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BERICHTE
naturwissenschaftlich- medizinischen
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in
INNSBRUCK.
XVII. Jahrgang 1887/88.
INNSBRUCK.
Druck und Verlag der Wagner’schen Universitäts-Buchhandlung.
1887.
Vereinsnachrichten.
|. Bericht Uber die im Jahre 1886/87 vom Vereine
abgehaltenen Sitzungen.
I. Sitzung. 16. November 1886.
1. Herr Prof. Dr. Lang demonstrirt einen 3jährigen
Knaben mit hereditärer Lues, bei welchem an zwei Stellen
der knöchernen Schädelkapsel Nekrosen der Kuochen einge-
treten sind und zeigt die abgestossenen Sequester, sowie
andere einschlägige Präparate und Abbildungen vor.
2. Herr Prof. Dr. v. Dalla-Torre trägt vor „über
einige interessante Thiere der Fauna Tirols“.
Zunächst erwähnte der Vortragende, dass im heurigen
Sommer (1886) ein Gordius in ganz auffallender Massen-
haftigkeit am Nordabhange der Centralalpen bei Lans, Al-
drans und Sistrans (ca. 1000 m) in Locusta viridissima be-
obachtet wurde, indem nicht blos in jedem Individuum ein
Stück, sondern bei vielen (15°/,) 2—5 Gordien von 3—5 cm
Länge zu beobachten waren. Vielleicht ist die feuchte Wit-
terung als Ursache dieses Phänomens anzusehen, resp. war
vom Einfluss auf die Entwicklung. — Weiters legte derselbe
ein Exemplar von Ascalaphus Coccajus Schiffm. vor,
das auf dem Aelpele bei Feldkirch in Vorarlberg (ca. 1325 m)
gefunden worden war. — Ferners beobachtete der Vortragende
bereits im Jahre 1862 im Mittelgebirge bei Innsbruck unweit
des Dorfes Igels (ca. 900 m) ziemlich zahlreiche Stücke vo:
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IV
Valerianella dentata Poll. a. lejocarpa, welche von Trioza
centranthi Vall, befallen waren und am Stengel 1—2
Zoocecidien trugen. Es dürfte dies wohl die ersteBeobachtung
dieser Art in Tirol gewesen sein; später fand sie Prof. Gredler
um Bozen, v. Kerner im Gschnitzthal und Prof, Peyritsch bei
Riva‘), Interessant ist hiebei Kerners Beobachtung, dass das
Zoocecidium der Pflanze einen Baldriangeruch verleiht, sowie,
dass seither diese Form wiederholt an der nämlichen Stelle
bei Innsbruck beobachtet wurde, ein Zeichen, dass die Indi-
viduen nur geringes Ausbreitungsvermögen besitzen. Analog
scheint auch das Vorkommen von Livia junci L. an dem
gegenüberliegenden Mittelgebirge bei Mühlau, wo sie seit
ca. 20 Jahren eingebürgert und Jahr für Jahr zahlreiche
Pflanzen befallend, sich immer mehr und mehr ausbreitet. —
Bezüglich Cnethocampa pithyocampa ist zu bemerken,
dass diese höchst auffallende Art nicht nur, wie immer an-
gegeben wird, bei Bozen und Meran, sondern noch weit nörd-
licher bei Brixen im Mittelgebirge angetroffen wird und nord-
ostwärts noch bei Schabs und Wolkenstein-Rodenegg beob-
achtet wurde. Als Inquilinen sind Dermestes mustelinus Er,
und Paramecosoma abietis Pk. zu verzeichnen und es erscheint
deren Vorkommen daselbst um so weniger als zufällig, als
verwandte Arten der ersteren, D. lardarius, laniarius u. a. m.,
die ausgelegten Cocons von Bombyx mori nach Dir. Gredlers
Beobachtung ?) gleichfalls massenhaft aufsuchen, dieselben
durchfressen und die Puppen aufzehren, somit zu den schäd-
lichsten Feinden der Seidenzucht zählen. — Interessant ist
weiters das Vorkommen von Cryptus divisorius Tschek
in Tirol, und zwar bei Gossensass, wo die Art von Dr. E. Löw
in Berlin Anfangs Juli 1885 gefangen wurde; bisher war
dieselbe nur aus der Gegend von Wien 3) bekannt. In der
1) Löw Fr., Beiträge zur Kenntnis der Psylliden in: Verhandl.
d. zool.-bot. Gesellsch. Wien. Bd. 36. 1886 p. 166.
2) Gredler V., Zweite Nachlese zu den Käfern von Tirol in:
Coleopterolog. Hefte. Bd. 6. 1871. p. 8 Note.
3) Tscheck C., Ueber einige Cryptoiden meist aus der öster-
W
Sammlung der Akademie in Miinchen befinden sich Stiicke,
welche von Dr. J. Kriechbaumer bei Chur und bei München ge-
fangen worden sind. — Bezüglich Bufo viridis Laur. (va-
riabilis Gmel.) beinerkt der Vortragende, dass er diese Art,
welche Dir. Gredler nur für das wärmere Tirol angibtt), seit
Jahren auch in Nordtirol zu beobachten Gelegenheit hatte;
auch Leydig?) hatte sie bereits aus dem Unterinnthal con-
statiert. Es ist dies um so interessanter, als dieselbe, ob-
wohl vom südlichen Schweden bis Italien und noch im nörd-
lichen Afrika verbreitet, stellenweise gänzlich fehlt, und gerade
Nordtirol wies eine solche Lücke auf. Die Exemplare sind
nicht besonders gross, zeigen jedoch im übrigen von jenen
Südtirols keinen Unterschied. — Bei dieser Gelegenheit con-
statirt der Vortragende auch des auffallenden Vorkommens
von Pelias Berus L. in der nächsten Umgebung der Stadt
Innsbruck, wie es letzter Zeit wiederholt beobachtet wurde,
Bisher war die Art nur von den Zirler Mähdern und der
Höttinger-Alpe bekannt, an ersterer Stelle freilich so häufig,
dass wohl jeder aufmerksame Besucher Exemplare derselben
zu Gesicht bekam und historisch beglaubigte Unglücksfälle,
namentlich von botanisirenden Studenten constatirt wurden.
Voriges Jahr nun fand sich Mitte August ein ziemlich grosses,
doch nicht ausgewachsenes Stück auf der Weiherburg bei
Innsbruck (Sammlung der k, k. Lehrerbildungsanstalt); heuer
fieng der Vortragende 2 Stücke, ein ziemlich junges (Samm-
lung des k. k. Gymnasiums in Feldkirch) und ein ausge-
wachsenes Stück (Sammlung des k. k. Gymnasiums in Inns-
bruck) direct im Weichtheile der Stadt, in der Kohlstadt auf
Thorplatten sich sonnend. Bei diesem Anlass mag es nicht
uninteressant sein zu constatieren, dass in jüngster Zeit
reichischen Fauna in: Vorhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. Wien. Bd. 22.
1872 p. 235.
1) Gredler V., Fauna der Kriechthiere und Lurche Tirols in:
14. Programm des k. k. Gymnasiums in Bozen 1871/72 p. 36.
2) Leydig Fr., Die anuren Batrachier der deutschen Fauna,
Bonn, 1877 p. 30,
VI
Dr. Nothaft nachzuweisen versucht hat !), dass sich die Ver-
breitungsgebiese von Pelias Berus und Coronella laevis gegen-
seitig ausschliessen (wenigstens in Deutschland). Für unser
Gebiet sind die Beobachtungen noch zu wenig zahlreich; doch
scheint es insoferne zu stimmen, dass letztere Art in der
Umgebung von Innsbruck sehr selten ist — Gredler kennt
sie von daher noch nicht 2). Umgekehrt fand sie der Vor-
tragende im Tobelbad bei Graz in zahlreichen Stücken, wo-
gegen nach eigenen Beobachtungen und eingezogenen Erkun-
digungen sich ergibt, dass Pelias Berus in der unmittelbaren
Umgebung nicht beobachtet wurde. — Weiters ist von In-
teresse das Vordringen von Vipera ammodytes durch
das Eisackthal, wie auch Dir. Gredler eine ganz auffallende
Erweiterung des Verbreitungsgebietes dieser Art zu constatiren
im Stande war). Allerdings bezieht sich selbe mehr auf
den südlichen Horizont; nordwärts wurde diese Art, die gif-
tigste und gefährlichste aller einheimischen Schlangen, die
von Scopoli merkwürdigerweise mit Vipera Berus verwechselt
wurde ®), bereits bei Klausen gefunden. Es ist dies der Weg,
den alle von Süd nach Nord ziehenden Thiere einschlagen,
und auf welchem Lacerta muralis, ein Charakterthier unseres
Südens nun auch Nordtirol resp. Innsbruck erreicht hat, wo
es sich auf der sogenannten Brennerstrasse an Mauersteinen
in gewohnter Hurtigkeit umhertummelt 5). Gerade in diesem
letzterwähnten Vorwärtsziehen gegen Norden findet vielleicht
auch G. v. Cobellis schöne Entdeckung 6) von Ooronella
1) Notthaft J., Die Verbreitung der Kreuzotter in Deutsch-
land im: Zoolog. Anzeiger. Jahrg. IX. 1886. p. 450 ff.
2) Gredler a. a. O. p. 17 und 23.
3) Gredler V., Herpetologische Beobachtungen in: Correspon-
denzbl. d. zool.-min. Vereines in Regensburg. Jahrg. XXXVI. 1882
p- 26.
4) Scopoli J., Iter tirolense in: Annus histor.-natural. Vol. 2.
1769 p. 40.
5) Krauss H., Beitrag zur Orthopteren-Fauna Tirols in Verhandl.
d, zool.-bot. Gesellsch. Wien. Bd. XXIII. 1873 p. 24.
6) Cobelli G. de, Prospetto sistematico dei Rettili, Anfibi
Vil
Ricciolii Met. (Girondica Daud.) am Monte Baldo, und das
Vorkommen von Coluber Aesculapii, Tropidonotus tessellatus
in den einstigen Römerstätten bei Ems, Salzburg u. s. w.
verdankt demnach wohl auch nicht einer künstlichen Ueber-
tragung und Einsetzung, sondern einem natürlichen Wander-
zuge seine naturgemässe Erklärung. Sandberger hat auf
anderem Wege nachgewiesen, dass die letztere Art endogen
ist 1). Bezüglich derartiger Einwanderungen ist auch Turdus
pilaris, Bombus fragans u. a. bekannt. Weiters legte der
Vortragende ein halbalbines Eichhörnchen (Seiurus vul-
garis) vor, das bei Kufstein erlegt wurde und in der Samm-
lung des Museums sich befindet; auch die Krallen sind
rein weiss, Schliesslich besprach der Vortragende das Vor-
kommen von Haematopus ostrealegus und Carbo
Cormoranus in Tirol. Beide Arten bewohnen die Meeres-
küsten von Norddeutschland, insbesondere die Ost- und Nord-
see. Ein Stück ersterer Art wurde vom Forstmeister
A. Götz am Plansee erlegt (Sammlung des Ferdinandeums);
von letzterer Art, welche übrigens auch in Ungarn und an
der Mündung der Donau angetroffen wird, wurden am Inn
5 Exemplare gesehen, von denen 2 erlegt wurden; die Exem-
plare zeigen prächtige Altersfärbung, doch sollen auch junge
Stücke in deren Begleitung gewesen sein (Sammlung des
k. k. Gymnasiums und des Kaufmanns J. Reiter). Von allen
Vögeln Tirols verdient aber die grösste Aufmerksamkeit der
Lämmergeier (Gypaetus barbatus L.), über dessen Vor-
kommen in Tirol der Vortragende einen besonderen Artikel
vorlegt, der mit den in demselben weggelassenen Citaten hier
republizirt wird 2),
e Pesci del Trentino finora studiati in: Programma d. scuola reale sup.
Rovereto 1872/73 p. 6.
1) Sandberger F., Ueber eine Löss-Fauna vom Zollhause bei
Hahnstetten unweit Diez in: Neu. Jahrb. f. Mineral. Geol. Palaeontol.
1883 II. p. 182— 183.
2) Dalla Torre Dr. v., Der Bart- oder Lämmergeier in Tirol
in: Mittheilungen des Deutschen und österr. Alpenvereins XII. 1886
p. 236—238,
Vill
„Die sprichwortliche Ruhe auf den Alpenhöhen wird
bald Thatsache geworden sein: der Steinbock, dieser schönste,
kühnste und interessanteste Hochalpenbewobner, ist bereits
verschwunden und nur die Cultur vermag noch einige Heerden
zu erhalten; die Murmelthier-Ansiedelungen werden immer
seltener und den Schneehuhnschaaren ergeht es unter den
Tücken menschlicher Verfolgung auch nicht besser; am
Längsten wird sich immerhin noch der Zwerg der Alpen-
bewohner, die Schneemaus, erhalten: hat man an ihr doch
noch nichts Mystisches und nichts Schädliches aufzuspüren
vermocht, um damit die Culturmission des „Herrn der Schö-
pfung*, Alles zu vernichten, legal zu entschuldigen! — Das
nächste Opfer unserer hochalpinen Thierwelt ist der Bart-
oder Lämmergeier (Gypaetus barbatus L.), vulgo „Jochgeier® ;
erst als alpines Ungethüm verrufen, später Object eines natur-
wissenschaftlichen Federkrieges — ob Menschen gefährlich
oder nicht — ist er heute eine Seltenheit ersten Ranges ge-
worden. Verfolgen wir seine Spuren auf tirolischem Boden!
In den Aufzeichnungen im Innsbrucker Statthalterei-
Archive, welche mir Herr Baron Lazarini zur Verfügung
zu stellen die Freundlichkeit hatte, wurden in den Jahren
1500—1585 für folgende Vögel Fang- und Schussgelder
ausbezahlt: Für 1 Paynbruchel- oder Steingeiern, für 1 Adler-
geiern, für 1 Jochgeiern, für 1 Gemsgeiern, für 1 grossen
Aasgeier, für 1 grossen Geier, für 1 Geier und für 1 Adler
je ein fl. rhein.; dann für 1 Hühnergeier, für 1 Amentgeier
(nach Dr. M. Lexers, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch
1872 p. 50 = Ohreule), für 1 Hornvogel (nach Göch-
hauser, Notabilia venatoris 1741 p. 148 „von der Horn-
oder Stein-Eule* also — Athene noctua L., was auch durch
Döbel, Jäger Prakt, Bd. 1 p. 180, Wildungen, Neu-
jahrsgeschenke 1795 p. 67, Bechstein, Vögel Thi. I, Bd.2
p- 383, Aus dem Winkel Bd. 3 p. 370 und Brehm, Vögel
Bd. 2 p. 90 bestätigt wird), für 1 Auffenvogel (—Uhn), für
1 Ohreil, für 1 Schlitzgeier — Milvus spec.?), dann für 1
Möver (—Mergus?), für 1 , Elgriesvogel* (sowohl Br. La-
IX
zarini, als auch mir undeutbar, wenn man nicht an Velb,
Elbs, Elb in Gessner’s Vogelbuch 1557 p. 319, oder an
Elbiss in Schmellers Lexikon p. 66 == Schwan denkt),
und für 1 Schermvogel (Cormoranus Carbo L.) je 30 kr. rhein, ;
endlich für 1 Alennpockvogel (zweifellos die Lachmöve, Xema
ridibundum, was auch von Walchner, Beiträge zur Orni-
thologie des Bodenseebeckens p. 145 bestätigt wirg) und einen
„Vogel so die Visch ysst“ (vermuthlich dieselbe Art, wie
voriger) je 20 kr. und für „Rappen“ 2 kr. rhein. Betrachtet
man diese 300 Jahre alte Liste kritisch an der Hand der
heute im Lande zu beobachtenden Vogelarten, so entgeht
uns der Eindruck nicht, dass die in Frage stehenden Vögel
nur in der ersten, mit 1 fl. Abschussgeld bezahlten Reihe
zu suchen sind.
Von diesen entfällt nun zunächst wohl die Bezeichnung
„Grosse Geiern® und „Grosse Aasgeiern“, welche mit ziem-
licher Sicherheit auf den grauen Geier (Gyps fulvus Gm.)
zu deuten ist, für welche Deutung die Seltenheit und die
Vertheilung der Fundorte sprechen. Es werden nämlich von
ersteren im December 1503 zwei Stücke aus Ried und zwei
Stücke aus Ellpogen eingeliefert; dann 1522 drei Stücke im
März und 1526 ein Stück im April; von letzterem sogar
sechs Stück im April 1522 aus dem Putzenthal. — Für die
übrigen sechs Formen ist eine Bestimmung der Art absolut
unmöglich, da man die Bezeichnungen „Adler“ und „Greier®
in gleicher Weise untereinander geworfen und verwechselt hat,
wie noch heute. Der erstere Name erscheint überhaupt nur
dreimal, nämlich 1503, wo drei, 1504, wo vier und 1516
wo drei Sücke eingeliefert wurden; von „Adler-Geiern * wur-
den im Jahre 1500 zehn Stücke, im Jahre 1501 (oder 1503)
drei Stücke aus Schmirn, im Jahre 1504 zwei Junge, im
Jahre 1516 zwei Stücke und im Jahre 1536 gleichfalls zwei
Stücke aus Petersberg und Steinach eingesandt, Der Selten-
heit nach — ja schliesslich auch dem Namen nach, denn
der Lämmergeier ist ja ein ,adlerartiger Geier“ — könnte
dieser Name auf die vorliegende Art bezogen werden, doch
TE
xX
wage ich es nicht zu thun und glaube viel eher, dass die
heute doch im Volke verbreitete Namensconfusion damals
ihren Anfang nahm — und unter diesem Namen Adlergeier,
sowie unter den folgenden Namen „Paynpruchel-, Joch- und
Gemsgeiern*, sowohl der Adler, als auch der Bartgeier ver-
standen wurden, weshalb eine kritische Scheidung ein Werk
der Unmöglichkeit ist. Das aber steht fest, dass der Begriff
Paynbrüchel der älteste Name für diesen Artcomplex ist,
welcher von 1500—1521 ausschliesslich, dann nur mehr
einmal, nämlich 1536 erscheint; von 1522 finden sich neben-
einander die Namen „Geier“ und ,Jochgeier“ und von 1545
ab erscheint noch ein weiterer ominöser Name , Gemsgeier “,
Weiter steht fest, dass die Anzahl der damals erlegten Stücke
sehr gross war, da von erster Art jährlich im nördlichen
Theile Tirols allein 17 Stücke, im Durchschnitt von allen
zusammen etwa 10 Stücke erlegt wurden. Was nun die ein-
zelnen Namen anlangt — denn nur als solche, aber nicht
als Arten können wir sie bezeichnen — so sei Folgendes er-
wähnt: Die „Paynbrüchel* enthalten zweifelsohne auch
Lämmergeier (wohl deutet auch der Name auf deren Sitte,
die Beute zu stürzen); sie wurden iv ganzen, oft lebenden
Stücken und in Geierköpfen eingeliefert; lebende wurden
namentlich im Hofe der Burg zu Innsbruck gehalten und
wiederholt wurde auf Befehl der Landesfürsten für solche ein
doppeltes Fanggeld bezahlt. Sie wurden aus allen Theilen
Nordtirols geliefert, sehr häufig und zwar in den Monaten
Mai und Juni junge, lebende, dem Horst entnommene Stücke.
Von 1522 erscheint nur mehr der Name Geier und Joch-
geier. Auch von ersteren wurden im Mai und Juni einige-
male Junge den Horsten entnommen und eingeliefert, was auf
eine Analogie mit voriger Art hinführt; ausser an den bei
folgender Bezeichnung zu nennenden Orten finden wir noch
verzeichnet: Stubai, Patsch, Pirgitz, Pitzthal, Gschnitz, Etz-
thal, Imbst, Martinsperg u. s. w. Jochgeier kamen vornehm-
lich aus dem damaligen Landegg, Mieders, Etzthal, Passeier,
Sterzing, Pfunds, Aldrans, Leuten, Petersberg — also wie
XI
vorige; ebenso verhält es sich mit den Gemsgeiern. Von
Jungen der letzteren zwei Formen wird nirgends gesprochen!
Haben wir somit aus diesen Daten für das Vorkommen
dieser Art in Tirol thatsächlich nur sehr vage Angaben er-
halten, die uns keinerlei greifbare Schlüsse gestatten, so wollen
wir im Folgenden versuchen, dasjenige hier zusammenzustellen,
was im Laufe unseres Jahrhunderts darüber bekannt geworden
ist; auch da verhalten sich die Autoren sehr reservirt. —
Die ältesten Nachrichten stammen von Professor Schwae-
grichen'), welcher dieses Vogels im Jahre 1804 in der
Nähe des Grossglockuers erwähnt; dreissig Jahre später be-
merkt Gistl2), dass er in Tux, „an der Grenze Salz-
burgs*, geschossen wurde; nach Professor A. Wagner?) in
München wurde 1827 noch ein Männchen bei Berchtesgaden
erlegt, woher ihn auch Schrank 4) bereits zu Ende des vo-
rigen Jahrhunderts erhalten hatte. Das Vorkommen in diesem
östlichen Theile Tirols wird in späterer Zeit nur noch durch
ein paar, wegen zu leichten Verkennens der Art, entschieden
verdächtige Notizen in Tagesblättern constatirt; es ist diesen
Argaben kein Gewicht beizulegen, ehe Belegexemplare ein-
gebracht werden. Anders verhält es sich im Westen des
Landes, so dass Jaekel®) und Heller‘) ganz Recht haben,
wenn sie die Art als „höchst selten“ oder als „in Tirol fast
1) Schwägrichen in: Schultes, Reise nach dem Glockner
1804 Bd. II. p. 349.
2) Gistl Joh., Uebersicht der Vögel des österreichischen Salz-
kammergutes und des Salzburgischen Gebietes in: Faunus II. 1885
p- 180—191 (p. 180 n. 2).
3) Wagner Andr., Beitrag zur Kenntnis der baierischen Fauna
in: Münchner Gelehrten-Anzeiger Bd. XXII. 1846 p. 663.
4) Schrank Franz Paula, Naturhistorische Briefe 1785 I. p.298.
5) Jaekel J., Materialien zur baierischen Ornithologie etc. in:
Abhandlungen d. zool.-min. Ver. Regensburg 1. Heft 1849 p. 23 n. 3.
6) Heller C., Ueber die Verbreitung der Thierwelt im Tiroler
Hochgebirge in: Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. Wien. Mathem.-
naturw. Cl. Bd. 83, 1. Abthl. 1881 p. 118.
XI
ganz ausgerottet* bezeichnen; auch Althammert) nennt
ihn, ohne auf die Sache näher einzugehen, ,rarissimo* und
bemerkt in der deutschen Uebersetzung?): „Seit 1810 erinnert
sich Niemand, diesen Vogel in Tirol gesehen zu haben. In
jenem Jahre wurde ein Männchen und ein Weibchen in der
Nähe von Innsbruck erlegt; es sind dieselben Exemplare,
glaube ich, welche man in der ornithologischen Sammlung
der Universität Monaco sieht. Seit dieser Zeit ist meines
Wissens kein anderes Exemplar mehr in Tirol erlegt worden *.
Auch über diese Belegstücke in München ist heutzutage nichts
Positives mehr zu erfragen; sie scheinen entweder nie inven-
tirt oder ausgemustert worden zu sein.
Sichere Angaben über das Vorkommen dieser Art be-
sitzen wir nur aus dem Gebiete der Rhäticonkette, des Boden-
sees, wo ihn Walchner?) erwähnt, und des Ortlergebietes,
wo Baldamus#) seiner gedenkt. So beobachtete ihn
Zimmerl5) im Gebiete der Scesaplana und Bruhin ®)
schreibt im Jahre 1868: „Leider auf den Hochalpen kein
so seltener Gast. Auf dem Hohen Iffer, an der Grenze gegen
das baierische Allgäu, wo jährlich Hunderte von Schafen ge-
sommert werden, hat er schon arge Verwüstungen unter der
1) Althammer L., Catalogo degli uccelli finora osservati nel
Trentino. Padova, 1856 p. 5.
2) Althammer L., Verzeichnis der bis jetzt in Tirol beob-
achteten Vögel (Aus dem Italienischen) in: Naumannia VII. 1857
p. 394 n. 28.
3) Walchner H., Beiträge zur Ornithologie des Bodensee-
beckens. Karlsruhe, 1835 p. 166.
4) Baldamus E., Ornithologische Mittheilungen. Brutvögel in
Unter- und Oberengadin in: Zeitschrift f. d. gesammt. Naturwissensch.
XXX. 1867 p. 100.
5) Zimmerl F., Beschreibung einer Excursion auf die Scesa-
plana etc. in: 6. Rechenschaftsbericht d. Musealver. in Bregenz 1863
p. 16.
6) Bruhin P. Th., Zur Wirbelthierfauna Vorarlbergs in: Zool.
Garten. VII. 1867 p. 436. — Bruhin P. Th., Die Wirbelthiere
Vorarlbergs etc. in: Verhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. Wien, XVIII.
1868 p. 244.
xiın
Heerde angerichtet. Die Hirten glauben, wenn man den
Schafen einen rothen Lappen umhänge, werden sie vom Joch-
geier nicht behelligt. Ein Mann, der über den Arlberg ging,
wurde unversehens angegriffen, er schlug ihm die Fänge um
die Achseln und hackte mit dem Schnabel nach dem Kopfe,
so dass er eine Beute geworden wäre, wenn nicht Hilfe ge-
kommen wäre. Ein Hirte im Bregenzerwalde wurde von
einem bis in die Hütte verfolgt. In Madona im Walserthale
bei Bad Rothenbrunn kam ein Mann einem so nahe, dass er
ihn hätte mit dem Stock erschlagen können, wenn er durch
den Anblick nicht so sehr überrascht gewesen wire.“ Sein
Vorkommen beschränkt sich nach demselben Autor auf die
„südlichen und östlichen Alpen Vorarlbergs*. Von ganz
eminenter Bedeutung war es für diese nur wahrscheinlichen
und zweifelhaften Angaben, ein Corpus delicti zu erhalten,
und dieser für die Wissenschaft so wichtige Fang gelang im
Februar des Jahres 1881. „Der Berg“, schreibt Girtanner!)
nach Mittheildng des Baron Lazarini?), „auf welchem der
Vogel gefangen wurde, heisst der Rauhe Kopf; auf der Kobl-
alp, Gemeinde Pfunds, Tirol. An der Holzgrenze richtete ein
Bauer eine sogenannte Mardertrappel für einen Marder auf
und gab das Gedärme eines Kalbes als Köder dazu. Als
er nach mehreren Tagen nachsah, fand er anstatt des Mar-
ders den Geier gefangen. Vor vier Jahren soll in der näm-
lichen Gegend ein ebensolcher gefangen worden sein und sollen
sich noch andere jetzt dort herum aufhalten. Wie lange dieses
Exemplar sich vor dem Fange dort aufgehalten hat, ist nicht
bekannt, da es dem Bauern beim Aufstellen der Falle zum
ersten Male zu Gesicht kam. ... .“ Aehnliches theilt über
dasselbe Thier, das von da nach Innsbruck kam, wo es Kauf-
1) Girtanner A,, Ein Bartgeier (Gypaetus barbatus St.) in
Tirol gefangen in: Mittheilungen d. ornithol. Vereins in Wien. VY.
1881 p. 45.
2) Lazarini L., Ornithologische Beobachtungen aus Tirol in:
1. Jahresbericht d. Comités f. ornithol. Beobachtungsstationen in Oester-
reich-Ungarn (1882), 1883 p. 21.
XIV
mann Reiter mit grösster Sorgfalt aufzieht, R. v. Tschusit)
mit, der an anderer Stelle auch noch über weitere Beobach-
tungsorte berichtet, nämlich in Vorarlberg und im Oetzthal.
Bezüglich des ersteren Gebietes theilte ihm Keller mit:
„1860 sah ich die zwei ersten Exemplare auf der Wöstner-
alpe, wo ein Hirte behauptete, iu einem unzugänglichen Felsen
den Horst zu kennen und die Jungen gehört zu haben. Ich
selbst konnte mich davon nicht überzeugen. 1861 jagten
zwei Exemplare eine Schafheerde über den Schadonakopf in
einen Abgrund und hielten sich dort auf, bis der Frass auf-
gezehrt war. (Beide Alpen liegen nahe der Vorarlbergisch-
tirolischen Grenze). 2863 beobachtete ich während eines
l4tägigen Aufenthaltes in der Rhäticonkette drei Exemplare,
von denen das eine auffallend lichte Färbung trug, 1867
machte ich eine dreiwöchentliche botanische Excursion in die
Lepontinischen und Rhätischen Alpen, bei welcher Gelegen-
heit ich öfters den Bartgeier sah; auch versicherten mir
Alpenhirten, dass sich dieselben dort alljährlich zeigen. 1879
sah ich noch ein Exemplar in der Silvretta-Gruppe und 1880
ein Exemplar auf der Alpe Tilisuna im Montavon und ein
Exemplar bei der Gemsjagd auf Canisfluh im Bregenzer-
walde*. — Diesen Notizen sei auch noch eine Mittheilung
des Arlberg-Geologen Dr. G. A. Koch?) in Wien beigefügt,
der in einem längeren Artikel seine wiederholten Begegnungen
dieses Thieres ausführt und schliesst: „Fasse ich Alles, was
ich in Vorarlberg und Tirol über den Bartgeier in Erfahrung
bringen und beobachten konnte, zusammen, so möchte ich
wohl die Behauptung aufstellen, dass gewisse Theile Vorarl-
bergs und Tirols, die in die Nachbarschaft des Silvrettastockes
und des Rhäticon fallen, auch heute noch häufig von Bart-
1) Tschusi V. v., Ein Bart- oder Lämmergeier (Gypaetus barbatus
St.) in Tirol gefangen in: Wiener Jagdzeitung XIV. 1881 p. 309;
Mittheilungen d. ornithol. Vereins Wien V. 1881 p. 40.
2) Koch G. A., Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) in den Alpen
von Oberösterreich, Vorarlberg und Tirol in: Mittheilungen d. nieder-
österreichischen Jagdschutz-Vereins, Wien, 1882 p, 141.
XV
geiern auf ihren Jagdziigen besucht werden; diese Besuche
erfolgen anscheinend mit grosser Regelmässigkeit. Eine Haupt-
flugrichtung zieht sich von St. Antönien und dem Partnun-
thale im Prätigau ostwärts in’s Vorarlbergische Gebiet hin-
über; in der Verbella hinter dem Tafamont und im Tscham-
breu scheint jedoch der Bartgeier noch heute zu horsten.
Bestätigt werden diese Aussprüche noch durch ganz präcise
Angaben über das Vorkommen des Bartgeiers im benachbarter
Schweizergebiete*. — Aus eigener Erfahrung kann auch ich
beifügen, dass mir im im Paznaun ein frisches Exemplar zu
Gesicht kam, von welchem die Bewohner nur soweit Notiz
nahmen, als sie die Federn unter sich vertheilten; das Thier
für eine Sammlung zu retten, gelang nicht. Ueber sein Vor-
kommen im Oetzthaler-Complexe berichtet Holzmüller!),
dass der Förster seit langer Zeit im Kaunserthale und Ge-
patsch ihn nicht mehr beobachtet habe, doch sah Keller
nach Tschusi’s?) Publication noch im Jahre 1866 ein
Exemplar und es steht ziemlich sicher, dass auch im ver-
gangenen Jahre ein Stück erlegt wurde, das mit dem Tou-
risten in’s Ausland kam, ohne dass es mir trotz vielfacher
Correspondenzen gelungen wäre, Nihereres in Erfahrung zu
bringen. Die Angaben über das Vorkommen im Trentino
sind nach Untersteiner?) und Bonomi‘) ganz unverläss-
lich und somit ist jede Notiz über seinen Aufenthalt von
1) Holzmüller H., Berg-, Thal- und Gletscherfahrten im
Gebiete der Oetzthaler-Ferner in: Zeitschrift f. d. gesammt. Naturwis-
sensch. XXXVIH. 1871 p. 101.
2) Tschusi zu Schmidhoffen Victor R. v., Ornithologische
Notizen. 1. Ueber im Alpengebiete beobachtete Lämmergeier in: Mit-
theilungen d. ornithol. Vereins. Wien VII. 1883 p. 163.
3) Untersteiner E., Aggiunta al catalogo degli uccelli osser-
vati nel Veneto di A. P. Ninni ecc. in: Commentario della flora,
fauna e gea del Veneto, 1869 p. 252.
4) Bonomi A., Die Vögel des Trentino (deutsche Uebersetzung
von Dr. v. Dalla-Torre) in: Mittheilungen d. ornitholog. Vereins. Wien,
VII. 1883 p. 171 n. 2). — Bonomi A., Avifauna Tridentina in:
Programma d. i. r. ginnasio superiore di Rovereto 1884 p. 5 n. 2,
Xvi
höchstem Interesse, Solche zu erhalten, war der Zweck dieser
Zeilen, die ich wohl nicht besser schliessen kann als mit den
Worten Dr. A. Girtanners: „Steinadler und Gemse, diese
zwei anderen Gegenstücke in der Alpenthierwelt, zäher in
ihrer Körperbeschaffenheit, scheuer, intelligenter und lebhafter
als jene zwei ernsthaften, reservirten Bergfürsten — der Stein-
bock und der Lämmergeier, aber den unvermeidlichen Unan-
nehmlichkeiten, welche die Veränderungen in den Verhält-
nissen um sie her mit sich brachten, mit Widerstreben sich
anpassend, erfreuen sich eben deswegen auch noch einer er-
träglichen Existenz und sie werden voraussichtlich ihr gutes
und uraltes Anrecht auf die Mitbewohnung des noch so un-
endlich grossen, für alle seine Geschöpfe genügenden Raum
bietenden Alpengebäudes selbst dann noch mit Erfolg be-
haupten, wenn schon längst, aufzuckend unter dem tödtlichen
Blei, der letzte Bartgeier, im Todeskampfe zitterad, noch
einmal die gewaltigen Fittige entfaltet und dann sein Dasein
geendet haben wird *.
Im Anschlusse an den vorstehenden Vortrag theilt Herr
Prof, Pfaundler die folgenden Notizen über Vipera
(Pelias) berus, Coronella laevis und Coluber na-
trix mit,
Pelias berus habe ich gefunden: 1 Exemplar schwarze
Abart des Weibchens auf dem Wege von der Klamm auf
die Zirlermähder, 1 Exempl. unter der Frau Hütt oberhalb
der Höttingeralpe, 4 Exempl. (je 2 Pärchen in Paarung be-
griffen) oberhalb der Hungerburg, 1 Exempl. im Achenthal
am Westufer, 3 Exemplar im Gchnitzerthal, 2 in der Thal-
sohle, 1 auf der Alpe,
Coronella laevis wurde gefunden: 1 Exempl. auf der
Höttingeralpe, 2 Exempl. auf Taurerschloss, 2 Exempl. an
einer Mauer beim Amraser See, 1 Exempl. bei Egerdach,
1 Exempl. wurde von der in der Klamm gefangenen Viper
ausgespieen.
Coluber natrix wurde gefunden: zahlreich in der Umge-
bung des Lansersees uud des dortigen Tümpels, am Amraser
XVII
See, in den Wassergräben bei Tratzberg, auch sonst häufig
an Ufern, jedoch häufiger Exemplare ohne gelbe Flecken als
mit solchen.
Am häufigsten ist Coluber, am seltensten Coronella,
Letztere kommt auch neben Pelias vor, z. B. Höttingeralpe,
Klamm Taur.
Die Viper liebt sonnige Höhen des Kalkgebir-
ges zwischen 1000 und 2000 Metern, insbesondere Buchen-
gestrüppe und Alpenrosenstauden. Sie scheint auf Schiefer-
gebirge selten oder gar nicht vorzukommen, So fehlt sie
z. B. im Oetzthal, während sie im nahen Gschnitz häufig ist.
Nie habe ich sie in feuchten Mulden oder auf Moorboden
gesehen.
Die Coronella scheint im Mittel weniger hoch zu gehen,
liebt sonnige Hügel, Mauern des Mittelgebirges, kommt, wie
erwähnt, neben Pelias oder auch neben Coluber vor.
Die Coluber geht am wenigsten hoch, zieht die Thal-
sohle vor, immer nur in der Nähe von Wasser.
Die Viper frisst insbesondere Mäuse, aber auch Coronella
lävis, doch nach meinen Beobachtungen nie in Gefangenschaft,
Sie flieht nicht oder nur langsam, ist überhaupt träge, aber
frisch gefangen sehr heftig und beisslustig. Beisst immer nur
mit Vorschnellen des Kopfes, scheut das Wasser.
Coronella lävis frisst Eidechsen und Blindschleichen (viel-
leicht auch Viper), sie ist auch langsam im Fliehen, Frisch
gefangen beisst sie selten sofort, aber fast immer nach einiger
Zeit, während man sie in der Hand hält, aber ohne Vor-
schnellen des Kopfes. Zeigt stets ein eigenthümliches An-
schmiegen des Halses an einen angelegten Finger. Frisst
auch in Gefangenschaft. Scheut das Wasser.
Coluber natrix frisst am liebsten Grasfrésche, Molche
und Fische, nicht Kröten und Eidechsen; auch in Gefan-
genschaft. Sie fliekt hastig, meist in’s Wasser, wo sie so
schnell schwimmt, dass ein Schwimmer ihr nicht nachkommt.
Frisch gefangen geberdet sie sich wüthend, zischt und verun-
reinigt die haltende Hand, um welche sie sich windet, beisst
Naturw.-med. Verein 1887/88. 2
XVIII
aber nicht. Unter cirea 50 Exemplaren hat ein einziges
(schwarze Abart) beim Fangen gebissen. Färbung sehr man-
nigfaltig, doch fehlen bei Innsbruck meistens die gelben Flecken.
Ausser obigen 3 Species wurde von mir nur einmal
eine Würfelnatter beim Lehmenhof gefangen (im Museum
befindlich), Eine Anzahl der von mir gesammelten Exem-
plare hiesiger Schlangen werden von Graf Enzenberg unter
Dach aufbewahrt.
3. Herr Prof. Pfaundler zeigt das Auer’sche Licht vor.
4. Herr Prof. Stolz theilt die folgende interessante Aus-
führung des von ihm auf p. XXII des XV. Berichtes gege-
benen Satzes über Convergenz und Divergenz rein-
periodischer Kettenbrüche mit.
Satz. Der reinperiodische Kettenbruch mit
der Periode
a u 8 pio
i + i En RENT == er
divergirt, wenn die a.a.O. erwähnte quadratische Glei-
chung
Nm—1x2+ (N,,—Zm—1) x—Z,,—0 (1)
verschiedene (endliche) Wurzeln hat und ausserdem entweder
1) der Ausdruck
S= mt Zm—1
verschwindet; oder 2) bei reellen Werthen der Ausdrücke S
und
P=Z,, Nm—1—N,, Zm—1==(—1)m—1 a, ag «2 AQ,
die Wurzeln der Gleichung (1) nicht reell sind; oder 3) bei
nicht reellem Werthe von § die Gleichung
I (2)
besteht, worinp eine reelle Zahl kleiner als —Y,
bedeutet*.
Der Satz ist leicht zu zeigen. Er geht daraus hervor,
dass unter jeder der Voraussetzungen 1)—3) der Ausdruck
Qi Nn+Nm—1 x
N„+Nn— 1X
worin X, X, die als verschieden angenommenen Wurzeln der
XIX
Gleichung (1) bezeichnen, den absoluten Betrag 1 hat, Man
findet durch Auflésung von (1)
N,,-Nm—1x=S+S2--4P.
Setzt man
S—a+fi P=o'-+-8'i
vS?--4P=1 438i, (3)
so erhält man aus der Gleichung |Q|?—1 unmittelbar
ay-+-Be—=0 (4)
Ist nun erstlich
aB--2p’—6
nicht Null, so bilde man
OM—2y(ay+B)—alr HEN tal? —0%)-F2B.78.
Setzt man hier für yo y?—-5°, 7240? die aus (3) sich er-
gebenden Werthe, so findet man- leicht, dass M nur dann
verschwinden kann, wenn
(2— 22)’ —2aßa’—0
ist, d. i, wenn entweder die Gleichung (2) besteht oder
a—ß—0 ist. Im letzteren Falle ist Q——1, im ersteren
ist jedoch nur dann |QJ—1, wenn
4p+1<0
ist,
Wenn zweitens
aß-+28’—0
ist, so besteht die Gleichung (4) nur dann, wenn entweder
ß und ß’ verschwinden und die Wurzeln der Gleichung (1)
nicht reell sind oder wenn S—ßi ist und P der Gleichung (2)
genügt.
Beispiel. Ist die Periode des Kettenbruches ein-
gliedrig, und zwar a, : b,, so hat man
Sn pP 4,
zu setzen. Der Kettenbruch
Be ie.
FE + i + a ER ebuar (et
divergirt nur dann, wenn a reell ist und die Gleichung
x?--ax—a
nicht reelle Wurzeln hat.
2%
XX
II. Sitzung. 15. December 1886.
Herr Prof. Holl trägt vor über die Geschmacks-
organe des Frosches,
III. Sitzung. 19. Jänner 1887.
1. Der Vorsitzende theilt mit, dass Herr Prof, V. Dant-
scher von Kollesberg zwei Abhandlungen: 1) Bemer-
kung zur Theorie der irrationalen Zahlen, 2) Zur analytischen
Darstellung der Wurzeln algebraischer Gleichungen für die
Vereinszeitschrift eingesandt hat,
2. Herr Prof. Pfaundler führt einige Versuche über
Polarisation des Lichtes vor.
IV. Sitzung. 9. Februar 1887.
1. Vortrag des Herrn Prof. Nicoladoni über Sco-
liose durch Ischias.
Professor Albert machte zuerst (Wr. med. Presse 1886,
Nr. 1) auf eine Form der Wirbelsäuleverkrümmung aufmerk-
sam, die durch Hüftschmerz bedingt ist, — eine Erklärung
hiefür brachte er nicht bei.
Nicoladoni beobachtete seit 1886 zwei Fälle dieser Art,
welche ihn auch zur Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen
Ischias und Skoliose führten. Der erste Fall betraf einen
3öjährigen Mann, welcher nach zweitägigem Uebungsmarsche
im Schneegestöber an linksse‘tigem Ischias erkrankte und
6 Monate daran litt — erst nach Ablauf dieser traten
Schmerzen im Verbreitungsbezirke des Plexus lumbalis auf,
gleichzeitig damit wurde der Kranke schief.
Die genauere Analyse der Symptome ergab, dass es sich
um Neigung des Lenden- und unteren Brustsegmentes nach
der gesunden (rechten) Seite handelte. Diese Neigung war
XXI
eine sehr beträchtliche und musste durch eine Krümmung des
oberen Dorsalsegmentes nach der entgegengesetzten Richtung
(links) compensirt werden, wodurch die Sförmige skoliotische
Verkrümmung der Wirbelsäule gegeben war. Solche Leute
haben auch das Bestreben, das der kranken Seite entsprechende
Bein vorzusetzen, was Albert als etwas für die Affeetion cha-
rakteristisches anzusehen geneigt ist, während N. darin nur
eine Forderung der Körperbalance erblickt, Sowıe der Kranke
versuchte, die Neigung nach recnts aufzugeben, steigerten sich
die Schmerzen, ebenso, wenn man ihn am Kopfe emporhob.
Schmerzhafte (Druck-) Punkte fanden sich an der Hinter-
fläche des Oberschenkels, dem Verlauf des Nervus ischiadicus
entsprechend, und am Rücken neben dem 5. Lendenwirbel.
N. gibt für das Zustandekommen der Schiefheit folgende
Erklärung: Die Hyperaemie und Schwellung des Perineuriums
und des intenstitiellen Bindegewebes, welche als anatomische
Grundlage der Neuralgie anzusehen sind, pflanzen sich nach
oben auf jene langen Nervenstrecken fort, die zwischen dem
Ursprung der einzelnen Wurzelbündel des Plexus ischiadicus
und dessen Austritt aus den Interventebrollöchern der Lenden-
wirbelsäule, beziehungsweise den Foram. ant. des Kreuzbeines
innerhalb des Wirbelkanals gelegen sind. So nimmt die an
Neuritis ascendens erkrankte Hälfte der Cauda equina an
Volum zu, und die dadurch hervorgerufene Raumverminderung
steigert die Schmerzen. Jene wird aber ausgeglichen durch
Neigung des Rumpfes nach der gesunden Seite hin, weil sich
dann die gesunde Hälfte der Canda equina in eine seitliche
Nische des Wirbelkanals hineinbegibt und so Raum für die
erkrankten und geschwellten Nervenwurzeln schafft.
Mit dieser Anschauung steht es im Einklang, dass die
Schiefheit sich erst entwickelte, nachdem das Auftreten von
Schmerzen im Gebiete des Genitocruralis und Lumboinguinalis
das Ascendiren der Neuritis signalisirt hatte.
Nach zweimonatlicher elektrischer Behandlung wurde der
Kranke geheilt entlasser.
Ein zweiter im December 1886 beobachteter analoger
XXII
Fall bestärkte N. in der oben gegebenen Erklärungsweise der
Schiefheit bei Ischias,
2. Vortrag des Herrn Prof. v. Vintschgau über
Wirkung der Inductionsströme bei einer langen
intrapolaren Nervenstrecke,
Vortragender gibt zuerst eine kurze Schilderung der An-
ordnung der Apparate und erwähnt, dass die intrapolare
Nervenstrecke bei den einzelnen Versuchen zwischen 32 und
49 mm schwankte.
Seine Versuche zerfallen in jene mit dem Oeffnungs-
und in jene mit dem Schliessungsinductionsschlage; in beiden
Gruppen wurde der Nerv sowohl mit absteigender, wie auch
mit aufsteigender Richtung des Inductionsstromes erregt. Die
Reizung der Nerven begarn mit den schwächsten Induc-
tionsströmen; die Stärke des Inductionsstromes wurde aber
im Verlaufe eines Versuches geändert, um womöglich bei
beiden Stromesrichtungen Myogramme zu erzielen, welche
gleiche oder fast gleiche Höhen besitzen.
Bei einigen Versuchen wurden auch stärkere Inductions-
ströme angewendet, nämlich solche, welche maximale Zuckun-
gen veranlassen.
Nach einer kurzen Schilderung, wie die einzelnen Myo-
gramme mit einander verglichen wurden, um zu erfahren, wie
sich die Latenzzeiten bei Anwendung der ab- und aufstei-
genden Richtung des Stromes bei gleicher oder fast gleicher
Myogrammenhéhe verhalten, bespricht der Vortragende die
von ihm erzielten Resultate.
Es wurde nämlich zuerst beobachtet, dass bei untermaxi-
malen Inductions- (sowohl Oefinungs- als auch Schliessungs-)
schlägen, der Unterschied der beiden Latenzzeiten für die auf-
und die absteigende Richtung ziemlich klein ist, oder mit
anderen Worten, dass bei schwachen Inductionsströmen die
Latenzzeit bei Anwendung der aufsteigenden Richtung nur
um sehr wenig länger ist als jene, die bei Reizung mit der
absteigenden Richtung erhalten wurde.
Vortragender führt folgende Beispiele an.
XXI
Die verglichenen Hubhöhen sind gleich
a) Oeffnungsinductionsschlag !)
an 4 oo 55 2 3 Ss 3338
a9 | “ad SEEa | o BB Bee
SE | EBR 8333 |255:| 225
62 | dae |Sfe4|2ee2| 25s
> FS geN SIE
A 515 40 6% | 0'00051
” “ „ 9 0:00042
6 18 39 6 000083
18 191% of) 109% 1000083
b) Schliessungsinductionsschlag
6 IS Yeas val ae oh 000083 |
7 14 43 91, | 000063
” n ” 10 000021
9 EU), 38 13Y, | 000062
1) Die Hubhöhen sind in den Tabellen so angeführt, wie die-
selben direct an den Myogrammen gemessen wurden; die wirkliche
Hubhöhe ist wesentlich kleiner, da dieselbe durch den langen Schreib-
hebel des Myogramms vergrössert gezeichnet wurde.
Ein weiteres Ergebniss war, dass der Unterschied zwischen
den gefundenen Latenzzeiten bei der Wirkung der auf- und
absteigenden Richtung grösser wird, als jener bei der Reizung
mit schwachen Strömen, sobald die Reizstärke eine gewisse
Höhe erreicht, wenn nämlich dieselbe nahezu maximal oder
schon maximal ist. Es lässt sich dies auch so ausdrücken,
dass in dem gegebenen Falle die Latenzzeit bei Anwendung
des aufsteigend gerichteten Stromes wesentlich länger ist als
jene bei der Reizung mit dem absteigend gerichteten Strome.
Auch für dieses Ergebniss führt Vortragender einige
Beispiele an.
XXIV
a) Oeffnungsschlag
aa
& 5 ldtnductions| Hubbohe | ES 8 ty kao os
3 5 rollen inmm) mm aye fa 2 jG E = =
© 7, |aufst.| abst. | aufst. | abst. & u's oe § = =
Richtung | Richtung | 338 P 723
5 | 180) 2001213/,|22 34 | 000125
6 | 210) 200/174, |1744| 39 | 0:00177
=.190,.1901184,118 5 0:00115
g (ol TOP 17008 | | LS ee 0:00167
b) Schliessungsschlag
4 | 140) 150114 114 32 | 000125
8 | 115) 140116%, 116%, | 32 | 000151
af ALO) DAG ait, - 000145
9 | 120) 1201174,|17%,| 38 | 0:00141
Vortragender erwähnt nun, dass bei einem weiteren Ver-
stärken des Reizes, wobei der Reiz schon gewiss maximal
geworden ist, der Unterschied zwischen den zwei Latenzzeiten
wieder ziemlich klein wird.
Es wird bemerkt, dass die eben angeführten Ergebnisse
sowohl für den Oefinungs- wie auch für den Schliessungs-
inductionsschlag gelten.
Bei Anwendung des Schliessungsinductionsschlages und
bei einem weiteren Verstärken des Stromes vergrössert sich
neuerdiugs der Unterschied der Latenzzeiten zwischen auf-
und absteigender Richtung. Der Oeffnungsinductionsschlag
wurde bei so starken Strömen nicht geprüft.
Vortragender entwickelt zuletzt eine theoretische Erklä-
rung der von ihm beobachteten Erscheiuungen, welche sich
auf folgende Punkte stützt:
Vor Allem wird bemerkt, dass, so lange der Inductions-
strom nicht sehr stark ist, die Erregung bloss an der Cathode
stattfindet (Harless, Fick, Lamansky, Engelmann, Hermann,
Biedermann, Br. Werigo), woraus wenigstens theilweise erklärt
wird, warum die Latenzzeit bei Anwendung des aufsteigenden
Stromes länger ist, als bei jener des absteigenden Stremes.
Die Erklärung stützt sich weiter auf die Angabe, dass
XXV
der Electrotonus sich auch bei den allerschwiichsten Induc-
tionsschlägen entwickelt (Sewall, Br. Werigo); man muss
desshalb annehmen, dass bei schwachen Inductionsstrémen die
cathodische Zone fast die ganze intrapolare Nervenstrecke ein-
nimmt, und daraus erklärt sich, warum bei schwachen Induc-
tionsströmen der Unterschied der I.atenzzeiten zwischen auf-
und absteigender Richtung des Stromes klein ist.
Endlich stützt sich die Erklärung auf die Angabe Fick’s,
dass die Erregung an der Cathode und die Hemmung an der
Anode, sowohl bei Anwendung von constanten Strömen, wie
auch bei solchen von Inductionsströmen zwei Grössen sind,
welche zwar im Allgemeinen von der Stromstärke abhängen,
aber auch bei Vermehrung der Reizstärke nicht in gleicher
Weise wachsen.
Diese Angabe Fick’s in Verbindung mit dem Electrotonus,
welcher sich auch bei Anwendung von Inductionsströmen ent-
wickelt, erklären ziemlich leicht, wie es komme, dass beim
Verstärken des Stromes zuerst eine Vergrösserung, später eine
Verkleinerung des Unterschiedes zwischen der Latenzzeit der
auf- und absteigenden Richtung des Inductionsstromes ein-
trete,
V. Sitzung. 22. März 1887.
Jahresversammlung.
1. Wahl des Bureau, Zum Vorstand wird Herr Prof.
Pfaundler, zum Vorstandstellvertreter Herr Prof. Holl
gewählt. Wiedergewählt sind Herr Prof. v. Dalla-Torre
als Cassier, die Herren Prof, O. Stolz und Dr. Sachs als
Secretäre.
2. Jahresbericht des ersten Schriftführers
Herrn Prof. O. Stolz. Im Jahre 1886/87 fanden fünf
Vereinssitzungen statt, in welchen 10 wissenschaftliche Vor-
träge und Mittheilungen, zum Theil von Demonstrationen
begleitet, vorkamen, Hieran betheiligten sich die Herren
XXVI
Professoren v. Dalla-Torre, Holl, Lang, Nicoladoni,
Pfaundler (3mal), O. Stolz (2mal), v. Vintschgau.
Der XVI. Band der Vereinszeitschrift ist bereits er-
schienen und wird demnächst vertheilt werden, Der Druck
des XVII. Bandes hat begonnen.
Der Tauschverkehr des Vereines hat sich auch im ab-
gelaufenen Jahre erweitert. Jede der eingegangenen Publica-
tionen wurde zuerst in einer Sitzung, hierauf im akademischen
Lesecasino, welches im Universitätssaale (Aula) eingerichtet
ist, durch einen Monat aufgelegt und endlich der k. k. Uni-
versitäts-Bibliothek übergeben.
3. Herr Prof. v. Dalla-Torre berichtet über die
Cassagebahrung im Jahre 1886/87. Die Jahresrechnung
bietet folgende Zahlen dar: Cassarest aus dem Jahre 1885/86:
818 fl. 73 kr, im Jahre 1886/87 Einnahmen 240 fl, Aus-
gaben 408 fl. 60 kr., so dass ein Cassarest von 650 fl. 13 kr.
verbleibt. Die Herren Oberrechnungsrath v. Schmidt und
Prof. Wieser werden um Revision der Jahresrechnung er-
sucht. — Dem Diener des physikalischen Cabinets A. Wot-
schitzky wird eine Remuneration von 10 fl. bewilligt.
4. Herr Prof. Wieser theilt einen von der anthropo-
logischen Gesellschaft zu Wien erlassenen Aufruf zum Bei-
tritte zu derselben mit, hebt die Bedeutung und die Ver-
dienste dieser Gesellschaft hervor und ladet die Anwesenden
ein, ihr als Mitglieder beizutreten. Herr Prof. Holl schliesst
sich den warmen Worten des Vorredners an und stellt den
von der Versammlung angenommenen Antrag, den Aufruf im
Auszuge mit einer durch die Vereinsleitung verfassten Einbe-
gleitung in einigen Localblättern zu veröffentlichen.
5. Herr Prof. O. Stolz trägt vor Bemerkungen zur
Theorie der Functionen von mehreren unabhän-
gigen Veränderlichen.
a) Man sagt, dass die eindeutige Function f(x,y), wäh-
rend x und y unabhängig von einander zu den endlichen
Grenzwerthen a und b convergiren, einen endlichen Grenzwerth
XXVII
c= lim f(x, y)
x—a V—D
besitzt, falls jeder positiven Zahl = eine positive Zahl 6 sich
so zuordnen lässt, dass für jedes Werthsystem x, y, wofür
Ix«—al<ö ly—b|<6 ist f(x, y)—el<e
ist. Gebraucht man Polarcoordinaten, d. h. setzt man
X—a—Tc05p y—b=rsin (—Ir<yp<ihr),
so besteht die notwendige und hinreichende Bedin-
gung dazu, dass f(x,y) bei den soeben erwähnten Grenzüber-
gängen limx—a limy—b den endlichen Grenzwerth c, hat,
darin, dass
ffa+rcosp, b--rsin ¢)
bei limr—O gleichmässig für alle Werthe von 9
im Intervalle (—Yr, Yyr) zum Grenzwerth c conver-
girt, d. h, jeder positiven Zahl = entspricht eine positive Zahl
p in der Art, dass wenn nur |rl<p ist,
\f(a--r cos, b-Hrsinp)—c|<e
ist, welchen der obigen Werthe » auch annehmen mag.
b) Es seien F(x,y), P(x,y) ganze Functionen von x
und y, die für x—0, yO verschwinden, und zwar sei
F(x, y)=U,,(x, y)+Um-+1(x, wa ranch 8
D(x, y)=2,(% y)+2n+41 (x, y)+ ae)
worin Üp(xy)Qp(xy) homogene Functionen der pten Dimen-
sion von x,y bezeichnen. Ferner sei m>n. Ist 9,(%,y)
eine definite Form nter Ordnung von xy, so
hat man
F(x,y)
lim —() 1),
oe
Beweis. Setzt man cosp=u sing—v und x=ru
y—ıv, so ergibt sich
F(ru, rv) nen U, (u,v)-Hr{Um+1(u, v)+ Be }
Su) (u,v) -+r(Qn+1(u,v)-+-.-- }
Bedeutet U’p(x,y) das aus Up(xy) dadurch hervorgehende
1) G. Peano. Calcolo differenziale ece. Turin 1884 p. 189,
Dort ist der Beweis auf andere Art geführt.
XXVIII
Polynom, dass man jeden Coefficienten durch seinen absoluten
Betrag ersetzt, und C die grösste der Zahlen U’m+1(1,1)...
so hat man unter der Voraussetzung, dass |r|<c1 ist,
[Um-+1(u, v)-+ ... |<C: (1—Ir)).
Auf ähnliche Weise lässt sich eine solche positive Zahl
I’ angeben dass
\Qn+-1(u,v)+.../<cP: @—tr))
ist. Wir werden ferner sogleich zeigen, dass es eine solche
positive Zahl X gibt, dass wenn nur u?-+v2—1 ist,
‘2, (u,v) |2a
ist. Bezeichnet nun A die Zahl U’,,(1,1) und x eine posi-
tive Zahl kleiner als X und ist |r| kleiner als x : (x-+C) und
%: (xl), so hat man
F(ru, F(ru,rv) A-4%
(ru, rv) <r Ian Dez
Aus dieser Ungleichung folgt unmittelbar, dass der Bruch
F(ru,rv) : ®(ru,rv)
gleichmässig für alle Werthe von » im Intervalle (—!%r,
x) zur Null convergirt.
c) „Setzt man unter den Veränderlichen x, X, .... Xx
die Relation
X,?-+x,?2+ ... +21 (a)
fest, so liegen simmtliche Werthe der definiten homogenen
Form nter Ordnung von x, Xy ... Xx
Q,(%1 X... Xx)
dem absoluten Betrage nach nicht uuter einer positiven Zahl X.
n ist natürlich eine gerade Zahl“.
Verwandelt man @, durch die Substitutionen
x—cost; %,=sint, cost, X,—=sint, sint, cost,
x, int, sin, Sins COS tyes ee ;
wodurch die Gleichung (a) identisch befriedigt wird, in eine
eindeutige Function der (x—1) Veränderlichen t, tz ... tx—1,
so erhält man eine für jedes Werthsystem t, ty ...tx—1
stetige Function, welche, auch wenn jede der neuen Verän-
derlichen auf das Intervall (—z, r) eingeschränkt wird, ihre
simmtlichen, durchaus gleichbezeichneten Werthe annimmt,
XXIX
Ihr absoluter Betrag muss daher seine untere Grenze X er-
reichen; A kann also nicht 0 sein,
d) Wenn eine eindeutige stetige Function f(x,y) an einer
bestimmten Stelle xa y—b endliche partielle Differential-
quotienten nach x und nach y besitzt, so folgt daraus allein
nicht die Existenz eines vollstäudigen Differentials
von f(xy) an der betrachteten Stelle. D. bh. mögen auch
of
2a
Darstellung
of of
Kata tr) Fl +5) (1)
oa ob
möglich, worin p co Functionen von h und k sein sollen, welche
bei den Grenzübergängen lim h—O lim k—0 verschwinden,
so dass jedem e_>O ein ö&>>0 so entsprechen muss, dass
neben
of : , } : : 2
und an endliche Zahlen sein, so ist nicht immer die
3 [ko |pl<ce ole (2)
ist. — Um diese von J. Thomae herrührende Bemerkurg')
durch ein Beispiel zu erläutern, betrachte man die Function
= \Vkyl
OZ OZ
an der Stelle =0 y=0. Es ist hier = =0 ae
eine Gleichung
2—= sl = Xp y)yo(% y)
worin
lim p(x, y)=0 lim ute Y—0
X— 00 xy
ist, ist jedoch unmöglich. Denn angenommen, es gäbe eine solche
Darstellung von z, so würde daraus durch die Substitution
x—Tc0sp y—rsing folgen
Vl% sin 22] = c0sg p(r cosy, rsing)-+sin p o(rcos¢g, r'sin ¢).
Die rechte Seite dieser Gleichung liefert bei limr—=0 den
Grenzwerth 0, die linke nur, wenn o—0 oder Y/;r ist, worin
ein Widerspruch liegen würde.
1) Vgl. J. Thomae Einleitung in die Theorie d. best. Inte-
grale 1875 p. 37.
XXX
Wie Thomae a. a. O, hervorhebt, ist zur Existenz des
vollständigen Differentials von f(xy) an der Stelle xa y—b
notwendig, dass der Ausdruck
f(a+-r cos 9, b--r sin p) — f(a, b) (3)
r
bei limr—O gleichmässig für alle Werthe von p
im Intervalle (—Y,rz, 2) zum Grenzwerthe
f
— cose + sing (4)
convergire. Der Unterschied von (3) und (4) ist zufolge (1)
cos p.p(T cos p,rsinp)+-sin p.o(r cos p, rsin p),
somit ist er nach (2) in der That dem absoluten Betrage
nach kleiner als 2e, wenn nur |r<ö ist. — Die soeben
angeführte Bedingung ist aber auch hinreichend.
Bezeichnet man den Unterschied von (3) und (4) mit w(t,¢),
so hat man
f(a+-rcosp, b+-r sin ~)—f(a, b)
of ROL ag
=i (— c0sp-+- =p im” ) + rw(1, ¢).
und wenn rcosp—h rsinpg—k w(r,~)—wo(h,k) gesetzt wird,
f(a+h, b-+ k)—f(a, b) =
of of :
= h+ a k-++(h cos p--k sin »)w(h,k).
Zufolge Voraussetzung entspricht jedem ¢>O ein 6>0 in
der Art, dass für
N 2 Iwepl<e
ist, welchen Werth im Intervalle (—!,;z, Yr) p auch an-
nehmen mag. Somit ist, wenn nur |h] und |k| kleiner als
6: \/2 sind,
los Ki<e,
Setzt man nun
p=-aretan - @cosp—p(h,k) wsing—o(h;k),
so ist unter denselben Bedingungen
le Kyi<ce —|o(h, kK) <e.
Man findet also in der That die Formeln
XXKXI
lim p(h,k)—=0 lim o(h,k)=0.
h—0 k—=0 h=0 k—0
Thomae gibt a. a. O. ein Beispiel für die merkwürdige
Thatsache, dass, obgleich der Ausdruck (3) für jeden Werth
von 9 bei lim r—0 den Grenzwerth (4) hat, die Function
doch an der Stelle —=a y—b kein vollständiges Differential
besitzt. Es oonvergirt derselbe im Falle der dort aufgestellten
Funotion eben ungleichmässig zum Grenzwerth (4).
U. Verzeichniss
der Akademien, Gesellschaften, Institute und
Redactionen, mit denen der naturwissenschaft-
lich-medizinische Verein in Tauschverbindung
steht.
Agram. Kroatischer Naturforscher-Verein.
American Gynecological Society.
American Medical Association.
Augsburg. Naturhistorischer Verein.
Baden bei Wien. Verein zur Verbreitung naturwissenschaft-
licher Kenntnisse.
Basel. Naturforschende Gesellschaft.
Berlin. Kgl. Akademie der Wissenschaften.
Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg.
Physiologische Gesellschaft.
Medicinische Gesellschaft,
Gesellschaft naturforschender Freunde.
Redaction der „Deutsche Medicinal-Zeitung *.
Bern. Naturforschende Gesellschaft.
Bistritz (Siebenbürgen). Gewerbeschule.
Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande
und Westphalens.
Bordeaux. Société des sciences physiques et naturelles,
Braunschweig. Verein für Naturwissenschaft,
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein.
XxXXIl
Breslau. Verein für schlesische Insektenkunde,
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur.
Brünn. Naturforschender Verein.
Brookville Indiana U. S. Society of natural history,
Bruxelles. Société entomologique di Belgique.
Société r. malacologique de Belgique.
Budapest. Redaction der „Naturhistorischen Hefte“ (Ter-
meszetrayzi füzetek).
Cassel. Verein fiir Naturkunde.
Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft,
Christiania. Université royale de Norwége.
Cordoba (Republica Argentina). Academia nacional des
ciencias.
Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubiindens.
Danzig. Naturforschende Gesellschaft,
Darmstadt. Verein fiir Erdkunde.
Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft.
Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis.
Gesellschaft fiir Natur- und Heilkunde.
Dublin. Royal Society.
Edinburg. Geological Society.
Elberfeld. Naturwissenschaftlicher Verein.
Erlangen. Physikalisch-medieinische Societit.
Firenze. Societa entomologica italiana.
Frankfurt a, M. Senkenberg’sche naturforschende Gesell-
schaft.
Physikalischer Verein,
Frankfurt a. 0. Naturwissenschaftlicher Verein.
Freiburg i. B. Naturforschende Gesellschaft.
Freiburg (Schweiz). Société Fribourgeoise des sciences na-
turelles.
Fulda. Verein für Naturkunde.
Genova. Museo civico di Storia naturale.
R. accademia medica.
Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde,
Naturw.-med. Verein 1887/88. 3
XXXIV
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft.
Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark.
Verein der Aerzte in Steiermark.
Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu. Vor-
pommmer und Rügen.
Geographische Gesellschaft.
Halle a. d. S. K. Leopoldinisch-Carolinische deutsche Aca-
demie der Naturforscher.
Verein für Erdkunde.
Naturforschende Gesellschaft.
Hamburg. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung:
Heidelberg. Naturhistorisch-medieinischer Verein.
Helsingfors. Societas pro Fauna et Flora Fenuica. |
Jamaica Plain (Boston). Bussey Institution of Harvard
University in Cambridge U. S.
Jena. Gesellschaft für Mediein und Naturwissenschaft.
Innsbruck. Ferdinandeum.
Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Verein.
Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
Klagenfurt. Naturhistorisches Landesmuseum in Kärnten.
Königsberg. Kgl. physikalisch-ökonomische Gesellschaft.
Landshut (Bayern). Botanischer Verein.
Lausanne. Societe Vaudoise des sciences naturelles,
Leipzig. Naturforschende Gesellschaft.
Liege. Société r. des sciences.
Linz. Verein für Naturkuude in Oesterreich ob der Enns.
London. Royal Society.
Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein für das Herzog-
thum Lüneburg.
Luxembourg. Institut royal granducal: Section des sciences
naturelles,
Lyon. Société Linnéenne.
Marburg (Preussen). Gesellschaft zur Beférderung der ge-
sammten Naturwissenschaften,
Milano, Societa italiana di scienze naturali.
Moscou. Societe imp, des naturalistes.
XXXV
München. Kgl. Academie der Wissenschaften: Mathema-
tisch-physikalische Classe,
Aerztlicher Verein.
Münster. Westphälischer Provincial-Verein für Kunst und
Wissenschaft.
Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft.
Offenbach. Verein für Naturkunde.
Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein.
Padova. Societa Veneto-Trentina di scienze naturali.
Palermo. Circolo matematico.
St. Petersburg. Physikalisches Centralobservatorium,
Prag. Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Naturhistorischer Verein. Lotos.
Spolek chemikuy ceskych.
Reichenberg. Verein der Naturfreunde.
Rio de Janeiro. Museu National.
Roma. Reale Academia dei Lincei.
Salzburg. Aerztlicher Verein.
Schweizerische Naturforschende Gesellschaft.
Sion (Wallis). Société Murithienne de Botanique.
Sondershausen. Irmischia, botanischer Verein für das
nördliche Thüringen.
Stockholm. Entomologiska Föreningen.
Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Würt-
temberg.
Thorn. Coppernikus-Verein fiir Wissenschaft und Kunst.
Torino. R. Museo zoologico.
Trenesin. Naturwissenschaftlicher Verein fiir das Trencsiner
Comitat.
Upsala. Regia Societas Sc'entiarum.
Washington. Smithsonian Institution.
Wien. K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft.
K. k. Gesellschaft der Aerzte.
K. k. geologische Reichsanstalt,
K. k. naturhistorisches Hofmuseum.
Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
3 *
XXXVI
Section für Höhlenkunde des österreichischen Touristen-
Club.
Naturwissenschaftlicher Verein an der k. k. technischen
Hochschule. ö
Redaction der „medieinisch-chirurgischen Rundschau ®,
Allgemeiner österreichischer Apotheker-Verein.
Oesterreichische Gesellschaft für Gesundheitspflege.
Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde,
Würzburg. Physikalisch-medieinische Gesellschaft.
Zürich. Naturforschende Gesellschaft,
Zwickau. Verein für Naturkunde.
Ausser Schriften der genannten Gesellschaften u. s. w.
ist im Jahre 1886/87 eingelaufen:
Prof. A. F. Entleutner. Eine Promenade durch die An-
lagen und Gärten des climatischen Curortes Meran.
Meran 1886.
Dr. H. Lechleitner. Zur Rofangruppe. — Das Sonnen-
wendjochgebirge bei Brixlegg. — Die Kreide von
Pletzach (Ladoi) auf dem Sonnenwendjoche bei Brix-
legg. S. A. d. Verhandl. der geolog. Reichsanstalt zu
Wien 1886.
L. Rümelin in Klagenfurt. Das mathematische Problem
der Natur und seine Lösung I.
Dr. Saint-Lager. Histoire des Herbiers. Paris 1885.
Dr. A. Lorenz. Die Lehre vom erworbenen Plattfusse.
Stuttgart 1883.
ga Es wird gebeten, für den naturwissenschaftlich-
medicinischen Verein in Innsbruck bestimmte Sendungen an
die k.k. Universitäts-Bibliothek daselbst zu adressiren.
— Dem Vereine zugehende Publikationen werden auch im
hiesigen academischen Lesekasino aufgelegt und schliesslich
der k. k. Universitäts-Bibliothek einverleibt.
III. Personalstand des Vereines.
Vereinsleitung in den Jahren 188687 und 1887188.
Vorstand im Jahre 1886/87: Herr Dr. M. Holl,
k. k. Universitäts-Professor; im Jahre 1887/88 Herr Dr. L.
Pfaundler, k. k. Universitäts-Professor.
Vorstand-Stellvertreter im Jahre 1886/87: Herr
Dr. A. Michaelis, k. k. Oberstabsarzt und Sanitätschef; im
Jahre 1387/88 Herr Dr. M. Holl, k. k. Universitäts-Professor,
Cassier: Herr Dr. C, v. Dalla Torre, k. k, Gym-
nasialprofessor und Privatdocent,
Secretäre: Herr Dr. O. Stolz, k. k. Universitats-
Professor und Herr Dr. Th. Sachs, Privatdocent,
Mitglieder am Schlusse des Jahres 1886187.
Die P. T. Herren:
Albert Eduard, k. k. Universitäts-Professor in Wien.
Arz Graf Anton, k. k. Statthaltereirath,
Barth Ritter v. Ludwig, Dr., k. k. Universitäts-Professor in
Wien.
Blaas Josef, Dr., Professor an der Handelsschule und Privat-
docent.
Buckeisen Friedrich, Dr., Realschul-Professor.
*) Diejenigen P. T. Mitglieder, bei denen der Wohnort nicht an-
gegeben ist, wohnen in Innsbruck.
XXXVIII
Czichna Karl, Kunsthändler.
Daimer Josef, Dr., k. k. Statthalterei-Coneipist.
Dalla Torre v. Karl, Dr, k. k. Gymnasialprofessor und
Privatdocent.
Dantscher Karl, R. v. Kollesberg, Dr. k. k. Hofrath und
Universitäts-Professor 1. P.
Dantscher Victor, R. v. Kollesberg, Dr., k. k. Universitäts-
Professor in Graz.
Ebner R. v. Robert, k. k. Statthalterei-Sekretär i. P.
Enzenberg Graf Hugo.
Ganner Johann, Dr., k. k. Berg- und Salinenarzt in Hall.
Gegenbauer Leopold, k. k. Universitäts-Professor.
Greil Franz, Dr., praktischer Arzt.
P. Gremblich Julius, Gymnasial-Professor in Hall.
Hammerl Hermann, Dr., Gymnasial-Professor in Mährisch-
Trübau.
Heinisch Anton, Dr., k. k. Statthaltereirath und Sanitäts-
Referent.
Heller Camill, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Hofmann Eduard, Dr., k. k. Universitäts-Professor in Wien.
Holl Moriz, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
P. Kofler Vigil, Gymnasial-Professor in Meran.
Lang Eduard, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Lantschner Ludwig, Dr., k, k. Universitäts-Professor.
Lieber August, Dr., praktischer Arzt.
Linser Johann, k. k. Oberstaatsanwalt.
Löbisch Wilhelm, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Mauthner Ludwig, Dr., k. k. Universitäts-Professor in Wien.
Möller Josef, Dr., k. k, Universitäts-Professor.
P. Neumayr Emanuel, Gymnasial-Professor in Bozen.
Nicoladoni Kar!, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Oellacher Guido, Magister Pharmaciae.
Oellacher Josef, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Oellacher Oswald, Dr., praktischer Arzt.
Peche Ferdinand, Dr., k. k, Universitäts-Professor.
Peyritsch Johann, Dr., k, k. Universitäts- Professor.
XXXIX
Pfaundler Leopold, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Reichardt Johann, k. k. Oberstlieutenant i. P.
Rembold Otto, Dr., k. k. Universitäts-Professor in Graz.
Rokitansky Frhr. v. Procop, Dr., k. k. Universitäts- Professor.
Sachs Theodor, Dr., Privatdocent.
Sarlay Philipp, k. k. Telegraphen-Director i. P.
Schauta F., Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Schmidt v. Wellenburg Josef, Dr., k. k. Statthalterei-Ober-
rechnungsrath.
Schnabel Isidor, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Schnopfhagen Franz, Dr., Director der Irrenanstalt zu Niedern-
hart bei Linz,
Schorn Josef, Dr., k. k. Professor a. d. Gewerbeschule.
Schott Ferdinand, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Schumacher Anton, Universitäts-Buchhändler.
Schwarz Ludwig, Dr., k. k. Regimentsarzt.
Senhofer Karl, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Sperk Bernhard, k. k. Landesthierarzt.
Stapf Johann, Apotheker.
Stern Julius, Bankier.
Stolz Otto, k. k. Universitäts-Professor.
Tapezierer Heinrich, Fabriksbesitzer.
Tschurtschenthaler Anton, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Vintschgau R. v. Maximilian, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Waldner Franz, Dr., praktischer Arzt.
Weiler Josef, k. k. Realschul-Professor.
Werner Franz, Dr., Magistratsrath.
Wieser Franz, Dr., k. k. Universitäts-Professor.
Wildner Franz, Dr., k. k. Universitäts-Professor,
Bemerkung zur Theorie der irrationalen Zahlen.
Wenn man von einer unbegrenzten Folge von positiven
rationalen Zahlen a,, a,...... weiss, dass es (positive
rationale) Zahlen g gibt, welche grösser sind als die Summe
aus jeder beliebigen endlichen Anzahl von Zahlen ar der
Folge”), so kann man daraus unmittelbar den bekannten
wichtigen Satz erschliessen:
Ist ¢ eine beliebig klein anzunehmende positive (ratio-
nale) Zahl, so muss es eine Anzahl nı geben von der Be-
schaffenheit, dass
am+1 +am+2 + ... +amir<e
ist für jede Anzahl r, sobald m > ın ist,
Diesen Schluss zu begründen ist der Zweck der vor-
liegenden Notiz.
Gabe es in der That zu dem vorgelegten = eine solche
Anzahl nı nicht, so hiesse diess doch nichts Anderes, als die
Summe am+1+am+2-+ .... + am+uy überschreitet für
jede noch so grosse Anzahl m den Werth e, sobald nur p.
eine gehörig grosse Anzahl n erreicht hat.
Es gäbe somit sicher auch Anzahlen n,, ny, .- . Dy,
für welche die Umgleichungen erfüllt wären:
4t3.... fata, oe
an, +1 a,4n,42-+ ... +a +n,4n, >e
*) Diese Eigenschaft einer Folge hat Herr Weiertrass (als das
Kriterium der Endlichkeit) seiner Theorie zu Grunde gelegt. Vor-
lesungen im S. S. 1872.
Naturw.-med. Verein 1887/88. 1
ER
tot... ++ ay pny... mya tr +... +
ta,+m+...+ny >e
wobei x eine beliebige Anzahl bedeutet.
Daraus erkennt man aber sofort, dass es dann für die
betrachtete Folge keine Zahl g geben könnte, wie sie Ein-
gangs charakterisiert ist; denn wie klein auch ¢ sein mag,
die Anzahl x kann stets so gross genommen werden, dass
xe > g ist,
dann wäre aber eben
a fag... a, 4+nj4+n,4+... tm > 8;
was nach der gemachten Voraussetzung tiber die Folge der
Zahlen ar unmöglich ist”).
Als eine Anwendung dieses Satzes möge das Verfahren
erörtert werden, durch welches ermittelt werden kann, wie
oft ein genauer Theil = der Einheit in Se enthalten ist,
q*
vl
wobei q und % Anzahlen bezeichnen, q >1, x>0. Zunächst
nimmt man die Anzahl m, so gross, dass
1
an ++... „Hausen re
ist für jede Anzahl n.
Dann ist ay = aol 0< y= 1
i que! 1”
m, +1
Nun kann genau angegeben werden, wie oft
I
geb in der
my
rationalen Zahl a, enthalten ist; es ergibt sich eine Dar-
vi
m b
stellung Se - + en , by eine Anzahl, O<ß,
vl
<1. Bringt man jetzt b, auf die Form b, —cx q-+4,, so
*) Wie mir mitgetheilt wird, hat diese Schlussweise auch Herr
J. Tannery im $24 seines jüngst erschienenen Buches: Introduction
iu la théorie des fonctions d’une variable (Paris 1886), welches mir
leider bisher nicht zugänglich war, angewandt. Januar 1887.
le >
dass die Anzahl g,<q ist, so erhält man:
Zi — = Arch SB +1
qx tl
y—ı
Ist somit 9, <qg—1, so weiss man, da ß,-+y,<C2 ist,
1 : 00 F
dass — cy, mal in = enthalten ist.
q*
vl
Ist aber a= —q—1, so weiss man nur, dass
c 4 1 1
S 7 = = + quel Ist,
y=
es bleibt aber unentschieden, ob © c mal oder (cx-+-1)mal
(oo)
in De enthalten ist,
ii
Diess zu entscheiden nehme man die ss m; >m, so
gross, dass am,+1-+ . pam ary ist fiir jede
ce) ;
Anzahl n. Dann ist Sy == ee Val.
v=m,-+1
Es kann leicht ermittelt werden, wie oft B in der
qr+?
ma 2
rationalen Zahl Bı + Sa, < enthalten ist und
et TS der
v=m, +1
ergibt sich dabei eine Darstellung
en ED = get -H gura® wobei b, eine Anzahl
bezeichnet <2q, O< B,<< 1 ist.
Bringt mann b, auf die lurm b,=f,q-++-g,, wobei f,<1,
ga <q ist, so erhält man:
eo)
Gaeta se gtBtra
Sa az get TO ou
|
und bemerkt: Die gesuchte Entscheidung ist erreicht, wenn
1*
ag
—]1 ist, dann ist = (0 +1)mal in Se enthalten; fer-
v—1
; „el
ner, wenn f,—O und g<{q—1 ist, dann ist fe cx mal
enthalten; sie ist aber nicht erreicht, wenn f,—O und g,—
q—1 ist, dann weiss man nur, dass |
Cx at + 1
ear
=!
ist, es bleibt aber unentschieden, ob a mal oder (cx+1)
%
mal in Se enthalten ist.
v—l
Nun kann man allerdings das eben beschriebene Ver-
fahren neuerdings zur Anwendung bringen; eine Anzahl m,
m, so gross nehmen, dass
Am, +1 + sa 6 Hand op
ist für jede Anzahl n u. s. w.
Es kann aber auch dann wieder der Fall 3—0, g;—=
—qg—1 eintreten, d. h. keine Entscheidung erlangt werden.
In dem Ausnahmsfalle, wo sich bei fortgesetzter Anwendung
des Verfahrens jedesmal f—0, g;=q—1 ergibt, ist es da-
her auf diesem Wege unmöglich zu entscheiden, ob = in
@
> c, mal oder (cy +1)mal enthalteu ist,
v—
Man kann allerdings bemerken, dass dann
ee)
ie q—1 —1 2 eg ee
= == a eee a a AES: +... in inf = qe ist;
vl
aber es ist doch nicht zu vergessen, dass die Entscheidung,
ob dieser Fall eintrete oder nicht, mit den angegebenen
Sr a
Mitteln nicht erzwungen werden
den Schwierigkeiten, welche in
stimmung der Anzahlen m,, my
kann, ganz abgesehen von
besonderen Fällen die Bes
. . . bieten mag.
Graz im November 1885*).
Victor Dantscher von Kollesberg.
*) Das Manusscript des obigen Aufsatzes wurde dem Vereine
am 17. Jänner 1887 übergeben.
Das Bureau.
Zur analytischen Darstellung der Wurzeln
algebraischer Gleichungen.
Es sei
F(x; u,.. . u) wu =I2 0). ne
die betrachtete Gleichung; u,, ... u, bezeichnen n von
einander unabhängige Veränderliche, welche jeden beliebigen
reellen oder complexen Werth annehmen können. Die Ge-
sammtheit aller dieser Werthesysteme heisst eine 2nfache
Mannigfaltigkeit; ein spezielles Werthesystem
RE els U ans
wird als die Stelle a bezeichnet.
Nach dem Fundamentalsatze der Algebra hat die
Gleichung
4a, —l+... +a—0 (2
wenn a eine endliche Stelle ist, n endliche Wurzeln, die
1 n
HELLAS aia ers alninn X, bezeichnet werden mögen, Unter diesen
n Werthen kommen gleiche dann und nur dann vor, wenn
die Discriminante D(u,,..... . u,) der Gleichung (1 an der
Stelle a den Werth O erhält.
Um nun die Wurzeln der Gleichung (1 in der Umge-
bung der Stelle a zu betrachten, setze ich
y
xX=x,+6 Uy =a, +o, see U,=a, +a,
y
und erhalte aus der Entwicklung von F(x,+-&; a,+o,,...
we uoch Potenzen von &, &, » . . &, die Gleichung:
it Jas ft +... 0 @
\ ; oF
in welcher die partiellen Ableitungen —,—,..... —
dx’ du, du"
mit Klammern versehen sind, um damit auszudriicken, dass
y
uach der Differentiation =x,, u,—a,. .... ua, Zu
setzen ist.
Ist nun =) der Coefficient von & von Null ver-
y
schieden, oder mit anderen Worten, ist x, eine einfache
Wurzel der Gleichung (2, so gibt es eine nach ganzen posi-
tiven Potenzen der Veränderlichen a,, . .. a, fortschreitende
Potenzreihe Sy (a,, ... a), welche sicher convergiert, so
lange die absoluten Beträge |a,|, .. . |a,| eine gewisse, von
Null verschiedene positive Zahl p nicht überschreiten und für
& in die Gleichung (3 eingeführt, dieselbe erfüllt.
Die Begründung dafür ist in dem „ Vorbereitungssatze ®
enthalten, welchen Weierstrass in den Abhandlungen aus der
Functionenlehre, Berlin 1886, p. 107 ff, mitgetheilt hat.
Ist somit [D(a,, ... a,)) 0, in welchem Falle die
Stelle a als eine reguläre bezeichnet wird, so gibt es n ver-
schiedene Polenzreihen
Plan a Anh... Pılaı> Hy ++. An)
welche die n Wurzeln der Gleichung (1 in einer hinreichend
kleinen Umgebung der Stelle a darstellen.
Die Glieder der ersten Dimension der Reihe ®, (o,,...
a) werden aus (3 unmittelbar erhalten, indem man die linke
Seite nach Einführung von
y
& = S, Is es Ay M Oy he 000 An
a Van 01222720, . A, 0.1.2.7... Go
Ai Ae ER: need
auf die Glieder 1. Dimension beschränkt.
Die Reihe hat somit die Form:
B (uy)... a) =a — — = ot... (4
: =) =
Er gr
Beschränkt man sodann die linke Ssite von (3 auf die
Glieder 2. Dimension, so ergeben sich die Coefficienten
0)
EN
in welchem %, + . . . A,=2 ist u. Ss. w.
Dabei ist woh) zu beachten, dass die Entwicklung dieser
Potenzreihen die Kenntnis der n Wurzeln der Gleichung (2
voraussetzt; man wird daher mit Recht die Frage aufwerfen,
was ist durch die vorangehende Betrachtung für die analy-
tische Darstellung der Wurzeln der Gleichung (1 an irgend
einer Stelle u gewonnen ?
Die Beantwortung dieser Frage, welche der Zweck dieses
Aufsatzes ist, besteht in Folgendem:
Ist w=b,, ... u„—b, eine von der Stelle a ver-
schiedene reguläre Stelle b, also |D(b,, . . . b,)| >0, so
werden, wie eben gezeigt worden ist, die Wurzeln der Glei-
chung (1 in einer hinreichend kleinen Umgebung der Stelle b
dureh n Potenzzeichen
O(uy—b,, w—b, . . . u,—D,),
... Oy(u,—b,, y—b,, . . . u,—b,)
dargestellt.
Wenn sich nun zeigen lässt, dass diese Potenzreihen
durch den bekannten Process der Fortsetzung aus den Potenz-
reihen $,, Pa. - . . P, erhalten werden können, so lässt
sich daraus in der That eine Methode ableiten (die allerdings
zunächst nur ein theoretisches Interesse bietet), um zu einer
analytischen Darstellung der Wurzeln der Gleichung (1 an
jeder regulären Stelle u zu gelangen. Dieselbe besteht darin,
1 n
dass man fiir die Wurzeln x,,... x, irgend welche n von
einander verschiedene Zahlen r,, ry, . .. r, nimmt; alsdann
sind die Coefficienten a,,... a, der Gleichung (2 durch
die bekannten elementarsymmetrischen Functionen der Gréssen
Yj, ..+. 1, bestimmt, es ist
lee ae race hee pe) @g—=Ty Ty Ny Tg...
+m—1r, .-
. a, —=(—1)" 1,7, ee ry
et fo Ra
An einer so gewählten regulären Stelle a sind somit
auch die n Potenzzeichen
Blum — au, Ug—ay, - . . Anh - .
ns Pula, Ug—ag,-. . Un—a,).
welche die Wurzeln der Gleichung (1 in der Umgebung der
Stelle a darstellen, vollkommen gegeben, und handelt es sich
somit nur darum, zu zeigen, dass aus diesen Potenzreihen die
Potenzreihen Q,, . . . Q, durch Fortsetzung erhalten werden
können.
Hiezu ist zunächst erforderlich, einen stetigen Uebergang
von der Stelle a zur Stelle b anzugeben, auf welchem keine
singuläre Stelle d. h, kein Punkt des Gebildes von 2n—2 Di-
mensionen D(u,, uz, .. . u,)—O liegt.
Von dem einfachsten Uebergange von a nach b, wie er
durch die Gleichungen:
U, ay +(b, a a, )t, er: u, =a, +(b,—a,,)t
dargestellt wird, wenn die reelle Veränderliche t das Intervall
0<t<1 durchläuft, kann diess im Allgemeinen nicht behauptet
werden, denn es gibt offenbar von a verschiedene reguläre
Stellen b, für welche die Gleichung
D(a, +(b, —ay )t, Sue ns a,+(b,—a,)t)—0
eine reelle Wnrzel im Intervalle O<t<1 hat.
Wohl aber lässt sich zeigen, dass man der Veränder-
lichen A stets unendlich viele solche Werthe geben kann,
dass auf dem Wege
neu tet...
Un—1=an—1-++¢en—1t, u,—=a,+(¢,-+A)t—At? (5
Cy == by —ay (v=1.2. tefelie n) 0<t<1
keine singuläre Stelle liegt, d. h. die Gleichung
D(a, +o t, ... an—i+cen—it, a, +(¢,-+-d)t—t?)—=0 (6
keine reelle Wurzel im Intervalle 0<t<1 hat.
Um diese Behauptung zu begründen. denke ich mir die
linke Seite der Gleichung (6 nach Potenzen von t geordnet
in der Form:
GOJM+O,A) tm1+ ... +0,=0 (7
Beriicksichtigs man die Glieder (—1)2—1(n—1)n—1
uy2u,2—1 und no” u,2—! von Diu, ... u,), so ersieht man
leicht, dass m—-3n—4 ist (worauf es übrigens hier nicht an-
kommt) und dass C)(A), . . . Cm—1(A) ganze Funetionen
von A sind, deren Grad höchstens n-—1 ist und deren Coef-
ficienten ganze ganzzahlige Functionen der Grössen a,, ag,
an, as. = (C,, ind.
C,(A) insbesondere ist vom Grade n—2, O)(A)--C, (A)-+
... +Cm—1(d) und C,, sind von A unabhängig.
Hätte nun die Gleichung (7 für jeben Werth von i
eine reelle Wurzel im Intervalle 0<t<1, so müssten die
beiden Gleichungen, die sich ergeben, wenn man die linke
Seite der Gleichung (6 nach Einführung von
ANID” ay —=ay’+tiay” cy=cy’+ icy”
v=12....0
auf die Form
GW, X”, t) + 1 HW, 2X”, t)
bringt (wobei G und H reelle ganze Functionen der reellen
Veränderlichen X, A”, t sind), somit die beiden Gleichungen
EN O-ANMEHA, N, MNm—1I-... +A,=0 (8
HX, Rt) Bl t= B, Oe I Sr +B,,=", (9
in welchen A,, und B,, von X, A” unabhäng sind und nicht
beide zugleich verschwinden können, ebenso wie die Summen
Ao(M AHA, MY). +Am-10,9”)4-A,, und
By(X,X”)-EB, (XN)... +Ba-1V, X) +B
für jedes reelle Werthepaar A, A” eine reelle Wurzel t im
Intervalle O<t<] gemeinsam haben.
Wenn man daher den reellen Veränderlichen %, A’
solche Werthe >’, »” geben kann, für welche die beiden
Gleichungen (8 und (9 überhaupt keine gemeinsame Wurzel
haben, so hat für einen solchen Werth =) '+ix” die
Gleichung (6 sicher keine reelle Wurzel im Intervalle O<t<1
und wird somit durch die Gleichungen (5 für A=} ein
stetiger Uebergang von der Stelle a nach der Stelle b dar-
gestellt, auf dem keine singuläre Stelle liegt.
ST
Diess ist aber immer und zwar auf unendlich mannig-
faltige Art möglich, wenn nur die Resultante nach t der
beiden Functionen G(X,A”,t) und H(A,%”,t) nicht identisch
verschwindet, d. h. für alle Werthepaare %, A’ den Werth
Null hat,
Dass dieser Umstand nicht eintritt, lässt sich, wie folgt,
erkennen:
Zerlegt man die Functionen G()’,d”,t) und H(,x”t)
in ihre irreductiblen Factoren
G—G, G,m, Se Gm)
H—=H,4,H,% ... HH"
in der Art, wie dies Herr Kronecker im 94. Bande, p. 344 ff.
des von ihm und Herrn Weierstrass redigierten Journals ge-
zeigt hat, so kann keiner dieser Factoren von t unabhangig
sein, d. h. nur die Veränderlichen A’ und X” enthalten, weil
die Grössen A, und B,, von A‘ und A” unabhängig sind.
Die Resultante von G und H zerfällt dabei in Factoren,
welche sämmtlich Resultanten irgend einer Function Gy und
einer Function Hg sind, und kann offenbar nicht identisch
verschwinden, wenn nicht wenigstens eine dieser letzteren Re-
sultanten identisch verschwindet.
Wenn aber die Resultante von Gy und Hy, identisch
verschwindet, so folgt daraus nothwendig, dass die beiden
Functionen Gy und Hg bis auf einen von den Veränderlichen
x, A“, t unabhängigen Factor selbst identisch sind, denn es
besteht dann eine Identität von der Form:
AN Gp (A4 0% EA OHR, M4 t)=0,
wobei, wenn wp und yq die Grade der Functionen Gy und
Hy in t bezeichnen, der Grad von hy in t yq—l, der von
Gp y.p—l ist, und gy und hg ganze Functionen von A’, A”,
t sind.
Die Resultante nach t der Functionen G(i‘,A‘,t) und
H(\‘,A‘4,t) verschwindet somit nur dann identisch, wenn diese
beiden Functionen einen gemeinsamen Factor @('‘,“,t) haben,
der eine ganze Euncticn von A‘, A“, t ist, von der wir wissen,
En |)
dass sie nicht von t unabhängig sein kann, weil A,, und B,,
von X‘, X unabhängig sind.
Es lässt sich auch leicht zeigen, dass O(X',A“,t) nicht
von A und X“ unabhängig sein kann.
Wäre nämlich diess der Fall, so gäbe es Werthe von t,
die Wurzeln der Gleichung ®=0, für welche
D(a,-+o,t, . . . an—1-++cen—it, a, -+(c,-+2)t—At?)
den Werth 0 erhält, welchen Werth man auch dem X geben
mag. Betrachtet man aber die Entwicklung der vorstehenden
Discriminante nach Potenzen von X:
Da, tab... an—1-++-cen—it,a,+-(¢,+-A)t—At?)— (10
(D) +a(i—t)(2”) te a 1 ( _ IE.
n
1 on—1D
-H (a_i) Au—1 tn—1(1]—t)n--1 Ga ;
wobei durch die Einklammerung von D u. s. w. wieder
n
angedeutet ist, dass in den Functionen D(u,,u,,..... un):
oD(u,,u;,...u,)
OU,
zu setzen ist, so erkennt man, dass ein solcher Werth von
f on—1D ; :
t nur 0 oder 1 sein kann, da crepes case) ist. Die
n
Werthe 0 und 1 von t sind aber ausgeschlossen durch die
Annahmen, dass a und b reguläre Stellen sind, d. h.
Da, - . . 2) >0 und |D(h,, -- u)
Ein gemeinsamer Factor O(A‘,A“,t) der Functionen G(i‘,A“, t)
und H(\‘,A‘,t) ist somit eine ganze Function von )‘,i“,t,
deren Grad in t und mindestens in einer der beiden Veränder-
lichen A‘ und / von O verschieden ist. Einen solchen ge-
meinsamen Factor können aber die Functionen G und H
nicht haben,
Wäre nämlich
GR, N t) =o 1% oe tO‘, Neb t)
HN, ee VUN Re to, on t),
U.S. w ma 4t66b.... ma
eras N
wobei g und h ganze Functionen von A‘,X”,t bezeichnen, so
würde daraus folgen:
D(a, +¢,t, oO an—1-+ cn—1t, a,,+(¢,-+d)t—)t?)— (11
[g(a th ThA AY, OR; 2% t)
und gäbe es somit für jeden speciellen Werth t, von t, für
welchen nur 80%, %“,t,) nicht von A’ und A“ unabhängig ist,
(und solche Werthe t, gibt es sicher beliebig viele, da
O0; A“, t) nicht von A‘ und X“ unabhängig ist) unendlich
viele Werthesysteme )‘), A, und somit auch unendlich viele
Werthe Au==%9 + ido, für welche die Gleichung
D(a, +e,ty, . . . an—1-+-cn—ity,a,+(¢,-+d)typ —Aty 2)=-0
deren Grad in A gleich n—1 ist, erfüllt wäre.
Offenbar gilt dies auch dann, wenn die Function
O(A',A,t,) nur eine der beiden Veränderlichen X‘, X” ent-
halt, z. B. %; dann gibt es allerdings nur eine endliche
Anzahl von Wurzeln der Gleichung O(A,A“,t,)—0, aber
jede derselben kann mit jedem beliebigen Werthe von A“
combiniert werden.
Daraus würde folgen, dass für t—t) auf der rechten
Seite der Gleichung (10 die sämmtlichen Coefficienten der
Potenzen von A verschwinden müssen; dass es aber solche
Werthe t, nicht gibt, wurde bereits bemerkt.
Damit ist nun in der That, wie ich glaube, zur völligen
Evidenz gebracht, dass es unendlich viele Werthe von i
gibt, für welche die Resultante nach t der Functionen
G(A, Rt) und H(A,A“,t) einen von O verschiedenen Werth
erhält, für welche somit sicher die Gleichung (6 keine reelle
Wurzel hat, so dass auf dem Wege von a nach b der für
A—ı durch die Gleichungen (5 dargestellt wird, keine sin-
guläre Stelle liegt.
Es hleibt jetzt noch zu zeigen, dass auf jedem solchen
Wege aus einer Potenzreihe ®, (u —a,, . . . u,—a,), welche
in einer gewissen Umgebung der Stelle a convergiert und eine
Wurzel der Gleichung (1 darstellt, durch Fortsetzung eine
Potenzreihe Sy(u—b,, . . . a,—b,) abgeleitet werden kann,
welche im einer hinreichend kleinen Umgebung der Stelle b
Re! Meer
convergiert und in derselben eine Wurzel der Gleichung (1
darstellt.
Dabei möge noch darauf aufmerksam gemacht werden,
dass der Uebergang von a nach b, der durch die Gleichungen
(5 dargestellt wird, wohl zu unterscheiden ist von der Ge-
sammtheit der Stellen, welche in den Formeln
u,=a,+¢,t,, .. . Un—1—an—1-+-Cn—1 fn—1
u,—=a,+(¢,+A) t,—At,, g
enthalten sind, wenn t,,... t, von einander unabhängige
reelle Veränderliche sind, deren jede das Intervall (0, 1)
durchläuft.
Bei dem hier betrachteten Uebergange von a nach b
entspricht jedem Punkte einer der Strecken ay by (v=1,2...n)
ein ganz bestimmter Punkt auf jeder der übrigen Strecken
ay, by,, wofern cy und cy, von Q verschieden sind.
Um nun die Möglichkeit der Fortsetzung festzustellen,
sei Folgendes bemerkt.
Ist t’ eine Zahl im Intervalle O<t’<1, so ist, wenn
u, ‘=a, +¢,t', ... Una ı Im
=a (Ca a) tat"
gesetzt wird, |D(u‘,, ... u‘,)|/>>0.
Sind h,,... h, von einander unabhängige complexe
Veränderliche, so wird durch die Formeln
0, ul th sun hr
eine Umgebung der Stelle u‘ „vom Radius r“ dargestellt —
nach einem von H. Weierstrass in den Vorlesungen, S. S.
1872 gebrauchten Ausdrucke — wenn
[ey Peet eS he anise
Es lässt sich nun eine positive Zahl r so klein angeben,
dass in der Umgebung jeder Stelle u — d. h. für alle
Werthe von t‘ im Intervalle 0<t=1 — vom Radius r, keine
singuläre Stelle liegt.
In der Entwicklung
3 oD)‘
Dear Hoy... wy Ph)=D(w'y « « «m4, -) +...
aD)! 1
ate fi i) + ee ec a 2
Mt... +%D %
Ohr, ee OU, % | ae . (%, + are)» —+%,2n—2)
in welcher durch die accentuierten Klammern angedeutet wer-
den soll, dass in den betreffenden partiellen Ableitungen der
Bonetion D(u,,. . .u,) m =u4,..... un—u‘, zu setzen ist,
ist das Anfangsglied D(u‘,,.. ... u’,) eine ganze Function
von t’ und für alle in Betracht kommenden Werthe von t‘
von 0 verschieden. Es gibt daher für D(u‘,,.... u‘,)| im
Intervalle O<t’<1 ein von Null verschiedenes Minimum m.
Ebenso gibt es für die absoluten Beträge der ganzen
out. - t+%nD
RES. ur - OU, %2 2. OU,*n
tervalle O<t’<1 ein eae Maximum WM.
Beschränkt man somit die absoluten Beträge von h,,
hy, ». . bh, so, dass
Mm lb. Elby|)-H(Iba|+ «Ube.
Lem
a Nm
[hy |<cr,.... |b„|<r macht, so kann man in der That be-
haupten, dass in der Umgebung vom Radius r einer jeden
Stelle u‘ keine singuläre Stelle liegt.
Diess vorausgeschickt erkennt man die Möglichkeit der
Fortsetzung durch folgende Ueberlegung.
Um auf dem betrachteten Wege von a nach b eine
Stelle u“ so nahe an u‘ zu bestimmen, dass u” in der Um-
gebung vom Radius vr der Stelle u‘ l’egt, hat man, wenn
“=a, +e (t+), ..
un = 1=an—1+cn—1(t/+t)
a, =a,+ (+ 2 )(t'++t) re) £
gesetzt wird, die positive Zahl t so klein anzunehmen, dass
le, |t<<v,... |n-ılt<r, |e,-+(1—2t'—t) 2 |t<cv
ist. Die letzte Forderung ist für alle Werthe von t‘ sicher
erfüllt, wenn [|c,/+-(1-+t)|,|Jt<cv gemacht wird; fiir die-
) von t’ im In-
was sicher erreicht ist, wenn man für r—
Sn ye
jenigen Grössen c,, welche gleich 0 sind, sind diese Bedin-
gungen von selbst erfüllt (v<n).
Nunmehr kann man als erste vermittelnde Stelle für
die Transformation der Reihe P,(u,—a,, ... n,—a,), welche
nach einem bekannten Satze sicher in der Umgebung vom
Radins r der Stelle a con vergiert, die Stelle a‘, deren Coor-
dinanten
a‘; a, tet, ... a‘n—1=an—1+¢n—11,
a‘ =a, te tr )t—it?
sind, wählen.
Setzt man dann in $y uv—a»—(uy—a‘, )-+-(a‘y—ay)
v—12,...n, so lässt sich das Resultat in eine Potenzreihe
PO,(u—a,, Up—a‘g,... u„—a‘,) verwandeln. von der man
weiss, dass sie sicher in der Umgebung der Stelle a’ vom
Radius ry convergiert und eine Wurzel der Gleichung
B(x; 0; 20) U
darssellt.
Stellt man nämlich F(®,; u,,...u,) als eine Potenz-
reihe Py(u,—a,,...U,—a,) dar und wendet auf diese die-
selbe Transformation an, durch welche $y in PB, ® übergeht,
so erhält man eine Potenzreihe P, “(u,—a‘,,...u,—a’‘,),
welche in der Umgebung der Stelle a‘ vom Radius r sicher
convergiert und den Werth O hat. Diese Reihe ist aber
nach dem Vorgange bei der Transformation identisch mit
derjenigen, welche sich ergibt, wenn man F(P,®, u,,...u,)
als Potenzreihe von u,—a‘,,...u,—a‘, darstellt.
Liegt nun die Stelle b bereits in der Umgebung der
Stelle a vom Radius r, so ist das Ziel erreicht; ist diess
nicht der Fall, so wird man eine zweite vermittelnde Stelle
a mit den Coordinaten
a” =a‘, tet, ... aa -1—=an 10-11, a, at
ee I —3t)i] t
wählen.
Setzt man dann wiederum in $y uy — a, —(uy—a”,)+
+(ay—a‘y), so ergibt sich eine Potenzreihe B,@) (u, —a“,,
. un—a“,), welche sicher in der Umge bung der Stelle a“
Fein —
vom Radius r convergiert und eine Wurzel der Gleichung.
F(x;u,...u,)=0 in derselben darstellt.
In dieser Art kann man nun offenbar fortfahren, bis
(x)
man zu einer vermittelnden Stelle a mit den Coordinaten
(x) (x)
a, ==a, fe, xt, . 2. . an—1—an—1-+-Cn—1%t
(#)
a,==a,+(¢, “bi )ut— (at) N
gelangt, von der man behaupten kann, dass die zu erreichende
Stelle b sicher in der Umgebung vom Radius r der Stelle
R
a liegt.
Diess tritt offenbar dann gewiss ein, wenn O<1—xt<Tt
= 1 Li {
geworden ist, oder ache ae ist, also x die grösste
Ä PR: 5
ganze Zahl erreicht hat, welche in aa enthalten ist.
Es ist somit in der That möglich, auf dem angegebenen
Wege von a nach b aus den Potenzreihen
$Y, (u,—a,,....U,—a,),.... Pla... u,—a,)
Potenzreihen
Qı (u, —=b; a8 u,—b,)s Sach sie Qn(Uy sabia + t=O)
abzuleiten, welche in der Umgebung der Stelle b vom Radius r
sicher convergieren und der Gleichung F(x; u,,.... u,)—0
in derselben genügen.
Da aus diesen letzteren Reihen umgekehrt auch wieder
die Reihen $,, .... P, abgeleitet werden können, so sind
die Reihen 9,,....Q, von einander verschieden, somit mit
den Reihen Q,,.... Q,, durch welche in der Umgebung der
Stelle b die n Wurzeln der Gleichung F(x; u,,....u,)—0
dargestellt werden, in irgend einer Ordnung identisch.
Um von dem hier benützten Uebergange von a nach b
ein geometrisches Bild zu geben, stellt man jede der Verän-
derlichen u,, ... u, in einer eigenen Zahlenebene in ge-
wohnter Weise dar.
Dann werden die Wege der Veränderlichen u,,... un—1
Naturw.-med. Verein 1887/88. 2
1
durch die geradlinigen Strecken a,b,,...an—1bn—1 darge-
stellt; fällt der Punkt by mit ay zusammen, so reduciert sich
die Strecke a,b, eben auf den Punkt ay.
Der Weg, den die Veränderliche u, von a, nach b,
beschreibt, ist, wenn |a,—b,|>0 ist, ein parabolischer Bogen,
der durch die Punkte a tn + b, hindurchgeht; der
n?
c DD se
Punkt tg +> ist der Pol der Sehne a,b,.
Ist a,—b,, so reduciert er sich auf die hin und zurück
zu durchlaufende geradlinige Strecke vom Punkte a, nach
dem Punkte +
Dass sich noch mannigfaltig andere Wege mit denselben
wesentlichen Eigenschaften angeben lassen, bedarf wohl kaum
der Erwähnung.
Graz im December 1886.
Vietor Dantscher von Kollesberg.
17), TE Hea
\
Bericht der syphilitisch-dermatologischen Klinik
des Professor Dr. Eduard Lang in Innsbruck
für das Solarjahr 1886.
Zusammengestellt vom klinischen Assistenten
Dr. Franz Schuchter.
A. Zahlenbericht.
Zu Ende des Jahres 1885
verblieben
im Jahre 1886 sind zuge-
wachsen vom Journal
durch Transferirung
insgesammt
es standen somit im Jahre
1886 in Behandlung
Jahr 1887 über
Es wurden also während des
Jahres 1886 in Abgang
gebracht i
und zwar als geheilt .
als gebessert
als ungeheilt
als gestorben
transferirt wurden
21M.-+
. 220 M. + 100 W.— 320
OMe Wee 4
13 W: == 34 stat. Kr;
226 M. + 101 W. — 327
. 247M. + 114 W. — 361
Von diesen gingen auf das
18M.+ 18W.— 36
. 229M.-+- 96 W.— 325
. 173M. + 73 W.— 246
37M.+ 10W.= 47
3M.-4..3W:=.,.6
IM+ 4W.= 5
15M.+ 6W.= 21
229M.-+ 96 W. = 325
9%
— 20
Ausserdem erschienen im Solarjahre 1886 zur Ordination
620 ambulante Kranke, von denen 114 theils auf unsere
Klinik und Abtheilung aufgenommen, theils anderen Kliniken
zugewiesen wurden. Es wurden somit bei uns 506 Ambu-
lante behandelt, die sich mit den 327 aufgenommenen sta-
tionären Kranken auf die einzelnen Monate folgendermassen
vertheilen :
Im Januar sind zugewachsen:
„ Februar „ 5 26
» Marz 5 ‘ 36
» April - s 27
> Mai 5 N 57
» Juni » » 48
» Juli > » 51
» August , > 52
» Septemb. , A 88
» October , x 47
» Novemb. , . 35
» Decemb. , x 32
Zusammen . 506
folgt:
Selerose allein (zum Theil mit
nicht syphil. Affectionen com-
plicirt) :
Constitutionelle Syphilis (dar-
unter 26 hereditär)
Ulcera venerea
Herpes praeputialis
Balanoposthitis
Acute und chron. Urethritis
Urethritis mit Phimosis
eo
lor)
Urethritis und Epididymitis 9
Cystitis und Haematurie 1
Epididymitis allein 2
Epididymitis mit Funiculitis 1
Uebertrag: 142
i
o
8»
5
=
44444
a
| orl am
35 stat.
29
19
22
25
27
33
27,
25
28
28
29
+ 327
Nach den Diagnosen vertheilen sich die bei uns behan-
delten 506 Ambulanten, zusammengehalten mit den im Jahre
1886 in Abgang gebrachten 325 stationären Kranken, wie
6 amb.
75Kr.
55
55
49
82
75
84
79
80
75
63
61
= 833
++++4+4+4+444+
—
Fürtrag
Strietura urethrae (in Folge
von Urethritis) mit Cystitis
Vaginitis m:
Vaginitis mit Drtine
Bartholinitis
Katarrh des Ghcvicaleanaie
Venerische Papillome
Adenitis simplex und suppura-
tiva (verschiedener Ursachen)
Spermatorrhoea .
Onania EN =
Neurosis urethrae . . . ,
Orchitis epidemica . . . ,
Variola
Faulecke . RE
Stomatitis und rocken‘ in der
Mundhöhle
Rhinitis
Laryngitis
Pharyngitis
Verätzung
Verbrennung
Erfrierung
Quetschung
Decubitus is Ee m a ange
Tätowirung
Erythema simplex
Dermatitis acuta
Erysipel
Furunkel .
Abscess
Anthrax
Phlegmone mit Tymphangeii
Panaritium
Phlebitis mit Fhrombose
Varices ats
Elephantiasis . ,
Ulcus simplex ay tow te
Tuberculése Infiltrate, Ge-
schwüre und fungöse Herde
Uebertrag
21 —
¥
»
om we om
Hb FAALEEHETEFEF HEHEHE HH HH HH
. 142 stat. + 130 amb.
wee lel om
ui
SHtHPerDD
—
Pee. | DTK OW PWR Dw Da
bo
—_
¥
249°,
voy vvy ¥°
HD m ot
Lor |
VAR
— it ot OD
¥¥Y¥y-y¥
me bo
Or oor RP WK OPN DOW Lf S DW DO
bo
er
Fürtrag . 228 stat. 4- 249 amb, — 477 Kr.
Scabies . . St. 169 \ 4. er
Excoriationes (im Eblge von
Schmutz. Pedicul. vestim. etc.,
einmal mit PlicaPolonica) 11, + 17, == 38,
Dermatomycosis favosa . . 12.4.1, == 2,
Dermatomycosis circinata . . —, + 5, Bs
Dermatomycosis versicolor . —y, + 3, = 3,
Psoriasis . . : 5g. ee eS
Eczema , een le,
Hothyma - .. « . .j. 87 5 +108), (=i
Sycosis vulgaris . ope a ee. :.
Acne vulgaris, Comedones. . 1, + 8, = = 94
Seborrhoea capillitii 1s ++) TS Tr
Hyperidrosis man. et ped. 1, + 521,000
Acne rosacea f —, + 2, 2»
Liodermia —, + 1,4273
Neuralgien —» :+..5 > Sa
Herpes Zoster gett ha Ne -+- 8 >. =a
Gangraena circumscripta -.« ly + =) “eae
Prurigo 5, + 45; Sie
Pruritus ; 1, + 5,2, 2
Hypertrichiasis er Ba
bata) . Ney Hea ata: SONS + 1 > == 1 >
Defluvium eapileeam ee GS ub airtel cokes 3»
Area Celsi \.1..dı 2. ou. Er
Leukoderma . ; - 1, + jx. Seana
Urticaria (angioneurot. Dee
tosen) . . ls + 1 Ss I Er
Haemorrhagien i. d. Haut Scout) lL,» + =, ein
Lichen ruber . . a a + Sala Se
Lupus erythematodes ae a eu ee
Lupus Willani © Narbenge-
webe) . doe le 28 Se ee
Lepra 5 1 » -+ Tri 1 >»
Ichthyosis bogey HE ed
PYMOItAS 6 ek 10h lds Vu lees = 29 So
Teleangiectasie ee le 1»
Verucca Lis) choot Rz
Sarcoman: sv, tha! 1, + —, l,
Carcinoma RR ae FT 4, + 1, = 5,
Uebertrag . 325 , +485 , =810 ,
3
Sern. So
Fürtrag . 325 stat. 4 485 amb. = 810 Kr.
Unbedeutende oder eingebildete
Krankheiten. Waren. tsi gy t= 12.5 | = 2
Untersuchung auf Lues mit
negativem Resultat . . . —, + 9, = I,
Zusammen . 325, +506, 831 ,
B. Allgemeine Uebersicht.
Syphilitische Initialmanifestationen allein kamen
einige Male vor.
Der Sitz der Sclerose war zehnmal am äussern oder
inneren Blatt des Präputium, zweimal im Sulcus retroglan-
dularis und dreimal an der Glans. Bei einem 73jährigen
Manne bestand eine gangränöse Sclerose am Praeputium ; als
letzteres einmal vom Patienten zurückgestreift wurde, wich
es wie unter einem Scheerenschlage auseinander; die Inguinal-
drüsen waren nicht geschwellt; -auch Allgemeinerscheinungen
traten bei ihm nicht auf.
Bei Constitutionellsyphilitischen konnte die Ini-
tialmanifestation in Form von Sclerose dreissigmal nachge-
wiesen werden, und zwar neunmal am Präputium, fünfmal im
Sulcus retroglandularis, dreimal am Frenulum, dreimal an der
Glans oder am Orificium urethrae, zweimal an der Portio vaginalis,
einmal am Labium majus, zweimal am Labium minus, ein-
mal am Mons veneris bei einer Frau von 62 Jahren, dreimal
am Mundwinkel und einmal an der Oberlippe.
In 27 Fällen konnte man entsprechend der Initialmani-
festation Narbenbildung nachweisen, und zwar dreizehnmal am
Praeputium oder im Sulcus retroglandularis, sechsmal au der
Glans, zweimal am Frenulum, einmal am Labium minus und
fünfmal am Labium majus; darunter einmal bei einem 14jäh-
rigen, im Wachsthum sehr zurückgebliebenen Mädchen, wel-
ches den Coitus mit männlichen Individuen auch zugestand ;
am rechten Labium majus fand sich eine dasselbe in zwei
Hälften spaltende Narbe vor; das Hymen war links und
rechts eingerissen, die Vagina leicht für einen Finger durch-
BDA.
gängig; am Anus sassen nässende Papeln. — In den übrigen
Fällen fehlte auch dieser Nachweis. a
Constitutionelle Erkrankungen der Haut
allein kamen vor, und zwar wie folgt: Zwölfmal ein macu-
löses und achtmal ein papulöses Syphilid; in 34 Fällen
waren nässende Papeln und zweimal Psoriasis palmaris et
plantaris vorhanden.
Complicationen mit venerischen Geschwüren oder vene-
rischen Papillomen konnten je einmal, mit Vaginitis achtmal
beobachtet werden. JIritis fand sich neben constitutioneller
Syphilis in zwei Fällen.
Eine eigenthümliche Form eines maculésen Syphilids
zeigte sich bei einem mit exulcerirter Sclerose am inneren
Blatt des Praeputium behafteten Manne, Bei seiner Auf-
nahme wies die Haut an der linken seitlichen Thoraxwand
und in der Umgebung der linken Brustwarze einige grosse,
scharfbegrenzte rothe Flecken auf; nach drei Tagen bemerkte
man ebensolche rothe Flecken, von denen einzelne über thaler-
gross waren, auch an der vorderen Brustseite, und in den
folgenden Tagen traten die maculae, jedoch in geringerer
Grösse, auch an der Haut des Rückens zu Tage, Am
20. März 1886 verlies Patient das Spital und am 20. Juni
stellte er sich mit einer erodirten Schleimhautpapel an der
Oberlippe im Ambulatorium ein; an den seitlichen Brust-
gegenden waren noch immer Spuren des gross-maculösen
Syphilids in Form von ganz livid gefärbten, verschwommenen,
~ theilweise fast thalergrossen Flecken zu bemerken,
Syphilitische Erkrankung der Haut undder
Schleimhäute fand sich in 19 Fällen, und zwar viermal
neben einem Fleckensyphilid und vierzehnmal neben nässenden
Papeln; darunter waren drei Fälle von Papeln im Rectum neben
nässenden Papeln an den Genitalien und am Anus; ferner
einmal Laryngitis specifica neben Syphilis papulosa und Pso-
riasis palmaris et plantaris,
Syphilitische Erkrankung der Schleimhäute
allein fand sich vierzehnmal vor; davon mögen zwei
Fälle hier erwähnt werden. Der erste betraf einen 37jäh-
rigen Mann, bei welchem nebst Schleimhautpapeln in der
Mundhöhle ein Infiltrat der Uvula und ein Papillom in der
linken Nasenhöhle sich vorfand; im Sulcus retroglandu-
laris sass ein blattförmiges Sclerosenresiduum. Im zwei-
ten Fall, bei einer 37 Jahre alten Frau, waren einzelne
magere, theilweise erodirte Papeln an den Genitalien; das
linke Stimmband war gelähmt, über dem linken Giess-
kannenknorpel ein kleiner Knoten, die Schleimhaut darüber
geröthet; in beiden Nasenhöhlen exulcerirte Papeln, an den
Lippen und Mundwinkeln Schleimhautpapeln und Rhagaden;
in beiden Fällen wurde je 2.70 cub. om. eines 20%, Ol. einer.
subeutan injicirt.
Gummöse Erkrankungen konnte man bei 27 sta-
tionären und 15 ambulanten Kranken constatiren, und zwar
grösstentheils in Form von Geschwüren.
Anfangs des Jahres 1886 befand sich eine 39jährige Frau
auf unserer Klinik, bei welcher an der linken Nasenseite, nach
innen vom inneren Winkel des linken Auges sich ein über
kreuzergrosses, scharf begrenztes Geschwür vorfand, welches in
der Mitte eine etwa halbkreuzergrosse, das linke Nasenbein
betreffende Perforationsöffnung aufwies, durch welche
man das ganze Naseninnere überblicken konnte. Ferner war
bei ihr nebst anderweitigen Erscheinungen von Lues der
Maleolus extern. sin. aufgetrieben und schmerzhaft; Schwel-
lung und Schmerzhaftigkeit erstreckte sich auch längs der
Sehne des Musculus peroneus, etwa bis zum mittleren Drittel
desselben nach aufwärts, so dass die Diagnose auf eine Te-
nosynitis specifica gestellt werden konnte. Unter der anti-
syphilitischen Behandlung — local: Hydrarg. 5.0, Lanolini
20.0, Calomel-Gaze, Lapis; innerlich: 66 Gramm Jodkali —
gingen nicht nur die Erscheinungen der Sehnenscheidenent-
zündung, sowie auch die übrigen Symptome der Krankheit
zurück, sondern es gelangte auch die Perforation an der linken
Nasenseite zu einem vollkommen narbigen Verschluss.
Einen sehr acuten Verlauf von Syphilis — ausser dem
MOR ea
unter den casuistischen Mittheilungen berichteten Fall —
beobachteten wir bei einem 28jährigen Kellner, der Ende
Mai 1885 eine Sclerose acquirirt hatte. Am 4, October des-
selben Jahres wurde der Mann bei uns aufgenommen mit
ausgedehnten gummösen Ulcerationen an den Extremitäten, an
der behaarten Kopfhaut, am Rücken, im Pharynx und mit
gummöser Periostitis der linken Tibia; auch an der Glans
befand sich in der unteren linken Hälfte derselben ein huf-
eisenförmiges Gummageschwür, welches den Verlust ungefähr
eines Drittels der Glans veranlasste. Ausserdem war Necrose
des Processus palat. des Oberkiefers vorhanden. Nachdem
Patient bei uns — nebst Local-Therape — 34 Flaschen
eines Decoct. Sassap. inspissat. (20 : 400) und 55 Gramm
Jodkali consumirt hatte, waren die zahlreichen Ulcerationen
vernarbt; nur der necrotische Knochen hatte sich noch nicht
abgestossen; Mitte Februar 1886 verliess Patient das Spital,
um schon am 11. Mai desselben Jahres neuerdings mit fast
unzähligen, theilweise über thalergrossen gummösen Geschwüren
überschüttet, um Aufnahme anzusuchen. Während seines
Spitalaufenthaltes kam es zur Entwicklung einer linksseitigen
gummösen Mastitis. Diesmal erhielt Patient nebst 80 Gramm
Jodkali 2.20 cub. otm. eines 20 %, Cl. einer. in Form von
Injectionen; die Geschwüre wurden mit Empl. hydrarg. be-
deckt; nachdem dieselben alle geheilt und mittlerweile sich
auch der necrotische Knochen begrenzt hatte und mittels Korn-
zange extrahirt worden war, wurde der Mann am 27. August
entlassen.
Ueber einen Fall von Carcinom an der Unterlippe,
welches sich an Stelle einer früheren syphilitischen Papel ent-
wickelte, ist in den Wiener Med. Blattern, Jahrgang 1886,
Nr, 41 und 42 berichtet worden.
Familiensyphilis (erworbene Syphilis bei mehreren
Mitgliedern einer Familie) hatten wir zweimal zu beobachten
Gelegenheit; das einemal waren Vater, Mutter und eine zwölf-
Jährige Tochter von der Seuche befallen; bei allen dreien
waren nässende Papeln am Anus und um die Genitalien vor-
5 ea
handen; die Frau zeigte überdies Reizungserscheinungen von
Seite des Gehirnes — Anfälle von heftigem Schwindel, Kopf-
schmerzen, — welche nach durchgeführter Allgemeinbehand-
lung mit Injectionen von grauem Oel zugleich mit dem pa-
pulösen Syphilid verschwanden. Im vordersten Antheil der
Urethra des Mannes fand sich eine Verdickung vor, welche
als Sclerosenresiduum gelten konnte. Aus derselben Familie
befand sich gleichzeitig ein Knabe von 7 Jahren wegen Pru-
rigo bei uns in Behandlung, welcher von der Seuche ver-
schont geblieben war.
Das zweitemal handelte es sich um 3 Geschwister im Alter
von 5, 3und 2 Jahren. Die Untersuchung des Vaters der Kinder
ergab mit Ausnahme einiger striemenförmigen Narben ar der
linken Tonsille und einer eingezogenen Narbe entsprechend dem
Zungenbein ein negatives Resultat; die Mutter zu untersuchen
waren wir nicht in der Lage; wohl aber ergab die Unter-
suchung der Kindsfrau, welche noch einen Monat vor Eintritt
der Kinder in das Spital bei der Familie bedienstet gewesen
war, deutliche Zeichen von Syphilis: 2 Plaques an der Zunge,
Narben an beiden Mundwinkeln, striemenförmige Narben an
der rechten Tonsille, ein über guldenstückgrosses Geschwür
mit etwas infiltrirten Rändern und rothem Grunde am
Muttermund; die 3 Kinder derselben starben im Alter
von %, Jahren, 4 und 5 Wochen. — Beim ältesten der
obgenannten drei Kinder, einem 5jährigen Knaben, war die
Sclerose an der Oberlippe deutlich nachweisbar; die Sub-
maxillardrüsen beiderseits vergrössert, in der Mundhöhle
Schleimhautpapeln; nach 18 Tagen trat ein reichliches macu-
löses Syphilid auf, Nebst Localtherapie erhielt Patient ianer-
lich 34 ctgr. Hydrarg. tannic. oxydul. und später noch, als
Reoidive in Form von Plaques in der Mundhöhle auftrat,
Jodkali. Beim zweiten Kind, einem jährigen Mädchen, sass
die Sclerose am rechten Mundwinkel; beide Tonsillen waren
vergrössert und mit Geschwüren besetzt; an den Genitalien
einige magere Papelchen; Inframaxillar- und Inguinaldrüsen
beiderseits, jedoch mehr rechts, vergréssert. Das Kind erhielt
PTR
Pay x ?
— 2 — pas
94 ctgr. Hydrarg. tannic. oxydul. und später, als noch einige
Schleimhautpapeln in der Mundhöhle auftraten, Jodkali; bei
ihr zeigte sich die Syphilis viel hartnäckiger, als bei ihren
zwei Brüdern; im weiteren Verlaufe kaın es auch an den
rechtseitigen Inframaxillardrüsen zur Suppuration. Ihr jün-
geres, 2jähriges Brüderchen hatte an beiden Mundwinkeln je
eine Papel und eine Rhagade, beide Tonsillen waren ver-
grössert und unrein belegt, die Inframaxillardrüsen beiderseits
geschwellt, links vom Anus eine grosse, gegen das Rectum
hinziehende Papel. Nebst entsprechender Localtherapie er-
bielt er 47 ctgr. Hydrarg. tannic oxydul. Bei ihm wurden
keine weiteren Attaquen der Seuche beobachtet. Zu bemerken
bliebe noch, dass ein älteres Schwesterchen von der Krankheit
frei geblieben war.
Lues hereditaria fand sich bei 11 stationären und bei
13 ambulanten Kranken; von den ersteren zählte der jüngste
Patient 4 Wochen, der älteste 54 Jahre. Das eben erwähnte
Jüngste Individuum mit Lues hereditaria, ein Mädchen von
4 Wochen, kam am 15. Mai 1886 vollkommen ausgetragen,
mit normaler Körperlänge und Gewicht auf der hiesigen Ge-
barklinik zur Welt. Während der ersten Tage zeigte es
keinerlei krankhafte Erscheinungen. Nach etwa 10 Tagen
traten einige Infiltrationsherde in der Umgebung des rechten
Ellbogengelenkes auf, weshalb das Kind ambulatorisch zu uns
gebracht wurde. Die Haut über den mehr als bohnengrossen
Infiltraten war bläulich verfärbt, da und dort Fluctation nach-
weisbar. Die Lymphdrüsen in der rechten Achselhöhle waren
geschwell. An den fluctuirenden Stellen wurde incidirt und
mit Jodoformgaze verbunden. Ein kleineres Infiltrat am
Dorsum man. sinist. resorbirte sich nach Application von
Empl. hydrarg. in den nächsten Tagen. Auch die Incisions-
stellen gingen einer baldigen Verheilung entgegen; dafür aber
traten neue Herde am rechten Vorderarm und im weiteren
Verlaufe am linken Oberschenkel, am linken Kniegelenk, in
der Gegend des Steissbeines und an anderen Stellen des
Rückens au. Am 16. Juni 1386 wurde das Kind sammt
= 29 —
der Mutter auf unsere Abtheilung transferirt. Die Unter-
suchung der letzteren ergab mit Ausnahme einer etwa erbsen-
grossen, etwas eingezogenen Narbe am linken Labium majus
ein negatives Resultat. Das Kind wurde bei uns mit Subli-
matbädern (1 Gramm pro balneo) behandelt; ausserdem
wurde gegen die profusen Diarrhöen, an welchen es gleich-
zeitig litt, eine entsprechende Therapie eingeleitet: Amylum
klysma mit Zusatz einiger Tropfen Tinct. Op.; innerlich:
Natr. salieyl. in kleinen Gaben, 2—3 Tropfen Opium-Tinctur
in der Milch. Wo es an den Infiltraten zur Suppuration
kam, wurde incidirt und Calomel-Bacillen eingelegt. Nichts-
destoweniger entstanden fortwährend neue Infiltrate da und
dort am Körper, welche Hand in Hand mit den fortbestehen-
den, wenn auch etwas weniger profusen Diarrhöen einen
raschen Kräfteverfall veranlassten, dem das Kind am 28. Juni
erlag. Die Obduction ergab Cholera infantilis, die syphili-
tischen Infiltrate waren rückgebildet, sonst negativer Befund.
Ueber einen weiteren Fall von Syphilis heredit. mit tödt-
lichem Ausgang siehe casuistische Mittheilungen.
Von den übrigen Fällen von Lues heredit. betrafen fünf
erwachsene Personen im Alter von 21—54 Jahren; 3 von
denselben stammen aus einem und demselben Gebirgsthale;
bei zwei Männere war die Erkrankung in Form von ulcerösen
Zerstörungen im Gesicht und in der Nasenhöhle mit Perfo-
ration des Septum, bei einer Frau in Form eines Infiltrates
vorhanden, welches in Gestalt eines Schmetterlinges die Nase
und die angrenzenden Wangenparthien occupirte und sich nach
innerlicher Darreichung von Jodkali und Application von
Empl. hydrarg. zuriickbildete. Einer der beiden Männer ge-
langte vor Kurzem mit einem Recidiv — klein - gummöse
Herde mit theilweiser Ulceration im Gesichte — wieder bei
uns zur Aufnahme, — Bei einem anderen hereditär belasteten
Patienten, einem 27jährigen Manne, dessen 32 Jahre alte
Schwester bis vor Kurzem behufs Heilung von ausgedehnten
gummösen Ulcerationen am linken Unterschenkel sich auf
unserer Abtheilung befand, war der ganze linke Arm von
Re. a
mächtigen gummösen Geschwiiren und Narben besetzt, welche
eine Contractur des Ellbogens (70—80°), sowie krallenför-
mige Contractur der Finger veranlassten. Auch in der Mund- |
höhle, am Hals und entsprechend der ganzen Ausdehnung
des Unterkiefers waren Narbenzüge vorhanden, welche theil-
weise am Knochen, an einer Stelle des Kinnes an einer Ex-
ostose adhärirten; an der linken Seite des Unterkiefers konnte
man einen fast haselnussgrossen grubigen Defekt durchtasten.
— Bei einem jährigen hereditär syphilitischen Kinde mit
zwei gummösen Geschwüren am vorderen und hinteren Ende
des oberen Randes des linken Seitenwandbeines kam es zur
Necrose des Knochens; es wurde ein über 20Kreuzerstiick
grosses necrotisches Knochenstück am vorderen und ein klei-
neres, gezacktes, unregelmässig gestaltetes und wie von Wurm-
stichen durchsetztes aus dem rückwärtigen Geschwür ex-
trahirt, worauf eine Uebernarbung der exulcerirten Partien unter
innerlicher Darreichung von Jodkali sich allmählig einstellte.
Ausser den erwähnten mit ererbter Syphilis behaf-
teten Individuen stand noch ein 30jähriges Mädchen mit
Ulcerationen in der Nasenhöhle, Perforation des Septums,
Necrotisirung von verschiedenen, das Nasengerüste bildenden
Knochen auf unserer Abtheilung in Behandlung, bei welchem
wir gleichfalls mit grösster Wahrscheinlickeit hereditäre Sy-
philis annehmen mussten; denn sowohl die anamnestischen
Angaben — sie litt von Jugend auf an Halsschmerzen und
ein Arzt sagte ihr auch, dass sie die Krankheit von ihrem
Vater, der inwendig „ganz faul“ gewesen sei, und von dessen
3 Kindern zwei gleich nach der Geburt starben, ererbt habe,
— sowie auch der gänzliche Mangel irgend einer Narbe oder
einer anderen Stelle, welche als Eingangspforte des syphili-
tischen Virus hätte angesprochen werden können, nöthigten
uns zu dieser Annahme,
Seit 1885 (siehe Bericht des Innsbrucker naturw.-med. Ver-
eins, Jahrg. XV p. XX) werden auf unserer Klinik Einspritzungen
von Oleum cinereum 1) gegen Syphilis regelmässig angewendet;
1) Nach unserer Erfahrung kann man sich die graue Salbe für
das Oleum cinereum für einige Wochen voraus in der Apotheke bereiten
Be
nur einmal im Frühjahre 1886 kam es zur Abscedirung einer
Injectionsstelle!). Wir begannen darum am 11, Mai 1886
eine genaue Registrirung über Injectionen mit grauem Oel bei
der Allgemeinbehandlung. Bis zum 10. Mai 1887, also genau
innerhalb eines Jahres, wurden im Ganzen 60 Kranke (45
stat. 15 ambul. Kranke) der genannten Allgemeinbehandlung
unterzogen. Unter den stationären Kranken waren 21 Männer
und 24 Weiber, unter den ambulanten waren 10 Männer
und 5 Weiber. Es wurden 0.20—0.80 cubem., in der Regel
0.3—0.4 cubem. des Praeparates per Woche injicirt, und zwar so,
dass je nach der Tolerabilität und nach der durch den Fall
gegebenen Nothwendigkeit zweimal in der Woche an zwei
Stellen zu 0.05—0.20 cubem. subcutan beigebracht wurden;
gewöhnlich wählten wir hiezu die Rückengegend; in einzelnen
Fällen wurde jedoch die Injection auch an der Seite oder an
der vorderen Brustwand und bei vorhandener Lymphadenitis
in inguine in der Regel auch in der unteren Bauchgegend
applieirt, worauf fast in allen Fällen eine prompte Rückbil-
dung der vergrösserten Inguinaldrüsen sich einstellte.
Es wurden auf diese Weise den betreffenden Kranken
12, 15, 20—30 Theilstriche beigebracht (ein Theilstrich
unserer Injectionsspitze entspricht 0.10 cubem.). Schien es uns
für nöthig, eine grössere Menge des Praeparates beizubringen,
so pflegten wir nach Einflössung von 20 Theilstrichen eine
Pause von 8—14 Tagen eintreten zu lassen und den Rest
lassen, und jede Woche die entsprechende Bedarfsmenge von grauem
Oel verreiben. Die Präparate werden an einem kühlen Orte — im Sommer
auf Eis — aufbewahrt; das starrgewordene Oel wird vor der Benützug
durch die Wärme der Hand oder durch eine Spirituslampe verflüssigt.
Gewöhnlich wird in die Spritze mehr als die zu injieirende Menge des
Praeparates eingefüllt, um dadurch das Injieiren einer im oberen An-
theil des Spritzencylinders vorfindlichen Luftblase, die manchmal nur
schwer entweicht, hintanzuhalten, Unser Spritzencylinder fasst ungefähr
1/, eubem., ist dünner als die Cylinder der gewöhnlich im Gebrauch
stehenden Injectionsspritzen und hat eine Eintheilung von 0.01 eubem.
1) In Nr. 35 der Wiener med. Wochenschrift 1886 ist des Falles
gedacht.
LAN es
hierauf nachzusenden. Diesen 60 Individuen wurden 1078 Stiche
beigebracht, die geringste Anzahl war 4, die grösste 38 Stiche.
3 Individuen bekamen je 4 Injectionen zu 1 u. 11/, Theilstrichen
4 ; AG L „ 1 u.1%, Theilstrichen
3 3 5 mE 8 „ 1 u.1%, Theilstrichen
9 H s „12 a „ 1u.1%, Theilstrichen
1 5 % is 5 „ 1%, Theilstrichen
2 if 2 „14 a , Lu.1}/, Theilstrichen
5 N N 6 = » 1, 11%, od. 2 Theilstr.
1 7 ı Bony i » 1%, u. 2 Theilstrichen
4 Me : £18 ; » 1 Theilstrich
6 2 5 „20 A » Va, 1 u. 11%, Theilstr.
5 A i „22 3 » Lu. 1%, Theilstrichen
3 - „24 5 „ lu. 11% Theilstrichen
5 s 4 26 ; „ 1u.1!), Theilstrichen
5 - O2 - „ 1u.1%Y, Theilstrichen
3 k : » 30 » Ya, 3/41 0d. 114 Thist.
1 “ h „38 a » ‘Vo Theilstrich,
In dieser Zählung sind einige Kranke miteinbegriffen,
bei welchen die Behandlung mit der Injection gegenwärtig
noch nicht zu Ende geführt ist.
Unter diesen 1078 Injectionsstichen ging nicht eine einzige
in Suppuration über 1); die meisten Injectionsherde liesen nach
8—14 Tagen kaum erkennbare Spuren zurück, nur einzelne
derselben persistirten längere Zeit; dabei wurde mitunter die
Haut daselbst bläulich verfärbt, glänzend, ja die Stellen liessen
deutliche Fluctuation erkennen, und nichtsdestoweniger trat
selbst dann noch Rückbildung des Infiltrates ein. Bei zwei
Kranken, einem stationären Manne und einer ambulanten
Frau, musste wegen Schmerzhaftigkeit von den Injectionen
Abstand genommen werden; objectiv war auch bei diesen
beiden Kranken an der Injectionsstelle nichts Abnormes zu
constatiren; in der überwiegenden Anzahl der Fälle wurden
die Schmerzen als ganz leicht erträgliche bezeichnet, ja viel-
1) Auch in der Privatpraxis hat Prof. Lang die gleichen Injec-
tionen angewendet, ohne je Vereiterung beobachtet zu haben,
—
fach wussten die Kranken schon uach wenigen Tagen kaum
mehr die Stelle der Injection anzugeben. Die erwähnte Frau
wurde mit den Injectionen behandelt, ehevor die genaue Re-
gistrirung derselben begann, weswegen sie auch unter den
früher angegebenen Ziffern nicht mitgezählt ist. Bei mehreren
ambulanten Kranken konnte die Behandlung mit den Injec-
tionen durch Ausbleiben derselben nicht zu Ende geführt
werden; dies erklärt auch den Umstand, dass nach der früher
angegebenen Ziffern mehreren Individuen nur eine geringe
Anzahl von Injectionen ertheilt wurde,
Ueber Localbehandlung von Syphilisproducten
mit Oleum cinereum soll bei einer anderen Gelegenheit
berichtet werden. Hier sei nur erwähnt, dass wir die Injec-
tionen mit grauem Oel zum öÖftern auch bei einigen nicht
syphilitischen Affeetionen mit sehr gutem Erfolge zur An-
wendung brachten, nämlich bei nicht syphilitischen Drüsen-
anschwellungen und bei Epididymitis; in diesen Fällen in-
jicirten wir in die Umgebung der Geschwulst — bei Epi-
didymitis meist am untern Pol der entsprechenden Scro-
talhalfte — 1, oder 1 Theilstrich des Präparates, wor-
auf schon in den nächsten Tagen eine beträchtliche Rück-
bildung der Geschwulst sich einzustellen pflegte.
Von den wenigen Fällen venerischer Geschwüre, die
im verflossenen Jahre zur Aufnahme gelangten, betraf einer ein
22jähriges Mädchen, das im Jahre 1834 wegen Syphilis auf
unserer Abtheilung sich befand; diesmal lagen keine Erschei-
nungen von Lues vor.
* *
Bei einem Manne mit Urethritis und rechtseitiger Epidi-
dymitis trat Entzündung des rechtseitigen Vas deferens mit
Erscheinungen peritonealer Reizung auf, Im rechten Hypo-
gastrium bestand lebhafte Schmerzempfindung bei leiser Be-
rührung, die Percussion ergab gedämpft tympanitischen Schall;
Naturw.-med. Verein 1887/88. 3
zB —&
daneben war Fieber und Brechreiz vorhanden. Unter An-
wendung von Eisbeutel und Jodtinetur verschwanden die Er-
scheinungen nach einigen Tagen,
*
* *
Um einen Einblick zu gewinnen, ob und wie häufig bei
Urethritis Verdickungenin der Urethra oder im peri-
urethralen Gewebe vorkommen, oder ob dieselben auch zu be-
obachten sind bei Individuen, welche nie an Urethritis, wohl
aber an Syphilis litten, wurden bei 200 männlichen Individuen
in dieser Richtung Untersuchungen angestellt; dieselben ergaben
folgendes Resultat:
Es fand sich unter den 200 Individuen 30mal eine Ver-
diekung in der Urethra vor.
Davon litten oder hatten gelitten:
- an Urethritis allein 17,
„ Syphilis allein 2,
„ Urethritis und Syphilis 7,
» gar keiner venerischen Affection 4.
Von den 170 Individuen, bei welchen keinerlei Ver-
diekung im Verlaufe der Urethra oder des dieselbe umge-
benden Zellgewebes nachweisbar war, litten oder hatten gelitten:
an Urethritis allein 19,
» Syphilis allein 27,
„ Urethritis und Syphilis 5,
„ vener, Geschwüren, Papillomen und Adenitis 4,
» gar keiner vener, Affection 115.
Was nun die Form dieser urethralen und periurethralen
Zellgewebsverdickungen anlangt, so sassen dieselben in der
weitaus überwiegenden Anzahl, in 26 Fällen, in der pars
glandis, entweder die Urethra spindelförmig umgebend oder an
einer Seite der Urethralwandung; davon litten oder hatten gelitten:
an Urethritis allein 15,
» Syphilis allein 2,
» Urethritis und Syphilis 5,
» gar keiner venerischen Affection 4.
a
In 2 Fallen betraf die Verdickung den knapp hinter der
Glans liegenden Antheil der Urethra; bei dem einen Patienten
lag Urethritis acuta vor: die Verdickung hatte hier eine scharf
umschriebene knopfférmige Gestalt; der andere Patient litt
an gummösen Geschwiiren; doch atte derselbe vor mehreren
Jahren Urethritis. In einem Falle war nebst einer knorpel-
artigen, sondenknopfgrossen, ganz circumscripten Anschwellung
im mittleren Antheil der pars cavernosa eine ganz ähnlich
beschaffene in dem knapp hinter der Glans liegenden Antheil
der Urethra nachweisbar; der betreffende Mann litt an chro-
nischer Urethritis. In einem anderen Falle war die pars
glandis spindelförmig verdickt und ausserdem sass je eine
knopfförmige Verdickung im vorderen und im hinteren An-
theil der pars cavernosa; nebst einer chronischen Urethritis
lagen hier specifische Geschwüre am Unterschenkel vor.
*
* *
Von Verbrennungen beobachteten wir zwei schwere
Fälle; der eine betraf eine 46jährige, gutgenährte Frau, welche in
der Nacht vom 1.—2. October in der Nähe eines Neubaues
in eine mit halbgelöschtem Kalke gefüllte Grube stürzte, aus
welcher sie erst nach qualvollen 3%, Stunden befreit wurde.
Die Haut mehr weniger am ganzen Körper war mit ausge-
dehnten Verschorfungen bedeckt, zwischen welchen geröthete
and ein wenig infiltrirte Hautinseln übrig blieben; sowohl an
den verschorften, wie an den von der Verschorfung frei ge-
bliebenen Hautparthien haftete eine dünne Kalkschichte in
Form von Pulver oder ähnlich einem weissen, dünnen An-
striche; nach 4 Tagen erlag die Unglückliche ihrem qual-
vollen Zustande; die Obduction wurde nicht vorgenommen.
Im zweiten Falle wurde die Verätzung durch eine in
‘einer Kleidertasche getragene und zerdrückte Flasche mit
, Vitriol* veranlasst; die ätzende Flüssigkeit ergoss sich über
die äussere und hintere Fläche des linken Ober- und Unter-
schenkels und rief hier ausgedehnte, doch nirgends bis zur
Muskulatur reichende Verschorfung hervor. Erst wurde mit
3%
) ae
Carbolgaze verbunden, welche jedoch wegen Carbolharn durch
einfache in Alkohol gewaschene Gaze ersetzt wurde. Die
ganze Wundfläche wurde mit einer grossen Anzahl von Haut-
läppchen bedeckt, von denen die grösseren ungefähr eine Aus-
dehnung von 4 [_jem. besassen; dieselben waren einem auf
der chirurgischen Klinik frisch amputirten Unterschenkel ent-
nommen; jedoch der grössere Antheil derselben gieng durch
Gangrän verloren und nur ein Bruchtheil heilte theils ganz,
theils an einzelnen Spitzen und Säumen an. Als später ein
starrer Verband behufs Verhütung einer Contractur mit Jodo-
form-Gaze angelegt wurde, traten Erscheinungen von Jodo-
formintoxication zu Tage, — Patient wurde sehr unruhig und
delirirte — und andererseits verursachte die Geradestellung
des Beines dem Kranken so bedeutende Schmerzen, dass davon
Abstand genommen werden musste. Die Intoxicationserschei-
nungen giengen im Laufe von 1—2 Wochen zurück, eine
langsame Uebernarbung der Wundfläche stellte sich ein, aber
zugleich bildete sich eine Contracturstellung des Kniegelenkes
bis zu einem Winkel von etwa 80° heran. Auf der chi-
rurgischen Klinik wurde eine theilweise Correctur auf unblu-
tigem Wege erzielt, da sich der Mann angesichts seines vor-
geschrittenen Alters (60 Jahre) zu keinem operativen Ein-
griff entschliessen konnte,
Zur Heilung von chron, varieösen Unterschenkel-
geschwüren hat uns die Quecksilberoxydulgaze immer
gute Dienste geleistet; selbst bei mächtig ausgedehnten Ulce-
rationen — und wir hatten es fast in allen Fällen mit hand-
tellergrossen Geschwüren zu thun, welche häufig mehr weniger
den ganzen Umfang eines oder beider Unterschenkel be-
trafen — trat unter Verband mit dieser Gaze und fortge-
setzter Bettruhe — allerdings oft erst nach 2—4monatlicher
3ehandlungsdauer — stets eine solide Narbenbildung ein.
Eine Frau mit Uleus crur, dextr. varic, und hochgra-
digem Vitium cordis starb plötzlich in einem Anfalle von
acuter Herzschwäche, als sie den Stuhl absetzen wollte. Die
Section ergab auch hochgradigen atheromatösen Process fast
Na eens
sämmtlicher Arterien, namentlich der Aorta, mit Insuff. et
Stenos. valv. aortae und fettige Degeneration des Herzmuskels.
Ein Fall von Scabies war mit Lymphangoitis und
phlegmonöser Entzündung an beiden Unterschenkeln — Fieber-
bewegung bis zu 39.5 — complieirt. Es konnte als Eingangs-
pforte der Entzündungserreger keine andere Verletzung constatirt
werden, als die durch das Kratzen veranlassten Excoriationen.
Nachdem eine antiscabiöse Therapie eingeleitet worden war, gieng
auch die Phlegmone unter Anwendung einer gewöhnlichen
antiphlogistischen Behandlung bald zurück.
Bei Sycosis incidirten wir Bläschen und Pusteln, reinigten
mit desinficirenden Lösungen, trockneten ab und bepinselten
mit 1/,°% Sublimatcollodium oder 1/,% aeth. Sublimatlösung.
Ein Kind mit ausgebreitetem nässenden Eczem des Ge-
sichtes und der behaarten Kopfhaut zeigte so intensive Licht-
scheu und infolge dessen krampfhafte Contraction der Mus-
kulatur der Augenlider und der Stirne, dass sich an der Stirne
oberhalb der Nasenwurzel ein mächtiger, dicker Wulst bildete;
ähnliche etwas kleinere Wülste sprangen in der Gegend der
Augenbrauen hervor; an den Augen lag keinerlei Erkrankung
vor, wohl aber litt das Kind gleichzeitig an Pertussis. Der
früher erwähnte dicke Wulst über der Nase, sowie jene in
den Gegenden der Augenbrauen blieben neben der Lichtscheu
noch durch einige Zeit bestehen, selbst als das Eezem sich
zurückgebildet hatte.
Ein anderes 9 Monate altes Kind mit Eczem im Gesicht
und einzelnen eczematös erkrankten Hautparthien am Stamme
und an den Extremitäten wurde am 15. Jänner 1886 in
einem sehr elenden Zustande auf unsere Klinik gebracht;
schon in der darauffolgenden Nacht starb es; die Section er-
gab hochgradige katarrhalische Entzündung der Magen- und
Darmschleimhaut.
Einen Fall von universeller Psoriasis behandelten wir
durch innerliche Darreichung von grossen Dosen Jodkalı.
Ausserdem wurde Patient mit 10%, Naphtol-Salbe oder mit
Naphtol-Oel und .später mit 5%, Jodkali-Salbe eingerieben ;
ee. eos
wöchentlich 2mal erhielt Patient ein Bad. Am ersten Tage
wurden 6 Gramm Jodkali gereicht; allmählig stieg man mit
der Dosis, bis Patient am Ende des dritten Monats nach
Beginn der Behandlung 40 Gramm pro die zu sich nahm.
Der Mann vertrug das Jodkali, wovon er während der drei
Monate im Ganzen 2704 Gramm consumirte, ganz gut, und
es trat auch eine wesentliche Besserung ein.
Im Ambulatorium stellte sich ein junger Mann vor mit
dem Ersuchen, eine Tätowirung zwischen Daumen und Zeige-
finger am Dorsum der linken Hand zu entfernen; dieselbe,
vor Jahren in einer ınuthwilligen Laune beigebracht, enthielt
einen blauen Farbstoff und stellte die Anfangsbuchstaben des
Namens mit einer verschlungenen Linie als Verzierung dar.
Wir erreichten den Zweck dadurch, dass wir successive ein-
zelne Partien der Buohstabenlinien punktförmig mittels Pa-
queline mit spitzem Brenner verschorften. Unter den Schorfen
kam es zur Eiterung und mit dem Eiter stiess sich auch der
grösste Theil der Pigmentkörner ab; das zurückbleibende
Pigment liess sich ganz leicht mit einem kleinen scharfen
Löffel herausheben. Nachdem auf diese Weise etwa die
Hälfte der Tätowirung entfernt war und an deren Stelle
Narbengewebe sich gebildet hatte, blieb Patient aus uns
unbekannten Ursachen weg.
Eines Falles von Angioneurose aus dem Ambulatorium
möge hier kurze Erwähnung geschehen. Ein 19jähriger Schlosser
zog sich vor zwei Jahren eine an und für sich unbedeutende Ver-
letzung durch Einstossen eines kleinen dicken Eisennagels in
das Gewölbe des linken Fusses zu. Der Eisenstift, welcher
angeblich etwa Y, cm. tief eingedrungen war, wurde sofort
entfernt und Patient beachtete die Sache nicht weiter, da ihm
die Wunde nicht den geringsten Schmerz verursachte. Nach
10—15 Minuten stellte sich ein Gefühl von Brennen und
Jucken an der verletzten Stelle ein, das innerhalb einer Stunde
sich zu einer ganz unerträglichen Höhe steigerte; dabei
schwollen die umgebenden Parthien des Fusses derart an, dass
Patient weder Schuh, noch Pantoffel tragen konnte und bar-
Ta
fuss vom Arbeitslokale nach Hause gehen musste. Ein kaltes
Fussbad verschaffte ihm momentane Erleichterung, bald traten
aber dieselben intensiven, brennenden und juckenden Schmerzen
ein. Während der darauffolgenden Nacht verschwand Röthung,
Schwellung und Schmerz am linken Fusse fast vollständig,
dafür waren aber ganz dieselben Erscheinungen an analogen
Hautparthien des rechten Fusses aufgetreten und nach einigen
Stunden entwickelten sich ähnliche Veränderungen der Haut
an anderen Körperstellen. Seit dieser Zeit habe ihn die
Krankheit nie mehr verlassen; im Anfang der Erkrankung
war das Jucken und Brennen so stark, dass ihm dadurch
während zwei Wochen die Nachtruhe fast vollständig geraubt
wurde. Er consultirte verschiedene Aerzte und gebrauchte
verschiedene Curen, doch ohne wesentlichen Erfolg; auf
2—3 Wochen besserte sich manchmal der Zustand, um aber
dann mit erneuerter Heftigkeit wiederzukehren. Die ein-
zelnen Quaddeln erreichten nach seiner Angabe höchstens
eine Dauer von 3 Tagen; dann waren sie wieder ver-
schwunden, dafür aber neue an anderen Körperstellen aufge-
treten. — Bei der Untersuchung des Patienten am 29. August
war die Haut von zahlreichen, über das umgebende Niveau er-
habenen, kreuzer- bis über handtellergrossen angioneurotischen
kffloresceenzen (Quaddeln) bedeckt. Viele derselben zeigten
eine serpiginöse Form in der Weise, dass die jüngeren Par-
thien lebhaft roth gefärbt und ziemlich bedeutend über die
umgebende Haut erhaben waren und die Convexität des Bogens
einnahmen, während bei dem länger bestehenden, die concave
Bogenseite einnehmenden Antheil der Efflorescenz eine all-
mählig blasser, ja weiss werdende Färbung und im gleichen
Masse eine allmählig abnehmende Schwellung und endlicher
Uebergang in das umgebende Hautniveau zu bemerken war.
Bei anderen Efflorescenzen erfolgte Ausheilung vom Centrum
aus, während gegen die Peripherie hin eine Ausbreitung
stattfand, welche an einzelnen Stellen, sowie auch das
Abblassen und Kleinerwerden derselben förmlich unter den
Augen des Beobachters vor sich gieng. An einzelnen Haut-
=) Wig 3S
parthien, so namentlich an den Fusssohlen, welche tiberhaupt
ein Lieblingssitz der Quaddeln zu sein schienen, verursachten
dieselben dem Patienten ganz unerträgliches Jucken, An der
ursprünglichen Verletzungsstelle, wo der Nagel in die Fuss-
sohle eingedrungen war, war gar nichts Bemerkenswerthes zu
sehen. — Es wurden erst grosse Dosen Natr. salieyl, dann Arsenik
(Solut. arsenic. Fowleri 3.0 Tinct. ferri pomat. 12.0) gereicht,
ohne dass ein nennenswerther Erfolg zu verzeichnen gewesen
wäre, Nun erhielt Patient Chinin, welches ihm entschieden
einige Erleichterung verschaffte; ob aber ein definitiver Erfolg
erreicht wurde, ist uns unbekannt geblieben, da Patient sich
nicht mehr vorstellte.
Von der chirurgischen Klinik wurde ein 26jähriges Mädchen
mit Elephantiasis der rechten unteren Extremität zu uns
transferirt. Die Patientin gab an, dass sie, wie auch ihr
Vater und dessen 3 Schwestern zu wiederholtenmalen an
Erysipel gelitten habe; einmal dauerte die Erkrankung,
welche, an der Innenseite des rechten Oberschenkels begin-
nend, langsam gegen die unteren Parthien der Extremität zog,
mit geringen Unterbrechungen einen ganzen Winter hindurch.
Auch als sie zu uns gebracht wurde, zeigte sich die Haut
an der Innenseite des rechten Oberschenkels von Erysipel be-
fallen, welches sich am folgenden Tage auch auf Unterschenkel
und Fuss ausdehnte. Nach Ablauf der erysipelatösen Ent-
zündung wurde der Umfang des rechten und -tinken Beines
an verschiedenen Stellen abgemessen. Die L*ngenmasse der
Ober- und Unterschenkel waren rechts und links dieselben;
hingegen der Umfang des Fusses über der Ferse und dem
vorderen Antheil des Sprunggelenkes betrug rechts 34, links
31 cm.; der Umfang des Unterschenkels oberhalb der Wade
rechts 37, links 34 cm., über der Patella rechts 41,, links
37 cm.; der Umfang des Oberschenkels unterhalb der Gesäss-
falte rechts 57, links 54 em. Die Haut des rechten Beines
war überall verdickt, schwer faltbar, das subcutane Gewebe
überall prall, so namentlich an der Innenfläche des Ober-
schenkels in der Breite von 3—4 Querfingern, so dass man
N 5 lel
dahier den Eindruck gewann, als ob der Umgebung der Lymph-
gefässe entsprechend eine derbe Infiltration bestande. Finger-
druck blieb an einzelnen intensiver geschwollenen Parthien
dauernd zurück; an den früher erysipelatös erkrankten Haut-
gebieten schuppte sich die Epidermis in grossen Lamellen ab.
Vorne reichten diese Veräuderungen bis zum Poupart’schen
Bande, rückwärts bis zur Gesässfalte. Das rechte Gresäss
selbst sah mit Ausnahme einer 4 cm. langen, 2 cm.
breiten, bläulich veränderten, sich abschülfernden und
etwas rauh anzufühlenden Stelle wie auf der gesunden Seite
aus. Entsprechend der Gesässfalte befand sich eine der Innen-
fläche angehörende, 81/, cm. lange, 31, cm. breite, in der
Richtung der Falte liegende, derb anzufühlende, auf Druck
nicht empfindliche Geschwulst; nach aussen war dieselbe —
in Folge des Sitzens — abgeplattet, während sie nach innen,
oben und unten in ziemlich scharfer Weise mit einem 2 cm.
hohen Rande abfiel; die Begrenzung der Geschwulst war deut-
lich für das Auge, für die Tastempfindung hingegen ein Unter-
schied der Covsistenz zwischen dem Rande und der Umge-
bung nicht gut wahrnehmbar. Das kleine rechte Labium
war daumendick, oedematös angeschwollen, die Lymphdrüsen
in der Leistenbeuge und einzelne Schenkeldrüsen, soweit man
dieselben durchtasten konnte, theilweise bis zur Grösse einer
Kastanie geschwellt; die rechte Mamma erschien in ihrem
Drüsengewebe etwas umfangreicher als die linke; in den unteren
Theilen der rechten Wange fanden sich gleichfalls derbere Par-
thien eingelagert. — Die Geschwulst in der Gesässfalte wurde, um
der Patientin das Sitzen zu erleichtern, excidirt, die ganze Ex-
tremität mit Flanellbinden eingewickelt; nach etwa 2 Monaten
war die Operationswunde geheilt, das ganze Bein hatte be-
trächtlich an Umfang abgenommen. Im weiteren Verlaufe
trat noch dreimal Erysipel am rechten Oberschenkel und am
rechten Gesäss auf, oberhalb der Operationsnarbe, sowie am
rechten Gesäss entstanden einzelne harte Stellen. Nichtsdesto-
weniger nahm das Bein bedeutend an Umfang ab, die Haut
gewann so ziemlich wieder ihre normale Glätte, so dass Pa-
ee
tientin nach 4 Monaten das Spital im wesentlich gebesserten
Zustand verlassen konnte,
Arsenik als Aetzmittel wendeten wir in Form einer
10%igen Salbe (Acid. arsenic. 1.0, Ung. glycerini 10.0) bei
einem 18jährigen Mädchen an. Das untere Ende des linken
Nasenflügels und das Septum membran, war mit kleinen papil-
lomatösen Wucherungen besetzt, auf welche das ebeu
erwähnte Arsenikpräparat zweimal täglich applicirt wurde;
dieselben wurden jedoch, um Schmerzen hintanzubalten, vor-
her mit Coccainlésung bepinselt; ein nach 14 Tagen bestehen-
der Rest wurde mit dem Paqueline zerstért.
Kin Epitheliom an der rechten Seite der Nasenwurzel
einer 64jährigen Frau zerstörten wir gleichfalls durch Auf-
streuen von Arsenikpulver (Acid. arsenic. Morph, mur. aa. 0.25,
Calomel 2.0, Sacch alb. 12.0). Das Aetzmittel wurde etwa
20mal aufgestreut, ohne dass die Application der Patientin
schmerzhaft gewesen wäre; nur die letzten paarmale klagte
sie über ziehende Schmerzen. Nach etwa 7—8 Wochen war
die Verheilung und Vernarbung vollständig. Doch stellte sich
Patientin nach 5'/, Monaten mit einem Recidiv wieder vor
und gab an, dass schon 3 Wochen nach ihrem Spitalsaus-
tritt wieder ein kleines Knötchen an derselben Stelle ent-
standen sei; das krebsige Infiltrat war ungefähr bohnengross,
an der Oberfläche exuicerirt. Dasselbe Streupulver kam
wieder in Anwendung und wurde später, um eine rascher
fortschreitende Zerstörung zu erzielen, in stärkerer Form auf-
getragen (Acid. arsenic. Morph. mur. aa, 0.10, Calomel 1.0,
Sacch. 3.0). Es konnte auch diesmal wieder eine allmablige
Zerstörung und Verkleinerung der carcinomatésen Neubildung
beobachtet werden; doch da die Heilung sich zu lange hinaus-
schob, wurde sie durch gründliche Ausschabung mit dem
scharfen Löffel auf einem rascheren Wege herbeigeführt,
a Ve
C. Casuistische Mittheilungen.
1. Hartnäckig recidivirende Syphilis.
Der Fall betrifft die 30 Jahre alte Tagléhnerin K. V.
von welcher schon im Berichte über das Solarjahr 1885 sub
Nr. 30 Mittheilung gemacht wurde. Am 9,/Il. gelangte Pa-
tientin, wie daselbst erwähnt, abermals — nun zum 4. Male —
auf unserer Abtheilung zur Aufnahme. Angeblich schon um
Weihnachten, also 20 Tage nach ihrem letzten Spitalsaustritt,
trat Geschwiirsbildung am rechten Nasenflügel auf und seit 8
Tagen bemerkte sie Halsschmerzen, Am Hinterhaupte, in der
Nähe der Haargrenze, befanden sich zwei über kreuzergrosse
Infiltrate in der Haut, welch letztere entsprechend denselben
exulcerirt war: die Geschwüre mehr weniger scharf begrenzt,
mit unebenem Grund. Am rechten Nasenflügel fand sich ein
etwa erbsengrosses seichtes Geschwürchen mit etwas infiltrirter
Basis. Am linken Nasenflügel vom Rande nach aufwärts war
ein etwa 2 cm. langes und 1 cm. breites Geschwür, dessen
Ränder scharf, etwas aufgeworfen, dessen Grund fein - höckerig
mit speckigem Belage versehen, und entsprechend demselben
ziemlich scharf begrenzte Infiltration. An der hinteren Rachen-
wand, rechts zum Theil vom Gaumenbogen bedeckt, ein beinahe
_nussgrosses, hartes, etwa 1 cm. hervortretendes Infiltrat, welches
in der Mitte eine etwa erbsengrosse, mit eiterig belegten Wänden
versehene Zerfallshöhle aufwies; Submaxillardrüsen beiderseits,
jedoch links mehr vergrössert. — Es wurden nun der Patientin
täglich 2 Esslöffel eines Decoct. Sassap. inspissatum gereicht.
Ausserdem wurde als Localtherapie Aetzung mit starker alkohol.
Sublimatlösung (1 : 4) und mit Lapis, ferner Verband mit
Hydrarg. Oxydulgaze angewendet. Am 17./III. trat eine Blu-
tun g aus dem zerfallenen Infiltrat an der hinteren Rachenwand
ein — es entleerten sich etwa 20 Gramm Blut, — welche nach
Anwendung von Eispillen jedoch bald stand. Während ihres
Spitalaufenthaltes trat eine Erosion am Orific. uteri auf, weshalb
ein grauer Salbentampon in die Vagina eingelegt wurde. Am
13./IV. wurde Patientin, da mittlerweile die Geschwüre über-
narbt und die verschiedenen Infiltrate zurückgebildet waren, aus
dem Spital entlassen; seit dieser Zeit kamen wir nicht mehr
in die Lage, von ihr etwas zu hören.
ae es
2. Verlust der Oberlippe. — Gummöse Ulcera-
tionen in der Mundhöhle und an den Lippen.
M. C., 39 Jahre alte Köchin, aufgenommen am 2,/III. 86,
gibt folgende anamnestische Daten: Vor 8 Jahren hatte sie
Geschwüre an den Genitalien, welche unter Application von
warmen Umschlägen innerhalb 14 Tagen heilten. Vor 6 Jahren
bekam sie Halsschmerzen, weshalb sie im Spital zu Frankfurt
während eines Monates mit Inhalationen, Bepinselungen mit Jod
und innerlichem Gebrauch einer braunen Medicin behandelt wurde.
Im gebesserten Zustande verliess sie das Spital. Hier wurde
sie mehrere Wochen lang von einem praktischen Arzte mit Jod-
einpinselung und innerlicher Darreichung von Jodkali behandelt,
welch letzteres sie bis vor 2 Jahren mit geringen Unterbre-
chungen nahm (täglich 3 Esslöffel). Vor 3 Jahren schwoll die
Unterlippe an und gleichzeitig traten daselbst kleine Geschwür- —
chen auf, wogegen sie 3 Wochen lang Bepinselungen mit einer
braunen Flüssigkeit gebrauchte. Vor 1 Jahr trat Schwellung
und Geschwiirsbildung auch an der Oberlippe auf; verschiedene
Salben dagegen angewendet hatten keinen Erfolg. Seit dem
vergangenen Herbst ist die Oberlippe narbig verändert.
Status am 2./III. 86. Patientin mittelgross, mässig ge-
nährt. An der Innenseite des rechten grossen Labium hinten
und in der rechten Genitocruralfalte je eine zarte Narbe. Va-
ginalportion vergrössert; an derselben, und zwar noch der hin-
teren Lippe angehörig, befindet sich ein über kastaniengrosses
Infiltrat, welches ein ziemlich scharf begrenztes, in der Mitte
vertieftes, viel Eiter secernirendes Geschwür trägt. Die Zunge
bietet nur an ihrer Spitze normales Ansehen, im übrigen An-
theil ist dieselbe von linsen- bis erbsengrossen, drusigen Höcker-
chen besetzt, welche sich derb anfühlen und von Epithel bedeckt
sind, das von der gesunden Umgebung nicht besonders differirt.
Zwischen den einzelnen Höckerchen finden sich tiefe Einziehungen.
Entsprechend der rechten Tonsille und dem rechten hinteren
Gaumenbogen befindet sich Narbengewebe. Die linke Tonsille
ist mit einem neukreuzergrossen Geschwüre versehen, welches
einen unebenen, höckerigen, schmutzig belegten Grund aufweist.
Die hintere Rachenwand gleichfalls narbig verändert und mit
festhaftendem Belage bedeckt. Die Mundspalte ist zu einer
runden Oeffnung von etwa 2.2 cm, Quer- und kaum 2 cm.
Höhendurchmesser umgestaltet. Die Umrandung nach unten
bildet die Unterlippe, jene nach oben eine hufeisenförmige Narbe,
durch welche die Oberlippe substituirt erscheint. Die Narbe
WA
zieht sowohl das Filtrum der Nase, wie die angrenzenden Wan-
genparthien und zum Theil auch die Unterlippe gegen sich
heran, welch letztere in ihrem Schleimhauttheile fast mehr als
um die Hälfte umgestülpt ist; in der Umgebung sieht man ober-
flächliche zarte Narben, welche in der Nähe der Mundwinkel
auf die Schleimhaut übergehen. Der narbenartige Saum, welcher
die Oberlippe vertritt, setzt sich in einigen Strahlen gegen die
Nasenfliigel und Wangenschleimhaut fort. Durch den Defect
der Oberlippe liegen die oberen Schneidezihne und das Zahn-
fleisch vollkommen bloss, während durch das Herabgestiilptsein
der Unterlippe es nur zur Blosslegung der Zähne kommt. Wenn
der Mund ad maximum erweitert ist, wird dadurch eine Distanz
von 2 em. zwischen den obern und untern Schneidezähnen er-
reicht: der Breitendurchmesser der Mundspalte wird dadurch auf
2 cm. redueirt, so dass es schwer fällt, die Parthien der Mund-
höhle zu besichtigen,
Therapie. Patientin erhielt täglich 2 Löffel eines Decoct.
inspissat. Sassap, (150.0: 1000.0). Das Geschwür an der Ton-
sille und an der Port. vagin. wurde einer entsprechenden Local-
therapie unterzogen: Bepinselung mit 1°/, aeth. Sublimatlösung,
Lapis, Gargarisma, Nasen-, Rachen-Douche; Einlegen von grauen
Salbentampons in die Vagina. Bis zum 28./II[. war das Ge-
schwiir an der Tonsille fast ganz geheilt, so dass die Tou-
chirungen mit Lapis wegblieben und nur mehr die Bepin-
selung mit aeth. Sublimatlösung fortgesetzt wurde. Desgleichen
war das Geschwür am Orificium uteri zum grössten Theil über-
narbt, die Eitersecretion daselbst nur mehr gering. Vom 23./IV.
an wurde Quecksilber-Oxydulgaze in die Vagina eingelegt, bis
vollständige Uebernarbung eingetreten war. Ausserdem erhielt
Patient noch Injectionen von 20%, Ol. einer. Nach Injection
von l cubem. des Praeparates musste davon theils wegen Schmerz-
haftigkeit der Injectionsstellen, theils wegen Eintritt einer Sto-
matitis Abstand genommen werden. Letztere wurde durch Be-
pinselung des Zahnfleisches mit 10%, Kal. chlor. Lösung und
Gargarisma behandelt. Am 12,IV. wurde Patientin behufs
plastischer Operation des Mundes auf die chirurgische Abtheilung
transferirt.
3. Syphilitisches Infiltrat im pararectalen
Zellgewebe,
Patientin stand im Jahre 84 (vom 14,/X. 84—21,/IL85)
wegen Vaginitis, venerischen Papillomen auf der Scheidenschleim-
haut und Sclerose am Introitus vaginae bei uns in Behandlung,
= AR oe
Vor einigen Monaten sei nach rechts vom Anus ein schmerz-
hafter Herd aufgetreten, den ein Arzt eröffnete; im Uebrigen
habe sie sich stets gesund gefühlt.
Status am 25./VII. Patientin gross, ziemlich gut ge-
nährt. Inguinaldrüsen rechts bis zu Haselnussgrösse geschwellt.
Am vorderen Winkel des Introitus vag. eine bohnengrosse mit
einer Borke bedeckte Erosion. Rechts von der Analöffnung eine
etwa erbsengrosse, papelähnliche Efflorescenz, welche in der
Mitte geschwürig zerfallen ist; bei Druck lässt sich aus der
Tiefe eine beträchtliche Menge Eiter hervorpressen; die Sonde
gelangt circa 3 cm. nach rückwärts und unten gegen die Rec-
talwand in eine Höhle; bei der Digitaluntersuchung vom Rectum
aus kann entsprechend derselben deutliche Infiltration wahrge-
nommen werden Vaginalschleimhaut geröthet, mit reichlicher
schleimig-eitriger Secretion; auch aus der Urethra lässt sich
eitriges Secret hervorpressen. Am 27./VIII. wurde der fistulöse
Gang mittels Bistouri gespalten und Jodoformgaze eingelegt.
Ausserdem wurden die Vaginitis und Urethritis, sowie die ge-
schwellten rechtseitigen Inguinaldrüsen durch Einlagen von Alaun-
tampon, Injeetionen mit Kal. hypermang. (0.06 : 150.0) und Be-
pinselung mit Jodtinctur einer entsprechenden Localbehandlung
unterzogen. Nach 10 Tagen war eine oberflächliche Verklebung
an der Incisionsstelle eingetreten; sobald aber die Sonde mit
grösserer Energie angesetzt wurde, fiel dieselbe in die noch in
gleicher Weise fortbestehende Höhle nach unten und rückwärts
hinein. Nun wurde abermals ausgiebiger gespalten und die
Wände der Höhle mit Jodoformgazestreifchen gereinigt, wobei
es sich zeigte, dass der Fistelgang und die Wände des Eiter-
herdes mit weichen, fungusähnlichen Massen bekleidet waren.
Nach weiteren 2—3 Wochen war abermals eine oberflächliche
Verheilung erfolgt, während in der Tiefe die Höhle mit den
infiltrirten Wänden bestehen blieb. Nun wurden (am 28./IX.)
Wickel aus Emplast. hydrarg. in den Fistelgang eingelegt, um
auf diese Weise das Infiltrat zur Resorption zu bringen. Nach-
dem aber auch mit dieser Behandlung bis zum 13./X. kein
wesentlicher Fortschritt erzielt werden konnte, wurde von der
Fistel aus ein gekrümmter Troicart in das Rectum durchge-
stochen und mittels gekrümmten Dockes eine elastische Ligatur
eingeführt, durch welche die nun bestehende Zwischenbrücke
fest abgeschniirt wurde. Am 18./X. hatte die Ligatur die
Brücke durchschnitten, Patientin konnte den Stuhl nicht mehr
halten. Nun trat aber eine rasche Verkleinerung an der schön
granulirenden Wundfläche ein; am 22./X. konnte Patientin den
BEN =
Stuhl bereits wieder halten und am 16./XI. konnte sie, nach-
dem sie mittlerweile ausserdem 1.2 cubem. eines 20%, grauen
Oeles in Form von Injectionen erhalten hatte, das Spital geheilt
verlassen.
4. Syphilis haemorrhagica. — Nephritis.
G. M., 30jährige Magd, aufgenommen am 22.JIII. 86 gibt
an, vor 5 Jahren ein Kind geboren zu haben, das jetzt noch
gesund ist. Etwa 14 Tage nachher bemerkte sie Halsweh,
welches mit geringen Unterbrechungen ungefähr durch 2 Jahre
andauerte; seit 10 Tagen habe sie wieder über Halsschmerzen
zu klagen, sowie über allgemeines Unbehagen und Gefühl von
Schwäche. Auch beobachtet sie seit dieser Zeit, dass da und
dort an den Unterschenkeln Knoten entstehen, jeden Tag ein
oder mehrere neue; seit 2 Tagen stellten sich auch Schmerzen
am linken Ellbogengelenk ein. A
Status am 22,/III. 86. Patientin klein, schlecht genährt.
Die Untersuchung der Genitalien ergibt mit, Ausnahme einer
geringen Secretion aus der Vagina und ein wenig Eitersecretion
aus der Urethra einen negativen Befund. Nach rückwärts und
nach unten vom inneren Mal. dextr. und an der vordern äusseren
Seite des rechten Sprunggelenkes sind einige zarte, weisse, scharf
begrenzte Narben, von denen Patientin einige auf einen Ge-
schwürsprocess aus ihrem 17. oder 18, Lebensjahr bezieht; über
andere kann sie keine Auskunft ertheilen. An der vorderen
und inneren Seite des Oberschenkels befinden sich Scarifications-
narben von Schröpfköpfen herrührend, welche sich Patientin im
20. Lebensjahr wegen Congestionen appliziren lies. Die Ober-
schenkel und zum Theil die Unterschenkel sind von derben,
schmerzhaften, theils der Haut, theils dem subcutanen Gewebe
angehörenden Infiltraten besetzt, von denen einige roth bis bläu-
lichroth sind und sich sehr warm anfühlen, andere weisen eine
Farbe auf, in der das Blau vorherrscht, und wieder an andern
ist das Roth vollends verschwunden und nur eine blaue Farbe
schimmert durch die Haut durch, als wenn sie an dieser Stelle
contusionirt worden ware. Die Infiltrate, welche, insoferne sie
für sich allein vorkommen, deutlich begrenzt sind, weisen einen
Umfang von einer Erbse bis über Kastaniengrösse auf. An ein-
zelnen Stellen, wie an der vorderen äusseren Fläche des rechten
Oberschenkels und vorderen Fläche des rechten Unterschenkels,
fliessen mehrere solche Infiltrate zusammen und führen dadurch
zu unregelmässigen Begrenzungen. Die frischen Infiltrate, wie
z. B. am inneren Rande der linken Kniescheibe, welches gestern
ae) Rae in Syn a
h . i
I
noch nicht vorhanden war, zeichnen sich durch vorherrschendes
Roth und durch eine erhöhte Temperatur aus, sowie durch
einige Prominenz über die Oberfläche der umgebenden Haut,
während die älteren Infiltrate bläulich erscheinen, viel weniger
prominent sind und kaum heisser sich anfühlen. Der rechte
Unterschenkel ist in den beiden obern Dritteln an der vorderen
Fläche von einem solchen diffusen Infiltrate, welches stellenweise
roth, stellenweise blau gefärbt ist, occupirt; an einzelnen Theilen
desselben lässt sich die Haut bleibend eindrücken; den übrigen
Stellen entsprechend weicht auf Fingerdruck ein Theil der Röthe
zurück, ein anderer Theil bleibt bestehen; die zurückgedrängte
Röthe kehrt nach aufgehobenem Druck sofort wieder zurück.
Dem Köpfchen des linken Wadenbeines entsprechend ist die
Haut in der Ausdehnung einer Kindeshand in gleicher Weise er-
krankt, wie am rechten Unterschenkel, und auch oedematös;
hier sowohl wie am rechten Unterschenkel lässt sich der Knochen
nicht deutlich durchtasten, doch scheint er in die Erkrankung
nicht einbezogen. Nach innen von der Spina tib. sin. ist ein
solches kreuzergrosses Infiltrat. Der linke Oberschenkel wie der
rechte zeigt an der Innenfläche einzelne Infiltrate von Erbsen-
grösse und darüber und an der äusseren Fläche eine ganze An-
zahl theils grosser diffuser, theils einzeln stehender, ähnlicher,
solcher Stellen, so dass auf der linken Seite nicht viel gesunde
Haut übrig bleibt; die entsprechende rechte Seite ist weniger
erkrankt. Die hintere Fläche des linken Oberschenkels ist etwa
3 Querfinger unterhalb der Gesässfalte durch ein mit dieser
parallel laufendes, ziemlich tief liegendes, 2 Zoll langes, blau
gefärbtes Infiltrat ausgezeichnet, das nicht sehr empfindlich ist;
sonst ist die hintere Fläche frei von der Erkrankung. Dem
linken Gesässe entspricht eine leicht infiltrirte, wenig geröthete,
etwa bohnengrosse Parthie in der Haut und nach Aussen davon
eine kleinere. Das linke Ellbogengelenk ist in allen Dimen-
sionen geschwellt; der Streckseite entsprechend ist die Hant
blauroth verfärbt, heiss anzufühlen, vom Condylus intern. bis
zum Condyl. extern. humeri oedematös geschwollen. Ueber dem
Olecranon selbst ist eine und die andere blasse Stelle, durch
welche der Knochen, ohne druckempfindlich zu sein, durchgetastet
werden kann; an den anderen Stellen ist wohl Empfindlichkeit
bei Druck vorhanden, doch kann dieselbe auf die Weichtheile
bezogen werden. Das ödematöse Infiltrat reicht bis über das
obere Viertel des Vorderarms; die Beugeseite zeigt nichts Ab-
normes, Das Ellbogengelenk wird im rechten Winkel gehalten,
Beugung und Streckung, wie auch Pro- und Supination wird
EN.
schmerzhaft empfunden. Ausserdem sieht man an der äusseren
Fläche des Oberarmes, der Mitte entsprechend, 4 Infiltrate von
Erbsengrösse und darüber, ebenso beschaffen wie die andern.
An der äusseren Fläche des Vorderarmes, dem unteren Drittel
der Ulna entsprechend ein etwa mandelgrosses, der oberen Hälfte
des Radius entsprechend ein etwas kleineres und zwischen beiden
ein etwa linsengrosses Infiltrat. Die Infiltrate an der Streckseite
des Ellbogens sind ziemlich diffus und gehören den Weichtheilen
an. In der regio parotid. masseter. rechts ist eine kreuzergrosse
Stelle der Haut und des subeutanen Gewebes infiltrirt, blauroth
gefärbt, welche beim genauen Zusehen aus einzelnen, etwa
linsengrossen Infiltraten, die in Form eines Kranzes angeordnet
sind, besteht; nach vorn hin sind einzelne, etwa linsengrosse,
singuläre Infiltrate, nach rückwärts sind ebensolche, linsengrosse
infiltrirte Hautstellen. Rechte Ohrmuschel schmerzhaft, am obern
Pol derselben kann man ein Infiltrat nachweisen in Form und
Ausdehnung einer gespaltenen Bohne. Der weiche Gaumen zeigt
linkerseits ein bohnenförmiges, 1/, cm. langes Geschwür, dessen
Convexität nach oben und aussen, dessen Concavität nach unten
und innen gekehrt ist; die linke Tonsille weist eine erbsengrosse
Ulceration auf; beide Geschwüre sind mit Belag behaftet, die
Umgebung geröthet, infiltrirt, so dass der weiche Gaumen und die
Mandel linkerseits im Ganzen grösser und geschwollen erscheinen.
Patientin ist sehr schwach, kann sich kaum auf den Füssen
erhalten; Stuhl etwas angehalten, Abends Fieber (39°).
Therapie. Patientin wurde gut genährt und erhielt
innerlich täglich 2 Löffel eines Decoct. Sassap. inspissat. Die
Localtherapie bestand in Gargarisma und Touchirung der Ulce-
rationen in der Mundhöhle mit Lapis. Am 24./Ill. war am
rechten Vorderarm ein neues kleines Infiltrat aufgetreten; das
Roth des Infiltrates neben der Kniescheibe war etwas abgeblasst
und zeigte einen bläulichen Schimmer. Am nächsten Tage konnte
man auch an den übrigen Infiltraten constatiren, dass das helle
Roth überall einer mehr bläulichen Färbung wich; an der
Aussenseite des rechten Schenkels waren da und dort einige
gelbliche Flecke ersichtlich; Schwellung des Ellbogengelenkes
ziemlich zurückgegangen, Beweglichkeit in demselben wieder frei,
Schmerzhaftigkeit verschwunden. Die Untersuchung des Urines
ergab eine geringe Menge Eiweiss. Tags darauf befand sich
Patientin bedeutend wohler; die Infiltrate am Ellbogen waren
ganz zurückgegangen und auch die übrigen waren bedeutend
blasser und theilweise zurückgebildet. - Nachtraglich bemerkte
Patientin, dass sie vor 5 Jahren nach der Geburt ähnliche In-
Naturw.-med. Verein 1887/88. 4
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filtrate gehabt habe. Am 29./III. klagte Patientin über Schmer-
zen in der linken Nierengegend und gibt an, wenig Urin zu
lassen; Urin getrübt, sauer, sehr viel Eiweiss enthaltend; im
Sedimente Blutkörperchen, Epithelien und verschieden breite und
lange gewundene Cylinder. Infiltrate grösstentheils zurückge-
gangen. Decoct Sassap. wurde weggelassen und an seiner Stelle
Jodeisenpillen verabreicht !), von welchen Patientin während ihres
weiteren Spitalaufenthaltes im Ganzen 130 Stücke consumirte.
Die Urinmenge in den nächsten 24 Stunden betrug 565 cubem,
Die Schmerzen hatten nachgelassen, der Eiweissgehalt im Urin
weniger bedeutend, Temperatur (früher 39° und darüber) nie-
driger. Die Harnmengen (von je 24 Stunden) wurden nun
jeden Tag gemessen und man konnte dabei eine allmählige Zu-
nahme derselben constatiren; Hand in Hand mit Zunahme der
Urinmengen konnte eine Abnahme des Albumingehaltes im Harn,
sowie eine stetige Verringerung des Sedimentes constatirt werden.
Einstweilen giengen auch die Ulcerationen an den Tonsillen der
Vernarbung entgegen, die am Körper zerstreuten Infiltrate bil
deten sich sämmtlich zurück, so dass am 5./[V. als Ueberbleibsel
der letzteren nur mehr da und dort kleine, bläulich-grünlich
verfärbte Stellen bestanden, Mit der Rückbildung der Nieren-
affection und der Infiltrate besserte sich auch das subjective Ge-
fühl der Patientin. Am längsten konnten die Blutkörperchen
im Harnsedimente nachgewiesen werden; diese waren noch auf-
findbar, als sämmtliche übrigen Symptome von Seite der Nieren
geschwunden waren (zum letztenmal am 12./IV.); als auch dieser
Nachweis der Nierenaffection im Harnsedimente fehlte (am 20./IV.),
wurde Patientin am 23./IV. entlassen,
5. Spondylitis. — Ulcera gummosa ad brach.
dextr. — Gumma ad tub. frontis dextr.
Sch. Kr., 7 Jahre alt, Conducteurstochter, aufgenommen
am 12./V. 85. Anamnestisch ist folgendes zu erfahren: Die
Mutter des Kindes war angeblich stets gesund 2); der Vater,
welchen zu untersuchen wir nicht Gelegenheit hatten, war bis
zum 15. Lebensjahr kränklich, seit dieser Zeit jedoch voll-
1) (Ferri pulv. 2.0, Jodi 4.0, Sacch. 3.50, Pulv. rad. liquir 7.0,
Aq. dest. 2.50 m. f. 1. a. pill. N. 100.
2) Die Untersuchung derselben ergibt: Die linke Tonsille zerstört,
an ihrer Stelle Narbengewebe; am linken Unterschenkel und Fuss je
ein Närbcehen; rechts am Introitus vaginae eine strahlige Narbe,
=
kommen gesund. Die Mutter gebar 6 Kinder, yon denen unsere
Patientin das zweitgeborne ist. Von den übrigen starben das
3. und 4. im Alter von 13 und 4 Monaten an , Zahngichtern $,
das letztgeborne mit 2 Tagen an , Wassersucht“. Die übrigen
2 Kinder angeblich ganz gesund, Unsere Patientin sei bis zu
ihrem 8. Lebensmonate gesund gewesen; in diesem Alter wurde
sie geimpft an beiden Armen; mit Erfolg jedoch nur am linken,
wo auch thatsächlich 3 Narben zu sehen sind, und seit dieser
Zeit datirt nach Angabe der Mutter die Krankheit. Der rechte
Arm schwoll bald darauf an und nach einigen Monaten traten
Abscesse auf, bald da, bald dort an dem Arme. Aus einzelnen
von diesen Abscessen entleerten sich yon Zeit zu Zeit Knochen-
stückehen, zum letztenmal vor 3 Monaten. Seit einem halben
Jahr bemerkte die Mutter eine kyphotische Verkrümmung des
Rückgrates und vor 3 Monaten entstand an der Spitze der
Kyphose ein Geschwür und mehrere andere am Rücken.
Status. Patientin in der Entwicklung ungemein zurück-
geblieben, blass, anamisch, abgemagert. Im mittleren Drittel
des rechten Vorderarmes radialwärts befindet sich ein etwa
1!/, cm. langes und 1 cm, breites, mit scharfen Rändern und
uneben höckerigem, etwas eiterig belegtem Grunde versehenes
Geschwür ; ein dasselbe in der Breite von etwa 2 cm. umgebender
Hautrand erscheint in scharfer Begrenzung blauroth verfärbt,
von der Unterlage abgehoben, verschiebbar, teigig weich und
lässt auf Fingerdruck überall dünnen, grünlichen Eiter hervor-
quellen. Genau in der Ellbogenbeuge befindet sich ein linsen-
grosses, mit unterminirten Rändern versehenes Geschwür, dessen
Umgebung nach oben und aussen narbig verändert erscheint;
etwa 2 cm. nach unten von diesem an der Beugeseite des Vor-
derarmes befindet sich eine ca. bohnengrosse Ulceration von ähn-
licher Beschaffenheit, und einen ebenso gearteten Substanzver-
lust weist die Haut oberhalb des Condyl. extern. am rechten
Oberarme auf; 1/, cm. von demselben entfernt befindet sich eine
Perforationsöffnung, durch welche gleichfalls Eiter hervordrückbar
ist. Ausserhalb des erwähnten bläulichen Saumes ist die Um-
gebung sämmtlicher Geschwüre geschwollen, verdickt, an ein-
zelnen Stellen derb anzufühlen, wobei die derben Parthien stellen-
weise in die Umgebung in Form von Fortsätzen ausstrahlen, an
anderen Orten sind diese Schwellungen teigig weich; insbeson-
dere das erst genannte Geschwür ist von einer teigig weichen
Infiltration in grossem Umfang umgeben, welche direct mit peri-
ostaler Schwellung des Radius zusammenzuhängen scheint. Dem-
gemäss erscheint auch die ganze Extremität von der unteren
Aw.
ce Rica!
sist aD. eee
Hälfte des Oberarmes bis zum Handgelenk entsprechend der
Radialseite gegenüber dem linken Arm verdickt, ohne dass dabei
eine auffällige Farbenveränderung der Haut zu bemerken wäre.
Beugung im Ellbogengelenk überschreitet nur um ein geringes
den rechten Winkel, Streckung ist ungefähr bis zu einem Winkel
von 120° möglich. Supination wird nur im Schultergelenke
ausgeführt, Druck der rechten Hand ist nicht ausgiebiger als
der linken, obwohl auch diese sehr abgemagert ist. Bis zum
8. Brustwirbel lassen sich die Dornfortsätze deutlich durchtasten,
von da angefangen sind dieselben in einer teigig weichen, theils
von normaler, theils gerötheter Haut bedeckten Geschwulst ver-
graben und nur hie und da kann man einen Dornfortsatz durch-
fühlen. Von der genannten Stelle bis zum 1. oder 2. Lendenwirbel
ist die Wirbelsäule kyphotisch und leicht scoliotisch verbogen,
mit der Convexität nach links. Vom 2. Lendenwirbel an sind
die Dornfortsätze wieder deutlich durchtastbar, Unterhalb der
am meisten vorragenden Spitze des Gibbus ist die Haut an einer
thalergrossen Stelle ulcerös durchbrochen, jedoch ist entsprechend
der Mitte und etwas nach links eine bis 11, cm. breite, von
oben nach unten verlaufende Hautbrücke erhalten, welche, sowie
auch die unterminirten Ränder des Geschwüres, bläulichroth ver-
färbt ist. Gegen diese Hautbrücke hin vertieft sich beiderseits
das Geschwür ganz bedeutend, dessen blasser Grund sich fort-
während mit Eiter füllt. Unmittelbar unter diesen Geschwiiren
sind blasse, halbmondförmige zarte Narben, denen der serpigi-
nöse Charakter an einzelnen Stellen sehr deutlich aufgeprägt ist;
die Umgebung derselben ist pigmentirt, zum Theil blauroth ver-
färbt. Diese Narben befinden sich etwas nach links von der
Medianlinie, während in der Medianlinie selbst in gleicher Höhe
noch ein mit einer Borke bedecktes bohnengrosses Geschwür sich
vorfindet. Unterhalb dem linken Darmbeinknechen und nach
rückwärts von der Spina ant. sup. finden sich ebenfalls einige
glatte Narben, die aber noch bläulich verfärbt erscheinen; die
Gegend entsprechend der Symph. saer. iliac. sin. ist gleichfalls
von mehreren bis über linsengrossen Ulcerationen durchsetzt, von
denen einzelne in der Nachbarschaft narbenartig veränderte Haut
aufweisen; die Umgebung derselben ist in mehr weniger grossem
Umfang bläulichroth verfärbt und gegen das Gesunde scharf
abgegrenzt. Entsprechend den Geschwüren erscheint die Sacral-
gegend infiltrirt und geschwollen. Der Gibbus verändert die
Stellung kaum beim Geben, Stehen und Liegen. Patientin zeigt
abendliche Temperaturserhöhungen (38—39°),
Die Therapie -bestand anfänglich in Verband mit grauer
RE.
Salbe, Bädern mit Zusatz von Halleiner Muttersalz und innerlich
1/, Gramm Jodkali pro die, Statt des Jodkali wurde im spä-
teren Verlaufe einigemale Calomel gereicht, wovon jedoch nach
kürzerer oder längerer Zeit wegen Salivation Abstand genommen
und an seine Stelle wieder Jodkali (!/,—', Gramm pro die)
und dann Decoct Radic. Sassap. (10.0 : 200.0) verabreicht wurde.
Desgleichen wurde im weiteren Verlaufe der graue Salbenver-
band durch Jodkaliverband, Sublimatverband oder durch Verband
mit Jodoformgaze und Hydrarg.-Oxydulgaze ersetzt. Am 18./V.
war am rechten Stirnhöcker eine weiche, halbkugelig
sich verwölbende, fast fluctuirende Geschwulst nachweisbar,
deren wallartige Ränder sich knochenhart anfühlten. Im Laufe
der Wochen bildete sich dieselbe nach Bepinselung mit Jod-
tinetur zurück, während der Knochenwall bestehen blieb, so dass
durch den letzteren nunmehr scheinbar eine Vertiefung um-
schlossen wurde. Auch die Geschwüre am rechten Arme und
an der Wirbelsäule entsprechend der Kyphose giengen unter
dieser Behandlung einer stetig fortschreitenden Heilung entgegen,
so dass von ersteren am 20./X. nur mehr ein Rest des vorder-
sten vorhanden war, während alle übrigen bereits vernarbt
waren. Am 24,X. wurde ein etwa eigrosser Abscess, der sich
in der-Gegend der spin. sup. post. sin. gebildet hatte, incidirt;
eine Drainageröhre, in die Abscesshöhle eingeführt, nahm die
Richtung gegen die Kyphose. An der letzterwähnten Ulcera-
tionsstelle fand stets eine reichliche Eitersecretion statt; am 20./XII.
war ein Fluctuationsherd am os ilei sin. entstanden (Eitersen-
kung). Am 12/I. 86 wurde ein etwa 1!/, cm. langes Knochen-
stückchen rechts von der kyphotischen Stelle entfernt, von wel-
chem jedoch nicht mit Sicherheit zu entscheiden war, ob es
einem Wirbelbogen oder einer Rippe angehörte. Die abend-
lichen Fieberbewegungen nahmen allmählig an Intensität und
Häufigkeit zu und unter stetig fortschreitendem Kräfteverfall in
Folge der schweren Eiterungsprocesse, Fieber und Appetitlosigkeit,
starb die Patientin unter den Erscheinungen hochgradiger Anämie
und Marasmus am 23./IV. 86. Die Obduction ergab folgenden
Befund : Caries des 9.—12. Brustwirbels und des rechten Stirn-
beines; beiderseitiger Psoas-Abscess, Anämia universalis.
6. Syphilis und Gelenksrheumatismus.
Die im Bericht des Solarjahres 1885 unter Nr. 6 erwälınte
P. J., 24 Jahre alt, gelangte am 20. Jänner 86 abermals bei
uns zur Aufnahme mit folgenden Status. Am linken grossen
DT
Labium sitzen 2 nässende Papeln. An Stelle der Selerose an
der Port. vag. befindet sich eine rosenroth durchschimmernde,
scharf begrenzte, mit zartem Epithel bedeckte Infiltration. Die
Therapie bestand in Localapplication von Empl. hydrarg. und
Einlegung von Globulis aus ung. ciner. in die Vagina; später
wurde die Port. vag. noch mit 1%, aeth. Sublimatlösung be-
pinselt, Ferner erhielt Patientin Injectionen von grauem Oel,
welche jedoch, nachdem 0.60 cubcm. injieirt worden war, wegen
Zahnschmerzen und Speichelfluss wegbleiben mussten. Nachdem
Jedoch nach Anwendung einer entsprechenden Behandlung diese
Mundaffeetion gewichen war und mittlerweile sich auch die
Papeln zurückgebildet hatten, erhielt Patientin im ferneren Ver-
laufe noch weitere 24 Theilstriche — 2.40 cubem. Ol. einer. in
Form von Injectionen, was abermals eine Stomatitis veranlasste.
Am 6./IV. klagte Patientin über Schmerzen im rechten Hand-
gelenke und die objective Untersuchung ergab thatsächlich eine
Anschwellung dieses Gelenkes; dabei zeigte Patientin abendliche
Temperaturerhöhung: 38.6. Am nächsten Morgen war Patientin
fieberfrei, klagte aber uun auch über Schmerzen im linken Hüft-
gelenk. Es wurden nun grosse Dosen Natr. salieyl verabreicht
(bis zu 8 Gramm), Am 9./IV. waren die Schmerzen verschwun-
den; nichtsdestoweniger erhielt Patient noch an diesem und an
den folgenden Tagen grössere Gaben von Natr. salieyl. bis zum
14./IV. Patientin stand noch bis zum 29./V. wegen ihrer sy-
philitischen Affectionen in Spitalsbehandlung; doch traten in
dieser Zeit keinerlei Erscheinungen von Seite der Gelenke mehr
zu Tage.
7. Syphilis und Gelenksrheumatismus.
J. J., 39 Jahre alt, Schneider, stand vom 10./XIL. 85 bis
19./I. 86 auf der hiesigen Augenklinik wegen Iritis specifica in
Behandlung; ausser der localen Therapie, bestehend in Atropin-
Einträufelungen, erhielt Patient dortselbst 9 Inunctionen a 1 Gr.
Ung. ein. und Hydrarg.-Pillen (8 Stücke. Am 19./I. wurde
er auf unsere Abtheilung transferirt. Sämmtliche Erscheinungen
waren zurückgegangen; nur noch an der inneren Fläche des
unteren Drittels beider Tibien bestand Auftreibung des Knochens
und etwas Schmerzhaftigkeit bei Percussion. Es wurde beider-
seits in den Unterschenkel 0.05 cubem, eines 20%, Ol. einer.
injieirt, und da Patient am 25./I. über Schmerzen in der Gegend
des Mal. int. dextr. klagte, ohne dass dabei objectiv etwas
nachweisbar gewesen wäre, wurde daselbst Unguent. ciner, ein-
gerieben. Ausserdem erhielt Patient innerlich: Hydrarg tannic.
ear tas
ran,
oxyd. 1.0, Ferr. lact., Sacch, lact. aa. 2.0 m. f. p. div. in
dos. X., wovon er im Ganzen 14 Pulver consumirte. Am 27./I.
klagte Patient über Schmerzen in den oberen Extremitäten,
Druck auf beide Trochanteren war schmerzhaft, ebenso auf die
Dornfortsätze vom 2. Lendenwirbel abwärts; dabei fieberte Pa-
tient (39.2°). Es wurden 0.20 cubem. eines 20%, Ol. einer.
in den Rücken injicirt. Am nächsten Tage hatten die Schmer-
zen an der Lendenwirbelsäule nachgelassen; dagegen waren die
Trochanterengegenden, namentlich die rechte, noch druckempfind-
lich, wobei der Schmerz als gegen das Becken hin ausstrahlend
bezeichnet wurde. Fieber bestand auch an diesem Tage (39.4)
und hielt bis zum 1./II. an. Am 29./I. zeigte die Haut am
linken Rippenbogen in Form eines Streifens eine zinnoberrothe
Färbung. Am nächsten Tage war diese Färbung verschwunden,
dafür aber war eine ganz gleiche Erscheinung entsprechend dem
Verlaufe der III. rechten Rippe aufgetreten, welche jedoch gleich-
falls am nächsten Tage verschwunden war. Die Schmerzhaftig-
keit an der rechten Trochantergegend war beinahe ganz ver-
schwunden, dagegen klagte Patient über reissende Schmerzen am
linken Arm und besonders wurde Druck auf das Metacarpo-
phalangeal-Gelenk des linken Daumens schmerzhaft empfunden.
Die Schmerzen bestanden auch am nächsten Tage in gesteigertem
Masse, dabei war die Haut über dem Metacarpo-phalangeal-
Gelenk des linken Daumens, sowie über dem linksseitigen Carpo-
radial-Gelenk etwas geröthet; es wurden nun die Quecksilber-
Pulver weggelassen und dafür grosse Dosen Natr. salieyl. ge-
reicht; schon am folgenden Tage war das Fieber geschwunden,
die Schmerzen hatten bedeutend nachgelassen; Patient nahm
auch noch an diesem und am folgenden Tage je 6 Gr. Natr.
salicyl., wobei die Schmerzhaftigkeit endgiltig schwand. Aber
schon während der letzten Tage hatte sich neuerdings Iritis
specifica eingestellt, weshalb Patient auf die Augenklinik trans-
ferirt wurde.
8. Urethritis und linksseitige Kniegelenks-
entzündung.
Der Fall betraf den am 12./X. 86 aufgenommenen Hand-
lungsreisenden W. L. Derselbe litt bereits vor 6 Jahren einmal
an Urethritis. Ende Juni d. J. acquirte er abermals eine solche.
Ungefähr 8 Tage lang gebrauchte er Urethralinjectionen mit
1%, Zink. sulf, Carb.-Lösung, worauf sich der Zustand etwas
besserte. Patient gieng nun wieder seiner Beschäftigung nach
und nach ungefähr 10 Tagen hatte sich das Uebel wieder be-
oe: BB - jee
trächtlich verschlimmert. Nichtsdestoweniger wendete er keinerlei
Therapie mehr an und liess der Sache ihren Lauf. Vor etwa
10 Tagen bemerkte er ziehende Schmerzen am linken Knie-
gelenk und nach etwa 3—4 Tagen trat daselbst eine Schwel-
lung auf, welche jedoch den Patientin nicht abhielt, ausgiebige
Fusstouren zu machen, so dass dieselbe seit etwa 4 Tagen bis
zu ihrer gegenwärtigen Grösse anwuchs.
Status am 12./X. Patient ziemlich gross, mässig ge-
nährt. Aus der Urethra entleert sich bei Druck, welcher ziem-
lich schmerzhaft empfunden wird, eine mässige Menge schleimig-
eitrigen Secretes. Auch die zweite Hälfte des zweitheilig gelas-
senen Urins ist trüb, etwas eitriges Sediment enthaltend, doch
sauer. Die linke Kniegelenksgegend, besonders entsprechend der
Gegend nach oben und innen von der Patella, beträchtlich ge-
schwollen, so dass der normaler Weise nach innen und aussen
von der Patella bestehende Sulcus ganz verschwunden und an Stelle
des inneren ein länglicher, ziemlich breiter Wulst getreten ist,
der deutliche Fluctuation darbietet. Beim Betasten ist das Ge-
lenk fast gar nicht schmerzhaft; das rechte Kniegelenk bietet
normale Verhältnisse. Patient litt nie an Gelenksrheumatismus,
ist fieberlos; Herztöne rein. |
Therapie. Täglich 2malige, späterhin 3malige Injection
von 1%, wässriger Zink. sulf. Carb.-Lösung in die Urethra.
Ausserdem erhielt Patient einige Injectionen von Yo — ho %
Zink. sulf. Carb.-Lösung in die Blase, an welchen Tagen die
Urethral-Injectionen ausfielen. Statt der Zinklösung wurde vom
23.)X. an Kali hypermang. (0.05 : 150.0) in die Urethra täg-
lich 2mal injicirt. Unter dieser Behandlung wurde der Urin
allmählig fast ganz rein und ebenso verschwand die Secretion
aus der Urethra bis auf einen kleinen Rest. Einmal, am 29./X.
verursachte die Blaseninjection allerdings ein Urethralfieber bis
zu 39.80, das aber bereits am nächsten Tage verschwunden
war. Am linken Bein wurde am 14./X. nach Aufpinselung von
Jodtinetur ein Gypsverband angelegt; ausserdem erhielt Patient
innerlich einige Dosen Natr. salicyl. Am 20./X. Konnte nach
Entfernung des Verbandeseine bedeutende Abnahme der Schwellung
constatirt werden. Es wurde abermals einGypsverband, der Geschwulst
entsprechend mit einem Fenster versehen, angelegt. Am nächsten
Tage wurden in das ausgeschnittene Fenster zwei grosse, in warmem
Wasser aufgeweichte und gut ausgepresste Badeschwämme kräf-
tig aufgebunden, um durch Compression die weitere Resorption
des Exsudates zu beschleunigen. Am 27./X. wurde der Druck-
verband abgenommen. Die Schwellung war nun beträchtlich
een.
geschwunden, aber immerhin noch etwas Exsudat nachweisbar.
Derselbe Druckyerband wurde am folgenden Tage noch einmal
angelegt; diesmal konnte jedoch Patient den intensiven Druck
auf das nun viel weniger Flüssigkeit enthaltende Gelenk wegen
grosser Schmerzhaftigkeit nicht mehr vertragen und der Verband
musste schon am nächsten Tage durch einen leichten Druckver-
band mittels Watta ersetzt werden. Unter diesem trat eine
weitere Resorption des Exsudates bis auf einen ganz geringen
Rest ein, und mit einer Kniekappe versehen konnte Patient am
16./XI, das Spital verlassen.
9. Urethritis acuta; rechtseitige Ellbogen- und
Hüftgelenksentzündung.
J. G., aufgenommen am 13./X. 86, 23jähriger Schneider,
gibt an, vor 8 Tagen den letzten Coitus vollführt zu haben.
4 Tage später bemerkte er Brennen beim Uriniren, welches sich
am nächsten Tage unter Eintritt einer eiterigen Secretion aus
der Harnröhre beträchtlich steigerte. Therapie wurde bisher
keinerlei angewendet. Vor 2 Jahren litt er an „hartem Schan-
ker“, in dessen Gefolge auch ein Ausschlag am ganzen Körper
und „Feuchtwarzen“ am Anus sich einstellten. Er befand sich
damals während 2 Monate im Garnisonsspitale zu Rovereto.
Status am 13./X. Patient klein, kräftig gebaut, ziem-
lich gut genährt; an der allgemeinen Decke und den sichtbaren
Schleimhäuten nichts Abnormes. Inguinaldrüsen beiderseits leicht
angeschwollen, bei Druck etwas empfindlich, besonders rechts.
An der Corona glandis, links von der Mitte, ein übernarbter Sub-
stanzverlust. Die Urethra bei Druck in der ganzen Länge em-
pfindlich; aus derselben ergiest sich in reichlicher Menge dicker,
rahmiger, etwas blutig tingirter Eiter. — Therapie: Die Urethritis
wurde mit Urethral-Injectionen von Zink. sulf. carb.-Lösungen und
später mit Injectionen von Kali hypermang, (0.05 : 100.0) be-
handelt. Ausserdem wurde Puly. Cubeb. rec. tus. zu innerlichem
Gebrauche gereicht. Von letzterem Präparat erhielt Patient am
ersten Tage 3 Pulver & 2 Gramm und jeden folgenden Tag
wurden die Pulver um je ein Gramm stärker verabreicht bis
zu 24 Gramm pro die; dann in absteigender Dosis in derselben
Weise. Unter dieser Behandlung verschwand endlich die Se-
eretion im Verlaufe einiger Wochen. Mittlerweile hatten sich
aber am 9./XI. ziehende, herumfahrende Schmerzen im linken
Kniegelenk und in verschiedenen Muskelparthien eingestellt. Am
11./XI. war am rechten Ellbogengelenk eine mässige Schwellung
und Druckempfindlichkeit zu constatiren; Abends Fieber (38.1);
*
Br
Herztöne rein. Patient wurde nun angewiesen, den Arm in der
Schlinge zu tragen und erhielt innerlich grosse Dosen Natr.
salieyl. (6—7 Gramm). Das geschwellte Gelenk wurde jodirt.
Die abendlichen Fieberbewegungen (bis zu 38.5) dauerten bis
14./XI. Am nächsten Tage war eine geringe Abnahme der
Schwellung am Ellbogengelenk zu bemerken; dabei war aber
die Beweglichkeit des Gelenkes wegen Schmerzhaftigkeit sehr
beschränkt. Da Patient auch über Ohrensausen klagte, wurde
das Natr. salicyl. weggelassen. In den nächsten Tagen gieng
aber sowohl die Schmerzhaftigkeit wie die Schwellung des Ge-
lenkes bedeutend zurück, so dass am 19./XI, die Gelenkscon-
touren wieder deutlich hervortraten, Nur noch eine ganz um-
schriebene Stelle nach innen vom Cond. ext. war bei Druck be-
deutend empfindlich, sonst die Schmerzhaftigkeit fast ganz
geschwunden; Streckung war nun bis zu einem Winkel von
150—160°, Beugung bis zu einem Winkel von etwa 20°
möglich; beide Bewegungsexcursionen nahmen aber in den
nächsten Tagen an Ausdehnung allmählig zu. Am 26./XI. klagte
Patient über Schmerzen in dem obersten Antheil der Innenfläche
des rechten Oberschenkels, namentlich bei Bewegungen im Hüft-
gelenk. Bei passiver Beugung des Schenkels wird das Becken
mitbewegt. Patient erhielt nun täglich 3 Gramm Natr, salicyl.
Die Schmerzen verschwanden im Verlauf von 8 Tagen, und da
mittlerweile der linke Arm seine freie Beweglichkeit wieder er-
langt hatte, konnte Patient am 3./XII. das Spital geheilt ver-
lassen.
10. Hodenschwellung in Folge von Onanie.
(Sperma-Anschoppung).
K. A. 17 Jahre alt, Pädagoge, aufgenommen am 17./XH.
1886, gibt an, seit einiger Zeit dem Laster der Onanie zu
huldigen. Bisweilen sei es dabei zur Ergiessung einer weisslichen,
schleimigen Flüssigkeit gekommen; das letztemal war dies vor
14 oder 15 Tagen der Fall. Vor einigen Tagen habe er ohne
bekannte Veranlassung plötzlich Schmerzen im linken Hoden
empfunden, welche unter Grössezunahme des Hodens sich von
Tag zu Tag steigerten. Urethritis, sowie auch jegliche sonstige
Genitalerkrankung wird in Abrede gestellt.
Status am 17./XII. Patient klein, schwächlich gebaut,
mässig genährt. Die linke Scrotalhalfte vergrössert, bedingt
durch eine etwa apfelgrosse Anschwellung, welche mehr den
Hoden als den Nebenhoden betrifft uni gegen den leisesten
Druck sehr empfindlich ist; ebenso wird Druck der unteren
ia eee
Parthien des Abdomens schmerzhaft empfunden, wahrend der
Samenstrang gar nicht druckempfindlich ist. Sonst ist am Ge-
nitale nichts Abnormes, Urin vollständig klar, keine Tripperfäden.
Therapie. Am 18./XII. wurden 0.06 Cubcm. Ol. ciner.
auf zwei Stellen vertheilt subcutan injieirt, ausserdem ein Sus-
pensorium mit Watta angelegt. Schon am nächsten Tage war
Schmerzhaftigkeit und Geschwulst bedeutend geringer, um in
den nächsten Tagen ganz zu verschwinden.
11. Lepra.
Patient, der 36jährige Schmied D. F., stand schon iin
Jahre 1885 vom 5./.—16./IIl. bei uns in Behandlung. Der
Fall wurde in den Wiener med. Blättern 1885 veröffentlicht.
Am 13./Ill. 86 gelangte Patient abermals auf unserer Klinik
zur Aufnahme. Nun sind linker Daumen- und Kleinfingerballen
noch mehr atrophisch als bei der ersten Aufnahme; an dem
Stumpf des Zeigefingers hat sich nichts geändert. Das I. Inter-
phalangealgelenk des Mittelfingers schlottert ein wenig, die
II. Phalanx ist etwa nur zur Hälfte vorhanden, das Nagelglied
fehlt gänzlich, wenn nicht etwa ein kleiner Rest desselben der
II. Phalanx aufsitzt; vom Nagel ist keine Spur vorhanden.
Gold- und Ringfinger dieser Hand sind intact, wenngleich die
Volarsehne verkürzt erscheint und eine vollständige Streckung
dieser beiden Finger unmöglich macht. Rechterseits ist gleich-
falls die Atrophie des Daumens etwas weiter vorgeschritten ;
das Nagelglied des Zeigefingers ist verkürzt, dem Nagelbett ent-
sprechend narbig verändert und an einer linsengrossen Stelle ein-
getrocknet, verschorft. Der Mittelfinger ist im Ganzen verkürzt;
die Verkürzung scheint auf Kosten der dem II. Interphalangeal-
gelenk anstossenden Knochen entstanden zu sein; die Volarseite
der II. Phalanx ist gleichfalls wie mit einem starren, ziemlich
tief greifenden Schorfe bedeckt, die Volarsehne verkürzt. An
der Ulnarseite des II. Interphalangealgelenkes des Mittelfingers
befindet sich eine Narbe, welche mit der oben erwähnten Ver-
schorfung zusammenhängt. Das Nagelglied des Ringfingers ver-
kürzt, der Pulpa entsprechend eine Narbe; daselbst dürfte das
Knochenstück abgestossen worden sein. Von der Hohlhand zieht
sich bis zum I. Interphalangealgelenk des Ringfingers eine Narbe,
welche nach Angabe des Patienten die Stelle bezeichnet, wo vor
einigen Wochen im Spitale zu Schwaz ein Stück Sehne sich
abgestossen habe; der Finger kann nicht gestreckt werden.
Der kleine Finger zeigt dem Nagelgliede und der II. Phalanx
entsprechend trockene Verschorfung; vom Nagelglied ist nur ein
EN en
kurzes Stück mit verbildetem Nagelstumpfe vorhanden. Wird
der Ulnarnery an der inneren Seite des Olecranon links gedrückt,
so hat Patient ganz unbestimmte, jedoch keine schmerzhafte
Empfindung am Vorderarm; rechterseits ist der Druck empfind-
lich, jedoch nur bis zur Hälfte des Vorderarmes. Leise Berührung
wird bis gegen die Mitte beider Vorderarme nicht empfunden,
aber auch stärkere Berührung wird um so weniger empfunden,
je näher man gegen die Finger kommt. Gegen die Oberarme
nimmt die Empfindungsfähigkeit etwas zu, jedoch wird unrichtig
localisirt, und zwar links schlechter als rechts. Stirne, Wange,
Thorax, Rücken zeigen ziemlich gute Empfindungs- und Locali-
sationsfahigkeit. Beim Schliessen der Augen findet man, dass
der Bulbus beiderseits bedeckt erscheint, wenngleich die Lider
in fortwährender Zuckung sich befinden, was einen Fortschritt
gegen früher documentirt. An den unteren Extremitäten wird
ziemlich gut empfunden, doch vielfach unrichtig localisirt. An
der linken Hand, entsprechend der Dorsalseite des Carpo-meta-
carpalgelenkes des Zeigefingers kann man eine Nadel tief ein-
stechen, ohne dass Patient davon irgend welche Empfindung hat.
— Therapie: Die geschwürigen Stellen, welche nach Abstossung
der Borken und Schorfe zu Tage traten, wurden mit Jodo-
formgaze verbunden, und nachdem dieselben fast gänzlich ver-
narbt waren, verliess Patient am 22. Mai das Spital.
12. Sarcom der Haut,
J. A,, 48jährige Kaufmannsgattin, aufgenommen am 29./IIL,
stand im Jahre 1880 vom 30./V.—17.)VI. wegen Seborrhoea
capit. und Dermatomycosis versicolor auf unserer Abtheilung in
Behandlung. Sie gibt an, bei ihrem Spitalaustritt eine weisse
Salbe bekommen zu haben mit der Weisung, dieselbe durch
mehrere Monate anzuwenden, was sie jedoch nicht that. Ein
Jahr lang bemerkt» sie von ihrer damaligen Erkrankung nichts
mehr, dann trat dieselbe wieder in gleicher Weise wie früher
auf und blieb trotz Anwendung von verschiedenen Salben und
Bädern bestehen. Im vergangenen Herbst bemerkte sie Jucken
mehr weniger am ganzen Körper; die Flecken wurden dabei
allmählig grösser und nahmen eine rothe Färbung an, bis sie
schliesslich das gegenwärtige Aussehen und die gegenwärtige
Grösse erreichten. In ihrer Familie und sonstigen Verwandt-
schaft leidet niemand an einer ähnlichen Krankheit.
Status am 29./III. 1886. Patientin mittelgross, schlecht
genährt; schwache Musculatur, schlaffe, runzelige, abschilfernde
Haut. Am Stamme ist die Haut mit grossen, 1 bis 5 und 6 cm.
re
im Durchmesser haltenden, gerötheten, wenig infiltrirten, scharf
begrenzten Flecken eingenommen, deren freie Fläche stellenweise
mit glänzenden, Psoriasis ähnlichen Schuppen, stellenweise wieder
von grünlich schmutzigen, wie von vertrockuetem Eiter herrüh-
renden Borkenlamellen bedeckt sind. Hebt man die trockenen,
glänzenden Schuppenlamellen ab, so tritt eine zarte, geröthete
Fläche zu Tage, die beim leisesten Kratzen leicht blutet; nach
Abhebung der grünlichen Borkenlamellen kommt man an ein-
zelnen Orten auf feuchte, mit Eiter belegte, lividrothe, aber
nirgends exulcerirte Hautstellen, oder es ist die Haut gleichfalls
geröthet, glatt und trocken; im letzteren Falle weist die untere
Fläche der grünlichen Borkenlamelle eine ganze Menge zapfen-
artiger Fortsätze auf. Rückwärts beginnt die Erkrankung in
der Höhe der Spinae scap, und reicht nach unten bis zur Ge-
gend des ersten Kreuzwirbels. Vorne nimmt sie den Anfang in
der Höhe der zweiten Rippe und reicht links bis zur Leisten-
beuge, rechts etwas tiefer. In der Axillarlinie links ist
die Erkrankung intensiver als rechts; links ist die Haut in zu-
sammenhängender Weise in der beschriebenen Art erkrankt und
von solchen grünlichen Borken bedeckt. Unter einer solchen
grünlichen, etwas dickeren Borke fand man die Haut in der
Ausdehnung eines Neukreuzers sammtartig verändert, zart villös;
von dem oberen Rande dieser Stelle breitet sich eine ähnlich
veränderte Parthie wohl über eine grössere Fläche aus, wenn
auch nicht so lange Villi zeigend; nach vorne und oben von
dieser Parthie sieht man in der linken Axillarlinie, entsprechend
der letzten falschen Rippe, ein kastaniengrosses Ulcus elevatum
(Epithel scheint vollständig zu fehlen). Aehnliche solche villöse,
sammtartige Zotten an der freien Fläche sind noch an anderen
Orten zu bemerken. Am Mons Veneris rechterseits lässt die
geröthete, eiterig belegte Hautparthie eine linsengrosse, papillom-
artige Veränderung erkennen; andere derartig veränderte
Stellen in der Grösse eines Stecknadelkopfes finden sich weiter
nach Aussen vor. Viele der Plaques, die mit grünlichen Krusten
bedeckt sind, weisen Zerklüftungen und Schrunden auf, aus
welchen Blut hervorquillt oder die durch eingetrocknetes Blut
markirt erscheinen. In der Mitte des rechten Oberarmes be-
findet sich eine über thalergrosse, theils mit weissen Schuppen-
lamellen, theils mit einer grünlichen, wie lederartigen Borke be-
deckte Stelle. Die behaarte Kopfhaut ist mit festhaftenden
Schuppen und Krusten in grosser Ausdehnung bedeckt. Die
Haut der Stirne erscheint an einzelnen Stellen verdickt, desqua-
mirend, ebenso die Gegend des rechten Augenbrauenbogens, so-
a oe
wie unterhalb desselben bis gegen die Mitte des oberen Lides;
die übrige Haut des Gesichtes zeigt Abschuppung. Nach dem
Waschen der Kopfhaut zeigte sich dieselbe grösstentheils ge-
röthet, an einzelnen Stellen etwas nässend. Die Untersuchung
des dem Ulcus elevatum entsprechenden Gewebes, vorgenommen
vom Herrn Regierungsrath Prof. Dr. Schott, ergab zahlreiche,
verschieden grosse, meist runde Zellen mit sehr zart contou-
rirtem Protoplasma, grossen einzelnen oder häufig mehreren
Kernen, Einfurchung des Kernes; auch einzelne mit Fortsätzen
versehene Riesenzellen. Viele der Zellen sind reichlich mit Fett-
molekülen bedeckt, welch letztere auch in grosser Menge im
Safte sich vorfinden. Ausser den Zellen fanden sich auch ela-
stische Fasern und ferner in mehreren Schnitten chlorophyll-
hältige Algen in Gruppen (Palmella); (höchstwahrscheinlich hatte
die Patientin Vegetabilien aufgelegt). Nach diesem Befunde
war die Neubildung als Sarcom aufzufassen. — Patientin erhielt
Bäder; die erkrankten Hautparthien wurden mit Empl. diachyl.
bedeckt. Das sarcomatöse Ulcus elevatum wurde mit dem Pa-
quelin zerstört und mil Jodoformäther bepinselt. Später wurden
noch die der Epidermis entblössten und Eiter secernirenden Stellen
zuerst gereinigt und dann bepinselt mit Guttaperch. 5.0, Alcoh.
sulf. 100.0, Jodoform. 2.0. Am 10./V. wurde Patientin auf
eigenen Wunsch gebessert entlassen, nachdem an Stelle des zer-
störten Ulcus Narbengewebe getreten war. Nachträglich bringen
wir in Erfahrung, dass die Frau am 28, Februar d. J. ge-
storben ist,
13. Liodermia rosacea.
Im Ambulatorium erschien eine Patientin mit einer ganz
eigenthümlichen Hautaffection, für die Prof. Lang die am Kopfe
gegebene Bezeichnung wählte, Bei der 39 Jahre alten Kauf-
mannsgattin T. E. entstand vor 2 Jahren ein rother Fleck in
der Nähe des linken Auges an der Schläfe; ein Vierteljahr
später breitete sich derselbe von hier auf die linke Wange hin
aus, seit ungefähr einem Jahre sind ähnliche Flecken auch auf
der rechten Wange aufgetreten. Seit 3 Monaten bildeten sich
die gleichen Efflorescenzen unter dem rechten Auge, seit 6 Wochen
unter dem rechten Stirnhöcker, seit 4 Wochen am rechten Ohr-
läppchen. 14 Tage lang gebrauchte sie Bepinselungen mit einer
nicht näher bekannten öligen Flüssigkeit. Der zuerst aufge-
tretene rothe Fleck wurde zwar etwas blasser, dafür aber ent-
standen neue an benachbarten Stellen. Von anderen Medica-
menten wendete sie an: Schwefelpräparate, Collodium, Jodkali. .
Dann kam sie auf die Klinik. Die Flecken verursachen der
Patientin oft unerträgliches Jucken, welches besonders bei Ein-
tritt von schlechtem Wetter sich steigert. Kratzen vermehrt
noch das Juckgefühl, weshalb Patientin sich desselben möglichst
enthält. Als Kind machte Patientin Schafblattern und Schar-
lach durch, später litt sie an Bluthusten und im letzten Wochen-
bett (vor 7 Jahren) während 3/, Jahren an Rippenfellentzün-
dung: seit dieser Zeit fühlte sie sich nicht mehr so kräftig wie
früher, insbesondere seit dem letztvergangenen Frühjahre habe
ihre Schwäche bedeutend zugenommen. Ausserdem leide sie
bisweilen an Magenbeschwerden, besonders nach dem Genusse
von Obst; dagegen wird nervöse Reizbarkeit abgeläugnet. Eine
hereditäre Belastung ist nach keiner Richtung hin nachweisbar;
4 Kinder der Patientin leben und sind gesund. Zweimal (zwischen
dem vorletzten und letzten Kinde, das 7 Jahre alt ist) hat sie
abortirt, angeblich theils in Folge von Ueberanstrengung, theils
Gemüthsaufregung.
Status vom 13. August 1886: Patientin mittelgross,
ziemlich gut genährt.e Ueber dem linken Stirnhöcker eine
über linsengrosse, geröthete, das Niveau der Umgebung über-
ragende Stelle; Röthung und Schwellung sind nicht scharf
begrenzt, erstere lässt sich durch Fingerdruck nicht vermindern,
Ueber der linken Augenbraue eine mehrere Centimeter in der
Ausdehnung betragende Stelle derart verändert, dass die äussere
Parthie grösstentheils weiss, fast narbenartig, die innere ein
wenig geschwollen und geröthet erscheint; einige Gefässchen
sind ectatisch. Auch oberhalb der rechten Augenbraue ist eine
fingerspitzengrosse und eine fast linsengrosse Hautparthie mehr
weniger narbenartig verändert und unterhalb dieser am be-
haarten Theile zwei linsengrosse, mässig infiltrirte, geröthete
Stellen; die Röthung verschwindet auf Fingerdruck. Am rechten
Ohrläppchen, oberhalb der gestochenen Parthie, eine über linsengrosse,
unregelmässig begrenzte Röthung und Schwellung mit ectatischen
Gefässchen. Die rechte Wange von der Schläfe angefangen bis
fast an die untere Grenze der reg. parot. mass. ist grossentheils
glänzend, narbenartig verändert, etwa wie nach Lupus erythe-
matodes. Man bemerkt ganz deutlich, dass es linsen- bis mün-
zengrosse Einzelherde sind, die zusammengeflossen und durch
eine wallartige Linie, besonders deutlich nach vorne hin, be-
grenzt sind. Am Rande der nur eine Spur tiefer liegenden
narbigen Parthien ist ein schmutzig bräunlicher Saum, wäh-
rend an anderen Orten des Randes sich Gefassectasien befinden,
die noch den narbig veränderten Stellen angehören. An den
unteren Parthien des erkrankten Theiles der rechten Wange
da
sind theils stecknadelkopfgrosse, theils linsengrosse, bläulich weisse,
etwas vertiefte Närbchen neben gleich grossen, bräunlichen Pla-
ques, von denen einzelne gleichfalls erweiterte Gefässchen auf-
weisen. Unterhalb des rechten Auges befindet sich an der
Wange ein stecknadelkopfgrosser, brauner, einem Pigmentmal
nicht unähnlicher — nach Angabe schon seit jeher bestehender
— Knoten, der in unregelmässiger Weise peripher von einer
etwas gerötheten und leicht geschwollenen, unregelmässig be-
grenzten Hautparthie in der Ausdehnung einer Bohne umgeben
ist; die Röthung lässt sich zum Theil wegdrücken. Im oberen
Theil dieser letztbezeichneten Stelle sind Gefässeetasien deutlich,
im unteren Theile jedoch nur andeutungsweise. Die linke Wange
ist fast symmetrisch wie die rechte erkrankt, nur ist der Grad
der Erkrankung und die Ausbreitung eine geringere. Auch be-
kommt man den Eindruck, dass die narbenartige Veränderung
hier das grosse Uebergewicht hat, als ob der Process daselbst
sich nicht weiter entwickeln wollte. Auch hier sind die Narben
lichter, gerade eine Spur unter das Niveau der gesunden Um-
gebung eingesunken, da und dort von einem erweiterten Ge-
fässchen durchsetzt. Die Grenze der Narbchen erscheint scharf,
ihre Ränder gegen die nicht narbige Haut hin schmutzig bräun-
lich veıfärbt, die Farbe stellenweise verwaschen. Seit den
letzten Tagen befindet sich eine flache, stecknadelkopfgrosse,
ganz rothe, von ausgedehnten Gefässchen durchsetzte und leicht
geschwollene Stelle auch unterhalb des linken Auges. Die
Röthung fast ganz verwischbar, die Begrenzung undeutlich und
insbesondere durch Gefässreiserchen und erweiterte Gefässchen ver-
wischt. Manche dieser geschwollenen Parthien, die solche erwei-
terte Gefässchen aufweisen, erinnern ganz an Acne rosacea. Unter-
halb des rechten Schulterblattes am Rücken eine Gruppe von
theils pigmentirten, theils blauroth gefärbten, verdickten Stellen
von Erbsengrösse und darüber. Ausserdem am Rücken da und
dort zerstreut kleine, weich anzufühlende Narben, desgleichen
an den Armen einzelne blasse Närbehen von unbekannter Her-
kunft. Die Untersuchung des Genitales und seiner Umgebung,
sowie der Mundhöhle bietet nichts Abnormes, — Die Therapie
bestand anfänglich, 13./VIIL, in Einreibungen mit Ung. ciner.;
zugleich wurden einzelne besonders juckende Parthien mit Celloid.
2.0, Aeth. sulf. Alcohol. an. 10.0 jeden zweiten Tag bepinselt.
Nachdem an den mit dieser angegebenen Celloidinlösung bepin-
selten Stellen — wie übrigens auch an den mit Ung. ciner.
behandelten — am 22./IX. in Beziehung auf Röthung und
Juckgefühl ein entschiedener Schritt zur Besserung zu consta-
— 6 —
tiren war, wurde an diesem Tage die Celloidinbehandlung auf die
ganze rechte Wange, soweit dieselbe yon der Erkrankung be-
fallen war, ausgedehnt. Am 24./IX. klagte Patientin, dass bei
Bewegungen des Gesichtes, beim Kauen, Sprechen, Lachen u. s. w,
an der rechten Wange dort, wo am 22,/IX. das Celloidin auf-
getragen worden war, sich schmerzhafte Rhagaden in der Haut
bildeten, weswegen nun wieder kleinere Parthien mit Celloidin-
lösung behandelt wurden. 27./IX. Die mit Celloidinlösung be-
pinselte Umgebung des braunen Knotens an der rechten Wange
ist weniger infiltrirt und nur durch die Röthung, welche aber
auch nicht mehr so intensiv ist, noch in die Augen springend.
Der an der Stirne befindliche Knoten ist gleichfalls ganz zurück-
gegangen und bedeutend abgeblasst. 8./X. Ueber dem linken
Jochbogen hat sich unter der Empfindung von Jucken ein etwa
stecknadelkopfgrosser, etwas elevirter, gerötheter Knoten in der
Haut gebildet, zu welchem radienförmig angeordnete, erweiterte
Gefässchen hinziehen. Das Infiltrat an der rechten Wange ist
noch beträchtlich blässer geworden und durch das Getaste kaum
mehr nachweisbar; der Knoten am linken Stirnhöcker ist nun
vollkommen abgeblasst, Auch der über dem linken Jochbogen
neu entstandene Knoten wird mit Celloidinlösung bestrichen.
11./X. An dem Knoten über dem linken Jochbogen ist keine
Infiltration mehr zu fühlen, nur die erweiterten Gefässchen sind
noch vorhanden. 14,/XI. An der rechten Wange ist theilweise
noch immer Elevation über das umgebende Niyeau zu constatiren;
andererseits ist daselbst bereits eine weitere Umwandlung wie
in zartes Narbengewebe zu bemerken. Desgleichen ist der
Knoten am linken Stirnhöcker und der über dem linken Auge
am Augenbrauenbogen ganz abgeblasst; an letzterer Stelle ist
am äusseren Rande eine narbenartige Veränderung ersichtlich,
am inneren Rande gegen die Nase hin sind zarte Gefässerwei-
terungen sichtbar. 8,/XII. An den hinteren Parthien der Wange,
wie auch an der Stirne bildet sich Alles zurück ; an der rechten
Wange hat sich jedoch ein neues Knötchen mit Gefässectasien
gebildet. Am 1,/IlI. 87 stellt sich Patientin nach langer Unter-
brechung wieder vor. Die Bepinselungen mit der Celloidinlösung
gebrauchte sie bis gegen die Mitte des Monates Jänner. Auf
der linken Wange vom Jochbogen bis gegen den Unterkiefer-
winkel und nach rückwärts bis zum Tragus erscheinen die ur-
sprünglich erkrankten Stellen schmutzig bräunlich und anstatt
der narbenartigen Veränderungen von früher nur da und dort
blasse, lichter gefärbte Parthien, an manchen Orten ein ecta-
gisches Gefässreiserchen aufweisend, An der rechten Wange ist
Naturw.-med. Verein 1887/88. 5
he oe
das narbenartige Aussehen noch deutlich und die bräunliche
Pigmentation hauptsächlich nur auf die Umrandung beschränkt.
Ectasirte Gefässchen sind daselbst noch in ziemlicher Anzahl vor-
handen. Beide Augenbrauengegenden narbenartig verändert und
diffus zart rosaroth gefärbt; entsprechend dem linken Stirnhöcker
befinden sich zwei zarte blasse Narben. An der rechten Wange
unterhalb des Auges ist an einer etwa kreuzergrossen Stelle
deutliche Schwellung vorhanden, die mit ectasirten Gefässen in
ziemlich reichlicher Menge versehen ist. Am 10,V. 1, J. sahen
wir die Patientin noch einmal. Grösstentheils war nun der
narbenartige Charakter der früher erkrankt gewesenen Haut-
parthien fast ganz geschwunden. Doch erschienen dieselben
fast überall ganz weiss, pigmentlos und an zahlreichen Stellen
von einer lichtbraunen Pigmentirung umgeben.
Betreffs des Oleum cinereum wird nachträglich bemerkt,
dass dasselbe in den Sommermonaten sich mehr verflüssigt, als
wünschenswerth ist, weshalb auf unserer Klinik für die warme
Jahreszeit eine entsprechende Aenderung in dem Verhältnisse
der starren Fette und des Oeles platzgreift; etwa wie folgt:
Axung. pore. rec. 16.0
Seb. ovil. rec. 4.0
Hydrarg. de pur. 8.0
7 Theile der Salbe mit 3 Theilen Olivenöl zu verreiben.
Ueber die Hauptwerthe der Kreisfunctionen.
Von 0. Stolz.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 26. Jänner 1888).
Nach Einführung der complexen Zahlen wird die Potenz-
function im Falle eines nicht-ganzen Exponenten und es wird
der Logarithmus vieldeutig, wie es die cyclometrischen Func-
tionen Arc sin x u. s. w. schon bei ausschliesslichem Ge-
brauche von reellen Zahlen sind. Soll auch jetzt noch mit
den Zeichen xs, |x, arc sin x u.s. w. gerechnet werden, so
muss man sie für alle Werthe von x, wofür sie überhaupt
einen Sinn haben, eindeutig erhlären,
Man bezeichnet denjenigen Werth, welcher unter den
zu einem Werthe von x gehörigen Werthen einer vieldeutigen
Kreisfunction zu diesem Behufe ausgewählt wird, als den
oder einen Hauptwerth derselben und die Gesamtheit
dieser Werthe als den oder einen Hauptzweig der Func-
tion. Solche Hauptwerthe wurden bereits von Cauchy ein-
geführt, jedoch wenig beachtet. Weierstrass und Tho-
maet!) haben sie neuerdings erklärt. Im Folgenden sollen
die Unstetigkeiten der Hauptzweige und die wechselseitige
Beziehung der Hauptwerthe von verschiedenen Kreisfunctionen
angegeben werden, in welcher Hinsicht die Darstellung der
Lehrbücher mancher Ergänzung bedarf.
1) Vgl. Thomae Elementare Theorie d. analyt. Functionen 1880
§§ 88, 108, 110, 132.
5 *
erg Jee
1. Bringt man das Argument x in die trigonometrische
Form
x—p(cos p-Hi sin ¢) (r<p<r), (1)
wobei die Neigung » zwischen —a und x (die obere Grenze
eingeschlossen) anzusetzen ist, so wird der Hauptwerth
der Potenz von x mit dem reellen nicht-ganzen
Exponenten g durch die Formel
x" = pl (cos np-Hisin up) (2)
erklärt, unter p#, wie bisher, den positiven Werth dieser
Potenz der absoluten Zahl p verstanden. lst w—1:m und
m eine natürliche Zahl grösser als 1, so gibt (2) den Haupt-
werth der m-ten Wurzel aus x, welcher mit Vx bezeichnet
wird.
Der Hauptwerth des Logarithmus von x ist
lp-+-¢i, worin Ip den reellen Logarithmus von p bedeutet, der
Hauptwerth der Potenz von x mit dem nicht-ganzen
Exponenten s ist e‘!s, wenn eY die Summe der Exponential-
reihe vorstellt. Die genannten Hauptwerthe (und nur sie)
werden bezw. mit Ix xs bezeichnet.
Der für alle Punkte der Ebene ausser x=(0 und x—=w
eindeutig definirte Hauptwerth Ix ist in allen mit Ausnahme
der Punkte der negativen reellen Axe stetig!). Das Näm-
liche gilt vom Hauptwerthe xs; nur ist er, falls der reelle
Theil von s positiv ist, auch im Punkte x==0 stetig 2).
1. Der Hauptwert Ip(x), worin p(x) eine rationale Func-
tion von x bedeutet, ist stetig in allen Punkten der Ebene
mit Ausschluss derjenigen, in welchen p(x) verschwindet oder
unendlich ist oder einen reellen negativen Werth annimmt.
Die Unstetigkeitspunkte dieser Function erfüllen demnach stetige
Theile der Curven, längs welcher der imaginäre Theil von
p(&-Hni) verschwindet. Der Hauptwerth p(x)s zeigt das
gleiche Verhalten; nur ist er, falls der reelle Theil von s
positiv ist, auch in denjenigen Punkten stetig, wo p(x) Null
1) Vgl. Thomae a. a, O, § 89.
2) Vgl. Thomae a, a. O. § 110.
A,
ist. Zur Vereinfachung der Untersuchug kann man an Stelle
von x eine andere Veränderliche x’ durch die Gleichung
x’=-kx+1
einführen, worin die Constanten k, 1 passend anzunehmen sind.
Die Punkte, worin l(ax-+-b) unstetig ist, liegen auf dem
vom Punkte —b:a ausgehenden Halbstrahl, der mit der
positiven &-Axe den der Neigung der complexen Zahl —1:a
gleichen Winkel bildet.
Wenn o(x)=ax?+2bx-+¢
ist, so bringt man diese Function zunächst auf die Form
x‘21¢/, wobei x‘=€’+/i zu derken ist, Falls c’ eine
nioht-reelle Zahl y+öi ist, so liegen die Punkte, in welchen
l(x’2-+c‘) unstetig ist, auf der Hyperbel
2é'y'-+-d—0,
deren Asymptoten die neuen Axen sind, und zwar erfüllen
sie die dem Intervalle
V2 (V EHEN) <E<VUlV 72422 — N)
entsprechender Stücke derselben. Ist c‘ eine reelle positive
Zahl 7, so sind es diejenigen Punkte der conjugirten Axe
&—=0, welche von ihr nach Ausscheidung der Strecke
(—iyy iy) übrig bleiben. Wenn endlich c‘ eine reelle
negative Zahl % bezeichnet, so ist 1(x‘?-+c‘) unstetig in den
Punkten der reellen Streeke (—/—y, y—y) und längs der
ganzen conjugirten Axe &—0.
Versteht man unter ¢(x) die Function
ax—-b
zur
worin c,und ad—be nicht Null sein sollen, und betrachtet
man a:c als eine nicht-reelle Zahl p-+si mit der Neigung
a, so liegen die Punkte, in welchen lg(x) unstetig ist, auf
einem Kreisbogen, welcher von den Punkten
OP=—b:a O0Q—=—d:c
begrenzt ist. Von den Punkten M desselben erscheint die
Sehne PQ unter dem Winkel « — d. i. man hat
/ 2PMQ—2a
Be.
— und er ist von P aus im positiven oder negativen Sinne
zu beschreiben, je nachdem o positiv oder negativ ist. —
Wenn a:c eine reelle von Null verschiedene Zahl p ist, so
liegen die in Rede stehenden Punkte auf der Geraden PQ,
und zwar erfüllen sie die Strecke PQ oder die nach Weg-
nahme derselben verbleibenden Stücke, je nachdem p positiv
oder negativ ist. Ist endlich a—O, so bilden die Punkte,
wo Ip(x) unstetig ist, den von Q ausgehenden Halbstrahl,
welcher mit der positiven reellen Axe einen der Neigung der
Zahl —b :c gleichen Winkel einschliesst.
3. Die Hauptwerthe der cyclometrischen Funotionen sollen
durch die Silbe „arc“ angedeutet werden.
Der Hauptwerth der Arcus tangens-Function
wird durch die Formel
A al
arctan or es
erklärt. arctanoo ist —Y,r. Der Hauptzweig arctan ist
stetig in allen Punkten der Ebene mit Ausnahme derjenigen,
welche von der imaginären Axe nach Ausscheidung der Strecke
(—i, i) übrig bleiben. Ferner ist
arctan x--arctan (—x)—0,
die soeben erwähnten Punkte ausgeschlossen. Für dieselben
hat man
arctan yi--aretan (—yi)—=—z.!) (\q|>1)
Für die Arcus cotangens-Function sei der Hauptwerth
arc cot ot oth nal I
x 2 xi—1
Er ist in allen Puukten der Ebene mit Ausnahme der Strecke
(—i, i) stetig. Man hat demnach
arctan x--arc cot x=1/,r oder — 1/7,
je nachdem x positiven reellen Theil hat oder nicht, und bei
reellem n (ausser 47= +1)
arctan (qi) + are cot (qi)=— Yan.
1) In des Verfassers Vorlesungen über allgemeine Arithmetik II.
p. 212 ist diese Relation irrthiimlich auf alle reellen Werthe von 7
ausser 4 1 ausgedehnt.
2) Die im T. angegebene Definition von arc cot x ist im Ganzon
bequemer als eine andere, vom Verfasser a, a. O. II. p. 59 benutzte.
Zu ae
Ferner ist
are cot x+-are cot (—x)—0 oder —r,
Je nachdem x ausserhalb oder auf der Strecke (—i, i) liegt.
Für die Arous sinus-Function gibt es zwei Haupt-
werthe. Der „erste“ ist
are sin =! I(xi+ 1x2),
der „zweite“
are sin =! (Xi IR).
Da xi4+y1—-x? weder negativ, noch Null werden kann, so
ist der erste Hauptzweig arc sin x lediglich in denjenigen
Punkten der Ebene unstetig, wo es \/1—x? ist, also in den
Punkten, die von der reellen Axe nach Ausscheidung der
Strecke (--1, 1) übrig bleiben. Der zweite Hauptzweig
arc sin x ist ausserdem unstetig in allen Punkten der ima-
ginären Axe. Man hat
are sin x--are sin —r oder —z,
je nachdem der reelle Theil von x positiv oder negativ ist,
und bei reellem 7
are sin (7 i)-Fare sin (qi)—=z.
Ferner ist fiir jeden endlichen Werth von x
are sin x-Larc sin (—x)—0.
Der erste und der zweite Hauptwerth des Arcus co-
sinus sind
are cos —=Yi | (x-Hiy1—x?)
are cos —Yı 1 (x—iV1—x?).
Jeder Hauptzweig dieser Function ist in denselben
Punkten unstetig, wie die Function arc sin x und nur in
ihnen. Es ist
are cos x-Larc cos x0,
ausgenommen die Punkte des Stückes der negativen reellen
Axe, welches sich von —1 in’s Unendliche erstreckt. In
diesen hat die Summe den Werth 27. — Man hat in der
ganzen Ebene mit Ausschluss von x—& , wofür weder
are sin x, noch are cos x definirt ist,
are sin x--are cos x-=1'/,7,
SD ena
4. Auf den Linien, welche von den Punkten, woriu einer
der obigen Hauptzweige unstetig ist, gebildet werden, liegen
die sämmtlichen singulären Punkte der betreffenden Functionen.
Betrachtet man alle Linien der Construktionsebene, welche
in’s Unendliche sich erstrecken, als im Punkte x—oo zu-
sammenhängend, so darf man ein jedes System der vor-
stehenden Unstetigkeitslinien als eine begrenzte, sich selbst
nicht schneidende Linie ansehen. Z, B. das von der reellen
Strecke (—\/—7, Y—y) und der conjugirten Axe gebildete
System liefert die aus den Stücken: Strecke (Y—7,0), posi-
tive conjugirte Axe Qco, negative c. A. co 0 und Strecke
(0, y—y) bestehende, zusammenhängende, begrenzte Linie. Der
Bereich, der von der Ebene nach Weglassung einer begrenzten,
sich selbst nicht schneidenden Linie übrig bleibt, ist als ein
einfach begrenzter, zu dem der Punkt x—o0 gehört oder auf
dessen Begrenzung er liegt, zu bezeichnen. Auch für solche
Bereiche gilt der bekannte Satz von Weierstrass, dass
wenn das zu einem Punkte a innerhalb des Bereiches gehörige
Functionselement ‘$(x\|a) auf allen innerhalb des Bereiches
verlaufenden Wegen fortgesetzt werden kann, aus ihm eine
für alle Punkte innerhalb des Bereiches eindeutige monogene
Function entspringt. Es ist leicht zu zeigen, dass ein jeder
der obigen Hauptzweige eine solche monogene Function bildet.
Ist das Verhalten des oder eines Hauptzweiges bekannt,
so hat es keine Schwierigkeit, einen eindeutigen Zweig einer
cyclometrischen Function so zu definiren, dass er anstatt längs
einer der oben erwähnten, die singulären Punkte der Function
verbindenden Linie längs einer anderen einfachen, dieselben
Punkte enthaltenden Linie unstetig ist. Z. B. zieht man vom
Nullpunkte eine einfache Linie t, die vollständig auf der nega-
tiven Seite der reellen Axe liegt, in’s Unendliche, - so erhält
man einen in der ganzen Ebene eindeutigen und mit Aus-
nahme der Punkte von t stetigen Zweig des Logarithmus,
indem man für die Punkte x zwischen der reellen Axe und
der Linie t (die ersteren ausgeschlossen) je den Werth Ix+2xi,
für alle übrigen je den Werth Ix wählt.
Die Myriopoden Tirols
von Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre in Innsbruck.
Durch das Erscheinen von Prof, Dr. R. Latzels prächti-
gem Werke über die Myriopoden der österreichisch-ungarischen
Monarchie ist es möglich geworden, das in den Sammlungen
vorhandene Materiale zu studieren und dadurch einen Einblick
in diese bisher ziemlich vernachlässigte Thiergruppe zu ge-
winnen.
Im Besitze zahlreicher Exemplare und Notizen und unter-
stützt durch die Freundlichkeit Prof. Latzels, der mir
seine Fundstellen für diese Arbeit zur Verfügung stellte, ver-
suchte ich nun im Folgenden eine Zusammenstellung aller
bisher in Tirol beobachteten Arten der Myriopoden zu geben,
eine Arbeit, welche mir um so näher gelegen war, als ich
auch im Besitze der ganzen einschlägigen Literatur mich befinde.
Dieselbe umfasst, gewissermassen auch einen Einblick in
die Erforschungsgeschichte bietend, folgende Arbeiten:
1. Moll K. E, Beiträge zur naturhistorischen Provinzial-
Nomenclatur in: Schrank und Moll, Naturhistorische
Briefe über Oesterreich u. s. w. Salzburg, Mayr. 1785.
8° Bd. 2. p. 324—368.
Betrifft nur die Bemerkung, dass Julus sabulosus (und wohl auch
andere Arten) im Zillerthale „Siebzehn-Füsse heissen.
2. Pollini C, Viaggio al lago di Garda ed al Monte
Baldo. Verona, Mainardi 1816. 8°
Zählt p. 32 aus dem Gebiete des Gardasees auf: Scolopendra
Gabrielis, Julus arborum und complanatus.
Naturw.-med. Verein 1887/88, 6
6.
ee
Ambrosi Fr., Prospetto delle specie zoologiche conos-
ciute nel Trentino in: Perini A., Statistica del Trentino.
Trento, Perini, 1852. 8° Tom. I.
Erwähnt p. 298 Lithobius forficatus und Julus terrestris aus dem
Trentino.
Koch L., die Myriapoden-Gattung Lithobius. Nürnberg,
Holzbeck. 1862. 8° IV. 92 pg.; 2 Taf.
Beschreibt aus Tirol: Lithobius montanus C. Koch, alpinus n. sp.
lucifugus n. sp. und L. erythrocephalus C. Koch.
Gredler V., Vierzehn Tage in Bad Ratzes. Hine natur-
geschichtliche Localskizze mit näherer Berücksichtigung
der Fauna in: 13. Programm d. k. k. Obergymnasiums
in Bozen 1863, p. 3—14. — Reimpr. Prosliner K.
Das Bad Ratzes in Südtirol. Bilin, Plattig. 1883.
8° 79 pg.
Enthält ein Verzeichnis der Myriopoden von Bozen.
Koch L., Die Myriapoden von Bad Ratzes, ebenda,
Enthält ein Verzeichnis der daselbst von Prof. Gredler gesammel-
ten Arten, darunter Glomeris Gredler n. sp., Julus alpinus n. sp.
Polydesmus setiger n. sp.
Koch C., die Myriopoden, Halle, Schmidt. 1863. 8° Bd. I.
134 pg. Bd 2. 112 pg.; 119 Taf.
Beschreibt Glomeris rufoguttata aus Vorarlberg und Lithobius
montanus aus Südtirol.
Leydig Fr, Beiträge und Bemerkungen zur württem-
bergischen Fauna mit theilweisem Hinblick auf andere
deutsche Gegenden in: Jahreshefte d. Ver. f. vaterl.
Naturk. Württemberg. Jahrg. 27. 1871. p. 199— 271.
Erwähnt p. 266 des Vorkommens von Cermatia araneoides Pall.
bei Riva.
9. Meinert Fr, Myriapoda musaei Hauniensis, Bidrag
til Myriopodernes Morphologie og Systematik in: Natur-
hist. Tidsskr. Kjöbenhavn. Raekke 3. Band 7. 1870
bis 1871, p. 1—128, Taf. 1—4; Band 8. 1872—1873,
p. 281—314.
Enthält die Beschreibung von vielen neuen Arten aus Bad
Ratzes bei Bozen,
10.
11.
13.
14.
15.
16.
Page
Fanzago F. J Chilopodi Italiani in: Atti d. soe.
Veneto-Trentina di sc. nat, Padova, Vol. 3. Fase. 1. 1874.
p. 17—64.
Enthält folgende Arten aus dem Trentino: Lithobius fasciatus
Newp., L. Leachii Newp., L. dentatus C. Koch, L. tridentatus
n, sp., L. montanus C. Koch, Cryptops Savignyi Leach, Geophi-
lus maxillaris Gerv., G. carpophagus Leach u. G. laevipes
C. Koch.
Canestrini G. de, Intorno alla fauna del Trentino.
Notizie bibliografiche e nuovi studi in: Atti d. soc.
Veneto-Trentina d. sc. nat. Padova, Vol. 4. 1875, p.
14—55.
Gibt ein Verzeichnis von Myriopoden-Arten des Trentino.
Fanzago F., Alcune nuove specie di Myriopodi. Nota
in: Atti d. soc. Veneto-Trentina d. sc. nat. Padova,
Vol. 4. 1875, p. 147—152.
Beschreibt Julus 4-punctatus n. sp. aus dem Trentino.
Fanzago F., Nuove contribuzioni alla fauna mirio.
podologica Italiana in: Annuar. d. soc. d. natural, Modena.
Anno 10. 1876, p. 60—80.
Aus Tirol; Julus nemorensis C. Koch, J. rubripes C. Koch,
J. montanus C. Koch und J. 4-dentatus Menge.
Fanzago F., Sui Chilognati Italiani. Studio in: Atti
d.soc. Veneto-Trentina d. sc. nat. Padova, Vol. 3. fasc, 2.
1876, p. 233—29%; tav. XI und XII.
Verzeichnet aus Tirol: Glomeris marginata Vill., Craspedosoma
polydesmoides Mont.. Cr. Rawlinsii Leach, Polydesmus testaceus
C. Koch, P. pennsylvanicus C. Koch, Julus sabulosus L., J.
ferreus C. Koch, J. nemorenis C. Koch, J. parallelus C. Koch,
J. terrestris L. u, Julus pusillus Leach.
Fedrizzi G., Sopra alcune specie nuove 0 poco note
di Miriapodi Italiani in: Annuar. d. soc. d. natural.
Modena. Anno 10. 1876, p. 125—141.
Viele Arten aus Tirol.
Fedrizzi G., Sopra due nuove specie di Geofili in:
Atti d. soc. Veneto-Trentina d. sc. nat. Padova, Vol. 5.
fasc. 1. 1875, p. 95—98.
Aus Tirol: Geophilus Canestrinii n, sp. u. G. anauniensis n, sp.
6*
1
1.
18.
1
9.
eg a
Fedrizzi G., Myriopodi del Trentino in: Annuar, d.
soe. d. natural. Modena Anno 11. 1877, p. 80—110;
Anno 12. 1878, p. 74— 75.
Beschreibt 42 Arten aus dem Gebiete.
Fedrizzi G., J Litobi Italiani in: Atti d, soc. Veneto-
Trentina d. sc. nat. Padova, Vol. 5. -fasce, 2. 1877;
p. 184—233; tav. IV.
Beschreibt viele tirolische Arten.:
Fedrizzi G., Cordeumidi Italiani. Monografia in: Atti
d. soc. Veneto-Trentina d. sc. nat. Padova. Vol. 5
fasc. 2. 1877, p. 375—386.
Enthält einige Arten aus Südtirol.
Latzel R., die Myriopoden der österreichisch-ungarischen
Monarchie. Wien, Hölder. 8° 1. Hälfte 1880. XV. u.
228 pg.; Taf. I—X; 2. Hälfte 1884. XII u. 414 pg.;
Taf. I—-XVI.
Verfasser dieser grundlegenden Arbeit, die auch unser Gebiet
vollauf berücksichtigt, sammelte an folgenden Punkten: Kufstein
und ein Theil des Hochkaisers, Jenbach, Achensee und Pertisau,
Zillerthal bis Zell, Jnnsbruck (nördliches und südliches Mittel-
gebirge) Patscherkofel bis zum Gipfel, Stubaithal bis Ranalt, Bahn-
station Brenner, Sterzing, Bozen, Meran, Mori, Riva, Bruneck,
Lienz.
Kooblauch H. Meran. Führer für Curgäste und
Touristen. 3. Aufl. Meran Pöszelberger.
Erwähnt p. 177 des Vorkommens von Scutigera coleoptrata bei
Meran.
Heller Cam. und Dalla Torre K. W. v. Ueber die Ver-
breitung der Thierwelt im Tiroler Hochgebirge II. in:
Sitzungsberichte der k. Akad. d. Wissensch. in Wien,
Mathem.-naturwiss. Ol. Bd. 86. 1. Abth. 1882, p.8—53 und
Dalla Torre K. W. von, Beiträge zur Arthropoden-
Fauna Tirols in: Berichte d. naturwiss.-mediz. Ver.
Innsbruck. Jahrg. 12. 1882, p. 32—73.
Enthält p. 64—66 das Verzeichnis der alpinen Myriopoden nach
den Resultaten der von den Herren Prof. C. Heller, H. Schönach,
L. Mayer, H. Derold, H. Lechleitner, K. Biasioli, P. Quella-
casa, A. Kirchlechner, J. Gstrein und von mir in den Jahren
1876— 1878 durchgeführten Hochalpen-Durchforschung. Die
I: A ze
besuchten Punkte sind insbesonders: Stempeljoch, Sonnwend-
joch, Lafatscherjoch, Muttekopf. Oetzthal, Patznaun, Windisch-
Matrei, Seiseralpe, Schlern, Monte Lancia, Monte Baldo,
Stilfserjoch, u. s. w. — Die Exemplare befinden sich zum
grössten Theile in der Sammlung der k. k. Universität.
Schliesslich sei es mir noch gestattet, Herrn Professor Dr.
R. Latzel für seine grosse Freundlichkeit, mit welcher der-
selbe diese Arbeit unterstützte, meinen wärmsten Dank aus-
zusprechen*)
Innsbruck, 1. November 1887.
l. Ordn. Chilopoda Latr.
1. Fam. Scutigeridae Gerv.
1. Gattg. Seutigera Lam.
1. Se. coleoptrata Linn. —Latzel, Myriopod. I. p. 24.
Synon. Cermatia araneoides Pall, bei Gredler und Leydig;
Scutigera variegata Risso bei Fedrizzi und Canestrini.
Verbr: „Dies interessante südländische Thier* — schreibt
Gredler — „findet sich im ersten Frühjahre in Häusern,
wie im Kreuzgange, im Speisezimmer und anderen Localitäten
des Franziskanerklosters in Bozen an Mauern, über die es
pfeilschnell lauft, nicht ganz selten“ (Gredler 5, p. 35, n. 1).
Einen zweiten Fundort verzeichnet Prof. Leydig (8, p. 266),
der hierüber berichtet: „Im September 1869 stiess ich auf
einige schöne Exemplare an der Mauer der Ledrostrasse bei
Riva, während ich sonst sie nur in Häusern beobachtete.
Die Thiere sassen bei sehr ausgesprochener Gewitterluft der
Schattenseite der Mauer ruhig angedrückt; einmal auf-
geschreckt entflohen sie mit der bekannten äussersten Behen-
digkeit.“ An derselben Localität traf auch ich das Thier im
Juli 1877 ziemlich zahlreich. Auch Fedrizzi (17, p. 51) fieng
sie im Trentino (Canestrini, p. 34, n. 1) im Valle di Non,
*) Diese Freundlichkeit ist um so höher anzuschlagen, als beim
Brande der Wagner’schen Setzerei mein erstes Manuscript mit Prof.
Dr. Latzels Notizen zu Grunde gieng und über mein Ersuchen die-
selben sofort dem zweiten von mir angefertigten in promptester Weise
nochmals beigefügt wurden.
ms. dae
im Valle d’Adige und Archese. Der nérdlichste Fundort end-
lich ist Meran, wo sie Knoblauch (21, p. 177) angiebt.
Latzel fieng anfangs August des Jahres 1877 viele junge
Individuen in einem lichten und trockenen Laubwalde nächst
dem Schlosse Durnstein bei Meran; weniger zahlreich traf er
die Thiere im Freien nächst dem Bahrhofe von Mori (in
einem steinigen Eichenwäldchen) und an der Strasse von Mori
nach Riva. Auf dem Wege von Riva in das Val di Ledro
sah er einige Stücke an den Kalkfelsen sitzen, welche stellen-
weise die Strasse begleiten; andere sassen innerhalb der
Ruinen eines verlassenen Hauses, das an einem Waldessaume
gestanden.
2. Fam. Lithobiidae Newp.
1. (2.) Gattg. Lithobius Leach.
1. (2.) L. grossipes ©. Koch — Latzel 1. c. I. p. 44.
Synon: L. montanus C. Koch bei Koch, Fanzago,
Canestrini, Fedrizzi und Heller; — L. macalatus Fedr. bei
Fedrizzi; — L. fasciatus Newp. bei Canestrini, Fanzago und
Fedrizzi; — L. punctulatus C. Koch bei Meinert; L. impressus
C. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. I-IV. N. C. S. Ist, wie bereits C. Koch (4 p.
27. n. 1), der Autor dieser Art anführt, im südlichen Tirol
auf höheren Bergen „keine Seltenheit“; die ersten be-
schriebenen Exemplare wurden demselben durch Prof. V.
Gredler von der Seiseralpe übersendet, auch Meinert (9. p.
286. n. 1) fand sie bei Ratzes, Weitere nördlich gelegene
Fundorte sind Windisch-Matrei (Dalla Torre) und Korspitze
(Quellacasa); Prof. Heller fing die Art bei Gurgl im Oetz-
thaler Complexe (Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23, p. 64
und 65); Aus dem Bozener Gebiete befinden sich Exem-
plare in der Gymnasial-Sammlung, von Lavogler gesammelt.
Aus dem Trentino bei 1000—1400 m erwähnt sie Fanzago
(10, p. 21 und 42), Canestrini (11, p. 34, n. 2, 7 und 8),
Fedrizzi (18, p. 299, 201 und 232), und zwar aus Sfruzza,
von Sporminore und Levico (Fedrizzi 17, p. 54, n. 4); dann
aus Riva, Arco, Roveredo, Trient, Lavis, Mezzotedesco, Salurn,
Bo
und Val Sugana (Fedrizzi 17, p. 54, n. 3); auf dem Monte
Baldo fing ich sie mehrfach (Dalla Torre 23, p. 65). Prof.
Latzel sammelte diese Art in grossen und schönen Stücken
sowohl nördlich als südlich vom Brenner und zwar: bei
Kufstein an beiden Ufern des Inn, besonders am Fusse des
Hochkaisers; in den Steinbrüchen und Steinhalden des Mittel-
gebirges nördlich von Innsbruck; auf den Lanserköpfen bei
Innsbruck; auf dem höchsten Punkte des Brennerpasses,
nämlich unweit des Bahnhofes im Walde; ferner bei Ster-
zing, Bozen, Meran, Mori, Riva, am Eingang ins Taufererthal
bei Bruneck und bei Lienz. Im Hofmuseum in Wien sah
Latzel Thiere aus der Umgebung von Cortina d’Ampezzo;
auch lagen ihm jene Individuen vor, welche der bekannte
Orthopterologe Herr Dr. Herm. Krauss (in Tübingen) in der
Nähe des Bades Ratzes am Schlern gesammelt und die Herr
Dr. L. Koch in Nürnberg als Lithob. festivus bestimmt hatte,
Endlich kennt Latzel das Thier aus der Umgebung von
Roveredo, woher ihm einige Stücke durch das Museo civico
daselbst zugekommen sind.
2. (3.) L. tridentinus Fanz.—Latzel |. c. I. p. 49.
Verbr. Vom Autor bei St. Romedio im Val di Non gefun-
den. (Fanzago 19, p. 36; Fedrizzi 17, p. 54).
3. (4.) L. validus Mein.—Latzel |. c. I. p. 50.
Verbr. VonProf. Meinert (9, p.291) bei Bad Ratzes entdeckt.
Latzel sammelte das Thier am Fusse des Hochkaisers bei
Kufstein, auf den Gehängen um den Achensee, im Zillerthale,
bei Bozen und im untern Sarnthale.
4. (5.) L. leptopus Latz.—Latzel |. c. I. p. 53.
Verbr. Diese Art wurde vom Autor in allen Alpenländern
Oesterreichs gefunden; in Tirol kamen ihm Stücke derselben
am Fusse des Hochkaisers bei Kufstein in die Hände. Ausserdem
kennt er das Thier aus der Umgebung von Roveredo (Museo
civico).
5. (6.) L. terreus Fedr.—Latzel |. c. I. p. 56.
Verbr. Fedrizzi fing diese Art bei Rovenna im Val di Non
in 1400 m Höhe.
ee (Yap,
6. (7.) L. forficatus Linn. —Latzel 1. c. I. 57.
Synon. L, foreipatus Deg. bei Canestrini; L. parvolus Fedr. bei
Fedrizzi; L. Leachii Newp. bei Fanzago und Canestrini,
Verbr. I-IV; N.C. S. — Diese gemeinste aller Arten der
Gattung, welche bereits von Ambrosi (3, p. 298) für das Trentino
aufgeführt wird, wurde von Prof. Heller bei Gurgl im Oetz-
thale und auf dem Stilfserjoche, von mir bei Windisch-Matrei
und auf dem Monte Baldo gefunden (Dalla Torre 23, p. 65);
Prof. Meinert führt sie vom Bad Ratzes auf; im Trentino ist
sie (9, p. 316) nach Canestrini (11, p. 34) und Fedrizzi (17,
p. 56) sehr gemein. Die Form parvolus stammt aus Rovenna im
Val di Non, 1200 m (Fedrizzi 18, p. 213 u. 18, p. 58). Dr.
Latzel sammelte zahlreiche Stücke am Fusse des Hochkaisers
und am linken Ufer des Inn bei Kufstein, auf den Gehängen
des Achensees, besonders bei Pertisau, ferner im Zillerthal,
im Norden und Süden von Innsbruck, auf den Lanser Köpfen,
in der Waldregion des Patscherkofels, im Stubaithal, bei Ster-
ziug, Meran, Mori, Riva, Bruneck, Lienz; durch das Museo
civico von Roveredo erhielt er die Art auch aus der Umgebung
dieser Stadt. Die Exemplare im hiesigen Gymnasial-Cabinete
stammer gleichfalls aus dem Innthale,
7. (8.) L. piceus L, Koch—Latzel I. c. I. p. 64.
Synon. L. ardesiacus Fedr., L. Fanzagoi Fedr., L. inaequidens
Fedr., L. marginatus Fedr. bei Fedrizzi; L. fossor C. Koch bei
Meinert. }
Verbr. I—III; N. C. S. Diese von Meinert (9, p. 301)
bei Bad Ratzes fiir Tirol neu entdeckte Art wurde von Prof.
Heller bei St. Christoph am Arlberg gefunden (Heller 22,
p. 52; Dalla Torre 23, p. 65); Fedrizzi erwähnt die Art
unter obigen Namen insbesonders aus dem Val di Non, von
Sfruzzo, Mezzotedesco, Coredo, Molaro, Sporminore, Salurn und
Levico, in circa 1500m Höhe, Prof. Latzel sammelte die
Art am linken Ufer des Inn bei Kufstein, am Achensee, im
Zillertbal und auf den Lanser Köpfen.
8. (9.) L. nodulipes Latz, — Latzel |. ec. I. p. 68.
Verbr. Diese Art wurde vom Autor auch in Tirol gefunden
22 =
und zwar bei Kufstein, im Zillerthal, in der Waldregion des
Patscherkofels, im Stubaithal, auf dem Brenner und bei Bruneck.
9. (10.) L. tenebrosus Mein. —Latzel ]. c. I. p. 70.
Verbr. Prof. Meinert fing diese Art bei Bad Ratzes; seit-
her ist sie nicht mehr angetroffen worden.
10.(11.)L.nigrifrons Latz.und Haas.—Latzel ].c.1.p.71.
Verbr. I—IV. N. C. S. Nach dem Autor, Prof. Latzel,
scheint diese Art „am häufigsten in Tirol zu sein“: Prof.
Heller fing sie bei Gurgl im Oetzthal und auf dem Stilfser-
joch; Prof. v. Vogl auf dem Muttekopf; Prof. Latzel
in den Wäldern an beiden Ufern des Inn bei Kufstein, auf
den Gehängen des Achensees, im Zillerthal, auf den Lanser
Köpfen, in der Waldregion des Patscherkofels, im Stubaithal,
bei Sterzing, Bruneck und Lienz.
11. (12.) L. trieuspis Mein. —Latzel ]. c. I. p. 76.
Syn. L, rhaeticus Mein. bei Meinert und Fedrizzi.
Verbr. I-IIL,N.C.S.; nach Prof. Latzel bis in die baumlose
Region vordringend. Mir sind nur die Fundorte Bad Ratzes (Meinert
9, p. 297 und 298), dann Levico und Mezzotedesco bekannt
geworden (Fedrizzi 17, p. 59). Dr. Latzel erbeutete viele
Stücke bei Kufstein, am Achensee, auf der Nordseite von
Innsbruck, in der Waldregion und auf dem baumlosen Gipfel
des Patscherkofels, im Stubaithal, auf dem Brenner, bei Ster-
zing, Bozen, im Sarnthal, bei Mori und Riva, Bruneck und
Lienz. Auch sah er Stücke aus Roveredo (Museo civico).
12. (13.) L. agilis ©. Koch—Latzel |]. e. I. p. 78.
Synon, L. macilentus L. Koch bei Gredler und Fedrizzi.
Verbr. Bei Bozen an Mauern und unter Steinen bei der
Schwimmschule von Prof. Gredler (5, p. 36), im Trentino u.
bei Molaro im Val di Non von Fedrizzi (18, p. 222 und 17,
p. 58) beobachtet. Latzel sammelte die Art bei Kufstein und
zwar sowohl am linken Ufer des Inn als auch am rechten
(Fuss des Hochkaisers).
13. (14.) L. dentatus ©. Koch-Latzel |. c. I. p. 81.
Verbr. I—III.; N.C.S. — Von mirim Paznaunthale gefunden
(Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23, p.65); im Trentino zuerst von
So in
Fanzago (10, p. 35) bei Levico unweit des Badesim October 1871
entdeckt. Nach Fedrizzi (18, p. 211) sehr gemein im Trentino;
er führt sie speciell vom Val di Non, Val d’Adige, Mezzo-
tedesco und Rochetta auf (17, p. 58). Prof. Latzel kennt das
Thier von Kufstein (rechtes Ufer des Inn), von Bruneck und
Lienz; die Exemplare im hiesigen Gymnasial-Cabinete stammen
aus dem Innthale.
14. (15.) L. aulacopus Latz.—Latzel ]. ce. I. p. 84,
Verbr. Von mir im Patznaunthale aufgefunden (Heller 22,
p. 52; Dalla Torre 23, p. 65). Von Dr. Latzel ward das
Thier am Fusse des Hochkaisers und am linken Ufer des Inn
bei Kufstein gefunden; desgleichen am Achensee, im Ziller-
thal, bei Innsbruck, auf den Lanserköpfen, im Stubaithal und
bei Sterzing.
15. (16.) L. pygmaeus Latz.—Latzel l. c. I. p. 86.
Verbr. Vom Autor der Art, Prof. Latzel, in Südtirol ge-
funden bei Lienz.
16. (17.) L. borealis Mein —Latzel l. « I. p. 90.
Verbr. Nach Fedrizzi (17, p. 60u.18 p. 224) im Val di Non
bis 1300m Höhe, gemein im Etschthale, bei Mezzolom-
bardo u. s. w. — Doch ist die Identität der Meinert’schen
mit der Fedrizzi’schen Art sehr zweifelhaft.
17. (18.) L. subtilis Latz. —Latzel |. c. 1. p. 91.
Verbr. „Diese Art lebt in Tirol und muss wohl sehr selten sein, da
ich nur 4 erwachsene Individuen (3&, 19) erbeutet habe‘,
sagt Prof. Latzel; leider ist er nicht in der Lage einen be-
stimmten Punkt als Fundort anzugeben, da er die Thiere erst
später als eine besondere Art erkannte, nachdem sie mit den
zahlreichen Individuen einer anderen ähnlichen Art zusammen-
geworfen worden waren.
18. (19.) L. pelidnus Haase und Latzel |. o. I. p. 95.
Verbr. I—IV; S. Für Tirol von Prof. Heller zum ersten-
male aufgefunden, der sie auf dem Stilfserjoch sammelte.
(Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23, p. 65), Auch Prof. Latzel
hat das Thier in Tirol gefunden, kann aber aus demselben
Grunde, wie bei L. subtilis keinen bestimmten Fundort nennen.
Bus
19. (20.) L. mutabilis L. Koch—Latzel |. c. I. 97.
Verbr. Bei Molaro im Val di Non von Fedrizzi (18, p. 228,
17, p. 61) entdeckt. Vermuthlich gehören auch diese Fund-
orte zu
var. transalpinus Latz., welche ich im Patznaur-
thale, Prof. Heller auf dem Stilfserjoch auffand (Heller 22, p.
52; Dalla Torre 23, p. 65). Prof. Latzel gibt als Fundorte aus
seiner Sammlung an: Kufstein (Fuss des Hochkaisers), Ziller-
thal, nördliches Mittelgebirge bei Innsbruck, Lanser Köpfe,
Waldregion und Gipfel des Patscherkofels, Sterzing, Mori,
Riva, Bruneck und Lienz; endlich Roveredo (Museo civico).
Von hier, wie von den meisten südlich des Brenners gelegenen
Fundorten die Var. transalpinus.
20. (21.) L. latro Mein.—Latzel 1. c. p. 102.
Verbr. II—IV; N.C.S. — Diese von Prof. Meinert (9, p. 338)
bei Bad Ratzes entdeckte Art wurde nachträglich von Prof.
Heller wiederholt gefangen, so in dem nördlichen Kalkalpen-
zuge auf dem Stempeljoch, im Central-Alpengebiete bei Ober-
gurgl, und in den Südalpen auf dem Stilfserjoch und auf der
Seiseralpe (Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23, p. 65); Fedrizzi
(17, p. 62) beobachtete sie bei Levico „sehr gemein“. Latzel
fing diese Art auf dem Gipfel des Patscherkofels bis herab
ip die Weldregion, gewöhnlich unter Moss verborgen; auch
aus der Umgebung von Ranalt im Stubaithale und von
Roveredo (Museo civico) ist ihm dieselbe bekannt geworden.
21. (22.) L. calearatus C, Koch—Latzel ]. c. I. 105.
Verbr. Von Fedrizzi (18, p. 231) im Trentino, doch nur
wie es scheint im Val di Non bei Sfruzza und Coredo ge-
funden. Dr. Latzel hat diese nach ihm in Frankreich, Belgien,
Westdeutschland u. s. w. häufige Art weder in Tirol, noch
im übrigen Oesterreich beobachtet.
22. (23.) L. lapidicola Mein. —Latzel |. oc. I. p. 106.
Verbr. I—IV; N. S. In den nördlichen Kalkalper auf dem
Stempel- und Lafatsckerjoch von Prof. Heller und auf dem
Sonnwendjoch von H, Lechleitner; in den südlichen Kalkalpen
auf dem Stilfserjoch von Prof, Heller (22, p. 52; Dalla Torre
2 a
23, p. 65) und bei Bad Ratzes von Prof. Meinert (9, p. 328)
gesammelt. Latzel sammelte ziemlich viele Stücke dieser Art
_ bei Lienz, Meran, Mori und Riva,
23. (24.) L. pusillus Latz—tLatzel lc I. p. 108.
Verbr. Wurde vom Autor dieser Art, Prof. Latzel, bei Lienz
gesammelt; ausserdem sah er sie aus der Umgebung von
Roveredo (Museo civico),
24. (25.) L. erythrocephalus C. Koch—Latzel |. c.
1.927110;
Verbr. I—IV; N. C. S. — Aus den nördlichen Kalk-
alpen vom Muttekopf durch Prof. v. Vogl, vom Lafatscher-
joch und Stanserjoch durch Prof. Heller, aus den südlichen
vom Schlern (Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23. p. 65) und
aus der Gegend von Bozen bekannt geworden. (Koch 4, p. 84,
Gredler 5, p. 36). Latzel verzeichnet die Art vom Fusse des
Hochkaisers und vom linken Ufer des Inn bei Kufstein, dann
vom Zillerthal, von Innsbruck (Nordseite), aus der Waldregion und
vom an des Patscherkofels, vom Stubaithal und aus Sterzing.
5. (26.) L. muticus C, Koch—Latzel l. c. I. p. 116.
a r. I—I]1; N. C. S. von Prof. Heller auf dem Lafatscher-
Joch, von mir im Patznaunthale beobachtet (Heller 22, p. 52;
Dalla Torre 23, p. 63); Fedrizzi (17, p. 61) gibt die Art an aus
Levico, Mezzolombardo und Sporminore. Prof. Latzel sammelte
sie am Fusse des Hochkaisers und am linken Ufer des Inn bei
Kufstein, am Achensee, bei Innsbruck und aufden Lanserköpfen.
26. (27.) L. lucifugus L. Koch—Latzel ]. c. I. p. 120.
Synon. L. alpinus L. Koch bei ©. Koch und Gredler; L.
ochraceus Fedr. bei Fedrizzi.
Verbr. II—IV. N. C, S. Diese, wie es scheint recht ver-
breitete und häufig vorkommende Art, welche zuerst von
L. Koch (4, p. 67 u. Gredler 5, p. 34) nach Exemplaren
Gredlers von der Seiseralpe beschrieben wurde, wurde von
Prof. Heller auf dem Lafatscherjoch und auf dem Arl-
berg, sowie im Oéetzthale und auf dem Stilfserjoch, von
mir im Patznaunerthale und auf dem Monte Baldo, von
Derold und Biasioli auf dem Monte Lancia (Heller 22,
—_—
ze
p. 52, Dalla Torre 23, p. 65) von Prof. Gredler (5, p. 36),
weiters mit L. macilentus ©. Koch (= L, agilis L. Koch)
unter Moos im Haslach bei Bozen, ferners von Fedrizzi (18,
p- 230 u. 17, p, 61) in allen Thalern des Trentino, nament-
lich häufig im Val di Non, so bei Sfruzzo, Molaro, Sporminore,
dann bei Lavis und Levico, im Val Sugana, sowie im ganzen
„ Valle d’Adige“ angetroffen. Dr. Latzel brachte das Thier
mit vom Gipfel des Patscherkofels, vom Brenner, aus der
Sterzinger Gegend, von der Strecke Mori-Riva und von
Bruneck. Auch aus der Gegend von Roveredo lag ihm diese
Art zur Bestimmung vor (Museo civico). Prof. Oskar Simony
in Wien sammelte einige Stiicke dieser Art auf dem Rosetta-
passe (Weg von S. Martino nach Pieve) und legte sie Prof.
Latzel zur Bestimmung vor. Die Exemplare im Gymnasial-
Cabinete stammen aus dem Iunthale.
27. (28.) L. eximius Mein. —Latzel |. c. I. p. 123.
Verbr. Nach Prof. Meinert (9. p. 333) reicht diese Art von
Algier durch Spanien und Italien bis Südtirol herauf, wo sie
derselbe bei Bad Ratzes antraf und beschrieb. Fedrizzis An-
gabe (18, p. 225), dass er im südlichen Tirol verkomme,
dürfte auf derselben Quelle beruhen. Latzel hat ihn nicht
gefunden. Uebrigens sind die Grenzen zwischen dieser Art und
der folgenden oft schwer festzuhalten,
28. (29.) L. audax Mein. —Latzel 1. c. I. p. 124.
Verbr. Von Prof. Meinert (9, p. 333) bei Bad Ratzes, von
Fedrizzi (18, p. 225 und 17, p. 62) im Val di Non bei
Coredo gefangen, Professor Latzel erbeutete dieses Thier auf
dem Brenner, bei Sterzing, Bozen und Bruneck.
29. (30.) L. aeruginosus L. Koch—Latzel |. c. p. 126.
Verbr. Von Prof. Latzel auch in Tirol aufgefunden und
zwar am Fusse des Hochkaisers; ein Stück ist aus Südtirol,
wahrscheinlich aus der Bozener Gegend.
30. (31.) L. crassipes L. Koch—Latzel |. c. I. p. 128.
Verbr. Von Prof. Meinert (9, p. 340) bei Bad Ratzes, von
Dr. Latzel bei Bruneck erbeutet.
Ze Meg
Weiters werden noch folgende nicht wohl eruirbare
Lithobius-Arten aus Tirol verzeichnet:
L. Bonensis Mein. bei Levico (Fedrizzi 17, p. 56).
Nach Latzel wahrsch. synonym mit L. forficatus L.
L. finitimus Fedr. bei Salurn und Sporminore (Fe-
drizzi 17, p. 55.) Dürfte dem L. terreus Fedr. nahe stehen.
L. meridionalis Fedr. Bei Sporminore im Val di
Non (Fedrizzi 18, p. 60); scheint L. audax Mein. zu sein.
L. violaceus Fedr. (— quadridentatus Fanz.) am Lago
di Garda (Fedrizzi 18, p. 216) wahrscheinlioh identisch mit
L. mutabilis L. Koch oder L. pelidnus Haase.
Anmerkung: Es ist sehr möglich, dass die Gattung Henicops
Newport durch die Art H. fulvicornis Meinert auch in Tirol
vertreten ist, obwohl sie bis jetzt von keinem Forscher angezeigt
wurde. Doch will dieses im allgemeinen seltene Thier eigens auf-
gesucht sein (in der Nähe von fliessendem Wasser). Fedrizzi
sagt, dass er auch nicht ein Exemplar der Gattung Scolo-
pendra gefunden habe, vermuthet aber diese Thiere im Archese-
thale in Gemeinschaft mit der echten Tarantel (Fedr. 18,
1878 p. 51).
3. Fam. Scolopendridae Newp.
1. (3.) Gattg. Cryptops Leach.
1. (32.) Cr. punctatus C. Koch—Latzel |. c. I. p. 151.
Verbr. I—III. S. Diese bisher nur aus dem österreichischer.
Küstenlande, aus Niederösterreich und Ungarn bekannt ge-
wordene Art fing ich am Monte Baldo (Heller 22, p. 52,
Dalla Torre 23, p. 65).
2. (33.) Cr. hortensis Leach—Latzel |. c. I. p. 153.
Synon, Cr. Savignyi Leach bei Fanzago, Canestrini, Fedrizzi.
Verbr. Im Trentino gemein (Fanzago 10, p. 54, Canestrini
12, p. 34 und Fedrizzi 17, p. 63); auch Gredlers unbe-
kannte Cryptopsart vom Puflatschberge bei Ratzes wird
wobl sicher hieher gehören (5, p. 64). Nach Latzel dürfte
diese Scolopendride in ganz Tirol verbreitet sein. Als besondere
Fundorte verzeichnet er Kufstein (Fuss des Hochkaisers und
Ben rn
linkes Ufer des Inn), Mittelgebirge im Norden von Innsbruck,
Brenner, Sterzing, Bozen, Meran, Riva, Bruneck, Lienz.
4. Fam. Geophilidae Leach,
1. (4.) Gattg. Mecistocephalus Newp.
1. (84.) M. carnidlolensis ©. Koch—Latzel |, c.
Lp 162:
Verbr. I—III. C. S. Wurde von Meinert (9, p. 95) bei
Bad Ratzes, von mir im Windisch-Matreier Gebirge ge-
funden (Heller 22, p. 52, Dalla Torre 23, p. 66), während
ihn Prof. Latzel im Pusterthale bei Bruneck und Lienz
sammelte.
2. (5.) Gattg. Geophilus Leach,
1. (35.)G.mediterraneus Mein. — Latzell.c. I. p. 169.
Verbr. Prof. Latzel fing vier Stürke dieser Art in Süd-
tirol bei Bozen und auf dem Wege von Mori nach Riva,
2. (36.) G. ferrugineus C. Koch—Latzell. c. I. p. 171.
Synon: G. maxillaris Gerv, bei Fanzago.
Verbr. Nach Prof. Gredler (5, p. 35) bei Bad Ratzes allenthalben
in Wäldern, in Strünken und unter Steinen; auch von Prof.
Meinert (9, p. 89) daselbst gefunden. Im Trentino sehr gemein
(Fanzago 10, p. 59) bei Sfruzzo, St. Romedio, Molaro, Spor-
minore, Valie d’Adige, Roveredo, Mezzotedesco nach Fedrizzi
(17, p. 69). Dr. Latzel fing das Thier am Fusse des Hoch-
kaiser bei Kufstein, im Zillerthal, im Mittelgebirge nördlich
vou Innsbruck, bei Sterzing, im Sarnthale bei Bozen und
Bruneck. Ausserdem lagen ihm Stücke dieser Art aus der
Umgebung von Roveredo (Museo civico) und Bad Ratzes vor;
letztere hatte Herr Dr. H. Krauss gesammelt.
3. (37.) G. flavidus C. Koch—Latzel |. c. I. p. 175.
Verbr. Nach Fedrizzi (17, p. 74) im Trentino sehr gemein,
so bei Roveredo, Trient, Mezzotedesco, Sporminor, und
Sfruzzo. Latzel hat dieses in den übrigen Alpenländern
Oesterreichs und auf der Balkanhalbinsel so häufige Thier
in Tirol nicht erbeutet.
4. (38.) G. longicornis Leach—Latzel |. c. I. p. 179,
Synon, G, flavus Deg. bei Fedrizzi.
ASS oa
Verbr. Gemein im Val di Non, seltener im Etschthale: bei
Salurn (Fedrizzi 17, p. 67).
var. austriacus Latz. ist auch in Tirol anzutreffen ;
Latzel verzeichnet ihn aus den Wäldern des linken Inn-
ufers bei Kufstein, von den Gehängen des Achensees, des
Zillerthales, von der Waldregion des Patscherkofels. Im Hof-
museum in Wien befindet sich ein Stück von Kitzbühel.
5. (39.) G. proximus C. Koch—Latzel 1. e. I. p. 184.
Synon: G. alpinus Mein. bei Meinert, G. palustris Fanz,,
non Koch bei Fedrizzi.
Verbr, I—IV. N. Diese Art, welche von Prof. Gredler
(5, p. 63) „am Ostabhange der Seiseralpe* entdeckt wurde
und später auch von Prof. Meinert bei Bad Ratzes auf-
gefunden wurde (9, p. 76), sammelte Prof, Heller auch auf
dem Stempeljoch und bei Brixlegg (Heller 22, p. 52, Dalla
Torre 23, p. 66) und Fedrizzi (15, p. 140 und 18, p. 66)
im Val di Non und bei Levico. Nach Latzel bei Kufstein,
am Achensee, im Norden von Innsbruck, im Stubaithal, auf
dem Brenner und bei Lienz,
6. (40.) G. electricus Linne—Latzel ].c. I. p. 187.
Verbr. Nach Gredler (5, p. 36) bei Bozen in fetter Garten-
erde, nach Fedrizzi (17, p. 72) bei Sporminore im Val di
Non und bei Mezzotedesco, Von Latzel wurde dieses in Oester-
reich ziemlich seltene Thier in Tirol nicht beobachtet.
7. (41.) G. linearis ©. Koch—Latzel ]. c. I. p. 189.
Verbr. Wird von Fedrizzi (17, p. 65) aus Sfruzzo im Val
di Non und aus Salurn angeführt. Prof. Latzel fand diese Art
bei Bozen und im Sarnthale; auch erhielt er vom Museo
civico von Roveredo ein Stück aus dieser Gegend zur Be-
stimmung.
Ueberdies werden für Tirol noch folgende Arten an-
gegeben :
G. bistriatus C. Koch Von Roenna im Val di Non
(Fedrizzi 17 p. 65); dürfte identisch sein mit Schendyla
nemorensis ©, Koch.
Bug, 2.
G. Cavannae Fanz, (— carpophagus Fanz. non Leach.)
aus dem Trentino (Fanzago 10 p. 60): Sfruzzo, Coredo, St.
Romedio und Malaro im Val di Non, Mezzotedesco, Salurn
und Levico. (Fedrizzi 17, p. 64.) Scheint synon. mit Chaete-
chelyne vesuviana Newp.
3. (6.) Gattg. Scolioplanes Bergs. u. Mein.
1. (42.) Sc. acuminatus Leach—Latzel |. o. I. p. 192.
Synon. Geophilus sanguineus Gerv. bei Canestrini.
Verbr. Wurde von Meinert (9, p. 51) bei Bad Ratzes und
nach Canestrini (12, p. 34) im Trentino gefunden. Prof.
Latzel fieng einige Stücke auf den Gehängen am Achensee
und auf den Lanserköpfen bei Innsbruck; ferner besitzt das
Hofmuseum in Wien einige Stücke von Kitzbühel und vom
Rosettapass (Weg von S. Martino nach Pieve.)
2. (43.) Sc. crassipes C. Koch—Latzel |. c. I. p. 194.
Synon. G. anauniensis Fedr. bei Fedrizzi.
Verbr. I—III; 5. Von Prof. Meinert (9, p. 50) auf der
Seiseralpe, von mir (Heller 22, p. 52; Dalla Torre 23, p. 66)
auf dem Monte Baldo, von Fedrizzi (16, p. 97 und 17, p. 67)
bei Sporminore und auf anderen höher gelegenen Punkten im
Val di Non gefunden. Latzel kennt die Art von Innsbruck
(nördl. Mittelgebirge), von Bozen, Meran und Bruneck.
4. (7.) Gattg. Schendyla Bergs. und Mein.
1. (44.)Sch. nemorensis C, Koch—Latzel |. e. I. p. 198.
Synon. G. tirolensis Mein. bei Meinert.
Verbr. Diese Art wurde zuerst von Prof. Meinert (9, p.
56 und 73) bei Bad Ratzes, später von Fedrizzi (17, p. 71)
bei Coredo im Val di Non gefunden; der Fundort Stempel-
Joch im nördlichen Kalkalpenzuge ist durch kein Exemplar
belegt. (Dalla Torre 23, p. 66). Latzel fand das Thierchen
nur bei Sterzing.
5. (8.) Gattg. Chaetechelyne Mein.
1. (45.) Ch. vesuviana Newp.—Latzel l. c. I. p. 201.
Synon. G. Canestrini Fedr. bei Fedrizzi.
Verbr. Dr. Fedrizzi (16, p. 96 und 17, p. 63 fieng diese Art
unter Steinen an feuchten und kalten Stellen in einer Höhe
Naturw.-med. Verein 1887/88. 7
a Ye ae,
von 1000m im Val di Non, so bei Rovenna u. s. w. Dr.
Latzel kennt dieses Thier von Bozen, aus dem Sarnthale und
von Meran; auch von Roveredo (Museo civico) lagen ihm
einige Stücke zur Bestimmung vor.
2. (46.) Ch. montana Mein.—Latzel 1. c. I. p. 203.
Verbr. Bisher nur aus Südtirol bekannt, wo Meinert (9, p. 47)
ein Exemplar bei Bad Ratzes fieng. Prof. Latzel fieng ein weiteres
bei Bruneck ; letzterem lag auch ein Stück aus Roveredo vor.
6. (9.) Gattg. Dignathodon Mein.
1. (47.)D. microce phalum Luc.—Latzel |. c. I. p. 209.
Verbr. Von Prof. Latzel in Tirol zwischen Mori und Riva
aufgefunden.
7. (10.) Gattg. Stigmatogaster Latz.
1. (48.) St. gracilis Mein —Latzel l. c. I. p, 212.
Syuon. Geophilus laevipes ©. Koch bei Fanzago und Fedrizzi.
Verbr. Gleichfalls bisher nur von Prof. Latzel im südlichen
Tirol beobachtete, und zwar bei Meran; auch das Museo
eivico von Roveredo besitzt ein Stück aus der Umgebung
dieser Stadt. Fanzago (10, p. 62) verzeichnet sie aus dem
Trentino, Fedrizzi (18, p. 74) aus Tavon und Sporminore im
Val di Non.
8. (11.) Gattg. Himantarium C. Koch.
1. (49.) Hi. rugulosum C. Koch.
Verbr. Prof. Latzel sah Himantarien aus der Gegend
von Roveredo, welche sicher die Art H. regulosum
C. Koch reprösentieren, da sie ungefähr 101 Beinpaare hatten;
Fedrizzi (18, p. 74) gibt dieselbe von Maroche-Marco bei
Roveredo an (Geopkilus rugulosus ©. Koch).
Hi. Gabrielis Linne— Latzel ]. c. I. p. 215.
Verbr. Dieses mediterrane Thier wird von Pollini (2, p. 32)
aus der Gegend des Gardasees erwähnt. Es ist kein Grund
vorhanden, an der Richtigkeit der Bestimmung zu zweifeln,
wohl aber, an der Provenienz innerhalb der Grenzen Tirols.
II. Ordn. Symphyla. Ryder.
1. (5.) Fam. Scolopendrellidae Newp.
a
1. (12.) Gattg. Scolopendrella Gerv.
1. (50.) Sc. immaculata Newp.—Latzel |. c. II.p. 15.
Verbr. I-IIH. C. — Von Prof Latzel auch noch in der
Hochgehirgsregion beobachtet; er fieng sie bei Kufstein, im
Zillerthal, am Achensee, bei Innsbruck, auf dem Patscher-
kofel u. s. w.
II. Ordn. Diplopoda Blainv.-Gerv.
1. (6.) Fam. Polyxenidae Gray und Jones.
1. (13.) Gattg. Polyxenus Latr.
1. (51.) P. Lagurus Linné—Latzel |. c. II. p. 74.
Verbr. Zuerst von Prof. Canestrini (11, p. 35) im Trentino
aufgefunden. Dr. Latzel sammelte das Thierchen bei Pertisau
am Achensee und in der Nähe von Sterzing in trockenen
Föhren- und Lärchenwäldern, theils unter der Rinde dieser
Bäume, theils unter Steinen.
2. (7.) Fam. Glomeridae Leach.
1. (14.) Gattg. Glomeris Latr.
1. (52.) Gl. tirolensis Latz.—Latzel |. c I. p. 97.
Verbr. Von Prof. Heller in einem männlichen und zwei
weiblichen Stücken in Tirol erbeutet.
2. (53.) Gl. marginata Vill.—Latzel |. c. II. p. 98.
Verbr. Diese besonders im westlichen Deutschland und Frank-
reich einheimische Art wurde zuerst von Prof. Gredler
(5, p. 35) bei Bozen „selten“ aufgefunden; Canestrini (11,
p. 35) und Fanzago (15, p. 243) erwähnen sie aus dem Val
di Non, Fedrizzi (17, p. 87) nennt sie geradezu „gemein im
ganzen Trentino.“ Dr. Latzel hat sie nicht gefunden.
3. (54.) Gl. cingulata C. Koch—Latzel l.o.1I. p. 100.
var. intercedens Latzel — wurde von Prof. Latzel nach
einem in Tirol aufgefundenen Exemplare aufgestellt; es stammt
nach Prof. Heller aus Obergurgl (Heller 22, p. 53; Dalla
Torre 23, p. 66.)
4. (55.) Gl. trans alpinaC. Koch—Latzell.c. II. p. 101.
Verbr. II—IV; C. S. Von Prof. Heller auf dem Arlberg,
im Praxmar und auf dem Stilfserjoch, von mir im Paznaun
gefunden. (Heller 22, p. 53; Dalla Torre 23, p. 66).
1:
Be de
5. (56.) Gl. pustulata Fabr.—Latzel |. c. II. p. 104.
Synon. Gl. rufoguttata C. Koch bei Koch u. Gredler;
Gl. bimaculata Fabr. bei Fedrizzi.
Verbr. Diese für Vorarlberg von Koch (7, p. 82)
zweifelhaft angeführte Art ist nach Gredler (5, p. 35) „bei
Bozen soweit porphyrische Unterlage reicht, auf warmen Ab-
hängen überaus gemein, zu ganzen Gesellschaften unter allen
Steinen — nach Koch (6 p. 33) bei Bad Ratzes mit Gl.
connexa gegen das Grödner Thal anzutreffen; Canestrini (11,
p. 35) erwähnt sie vom Val di Non, Arco und Levico;
Fedrizzi (17, p. 88) nennt sie in allen Thälern des Trentino
„sehr gemein“. Latzel kennt diese Art von Sterzing, Bozen,
Meran, Roveredo, aus dem Val di Ledro bei Riva und von
Bruneck. Bei Meran und Riva traf er stellenweise 20—50
Stücke unter einem Steine beisammen.
6. (57.) GL guttata Risso—Latzel |. c. II. p. 106.
Verbr. Von Fedrizzi (17, p. 87) bei Sfruzzo im Val di
Non aufgefunden.
7. (58.) Gl. connexa C. Koch—Latzel 1. c. II. p. 107.
Verbr. Von Koch (6, p. 33) bei Bad Ratzes gegen das
Grödner Thal mit Gl. pustulata; von Fedrizzi (17, p. 89)
aus Salurn, auf Kalkboden lebend („serr. cretaco“) erwähnt.
Dr. Latzel sammelte diese Thiere im Zillerthal, im Norden
von Innsbruck (in den Steinbrüchen und im Walde unter
Steinen), auf dem Brenner, bei Sterzing und Bozen, sowie im
Val di Ledro. Auch aus der Umgebung von Roveredo kam
ihm das Thier zu. Im Gymnasial-Cabinete befinden sich
Exemplare aus dem Innthale.
8. (59.) Gl. hexasticha Brandt—Latzel |. c. II. p. 110.
Verbr. Diese in der ganzen österr.-ungar. Morarchie weit
verbreitete, in Tirol aber wie es scheint ziemlich seltene Art
wurde von Prof. Heller auf dem Lafatscherjoch, von Gredler
(Koch 6, p. 32) bei Bad Ratzes, von Derold auf Joch Grimm
gefunden. (Heller 22, p. 53; Dalla Torre 23, p. 66); weitere
Angaben aus dem südlichen Tirol fehlen, vermutlich wurde
die Art von den italienischen Forschern verkannt. Professor
er
an: =
Latzel verzeichnet diese Art von Kufstein, von den Gehän-
gen des Achensees und von Bruneck.
7.(60.) Gl. multistriata ©.Koch—Latzell.c.II.p. 115.
Verbr. Von Prof. Latzel in Tirol bei Lienz aufgefunden.
10. (61.) Gl. tridentina Latz.—Latzel |. c. II. p. 118.
Synon. Gl. quadripunctata Fedr. non Brandt.
Verbr. Von Fedrizzi (15, p. 129 und 17, p. 87) bei Mezzo-
tedesco und häufig im Val di Non beobachtet. Dr. Latzel
sammelte das Thier bei Bozen, im Sarnthale und bei Riva;
auch die Exemplare im Gymnasial-Cabinete stammen aus
Südtirol.
11. (62.) Gl. conspersa C. Kooh—Latzel |. c. p. 120.
Verbr. Von Prof. Latzel in mehreren Exemplaren in Tirol
gefunden ; er unterscheidet darunter
var. irrorata C. Koch
var. coccinea Latz. und
var. exoellens Latz. Als besondere Fundorte hat er
verzeichnet: Lienz, Roveredo, Val di Ledro bei Riva.
Eine weitere Art,
Gl. Gredleri L. Koch (6, p. 33), ist undeutbar; sie
wurde von Prof. Gredler bei Bad Ratzes im Anstiege zum
Schlern gefunden und nach diesen Exemplaren beschrieben.
3. (8.) Fam. Polydesmidae Leach.
1. (15.) Gattg. Brachydesmus Hell.
1. (63.) Br. superus Latz.—Latzel |. c. II. p. 130.
Syn. Pol. pilidens Fedr. von C. Koch.
Verbr. Von Fedrizzi (17, p. 110) bei Levico entdeckt.
2. (16.) Gattg. Polydesmus Latz.
1. (64.) P. tridentinus Latz.—Latzel |. c. II. p. 140.
Verbr. Das einzige Stück, welches von Prof. v. Cobelli in
Roveredo aus dem Museo civico an Prof. Latzel eingeschickt
wurde, dürfte in der Umgebung von Roveredo selbst gefunden
worden sein.
2.(65.)P. denticulatus C. Koch—Latzel l.c. IL. p. 141.
Synon. P. Fanzagoi Fedr. u. P. scabratus ©. Koch bei
Fedrizzi; P. edentulus C. Koch bei Fanzago.
De =
Verbr. I—III; S. Die Exemplare der Universitats-
sammlung stammen von der Seiseralpe (Heller 22, p. 53,
Dalla Torre 23, p. 66); Fedrizzi (17, p. 107 u. 109) ver-
zeichnet sie von Maser, Roveredo und Levico. Dr. Latzel
sammelte diese Art am Fusse des Hochkaisers und am linken
Ufer des Inn bei Kufstein, am Achensee, im Zillerthal und
in der Waldregion des Patscherkofels.
3. (66.) P. complanatus Linné—Latzel |. c. II. p. 150.
Verbr. Diese bereits von Pollini (2, p. 32) vom Gardasee
aufgeführte Art ist überall im Gebiete verbreitet; so ist sie
nach Gredler, (5, p. 36) bei Bozen häufig auf Flussbeeten
und in Wäldern unter Steinen und Laub, Canestrini (11, p. 35)
erwähnt sie aus dem Val di Non und Arco, sowie Fedrizzi (17,
p- 106) aus den Thälern des Trentino; Prof. Latzel fand das
Thier überall, wo er nach Myriopoden suchte; ich besitze
Stücke von 13 verschiedenen Fundstellen, darunter auch die
aus den Tiroler Alpen bereits von Prof. Latzel angeführten.
var. monticola Latz. aus der Centralalpenkette um
Innsbruck, Lienz, Windisch-Matrei und Oetzthal; Prof. Heller
sammelte sie im nördlichen Kalkalpenzuge auf dem Lafatscher-
joch und Stempeljoch, ferner auf der Stamseralpe und auf
dem Stilfserjoch; Derold auf Joch Grimm (Heller 22, p. 53;
Dalla Torre 23, p. 66).
4. (67.) P. edentulus C. Koch—Latzel 1. c. II. p. 154.
Synon. P. testaceus C. Koch, P. pennsylvanicus C. Koch und
P. macilentus C. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. I—III; S. Bisher nur im südlichen Tirol und zwar
auf Joch Grimm von Derold (Heller 22, p. 53, Dalla Torre
32 ,p. 66), dann im Trentino, so im Val di Non bei St.
Romedio, Coredo und Sporminore, bei Salurn und Levico
beobachtet von Fedrizzi (17, p. 107 u. p. 109). Latzel verzeich-
net das Thierchen von Bozen und Roveredo.
P. setiger L. Koch ist eine von Prof. Gredler auf dem
Puflatsch bei Bad Ratzes unter Steinen gefundene, von L. Koch
(6, p. 34) neubeschriebene, undeutbare Art; wahrscheinlich
on Le
aber synonym mit Atractosoma bohemicum Ros. und nach
Latzel jedenfalls kein Polydesmus.
3. (17.) Gattg. Strongylosoma Brandt.
1. (68.) St. pallipes Oliv.-Latzel |. c. II. p. 168.
Synon. St. corrugatum C. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. Fedrizzi (17, p. 105) sammelte diese Art bei Arco
und Mezzotedesco.
4 (9) Fam. Chordeumidae C. Koch.
1. (18.) Gattg. Rhiscosoma Latz.
1. (69.) Rh. alpestre Latz—Latzel |. c. II. p. 174.
Verbr. Diese Art wurde von Prof. Latzel in Tirol entdeckt;
er fand ein Exemplar auf den Gehängen um den Achensee.
2. (19.) Gattg. Atractosoma Fanz.
1. (70.) A. meridionale Fanz.—Latzel |. c. II. p. 177.
var. alpinum Latz. wurde von Fedrizzi (17, p. 105)
bei Levico und St. Michele gefunden. Latzel sammelte die
Art auf dem kahlen Gipfel des Patscherkofels und im Sarn-
thale bei Bozen; auch sah er Stücke, welche Dr. Herm.
Kraus von Bad Ratzes mitgebracht hatte.
2. (71.) A. Canestrinii Fedr.—Latzel |. o. II. 183.
Synon. Crasp. polydesmoides Mont. bei Fanzago.
Verbr. Diese zuerst von Canestrini (11, p. 35) für das
Trentino neuaufgefundene Art wurde von Fedrizzi (17, p. 104
u. 19, p. 380) bei Levico, Sporminore und San Michele
gefunden.
3. (72.) A. athesinum Fedr.—Latzel |. c. II. p. 183.
Synon. Crasp. Rawlinsii Leach bei Fanzago.
Verbr. Diese Art wurde zuerst von Fanzago (15, p. 256)
aus dem Trentino angeführt; Fedrizzi (17, p. 105 u. 19,
p- 382) fand sie bei St. Michele, Lavis und Levico an heissen
Stellen.
4. (73.) A. bohemicum Rsck.—Latzel |. c. II. p. 186.
Verbr. Wurde von Prof. Latzel in Tirol in mehreren Stücken
gefangen und zwar auf dem Patscherkofel und im Stubaithal-
an
3. (20.) Gattg. Craspedosoma Leach.
1. (74) Cr. Rawlinsii Leach—Latzel ]. c. I. p. 191.
Verbr. Prof. Canestrini (17, p. 35) verzeichnet diese Art
aus Levico; nach ihm, ohne neue Fundstellen beizubriugen
Fedrizzi (19, p. 384 u. 17, p. 104).
2. (75.) Cr. oribates Latz.—Latzel |. c. II. p. 194.
Verbr. Die Exemplare der Universitätssammlung stammen
aus Tirol (Stilfserjoch ?).
3. (76.) Cr. mutabile Latz.—Latzel. |. c. II. p. 199.
Synon. Chordeuma sylvestre ©. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. Diese häufigste Art der ganzen Gattung Craspedosoma
wurde von Fedrizzi (19, p. 386 u. 17, p. 103) bei Salurn
gefunden; Prof. Latzel, welcher Exemplare am Achensee, auf
den Lanserköpfen, bei Bozen, Lienz und Riva fieng, unter-
scheidet unter den einheimischen Formen
var. nigrescens Latz. und
var. fasciatum Latz.
4. (77.) Cr. levicanum Fedr.—Latzel s. c. II. 204.
Verbr. Von Fedrizzi (19, p. 384 u. 17, p. 104) bei
S. Michele und Levico gefunden; die Art blieb Prof. Latzel
unbekannt.
5. (78.) Cr. flavescens Latz.—Latzel |. c. II. p. 206.
Verbr. In einem Stücke vom Autor, Prof. Latzel, auch in
Tirol gefangen.
4. (21.) Gattg. Chordeuma C. Koch.
1. (79.) Ch. silvestre ©. Koch—Latzel, ]. c. Il. p. 210.
Verbr. Von Prof. Latzel in mehreren Stücken bei Bozen
und im Sarnthale gesammelt. Die meisten und schönsten
Stücke dieser Art fand er auf der Südseite von Bozen unter
moosbewachsenen Steinen, die das alte Bett eines Giessbaches
bildeten.
5. (10.) Fam. Julidae Leach.
1. (22.) Gattg. Isobates Menge.
1. (80.) I. variicornisC. Koch—Latzel 1. c. II. p. 240,
Verbr. Von Prof. Latzel in Tirol gefangen und zwar im
Zillerthal, nahe der Mündung ins Innthal.
ng
2. (83.) Gattg. Blaniulus Gerv.
1. (81.) Bl. venustus Mein. —Latzel |. c. II. p. 244.
Synon. Bl. pulchellus ©. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. Bisher nur aus der Gegend von Salurn von Fedrizzi
(17, p. 102) verzeichnet,
2. (82.) Bl. fuscus Am Stein—Latzel |. e. II. p. 248.
Verbr. Von Prof. Latzel in 7 Stücken in Tirol gefunden
und zwar auf den Gehängn um den Achensee und im
Zillerthal.
Bl. pallidus Fedr, ist nach Prof. Latzel (21, p. 244,
Note) höchst wahrscheinlich ein junger Julus, der bei St.
Michele gefunden wurde.
3. (24.) Gattg. Julus Brandt.
1. (83.) J. nanus Latz.—Latzel |. c. II. p. 264.
Verbr. In einigen wenigen Exemplaren von Prof. Latzel in
Tirol gefunden und zwar bei Kufstein, am Achensee und bei
Lienz. Auch aus der Umgebung von Roveredo lag ihm das
Thier zur Bestimmuug vor.
2. (84.) J. molybdinus C. Koch—Latzel l.c. II. p. 272.
Verbr. Gleichfalls nur in einigen wenigen Stücken von Prof.
Latzel in Tirol gefunden, und zwar bei Lienz.
3. (85.) J. foetidus C. Koch—Latzel |. ce. II. p. 278.
Verbr. Diese in manchen Gegenden Oesterreich-Ungarns häufig
vorkommende, sehr interessante Art wurde bisher nur vou
Prof, Latzel in Tirol beobachtet; er fieng sie bei Lienz.
4. (86) J. pusillus Leach—Latzel |. c. Il. p. 281.
Verbr. Von Canestrini (11, p. 35) im Val di Non gefunden ;
andere Fundstellen liegen nicht vor.
5. (87.) J. boleti C. Koch—Latzel |. c. II. p. 286.
Synon. J. Londinensis Leach bei Fedrizzi.
Verbr. Von Fedrizzi (17, p. 92) bei Sfruzzo im Nonthale,
dann bei Arco und Mezzotedesco aufgefunden. Die Art ist
mehr im Osten der Monarchie verbreitet.
6. (88.) J. italicus Latz—Latzel |. c. Il. p. 289,
Synon. J. dalmaticus C. Koch bei Fedrizzi.
Se (5) We
Verbr. Nach Fedrizzi (17, p. 92) im Val di Non selten,
sehr häufig dagegen in Mezzotedesco, bei Salurn, S. Michele,
Lavis und Trient.
7. (89.) J. luridus C. Koch—Latzel |. o II. p. 291.
Synon, J. alpinus L. Koch bei Gredler.
Verbr. I—IV; N. C. Von Prof. Heller auf dem Lafatscher-
joch urd Sonnenwendjoch, von mir im Paznaun gefunden
(Heller 22, p. 53; Dalla Torre 23, p. 66); von Prof. Gredler
bei Bad Ratzes erinnerlich am Puflatschberge gesammelt und
nach diesen Exemplaren von L. Koch (6, p. 33) beschrieben.
Auch var. fulviceps Latz. wurde vornehmlich in Tirol
beobachtet. Prof. Latzel erhielt dieses Thier aus der Umgebung
von Roveredo zugeschickt und sammelte selbst ziemlich viele
Stücke am Fusse des Hochkaiser und am linken Ufer des Inn
bei Kufstein, auf den Gehängen des Achensees, im Mittel-
gebirge nördlich von Innsbruck, auf den Lanserköpfen, in der
Waldregion des Patscherkofels, im Stubaithale, bei Sterzing,
Bozen und Lienz.
8. (90.) J. austriacus Latz.—Latzel |. c. II. p. 296.
Synon. J. fasciatus C. Koch bei Gredler.
Verbr. Diese bei Bozen von Prof. Gredler (5, p. 35) eut-
deckte Art wurde weiters von Prof. Latzel auch bei Lienz
und auf den Lanserköpfen bei Inusbruck gefuiden.
9. (91.) J. unilineatus ©. Koch—Latzel |. c. II. p. 302.
Verbr. L—IV.; S. Diese Art wurde von Prof. Heller zuerst
auf dem Stilfserjoch beobachtet; Latzel fieng sie im unteren
Innthale, Zillerthale, sowie bei Bruneck.
1”. (92.) J. albolineatus Luc—Latzel |. c. p. 305.
Synon.J.unilineatus C. Koch bei Fedrizzi (p. pte.) u. Dalla Torre.
Verbr. Nach Fedrizzi (17, p. 95) bei Roveredo und Arco
sehr gemein; seltener um Trient und S. Michele, Salurn und
Levico; auch Stiicke vom Stilfserjoch, von Prof. Heller mit
voriger gesammelt, liegen vor. (Heller 22, p. 53; Dalla Torre
23, p. 67.) Prof. Latzel sammelte das Thier auf dem Wege
zwischen Mori und Riva; auch Julus spec. Gredler von Bad
Ratzes und Gröden dürfte hieher gehören.
Sat: Mes
11. (93.) J. montivagus Latz.—Latzel |. c. II. p. 308.
Verbr. Von Prof. Heller in Tirol gesammelt und zwar auf
der Seiseralpe, dem Lafatscherjoch und Monte Baldo.
var. elucens Latz, stammt aus Südtirol.
12. (94.) J. trilineatus C. Koch—Latzel |. c. II. p. 310.
Synon, J. ferreus ©. Koch bei Fanzago und Fedrizzi, J.
serpentinus ©. Koch bei Canestrini, Fedrizzi und Gredler.
Verbr, I—IV; N. C. Diese ziemlich häufige Art wurde
zuerst von Prof. Gredler (5, p. 33) bei Bozen an Flussufern,
und bei Bad Ratzes gefunden; Prof. Heller fieng sie im nörd-
lichen Kalkalpenzuge auf dem Lafatscherjoch, ich bei Windisch-
Matrei (Heller 22, p. 53, Dalla Torre 23, p. 67); nach
Prof. Canestrini (11, p. 35) findet sie sich im Norsthale;
Fedrizzi (17, p. 93 und 94) nennt sie sehr gemein um
Roveredo und Arco, sehr häufig bei Sporminore, Denno,
Molaro, Sfruzzo, Lavis, S. Michele und Salurn, Prof. Latzel
kennt die Art aus dem Sarnthale bei Bozen, von Meran,
Mori, Riva und Roveredo.
13. (95.) J. longabo C. Koch - Latzel I. c. II. p. 313.
Synon, J. nemorensis C, Koch bei Canestrini, Fanzago und
Fedrizzi; J. colubrinus Fedr, bei Fedrizzi.
Verbr. Im Val di Non nach Canestrini (11, p. 35), doch
selten, z. B. bei Sfruzzo und Malaro; häufiger im Etschthale
(Fedrizzi 17, p. 93 und 95). Prof. Latzel sammelte das Thier
am Fusse des Hochkaiser und am linken Ufer des Inn, auf
den Gehängen des Achensees, im Zillerthale, in der Wald-
region des Patscherkofels, im Sarnthale bei Bozen, bei Meran,
Mori, Riva, Bruneck und Lienz.
14. (96.) J. fallax Mein. —Latzel |. o. Il. p. 316.
Synon. J. terrestris Linn. bei Moll, Ambrosi, Gredler,
Canestrini, Fanzago, Fedrizzi, Heller und Dalla Torre. J. eiliatus
Fedr. bei Fedrizzi; J. albipes C. Koch bei Koch und Fedrizzi.
Verbr. I—IV, N. C. S. — Von dieser zweifellos häufigsten
Art der Gattung und wohl der Myriopoden überhaupt liegen
Angaben mit oder ohne Belegexemplare vor aus den nörd-
lichen Kalkalpen: vom Muttekopf (v, Vogl) Lafatscherjoch,
— 100° —
Stempeljoch und Stanserjoch (Prof. Heller), Sonnwendjoch
(H. Lechleitner); aus den Centralalpen: Oetzthal (Prof. Heller),
Zillerthal „Siebzehnfuss“ (Moll 1, p. 363), Bozen, mehr der
montanen Region eigen (Gredler 5, p. 35) und Bad Ratzes
(Koch 6, p. 33) endlich Trentino (Ambrosi 3, p. 298), wo
sie im Val di Non, dann im Etschthal, bei Levico, Roveredo
und Arco von Canestrini (11, p. 35) und Fedrizzi (17, p. 94,
95 und 96) gefunden wurde, Dr. Latzel verzeichnet als
tirolische Fundorte: Achensee, Zillerthal, Umgebung von Inns-
bruck, Lanserköpfe, Patscherkofel einschliesslich des Gipfels,
Stubaithal, Brenner, Sterzing, Roveredo, Windisch-Matrei. Aus
Tirol wurden ferner folgende Varietaeten diagnostiziert:
var. oribates Latz.,
var. vagabundus Latz, die gemeinste Form, und
var. noricus Latz. Prof. Oskar Simony in Wien
brachte einige weibliche Stücke vom Gipfel der Croda di Lago
im Ampezzanerthale mit, die Prof. Latzel vorläufig als J. fallax
var. monticola bezeichnet. Sie sind brausschwarz, grösser als
var. oribates, kleiner als var. vagabundus, ihre Beine auf-
fallend lang.
15. (97.) J. sabulosus Linné—Latzel |. ¢. II. p. 327.
Synon. J. parallelus C. Koch bei Canestrini und Fanzago;
J. rubripes C. Koch bei Fanzago und Fedrizzi; J. roseus
Fedr. bei Fedrizzi; J. quadripunctatus Fanz. bei Canestrini,
Fanzago und Fedrizzi u. J. biliveatus C. Koch bei Heller
und Dalla Torre.
Verbr. I—IV; N. C. S. Auch diese Art ist sehr gemein.
Die Exemplare der Universitätssammlung stammen vom
Lafatscherjoch (Prof. Heller) nnd Muttekopf (v. Vogl); vom
Arlberg und Obergurgl (Prof. Heller), aus Patznaun (Dalla
Torre) und vom Monte Lancia (Biasioli und Derold); nach
Prof. Gredler (5, p. 35) findet sich die Art um Bozen häufig
zwischen den Beeren der Weintrauben; eine schöne Varietaet
fieng er bei Bad Ratzes auf der Seiseralpe gegen den Com-
munberg zu (Koch 6, p. 33); aus dem Trentino endlich ver-
zeichnen sie alle italienischen Forscher (Fanzago 12, p. 150,
Be;
— 101 —
13, p. 74; 14, p, 270 und 275), Fedrizzi 17, p. 97 u. 99);
speciell Canestrini (11, p. 35) führt sie von Arco und Levico,
sowie aus dem Val di Non an; (Fedrizzi 15, p. 136 und
17, p. 98 und 99) führt die Fundorte Struzzo und Sporminore
an. Dr. Latzel sammelte diese Art im unteren Innthal, beson-
ders um Kufstein, im Zillerthal, bei Innsbruck, im Stubaithal,
bei Bozen, wo das Thier bedeutend abändert, sowie bei Meran,
Mori, Riva und Lienz, Ausserdem erhielt er einzelne Stücke
aus dem obern Innthal, von Roveredo und vom Col di Chieri,
einem Vorberge des M, Cristallo bei Cortina,
In Tirol wurden gefunden:
var. bifasciatus Fanz.
var. punctulatus Fanz.
var. apunctulatus Fedr. und
var. extinctus Latz.;
var. rubripes C. Koch wurde nach Fanzago (15,
p. 74) und Fedrizzi (15, p. 136 und 17, p. 98) bei Sfruzzo
im Val di Non gefunden.
16. (98.) J. oxypygus Brandt—Latzel |], ce. II. p. 332.
Verbr. Fedrizzi (17, p. 131 und 17, p. 93) giebt an, diese
Art im Val di Non, bei Sfruzzo, Molaro und Sporminore
gefunden zu haben, doch bezweifelt Prof. Latzel die Richtig-
keit der Bestimmung dieser bisher blos aus Sizilien bekannt
gewordenen Art, da ihm noch kein Exemplar aus Oesterreich-
Ungarn vorgekommen ist.
17.(99.) J.mediterraneusLatz. — Latzell. c. II. p.337.
Verbr. Diese Art wurde bisher mit Sicherheit blos in
Andalusien und den Östpyrenäen, dann in Mittelfrankreich und
Oberitalien gefunden, dürfte jedoch höchst wahrscheinlich bis
Südtirol nordwärts reichen ur.d in J. dalmaticus Can. Fedrizzi
aus dem Trentino (s. J. italicus Latz. p. 289) enthalten sein.
18. (100.) J. varius Fabr.—Latzel |. c II. p. 347.
Synon, J. nigripes C. Koch bei Fedrizzi.
Verbr. Diese zuerst von Prof. Canestrivi (12, p. 35) im
Val di Non aufgefundene Art ist nach Fedrizzi (17, p. 90)
im Trentino sehr gemein und wurde bei Arco, Roveredo,
— 102 —
Trient, im Val Sugana und Val di Fiemme gefunden. Prof. |
Latzel sah das Thier aus der Gegend von Roveredo (Museo
civioo); im Gymnasial-Cabinete befinden sich Exemplare vom
Monte Brione.
Ausser den genannten wurden noch folgende unbestimm-
bare Arten aus dem Gebiete verzeichnet:
J. arborum (Autor?) vor Pollini (2, p. 32) vom
Gardasee angeführt — höchst wahrscheinlich identisch mit
dem an Rebenstämmen lebenden J. sabulosus L,,
J. montanus C. Koch und
J. quadridentatus Menge werden von Fanzago (13,
p. 76 und 77) aus dem Trentino angegeben. Endlich erwähnt
L. Koch (6, p. 35) noch einer unbenannten Julus-Art, welche
Prof. Gredler bei Bad Ratzes, Bozen und im Gröden auf-
gefunden hat, ohne sie näher zu beschreiben.
Anmerkung: Obwohl die Gattung Polyzonium bisher
von keinem Forscher in Tirol aufgefunden wurde, ist es doch
als wahrscheinlich anzunehmen, dass diese sehr versteckt
lebenden Thiere auch in unserem Lande nicht ganz fehlen.
Somit finden sich im Gebiete vertreten:
3 Ordnungen,
5 Familien,
24 Gattungen und
100 Arten von Myriapoden.
Die Säugethierfauna von Tirol und Vorarlberg.
Von Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre in Innsbruck.*)
Wenn im Folgenden der Versuch gemacht wird, eine
Säugethierfauna von Tirol und Vorarlberg zu veröffentlichen,
so geschieht es einerseits um eine weitere Lücke faunistischer
Studien in unserem Heimatslande auszufüllen, andererseits um
auf diesem Wege die Anregung zu geben. möglichst zahlreiche
Beiträge zur Completierung dieser Arbeit zu liefern. Ich bin
mir dabei wohl bewusst, dass gar Vieles noch nachzutragen
ist, wenn auch kaum zu erwarten ist, dass in geraumer Zeit
neue Arten hinzukommen dürften. Man kann nämlich dem
Laien gegenüber unter den Säugethieren zwei Gruppen unter-
scheiden: 1) Arten, deren Unterscheidung dem Laien unmög-
lich ist und über welche Angaben nur dann einen wissen-
schaftlichen Wert haben, wenn die Objecte selbst mit zu
*) Der vorliegende Aufsatz erschien bereits — um denselben einem
engeren sich interessirenden Leserkreise zugänglich zu machen — in
Nr. 238—242 (Extrabeilage) des Boten für Tirol und Vorarlberg Jahr-
gang 1887, nnd hätte, wie projectirt war, durch Vertrieb von Separat-
abzügen auf buchhändlerischem Wege eine weitere Verbreitung er-
halten sollen. Ehe diese jedoch abgelegt waren, gieng der ganze Satz
beim Brande der Wagner’schen Offizin am 21. Jänner d. J. zu Grnnde,
weshalb ich einen Neudruck in diesen Berichten veranlasste. Begreiflicher-
weise benützte ich diese Gelegenheit, um mir inzwischen bekannt-
gewordene Daten und Notizen nachzutragen.
— 104 —
Hilfenahme wissenschaftlicher Werke bestimmt worden sind
und 2) allbekannte seltene oder interessante Thierarten, über
welche Angaben erwünscht sind. In die erstere Gruppe ge-
hören eigentlich nur 3 „Arten“: Die Fledermäuse, die Spitz-
mäuse und die frei vorkommenden Mäuse, und es wäre höchst
wünschenswerth, wenn zur lösung der Frage nach ihrer
jetzigen oder einstigen Verbreitung von recht vielen Orten her
Exemplare in Spiritus, lebend oder getödtet (erwürgt) an den
Verfasser dieser Zeilen eingesendet würden; derselbe würde sie
stets irgend einer wissenschaftlichen Sammlung, der Universität,
dem Gymnasium oder dem Ferdinandeum mit Angabe des
Einsenders einverleiben und erklärt sich zur Rückerstattung
der Portoauslagen gerne bereit. — Angaben über Thiere der
zweiten Gruppe sind auch ohne Vorlage der Belegstücke
brauchbar und würden sich auf folgende Arten beziehen:
Wildkatze (nicht verwilderte Hauskatzen, ausgezeicknet dureh
kurzen durchaus gleichdicken Schwanz!) Luchs, Wolf, Bär,
Fischotter, Murmelthier, Gartenschläfer, (Schwanz nur am
Ende buschig, unterseits wie der Körper weiss), Bilch (Schwanz
der ganzen Länge nach buschig, unterseits etwas heller),
Haselmaus (Körper ockergelb), Hausratte (nicht Wanderratte,
von der sie sich durch angedrückt bis zum Auge reichendes
Ohr, einfärbig dunkelgraues Fell und geringere Grösse, 16 gegen
24 cm. unterscheidet), Biber, Edelhirsch, Steinbock und Wild-
schwein. Belege über das Vorkommen dieser Arten in den
verschiedensten Haupt- und Seiten-, Hoch- und Niederthälern
dürften vielfach noch in der Erinnerung und Erfahrung glaub-
würdiger Jäger, in Ortschroniken und vielleicht auch in
Sammlungen vorhanden sein. Ueber das Vorkommen von Igel,
Fuchs, Dachs, Marder, Iltis, Wiesel (Länge 175 cm.) und
Hermelin (Länge 24°5 cm.) Eichhörnchen, Schneehasen, Reh
und Gemse sind Notizen erst in zweiter Linie von Wichtigkeit.
Wäre dieser ideale Wunsch zur Ausführung gebracht
und lägen in solcher Weise gesammelt recht viele und ver-
lässliche Angaben vor, dann könnte mit Zuhilfenahme des
k. k. Statthalterei-Archivs und anderer öffentlicher oder zu-
— 10 —
gänglicher Sammlungen von Aufschreibungen über einstige
Jagd- und Culturverhältnisse diese Arbeit wohl auf einen
ganz anderen Standpunkt gestellt werden. In dieser Form,
wozu das Materiale für die kleineren Thierarten der ersten
Gruppe ausschliesslich von mir erst zusammengetragen werden
musste, wogegen jenes für die Thiere der zweiten Gruppe der
gewissenhaftesten Ausnützung der in den Fussnotena ngeführ-
ten Literatur, sowie der genau durchgearbeiteten Tagesblätter
von Tirol und Vorarlberg entnommen wurde, mag sie nur als
Vorstudie zum Zwecke einer weiteren Anregung betrachtet werden.
Von Vorarbeiten zu derselben ist nur ziemlich wenig
vorhanden. Möge es gestattet sein, sie in Kürze zu mustern.
Die ältesten Mittheilungen über die Säugethierfauna unseres
Gebietes verdanken wir Rösch von Geroldshausent), der uns
insbesonders über das Vorkommen von wilden Thieren um
die Mitte des 16. Jahrhunderts benachrichtigt, wenn er es
auch eigentlich nicht thun will:
p- 232 v. 18 „Und die feisten Murmentl4 im Etzthal*...
p. 244 v. 13 „Wir wollen gesohweigen der wilden Thier;
14 fast allenthalben sich finden schier
15 Pern®, Wildschwein’, grab°, weiss! Hasen,
Tier®, Lüxf,
16 Wölfe, Härml!, Märderi, Täx®, Otter!, Fiix™. «
1) RöschGeorg von Geroldshausen (G. R. V. G.), Landt-
reim der fürstlichen Grafschaft Tirol 1558 (herausgegeben von Fr.
Wieser) in: Archiv f. Geschichte und Alterthumskunde in Tirol.
Jahrg. 5. 1869 p. 209— 248.
A Murmentl mhd. Murmendin, Murmelthierchen (Arctomys Marmotta).
a Pern — Baeren (Ursus Arctos). b Wildschwein (Sus Scrofa).
© grab — grau Hasen (Lepus timidus).
d weiss — Schneehasen (Lepus variabilis).
e Tier (im Originale Tiert) — Reh (Capreolus Capreolus.)
£ Wolf — Wölfe (Canis Lupus). ¢ Lüx — Luchse (Felis Lynx).
h Härm = Hermelin (Mustela Erminea)
i Marder = Marder (Putorius abietum und fagorum, Martes u. Foina.)
k Tix = Dachse (Meles Taxus). ! Otter = Fischotter (Lutra vulgaris).
m Füx — Füchse (Canis Vulpes).
Naturw.-med. Verein 1887/88. 8
— 106 —
Von den Naturforschern des vorigen Jahrhunderts be-
handelt Roschmann?) die Thierwelt ausschliesslich nur unter
dem Gesichtspunkte ärztlicher Verwendung und Verwerthung,
Scopoli%) berichtet uns blos über das Vorkommen des
Murmelthieres im Val di Sole und wenn auch K. v.. Molls®)
Angaben über das Vorkommen der Steinböcke im Zillerthal
einige Unrichtigkeiten enthalten, so sind sie doch die einziger
verlässlichen und der unmittelbaren Antopsie entnommenen
Mittheilungen über diese hochinteressante Frage, deren Resultate
später von Fr. M. Vierthaler®) im Auszuge wiedergegeben
wurden. Dagegen bringt er nur über das Schwein, das Schaf
und den Steinbock Provinzialbenennungen aus dem Ziller-
thale bei®). Auch G.L. Hartmann’) erwähnt von Be-
wohnern des Bodensees nur 2 Arten, die Fischotter und die
Wasserspitzmaus, die er erst Sorex Daubentonii, später S.
fodiens nennt, Zu Anfang unseres Jahrhunderts berichtet
Prof. Ch. Fr. Schwägrichen?) über das Vorkommen von
Bären, Gemsen, Eichhörnchen und Erdmäusen (Mus amphi-
2) Roschmann A., Regnum animale, vegetatibile et minerale
medicum tyrolense. Dissertatio Academica. Oeniponte. 1730. 8° 29 pg.
3) Scopoli J. A., Iter tyrolense in: Scopoli, Annus historico —
naturalis Vol. 2. 1769. 8° p. 37—40.
4) Moll K. v., Steinbiécke im Zillerthal in: Schrank und Moll,
Naturhistorische Briefe über Oesterreich u. s. w. Salzburg, Mayer. 1785.
8° II. Bd. p. 51—70.
5) Moll K. v., Beiträge zur naturhistorischen Provinzial-Nomen-
clatur. ibid. p. 324—368.
8) Vierthaler Fr. M., Meine Wanderungen durch Salzburg,
Berchtesgaden und Oesterreich. Wien, Gerold 1816. 8° 8 und 280 pg.
7) Hartmann G.L., Thiere, die sich in dem (Boden-) See und
um denselben herum aufhalten in: Hartmann G.L., Ueber den Boden-
see. St. Gallen. 1795. 8° p. 73—93.
8) Hartmann G.L., Thiere, die sich um den (Boden-) See und
an seinen Ufern aufhalten in: Hartmann G.L., Versuch einer Be-
schreibung des Bodensees. St. Gallen, Huber. 1808. 8° p. 103—173.
®?) Schwägrichen Ch. Fr., Fauna der Gegend um den Glockner
und auf demselben in: Schultes, Reise nach dem Grossglockner. 2. Theil.
1804. 8° p. 347 —349.
— 107 —
bius var. terrestris) auf dem Grossglockner; C. L. Koch?°)
macht beim Luchs, Bären und Siebenschläfer Bemerkungen
über ihr Vorkommen in Tirol und Vorarlberg. Reichlicher,
wenn auch nicht verlässlicher, als all das bisher Geleistete,
sind die Angaben. welche J. J. Staffler!!) über das Vor-
kommen von Steinbock, Wildschwein, Hirsch, Gemse, Reh,
Feld- und Schneehasen, Murmelthier, Bären, Wolf, Luchs,
Dachs, Fuchs, Marder, Iltis, Wildkatze, und Fischotter macht.
Dagegen sind die Angaben, von A. Waguer!?) über das
Vorkommen von Bären, Wölfen, Luchsen, Murmelthieren und
Bibern in Tirol selbst oder an nahen Grenzpunkten sehr
interessant; auch Jaeckel!?) machte Bemerkungen über
Erscheinen von Wölfen in kalten Wintern am Bodensee.
Weiters berichtete V. Gredler+4) gelegentlich über das Vor-
kommen von Vespertilio Pipistrellus, murinus und Rhinolophus
in Tirol, als der erste, der überhaupt des Vorkommens von
Fledermäusen erwähnt, und Al. v. Franzius!5), machte von
seiner Tiroler-Reise her Mittheilungen über Reh, Hirsch,
Gemse, Feld- und Schneehasen, Murmelthier, Spitzmaus und
Bären in der Gegend von Meran und dem Vintschgau. Die
Ehre, eine erste Zusammenstellung aller vorkommenden Siuge-
thierarten — wenigstens des Trentino verfasst zu haben, welche
dem damaligen Wissensstande entsprach, gebührt dem Bib-
10) Koch C. L., System der baierischen Zoologie. Bd. I. 1816. 8°
47 uod 436 pg. 13 Taf.
11) Staffler J. J., Wilde Thiere in: Staffler J. J., Tirol und
Vorarlberg, Innsbruck, Rauch. 1839. 8° p. 313—317.
12) Wagner Andr., Beitrag zur Kenntnis der baierischen Fauna
in: Münchener Gelehrten-Anzeiger Jahrg. 22 1846. p. 649—656.
p- 957—664; p. 665—682; p. 673—680; p. 697 — 700.
13) Jaeckel J., Einzelne Beiträge zur baierischen Fauna in:
Correspondenz-Bl. d. zool. mineral. Ver. in Regensburg. Jahrg. 3. 1849.
p. 21—24.
14) Gredler V., Die naturwissenschaftlichen Zustände Tirols in:
1. Programm des k. k. Obergymnasiums in Bozen. 1851. 4° p. 14—21.
15), Franzius Al., Naturhistorische Reiseskizzen etc. in: Zeitschr,
f. wissenschaftl. Zoologie. Bd. 3. 1851. p. 333—346.
g*
— 108 —
liothekar der öffentlichen Bibliothek in Trient, Fr. Ambrosi!®),
der aus dem Gebiete 39 Arten, inclusive der domesticierten,
aufführt, eine Zahl, die sich für das ganze Land nach 30jähri-
gem Studium verdoppelt hat. In diese Zeit fallen weiters die
fleissigen, auch unser Gebiet vielfach berührenden Arbeiten
des Pfarrers J. Jaeckel!”). über das Vorkommen von Bären,
Wölfen, Luchsen und Wildkatzen in Baiern, sowie die Ent-
deckung der zwei neuen Fledermaus-Arten, Rhinolophus
Euryale und Vesperugo Maurus in Tirol; auch eine dritte
neue Art, Rhinolophus Blasii Peters (= cliviosus Blas. non
Cretsch.) wurde in Tirol entdeckt und mit jenen beiden von
von J. H. Blasius!®) beschrieben. Aus der Fauna von Bozen
erwähnt V. Gredler!?) des Vorkommens von Iltis, Fisch-
otter, Baummarder, Dachs, Fuchs, Feld- und Schueehasen;
Jaeckel?°) brachte Nachträge bei über das Vorkommen des
Luchses in Tirol; auch Gross?!) gedenkt tirolischer Fund-
stellen. Die bedeutungsvollste Arbeit über diesen Zweig der
heimatlichen Fauna verdanken wir J. H. Blasius??), eine
Arbeit, welche in Bezug auf Kritik der Artunterscheidung wie
16) Ambrosi Fr., Prospetto delle specie zoologiche conosciute nel
Trentino in: Perini A., Statistica del Trentino. Trento, Perini. 1852.
8° I. p. 262—346.
17) Jaeckel J., Materialien zur baierischen Fauna etc. in:
Correspondenzbl. d. zool. min. Ver. in Regensburg. Jahrg. 6. 1853.
p- 97—112; p. 113—126; p. 129—144; p. 148—159; — Jahrg. 7.
1853. p. 58—61; p. 75—80; p. 93—95; Jahrg. 8. 1854. p. 81—95 ete.
18) Blasius J. H., Beschreibung zweier neuer Fledermausarten
in: Archiv für Naturgesch. Jahrg. 19. 1853. Bd. I. p. 35—57.
19) Gredler V., Faunistisches von Bozen in: Bergmeister A. J.,
Topographie der Stadt Bozen. 1854. 8° p. 27—33.
20) Jaeckel J., Nachträge zu den drei Aufsätzen über den Bären»
Wolf und Luchs in: Correspondenzbl. d. zool. min. Ver. in Regens-
burg. Jahrg. 10. 1856. p. 145— 153.
21) Gross Dr., Der Luchs im Algäuer Hochgebirge in: 10. Bericht
des naturhist. Vereines in Augsburg. 1857. p. 65—75.
22) Blasius J.H., Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands und
der angränzenden Länder von Mitteleuropa. Braunschweig. Vieweg, 1857.
8° 549 pg.; Holzschn.
in:
— 109 —
auch in Bezug auf geographische Angaben das ungetheilteste
Vertrauen erhalten hat; durch dieselbe steigt die Anzahl der Arten
unseres Gebietes auf mehr als 50... ... Gredlers??) Samm-
lung von Provinzial-Thiernamen, bezieht sich auf Murmelthier,
Bilch, Maulwurf, Marder, Iltis und Hermelin; K olenati?*)
bereicherte die Fauna mit einer vielleicht neuen Art, die er
für Vesperugo (Nannugo) miuusissima Schinz ansieht. Eine
ziemlich grosse Anzahl von Säugethieren vom Kreuzkofel ver-
zeichnete der bekannte Geoplastiker Fr. Keil?5); die meisten
Arten sind Ubiquisten. Weiters berichtete J. Jaeckel?®)
neuerdings über das Vorkommen von Bären und Luchsen in
Tirol, und Gredler??) verzeichnete einige Säugethiere aus
der Umgebung des am Fusse des Schlern gelegenen Bades
Ratzes; auch die hier aufgezählten Arten sind meist Ubi-
quisten. Zimmerl2®) erwähnt des Vorkommens des Schnee-
hasen auf der Scesaplana, ©. Heller??) eines Rehes mit ab-
normer Geweihentwicklung, im Besitze des Ferdinandeums in
Innsbruck, und einer ähnlichen Deformität bei einer Gemse
23) Gredler V., Beitrag zu einem zoologischen Idiotikon (von
Tirol) in: Fromman, deutsche Mundarten. Jahrg. 4. 1857. p. 51—56.
24) Kolenati Fried., Zwei für Oesterreich neue Arten von Fleder-
mäusen in: Sitzungsberichte d. k. Akad. d. Wissenschaften. Wien.
Mathem.-naturw. Cl. 1. Abthl. Bd. 28. 1858. p. 243—248.
25) Keil Fr., Ueber die Pflanzen- und Thierwelt der Kreuzkofel-
Gruppe nächst Lienz in Tirol in: Verhandl. der zool. botan. Gesell-
schaft. Wien. Bd. 9. 1859. p. 165—166.
26) Jaeckel J., Materialien zur baierischen Fauna etc. in: Cor-
respondenzbl. d. zool. min. Ver. in Regensburg. Jahrg. 16. 1862.
p- 88—117; p. 121—135; — Jahrg. 17. 1863. p. 39—53; p. 66—93 ;
— Jahrg. 22. 1768. p. 33—48.
27) Gredler V., Vierzehn Tage in Bad Ratzes etc. in: 13. Pro-
gramm d. k. k. Ober-Gymnasiums in Bozen. 1863. 8°. p. 3—41.
28) Zimmerl Fr. A., Beschreibung einer Excursion auf die Scesa
plana etc. in: 6. Rechenschaftsbericht d. Musealvereins in Bregenz. 1863.
4° p. 12—17.
29) Heller C., Rehkopf mit monströser Geschwulst in: Verhandl.
d. zool. botan. Gesellschaft. Wien, Bd. 16. 1866. Sitzungsberichte
p- 55.
— Vato ==
gedenkt Th. Bruhin®°), welcher in demselben und dem fol-
gender Jahre noch eine Reihe vielfach ganz interessanter Auf-
sätze über die Wirbelthierfauna Vorarlbergs publizierte 31-35)
die er mit einer Wirbelthierfauna von Vorarlberg mit Nach-
trägen abschloss3®). Recht interessant ist weiters Gredlers?”)
Mittheilung, dass sich ein vierhörniger Bock durch mehrere
Generationen forterhielt. Ueber das Vorkommen von Gemsen
und Murmelthieren im Oetzthalergebietemachte Holzmüller3®)
einige Mittheilungen ; Leydig*®) berichtete über den Sieben-
schläfer in Südtirol, Cornalia*®) über Bären auf dem Monte
5°) Bruhin Th., Missbildung an einem Gemshorn in: Zool. Garten.
Jahrg. 8. 1857. p. 36.
31) Bruhin T., Zur Wirbelthier-Fauna Vorarlbergs in: Zool.
Garten. Jahrg. 7. 1867. p. 394—397; p. 434—437; — Bozner Ztg.
1868 Nr. 79, 82, 84, 87, 89 und 90.
8°) Bruhin Th., Gemsen Albinos und Gemsenfang in den rhätischen
Alpen in: Zoolog. Garten. Jahrg. 9. 1868. p. 39.
33) Bruhin Th., Periodische Erscheinungen in der Thierwelt von
St. Gerold, aufgezeichnet in den Jahren 1866 und 1867 in: Zoolog.
Garten. Jahrg. 9. 1868. p. 104—106; p. 100—191.
34) Bruhin Th., Periodische Erscheinungen in der Thierwelt von
St. Gerold, aufgezeichnet im Jahre 1868 in: Zoolog. Garten. Jahrg. 9.
1888. p. 283— 234.
85) Bruhin Th., Thierpreise in Vorarlberg im Jahre 1867 in:
Zoolog. Garten. Jahrg. 9. 1868. p. 286—287.
368) Bruhin Th., Die Wirbelthiere Vorarlbergs u. s. w. im Ver-
handl. d. zool. botan.” Gesellsch. Wien. Bd. 18. 1868. p. 233—262;
Nachträge p. 877—880.
87) Gredler V., Beitrag zu den monströsen Erscheinungen. thieri-
scher Organe in: Correspondenzbl. d. zool. min. Ver. zu Regensburg.
Jahrg. 23. 1869. p. 34—36.
38) Holzmüller H., Berg-, Thal- und Gletscherfahrten im Gebiete
der Oetzthaler Ferner in: Zeitschrift f. d. gesammt. Naturwissenschaft.
Bd. 38. 1871. p. 91—138,
5°) Leydig Fr. v., Beitrag und Bemerkungen zur württembergi-
schen Fauna ete. in: Jahreshefte d. Ver. für vaterl. Naturk. Württem-
berg. Jahrg. 27. 1871. p. 159—271.
4°) Cornalia Em., Fauna d’Italia. 1. Mammiferi in: Vallardi Fr.
L’Italia sotto l’aspetto fisico etc. Milano. 1873. 4° p. 1—80.
— 111 —
Baldo, Weitere Mittheilungen Gredlers?!) betreffen das Vor-
kommen von Myoxus nitela im Sarnthal und Farbenabände-
rungen beim Eichhörnchen, Hermelin und Maulwurf, dann#?)
die Traubenschädlichkeit von Bären, Fuchs und Dachs und‘)
die Beschreibung eines in Kitzbühel geworfenen monströsen
Schweines. Nach den Untersuchungen von König-Wart-
hausen*‘) findet sich eine grosse Anzahl von Säugethierarten,
die heute noch leben, auch in dem Pfahlbautenschutte des
Bodensees vor; insbesonders sei hier des Bibers in dieser
Hinsicht gedacht. Der Aufzählungen von Thieren des Sannen-
gebietes und der Rieserfernergruppe, wie sie J. v, Trenti-
nag lia*>-46) gelegentlich vorbringt, sei nur im Vorüber-
gehen erwähnt; desgleichen Ambrosi’s*’) Mittheilung über
das Vorkommen von Gemsen im Valle di Tesino; ebender-
selbe verzeichnet auch eine grosse Zahl von Säugern des
Valsugana®®), und aus dem Trientiner-Gebiete*?). Auf Grund
41) Gredler V., Ueber Farbenabänderungen bei Vögeln und Säuge-
thieren in: Zoolog. Garten. Jahrg. 14. 1875 p. 74—75.
42) Gredler V., Die Thiere des Rebstockes in: 10. Bericht d.
naturf. Gesellsch. in Bamberg. 1875 p. 49—53.
48) Gredler V., Beitrag zu den monströsen Erscheinungen thieri-
scher Organe in: Correspondenzbl. des zool. mtner. Ver. in Regensburg.
Jahrg. 28. 1875 p. 145— 149.
44) König- Warthausen P. v., Verzeichnis der Wirbelthiere
Oberschwabens. I. Abth. Säugethiere in: Jahreshefte d. Ver. f. vaterl.
Naturk. Würtemberg. Jahrg. 31. 1875 p. 193—335.
45) Trentinaglia Jos. v., Das Gebiet der Rosanna und Trisanna etc.
Wien, Gerold. 1875. 8°. p. 204. 2 Taf.
48) Trentinaglia Jos. v., Die Rieserferner- oder Antholzer.
Gruppe im Pusterthal in: Bericht der naturw.-medicin. Ver. Innsbruck.
Jahrg. 6. Heft 2. 1875. p. 3—16.
47) Ambrosi Fr. La Valle di Tesino in: Annuar. d. soc. alpina
d. Trentino. 1877 p. 14—29.
48) Ambrosi Fr., Contribuzioni ad una guida del Trentino. La
Valsugana descritta al viaggiatore in: Annuar. de soc. d. alpinisti
Trident. 1878—79. 1879. p. 1—84.
49) Ambrosi Fr., Animali in: Trento eil suo circondario. Trento,
G. Zippel. 1881. 8°. p. 14—20.
— 12 —
all dieser Publicationen sowie eigener Notizen veröffentlichte
der Verfasser dieser Zeilen®°) eine synoptische Uebersicht der
Säugethiere von Tirol und Vorarlberg, nach welcher, die jüngst
ausgestorbenen, sowie die domesticierten Arten mit eingerech-
net, 71 Arten beobachtet wurden; vielfach werden auch ver-
ticale Grenzwerte angegeben. Eine genauere Erörterung dieser
Frage aber hatte sich C. Heller’!) zum Vorwurfe seiner
Arbeit gemacht und nach ihm gehören 27 Arten der alpinen
Thierwelt an. Weiters ist nach einer Mittheilung Dr.
Frattinis®?) über das Vorkommen von Bären, und einer
Aufzählung von 11 Säugethierarten aus dem Montavon durch
W. Fronmüller5s) zu gedenken; Gredler*) berichtete
über einen alpinen Edelmarder und Wiedemanns°?)
Arbeit zieht auch einzelne Vorkommnisse aus Tirol und
Vorarlberg herein. Endlich mag noch einer von mir>®)
geschehenen Besprechung einer alten Karte vom Nonsberg aus _
dem 16. Jahrhundert, auf welcher Hirsche, Bären, Gemse,
Luchs und Steinbock als Incolinen dieses Thales eingezeich-
50) Dalla Torre K. W. v., Die Wirbelthierfauna von Tirol und
Vorarlberg ete. in: Bericht der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungs-
anstalt in Innsbruck. 1879. 8°. p. 1—70.
51) Heller C., Ueber die Verbreitung der Thierwelt im Tiroler
Hochgebirge in: Sitzungsber. der k. k. Akad. d. Wissensch. Wien.
Mathem.-naturw. Cl. I. Abth. Bd. 83. 1881 p. 193—175 (1).
52) Frattini E., Lungo il Senaiga in: 6. Annuar. d. soc. di
alpinisti Trident. 1879—80. 1880 p. 215240; tav. 8.
53) Fronmüller W., Zoologisches und Botanisches in: Pfister
O. v., das Montavon mit dem oberen Patznaun. Lindau und Leipzig,
Ludwig 1882. 8°. p. 121—223.
54) Gredler V., Kleiner Beitrag zum Melanismus und Leuko-
melanismus in: Mittheil. d. ornithol. Ver. Wien. Jahrg. 7. 1883
p- 11—13.
55) Wiedemann Andr., Die im Regierungsbezirk Schwaben und
Neuburg vorkommenden Säugethiere in: 27. Bericht d. naturhist. Vere
Augsburg. 1883 p. 1—112.
56) Dalla Torre K. W. v., Thierarten auf einer Karte des
Nonsthales aus dem 16. Jahrhundert in: Bericht d. naturw.-mediein.
Ver. Innsbruck. Jahrg. 15. 1884—85 und 1885—86 1886. Sitzungs-
bericht p. XXVIII— XXX. |
— 13 —
net sind, sowie der interessanten Arbeit A. Zimmeters?”)
über das Alpenmurmelthier gedacht werden. —
Und wenn nun zum Schlusse noch einmal auf die Not-
wendigheit recht zahlreicher Beiträge, — sei’s in brieflichen
Mittheilungen oder in selbstständigen Zeitungsnotizen hin-
gewiesen wird, so möge noch insbesonders betont werden, dass
vielfach selbst anscheinend die geringfügigsten Anhaltspunkte
genügen, um zu neuen und werthvollen Angaben zu führen —
eines vorausgesetzt: Amicus Plato, amicus Aristoteles, summa
amica veritas!
1. Ord. Chiroptera, Fledermäuse.
1. Fam. Phyllostomata, Blattnasen.
1. Gatt. Rhinolophus Geoffr., Hufeisennase.
1. Rh. Hipposideros (Bechst.) Kleine Hufeisennase, —
In Höhlen, Kellern und Dachböden, meist gesellig, oft zu
Dutzenden überwinternd; allverbreitet und häufig, vertical bis
über 1800 m. aufsteigend (Dalla Torre 49 p. 9 n. 1), so im
Oetzthal (Blasius 21 p. 31 n. 1), in den Tauern u. s. w.
Bruhin (31 p. 394) beobachtete im Walsertkale durchgehends
Stücke mit fast ganzrandigen Hufeisen und fand in Sonntag
einmal (36 p. 229) 70 Stücke unter dem Giebel des Kirch-
daches hängend. Sie erwachen nach demselben (33 p. 190
u. 34 p. 283) anfangs Mai. Var. alpinus Koch?) findet
sich auf den Alpen.
2. Rh. Ferrum equinum (Schrb.) Grosse Hufeisen-
nase. — Wie vorige in Höhlen, Kellern und Dachböden gleich -
falls gesellig überwinternd namentlich im südlichen Tirol
häufig??) (Dalla Torre 49 p. 9 n. 2): sie steigt bis 2000 m.
57) Zimmeter A., Das Alpenmurmelthier (Arctomys Marmota) in:
Zeitschrift d. deutsch. und österr. Alpenvereines. Bd. 17. 1886. p.
242 — 262.
58) Koch C., Das Wesentliche der Chiropteren u. s. w. in:
Jahrb. d. Ver. f. Naturk. im Herzogthum Nassau. Heft 17—18.
1862—63 p. 530.
59) Literatur: Ambrosi (16 p. 265: Rh. unihastatus). Gredler
(19 p. 15), Ambrosi (48 p. 9), Ambrosi (47 p. 14), Heller (52 p. 117).
— 114 —
hoch, z. B. in den Tauern (Blasius 21 p. 33 n. 2). Im Inn-
thale sah ich bisher uur ein Stück dieser Art aus der
Gegend von Innsbruck. Im Süden begegnet man ab und zu
der Var: italicus Koch®°) so bei Mori (la busa del barbaz).
3. Rh. Blasii Pet.6!) (Rh. clivosus Blas. non Cretschm.)
Spitzkammige Hufeisennase — Einzeln am Südfusse der Alpen
(Dalla Torre 49 p. 9 n. 3.) Sie lebt gleichfalls in Höhlen
und Felsenklüften, unter einsamen Dächern und scheint bei
uns nur auf das südlichste Gebiet beschränkt zu sein; aus-
warts wurde sie schon in Ungarn und Mähren gefunden®?),
Sie wurde zuerst von Blasius mit folgender bei Riva am
Gardasee entdeckt (Blasius 18 p. 57 u 21 p. 33 n. 3:
Rh, clivosus Cretschm.)
4. Rh. Euryale Blas. Rundkammige Hufeiseunase. —
Gleichfalls bis jetzt nur in Südeuropa a uem Südabhange
der Alpen nämlich bei Riva am Gardasee gefunden. (Dalla
Torte 49 p. 9 n. 4), wo sie Blasius entdeckte (Blasius 18
p. 57 u. 21 p. 35 n. 4; Cornalia 41 p. 23).
2. Fam. Vespertiliones, Glattnasen.
2. Gatt. Plecotus Geoffr.
1. (5.) Pl. auritus (Linr.). Langohrige Fledermaus. —
In hoblen Bäumen und Gebäuden; fliegt an lichten Wald-
stellen, Waldwegen und -rändern, in Baumgärten und Alleen;
vertical bis 1500 rn. verbreitet und häufig®3) (Dalla Torre 49
p. 9 n. 5). Bruhin (36 p. 230 u. 877) fieng sie einmal am
offenen Licht in St. Gerold.
3. Gatt. Synotus Keys. u. Blas.
1. (6) S. Barbastellns (Schreb.) Breitohrige Fleder-
maus. — In Mauerlöchern und Gewölben, fliegt an Waldes-
60) Koch C., 1. c. p. 523.
61) Peters in: Monatsber. preuss. Akad. d. Wissensch. Berlin
1:66 p. 17.
62) Roth C., Die Säugethiere in Niederösterreich in: 3. Jahresbr.
d. k. k. Staats-Realgymnasium in Hernals 1875. 8°. p. 14.
63) Literatur: Ambrosi (16 p. 265: Plecotus vulgaris 48 p. 9),
Ambrosi (51 p. 14).
— 15 —
rändern, in Obstgärten, und zwischen Häusern, vertical bis
1800 m. aufsteigend, doch ziemlich selten und einzeln (Dalla
Torre 49 p. 9 n. 5). Ich hatte 3 Stücke aus dem Innthale
in der Hand; Blasius (21 p. 45) fand sie im Oetzthale und
im Fassathale; nach Wiedemann (54 p. 6) findet sie sich in
der Bodenseegegend.
4. Gatt. Miniopterus Bonap.
1. (7.) M. Schreibersii (Natt.) Langflügelige Fleder-
maus. — In Südtirol, vertical bis 1000 m., selten und ein-
zeln (Dalla Torre 49 p. 10 n. 7). Ich sah ein Stück aus
Cavalese, ein zweites vom Monte Baldo. Auswärts wurde sie
in St. Pélten®?) und in Ungarn gefunden®*).
5. Gatt. Vesperugo Keys. u. Blas.
1. (8.) V. Noctula Schreb. Frühfliegende Fledermaus.
— In Nordtirol häufiger als im südlichen Theile; vertical
bis 1200 m. (Dalla Torre 49 p. 10 n. 8). Ich fieng und
erhielt sie vom Georgenberg bei Schwaz, am Schwarzsee bei
Kitzbühel, von Steinach; nach Keil (25 p. 166) kommt sie
am Kreuzkofel vor; ich fieng ein Stück im Tauernhaus; nach
Gredler findet sie sich bei Bozen, nach Ambrosi (19 p. 265)
im Trentino und (48 p. 9) im Valsugana.
2. (9.) V. Leisleri (Kuhl) Rauharmige Fledermaus. —
Im ganzen Gebiete, vertical bis fast 2000 m. nicht selten,
doch immer nur einzeln#5). (Dalla Torre 49 p. 10 n. 9)
Blasius (21 p. 57) fieng sie im oberen Oetzthal, ich sah
Stücke aus der Gegend von Innsbruck, Sterzing, Bruneck,
Bozen und Cavalese,
3. (10.) V. Nathusii Keys u. Blas. Rauhhäutige
Fledermaus. — Im ganzen Gebiete bis 1000 m., einzeln und
selten (Dalla Torre 49 p. 10 n. 10). Ich erhielt ein Stück
64) Jeitteles L. H., Eine für Niederösterreich neue Fledermaus
in: Verhandl. d. zool. botan. Gesellsch. Wien. Bd. 18. 1886 p.
121— 124.
65) Literatur: Heller (52 p. 117),
— 116 —
aus Kitzbühel, ein zweites aus Brixen, und sah ein weiteres
aus Mori,
4. (11) V. Pipistrellus (Schreb.) Zwergfledermaus. —
Überall besonders in Nordtirol, vertical bis 2000 m. auf-
steigend; gemein®®) (Dalla Torre 49 p. 10 n. 11). Auffallend
ist, dass sie Bruhin (36 p. 230) nicht aus Vorarlberg, son-
dern nur aus dem benachbarten Appenzell kennt, wo sie selten
ist, wogegen sie Gredler (19 p. 15) geradezu als die gemeinste
Art bezeichnet und mir brieflich mittheilt, dass ein Stück
einmal am 8, März zwischen 12 und 1 Uhr bei hellem
Sonnenschein im Klostergarten umherflog, eine Beobachtung,
die auch ich im nördlichen Tirol mehrmals machen konnte.
Vom Trentino fehlen mir jegliche Angaben gänzlich, doch
kommt sie gewiss auch dort vor.
Var. flavescens Koch6”) findet sich gelegentlich,
Var. nigricans Koch®’) auf Hochalpen.
5. (12.) V. Kuhlii (Natt.) Weissgerandete Fledermaus,
— In Südtirol bis 300 m. aufsteigend, nicht selten (Dalla
Torre 49 p. 10 n. 12). „Ich sah sie im südlichen Tirol von
Bozen bis zum Gardasee“ schreibt Blasius (21 p. 65 u. 5);
meine Exemplare stammen vom Calvarienberg bei Bozen und
von Mori.
6. (13.) V. Maurus Blas. Alpenfledermaus — Unter
Dächern von Sennhütten und Alpenkapellen, in Felsklüften;
fliegt an hellen Stellen, Alpenweiden und Waldrandern im
ganzen Gebiete zwischen 1000 und 2500 m. häufig, nament-
lich in den Centralalpen (Dalla Torre 49 p. 10 n. 13).
Auch diese Art ist eine Entdeckung von Prof. Blasius,
„Diese Fledermaus, schreibt er (18 p. 44), scheint die Cen-
tralkette der Alpen der ganzen Ausdehnung nach zu be-
wohnen. Ich habe sie aus den höchsten Sennhütten am
Montblane und St. Gotthardt, aus dem oberen Oetzthal in
Tirol, aus den Sennhütten in der Nähe des Pasterzengletschers
66) Literatur: Gredler (27 p. 15), Heller (52 p. 117).
Koch Ge 1 0.9.49,
— 17 —
unter dem Grossglockner und im Nassfelde bei Gastein er-
halten. Sie scheint überall bis zur letzten Grenze der Senn-
hütten hinauf vorzukommen. Wie weit sie abwärts in den
Gebirgsthälern oder seitwärts von der Centralkette in den
nördlichen und südlichen Kalkalpen oder noch weiter hin
verbreitet ist, muss die Folge lehren. Ich kann nur bemerken,
dass ich sie nirgend in den Seitenzügen der Alpen und
niedrigen Alpenthälern bis jetzt bemerkte, während ich sie
oft in den höheren Thälern der Centralalpen habe fliegen
sehen®®), Es wäre interessant auszumachen, ob sie in den
hohen Regionen ihres Sommeraufenthaltes auch überwintert
oder wie V. discolor und V. Nilsonii sich wärmere Gegenden
zu ihrem Winterschlaf aufsucht.* Weitere Fundorte sind ihm
nicht bekannt geworden (21 p. 68). Ich habe die Art seit-
her mehrmals und zwar stets in den Voralpen- oder Alpen-
region angetroffen, und wenn auch allermeist in den Central-
alpen, doch in einem Individuum am Haller Salzberg in der
nördlichen Kalkalper. gefunden; vermutlich ist das Stück nur
verflogen gewesen. Dass sie Heller (51 p. 116) unter die
alpinen Arten zählt, ist selbstverständlich ; auffallend ist, dass
sie Bruhin (36 p. 230) aus den Vorarlberger-Alpen nicht
kennt, denn, wenn man liest, „in Damils soll sich eine kleine
Fledermaus aufhalten, die schwarz gefärbt und viel wilder,
als die gewöhnliche (die Rb, Ferrum equinum) seit — so
wird man daraus noch lange nicht auf die vorliegende Art
gefihrt. 6°)
68) Aus diesem Grunde kann ich auch unmöglich an die Identität
dieser Art mit V. Savii Bp. oder Bonapartii Sv. glauben, einer rein
mediterranen Form, oder soll diese in den Mediterrangegenden Winter-
aufenthalt nehmen ? Vgl. J. Kolombatovic, Imenik Kraljesnjaka Dal-
macije I. Splito 1855 d. 7. n. 3.
69) Als Curiosum sei es gestattet, die Verbreitung dieser Art nach
F. A. Kolenati (Monographie der europäischen Chiroptern. Brünn 1860.
8°. p. 62) hier zu notiren; sie findet sich um „..... .„ im oberen
Oetzthale in den hohen Kalkalpen nördlich vom Inn in Tirol, in der
Nähe des Pasterzengletschers unter dem Grossglockner und im Nass-
felde in Engadin (bei Gastein) . . . .“ factum 1859!
— 118 —
V. Nilsoni Keys. u. Blas. Nordische Fledermaus —
ist zwar aus den Alven bekannt, wo sie nach Kolenati bis
fast 2000 m. aufsteigt, doch wurde sie im Gebiete noch nicht
mit Sicherheit nachgewiesen (Dalla Torre 49 p. 10).
7. (14.) V. discolor (Natt.) Zweifärbige Fledermaus.
— Im ganzen Gebiete vertical bis 2000 m. nicht selten ”?0)
(Dalla Torre49 p. 11 n. 14). Ich sah Stücke aus der Gegend
von Innsbruck und Kitzbühel, Brixen, Lienz, Bozen und Mori,
8. (15.) V. serotinus (Schreb.) Spätfliegende Fleder-
maus. — In hohlen Bäumen und Hauswinkeln; fliegt zwischen
Bäumen, Alleen, Kirchhöfen; vertical bis 1300 m. im ganzen
Gebiete nicht selten?!) (Dalla Torre 49 p. 10 n. 15). —
Während ich die Art mehrmals gefunden habe, kennt Bruhin
(36 p. 230) keinen Fundort in Vorarlberg; Keil (25 p. 166)
verzeichnet sie vom Kreuzkofel, Ambrosi (16 p. 265 u. 51
p. 14) aus dem Trentino.
V. minutissima Schinz. Schienhaarige Fledermaus —
mag auf Kolenatis Autorität hin (24 p. 248) als „bei Feld-
kirch und im Oetzthale* vorkommend hier angeführt werden.
6. Gatt. Vespertilio Linn.
1. (16.) V. murinus Schreb. Gemeine Fledermaus, —
Ueberall im Gebiete, vertical bis 1700 m. ziemlich häufig?!)
(Dalla Torre 49 p. 11 n. 16). Bruhin (36 p. 230) bemerkt,
dass diese Art in der Pfarrkirche zu Ludesch so häufig ist,
dass der Koth der Thiere den Estrich stellenweise über
11/, Fuss bedeckt.
Var. alpinus Koch’?) findet sich im Hochgebirge.
V. Bechsteinii Leisl. Grossöhrige Fledermaus —
dürfte vielleicht noch anzutreffen sein.
2. (17.) V. Nattereri Kuhl, Gefranste Fledermaus. —
Bisher nor in Nordtirol bis 1000m., nicht selten (Dalla Torre
70) Literatur: Heller (52 p. 117).
”1) Literatur: Ambrosi (16 p. 265), Gredler (19 p. 15), Keil
(25 p. 166), Ambrosi (48 p. 9), Ambrosi (51 p. 14), Heller (52 p. 117).
7) Koch L. l. c. p. 444.
— 19 —
49 p. 11 n. 17). Ich sah Stücke aus dem Innthale, nämlich
von Innsbruck und Schwaz.
V. eiliatus Blas, Gewimperte Fledermaus — wohl
noch im Gebiete zu trefien (Dalla Torre 49 p. 11).
3. (18.) V. mystacinus Leisl. Bartfledermaus. — In
den Nordalpen einzeln, doch noch bei 1200m. (Dalla Torre
49 p. 11 n. 18). Ich sah ein Stück vom Bodensee, ein anderes
vom Pulverthurm bei Innsbruck.
Var. nigricans Koch’??) am Achensee,
4. (19.) V. Daubentoni Leisl. Wasserfledermaus. —
Bis 1300 m. im ganzen (sebiete häufig (Dalla Torre 49
p. 11 n. 19). Ich fand sie am Bodensee, von wo sie Bruhin
(36 p. 230) anhofft, dann am Inn und am Brennersee, sowie
auf der Haid bei S. Valentin; weiters bei Brixen und
Torbole — überall einzeln.
V. Blasii Maj. (V. Capacinii Blas. non Bonap.) Lang-
füssige Fledermaus. — Wahrscheinlich in Südtirol noch zu
erbeuten (Dalla Torre 49 p. 11).
V. dasyeneme Boie. Teichfledermaus — vielleicht auch
im Gebiete noch anzutreffen (Dalla Torre 49 p. 11).
II. Ordn. Insectivora, Insectenfresser.
1. (3.) Fam. Talpina, Maulwürfe,
1. (7.) Gattg. Talpa Linn.. Maulwurf.
1. (20.) T. eurrpaea Linn. Gemeiner Maulwurf. —
„Schermaus, Scheer“, , Wiilscher* (Bozen) „ Wülschger *
(Drauthal). Auf Wiesen und Culturgründen bis 2000 m. im
ganzen Gebiete, stellenweise gemein ’3). (Dalla Torre 49 p. 12
n. 20) Farbenabänderurgen wurden mehrfach beobachtet. So
wurde nach Bruhin (31 p. 394) ein ächter Albino, der ein-
zige in 40 Jahren, anfangs der Dreissiger Jahre auf dem Brühl
in St. Gerold gefangen; gefleckte Exemplare sind nach dem-
selben Autor (36 p. 230) weniger selten. Gredler (27 p. 16)
73) Literatur: Ambrosi (16 p. 265), Gredler (19 p. 16), Keil
(25 p. 166), Ambrosi (48 p. 9), Ambrosi (51 p. 14), Heller (52 p. 117),
— 120 —
erwähnt eines isabellgelben Blendlings, der auf den Höhen
der Seiseralpe erbeutet und ihm überbracht wurde; ein zweites
isabellgelbes Exemplar stammt aus Olang im Pusterthale
(Gredler 40 p. 75); ich habe mehrmals und von verschiedenen
Stellen her solche gesehen; auch das Ferdinandeum besitzt
einen.
T. coeca Savi. Blinder Maulwurf. — Vielleicht in Süd-
tirol; angeblich im Rheinthal. Bruhin (36 p. 230) schreibt:
„nach Theobald wahrscheinlich im ganzen Rheinthale, folg-
lich auch in Vorarlberg“. Nach Camerano’*) ist es höchstens
eine Varietät von T. europaea.
2. (4.) Fam. Soricina, Spitzmäuse.
1. (8.) Gatt. Crossopus Wagl.
1. (21.) Cr. fodiens (Pall.) Wasserspitzmaus. — An
und in Wassergräben, Fluss- und Seeufern bis 2000m. im
ganzen Gebiete nicht selten?) (Dalla Torre p. 49 n, 21).
Der erste Entdecker auf unserem Gebiete Hartmann (6 p.75
n. 2: Sorex Daubentonii) schreibt über das Vorkommen dieser
Art: „Ungeachtet sie erst seit einigen Jahren auch als ein
helvetisches Thierchen bekannt ward, nur an wenigen Orten
in der Schweiz und nicht häufig angetroffen werden soll, so
ist sie hier am Bodensee doch gar nicht selten. Sie halten
sich in morschen Dämmen und unterhöhlten Ufern u. s, w.
überall auf und nisten nicht selten auch auf Felben (Salix
sp.) und Weidenbäumen; sie fressen die kleinen Wasser-
schrecken sehr gerne, tauchen bis 3 Fuss tief nach ihnen und
spielen dann im Sonnenscheine durch das Wasser im vor-
trefflichsten ,Sonnenglanze* und ergänzt weiter (8 p. 105
n. 2): „Dieses Thierchen ist an unseren Seeufern so wenig
selten, dass es mir fast unbegreiflich ist, wie es den Natur-
Forschern so lange unbekannt bleiben konnte .... es
74) Camerano L., Ueber die Talpa europaea L. und die Talpa
coeca Savi in: Zool, Anzeiger. Jahrg. 8. 1885 p. 295 —296.
75) Literatur: Ambrosi (46 p. 9), Ambrosi 51 p. 14), Heller (52
Dp. Lili). :
— 121 —
‚schwimmt überhaupt sehr fertig und bringt seinen Balg, wie
der Fischotter, so trocken aus dem Wasser, als wenn es nie
in demselben gewesen wäre“. Bruhin (36. p. 230) fand die
Art auch bei St. Gerold. König (44, p. 209 n. 13) be-
ıstätigt Hartmanns Angaben. Nach Gredlers Mittheilung war
die Art ehedem im Franziskaner-Garten in Bozen häufig; am
Gardasee sah ich sie von Ringelnattern verfolgt.
2. (9.) Gatt. Sorex Linn.
1. (22) S. alpinus Schinz. Alpeuspitzmaus. — An
Wald- und Gebüschstellen namentlich zwischen 1000 und
2300m. im ganzen Gebiete häufig?®) (Dalla Torre 49 p. 12
n. 22). Obwohl diese Art keinem Punkte des Gebirges fehlen
dürfte, konnte sie doch Bruhin (36, p. 230) für Vorarlberg
nicht mit Sicherheit constatieren; Blasius (21, p. 128 n. 1)
entdeckte sie für das Gebiet 1. J. 1844 im oberen Oetzthal.
2. (23.) S. vulgaris Linn. Waldspitzmaus. — In
Wäldern, an Gewässern and unter Gebüsch bis 2000 m,
überall gemein??) (Dalla Torre 49 p. 12 n. 23).
3. (24.) S. pygmaeus Pall. Zwergspitzmaus. — In
Wäldern und an Waldrändern unter Gebüsch bis 1000 m., —
doch nur in Nordtirol (Dalla Torre 49 p. 12 n. 24). Ich
fieng bisher 3 Stücke: Eines bei Innsbruck, ein zweites am
Wege zwischen Jenbach und Achensee, ein drittes bei Kitz-
bühel. Bruhin (36 p. 230) beobachtete sie in Vorarlberg nicht,
3. (10.) Crocidura Wagl.
1. (25.) Cr. leucodon (Zimm.) Feldspitzmaus, — In
Feldern und Gärten, an Waldrändern und trockenen Gräben
bis 1200 m. im ganzen Gebiete nicht selten. (Dalla Torre
49 p. 12 n. 25). Nach Bruhin (31 p. 394) wurde sie in
St. Gerold oft in Kellern gefangen, und ist häufiger als fol-
gende Art (36 p. 231).
76%) Literatur: Heller (52 p. 117).
77) Literatur: Franzius (15 p. 345), Bruhin (36 p. 230),
Ambrosi (48 p. 9), Heller (52 p. 117),
Naturw.-med. Verein 1887/88, g
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2. (26.) Or. araneus (Schreb.) Hausspitzmaus. — Wie
vorige Art und kaum seltener’8) (Dalla Torre 49 p. 12 n. 26).
3. (5.) Fam. Erinacei, Igel.
1. (11.) Gatt. Erinaceus Linn. Igel.
1. (27.) E. europaeus Linn., Gemeiner Igel. — In
Wäldern und Gärten, unter Gebüsch, einzeln noch bei 2000 m.,
entfernt von menschlichen Wohnungen, häufiger im nördlichen —
Gebiete, als im südliehen, wo er nur stellenweise vorkommt ”?).
(Dalla Torre 49 p. 11 n. 27). So schreibt mir Gredler;
„diesseits des Brenners unbekannt — doch in Telfs, Seefeld,
Reutte u. s. w.,“ wogegen ihn Ambrosi (16 p. 265) aus dem
Trentino, Keil (25 p. 166) vom Kreuzkofel bei Lienz anführt.
Ill. Ord. Carnivora, Raubthiere,
1. (6.) Fam. Felina, Katzen,
1. (12.) Gatt. Felis Linn. Katze.
1. (28.) F. Catus Linn, Wildkatze. — Im nördlichen
Gebiete fast ausgerottet, im südlichen noch zahlreicher, (Dalla
Torre 49 p. 13 n. 28). Eine genauere Feststellung der
einstigen und selbst der jetzigen Verbreitung ist wegen der
häufigen Verwechslung der Wildkatzen mit der verwilderten
Hauskatze, sog. „Holzkatze* sehr schwierig. So bemerkt
Bruhin (31 p. 395 u. 36 p. 231: Soll vor mehreren Jahren
bei Feldkirch erlegt worden sein; ob nur verwilderte Haus-
katze, wie man solche nicht selten in den Schluchten des
Walserthales trifft? — Auch Jaeckel (17 p. 83) constatiert
sie nur aus der Gegend von Immenstadt (1846) und Augs-
burg (1840) mit der Bemerkvng: „sonst nur verwilderte
Hauskatzen“; dass sie aber in Vorarlberg vorkam, beweist
das Vorkommen von Knochenrestes im Pfahlbautenschutte
des Bodensees (König 44 p. 216). Ueber ihre Verbreitung
in Tirol gibt Staffler (11 p. 313) an, dass sie allenthalben
im Lande verbreitet, wenn auch nicht überall gleich zahlreich
78) Literatur: Ambrosi (16 p. 265), Bruhin (31 p. 394), Bruhin
(36 p. 331), Ambrosi (48 p. 9 und 51 p. 14).
79) Literatur: Bruhin (36 p. 231), Heller 52 p, 117). _
— 123 —
sel, Was gewiss auf Verwechslungen hinweist; Ambrosi (16
p- 267) verzeichnet sie auch für das Trentino. Einer Jagd-
statistik entnehme ich, dass im Jahre 1876 in den Bezirken
Landeck, Schwaz, Kitzbühel, Kufstein und Bozen zusammen
29 Stücke erlegt worden seien: nach anderen Angaben soll
der Adamello das einzige Gebiet sein, wo man thatsächlich
noch Wildkatzen antrift. Nach der Wiener Jagdzeitung
(Bd. VII. p. 412) wurden in den Reichsforsten Tirols vom
1. November 1863 bis 1. Jänner 1865 zwei Stücke ab-
geschossen. — Dagegen schreibt mir Herr Baron Lazarini
über das Vorkommen der echten Wildkatzen: „Dieses ist,
wie mir scheint, weder für das nördliche, noch für das süd-
liche Tirol nachgewiesen. Ich habe die meisten hiesigen
Kiirschner, welche doch ihrem Geschäfte nach auch Bälge
von Wildkatzen einkaufen und von Bälgen von Hauskatzen
unterscheiden könzten oder sollten, darüber befragt und keiner
wusste mir zu sagen, dass er je eine Wildkatze oder deren
Balg aus Tirol erhalten habe. Ich möchte daraus schliessen,
dass sie im ganzen Gebiete fast ausgerottet sei und die Ein-
sendung einer echten in Tirol erlegten Wildkatze ist daher
sehr wünschenswert. Es wurde mir auch öfters von Wild- ©
katzen erzählt; bei genauer Nachfrage stellte es sich aber
immer heraus, dass es sich doch höchst wahrscheiulich nur
um verwilderte graue Hauskatzen handelte, “
2. (29.) F. domestica Briss. Hauskatze. — Gezähmt
in Häusern und Stillen; auch in Auen und “Wäldern ver-
wildert (Dalla Torre 49 p. 13 n. 29). Sie heisst in Vorarl-
berg „Ralle* (Männchen) und „Bringerin“ (Weibchen); die
verwilderten Katzen heissen ,Holzkatzen*. Die Farbenab-
änderungen sind schwarz, grau, gelb, weiss, dann grauschwarz-
scheckig und gebändert, sowie obige 4 Farben zu zweien,
dreien oder vieren nach Binden und Flecken vereinigt. Im
Walserthal galt i. J. 1867 ein Pelz 2 Fr. 50 Ctm. (Bruhin
35 p. 286): nach Wiedemann (55 p. 23) seien die tirolischen
Katzen haarreicher als die baierischen. Eine monströse Katze
wurde im Zillerthale beobachtet, (Tiroler Bote 1873 p. 991).
g#
== 194 =
3. (30.) F. Lynx Linn. Luchs. — Seit 5—6 Decennien
fast gänzlich ausgerottet (Dalla Torre 49 p. 13 n. 30). Die
Ausrottung des Luchses im Gebiete lässt sich insbesonders
im nördlichen Theile desselben sehr gut schrittweise verfolgen
und es finden sich die interessanten Daten über sein Vor-
kommen in Oberbaiern chronologisch von Jaeckel (17 p. 58)
verzeichnet. Nach ihm war er früher das häufigste Raubwild
und wie häufig er noch im 16. Jahrhunderte in Tirol war,
geht daraus hervor, dass nach den freundlichst mitgetheilten
Archivexcerpten des Herrn Baron Lazarini in den Jahren
1521— 1589 im Gebiete 645 Stücke erlegt und zur Prämiierung
eingeschickt wurden. Es erscheint daher sehr wohl begreiflich,
dass er auch nach den Jagdordnungen 1551 und 1616
vogelfrei erklärt wurde, „Anno 1519 den 9. Februar zu
Innsbruck auf erfolgtes Absterben Kaiser Maximilians ein
Landtag gehalten und_hiebei beschlossen worden ist, dass jeder
sein Feld, ohneracht der Waldmeister und der Forstknechten
Verhinderung mit gespaltenen Holz einzäumen und schädliche
Thiere als Bären, Lux, Wölf ete. wie vom Altersherkommen
fangen und jagen dürfe“ (Arch. f. Süddeutschland. J. p. 290).
Trotzdem erhielt er sich bis in die zweite Hälfte unseres
Jahrhunderts insbesonders im bairischen Hochgebirge bei Kreuth
und im Algäu (König 44 p. 219). In einem Manuskripte
über die Cultivierang von Pillersee aus dem Jahre 955 heisst
es (Tiroler Bote 1877 p. 68): „Die Schafweide war trefflich
gut, nur dass viele wilde Thiere als Bär, Wolf und grosse
Tieger selbe beunruhigten.* Diese „grossen Tieger* sind wohl
zweifellos Luchse gewesen. — So wurden im Jahre 1691
zwei Bälge von Luchsen im Königsegger Rechnungsbuch ver-
rechnet, welche bei Blumenegg erlegt wurden; im Jahre 1699
liess sich der Klosterjäger von St. Georgenberg, Sebastian
Rofner von dem Abte Alphons Schabel bezengen, dass er
einen 49 Pfurd schweren Luchs — und einen „Jochgeier «
21 Pfund schwer — erlegt habe (Ruefs Chronik v. Achen-
thal p. 77); im Jahre 1784 wurden bei Berchtesgaden,
i, J. 1809 bei Chiemsee, i. J. 1812 bei Weilheim Luchse
re
erlegt. Im Jahre 1816 constatiert Koch, (9 p. 14 n. 7) dass
er in den Hochgebirgen von Tirol und Vorarlberg „nicht gar
selten sei* und Gross (23 p. 65) schreibt: „Bis in die
Zwanziger Jahre ist der Luchs in dem Gebiete der oberen
Iller und der Osterach eine gewöhnliche Erscheinung. Er
wechselte meist von Ost und Süd aus den Tiroler Bergen hier
herein, angezogen von dem starken Wildstande u. s. w.“ Im‘
Jahre 1820 kam nach Jaeckel (17 p. 94) dem Forst-
warte Agerer auf der Zipfelalpe an der Grenze von Tirol
auf dem Anstande eine Luchsin mit 3 Jungen unter, welch.
erstere er aber nur anschoss, worauf sie sich mit ihren
Jungen über die Grenze nach Tirol flüchtete. Ende Novem-
ber 1520 wurden bei Reutte 3 Luchse erlegt. (Tiroler
Bote 1820 p. 400; im Winter 1820/21 wurden um Ettal
17 Stücke, im Winter 1822 in den Alpen um Mittenwald
3 Stücke erlegt. (Jaeckel 26 p. 43). Im Jahre 1826 wurden
bei Kreuth 6—12 Stücke, bei Berchtesgaden im Winter
- 1825/26 7 Stücke erlegt, worunter sich allerdings das letzte
befand, das man in dieser Gegend schoss; man bezahlte hie-
für 25 fl. Dagegen war der Luchs noch immer „gemein im
Hochgebirge“, was schon daraus hervorgeht, dass nach Bruhin
(31 p. 395) im vorarlbergischen Walserthale noch in den
Zwanziger Jahren ein Stück bei Raggal geschossen wurde,
obwohl im benachbarten Canton Appenzell nach Steinmiiller’°)
schon 1791 der letzte Luchs erlegt worden war, und dass
im Bregenzerwald ein Luchs in der Nähe des hohen Iffer
600 Schafe in einen Abgrund gejagt habe, wodurch der
Eigenthümer gänzlich verarmt sei. Auf der Losen, einem
Gebirgspasse zwischen Dornbirn und Schwarzenberg, pflegte
man die Oeffnungen in den Hütten äusserst klein zu machen, —
„damit der Luchs nicht hineingelange“! (Brubin 36 p. 231).
Viel ärger trieb er noch sein Unwesen in der Gegend von
Partenkirch, wo im Winter 1829/30 bei 13 Stücke erlegt
80) Steinmüller J. R, Anmerkungen und Zusätze ete. in:
Alpina I. p. 512,
— 126 —
wurden; im Jahre 1832 erschien einer im Markte selbst; in
den folgenden Jahren wurden in jener Gegend jährlich
2—6 Stiicke geschossen; der letzte Luchs, welcher im All-
gäuer Gebirge gefangen wurde, datiert vom Jahre 1838 und
wurde der Kopf desselben an der Vorderseite des Forsthauses
zu Hindelang aufgenagelt. Im Jahre 1833 wurden in Tirol
zwei Stücke, im Jahre 1834 wurde ein Stück erlegt; zwischen
1837 und 1852 wurde ein Stück (Q) bei Brixen und eines
(2) in Vorarlberg erlegt (Tiroler Bote 1836 p. 32 u. 1839
p- 32). Ungleich zahlreicher scheint er sich in Tirol erhalten
zu haben, denn Staffler (11 p. 314) theilt mit, dass er zwar
nicht überall und nicht so oft erscheine, als die Bären und
die Wölfe, dass sich Luchse aber „nicht ungern in den Ge-
birgen des Wippthales, in den Gehegen des ‚ Castelbell, im
Achenthale, im Martinswand-Gebirge und im Bezirke von
Feldkirch * fänden. Bei Mittelberg wurde ein Stück von dem
noch jetzt lebenden Jäger Huber in Hirschegg geschossen
(i. 1. 1882). Noch im Jahre 1830 schreibt ein Correspondent
aus Vils: „der blutgierige Luchs wird öfters erlegt, wenn er
zu frech auf Beute lauert.“ (Tiroler Bote 1830 p. 240). Im
Bezirke Lenzberg war er im Jahre 1834 selten (Tiroler Bote
1834 p. 368). Bereits 1846 meldet aber Wagner schon
(12 p. 653 n. 3) „dass er im baierischen Hochgebirge nur
noch zuweilen als grösste Seltenheit auf seinen Streifereien
aus Tirol her verspürt werde“, und dass sich jetzt nur noch
in einzelnen und strengen Wintern ein oder das andere Stück —
auf seinen Raubzügen von Tirol her zeige. Thatsächlich
wurden auch noch im Jahre 1842 im Stubaithale 2 Luchse
beobachtet, welche unter den Hasen und Rehen um Mieders
grossen Schaden anrichteten; das Männchen wurde 1842 bei
Telfes unter dem Sailjoch vom Wegereuter Pfarrach, das Weib-
chen 1845 bei Grün im Navisthale vom Osterbauern erlegt,
Im Jahre 1845 wurde in Hinterhornbach im Lechthal einer
erlegt (Dalla Torre 55 p. XXIX). Herr Graf H. Enzenberg
theilte mir mit, dass einmal — vielleicht zu Ende des vorigen,
vielleicht zu Anfang dieses Jahrhunderts — in einer Nacht
-
— 12% —
4 Luchse über 20 Stück Hirschwild niedergelegt hätten; nach
desselben freundlicher Mittheilung wurde noch im Jahre 1857
im Lechthal einer „gespürt“, ein anderer von dorther öffent-
lich herumgezeigt; auf einer Alpe bei Biberwier oder doch in
dortiger Umgebung riss ein Luchs ein Pferd. Im Jahre 1847
erschienen um Traunstein, Kreuth, Tegernsee noch ein-
zelne Stücke, in der. Folge aber nur alle 10—15 Jahre
eines, aus Tirol versprengt. Der letzte Luchs wurde im
baierischen Gebiete im Winter 1850 auf der Zipfelalpe
gespürt, zwei Stücke, welche sofort nach Tirol zurückwechselten
(Jaeckel 17 p. 94); doch brachten nach Jaeckel. (20 p. 153)
und Wiedemann (54 p. 27) Zeitungsberichte aus dem Algäu
die Nachricht, dass im Dezember 1855 ein Luchs im
Bregenzer Walde geschossen wurde, welcher der ganzen Ge-
birgskette entlang unter dem Wildstande seit geraumer Zeit
erheblichen Schaden angerichtet habe, und in demselben Jahre
wollen auch Jäger von Tannheim in Tirol nach der baierischen
Grenze ebenfalls einen Luchs verspürt haben; ja auch im
Winter 1866 soll dies der Fall gewesen sein (Wiedemann
54 p. 27). Weiters wurde ein Luchs in Tirol in den fünfziger
Jahren im Sarnthale erlegt; der letzte wurde am 3. Mai 1872
dicht an der Schweizergrenze oberhalb Tenders bei Nauders
vom Färber Mathoy in Nauders beim grünen See unterhalb
dem Piz Lat tödtlich angeschossen, entkam, und wurde 10 Tage
später über Tenders verendet gefunden. Er hatte im an-
geschossenen Zustande noch einen Hasen gerissen. Das Schuss-
geld wurde von der Landesregierung ausbezahlt. Der Balg
wurde um 200 Fres. verkauft und präpariert und das Exemplar
prangt nun in der Cantonschule in Chur®!), Auch auf dem
Friedhofe in Schlanders soll in demselben Jahr 1872 ein
Luchs erlegt worden sein; er wurde für einen Wolf gehalten
und die rechte Pranke wurde daher auf die Bezirkshaupt-
mannschaft gebracht, wo sie als einem Luchs angehörig er-
kannt wurde. (Dalla Torre 56 p. XXX). Ueber das Vor-
$1) Illustr. Jagdztg. I. 1873—74 p. 13.
— 128 —
kommen von Luchsen im südlichen Tirol liegen mit Ausnahme
von Stafflers Notiz keine Angaben vor, obwohl an seinem
Auftreten nicht zu zweifeln ist; dass er im 16. Jahrhurderte
im Val di Non angetroffen werden konnte, beweist das Bild
auf der beim Steinbock näher ausgeführten Karte des Val
di Non. (Dalla Torre 55 p. XXIX.)
2. (7.) Fam. Canidae, Hunde.
2. (13.) Gatt. Canis Linn.
1. (31.) ©. Lupus Linn. Wolf. — Seit 4—5 Dezennien
fast gänzlich ausgerottet (Dalla Torre 49 p. 13 n. 31).
Jaeckel (13 p. 23) schreibt im Jahre 1849 über sein Vor-
kommen in Baiern: „in allen grossen Waldungen Baierns
vorhanden, aus denen sie in harten Wintern, wie dies z. B.
1271, 1491, 1572 im Bodenseebecken durch Kälte und
Hunger getrieben in grossen Schaaren hervorbrachen und viele
Menschen und Thiere zerrissen. * 1494 jagte Kaiser Maximilian L,
der mannhafte Ritter Theuerdank, mit Herzog Wilhelm von
Schwangau und- verschrieb sich vom Erzherzog Sigmund von
Tirol einen gewissen Conrad Steck zur Aufrichtung von Selbst-
geschossen auf Wölfe (Jaeckel 17 p. 129). Nach Stein-
müller®?) hausten zu Conrad Gessners Zeiten (1516—1565)
die Wölfe noch im Rheiathale, wo es nebst der gewöhnlichen
Art noch eine schwärzliche, die grösser und stirker als die
gewöhnliche war, gegeben haben soll. Auch unter den Raritäten
der Burg in Innsbruck werden „schwartze Wölffe in der
Herrschaft Gerold Eck gefangen“, erwähnt. (Beschreibung der
gefürsteten und sehr mächtigen Grafschaft Tirol. 1703. Augs-
burg p. 115.) Im Jahre 1548 erschienen Wölfe bei Tegernsee
(Jaeckel 17 p. 129) und dass im kalten Winter 1572/73
Wölfe über den gefrorenen Bodensee setzten, bestätigt auch
König (44 p. 232). Im Jahre 1629 zeigten sich Wölfe bei
Hohenschwangau. Im Jahre 1697 wurde von 12 Jägern ein
Wolf erlegt in Schwand ob dem Höfle, Gemeinde Mittelberg
°2) Steinmüller G. K., Anmerkungen und Zusätze ete. in:
Neue Alpina I. p. 379,
— 129+ —
(i. 1. 1882), und noch 1798 kamen nach Schrank aus Tirol
zuweilen auch Wölfe nach Baieru. Ja noch im März 1813
befanden sieh im Amtsbezirke Mittenwald 2 Wölte, welche
auch im Blomberg, Brandenberg und Steinberg streiften. Die-
selben richteten in. verschiedenen Orten in Baiern grossen
Schaden an, hatten bis zum 22. Mai 1813 nicht weniger als
42 Schafe und 2 Geisse, an Wild 20 Rehe, 5 Stück Wild
und 2 Hirsche zerrissen und seit der Charwoche noch weit
grösseren Unfug in Brandenberg und Steinberg angerichtet.
Erst im Jahre 1815, nachdem der eine dieser Wölfe in dor-
tiger Gegend sich schon seit 8 Jahren aufgehalten hatte,
gelang es dem Forstgehilfen Mathias Bauer, denselben im
Revier Schliersee zu erlegen. Dem Schützen wurde von Sr.
Majestät dem Könige Max, durch Verordnung vom 19. Mai 1815
eine Gratification von 75 fl. verwilligt. Diese Wölfe hatten
ihre Wechsel mit Tirol über den Schiltenstein und die baierische
Windalm, Auch im Winter 1826 wechselte ein starker Wolf
aus Tirol über die baierische Grenze nach der Benedicten-
wand über den Kleinweilberg nach dem Hohenpeissenberg,
wobei Jaeckel (17 p. 52) bemerkt, dass die Wölfe in früherer
Zeit gerne diesen Wechsel einhielten, so dass nach der Sage
alter Leute in Benedictbeuern regelmässig in jedem siebenten
Winter ein Wolf in diesen Gegenden beobachtet wurde, Im
Jahre 1826 wurde er von einem alten Jäger Math. Neu-
bauser, der sich zur Frühpirsche auf einem Baume befand,
im Revier Reit im Winkel auf dem Lemberg an der Winkl-
moos-Hochalpe bei Verfolgung einer Anzahl Schafe gesehen
und geschossen. Anfangs der Dreissiger Jahre wurde nach
Bruhin (31 p. 395 u. 36 p. 231) ein Wolf unfern Bludenz
beim „hängenden Stein“ erlegt, weiters (Jaeckel 17 p. 129)
im Jahre 1837 einer bei Kreuth. Noch im Jahre 1839
schreibt Staffler (p. 312) über sein Vorkommen in Tirol, er
habe seinen Aufenthalt in den nördlichen und südlichen
Schluchten und vorzüglich im Thale Matsch „die Heimath
der Wölfe“ genannt, im Val Sugana und auf dem Nons-
berge und fügt bei: „in strengen Wintern kommen diese heiss-
— 130 —
hungerigen Thiere nicht selten auf einen überraschenden
Besuch bis an die Wohnungen der Menschen und würgen den
Haushund oder ein anderes unverwahrtes Stück Vieh. Doch
zum Glück erscheinen sie in Tirol fast nie in grösserer Gesell-
schaft* und noch im Jahre 1852 erwähnt Beda Weber (das
Thal Passeier p. 199), dass in kalten Wintern die Wölfe den
Häusern näher rücken und dem Viehe gefährlich werden. ‘Im
Wielenbacherthal (Pustertbal) schützte man nach Prof. H,
Schönachs Mittheilung über Nacht die Schafe dadurch, dass
man sie auf einer einziehbaren Brücke auf einen grossen
flachen Felsen trieb, auf welchem ein Angriff seitens dieser
Thiere unmöglich war; der Felsen wird heute noch gezeigt
und dessen Benützung überallherum erzählt. Nach des Herrn
Grafen Enzenberg mir zur Verfügung gestellter Notiz wurde
in Enneberg der letzte Wolf Mitte der Vierziger Jahre in
einem Ziegenstall erschlagen; im Vintschgau wurde noch in
diesem Jahrkunderte eine Magd des Polsterhofes bei Maria-
berg, als sie in der Dunkelheit zum Brunnen gieng, zerrissen.
Weiters mögen hier noch einige von Hr. Br. Lazarini
mir freundl’chst mitgetheilte Daten Platz finden. In den Acten
der k. k. Statthalterei-Registratur findet sich folgender Auf-
trag an das königl. Salinen-Waldamt in Hall. „Gemäss der
vom königl. Waldamt Mattrey gestern erhaltenen Anzeige hat
den 30. v. M. früh im Mitterberg] im Arzthal ein Wolf drei
Schafe zerrissen, da nun dieses Schadenthier sich bald da
bald dort aufhält, so wird das k. Waldamt Hall angewiesen,
die Gemeinden Volders und Wattenthal, dann das k. Forst-
personale hierüber aufmerksam zu machen und zur nöthigen
Nachspürung anzuhalten. Hall, den 2. October 1811. Ign.
K. Miller, Forstinspector mp.“ — Nach einer Mittheilung
aus Hinterhornhach hielt sich in den Dreissiger Jahren über
‘Winter ein Wolf dortselbst auf. (Brief im Besitz des Baron
Lazarini), 1858 wurde von einem gewissen Josef Steck bei
Tschengels (Vintschgau, Post Eyrs) ein Wolf geschossen,
(Mittheilung des Hr. Altbürgermeisters Schueler von Bozen).
1864 wurde bei Schueeberg im hinteren Passeier ein Wolf .
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— 131 —
in einer Prügelfalle gefangen, der sich längere Zeit dort
herumtrieb und die von den Bergwerksarbeitern weggeworfenen
Knochen und Speiseabfälle nächtlicher Weise auflas. Der
Schädel dieses Thieres befindet sich jetzt im Besitze des
Baron Lazariui. (Nach Mittheilung eines Bauern in Mareith,
der früher in Schneeberg arbeitete, den Wolf selbst sah und
dessen Schädel lange Zeit aufbewahrte). Das Thier war dem
Schädel nach zu schliessen, etwa 3/,—1 Jahr alt. Ueber
einen Kampf gegen Wölfe — nächst dam Dorfe Gosaldo an der
italienischen Grenze vergl]. , Innsbrucker Nachrichten * 15. Dezem-
ber 1885. Keil dagegen bemerkt (25 p. 166), dass sie im Gebiete
des Kreuzkofels schon seit langer Zeit ausgerottet sind. a/l. Ueber
ihr Vorkommen im Trentino (16 p. 267) und im Valsugana
speciell (48 p. 9) berichtet Ambrosi; nach demselben fanden
sich Wölfe in Valsugana noch zu Anfang dieses Jahrhunderts.
Im Jahre 1833 wurden in Tirol sechs, im Jahre 1834 fünf
und im Jahre 1835 zehn Stücke erlegt, zwischen 1837 und
1852 achtzehn Stücke, von denen vier auf Brixen, 13 auf
Trient und 1 auf Vorarlberg entfallen. (Tiroler Bote 1836
p. 32 etc); weitere Berichte finden sich in der Schützen-
zeitung 1852 p. 97 u. 1853 p. 726 und im Tiroler Boten
1877 p. 77.
2. (32.) C. familiaris Linn. Haushund. — In zahl-
reichen Rassen gezähmt®®) (Dalla Torre 49 p. 13 u. 32.)
Nach Bruhin (36 p. 231) heisst in Vorarlberg das Männchen
„Bracke“, das-Weibchen „Feutsch oder Leutsch“, in Tirol
ersteres „Brack *, letzteres , Matz* oder „Latsch“. In Bregenz
wurde auch ein nackter Hund beobachtet.
3. (33.) C. Vulpes Linn. Fuchs. — In Wäldern und
Gebüsch bis 2000m, stellenweise hänfig®*), (Dalla Torre 49
83) Literatur: Ambrosi (16 p. 266).
84) Literatur: Staffler (11 p. 313), Ambrosi (16 p. 267), Gred-
ler (19.p. 25), Keil (25 p. 166), Gredler (42 p. 51), Trentinaglia (45
p. 149) n. 4 u. 46 p. 9), Ambrosi (51 p. 15), Heller (52 p. 117),
Fronmüller (53 p. 121).
ER
p. 13 n, 33). Nach Bruhin (31 p. 395) entschieden das
häufigste Raubthier des Walserthales. Fast jede Walserin
besitzt einen sog. „Schlupfer“, d. h. aus 2—3 Bälgen ver-
fertigten Handpelz; die Bewohner einer Gemeinde im Walser-
thale heissen geradezu „Fuchsjäger* und man unterscheidet
daselbst Kohl- (Brand-) und Sonnen- (Edel)füchse; Stein-
müllers®5) Bisam- und Kreuzfuchs wurde scheint’s im Gebiete
voch nicht beobachtet. Ein Pelz galt im Jahre 1867 nach
Bruhin (35 p. 286) 5 Fre, und es ist nach Bruhin (36
p- 231) nichts seltenes, dass man im Walserthale am hellen
Tage Füchsen begegnet. Insbesonders im Maikäferjahr 1867
konnte man sie öfter in geringer Entfernung sehen; überall
begegnete man der Losung dieses Thieres, welche fast lauter
unverdaute Flügeldecken des Maikäfers enthielt. Auch König
(44 p. 232) erwähnt, dass er in der Bodenseegegend in ein-
zelnen Jahren z. B. 1838, 1841 so zahlreich war, dass man
in Einöden kein Federwild halten konnte, Vertical steigt er
sehr hoch. So traf ihn Br. Lazarini nach freundlicher Mit-
theilung noch auf der „Telfser Weissen“, zwischen Ridnaun
und Pflerschthal, wenige Schritte unter der etwa 2400 m.
hohen Spitze; ebenso am Zunderkopf bei Thauer oberhalb-
der Kaisersäule und verspürte ihn öfters im Schnee, wenn er
in der Gegend vom bloben See’el (blauer See) nächst dem
„gschriebnen Stein* im Vicar in dieser Höhe Jagd machte
auf Mäuse, Schnee- und Steinhühner u. s. w. oder die von
den’ Bauern zum Fang dieser Wildhühner aufgerichteten Stein-
fallen revidierte. Im Jahre 1876 wurden in ganz Deutsch-
tirol 1052 Stücke erlegt. Weisse Füchse wurden in der Hinter-
riss (Tiroler Bote 1878 p. 1176) und in der Scharnitz erlegt
(Schützenzeitung 1865 p. 27).
3. (8.) Fam. Ursini, Bären.
3. (14.) Gatt. Ursus Linn.
1. (34.) U. Arctos Linn. Br. — In dichten Wäldern
und auf freien Waldstellen der Hochthäler, namentlich im
85) Steinmüller J, R., Anmerkungen und Zusätze etc. in:
Neue Alpina I. p. 385,
—. 13 —
westlichen Theile des Gebietes (Nonsberg, Engadin u. s. w.)
einzeln, doch fast alljährlich®®) (Dalla Torre 49 p. 13 n. 34),
Unter den grössten Raubthieren ist der Bär das einzige, das
sich bis in jüngste Zeit herauf noch immer erhalten hat, wenn
er auch an Zahl ungemein vermindert erscheint; infolge dessen
finden sich auch in den Tagesblättern allerorts vielfache An-
gaben über Bärenjagden und Bärenfang. Aus denselben sei
hier angeführt, dass im Jahre 1833 in Tirol 27, im Jahre 1834 16,
im Jahre 1835 22, im-Jabre 1838 22 Stücke und von
-1837—52 im ganzen Gebiete 162 Stücke erlegt wurden,
2 um Innsbruck, 11 um Brixen, 146 im Trentino und 3 in
Vorarlberg; unter letzteren 70 Männchen, 61 Weibchen und
15 Junge. — Die älteste Nachricht des Vorkommens stammt
aus dem Jahre 746, in welchem der Apostel St. Magnus,
dem die Auffindung des Eisenerzes zugeschrieben wird, Bären
in den Wildnissen des hohen Säuling bei Füssen antraf.
(Jaeckel 26 p. 97). Dass er im 10. Jahrhunderte auch im
Walserthale hauste, geht aus der Geschichte von der Grün-
dung St. Gerolds hervor, die im 10. Jahrhunderte erfolgte”)
(Bruhin 31 p. 395). Im Jahre 1347 wurde einer bei Dorf
Puch erlegt und 1494 weilte Kaiser Maximilian I., angelockt
durch die dortigen Bären gerne und oft in Hohenschwangau
und Füssen und jagte mit dem Baiernherzog Wilhelm im
dortigen Gebirge bis hinab an den Kaiserbrunnen am wild-
schönen Plansee diese zottigen Unholde. Aus einem von Füssen
aus datierten Schreiben des Kaisers an den Erzherzog Sig-
mund von Tirol ist ersichtlich, dass es in jener Gegend viele
Bären gab, auf die der Kaiser „grussen Hass und Verlangen
getragen,“ Sie hausten vorzüglich gegen den Schnaitberg und
Picheleck, allwo sie nur für Schwangaus hohen Herren auf-
gejagt werden durften. Noch Herzog Albrecht befahl dd. Fried-
8) Literatur: Koch (9 p. 23 n. 19), Franzius (15 p. 346),
Gredler (42 p. 51), Frattini (50 p. 240), Heller (52 p. 117), Fron-
müller (83 p. 122).
87) Urbarium praepositum ad St. Geroldum a 1678 Fol. 3 u, 4,
— 134 —
berg 8. Juni 1570: „Da sollen sy ounserm Lust ungeirrt
gelassen und derselben Orten nit gefangen, noch vertrieben
werden.“ Im Jahre 1548 wurden bei Tegernsee, 1551 bei
Reichenhall, 1569 bei Rottenbach, 1629 bei Hohenschwan-
gau ein Bär erlegt und zwar am letzteren Orte nach Wagner
(12 p. 652 n. 1) der letzte. Im September 1643 wurde auf
bitterliches Ansuchen der österreichischen Prinzen Ferdinand
Karl und Sigmund Franz um Hohenschwangau jagen zu
dürfen, der Pfleger Franz Mormann beauftragt, eine „herrliche “
Jagd in dem durch seinen Wildbann berühmten Schwangau
auf Hochwild, Wölfe, Wildschweine und Bären vorzubereiten.
— Während des 30jährigen Krieges nahmen die Bären in
den oberbaierischen Wildnissen wieder sehr überhand ; 1675
erschienen solche am Königssee. 1760 fanden sich wieder
Bären bei Hohenschwangau, 1761 bei Schwarzenberg, und
im Herbste des Jahres 1789 kam ein Bär in die Alpen von
Oberstdorf, von wo er durch die Bauern nach Tannberg und
dort durch grosse Feuer nach Tirol vertrieben wurde. 1804 er-
wähnt sie Schwaegrichen (8 p. 347) vom Grossglockner, 1807
erschien einer in der Riss, 1812 mehrere um Tegernsee und
am Achensee, 1822 um Mittenwald und Ruhpolding; um
dieses Jahr finden sich auch bei Hohenschwangau die letzten
Bären. 1824 wurde ein Bär bei Miessbach, 1826 einer bei
Tegernsee, 1826—28 einer um Traunstein, und von 1826—28
einer auch um Tegernsee und den angrenzenden Tiroler-
Gebirgen verspürt; im letzteren Jahre wurde er auch erlegt.
(Wagner 12 p. 652 n. 1). Auch am Plansee und bei Kreuth
trieb sich 1828 ein Bär umher, der von dem Forstwarte
Sollacher und dem Jagdgehilfen Seb. Riosch an den Stangen
unter den Halserspitz angeschossen wurde, dann seinen Weg
über das Schmaleck in das Thierseeische nahm, von da in
das Brandenbergische flüchtete und sich dann noch längere
Zeit herumtrieb, bis er von einem Hirten im Achenthale er-
legt wurde. (Jaeckel 26 p. 86). Im Winter 1833/34 hielt
sich um Tegernsee ein Bär auf, der im Achenthal später
geschossen wurde. Ein anderer Bär der in demselben Jahre 1834
— 15 —
in der Hinterriss öfters gesehen wurde, und der zuletzt noch
im benachbarten Reviere Riss, woselbst er auf einer Alpe
bei seinem Fortwechsel noch ein einjähriges Rind zerrissen
hatte, gespürt wurde, ward bald darauf, 8 Stunden entfernt,
im sog. Steinberge in Tirol erlegt. 1835 zeigte sich ein Bär
bei Ruhpolding, 1838 bei Reichenhall (Jaeckel 17 p. 125).
Ungefähr in demselben Jahre wurde auch nach Bruhin (31
p. 395) ein Bär bei Nenzing geschossen, wahrscheinlich ein
Ueberläufer aus dem benachbarten Graubünden; auch König
(44 p. 236) theilt mit, dass 1848 bei Meran einer erlegt
wurde, der mit Weibchen und Jungen ausgestopft nun im
Schlosse Lebenberg sich befindet. Nach Keil (25 p. 166)
findet er sich auch im Pusterthale ein urd wurde Ende
October 1854 bei Klammbrück (unweit Lienz) ein Männchen
geschossen, das 174 Pfund wog; ein junges Männchen trieb
sich 1858 längere Zeit in den Gräben des Lesachthales
herum. 1864 wurde ein Bär bei Partenkirchen un Mitten-
wald gesehen, wechselte dann über das Wettersteingebirge bei
den 3 Thörlein in das Geiss- und Leutaschthal und erschien
selbst im Oberinnthale (Jaeckel 26 p. 33); im Jahre 1867
trieb sich ein Bär den ganzen Sommer auf der Alpe Gamp
bei Nenzing herum und richtete nach Bruhin (36 p. 2.2)
einigen Schaden an. 1873 erschienen anfangs August 2 Stücke
aus dem Engadin bei Reutte, frassen in 14 Tagen 8 Stück
Rinder und entkamen nach König (44 p. 2°26) — trotz der
Prämie von 100 fl. Eigenthümlich ist es, dass im Sannen-
gebiete der letzte Bär schon im Jahre 1849 und zwar von
dem berühmten Jäger und Bergsteiger Fr. Pöllt aus Valzur
erlegt wurde hinter dem Jamthalergletscher auf der Schweizer-
seite; er wog 4 Centner. Auch in der nördlichen Kalk-
kette dieses Gebietes soll nach Trentinaglia (45 p. 149)
das letzte Stück, ein kleines lichtbraunes Exemplar, im Alper-
schonerthale, nördlich von Flirsch schon im Jahre 1854 er-
legt worden sein; gespürt wurden allerdings auch Ende der
Sechziger Jahre Bären im Fimber- und Klosterthale, aber
ohne dass man trotz der angestellten Suche ihrer ansichtig
— 156 — \
geworden wäre. Dagegen wurden im September 1879 2 Bären
am Wege zwischen Lünersee und Schruns gesehen; im Juli
desselben Jahres hatte ein Bär auf der Dornbirneralpe „weisse
„Fluh“ eine Kuh, und auf dem Alpweg 2 Kälber zerfleischt
und im August 1880 zerriss ein Bär im Hinterhornbach
7 Rinder (Wiedemann 54 p. 42.) — Auch aus dem süd-
lichen Tirol sind viele Bärenvorkommuisse aus früherer und
jetziger Zeit bekannt; ich verweise hier nur auf Ambrosi
(16 p. 266), der ihn aus dem Trentino überhaupt und aus
Val Sugana (48 p. 9) notiert, auf Wiedemann (p. 42), nach
welchem bei Tione ein ertrunkener Bär aus dem Wasser ge-
zogen wurde, auf Cornalia (40 p. 30), der ihn vom Monte
Baldo kennt und auf Dalla Torre (55 p. XXIX), nach
welchem auf dem beim Steinbocke angezogenen Bilde nicht
weniger als 5 Stücke verzeichnet sind. Weitere Daten über
das Vorkommen von Bären in Tirol theilte mir Bar. Lazarini
mit. Nach Prof. Biedermann wurde 1817 einer bei Steinach _
geschossen. 1830 trieb sich ein Bär bei Dornauberg und
Zemmthal im Zillerthal durch kurze Zeit herum und es
wurden öfters vergebliche Jagden auf ihn gemacht, woran sich
ältere Leute noch gut erinnera können. (Brief des Ober-
försters Hochleitner an Bar. Lazarini). 1854 wurde ein starker
grauer Bär im Stubaithale unweit der Hegereiter weissen Wand
bei Neder vom Hegereuter Zuckerpaul aus Vulpmes geschossen;
1855/56 wurde ein kleiner Bär, nachdem er sich eine Zeit
lang bei der Waldrast aufgehalten hatte, auf dem Trinserjoch
erlegt. — Dass damit die Fundstellen dieses Thieres noch
lange nicht erschöpft sind, ergibt sich auf den ersten Blick in
die Tagespresse, in weicher alljährlich noch mehrere Fälle
vom Auftreten dieser Thiere gemeldet werden — und wenn
man alles zusammenfasst, so dürfte sich wenig geändert
haben, seit Staffler (11 p. 312) schrieb: „Dieser zeigt sich,
wenngleich nur einzeln oder im Gefolge der jungen Brut in
verschiedenen Gebirgsstrichen des Nordens und Südens als in
den Seitenthälern des Wippthales, in der Gegend von Nauders,
im Trafoithale, in den südlichen Gebirgsschluchten von Schlan-
— Bt —
ders, im Thale Ulten, bei Tisens gegen den Nonsberg, am
Mendelgebirge bei Kaltern, im Fleimsthale, selbst auf den
Hügeln von Vezzano und im Bezirke von Ala. Auch im
Pusterthale, als in der Gegend von Sillian lassen sich diese
unwillkommenen Gäste sehen. 4
4. (9.) Fam. Mustelina, Marder.
4. (15.) Gatt. Meles Briss. Dachs.
1. (35.) M. Taxus Schreb. Dachs. — In Wäldern,
vertical bis 1200m. im ganzen Gebiete stellenweise häufig,
stellenweise ausgerottet.°5) (Dalla Torre 49 p. 13 n. 35).
Nach Bruhin (35 p. 286) kostete das Fell dieser einem
baldigen Untergange entgegensehenden Art im Walserthale im
Jahre 1867 5 Fre. Im Jahre 1876 wurden in Deutschtirol
170 Stücke erlegt.
5. (16.) Gatt. Mustela Linn.
1. (36.) M. Martes Briss. Baum- oder Edelmarder.
— In hohlen Bäumen und Felsspalten von Wäldern, meist
ferne von menschlichen Wohnungen bis 1000 m. stellenweise
nicht selten; namentlich in Nordtirol stellenweise ausgerottet >?)
(Dalla Torre 49 p. 14 n. 36). Der Pelz wurde im Walser-
tbale im Jahre 1867 mit 11 Fre. bezahlt, wie Bruhin (35
n. 285) angiebt; 1878 bezahlte man hier ein Edelmardertell
mit 14 fl. und mehr; der Preis wechselte eben mit der Mode,
abwärts bis 6 oder 7 fl. Gredler (53 p. 12) beschreibt eine
abnorm gefärbte Form dieser Art, bei welcher der Körper
zur Hälfte weiss ist.
88) Literatur: Staffler (11 p. 312), Ambrosi (16 p. 266),
Gredler (19 p. 25), Keil (25 p. 166), Bruhin (36 p. 232), Gredler (42
p. 51), Trentinaglia (46 p. 9), Ambrosi (48 p. 9 u. 51 p. 14), Fron
müller (52 p. 121).
89) Literatur: Staffler (11 p. 313), Ambrosi (16 p. 266), Gred-
ler (19 p. 25), Keil (25 p. 166), Gredler (27 p. 15), Bruhin (31
p- 396), Bruhin (36 p. 232), Trentinaglia (46 p. 9), Ambrosi (48 p. 9
u. 51 p. 14), Fronmüller (p. 52, p. 121.)
Naturw.-med. Verein 1887/88, 10
ne
2. (37.) M. Foina Briss, Haus- oder Steinmarder. —
Seltener als vorige Art, doch vertical bis 1500 m. aufsteigend ;
oft selbst in der Nähe der Städte vordringend?®) (Dalla Torre
49 p. 14 n. 37). Bruhin (31 p. 396) besass eine Abnormität
mit 7 Vorderzähnen im Oberkiefer aus Blons; nach demsel-
ben hatte der Bale im Walserthale im Jahre 1867 einen
Wert von 12 Fre. (35 p. 286), ein Beweis, dass der Haus-
marder seltener wird (Bruhin 36 p. 232). In Deutschtirol.
wurden im Jahre 1876 von beiden Marder-Arten zusammen
429 Stücke erlegt. Die Erlegung der Marder wird häufig
durch die Bodenbeschafienheit erschwert oder erleichtert; so
z. B. im Walde ober Igels bei Innsbruck, in welchem beinahe
alle Jahre mehrere Edelmarder geschossen werden. Wenn die
Jäger daselbst verspüren, dass der Marder gegen hl. Wasser
oder weiter aufwärts strich, so kehren sie um und gehen
‚ heim, weil sie selbe ein anderesmal unter der Ellbogner Strasse
sicherer bekommen.
6. (17.) Gatt. Foetorius Keys. u. Blas. —
1. (38.) F. Putorius Linn. Ilti. — In Wäldern,
Steinlöchern und zerfallenen Gebäuden bis 1500m. nicht
selten; doch auch in Feldern nicht selten, selbst an Wasser-
läufen z. B. Hallerau, Ambraserau, dann an Heu- und Ge-
treidestädeln?!) (Dalla Torre 49 p. 14 n. 38). Es heisst in
Leisach „Elgas“, im Etschthal „Ölgas“; der Balg galt nach
nach Bruhin (35 p. 286 im Jahre-1667 7 Fres.
2. (39.) F. Erminea Linn. Hermelin. „Hermele oder
Harmele.* — Im ganzen Gebiete bis fast 2500 m. häufig in
Mauerlöchern, Baumhöhlen und Steinhaufen®?) (Dalla Torre
90) Literatur: Ambrosi (16 p. 266), Keil (25 p. 166), Gredler
(27 p. 15), Bruhin (26 p. 232), Ambrosi (48 p. 9 u. 51 p. 14), Heller
(51 p. 117).
91) Literatur: Staffler (11 p. 313), Ambrosi (16 p. 266) Gred-
ler (19 p. 25), Keil (25 p. 166), Gredler (27 p. 15), Bruhin (36
p. 232), Ambrosi (48 p. 9 u. 51 p. 14), Heller (52 p. 117).
92) Literatur: Ambrosi (16 p. 266), Keil (25 p. 166), Bruhin
(36 p. 232), Heller (52 p. 117).
— 1239 —
~ 49 p. 14 n. 39). Nach Gredler (41 p. 75) im Sarnthale im
Winter bis auf die Spitze weiss werdend, „was im übrigen
Südtirol nicht“, wohl aber in Nordtirol,“wie’s scheint, all-
gemein der Fall ist; derselbe glaubt es auf dem Niederjoch-
ferner bei 8000 Fuss (—2700 m.) gesehen zu haben, (i. ].).
Nach König (44 p. 245) findet es sich ach im Pfahlbauten-
Schutt des Bodensees.
3. (40.) F. vulgaris Briss. Wiesel. ,Harmala* —
Im ganzen Gebiete bis etwa 2500m. in Erd- und Baum-
löchern; auch auf bebautem Boden, wie vorige, doch ungleich
seltener?) (Dalla Torre 49 p. 14 n. 40). Bruhin (36 p. 232)
bemerkt, dass er es in Vorarlberg nicht antreffen konnte;
doch wurde ein Stück beı Gams im schweiz. Rheiuthale nach
Stölker erlegt; Fronmüller (52 p. 121) dagegen kennt es „in
den Thälern und Bergen“ des Montavon. Auch nach meiner
_ Beobachtung ist es in Tirol nicht gar so selten, was mir auch
Gredler (i. 1.) bestätigt, der es bei Telfs, Antholz, Bozen,
* Neumarkt, Cembra u. s. w. fand. Ich sah wiederholt im
Winter, wie Stücke im Garten der k. k. Lehrerbildungsan-
_ stalt, dann am Innquai auf Feldmäuse Jagd machten und
reiche Beute erhielten; das Stück im Musezm, ein Geschenk
Br. Lazarinis, stammt aus dem Birgitzerwald.
7. (18.) Gatt. Lutra Linn.
1. (41) L. vulgaris Linn. Fischotter. — An Bach-,
Fluss- und Seeufern vertical bis 1000 m. stellenweise häufiger,
_ mehrerenorts ausgerottet. (Dalla Torre 49 p. 13 n. 41). —
Bezüglich des Vorkommens dieser interessanten Art am Boden-
see schreibt Hartmann bereits im Jahre 1795: „Er ist zwar
kein eigentlicher Seebewohner, hält sich aber an mehreren
Flüssen auf, die sich in unseren See ergiessen. Ausser dem,
was ihm absichtlich nachgestellt wird, wurde er bereits an
den Mündungen dieser Flüsse auch schon in Fischreusen
gefangen.“ (7 p. 74 n. 1 u. 8 p. 105.n. 1). Die nach König
93) Literatnr: Ambrosi (16 p. 266), Gredler (27 p. 15), Trenti-
naglia (46 p. 9), Ambrosi (48 p. 9 u. 5l p. 14), Heller (52 p. 117).
10*
— 140 —
(44 p. 246) im Pfahlbautenschutt des Bodensees aufgefundenen
Reste dürften demnach wohl auca nur durch die Zuflässe in
diesen gelangt, oder als Speisereste einstiger Pfahlbauern vor-
handen sein. Nach Bruhin (31 p. 396) findet sie sich bei
Ludesch und Thüringen, von wo sie bis in die Vorberge,
sog. Quadern steigt (nach Douglas); ein Individaum gerieth
in das Wasserrad und brachte es zum Stehen. Er zweifelt
nicht, dass sie der Ill entlang bis zur Lutz, die im Walser-
thal entspringt, gekommen ist. Weiters wurde sie nach dem-
selben (36 p. 232) bei der Bersbucher‘ Brücke zwischen
Bezau und Andelsbuch im Bregenzerwalde sowie in Lustenau
(6 p. 877) geschossen. Das Exemplar im vorarlbergischen
Museum in Bregenz wurde in der Nähe von Hard an dem
fischreichen Lauterachbache erlegt. — In Tirol fehlt sie keinem
grösseren Flusse; so wird sie alljährlich im Winter im Inn
bei Innsbruck gefangen, findet sich aber auch in der Sill,
Grossache, Eisack, Etsch, Drau und Rienz, sowie in den
meisten Nebenflüssen, so im Oetzthale, im Zillerthale, im
Spertenthale, in Alpach und Brandenberg, im Wippthale, im
Kggenthale (Gredler i, 1.), im Villgratenbach (Staffler 11
p. 313); Keil (25 p. 166) fand sie am Kreuzkofel selten,
selbst in den Bächen und Flüssen des Hochgebirges fehlt sie
nicht, wie am Lech, an der Amper, Loisach, Isar u. s. w.
(Jaeckel26). Weiters findet sie sich im Kalterersee (Gredler
i. 1.) und um Bozen (Gredler 19 p. 25), sowie nach Ambrosi
(16 p. 266 u. 5! p. 15) im Trentino und (50 p. 9) im
Val Sugana. Im Jahre 1876 wurden in Deutschtirol 29 Stücke
erlegt. Im Jahre 1874 wurde im Inn bei Volders ein Stück
im Gewichte von 15 Pfund gefangen. (Tiroler Bote 1874
p. 164).
IV. Ordn. Glires, Nagethiere.
1. (16.) Fam. Sciurina, Eichhörnchen.
1. (19.) Gatt, Seiurus Linn. Eichhörnchen.
1. (42.) Se. vulgaris Linn. Gemeines Eichhörnchen,
„Eicher“, „Dicherl“. , Eichkatzl*. — In Nadelholzwäldern
— {41 —
des ganzen Gebietes bis 1500 m gemeint). (Dalla Torre 49
p- 17 n. 42). Bezüglich der Färbungen bemerkt Bruhin (36
p. 232), dass im Walserthale, namentlich um St. Gerold,
meist schwarzbraune Exemplare vorkommen, doch erhielt er
auch ganz rothe; die letztere Färbung scheiut mir in Tirol
entschieden die häufigere zu sein, doch erhielt ich im heurigen
Herbste (1886) ein prächtiges Stück mit eisengrauem Fell.
Gredler (41 p. 75) berichtet von einem theilweisen oder
Halbblendling aus dem Sarnthale: ein dreifärbiges Stück mit
hellgrauem Mantel, weissem Bauch und rothgelber Grenz-
linie, dessen Albinos-Natur durch die im Leben rein weissen
Augen und trübmilchweissen Krallen bestätigt wird, wurde
dem Ferdinandeum aus Kufstein eingeschickt und ist dort-
selbst aufgestellt.
Eine andere Abnormität wurde im Bregenzerwald erlegt.
Dieselbe ist ein schönes grosses Exemplar von auffallend
intensiv rother Farbe, Um die Mitte des Körpers läuft ein
3cm. breiter, weisser ganz regelmässiger Ring; ein ebensolcher
nur ein wenig schmälerer theilt in der Mitte den buschigen
Schweif. (Weidmannsheil II. 1882 p. 135.) Um Innsbruck
kommen 3 Hauptfärbungen vor; schwarze, rothe und schwärz-
liche mit rothbrauner Berandung — alle drei mit weissem
Bauche. Die rothen werden im Winter etwas dunkler gräu-
lich-rothbraun, die schwarzen bleiben schön schwarz; die
schwarzbraunen erscheinen mehr oder weniger dunkel schwärz-
lich graubraun und behalten zugleich die braune Berandung
des dunklen Mantels; der Bauch bleibt bei allen weiss,
Diese letzte Form ist hier wohl die häufigste; ihr zunächst
steht die rothe; am seltensten ist die schwarze. Zu den
ersteren zählt auch obiger Albinos aus Kufstein; Baron
Lazarini besitzt eine ähnliche Form mit noch lichter Schwanz-
spitze; ein rein weisser Albinos befindet sich im Museum
Ferdinandeum und stammt aus Natters. Diese sind sehr selten;
*4) Literatur: Schwägrichen (7 p. 347), Ambrosi (16 p. 276),
Keil (25 p. 166), Gredler (27 p. 16), Ambrosi (48 p. 9 u. 51 p. 15).
a emia
weniger selten sind scheckige Stücke. Ein solches besitzt Herr
Andreis, ein anderes mit weissem Schwanzringel Herr Baron
Lazarini. Auf diese Färbungsdifferenzen wäre sehr zu achten.
2. (z0.) Gatt. Arctomys Schreb. Murmelthier.
1. (43.) A. Marmotta Linn. Alpenmurmelthier, , Mur-
mentl, Urament], Urmentl, Paramentl“. — Auf Alpenjöchern
bei 2000 m. stellenweise zahlreich, theilweise ausgerottet®®)
(Dalla Torre 49 p. 17 n. 43). Ueber sein Vorkommen in
Vorarlberg ,Bormenta* (2 mure montano) bemerkt Bruhin
(31 p. 396): Ziemlich häufig. Im Walser- und Marulathale,
Nova, Laguiz, Formarin, Schellen, Clesenza bei Buchboden,
von wo mit Erfolg auf die Fontaneller Alpen verpflanzt; soll
sich auf Sentim bei Blons finden. Wird auch im Klosterthal
im Montavon — was Fronmüller (52 p. 121) bestätigt —
im Gamperton Thal u. s. w. gefunden, bewohnt ‚also die
Alpen des ganzen südlichen und einen grossen Theil des öst-
lichen Vorarlberg uid bemerkt weiters (36 p. 233): „in
Sonntag entwichen diesen Sommer (1867) zwei gefangene
Exemplare, gruben sich aber nicht weit von der Kirche einen
Bau, in welchem sie sich bei der Annäherung eines mensch-
lichen Wesens laut pfeifend flüchteten.* Für einen Pelz wurde
im Jahre 1867 10 Fre. gezahlt. (Bruhin 35 p. 286). —
Bezüglich des Vorkommens von Murmelthieren in Tirol schreibt
Staffler (11 p. 311): „Hat nur in einigen Hochgebirgen des
Nordens, z. B. im Kaunserthal, im Pitzthale, im Oetztbale,
in der oberen Gegend des Patznaunthales und in den Seiten-
thälern des Wippthales seinen Aufenthalt.“ Bei der zu-
nehmenden Gefahr der allmähligen Ausrottung dürfte vielleicht
eine genauere Darlegung der heutigen Fundstätten nicht ganz
ohne Interesse sein, Für das Rhaeticon, speziell für das Patz-
nauntbal präzisiert J. v. Trentinaglia (45 p. 146 n. 2) das
Vorkommen dieser Thierart ziemlich genau. „Das Patznaun-
thal“ schreibt er, „erfreut sich ausnahmsweise eines sehr
guten Murmelthierstandes; vorzüglich ist es das Vorder- und
»5) Literatur: Heller (52 p. 116).
—e+143, —
‘
Hintervermunt, das Ochsen- und Klosterthal, Cromer- oder
Schweizervermunt, welches noch gegenwärtig sehr reich an
solchen Thieren ist; am reichsten ist aber das Fimberthal,
wo es in der sogenannten neu g’fund’nen Welt an den Ab-
hängen des Berglerkogels, Schwarzwandspitzes und Gamblaies-
spitzes deren so viele gibt, dass sie nach Ansicht der dortigen
Leute den Alpenwiesen durch ihre unterirdischen Bauten
schadeten und massenweise in Fallen gefangen wurden. In
den Bergen des Verwall-, Maroy- und Vasulthales kommen sie
auch noch ziemlich zahlreich vor, während sie in den Kalk-
bergen nördlich vom Stanzerthale total ausgerottet sind. In
den östlich vom Jamthaler Eisstocke gelegenen Thälern
Gribele, Pflatt, Isgolauz, Schaller sind sie zur Seltenheit
geworden und auch der östliche Theil zwischen Stanzer- und
Paznaunthal wird kaum mehr als 10 bis 12 Thiere avfzu-
weisen vermögen, Bemerkenswerth ist, dass vor circa 5 Jahren
im Cromerthale ein hellgraues Männchen erlegt und als
Curiosum nach Chur geliefert wurde. — Dagegen ist nach
Zimmeter (56 p. 245) das Stanzerthal und die Lechthaler
Alpen, wie das „Uramentathal“ nördlich unter dem Almeur-
joch schon durch seinen Namen erkennen lässt, dann die
Umgebung von Tannheim, Steg und Holzgau (Mädelejoch),
sowie die nördlichen Algäuer-Alpen, so die Berge um Hinde-
lang, woz. B. auf der Blettele- ud Wengenalpe 200—300 Stück
gezäblt werden, reich an Alpenmurmelthieren. Die grösste
Massenansiedlung weist der Oetzthalerstock auf und dessen
radienférmig nach allen Himmelsrichtungen ausstrahlenden
Seitenthäler, das Kaunser-, Pitz-, Oetz-, Ridnaun-, Passeier-,
Stubai-, Gschnitz-, Pflersch- und Sellrainthal (Längenthal,
Finsterthal, Kühthai) sowie Langtaufererthal (Holzmüller 38
p- 101 n. 126), und Schnalserthal (Gredler i. 1); auch im
Ortlerstock sind sie anzutreffen, so im Suldener-, Ulten- und
Martellthale (Franzius 15 p. 345) — überall ziemlich häufig.
Im Passeyerthale erwähnt B. Weber (das Thal Passeyer
1852 p. 199) als „Brutstätten von Bergmausen*, besonders
das Kalmthal, Lazins und die Bergübergänge von Stulo nach
— 144 -—
Ratschings. Weiter ostwarts von der Sill und Eisack
scheinen sie in Tirol zu fehlen, wenigstens sind sie nach
Keil (25 p. 166) auf dem Kreuzkofel meist verschwun-
den und für das Gebiet der Rieserfernergruppe gibt sie J. v.
Trentinaglia (46 p. 9) nicht an. Dagegen. findet sich die Art auf
dem Nonsberg und Sulzberg (Scopoli 3 p. 39), sowie im
Sarnthale. — Dass sie früher in Tirol weiter verbreitet waren,
steht sicher; so finden sich alte nunmehr unbewohnte Baue
im Arzthale und auf dem Glungezer, dann nach Prof. von
Pichler im Nauderkar zwischen Achensee und Stallenthal,
Um diesen Abgang zu decken, wurden an den verschiedensten
Punkten neue Ansiedelungen versucht, meist mit wenig Erfolg.
So berichtet Br. Lazarini von einer Ansiedelung im Arzthal,
einem östlichen Seitenthale des Wippthals, wo Murmelthiere
aus dem Vintschgau wiederholt in die alten ausgestorbenen
Baue eingesetzt wurden; die Thiere verschwanden aber hier,
um plötzlich in den alten Bauen auf dem Glungezer in 2—3
Stunden Entfernung wieder aufzutauchen. Dagegen blieben im
Arzthal später ausgesetzte Murmentel sesshaft und sind die
dortigen Baue recht bevölkert. Im Votscherthal (Sellrain) hat
Hr. Agent A. Margreiter in Innsbruck schon im Jahre 1869
drei Stück Murmelthiere eirgesetzt, die sich bis heute auf
eirca 200 Stücke vermehrt haben und die, während sie früher
ihren Aufenthalt thaleinwärts wählten, jetzt thalauswärts sich
ausbreiten. Weniger günstig verliefen die Einsetzungen im
Kalkgebirge, wohl namentlich deshalb, weil in demselben das
Anlegen der Gänge bedeutend erschwert ist, So wurden schon
1860 über Anregung des Statthalters Fürst Lobkowitz Mur-
melthiere an dem hohen Gleirsch im Karwendelgebiet und
über Anregung des Grafen Sternberg solche im Riegelkar bei
Imst eingesetzt; der jetzige Stand soll sich auf 50—80 Stücke
belaufen; ebenso fanden sich Murmelthiere im Kirchlkar
(Karwendelthal), doch nur in sehr geringer Anzahl. Diesbezüg-
lich berichtet auch die Wiener Jagdzeitung (1864 p. 562 ff).
„ Auch der Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha versuchte es,
an der Karwendlwand der Hinterriss Murmeltbiere auszusetzen,
— 145 —
doch scheint die Voraussetzung, dass diese Hochgebirgsbewohner
in den nordwärts liegenden Wänden sich gedeibend einbürgern
werden, nicht sicher in Aussicht zu stehen. Herzog Nicolaus
von Württemberg, k. k. Major im Tiroler Jäger-Regiment,
der während der Jagden auf einen Tag aus Innsbruck in die
Hinterriss kam, um einmal zu sehen, wie es bei einer Gems-
jagd zugeht, hatte nicht allein das Glück einen Kapitalbock
zu schiessen, sondern auch mehrere Murmelthiere zu erschauen,
welche Nachricht überall Verwunderung hervorrief, da das
besagte Terrain ziemlich entfernt von den Bauen der Mar-
motten gewesen, Wie der hohe Jagdgast mehrere Male wieder-
holte, beruhte seine Wahrnehmung auf keiner optischen
Täuschung.“ Von weitergehendem Interesse scheint nur die
Mittheilung zu sein, dass „der Wollgeborne und Gestrenge
Herr Conrad von Parssberg“ und Begleitung auf seiner Reise
ins gelobte Lanndt, Türgkey, auf Berg Sinnaj unnd Oreb*
im Jahre 1598 auf dem Zirler Berge ein Murmelthier jagten
und fiengen (Tiroler Bote 1875 p. 1223), ein sicherer Beweis,
dass eiust in der Solstein-Gruppe sich Murmelthiere aufgehal-
ten haben, woraus wohl der weitere Schluss nicht zu gewagt
sein dürfte, dass sie einst in der ganzen Kalkalpenkette
heimisch gewesen seien. Ungleich ausgiebiger war die Ein-
setzung auf der Alpe Klein-Femees in Finneberg durch Baron
Sommaruga, wo sich dieselben sehr stark vermehrt haben.
Schliesslich sei noch gestattet, auf eine von Sommaruga
schon 1775 in Enneberg gemachte Beobachtung hinzuweisen,
die neuerdings durch Herrn Hofrath v. Kerner bestätigt wird.
„Der verlässliche Gewährsmann und Bergführer G. Pitracher
in Gschnitz versicherte“ — schreibt Zimmeter — » beobachtet
zu haben, dass die Murmelthiere dieses Thales Wanderungen
im grossen Massstab ausführen; früher seien sie in der Um-
geburg des Pflerscher Pinkels, des Uebergangs von Gschnitz
‚nach Pflersch, im Westen des Tribulaun sehr zahlreich an-
zutreffen gewesen; seit Jahren aber seien dort alle Baue ver-
lassen und die Hauptmenge habe sich in der letzten Zeit an
den. Gehängen der Wetterspitzen neben dem Simmingferner
\
— 146 —
angesiedelt. Die Entfernung beider Oertlichkeiten beträgt in
der Luftlinie etwa 6 Kın.; gegenwärtig soll neuerdings eine
Veränderung ihrer Wohnung im Zuge sein“. Begreiflicher
Weise handelt es sich hier um etwas ganz anderes, als um
einen allbekannten Wechsel zwischen Sommer- und Winter-
wohrung und es liegt ziemlich nahe, dass hier Nahrungs-
mangel wohl als Hauptmotiv anzusehen sein dürfte, indem
diese Thiere gewohnt sind, nur die nächste Umgebung, ihrer
Baue abzuweiden.
2. (11.) Fam. Myoxini, Schläfer.
3. (21.) Gatt. Myoxus Zimm.
1. (44) M. quercinus (Linn.) Gartenschläfer. —
In Wäldern und Gebüsch, einzeln, doch bis 2000m. im
ganzen Gebiete verbreltet, namentlich in der Centralalpenkette.
(Dalla Torre 49 p. 16 n. 44). Ich sah diese Art mehrmal
im Innthale z. B. bei Hall, im Pusterthale bei Bruneck.
Baron Lazarini beobachtete sie gleichfalls bei Vill am Pasch-
berg und im Ahrnthale bei Innsbruck; Gredkr (27 p. 16)
traf ein Thier in einer hohlen Linde bei Kastelruth und
notiert es aus Sarnthal (41 p. 75); Ambrosi (48 p. 10)
nennt es als Bewohner des Val Sugana.
2. (45.) M. Glis (Linn.) Siebenschläfer „Greil, Gleir,
Bilch, Vascher * (Sette Communi). — In Laubwäldern nament-
lich im siidlichen Tirol einzeln und bis 1000m. nicht selten
(Dalla Torre 49 p. 16 n. 45). Die erste Mittheilung tiber
das Vorkommen dieser interessanten Art in Vorarlberg machte
Koch (9 p. 41 n. 36), der bemerkt: ,Bei Bregenz ist es
gemein und verursacht bedeutenden Schaden *, wogegen Bruhin
(36 p. 233) schreibt: „Ich erhielt ihn den 31. August 1867
vom Thüringerberg; auch in St. Gerold soll diese Art schon
zu wiederholtenmalen gesehen und geschossen worden sein,
wenigstens zeugt für das Vorhandensein einer Haselmaus der _
Umstand, dass man hie und da unter Bäumen angelresseue
Birnen findet, aus denen die Kerue geschickt herausgeholt
waren.“ Erst zu Anfang des Sommers 1868 erhielt er
2 Exemplare, welche in St. Gerold (Lehen) auf einem Kirsch-
- — 147 —
baum erbeutet worden waren.%%) (Bruhin 36 p. 877). In
Nordtirol sah ich das Thier noch nie und glaubte fest, dass
es daselbst fehlt. Nach Herrn Grafen H. Enzenberg kommt
bei Tratzberg eine „Bamratz oder Gleiern* genannte Art auf
Buchen und Obstbäumen vor, welche vielleicht zur vorher-
gehenden, vielleicht zu dieser Spezies zu zählen sein dürfte;
er sah nur junge Thiere, ich gar nie eines; dagegen findet es
sich im Pusterthale, wo es schon Keil (25 p. 166) vom
Kreuzkofel angibt; besonders häufig aber ist es im Etsch-
lande, worüber uns Leydig (39 p. 205) folgendermassen
berichtet: „Als ich mich in dem Dörfchen Gratsch im Etsch-
thal. aufhielt, wurden in etwa 14 Tagen von einem Nachbarn
gegen 40 Stück lebend gefangen. Man legte hölzerne Röhren,
(wie enge Teichelröhren) das eine Ende mit Steinen geschlossen,
das andere offen, in die Obstgärten. Die Thiere mochten,
nachdem sie nachts ihrer Nahrung nachgegangen waren, die
Röhren als passende Schlupfwinkel ‚ansehen und wurden frühe
in ihrem schlaftrunkenén Zustand aus den Röhren geschüttelt?) ,
Auch im Trentino wird diese Art gefunden (Ambrosi 16
me 260.46. B:10:W.51:p.15).
3. (46.) M. avellanarius (Linn.) Haselmaus.. —
In Laubholzwäldern bis etwa 1000m. einzeln, doch ver-
breitet (Dalla Torre 49 p. 16 n. 46). Bruhin (36 p. 233)
sah die Art in der Sammlung des Museums in Bregenz; ein
Stück wurde im Sitterwald bei St. Gallen erlegt (26 p. 877).
Ich kenne ihr Vorkommen im Sillthale bei Steinach, bei
96) Auf dem Tabor bei Ragatz hatte ich durch lange Zeit Gelegen-
heit, dem Thun und Treiben dieses durch seine bunte Färbung dem
Baumleben prächtig angepassten -Thierchens zuzusehen. Ein neuer Fall
von Mimiery in der heimatlichen Fauna!
97) Wohl ist es mir gestattet, Leydigs weitere Worte hier anzu-
führen: „Ob Myoxus Glis, ein bekanntlich zwar hübsches aber wenig
liebenswürdiges Thierchen, gar so schädlich ist, als unsere Forstleute
oder die Bauern des Etschthales versichern? Ich könnte wenigstens von
den Siebenschläfern, welche ich in Gefangenschaft hielt, sagen, dass sie
zur Zeit, als es Maikäfer gab, diese Allem vorzogen, und in erstaun-
licher Menge verzehrten. ©
— 148 —
Brixen und Bozen; aus dem Trentino verzeichnet es Ambrosi
(16 p. 267 u. 51 p. 15). Leider ist es nicht sichergestellt,
welche „Billich“art im Jahre 1884 im Stubaithale als
Schädlinge der Lärchenbestände auftrat, (Oesterr. Forst-
zeitung 1884 p. 295 u. 349), welche Erscheinung auch ander-
in Tirol beobachtet wurde (ibid. 1885 p. 34).
3. (12.) Fam. Murina, Mäuse.
h (22.) Gatt. Mus Linn.
. (47.) M. decumanus Pall. Wandertahte — Von
an ne eingewandert hat sie die Hausratte fast überall
verdrängt und sich 1800 m. in Gebäuden, Aborten und
Canälen u. s. w. verbreitet?®). (Dalla Torre 49 p. 15 n. 47).
Ueber die Zeit dieser Einwanderung liegt mit Ausnahme von
Brukins Mittheilung gar nichts vor. Dieser schreibt nämlich
(31 p. 396): „Die Wanderratte scheint in Vorarlberg zu
Anfang dieses Jahrhunderts eingewandert zu sein und von da
über den Rhein nach der Schweiz, weil sie zuerst in Rheineck,
dann iu St. Gallen bekannt wurde; die Hausratte war damals
in St. Gallen noch gemein, Weiters schreibt er (36 p. 233):
„Die Wanderratte scheint die Hausratte in Vorarlberg wie
anderwärts gänzlich verdrängt zu haben; letztere soll vor
circa 30 Jahren in Feldkirch noch häufig gewesen sein. Die
älteste Nachricht über das Erscheinen der Wanderratte in
Rheineck hart an der Grenze Vorarlbergs rührt von G. L.
Hartmann her, nach welchem eine solche im Anfang dieses
Jahrhunderts an dem besagten Orte gefunden und Steinmiiller
zur Determinierung übergeben wurde “9°). Ich sah überall nur
diese Art, auch in Ratzes, wo Gredler (27 p. 16) wohl als
„gemeine* Ratte auch diese verstanden haben dürfte100),
M. alexandrinus Geoffr. Egyptische Ratte. — Viel-
leicht wenigstens im südlichen Gebiete einheimisch. (Dalla
Torre 49 p. 15).
98) Literatur: Ambrosi (51 p. 15).
9%) Meissner, naturwiss. Anzeiger yom Jahre 1819 Nr. 5.
100) Dalla Torre K. v., Rattenlist in: Zoolog. Anzeige Jahrg.
3. 1889 p. 430 —431,
— 149 —
2. (48.) M. Rattus Linn, Hausratte — Von der
‚stärkeren Wanderratte stellenweise ganz verdrängt, einzeln und
selten. (Dalla Torre 49 p. 15 n. 48). Ich habe die Art im
ganzen Gebiete noch nie gesehen; doch verzeichnet sie Ambrosi
(16 p. 267) u. 51 p. 15) aus dem Trentino. Ob da eine
Verwechslung vorliegt? Angeblich vor circa 30 Jahren noch
im Pusterthale.
3. (49.) M. Musculus Linn. Hausmaus. — Ueberall,
soweit menschliche Wohnstätten gehen, verbreitet und stellen-
weise nur zu häufig!®1). (Dalla Torre 49 p. 15 n. 49). In
St. Gerold ist sie nach Bruhin (36 p. 233) lange nicht so
häufig, wie die Waldmaus. Ich habe nur einmal ainen Albino
aus dem Gebiete gesehen.
4. (50.) M. silvaticus Linn. Waldmaus. — An
Waldrändern, in Gärten, Kellern und Gebäuden bis 2000 m.
weitum verbreitet und stellenweise haufig!®?), (Dalla Torre
49 p. 15 n. 50). Wird nach Bruhin (36 p. 233) im Wal-
serthale zur Sommerszeit häufig in Häusern gefangen; ich
beobachte sie alljährlich massenhaft unter Maisschobern in der
Umgebung von Innsbruck.
5. (51.)M. minutus Pall. Zwergmaus. — In Südtirol,
bei Mori beobachtet — (Dalla Torre 49 p. 15 n. 5l),
dürfte sich gewiss aber auch anderwärts vorfinden.
5. (23.) Gatt. Arvicola Lac.
1. (62.) A. glareolus Schreb. Waldmühlmaus. — In
Wäldern und Erdlöchern bis 2000m. nicht häufig (Dalla
Torre 49 p. 16 n. 52). Bruhin (36 p. 233) erhielt ein Stück
in St. Gerold, doch ist sie im Sitterwald bei St. Gallen
häufig (36 p. 877). Im Innthale habe ich sie bei Innsbruck,
im Unterinnthal bei Kitzbühel gesehen; weiters kommt sie
noch bei Bruneck vor.
var. Nageri Schinz besitze ich aus der Umgebung des
Kühetais und aus dem Oetzthal 103),
fol) Literatur: Ambrosi(16p.267 u. 51 p. 15), Heller (52 p. 117).
102) Literatur: Ambrosi(16p. 268u. 51 p. 15), Heller (52 p. 117),
108) Literatur: Heller \52 p. 117),
1
2. (53.) A. amphibius (Linn.) Wasserratte , Scherr,
Scheermaus. © — Ueberall im Kulturlande und auf Wiesen
bis fast 1500 m. namentlich an trockenen Orten, (Dalla Torre
49 p. 16 n. 53). Ich sah Stücke der Art am Bodensee und
am Schwarzsee bei Kitzbühel, dann bei Brixen und Neu-
markt. Nach Keil (25 p. 166) ist sie am Kreuzkofl. nach
Ambrosi (16 p. 268 u. 51 p. 15) im Trentino häufig.
Var. terrestris auct. ist ungleich häufiger. Bruhin
(31 p, 396) berichtet, dass sie im Walserthale so häufig sei,
dass einzig auf dem Brühl, einer mittelgrossen Wiese in St.
Gerold, in einem Frühling 1000 Stücke, darunter mehrere .
gefleckte gefangen wurden. Nach demselben (36 p. 233)
wurden auch in Rieden bei Bregenz, sowie in Teufen, Canton
Appenzell — ein Albino gefangen. Ich habe die Art mehr-
mals, doch nie so massenhaft angetroffen; Schwägrichen
(7 p. 347) fand sie am Grossglockner, Gredler (41 p. 75)
im Sarnthal.
3. (54.) A. nivalis Mart. Alpenratte. — Im ganzen
Alpengebiete zwischen 1000 m. und 3000 m. überall, stellen-
weise zahlreich1°+) (Dalla Torre 49 p. 16 n. 54). Im Museum
in Bregenz befindet sich ein weisses Exemplar; auffällig er-
scheint, dass aus dem Trentino gar kein Fundort vorliegt.
Var. petrophilus Wagn. habe ich in den nordöst-
lichen Kalkalpen in Nordtirol, sowie in den südlichen Kalk-
alpen angetroffen.
A. agrestis (Linn.) Erdmaus — vielleicht auch in den
Alpen vorfindig. (Dalla Torre 49 p. 16).
4. (55.) A. arvalis (Pall.) Feldmaus, — Ueberall im
Gebiete bis 2000 m., stellenweise auf Aeckern und Wiesen-
boden sehr zahlreich und dadurch schädlich105) (Dalla Torre
104) Literatur: Blasius (21 p. 362), Gredler (27 p. 16), Bruhin
(36 p. 234), Heller (52 p. 116) wozu noch die i. 1. von Gredler mit-
getheilten Fundorte: Joch Grimm, Reiterjoch, Fleischbachferner, Jagd-
haus-Alpe.
105) Literatur: Ambrosi (16 p. 268), Blasius (21 p. 385 n. 6),
Bruhin (36 p. 234), Ambrosi (51 p. 15), Heller (52 p. 116).
— bi —
49 p. 16 n. 55), so im Sommer 1868 im Vorarlberger
Unterlande1°*). Im Museum in Bregenz befindet sich ein
Albino. Berühmt ist der Mäuseprocess in Vintschgau.
Var. rufescente-fuscus Schinz bewohnt das Hoch-
gebirge.
5. (56.) A. subterraneus Sel. Kurzohrige Erdmaus. —
besitze ich in einem Exemplare aus der Gegend des Bodensees
(Dalla Torre 49 p. 16 n. 56.)
4. (13.) Fam. Castorina, Biber.
6. (24.) Castor. Linn. Biber.
1. (57.) C. Fiber Linn. Biber. — In Tirol und Vor-
arlberg früher einheimisch, jetzt ausgerottet!°’) (Dalla Torre
49 p. 14 n. 57). Der einzig sichere Nachweis über das
einstige Vorhandensein des Bibers im Gebiete wurde von
Jaeckel (26 p. 14) erbracht, der berichtet: „Bei Einführung
der christlichen Religion verbot der Apostel Bonifazius auf
Befehl des Papstes Zacharias den Deutschen den Genuss des
Bibers. Nachmals ist Biberfleisch beliebte Fastenspeise gewor-
den und man findet es schon auf den Küchenzetteln der
Klöster am Bodensee im 11. Jahrhundert und lernt es aus
der Taxe für die Lebensmittel in Reichenthälers Geschichte
des Kostnitzer Conciliums 1414 als Speise kennen, die damals
gegessen wurde: „„Es gab Biber, Dachs, Otter, alles genug. * *
König (44 n. 274) bemerkt hiezu, dass man im ‚Bodensee
_ auch noch in den Pfahlbauten Reste dieses interessanten Thieres
aufgefunden habe; nach ihm verschwand er 1685. Weiters theilt
A. Wagner mit (12 p. 656 n. 6), dass nach den ihm zu
Gebote stehenden forstamtlichen Einzelnberichten der Lech im
Jahre 1846 noch an verschiedenen Punkten von Bibern be-
wohnt war. Erst 5 Jahre zuvor, also 1841, wurde ein Biber
im Lechthale bei Füssen gefangen. Zu Anfang unseres Jahr-
hunderts c. 1813 fieng ein Jäger einen schönen lebendigen
Biber, „der neben dem Vilsfliisschen kunstreich die Erde
106) Vergl.: Bote für Tirol und Vorarlberg 1867 Nr. 168,
107) Literatur: Bruhin (36 p. 233).
— 12 —
untergrub“ (Tiroler Bote 1830 p. 36);-auch früher schon,
namentlich 1809 oder. 1810 wurden bei Vils zwei Stücke
geschossen, wovon ein Jagdausweis des Jagdergebnisses in der
Registratur der Forstverwaltung in Reutte Zeugnis gibt. In
einer Papierhandschrift aus dem 16. Jahrhundert 4° 9. Blatt.
im k, k. Statth. Archiv in Innsbruck findet sich folgeude
» Ruegal in der herrschaft Kroptsperg“: Gleichfalls wer lux
scheusst, piber oder otter faht, soll auch die Haut oder palg
einem pfleger zu Kropfsberg zuebringen.* (Tiroler Weisthm.
Il. Bd. 2. Thi. S. 367.) Schliesslich sei auch des Orts-
Namens „Biberwier* an der Loisach im Bezirk Reutte er-
wähnt, sowie „Biberberg* an der Tirolisch-Vorarlbergischeu
Grenze, zu hinterst im Lechthal, an dessen Nordseite baierischer-
seits das Rappenalpenthal liegt, in der Zoller’schen Karte von
Tirol , Biber A.* bezeichnet.
5. (14.) Fam. Leporina, Hasen,
7. (25.) Lepus Linn. Hase.
1. (88.) L. timidus Linn. Feldhase. — An Wald-
rändern, aut Feldern und Wiesen, unter Gebüsch bis 1000 m.
häufig im ganzen Gebiete!0®) (Dalla Torre 49 p. 14 n. 58).
Im Walserthal galt ein Fell i. J. 1867 2 Fre. 50. (Bruhin
35 p. 266).
2. (59.) L. variabilis Pall. Schneehase. — Auf den
Alpen nicht selten bis 2600 m., einzeln bis 3700 m. auf-
steigend und im ganzen Gebiete zwischen Steinen, Felsen und: »
Gebüsch verbreitet10%) (Dalla Torre 49 p. 14 n. 59). Nach
Bruhin (31 p. 397) steigt er bei Buchboden von circa 1000 m.
bis in die Thalsohle herab.
108) Literatur: Staffler (11 p. 311), Franzius (15 p. 345),
Ambrosi (16 p. 258), Gredler (19 p. 25), Keil (25 p. 166) Bruhin
(36 p. 234), Trentinaglia (45 p. lol n. 6 u. 46 p. 9), Ambrosi (48
p. 10 u. 51 p. 151), Fronmüller (53 p. 121).
109) Literatur: Staffler (11 p. 311), Franzius (15 p. 345), Am-
brosi (16 p. 268), Gredler (19 p. 25), Keil (25 p. 166), Zimmerl
(28 p. 15), Bruhin (36 p. 234), Trentinaglia (46 p. 9), Ambrosi (48
p. 10 u. 51 p. 15), Heller (öl p. S]).
— 13 —
3. (60.) L. Cuniculus Linn.11°) Kénighase, Kaninchen,
» Kiiniglhas*. — In Häusern, Stallungen und Gärten ge-
zähmt; aus Südeuropa!1t), (Dalla Torre 49 p. 14 n. 60).
6. (15.) Fam. Subungulata, Halbhufer.
8. (26.) Gatt. Cavia Marcgr. Meerschweinchen.
1. (61.) C. Cobaya Marcgr. Gemeines Meerschweinchen,
— Gezähmt in Häusern und Stallungen; aus Südamerika 112)
(Dalla Torre 49 p. 14 n. 61.)
V. Ordn. Ruminantia, Wiederkäuer.
1. (16.) Fam, Cervidae, Hirsche.
Gatt. Alces Sm.
A. palmatus Klein, Elen — mag hier in so ferne
erwähnt werden, als Wiedemann (54 p. 82) den Namen
Ellwangen vom einstigen Vorhandensein von Elchen her zu
leiten versucht ist. Weitere Anhaltspunkte fehlen gänzlich.
Man vergleiche auch das Citat bei Brentano 116.
1. (27.) Gatt. Cervus Linn.
1. (62.) C. Elaphus Linn. Edelhirsch. — In Wäldern
bis 1500 m. mehr einzeln und nunmehr ziemlich ausgerottet ;
auch gehegt, namentlich an der baierischen Grenze (Dalla
Torre 49 d. 17 n. 62). — In Vorarlberg fanden sich nach
Prugger!13) früher Hirsche in Damils und am Eschnerberg;
nach Staffler (11 n. 310) waren im Jahre 1839 noch deren
im Branderthale, im Gamperdon- und Saminathale, auf dem
Alpele und im Montavonthale; im letzteren sind sie noch
gegenwärtig nach Fronmüller (52 p. 121) bis 1500 m. Höhe
verbreitet. Im Saminathale, an der Grenze gegen das Fürsten-
thum Liechtenstein, werden sie nach Bruhin (31 p. 397) und
in dem strengen Winter 1866/67 wurden an verschiedenen
Orten Vorarlbergs Hirsche eingefangen, so im österreichischen
110) Die Bastarden, Kaninchen oder Liövre-lapins sind hier zu Lande
noch sehr seltene Zuchtthiere.
111) Literatur: Ambrosi (16 p. 268), Bruhin (36 p. 234).
112) Literatur: Bruhin (36 p. 234),
113) Prugger, Beschreibung von Feldkirch p. 129 u. 137.
Naturw.-med. Verein 1887/88. 11
a
Rheinthale bei Höchst und Wolfurt, dann (36 p. 234) bei
Hittisau im Bregenzerwalde. Im Saminathale wurde im Spät-
sommer des Jahres 1868 auch ein Hirsch mit monströsem
Geweih, „Zwitter oder Zwick“ genannt, gefällt. In Tirol
findet er sich noch auf den nördlichen Bergen um Innsbruck,
Rattenberg, in der Riss und in den Grenzwäldern um Kitz-
bichl; weiters im Sill- und Eisackthale z. B. um Mareit, im °
Pusterthale bei Ehrenburg, Pfalzen im Gsiessthale und im
Antholzerthale — nach Staffler (11 p. 310). Unter den Er-
werbungen des Kaisers Maximilian I. wurden auch die dem
Kloster Wilten gehörigen Jagden und unter diesen das Sell-
rainthal als Hauptstandort der Hirsche genannt. (Hugo’s Jagd-
zeitung 1836 p. 557). In Südtirol wurden die letzten Hirsche
vor 35—40 Jahren erlegt (d. i. 1824—1819) und sie waren
vor 80—100 Jahren noch so zahlreich, dass sie von jedem
einzelnen Gebirgsbewohner fast täglich gesehen wurden. (Hugo’s
Jagdzeitung 1859 p. 578.) Auf dem Kreuzkofel wurde nach
Keil (25 p. 166) i. J. 1822 der letzte erlegt. Im Vintschgau
finden sich Hirsche bei Lichtenberg und Franzius (15 p. 345)
theilt mit, dass um Meran seit ungefähr 10 Jahren d. i. seit
1840 kein Hirsch mehr gesehen wurde Auch im Passeier-
thal war nach Beda Weber (das Thal Passeyer 1852 p. 199)
das Rothwild fast ganz ausgerottet, während vor 40 Jahren,
also ungefähr zu Anfang dieses Jahrhunderts am Ifinger und
Hirzer im Kalmthale und an anderen Weideplätzen des
Thales noch grosse Thiere erlegt wurden. Wesentlich änders
gestalten sich die Verbreitungsverhältnisse heutzutage. Wenn
auch der Edelhirsch vertical ziemlich hoch geht und sich
z. B. im Karwändlgebirge bis ober der Hochalpe findet, dann
über das Kreuzjöchl wechselt, sowie in der Pfeisalpe, im
Gleirschthal, bei der Erlhütteim Zirlerberg, um Eppzirl u. s. w.
angetroffen wird, ist er doch horizontal sehr beschränkt, indem
er mit Ausnahme der am linken Innufer gelegenen Landes-
theile vollständig ausgerottet ist; daselbst aber wird er stellen-
weise gehegt, so” im Gaisthal, Glairschthal, Karwändlthal,
Hinterriss, Achenthal, Steinberg und Thiersee. Hirsche, welche
— 155 —
am rechten Innufer erscheinen, wurden vom anderen Ufer
herübergesprengt und streichen mitunter sehr weit herum, bis
sie erlegt werden; so z. B. bei St. Sigmund im Sellrain, bei
Oberperfuss (2mal), bei Vill, und in den übrigen südlich von
Telfs, Innsbruck, Jenbach, Kufstein gelegenen Stellen. Bei
Kitzbühel sind nur mehr versprengte Thiere zu treffen; im
Sill-, Eisack- und Pusterthale ist er seit etwa 1830—36
ausgerottet! Aus jenen Jahren datieren die alten resp. relativ
neuesten Erinnerungen. Alle übrigen Erlegungen, wie z. B.
bei Taisten (Pusterth. Bote 1884 p. 189) oder am Ritten
(Bozen Zeitg. 1883 Nr. 273 p. 3) sind nur auf versprengte
Stücke zurückzuführen. Aus dem weiteren Süden von Bozen
etschabwärts fehlen jegliche Mittheilungen. Sei es gestattet,
hier auf die prächtige Sammlung von Hirschgeweihen im
Habsburgsaale des gräfl. Enzenbergischen Edelsitzes Tratzberg
hinzuweisen, die sowohl ihrer Stärke als auch ihrer Enden-
zahl und Abnormitäten halber (Schaufeltriebe) wahre Unica
enthält. Im Thiergarten in Rothholz wurden vom Grafen
v. Tannenberg neben Edelhirschen auch Damhirsche gehalten,
welche 1848 u. 1849 abgeschossen wurden, als das Lehen heimfiel.
2. (28.) Gatt. Capreolus HSm.
1. (63.) C. Capreolus (Linn.) Reh. — In Wäldern
bis 1500 m. selten: ebenfalls ziemlich ausgerottet!1#). (Dalla
Torre 49 p. 17 n. 63). Heller (29. p. 55) beschreibt ein
Stück mit krankhafter Geschwulst auf dem Kopfe, das in
Welsberg erlegt wurde und sich im Besitze des Ferdinandeums
in Innsbruck befindet; abnorme Rehgehörne aus der Gegend
von Jenbach beschreibt Pfretzschner (Oesterr. Forstzeitung 1855
p. 56, Weidmann XVIII p. 81.) nach Bruhin (31 p. 397)
wurde in Blons ein Sechser mit rudimentärer dritter Stange
geschossen; eine ähnliche 3 stangige Form besass Hr. Reiter
lange Zeit lebend. (Weidmann 1883 p. 73 und der deutsche
114) Literatur: Staffler (11 p. 311), Franzius (15 p, 344),
Ambrosi (16 p. 269), Keil (25 p. 166), Gredler (27 n. 16), Bruhin (36
p. 234) Trentinaglia (45 p. 151 u. 46 p. 6), Ambrosi (48 p. 10 und
51 p. 15) Fronmüller (53 p. 121).
11*
— 156 —
Jäger 1884 p. 267.) Das Fell wurde nach Bruhin (35
p. 286) in St. Gerold im J. 1867 mit 2 Fre, 50 ctm., das
Pfund Fleisch mit 50 ctm, bezahlt. Rehstände von bedeuten-
der verticaler Erhebung sind in der Umgebung von Innsbruck:
die Patscher Alpenhütte, der Sistranser Riss, Viggar u. s. w.;
an manchen Orten sind sie in Zunahme begriffen.
2. (17.) Fam. Cavicornia, Hornthiere.
3. (29.) Gatt. Ovis Linn, Schaf.
1. (64.) O. Aries Linn. Hausschaf. — Gezähmt in
mehreren Abarten!15) (Dalla Torre 49 p. 18 n. 64) insbe-
sonders weiss-, schwarz- und brauuwollig. Der Kosenamen ist
„Pamper“; in Vorarlberg heisst das Weibchen „Aue“, im
Zillerthal „Kilperlar“; das Mutterschaf „Eben“, das Schaf
überhaupt „Gigal, Gigelar, Kälber] *.
4. (30.) Gatt. Capra Linn.
1. (65.) C. Ibex Linn. Steinbock. — Einst auf den
höchsten Alpenzinken, nunmehr ausgerottet (Dalla Torre 49
p- 18 n. 66). Ueber das Vorkommen dieser hochinteressanten
Art in Tirol und Vorarlberg ist von je her Richtiges mit
Unrichtigem gemischt worden, und es war ein äusserst dank-
bares Unternehmen des Br. L. Lazarini in Innsbruck, die
Frage quellenmässig nach Literatur und Archivalien zu er-
örtern; hoffentlich steht die Publication nicht mehr lange aus!
Was bis heute — ohne jener Publication vorzugreifen —
feststeht, ist, dass Steinböcke einst im Gebiete stellenweise
zu Hause waren. So schreibt Brentano1!6): „Früher konnten
die um den Bodensee gelegenen Landschaften den Jägern
Auerochsen, Elenthiere, Steinböcke, Büffel, Waldesel u. s. w.,
die nur noch den Wäldern des fernen Nordens eigen sind,
liefern.“ Nach Steinmüller!1”) gab es noch im 16. Jahr-
hundert im Engadin, Cant. Graubünden, Steinböcke; und im
115) Literatur: Ambrosi (16 p. 269), Bruhin (36 p. 234).
116) Vorarlberger Chronik, Bregenz 1793. 8° p. 4.
117) Steinmüller J. R. Ueber die Verbreitung und den Auf-
enthalt der Steinböcke in: Alpina III. p. 492.
— 157 —
Jahre 1824 wurden nach Bruhin (35 p. 234) beim Hirschen-
sprung im Rheinthale halbfossile Hörner des Steinbockes aus-
gegraben, Ein zweiter mit Sicherheit nachgewiesener Aufent-
haltsort dieser Thiere , Fallwild* war das Gebiet der Floite, 118)
Gunggl und Stillup im Zillerthale, worüber Moll (4 p. 61—70)
ziemlich ausführlich, wenn auch nicht immer ganz richtig,
Bericht erstattet, Das Resumé theilt in Kürze Vierthaler
(10 p. 183) mit, indem er schreibt: „Die südlichen Querthäler,
die Floite und die Gunkel, welche nur während der kurzeu
Sommermonate von Hirten und Heerden bewohnt werden,
waren einst der Steinböcke wegen berühmt, die daselbst ihre
Stände hatten. Der Floitenthurm, die höchste Granitkuppe
weit umher, war ihr Lustort, Sie wechselten wohl auch
hinüber in die Stillupe. Der Erzbischof Marcus Sitticus war
ein vorzüglicher Verehrer dieser Thiere. Er stellte Wächter
auf, um sie zu schützen und baute ihnen Hütten auf den
höchsten Bergen. Er liess junge Steinböcke fangen und theils
nach Hellbrunn in seinen neuen Thiergarten, theils in das
Lamerthal versetzen. Auf allen Denkmälern dieses Erzbischofes
und selbst in seinem Wappen prangt ein Steinbock: Golden
in grünem Felde. Unter Guido kamen die Falb- oder Stein-
thiere noch mehr zu Ansehen. Oswald Krembs, der Leibarzt
des Erzbischofs und Verfasser des Werkes: Arbor integra et
ruinosa hominis. Monacii 1657 hatte in demselben die wirk-
samste Pharmakopoe entdeckt; ihre Augensteine, Herz, Lunge,
Leber, Blase und vorzüglich das Blut wurden für die herr-
lichtsen Arzneimittel erklärt und der Befehl ertheilt, alles an
die Hofapotheke einzusenden. Man setzte Preise auf Gemse,
Hirsche und Steinbécke. Der Häger erhielt einen Dukaten
Schussgeld und für jede Gamskugel insbesondere zwei Gulden
und für das Horn eines Steinbockes zwei Reichsthaler, Der
Fang der lebenden Thiere wurde eifrig und mit grossen Kosten
fortgesetzt. Im Jahre 1660 hatte das stille Thal der Floite die
118) Eine Abbildung dieser interessanten Localität findet sich in
der Oesterr. Touristenzeitung. IV. 1884 p. 139 ff.
— 18 —
Ehre, von dem Erzherzog Sigismund und 1698 von dem
Erzbischofe Ernst besucht zu werden. Der letztere, ein gewalti-
ger Jäger vor den Augen des Herrn, verweilte mehrere Tage
in der Floite, wo er sich ein Jagdhaus hatte bauen lassen,
und sorgte mit zärtlicher Sorgfalt für die Erhaltung der edlen
Thierart. Gegen eine Vergütung von 100 Reichsthalern durften
weder Ziegen noch Schafe auf die hohen Weidgänge getrieben
werden. Die Kühe konnten zwar auf den niederen Alpen
weiden, aber nicht Glocken um den Hals tragen. Den Sennen.
selbst war jeder Alpenruf und Gesang untersagt. Diese Strenge
rettete die guten Thiere nicht, sondern regte nur noch die
Erbitterung gegen sie auf. Im Jahre 1694 zählten die Wild-
thäter noch 179 Steinböcke in der Floite und Gunggel und
im Jahre 1706 wurden noch 12 Stücke gefangen; dies ist
aber auch das letzte Jahr, da der Steinböcke Erwähnung
geschieht. Sie verloren sich ganz aus Salzburg (d. i. Ziller-
thal); denn jene Thiere, welche noch unter dem Erzbischofe
Hieronymus im Schlossgarten zu Hellbrunn aufbehalten wurden,
waren nicht aus dem Zillerthal, sondern aus dem fernen
Piemont“. Dieselbe Jahreszahl 1706 setzt auch Staffler (11
p. 310) an; nach Wiedemann (54 p. 102) fanden sie sich
noch in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Tirol,
Ein dritter Punkt endlich ist das Val di Non, was daraus
geschlossen werden kann, dass auf einem Felsen bei Facine
auf einer höchst wahrscheinlich von J. Gastaldo gearbeiteten
Karte des Nonsthales!1°) aus dem 16. Jahrhunderte120) ein
unzweifelhafter Steinbock, mit der Ueberschrift „Capricorno *
abgebildet ist; daneben fungieren Gemse, Bären, Hirsche und
Auerhahn (und Luchs), also lauter einheimische Thiere (Dalla
Torre 55 p. XXX.) Nach Rufs Chronik von Achenthal
(p. 75) kamen 1670 im Steinberg und Brandenberg noch
einige Steinbécke vor, wurden aber bald nachher theils durch
119) Wieser, über eine Karte vom Nonsberge aus dem 16. Jahr-
hundert in: Bericht der naturwiss. mediz. Ver. Innsbruck XV. Heft
1886 Sitzber. p. XXIV ff.
120) Bibl. Dipaul. Nr. 1375 a. im Ferdinandeum — jetzt im geogr. Saale.
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Wildschützen, theils durch eine unter ihnen ausgebrochene
. Seuche (?!) gänzlich ausgerottet. Sei es schliesslich gestattet,
im Hinblick. auf das grosse Interesse, das diese Art bean-
sprucht, die gesammte Literatur der Tagesblätter zu ver-
zeichnen, selbst auf die Gefahr hin, dass einzelne Arbeiten,
die hier nicht speciell namhaft werden, weniger kritisch be-
handelt sind: Wildstand im Zillerthal in: Tiroler Bote
1828 p. 36; — Ein lebender Steinbock ir Wien, mit hi-
storischen Daten, Tirol betreffend in: Tiroler Bote 1847
p- 96 u. 100 (von C, Weidmann); — das Rennthier auf
den deutschen Hochgebirgsböden in Wiener Jagdzeitg. V.
1862 p. 485; — die fürstl. Vinzenz Auersperg’sche Jagd
im Zillerthale und die Steinwildfrage in: Wiener Jagdzeitg.
VI. 1863 p. 325 u. IX. p. 325 (von Dr. H. J. Bidermann);
— Jagdbericht aus Tirol in: Wiener Jagdzeitg. VII. 1864
p- 636 (von Dr. H. J. Bidermann); — Erzherzog Ludwig
Josef in: Wiener Jagdzeitg. VIII. 1865 p. 1. (enthält Be-
merkungen über Steinbockgehege in Hellbrunn); — Rück-
blicke auf die Schusswaffen des deutschen Jägers vom Mittel-
alter an bis zur Neuzeit in: Wiener Jagdzeitg. XII. 1869
p. 65 (von Haugwitz; enthält Daten über Kaiser Maximilian 1.);
— Steinbock bestand in St. Johann in: Pusterthaler Bote
1873 p. 31, Wiener Jagdzeitg. XVI. 1873 p. 80, zoolog,
Garten 1874 p. 192 u. s. w.; — Am Achensee in: Weid-
mann 1875 p. 266 (wurde dort 1670 ausgerottet); — ‘Stein-
wildcolonie in der Hinterriss in: der deutsche Jäger I. 1879
Nr. 9 u. Nr. 11; — Steinbockhörner gefunden im Eisack-
bette bei Sterzing in: Bozener Zeitg. 1880 Nr. 133 p. 2;
— die letzten Steinbécke in Tirol in: Bozener Zeitg. 1881
Nr. 175 p. 3; Wiener Jagdzeitg. XXIV. 1881 p. 340 u.
XXV. 1882 p. 504.
2. (66.) C. Hircus Linn. Hausziege. — Gezähmt in
mehreren Abänderungen!21) (Dalla Torre 49 p. 18 n. 65).
121) Literatur; Ambrosi (16 p. 269; C. Aegagrus); Bruhin (31
p- 397 p. 36 d. 234),
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Als solche wären etwa hervorzuheben: a) mit und ohne Horn ~
(cornuta-inermis); b) mit und ohne Bart (barbata und im-
berbis); e) mit 1—2 oder ohne Halsläppchen (collaris und
nudicollis); d) einfärbig schwarz, braun, roth, grau, weiss und
buntfärbig (unicolor, nigra, fusca, rufa, grisea, alba und
variegata) und lang- und kurzhaarig (villosa und glabrata).
Gredler (37 p. 35) gedenkt auch einer vierhörniger Form,
die sich durch mehrere Generationen erhalten hat.
5. (31.) Gatt. Capella Keys. u. Blas. Gense,
1. (67.) ©. Rupicapra (Linn) Gemse. — Auf den
höchsten Alpenjöchern zwischen 2000 und 5000 m. zahlreich ;
auch gehegt!22) (Dalla Torre 49 p. 18 n. 67). Nach Bruhin
(31 p. 397) sollen noch vor wenigen Jahrzehnten auf dem
Breitenberg bei Dornbirn Gemsen gewesen sein; man unter-
scheidet in Vorarlberg Waldthiere und Grat-, Stein- oder
Gletscherthiere; letztere finden sich mehr im Süden gegen
Graubünden zu. Nach König (44 p. 314) werden Knochen
auch im Pfahlbautenschutt des Bodensees angetroffen. Weiters
finden sie sich „vornehmlich im Thale Matsch, welches mit
zehn anderen Thälern, namentlich mit Schnals, Passeier und
Oetzthal zusammenhängt“, so am Ifinger, Hirzer u. s. w.
Am Anfange dieses Jahrhunderts fand’ man sie noch in
Rudeln zu 6—10 beisammen, selbst auf solchen Berges-
höhen, wo sie jetzt nicht mehr vorkommen. So war die
Alpe Pfistrad hinter St. Leonhard gegen Sarnthal einst von
ihnen sehr besucht; auch auf der hohen Warte an der
Grenze von Sarnthal finden sich Gemsen. (Beda Weber,
das Thal Passeyer p. 198 u. 205). Am 12. August 1884
wechselte ein Gemsbock von der Valmerizalpe im Gschnitz-
thal zum und durch das Dorf Trins (Oesterr. Forstzeitg.
122) Literatur: Schwaegrichen (7 p. 47), Staffler (11 p. 310),
Franzius (15 p. 335), Ambrosi 16 p. 269), Keil (25 p. 166), Gredler
(27 p. 16), Bruhin (36 p. 235), Holzmüller (38 p- 179), König (44
p- 315), Trentinaglia (44 p. 140 n. 1 u. 45 p. 9), Ambrosi (47
p- 28), Ambrosi 48 p. 10 u. 51 p. 15), Heller (52 p. 116), Fronmüller
(53 p. 121.)
— 161 —
1885 p. 232). Weiters berichtet Bruhin (30 p. 36) von einer
deformierten 12jährigen Geis, welche bei Blons erlegt wurde;
das linke Horn war wulstig verdickt, abgestumpft, nach vorne
gebogen und nur halb so lang als das rechte. Im Duvinor
Thale wurde nach demselben (32 p. 39) von Hanns Koller
in Bruz ein Albinos erlegt. Ein abnorm gefärbter Gemsbock
mit reinweissen Hinterläufen und ebenso weissen Schalen an
denselben sonst aber mit normaler Färbung wurde i, J. 1883
vom Notare K. Sonvico im sog. Ebbser-Kaiser bei Kufstein
geschossen (Wiener Jagdzeitg. XX VI. 1883 p. 504; Weid-
mannsheil III. 1883 p. 223); theilweise weissscheckige Gemsen
wurden wiederholt im Vomperthal erlegt, von welchen ein
Bock auch beim Schützenfeste im Jahre 1885 und dann im
Ferdinandeum eine Zeit lang ausgestellt war. Ueber andere
abnorme Bildungen aus Tirol vergleiche Weidmann (1877 p. 45
u. 70, 1884 p. 187 u. 1884 p. 207 in Weidmannsheil 1886
p. 53). Eine Gemse mit Hauthorn, erlegt im Jahre 1876 in
der Hinterriss steht ausgestopft im Museum in Coburg (Weid-
manntheil 1887 p. 15); ein Gemsbock mit gebrochenem und
verheilten Hinterlauf, im November 1886 in Tirol erlegt, ist in
Weidmann (XVII p. 171) abgebildet. Für das Fell bezahlte
man im Walserthale i. J. 1857 10 Fre., für das Pfund
Fleisch 46 ctm. (Bruhin 35 p. 286). Auch der Gemsen-
stand hat in Tirol vielfach zugenommen, wo eine weid-
männische Hege Platz gegriffen hat; von solchen geheg-
ten Revieren aus verbreitet sie sich auch in die nächste
und oft auch weitere Umgebung. So sollen Gemsen in das
Wattenthal, Volderthal u. s. w. kommen, wenn einzelne west-
lich gelegene Reviere des Zillerthales stark bejagt werden;
auch Vorarlberg hat nun wieder prächtige Gemsbestände. Von
Literatur sei erwähnt Fr. Gerstaecker: Eine Gemsjagd in
Tirol. Vergl. auch: Hugo’s Jagdzeitg. 1858 p. 17, 54, 59
119. Ferner Ch. Boner: Chamois Hunting in the Mountains of
Bavaria, Jagdzeitg. 1861 p. 532, 557; und F, C. Keller,
die Gemse 1885, wo pg. 13 die weisse Gemse vom Ebbser:
Kaiser, p. 22 über Gemskrikelmaase, p. 79 eine Jagdepisode
— 162 —
im Montavon und p. 179 Jagdverhältnisse in Tirol behandelt
werden; abnorme Gemskrikeln aus Vorarlberg (Oesterr. Forst-
zeitg. 1884 p. 167). ?
32. Gatt. Bos Linn.
1. (68) B. Taurus Linn. Hausochse, — In ver-
schiedenen Rassen und Abarten gezähmt!?3) (Dalla Torre
49 p. 17 n. 68). Ueber das Duxer Rind vergleiche Tiroler
Bote 1876 p. 1236; über das ungehörnte Rind Jochbergs —
Tiroler Bote 1877 p. 293; ebenda werden auch Kalbs-
monstra beschrieben (1876 p. 695 u. 1877 p. 1153).
B. Bison Linn. und B. primigenius auct. Der
Büffel und der Urochse waren wohl auch im Gebiete ein-
heimisch, dort dürften sie wohl schon vor sehr langer Zeit
ausgerottet worden sein. Vergl, das Citat Brentano 116.
VI. Ordn. Solidungula, Einhufer.
1. (18.) Fam. Equidae, Pferde.
A (33.) Gatt. Equus Linn.12®)
1. (69.) E. Caballus Linn. Pferd. — In vielen Rassen
und Abarten gezihmt125) (Dalla Torre 49 p. 17 n. 69).
2. (70.) E. Asinus Linn. Esel. — Ebenfalls gezähmt 126)
(Dalla Torre 49 p. 17 n. 70). >
VII. Ordn. Multungula, Vielhufer,
1. (19.) Fam. Suinae, Schweine.
1. (34.) Gatt. Sus Linn. Schwein.
(71.) S. Serofa Linn. Hausschwein. — Gezähmt in
mehreren Grössen-, Form- und Farbenabarten1?”) (Dalla
Torre 49 p. 17 n. 71). Das zahme Schwein heisst in Vor-
arlberg jung „Färle“, das männliche „ Hessen“, das weibliche
„Mütterli“; im Zillerthal wie vielfach in Tirol ,Fack* (der
128) Literatur: Ambrosi (16 p. 269), Bruhin (36 p. 235).
124) Die Bastarten Maulesel ,Mulli« (E. Hinnus) und Maulthier
(E. Mullus) stehen in vielfacher Verwendung, namentlich im südlichen
Tirol.
125) Literatur: Ambrosi (16 p. 268), Bruhin (36 p. 235).
126) Literatur: Ambrosi (16 p. 168), Bruhin (36 p. 235).
427) Literatur: Ambrosi (16 p. 268),
— 168 —
und die); „Facklar“ sind die jungen Milch- bis halbjährigen
Thiere; ,Ranzler* oder ,Sterchen* die Männchen. Ueber ein
monstréses Hausschwein, das in Kitzbichl geboren wurde,
berichtet Gredler (34 p. 147). Bezüglich des Vorkommens
von wilden Schweinen sei bemerkt, dass es nach Bruhin (36
p. 235) in der Herrschaft Bregenz noch im 16. Jahrhunderte,
im benachbarten Canton Appenzell noch im 17. Jahrhundert
Wildschweine gab. Ueber ihr Vorkommen in früherer Zeit
berichtet Prugger128): „Anno 1363 in den Herbst seynd
16 wilde Schwein durch den Illfluss biss nacher Veld-Kirch
geschwummen und haben in das Reichen Veld hinausgesetzt,
allwo acht Stuck erlegt und gefangen worden. Gleich darauff
an dem Fest des heiligen Michaelis ist ein anders schwartzes
Wild-Stück durch des Früllers Thor und durch die Statt biss
in den Johanniter Bezirk geloffen, allwo es auch mit absunder-
licher Kurtzweil der Burger erlegt ist worden.“ Nach König
(44 p. 265) finden sich im Bodensee sowohl vom wilden als
auch vom Hausschwein Reste im Pfahlbautenschutte. — Ueber
das Vorkommen des Wildschweines in Tirol berichtet die
„Wiener Jagdzeitg.* (XXI. p. 110): „Als Ernst der Eiserne zur
Schlichtung der Händel seines Bruders, Friedl mit der leeren
Tasche, in Tirol war, jagte er an der Tiroler Grenze gegen
Mittenwald und traf mit seinem bayerischen Vetter Ludwig
und dessen Gefolge zusammen. Bei dieser Jagd im Scharnitz-
grund wollte er einen ungeheuren Eber, welcher bereits einen
Pfeil im Leibe stecken hatte, mit der Schweinsfeder anlaufer
lassen, wobei jedoch die Schweinsfeder entzwei sprang. In
diesem gefährlichen Augenblicke, wo der Herzog wehrlos
dem erbosten Ungeheuer gegenüber war, schwirrte es in der
Luft und ein schwerer Wurfspiess durchbohrte das rünstige
Unthier bis an des Schlundes hurtig pustende Wandungen.
Das Unthier wandte sich und der Herzog fand Zeit, seinen
Dolch zu zücken und denselben mit Aufwand ailer Kraft bis
ins Herz zu bohren, worauf es zusammenbrach und bald
128) Prugger, Chronik von Feldkirch p. 23.
— 164 —
verendete, Vor den Augen des Herzogs erschien auf edlem
Zelter des Herzogs Gemalin Cimburgis von Massovien, welche
durch kühnen und sicheren Speerwurf den Herzog gerettet
hatte.“ — Auf den am 24. Jänner 1520 in Innsbruck ab-
gehaltenen Landtage wurde beschlossen, 6° „das roth und
schwarz Wildpräth zu jagen solle allen verbothen sein“ u. s. w.,
Anno 1590 ist zu Innsbruck in April durch Erzherzog im
Namen Ihrer Majestät etc. der Landtag gehalten und be-
schlossen worden, 10° über der Gerichter Kuefstein und Kitz-
bichel Beschwerde wegen Menge der Wildschwein solche
schiessen zu lassen. Desgleichen wird Anno 1590 auf dem
Landtage in Innsbruck 11° des roth und schwarze Wildpräth
wegen verursacheuden grossen Schaden zu schiessen erlaubt
und 1594 am 11. Februar ist „landesfürstl. Resolution erfolgt,
des Inhaltes: Texto: Schwarzwildbräth solle jeder Zeit zu
fällen der Jägerey anbefolchen werden“ (Arch. f. Süddeutsch-
land I, p. 301 u. 347; I. 312 u. 314.) Ueber ein
noch viel späteres Vorkommen gibt folgende Instruction
vom 24. Februar 1620, welche unter dem tirolischen Landes-
fürsten Erzherzog Leopold dem Forstverwalter an der Etsch
im Burggrafenamte und in Vintschgau Wolfgang Franzin er-
theilt worden war Aufschluss. In derselben wird diesem unter
anderem aufgetragen, „oft im Jahr theils selbst, theils durch
die Forstknechte zu erforschen, wie viel Wildschweine und
anderes Wildpret an der Etsch vorhanden sei, und so oft
er’s für nöthig halten würde, zu jagen, es dem Oberstjager-
meister anzuzeigen.“ — In Tirol wurde nach Staffler (11
p. 310) der letzte Eber im Jahre 1700 in der Gegend der
Reisäcker bei Kaltern erlegt, weshalb diese heute noch
Sauacker(anger) heissen,
Inhalt.
Vereinsnachrichten.
I. . Bericht über die im Jahre 1886/87 vom Vereine ab-
gehaltenen Sitzungen . - » :
Derselbe bringt Ausziige von den fulgenden! en
K. v. Dalla Torre, über einige interessante Thiere
der Fauna Tirols .
L. Pfaundler, Notizen über Vipers wane ee
laevis und Coluber natrix . 5 > 2
O0. Stolz, Ueber Convergenz und Divergenz rein periodi-
scher Kettenbrüche -
5 Nicoladoni, über Scoliose äurch iedhins
O. Stolz, Bemerkungen zur Theorie der Funktionen von
mehreren unabhängigen Veränderlichen -
II. Verzeichniss der Akademien, Gesellschaften, Institute
und Redactionen, mit denen der naturwissenschaftlich-
medicinische Verein in Tauschverbindung steht
III. Personalstand des Vereines
Abhandlungen.
V. v. Dantscher, Bemerkungen zur Theorie der irrationalen
Zahlen :
V. v. Dantscher, zur oF aaeribelion Darstellung ales Wanalı
algebraischer Gleichungen
. Schuchter, Bericht der syphilitisch - emetölognehbn
atk des Prof. Dr. Ed. Lang in Innsbruck fiir das Solar-
jahr 1886
K. W. v. Dalla Torre, die Meviapaden Tirols,
K. W. v. Dalla Torre, die Säugethierfauna von Tirol a
Vorarlberg
Seite
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XXXVII
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BERICHTE
naturwissenschaftlich - medizinischen
VEREINES
INNSBRUCK.
INNSBRUCK.
Druck und Verlag der Wagner’schen Universitäts-Buchhandlung.
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