400  ärs  jubileum  i 
Juni  1879  fran  Kgl.  Carolinska  Universitetet  i  Lund.  Lund  1879. 

Nova  Acta  Reg.  Societatis  scientiarum  Upsaliensis.  Ser.  III.  Vol.  XI,  Fase.  2. 

Upsaliae  1883. 
Bulletin  mensuel  de  l'Observatoire  meteorologique  de  l'Universite'  d'Upsal. 

Vol.  14  (1882).    Upsal  1882—83. 
Den  Norske  Nordhavs-Expedition  1876 — 78.  VIII.  Zoologi.    1.  Buccinidae, 

ved  H.  Friele.   IX.  Chemi.    1.  Om  sevandets  faste  bestanddele,  af 

L.  Schmelck.     2.   Om  havbundens  afleiringer,  af  H.  Schmelck. 

\.  Meteorologi,  af  H.  Mohn.   Christiania  1882.  83. 


XIII 

Memoires  de  FAcademie  Imperiale  des  sciences  de  St.-Pelersbourg. 
VII.  Serie.  T.  30,  No.9— 11.  T.  31,  No.  1—8.  St.-Petersbourg  18S2.  83. 

Bulletin  de  l'Academie  Imperiale  des  sciences  de  St.-Petersbourg.  T.  XXVIII, 
No.  3.  4.   St.-Petersbourg  1883. 

Acta  horti  Petropolitani.   T.  VIII,   Fase.   I.  St.  Petersburg  1883. 

Annalen  d.  physikalischen  Centralobservatoriums,  herausg.  von  H.Wild. 
Jahrg.  1881,  Th.  2.  St.  Petersburg  1882. 

Annales  de  l'Observatoire  de  Moscou,  publ.  p.  Th.  Bredichin.  Vol.  IX, 
Livr.  1.  2.   Moscou  1883. 

Bulletin  de  la  Societe  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscou.  T.  57  (Annee 
1882,  No.  2,  Livr.  1.  2.  No.  3.  4.  T.  58  (Annee  1883),  No.  1.  Mos- 
cou 1882.  83. 

Meteorologische  Beobachtungen  ausgeführt  am  Meteorol.  Observatorium  d. 
Landvvirthschaftlichen  Academie  zu  Moskau  von  B.  E.  Bachme- 
tieff  (Beilage  z.  Bulletin  de  la  Soc.  Imp.  des  Natural,  de  Moscou, 
T.  57).  1882^  2.  Hälfte  (Beilage  z.  Bulletin,  T.  58).  Moscou  1883. 

Nouveaux  Memoires  de  la  Societe  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscou. 
T.  XIV  (=  T.  XX  de  la  collection  ,  Livr.  4.   Moscou  1883. 

Materialien  zu  einer  Klimatologie  des  Kaukasus,  gesammelt  und  herausg. 

von  dem  Physikalischen  Observatorium  in  Titlis.   Abth.  I:   Meteoro- 

log.  Beobachtungen.  Bd.  1  (187t— 7ö  .   Bd.  2  (1876—79),  Lief.  1—4. 

Tiflis  1877—80. 
Meteorologische  Beobachtungen  des  Tifliser  Physikalischen  Observatoriums 

i.  J.  1880.  1881.  Hrsg.  von  J.  Mielberg.   Tiflis  1881.  8-2. 

Magnetische  Beobachtungen  des  Tifliser  Physikalischen  Observatoriums 
i.  J.  1879.  80.   Hrsg.  von  J.  Mielberg.  Tiflis  1880.  81. 

Beobachtungen  der  Temperatur  des  Erdbodens  im  Tifliser  Physikalischen 
Observatorium  i.  J.  1880.  Hrsg.  von  J.  Mielberg.  Tiflis  1881. 

Correspondenzblatt  des  Naturforscher- Vereins  zu  Riga.  Jahrg.  25.  Riga1882. 

Acta  Societatis  scientiarum  Fennicae.  T.  12.  Helsingforsiae  1883. 

Öfversigtaf  FinskaVetenskaps-SocietetensFörhandlingar.  XXIV  (1  88  I — 82). 
Helsingfors  1882. 

Observations  meteorologiques  publ.  p.  la  Societe  des  sciences  de  Finlande. 
Vol.  8  (Annee  1880.   Helsingfors  1883. 

Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands  natur  och  folk  ,  utg.  af  Finska  Vetenskaps- 
Societet.   Haftet  37.  3S.   Helsingfors  1  882. 

Proceedings  of  the  American  Philosophical  Society,  held  at  Philadelphia, 
for  promoting  useful  knowledge.  Vol.  XX  ,  No.  110 — 112.  Phila- 
delphia 1881.  82. 

Proceedings  of  the  American  Oriental  Society  at  New  Vork,  Oct.  1882; 
at  Boston,  May  1883;  at  New  Haven,  Oct.  1883. 

Transactions  of  the  American   Philological  Association.  Vol.  1   (1869  70)  — 

13  (1882).   Cambridge  Mass.  d.  J. 
American   Journal    of  Mathematics   pure   and   applied.     Publ.   under  the 

auspices  of  the  Johns  Hopkins  University.  Vol.  V,  No.  2 — 4.  Vol.  VI, 

No.  2.  Baltimore  1882.  83. 

Johns  Hopkins  University  Circulars.  No.  19.  Vol.  II,  No.  20 — 22.  24.  Vol.  III, 
No.  27.  Baltimore  1882.  83. 

Memoirs  of  the  American  Academy  of  arts  and  sciences.  N.  S.  Vol.  X, 
P.  2.    Cambridge  1882. 


XIV 

Proceedings  of  the  American  Academy  of  arts  and  sciences.  N.  S.  Vol.  IX 
(Whole  Ser.  Vol.  XVII).  From  June  1881  to  June  1882.  Selected  from 
the  Records.  Boston  1882. 

Memoirs  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  Vol.  III,  No.  4.  5. 
Boston  1882. 

Proceedings  of  the  Boston  Society  of  Natural  History.  Vol.  XXI,  P.  2  (Dec. 
1880  — Oct,  1881).   P.  3  (Oct.  1881— Jan.  1882).  Boston  1882. 

Bulletin  of  the  Buffalo  Society  of  Natural  Sciences.  Vol.  IV,  No.  3. 
Buffalo1882. 

Bulletin  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge, Mass.  Vol.  VII  (Geological  Series,  Vol.  I),  No.  9.  10.  Vol.  X, 
No.  2—6.   Vol.  XI,  No.  1—4.   Cambridge,  Mass.  1882.  83. 

Memoirs  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at  Harvard  College,  Cam- 
bridge, Mass.  Vol.  VII,  No.  2,  P.  3.  Vol.  VIII,  No.2.  Vol.IX,  No.  1.2. 
Cambridge,  Mass.  1882.  83. 

Annual  Report  of  the  Curalor  of  the  Museum  of  comparative  Zoölogy,  at 
Harvard  College,  Cambridge,  Mass.,  for  1881/82.  Cambridge,  Mass. 
1882. 

Scientific  Proceedings  of  the  Ohio  Mechanics'  Institute.  Vol.  I,  No.  4.  Vol.  II, 
No.  2.  3.  Cincinnati,  Ohio,  1882.  83. 

Publications  of  the  Washburn  Observatory  of  the  University  of  Wisconsin. 
Vol.  I.  Madison  1882. 

Annais  of  the  New  York  Academy  of  sciences  (late  Lyceum  of  natural 
history).  Vol.  II,  No.  7—9.  New  York  1881.  82. 

List  of  duplicates  in  the  library  of  the  New  York  Academy  of  sciences,  Nov. 
1880.  —  List  of  deficiencies  in  the  library,  Nov.  1881 .  New  York  1881. 

Transactions  of  the  New  York  Academy  of  sciences.  Vol.I,  No.2 — 8.  New 

York  1881.  82. 
Bulletin    of  the   American    Geographical   Society.    1882,   No.  2—5.  1883, 

No.  1.  2.  New  York  1882.  83. 

Journal  of  the  American  Geographical  Society  of  New  York.  Vol.  XIII. 
New  York  o.  .1. 

Proceedings  of  the  Academy  of  natural  sciences  of  Philadelphia.  1883, 
P.  1  (Jan.— May).   Philadelphia  1883. 

The  Transactions  of  the  Academy  of  science  of  St.  Louis.  Vol.  IV,  No.  2. 
St.  Louis,  Mo.  1882. 

Abbott,  Charles  C,  Primitive  Industry,  or  illustrations  of  the  handiwork. 
in  stone,  bone  and  clay,  of  the  native  races  of  the  Northern  Atlantic 
Seabord  of  America.  A  special  publication  of  the  Peabody  Academy 
of  science.  Salem,  Mass.  1881. 

Astronomical  and  meteorological  Observations  made  during  the  year  1878 
at  the  U.  S.  Naval  Observatory  (Washington  Astronomical  and 
meteorological  Observations  Vol.  25).  Washington  1882. 

Washington  Observations.  Meteorological  Observations  made  at  the  U.  S. 
Naval  Observatory  during  the  year  1878.  Washington  1882. 

Washington  Astronomical  Observations  for  1878.  Append.  I  (Holden,  E.S.. 
Monograph  of  the  central  parts  of  the  nebula  of  Orion).  Washing- 
ton 1882. 

Report  of  the  Commissioner  of  agriculture  for  the  years  1881  and  1882. 
Washington  1882. 


XV       

Report  of  the  Superintendent  of  the  U.  S.  Coast  Survey,  showing  the 
progress  of  the  work  durin g  the  fiscal  year  ending  with  June  1 87Ü. 
1880.  1881.  Washington  1881 — 83. 

Engineer  Department,  U.  S.  Army.  Report  upon  U.  S.  Geographical  Surveys 
west  of  the  lOOth  meridian.  Vol.  3,  Supplement.  Geology.  Washing- 
ton 1881. 

Annual  Report  of  the  Chief  Signal-Officer  to  the  Secretary  of  war  for  the 
fiscal  year  ending  June  1880.   Part  1.2.  Washington  1  881. 

Annual  Report  of  the  Comptroller  of  the  currency  to  the  first  Session  of  the 
forty-seventh  Congress  of  the  U.  S.  Dec.  5,   1881.  Washington  1881. 

Annual  Report  of  the  Board  of  Regents  of  the  Smithsonian  Institution  for 
the  year  1881.  Washington  1883. 

Smithsonian  Miscellaneous  Collections.  Vol.  22 — 27.   Washington  18S2.  83. 

Wyoming  Historical  and  Geological  Society.  Publication  No.  5:  Lacoe. 
R.  D. ,  List  of  palaeozoic  fossil  insects  of  the  U.  S.  and  Canada. 
Wilkes-Barre,  Penna.  1883. 

Anuario  del  Observatorio  astronömico  nacional  de  Tacuba\a,  para  el  ano 
IV,    1884.  Mexico  1883. 

Annales  de  l'Observatoire  Imperial  de  Rio  de  Janeiro.  T.  I.  Description 
de  l'Observatoire.  Rio  de  Janeiro  1882. 

Bulletin  astronomique  et  meteorologique  de  l'Observatoire  Imperial  de  Rio 
de  Janeiro.  1882,  No.  8.  10—12.  1883,  No.  1—9.  Rio  de  Janeiro 
1882.   83. 

Actas  de  la  Academia  nacional  de  ciencias  en  Cordoba.  T.  IV,  Entrega  1. 
Buenos  Aires  1882. 

Boletin  de  la  Academia  nacional  de  ciencias  de  la  Republica  Argentina. 
T.  V,  Entrega  1—3.  Cordoba  1883. 

Informe  oficial  de  la  comision  cientifica  agregada  al  Estado  Major  General 
de  la  Expedicion  al  Rio  Negro  realizada  en  los  meses  de  Abril,  Mayo 
y  Junio  de  1879  bajo  las  ordenes  del  General  D.  Julio  A.  Roca.  En- 
trega I.  Zoologia.  II.   Botanica.  III.  Geologia.  Buenos  Aires  1881 . 

Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  kunslen  en  weten- 
schappen.   Öeel  42,.  Stukl.  Batavia188l. 

Notulen  van  de  algemeene  en  bestuurs-vergaderingen  van  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  kunslen  en  wetenschappen.  Deel  20  (1882),  No. 
1—4.  Batavia  1882. 

Tijdschrift  voor  Indische  taal-,  land-  en  volkenkunde ,  uitgeg.  door  het 
Bataviaasch  Genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen.  Deel  27, 
Afl.  6.  Deel  28,  Afl.  1—4.   Batavia,  's  Hage  1882.  83. 

Catalogus  der  Numismat.  Afdeeling  van  het  Museum  van  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen.  2dedruk.  Batavia  1877. 

Francken,  J.  J.  C,  en  C.  F.  M.  de  G  rijs,  Chineesch-hollandsch  Woor- 
denboek  van  het  Emoi  dialekt.  Uitgeg.  door  het  Bataviaasch  Genoot- 
schap van  kunsten  en  wetenschappen.  Batavia  1882. 

Transactions   of  the  Seismological  Society  of  Japan.    Vol.  III — V.    Tokio 

1882.  83. 

Transactions  and  Proceedings  of  the  R.  Society  of  Victoria.  Vol.  19.  Mel- 
bourne 1883. 


XVI 

Einzelne   Schriften. 

Borch,  L.  Frhr.  v.,  Beiträge  zur  Rechtsgeschichte  des  Mittelalters  mit 
besond.  Rücksicht  auf  die  Dienstmannen  fürstlicher  und  gräflicher 
Herkunft.  Innsbruck  1881. 

Whitehouse,  F.  Cope,  Is  Fingal's  Cave  artificial?  Reprinted  from  the 
Populär  Science  Monthly.   New  York  1882. 

Darget,  L.,  Division.  Trisection  de  l'angle.  Theorie  de  paralleles  sans 
Petition  de  principe.  Postulatum  d'Euclide.  o.  0.  1883. 

List  of  scientific  papers  and  works  by  James  C  roll. 

Brauer,  Frdr.,  Offenes  Sendschreiben  als  Antwort  auf  Herrn  Baron  Osten- 
ßacken's  »Critical  Review«  meiner  Arbeit  über  die  Notacanthen. 
Wien  1883. 

Radio,  Emilian  Edler  v.,  Ein  Kampf  um's  Recht.  Beitrag  z.  Lösung  der 
orthodoxen  Kirchenfrage  in  Bosnien-Herzegovina.  Prag  1879. 

Ders.,  Die  Verfassung  der  orthodox-serbischen  u.  orthodox-rumänischen 
Particular-Kirchen    in    Österreich-Ungarn,    Serbien    u.    Rumänien. 

1.  Buch.   Die  Verfassung  der  orthodox-serbischen  Farticular-Kirche 
von  Karlovitz.  Prag  1880. 

Blasius,  W.,  Über  neue  und  zweifelhafte  Vögel  von  Celebes  (Sep.-A.). 
Braunschweig  1883. 

Ders.,  Vögel  von  Borneo,  im  Südosten  der  Insel  gesammelt  von  H.  F.  J. 
Grabowsky.  Verzeichnet  u.  besprochen  von  W.  Blasius  (Sep.-A.). 
Wien  1883. 

Ders.,  On  a  collection  of  birds  from  the  Isle  of  Ceram  made  by  Dr.  Platen 

1881.   (Sep.-A.)   London  1882. 

Merriam,  Aug.  C,  The  Greek  and  Latin  inscriptions  on  the  Obeliskcrab 
in  the  Metropolitan-Museum,  New  York.  New  York  1883. 

Ignatius,  K.  E.  F.,  Le  Grand-Duch6  de  Finlande.  Notice  statistique. 
Trad.  du  suödois  p.  G.  Biaudet.  Helsingfors  1878. 

Lewis,  H.  Carvill,  The  great  terminal  Moraine  across  Pennsylvania.  Ab- 
stract  of  a  paper  read  betöre  the  American  Assoc.  for  the  advance- 
ment  of  science,  Aug.  1882.  From  the  Proceedings  of  the  Montreal 
meeting. 

Leibniz  bref  tili  Sparfvenfelt  1695-1700.  Utgifna  af  Harald  Wiesei- 
gren. Stockholm  1883. 

Announcement  of  the  Wagner  Free  Institute  of  science  for  the  collegiate 
year  1883.   Philadelphia  1883. 

Gatschet,  Alb.  S.,  Linguistic  Notes  (Ausschn.).  —  The  Massawomekes. 
Linguistic  Notes  (Ausschn.).  —  Phonetics  of  the  Kayowe  language 
(Ausschn.). 

Ross,W.  P. ,  Early  Creek  history.  Speech,  transl.  by  Robertson  and 
Sullivan.  o.  0.  1878. 

Stein,  Frdr.  Ritter  v. ,     Der  Organismus  der  Infusionsthiere.    Abth.  III, 

2.  Hälfte  :    Die  Naturgeschichte  der  Arthrodelen  Flagellaten.    Ein- 
leitung u.  Erkl.  d.  Abbildungen.   Leipzig  1883. 

Kngelmann,  G.  J.,  Die  Geburt  bei  den  Urvölkern.  A:  d.  Engl,  übertragen 
u.  mit  eigenen  Zusätzen  versehen  von  C.  Hennig.  Wien  1884. 


ÖFFENTLICHE  GESAMMTSITZUNG 

AM  23.  APRIL  1883 
ZUR  FEIER  DES  GEBURTSTAGES  SR.  MAJESTÄT  DES  KÖNIGS. 


Herr  G.  Voigt  las  über  die  Lucret ia- Fabel  und  ihre  lite- 
ra Tischen   Verwandten . 

Es  giebt  Fabelstofl'e,  die  aus  den  einfachsten  Formen  des 
familiären  Lebens,  aus  den  unvermeidlichsten  Konflikten  des 
geselligen  Vereins,  aus  den  Bedingungen  der  den  Menschen 
umgebenden  Natur  wie  von  selbst  zu  entspringen  scheinen. 
Sie  treten  daher  bei  den  verschiedensten  Völkern ,  ist  nur  die 
Kulturhöhe  eine  annähernd  gleiche,  in  ähnlicher  Gestalt  und 
mit  verwandten  Zügen  auf.  Sie  begnügen  sich  gern  mit  der 
mündlichen  Ueberlieferune  und  leben  als  Märchen  fort.  Die 
Wissenschaft  sammelt  sie  wohl  und  stellt  ihre  Motive  in  Ver- 
gleichung,  aber  ihre  Entstehung  und  die  Stadien  der  Fortpflan- 
zung bleiben  dunkel.  Man  tröstet  sich  damit,  in  ihnen  zeitlose 
Erzeugnisse  des  dichtenden  Volksgeistes  zu  sehen. 

Andere  Erzählungsstoffe  dagegen  verdanken  ihren  Ursprung 
offenbar  einer  begabten  Phantasie,  einer  künstlerischen  Absicht. 
Sie  fesseln  durch  anregende,  frappante  Züge  und  geschickte 
Kombinationen.  Gern  knüpfen  sie  an  bekannte  Ereignisse  an, 
deren  Hintergrund  ihnen  erhöhte  Wahrscheinlichkeit  giebt.  Sie 
werden  auf  einer  gewissen  Stufe  der  Bildung  zum  Eigenthum 
der  Literatur  und  wandeln  nun  auf  festeren  Bahnen  fort,  die 
dem  Blicke  des  Forschers  zugänglich  sind. 

Es  ist  ein  Fabelkreis  der  letzteren  Art,  den  wir  hier  be- 
sprechen, dessen  im  Laufe  der  Jahrhunderte  gewandelte  Lite- 

1883.  1 


raturtypen  wir  aufweisen  möchten:  das  Motiv  von  der 
durch  Aufopferung  des  Lebens  geretteten  weib- 
lichen Keuschheit,  der  jungfräulichen  Reinheit  wie  der 
Gattentreue.  Die  entschlossene  Hingabe  des  Lebens,  um  ein 
ideales  Gut  zu  retten  oder  seinen  Verlust  zu  sühnen,  setzt  schon 
ein  zarteres  Empfinden  voraus,  eine  Stellung  der  Frau,  die  der 
Keuschheit  sittlichen  Werth  zuspricht,  einen  Heroismus,  der 
ein  höheres  Gut  kennt  als  das  Leben.  Die  barbarische  Denk- 
weise würde  sich  mit  Genugthuung  oder  Rache  begnügen.  Wir 
haben  daher  nach  unserer  Fabel  nicht  in  dem  Märchen-  und 
Sagenschatze  des  Orients,  nicht  bei  den  Völkern  der  halben 
Civilisation  zu  suchen.  Wir  erwarten  sie  nur  bei  den  klassi- 
schen Nationen,  ja  in  der  ethischen  Blüthe  nur  bei  den  christ- 
lichen. Nur  hier  ist  eine  literarische  Ueberlieferung  von  Stadt 
zu  Stadt ,  von  Volk  zu  Volk  vorhanden  und  in  manchem  Falle 
noch  nachweisbar. 

Bei  den  Griechen  ist  die  heroische  Wahrung  der  Frauen- 
ehre keineswegs  ein  Stoff,  dessen  sich  die  Dichter  oder  Roman- 
schreiber mit  Vorliebe  angenommen  hätten,  so  bequem  bei  letz- 
teren die  beliebten  Land-  und  Seeräubergeschichten  dazu  den 
Anlass  bieten  mochten.  Im  Roman  wie  unter  den  Schulthemen 
der  Rhetoren  kommen  wohl  Fabeln  vor,  die  in  ihrer  erotischen 
und  sentimentalen  Färbung  auf  einen  solchen  Ausgang  hinzu- 
drängen scheinen,  aber  es  fehlt  mit  der  sittlichen  Voraussetzung 
der  Sinn  dafür.  Die  Jungfrau,  die  von  Seeräubern  entführt 
und  an  einen  Kuppler  verkauft,  sich  aller  Angriffe  auf  ihre  Tu- 
gend erwehrt,  tödtet  zuletzt  in  ihrer  Noth  nicht  sich  selber, 
sondern  einen  zudringlichen  Soldaten  •) .  Dennoch  ist  die  Nei- 
gung, solche  Stoffe  zur  Ausmalung  von  Leidenschaften  und  zur 
Einfügung  von  Kunstreden  zu  benutzen,  moralische  Kontrover- 
sen an  sie  zu  knüpfen,  offenbar  aus  dem  hellenistischen  Roman 
in  die  Heiligenlegenden  der  christlichen  Zeit  übergegangen.  In 
beiden  Fällen  sind  die  syrischen  und  ägyptischen  Lande  der 
liebste  Schauplatz. 

Am  nächsten  scheint  eine  Erzählung  unserem  Gebiet  anzu- 
gehören, die  Pausanias ,  der  Perieget  und  Sagen  forscher,  uns 
aufbewahrt  und  die  er  wohl  als  Lee;ende  am  Grabmal  bei  dem 


1)  Seneca,  Controv.  I,  2.  E.  Rohdk,  Der  griechische  Roman  und  seine 
Vorläufer.    Leipz.  1876,  S.  337.  340. 


boiotischen  Leuktra  vernommen1).  Hier  wohnte  Skedasos  mit 
seinen  jungfräulichen  Töchtern  Molpia  und  Hippo.  Sie  wur- 
den in  seiner  Abwesenheit  von  drei  mit  Namen  bekannten  La- 
kedaimoniern  mit  Gewalt  entehrt,  und  noch  dazu  unter  Miss- 
brauch des  Gastrechtes.  Sie  erdrosselten  sich  aber  sofort,  weil 
sie  die  Schande  nicht  überleben  mochten2).  Skedasos  ging  nach 
Sparta,  fand  aber  da  kein  Recht;  nach  Leuktra  zurückgekehrt, 
brachte  er  sich  selber  um.  Aber  vor  der  bekannten  Schlacht 
bei  Leuktra  rief  Epameinondas  den  Skedasos  und  seine  Töchter 
an,  als  werde  der  Kampf  um  Rache  für  sie  geführt  werden. 

Die  Erzählung  von  den  Töchtern  des  Skedasos  war  wohl 
in  Boiotien  und  sonst  nicht  wenig  verbreitet.  Der  delphische 
Gott  gedachte  ihrer  in  einem  Orakelspruche 3).  Plutarchos  las 
sie  in  zwei  abweichenden  Versionen,  die  er,  zu  einer  grösseren 
Erzählung  combinirt,  seinen  Liebesgeschichten  einverleibte4). 
Nach  der  einen  Version  hießen  die  Töchter  Hippo  und  Mile- 
tia,  nach  der  anderen  Theano  und  Euxippe.  Hier  aber 
wird  gerade  derjenige  Zug  der  Fabel  preisgegeben ,  der  für 
uns  der  wesentliche  war.  Die  Töchter  bringen  sich  nicht  selbst 
um.  sondern  werden  von  den  beiden  Schandbuben  —  hier  sind 
es  nämlich  nur  zwei  —  ermordet  und  ihre  Leichen  in  einen 
Brunnen  geworfen,  wo  sie  nach  der  Heimkehr  des  Skedasos  ein 
Hund  aufstöbert.  Ueberhaupt  liegt  das  Pathos  der  Erzählung 
nicht  in  dem  Tode  oder  gar  dem  Selbstmorde  der  Jungfrauen 
an  sich,  sondern  in  ihrem  Zusammenhange  mit  der  Schlacht,  in 
der  die  Vorherrschaft  Sparla's  unterging,  in  der  Rache  der  Göt- 
ter. Dem  Vater  ist  in  Sparta  sein  Recht  verweigert,  er  hat  sich, 
die  Erinyen  anrufend,  den  Tod  gegeben.  Die  Niederlage  der 
Spartaner  erfolgte  gerade  am  Grabmal  der  Töchter  des  Skeda- 
sos. So  verschattet  der  grosse  historische  Hintergrund  die  Vor- 
geschichte vom  tragischen  Loose  der  Jungfrauen. 

Leider  wird  eine  andere  Fabel,  die  ganz  und  gar  ein  Typus 
der  Gattung  ist  und  unverändert  in  die  christliche  Märtyrerge- 
schichte übergegangen,   uns  nur  sehr  oberflächlich  von  Valerius 


I     Er  leitet  seine  Erzählung  Graeciae  Descr.  IX,  13,  3  mit  einem  iki- 
ysxo  ein. 

2)  oh  y«o  acpiaiv  avexia  ((pulvero  rcc  tr/s  vßQEW?. 

3)  Kai    uoi    tmv   Zxe&ccaov    uiXerov    dvanev&tt    y.ovoc.     Paus.    IX, 
44,   I. 

4)  Amator.  Narrat.  3  (Moralia  ed.  Wyttenbach  T.  IV).. 

1* 


Maxinaus  berichtet1) .  Die  Griechin  Hippo,  von  einer  feind- 
lichen Flotte  gefangen ,  warf  sich  ins  Meer,  um  durch  den  Tod 
ihre  Keuschheit  zu  retten.  Wo  ihr  Leichnam  ans  Ufer  gespült 
worden,  bedeckte  ihn  »bis  auf  diese  Zeita  einTumulus,  die  Grie- 
chen aber  feierten  ihre  Heiligkeit  mit  Lob  und  Ruhm.  Wer 
wollte  sagen,  ob  dergleichen  vorgefallen  oder  im  Sinne  des  Ro- 
mans erdichtet  worden !  Es  genügt,  dass  die  That  der  Jungfrau 
als  des  Ruhmes  würdig  gepriesen  wurde.  Sie  steht  aber  unse- 
res Wissens  einzig  da  in  der  antiken  Welt.  Schon  die  alltäg- 
liche Gewohnheit  der  Sklaverei  und  des  Sklavenhandels  stumpfte 
die  Empfindung  ab,  als  könne  ein  kriegsgefangenes  Mädchen 
Anspruch  auf  Wahrung  ihrer  Ehre  haben. 

Es  ist  bekannt,  dass  bei  den  Römern  die  Strenge  des 
Familienlebens  und  die  weibliche  Keuschheit  ungleich  höher 
galten  als  in  der  sinnlichen  Griechenwelt.  Ueber  die  Reinheit 
der  Jungfrau  wachten  hier  schützend  die  väterliche  Gewalt  und 
die  Zucht  der  Matrone.  Daher  ist  von  den  Mädchen  im  öffent- 
lichen Leben  Roms  fast  nie  die  Rede.  Die  That  des  Virginius, 
der  seiner  Tochter  die  Rrust  durchbohrte,  um  sie  nicht  dem 
Gelüste  des  Decemvirn  anheimfallen  zu  lassen ,  ist  zwar  auch 
eine  Rettung  der  Keuschheit,  aber  die  Fabel,  wie  sie  durch 
Livius'  Erzählung  vulgat  geworden ,  hat  einen  ganz  anderen 
Kern  als  die  That  der  Griechin  Hippo.  Hier  greift  das  sittliche 
Recht  im  Widerstreite  gegen  Gewalt  und  Rabulisterei  zur  letz- 
ten furchtbaren  Zuflucht.  Der  Held  ist  hier  der  Vater,  während 
Virginia  nur  als  willenloses  Rechtsobjekt  erscheint  und  passiv 
ihr  Schicksal  über  sich  ergehen  lässt.  Und  in  diesem  Sinne 
lebte  die  Fabel  fort2),  die  zuletzt  Lessing  zur  dramatischen  Ka- 
tastrophe verwendete. 

Von  den  Weibern  der  Teutonen,  die  in  Marius' Ge- 
fangenschaft gerathen,  erzählt  Valerius  Maximus3),  sie  hätten 
sich  mit  Stricken  ums  Leben  gebracht,  da  ihnen  versagt  wurde, 
an  die  vestalischen  Jungfrauen  geschenkt  zu  werden  und  bei 
diesen  keusch  bleiben  zu  dürfen.  Ist  die  Thatsache  auch  in 
dieser  generellen  Form  nicht  haltbar,  so  entspricht  sie  doch  der 


1)  Lib.  VI  de  pudicitia  Ext.  1. 

2)  So  bei  Valeiuus  Max.  VI,  t  :  Virginius  pudicae  (filiae)  interemptor, 
quam  corruptae  pater  esse  maluit. 

3)  VI,  1  Ext.  3. 


Bewunderung .  welche  die  Römer  in  Wahrheit  diesen  keuschen 
Heldinnen  zollten.  Weiteres  Nachdenken  hat  indess  diese  ge- 
schichtliche Erzählung  nicht  herausgefordert,  in  die  spätere 
Literatur  ist  sie  nicht  eingeflossen. 

Das  Keuschheitsideal  der  Römer  ist  bezeichnender  Weise 
nicht  eine  Jungfrau,  sondern  die  Matrone  Lucretia,  die  schon 
deshalb  nie  vergessen  wurde ,  weil  an  ihr  Schicksal  sich  einer 
der  bedeutsamsten  Wendepunkte  im  römischen  Staatsleben 
knüpfte.  Es  handelt  sich  hier  nicht  um  die  Kritik  oder  die 
äusseren  Züge  der  Erzählung,  in  denen  die  Ueberlieferung  nicht 
eine  ganz  gleichmässige  ist.  Wir  übergehen  daher  die  Darstel- 
lung des  Dionysios ')  und  ihre  Abweichungen  von  der  liviani- 
schen.  Der  Grieche  berichtet  ganz  ohne  das  Pathos  des  Livius, 
ohne  Sinn  für  die  poetische  Kraft  der  Fabel,  ohne  den  Maßstab 
der  Moral  an  die  Handlung  Lucretia's  zu  legen,  ist  auch  ohne 
Einwirkung  auf  das  literarische  Fortleben  des  Vorganges  ge- 
blieben. Die  Nachwelt  wurde  \on  der  schönen  und  schwuna- 
vollen  Erzählung  des  Livius  beherrscht  und  angeregt.  Dieser 
aber  hat  sichtlich  bereits  einige  Mühe,  den  Selbstmord  der  Rö- 
merin zu  erklären  und  zu  rechtfertigen.  Die  Römer  der  älteren 
Zeit  sahen  in  demselben  wohl  nur  den  Ausfluss  eines  hohen 
Schamgefühls,  indem  Lucretia  als  Geschändete  zu  leben  nicht 
erträgt.  Dann  erst  tritt  als  weiteres  und  stärkeres  Motiv  hinzu, 
dass  Lucretia  ausser  der  Schändung  auch  die  Schande  ihres 
Namens  bei  der  Nachwelt  zu  fürchten  hat;  denn  Tarquinius  hat 
ihr  angedroht ,  neben  ihren  Leichnam  den  eines  ermordeten 
Sklaven  zu  legen,  als  sei  sie  in  schmutzigem  Ehebruche  betrof- 
fen. Dieser  Hinblick  auf  die  Nachrede  der  kommenden  Ge- 
schlechter ist  nicht  altrömisch.  Cicero,  der  zum  öfteren,  aber 
immer  nur  obenhin  und  meist  im  Zusammenhange  mit  der  Be- 
gründung der  Republik  von  Lucretia  spricht,  bleibt  bei  der  all- 
gemeinen Anschauung ,  dass  sie  die  Schmach  der  Schändung 
durch  freiwilligen  Tod  gesühnt2).  Livius  wird  mit  der  Moral 
der  That  nicht  recht    fertig ;    er    weiss    nur    mit    rhetorischen 


1)  Dionys.  Halic.  IV,  64 — 67.  Weitere  Quellenangaben  zur  Geschichte 
Lucretia's  bei  Schwegler,  Rom.  Geschichte  Bd.  I.  S.  776,  Note  5. 

2)  de  fin.  V,  22,  64  :  quae  per  vim  oblatum  stuprum  voluntaria  rnorte 
lueret.  Andere  Bezüge  auf  Lucretia.  de  fin.  II,  20,  66,  de  re  publ.  II,  25, 
47,  de  leg.  II,  4,  10  sind  noch  farbloser.  Aehnlich  Seneca  fragm.  69.  79 
[Opp.  ed.  Frid.  Haase  vol.  III,  p.  431.  433).  1 


6     - 

Sophismen  nachzuhelfen.  Der  Tod,  lässt  er  Lucretia  sagen, 
solle  ihr  bezeugen,  dass  nur  der  Leib  der  Schande  erlegen,  der 
Geist  unschuldig  sei.  Vater  und  Gatte  glauben  ihr  auch  ohne 
dieses  Zeugniss  :  mentem  peccare  ,  non  corpus,  et  unde  consi- 
lium  afuerit,  culpa m  abesse.  Sie  aber  bleibt  bei  dem  Ent- 
schlüsse zu  sterben  und  appellirt  zuletzt  an  ihren  Beruf,  den 
künftigen  Frauen  Roms  als  Muster  keuschen  Sinnes  vorangehen 
zu  müssen  :  ego  me  etsi  peccato  absolvo,  supplicio  non  libero; 
nee  ulla  deinde  inpudica  Lucretiae  exemplo  vivet.  Wir  werden 
alsbald  sehen,  wie  später  die  christliche  Moral  an  die  Schein- 
gründe des  Livius  ihre  Bedenken  knüpft. 

Die  stoische  Philosophie,  wie  die  Römer  sie  in  ihr  Geistes- 
leben aufgenommen,  färbte  auch  die  Anschauung  des  Livius  und 
blieb  dann  Jahrhunderte  lang  ein  festes  Bildungselement.  Sie 
war  an  sich  sehr  geneigt,  den  Selbstmord,  wo  er  nur  mit  einer 
Tugend  im  Zusammenhange  stand,  als  einen  heroischen  und 
ruhmwürdigen  Akt  anzusehen.  Rechnen  wir  dazu  den  fortwir- 
kenden Zauber  der  livianischen  Darstellung,  so  erklärt  sich 
leicht,  dass  Lucretia  fortan  ausschliesslich  im  Lichte  der  stoi- 
schen Keuschheitsheldin  erschien,  dass  sie  zum  gefeierten  Ty- 
pus wurde  und  ein  solcher  bis  heute  geblieben  ist.  Deshalb 
trugen  auch  wir  kein  Redenken ,  ihren  Namen  an  die  Spitze 
dieser  Abhandlung  als  einen  repräsentativen  zu  setzen. 

Wo  von  Lucretia  und  ihrer  That  die  Rede  ist,  tritt  uns  nun 
das  feste  Bild  entgegen,  wie  es  Livius  den  Geistern  eingeprägt. 
Gleich  Ovidius  *)  folgt  in  den  Umrissen  der  Erzählung  ganz  der 
livianischen  Tradition,  nur  dass  er  sie  in  seiner  Weise  mit  einer 
Fülle  sinnlicher  und  lüsterner  Züge  ausstattet.  Bei  Valerius 
Maximus  eröffnet  Lucretia  das  Kapitel  de  pudicitia  als  dux  Ro- 
manae  pudicitiae  und  ihr  männlicher  Geist  wird  gepriesen.  Den 
Florus,  Eutropius  bleibt  sie  das  Muslerbild  der  keuschen  Ma- 
trone2). In  einem  Gedichte,  dessen  Zugehörigkeit  zur  Antholo- 
gie freilich  zweifelhaft  ist ,  hat  sich  die  Thatsache,  dass  Lucre- 
tia's  Tod  den  Sturz  des  Königthums  zur  Folge  hatte ,  schon  in 
die  Anschauung  umgesetzt ,  als  habe  sie  neben  ihrem  persön- 
lichen Nachruhm  auch  das  Wohl  des  Vaterlandes  im  Sinne  ge- 


il Fast.  II,  721—852. 

2)  Florus  I,  1.  Eutropius  I,  8. 


tragen1).  Und  in  einem  schon  christlich  gefärbten  Epigramm 
derselben  Provenienz  scheint  Lucretia  für  ihre  That  sogar  die 
Seligkeit  in  Anspruch  zu  nehmen.  Sie  sagt,  indem  sie  ihre 
Brust  mit  dem  Schwerte  durchbohrt  und  der  Blutstrom  hervor- 
bricht :  Sanguis  apud  manes,  spiritus  ante  deos 2).  Noch  Ter- 
tullianus  spricht  in  oberflächlicher  Weise  die  hergebrachte  heid- 
nische Anschauung  nach,  einige  Male  so,  als  hätten  Cicero's 
Worte  ihm  unmittelbar  vorgeschwebt3). 

Ganz  anders  geht  Augustinus  vor.  ein  tiefer  Kenner  des 
heidnischen  Alterthums.  aber  nicht  mehr  der  Sklave  seiner 
Autoritäten,  ein  spekulativer  Kopf,  der  mit  grosser  Geistesge- 
wandtheit seine  eigenthümlichen  Wege  sich  bahnt  und  mit 
ebenso  scharfem  Blicke  die  Irrwege  anderer  erkennt.  Er  wid- 
mete  in  seinem  Buche  vom  Gottesstaate  dem  Selbstmorde ,  der 
zur  Wahrung  der  Keuschheit  geschieht,  und  insbesondere  dem 
Falle  der  Lucretia  eine  Beihe  von  Erörterungen  *) .  Er  scheint 
dabei  an  eine  Kontroverse  anzuknüpfen ,  die  diesen  Fall  als 
Thema  behandelt,  wie  ja  auch  sonst  gern  in  den  Rhetorschulen 
die  klassischen  Gestalten  der  alten  Geschichte  als  Uebungsbei- 
spiele  verwendet  wurden.  Die  Frage,  ob  Lucretia  eine  keusche 
Frau  oder  eine  Ehebrecherin  gewesen ,  scheint  ihm  kaum  der 
Besprechung  werth.  Er  stimmt  ganz  dem  Urtheil  eines  Anderen 
bei,  der  darüber  gesagt :  Mirabile  dictu,  duo  fuerunt  et  adulte- 
rium  unus  admisit  commisit?).  Aber  mit  Entschiedenheit  be- 
streitet er  das  Recht  Lucretia's  zum  Selbstmord,  indem  er  auch 
aus  Virgilius  (Aen.  VI,  434  sq.)  dessen  Sündlichkeit  nachweist. 
Wer  sich  selbst  tödtet,   ist  ein  Mörder.    Hoc  fecit  illa  Lucretia, 


1)  Anthol.  lat.  545  'Poetae  lat.  min.  rec.  Baehrens  vol.  IV,  Lips.  1882, 
p.  438): 

Dicite  cum  melius  cadere  ante  Lucretia  posset, 

Cur  potius  post  vim  maluit  illa  mori? 

Dum  pariter  famae  consulit  et  patriae  ! 

2)  ibid.  549.  Noch  Otto  von  Freising,  der  dieses  Epigramm  Chron.  II, 
9  anführt,  findet  seine  Moral  schön  und  bezeichnet  Lucretia's  That  als  ein 
castitatis  argumentum  non  parvum.  —  Die  in  den  Inscriptiones  regni  Neap. 
lat.  ed.  Mommsen  ,  Lips.  1852,  Inscr.  falsae  no.  372  mitgetheilte  Inschrift, 
die  Collatinus  Lucretiae  pudoris  et  mulierum  glorie  etc.  widmet,  stammt 
wohl  erst  aus  der  Zeit  der  Humanisten. 

3)  Ad  martyras  cap.  4,  de  exhort.  castitatis  cap.  13,  de  monogamia 
cap.  4  6  (Tertulliani  quae  supersunt  omnia  ed.  Oehler  T.  I,  p.  11.  756.  787). 

4)  de  civ.  dei  lib.  I,  cap.  17—28. 


8     

illa  sie  praedicata  Lucretia  innocentem,  castam,  vim  perpessani 
Lucretiam  insuper  interemit.  Die  stoische  Maske ,  die  man  der 
gefeierten  That  gegeben,  wird  schonungslos  abgerissen,  das 
Streben  nach  Ruhm  in  der  Nachwelt,  das  man  Lucretia  unterge- 
legt, wird  für  nichtig  erklärt.  Dass  sie  sich  selbst  tödtete,  non 
est  pudicitiae  Caritas,  sed  pudoris  infirmitas.  Sie  schämte  sich 
der  fremden,  an  ihr  begangenen  Schandthat,  et  Romana  mulier, 
laudis  avida  nimium,  verita  est  ne  putaretur,  quod  vio- 
lenter  est  passa  cum  viveret,  libenter  passa  si  viveret.  Es  ist 
nicht  Geistesgrösse,  wenn  jemand  sich  umbringt,  weil  er  nicht 
Schweres  oder  fremde  Sünde  ertragen  kann.  Es  ist  ein  höherer 
Geist,  wenn  jemand  das  gemeine  menschliche  Urtheil  verachtet, 
wenn  er  dem  Lichte  und  der  Reinheit  des  Gewissens  folgt.  Aus 
demselben  Grunde  verwirft  Augustinus  auch  den  von  den  Hei- 
den vielbewunderten  Selbstmord  des  Cato  von  Utica,  der  Cä- 
sar'sSieg  nicht  überleben  wollte.  So  bekämpft  die  neue,  christ- 
liche Anschauung  den  falschen ,  im  Spiegel  des  Nachruhms  le- 
benden Stoicismus. 

Dennoch  kann  man  durchaus  nicht  sagen,  dass  Augusti- 
nus' scharfes  Geistesschwert  den  moralischen  Knoten  für  immer 
zerhauen  hätte.  Emporius,  ein  Rhetor  des  6.  Jahrhunderts, 
wählt  den  Fall  der  Lucretia  nach  wie  vor  als  fieispiel  einer  De- 
liberation  x) .  Mussle  oder  sollte  sie  sich  wegen  der  erlittenen 
Schmach  tödten?  Gewiss  ist  das  erlittene  Stuprum  Schande. 
Aber  im  Allgemeinen  ist  auch  der  Selbstmord  ein  bedenkliches 
Unternehmen  und  von  den  »Göttern«  verboten.  So  kann  man 
nach  den  Regeln  der  Kunst  deliberiren.  Wir  werden  nun  sehen, 
wie  auch  die  christliche  Moral,  zumal  im  Orient,  von  der  heid- 
nischen Vorstellung  lange  beherrscht  wurde,  wie  sie,  ohne  sich 
um  Lucretia  zu  kümmern,  auf  dem  Gebiete  der  christlichen 
Sagenbildung  dennoch  dem  Ruhmesschimmer  der  Römerin 
nachhing. 


Es  ist  unleugbar,  dass  der  Werth  und  die  Feier  der  Keusch- 
heit mit  dem  Christenthum  und  speziell  mit  dem  monastischen 
Wesen  in  ein  neues  und  heiliges  Licht  traten.    Ambrosius  stellt 


1)  de  deliberativa  materia  in  den  Rhetores  latini  minores  ed.  Halm, 
Lips.   1863,  p.  572. 


9     

einmal  die  Hochhaltung  der  Keuschheitstugend  bei  den  Römern 
der  christlichen  treffend  entgegen.  Bei  jenen  wird  die  Keusch- 
heit durch  Strafe  und  Furcht  erzwungen  wie  bei  den  Vestalin- 
nen  ,  in  anderen  Fällen  die  Unkeuschheit  sanktionirt  wie  bei 
den  Priestern  der  Kybele.  0  mysteria !  o  mores!  ubi  necessi- 
tas  imponitur  castitati,  auctoritas  libidini  datur1). 

Nun  spielt  die  Keuschheit,  die  matronale,  zumal  aber  die 
jungfräuliche,  in  den  Legenden  und  Märtyrergeschich- 
ten eine  hohe  Rolle  und  wird  oft  und  freudig  durch  den  Tod. 
den  Tod  nach  eigenem  Willen  erkauft.  Eusebios  im  8.  Buche 
seiner  Kirchenseschichte,  wo  er  die  diocletianische  Christen- 
Verfolgung  erzählt,  gab  durch  seine  ausführliche  Schilderung 
der  Foltern,  Martern  und  asiatischen  Grausamkeiten  der  Phan- 
tasie eine  gewaltige  Anregung  und  Nachhülfe.  Sie  malt  sich  in 
den  Einzellegenden  die  Züge  aus ,  die  er  meist  doch  nur  aus 
dunklem  Hörensagen  zu  erzählen  weiss.  Was  die  griechischen 
Mönche  ersonnen,  kam  dann  auch  nach  Italien  und  Frankreich 
herüber,  und  so  erscheinen  oft  die  Heiligenlegenden  des  We- 
stens in  Aufbau  und  Ausschmückung  dem  spätgriechischen  Ro- 
man verwandt2).  Wohl  würde  sich  Manches,  was  unserem 
Thema  nahe  Hegt,  aus  den  Martyrologien  und  Chroniken  aller 
Zeiten  und  Länder  zusammensuchen  lassen,  aber  das  grosse 
Zeitopfer  nicht  lohnen.  Hier  kommt  nur  der  engere  Kreis  der 
typischen  Legenden  in  Betracht,  insbesondere  derjenigen,  die 
durch  Inhalt  und  Verbreitung  einen  höheren  literarischen  Werth 
erlangt. 

Eine  der  ältesten  und  beliebtesten  Legenden  der  Art,  die 
an  die  grosse  Verfolgung  geknüpft  werden,  erscheint  bei  Euse- 
bios3) noch  in  sehr  einfacher  und  unsicherer  Gestalt,  war  aber 
schon  deshalb  sehr  geeignet,  durch  Erweiterungen  und  Anhänge 
der  Hauptstamm  eines  legendarischen  Cyklus  zu  werden.  In 
Antiocheia,  erzählt  Eusebios,  hatte  eine  reiche,  angesehene  und 
heilige  Frau  zwei  schöne  Töchter,   die  sie  in  Gottesfurcht  erzo- 


1)  De  virginibus  üb.  I,  cap.  15. 

2)  S.  Dunlop,  History  of  fiction  vol.  III.    London  1814,  p.  6. 

3)  Hist.  eccl.  lib.  VIII,  cap.  12.  Ganz  an  Eusebios  schliesst  sich  die 
Wiederholung  der  Legende  bei  Nicephorus  Callistus  Eccl.  hist.  lib.  VII, 
cap.  12  (Migne,  Patrol.  graec.  T.  145),  weshalb  ich  sie  im  Folgenden 
übergehe. 


10     

gen.  Bei  der  Verfolgung  fiel  sie  mit  ilinen  in  die  Hände  der 
Soldaten.  Sie  schilderte  ihnen  die  Gefuhr  der  Schändung  als 
die  schrecklichste,  aber  auch  als  schrecklich,  die  Seelen  dem 
Dienste  der  Götzen  hinzugeben.  Sie  ermahnte  sie,  ihre  Zuflucht 
bei  dem  Herrn  zu  suchen.  Auf  halbem  Wege  baten  sie  die  Wa- 
chen, ein  wenig  bei  Seite  gehen  zu  dürfen,  und  stürzten  sich 
dann,  den  Tod  zu  suchen,  in  den  vorbeifliessenden  Strom.  Ob 
auch  die  Mutter  in  derselben  Weise  den  Tod  gefunden,  bleibt 
in  dieser  Erzählung  unklar ;  da  aber  der  Accent  auf  der  Wah- 
rung der  Jungfräulichkeit  ruht ,  scheint  Eusebios  die  Mutter 
nicht  in  das  Martyrium  einschliessen  zu  wollen. 

Sein  Uebersetzer  Rufinus  (Christ  seit  371,  — f—  4  1 0)  hat  be- 
kanntlich mehr  eine  freie,  oft  recht  willkürliche  Bearbeitung 
geliefert.  Hier  hatte  er  sicher  nichts  mehr  vor  Augen  als  den 
Text  des  Eusebios.  Die  Namen  der  Märtyrer  kennt  er  auch  noch 
nicht.  Er  lässt  die  Mutter,  wie  sie  mitsammen  auf  dem  Wagen 
sitzen,  der  sie  nach  Antiocheia  zurückführen  soll,  eine  längere 
Rede  an  die  Töchter  halten.  Wiederum  wird  die  Alternative 
gestellt :  man  will  uns,  sagt  die  Mutter,  entweder  von  Gott  oder 
von  der  Keuschheit  trennen ;  die  Töchter  sollen  beides  retten 
und  dem  Beispiele  der  Mutter  folgen,  einen  reinen  und  keu- 
schen Tod  sterben.  In  der  Nähe  des  Flusses  geben  sie  vor,  aus- 
steigen zu  müssen ,  und  suchen  dann  alle  drei  zusammen  im 
Flusse  den  Tod  ').  Bedeutsam  wird  die  Fassung  des  Rufinus, 
weil  sie  allein  im  Abendlande  gelesen,  aber  auch  weil  sie,  als- 
bald ins  Griechische  zurückübersetzt,  für  die  weitere  Fortbil- 
dung der  Fabel  von  Einfluss  wurde.  Die  Mutter  ist  nun  die 
lührende  Heldin. 

Natürlich  blieb  die  Legende  in  Antiocheia  selbst  im  lebhaf- 
testen Andenken,  und  ein  Antiochener,  Joannes  Chrysostomos, 
berichtet  uns,  wie  sie  dort  erzählt  wurde.  Zwei  seiner  Homi- 
lien  sind  an  dem  Ehrentage  der  drei  Märtyrerinnen  gehalten, 
die  eine,  wenn  die  Berechnung  nicht  täuscht,  im  Jahre  392 l) . 
Chrysostomos  entnahm  seine  Kunde  wohl  den  umlaufenden  Er- 


1)  Ecclesiasticae  Historiae  Eusebii  Pamphili  Libri  novem  Ruffino, 
Aquilejensi  interprete  ed.  Cacciari  T.  1,  Romae  1740,  üb.  VIII  cap.  12. 

2)  Joannis  Chrysostomi  Opera  omnia  op.  Montfaucon.  Edit.  Parisin. 
alt.  1838,  p.  756:  De  sanctis  martyribus  Bernice  et  Prosdoce  virginibus, 
et  Domnina  matre  earum,  Homilia  panegyrica  und.  p.  771  :  Concio  in  qua- 
triduanum  Lazarum  et  de  ss.  martyribus  Domnina,  Bernice  et  Prosdoce. 


— -    11    — 

Zählungen ;  einen  Nebenumstand,  der  zum  Ganzen  nicht  recht 
passen  will,  führt  er  mit  rivsg  de  <paovv  ein.  Er  nimmt  über- 
haupt zum  Zwecke  der  Predigt  nur  die  für  ihn  wesentlichen 
Züge  der  Legende  auf,  deren  Inhalt  er  bei  den  Hörern  voraus- 
setzen darf,  da  das  Fest  der  drei  Heiligen  jährlich  am  15.  April 
gefeiert  wurde.  Aber  in  den  Ueberschriften  beider  Homilien 
werden  die  Namen  der  Drei  genannt:  Domnina  heisst  die 
Mutter,  B  e  r  n i k  e  und  P ro s  d  o  k  e  die  Töchter.  Vom  Wohnort 
und  von  der  Zeit  des  Vorganges  ist  nicht  speziell  die  Rede. 
Aber  dass  Antiocheia  ihre  Heimath,  verstand  sich  für  die  Hörer 
von  selbst,  und  indem  der  Prediger  vom  heftigen  Kriege  gegen 
die  Kirche  spricht,  zeigt  er  klar  genug,  dass  er  dieselben 
Frauen  meint,  deren  Eusebios  bei  der  Diocletianischen  Verfol- 
gung gedacht.  Dafür  geben  andere  Städtenamen  der  Erzählung 
einen  festeren  Halt. 

Die  Mutter  mit  den  beiden  jungfräulichen  Töchtern  ,  sagt 
Chrysostomos,  verliessen  ihre  Heimath  und  alles  Ihre,  um  in  der 
Noth,  welche  die  Männer  zwang,  Verräther  selbst  der  Angehöri- 
gen zu  werden,  ihre  Seelen  zu  retten.  Sie  reisten  nach  Edessa, 
das  für  frommer  galt,  wo  die  Christen  treuer  zusammenhielten, 
wurden  hier  auch  gern  aufgenommen.  Aber  in  Folge  des  bar- 
barischen Ediktes,  nach  welchem  die  Männer  die  Gattinnen,  die 
Väter  ihre  Kinder  anzugeben  verpflichtet  wurden  ,  erschien 
Domnina's  Gatte  mit  Soldaten  in  Edessa.  Die  Frauen  wurden 
über  Hierapolis  zurückgeschafft.  Unterwegs  in  der  Nähe  eines 
Flusses,  von  dem  die  Soldaten,  die  auch  berauscht  waren,  nicht 
wussten,  gelanges,  sie  zu  täuschen,  und  zwar  unter  Beihülfe 
des  Vaters,  über  dessen  zweideutige  Stellung  Chrysostomos  bei 
der  Verschiedenheit  der  Berichte  nicht  ins  Klare  zu  kommen 
weiss.  Sie  stürzten  sich  in  die  Fiuthen  des  Stromes,  die  Mutter 
in  der  Mitte,  zu  jeder  Seite  eine  Tochter.  So  steht  auch  hier  die 
Mutter  im  Vordergrunde,  Chrysostomos  erkennt  ihr  ein  doppel- 
tes, ja  ein  dreifaches  Martyrium  zu,  für  sich  und  für  jede  der 
beiden  Töchter. 

Sehr  häufig,  fast  stehend  tritt  in  unserem  Legendenkreise 
die  sonderbare  Alternative  auf,  als  hätten  diese  christlichen 
Jungfrauen  die  Wahl  gehabt,  die  Unschuld  zu  wahren,  wenn 
sie  den  Götzen  opferten,  oder  die  Anfechtung  des  Glaubens  ab- 
zuwehren, wenn  sie  die  Keuschheit  preisgäben.  Weil  die  jung- 
fräuliche Reinheit  von  den  Christen  so  heilig  gehalten  wurde, 


12 

schrieben  sie  den  Heiden  gern  einen  prinzipiellen  Hass  gegen 
dieselbe,  eine  fanatisch  gegen  sie  gerichtete  Verfolgungssucht 
zu.  Jenes  Dilemma  trat  bei  Eusebios  und  Rufinus  schon  deut- 
lich hervor,  indem  seine  Erwägung  Domnina  in  den  Mund  ge- 
legt wird.  Bei  Chrysostomos  kommt  es  nur  insofern  zur  Gel- 
tung, als  durch  den  freiwilligen  Tod  sowohl  Keuschheit  als 
Glauben  der  Töchter  gerettet  werden.  Er  scheint  auch  über  die 
Motive,  welche  die  Frauen  überhaupt  zur  Flucht  aus  Anliocheia 
trieben,  in  verschiedener  Weise  berichtet  zu  sein.  In  der  ersten 
Homilie  kommt  er  reflektirend  auf  die  Frage,  warum  Domnina 
sich  und  die  Töchter  nicht  vor  Gericht  gestellt.  Sie  fürchtete, 
sagt  er,  nicht  die  Qualen  der  Prozedur,  sondern  die  auf  ihre 
Töchter  gerichteten  lüsternen  Augen  und  die  Gefahr  für  ihre 
Jungfräulichkeit.  In  der  zweiten  Homilie  aber  heisst  es:  der 
Tyrann,  der  überall  die  Frommen  verfolgte  —  also  doch  wohl 
Diocletianus  selbst,  der  aber  nicht  in  Antiocheia,  sondern  in  Ni- 
komedeia  residirte  —  er  war  es  auch,  der  den  Töchtern  nach- 
stellte. Dieser  ganz  neue  Zug.  für  den  es  in  der  ersten  Homilie 
an  jedem  Anhalt  fehlt,  verräth  die  bedenkliche  Fruchtbarkeit 
der  Sagenbildung. 

Ueber  Antiocheia  reichte  der  Kultus  der  heiligen  Domnina 
und  ihrer  Töchter  wohl  nicht  viel  hinaus.  Wo  sonst  von  ihnen 
die  Rede  ist,  liegt  die  eusebische  Tradition  zum  Grunde.  So  bei 
dem  Mönche  Georgios  im  9.  Jahrhundert :  er  kennt  nicht  die 
Namen  und  lässt  sogar  die  Frage  offen,  ob  jene  Frauen  zu  den 
Märtyrern  gerechnet  werden  l) .  In  die  lateinischen  Martyrolo- 
gien  sind  die  Namen  schon  in  verstümmelten  Formen  und  auf 
einen  anderen  Festtag  gesetzt  übergegangen. 

Im  unmittelbaren  Anschluss  an  die  Erzählung  von  der 
Mutter  und  den  beiden  Töchtern  gedenkt  Eusebios  noch  eines 
andern  jungfräulichen  Schwesternpaares,  das  Glauben  und 
Keuschheit  durch  den  Märtyrertod  gerettet.  Auch  hier  nennt  er 
keine  Namen.  Aber  hier  wurden  die  Schwestern  von  den 
Götzendienern  gezwungen,  sich  ins  Meer  zu  stürzen2).    Rufinus 


1)  tieqi  iav  CvTVr^oy  £'  ctfii&fjioivvai  ei;  {ittQTVfittp.  Georgii  mo- 
nachi,  dicti  Hamartoli,  Chronicon  ed.  de  Muralto.  Petropoli  1859,  üb.  111, 
cap.  172. 

2)  ftccXccxTi]  q'mteiv  ixLXevov  ol  iwc  dnifAÖi'üiv  fteganevicci.  Dass 
Eusebios  ihre  Geschichte  nicht  der  vorigen  analog  ansieht,  deutet  er 
schon  bei  dieser  durch  den  Schlusssatz  an:   A'lde  /uey  ovv  iccvTccs. 


13     

erzählt  ihm  genau  dasselbe  und  in  demselben  Zusammenhange 
nach,  aber  mit  einer  leichten  Aenderung  lässt  er  die  Jungfrauen 
sich  freiwillig  ins  Meer  werfen  ,  so  dass  sie  nun  ohne  Weiteres 
Genossinnen  von  Bernike  und  Prosdoke  werden1).  Dass  Antio- 
cbeia,  wo  auch  diese  Scene  spielt,  nicht  am  Meere  liegt,  kümmert 
beide  Schriftsteller  nicht.  Da  das  zweite  Paar  niemals  zu  Na- 
men, Legende  und  Festtag  gediehen  ist,  liegt  es  wohl  nahe, 
Eusebios'  Kunde  auf  einen  Doppelbericht  vom  ersten  Paare  zu- 
rückzuführen. 

An  die  Domnina-Legende  müssen  wir  noch  eine  andere 
schliessen,  die  gleichfalls  inAntiocheia  spielt  und  dieselbe  Ten- 
denz, ursprünglich  aber  mit  jener  gewiss  nichts  zu  thun  hat. 
Eusebios  ist  sie  ganz  unbekannt.  Uns  tritt  sie  zuerst  wieder 
aus  zwei  Homilien  des  Chrysostomos  entgegen2),  die  ohne 
Zweifel  in  Antiocheia  selbst  gehalten  wurden.  Ausdrücklich 
wird  in  der  ersten  erwähnt,  dass  die  ganze  Stadt  und  alles  Volk 
die  selige  Pelagia  alljährlich  feiere,  und  das  nach  so  langer 
Zeit.  Wiederum  werden  die  Thatsachen  nicht  im  Zusammen- 
hange erzählt,  im  Ganzen  vorausgesetzt,  aber  sie  treten  doch  in 
den  grossen  Zügen  klar  genug  hervor. 

Bei  der  jungfräulichen  Christin  Pelagia  in  Antiocheia  stan- 
den die  rohen  Soldaten  vor  der  Thüre,  um  sie  vor  das  Gericht 
zu  holen.  Aber  sie  wusste  auch,  dass  ihre  Unschuld  in  dringen- 
der Gefahr  stand.  Sie  war  allein  unter  den  Henkern,  ohne 
Vater,  Mutter  oder  sonstige  Stütze.  Sie  wollte  das  Gericht  und 
die  Bedrohung  ihrer  Ehre  nicht  erst  erwarten,  den  Kranz  der 
Jungfräulichkeit  wahren  und  zugleich  die  Krone  des  Martyriums 
erlangen.  Sie  musste  schnell  ihren  Entschluss  fassen  und  ins 
Werk  richten.  Sie  täuschte  die  Soldaten,  indem  sie  heiter,  als 
habe  sie  ihren  Sinn  geändert,  zu  ihnen  heraustrat  und  nur  bat, 
erst  ihr  bräutliches  Gewand  anlegen  zu  dürfen,  bevor  sie  folge. 
Als  ihr  das  gestattet  worden,  eilte  sie  auf  das  Dach  des  Hauses 
und  stürzte  sich  von  da  herab,  worauf  ihr  Gott  sofort  den  Tod 


\  |  marinis  se  fluctibus  demersere. 

2)  1.  s.  c.  p.  697:  Homilia  encomiastica  in  s.  martyrem  Pelagiam  An- 
tiochenam  und  p.  705:  Homilia  II  in  s.  Pelagiam.  Die  zweite  Homilie, 
nur  in  lateinischer  Sprache  überliefert  und  von  auffallender  Kürze,  führt 
doch  auch  Chrysostomos'  Namen  und  ist  jedenfalls  als  Quelle  der  an- 
tiochenischen  Tradition  von  nicht  minderem  Werth,  auch  wenn  sie  ihm 
nicht  zugehören  sollte. 


14 

schenkte.  Die  Homilien  deuten  nichts  von  ihrer  Stellung  und 
Verwandtschaft  an,  insbesondere  nichts  von  einem  Zusammen- 
hange mit  Domnina,  Bernike  und  Prosdoke,  obwohl  Chrysosto- 
mos,  wusste  er  von  dergleichen,  wohl  Anlass  hatte,  darauf  hin- 
zudeuten. Denn  er  sagt,  zu  jener  Zeit  hätten  Viele  Aehnliches 
gethan,  sich  von  einem  Abhänge  gestürzt,  oder  ins  Meer,  oder 
sich  ein  Schwert  in  die  Brust  gestossen  oder  sich  mit  einem 
Strick  erwürgt. 

Wohl  aber  weiss  Chrysostomos'  Zeitgenosse  im  Westen, 
Ambrosius1)  Weiteres  von  der  heiligen  Pelagia.  Nach  ihm  war 
sie  etwa  fünfzehnjährig,  soror  virginum  et  ipsa  virgo,  aber  sie 
befand  sich,  als  jene  Gefahr  ihr  drohte,  abseilte  matre  et  soro- 
ribus,  vacua  praesidio,  sed  deo  plenior.  Auch  hier  täuschte  sie 
die  Soldaten,  indem  sie  ein  hochzeitlich  Kleid  anlegte.  Als  aber 
die  Verfolger  sahen,  dass  ihnen  ihre  Beute  entgangen,  matrem 
et  sorores  coeperunt  quaerere,  die  aber  hatten  ihre  Keuschheit 
bereits  torrente  fluvio  gerettet,  in  dem  sie  zusammen  den  Tod 
gefunden.  Wer  wollte  da  leugnen,  dass  Ambrosius  die  Pelagia 
für  eine  dritte  Tochter  Domnina's  gehalten,  dass  die  beiden  an- 
tiochenischen  Legenden  durch  ihn  oder  jemand  vor  ihm  com- 
binirt  worden.  Da  nun  auch  die  Zeit  des  Martyriums  der  Pe- 
lagia nicht  überall  als  die  des  Diocletianus  angegeben  wird, 
mühen  sich  Baronius ,  die  Bollandisten  sowie  die  an  Chryso- 
stomos  und  Ambrosius  anknüpfenden  Kritiker  ab,  die  Wider- 
sprüche auszugleichen.  Geht  man  von  der  objektiven  Wahrheit 
dieser  legendarischen  Thatsachen  aus  und  tritt  man  an  sie  mit 
der  gläubig-concilialorischen  Tendenz,  so  verkennt  man  die  Na- 
tur einer  solchen  Tradition,  den  dichterischen  Charakter  der 
Lesende. 

Ambrosius  stellt,  indem  er  von  der  heiligen  Pelagia  erzählt, 
die  Frage,  oder  vielmehr  er  lässt  sie  von  seiner  Schwester  Mar- 
cellina stellen,  was  von  dem  religiösen  Verdienst  derer  zu  hal- 
ten sei,  die  sich  von  einer  Höhe  herab  oder  in  einen  Fluss  ge- 
stürzt, um  nicht  in  die  Hände  der  Verfolger  zu  fallen;  denn  die 
heilige  Schrift  verbiete,  sich  selbst  Gewalt  anzuthun.  Er  wagt 
aber  nicht,  den  Glanz  des  Martyriums  durch  einen  Zweifel  an 
seiner  Berechtigung  herabzusetzen.  Wieder  ist  es  zuerst  Augu- 
stinus, der  von  der  hergebrachten  Glorification  nicht  geblendet, 


1)  de  virginibus  lib.  III,  cap.  7. 


15 

ein  selbständiges  Urtheil  geltend  macht.  Wo  es  sich  nur  im 
Allgemeinen  um  die  Jungfrauen  handelt,  die  sich  getödtet.  um 
nicht  Schändung  zu  erleiden,  wo  er  zunächst  an  die  Fälle  aus 
der  Zeit  des  Heidenthums  denkt,  ist  er  sich  klar  wie  bei  der 
Kontroverse  über  Lucretia.  Er  will  jenen  Jungfrauen  die  Ver- 
zeihung aus  menschlichem  Mitgefühl  nicht  versagen1),  aber  der 
Selbstmord  findet  keine  Rechtfertigung.  Wenn  die  Keuschheit 
ein  geistiges  Gut  ist,  wird  sie  durch  die  Gewaltthat  eines  Ande- 
ren nicht  verloren.  Der  nichtschuldige  Theil  hat  keinen  Grund, 
sich  durch  freiwilligen  Tod  zu  bestrafen.  Christliche  Frauen, 
die  solches  erlitten ,  haben  das  Leben  getragen  und  sind  nicht 
vom  Gesetze  Gottes  gewichen.  Habent  quippe  intus  gloriam 
castitatis,  testimonium  conscientiae.  Dann  aber  kommt  Augu- 
stinus auf  jene  heiligen  Frauen  zu  sprechen,  die  zur  Zeit  der 
Christenverfolsuns  den  Gefahren  ihrer  Ehre  durch  den  Tod  im 
Flusse  zuvorgekommen  und  deren  Martvrien  in  der  katholischen 
Kirche  hoch  gefeiert  werden.  Hier  will  er  kein  Urtheil  wagen. 
Denn  er  wisse  nicht,  ob  das  so  ehrende  Andenken,  das  gewisse 
glaubwürdige  Zeugen  —  wohl  Eusebios  und  Ambrosius  —  ihnen 
gewidmet,  auf  göttlicher  Autorität  beruhe.  Haben  jene  Jung- 
frauen auf  göttlichen  Befehl  gehandelt,  so  könne  man  ihnen  den 
Gehorsam  gegen  einen  solchen  nicht  als  Verbrechen  anrechnen. 
Die  Jungfrauen  aber,  die  da  leben  und  in  gleiche  Noth  kommen 
könnten  wie  jene  Märtyrerinnen,  verweist  Augustinus  nur  auf 
den  wahren  und  grossen  Trost  des  Gewissens,  ja  er  warnt  sie, 
sich  mit  dem  Gut  ihrer  Keuschheit  nicht  zu  überheben  und  sich 
von  der  Aussicht  auf  Lob  und  Ruhm  bei  den  Menschen  nicht 
locken  zu  lassen2). 

In  die  Zeit  der  Diocletianischen  Verfolsung  wird  ein  wei- 
teres  Jungfrauen -Martyrium  verlegt,  das  sich  dann  später, 
wenn  auch  mit  einem  Minimum  von  Recht,  an  den  Namen  einer 
heiligen  Euphrasia  knüpft.  Es  soll  auf  dem  Boden  Nikome- 
deias  spielen,  der  kaiserlichen  Residenz.  Die  Geschichte  dieser 
Euphrasia  trägt  mehr  den  Charakter  eines  hellenistischen  oder 
orientalischen  Romans  als  den  der  Legende,  ist  auch  der  latei- 
nischen Kirche  immer  fremd  geblieben.  Trotzdem  bleibt  sie 
für  unseren  Zweck  die  bedeutsamste  von  allen  ihren  Schwestern  ; 


1)  quis  humanus  adfectus  eis  nolit  ignosci? 

2)  de  civ.  dei  lib.  I,   cap.  M.  18.  19.  26.  28. 


16 

denn  sie  wurde  die  Stammmutter  einer  Jahrhunderte  lang  fort- 
lebenden und  in  die  verschiedensten  Länder  verpflanzten  Lite- 
ratur-Fabel. 

Zunächst  ist  hervorzuheben ,  dass  Eusebios  weder  den  Na- 
men einer  Euphrasia  kennt  noch  von  dem  merkwürdigen  Vor- 
fall irgend  etwas  gehört  hat.  Er  lebte  zwar  zur  Zeit  der  Ver- 
folgung in  der  Thebais,  aber  er  widmet  doch  auch  den  Gräueln 
von  Nikomedeia  einen  grösseren  Abschnitt  seines  Geschi chts Wer- 
kes l) .  Er  erwähnt  Anthimos,  den  Bischof  der  Stadt,  der  als 
Blutzeuge  Christi  enthauptet,  er  spricht  von  anderen  Märtyrern, 
Männern  und  Frauen,  die  dort  auf  dem  Scheiterhaufen  ver- 
brannt oder  im  Meere  ertränkt  worden.  Aber  von  Euphrasia 
oder  ähnlichen  Keuschheitsopfern,  die  auf  ihre  Gestalt  gedeutet 
werden  könnten,  weiss  er  absolut  nichts.  Ebensowenig  finden 
wir  ihre  Spur  bei  den  Vätern  der  Kirche,  den  Griechen  wie  den 
Lateinern.  Erst  bei  dem  Mönche  Georgios,  der  seine  Weltchronik 
zur  Zeit  Kaiser  Michael's  III.  schrieb  und  bis  auf  das  Jahr  von 
dessen  Regierungsantritt,  bis  842  führte,  taucht  die  sonderbare 
Fabel  auf2).  Indem  er  den  Bischof  Anthimos  mit  hereinzieht, 
dessen  Märtyrerthum  in  Nikomedeia  und  zur  Zeit  der  Verfolgung 
des  Diocletianus  er  recht  gut  kennt3),  und  indem  er  andere 
Märtyrer  aus  derselben  Zeit  in  Kürze  aufführt,  lässt  er  keinen 
Zweifel,  in  welchen  Zusammenhang  er  Euphrasia,  deren  Namen 
er  übrigens  nicht  nennt,  stellen  will.  Der  Inhalt  der  Fabel  ist 
folgender. 

Unter  jenen  Märtyrern  war  auch  eine  herrliche  Heilige4), 
die  ihre  Jungfräulichkeit  wohl  bewahrt.  Da  keine  Künste  sie 
bewegen  können,  den  Dämonen  zu  opfern,  wird  sie  einem  Sol- 
daten zur  Schändung  überliefert;  Hesse  sie  ihn  nicht  zu,  so 
solle  sie  geköpft  werden.  In  ihrer  Noth  fragt  sie  Anthimos,  den 
Bischof  von  Nikomedeia,  um  Rath,  was  sie  wählen  solle.  Der 
kluge  Mann  urtheilt:  so  göttlich  es  sei,  die  Unschuld  zu  wahren, 
stehe  doch  die  Glaubenstreue  höher;  wie  es  richtiger  sei,  das 
Kleid  zu  verderben  als  den  Körper,  so  müsse  man  lieber  die 


1)  Hist.  eccl.  Hb.  VIII,   cap.  5.  6.  9.  13. 

2)  Georgii  Monachi   Chron.   lib.  III,    cap.  173.     Vgl.  über  ihn  Ferd. 
Hirsch,  Byzantinische  Studien.  kLeipz.  1876,  S.  2  ff. 

3)  Vgl.   cap.  172. 

4)  yvvrj  Tic  leo((  xal   9-av/xaaia. 


17     

Seele  retten  und  den  Leib  hingeben.  Sie  aber  sinnt  darauf, 
beide  Ziele  zu  erreichen,  und  die  göttliche  Gnade  hilft  ihr.  Mit 
dem  Soldaten  in  ein  Haus  eingeschlossen ,  verspricht  sie  ihm 
einen  würdigen  Lohn,  wenn  er  sie  schone.  Sie  giebt  vor,  eine 
Zauberärztin  (cpagnaxig)  zu  sein  und  verheisst  ihm  eine  Salbe, 
die  ihn  im  Kriege  unverwundbar  machen  werde.  Da  er  ihr  mit 
Freuden  den  Versuch  gestattet,  bereitet  sie  die  Salbe  aus  Wachs 
und  Oel,  bestreicht  damit  ihren  eigenen  Nacken  und  fordert  ihn 
auf,  zur  Probe  mit  voller  Kraft  zuzuschlagen.  Der  Soldat  —  ein 
dummer  Tölpel,  wie  in  diesen  Legenden  die  Henkersknechte  es 
stets  sind  —  schlägt  ihr  mit  einem  gewaltigen  Streiche  den 
Kopf  ab.  So  erwirbt  sie  zugleich  die  Krone  des  Martyriums  und 
der  Keuschheit. 

Georgios  Kedrenos,  der  seine  Weltchronik  bis  auf  Kai- 
ser Isaak  Komnenos,  bis  1057  führte  und  um  diese  Zeit  ab- 
schloss,  schrieb  dieselbe  Geschichte  aus  Georgios  Monachos  mit 
bedeutungslosen  Varianten  ab,  wie  überhaupt  sein  Buch  wenig 
mehr  als  Copistenarbeit  und  für  die  Zeit  bis  auf  Diocletianus 
fast  ganz  aus  Georgios  entnommen  ist  *) .  Da  dieser  aber  erst  in 
neuerer  Zeit  veröffentlicht  wurde,  führen  die  älteren  Kirchen- 
historiker die  Erzählung  auf  Kedrenos  zurück.  Aus  ihm  wieder 
entlehnte  sie  Nikephoros  Kallistos,  der  unter  Andronikos  II.  Pa- 
laiologos  (1282 — 1328)  schrieb.  Er  stilisirte  die  Legende  nach 
eigenem  Geschmacke  vielfach  um,  oft  aber  schliesst  er  sich  auch 
wörtlich  an  Kedrenos  an.  Eine  erweiterte  Kenntniss  über  die 
Sache  hat  er  offenbar  nicht.  Und  doch  lässt  er  die  Jungfrau  in 
ihrem  Gespräche  mit  Bischof  Anthimos  von  diesem  ohne  Weite- 
res mit  dem  Namen  Euphrasia  anreden ,  der  uns  allein  aus  die- 
ser Wendung  bekannt  wird.  Vielleicht  hat  er  ihn  einer  Glosse 
zu  dem  ihm  vorliegenden  Text  entnommen,  eine  Gewähr  aber 
kann  uns  ein  so  spätes  und  plötzliches  Auftreten  des  Namens 
nicht  bieten. 

Die  Hagiographie  ist  in  solchem  Falle  natürlich  hülflos. 
Der  Bollandist  bespricht  Euphrasia  zum  19.  Januar2].  Den  la- 
teinischen Fasten,  sagt  er,  ist  sie  unbekannt;  da  erscheinen 
wohl  drei  Glaubensheldinnen  dieses  Namens,  aber  nicht  die  aus 


1)  Georgius  Cedrenus  ed.  Imm.  Bekkero  (Corp.  scriptt.  bist.  Byz.    T. 
Bonnae  1838,  p.  464  sq.    F.  Hirsch,  Byz.  Studien  S.  375. 

2)  Acta  Sanct.  Januar.    T.  II  p.  -220. 

1883.  2 


18     

Nikomedeia.  Ueber  sie  weiss  auch  er  nur  auf  Nikephoros  Kalli- 
stos  zu  verweisen,  aus  dem  schon  Baronius  seine  Kenntniss  ge- 
holt hat.  Auch  zu  Amisos  in  Paphlagonien  soll  eine  Euphrasia 
gestorben  sein,  deren  die  Heiligenakten  zum  16.  März  geden- 
ken1). In  einem  griechischen  Codex  der  Ambrosiana  findet  sich 
zum  18.  Mai  ein  Elogium  der  heiligen  Euphrasia:  die  aber  lebte 
zu  Nikaia  in  Bithynien,  wurde  zur  Zeit  des  Diocletianus  und 
Maximianus  ihres  Glaubens  wegen  eingekerkert ,  zwei  Jahre 
lang  mit  schrecklichen  Qualen  gepeinigt  und  dann  ins  Meer  ge- 
stürzt, letzteres  ein  Umstand,  den  auch  ein  erhaltener  Vers  be- 
stätigt2). Hier  festen  Grund  fassen  zu  wollen ,  bliebe  ein  ver- 
gebliches Bemühen;  denn  realen  Boden  hat  die  Fabel  nie  ge- 
habt, ihr  dem  Boman  entsprossener  Zug  ist  aber  zweifellos  viel 
älter  als  die  legendenhafte  Einkleidung. 

Im  Zusammenhange  mit  der  Geschichte  vom  Salbenzauber 
erzählt  der  Mönch  Georgios  zwei  andere ,  die  gleichfalls  dem 
sonst  bekannten  diocletianischen  Legendenkreise  gänzlich  fremd 
sind  und  in  verdächtiger  Namenlosigkeit  auftreten3).  Die  erste 
würde  uns  in  der  Fassung ,  die  sie  hier  hat,  wenig  angehen. 
Eine  schöne,  unschuldige  Jungfrau,  welche  die  Götter  verspot- 
tet haben  sollte,  wird,  da  Züchtigungen  sie  nicht  beugen,  einem 
Bordellwirth  übergeben,  weiss  aber  die  Besucher,  indem  sie 
ihnen  von  einem  geheimen  Geschwür  vorredet,  hinzuhalten. 
Gott  erhört  ihr  Gebet  um  Erhaltung;  der  Jungfräulichkeit,  indem 
ein  frommer  Jüngling  sie  durch  die  List  eines  Kleidertausches 
aus  dem  bösen  Hause  erlöst  und  selbst  dafür  den  Tod  erleidet. 
Hören  wir  auch  diese  einfachere  Form  der  Fabel  erst  im  9. 
Jahrhundert,  so  ist  sie  doch  ohne  Zweifel  die  ältere.  Nun  aber 
weiss  Ambrosius  dieselbe  Legende  ausführlicher,  dramatisch 
und  rednerisch  ausgestattet  und  mit  einer  heroischen  Fortsetzung 
zu  erzählen4).  Der  Schauplatz  ist  bei  ihm  Antiocheia,  die  Chri- 
stenverfolgung soll  aber  wohl  auch  die  diocletianische  sein5) . 
Der   fromme   Jüngling   erscheint    der  Jungfrau  zuerst   als  ein 


1)  Acta  Sanct.  Martii  T.  II  p.  426. 

2)  Acta  Sanct.  Maii  T.  IV  p.  146. 

3)  Geokguis  Monachus  lib.  III  cap.  174.   175. 

4)  de  virginibus  lib.  II  cap.  4. 

5)  Wenn  Ambrosius  anhebt  :  Antiochiae  nuper  virgo  quaedam  fuit, 
so  soll  nuper  doch  nur  den  Gegensatz  zu  der  weit  entlegeneren  Zeit  der 
Jungfrau  Maria   und  der  h.  Thekla  bezeichnen,  die  vorher  in  Rede  stehen. 


19     

Mann  von  soldatisch-schreckhaftem  Ansehen,  und  in  seiner  Sol- 
datenkleidung soll  sie  entfliehen.  Sie  geht  aber  nur  zögernd 
darauf  ein,  nachdem  sie  im  Lupanar  um  das  Martyrium  gestrit- 
ten. Dann  dringt  ein  stürmischer  Lüstling  in  das  Haus,  erkennt 
aber  in  der  vermeintlichen  Gefangenen  den  Mann  und  wird 
durch  das  Opfer  desselben  zur  Keuschheit  bekehrt.  Wie  der 
Soldat  an  Stelle  der  Jungfrau  den  Tod  erleiden  soll ,  eilt  diese 
—  das  erzählt  freilich  Ambrosius  mit  einem  schwankenden 
»fertur«  —  zur  Richtstatte  und  die  beiden  streiten  dort  noch 
einmal  um  das  Martyrium,  nach  dem  sie  im  Wetteifer  verlangen 
und  das  dann  beiden  zu  Theil  wird.  So  macht  die  freie  Erfin- 
dung aus  der  einfachen  Legende  eine  doppelte  und  ein  Märty- 
rerpaar. 

Die  dritte  Erzählung  des  Georgios  ist  eine  völlig  ekelhafte. 
Ein  frommer  Mönch ,  den  gleichfalls  andere  Qualen  nicht  über- 
winden, soll  nun  gebunden  von  einer  schamlosen  Dirne  mit 
Gewalt  Geschändet  werden.  Wie  sie  ihn  aber  umarmt,  beisst 
er  sich  die  Zunge  ab  und  speit  sie  ihr  ins  Gesicht,  wodurch  er 
ihr  das  böse  Vorhaben  verleidet.  Und  dazu  versichert  Georgios, 
dass  diese  That  die  Ehrfurcht  der  Hellenen  vor  dem  hohen  Sinne 
der  Mönche  erregt1).  Alle  drei  Geschichten,  als  wären  sie  die 
schönste  Blumenlese  aus  dem  diocletianischen  Legendenkranz, 
erzählen  Kedrenos  und  Nikephoros  in  derselben  Auswahl  und 
Folge  nach,  jener  nur  in  leichter  Paraphrase,  dieser  aber,  indem 
er  gerade  das  Widerliche  mit  mönchischer  Phantasie  ausmalt. 
Die  zahlreichen  anderen  Beispiele  eines  reinen  Glaubensmarty- 
riums lassen  diese  Klosterbrüder  kühl. 

Im  Abendlande  waren  die  Christenverfolgungen  minder 
heftig  und  grausam,  aber  auch  die  Phantasie,  die  das  Legenden- 
material ausstattete,  minder  rege  und  erfinderisch.  So  wird  der 
Fabelkreis  der  geretteten  Keuschheit  hier  nur  durch  einen  in 
der  Literatur  fortlebenden  Fall  vertreten ,  und  auch  dieser 
scheint  nie  zur  rechten  Legende  und  zu  einem  Heiligen  feste  ge- 
diehen zu  sein.  Er  wäre  wohl  überhaupt  vergessen,  hätte  ihn 
nicht  die  Autorität  des  Eusebios  immer  wieder  aufgefrischt.  In 
Rom,  erzählt  dieser,  stellte  Maxentius,  der  überhaupt  jede  Art 
von  Gottlosigkeit  und  Wollust  übte,   auch  der  edlen  und  keu- 


I     Ol   dk   EXlrjveg  tccvxu   jufua^r-xöies   i{h«v/naa(Cf  t&v  ftovaCovriov 
Ti]P  oiO(pooovi>rty. 

2* 


20     

sehen  Frau  eines  Stadtpräfekten  nach.  Als  sie  sah,  dass  seine 
Schergen,  die  sie  abführen  sollten,  schon  ins  Haus  eingedrungen 
seien ,  bat  sie  nur  um  eine  kurze  Frist,  um  sich  in  ihrem  Ge- 
mache zu  schmücken.  In  demselben  allein  gelassen,  bohrte  sie 
sich  ein  Schwert  durch  die  Brust  und  Hess  den  Verfolgern  nur 
den  Leichnam,  den  künftigen  Geschlechtern,  sagt  Eusebios,  ein 
Beweis,  dass  die  Tugend  der  Christen  unbesieglich  ist1). 

Der  erste  Blick  zeigt  die  Verwandtschaft  der  Erzählung 
mit  der  von  der  antiochenischen  Pelagia ,  die  Eusebios  nicht 
kannte.  Ob  und  wie  eine  Uebertragung  der  Fabel  vor  sich  ge- 
gangen, ist  nicht  zu  entscheiden.  Auch  können  wir  nicht  sagen, 
was  Bufinus  berechtigte,  bei  der  Bearbeitung  des  Eusebios 2) 
der  Heldin  den  Namen  Sophronia  zu  geben  ;  auf  seine  Auto- 
rität hin  finden  wir  später  in  Italien  diese  Sophronia  als  Keusch- 
heitstypus bisweilen  der  antiken  Lucretia  zur  Seite  gesetzt.  Im 
griechischen  Orient  aber,  wo  man  Eusebios  las,  bei  Ioannes 
Zonaras  3)  und  Nikephoros  Kallistos4  bleibt  der  Name  Sophronia 
unbekannt. 

Wir  schliessen  die  legendarische  Beihe  mit  einer  Glaubens- 
heldin, deren  Gestalt  aus  einer  älteren  Quelle  nachzuweisen, 
uns  nicht  gelungen  ist,  deren  Geschichte  wir  nur  einem  Italie- 
ner aus  der  Mitte  des  1 6.  Jahrhunderts  nacherzählen  können 5) . 
Von  diesem  erfunden  aber  ist  sie  jedenfalls  nicht,  er  bringt  auch 
sonst  seine  Beispiele  aus  einer  reichen  patrislischen  Belesenheit. 
Phitomena,  eine  Jungfrau  aus  Alexandreia ,  war  Sklavin  bei 
einem  römischen  Bürger,  der  ihr  wegen  ihrer  Schönheit  gierig, 
aber  vergebens  nachstellte.  Endlich  verwandelte  sich  seine  Liebe 
in  Hass  und  er  gab  sie  bei  den  Bichtern  als  Christin  an.  Sie 
aber  wollte  lieber  unter  Qualen  in  einem  Gefässe  mit  sieden- 
dem Pech  ihr  Leben  lassen,  als  die  Keuschheit  verletzen. 

Im  Mittelalter  blieben  solche  Erzählungen  wohl  inso- 
weit lebendig,  als  sie  bei  namhaften  Schriftstellern  zu  finden 
oder  in  die  Legendenbücher  aufgenommen  waren.  Aber  die 
eigentliche  Sympathie  hatten  sie  verloren,   seit  die  christliche 


1)  Hist.  eccl.  lib.  VIII  cap.  13. 

2)  lib.  VIII  cap.  17. 

3)  Epit.  hist.  ed.  Ludw.  Dindorf  vol.  III,  lib.  XII  cap.  33. 

4)  lib.  VII  cap.  21. 

5)  Lodov.  Domenichi  La  nobilta  delle  donne.   Vinetia  1551  ,  p.  191. 


21 

Keuschheit  als  solche  von  Tyrannen  und  Henkern  nicht  mehr 
bedroht  wurde.  Nur  Euphrasia  wirkte  mit  dem  Reize  des  pi- 
kanten Romans  fort ,  indem  sie  aber  den  christlichen  Charakter 
und  die  lokale  Färbung  mehr  und  mehr  abstreifte  und  zu  einem 
Fabelstoffe  wurde,  den  man  in  alle  Zeiten  und  an  alle  Orte  ver- 
legen und  nach  freiem  Relieben  dichterisch  gestalten  mochte. 


Die  erste  Umbildung  der  Euphrasia-Legende  zur  weltlichen 
Novelle  erkennen  wir  schon  in  einer  knappen  Erzählung ,  die 
al-Makin  (f  1302)  seiner  Sarazenischen  Geschichte  als  Epi- 
sode einfügt1).  Obwohl  Sekretär  des  Sultans  von  Aegypten, 
war  er  doch  Christ,  also  auch  wohl  der  christlichen  Legenden- 
literatur nicht  fremd.  Er  verlegt  aber  die  Fabel  ohne  Bedenken 
nach  dem  heimischen  Aegypten  und  ins  8.  Jahrhundert  n.  Chr. 
Der  wilde  Merwan  kommt  auf  seinem  ägyptischen  Feldzuge  in 
ein  Nonnenkloster  nicht  weit  von  Misra  und  führt  die  Nonnen 
als  Gefangene  davon.  Darunter  ist  ein  schönes  Mädchen,  das  er 
in  sein  Zelt  bringen  lässt ,  um  sie  seiner  Lust  zu  opfern.  Sie 
aber  verspricht  ihm,  wenn  er  sie  schone,  eine  Salbe  mit  der 
Erklärung,  dass  über  den  damit  Gesalbten  kein  Schwert  Macht 
habe,  und  bietet  ihren  eigenen  Nacken  zur  Probe,  worauf  er  ihr 
den  Kopf  abschlägt.  Da  erst  erkennt  der  Wütherich,  dass  sie 
lieber  sterben  als  entehrt  sein  wollte2).  So  kommt  der  erbau- 
liche Ton  der  Legende  noch  zur  Geltung,  obwohl  aus  dem  ni- 
komedischen  Mädchen  eine  ägyptische  Nonne  geworden  ist. 

Und  bald  darauf  begegnen  wir  der  nämlichen  Fabel  an 
einem  anderen  Ende  der  Kulturwelt.  Im  Beginn  des  Jahres 
1326  unternahm  der  Polenkönig  Wladislaw  Lokietek .  unter- 
stützt von  einem  zahlreichen  Hülfsheere  litauischer  Krieger, 
einen  verheerenden  Einfall  ins  brandenburgische  Land,  bis  vor 
Frankfurt.  Von  den  gräuelhaften  Verwüstungen  und  von  der 
entfesselten  Kriegsfurie  zumal  der   litauischen  Horden   erzählt 


1)  Georgius  Elmacinüs,  Historia  Saracenica,  lat.  reddita  op.  Th.  Er- 
penii.  Lugd.  Bat.  1625.  p.  119.  Rajna  ,  Le  fonti  dell'  Orlando  furioso, 
Firenze  1876,  p.  407,  machte  zuerst  auf  diesen  .  entlegenen  Fundort  auf- 
merksam. 

2  Unde  cognovit  maluisse  eam  mori  quam  pati  ut  corpus  suum 
adulterio  pollueretur.     Quam  ille  rem  adrniratus  est. 


22     

Peter  von  Dusburg1),  der  seine  preussische  Chronik  wahr- 
scheinlich in  Königsberg  schrie!)  und  noch  1326,  eben  im  Jahre 
jenes  Streifzuges,  dem  Hochmeister  Werner  von  Orseln  wid- 
mete. Er  schildert  aus  frischer  Kunde,  wie  damals  mehrere 
Klöster  in  Flammen  gesteckt,  die  Priester  und  Nonnen,  Frauen, 
Jungfrauen  und  Kinder  als  Gefangene  da  vongeschleppt  wurden. 
Er  hat  auch  von  einer  edlen  und  schönen  Jungfrau  gehört ,  um 
welche  die  wilden  Litauer  sich  stritten  und  die  dann  von  Einem, 
der  den  Streit  beilegen  wollte,  mit  dem  Schwert  in  zwei  Theile 
gehauen  wurde,  ein  Histörchen,  das  nach  dem  Feldlager  roher 
Kriegsknechte  duftet  und  auch  in  anderen  Fällen  erzählt  sein 
mag. 

Dieser  Hintergrund  voll  Sensation  lag  dem  Caplan  Nico- 
laus vonJeroschin  vor,  der  Dusburg's  Chronik  in  deutsche 
Reime  übertrug  und  zur  Zeit  des  Hochmeisters  Luther  von 
Braunschweig  (1334 — 35)  begann,  aber  erst  unter  Dietrich  von 
Altenburg  (1335 — 41)  vollendete.  Wo  er  Zuthaten  giebt,  schei- 
nen sie  »fast  durchweg  nur  der  mündlichen  Ueberlieferung  ent- 
nommen«2). Aber  überall  schmückt  er  die  einfache  Erzählung 
Dusburg's  mit  dichterischem  Beiwerk  aus,  und  so  wird  auch 
hier  die  allgemeine  Schilderung  der  Kriegsgräuel  mit  besonde- 
rem Behagen  und  mit  Zügen  erweitert ,  die  wir  auch  sonst  in 
Legenden  und  Kriegsgeschichten  finden.  An  die  Historie  von 
der  mit  dem  Schwerte  getheillen  Jungfrau  aber  knüpft  Jero- 
schin3)  eine  zweite,  die  Dusburg  nicht  gekannt  und  die  wieder 
ein  Nachklang  der  Euphrasia-Legende  ist.  Eine  gefangene 
»gotis  heilige«,  eine  Nonne,  will  ein  heidnischer  Litauer  verun- 
ehren.  Sie  aber  verspricht  ihm,  wenn  er  sie  rein  bleiben  lasse, 
vermöge  ihrer  Kunst  zu  schaffen,  dass  kein  Schwert  ihn  schnei- 
den könne.  Sie  beredet  ihn,  ein  scharfes  Schwert  bringen  zu 
lassen  ,  dessen  Schneide  und  Spitze  sie  so  besprechen  wolle, 
dass  er  an  ihr  die  Probe  machen  könne.  Als  das  Schwert  ge- 
bracht wird,  fällt  sie  auf  die  Kniee  und  richtet  ein  innigliches 


1)  Cronica  terre  Prussie  —  in  Scriptt.  rer.  Pruss.  Bd.  I.  Leipz.  1861 , 
p.  193. 

2)  Toeppen  ebend.  p.  10. 

3)  Di  kronike  von  Pruzinlant,  herausg.  von  Ernst  Strehlke,  eb3nd. 
Bd.  I,  v.  26,540—26,581.  Die  daran  geknüpfte  neuere  Kontroverse 
nennt  Strehlke  in   der  Note  S.  610  mit  Recht  eine  »sehr  unerhebliche«. 


23     

Gebet  an  Jesus,  er  möge  ihre  Reinheit  bewahren  und  ihr  den 
himmlischen  Kranz  verleihen.  Auf  ihre  Mahnung  an  den  Heiden, 
sie  sei  bereit,  haut  er  ihr  mit  einem  Schlage  das  Haupt  ab. 

Sus  bleib  bewarf  di  reine 
vor  unküschlichem  meine. 

Jeroschin's  Reimwerk  wurde  wieder  durch  einen  anderen 
Ordensgeistlichen  ins  Lateinische  zurückübersetzt,  und  zwar 
auf  Veranlassung  des  polnischen  Geschichtschreibers  Johannes 
Dlugosz  ').  Zwar  ist  diese  Arbeit  als  werthlos  ungedruckt  ge- 
blieben, aber  die  Thatsache  erklärt  uns  genügend,  dass  Dlugosz 
in  seiner  polnischen  Geschichte2  gleichfalls  seine  Erzählung 
von  den  Kriegsgräueln  von  1326  durch  die  Geschichte  der  bran- 

Tj      O 

denburgischen  Nonne  illustrirt.  Und  aus  Dlugosz  wieder  ging 
sie  in  das  Geschichtswerk  des  Martin  Crom  er  über3),  obwohl 
dieser  sonst  derlei  Fabeln  ganz  abgeneigt  ist. 

Wie  Jeroschin  zu  der  Legende  gekommen,  wissen  wir  nicht. 
Dass  aber  diese  in  jenen  Oslniarken  eine  feste  Stätte  gefunden, 
beweist  auch  folgender  Umstand.  Noch  im  Jahre  1  61 3  wurde 
in  der  Kirche  zu  S.  Katharinen,  sieben  Meilen  von  Pernau,  das 
Blut  einer  heroischen  Jungfrau  gezeigt,  die  dem  sie  bestürmen- 
den Russen  angegeben ,  der  Kranz  auf  ihrem  Haupte  habe  die 
Eigenschaft,  gegen  Eisen  festzumachen4  . 

Wir  stehen  mit  den  Erzählungen  vom  Ende  des  13.  und 
Reginne  des  14.  Jahrhunderts  bereits  an  der  Grenze  einerneuen 
Literaturperiode.  im  Zeitalter  Dantes.  Der  Geschmack  an  der 
alten  Legende  ist  in  der  gebildeten  Welt  verschwunden,  nur 
die  Ordenslegenden  werden  noch  im  Kreise  der  betreffenden 
Ordensgenossen  gepflegt.  Die  Geister  befreunden  sich  wieder 
mit  dem  klassischen  Alterthume  und  seinen  gefeierten  Gestalten. 
Die  schöne  Literatur  kommt  in  die  Hand  der  Laien,  und  so  sind 
es  fast  ausschliesslich  auch  Laien,  die  unsern  Fabelkreis  fort- 
gepflanzt. 


1)  Toppen  ebend.  S.  11 . 

2)  Joh.  Dlugossi  Histor.  Polon.   T.  I.    Lips.  1711,  p.  990. 

3]  Makt.  Cromeri  De  origine  et  rebus  gestis  Polonorum  Libri  XXX. 
Basil.  1555,   p.  297. 

4)  Strehlke  a.  0.  Note  S.  61 0  nacb  dem  lateinischen  Protokoll  einer  Kir- 
chenvisitation  in  Livland  von  1613,  von  dem  Ed.  Pabst  im  Illuslrirten 
Revalschen  Almanach  für  1856  S.  24  Nachrieht  gab. 


24     

Zunächst  tritt  mit  diesem  Umschwung  in  Bildung  und  Ge- 
schmack die  römische  Lucretia  wieder  in  den  Vordergrund. 
Bei  Dante1)  erscheint  sie  in  der  Vorhölle,  unter  denjenigen, 
die  nicht  wegen  ihrer  Sünden  hier  sind,  sondern  weil  sie  der 
Taufe  nicht  theilhaftig  geworden ;  unter  den  grossen  Geistern 
des  Alterthums,  denen  ihr  Nachruhm  auf  Erden  die  Gnade  ver- 
schafft, hier  zu  weilen, 

Vidi  quel  Bruto,  che  cacciö  Tarquino, 
Lucrezia,  Julia,  Marzia  e  Corniglia  etc. 

Ihr  Selbstmord,  durch  den  sie  doch  gerade  den  Nachruhm 
erworben,  gereicht  ihr  nicht  zum  Vorwurf;  denn  sonst  würden 
wir  sie  im  siebenten  Kreise  (cantoXIII)  unter  den  Selbstmördern 
finden.  So  treffen  wir  auch  Cato  von  Utica  nicht  unter  den 
Selbstmördern,  sondern  gar,  weil  er  um  der  Freiheit  willen 
sein  Leben  hingegeben,  im  Eingange  zum  Fegefeuer2). 

Petrarca  würde  denjenigen  mit  Hohn  abgewiesen  haben, 
der  Lucretia  um  des  Selbstmordes  willen  ihren  Ehrenplatz  unter 
den  ruhmwürdigsten  Gestalten  der  alten  Welt  streitig  gemacht 
hätte,  der  dem  einstimmigen  Urtheile  der  alten  Bömer  über  sie 
entgegen  getreten  wäre.  Selbst  dass  sein  Liebling  unter  den 
Vätern  der  Kirche,  dass  Augustinus  solches  gethan,  macht  ihn 
nicht  irre.  Petrarcas  Fusstapfen  folgt,  wie  immer,  sein  Freund 
Boccaccio.  Ihm  sind  Erzählungen  von  Frauen  und  Sinnenlust 
an  sich  sympathisch.  Wie  hätte  in  seinem  Buche  »von  den  be- 
rühmten Frauen«  Lucretia  fehlen  sollen!3)  Er  erzählt  ihre  Ge- 
schichte nach  Livius,  sie  ist  ihm,  wie  Valerius  Maximus,  romane 
pudicicie  dux  egregia  und  ihre  Keuschheit  gar  nicht  genug  zu 
loben.  Nicht  minder  zieht  ihn  das  Schicksal  Virginia's  an  und 
was  er  bei  Valerius  über  die  Frauen  der  Cimbern  gelesen.  Vor 
allem  aber  fesselt  ihn  auch,  was  jener  Autor  von  der  Griechin 
Hippo  erzählt.  Er  beklagt  nur,  dass  man  von  ihrem  Geschlecht, 
ihrer  Heimath  und  ihren  sonstigen  Thaten  nichts  wisse.    Er  ist 


1)  Inferno  canto  4. 

2)  Purg.  canto  I. 

3)  Ich  benutze  die  überaus  seltene  editio  princeps :  Johannis  Bocca- 
cu  de  Certaldo  Compendium  de  preclaris  mulieribus.  s.  1.  et  a.  In  den 
späteren  Ausgaben  steht  die  Erzählung  von  Lucretia  in  cap.  48.  Gerade 
sie  wurde  als  Lieblingsstoff  auch  gesondert  abgeschrieben  ,  so  im  Cod. 
lat,  Monac.  18941. 


25 

bemüht,  sich  die  von  Valerius  nur  knapp  angedeutete  Situation 
des  bedrohten  Mädchens  auszumalen,  und  wenn  Valerius  er- 
zählte, dass  ihren  Leib  jetzt  ein  tumulus  am  Ufer  decke,  so  ist 
es  bei  Boccaccio  wenigstens  ein  ingens  tumulus,  den  man  ihr 
dort  aus  Verehrung  errichtet.  Ihr  Ruhm,  obwohl  von  ihm  nur 
so  dürftig  berichtet  wird,  entflammt  seine  Phantasie :    Quis  tarn 

severum  mulieris  consilium  non  laudet '? immatura  morte 

sibi  perhenne  decus  quesivit. 

Coluccio  Salutato,  der  noch  mit  dem  alten  Boccaccio 
befreundet  gewesen,  schrieb,  ohne  Zweifel  in  jüngeren  Jahren, 
zwei  Reden  zur  Illustration  der  Lucretia -Fabel:  in  der  einen 
suchen  Vater  und  Gatte  Lucretra  zu  trösten  und  sie  vom  Gedan- 
ken des  Selbstmordes  abzubringen  ,  in  der  anderen  vertheidigt 
sie  die  Notwendigkeit  desselben.  Es  sind  nur  rhetorische 
Uebungsstücke ,  wenig  mehr  als  eine  Paraphrase  der  liviani- 
schen  Worte,  nur  nach  der  Situation  componirt.  Gegen  den 
Selbstmord  an  sich  wird  von  Vater  undGatte  nicht  das  Mindeste 
eingewendet.  Das  hätte  Salutato,  der  Stoiker  nach  antikem 
Zuschnitt,  sicher  auch  in  seinen  späteren  Jahren  nicht  gethan, 
in  denen  er  sich  mehr  als  Philosoph  wie  als  Dichter  fühlte1). 

Seit  Boccaccio  tritt  die  in  das  Gewand  der  Vulgärsprache 
gekleidete  Novelle  in  eine  Verknünfune  mit  der  humanistisch- 
lateinischen  Literatur,  so  sehr  er  selbst  die  beiden  Zweige  seiner 
Thätigkeit  aus  einander  zu  halten  bemüht  war  und  sich  des  De- 
camerone  im  Alter  zu  schämen  schien.  Petrarca  machte  die 
Novelle  gleichsam  hoffähig ,  indem  er  die  Griseldis  seines 
Freundes  einer  Uebertragung  in  sein  klassisches  Latein  wür- 
digle. Sein  Beispiel  fand  Nachfolge.  Lionardo  Bruni  übersetzte, 
indem  er  sich  auf  Petrarca's  Vorgang  berief.  Boccaccio's  Liebes- 
geschichte von  Guiscardo  und  Ghismonda,  der  Tochter  des  Für- 
sten von  Salerno,   die  erste  Novelle  des  vierten  Tages  im  Deca- 


■1)  Gedruckt  sind  die  beiden  Reden  öfters  unter  den  Briefen  des 
Aeneas  Sylvius,  in  den  Baseler  Ausgaben  der  Opera  als  epist.  41-1  ,  ferner 
von  Herm.  Millek  herausgegeben  in  den  Blättern  für  das  Bayerische 
Gymnasial-  und  Real-Schulwesen  Bd.  U.  München  1878,  S.  371  ff.  In 
den  italienischen  Handschriften  werden  sie  regelmässig  und  sicher  Salu- 
tato zugeschrieben  (s.  G.  Voigt,  Die  Wiederbelebung  des  classischen  Al- 
terthums.  Bd.  II.  2.  Aufl.  S.  444j.  In  deutschen  Codices  findet  man  sie 
häufig  unter  die  Briefe  des  Aeneas  gemischt,  ja  wohl  diesem  selbst  zu- 
geschrieben.   Vermuthlich  hat  er  sie  einst  nach  Deutschland  gebracht. 


26     

merone,  in  sein  lebhaftes  und  zierliches  Latein1),  dichtete  auch 
selbst  eine  Novelle  von  Seleukus  und  Antiochus  im  Volgare. 
Wohl  nach  seinem  Muster  schrieb  Enea  Silvio  Piccolomini  die 
vielbewunderte  lateinische  Erzählung  vonEurialus  und  Lucretia, 
in  welcher  er  ein  Liebesabenteuer  des  kaiserlichen  Kanzlers 
Kaspar  Schlick  in  Siena  mit  den  Reizen  der  Lüsternheit  und 
Sentimentalität  ausstattete,  wobei  er  zugleich  durch  Einlegung 
beweglicher  Reden  und  Briefe  einen  Ton  angab,  der  dann  lange 
den  Geschmack  der  Novellisten  beherrschte.  Nicht  minder  hat 
er  die  Fabel  von  Pyramus  und  Thisbe  theils  in  Hexametern, 
theils  in  elegischen  Versen  bearbeitet2).  Die  sentimental-ero- 
tische Novelle  wurde  ein  Liebling  der  gebildeten  Gesellschaft, 
zumal  in  Italien,  und  dieser  Richtung  gehören  auch  die  weiteren 
Nachkömmlinge  der  Lucretia-  und  Euphrasia-Fabel  zu. 

Diese  humanistische  Reihe  eröffnet  Giovanni  Malpa- 
ghini  aus  Ravenna  ,  der  als  junger  Mensch  drei  Jahre  lang  in 
Petrarca's  Hause  als  Schreiber  und  dessen  Liebling  gewesen. 
Er  schrieb  die  traurige  Geschichte  eines  ravennatischen  Mäd- 
chens Elisa,  die  bald  unter  dem  Titel  Historia  Elysiae ,  bald 
als  Narratio  violatae  pudicitiae  erwähnt  wird.  Leider  ist  die 
Historie  selbst  nie  edirt3),  nur  die  Vorrede  ist  bekannt  und  aus 
verschiedenen  Excerpten  das  Wesentliche  des  Inhalts.    Die  Ra- 


1)  Sie  findet  sich  gleichfalls  mit  der  Widmung  an  Bindaccio  Ricas- 
soli unter  den  Briefen  des  Aeneas  Sylvius  gedruckt,  in  den  Baseler  Aus- 
gaben als  epist.  410. 

2)  S.  G.  Voigt,  Enea  Silvio  de'  Piccolomini  Bd.  11  S.  298  ff.  Ich  füge 
hinzu,  dass  nach  Fabricius  Bibl.  lat.  med.  et  inf.  aet.  ed.  Mansi  T.  V  p.  301 
eine  Handschrift  dieser  bisher  ungedruckten  Dichtung  sich  zu  Thorn 
befinden  soll.  Das  Poem  beginnt  ■  Narratur  Babylon  urbs  dicta  duos 
aluisse. —  Eine  Nachahmung  der  Eurialus-Novelle  mit  üppigen  Liebes- 
scenen  und  schmachtenden  Briefen  ist  Fkancisci  Florii  Florentini  de  duo- 
bus  amantibus  (Camillo  et  Emilia)  über,  dessen  einzigen  sehr  seltenen 
Druck  Turonis  1467  die  Leipziger  Universitätsbibliothek  besitzt.  Das 
Werk  erwähnt  bereits  Pius  II.  als  Papst,  was  er  1458  wurde,  und  Bene- 
dictus  (Accolti)  als  Kanzler  von  Florenz  (-j-  1466). 

3)  Handschriften  finden  sich  in  Oxford  und  Paris.  Aus  dem  Cod. 
Vatic.  1666  veröffentlichte  Cardinal  Qüituni  das  Prooemium.  Quirim  Car- 
dinalis Epistolae  coli.  Coleti.  Venetiis  1756,  p.  568  (vorher  in  Dec.  VII 
epist.  IX  seiner  Briefe).  Aus  demselben  Codex  berichtet  Giov.  da  Schio 
sulla  vita  e  sugli  scritti  di  Antonio  Loschi,  Padova  1858,  p.  19  einiges 
vom  Inhalt;  anderes  ersehen  wir  aus  dem  Briefe  eines  anonymen  Tre- 
visaners  ebend.  p.  166. 


27     

vennatin  Elisa,  stolz  auf  ihre  Schönheit,  lässt  sich  in  die  Liebes- 
bande eines  Mannes  verstricken,  der  schlimmer  und  roher  ist. 
als  sie  glaubt.  Er  weiß  sie  bei  Seite  zu  ziehen  und  droht  ihr 
Gewalt  anzuthun.  Sie  aber,  um  ihre  Ehre  zu  retten,  spiegelt 
ihm  vor,  sie  sei  durch  den  Saft  eines  Wunderkrautes  unverletz- 
bar geworden ,  und  durch  diese  List  bewegt  sie  ihn,  ihr  den 
Kopf  abzuschlagen. 

Diese  Geschichte  erzählt  Malpaghini  als  Stück  eines  Dialogs 
zwischen  Dämon  und  Pithias,  und  zwar  legt  er  sie  Dämon  in 
den  Mund,  der  sie  »kürzlich  gehört«  haben  soll.  Unser  Autor  ist 
an  sich  durchaus  kein  gewandter  und  fesselnder  Schriftsteller. 
Das  Wenige,  was  man  von  ihm  kennt  und  weiss,  lässt  ihn  eher 
als  einen  sonderbaren,  verworrenen  Kopf  erscheinen.  Schon 
in  der  Vorrede  wies  er  auf  die  »berühmten  Beispiele«  hin,  welche 
lehren,  wie  kostbar  den  Frauen  die  Keuschheit  und  die  Gattin- 
Ehre  sein  müsse ,  und  wie  Gott  die  gerechte  Sache  nicht  ver- 
lasse. Und  das  solle  auch  die  folgende  Geschichte  beweisen. 
Im  Dialoge  sagte  er  zum  Lobe  des  Mädchens  etwa :  Quidnam 
refert  de  qua  sit  in  terris  patria  contari,  cum  habeatur  haud 
dubie  dignissima  coelo  martvr  et  virgo '?  Seine  Moral  forderte 
alsbald  einen  Kämpen  heraus,  der  sie  in  einem  Briefe  aus  Tre- 
viso  widerlegte  *).  Auf  den  ersten  Blick,  meint  dieser,  erinnere 
die  Geschichte  an  Lucretia.  Aber  es  sei  erstaunlich,  wie  man 
sie  als  ein  Beispiel  zur  Nachahmung  aufstellen  könne.  Die  Jung- 
frau hätte  lieber  die  Schändung  ertragen  sollen,  die  ohne  ihre 
geistige  Einwilligung  vor  Gott  keine  solche  gewesen  wäre.  Eine 
Lucretia,  die  sich  selbst  tödte,  sei  Gott  nicht  wohlgefällig.  So 
regt  sich  in  der  Jugendzeit  des  Humanismus  noch  das  christ- 
liche Bewusstsein.  Für  uns  aber  ist  bedeutsamer  als  die  Moral 
des  Ravennaten  die  dichterische  Freiheit,  die  er  sich  nimmt, 
indem  er  einen  Legendenstoff  von  allem  christlichen  Beiwerk 
loslöst,  in  seiner  Vaterstadt  und  in  jüngstverflossener  Zeit  spie- 
len lässt. 

Einen  anderen  Namen  und  einen  anderen  Schauplatz  wählt 
Francesco  Barbaro,  der  17jährige  Venetianer,  der  noch  als 


1)  Giov.  da  Schio  vermuthet,  Antonio  Loschi  möchte  der  Verfasser 
dieses  Briefes  sein,  weil  Koenigius  Bibl.  vetus  et  nova  p.  487  bei  Loschi 
erwähnt:  Extat  eiusdem  domus  pudicitiae.  Dieser  dunkle  Zusammen- 
hang macht  die  Hypothese,  jener  Brief  sei  vielleicht  das  Begleitschreiben 
oder  die  Vorrede  zu  dieser  Schrift,  freilich  nicht  sehr  verführerisch. 


28     

Schüler  Guarino's  zur  Zeit  des  Constanzer  Coueils  sein  vielge- 
lesenes Buch  »über  die  Ehe«  schrieb1).  In  demselben2)  führt  er 
als  Beispiel  der  Keuschheit  Brasilia  auf,  die  von  edlen  Eltern 
in  Durazzo  geboren,  auf  einem  Streifzuge  der  Feinde  gefangen 
wurde.  Auch  sie  wusste  ihren  Herrn,  der  Cericus  genannt 
wird,  zu  beruhigen  und  versprach,  ihm,  wenn  er  sie  verschone, 
das  Geheimniss  einer  Salbe  mitzutheilen,  die  ihn  unverwundbar 
machen  werde.  Auch  sie  suchte  die  nöthigen  Kräuter  zusam- 
men, bestrich  mit  deren  Saft  ihren  Nacken  und  Hess  sich  dann 
zur  Probe  von  Cericus  den  Kopf  abhauen,  wodurch  sie  ihre  Ehre 
rettete.  Der  stärkeren  Spannung  wegen  lässl  auch  Barbaro  die 
Geschichte  zu  seiner  Zeit  geschehen  sein3),  und  doch  thut  er 
wieder,  als  habe  er  sie  bei  verschiedenen  Autoren  gelesen  '  . 
Wohl  wissen  wir,  dass  er  der  griechischen  Sprache  ziemlich 
mächtig  war,  und  doch  möchten  wir  bei  ihm  wie  bei  Malpaghini 
eher  populär  gewordene  Traditionen  annehmen,  als  irgend  eine 
gelehrte  Quelle. 

Barbaro's  Erzählung  bildete  die  Grundlage  ,  auf  welcher 
hundert  Jahre  später  die  alte  Euphrasia-Fabel,  deren  Wurzeln 
wohl  noch  in  den  griechischen  Boman  zurückreichen,  ihre  letzte 
klassische  Gestalt  erhielt.  Ariosto  arbeitete  sie  im  Orlando 
furioso  zu  der  tragischen  Episode  von  Bodomonte  und  Isa- 
bella  um.  Dass  er  den  Stoff  nicht  etwa  Kedrenos  oder  Nike- 
phoros  entnommen,  dass  dieser  an  Barbaro's  Brasilia  gemahnt, 
sahen  schon  seine  alten  Interpreten,  und  die  neueren  stimmen 
bei5).  Ariosto  ha*  aber  die  Skizze  seines  Vorgängers  zu  einem 
umfangreichen  und  mit  einer  Fülle  neuer  Züge  ausgestatteten 


1)  S.  G.  Voigt,  Die  Wiederbelebung  des  classischen  Alterthums  Bd.  I, 
S.  423. 

2)  Francisco  Barbari  de  re  uxoria.  In  aedibus  Ascens.  1513.  fol. 
XXVII. 

3)  Brasilia  cuius  egregium  hac  aetate  facinus  silentio  praeteriri  non 
debet. 

4)  ut  a  caeteris  auctoribus  traditur,  hostium  excursione  capta  pene 
violata  est. 

5)  S.  Panizzi  in  seiner  Ausgabe  des  Orlando  furioso,  deren  Text 
(Canto  XXIX  str.  8 — 30)  ich  benutze,  vol.  III  p.  403,  und  Rajna,  Le  fonti 
dell'  Orlando  für.,  Firenze  1876,  p.  404.  407.  Der  erste  aber,  der  das 
erkannte,  war  schon  Lod.  Domenichi,  La  nobilta  delle  donne,  Vinet.  4  551, 
üb.  V  p.  241  ;  denn  sein  Buch  war  nach  dem  Widmungsbrief  am  Schlüsse 
schon  im  September  1548  abgeschlossen. 


29     

Gemälde  erweitert.  Wenn  er  die  Heldin  Isabella  nennt,  so  liegt 
darin  offenbar  eine  höfische  Huldigung  gegen  eine  oder  mehrere 
Damen  dieses  Namens;  denn  gegen  den  Schluss  verfügt  Gott 
zur  Ehre  der  Verstorbenen,  dass  Alle,  die  Isabella's  Namen 
tragen  werden,  von  erhabenem  Geiste,  schön,  ehrsam  und  weise 
sein  sollen : 

Tal  che  Parnasso,  Pindo  et  Elicone 

Sempre  Issabella,  Issabella  risuone. 

Die  dichterische  Ausmalung  kommt  nicht  nur  der  lebendigen 
Situation  oder  Einzelheiten  zu  Statten,  wie  wenn  z.  B.  der  Zau- 
bersaft aus  einem  Kraute  gewonnen  wird,  das  mit  Epheu  und 
Raute  über  einem  Feuer  von  Cypressenholz  gekocht  und  von 
unschuldiaen  Händen  bereitet  werden  muss,  um  nach  drei- 
maliger  Salbung  des  Körpers  diesen  gegen  Eisen  und  Feuer  zu 
schützen  und  für  einen  Monat  unverwundbar  zu  machen.  Auch 
darin  können  wir  nicht  einen  wesentlich  neuen  Zug  finden,  dass 
der  Sarazene  mehrere  Flaschen  griechischen  Weines  trinkt  und 
nun  im  Rausche  den  verhängnissvollen  Schwerthieb  führt,  wo- 
durch die  allzu  thörichte  That  ein  wenig  glaubhafter  gemacht 
wird.  Wohl  aber  hat  Ariosto  die  Fabel  durch  ein  neues,  ro- 
mantisch-wirksames  Motiv  bereichert,  indem  er  die  bis  zum 
Tode  entschlossene  Keuschheit  Isabella's  aus  ihrer  Liebestreue 
erklärt.  Sie  hat  nach  der  Tödtung  ihres  geliebten  Zerbino  das 
Gelübde  ewiger  Keuschheit  abgelegt,  und  wie  sie  nun  der  grau- 
same König  von  Algier  gefangen  nimmt  und  in  der  einsamen 
Höhle  an  der  Ehre  bedroht,  hat  sie  zugleich  ihre  Treue  gegen 
den  Todten  zu  wahren.  Im  Augenblicke  des  Todes  hört  man  sie 
noch  den  Namen  Zerbino's  rufen. 

Alma,  cli'  avesti  piü  la  fede  cara, 
E'l  nome,  quasi  ignoto  e  peregrino 
AI  tempo  nostro,  de  la  castitade, 

Che  la  lua  vita  et  la  tua  verde  etade. 

Perche  mille  e  mill'  anni  e  piü,  novella 
Sentisse  il  niondo  del  tuo  chiaro  nome. 
Vattene  in  pace  alla  superna  sede, 
E  lascia  all'  altre  esempio  di  tua  fede1). 

Darnach  hat  der  Dichter  auch  den  Schluss  gestaltet.  Der 
reuige  Rodomonte  sucht  den  seligen  Geist  Isabella's  zu  sühnen, 


1)  Der    letzte  Vers  erinnert  wieder  an  Lucretia's  Worte  bei  Livius: 
nee  ulla  deinde  inpudica  Lucretiae  exemplo  vivet. 


30 

indem  er  ihr  eine  Kirche  und  ein  Denkmal  errichtet,  unter  wel- 
chem ihr  Leichnam  und  der  ihres  Zerbino  vereinigt  bestattet 
werden. 

Ist  nun  Isabella  zugleich  die  Märtyrerin  der  Keuschheit  und 
der  Liebestreue,  so  entfernt  sie  sich  dadurch  um  so  weiter  von 
den  heiligen  Jungfrauen  und  Nonnen  der  Legende  und  wird  da- 
für der  römischen  Lucretia  näher  gerückt.  Das  empfindet  auch 
der  Dichter.    Gott  schaut  vom  Himmel  auf  Isabella's  That  herab 

E  disse :   Piü  di  qnella  ti  commendo, 
La  cui  morte  a  Tarquinio  il  regno  tolse. 

So  steht  Lucretia  immer  noch  als  ein  Idealbild  vor  der  Phan- 
tasie, und  neben  ihr  bringt  selbst  Gott  nicht  mehr  seine  Heili- 
gen oder  den  Frevel  des  Selbstmordes  zur  Geltung. 

Mit  Ariosto  hat  die  Euphrasia-Fahel  ihren  Abschluss  ge- 
funden, gleichsam  das  Ziel  ihrer  literarischen  Wanderung 
erreicht.  Man  darf  wohl  in  Vergleich  stellen,  wie  die  alte  Lie- 
besfabel von  Pyramus  und  Thisbe,  Leander  und  Hero  von  der 
italischen  Novellistik  aufgenommen  und  weiter  getragen,  auch 
nicht  eher  zur  Ruhe  kam ,  bis  eine  Meisterhand  ihr  in  den  Ge- 
stalten von  Romeo  und  Julia  die  letzte  unsterbliche  Fassung  gab. 

Zwar  hat  noch  ein  viel  späterer  Dichter  den  Euphrasia-Stoff 
zu  einer  Novelle  verarbeitet.  Aber  mit  ihm  hat  es  seine  eigene 
Rewandtniss.  Im  Jahre  1796  erschien  eine  kleine  Sammlung 
von  Novellen,  als  deren  Verfasser  Giraldo  Giraldi  von  Florenz 
bezeichnet  wurde  und  die  1475  und  1479,  während  die  Pest 
in  Florenz  herrschte,  erzählt  sein  sollten1).  Aber  die  italieni- 
schen Literarhistoriker  enthüllten  bald  den  Herausgeber  selber, 
Gaetano  Cioni  ,  als  den  Dichter.  Er  erzählte  in  der  5.  Novelle 
von  Samelic,  einem  sarazenischen  Gewalthaber  in  Tunis,  und 
Gostanza  di  Rossello,  der  tugendhaften  Tochter  eines  armen 
sardinischen  Fischers,  eine  ähnliche  Geschichte  wie  Ariosto  von 
Rodomonte  und  Isabella.  Und  dabei  hatte  er  die  Dreistigkeit. 
in  einer  gelehrten  Note  darauf  hinzudeuten,  dass  Ariosto  seine 
Isabella  mit  den  Zügen  der  Giraldi'schen  Novelle  ausgestattet. 
Vielmehr  aber  hat  er  wesentliche  Züge  aus  dem  Orlando  ent- 


I)   Giraldo  Giraldi  Florentino  Novelle per  la  prima  volta  data 

in  luce.    Amsterd.  1796.     Ich  benutze  die  2.  ediz.  Amsterd.  1819,  in  der 
die  Fälschung  bereits  aufgedeckt  worden. 


31 

lehnt :  auch  bei  ihm  wird  das  Mädchen  in  Africa  gefangen  ge- 
halten und  bedrängt,  berauscht  sich  der  Sarazene,  bevor  er  ihr 
mit  seinem  Szimetar  den  Kopf  vom  Rumpfe  trennt ,  lässt  sie 
dann  aber  bestatten  und  behält  ihre  Tugend  immer  im  An- 
denken. 

Neben  derjenigen  Gestalt  unserer  Fabel,  in  der  die  Zauber- 
salbe zur  Katastrophe  führt,  gehen  aber  immer  verwandte  Dich- 
tungen her,  in  denen  auf  anderem  Wege,  gewöhnlich  durch 
eine  fromme  Täuschung,  die  Jungfrau  den  Tod  sucht,  um  die 
Ehre  zu  retten.  Wir  müssen  hier  noch  einmal  auf  die  Zeit  Mal- 
paghini's  und  Salulato's  zurückkommen.  Damals,  wohl  noch  in 
seinen  jüngeren  Lebensjahren,  die  er  zu  Paris  im  College  de  Na- 
varre  zubrachte,  schrieb  Nicolas  de  Clemanges,  einer  der  ersten 
unter  den  Freunden  des  Humanismus  in  Frankreich1),  einen 
kleinen  Roman  der  Art,  der  wohl  durch  des  Ravennaten  Elisa 
angeregt  worden,  sein  Vorbild  aber  in  der  reichen  Coloratur  der 
Erzählung,  in  den  zu  jener  Zeit  so  beliebten  Reden  und  in  der 
Eloquenz  der  lateinischen  Sprache  weit  übertraf2).  Auch  er 
will  die  Geschichte  als  eine  kürzlich  vorgefallene  und  von  glaub- 
würdiger Seile  vernommen  haben3  ,  eine  Versicherung,  die  den 
.Novellisten  immer  geläufig  blieb,  aber  doch  nur  den  Reiz  der 
Erzählung  steigern  soll.  Als  Franzose  verlegt  Nicolas  den  Schau- 
platz irgendwo  «an  die  Grenze  Frankreichs« ,  gleichfalls  eine 
Freiheit  der  Wahl ,  die  wir  bei  den  Novellisten  Italiens  häufig 
finden. 

Dort  also  hatte  ein  adlicher  Ritter  eine  schöne  Tochter  El- 
vidis,  die  er  einem  reichen,  aber  älteren  Manne  verloben 
wollte.  Es  liebte  sie  aber  der  Jüngling  Floridamus,  von  berühm- 
tem Geschlecht,  tapfer  und  hochgesinnt,  und  ihm  war  auch  die 
Jungfrau  von  Herzen  ergeben.  Da  der  Vater  drängte,  Hess  sie 
sich  vom  Geliebten  aus  dem  väterlichen  Hause  heimlich  entfüh- 
ren. In  einem  nahen  Dorfe,  wo  sie  herbergten,  wurde  eben  ein 
Fest  gefeiert.  Vier  junge  Landleute,  voll  Wein  und  Regier, 
kamen  mit  Schwertern  bewaffnet  und   verlangten  tobend  vom 


1)  S.  über  ihn  G.  Voigt  Die  Wiederbelebung  u.  s.  w.   Bd.  II  S.  352ff. 

2)  Historia  de  raptoris  raptaeque    virginis   lamentabili    exitu,    allein 
gedruckt  bei  Hommey  Supplementum  Patrum.     Parisiis  1686,  p.  508  ff. 

3)  Rem   quemadmodum   accipio    recenti   eventu    gestam   etc.    —  — 
uti  mihi  a  fidis  auctoribus  tradita  est. 


32     

Wirthe  die  Jungfrau.  Im  Kampfe,  der  sich  entspann ,  wurde 
Floridamus  von  fern  mif  einem  Speere  durchbohrt  und  von  den 
Räubern  heimlich  verscharrt.  Dann  drangen  sie  in  das  Gemach 
der  Jungfrau  und  verlangten ,  dass  sie  ihnen  zu  Willen  sein 
müsse.  Sie  erreichte  durch  Bitten  nur,  dass  einer  nach  dem 
anderen  eingelassen  werden  solle,  und  Hess  zuerst  einen  der  äl- 
teren unter  ihnen  ein.  Da  sie  ihm  vergeblich  »ewigen  Ruhm« 
und  grosse  Schätze  versprach,  wenn  er  der  Schützer  ihrer  Jung- 
fräulichkeit werde,  bat  sie  wenigstens  das  Fenster  zu  schliessen. 
Während  er  das  aber  that,  zog  sie  ein  Messer  hervor,  das  sie 
unter  dem  Gewände  verborgen,  erstach  sich  und  stürzte  blutend 
zusammen.  Da  flohen  die  Schurken  bestürzt  und  die  Strafe 
fürchtend  davon. 

An  seine  Erzählung  knüpft  der  Verfasser,  der  den  Theolo- 
gen nicht  verleugnet,  indem  er  die  humanistische  Kunst  übt, 
einen  moralischen  Exkurs.  Sofort  kommt  er  auf  Lucretia 
zu  sprechen,  die  von  den  Römern  so  in  den  Himmel  erhoben 
werde.  Er  will  sie  nicht  gerade  loben,  aber  doch  »mit  Milde 
entschuldigen«  (pie  excusanda).  Er  kann  aber  nicht  vergessen, 
dass  die  göttlichen  Gesetze  den  Selbstmord  ernst  verbieten,  und 
so  meint  er,  auch  »der Dichter«  —  er  hat  doch  wohl  Virgilius  im 
Sinne  —  habe  Lucretia  nicht  mit  Unrecht  in  die  Hölle  versetzt  n. 
Seine  Elvidis  will  er  der  Lucretia  bei  Weitem  vorziehen,  da  sie 
der  Schande  zuvorkam.  Selbstmörderin  ist  allerdings  auch  sie, 
aber  er  hofft  doch,  dass  sie  noch  kurz  vor  dem  Ende  bereut 
habe  und  dass  ihr  verziehen  worden.  Seine  Denkweise  ist  also 
eine  ähnliche,  wie  sie  zu  jener  Zeit  der  Anonymus  von  Treviso 
gegen  Lucretia  und  Elisa  geltend  machte. 

Mehrfach  haben  wir  schon,  seitdem  der  ovidische  Pyramus 
in  den  Gesichtskreis  trat,  die  tragische  Liebesfabel  mit  der  Fabel 
von  der  Keuschheitsrettung  in  Verbindung  gesehen.  Diese  Com- 
bination  zeigt  sich  uns  auch  in  der  »Alda«  Guarino's,  wohl  des 
jüngeren,  des  Battista  Guar  in  o2).    Obwohl  sich  der  Dichter 


\  )  Natürlich  ist  Aen.  VI,  434  sq.  von  Lucretia  nicht  die  Rede,  aber 
Nicolas  hat  seine  ganze  Argumentation  wohl  nur  der  oben  erwähnten 
des  Augustinus  entnommen,  der  Virgilius  heranzog.  Dass  er  mit  Dante 
bekannt  war,  ist  nicht  erwiesen,  und  auch  diesen,  wenn  er  ihn  meinte, 
müsste  er  missverstanden  haben. 

2)  Ueber  diese  Frage  wie  über  die  Handschriften  und  Drucke  der 
Alda    habe    ich    in    meinem  Buche   über   die  Wiederbelebung  des  class. 


33     

des  elegischen  Verses  bediente ,  schliesst  sich  das  Werkchen 
doch  inhaltlich  an  die  Novellistik  an.  zu  der  die  Neulateiner  seit 
Petrarca  hin  und  wieder  ein  wohlstilisirtes  Schaustück,  einen 
Leckerbissen  beitrugen.  A  1  da  ist  eine  keusche  Jungfrau,  deren 
Heimath  nicht  genannt  wird.  Sie  hat  noch  an  Liebe  nicht  ge- 
dacht, sondern  ihre  Freude  an  den  Studien  und  der  Jagd  gehabt. 
Sie  wird  aber  von  einem  schönen,  edlen  und  reichen  Jüngling, 
der  eben  aus  Ligurien  angekommen,  ins  Auge  gefasst.  Da  die 
Eltern  der  Sache  zuwider  sind ,  kauft  er  ein  der  Wohnung  der 
Geliebten  benachbartes  Haus  und  bohrt  ein  Loch  durch  die 
Wand,  durch  welches  beide  nun  gleich  Pyramus  und  Thisbe 
die  Worte  der  Liebe  tauschen.  Sie  beschliessen,  in  der  Nacht 
zu  entfliehen  und  in  der  Fremde  sich  ehelich  zu  verbinden. 
Wie  sie  in  einen  Wald  kommen,  enthüllt  der  Fremde,  der  nicht 
besser  ist  wie  der  Geliebte  der  Rtivennatin  Elisa,  seine  bösen 
Gelüste,  thut  der  Jungfrau  Gewalt  an  und  will  sie  allein  lassen. 
Da  sie  zu  den  Ihren  nicht  zurückzukehren  wagt,  wünscht  sie 
nur  den  Tod  und  ruft  den  Geliebten  unter  Vorwürfen  an ,  ihr 
diesen  Dienst  zu  leisten.  Sogleich  springt  der  Ligurer  vom 
Pferde ,  packt  mit  der  Linken  das  Haar  des  Mädchens,  und  das 
Schwert  in  seiner  Rechten  durchbohrt  die  geschändete  Jung- 
frau. Ihr  Leichnam  bleibt  unbeerdigt  den  Thieren  zur  Beute 
liegen.  Ihr  Geist  ruft  nach  antiker  Art  den  Vorübergehenden  an  : 

Hac  quicunque  via  tendis,  studiose  viator, 
Disce  graves  casus  et  raiserere  meos1). 

Sind  die  obigen  Erzählungen,  seil  Humanisten  und  Dichter 
sie  fortpflanzen,  dem  Bereiche  der  Legende  schon  ganz  entrückt 
und  auf  das  rein  menschliche  Gebiet  gezogen ,    das  frei  dem 


Alt.  Bd.  II,  S.  403  gehandelt.  Hier  genüge,  nur  den  neuesten  Druck  an- 
zuführen: Alda  Guarini  Veronensis.  Carmen  elegiacum  ed.  Suringar. 
Leidae  1867. 

1)  Eine  verwandt  scheinende  Dichtung  finde  ich  bei  Bandini  Cata- 
logus  codd.  lat.  bibl.  Medic. -Laurent.  T.  II  p.  23  notirt:  Verba  puellae 
cui  nomen  Constantia,  in  urbe  Parthenope  sepultae  ad  transeuntem.  Sie 
beginnen  : 

Tu  qui  secura  procedis  mente,   parumper 
Siste  gradum,  quaeso,  verbaque  pauca  lege. 

Das  Gedicht  soll  auch  in  etwas  anderer  Form  in  den  Poemata  veterum, 
Lugduni  1 596.  p.  99,  gedruckt  sein,  aber  diese  Sammlung  war  mir  nicht 
zugänglich. 

1883.  3 


34     

Dichter  gehört,  so  lernen  Männer  von  gebildetem  Sinne  auch 
die  Vorgänge  aus  dem  Tagesleben,  die  das  Gemüth  ergreifen,  in 
ihrer  dichterischen  Kraft  schätzen  und  halten  sie  der  Aufzeich- 
nung werth.  Der  Reiz  des  Unerhörten  und  Wunderbaren  wird 
hier  freilich  fehlen,  aber  Tugend  und  Seelenkraft  mögen  zu  jeder 
Zeit  Thaten  erzeugen,  die  denen  einer  Hippo  und  Lucretia, 
Euphrasia  und  Sophronia  zur  Seite  gestellt  werden  können. 

Der  erste,  der  aus  seiner  Erlebniss  die  Fälle  zusammentrug, 
in  denen  Frauen  den  Tod  dem  Verlust  der  Ehre  vorgezogen, 
war  der  Conte  ßaldassar  Castiglione,  ein  Zeitgenosse 
Ariosto's,  wie  denn  auch  sein  Buch,  der  Cortegiano1),  ziemlich 
gleichzeitig  mit  dem  Orlando  entstand,  ein  in  der  griechischen 
und  lateinischen  Literatur  belesener  und  in  der  Wissenschaft 
wie  in  der  Welt  gewandter  Mann.  Indem  er  im  dritten  Buche 
des  dialogisch  gehaltenen  Cortegiano  von  der  Frauenkeuschheit 
spricht,  will  er  hier  die  antiken  Beispiele  bei  Seite  lassen,  da 
sich  zu  allen  und  noch  den  neuesten  Zeiten  viele  Frauen  gefun- 
den ,  die  den  Tod  nicht  gescheut,  wo  es  die  Wahrung  der  Ehre 
galt.  Er  beginnt  mit  einem  Vorfalle,  der  den  Hörern  noch  recht 
wohl  im  Gedächtniss  sein  könne.  Als  die  Franzosen  Capua  plün- 
derten (1495),  wurde  eine  schöne,  junge  Edeldame  aus  der 
Stadt  von  einem  Haufen  Basken  als  Gefangene  abgeführt.  Als 
sie  zum  Flusse  kam,  dem  Volturno,  that  sie,  als  wolle  sie  ihren 
Schuh  festbinden,  und  da  ihr  Führer  sie  einen  Augenblick  los- 
liess,  stürzte  sie  sich  plötzlich  in  den  Fluss  —  eine  moderne 
Hippo  oder  Domnina.  —  Ein  Landmädchen  zu  Gazzuolo  im  Man- 
tuanischen,  wo  der  Erzähler  selbst  heimisch  war,  wurde  von 
einem  schlechten  Menschen  überwältigt  und  geschändet;  sie 
suchte  im  Oglio  den  Tod,  ohne  ihre  Schande  irgend  jemand  zu 
offenbaren.  Sie  hätte,  meint  Castiglione,  für  ihre  herrliche  That 
ein  schönes  Grabdenkmal  verdient.  —  Als  Allen  bekannt  bringt 
er  den  Fall  in  Erinnerung,  wie  Signora  Feiice  della  Rovere  sich 
auf  der  Reise  nach  Saona  von  den  Schiffen  Papst  Alexanders  VI. 


1)  II  libro  del  Cortegiano.  Ich  benutze  und  citire  die  Milano  1  S2ä 
erschienene  Ausgabe.  Wir  wissen,  dass  Castiglione  sein  Buch  im  October 
1518  an  Pietro  Bembo  schickte  (p.  14).  Aber  entstanden  ist  es  schon 
früher.  So  erzählt  er  p.  338,  wie  der  »vor  wenigen  Monaten«  erfolgte 
Tod  des  Landmädchens  von  Gazzuolo  vergessen  worden,  weil  kurz  darauf 
der  Bischof  von  .Mantua  starb;  das  ist  aber  der  15  II  verstorbene  Bischof 
Lodovico  Gonzaga. 


35 

verfolgt  sah  und  um  ihm  nicht  zur  Beute  zu  werden,  den  Tod 
im  Meere  suchte.  —  Gewiss  sind  solche  Geschichten  auch  sonst 
als  frappante  Verbrechen  erzählt  worden,  aber  sie  zum  Ruhme 
weiblichen. Heldenthums  vortragen  und  verewigen,  lehrte  die 
Legende  und  ihre  profane  Schwester,  die  Novelle. 

Ein  anderes  Ziel  als  Castiglione  verfolgte  Lodovico  Do- 
rn e  n  i  c  h  i  in  seinem  Buche  von  der  Hoheit  der  Frauen  !) .  Wäh- 
rend hier  in  den  ersten  drei  Büchern  über  die  Frauen  im  Sinne 
jener  Zeit  philosophirt  und  diskutirt  wird,  enthalten  die  beiden 
letzten  Bücher  (IV.  V.)  die  Beispiele  hervorragender  Frauen  bis 
auf  die  Zeitgenossinnen  des  Verfassers  herab.  Dieser  nimmt 
nur  das  Verdienst  eines  Sammlers  in  Anspruch ,  der  aus  grie- 
chischen und  lateinischen  Autoren,  aber  auch  aus  modernen  bis 
auf  Ariosto  und  Castisiione  seine  Geschichten  zusammengelesen. 
Von  den  zahlreichen  Glaubensmärtyrerinnen  zu  sprechen,  fühlt 
er  sich  nicht  würdig.  Aber  von  den  christlichen  Keuschheits- 
märtyrerinnen erzählt  er  doch,  was  er  irgend  weiss,  von  So- 
phronia,  von  Domnina  mit  ihren  Töchtern  nach  Rufinus,  von 
Phitomena  und  Pelagia.  Zwar  wird  von  Dialogisten  wohl  ein 
Zweifel  vorgebracht,  ob  der  Selbstmord  in  solchen  Fällen  ge- 
stattet sei.  Aber  da  Ambrosius  und  andere  Väter  der  Kirche 
ihn  billigen  oder  doch  keinen  Anstoss  nehmen,  beruhigt  sich 
auch  die  vornehme  Gesellschaft ,  die  der  Dialogist  um  sich  ver- 
sammelt denkt,  und  überlässt  die  Frage  den  Theologen2).  Die 
modernen  Beispiele ,  die  Castiglione  erzählt ,  übergeht  unser 
Autor,  aber  als  Ersatz  bringt  auch  er  eine  Geschichte  aus  neuerer 
Zeit,  der  er  ein  hohes  Interesse  beilegt. 

Als  Kaiser  Maximilian  1509  Padua  belagerte,  Hohen  die 
Landbewohner  mit  ihrem  Gut  in  die  Stadt.  Dabei  verirrte  sich 
ein  Landmädchen  und  kam  allein  ohne  die  Ihren  an  den  Thoren 
der  Stadt  an.  Da  war  eine  Wache  von  Soldaten,  die  das  schöne 
Mädchen  sogleich  mit  Zumuthungen  bedrängten.  Sie  aber  ent- 
floh ihnen,  und  als  sie  verfolgt  an  den  Ponte  Corvo  kam,  schwang 
sie  sich  entschlossen  in  den  Fluss  und  wusste  jede  Hülfe,  die 
man  ihr  bringen  wollte,  zu  vereiteln.  So  rettete  sie  ihre  Jung- 
fräulichkeit,  indem  sie  ihre  Seele  Gott  gab.  —  Die  Dialogisten 


I,    La  nobilta  delle  donne.     Corretta  e  di  nuovo  ristampata.    Vinetia 
1551.     Die  erste  Ausgabe  erschien  mit  einer  Zueignung  vom  März  1549. 
2)  Pure  lasciamo  questa  quistione  a  theologi.  p.  190. 

3* 


36     

kommen  überein,  dass  ihr  Name  gefeiert  werden  sollte,  da  doch 
der  Ruhm  der  Brasilia  von  Durazzo  so  viele  Jahre  gedauert. 

Dieses  patavinische  Landmädchen  mag  auch  für  uns  das 
letzte  Beispiel  sein,  das  sich  an  den  alten  Fabelkreis,  wenigstens 
noch  anschliesst.  Denn  historische  Gestalten,  wie  sie  sich  aus 
späterer  Zeit  noch  finden  Hessen,  gehören  so  wenig  hieher  wie 
etwa  Chiomara ,  von  der  Plutarchos  erzählt.  In  der  Poesie,  in 
der  Literatur  haben  sie  kein  Bild  zurückgelassen.  Wohl  aber 
dürfen  wir  mit  Lucretia  schließen,  wie  wir  von  ihr  ausgegangen. 
Indem  Shakespeare  sie  in  einem  epischen  Gedichte  verherr- 
lichte, gewann  er  der  Fabel  noch  einmal  alle  die  Züge  ab,  die 
ihr  Bild  dem  menschlichen  Gemüthe  einprägen,  gleichwie  Ariosto 
der  Euphrasia- Fabel  die  letzte  Gestalt  gegeben.  Shakespeare 
folgt  in  seinen  Stanzen  der  livianischen  Erzählung,  aber  er 
spinnt  sie  mit  Betrachtungen  und  Reden,  in  blühenden  und  bil- 
derreichen Schilderungen  der  Leidenschaften  und  Seelenstürme 
aus.  Moralische  Bedenken  und  Kontroversen,  die  das  Epos  nur 
stören  würden  .  lässt  ein  solcher  Dichter  natürlich  nicht  auf- 
kommen. 


Herr  Leskien  übergab  eine  Arbeit  des  Herrn  Prof.  Dr.  A'. 
Brugman  über  Griechisch  (xqci.   uq.   ga  und  litauisch  )r. 

Ueber  ciga.  uq  .  (Sa  ist  oft  und  ausführlieh  gehandelt  wor- 
den ') ,  und  es  dürfen,  namentlich  nach  den  eingehenden  und  zum 
Theil  sehr  feinsinnigen  Untersuchungen  von  Härtung  Nägels- 
bach Heller  und  Bäumlein,  die  hauptsächlichsten  Anwendungs- 
typen jetzt  als  festgestellt  gelten,  so  dass  man  weiss,  unter  wel- 
chen Gedanken-  und  Satzverhältnissen  diese  Partikel  vorzugs- 
weise erscheint.  Aber  vieles  ist  'auch  noch  unaufgeklärt.  An 
zahlreichen  Stellen  besonders  des  Epos  weiss  man  auch  heute 
noch  nicht,  was  die  Partikel  soll,  wie  sie  den  Gedanken  färbt, 
ob  diese  oder  jene  Bedeutung,  die  sie  haben  kann,  anzunehmen 
ist,  ja  ob  sie  nicht  vielleicht  nur  ein  des  ursprünglichen  Be- 
deutungsinhaltes völlig  verlustig  gegangenes  Flickwort,  ein 
wahres  naqu jzh)qiof.ia  ist.  Und  wie  sind  die  verschiedenen 
bisher  sicher  constatierlen  Gebrauchsweisen  historisch  unter  ein- 
ander zu  vermitteln  1  welches  war  die  ursprünglichste  Bedeu- 
tung? woher  stammt  aga  ?  Auch  auf  diese  Fragen  sind  ab- 
schliessende Antworten  noch  nicht  gegeben. 

Wie  nun  schon  auf  manche  Partikel  des  Griechischen  ,  auf 
ihre  Bedeutung  und  ihren  Ursprung,  durch  Auffindung  ihres 
alter  ego  in  einer  oder  in  mehreren  andern  indogermanischen 
Sprachen  Licht  gefallen  ist,  so  müsste  jedesfalls  auch  das  Yer- 
ständniss  des  in  vielen  Beziehungen  so  schwierigen  uqu  durch 
Ermittlung  einer  mit  ihm  etymologisch  identischen  Partikel  im 
Bereich  der  Schwestersprachen  Förderung  erfahren.  Ich  glaube 


1,  S.  die  Literaturangaben  bei  Bäumlein  Untersuchungen  über  grie- 
chische Partikeln  1861  S.  19  f.,  bei  Kühner  Ausführliche  Grammatik  der 
griechischen  Sprache  II2  720  ff. ,  im  Ebeling  sehen  Lexicon  Homericum 
1  p.  160  und  in  Hübners  Grundriss  zu  Vorlesungen  über  die  griechische 
Syntax  S.  84.  86. 


38     

eine  solche  Partikel  im  litauischen  ir,  das  sich  meistens  durch 
unser  auch  oder  und  wiedergeben  lässt.  gefunden  zu  haben  und 
versuche  im  folgenden  diese  Zusammenstellung  zu  rechtfer- 
tigen. 

1. 

Am  häufigsten  findet  sich  aoa  zur  Verbindung  von  Sätzen 
so  gebraucht,  dass  es  einen  nach  dem  vorhergehenden  zu  er- 
wartenden und  aus  diesem  naturgemäss  sich  ergebenden  Fort- 
schritt ausdrückt l) .  In  deutscher  Uebersetzung  lässt  sich  diese 
Function  etwa  durch  denn,  denn  also,  denn  auch  verdeutli- 
chen.   Z.  B. 

B  16  iog  cpäro  '  ß-t]  d*  ao1  oveioog.   eitel  rbv  iivd-ov  äxovffe. 

»So  sprach  Zeus  (nämlich:  Bäovl  t&i.  oiXe  bveioe.  v.xX.  V.  8), 
und  der  Traum  ging  denn  hin«. 

Neben  dieser  innerlich  consecutiven  Bedeutung  legte  man 
nun  bis  auf  Bäumlein  allgemein  unserer  Partikel  auch  eine  rein 
continuative  Geltung  bei ,  indem  man  annahm ,  sie  reihe  auch 
rein  äusserlich  an,  bezeichne  die  unmittelbare  Aufeinan- 
derfolge. Bäumlein  sprach  diese  Function  dem  aqcc  ab.  Er  sagt 
S.  33  seiner  »Untersuchungen« :  »Wenn  aber  der  Partikel  die 
Bedeutung  der  Folge  beigelegt  wird,  soll  dies  nicht  missverstan- 
den werden.  "Aoa  kann  nie  die  äussere  Folge  und  Anreihung 
bezeichnen;  dafür  hat  die  griechische  Sprache  eira.  eneiia 
oder  (mit  leichter  Andeutung  des  Gegensatzes,  des  Neuen)  de. 
Wo  aoa  als  Partikel  der  Folge  erscheint,  bezeichnet  sie  ein  in- 
neres, natürliches  Verhältniss,  das  sich  Ergebende«.  Ich  kann 
in  dieser  Behauptung  Bäumlein's,  die  auf  einige  spätere  Behand- 
lungen der  Partikel,  z.  B.  auf  die  von  Kühner,  sichtlich  von 
massgebendem  Einfluss  gewesen  ist,  nur  einen  Rückschritt  ge- 
gen die  früheren  Darlegungen,  namentlich  die  Nägelsbach'sche 
(Anmerkungen  zur  Ilias,  1 .  Aufl.  1 834,  S.  1 91  ff.)  und  die  Iieller- 
sche  (Philologus  XIII  68 ff.),  erblicken  und  bin  mit  Kvicala 
(Zeitschr.  für  die  Österreich.  Gymn.  1863  S.  309)  gegen  Bäum- 
lein darin  einverstanden,  dass  die  Bezeichnung  der  äusseren 
Folge  und  Anreihung  des  aoa  »über  allen  Zweifel  erhaben«  sei. 


1)  Classen  Beobachtungen  über  den  homer.  Sprachgebrauch  S.  30. 


39     

Zwar  sind  nicht  alle  Stellen,  die  Kvicala  für  diese  Geltung  ge- 
gen Bäumlein  vorbringt,  so  unzweifelhaft  wie  er  glaubt.    In 

A  500  y.ai  ga  naQOid^   avvoio  y.ad^e^ero  y.ai  Xafie  yovvtov 
oytaijj,   de§iTeQfi  d'  ag    vtc    av&Egewvog  elovoa 
J.ioooiitvr-  7tQogisi7te  Aia  Kgovitova  avay.xa 

übersetzt  Kvicala  y.ai  ga  durch  »und  sofort  (nachdem  sie  den 
Zeus  getroffen  hatte) «  und  d'ag'  durch  »und  zugleich  (unter 
einem)«,  aber  man  kann  annehmen,  dass  in  beiden  Versen  aga 
auf  V.  394  zurückweist,  wo  Achilles  die  Mutter  auffordert  kl- 
d-ovo1  OvlviiTTovöeAia  "kioaiY.%1..  so  dass  es  an  beiden  Stellen 
durch  »denn  auch  (wie  nach  Achilles' Aufforderung  zu  erwarten 
war)«  verdeutlicht  werden  könnte.    Weiter 

A  569  tag  hepar  ■  eötiosv  öh  ßoGmig  Ttöxria  aHg\. 

y.ai  g*  ay.iovoa  xa-fHjaro  i7nyvaj.nf.1aoa  wikov  tirJQ 

könnte  übersetzt  werden  »und  lautlos  sass  sie  denn  (wie  nach 
Zeus'  drohenden  Worten  und  der  durch  dieselben  in  ihr  erreg- 
ten Furcht  zu  erwarten  war  da«.  In  gleicher  Weise  lassen  die 
ferner  citierten  Stellen  A  360.  465.  B  18.  20.  45  sowie  ^458 
eine  andere  Deutung  zu  als  die  von  Kvicala  vorgetragene.  Da- 
gegen  werden  mit  Recht  von  Kvicala  geltend  gemacht 

B  103  "Hrpaioxog  f.uv  dioy.e  zJu  Kqoviwvi  ccvoxti' 

avrag  äga  Zevg  öioy.e  dtay.Togy  Agyn<p6i'i/r 

wo  aga  »nichts  anderes  bezeichnet,  als  dass  das  Scepter  unmit- 
telbar aus  dem  Besitz  des  Zeus  in  den  des  Hermes  überging«1;, 
und  besonders  die  Stellen  aus  dem  Schiffskatalog 

B  546  01  d5  ag*  A&rjvag  tiyov.   615.  676.  716.  835, 

522  01  t    aga  Trag  noxaabv  Krjcpioov  diov  tvaiov.  584. 

in  denen  aga  rein  äusserlich  [auch,  ferner)  anreiht.  Ich  er- 
wähne ferner  als  gegen  Bäumlein  beweisend  : 

£43      Iöo/.t€vevg  <53   aga  Qaioxov  Ivt'jgaxo. 

mit  welchen  Worten  eine  neue  Kampfscene  eingeführt  wird; 
aoa  weist,  wie  Düntzer  z.  d.  St.  richtig  bemerkt  (vgl.  auch 
Nägelsbach  Anm. '  S.  195),  auf  7rgioxog  V.  38  zurück: 

B  48     rtiog  luv  ga  &ea  7tQogsß^asro  uay.gov  "0?.vu;rov. 


1)  Vgl.  auch  Nägelsbach's  Anmerkung  z.  d.  St. 


40 

£  3      tbg  6  fxkv  e)>&a  xa&tvde  rcolvrXag  ding  'Odvooevg 
vttv(o  mal  /m{icct(<)  agr.utvog  ■   avraq  JJd-rjrr] 
ßi]  q  lg  ®airjX(op avÖQCov  dr^iov  te  tiÖXlv  tb,  vgl.  JI 221  ; 

y  329  ibg  hepar  •  fjshiog  6°  a  q    eöv  /.cd  ejzI  /.viepag  rjl&ev. 

Q  32  ccl£  ote  örj  ($'   ex  toIo  övtodey.aTrj  yevsT    rjtog, 

xal  tot    aq    ccd-ccvccToiGi  (.lETrivda  Qoißog  J4Tc6kXwv. 

Noch  andere  Stellen ,  die  gegen  Bäumlein  sprechen,  folgen 
unten. 

Darüber  also,  dass  ccqcc  auch  die  äussere  Folge  bezeich- 
net, kann  meiner  Meinung  nach  kein  Zweifel  sein. 

Nach  Feststellung  dieses  für  unsere  ganze  Untersuchung 
wichtigen  Punktes  wende  ich  mich  zur  Darstellung  meiner  Auf- 
fassung von  ccqcc i  der,  wie  sich  zeigen  wird  ,  die  Nägelsbach'- 
sche  am  nächsten  steht,  und  des  Verhältnisses  der  griechischen 
Partikel  zur  litauischen.  Zunächst  fassen  wir  nur  die  Bedeu- 
tungen ins  Auge,  die  Lautgestalt  und  die  Etymologie  werden 
uns  zuletzt  beschäftigen. 

2. 

'Aqu  und  \r  bezeichnen 

(I)  das  unmittelbare  Zusammentreffen  und  Zu- 
sammenstimmen, die  Coincidenz,  den  Einklang, 
ähnlich  wie  unser  auch,  just,  eben,  gerade;  z.  B.  kann  Ueber- 
einstimmung  in  der  Zeit  gemeint  sein,  so: 

(H0I  f]i_tog  d*  rjekiog  f.teoov  ovQccvbv  a^fpißeßijxrj, 

Trif.iog  ccq1   e§  akbg  dot  yiqtov  a'/.iog  i'r^iEQTrjg, 

AVenn  die  Sonne  im  Mittag  steht,  dann  pflegt  auch  (oder:  just 
dann)  der  Meergreis  das  Meer  zu  verlassen«;  entsprechend  )r 
in  einer  Daina  (Leskien-Brugman  Lit.  Volkslieder  und  Märchen 
S.   118): 

Kad  asz  pioviau,  kad  asz  pioviau 

piovejele  an  kalnelio, 
i  r  atjoje,  i  r  atjoje 

dvariokelis, 

»Als  ich  mit  Mähen  beschäftigt  war,  kommt  just  ein  Gutsherr 
geritten«. 

Diese  Bedeutung  der  Uebereinstimmung   hat   das  Griechi- 


41      

sehe  vielseitig  und  fein  ausgebildet,  und  es  finden  sieh  zu  meh- 
reren Anwendungstypen  des  Griechischen  litauische  Parallelen. 
Wir  können  folgende  Unterabtheilungen  machen : 

Ia.  Uebereinstimmung  in  Zeit,  Localität,  Qualität,  Quan- 
tität. 

Ib.  Uebereinstimmung  zwischen  Aussage  und  Wirklich- 
keit, Auftrag  und  Ausführung  u.  dgl.  (Vgl.  Was  er  behauptete, 
war  auch  der  Fall.    Er  hiess  mich  gehen,   ich  that  es  auch.) 

Ic.  Uebereinstimmung  mit  vorher  genanntem  oder  erzähl- 
tem, wenn  recapitulierend  darauf  zurückgewiesen  wird. 

Id.  Uebereinstimmung  des  erschlossenen  mit  der  Prä- 
misse. (Vgl.  Wenn  A  ist,  ist  auch  B,  oder:  ist  eben  auch  B.) 

Ie.  Uebereinstimmung  zwischen  Grund  und  Folge,  Erklä- 
rung und  erklärtem.  (Vgl.  Er  wurde  reichlich  belohnt:  er  hatte 
sich  auch  [eben  auch j  redliche  Mühe  gegeben.) 

Weiter  dienen  aga  und  ir  zur  Bezeichnung 
(II)    der    unmittelbaren    Anreihung,     des     An- 
schlusses und  Fortgangs.  Hier  ist  die  Uebereinstimmung 
zwischen  aqa  und  )r  eine  noch  weiter  reichende.    Wir  haben 
folgende  Fälle  zu  unterscheiden  : 

IIa.  l'(Qu  und  ir  bezeichnen,  dass  in  der  Zeit  ein  Vorgang 
sich  unmittelbar  an  einen  andern  anschliesst,  etwa  =  un- 
mittelbar darauf,  sofort; 

IIb.  dass  etwas  von  etwas  vorerwähntem  die  zu  erwar- 
tende und  natürliche  unmittelbare  Folge  ist,  etwa  =  denn,  denn 
auch,  denn  also;  endlich 

IIc.  dass  in  der  Vorstellung  des  Redenden  (demgemäss 
auch  in  der  sprachlichen  Darstellung)  sich  ein  zweites  unmittel- 
bar an  ein  erstes  reiht,  Fortgang  in  der  Erzählung,  etwa  =  und, 
ferner. 

In  welcher  Weise  die  Bedeutungen  I  und  II  zusammenhän- 
gen,  werden  wir  im  Verfolg  der  Untersuchung  sehen.  Wir 
gehen  nun  nach  dem  aufgestellten  Schema  den  Gebrauch  von 
äoet  und,  so  weit  er  sich  mit  diesem  deckt,  den  von  ir  näher 
durch. 


42 


3. 

la.     U  ebereinstimmu  n  g   in  Zeit.    Localilät,    Quali- 
tät,  Quantität. 

Zeit.  Ausser  dem  schon  citierten  Vers  d  401  seien  er- 
wähnt : 

H  434   ijuog  ö1  ow'   ag  rcio  i[tog,   \ti  d'   afiq>iXvKrj  vvt;, 

rrjuog  aq    a/ncpl  tvvqtjv  y.Qirog  tjyQero  kabg'Axai&v. 

Z515  aiil'a  d°   e/teira 

"Extoqcc  dlov  BTet(JLBV  aöel(f€6p1   evt*  ctg*  e/ielltv 
otq£\1>eo&  £/.  %coQrjg.   o&i   t)  öaQi'Ce  yvvar/.i: 

»Bald  darauf  traf  er  (Paris)  den  Hektor,  als  der  just  im  Begriff 
war  sich  von  der  Stelle  zu  wenden,  wo  er  mit  seinem  Weibe 
vertraulich  geplaudert  hatte«  (vgl.  A  182), 

K  540    ovitco  näv  eÜQrjTO  enog.   ot'  cxq3  ij?>vfror  avtoi, 

»Noch  nicht  war  die  Bede  ganz  gesprochen ,  als  sie  just  selbst 
ankamen  (vgl.  it  11.  351). 

■3-  74      (.tovd  cxq    aoiöbv  avrjY.ev  aeidepevai  v.lia    cci'Öqöjv, 
oifirjg  rrjg  tot3  ccqu  xkiog  ovoavbv  evqvv  r/.avsv, 

»(Nach  dem  Male)  trieb  die  Muse  den  Sänger  an,  die  Buhmestha- 
len  der  Männer  zu  singen,  eine  Sansesweise.  deren  Buhm  da- 
mals  gerade  gross  war«.  Vgl.  noch  Nägelsbach  Anmerk.  1 .  Aufl. 
S.  192  und  Heller  Piniol.  XIII  S.  111." 

Von  litauischen  Beispielen  ist  schon  erwähnt :  Kad  asz 
pioviau,  ir  atjoje  dvariokelis.  Vgl.  ferner  Nesselmann  Volksl. 
No.  86.  5  Kad  asz  ejau  veszkelelij,  ir  sutikau  trys  brolyczus. 
»Als  ich  die  Landstrasse  entlang  ging,  begegnete  ich  just  drei 
Brüdern«.  Schleicher  Leseb.  S.  126:  Kür  vaikäczei?  Vaikäczei. 
te  sziüile.  Jemdvem  bekalbant,  vaikäczei  i  r  parbego  petu  isz 
sziüiles,  »c\Vo  sind  die  Kinder  f  cDie  Kinder,  die  sind  in  der 
Schule5.  Während  sie  (so)  mit  einander  redeten,  kamen  gerade  die 
Kinder  zum  Mittagessen  aus  der  Schule  heim  gelaufen.«  S.  130: 
Jemdvem  teip  bekalbant  i  r  dukte  atejo,  »Während  sie  so  mit 
einander  sprachen,  kam  just  die  Tochter  herzu.«  L.-B. 1)  S.  325: 


1)  L.-B.  bezeichne  hier  und  im  folgenden  die  bereits  S.  40  citierten 
von  Leskien  und  mir  herausgegebenen  Volkslieder  und  Märchen. 


43 

Besznekant  ir  gaidys  uzgedöjo.  »Während  sie  sprachen,  Rüg  just 
der  Hahn  zu  krähen  an«.  Schleicher  Leseb.  S.  219:  Ulicze  vaziü- 
dams  i  r  pamäte  vena  pöna  pro  länga  kaip  jis  säva  stubö  szen 
ir  ten  vaiksztineje.  »Indem  er  eine  Strasse  entlang  fuhr,  sah  er 
just  einen  Herrn  durch  ein  Fenster,  wie  er  in  seinem  Zimmer 
auf  und  ab  ging«.  L.-B.  S.  183  fragt  ein  König  eine  Prinzessin, 
wohin  die  Reise  gehe;  sie  antwortet:  cZu  dem  und  dem  König0; 
darauf  jener:  Tai  te  ir  szita  bulkute  jem  nuneszk.  »So  nimm 
gleichzeitig  hier  diese  Semmel  für  ihn  mit«. 

Localität.  Beispiele  aus  Homer  gibt  Näseisbach  S.  192. 
wie 

^/149  o   b\   (>fri  ;r'/.€lavai  ■/.Loveovto  (fä).ayyEg, 

r/~  6    £}'oqovg  .   aua  d*   a?.?.oi  Evxvrjfiideg  Llyaioi, 

»Wo  das  Gedränge  am  dichtesten  war.  just  da  stürzte  er  hinein 
und  mit  ihm  die  andern  Achaeer«. 

Qualität,  Art  und  Weise.  Oefter  |bei  Homer  ibg — 
ibg  aqa  =  wie  — justjo.  eben  so.  z.  B. 

*/L  158  log  8  ore  ttvq  aiöij.or  Iv  cc^vho  iurriGi,  vkfl  .  .  . 
ibg  ccq  vn  ylTQEid;,  A.yct[iiyLVOvi  itinxt  y.ägtjva 
Tqvjvjv  (fEvyiiVxiov. 

Vgl.  £904.    ^482.    AT20I.    0  365.    .2  163.    y16. 

H  65     ovq  öe  ZECfiQoio  h/Evaro  novrov  emi  (foiS.  .  .  . 
Total    aga    ariyEg   rjar    ^dyaitiv  te    Tqühov  te 
sv  7tediq).     Vgl.  H  21 1 . 

Umgekehrt  uoa  bei  ug 

2  75  xa  [ihv  dit  rot  vsTeXeavai 

ex  z/ iög.   vjg  uqu  dit  7toiv  y   eu/eo  xe^Qu^  <xvolg%iüV) 

»Dieses  ist  dir  doch  von  Zeus  erfüllt  worden,  gerade  wie  du  dir 
es  (oder :  wie  du  dir  es  auch)  früher  wünschtest«. 

Der  Litauer  füet  ebenfalls  in  Veraleichunsssätzen  oft  dem 
zweiten  Gliede  i  r  hinzu,  doch  wird  dieses  nicht  zum  Ausdruck 
für  das  Wie  sondern  zum  Subject  gezogen,  z.  B.  Schleicher 
S.  123:  0  ir  turejo  karalius  tökie  gräzie  dükteri.  kaip  ir  jo 
pati  büvo,  »Und  der  König  hatte  auch  eine  Tochter,  die  so 
schön  war,  wie  [auch]  seine  Gattin  gewesen  war.  Dieses  \r 
entspricht   dem    gr.  v.ui   in  Sätzen  wie  Xenoph.  an.  13,  6  <Lg 


44     

Ifioi  ovv  lövxog ,  onjj  av  xal  v^ieig,  ovtcj  rt]v  yviöfirjp 
e^STe,  Antipb.  5,  23  eLrjzelvo  old&v  tl  fiukkov  VTtb  xCov  eck— 
kiov  rj  y.al  vn  Ifiov  (Krüger  §  69,  32,  13.  Kühner  II2 
S.799) 1).  Hier  wird  also  nicht  sovvol  die  Uebereinstimmung  im 
Wie  betont,  als  das,  dass  die  Aussage  sovvol  von  diesem  als  von 
jenem  gelte. 

Dagegen  lässt  sich  mit  jenem  aoa  vielleicht  vergleichen 
das  ir  in  L.-B.  S.  254:  Kaip  tesiög  jöji,  ir  jök,  »Wie  du  gerade- 
aus reitest,  reite  auch«,  d.  h.  »wie  du  gerade  mit  dem  Pferde 
jetzt  die  Richtung  hast,  just  so  nimm  bei  deinem  Ritt  die  Rich- 
tung«. Man  kann  dieses  Beispiel  auch  zu  IIb  ziehen,  es  wäre 
dann  zu  übersetzen  :  »Wie  du  gerade  die  Richtung  hast,  so  reite 
denn  zu«. 

Qua  nlität. 

P  266  tag  6°  uv    evtl  tcqoxojjoi  ön/rereog  norafiolo 
ßeßQVXfi  (Asya  /.v^ia  noxX  qüüv  .  .  ., 
Toaö}]  exqa  TqCoeg  icc%fj  loav, 

»mit  eben  so  grossem  Getöse  kamen  die  Troer«. 

Auf  den  ersten  Blick  scheinen  vergleichbar  Stellen  wie 
Schleicher  S.  119  :  Ir  täm  smäkui  sü  pirmu  kirezü  penkies  gäl- 
vas  nukirto,  o  antra  syk[  ir  tek,  indem  man  übersetzen  kann: 
»Und  er  schlug  dem  Drachen  mit  -dem  ersten  Hieb  fünf  Köpfe 
ab,  das  zweite  Mal  aber  eben  so  viele«.  Indessen  gehört,  wenn 
mein  Sprachgefühl  mich  nicht  täuscht,  \r  näher  zu  antra  sykj, 
so  dass  genau  zu  übersetzen  ist  »aber  das  zweite  Mal  ebenfalls 
[wieder)  so  viele«. 

Ib.  Uebereinstimmung  zwischen  Aussage  und 
Wirklichkeit,  Auftrag  und  Ausführ  un  g  ,  Motiv  und 
Handlung  u.  dgl.    So 


1)  So  werden  ir  und  xai  auch  in  beiden  Gliedern  zugleich  gesetzt. 
Schleichers.  216 :  0  te  vel  teipjaü  ir  sz  i  taj  j,,  kaip  ir  ana,  teip  suteläzyje, 
käd  baisu  ziuret  büva,  »Und  diese  (die  Gesellen  des  Schmieds)  zerprü- 
gelten  (ebenso  auch)  diesen,  wie  damals  [auch)  jenen ,  dermassen,  dass 
es  schrecklich  anzusehen  war«,  S.  121:  Asz  ir  töks  vagis  kaip  ir  jus 
trys,  mos  büsim  kamarötai,  »Ich  bin  [auch)  ein  solcher  Dieb,  wie  [auch) 
ihr  drei,  wir  wollen  Kameraden  sein«.  Xenoph.  an.  II,  1,  22  xai  rjfj.lv 
xavxa  Soxel,  i(TiEQ  x  kI  ßaaiXel,  Hell.  II,  4,  9  öei  v/uä?  iögm^  xal  rificiv 
fiB&i&Te,  ovroi  x«i  rwv  xivdvvav  fisti^siv  (Krüger. und  Kühner  a.  a.  0.). 


45 


i>  384  ' '4ky.h'oe  y.qeIov,   twxvtiov  aQider/.eTe  Xaä>v, 

rjfisv  ciTteiXrioug  ß^TccQuovctg  eivca  agiaroug, 

rjÖ3    CCQ      €TOlf.ia    ZBVVKtO'    G£(JCCg    [l      £%£l    ElgOQOtüPTCC. 

»Du  rühmtest  dich  die  besten  Tänzer  zu  haben  (V.  250  ff.),  und 
es  war  auch  (wie  ich  eben  gesehen  habe)  der  Fall  (teip  ir  büvo)«. 
Vgl.  Heller  S.  80.    Aehnlich 

B  16  ibg  (pdvo  •  ßfj  d3  aQ3  gvgiqoq,  inzl  rbv  (.ivd-ov  axovoev. 

»So  sprach  Zeus  [ßccGY3  I&l.  ovle  oveiqe,  üoccg  litt  vfiag 
Ayauov  y.t'L.  V.  8),  und  es  ging  auch  [denn  auch)  der  Traum  hin«. 
L.-B.  S.  226:  Ali'  säko  täs  bernas  vef  sävo  mötinai:  cAik 
vel  päs  tä4  karäliu.\  Mötina  i  r  nuejo,  »Aber  der  Knecht  sagte 
wiederum  zu  seiner  Mutter  cGeh  nochmals  zum  König3.  Die 
Mutter  ging  denn  auch«.  S.  1 89  :  Tep  jedu  i  r  padäre,  »So  thaten 
die  beiden  denn  auch  (nämlich  wie  der  eine  von  ihnen  gesagt 
hatte,  dass  sie  thun  wollten)«.  Schleicher  S.  142:  Teip  jüdu  ir 
pasirüpino  tökiu  zoliü,  »Sie  verschafften  sich  denn  auch  solche 
Kräuter  (dem  vorher  erzählten  Beschluss  gemäss)«.  Nesselmann 
Volksl.  No.  84.  6: 

»Kuris,  mylimeji, 
plauktu  vainikelio?« 
Vens  ir  apsieme 
vainikelio  plaukti. 

»'Wer,  ihr  Lieben,  möchte  nach  dem  Kränzchen  schwimmen?5 
Es  übernahm's  denn  auch  einer,  nach  dem  Kränzchen  zu  schwim- 
men« (vgl.  No.  87,  2). 

Wo  aqa  und  ir  die  Uebereinstimmung  zwischen  Auftrag 
oder  Aufforderung  und  Ausführung  andeutet,  kommt  das  Be- 
deutungsmoment der  Zeitfolge  (=  darauf)  mit  ins  Spiel,  und 
so  gehören  diese  Fälle  zugleich  zu  IIb. 

Die  Harmonie  zwischen  Motiv  und  Handlung  wird  durch 
aoec  hervorgehoben  in 

A  96  ovv    <xq    o  y3  evycolSjg  eTtiuififpezai  ov&3  iy.aruf.ißrjg, 
aü3  even    aorjTriQog,  ov  fjri[.ir]G3  Ayaf.ie/.iviov, 
ovo    UTCtkvoE  frvyaTQa  y.cci  ovy.  cc7veÖ€^aT3    anoiva  " 
tovvby!  ccq    ah/i  eöwtcsv  'Ev.iqßöXog  t]d3  sti  dwoei. 

Aehnlich  Nesselmann  Volksl.  No.  101.  3  und  4: 


46 

Yra  kerne  daug  kleczu  Yra  darze  obeliu, 

ir  kletise  mergyczu.  aut  obelio  obeliu. 

Kur  dailiausia,  mandagiausia,  Kurs  dailiausias,  raudoniausias, 

ta  ir  palaikysiu.  ta  ir  nusiskisiu, 

»Es  gibt  im  Dorfe  viele  Kleten  und  in  den  Kleten  Mädchen. 
Welches  von  diesen  das  schönste,  das  feinste  ist,  das  will  ich 
denn  auch  (weil  es  das  schönste  ist)  festhalten.  Es  gibt  im  Gar- 
ten Apfelbaume,  auf  den  Bäumen  Aepfel.  Welcher  von  diesen 
der  schönste,  der  roteste  ist,  den  will  ich  denn  auch  mir  ab- 
pflücken«. 

Ic.  Uebereinstimmung  mit  vorher  genanntem 
oder  erzähltem,  wenn  recapitulierend  darauf  zu- 
rückgewiesen wird. 

Häufig  nach  einer  Rede  als  Uebergang  zu  neuem  ibg  aqct 
tpwvi Gag  .  .  .,  ti>g  aq  %(ß>],  tog  äqa  xig  e%7ieo"/.ev  und  ähnl. 
Wendungen,  wo  wir  denn  oder  also  gebrauchen  können:  »So 
sprach  er  denn«.  Ebenso  t)  qa  »sprachs  denn,  sprachs  also«. 
r  146 — 152  wird  erzählt,  die  und  tue  Geronten  sassen  auf  dem 
skaeischen  Thor;  sie  werden  geschildert,  und  dann  wird  abge- 
schlossen V.  158  mit: 

toIol  äqa   Tqwojv  rjyijxoqtg  rtvx    inl  Ttvqyw, 

»So  waren  denn  die  Führer,  die  auf  der  Mauer  sassen«. 

H  161 — 168  werden  die  neun  Helden  genannt  und  charak- 
terisiert, die  sich  zum  Kampf  mit  Hektor  meldeten,  dann  wird 
abgeschlossen  V.  1 69  mit: 

rtavxeg  aq    o'i  y    'e&eXov  jroleuiteiv  "Exxoqi  duo. 

»Die  alle  waren  denn  bereit  mit  Hektor  zu  kämpfen«.  Nach  den 
Worten 

M  294   uvci/.u  d*  aGnlda  ^uv  zzqöol}'  iayjio  accvxog*  eiarjv 

wird  der  Schild  V.  295 — 297  beschrieben,  dann  heisst  es 

298  xrjv  aq    o  ye  TiqÖGtte  oyo^uvog,  ovo  doüqe  xivaGGior, 
ßfj  qn  i/.iev,  ajgze  kiwv  /rA. 

Andere  Beispiele  bei  Nägelsbach  S.  1931.  und  Bäumlein  S.  29  f. 
Der  Satz,  in  dem  äqa  steht,  enthält  keinen  neuen  Gedanken,  wie 
in  den  beiden  vorhergehenden  Fällen    la  und  b),  sondern  wie- 


47     

derholt  nur,  zum  Zweck  der  kurzen  Zusammenfassung  und  des 
Abschlusses,  früher  gesagtes.  Die  Partikel  aoa  deutet  dabei  an; 
dass  die  Aussage  denselben  Inhalt  hat  wie  die  vorhergegangene 
Darstellungsform.  Nägelsbach  übersetzt  aoa  auch  in  diesem  Falle 
durch  just,  gerade,  eben.  Ich  ziehe  denn,  also  vor,  weil  sich  just 
zu  /;  ga,  wo  die  Partikel  sich  direkt  mit  dem  Verbum  verbindet, 
nicht  wol  schickt. 

Ein  analoger  Gebrauch  von  lit.  ir  ist  mir  nur  einmal  be- 
gegnet, doch  ist  die  Auffassung  der  Partikel  an  der  Stelle,  wie 
mir  scheint,  unzweifelhaft.  L.-B.  S.  219  schliessen  die  ganze 
Erzählung  die  Worte:  Teip  ir  Jonüks  per  sävo  kytrybe  stöjosi 
karälium,  »So  ist  denn  also)  Hans  durch  seine  Klugheit  König 
geworden«. 

Id.  "Aoa  kann  in  Schlussfolgerungen  gebraucht 
we  rden.  Es  deutet  dabei  an,  dass  die  Ansicht  oderErkenntniss, 
die  man  ausspricht,  mit  der  Thatsache  oder  den  Thatsachen,  aus 
denen  man  die  Folgerung  zieht,  in  unmittelbarer  Uebereinstim- 
mung  steht,  das  unmittelbare  und  natürliche  logische  Ergebniss 
derselben  ist.  Wenn  A  ist,  so  ist  eben  auch  B.  Oder  A  ist,  es 
ist  eben  auch   =  also)  B. 

H  360  ei  ö°   Itsop  öit   tovto  utco  GTiovdr^  ayoQsveig, 

ii;  aoa  di]  rot  iTitira  frtoi  (fozvug  tokeaav  avxoi, 

Wenn  du  das  ernstlich  meinst,  dann  haben  dir  eben  (es  ist  das 
die  unmittelbar  sich  mir  aufdrängende  Ansicht)  die  Götter  den 
Verstand  genommen«.  Hierher  gehören  die  zahlreichen  von 
Homer  an  bis  in  die  spätesten  Zeiten  vorfindlichen  Stellen,  in 
denen  von  einer  Einsicht  die  Rede  ist,  die  man  im  Gegensatz 
gegen  frühere  irrige  Meinung  erlangt  hat  (Härtung  S.  432 ff., 
Nägelsbach  S.  20  lf^,  Heller  s'.  84  ff.^Bciumlein  S.  21  ff.  ,  z.  B. 

v  209  w  tcÖtcol,   ovy.  aqa  jzuvtu  vorjuoveg  ovde  di/.aioc 
i\aav  (DuLiy/xov  r/y^rooeg  rtÖ6  /.ledovreg. 

So  spricht  Odysseus,  als  er  in  Ithaka  erwachend  sich  von  den 
Phaeaken  betrogen  glaubt.  Wie  schon  Xägelsbach  gesehen  und 
wie  auch  Kvicala  Ztschr.  für  österr.  Gymn.  1863  S.  310  mit 
Recht  gegen  Bäumlein's  irrige  Auffassung  bemerkt  hat,  bezeich- 
net  aoa  in  diesen  Fällen  -nichts  anderes,  als  dass  der  Sprechende 
durch  eine  natürliche  Folgerung  zu  dieser  Ansicht  gelangt  ist«; 
aqa  weist  daraufhin,  dass  die  ausgesprochene  Ansicht  (die  ge- 


48     

wonnene  Einsicht)  im  unmittelbaren  Einklang  steht  mit  der 
Thatsache,  die  man  vor  Augen  hat  und  aus  der  man  folgert. 
«So  ist  z.  B.«,  sagt  Kvicala,  «Od.  d  104  ff.  toj  <T  aq3  epeXXev 
avrtü  x>J6V  eosad-ai  =  ihm  war  es  nun  eben  (noch  bezeich- 
nender ist  der  provinziale  Ausdruck  halt)  vom  Schicksale  be- 
stimmt, d.  i.  ich  mache  die  Folgerung,  dass  dem  Odysseus  dies 
vom  Schicksale  bestimmt  war,  eben  aus  dem  Umstand  hcel  ov 
xig  34.%auov  tÖgg1  e/.i6yi]Gsi>,  ooö*  ^OduGevg  sfioyrjQE  v.al 
ijqaro«.  Wir  haben  hier  dieselbe  Verwendung  des  aqa  wie 
Aesch.  Pers.  472,  wo  Atossa,  nachdem  der  Bote  die  Niederlage 
der  Perser  gemeldet,  ausruft: 

ib  orvyvh  dalf.iov,   tog  aq3  Eüjevoag  (pqEvCov 

Ilegaag, 
»0  grausames  Schicksal,  wie  hast  du  denn  (also)  der  Perser  Hoff- 
nungen getäuscht!«,  Soph.  EI.  772 

f.iccTrjv  äq3,   (Lg  eolkev,  rf/.o\iEV, 

»Wir  sind  denn  (also),  wie  es  (nach deinen  Worten)  scheint,  ver- 
geblich gekommen«,  und  wie  aqa  häufig  in  der  attischen  Prosa 
in  philosophischen  Erörterungen  gebraucht  wird,  wie  z.B.Plato 
Euthyphron  p.  7E:  —  42.  Kai  tiop  &aCov  aqa,  ai  yevvale  Ev- 
d-vcpqov ,  älloi  alla  dixaia  rjyovvvai  xara  xov  gov  "köyov, 
»Auch  unter  den  Göttern  halten  denn  nach  deiner  Behauptung 
die  einen  diess,  die  andern  jenes  für  recht«,  uud  bald  darauf 
p.8A^ß.  Taura  aqa,  wg  eoiy.e,  [iiGelrcd  te  vnh  %Cov  &ewv 
xal  (filüTai,  zal  d-eofiLGrj  te  v.al  d-EOcpilij  tcivt  av  eirj.  EY&. 
"Eoixev.  2£2..  Kai  oGia  aqa  xal  avöoia  tcc  ahxa  av  eur 
d  Ev&ixpqov,  tovtuj  tu)  hjyoj.  EYQ.  Kipovvevei.  — ß.  Ov/. 
aqa  o  rjq6f.irjv  anExqivto ,   w  d-av^äote. 

Dass  hierher  auch  das  aqa  in  Stellen  gehört,  wo  man  die 
Bedeutung  »etwa,  vielleicht«  darin  hat  finden  wollen,  wie  na- 
mentlich in  der  Verbindung  ei  (lav)  f^trj  aqa,  die  man  mit  lat. 
nisi  forte  verglich,  zeigt  Kratz  Zeitschrift  f.  d.  Gymnasialwesen 
XX  596  ff.  Ei  (AT)  aqa  »führt  den  einzig  denkbaren  Fall  ein,  bei 
dessen  Eintreffen  die  aufgestellte  Behauptung  nichtig  sein  würde, 
einenFall  jedoch,  dessen  Undenkbarkeit  in  derBegel  so  einleuch- 
tend ist,  dass  die  Wahrheit  einerBehauptung,  die  nur  zu  Boden 
fällt,  wenn  eine  notorische  Widersinnigkeit  triumphiert,  nur 
um  so  glänzender  und  anerkannter  aus  diesem  ironischen  Spiele 
hervorgeht«,  wie  z.  B.  in  der  Stelle  Xenoph.  mem.  I  2,  8  ei  //>, 


49     

uqü.  r)  zrjg  dgeT^g  lfcif.iekeia  diacpfroQÜ  Igtl  unsere  Partikel 
bedeutet :  wenn  Sokrates  mit  dem,  was  er  der  vorangehenden 
Schilderung  zufolge  an  der  Jugend  gethan,  diese  verdorben 
haben  soll,  so  muss  folgerichtig  öiacp&OQÜ  mit  im^i.  cxqer. 
identisch  sein«.  Leber  das  »ironische«  aqu  in  Stellen  wie  Thuk. 
I  121  deivbv  ccv  £u].  ei  ol  (.ihr  Iy.eLvuov  S,vti}.iayoL  etcl  öovkeia 
rfl  ctvrCüv  cpeqovTeg  ovy.  ccTtegovoiv,  r^ieig  de  Ltl  TtT  ccvroi 
GiüCeod-ai  ovy.  aqu  dci7iavrlGO(.iev  bemerkt  Kratz  S.  598  rich- 
tig, das  wesentliche  bei  diesem  ironischen  Gebrauch  von  äga 
sei,  dass  etwas,  wovon  nach  dem  gewöhnlichen  gesunden  Men- 
schenverstand das  gerade  Gegentheil  stattfindet,  als  eine  natür- 
liche Folge,  als  etwas  vernünftiges  behandelt  werde;  in  dem 
ccqcc  der  angeführten  Thukydidesstelle  liege  daher :  «hier  mit 
unserm  Gelde  knausern  wäre  gerade  so  verkehrt  als  der 
Schluss :  cweil  die  athenischen  Bundesgenossen  unermüdlich 
sogar  zur  eignen  Knechtung  Opfer  bringen,  so  brauchen  wir  zur 
Wahrune  unsrer  eignen  höchsten  Interessen  kein  Geld  herzu- 
geben1«. 

Endlich  wird  uqcc 

Ie.  oft  in  Sätzen  gebraucht,  die  eine  Begründung.  Er- 
klärung, Erläuterung  enthalten,  um  die  Uebereinstim- 
mung  des  Grundes  und  seiner  Folge,  der  Erklä- 
rung und  des  erklärten  anzudeuten.  Zunächst  sei  be- 
merkt, dass  sich  uqa  zu  diesem  Zweck  öfter  mit  den  an  sich 
schon  den  Grund  und  die  Erklärung  bezeichnenden  oti,  ovvexa, 
hcei.   yäq  verbindet    etwa  =  weil  eben,  weil  denn).    Z.  B. 

A  56    v.rtöeTO  yäo  Juvcuov,   ort  qcc  ^vrtG-/.ovTug  oqcxto. 

I  561    trtv  de  tot    ev  ueyäooioi  .tüt^q  vmI  tcÖtvlu  ^t^o 
A'Kv.vovr^v  v.vJ.eeG/.ov  ejtojvvfxov.    ovvey    uq    ccvT^g 
foj^o  ahv.vovog  TtoKvnev&eog  olxov  eyovGU 
/./.et  .   oVe  f.uv  ey.üeqyog  avr}Q7iaoe  Oolßog  AtioKKcov. 

N i  1 6  ov  uav  avT    uTiTog  y.elx  Aoiog-   ä'/J.c'c  e  cprjj.ii, 
Big  A/öög  Tieo  Iovtcc.   IIv'AagTao  y.QccTeooio, 
yrfir^Geiv  y.utu  &v/iiöv.    Itcei  qc'c   ol  iotcugu  tzo(.itiÖv. 

AWi  eitel  Ttolv  ßovloiiai  am^v 

or/.oi  iyeiv    nai   yäq    qcc  K'hvTcxuivrfiTq^g   nqoße- 

ßovlcx. 

1883.  -i 


50     

Mit  diesem  yäq  qa  .  das  auch  sonst  noch  öfter  in  begrün- 
denden und  erklärenden  Sätzen  vorkommt  (Nägelsbach  S.  200. 
213),  deckt  sich  lit.  nes  ir  in  Nesselmann*s  Volksl.  No.  100,  5  : 

Mano  mergyte  pajüdakyte. 
Kad  jiji  eina  [  kelnoratL 
ne  reik  jei  likczu  nei  liktenaczu. 
Nes  ir  atswete  jüdos  akytes. 
jüdos  akytes  mano  mergytes. 

»Mein  Mädchen  ist  schwarzäugig.  Wenn  sie  in  den  Keller  seht, 
so  braucht  sie  nicht  Lichter  und  Leuchter.  Denn  es  leuchten 
halt  [eben)  die  schwarzen  Augen  meines  Mädchens«. 

Aber  auch  für  sich  allein,  und  darauf  kommt  es  uns  hier 
vorzugsweise  an.  können  äqa  und  \r  zur  Andeutung  der  Be- 
gründung und  Erklärung  dienen.    So  steht  aqa  z.  B. 

B  21    avfj  d°  ccq1  vrthq  Kscpfxlrjg,    Nr]lr]io)  vli  epiKiog, 

NeOTOQl,    TÜV   QCC   f.lCt).LOTU   yeqöviw  \tt  Ayaui/ipiov. 

Der  Traum  nahm  die  Gestalt  des  Nestor  an.  weil  diesen  Aea- 
meinnon  vor  allen  Volksältesten  hochschätzte.  Vgl.  Schoemann 
Redeth.  [493.. 

ß  91     TJdrj  yaq  rqirop  Iotlp  trog,   räy^a  o°  etat  %ixaqTOP. 
€§  ov  aT£(.i(i€L  d^ufi-bv  Ivi  arrj-freoaiv  Ayauap. 
jxävxag  fiep  (f  ehrtet,  y.ai  v^ia^exai  ardql  ixccGTip. 

M91   y.ai   ocpiv   KeßqLovrjg    xq'vcog    einexo'     staq    o°    aq 

oxeacpiv 
al'/.op  Keßqiovao  %eq£iova  y.üü.uttp  "E/.xioq.^ 

Noch  andere  Stellen  sieh  bei  Nägelsbach  S.  211  f.  und  Heller 
S.  '11 2  ff. 

So  erklärt  sich  auch  der  Gebrauch  von  yaq  =  y  aq  als 
begründende  und  erklärende  Partikel.  Ueber  yäq  hat  nach 
Härtung  ausführlich  Bäumlein  S.  68 — 88  gehandelt.  Das  Haupt- 
verdienst dieser  Untersuchung  besteht  in  dem  Nachweis,  dass 
yaq  nicht  immer  die  causale  Bedeutung  hat  —  man  hatte  oft 
behauptet,  wenn  ein  zu  begründender  Gedanke  sich  in  der 
Nähe  von  yaq  nicht  vorfinde,  so  müsse  ein  solcher  supplierl 
werden1)  — ,   sondern  auch  andere  Bedeutungen,   wie  sie  ge- 


il Auf   diesem  Standpunkt  steht   auch    noch   Sernatinger   in   seinen 
heulen  Programmabhandlungen  über  yc'<o,  Rastatt  4  874  und  1873.    Kurz 


51 

mäss  seinem  Ursprung  zu  erwarten  sind.  Näher  auf  yao  hier 
einzugehen  ist  nicht  nötig.  Man  vergleiche  über  dieses  aber 
nochKvicala  S.  3  12  f.  und  Heller  S.  1  U  ff. 

lr  in  diesem  Sinn  Nesselmann  Yolksl.  No.  32.  1  : 

Koscziuszko  sunus  giroj  gul  nuszautas. 
Tegul  jis  guli  giruzej  nuszautas : 
o  jis  ir  buvo  didis  savvalninkas. 
jisai  ne  klause  tevo  nei  mamuzes 
nei  visos  savo  didzos  giminuzes. 

»Kosciuszko's  Sohn  liegt  erschossen  im  Walde.  Er  mag  im  Wald 
erschossen  liegen !  fd.  h.  es  geschah  ihm  recht)  :  er  war  auch 
(=  denn  er  war)  sehr  eigensinnig,  gehorchte  nicht  dem  Vater 
noch  der  Mutter  noch  seiner  ganzen  grossen  Familie«. 

TD  TD 

Wir  werden  unten  unter  IIb  sehen,  dass  ccqo.  und  \r  oft 
auch  in  Sätzen  erscheinen,  die  eine  Folge  bezeichnen:  und  es  ist 
das  keineswegs  auffallend,  dass  sie  sowol  in  Folge-Sätzen  als 
auch  in  Grund-Sätzen  auftreten.  Sie  bezeichnen  eben  an  sich 
weder  Folge  noch  Grund,  sondern  nur  das  unmittelbare  Zusam- 
mentreffen und  die  unmittelbare  Uebereinstimmung,  sie  können 
also  ebensowol  dazu  dienen .  die  Folge  an  den  Grund  zu  knü- 
pfen  als  umgekehrt.  Ebenso  ist  es  ja  auch  mit  unserm  auch 
und  denn.  Man  kann  sagen:  Er  wurde  reichlich  belohnt:  er 
hatte  auch  ßeissig  gearbeitet  —  denn  er  hatte  fleissig  gearbei-' 
tet  (Grund  l),  und:  Es  wurde  ihm  reicher  Lohn  zugesagt:  er 
arbeitete  auch  fieissig  =  er  arbeitete  denn  [denn  auch  fleis- 
sig (Folge). 

4. 

"Aqa  und  \r  dienen 

(II)  zur  Bezeichnung  der  unmittelbaren  An- 
reihung, des  Anschlusses  und  Fortgangs.  Die  An- 
reihung kann  sein 

TD 

IIa.  eine  rein  zeitliche,  so  dass  die  Partikeln 
ausdrücken,    dass    ein  Vorgang    sich   unmittelbar 


und  treffend  wird  Sernatingers  Auffassung  von  Gerth  widerlegt  im  Bur- 
sian'schen  Jahresbericht  XV  272  f. 
1     Vgl.  gotisch  auk  denn.  enim. 

4* 


52     

an  einen  andern  anschliesst,  elwa  =  unmittelbar  dar- 
auf, sofort. 

Oder 

IIb.  die  Folge  ist  zugleich  eine  innere,  die  Par- 
tikeln drücken  aus,  dass  ein  Vorgang  von  einem 
andern  die  zu  erwartende  und  natürliche  unmit- 
telbare Folge  ist,    etwa   =   denn,   denn  auch,   denn  also. 

Die  Bedeutung  IIa  haben  wir  z.  B. 

Q  788  rj/,iog  d3  rjQiyiveia  (parrj  qodoöäy.rvXog  rjtog, 

Ttlf-iog  aq   äficpi  TtVQYjV  xlvTov('EzTOQog  rjyQETO  laog, 

»Als  die  Morgenröte  erschien ,  da  versammelte  sich  gleich  (auch 
schon,  sofort)  das  Volk  um  den  Scheiterhaufen  des  Hektor«;  aqa 
deutet  hier  an ,  dass  das  Erscheinen  der  Morgenröte  und  die 
Handlung  des  Sichversammeins  in  der  Zeit  sich  unmittelbar  be- 
rühren l) .  Das  Bedeutungsmoment  der  Unmittelbarkeit  tritt 
auch  deutlich  hervor  in  der  schon  S.  39  angeführten  Steile 

B  103   "H(paiGTog  (.ihr  diuxe  Ju  Kqoviiovi  avawi' 

aurciQ  aqa  Zevg  dwxe  dicr/,Toq(o  yiqyeiopövT}], 

»Zeus  aber  gab  das  Scepter  unmittelbar  an  Hermes  weiter«. 
Ebenso  litauisches  \r  z.  B.  L.-B.  S.  185:  Jis  pasäke  'Knipel,  isz 
szäko!3  Knipelis  iszszökes  isz  szako  ir  pradejo  böba  bübyt,  »Er 
sagte  'Knüppel,  aus  dem  Sack!'  Nachdem  der  Knüppel  aus  dem 
Sack  herausgesprungen  war,  fing  er  sofort  an  auf  das  Weib  los- 
zuschlagen«. 

Die  Bedeutung  Hb  enthält  naturgemäss  stets  zugleich  die 
Bedeutung  IIa,  z.  B.  in 

0  397  Zevg  de  nax^q  "lörftev  eytel  ide,  yüoa.%   aq   aivCog 

deutet  aqa  zugleich  die  äussere,  zeitliche  und  die  innere,  cau- 
sale  Folge  an,  was  sich  im  Deutschen  etwa  durch  denn  wieder- 
geben lässt :  »Als  Zeus  sie  sah,  ergrimmte  er  denn  gewaltig«. 
Ebenso  ir  z.  B.L.-B.  S.  160  :  Palejo  smäia.  6  panele  kaip  ejo  isz 
baznyczios,  ir  liko  czeverykas  smalöj.  »Sie  gössen  Theer  hin. 
Und  wie  das  Fräulein  aus  der  Kirche  ging,  blieb  denn  (wie  zu 
erwarten  war)  der  (eine)  Schuh  am  Theer  kleben». 


1)  Behalten  wir  die  dem  Zusammenhang  wenig  angemessene  Les- 
art der  Handschriften  tyQexo  (erwachte)  bei,  so  ändert  sich  für  unsere 
Auffassung  des  aqa  an  dieser  Stelle,  nichts. 


53     

Es  ist  nun  schlechterdings  unmöglich,  allemal  die  Fälle  IIa 
und  IIb  auseinander  zu  halten  und  zu  entscheiden,  ob  ccqcc  und 
ir  bloss  den  zeitlichen  unmittelbaren1  Anschluss  oder  zugleich 
die  innere  Folge  ausdrücken.  Aus  diesem  Grunde  sind  in  der 
folgenden  Beispielsammlung  diese  Fälle  zusammensefasst. 

Wir  theilen  die  Beispiele  in  drei  Gruppen. 

1)  "Agu  und  ir  stehen  in  einem  Nachsatz  und 
verbinden  diesen  mit  dem  vorausgehenden  Neben- 
satz,  der  meist  ein  Temporalsatz  ist. 

Citiert  sind  schon  als  Beispiele  für  IIa 

Q  32     ctl£  ore  8r\  g*   Ix  toIo  dvcode/.dTt]  yevsT    rjcog, 

•/.cd  tot   acf  äO-uvccToiöi  lUT^vda  (Dolßog  AtcÖ'Ümv, 

£2  788    i;uog  d3   i]gtyeveia  (pavr{   gododu/.Tv'/.og  rjcog, 

Tt]uog  uo   aurpl  TtvQrjv  /.Ivtoi  c'E/.Togog  fyosTO  laög. 

Weiter  erwähne  ich  Stellen,  bei  denen  zum  Theil  neben 
der  Gellung  IIa  offenbar  auch  IIb  in  Betracht  kommt: 

£  77       avTccQ  srcel  dr>  nävTCt  k([>  d-r^octTo   d-Vftqi, 

avTr/   ag*   slg  evgv  oneog  rj.vd-ev.    Vgl.  V.  57  f.) 

).  2         ccvtüq  IrceL  g1   Itcl  vr\a.  "/.at'qXS-ofJ.EV  t)dh  d-ä'/.aooav. 
vrtc(  iilv  äg  /rcai/rgojTov  egvaoccuev  elg  a'/.cc  dictv. 

K  273    Tio  d3   Irre)  ovv  ottIoiglv  evi  deivoloiv  idvrrjv, 

ßav    g'    i(i'cc(.    hircET^v    de   xqct     cwtöB-l    navvag 

CtQlOTOVg. 

FL  820  aE/.TtoQ  d*  tog  eidev  IIurgo/.)Stcc  ueyafrvuov 
civj  avcc/a'^öuevoi'.  ßsßXrjfievov  og'et  yu'/./.tJ). 
ayyiuo/.ov  g  cc  oi  rjX&e  /.ctTa  GTiyag.  ovtcc  de  dovgl  y.tX. 

r  398    /.cd  g3   ojg  ovv  svotjoe  ti-ecxg  Ttegi/.cü.'t.eu  deig^v 
OTrfteü  &3   iuegöevva  /.cd  buucuu  uagucdgovTcc. 
&afißrjG€V  t   et  g3  e/reiTa  ercog  t  ecpctT  ex  t  ovöuct'Ce. 

j\T146  u/.)3  öve  dt]  tvvy.ivjiq  eve/.vgoe  (fü?.ayg~i, 

GTit   See  (ia/.J   eyxgiuff&eig. 

S  61      oi  d°   ots  Öt]  g3   ig  yiogov  eva  ^vviovveg  r/.ovTO, 

avv  g3  eßaXov  givovg.  ovv  d3  eyyeu  y.ctl  iteve3  avdgcöv 
ya'l./.eo  Üvjgr/.vjv. 


54     — 

/  oll     dg  (.ilv  t    alöeaerai  xoi/Qccg  Jiog  aaaov  iovaag, 
top  öh  i-iiy^  lüvrjoxxv  vxü  r    v/Skvov  Ev%0(.iivoio ' 
dg  de  x    avtiviiTai  y.al  re  artQewg  ccTZOsirtf), 
hioGovrai  d*   iiga  rat  ye  Jia  KqovUovct  yuovoai 
tu)  <xti\v  a.[i    STteo&ai,  'ivu  ßlacpd-zlg  artoviarj. 

Litauische  Beispiele  sind:  L.-B.  S.  221:  ü  jis  uzsisedes, 
kaip  tik  pradejo  jöt,  tüjaüs  i  r  sugriüvo,  »Als  er  aber  aufgestiegen 
war,  brach  es  (das  Pferd),  sobald  er  losritt,  in  dem  Augenblick 
auch  schon  zusammen«.  S.  234:  Pradejo  jei  gälva  nezet,  tadä 
sako  :  'Pajeszkökgi  biskj.3  Kaip  eme  jeszköt  ir  pasäke :  cCziucziö 
liuliö,  ve'nakele3,  i  r  uzmigo  tä  venä  akis,  »Der  Kopf  begann  der 
Hexentochter  zu  jucken,  das  sagte  sie  cLause  mich  ein  bischen3; 
und  wie  jene  sich  ans  Absuchen  machte  und  sprach  cEia,  popeia, 
Einäuglein',  schlief  auch  gleich  das  eine  Auge  ein«.  S.  178  :  Ale 
täs  nabäsznjkas  kaip  eme  szill,  i  r  eine  dripl.  »Aber  als  der  Todle 
warm  wurde,  fiel  er  sofort  um«.  S.  1 76  :  Atsiträuk,  bö  kaip  düsiu 
sü  uzbonü  \  kakta,  i  r  uzmüsziu,  »Verzieh  dich,  denn  wenn  ich 
dir  mit  dem  Krug  eins  in  den  Nacken  versetze,  werde  ich  dich 
auch  gleich  erschlagen  (meines  Schiagens  unmittelbare  Folge 
wird  dein  Tod  sein)«.  Gleich  darauf:  Kaip  däve  sü  uzbonü  \ 
käkla,  irüzmusze.  S.  188:  Kaip  atidenge  pirszta,  teip  ir  prä- 
szvete  visa  grincze,  »Wie  er  den  Finger  (an  dem  der  funkelnde 
Ring  steckte)  aufdeckte,  so  leuchtete  sofort  die  ganze  Stube«. 
(Bald  darauf:  Karäliaus  dukte  atriszo  pirszt^,  teip  visüs  ir  ap- 
szvete.)  Ebenso  ist  wol  aufzufassen  Seh  leicher  Leseb.  S.  1 63  :  Asz 
turiü  dvylika  sunü,  o  le  visi  razbäininkai,  kaip  te  pareis  o  jüdu 
cze  ras,  tai  je  jüdu  ir  uzmüsz,  »Ich  habe  zwölf  Söhne,  und  die 
sind  alle  Räuber:  wenn  die  heimkommen  und  euch  beide  hier 
finden ,  werden  sie  euch  gleich  [ohne  weiteres)  todtschlagen«. 
Während  in  diesen  Beispielen  ir  mehr  den  Sinn  der  unmittel- 
baren Zeitfolge  hervorzukehren  scheint ,  was  wir  durch  die 
Uebersetzung  kenntlich  machten,  ist  in  den  folgenden  Stellen 
ebenso  wie  in  der  bereits  S.  52  citierten  Stelle  »Panele  kaip  ejo 
isz  baznyczios,  i  r  liko  czeverykas  smalöj«)  mehr  die  zu  erwartende 
innere  Folge  betont.  Schleicher  S.  141 :  Sze  pönai  jükes  isz  jöjo, 
käd  jis  tä  mäza  pleczka  \  tä^  didele  statine  nor  iszpilt.  Ale  kai 
pradejo  pilt  isz  tos  pleczkös,  tä^  statine  ir  pripyle  o  tä  pleczka 
lik  pilna  pasiliko,  »Die  Herren  lachten  ihn  aus,  dass  er  aus  der 
kleinen  'mit  Wasser  gefüllten)  Flasche  die  grosse  Wanne  voll- 


55     

giessen  wolle.  Aber  als  er  die  Flasche  auszugiessen  begann, 
goss  er  denn  (von  der  Zauberkraft  der  Flasche  war  vorher  schon 
die  Rede)  die  Wanne  voll  und  die  Flasche  blieb  doch  angefüllt«. 
S.  126  antwortet  eine  Hexe  auf  die  Frage,  warum  sie  eine  so 
lange  Nase  habe:  Ponüzi,  tai  isz  to  didelio  verpimo;  käd  jaü  vis 
verpi ,  o  galva  teip  kreta,  del  to  ir  nösis  teip  ilgai  nut[susi, 
Herrchen,  das  ist  von  dem  starken  Spinnen;  wenn  man  immer 
spinnt  und  der  Kopf  wackelt  so,  davon  wird  denn  (natürliche 
Folge)  die  Nase  so  lang  ausgezogene. 

2)  Aqu  und  \r  beziehen  sich  auf  ein  vorausgehen- 
des participium  praeteriti. 

ß  310    (3tü[iov    U7ta'ii;ag     öqc'cmüv)    svqÖq    qci    nlaxaviotov 

OQOVGEV. 

-1  744  lyto   6°    ig   dUpqov  oQovaag 

GTTjV    QU    /.IETCC    jrQOUÜ%OlOLV. 

H  25     tw  d1  i/.07iaooa[iivio  öoXi%   ey%sa  %bqg\v  ü.[i    a^icpio 

GVV    Q^    ETtEGOV    fofjOVGlV    koi%6tSQ    Wf.WCpayOlGLV. 

q  604     7tÄr;Gä/.tEvog  d1  aqa  0-vf.ibv  iö^rvog  rjds  TtoTtjvog 
ßrj  q'   X(.ievc(i  I.IE&   vag. 

u  441     /■   (.uv  xov  7tTV§aaa  /.cd  uG/.ijGccGa  "aitCovcx, 

7iaooä)jo  äy/.QEf.iäGUGa  .tccQa  TQintoiQ.i  /Le%eggiv, 
fi^  o5  litEV  Ix  &cc?m/.ioio. 

A  68  u.  öfters  Cog  eLrto)1  xav    äg3  eCetu. 

Von  den  analogen,  nicht  seltenen  litauischen  Beispielen  ist 
S.  52  schon  genannt  L.-B.  S.  185:  Knipelis  iszszökes  isz  szäko 
ir  pradejo  böba  bübyt.  Ich  erwähne  ferner  Schleicher  S.  142  : 
Bekeliöjent  szis  brölis  nuvärges  ir  uzmigo,  »Nachdem  der  Bruder 
während  der  Reise  müde  und  matt  geworden  war,  schlief  er 
auch  gleich  ein«.  S.  128:  Senüks  paemes  sävo  özka  ir  vedesi 
tesiög  namö;  käd  ne  vel  pavögtu,  »Nachdem  der  Alte  seine  Ziege 
genommen  hatte,  führte  er  sie  sofort  gerades  Wegs  nach  Hause, 
damit  man  sie  nicht  wieder  stehle«.  S.  132 :  Jem  ränka  tob  ganä 
nukiszus,  sü  sykiü  jem  vens  pirsztüs  i  r  nukirlo,  »Als  er  die 
Hand  weit  genug  hineingesteckt  hatte,  hieb  ihm  auf  einmal  einer 
in  dem  Augenblick  auch  die  Finger  ab«.  Nesselmann  Volks). 
No.  147,  5: 


56     

Sküds.  pjkis  vainikel| 

ruteniu  zedeliu. 
Nusipynusi  vainika 

dek  i  r  ant  galveles. 
Ant  galveles  ussidejus 
eik  ir  \  mesteli- 
»Pflücke  dir.  flicht  dir  ein  Kränzchen  von  Rautenblüten.  Wenn 
du  den  Kranz  dir  geflochten  hast,  setz  ihn  alsbald  auf  das  Köpf- 
chen. Wenn  du  ihn  auf  das  Köpfchen  gesetzt  hast,  geh  alsbald 
ins  Städtchen«.  Schleicher  S.  218  :  Kälvis  täi  (muzike)  iszgirdes 
ir  ateje  pri  düru  ir  melde  i.  t.  t.,  «Als  der  Schmied  die  Musik 
hörte,  ging  er  denn  alsbald  (wie  nach  dem  vorher  erzählten  zu 
erwarten  war)  an  die  Thüre  und  bat«  u.  s.  w.  L.-B.  S.  190: 
Tai  karälius  pamätes  ir  lepe  zyda  vest  pakärt.  ^>Als  der  König 
das  sah  (dass  der  Jude  die  Prinzessin  nicht  vom  Tod  erwecken 
konnte) ,  befahl  er  denn  alsbald  (dem  gemäss,  was  er  dem  Juden 
angedroht  hatte),  den  Juden  zum  Galgen  zu  führen«.  S.  176:  Ir 
jis  priejes  artyn  ir  säko  :  CK6  tu  cze  stövi?  Atsiträuk  nö  czeJ, 
»Und  nachdem  er  nahe  (an  die  weisse  Gestalt)  herangetreten 
war,  sagte  er  denn  (furchtlos,  wie  er  war):  Was  stehst  du  hier? 
Mach  dich  fort ! « 

3)  Aqa  und  ir  beziehen  sich  weder  auf  einen 
unmittelbar  vorausgehenden  Nebensatz  noch  auf 
ein  Particip. 

Von  den  zahlreichen  hierher  gehörigen  Beispielen  für  aqa 
sind  schon  angeführt  A  500.  501.  569.  B  16.  48.  103.  y  329. 
L  3 .    Ich  erwähne  noch : 

i  52       rjX&ov  Ützsiö3 ,   oocc  cpvlla  x.ai  av&ea  yiyverai  oqi]. 
rjiQiof  tote  örj  qoc  y.ay.)]  Aiog  aioa  TCctoiGtiq 
r\\ilv  aivo[iöqoiGiv1  IV   alyea  Ttolla  Ttä&oiuev. 

A  360   Y.aQiza).i(.uoQ  o°   avidv  Ttolir/g  albg  rjvr    df.iixX>j. 
y.ai  qa  TtccQOid-3  avxolo  yad-suero  daxQuyJovvog. 

.B  18      Y.aqrca)U^uog  ö3  %y,ave  d-oag  iitl  vijag  34xcciöjv, 

ßrj    ö3     aQ3    In3    Axgeid^v   Ayafie/.ivopa  ■    top    de 

Y.l%avsv 
evdovr3  Iv  zliah],  ttbqI  d1  a^ißgöaiog  v.i%v&3  vrcvog. 
otrj  d3  Hq3  VTzhq  y.ecpalijg  Nrjkrjl^  vli  eoixtog. 

B  45      Tioaol  ö3  vrcb   "kina.QolGiv  lötjaccto  v.ala  rcidtka, 
ccficpl  ö3  ccq3  lö^ioioiv  ßälsTO  §upog  ccQyvQ<)i]Xov. 


57     

sl  426  roug  uhv  eaa1 .  6  d'  aq*  cLT/iaaldrjv Xäqon:1  ovruoe 

ÖOUQl. 

Q  392    'Hgr   de  uäariyi  &oiog  iTteiiaiBr    ocq1  ci7trtovg. 


H  317  thv  öeoov  aucpi  &    %nov  v.ai  f.tiv  dii%evctv  a.navxa. 
(.Ugtv)Jmv  t'  ccq    Ijtioxuaiviog  rcelqäv  t'  bßeXolöiv. 


Wo  lit.  ir  an  der  Spitze  des  Satzes  steht,  ohne  dass  ein 
Nebensatz  oder  Particip  wie  in  den  oben  erwähnten  Beispielen 
vorangeht,  sind  wir  Deutsche  geneigt  stets  unser  und  darin  zu 
finden  und  übersetzen  demgeinäss,  z.B.  die  Worte  ^L.-B.  S.  4  81) 
Dave  su  rykszcziuke  [  äkmena,  iratsistöjo  brölis,  durch:  »Sie 
(die  Eexe)  schlug  mit  der  Bute  auf  einen  Stein,  und  der  (in 
Stein  verwandelte  Bruder  wurde  wieder  lebendig«.  Ebenso 
L.-B.  S.  177:  Jaü  dvylikta  adyna.  ir  tas  nabäsznjkas  prapiile, 
»Nun  schlug  es  zwölf  Uhr,  und  der  Todte  verschwand«.  Kur- 
schat Gramm.  §  1625:  Tikt  pykszt,  ir  züikis  gulejo  isztisas  szale 
krümo,  »Nur  puff  (der  Laut  eines  Schusses;,  und  der  Hase  lag 
ausgestreckt  neben  dem  Busch«.  L.-B.S.  220  :  Kaip  tik  uzjöjo  an  to 
zerkolo,  tüjaüs  tik  cziükszt  cziükszt.  ir  sugriüvo  jö  arklys,  »So- 
bald er  (der  Alte)  auf  den  (auf  der  Erde  liegenden)  Spiegel 
draufritt.  da  machte  es  klirr  klirr,  und  sein  Pferd  stürzte  zu- 
sammen«. Indessen  dürfte  für  das  Sprachgefühl  des  Litauers  in 
solchen  Fällen  in  Ir  oft  mehr  liegen  als  was  unser  mageres  und 
besagt,  und  ir  mehr  unserm  auch,  auch  schon  entsprechen;  wie 
sich  auch  daraus  ergibt,  dass  Kurschat  an  der  angeführten  Stelle 
seiner  Grammatik  die  Worte  »Tikt  szlümszt,  ir  szalin«  durch  die 
Uebersetzung  »(Es  erscholl)  nur  (der  Naturlaut;  schlumscht,  und 
(es  war  sogleich)  fort«  und  S.  74  die  Worte  »Tikt  üszt  ir 
ussidege«  durch  »Nur  uscht  und  es  entzündete  sich  plötzlich« 
zu  verdeutlichen  sucht.  Kein  Zweifel  kann  über  die  Geltung 
des  ir  aufkommen,  wenn  dieses  nicht  an  der  Spitze  des  Satzes 
erscheint  sondern  im  Satzinnern,  wie  z.  B.  L.-B.  S.  176:  Äsz 
paketinaü  dut  sü  uzbonü  i  käkia,  tai  i  r  atsiträuke,  »Ich  machte 
Miene,  ihr  (der  weissen  Gestalt)  mit  dem  Bierkrug  eins  in  den 
Nacken  zu  versetzen,  da  verschwand  sie  auch  sofort«.  Es  kann 
neben  diesem  ir,  wenn  es  im  Innern  des  Satzes  steht,  zugleich 
noch  ein  rein  äusserlich  anknüpfendes  ir  [—  und)  am  Satzan- 
fang auftreten:  so  Schleicher  Gramm.  S.  328:  Jemdvem  besi- 
barant,  tik  kakarykü  gaidys  ir  pragydo,  i  r  jedvi  pro  duris  i  r 


58     

iszdulkejo,  »Wahrend  sich  beide  zankten,  da,   kikiriki,  krähte 
just})  der  Hahn,  und  beide  stoben  sofort  zur  Thiir  hinaus«. 

An  vielen  Stellen  kann  wieder  nicht  entschieden  werden,  ob 
durch  die  Partikel  mehr  die  augenblickliche  Folge  oder  der  aus 
dem  vorhergehenden  naturgemäss  sich  ergebende  Fortschritt 
bezeichnet  werden  soll.  So  L.-B.  S.  220:  Jaü  tik  dumblynas 
pasidäre,  teip  i  r  trüko  täs  dedas  sü  sävo  ärkliu,  »(Der  Alte  be- 
gann mit  seinem  Pferd  den  Fluss  auszutrinken,  und)  schon  wurde 
dieser  zu  einer  Pfütze,  da  platzte  auch  schon  {denn)  der  Alte  mit 
seinem  Pferd«.  S.  21  i  :  Dabär  atidäre  ta  panä  fängt».  0  täs  kara- 
üünaitis  jaü  ir  lipa  per  länga,  »Jetzt  öffnete  das  Fräulein  das 
Fenster.  Und  der  Prinz  ist  nun  auch  gleich  dabei  (ist  denn  nun 
dabei),  durch  das  Fenster  zu  steigen«.  S.  180:  Täs  vaikinas 
[musze  smäka  iki  netoli  gafös  ir  nukirto  tris  gälvas,  jaü  smäkas 
i  r  negyvas,  »Der  Jüngling  schlug  den  Drachen  fast  bis  zum  Kopf 
(in  den  Erdboden)  hinein  und  hieb  ihm  die  drei  (noch  übrigen) 
Köpfe  ab,  nun  war  derDrache  augenblicklich  {denn)  todt«.  Schlei- 
cher S.  21 7  :  Jük  bandyk  pasisest,  tai  ir  zinösi,  kaip  änt  tokiös 
kräses  smagü  sedet,  »Versuch  dich  doch  zu  setzen,  da  wirst  du 
sogleich  (denn)  merken,  wie  angenehm  es  sich  auf  einem  solchen 
Stuhle  sitzt«.  Nesselmann  Volksl.  No.73,  I: 

Eiczau  szj  rytali 
[  marga  mestal^, 
rasi  i  r  rasczau  moczute 
margame  mestatij, 

»Ich  möchte  diesen  Morgen  in  das  bunte  Städtchen  gehen,  viel- 
leicht fände  ich  alsbald  denn  die  Mutter  im  bunten  Städtchen«. 
In  folgenden  Stellen  tritt  das  zeitliche  Moment  wol  gegen 
das  der  inneren  Folge  in  den  Hintergrund,  so  dass  dein  ir  mehr 
unser  denn  entspricht.  L.-B.  S.  220:  Mötina  ir  nuejo.  Schlei- 
cher S.  142  :  Teip  jüdu  ir  pasirüpino.  Nesselmann  Volksl.  No. 
84,  6:  Vens  ir  apsieme  vainikelio  plaukti.  Diese  drei  Stellen 
wurden  unter  einem  andern  Gesichtspunkt  schon  S.  45  er- 
wähnt. L.-B.  S.  226  :  Ale  neko  nepräsze  daugiaü,  tik  tö  ak- 
meniüko,  bet  Jena  ir  atidave,  »Aber  er  bat  ihn  um  nichts  weiter 


1  Ob  ich  das  ir  in  »gaidys  ir  pragydo«  richtig  nach  la  S.  42  f.  durch 
just  übersetze  oder  ob  dieses  ir  dasselbe  ist ,  das  wir  soeben  in  Stellen 
wie  »cziükszt  ir  sugriiivo«  hatten,  mag  dahin  gestellt  bleiben. 


59     

als  um  das  Sieinchen,  jener  aber  gabs  ihm  denm.  S.  235:  Negäli 

.1 

tais  czeverykais  apsiaüt.  Eme  rägana  nutäsze  köjes  sävo  duk- 
ters,  pasküi  ir  äpave,  »Sie  (die  Hexentochter)  konnte  die  Schuhe 
nicht  anbringen.  Da  hackte  die  Hexe  etwas  von  den  Füssen  ihrer 
Tochter  ab,  nachher  brachte  sie  sie  denn  an«.  S.  232:  Pasküi 
pönas  ir  uzmokejo  tris  szimtüs.  »Darauf  zahlte  denn  (der Verab- 
redung gemäss)  der  Herr  die  300  Rubel«.  Schleichers.  214: 
Prabega  te  seplyni  metai,  ir  ateje  tä  denä,  kad  jem  reikeje  isz- 
keliäut.  0  ir  ateje  ans  egere  [  kälve.  »Die  sieben  Jahre  vergin- 
gen, und  es  kam  der  Tag,  dass  er  (der  Schmied)  die  Reise  (zur 
Hölle)  antreten  musste.  Und  es  kam  denn  jener  Jäger  (der  Teu- 
fel) zur  Schmiede«.  S.  217:  Kälvis  jaü  apsiszväryjes  säke  :  Tai 
dabär  galesiva  ir  eil,  »Nachdem  sich  nun  der  Schmied  zurecht 
gemacht  hatte,  sagte  er:  Jetzt  können  wir  denn  gehen«.  Beson- 
ders klar  tritt  die  Bedeutung  der  inneren  Folge  zu  Tage  in  fol- 
gender  Stelle  (Mittheil,  der  litauischen  liier.  Gesellsch.  I  369): 
Nugrände  ir  nüslawe  apiszulnj,  teip  kad  ant  pägalesgäla  paliko 
meilu  t§  ir  pasiziuret,  »Sie  scharrten  und  fegten  die  Erde  um 
den  Brunnen  ab,  so  dass  es  denn  zuletzt  dort  ein  ganz  liebliches- 
Aussehen  gab«. 

Dieses  ir  findet  sich  im  Wechselgespräch  auch  so  gebraucht, 
dass  damit  an  die  eben  gesprochenen  Worte  eines  andern  ange- 
knüpft wird.    So  Nesselmann  Volksl.  No.  85,  8: 

»Katras  busit  mano  melas? 
katras  plauksit  vainikelio/ 
»Ir  asz  busiu  tavo  melas, 
ir  asz  plauksiu  vainikelio«. 

»'Wer  von  euch  will  mein  Liebster  sein  ?  wer  von  euch  will 
nach  dem  Kränzchen  schwimmen  f  clch  will  denn  dein  Liebster 
sein,  ich  will  denn  nach  dem  Kränzchen  schwimmen1«.  No.  196 
ruft  die  Mutter  die  im  Freien  weilende  Tochter  nach  Hause,  der 
Vater  wolle  sie  einem  reichen  Mann  zur  Frau  geben.  Sie  ant- 
wortet : 

Ne  eisiu  namün,  ne  busiu  asz  jo, 

»Ich  werde  nicht  heim  kommen,  werde  nicht  seine  Frau  werden«. 
Mit  denselben  Worten  antwortet  die  Tochter,  als  die  Mutter  sagt, 
sie  solle  einen  Schuhmacher  und  sie  solle  einen  Bojaren  zum 
Mann  bekommen.  Als  aber  die  Mutter  zuletzt  sagt,  sie  solle  einen 
Landmann  haben,  erwiedert  die  Tochter: 


60     

lr  eisiu  namün,  i  r  busiu  asz  jo, 
»Da  werde  ich  denn  (natürlich)  heim  kommen,  da  werde  ich  den« 
seine  Frau  werden«.  Dass  an  dieser  und  der  davor  genannten 
Stelle  das  doppelt  gesetzte  lr  nicht  etwa  im  Sinne  von  et  —  et 
steht  (s.  §  4  gegen  Ende),  ergibt  No.  62,  5  :  Die  Mutter  schickt 
die  Tochter  in  den  Garten,  sie  solle  da  schlafen.  Aber  die 
Tochter  kann  da  nicht  schlafen  (Mamuze,  ne  uzmigau,  senoji,  ne 
uzmigau)  wegen  des  zirpenden  Heimchens.  Als  dann  aber  die 
Mutter  die  Tochter  in  die  Klete  schickt,  schläft  sie  ein  und  säet 
nachher  zur  Mutter: 

Mamuze,  i  r  uzmigau, 

senoji,  ir  uzmigau, 

ant  bernyczo  keluziu 

po  meilangu  zoduku. 
»Mütterchen,  da  bin  ich  denn  (natürlich)  eingeschlafen,  du  Alte, 
da  bin  ich  denn  eingeschlafen,  auf  des  Geliebten  Knien  unter 
Liebes  Worten«.  — 

Ueberschaut  man  die  für  IIa  und  IIb  gegebenen  Beispiele, 
so  erkennt  man  leicht ,  dass  und  wie  die  hier  vorliegenden 
Functionen  von  aqa  und  lr  mit  den  unter  Ia  S.  42  f.  und  unter 
Ib  S.  44 f.  besprochenen  zusammenhangen.  Der  Begriff  des  da- 
rauf, danach  ist  in  den  Partikeln  an  sich  ebenso  wenig  enthalten 
wie  er  von  Haus  aus  in  zots  und  lat.  tum  steckt,  die  wir  oft  mit 
darauf  übersetzen  können.  Der  Sinn  von  aga  und  lr  ist  in 
Sätzen  wie  K  273  tio  6°  inu  ovv  otvIololv  evl  öelvoIolv  edv- 
%r\v^  ßctv  q3  levai  »Nachdem  sie  sich  in  Waffen  gehüllt  hatten, 
brachen  sie  unmittelbar  darnach  auf«  und  Kaip  le  jüdu  ras,  tai  je 
jüdu  i  r  uzmüsz  »Wenn  die  euch  finden,  schlagen  sie  euch  ohne 
iveiteres  todt«  im  wesentlichen  derselbe  wie  in  den  Sätzen 
6  401  rj/iiog  o°  rjiliog  (.iegov  ovqavbv  afi(pißeßrf/.}]J  rrjfiog  ag' 
It;  albg  eiai  yeQtov  aXwg  ri]i.(eQrt'jg  » Wenn  die  Sonne  im 
Mittag  steht,  just  dann  pflegt  der  Greis  das  Meer  zu  verlassen« 
und  Kad  asz  pioviau,  ir  atjoje  dvariokelis  »Als  ich  mähte,  kommt 
just  ein  Gutsherr  geritten«.  Beiderseits  deuten  die  Partikeln  das 
unmittelbare  Zusammentreffen  an  :  in  jenen  Fällen  kommt  der 
Sinn  des  darauf  nur  dadurch  zu  Stande,  dass  die  zweite  Hand- 
lung in  ihrem  Beginn  mit  dem  Ende  der  ersten  Handlung 
zusammenfällt. 

Dass  unsre  Partikeln  in  den  unter  IIb  besprochenen  Fällen 
zugleich  andeuten,  dass  eine  Handlung  die  natürliche  und  zu 


61     

erwartende  Folge  der  vorgenannten  Handlung  ist,  bedarf  nach 
dem  oben  gesagten  keiner  weiteren  Erläuterung. 
Wir  kommen  endlich 

II c.  zu  den  Fällen,  in  denen  aqa  und  ir  den 
Fortgang  in  der  Aufzählung  bezeichnen,  =  und, 
ferner.  Die  Partikeln  besagen  also  in  diesem  Fall  nur,  dass  in 
der  Vorstellung  des  sprechenden  zu  einem  ersten  ein  zweites 
unmittelbar  hinzukommt;  ob  ein  sachlicher  Zusammenhang 
zwischen  beiden  Gliedern  besteht  und  wie  sie,  wenn  es  Hand- 
lungen, Ereignisse  sind,  zeitlich  zu  einander  stehen,  ist  gleich- 
giltig. 

Beispiele  für  aqa  sind  schon  S.  39  vorgekommen,  die  Stel- 
len aus  dem  Schiffskatalog  B  546.  615.  676.  716.  835,  in  denen 
die  Aufzählung  mit  oi  d3  aga,  und  522.  584,  in  denen  sie  mit 
6i  t3  aqa  weitergeht.    Ich  führe  weiter  an: 

B  621  rCov  /.iev  aq3  JJiicpt'uayog  y.cu  Qc'clTiiog  rjy^Gc'cG^^i'. 
visg  6  uev  Ktscctov,   o  ö3  aq3  Evqvrov.  34y.roquovs, 

«der  eine  der  Sohn  des  Kteatos  und  der  andere  der  des  Eurytos«. 
Ebenso 

X  257  flr/.iig  filv  lv  Evqvyöqo)  3Iaw/.y.o> 

vult   ;io).vqqrtvog.   6  d3  a  q3   lv  Ilvhp  >3jlicc&6evti. 

Ferner: 

—  494    yovqoi  ö3  oQyjiGrfiQeg  löiveov.   lv  d3   aqa  tolGiv 

avXol  cpoquiy/Eg  ze  ßorjv  (yov. 

-  503    laol  d3   tcLMfortQoiotv  Iti^tcvov  aiicplg  ccqcoyol' 

y.)tQv/.eg  d3  aqa  /.ccov  lorjvov. 

-3"  507    roioiv  etteit3   \\iggov.   afioißrjdlg  öh  öiy.a'Cov 

aeIto  ö3   aq3   lv  lieogoigi  dvto  yqvaoio  xakavTcc. 

N  474  a'/j3  iiitv3 ,  wg  ote  tig  ovg  ovqsgiv  aly.1  TtZTToid-iog, 
ogze  iievei  y.o).oovqrov  IrtEqyöuEVOV  /tolvv  ävöqCov 
ytoqio  lv  oioTtöhp.   cpqiooei  de  te  vCotov  v/ieq&ev, 

6(/&CC/.Ulü   Ö3    CtqCC    Ol   TZVql    'Kcc^itvetov  . 

ö  186     wg  (faxo-  rolGi  6e  ;raoiv  vcp3   i'uEqov  coqge  yooio. 
"/.XalE  uev  3AoyEiri  cE).ei'tr   Jibg  ly.yEyavla. 
/.'/.ccIe  de   Tt/Aeiiayög  te  /.cd  IdroEiö^g  MsveXaog. 

OVO3    CCQCC    NeGTOQOQ    Vlbg    Cldcc/.QVtCO    EyEV    OGGEf 

»und  auch  nicht  Nestors  Sohn«  etc. 


62     

A  124     eig  o  /.£  rovg  arpr/j]ai,   ot  ov/.  taaai  O-ä'kaaoav 

ävsgsg,   oliöi  &3  cileaoi  (.ie(uyf.ievov  sidag  ednvoiv ' 
ovo'   aga  rot  y3   taaai  vbag  rpoiviy.oiragflovg. 

^d  11  5  stiel  ov  ed-iv  Iotl  xegeliov 

ov  di/^iag  ovöb  cpvrjv.   ovv3   ag  rpgbvag  ovte  %i  bgya, 

»nicht  an  Gliederbau  und  Wuchs  und  weder  an  Verstand  noch 
an  Kunstfertigkeit«. 


V       >         >\ 


#  4 68  ovte  cpvrjv.   ovx    ag  cpqevag  out    ayogtjTvv. 

6  565     ov   VKperog.    ovx3    ag    %eif.uov    /tolvg    ovxs    not 

oußgog. 

t  122  ov  (.ihv  yag  ricevog  avS-gioniov  ccjtegvy.ei, 

ovöi  tuiv  ugoiyvevGi  xvvrjyevai,   dl  xe  -/.ad-3  vlrjv 
alyea  /täoyovoiv  -/.ogvcpag  ogicov  krpsTtovreg. 
ovx3   aga  Ttoif.ivjjGLV  xaxatoyExaL  ovx3  ägöxoioiv. 

(Deiters  auch  dann  dieses  aga,  wenn  mittels  einer  Frage  zu 
■etwas  neuem  übergegangen  wird,  wie: 

B  761     ovxoi  ag3   fjyeuövsg  JavaCov  y.al  y.oigavoi  rjoav. 

%ig   x3    ag    xtov  oy    agioxog  eyjv .    av  uoi  evvetxe, 

Dloitoa, 

»Das  also  waren  die  Führer  der  Danaer.  Und  wer  nun  von  ihnen 
war  der  hervorragendste?«  und 

r  226    xb  xgixov  avx3 ,   AXavxa  Idtov.   egisiv3   6  ysgaiög' 
xlg  x3   ag  od1  allogAyaibg  ävfjg  rjvg  xe  fisyag  xe  : 

In  manchen  Fällen  tritt  dieses  aga  auf,  wo  zur  Nennung  des 
ganzen  noch  einzelne  beschreibende  oder  erzählende  Bemer- 
kungen zugefügt  werden,  wo  wir  ebenfalls  und  gebrauchen 
können,  z.  B.: 

^480    7t£vTE    d3    ag'   avxov   iaav  aäxeog   rcxvyEg'    avxag 


EV    aUTQ) 


tco'iei  datöala  /colla  lövifiöi  TcgaitideoGiv. 

JS  491     ev  ob  Övlo  Ttoirjos  rtoleig  ^lEgöittov  avd-gwTtiov 
■/.aXäg'   ev  rfj  \.iev  ga  yäiioi  x3  \oav  xrÄ. 

2  318    evS-3  "Exxioq  eigrjl&e  ducpilog,   ev  d3   aga  ysigl 

syyog  e%    evdsKartrjxv '  7tägot&£  db  Xäf.i7tEX0  öovgog 
cdyu>]  yah/.Eir],   Ttsgl  db  ygvoEog  3-ee  7t6gx)]g. 

I  189     rfj  o  ys  d-v^ibv  EXEgjtEv,  astös  ö3  aga  vXia  avdgvjp. 


63     

Andre  Beispiele  bei  Nägelsbach  S.  208  ff.  und  Heller  S.  4  06  ff. 
109  ff. 

Dass  dieses  ccqcc  in  Verbindung  mit  rh  auftritt,  darf  nicht 
auffallen.  Man  vergleiche  die  Combination  y.ai '  rt  Ab<i\  u.  sonst 
(Härtung  Partikeln  I  75  f.,  Bäumlein  Part.  228 f.),  unser  und 
ferner,  und  auch  und  die  aind.  Verbindung  ca  api,  von  welchen 
letzteren  Partikeln  die  zweite  in  der  Bedeutung  »auch,  ferner« 
einzelne  Theile  des  Satzes  oder  ganze  Sätze  einfach  an  einander 
reiht  (s.  Petersb.  Wtb.  1  304).  Zu  o°  aga  vergleiche  man  die 
Verbindungen  öe  re  und  y.ai  de. 

Dass  auch  lit.  ir  rein  äusserlich  anreiht,  bedarf  kaum  eines 
besondern  Beweises,  Beispiele  bietet  jeder  litauische  Text.  Ich 
citiere  einen  Märchenanfang,  L.-B.  S.  176:  Büvo  tevas,  turejo 
sünii.  Ir  täs  sunüs  neturejo  bäimes.  »Es  war  ein  Vater,  der  hatte 
einen  Sohn.  Und  der  Sohn  kannte  keine  Furcht«.  Auch  dieses 
\r  steht  nicht  immer  an  der  Spitze  des  Satzes:  Nesselmann 
Volksl.  No.  26.  1: 

Szenden  mes  be  bedos  esme. 
rytoj  i  r  kraujüs  bridosim. 

»Heute  sind  wir  ohne  Not,  und  morgen  werden  wir  im  Blute 
waten«.  — 

Die  Zugehörigkeit  von  ccqcc  zu  der  Kategorie  der  verbinden- 
den Partikeln  wie  rh,  y.ai.  lat.  que.  et,  aind.  ca,  api  legt  die 
Frage  nahe,  ob  es  nicht,  wie  diese  und  wie  das  lit.  ir,  doppelt 
gesetzt  werden  kann  im  Sinn  unsres  einerseits  —  anderseits, 
soiuol —  als  auch.  Es  kommen  in  der  That  bei  Homer  einige  Stel- 
len vor,  die  ein  solches  aQa  —  aga  zu  enthalten  scheinen.  Ich 
schicke  voraus  die  Stelle  : 

X  482  oelo  d\  'A-^ikXtv. 

ob    rtg    uvi(Q    TrooTtägoid-e    uay.ccQraTog    ovr*    ccq' 

6/cioato. 

wo  ov  —  ovt  aqa  ohne  jeden  Zweifel  unserm  nicht  —  noch 
auch  und  dem  gleichbedeutenden  aind.  na  —  na  ca  api  (Petersb. 
Wtb.  unter  api  S.  304)  entspricht.  Die  Verbindung  ovt  aga 
nun  in  beiden  Gliedern: 

Z  352    tovto)  d     ovt'    ccq  vvv  (poevsg  hu/csdoi  ovt*   ccq3 

oitiooco. 


64     

.    E  89       d-vvc  yccQ  ä/.i  Tteöiov  7T0Taf.no  jzXrftüVTi  eomdig 
%£i(.iäQ()tö,   og  t3   WKa  qeiov  tKtdaoGe  yecpvQag' 
tov  d    ovt    ccq  re  yecpvQai  eeqy(iivai  io%av6fOGiv, 
ovt    ccQa  €QKea  Xo^ül  aXcoätov  Iqt&iqkiiov. 

205    oipei  o    ovt     ccq  Ttio  ov  e/Liovg  ideg   ovt  ccq     eyu 

aovg. 

Q  337    ßäoK     i&i  Kai  ÜQiaf.iov  Koikag  ertl  vfjag  ji^jaiüiv 
iog  äyay3 ,   wg  f.iijT3   aQ  Tig  idt]  fir}T3  ccq  ve  vorjoj], 

Kbenso  möchte  ich  ccqcc  auffassen  in : 

'*¥  887.  888  xccl  q3  i]/.tov€g  avÖQsg  ccveoTav 

av  f.ihv  ccq3  IdtQsid-rjg,  svqvkqsIcov  3Aya\XB\ivmv^ 
av  ö3  ccqcc  MfjQiövrjg,  d-BQÜ/ciov  ivg  'Idofievijog. 

Ferner  dürfte  im  Attischen  correlativ  zu  fassen  sein  das 
doppelte  ccqcc  in  Stellen  wie  Plat.  Rep.  p.  600  C  :  ÜQiüTayoQug 
/nbv  ccqcc  G(p6ÖQCc  cpilelTcci,  ('Of.trjQov  d°  ccqcc  Qccipcodeiv  av 
tcequÖvtcc    etcov,    Grit.  p.   50  E:    fj   TtQÖg   {ihv   ccqcc  gol  tov 

TZCiTSQCC  OVK  lif  LGOV    YjV    TO    ÖlKCCLOV  .    .    .   TtQOg    Öh    TYIV    TTCCTQiÖCC 

ccqcc  Kai  Toug  v6f.iovg  e^eGTat,  gol;  Protag.  p.  325  ß:  öiöccktov 
de  bvTog  Kai  d-SQa^cevTov  to.  /.tev  aXka  aQa  Tovg  vieig  öi- 
dccoKOVTat,  lep3  olg  ovk  Mgtl  &ävaTog  fj  Crji-iia,  eäv  f.ir)  Ini- 
GTcovTai,  l(p3  (b  öh  ij  te  Cr^iia  S-avatpg  avTiov  Tolg  itaiol 
Kai  cpvyal  /.crj  (.ia-9-ovoi  .  .  .,  tccvtcc  63  ccQa  ov  öiöaGKOVTat 
ovo3  E7ttf.ieXovvTai  tcügccv  Irct^teXELav ;  Wir  haben  es  hier  mit 
dem  schon  S.  48  f.  besprochenen  Gebrauch  von  ccqcc  zur  spötteln- 
den Bezeichnung  einer  lnconsequenz  zu  thun.  Kratz  Ztschr.  f. 
d.  Gymnasialw.  XX  599  bemerkt  über  dieses  doppelte  aQa  : 
»Die  Ironie  wird  hier  durch  das  doppelte  aQa  noch  verstärkt, 
das  im  ersten  Gliede  das  notorische  bezeichnet;  es  ist,  als  ob 
durch  die  Gleichheit  der  Partikel  die  für  beide  Glieder  gleiche 
Sicherheit  des  Gedankens  oder  Schlusses  ausgedrückt  werden 
sollte«.  Mit  dem  letzten  dieser  Sätze  bin  ich  einverstanden;  die 
beiden  ccqcc  stehen  eodem  ordine  Sie  haben  aber  sicher  auch 
die  gleiche  Function,  nämlich  die,  die  innere  Beziehung  eines 
Gedankens  zu  einem  andern  anzudeuten.  Wenn  nun  das  zweite 
ccqcc  auf  das  vorausgehende  Glied  zurückweist,  so  wird  das  erste, 
in  Verbindung  mit  /.iev,  auf  das  folgende  hinweisen,  nicht  bloss 
das  an  sich  natürliche  oder  das  notorische  bezeichnen,  wie 
Kratz  will.    Dass  das  aQa,  das  auf  innern  Zusammenhang  zweier 


65     

Glieder  hindeutet,  dem  ersten  Gliede  beigegeben  sein  kann, 
beweist  am  besten  das  yäq  =  /  ccq  in  Sätzen  wie 

H  73      vulr  ö°   Iv  yaQ  eaüiv  aoiGT^eg  Tlavayauov^ 

tCov  vvv  ov  riva  3-vf.ibg  efxol  /.layjoaod-ai    avtoyet, 
dtvQ*  itco  y.vX.    Vgl.  Bäumlein  S.  76. 

Lit.  Ir  —  %r  scheint  in  der  heutigen  Umgangssprache  sehr 
selten  zu  sein.  Nach  Kurschat  S.  438  ist  es  »nicht  gewöhnlich«. 
In  der  Schleicher'schen  Märchensammlung  und  in  der  meinigen 
kommen  sichre  Beispiele  für  diese  Doppelsetzung  nicht  vor1). 
Dagegen  mehrere  bei  Donalitius :  Pas.  VI  9  be  paliovös  ir  szen 
ir  ten  svyrinedama  »ohne  Unterlass  sowol  hierhin  als  dorthin 
[bald  hier-,  bald  dorthin  schwankend«  (von  einem  Bohr  gesagt), 
Met.  IV  189  taip,  käd  ir  letüviszkai  kalbedami  välgo  ir  jaü  rü- 
bais  müs,  kaip  mes,  vilketi  pagävo,  »so,  dass  sie  sowol  litauisch 
sprechen  und  essen  als  auch  schon  unsre  Tracht  zu  tragen  be- 
gonnen haben«.  Vgl.  Nesselmann  Gloss.  z.  Donal.  unter  ir. 
Auch  das  Lettische  kennt  diese  Doppelsetzung  des  ir.  Bielen- 
stein  II  S.  342  sagt:  nr  —  ir  nähert  sich  dem  deutschen  so- 
wol —  a  1  s  a  u  c  h  .  cf.  ir  bija  dillites,  ir  sinepites,  wel  süta  kal- 
pinu  driggenu  lassit,  sowol  Dill  war  da,  als  auch  Senf,  und  noch 
schickt  sie  den  Diener  Bilsenkraut  zu  holen ;  i  es  aru,  i  ezzeju, 
man  nebija  räibu  swärku,  ich  pflügte  ebenso wol,  als  ich  eggete, 
und  doch  hatte  ich  keinen  bunten  Bock«. 

Ich  verweise  noch  auf  den  schon  S.  44  Anm.1  erwähnten 
Gebrauch  von  er  —  \r  im  Litauischen  in  Stellen  wie  Schleicher 
Leseb.  S.  216  :  0  te  vel  teipjaü  ir  sz'itaji,  kaip  ir  anq,  teip  su- 
telezyje,  käd  baisu  ziuret  büva,  »Und  diese  (die  Gesellen  des 
Schmieds  zerprügelten  (ebenso  auch)  diesen  (Teufel),  wie  da- 
mals [auch]  jenen,  dermassen,  dass  es  schrecklich  anzusehen 
war«. 


\)  Vielleicht  Schleicher  S.  216:  Szitas  velnies,  ji  tön  rädes,  teip  bai- 
slngai  pradeje  änt  jo  rekaut,  kad  ir  kälvis  ir  vis!  jo  draugai  bei  szin- 
korius  nemaz  nusigända,  »Der  Teufel  fing  so  an  auf  ihn  den  Schmied)  los 
zu  schreien,  dass  sowol  der  Schmied  als  auch  alle  seine  Gesellen  sowie 
der  Wirt  nicht  wenig  erschraken«.  Man  kann  aber  auch  übersetzen: 
»dass  denn  (wie  zu  erwarten  war)  der  Schmied  und  seine  Gesellen  .  .  . 
erschraken«.     Im  letzteren  Fall  gehörte  die  Stelle  zu  IIa  und  111). 


1883. 


66 


Das  litauische  ir  ist  als  Copulativpartikel  im  Sinne  unseres 
und  im  Lauf  der  Zeit  über  seine  ursprüngliche  Gebrauchssphäre 
hinausgegangen.  Es  lehren  das  nicht  nur  die  nächstverwandten 
Dialekte  sondern  auch  die  Geschichte  des  Litauischen  selbst. 
Im  Altpreussischen  kommt  ir  nur  einmal  vor,  Ench.  76,  in  der 
Verbindung  ir  frei  stan  »auch  ausserdem,  noch  dazu«  (Nessel- 
mann Die  Sprache  der  alten  Preussen  S.  29).  Unser  und  ist  in 
den  preuss.  Sprachüberresten  immer  durch  bhe  gegeben,  wofür 
auch  bhae ,  bha,  bah,  ba  geschrieben  ist  (Nesselmann  Thesau- 
rus 17).  Im  Lettischen  entspricht  ir  nach  Bielenstein  (Die  lett. 
Sprache  II  341)  unserm  auch,  während  und  durch  un,  in  ver- 
treten ist.  Ob  und  inwieweit  Ulmann  dem  lett.  ir  mit  Recht 
auch  die  Bedeutung  und  gibt,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 
Das  Litauische  selbst  hat  für  unser  und  neben  Ir  das  mit  dem 
altpreuss.  bhe  identische  bei.  Dieses  wird  vorzugsweise  zur  Ver- 
bindung; einzelner  enge  zusammengehöriger  Nomina  verwandt 
(Schleicher  Gramm.  S.  328,  Kurschat  Gramm.  S.  436),  war  in 
älteren  Zeiten  häufiger  und  wird  durch  ir  immer  mehr  zurück- 
gedrängt;  in  der  polnisch-litauischen  Mundart  von  Godlewa, 
wol  auch  in  andern  Dialekten,  ist  es  aus  der  gewöhnlichen  Um- 
gangssprache schon  vollständig  verschwunden. 

Diese  Thatsachen  in  Verbindung  mit  dem,  was  sich  uns 
über  den  Gebrauch  von  griechisch  aqa  ergeben  hat ,  erlauben 
den  Schluss,  dass  unsere  Partikel  zu  der  Zeit,  als  Griechisch 
und  Litauisch  noch  eins  waren,  nicht  nominale,  sondern  nur  ver- 
bale Begriffe  miteinander  verband. 


6. 

Was  nun  die  äussere  Sprachform  betrifft,  so  ist  auf  dem 
baltischen  Sprachgebiet  ir  die  ältesterreichbare  Form  unserer 
Partikel.  Allerdings  glaubt  Bezzenberger  Beitr.  zur  Gesch.  der 
lit.  Sprache  S.  71  ein  altlitauisches  ira  gefunden  zu  haben,  aus 
dem  \r  durch  Abfall  des  a  hervorgegangen  sei.  Aber  um  die 
Gewähr  dieser  Form  steht  es  sehr  übel.  Sie  kommt  nur  an 
einer  einzigen  Stelle  der  (i.  J.  1600  erschienenen)  Margarita 
Theologica  vor,  eines  notorisch  sehr  fehlerhaften  Textes.  (S.231 


67 

walgikite  ira  gerkite  edite  et  bibite)  und  muss  daher,  so  lange  sie 
keine  anderweitige  Stütze  und  Rechtfertigung  erhält,  für  einen 
Druckfehler  gelten. 

Von  den  griechischen  Formen  aga  ag  ga  darf  man  die 
zweite  nicht  ohne  weiteres  für  eine  Verstümmlung  der  ersten 
halten,  wie  man  im  Altertum  that  (s.  Lobeck  Pathologiae 
elem.  I  29)  und  auch  heute  thut.  Denn  wenn  es  auch  an  sich 
wol  denkbar  wäre ,  dass  ein  aus  aga  vor  Vocalen  entstandenes 
ag  seeundär  auch  vor  consonantisch  anlautenden  Wörtern  statt 
aga  eintrat,  so  fällt  doch  gegen  diese  Auffassung  das  hohe  Alter 
der  Form  «^  ins  Gewicht :  denn  diese  und  nur  sie  findet  sich 
von  ältester  Zeit  an  in  den  erstarrten  Zusammensetzungen  wie 
yäg,  auräg1).  Gar  nicht  zu  rechtfertigen  ist  die  Ansicht,  dass 
auch  ga  auf  griechischem  Sprachboden  aus  aga  entstanden  sei, 
wie  z.  B.  Schoemann  Redetheile  193  glaubt;  hiergegen  spricht 
sowol  der  Umstand,  dass  ga  stets  enklitisch  ist,  als  der,  dass 
die  angenommene  Vocalabwerfune  im  Anlaut  mit  den  ariechi- 
sehen  Lautgesetzen  unvereinbar  ist.  Das  Nebeneinander  von 
äg  und  ga  vergleicht  sich  wol  dem  von  ßagdtOTog  und  ßgädt- 
OTog.  /.agTtgög  und  y.gaztgog.  anaQTtog  und  cagaTtög.  xagdia 
und  y.gaöh].  dagrng  und  dgarög.  :ce(fagyiu)'og  und  Tttrpgay- 
uti'og  u.  s.  w..  wo  ag  und  ga  die  ursprüngliche  cliquida  so- 
nans5  vertreten  (s.  Verf.  Stud.  IX  325.  385,"  Osthoff  Morphol. 
Unters.  II  144,  G.  Meyer  Griech.  Gramm.  S.  9).  Nun  erscheint 
im  Litauischen  r  sonans  bekanntlich  regelmässig  als  ir,  z.  B.  kir- 
mis  lurmele)  cWurin  =  aind.  krmi-s,  mirti-s  cTod'  =  aind. 
inrti-,  kirsta-s  c geschnitten5  =  aind.  krttd-,  ketvtvta-s  'quartus 
=  T6Tgazog  xeragrog.  Es  decken  sich  also  ag  ga  und  ir  lautlich 
vollkommen.  Woher  es  kommt,  dass  dev  Sonant  r  im  Griechi- 
"sehen  bald  als  ag  bald  als  ga  erscheint,  ist  noch  nicht  ermittelt. 
Es  lässt  sich  daher  zur  Zeit  auch  nichts  bestimmtes  über  das 
lautliehe  Verhältniss  von  ag  zu  ga  aussagen.  Indes  darf  vermutet 
werden,  dass  die  Verschiedenheit  damit  zusammenhängt,  dass 
das  vorhergehende  und  das  folgende  Wort  bald  consonantisch 
bald  vocalisch  endigten  und  besannen.  Die  stete  Betontheit  von 
ag  (neben  der  enclitica  ga)  mag  dem  ag   =  aga  entlehnt  sein. 


\)  Wegen  des  nahe  liegenden  Vergleichs  des  Verhältnisses  von  cion 
zu  Hq  mit  dem  von  rraoa  zu  nao,  avä  zu  uv ,  y.ujä  zu  /.üi  u.  dgl.  ver- 
weise ich  auf  das  Morph.  Unters.  III   142  f.  bemerkte. 


68 

In  Betreff  der  Form  aqa  ist  nun  zu  beachten,  dass  mit  ihr 
höchst  wahrscheinlich  die  nachhomerische  Fragepartikel  äqa 
identisch  ist.  14qa  findet  [sich  öfter  auch  in  Aussagesätzen  in 
dem  Sinne  von  aqa  aq  qcc,  z.  B.  Eur.  Androm.  1114 

zw  de  ^KfijQiig  äq^  v<peiGT)']/.€i  köy^og 
darf  V}]  oxiaad-elg. 

Vgl.   Härtung  S.   455  ff.,   Bäumlein  S.  25.     In  Fragesätzen  er- 
scheint äqa  entweder  nach  rig,  wie  Eur.  Iph.  Taur.  473 


~       3        c         » 


rig  aqa  ^r/r/yo  rj  texovo     V[iag  tcote 
TTcurjQ  r1   äöelfprj  r\   ei  yeyioaa  Tvy%ävei; 

(s.  Härtung  S.  456),  oder  häufiger  ohne  Interrogativpronomen, 
wie  Aeschyl.  Eum.  745 

co  Nvi;  (.teXatva  [.irjTeq.   äq*  6qäg  räöe ; 

Ueber  die  Functionsentwicklung  des  äqa  in  Fragesätzen  sagt 
Kvicala  (Ztschr.  für  österr.  Gymn.  1863  S.  310),  dem  ich  bei- 
stimme :  »Ursprünglich  hatte  das  fragende  äqa  ebenso  den  Be- 
griff der  Aufeinanderfolge  oder  der  Folgerung,  wie  aqa,  und 
derselbe  ist  an  sehr  vielen  Stellen  nachweisbar,  auch  an  ziem- 
lich vielen  von  den  Stellen,  die  der  Hr.  Vf.  [Bäumlein]  anführt, 
z.  B.  Aesch.  Prom.  735;  Plat.Euthyphr.5A;  Soph.  El.  330,  804 
u.  a.  Heben  wir  beispielsweise  die  erste  der  genannten  Stellen 
hervor  äq*  vfj.lv  doxel  6  tCov  SsCov  rvqavvog  kg  rä  7tävS-3 
ofitog  ßicuog  elvai;  so  bedeutet  äqa  hier  offenbar  cund  nun 
(nach  dem,  was  ihr  bisher  gehört  und  gesehen  habt)  scheint3 
u.  s.  w.  Das  äqa  ist  da  kein  blosses  Fragewort,  sondern  die 
Frage  liegt  im  Tone,  mit  welchem  der  Satz  ausgesprochen  wird. 
Aber  nach  und  nach  sank  es  allerdings  zu  einem  blossen  Frage- 
wort herab:  denn  an  vielen  Stellen  lässt  sich  die  Bedeutung  der 
äusseren  oder  inneren  Folee  nicht  nachweisen«.  Eine  inter- 
essante  Parallele  dazu  bildet  das  schon  S.  63  mit  aqa  verglichene 
aind.  api,  indem  auch  dieses  zur  Fragepartikel  geworden  ist 
und  in  derselben  Function  wie  äqa  an  der  Spitze  des  Frage- 
salzes erscheint,  z.  B.  Kai.  Cak.  p.  7,  14  Böhtl.:  api  samnihito 
'trakulapatih,  »Ist  das  Familienhaupt  (Kanva)  anwesend?«,  p.  29, 
4  :  mathavya,  apyasti  cakuntaladarcane  kutühalam,  »Mäthavya, 
hast  du  Verlangen  Cakuntala  zu  sehn?«  (vgl.  Pelersb.  Wtb.  s. 
v.  api  10,.     Woher  nun  die  Dehnung  des  a  in  äqa?    Dass  sie 


69     

verhältnissinässig  jungen  Datums  ist,  ist  daraus  zu  entnehmen, 
dass  urgriechisches  dqa  im  Attischen  hätte  zu  f]Q<x  werden  müs- 
sen. An  Entstehung  des  ä  durch  Contraction  ist  nicht  zu  denken. 
Es  scheint  also  irgend  ein  mit  der  jeweiligen  Function  der  Par- 
tikel im  Zusammenhang  stehendes,  für  uns  nicht  näher  control- 
lierbares  rhetorisches  Moment  die  gedehnte  Aussprache  des  ersten 
a  von  ö.qa  bewirkt  zu  haben  und  das  so  entstandene  dqa  vor- 
zugsweise zum  Gebrauch  in  der  Frage  geeignet  erschienen 
zu  sein. 

Die  Partikel  dqa  führt  uns  nun  wieder  auf  das  baltische 
Sprachgebiet  hinüber.  Man  hat  oft  mit  dqa  die  ebenso  wie  die- 
ses an  der  Spitze  des  Fragesatzes  auftretende  litauische  Partikel 
ar  verglichen  iz.B.  Bielenstein  II  313.  342,  Fick  Die  ehemalige 
Spracheinheit  u.  s.  w.  S.  299,  Curtius  Grundz.5  341),  und 
diese  Vergleichung  erscheint  jetzt  um  so  ansprechender,  wenn 
man  erwägt,  dass  im  Lettischen  die  Partikeln  ari  und  ar,  die  in 
älterer  Zeit  wie  lit.  ar  als  Fragepartikeln  dienten,  auch  im  Sinne 
von  ir  cauch5  gebraucht  werden,  z.  B.  Man  ari  bij  jädanzä,  »Auch 
ich  musste  tanzen«  (Bielenstein  II  341  f.)1).  Offenbar  ist  der 
nicht  auf  die  Frage  beschränkte  Gebrauch  von  ari,  ar  eine  Alter- 
tümlichkeit des  Lettischen. 

Ist  nun,  wie  man  nicht  wol  bezweifeln  kann,  das  auf  aqa 
zurückgehende  dqa  mit  dem  lit.  är,  lett.  ari,  ar  identisch,  so 
haben  wir  neben  *r  als  der  Grundform  von  aq  qa  und  lit.  lett. 
preuss.  ir  eine  zweisilbige  Form  mit  a  in  der  ersten  Silbe  an- 
zusetzen als  die  Grundform  von  aqa,  dqa,  lit.  är,  lett.  ari,  ar; 
wie  der  Vocal  in  der  letzten  Silbe  dieser  zweisilbigen  Form  der 
Partikel  ursprünglich  gelautet  hat,  lasse  ich  unentschieden. 
Zwischen  *r  und  'ar..  besteht  dasselbe  Ablautverhältniss  wie 
z.  B.  zwischen  aind.  praes.  r-nöti  und  fut.  ar-ishyäti  von  ar- 
erreichen,  erlangen5.  Im  Griechischen  musste,  wenn  die  Wur- 
zel der  a-Beihe  (nicht  e :  o-Beihe)  angehört,  nach  den  Lautge- 
setzen dieser  Sprache  sowol  in  der  Tiefstufen  form  als  auch  in 
der  Mittelstufenform  a  erscheinen. 

Welches  ist  nun  die  Wurzel,  von  der  unsere  Partikeln  her- 
stammen,  und  was  für  Formationen  liegen  in  ihnen  vor?    Auf 


1)  Diese  Partikel  ar  'auch3  ist  im  Lettischen  auch  zur  Präposition 
geworden,  bedeutet  als  solche 'mit'  und  regiert  den  Accus.,  zuweilen 
auch  den  Genet.    S.  Bielenstein  II  3 12  f. 


70     

diese  Fragen  ist  der  Natur  der  Sache  nach  eine  sichre  Antwort 
nicht  zu  geben,  doch  dürfen  sie  hier  nicht  unberührt  bleiben, 
weil  über  die  Herkunft  und  die  Formenbildung  der  griechischen 
Partikeln  mancherlei  Ansichten  aufgestellt  worden  sind.  Als  er- 
ledigt dürfen  gelten  die  Hartung'sche  Meinung,  dass  aga  von 
der  Wurzel  des  Verbum  ccQ7ta£(o  lat.  rapio  stamme  (Partikeln 
S.  423),  die  Vermutung  von  Bopp,  dass  die  Partikel  das  aind. 
ara-in  "schnell,  geschwind'  sei  (Gloss.  compar.),  und  diejenige 
Ebel's,  dass  qcc  sich  aus  qeIcc  qeci  leicht,  mühelos''  entwickelt 
habe  (Kuhn's  Zeilschr.  V  65) .  Diese  Etymologien  basieren  auf 
der  unhaltbaren  Ansicht  Hartung's  über  die  ursprüngliche  Be- 
deutung der  Partikel.  Nachdem  durch  Nägelsbach  die  Har- 
tung'sche Auffassung  von  aqa  beseitigt  war,  kehrte  man  zu  der 
aus  alter  Zeit  überkommenen  Ableitung  von  APQ  füge3  d.  h. 
von  der  Wurzel  des  Verbum  aqaQiO'Uo  zurück.  Auch  Bäumlein, 
obwol  nicht  die  Bedeutung  des  Enganschliessens,  Enganpas- 
sens,  sondern  die  des  unmittelbar  gewissen,  feststehenden  zu 
Grunde  legend,  blieb  bei  der  Herleitung  von  dieser  Wurzel  an- 
stehen, verwies  aber  seltsamer  Weise,  um  diese  Etymologie  mit 
der  von  ihm  der  Partikel  vindicierten  Grundbedeutung  in  Ein- 
klang zu  bringen,  auf  das  Perfect  agage  ces  ist  fest  gefügt, 
schliesst  fest,  steht  fest'  hin;  als  ob  dieser,  dem  Perfect  als 
solchem  zukommende  Sinn  auch  ohne  weiteres  einer  durchaus 
kein  perfectisches  Characteristicum  an  sich  tragenden  Adver- 
bialbildung zugeschrieben  werden  dürfte!  Dass  unsern  Partikeln 
dieselbe  Wurzel  zu  Grunde  liegt,  die  in  agagloxco  c  anfügen3, 
OLQfiEVog  cgefüge,  passeud3,  aqd-qov  cGelenk.  Glied3,  aqn  ge- 
rade, eben3,  lat.  artu-s,  lit.  arti  'nahe3  vorliegt,  ist  auch  mir 
wahrscheinlich,  namentlich  im  Hinblick  auf  den  Gebrauch  von 
ccqtl.  Doch  kommen  wir  vorläufig  über  diese  Vermutung  in  ihrer 
allgemeinen  Fassung  nicht  hinaus.  Dass  ciga  eine  Bildung  wie 
raya,  coxa  sei  (s.  Haacke  bei  Heller  Piniol.  Xlll  109),  lässt  sich 
hören;  doch  wissen  wir  leider  noch  nicht,  was  für  Formen  die 
Adverbia  auf  -a  wie  Tt%a  sind. 


Herr  Fleischer  legte  die  neunte  Forlsetzung  der  Beitrüge 
zur  arabischen  Sprachkunde  vor  (s.  diese  Berichte  v.  J.  1884, 
S.  117  flg.). 

De  Sacy's  Gramm,  ar.  2.  Ausg.  II,  314.  §  533.  An  der 
Spitze   der   arabischen  Cardinalzahlen   stehen   nicht  lX=>!   und 

,  o  6         -  ö  -  ,5 

j^Xo-5,  sondern  lXs»55  und  äAoij;  Cardinalzahlen  sind  J^>i 
und^A^I   überhaupt   nur  in  der  Zusammensetzung  ^c  A>i? 

,  ,  O     ,  -  =0 

syixc  ^A^S  (I,  419,  §  93(5  und  in  den  coordinirenden  Vefbin- 
düngen    ^.^.^    iAjs-1  .    ^..^.^     t5*Ai>! .    u-  s-  w.    bis    l\s>I 

,         )    O         »  ,505  ,       0 

imj**«Jj,  ^jji^jj  ^iA^  h  42 1,  §938  :  in  diesen  letztern  sind 
jedoch  auch  iAo^  und  äÄ:>^  zulässig  (Lane  unter  \Xs>\,  S.  27 
Sp.  1  und  in  der  Gemeinsprache  allein  üblich.  —  Als  selbst- 
ständiges  Wort  ist  iA>!  I  Einer,  Singular  von  ^L>^S,  die  Einer, 
d.  h.  die  Zahlen  von  eins  bis  neun  einschl.    2    Sonntag,  voll- 

-5)0,  )     ,   2o-  ,  lo-c   j  o, 

ständig  <As>i  «j,   determinirt  iA>*ii 5  As>^i  »j,  eig.  der  Tag 

Eins,  d.  h.  der  erste  Tag  (der  Woche).  3)  Dem  Wesen  oder 
der  Art  nach  einzig,  gleichbedeutend  mit  >A=>L  ,  wie  Sur.  112 

)     ,   So, 

V.  1    von  Gott;    determinirt,   iAs>^,    ausschliesslich  von  Gott. 

4  Einer,  d.  h.  irgendeiner,  pron.  indefin.  personale,  immer 
substantivisch  (nie  adjectivisch  einem  Subslantivum  nach- 
gesetzt wie  Tig  und  aliquis  in  avijg  rig.  vir  aliquis  und  be- 
grifflich i  n  d  e  t  e  r  m  i  n  i  r  l ,   auch  bei  Anziehung  eines  determi- 


72 


>    -  £ 


nirten  Genetivs,  wie  JL>J!  lXj>I  =  JL>yl   ^  Joi ,    ^Joi 

*L*iJS  =  £u*Jui  ^*  (^»A^-i.    Für  jemand,  in  negativen  und  pro- 

hibitiven  Sätzen  mit  den  bezüglichen  Partikeln  ^5  U,  ,J,  Li,  ^J 

niemand,  steht  iAs>S ,  wie  diese  deutschen  Wörter,  unterschieds- 
los von  männlichen  und  weiblichen  Personen.   Zu  dieser  vierten 

Bedeutung  gehören  alle  in  §  533  von  A>J  und  ^«A»-!  aufge- 
führten Beispiele. 

II,  315,  5.    In  dieser  Koranstelle  liest  von  den  sieben  ka- 

nonischen  Koranlesern  nur  Hafs  Jj",  die  übrigen  Jjf  (wonach 

das  in  der  Anm.  Gesagte  zu  ändern  ist) .  Nach  der  letztern  Les- 
art bedeutet  die  Stelle  :  Bring  in  sie  von  allen  zwei  (natür- 
lichen) Geschlechtern  zwei  Stück  (von  jedem  Geschlechte  eins). 

O  .0 

Dann  ist  q.*äSI  nicht  appositionelle  Verstärkung  des  Dualgenetivs 
^>3j ,  sondern  substantivisch  gebrauchter  Objectsaccusativ. 

II,  315,  12  »deux  grains  de  seneve«  Verwechselung  von 

JJäÄ:>  mit  (jo.3»;  sehr,  deux  coloquintes,  d.  h.  concombres  de 
coloquinte. 

II,  315,  7  u.  6  v.  u.  »II  faut  observer  de  ne  point  employer 
alors  les  pluriels  reguliers,  et  de  donner  la  preference  aux  for- 
mes  de  pluriels  irreguliers,  destinees  ä  caracteriser  un  petit 
nombre  (n°.  872,  1re.  part.)«,  nämlich  bei  Verbindung  der  Zahl- 
wörter von  drei  bis  zehn  einschl.  mit  Pluralgenetiven.  De  Sacy 
selbst  beschränkt  die  Allgemeingültigkeit  dieser  Begel  durch 
den  Zusatz  :  »Cette  derniere  regle  n'est  pas  d'une  rigoureuse 
Obligation«,  denn  selbstverständlich  müssen  da,  wo  der  Sprach- 
gebrauch keine  Wenigkeitsplurale  ausgebildet  hat,  statt  ihrer 
Vielheitsplurale  angewendet  werden,  ebenso  wie  im  umgekehr- 
ten Falle  die  Wenigkeitsplurale  für  die  Vielheitsplurale  ein- 
treten (I,  372,  §872  zu  Ende,  Mufassal  S.  1tf  Z.  6  —  8,  Ibn 
Jacis  S.  vaP  Z.  13— S.  va(*  Z.  4).  So  gilt  auch  die  Warnung 
vor  dem  Gebrauche  regelmässiger  Plurale  ,  die  ja  alle  selbst 
Wenigkeitsplurale  sind  (Mufassal  S.  vi  Z.  3),  natürlich  nur  für 
den  Fall  ,   dass  man  zwischen  gebrochenen  und  regelmässigen 


73     

Pluralen  die  Wahl  hat.    Als  Beispiel  davon  giebt  Wasit  al-nahu 

3   i .  ,   i. 

S.  Pfi*  Z.  4 — 7  .^y  viJlS,  drei  Bruchstücke,  nicht  oL**5"  ^AS. 

»Jedoch«,  fügt  er  hinzu,  »kommt  hierauch  der  regelmässige 
Plural  vor,  wie  Sur.  12  V.  46  oiL-Lw  f**«?  obgleich  der  ge- 
brochene Plural  JoLL*  vorhanden  ist.«  Hierin  liegt  aber  ein 
doppelter  Irrthum.     Erstens  ist  JoL**  kein  Wenigkeitsplural, 

3  O  3 

sondern  Vielheitsplural  des  Collectivsingulars  J^w,  bezeichnet 
also  an*sich  schon  viele  Mehrheiten  von  Aehren ;   zweiteus  ist 

.    3  O  3 

o^Lä**   der  hier   allein   mögliche  Plural   des    Einheitsnomens 

.303  .  ..  O   . 

äJU^v,  wie  in  demselben  Verse  oi.iü  in  oLäj  ,•**>*  Plural  des 
Einheitsnomens  '».äj.    In  derselben  Weise  kann  man  nur  sagen 


ol/o  öJli,  drei  Male,  vom  verbalen  Einheitsnomen  (n.vicis)  &y>, 
nicht  .La  c^JL»;  ferner  von  Singularen,  die  überhaupt  nur  eine 
Pluralform  haben,  wie  ^joIj^s»  &il3,  drei  Schmiede,  oUj   c>^, 

.     3    .  3     ,     O     .  " 

secÄs  Mädchen  (II,  315,  1.  Z.),  oL«Uj>  ;w*i>,  fünf  Bäder, 
o^iLi  L<x*^ ,  sieben  Paschas,  u.  s.  w.  —  Nach  Wasit  al-nahu 
S.  Cff"  Z.  3  u.  i  soll  man  ferner  die  Zahlen  von  drei  bis  zehn 
einschl.  kein  ursprüngliches  B  escha  ffen  he  i  ts  wo  r  t ,  j&o 
(Adjectiv,    Participium ,    Relativnomen     im  Pluralgenetiv   an- 

.  03  3.1.  .03  >       I. 

ziehen  lassen,    z.  B.  nicht   sagen    .^ilv^  xi]l'j'?   ouL.^  yi»iS. 

Wie  nun  aber  statt  dessen  zu  sagen  ist ,  ergiebt  sich  aus  den 
allgemeinen  Regeln  über  die  Syntax  der  Cardinalzahlen ,  näm- 

£>o*    .         5-1-  -    Üso-c    .  5    1- 

lich  entweder  ^JU^^S  ^  üJiS,  oLu^J!   .yj  i£a1S,  oder  mit  Ap- 


3      £.>  5     1,  S      .     I)  -  3      £3 


position  iiiJli    t ., ,+**+* ,    ö^JLi'    oU/«y*j    oder  ,-»j>"*j.^  XSA3,    c>-lS 

5.^3  '  5     -         5  o - 

üL*}-«,    wie   z.  B.  Sur.  12  V.  46   ijL£    5-y*>    sieben  magere 


74     

(Kühe),  nicht  lJL^  **>*,  und  V.  48  otJui  &mm;  sie&e«  schwere 
(Jahre). 

II,  317,  Anm.  1.    Aus  dem  von  de  Sacy  angegebenen  Dop- 
pelgrunde  kann  allerdings  b!c  in  dieser  Stelle  cArabsäh's  nicht 

Genetiv  des  Stammnamens  ole  sein,  der  im  Koran  immer  voll 

abgewandelt  als  i>!e     i>!e  und  tat  erscheint,  wogegen  derSlamm- 

name  dy£  von  allen  sieben  kanonischen  Lesern,   in  Gemässheit 

der  überlieferten  Accusativform  öy&  (nicht  l«Jj*3)  Sur.I1  V.  71, 

Sur.  17  V.  16,  Sur.  25  V.  40,  Sur.  29  V.  37  und  Sur.  53  V.  52, 
durchgängig  als  halb ,  und  nur  von  einigen  andern  als  voll  ab- 
wandelbar behandelt  wird;  s.  Baidäwi  zu  Sur.  7  V.  71.  Im 
Uebrigen  aber  hat  cArabsäh  mit  seinem  talcj  öytä  offenbar  einen 

j.L^jj  oder  eine  &J.JJ  (Mehren,  Rhetorik  d.  Araber,  S.  105,  Nr.  8) 

beabsichtigt.  Die  häufige  Verbindung  von  ole  und  ^*S  im  Koran 

lässt  dieses  blc  dem  Leser  zunächst  als  Accusativ  von  o!c  er- 

scheinen,  durch  j   mit  &**uu*  in   j^S    JaP,   Xju*j    verbunden, 

wodurch  aber,  nicht  recht  passend,  der  ganze  Stamm  Ad  den  im 
Koran  hervorgehobenen  neun  Männern  vom  Stamme  Tamüd 
gegenübergestellt  wird.     Die    sich  hinter  dieser  »Simulation« 

verbergende  Bedeutung  von  ta!c>  als  Dualis  von  iL  ist:  und 
sie  (die  beiden  Heerführer)  kehrten  zurück«,  nämlich  nach  Be- 
endigung des  vorher  beschriebenen  Raubzuges. 

II,  318,  11    »IXÄjJaJjy  sehr,  ^liidaäj. 

II,  320,  3  »äiSlS«  sehr.  ^.ili. 

II,  320,  8  »la  fatigue«  als  Uebersetzung  von  Vj^aJi ,  ähn- 
lich wie  bei  Manger,  'Arabsäh,  II,  S.  255  Z.  4  »aestus«.    Aber 

seine  Vermuthung  in  der  Anmerkung  S.  253  gehl  fehl;  \j.+*o, 
gereimt  auf  \_y£,    ist  nach  den  Quellenwerken  ebendasselbe 

Cr     , 

wie  i*jö,   d.  h.  ein  steiniger  Ort  mit  trocknein,   hartem  Boden, 


■     75 

entsprechend  der  Schilderung  des  Lagerplatzes  von  Bajezid's 
Heere  S.  242  Z.  3  und  S.  243  Z.  7—10. 

II.  320,  Anm.  I.     Wenn  spätere  Schriftsteller  das  -.  von 

o 

^j,^£.   ■yf^ii  u.  s.  w.  vor  Genetiven  nach  gemeinsprachlicher 

Weise  beibehalten .   so  fällt  damit  eigentlich  jede  Endabwand- 
lung hinweg  und  das  ^  wird  an  und  für  sich  vocallos.  Will  man 

o 

ihm  aber  doch  einen  Vocal  geben,   so  ist  .yj-^c  nach  altarabi- 


*        £■ 


scher  Analogie  wie  die  aus  .,^  und  ,.r~^  entstandenen  voll 
abwandelbaren  Collectiv-Singulare  .^a*  und  ^1«  zu  behan- 
deln (s.  diese  Berichte  v.  J.  1874.   S.  119  Z.  17  flg.)  ;   man  hat 

3   3  C  O 

z.  B.   im  Nominativ  ^j.^c.   im  Genetiv  xö.^£.   im  Accusativ 

3-  O 

*Jj.^£  auszusprechen.  Ein  ä  als  Auslaut  eines  Genetivs  mit 
Anziehung  eines  folgenden  ist  unmöglich. 

II.  323.  1    »oW  sehr.  |3) .    wie  Mufassal   S.  1f   Z.   1    und 
Wasit  al-nahu  S.  Pfr"  Z.  3  v.  u.    Die  Worte  bilden  einen  Vers: 

j-LXäJ!.,    ä^w^j(    ^S>j>    iAäs  U(c     -j*XjU   iJ^^    u-^    5<3l 

In  der  Uebersetzung  ist  statt  »quand  l'homme  a  vecua  zu  schreiben: 
si  l'homme  vit. 

0  3  O  O  » 

IL  323,  3  v.  u.  »jJ^.«  sehr.  J^b.  oder  Jj?.. 

II.  324,  16  und  327.  6  »^^^l«  sehr.  a^. 

II,  324,  20  »//  faut  öter  de  ce  nombre  deux  cent  quarante- 

3     3  0- 

neuf  ans«  ^_>oä>o  als  zweite  männliche  Person  vom  transitiven 
LjoÄi  und  Ü  ^^jry^L*  als  Objectsaccusaliv  betrachtet :  aber  nach 
dem  Sprachgebrauche  ist  es  die  dritte  weibliche  Person  vom 
intransitiven  (j^äj  und  -3  ^XjIo  speeificirender  Accusativ : 

»sie  (die  Jahre  zwischen  der  Sprachenverwirrung  und  der 
Higrah     bleiben   um  zweihundert  neunundeierzig  Jahre  dahinter 


76     

(hinter  der  vorhergehenden  Summe)  zurück,  betragen  um  so- 
viel weniger. 

II,  325.  Anm.  1.     Der  Werth   des  [e^f?m    i^-S«5   betrug 

1 3*/3  Dirhem  nach  de  Sacy,  Relation  de  l'Egypte  S.  594  u.  595. 

€*,0  ^  ,  O-  3    '    -  3     0- 

II,  329,  7  »X*j. «  sehr.  £äj..  —  4  2  u .  13  »yixe«  schr.yix. 

II,  329,  22  »Ainsi  l'on  dira  ^Jl>]  .yo  **J>i>  ^ro^  d'entre  les 

brebis«  sehr,  ^ii!  ^x  «u.i,  quatre  d'entre  les  brebis.    Das  »trois« 

O  ,  »  o£  '3  -o£ 

st.  quatre  ist  blosser  Schreibfehler,  aber  das  »iüu.W  st.  «j.l 
eine  Umkehrung  des  Geschlechtsverhältnisses ,  wie  denn  auch 

statt  »JaJS   ^  öblS«  Z.  24  zu  schreiben  ist  Ja*ii    ^   X&LS, 

Gauhari  sagt:  »*i*JI  ist  ein  weibliches  Hauptwort  zur  Be- 
zeichnung der  Schafgattung  überhaupt ,  gleicherweise  anwend- 
bar auf  männliche  wie  auf  weibliche  und  auf  theils  männliche 
theils  weibliche  Schafe,  weswegen  auch  dieVerkleinerungsform 

ö,  o-  > 

jU^Äi,  eine  kleine  Anzahl  oder  Heerde  Schafe,  die  Feminin- 
endung angehängt  bekommt;  denn  die  Collectivsingulare 
ohne  ein  von  ihnen  selbst  gebildetes  Einheits- 
nomen1) sind,  wenn  sie  andre  als  menschliche 
Wesen    bezeichnen,    nothwendig    weiblichen    Ge- 

schlechts.   Man  sagt:  .jio  *a*J!  ^*  {j*+=>  fünf  männliche  von 

€■       3    3 

den  Schafen,  oder,  ,jj<3  als  Prädicat  gefasst :  fünf  von  den  Schar- 

fen  sind  männlich,  indem  man  dem  Zahlworte,  wenn  *>oLl!  sich 

damit  verbindet,  die  weibliche  Form  giebt,  obgleich  man  nach- 
her die  gemeinten  Thiere  ausdrücklich  als  männliche  bezeichnet; 
denn  das  Zahlwort  richtet  sich  hinsichtlich  seines  Masculin-  oder 
Feminingeschlechtes  nach  dem  des  Gattungswortes,  nicht  nach 
dem  eigenen  Geschlechte  der  durch  das  Zahlwort  bezeichneten 

Individuen.  Ganz  dasselbe  wie  von  ^iii  gilt  von  Jo^l ,  dem  Gat- 

1)  Erst  die  Gemeinsprache  hat  von  **L  das  Einheitsnomen  K<.Ä£ 
gebildet,  s.  Bocthor  unter  Brebis;  bei  Hartmann,  Arab.  Sprachführer 
S.  244a  mit  Synkope:  Schaf  ranmi  (syr.)  ranme  (ägypt.). 


77     

s 
tungsworte  für  Kamele.«    Umgekehrt  verhält  es  sich   mit  jbj? 

Enten  und  Gänse ;  dies  ist  zwar  ebenfalls  ein  auf  nicht  mensch- 
liche Wesen  bezüglicher  Collectivsingular.  aber  er  bildet  von 
sich  selbst  ein  Einheitsnomen  durch  Anhangung  der  Feminin- 
endung. x£u,  eine  Ente,  eine  Gans:  während  dieses  gramma- 
tisch ein  Femininum  ist,  aber  ebenso  von  einem  Enterich 
oder  Gänserich  wie  von  einer  Ente  oder  Gans  gebraucht  wird, 
bleibt  der  ebenfalls  beide  natürliche  Geschlechter  umfassende 
Collectivsingular  era  mm  a  tisch  ein  Masculinum.  Es  ist 
demnach  Z.  5  u.  4  v.u.  »  masculin «  in  feminin  und  Z.  3  u.  2  v.u. 
»feminin«   in   masculin   zu   verwandeln:     ebenso   S.  330    Z.  2 

9  ,£      _  ,o*    ,       6 ,-  -  ,01, 

»öLH  +JJd\  ^y*  SüdS  trois  d'entre  les  brebis,  femelies«  in  ^  i^dS 
._jij>    *JJl!i\  £ro*s  d'entre  les  brebis,  mäles«.  und  Z.  3  u.  4  »ö^LS 

G    »  >  «•  »Oi«     -  ,0-,, 

X3    JaJi   ^    fo-ow   d'entre   les   oies.    mäles«,    in    .yj    xi^Li 

öjI   JaJ^   £ro*'s  d'entres  les  oies,  femelies«;   Z.  3  »üiü  au  mas- 

s    ~        o  'w.  -•  ,, 

culin«  in  i^Jlj   au   feminin,    und   Z.  4    »c^li   au   feminin«    in 

o,  ,, 

io^Li  au  masculin. 

II,  330,  5 — 9.    Zu  der  Umkehrung  des  Geschlechtsverhält- 

,  o  £ 

nisses  kommt  hier  noch  der  unrichtige  Gebrauch  von  *Lä£^  und 

iyaj  statt  Pluralen  der  bezüglichen  Einheitsnomina.  Wenn  die 
durch  das  Zahlwort  bezeichneten  Individuen  der  folgenden  Gat- 
tung noch  besonders  ihren  eigenen  Plural  zu  sich  nehmen  sollen: 
drei  Schafe  vom  Schafgeschlechte .  drei  Gänse  vom  Gänsege- 
schlechte ,    so  ist  dazu  nicht  der  Plural  eben  dieser  Gattungs- 

Wörter,  wie  in  »*Jüül  ^a  ,,Uc$  (st.  ö^Li)  xi^LS«  und  »cy^LS« 
JaJi  yx  -k>-kj  ,st-  Öa3)  (d.  h.  drei  Schafheerden  vom  Schaf- 
geschlechte,  drei  Gänseheerden  vomGänsegeschlechte'i,  sondern 
der  Plural  der  bezuglichen  Einheitsnomina  zu  gebrauchen,  wie 

j^-iiS  ^x  »LwÄ  o^Li'  (»U-Ss  Wenigkeitsplural  von  dem  Einheits- 


78 


nomen    äL£  st.  &3>Lw)   oder  +.Xxj)    ^yc    oL^oti  ö^li,   und   cybli 

II,  330,  16  u.  17  »o'il  cj^LS«  und  ».jj==J  KsoLs«  ist  nach 
der  oben  S.  73  u.  74  gegebenen  Regel  mitApposition  zu  schreiben 

eyui  o^li  und  .j.=»ö  l\i^Li. 

s  )    o       y 

II,  331,  5  u.  6  »iCo*  oixij  &±i'«  mit  dieser  indeterminirten 

Form  der  beiden  Zahlwörter,  bedeutet:  irgendwelche  drei 
(männliche  Personen  oder  Dinge)  sind  die  Hälfte  von  irgend 
welchen  sechs  (dergleichen),  nicht  »trois  est  lu  moitie  de  six«, 
d.  h.  die  abstracte  Zahlgrösse  Drei  ist  die  Hälfte  der  abstracten 

Zahlgrösse  Sechs.  Dies  letztere  ist  j&w  ^juaj  io^Lj",  mit  Ver- 
wandlung der  beiden  Zahlnomina  in  unvollkommen  abwandel- 
bare, durch  sich  selbst  determinirte  Gattungseigennamen 
weiblichen  Geschlechts;' s.  diese  Beiträge  in  den  Sitzungs- 
berichten v.  J.  1866,  S.  293  u.  294. 1)  Bei  Besprechung  solcher 
Dinge  ist  es  recht  verwirrend,   dass  wir  mit  den  einheimischen 

Grammatikern  die  Cardinalzahlen  ö^LS  u.  s.  w.  bis  -ci.c  immer 

noch  schlechthin  Feminina,  iCi'^Li  u.  s.  w.  bis  üj^s.  ebenso  Mas- 

*  i, 
culina  zu  nennen  pflegen,  wie  auch  bei  de  Sacy  hier  &Ui  und 

*Ä.w  »la  forme  masculine«  heisst ;    während   doch   die   ersten, 

ihrer  Form  gemäss,  an  und  für  sich  männlichen,  die  zweiten 
weiblichen  Geschlechts  sind  (Sitzungsberichte  v.  J.  1862,  S.  41, 
Sonderabdruck  S.  33,  Anm.,  und  v.  J.  1874,  S.  Mo  u.  116,), 
wonach  wir  zwischen  dem  absoluten  grammatischen  und  dem 
relativen  logischen  Geschlechte  unterscheiden  sollten.   So  bildet 

gerade  das  Feminingeschlecht  der  beiden  Zahlnomina  äJJo  und 


1)   Der  ärgerliche  doppelte  Widersinn  S.  293  Z.  3  u.  2  v.  u.  ist  so 

zu  berichtigen :   ^Ai>^    L\-ol*iJ    ...c   i^\*j    xxxw^il ,   die  Sieben  bleibt 
um  Eins  hinter  der  Acht  zurück. 


79     - 

iCCw  eine  der  beiden  Ursachen  ihrer  unvollkommenen  Abwand- 
lungsfähigkeit;   s.  Ibn  Jacis  S.  vav  Z.  5  u.  6. 

11,332,  §570  mitAnm.  Nach  dem  angeführten  Ausspruche 
Hariri's  gebraucht  das  Hocharabische  in  Beziehung  auf  eine  Mehr- 
heit  vernunftloser  Wesen  oder  Dinge,  wenn  ihre  Anzahl  nur  von 
drei  bis  zehn  einschl.  geht,  vorzugsweise  das  weibliche  Plural- 

pronomen  ^P;  ^P5  darüber  hinaus  aber  das  entsprechende 
Singularpronomen  ^2,  als  SuffixumL?,  in  Uebereinstimmung 
mit  dem  Gebrauche  der  Verbalplurale  ^yÜ>  und  .-aäj  und  der 
Verbalsingulare  c^>  und  o^äj  in  den  S.  336 — 338  aufgezähl- 
ten Datirungen  der  Monatstage.  Auf  den  ersten  Blick,  erscheint 
die  Anwendung  des  Plurals  von  kleinern  und  des  Singulars  von 
grössern  Zahlen  als  das  gerade  Gegentheil  des  Natürlichen;  Ha- 
riri  selbst  begnügt  sich  mit  Aufstellung  seiner  Stilregel,  und 
auch  de  Sacy  bringt  zur  Erklärung  der  paradoxen  Erscheinung 
nichts  bei.  Die  Lösung  des  scheinbaren  Widerspruchs  zwischen 
Wort  und  Sinn  liegt  aber  einfach  in  der  zweifachen  Vorstellung 
von  einer  Mehrheit  vernunftloser  Wesen  und  Dinge ,  —  so  zu 
sagen:  natürlicher  Neutra,  —  einerseits  als  einzelner,  neben 
einander  gestellter  Individuen,  andererseits  als  einheitlicher, 

gleichartiger  Menge.    Soweit  die  durch  den  Plural  .*$>    .jp  dar- 

gestellte  erste  Vorstellungsweise  herrscht,  reicht  auch  das  Ge- 
biet des  Wenigkeitsplurals,  der  das  in  ihm  Zusammengefasste 
leicht  noch  als  eineMehrheit  individuell  von  einander  getrennter 
Einzelheiten  denken  lässt :  darüber  hinaus  liegt  das  dem  Singu- 
lar P5  \J>  entsprechende  Gelnet  der  Vielheitsplurale,  d.  h. 
weiblicher  Colleclivsingulare  mit  Aufgehen  der  Individuen  in 
einen  einheitlichen  Gesammtbegriff. 

II,  332,  5  v.  u.  »(Co^U  sehr.  Jvi^H. 
II,  333,  2  »jb,pf«  sehr.  JL>Of 

II,  333,  9  »*=>..!«   sehr.  *->.j,  wie  Thorbecke  in  Durrat  al- 
gauwäs  S.  1f  Z.  I,  und  vgl.Lane  unter  «j>.'  S.  1038  Sp.  2  unten. 


80     — 

»  -4*n«  sehr.  {~*jü\,  wie  Thor])ecke.    Hinsichtlich  der  in  §§  571 

— 576  besprochenen  syntaktischen  Behandlung  des  Artikels  und 
der  Endvocale  der  Einer  in  zusammengesetzten  Cardinalzahlen 
war  der  altarabische  Sprachgebrauch  nicht  in  allen  Punkten 
fest  und  gleichförmig,  wie  dies  nicht  nur  die  zum  Theil  von  ein- 
ander abweichenden  Lehrsätze  der  grammatischen  Schulen  und 
einzelner  Grammatiker,  sondern  auch  die  bezüglichen  Beispiele 
aus  mustergültigen  Schriftwerken  beweisen ;  ausserdem  erhob 
die  spätere  Sprache  einige  früher  unzulässige  Wortfügungen  zur 
gewöhnlichen  Ausdrucksvveise.  Was  in  beiden  Beziehungen  zu 
dem  Inhalte  der  genannten  §§  hinzuzufügen  ist,  habe  ich  in  dem 
Aufsatze  über  einige  Arten  der  Nominalapposition,  Sitzungs- 
berichte v.  J.  1862^  S.  40—48  (Sonderabdruck  S.  32—40)  und 
in  der  vierten  Forlsetzung  dieser  Beiträge ,  Sitzungsberichte  v. 
J.  1874,  S.  115 — 125,  zusammengestellt. 

II,  334,  16    »le§  soixante-dix  petites  bondes«,    als  Ueber- 

)--~C  55,0  -  >0~- 

setzung  von  .UbcJi   IsLSsfu  ^^jj^mJI,  lässt  nicht  errathen ,  was 

de  Sacy  unter  /  öUs\o  verstanden  hat,  da  keine  der  beiden  in 

der  Prosa  gewöhnlichen,  hier  möglichen  Bedeutungen  desWortes, 
Plumpsack  und  hölzernes  Rappier.  meines  Wissens  durch  bonde 
ausgedrückt  werden  kann. 

II,  337,  6  u.  1.  Z.  »„xcoda  sehr.  .-üjü 

II,  338,  11   »,I,*J«  sehr.  ,I„*J  .  12  » ,!,«,«  sehr.  ,!.**. 

II,  338,  vorl.  Z.    »Les  nume>atifs  ordinaux  sont  de  veri- 
tables  adjeetifs«.     Ausser  der    ersten  Cardinalzahl  ^\ ,  einer 

Elativform,  sind  die  übrigen  von  ,..ti  bis  Jüe.  einschl.,  wie  im 

Aethiopischen,  nach  S.  340  u.  341  ursprünglich  im  Besondern 
»adjeetifs  verbaux  actifs  ou  noms  d'agent,  derives  de  verbes  qui 

signifient  clever  ä  tel  ov  tel  nombre  y  comme  <£*&  elever  de  deux 

au  nombre  de  trois,  «j.  elever  de  trois  au  nombre  de  quatre«. 
Wären  sie,  wie  die  Ordinalzahlen  der  nordsemitischen  Sprachen, 
ursprünglich   Adjectiva    in    der    gewöhnlichen   Bedeutung   des 


81 

Wortes,  im  Gegensatze  zu  Activparticipien.  —  I,  321,  6  flg.  — , 
so  könnten  sie  nicht,  in  letzterem  Sinne  gebraucht,  zunächst 
einen  Objectsaccusativ  und  erst  vermöge  des  Ueberganges  der 
Verbal-  in  die  Nominalrection  statt  dessen  einen  Genetiv  zu  sich 
nehmen  (s.  II,  341,  3  flg.),  was  sie  naturgemäss  thun  müssen, 
wenn  sie  wie  andre  Parlicipien,  mit  Aufgebung  ihrer  Verbal- 
kraft als  Adjectiva  oder  Substantiva  gebraucht,  starre  Nomina 

werden,  wie  in  *£ul3  =  *£Ä*  ^iJlill,  der  dritte  von  ihnen.    Die 

nach  Ihn  .lacis  S.  vif  Z.  8  von  einigen  wenigen  Grammatikern 

auch  für  diesen  Fall  erlaubte  Verbalrection  kann  nur  für  un- 
natürlich angesehen  werden. 

II,  339,  14  u.  15  »  .1*22/).    -f.™     .—!./£.£►     .ysLi'«  sehr,   ^j 

qLa^«.  j^  (^tjj7^x:».   Ueber  die  Genetivform  ^j.xi.c  s.  oben  S.  75. 

Für  die  Endabwandlung  des  dem  Cardinalzehner  vorausgehen- 
den Ordinaleiners  ist,  in  Ermanglung  einer  ausdrücklichen 
Kegel  für  diese  im  Allarabischen  nicht  vorkommende  Wort- 
fügung,   die  Natur  der  Sache  und  die  Analogie   massgebend. 

^yoli,  integrirenderBestandtheil  der  durch  die  Genetivanziehung 

determinirten  Ordinalzahl  der  achtundzwanzigste  [Tag),  steht 
durch  die  Nunation  als  Zeichen  der  Indetermination  in  Wider- 
spruch mit  seiner  begrifflichen  Determination,  ist  demnach 
ebenso  zu  decliniren,  wie  ein  durch  ►  mit  einem  andern  ver- 
bundenes und  mit  ihm  einen  gemeinschaftlichen  Genetiv  regie- 
rendes Substantivum ;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1881,  S.139u.  140. 

Ein  ^ysti  in  solcher  Verbindung  ist  ebenso  undenkbar  wie  ein 
durch  die  Nunation  syntaktisch  abgeschlossenes  und  in  seiner 

?  £  ,Oro   -ä.         £30- 

Indeterminirtheit  befestigtes  i»jt  st.  ^\  in  ti)JUJ$  *f.  \-A  ^jAi  um 

auszudrücken  :  der  Tod  des  Vaters  und  der  Mutter  des  Königs, 
was  aber  bedeuten  würde :  der  Tod  eines  Vaters  und  [der  Tod) 
der  Mutter  des  Königs. 


er 


II,  339,  18  »sjü_/Ü>.£  ö^jj«  sehr.  ,swo..ixc  i£*JIj,  mit  neuer 

Weglassung  des  ►  in  den   coordinirenden  Verbindungen  von  21 
1883.  6 


82     

bis  99,  nach  Analogie  der  Zusammensetzungen  von  11  bis  19. 
Der  sei.  Dozy  schrieb  mir  in  Beziehung  hierauf  unter  d.  14.  Mai 
1881  :  »Wäre  es  nicht  möglich  und  wünschenswert!! ,  dass  in 
der  arabischen  Grammatik  der  spätere  Sprachgebrauch  etwas 
mehr  berücksichtigt  würde?  Ich  meine  nicht  die  halbvulgären 
Schriften,  wie  die  Tausend  und  Eine  Nacht,  sondern  die  Schrift- 
steller etwa  des  4.  Jahrh.  d.  II.,  wie  Arib.  Mit  den  Zahlwörtern 
verfährt  dieser  immer  anders  als  die  Grammatik  vorschreibt;  er 
schreibt  nie  ^.^Ax^  lilül,  ^-X^lS^  «jL*Ji ,  sondern  immer 
.-.j./i.x:  ,ii£Ji.  ,.rjT/^c  «jLmJI.  u.  s.  w.  Sollte  dies  nicht  in  der 
Grammatik  bemerkt  werden?« 


-   o    ^  ^    *  ^  ^   ~  o 


II,  340,  4   »sJke«  und  ».Ac«  sehr,  ä  .^^  und  rJ&c 

II,  340,  9  »J,l$«  Abkürzung  von  J,!J;   s.  diese  Berichte   v. 

J.  1874.   S.  125  Z.  9—7  v.  u.   und  S.  126  Z.  12—15. 

II,  341,  §  586.  Will  man  mit  Sibawaihi  und  den  frühem 
Grammatikern  ,  im  Gegensatze  zu  den  spätem  (Ihn  Jacis  S.  v1f 
Z.  19),  die  in  §585  dargelegte  Gebrauchsweise  der  einfachen 
Ordinalzahlen  von  2  bis  10  in  Verbindung  mit  den  um  je  eine 
Stufe  niedrigem  Gardinalzahlen  auf  die  zusammengesetzten  von 
11  bis  19  ausdehnen,  so  kann  man  nicht,  wie  bei  ihrer  andern 
in  §  584  behandelten  Verbindung  mit  den  auf  ebenderselben 
Stufe  stehenden  Gardinalzahlen,  auch  den  indeclinabeln  Zehner 
der  regierenden  Ordinalzahl  ausdrücken ,  sondern  muss  mit 
Unterdrückung  desselben,  ebenso  wie  bei  den  weitern  Verbin- 
dungen in  §587,  den  übrigbleibenden  Einer  zu  Erhaltung  seiner 
Bectionskraft  unmittelbar  vor  die  im  Accusativ  oder  Genetiv 

folgende  Cardinalzahl  setzen;  also  nicht:  »  x^c  ^i'i  y^c  öJLi'« 
und  »ä.^.c  ,<^oi  ärxi.£  &üL»«,  sondern  zunächst  J^.c  ,40!  c^JLS 
und  ä.^c  ^jjüoi  &£JL3,  und  dafür  mit  Nominalrection  {j^\  öaJLj 
yix  und  %j&& (JOS!  &ÜLS  (Um  Ja  ts  S.  v1f  Z.  14  u.  Z.  16  flg.). 
Die  Angabe  bei  de  Sacy  beruht  wahrscheinlich  auf  einer  Ver- 
wechslung der  begrifflichen  Urform  dieser  Wortfügung  JjJli 
yixe  ^Si    J^^.  und    s^x^c  lp5^o(    s^c   KaJLj    (nicht  »i^JLS«  und 


83 

bäduli«)  u.  s.  w.  mit  der  von  Sibawaihi  und  Andern  dafür  an- 
genommenen Ausdrucksweise  selbst  (Ihn  Jacis  a.  a.  0.,  vorl. 
u.  1.  Z.y. 

II,  343,   §  594  flg.     Ausser  der  ungehörigen  Vermischung 
des    verschiedenartigen    conjunctiven    und    interrogativen    Ge- 

brauchs  von  .yt^  Lo  und  ^t,  enthalt  dieses  Capitel  gewisse 
Grundfehler  und  einzelne  Irrthümer,  welche  durch  die  Um- 
gestaltung des  Abschnittes  über  die  Relativsätze  in  Gaspari's 
Grammatik  und  deren  neuern  Bearbeitungen  von  Wright  und 
A.  Müller,  so  wie  durch  Prym's  Dissertatio  de  euuntiationibus 
relativis  semiticis,  Bonn  1868,  beseitigt  worden  sind.  Der  erste 
jener   Grundfehler   ist   die    einseitige   Begriffsbestimmung   von 

^Xi\  als  »l'Adjectif  conjonctif«  im  Gegensatze  zu  »les  Noms  con- 
jonctifs  ^yc5  U?  ^ ,  KjJ«,  wodurch  jedes  substantivische,   per- 
sonliche oder  sächliche  ^giXit,  der  welcher,  das  was.  dang,  <ut, 
bei  de  Sacy  zu  einer  »Ellipse«   statt  ^uXJi  A»>Jt5   ^cAJi    ^\ 

wird  (S.  347  Anm.,  S.  349  Anm.,  S.  351  Z.  4  u.3  v.u.,  S.353 
Z.  8  — 10).  Der  Grund  wiederum  dieses  Grundfehlers  liegt  in 
der  Verkennung  der  gemeinsamen  Natur  dieser  relativen  oder 
conjunctiven  Nomina  als  ursprünglich  thetischer  Wörter,  wie 

namentlich  ^gtXJI  =  HT^n,  exsivog  ist;  s.  diese  Berichte  v.  J. 
1874,   S.  143. 

II,  344,  §  597  »il  (d.  h.  l'adjectif  conjonclif)  n'esl  poinl 
en  consequence,  si  ce  n'est  par  reffet  d'une  ellipse,  dans  la  de- 
peudance  immediate  d'un  antecedent  reellement  place  avant  lui« 

bezieht  sich  auf  den  Fall ,  dass  das  substantivische  ^lAit,  wel- 
ches hinsichtlich  seines  Casus  ebenso  wenig  wie  das  adjecli- 
vische  von  etwas  nach  ihm  Stehenden  regiert  werden  kann,  als 

^iAäa*,  selbstständiges  Nominalsubject,  demnach  unveränderlich 
als  absoluter  .Nominativ,   einen  Salz  beginnt,  wogegen  das  un- 

selbstsländige  adjeclivische  ^ÄJi  nicht  nur,  wie  unser  der  und 

6* 


84     

welcher,  das  Genus  und  den  Numerus,  sondern  auch  den  Casus 
seines  Substantivums  annimmt,  so  dass  es,  von  diesem  an- 
gezogen, dem  Satze,  den  es  begrifflich  mit  eben  diesem  Sub- 
stantivuni verbindet,  äusseilieh  nicht  angehört,  sondern  ihm,  so 
zu  sagen,  den  Rücken  kehrt.  Ebenso  behauptet  aber  auch  jener 
absolute  Nominativ  dem  von  ihm  eingeleiteten  Relativsatze 
gegenüber  seine  Abgeschlossenheil  selbst  da,  wo  er  das  un- 
mittelbare grammatische  Subject  desselben  zu  sein  scheint, 
während  dieses  in  der  Thal ,  jenachdem  der  Relativsatz  ein 
Verbal-  oder  ein  Nominalsatz  ist,  in  dem  auf  den  absoluten  No- 
minativ sich  zurück  beziehenden  Subjectpronomen  des  Verbums 
oder  in  einem  dieselbe  Function  ausübenden  materiell  oder  vir- 
tuell vorhandenen  Nominativpronomen  besteht.  Diese  syntak- 
tische Unabhängigkeit  des  virtuell  stets  im  Nominativ  stehenden 
Relativsatzes  von  dem  Casuswechsel  sowohl  des  substantivischen 

als   des    adjectivischen    ^«Aji    ist    es,    was    die    einheimischen 

Grammatiker  durch  das  Paradoxon  ausdrücken  :  i«»jJü  \Jt>^  J-jr' 

uU^I      *  U  *jöJa  ^  iüLo   (Ibn  .Iacis  S.  iVI  Z.  16)   »die  Sätze, 

welche  einen  Relativsatz  zu  einem  determinirten  Relativnomen 
bilden,  haben  in  dem  syntaktischen  Reclionsgefüge  keine  Stelle«, 

sind  nach  Sibawaihi  ein  j..ci^>  (s.  Prym's  Dissert.  S.  76),  d.  h. 
die  Sätze,  welche  ein  grammatisch  determinirtes,  aber  begriff- 
lich inhaltsloses  Relativnomen  logisch  vervollständigen  ,  stehen 
als  Ganzes  ausserhalb  des  grammatischen  Rectionsgebietes  des 
Satzes,  zu  dem  sie  logisch  gehören ,  indem  sie  syntaktisch 
weder  von  ihm  regiert  werden  ,  noch  etwas  von  ihm  regieren, 
und  bilden  somit  virtuell   immer  selbstständige  Nominativsätze. 

II,  345,  14 — 17.    Dieser  ganze  Salz  ist  in  der  Fassung  ver- 
fehlt und  von  den  dazu  angeführten  Beispielen  entspricht  nur 


J    o 


das  letzte,   \joi-a  _y&  ^i-XJi  ^.yuüJi,   dem  Wortlaute  der  Regel. 

Bei  den  Worten  :  »Si  I'attribut  de  la  proposilion  conjonctive  est 
im  adjectif,  im  nom  ou  im  pronom ,  et  que  le  nom  qualifie  par 
l'adjectif  conjonctif  soit  le  sujet  logique  de  celle  proposilion,  ce 
nom  doit  etre  aussi  represente  par  un  pronom  personncl«  hatte 
de   Sari/  augenscheinlich   die   einfachsten    Nominalsätze,     wie 


85 


(ji3jyOj£>  ^ÄJi ,  ^>^\  jß  (^«AJl,  litji1  lt1-"^?  Im  Sinne,  gerieth 
aber  bei  der  Exemplificirung  auch  auf  andre  Nominalsätze, 
deren  Prädicat  eine  Ortsbestimmung  ist,  wie  aJj\  (^AJt  ^.*Ja!>\ 

ü 

^iAäc,  und  auf  Verbalsätze ,  in  denen  das  Prädicat,  d.  h.  das 
Verbum  selbst,  das  auf  ^JJ!  und  sein  Subslantivum  zurück- 
weisende Pronomen  tlieils  unmittelbar  als  Objectsaccusativ, 
theils  mittelbar  durch  eine  Präposition  regiert,  wie  ^cÄJ!  /  ä.Ldi 

,jr'oi  \Ui  und  iu;L>-i  »ÄP  »iA^£  iAs-jj  ^ÄJi  y>UJ!.  —  Die  zweite 

Hälfte  des  Bedingungssatzes:  »et  que  le  nom  qualifie  par  l'ad- 
jectif  conjonctif  soit  le  sujel  logique  de  celte  proposition«  ist 
entweder  überflüssig,  insofern  der  Relativsalz  seiner  Natur  nach 
immer  etwas  von  dem  »nom  qualifie«  aussagt  und  dieses  dem- 
nach das  logische  Subject  desselben  ist,  gleichviel  ob  das  darauf 
bezügliche  Pronomen  im  Relativsatze  als  grammatisches  Subject 
im  Nominativ,  oder  von  einem  Nomen,  einer  Präposition  oder 
einem  Verbum  regiert  im  Genetiv  oder  Accusaliv  steht,  —  oder 
sie  enthält  eine  ungehörige  Beschränkung  auf  den  durch  die 
Beispiele  allein  dargestellten  Fall,  dass  jenes  nom  qualifie  und 

das  davon  abhängige  ^Äii  im  Nominativ  stehen,  während  der 
von  den  syntaktischen  Rectionsverhältnissen  des  übergeordneten 
Satzes,  dem  beide  angehören,  abhängige  Wechsel  ihres  Casus 
die  allgemeine  Gültigkeit  der  hier  gegebenen  Hegel  in  keiner 
Weise  beeinträchtigt. 

11,  345,  Anm.    Der  hier  besprochene  Fall  tritt  da  ein,  wo 

das  auf  ^ÄJS  zurückweisende  Pronomen  eines  verbalen  Relativ- 
satzes das  in  dem  Verbum  selbst  liegende  Subjectpronomen  ist, 
mag  dasselbe  in  der  Endung  des  Verbums  enthalten,  oder  in 
Ermangelung  äusserer  Bezeichnung  im  Begriffe  des  verb.  fin. 

gegeben  sein,   wie  *.§>  in  ^Ü,  ^  m  o-*Äi ;   s.  I,  463 — 465. 

Der  letztere  Fall  ist  hier  nicht  berücksichtigt. 

II,  347,  §599.    Ohne  es  ausdrücklich  zu  bemerken,   hat 
de  Sacy  selbst  das  hier  Gesagte  in  der  Darstellung  der  Syntax 


86 

Dach    dem    Systeme    der   einheimischen   Grammatiker   S.   591 
§  1173  zurückgenommen.     Das  hier  »unmögliche«  ^AiS  ool. 


.J.AJI   ,i  ist  in  der  Thal   nach  dem  dort  Gelehrten  ebenso  gut 

arabisch,  wie  das  »nolhwendige«  ,L\Ji  (tj.^1  ^AJi  oj^-  Jedes 

Orts-  und  Zeitadverbium  und  jede  Präposition  mit  dem  von  ihr 
regierten  Genetiv  hängt,  wie  alles  formell  oder  virtuell  im  Ac- 
cusativ  Stehende,  von  einem  Verbum  oderVerbalnomen  mit  dem 
Grundbegriffe  des  Seins  oder  Werdens  ab.  Dieses  logisch 
nothvvendige  Antecedens  wird  nun  entweder  wirklich  ausge- 
drückt, oder  ist  von  selbst  gegeben  da,  wo  einer  der  genannten 

,  O  >  5  0 

Satzlheile,  wie  hier,   als  XU>  luuü,  d.  h.  Quasi-Salz  (Dieterici's 


Alfijah  S.  fr  Z.  7  u.  8  und  Z.  15  —  19),  das  vollständige  Prä- 

dicat  eines  Nominalsatzes,  oder,  wie  anderwärts,  die  Xäao,   das 

Adjecliv  oder  die  qualificirendeApposition  eines  indelerminirten 
Hauptwortes  bildet  (s.  diese  Berichte  v.J.  1862,  S.  12  — 14, 
Sonderabdruck  S.  4  — 6,  Z.  33  flg.).     Das  in  §  1173  als  Bei- 

spiel  von  diesem  »sous-entendu«  angeführte  tilAÄc  ^AJb  o.y> 

müsste  nach  unserem  Paragraphen  d^ks.  y$>  ^Aib  o,..*,  und 

das  koranische  &L.J  ^t-NJi  ,   Sur.  3  V.  90,  ebenso  &Co  1p  ^tXJi 

heissen  ,  aber  der  von  der  Ortsbezeichnung  als  Pradicat  un- 
trennbare Begriff  eines  daselbst  seienden  Subjecls  macht  die 

Nennung  desselben  in  Gestalt  eines  auf  ^AJI  zurückgehenden 
Pronomens  entbehrlich. 

II,  346,  4   v.  u.  ».-»au«  sehr.   .txj  von  ^c,   oder   .ju  von 


q*^"  ^",  •  o  ••  ^     '  CT 


^.c. 


II  ,  347,  Anm.    Die  hier  geschaffenen  Schwierigkeilen  er- 
ledigen sich  durch  das  zu  II,  343,   §  594  Bemerkte.     Darüber, 

dass  ^  und  U  als  Fragnomina  ihre  »conjunclive  Geltung« 
weder  »zu  verlieren  scheinen«,  noch  wirklich  verlieren,  da 
sie  etwas,  was  sie  als  solche  überhaupt  nicht  besitzen,  auch 


87 

nicht  verlieren  können,  s.  diese  Berichte  v.  J.  1874,  S.  148 
u.  149  zu  I,  451,   §  995. 

II,  348,  13  u.  14.  Durch  »et  je  ne  les  epargne  point«  (näm- 
lich »mes  riehesses«)  ist  in  den  Sinn  des  Verses  etwas  Fremd- 
artiges hineingetragen,  der  Gegensatz  aber  zwischen  ^c^^lj'  und 
LJLb  o.is  ^_c<Ajt  nicht  gehörig  hervorgehoben.   Genauer:  Werth- 

los  ist  in  meinen  Augen  das,  was  ich  ererbt  habe,  wenn  meine 
Rechte  das  erlangt .  was  ich  erstrebte,  —  wörtlich:  wenn  meine 
(ausgestreckte!  Rechte  sich  zurückzieht  mit  der  izelungeneni 
Erreichung  dessen  u.  s.w.  —  Die  Bemerkung  Z.  15 — 17  :  »ce 
qui  pi'ouve  que  le  nom  d'agenl  regit  ici  le  genilif,  et  non  l'accu- 
satif,  c'est  qu'il  a  la  valeur  d'un  lemps  passe  (n?  313)«  geht  von 
der  in  der  Anmerkung  zu  diesem  Paragraphen  (Berichte  v.  J. 
1881,  S.  155  Z.  1  flg.)  nachgewiesenen  irrthümlichen  Vorstel- 
lung aus.     Im  Gegentheil:   LJLb,  auch  zu  \JlL  vervollständigt, 

ist  und  bleibt  u n e i g e n  1 1  i c h  e  und  daher  undeterminirte 
Genetivanziehung  statt  der  ursprünglichen  Verbalrection  LJLb 
»LI  oder  aJ  LiLb,  und  »la  valeur  d'un  temps  passe«.  Dämlich 
des  historischen  Iraperfectums,  liegt  nicht  in  lJLj  selbst,  son- 
dem  in  c>^,  von  dem  es  regiert  wird.  Als  eigentliche Genetiv- 
anziehung  mit  Determination  und  Perfectbedeutung  würde  .vJLb 

bedeuten  der  welcher  es  erstrebt  hat,  also  entschieden 
sinnwidrig  sein. 

j  > 

II,  348,  vorl.  u.  I.  Z.   »cxA^;«  sehr.  oJ^?;. 

II,  349,  Anm.  dys.  wird  von  de  Sacy  dem  Sinne  nach  ge- 

wiss    richtig    zu    »LI    S^j^   vervollständigt,  wofür  auch  kürzer 

»-fJ3+£.  stehen  könnte ;  dazu  stimmt  aber  besser,  «->!,  nach 
, '-  '— - 1  ■* 

älterem  Sprachgebrauche  als  transitiv  und  j  in  1  als  'i^.yü.1  fi 
^.x\jl\\  zu  fassen:  Wird  das  Schicksal  mich  ein  ganzes  Jahr  lang 
wieder  zu  dem  gelangen  lassen,  woran  es  (mich)  gewöhnt  hat? 


88 

11,  349,  §  (104—356,  §  609.  Ueber  die  in  diesen  Para- 
graphen enthaltene,  wegen  der  eigentümlichen  Schranken  und 
Bedingungen  ihrer  Anwendungsmöglichkeit  von  den  einheimi- 
schen Grammatikern  besonders  eingehend  behandelte  Aus- 
drucksform  vgl.  Dieterici's  Alfijah  S^  Ha  — Hl  V.  717  —  725, 
Mufassal  S.  öv  u.  ö*  §  179,  Ibn  Jacis  S.  fvl  Z.  7— fvo  Z.  23, 
Wasit  al-nahu  S.  |H>  Z.  6  —  H*S,  Z.  13. 

II,  351,  8  »l*Jb«  sehr.  iL. 

II,  352,  4  u.  5  »il  faudrait  dire  äücj^-i  *jj  jus  ^.*-o  ^tÄii«. 

Gerade  in  dieser  Verbindung  jedoch  sagt  selbst  der  Koran  Sur.  2 

V.  181   »**aJl  "^J?*\L  lX^xo  £jA,   vermöge  eines  cUöi  oder 

^jwli*,   d.  h.  einer  Erweiterung  des  Sprachgebrauchs,   wonach 

ein  an  sich  intransitives  Verbum  LLo)  die  Angabe  seiner 
Zeit  so,  wie  ein  transitives  sein  Object,  in  Gestalt  eines  Pro- 
nominal Suffixes  im  Accusativ  regiert;  s.  Baidäwi  zu  d.  St. 
und  Wasit  al-nahu  S.  o1  Z.  9  u.  10,  wo  die  angeführten  Koran- 

worle  das  Beispiel  zu  jenem  5t**jj'  abgeben.  Dies  zugleich  als 
nothwendige  Beschränkung  der  in  der  Anmerkung  von  einem 
Commenlator  der  Alfijah  aufgestellten  Regel. 

II,  352,  12  u.  13   »iUc, «  und  »iue,«  sehr.   &*£,  und  K*c, 

11,  353,  4  u.  3  v.  u.   »On  pourroit,  dans  cette  derniere  for- 
mule,   faire  l'ellipse  du  pronom«.    Diese  Weglassung  des  Suf- 

fixums  von  auäUJi  in  J*bJi  *JÜ!  *~'ijj-H,   unbeschadet  des  Sinnes  : 

celui  que  Dien  garantit,  c'est  Vhomme  brave,  ist  unmöglich;  denn 
es  würde  dadurch  die  Beziehung  des  vorangestellten  logischen 

Prädicats  xLSi  auSUi  auf  das  nachgestellte  logische  Subject  JiaJt 
wegfallen  und  dieses  letztere  zum  Prädicat  oder  zur  Apposition 

von  *Jdi  werden:    celui  qui  garantit,  Dteu,  est  Vhomme  brave, 

oder  :  celui  qui  garantit  est  Dien,  Vhomme  brave,  also  jedenfalls 
Widersinn  entstehen.  Auch  Ibn  cAkil,  der  in  seinem  Commen- 
lar  zur  Alfijah  S.  Hl  Z.  4  dasselbe  Beispiel  anführt,  weiss  nichts 


89 

von  dieser  Ellipse,  und  Wasit  al-nahu  S.  ITa  Z.  7  u.  8  sagt 
ausdrücklich  :  ^cÄJi  iiÄPi  j^1'  &siAs>  ;L>  IjytaÄx  ^Is"  \5\  AjLxj! 
-XJL  oJ^I  &,Uo  £  ^i  ^yw.  *JUt  e^*J,  »Wenn  das  (auf  ^Jul)  zu- 
rückgehende Pronomen  im  Accusativ  steht ,  so  ist  dessen  Weg- 
lassung  erlaubt,  wie  in  den  Worten  Sur.25  V.  43  (v£**j  st.  *£*j); 
nur  nicht  in  dem  auf  Jl  statt  ^cAil)  folgenden  Relativsatze«,  wie 
in  dem  hier  vorliegenden  Falle,  wo  äJÜS  JUkäiyi  soviel  ist  als  ^Aii 

II,  353,  Anm.  Wenn  de  Sacy  die  Auslassung  des  Subjecl- 
pronomens  j£>  in^^c  *jl3j£>  ^AJI,  im  Gegensalze  ziij.£  ^(AJ) 
l\j:  ^j(  deswegen  für  möglich  hält,  weil  *jüs  als  »adjeelif  ver- 
bal« in  sich  selbst  schon  ein  Pronomen  als  Yerbalsubject  (J^) 

enthalte,  so  ist  dagegen  zu  bemerken,  dass  dieses  nach  den  ein- 
heimischen Grammatikern  in  den  Participien  kraft  ihrer  un- 
mittelbaren Abstammung  von    dem   vb.  fin.  liegende  Subject- 

pronomen,  z.B.  Joj  iAj;  =  yJ>  Joä  lXj-,,  ebenso  wie  das  in  dem 

\h.  fin.  selbst  liegende,  z.B.  Jjjb  l\j;  =j^  Jj^j  Ajj  ,  nur  das 
die  logische  Synthese  zwischen  einem  wirklich  gegebenen  Sub- 
jeet  und  seinem  Verbalprädicat  vermittelnde  Element,  d.  h.  die 
an  die  Stelle  unserer  verbalen  tretende  nominale  copula 
logica  darstellt,    keineswegs   aber  selbst  an  die  Stelle  des  in 

Joö  ^AJt  als  Subject  vor  Joli'  hinzuzudenkenden  jS>  einnehmen 
kann,  da  es  begrifflich,  wie  das  J^li  bei  den  Arabern  über- 
haupt, dem  Verbalprädicat  nicht  vorhergeht,  sondern  folgt.  Für 
die  Araber  selbst  bleibt  die  Unterdrückung  des  Subjectprono- 
mens  in  dem  letzterwähnten  Falle,  gleichviel  ob  das  Prädical 
ein  Verbalderivat  oder  ein  primitives  starres  Nomen  ist,  eine 
sprachliche  Härte.    Sibawaihi  giebt  das  von  Al-IJalil  aus  dem 


90 


.£ 


Munde  eines  Beduinen  geborte  L**«  ü)J  JulS  ^cÄib   ül  u> ')   als 

etwas  Absonderliches ,  und  Ihn  Jacis  sagt  S.  fi/v  und  f11  nach 
Anführung  dieses  und  anderer  Beispiele  davon:  »Die  Weg- 
lassung  des  auf  ^iÄJI   zurückgehenden    Pronomens   in  diesen 

Sätzen  hat  sehr  wenig  für  sich,  da  es  (als  Subject)  die  ganze 
eine  Hälfte  des  Salzes  und  nicht,   wie  das  (weggelassene)  Ob- 

jeclspronoinen  in  c^Jb  (st.  &Ä*.b"j.  ein  zur  logischen  Voll- 
ständigkeil des  Salzes  nicht  durchaus  notwendiger  Redetheil 
ist.  Ein  wenig  abgeschwächt  wird  indessen  die  Märte  dieser 
Weglassung  dadurch,  dass  sie  in  den  Salzen,  wo  sie  stattfindet, 

unverkennbar  ist,  da  der  von  ^ÄJI  eingeleitete  Relativsalz  nicht 
aus  einem  blossen  Einzelbegriffe  bestehen  kann.« 
II,  354,  19  »äüL*«.«  sehr.  Kit**,. 

II,  356,   §  610.     Im  Gegensatze  zu  dem  sowohl  adjeetivi- 
schen  als  substantivischen  ^ßöJt\  werden  die  Conjunctivnomina 

•yj  und  La  nur  substantivisch  gebraucht.     Daneben  bezeichnet 

sie  de  Sacy  hier  aber  auch  als  durch  sich  selbst,  wie  ^«Äji ,  de- 

lerminirl  :  celui  qui .  ce  qui,  Vhomme  qui,  la  chose  qui,  und  erst 
S.  360  §  620  führt  er  den  zweifellosen  Satz  ,  dass  sie  bald  de- 
terminirt,  bald  indeterminirt  gebraucht  weiden,  wie  eine  sub- 
jeclive  Meinung  mit  »je  pense  que«  ein.  Zur  Einsicht  in  das 
wahre  Wesen  dieser  beiden  Wörter  gehört  aber  besonders  die 
Richtigstellung  des  genetischen  Verhältnisses  ihrer  verschiedenen 
Gebrauchsweisen.  Wie  schon  im  18.  Bande  dieser  Berichte 
v.  J.  1866  S.  324  u.  325  und  im  30.  Bande  v.  J.  1878  S.  91 

Z.  11  v.  u.  flg.  angedeutet,  sind  .^-o  und  Lo,  wie  rig,  n,  quis, 

q  u  i  d ,  ursprünglich  indefinite  Nomina,  das  we  r  (st.  jemand) 
und  was  (st.  etwas)  des  gemeinen  Sprachgebrauchs  in :  es  ist 
wer  gekommen,   gieb  mir  was.     Ihr  Gebrauch  als  Fragnomina 


)  i.0  , 

1)  Bei  de  Sacy,  II,  3  46,  13,   mit  %yn  statt  L*Ä«. 


91 

hat  sich  überall  erst  aus  dieser  ursprünglichen  Bedeutung  ent- 
wickelt;  s.  den  26.  Band  dieser  Berichte  v.  J.  1874,  S.  1 1S 
u.  149,  zu  I,  451,  §995.  Im  Altarabischen  zeigt  sich  dieselbe 
nur  selten  ganz  selbstständig  und  fast  immer  mit  Anlehnung  an 

ein  coordinirtes  Adjectivum  ;   Gauhart:  o *  ^  y&  %j£i  .ys  i^j-^jj 

rj^^>  ,-.L*oLj  ^ß\  r-,-»^     <-,  man  ist  auch  indeterminirles  Sub- 

stanlivum ,  wie  in  marartu  bi-man  muh  sin'",  ich  bin 
an  einem  wohllhätigen  Menschen  vorübergegangen«.     Derselbe 

,  O,  O    r     -    -  O    5        ,  5Ü.,  3      O  w  » ..o  ,     0  ..      -  -■ 

unler  La :    »^ij  ^i  ^U  w«™>-*^  U;  o,_^  _j->"  vi>*ÄÜ   U-»iij  ^-Xj^ 

liU  y>^,  »mä  ist  auch  ein  indeterminirles  Subslanlivum,  dem 

sich  nolhwendig  ein  Adjectivum  beiordnet,  wie  in  marartu 
bi-ma  mu'g'ib'"  laka,  ich  bin  an  einem  dir  wohlgefallen- 
den  Dinge    vorübergegangen«.     In   dieser  Anwendung  heisst 

3    O  , 

man  und  mä  ^£yoy>,  d.  h.  indelerminirtes ,  zu  näherer  Be- 
stimmung mit  einer  i&o,    Qualifikation,  versehenes  Substan- 

tivum.  Diese  Qualifikation  ist  entweder  EinzelbegrrfF:  ein  Ad- 
jectivum, Parlicipium,  Orts-  oder  Zeitadverbium,  eine  Präposi- 
tion mit  ihrem  Genetiv,  —  oder  ein  ganzer  Satz  mit  einem  sich 
auf  jenes  ij^ay  zurückbeziehenden  Pronomen  ;  in  beiden  Fällen 
steht  die  Qualifikation  der  Natur  der  Sache  nach  formell  oder 

virtuell  in  dem  Casus  von  ^  oder  La.  Hierdurch  unterscheidet 
sich  das  Verhältniss  der  xLo,  d.  h.  des  Relativsatzes  nach  ^JJl 
und  dem  ebenfalls  d  etermi  n  i  rten  ,  in  dessen  Bedeutung 
stehenden  ^  und  La  zu  diesen  Wörtern  als  o^y,   von  dem 

Verhältnisse  der  »Juo,  d.  h.  der  den  ind  elerm  i  rten  .^o  und 
La   beigeordneten    nähern  Bestimmung  zu  diesen   Wörtern  als 

3    O  , 

otiyoy),  während  ihr  eigner  virtueller  Casus  durchaus  den- 
selben  Begeln  folgt  wie  der  von  ^ÄJt.     Ursprünglich  sind  also 

ü    ^ 

^  und  Lo,  gleichviel  ob  indeterminirt  oder  determinirt.  ebenso 


92 

wie  ^sSj\  ,  !"iT5ri,  nicht  anaphorische  oder  conjunctive,  sondern 
thetische  Nomina.    Ihn  .lacis  S.  fvl  Z.  7  flg.  unterscheidet  nach 

Zamahsari  vier  Arien  von  Ls;  die  beiden  ersten  sind  die  so  eben 
besprochenen:    1)  das  hinsichtlich  der  Bedeutung  und  syntak- 

tischen  Behandlung  dem  subslanti vischen  ^ÄJ!  entsprechende, 

deterniinirte  und  mit  einer  >i*o  versehene   (das  was)  ,    2)  das 

ebenfalls  substantivische,  aber  indeterminirte  und  mit  keiner 
»Lo  versehene    (was,    etwas,    irgendwas).      Von   diesem 

zweiten  sagt  er  dann:  »Es  hat  selbst  wiederum  zwei  Arten: 
eine  ohne  'sk>o  und  eine  andre  mit  '\a^>.    Ein  Beispiel  von  der 

letztern  ist  (Sur.  50  V.  22)   l\aģ  ^l\J  La  \JK$>  (Worte  des  dem 

Menschen  zur  Aufzeichnung  seiner  Handlungen  beigegebenen 
Engels  in  Beziehung  auf  das  von  ihm  Aufgezeichnete)  :  Dies 
ist   ein    bei    mir    befindlicher    Gegenstand,    etwas 

(zur  Ablieferung)   Bereites,   —   so,    dass   La  als  <^*yoy>   mit 

L5-X.J  als  Kä^o  ein  erstes,  das  (substantivisch  gebrauchte)    j^Cc 

ein  zweites  Prädicat  ist,  — oder:  Dies  ist  ein  bei  mir  be- 
findlicher,   (zur  Ablieferung)  bereiter  Gegenstand,  — 

so,    dass  lXaXc  eine  zweite  l\äo  von  La  ist.    Es  kann  jedoch  La 

auch  in  der  Bedeutung  von  ^ÄJI  stehen  und  ^lXJ  nach  ihm  die 
KLo   dazu  sein ,    so  dass  beides  zusammen  ein  (determinirles) 

erstes  und  <\*Zs.  ein  (indeterminirles)  zweites  Prädicat  von  \S>$> 

ist:  Dies  ist  das  was  bei  mir  (befindlich)  ist,  etwas 
(zur  Ablieferung)  Bereites,  in  derselben  Weise  wie  (Sur.  11 
V.  75)  :  Dies  ist  mein  Eheherr,  ein  Greis.  Der  Unter- 
schied aber  zwischen  der  Kä>o  und  der  xLo  besteht  darin ,  dass 
die  \La  immer  nur  ein  (ganzer)  Satz  ist,  die  iCä-o  hingegen  auch 
ein  einzelnes  Nennwort  sein  kann ;  wenn  also  ein  (ganzer)  Satz 

als  Kä-o  zu  einem  indelermiuirten  ^.a  und  La  tritt,  so  thut  er  dies 


93 

insofern,  als  fndeterminirte  Nomina  überhaupt  durch  ganze 
Sätze  qualificirt  werden  können ,  aber  nicht  als  ob  dies  ge- 
schehen müsste .   im  Gegensalze  zur  »La  (die  immer  ein  ganzer 

Satz  sein  muss).  Der  Unterschied  aber  zwischen  den  Sätzen, 
welche  eine  xLo  zu  dem  (determinirten),  und  denjenigen,  welche 
eine  Käas  zu  dem  (indeterminirten)  U  (und  .-/>)  bilden,  besteht 
darin,  dass  die  Sätze,  welche  als  Käa^  dazu  treten,  in  dem  syn- 
taktischen Rectionsgefiige  eine  mit  der  ihres  ^Jj.*^.a  überein- 
stimmende, die  Sätze  hingegen,  welche  eine  X.Lo  bilden,  keine 
solche  Casusstellung  einnehmen.«  —  Die  andre  Art  des  indeter- 
minirten La.   nämlich  die  ohne  ssuo ,  findet  sich  nach  Zamahsari 

und  Ibn  Ja  is  S.  fw  Z.  7  flg.   in   dem   aus  La    **i   zusammen- 

gezogenen  U*i  =  l—^ü  *jü,    wie  zu  de  Sacy  I,  539.  5  flg.   in 

diesen  Berichten  v.  .1.  1878,   S.  93  —  95  dargelegt  worden  ist, 

und  in  dem  La  des  Admirativverbums  als  einem  an  und  für  sich 
unbestimmten,  alter  durch  den  hineingelegten  emphatischen Be- 

griff"  w**>  2^*i  zum  Subjeete  des  admirativen  Nominalsatzes 

erhobenen  Etwas;   Muf.    S.  Wo  Z.  6—8. 

II,  356,  7 — 5  v.  u.  »d'entre  eux  sont  CEUX  QUI «  u.  s.w. 
Das  »c'esl-ä-dire,  parmi  eux  il  y  en  a  qui«  u.  s.  w.  ist  nicht  so- 

wohl  Erklärung  als  Berichtigung,  da  dem  ^a  in  dem  dreimaligen 
^■^*~i  i^yA  nicht  das  determinirte  ceux  qui,  sondern  das  indeter- 
minirte  quelsques-uns  qui  einspricht. 

II.  357,  16  »'pjbi«  d.  h.  Jjjtö. 

II,  357,  9  u.  8  v.  u.  flg.    Ueber  dieses  ursprüngliche 

^  und  La  s.  die  Anmerkung  zu  II,  356,  §  610.  Statt  »deter- 
mine  ou  indetermine«  Z.  9  u.  8  v.  u.  und  1.  Z.  ist  demnach  zu 
schreiben  qualifie  ou  non  qualifie,  yjtyoyn  .*.£.  ,\  ^Jyay>;  ein 
determinirtes  Indefinitum  ist  ein  Widerspruch  im  Beisatze. ') 

1)  S.  464  Z.  11   der  in  der  Anmerkung  angeführten  Anthologie  gram- 
maticale  verlangt    das  Versmass  im  ersten  Halbverse  vü«-3*WaJl  statt  des 


94 

II,  358,  13.     Diese  Worte  aus  Sur.  33  V.  31    bilden  einen 
eonditionellen  Vordersatz,  dessen  Nachsatz  ist  ^o-^  L5y>S  L^jjJ; 

mit  möglichst  genauer  Wiedergabe  der  ursprünglichen  Ge- 
dankenform: »Es  sei  irgendeine  von  euch  (ihr  Weiber)  Gott 
und  seinem  Gesandten  gehorsam  und  thue  Gutes:  so  soll  ihr 
der  verdiente  Lohn  zweifach  gegeben  werden;  d.  h.  jede  von 
euch,  sei  es  welche  es  wolle,  die*  so  handeln  wird,  soll  dafür 
doppelt  belohnt  werden.    Dieselbe   unbeschränkt  verallgemei- 

nernde  Bedeutung  hat   ../)  auch  in  dem  Salze  Z.  18,  aus  Sur.  6 

V.  48:  £\  ils  J^*o\)  -yA  ^..-o,  nur  dass  es  da  statt  des  lebhaft 
postulirenden  Jussivs  das  ruhig  setzende  Perfectum  regiert; 
s.  diese  Berichte  v.  J.  1864,   S.  291    Z.  4  v.  u.  flg. 

11,359,  §617.   Ebendieses  unbeschränkt  verallgemeinernde 
Conditionalnomen  steht  ebenso  wie  das  Inlerrogativnomen  hin 
sichtlich  seiner  regelmässigen  syntaktischen  Behandlungsweise 
im  Gegensatze  sowohl  zu  dem  determinirten  als  zu  dem  indeter- 

minirtenBelativnomen.  Während  .ja  und  U  in  der  letztgenann- 
ten Eigenschaft,  als  ursprünglich  thelische,  von  dem  sich  ihnen 
anschliessenden  Belativsatze  in  ihrer  Casusstellung  völlig  un- 
abhängige Wörter  die  syntaktische  Function  unsers  Belalivpro- 
nomens  dem  auf  sie  zurückgehenden  Pronomen  überlassen, 
treten  die  beiden  erstgenannten,  wie  die  ihnen  bei  uns  ent- 
sprechenden Wörter,  selbst  in  diese  Stellung  ein.     Wie  man 

sagt:  *_yi2i'      *  LyoAcc),   wen  schlägst  du?  ^^xX^>  U  ('U 

Acc),  was    hast   du    gemacht?    <^sf   .--o  iAäc,    bei  wem 

warst  du?  so  sagt  man  mit  den  nämlichen  Casus  Verhältnissen: 

<->j*o\  Vy0^  ry9 1  w  e  n  '  m  m  er  du  schlägst,  (den)  schlage 


überdies  grammatisch   unmöglichen  o~>Ui2JS   (S.  465  Z.  5  u.  6),  und  im 

zweiten  *Jaj  stall  £**3J."  »Wohl  mancher,  dessen  Herz  ich  mit  kochen- 
dem Ingrimm  erfüllt  halle,  hat  mir  den  Tod  gewünscht,  der  ihm  aber 
nicht  zu  Willen  war«,  wörtlich:  einen  Tod  der  nicht  zu  Willen  war. 
Hiernach  ist  die  Ueberselzung  S.  464   Z.  8 — 6  v.  u.   zu  ändern. 


95 


o  ^  o  £     o  ^  o  ^ 

i e h  (auch);  «.^1  «Jjcü  U,  was  immerdumachst,  (das) 

mache   ich    (auch);    *j    .yol    .^ö'    .-«j,    bei  wem   immer 

du  vorüber  gehen  wirst,  bei  dem  werde  ich  (auch) 
vorübergehen.    Ebenso  mit  dem  gleichfalls  verallgemeinern- 

den  Conditionalnomen  ^\ ,  an  dem  der  casus  obliquus  vermöge 
seiner    vollen    Abwandelbarkeit    auch    äusserlich    hervortritt: 

v— >^?\    Vt-02^'    ^j    welchen     immer    (von    mehrern)    du 

schlagen  wirst,    (den)   werde  ich   (auch)  schlagen, 

awJl  ^jL»   *^b,    welchen    auch    immer   von    ihnen   du 

zu  mir  bringen  wirst,  den  werde  ich  ehrenvoll  auf- 
nehmen. Seilen  werden  die  Interrogativ-  und  die  Condilio- 
nalnomina   construiit  wie  die  Relativnomina  :    Sur.  23   V.  90  : 

^^i  Jj  c^xLo  slX^j  ^  (st.  .-/s  Juj)  ,  in  wessen  Hand  ist 
die  Herrschaft  über  Alles?  (dagegen  V.  86:  [jop>\  ^J 
Lg*9  ,-y«5}  wem  gehört  die  Erde  mit  denen,  die  auf 
ihr  sind?)  ;  Sur.  7  V.  129:  iü  ^kl  Li  xjT  ^  au  LitS  U^U 
^-J»^j .   was   du    uns    auch  immer  für   ein   W  u  n  der- 


zeichen  bringen  magst,  wir  g  lau  ben  dir  nicht.  Nach 
Baidawt's  erster,   d.  h.  von  ihm  selbst  vorgezogener  Erklärung 

ist  das  Conditionalnomen  L^s  wie  ein,  den  Satz  einleitendes  Re- 
lativpronomen Subjectsnom  inativ  (nominativus  absolutus), 
dessen  Anknüpfung  an  den  Relativsatz  durch  das  auf  ihn  zu- 
rückgehende s  in  \j  bewirkt  wird;  nach  der  zweiten  Erklärung 

dagegen  steht  es  als  wirkliches  conditionelles  Conjunctivnomen 
virtuell   im  Accusativ,   regiert  von  dem  in  ao  LuLi'  liegenden 


-c  o    > 


Begriffe  eines  unmittelbar  und  doppelt  transitiven   U^a^sj'  als 

dessen  zweites  Objecl ,  welches  aber  als  Gegenstand  der  con- 
dilionellen    Verallgemeinerung,    wie    auch    jede    Bedingungs- 


96     

partikel,  an  der  Spitze  des  Salzes  stehen  inuss,  als  ob  eshiesse 
LL^o^ö   ^xi    Uj!  ,    quidquid    rei  =  quamcunque   rem 

no bis  exhibueris. 

II,  359,  §  G1 9.  Auf  das  Irrige  in  diesem  Paragraph  wurde 
schon  zu  I,  445,  3  u.  4,  Berichte  v.  J.  1 874,  S.140  hingewiesen. 
Die  richtige  Erklärung  der  beiden  aus  dem  Koran  genommenen 
und  ähnlicher  Sätze  geben  nach  Caspari's  Vorgange  Wright,  II, 
S.  336  u.  337  und  Müller  S.  352  u.  353.  Die  von  de  Sacy  und 
nach  ihm  von  Ewald,  II,  S.2I1  angenommene  ad  jectivische  Ver- 

bindune  des  rein  substantivischen  ..,,*  mit  einein  andern  Snb- 

öl  o   , 

stanlivum   in   demselben   Casus,   wie  *Ji   ^* ,   im  Sinne  von: 

£  I 

welcher  Gott?  was  für  ein  Gott?  (statt  xM  ^  ._/>  oder 
aJI  ^ci)  ist  ebenso  unmöglich  wie  hebr.  ttTDtf  "'ft  und  aram. 
flbi?  "j^  in  demselben  Sinne.    Die  syntaktischen  Verhältnisse  des 

Subjectes   .y>  zu  dem  Prädicat  *JUS   .^c  »Ji  und  dieses  zu  dem 

•~<         °>    ^'£ 
qualificirenden  Relativsalze   sLxeu    *.£öb,   wer  ist   ein  an- 

derer  als  der  wahre  Gott,  der  euch  Licht  bringen 
könnte?  finden  sich  ebenso  in  dem  parallelen  Satze  bei  Daniel 
3,  15:  ^frya  "J'tot^"^  fibs?  »WJÜ,  wer  ist  ein  Gott, 
der  euch  aus  meinen  Händen  retten  könnte?  nur 
dass  das  Aramäische  diese  Verhältnisse  auch  äusserlich  noch  be- 
sonders durch  Sin  und  ^  bezeichnet.  —  Die  von  de  Sacy  in  der 
Anmerkung  beigebrachte.  Erklärung  Baidäwi's  unterstützt  in 
keiner  Weise  die  schon  an  und  für  sich  unzulässige  Annahme, 

vi  o  - 

xSl  sei  eine  Permuta tivapposition  von  -_*;  denn  das  Galtungs- 

Substantiv  ein  Gott  kann  begrifflich  nicht  an  die  Stelle  des 
Fragsubstantivs  wer?  treten;   s.  II,  528  u.  529,   §  985 »). 


1)  Ein  sprachliches  Unding  aus  den  leidigen  Lokmanschen  Fabeln, 
*S-A  <3^)  i3*^  ;5>J*^  CyA'  konnte  nocn  Ewald,  II,  214,  für  arabisch  hallen 
und  bedeuten  lassen:  qttis  deeeptns  consiln  magis  quam  ego  csl  inops?  — 


97 


II,  360,  6  »_*£«  sehr.  .*£. 

jr.  j.. 

II,  360,  13  u.  14    »Ainsi,    dans  cet  exemple ,     o^ääj   ..-* 
;il   *U    JuU,   il  est  certain  que  ^  represente  ^.j'^L'i«.     Aber 

wie  könnte  •_,»  dann  den  Jussiv  regieren ?  —  Man  sieht  auch 

hier,  dass  de  Sacy  über  Determination  undlndetermination  dieser 
Relativ-  und  Conditionalnomina,  ihre  Besriffsverschiedenheit 
und  ihre  charakteristischen  Merkmale  noch  nicht  ganz  im  Reinen 
und  daher  der  Gefahr  ausgesetzt  war,  sie  mit  einander  zu  ver- 
wechseln. Vgl.  die  Anm.  zu  II,  358,  13,  und  diese  Berichte  v. 
.1.  1874,   S.  145—147,  zu  I,  448,  §987. 

II,  361,  7  u.  8.    -X\  ol^**Ji  J,  Lc  sa  gehört  nicht  hierher, 

da  dieses  U  nicht  Frag-,  sondern  Relativnomen  »ce  qui«  ist. 

II,  362,  8—12.   Tantawy,  Observation  &c.  S.  488:  »M.  de 
Sacy  dans  la  tradaction  de  ce  vers 

a  cru  que  le  mot  \j+a  qu'il  lit  l^*c  provenait  de  la  racine  ^*c 


statt  o^a  wäre  wenigstens  ^a  zu  schreiben;  >»-*->!  ist  nicht  der  Betro- 
gene, sondern  der  Betrüger;  die  Verbindung  dieses  determinirten  Gattungs- 
nomens  mit  dem  indeterminirten Fragnomen  doppelt  unmöglich;  ^1,  Aj5ls 

die   geringste    Klugheit ,    angeblich  =  LI.    J.SI ,   geringer  an   Klugheit. 

Richtig  las  de  Sacy:  ^ö-*    L.l^   JJsi    ^-<a    tj)j*iJ   q^  ,    die   beiden  ersten 

Worte  noch  zu  dem  vorhergehenden  JLäJ  gehörig:  Da  sprach  er  in 
Folge  des  Getäuschtseins:  Wer  ist  unklüger  als  ich?   S.  Rödigers  2.  Ausg. 

S.  ff.  —   Zu   derselben   Gattung  von   Dingen  gehört  Ewald's  ^i,     L«5 

II,  17,  Z.  16  u.  17,    angeblich   eine  Ausnahme   von   der    Unmöglichkeit, 

•wo  und  La  einen  Genetiv  anziehen  zu  lassen,  und  »prorsus  latinum  quid 
consilüt«  —  Ich  muss  meinen  Abulfeda,  aus  dem  die  Stelle  genommen 
ist,  gegen  einen  solchen  Barbarismus  verwahren;  ^l,  L  heisst  dort, 
wie  auch  übersetzt  ist,  »quod  viderat«. 

1883.  7 


98 

etre  aveugle,  et  il  a  tracluit:  »Que  les  genies  soient  aveugles  et 
plonges  dans  les  tenebres«.    Le  mot  \y+c  qu'il  faut  lire  \y+c  est 

Fimperatif  du  verbe  +£$  qui ,  compose  avec  les  mots  l^Lb? 
L>L^o ,  signifie :  Bon  soir,  Bon  jour !  Le  poete  Oumroulka'fss 
a  dit  i)  : 

»(Bon  jour)  Salut,  o  derniers  vestiges  de  cette  demeure  !  Mais 
comment  peut-on  saluer  les  restes  des  temps  passes?« 

Anlara  dans  sa  Moallaqa  dit :  ^.LJ^  XLc  Jo  L>L*a  ^^ 
»Salut,  o  demeure  deAbla!  que  Dieu  te  conserve.«  Dans  le 
vers  cite  dans  la  grammaire  arabe,  les  mots  Lo^lk  \j^c  c^i*  doi- 
vent  donc  etre  traduits  par :  »je  leur  dis :  je  vous  souhaite  le 
bon  soir ! « 


SS  O,       C      ,  O  ,       O    » 


II,  362,  §  623.    Dieses  $Jo;  ^y)5  iAj:  ^  u.  s.  w.  ist  auch 

für  die  allgemeine  Sprachwissenschaft  von  Wichtigkeit  als  Bei- 
spiel von  Beibehaltung  der  Abwandlungsform  eines  aus  einem 
vorhergehenden  Satze  angeführten  Wortes  bei  veränderter  syn- 
taktischer Stellung  des  Wortes  selbst  in  dem  spätem  Satze,  zum 
Zeichen  der  Bückbeziehung  auf  das  erstere ;  nach  Caspari  rich- 
tig dargestellt  von  Wright,  II,  337,  A.  Müller,  352  u.  353. 
Schon  die  ai'jbischen  Grammatiker,  wie  Al-Mubarrad  im  Kämil 
S.W  Z.  8  flg.,  Ibn  Jacis  S.  fAV  Z.  23  flg.  S.  f\\  Z.  20  flg., 
haben  dieses  Sachverhältniss  richtig  erkannt  und  klar  dar- 
gelegt. Also  auch  hier  nur  der  Schein  eines  »quem  Zaidum?«. 
[cujus  Zaidi?  u.  s.  w.)  bei  Ewald,  II,  21 1,  15  flgg.,   den  doch 

das  entsprechende  richtig  gedeutete  »iAj;  ^  quisnam  est  Zai- 
dus?«.  der  Wahrheit  in  Betreff  des  IiAj;  ^-a,  Jo;  ^*  so  nahe 
geführt  hatte. 

II,  364,  §  629.  De  Sacy  giebt  den  hier  behandelten,  zwi- 
schen Basriern  und  Kufiern  streitigen  Punkt  bloss  nach  der  Lehre 
Sibawaihi's   und  des  grössten  Theils   seiner  Schule  ,  aber  mit 


1)  S.  dessen  Diwan,  hrsgeg.  von  de  Slane,  S.  f*, 


99 

einem  wesentlichen  Inthum  in  den  Worten  Z.  14  u.  15:  »La 
raison  pour  laquelle  ^i ,  dans  ce  cas,  est  toujours  au  noininatif, 
c'est  qu'il  est  le  sujet  de  la  proposition«.  Nach  den  Genannten 
ist  +zi\  weder  im  Beispiele  aus  Sur.  19  V.  70,  -1\  ^aXXl  *S, 
noch  im  folgenden  Verse ,    -1\  \^^3l  La  \ö\  Nominativ  und  Sub- 

ject,  sondern  im  ersten  Accusativ,  im  zweiten  Genetiv.  Schon 
aus  der  kurzen  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Erklä- 
rungen von  Sur.  19  V.  70  bei  Bakläwi,  I,  S.  oaI  Z.  21—26, 
geht  deutlich  hervor,  was  Ibn  Ja'is  S.  flf  Z.  17— S.  f\f  Z.  1 
zu  Mufassal  S.  1.    Z.  6 — 10  weiter   ausführt,    dass  Sibawaihi 

das  ihm  als  Relativnomen  geltende  ^\  im  koranischen 
*4jj,  wie  Logik  und  Grammatik  unerlässlich  fordern,  als  den 
von  ,..£iÄj  regierten  Accusa  tiv -.  eum  eorum  qui  u.  s.w., 
das  ü  der  zweiten  Sylbe  aber  nicht  als  Casusendung ,  v^? 
sondern  als  unveränderlichen  Auslaut  ohne  syntaktischen  Werth, 
pÜo  ,  betrachtet  hat.  Er  lehrt  nämlich:  wenn  nach  dem  Re- 
lativnomen ^1  in  Verbindung  mit  einem  Pronominalsuffix,  wie 
bisweilen  auch  nach  ^lAJt,   das  sich  darauf  zurückbeziehende 

Subjectpronomen  wegfällt   (s.  oben  die  Anm.  zu  II,  353,  Anm. 

~  s 
am  Ende)  ,   so  wird  ^\  wieder,   was  es  nach  Analogie  seiner 

Bedeutungsverwandten,    ^AJi ,    .ys  und  La.   ursprünglich  ist, 

äusserlich    unabwandelbar,   nimmt  aber,   wie  das  sei- 
tene  ^5>ÄJI,  für  sein  zweites  ^  vor  dem  Genetivsuffix  durch  alle 

Casus  den  Vocal  u  an   (s.  diese  Berichte  v.  J.  1874,   S.  140  u. 
141,  zu  I,  445,  17).    Ebenso  steht  ^i  in  dem  Verse  Z.  20,  re- 

giert  von  ^c  JL*i,  nach  Sibawaihi  virtuell  im  Genetiv.     Im 

dritten  Beispiele  Z.  7  v.  u.  aus  Sur.  4,  12  kommt  es  darauf  an, 


100     

o,ZZ 

ob  man  *£»!  als  Relativ-  oder  als  Fragnomen  auffasst :  im  ersten 


30,    , 


Falle  ist  es,  wie  in  Sur.  19  V.  70,  Objectsaccusativ  von  ,m.m<-Xj'  ^; 
eum  eorum  qui  u.  s.w.;  im  zweiten,  weit  näher  liegenden, 
in  Baidäwi's  Erklärung  allein  ausgedrückten  ist  es  Subjects- 
nominativ  des  Fragesatzes:  quis  eorum  u.  s.  w.  —  Siba- 
waihi's  Erklärung  hat  offenbar  etwas  Unnatürliches;  erstens  ist 
nicht  leicht  zu  begreifen,  wie  die  Verkürzung  des  Relativsatzes 
durch  Weglassung  des  Subjectpronomens  auf  die  Form  des  Re- 
lativnomens  verkümmernd  zurückwirken  könnte ,  während  im 
Gegentheil  zu  erwarten  wäre ,  dass  jene  logische  Verkürzung 
durch  eine  um  so  bestimmter  festgehaltene  Gasusbezeichnung 
des  Relativnomens  gewissermassen  ausgeglichen  würde ;  zwei- 

tens  soll  das  nicht  annectirte  ^\  in  diesem  Falle  die  volle  Ab- 
wandelbarkeit behalten  ,  das  annectirte  aber  sie  ganz  verlieren 
(S.  364  vorl.  u.  1.  Z.),  während  die  Genetivanziehung  sonst  im 
Gegentheil  unvollkommen  declinable  Wörter  zu  vollabwandel- 
baren erhebt.  Hierauf  besonders  weist  auch  der  Basrier  Al- 
Zaggäg,  der  sich  in  diesem  Punkte  den  Kufiern  angeschlossen 
hat,   als   auf  einen  Fehler  Sibawaihi's  hin,   Anthol.  grammati- 

cale  S.  210  Z.  6 — 8.  Die  Kufier  ihrerseits  behaupten,  ^\  als 
Relativnomen  sei  in  allen  Fällen  vollabwandelbar,  leugnen  jene 
angebliche  syntaktische  Bedeutungslosigkeit  des  ü,   und  fassen 

*^ji  in  den  "beiden  ersten  von  de  Sacy  aufgeführten  Beispielen 
so  wie  in  allen  ähnlichen  Fällen  als  ursprüngliches  Fragnomen, 
so  dass  der  dadurch  eingeleitete  Fragsatz  durch  eine  kühne 
Wendung  einen  collectiven  Einzelbegriff' in  demvomZusammen- 

hange  geforderten  Casus  darstellt,  ähnlich  dem  ^^.j),  ^J> 
_Lii  ^oJsJt  in  dem  Halbverse  Muf.  S.  fv  Z.  6  u.7:  »Sie  brach- 
ten Molken  —  hast  du  je  den  Wolf  gesehn?«  d.  h.  wolfgraue, 
mit  Wasser  verdünnte  Milch.     Während   die  Kufier  selbst  an 


der  bemerkten  Stelle  *.£j|  als  Relativnomen  im  Objectsaccusativ 
lesen1),  fassen  sie  die  andre  Lesart  *^|  als  Fragnomen  im  Sub- 


1)  Nachtrag  zu  den  Berichtigungen  am  Ende  des   I.  Bds.  von  Jahn's 

ö)i5  o  3 -£ 

Ibn  Jais:  S.  fll*'  Z.  5  *$jj  1.  *£jI.    Ebenso  bei  Prym,  De  enuntiationibus 


101     

jectsnominativ ,  mit  drei,  von  Baidawi  und  Ibn  Jacis  S.  flr*1 
Z.  7 — 14  aufgeführten  etwas  verschiedenen  syntaktischen  An- 
schlüssen ,  am  besten  nach  dem  zweiten :  »Herausgreifen  werden 
wir  dann  aus  den  Anhängern  jedes  Glaubens  —  :  welche  von 
ihnen  waren  am  widerspenstigsten  gegen  den  Allbarmherzigen'?« 
d.  h.  in  gewöhnliche  Prosa  auseinandergelegt:  Wir  werden 
fragen  (untersuchen) ,  welche  von  den  Anhängern  jedes  Glaubens 
am  gottlosesten  waren ,  und  diese  dann ,  von  den  übrigen  ab- 

gesondert,  zur  Hölle  fahren  lassen.  Mit  Prym  S.  109  +jj\  als 
ursprünglich  quisque  eorum  zu  fassen,    ist  nicht  möglich,   da 

^\  an  und  für  sich  diese  verallgemeinernde  thetische  Bedeu- 
tung erfahrungsmässig  nie  gehabt  hat  und  die  entsprechende 
relative,  quicunque,  quisquis,  erst  durch  seine  Verwandlung 
in  ein  conditionelles  Conjunctivnomen  mit  Perfectum  oder  Jus- 

sivus  erhält.)     Wie  in  der  Koranstelle  der  ganze  Satz  mit  *^j! 

.■>     ,  öS  o  )££ 

virtuell  im  Accusativ,  so  steht  in  dem  Verse  J*a^s5  *^j|  im  Gene- 
tiv :  »Wann  immer  du  den  Banü  Malik  begegnest,  so  grüsse  — : 
welcher  von  ihnen  ist  am  vorzüglichsten  *?«  d.  h.  so  sieh  zu. 
welcher  von  ihnen  einer  Be^riissuns;  am  würdigsten  ist,  und 

diesen  begrüsse.  Natürlich  kann  man  dieses  *gjj  auch,  wie  das 
in  der  Koranstelle,  collectiv  nehmen  :  welche  von  ihnen  u.  s.  w. 

—  Unter  den  auf  ^i  bezüglichen  Stellen  seiner  Anthologie  gram- 
maticale,  auf  welche  de  Sacy  in  der  Anmerkung  zu  S.  363  ver- 
weist, fehlt  die  aus  Azhari's  Commentar  zu  Ibn  Hisäm's  Kitäbu 
'l-icräb  can  kawä'idi  'l-icräb,  S.  210,  welche  einen  seltsamen 
Missgriff  veranlasst  hat.  Offenbar  ist  im  Texte  Ibn  Hisäm's 
S.  Af  1.  Z.  und  bei  Azhari  S.  210  Z.  3  statt  JL»  zu  schreiben 
aJIs  oder  stärker  &j  jls:  »das  sagen  Sibawaihi  und  seine  An- 


relativis  S.  28  Z.  6.     Der  Schriftsteller  will  sagen,    dass  die  Kufier  hin- 
sichtlich der  vollen  Declination  des  Relativnomens  zwischen  den  Fällen, 

wo  der  l\j(c  wirklich   ausgedrückt,    und   denen,    wo  er  hinzuzudenken 
ist,   keinen   Unterschied   machen.   —   In    der  betreffenden  Stelle  meines 

Baidawi,  I,  S.  öaI   Z.   23,    ist   statt  v_jj.xa-v8   zu  schreiben  yy^Ä/o  als  Zu- 
standsaccusativ. 


102     

hänger«,  oder:  »das  lehren  sie«,  — nämlich  was  vorhergeht: 
dass  ^\  in  der  besprochenen  Koranstelle  ein  Relativnomen  und 

das  darauf  zurückgehende  Subjectpronomen  j9  an  der  Spitze 
des   Relativsatzes    ausgelassen   ist;    wozu   dann  noch  kommt: 

»  Nach  ihm  (Sibawaihi)  geht  ^\  unabwandelbar  auf  ü  aus,  wenn 
es  einem  Genetiv  annectirt  und  das  Subjectpronomen  an  der 
Spitze  des  Relativsatzes  ausgelassen  wird«.  Hierauf  die  ent- 
gegengesetzte Lehrmeinung  :  »Diejenigen  aber,  nach  deren  An- 
sicht dieses  Relativnomen  nicht  als  unabwandelbar  zu  behan- 
deln ist,  im  Gegentheil  immer  veränderliche  Casusendungen 
annimmt,  sagen ,   dasselbe  sei  hier  —  in  diesem  Koranverse  — 

ein  Fragnomen ,  Subject  eines  Nominalsatzes,  und  lA^S  dessen 
Prädicat.  Dies  ist  die  Lehrmeinung  der  Kufier  und  mehrerer 
Basrier,  zu  denen  auchAl-Zaggäg  gehört«.  Jenes  verschriebene 
(jLs    in  Verbindung  mit  einem  lapsus  memoriae,  hat  nun  deSacy 

verleitet,  die  Lehrmeinung  der  Kufier  dem  Sibawaihi  zuzu- 
schreiben und,  angeblich  nach  der  Autorität  Azhari's,  in  den 
Text  Ibn  Hisam's  S.  ao  Z.  \  hinter  auub"  ^wOj  *jj.>-~*i  (jL'i  die  auf 
die  Kufier  bezüglichen  Worte  Azhari's:    &*/>lgiÜüwi    U^L^  ^9 

\J>^s>  Juilt,  Sl\X*/i  einzuschieben ,  die ,  wie  de  Sacy  selbst  sagt, 
weder  in  den  von  ihm  benutzten  zwei  Handschriften  des  Textes, 
noch  in  Hagi  Babä's  Commentar  an  jener  Stelle  stehen,  »et  qui 
cependant  nie  paroissent  absolument  necessaires«.  Wie  man 
aber  sieht ,  ist  dieses  Einschiebsel  sowohl  aus  dem  Texte  S.  ao 
Z.  1,  als  aus  der  Uebersetzung  S.  1 73  Z.  \\ — 13  zu  entfernen 
und  in  dieser  bloss  zu  schreiben:  C'est  ce  que  disent  Sibawa'ih 
et  ceux  qui  suivent  son  Systeme ,  mit  Unterdrückung  alles  Fol- 
genden bis  »et  que  vehementior  en  est  l'enonciatif «.  Verwunder- 
lich ist  dabei  besonders,  dass  de  Sacy  nicht  bemerkt  hat,  wie 
\)  die  von  ihm  an  unrichtige  Stelle  versetzten  Worte  mit  den 
darauffolgenden  in  unauflöslichem  Widerspruch  stehen,  2)  durch 
diese  Versetzung  das  JL'i  Z.  4  sein  einziges,  in  diesen  Worten 
bestehendes   Object  verliert   und    eine  völlige   Sinnlücke  ent- 

steht.     Zu   1 )  :   wäre  A^l  *^j!  in  diesem  Koranverse  nach  Siba- 
waihi  ein  Fragsatz  mit  *^j5  als  Subject  und  tX^t  als  Prädicat, 


103 


wie  könnte  dann  dieses  ^c!  mit  seinem  Nominativvocal  zugleich 
»unabwandelbar«  und  von  »Auslassung  eines  darauf  zurück- 
weisenden Subjectpronomens  im  Relativsatze«  die  Rede  sein? 
Zu  2)  :  die  oben  S.  102  Z.  12 — 14  übersetzten  Worte  Azhari's 
lauten  dann  :  Diejenigen  aber,  nach  deren  Ansicht  dieses  Rela- 
tivnomen nicht  als  unabwandelbar  zu  behandeln  ist,  im  Gegen- 
theil  immer  veränderliche  Casusendungen  annimmt,  sagen  — 
Sinnlücke) .    Dies  ist  die  Lehrmeinung  der  Kurier«  u.  s.  w. 

II,  365,  3  »/  sJbü«  über  die  durch  »laisser  en  suspenso  nur 

unvollkommen  ausgedrückte  Bedeutung  dieses  syntaktischen 
Kunstwortes  s.  die  Berichte  v.  J.  1881,  S.  190  u.  191,  zu  II, 
297,  6  u.  161). 

II.  365,   §  630.     Die  in  den  Berichten  v.  J.  1880,   S.  140 
u.  141  zu  II,  91,  12,   gegebene  Erklärung  der  Zusammensetzung 

und  eigentlichen  Bedeutung  dieses  L-j^;  Lj£j5,  zeigt  das  ur- 
sprüngliche ^ß\  als  nomen  indefinitum:  (irgend)  welcher, 
welche,    welches,  wie    -Tx  (irgend)    wer,    La  (irgend) 

was.  Weil  nun,  wie  dort  nachgewiesen,  das  folgende  \J>  nicht 
bloss  eine  inhaltslose  Demonstrativpartikel,  sondern  ein  ab- 
gekürzter  unselbstständiger  Vertreter  aller  Geschlechts-  und 

,  i 
Numerusformen  des  Demonstrativnomens  !ÄP  ist ,   muss  darauf 

als  Ergänzung  ein  durch  den  Artikel  determinirtes  Hauptwort 
oder  das  determinirte  Relativnomen  ^JJt  mit  einemRelativsatze 

folgen,  wogegen  die  vollen  Formen  5u\£i5,  »A^ji  u.  s.w.  sowohl 


in  derselben  Verbindung  als  ausser  derselben  und  selbstständig 
gebraucht  werden  können;  s.  Muf.  S.  II  Z.20flg.,  S.l.  Z.4  — 10, 
Ibn  Jacis  S.  111  Z.  2  —  19,  S.  fl  Z.8  — 22,  Dieterici's  Alfijah 
S.  Plv  u.  ru  V.  588  u.  589  mit  d.  Commentar. 


1)  Hierbei  bemerke  ich,  dass  dort  S.  191  in  der  Anm.  Z.  4  statt  i-lxJ 

o  - 

zu  schreiben  ist  /  i^*J. 


J04 


OrC 


11,365,  13   »iuLixJi«   sehr.  äüUatJf,    ebenso  Z.  16  u.  18 


jmÄjTu.  J.>JI,  und  Z.  21  au  nominatif  statt  »ä  l'accusatif«,  mit 
Wegfall  des  folgenden  Satzes;  s.  Muf.  S.  H  Z.  9—15,  IbnJais 
S.  US*  Z.  10— S.  Uf  Z.  3,  und  de  Sacy's  eigene  Berichtigung  in 

seiner  Alfiyya  S.  154.    Ein  solches  Ljul  ist  nicht,  wie  das  vorher 

besprochene,  Vocativ,  weshalb  es  auch  nie  ein  L  vor  sich  hat, 
sondern  zusammen  mit  dem  darauffolgenden  Hauptworte  No- 
minativ, als  Prädicat  eines  elliptischen  Nominalsatzes  mit  dem 
aus  dem  Vorhergehenden  zu  entnehmenden  Pronomen  der  ersten, 
beziehungsweise  der  zweiten  Person  als  Subject.    So  das  erste 


o,o     ;j-  / 


Beispiel  iüLaxiS   LgXji   UJ  ^äiS  *^:    0  Herrgott,    vergieb 

uns,  —  (wir  sind)  diese  besondern  Leute.  Umständ- 
licher Ibn  Jacis:  die  genannten  Leute  (wir)  sind  die 
(hiermit)  Gemeinten,  oder  mit  Umkehrung  des  Subjects 
und  Prädicats :  »die  (hiermit)  Gemeinten  sind  die  ge- 
nannten Leute  (wir)«.  So  gedacht,  ist  der  Besonderungs- 
satz  ein  formell  selbstständiger,  dem  Hauptsatze  beigeord- 
neter £.Lo|  Zamahsari  aber  fasst  ihn  als  einen  dem  Haupt- 
satze untergeordneten  Zustandssatz :  vergieb  uns,  so 
dass  wir  (unter  den  Andern)  eine  besondere  Classe 
von  Leuten  bilden.   Die  Besonderung  liegt  darin,  dass  nach 

dem  augenblicklichen  logischen  Vorhalte  ^\ ,  irgend  welche 
(Leute)  ,  der  bestimmte  Begriff' diese  Leute  (und  keine  an- 
dern) desto  stärker  hervortritt.  Wegen  des  auf  Nahes  hinweisen- 
den LP  aber  lässt  sich  diese  Besonderung  nur  auf  erste  und 
zweite  Singular-  une  Pluralpersonen  als  auf  gegenwärtige 
anwenden,  wogegen  man  wegen  innern  Widerspruchs  z.B.  nicht 

sagen  kann  iüLaÄJi  UxjS  LwjjJjts  *^if,  sie   (die  Abwesen- 

den)   haben  so  gehandelt,   sie,   die  Leute  hier. 

II,  365  u.  366,  §  632.  Der  Gegenstand  dieses  §  ist  aus- 
führlich behandelt  Muf.  S.  fi  Z.  15  — S.  IT  Z.  2,  Ibn  Jacis  S.  Ul" 
Z.  16  —  S.  Uf  Z.  17.    Nach  der  ausdrücklichen  Bemerkung  des 


105     

letztern   S.  Ui"  Z.  21  u.  22  ist  von  de  Sacy's  zwei  Vorschlägen 

,    Ol  >    o   - 

zur    Erklärung    des   besondernden   Accusativs    in    Vj*^    rj^, 

sUo^ii    ,-u.Ijw    -r^     aJUi  tiU  u.s.  w.  nur  der  zweite  anzunehmen, 

worauf  auch  de  Sacy  selbst  am  Ende  des  §  hinweist  durch  die 
Worte:    »Si  l'on  eüt  considere  Bleu  comme  vocatif,    il  auroit 

fallu  dire  &UI «. 


II,  367,  7 — 9  »^i  etant  du  nombre  des  mots  qui  restent 
indetermines  lors  meme  qu'ils  sont  en  rapport  d'annexion  avec 
un  complement«  wenn  nämlich  dieses  Complement  selbst  in- 


determinirt  ist,  wie  in  Ac>.  ^i,  quel  komme?  und  quel  homme! 

oder  wenn  die  begriffliche  Indetermination  von  ^\  die  begriff- 
liche Determination    seines   Complements    überwiegt ,    wie    in 

a^aS)  ,_^j'Lj  M?}  quiconque  d'entre  eux  viendra  che:-  moi .  je  l'ho- 

norerai.  Hingegen  ^\  fragend:  lequel  d'eux?  relativ:  celui 
d'eux  qui  — . 

=s    O  -  ,  O   * 

II,  370,  1   »L>-y>«  sehr.  -_-> ,   als  Adjectiv  von  ä^  ^5, 

eines  staubigen  Hügels,  wie  de  Sacy  selbst  schreibt  im  64.  Verse 
seiner  Ausgabe  von  Lebid's  Muallakah.  In  der  dort  beigefügten 
Uebersetzung  lautet  dieser  Vers  im  Zusammenhange  mit  dem 
vorhergehenden:  »lorsque  je  me  tenois  en  Observation  sur  une 
colline  poudreuse  dont  la  poussiere  touchoit  aux  drapeaux  de 

Tennemi«.    Auch  da  ist  -s>  für  gleichbedeutend  mit  wo.i  ge- 

nommen  und  das  Folgende  davon  abhängig  gemacht,  wogegen 
der  Commentar  zu  de  Sacys  (S.  i*\1)  wie  der  zu  Arnold's  (S.  lif) 

Texte  es  durch  tiAs-  (^o5  sehr  eng,  schmal,  erklärt  und 
den  Begriff  der  Nähe  aus  dem  prägnant  zu  fassenden  J,i  ent- 
wickelt;   s.  diese  Berichte  v.  J.  1 876,   S.  71. 

II,  370,  §  637.     Nach  de  Sacy's  Darstellung  möchte  man 
glauben,   dass  die  Fälle  des  Gebrauchs  der  Singularpronomina 


106     

y§>  ?£,  »,  lP  als  vorläufiger  Stellvertreter  nominaler  Einzel- 
begriffe und  ganzer  Sätze  sich  von  selbst  und  mit  innerer  Noth- 
wendigkeit  in  die  beiden  verschiedenen,  hier  und  im  folgenden 
Paragraphen  beschriebenen  Arten  scheiden ;  warnt  er  doch  S.  371 
Z.  7  flg.  ausdrücklich  vor  Verwechselung  der  einen  Art  mit  der 
andern.  Aber  viele  Fälle  lassen  sich  ebenso  zu  der  einen  wie 
zu  der  andern  ziehen,  und  der  Gegenstand  gehört  überhaupt  zu 
den  zwischen  den  Basriern  und  den  Kufiern  streitigen  Punkten. 
Jene  erklären  alle  dazu  geeigneten  Fälle  im  Sinne  von  §  638, 
diese  in  dem  von  §  637.  So  stellt  Baidäwi  als  Basrier  in  dem 
ersten  Beispiele  bei  de  Sacy.  Sur.  22  V.  45,  die  Erklärung  des 

LP  in  Ljyli  als  &öäS!   -**ä>  vor  die  andre  als  )&iij&  ^c  ^^o 

.A**ä^Ji    und  so  fasst  er  auch  das  j.P  in  «As>l  *XHj.P  Sur.  112V.1, 

vor  jeder  andern  Erklärung,  wie II, 372,  1  u.  2,  als  ^LiJI  jt**+o. 
Ibn  Jacis  zu  dem  die  basrische  Lehre  darstellenden  Abschnitte 
des  Mufassal ,  S.  fi*f — fi*%  sagt,  die  Auffassung  eines  solchen 
Pronomens    als   vorläufiger   Hinweisung   auf   den   Inhalt   eines 

ganzen  folgenden  Satzes,  ...LxJI  j^+to  oder  &aäH  j*+*o,  sei  die 

der  Basrier  und  des  Kufiers  Al-Kisäi,  die  andre ,  als  vorläufiger 
Hinweisung  auf  einen  folgenden  bestimmten  Einzelbegriff, 
-*j«*&cii  fcbjyä  ^c  jt+te-,  die  des  Al-Farrä  und  der  übrigen 
Kufier.  Nach  beiden  Auffassungen  ist  dieser  logische  Vorhalt 
an  und  für  sich  inhaltslos  und  dient  eben  durch  seine  Unbe- 
stimmtheit dazu,  die  Aufmerksamkeit  auf  die  folgende  Erklärung 
zu  lenken.  Al-Wähidi  im  Commentare  zu  Mutanabbi  folgt  in 
der  Erklärung  der  ersten  drei  Beispiele  zu  §  637,   wie  de  Sacy 

selbst,  den  Kufiern  und  sieht  auch_j.P  in  «A>i  *JlH_jP,  im  Gegen- 
satze zu  Baidäwi  und  zu  II,  372,  1  u.  2 ,   als  vorläufigen  Stell- 

Vertreter  von  jJÜi  an:  »Er,  Gott,  ist  Einer«;  s.  Dieterici's 
Mutanabbi  S.  lil*  Z.  4 — 1  v.  u.  —  Oft  erlaubt  die  Natur  der 
Sache  selbst  nur  diese  letztere  Auffassung ,  wie  in  dem  Halb- 
verse II,  371,  4,  wo  das  Versmass  Basit  die  Verwandlung  von 

L5>Lüu22äs  in  \j^ai  oder  Uä-^'s  verlangt.  Ebenso  in  dem  Verse 
der  Hamäsah,  auf  welchen  Anm.  1    zu  §  637  hinweist :  ^£=>"% 


107 


5> 


Z+iJ    L^j.äj    l£UJb».:    »Aber  wir   haben    sie,    edle  Seelen, 

schwer  belastet«,  wenn  man  nach  der  zweiten  von  Tebrizi 
gegebenen  Erklärung  das  LP  als  logischen  Vorhalt  auffasst :  »Das 
Accusativsuffix  ra ha  In  aha  kann  sich  auch  auf  die  Seelen  be- 
ziehen, so  dass  es  directes  Verbalobject  ist  und  der  Dichter  das 
Pronomen  vor  dem  Nomen  selbst,  dann  aber  in  erklärender 
Weise  nufüsan  alsPermutativ-Apposition  l)  davon  gesetzt  hat. 
Der  Sinn  ist :  »wir  haben  unsere  edeln  Seelen  schwere  Schick- 
salslasten tragen  lassen«.  Uebrigens  sind  diese  beigeordneten 
Erklärungen  bald  indeterminirt,  wie  in  den  so  eben  angeführten 
Beispielen,  bald  determinirt .  wie  in  dem  Verse  II,  371,  1,  und 
in  Wright's  Kämil  S.  v!f  Z.  9  : 

»Indessen  ist  sie  selbst,  die  Zeit,  jetzt  durchaus  so  wunderlich 
geworden,  dass  in  ihr  nichts  mehr  geschieht,  worüber  man  sich 
wundern  könnte«. 

In  dem  unrichtig  hierher  gezogenen  letzten  Beispiele  auf 
S.  370  kann  Sil».  —  wie  auch  S.  371   in  Anm.  I    Z.  3  u.  4 

statt  ä.^o>  zu  schreiben  ist  —  schon  der  Verschiedenheit  des 

Casus  wegen  nicht  als  Permutativ  des  Genetivs  L?  in  UJ  gelten, 
was  de  Sacy  selbst  in  der  obengenannten  Anmerkung  nach- 
trägt;    es   ist  vielmehr   ;-^i',    könnte    daher    auch    ö.^>    .y* 

heissen;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1876,  S.  68  zu  I,  476,  18 — 20, 
und  S.  83  zu  I,  493,  §  1086. 

II,  371,  10  u.  11  »le  sujet  d'une  proposition«  sehr,  une 
proposition  toute  entiere,  —  nach  de  Sacy  selbst  in  Anm.  2  und 
in  der  parenthetischen  Erklärung  der  beiden  Sätze  S.  372  S.1 — 4; 
vgl.  Ibn  Jacis  S.  ft*f  Z.  9 — 13.  Man  könnte  annehmen,  de  Sacy 
habe    sagen  wollen ,    dass  ein  solches  Pronomen   sich  zu  dem 


I)  So,  JAj  ,  ist  zu  schreiben  statt  i*£*J  S.  XL  Sp.  2  Z.  7  des 
zweiten  Bandes  von  Al-Makkari  in  meiner  Anmerkung  über  diese  Art 
logischer  Anticipation,  und  in  derselben  Zeile  II  statt  I.  Leber  die  Be- 
rechtigung dieser  Art  Permutativ -Apposition  zu  einem  Pronomen  der 
dritten  Person  s.  MuL  S.  f\  Z.  3  v.  u.  flg. 


108     

darauf  folgenden  erklärenden  Nominal-  oder  Verbalsatze  ver- 

halte  wie  das  Subject  eines  Nominalsatzes,  LXX*^,  zu  seinem 
Prädicat,  _*j>,  was  ganz  richtig  wäre  ;  aber  dieselbe  Verwechse- 
lung von  Satz  und  Satzsubject  kehrt  wieder  S.  372  in  d.  Anm. 

Z.  14 — 16,  wo  es  heisst:  »il  (das  Suffixum  s  in  aol  Anm.  2  Z.  4 
und  Z.  8)  represente  seulement,  avec  tout  le  vague  possible, 
une  idee  qui  doit  servir  d'inchoatif  aux  propositionsyal  sL>  iA3 
äJo.  et  *fjL*ol  La  *f»^>/9  lesquelles  fönt  la  fonction  d'enonciatif«. 
II,  371,  1.  Z.  »l'aventure«  sehr,  lefait. 

II,  373,  6  v.  u.  »Jf  sehr.  j5.  —  4  v.  u.  »tandis  que  nous 
n'avons  pas  fait«  genau  nach  dem  Texte:  tandis  quTon  ne  fäit 
pas,  ohne  Bezeichnung  bestimmter  Personen. 

II,  373,  Anm.  Z.  5  —  1  v.  u.  Damals  ÜAaäii  j:^«o  sich 
nicht  auf  das  Subject  des  erklärenden  Satzes ,  sondern  auf  die 
in  dem  Satze  enthaltene  Thatsache,  Kxi'i,  bezieht,  so  steht  logisch 

5«         So,.  <  '  , 

dem  *jL's  Jui  ^£  nichts  entgegen,  und  de  Sacy  sagt  mit  seinem 

»n'est  admis  qu'en  theorie«  etwas  zu  viel;  s.  darüber  Ibn  Jacis 
S.  fj*ö  1.  Z.  und  S.  fn  Z.  1. 

II,  375,  Anm.  1  Z.  5  u.  4  v.  u.  »Suivant  quelques  gram- 
mairiens«  genauer:  suivant  les  grammairiens  de  Coufa  ;  s.  Bai- 
däw!  zu  der  angeführten  Stelle  Sur.  2  V.  138.    Diese  Verschie- 

denheit  in  der  Erklärung  von  j  —  .J  bildete  überhaupt  einen 

der  Streitpunkte  zwischen  den  Basriern  und  den  Kufiern ;  iu 
Al-Anbäri's  Verzeichniss  derselben  ist  es  Nr.  88:    »Die  Kufier 

behaupten,  -,! ,  wenn  darauf  j  folgt,  bedeute  Lo  (nicht)  und 
3  bedeute  Sl;  die  Basrier  hingegen,  es  sei  aus  ^\  verkürzt 
und  das  j  diene  zur  Verstärkung  der  Aussage«,  ebenso  wie 
nach  ^l  selbst.    Ueber  die  wahre  Bedeutung  der  basrischen  Be- 


109 


nennung  dieses  3?  Xä.läJl   *^Ut  oder  xIoLäj!  *^Ui   (wie  bei  Bai- 

däwl,  I,  S.  a1  Z.  22  s.  diese  Berichte  v.  J.  1876,  S.  93  zu 
I,  505,  3.     Zur  Beseitigung  der  Bedenken  Trumpp's  in  seinem 

Aufsatze   über  die   Construction  von  ^    und  ^S    (2.   Heft    d. 

Sitzungsberichte  der  philos.-philol.  u.  hist.  CI.  der  k.  b.  Aka- 
demie d.  Wiss.  v.  J.  1877,  S.  132  u.  123  Anm.  1)  gegen  meine 
Berichtigung  von  de  Sacijs  Erklärung  diene  die  Bemerkung,  dass 
«i.lsji  j»^lil  bei  Al-Färisi  nach  dem  Gommentar  zu  Dieterici's 
Alfijah  S.  11  Z.  10  ebenfalls  das  unterscheidende,  nicht 
das  trennende  oder  örtlich  auseinander  haltende  bedeutet,  wie 
auch  die  aanze  Stelle  dort  S.  11  Z.  1 — 16  zeist,  dass  es  sich  hier 
um  einen  blossen  Wortstreit  handelt.     Sibavvaihi  nennt  das  be- 

treffende  j  vor  dem  Prädicate  /  ä-äli  oJLi=o  ,JÜS   sLxjobJt   p^, 

Al-Färisi  hingegen  schlechthin  /  «LäJi  ^  mitAbweisung  der  nach 

ihm  nur  dem  j  vor   dem  Subjecte    zukommenden  Benennung 

^LX^H   ^ ,   welche  aber  z.  B.   auch  Zamahsari  im  Muf.   S.  of 

Z.  3  u.  4  von  dem  3  vor  dem  das  Prädicat  einleitenden  7^*/to1) 

Jo^ä^  gebraucht,  nach  der  wunderlichen,  auch  bei  Baidäwt,  I, 
S.  to1  Z.  12 — 14,  und  im  Commentar  zur  Alfijah  S.  1o  Z.  1 — 4 

angeführten  Schulmeinung ,  jenes  3  habe  seine  ursprüngliche 
Stelle  immer  vor  dem  Subjecte,  beziehungsweise  vor  dem  das 

Subject  einleitenden  ..,1,  und  sei  im  letztern  Falle,  um  nicht  zwei 

Versicherungspartikeln  zusammenkommen  zu  lassen,  von  da  hin- 
weg vor  das  Prädicat  versetzt  worden. 


■1)  Dieses  »Scheidungspronomen«  bedeutet  auch  seinerseits 
nicht  Pronomen  zur  Trennung,  sondern  zur  Unterscheidung  zwi- 
schen appositionellem  Adjectiv  und  Prädicat;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1 880, 
S.  145  flg.  zu  II,  103,  5  u.  6,  Dieterici's  Alfijah  S.  1v  Z.  4—3,  und  Nr.  1a 
von  Al-Anbäri's  Verzeichniss  der  Streitpunkte  zwischen  den  Basriern  und 
Kufiern. 


110 

II,  375,  Anui.  I,  Z.  3 — 1  v.  u.    De  Sacy  scheint  übersehen 

zu  haben,  dass  die  Annahme,  das  regierende  Verbum  ^J6  stehe 
im  Femininum   durch   eine  von   dem   nachfolgenden  Prädicate 

dl^auf  dasselbe  ausgeübte  Rückwirkung,  in  directem  Wider- 
spruche steht  mit  der  im  Texte  von  ihm  selbst  vorgetragenen 
Erklärung  der  arabischen  Grammatiker. 

II,  376,  Anm.  1 .  lieber  die  beiden  verschiedenen  syntakti- 
schen Stellungen  des  *£>  in  diesem  Satze ,  jenachdem  man  das 
folgende  Wort  mit  den  kanonischen  Koranlesern  in  den  Accusa- 
tiv    .'-OsLiJ ,  oder  grammatisch  möglicher  Weise  in  den  Nomi- 


5     ,0~: 


nativ  ,-,j.'iLii  setzt,  s.  diese  Berichte  v.  J.  1880,  S.  145 — 148 
zu  II,  103,  5  u.  6. 

II,  377,  16.    Tantawy,  Observations  &c.  S.  489:  »Dans  le 

vers:  ±\  U\s  .UJJI1)  ^la^l  JuLN  lii  au  lieu  de  J^ljJi  iii  avec 
un  •.  »c'est  moi  qui  fournis  ä  leur  subsistance « ,    il   faut  lire : 

OolÄJf  \j\  avec  un  ö:  »c'est  moi  qui  suis  leur  protecteur«,  etc. 
—  Ce  vers  est  tire  d'une  satire  de  Farazdac  contre  Djerir.  Fa- 
razdac  s'etait  lie  les  pieds  et  avait  fait  voeu  de  ne  pas  defaire 
ses  liens  avant  d'avoir  appris  par  coeur  tout  le  Gor  an.  Djerir, 
son  ennemi,  profita  de  la  retraite  du  poete  pour  ecrire  une  satire 
contre  sa  tribu.  Farazdac  lui  repondit  Sans  delai  par  une  satire 
dans  laquelle  il  dit: 

»Quoique  je  sois  retenu  par  des  liens  que  j'ai  fait  voeu  de  por- 
ter,  cela  ne  m'empeche  pas  de  defendre  l'honneur  de  ceux  de 


1 )    So  Tantawy  nach   dem   gesicherten   Texte  Farazdak's ,    ohne  de 
Sacy's  j»L*l\J!  auch  nur  zu  erwähnen;  s.  Ztschr.  d.  D.  M.  G.  5.  Bd.  v.  J. 

1851,  S.  394  unten,  wo  auch  schon  über  das  unmögliche  »  Li!  «  statt  Li) 
ana  das  Notlüge  gesagt  ist.  De  Sacy  erkennt  dieses  ana  weiter  unten 
S.  507  Anm.  2  selbst  an. 


—    111    

ma  tribu.  C'est  rnoi  qui  suis  leur  protecteur  et  le  defenseur  de 
leurs  droits;  il  n'y  a  que  moi  ou  mes  semblables  qui  puissions 
repousser  les  attaques  faites  ä  leur  honneur«. 

II,  379,  8  v.  u.  SUac  ist  zwar  nicht  »nom  d'action«,  xUiw, 
sondern  .Ju^*  **J,  hat  aber  hier  nach  dem  in  diesen  Berichten 
v.  J.  1881,  S.  141  —  144  zu  II,  162,  3,  Bemerkten  noch  ganz 
die  Bedeutung  und  Construction  des  Infinitivs  .tliaei ,  wie  dort 
S.  143  Z.  18  u.  19  das  gleichbedeutende  Ä-iac. 

II,  379,  5  v.  u.  Tantawy,  Observations  etc.  S.  490 :  »Dans 
le  vers : 

cliaÄ-wo  s-  £"^J  UXäÄ/Cj  l£aS  .-r*^)  o^o^  'U^j  ^Ls 

le  pronom  LP  ne  se  rapporte  pas  ä  wie  beaute ,  comme  l'a  sup- 
pose  M.  de  Sacy,  mais  ä  un  cheval,  nomme  Sekäbi,  comme  on 
le  voit  d'apres  les  vers  suivants  adresses  a  un  Prince  par  un  des 
enfans  de  Tamime : 

> 

»0  Prince,  de  qui  daigne  le  ciel  ecarter  toute  malediction,  Se- 
käbi est  pour  nous  un  (ami)  eher,  un  (objet)  precieux  qui  ne 
peut  ni  se  preter  ni  se  vendre ;  (un  ami)  auquel  nous  sommes 
attaches  et  pour  lequel  nous  sommes  preis  ä  nous  sacrifier,  (un 
ami)  ä  la  nourriture  duquel  nous  pensons  avant  de  penser  ä 
celle  de  nos  enfans,  un  descendant  de  deux  coursiers  dont  la  ge- 
nealogie  remonte  jusqu'ä  Koura'1).  0  Prince,  de  qui  daigne  le 
ciel  ecarter  toute  malediction ,  cesse  de  desirer  la  possession  de 
ce  cheval,  tu  peux  demander  ä  sa  place  toute  autre  chose,  nous 
te  la  donnerons«. 


1)   Nach  dem  Zusammenhange  Eigenname    eines   edeln  Rosses  der 
vorzeit. 


112 


On  dit  en  arabe :  s->e&>i  U^  1l\=-S  *Xa  refuser  ä  quelqu'un 
une  chose  en  lui  offrant  ä  sa  place  une  autre  chose,  ä  la  place 
d'un  objet  demande  en  offrir  im  autre.« 

II.  380.  4  v.  u.  v>du  juste«  entweder  ist  nach  dem  Text- 
worte  /  iJLXxaJS  zu  schreiben:  deVami  sincere,  oder  das  Text- 


5 


wort  in  /  iJiA^I  zu  verwandeln.  —  3  v.  u.  »  _b.L*ö«  sehr.  JaU-ö 

, :, -  > 
oder  _bJUö. 

II,  381  ,  1   und  §  657  »^^J  ou  ,~**aJ  ce  n'est  pas  moia 

u.  s.w.    Das  Genauere  über  die  verschiedene  Anwendung  und 

Construction  von  j**J  geben  diese  Berichte  v.  J.  1864,   S.  324 

zu  I,  579,  1. 

II,  381,  §  659.  Statt  des  unbestimmten  »quelquefois«  ist 
zu  schreiben:  avec  les  verbes  de  coeur;  s.  Muf.  S.  IIa  Z.  15 
— 21 .  Bei  den  ersten  und  zweiten  Verbalpersonen  hat  dieser 
reflexive,  beziehungsweise  reeiproke  Gebrauch  der  entsprechen- 
den Personalpronomina  für  uns  nichts  Befremdendes,  weil  er 
mit  unserem  eigenen  Sprachgebrauche  übereinstimmt ;  wohl 
aber  bei  den  dritten,  wo  wir  bei  übrigens  ähnlicher  Ausdrucks- 
weise für  beide  genera  und  numeri  im  Accusativ  wie  im  Dativ 

das  reflexive  und  reeiproke  sich  anwenden:    UJac  »L  =  L^\. 

f^iäc  &ii,   er  hielt  sich  für  gross,   sibi  magnus  visus  est  =  er 

meinte ,  dass  e  r  (selbst)  gross  wäre.  —  In  dem  Verse  aus  der 
Mu  allakah    Tarafah's    ist    statt    iA^o.»   mit    den    Ausgaben    zu 

^  ü  - 

schreiben  lXjo^o 

II,  382,  9  v.  u.  De  Sacij  schreibt  A3U  AjjLc  und  Aj>L>  Aj>l> 

in  der  Meinung  ,  der  Dichter  habe  durch  die  Wiederholung  des 
Eigenschaftswortes  in  demselben  Casus  einen  hohen  Grad  der 
bezüglichen  Eigenschaft  ausgedrückt,  und  übersetzt  demgemäss 
»hommes  d'une  sagesse  consommee«  und  » insenses  de  la  plus  pro- 
fonde  sottise«.  Aber  dies  ist  gegen  den  arabischen  Sprach- 
gebrauch ;   man  lese  statt  des  zweiten  Genetivs  im  Nominativ 


113 


Ajjlc  und  Aj$>L>  als  Prädicat  von  Jjjlc  *i    und  J^L>  ^   wört- 

lieb :  Gar  mancher  Verständige  ist  ein  Verständiger  dessen  Be- 
strebungen erfolglos  geblieben  sind,  gar  mancher  Unverstän- 
dige aber  ein  Unverständiger  den  man  vom  Himmel  reich  ge- 
sesnet  sieht. 

II,  385,  14.     Tantawy,    Observations  &c.    S.  490  u.  491  : 
»Dans  le  vers  ;ii  v^wcl^  JsiLw,  au  lieu  de  xblÄwi  oJ  J,*,  »sans 

que  nous  ayons  voulu  le  faire  tomber«,  lisez  xbliLw!  Jy  _Jj  »sans 
qu' eile  ait  voulu  le  faire  tomber«.  (Voyez  Aghäni  ä  Tarticle  de 
Xäbigha  Kijj)«. 

II,  386,  12  »oyl>»  sehr,  cya>,   Sur.  4  V.  92. 


J  o 


II,  388,  7.  Die  Erklärung  durch  aJ./o  .^ää  ist  allein  zulässig 

7  7  O  >..  O 


j-  -' 


>>      ,  6      ., 


da  si^s  die  Indetermination  von  i^äi  in  das  gerade  Gegentheil 

verwandelt.    Es  ist  dieselbe  Ellipse  wie  bei  dem  Prädicat  von 

~Ji  in  ^Jdü  jjjö3,    Muf.  S.  ir  Z.  13  u.  14,  Ibn  Jacis  S.  [f| 

Z.  5—13. 

II,  389,  Anm.  Bei  den  Worten:  »On  pourroit  contester  le 
Systeme  des  grammairiens  arabes,  qui  n'admettent  de  proposi- 
tions  qualificatives  que  lorsque  Tantecedent  est  indetermine« 
scheint  de  Sacy  nicht  an  die  Ausnahmsfälle  gedacht  zu  haben, 
von  denen  er  selbst  oben  S.  262  in  §  i 40  spricht,  wie  Ibn  Hisam 
in  der  dazu  angeführten  Stelle  der  Anthologie  grammaticale. 
Mit  Hinzunahme  dieser  ausdrücklich  anerkannten  Einschränkung 
der  allgemeinen  Begel  möchte  au  der  Lehre  der  arabischen 
Grammatiker  von  den  Qualificativsätzen  nichts  auszustellen  sein. 

II,  390,  \  1  u.  12.  De  Sacy  schreibt  J.C  rJ^.  q5  o~^  und 
übersetzt :  je  ni'etonne  qu'il  se  revolte  contre  moi,  als  ob  der  ara- 

o  £        j    o      - 

bische   Conjunctiv   nach  ...i   c>-^  dem   französischen   nach  je 

.nietonne  que  entspräche.  Das  Französische  verlangt  nach  je 
nietonne  de  ce  que  den  Indicativ  zur  Darstellung  der  Thatsache 
als  objeetiver  Ursache  der  Verwunderung  ,  nach  je  ni'etonne  que 
aber  den  Conjunctiv  zur  Darstellung  derselben  als  Gegenstand 

1883.  8 


114     

subjectiver  Empfindung.  Diesen  Gebrauch  des  Conjunctivs  kennen 
aber  die  semitischen  Sprachen  überhaupt  nicht,  und  auch  das  Ara- 
bische macht  in  dieser  Beziehung  keinen  Unterschied  zwischen 

q!  £**  o^#  und  .J  c^.^-     S.  diese  Berichte  v.J.  4  880,  S.  95 

u.  96.   Dagegen  kommt  hier  der  Unterschied  zwischen  xyoLJt  ^.1 

und  XLJ&SI  ^  üää^Ui  ^  in  Betracht.  De  Saci/'s  r  3r.  q'  würde 

die  Auflehnung  als  etwas  zu  Erwartendes  oder  Erwartetes  dar- 
stellen: ich  wundremich,  d  a  s  s  (ob)  er  sich  gegen  mich  auflehnen 
wird;  dem  französischen  je  m'etonne  qu'il  se  revolte  aber  ent- 

5    .>   O    ,       G    £  >JO,        )i£  DO,        J~£      O 

spricht  nur  _  ,^.  ,.,!  statt  _  3?.  *j'  =  —  -^-  *ji  ,•*< 


II,  390,  Anm.  Der  hier  besprochene  Gegenstand  bildet 
einen  Streitpunkt ,  hinsichtlich  dessen  Al-Halil  und  Al-Kisai 
gegen  Al-Farra  und  Sibawaihi  zusammenstehen.   Zu  Sur.  2  V.24 


">  *  w      m    *  *         -        O    *         ü  «&  O      ..   O 


&*?•**   U  ^Li/«  v_j.^j   ,..!  .  -~^=u.**.j  ^  t\JJi    ,..!  bemerkt  Baidawi 


o£ 


S.  fj*  Z.  14  u.  15:  »^  mit  seinem  Conjunctionssalze  steht  nach 

o 

Al-Halil  durch  Hinzudenken  von  ^.a  virtuell  im  Genetiv;   nach 

Sibawaihi  hingegen  dadurch,  dassdas  Verbum  nach  Weglassung 
dieser  Präposition  sein  Gomplement  unmittelbar  regiert,  im  Ac- 
cusativ.«  Saihzäde  in  seinem  Supercommentar  führt  dies  weiter 
so  aus  :  »Al-Halil  und  Al-Kisai  behaupten,  dass  jede  Präposition, 
auch  wenn  sie  bei'm  Zusammenkommen  mit  dem  den  Accusativ 

regierenden  ^A  und  dem  das  Imperfeclum  in  den  Conjunctiv 

setzenden  ^J.  wegen  der  durch  dieses  Zusammenkommen  ver- 
ursachten Schwerfälligkeit  des  Ausdrucks  nach  allgemeinem 
Sprachgebrauche,  unter  der  Bedingung,  dass  dadurch  keine  Un- 
deutlichkeit  entsteht,  weggelassen  wird,  doch  in  Gedanken  zu 
ergänzen  und  als  syntaktisch  wirksam  zu  betrachten  ist,  so  dass 
es  ebenso  ist  als  wäre  sie  da  und  würde  ausgesprochen  ,  wes- 
wegen dann  auch  ihre  syntaktische  Wirkung,  die  Setzung  des 
von  ihr  regierten  Wortes  oder  Satzes  in  den  Genetiv,  fortbesteht, 

wie  wenn   man  sagt :  ,Jl*s$  aJlH ,   bei  Gott,  ja  das  werde 


115 

ich  thun!   mit  &Üi  im  Genetiv  durch  Ergänzung   der  Schwur- 
präposition ^.« 

So?  ~Z 

II,  390,  Anm.   Z.  8    »ui«   sehr.   Iji ;    s.  oben   d.  Anm.    zu 
II,  377,  16. 

II,  392,  15.    Zu  form-  und  sinngemässer  Erklärung  bedarf 

>  *■  ,  öS 

dieses  aut^i,  mit  Acc.  der  Person,  nicht  der  Annahme,  es  liege 

o-  -      ,  ,  o£ 

ihm  ein  prägnantes  nJ^c  %j*^  zu  Grunde:  »il  o  repandu  sur  lui 
ses  e/ons  en  abondance«.  das  aber  mit  Unterdrückung  der  Prä- 

5   ,    -   OC 

posilion  in  ein  unmittelbar  transitives  \***»!  zusammengezogen 
worden  sei;  es  genügt  die  einfache  Gleichstellung  mit  iyttJin: 
er  hat  ihn  aus  der  Bedrängniss  befreit,  ihm  aus 
der  Not h  geholfen.    Neben  iyttJin  steht  im  Hebräischen  das 

.,  .  .  >  ,  ,  öS 

gleichbedeutende  mittelbar  transitive  15  SplEIH ,  neben  *****!  im 

Arabischen  &I  *^l  im  eigentlichen  Sinne:  er  hat  ihm  Raum 
geschafft,   Platz  gemacht,  Dozy,  Suppl.  II,  S.  803  Sp.  2. 

II,  393,  6 — 8.     Tantawy,  Observations  etc.   S.  491  :   »Dans 

le  vers  £.\  /  ä)jtl il  >«_*:>  o^>,   au  lieu  de  ci^Ji  j'ai  fait  serment 

de  ne  jamais  manger,  il  faut  lire  :  o.Jf  tu  as  jure  que  je  ne 

mangerai  jamais  etc.  Amr,  fils  de  Hind,  ayant  eu  connaissance 
d'une  satire  ecrite  contre  lui  par  Moutalammis,  avait  deeide  de 
le  faire  mourir;  il  avait  jure  ä  cette  occasion,  que  Moutalammis 
ne  mangerait  plus  des  grains  de  l'Irak.  Le  poete  etant  parvenu  ä 
se  sauver  en  Syrie,  composa  alors  contre  Amr  une  seconde  Sa- 
tire qui  commence  ainsi : 

i^^vJi  äjjyüi  j  aXSb  w^S3  ***bl  ^lXj'I   (j'|r*M   v^  «s*ä^ 

»Tu  as  jure  que  jamais  je  ne  mangerai  des  grains  de  l'Irak ,  et 
ces  grains  seront  manges  par  les  vers  dans  les  villages.  Mais  ni 
ä  Bousra  ni  ä  Damas ,  lorsqu'on  y  battait  les  gerbes  de  ble,  on 
ne  connaissait  le  serment  que  tu  as  fait  (c.-ä-d.  je  suis  dans  un 
pays  oü  tu  n'as  pas  d'ordres  ä  donner  et  je  n'ai  rien  ä  craindre 

8* 


116     

de  ta  pari.)  Voyez  Souyouli  dans  son  commentaire  des  vers  du 
Moughni.« 

Nach  einer  von  Tantawy  angeführten  Bemerkung  dieses 
Commentars  zum  ersten  Verse  wird  Amr  in  dessen  zweiter 
lliilfte  des  Kornwuchers  beschuldigt :  »und  das  Korn  wird  sich, 
obgleich  du  es  für  immer  erhalten  möchtest,  nicht  halten,  im 
Gegentheil  schnell  verderben  und  von  den  Würmern  gefressen 
werden,  wie  der  schändliche  Wucher  damit  es  verdient.« 

II,  393,  12 — 15.     Die  andere  von  Tabrizi  vorgeschlagene 

Erklärung  des  von  dem  einfach  transitiven  Verbum  J.o  regier- 
ten zweifachen  Objectsaccusativs  in  diesem  Verse  der  Hamäsah 
S.  m  Z.  12  s.  oben  S.  4  07  Z.  1  —  9  in  derAnm.  zu  S.  370  §  637. 

II,  393,  4  v.  u.  &JL*.'ä  _£  ist  richtig  vocalisirt,   aber  nicht 

richtig  erklärt  »wwe  mechante  race«  statt  r>la  plus  mechante  racea, 
s.  diese  Berichte  v.  J.  1881,  S.  193—195  zu  II,  302,  9  u.  10. 
Beide,  Vocalisation  und  Erklärung,  sind  verfehlt  in  Dieterici's 
Alfijjah  S.  f1P  Z.  2  und  seiner  Uebersetzung  von  Ibn  "Akil'sCom- 

mentar  zur  Alfijjah  S.  194  Z.  5  u.  6  :    »xLuä  J&   die    übelsten 

s ,  '  =  - 

als  Stamm«.    .^  mit  specificirendem  Accusativ  idL*5  wäre 

Comparativ  :  schlechter  an  Stamm  ===  von  schlechterem  Stamm, 
und  würde  zur  Vervollständigung  des  Sinnes  irgend  ein  aus- 
gedrücktes oder  hinzugedachtes  secundum   comparationis  ver- 

langen,  wie  *P-^i  ,•»/),  als  andre;   aber  als  Superlativ  gefasst, 

kann  -ü  nur  entweder  einen  in  de  terminirten   Genetiv 

als  qLj,  oder  einen  determinirten  Genetiv  als  Bezeich- 
nung des  Ganzen,  von  dem  der  Superlativ  einen  Theil  bildet, 
zu  sich  nehmen;  s.  die  oben  angeführte  Stelle  dieser  Berichte, 
S.  194  Z.  14  flg.  —  Von  der  seltenen  Auslassung  einer  Präpo- 
sition mit  Beibehaltung  des  von  ihr  regierten  Genetivs  handelt 
auch  Mufassal  S.  ||*f  Z.  18  u.  19. 

II ,  394,  §  685.  Ueber  das  eigentliche  Wesen  dieses  l* 
aüoLSi  oder  äüuii  s.  diese  Berichte  v.  J.  1878,  S.  96  zu  I,  539, 
§  1180. 


117     

II,  395,  3  »oUa£«  statt  des  von  allen  kanonischen  Koran- 

,0  - 

lesern  Sur.  23  V.  38  angenommenen  oL^P,  wie  auch  de  Sacy 
I,  432,  1    schreibt,  wogegen  er  I,  545,  5  v.  u.  ol^uP    oU^ 

und  oLuP  giebt,  als  die  drei  gewöhnlichsten  neben  den  vielen 

seltneren  Formen  dieses  Wortes,  über  welche  s.  Baidawi  zu  der 
angeführten  Koranslelle  und  M.  al-M.  S.  PH.  Ueber  de  Sacys 
Irrthum  hinsichtlich  der  Bedeutung  desselben  s.  diese  Berichte 
v.  J.  1874,  S.  128  zu  I,  432,  2  u.  3 ,  und  v.  J.  1878,  S.  114 
zu  I,  545,  §  1190. 

II.  395,  8  v.  u.  flg.    Nach  den  von  Lane  S.  254  unter  »Ju 

„  o  - 

angeführten  einheimischen  Auslegern  dieses  Verses   bildet  &L 
i$\    einen  völlig  abgeschlossenen  parenthetischen  Satz   in 


w   •>  CG- 


anderer  Bedeutung  als  der  von  de  Sacy  angenommenen :  sie  (die 
Säbel)  lassen  die  Schädel  mit  den  nackten  Platten 
( —  von  den  Händen  ganz  zu  schweigen  — )  in  der 
Sonne  liegen,  als  wären  sie  nie  geschaffen  wor- 
den« d.h.  von  den  feindlichen  Säbeln  heruntergehauen,  bleiben 
die  Köp  fe  mit  den  nackten  Schädelplatten  in  der  Sonne  liegen, 
so  starr  und  todt,  als  wäre  nie  Leben  in  ihnen  gewesen,  —  was 
sich  von  den  Händen  (durch  einen  Schluss  a  majori  ad  minus) 
von  selbst  versteht. 


,  > 


II,  396,   §  695.    Ueber  ^),  <   Li    u.  s.  w.  als  »Direc- 

tionssuffixa«  s.  I,  439  u.  440,  §968,  und  442,  §973, 
diese  Berichte  v.  J.  1878,  S.  103  Z.  17—25  zu  I,  544,  §  1 189, 
S.  115  Z.  20—26  zu  I,  546,  13,   S.  143  Z.  19—29  zu  I,  579, 

5  u.  8.     Ueber  v_jLL^-I  ^Jj>  im  Allgemeinen  nach   mor^enlän- 

discher  Darstellungsweise  s.  Mufassal  S.  ifo  und  Ifl  den  beson- 
dern Abschnitt  darüber. 

II,  396,  §  696.  Ausführlicheres  über  Jl£>  giebt  I,  546, 
§  1191  und  der  Nachtrag  dazu  in  diesen  Berichten  v.  J.  1878, 
S.  115  —  117. 

II,  398.  11 — 13.     Hinsichtlich  dieser  und  der  weiterhin 


118     

Z.  20  —  23  angenommenen  oder  wenigstens  für  möglich  gehal- 
tenen »ellipses«  genügt  eine  Hinweisung  auf  die  frühem  Be- 
merkungen über  de  Sacy's  Neigung,  nach  der  Gewohnheit  seiner 
Zeit  viele  selbstverständliche  Dinge  durch  Ellipsen  zu  erklären. 

Die  bejahende  Kraft  des  Perfectums  c^äiA^s  in  der  Koranstelle 

Z.  3    (Sur.  12  V.  26)   hätte  durch  ein  zwischen  o  und  &&X*o 

eingeschobenes  oVi  verstärkt  werden  können ,    aber  nöthig  war 

dies  nicht,  um  dem  schon  durch  die  Vorset7Aing  von  s_j  dem 
conversiven  Einflüsse  des  conditionellen  Vordersatzes  entzogenen 
Verbum  seine  ursprüngliche  Perfectbedeutung  zu  sichern.  Das- 
selbe gilt  von  der  zweiten  Koranstelle  sL>  ^.*  u.  s.  w.    Noch 

entschiedener  aber  ist  vom  Standpunkte  der  acht  arabischen 
Denk-  und  Ausdrucksform  gegen  die  Zulässigkeit  der  zweiten 
Ellipse  Verwahrung  einzulegen  ,   da  durch  dieselbe  der  Verbal- 

satz  mit  Jots  und  J.clftji  u^jü  in  sein  contradictorisches  Gegen- 


theil,   einen  Nominalsatz  mit  \Csj^a  und  _>.i>,   verwandelt  wird. 

II,  398  u.  399,  Anm.  2.  Will  man  überhaupt  auf  solche 
Fälle  den  Begriff"  Ellipse  oder  Auslassung  anwenden ,  so  kann 
wenigstens  nicht  von  einer  Wort-,  sondern  nur  von  einer  Sinn- 
ellipse, einem  Enthymem,  die  Bede  sein,  indem  statt  eines 
dem  Vordersatze  unmittelbar  entsprechenden  Nachsatzes  ein  Satz 
folgt,  aus  welchem  sich  derselbe  für  den  Verstand  des  Hörers 
oder  Lesers  von  selbst  ergiebt.  So  S.  399  Z.  11,  Sur.  22  V.  5  : 
»Wenn  ihr  in  Ungewissheit  seid  wegen  der  Auf- 
erweckung  (der  Todten)  ,  —  nun  wir  haben  euch  ja 
geschaffen«,  d.  h.  so  ziehet  daraus,  dass  wir  euch  geschaffen 
haben,  den  Schluss,  dass  wir  euch  auch  vom  Tode  auferwecken 
können.  Und  S.  399  vorl.  Z.,  Sur.  12  V.  77:  »Wenn  er 
stiehlt,  —  nun  ein  Bruder  von  ihm  hat  ja  schon 
vordem  gestohlen«  d.  h.  so  ist  das  nicht  zu  verwundern, 
da  ihm  einer  seiner  Brüder  hierin  mit  schlechtem  Beispiele  vor- 
angegangen ist. 

II,  402,  15 — 16  »j:^c,   lXo,  ^5^,  ^ßj-M.  et  %*»,  qui  sont 

proprement  des  noms  qui  signifient  difference«.  Diese  Bedeutung 


119     

kommt  nur  dem  ^£  zu,  als  ursprünglichem  Infinitiv  eines  in  der 
I.  Form  fehlenden  .Li  med.  je,  verschieden  (von  etwas  An- 
derem) sein,   welche  Bedeutung  dem  Causativum   -vi,    ver- 

ändern,  zu  Grunde  liest.  Wie  der  Infinitiv  .*£  in  die  con- 
crete  Bedeutung  vers  chi  e  den  von,  anders  als,  übergeht, 

so  späterhin  das  ursprünglich  gleichbedeutende  yj^s>}  Ver- 
schiedenheit, Gegensatz;  Bocthor  unter  AUTBE  :  »Autre 
que,  .*£.  —  v_i^li> — JIiAj.  Une  autre  chose  que  celle-ci,  s^£  ^X^ — 
L\P  u&lc»  ^«.    So  Makkari,  I,  M,  *  ■ 

w-JÜaji  L\jLü    ^giAJ  c^ib  U£sJ.i»  tffXJw  j^tl  (*J  jJ 

Wenn  meine  Herrschaft  nichts  andres  als  euch  beide  (zwei 
Schlösser)  enthielte,  hätte  ich  schon  die  volle  Befriedigung 
meiner  Wünsche«. 

Ein  neuerer  Dichter  bei  Wähidi  zu  Mutanabbi  ed.  Dieterici 
S.  orT  Z.  3  v.  u.  : 

»Wenn  ich  einen  originellen  Beim  mache,  von  einer  andern  Be- 
schaffenheit als  der,  welche  sie  (die  Schulmeister)  als  Begel 
und  Bichtmass  hingestellt  haben«. 

Axj,  Infinitiv  von  oLj  med.  je,  umkommen,  untergehen, 
hier:  abgehen,  weggenommen  werden,  wie  ein Theil vom 

-  o  ,  i,  £ 

Ganzen;  immer  im  Adverbialaccusativ  A.o  mit  einem  durch  ..., 
eingeleiteten  Genetivsatz:  mit  Abzug  des  Umstandes  dass 

=  q!  ^\.  nur  dass.  —  i^j-*«  un<l  l5>^  smc'  an  un^  ^ür  s^cn 
ebenso  voll  abwandelbar  wie  Sy*.  und  das  bei  de  Sacy  fehlende 


1)  So  in  den  Berichtigungen  S.  aTI   Sp.  3    Z.  3.      Möglich    ist    in- 

-    -  o  ^ 

dessen   auch   das  v_i^li>   des   Textes   als  ursprüngliches  \~sJo  =  ^Ac- 
v_S^>,  im  Gegensatze  zu  dem  u.  s.  w. 


120 

gewöhnlichere  i\y».,  aber  ihre  stete  Verbindung  mit  einem  Ge- 
netiv lässt  sie  ebensowenig  wie  die  beiden  letztern  Formen 
jemals   nunirt   erscheinen,    Muf.  S.  M    Z.  20,    Ibn  Jacis  S.  flv 

1.  17  —  S.  H1  Z.  1 .  Nach  ihrer  Herkunft  von  ,^.1* ,  gleich, 
glei  ch  geltend  sein,  sind  sie  ursprünglich  Verbalabstracta 
zur  Bezeichnung  eines  Substitutions-Verhältnisses1),  uud  Siba- 
waihi  und  seine  Basrier  mögen,  nach  der  eben  angeführten  Aus- 
einandersetzung bei  Ibn  Jacis.  Becht  haben  mit  der  Behauptung, 
dass  sie  von  Haus  aus  als  Partikeln  im Adverbialaccusativ  stehen: 


-j  » 


ii)sL>*  Js>;  J,sL>  oder  ^^,  es  kam  zu  mir  ein  Mann 
statt  deiner,   in  Stellvertretung  deiner,   vice  tua; 

aber  wie  *£,  sind  auch  sie  Goncreta  geworden,  und  diesen  spä- 
tem Sprachgebrauch,  nach  welchem  sie  ganz  die  Bedeutung 
und  syntaktische  Behandlung   des  sowohl  substantivischen  als 

adjectivischen  -xc  durch  alle  drei  Casus  annehmen,  vertheidigen 
die  Kufier,  als  neben  jenem  adverbialen  Gebrauch  bestehend, 
mit  Becht  gegen  die  Basrier,  die  ihn  nur  als  anomal  und  dich- 
terisch gelten  lassen  wollen  ;  s.  No.  t*i  von  Al-Anbäri's  Streit- 
punkten zwischen  den  Basriern  und  Kufiern  in  Kosut's  »Fünf 

Streitfragen«  S.  16,  Lane  unter  ^gj.*«  S.  '1479  Sp.  1  und  de  Sacy 
selbst  S.  406  u.  407  §  715.  Auch  insofern  stimmen  diese  Wörter 

mit  5Äc  überein,  als  sie,  wie  dieses,  in  Verbindung  mit  determi- 

„i > 

nirten   Genetiven  selbst    indeterminirt    bleiben:    ^jj.**,   d\y*^ 

ein  anderer  als  du,  oder  andere  als  du. 


II,  402,  16 — 18  »ÜiL>5  ^3-  et  L\c  excepte,  mots  conside- 
res  comme  prepositions,  mais  qui  sont  primilivement  des  ver- 
bes».  Die  verschiedenen  Stellen,  an  denen  de  Sacy  diese  drei 
Wörter  bespricht,  1 ,  480  §  1061 ,  509 ,  10— 14,  532  §  1162, 
II,  54,  10  u.  11,  die  gegenwärtige  und  II,  407  §  716,  stimmen 
nicht  durchaus  mit  einander  überein,  was  bei  der  Verschieden- 


i)  Sollte  hierin  nicht  auch  die  natürlichste  Erklärung  von  RJÜ,  ttltij, 
als  Vocalvertretung  ,  Vocal  Vertreter  liegen? 


121 

heit  der  Schulmeinungen  über  ihren  Ursprung  und  die  Wort- 
klasse, welcher  sie  angehören,  und  bei  der  Doppelnatur  ihrer 
syntaktischen  Behandlung  allerdings  nicht  eben  zu  verwundern 

ist.  Bildet  doch  namentlich  .^i^  einen  besondern  Streitpunkt 
zwischen  Kufiern  undBasriern  und  zwischen  den  letztern  selbst; 
s.  Kosut's  »Fünf  Streitfragen«  S.  16  Nr.  i*v.  Zur  Gewinnung 
eines  sichern  Endergebnisses  sind  die  hier  in  Betracht  kommen- 
den Punkte  besprochen  in  diesen  Berichten  v.  J.  1876  S.  76  zu 
I,  481,  1  u.  2,  und  v.  J.  1878  S.  83  zu  I,  532,  3  flg. 

II,  403,  19 — 22.    Diese  angebliche  Erklärung  von  exception 

conjointe  und  exception  disjointe  giebt  statt  deren  die  Erklärung 

von  JyLi^s  pL&cJ  und  £äo  slÄ*l  ,  s.  S.  405  §  71 1  und  S.  566 
§  1097;  über  das  dort  von  de  Sacy  und  den  ihm  folgenden  spä- 
lern  Grammatikern  missverstandene  t  Jl*  s.  meine  Bemerkungen 
zur  arab.  Grammatik,  Zeitschr.  d.  D.  M.  G.  Bd.  XXX  v.  J.  1876, 
S.  504 — 506.    Nach  der  richtigen  Erklärung  von  exception  con- 

jointe,  J^lä/1  pL&uJ ,  und  disjointe ,   «r.bäÄ^ ,  wie  de  Sacy  sie  in 

der  Darstellung  der  Syntax  nach  dem  System  der  arabischen 
Grammatiker  S.  565   giebt  und  durch  Beispiele  erläutert,    ist 

hier  zu  schreiben  :  Les  Arabes  appellent  l'exception  J^Lo  con- 
jointe, quand  la  chose  exceptee  et  celle  dont  on  la  soustrait  sont 

-O   5 

de  la  raeme  nature,  et  «Joä^s  disjointe ,  quand  la  chose  de  la- 
quelle  on  soustrait  la  chose  exceptee  en  est  differente. 

II,  406;  §713,  giebt  ein  Beispiel  der  exception  disjointe, 
die  im  Grunde  keine  Ausnahme,  sondern  nur  ein  in  die  äussere 
Form  einer  solchen  gekleideter  Adversativsatz  ist ,  wie  hier : 
Es  ist  niemand  zu  mir  gekommen,  ausgenommen 
(als)   ein  Pferd,   d.  h.  es  ist  kein  Mensch  zu  mir  gekommen, 

sondern  nur  ein  Pferd  ;  denn  die  Araber  beziehen  ihr  Ju>?,  wie 
wir  unser  jemand  und  niemand,  nie  auf  ein  unter  dem 
Menschen  stehendes  Wesen.  Nur  die  tamimitische  Mundart  er- 
laubt sich  in  solchen  Fällen  nach  *$\  den  Nominativ  zu  setzen  : 


122 

y^-s  ^51  d>i  3sL>  L*;  doch  auch  sie   zieht  den  Accusativ  als 

Zeichen  der  Gattungsverschiedenheit  vor;  s.  Ibn  Hisäm's  Sudür 
al-dahab  S.  1f  drittletzte  u.  folg.  Z.  und  S.  1ö  Z.  8  u.  folg. 
Ein  Beispiel  dieses  tamimitischen  Sprachgebrauchs  liefert  die 
Hamasah  S.  Ito  Z.  8  : 

*.^Li^    Jt*JUi    ^M^'i    OLj>    "!$t  *J^J    l*)3(-^*^    ^    f*"f"^    ^>^*^ 

»Wann  sie  des  Morgens  ausziehen ,  tragen  sie  keine  Leibröcke, 
ausgenommen  die  tüchtigen  Bogen  von  Nabcaholz  und  die  (um 
den  Leib  geschlungenen)  Zügel«  d.  h.  sie  tragen  in  der  That 
keine  Leibröcke,  sondern  statt  deren  nur  u.  s.  w.   Der  Commen- 

tar  bemerkt:    »bH  setzt  hier  J>1>j>  u.  s.  w.   in  den  Nominativ; 

die  gute  Ausdrucksweise  verlangt  den  Accusativ,  weil  das  von 
"%  Eingeführte  nicht  zu  dem  Vorhergehenden  gehört ;   aber  die 

Banü-Tamim  setzen  solche  Ausnahmen  wie  Permutativ-Apposi- 
tionen  in  den  Nominativ«. 


11,  407,  4  0  — 12  »on  peut  meine  le  mettre  au  nominatif, 
comme  l\j:  Läl=s-  [jJ'U  ils  sont  morts,  excepte  Ze'ida.     In  keiner 

der  andern  Stellen,  wo  de  Sacy  über  LiLs>  spricht  (s.  oben  die 
Anm.  zu  II,  402,  16 — 18),  ist  eine  solche  Construction  erwähnt, 
und  es  muss  in  der  That  hier  irgend  ein  Missverständniss  ob- 
walten.   Kein  mir  bekannter  einheimischer  Grammatiker  oder 

Lexikograph  weiss  etwas  von  diesem  Nominativ  nach  Ulis», 
ebensowenig  Howell,  Grammar  of  the  classical  arabic  language, 
II,  S.  376—378  §  511,  und  Lane  S.  578  u.  579.  Zur  Recht- 
fertigung desselben  müsste  nachgewiesen  werden,  dass  L&Lis- 
mit  Verlust  der  ihm  kraft  seiner  Herkunft  von  einem  Verbal- 
stamme inwohnenden  doppelten  Rectionskraft  zu  einer  rections- 

losen,  rein  coordinirenden  Partikel,  wie  die  ^äöxJ!  l_Jj,>,  her- 
abgesunken wäre. 

II,  407,  19  flg.    In  i\j;  Li**  "^  ^ÜUf  ^1^1  ist  das  von  ^m 


123 


virtuell  im  Genetiv  angezogene  u  ein  als  logischer  Vorhalt  die- 
nender Allgemeinbegriff,  der  durch  das  unmittelbar  darauf  fol- 
gende Appositum  besondert  und  erklärt  wird ,  wie  in  den  zu 
I,  539,   §  1  180  und  II,  56,   §  117  besprochenen  Fällen;  s.  diese 

Berichte  v.  J.  1878  S.  96  und  v.  J.  1880  S.  119.  In  ^0\ 
Aj;  l*^  ^  ;jJX.\  hingegen,  wo  L^  für  uns  einer  conjunctiven 
Partikel  =  Ui',  L&o,  gleichwie,  entspricht,  vertritt  La  nach 
arabischer  Sprachlogik  den  Begriff  des  vorhergehenden  Verbums, 

und  l\j;  ist  dessen  Subject:  die  (andern)  Leute  haben 
mir  gefallen,    (aber)   nicht  gleichwie  Zeid  (mir  ge- 


LT' 


fallen  hat  =  Ju-,  ,^^ß)  L**,  *$.  In  dem  Satze  S.408  S.  14 
LJL^   *.X-vJl   iö'   U-^  "bS*    i*^j^    5«-*Jj    n^ '    Zeid  ist  (immer) 

freigebig,  aber  nicht  so  wie  das  (der  Fall  ist) 
wenn  man  ihn  beim  Gebete  trifft ,  ist  der  in  La  liegende 
besondere  Begriff  aus   dem  vorhersehenden  Nominalsatze  her- 


auszunehmen =  -1\  \j>\  *jj  ji>  U-y*  ^.  AVie  hier  ein  Zeit- oder 
Bedingungssatz,  folgt  anderswo  auf  Ulw  ^  ein  Umstandsaccusa- 
tiv,  ein  Umstandssatz  mit  3  oder  ein  die  Stelle  eines  solchen  ein- 
nehmender J^   ^Ls»;    s.   Howell,   I,    S.  319    Z.  11   u.   12. 

Wesentlich  dasselbe  La  ist  das  in  diesen  Berichten  v.  J.  1878 
S.  102  u.  103  nachgewiesene,  welches  ebenso  als  vorläufiger 
Stellvertreter  des  Inhalts  eines  unmittelbar  darauf  folgenden 
Zeit-  oder  Bedingungssatzes  die  Bectionskraft  eines  Nomens 
(Substantiv  oder  Präposition),  welches  jenen  Satz  nicht  un- 
mittelbar regieren  kann,  auf  sich  zieht  und  erschöpft ;  un- 
gefähr wie  wir  statt  des  unmöglichen:  der  Gegensatz  zu 
wenn  u.  s.  w.,  und  in  wennu.  s.  w. ,  sagen  müssen:  der 
Gegensatz  zu  dem  Falle  w  enn  oder  das s,  und  in  dem 
Falle  wenn  oder  dass. 


^5  J        3  ,5 


II,  408,  1.  Z.  »^£=>LJ«  sehr,  nach  dem  Versmasse  *.£==>  l^J. 
II,  409,  §  721.     Dieselbe  Bemerkung  findet  sich  I,  558, 


124 

■>  * 
§  1218,  auch  dort  ohne  Bezeichnung  dieses  5  als  eines  jls*  _jL,; 

s.  diese  Beiträge  v.  J.  1878,  S.  125  u.  126  zu  I,  558,  15  flg., 
und  v.  J.  1881,   Z.  7  u.  8. 

II,  409,  Anin.  1    ist  eine  Wiederholung  der  schon  in  der 
Anm.  1    zu  I,  409  geäusserten  Vermuthung. 

II,  410,   §  722.     dLalli  Yäkl  0*  _^asi  Li!  nicht:    »Je  suis 

celui  qui  prononce  le  mieux  la  lettre  dhad«,  sondern:  ich  bin 
der  am  reinsten  sprechende  von  denen,  welche  den  Buchslaben 
(jö  aussprechen,  d.  h.  von  den  Arabern,  —  wie  denn  eine  an- 


^  ^Oh=        ?      -    OS. 


dere  Ueberlieferuns  einfach  v->-x.H  ^^i\  hat ;   s.  Lane  unter  J^j 


ig  einiacn  uj_x 


c 


S.  281  Sp.  3.  Jene  umschreibende  Bezeichnung  gründet  sich 
darauf,  dass  dieser  Mitlauter  den  Arabern,  wenigstens  nach  ihrer 
Meinung,  eigenthümlich  ist;   s.  Lane  unter  dem  Buchstaben  \j£>. 

—  Was  de  Sacy's  Erklärung  von  diesem  ..i  (Xu  betrifft,  so  läuft 

sie  durch  Annahme  eines  Enthymems  auf  diejenige  hinaus, 
welche  diesem  Worte,  allerdings  gegen  seinen  Ursprung ,  ge- 
radezu die  Bedeutung  von  weil  beilegt;  s.  Lane  S.  281  Sp.  3. 
Mit  besserem  Rechte  finden  Ibn  Mälik  und  Andere  in  diesem 

Ausspruche    eine  Anwendung  der  Sinnfigur    Uj    _,l\*JS    l\^5 'L> 

(.lXÜ  x^io,  Verstärkung  des  Lobes  durch  scheinbaren 

Tadel,  indem  mit  einer  lobenswerthen  Eigenschaft  eine  oder 
mehrere  andere  ebensolche,  aber  durch  eine  antiphrastische 
Wendung  scheinbar  entgegengesetzte  verbunden  werden:  »Ich 
bin  der  am  reinsten  sprechende  Araber,  —  aber  freilich  von 
Geburt  ein  Koraischit  und  Säugling  einer  Amme  vom  Stamme 
Sacida.    S.  Mehren's  Rhetorik  der  Araber  S.  120  u.  121. 

II,  412,  §  724  u.  725.  Vgl.  oben  S.  381  Z.  1—12  und 
meine  Anmerkung  dazu. 

II ,  413 ,  8  u.  9  »il  faut  que  l'attribut  soit  place  apres  le 
sujet«,  denn  im  entgegengesetzten  Falle  steht  das  Prädicat 
ebenso  wie  das  nachgestellte  Subject  im  Nominativ ;  Jäküt,  IV, 
S.  Iv  Z.21  : 


125 


5,       5)0,       )  O , 


»Nicht  schätzt  ein  Mann  wie  ich  einen  von  mangelhafter  Ge- 
rechtigkeit, wöge  dieser  auch  so  schwer  wie  der  Berg  Käcün«. 

II,  413,  17.    Als  Seitenstück  hierzu  giebt  Ibn  Jacis  S.  ol. 
Z.  I   ^iLw^J^  ^l  vv^'  lt-^  »der  Wohlgeruch  ist  nichts  als  der 
Moschus«,   d.  h.  nur  der  Moschus  verdient  den  Namen  <_*-J2^ 
wo  ~$\  ausnahmsweise  die  Rectionskraft  von  uV-v-J   ebenso  auf- 
hebt, wie  regelmässig  die  von  L*. 

II,  413,  vorl.  Z.  »LiW  sehr.  Li!,  äna. 

II,  414,  19  »Ju-ÄxiU.  In  der  Table  des  mots  techniques 
S.  663  Sp.  2  schreibt  de  Sacy  mit  Verweisung  auf  diese  Stelle 
richtig  iö_».xii5  genauer  äj^S  oder  iü  aXJS  ^,  als  Infinitiv  von 
Lj;  wie  derKamüs  und  Muhit  al-Muhit  unter  ^  und  u~-J.  Unter 

.c 

diesem  letztern  Worte  sagt  der  türkische  Kämus,  au_ö  s"i  (pers.- 
türk.  Schreibart  für  :<j.aX-!  ^)  sei  *4  ^^|  clM^  u*^?"  15^  ))C*as 
zur  Verneinung  der  ganzen  Gattung  dienende  lä«  =  ,j*~oh  lJüj  ^. 

Die  besondere  Bedeutung  :  erklären  dass  kein  Individuum  einer 
Gattung  schlechthin    oder  in  Verbindung  mit  einem   gewissen 

Prädicate  da  ist,   entlehnt  das  Kunstwort  iö.>j'  von  der  allse- 

meinen :  erklären  dass  eine  Person  oder  Sache  einer  andern 
schlechthin  los  und  ledig  ist,  nichts  mit  ihr  gemein  oder  zu 
thun  hat. 

II,  415,  17  »oL^JLj«  sehr.  s.Jlüa+L' ,  wie  Mufassal  S.  Pf 
Z.  13. 

II,  415,  9  v.  u.  flg.  De  Sacy  hat  sich  in  den  syntaktischen 
Verhältnissen  des  als  Paradisma  dieses  dritten  Falles  angeführ- 


ten  Satzes  geirrt,  indem  er  Uavj>  als  ^  +.^\,  d.  h.  logisches  Sub- 


126 


ject  von  ^5,  und  *yxC^x  \Jl*s  als  einen  dessen  £&>o  bildenden,  aus 

£  „   .  O  3  ,    , 

IaXa/i  und  .^.r>  bestehenden  Nominalsatz  fasst.  Wäre  dem  so, 
so  würde  jenes  logische  Subject  nicht  U,*o>,  sondern  nach  der 
allgemeinen  Regel  als  für  sich  stehend  ^^^>  heissen,   wie  man 

'j  3      3  3  O  _     3      ,       ^ 

sagt  Jy-A^  jmAc  Ao-.  "^ ,  es  giebt  keinen  Mann  dessen 
Wissen    allumfassend    wäre.      Da    aber   im   Gegentheil 

3  30  ^Ä   -     3        - 

^Jl*s  von  dem  vorgehenden  concreten  Verbalderivate  (ü^-ci-«  i&o) 

als  virtuelles  Verbalsubject  regiert  wird,  so  erhält  jenes  da- 
durch Aehnlichkeit  mit  einem  den  Genetiv  anziehenden  Nomen, 

-3  ,   „    -      3 

oLoadl  ü^jL&x  ,  und  wird  ebendadurch  voll  abwandelbar.  So 
giebt  Muh.it  al-Muhit    S.  (aYI    Sp.  1    vorl.  Z.    denselben  Satz, 

G        3f'-        >  3  O  =,, 

j.j.xhA^  *l*s  Umo  ^ ,  als  Paradigma  des  so  eben  bezeichneten 
Falles,  dass  das  ^  *jJ\  einen  Subjectsnominati v  regiert, 
und  als  Seitenstück  zu  dem  vorhergehenden  Satze,  l*JLb  "Ü 
ytoLs>  ])  ^a>,  wo  dasselbe  einen  Objectsaccusativ  regiert. 
Um  daher  in  der  Uebersetzung  diese  Zusammengehörigkeit  von 

3   30  =s   ^   ^ 

aJLxi  L**js»  angemessen  wiederzugeben,  wird  statt  »77  rfy  apoint 

un  komme  de  bien  dont  les  actions  soient  maavaises«.  zu  schreiben 
sein :  II  riy  a  point  d?  komme  faisant  le  bien  qui  merite  d'ttre 
bläme]  und  so  richtig Wright,  II,  S .  104  Z.4  v.u.  »No  one  wkose 
deeds  are  good  is  blame-worthy«. 

II,  416,  10  »»taL«  sehr.  »S^L;  denn  das  nicht  nunirte 
ü\-x\  würde  die  thalsächliche  oder  wenigstens  virtuelle  Wieder- 
holung der  Negation  3  erfordern;  s.  Dieterici's  Alfijah  S.  f.v 
Z.  1  u.  2,   Mufassal  S.  Po  1.  Z.,   Ibn  Jacis  S.  m  Z.  4—11. 


■1)  So  statt  de  Sacy's  j^Lb. 


— — .     127 

11,416,  §735.  Die  hier  aufgezählten  vier  möglichen  Formen- 
Verhältnisse  werden  vervollständigt  durch  zwei  andre  ^  j^s*  ^ 


.■>      ..    yo- 


yi  und  »ß  %  J^>  ^,  Mufassal  S.  H  Z.  8—10,  Ibn  Ja  is  S.  |i<l 
Z.  2  — S.  I»„  Z.  1. 

II,  416,  §736.  Da  das  hier  behandelte  ^  immer  nur  ein 
indet er minirtes  Nomen  regiert,  so  gehört  das  die  Verbin- 
dung eines  wirklich  vorhandenen  determ  inirt  en  Subjectes 

mit   einem  Prädicate  aufhebende  "b5  in  .lAii  J,  Aj:   ^  nicht  in 

dieses  Capitel.  Bezeichnet  aber  ein  Eigenname  nicht  ein  be- 
stimmtes Individuum,  sondern  irgend  eines  der  denselben  Namen 
führenden  Individuen  ,  oder  wird  er  antonomastisch  gebraucht, 
wie  bei  uns  ein  Demosthenes  für:  ein  grosser  Redner, 
u.  dgl.,   so  kann   er  ebenso  wie  ein  indeterminirter  Gattungs- 

name  von  iüJjdi  ^  regiert  werden.    Auf  die  Frage  ,IaJ!  .%  Aj-J 

Ist  Zaid  im  Hause?    bedeutet  die  Antwort  .iiA-'i  A  Aj:  bS: 

)  u       ..j 

Zaid   (nach  dem  du  fragst)   ist  nicht  im  Hause,   hingegen 

,!jut  ,%  Aj-,  ^:   Es  ist  kein  Zaid    keine  Person  dieses  Na- 

mens)   im  Hause.    Ein  Beispiel  mit  Antonomasie  liefert  Diete- 

rici's  Alfijah  S.  Lt*   Z.  5  u.  6:    Q    ^*>   Q  ^    x^coä,    Eine 

Rechssache,  aber  kein  Abu  Hasan  dazu,  d.  h.  es  liegt 
eine  Rechtssache  vor,  aber  kein  Richter  wie  (der  berühmte 
Rechtsgelehrte;  Abu  Hasan  ist  zu  ihrer  Entscheidung  vorhanden. 

II,  417,  §  M.  Dieser  Abschnitt  vervollständigt  die  ein- 
zelnen zerstreuten  Bemerkungen  über  die  syntaktische  Behand- 
lung von  ^_p  im  1.  Bande  §  370,  §  1117  2?  und  §  1256.  Hin- 
sichtlich der  in  Anm.  1  hervorgehobenen  »autorite  des  commen- 
tateurs  de  l'Alfiyya«  in  Betreff  desselben  Punktes  s.  in  Dielerici's 
Ausgabe  S.  1v  Z.  5 — 18  den  Commentar  zu  Vers  I^a  und  S.  t^.v 
Z.  10  — 16  den  Commentar  zu  Vers  vif . 

II,  422,  Anm.  2.   In  diesem  sprachphilosophischen  Versuche 

5t.     ,  ..  .  -  .     O  o- 

über  die  Bedeutungsverschiedenheit  von  Aj-,  i_j,/ö  und  *_j.;0  Aj-, 


128     -■ — - 

trifft  de  Sacy  nicht  den  eigentlichen  Kernpunkt.  Der  in  seiner 
Art  einfachste  zweitheilige  Perfectsatz  l\j;  i»jyto  geht  von  dem 

an  und  für  sich  subjectlosen  Prädicate  ^yo  als  einer  ge- 
gebenen Thatsache  aus  *)   und  beantwortet  die  Frage  nach  dem 

Subjecte  dieser  Handlung  mit  <Aj^  :  (es)  schlug — wer?  Zäid. 
Dieses  ausser  dem  Verbuni  der  dritten  Person  selbst  liegende 
Subject  bildet  den  Schwerpunkt  des  Satzes ;  auf  ihm  ruht  die 
logische  Betonung.  Die  ersten  und  zweiten  Personen  des  Per- 
fectums  beantworten  dieselbe  Frage  unmittelbar  durch  die  mit 

jenem  Prädicate  verschmolzenen  Subjectpronominao,  ou.s.w.; 

L> So  und  00'.^  aber  ergänzen  sich,  wenn  ihnen  kein  äusseres 
Subject  folgt,  von  selbst  durch  die  mit  logischer  Notwendigkeit 
hinzuzudenkenden  entsprechenden  Subjectspronomina  zu  voll- 
ständigen Sätzen,  ganz  wie  die  dritten  Personen  des  türkischen 
Verbums,  —  ursprünglich  und  auch  noch  im  Sprachgebrauche 
wirkliche  concrete  Verbalnomina  und  Einzelbegriffe.    Um  aber, 

wie  Ju;  in  J03  yJto  die  logische  Betonung  auf  sich  zu  ziehen, 

müssen  diese  hinzugedachten  Subjectspronomina  wirklich  aus- 

gedrückt  werden:  yS>  vy0?    (es)  schlug  —  wer?   er,  ^ 

'$> ,    (es)   schlug  —  wer?   sie;    wogegen   diese  antithetisch 

hervorhebende  Betonung  bei  uns  mit  der  umgekehrten  Wort- 
stellung verbunden  zu  sein  pflegt :    er  schlug,    sie  schlug. 

Da  ferner  die  mit  dem  Prädicate  L>jo  verschmolzenen  Subjects- 
pronomina der  ersten  und  zweiten  Personen  wegen  ihrer  Un- 
selbstständigkeit  nicht  selbst  betont  werden  können,  so  treten 
zu  diesem  Zwecke  auch  an  ihre  Stelle  die  nachgesetzten  ent- 

sprechenden  Pronomina  separata:  Lil  c^Jj^,  UäjI  UXjy»,  Uj.xo 
^<^,   ich  schlug,    ihr  beide   schlugt,    wir  schlugen. 


1)  S.  hierzu  diese  Berichte  v.  J.  1874,  S.  156  u.  157  zu  I,  463, 
§  1023,  und  Zeitschrift  der  D.  M.  G.  v.  J.  1876,  S.  489  Z.  115  flg.  bis 
S.  490   Z.  16. 


129 

Im   Gegensatze   zu    der  Gedankenbewegung   in   iAj;   >-)Jo  geht 

uj-«to  <Aj;  von  l\j:  als  einem  gegebenen  Subjecte  aus  und  beant- 
wortet die  Frage  nach  dem  davon  Auszusagenden  durch  den 
vollständigen  Verbalsatz  ^j.ao  ,  der  —  anders  als  das  ^» ij&  in 


Jo:  v»yto  —  von  dem  vorangestellten  Nominalsubjecte  das  diesem 

entsprechende  Pronomen^P  als  Subject  empfängt :  Zaid  — was 
ist  von  ihm  auszusagen?  er  schlug.    Anderswo  wird  dieselbe 

-      >{     6(1- 

Frage  durch  nominale  Einzelbegriffe  beantwortet:    ^.s>\  Ju- 

*.-j(=>  lXo-,  ,   LP  Aj, ,   »iVjw  l\j:  ;   in  allen  Fällen  aber  lies;t  hier 

der  logische  Schwerpunkt  nicht  in  dem  Subjecte,  sondern  in  dem 
Prädicate,  und  es  wird  —  gegen  de  Sacy  —  in  diesem  Ver- 
hältnisse auch   durch  ein  dem  Subjecte  vorgesetztes  ...I  nichts 

geändert,  indem  diese  Partikel  keineswegs  zur  Hervorhebung 
des  von  ihr  unmittelbar  angezogenen  logischen  Subjectes, 
sondern  zur  Verstärkung  der  durch  den  Satz  ausgedrückten  Be- 
jahung oder  Verneinung  dient.  Anders  ist  es  mit  dem  von  ^\ 
mittelbar  angezogenen  Subjecte  sogenannter  Gefässsätze 
(X*9j»  d-4^)  3  w'e  '"-Vö  j1^  i5  o^ '  denn  w'e  diese  Sätze  über- 
haupt  auch  in  ihrer  einfachsten  Gestalt  —  Jo:  .L\J5  J,  —  ihrem 

Wesen  nach  versteckte  Verbalsätze  mit  nachgesetztem  Verbal- 
subjecte  sind,  so  fällt  auch  der  logische  Accent  in  ihnen  ebenso 
wie  in  den  gewöhnlichen  Verbalsätzen  auf  das  Subject ,   nicht 

durch  den  Einfluss  von  ^1,  sondern  durch  die  Beschaffen- 
heit des  Satzes  an  sich.  Die  Bedeutungsparallele,  welche  de  Sacy 

Go, 

zwischen  dem  Verbalsatze  Ju:  *_j./^>  und  dem  Nominalsatze 
*j  J  ^LkJLwjl  einerseits  und  den  beiden  Nominalsätzen  v_y£  Aj: 


*.  -  O   w       *0 


und  *.jJ  qLLJuJ!  ^\  andrerseits  ziehen  zu  können  glaubt,  ist 
nach  dem  Vorstehenden  sowohl  an  und  für  sich  verfehlt,  als  mit 

1883.  9 


130     

der  vorstehenden  richtigen  Darstellung  des  Sachverhältnisses 
bei  den  einheimischen  Sprachgelehrten  unvereinbar. 

II,  423,  §753.  Der  Schlusssatz  dieses  Paragraphen:  »La 
meine  chose  a  Heu  quand  ces  mots  cessent  d'etre  interrogatifs, 
mais  renferment  la  valeur  d'une  interrogation«  u.  s.  w.  beruht 
auf  der  schon  früher  als  für  das  Arabische  unstatthaft  nachgewie- 
senen Unterscheidung  zwischen  directen  und  indirecten  Fragen 
und  auf  der  Meinung,  die  bezüglichen  Fragnomina  seien  ur- 
sprünglich determinirle  Relativvvörter,  s.  diese  Berichte  v.  J. 
1874,  S.  148  u.  149  zu  I,  451,  §  995. 

II,  424  u.  425,  §  755.  Zu  I,  521,  §  1144  (Berichte  v.  J. 
1878,  S.  73 — 75)  ist  dieser  wichtige  Punkt  der  Syntax  und  be- 
sonders auch  der  in  Anm.  1    erwähnte  Vers  der  Hamäsah  mit 

der  möglichen  doppelten  Erklärung  von  ^-ji  als  Nomen  und  als 
Verbum  ausführlich  behandelt.  Gelegentlich  sei  hier  noch  be- 
merkt, dass  \ö\  auch ,  wie  LJ ,  ein  seine  Conjunctionskraft  ver- 
stärkendes, aber  zugleich  seinen  conversiven  Einfluss  auf  die 
Bedeutung  des  folgenden  Perfectums  aufhebendes  ^J\  mit  sich 

o 

verbinden  kann  und  dann  die  Bedeutung  von  6\  hat,  wie  in  AI- 
Anbäri's  oLX-o^f    v^>   ea"-  Houtsma,  S.  123: 

.-  -,       ,  o,  öS  -        ..  o;  -  Q-  -  '    ^  -  -  cä  » , 

^SyiA    .-.o  ^^.si.ä>  Le  c>>äJLs>5  ^-fr-^  \J*  ^  CT-55*  L^*  ^^ir^ 


i 


»Du  (o  Weib)  zogst  mich  au  dich;  nachdem  du  mich  aber  end- 
lich durch  Worte,  die  selbst  Steinböcke  in  die  ebenen  Nie- 
derungen herablocken  konnten ,  gefangen  genommen  hattest, 
wandtest  du  dich,  während  ich  ralh-  und  hülflos  war,  von  mir 
ab  und  liessest  unsägliches  Weh  in  meiner  Brust  (wörtl.  zwischen 
den  Rippen)  zurück.« 

II,  425,  Anm.  2.     Der  Bedeutungsunterschied    zwischen 
den  beiden  Wortstellungen  ergiebt  sich  aus   dem   zu  II,  422, 

Anm.  2  Gesagten.     In  s^ji  oü  Ju:  oder  »^ji  oU  I»Aj;  q!  liegt 


131 


der  logische  Nachdruck  auf  »j.jT:   gestorben  ist  Zaid's  Väter,  — 
nicht  etwa  sein  Bruder,  Sohn  oder  ein  anderes  Glied  seiner  Fa- 

milie;  in  oU  ö^j!  Aj-,  oder  oU  a^ji  IlAj-,  ^A  liegt  derselbe   auf 

oLs :   Zaid's  Vater  ist  gestorben,  —  nicht  etwa  genesen  oder 
am  Leben  geblieben. 

II,  426,  3.    Der  zweite  Accusativ  läj  j  in  diesen  aus  Sur.  5 


V.  28  genommenen  Worten  hängt  nach  Baidäwi  ab  von  einem 


5,^Ä      -c      J      O  ,- 


aus  dem  folgenden  iü^Lia!!  *jJLc  /  äs>  dem  Sinne  nach  heraus- 


■s 


r -^  cP* 


zunehmenden  ^SJ>,  dem  Gegentheile  von  ^l\$>  in  dem  vorher- 
gehenden antithetischen  Parallelgliede  ^AP  LL.s.     Es  ist,   in 

unserer  Schulsprache  ausgedrückt,  ein  durch  Absprung  von  der 
regelmässigen  Ausdrucksform   bewirktes  Anakoluth.     Man  be- 

merke,  dass  die  beiden  Verbalsätze  ^AP  und  äfeLäJi  /  cLz*  durch 

ihre  Stellung  an  das  Ende  der  beiden  antithetischen  Sätze  mit 
Vorausstellung  der  Objectsaccusative  ebenso  den  Schwerpunkt 
in  beiden  bilden,  wie  sie  es  als  die  Prädicate  von  zwei  gleich- 


bedeutenden  Nominalsätzen    thun   würden :     »Sa.P    zll\ 


'_?     2 

II,  427,  §761    »lil  le*-t^  je   [suis,  im  komme  de  la  tribu 

de  Temim«  sehr,  c'est  moi  qui  suis  de  la  tribu  de  Temim ;  deutsch  : 
ich  bin  ein  Temimit,  —  z.  B.  im  Gegensatze  zu  einem  Andern, 
der  sich  bloss  dafür  ausgiebt.  Denn  durch  die  Umkehrung  des 
Nominalsatzes  mit  Setzung  des  determinirten  Subjects  an  die 
zweite  Stelle  erhält  dieses  den  antithetischen  Hauptaccent. 

II,  428,  4  —  8.    Das  zweimalige  »peut  signifier«   steht  in 
Widerspruch  mit  dem  vorhergehenden  richtigen  »Pinversion  est 

necessaire  pour  determiner  le  sens«.   In  der  That  ist  ,jJuc  *i>  j> 

nicht  ein  Satz :   ich  habe  einen  Dirhem,   d.  h.  3.^  ^JCLc, 

sondern  nur  ein  complexer  Einzelbegriff:  ein  Dirhem  in 
meinem  Besitze. 

9* 


132 

II,  428,  §  766.  Die  hier  stattfindende  Möglichkeit  einer 
doppelten  Wortstellung  ist  keineswegs  so  zu  verstehen ,  als  be- 
deute die  eine  ganz  dasselbe  wie  die  andre.    Nach  dem  bisher 

o  'l-o.. 

Bemerkten  liegt  in  ^lXäc  l\j:  der  logische  Accent  auf  dem  Prä- 


n 


Co  rj  o  .. 


dicate  ^«Aäc,  in  l\j:  ^Aäc  auf  dem  nachgestellten  Subjecte  l\jj  ; 

das  Erste  sagt  aus:  Zaid  ist  bei  mir,  bei  keinem  Andern; 
das   Zweite:    bei   mir  ist  Zäid,    kein  Anderer.      Ebenso   ^ 

C   5  G      - 

*Xpj   *JIc:    giebt    es    einen    Gelehrten   unter    euch?    dagegen 

G        '         '  c  - 

*J!c  *Jyi  J<P :  giebt  es  unter  euch  einen  Gelehrten? 
XjJL55  J,  lX.£*5  U:  niemand  ist  in  demDörfe;  dagegen  J,  Lo 
iA=>S  iujiJi :  in  dem  Dorfe  ist  nie m and. 

II,  429,  8  u.  9    •aPour  les  dattes,  LEUR  egalite  en  beiwre ; 
(c'est-a-dire ,  les  dattes  valent  un  volume  de  beurre  ,  egal  ä  leur 

volume).«.   Das  missverstandene  IiAj:  LgJULo  äL*Jui  ^c  erklärt  sich 

aus  der  Gewohnheit  der  Araber,  Datteln  mit  frischer  Butter  zu- 
sammen zu  essen.    Der  Artikel  in  dem  n.  unit.  ä-*xJt  drückt  die 

successive  Totalität  aus  =  jede  der  an  die  Beihe  kommenden 
Datteln;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1866,  S.  293  Z.  6  flg.  Der  Sinn  : 
auf  eine  jede  Dattel  kommt  (als  Zukost)  ein  eben  so  grosses 
Stück  frische  Butter. 

G        -  G  a     %a *       Go  - 

II,  430,  6  v.  u.    Statt  ^Lü  in  »  .clä  ^\  L£  iAj-,  U«  sehr. 

-  ^         ^ 

LcLä.  DeSacy  hat  wahrscheinlich  geglaubt,  gemäss  11,413,  §727 
nach  b5l  den  Nominativ  setzen  zu  müssen ;  nachdem  er  aber  ein- 
mal nach  hig'äzenischer  Weise  (II,  61,  Anm.  I)  dem  La  dieBec- 
tion  von  ^J  gegeben  und  das  Prädicat  in  den  Accusaliv  gesetzt 
hatte ,  musste  auch  das  von  diesem  allgemeinen  \X*  ^ix^xi 
Ausgenommene  in  demselben  Casus  stehen ,    wie  es  mit  0wwJ 


heissen    müsste    LcUi  ^i  L^Ä  lXj;  g***}. 


133     - 

II,  430,  §769.  Ueber  die  unstatthafte  Unterscheidung 
des  .~a  in  &JJ.C  .-*  als  eines  »mot  interrogatif«  von  ^  in 
üljUc    .-/«  1^5)^  ^  a's  bloss  »renfermant  la  valeur  d'une  interro- 

gation«  s.  das  zu  II,  423,  §  753  Bemerkte.  Die  beiden  letzten 
Zeilen  von  Anm.  1  führen  das  seiner  Natur  nach  indeterininirte 

Fragnomen  ..-/>  ganz  in  der  "Weise  von  I,  451  ,  §  995  auf  das 
seiner  Natur  nach  determinirte  Relativnomen  -yo  in  der  Bedeu- 
tung von  ^lX.'!  zurück ,    ohne  die  schon  in  der  verschiedenen 

Casusstellung  hervortretende  Grundverschiedenheit  des  Be- 
griffes der  beiden  Wörter  zu  berücksichtigen  :  —  als  das  was 

es  wirklich  ist,  als  Fragnomen,  ist  ^yo  in  ^HkXa  ^»o  ^^  ^ 
der  Subjectsnominativ  des  Fragsatzes:  qcris  est  apud 
te?  als  angebliches  Relativnomen  hingegen  der  von  ^j^\  ^  re- 
gierte Obj  ectsaccusativ  desRelativsatzes:  non  novi  eum 
qui  apud  te  est. 

II,  431,  13  »J»-^>»«  sehr.  J>f>3  j  als  Reimwort. 

II,  431,   §  771.     Die  Frage,   ob  das  Prädicat  von  ^«wJ  vor 

das  Verbum  selbst  gestellt  werden  könne ,  wie  das  von  ^.1?,  ist 
einer  der  Streitpunkte  zwischen  Kufiern  und  Basriern,  Nr.  Sa 
in  Al-Anbäri's  Verzeichnisse  derselben  (Kosut's  »Fünf  Streit- 
fragen« S.  12):   »Die  Kufier  lehren,  es  sei  nicht  erlaubt,  das  Prä- 

dicat  von  ^j^  ihm  vorausgehen  zu  lassen,  und  dasselbe  lehrt 

unter  den  Basriern  Abu 'l-cAbbäs  al-Mubarrad.  Einige  geben 
an,  es  sei  dies  die  Lehre  Sibawaihi's  ;  dies  ist  aber  nicht  richtig ; 
das  Richtige  ist,  dass  es  hierüber  keinen  bestimmten  Ausspruch 
von  ihm  giebt.    Die  Basrier  dagegen  lehren,  es  sei  erlaubt,  das 

Prädicat  von  lj^J  so,  wie  dies  mit  dem  von  ^  geschehen  kann, 
ihm  vorausgehen  zu  lassen.«   Vgl.  Ibn  Jacis  S.  t.ll  Z.  15  flg. 


134     

II,  435  »LJL>«  im  zweiten  Halbverse  sehr,  als  Reimwort 


LJ 


i^>. 


II,  436,  5  »«St.  liAP  ce  Rafi(.i.    Diese  Stellung  des  Demon- 

strativnomens  vor  einem  bloss  durch  sich  selbst  determinirten 
und,  wie  alle  fremden,  den  Artikel  nicht  annehmenden  Eigen- 
namen gehört  zu  den  Eigenthümlichkeiten  der  spätem  Sprache. 

-   3  SL, 

Wie  bei  Al-Fahri,  aus  dessen  jjiAil  %>.<£  (Ghrestom.  ar.  I,  S.  \ 

Z.  9  u.  10)  diese  Stelle  genommen  ist,  so  findet  sich  dieselbe 
z.  B.  auch  bei  Ibn  al-Atir,  XI,  S.  v  Z.  12  ^^z.  k\P,  S.a  Z.  1 1 
u.  12  L>Lä  itXP ,  dieser    Isä,   dieser  Karaga.    Rein  ara- 

bisch  :  IÄP  «s^  ,    !<A£>  (j-*^ ,    ii-\S>  ü^-ty». 

II,  436  u.  437,  §  787.  Der  von  de  Sacy  zwischen  den 
Fällen  im  vorhergehenden  und  denen  in  diesem  Paragraphen  ge- 
machte Unterschied  beruht  lediglich  auf  demselben  durch  die 
drei  Stellen  S.  437  dargestellten  spätem  Sprachgebrauche,  nach 
welchem  eine  Lokmansche  Fabel  (Rödigers  2.  Ausg.   S.  So  Z.  4) 

^u=^   ä:_>  »lX^  statt   stX^1  «_*ii=&$  »3j>;  Al-Fahri   (Ghrestom. 

ar.  I,  S.  lf  Z.  6)  üUJI    Juc    S>AP  statt  L\P  ^JLjT  eile  und  ein 

,  O     3  0~  3    £  3  .1 

unbekannter  Schriftsteller  (Ibn  Arabsäh?)  ._aJL~.«JS  ^wj,  sl\£ 
statt  »lX£>  ^JLw.,di  y^,  sagt.  Das  durch  die  beiden  ersten  Bei- 
spiele S.  436  vertretene  Hocharabisch  verlangt  die  Nachstellung 
des  Demonstrativnomens  ebenso  wenn  der  angezogene  deter- 
minirende  Genetiv  ein  Substantiv,  wie  wenn  er  ein  Pronomen 
ist.  Man  wende  nicht  dagegen  ein,  dass  ja  Baidäwi  selbst  in 
der  Erklärung  von  Sur.  41  V.  22  (Anm.  1  S.  437  u.  438)  die 
Voranstellung  als  zulässig  bezeichne;  denn  das  Verhältniss, 
welches  wir  durch  unser  adjeetivisch  verbindendes  »diese  eure 

0     3        '  O  3  i,    , 

Meinung«,  die  Araber  durch  *.£JJ  *£äJö  ausdrücken,  unter- 
scheidet sich  wesentlich  von  demjenigen,  wonach  beide  Worte, 


C   J 


135 

I  r,   1  i.  - 


*.$üo  und  J&h,  Substantiva  sind,  das  erste  &Xa  jJu^s ,   das 

zweite  dessen  jjo :   Das,    nämlich]  eure  Meinung. 

II,  439,  3.     Tantawy,  Observations  etc.    S.  491   u.  492: 
»Le  vrai  sens  du  vers: 

d'apres  I'explication  qu'en  donne  Souyouti  est :  »[les  hommes  de 
la  tribu  de  Djerir)  d'apres  l'habitude  que  leur  a  donnee  (leur 
pere)  Atiia  ,  rödent  comme  des  porcs-epics  autour  de  leurs  ten- 
tes  (pour  chercher  quelque  chose  ä  voler).«  Ce  vers  fait  partie 
d'une  satire  composee  par  Farazdac  contre  Djerir.« 

Diese  Erklärung  giebt  auch  de  Sacy  aus  derselben  Quelle 
in  Anthol.  grammatic.   S.  335  Anm.  34. 


))o. 


II,  439.  6  »ü5ja*j«  sehr.  Q 5joü ,   Sur.  12  V.  43. 

II,  440,  13  »_*5«  sehr,  nach  dem  Versmasse    jS  oder  ^S: 

für  Grösse,  d.  h.  Grösse  seiner  Macht  oder  seines  Ansehens, 
insofern  er  dieselbe  zumVortheile  seiner  Kinder  geltend  machte. 

1,0  )      i 

»,L^««  sehr.  nachVersmass  und  Ueberlieferung  ,L«JL*«;  s.  Abul- 

fedae  hist.  anteislam.  S.  126  Z.  5  u.  d.  Anm.  dazu  S.  227  u. 
228,  Frovtag's  Arabb.  provv.  I,  S.  279  u.  280  u.  S.  315,  Gott- 
waldt's  Hamza  Ispahani  S.  105  Z.  9  u.  10. 

II,  441,  7  u.  6  v.  u.  »yM^Ji«  sehr.  {J~^S. 

II,  445,  7  v.  u.  »j-L>  <Aj;«  sehr.  ju:  eb&.. 

II,  446,  18  »lü-c«  sehr.  lä.c 

II,  447,  1  u.  2  y>Le'ila  forcera-t-elle  donc  son  amant  ä  s'e- 
loigner  d'elle,  tandis  qu'il  ne  seroit  pas  dispose  ü  se  separer  volon- 
tairement!«  Wie  der  Text  dieses  Verses  S.  446  1.  Z.  gegeben 
ist,  kann  er  nur  so  verstanden  werden  :  Wird  Leilä  wegen 
der  Trennung  sich  von  ihrem  Geliebten  zurück- 
ziehen,   da  er  sich  doch   nicht  gutwillig    (von  ihr) 

getrennt  hat?  /  sfjüi  ist  in  beiden  Halbversen  dieselbe  durch 
irgend  etwas  erzwungene  Trennung  des  Geliebten  von  der  Ge- 


136     — 

liebten,  deren  Unfreiwilligkeit ,  so  hofft  der  Dichter,  die  Ge- 
liebte vor  der  Versuchung  zur  Untreue  bewahren  wird.  Aber 
unter  den  verschiedenen  Lesarten,  welche  dieser  oft  angeführte 
Vers  darbietet  (s.  Broch's  2.  Ausg.  des  Mufassal ,  Adnotationes 
S.  9  vorl.  u.  1.  Z.),  sind  zwei  besonders  bedeutende:   im  ersten 

Halbverse  /  öLaJb  st.  /  äLäJU ,    und  im  zweiten  t-A-Jaj'  st.  ^^j 

(s.  Muf.  S.  t*.  Z.  19,  Ibn  Jacis  S.  M  1.  Z.  ,  Dieterici's  Alfijah 
S.  UP  vorl.  Z.),  wonach  zu  übersetzen  ist:  Wird  sich  Leilä 
durch  Trennung  von  ihrem  Geliebten  zurückziehen, 
während  sie  doch  früher  sich  zu  keiner  Trennung 
verstehen  wollte? 

II,  448,  12  — 14  »ou  un  mot  qui  renferme  la  valeur  d'une 

interrogation ,  comme  oöS  l\L  ^\  ^  v^äS  Lje  ne  sais  de  quel 

w  E 

pays  tu  es« ,  nach  der  Meinung ,  ^l  sei  in  solcher  Verbindung 

ursprünglich  nicht  Frag-,  sondern  Relativnomen;  s.  dagegen 
die  Anmerkung  zu  II,  430,  §  769. 

II,  449,  1  flg.  Ueber  das  eigentliche  Wesen  und  den  Ge- 
brauch der  hier  erwähnten  verschiedenen  Arten  von  L«  s.  diese 
Berichte  v.  J.  1878  S.  96  u.  97  zu  1 ,  539,  §  1180,  und  540, 
§  1181,  und  v.  J.  1880  S.  119  u.  120  zu  II,  56,  §  117. 

II,  449,  6 — 4  v.  u.  De  Sacy  begnügt  sich  hier  mit  einer 
Berufung  auf  den  arabischen  Sprachgebrauch  ohne  Angabe  des 
Grundes  der  Verschiedenheit  zwischen  unserer  und  der  arabi- 
schen Ausdrucksweise.  Dieser  Grund  liegt  in  der  Notwendig- 
keit, den  zwischen  zwei  Punkten  liegenden  Zeitraum  als  die 
Ursache  und  das  Mass  der  Entfernung  des  einen  Punktes 
vom  andern  durch  v_j  auszudrücken,  entsprechend  dem  lat.  Abla- 
tiv in:  uno  die  ante  me  natus  est,  tribus  mensibus  post 
me  advenit,  unserem  um  in:  er  ist  um  einen  Tag  früher  ge- 
boren als  ich,  er  ist  um  ein  Vierteljahr  später  angekommen  als 

ich.    Eben  so  im  Arabischen  nach  Comparativen :  ^a  ^S\  üU! 

5  oE       S  7 

jyb\  &MO,  du  bist  um  ein  halbes  Jahr  älter  als  ich.  Der  bei 
uns  in  solchen  Fällen  gewöhnlichere    blosse  Accusativ  ist  im 


137     

Arabischen  unmöglich,  weil  er  die  Zeitdauer  irgend  eines 
Vorganges  vor  oder  nach  einem  Zeitpunkte  bezeichnen  würde: 

(j*v*^Jt    pyUo  e\*j   ^a*cL-w   zwei  Stunden  lang  nach  Sonnen- 

aufgang,   Aj-    älij  J^'s  C7*^  zwe*   Tage   lang   vor   dem   Tode 

Zaid's.    Dieser  Accusativ  der  Antwort  auf  die  Frage  wie  lange? 

geht  auch  im  Arabischen  dem  J»a3  und  l\*j  gewöhnlich  voraus, 
jenes  durch  v_j  ausgedrückte  Mass  einer  Zwischenzeit  hingegen 

folgt  durchaus  nach;  s.  den  eigentümlichen  Fall  in  Abulf. 
Hist.  anteislam.  S.  6  Z.23  unddieAnm.  dazu  S.  205  Z.5v.  u.  flg. 

II,  450,  17  »wofCcJb«  sehr.  wotxiJL. 

II,  452,  7   »__;>«  sehr.  ry>    und    s.    darüber  das   oben 

S.  105  zu  II,  370,  1   Bemerkte. 

II,  452,  7  v.u.  »JJJ-^'«  sehr.  jl:>',  Tarafah'sMucallakah\7.  8. 

II,  453,  18,  20  u.  21    »if«  sehr.  ^if. 

II,  455,  8  »^Lliy«  sehr.  &^f. 

II,  455,  14  »lXjA^1«  sehr.  JuÄ^,  und  Z.  15  in  derUeber- 

setzung  extirper  oder  exterminer  statt  »renoaveler«.  Die  wahr- 
scheinlich aus  Ibn  cArabsah  genommene  Stelle  selbst  habe  ich 
noch  nicht  aufgefunden,    aber  der  antithetische  Parallelismus 

fordert  die  gegebene  Berichtigung.  —  »Oiäjj«  sehr.  Jjxjj. 

II,  455,  vorl.  Z.  »aX»«  sehr,  si*,  y>\£ySi\(i  sehr,  mit 
Manger  aus  seiner  Handschrift  ^gjiufj.  -De  Sac?/  will  in  Anm.  1 
S.  456  das  y^ys-Jj  von  Golius  wiederherstellen,  indem  er  es  mit 

»?7  sorfr'J  [du  sommeil  de  Vivresse),  das  folgende  l_g^c,i  Läj  aber 
mit  »eine  sortit  point  [de  ses  habitudes  criminelles)«  übersetzt. 
Aber  ^^j^i  bedeutet  nur  *^,j  J^>^  4&&H  a^  Ji'  und  lässt 
sich  nicht   durch  Ausscheidung   des  Begriffs   eigener  sittlicher 


138     

Willensänderung  zum  blossen ,  beziehungsweise  von  selbst  er- 
folgenden Heraustreten  aus  einem  Zustande  wie  Schlaf,  Trunken- 

^  -•  Ort- 

heit  u.  s.w.  abschwächen.     Nach^eyüi^,  —  Manger:    »et  in 

vitia  se  duci  passus  est«  —  wird  also  statt  jenes  »ü  sortit  (du 
sommeil  de  l'ivresseja  zu  schreiben  sein  :  il  s'abandonna  (encore) 
ä  ses  vices. 

II,  456,   §  825  ist  weiter  ausgeführt  in  de  Sacy's  Alfiyya 
S.  104. 

II,  457,   §828  u.  829.     Die   optative  Bedeutung,    welche 

de  Sacy   dem  ^bü,   J^,    je  u.  andern  Perfeclen  in  den  auf 

Gott  bezüglichen  Doxologien  beilegt,  ist  widerlegt  in  diesen 
Beiträgen  v.  J.  1863,  S.  164  u.  165  zu  1,136,  §  289,  v.  J.1864, 
S.  288  u.  289  zu  I,  169,  11  u.  12  (zu  vergleichen  mit  Ztschr. 
d.  D.  M.  G.  Bd.  XX  S.  187  u.  188)  und  v.  J.  1880,  S.  137 
Z.  1 — 14  zu  II,  82,  Anm.  1.  Wenn  hinsichtlich  der  Bedeutung 
dieser  Perfecta  als  Aussagen  von  Eigenschaften,  die  Gott 
durch  sich  selbst  von  Ewigkeit  her  besessen  hat  und  besitzt, 
noch  irgend  ein  Zweifel  bestehen  könnte  ,  so  müsste  er  ver- 
schwinden vor  der  Thatsache,  dass  sie  nicht  nur,  wie  hier,  als 
Appositionen  zu  einem  Nomen  oder  Pronomen  von  Gott ,  son- 
dern  auch    als  Prädicate  Gottes  in   Belativsätzen  vorkommen, 

z.  B.  Makkari,   II,   S.  vi*.  Z.  14:   1^  Aj>  ^lXJS  isJjJUt  »AI*  »der 

König  der  Könige  (Gott)  ,  der  majestätisch  und  erhaben  ist«. 
Nun  ist  es  aber  ein  Grundsatz  der  arabischen  Sprachlogik,  dass 
ein  Relativsatz  immer  nur  eine  Aussage  von    etwas  Thatsäch- 

lichem  (.L3-i),  nie  eine  Frage,  ein  Wunsch,  ein  Gebot  oder  Ver- 

— .  -   ü  " 

bot  (s-Ucöl)  sein  kann;   s.  Dieterici's  Alfijah  S.  ff  Z.  11  u.  12. 
II,   458,  4    »Superlative«    sehr,  comparative;    denn    diese 

■>   ,oi  •>  ~  öS 

Worte  bedeuten  keineswegs,  in  einem  J*xii  wie  dem  AsS  der 
angeblichen  Koranstelle l)    *XwäjS  j,   Lj    jjlci    ,*So.  liege  keine 


>  o£ 


\ )  Der  Koran  sagt  Sur.  2  V.  236  ;  j»X*oü!  J,  i-o  ^ju  aJJi  qS  [fAc-^ 
hat  aber  nirgends  den  Elativ  Ac\  in  obiger  Verbindung. 


139     

»idee  Superlativen,  —  wie  wäre  dies  einerseits  mit  der  Vorstel- 
lung von  Gottes  Wesen  und  Eigenschaften  in  ihrem  Verhältnisse 

zu  denen  des  Menschen,  andererseits  mit  der  Form  JL^I  in  ihrem 

6    - 

allgemeinen  Verhältnisse  zu  der  Form  *J(c  vereinbar?  —  son- 

dem  sie  weisen  nur  die  Deutung  eines  solchen  Joiii  als  Com- 

parat iv  zurück,  als  solle  z.  B.  durch  jenes  JLc!  mit  einem 
hinzugedachten  secundum  comparationis  ausgedrückt  werden : 
Gott  weiss  das,  was  in  eurer  Seele  ist,  besser  als  ihr  selbst 
oder  andre  Menschen,  —  gleich  als  ob  das  göttliche  Wissen 
nur  dem  Grade  nach  von  dem  menschlichen  verschieden  sei 
und  daher  mit  diesem  überhaupt  verglichen  werden  könne. 
S.  diese  Berichte  v.  J.  1881,  S.  197  Z.  9  flg.  zu  11,  311,  6  v.u. 

II,  458,  5  v.  u.    In  o^j   L+t  _ji   k\j;  ^Jj  Ja-c^  hängen  die 

beiden  Accusative  nicht  von  einem  hinzuzudenkenden  ..£,,  son- 

»    G    , 

dem  von  o,y  ab;   vorausgestellt  aber  sind  sie  zu  antithetischer 

Hervorhebung:  »Gieb  (d.  h.  sei  freigebig),  wenn  du  auch  (nicht 
dem  Würdigsien,  sondern  nur)  dem  Zeid  oder  cAmr  (dem  ersten 

besten)  wohlthätest.«  Alsy>^S  ^j-=^,  wie  bei  de  Sacy:  Huferas 
une  bonne  oeuvrea,  müsste  statt  o.;j  gesagt  sein  .  jj  oder  „*j. 
II,  460,  12  »'ÜÜi°  'f.L'W  und  »L^liT  LsÄffa  sehr.  Xiüf  T*Jf 
und  sL^Ji  sLs^Jt. 

II,  461,  5  v.  u.   »3b  ^Jli"«  sehr.  3!ö  ^xiJlf  ,  Tarafah's 
Muall.  V.  18.  a  -.     ' 

II,  461,   Anm.  1,  4  v.  u.  flg.     Warum   de  Sacy  die    her- 
kömmliche Erklärung  von   . «li J?    CjJo.   Sur.  47  V.  4 ,   als  ur- 

sprünglichem  Inf.  absol.  durch  Ujq  ^gJJ  ^j,ä?!  »wenig  be- 
friedigend« findet  und  den  Accusativ  lieber  durch  einen  von 
aussen  herbeigeholten  Imperativ  regieren  lassen  möchte,  ist 
mir  nicht  klar.    Dieselbe  Wortfügung  und  Erklärung  liegt  vor 


140 

in  aliT  QL^1  Sur.  30  V.  16  =  liLsJL  äIjT  !>Ü1,  Lane  S.  1290 

Sp.  3  unten.    De  Sac?/  scheint  ferner  übersehen  zu  haben,  dass 
die  Vertauschung  des  von  allen  Koranlesern  festgehaltenen  Ac- 

-     o  ^  3    0, 

cusativs  i_j./£  mit  dem  Nominativ  ^.*o  den  vom  Zusammenhange 
geforderten  kräftigen  Imperativsatz  in  einen  ruhigen  nominalen 

Aussagesatz   (=  ^J&J)    yj^    V^V1-' )    umwandeln    und    die 

Gleichartigkeit  zwischen   ihm  und  den  folgenden  befehlenden 
Parallelsätzen  aufheben  würde. 

II,  462,  §  836.    An  die  Stelle  der  hier  besprochenen  Ellipse 
treten  anderswo,  entsprechend  unserem  nun  gut,   nun  wohl 

3      ,3  Oo       ,  3  ,  3         30,0*0    »3,  -       ,.    , 

u.dgl.,  Redensarten  wie  oL«Ji  j.^s,   L^aäJij^s?  tilliAä  (selbst 

elliptisch  st.  olJ?  öJJtXS,  Baidäwi,  I,  S.  f|v  Z.  10,  Dieterici's  Mu- 
tanabbf  S.  m  Z.  4  v.  u.,  wofür  1001  N.  Bresl.  Ausg.  IV,  S.  W 

Z.  4,  ^Liö  G^,  d.  h.  s>ljjl   üUi  0^),    L>yaä«Ji   L^ji    (L^s  — 

KLa^i  sl\.^*.s)  5  c^-^ÄJ^  Lf*.s  und  bloss  L^*.s?  Zeitschr.  der  D.  M.  G. 

Bd.  XX  v.  J.  1866,  S.  594  u.  595,  Anm.  17.    Dieses  LJJ  findet 

sich  selbst  in  persischer  Prosa,  SpiegeFs  Chrestom.  pers.  S.  40 
Z.  1  u.  2. 


IL  463,   1.  Z.   »j^.Ji  <S)L=>  iAj*öj«  der  gleichmässige  Fort- 

gang  der  Bede  verlangt  ^Ji  \s}^  ^***-ii  '■>  m  der  Uebersetzung 

S.  464  Z.  3 — 5:  Le  poison  attaque  les  veines  dont  le  sang  est 
fluide,  le  congele,  obstrue  les  canaux  de  la  respiration  animale 
et  se  repand  &c. 


o 


II,  464,  \    »,.rs>L>JW  sehr.  ,.„PJul. 


CT^'     ■"""'  CT 

3    3  3      3   3 


II,  466,  11    » +%ijS y<    sehr.   ffJji,,   wörtlich:    et  que  leurs 
montures  fussent  les  mulets  et  les  änes. 

II,   468,    Anm.  1.  Z.  »^Luj«  sehr.  ^Lw.     »L^oUi«   sehr. 


141     

wiXw^J ,  wie  de  Sacy  selbst  in  seiner  Ausgabe  von  Lebid's  Muall. 

zu  Calila  et  Dimna  S.  P»|f  vorl.  Z. 

II,  469,  10  u.  11    y>les  personnes  qui  lui  sonC  les  plus  cheres« 
(1.  h.  seine  Frauen  und  Beischläferinnen;  diese  specielle  Bedeu- 

tung  hat  A^jiJ'  auch  bei  Makkari ,   I,  S.  t*f1  Z.  7.    Durch  »et  ä 

bien  plus  forte  raison  ses  richesses«  ist  der  Sinn  von  x!lo  .^  %&s 

nicht  deutlich  ausgedrückt.  Der  Satz  bedeutet :  Selbst  wenn 
du  ihm  die  Schönheiten  seines  Harems  wegnehmen  lasst,  wird 
er  dir  keinen  Widerstand  leisten,  geschweige  denn  (d.  h.  noch 
viel  weniger,,  wenn  du  ihm  bloss  sein  Vermögen  wegnimmst. 
Denn  in  Verbindung  mit  affirmativen  und  imperativen  Sätzen 

bedeutet  ._£  ^Liä  noch  viel  mehr,  mit  negativen  und  pro- 
hibitiven  noch  viel  weniger;  s.  diese  Berichte  v.  J.  1876, 
S.  78  zu  I,  487,  §  1074. 

II.  470,  3  ȆJJU  sehr,  lijjf. 

II,  470,  13  »oLÜU  sehr.  otJüüT.  —  14  »0  toi  qui  me  fais 

des  reproches  [de  ce  que)  je  me  trouve  au  combat  et  que  je  fre- 
quente  les  assemblees  de  plaisir«  nach  Zauzani  zu  Tarafah's 
Muall.  V.  56   (bei  Vullers  S.  (1 ,  bei  Arnold  S.  of),    aber  un- 

richtig1   ;    denn   in    der  Bedeutung   von    ort,    quod,    als  ^i 

iduäi-'S   ^a  SüübsuJi ,   regiert^!   den  Indicativ,    und  der  in 

beiden  Halbversen  überlieferte  Conjunctiv  zeigt,   dass  „>•, 

und  —  nach  der  Lesart  ^*j^LI  st.  ^^»-Qi  —  ebenso  ^  hier 

bedeutet:  scheltend  zurücktreiben,  abhalten;  wie  richtig  Ho- 
well.  P.  II  S.  346:  r>Now,  0  thou  that  forbiddest  me  from  being 
present  at  the  fray  and  from  attending  festivities.a  Hierin  wird 
auch  dadurch  nichts  geändert,   dass  man  statt  des  von  einem 


I     Zauzani's  Irrthum  erklärt  sich  aus  der  in  diesen  Berichten  v.  J. 
1880  S.  92  u.  93  nachgewiesenen  neueren  Verwechselung  des  declarativen 

o  S 

und  des  zielsetzenden    q{. 


142 


c  £ 


hinzugedachten  ^.i  regierten y&s>\  mit  Andern  yüs-i  liest,  nach  ■ 
der  Annahme,  dass  durch  Unterdrückung  des  Wortes  auch 
dessen  Rection  wegfalle  und  dann  das  Verbum  formell  in  den 
Indicativ  zurückgehe.  So  in  allen  vier  Stellen,  wo  Baidäwi  den 
Vers  als  Beleg  für  diese  Verwandlung  anführt:  I,  v.,  4,  II,  i.o, 
22,   IIa,  6,  Y.\»,  15. 

II,  470,  vorl.  u.  1.  Z.  »Respectez  et  craitjnez  Dien,  cm  sujet 
duquel  vous  vous  f altes  des  questions  reciproquement ,  ainsi  que 
(AU  SUJET)  des  parens«  aus  Sur.  4  V.  1 ,  wo  jedoch  blossHamzah 

*b>.^i_5  liest ,   die  übrigen  kanonischen  Leser  aber  *U>-.,^I_5 ,   das 

nach  der   einen  der  zwei  möglichen  Erklärungen   (s.  Baidawi 

z.  St.)   soviel  ist  als  *L>-.^Lj_j   mit  Wiederholung  der  Präposi- 

tion,   indem  ohne  dieselbe  nach  der  Regel ,  wie  in  iAjij  o,«* 

L-^cj ,  der  Accusativ  als  allgemeiner  Casus  der  Verbalabhängig- 
keit an  die  Stelle  des  Genetivs  tritt:  »Und  fürchtet  Gott,  bei 
dem  und  der  Blutsverwandtschaft  ihr  einander  bittet«,  wie  Kose- 

gartens  Liber  cantilenarum ,  I,  S.  |f1  Z.  5  v.  u. :  aJlii  üjJötXcij 
*=■>%,  ich  beschwöre  dich  hiermit  bei  Gott  und  der 
Blutsverwandtschaft. 

II,  471 , 1 .  Tantawy,  Observations  &c,  S.  492:  »Dans  le  vers: 

au  lieu  de  ^jJs  ,  aujourd'hui  tu  t'es  rapproche  pour  nous  ac- 
cabler  de  satires  et  d'injures,  il  faut  lire  ^>o  iAS,  tu  tes  mis  ä 
nous  accabler  &c.« 

II,  472,  4  »3b  ^-ÄülS'«  sehr.  ^IJ  q.äJIS',  wie  zu  S.  461 
Z.  5  v.  u.  bemerkt  worden  ist. 

II,  472,  8  v.  u.  flg.    An  und  für  sich  ist  der  hier  slatt- 
iindende  Gebrauch  von  ^i  zur  Bezeichnung  einer  Geschlechts- 


143     

angehörigkeit  eine  der  prägnanten  Gebrauchsweisen  dieser 
Präposition,  zu  deren  Erklärung  man  nicht  die  Annahme  einer 
durch  ein  specielles  Verbuni  auszufüllenden  Ellipse  nöthig  hat; 
s.  diese  Berichte  v.  J.  4876,  S.  70  u.  71  zu  I,  478,  24  —  28, 
und  Dozy,  Supplement,  I,   S.  35,   Sp.  1. 

II,  473,  6 — 8.  Von  den  beiden  hier  gegebenen  Erklärungen 

der  Redensart  ±\   J,   e)J  JwP  ist  die  zweite  wenigstens  vorzu- 
o 

O-o, 

ziehen,  da  w^£.  s   SUe. ,   zu  etwas  Lust  haben,  mit  ,i,  da- 


*       ,   o 


gegen  „ls>    —\JL&A    ü>L>-,  etwas  nöthig  haben,  Ursprüng- 
en        Qj 

lieh  mit  J,|  und  j,  erst  später  mit  j  construirt  wird ;  s.  Bocthor 

unter  Äff  a  ire  und  B esoin. 

II,  473,  §  853.  Diese  wirkliche,  durch  den  Begriff  des 
Verbürgens,  Gewährleistens  auszufüllende  Ellipse  findet 
sich  nicht  bloss  in  Frage-,  sondern  auch  in  Aussagesätzen.  In 
Kosegartens  Lib.  cantil.  S.  vf  Z.  1  sagt  eine  Dame  zu  an- 
dern, welche  den  gefeierten  Dichter  'Omar  ibn  Abi  Rabi'ah  in 


£     ■>  -      ,c 


ihre  Gesellschaft  zu  ziehen  wünschen  :    ao  .JuLjS,   ich  garan- 

tire  ihn  euch,   d.  h.  ich  mache  mich  anheischig,  ihn  euch 
herbeizuschaffen  ;  was  sie  dann  auch  thut. 

II,  473,  §  854.  Zu  den  von  de  Sacy  angeführten  frühern 
Stellen  über  jüe^i  iu^\  vgl.  die  Anmerkungen  dazu  in  diesen 

Berichten  v.  J.  1874  S.  127  zu  1 ,  431,  4  u.  3  v.  u.  flg.,  und 
v.  J.  1878  S.  114  zu  I,  545,  §  1190  flg. 

iE 

II,  473,  Anm.  1  Z.  2.  Statt  &*s  nach  ^  Lai  sehr.  *^äi  als 
Apodosis  von  Ui,  mit  antithetischer  Hervorhebung  von  ,1: 
(quantä)  moi,  j'en  ai  envie.  —  Die  Warnung  vor  einem 
^LP  x~s  J,  ^1  könnte  man  für  überflüssig  halten ,  da  wohl  nie- 
mand  auf  einen  so  wunderlichen  Ausdruck  verfallen  werde  ; 
aber  als  Beispiel  wirklicher  Verwandlung  der  Partikel  J.P  in 


144     

ein  Substantiv,  scheinbar  mit  der  Bedeutung  von  Inac.  ,  erzahlt 
M.  al-M.  S.  PIaö  Sp.  1  :    »Man   fragte  Abu  '1-Rukais:    ^J  JJ» 

C  03) 

4=5  lXj;   £,   Hast  du  Appetit  zu  frischer  Butter  und  Datteln? 

Darauf  er  :  J^JI  Jc&i  —  wörtlich  unübersetzbar,  nach  M.  al-M. 

=  ü)Ji3  iX&i  J. ,  »Den  habe  ich  im  stärksten  Masse«.  Ein  ächter 
Wüstenaraber  mochte,  im  Vollgefühle  seiner  Herrschaft  über  die 
Sprache,  wohl  dann  und  wann  auch  logische  und  linguistische 
Wagestücke  ausführen,  aber  — :  Quod  licet  Jovi ,  non  licet 
bovi ;  andre  Leute ,  lehrten  die  Philologen,  dürfen  dergleichen 
Dinge  nicht  nachmachen  oder  gar  als  Thema  zu  Variationen 
ausspinnen.    Daher  Gauhari's  Veto. 

II,  473,  §  855,  Z.  3  u.  4  »Ce  genre  d'ellipse,  condamne 
par  les  grammairiens  de  l'ecole  de  Basra«  beruht  wohl  auf  einem 
Missverständnisse ;  denn  ,  wie  de  Sacy  selbst  auf  der  folgenden 
Seite  in  der  Anmerkung  nachweist,  erklärt  z.  B.  der  Basrier 

Baidäwi    ebenso  wie    Zamahsari    das  ..ääj  Sur.  12  V.  85  nach 

Sinnesnothwendigkeit  durch  ein  hinzuzudenkendes  S ;  s.  auch 
Mufassal  S.  Hf  Z.  6  u.  7  und  Howell's  Grammar,  P.  II  &  III, 
S.  189  u.  190  und  S.  531  u.  532.  Abschreibern,  Heraus- 
gebern und  Uebersetzern  wird  diese  Auslassung  leicht  zu  einem 

3    -O  3  <J*  , 

Steine  des  Anstosses.    So  ist  J»*äj  Jäkut,   IV,  H. ,  11    in  c>-0} 

33  )      .Ol  -Mf£ 

*ilJ  Jotäj  aJÜS  »beim  Gotteshause  (der  Kaaba),   das  wird  nicht 

geschehen!  «  zu  einem  unverständlichen  JJüu  geworden  (vgl.V, 
S.  397  zu  dieser  Stelle),  und  in  Arabb.  provv.  II,  S.  337  Z.  7 
ist  J.xsl    all!   ^-^,"  übersetzt  »num  jusjurandum   Dei   faciam  '?« 

statt:  per  Deum,  non  faciam!  (vgl.  III,  pars  post.  S.  479 
zu  d.  St.). 

II,  475,  §  859  Z.  3  flg.  Zu  JLM  ^Sj  jL<?  /&xi  l3b> 
Jbä  s.  hier  oben  S.  100  Z.  25—30. 


ÖFFENTLICHE  GESAMMTS1TZUNG 

AM  14.  NOVEMBER  1883. 

Herr  Zärncke  legte  zwei  neue  von  Herrn  Dr.  Milchsack  in 
Wolfenbüttel  aufgefundene  Bruchstücke  einer  Handschrift  der 
Gedichte  Wälther's  v.  d.  Vogelweide  vor. 

Die  Auffindung  der  vorliegenden  neuen  Bruchstücke  von 
Gedichten  Wälther's  v.  d.  Vogelweide  verdanken  wir  der  Um- 
sicht des  Herrn  Bibliothekssecretär  Dr.  Milchsack  in  Wolfen- 
büttel, der  mir  über  den  von  ihm  gemachten  Fund  das  Nach- 
stehende mittheilt  : 

»Das  Kloster  Biddagshausen  bei  Braunschweig  besass  eine 
nicht  unbedeutende  Bibliothek,  welche  später  dem  herzoglichen 
Predigerseminar  in  Wolfenbüttel  überwiesen  worden  ist.  In 
diesem  hat  sie  aus  Mangel  an  Raum  viele  Jahre  in  einem  dunkeln 
Verliess  wirr  durcheinander  gestanden.  Seit  etwa  zwei  Jahren 
ist  das  Prediiierseminar  umgezogen  und  hat  vor  etwa  14  Tagen 
endlich  auch  diese  Biddagshäuser  Bibliothek  aufgestellt.  Als  ich 
am  Mittwoch  ein  Stündchen  darin  herumstöberte,  fiel  mir  ein 
alter  Band  in  die  Hände:  Sermones  dormi  secureetc.,  gedruckt 
s.  1.1500  tertia  die  mensis  augusti,  in  kl.  4°,  auf  dessen  beiden 
inwendigen  Deckeln  Pergamentsliicke  sich  aufgeklebt  zeigten. 
Ich  sah  sofort ,  dass  der  Text  Beime  und  Strophen  hatte.  Auf 
meine  Veranlassung  sind  die  beiden  Blätter  abgelöst  worden 
und  nun  war  es  leicht  zu  constatiren,  dass  es  zwei  Doppelblätter 
einer  Handschrift  aus  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  mit  Ge- 
dichten Wälther's  von  der  Vogelweide  sind.«  Und  weiter: 
»Ich  habe  die  beiden  Blätter  Herrn  Oberbibliothekar  Dr.  O.  von 
Heinemann  übergeben,  dem  es  hoffentlich  gelingen  wird  ,  die 
Direction  des  Predigerseminars  zu  bewegen,  sie  an  die  herzog- 
liche Bibliothek  abzulassen.«  üb  dies  inzwischen  geschehen  ist, 
ist  mir  nicht  bekannt  geworden  ,   doch  hoffe  ich  es.    Jedesfalls 

1883.  10 


146     

haben  die  Biälter  den  Namen  der  Wolfe nhütller  zu  führen, 
und  die  ihnen  in  der  Reihenfolge  der  Siglen  zukommende  Chiffre 
ist  der  Buchstabe  U. 

Das  wiederholte  liebenswürdige  Anerbieten  des  Herrn  Dr. 
Milchsack,  welcher  mir  durch  Ueberlassung  der  Veröffentlichung 
dieser  Bruchstücke  eine  Freude  zu  machen  wünschte ,  habe  ich 
endlich,  und  dann  nicht  ungerne,  angenommen,  und  biete  hier- 
mit den  ersten  Abdruck  derselben.  Herr  von  Heinemann  hatte 
die  Güte,  mir  die  Blätter  auf  meine  Bitte  zuzusenden,  und  ich 
habe  daher  eine  sorgfältige  Abschrift,  die  ich  Herrn  Dr.  Milchsack 
verdankte,  genau  collationiren,  auch  die  Revision  des  Drucks 
nach  dem  Original  selbst  besorgen  können. 

Es  sind  zwei  Doppelblätter  Pergament  in  Oclavformat  von 
ursprünglich  etwa  15,5  :  10,5  cm  Umfang,  sauber  von  einer 
Hand  des  ausgehenden  13.  Jahrli.  geschrieben  (die  Züge  der 
Schrift  erscheinen  jünger  als  die  in  A  und  älter  als  die  in  G)., 
die  Strophen  abwechselnd  mit  rolhen  und  blauen  Initialen  be- 
ginnend,  die  Lieder  mit  grösseren,  mehrfarbigen,  deren  Zier- 
lärbe  auch  einen  grossen  Theil  des  anstossenden  Randes  mit 
hereinzieht.  Die  beschriebene  Fläche  beträgt  10,2  :  7,6  cm.  Sie 
bietet  21  Zeilen,  deren  Linien  zierlich  mit  Tinte  gezogen  sind, 
wie  auch  die  perpendiculären  Linien,  die  die  Seiten  be- 
grenzen, doch  zur  Rechten  nicht  immer  vom  Schreiber  ein- 
gehalten sind.  Die  Vorschriften  für  den  Bubricalor  sind  meist 
am  Rande  vorgetragen,  fast  ohne  Ausnahme  am  linken;  doch 
nicht  immer  findet  sich  die  Vorschrift,  und  wenige  Male  findet 
sie  sich  auch  am  Rande  rechts,  was  der  nachstehende  Druck,  um 
mit  der  Zeilenzählung  nicht  in  Conflicl  zu  kommen  ,  unbeachtet 
gelassen  hat,  indem  hier  alle  Vorschriften  links  gestellt  sind. 
Die  Blätter  sind  im  Ganzen  gut  erhalten  und  leicht  lesbar,  nur 
hat  der  Wurm  einige  Buchstaben  ausgeflossen  und  einige  an- 
dere sind  abgescheuert;  doch  kann  kaum  an  einer  Stelle  ge- 
zweifelt werden,  was  dagestanden  habe.  Beim  Einkleben  sind 
sie  beschnitten,  aber  der  Text  hat  nur  an  einer  Stelle  eine  ge- 
ringfügige Einbusse  erlitten. 

Die  Blätter  schliessen  sich  an  einander  an  und  ihre  Seilen 
sind  insofern  gegenwärtig  richtig  mit  1  --8  beziffert  worden, 
aber  in  der  Mille  fehlt  mindestens  ein  Doppelblatt,  wahrschein- 
lich, wie  sich  unten  ergeben  wird,  ihrer  zwei. 

Die  Orthographie  zeigt   oberdeutsche   und   mitteldeutsche 


147 

Eigenheiten,  und  es  ist  wohl  das  Wahrscheinlichste,  dass  ein 
Schreiber  in  Mitteldeutschland  nach  einer  oberdeutschen  Vor- 
lage schrieb.  Im  Allgemeinen  hat  er  zufriedenstellend  gearbeitet. 
Es  möge  nun  zunächst  ein  zeilengetreuer  Abdruck  der 
beiden  Blatter  folgen.  Die  beiden  verschiedenen  s  sind  beibe- 
halten ,  es  kommen  aber  auch  zwei  Formen  des  z ,  eine  ge- 
schwänzte und  eine  ungeschwänzte,  vor;  von  einer  Unterschei- 
dung dieser,  die  ganz  promiscue  gebraucht  werden ,  habe  ich 
geglaubt  absehen  zu  dürfen.  —  Die  fetten  Ziffern  geben  die 
Zählung  der  Strophen  unserer  Bruchstücke. 

Erstes  Bruchstück,  Vorderblatt  {I,  a). 

Seite  1. 

[i]  het  ime  uor  alle  wile  vür  geftan.   ob  mich  die 

gute  lieze.   mine  vriunt  die  vürchtent.  daz 

ich  wsde  wunt.   von  fime  fearpfen  fpieze.   daz 

er  mich  er  schietze.   daz  ich  gar  an  angeft  *)  bin 

waii  fchuzet  er.   fo  flieh  ich  in.  fo  le  waz  ers.  5 

genieze**). 
M       [-]]tM"''r  tut  emer  flachte  vville  samft  vnd 

lxl- if  mir  doch  dar  unds  we  -ich  rninn  eine 

ritt"  stille,   deme  ne  mach  ich  nicht  v  Tagen 

nie.  def  er  mich  gebeten  hat.   tun  ichs  nicht  10 

mich  dunket  daz  min  nimbs  wTle  rat 
i)       |»lD2icke  dunk  ich  mich  i'o  f'tete  minef 

willen  fo  mir  daz  gefchicht.   fwie  uil  er 

mich  danne  bete,   al  die  wile  daz  ne  hui 

fe  nicht,   iezv  han  ich  den  gedanc.   waz  J5 

helfet  daz  ds  miü  ne  wert  nicht  einel" 
W       tagef  lanc   [4lW3old  er  mich  v'miden  nie 

ia  verfuchet  er  mich  al  ze  vil.   o  we  def  vürcht 

ich  vil  fere.   daz  ich  müze  volgen  fwes  er 

wil.    '-Cne  hetf)    ich/,  nv  getan,    wen  daz  ich  20 

müz  v  Tagen,  vn  wibefere  fol  began. 

1    lüili.  2  blau.  "•  iuth. 

*  es  sland  ursprünglich  angfst,    das  i  ist  unterpungirt ,   das  e  steht 
über  der  Zeih-. 

**  ursprünglich  geniezen,  das  letzte  h  unterpungirt. 
■'■  das  c  steht   über  (Irr  Zeile  ,   der  anfangs  geschriebene    Buchstabe 
ist  ausradirt. 

tu* 


148 


Seite  S. 

tsjl'iie  getar  von  lugent  forgen  die  mich  tov- 

gen  in  dem  herzen  min.   twinyent  abet 

vn  morgen.   Ieids  nicht  getun  den  willen 

fin.  daz  ichz  imbs  einen  tac.   fol  geuriften 

deift  ein  klage,  div  mir  ie  bi  dem  h^zen  5 

lac*).    [6]  S"2il  daz  ime  die  bellen  iahen,  daz 

er  alfo  fcone  künde  leben,    fo  han  ich  im 

mir  uil  nahen  mineme  h'zen  eine  ftat 

gegeben  dar  noch  nieman  inne  trat,    fie 

hant  daz  spil  vlorn.    er  eine  tut  in  allen  in 

|7]T\aO  ds  fümer  komen  waf  |  mat 

JL/vn  die  blomen  durch  daz  gras,   min 
nichlichen  drungen  al  dar  die  vögele 
fungen.    do  kom  ich  gegangen  durch  ei- 


nen ang^  langen,    dar  ein  lutter  brunne  15 

fpranc.    vor  dem  walde  was  i'in  ganc.    dar 

die  nachtegale  fanc.     I*]  B'i  dem  brünen  flvl 

ein  bovm  da  gefach  ich  einen  troum  ich 

was  von  l'unnen  untwichen  zv  dem 

brünen.    daz  die  linde  mare  mir  knien  2ü 

Icha **)  bi  dem  brünen  ich  gefaz  inj- 


Zweites  Bruchstück,  Vorderblatt  (II,  a). 

Seite  3. 

ner  forgen  ich  v  gaz.    fchier  unlflief  ich 
d        umbe  daz.    |!»|  D50  beduchte  mich  ze  hant*) 
wie  mir  dienten  alle  laut,    wie  min  feie 
wse  ze  hymel  ane  fwqe.    vnt  er  lip  folte 
gebaren,    fwie  er  wolte.    do  ne  was  mirz  5 

nicht  ze  we.    gol  gewaldes  wiez  erge. 
fchoner  troum  newart  nie  nie    [10]  (JVrne 

I   bliiu.  2  roth.  ü  Mau,   mit  roth  versiert.  4  roth.  5  lilmi.  6  roth. 

'  statt  la  war  ursprünglich  m  geschrieben,  der  Schreiber  wollte  offen- 
bar zu  herzen  hinzufügen  min. 

**  wurmzerfressen  ,    doch    kann   füglich    nach    den    noch  vorhandenen 
Buchstabenresten   fchale  bare  dagestanden  haben. 
*  das  a  wurmzerfressen. 


149     

flief  ich  imbs  da.    wen  ein  vnsalige  kra 

die  begunde  lchrien.    daz  alle  krau  gedien*) 

als  ich  in  def  gunne.    fi  natu  mir  gute  jh 

wanne,    von  ir  lehnen  **)   ich  er  fchrachc.    wen 

daz  da  nicht  fteines  lac.    fo  wer  iz  ir 
k       fünes  tac  [ii]  E'in  vil  wundren  altez  wip 

hat  getrol'tet  mir  den  lip.    die  begund  ich 

eiden  nv  hat  fi  mir  befcheiden.    waz  ds  15 

droum  bedivte.    daz  merken  gute  livte 

zwe  vnd  einer  dvf)   finl  dri.    dan  noch 

fagt  fi  mir  da  bi.    daz  min  dum  ein 

vini^er  fi. 
i)       Ii2]"pv-Er  rife  tet  den  deinen  vogelinen  we.  2ü 

-LJdaz  fie  niene  fungen.    nv  hör  ichf. 

Seite  i. 

ads  wunnichliehen  als  .')  nus  die  heide  unt- 

fprungen.    da  fach  ich  blumen  ftriten  wids  den 

kle.    w-der**)   ir  langs  wäre,    miner  vrowe  fend 

ich  dife  mare.    [13]  V3nf  hat  ds  wints  kalt  vnd 

andre  not.    vil  getan  ze  leide,    ich  wände  daz  5 

ich  imbs  blume  rot.    gefeh  in  grüner  heide 

iaf)  fchadet  guten  Hüten  ws  ich  tot.    die  nach 

wrouden  rinden,    vnd  die  gerne  tanzen  vn 

fingen.    \n\  V4erlumt  ich  difen  wünichlichen 

tac.    fo  ws  ich  verwazen.    vn  wse  mir  ein  e-  10 

welichrff)   flac.    dan  noch  muft  ich  lazen 

an  mine  vroude  ds  ich  wilen  got  gefegen 

uch  alle  wunfehent.    ouch  daz  mir  ein  heil 

gevalle.    |i5]  I5z  waf  an  einer  wunnichliehen  ftat 

1  blau.  2  roth,  sauber  wit  grün  vereiert.  '■'>  roth.  4  bim.  5  roth. 

*  vom  n  steht  nur  noch  der  erste  Strich,   das  übrige  ist  abgeschnitten. 
**  statt  i  trollte  der  Schreiber  anfänglich,  das  Zeichen  s  vergessend,   ein 

r  setzen,   jährte  es  aber  nicht  ganz  aus. 

-J-  es  stand  ursprünglich  daz,  aber  az  ist  ausradirl. 

*  wurmstichig,   vielleicht  stand  hier  E. 
**  wurmstichig. 

~  wurmstichig,   doch   wohl  siehe)-. 
•j-j-  auffallenderweise   ist  cor  welich5   ein  ganz    richtiges   wichli   aus- 
gestrichen. 


150 

daz  wir  zwei  gerieten:    min  irre  ds  mich  hie  15 

beliben  bat.    ds  mac  mir  gebieten,    ia  niftet 

nicht  en  dürre  widen  blat.    dar  an  iz  mir  wir 

ret.    lierr  ir  hat  ef  fund  ob  ir  mich  irret 

[lßlD'iv*)  gute  ds  ich  imbs  dinen  I'ol  funds  valfchetz 

losen,    ir  wangen  die  geliehen!  fich  vil  wo!  20 

den  lilien  unle  rosen.    waz  ift  wundss  ob  ich 


RücBlatt  (II,  b) . 

Stile  5. 

[i7|  ir  mir  fchonen.    baz  alf  ich  iv  gedienen 

kan.    waz  fold  iv  der  nuwe  fite,    daz  ir  nie- 

nigen  heret  dK  vch  wid^  vneret.    da  v'ter- 
i         bet  ir  die  bellen  mite  [18]  I2ch  bin  uwer 

nrowe  minne.  we  war  vmbe  tut**)    ir  mir  fo  we  5 

helfet  daz  ich  si  gewinne,  nein  a.   urowe 

dazf  vnf  icht  untge.    lat  mich  iv  daz 

ende  lagen,   vnd  unlgelf  unf  beiden,    wir 

zwei  fin  eefcheiden.   ws  fold  iv  dan  imber 

icht  geclagen.  10 

m       |i»ITl  M~3ir  läget  ein  eilend^  pelegrim  unge- 

liXvreget.   von  ds  urowen  min.   daz  fi  w^e 

fchone  vnde  wol  gemuot  daz  waf  mir 

ein  mare.   daz  waf  mir  in  deine  hszen 
h        famfle  tut  |20]H4ivte  geb  ir  got  vil  guten  15 

tac.  diedf)   ich  andss  nicht  gegruzen  mac 

fprich  ich  imbs  alle  morgen  vrü.   vii  ver- 

gizz  ir  nimb\   gegen  den  abenl  güler 
s        nacht  dar  zv.    |2i|  S5ie  bat  mich  do  ich  iun- 

geft  von  ir  fchied.   daz  ich  ir  g  ne  fante  20 

m ine  liet.  die  foll  ich  fenden  ir.   weif  ich. 


1  blau.  2  roth.  '.<■  blau,  sauber  mit  roth  vereiert.  4  »■»///.  5  blau. 


'   aus  Die  cofrigirt. 
' '  vmbe  ist  über  der  Zeile  nachgetragen. 
-]-  i  corrigirt  aus  e. 


151 


Seiti  6. 

bi  weine  derf  ir  witzen  lienden  fchone  bring 
w       vnd  ir  ze  boten  gezeme.    [22]  W'.iz  ob  mich  ein 

botez*)    uTunipte  gare,   ich  wil  ine  dan  dufent 

fenden  dare.  dazf  ir  bringen  difen  uil  fuze 

fanc.   fol"  in  fcone  fingen,  fo  wirt  mir  doch  5 

m       ein  habe  danc    [28]  Meiner  finn  ich  albs**)   da  v^- 

gaz  dod  ich  ürlop  nam  vn  fi  gefaz.    vor 

mir  fcone  fani  ds  abent  rot.   wart  mir  icht 

zc  lone  daz  waf  \nd    fniten  mit  fenends  not 

[24]  "\~m  r3il  aber  ieman  wefen  vn».  lo 

\  »  daz  wir  in  den  forgen  imbs  niene  leben 

\\e  wie  tnnt  die  iunsen  fo.   die  von  uroude 

foiten  in  den  lüften  fweben.   ine  weiz  andss 

nicht  wem  ichz  wizen  fol.   wen  deu  riehen 

wiz  ichz  \n  den  iungen.   die  l'int  unibe  15 

twungen.  defsteitin.  truren  übel  vnde 
w       ftunt  in  uroude  wol     [25]  W4ic  div  leide  klei- 
den kau.  daz  fi  mir  yit  kuinbs  vn  hohen 

niui.  fo  gitf  einen  riehen  man.    vngemüt 

o  we  dazf     waz  fol  deine  leihen  gut.   iirouwe  2o 

felde  wie  fi  lieh  uorgaz.  daz  fi  mir  (in  gut 


Erstes  Bruchstück,  Rückblatt    l,  b). 

St  ite  7. 

ze  rninen  mvte.  nine  fchriet  di\  vil  gute 
min  kumbs  fluni  im  dort  bi  finen  for*) 
w       gen  baz.     [26]  W5rouw   alsf)    ich  gedenk  an  dich 
waz  din  reiner  lip  er  welter  lugende 

I  roth.  2  blau.         3  roth.  reich  mit  grün  vereiert.  4  blau. 


'  das  /.  scheint  wieder  ausradirt  zu  sc/n. 

es  stand  ursprünglich  halber,  aber  das  li  ist  ausradirt. 
v  daz  über  der  Zeile  nachgetragen. 
■   or  sehr  undeutlich. 
■j-  undeutlich. 


152 

pflit.  fo  la  ften  dv  rureft  mich  an  min*)   hsze  5 

en  midden.  da  div  liebe  lil.   lieb  vn  lieb'  def  ne 
mein  ich  nicht,   iz  ift  aller")    liebeft  daz  ich 
meine,  dv  bift  mir  al  eine,   uor  alleme 
liebe  urowe  fwaz  ioch  mir  gefchicht 

[27jS1wer  verholne  fwere  trage.  ds  gedenk  in 

an  gute  wip.   er  wirt  irlofl.    vn  gedenk  an 
lichte  tage,  die  gedanken  wäre  ie  min  beft***) 
troft  in  den  vinfteren  tagen,   fo  lid  ich  not 
wen  daz  ich  mich  richte  nach  ds  beide,   die:}*) 
fchemet  uor  leide,  fo  fi  den  walt  feht  15 

grünen  fo  wirtf  imbs  rot 
[28]  TV2az  ich  dich  fo  leiten  gruze.   urowe 
JL/daz  if  gar  an  alle  miffetat.   ich  wil 
daz  wol  zürnen  müze.   liebf*)   mit  liebe  ff) 
fwaz  von  vriundes  herzen  gar-   nine  trure*f)  20 

dv  wif  vro.   samfte  zürnen  fere  Ihnen  deis**f) 


Seite  8. 

i        (T  minnen  recht  div  herzeliebe  wil  alfo  [29jl3ne 
gefach  nie  tage  fo  fliehen  (o  die  mine  tünt 
ich  wart  in.  allez  nach,     weff  ich  wa  li  wolle 
ftrichen  mich  niniet  imbs  wund5,  wef  in  fi  fo 
gach*)   fi  mugen  von  mir  komen  zv  deine  5 

ds  ir  nicht  fo  fchone  ne  pflit  als  ich.   fo  la  fi 
denne  Ichinen  ob  fi  wizzen  weme  [30)D4v  solt 
eine  rede  vmiden.   vrowe  daz  gezimt  den 
dinen  guten  wol.  fprecheftuz  ich  woldez  ni 
den.  daz  die  boten  fprechent-  fo  man  Ionen  io 

1  roth.  'Z  blau,   mit  ruth  ausgemalt.  3  rollt.  4  blangrün. 

*  es   stehen    nur    noch    vom   in    zwei    Striche,    alles   übrige    ist   weg- 
gefressen. 

4*  das  v  sieht  über  der  Zeile,  auf  derselben  ist  ein  n  ausradirt. 
"'*    am    Hunde   abgeschnitten. 
■]-  unmittelbar  hinter  die  läuft  der  Schnitt. 

■J-*   das  i  über  der  Zeile. 

•[•]■  undeutlich. 

*Y   das   I   ist   rollig  ausgefressen. 
**•[•  das  (I  ist  völlig  weggefressen. 

*  ch   rollig  weggefressen. 


153 


Fol.   het  er  feld  ich  tet  iine  gut.   er  if  felb  un- 
falec.  (T  daz  g*ne  fprichet  nimbs  die  geliche 
I3i|  li/l'in  vrowe  ift  ein  vngenadech      |  tut 

..rlwip.  daz  fi*)   wids  mich  alf  ubele 
tut.    ia  bracht  ich  doch,   einen  iungen  lip  in  ir  15 

dieneft.  vn  vil  hohen  inüt.  o  \ve  do  waf  mir 
fo  wol.   waz**)   han  ich  erworben  fj .   anders  nie  wen 
o       den-j-f)   kumber  den  ich  dol.    [82] 08we  miner  wun- 
nichliche  tage,   waz  ich  d\   an  ir  uTvmet  han 
d  .  .  .  ft  iml/  minef  lfzen  clage.   fulen  die  lie  20 

ben  iar  alfo  zergan.   manige  forg  und  are- 

I  roth,  mit  blaugrün  ausgemalt.  2  blau. 

"  hiernach  ist  ein    Wort  wegradirt. 
**  z  über  der  Zeile,   der  frühere  Buchstabe,   wohl  ein  s,    ausradirt. 

7  statt  des  zueilen   r  stand  ursprünglich  ein  z. 
■J-j-  en  fast  ganz  weggefressen. 

Um  uns  nun  über  den  Character  der  Ueberlieferung  in  U 

zu  orienliren  ,  stelle  ich  zunächst  eine  Tabelle  zusammen  ,  die 
die  sonstige  Ueberlieferung  der  in  unsern  Bruchstücken  er- 
haltenen Strophen  vor  Augen  führt,  und  der  ich  auch  die  Citate 
nach  Lachmann's,  Rieger's,  Paul's,  Pfeiffers  und  v.  d.  Hagen's 
Ausgaben  beigefügt  habe.     Die  von  VVilmanns  hat  ja   gegen- 


wa" 

•tig  Lachmann's  Zählung 

angenommen. 

u 

A 

B 

C 

E 

V 

Lachm. 

Kieger 

Paul 

Pfeiffer 

v.d. Hagen 
MS. 

i 

2 

390 

I 

113,31 

201 

V 

I,  273  b 

3 

391 

-2 

I 

-37 

202 

—  1 

i,  27 ;-1 

4 

392 

3 

± 

114,3 

203 

—  '3 

—  — 

:» 

393 

4 

3 

—M 

204 

-19 

—  — 

6 

394 

5 

\ 

-,.i' 

205 

-,25 

—   — 

7 

139 

77 

94,1  1 

163 

57,1 

4,1 

I,  230b 

8 

140 

78 

—  ,-'!' 

164 

-10 

-10 

—   — 

9 

1 4 1 

79 

—  29 

165 

-19 

-,19 

—   — 

10 

142 

80 

-38 

166 

—,28 

—,28 

—   — 

1  1 

1  i  3 

81 

95,8 

I67 

-37 

-37 

- —  — 

12 

395 

6 

114,23 

3  60 

56,1 

73,1 

I,  274  a 

13 

396 

7 

-,30 

36I 

-fi 

-8 

—  — 

14 

397 

8 

—,37 

362 

—,15 

-15 

1,  274b 

15 

16 

154 


D 

A 

B 

0 

E 

F 

Lachm. 

Hieger 

Paul 

Pfeiffer 

v.d. Hagen 
MS. 

17 

31 

S.  ltis 

S.123Anm. 

S.56Anm. 

I,   237  a 

18 

41 

378 

32 

41,5 

2  42 

31,25 

26,25 

l,   237  b 

Rotenburg 

19 

129 

MS.I,33b 

33 

S.  XII. 

J,  88  ;t 

20 

126 

—  _.. 

34 

— 

—   — 

21 

127 

1,  34a 

35 

— 

—  . — 

22 

128 

—  — 

36 

— 

1,  88b 

23 

—  — 

37 

— 

1,  88» 

24 

53 

1  4 1 

38 

42,31 

298 

42,1 

18,1 

I,  338 ;i 

23 

55 

143 

39 

43,1 

299 

-9 

-9 

—  . — . 

2(5 

54 

142 

40 

42,2.'f 

301 

-,25 

—  25 

—  . — 

27 

.Vi 

140 

41 

—  15 

300 

-," 

-17 

—  — 

28 

244/401 

42 

70,1 

194 

33,1 

48,1 

1,  250  b 

29 

402 

43 

—  8 

196 

-,« 

50,1 

—  — 

30 

2  4Ö/403 

4  4 

-15 

195 

-13 

49,1 

1,  251  a 

31 

181 

45 

52,23 

353 

26,1 

46,1 

1,243b 

32 

183 

46 

53,1 

354 

-17 

-9 



Aus  dieser  Tabelle  ergiebt  sieh,  dass  sich  unsere  Ueber- 
lieferung  an  die  Sammlung  E  anschliesst.  Die  Reihenfolge  ist 
dieselbe,  ja  auf  den  beiden  Rückblattern  entspricht  sich  Strophe 
für  Strophe.  In  der  ersten  Hälfte  enthält  U  mehr  als  E,  näm- 
lich nach  U  6  (=  E  5)  das  Liedchen  Du  der  sumer  komen  was. 
Es  wird  schwerlich  in  E  ausgelassen  worden  sein  ,  also  dürfen 
wir  es  für  einen  Znsatz  in  U  halten,  und  zwar  ist  es  aus  der 
Ueberlieferung  von  A,  nicht  aus  der  Vorlage  von  C  entnommen, 
wie  die  Lesarten  bezeugen  (Lm.94,14  alda  A,  al  dar  U ,  und 
C ;  17  luter  AU,  kueler  C;  '18  vor  dem  walde  AU,  dur  den 
anger  C ;  19  wol  C,  fehlt  AU;  20  Uf  dem  anger  C,  Bi  dem  brun- 
nen  AU ;  21  Da  getroumde  mir  ein  C,  da  gesach  ich  einen  AU; 
25  küelen  AU,  da  C,  u. s.w.).  Es  ist  dies  wichtig  für  den  Fall, 
dass  A  oder  U,  von  einander  abweichend,  sich  zu  C  stellen,  wo 
dann  die  letztere  Lesart  die  grössere  Wahrscheinlichkeit  für  sich 
hat.  Es  tritt  dieser  Fall  ein  bei  95,8,  wo  CU  lesen  Ein  vil  icun- 
deraltez  wip  (freilich  wird  man  Wo/n  ungerne  entbehren); 
ferner  94,  13,  wo  CU  daz  merket  lesen  gegen  das  von  Lachmann 
aus  A  in  den  Text  gesetzte  hoerel.  —  Noch  deutlicher  als"  Zusatz 
erkennbar  sind  die  beiden  Strophen  hinter  U  14  (—  E  8) .     Die 


155 

Strophen  U  15  und  16,  eine  Art  Wechsel,  sind  sicher  nicht 
waltheriseh,  sondern  spätere  Zudichtungen.  Ebenso  ist  U  1 
eine  spätere  Dichtung,  wohl  ganz  ans  Ende  des  13.  Jahrh.  ge- 
hörend ;  auch  der  Ton  ist  nicht  waltheriseh. 

Bei  der  grossen  Uebereinstinunung  mit  E  in  den  uns  er- 
haltenen Bruchstücken  dürfen  wir  vermuthen.  dass  auch  in  der 
Zwischenpartie  eine  ähnliche  Uebereinstinunung  stattgefunden 
haben  wird.  Auf  dieser  Voraussetzung  kann  man  versuchen, 
die  Frage  zu  entscheiden ,  ob  zwischen  den  beiden  Vorder-  und 
den  beiden  Rückblättern  ,la,  IIa  und  llb,  lb)  ein  oder  zwei 
Doppelblätter  fehlen.  Aul  den  uns  erhaltenen  beiden  Vorder- 
blättern stehen  16  Strophen,  deren  erste  und  letzte  nicht  voll- 
ständig überliefert  sind,  auf  den  beiden  Rückblättern  des- 
gleichen 16  Strophen,  von  denen  ebenfalls  die  erste  und  letzte 
unvollständig  sind.  Man  darf  mit  einer  mittleren  Wahrschein- 
lichkeit annehmen,  dass  auch  je  zwei  Blätter  in  der  Mitte  etwa 
16  Strophen  enthalten  haben  werden.  Nun  fehlen  aber  zwischen 
E  8  und  E  31  ganze  22  Strophen,  zu  denen  noch  der  Schluss 
von  U  16  und  der  Anfang  von  U  17  (=  E  31)  hinzukommen; 
das  wäre  für  zwei  Octavblätter  zu  viel.  Man  müsste  für  diesen 
Fall  also  annehmen,  dass  in  U  Strophen  gefehlt  hätten.  Da 
könnte  man  an  E  20  —  23  denken,  die  ja  auch  Heinrich  von 
Morungen  beigelegt  werden  und  vielleicht  in  E  nachgetragen 
sein  könnten,  aber  die  Strophenzahl  bleibt  immer  noch  für  zwei 
Blätter  etwas  zu  gross,  und  da  wir  U  zu  Anfang  dabei  ertappen, 
die  Sammlung  E  durch  Zusätze  zu  erweitern,  so  ist  es  wohl  das 
Wahrscheinlichste,  dass  das  Gleiche  auch  noch  in  der  Zwischen- 
partie stattgefunden  hat  und  wir  also  zwei  Doppelblätter  in  der 
Mitte  als  fehlend  anzunehmen  haben. 

Also  bieten  die  Wolfenbüttler  Bruchstücke  eine  mit  Zu- 
sätzen versehene  Farallelüberlieferung  von  E ,  und  somit  eine 
wichtige  Controle  bei  der  Constituirung  des  Textes. 

Dieser  Umstand  verleiht  ihnen  ihren  besonderen  Werth, 
denn  sie  sind  unabhängig  von  der  uns  in  der  Würzburger 
Handschrift  vorliegenden  Leberlieferung  von  TE ,  und  ihr  Text 
ist  besser  und  sorgfältiger  als  der  der  Würzburger.  Vgl.  z.  B. 
Lm.  42,  33  we"  wie  luont  die  jungen  .so  BGU,  uwe  wie  tünt  die 
jungen  Hute  also  E;  43,  5  wie  si  min  [sich  U)  vergas  BGU,  wie 
ir  iueh  vergal  E;  43,  6  minem  BCU,  sinem  E;  43,  7  nine  (nien 
BC)  schriet,  si  (diuU)  vd  guote  BGU,  nikt  bescherl  ohne  s.v.g.  E.; 


156     

i  2  ,  27  liep  und  lieber  der  BGU,  unliebe  der  E;  42,  15  g?«ote 
BCU,  schäme  E.  Selten  nur  tritt  der  Fall  ein,  dass  U  durch  das 
Zusammenstimmen  von  E  mit  C  oderßC  ausgeschlossen  scheint, 
wie  z.  B.  Lrn.  42,  26  mitten  (inmitten  C)  an  [in  E)  daz  herze 
BGE,  an  min  herze  enmidden  Ü  ;  42,  28  dw  &«s/  w/r  «//er  liebest 
BCE,  £z  /s/  «//er  liebest  U,  wo  freilich  die  letzlere  Lesart  so 
allerliebst  und  so  passend  ist,  dass  man  sie  gerne  als  die  origi- 
nale in  Anspruch  nehmen  möchte,  könnte  man  nur  eine  Beein- 
flussung von  E  durch  BC  glaublich  finden.  Man  müsste  denn 
annehmen ,  dass  der  Text  der  Sammlung  *B  besonders  populär 
geworden  wäre  und  so  durch  mündliche  Ueberlieferung  den 
Text  in  E  beeinüusst  hätte.  Dann  freilich  würde  man  bei  be- 
liebten Liedern  ganz  der  Directive  —  zuweilen  allerdings  auch 
einer  Fessel  —  zu  entralhen  haben,  die  die  Handschriftengenea- 
logie sonst  der  Kritik  zu  gewähren,  resp.  anzulegen  pflegt. 

An  einigen  Stellen  hat  U  allen  anderen  Handschriften  gegen- 
über das  Richtige  erhallen.  So  an  zwei  Stellen,  die  uns  sonst 
nur  unvollständig  überliefert  sind. 

1)  Lm.  144,  M  =  393  G,  4  E,  5  U,  3  F.  Es  ist  dies  in  C 
diejenige  Partie,  die  aus  der  Sammlung  *E  entnommen  ward, 
*E  ist  also  die  Grundlage  des  Textes.  Hier  nun  liest  unsere 
Ueberlieferung  ausser  U  (von  F  sehe  ich  ab)  : 

In  (Ich  E)  getar  vor  tüsent  sorgen, 
die  mich  twingent  in  dem  herzen  min 
den  äbent  und  den  morgen 
mac  ich  leider  niht  getün  des  willen  sin. 

Der  dritte  Vers  hat  einen  Fuss  zu  wenig ,  welchen  Fehler  Lach- 
mann durch  Vorschiebung  von  beide  zu  bessern  suchte  ;  für  den 
Ueberfluss  in  Vers  4,  der  2  Füsse  zu  viel  hat,  fand  schon  Be- 
necke das  freilich  naheliegende  Hülfsmittel ,  indem  er  mac  ich 
auswarf.    In  U  heisst  es  untadellich : 

Jne  getar  von  tüsent  sorgen, 

die  mich  tougen  in  dem  herzen  min 

twingent  äbent  unde  morgen, 

leider  nicht  getün  den  willen  sin. 

Man  sieht,  wie  der  Fehler  entstanden  ist :  statt  tougen  ward  das 
ähnlich  aussehende  twingent  vorweg  genommen  und  mussle  nun 
an  seiner  Stelle  fortbleiben,  wodurch  der  Vers  in  Unordnung 
gerieth.    Daran  schloss  sich  in  der  unserm  E  und  C  vorliegen- 


157 

den  Ueberliefening  von  aE  noch  ein  /weiter  Fehler  [mac  ick). 
Unsere  Bruchstücke  hatten  eine  Vorlage,  in  der  diese  Fehler 
noch  nicht  standen.  Ob  von  mit  U  oder  vor,  ol)  des  oder  den  zu 
lesen  sei,  sind  Fragen  untergeordneten  Ranges. 

Ebenso  steht  es  mit  der  Ueberlieferung  Lm.  14  4,  25  u.  29 
(=  395  C,  6  E,  12  U).  C  und  E  lesen  hier  nu  hoert  es  (C)  und 
nu  /wert  irs ,  darüber  vel  is,  (E) ,  woraus  Lachmann  hört  ichs 
gemacht  hat.  Aber  man  erwartet  das  Präsens,  und  U  liest  rich- 
tig nu  hör  ichs.  Und  Vers  29  lesen  CE  miner  frowen  seit  ich 
disiu  mcere,  U  unverkennbar  richtig  m.  fr.  send  ich  d.  m. 

2)  Unvollständig  ist  ferner  überliefert  Lm.  70,  12  =  402 G, 
43  E.    Auch  hier  hat ,  wie  an  der  voraufgehenden  Stelle,  C  aus 
E  geschöpft,    fand   aber  bereits  den  folgenden  corrumpirten 
Text  vor: 

si  mugen  zwo  deme 

honten  der  ir  niht  so  schöne  pfliget,  so  lü  si 

denne  schinen  ob  si  wizen  weine. 

Der  erste  Vers  ist  hier  gar  um  zwei  Hebungen  zu  kurz.    In  12  U 

heisst  es : 

si  mugen  von  mir  körnen  zu  deme 

der  ir  nicht  so  schone  pflit  als  ich.  so  h'i  si 

denne  schinen  ob  si  wizzen  weme. 

Es  war  also  U  eine  sehr  gute  Ueberlieferung  der  Samm- 
lung *E,  und  daher  kann  neben  so  evidenten  Besserungen,  wie 
die  eben  besprochenen,  auch  an  anderen  Stellen  ein  günstiges 
Vorurtheil  für  die  Lesarten  von  U  in  Anspruch  genommen  werden. 
Auch  das  in  C  dem  Rudolf  von  Rotenburg  zugeschriebene  Ge- 
dicht  (U  19 — 23)  gewinnt  durch  unsere  Rruchstücke  einen  bes- 
sern Text  und  wahrscheinlich  auch  eine  abweichende  Gonstruc- 
lion  der  Strophe. 

Schwer  ist  zu  sagen  ,  wie  die  Hs.  U  als  Ganzes  anzusehen 
ist.  Eine  Ueberschrift  steht  beim  Reyinn  der  waltherischen 
Strophen  nicht.  Galten  also  die  voraufgehenden  auch  für  Lieder 
Walthers '?  Aber  die  einzige  uns  erhaltene  ist  nicht  einmal  in 
einem  seiner  Töne.  In  E  geht  bekanntlich  ein  Gedicht  in  kurzen 
Reimpaaren  'von  den  sechs  Farben'  (Müller's  Sammlung  III, 
S.  XXIV flg.)  voran  und  die  Sammlung  der  waltherischen  Lieder 
führt  die  entsprechende  Ueberschrift. 

Es  würde  sehr  erwünscht  sein,  von  dieser  wichtigen  Hand- 


158     

schrift  noch  mehr  Blätter  aufzufinden ,  schon  um  darüber  ins 
Klare  zu  kommen  ,  ob  U  auch  an  Umfang  E  gleichkam.  Sollten 
in  der  Predigerseminar -Bibliothek,  in  der  sich  diese  Reste  ge- 
funden haben,  nicht  noch  Einbände  zu  entdecken  sein,  die 
von  demselben  Buchbinder  herrührten,  der  dieSermones  dormi 
secure  gebunden  hat?  In  solchen  dürfte  man  hoffen  noch  Wei- 
teres zu  finden. 


Herr  Overbeck  übergab  von  Herrn  H.  Heydemann  in  Halle 
AneUekten  zu  den  KunstdarstelliMgeri  aus  der  Niobesage. 

Hierzu  die  Tafeln  I— 111. 

Zu  der  inhaltsvollen  und  umfangreichen  Monographie  über 
Niobe  und  !die  NiobidenJ ,  welche  die  Archäologie  Bernhard 
Stark  verdankt ,  vermochte  ich  in  diesen  Berichten  schon  zwei- 
mal nicht  unbedeutende  Nachträge  zu  geben:  1875  S.  205  ff. 
Taf.  III  IV  (Vasenbilder)  und  1877  S.  70  ff.  Taf.  I— V  (Belief- 
darstel hingen) .  Diesmal  erfolgen  als  weitere  Nachlese  drei  erst 
seit  Kurzem  bekannte  Werke  der  alten  Kunst,  eine  Bronze,  ein 
Reliefbruchstück  und  ein  Wandgemälde,  deren  Veröffentlichung 
bei  dem  grossen  Reiz,  den  bildliche  Darstellungen  aus  der  Niobe- 
sage stets  enthalten,  willkommen  sein  wird.  Zugleich  mögen 
sie  ein  Todtenopfer  sein,  in  Dankbarkeil  den  Manen  Stark' s 
dargebracht ,  der  unserer  Wissenschaft  leider  zu  früh  entrissen 
wurde,  dessen  Name  aber  gerade  mit  den  mythologischen  Fragen 
und  den  Kunstwerken  der  Niobesage  für  alle  Zeilen  eng  ver- 
knüpft bleiben  wird ! 

1. 

Die  Darstellung  auf  Tafel  I  ist  nach  einem  Lichtbilde  ge- 
macht, welches  Frau  Hofräthin  Stark  aus  dem  Nachlass  ihres 
Mannes  mir  behufs  einer  Publication  zur  Verfügung  gestellt  hat, 
wofür  ich  ihr  hier  gern  öffentlich  meinen  Dank  wiederhole.  Das 
Original,  ein  Bronzerelief  (hoch  0,11),  welches  aufgenietet  zu 
werden  bestimmt  war,  findet  sich  in  der  Sammlung  der  Archäo- 
logischen Gesellschaft  zu  Athen  (Museum  des  Varvakeion  Bron- 
zeninvent.  No.  455)  und  wurde  zuerst  von  Stark,  der  es  heraus- 
zugeben beabsichtigte ,  ausführlich  beschrieben  und  richtig  ge- 


160 

deutet  (Nach  d.  gr.  Orient  S.  350  u.  402  ;  Philologenvers,  zu 
Tübingen  1 876  S.  154,  3).  Demnächst  hat  noch  Wieseler  die 
Bronze  erwähnt  (Archäol.  Bericht  über  seine  Beise  nach  Gr. 
S.  59)  und  der  Franzose  Pottier  sie  vor  Kurzem  veröffentlicht 
und  besprochen  (Bull,  de  Corr.  hellenique  IV  [1880]  pl.  2 
pag.  192),  ohne  jedoch  von  Stark's,  wie  mir  scheint,  treffender 
Erklärung  zu  wissen  und  ohne  eine  Deutung  der  Darstellung  zu 
wagen.  Daher  dünken  mich  eine  neue  Abbildung  in  der  Grösse 
des  Originals  und  der  wiederholte  Hinweis  auf  Stark's  Erklärung 
wol  gerechtfertigt  und  um  so  mehr  angebracht,  als  die  schöne 
Bronze,  die  cau  couvent  de  Haghios  Gonstanlinos  dans  le  district 
d'Atalandi  (Locride  Opontienne)3  gefunden  wurde,  die  erste 
Darstellung  aus  der  Niobesage  ist,  welche  —  abgesehen  von  den 
Münzen  von  Orchomenos  (vgl.  dazu  Ber.  dSGdW.  1875  S.  208 
Anm.  14/')  —  bis  jetzt  aus  dem  eigentlichen  Hellas  auf  uns 
gekommen  ist. 

Erhalten  ist  von  der  ursprünglich  zweifigurigen  Gruppe 
des  Beliefs  nur  noch  die  eine  Figur:  eine  jugendliche  Maid,  in 
Schuhen  und  langem  gegürtetem  Chiton,  sinkt  hintenüber;  sie 
würde  jäh  zur  Erde  fallen,  wenn  nicht  ein  Mann  oder  Jüngling  l) 
—  nur  sein  kräftiger  rechter  Arm  ist  noch  vorhanden  —  sie  von 
hinten  mit  seinen  Armen  auffinge  und  noch  aufrecht  zu  halten 
versuchte.  Irgend  eine  äusserliche  Wunde  ist  nicht  sichtbar, 
aber  dass  die  Frau  eine  Beule  des  langhinstreckenden  Todes, 
zeigt  die  völlige  Willenlosigkeit  ihrer  Körperbewegung ;  der 
Kopf  sinkt  auf  die  Brust  herab;  der  Chiton  hat  sich  auf  der 
rechten  Schulter  entnestelt  und  lässt  die  rechte  Brustseite  frei; 
die  Arme  fehlen  beide  von  den  Schultern  an,  doch  lässt  die  ur- 
sprüngliche Haltung  wenigstens  des  rechten  Armes  keinen  Zwei- 
fel zu:  er  hing  über  dem  umfassenden  Arm  des  hilfreichen 
Mannes  matt  zur  Erde  herab;  was  den  linken  Arm  betrifft,  so 
dünkt  mich  am  wahrscheinlichsten,  dass  die  Frau  mit  dieser 
Hand  nach  dem  Hinterkopf  griff,  während  die  Linke  des  Mannes 
am  unteren  Oberarm  neben  der  Achsel  gelegen  haben  wird. 

Für  die  Deutung  dieses  sterbenden  Mädchens  hat  Stark  mit 
sicherem  Gefühl  und  vollem  Becht  auf  die  Niobesa</e  hingewiesen, 


1)  Kür  eint1  Krau  (etwa  die  Trophos ;  vgl.  dazu  Nauck,  Fragm.  trag, 
p.  652  No.  5  und  Stark,  Niobe  S.  47)  ist  de*  erhaltene  Arm  zu  derb 
und  stark. 


161 

aus  der  sich  die  Bronze  einfach  und  zwanglos  erklärt:  eine 
Tochter  der  Niobe ,  getroffen  von  dem  Geschoss  der  zürnenden 
Gottheit,  wird  in  geschwisterlicher  Liebe  von  einein  Bruder  auf- 
gegriffen und  unterstützt.  Eine  analoge  Gruppirung  bietet  die 
statuarische  Gruppe  dar,  welche  aus  einer  vaticanischen  Figur 
und  dem  ältesten  Sohne  in  Florenz  sich  zusammensetzt  (Stark 
Taf.  14,  5.  6)  und  die  sich  im  Grossen  und  Ganzen  auf  der  Re- 
liefscheibe Castellani  (Ber.  1877  Taf.  1  S.  77  f.)  wiederholt; 
umgekehrt  ist  das  Verhältniss  der  Geschwister  in  der  Gruppe, 
die  auf  der  Millin'schen  Paste  (Stark  Taf.  III,  2;  vgl.  Ber.  1875 
S.  207  Anm.  12)  und  dem  Friesstreifen  Campana  (Ber.  1877 
Taf.  V,  1)  ')  sich  findet  —  da  hält  die  Schwester  den  sterbenden 
Bruder  in  zärtlicher  Umarmung  aufrecht.  Die  Nichlandeulung 
des  Todespfeiles  theilt  die  Bronze  mit  allen  Niobidendarstel- 
lungen  griechischer  Zeit,  unter  denen  vorläufig  nur2)  die  bei- 
den Vasenbilder  aus  Ruvo  (Museo  .Tatta  No.  424;  vgl.  Ber.  1875 
S.  214  ff.)  und  aus  Orvieto  (Mein,  dell'  Inst.  XI,  40  :  vgl.  Annali 
1882  p.  285  f.)  eine  Ausnahme  machen;  auf  römischen  Darstel- 
lungen, Bildern  wie  Sarkophagen,  ist  dieser  Idealismus  grie- 
chischer Kunst  stets  beseitigt  und  sind  die  tödtlichen  Pfeile  stets 
sichtbar  und  vorhanden. 

Nach  Stark  ist  die  Bronze  auf  der  Wand  eines  Kastens  auf- 
genietet gewesen,  was  nicht  unwahrscheinlich  ist  (vgl.  dazu 
z.  B.  Gompte  rendu  1860  Taf.  I;  Mon.  dell'  Inst,  IV  23^  Miner- 
vini  Memorie  Tav.  3  u.  a.  m.),  aber  doch  auch  nur  als  Ver- 
mulhung  hingestellt  werden  kann,  da  eine  anderweitige  Ver- 
wendung immerhin  denkbar  und  möglich  wäre. 

2. 

Das  Beliefbruchstück  ,  dessen  Zeichnung  auf  Tafel  II  folgt, 
wurde  gelegentlich  in  Born  von  dem  inzwischen  leider  verstor- 
benen Dr.  Adolf  Klügmann  erworben  ;  es  hat  0,325  in  der  Höhe 
und  0,34  in  der  Breite ,  die  Erhöhung  des  Reliefs  beträgt  bis 
gegen  vier  und  einen  halben  Centimeter.  Die  Zeichnung  ist 
nach  einer  Photographie  gemacht ,  welche  von  dem  Abguss  ge- 


1)  Die  'allererste'  Publication  findet  sich  in  der  Gazette  des  Beaux- 
Arts   (1859)   I  p.  148. 

2)  Der  Pfeil  im  todtausgestreckten  Sohn  zu  Florenz  (Dütschke  No.261: 
Ber.  1877  S.  82  Anm.  30)  ist  realistische  Zuthal  des  römischen  Copisten. 

1S83.  11 


162 

nommen  wurde,  den  auf  meine  Bitte  hin  das  Archäologische  Mu- 
seum der  Universität  Halle  durch  Klügmann's  bereitwillige  Güte 
besitzt. 

Schon  Klügmann  (Bull,  dell'  Inst.  1880  p.34s.)  hat  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Figur  des  Bruchstückes  —  jetzt  auch  be- 
schrieben bei  Matz-Duhn,  Ant.Bildw.  in  Rom  111  No.  4074 
eine  Wiederholung  des  bogenschiessendcn  Apollon  ist,  der  auf 
der  Niobidenscheibe  Castellani  (Ber.  1877  Tal'.  1)  sieh  findet: 
beide  gehen  ebenso  auf  ein  Original  zurück,  wie  die  Artemis 
derselben  Reliefscheibe  und  diejenige  des  Albanischen  Frag- 
ments (Ber.  1877  Taf.  V  2)  auf  ein  Original  zurückweisen.  Und 
zwar  weisen  beide  Götter,  wie  der  Niobidendiscus  in  London 
zeigt,  auf  ein  und  dasselbe  Originalwerk  zurück,  welches  eine 
lange  streifenartige  Composition  bildete,  in  der  Mille  die  Niobi- 
den  —  vgl.  das  ehemalige  Relief  Campana  —  enthallend,  an  den 
Ecken  hier  Artemis,  dort  Apollon  die  verderblichen  Pfeile  ab- 
sendend; ebenso  stehen  z.  B.  diev  Gottheiten  auf  dem  einen  Sar- 
kophagtypus, der  durch  das  Münchener  und  das  Valicanische 
Exemplar  vertreten  wird  (Stark  S.  179,  A  und  //),  und  wahr- 
scheinlich auch  auf  dem  Friesstreifen  aus  Aricia  (Ber.  1877 
Taf.  IV  2)  an  den  Ecken  und  schiessen  die  zwischen  ihnen  angst- 
voll hin  und  her  eilende  Beute  zusammen. 

Die  Arbeit  des  Bruchstückes  ist  nur  sehr  massig,  decora- 
tive  späte  Arbeit ,  und  das  erklärt  die  allzulangen  Anne,  die 
rohen  Füsse,  den  starren  Gesichtsausdruck.  Ob  der  Marmor- 
streifen, zu  dem  der  Apollon  gehörte,  eine  Friesverzierung  bil- 
dete, ist  nicht  mehr  zu  entscheiden,  doch  sehr  wahrscheinlich; 
ebenso  gut  aber  kann  er  z.  B.  zum  Schmuck  irgend  einer 
Schranke  gedient  haben.  Duhn  a.  a.  0.  macht  auf  die  Be- 
deckung der  Schamtheile  durch  den  zwischen  den  Beinen  herab- 
fallenden Mantel  aufmerksam,  die  er  als  Verdächtig  prüde3  be- 
zeichnet —  wie  mich  dünkt  ohne  Grund,  da  die  Verhüllung  der 
Scham  auch  hier  ganz  absichtslos  und  zufällig  ist1).  Das  eine 
Ende  des  Mantels,  welcher,  bevor  der  Gott  niedergekniet,  shaw  I- 
artig  über  den  beiden  Annen  lag,  ist  in  Folge  der  schnellen  Be- 
wegung vom  rechten  Arm  herab-  und  über  das  rechte  Bein  hin- 
geglitten ,  ein  Motiv,  welches  ähnlich  auch  bei  der  zu  diesem 
Apollon  gehörigen  Artemis  wiederkehrt;  ganz  dasselbe  Gewand- 


1)   Vgl.  dazu   Wieselcr,  Gott.  gel.  Anz.  187(5.    Stück  47.    S.  US'J  ff. 


163 

motiv  aber,  auch  mit  Verhüllung  der  Scham,  zeigt — um  nur 
auf  zunächst  Liegendes  hinzuweisen  —  die  Artemis  auf  dem 

Niobidenfriesslreifen  aus  dem  Tempelbezirk  der  Diana  Neino- 
rensis  zu  Aricia  (Ber.  1 S77  Taf.  IV  2),  die  im  Uebrigen  völlig 
gewandlos  dargestellt  ist.  Absichtslose  Verhüllung  der  Ge- 
schlechtstheile  findet  sich  bei  Niobidendarstellungen  auch  sonst 
öfter:  man  vergleiche  z.  B.  Stark  Tafel  4  (die  Niobide  bei  der 
Trophos  und  denNiobiden,  den  sein  Bruder  noch  aufrecht  hält)  ; 
Tafel  8,  G;  Tafel  19  (die  Niobide  beim  Pädagogen  und  die 
Schwester  dicht  neben  ihr);  u.  a.  m. 

Ueber  die  Zeit  des  dem  hier  veröffentlichten  Apollon  zu 
Grunde  liegenden  Originalwerk  aber  verweise  ich  auf  meine 
Auseinandersetzung  in  diesen  Berichten  1877  S.  90  f.,  an  der 
ich  nichts  zu  ändern  habe. 


3. 

In  demselben  pompejanischen  Hause,  in  welchem  am 
3.  Februar  187  2  die  bemalte  Marmorplatte  mit  den  Gruppen  der 
Niobe  und  der  Trophos  zusammen  mit  je  einem  erliegenden 
Mädchen  ausgegraben  wurde1),  fand  sich  am  24.  Juli  desselben 
Jahres  ein  zweites  Niobidenbild,  dessen  Abbildung  durch  Ueber- 
lassung  einer  von  H.  Discanno  gemachten  Zeichnung  von  Seiten 
des  Archäologischen  Instituts  auf  Tafel  III  erfolgen  kann.  Vgl. 
Fiorelli2),  Scavi  di  Pomp.  186 1/1 872  p.  136  No.  337;  Mau, 
Bull.dell'Insl.  1873  p.206ss.;  Wilamowitz-Möllendorf,  ebd.  1874 
p.52ss.;  Sogliano,  Pomp,  e  la  reg.  sotterranea  II  p.165  No.505; 
Urlichs  Hölzernes  Pferd  (14.  Progr.  des  Wagner  sehen  Kunst- 
inst.)  S.  4  No.  4. 

Ueber  die  Darstellung  im  Allgemeinen  —  die  Abbildung 
Überhebt  mich  einer  Beschreibung  —  konnte  und  kann  kein 
Zweifel  herrschen ;  über  die  Einzelheilen  dagegen  gehen  die 
bisherigen  Erklärer  auseinander,  indem  sie  merkwürdigerweise 
das  Nächstliegende  und  Einfachste  bei  Seite  schieben,  um 
alexandrinisch-gelehrt  zu  irren.     Einig  sind  sie  und  mit  Becht 


\)  Abgeb.  Giornale  degli  Sc.  di  Pomp.  NS.  II  9;  zur  Literatur,  die 
in  den  13er.  dSGdW.  1875  S.  208,  14,  d  zusammengestellt  ist,  füge  man 
Sogliano,  Pomp,   e  la  reg.  sott.  II  p.  165  No.  504. 

2)  Dessen  Erwähnung  bez.  Besprechung  der  Bilder  in  der  Descr. 
di  Pompeji   1873  p.  307  vermag  ich  hier  nicht  einzusehen. 

11  * 


104     

in  der  Deutung  der  Gottheiten  ,  die  vorhanden  sind :  oben  in 
der  Ecke  rechts  vom  Beschauer  fand  sich  Apollon,  von  dem  nur 
noch  das  nackte  linke  Bein  erhalten;  bogenschiessend  haben. wir 
uns  den  Gott  auf  der  Höhe  der  Berggegend1),  von  der  er  Pfeile 
herabsendet,  etwa  in  derselben  Stellung ,  nur  im  Gegensinne, 
zu  denken  wie  den  Herakles  auf  der  Gigantenvase  von  Milo 
(Mon.  grecs  I  no.  4.  1875,  1  =  Conze,  Vorlegebl.  VIII  7).  Unten 
in  der  Mitte  des  Bildes  sitzen  zwei  Localgötter,  ein  bärtiger  Gott 
mit  Füllhorn  und  Bohrstengel  (keinem  Palmenzweige  !)  und  eine 
Frau,  die  gleichfalls  einen  Rohrstengel  in  der  Beeilten  hält:  nach 
Wilamowitz  Kithäron  und  Gargaphia ,  nach  Urlichs  richtiger 
Ismenos  und  Dirke,  wodurch  der  waldige  und  bergige  Schau- 
platz, der  Kithäron  ,  in  künstlerischer  Freiheit  näher  an  Theben 
gerückt  wird.  Ferner  charakterisirt  den  Schauplatz  als  Jagd- 
revier der  kleine  luftic;e  Säulenbau,  der  die  Mitte  der  Bildfläche 
einnimmt  und  in  dem  die  Statue  eines  geweihstolzen  Hirsches 
aufgestellt  ist;  um  dies  Tempelchen  herum  finden  sich  allerlei 
Anathemata  ,  so  verschiedentliche  Tänien  ,  ein  Thyrsosslab ,  ein 
Pinax,  eine  mit  Binde  umwundene  Steintafel  (etwa  eine  Belief- 
tafelf  oder  noch  ein  Pinax),  zuletzt  die  Statue  eines  bocks- 
beinigen  Pan,  mit  Nebris  und  Lagobolon ,  in  der  Stellung  eines 
avtoGyioitsvcov]  an  der  Basis  sauft  oder  schnüffelt  an  der  Erde 
ein  Jagdhund.  Endlich  sondern  sich  durch  Tracht  —  besonders 
durch  die  grossen  Petasoi  —  und  Beschäftigung  noch  zwei  Jagd- 
diener ab,  welche  je  mit  zwei  Speeren  bewaffnet  sind  und  im 
Hinlergrunde  Wild,  einen  Hirsch  und  einen  Eber,  in  die  gestell- 
ten Netze  treiben ,  völlig  unbekümmert  um  den  tragischen  Vor- 
gang, der  sich  im  Vordergrund  abspielt. 

Bleiben  noch  elf  männliche  Figuren,  theils  zu  Pferde  flüch- 
tend, theils  von  Pfeilen  getroffen  und  sinkend  oder  schon  ge- 
sunken ,  theils  hilfreich  und  geschäftig  bei  den  Sterbenden  zu- 
gegen. Wie  viele  sind  davon  Niobiden?  Mau,  Sogliano  und 
Urlichs  halfen  nur  noch  einen  für  einen  Begleiter,  den  Jüngling 
nämlich,  der  mit  einem  Speer  auf  die  Localgottheilen  zueilt;  die 
anderen  zehn  erklären  sie  für  Niobe's  Söhne,  von  deren  Zehn- 
zahl zuerst  Hesiod  (Apollod.  III  5 ,  6)  ,  dann  die  Lyriker  — 
Mimnermos  Bacchylides  und  Pindar  (Aelian.  Var.  bist.  XII  36; 


4)  Urlichs  erkennt  vielmehr  eine  Wolke,   worin  ich  ihm  nicht  bei- 
stimmen kann. 


165 

Gell.  Noct.  att.  XX  7)  —  sangen  und  sagten.  Fiorelli  erkannte 
in  der  Gruppe  links  unten  zwei  Niobetöehter  und  in  den 
Übrigen  Figuren  neun  (dein  Alterlhum  der  Zahl  nach  un- 
bekannte) Niobesöhne :  Beides  gleich  willkührlich  und  gleich 
irrig.  Sechs  Niobiden  dagegen  erkannte  Wilamowitz  und  er- 
klärte die  übriggebliebenen  fünf  theils  für  Diener  —  ausser 
dem  obigen  schon  von  Mau  erkannten  sei  auch ,  und  das  ist 
gewiss  richtig,  der  mit  dem  Pferde  Davoneilende  ein  Diener 
—  theils  für  Liebhaber,  welche  ja  bekanntlich  Sophokles  den 
Söhnen  beigegeben  (fr.  407  Nauck).  Wegen  der  Sechszahl  der 
Söhne,  die  zuerst  bei  Homer  auftritt  (II.  24,  604),  in  Verbin- 
dung mit  dem  Kithäron  als  Schauplatz  nimmt  Wilamowitz  Eupho- 
rion ,  von  dem  sich  das  Eine  wie  das  Andere  überliefert  iindet 
(Schob  11.  -'4,  602),  als  Quelle  der  Bilder  an  :  bei  der  Abhängig- 
keit der  pompejanischen  Bilder  von  hellenistischen  Quellen  ohne 
Zweifel  möglich.  Dennoch  aber  ist  die  Zählung  der  Niobesöhne 
falsch  —  da  sieben  Bosse  vorhanden  sind  bei  elf  Menschen, 
so  müssen  wir  auch  sieben  Beiter,  d.  h.  sieben  Niobiden  an- 
nehmen, nach  den  Begeln  griechischer  Kunst,  welche  Söhne 
und  Brüder,  Töchter  und  Schwestern  auch  äusserlich  als  zu- 
sammengehörig zu  kennzeichnen  und  gleichzusetzen  pflegt,  z.B. 
durch  gleiche  Kleidung  (wie  bei  der  Florentiner  Niobegruppe) l) 
oder  durch  gleiche  Beschäftigung  wie  hier,  wo  sie  alle  als  Beiler 
dargestellt  oder  doch  gedacht  werden.  Es  sitzen  zu  Pferde  noch 
fünf  Niobiden ,  drei  davon  sind  von  Pfeilen  getroffen  und  Beute 
des  Todes,  zwei  suchen  noch  zu  fliehen  vor  dem  Geschoss  des 
ferntreflenden  Gottes;  zwei  andere,  also  der  sechste  und  der 
siebente,  sind  sterbend  von  den  Pferden  gesunken :  der  eine  liegt 
auf  dem  Gesicht,  über  ihn  beugt  sich  ein  Begleiter,  die  Bechte 
in  Trauer  und  Entsetzen  vor  das  Gesicht  haltend,  sein  Pferd, 
das  theilweise  durch  den  Fels  verdeckt  wird,  ist  gestürzt  und 
liegt  neben  ihm ;  der  siebente  Niobide ,  der  allein  einen  Speer 
trägt,  ist  im  Begriff',  sich  auf  der  Erde  hinzustrecken,  sterbend 
durch  den  Pfeil  in  der  Brust  (den  Fiorelli  1.  c.  p.  136  und  Sog- 
liano  l.  c.  p.  167  sowie  Mau  1.  c.  p.  211   bezeugen,  während 


1)  Auch  auf  dem  Bilde  tragen  wenigstens  sechs  Niobiden  gleich- 
massig  je  eine  rothe  Chlamys,  bei  sonst  verschiedener  Kleidung;  der 
siebente  dagegen  —  der  Reiter  links,  der  zu  Apollon  um-  und  aufblickt  — 
trägt  wie  zwei  Begleiter  il  chitone  verde  e  la  clamide  paonazza: 
Wilamowitz  1.  c.  p.  52  s. 


1 66 

der  Zeichner  ihn  nicht  mehr  sah  oder  übersah),  während  ein 
Begleiter  hilfreich  neben  ihm  kniet,  sein  Pferd  aber  davonjagt, 


von  einem  zweiten  Begleiter  vergebens  aufgehalten  und  am 
Zügel  gepackt.  So  haben  wir  sieben  Reiter  und  das  sind  eben 
die  Niobesöhne,  in  jener  Siebenzahl,  welche,  zuerst  bei  Lasos 
von  Hermione  auftauchend  (Aelian,  Var.hist.  XII  36),  durch  die 
drei  Tragiker  (Schob  Kur.  Phoen.  159)  kanonisch  wurde  und 
in  spätere]*  Zeit  die  Landläufigste  Zahl  war1).  Ihr  folgte  auch 
der  Maler  des  pompejanischen  Bildes  oder  seine  Vorlage ,  wie 
ihr  auch  der  Castellani'sche  Marmordiscus  (Ber.1877  Taf.  1)  und 
die  gemalten  Dreifüsse  in  Pompeji  (Heibig,  Wandgem.  No.  1154), 
endlich  die  beiden  Sarkophagreihen  folgen,  die  wir  bisher  nach- 
zuweisen im  Stande  sind  (Stark,  Taf.  4  und  19)2).  Die  Zugabe 
von  Begleitern  oder  Dienern  kann  bei  Königssöhnen  nicht  auf- 
fallen ;  dass  nur  vier  (ausser  den  zwei  behüteten  Jagddienern) 
hinzugethan,  ist  wol  nur  Willkür  und  Laune.  An  'Erasten'  zu 
denken,  wie  Wilamowitz  thut,  im  Hinblick  auf  Sophokles  und 
auf  die  Hilfe  und  Theilnahme,  welche  Einige  von  ihnen  auf  dem 
Bilde  den  Niobiden  beweisen,  dünkt  mich  unnöthig  und  irrig 
—  dass  die  Begleiter  theilnahmsvoll  und  traurig  sind  bei  der 
schrecklichen  Begebenheit  und  dem  plötzlichen  Untergange  der 
Jünglinge ,  bedarf  keiner  tieferen  Begründung  und  ist  doch 
eigentlich  selbstverständlich  —  olxtqa  /«p  tcc  dvGTvyrf\  ßqoTolg 
Ortaoi,  ymv  dwQcciog  wv  xvQ'fjl  Der  weinende  Diener  kann  mit 
Solon  sagen:  cöV  «wo  de  tovto  daxQwo ,  ort  ovdhv  avvno*. 
Für  dienende  Begleiter,  nicht  für  cKrastenJ,  passt  auch  besser, 
dass  der  eine  sich  um  das  flüchtige  Pferd  kümmert,  ein  anderer 
statt  dem  hinter  ihm  vom  Ross  sinkenden  Königssohn  zu  halten, 
vielmehr  ralhlos  davoneilt,  auf  die  Localgottheiten  zu,  als  ob  die 
helfen  sollten. 

Das  neue  pompejanische  Bild  bietet  also  sieben  Niobesöhne, 
welche  zu  Pferde  auf  dem  waldigen  wildreichen  Kithäron  der 
Jagd  oblagen,  als  plötzlich  Apollon's  Pfeile  sie  unentrinnbar  er- 
reichen; begleitet  sind  sie  von  Dienern  und  Genossen,  sechs  an 
Zahl;  den  Mittelpunkt  des  Gemäldes  bildet  ein  kleines  Heilig— 
Ihum  (der  Jagdgöttin  Artemis),   zu  dessen  Füssen  Ismenos  und 


1)  Vgl.   die  Gitate  bei  Stark  S.  34  ff. 

2)  Vgl.  dazu  Michaelis,    Anc.  Marbl.  in  Gr.  Britain  p.  294    (Denton 

Hall). 


167     

Dirke,  Theben's  hochberühmte  Gewässer,  sitzen  und  t heil— 
uiiLinslos  oder  doch  ohne  regen  Antheil  dein  Strafgericht  des 
I. ctoiden  zuschauen.  Lud  welcher  Quelle  folgt  der  Maler  oder 
die  Vorlage,  welche  er  zur  Gomposition  der  Niobidendarstel- 
lung  wählte?  So  weit  wir  nach  den  erhaltenen  schriftlichen 
Ueberlieferungen  zu  urtheilen  vermögen,  folgt  der  Künstler 
keiner  bestimmten  literarischen  Ueberlieferuug ,  keiner  be- 
stimmten Dichtung  oder  bestimmten  Wendung,  sondern  ergiebt 
den  Niederschlag  wieder,  wie  er  sieh  im  Volke  die  Niobesage 
betreffend  gesetzt  hatte,  die  landläufige  Wendung,  die  gang 
und  sebi&e Erzählung,  wie  dieselbe  im  Volk  alleemein  verbreitet 
war  :  daher  die  gewöhnliche  Siebenzahl  der  Söhne,  der  Theben 
benachbarte  Kithäron  als  Schauplatz,  die  Jagd  als  Beschäftigung 
der  Königskinder,  die  ebenso  wie  auf  der  zweiten  Sarkophag- 
composition (Stark,  Tafel  19  und  S.  187  ff.)  beritten  erscheinen, 
endlich  die  Diener  und  Begleiter,  wie  sie  Königskindern  ge- 
ziemen. 

Erliegen  die  Söhne  der  Niobe,  fern  von  den  Aeltern  und 
dem  Königshause,  bei  den  Freuden  der  Jagd,  so  sterben  die 
Mädchen  bei  der  Mutter  »evt  itcyaQOioiv«:  eine  Wendung  der 
Laue,  deren  allgemeine  Verbreitung  ihre  Aufnahme  in  die 
Uebungs-  und  Schulzwecken  dienenden  Handbücher  des  Apollo- 
doros  (Bibl.  III  5 .  6,  3)  und  des  Hygin  (Fab.  9)  zu  beweisen 
scheint.  Auch  der  Besitzer  des  ausgedehnten  Hauses,  indem 
sich  das  eben  beschriebene  Niobidenbild  findet,  hat  dieserSagen- 
wendung  gehuldigt,  indem  er  in  einem  anderen  Zimmer1)  ein 
Bild  einsetzen  liess ,  das  den  Untergang  der  Töchter  im  Königs- 
schloss  [hti  vrjg  ohtiag  —  in  regia;  darstellt:  jene  leicht  colo- 
rirle  Marmorplatte,  welche  schon  oben  S.  163  Anm.  1  erwähnt 
wurde.  Theilen  sich  auf  dem  hier  veröffentlichten  Bilde  gleich- 
mässie  Landschaftliches  und  Fiuürliches  ,  so  bietet  die  Marmor- 
platte  im  Wesentlichen  nur  Figürliches  und  ist  ein  vollendetes 
Beispiel  der  cMegalographia3  oder  modern  ausgedrückt  der  Histo- 
rienmalerei'. Wenn  —  worauf  schon  Gädechens  aufmerksam 
gemacht  hat  —  die  Gruppe  des  Trophos  mit  der  Tochter  sich 
genau  auf  der  ersten  Sarkophagreihe  wiederholt  (vgl.  Stark, 
Taf.  IV  oder  Visconti  PCI.  IV 17),   so  weisen  Stellung  und  Grup- 


1)  Vgl.  dazu  Fiorelli  Scavi  1861  al  1872.   Tav.  X  Reg.  VII.   Insula  XV. 
Dornus  i.     Stanza  c  und   ,". 


168     

pirung  der  Niobe  mit  der  Tochter  auf  eine  unverkennbare  Aelm- 
lichkeit  mit  der  Gruppe  des  Pädagogen  und  der  jüngsten  Tochter 
auf  der  Marmorscheibe  Castellani  (ßer.  1877  Taf.  \)  ,  so  dass 
die  gemeinschaftliche  freie  Benutzung  einer  Vorlage,  die  Ab- 
hängigkeil beider  Gruppirungen  von  einem  Original  meines  Er- 
achtens  nicht  zu  leugnen  ist  —  wie  Scheidemünze  liefen  in 
römischer  Zeit  berühmte  Vorlegeblätter  griechischer  Kunst  von 
Werkstatt  zu  Werkstatt  und  wurden  bald  genauer,  bald  freier 
von  den  Kleinkünstlern  verwendet  und  wiederholt,  ein  un- 
erschöpfliches Erbe,  dessen  Zinsen  noch  uns  zustatten  kommen. 


Herr  Leskien  übergab  eine  Arbeit  des  Herrn  Prof.  Dr.  K. 
Brugmann  Zur  Syntaxder  indogermanischen  Sprachen,  besonders 

des  Griechischen. 

1.    Altintl.  purä   und   griech.  nägog   mit   dem 
Indicativ  des  Präsens. 

Der  Indicativ  des  Präsensstammes  in  den  indogermanischen 
Sprachen  bezeichnet  nicht  nur  die  Gegenwart  des  Sprechenden, 
sondern  wird  auch  von  Vorgängen  gebraucht,  die  vom  Stand- 
punkt des  Redenden  aus  als  vergangen  (praesens  historicum) 
oder  als  zukünftig  erscheinen  (Thuk.  6  ,  91  ei  avvr\  /;  7iö/.t< 
/.i<f Ü-i^oeiai.  tyetat  vau  rt  7taaa  Sr/.ekia  v.a.1  ev&vg  /.cd  Ira- 
Xia  .  sowie  auch  von  solchen,  die  als  allen  Zeiten  angehörig 
hingestellt  werden  (#329  oint  agerä  x«z«  sgya).  Man  hat 
alle  diese  Gebrauchsweisen  des  Präsens  als  urindogermanisch 
anzusehen.  Dass  der  Gebrauch  des  Präsens  für  die  Gegenwart 
des  Sprechenden  der  älteste  und  die  andern  Anwendungsweisen 
aus  ihm  hervoreeeaneen  seien,  ist  eine  unbegründete  Annahme. 
Die  Form  des  Indic.  Präs.  hat  nichts  an  sich,  was  direct  auf  die 
Gegenwart  des  Redenden  hinwiese.  Diese  zu  bezeichnen  war 
also  auch  nicht  von  Reginn  an  ausschliesslich  und  wesentlich 
die  Function  des  Präsens ,  sondern  dieses  war  von  Anfang  in 
Rezug  auf  die  Zeitstufe  ganz  ungebunden  und  jene  andern  Ge- 
brauchsweisen des  Präsens  zeigen  noch  diese  uralte  Ungebun- 
denheit. 

Das  sogenannte  praesens  historicum  beruht  nicht  darauf, 
dass  der  Sprechende  bei  besonders  lebhafter  Erzählung  das  ver- 
gangene Ereigniss  in  die  Zeit,  in  der  er  spricht,  rückt,  sondern 
eher  umgekehrt :  er  tritt  aus  dem  Rahmen  der  Zeit  ganz  heraus, 
drängt  über  dem  Interesse  an  dem  Ereignisse  selbst  die  Vor- 
stellung des  zwischen  dem  Vorgang  und  der  Erzählung  des  Vor- 


170      

ganges  besiehenden  Zeitverhältnisses  zurück  und  versetzt  sich  in 
Gedanken  in  die  Zeit,  als  das  Ereigniss  sich  eben  abspielte,  so- 
dass er  dasselbe  wie  in  einem  Drama  oder  wie  auf  einem  Bilde 
vor  sich  sieht.  Das  praesens  historicum  beruht  also  auf  dem  zeit- 
lich schrankenlosen  Gebrauch  dieses  Tempus1,  und  es  erklärt 
sich  daraus  die  Thalsache  ,  dass  das  praesens  historicum  in  den 
meisten  Sprachen  auch  dann  gebraucht  wird,  wenn  keine  be- 
sondere Lebhaftigkeit  des  Ausdruckes  angestrebt  wird.  Erst 
kunstmassige  Handhabung  der  Sprache  bediente  sich  dieses 
Präsens  als  eines  willkommenen  rhetorischen  Mittels  zur  Her- 
vorhebung und  zur  Belebung  der  Darstellung.  Vgl.  Kohlmann, 
Ueber  das  Verhällniss  der  Tempora  des  lateinischen  Verbums 
zu  denen  des  griechischen,  Eisleben  1881,  S.  36  und  Mahlow, 
Kuhn's  Zeitschr.  XXVI  599. 

Analog  ist  der  Gebrauch  des  Indic.  des  Präsens  für  das  Futur 
zu  erklären.  Hier  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden.  Auf  der 
einen  Seite  stehen  die  Beispiele  wie  Thuk.  6,  91  ei  avrrj  i]  itölig 
Xrjm&rjOeTcu ,  h%ETat  xcd  r)  iräoa  2ixella,  Eurip.  Andr.  381 
wg,  rjv  ■d'ccvflg  öv ,  Ttotlg  od3  h/.(psvyEi  {iÖqov.  gov  d1  ou  &e- 
lovorjg  Kard-avEiv,  rovds  yitevio.  Hier  ist  nicht,  wie  die  ge- 
wöhnliche Auffassung  meint,  die  Zukunft  mit  Lebhaftigkeit  anti- 
cipiert,  sondern  es  ist  in  irgend  einer  Weise  ein  Zeitpunkt  der 
Zukunft  festgestellt  (d  hrj(p3>r]ü£Tai;  r]v  &avjt]g),  an  dem,  d.  h. 
mit  dem  gleichzeitig,  die  durch  das  Präsens  ausgedrückte  Hand- 
lung vor  sich  geht;  der  Indic.  Fut.  würde  diese  Vorstellung  der 
Gleichzeitigkeit  nicht  so  deutlich  hervortreten  lassen,  als  es  das 
Präsens  thut,  dessen  Bezug  auf  eine,  vom  Standpunkt  des  Bc- 
denden  aus  betrachtet,  zukünftige  Zeit  durch  den  Zusammen- 
hang hinreichend  klar  gestellt  ist.  Auf  der  andern  Seite  steht 
der  Gebrauch  des  Präsens  im  Orakel,  wie  Herod.  VII  140  ovre 
ti  .  .  .  lelrterai,  alV  aiötjla  iteXst.  x«r«  yaq  [iiv  eqeL- 
ixei  nvq  ts  Aal  o|t/g  '^Qrjg.  Die  Phantasie  versetzt  sich  hier, 
ohne  auf  das  Verhältniss  der  Zeitstufe  Bücksicht  zu  nehmen,  in 
die  Anschauung  des  künftigen ,  das  sich  vor  ihrem  Blicke  ab- 
spielt, nicht  aber  zieht  der  Redende  die  Handlung  in  seine  Gegen- 
wart herüber.    Vgl.  Kohlmann  und  Mahlow  a.  a.  0. 

Es  sei  nun  hier  noch  auf  eine  besondere  Uebereinstimmung 
zwischen  dem  Griechischen  und  dem  Indischen  hingewiesen, 
die  nicht  zufällig  zu  sein  scheint  und  das  hohe  Alter  des  zeit- 
losen Gebrauches  des  Präsens  bestätigt.     Im  Griechischen  ver- 


171      

bindet  sich  rcaqog  c  vordem,  früher1  öfter  mit  dem  Präsens,  wo 
man  statt  dieses  Tempus  das  Imperfectuni  erwarten  konnte,  so- 
dass rtäqog,  wie  Kohlmann  (De  verbi  Graeci  temporibus  1873 
p.  30  und  in  der  oben  citierten Programmabhandlung  S.35)  sagt, 
gleichsam  das  Augment  ersetzt  und  mit  dem  Präsens  zusammen 
einem  Imperfectuni  gleichsteht.    Z.  B. 

i  448   v.qil  a;  ,un\   ii  (.wi  Code  dia  GTteog  EGGVO  \.ii\kiüv 

vGxaxog;  ovxt  .t  äqog  ye  XeXeiixf.ievog  eqzeai.  olcov, 

c früher  gingst  du  nicht1. 

^"386  t'vitti.  (-)in  tavv7tE7tXE  txavetg  >]iit:reoor  Sio 

alöoh)  xe  cpikrj  n  ;  ,/  dqog  ye  utr  ov  n  'J-a fii'Ceig, 

cfrüher  besuchtest  du  nicht1. 

M347  lüde  yäq  eßqiaav  Jv/Ävir  ayoi,  oi  xb  a  üqo^  7teq 
CC(Xü'il'±  tsXs&ovgi  xcctcc  xqaxeqag  vG(.uvag, 
cdie  auch  früher  ungestüm  zu  sein  pflegten*. 

J  264   aXV  oqoev  AüXe/iöi'd3 .  olog  näqog  ev%eai  elvai. 

in  der  Art,  wie  du  früher  zu  sein  dich  (gewöhnlich)  rühmtest3. 
Andere  Stellen  bei  Krüger,  Griech. Sprach!.  11  §  53,  1,1,  Küh- 
ner, Ausf.  Gramm.  II2 1 1 7  und  Ebeling,  Lex.  Hom.  u.  Ttaqog.  Der 
lndicativ  des  Präsens  steht  hier  in  derselben  Weise  ohne  die 
Nebenbedeutung  der  Zeitstufe  wie  die  andern  Formen  des 
Präsensstammes,  vgl.  z.  B. 

x  253  vvv  luv  dt]  uoi,  g~elve,  7taqog  Tteq  siov  eXestvog, 
Iv  (leyäqoiGiv  eiioioi  q>ikog  x   eoi]  aldolog  xe, 

und  der  lndicativ  des  Präsens  unterscheidet  sich  vom  Imperfect 
nur  insofern,  als  letzteres  die  Zeit  der  Handlung  ausdrücklich 
zum  Bedenden  in  Beziehung  setzt,  wie  in  N  228,  wo  Imperfect 
und  Präsens  dicht  neben  einander  stehen  : 

aXXä  Qoav,  xa«  yaq  xb  Ttccqog  uevedrjwg  fjG&a, 
6  tqvveig  de  /.cd  äXXov,  ofri  iie&ieyxu  'idrjai'. 
xw  vv  i.iijx}  a7t6Xrjye  xeleve  xe  cptüxl  e-/.c<ui<ü. 

Diesem  jtäqog  mit  dem  Indic.  Präs.  entspricht  im  Indischen 
pura  mit  demselben  Tempus.  Bgv.VII  56,  23  bhüri  cakra  ma- 
rutah  pitryäny  ukthani  yä  vah  gasyänte  purä  cit  'Viele  von 
den  Vätern  herrührende  Preislieder  habt  ihr,  Maruts,  bewahr- 
heitet, die   man  schon  früher  von   euch   sang3,    VII  88,  5  kfoä 


172 

tyani  nau  sakhyä  babhüvuh  säcävahe  yäd  avrkdm  purä  cit 
cWo  ist  diese  unsere  Freundschaft  hingekommen,  da  wir  (doch 
früher  ohne  Feindschaft  mit  einander  gingen  (verkehrten)  f . 
Mit  sma:  I  169,  5  te  shu  no  marüto  mrlayantu  ye  smä  purä  gä- 
tüyäntwa  devTih  c  Diese  Maruts  sollen  uns  gnädig  sein,  die 
ja,  die  göttlichen,  schon  früher  zu  fördern  bereit  waren 5,  VI 
65,  4  ida  hi  vo  vidhate  rätnam  ästidä  viräya  dägüsha  ushäsah  j 
ida  vipräya  järate  yäd  ukthä  ni  shmä  mävate  vahathä  purä 
cit  cJetzt  ist  Freude  für  den  vorhanden,  der  euch  dient,  jetzt 
für  den  spendenden  Helden,  o  Morgen röthen,  jetzt  fürdenBrah- 
manen,  wenn  er  Preislieder  singt;  auch  früher  schon  führtet  ihr 
einem,  wie  ich  bin,  (Freude)  zu5,  VIII  7,  21  nahi  shma  yäd 
dha  vah  pura  stömebhir  vrktabaiitishuh  |  gärdhän  rtäsya  jin- 
vatha  c(Trinkt  ihr)  nicht  dort,  wo  ihr  auch  früher  schon,  ihr 
mit  Opferstreu  ausgerüstete  ,  für  eure  Lobgesänge  begeistertet 
des  Opfers  Starke?5,  X  86,  10  samfioträm  sma  pura  näri  sä- 
um narn  väva  gachati  cAuch  früher  kam  die  Frau  zum  gemein- 
samen Opfer  oder  zur  Festversammlung'.  Vgl.  Pet.  Wort.  s.v.  purä, 
ßenfey,  Gramm,  f.  Anf.  S.  85,  Whitney,  Ind.  Gramm.  §778. 

Man  hat  diese  Präsentia  des  Griechischen  und  Indischen  so 
zu  verdeutlichen  gesucht ,  dass  man  /rccQog  und  purä  statt  mit 
'früher3,  cehedem3  mit c von  jeher5,  cvon  früher  her5  übersetzte, 
eine  Wiedergabe  des  Adverbium ,  die  auch  uns  Deutschen  er- 
möglicht das  Präsens  zu  setzen.  Indessen  passt  eine  solche 
öebersetzung,  wie  man  sieht,  nicht  für  alle  Fälle,  und  sie  ver- 
hüllt den  Ursprung  dieser  syntaktischen  Verbindung  mehr  als 
sie  ihn  aufhellt;  denn  dass  diese  durch  eine  Art  Breviloquenz 
entstanden  sei,  etwa  Jtctqog  taxqrjElg  rsle&ovai  aus  Ttäqog  'Ca- 
XQrjEig  hele&or  xai  vvv  rele&ovoi,  wird  niemand  glauben. 
Dass  bei  Homer  das  Präsens  als  praesens  historicum  sonst  nicht 
im  Gebrauch  ist,  spricht  nicht  gegen  unsere  Auffassung.  Das 
Fehlen  dieses  Präsens  bei  Homer  ist  in  der  Natur  des  epischen 
Stiles  der  Griechen  begründet,  der  ein  Heraustreten  des  Er- 
zählers aus  dem  Rahmen  der  Zeit  nicht  zulässt.  Durch  das  Hin- 
zutreten des  TtccQog  ist  dem  Präsens  sein  Charakter  als  zeitloses 
Tempus  genommen ,  das  an  sich  zeitlose  Tempus  ist  durch  7tä- 
qog  ins  richtige  Zeitverhältniss  zum  Sprechenden  gebracht;  und 
so  war  diese  altererbte  feste  Verbindung  auch  da  anwendbar, 
wo  man  sonst  zur  Darstellung  vergangener  Ereignisse  durch  das 
historische  Präsens  nicht  neigte. 


173     

Die  Formen  purä  und  rtÜQog  entsprechen  einander  nur  in 
der  Wurzel ,  jenes  ist  Instrumentalis,  dieses  Genetiv-Ablativ. 
Ilc'cQog  ist  im  Arischen  durch  aind.  puräs,  abaktr.  parö  ver- 
treten ;  die  gemeinsame  Grundform  ist  *ppr-6s  nach  bekannten 
Lautvertretungsgeselzen.  Dieses  Adverb  hat  im  Griechischen  öfter 
die  temporale,  seltener  die  räumliche  Bedeutung,  im  Arischen 
umgekehrt;  vgl.  die  Lexica  und  Hübschmann,  Zur  Casusl.321  f. 
Der  Instrum.  purä,  dem  im  Altbaktrischen  parä  entspricht 
(Hübschmann  a.  a.  0.  S.  320  f.),  scheint  in  den  europäischen 
Sprachen  nicht  vorzukommen,  dagegen  bietet  das  Germanische 
den  zugehörigen Locativ  in  dem  ahd.furi-  cvor3:  furi-burt  u.s.w. 
(Joh.  Schmidt,  Kuhn's  Zeitschr.  XXVI  30  f.).  Welche  von  den 
verschiedenen  Casusformen  es  war,  die  sich  in  proethnischer 
Zeit  in  temporalem  Sinn  mit  dem  Präsens  verband,  ist  nicht 
mit  Sicherheit  zu  ermitteln,  wahrscheinlich  die  Genetivform. 
vielleicht  sowol  diese  als  auch  die  Instrumental  form. 

Mit  dem  Gebrauch  von  purä  mit  Indic.Präs.  scheint  das  im 
Sinne  der  Vergangenheit  stehende  Präsens  mit  sma  engstens  zu- 
sammenzuhängen. Diese  Verbindung  kommt  zuerst  in  den  brah- 
uiana  vor.  und  nach  Delbrück  (Altind.  Tempusl.  129)  hier  nicht 
so,  dass  damit  ein  einmaliges  vergangenes  Ereigniss  bezeichnet 
wird,  sondern  das,  was  sich  gewohnheitsmässig  zutrug.  Es  ist 
wol  nicht  ohne  Bedeutung,  dass  unter  den  oben  angeführten  ve- 
dischen  Beispielen  mit  purä  diesem  Adverbium  in  vier  Fällen 
sma  zugefügt  ist.  Es  scheint  die  häufiger  gebrauchte  Verbin- 
dung der  beiden  Adverbien  mit  der  Zeit  auch  sma  für  sich  al- 
lein befähigt  zu  haben  den  Sinn  von  purä  sma  anzudeuten,  in 
ähnlicher  Weise  wie  im  Französischen  pas,  point,  plus  die  Ver- 
bindungen ne-pas ,  ne-point ,  ne-plus  zu  vertreten  im  Stande 
sind.  Um  so  eher  war  diess  möglich,  da  das  Präsens  im  Indi- 
schen auch  ohne  zugefügte  Zeiladverbia  immer  als  praesens 
historicum  (Delbrück,  Altind.  Tempusl.  89,  Whitney  §  777)  ge- 
braucht werden  konnte.  Zusammenhang  mit  dem  praesens  hi- 
storicum nimmt  auch  Whitney  §  778  an. 

2.    Die  sogenannte  relative  Zeitstufe. 

Die  cZeitstufe\  d.  h.  das  dreifache  zeitliche  Verhältniss 
der  Handlung  zum  Sprechenden  —  Gegenwart ,  Vergangenheit 
und  Zukunft  — ,  stellt  sich  einerseits  dar  als  eine  directe  Be- 


174      - 

Ziehung  der  Zeit  des  Vorganges  zu  der  Zeit  des  Sprechenden, 
wie  in  Scribebam,  (»der  andrerseits  als  eine  indirecte,  indem 
der  Sprechende  die  Zeit  der  Handlung  zunächst  durch  die  einer 
andern  Handlung  bestimmt  sein  liisst,  wie  z.  B.  Gic.  Tusc.  V 
34,  97  Darius  negavit  unquam  se  bibissc  iueundius.  Nunquam 
videlicet  sitiens  bi [berat  (Vorvergangenheit).  In  diesem  letz- 
teren Falle  spricht  man  von  c relativer  Zeit J  oder  'relativer  Zeit- 
stufe3, Ausdrücke,  die  nicht  sehr  glücklich  gewählt  sind,  die 
ich  aber  in  Ermangelung  einer  wesentlich  besseren  Bezeichnung 
beibehalten  will. 

Sehen  wir  ab  von  periphrastischer  Bezeichnung  der  rela- 
tiven Zeitstufe ,  wie  lat.  locutus  erat,  dicturus  erat,  prius  di- 
xit,  prius  dieam  ,  nhd.  hatte  gesagt ,  werde- gesagt  haben ,  sagte 
vorher,  und  halten  uns  an  die  einfachen  Verbalformen  mit 
solcher  Bedeutung,  so  ist  hier  zunächst  zu  scheiden  zwischen 
den  Formen  des  verbum  finitum  und  denen  des  verbum  inlini- 
lum.  Bei  den  letzteren,  so  weit  sie  überhaupt  mit  der  Zeilstufe 
zu  thun  haben,  ist  die  Zeit  der  Handlung  vom  Sprechenden, 
streng  genommen  ,  nie  direct  auf  die  Zeit  seines  Sprechens  be- 
zogen ,  sondern  nach  der  Zeit  einer  andern  Verbalform  bemes- 
sen,  von  der  das  verbum  infinitum  abhängt,  wie  in  %uvt  ei- 
TtovTEQ  ayc7jf.iev  'nachdem  wir  gesagt  hatten3,  ijdrj  hii  Tatra 
ivoQsvaofiaL  toöovtov  avxhv  eQtorn'jdag  'nachdem  ich  gefragt 
haben  werde3.  Hoch  liegt  hier  die  Bedeutung  der  relativen  Zeit- 
stufe  nie  in  der  Form  des  verbum  infinitum  an  und  für  sich ,  es 
gibt  z.  B.  kein  Particip,  das  an  und  für  sich  Ausdruck  der  Vor- 
vergangenheit sein  könnte,  sondern  die  Bedeutung  der  relativen 
Zeit  kommt  erst  dadurch  zu  Stande,  dass  das  Verbalnomen  durch 
eine  andere  ,  die  übergeordnete  Verbalform  ,  ergänzt  wird  ,  an 
deren  Zeitstufe  es  partieipiert.  Es  ist  also  nur  der  Wortzusam- 
menhang, durch  den  die  relative  Zeit  zum  Ausdruck  gelangt. 

Anders  ist  es  beim  verbum  finitum.  Hier  gibt  es  einfache 
Formen,  die  schon  durch  sich  allein  relative  Zeitstufe  ausdrücken, 
doch  nur  im  Lateinischen ,  und  zwar  das  plusquamperfectum 
und  futurum  exaetum,  tutuderam  tutudero,  dixeram  dixero. 

Es  ist  eine  für  die  Geschichte  der  idg.  Tempuslehre  wich- 
tige Frage,  ob  diese  Function  dieser  lateinischen  Tempora  alt- 
ererbt oder  neuerworben  ist. 

Meiner  Ansicht  nach  ist  letzteres  der  Fall.  Das  Perfecl  steht 
der  Zeilstufe  nach  von  Haus  aus  überall  auf  gleicher  Linie  mit 


175     

«lein  Präsens,  und  es  liegt  kein  Grund  vor,  schon  der  idg.  Ur- 
sprache den  Gebrauch  des  Perfects  zuzuschreiben,  nach  dem  es 
vergangene  Handlungen  constatierl  oder  erzählt  (perfectum  hislo- 
ricuin).  Im  Griechischen  tritt  diese  letztere  Function  nicht  vor 
dem  alexandrinischen  Zeitaller  auf,  und  die  Annahme  ist  un- 
wahrscheinlich, das  Griechische  habe  sie  in  vorhistorischer  Zeit 
gehabt,  dann  aufgegeben  und  späterhin  von  neuem  entwickelt. 
Wenn  im  Arischen,  Lateinischen,  Keltischen  und  Germanischen, 
in  welchen  Sprachen  allen  das  Perfect  noch  in  urindogermani- 
scher  Weise  als  perfectum  praesens  erscheint,  daneben  von  An- 
fang der  historischen  Ueber lieferung  die  präteritale  Bedeutung 
vorliegt,  so  folgt  daraus  nicht,  dass  diese  bereits  in  uridg.  Zeit 
vorhanden  war  (vgl.  Verf.  inTechmer's  Internationaler  Zeitschrift 
für  allgemeine  Sprachwissenschaft  I  248  f.  255  f.).  Im  Lateini- 
schen liegt  die  alte,  der  Zeitstufe  nach  präsentische  Function 
des  Perfectum  noch  vor  in  memini,  novi,  consuevi  u.  a.,  und  die 
zu  diesen  Formen  gehörigen  cPlusquamperfectaJ  mernineram,  n<>- 
veram ,  consu&oeram  sind  ebenso  wie  die  griech.  cPlusquampcr- 
feeta3  sfiefivrjfirjv,  lyvtoy.eiv,  eitöö-tiv  der  Zeitstufe  nach  einfache 
Prälerila.  Nun  wurde  der  Indic.  Perf.  auch  zur  Erzählung  von 
\  ergangenem  gebraucht,  eine  Neuerung,  mit  der  im  Lateinischen 
die  Einverleibung  des  sigmatischen  Aorists  (dixi)  in  das  Per- 
fectsyslem  offenbar  im  engsten  Zusammenhange  steht,  und  die 
natürliche  Folge  von  diesem  Process  war,  dass  die  Prälerita 
des  Perfects,  die  Formen  auf  -eram,  nunmehr  die  Vergangen- 
heit in  der  Vergangenheit  bezeichneten.  Entsprechend  musste 
der  Conjunctiv  der  dem  Perfectsystem  angegliederten  s-Aoriste. 
der  in  fulurischem  Sinne  gebraucht  wurde  (dass  diess  die  Her- 
kunft von  videro  [dixero]  ist,  ist  Morph.  Unters.  III  28  IL  nach- 
gewiesen), die  Bedeutung  derVergangenheit  in  der  Zukunft  an- 
nehmen. 

Ich  würde  es  nicht  für  nötig  gehalten  haben  ,  auf  diese, 
wie  nur  scheint,  einfach  liegenden  Verhältnisse  hinzuweisen, 
wenn  nicht  neuerdings  G.  MahlowT  in  seinem  Aufsatze  über  die 
idg.  Tempora  (Kuhn 's  Zeitschr.  XXVI  570  ff.),  der  reich  an  Hy- 
pothesen der  kühnsten  Art  ist,  eine  ganze  Anzahl  Tempora  mit 
relativer  Zeilbedeutung  bereits  der  idg.  Ursprache  vindiciert  und 
dabei  auch  lat.  dixeram  und  dixero  mit  der  Bedeutung  chatle 
gesagt'  und  'werde  gesagt  haben3  für  urindogermanisch  erklärt 
hätte. 


176 

Mahlow  construiert  ein  uridg.  Verbalsystem,  in  dem  neben 

einander  nicht  weniger  als  10  der  Form  und  der  Bedeutung 
nach  verschiedene  Indieative  stehen,  s.  die  Uebersicht  S.  597. 
Näher  darauf  einzugehen,  wie  Mahlow  zu  beweisen  oder  wahr- 
scheinlich zu  machen  sucht,  dass  die  Ursprache  im  Gegensatz  zu 
allen  Einzelsprachen  eine  solche  Fülle  von  Tempora  besass,  ist 
hier  nicht  der  Ort.  Es  handelt  sich  für  uns  nur  um  die  Formen 
mit  relativer  Zeitbedeutung.  Von  diesen  ist  nach  meinem  Dafür- 
halten keine  einzige  von  Mahlow  als  urindogermanisch  erwiesen. 
S.  584  wird  ein  uridg.  cPlusquamaorist3  construiert,  der  die 
Vergangenheit  einer  momentanen  Handlung  in  der  Vergangen- 
heit ausgedrückt  habe.  Er  sei  repräsentiert  durch  aind.  äyäs- 
-isham,  gr.  luccxEO-oaui])',  lat.  dix-eram.  Von  diesen  Formen 
habe  nur  die  letzte  die  Bedeutung  der  Vorvergangenheit  beibe- 
halten. Zur  Stütze  dieser  Aufstellung  heisst  es  zunächst,  den 
Gebrauch  des  Aorists  im  Griechischen  für  unser  deutsches  Plus- 
quamperfect  werde  man ,  wenn  man  in  der  Syntax  allein  vom 
Griechischen  ausgehe,  geneigt  sein,  für  altertümlich  zu  halten; 
»in  der  That  ist  es  aber  ein  entschiedener  Mangel,  dass  dem 
Griechischen  ein  Tempus  fehlt,  das  die  Vergangenheit  einer 
momentanen  Handlung  in  der  Vergangenheit  ausdrückt«.  Was 
diese  Gegenüberstellung  besagen  soll,  möge  ein  Anderer  er- 
raten, mir  ist  sie  unverständlich.  Jedenfalls  steht  das  Grie- 
chische mit  seinem  Aorist  im  Sinne  der  Vorvergangenheit  nicht 
allein,  sondern  ebenso  gebraucht  auch  der  Slave  den  Aorist, 
z.  B.  serbisch  /  kad  svrki  Isus  price  ove,  otide  odande  Kai 
lysvero  6te  STslsoev  6  'i^aovg  rag  Traqaßokag  ravtag,  /<£T- 
fJQ&H  Exeld-ev  (Matth.  13,  53),  und  weiter  der  Inder,  z.  B. 
vrtrdm  yäd  indra  gävasävädhlr  ähim  ad  it  süryam  divy  Uro- 
hayo  dr<;A  'Als  du,  Indra,  mit  Kraft  den  Drachen  geschlagen 
hattest,  da  liessest  du  die  Sonne  zum  Schauen  an  den  Him- 
mel steigen3  (rgv.  1  51,  4),  wie  der  Inder  auch,  in  Ueberein- 
stimmung  mit  dem  Griechen,  das  Imperfect  im  Sinne  des  Plus- 
quamperfects  setzt,  z.  B.  yär  cid  vrtrö  mahinä  parydtish- 
that  täsäm  ähih  patsutah$tr  babhüva  c Welche  [nemlich:  die 
Wasser]  eben  Vitra  mit  seiner  Grösse  umschlossen  hatte, 
zu  deren  Flüssen  lag  der  Drache3  (rgv.  I  32,  8).  Wer  also  diesen 
Gebrauch  des  Aoristes  für  alt  halten  will,  der  hat  jedenfalls  ein 
Recht  dazu,  um  so  mehr,  da  auch  hinter  dem  Perfect  der  Römer 
in   Sätzen   wie    Lacedaemonü  postquam    audier unt,    legatos 


177 

iiuserunt  oder  Ul  dixit,  abiit  der  dem  Perfectsystem  angeglie- 
derte s : -Aorist  zu  stehen  scheint,  der  seine  Function  den  Per- 
fect  formen  mittheilte.  Dass  es  ein  entschiedener  Mangel  sei, 
dass  dem  Griechischen  eine  einheitliche  Tempusform  zum  Aus- 
druck der  Vorvergangenheit  fehle,  ist  eine  Bemerkung,  die  für 
eine  historische  Untersuchung  der  griechischen  Tempusverhäll- 
nisse  ungefähr  den  gleichen  Werl  hat,  wie  wenn  jemand  z.  B.  bei 
einer  Untersuchung  der  .Numerus-Verhaltnisse  des  Griechischen 
es  für  einen  entschiedeneu  Mangel  erklären  würde,  dass  dieser 
Sprache  ein  Trialis  fehlt.  Das  Griechische  konnte  ebenso  wie 
jede  andere  Sprache  mit  dem  Aorist  und  dem  Imperfect  für  den 
Vorvergangenheilssinn  vollständig  auskommen,  indem  da,  wo 
nicht  der  Zusammenhang  das  Verhältniss  der  Tempora  zu  ein- 
ander ohne  weiteres  klar  stellte,  wie  /,.  B.  in  a  5  'Aqvcuog  d3 
bvofjt  6ff/£  •  xh  yuq  frevo  (hatte  gegeben)  rtotvia  firjrijg,  durch 
Adverbia  wie  nqiv,  .1  (joii-oov  oder  sonstwie  nachgeholfen  wer- 
den konnte.  Mahlow  fährt  S.  584  fort:  »Das  Griechische  kommt 
selbst  in  Nebensätzen  mit  dem  blossen  Aorist  aus;  doch  ist  zu 
bedenken,  dass  dabei  die  temporalen  Conjunetionen  das  Ver- 
ständnis erleichtern.  Die  Ursprache  war  aber  sehr  arm  an 
Conjunetionen  ,  desto  reicher  an  Formen;  erst  bei  Forlentwick- 
lung der  Sprache  übernehmen  Conjunetionen  und  Partikeln  viel- 
fach die  Functionen  der  Tempora  und  Modi  oder  unterstützen 
dieselben  wenigstens.«  Dass  die  Ursprache  sehr  arm  an  Con- 
junetionen gewesen  sei,  wird  richtig  sein,  aber  daraus  folgt 
weder  im  allgemeinen ,  dass  sie  reich  an  Tempusformen  war, 
noch  im  besondern  ,  dass  sie  eine  einheitliche  Form  zur  Be- 
zeichnung der  Vorvergangenheit  hatte.  Denn  neben  den  Con- 
junetionen standen  ja  andere  Partikeln,  Adverbia  und  sonstige 
Ausdrücke  zu  Gebote,  die  dazu  dienen  konnten,  in  Verbindung 
mit  einem  nicht  crelalivenD  Tempus  couipliciertere  Zeitverhält- 
nisse zur  Darstellung  zu  bringen.  Wie  will  man  nachweisen, 
dass  die  idg.  Ursprache  nicht  genug  solcher  Ausdrücke  gehabt 
habe,  um  auch  mit  einem  minder  reichen  System  von  Tempus- 
formen auszukommen  ? 

In  Morph.  Unters.  III  28  ff.  ist  gezeigt,  dass  faxo  dixo  ri- 
dero  (für  *  Vidiso)  Conjunclive  und  faxim  di.viiu  viderim  (für 
'  vidisim)  Optative  von  s-Aoristen  sind.  Ebenda  S.  26  11'.  habe 
ich  lat.  uiderunt  mit  gr.  jföea  und  aind.  wvedisham  zusammen- 
gebracht und  weiterhin  angenommen,    1)  dass  dixero  dixerim 

1883.  12 


178     

und  dixeram  Neubildungen  zu  dixi  seien  nach  der  Analogie  von 
vidi:  videro  viderim  und  vidcnun,  2)  dass  aind.  äyäsisham  eine 
Neubildung  des  Indischen  sei,  entstanden  durch  Umbildung  von 
äyäsam  nach  den  Aoristen  wie  ävedisham ,  3)  dass  auch  gr. 
del&ia,  für  *Ö€m-aea-ia  stehend,  auf  einer  Vermischung  des 
Typus  edei^a  mit  jjdea  eldeirji>  für  *if€ideoa  ^  feiöeoujv  beruhe. 
Dass  ein  historischer  Zusammenhang  zwischen  diesen  gleich- 
artigen Formationen  mit  doppeltem  Aorislcharakter  besteht,  d.  h. 
dass  die  Bildung  schon  in  proethnischer  Zeit  zu  Stande  gekom- 
men war,  ist  möglich.  Aber  ebenso  gut  ist  möglich  und  mir 
wahrscheinlicher,  dass  jede  Sprache  die  Neubildung  selbstän- 
dig vollzog.  Hinfällig  ist  Mahlow's  Einwand  gegen  meine  An- 
nahme,  dixeram  sei  eine  lateinische  Neubildung.  In  dem  ihm 
eigentümlichen  Stile  bemerkt  er  gegen  jene  Erklärung  von  di- 
xeram S.  586:  »Es  ist  eine  Kleinigkeit,  so  etwas  zu  behaupten, 
aber  eben  so  leicht,  nachzuweisen,  dass  diese  Annahme  nicht 
zulässig  ist.  Wenn  sich  ursprünglich  nur  legi  legero  legerim  und 
lexi  lexo  lexim  gegenüber  gestanden  hätten  ,  so  müsste  nach 
legeram  *lesßam  gebildet  sein,  nicht  lexeram.«  Dabei  ist  eine 
Hauptsache  ganz  übersehen.  Während  videro  und  viderim  syn- 
taktisch dem  Perfectsystem  einverleibt  sind ,  sind  dixo  und  di- 
xim  syntaktisch  Aoriste,  keine  Perfecta.  Es  fehlte  zu  dem  mit 
vidi  temporal  gleich  gewordenen  dixi  ein  perfectischer  Con- 
junctiv  und  Optativ ;  diese  Modi  wurden  naturgemäss  durch 
Neubildung  nach  dem  Musler  von  videro  viderim  gewonnen. 
Und  so  konnte  auch  bei  der  Schöpfung  des  Präteritum  zu  dixi 
nur  die  Form  videram  maassgebend  sein.  Ein  *dixam,  wie  es 
Mahlow  postuliert,  könnte  gar  nicht  erwartet  werden. 

Die  Bedeutung  der  Vorvergangenheit  hat  nur  lat.  dixeram, 
nicht  aind.  äyäsisham ,  das  die  gewöhnliche  Aoristbedeutung 
zeigt,  und  diese  FunctionsdifTerenz  ist  jedenfalls  der  Ansicht 
günstiger,  dass  die  beiden  Formationen  unabhängig  von  einan- 
der entstanden  sind  als  der,  dass  ein  uridg.  cPlusquarnaorist3 
vorliege.  Denn  es  bleibt  unerklärt,  wie  äyäsisham  von  der  Vor- 
vergangenheitsbedeutung zu  der  einfachen  Aoristbedeutung  ge- 
kommen sein  sollte. 

Neben  dem  'Plusquamaorist3  nimmt  Mahlow  für  die  idg. 
Grundsprache  noch  ein  Tempus  mit  der  Bedeutung  der  Vorver- 
gangenheit an,  das  er  'Plusquampraeleritum3  nennt.  Es  soll  re- 
präsentiert sein  durch  ved.  äbublwjis  ,   arirecit ,  gr.  fjdea  d.  i. 


179     

*(feidtaa .  £7i£n<n'&£«  d.  i.  *e7tertov-d-eoci ,  lat.  videram  toton- 
deram.  Die  indischen  Formen  sind  ohne  Berechtigung  heran- 
gezogen. Denn  neben  -is  -it  kommen  im  Plusquamperfekt  die 
Ausgänge  mit  -s-,  1.  Sing,  -isham  u.  s.  w. ,  nicht  vor.  Es  ver- 
hält sich  also  arirecit  zu  ajagan  doch  wol  wie  asii  zu  äs,  d.  h. 
arirecU  ist  eine  speciell  indische  Neubildung.  Ueberdiess  ist 
durchaus  zweifelhaft ,  ob  -is  -it  aus  Formen  mit  dem  Aorist- 
charakter -s-  hervorgegangen  sind.  Ob  zwischen  den  griechi- 
schen und  lateinischen  Formen  in  dem  Sinne  ein  historischer 
Zusammenhang  besteht,  dass  sie  schon  in  proelhnischer  Zeit 
Formen  des  Perfectsystems  waren  ,  mag  hier  dahingestellt  blei- 
ben. Die  Bedeutung  der  Vorvergangenheit  hat  nur  die  lateini- 
sche Form ,  und  da  diese  Function  dieser  Form  ebenso  wie  die 
von  dixerum  ohne  Schwierigkeit,  wie  wir  sahen  ,  als  eine  latei- 
nische Neuerung  angesehen  werden  kann,  so  liegt  kein  Recht 
vor,  sie  für  urindogermanisch  zu  erklären. 

Es  erübrigt  noch,  auf  Mahlow  s  uridg.  cAugmentfulura5,  in 
griechischem  Gewand  eXeupor,  iXi/irjoor,  IXeXoiipov ,  einen 
Blick  zu  werfen.  Zunächst  sXetifJOV.  S.  591  heisst  es  in  Bezug 
auf  efe§£,  ort  Xeiipei  cer  sagte,  dass  er  lassen  werde3:  »Das  Fu- 
turum ist  ungenau,  weil  es  sich  auf  die  Gegenwart,  nicht  auf 
die  Vergangenheit  bezieht«.  Und  in  Bezug  auf  eXs^e ,  ort  XeL- 
ipoi:  »Der  Optativ  Fut.  war  nicht  der  geeignete  Ausdruck  für 
eine  objective  Aussage,  und  gerade  bei  der  Zukunft  sind  sub- 
jective  Aussagen  sehr  selten«.  Es  wird  dann  weiter  bemerkt, 
der  Ind.  Fut.  und  der  Opt.  Fut.  vertrete  in  solchen  Sätzen  einen 
imperfectischen  Ausdruck  (e(j.sXXb  Xsiipew),  wie  auch  sXs^e,  ort 
XtiTiei  und  XeiTtoi  für  älteres  eXe^e.  ort  iXeine  stehe.  »Es  kann 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Ursprache  für  dieses  Tem- 
pus, e^ieXXov  eoeofrai ,  futurus  eram  ,  eine  eigene  einheitliche 
Form  besass;  es  war  dies  das  Augmenttempus  des  Futurstam- 
mes, das  Augment futuru  m  ,  IXtupov,  im  Indischen  alsCon- 
dicionalis  erhalten.«  Ueber  jenes  eXet,e  ,  ort  iXeiTie  heisst  es 
S.  575:  »Sehr  wichtig  aber  waren  die  alten  Imperfecta  auch 
für  die  Nebensätze;  so  bedeutele  eXegt  rt  sids  cer  sagte  was  ex 
erblicke5,  iXei-e  ort  IXeuie  fer  sagte,  dass  er  lasse5.  Diese  Ver- 
wendung des  Imperfecta  ist  im  Griechischen  selten  geworden  ; 
es  setzt  an  ihre  Stelle  entweder  im  Anschluss  an  die  directe 
Bede  ungenau  den  Indic.  Praes.  eXegs  oxi  Xützel,  oder  den  Opta  - 
tiv  der  indirecten  Bede.«  Ich  weiss  nicht,  wie  es  Mahlow  wahr- 

12* 


180     

scheinlich  machen  will,  dass  ele^s  otl  keiTtei  an  die  Stelle  von 
älterem  ele§€  ort  lleizts  getreten  sei.  Jedenfalls  war  zu  ver- 
langen,  dass  er  seine  Behauptung  irgendwie  naher  begründe, 
und  er  hat  ja  gewiss  recht  schlagende  Gründe.  So  lange  er 
diese  aber  noch  für  sich  zu  bebalten  für  gut  findet  und  ich  sie 
nicht  errate,  mag  mir  gestattet  sein  die  bisherige,  mit  den 
Thalsachen  der  idg.  Sprachgeschichte  aufs  beste  harmonierende 
Ansicht,  der  zufolge  eks^s  ort  Xei/tet  und  sXe^e  ort  Xelipei  (vgl. 
lit.  sähe,  käd  türi  und  säke ,  käd  tures  u.  s.w.)  sich  difect  an 
die  älteste  Ausdrucksweise  3dXs§e'  Isi/rio  und  eke^e1  Xeitpio  an- 
schliessen,  für  die  richtige  zu  hallen.  Doch  davon  abgesehen: 
warum  'muss  denn  die  idg.  Ursprache  für  den  Begriff  dicturus 
eram  durchaus  eine  einheitliche  Form  besessen  haben? 
Nach  einer  Antwort  auf  diese  Frage  sucht  man  bei  Mahlow  ver- 
gebens. Es  bleibt  also  nur  der  indische  Condicionalis,  auf  den 
sich  ein  uridg.  Augmentfuturum  gründen  Hesse.  Dieses  Tempus 
ist  ausserordentlich  selten  —  in  allen  Vedenlexten  nach  Whitney 
§  941  nur  ein  Beispiel  —  und  bedeutete  ursprünglich  und  in 
der  vedischen  Stelle  sowie  gelegentlich  auch  anderswo,  dass 
etwas  cim  Begriff  war1  zu  geschehen  ,  geschehen  'sollte3:  rgv.  II 
30,  2  yö  vrlraya  sinam  dträbharishyat  prd  tdm  jänitri  ridüsha 
uväca  cwerfen  wollte,  zu  werfen  im  Begriff  war1.  Vgl.  Whit- 
ney, Ind.  Gramm.  §941.  950  und  Ludwig,  Comm.  zur  Rigveda- 
Uebers.  II  S.  63.  Diese  modale  Bedeutung  und  nicht  die  rein 
temporale  (cich  werde  thun1)  ist,  wie  ich  mit  Delbrück  (Synt. 
Forsch.  III  8  ff.  IV  98  f.)  annehme,  die  ursprüngliche  des  mit 
-sio-,  -sie-  gebildeten  Futurstammes.  Ob  nun  die  Form  des  ind. 
Condicionalis  aus  der  Zeil  der  idg.  Urgemeinschaft  ererbt  oder 
ob  es  eine  Neubildung  des  Indischen  ist,  kann  niemand  wissen. 
Ist  letzteres  der  Fall ,  so  hat  Mahlöw's  Behauptung  von  vorn 
herein  keinen  Boden  unter  sich.  Und  im  andern  Falle  war  das 
idg.  Äugmentfuturum3  nicht  mehr  ein  Tempus  mit  relativer 
Zeitbedeutung  als  z.  B.  das  Imperfect  eines  Desiderativuni. 
Die  beiden  andern  idg.  Augmentfulura  Mahlöw's,  eXtötrjGOV  und 
eXeXoupov,  kommen  in  keiner  einzigen  idg.  Sprache  vor  und 
können  als  reine  Fielionen  auf  sich  beruhen  :  nicht  einmal  die 
urindogermanische  Existenz  der  Futura  Xunjoco  und  XsXoixpio 
ist  von  Mahlow  (s.  S.  593  ff.)  mit  irgend  triftigen  Gründen  be- 
\\  iesen. 

Sonach  kann  ich  nicht  finden,   dass  wir  ein  Recht  haben, 


181     

der  idg.  Grundsprache  eine  einheitliche  Tempusform  mit  rela- 
tiver Zeitbedeutung  zuzuschreiben. 

3.    Die  Präpositionen  evi,   sv  und"*£tg. 

Die  erste  eingehendere  Untersuchung  des  Verhältnisses  von 
t ig  zu  iv  —  C.  G.  Schmidts  Quaestiones  grammaticae  de  praie- 
positionibus  Graecis ,  Berlin  1829,  p.  7  bis  i'-'t  — nimmt  ihren 
Auslauf  von  einer  Verwunderung  darüber,  dass  der  Grieche  sich 
nicht  mit  dem  einen  iv  zum  Ausdrucke  des  Seins  i  n  etwas  und 
der  Bewegung  in  etwas  hinein  begnügte,  so  wie  die  Bömer, 
die  Kelten  und  die  meisten  Germanen  in  beiden  Fällen  dieselbe 
Form  der  Präposition  [in]  verwandten ,  sondern  sich  zur  Be- 
zeichnung der  Richtung  hinein  eine  besondere  Form  schuf. 
Woher  stammt  das  -g  von  svg  eig '!  Die  Antwort,  die  C.  G.  Schmidt 
auf  diese  Frage  gab,  wurde  bald  als  unzutreffend  erkannt.  Aber 
so  oft  auch  seitdem  dieses  Problem  in  Angriff  genommen  worden 
ist,  so  kann  es  doch  noch  nicht  als  gelöst  gelten.  Wir  nehmen 
die  Frage  von  neuem  auf. 

Nur  ein  Theil  der  griechischen  Dialekte  hat  den  Gegensatz 
von  iv  mit  dem  locativischen  Dativ  und  ivg  mit  dem  Accusativ. 
Etwa  die  Hälfte  der  Mundarten  kennt  nur  iv  und  verbindet 
dieses  mit  beiden  Casus.  Es  sind  nach  Ausweis  der  Inschriften 
folgende : 

N o r dt hessal i seh ,  z .  B.  Cauer 2  No.  399,  \ 0  iv  v.iovit. 
\\  rede,  De  origine  praepositionis  eig  et  varia  apudGraecos  scrip- 
lura,  Münster  1868,  p.  24  sq.  Meister,  Gr.  Dial.  I  307.  Auch 
die  neueefundene  Inschrift  von  Larisa ,  Cauer2  No.  409;  bietet 
Belege,  wie  21  iv  otä'/.'/.ag.    22  iv  rb  hoov. 

Boot  i  seh,  z.  B.  Cauer2  No.  302,  9  in  TteXroqtoQag. 
Wrede,  De  orig.  p.  10  sqq.  Beermann,  Stud.  IX  75.  Meisler, 
Gr.  Dial.  I  884: f. 

Phthio tisch,  z.  B.  Cauer2  No.  387,  6  iv  xbv  aTtavta 
XQovov.  Cauer1  No.  104,  4  iv  xuv  Evqiotiüv.  Die  letztere  In- 
schrift hat  neben  13maligem  \y  mit  Accusati\  zweimal  eig  (25 
und  26i ,  das  der  Vulgärsprache  entlehnt  ist.  Fick.  Bezz.  Beitr. 
VI  312  f. 

Aenianisch,  Cauer2  No.  383,  0   ift  itav. 

Aetolisch,  z.  B.  Cauer2  No.  237.  6  iv  AlruiLiuv.  In 
No.  238    steht    iv   tovg   vouovg  Z.  17   neben   dialektwidrigem 


182     

eig  rovg  vofiovg  Z.  15.  Wrede,  De  orig.  p.  36.  Fick,  Bezz. 
Beitr.VII  248. 

Lokrisch,  z.  B.  Cauer2  No.229,  1  Iv  Navjcay.rov.  Allen, 
Stud.  III  274* 

Delphisch,  z.  B.  Cauer2  No.  204 ,  5  iv  övvcxglv.  Ein 
paar  Mal  in  delph.  Inschriften  auch  die  Vulgärform  eig.  Geyer, 
Observationes  epigraphicae  de  praepositionum  Graecarum  forma 
et  usu,  Altenburg  1880,  p.  26. 

Phokisch,  z.  B.  Boss,  Inscr.  Gr.  ined.  I  No.  85  iv  av- 
roig ,  Cauer 2  No.  223  B  4  iv  rb  ieqov.  Wrede ,  De  orig. 
p.  35  sq. 

Für  zwei  Dialekte  der  sogenannten  nordgriechischen  Gruppe 
ist  iv  mit  Acc.  nicht  nachzuweisen.  Auf  den  aka manischen 
Inschriften  (Fick,  Bezz.  Beitr.  VII  242  ff.)  kommt  weder  iv  noch 
eig  mit  Acc.  vor.  Auf  den  epirotischen  findet  sich  eig  (ig, 
ig'?)  Karapanos,  PI.  XXXIII  5,4  (el)gtbv  mcav(ra  %q6vov),  vgl. 
Fick,  Bezz.  Beitr.  III  281  und  269.  274,  doch  kann  dieses  ent- 
lehnt sein,  ein  sicheres  Urtheil  ist  nicht  zu  gewinnen. 

Me garisch?  Viermal  ist  iv  mit  Accus,  überliefert,  sonst 
immer  eig.  Da  drei  von  den  vier  iv  auf  Inschriften  von  Aego- 
sthena  vorkommen,  so  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  dieses 
iv  mit  Acc.  ein  Böotismus  ist,  wofür  es  auch  Engelbert  Schnei- 
der,  De  dial.  Megarica  1882  p.  51.  56,  anzusehen  geneigt  ist. 

Eli  seh,  z.  B.  Cauer2  No.  264,  8  iv  rav  idiav.  Daniel, 
De  dial.  Flliaca  p.  44   und  in  Bezz.  Beitr.  VI  255. 

Arkadisch.  Hier  iv,  z.  B.  Cauer2  No.  457,  19  iv  ejt'i- 
y.qioiv.  Gelbke,  Stud.  II  17.  Spitzer,  Lautlehre  des  arkad. 
Dial.  14. 

Kyprisch.  Ebenfalls  iv,  z.  B.  Cauer2  No.  472,  27  i-ta- 
ti .0  -ne  -  =  i(v)  ra(v)  d-iov.  Deecke-Siegisinund,  Stud.  VII 
239.  255. 

Ausserdem  begegnet  iv  mit  Acc.  öfters  bei  Pindar,  z.  B. 
Pyth.  II  11  iv  aQftaza.  Peter,  De  dial.  Pindari  68,  Wrede,  De 
orig.  44  sqq.  Die  Streitfrage,  ob  Pindar  sein  iv  statt  eig  dem 
böotischen  oder  dein  delphischen  Dialekt  entnommen  habe  (Ah- 
rens,  Verhandl.  der  13.  Philologenvers.  1852  S.  72  ff.,  Peter 
a.  a.  O.  5  sq.,  Hartmann,  De  dial.  Üelphica  26  sq.),  kann  hier 
auf  sich  beruhen.  Dass  auch  Hesiod  iv  an  Stelle  von  eig  ge- 
setzt h;il»e,  wie  nach  Goellling  undAhrens  auch  Wrede,  De  orig. 
p.  44  und  Bzach,  Fleckeis.  Jahrb.  Suppl.  VIII  462  auf  Grund 


183     

von  Theog.  487.  890.  899  irjv  iy/.äz&ero  vr]dvv  annehmen ,  ist 
zu  leugnen ,  da  die  Lesart  zwischen  iy/.äxS-ETo  und  eg/.ccT&£To 
schwankt  und  letzteres  die  grössere  Gewähr  hat ;  sieh  Flach, 
Das  dialektische  Digamma  des  Hesiodos  S.  71  ,  Die  beiden  äl- 
testen Handschriften  desHesiod  S.  1  1  und  seine  Anmerkungen  in 
der  3.  Aufl.  der  Goettling'schen  Ausgabe. 

Hatten  nun  die  Dialekte,  welche  kv  auch  mit  dem  Accusativ 
verbinden,  dafür  ehemals  ebenfalls  sig  [kvg,  kg)  gebraucht  und 
dieses  im  Laufe  der  Zeit  aufseueben,  oder  haben  sie  diese  Prä- 
position  nie  besessen?     Diese  Frage  wurde  von  Ahrens   (Dial. 
II  107)  ,  A.  Kuhn   (Ztschr.  f.  vergl.  Sprachf.  IX  368  Anmerk.), 
Wrede  (De  orig.  4),   Glemm   (Stud.  VIII  16)  und  G.  Meyer  (Gr. 
Gramm.  34    ihrem  ersten  Theile  nach  in  dem  Sinne  bejaht,  dass 
sie  annahmen,  das  mit  dem  Accusativ  construierte  kv  sei  aus  ivg 
durch  Abfall  des  -g  entstanden.     Diese  Ansicht  ist  aber,   wie 
schon  Gelbke,  Stud.  II  17,  richtig  bemerkt  hat,  unhaltbar,  weil 
ein  solcher  Abfall  von  -g  ganz  gegen  die  Lautgesetze  jener  Dia- 
lekte wäre  und  nicht  einzusehen  ist,  warum  diese  das  -g  nicht 
ebenso  wie  die  andern  Dialekte  hätten  festhalten  sollen.    Noch 
weniger  befriedigt  die  Meinung  von  Matthiä  (Ausf.  gr.  Gramm. 
S.  1339)  ,   C.  G.  Schmidt  (Quaest.  gramm.  7  sqq.i   und  Meister 
(Gr.  Dial.   I  285),  die  Form  ivg  sei  nicht  nur  die  Grundform 
des  mit  dem  Accusativ,  sondern  auch  des  mit  dem  Dativ  con- 
struierten  kv..  Da  begreift  mau  doch  ganz  und  gar  nicht,  warum 
z.  B.  im  Attischen  nicht  aus  *ivg  iegco  ebenso  gut  eig  leqCo  her- 
vorging, wie  aus  *ivg  legöv  eig  leqöv  entstand,  oder  umgekehrt 
warum ,  wenn  kv  uqu  die  lautgesetzliche  Fortsetzung  von  *evg 
itQ(p  war,  nicht  auch  iv  leqov  gesagt  wurde.   Will  man  mit  den 
Lautgesetzen  der  griechischen  Sprache    nicht  willkürlich  um- 
springen '),    so  bleibt    nichts    anderes    übrig  als  mit  Pott,   Et. 
Forsch.  I2  323  anzunehmen,  dass  sovvol  iv  m\l  dem  Dativ  (Loca- 
tiv)  als  auch  Iv  mit  dem  Accusativ  unmittelbar  dem  lat.  m,  dem 
air.  i[n)  und  dem  gerat,  in  entspricht,  und  dass  kvg  eine  Special- 
bildung des  Griechischen  zur  Bezeichnung   der  Bewegung   i  n 
etwas  hinein  ist ,   die  nur  in  einem  Theile  der  Dialekte  die 
Herrschaft  über  das  alte  iv  mit  dem  Accusativ  gewann.  Ausser- 


\)  Dass  (fiqofiev  aus  *cp£Qou£Vi  ,  dass  uelCof  aus  *{aei£ovs,  und 
dass  «y.utor  aus  *«*fitavg  oder  ^ity.^.ovi  hervorgegangen  sei  ,  sind  anti- 
quierte Ansichten ,  die  heute  keiner  besondern  Widerlegung  mehr  be- 
dürfen. 


184 

halb  des  griechischen  Sprachgebietes  ist  von  einer  Form  cns 
neben  en  nichts  zu  spüren.  Die  Vermutung  von  Curtius 
(Grundz.5  289),  lat.  s-uper  und  s-ub  seien  aus  *  ens-uper  und 
*ens-ub  entstanden,  ist  ein  Gedanke,  auf  den  Curtius  selber,  wie 
es  scheint,  nicht  viel  gibt  und  der  in  lautlicher  Beziehung  nicht 
zu  rechtfertigen  ist ;  anders  und  einleuchtender  beurtheilt  das 
s-  von  s-uper ,  s-ub  neuerdings  Osthoff,  Morph.  Unt.  IV  150. 
265  f. 

Es  fragt  sich,  ob  in  den  Dialekten,  die  eig  gebrauchen,  noch 
Spuren  davon  vorhanden  sind ,  dass  auch  sie  einst  ev  bei  der 
Bewegung  hinein  setzten.  L.  Silberstein  in  seinem  Aufsatz 
»Ueber  die  Präpositionen  ev,  eig ,  in  in  etc.«  Jahn's  Jahrb. 
Suppl.  XV  229.  232  führt  Verbindungen  wie  %.[i ßaiveiv  dg 
vavv,  eig  jto%<xf.töv  im  Ionisch-Attischen  neben  eig ßaiveiv  eig 
v.,  eig  it.,  eväyeiv  eig  neben  eigäyetv  eig  als  Beweis  dafür  an, 
dass  die  Richtungsbedeulung  von  Iv  allgemeingriechisch  sei. 
Aber  auf  diese  Ausdrücke  ist  nichts  zu  geben.  ^E(.tßaiveiv  eig 
vavv  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eine  Mischconstruction, 
entstanden  durch  eine  Verquickung  von  ef.ißaiveiv  v)]i  (d  656 
tote  (f  eßrj  vrjl)  mit  ßaiveiv  eig  vavv  oder  eigßaiveiv  eig  vavv. 
Eine  Anzahl  vonVerba  der  Bewegung,  ßaiveiv  ixiiiTetv  ßak'keiv 
ti&evai  u.  ähnl. ,  verbinden  sich  nemlich  von  alten  Zeiten  her 
mit  dem  sogenannten  Localiv  des  Zieles,  der  in  diesem  Falle  den 
Ort  bezeichnet,  wo  etwas  eintrifft,  z.  B.  E  82  fteiQ  ueöuo  7teoe 
»liel  auf  die  Erde«,  eigentlich  »fiel  auf  der  Erde  auf«,  und  für 
diesen  Locativ  tritt  naturgemäss  ev  mit  Loc,  nicht  eig  mit  Accus., 
ein,  z.  B.  0  624  cog  oxe  Ki)f.ia  d-ofj  evi  vrfi  neü>]üi,  und  sonach 
ist  auch  Tivi  in  e^iitimeiv  tlvi  ,  ev&Qiöaxeiv  xiv'i,  e^ißaiveiv 
xivi  u.  s.w.  alter  Locativ.  Vgl.  Holzman,  Ztschr.  f.  Völkerpsych. 
X  193  ff.  Da  nun  bei  solchen  Verba  von  alter  Zeit  her,  mit  einer 
nur  geringen  Bedeutungsnuance,  neben  dem  Loc.  und  dem  Loc. 
mit  ev  auch  der  Accusativ  des  Zieles  oder  eig  mit  diesem  Accu- 
sativ  stehen  konnte  —  es  ist  etwa  derselbe  Unterschied  wie 
zwischen  unserem  sich  auf  eine?'  Bank  setzen  und  sieh  auf  eine 
Bank  setzen  — ,  so  lag  es  nahe,  die  beiden  Ausdrucksweisen  zu 
verbinden1),  und  so  entstand  hfxßaiveiv  eig,  e^nthiTeiv  eig  u.s.w  . 


1)  Vgl.  andere  Ausgleichungs-  Conslruction.cn  wie  tov  ßovlöfisvov 
Bvdaiuova  eivat  amwQoövvrjv  öiiaxiiov ,  wo  tov  ßovho/TEvov  für  im  ßov- 
Xo/iti'iji  eingetreten  ist  nach  der  Analogie  von  tov  ßov'Aofivvov  dei  A'imxuv. 
Vgl.  Verl'.  Jen.  Lit. -Ztg.  1879  S.322,  Ziemer,  Junggramm.  Streifzüge  58  ff. 


185     

Tn beweisend  sind  auch  die  Conslructionen  wie  iußareveiv  ;iu- 
/.d':  vr\Gov.  eu/rareir  ueha&qov,  ereZead-ca  GTtyog.  Denn  hier 
liegt  nicht  ßairetr  er  xi  u.  s.  \v.  zu  Grunde,  sondern  der  Accu- 
sativ  ist  lediglich  dadurch  bedingt,  dass  das  Compositum  trans- 
itive Bedeutung  bekommen  hatte.  Man  ersieht  diess  am  deut- 
lichsten daraus,  dass  If-ißareveip  auch  mildem  Genetiv  verbun- 
den wird.  Vgl.  Kühner,  Ausf.  Gramm.  II2  257.  297.  Es  scheint 
demnach,  dass  in  den  eig- Dialekten  Spuren  des  alteren  iv  im 
Sinne  von  hinein  nicht  mehr  vorhanden  sind. 

Ehe  wir  unsere  Ansicht  über  den  Ursprung  des  -g  von  Irg 
darlegen ,  sind  nun  noch  die  verschiedenen  Formen  dieser  Prä- 
position in  rein  lautlicher  Beziehung  ins  Auge  zu  fassen. 

Die  älteste  Form,  auf  die  alle  andern  zurückgehen,  ist  ohne 
Zweifel  erg.  das  von  den  Grammatikern  als  kretisch  und  argi- 
visch  bezeugt  ist  (Aureus,  Dial.  II  385  sq.,  Kleemann,  De  uni- 
versa  Creticae  dialecti  indole  33  sq.,  Wrede,  De  orig.  4  sq.). 
Aus  evg  entstand  durch  die  sogenannte  cErsatzdehnungD  eig.  wie 
eig  (unus)  aus  ^evg\  das  ei  von  eig  war  bei  den  Ioniern,  Alti- 
kern  und  Doriern  Monophthong  (geschlossenes  e),  bei  den  Les- 
biern  echterDiphthong.  Für  die  sogen,  'strengdorischen^  Mund- 
arten erwartet  man  als  Gegenstück  zu  eig  die  Form  rjg,  diese  ist 
aber  bis  jetzt  mit  einiger  Sicherheit  nur  für  den  Dialekt  der 
epizephyrischen  Lokrer  nachgewiesen,  s.  Wrede,  De  orig.  26 sq. 

Dass  auch  gg  auf  evg  beruhe,  wird  allgemein  angenommen, 
doch  ist  die  eigentümliche  Verkürzung  bis  jetzt  noch  nicht  er- 
klärt. Man  hat  zunächst  zu  berücksichtigen,  dass  fast  überall  eg 
und  die  vollere  Form  neben  einander  im  Gebrauche  waren. 
Namentlich  auf  Grund  vonWrede's  fleissieen  Sammlungen  iS.  10 
bis  79)  ergibt  sich  hinsichtlich  dieses  Nebeneinander  folgendes: 

\ .  Bei  den  Lesbiern  häufiger  eig  als  eg.  Vgl.  Meister,  Gr. 
Dial.  I  193. 

2.  Auf  den  lakonischen  und  herakleischen  Inschriften  nur 
Ig.  Für  die  epizephyrischen  Lokrer  ist  durch  Grammatikerüber- 
lieferung -rjg  bezeugt.  Im  Kretischen  nach  den  Grammatikern 
erg.  auf  den  Inschriften  eg  und  daneben  auch  eig,  doch  letzleres 
nur  auf  solchen,  deren  Dialekt  nicht  rein  ist,  wieCauer2  No.119, 
\\ .  *Eg  ist  auch  herrschend  auf  den  Inschriften  von  Kos,  Thera, 
Kyrene ,  Anaphe  und  Alaisa ,  dagegen  eig  und  eg  gleichoft  auf 
denjenigen  \on  Ashpalaia,  häufiger  eig  als  eg  auf  denjenigen 
von  Bhodos,  Kalynina  ,  Argolis,  Korkyra,  Syrakus,  Byzanz,   eig 


186     

alleinherrschend  auf  den  Inschriften  von  Megara  und  auf  der  In- 
schrift vonAndania.  Die  dorischen  Schriftsteller,  soweit  sie  Lo- 
caldialekte  vertreten  und  die  Ueberlieferung  zuverlässig  ist,  be- 
stätigen im  allgemeinen  die  durch  die  Inschriften  zu  gewinnen- 
den Resultate. 

3.  Bei  Homer  stehen  eig  und  eg  neben  einander.  In  den 
Composita  ist  vor  Consonanten  immer  Ig  geschrieben  ausser 
eigßairto.  Bei  Herodot  eg  ausschliesslich,  bei  den  andern  ion. 
Prosaikern  vorwiegend.  Die  ion.  Inschriften  zeigen  bis  etwa 
350  v.  Chr.  eg  als  herrschende  Form ,  von  der  Zeit  Alexanders 
an  überwiegt  eig  (vgl.  Erman  ,  Stud.  V  283).  Auf  den  vor- 
euklidischen Inschriften  des  Attischen  steht  nach  Cauer,  Stud. 
VIII  230  überall  E2  (Ig  oder  eigl)  ausser  an  zwei  Stellen,  wo 
EIS  geschrieben  ist.  In  der  Zeit  nach  Euklid  herrscht  eig  vor. 
Wecklein,  Curae  epigraph.  58  sqq.,  Geyer,  Observ.  19.  Bei 
den  Tragikern  vor  Vocalen  sig  und  eg,  vor  Consonanten  schreibt 
Dindorf  constant  ig.  Aristophanes  hat  vor  Vocalen ,  wie  es 
scheint,  nur  eig  gebraucht,  vor  Consonanten  schwankt  die  Schrei- 
bung, indess  scheint  in  ein  paar  formelhaften  Verbindungen  wie 
Ig  xoQaxag  die  kürzere  Form  vor  Consonanten  fest  zu  sein. 
Thukydides  hat  meistens  Ig,  dagegen  bevorzugen  die  andern 
Prosaiker  der  classischen  Zeit  wie  Xenophon  ,  Plato  und  die 
Redner  eig. 

4.  Nichts  für  unsere  Frage  anzufangen  ist  mit  dem  pam- 
phylischen  ig  Cauer1  No.  75.  76.  Sollte  dafür  mit  Siegismund, 
Stud.  IX  95  eig  zu  lesen  sein ,  so  würde  man  diess  wol  für  die 
Vulgärform  zu  halten  haben.  Vgl.  G.  Meyer,  Gr.  Gramm.  34, 
Bezzenberser  in  seinen  Beitr.  V  334. 

Ich  denke,  angesichts  der  Thatsache,  dass  eg  bei  Homer 
schon  ganz  geläufig  und  sig  noch  in  den  spätesten  Phasen  des 
Ionisch-Attischen  anzutreffen  ist ,  wird  niemand  eg  in  irgend 
einem  Dialekt  in  dem  Sinne  für  eine  Weiterentwicklung  der 
daneben  stehenden  volleren  Formen  evg  rjg  eig  halten  wollen, 
wie  z.B.  ereleaa  eine  solche  von  ereXeooa,  ri&tjGt  eine  solche 
von  rl&i]Ti  ist.  Bildet  sich  eine  Form  lautlich  weiter,  so  können 
zwar  die  ältere  und  die  jüngere,  die  aus  jener  entstandene  Form 
eine  Zeit  lang  neben  einander  hergehen  ,  aber  die  ältere  stirbt 
dann  abgesehen  von    ganz   besonderen  Verhältnissen  ,  wie 

/..  B.  bei  unser m  heiland  neben  hauend  —  aus  und  die  jüngere 
wird  die  allein  herrschende,   und  so  ist  undenkbar,  dass  im  Io- 


187     

nisch-Attischen  eg  aus  dem  in  der  Literatur  daneben  liegenden 
eig  hervorgegangen  sei.  Die  Formen  stehen  vielmehr  in  schwe- 
sterlichem Verhältnisse  zu  einander,  und  zwar  sind  in  den  ver- 
schiedenen Dialekten  evg ,  eig  (eis),  rjg ,  eig  (es  mit  geschlosse- 
nem e)  die  Formen,  die  lautgesetzlich  standen,  wenn  das  folgende 
Wort  vocalisch  anhob;  dagegen  ging  aus  hg  überall  ebenso  laut- 
gesetzlich eg  hervor,  wenn  Explosivlaute  und  Spiranten  folg- 
ten;  also  lautgesetzlich  war  z.  B.  im  Attischen  eig  avrovg,  aber 
eg  zovrovg.  *Eg  r.  aus  evg  t.,  wie  '/.eaxög  aus  *  y.evorög  zu  /.ev- 
retü,  avavaaig  aus  *avvaraaig,  lesb.  ogacoitio  aus  *  ovö/mtitw 
u.  ähnl.,  worüber  Stud.  IV  77  gehandelt  ist.  Aber  diese  Func- 
tionsdifferenz  zwischen  eg  und  evg ,  rjg ,  eig  wurde  nicht  einge- 
halten. Die  eine  Form  drängte  sich  oft  an  die  Stelle  der  andern, 
und  bald  wurde  die  eine,  bald  die  andere  —  je  nach  der  Mode 
—  überhaupt  bevorzugt1 }.  Jedoch  in  egxe ■,  dessen  Entstehung 
aus  *evg  re  durch  das  lokr.  delph.  evre  sicher  gestellt  ist,  wurde 
eg,  weil  die  Präposition  »isoliert«  war,  nie  durch  das  hier  laut- 
gesetzwidrige eig  ersetzt ,  und  wenn  in  der  im  attischen  Volks- 
mund  gewiss  sehr  alten  Wendung  eg  xogccxag2)  —  danach 
euphemistisch  eg  [ia/.uQiav  und  lg  oXßiav  gebildet  —  ebenfalls 
immer  nur  eg  gesprochen  wurde  (Wrede,  De  orig.  53  sq.),  so 
mag  das  denselben  Grund  haben3). 

Hiernach  ergibt  sich,  dass  die  Form  eoio  neben  ellaio  = 
*evoü)  ebenso  auf  Analogiebildung,  auf  Anlehnung  an  eg,  beruht, 

4)  Es  ist  das  ein  Vorgang,  der  allenthalben  im  Sprachleben  Ana- 
logien hat.  S.  Paul,  Principien  der  Sprachgeschichte  100  ff.  Besonders 
nahe  liegend  ist  der  Vergleich  mit  dem  Nebeneinander  von  Iv  und  kv 
im  Arkadischen,  wenn  Spitzer,  Lautl.  des  arkad.  Dial.  14  mit  seiner  Ver- 
mutung Recht  hat,  dass  vor  Consonanten  iv,  vor  Vocalen  kv  die  laut- 
gesetzliche Form  gewesen  sei  [iv  noXtfiot  xai  £v  iqavcci  Le  Bas  No.  340c) 
und  dass  dann  beide  Formen  promiscue  vor  jedem  beliebigen  Anlaut  ge- 
braucht worden  seien.  Vgl.  auch  G.  Meyer,  Gr.  Gramm.  S.  34,  wo  zu 
den  Belegen  für  iv  noch  die  Hesychische  Glosse  ia/e^öi'  f£»jv  hinzuzu- 
fügen ist,  die  entweder  in  ioxEQtö  (C.  G.  Schmidt,  Quaest.  gramm.  41) 
oder  in  io%EQüi  (Lobeck,   Fathol.  elem.  I  74)  zu  emendieren  ist. 

-2)   Vgl.  auch   axoqaxi^ut. 

3)  Ebenso  wie  h  sind  wol  auch  die  dor.  Accusative  Plur.  wie  xög, 
&e6±,  tc'.;,  xaXccg  (Morsbach,  Stud.  X  4  ff.  G.  Meyer  302)  zu  erklären.  Die 
Kürzung  war  auch  hier  ursprünglich  allgemeingriechisch,  wurde  aber  in 
den  meisten  Dialecten  wieder  beseitigt.  Sie  mag  vorzugsweise  bei  dem 
Artikel  (vor  consonantischem  Anlaute)  üblich  gewesen  sein,  da  hier  der 
Wortanschluss  ein  besonders  enger  war.  Also  z.  B.  %bg  naldus ,  aber 
rbv?   [Xovg  etc.)  ccvdqag. 


188 

wie  eg  avröv  eine  analogische  Neubildung  statt  eig  ccittov  ist. 
Die  Form  eaoj  ist  bereits  homerisch,  sie  findet  sich  aber  in  der 
lliasnur  in  ß>  V.  155.  184.  199. 

Ist  es  nun  erlaubt,  das  als  die  älteste  Form  der  Präposition 
auf  historischem  Sprachboden  erwiesene  Ivg  mit  Renner  (Stud. 
I  1,  174),  Allen  (Stud.  III  274),  Merzdorf  (Sprachwissensch.  Ab- 
handlungen aus  Curtius'  grainm.  Ges.  35)  ,  Rzach  (Fleckeis. 
Jahrb.  Suppl.  VIII  402).  Vanicek  (Griech.  -Jat.  etym.Wtb.  I  29) 
und  andern  als  eine  Weiterbildung  von  evi  evi  anzusehen  und 
ein  ursprüngliches  *  evtg  zu  construiren  ?  Diese  Auffassung  stützt 
sich  auf  die  oft,  z.  B.  von  Christ  (Grundz.  der  gr.  Lautl.  39)  und 
Curtius  (Ueber  die  Trag  weile  der  Lautges.  22)  geäusserte  Mei- 
nung, ev  sei  aus  evi  evi  verkürzt.  Diess  ist  aber  durch  nichts 
wahrscheinlich  zu  machen.  Auf  evi  gehen  nur  ebv  und  elvi  zu- 
rück ,  und  zwar  ist  die  Form  eiv,  die  bei  Homer  und  Hesiod 
bloss  vorVocalen  vorkommt,  zunächst  aus  *  evi  entstanden,  *  sv% 
ayoqfi,  gleichwie  wceiq  —  * viceqi  dem  aind.  updry  vorVocalen 
entspricht.  Die  Form  elvi  aber,  die  bei  Homer  fünfmal  begeg- 
net, ist  eine  Mischbildung  aus  ivi  und  eiv.  Vgl. Osthoff,  Morph. 
Unters.  IV  382.  Dagegen  ist  kein  Lautgesetz  vorhanden,  nach 
dem  aus  Ivi  auch  ev  hergeleitet  werden  dürfte.  Denn  die  an- 
gebliche »entschiedenste  Neigung  der  griechischen  Sprache  zur 
Abwerfung  eines  schliessenden  i«  (Curtius  a.  a.  0.)  existiert 
nicht,  vielmehr  sind  die  Beispiele,  die  man  für  diese  Erschei- 
nung anzuführen  pflegt,  alle  anders  aufzufassen1).  "Evi  (ivi) 
und  ev  sind  Schwesterformen,  die  schon  in  proethnischen  Zeiten 
neben  einander  standen  :  evi  entspricht  dem  aind.  dnl-ka-,  ni- 
ni-  (A.  Weber,  Ind.  Stud.  II  406,  Curtius,  Grundz.5  309  f.,  .loh. 
Schmidt,  Kuhn's  Ztschr.  XXVI  24,  Osthoff,  Morph.  Unters.  IV 
222  ff.),  ev  dagegen  dem  ital.  en  in  (Bücheier,  Lex.  IIa I.  p.VIH), 
dem  air.akynir.  /(/?),  dem  germ.m  und  dem  apreuss.en,  lit.m», 
welche  zugleich  das  Verbleiben  in  etwas  und  die  Bewegung 
hinein  bedeuten  und  für  welche  Abfall  eines  -/  anzunehmen 


1)  Lieber  X6yoi<; :  koyoiai  sieh  Osthoff,  Morph.  Unlers.  II  52  IT., 
Thurneysen,  Kulms  Zeitschr.  XXVII  177,  über .7iQo?:  nyoii  u.  dergl.  Ost- 
hon", Morph.  Unlers.  IV  382  f.,  Spitzer,  Lautl.  des  arkad.  Dial.  58  f.,  über 
cJo?:  dö&i  Verl.  Morph.  Unters.  III  3,  G.  Meyer,  Gr.  Gramm.  429,  Thurn- 
eysen,  Kuhn's  Ztschr.  WVII  173,  über  dor.  cpiqopss :  aind.  bhärämasi 
und  li&ris:  aind.  dddhäsi  Verf.  Morph.  Unlers.  I  151  II'.  173  ff.,  G.  Meyer, 
Gr.  Gramm.  351  ff. 


189     

kein  Grund  ist.  Dass  en-i  eine  Locativform  sei,  ist  oft  angenom- 
men worden  und  dünkt  auch  mich  wahrscheinlich1. 

Hat  also  Iv  schon  von  alter  Zeit  her  neben  evi  IvL  gestan- 
den ,  so  liegt  kein  Anlass  vor,  für  svg  ein  altes  *  svig  zu  con- 
struieren,  und  diese  angebliche  Grundform  verliert  vollends  allen 
Halt,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Vocalausstossung,  die  man  so 
für  Ivg  voraussetzt,  einen  im  Griechischen  unerhörten  Lautwan- 
del darstellen  würde. 

Keiner  besondern  Widerlegung  bedarf  nach  dem  gesagten 
die  im  vorhergehenden  noch  nicht  berücksichtigte  Annahme 
Autenrieth's.  eig  sei  aus  * eivig  *  shvg  hervorgegangen  (Terminus 
in  quem  p.  25). 

Ueber  den  Ursprung  des  Sibilanten  von  tvg  bestehen  zwei 
Ansichten. 

Bopp  (Vergl.  Gramm.  II 3  189),  Pott  (Et.  Forsch.  II1  313, 
1 2  321) ,  Benfey  (Gr.  Wurzellex.  II  48.  232),  Wrede  (De  orig.  5), 
Cleniin  '(Stitcl.  VIII  15  f.).  Grassmann  (Kuhns  Ztschr.  XXIII  570) 
und  andere  identificieren  das  -g  mit  der  Endung  -ot  in  /tnae, 
u/.'/.oot,  l/.eiae  u.  a.  Hiernach  würde  sich  gut  erklären,  warum 
cVs'  sich  nur  mit  dem  Aceusaliv  der  Richtung,  nicht  mit  dem 
Locativ  verbindet,  und  man  könnte  mit  Rücksicht  auf  die  innere 
Sprachform  die  Parallele  ziehen  ev  :  evg  =  engl,  in  :  into.  Aber 
der  anzunehmende  Altfall  des  -«  von  *evoe  ist  unerklärlich,  und 
eben  dieses  Umstandes  wegen  hat  diese  Etymologie  nichts  über- 
zeugendes. 

Verbreiteter  ist  jetzt,  wie  es  scheint,  die,  ich  weiss  nicht 
von  wem  zuerst  aufgebrachte  Ansicht,  das  -g  von  tvg  sei  der- 
selbe Laut,  den  e§  «*/>,  lat.  ex  abs  eis.  air.  ess-  u.  a.  am  Ende 
aufweisen.  S.  z.  B.  Curtius,  Grundz.5  309.  Hier  fragt  sich 
aber:  wie  kommt  sv  dazu,  dieses  -g  nur  dann  anzunehmen, 
wenn  von  einer  Bewegung  in  etwas  hinein,  nicht  auch  dann, 
wenn  von  einem  Sichbefinden  in  etwas  die  Rede  ist?  Auf  diese 
Frage  ist  eine  Antwort  bisher  nicht  ert heilt  worden,  und  gerade 
das  Unvermögen,  eine  befriedigende  Antwort  zu  finden,  ist  für 
einige  Forscher,  z.  B.  für  Clennn,  der  Grund  gewesen,  sich  der 
Aulfassung  zuzuwenden,  ti'g  gehe  auf  * ev-ae  zurück. 

In  der  That  erscheint  die  Ansicht,  der  Schlusslaut  von  h>g 
sei  das  -s  von  l|,  c'cip,  ex,  abs  leicht  ganz  widersinnig,  wenn 
man  bedenkt,  dass  dieses  -s  doch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
das  Ablativ-Genetiv-Suffix  von  aind.  ave-s,  lit.  ak'e-s  ist,  wofür 


190 

es  z.  B.  von  Weber,  Ind.  Stud.  II  406,  Curtius,  Grundz.5  37 
and  Grassmann,  Kuhn's  Ztschr.  XXIII  570  erklärt  wird.  In  ek-s 
und  ap-s  ist  das  ablalivische  -s  gewissermaassen  der  Exponent 
der  schon  in  der  zu  Grunde  liegenden  Form  enthaltenen  Bedeu- 
tung der  Trennung,  doch  tritt  durch  die  Ablativform  der  Begriff 
der  Lostrennung  und  Entfernung  noch  etwas  schärfer  hervor; 
ek  verhält  sich  zu  ek-s  etwa  wie  aus  zu  aus — fort,  aus  —  weg  oder 
wie  schenken  zu  wegschenken.  Dagegen  wird  durch  Zufügung 
des  -s  eine  wesentliche  BedeulungsmodiHcation  bewirkt  bei 
aind.  ni-s  (eigentlich  'von  innen'),  das  eine  Neubildung  des 
Arischen  zu  sein  scheint  (vgl.  Pott,  Et.  Forsch.  I2  321),  sowie  bei 
lat.  sus-  für  * sup-s-  in  susque  deque,  suscipio  u.s.w.  und  dem 
mit  sus-  zu  verbindenden,  den  Weiterbildungen  vipi,  vipog  u.a. 
zu  Grunde  liegenden  *vitg,  deren  Bedeutung  des  Oben,  Aufwärts 
auf  der  Bedeutung  c  von  unten3  beruht  (Curtius,  Grundz.5  290, 
Corssen,  Aussprache  II2  580) •). 

Man  könnte  nun,  um  diese  Identifizierung  des  l;  von  evg  mit 
dem  von  e§  doch  aufrecht  zu  erhalten,  vielleicht  sich  darauf  be- 
rufen wollen,  dass  das  ablativische  -s  bei  Präpositionen  in  jün- 
geren Zeiten  vielfach  ohne  Zweifel  ein  bedeutungsloses  Element 
geworden  ist,  das  auf  dem  Wege  der  Formassociation  leicht  auch 
an  solche  Präpositionen  kommen  konnte,  denen  es,  hätte  es  seine 
ursprüngliche  Bedeutung  lebendig  erhalten,  nicht  zugefügt  wor- 
den wäre.  Dass  unser  -s  in  dieser  Weise  wirklich  sich  ausge- 
breitet hat ,  scheint  nicht  geleugnet  werden  zu  können :  man 
vergleiche  z.  B.  apers.  patish,  abaktr.  puilish' ,  das  mit  patig, 
paiti  c gegen'  ganz  gleichbedeutend  ist  (Hübschmann ,  Casusl. 
305  ff.).  Aber  das  -g  von  evg  kann  ja  kein  bedeutungsloser 
Zuwachs  sein ,  weil  sich  sonst  evg  auch  mit  dem  Locativ  ver- 
bunden hätte. 

Dennoch  glaube  auch  ich,  dass  kvg  das  -s  von  f£,  ex  etc. 
enthält:  evg  ist  eine  Analogiebildung  nach  e§,  die 
in  Folge  davon  zu  Stande  kam,  dass  die  Vorstel- 
lungen c i n -hinein5  und  caus-heraus'  als  Gegen- 
sätze im  Bewusstsein  aufs  engste  assoeiiert  waren. 
Diese  Neubildung  geschah  aber  zu  einer  Zeit,  als 


t)  Nach  Osthotr,  Morph.  Unters.  IV  264  gehört  zu  vxpi  auch  ahulg. 
vyso-kü;  vyso-  für  *üp-s-o-.  Ganz  anders  urtheilt  über  i'4'i  Kick,  Bezz. 
Beitr    II  188  lt. 


191 

das  -g  von  «|  seinen  ursprünglichen  Wert  als  Ab- 
lativzeichen bereits  verloren  hatte  und  «£  undfx 
ganz  gleichbedeutend  geworden  waren. 

Auf  logischer  Gegensätzlichkeit  zweier  Begriffe  beruhende 
Ideenassociationen  verkörpern  sich  oft  in  der  Sprache  durch  for- 
male Neubildung.  Es  sei  gestattet,  für  diese  Art  von  Analogie- 
bildung hier  einige  Beispiele  zusammenzustellen.  Auf  die  mit 
'0/ bezeichneten  Falle  hat  bereits  Osthoff,  Morph.  Unters.  11  35 
Anmerk.  aufmerksam  gemacht.  Im  Altfranzösischen  ist  Jos  = 
josum  deorsum  nach  sus  =  susum  sursum  zu  jus  umgestaltet 
worden  (vgl.  Dicz,  Vergl.  Gramm.5  S.  745,  Neumann,  Zur  Laul- 
und  Flexionslehre  des  Altfranz.  41).  0.  —  Ags.  /tider,  engl. 
thither  cdorthin3  vom  Pronominalstamm  pa-)  hat  sein  /'  von  hi- 
der,  hither  'hierhin3  vom  Stamme  hi-,  —  Im  Altlateinischen  steht 
neben  ultra  ids<  wie  eis  neben  eüra- (s.Corssen,  Krit.Beitr.301  ff.;. 
Uls  ist  nur  als  Analogiebildung  nach  eis  verständlich.  Wäre  die 
Form  von  Anfang  an  auf  -4s  ausgegangen,  so  hätte  lautgesetzlich 
'  ul  entstehen  müssen,  wie  sol  aus  *sols  u.  dgl.  (Morph.  Unters. 
III  9),  und  eine  Grundform  *ul-t-s7  die  Corssen,  Ausspr.  II2 157 
voraussetzt  und  die  allerdings  lautgesetzlich  zu  uls  geworden 
wäre  (vgl.  puls  aus  *pult-s),  ist  morphologisch  kaum  zu  recht- 
fertigen. Vgl.  auch  Pott,  Kuhn's  Ztschr.  XXVI  130.  »Uls  viel- 
leicht nach  WTeise  von  eis  aus  ollus,  als  Ausnahme«.  —  Ein 
altes  Paar  bilden  im  Griechischen  avet  =  abaktr.  ana,  got.  ana 
und  %äx  (xccTTV/iTW ,  xäßßaXe,  v.axTÖv),  das  dem  air.  co ,  cu 
entspricht  (Windisch,  Paul -Braune 's  Beitr.  IV  227).  Die  Form 
y.ara  hat  man  wol  als  eine  Neubildung  des  Griechischen  nach 
andern  Präpositionen  auf-«  anzusehen,  und  da  liegt  am  nächsten, 
avä  als  die  Musterbildung  zu  betrachten.  Vgl.  Verf.  Morph. 
Unters.  III  142  f.,  Spitzer,  Lautl.  des  arkad.  Dial.  58  f.  Auch 
ist  wol  y.ütcü  direct  nach  avio  =  abulg.  na,  lit.  nu  (vgl.  J. 
Schmidt,  Kuhn's  Ztschr.  XXVI  29)  geschaffen.  —  Die  Umbildung 
von  o;n-i)-hv  \  gl.  /.ar-öni-v)  zu  o/vto&ev  scheint  durch  ngooS-ev 
hervorgerufen  zu  sein  .  und  vermutlich  ist  auch  o/riooto  nach 
seinem  Gegenstück  ;cqÖooijü  =  */iqozuo  gebildet.  Wenig  wahr- 
scheinlich ist  Joh.  Schmidt's  Vermutung  (Kuhn's  Ztschr.  XXVI 
385),  in  onioGU)  omo-d-sv  stecke  ein  Comparativslamm  *mvtg. 
—  Nach  (/./rndtitv,  aus  Ix  7iodCov  entstanden  ,  schuf  man  ep/to- 
dtov.  —  Im  Italienischen  ist  pria  {prius)  mit  seinem  a  statt  o  eine 
Neubildung  nach  pöscia  (postea).  0.  —  Spällateinisch  senexter 


—      192 

statt  st nister  nach  dem  Muster  von  dexter  (Schuchardt,  Vocalis- 
musdes  Vulgär!.  I  38).  0.  —  Lat.  meridionalis  statt  meridtalis, 
meridianus ,  nach  sept&ntrion-alis  von  septentrion-  (Schuchardt 
a.  a.O.).  O.  —  Im  Altirischen  stehen  neben  einander  öser  cder 
jüngste',  sinser  cder  älteste' ,  und  im  Miltelirischen  tritt  für  öser 
die  Form  sösar  auf.  »Ich  weiss  hier  keine  andere  Erklärung 
des  rätselhaften  s ,  als  dass  man  öser  dem  Gegensatze  sinser 
anzugleichen  beliebte.  Etwas  ähnliches  liegt  vor,  wenn  für 
altir.  dess  südlich  (skr.  ddkshina-)  im  Millelirischen  less  vor- 
kommt, offenbar  dem  Gegensatze  tüaid  nördlich  zu  Liebe«  (Win- 
disch, Kuhn's  Ztschr.  XXVII  170).  —  Lat.  senecla  cGreisenaller5 
scheint  eine  lateinische  Neubildung  nach  juoenta  "Jugend3  zu 
sein,  das  mit  got.  jundu  für  \juruudd  zusammen  auf  urspr. 
*juvn.-ta  zurückgeht  (Morph.  Unters.  II  234).  —  Abulg.  dinijq, 
cbei  Tage5  statt  dinimt  ist  seinem  Gegensatz  nostijq  cbei  Nacht5 
nachgebildet  (Miklosich,  Vergl.  Gramm.  III2  36).  Unser  Ge- 
netiv nachts  neben  nacht  (ahd.  tat/es  indi  nahtes,  ags.  däges  and 
nihtes)  ist  zwar  nicht  erst  durch  die  Analogie  des  Geuetivs  des 
Stammes  daga-  c Tag5  ins  Leben  gerufen  worden ,  sondern  be- 
ruht auf  einem  schon  vorgermanischen  Stamm  nahta-,  er  darf 
aber  hier  insofern  genannt  werden,  als  derGenet.  tages  zu  seiner 
Erhaltung  wesentlich  mitgewirkt  zu  haben  scheint.  —  Da 
nichts  darauf  hinweist,  dass  ein  Stamm  noctu-  cNacht5  neben 
nocti-  schon  in  voritalischer  Zeit  existierte,  so  dürfte  lat.  noctü 
cbei  Nacht5  (hat:  noctu,  diu  nactuqUe,  noctu  diuque,  vgl.  Neue 
I2  679  f.  II  675)  durch  diu  ins  Leben  gerufen  sein,  wie  auch 
der  Ausgang  von  nocturnus  offenbar  in  Bezug  steht  zu  dem  von 
diurnus.  Vgl.  Pott,  Et.  Forsch.  I1  96.  —  In  verschiedenen 
deutschen  Mundarten  heut  morgend  nach  Analogie  von  heul 
abend.  —  Zu  dem  nach  effvccfxsv  gebildeten  t^ioräiav  von  aqi- 
azcao  frühstücken5  wurde  von  den  Attikern  auch  ein  dnÖeinva- 
fiw  von  dtifiviio  °zu  Abend  essen5  gemacht.  Vgl.  Verf.  Kuhn's 
Ztschr.  XXV  221  f.  —  Altlat.  ninguius  im  Sinne  von  nullus  ist 
Umbildung  nach  singulus  (Baunack,  Kuhn's  Ztschr.  XXV  223, 
Mein,  de  la  soc.  de  lingu.  V  21).  An  eine  rein  lautliche  Ent- 
stehung aus  ne -f- singulus ,  wie  Pott,  Et.  Forsch.  II2  262  wollte, 
ist  nicht  zu  denken  •).  -  -  Die  air.  Partikel  du-  do-  =  aind.  dus-, 


1)   Ninguius  erinnert    an   engl,  nill    in  iler  Wendung  will  he  nill  he 
mag  er  wollen  oder  nicht'.     Auf  welchem  Wege  ist  nill  aufgekommen? 


—     193 

gff.  övg-  sollte,  weil  sie  ursprünglich  consonantiscb  ausging,  nach 
den  irischen  Lautgesetzen  keineAspiration  nach  sich  haben.  Wenn 
diess  doch  der  Fall  ist .  wie  z.  B.  in  do-ckruth  turpis  von  cruth 
forma,  so  erklärt  sich  diess  durch  die  Analogie  der  das  Gegen- 
theil  bedeutenden  Partikel  su-  so- =  aind.  su-.  Vgl.  Windisch 
in  Paul-Braune's  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutsch.  Spr.  und  Lit.  IV 
231.  0.  —  Nach  Jacobi,  Kuhu's  Ztschr.  XXV  438  11.  ist  aind. 
sukha-  cGlück3  eine  Abänderung  von  sukkha-  nach  dem  Muster 
von  duhkha-  'Unglück'.  —  Dass  die  Gomparativformen  y.otioowv 
und  (AeiKwv  neben  dor.  ion.  v.Qtöowv  und  iitCun>  keine  lautge- 
setzlichen Umbildungen  von  " -/.utr-iiov  und  '  /uey-ko)'  sind,  son- 
dern ihr  ei  durch  die  Formen  wie  %sLf)ü)v,  afitiiHov  erhalten 
haben,  hat  Osthoff  erkannt  (Jen.  Lit.-Zeit.  1878  Art.  476  Und 
zwar  dürfte  /.oeiooiov  speciell  nach  seinem  Gegenstuck  ytiowv 
und  luiCo))'  nach  oXel^cov1)  gebildet  sein.  Ob  bei  der  Ver- 
kürzung von  ijoGtov  zu  eoatüv  im  Ionischen  das  Oppositum  /.ota- 
owv  betheiligl  war?  Die  beiden  Comparative  aqeicjv  und  %e- 
QeitiW  stehen  mit  ihrem  hinter  der  Wurzelsilbe  auftretenden 
-iiit»>  im  Griechischen  vereinzeil  da.  und  es  ist  sehr  wahrschein- 
lich, dass  die  eine  vou  beiden  Formen  nicht  ohne  Rücksicht  auf 
die  andere  zu  Stande  gekommen  ist.  Freilich  welche  von  bei- 
den  Bildungen  die  altere  ist.  möchte  schwer  zu  entscheiden  sein. 
Vgl.  Verf.  Kuhns  Ztschr.  XXIV  '■'>  I .  Mahlow,  Die  langen  Vocale 
AEO  46,  G.  Meyer,  Gr.  Gramm.  318.  —  Italien,  i/recc  aus  gra- 
tis hat  sein  c  vom  Oppositum  leve  =  levis  erhalten.  Provenza- 
lisoh  formelhall  ni  greu  nileu.  Schuchardt,  Voc.  d.  Vulgärl.  I 
197.  O.  —  Nicht  selten  wirken  die  Gegensätze  ich  und  dn:  wir 
und  ihr  formumgestaltend  auf  einander  ein,  z.  B.  ueugr.  ecfv 
eas  nach  eyw  t/iz,  effog  nach  kfiög  Kind,  Kuhns  Ztschr.  XV 
143),  ilal.  tio  neben  tuo  =  tuus  nach  mio  =  mens  (Baunack, 
Mein,  de  la  soc.  de  lingu.  V  5),  gr.  rjfislg  statt  *rj[i£ig  nach 
Vfielg  (Gurtius,  Grund/,/'  690  . 

Bei  dieser  Art  von  analogischer  Umgestaltung  ist,  was  nicht 


4)  Diese  Form,  die  im  Attischen  inschriftlich  überliefert  ist  (Cauer, 
Stud.  MI!  254),  ist  die  echte  alte  Gestalt  des  Comparativs.  Dem  Positiv 
kommt  Mm  Haus  aus  die  Tiefstufe,  dem  Comparativ  die  Mittelstufe  zu. 
Vgl.  Job.  Schmidt,  Kuhn's  Zeitschr.  XXV  \  56  f.  Die  Form  bXiCutv  ist  Neu- 
bildung  oach  oXiyos  und  bXiyiazos),  so  wie  fjo.aau)>'  statt  ^fit'/ootot'  durch 
den  Positiv  fxaxqog  hervorgerufen  ist  vgl.  Joh.  Schmidt,  Kuhn's  Ztschr. 
XXVI  380). 

«8SH.  13 


194 

übersehen  werden  darf,  nicht  nur  die  Bedeutung  der  Wolter  an 
sich  wirksam,  sondern  oft  auch  der  Umstand,  dass  sie  in  der 
Sprache  gern  unmittelbar  verbunden  auftreten,  wie  Tag  und 
Nacht,  <ii(s  und  ein.  In  stehenden  Verbindungen  macht  sich 
überhaupt  leicht  der  Trieb,  Reime  herzustellen,  gellend,  z.  B. 
in  der  Mundart  von  Bero-Münster  sötig  ond  brötig  stall  sötig  »ml 
brüetig  siedend  heiss  und  brütend  heiss'  (Brandstetter,  Die 
Zischlaute  der  Mundart  von  Bero-Münster,  Einsiedeln  ISN:},  S.7). 
Wir  kehren  zu  unserm  evg  :  et;  zurück  ,  um  die  Neubildung 
evg  noch  in  anderer  Beziehung  zu  erläutern.  Wir  nahmen  an, 
dass  der  durch  das  -g  von  e£  bedingte  Bedeutungsunterschied 
zwischen  ££  und  //  zu  der  Zeit,  als  evg  nach  l'i  gebildet  ward1, 
schon  erloschen  war.  Aber  noch  nicht  war  damals  die  Formen- 
doppelheit  lv.  :  l^  zu  der  Functionsdifferenz  gekommen,  dass 
;'/.  vor  Consonanten,  eB,  vor  Vocalen  gesetzt  wurde.  Dass  dieser 
Gebrauchsunterschied  relativ  jung  ist,  ergibt  sich  am  sichersten 
daraus,  dass  wir  noch  in  verschiedenen  Dialekten  ei;  auch  vor 
Consonanten  antreffen.  Im  Zyprischen,  z.  B.  38§ßaotw,  l£  riM 
foiAtot  (Deecke  in  Collitz'  Sammlung  1  No.  32.  (30,  5);  im  Ar- 
kadischen ,  z.  B.  sgdöTfJQsg ;  im  Böotischen,  z.  B.  sg  nor  sq)rj~ 
ßcov;  im  Thessalischen ,  z.  B.  egdofi^v1);  lerner  bringt  Geyer. 
Observ.  epigr.  20  sq.  aus  attischen  Inschriften  ii;  ^trjQov  und 
eg~  ^Prjvelccg  und  aus  Wescher-Foueart's  Inscr.  de  Delphes322,7 
l'§  Qafiaveiccg  bei;  endlich  kommt %gq)co(i&g '  hjorui.  /.li;rrcu. 
^däyicoveg  bei  Hesych  in  Betracht,  das  Gurtius,  Sind.  III  203, 
\  215  ohne  Zweifel  richtig  als  *ydi;a1ü)Qeg  (vgl.  artocpwQEg)  deu- 
tet, das  aber  schwerlich  lakonisch  war,  da  das  Ethnikon  -da- 
xcoveg  ursprünglich  wol  zur  folgenden  Glosse  gehörte  (s.  M. 
Schmidts  Aninerk.).  Die  Form  evg  entstand  also  zu  einer  Zeit, 
als  ;-i"  noch  ebenso  gut  vor  Consonanten  als  vor  Vocalen  ge- 
braucht  wurde.     Sicher  gingen  erst  eine  Zeit  lang  evg  und  ev 


I)  Dass  dieses  lg  wirklich  aus  f'i'  hervorgegangen  ist,  wird  durch 
das  böot.  i±y.i, d'ixi'n/, ■-,  wo  fV  für  £'£  steht  (Meister,  Dial  I  276),  sicherge- 
stellt. Lautgesetzlich  entstand  aber  tag  ig  aus  iS  nur  vor  Consonanten, 
und  /..  H.  böot.  too-tyoitipit  statt  e^eyg«g>Bt  (vgl.  Meister,  Dial.  1  285)  ist 
ebenso  eine  analogische  Neuerung  wie  homer.  tgaxovat  stall  elgaxovae. 
Das  böot,  egxrj&ixaxog  zeigt,  wie  wenig  die  Form  tg  =  tS  dazu  geeignet 
ist,  Darmsteter's  unwahrscheinliche  Annahme  zu  stützen,  dass  die  Grund- 
form dieser  Präposition  '  esk  gewesen  sei  (Mein,  de  la  soc.  de  lingu.  II 
307).    Die  Form  As"  darf  eben  nur  aus  *'i'  erklärt  werden. 


195 

im  Sinne  von  engl,  into  neben  einander  her,  und  da  mit  der 
Form  evg  ein  bequemes  Mittel  gegeben  war,  die  Begriffe  des 
Verbleibens  in  etwas  und  der  Bewegung  in  etwas  hinein 
auch  am  Adverbium,  beziehentlich  an  der  Präposition  zu  unter- 
scheiden,  so  Hess  man  lv  als  Richtungsausdruck  ganz  lallen. 

Wie  evg  nach  e|,   so  ist  auch     traut,   woraus  auio  'dato, 
nach  ei-Mgebildet.     Man  beachte,  dass  aus   '  JVi/w  eiaa),  und 
nicht,  wie  man  nach  evevva  ereiva  aus  "  evevGa  erwarten  könnte. 
*avvoi     eivco  hervorging.    Aus  *etensa  wurde  schon  im  Urgrie- 
chischen *etenza  und  weiter  erevva  (lesb.  .     Die  Form  *  evaw, 
die  als  Gegenstück  zu  e£fu  zunächst  tonloses  a  erhielt,  kam  also 
erst  auf  zu  einer  Zeit,  als  die  uridg.  Lautgruppe  -ns-  schon  nicht 
mehr  tonloses  s  enthielt  und  die  Wirksamkeit  des  die  Abände- 
rung dieses  Lautes   heischenden   Lautgesetzes   schon    erloschen 
war.    Oder  sollte  jemand  doch  die  Entstehung  von  *%vG(ti  in  die 
Zeit  hinaufrücken  wollen,   da  noch  *etensa  gesprochen  wurde, 
so  müsste  wenigstens  angenommen  werden ,    dass   '  i ivato  ,  zu- 
nächst die  Verschiebung  von  -ns-  zu  -nz — nn-  u.  s.  w.   bis  zu 
einem  gewissen  Grade  mit  erfahrend,  von  e£w  aus,  mit  dem  es  im 
Bewusstsein  immer  enge  assoeiiert  blieb,  sein  tonloses  a  wieder 
erhielt,    ähnlich  wie   die  a  von   earrjoa  und  dedoaac,  welche 
zunächst  dem  das  intervocalische  a  betreffenden  Lautgesetz  ver- 
fallen waren,   nach  eöei§a  ETSQifja  tteo(a)u  u.  a.  und  nach  re- 
in'im  u.  a.  gleichsam  wieder  aufgefrischt  wurden.  Auch  so  wäre 
dann  eiaa)  eine  Analogiebildung  nach  e£w. 

Schliesslich  bleibt  noch  zu  erwähnen,  dass  vielleicht  auch 
eine  Form  der  Sippe  des  lv  umgekehrt  einer  Form  im  Kreis  der 
Ableitungen  von  lv.  als  Musler  gedient  hat.  Das  Adverb  Ivxög 
ist  wegen  lat.  intus  für  eine  vorgriechische  Bildung  zu  halten, 
dagegen  hat  exrog  in  keiner  Schwestersprache  ein  Analogon, 
und  wenn  es  somit  wahrscheinlich  eine  Specialbildung  des  Grie- 
chischen ist,  so  hat  man  anzunehmen,  dass  es  nach  kvxog 
gebildet  wurde. 


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13* 


Druck  von  Breitlcopf  &  Härtel  in  Leip/.ig 


Berichte  d.  K  S.  Ges.  d.  Wiss.Fhil.  Inst.  CL  1883. 


Taf.L 


Lith.  Ans!  v.  J.G.  Bach, Leipzig. 


Berichte  d  K.S.  Ges.  d.  Wiss.Phil  hist.  C1.1883. 


TafE. 


:-'- 


F 


ÜM 


Lith.  Ans*. v.J. G. Bach, Leipzig. 


Berichte  d  K  S  des  d  Wvss  Fful  hist  Cl.  1883 


C.  ü  iscanno 


TetfM. 


- 


// 


V 


Lit^.Anst  v  J  G.  Bac^.  Leipzig. 


ClßCULATE  AS  MONOGRAPH 

AS  Sachsische  Akademie  der 

182  Wissenschaften,  Leipzig. 

S214  Philologisch-Historische 

Bd. 32-35   Klasse 

Berichte  über  die  Ver- 
handlungen 


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