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AKTES SCIBNTTa VERITAS
BEBICHTE
UND
MITTHEILĂśNGEN
DES
A L.TERTHUM8 -VEREINES
ZĂĽ WIEN
JAHRGANG 1866
BAND X.
I. HEFT.
WIEN
IN COnniSSION der BDCHHANDLDNG PRANIIEL DND EWALD
IDGGGLXn.
DIE HEREEN UND GRAFEN VON SCHAĂśNBERG
UND IHRE GRĂ„BER IN DER STIFTSKIRCHE ZU WILHERING.
TOR
Dr. JODOCUS STĂśLZ,
PROPST DE8 OHORHERBEN-8TIFTBS ST. FLORIAN.
1/aB CisteroieDser-Stift Wil bering, an der Donau oberhalb Linz gelegen, wurde im Jabre 1146
von Ulricb und Eolo v« Wilbering gestiftet; zwei Brüdern eines edelfreien Gescbleobtes ; die ibre
yäterliche Burg; von welober sie ibren Namen trugen, in ein Kloster umgewandelt batten. Ulricb, der
ältere der Brüder, war der eigentliobe Stifter, widmete, weil wabrscbeinlich unvermäblt und kinderlos
mit Zustimmung des Bruders, ibrer Mutter Ottilia und der Scbwester Elisabeth sein ganzes Erbgut
der Stiftung, zog dann ins beil. Land und starb auf dem Zuge. Kolo, der sieb fortan v* Wacbsenberg
nannte, vollendete getreulieb die ibm ĂĽbertragene Stiftung, besobloss aber ebenfalls bald seine Tage
mit Hinterlassung eines Töcbterleins, welches aller Wabrscheinliobkeit nach Elisabeth biess und spä-
ter die Gemahlin des edeln Wernher v. Griesbach wurde. Mit ibren drei Söhnen erlosch auch dieses
Oeschleobt Die einzige ĂĽberlebende Tochter Hedwig brachte mit ihrer Hand, welche sie dem edel-
freien Wernhart von Schaunberg reichte, den reichen allodialen Besitz ihres Geschlechtes in ibre Ehe
mit. Auch der Name und die Rechte der Stifter und BeschĂĽtzer des Klosters Wilbering gediehen durch
diese Heirat an die Herren von Schaunberg ').
Dieses Geschlecht kam vom untern Inn herunter um 1150 in das Donauthal *) und nannte
sich von der Braunau gegenĂĽberliegenden Burg Julbacb. Durch Heirat mit Benedicta, der Erbtocb-
ter des Geschlechtes der Herren von Aschach, erwarb Wernhart (I.) von Julbacb grosse Besitzungen
2U Aschach und im Donauthale, sowie es ibm oder seinen Söhnen auch gelang in den Besitz reicher Le-
hen von dem Hochstifte Passau zu gelangen. Heinrich (L), Wernharf s und der Benedicta Sohn, erbaute
um das Jahr 1160 auf einem vorspringenden Felsen der HĂĽgelreihe, welche sich im Halbkreise von
der Donau oberhalb Aschach gegen Eferding herabzieht, eine mächtige Burg, welcher er den Namen
Schaunberg ') gab und sich selbst fortan nach derselben nannte. In den Urkunden von Wilbering
1) S. meine Geschichte des Cistercienser-Stiftes Wilhering, 375.
2) Die Belege dieser ^schichtlichen Darstellung sind gesammelt in der Abhandlung : Zur Geschichte der Herren und
Grafen v. Schaunberg. Besonderer Abdruck aus dem XII. Bande der Denkschriften der phiIoB.-bistor. Olasse der kaiserl.
Akad. d. Wissenschaften.
3) Die Schreibung: Schaumberg, Schaumburg ist durchaus unrichtig.
X. Jahrg. 1S66. 1
7^
3171
2 Die Herren und
erscheint er als „edler und mächtiger Mann^ zuerst i. J. 116L Aber erst von der Zeit der Vermäh-
lung Hedwig's der Erbtoohter des Geschlechtes v. Wachsenberg - Oriesbach mit Wemhart (IV.) v.
Schannberg um die Mitte des XIII. Jahrhunderts werden die Beziehungen zwischen dem Kloster Wil-
hering und den Herren v. Schaunberg inniger und von dieser Zeit an wählten diese ihr Erbbe-
gräbniss in diesem Kloster^ so wie sie auch ihr Wohlwollen für dasselbe durch manche Stiftun-
gen an den Tag legten.
Wemhart und Hedwig yergabten i. J. 1258 an Wilhering ein Gut zu Zeilach und nach dem
Ableben seiner Gemahlin legte Wemhart zum Seelgerät ftlr sich; seine Gemahlin selig und ihre bei-
derseitigen Aeltem zwei Höfe zu Pasching und Zeilach auf den Altar zu Wilhering, endlich i. J. 1265 stif-
tete er mit mehreren Gütern einen Jahrtag und acht Pfund jährlich zur Gründung eines Spitals daselbst.
Wernhart's Brader Heinrich (II.) hatte Hedwig oder Heilwig aus dem mächtigen und reichen
Geschlechte der Grafen von Piain gefreit Sie war die Schwester des Grafen Liupolt v. Piain , der
1249 zu Hohenau am Inn kinderlos starb. Mit ihm erlosch dieser Zweig seines Geschlechtes. In Folge
dieses Sterbefalles erwarb Heinrich von Schaunberg fUr seinen und der Heilwig v. Piain altem Sohn
Wernhart die Vogtei des Klosters Hichaelbenern, Besitzungen im Atergau, namentlich die Veste Kamer
und in Folge dessen die Vogtei ĂĽber die bambergischen GĂĽter am Atersee. Das Hochstift Passau Ăśber-
trag an Heinrich v. Schaunberg und seine beiden Söhne Wernhart (V.) und Heinrich (lU.) alle jene
LeheU; welche ihm durch das Ableben des Grafen Liupolt v. Piain erledigt worden waren. Als spä-
ter — 26. Jum 1260 — das edle Brüderpaar^ die Grafen Chunrat und Otto von Hardeck^ die letzten
aus dem Geschlechte von Piain im ritterlichen Kampfe bei Steutz (Statz, Unterösterreich V. U. H. B.)
kinderlos ihr Leben verloren hatten^ fielen manche GĂĽter in der Gegend des Hanhartsberges als Erb-
schaft an Heinrich v. Schaunberg. Die Gemahlinnen der BrĂĽder Heinrich und Wernhart hatten grossen
Besitz eingebracht: Hedwig von Wachsenberg die Strecke von der Donau bei Ottensheim bis an die
Grenze von Böhmen , dann wahrscheinlich bedeutende Lehen des Hochstiftes Bamberg im Donauthale
mit dem Landgerichte. Was Heilwig von Piain zugebracht, ist eben gesagt worden.
Die BrĂĽder von Schaunberg waren ĂĽbrigens nicht bloss geschickt in Vermehrang ihrer Besitzun-
geU; sondem bewiesen sich auch als muthige Kämpfer, die das Schwert zu ftihren verstanden.
Herzog Friedrich IL v. Oesterreich bemächtigte sich i. Ji 1244 der passauischen Veste Obem-
berg am Inn, angeblich um der Bäubereien wegen, welche die Herren von Waldeck, Dienstmannen
des Hochstiftes, aus derselben verĂĽbt haben und zwar nach dem Vorgeben des Herzogs mit Zustim-
mung des Bischofes selbst. Die Hut der Veste vertraute H. Friedrich den BrĂĽdem v. Schaunberg an.
Im folgenden Jahre zog der streitbare FĂĽrst zum Kaiser nach Verona. Seine Abwesenheit be-
nutzend legte sich H. Otto v. Baiern vor das Schloss und suchte es in seine Gewalt zu bringen. Allein
die Leute der Herren v. Schaunberg vertheidigten es muthvoll bis zur RĂĽckkunft des Herzogs Friedrich,
worauf sich die Belagerer eiligst zurĂĽckzogen. Die Burghut verblieb den BrĂĽdem auch nach dem Tode
des Herzogs Friedrich, da Wemhart noch 1254 dem Bischöfe Otto von Passau gelobte in Obenberg
und Eferding nur solche Männer als Burgvögte anzustellen, welche dem Bischöfe genehm sein wtlrden.
'Die Ehe Wernharf s und Hedwigs war entweder kinderlos oder wenigstens ohne männliche Nach-
kommenschaft, wesshalb nach seinem Tode i. J. 1267 der ganze Besitz auf den ĂĽberlebenden Bmder
Heinrich und seine beiden Söhne überging.
Heinrich's Söhne schlössen sich dem deutschen Könige Rudolf v. Habsburg schnell und mit Eifer
an, als er mit seinem Heere heranzog zur Wahmng der Keichsrecbte gegen den gewaltigen Böhmen-
Grafen von Schaunberg. 3
kOnig Otakar und insbesondere gewann Wernhart (V.) v. Sohannberg in reichem Masse das Vertrauen Ru-
dolfs. Er erscheint oft in der Umgebung des Königs und mit seinen Angelegenheiten betraut. Des gleichen
Vertrauens hatte sieh auch nach dem Ableben Wemharfs um 1286 der jtlngere Bruder Heinrich III.
zu erfreuen.
Dieser vergabte mit seinen Neffen Heinrich (IV.) und Wernhart (VI.); 1. October 1291; die Pfarr-
kirche zu Teras in Unterösterreich; V. 0. M. B.; zum Seelgerät an Wilhering mit dem BeisatzC; dass
der Abbt im Falle ihres Todes keine andere Vergabung zu verlangen befugt sei; es wäre denu; dass
der Sterbende aus eigenem Willen sich zu einer weitern Vergabung bewogen fände ; und mit der
Verpflichtung fĂĽr das Kloster aus Anlass dieser Schenkung den Brttdern des Convents an den drei
Quatembertagen zu Pfingsten 12 Schillinge und eine Weinpfitlnde zu reichen; damit sie ihrer um so
andächtiger gedenken.
Bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts scheinen die Herren v. Schaunberg ihre Besitzungen
ungethetlt besessen zn haben, allein als sich die Zahl der männlichen Glieder vermehrte; da nicht nur
die Söhne Wemharfs (V.) lebteu; sondern auch ihr Oheim mit Kindern gesegnet war; so durfte eine
Abtheilung der Besitzungen nothwendig erscheinen. Den Söhnen Wemharfs (V.) und ihren Abkömmlin-
gen scheinen Schaunberg und ĂĽberhaupt die Guter im Lande ob der EnnS; den Nachkommen Hein-
rich's III. die im Lande u. d. Ens und im Atergau zugefallen zu sein ').
Heinrich's UI. Sohn Chunrat v. Schaunberg; der seinen Sitz auf dem Schlosse Ort aufgeschla-
gen hattC; ein vielgenannter und hochgeachteter Mann, war durch 'l'seine Vermählung mit Adelheid Grä-
fin V. Haigerloch; einer Nichte K. Rudolfs v. Habsburg; in nahe Verwandschaft mit dem herzoglichen
Hause getreten. Vielleicht desshalb und wegen des grossen Besitzes, dessen sich die Herren v. Schaun-
berg erfreuten; nahmen sie um diese Zeit den Grafentitel an. Wie es so gekommen, ob und wer
ihnen denselben verliehen habC; kann nicht angegeben werden. Mit dieser Standeserhöhung nahmen die
Grafen auch einen andem Wappenschild an. Bis nun hatten sie immer mit dem Balkenschilde, 3 rothe
und 3 silberne Querbalken mit einem aufrechten blauen Sparren gesiegelt; und zwar in ungefärbtem
Wachse; nun aber fast immer in rothem Wachse mit einem roth und weiss getheilten Schilde« Ihr Ge-
biet; dessen Mittelpunkt die Veste Schaunberg bildete; benannten sie die Grafschaft.
Die erste Urkunde, in welcher sich Heinrich der ältere von Schaunberg alß Graf v. Schaunberg
auffĂĽhrte; wurde ftir das Kloster Melk am 31. October 1316 ausgefertigt.
Graf Chunrat erfreute sich in einem hohen Masse der Gunst und des Vertrauens des weisen
Herzogs Albrecht v. Oesterreich; dem er wichtige Dienste leistete. Er gab ihm tauschweise den Kir-
chensatz von Ruprechtshofen , den dieser seiner Stiftung Gaming zuwenden wollte, gegen Ueberlas-
snng des Kirchensatzes zu Oberleiss jenseits der Donau (V. U. M. B.) und tlberliess ihm käuflich die
Veste Potenburg mit Zubehör um 4200 Pfund.
1) Um diese Zeit war das Geschlecht im Besitze folgender GĂĽter: die Maut von Aschach und der Markt, die Vesten
Schaunberg, Stauf, Neuhaus, die Burghut yon Obemberg und Eferding, die Veste Kamer, die Vogtei der bambergischen
Guter im Atergau , Frankenburg (auf Wiederkauf), Wesen , Peuerbach , Starhemberg sammt dem Landgerichte , Weiden-
holz, Erlach, das Landgericht im Donauthale nebst andem Gütern im Hausruckviertel und an der Donau aufwärts yon
der Traun bis zur Kessla und Rotensala, dann Hartkirchen am Inn oberhalb Passau, Julbach; im Lande u. d. Ens die
ehemals Plainischen GĂĽter um den Manhartsberg, ein Drittheil der Veste Hardeck, endlich andere GĂĽter im V. 0. W. W.
hinter Melk bei St. Leonhart am Forst und Ruprechtshofen, insbesondere die Veste Ort unterhalb Wien, Lehen des Bis-
thams Regensburg. Ausserdem waren sie VOgte der KlOster St. Veit an der Rot bei Neumarkt , Michaelbeuem und
Suben.
4 Die Herren und
Ein Beweis des Vertraaens, welches man Ăśberhaupt auf die Person des Grafen setzte, ist die
Wahl des Stiftes Lilienfeld zur Yerwaltnirg der Vogtei. Gegen mehrere andere Stifte, Klöster and
Kirchen erwies er sich wolthätig, wie gegen St. Bernhart, Matsee, Maria Stiegen und insbesondere
gegen die Minoriten in Wien.
Graf Chnnrat starb kinderlos am 7. Juni 1353] and wurde seiner Anordnung gemäss bei den Minoriten
in Wien beerdigt. An seiner Grabstätte stiftete er eine ewige Messe , ein ewiges Licht and einen ewi-
gen Jahrtag. Sein Testament, welches am 12. Mai 1353 aaf dem Schlosse Ort ausgefertigt und von
seinem „lieben brueder Graf Ulreich von Pfanwerig^, Marschall in Oesterreich und Hauptmann in Kärn-
ten, besiegelt wurde, hat sich noch erhalten. Es ist ein schönes Denkmal seiner christlichen Sin-
nesweise, indem er insbesondere auf alle Bedacht[genommen, welche ihm im Leben gedient haben, und
ftlr seine nicht versorgten Blutsy erwandten Vorsorge getroffen hat; zuletzt bestimmt er noch je 30 Pfand
zum Baue von Maria Stiegen und der Kirche der Minoriten in Wien.
Sein einziger Bruder, Heinrich, war in den Johanniterorden getreten. Im Jahre 1344 erscheint er
als obrister Meister zu Meuerperg (Mailberg). Wahrscheinlich durch ihn kam die Besitzung Strobeim
(Strahen) bei Schaunberg in den Besitz des Ordens and wurde Mailberg einverleibt.
Mit dem Tode des Grafen Heinrich, des Johanniters, erlosch die jtlngere Linie des Grafen von
Schaunberg und der ganze ausgedehnte Besitz fiel an die Haaptlinie zurĂĽck. Diese blllhte hingegen um
so tippiger und bestand um 1320 aus sieben BrĂĽdern : Heinrich (VIL), Wemhart, Rudolf, Leatolt, Otto,
Wilhelm, Friedrich.
Im Streite am die deatsche Königskrone zwischen Herzog Friedrich v. Oesterreich and Ludwig
dem Bayern standen die Brüder auf der Seite des österreichischen Herzogs, mit dem sie — 7. Decem-
her 1319 — einen Dienstvertrag abgeschlossen hatten. Vielleicht erhob sie K. Friedrich in den Grafen-
Btand, wie schon sein Grossvater Albrecht v. Hals mit der gleichen Auszeichnung um seiner TĂĽchtig-
keit willen beehrt and belohnt hatte '). Nach Beendigung des Kampfes um die deutsche Krone gelang
es den Grafen sich die Gunst des Siegers zu erwerben, welcher in MĂĽnchen, 1. Mai 1331, eine Ur-
kunde aasfertigte „unsern und des heil. Reichs Getreuen, den Grafen v. Schaunberg^, ihnen aus kaiserlicher
Gnade bestätigend alle Handvesten und Briefe, die sie von Kaisern und Königen erhalten haben ; alle
ihre GĂĽter and Rechte, die sie von seinen Vorfahren am Reiche erlangt; ihnen gestattend, den Blutbann
nicht bloss selbst zu haben, sondern selben allen in ihren Gerichten angestellten Richtern leihen za
können. Schliesslich wird ihnen noch das Recht an der Maut zu Aschach und anderes bestätigt
Selbstverständlich war die Macht und Stellung der Grafen v. Schaunberg dem Streben nach
Landeshoheit im geschlossenen Gebiete ein Dom im Auge. Dem Staatsklagen Herzog Albrecht gelang
es den Kaiser am 31. Ootober 1340 zu Passau zu einem Vertrage bezĂĽglich der Grafen v. Schaun-
berg zu bestimmen, in welchem sich beide FĂĽrsten anheischig machten, dass keiner derselben die
Grafen v. Schaunberg in seine Dienste ziehen werde, wol aber sich gegenseitig Beistand leisten zu
wollen zur Abwehr gegen Uebergriffe von Seite derselben. Dessungeachtet wusste H. Albrecht doch
mittels Vertrag vom 22. Jnni 1348 dieselben zu dem Versprechen zu bewegen seine Diener zu
werden und ihm ihre Vesten zu öffnen.
Graf Heinrich, der älteste der Brüder, verband sich ehelich mit Anna, Tochter des Grafen Ul-
rich V. Truhendingen im Bisthume Eichstädt durch Vermittlung der mit beiden gräflichen Familien ver-
1) Hermanni Altab. Continuatio bei Pertz, Monum. XVII. 411
Grafen von Schannberg. 5
wandten Grafen v. Hals. Der Ehevertrag ist datirt vom 4. Jänner 1321. Diese Verbindnng gedieh we<
sentlich znr Vermehmng des Besitzes des Grafen, da schon nach 3 Jahren sein Schwiegervater und
der Schwager; Friedrich v. Truhendingen, dahin starben, ohne männliche Erben zu hinterlassen. Der
gesammte AUodialbesitz derselben fiel nun der Gräfin Anna v. Schannberg und ihrer Schwester Elisa-
beth, welche mit dem vielgenannten Grafen Bertholt v. Neiffen vermählt war, zu. Jener wurde in der
Theilung die Veste Spielberg nebst vielen Besitzungen in Franken und Schwaben und die Hälfte der Veste
Truhendingen zugesprochen. Aber auch die Gräfin Anna endete um 1337 ihr Leben, nachdem sie ihrem
Gemahle mehrere Kinder geboren hatte. Drei Söhne und eben so viele Töchter ttberlebten die Mutter.
In zweiter Ehe führte Graf Heinrich die Gräfin Elisabeth v. Ochsenstein, eine nahe An-
verwandte der Herzogin Johanna von Oesterreich heim, welcher die Herzoge Albrecht und Otto eine
Heimsieuer von 1000 Pfund auf der Maut in Linz anwiesen. Auch diese Gemahlin beschenkte ihren
Gemahl mit mehreren Kindern.
Dieser beschloss seine Tage am 21. December 1351 und wurde ohne Zweifel in Wilhering be-
grabcD. Als Haupt des Geschlechtes nahm Graf Wernhart (VIII) des Verstorbenen Stelle ein.
Eine bedeutende aber wenig rĂĽhmliche Rolle spielte J^ e u t o 1 1, der dritte Bruder Heinrich's und
Wemhart's. Er war in den geistlichen Stand getreten, war i. J. 1337 Dompropst von Freising und
soll Kanzler des K. Ludwig des Baiers gewesen sein. Durch des Kaisers Einfluss wurde er zum Bi-
schöfe von Freising gewählt, allein vom Papste verworfen. Er suchte sich mit Gewalt zu behaupten und
konnte erst nach dem Tode seines kaiserlichen Beschützers — 11. October 1347 — zur Unterwerfung
und Verzichtleistung gezwungen werden. Die Dompropstei verblieb ihm.
In der berüchtigten Scheidungsgeschichte der Gräfin von Tyrol Margaretha Maultasch von ihrem
ersten Gemahl Johann von Luxenburg und ihrer Wiedervermählnng mit des Kaisers ältestem Sohne
Ludwig dem Brandenburger spielte Graf Leutolt als Unterhändler eine thätige Rolle und soll, wie ver-
sichert wird, einer der ersten Freigeister seiner Zeit gewesen sein. Wenn auch fĂĽr diese Behauptung
kaum eine BĂĽrgschaft aufgebracht werden kann, so ist doch unzweifelhaft, dass er ein standhafter An-
hänger des gebannten Kaisers Ludwig bis zu dessen plötzlichem Ende geblieben ist. Nach dessen Ab-
leben scheint Leutolt Freising auf immer verlassen und seine ĂĽbrigen Lebenstage in Oesterreich verlebt
zu haben, wenigstens wird hier sein Name noch öfters genannt. Es waren ihm die Vesten Kamer und Wasen
am Atersee zugewiesen. In seinem in Wien am 12. December 1355 ausgefertigten Testamente bestimmte
er diese Besitzungen seinen Neffen Ulrich und Heinrich, Söhnen seines Bruders Heinrich und der Anna v.
Truhendingen. Er endete wenige Tage nachher, am 26. December. Seine Grabstätte ist mir unbekannt.
Von den 7 Brüdern von Schannberg hinterliess nur der älteste derselben männliche Nachkommen.
Die übrigen waren entweder Geistliche, oder sie lebten unverheiratet oder hinterliessen nur Töchter;
die jüngere Linie war, wie wir gehört haben, ganz erloschen, wesshalb sich der gesammte Besitz
wieder zusammenschloss und den beiden älteren Söhnen des Grafen Heinrich aus der ersten Ehe, den
1351 noch jungen Grafen Ulrich (I.) und Heinrich (VIIL) zufiel. Wir haben gehört, wie der Dom-
propst von Freising diesen beiden Neffen Kamer und Wasen vermachte. In gleicher Weise war auch Graf
Wernhart bemüht seinen Vettern (Neffen) Ulrich und Heinrich alle Lehen zu verschaffen, deren Träger
sein Bruder Friedrich gewesen und alle, welche er selbst von Bamberg und Passau inne hatte und
die seine Brüder ungetheilt besessen haben« Auf seine Verwendung gelobte der Bischof Friederich
(Burggraf von NĂĽrnberg), Bischof von Regensburg, ihnen nach Wemfaart's Ableben alle Lehen seiner
Kirche zu verleihen.
6 Die Herren und
Wir haben oben bemerkt; wie sich 1348 die Grafen y. Schaanberg herbeiliessen des Herzogs
Albrecht Diener zu werden und ihm ihre Vesten zu öffnen; das nämliche Gelöbniss wiederholte 1355
Oraf Ulrich neuerdings fttr sich und wol auch für seinen vielleicht noch nicht volljährigen Bruder
Heinrich. Durch diesen Schritt verzichteten die Orafen tbeil weise auf ihre Reichsfreiheit; welche vor
wenig Jahren noch E. Ludwig der Baier feierlich anerkannt und bestätigt hatte.
Noch enger verbanden sie sich aber durch einen Vertrag mit Herzog Rudolf IV. auf einer zahlreich be-
suchten Versammlung in Weitra^ 16. Juni 1361. Wernhart, der älteste des Geschlechtes; und Ulrich und Hein-
rich, seine BruderssOhnC; geloben alle ihre Gerichte und Lehen in Oesterreich ob und unter der Ens bis an
die Mark von Bayern; in Steier und Kärnten von den Herzogen zu Lehen zu nehmen; sie bekennen
sich als deren Manien nach Landes- und Lehenrecht. Ausgenommen sind nur die Landgerichte; welche
Lehen der Bischöfe von Bamberg sind '); doch verleihen sie auch da den Bann, haben ihre Httnze-
und erheben das Ungeld. Die Grafen erklären; dass sie der Herzoge Diener und Mannen geworden
seien mit allen Besitzungen in Oesterreich; Bayern und anderswO; und versprochen haben ihre Land-
rechte und alle ihre Freiheiten zu beobachten u. s. w. Dagegen haben ihnen die Herzoge zugesagt;
dass nach Abgang männlicher Nachkommen alle llbertragenen Lehen den Töchtern verliehen wer-
den sollen ^). Endlich bekennen die Grafen, dass sie hiefür ein „ehrbares, namhaftes und grosses Gut^
an Geld erhalten haben ').
Graf Wemhart starb wahrscheinlich im Anfange des Jahres 1363 und wurde vermuthlich in der
Ahnengruft in Wilhering beigesetzt. Er war der Letzte der 7 BrĂĽder und das Seniorat ging an seinen
altem Neff*en den Grafen Ulrich (I.) ĂĽber.
Dieser ist der berĂĽhmteste Mann in der Reihe der Herren und Grafen von Schaunberg. Seinen
Ruhm verdankt er keineswegs einer« hervorragenden Begabung oder aussergewöhnlichen ThateU; son-
dem einer missverstandenen Aeusserung und dem leidenschaftlichen Aerger eines Chronisten; endlich
dem Scharfsinne neuerer Gelehrten, welche den Worten desselben durch willkĂĽrliche Deutungen eine
Bedeutung abzugewinnen wussteU; die nicht in ihnen liegt Der Verfasser der Annalen von Mat-
see *) bezeichnet den Grafen Ulrich als Pädagogen und Tyrannen des jugendlichen Herzogs Rudolf IV.
und da ein anderer Chronist ^) zum Jahr 1343 bemerkt; dass Herzog Albrecht H. zur Leitung und
zum Unterrichte ftlr seine Söhne die Grafen von Schaunberg und Pfannberg; kluge Männer; gewählt
habC; so wurde allgemein angenommen und geglaubt; dass Graf Ulrich; den ja der erste Chronist
als Rudolfs IV. Pädagogen bezeichnete; dieser Graf v. Schaunberg sei, welchem der Herzog die Erzie-
hung seines Sohnes Ăśbertrag. Man ĂĽbersah dabei; dass Graf Ulrich im Jahre 1343 noch kein klu-
ger Mann, sondem kaum den Knabenjahren entwachsen war und dem weisen Herzoge nicht zuge-
muthet werden darf seine Söhne einem Knaben zur Erziehung und zum Unterrichte anvertraut zu ha-
ben. Graf Heinrich von Schaunberg hatte seine Gemahlin; des Grafen Ulrich Mutter, i. J* 1321 heim-
geftlhrt; dieser war nicht die erste Fracht dieser Ehe; zuverlässig gingen ihm ein Brader und eine
Schwester voran; das Todtenbuch von Wilhering bezeichnet ihn noch beim Tode des Vaters ; im
1) D. i. das Landgericht Donauthal, um Penerbach und Neumarkt. Und doch wird einige Zeilen vorher gesagt, dass
gie auch bezĂĽglich dieses Gerichts den Bann von den Herzogen zu Lehen genommen haben!
2} Das scheint in Vergessenheit gekommen zu sein, als der Fall eintrat.
3) Meine, wie ich glaube, nicht unerheblichen Bedenken bezĂĽglich der Echtheit dieser Urkunde in meiner citirten
Abhandlung S. 33 und die dort geltend gemachten GrĂĽnde sind noch nicht widerlegt.
4) Monumenta Grerm. bist. XI. 833.
5) Joannes Victric. bei Boehmer, Fontes L 446.
Grafen vod Schaanberg. 7
Jahre 1351, als juTenis. Dass Ulrich der Erzieher Rudolfs IV. Dicht war und nicht sein konnte , liegt
auf der Hand. Wenn ttberhaupt die Anordnung, von der Johann v. Victring meldet, zur AusfĂĽhrung
kam, so kann nur Chunrat â–Ľ. Schaunberg, der intime Freund des Grafen Ulrich v. Pfannberg, gemeint
sein. Wol aber war er, wie sich zeigen wird, mit dem jungen Herzoge eng verbunden und wir fin-
den ihn bei allen wichtigen Ereignissen an seiner Seite. Die Geistlichkeit, die Stifte und Klöster hat-
ten nicht mit Unrecht Ursache sich ttber willkttrliche BedrĂĽckungen und herrisches Verfahren des Her-
zogs zu beklagen und unzufrieden zu sein. Man schrieb was geschehen dem mit dem jungen Fttrsten
eng verbundenen und einflussreichen Grafen Ulrich zu, — ob mit oder ohne Recht, ist nicht zu be-
haupten — wesshalb auch der Annalist von Matsee so bitterböse ttber ihn urtheilt und ihn den Päda-
gogen, Leiter, Führer — und Tyrannen des Herzogs nennt.
Ob sich Rudolf IV. von irgend einem Menschen in gewaltsamer Weise beeinflussen liess, dĂĽrfte
zu bezweifeln sein.
Indessen blieb den Ruhm einen FĂĽrsten herangebildet zu haben, der einen so ausgezeichneten
Rang einnimmt und nach den etwas ĂĽberschwenglichen Anschauungen mancher Geschichtscbreiber sei-
ner Zeit um Jahrhunderte vorausgeeilt ist, dem angeblichen Erzieher lange Zeit unangetastet.
Noch grössere Ehre und hohem Ruhm trug dem Grafen im Jahrhunderte der Aufklärung und fttr
die Folgezeit ein, was der Annalist weiter zu berichten weiss, dass er nämlich den Papst den gais-
senen Vater genannt und sich gerühmt habe in seinem Gebiete selbst Papst, König, Bischof, Archi-
diakon und Dechant zu sein ; dass er die Priester gehasst und ĂĽberhaupt den Clerus gedrĂĽckt und
beraubt habe. Das nannte man und darin erkannte man eine ĂĽber die Vornrtheile der Zeit weit hinaus-
ragende Ansicht Die höchste Bewunderung aber rief sonderbarer Weise seine angebliche Behauptung
hervor: dass zwar ein allmächtiger Gott sei und lebe, zu dem nach dem Tode und
der Verwesung des Leibes der Geist zurĂĽckkehre entweder rein oder befleckt
ohne RĂĽcksicht auf seine Handlung *).
Andere Gemeinheiten, welche der Annalist an derselben Stelle dem „originellen Denker^ noch
nachrühmt, werden unberührt gelassen: er sei der ärgste Tyrann nicht bloss gegen den Clerus ge-
wesen, sondern auch seinen Unterthanen gegenüber, habe neue und unerhörte Bedrückungen gegen sie
erfunden, habe einst bei Gelegenheit einer Seuche unter den Pferden gesagt: „Gott, wenn auch alle
meine Rosse umfallen, so werde ich dennoch nich't wie du auf eine Eselin steigen, sondern auf meinen
Bauern reiten." Zur Strafe fttr alle diese Frevel habe seine Gemahlin eine Missgeburt mit einem
Hundskopf zur Welt gebracht und er selbst habe ohne den Trost der Religion sein Leben enden
mĂĽssen, obgleich mehrere Priester ihn umstanden.
Es ist schwer zu sagen, ob allen diesen Behauptungen irgend eine Wahrheit zu Grunde liege,
wol aber tragen sie sammt und sonders das Gepräge der höchsten Leidenschaftlichkeit an der Stime.
Unwidersprechlich lässt sich nachweisen, dass manche Vorwürfe, die dem Grafen gemacht wer-
den, durchaus unwahr sind. Diess gilt namentlich bezĂĽglich der Angabe seines Hasses gegen den Cle-
rus und seiner Heterodoxie ; vielmehr stellen ihn uns . seine Handlungen als Freund der Geistlichkeit
und als rechtgläubigen Christen dar.
1) In diesem Satze wollte man von Johannes v. MĂĽller an bis auf den ruhigen und besonnenen Professor Aschbach
(Geschichte der Universität Wien, 12.) herab, (der also über den Grafen Ulrich urtheilt: «zu den Lehrern Rudolfs gehörte
der Graf Ulrich v. Schaunberg, einer der originellsten Denker der damaligen Zeit**) einen erleuchteten und tiefsinnigen
Denker erkennen. Ich gestehe freimüthig in allen diesen Aeusserungen nichts entdecken zu können, was von tieferer
Speculation Zeugniss gibt und was nicht auch in jeder Stadtkneipe aufgelesen worden sein könnte.
8 Die Udrren und
Im Jahre 1365, acht Jahre vor seinem Tode, stiftete der Graf mit seinem Bruder Heinrich von
Wilhering mit einem Pfand Pfenning auf der Kammerhabe zu Schönhering ein ewiges Licht „ze vnserr
Grebnazz daselbs faer des heiligen Ghrewtz altar^ da vnser vordem iigent vnd bestatt sind in dem
Manster^. Es wird uns ferner berichtet; dass er an seiner Grabstätte vor dem St. Bemhardsaltare in
Wilhering eine Messe gestiftet habe; im Nekrolog des Klosters ist Ulrich eingezeichnet und er ganz
allein, als des Klosters freigebiger Wohlthäter und grosser Frennd dieser Kirche.
Indessen nicht nnr gegen Wilhering bewies sich Graf Ulrich wohlwollend und freigebig, sondern auch
Lambach gegenĂĽber. Am 27. September 1370 fertigte er auf Schaunberg eine Urkunde aus, in welcher
er diesem Kloster verschiedene GĂĽter in den Pfarren Tesselbrann, Schwanenstadt und Atzbach mit der
Bestimmung übergibt, dass die Brüder am Annatag — dem Namenstag seiner Mutter ein Seelenamt
singen. Dazu sieht er sich bewogen |in Ansehung der freundlichen Treue und Liebe, die Abt Ulrich zu
ihm hat und haben wird in geistlichen und weltlichen Läufen. Das Angeführte mag jedem Unbefan-
genen genügen zum Beweise, dass die Beschuldigung hinsichtlich der Rechtgläubigkeit des Grafen
und seines Hasses gegen die Priester jeden Grundes entbehre.
Uebrigens war Graf Ulrich eine bedeutende und einflussreiche Persönlichkeit, wesshalb ihn schon
Herzog Albrecht auszeichnete und an sich zu ziehen bemĂĽht war. Er schenkte ihm ein Haus in der
Walcbstrasse zu Wien und ĂĽbertrug ihm den Schirm aller Besitzungen des Klosters Lilienfeld auf dem
linken Donauufer. In wie inniger Beziehung er zu Herzog Rudolf stand und wie fest und wie fast unzer-
trennlich er in seiner Umgebung gefunden wird, wurde schon bemerkt; auch dass man vielleicht nicht
mit Unrecht in ihm den eigentlichen Ursprung mancher Schritte und Massregeln des Herzogs erblickte.
In dem wegen Besitznahme Tyrols durch Herzog Rudolf ausgebrochenen Kriege mit den bayerischen Herzo-
gen standen die Brüder Grafen v. Schaunberg auf der österreichischen Seite ; sie begleiteten den Her-
zog auf seinem Heereszuge nach Bayern und vertheidigten die ihnen verpfändete Stadt Schärding siegreich
gegen das Belagerungsheer der bayerischen Herzoge. Im Kriege gegen den Patriarchen v. Aquileja
unterstfitzten die Grafen den Herzog mit Mannschaft und Geld. Es ist wahrscheinlich, dass wenigstens
einer derselben oder beide sich der Heerfahrt selbst anschlössen.
Das Vertrauen, dessen sich Graf Ulrich bei Herzog Rudolf erfreut hatte, erbte sich auf seinen Bru-
der Herzog Albrecht III. fort; aber Ulrich stand auch ihm treu zur Seite, unterstĂĽtzte ihn mit Mann-
schaft im Kriege gegen Bayern und vermittelte en^ich den Frieden zwischen den streitenden FĂĽrsten
in Reichenhall (6. Febr.) und Scbärding, 29. September 1369.
Dagegen ernannten die österr. Herzoge (14. März 1368) ihren lieben Oheim Grafen Ulrich von
Schaunberg zu ihrem Rathe mit einer jährlichen Bestallung von 1000 Pfund. Im folgenden Jahre wurde
ihm die Hauptmannschaft o. d. Enns ĂĽbertragen, welche er bis 1371 oder 1372 verwaltete. Indessen
lockerte sich später das Band der Freundschaft zwischen dem Herzoge Albrecht und dem Grafen. Viel-
leicht waren es Versuche des Herzogs die Bande der Landesfreiheit straffer anzuziehen, wesshalb Graf
Ulrich durch eine Verbindung mit den Herzogen von Bayern zur gegenseitigen UnterstĂĽtzung gegen j e-
dermann ohne Ausname — 26. August 1370 — sich sicher zu stellen suchte.
Die BrĂĽder verkauften, 1363, die weit entlegenen GĂĽter aus der Erbschaft ihrer Mutter : Spielberg,
Hohen trüb ending und Wiltingin Franken an ihren Schwager — Gemahl ihrer Schwester Imagina — den
Grafen Ludwig v. Oettingen um 4000 Gulden ; hingegen erwarben sie um 4000 Pfund von dem Bischöfe und
Capitel zu Passau den Markt Eferding sammt Zubehör : Eirchenleben, Gericht, Leute und Gut; das Kir-
chenlehen in Oberleiss, das Gericht in der Kessla als passauisches Lehen, 4. November 1367.
Grafen von Schaunberg. 9
Graf Ulrich war seit 1359 oder 1360 vermählt mit Elisabeth , Schwester des Barggrafen Frie^
drich y. NĂĽrnberg; welcher Ulrich 8000 Pfand Heller aaf der (Grafschaft) Jalbach verschreibt and
das er ihr aach als Witthnm anweist.
Nach seinem Absterben verpfändete sie im Jahre 1377 die Veste ihren Neffen; den Herzogen
V. Baiem; bei denen sie fortan blieb.
Graf Ulrich beschloss seine TagC; kaum einige Jahre tiber 40 alt aaf Schannberg am 6. März
1373 kinderlos and warde seiner Anordnung gemäss vor dem St. Bernhardsaltar in der Kirche in
Wilhering begraben. Er scheint sich keiner festen Gesundheit erfreut zu haben, da er schon am 20. April
1360 ein Testament verfasste, in welchem er alle seine Besitzungen mit Ausnahme der Grafschaft Jul-
bach, welche Witthum seiner Hausfraa war, dem Bruder Heinrich; eventuel dem Oheim Wemhart von
Schannberg vermacht; falls er ohne Erben sterben sollte.
Den Grafen Heinrich v. Schaunberg hat die Geschichte; welche sich anmasst das Weltgericht
zu sein; als frechen Wegelagerer und gewaltthätigen Dränger; der kein Recht achtet und keine Pflicht
anerkennt; gebrandmarkt; ich glaube mit ebenso viel Recht; als sie seinen Bruder als Erzieher dos
H. Rudolf; als tiefen, originellen Denker und Aufgeklärten im Sinne einer spätem Zeit in ihre Tafeln
einzeichnete. Graf Heinrich scheint ein hochfahrender Mann gewesen zu seiU; dessen eigentliches
Verbrechen darin bestand; in einer Zeit gelebt zu habeU; in welcher die I5sterreichischen FĂĽrsten mit
aller Macht die Landeshoheit zum Abschluss gebracht sehen wollten; und dass er es wagte sich
diesem Streben entgegen zu stemmen; sich nicht widerstandslos seine ererbte Reichsstandschaft
wollte unter den Ftlssen wegziehen lassen. Wenn hiegegen der Vertrag von Weitra wollte geltend
gemacht werden, so ist dieser Gegenstand noch viel zu wenig aufgeklärt und es umgibt ihn noch
allzuviel Dunkelheit; als dass man auf denselben bauen könnte. Abgesehen davon fehlen uns noch
und werden wahrscheinlich immer fehlen alle Anhaltspunkte; welche uns das Intriguenspiel am Hofe
des Herzogs Albrecht enthtlllen helfen könnten; das endlich die Katastrophe herbeiftthrte; welcher der
Graf erlag. Dass verschiedenes gegen den allzu mächtigen Grafen v. Schaunberg gezettelt wurde,
ist fast gewiss.
Er sah den Sturm herannahen und suchte sich durch mächtige Verbindungen zu schirmen* Mit
H. Leupolt V. Oesterreich schloss er am 8. September 1377 ein BĂĽndnisS; verkaufte ihm um 8000 Pftind
Markt und Veste Ort; wogegen der Herzog dem Grafen als seinem besondern Helfer und Diener Schutz
und Schirm gelobte ; im folgenden Jahre verband sich dieser mit dem Erzbischofe Piligrim (v. Pucheim)
von Salzborg. Doch erwiesen sich diese Vorsichtsmassregeln kraftlos, nachdem es dem Herzog Albrecht
gelungen war; durch Vertrag mit den bayerischen Herzogen dto. Passau den 27. Ă„ugast 1376 sich zu
verständigen und sie zu dem Gelöbnisse zu vermögen dem Grafen nicht nar keinen Beistand zu leisten;
sondern gegen Entschädigung von 8000 Goldgulden Hilfsmannschaft gegen ihn zu stellen.
Der Kampf brach im Jahre 1380 aus. Der Landeshauptmann ob der Ens Reinbrecht von Wall-
see legte sich mit einem herzoglichen Heerhaufen vor die Veste Schaunberg, konnte sich aber, unge-
achtet Herzog Albrecht persönlich im Lager eintraf, ihrer nicht bemächtigen. Leider mangeln uns alle
Nachrichten über die weitern kriegerischen Ereignisse, einige märchenhafte Sagen abgerechnet. Efer-
ding aber; welches Graf Heinrich den mächtigen Herren v. Rosenberg um 1000 Pfund Pfeninge ver-
pfilndet hatte; wurde von den her>5ogliohen Völkern besetzt. Zwischen H. Albrecht und den Pfandin-
habern kam es — 25. October 1380 — zu einem Stilhtandsvertrag unl in Folge dessen zum Frieden,
in welchem sich diese verpflichteten dem Grafen keinen Vorschub zu leisten.
X. Jahrg. 1866. 2
10 ^i^ Herren und
Ungeachtet der erfolgreichen Vertheidigang der Veste Schannberg^ von der die herzoglichen
Völker nnverrichteter Dinge abziehen mnssten; waren die Kräfte doch allzu ungleich, als dass sich
Graf Heinrich ttber den endlichen Ausgang hätte täuschen können* Er lernte bald einsehen, dass ihm
nichts anderes übrig bliebe, als sich mit seinem gewaltigen Gegner so gut als möglich zu vertragen.
Nach wiederholten Tagsatzungen erfolgte endlich durch den Burggrafen von Nttmberg — 1. März 1383 —
der Endspruch^ in welchem dem Grafen aufgelegt wurde, alle seine Besitzungen mit Einschluss der-
jenigen, die er von andern Herren zu Lehen trug, sofern er von ihnen die Einwilligung erwirken
könne, vom Herzoge von Oesterreich zu Lehen zu nehmen. Die passauischen Pfandschaften: Yichten-
stein, Haichenbach und Wesen, dann Velden und Riedeck habe der Graf an den Herzog auszuliefern;
die Veste Kamer im Atersee mit dem Landgerichte, die Vogtei ĂĽber die bambergischen Besitzungen im
Atergau und den Kircbensatz von Scherfling müsse er dem Herzoge käuflich überlassen, worauf ihm
dann der Herzog die passauischen Lehen: Schaunberg, Stauf, Neuhaus, Eferding und Peuerbach,
welche der Bischof von Passau ihm verliehen hat, zu Afterlehen leihen wird. Auf Starhemberg und
Weidenholz habe Graf Heinrich einfach und unbedingt zu verzichten. Der Graf bekannte sich neuer-
dings zu dem Vertrage vom 16. Juni 1361 und neuerdings versprach der Herzog bezĂĽglich der Lehen-
schaften vom Hochstifte Passau, dass, so ofk ein Fall eintreten werde, selbe des Grafen Söhnen und
Töchtern verliehen werden sollen. Ein später ausgebrochener Zwist wegen Einhebung der Mauth bei
Neuhaus und der Erbauung eines Burgstalls Neuhaus gegenĂĽber, welcher eine Belagerung der Veste
Neuhaus zur Folge hatte, wurde durch Schiedsmänner vertragen.
Graf Heinrich war vermählt mit Ursula, der Tochter des Grafen Meinhart v. Görz und dadurch
verschwägert mit Herzog Johann v. Bayern, der ihre früher mit Herzog Leupolt v. Oesterreich verlobte
Schwester geehlicht hatte. Die Vermählung hatte 1362 statt. Die österreichischen Herzoge gaben ihr
2000 Pfund zur Heimsteuer, welche auf Schärding versichert wurde. Ihr Vater veraprach ihr 24000
Gulden Heiratsgut, welches aber vermuthlich noch bis auf diese Stunde im Ausstande haftet.
Graf Heinrich starb wahrscheinlich am 9. October 1390, nachdem er noch frĂĽher, am 1. Octo-
ber 1386, das BĂĽndniss vom 26. August 1370 mit den Herzogen von Bayern erneuert und dem Ein-
lösungsrechte auf Julbach und Wildeneck (bei Mondsee) entsagt hatte.
Erbe der väterlichen Besitzungen und Herrlichkeiten war sein einziger Sohn Ulrich (IL), der
kaum schon grossjährig war, als der Vater die Augen schloss. Schon als Knabe war er nach dama-
liger Sitte mit Elisabeth, Tochter Johanns v. Abensberg, verlobt, die er dann um 1392 wirklich ehe«
lichte. König Wenzel belehnte den Grafen — 28. September 1396 — mit den ihm durch seines Va-
ters Tod angefallenen Reichslehen. Graf Ulrich endigte indessen sein Leben schon am 23. April 1398
und wurde an der Seite seines gleichnamigen Oheims vor dem St. Bernhardsaltare in dem MĂĽnster zu
Wilhering beigesetzt. Die junge Witwe stiftete an seiner Grabstätte eine wöchentliche Vigil und ein
Seelenamt, dann eine tägliche Messe, welche die Schaunberger-Messe genannt werden soll ; femer ein
ewiges Licht vor dem Altare und spendete ftlr denselben die vollständige Ausstattung mit Kelch, Bü-
chern und anderen Erfordernissen; fllr den Gonvent verordnete sie, dass jeder Bruder je im zweiten
Jahre eine dĂĽnne Kutte erhalte. HiefUr trat sie mehrere GĂĽter an das Kloster ab. Neben dieser Messe
aber soll auch diejenige, welche des Verstorbenen Oheim daselbst auf dem nämlichen
Altare angeordnet hat, nicht beeinträchtigt, sondern auf den nächsten Altar übertragen werden.
Es dĂĽrfte kaum einem Zweifel unterliegen, obgleich es nicht ausdrĂĽcklich verbĂĽrgt ist, dass
die Gräfin Elisabeth das noch erhaltene Grabmal für ihren verstorbenen Gemahl
Grafen von Schaunberg. ^ 11
errichtet habe, welches demnach zwischen 1398 — 1401; wo Elisabeth ^ die in zweiter Ehe dem
Grafen Hermann v. Gilly ihre Hand reichte, Schaunberg und Oesterreich auf immer verliess, verfertigt
worden sei.
Ihr einziges Kind war Johann, dessen Vormundschaft ElisabetVs Schwiegervater und des Knaben
Oheim — durch die Schwester seines Vaters Anna von Schaunberg — Graf Hermann H. von Cilly
übernahm. Diesem Umstände ist es auch zuzuschreiben, dass König Wenzel und Procop von Mähren,
welche des Grafen Hermann Eidam, König Sigmund von Ungarn, in Prag hatte greifen lassen, als
Gefangene nach Schaunberg gebracht wurden.
Graf Johann von Schaunberg ĂĽbernahm die Verwaltung seiner Besitzungen i. J. 1412. Herzog
Albrecht bestellte ihn schon am 10. August d. J. zu seinem Rath mit einer Bestallung von 400 Pfund
und schenkte ihm aus Liebe und Gunst und um der treuen Dienste willen, die von ihm erwartet
wurden, ein Haus am Schweinmarkte in Wien. In dieser Gunst erhielt sich Graf Johann bis zum
Tode des FĂĽrsten, der ihn vielfach verwendete und auszeichnete. So stand der Graf an der Spitze jener
Gesandtschaft an König Sigmund nach Timach, welche im September 1418 die Uebergabe der dem Herzoge
verlobten Tochter des römischen Königs Elisabeth auswirken sollte. In den Husitenkämpfen unter-
stützte er den Herzog mit (Volk und Geld und nahm persönlich an einigen Heerfahrten Antheil. Uebri-
gens scheint er bei allem, was er that, seinen Vortheil wohl im Auge behalten zu haben. .
Mit sehr gĂĽnstigem Erfolge war er auf die Vermehrung seines Reichthums und seiner Besitzungen
bedacht. Otto von Meissau, obrister Marschall und Schenk in Oesterreich, vermachte ihm mit Zustim-
mung des Herzogs auf den Fall seines tödtlichen Abganges ohne Hinterlassung männlicher Nachkom-
menschaft alle weltlichen Mann- und Lehenschafteo unterhalb der Isper und Ens auf beiden Ufern
der Donau, rittermässige Recht- und Beutellehen, die ihm von Wilburg (von Dachsberg), Eberhards
von Capellen Tochter, seiner Muhme angefallen waren.
Den reichsten Zuwachs nebst dem Marschallamte in Steier aber brachte ihm die Heirat mit
Anna von Pettau ins HauS; in Folge des Erlöschens des Mannsstammes der Herren von Pettau, Mar-
schälle von Steier, mit der Anna einzigem Bruder Friedrich. ^)
Das Hochstift Salzburg hatte die Lehen, welche die Herren von Pettau besassenj: die Burggraf^
Schaft Pettau, Maut, Landgericht als heimgefallen eingezogen, überliess sie aber nach umständlichen
Verhandlungen dem Grafen Johann und seinen mit Anna von Pettau erzeugten Söhnen leibsgedings-
weise. Nach 3 Jahren verkaufte Graf Johann diese Lehen an Salzburg zurĂĽck.
Herzog Albrecht endlich verlieh dem Grafen Johann, seiner Hausfrau und ihrem ältesten Sohne
zu Leibgeding die Veste Hintberg (ünterösterreich V. ü. W. W.) mit einigem Vorbehalte zu Leibge-
ding. Indessen besassen selbe die Grafen noch i. J. 1481.
Wie schon angedeutet vmrde, stand Graf Johann durch seine an den Grafen Hermann H. von
Cilly verehlichte Tante Anna von Schaunberg, der Mutter der Gemahlin des deutschen Königs Sigmund,
in naher Verwandtschaft, wesshalb er um so leichter die Bestätigung der Rechte seines Geschlechtes
von ihm nebst andern BegĂĽnstigungen erlangen mochte.
Im Jahre 1415 belehnte er den Grafen, „unsern und des Reichs lieben, getreuen^ mit dem
1) Graf Johann erwarb hiedarch die Feste Fraunheim, die Herrschaften Babenberg und Leonberg, Stadt
und Veste Fridau, Markt und Veste Polsterau, die Veste Ankelstein und Pabstein in der Steiermark ; Tram,
Ernhausen, Roseck und Warberg in Kärnten; ein Haas auf dem Graben in Wien. Das alles mit den dazu ge-
hörigen Landgerichten, Manten, Vogteien, Kirchlehen und Zehenten*
2*
12 ^ic Herren und
Blatbann in seinem Gebiete und 1419 in Wien unter den Augen dee Herzogs Albrecht mit der Graf-
schaft Schaunberg und allen andern Beichsleheo. Als dieser nach dem Tode seines Schwieger-
yaters den deutschen Thron bestiegen hatte , ernannte er den Grafen Johann zu seinem und des
Beiches Hofmeister und Bath.
Gleiches Vertrauen schenkte ihm auch König Friedrich IV., der ihn mit den wichtigsten Ge-
schäften betraute. Als der König 1450 im Begriffe stand seinen Bömerzug anzutreten , übertrug er
dem Grafen Johann , seinem ältesten Sohne Bemhart nebst Georg von Pucheim, Budiger von
Starhemberg und Sigmund von Eberstorf die Verwaltung des Landes und vertraute ihm noch insbe-
sondere die Hauptmannschaft ob der Ens. Beide Grafen rechtfertigten das in sie gesetzte Vertrauen
keineswegs. Auf die erste Aufforderung Ulrichs des Eitzinger, der sich zum Verweser des Landes
aufgeworfen hatte und an der Spitze der mit König Friedrich missvergnügten ständischen Mitglieder
des Landes unter der Ens stand , traten sie zur sogenannten Partei des Königs Laslav über; Graf
Johann entband sich selbst ganz einfach in einem Schreiben an König Friedrich des ihm geleisteten Eides
und unterzeichnete als Marschall von Steier; 5. März 1452 in Wien^ das Bündniss der ungarischen
und österreichischen Stände und der Grafen von Gilly zu dem Ende, den königlichen Knaben Laslav
den Händen des Kaisers zu entreissen. Im Auftrag seiner Partei unternahm Johann eine Sendung an
den Herzog Ludwig den Beichen nach Baiem. Durch dieses Benehmen lud er den Vorwurf der
Treulosigkeit auf sich, der ihm hĂĽben und drĂĽben in nicht schmeichelhafter Weise ins Angesicht ge-
schleudert wurde. Den endlichen Sieg seiner Partei ĂĽberlebte er nicht lange, indem er am 16. Novem-
ber 1453 aus diesem Leben schied und seine Buhestätte in Pupping bei Eferding fand, in der Oth-
marskiche, in welcher der heil. Wolfgang Bischof von Begensburg am 31. October 994 seine Seele
ausgehaucht hatte. —
Fünf Söhne : Bemhart (IX.) , Ulrich (lü.) , Sigmund , Albrecht und Wolfgang überlebten den
Vater. Diese einigten sich — 14. Juni 1454 — zur Erhaltung und Fortsetzung „des fürstlichen und
löblichen Begiments^ welches der Vater sein Leben lang geführt^ und des hohen Wesens und guten
Stands^ mittels brĂĽderlichen Zusammenstehens in dem BeschlĂĽsse die Grafschaft ungetheilt zu lassen
und sich gegenseitig beizustehen. Hach 12 Jahren verlängerten sie diesen Vertrag auf abermals 10 Jahre;
doch wurden sie mit ihren BezĂĽgen auf verschiedene Herrschaften angewiesen. Bemhart erhielt Schaun-
bergy Ulrich das Marschallamt in Steier und mit dem Bruder Albrecht die Herrschaften in Kärnten
und Steier, Sigmund und Wolfgang Eferding und Neuhaus.
Graf Bern hart war vermählt seit 1439 mit Agnes der Tochter Beinbrechts von Wallsee. Vor
seiner Verehelichung hatte er im Gefolge des Herzogs und nachmaligen Kaisers Friederich die Pilger-
fahrt nach Jerusalem — 1436 — mitgemacht Wieder finden wir ihn an der Seite dieses Fürsten auf
der Krönungsfahrt nach Aachen. Noch sehr jung wurde ihm das vorher von seinem Vater verwaltete
Amt eines Landmarschalls in Gestenreich verliehen. Kaiser Friedrich ehrte ihn auch dadurch, dass er
bei der Taufe eines Sohnes, dem ebenfalls der Name Friedrich beigelegt wurde , Pathenstelle vertrat
Wie Kaiser Friedrich auch ihn zum Begenten des Landes während der Dauer seines Bömerzuges be-
nannte, wurde schon erwähnt Um desto berechtigter war darum die Entrüstung des Kaisers über
den Abfall dieses Mannes, der sich selbst unter der Zahl derjenigen finden Hess, welche am 28. Au-
gust 1452 gegen Neustadt zogen, wo der Kaiser eben eingetrofi^en war, und das Wienerthor stĂĽrmten.
Graf Bernhart scheint sich bald nach dem frühzeitigen Tode des Königs Laslav — 23. October
1457 — vom öfi'entlichen Leben zurückgezogen zu haben. Er starb am 8. April 1473 und fand wahr-
Grafen von Schaunberg. J3
scheinlich seine fiuhestätte an der Seite seiner Aeltem in der Kirche zn Pupping. Er hinterliess zwei
Söhne: Georg und Friedrich.
Ulrich (III.); der zweite Sohn des Grafen Johann^ wird 1445 von Aeneas Sylvias als ein weit ĂĽber
sein Alter verständiger Jüngling gerühmt; er war aber auch; wie aas allen seinen Handlangen hervor-
zugehen scheint^ ein ehrenwerther Charakter. Von seinen frĂĽhen Jahren an verwaltete er die ErbgĂĽter
der Matter in Steier und Kärnten und wir finden ibn oft in der Umgebung des Kaisers Friedrich, dem
er im Gegensatze zu seinem Vater und Bruder mit unwandelbarer Treue anhing. Er begleitete ihn mit
seinem Bruder Sigmund nach Rom und wurde mit dem Bischöfe von Begensburg und dem Herzoge
von Teschen von Florenz aus nach Pisa abgesendet, um die kaiserliche Braut Eleonora von Portugal
zu empfangen und zu geleiten. Unter jenen, welchen der neugekrOnte Kaiser dem alten Herkommen
gemäss den Bitterschlag auf der Tiberbrttcke ertheilte, werden auch die Grafen Ulrich und Sigmund
von Schaunberg genannt. Auf dem RĂĽckwege zog Ulrich mit dem Kaiser nach Neustadt und ĂĽbergab
nebst andern als kaiserlicher Abgeordneter den beklagenswürdigen König Laslav den Oesterreichem
in Bertholdsdorf. Als nach dem Aussterben der Grafen von Oilly der König im Schlosse Gilly 1457
von Johann Witowitz belagert wurde, war es der treue Graf Ulrich, welcher mit schnell zusammen-
gerafftem Volke aus Steier, Kärnten und Krain seinen Herrn entsetzte. Zwischen den Jahren 1460
und 1463 verwaltete er die Stelle eines Landeshauptmannes in Krain; später vertraute ihm der Kai-
ser die Burghut von Obercilly.
Nach der bisherigen Erzählung ist es wohl selbstverständlich, dass Graf Ulrich auch thätig
eingriff, als der Kaiser von den Wienern mit Gemahlin und Sohn in der Burg seiner Väter belagert
wurde. Sogleich fĂĽhrte Ulrich Mannschaft aus Steier herbei und vereinigte sich mit dem Vortrab
des böhmischen Heeres unter Führung des Prinzen Victorin, der bei Ort über die Donau gesetzt hatte.
Bei dem erfolglosen Sturme auf die Stadt — 19. November 1462 — war Graf Ulrich nur durch seinen
Hofmeister Hanns Winzerer und Jörg Wartenauer von Gefangenschaft oder Tod gerettet. Während er
hier ftbr den Kaiser sein Leben wagte, kämpften seine beiden Brüder Sigmund und Wolfgang und der
Neffe Georg in der Umgebung des Erzherzogs Albrecht gegen den Kaiser. Nach Aufhebung der Be-
lagerung geleitete er nebst dem Prinzen Victorin den Kaiser und fĂĽhrte die Kaiserin nach Neustadt
BrĂĽderlich vereint finden wir die BrĂĽder von Schaunberg ausser dem Grafen Bernhart, welcher
mittlerweile gestorben war, bei einem Geschäfte des Friedens.
Auf Verlangen des Kaisers Friedrich war der hoch gefeierte Franciscaner-Mönch Johann Capistran
nach Oesterreich gekommen, zunächst zur Bewirkung einer Reform seines Ordens. Er predigte nament-
lich in Wien mit ausserordentlichem Erfolge. Wahrscheinlich lernten ihn hier Graf Johann und seine
Söhne kennen und fühlten sich von der Strömung ergriffen, in welche alle hineingezogen wurden,
welche diesen seltenen Mann sahen und hörten. Die Absicht für den Orden nach der Reform des
Heiligen in Puppi'ng ein Kloster zu stiften, war vielleicht damals schon gefasst, wenigstens scheint
der Umstand darauf hinzudeuten, dass Graf Johann in Pupping beigesetzt werden wollte. Die unruh-
vollen Ereignisse der nächsten Tage und das baldige Ableben des Grafen verzögerten die Ausftlhrung.
Was dem Vater nicht mehr möglich war, führten endlich die Söhne und sein Enkel Graf Georg von
Schaunberg aus. Die Voranstalten wurden 1476 getroffen und der Stiftbrief 1477, am 17. Mai in
Eferding ausgefertigt. Indessen war dem Kloster keine lange Dauer beschieden. Nach kaum öO Jah-
ren verödete Kloster und Kirche, nachdem die Stifter zum Protestantismus übergetreten waren. Unter
Kaiser Ferdinand U. wurde es zwar dem Orden wieder zurĂĽckgegeben, allein der Josephinische Kir-
14 Die Herren und
chenstnrm machte dem Kloster auf immer ein Ende; die Kirche wurde abgebrochen und die Grab-
monamente anderweitig nĂĽtzlich verwendet.
Bei den Dominicanern in Graz stiftete Graf Ulrich ein Wochenamt an jedem Donnerstage und
wies dafdr zum Baue des Gotteshauses und zum Unterhalte der Brüder denselben einen jährlichen
Betrag von 6 Pfiind auf dem Amte Emhausen an. Er starb am 27. December 1484; der Ort seiner
Ruhestätte ist mir unbekannt. Aus seiner zweiten Ehe mit Margaretha von Kreyg hinterliess er einen
Sohn Georg (IIL) und eine Tochter Genovefa.
Sigmund, der dritte Sohn des Grafen Johann, hatte wie bemerkt den Kaiser Friedrich auf
seinem Römerzuge begleitet und auf der Tiberbrttcke den Ritterschlag erhalten, begleitete das kaiser-
liche Paar nach Neapel, wo er sich im Turnier einen Dank erkämpfte, und hielt sich dann nach der
Rückkehr in die Heimat nach dem Tode des Königs Laslav an den Erzherzog Albrecht, den er auch
auf dem Zuge nach Wien 1462 begleitete. FrĂĽher war er in die Dienste des Herzogs Ludwig des
Reichen von Baiern getreten, dem er einmal — im Jahre 1460 — 200 gerüstete Pferde, 246 Trabanten
und 12 Wägen, dann wieder 100 Reisige zuzuftlhren versprach. Einen menschenfreundlichen Zug aus
dem Leben Sigmund's zur Zeit der Belagerung des Kaisers in der Wiener-Burg hat ^ uns die Geschichte
ĂĽberliefert. Als bekannt wurde, dass in der Burg schon Mangel an Lebensmitteln zu herrschen be-
ginne und namentlich an solchen, welche dem jungen Erzherzoge Maximilian (geb. 1459, 22. März)
zur Nahrung dienen sollten, ftlhlte sich Graf Sigmund, vom Mitleid mit dem Kinde gerĂĽhrt, bewogen,
' mit Vorwissen des Erzherzogs Albrecht einen Korb mit irischen Lebensmitteln : Eier, Brei, Mehl, Milch in die
Burg zu schicken. Allein die Bauern, welche am' Thore die Wache versahen, vereitelten seine Absicht,
indem sie dem Diener diesen Korb abnahmen, den Inhalt auf die Erde warfen und zerstampften«
Graf Sigmund ĂĽberlebte alle seine BrĂĽder und starb am 20* October 1498. Er liegt in Pupping.
Von seiner Gemahlin Barbara, dem letzten Sprossen des reichen und mächtigen Geschlechtes der
Herren von Wallsee, hinterliess er keine Nachkommen. Durch Barbara waren mehrere Besitzungen
und AnsprĂĽche an die Grafen von Schaunberg gediehen. Ihr Vater Reinbrecht von Wallsee hatte dem
Kaiser Tybein am Karst nebst andern Schlössern daselbst abgetreten, wogegen ihm dieser Kamer im
Atersee als Eigenthum verhiess , Kogel , Frankenburg und Seisenburg um 26000 fl. verpfändete. Die
Pfandschaft überliess Reinbrecht seinen Neffen Georg und Friedrich, Söhnen des Grafen Bernhart (IX)
von Schaunberg. Nach Reinbrecht's Tod wollte indessen der Kaiser Kamer nicht an dessen Tochter
ausliefern. Nach langwierigen Streitigkeiten kam endlich zwischen dem Kaiser und dem Grafen Sig-
mund wegen der heimgefallenen Lehen ein Vertrag zu Stand — 13. December 1489 — , durch wel-
chen dieser die Marschallherrschaften von Unter- und Oberösterreioh, Senftenberg und Obwallsee sammt der
Erbmarschallswürde, dann Burgstall und Seiseneck und das Versprechen erhält, dass der Kaiser seinem
Neflfen Friedrich auf den Stuhl zu Salzburg verhelfen wolle. Die Streitigkeiten wegen der Pfandherrschaften
gediehen erst lange nach dem Tode des Kaisers Friedrich zum Austrage. Von Kamer ist keine Rede mehr.
Albrecht, der vierte Sohn des Grafen Johann, wurde schon frĂĽh fĂĽr den geistlichen Stand
bestimmt und bald auch mit geistlichen PfrĂĽnden bedacht. Als er kaum 12 Jahr erreicht hatte, beauf-
tragte Kaiser Friedrich — Zürich 29. September 1442 — den Bischof von Augsburg, den Grafen
Albrecht von Schaunberg fär die erste im Domstifte zu Regensburg erledigte Pfründe zu präsentiren;
schon nach 2 Jahren war er Domherr zu Passau und wurde der Kirchenversammlung in Basel im
Jahre 1445 als Propst bei St. Stephan in Wien vorgestellt, welche sofort den Bischof von Passau
mit seiner Einweihung beauftragte. Im Jahre 1448 bezog Graf Albrecht mit seinen BrĂĽdern Wolfgang
Grafen von Schaunberg. 15
und Ludwig^ der aber bald starbt die Hochschule in Wien. Nach dem Tode des Bischofes Leonhart
von Passan (f 24. Juni 1451) versprach der König Friedrich gegen eine Verschreibung durch den
Grafen Johann und seine Söhne von 32000 fl. ungarisch in Ducaten, dem zwanzigjährigen Jüngling
auf den Stuhl von Passau zu verhelfen. Doch sollte die Verschreibung keine Giltigkeit haben^ wenn
der junge Graf vor Ablauf von zwei Jahren sterben wttrde. Die Bemühungen des Königs blieben er-
folglos ; unbeirrt durch die königliche Verwendung wählte das Capitel den ungleich wtlrdigem Ulrich
von Nussdorf. Als sich nach und nach alle Aussichten auf Erlangung einer hohen und reichlich aus-
gestatteten Kirchenwttrde verloren, legte Graf Albrecht die Propste! zu St. Stephan in des Kaisers
Hände und trat in den Laienstand zurück im Jahre 1461. Er starb in Folge eines Sturzes mit dem
Pferde unverehelicht am 15. Juli 1473 und wurde in Pupping begraben.
Wolf gang, der jĂĽngste Sohn des Grafen Johann, hatte zwar wie gemeldet wurde die Univer-
sität Wien bezogen, scheint sich aber schon früh mit mehr Vorliebe dem Dienste der Waffen als dem der
Wissenschaften hingegeben zu haben. Im Kriege des Herzogs Ludwig von Niederbayem gegen den
Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg fĂĽhrte Graf Wolfgang den Heerhaufen, welchen Erz-
herzog Albrecht dem bayrischen Herzoge, seinem Bundesgenossen zuschickte. Es gelang ihm hohen
Ruhm dabei zu erwerben, denn nach dem einstimmigen Zeugnisse der Zeitgenossen entschied er den
Sieg des Herzogs bei Giengen — 19. Juli 1362 — indem er persönlich den ersten Wagen aus der
feindlichen W^agenburg herauszog, sich durch die Lücke an der Spitze seiner Söldner auf die feind-
liche Linie stĂĽrzte, sie zertrennte und den Feind in die Flucht schlug. Kaum war Wolfgang zurĂĽck-
gekehrt, als er befehligt wurde mit dem Erzherzoge Albrecht gegen den Kaiser nach Wien zu ziehen.
Während der Belagerung der Burg tummelte sich der Haudegen tüchtig umher, erstieg mit einem
Haufen Wiener das Schloss Kaisburg (Kalks bĂĽrg?), und indem er bei Salchenau das kaiserliche
Hofgesinde von Wiener-Neustadt in einen Hinterhalt lockte, machte er den Hofmarschall Hanns von
Preising und mehrere andere zu Gefangenen. Zur Belohnung fĂĽr seine Dienste verlieh ihm der Erz-
herzog den Thurm zu Kirchling sammt Zubehör auf Lebenszeit. Auch einen milden Zug hat uns die
Geschichte aufbewahrt. Johann Sinn, ein BarfÜssermönch, erging sich in einer Predigt über die Uneinig-
keit der Wiener mit dem Kaiser in einer Weise, welche den jähzornigen Erzherzog in solche Wuth
jagte, dass er den Prediger sofort zu ertränken befahl. Graf Wolfgang aber wusste ihn auf die Seite
zu bringen und seine Flucht aus der Stadt zu vermitteln.
Nach dem plötzlichen Tode des Erzherzogs scheint der Graf die Heimat wieder verlassen zu
haben. Laut der brĂĽderlichen Uebereinkunft vom 11. November 1466 wurde dem Grafen Wolfgang
wie oben bemerkt Neuhaus zur Wohnung und zum Unterhalte zugewiesen, auch Weidenholz scheint
hinzugefügt worden zu sein, welches Erzherzog Albrecht — 9. Mai 1460 — den Brüdern um 7000
Goldgulden verpfändet hatte* Um diese Zeit wurde gegen den Grafen Wolfgang, Ulrich Gravenecker
u. a. m. wegen Einhebung von Weggeld, vielleicht von Kreuzfahrern, die Excommunication verhängt.
Ueberhaupt dürfte der Graf ein händelsüchtiger und gewaltthätiger Herr gewesen sein, der es mit
Kecht und Gesetz nicht genau nahm und wiederholt mit ihnen in Conflict gerieth. Er endete unver-
mählt und kinderlos am 30. Juli 1484 und wurde seiner Anordnung gemäss in Pupping beerdigt.
Von den Söhnen des Grafen Johann von Schaunberg hatten nur die beiden ältesteA Bernhard
und Ulrich Kinder hinterlassen; jener zwei Söhne, dieser nur einen.
Graf Georg (H.) von Schaunberg, Bemhard's Sohn, erscheint zum erstenmale im Gefolge des
Erzherzogs Albrecht bei Belagerung der Wienerburg. Zwölf Jahr später - 1474 — führte er das
16 I^ie Herren und
Landesaufgebot gegen die böhmischen Haufen, welche unter Leo von Rosenthal (Rozmital) in das
MĂĽhlviertel eingefallen waren, Haslach besetzt hatten und die Veste Waldenfels belagerten.
Indem sich Graf Georg vor das Schloss Hörschlag in Böhmen legte, zwang er den Feind zum
Bttckzuge.
Nach dem Ableben seines Oheim Reinbrecht, des letzten Mannes des Geschlechtes von Wallsee,
schloss er fttr sich und seine Muhme Barbara, die einzige Tochter des Verstorbenen, Gemahlin des
Grafen Sigmund, mit Katharina von Starhemberg, Wittwe Reinbrecht's, wegen ihrer AnsprĂĽche nach
dem Schiedspruche Ghristoph's von Liechtenstein und Bernhardts von Scherfenberg ein Uebereinkommen,
zufolge dessen Georg und Barbara auf den Markt Schwans (Schwanenstadt) verzichteten, 9. August
1484. Graf G^org endete seine Tage am 7. März 1491 auf dem Schlosse Schaunberg mit Hinter-
lassung einer einzigen Tochter und wurde seiner Anordnung gemäss in der Gruft seiner Ahnen in
Wilhering, wo er mit 200 fl. einen Jahrtag gestiftet hatte, begraben.
Sein Bruder Friedrieh, welchen wie bemerkt Kaiser Friedrich aus der Taufe gehoben hatte,
widmete sich dem geistlichen Stande, wurde Domherr und Dompfarrer in Salzburg und endlich auf
Verwendung des Kaisers am 19. December 1489 zum Erzbischofe gewählt, konnte aber ungeachtet der
Kaiser ihn empfohlen hatte und ungeachtet wiederholten Ersuchens die Belehnung mit den Regalien
von seinem Taufpathen nicht erhalten, der eben eine gar geringe Meinung von seinen Fähigkeiten und Kennt-
nissen hatte. Vielleicht war beim Kaiser die Erinnerung an die Treulosigkeit seines Vaters und Grossvaters
im Jahre 1452 noch nicht erloschen. Auch dem Oheim des Erzbischofes, dem Graf Sigmund hatte
der Kaiser ungeachtet der Verwendung [des Königs Maximilian die Belehnung verweigert. Erzbischof
Friedrich starb indessen schon nach nicht völlig 5 Jahren — 4. October 1494 — an der Wassersucht
und fand seine Ruhestätte in der Annacapelle in der Domkirche zu Salzburg.
Nach dem Ableben des Grafen Sigmund war Graf Georg (HL), der Sohn ĂĽlrich's (IH.) und der
Margaretha von Kreyg, der einzige männliche Sprosse des Geschlechtes und zum letztenmale sammelte
sich der Gesammtbesitz desselben in einer Hand. Die Besitzungen in Steier und Kärnten scheint er
alle verkauft zu haben, wenigstens ist es von mehreren derselben gewiss; ebenso verkaufte er dem
Erzbischofe in Salzburg die Vogtei des Klosters Michaelbeuem.
Graf Georg wendete sich nach dem Beispiele des grössten Theils seiner Standesgenossen der
neuen Lehre zu und trat selbst mit Luther in brieflichen Verkehr; in Eferding liess er durch seinen
Sohn Johann nach Einstellung des katholischen Gottesdienstes einen lutherischen Prediger in die
Kirche einführen. Das wollte König Ferdinand doch nicht dulden. An den Grafen erging der ernst-
gemessene Befehl denselben wieder zu entfernen und die Kirche zurttckzugeben. Erst nach einge-
holtem Gutachten Luther's und des sächsischen Kanzlers Dr. Brück leistete der Graf Gehorsam, gelobte
Besserung und erhielt Verzeihung, 1545.
Graf Georg war ein Lebemann und ein Verschwender, der ungeachtet seiner ausgedehnten
Besitzungen in eine Schuldenlast gerieth, aus welcher er sich nicht mehr emporzuarbeiten vermocht
hätte, wenn es ihm auch nicht an Willen und Kraft gemangelt haben würde. Wie es an seinem Hofe
zu Eferding bestellt war, wo er gewöhnlich lebte, zeigt die Schilderung des berühmten bayerischen
Kanzlers Dr. Wiguleus Hundt von Sulzenmos vom Jahre 1552. Er war im Gefolge seines Herzogs
Albrecht V. von Bayern, der auf seiner RĂĽckreise von Linz dem Grafen einen Morgenbesuch machte.
Dieser damals schon 80 Jahre alt, blind, durch Podagra gelähmt, empfing seinen hohen Gast und
dessen Hofgesind mit grosser Freude, that mit dem Herzoge einen starken Trunk und brachte
Grafen von Schaunberg. 17
jedem seiner andern Gäste einen ziemlichen Trunk zu. Hundt fügt bei^ dass der Graf immer
stattlichen und fĂĽrstlichen Hof gehalten und stets viele zumal bayerische Junker bei sich gehabt. Seine
Hofhaltung sei damals und noch später die hohe Schule zu Eferding genannt worden^ allda
man jährlich etlich yiel Dreiling Wein ausgeleert.
Graf Georg starb im Jahre 1554 im 82. Lebensjahre und wurde in der Pfarrkirche in Eferding
begraben.
Graf JohanU; der ältere Sohn Georg'S; ein gar eifriger Anhänger der Neulehre, führte als Be-
fehlshaber der eilenden Hilfe, welche das Land ob der Ens aufgebracht hatte, diese nach Steiermark und
Croatien gegen die TĂĽrken und war in der unglĂĽcklichen Schlacht an der Essegger BrĂĽcke mit genauer
Noth dem Tode oder der Gefangenschaft entronnen. Er starb noch vor seinem Vater zu Linz am
31. Mai 1551 und wurde in der Pfarrkirche zu Eferding bestattet. Mit Regina von Polheim vermählt,
hiaterliess er keine Nachkommenschaft
Wolf gang, der jĂĽngere Sohn Georg's, war nach dem Tode seines Vaters der einzige Mann seines *
Geschlechtes. Von seiner Wirksamkeit ist uns nur ein Vertrag bekannt, den er am 10. April 1553
auf dem Landtage in Linz mit den Ständen ob der Ens abschloss, worin er versprach zu den An- ^
schlagen der Landschaft jedesmal aus Freundschaft aus der Maut zu Aschach 300 und aus der
zu Eferding 50 Pfund beizusteuern, den Fall ausgenommen, wenn er als Reichsgraf in den Reichs-
anschlägen zugezogen werden würde.
Hiemit scheint nicht zu stimmen, wenn Gebhardi') schreibt: Die Grafen (v. Schaunberg) behielten
die Reichsstandschaft, besuchten die Reichstage, steuerten zum Unterhalte des Reichskammergerichts
und standen in der Matrikel zu 6 Reutern und 24 Fussgängem angeschlagen bis im Jahre 1548, da
sie aus Achtang für den Kaiser ausgelöscht und zugleich in österreichische Landstände verwandelt
wurden.
Der letzte Schaunberg endete sein Leben, 47 Jahr alt und kinderlos, in der Burg zu Eferding
am 12. Juni 1559 und wurde in der dortigen Pfarrkirche mit Helm und Schild begraben.
So erlosch dieses alte, einst reiche und mächtige Geschlecht nach vierhundertjährigem Walten
in Oberösterreich sang- und klanglos, fast unbemerkt wie in sich selbst erstorben. Der Nachlass des-
selben ging nach langem Streite mit den Kaisern Ferdinand I. und Maximilian H., welche ihn als
heimgefallene Lehen an sich ziehen wollten, an die Starhemberge und Liechtensteine ĂĽber, in Folge
eines zwischen Kaiser Maximilian H. und den Erben geschlossenen Vertrags — 10. August 1572 — ,
in welchem jener diesen die Reichs- und österreichischen Lehen zu überlassen verspricht gegen Erlag
einer Summa von 45000 fl. und Abtretung des Landesgerichtes und Wildbannes im Donauthale.
BESCHREEBUNa DER BEIDEN DENKlMATiE.
â–Ľ BBFAB8T VON
Dr. XABL LIITD.
Die Stiftskirche zu Wilhering enthält gegenwärtig nur mehr zwei Grabmonumente von Gliedern
der Scbaunberger Grafenfamilie. Sie stehen rechts und links am Eingange in die Kirche, jedoch
leider so nahe gegen die Mauerecken gerĂĽckt, dass von jedem Monumente nur zwei Seiten , eine
Breitseite und die Fusseite sichtbar sind.
1) Genealog. Geschichte der erbl. BeichsBtSnde. m. 314.
L Jahrg. 1866.
18
DEe HerrsD nod
Jenea xnr Beohten des Eintretenden scheint dem ganzen Geschlecbte der Herren von Sobann-
berg gewidmet Eb hat die Form eines sookellosen Sarkophages, der in der Länge 7 Schoh, in der
Breite 2 Schgh 11 Zoll und ohne Deckplatte in der Hflbe 3 Schuh l*/i Zoll misst. AU Material
erscheint weisser Marmor jedoch nnr an den Ecken und am oberen Rand der Seitenwände verwen-
det, diese letzteren, welche innerhalb dieses weissmarmornen Rahmens tiefer liegend eingefUgt sind,
femer die grosse Ăśber die Seitentbeile der Tambe hinausragende Deckplatte wurden aas rothem stark
geädertem Marmor angefertigt Die beiden sichtbaren Seitenflächen der Tnmbe sind mit spitzbogigen
Nischen geziert, unter denen an der Breitseite (Fig. 1) sechs Figuren, nämlicb die heil. Catharina
mit dem Rade, der heil. Petrus mit dem Sohlüssel, die Matter Gottes mit gefalteten Händen, Christus
segnend, in der linken ein auf das Knie gestelltes Buch haltend, femer der heil. Evangelist Johannes
and der heil. Faalas mit Baob und Schwert in Hochrelief angebracht sind; sämmtliche Figuren sind
stehend dargestellt und einfach nimbirt, nur Chrislus sitzt auf einer Art Thron, und trägt einen Eieuz-
-nimbns. Die Figuren der Schmalseite stellen den Erzengel Michael und einen heil. Bischof vor.
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Flg 1-
Was die Architektonik der sechs Bogen betrifEt, so sind dieselben zwischen niederen auf kleinen
Sockeln stehenden und mit einfachen Gapitälen geschmückten Sänlchen gespannt, steigen nach aussen
in einer scharfen Spitze hinan, bilden hingegen nach innen ĂĽber jeder Figur eine Art Eleeblattbogen.
Als besondere Verzierangen erscheinen ttberdiees hohe gestreckte Fialen auf den Pfeilem, roh behan-
delte Knorren und Ereazblumen an der Aossenseite und Spitze der Bogen, und Dreifttsse an deren
Oiebelflächeu.
Die Deckplatte (3' 2" breit, 7' 4" lang und 8" dick) ist innerhalb eines 4 Zoll breiten Rahmens
mit der ttberlebensgrossen Figur eines Ritters geschmĂĽckt Die langgestreckte Gestalt ist mit einem
bis zu den FĂĽssen reichenden faltenreichen Kleide angethan, das am Halse mittelst dreier KnOpfe,
um die HĂĽften aber mittelst eines breiten geschnallten GĂĽrtels festgehalten wird, dessen mit Sohildlein
QnfeD von Schanoberg.
19
geaefamttokteB Ende lose tief herabhängt. Am Gttrtel ist ein Hisericorde befestigt. Als weiteres Beklei-
dtingsBtnek erscheint ein weiter Hantel, der an der Brnst mittelst einer groBsen aas drei Theilen beste-
henden Agraffe zusammengehalten wird. Die linke Hand mhet geradegestreckt an der Seite, die rechte
hält den Kreuzgriff eines breiten Schwertes, am dessen Scheide der Tragriemen gewickelt ist (Fig. 2).
Das Haupt, das mit einer eigenthttmlicfaen
Htttze bedeckt ist, roht auf einem riereokigen Polster.
Das Gesicht ist breit und bartlos. Die Haare sind
lockig nnd massig lang, treten Ăśber der Stime nar
wenig ans der Kopfbedeckung hervor, mehr siebtbar
sind die Locken an den Seiten des Kopfes.
Die in Stein gehauenen Buchstaben (neu
gothische Majuskeln) der am abgeschrägten Rand
der Platte angebrachten Inschrift sind mit Messing
aosgefUllt. Der Satz beginnt in der Hitte des Kopf-
randes. Die Worte lauten : f Hie . ligt . v | ĂĽ . Schown-
berch . daz . gesiecht . dem . gib . vrstend . chri ] st .
mit . rebt . das . si . | se . deiner . sezwen . hend . sich .
ewichleicbe .vrowen.an.end. ') Mit RĂĽcksicht auf die,
wenn auch rohen, einfach gotbischen Verzierungen der
Seitentbeile der Tumbe, auf die Art und Buchstaben
der Insehriil nnd auf die Tracht der Figur kann man
mit Sicherheit annehmen, dass dieses Monament aus
der zweiten Hälile des XIII. Jahrhunderts stammt.
Doch ist es wahrscheinlich, dass die Figur auf die-
sem dem ganzen Sehaunberger Geschlechte gewid-
meten Denkmale den Stifter jenes Steines vorstellet.
Diess zu beantworten, nämlieb die Person zn bezeich-
nen, welche das Begräbniss und dazu den Denkstein
gestiftet hatte, ist von einiger Schwierigkeit.
Schon unter Wernhart IV. von Schannberg
t 1267 d. i. in der zweiten Uälfte des XIII. Jahr-
hunderts wählte sich diese Familie ihr Erbbegräbniss
im Kloster Wilhering, auch finden wir damals schasn-
berg'scbe Seelgeräth- and Jahrtagstiftungen. Auch
gegen Ende dieses Jahrhunderts finden wir das Klo-
ster von Heinrich III. und seinen Neffen Heinrich IV.
und Wembart VI. zum Behnfe eines Seelgeräthes und andächtiger Erinnerung reich bedacht.
Da in dem nächstfolgenden Jahrhundert die Herren von Schannberg sich in mehrere Linien ge-
theilt nnd ihre Besitzungen getrennt, daher auch an verschiedenen Orten zerstreut gelebt haben,
Kg. t
1) Hier liegt von Scbaunberg, das Geschlecht, dem gib urstend Christ mit Recht, dasa sie z
aich ewi; frenen ohne Eud.
deiner rechten Hand
20
Die HeTTen und
da ferner aacb in den erateren Jabren des XJV. JabrbondertB in dieser Familie keine beiroiragenden
GOnner des Klosten waren, so dĂĽrfte mit RHcksiebt anf die in der zweiten Httifte des XDI. Jabr-
bnndertB gescbebene ErbbegTäbnissstiflnng die An-
nabme riobtig sein, das» die Figur jenen Wembart
Ton Scbannberg IV. f 1267 voretelU. Obwohl
auch Heinrich II. tob Scbannberg, des Vorigen
Bmder nocb im XIII. Jabrbnndert (1286) starb,
Bo ist doch nicht wahrscheiDlicb, daes die Fignr
ihn Tontelle, da von ihm keinerlei Stiftungen im
Kloster Wilhering bekannt sind.
Weit Bcfaöner nnd kanstvoller als dieses, ist
das ibm gegenttberstebende an der linken Seite der
Eingaogsballe aufgestellte ebenfalls inrnbeofUrmige
Uonnment (Fig. 4). Es ist gleichfalls aus zweierlei
Marmor angefertigt, bat an der Deckplatte eine Länge
Ton 8 Schuh, miest in der Breite 4 Schab 1 '/i Zoll
nnd erreicht eioe HSbe von 3'/* Schub, mit Ans-
Bchlnss der am Deckel liegenden Figur, die an
PI- ^ ihrer stärksten Stelle 1 Schub 3 Zoll bocb ist.
Der nur 6 Zoll vorspringende niedere Sockel und die Deckplatte ohne Figur sind rothmarmorn, diese
nnd die vier Seitentheile bing^egen in weissem Marmor angefertigt. Besonders reich ausgestattet sind
3
T ill i I 1
die 2 Schub 3 Zoll hoben Seitentheile, die an den breiten Tbeilen eine Länge von 7 Sobuh I Zoll
und an den Schmalseiten von 3 Schub 4 Zoll haben. Leider ist hier wiederder Fall, dass das
Grafen TOa ächannberg.
21
Homuaent bo fest an dieHanerecke geBteUt ist, dass onr zwei Seiten des Denkmales sichtbar bleiben.
Es ist diess die linke nnd untere Seite desselben. Die Foasseite (Fig. 3) zeigt nns inaerbalb der durch
drei Strebepfeiler gebildeten zwei Felder zwei gedrĂĽckte Spitzbogen, innerhalb deren aaf dem mit
Hasswerk geschmtlckten etwas vertieften Ă–rnnde je ein Wappenschild angebracht ist, deren eines
das neuere Schannberg'sche Familien - Wiq>pen zeigt, tieide Schilde sind mit geschlossenen Helmen
bedeckt, aaf deren einem, gekrönten nebst den Helmdecken eine zwei Ohren ähnliche Helmzimier er*
scheint. Die Zimier des andern nngekrSnten Helmes i
besteht aus zwei nach auswärts gebogenen oben
offenen BOffelhttmem.
Der obere Theil der beiden Felder ist ausserhalb
des Spitzbogens mit je zwei kleeblattfbrmigen Nischen |
und jede Ecke der Tumbe selbst mit einem mächtigen
in Fialen auslaufenden Pfeiler geziert. |
Der Schmalseite gleich ist die Längenseite
der Tumbe bebandelt, nur dass statt der beiden dor-
tigen vertieften, spitzbogigen Felder hier sechs, etwas
schmälere schlanke spitzbogige^Nischeu angebracht
sind, die mit je einer Apostelägur geschmückt wurden.
Die Figuren sind sitzend, ein aufgeschlagenes Buch
haltend, jedoch in abwechselnder Stellung dargestellt.
Ein vortretendes und. hoch ansteigendes Gesimse
bildet die Unterlage fUr die mächtige Deckplatte.
Die Deckplatte (Fig. b) zeigt innerhalb einer
6 Zoll breiten abgeschrägten Umrahmung, auf der sich
eine Inschrift befindet, eine liegende Figur. Die crstere
aus tief eingehauenen gothischen Buchstaben, deren Vei
tiefhngen mit Metall ausgefUUt waren und theilweise
noch sind, gebildet lautet wie folgt: Uie.leit. begraben,
der . edel . vnd . | wolgeboren . Graf. Ulreich . der .
jung . von . Schownberg . | der . gestorben . ist . an .
mantag . 1 ( sie) . nachts . vor . Georg . da . man . zalt .
von . Christi . geburd . m.cccxcviii.
Die Gestalt Ulrich's (ĂĽber 6' lang) ist in voller
fiUstung dargestellt, nur der Helm fehlt; das ent-
blösste mit kurzen Locken umgebene Haupt liegt
auf einem viereckigen hohen Polster. Die Brust pig. 5.
wird durch einen grätigen Gamsbauch bedeckt, den Unterleib wahrt ein kurzer Schurz aus mehreren
Keihen kleiner Elsenplättchen zusammengesetzt, und unterhalb desselben kommt noch ein kleiner
Band des Panzerhemdes zum Vorschein. Schenkel und Waden sind ebenfalls mit HamischstUcken
versehen, und spitze Kniebuckel schĂĽtzen dieses Gelenk; an den Ober- und Unterarmen sieht man
besondere Schienen, die Armbeugen sind anbedeckt. Am rechten Elbogen befindet sich ein spitzer
Kachel mit mascbelflJrmiger Platte. Die Handschuhe mit geschobenen Fingern sind mit einer grossen
22 ^^^ Herren und Grafen von Schaonberg.
vierseitigen Platte verBehen. Die Fussbekleidung besteht aas geschobenen Schappen, and fehlen
daselbst die Schuhe. Ein weiter faltenreicher Mantel, auf der Brast mit drei Knöpfen geschlossen,
nmhttUet die ganze Figur.
Die rechte Hand ist in die Höhe gehoben, und soll die Figur mit derselben eine Fahne gehal-
ten haben, doch ist davon keine Spur mehr. Die linke ruhet auf dem kreuzförmigen Griffe eines
mittelmässig langen Schwertes, das an einem breiten, reichen, tief um die Hüfte getragenen
Otlrtel befestigt ist. Ein Misericorde an der rechten Gttrtelseite und eine stark eingebogene TĂĽrmer-
tartsche von viereckiger Form mit abgerundeten Ecken und dem rechtsseitigen Einschnitte vollenden die
Wehren und Waffen der in Beziehung ihrer Kleidung sehr interessanten Figur. Wir finden in dieser
Hinsicht BewaffnungsstĂĽcke aus den Jahren zu Anfang und Mitte des XIV. Jahrhunderts und wieder
Formen am Rüstzeug, die erst im XV. Jahrhundert grössere Verbreitung fanden.
Die FĂĽBse der Figur stemmen sich gegen ein consolartiges Widerlager, das an seinem unteren
Theile mit einer Thierfratze (Löwenkopf?), einem Eichenlaubomament und dem vierfeldigen aas dem
alten und neuen Familienwappen zusammengesetzten Schaunberg'schen Schilde geziert ist.
Wenn wir auch nicht verkennen, dass die plastische Auffassung des KĂĽnstlers, aus dessen Hand
diese Figur hervorging, eine vorzĂĽgliche ist, und in manchen Eiozelnheiten sich auch nicht der
Einfluss italienischer Behandlungsweise läugnen lässt, so ist es doch gewiss, dass die Ausführung
weit hinter Gonception zurĂĽckblieb und die gĂĽnstige Wirkung des Kunstwerkes vorzĂĽglich durch
eine gewisse derbe Behandlang insbesondere des Kopfes bedeutend abgeschwächt wird.
AUS DEM KREISE OBER DEM MANHARTSBERGE.
BHCHHIEBEI«
Dr. KARL LIND.
Im V. Bande der Vereinsmittbeilangen wurde bei Besprechang der Kanstdenkmale des Mittel-
alters im Kreise ober dem Manhartsberge (Seite 117 nod 119) zweier Denkmale der Stein - Scalptnr
Erwähnnog gethan, aaf die wir in Kürze nocb einmal
zorttckkommen , beide Objecte in Abbildung vorweisen
nnd einer nenerlichen Betrachtung unterziehen wollen.
Eb iind diesB die Kanzel in der Wallfahrtskirche zu
Haria-Laach am Jauerling und das Sacraments-
häuechen zu Heiligenblut.
Die ans feinem Sandstein gemeisselte Kanzel
(Fig. 1) durfte mit der WallfabrtBkirche gleichzeitig ans
der Mitte des XV. Jahrhunderts stammen. Sie steht
znnSchst des Scbeidebogens der Kirche, zwischen Chor
nnd Schiff, durch welchen die'Stiege hinauftllhrt, und
hat einfache, aber geschmackvolle Formen. Sie ruhet 1
anf einer achteckigen Säule mit niedrigem durch wur-
zelähnlich gebildete nnd verschlungene RundstSbe nnd
Wulste reich verziertem Sockel. Der Schaft steigt gerad-
linig empor und ist an den acht Kanten mit vorgelegten
Randstäben verBehen, welche an der obcm capitKlähn-
lichen Ausladung der Säule sich wiederholt geflechtartig
und geBcbmackvolI durchkreuzen. Durch mehrere hervor-
tretende Abstufungen vermittelt, beginnt nun die eigent-
liche , ebenfalls achtseitig geformte BUhne , von der
sich zwei Seiten an die Wand lehnen. Die Felder der
Brttstnng enthalten einfache mit kleinen SSnlchen ein-
gerahmte Blenden , an deren MaBBwerkechmucke sehr
bSofig die FiBchblasenform sich verwendet zeigt. In vier
dieser vertieften Felder befinden sieb die Worte: susci-
pite ! insitum verbnm | quod pt. salvare | animas veBtrao.
— n«. 1
AuB dem Kreiw ober dem Hanhutsberge.
Betreffend das SacramentBhäaBohen za Heiligenblnt (Fig. 2),
ein herrliches nnd TorzUgliches Werk eeiner Art ans dem Ende
des XV. Jahrbnoderts stammend, sei bemerkt, dass dasselbe
eine Hohe von 28 Fuss 3 Zoll hat nnd fast die Decke der
Kirche erreicht. Es ist ans einem halben Sechseck construirt
nnd behält seine Gmndform in seinem ganzen Aufbaue bei,
Ăśberhaupt beherrscht in edlen Formen klar herrortretend der
architektonische mit Gonsequenz entwickelte Omndgedaoke
das ganze Werk. Das decorative Element ist untergeordnet
nnd Überall mit Verständniss angewendet.
Die Unterlage besteht aus einer auf hohem, eckigem
Sockel rahenden und an den Kanten mit StabbUndeln ver-
sehenen Halbaänle, die oben in scharfer Biegung nnd stark
nach vorwärts ausladend capitälartig endet und von wo aus,
durch einen mit Tranbengewinden gezierten Sims vermittelt,
sich der Tabernakel in der erwähnten Form deshalben Sechsecks
aufbaut. Vier schlanke mit Baldachinen geschmtlckte Säulen
tragen das eigentliche Gehäuse, die dadurch gebildeten nnd
mit reich geschmĂĽckten Giebeln Ăśberdeckten drei Oeffnungen
sind mittelst zierlichem, durchbrochenem Gjtter geschlossen,
die beiden vorderen, das ThUrchen umrahmenden Sänlohen,
tragen je eine betende Heilige (Maria nnd Magdalena), schöne,
wenn aach etwas gedruckte Figuren. Ans den vier Säulchen
steigen zurücktretend weitere hohe Spifzsäulen empor, die
an die Sockel anderer neuerdings zurĂĽcktretenden, und wei-
ter hinanateigenden mit Blenden und kleinen Spitzthttrmchen
versehenen freistehenden gpitzsänlchen sich lehnen. Der Auf-
baa Ăśber dem Tabernakel besteht aus vier Geschossen, deren
Jedes organisch aus dem untern sich entwickelt Innerhalb
dieser Architektur erhebt sich die Mittelsäule umgeben von
drei im Dreieck gestellten Bändeln schlanker Halbsänlen und
verbunden mit den äusseren freistehenden Säulchen mittelst
geschweifter Spitzbogen. Im dritten Geschoas steht auf schö-
ner Console und unter einem Baldachin der segnende Hei-
land. DarĂĽber erhebt sich die Scblnsspjramide mit prachtvol-
ler Kreuzblume.
JOHANNES TICHTEL
EIN WIENER ARZT DES XV. JAHRHUNDERTE S.
CULTUSBISTOBISCHE SKIZZE
▼ o »
Dr. ADALBEBT HOBAWITZ.
Vor uns liegt das Tagebach Johannis Tichtel; Professors an der Wiener Hochschale und
praktischen Arztes, aas den Jahren 1477—1495 *).
Der Mann, der diese Zeilen geschrieben, er hat keine Rolle gespielt in den Haapt- and
Staatsactionen seiner Zeit, nicht bat er nach dem Rahme einer politischen SteHnng getrachtet, wie
jener yon dem wandernden Reimescbmied Bebaim so arg gescholtene BĂĽrgermeister Holz er, and
dennoch haben seine Memoranda bleibenden Werfh. Wohl nicht deshalb, als ob ihres Schreibers Name
eine Entwickelnngsstnfe in der Wissenschaft, der er gedient, bezeichnete oder aber das Tagebach einen
klaren Spiegel der Zeitströmangen darböte: denn nichts ist in den dürren Anfzeiehnangen, in den
jeder phantasievollen Beimengang beraabten kahlen Notizen zi; yerspiUren von dem gewaltigen FlĂĽgel-
schlage jenes inhaltsvollen fünfzehnten Säcalnms, von dem raschpalsierenden Leben dieser erschütterten
and erschĂĽtternden Uebergangszeit zam modernen Dasein.
Nicht aach merkt man, dass der Schreiber ein Zeitgenosse concilfreandlicher weitgehender
Kirchenbewegangen, der Earftirsteneinangen oder jener welthistorischen Erfindungen and Entdeckangen
gewesen ist, die den Zastand Europas in tiefeingreifender Weise verwandelten nnd umgestalteten. Wohl
begegnen wir einer Richtang jener vielseitigen Zeit auch bei Tichte), nämlich der humanistischen,
aber nicht ist es der stĂĽrmende Hatten, zu dem sich der Gelehrte wendet, denn noch dominieren zahme
Philologennataren, einzig and allein wie ihr päpstliches Master Enea Silvio um elegante Latinität besorgt.
Tichtel's Ideal des Gelehrten ist daher der gekrönte Poet Konr. Geltes. So kommt es denn, dass
die Aufzeichnungen einen nationalen oder überhaupt höheren Standpunkt der historischen Betrachtang
nicht offenbaren.
Und was sein Urtheil ĂĽber die Begebenheiten seiner Zeit betrifft so ist es darchaas .milde, nicht
einmal so herb, wie das, welches seinem respectablen UniversitätscoUegen , dem trefflichen Eben-
dorfer entschlĂĽpfte.
Doch trotz aller dieser Mängel möchten wir die Tichterschen Blätter nicht missen. Zumal
wir in Niederösterreich sind nicht so überreich an Aufzeichnungen dieser Art, dass wir ans diesen
1) Zuerst — freilich nur zum Theile — in A. Rauch: Scriptores rerum Austriacarum II. 533—563 veröffentlicht,
sodann von Th. v. Karajan im I. Bande der Fontes Kerum Austriacanim, Wien 1855, herausgegeben.
X. Jahrg. 1866. 4
2Q Johannes Tichtel.
Besten ans weiter Vergangenheit gegenĂĽber ktthl und ablehnend verhalten dĂĽrften. Und wohl mag es
sorgsamer Sammlnng und Zusammenstellung der so dankenswerth ĂĽberlieferten Splitter gelingen, von
Person; Leben und Wirken TichteTs auch uns Naehgeborenen ein leidlieh skizziertes Bild zugeben.
Doeh nieht blos von TichteTs Person! Ohne dass es dieser gerade beabsiehtigte und ahnte, hat er ĂĽber-
haupt gar treffliches Material gegeben, dessen sich die cultarhistorische Forschung hiermit bemächtiget. Es
fliesst so vieles in die aufzeichnende Feder ein, das eben, weil es in räumlich und geistig durchaus
engbegrenzter Anschauung nur Niederösterreichisches behandelt, für uns von besonderer Wichtigkeit ist.
Aber nicht blos locales Interesse ist es, das uns des ehrsamen Mediciners Tagebuch so werth-
voll erscheinen lässt. So wenig auch die grossen Ideen, welche sein Jahrhandert bewegten, in den
Notizen des Magister Tichtel zum Ausdrucke gelangten, sein Tagebuch ist doch ein Denkmal aus
vergangener Zeit und gibt gute Belege fĂĽr die Art und Weise, wie man damals schrieb und lebte.
Gerade dass es kein grosser Geist ist, der diese Notizen schrieb, macht sie noch mehr zum Ausdrucke
der Bildung und der Stimmungen des damaligen Mittelstandes. Man weiss aber aus Gust. Frejtag's
herrlichen Bildern der deutschen Vergangenheit, „welch tiefen Einblick solche Aufzeichnungen der Klei-
nen^ in die jeweilige Erscheinung, sowie in das Werden der Volksseele gewähren.
I.
Das biographische Detail, das ĂĽber Tichtel beigebracht werden kann, ist wahrlich nicht er-
giebig. Es stĂĽtzt sich einzig und allein auf die Angaben seiner Aufzeichnungen. Aus diesen erfahren
wir, dass Johannes Tichtel aus Grein stammte, in welchem von ihm stets mit Pietät genannten Orte
er wohl am 5. Januar eines uns nicht bekannten Jahres geboren ward '). Am 14. August 1463 begann
er seine Studien in Wien, am 13. December 1476 wurden ihm in der Stefanskirche durch Meister Pan-
gratz Kreiczer Befugniss und Insignien des Doetorates feierlich ertheilt '). Am 21. August 1477 hielt
er seine erste ordentliche medicinische Disputation, nachdem er schon frĂĽher nach den herrschenden
Vorschriften Magister der freien KĂĽnste geworden war. In demselben Jahre ward er zum ersten Male
Decan der medicinischen Facultät, las fortan fleissig über das Alpha und Omega des damaligen medicini-
schen Wissens, ĂĽber den Kanon des arabischen Arztes und Philosophen Avicenna und heirathete am
14. April 1479 eine Witwe, Margaretha Silberprenner, die Tochter des Wiener Bürgers J. S t e b e r •).
Am 4. Juni 1480 wird ihm sein erster Sohn Leopold geboren, dem noch vier BrĂĽder (Gregor
1482, stirbt bald, Cosmas 1484, nach dem Schutzheiligen der medicinischen Facultät genannt, den Jo-
hannes Hechtel, der Prälat von Klosterneuburg, aus der Taufe hebt, Lucas 1486, der auch bald
stirbt und Andreas 1487) und eine Schwester (Anna 1490) folgen. Am 22. Febraar 1482 schwört er
Friedrich IV., dessen freundlichen Händedruck bei der Eidesleistung er mit sichtlichem Behagen no-
tiert, als Universitätslehrer den Eid der Treue. Im Jahre 1482 hat er durch viele Wochen hindurch
eine schmerzhafte Krankheit auszustehen, 1484 wird er wieder Decan, 1486 wie 1487 erkrankt er neuerdings
fĂĽr kurze Zeit, 1492 lernt er Konrad Geltes kennen, der in seinem Hause viel verkehrt. Mit dem Februar
1) Ich BchliesBe diess aus der Stelle (S. 20), wo er davon spricht, dass ihm alle Apotheker ad festa natalia eine
Verehrung zukommen lassen.
2) Vgl. die treffliche Selbstbiographie der schweizerischen Aerzte Thomas und Felix Platter, die ein gar gutes
SeitenstĂĽck zn vorliegender Skizze bietet.
S) Offenbar jener Hanns Steber, den ans das von Z ei big edierte „Copey-Buch gemainer stat Wienn** als
„Genanoten** vorführt (S. 357).
Johannes Tichtel. 27
1494 enden die Anfzeichunngen; gestorben ist er aber damals niebt^ dena noch im Jabre 1498 — wie
mir ein Freund mittbeilt — zeicbnet ein Gastregister des Stiftes Elosternenbnrg den Arzt als Besucher
auf. Von seinen Verwandten nennt er nur den Meister Bartholomeus Tichtel; Rector der Wiener
Universität; der sein Geschwisterkind war.
Seine Aufzeichnungen sind im gebildeten Latein abgefasst; als Humanist rechnet er nach Lu-
stren. Er weiss gut darzustellen; schildert z. B. die Sachlage beim Tode Mathias Gorvinus ganz
TerstJIndig; indem er hier die Streitkräfte und Aussichten Maximllian's erörtert; in abstracten Sätzen
kommt er freilich Über die Trivialität niemals hinaus ; wie er denn u. A. den Ursprung aller Venvir«
rang in der Welt auf die Frauen zurttckftlhrt.
Seine Aufzeichnungen sind eigentlich ihrer grossen Mehrzahl nach nichts andereS; als ein genau
und pünktlich geführtes „Soll und HabeU;" fromme Ausrufe und Gebete. Aber mitten darin finden sich
mannigfaltige Notizen ĂĽber gleichzeitige Vorkommnisse der Stadt Wien und im Lande Oesterreich;
eine Unmasse von werthvoUen culturhistorischen Angaben. Wohl aber darf man nicht zu viel Zuthat
vom Schreiber verlangen. Wie ein echter Chronist notirt er alle ihm wichtigen Erscheinungen des tag'
liehen Lebens: Hungersnoth; Feuer- und Wassergefahr; strengen Winter; Theuerung; Pest; Sonnenfin-
BtemisS; Lebensmittelpreise u. s. w» Dagegen vermisst man äusserst Naheliegendes; sehr selten nur zeichnet
er etwas MedicinischeS; wie die Krankheit eines seiner Patienten auf — einmal wird u. A. ein Lepro-
ser erwähnt — vom Verlaufe oder der Art der Behandlung eines solchen wird nichts angegeben. Von höchst
interessanten Begebenheiten; wie von seiner Visite bei Königin Beatrix von Ungarn; weiss er kein
Sterbenswörtchen zu künden. Dagegen finden hie und da auch die Dinge der grossen Welt Erwäh-
nung; theils weil sie zu dem kleinen Bereiche; das Tichtel ĂĽberschauen kanU; in Beziehung stehen,
theils aus sonstigem Interesse. Da ist es die stattfindende Oanonisation des Markgrafen Leopold^
die seine Aufmerksamkeit erregt; hier zeichnet er mit Bangen daS; freilich falsche GerĂĽcht von dem
Tode Herzog Sigismund'S; sowie die Erwählung Maximilian 's zum römischen Könige auf. Gleich
daneben;i ftlr „ebenso wunderbar" gehalten; steht die Notiz von dem Verbote; fernerhin Fische auf
dem Fischmarkte zu verkaufen. Und ein andermal notirt er sich Maxens Gefangennahme zu BrttggC;
oder den Zug; welchen des Grosstttrken Sohn von Gilicien aus gegen Rhodus unternommen; sowie
die .Gesandtschaft des türkischen Kaisers, die Mathias in Wiener Neustadt (Februar 1485) empfängt;
und deren reiche; auf 10 Kamehlen und Dromedaren herbeigeführte Geschenke ihm erwähnenswerth er-
scheinen. Meist aber knüpfen die Notizen an das Nächstliegende an. Dankenswerth sind nach
dieser Richtung die Aufzeichnungen über die Belagerung Wiens durch Gorvinus und über die nächste
Folgezeit; deren Werth für die Geschichte Wiens später zu zeigen ich mir vorbehalte.
Forschen wir nach dem politischen Standpunkte T i c h t e 1 'S; so forschen wir nach einem Nichts,
denn von politischer Ueberzeugung ist bei dem idyllisch lebenden Manne keine Spur. Er ist weder
„Kheyserer" (Behaim) noch auf Seite des UngarnkönigeS; sondern eben da; wo die Macht ist. So
lange der Friede währt; und dann so lange sich Wien hält; ist er jenem treU; von dem er sein Gehalt
bekömmt; freilich macht ihn seines Herrn vielberufene Lässigkeit besorgt; er findet nicht gut; dass
Kaiser Friedrich Wien's Boten durch dreizehn Wochen hinhaltC; ohne ihre wichtigen HOlfsgesuche
anzunehmen. Und als Neustadt vom Kaiser verlassen; mit Mathias verhandelt; ruft er erzürnt aus: „0
über die beschämende Fahrlässigkeit des Kaisers!" aber als milder Beurtheiler erschrickt er gleich
wieder über seine Schärfe und verbessert sich damit; dass er alles Unheil auf die Sünden der Oester-
reicher schiebt. Aber den Versprechungen Friedrioh's, den Wienern zu helfen; traut auch er nicht; auf
4*
28 Johannes lIchteL
di# Thal, „meint er^" solle man hoffen^ nicht auf Worte. Und als Wien darch Friedrich verlassen, sich
ergibt and dadurch ungarisch geworden ist, entringt sich ihm der durch seine Einfachheit ergreifende
Ausruf: „Fahre also hin mein Kaiser, der Du allen Fürsten Oesterreichs durch Deine Lässigkeit und
Liebe zum Gelde den grössten Makel anhaftest l'^ Wien ward ungarisch, Matthias herrschte unumschränkt
daselbst, Oesterreich schien fĂĽr Friedrich verloren. Da fand auch unser Tichtel sich gar leicht in
die veränderte Lage, freilich ruft er nochmals dem Kaiser zu, er möge erröthen und sich seiner
armen Unterthanen erbarmen, sein Gehalt aber nimmt er dankbar aus des neuen Herrn Händen ').
Als dieser seine „angeborene Güte^ auch gegen die Universität durch Anhören ihrer Wünsche und
durch Geldgeschenke beweist, spricht Tichtel als frommer Mann den Wunsch aus: „Möge Matthias
glücklich leben im ewigen Leben !^ Und hier zeigt es sich, dass Tichtel eigentliche Loyalität nicht
kennt, denn wenn er sich auch alles genau anmerkt, was er vom Kaiser und von Maximilian erfahren
kann, so überwiegt doch bei ihm ängstliches Pfahlbürgerwesen und die egoistische Erwägung, was
ihm und den Seinigen bei einer Wiedereroberung Wien's durch die alten Herren bevorstĂĽnde! Ruhig
kann er nunmehr Maximilian's Ankunft erwarten, denn nicht als ersehnter Freund komme dieser, son-
dern, wie Tichtel fürchtet, als Feind. Welche neue Störung der Ruhe und der leidlich geordneten
Verhältnisse ist aber sodann zu befahren! Ende Juli 1488 kommt das Gerücht, die Türken zögen durch
Kroatien und Obersteier heran, zwei Heere Königs Matthias aber seien in Schlesien durch die „ketze-
rischen^ Böhmen geschlagen worden, auch Tichtel zu Ohren« Dieser schreibt sich das Gehörte ein
und ftlgt die bedächtigen Worte hinzu: „Woll'n sehen, ob es gut geben wird! Freilich wird es schwer
halten, die TĂĽrken, die Ketzer und das Reich zugleich zu Feinden zu haben. Ich aber hoffe sicher-
lich, dass alles zum grossen Ruhme und Siege Königs Matthias ausfallen werde!" Der Ungarkönig
reist mit seiner Gemahlin im März 1489 von Wien ab, da betet der fromme Magister ftir die Reisenden.
So weit war der ehrsame Mann in seiner Obedienz gekommen, dass er sogar in seinem Geheimbuche
dem neuea Herrn huldigen zu mĂĽssen glaubte. Diess ist aber auch die letzte Lobpreisung des grossen
Kriegshelden. Denn als Matthias (6. April 1490) stirbt und die Wiener seine Leichenfeier abhalten,
bricht auch nicht die leiseste Regung warmen Empfindens bei dem frĂĽheren Panegyriker hindurch, ja
er ändert sofort seine Stimmung gegen Ungarn; da Boten von König Maximilian eintreffen, spricht er
alsobald vom »treulosen Ungarn" und meint bei einlaufenden Siegesnachrichten Maximilian's, die Ungarn
s^ien wie die Frösche aus Oesterreich gejagt worden, wofür er herzlich dankt. Den Namen des
l'ömischen Königs aber schreibt er sich mit rother und grüner Tinte in sein Gedenkbuch als den Namen
des Gerechtesten, Keuschesten, Wackersten, Kriegerischesten und vor allem des Ersehnten! —
FĂĽr Friedrich hat er freilich keine Sympathien mehr, die Nachricht von dessen Tode begleitet er
einzig und allein mit der Anerkennung des seligen und ergebenen Endes des Kaisers. Mehr Bestän-
digkeit zeigt seine Liebe zum Heimathslande ; auf die Kunde von den Verhandlungen des Ungarn-
königes mit dem Söldnerführer „Kchienberger^ bedauert er wie etwas früher Ebendorfer das
arme Volk, das von den rauhen Kriegsleuten bedrängt werde. Aber auch der alten Beherrscher des
Landes entsinnt er sich; den Tag, an dem das ruhmreiche Babenbergergesohleoht ausgestorben (mit
Friedrich dem Streitbaren in der Leitha^rschlacht am 15. Juni 1246) nennt er einen fttr ganz Oester-
peich beweii^enswertheu. Neben diesem flaeheu und mattherzigen Looalpatriotismus der uns stärker
1) Hierbei schreibt Tichtel den Segenswunsch ein: „Gesegnet sei unser König, dessen Kuhm im Himmel wie
ĂĽuf Erde bestfindig gemehrt werde!''
Johannes Tichtel. 29
Fühlenden kläglich erscheint^ tritt aber das gaoze Leben TichteTs ttbermächtig beherrschend dessen
innige Religiosität hervor. Jedes Jahresende ond jeden Jahresanfang begleitet er mit Gebeten zu
&ott, Jesus Christus, der heiligen Jungfrau, die er auch in jeder wichtigen Angelegenheit seines Lebens
anruft, warm verehrt er die Heiligen des Landes : Leopold, Aegid, Coloman, In den überschwänglichsten
AusdrĂĽcken dankt er ihnen fĂĽr jegliche Einnahme, ja sein frommer Enthusiasmus treibt ihn, zu Ehren
des h. Florian ein paar Verse zu dichten.
TichteTs ganzes Denken und Handeln wird durch Gottesfurcht und religiöse Gesinnung be-
stimmt; als die Wiener am Palmsonntage durch König Matthias Leute geschlagen werden, zieht er
daraus die Lehre, man solle fĂĽr die Zukunft die Feste besser heilig halten. Aber er ist kein Asket
oder Mystiker, er hat auch an anderen Dingen Freude, etwa an seinem Gärtchen und einem schönen
Ringe und trinkt gern sein Gläschen Kahlenberger. Auch ist- er gar wohl vertraut mit den Dingen
dieser Welt und weiss den Werth des Geldes zu schätzen. Nach dieser Richtung hin geht er so weit
für eine gute Einnahme emphatisch auszurufen: „Gepriesen sei Gott, voll seien Himmel und Erde von
seinem Ruhme !^ Genaue Ordnung und PĂĽnktlichkeit bis zur Pedanterie kennzeichnet den wackern
Hausvater, klĂĽglich notirt er den Tag, an dem er ein neues Oberkleid oder eine Kapuze anzieht, mit
minderem Behagen schreibt er sich auf, wann ein Fass des Elostemeuburgers leer geworden.
Seine ehrsame Trockenheit, die nur selten von einem halben Witze oder besser Wortspiele
unterbrochen wird, geht oft bis zur schrecklichsten Prosa. So weiss er z» B. über seine Vermählung
nichts zu sagen, als: „heute habe ich geheirathef Und doch kommt uns inmitten der dürrsten
Rechnungen des Mannes warmes Empfinden entgegen, so beim Tode seines Lieblingslehrers des Dr.
Pangratz Kreiczer aus Traismaur (der am 8. Januar 1478 starb). „Lebe in Frieden mein trefflicher
Vater !^ ruft er aus und fügt in Erinnerung an seine Promotion die Worte bei: „Du, der du mir den
Friedenskuss und die Doctorsinsignien gabst und mich zum Baccalaur der Medicin gemacht!" ') Und
als sein Sohn Gregor stirbt, beklagt er auch im Tagebuche den „süssen Knaben." — Tichtel ist nicht
ohne Selbstgefühl, hie und da tritt es hervor; mit Genugthuung nennt er sich als „wahren Arzt von
Elostemeuburg und S/Dorotbee." Auf die Bitten des letzteren Gonventes und aus freundschaftlicher
Gesinnung gegen die Priester desselben, habe er sich zu dieser Stellung verstanden. Schon in der
Einleitung ward auf TichteTs humanistische Strebungen hingewiesen, noch ist sein Brief an den be-
rĂĽhmten Konrad Geltes erhalten, der uns von-TichteTs Interesse ftlr die Wissenschaft Zengniss
gibt. Neben den Classikern, die er las, waren es dann auch erbauliche und Trost-Schriften, welche den
Arzt in seinen Mussestnnden beschäftigen mochten.
So viel von des Mannes Character. Das Mitgeth eilte zeigt uns in Tichtel einen frommen,
fleissigen Mann, der die grossen Dinge der Welt gehen lässt, wie sie eben gehen wollen. Wahr-
haft humoristisch klingt es in dieser Hinsicht, wenn Tichtel u. a. niederschreibt, wie der Papst die
Wiener von dem Eide, den sie Matthias geleistet, als von einem im ungerechten Kriege erpressten
entbindet und die Widerspänstigen mit dem Banne bedroht, und gleich darauf folgt in nnbewusster Ironie
die Notiz: „Ich begann meinen Wein auszuschenken." Was kttmmerts ihn auch? Er lebte nur für sich
1) Der Promotor proclamierte den Doctoranden zum Doctor, und umgeben von seinen Facultätsgenossen, empfing er
von ihm die Doctor-Insignien : ein geöffnetes und wieder geschlossenes Buch als Symbol des Studiums und des Nach-
denkens; den Kuss als Ausdruck der collegialischen Eintracht, das Birret oder den Hut als Zeichen der
Freiheit und WĂĽrde. Aschbach in seinem inhaltsreichen und werthvoUen Werke: Geschichte der Wiener
Universität S. 76.
30 Johannes Tichtel.
UBd seine Familie, was seinen Frieden befördert, das begrtJsst er freudig, was ihn stört, erföllt ihn mit
Unmnth. Die Art nnd Weise des Mannes ist die eines trockenen, gatrechnenden, einfachen nnd wohlge-
sinnten Hausvaters, der nur im Punote des Erwerbens etwas heikel; sonst aber durchaus harmlos ist
II.
Betrachten wir nunmehr Tichtel's Beschäftigung und Lebensweise, so werden wir für die
meisten Striche obiger Charakteristik die Belege finden.
Die Doppelstellung als Arzt und akademischer Lehrer bringt es mit sich, dass Tichtel's ganze
Kraft beansprucht wird. Seine akademische Thätigkeit ist freilich nicht sehr gross, er liest gemächlich
ĂĽber das dritte Buch des Avicenna *). Anfangs August 1488 z. B. beendet er die November 1487
begonnene Vorlesung in aphorismis, am 4. August beginnt er ĂĽber die Bttcher prognosticorum zu le-
sen. Daneben prüft er die Baccalauren und Licentiaten, deren freilich nicht viele waren. Grösser war
sein Wirken als praktischer Arzt, viel gesucht, ist er nicht blos auf Wiener Kunden oder auf das Haus
zu St. Dorothee und die Klöster zu Klostemeuburg beschränkt, sondern in die ganze Umgebung Wiens,
ja weiter hinaus, wird er von Hoch und Niedrig als ärztlicher Beistand gerufen. Er notirt als Orte,
an denen er prakticirte im Verlaufe der Aufzeichnungen : Altenburg, Brunn, Grossenzersdorf, Heiligen-
stadt, Kahlenberg, Klingberg (bei Grein), Lilienfeld, Medling, Melk, Meydling, Neustadt, Peternell,
Pokflyess, Pressburg, Suflfring, Stecz, Tulnerfeld, Traismauer, Walthausen, Waidhofen und Wels. In-
teressant ist nach dieser Richtung die Notiz, dass er zur Hin- und Herreise von Wien nach Pressburg
und zum Aufenthalte daselbst nur die Zeit vom 21. bis 26. April gebraucht. Als Patienten werden vor-
wiegend Frauen aufgeführt, da werden genannt: vor allem Königin Beatrix von Ungarn, die Frau
BĂĽrgermeisterin von Wien, die Aebtissin von Klostemeuburg, die Frau Eyozinger, die Frau von Po-
tendorf, die Gräfin von Pösing, die Nonnen des Klosters zur Himmelpforte, daneben aber auch
obscurere Namen, wie die der Gneislin, Mulbangerin, Hendlin (in Klostemeuburg), der An-
grerin, der Nonne Dorothea Khunigspergerin, der Dietzin, der Krapner und der Baderin
von Stain. Aber auch das stärkere Geschlecht sucht bei ihm Hülfe, viele Geistliche und Kriegsleute
(miles Aichperger, oapitaneus Hasler), eines Bildhauers Diener, der Castellan von Pokflyess, einer
aus der Rosenburse, Adelige: wie die Herren von Polhaim und von Zelking, einer aus MĂĽnchen
und viele BĂĽrger und Bauem, welche letzteren meist in Naturalien zahlen.
Mit blutendem Haupte eilen die Herren Georg Eytzinger und Joh. Gradner aus dem Kampfe
zu Tichtel, um von ihm behandelt zu werden, ja sogar ungarische Kriegsleute vertrauen sich ihm an.
Reichlich ist daher sein Einkommen, sowohl in Barem, wie in Victualien. Die Aufzählung der letzteren
bildet eine stattliche Reihe, sie waren eine wesentliche StĂĽtze des Tichtel 'sehen Haushaltes. Denn
wahrlich fĂĽr wenig brauchte unser Arzt zu sorgen. Da schenkt ihm ein Schuster ein paar rothe Schuhe,
ein Meister Peter Hanffogl von Zwettl ein paar feingewebte Handschuhe, ein Anderer eine Viertel
Elle blauer Leinwand zu einem Gürtelgewande, die Frau von Puechaym liefert ein schönes Hemd,
die Aebtissin von Klostemeuburg ein Handtuch, sein Pathe ein Birret, ein Tafeltuch und vier Schnupf-
tücher (facileta), der Vorsteher von Werd einen Gürtel, ein Ungenannter einen „mader palkch." Von
1) Neben der Articeila (ars commentata) wurden auch des Avicenna I. Canon, darin vorzĂĽglich der vierte Ab-
Bchnitt (Fen) mit den Erklärungen des Jakob von Forli (f 1413 zu Pisa) und dessen V. Canon als Grundpfeiler der
theoretischen und praktischen Medicin betrachtet. Aschbach a. a. 0. 320 n. 321.
Johannes Tichtel. 31
einem gewissen Echranberger erhält er sechs Ellen „lindisch taech^'' eine feine Tnchgattnng (auch
Scheptuech genannt), das von London aus nach Hamburg und anderen Seestädten verführt ward. Aber
neben diesen Geschenken kauft auch er sich Kleider, so wendet er 20 ung. fl. (circa 94 fl. 20 kr. ö. W.)
an ein rothes mit Marderpelz yerbrämtes Obergewand von Schamlot , in dem er am Feste des beil.
Leopold (1486) Staat machen will. Auffallend nur, dass er niemals von Eleidereinkäufen fttr Frau
und Kinder spricht.
Aber weitaus bedeutender ist die Liste der Geschenke und Honorare in Victualien. Da sendet
ihm eine Bäckersfrau einen grossen Laib Weissbrod (similagineum) in der drückenden Zeit der Noth,
wo das Brot thenerer war als das Geld, höchst erwünscht, ein anderer acht zehnlöthige Weissbrode
und so folgt eine lange Beihe von Brodgeschenken, u» a. auch eines von der Frau Bürgermeisterin.
Hier wieder bekommt er einen Ferkel oder 4 Pfund Lachs, oder einen Käslaib im Werthe eines hal-
ben ung. Gulden (circa 2 fl» 36 kr. ö. W.), der Herr von Graffenwerder zu Ebergassing sendet
fünf Truthähne, eine Gans, einen Fasan und Käse, die Nonnen vom heil. Hieronymus erfreuen ihn
durch die Spende von Kammbraten und WĂĽrsten und fĂĽgen wohl zu grossem Jubel der kleinen Tic b-
tcTs drei HĂĽllen Zibeben hinzu. Ein gar guter Patient war auch Augustin Pottenstayner, Glase-
rer der Kirche zu Wiener Neustadt, der ihm einmal 274 Lämmer und 8 Laib Brod, ein andermal
1 Henne und V/t Lamm sendet, Conrad, ein Apotheker , bereichert TichteTs Yorrathskammer
mit 2 Bebhühnern, der Subcantor Th. Kreuczpeck aus der Nähe von Grein mit zwei Vögeln,
der Maler von Werd mit 3 Vögeln und einem Fasan, Andere mit Birnen, Aepfeln, Gänsen, Fischen,
Ferkeln u. s. w. Auch ^/i Loth Saffran war kein unwillkommenes Geschenk in jenen Zeiten '),
ebenso eine grosse Kufe Salz, die ein gewisser Friedrich Kauscher liefert. Die Zusendung von
Hühnern gab mehrmals Veranlassung zu eigenthümlichen Zwischenfällen. Einmal schickt ihm ein Pa-
tient aus Wiener Neustadt dreissig Hühnchen, aber Ti cht eis Freude darüber wird arg enttäuscht, der
Bote war zu langsam, die Hühnchen befinden sich bereits im Zustande der Fäulniss. Ein andermal
sendet ihm jemand vom Lande eine lebendige Henne, damals im Werthe von 40 Denaren (ungefähr
60 kr. ö. W»). Als das Weib, das die Henne zu überbringen hat , mit anderen Botinnen durch den
Wienerwald zieht und alle in Todesangst vor den gefährlichen Ungarn sich unbemerkt dnrch-
Bchleichen wollen, legt plötzlich die an Tichtel addressierte Henne ein Ei und fängt freudig zu
gackern an. Arg schelten darob die anderen Weiber die unschuldige Trägerin der Henne, denn sie
flirchten die Entdeckung, aber glĂĽcklich gelangen sie endlich durch die Beihen der Feinde nach Wien.
Tichtel muss mehrmals mit grosser Gefahr zu Patienten auf das Land eilen, so öfters zum Abte nach
Elostemeuburg, aber er kommt immer glĂĽcklich durch. Freilich nahe genug sieht er die Kampfesscenen.
Als er an einem Septemberabende 1484 von Klosterneuburg zurĂĽckkehrt, sieht er die BĂĽrger von
Komeuburg in drei Botten, voraus drei Fähnlein, einen Ausfall wagen. Aber die Gefahr der Fahrt
hält den erwerbseifrigen Mann nicht ab, denn gar wohl verlohnt sie sich ; auch damals kehrte er heim,
reichbeladen mit Erworbenem. Acht rhein. Gulden (circa 30 fl. 56 kr. ö. W.) und sechs Schilling, zwei
Laib Käse und zehn Brode, ein Bebhuhn, einen Hasen und einige Luxusgegenstände kann er ans
Klosterneuburg mit sich führen. Ueberhaupt war dieser Ort für ihn sehr einträglich, als Arzt des Klo-
sters erhält er ein Deputat von 35 Eimern Wein und Most. Lilienfeld und Zwettl lieferten Schmalz für
1) Im Jahre U74 ward das Loth Land-Saffran aaf 22% PfenniDge (circa 84 kr. österr. W.) geschätzt. (Aus einer
Taxordaang.)
32 Johannes Tichtel.
seine Eflche. Noch von anderen Orten her kommen Geschenke in Hollnnderwein, in Rainfaler oder gar
Malyasier bestehend. So kommt es denn, dass er 1488 sogar nm 78 Pfund (circa 280 fl» 80 kr. ö. W.) Wein
ausschenken kann. Aber auch Anderes erhält der beliebte Arzt. Der Präpositns von Werd Faricht*
nauer lässt ihm ein kleines Pferd zukommen, ein gewisser Laibacher gibt ihm ein Taschenmesser,
Andere liefern Heu und Holz.
Dazu mĂĽssen noch die Neujahrs- und Geburtstagsgeschenke gerechnet werden; so gibt der Abt
Yon S. Dorothea zum neuen Jahr einen ungarischen Gulden (circa 4 fl. 71 kr. Oe. W.), die Nonnen
bei der Himmelpforte Spielzeug (iooalia) fĂĽr seine Knaben, die Frau yon Potendorf ein viereckiges
Schnitzwerk aus Elfenbein. Zum Geburtstage aber geben ihm die Apotheker nach hergebrachter Sitte
Geschenke. Es gehört mit zu den Schattenseiten in TichteTs Leben, dass sich einmal zwei Apo-
theker von dieser Sitte ausschliessen. Sie aber finden ihrerseits den Grund zu dieser Unterlassung
darin, dass sie Tichtel nicht mehr zu seinen Patienten mitnahm. Eine weitere Vermehrung yon
TichteTs Einkünften gab der Gehalt, den er als ordentlicher Professor an der Universität erhielt,
sowie die PrĂĽfungstaxen. Es ist nicht ohne Interesse, die letzteren zu betrachten. Da zahlt (1484) ein
Licentiat der Medicin M. Johannes Pilgram aus Gross enzersdorf ftir die Promotion zum Dootor, ausser
dem statutenmässig ') zu liefernden Barette und den Handschuhen noch zehn ungarische Gulden
(circa 47 fl. 10 kr. Oe. W.) ') Von einem M. Ulrich aus Klosterneuburg erhält er für die Ertheilung
der Licenz einen ungar. Gulden, yon einem gewissen M.Friedrich Gros 1er aber V/t. ungar. Gulden,
yon Baccalauren 1 fl., von dem Magister der freien KĂĽnste Johannes Newmann') fttr das Bacca-
laureat 2 Pfund und V« ungar. Gulden, von einem anderen Baccalaur 5 /3 10 dr., yon Meister Martin
Steinpeiss*) aus Wien fĂĽr die Licenz V/\ ungar. Gulden, yon einem neu promovirten Doctor
4 ungar. Gulden ^). Dazu kam noch die reiche Praxis, in die wir bereits einen Einblick gewannen.
Das gewöhnliche Honorar für die Visite betrug einen ungar. Gulden. Soviel zahlt ihm u. a. ein Prager
BĂĽrger, der von Mathias Raizen vor Ebersdorf am Arme verwundet ward, ebensoviel ein ungarischer
Hauptmann, ein BrĂĽcken-Commandant mit Namen Peni-Bemischs, von gewissen Patienten bekommt
er freilich grössere Summen, so zahlt ihm die Gräfin von Pösing vierzig ungar. Gulden und gibt
ihm ausserdem Geschenke im Werthe von l^i Gulden.
1) Debet dare cuilibet doctori suae facultatis birretum et uuum par chyrothecarum contextarum. Statut, fac.
med. Tit. III.
2) Die zehnfache Taxe! Ueberhaupt hatten die Licentiaten viel za zahlen, lieber die Doctorpromotion sagen die
Statuten der medicinischen Facultät: (Licentiatus) det cuilibet doctori post examen et ante licentiam unum florenum
cum medio. Item exponet unum florenum pro confectionibns vino (!) in examine. Item Doctorandus debet ad minus unum
doctorem vestire cum XIV ulnis panni boni et si placuerit plures vestire, faciat, pro quolibet alio doctore vestiendo
secundum decentiam ad bene placitum suae voluntatis. Antequam promoveatur debet dare facultati duos florenos, quos
decano facultatis praesentabit ante licentiam. — Det Bedello duos florenos vel vestem post decentiam facultatis in
doctorate: et florenum medium ante licentiam.
3) Jeder Candidat des medicinischen Baccalauriates musste Magister der freien KĂĽnste sein. Vgl. ĂĽberhaupt ĂĽber
diese Verhältnisse R. Kink, Geschichte der Wiener Universität I. und Aschbachs sorgsame Ergänzung und Berich-
tigung des bei Kink Gegebenen a. a. 0. 100 ff.
4) Es ist offenbar derselbe Martin Stainpeiss, der nachmals ein bekannter Wiener Arzt ward. Von ihm^ist noch
ein sehr interessantes aber auch sehr seltenes Buch erhalten, das werthvoUe Angaben ĂĽber die Methode des medicinischen
Studiums liefert. Der Titel dieses Buches lautet : Liber de modo studendi seu legendi in Medicina Martini Stainpeiss
Viennensis, artium et Medicinae Professoris. Viennae 1520. A.^,
5) Es mag hier Erwähnung finden, dass gerade damals Bürgermeister und Kath der Stadt Wien Klage führten über
die theueren ärztlichen Honorare, eine Klage, die sich auch im Anfange des XVI. Jhr. wiederholt, da die Wiener Aerzte
2 Goldgulden flir die Visite nahmen.
Johannes Tichtel. 33
Nach alledem begreift es sich wohl leicht^ dass sein Einkommen eine jährliche Steigerang zeigt,
aber auch absolut ein ausserordentlich bedeutendes genannt werden muss. Denn nimmt er z. B. im
Jahre 1477 im baaren Gelde im Ganzen 186 Gulden ein, die ungefähr einen Werth von 689 Metzen
Korn repräsentiren , so beträgt 1492 seine Einnahme 1520 Gulden » 5630 Metzen Kornes. Die
dorchschnittliche Einnahme Ticbters aber mag auf 814 Gulden veranschlagt werden «= 3105 Metzen
Korn. Bei solchem Vermögen war es nun natttrlich; dass sich der Besitzstand TichteTs auch in
liegenden Gtttem beständig mehrte, and er einen Kauf nach dem andern abschliessen kann ').
Sich und den Seinen lässt er es an nichts fehlen, er ist sorgsam auf ihre Gesundheit bedacht,
wie er häufig ins Bad geht zu den Schwefelquellen von Baden, so auch seine Frau und Kinder. Es
sind sehr comfortable Verhältnisse, in denen sich Tichtel bewegt, viele Angaben weisen auf ein
verfeinertes, anspruchsvolles Leben hin. Wir können uns den wackem Arzt vorstellen, wie er nach
Hause gekommen, sich Ruhe gönnt. Vor ihm liegt vielleicht ein Glassiker oder eine religiöse Trost-
schrift. Behäbig blickt er hie und da vom Buche empor , und durch das Fenster, auf dem etwa zwei
„grfinglasirte Blumentöpfe^ ihren Standplatz haben, während seine Knaben um das Spielzeug sich
balgen, das ihnen die Nonnen zur Himmelspforte zum Neujahr geschenkt. Mitunter aber greift
Tichtel zum nebenstehenden mit vergoldeten Schnäbelchen und Verzierungen geschmückten Becher,
einem werthen Geschenke, dessen Inhalt, dem Klostemeuburger, er frisch zuspricht, wenn ihm sein
Seneoa *) zu trocken werden will oder Terentius ihn begeistert '). Aber auch sonst fehlt es nicht an
Beweisen ftlr ein wohlgeordnetes comfortables Hauswesen; da werden als Einrichtungsgegenstände
genannt: Pfauenwedel und Lichtschirm, Zungenschaber und ZahnbĂĽrste, beide mit Silber und Gold
verziert, Schweiss- und HandtĂĽcher, ein mit Silber eingelegter vergoldeter Stock, den Tichtel bei
seinen Gängen mitgenommen. Hie und da macht er mit den Freunden *) oder Söhnen einen Ausflug
meist nach Klostemeuburg „zum heil. Leopold," besucht etwa das Hochzeitsfest eines Verwandten daselbst.
Tiohtel ist ein gesunder Mann, nur selten war er geoöthigt, eine Krankheit oder ein Unwohl-
sein anzumerken, aber er hält sich auch genau an die damaligen Sanitätsvorschriften, nach der Sitte
der Zeit lässt er sich zur Ader, sobald er Ueberfluss an Blut verspürt, sieht aber dabei sorglich nach
1) 1483 kauft er das Haus des Magister Johannes von Seligenstadt in Weihenpnik Nr. 920 (s. Mittheil. d.
Alterth^-Vereines VHI. p. CVIII ad No. 1091), der Frau des Magisters gibt er bei dieser Gelegenheit 2 ungar. Gulden
als Leitkauf, an SchreibgebĂĽhr beim Einzeichnen in*s Grundbuch zahlt er 3V2 Pfiind und 9 Denar, i486 kauft er einen
Weinberg Tueresl am Nusperg genannt flir 80 Pfund, bald darauf einen kleinen Weinberg (ein lejtel Hunderhalb der
Heilingstat) um 16 Pfund. 1488 erhalten er und seine Frau von einer Apothekerswitwe, die in's Kloster geht, 1/2 Joch
Weingarten in WShring. 1489 % Joch Weingarten zu St. Veit am fadem Bolkchensperg gekaufift odenweiss umb 8 ta-
lente d. (circa 28 fl. 80 kr. Oe. W.) d. h. der Weingarten war verödet, ungepflegt und ist desshalb als Ode ver-
äussert worden. 1489 kauft er auch ein Haus in Weinhans um 4 Pfund (circa 14 fl. 40 kr. Oe. W.) und einen Weingarten
In l^eczelstarflf yn der Wiegen , zu nagst eines Weingarten der da heist der kahlenberger , in alio latere gnndel um
40 Pfund und 12 Schillinge. Dort betreibt er auch mit einer Presse, die er kauft, das Weinpressen und gewinnt 17 Ei-
mer Most. In demselben Jahre kauft er einen Weingarten Rasenpnchel für 36 Pfund. 1490 kauft er wieder 2 Weingär-
ten «Liechtel und Grebel" um 300 Pfund (etwa 918 fl. Oe. W.) Er und seine Frau werden bei diesen Käufen an*s Grund-
buch (in librum fundi) eingeschrieben.
2) .Schon 1410 war ĂĽber Seneca*s Schrift de virtutibus von dem Magister Johannes Tagesheim zu Wien gelesett
worden. Aschbach S. 353.
3) 1457 las Magister Johann Mandel von Amberg ĂĽber Terentius Adelphi Asch ba eh. a a. 0. 354.
4) Einige desselben mögen genannt werden; es sind: der Vicar von Lostorf, Barthol. Seyberspek, der Beicht-
vater TichteTs, FrĂĽschel, sein Pathe Meister Thomas W i e n n e r , der Onkel seiner Frau M. Georg' G u n d e 1 ,
Ur. Chrencznach, der Wiener BĂĽrger Sitawer u. s. w.
X jRhrcc. 1866. 5
34 Johannes TichteL
der Stellung der Gestirne. Er verglast nicht anzumerken, dass es ihm, als er sich am 10. Joli 1489
am Pulse des linken Armes zur Ader gelassen, nichts geschadet habe, obgleich die ĂĽble Zeit des auf-
steigenden Löwen bereits vorhanden war. Wegen der im November 1481 herrschenden Pest zieht er
in die grosse untere Stube und fleht za Gott, er möge ihn und die Seinigen beschirmen, ftlgt aber
gleich demlithig hinzu: Gottes Wille geschehe! Wie genau er es ĂĽberhaupt mit den kirchlichen
Satzungen hält, zeigt nicht blos sein öfteres zur Beichte Gehen, sondern noch mehr der Bericht Über
die Feier des Jubiläums, der im allgemeinen ein Bild der Anforderungen gibt, welche die Kirche je-
ner Zeit an ihre Gläubigen stellt. Damals geht er natürlich wieder beichten und opfert ftlr die See-
len seiner Eltern y« Pfd. Denare (beiläufig 1 fl. 80 kr. ö. W.), ebensoviel ftir den Freund Barthol.
Seyberspek, an Beichtgeld (pro confessionali) fĂĽr sich und seine Frau zahlt er 80 Denare (etwa
1 fl. 20 kr. ö. W.), eine gleiche Summe für seine drei Söhne und seine Tochter Anna. An diesem
Tage besuchte er auch in Begleitung seines ältesten Sohnes Leopold sieben Kirchen, St. Peter und
die Minoritenkirohe auf den gleichnamigen Plätzen der innem Stadt, die Schottenkirche auf der Freiung,
St. Laurenz auf dem alten -Fleischmarkt, St. Dorothea in der gleichnamigen Strasse, St. Sebastian und
Rochus auf der Landstrasse, endlich St. Paul in Erdberg' nach von K araj an 's Bestimmung. a.a.O. Zu
den obigen Geldbeträgen kam noch die Opferung seiner Frau (2 Pfd. » circa 7 fl. 20 kr« für sich
% Pfd. <— 1 fl. 80 kr. fttr ihren verstorbenen Vater, eben so viel ftir ihren frühem Gemahl Georg S i l-
berprenner) und eine abermalige Spende TichteTs. Und mit frohem EntzĂĽcken ruft er sodann
aus: „Gott sei unendlicher Dank gesagt fllr eine so grosse herrliche Gnade, die unser Land bisher
nicht gesehen!^ So schreibt der Zeitgenosse Gregorys von Heimburg! — Aber neben diesem kirch-
lichen Wesen drängt sich auch in TichteTs Seele Gefallen an den Heidendichtem ein; als Konrad
Geltes in Wien erscheint — es war im October 1492 — rSumt ihm Tichtel sein Haus ein, damit
der grosse Mann darin Vorlesungen ĂĽber griechische Sprache und Literatur vor einem Kreise streb-
samer Jünglinge halten könne. Die Erinnerung an diese Zeit blieb deo Beiden. Geltes richtet an den
Wiener Arzt einige elegante Verse ') und ebenso ist ein Fragment eines Schreibens Tichtel's an
den gekrönten Poeten vorhanden, vom 6. Febmar 1493. Der Erstere schildert seinem Freunde den Schmerz,
den er bei dessen Abreise empfunden. So arg sei dieser gewesen, dass er sich selbst dem Abschiede
entzogen habe; denn er fürchtete die für den Mann unpassenden Thränen. Er beklagt seine Abwe-
senheit und sein Stillschweigen, und erzählt ihm, dass ihm ein Mathematiker Johannes ans Eperies
während Geltes' Abweseoheit sehr zum Tröste gereicht habe. Am Schlüsse nennt er sich Geltes
vernachlässigten Schüler.
Mit diesen Aensserangen des schlichten Arztes mag unsere Skizze beschlossen werden« Sie lei-
ten gut ĂĽber in die neue Zeit, denn sie zeigen uns, wie auch in dem kleinen Hanne die Bewegung
mächtig wird, deren Folgen in den nächsten Decennien Deutschland, ja die Welt in neue Bahnen lei-
ten. Denn was von Tichtel, nur äusserlich erfasst, eine Beschäftigung der Mussestunden bildet, es
wird, tiefer genommen, der Lebensinhalt der folgenden Generationen, der Keim zum modemen Leben.
Durch tausende und aber tausende Ganäle unsichtbar geleitet, dringt der Geist der Alten in unser Volk
und macht das Denken und Leben jedes einzelnen Mannes bewusster und freier, bis aus diesen seinen
Folgen unter Mitwirkung mannigfacher Factoren der Zustand geworden war, dessen wir uns billig rĂĽhmen.
1) Od. Hb. II. od. III. ad Ben ed. Tichteliam. Das Bened. dĂĽrfte wohl kein HindemisB bilden, die Ode an den Jo-
hannes Tichtel gerichtet za fassen.
DIE ZWEISCHIFFIGE KIRCHE IN PĂ„YERBACH.
AUFOENOHMCM UND BESCHRIEBEN
HANNS FETSCHNIQ.
ARCHITEKT.
Den AüBgangBpnnkt der Wiener LocalzO^e auf der Südbaho bildet bekanntlich Payurb»oh.
Der Personen-Verkehr ist hier, namentlich in den Sommermouaten bedcatend, allein der Verg^ntlgungs-
Eflgler, 80 wie der PoBtreiseode ziehen ohne Aufenthalt den
steilen SchieneoBtrang Unan, und der Fnssreiaende wendet sich
vom Stationeplatse gewöhnlich gegen Reichenan, um von da
dem Schneeberge oder der Bax-Alpe einen Besuch zn machen
nnd dann wieder heimzukehren ; es ifit dadurch erklüxlich, da»B
die Kirche von Payerbach gar nicht beachtet wird.
Der branngrane ziemlich mĂĽBsige Tharm mag wohl bei
manchem Reisenden, der Interesse an alten Baulichkeiten hat, den
Wunsch rege gemacht haben, eq sehen, wie die dasu gehörige
Kirche auBsehen mag; allein dieselbe liegt eben ausser der Tour
und so fahren selbst Fachmänner vorbei, ohne diesen Wunsch
an befriedigen, Rod doch ist dieser Ban interesBant geung, um
in das Bereich unserer BeBprechnngen gezogen zu werden.
Das Eirchlein ist klein, in seiner längsten Ausdehnung
circa 10 Klafter lang und kaom etwas tiber ö Klafter breit. Die
Anlage ist, wie der beigegebene GrandrisB (Fig. 1) zeigt, zwei
sehiSig, der Chor dem linksseitigen Schiffe vorgebant and der
Tbonn in das rechtsseitige Schiff eingebaut. Leider exisliren
keinerlei scbriftliebe Aufzeichnungen Aber die Erbanungszeit und
so muss man sich begnĂĽgen, auB den architektonischen Formen
die Erbauungszeit zn bestimmen: sie dürfte in die zweite Hälftcf
des XV. Jahrhunderts fallen, wie es die Rippenprofile, die Ga-
pitale and Gesimse aadeolen. selbst die zweiBchifftge Anordnung
war in dieser Periode bei kleineren Kirchen beliebt. Die stören-
den An- und Zubauten wurden indem beigegebenen GruDdrisse
weggelassen, namentlich der plumpe Einbau des Orgelobores im ersten Joobfelde, der den ganzen Gin-
druck des KirchlciuB beeintrSchtigt.
Flj.l.
36
Die zwcischiffige Kir<-Iin
Wie die Kirche jetzt ansaiebt mit den weisHgelttDchten Wänden, den nngehttrig barocken AltS'
ren ond Heiligenbildern, der ganz nnkanstlerieoh gefertigten Kanzel, den eingezwängten Oratorien iiu
Chore macht sie freilich keinen Bebr gtlnetigea Eindruck; allein der Fachmann, der im Geiste eicb
das Notbwendige ergänzt, das UngehSrige binwegdenkt, ist sehr befriedigt ron diesem Baae, der trotz
seiner Einfachheit dnrcb die eigenthOmtiche Anlage Interesse erweckt
Das zierliche NetzgewClbo belebt das Innere der Kirche; die Wappensohilde , welohe an den
ErenxDDgBpankten der Rippen angebracht sind, durften seinerzeit pnljchro-
mirt gewesen sein und wesentlich die Wirkang des GewAlbes erb&ht haben.
Die zwei schlanken aehteekigen _ ^
Pfeiler, welchen Dreiviertelpfeiler gegen-
tlbersteben, haben (Fig. 2) profilirte Ka-
pitale mit gekretizten Stäben, wie selbe in
der Spätzeit rorkommen, der stark auf-
gezogene Sockel ist einfach abgefa^et.
Interessant ist die Console (Fig. 3),
welche ober dem Trinmpbbogen die Rip-
pen aufnimmt; ähnlich sind jene in den
Ecken, alle mit halbmuden Wappen-
schildern gedeckt.
Obgleich der Bau gleichzeitig vor-
ng. S. genommen zu sein scheint, so ist es
doch auffallend, dass der Trinrnphbogeo ansaer das Mitte) des linkaseitigen Schiffes fällt, wie es der
Grundriss (Fig. 1) und der Querschnitt (Fig. 4) zeigt; vermuthlich am den Chor breiter zu gewinnen ;
auch ist das rechtsseitige Eirehenscbiff um einen halben Fuas schmäler als das andere. Es mag dies
bei der Anlage aas Versehen geschehen sein, oder irgend eine tocale Ursache gehabt haben.
Das GewOlbe, welches, wie fiHher erwähnt,
doroh ein zierliches Rippennetz belebt wird, ist
ein spitzbogiges TonnĂĽngewĂźlbe mit eingebau-
ten Schilden. Das Netz läuft au den Stirnwän-
den todt aas.
Der Chor ist, wie gewUbnIicb, im Achteck
gesohloBsen, die Rippen werden von einfachen
Consolen getragen, die Schluaaateine sind ein-
fitche Seheiben, die gemalt gewesen sein mö-
gen. Die HasBwerke fehlen in den Spitsbogen-
fenstern. Der Chor hat einfache Strebepfeiler
mit Absätzen.
Der Thnrm selbst, in qsadratiaoher Gmod-
-p^ form, baut sich, wie gesagt, in die Kirche ein
1\g. 4. und das starke gegliederte Soekelsims läuft auch
im Innern der Kirche um das Mauerwerk des Tburm», und, da sich keinerlei Verbindung mit diesem
Sims uud den Gliederungen der Kirche, weder aussen noch innen zeigt, liegt die Annahme nahe,
i iiiii l
4-
4 1-
-+-
in P&ycrbiich.
37
lies.
dass der Thnrm (rUher beBtanden bsb« als die Kircbe. Indess weiset die kleine Tharaithtlre mit ih-
rer Form aneh auf die Späteeit der Oothik j die kleinen TbarmfenBter sind einfaefa abgefa^et, mit ge-
radem Sturz gescblosseo, nnr jene des GloekeDgehäuses sind in stampfen Spitzbogen überwölbt.
Sowie das Eirchlein im Innern von Interesse ist, seist
asob der Ă„assenban von mablerisober Abwechslnng (Fig. 4).
Schon der Pnnkt anf einem kleinen mit Graswuche und Bttn-
men belebten Felsen-Vonpran^ ist interessant gewählt.
Das Schiff ist leider weiss getĂĽncht, aber man hatte bis
jetzt 80 viel PietSt, den Tbnrm mit seinen braungranen Brncfa-
eteinen , den Eckqnadem nnd den scharf profilirten Gesimsen
ans Sandstein nicht zn tlbertUDohen, sondern demselben die
Haterialfarbe mit der Patina zn lassen; ebenso blieben die
Strebepfeiler am Chor von der Tflnchqnasle verscbont Die Gie-
belwand mit dem kleinen steinernen Kreuze durfte zn hoch
fbr den TerschOnerDden Arm gewesen sein, bat daher aneh ihre
alte Farbe behalten.
Alles in Allem ist das Kirchleio eines Besuches werth
nnd znm Studium geeignet, weil es zeigt, wie das Mittelalter
selbst kleinere Kirchen, auf welche man nicht viel Schmuck
verwenden konnte, interessant dnrehzuftlhreD woeste.
Bedauern mnss man es, dass solche Kirchen, die dnrch die Eisenbahn der Hauptstadt so nahe
gerOekt sind, keinen Mttcen in den hflfaem Kreisen finden, welcher dieselben stylgemSss restauriren
liesse, was bei dieser Kirche leicht und ohne grosse Kosten durchzuführen wäre. Gewiss dürfte auch
die Gemeinde das Ihrige beitragen, wenn von hsherer Seite eine Anregung hiezn aosgeheo wtirde.
Wie wir hören, macht sich das Bedürfniss geltend, die Kirche zu erweitem, da die Gemeinde
bedenteod angewachsen ist, nnd der Kirchenranm, besonders während der Sommerszeit nicht ausreicht;
eine solche Erweiterung wäre bei diesem Bau sehr leicht und mit wenigen Kosten dDroheufUhren, ohne
dass der Cbarakter desselben daranter leiden würde. Es dürfte io diesen Blättern am Platze sein, einige
Andeatnngen hierĂĽber zu geben.
Betrachtet man den Grundriss (Fig. 1) und den Durchschnitt (Fig. 4), so zeigt der erste Blick
dass eine Erweiterung nach links und rückwärts leicht darchzaftlhren wäre. Man müsste nebmlieh ein
linksseitiges Seitenschiff anbauen, die- jetzige Abschlnsswand auf dieser Seite in Aroaden umstalten,
was keine besonderen techniaohen Schwierigkeiten macht, nnd dann dieses Schiff bis zur westlichen
Wand desTharmcs oder vielleicht jioch darĂĽber hinaus aosdebnen. Selbst der jetzige Daohstuhl sammt
der Deckung kUnnte bleiben , indem man das neu erbaute Seitenschiff mit 4 kleineren Safteldächem
decken wĂĽrde, welche sich senkrecht ao das jetzt bestehende steile Dach anf dieser Seite anschiften
konnten. An der vordem Reite wĂĽrden entweder mehrere Giebel oder ScbOpfe den Verschluss gegen
die Abschlusswand bilden, je nachdem man durch Giebel diese gegen die Bahn gekehrte Seite rei-
cher, oder durch blosse Schöpfe einfacher gestalten wollte. Im Innern würde durch diese Zubauten
eine regelmĂĽesige Form erreicht werden, deren Gesammteindraok trotz einiger kleinen Detailverscliie-
denbeiten der Schiffe sich ganz gewiss günstig gestalten dürfte. Eine correete, stylgemässe Einrich-
tung und farbige Fenster wttrdeo die Harmonie des Ganzen vollenden.
KAISER KARL'S V. HEEESCIIAĂś ĂśBER DIE REICHSTRĂśPPEN
AM MARCHFELDE BEI WIEN IM JAHRE 1532.
BESPROCHEN
TOM
Dr. K A B L LIND.
Mit swei Tafeln von A. CiBMiUL
im Jahre 1539 erschien za Nürnberg dnrch Hieronymns Formschneider ein schön ausgestattetes
Buch mit dem Titel: „Warhafftige beschreibuDg des andern Zngs in Oesterreich wider den Ttlrken gemeyner
Christenheit Erbfeinde vergangens funffzehenhnndert zwej und drejssigsten jares thatlich beschehen,
Und ytz nnd allererst in diesem 1539 jar in Druck gefertiget^ mit Instigen abkondterfetten der landts-
gelegenheit, Schlachtordnungen, ttberfallnng, angrififis und sigs der unsem, auch des Tttrckischen streyff-
hanffens flucht und niderlage, Ob kĂĽnflftig durch di genad des Almechtigen ein merere ernstlichere band-
lung wider gedachten Erbfeinde ftlrgenomen, daraus bericht und erfarung zu erlangen.'' Das Buch
ist mit der Reiterfigur des Pfalzgrafen und spätem Curfttrsten Friedrich bei Rhein nebst seinem Wappen
und mit fĂĽnf anderen grossen Holzschnitten geschmĂĽckt, die von dem geschickten Holzschneider M. Osten-
dorfer angefertigt worden waren '). Schon im yorigen Jahrhundert wurde dieses Buch so selten, dass sich
Johann David G ö d e 1 veranlasst sah, dasselbe in seinen „Beiträgen zur Staatsgeschichte von Europa unter
Kaiser Karl V* (aus theils gedruckten, theils ungedruckten Nachrichten mit einer Vorrede von Christian
Heinrich v. Senkenberg, wirkl. kaiserlicher Reichsbofrath , Lemgo, Meyer'sche Buchhandlung) im
Jahre 1767'' jedoch ohne Beigabe der Illustrationen abdrucken zu lassen.
So wie das ursprüngliche Buch, eben so, ja noch mehr gehören die dazu gegeben gewesenen
Illustrationen zu bedeutenden Seltenheiten, da aus manchen der noch vorhandenen Exemplare dieses
Buches, wie zum Beispiel aus jenem in der k. k. Hofbibliotbek zu Wien die Illustrationen entfernt sind.
Eine dieser Illustrationen gibt die Ansicht der Stadt Wien vom Marchfelde aus, auf welchem eben Kaiser
Karl V. Heerschau über die im October 1532 versammelten Reichi^trnppen hält Von diesem Blatte dürften
kaum mehr als zwei Exemplare in Wien zu finden sein. Eines derselben befindet sich in der Sammlung
Sr. k. k. Hoheit des Hrn. Erzh. Albrecht, das andere in jener Sr. Excell. des Hm. Feldzeugmeisters Ritter
V. Haus lab, wohin es aus dem Besitze des k. k. Rathes A. Camesina gelangte. Dem Scharfblicke des
Letzteren, der in kundiger Weise die fttr eine oberflächliche Beschauung nicht hervortretende Wichtigkeit
dieses Blattes erkannte, insbesonders aber der kunstfertigen Hand desselben verdanken wur die Möglichkeit,
Copien dieses seltenen Blattes in die Hände unserer Vereinsmitglieder gelangen lassen zu können.
Nicht so leicht war es, eine brauchbare Copie dieses Blattes anzufertigen, denn das Original
gab fehlerhafter Weise in Folge der richtigen Zeichnung auf dem Holzstocke durch den Druck eine
1) Nagler's (Dr. G. K.) Mg, neues Künstler -Lexicon. 1835. X. p. 413. J. D. Passavant: Peintre • Graveur. 8.
Leipzig 1862. IlL 310.
Kaiser S[arl*8 V. Heerachau. Dr. Karl Lind. 39
verkehrte Ansioht der Sitaation Wiens, und wurde somit dnroh die VerwechBlang der östlichen and westli-
ehen Himmelsgegend die Ansicht der Stadt eine nnriohtige^ wodurch aneh das Blatt ĂĽberhaupt bei nicht
eingehender Betrachtung werthlos und anbrauchbar erschien. Um nun die Copie des Blattes richtig und
brauchbar zu machen, musste die Zeichnung nunmehr in der yerkehrten Ansicht auf den Stein ĂĽbertra-
gen werden, und wir müssen gestehen, es ist von Games in a die Umzeichnung in höchst befriedigender
und vollkommen correcter Weise ausgeftihrt worden, dem wir damit eine neuerliche Vermehrung jenes
von ihm schon so reich aasgestatteten Cjdus von Ansichten und Plänen Wiens zu verdanken haben.
Bevor wir nunmehr zur Beschreibung dieses interessanten Blattes schreiten, sei es uns gegönnt
mit etlichen Worten der historischen Situation, die zu dieser Zeichnung Veranlassung gab, zu gedenken.
Gewiss schon damals, als im Jahre 1529 Sultan Soliman nach mehrwöchentlicher vergeblicher
Belagerung der Vorburg Deutschlands und des Ghristenthums die Ufer des Wienflttsschens verliess,
entstand- in des mächtigen HeidenfÜrsten Brust der racbevoUe Entschluss zur Tilgung dieser Schmach
in kurzer Zeit und mit zahlreicheren Heerschaaren vor Wiens Mauern zurĂĽckzukehren. BegĂĽnstigt durch
die politische Bewegung in Ungarn, überfluthete Soliman 1532 die österreichischen Lande, mit einer
weit stärkeren Macht denn früher, diessmal seinen Zog mit 200000 Mann durch die Steiermark und das
westliche Ungarn nehmend. Doch schon zu Güns fand das feindliche Heer mächtigen und ausdauernden
Widerstand. Inner den Mauern dieses unscheinbaren Städtchens befehligte N i c 1 a s J u r i s c h i z, ein Mann
von Kraft und Verstand, der kurz zuvor Karl des V. Gesandter in Constantinopel gewesen. Einzelne kleinere
tĂĽrkische Heerschaaren drangen mittlerweile ĂĽber den Semmering in Oesterreich ein, um in furchtba-
rer Weise die Gräuel der Verwüstung vor Wiens Mauern zu erneuern. Schon schwärmten diese Hor-
den bis Maria- Zell und Stejer und beunruhigten die Ufer der Enns.
Doch war man weder in den österreichischen Erbländern noch im deutschen Reiche müssig und auf
die Abwehr des Feindes unbedacht. Nachdem im Jahre 1532 die Gesandten Ferdinand's GrafLeonhard
Nogarola und Joseph v. Lamberg die zweideutige Antwort des Snltan dem Kaiser gebracht hat-
ten, beschloss derselbe sofort die Reichshilfe in Anspruch zu nehmen, stellte an die za Regensburg ver-
sammelten Reichsstände die Forderung um 70000 Mann Reicbstrappen , und ernannte den Pfalzgrafen
Friedrich bei Rhein, Herzog in Bayern, zum obersten Feldhauptmann und den Pfalzgrafen Ernst zam
Proviantmeister der Reichsarmee. Grosse Schaaren von Bewafineten aus den Erbländern (15000 Mann)
wurden in Wien zur Vertheidigung der Stadt unter Hans Eatzianer als obersten Feldhauptmann der
ftnf österr. Lande vereint. Auch spanische Kriegsvölker lagerten in Wien. Karl V. übernahm auf eigene
Kosten die AusrĂĽstung von 25000 Mann zu Fnss und 5000 Reiter.
Allmählig langten nun seit 20. Aagust auch Theile der Reichsarmee an. Es war die uraprüngliche Ab-
sicht, diese Truppen vor dem Stubenthor ein Lager beziehen zulassen; später beschloss man die Errich-
tung des Lagers zwischen Komeuburg, dem Bisamberg und der Donauinsel, Wolf genannt, ĂĽber welche
die Strasse nach Wien fĂĽhrte. Die Bewachung derselben, femer der inneren BrĂĽcken und ĂĽberhaupt
die Aufrechterhaltnng der Verbindung mit der Stadt wurde den deutschen Knechten des Grafen Ludwig
Lodrone nnd den Tirolern unter Sigmund von Brandis überlassen. Am 3. September war der grösste
Theil der Reichsarmee, die frĂĽher theilweise auch am Tullnerfeld stand, im Feldlager bei Korneuburg
eingetroffen, wozu noch ein weiteres Corps Spanier, unter Alphonso del Vasto und Antonio Leyva, stiess,
welches frĂĽher in Krems, jetzt bei der Veste Kreuzenstein Lager schlug. Ferner folgten etliche Ge-
schütze, welche unter der Leitung des kais. Zeugwarts in Kärnten Martin Fleughauss von Passau über
Krems ins Lager gelangten. Am 7. September ĂĽbergab Ulrich Lejsser, oberster Zengmeister in Wien,
40 Kaiser Karre V. Heerscban.
der Armee drei und zwanzig Stüek „Pttchsen auf Räder^ sammt Zngehör und Bedienung. Am 9. Sep«
tember trafen 8000 Mann böhmisehe und mährische Hilfstmppen unter Christof yon Reitzenstein und Hein-
rieh von Meseritsch ein, und lagerten nächst dem Wolf.
Obschon inzwischen einzelne Abtheilmngen dertttrkischen Armee weit in das Erzherzogthnm eindran-
gen und sogar bis Baden kamen, so entsprach doch die Bewegung der tĂĽrkischen Hanptarmee, die
sich mehrere Wochen im Lager zu Mohacs nnd vor Gttns aufhielt, keineswegs dem grossen Vorhaben
Wien zu überwältigen. Vielmehr scheint Soliman noch während seines Anmarsches seinen ursprüng-
lichen Plan aufgegeben zu haben, wahrscheinlich in Folge der an ihn gelangten Nachrichten, dass der
k. Admiral Andreas Doria mit starker Flotte an der KĂĽste Morea's angelangt sei; seine Armee
machte bald allerorts rückgängige Bewegungen. Auch die in Oesterreich unter Kasimberg eingedrun-
genen Schaaren begannen den RĂĽckzug und suchten sich, durch den Wienerwald zurĂĽckgehend, der
Hauptarmee, die durch die Steiermark abwärts zog, anznschliessen.
Die bei Wien seit Anfang September zahlreich versammelte Armee (99000 Mann) hatte aber bis jetzt
noch nichts gethan, weder um der Zerstörungswuth der Türken zum Schutze des Landes Einhalt zu thun,
noch um deren RĂĽckzug zu verhindern. Endlich begann die Bewegung derselben. Conrad von Bemmel-
berg, Oberster über das Fussvolk, zog am 14. September sammt einigen böhmischen Reitern gegen das
von den TĂĽrken verlassene Baden, denTftg darauf Pfalzgraf Friedrich- mit den ĂĽbrigen Truppen gegen
Laxenburg. Bemmelberg rückte auf das Gerücht hin, dass die Türken längs der Schwarza das Ge-
birge verlassen wollen, bis Gloggnitz vor. Der Pfalzgraf bewegte sich bis Leobersdorf vorwärts, wo
er durch Kundschafter erfuhr, dass eine bedeutende türkische Macht bei Pottenstein versammelt wäre.
Am 19. September geschah gegen dieselbe der Angriff der Reichsarmee auf der ganzen Linie von
Schönau bis Leobersdorf, und wurden die Streiter des Islam bei Enzersfeld in gänzlicher Niederlage
sammt ihrem AnfĂĽhrer Michaloghli aufgerieben. Pfalzgraf Friedrich fĂĽhrte den Angriff gegen die feind-
liche Front, während Conrad v. Bemmelberg und Sebastian Schertlin von Bnrtenbach einen Theil der
Reichstruppen in des Feindes Rücken ftihrten, und damit den Ausschlag zum vollständigen Siege der
Reichstruppen gaben. Die meisten flĂĽchtigen und versprengten TĂĽrken wurden von den wĂĽthenden Bauern
erschlagen, nur wenige konnten die ĂĽber Graz ziehende tĂĽrkische Hauptmacht erreichen. Am 22. September
stand die Reichsarmee bereits wieder am linken Donauufer nächst dem Wolf, um den Kaiser zu erwarten,
welcher den Tag darauf mit starkem Gefolge und bedeutendem Heere zum ersten und einzigen Male und
zwar in Begleitung seines Bruders, des römischen Königs Ferdinand L das Weichbild der Stadt Wien
betrat. Statt die TĂĽrken energisch zu verfolgen, begnĂĽgte man sich mit ihrem fast freiwilligen AbzĂĽge
und wurden im Kriegsrathe, durch dessen Uneinigkeit die Auflösung dieser imponirenden Heeresmacht
erfolgte, nur allerlei halbe Massregeln ausgedacht, deren Folge war, dass weder Habsburgs Macht in
Ungarn gesichert, noch der Einfluss der Pforte auf Ungarn beseitigt wurde. Der Kaiser blieb bis 13. No-
vember in Wien und hielt mehrmals Musterungen ĂĽber die versammelte Armee, deren eine, am 3. Octo-
ber stattgefunden, den Vordergrund des in Rede stehenden Bildes einnimmt.
Bald nachher rückten die böhmischen und mährischen Hilfsvölker und die wegen rückständi-
gen Soldes nur zu sehr zur Meuterei geneigten Reichstruppen in die Heimath ab, etliche Tausend
Italiener und Spanier blieben beim Könige Ferdinand I. noch durch längere Zeit. Karl V. zog über
Italien nach Spanien.
Nun zu unserem Blatte zurĂĽckkehrend, sei zuerst die auf die Illustration bezĂĽgliche Stelle aus
der erwähnten Original-Erzählung jenes kurzen Feldzuges mitgetheilt, sie lautet :
Dr. Karl Lind. 41
„Wie die Key. Ma. anff die gethane erlaabnus des Reichs Eriegsvolck besichtiget hat.
Auff den Dritten Octobris, hat mein genediger Herr, der Oberst Veldhaoptman , auff zu vor beschehen
ersuchen und begem, beyder Keyserlicher vnd Kö. Maiestat alles des hejlichen Römischen Rejchs
verbanden EriegSYolk zu Ross vnd Fnss auff einen weiten Platzs nahend beym Leger^ zusammen
fordern vnd einer Feldt- oder Schlachtordnung gleich mit allen hauffen und dem geschtttz, ordnen und
stellen lassen, dermassen herfllr gestrichen und gerttst, das ein gewaltiger hauff von Raysigen vnd
Fassuolk, dergleichen in vil jaren, vom heyligen reych Teutscher nation, nit beysamen gesehen worden,
Welches alles zubesichtigen, Hochgedachte key. und kö. Ma. mit vilen derselben Hoffgesinde, von Fürsten,
Grauen, Herrn vnd andern Spanischen, auch anderen nationen von der stat Wien anssgeritten, dasselb
mit vleiss und lust beschawt vnd darab nit vnpillich, ein wolgefallen entpfangen, vmbritten alle hauffen,
wie dz die contrafactur zugegen etwas merer vnderricht gibt, sich volgend, widerumb in die stat
Wien gethan.
Volgends den ftlnfften Octobris ist der Oberst Veldthauptman im Leger auffbrochen, dergleichen
das gants Eriegsuolk vnd ein jeder seinen weg anheim gezogen."
Wenn wir die vor uns liegende Tafel besehen, so finden wir in dem kleinen Rahmen dieses
Bildes eine Fülle von Gegenständen zusammengedrängt. Wir sehen vor uns das Marchfeld, zur Linken
die Donau mit d^r Stadt Wien und die bis an das rechte Donauufer sich vorstreckenden Ausläufer der
Alpen. Zur Rechten des Beschauers bildet das terrassenförmig ansteigende Hügelland am Manhartsberge
den Hintergrund ftlr das Marchfeld. Der Zeichner hat auf diesem Bilde des Landschaftlichen so viel
vereint, dass ihm diess nui auf Kosten der Perspective, 'die wahrlich schon in höchst naiver Weise bei
Seite gesetzt wurde, gelang. Und trotz dieser Mängel ist das Bild ziemlich deutlich und verständlich.
Wir wollen zuerst die landschaftliche Gruppirung aufmerksamer betrachten. Das den ganzen
Vordergrund und den grössten Theil der rechten Seite des Blattes einnehmende Marchfeld stellt sich
ans als schwach hügeliges Land vor, das stellenweise durch Bäume und Gesträuchgruppen belebt
wird. Ortschaften oder auch nur einzelne bleibende Menschenansiedlungen sind nicht zu bemerken.
Die Donau bricht in der Mitte fast am oberen Rande des Bildes aus dem Gebirge hervor und nähert
sich in wiederholten Windungen der Stadt Wien. Nahe der Stadt theilt sie sich in zwei grössere Arme
und einen kleineren.
Die Stadt zeigt sich uns in sehr zusammengedrängter Gestalt. Wir sehen längs der Donauufer
die bekannte doppelte Reibe der Vertheidigungsmauer mit den eingebauten Werder-, Salz- und Rothen-
Thurm-Thor, deren offenstehende Thorbogen mit aufgezogenen Fallgittem versehen sind. Gegen
Norden und Westen schliessen sich weitere thurmähnliche Gebäude an, vielleicht der Thurm im Elend,
der Judenthurm und das befestigte Schottenthor. Die in den südöstlichen Theilen der Stadtmauer einge-
bauten Thürme dürften der Biberthurm, das Stubenthor und vielleicht der Eärnthnerthurm sein, doch
ragen diese letzteren nur theilweise über die Häuser der inneren Stadt empor.
Von den Gebäuden innerhalb der Stadtmauern sind zu erkennen: die Schottenkirche mit ihren
kleinen Vierungsthürmchen, die Maria-Stiegenkirche sammt ihrem mächtigen (!) Thurme, der alte und
durch seine EckthĂĽrmchen charakteristische Thurm der St. Peterskirche, die Spitzen zweier Eckthttrme
der Burg und das Widmerthor, endlich die St. Stephanskirche mit dem ausgebauten Thurme, dessen
Spitze das Sonn- und Mondzeichen schmückt, während auf dem Plateau des anderen, nördlichen, der
weitheransragende mächtige Kranich auf den beabsichtigten Ausbau der Spitze deutet Ferner sehen wir
den Fachthurm, das St. Laurenz- und das Predigerkloster.
X. Jahrg. 1866. 6
42 Kaiser Karrs V. Heenchaa.
Die drei zuerst erwähnten Stadtthore sind mit Wachen besetzt, mehrere Menschengrappen ^ anf-
gehäafte Waarenballen and Lastwagen beleben das Donaunfer, an welchem grössere und kleinere, mitunter
auch Segelschiffe befestiget sind. Auf derWerdinsel^ die mit derStadt durch eine mit einem mächtigen Thor-
bogen vertheidigbare Brücke verbunden ist, sehen wir einige Häusergmppen und ausgedehntere Baum-
anlagen. Eine weitere, ebenfalls mit etlichen fortificatorischen Anlagen versehene BrĂĽcke fĂĽhrt ĂĽber dengros-
sen Donauarm, dessen Fluthen grössere Frachtschiffe (vielleicht auch Schiffe der Donau-Flottille) tragen.
Wiens Vorstädte sind meistens nur angedeutet, vielleicht um zu zeigen, dass dieselben seit 1529
noch nicht wieder hergestellt wurden. Erkennbar ist nur das Fischerdörfchen mit der St. Johanneskirche
vor dem Werderthore und nahe dabei das Maria-Magdalenenkloster in der Gegend der heutigen Währin-
gergasse. Mehr undeutlich sind die Gruppen der zerstörten Häuser ausser dem Stubenthore. Von der
Kirche zu Gumpendorf ist nur die Thurmspitze sichtbar.
Den Hintergrund Wiens bilden die mitunter hochansteigenden, theilweise stark bewaldeten Berge
des Kahlengebirges und des Wiener Waldes. Am Wienerberge erkennt man das Hochgericht und die Denk-
säule zur Spinnerin am Kreuze, letztere noch in ihrer älteren Form. Die wenigen sichtbaren Ortschaften
näher zu bezeichnen, scheint bei dem Mangel sicherer Grundlage zur Orientirung zu gewagt ^), dasselbe
gilt auch von jenen Gebäudegruppen, welche in den das Marchfeld abgrenzenden Manhartsbergen und
zunächst eines mächtigen Berges, wahrscheinlich des Bisamberges, bemerkbar werden.
Wenn wir nun die im Marchfelde aufgestellten Truppen näher ins Auge fassen, so zeigt sich,
dass dieselben in einer Linie mit der Fronte gegen Wien aufgestellt sind. Den linken FlĂĽgel
der Aufstellung nimmt die mit langen Lanzen bewaffnete Reiterei ein, sie formirt sich in vier mächtige
Vierecke, aus denen mehrere mit verschiedenen Abzeichen versehene Fahnen flattern '). Vor diesen Heer-
haufen stehen die Trompeter und auf vier fliegenden Blättern ist zu lesen: „dess heitigen Reichs Raisigeo."
Das Gentrum und den rechten Flügel nehmen zwei weitere, aber stärkere Heerhaufen, beide aus Fuss-
volk gebildet, ein ; den ersteren, aus 3 bis 4 Aussenreihen BĂĽchsenschĂĽtzen und im Kerne aus Lands-
knechten gebildet, benennt das Spruchband: der gewaltig häuf zu ftiess. Daneben eine gleiche Fuss-
volkgruppe mit der Aufschrift: de vberigen volkoecht. Aus dem Lanzenwalde beider Heerhaufen ragen
viele und verschiedene Fahnen heraus, an deren einzelnen die Wappenfiguren deutscher Reichsstädte,
wie Augsburg, NĂĽrnberg, Mainz etc. erkennbar sind. Jede dieser grossen Fussvolkmassen ist vorn und
rückwärts von je einer kleineren Schützengruppe (vberig schüzn) gedeckt. Am rechten Flügel gegen die
Donau hin steht das „Veltgeschüz,^ dabei eine kleine Zeltgruppe.
Eine weitere.Landsknechtgruppe und etwas GeschĂĽtz steht abgesondert an der linken Seite des
Bildes und scheinen die dort befindliche Lagerküche und einzelne in verschiedenen Beschäftigungen
begriffene Bewaffnete die Nähe des Lagers andeuten zu sollen.
Den Hauptgegenstand der ganzen Vorstellung bildet der Besuch des Kaisers Karl V., den er
seinen nach kurzem Kampfe siegbeglĂĽckten Truppen macht. Der Pfalzgrai als Reichsoberst-Feldhaupt-
mann empfängt unbedeckten Hauptes die beiden (kaiserliche und königliche) Majestäten, den Kaiser
Karl V. und König Ferdinand L die mit zahlreichem Gefolge vor der Fronte der Reichsarmee eben
eintreffen. Die Begleitung der Majestäten ist so bedeutend, dass sie über beide Donaubrücken und
1) Längs des rechten Donaunfers könnte man die eingezeichneten Ortschaften etwa ftlr Döbling, Nussdorf und das
Stift KloBtemeabnrg annehmen. Der Stahlen berg ist ebenfalls mit Gebäuden versehen. Jene Gebäade-Gnippe zur Seite hin-
ter dem Bisamberge könnte vielleicht Komeubnrg sein, alles natürlich mit Aosserachtlassung der wahren Situation.
2) Eine Fahne ist mit dem Bilde eines Engels geschmĂĽckt und hat die Aufschrift: Deo victori.
Dr. Karl Lind. 43
den unteren Werd reiohend, mit ihrem Ende so eben das rothe Thurmthor passirt. Die ganze Grup-
pirung ist sehr lebhaft^ wir erkennen vielerlei Trachten; wie jene der spanischen, böhmischen nnd
deutschen Beiter, wir seheU; wie die Hellebardiers den Kaiser umgeben, ferner Reiter mit Zweigen
and Gerten, mit Falken, mit Sanmpferden etc. Der Kaiser reitet an der Spitze, er ist in einfacher
spanischer Tracht dargestellt und hat das Haupt mit einem Baret bedeckt *).
Schliesslich sei uns noch ein Wort gestattet ĂĽber den Werth der in Rede stehenden Ansicht
von Wien, deren Mittheilung^ wie wohl vorausgesetzt werden darf, als willkommener Beitrag zu dem
im L Bande dieser Vereinsschriften ebenfalls zum Gemeingnte gemachten Ansichten Wiens aus den
Jahren 1483 nnd 1558 von den Mitgliedern begrüsst werden wird ^). Die älteste bekannte Ansicht von
Wien ist jene anf dem Babenberger Stammbaume im Stifte Klosterneuburg, aus dem Jahre 1483 her-
rtthrend. Sie zeigt uns einen Theil der Stadt Wien nach der dem Donaucanale zugekehrten Nord-
seite. Der Zeit nach die nächst alte Ansicht von Wien finden wir in der 1493 erschienenen Chronik ')
des Hartmann S c h e d e 1, ein höchst ungenaues und wenig belehrendes Blatt, das nur annäherungsweise
den Charakter Wiens gibt, und das wir nur der Vollständigkeit des Cyclus der Wiener Stadtansichten wegen,
die diese Vereinsschriften erreichen sollen, hier im verkleinerten Maasstabe beigeben *). Daran reiht sich Niclas
Meldeman's Rundansicht der Stadt Wien während der Ttirkenbelagerung im Jahre 1529^). Obwohl es
sich bei diesem Rundbilde vornehmlich nur um eine genaue und doch ttbersichtliche Darstellung der
Einzelnheiten der Belagerung handelte, ohne sich an die topographische Richtigkeit der Gestalt der
Stadt zu binden, daher mit Unterlassung der Einzeichnung der Strassen- und Häusergruppen, vornehm-
lich nur die Ringmauern mit ihren Thtirmen und den Stadtthoren und nur einzelne wenige Gebäude
ohne eine Verbindung im Innern der Stadt selbst dargestellt sind, so besteht doch ein bedeutender
1) Kaiser KarFs Vorliebe fUr einfache and Abneigung gegen reiche Kleidang, sowie die Art, wie er seine Kleider
schonte, bernhet in d^r Wahrheit* Ein Aagenzeage (Bericht des Flossschreibers Schirmer in den Beiträgen zar sächsischen
Geschichte, 1791 I. 34) erzählt, dass der Kaiser bei einer Heeresmasterang bei Nanmbarg am 21. Jani 1547 sein ueaes
Schwanes Sammtkäppchen, da es ein klein wenig za regnen anfing, abnahm, es anter dem Mantel verdeckt hielt und sich
auf das blosse Haupt regnen Hess. Abgedruckt in Vehse's Geschichte des österr. Hofes und Adels, 1851. II. 37.
2) Mitth. des Alt Ver. I. 7 u. 239. Angefertigt von A. Camesina. Ausser den in diesem Aufsatze besprochenen
Ansichten und Plänen von Wien hat bis jetzt Alb. Camesina veröffentlicht: 1. Bonifaz Wolmuth's, Steinmetzen und Bau-
meisters Kaiser Ferdinands I., Grundriss der Stadt Wien im Jahre 1547 (herausgegeben vom Alterthums- Vereine zu Wien
1857/B in 9 Blättern). 2. Augustin HirschvogeFs Plan der Stadt Wien vom Jahre 1547 in 4 Blättern sammt den beiden
Queransichten der Stadt. Wien 1863. 3. H. Schmidts aus Geldern Plan der Befestigungs - Werke Wien's, während der Tür-
kenbelagerung 1683. Herausgegeben vom Alterthum-Vereine zu Wien 1864.
3) Schedel Hartmann: das Buch der Chroniken und gedächtnisswürdigen Geschichten von ambegyne der Welt I^ibs
auf diese unsere Zeit. Folio. NĂĽrnberg. Autb. Koberger 1493. p. 98 u. 99. Holzschnitte von Wohlgemuth und Pleyden-
wurff. Es existirt von diesem Werke auch eine lateinische Ausgabe mit denselben Holzschnitten.
4) Wir sehen anf diesem Blatte , das die Aufschrift „ vieuna pannonie" führt . und im Originale eine Breite von
33 Vs Hetres und eine Höhe von 20Metres hat, Wien ebenfalls vom untern Werd aus gesehen. Wir erkennen die doppelte
Bingmauer, das Rothethurm- und Werderthor, jenen runden Basteivorsprung zunächst des ersteren, femer den Biberthurm,
das St. Laurenz- und Predigerkloster, denSt.Stephansthurm jedoch ohne Kirche, den Thurm der St. Michaelskirche, daneben
vielleicht die ThĂĽrme der Burg, den Thurm der Kirche der weissen BrĂĽder und die sonderbarer Weise mit zwei, wenn auch
ungleich grossen Thtirmen ausgestattete Mariastiegenkirche. Obschon die Häuser, Kirchen, Mauern und Thürme gewiss
nicht genau nach der Natur gezeichnet sind, so lässt sich doch erkennen, dass die Mehrzahl der Häuser von Stein ist,
und mitunter mit lYeppengiebel verziert war, dass jedoch auch hölzerne rücksichtlich Riegelwandhäuser bestanden. Schliess-
lich sei noch die Bemerkung erlaubt, dass der Originalholzschnitt aus drei StĂĽcken bestand, die nicht vollkommen anein-
ander passten , welcher Uebelstand auf unserem in Folge photographischer Verkleinerung entstandenen Bilde deutlich am
bemerken ist.
5) Herausgegeben vom Gemeinderathe der Stadt Wien im Jahre 1863. Die Nachbildungen von A. Camesina, das
erläuternde Vorwort von Karl Weiss.
6*
44 Kaiser Karl V. Heerschau.
ZnsammenhaDg mit der ersterwähnten Ansieht der Stadt Wien, hinsiehtlich der Aehnlichkeit der auf
eben diesen beiden Bildern vorgestellten Gebäudegrnppen , was uns zu dem Schloss berechtigt; dass
beide Abbildungen in der Vogelperspective mit einiger natttrlicher Treue der Objecte angefertigt wurden.
Keineswegs dasselbe kann man von der viertftltesten Ansicht Wiens sagen. Wir sehen nSmlich auf
diesem aus vier Blättern zusammengesetzten Bilde die Stadt von der Südseite aus, ebenfalls während
der Tttrkenbelagerung im Jahre 1529. Diese seltene Ansicht ') Wiens, ein immerhin recht interessantes
Blatt, dessen bedeutender Werth nur durch den Mangel jedweder Correctheit in der Darstellung etwas
geschmälert wird, dürfte wahrscheinlich von H. Goldemund in Nürnberg angefertigt worden sein. Sie
gewährt als Gegenstück zu Meldemann's Rundbild einen ganz interessanten Einblick in die Anlage der
Stadt und ihrer Vorstädte. Obgleich der Standpunkt der Aufnahme nicht wie bei Meldemann in der
Mitte der Stadt, auf dem Stephansthurm, gewählt wurde, so ist doch dessen Höhe (wahrscheinlich süd-
östlich der Spinnerin am Kreuze) so bedeutend, die Perspective so willktthrlich geordnet und die Situa-
tion so verschoben, dass wir aut diesem Bilde nicht nur die Donau von Klosterneuburg an, das ganze
Lager auf allen Seiten der Stadt, und die Bewegung der Angreifer im ganzen städtischen Umkreise,
so wie auch die Ruinen der Vorstädte vor dem Kernerthor und an der St. Niciasporten deutlich sehen,
sondern es ist auch möglich die Bewegungen einzelner Streitergruppen in der Stadt, die Verrammlun-
gen und Vertheidigungs- Vorrichtungen in einzelnen Strassen und viele bedeutendere Gebäude unzwei-
felhaft zu erkennen, von denen einzelne ĂĽberdiess, wie die Kirche im St. Laurenzkloster, die Maria-
Stiegenkirche mit zwei ThĂĽrmen und der auf die Nordseite der Kirche versetzte, ausgebaute St. Stephans-
thurm hinsichtlich der Zeichnung mit jener in der Ansicht hei Schedel besondere Aehnlichkeit haben.
Dem Alter nach als die fĂĽnfte Ansicht, schliesst sich nun jene vom Marchfelde') aufgenom-
mene aus dem Jahre 1532 an, welche den Gegenstand der vorliegenden Schrift bildet. Wenn wir
eine Vergleichung dieser mit den als ältesten und als drittältesten erwähnten Ansichten vornehmen wollen,
so wird uns die auffallende Aehnlichkeit der einzelnen Baulichkeiten Wiens nicht nur belehren, dass
sich diese Ansieht Wiens den beiden erwähnten hinsichtlich ihrer Correctheit immerhin brauchbar an-
reihen darf, sondern, dass diese Zeichnung sogar wahrscheinlich aus der Hand jenes unbekannten Zeich-
ners entstand, der die Zeichnung zur Meldeman'schen Rundansicht anfertigte.
1) Diese Ansicht Wiens wnrde leider bisher durch neuerliche Vervielfältigung derselben nioht weiter verbreitet, was
aber zu erwarten steht, da selbe ebenfalls von A. Camesina lithographirt ist.
2) Die vorliegende Gopie ist mit doppelten Steinen ausgefĂĽhrt , damit in Folge des dunkleren Unterdrucks die
Gruppierungen besser heraustreten.
EIN TĂśENMHARNISCH KAISER MAXIMILIANS I.
IM WAFFENMUSEUM DES K. K. ARSENALS ZU WIEN.
BE8CHBIEBEN UND EBKLĂ„BT
VON
ANTON WIDTEB.
Mit vier Tafeln.
Unter den vielen; oft; prachtvoll gearbeiteten Rüstungen des k. k. Arsenals gehören die alten
Tumierhamische wohl zu den merkwürdigsten ; denn nicht nnr durch die Zeit, der sie angehören, auch
durch die hohe kĂĽnstlerische Vollendung , mit welcher diese schweren Eisenschalen gearbeitet sind,
vermögen sie die Bewunderung jedes Kunstkenners zu erregen. Es sind daselbst bis jetzt zehn solche
schwere Tumierhamische aufgestellt, welche ohne Zweifel zwischen 1490 und 1510 geschlagen wurden,
und dem hohen Freunde ritterlicher Uebungen und des Waffenwesens, dem kunstsinnigen Kaiser Maxi-
milian I. zugeschrieben werden können *). Bis auf einen haben sie alle die Form von Stechzengen
und verdienen in Bezug auf Kunst vor jenen gleicher Art in der k. k. Ambraser-Sammlung ohne Frage
den Vorzug, während anderseits die alten Rennharnische der gedachten Sammlung wieder ebenso
kunstreiche als seltene StĂĽcke sind.
Bevor wir zur Beschreibung des den Gegenstand dieser Schrift bildenden Tumierharnisches
schreiten, sei uns gegönnt, des leichteren Verständnisses wegen nur einige Worte über das Turnier
vorauszusenden. Die Turniere, Waffenübungen, bei besonderen Gelegenheiten Schaukämpfe der vor-
nehmsten FĂĽrsten und Herren haben als solche und in diesem Sinne ihren Ursprung im frĂĽheren Mit-
telalter. Bei allen Ereignissen grösserer Bedeutung durften sie nicht fehlen und bildeten jedesmal den
Glanzpunkt aller Festlichkeiten. BĂĽndnisse, FriedensschlĂĽsse und Heirathen wurden damit besonders
gefeiert Die Tumiere hatten nicht allein den Zweck die Kraft und Geschicklichkeit der Ritter in
FĂĽhrung der Waffen und im Einzelkampfe zu zeigen, sondern sie waren auch eine Art Ehrenprobe
fSr die Kämpfenden, denn vor Allem einen unbefleckten Ruf musste derjenige haben, der daran theilneh-
men wollte. Es war jeder davon ausgeschlossen, dem Raub öder Meineid, Unzucht oder Betrug vor-
geworfen werden konnte; auch wer Kaufmannschaft oder ein Gewerbe trieb, war nicht tumierfähig.
In letzterer Hinsicht wurde man später allmählig nachsichtiger, besonders nahm man es mit den reichen
Patriziern von NĂĽrnberg und Aagsburg nicht mehr so streng.
Für die Zeit vor Maximilian I. waren diese Tumiergesetze und Uebereinkommen sehr löblich,
wenn sie gleich nur in jenem Verhältniss gehandhabt wurden, und wirkten, als die deutschen Kaiser
und FĂĽrsten in Macht und Ansehen standen.
1) Rflstungen und Waffen aus der Zeit Haximilian's I. sind schon grosse« Seltenheiten , noch ältere gehören zu den
gTössten Raritäten, jene aber von Attila, Karl dem Grossen, Rudolph von Habsbnrg u. s. w. in das Reich der Anfiichnei-
derei, welches im R(Utung«wesen sehr gross ist.
46 ^>Q Tarnierharnisch
Nach Fr. y. Leber sind die ältesten ans erhaltenen englischen Tarnierverordnungen vom
Jahre 1295, nnter Ednard III. ^ die ältesten französischen von Philipp VI. zwischen 1328 nnd 1350
und die ältesten deutschen erst vom Jahre 1479. Es ist aber nur von den uns erhaltenen die Rede;
denn wenn wir die älteren Grabdenkmale betrachten^ welche ans die Ritter in so kunstreichen Rüstun-
gen des 14. Jahrhunderts zeigen, so können wir uns wohl denken, dass sie schon damals bei ihren
Turnieren geschriebene Gesetze und Ordnungen haben mussten ').
Waffen und Rüstungen zum Turnier waren in der ältesten Zeit wenig von den gewöhnlichen im
Krieg gebränchlichen unterschieden und erst das 13. Jahrhundert machte, besonders mit dem Helm,
eine bedeutendere Abweichung. Den Leib bedeckte noch wie frĂĽher der Schuppen- oder Ringpanzer,
«
letzterer aus geschmiedetem Drahte. Die Lanze wurde einfach unter dem Arm gehalten.
Im 14. Jahrhundert hingegen fängt bereits der Plattenharnisch an ; der Schild geht ins Viereck über
und ist mit dem Lanzeneinschnitte versehen. Schon unterscheidet man das Stechen und Rennen '). Auf
den Grabdenkmalen sieht man die Gestalten oft liegen , den Turnierhelm als Kissen unter dem Kopf,
daneben den Schild; es ist diess ein Zeichen, dass man damals viel auf Turnierfähigkeit hielt. In
der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts erscheint auch der Rüsthacken an der Brust zum Einlegen
der Lanze ').
Das 15. Jahrhundert vollendete den Plattenharnisch wie auch die ganze TurnierrĂĽstung. Die
Blüthe alles Turnierwesens fällt in dieses Jahrhundert, vornehmlich in die Zeit Maximilian's I., welcher
FĂĽrst in den Jahren von 1474 bis 1519 Zeit und Geld genug dafĂĽr verwendete.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts machte die fortschreitende Ausbildung der Feuerwaffe der
alten Kampfesweise nach und nach ein Ende, und im 17. Jahrhundert findet man an der Stelle des
Turniers nur mehr das Ringelrennen und ein Pferde ball et. Ein sehr ausfĂĽhrliches Bild dieser
letzten ritterlichen Uebungen gibt Pluvinel in seiner Reitkunst ftlr Ludwig XIII. (1626.) Es ist diess
kaum mehr als Pferdedressur und die dabei gebräuchlichen Lanzen sind nur noch Splitter jener Stan-
gen, wie sie zu Maximilian's Zeit gebraucht wurden ^).
Es ist hier nicht der Ort das ganze Tumierwesen genau durchzugehen und nachdem unsere Ab-
bildungen einen Renn- und zwei Gestechharnische darstellen, so sollen nur die gebräuchlichsten Tur-
niere zu Ross erwähnt werden, wie sie um das Jahr 1510 ausgeführt wurden.
Die Hauptarten der Turniere sind:
Zuerst das Scharfrennen. Dessen charakteristische Merkmale sind: starke Stange mit dem
Scharfeisen daran und der grossen Brechscheibe zum Schutze des rechten Armes, RĂĽst- nnd Hinterhaken,
die Tartsche, „darin man das Treffen thuet,'^ an die Brust geschraubt, Beintaschen, über dem Knie Streif-
tartschen, die Beine ungeschĂĽtzt, die FĂĽsse in breiten Filz- oder Tuchschuhen, damit man mit denselben
beim Fall im Stegreif nicht hängen bleibe. Das Ross ist „geplent und gedeert^' und geziert mit
seidener Renndecke. Die Decke diente nicht allein zur Zierde, sondern damit das Pferd durch den
Fall des Ritters nicht verletzt werde und, wenn der Reiter fiele, dass der Gefallene vom Pferde nicht
1) Leber, Fr. v. RĂĽckblicke in denUche Vorzeit, S. L 800.
2) Der Grabstein des Hanns von Tbs f 1368, abgebildet im 3. Bd. d. W. Alterth. Vereines, ist ein interessantes Bild
fĂĽr diese Zeit, wir sehen den Kitter im Feldbamisch, daneben Schild und Helm zum Tamiere.
3) Hefner-AltenDCck, Trachten d. christlichen Mittelalters B. IL
4) Die Lanzen werden beim Turnier gern Stangen genannt; sie worden stärker oder schwächer geführt, so dass sie
nach der Verschiedenheit nnd Art des Rennens oder Stechens „brechen mOgen** oder „dass sie fallen mttssen.*
Kaiser Haximilian's I. 47
80 leicht geschlagen werden konnte '). Die Tafel I zeigt einen Harnisch znm Scharfrennen ans der
k« k. Ambraser-Sammlung. Wir sehen daran ganz deutlich die Art und Weise , wie die Tartsche ein-
geschraubt wurde und wie man die Lanze einlegte. Der dabei befindliche Rennhut ist wesentlich verschie-
den vom Stechhelm; Rttst- und Hinterhaken sind wie gewöhnlich geformt; die Streiftartschen fehlen.
Das Bundrennen. Wie das vorige, nur waren die Tartschen auf einem Räderwerk an Brust
und Helm angebracht und sollten beim Stoss meistens wegfliegen. ;,Und rottgen auch fallen^' (die
Kämpfer nämlich) oder ;,die darzen gannd hinweckh/' heisst es in Burgk maier 's Tumierbuch *).
Das Rennen, fest angezogen. Ohne Rennhut, den Kopf nur mit wollener Haube bedeckt,
hohe Tartsche mit Sehschnitt, sonst wie das Scharfrennen. „Und fallen auch.''
Das geschift Tartschenrennen. Qanzer Feldhamisch mit Rennhat, Rttst- und Hinterha-
ken, die grosse Tartsche aus Stttcken zusammengesetzt, welche beim Treffen abspringen.
Das geschift Scheibenrennen. Ganzer Feldharnisch mit Rennhut, ohne Hinterhaken, auf
der Brust mit dem Bund oder Rollzeug eine geschiftete Scheibe, die beim Treffen absprang; an der Stange
grosse Brechscheibe, der linke Arm hatte wenig Schutz, daher es auch heisst „Und ist besorglich.''
Das Pfannenrennen. Dabei waren Kopf und Arm unbedeckt, auf demKttriss der viereckige
Rost vertieft wie eine Pfanne, „darin man das Treffen thuet." Brechscheibe, Rttst- und Hinterhaken.
„Und ist gar besorglich.^ Es gehörte dieses Rennen durchaus nicht zu den gebräuchlichsten, war mehr
Zweikampf als Turnier und sei hier nur seiner Sonderbarkeit wegen angefahrt. Es endigte häufig mit
dem Tode eines Kämpfenden und soll desshalb immer auch ein Sarg zur Bahn gebracht worden sein ').
1) Dans Burgkmeier's Tumierbuch herausgegeben v. J. v. Hefner Taf. 6. In diesem schätzbaren Werke sind die
verschiedenen Tumierarten sehr genau und anschaulich- dargestellt.
2) Ebenda Taf. 7.
3) Es dtirfte hier am Platze sein, ein kleines Bild dieses ernsthaften Turniers zu geben, zu welchem Zwecke wir die
nachfolgende Stelle aus den collect* genea. hist. von Wurmbrand, entnommen aus S t r e i n 's Manuscript (p.. 233) mittheilen :
Beim Zweikampf, „vechten bis zu Ende des Lebens," erscheinen die Kämpfer nicht immer in den gewöhnlichen
oder gleichen Waffen, sie bedienten sich, wohl nach vorhergegangenem Uebereinkommen, derjenigen, die jeder am besten
zu ftihren wusste und mag auch sonst der Gebrauch von ein oder dem andern Vortheil gegenseitig erlaubt gewesen sein.
Das bekannte Turnier zwischen Sebastian von Losenstein und einem Spanier bei dem Beilager Ferdinand's I. mit Anna
von Ungarn 1521 zu Linz, wird wie folgt beschrieben:
„Gleich zu demselben Mahl, und bei dem angeregten Turnier hat ein fUhrnehmer Spanier an Ihrer Fürstl. Durchl.
Hof die Teutschen hoch veracht, sich mit einem Herrn oder Bittersmann umb Leib und Leben zu kämpfen angebotten,
auch darĂĽber an das Bathhaus sein Garteil angeschlagen; als sich aber aus bedenklicher Ursachen, damit die Hochzeit-
Freud nicht mochte perturbiret werden, keiner sobald gefunden, hat sich gedachter Spanier noch mit mehr verächtlichen
Worten wieder die Teutschen hören lassen, darauf sich zween Herren, Sebastian von Losenstein und ein Herr von Hohen-
berg angemeldet, waren miteinander strittig , welcher den Kampf vertretten sollte , darauf die Sache entschieden worden,
weilen der Spanier das im Land ob der Enns geredet, dass Herr von Losenstein als ein Land ob der Ennser solches
vertheidigen sollte , darauf sich beide Theile eines Tags verglichen , gertist , und jeder mit seinen Beiständen auf den
Platz gezogen, der Spanier zwar mit grossem Pracht und meistem Hofgesind zum Donau-Thor ein, Herr von Losenstein
aber noch zuvor mit etlich wenigen Beiständen von Landleuthen von der Gassen, wo jetzo das Landhaus ist, dann seynd
ihrer viern vorgeritten , mit roth und weiss angestrichenen Stäben , der hat sein Boss , als er den Helm noch nicht auf-
gesetzt, getummelt, wie auch der Spanier hernach gleichfalls das Seinige zierlich und wohl; Es hat aber Herr von Losen-
stein einen Beidenhander angehangen, dessen sich männiglich verwundert, was er zu Boss damit machen woUe, auf
seinem Boss hat er einen Maul-Korb gefĂĽhret, und ist das Boss dahin abgericht gewest, wann Er ihme den Maul-Korb
abgeworffen, und ihme zugesprochen, das es ein anderes Boss unversehens angefallen. Auf dem Platz sind BĂĽhne aufge-
macht gewesen fĂĽr Ihre FĂĽrst!. Durchl. und dero Frauen-Zimmer. Als sie nim mit denen Spiessen gegeneinander gerennt,
haben sie beede gefehlt, darauf zum Währen griffen, allda der Spanier dem Herrn von Losenstein mit Stechen und
Schlagen sehr hart angegriffen, vor welchem er sich eine gute Zeit mit Verderben aufgehalten, also, dass auch seine Be-
freunde darüber erschrocken, und vermeinet, es hätte Ihm der Spanier verzagt und erschroken gemacht; Wie nun der
Spanier sich damit abgemĂĽdet und Herr von Losenstein seine Gelegenheit ersehen, hat er dem Boss den Maul-Korb abge-
48 Ein Tnmlerharaisch
Die Gesteche; diese waren die allergewOhnlichsten Arten der Turniere zu Ross und auch minder
gefährlich als das Rennen; die Stangen mit Krönig^ d. h. die Spitze in 3 bis 4 Zacken auslaufend;
der Helm gross mit weitem Sehschnitt.
Das alte Oestech im hohen Zeug und verschlossenen Sätteln. Der ^techhelm an
Brust und Rttcken geschraubt, Achseln mit grossen HinterflĂĽgen ; Schwebscheiben ; die Armbeugen
mit grossen Muscheln geschlitzt; die rechte Hand bloss ; wird nur von der Brechscheibe bedeckt; die
linke ; den ZĂĽgel fahrend; steckt in einer schweren Turniertatze; Rttst- und Hinterhaken ; die kleine
Tartsche aufgebunden; Leibreifen und Schosse schĂĽtzen Bauch und Schenkel, an den FĂĽssen Tuch-
schuhe. Das Ross hat eine ganze StahlstimC; den FĂĽrbug mit Stroh ausgefĂĽllt wegen des Zusammenstos-
senS; der Sattel mit hohen Stegen und Spangen zum Schliessen '). Es mussten die Stangen brechen.
Bei derartigen älteren Turnieren sassen die Ritter alle hoch im Zeug; damit sie besser über den Hals
des Pferdes herausragten und letzteres nicht so leicht beschädigt werden konnte ; und doch blieb so
manches auf der Bahn liegen.
Das neuC; gemeine; deutsche Gestech. So wie das vorigC; der Sattel aber ohne Hin-
tersteg und Schliesseu; starke Stangen, dass sie fallen mĂĽssen.
Das wälsohe Gestech; das alte über das Dill; d. i. eine Bretterwand; durch welche
getrennt und nach deren Länge sie aneinander ritten und über welche die Stösse geführt wurden ; im
ganzen Feldhamisch; Stechhelm; die Tartschen hoch aufgezogen. Im Jahre 1553 findet sich beim Ge-
stech über das Dill der schwere Stechhelm nicht mehr, die Tartsche öfter durch den Stechmäusel
oder ein DoppelstĂĽck ersetzt und die Stange gar leicht zum brechen gemacht ').
Beim Fussturnier wurden sehr verschiedene Waffen gefĂĽhrt; derSpiesS; die HelmbartC; das
Schwert '). Die RĂĽstung dazu hatte meistens einen steifen Helm; den EampfschurZ; Armbeugen und Knie-
kehlen mit Folgen geschlossen. Sowohl in der Ambraser-Sammlung als im Arsenal finden wir vorzĂĽgliche
Harnische zum Fusskampf und zahlreiche Abbildungen imFreidal, Schemel und im Weissknnig.
Es lässt sich vom ganzen Turnierwesen überhaupt nur dann eine etwas deutliche Vorstellung
machen; wenn man die angefĂĽhrten Werke und Bilder zu Hilfe nimmt und auch da wird noch manche
Frage oflFen bleiben *).
worffen, seiner Grewohnheit nach zugesprochen, and den'Zaum schieasen lassen, welches des Spaniers Ross bei der Nasen er-
wischt nnd fest gehalten, Herr von Losenstein aber nĂĽt seinem Beidenhander dem Spanier in zweyen Streichen das
Helmlin aufgehauen, bloss geschlagen, und hart verwundet, auch gleich den Garaus machen wollen; Als aber Ihre FĂĽrstl.
Durchl. gesehen in was Gefahr der Spanier seye , haben Sie Fried zu nehmen geschryen, darauf die Spanier so auf der
Btthne gedient, Ihm hinweg genommen und also beim Leben erhalten, dessen Herr von Losenstein sehr ĂĽbel zufrieden
gewest, mit Vermelden, da der Spanier den Yorthl vor ihme gehabt, wusste er nicht, wie es ihme ergangen wäre, doch
sich zur Ruhe begeben, und sambt seinen Beyständen mit Frolocken abgezogen , darauf die Spanier etwas stille worden.
Haoc ex Relatione Georg Holzners, der es von zweien alten Losensteinischen Diennern mit Nahmen Hannsen Wimmer und
Hannsen Perckhammer gehöret, welche mit und bey gewest, und dem Herrn von Losenstein auf der Baan gedienet. Und
wieder aus einer sondern Relation Osswalden von Fränckings, gewesenen Ftlrstlich-Regenspurgerischen Raths und Pflegern
zu Pechlern, dass Ers vielmahl von seinem Vatter, der auch mit uns bey gewest, gehört habe; Bisshero Herrn Streins Erzehlen."
1) In Freida'l's Tumierbuch, k. k. Ambr. Sammig., ist ein solches Gestech zwischen MaximĂĽian I. und Graf Hanns
von Verdenberg sehr schön und deutlich abgebildet, Blatt 98.
2) Hanns Burgkmeier's Tumierbuch v« J. v. Hefner Taf. 29.
3) Im Frei dal Blatt 83 ist sogar eines mit Dreschflegeln abgebildet.
4) So bemerkt man im Freidal das wälsche G^tech über das Dill ohne Hinterhaken und auch wieder mit den.
selben. Blatt 14 hat bei dem gleichen Gestech „derTenfl** die Tnrniertatze ain der rechten Hand und dasselbe wieder
holt sich Blatt 38. Blatt 202 bat den Gegner Mazimilian*s im Fusskampf am linken Fuss einen Schnabelschuh, am rechten
einen sogenannten Bärenfuss.
Kaiser Maximilian's I. 49
Die hier angefitlu-ten siud nur ein Tbeii der gebräuchlichsten alten Turniere und lange nicht
alle Arten, welche noch dazu in den verschiedenen Zeiten und Gegenden Abänderungen unterworfcQ
waren, gleich wie die Fechttibungen in unsern Tagen.
Es ging, besonders in älteren Zeiten, bei den Turnieren nicht ohne Oefahr ab. Ulrich von Lieh-
tenstein erzählt uns schon, wie viele Kranke und Verwundete nach dem Stechen in den Betten la*
gen, und dass mancher seine Lebenszeit genug daran hatte. Im Frei dal, Blatt 25 liegt Max I. hart
getroffen nach aller Länge am Boden und sein Gegner dessgleichen. Es ist bekannt, dass König Hein-
rich IL von Frankreich 1559 seinen Tod dabei fand. Den Städten Augsburg und Nürnberg wurde oft die
Ehre zu Theil, dass Kaiser, Ghurfttrstcn und andere mächtige Herreu Tarniere dort gaben, wozu die
reichen Geschlechterherren auch geladen waren. Es begab sich nun auch nicht selten, dass ein gar
edler Herr von einem solchen reichen Patrizier sattelräumig gemacht oder gar zum Fall gebracht wurde ;
war nun der Sieger geschickt und höflich genug, so fiel er selbst auch vom Ross, welche Artigkeit
dann mit grossem Beifall aufgenommen wurde.
Die Preise fttr die Sieger waren mitunter kostbar und in Zuerkennung derselben nahm man es
sehr genau; es wurde gewissenhaft vermerkt, wie viel ledige Fälle einer hatte, wie oft er seinen
Gegner sattelräumig gemacht, jedes Treffen, ob hart oder leicht, jeder Ritt wurde gezählt, es machte
einen Unterschied ob die Stangen gebrochen oder geschrenkt waren. Ein Ringlein als Preis von
Damen wurde der Geberin artig wieder zurttckgeschenkt.
Die Kämpfer erschienen im reichsten Aufputz, was an Federn und Seide nur angebracht wer-
den konnte, war an Mann und Ross zu sehen und es hatten die Frauen zu entscheiden, wer am
reichsten oder geschmackvollsten aufzog, so wie ihnen auch eine Hauptrolle bei den Mummereien nach
dem Turnier zufiel'). Sehr launig war oft der Mann wie das Ross geziert, Max L trug als Helm-
schmuck häufig lange Ohren. „Item die Ursach der Oerl die kun. Mt in XXV gestochen gefuert hat,
Ist das die Herzogin von Ăźnrgundi Irem Puelen die Orlein zu feueren vergunt hat" ').
Kein militärisches Schauspiel bis auf unsere Tage hat die Pracht und das Interesse der alten
Turniere erreicht. Wer durch Macht und Geburt hervorragte, wer durch Tapferkeit und Ehre sich
einen Namen erworben, alles was unter hohen Herren und Frauen auf Würde und Schönheit Anspruch
machte, war da versammelt, nicht nur um zuzusehen, sondern, was den Reiz noch erhöhte , um selbst
mitzuwirken. Die prachtvollen Aufzüge, häufig mit der kaiserlichen Majestät an der Spitze, die Be-
gierde seine Geschicklichkeit vor aller Welt zu zeigen, den Gegner zu ĂĽberwinden, dabei mituntei' die
Sehnsucht manches Herrleins den Preis vor oder gar von jener Schönen zu erhalten, die sein Herz
gefesselt, das alles gab flir den Handelnden wie für den Zuschauer ein Bild vom höchsten Interesse..
Diese alten Herrlichkeiten sind nun mit ihren Bestgebern unter die Marmordeckel in den Kreuzgängen
schlafen gegangen, es hat sich nichts mehr davon erhalten als ein leiser Nachhall, das Carreussel,
und* unter dem Volke der letzte Rest, das Ringelspiel.
Nach dieser kurzen Umschau im Tumierwesen wollen wir zu dem Hauptzwecke dieses Auf-
satzes einlenken.
1) Die Mummereien sind sehr ansf&hrlioh imFreidal zu sebeo, es ist aber auffalleod, dam das Orchester dabei,
durchaus nicht reich besetzt ist, es ist meistens nur darch eine Trommel und eine Querpfeife vertreten.
2) Primisser, Gkdenkbuch Kaiser Max I. in Hormayr's Taschenbuch 1824 S. 43. Es war also eine Gunst sei-
ner ig^eliebten Marie von Burgund. Ueber Frauengttnste (Faveurs) Freiherr v. Sacken Ambraser - Sammlung B. IL S. 186
und Primisser in Horraayr's Taschenbueh 1820, S. 294.
X. J»hrj. 1860. 7
50 ^n Turnierharnisch
Der auf Tafel II und III als Vorder- and Rückseite abgebildete Harnisch *) gehört zam neuen,
gemeinen deutschen Gestech. Der gewöhulicbe Steohhelm, aus drei Stücken sauber gearbeitet, hat oben
und an den Seiten kleine runde Löcher zum Durchziehen der Schnüre der „Turnayhaube/ (welche
darunter getragen wurde, um Druck und Stoss zu vermindern); zierliche Gehörrosen^ darunter viereckige
Löcher, um ihn mit Riemen fester an den Kopf zu schuallen, den Luftgeber nach Art eines Thttrieins
gebildet, schön durchbrochen mit einem gothischen, schön gravirten Ornamente versehen.
Der Helm ist an Brust und RĂĽcken angeschraubt. In der Gegend des Halses zeigt sich ein
breites Loch im Viereck, wahrscheinlich später angebracht, am Rand, wo die drei derben Schrauben
sitzen, eine schöne Bordüre aus gothischem Laubwerk, gleichfalls graviert. Die geschobenen Achseln
in Federzapfen haftend, sind trefflich gereift, die grossen HinterflĂĽge an den Orten herrlich ausge-
hauen; das Ornament, welches an die Kette des goldenen Vliesses lebhaft mahnt, läuft in der Ver-
jüngung wirklich reizend aus! Die Oberarmschienen sind gereift wie die Achseln. Von prächtiger
Arbeit ist auch der gekehlte RĂĽcken, welcher sammt den Schoossen in der Zeichnung mit Helm und
HinterflĂĽgen ĂĽbereinstimmt, denn es zeigen die gereiften Seiten desselben an den Orten das gleiche
Lilienomament ausgehauen, wie es der Helm durch die HinterflĂĽge verdeckt hat. Die Brust mit zwei
Reihen Schraublöchern, um den Helm höher oder tiefer zu setzen, ist wohl nicht immer bei diesem
Harnisch gewesen, da zu ihr ein Helm mit einer Stellklappe gehört, wie die Löcher in der Mitte für
die Schrauben und die links und rechts zum Einfallen der Zapfen deutlich anzeigen; sie ist aber aus
völlig gleicher Zeit und von allem Vorhandenen passt nur diese genau auf die Schraublöcher des
Helms und stimmt auch gut mit den ĂĽbrigen Theilen des Harnisches zusammen. Da der Helm ganz
tief in die Brust geschraubt ist, so verdeckt sein Rand die beiden Löcher links, in welche die
Tartsche zum Gestech aufgebunden wurde. Der RĂĽsthaken zeigt uns das Burgundische Kreuz und
erinnert unwillkĂĽrlich, wie schon Fr. v. Leber richtig bemerkt, an den hochgefeierten Helden
Theuerdank *). Der Hinterhaken ist nach einem Originale der k. k. Ambraser-Sammlung neu angefertigt,
die starken Bauchringe und Beintaschen sind achtmal geschoben und gereift. Die Mäusel sind spitz in
der Form von Sternen getrieben, der rechte Vorderarm besteht aus zwei StĂĽcken, eines derselben
bildet zugleich die schön gereifte, gleich den Hinterflügen ausgehauene Muschel zum Schutze der Arm-
beuge, der linke Vorderarm bat die Form einer schweren Turniertatze, die Fingerform nachahmend;
daran zum Schutze der Armbeuge eine Muschel, wie die vorbesagte, angeschraubt Die an der Stange
angebrachte Brechscbeibe gehört einer späteren Zeit an.
In einem solchen Harnisch, ein abgenähtes Gewand darunter, mit dem „Krönlein^ an der Stange,
staeh man sich damals gegenseitig vom Pferd herab. Das musste ein geĂĽbter Ritter verstehen. Diese
Art Gestech, das neue gemeine deutsche genannt, wurde zur Zeit Maximilian's am häufigsten
angewendet Heute lacht wohl mancher über eine so umständliche und derbe Körperübnug, aber in
einer Zeit, wo ihrer zwei erforderlich waren, um mit einer HakenbĂĽchse zu schiessen, die nicht die
halbe Wirkung unserer Muskete hatte, in einer solchen Zeit war sie ganz praktisch, auch war der
Kampf Mann gegen Mann in der Schlacht weit häufiger als jetzt
Zwischen 1495 und 1505 dürfte wohl die Zeit fallen, in welcher dieser schöne Harnisch ge-
schlagen wurde, da spätere Arbeiten an den Orten nicht mehr so schön ausgehauen sind*)«
1) Die Photographien der Tafeln IL, III. a. lY. wurden von Hm. A. W i d t e r Bclbst Air diese Vereinspublication angefertigt
3) Friedrieb v. Leber, Wiens kaiserliches Zeughaus, S. 54.
8) Wie diess der Fall ist beim Harnisch des Erzherzog Sigmund von Tyrol und des Kaisers Max I.
Kaiser Maximilian I. 51
Forschen wir nach dem Träger und Besitzer dieses Hämisches, so führen uns die verwandten
Formen in der k. k. Ämbraser-Sammlnng und im „Freidal,^ diesem herrlichen Tumierspiegel der da-
maligen Zeit, immer wieder auf Maximilian I., den vollendeten, aber anch letzten Bitter, der so viel
„gerennt, gestochen und gemumbt,^ zurück. Wir sehen auf den ersten Blick, dass nur ein
vorzüglicher Künstler die Zeichnung („Visirung^) dazu gemacht haben kann und es ist von Maximilian
wohl bekannt, dass er Geschmack hatte und mit den hervorragendsten Männern der Kunst und Wis-
senschaft seiner Zeit verkehrte. Unsere Zeit, welche meint, in Gescbmacksachen schon Alles ĂĽberflĂĽ-
gelt zu haben, kann vor diesem Harnisch die ganz bescheidene Betrachtung machen, wie man es
in alterZeit verstand, soschwereund zu so ungeschlachtem Gebrauche bestimmte
Eisenplatten, als ein wahres Kunstwerk auszuarbeiten.
Unter den zehn alten Tumierharnischen des k. k. Arsenals kommen vier mit dem Stadtwappen
von Augsburg und mit einem Stechhelm als Plattnerzeichen vor, gerade so eingeschlagen, wie auf dem
ganzen schönen Harnische Nr. 5 der k. k. Ambraser-Sammlung, welcher auch dem Kaiser Maximilian I.
zugeschrieben wird. Zur besseren Einsicht ist die Tafel IV beigegeben, welche den RĂĽcken eines
solchen Turnierharnisches gibt, der ĂĽber der Stellschraube am Helm rechts das Stadtwappen von
Augsburg, links den besagten Stechhelm hat. Dieselben Zeichen wiederholen sich am Oberarmzeug
gleich ĂĽber der Muschel. Da nun auf unserem Harnisch Tafel II und III gar kein Zeichen vorkommt,
80 ist er wohl nicht in den Plattnereien Augsburgs oder Nürnbergs geschlagen; denn ein so schönes
Stück hätte man gewiss mit Stolz als eigenes Fabricat gestämpelt.
Es liegt 'daher die Vermuthung sehr nahe, dass derselbe aus MĂĽhlau bei Innsbrack stammt, wo
schon früher schöne Rüstungen geschlagen wurden, und wo auch Maximilian seine berühmten Plattne-
reien und Giessereien hatte'). Dort waren nach dem Weisskunig*) die Treizsauerweine , Caspar
Biederer und Conrad Sejsenhofer Hofplattner. Ein Jörg Seysenhofer musste auf Befehl Kaiser Fer-
dinand I. 1540 „Unserem lieben Bruder und Schwager, dem Kunig von Frankreich auf unsere Kosten
etlich Hamasch schlagen und zurichten.'^ Dass aus solchen damals weitbertthmten Werkstätten nur
vorzĂĽgliches hervorging, ist leicht zu erwarten, und viele prachtvolle Harnische ohne Namen und
Zeichen, als italienische, französische oder Niederländer Arbeit bewundert, mögen dort geschlagen
worden sein. Ein Aufsatz im Tyroler Archiv: ^Der Harnisch König Franz I. von Frankreich/ verbrei-
tet ein interessantes Licht ĂĽber diesen Punkt, und es ist dieser Harnisch, obwohl fĂĽr Franz I. be-
stimmt, i\ie von ihm getragen worden, auch nie in Frankreich gewesen, ausserjenen Thei en, welche
die grosse Nation, löblichen Gedächtnisses, von Ambras entführte und in Paris au teilte, in der Mei-
nung, etwas zurĂĽckerobert zu haben, was bei Pavia verloren wurde. Sie zeig n nun einen Harnisch
als Trophäe, der lange nach Pavia ihrem Könige als Geschenk zugedacht war.
Die Anfertigung von Turnier-Harnischen hatte fUr Kaiser Max eine solche Wichtigkeit, dass er
an derselben oft die bedeutendsten KĂĽnstler seiner Zeit' mitwirken und vieles nur von den besten
Kräften ausftlhren liess '). Nach mehr als drei Jahrhunderten können wir uns ur mit Achtung dar-
1) Id Hfihlau mögen wohl auch die präcbttgen Harnische geschlagen worden sein, welche von Erzhersog Sigmund
von Tyrol, f 1496, in der k. k. Ă„mbraser-Sammlnng gezeigt werden.
2) Weisskunig, S. 98.
3) In der hOobst schitsbaren Schrift: Konrad Peutinger in seinem Velrhftltniss anm Kaiser Maii-
milian I. wird uns noch ĂĽber die berĂĽhmte Augsbnrger KĂĽnstlerfamilie Burkmair mitgetheilt, dass es drei Burkmair
gab, Thomas den Grossvater, Hanns den Vater und Hanns den Sohn. Nach dem Gerechtigkeitsbncbe der Maler steht
52 ^^^D Turnierharnisoh.
ĂĽber aassprechen und das Andenken eines FĂĽrsten ehren^ der Veranlassung war, dass die Werke die-
ser Meister entstanden und auf nns gekommen sind, and zwar entstanden in einer Zeit, die durchaus
keine goldene war. Wer iu der k. k. Ambraser-Sammlung die Zenghttcher, auf Pergament prachtvoll
ausgefĂĽhrt, gesehen hat, wird gewiss nur erstaunt sein ĂĽber solche Leistungen. Auf das wohlbekannte
Grabmal seines Vaters bei St. Stephan verwendete er bis zum Jahre 1513 bei 40,000 Ducaten; so
lange es steht, wird seine kunstvolle Anordnung das Auge erfreuen und die sinnreiche Darstellung den
Giest ĂĽberraschen. Mit welcher Sorgfalt Hess er an seinem Grabmal in Innsbruck arbeiten. Es
empfing seine Asche nicht, wurde erst lang nach seinem Tode vollendet, ein wahrhaft kaiserliches
Denkmal, das von aller Welt bewundert, auch von jener Stadt gar hoch in Ehren gehalten wird, die
den kranken Kaiser das letzte Mal im Oetober 1518 so kalt aufnahm. Maximilian ging nach Oester-
reich und verlangte in Neustadt zu ruhen.
Wir besitzen in den beiden photographisch abgebildeten Turnierharnischen schätzbare Denkmale
vom Kunstfleiss der beiden Lieblingsstädte Maxinülian's, Innsbruck und Augsburg. Durch Conrad Peu-
tinger liess er noch 1516 bei dem berĂĽhmten Helm einen silbernen Harnisch bestellen, welch Letzte-
rer auf ehrbare Rechnung 50 fl. schmied CollmannVorschuss begehrte *).
Am 6. Oetober 1518 ritt der Kaiser von Augsburg fort, sich unterwegs mit der Falkenbeitze
belustigend ; bei der Rennsäule auf dem Lechfelde kehrte er sich nochmal um, schlug ein Kreuz über
sie und sprach: „Nun gesegne dich Gott, du liebes Augsburg und alle frommen Bürger darinnen!
Wohl haben wir manchen guten Muth in dir gehabt, nun werden wir dich nicht mehr sehen l*^ Dieses
VorgefĂĽhl war richtig, in Wels ereilte ihn der Tod. Zahlreiche Bildnisse sind von diesem FĂĽrsten auf uns
gekommen , darunter ein meisterhafter, grosser Holzschnitt von Albrecht Dttrer mit der Unterschrift :
9tx Seur ^Ffiret ^ftat^fer ^a?rtmilianu9 ist auf den jn) top its ^rnnrr^ rtinre ^iUx^ Jm (lijr ^or frligkltd) oim
biifrr 3ei|t gredyotbrn. Anno domiDi 1519.
In frtiher Jugend, noch am Hofe Karl des KĂĽhnen hat er wohl die reichste Waffenpracht und
alles, was die Kunst jener Zeit zu leisten vermochte, gesehen. Es ist ihm die Liebe dafĂĽr durch sein
ganzes Leben geblieben; in vielen Widerwärtigkeiten standhaft, meist ohne Geld, aber immer bereit,
fUr die gute Sache das Schwert zu ziehen, so hat ihn die Poesie ganz richtig als den Letzten Ritter
gefeiert, wie auch die Geschichte seinen Stiftungen Gerechtigkeit widerfahren lassen muss, dem Land-
frieden und der Doppelheirat h. Romantisch erhebt sich seine Gestalt in ganz eigenem Glänze,
im Abendlicht des Mittelalters, wie im Morgenroth der neuen Zeit.
Thomas unter den gestorbenen Meistern 1523, Hanns der Vater, der für Maximilian tbätig war 1531, Hanns der
Sohn ist nicht mehr eingetragen. Ein Schreiben des Kaiser Ferdinand I. aus Wien vom 11. December 1559, gibt auch
fĂĽr ihn wie ftir den Vater einen Anhaltspunkt. Der Kaiser stellt an den Rath der Stadt Aagsburg fol^^ende Bitte: i^Uns
hat Euer MitbĂĽrger Hanns Burkmair Maller nnderteniglich furbracht wie weillendt sein Vatter und Er unseren lieben
Herren Anherren und BrĂĽdern Kaiser Maximilian und Kaiser Karlen hochloblicher Gedechtnuss, mit Mallung
der Harnascli, dessgleichen dem Etzen zu Hilff und Furstand der Plattner und sonst in ander mer weg,
ganz unverdrossen und gehorsamblich gedient habe etc. ... Dieweil er aber von dem Allmächtigen mit vielen clainen
kindlein begabt, und nunmer mit einem hohen Alter also beladen, dass Er seines PlOden Gesichts und znegestandener
leibsschwachbeit halber sein handtwerkh in solchem seinem Erlebten Alfter nit mer dermassen alls Er in seiner Jugenndt
gethan vorsteen kbonndte So ersuechen wir Euch hiemit gnedig begerenndr, Ir wollet denselben Burkhmair
2u dem nechsten verledigten Anstecher oder ainem andern Ambtll bei Euch, darzue Er geschiokfat unnd dem
vorsteen mag vor andern khumen lassen Schreiben im A. Stdt. A.
Conrad Pentinger in seinem Verhältnisse zum Kaiser Maximilian I. S. 28, von dem verdienstvollen Theodor
Herberg er, Archivar der Stdt. Augsburg. Angsbg. 1851. B. Butsch.
1) Conrad Peutinger, von Th. Herberger, S. 25.
DIE
TAFELGEMĂ„LDE AUF DER RĂśCKSEITE DES EMAIL-ALTARES
IM STIFTE KLOSTERNEUBURĂ–.
von
Dr. ED. FBEIBL V. SAC]
Mit fllDf Tafeln.
Das an Kunstdenkmalen des Mittelalters so reiche^ von den Landesftlrsten stets gepflegte und
wobl dotirte Chorberrnstift Klosterneubnrg besitzt bekanntlich eines der bedeutendsten^ in seiner
Art wohl das grossartigste Kunstwerk des XII. Jahrhunderts in der berühmten Email- Ketabel — dem
sogenannten Verduner - Altare. Er besteht aus einem Mitteltheile mit zwei halb so breiten FlĂĽgeln zum
Schliessen und stellt sich so als ein FlUgelaltar — gewiss eines der ältesten Beispiele dieser An*
Ordnung — dar. Die laut der Inschrift unter dem sechsten Propste Wernher (1167 — 1186) durch
Nicolaus Yon Verdun im Jahre 1181 vollendeten 51 Emailtafeln, ebenso interessant durch den bedeut-
samen Inhalt der Darstellungen und ihre geistigen Beziehungen als durch die kĂĽnstlerische AusfĂĽhrung
hervorragend y sind durch die Pracht Publication in Facsimile von A. Camesina mit Text von
J. Arneth') und die eingehende Beleuchtung von Dr. 6. Hei der im IV. Bande der Berichte des
Altertbnms- Vereines bekannt*). Daselbst ist auch nachgewiesen , wie aus der weiteren Inschrift des
Altares hervorgeht, dass die Tafeln ursprünglich zur Verkleidung eines Ambo dienten und erst später,
und swar durch den Propst Stephan v. Sierndorf (1317—1335) zu einem Retabel oder Altarauf-
satz verwendet wurden. Diess geschah nach einem furchtbaren Brande des Stiftes im Jahre 1322 ^)
und ohne Zweifel aus Anlass desselben. Denn die Tafeln, welche bei der Feuersbrunst kaum durch
Begiessen mit Wein gerettet wurden, hatten doch dadurch so gelitten, dass sie der Propst nach Wien
bringen Hess, wo sie von Goldschmieden restaurirt und neu vergoldet wurden. Bei der erwähnten Um-
gestaltung zum Altaraufsatze mit zwei ThĂĽren, die im J. 1329 vollzogen war^ mussten, um zu diesem
Zwecke das erforderliche Ebenmaass zu erhalten, oder aber weil die mittleren Tafelreihen beschädigt
waren, sechs Email -Tafeln neu gemacht werden, die sich in der That in der Mitte des Ganzen ein-
gefĂĽgt finden und auf den ersten BUck durch den Kunstcharakter und die weit geringere technische Aus-
führung wesentlich von den übrigen, älteren unterscheiden.
1) Das Niello-Antipendittm zu Klosterueuburg. In der Originalgrösse litbographirt von A. Camesina, beschriebea
und erläutert von Joseph Arueth. Wien 1844.
2) Vgl. auch Heider und Eitelberger, Mittelalterliche Kunstdenkui. des österr. Kaiserstaates. II. S. 115.
8) Zufolge der kleineo Stiftschionik (M. Fischer, MerkwĂĽrdige Schicksale des Stiftes und der Stadt Klosterneu-
burg, I. 8. 158 und Zeibig im Archiv z. Kunde ĂĽsterr. Geschichtsquellen. VII. S. 231) fand der Brand am Kreuz-
erhöhnogstage (14. September) 1322 statt. Fischer glaubte das Jahr 1318 annehmen zu müssen. Die Gründe dagegen
s. bei Camesina. Die ältesten Glasgemälde im Stifte Klosterneubnrg im II. Bd. des Jahrbuches der k. k. Central-Com-
mission s. Erforsch, und Erhalt, d. Baudenkmale. S. 170, Anm. 2.
54 I>ie TafelgemSlde im Stifte Klosterneubnr^,
Aber der kunstsinDige Propst that Doch mehr: auch die RĂĽckseite des ohne Zweifel frei
stehenden Retabels liess er mit Gemälden, auf Holztafeln in Tempera - Farben ausgeführt; versehen.
Lange Zeit hindurch waren dieselben sichtbar und mVIssen leicht zugänglich gewesen sein, da Hun-
derte Yon Beschauern in sehr unpassender Weise ihre Namen, oft auch mit der Jahrzahl einkritzelten,
nnd zwar bisweilen bis zur Tiefe einer Linie; die älteste Jahrzahl war 1502, um welche Zeit diese
yandalische Unsitte, die glĂĽcklicherweise nur die unteren Theile der Bilder betraf, wobei vorzugsweise
die dunklen Stellen der Gewänder und des Grundes gewählt wurden, in Uebung gekommen zu sein
scheint. Die jüngste Jahrzahl war 1809 bei einem nur theilweise leserlichen französischen Namen.
Die Aufstellung des Altarwerkes im alten Capitelhause beim Grabe des Stifters, des heil. Mark
grafen Leopold, die im J. 1833 vorgenommen wurde, entzog zwar die RĂĽckseite mit den Bildern den
frevelnden Händen der ungebildeten Menge, aber leider auch den Augen des kunstsinnigen Beschauers;
denn der Altar stand so nahe an der Mauer nnd war derartig verschalt, dass es kaum möglich war,
mittelst Leiter und in gefahrvoller Situation bei Beleuchtung einer Kerze die Gemälde nur unvollkom-
men zu sehen ; sie waren so gut wie begraben und oft liess sich der fromme Wunsch vernehmen,
dass sie durch eine zweckmässigere Aufstellung wieder an's Tageslicht kommen und der Betrachtung
zugänglich werden möchten '). Endlich im J. 1863 liess der hochw. Propst Adam Schreck auf An-
regung des Herrn kais. Rathes A. Gamesina und des Stiftskämmerers Florian T h a 1 e r, aufgemuntert
durch die k. k. Central - Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, den Altar
von seiner Stelle entfernen nnd die Gemälde der Rückseiten, welche durch Staub, Rauch und das
erwähnte Einkritzeln von Namen viel gelitten hatten, durch den Maler und Officialen der Kupferstich-
sammlung des Erzherzogs Albrecht, Joseph S oh önbrunn er, gründlich restauriren. Der genannte treff-
liche Künstler unterzog sich der mühevollen Arbeit mit grösster Gewissenhaftigkeit und feinem Ver-
ständniss ; nachdem er die dicke Kruste von Schmutz und Rauch, die sich im Verlauf der vielen Jahre
angesetzt hatte und die Darstellungen fast unkenntlich machte, mittelst einer leichten Salmiaklösung, Essig
und Eigelb entfernt, die aufgestandenen Stellen mit einer Mischung von Terpentin und Leim niedergeklebt
und die zahlreichen kleinen Risse und SprĂĽnge mit Kreidemasse ausgefĂĽllt hatte, fĂĽhrte er die Restauration
mit Temperafarben mit gewissenhafter Schonung der Originalstellen durch: nur an den zwei Bildern
der Krönung und Kreuzigung kamen an den unteren Theilen Harzfarben in Anwendung, weil diese
durch die Feuchtigkeit angegriffen waren. Die schadhaften Stellen des Goldgrundes wurden mit Muschel-
gold ausgebessert und polirt. Durch glĂĽcklichen Zufall und die haltbareren lichten Farben waren die
Köpfe und Fleischtheile am besten erhalten, und von den übrigens nicht tief gehenden Rissen, Sprüngen,
Abblätterungen und Eingraben von Namen verschont geblieben *).
So prangen denn die merkwĂĽrdigen Kunstdenkmale des XIV. Jahrhunderts wieder in ihrer ur-
sprünglichen Farbenfrische und sind nun der Zukunft erhalten ; eine zweckmässigere Aufstellung des
Altares im Capitelhause und eine vortheilhaftere Beleuchtung macht sie nunmehr den Kunstfreunden
sichtbar. Es schien nun an der Zeit, an die Reproduction und Herausgabe dieser fĂĽr die Kunstgeschichte,
wie wir in der Folge sehen werden, überaus wichtigen Gemälde zu schreiten; das thätige Mitglied
unseres Vereines, Herr Anton Widter, photographirte sie in seiner bekannten trefflichen Weise und
1) Eine kurze Beschreibung verfasste bei Gelegenheit dieser Aufstellung der Chorherr und Archivar des Stiftes
Engelbert Stoy; sie findet sich bei Arneth, Niello-Antipendium S. 5, Anmerkung.
2) Eine Anzeige der glĂĽcklich vollzogenen Restauration nebst einer kuizen Schilderung der GremĂślde gibt K. Weiss
in der österr. Wochenschrift f. Wissensch., Kunst und öffentl. Leben, Jahrg. 1864. I. S. 369—373.
â–Ľon Dr. Ed. Freih. t. Sacken. 55
Herr Job« SohODbranner ftihrte nach den Photographien und den Originalen die lithographischen
Tafeln aus, welche hier gleichsam als Anhang zar Pnblication der Emaiitafeln im IV. Bande der Be-
richte nnd Hittheilungen gegeben werden.
Die Zahl der Bilder und die Wahl der Gegenstände der Darstellung erscheint durch die Oe-
sammtanorduung des Altarwerkes begründet; jeder Flttgel enthält eine Tafel ^ der doppelt so breite
Mitteltheil deren zwei. Erstere wurden, wie diess bei deq Flttgeialtären gewöhnlich war, während der
Fastenzeit geschlossen, nnd daher mit der Darstellung der beiden Hauptmomente der Passion: der
Kreuzigung und der Auferstehung versehen; die Rückseite des Mitteltheiles — vielleicht wäh-
rend der Adventszeit sichtbar gemacht — ist dem irdischen Scheiden und der Verherrlichung der
Jungfrau Maria gewidmet. Wir wollen die Betrachtung mit dem rechten FlĂĽgel, der beigeschlossenen
Thttren sich dem Beschauer zur Linken (auf der Evangelienseite des Altares) darstellte, beginnen«
Flttgel der Eyangelienseite (Taf. I).
Wir sehen hier den Heiland, eine sehr lange, hagere Gestalt, bereits verschieden am Kreuze
hängen, um das unbekrönte Haupt — in älterer Zeit trftgt es häufig die Königs-, später die Dornen-
krone — den Nimbus mit breitendigem, edelsteinbesetzten Kreuze ; das Auge ist gebrochen, der Mund
von Schmerz und Todeskampf verzerrt. Das Lendentnch, welches noch im XIH. Jahrhundert oft
als SchĂĽrze oder kurzer Rock erscheint, legt sich breit, bis an die Kniee reichend, um die HĂĽften
(später wird es gewöhnlich flatternd gebildet). Ströme von Blut entquellen den Wunden ; die der Hände
und der Seite werden von drei Engeln in Kelchen aufgefangen. Um das schwerelose Schweben aus-
zudrĂĽcken, gab ihnen der KĂĽnstler eine fast vollkommen horizontale Lage; die beiden oberen tragen
weisse Kleider und rotbe, schillernde Flügel; der aber, welcher das Blut der Seitenwunde auffängt,
erscheint fast körperlos; denn indem der Goldgrund die Lichter des Kleides bildet und bloss dessen
Schatten grĂĽn gezeichnet sind, ist die Gestalt wie durchsichtig, auch die FlĂĽgel sind bloss oontourirt.
Zu bemerken kommt auch, dass das auf einem niedrigen Hügel — nebst dem Todtenkopf Andeutung
der Sohädelstätte, des Calvarienberges — eingerahmte Kreuz keinen Oberbalken hat, sondern ein
kurzer Stab trägt das Band mit der gewöhnlichen Inschrift. Die Gruppe der vier trauernden Frauen
zur Rechten des Kreuzes ist weitaus die trefflichste Leistung unseres KĂĽnstlers, sowohl in Bezug auf
Anordnung und Ausdruck, als in malerischer Beziehung durch schöne Gewandmotive und glückliche
Zusammenstellung der Farben. Den Mittelpunkt der Gruppe bildet Maria; der Ohnmacht nahe, lässt
sie die Hände in gebrochener Kraft hängen '), der edle, noch jugendliche Kopf ist von tiefer Trauer
gebeugt, den im stummen Schmerz hinblickenden Augen entquellen blutige Thränen; der in reichen
Falten herabfallende, lange, blass purpurne Mantel ist ĂĽber den Kopf gezogen, das Unterkleid hat eine
grünblaue Farbe. Die ausdrucksvolle Gestalt wird von einer der anderen Marien, die über einem bräun-
lich blauen Kleide mit rothem Futter einen weiten, ĂĽber den linken Arm geschlagenen blaugrĂĽnen
Mantel, auf dem Kopfe den weissen Wimpel nnd Schleier trägt, liebreich umfasst nnd unterstützt; das
Gesicht hat etwas typisch Starres, die mandelförmigen Augen sind wie im Schrecken aufgerissen und
blicklos. Von edlen Formen nnd grossartigem Schnitte erscheint der im Profil sichtbare Kopf der
1) Verschiedene Kltere KircheiiBchriftsteller eifern dagegen. Maria in der Geberde heftigen Schmerzes oder in Ohn.
macht sinkend« darznatellen ; sie Bellte, entsprechend dem Stabat mater. des Jacobus de Benedictis, stehen in ergebener
Fassang. Vgl. Hack, der ohristUche Bilderkreis, S. 119.
56 I>ie IWelgemfilde im Stifte Klosterneuburg.
dritten Frau, die ein zinnoberrotbes Kleid trägt; der vom Hinterbanpte berabfailende grttne Mantel
lässt noob die bellblonden Haare zum Theil frei; aoeb sie sacht die zasamraensinkende Mutter des
Gekreuzigten aufrecbt zu erhalten; auf den sie schmerzvoll hinblickt. Sehr lebendig zeigt sieh der
Schmerz in der weinenden FraU; welche den Schluss bildet, ausgedrückt; sie trägt ein graues Ober-
kleid. Man muss gesteheu , je mehr man sich in die Betrachtung dieser Grnppe vertieft, um so ergrei-
fender wirkt die tiefe Empfindung, mit welcher der KĂĽnstler in noch unentwickelter Form seiner Inten-
tion Ausdruck zu geben verstand, um so bewunderungswĂĽrdiger erscheint bei aller Einfaohheit, selbst
Httlflosigkeit der äusserlichen Darstellangsmittel die Feinheit der Charakteristik. — Viel interessantes
bietet die Gruppe auf der anderen Seite des Kreuzes ; hier sehen wir zunächst Johannes, den blond-
gelockten Kopf in tiefem Leid auf die Hand gestĂĽtzt, wieder eine ausdrucksvolle, obwohl mehr con-
ventionelle Figur; iu der Linken hält er das Evangelium; seine Kleidung besteht in einem grünen
Kleide mit grauem, roth gefütterten, weiten Mantel. Sehr eigenthümlich ist das Costüm des gläubigen
Hauptmannes ) der gegen den Beschauer herausblickt und ihm sein offenes Bekenntniss zuzurufen
scheint, welches ein aus der auf Christus deutenden emporgehobenen Hand hervorgehendes Spruchband
mit den Worten: Vere filius Dei erat iste, ausdrĂĽckt. In der RĂĽstung strebte der KĂĽnstler offen-
bar historische Treue an, aber indem er die römische Kriegstracht darstellen wollte, wobei ihm einige
dunkle Vorstellungen von der mit Köpfen geschmückten Phaleris (Brustschmuck), derlei Lendenriemen
und Schuppenpanzer vorschwebten, brachte er nur eine abenteuerliche PhantasierĂĽstung zu Stande;
immerhin bleibt aber dieses Bestreben nach historischem Costttme bemerkenswertb , da es in dieser
Zeit nicht gewöhnlich ist, denn meistens begnügte man sich (selbst noch viel später), die nicht heiligen
Personen in der Tracht der Zeit darzustellen *). Doch konnte er sich nicht ganz der ihm gebotenen
Anschauung entschlagen, und so trägt der Römer das iür das XIV. Jahrhundert charakteristische Bas-
sinet auf dem Kopie, an welches in der gewöhnlichen Weise mittelst einer Spange der Ring -Panzer-
kragen mit herabhängendem Nasal aus demselben Geflecht befestigt ist; auch die mit Goldspangen
beschlagenen Beinschienen und die rothen, spitzen Schuhe sind der Tracht der Zeit entnommen ; dagegen
soll die rothe Mütze mit Goldspangen und Hermelin Verbrämung, der Panzer mit spitzen Schuppen, der
kurze, enge schwarze Leibrock mit Gold- und Edelsteiubesatz und eine Art Gurt von Goldschuppen,
auf denen seltsame, phantastische Köpfe, die in getriebener Arbeit dargestellt sind, den Krieger einer
entfernten Zeit, eines fremden Landes charakterisiren. Das kurze, mittelalterliche Schwert mit Rauten-
knopf, auf welches sich die Linke stützt, hat ein zu knüpfendes Riemengehänge, wie es im XII. und
XIII. Jahrhundert üblich war. Von den drei Soldaten, deren Köpfe viel Leben und eine Individnalisi-
rung zeigen, die schon eine aufmerksame Beobachtung, ja directes Studium des Lebens bekundet,
tragen zwei Piken, der dritte eine kleine Hellebarde von primitiver, alterthĂĽmlicher Form; erstere
haben das Bassiuet mit Panzerkragen auf dem Kopfe, sowie Pauzerhosen, letzterer trägt einen Phan-
tasiehelm mit ausgehackter rother Mütze. Die sonderbare, von rückwärts zu sehende Figur mit dem
Schwamm und Essiggefäss, auffallend verfehlt in der Zeichnung und in einem braunen Tone gehalten,
trägt ein dunkelgrünes Kleid und schwarze, ganz enge Beinkleider.
Besondere Beachtung verdient die kleine beim Kreuze knieende Mönchsgestalt in der weissen
Flocke der regulirten Chorherren; durch den kleineren Massstab, den zum Heiland aufblickenden Kopf
1) So z. B. auf dem zwischen 1340 und 1350 gefertigten Tympanon - Relief mit derselben Darstellung an der Mino-
ritenkirche in Wien. Vgl. Lind in den Ber. u. Mitth. des Alterth- Vereines V. S. 149 und IX, S. %. Im ganzen zeigt
dieses Kelief manche Aehnlichkeit mit unserem Bilde, namentlich iu der Gruppe der Frauen,
vcn Dr. Ed. Freih. v. Saeken. 57
und die bittend ausgestreckteii Hände ist er als der Stift er der Bilder bezeiehnet; die hinanfflaternde
Seheduia enthält seine Intention und Bitte : MisereremeiDeus (in den flir das XIV. Jahrhundert oharak*
teristischen Majuskeln geschrieben). Gleichsam in Erfttllung seines Gebetes träufelt das erlösende Blut
aus den Fusswnnden gegen ihn herab, das hier von keinem Engel aufgefangen wird. Wer dieser
Donator sei; darüber gibt uns der hinter ihm in den Grund geschriebene Name: STPHS* PPfS —
Stephanus Praepositns Aufschluss. Es ist also der Erneuerer des Altarwerkes, der kunstliebende
Propst Stephan und wir sehen ihn hier in ähnlicher Weise als Stifter dargestellt, wie mehrmals in
den Glasfenstem des Kreuzganges und auf der schönen Niello - Patene, die er anfertigen Hess % nur
erscheint er daselbst noch jugendlich, als Ca(>ellanu8, hier aber als Propst (seit 1317) in reiferen Jahren
mit grauem Haar und Bart.
Bei allen Bildern ist der Grund von starkem Blattgold mit fein punzirten Ornamenten von dem
voUwdetsten Geschmacke, wie er eben der Blttthezeit der Gothik eigen war, gemustert; sie bestehen
in styl vollem Blattwerk und Laubzflgen; bei dem ersten Bilde sind es, vielleicht mit absichtiichem;
Bezug auf die Darstellung^ schön gezeichnete, sehr charakteristische Distelblätter.
FlĂĽgel der Epiatelseite (Tafel II).
Diese Tafel enthält zwei gleichzeitige. Darstellungen in sehr glttcklicher Weise vereint, nämlich
die Frauen am Grabe (nach Matthäus, 28) und die Begegnung des auferstandenen Heilands mit Mag-
dalena (nach Johannes, 20). Vor allem fällt die Form des Grabes auf, welches nicht nach dem Evan-
gelium in Felsen gehauen, sondern als reich verzierter Steinsarkophag gebildet ist. Wieder erkennen
wir hierin das Bestreben des Malers durch altert httmliche und fremdartige Formen dem Gegenstande ein
higtorisches Gepräge zu verleihen. Die aus Granit bestehende Tumba hat am unteren Theile eine an
romanische Bauformen erinnernde Bogenstellung, mit Kugeln und Blättern in den Archivolten, darüber
runde Oeffhungen; seltsam geformte, vielfach gegliederte Tragsteine, die an der Schmalseite in die
richtige Perspective zu setzen der KĂĽnstler noch nicht verstand, tragen den weit vorspringenden, mit
sehr schönen, romanisirenden Ranken gezierten Kranzleisteu. In der Nische der Schmalseite steht wie
rund gehauen Adam, nackt, bittend gegen Himmel blickend, darunter befindet sich eine stufenartige StĂĽtze
wie aus rothem Porphyr, auf welcher ein kleiner Löwe angebracht ist, vielleicht in Andeutung des Löwen vom
Stamm Juda, den der Sarkophag barg. Der rothe Marmordeckel mit Eisenring ist weggeschoben und
auf dem Rande des Sarges sitzt der Engel im weissen, goldgegitterten, mit Rubinen und Smaragden
besetzten Kleide mit purpurnen Flügeln, im blendenden Glänze, von sprechender Geberde ; reiche blonde
Locken umwallen das Haupt, welches ein edelsteinbesetzter Nimbus umgibt. Er zeigt der herantreten-
den Frau, welche, auf das thurmfbrmige goldene Gefäss in der Hand deutend, ihre Absicht kund gibt,
den Herrn zu salben, das weisse, mit goldenem Liliensaume geschmĂĽckte Grabtuch und belehrt sie,
dass Christus auferstanden sei. Erstaunt und erschrocken blickt Maria ihn an ; ihr Kleid ist grtln, der
Mantel hochroth, vom Kopfe fällt ein weisses Tuch auf die Schultern herab. Sehr lebendig und der
Situation entsprechend charakterisirt sind die beiden anderen Frauen; die eine im blass purpurnen
Kleide mit grünem, blau gefütterten Mantel und Kinntuch aus feinem, weissen StoflPe erklärt in spre-
chender Weise der erstaunt die Hände zusammenlegenden Genossin den wunderbaren Hergang; der
Mantel der tetzteren ist purpurn tiber blauem Kleide. Man muss sagen, kein Genremaler der späteren
l)CĂ„meĂźina, im Jahrb. d. Centr.-C. II. Taf.XIV, Fig. 5, XVĂś, Fig. 2, XVm, Pig.2, 3, XIX, Fig. 4 und S. 186.
X. Jahrg. 1866. 8
58 I>ie Tafel^emiUde im Stifte Klosterneuburg,
Zeit hatte diese Grappe natargemässer darstellen kOnnen. — Zu der Behliohten, gemttthvoUen Weise dieser
Darstellung bildet die grossartige Seene im VordergrĂĽnde des Bildes einen wirkungsvollen Gegensatz.
Hier erscheint die eyangelische Erzählnng mit ergreifender Gewalt und Energie der Empfindung darge-
stellt Der verklärte^ erstandene Heiland erscheint der Magdalena; ihn erkennend ist sie auf die Kniee
gestürzt und streckt in gläubiger Hingebung und innigster Sehnsucht die Arme aus, um die Fttsse des
geliebten Meisters zu umfangen, aber der Herr weicht zurĂĽck und wie erschreckt sie anblickend; wehrt
er ihr mit der Hand, indem er die Worte zu sprechen scheint: „Rtthre mich nicht an! denn ich bin
noch nicht aufgefahren zu meinem Vater.^ Das jugendlich verklärte Haupt umgibt der Nimbus mit
halb rothem, halb grĂĽnem Kreuz (in symbolischen Farben) mit Golddesseins , den ausweichend gebo-
genen Leib umfliesst in weichen Falten das weite blasspurpume Oberkleid (mit rothem Futter) , die
rothe Kreuzesfahne erscheint in verschiedenen Mustern reich gestickt und edelsteinbesetzt; in drei
Wimpel endend, unten ist die Stange als Schaufel oder Grabscheit gebildet, um anzuzeigen, dass Magdalena
Christum für den Gärtner hielt; so steht er auch auf einer halb abgegrabenen Erhöhung und um den
Garten zu bezeichnen, steht ein Baum dabei, der aber noch streng stylisirt ist, die Blätter in ge-
schlossener Masse, gezackt wie an den gothischen Säulencapitälen* Magdalena trägt einen hochrothen,
blassroth gefĂĽtterten Mantel ĂĽber grĂĽnem Kleide und schwarze Schuhe. In Bezug auf dramatische Wir-
kung steht diese Darstellung den ĂĽbrigen weit voran.
Das Muster des Goldgrundes bilden grosse, gewundene, stark eingeschnittene Blätter, die sich
gegen den punzirten Fond etwas erhoben und glatt abheben«
Die Mittelbflder.
Der Tod Maria. (Taf. III.) Die heilige Jungfrau liegt im Verscheiden mit gekreuzten Händen
und geschlossenen Augen, aber nicht bleich, sondern wie eine Schlafende, das Haupt von Kissen unterstĂĽtzt
auf dem Bette, welches mit gothischen, durchbrochenen Vierpässen geschmückt und mit weissen Lin-
nen bedeckt ist; hinter demselben steht Christus liebevoll auf die Sterbende blickend und nimmt ihre
Seele in Empfang, die als ganz kleines unbekleidetes FigĂĽrchen dargestellt ist, mit bittend zusammen-
gelegten Händen den Heiland ansehend, in ein weisses Tuch mit goldenen Sternen gehüllt Diese
Vorstellung ist nicht ungewöhnlich und findet sich namentlich im XV. Jahrhundert häufig auf den Bil-
dern der rheinischen Schulen '), nur ist die Seele in der Regel unbekrOnt, während sie hier schon
eine Krone trägt — vielleicht statt eines Kranzes zur Bezeichnung der Jungfräulichkeit — , was um so
auffallender erscheint, wenn wir die obere Darstellung betrachten. Zwei Engel sind herabgeschwebt und
halten den Thron für die Himmelskönigin in Bereitschaft, auf dessen mit dem Rückenteppich bedeck-
ten Kissen die prachtvolle Krone liegt.
« Maria trägt ihre gewöhnliche Kleidung: blaues Unterkleid und blassrothen Mantel, der sie
ganz einhüllt ,^ Christus den grauen, ungenähten Leibrock mit Streifen von goldenen Laubzügen und
ein blaues Oberkleid mit goldenen Kreuzchen, das Futter ist roth getupft. Von den beiden Engeln,
bei denen das Fliegen wieder gut charakterisirt ist, trägt der rechts^ ein grünes, golden dessinirtes
1) Die Kflustler dieser stellten gewöhnlich die h. Jungfrau im Bette sterbend dar, die der oberdeutschen dagegen
in der Regel dieselbe ausser dem Bette, knieend, noch lebend, wobei die Empfangnahme der Seele durch Christus ent-
fäHt. Nach dem h. Gregor soll Maria ohne Schmerz verschieden sein; verschiedene Kirchenschriftsteller fordern, dass sie
nicht mit dem Gesichte einer Kranken, sondern heiter und milde, einer Schlafenden gleich dargestellt werde.
von Dr. ÂŁd. Freih. v. Sacken. 59
Kleid und rothen Ueberwnrf, der andere ist hochroth mit blauem Mantel; die Flttgel des ersteren sind
blau, die des letztern purpurn; der Teppich zeigt einen Dessein von Kreisen, in denselben Sternen;
die Krone mit Blattzinken ist reieh mit Edelsteinen besetzt.
Um das Lager der Sterbenden sind die zwölf Apostel grappirt, verschieden in Alter, Gesichts-
bildung , Haar und Barttracht, aber von geringem Ausdrucke; nur in schwachen Zttgen erscheioen
Schmerz und Tbeilnahme angedeutet, zudem drängen sich die Gruppen, sie sind die schwächste Partie
unserer Bilder; die Köpfe, deren Augen oft starr und ausdruckslos blicken, haben eiu conventio-
nelles Gepräge ; als die gelungensten Figuren sind zu bezeichnen der Alte mit grauem Haar und Bart,
der zu Häupten der Verseheidenden steht und theilnahmsvoll hinbiickt, während er die Hände ge-
kreuzt auf das Kissen gelegt hat, ferner der greise Petrus mit Buch und Weihwasserwedel, endlich
der Greis mit dem schön verzierten Becken im Purpurmantel; den er ttber die Schulter zieht, der
schöne, edel geformte Kopf mit langem weissen Barte. Gleichgültig erscheint der jugendliche Johan-
nes, mit hellblauen Augen, gauz in den dunkelgrĂĽnen Mantel gehĂĽllt, in der Hand das Gebetbuch mit
vielen eingelegten Zeichen. Der auf dem Boden sitzende Apostel, welcher das Rauchfass geöffnet hat
und die Kohlen anbläst, streift an genremässige Anffassnngsweise, von der sich überhaupt hie und da
kleine ZĂĽge kund geben. So ist der gegitterte Ueberzug des Kopfkissens an der Seite etwas aufge-
trennt, ein zwar geringftlgiger Umstand, der aber zeigt, dass der KĂĽnstler die Nebendinge getreu
nach der Natur arbeitete , denn auch das sich verblätternde Buch, das Petrus hält, die Weihrauoh-
fässer, das edelsteinbesetzte Kreuz mit Kleeblattenden verrathen ein solches Detailstndium der wirkli-
chen Gegenstände, welches in den Figuren nur im allgemeinen hervortritt. Der Goldgrund ist mit ausge-
zeichnet schönen weinblattartigen Lanbzügen gemustert.
Hat uns dieses Bild die letzten Augenblicke des irdischen Wallens, das Ansringen und Ende
der Leiden der heiligen Jungfrau vor Augen gefllhrt, so zeigt uns das folgende (Taf. lY) ihre Ver-
herrlichung und Vollendung im himmlischen Reiche. Durch die schöne gothische Architektur scheint
das himmlische Jerusalem (nach Apokal. XXI} angedeutet zu sein, alle Gestalten sind verklärt; in
hellen Gewändern, mit blondem Haar, wie lichtumflossen. In der Mitte sehen wir ein hohes Sedile,
welches von zwei Engeln getragen wird ; auf dem goldenen Kissen desselben sitzt Christus als König,
auf dem vom edelsteinbesetzten Kreuznimbus umgebenen Haupte die Lilienkrone, in der Linken das
schön gebildete Scepter mit Blattknauf^ während die Rechte der neben ihm thronenden Mutter als
Himmelskönigin die Krone aufs Haupt setzt. Er ist mit einem hellblauen Mantel über dem grauen
Leibrock angethan, dessen blassrothes Futter sich oben und ttber dem linken Knie breit umlegt, alles mit
goldenen Kreuzchen besäet. Ungemein lieblich ist Maria, eine sehr schlanke Gestalt, etwas gegen Chri-
stus gewendet, die Hände in Anbetung erhoben^ den Kopf von sanftem; lieblichen Ausdruck, aus dem
Seligkeit und Verklärung strahlen (Taf. V), demuthsvoll geneigt Der über das grüne Unterkleid ge-
zogene blassrothe Mantel mit hochrothem Unterfutter ist mit goldenen Sternen verziert , die Krone
reich und prachtvoll. Grossartige WĂĽrde, eine erhabene Feierlichkeit liegt in dieser Darstellung; mit
hoher Anmuth gepaart« — Der Thron und die beiden kapellenartigen Abschlüsse zu beiden Seiten
desselben zeigen die ausgesprochenen Formen der FrĂĽhgothik; am Untersatze des ersteren ziehen
sich Spitzbogenblenden hin; er ist wie aus Porphyr gemeisselt, an allen Gliederungen mit geschmack-
vollen goldenen Ranken und Zügen verziert, die Armlehnen werden von zierlichen Fialen bekrönt,
die RĂĽcklehne erscheint als dunkler Granit. Die Nischen sind mit spitzbogigen, sechstheiligen Kreuz-
gewölben bedeckt; die bei der links auf zierlichen Wandsäulchen noch mit Knospencapitälchen ruhen.;
8*
gO ^16 Tafelgemälde im Stifte KJosterneuborg,
die Fenster zeigen einfaches Mastwerk, einen Vierpass Ober den Kleeblattabschlttssen der Felder^ die/
um die Glasmalerei zu beseichnen, schöne Lanbdesseins enthalten. Die Giebel über den Bögen tragen
anf der Spitze ein Krenz^.ihre Schenkel sind mit Krappen besetzt ^ die noch die Form schneokenartig
nmgebogener Blätter — charakteristisch fllr die frttbere Zeit der Gothik — zeigen. Die ganze Archi-
tektur erscheint aus rothem Marmor aufgefUhrt.
Von den beiden Engeln^ den Trägern des himmlischen Thrones , ist der links mit blassrotbem
Unterkleid and dankelgrtlnem; mit stjlisirten Sternen besäetem Mantel bekleidet; seine Flügel sind
violett, die Verzierung am hellrothen Mantel tlber dem gelben Kleide des anderen besteht aus Haken-
kreozeU; einem Symbole der Ewigkeit; seine Flttgel sind schön blau. Rechts von dieser Darstellung
steht Johannes der Täufer im härenen Gewände mit einem Ueberwurf von grauem Felle ; der schöne,
stark bärtige Kopf ist gegen die Krönungsscene gewendet; auf welche er gewissermassen als den
Schluss und die . Vollendung der messianischen Sendung; deren Vorläufer er selbst war, hin-
deutet In der Rechten trägt er den blutrothen Discus mit dem Osterlamme. Ihm gegenüber sehen
wir den Patron der GhorherrU; den heiligen Augustinus im bischöflichen OmatC; — ein Beweis ; dass
die Gemälde fllr das Stift gefertigt wurden. Auch er erscheint in jugendlicher Verklärung; mit blon-
dem Haar und Bart, lieber der Albe mit grĂĽn und roth gesticktem Clavus (rothe Kreuzchen in grĂĽnen
Doppelkreisen) trägt er die grüne Dalmatik; welche gleich dem Schach erkreuz und Kragen der glocken-
förmigen; sternbesäeten Gasola mit punzirten goldenen Rosetten; Rubinen nnd Smaragden auf das
prachtvollste geschmĂĽckt ist. Die niedrige dreieckige Mitra ist ebenfalls mit Goldborden und Edel-
steinen besetzt; in den mit Chiroteken bekleideten Händen hält der Bischof ein Buch und das Pedum;
dessen mit Blättern besetzte Krümme in einen hässlichen; aus Esel und Bock zusammengesetzten
Kopf (das böse Prinzip andeutend) endet. Den Abschluss des Bildes nach beiden Seiten hin machen
schlanke; fialenbekrönte Pfeiler, welche die geschickt mit dem Sedile in Verbindung gebrachte Archi-
tektur begrenzen. Von besonderer Schönheit und der zartesten Ausführung ist der Goldgrund; auf dem
glatten Fond sind ĂĽberaus geschmackvolle; sich verschlingende Laubranken punzirt; neben dem Giebel
links sieht man in gleicher Technik zwei gegen einander springende Ungeheuer; ober dem rechts einen
Leoparden mit Drachenschwanz und ein phantastisches zweibeiniges Ungethttm; vielleicht die nun ver-
scheuchten teuflischen Mächte symbolisch bezeichnend. —
Was nun den allgemeinen künstierischen Charakter der Gemälde anbelangt; so ist ihnen eine
nicht bloss geschichtliche; sondern selbständige Bedeutung nicht abzusprechen; denn sie bewegen
sich nicht in allgemeinen; herkömmlichen Gestaltungen der Schule ; sondern eine schöpferische Indivi-
dualität von hoher Begabung tritt uns hier entgegen. Die allerdings noch Conventionellen Formen be-
lebt eine tiefe Empfindung und äussert sich mit einer Energie; die zu grossartiger dramatischer Wir-
kung flihrt. Freilich kommt sie nur in grossen ZĂĽgen und bei den ergreifendsten Momenten zun^
Durchbruch; wo es auf feinere NĂĽancirung des GefĂĽhles ankommt; bleibt sie in dem Schema des Her-
kömmlichen befangen; ist aber immerhin für die frühe Zeit, welcher die Bilder angehören ; eine be-
merkenswerthe Erscheinung. So haben wir in den auch schön angeordneten Gruppen der Frauen beim
KrenzC; derselben am GrabC; insbesondere im Noli me tangere einen schon aus selbständiger Beob-
aohtnng des Lebens hervargegangenen lebendigen Ausdruck und ein höchst charakteristisches Erfassen
der Sitnatiem gefunden; während beim Tode der Maria der Ausdruck schwach und wenig der Stim-
nuing entaprecheod erscheint In der Gomposition bekundet sich meistens eine selbständige Freiheit
in versohiedeaeo subjeotivea Zügen; entfernt von streng architektonischer SjrmetriC; losgelöst von
von Dr. Ed. Freib. v. SackeD. ^1
den bisdenden Gesetzen der Architektur, Die Figuren im ganzen schlank und sart^ zeigen zfemĂĽeh
gute Proportionen 9 nur der Gekreuzigte ist ehie allzu hagere Gestalt; sie haben jene eigenthttmlkh
feine Biegung des Oberleibes, die Air das XIV. Jahrhundert so charakteristisch ist und ihnen eine be-
sondere Weichheit verleiht , dabei sind die Schultern schmal, die Arme dttnn nnd etwas kurte. Die
K9pfe, obwohl von gemeinsamen Charakter im allgemeinen, siud doch keineswegs gleichftti*mig, manche
erheben sich sogar zu edler Schönheit in grossartigem Schnitt der ZUge (Taf. V.); nur sind die Stimefn zu
breit nnd die dunkel contourirten Augen haben noch das Starre der älteren Zeit, ohne richtige Bildung
und Stellung des Sternes, der noch in einer Ecke sitzt, was ĂĽbrigens bei allen, auch den italienischen
Gemälden dieser Zeit der Fall ist; bei Profilköpfen fehlt die entsprechende Verkürzung, hn übrigen
findet sich keine Spur mehr von dem älteren Mosaikentypus mit starken Backenknochen, geraden Na-
sen und regelmässig getheilten Haaren, der sich bis ins XIII. Jahrhundert erhielt, die Gesichter sind
im allgemeinen mehr rund, die Behandlung der Haare frei. Die schmalen Hände mit etwas langen
Fingern ohne scharfe Biegung der Gelenke sind in der Regel gut gezeichnet und richtig in der Be-
wegung, die Füsse dagegen unförmlich, unverstanden mit langen, krallenartigen Zehen; hier fehlte
eben die Naturbeobachtung, die sich au den Händen kund gibt.
Die Behandlung der Gewänder verdient besonders hervorgehoben zu werden sowol wegen der
reichen, sehr richtigen, durchdachten Motive als des weichen Flusses der Linien; die Falten sind we-
nig gebrochen, mehr gezogen, aber ohne zu grossem Parallelismus, dabei von ausserordentlichetn
Schmelz und Weichheit in der malerischen Ausführung, so dass sich die Gewänder ebenso den Kör-
performen anschmiegen, als sie reich und breit herabfliessen ; sie verrathen durchaus ein sehr ausge-
bildetes NatuTstudiuml FĂĽr die Oberkleider sind schillernde blasse Farben mit grelleren, stark dagegen
abstechenden des Unterfutters, vorherrschend.
Die Gemälde sind keineswegs bloss colorirte Umrisszeichnungen, sondern zeigen ein glückli-
cIycs Streben nach Modellirung, selbst malerischer Wirkung. Vom Zusammenstimmen und Abtönen ein-
zelner Partien durch Helldunkel, damit sich das Licht concentrire und ähnlichen coloristischen Fein-
heiten kann natürlich noch nicht die Rede sein, aber durch kräftige, im allgemeinen röthliche Schatten, die
sanft, aber ohne graue Mezzitinten in die Localtöne übergehen, helle, weissliche, ziemlich pastos auf-
getragene, an den Rändern verfliessende Lichter erscheinen die Figuren gut modellirt und Msen sich
hierdurch, sowie durch eine geschickte, von feinem Verständniss zeigende WaM der Gewandfarben,
ganz plastisch von einander ab; sehr glücklich gelöst sehen wir diese Aufgabe wieder in der Gruppe
der Frauen beim Kreuze, wo sie gerade schwierig zu bewältigen war.
Nicht befremden kann es uns, dass das Nackte noch sehr unvollkommen ist, doch auch hierbei
begnügte sich der Künstler nicht mit dem Conventionellen, und manche Details, wie die durch das Hän-
gen am Kreuze angespannten Sehnen der Arme, die Faltung'^der Haut am Unterleibe durch das Bie-
gen des Körpers u. dgL bekunden das Streben des denkenden Meisters nach Naturwahrheit, ja der
Kopf des Gekreuzigten in seiner Todesstarrheit hat sogar ein entschieden naturalistisches Gepräge.
Nirgends begegnet uns trotz mancher Unbeholfenheit der Zeichnung (besonders bei schärferen Wen-
dungen der Figuren, wie beim Engel am Grabe, beim Schwammträger der Kreuzigung) etwas Rohes
oder Plumpes, sondern überall leuchtet der feine Geist heraus. Dabei ist die Durchführung höchst
gewissenhaft und vollendet und auch auf die Nebendinge bis in's kleinste die äusserste Sorgfalt verwen-
det, indem sie, wie schon oben bemerkt wurde, nicht selten offenbar nach der Wirklichkeit in ganz rea-
listischer Weise gemalt sind; wo es nur thunlich war, wurden reiche Ornamente, funkelnde Edelsteine
62 I>i<» TafelgemSlde im Stifte Klosterneuburg,
angebraoht; die, wie auch die vereefaiedenen Steinarten des Sarkophages, Thrones u. s. w. vorzttglich
ausgeftlhrt erscheinen. In der Mannigfaltigkeit and dem feinen Geschmack der Verzierangen bekundet
sich der Oberqnellende Reichthum dieser Periode; ausser den prachtvoll gemusterten HintergrĂĽnden
verdienen in dieser Beziehung auch die Nimben eine besondere Beachtung. Jeder derselben ist an-
ders, mit punzirten geometrischen Linien, Kreisen, Spitzen, Bögen u. dgl. oder mit den zierlichsten
Ranken, Laubzttgen, Lilien und BlĂĽmchen, zum Theil in erhobener Arbeit, geziert.
Die technische AusfĂĽhrung bietet manches Bemerkeuswerthe: die Tafeln aus Eichenholz wurden
mit Leinwand sorgfältig überspannt, auf diese ein Grund von Bergkreide mit Gips und dann erst der
feine Ueberzug von Bologneser - Kreide aufgetragen, der den Farben und Goldblättem zur Unterlage
diente. Das Pigment der Farben besteht aus Eigelb und Feigenmilch; durch letztere erhielten
sie einen eigenthtlmlich leuchtenden Schmelz und eine völlige Unlöslichkeit in alkalischen Flüssig-
keiten; sie sind flĂĽssig aufgetragen und sehr weich in einander vertrieben, wodurch sich die Technik
wesentlich von der späteren in Deutschland üblichen unterscheidet, bei der die Zähigkeit der Ei- und Essig-
Tempera ein Stricheln und Schraffiren mit der Farbe bedingte. Die Bilder blieben ohne Firiiiss.
Wenn wir gar keine äusseren Anhaltspunkte zur Bestimmung der Zeit, in welcher die Gemälde
gefertigt wurden, hätteo, so würden wir sie ohne Bedenken ihrem Kunstcharakter nach dem XIV.
Jahrhundert zuschreiben. Die AuflPassungsweise, die Bildung der Figuren mit gebogenen Leibern, die
rundlichen Köpfe mit ihren mandelförmigen Augen, die gezogenen Falten, die weiche malerische Be-
handlung, endlich das Costttme der Soldaten und des h. Augustin, sowie der Charakter der Ornamente
weisen auf diese Periode hin. Wir sind aber so glücklich die Zeit bestimmter angeben zu können.
Liegt es schon nahe, die AusschmĂĽckung der RĂĽckseite des Altares mit dessen Renovation nach dem
Brande von 1322 in Verbindung zu bringen, so wird diess zur Gewissheit durch den als Stifter der
Gemälde beim Kreuze knieenden Propst Stephan von Sierndorf. Er erscheint hier zwar schon
mit grauen Haaren, aber noch nicht als Greis, etwa im Alter von 55—60 Jaliren. Da er schon 1303
Spitalmeister war, so dĂĽrfte er kaum nach 1270 geboren sein; als Caplan kommt er bereits in dem
von Propst Hadmar gestifteten, also zwischen 1293 und 1301 fallenden Glasfenster des Kreuzganges
vor '). Die Bilder sind hiernach um das Jahr 1330 zu setzen, jedenfalls aber vor 1335, in welchem
Jahre Stephan starb. Da aber die Renovation und Translation des Altares zufolge der Email-Inschrift
des Tafelwerkes 1329 vollzogen war, so ist es wahrscheinlich, dass auch die RĂĽckseiten, ohne deren
bildliche Ausstattung der Altar in seiner Form als FlĂĽgelaltar nicht seiner Bestimmung entsprochen
hätte, bei der neuen Aufstellung vollendet waren; man kann sonach das Jahr 1328 als mittlere Ent-
stehungszeit fĂĽr die Bilder mit Grund annehmen ^).
Sie sind die ältesten bisher bekannten datirten Tafelgemälde Oesterreichs und gehören zu den
frühesten, welche die deutsche Malerei auf ihren selbständigeren Bahnen hervorrief. Wir wollen nun
ihr Verhältniss zu anderen gleichzeitigen, sowie zu den etwas älteren und den späteren Werken näher
in's Auge fassen, um hieraus ihre kunstgeschichtliche Stellung und Bedeutung zu ermitteln.
1) Camesina im Jahrbuch d. Central-Commission II, S. 18G.
2) Propst Stephan zeichnete sich durch seine Kunstliebe aus. Ausser mehreren GlasgemĂĽlden liess er das pracht-
voll emaillirte Ciborium zu Wien anfertigten (S. Mitth. d. Central-Comm. IX., 1864, S. 40), die silberne Niello - Patene
(wahrscheinlich noch vor seiner Wahl zum Abte), und er that ĂĽberhaupt fĂĽr sein Stift so viel| dass ihn die alte Stifts-
chronik den ^nĂĽchst stiffter nach dem marggrafen nennt" (Archiv f. Kunde Ost. Gesch.-Quellen VII., 232) und seinem
Leichenbegängnisse im November 1335 die Herzoge Albrecht und Otto beiwohnten.
von Dr. Ed. Freib. v. Sacken. 63
Die Worte, mit denen Heider im IV. Bande der Berichte seine Besohreibnng der Email-Tafeln
einleitet; indem er ihre Stellung in der Kunstgesehichte dadurch bezeichnet, das« sie an der Grenzscheide
zweier Richtungen stehen, einerseits in ttberlieferten Anschauungen wurzelnd, andererseits aber doch
mit frischen ZĂĽgen die traditionellen Formen durchbrechend und belebend, passen in anderer Weise
vollkommen auch auf die Gemälde der Rückseite; auch sie sind als Abschluss einer früheren, wie auch
als Anfang einer neu auftauchenden Kunstrichtung anzusehen und sie bezeichnen durch die freiere Bele-
bung herkömmlicher Formen einen wesentlichen Fortschritt.
FĂĽr die Malerei ist das XIV. Jahrhundert die Zeit der ersteren freien Regungen, der selb-
ständigen Entwicklung. Mit dem Aufhören des mönchischen Schulbetriebes, der Entfaltung des gothi-
schen Baustyles, welcher das Zusammenwirken der Malerei mit der Architektur lockerte, löste sich
diese von den streng architektonischen Gesetzen los und geht nunmehr in einzelnen Schulen ausein-
ander, in denen nach und nach die verschiedenen Individualitäten immer mehr hervortreten, indem mit
grösserer Freiheit subjective Züge in die einzelnen Werke gelegt werden konnten. Durch das Ver-
schwinden der Mauerflächen, das der gothische Styl bedingte, wurde der Malerei ein Hauptfeld ihrer
Thätigkeit, die Ausschmückung der Wände, entzogen und hierdurch sowie durch das Abkommen der
kostspieligeren metallenen Retabeln waren die Bedingungen zur Entfaltung der Tafelmalerei ge-
geben. Im XIII. Jahrhundert finden wir die graphischen KĂĽnste noch immer in den schematischen,
auf byzantinischer Tradition fussendeu Formen befangen, wenn auch einzelne Werke durch die geistige
Energie, das lebendige Streben des Künstlers nach Ausdruck sich zu grösserer Bedeutung aufschwan-
gen und einen gewaltigen Anlauf zu lebendigerer Gestaltung nahmen, wie wir diess schon gegen Ende
des XII. Jahrhunderts an den Emailtafeln unseres Altarwerkes in grossartiger Weise sehen. Nament-
lich die Bildung der Köpfe kann sich über typische Gleichförmigkeit und starre Ausdruokslosigkeit
noch nicht erheben, die Gestalten sind meist lang und hager, die Gewänder brechen sich in scharfen
Falten, die Behandlung der regelmässig getheilten und beiderseits herabfallenden Haare ist conven-
tionell, die Bilder sind bloss colorirte Umrisszeichnungen ohne ModelliruDg durch Schatten und Licht,
die Farben entweder körperlos oder grell. In den Miniaturen dieser Zeit ist sogar ein Bückschritt
gegen die ältere Epoche wahrzunehmen. Tafelgemälde aus dem XIII. Jahrhundert sind überhaupt
in Deutschland sehr selten und nach verschiedenen Andeutungen scheinen solche von kĂĽnstlerischer
Intention nur wenig in Anwendung gekommen zu sein und zwar vorzugsweise zu Antependien - Ver-
kleidungen des Altartisches. Auf den Altar zu stellende bemalte Tafeln erwähnen zwar verschiedene
Schriftsteller, namentlich Durandus in seinem Rationale divinorum officiorum '), meistens scheinen
aber bemalte Reliefs gemeint zu sein '), wie denn colorirte plastische Bildwerke im XII. und XIII.
Jahrhundert sehr allgemein und beliebt waren. Auch der Presbyter Theophilns zu Ende des XII.
oder Anfang des XIII. Jahrhunderts gibt in seiner Anleitung zur Malerei') das Verfahren bei Anfer-
tigung von bemalten Holztafeln mit figüriichen Darstellungen an, aber die Thätigkeit scheint sich doch
1) Lib. I., c. 3 : Generaliter s. s. patrom imagines quandoque in parietibus ecclesiae, quandoque in posteriori altaris
tabula, quandoque in vestibus sacris pinguntur.
2) DiesB erhellt z. B. aus dem BeschluBse des Cisterzienser-Generalcapitels v. J. 1240: „Quoniam de curiositate
tabularum, quae altaribus ordinis superponuntur, clamosa insinuatio venit ad capitulum generale, praecipitur, ut omnes
'tĂĽbnlae depietae diversis coloribus amoveantur aut colore albo colorentur/* wo nur plastische Bildwerke gemeint sein
können. Vgl. Schnaase, Gesch. der bildenden Künste, V., S. 680.
3) Diversarum artium schedula herausg. vom M. de rEscalopier Paris 1843. Ueber die Zeit, wann Theopliilua
schrieb b. Sehn aase, a. a. 0., IV., 1. Abth., S. 337 und V., S. 680.
g4 ^^ Tafel^emälde im Stifte Klosterneuburg,
mehr anf die Bemalung der Schilde beschränkt zu haben, wie denn auch die Maler mit den Schild-
macherQ zu einer Zunft verbunden waren, and vielleicht auch die alte Benennung der Maler : Schilderer
davon herzuleiten i3t').
Die wenigen erhaltenen Ueberreste dieser Technik aus dem XIII. Jahrhundert stehen noch anf
einer ziemlich niedrigen Stufe und wegen der grösseren Schwierigkeit sogar unter den Miniaturen
dieser Zeit; indem sie sich meist nur als gefärbte Zeichnungen von strengem Styl mit starker Bezeich-
nung der Wangenröthe darstellen. So ist eine Tafel mit Passionsscenen in der Kirche zu Heilsbronn
bei Ntimberg; ein Antepedium zu Lttne bei LĂĽneburg (Christus in der Glorie nebst acht Scenen aus
seinem Leben) '); und wir sehen die Oemälde aller Länder ziemlich auf derselben Stufe, selbst in
Italien, wo erst durch Giotto die Grundlagen zur freieren auf der Beobachtung des Lebens und
dessen dtirchgeistigter Auffassung gegrĂĽndeten Bewegung gegeben wurden.
Gegen diese älteren Bestrebungen zeigen die Klosterneuburger Bilder einen wesentlichen Fort-
schritt; wenn auch die gebogenen Leiber und die weich gezogenen Gewandmotive noch an die ge-
schweiften, parallelen Linien der Architektur erinnern, in der Zeichnung manches unbeholfen und die
schwierigste Aufgabe, der seelenvolle Ausdruck des Auges noch nicht erreicht ist, so athmet doch in
ihnen ein freierer Geist, der sich in schon bedeutender Entwicklung des Psychologischen, (s. die
Frauen beim Kreuze), und dem glĂĽcklichen Streben nach dramatischer Wirkung (im Noli me tangere)
äussert. Die Weichheit der von den fliessenden Linien der Gewänder umgebenen Körper, die abstracte
Gesichtsbildung, denen mitunter Anmuth nicht abzusprechen ist (so die Köpfe der Maria bei der Krö-
nnng, derselben beim Kreuze und mancher Apostel) verleiben den Gestalten eine gewisse feine Idea-
lität, die sich von der herben Strenge der älteren Zeit wohlthuend abhebt und durch den Hauch
jugendlich warmer Empfindung das GemUth fesselt. Gegen Giotto (f 1336), dem sie gleichzeitig
sind, stehen unsere Bilder freilich weit zurĂĽck; sein Einfluss erstreckte sich aber noch nicht auf die
deutsche Kunst, die wir noch ganz in selbständiger Entwicklung begriffen finden.
An deutschen Werken dieser Zeit gibt es nur wenige zur Vergleichung. Von Wandmalereien
scheinen die aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts herrĂĽhrenden in der nunmehr abgebrochenen
Kirche zu Ramersdorfim Siebengebirge nach Schnaase's Bericht*) und den Copien im Berliner
Museum in mancher Beziehung unseren Bildern verwandt gewesen zu sein, nur waren die Gestalten
gestreckter und ohne die feine Durchbildung, im ganzen noch conventioneller gehalten. Aehnlich,
obwohl grossartiger in Auffassung und Zeichnung, sind die um 1322 ausgeführten Wandgemälde an
den inneren Schranken des Kölner Domchores; die langen Figuren, obwol nicht ohne Würde und ein
Streben nach Charakteristik bekundend, haben zu grosse Köpfe und sind ziemlich steif. Näher stehen
der Zeit und wohl auch dem Charakter nach die Wandgemälde mit Darstellungen aus der Legende
des h. Georg im Schlosse Neuhaus in Böhmen, i. J. 1338 von einem deutschen Künstler (wie aus
den Ueberschriften hervorgeht) gemalt; Wocel^) bemerkt die Convention eile Zeichnung der Gestalten von
steifen Bewegungen und unförmlichen Extremitäten, dabei aber das lebendige Streben nach Charakteristik
und Ausdruck bei einer gewissen Wärme des Gefühles ; sie haben jedoch entschieden ältere Ueüoiiniacenzen.
1) Vgl. Fiorillo, Gesch. der zeichnenden KĂĽnste in Deutschland IL, 168.
2) Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland I., 310. — Ders. in d. Kunstblatt 18ö0, S. 158.
3) In G. KinkeTs Taschenb. ,,vom Rhein'' 1847, S. 191.
4) Mittheilungen der Central-Commission IIL, S. 170.
von Dr. Ed. Freih. v. Sacken. g5
Von Miniaturen dieser Zelt sind yornehnilich die im Passionale der Prinzessin Knnignnde
in der Universitäts - Bibliothek zn Prag in Betracht zu ziehen, die wahrscheinlich vom Canonicns
BenessiuB nm 1312, in welchem Jahre das Werk der Prinzessin, Tochter Ottokars IL, Aebtissin des
Georgenstiftes zu Prag, tiberreicht wurde, gemalt sind. In den schematisohen, gleichmSssigen Köpfen
zeigt sich ein Bingen nach Ausdruck, ein energisches GefĂĽhl, welches die conventioneilen Fesseln
durchbricht, gleichwohl mangelt den etwas hageren Gestalten mit gebogenem Oberleib, zu kurzen
Armen, tatzenartigen Füssen noch das feinere Schönheitsgefühl, welches an unseren Bildern oft so
ausgesprochen hervortritt; die FaltenwĂĽrfe sind auch nicht so weich gezogen, Licht- und Schattenwir-
kung fehlt noch fast gänzlich.
Die rheinischen Tafelmalereien ') dieser Zeit sind ziemlich wenig entwickelt, manche noch
in alterthĂĽmlicher Fassung, andere sehr roh und steif, wie z. B. die FlĂĽgelbilder des Schnitzaltares
in der Kirche zu Oberwesel von 1330. Einige Tafeln im Maseum zu Köln: Johannes, Paulus, die
Verkündigung und Darstellung im Tempel, sowie die inneren Gemälde der Flügelthüren eines Hei-
ligenschreines in der Kirche zu Altenberg an der Lahn*) mit Darstellungen aus dem Leben der
Maria tragen noch mehr das Gepräge der Miniaturen dieser Zeit mit vorherrschender Umrisszeichnnng,
die Köpfe ohne Modellirung and ausdruckslos, in den zum Theil grossartigen Gewändern aber ist schon
mehr malerischer Sinn erkennbar. Besser ist ein kleiner FlĂĽgelaltar mit dem Kreuze, der Geburt, An-
betung der drei Könige, Himmelfahrt und Ausgiessung des h. Geistes, im Kölner Museum, die Stel-
lungen erscheinen hier bewegt und lebendig, die iCörper gebogen, aber wenig modellirt, der Ausdruck
der Köpfe ist noch gering.
Viel weiter vorgeschritten sind freilich die Werke des Meisters Wilhelm von Köln und seiner
Schule, aber auch durchschnittlich ein halbes Jahrhundert jĂĽnger als die Bilder des Verduner-Altares.
Bei ihnen finden wir bereits eine hohe Idealität und Innigkeit des Ausdruckes in den feinen, runden,
überaus anmuthigen Köpfen, aus denen alles typisch-conventionelle und die herbe Strenge der älteren
Zeit gewichen ist, und der zartesten Milde und edler Schönheit Platz gemacht hat ; der Künstler ver-
mag seine tiefe Empfindung und die verschiedene Seelenstimmung vollständig auszudrücken, dabei
ist die Zeichnung von ausserordentlicher Weichheit und Formenfluss, aus der malerischen Behandlung
das Kartenartige verschwunden und eine treffliche Modellirung in feinem Farbenschmelz mit weiss-
lichen Lichtern durchgefĂĽhrt; die Auffassungsweise ist im Ganzen mehr poetisch als streng kirchlich
zn nennen '). Trotz dieser höheren malerischen und Form-Vollendung und des bei weitem entwickelteren
Schönheitssinnes sind sie im Ausdrucke doch oft viel stumpfer, monotoner, von geringerer dramatischer
Wirkung und Grossartigkeit der Conception als unsere Bilder.
Die für die Entwicklungsgeschichte der Malerei höchst wichtige, in ihren Grundlagen vornehm-
lich deutsche Prager-Schule *) datirt ebenfalls erst seit der Mitte des XIV. Jahrhunderts; selbst
1) Köln und Mastricht erscheinen schon in älterer Zeit als die Hauptorte für die Malerei ; so sagt Wolfram von
Eschenbach in seinem Parcival (158, 14): »Von Kölne noch von Mastricht kein Schiltaere entwerfe im baz, denn als er
nfem orse (Rosse) saz.**
2) Kurier, Rheinreise in dessen kleinen Schriften. II, S. 181. — Dess. Gesch. d. Malerei. II. S. 210.
3) Einige Beispiele von Schulbildem dieser Richtung besitzt das Stift Klostemeuburg in seiner Gemäldesammlung
Mitth. d. Centr.-Comm* VII. S. 206. ArchäoL Wegweiser S. 33.
4) Ihre Satzungen v. J. 1348 waren in deutscher Sprache abgefasst, in derselben von K. Wenzel 1380 bestätigt,
und wurden erst 1430 ins Böhmische übersetzt. Vgl Passavant im Kunstbl. 1841, Nr. 87.
X. Jährt?. 1866. 9
DIE RUmE KĂźEĂśZENSTEm NĂ„CHST KORNEĂśBĂśRG. Y. ĂĽ. M. R
BÂŁSCHBIEBÂŁN
von
Dr. KAHL FRONNEB.
Uie Ruine Kreuzenstein ^) lieget auf einem nicht besonders hohen oben fast oval abgeplatteten
Berge, dessen am Gipfel tbeilweise sichtbar werdendes Felsengestein die Grundvesten der Burg bildet.
Trotz seiner geringen Höhe dominirt dieser Berg, einer der letzten Ausläufer der das jenseitige Nieder-
österreich durchziehenden Manhartsberge gegen das Donautiefland ober Wien, alle ihn an den Seiten
und rückwärts umgebenden Berge, so wie er auch jenes zu seinen Füssen sich bis an den Bisamberg
ausbreitende Flachland beherrscht, in dessen Mitte die ehemals befestigte Stadt Korneuburg liegt.
Bei dieser zur Anlage einer Burg so vortheilhaften Lage des Berges ist es wohl erklärlich , dass
dessen Gipfel dem kundigen Auge Irgend eines Landes-Edlen unserer Vorzeit nicht entging, der sich
dort zum Schutze eine mächtige Veste erbaute und darin seinen Wohnsitz aufschlug.
Obgleich die Geschichte Oesterreichs den Namen der Veste nur selten nennt, so ist dieselbe
dennoch mehr als einmal innig mit den Schicksalen des Landes verbunden. So weit jetzt die
quellensicheren Nachrichten reichen, erscheint der Name Kreuzenstein zum ersten Male im J. 1115,
indem in der Einweihungsurkunde der dem Stifte Melk incorporirten Pfarrkirche zu Weikendorf auch
ein Gut, zu Grizanstein gelegen, erwähnt wird und unter den Zeugen dieser Urkunde auch ein
Dietrich de Grizanstaine erscheint '). Im Jahre 1139 finden wir einen Theodorus comes de Kricene-
steine, als Zeuge in einer an die Klosterneuburger Stiftskirche gerichteten Schenkungsurkunde ') ; ein
weiterer Dietericus comes de Griezzenstein bezeugt dem bayerischen Stifte Aldersbach das Privilegium
hinsichtlich der Mautbefreiung in Oesterreich durch Herzog Leopold VII. *).
Im XIII. Jahrhundert scheint eine andere Familie in den Besitz von Kreuzenstein gekommen zu
sein, denn dieselbe fĂĽhrt nicht mehr den Titel: comes, Graf, sondern statt dessen: dapifer, Truchsess.
Wie es scheint, gehörte dieser in der Mitte dieses Säculums öfter genannte Ministeriale von
Kreuzenstein zum Gefolge des Königs Otachar. Wir treffen den Henricus dapifer de Greicen-
1) Die Literatur ĂĽber diese Kuine ist nicht zahlreich, wir wollen aus derselben nur hervorheben: Sc hmidTa Um-
gebungen von Wien II. 235, kirchliche Topographie von Nied. - Oesterreich IL Abth. L 117, Schweighart 's Darstel-
lung des Erzherzo^hums OesteiTcich unter der Enns. V. U. M. B. IV. Blätter für Landeskunde 1865. Heft 13 und 14.
2) Philibert Uueber*s Austria ex a. m. ill. 6., J. Keiblinger's Geschichte des Bened. Stiftes Melk I. 245.
3) M. Fisch er 's merkwĂĽrdige Schicksale des Stiftes und der Stadt Klosterneuburg ĂĽ. 45. und 46. Desselben
Codex traditionum, Fontes IV. 38.
4) Monum boica V. 360.
Die Kuine Kreuzenstein von Dr. Karl FronneT. 69
stein als Zeugen in einer Urkunde des Stiftes Lambach vom Jahre 1251 ^), 1252 (Greiehse-
stain) in einem Manthbefreiungs - Privilegium des Stiftes Metten '), 1255 (Gritsohenstein) in
einem Manthprivileginm des Stiftes KremsmUnster ^), nnd 1256 (Griscbenstain) in einem Frei-
heitsbriefe des Stiftes Melk *) , ferner in einem Schiedsspruch des Königs Otaohar, womit
ein Streit zwischen den Ehegatten Berthold nnd Margaretha von Ernstbrunn beigelegt wurde. Doch fehlt
in dieser Urkunde der Taufnahme und erscheint als Zeuge nnter den Militibus der Dapifer von Grizenstsein *)«
Im selben Jahre bezeugt ein H. Dapifer de Greizenstain eine Schenkung Otachar's an das Stift Heiligen*
kreuz *) nnd endlich treffen wir den Heinrich dapifer de Greytzenstein als Testamentszeugen fllr
Berthold von Trewen^ welches Document zwischen 1252 und 1262 ausgestellt worden sein dĂĽrfte ^). Im
Jahre 1255 finden wir die Truchsesse von Kritschenstein als Käufer des Schlosses und Ortes Pnrkersdorf *)•
Schon in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts verschwindet die Familie der Truch-
sesse aus den Urkunden und erscheinen dafĂĽr Pfleger der Burg. Es scheint, dass die Burg den Landes-
ftlrsten heimgefaileo war und einstweilen durch Castellane verwaltet wurde. Bereits 1259 finden wir der
Gastellane zu Gritschenstein Erwähnung gethan; es hatten nämlich diese die Unterthanen, welche die
Johanncscapelle in Klostemeuburg zu Kohrbach hatte, in ihr Vogteirecbt einbeziehen wollen; Otachar
aber erklärte, dass Niemand als der Landesherr Vogt dieses Gotteshauses sein könne *). Im Jahre
1285 erscheint urkundlich Ottocharus castellanus in Greytschenstayn '^), in der Gruppe der österreichischen
Ministerialen. Gegen Ende des XIII. Jahrhunderts finden wir Krenzenstein im Besitze des Käm-
merers Aegidius des 1272 verstorbenen Königs Stephan von Ungarn, welchem König Otachar die
Orte Laa, Stockerau und Kreuzenstein ĂĽbergeben hatte ^*). 1303 war Dietrich von Pillichsdorf Pfleger
der Veste Kroizenstain '^). Ueberhaupt ist die Geschichte der Burg im XIV. und XV. Jahrhundert noch
sehr lĂĽckenhaft, ihr Name erscheint nur hie und da in der Landesgeschichte.
Im Jahre 1357 verpfändete sie Herzog Albrecht an den König Karl IV. von Böhmen als Wie-
(lerlager flir dessen Tochter Katharina**). 1404 finden wir Jakob Leutakher als Pfleger auf Grejtschen-
Btain '^), 1408 war Wolfgang von Rohrbach Landrichter daselbst '^) und scheint derselbe zu den An-
hängern Herzogs Leopold gehört zu haben, da unter ihm der Wiener Bürgermeister Vorlauf, die Bürger
PoU, Kock, Undermbimmel und Angerfeldcr, jene vom Tage zu St. Polten auf friedlichem Heimzuge be*
griffenen Abgeordneten der Stadt Wien, Anbänger Herzogs Ernst, die von Bewaffneten der Gegen-
partei am Riederberge ĂĽberfallen und gefangen genommen, durch einige Zeit hier in strenger Haft
gehalten wurden.
1) Kurz, geschichtliche Beiträge II. 456.
2) MoD. boica XI. 445.
3) Lambacher's österr. Interreg. Urk. XXV. p. 36, Urkundeubuch des Stiftes KremsmUnster 104.
4) Ilucber 1. c. 24.
5) Fontes XV. Heiligenkreuzer Urkundeubuch 134.
6} Ebendaselbst 135.
7) Ebendaselbst. 125.
8) Kirchl. Topogr. I. 2. pg. 105 und II. 1. pag. 119.
9) M. Fischer 1. c. IL 243 und Ber. des Alt Ver. V. 12.
10) Fontes XIV. Klostemeuburger Urkundeubuch 33, M. Fischer 1. c. II. 285.
11) Lambacher 1. c. 115. 116.
12) Hueber 1. c. Appd. I. 248.
13) Steyerer. Comm. bist. Alb. II. in addit 558.
14) Du ein US Exe ge. bist. II. 221.
15) Hoheneck: Stände des Ersherzogthums Ober-Oesterreich.
70 ^16 Ruine Kreuzenstein
Im Jahre 1411 nennt uns eine im Archive des Benediciinerstiftes Schotten befindliche Urkunde
den Johann Ameiser als Barggrafen zu Greitzenstain ')• Von 1422 bis 1436 war Hans von Rohrbach,
Herzogs Albrecht Hofmarschall, Pfleger dieser Veste'); 1440 hatte man die Absicht, Kreuzenstein ftlr
das vom Herzoge und späteren Kaiser Friedrich IV. erhaltene Darlehen demselben zu verpfänden,
doch blieb es nur bei der Absicht. 1447 wird Krenzensteins Erwähnung gethan , als jenes Ortes , an
dem sich der in Friedrich's Gewalt gelangte und an( sein Ehrenwort freigelassene Ban Ladislaus binnen
Jahresfrist zu stellen habe. Während des traurigen und Oesterreich verheerenden Haders zwischen
Friedrich IV. und seinem Bruder Albrecht (1459) hatte Georg Podiebrad die Burg in Händen, und
behielt sie bis zu dessen Ende'). 1498 hatte Christoph der Stainacher, von 1499 an auf zehn Jahre Bene-
dict von Ebersdorf und 1509 Heinrich von Rosseck das Schloss pfandweise inne *).
Im XVI. Jahrhundert besass zuerst als Pfleger, dann lehenweise die Veste der heldenmĂĽthige Ver-
theidiger Wiens in der ersten Tttrkennoth, Niclas Graf von Salm ^), nach dessen Tode 1531 fiel die
Erbschaft der Familie Egg zu Salm und Neudegg zu, ging von dieser durch Kauf an die Frei-
berreo von Weber (1568) ĂĽber, und wurde bereits 1574 von der Familie Egg zurĂĽckgekauft , um
bald neuerdings verkauft zu werden. Käufer und Lehensmann war jener unglückliche Graf Fer-
dinand von Hardegg; der 1595 in Wien wegen ungerechtfertigter Uebergabe der Festung Raab am
Hof enthauptet wurde ^). Nachdem Kreuzenstein in Folge Confiscation durch einige Zeit landesfttrstlich
war, erwarb es 1607 als Eigenthum der Reichshofrath und Hofkanzler Ulrich Kren von Krenberg.
Mit dem Beginne des dreissigjährigen Krieges hatte Krenzensteins Ruhe ein Ende, seine Tage
waren gezählt. Als 1620 die Böhmen und Mährer in Oesterreich eindrangen, überliess die Witwe des
Vorigen, Maria Susanna, die Burg ohne Widerstand den fremden Horden, die sich dort festsetzten, um
von hier aus plündernd die Umgegend zu durchstreifen. Nachdem diese ungebethenen Gäste durch die
kaiserlichen Truppen vertrieben waren, erwarb 1623 Karl Freiherr von St. Hilaire, der dritte Gemahl
Maria Susanna's, die Veste, und Hess sie wieder in guten Zustand herstellen.
Als die Schweden unter Torstensson nach dem entscheidenden Siege bei Jankau in Böhmen,
der ihnen den Weg nach Oesterreich und auf Wien öffnete, durch die fruchtbaren Gegenden des Erz-
herzogthums jenseits der Donau beutegierig, verwĂĽstend und plĂĽndernd an die Ufer des Stromes herab-
zogen, um ihren zerstörenden Schritt nach der Landes - Hauptstadt zu richten, ging es nach der Ein-
äscherung von Ober-Gänserndorf auch auf die befestigte Stadt Korneuburg und auf die nahe gelegene
Veste Kreuzenstein los. Der kaiserliche Oberst Lucas befehligte an beiden Orten. Man hatte beide
Puncto ausgiebig mit Mannschaft, GeschĂĽtzen, Mundvorrath und Munition versehen, damit sie unzweifel-
haft im Stande wären, einen längeren Widerstand zu leisten.
Allein Oberst Lucas Hess es auf eine ausdauernde Vertheidigung gar nicht ankommen. Kaum
waren die Schweden vor den Mauern und hatten von Leobendorf aus etliche GeschĂĽtze gegen die
massiven Steinmauern der Burg abgefeuert, an denen die Schusswirkungen noch jetzt sichtbar sind,
als der Burg- Commandant capitulirte und die Veste sammt ihren namhaften Vorräthen den Feinden
1) Fontes XVIIL 519.
2) Hoheneck 1. c.
3) Reo: Annales rer. belli Domiq. ab Aastr. Habsb. gentis 241.
4) Wiss grill: Schauplatz des nied.-österr. Adels. II. 319.
5) Hoheneck 1. c.
6) Es wird erzählt, Hardegg's Leichnam wäre bei jener Martersänle beerdigt worden, die am Fasse des Berges am.
Wege gegen Leobendorf aufgerichtet ist. (Kirchl. Top. II. 2. 112, Wissgrill 1. c. 17. 134.)
von Dr. Karl Fronner. 71
flberliesB. Wenige Tage später, Dämlich am 8. April 1645 ereilte das gleiche Schicksal die Stadt
Komeaborg. Auch diese ĂĽbergab Oberst Lucas, eine Handlang, die zum mindesten den Verdacht
der Feigheit, wenn nicht gar jenen der Verrätherei erregt. Torstensson setzte Krenzenstein gleich
Kornenburg in völligen Vertheidigungsstand, und warf in beide eine bedeutende Besatzung. Auch als
der schwedische General am 14. April diese Gegend verliess, um an die Ufer der Thaja zurttck,
und zur vergeblichen Belagerung von Brttnn zu ziehen, blieb Kreuzenstein gleich Eomeuburg in der
Schweden Händen, und gewährte denselben bei der Bedrohung von Wien mittelst der von ihnen eben-
falls besetzten Wolfs-Schanze einen kräftigen Reservepunct. Zwar erschien Torstensson im Herbste
nochmals in Nieder - Oesterreich und rttckte mit seinen Schaaren sengend und brennend sogar bis
Stockerau herab, nachdem er früher in weiten Strecken gegen Ungarn hin das Land verwüstet hatte«
Allein seine glänzende Laufbahn in Oesterreich war geschlossen. Er liess Korneuburg und Kreuzen-
stein in grösserer Ausdehnung befestigen, um einerseits sichere Staudpuncte nächst Wien für neuer-
liche Operationen sich zu schaffen und anderseits, um von hier aus leicht das Land in Contribution
. erhalten zu können. Trotzdem war seine Stellung in Nied.-Oesterreich eine unhaltbare geworden. Die
Bewegungen der Armee des Erzherzogs Leopold Wilhelm nöthigten ihn Anfangs October seinen Rück-
zug aus Oesterreich gegen Iglau und Böhmen zu nehmen, wo er dann seine erschöpften und durch
Krankheit stark gelichteten Truppen in die Winterquartiere verlegte. Aber auch Kreuzenstein wurde von
der schwedischen Besatzung Anfangs October verlassen und beim AbzĂĽge an vier Orten untergraben und
gesprengt *). Welchen Erfolg die Explosion hatte, wissen wir nicht, doch gewiss wurde die Burg da-
durch unbewohnbar gemacht und seither allmählig zur Ruine, aus der sie nicht mehr erstehen sollte.
Jetzt ist die Burg verfallen im wahren Sinne des Wortes, denn was die Zerstörungswuth der Schwe-
den ĂĽbrig liess, das haben Zeit und boshafte Menschenhand verdorben und zum Sturz gebracht. Was ist doch
für ein bedeutender Unterschied zwischen der riesigen einer jüngst entstandenen Brandstätte mit theilweise
eingestĂĽrzten Mauern gleichen Burgruine, wie sie G. M. Vis eher sah und deren Abbildung in dessen
1672 erschienenen Topographia Archiducatus Austriae inferioris auf uns kam, welche wir in
(Fig. 1) wiedergeben, und jenem wahrhaft schauerlichen Bilde des gegenwärtigen Verfalles! Nur mehr
die kahlen massiven Umfangsmauern , die vielleicht noch manchem Jahrhundert erfolgreich widerstehen
dürften, geben einen schwachen und ungenügenden Begriff von der Wichtigkeit und Stärke dieses Baues«
Vor der Burg angelangt, zu welcher frĂĽher der in Windungen aufsteigende Weg, wahrscheinlich
von der Ostseite und dem am Fusse des Berges gelegenen Dorfe Leobendorf gefĂĽhrt haben mochte^
treffen wir zuerst einen die ganze Burg umziehenden Graben sammt Wall. Obgleich es wahrschein-
lich ist, dass der Burggraben schon vor den Schweden bestanden habe, so kann man doch mit ziem-
licher Sicherheit annehmen, dass seine letzte Anlage, seine Vertiefung und der äussere Erdaufwurf von
der Anlage grösserer Vertheidigungswerke unter Torstensson herstamme. Dessgleichen sehen wir auf
halber Bergeshöhe halb verfallene Wälle und Erdwerke, eingerichtet zur Aufstellung von Geschützen,
auch ähnliche Anlagen zur Deckung des erwähnten Verbindungsweges nach Leobendorf und eines
zweiten in fast gerade Richtung sich an der Westseite zum Bergesfuss herabsenkenden Weges '). Jetzt
1) S. hierĂĽber FeiTs Mittheilungen S. 415 in denQuellen und Forschungen fĂĽr vaterl. Geschichte und Bergmann *8
Medaillen I. 303.
2) Diesen letzteren Weg , so wie einen zweiten auf der halben Höhe des Berges herumziehenden , an der Aussen-
seite mit Gesträuch bepflanzten Graben kann man auf Vischer's Ansicht der [Burg (Fig. 1) erkennen. Jetzt sind von
diesem zweiten Graben nur mehr wenige, zu einer bestimmten Angabe ĂĽber dessen Bestimmung und Beschaflenheit unge-
nĂĽgende Spuren zu finden.
72 ^i® Ruine Kreiuonstcin
ist der Graben sehr angleiche theilweise sehr breit, theilweise tief, bald seicht bald schmal, and an
vielen Stellen mit MauertrĂĽmmern aasgefOllt. Ebenso ist's mit dem Wall, der besonders gegen Norden
und Süden in steiler Böschung abfällt.
Die Burg (s. Ornudriss Fig. 2) ist durch zwei Mauern geschĂĽtzt, eine niedere durch den Graben ver-
stärkte Aussenmauer und die stellenweise besser erhaltene innere Haupt-Umfassungsmauer '). Von Ersterer
finden wir nur mehr arg verfallene Reste, welche uns zeigen, dass dieselbe meistens in einem Abstände von
beiläufig vier Klaftern das ganze Gebäude umzog *). Es scheint dieser durch die beiden Mauerlinien ge-
bildete schmale Vorraum (Zwinger)^) den doppelten Zweck gehabt zuhaben, einerseits ein äusseres
Vertheidigungswerk zu bilden und anderseits dĂĽrfte durch diesen Gang nach Art eines um das Haupt-
werk herumziehenden GĂĽrtels der alleinige und einzige Weg in die eigentliche Burg gefĂĽhrt haben, wie
m
wir ähnliche Zwinger -Anlagen in den Ruinen Stahremberg, Emerberg, Rauhenstein etc. treffen.
Diese Aussenmauer ist nur mehr theilweise an der SĂĽd- und Ostseite erhalten, sonst ist sie bereits
sehr verfallen, auch lässt sich deren Höhe nicht mehr bestimmen, obwohl man in Analogie mit ande-
ren Zwinger-Anlagen annehmen kann, dass sie hoch war, aber keineswegs die Höhe der Innenmauer
hatte. Der grösste Theil ist in kleines Geröll zerfallen und liegt ausserhalb, wie schon erwähnt, im
Burggraben verstreut und theilweise den Bergabhang bedeckend. Dietofauer ist ans Bruchsteinwerk auf-
gefĂĽhrt und entbehrt ganz der Fenster und Schiessscharten, nur ei%nach aussen vorspringender klei-
ner Bau, vielleicht ein Erkerträger und ein Gussloch ist im halbzerstörten Zustande zu finden und
auch dieses dĂĽrfte kaum fUr die Vertheidigung eingerichtet und bestimmt gewesen sein *).
Der Haupteingang in den Zwinger, von dem ĂĽbrigens keine Spur mehr zu bemerken ist, dĂĽrfte
sich an der Eorneuburg zugewendeten Burgseite rechts von dem rückwärts gelegenen Hauptthore an Stellen
des Grundrisses befunden haben und es ergeben sich dafĂĽr mehrere GrĂĽnde, wie, dass das Terrain des
Zwingers sonst überall allmählig ansteigt, an dieser Stelle sich Fundamentreste mehrerer starken GebSude-
mauern erhalten haben, und an dieser Seite der Berg so steil ist, dass ein Erklimmen daselbst nicht leicht
möglich war, daher man zum Aussenthore nur von den Seiten her gelangen konnte, wie diess auch auf
dem beigegebenen Grundrisse zu sehen ist. Ob fllr die Vertheidigung dieses Thores durch einen Gra-
ben, ĂĽber den eine ZugbrĂĽcke gefĂĽhrt haben mag, wie diess der allgemeinen Uebung nach wahrschein-
lich ist, gesorgt war, ist gegenwärtig ebenfalls nicht bestimmbar. Aber auch dafür fehlen sichere An-
haltspunkte, ob in diesem durch seine ansteigende und in Windungen^) geschehene Anlage zur theil-
weisen Vertheidigung vollkommen und höchst sinnreich eingerichteten Zwinger nicht etwa weitere
befestigte Thore eingebaut waren, obgleich einige Mauerwerksreste an einer Stelle des Zwingers das
Vorhandensein eines solchen Werkes und vielleicht eines kleinen Thurmes dabei (e) vermuthen lassen,
was auch Vischer's Ansicht zu bestätigen scheint, woselbst eine mit Fenstern versehene thurmartigo
Anlage sich zeigt.
1) Jene Mauern, die sich über das Aufnahms- Niveau der Fig. 2 erheben, sind in der Abbildung schwätz gelassen,
die niederen sind ^tratfirt.
2) Es steigert sieh dessen Breite von 20 bis zu 30 Schuhen.
â–
8) lieber Zwingeranlagen s. Krieg von Hochfelden: Greschichte der Militär- Architektur in Deutschland, 366.
Scheiger's Burgen und Schlösser u. d. £. d(?.
4) Auf Vischer's Ansicht, die uns wahrscheinlich das Bild der Veste von der Stidwestseite gibt, finden wir die
Zwingermauer ziemlich hoch und mit einer Reihe von Fenstern versehen.
5) Die Windung des Zwinger's nimmt die Richtung von SĂĽden gegen Osten, sodann ĂĽber Norden gegen Westen
und wieder nach Süden zurUck, wie diess auch Schweickhart (1. c) bemerkt, der möglicherweise die Ruine im besser
erhaltenen Zustande gefunden haben mag, und Manches der Ruine mit einiger Wahrscheinlichkeit erklärt.
1 Dr. Karl Fronner.
73
Nach der Windung am die ganze Burg endigt der Zwioger Tor dem Hanpteingange , durch
den man das Innere der Veste, das eigentliche Woho- und Vorratbsgebäude betritt. Zu diesem
Eingang koDDte man nur dber eine in starker KrUmmnng angelegte BrĂĽcke gelangen, die tlber den dar-
unter befindlichen und vielleicht zur Eingangsseite des Zwiagers fĂĽhrenden grabenarligea Verbin-
dongBgang (jr) fBhrte. Die Brttcke lagerte in der Mitte und auf der anderen Seite auf einem gemauerten
[feiler, von denen noch einige Reste (J) erhalten sind. Um die Höhe der Brücke erreichen zu können,
war längs der Innenseite der Anssenmauer eine Art Erdrampe errichtet, deren Spuren ebenfalls noch
nicht ganz vertilgt sind. Keinesfalls war der Zwinger so angelegt, dass man innerhalb desselben
die ganze Burg nmgehen und zum Ansseneingang wieder zurdckkehreu konnte, sondern es zeigen sich
Fii;. 1.
gerade an der zwischen den beiden Gingängen gelegenen Stelle des Zwingers nächst a noch Manerreste
erhalten, die auf das Vorhandensein einer kräftigen Äbechlussmaner scbliessen lassen. Auch eine fast
Tiereckige Vertiefung, wahrscheinlich ehemals ein unter der Erde gelegener, mit einem GewĂĽlbe ĂĽber-
deckter Raum ist dort noch erhalten und dürfte einem kleinen Gebäude nilchst dem Thore angehfirt
haben, obwohl dessen eigentlicher Zweck jetzt kaum mehr erklärlich ist, da man bezUglieb des Zu-
ganges nichts bestimmtes erkennen kann. Noch ist jener Stelle in der Zwinger-Mauer Erwähnung zu tbun,
woselbst (d) sich mit Rücksicht auf die bestehenden Mauerreste ein kleines Pförtlein befunden haben
mag, das dazu diente, den Bewohnern der Burg den langen Umweg durch den Zwinger bei ihrem
Verkehre nach aussen zu ersparen. Die Hanptumfassungsmauer, d, 1. die innere hUbere Zwinger-
mauer, ebenfalls nur aus Bruchsteinen mit Hausteinen an den Ecken aufgefĂĽhrt, ist in ihrem grOssten
Theile noch gut erhalten, obgleich sie keineswegs mehr ihre ursprungliche Hfiljc bat, die wahrschein-
lich die eines dritten Stockwerkes war, wie nns diess einzelne in die Hohe ragende Gemäuer-
reste z. B, gegen SĂĽdwesten lehren, und auch die Vischcr'sche Ansicht der Ruine (Fig. 1)
zeigt. Gegen SĂĽden hat die Mauer am meisten gelitten und ist dort anch tbeilweise zusammenge-
fallen. Vieles mögen wohl die Bewohner der umliegenden Ortschaften dazu beigetragen haben,
denen das rerfallene Gebäude, wie diess fast bi-i allen Ruinen der Fall ist, als willkommener Stein-
bruch diente.
Die Mauer besteht gegenwärtig aus Tierzehn einzelnen, ungleich langen Manerlinieu, die in
stumpfen Winkeln aneinanderstossend , ein Oval, als die Umfangsform des Grundrisses der
X. Juhrg. 18B0. ' 10
74
Die Kuiiie Kreuzenstein
Bnrg geben '). Diese immerhin seltene Gestalt eines riesigen Rondbanes ist hier entschieden durch das
Terrain bedungen, indem das Felseoplattean des Berges nnr eine derartige Form des GmndrisBes
znliesB. Wir wissen ja, dass hinsichtlich der Grundform der Burgen gerade das Terrain der Haapt-
factor war, welchem der Ban immer angepasst wnrde und auch werden muBBte. So sehen wir z. B,
aaf Bauheneck und Aggstein eine Gebäudeanlage, die dem langen und schmalen Felsenplatteaa
des Berges entspricht. Eine ähnliche aber mehr in das Viereck übergehende Grundform hatte die Burg
Gnttenstein, was nur dadurch mijglich wurde, dass man sich durch UeberwOlbung einer Feisenspalte
mittelst eines kühnen Spitzbogens ein grösseres Fuodameut auf kOnstlichem Wege zu Terschafien
gewnsst hatte.
Bevor wir unsere Betrachtungen Qber die fast ĂĽberall klafterdieken Burgmauern beenden, om uns
dem eigentlichen Innern der Burg zuzuwenden, müssen wir einer sehlauchähn liehen, ziemlich grossen
HBhlung gedenken, die sich als eigenthĂĽmlicher Anbau ander Hauptmauer gegen den Zwinger [c] befindet
und in ähnlicher viereckiger Anlage an der Anssenseite des liefer liegenden Zwingers (i) wiederholt.
Hit Bestimmtheit den Zweck dieses grösstentheils auf Ziegeln aufgeführten Objectes anzageben, ist bei
der daselbst herrschenden grossen Zerstörung nicht leicht möglich; der untere Theil der Vorderwand
1) Die oinaelneo Mauerlängen sind vom Thore gegen Osten angefangen 30', 37", 39', 60", 52', 36', 39' (HaueITO^
sprang mit 6'), 16', (Mauei-zurÜckBprung um 2/«'), 14', 25', 43', 36', 30", die weitare Mauer bis zum Tbore dttrfte noch
3 Ecken gebildet haben.
VOD Dr. KhtI Fronner.
75
Ftg. 3.
iat bereits aargebrocben und im Inneren kleines Manergerttlle angehfiuft. Wohl kann es als Anfzagsranm
fĂĽr Lebensmittel bestimmt gewesen sein, vielleicht anob befand sich hier der traditionelle, bei Bnrgen-
Besohreibangen so beliebte, nnterirdische Weg, der jedoch nicht, wie die Sage berichtet, unter dem
Denanbctt nach Greifenstein , sondern nar za einem in der TbaUoble befindlichen geheimen Flacbt-
thUrlein geführt haben dUrFte. Immerhin ist diese letzte Annahme höchst zweifelhaft, da das Anbringeo
«nes solchen geheimen Ganges als
Anbau andenAnsseomanern, nocb
mehr aber dessen Zngang dnrch
den Zwinger absolut nnwahrschein-
lich klingt. Es w9re wohl dem be-
lagernden Feinde nicht schwer ge-
worden, diesen Anbau za zerstQ-
ren, so wie dem StĂĽrmenden, sich
seiner za bemächtigen, abgesehen
davon, dasB den Belagorten das
Hettangspförtlein bereits dann wi-
dersinnigerweiee verloren gewesen
wSre, sobald der Zwinger sich in
Feindeshand befand , was noch
keinesfalls den Fall der Barg znr
Folge haben musste •).
Betreten wir nnn das Innere der Burg. Das Eingangsthor (A) befindet sich an der SĂĽdwest-
eeite der Hanpt-Umfangsmaner nnd ist noch vollständig erhalten. Es hat eine Breite von 8 Schnhen, ist
5 Scbnb tief, rnndbogig ttberwĂźlbt und ganz aus behaaenen WerkstĂĽcken*) erbant. Der Richtung der
BrĂĽcke entsprechend ist das Thor (Fig. 3) in schiefer, nach Westen gerichteten Stellung in die
Maaer eingelassen. An der Innenseite des Thores ist das Mauerwerk mit Ziegeln untermischt und
quer ĂĽber dem Thore hat sich ein balbvcrkohlter Pfosten , als der einzige Rest der Holzbestandtheile
des Gebäudes, erbalten. Dass das Thor mittelst eines Schuhbalkens rerschlossen wurde, beweist die
noch vorhandene Aushöhlung der Mauer. Die im ersten Stockwerke mit einem grossen Fenster ver-
sehene Maner ober dem Thore ist nicht mehr so weit erhalten, dass man über den Umstand Näheres
erkennen könnte, ob nämlich das Thor in einem Bnrgthurme sieh befand, was wahrscheinlich ist,
und ob und wie dasselbe zur Vertheidignng eingerichtet war.
Das Innere der Burg ') ist Überraschend kahl und leer, dafür aber reichlich mit grösseren and
kleineren MauerbrnchstUcken und mit Sandsteinhlöoken bedeckt. So wenig als sich die Spur eines
Haaptthnrmes *), der zwar bei dieser Bnrganlage nicht gerade notbwendig war, findet, eben so wenig
1) Möglicherweise könnte man mit dieaem Schlauche den gro»eD Rnuchfsng in Verbindung bringen, den wir bei
Vischcr eeheu. Jetit ist tibrigena von einer KUche, eo wie auch von einem Brannen keine Spur zu tinden.
2) Das Steinmateria lo am Thor iat ein sehr weiches, und wurde an der Aua^nfläche vom Ragen in ganz eigen
thlimlicher Weise tief ausgewaschen. Die Stellen , wo der Stein mit dem zwiacheu Fugen befindlichen HOrtel in Verbin-
dung trat, liatten an Härte gewonnen, und siud fast unbeschädigt.
3| Diu grifssti! Lunge des selten in solcher Ausdehnung vorkommenden Burg- Hofes (von Norden nach SĂĽden) be-
trigt 228 Schuh, seine grösste Breite 111 Schuh.
1) Die Bestimmung des Thunnes bei Burgen war eine doppelte; er sollte einerseits die Vertheidigungsfähigkeit der
Aussenwerke vormehren, daher man den Thurm, obgleich man ĂĽberhaupt trachtete, die Burgen nur auf dominireuden HO-
10*
Die EnioB Kreuzeutein
biethen die wenigen FundameotBrnauern im Innern det gegeo das Thor bin absohOBBigen BnrghofeB
genügende Anhaltspunkte, am dber die Ansdebnoog der Wohnhänser and Mebengebfinde etwas Be-
Btimmterei angeben za können. Nur gegen Westen, neben der Capelle nnd gegen Osten finden sich
einige Grandmaaerlinien der Länge nnd Quere nach, die sich an die AusBenmaner anBchlicssen and
etliche Tiereckige GemSoher gebildet haben durften. Einige Bäame sind tiefer angelegt, ancb theilweise
mit Bruchsteinen tiberwQlbt nnd gibt deren Anlage Über ihre Bestimmung als Kellerräumljcbkeiten volle
Anfklftrung. Die Innenseite der Hauptmauer ist bis ĂĽber den Beginn dee ersten Stockwerks hinauf noch
gut erhalten, aaoh kann man noch an manchen Stel-
len die BalkenlSoher im ersten Stockwerke erken-
nen. Auch die Spuren einer Wendelstiege sind in i
noch KU sehen.
Was die Fenster betriff'), so haben sich aus-
ser dem Ober dem Thore befindlichen kaum mehr
als die Sohlbänke von deren vier anderen erhal-
len, nnd die Spur eines erkerflSrmigen Gussloches
in den Haaem.
Das einzige Innengebäudc, von welchem deut-
liclie Reste bis zu nnserer Zeit erbalten blieben, ist
die im Nordwesten des Burghofes freistehende, aus
Hausteioen aufgeftthrte Gapelle, deren Wände theil-
weise noch stehen, Dach nnd Gewölbe sind längst
verschwunden. Sie ist im Ganzeb zierlich gearbei-
tet nnd hatte eine Breite von 16 Schulten, eine
Länge von deren 38 und bestand ans 2 GewOlbe-
jochen und einem dreiseitigen Gborschluss mit je
einem spitzbogigeu Fenster in den drei Wänden,
jenes io der Abschlnsswand war etwas grösser. Die
beiden erhaltenen Eckpfeiler und Gurteoansätze des
Capellenschlusses sind theilweise ans Ziegeln *) auf-
gefĂĽhrt. Unter der Fenstersohlbank zog sich im In-
^l^^^g/^Sf^^mmmp^ nem ein Kaffgesimse herum. Die Gurten ruhten
Flg. 4. auf Dreiviertelsäulchen ohne Capital, mit einer ein-
finoh profilirten Deckplatte endigend, und standen anf dem Kafl'gesimse auf (Fig. 4). Die an der Aos-
aenseite aufgefdĂĽrten Strebepfeiler, von denen jedoch nur mehr drei theilweise erbalten sind (Fig. 5),
ruhen auf dem breiten Manersockel und sind in ihrem unteren Geschosse entsprechend der Mauer-
flneht zugespitzt, ober dem um die ganze Cappelle laufenden Gesimse gehen sie in die Viereckform
hen oder auf eioem in »ndercr Weise dem Angriffe UDgUoetigen Terrain anzulegen, an der schvaclicn dem Stariu- Angriffe
mehr ausgesetzten Stelle des Bnues anbmchte (z. B. Bauheneck). Anderseits sollte der Thurm nis letzte Zuflucht den Ver-
tbcidigero dienen. Die Bestliumung nU Warte scheint secundär gewesen zu sein, da die meisten Vesten schon durch ihre
erhĂĽhte Lage eine ausgedehnte Fernsicht hatten.
1} Auf Vischer'e Ansicht, woselbst das Hauptgebäude drei Stockwerke hat, zeigt sich eine grosse (vielleicht der
bestandenen Wirklichkeit gegenĂĽber zu grosse) Fenaterzahl.
2) Wahrscheinlich von einer Restauration gegen Ende des XV. Jahrhunderts Btammend.
voit Dr, Karl Fronner.
77
mit Uebereckstellmig Ăśber; ihr Abecttlues fehlt bereits. Die Fenster sind nach Innen und Anssen stark
abgeschrägt. Im Bogen ist der Stein gekehlt. Ein Theil des Capellenschiffes scheiat nnterthoilt ge-
wesen zu sein, da noch Sparen einer Thiir znm Bethchor und BalkenLOoher erhalten sind. Links im
Chorraame treffen wir eine kleine Nische, wahrscheinlich fUr Kännchen und Spttlgefässe beim Heea-
opfer bestimmt. MSglicherweise kann diese Nische auch als Sacraroentsfaänschen gedient haben, was
dann vermatheo liesse, dass man in der Burg fttr beständig einen Priester hielt.
Was das Alter dieser Burg betrifft, so ist eine solche Be-
stimmong Ăśberhaupt bei einem derartigen znr Raine gewordenen
Gebllude sehr schwer. Keine aus dem frĂĽhen Mittelalter stammende
Burg, die noch in späteren Jahrhunderten gedient hatte, blieb un-
verändert, denn jedes Jahrhundert urastaitete und richtete sie für ihre
BedĂĽrfnisse ein. Dazu kommt als weiterer Umstand, um die Zeitbe-
stimmung verfallener Burgen wesentlich zu erschweren, das allniäh-
lige durch den Verfall verursachte Verschwinden voncharakteristigcben
Merkmalen. Bei Kreazenstein, dem ĂĽberhaupt eine wesentliche, die
Zeitbestimmung erleichternde Bigensehuft, der Thiirra, fehlt, geben
uns nur mehr die Art des Mauerwerks, das Haupttlior nnd der Zwin-
ger Anhaltspunkte fĂĽr die Enlstcbnngszeit.
Mag auch die besondere Ovall'orm der Burganlage vielleicht auf
eine späte Nachahmung der Avarenringe deuten, so dUrfte doch erst
die ursprĂĽngliche Anlage dieser Burg, die keineswegs die Aufgabe
hatte, eine Landesgrenze oder Strasse zu beschĂĽtzen, zu Anfang des
XII. Jahrhunderts, d. i. um die Zeit ihres ersten urkundlichen Er-
scheinens geschehen sein, um dortirgend einem Leiienträger uud sei-
ner Familie gegen die dasLand damals in RaubzĂĽgen durchtobendeii
Ungarn Schutz zu gewähren. Der noch erkennbare Hauptbau mit
seinem rundbogigen Thore dĂĽrfte mit RĂĽcksicht auf die Bogenfurm
nnd die Art des Mauerwerks einem etwas jĂĽngeren Baue, etwa dem zu
Ende gehenden XIII. Jahrhundert angehören. Die im XIII. Jahrhun-
dert nur mehr selten vorkammenden Balken ') im Inneren des Ge-
mäners fehlen hier vollständig. Wir finden als das fast durchgängig
verwendete Material nur Bruchsteine, die mittelst eines besonders
festen MOrtels verbunden sind. Der behanene Sandstein erscheint hin.
nnr beim Hauptthore und an den unteren Ecken der Mauertbeile,
H 11 I 1-
Fig. 5.
als denjenigen Punkten, die eine besondere Festigkeit erhalten sollten, verwendet. Der Ziegel zeigt
sich nur in den höheren Stellen der Gemäuer oder dort, wo über die Vornahme späterer Verände-
rungen nnd Ausbesserungen kein Zweifel ist. Derselben Zeit gehört auch der Zwinger an, jenes äus-
serst schmiegsame VertheidigungBwerk, das erst im XEII. Jahrhundert im Abendlande Eingang fand,
von da aber bei fast keiner Burg fehlte, um die bis dahin vernachlässigte äussere Seite nbestreicbung
za ersetzen und dem plötzlichen Sturmangriffe ein bedeutendes Hindemiss entgegenstellen zu können.
Die gothische Capelle mag der Mitte des XIV, Jahrhunderts angehören.
1) S Mitth. rt. Alterthiims-VereineB 11; Perger, (He Knin« Ksminerstein.
Druck von A. Pichler'« Wilwc & .Sol:n. — Verlag dos Wifuoi Alteriluims-Vcroines
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K. S. Arsenal, Wien.
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Diu Herren imilGnifim vnti Meh»nnlicrB''iriia flins Orffliw in iler Stifl«klrehif mWUlieriil« «n Or. Jodoent ÜIIIU I
UuHDlitvitiiuiiT ilur buidon DtMikumle. vurfiMt von Dr. Ktirl Lind, (ft Hotucbiillie) . t7
An» dum Kreis» obor dum MsnfaarCiibcrgo, lirwliriübira von Ur. Kurl Lind pt UolxMluutt«) ... - - . - - M
Jotnuinua Titilitcl, du Wiener Arüt dua XV. Jidirbuuilurtaa, cutinrbialiirliicli« .Shixze vmd t'r. Ad»lbt>rL UumwIlK 9fi
Die iwni8cldffl|fG Elrcb« in l'tiyorbach, HufKcnninmcii und bcHClirieliMi von llKnni Petnchulg (0 BolMelmitti*) B&
KaiB^r Karl* V. HcurMlinu Dl'ur die I(i'icliiili*u|iiJi'n »tti UHrcJifKide Mi WI«d im Jfttini 1683, bt.-apn>dicn *ud
Dr. Karl Lind (2 T.felu) «8
Gin 'I'umirrlittniiM'-li Kaim-r HAxlniilian'a L im U'utrrauiiiiutum dt» k k. Anwnabi >u Wioa, h««oliH<'b«n mä orklKrt
von Auion Wldter (4 TaJ'elut . iH
Diu Tafd|r«;uiSldo imf di-r KUi-tcmiit« dt» Knmil-AltArua im StU^n Klintmiiuibnrg, von Dr. Ediiaril Fnlliemi viiu
Sacken 15 TalelĂĽ') AS
Die Kuhiu KrcuzvD»tuiii im V, U- M. B . U<Bt'IiTi<;bi.^n von itr. Karl Fronnor (6 UohecJuiltUI 68
VEOBESSEUUNOEN.
â– Ikch' VarWHiiillndian .mit iliiw
HUiU, .1i>'i am» tii'ralmittiii H>l
wnlrh tiUlsUrtr auf i^lirbarp Ro
■talt: „Uu'lMfri-iUi'il'' »oll Iiniwon. .Ltfnlinhohnll*. - S. II, Z-Ok S T«n nalra
m.* - H. il, X*tU 5 vnn unlca iMIU .KnUer* mI! htiS«Hiii> ,K3<ii(.' — fl. 31, MIa li vmi ntos
1' rW. Kiill hüliKtO: .lid dem l>cr«1>lnl<iii llntu»otiiiiFf-.j l^il.>.iiiii> Au-m >ainxni<ni Usraiwb h>uWlM>.
liniuiK All Qnlilnu VnraaliliM bcRolirln."
BERICHTE
MFTTnEILĂśNGEN
ALTERT Hl MS -VEREINES
zu WIEH
I AWD X. — 11. HEFT.
WIEN
I« CVSmSSlUN »ER BlJ€IIIIAMILr\U PI14IIIKL (IKU BWALD
ucocum
" Da* DAduit« Ovft anUuU dao StAinm Alm VIC Baades
PBOTOGOLL
D E B
DREIZEHNTEN GENERAL - VERSANilLDNCl des ALTERTHMS - TEREINES
ZU W Z E V
AM 15. MĂ„RZ 1867 IM GHĂśNEN SAALE DER K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ABGEHALTEN UNTER
DEM VORSITZE DES VEREINS-PRĂ„SIDENTEN SR. EXC. DBS HERRN DR. JOSEPH ALEX. FREIH. V. HELFERT.
Anwesend 41 Mitglieder.
Die Versammlung wird vom Präsidenten eröffnet^ der sodann mit Rttcksicht auf den §. 20 der
Statuten den Geschäftsleiter Dr. Lind zur Führung des Protocolles bestimmt, zu dessen Verificirnng
und Unterfertigung die Mitglieder Se. Excellenz Freiherr von Bach; Dr. Franz Pichler, k. k. Minist.-
Concipist und Prof. Joh. Klein vorgeschlagen und nach der von ihnen erklärten Bereitwilligkeit von
der Versammlung einhellig angenommen werden.
Hierauf verliest der Herr Präsident den Rechenschafts - Bericht (s. Beilage I) ttber die Wirk-
samkeit des Vereines und seines Ausschusses im abgelaufenen Vereinsjahre 1866. Nachdem der Bericht
mit dem Antrage endiget, man möge die erspri esslichen und dankenswerthen Bemühungen des bisherigen
Vereins - Cassiers J. N. Passy, der sich durch Kränklichkeit und vorgerücktes Alter veranlasst sieht
seine Stelle zurĂĽckzulegen und aus dem Ausschusse zu treten, von ^eite der General-Versammlung aner-
kennen, erhebt sich über Aufforderung des Herrn Präsidenten die ganze Versammlung von ihren Sitzen.
Sodann folgt durch den Geschäftsleiter die Vorlesung des Gassaberichtes ftlr das Jahr 1866 und
des damit in Verbindung stehenden Protocolles der Gassa-Scontrirungs-Gommission ddto. 13. März 1867;
durch welche die Gassa-Gebahrung hinsichtlich der Bedeckung der einzelnen Posten mittelst ordnungs-
mässig ausgefertigter Belege und hinsichtlich der Summirung und Abschlüsse genau geprüft und richtig
befunden wurde (s. Beilage II).
Zur Prüfung der Vereins-Gassa-Gebahrung im Jahre 1867 werden über Vorschlag des Präsidenten
die Herren Eugen Freiherr von Friedenfels, Joseph Fiedler, August Pr an de 1, Paul Walther
und Franz Koch (letztere beide als Ersatzmänner) gewählt, welche sich bereit erklären diese
Function ĂĽbernehmen zu wollen.
An der Wahl zweier neuer AusschĂĽsse betheiligten sich 41 Vereinsmitglieder. Das Scrutinium
führten die Herren Hütter, Kanitz und Dr. Kenner. Gewählt wurden die Herren Dr. Birk und
Franz Koch mit je 39 Stimmen. Die ĂĽbrigen Stimmen fielen auf die Herren Dr. Pich 1er (2), Ritter
Ton Spann und Steinhauser (je 1)*).
Da keine weiteren Anträge an dieGeneral-Versammlung gestellt wurden, wurde dieSitzung geschlossen«
Das ProtocoU wurde sodann abgeschlossen und verificirt.
Helfert m/lp. Dr. Alex. Freih. v. Bach m/p. Dr. Franz S. Fichler m/^.
Johann Klein m/p. Dr. Karl Lind.
^) Uebcr die Zusammensetzung des Ausschusses siehe Beilage III.
(BeUagel)
VORTRAG
SEINER EXCELLENZ DES VEREINS-PRASIDENTEN
Dr. JOSEPH ALEXANDER FBBIHBBBH Y. HELFEBT,
GEHALTEN
IN DER Xm. GENERAIrVERSAMMLUNG AM 15. MĂ„BZ 1866.
Geehrte GeneralYersammlang!
Die VerhältniBBe des abgelaufenen Jahres waren von einer Art, dasB sie allem Vereinsleben
niehts weniger als gĂĽnstig sein konnten. Auch in die Mitgliederzahl unseres Vereines bat es bedeu-
tende Lttcken gerissen. Wir verloren zwanzig Mitglieder durch Tod, zwölf durch Austritt , wogegen
wir nur sieben Erwerbungen neuer Mitglieder zu verzeichnen hatten. Es ergibt sich daraus ein Ge-
sammtverlust von 25 Mitgliedern; unser Verein zählt im Ganzen 365 Mitglieder gegen 390 des Vorjahres.
An diese nicht erfreuliche Thatsache schliesse ich jedoch sogleich die berubigende Versicherung,
dass die Interessen unseres Vereines im Ganzen darunter nicht gelitten haben und auch der Cassa-
bericht, welchen der Herr Geschäftsleiter im Namen unseres Vereinscassiers vortragen wird; liefert
den Beweis, dass die pecuniären Kräfte unseres Vereins trotz der verschiedenartigen Leistungen, die
sie in dem abgelaufenen Jahre zu tragen hatten, in keiner Weise erschttttert wurden.
Die innere Thätigkeit Ihres Ausschusses concentrirte sich in 6 Sitzungen, die seit der letzten
Generalversammlung am 4. und 18« April, 10. Mai, 16. November 1866, am 22. Februar und 14. März
1867 gehalten wurden, die letzte unter dem Vorsitz des Herrn Präses-Stellvertreters Freiherrn von
Ransonnet, die übrigen unter jenem des Vereins-Präsidenten.
In das Redactions-Comitö für die Herausgabe unserer Berichte und Mittheilungen wurden in der
Ausschuss-Sitzung vom 4. April 1866 gewählt die Herren: Geschäftsleiter Dr. Lind, Baron Sacken,
kais. Rath Camesina. Den Beweis der Thätigkeit dieses Gomitä's liefert das Erscheinen des 8. Bandes
zweites Heft, 9. Bandes zweites Heft und 10. Bandes erstes Heft, die sich bereits insgesammt in den
Händen der Mitglieder unseres Vereins befinden. Unter der Presse ist das zweite Heft des 10. Bandes,
welches binnen wenig Wochen zur Ausgabe gelangen dttrfte. Ein Aufsatz von Dr. Birk ĂĽber Materialien
zur Topographie von Wien, dann Aufsätze ttber Mödling vom Professor Joh. Klein und Julius Koch, ttber
die Römer in Pannonien vom Professor Aschbach, ttber den Römerbogen bei Petronell vom Dr. Friedrich
Kenner, ĂĽber die Grabdenkmale der alten Peterskirche vom kais. Rath Camesina, ĂĽber figuralische
Grabdenkmale aus Niederösterreich von Dr. Lind dürften den Inhalt dieser Bandeshälfte bilden.
Ausser diesen unmittelbar von ihm ausgegangenen und ausgehenden Publicationen hat sich unser
Verein in hervorragender Weise auch an einem Unternehmen betheiligt, welches von der k. k. Central-
Commission fĂĽr Baudenkmale in Angriff genommen wurde und einen raschen und erfolgreichen Fortgang
verspricht. Es ist dieses der „Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters im österreichischen Kaiser-
staate und im ehemaligen lomb. venez. Königreiche.^ Unser Verein kommt diesem gemeinnützigen
Unternehmen dadurch zu Hilfe, dass er demselben die in seinem Besitze befindlichen Holzstöcke zur
Verfügung stellt, eine Gegenleistung fUr die ähnliche Uuterstützang, deren sich unser Verein bei der Heraus-
gabe des ersten Heftes des archäologischen Wegweisers für Niederösterreich von Seite der k. k. Cen-
tral-Commission zu erfreuen hatte.
III
Nebst den literarischen PnblicationeD hat Ihr Anssohnss geglaubt , die bereits im vorvorigen
Jahre wieder anfgenommenen Vereinsabende mit Vorträgen and Ansstellnngen interessanter Objecte
im Winter des abgelaufenen und des henrigen Jahres neuerdings in Gang bringen zu sollen. Das
Comitä^ welches von Ihrem Ausschusse mit den Vorbereitungen hierzu betraut wurde, bestand ans den
Herren Artaria, Camesina, Hasenaner, Lind, Baron Sacken und Widten Die bereits
abgehaltenen Vereinsabende fanden statt :
Am 30. November ^ 1866 : Vortrag des Diöcesanarchitekten Herrn Hans Petsohnig ttber die
Wallfahrtskirche von Maria-Zeil; erläuternde Worte vom Freih. v. Sacken ttber die zur Ausstellung
gebrachten Gegenstände der Herren Artaria, Kaff, Flach, Widter.
21. December 1866: Vortrag des Herrn Oberbaurathes und Dombaumeisters Friedr. Schmidt ttber
die Pergament-Handzeichnungen der Bauhtttte von St. Stephan ; erläuternde Worte des Freih. v. Sacken
ttber die von den Herren Freih. v. Rothschild, Göszi, Kaff nnd Lind ausgestellten Gegenstände.
18. Jänner 1867: Vortrag des Herrn Dr. Friedrich Kenner ttber das Befestigungssystem der
Römer inPannonien; des Professors Ritter v. Perger ttber die Abbildungen mehrer metallener Grab-
platten (Brasses) aus England, Schweden, Dänemark u. s. w.
15. Februar 1867 : Fortsetzung nnd Schluss des Kenn er 'sehen Vortrages ttber das Befestigungs-
system in Pannonien; Vortrag des Professors Ritter v. Per g er ttber vorgeschichtliche Steindenkmale;
des Herrn Anton Widter ttber von ihm und Herrn Kaff ausgestellten Eunststttcke der bestandenen
k. k. Porzellan-Fabrik.
In dem heutigen unmittelbar an die Generalversammlung sich anschliessenden Vortrage wird
sich Herr Baron Sacken die Katakomben von Rom znm Vorwurfe nehmen; die ausgestellten Gegen-
stände verdanken wir den Herren Professoren Klein und Franz Koch.
In seiner gestrigen Sitzung hat Ihr Ausschuss beschlossen, nach Möglichkeit einen sechsten
Vereinsabend im April zu Stande zu bringen, dessen Programm noch nicht festgestellt ist.
Ihr Ausschuss behält sich vor, den Herren, welche sei es durch ihre Vorträge, sei es durch die
zur Ausstellung gebrachten Gegenstände den Erfolg dieser Vereinsabende in so bereitwilliger nnd
nneigenntttziger Weise gefördert haben, den verbindlichsten Dank abzustatten.
In gleicher Weise, wie in den Vorjahren sind wir auch rttcksichtlich des letzten sowohl der kais.
Akademie der Wissenschaften fUr die gefällige Einräumung der Localitäten fttr unsere Ausschuss-
sitznngen wie fUr die Vereinsabende, als der Buchhandlung der Herren Prandel & Ewald fttr
mannigfaltige nn eigennützige Förderung unserer Vereinszwecke vielfachen Dank schuldig.
Eine besondere Dankespfiicht haben wir ausnahmsweise heuer zu erfUllen. Herr Johann Nepo-
muk Passy, der seit einer Reihe von zehn Jahren die Cassageschäfte unseres Vereines ftihrte, sieht
sich leider „wegen vorgerttckten Alters und beständiger Kränklichkeit^ genöthigt, von dieser seiner
Mflhewaltnng znrttckzutreten, wobei er sich jedoch mit Vergnttgen bereit erklärt, bis zur getroffenen
Wahl seines Nachfolgers die Cassageschäfte fortzuführen. Ihr Ausschuss hat in seiner gestrigen
Sitzung beschlossen, Herrn Passy fttr seine laugjährige und aufopfernde Thätigkeit im Interesse unseres
Vereines in einer eigenen kaligraphisch ausgestatteten Zuschrift seine wärmste Anerkennung auszudrttcken.
Ich aber glaube nur im Interesse der geehrten Generalversammlung zu handeln, wenn ich dieselbe auf-
fordere, auch Ihrerseits dem wĂĽrdigen Veteran, den nur zunehmende Gebrechlichkeit an der Fortfilhrnng
seiner so lange und so erfolgreich unserem Vereine gewidmeten Thätigkeit hindert, durch Erhebung
von den Sitzen Ihr dankendes Wohlwollen zu bezeugen.
(Bdlige II )
RECHNINGS-ABSCHLDSS
DES
ALTEBTHUMS-VEEEINES
VOM 1. JĂ„NNER BIS 31. DEZEMBER 1866.
Empfänge«
I. An Gassarest vom 31. December 1865 652 fl. 81 kn
II. „ jährlichen Beiträgen der Mitglieder 2493 » 40 „
III. „ Erlös für verkaufte Wegweiser (IL Rate) 240 „ — „
IV. „ loteressen vom Vereins-Vermögen 108 „ 50 „
Gesammtempfänge . 3494 fl. 71 kr.
Ausgabe na
A. Fflr Honorare an die Herren Autoren 796 fl. 42 kr.
B. jf Illustrationen durch Lithographie; Xylographie etc 1281 „ 27 „
C. „ Druckkosten 849 „ 82 „
D. „ Bnchbinderkosten 127 „ ^^ n
E. „ Gescbäftsauslagen (Stempel^ Kanzlei- und Transportspesen) 215 „ 22 „
F. „ den Vereinsdiener 115 „ 50 „
Summe aller Ausgaben . 3385 fl. 62 kr.
Somit beträgt der Gassarest am heutigen Tage 109 ^ 9 n
Und es ist die Gesammt-Einnahme der Gesammtausgabe gleich mit 3494 fl. 71 kr.
VIRIĂ–GINSAnSWIIS.
An Statute nmässigem Reservefond; hypothekarisch angelegt . • . « 2]00fl. — kr.
„ 100 fl. Met-Obligationen & 5Vo 100 ^ — „ 2200 fl. — kr.
„ Einlage in die Sparcasse 50 fl. 18 kr.
„ baarem Gassarest 58 „ 91 „ 109fl. 9 kr.
Wien, am 31. December 1866.
Joh. Nep. Fassy,
als Vereins- Caasi er.
Scontrirt; mit den Documenten fibereinstimmend und die Rechnungs-Abschlttsse als richtig ge-
stellt befunden.
Wien, 13. März 1867.
Eugen Freih. v. Friedenfels m/p. Joseph Fiedler m/p. August Frandel m/p.
Dr. Karl Lind m/p.
lATERIALIEN
TOPOGRAPHIE DER STADT WIEN
IN DEN JAHREN 1563 BIS 1587.
ADS BISHER UNBENUTZTEN QUELLEN QESAHMELT UND HESAUSaEOEBSN
B" EBNST BIEK.
i/er Wiener Alterthumsyerein hat seit seiner GrĂĽndung im Jahre 1854 der Topographie und
Lokalgeschichte Wien's in frĂĽheren Jahrhunderten seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet und
diesen reichhaltigen Stoff zum Ausgangspunkt seines ferneren Wirkens gewählt. Es geschah diess
in der klaren Erkenntnisse dass die meisten früheren. Arbeiten über die alte Metropole des österreichi-
schen Kaiserreichs und ihre wechselvollen Geschicke den gesteigerten Anforderungen der Wissenschaft
in der Gegenwart kaum mehr entsprechen. Sollte diesem ererbten Uebelstande abgeholfen werden^
so erschien es als die erste und wichtigste Aufgabe den werthyoUen Quellenapparat fĂĽr Wien's
ältere Topographie und Denkmälerkunde aufzusammeln und durch Veröffentlichung nach und nach zum
Gemeingute zu machen. Für den Verein eröffnete sich dadurch ein ergiebiges Feld seiner Thätigkeit,
um so mehr als zur Vollendung so umfassender Vorarbeiten die Kräfte des Einzelnen nicht ausreichen
Fast jeder Band der bisher veröffentlichten Berichte und Mittheilungen des Vereines giebt Zeugniss
ftlr diese durch eine Reihe von Jahren mit Erfolg eingehaltene Richtung. Es finden sich darin treue
Nachbildungen der ältesten Ansicht Wien's von 1483 auf den Klosterneuburger Tafeln^ wie des gros-
sen Prospectes dei; Stadt im Jahre 1558 von Hans Sebald Lautensack, ferner schätzbare Monographien
ĂĽber einzelne Kirchen- und Profanbauten der Residenzstadt mit zahlreichen Illustrationen.
Das grösste Verdienst um Wiens ältere Topographie erwarb sich jedoch der Verein durch die
in den Jahren 1857 und 1858 veranstaltete Herausgabe des grossen Stad^Ianes, den Meister Bonifaz
Wolmuth von Frankfurt , Baumeister bey St. Stephan, im Jahre 1547 vermessen und gezeichnet hat.
Auf neun Folioblättern liegt nunmehr in Farbendruck ein treues Facsimile, in der Grösse des Originals
im Wiener Stadtarchive, dem Geschichtsfreunde zu bequemer BenĂĽtzung vor. Da das Original an eini-
gen Stellen, besonders durch Nachdunkeln, sehr gelitten hat, so war die AusfĂĽhrung der Copie mit
nicht geringen Schwierigkeiten verbunden, die jedoch die kundige Hand des kaiserlichen Rathes und
Gonservators fĂĽr Wien, Albert Camesina, glĂĽcklich ĂĽberwand.
Bonifaz Wolmuth's Plan giebt uns ein bis in das kleinste Detail vollständiges Bild, sowohl des
Umfanges der innern Stadt, als auch der Zahl, Lage und Benennung der Strassen und Plätze, der
öffentlichen wie Privatgebäude Wiens im Jahre 1547. Keine grössere Stadt Europa's dürfte sich aus so
früher Zeit einer ähnlichen Aufnahme rühmen können. Ganz besonderen Werth aber erhält Wolmuth's
Arbeit durch die genaue Eezeichnrng des Fläcbenraumes eines jeden einzelnen Hauses, während
auf dem gleichzeitig aufgenommenen Grundrisse Wiens von Angnstin Hirschvogel (herausgegeben von
11*
82 Dr. Birk
A. Camesina. Wien 1863. Fol.) nur die Umrisse der ganzen Häusergruppen eingetragen sind.
An einigen Stellen hat Meister Bonifaz auch die Namen der damaligen Besitzer beigeschrieben. So
willkommen diese Bereichemng unseres topographischen Wissens auch ist, so wird gerade hiedurch der
lebhafte Wunsch erregt gleich verlässliche Nachrichten über die Eigenthttmer der übrigen Häuser zu
erlangen. Wolmuth's Plan ist fĂĽr Forschungen dieser Art von entschiedenem Werth und eine treffliche
Basis die urkundlich zu ermittelnden Namen der Besitzer in auf- und absteigender Reihe zu verfol-
gen und auf der entsprechenden Grundfläche einzutragen. An sicheren Quellen hiefür ist kein Mangel^
da die Gewährbücher der Stadt, mit wenigen Unterbrechnngen, bis in die zweite Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts hinaufreichen. Auch Kauf- Satz- und TestamentenbĂĽcher nebst zahlreichen Urkunden in Archiven
versprechen besondere Ausbeute. Ist dieses reiche Material einmal umfassend durchforscht und geordnet,
so sind die Elemente einer kritisch bearbeiteten Häusercbronik Wien's gegeben. Das schöne Ziel
scheint aber noch ziemlich fern zu liegen. Abgesehen von dem bedeutenden Zeitaufwand, der dazu
erforderlich ist, treten auch ĂĽberdiess mannigfache Schwierigkeiten, meist durch die FĂĽhrungs weise der
älteren Gewährbücher bedingt (deren nähere Erörterung hier zu weit führen würde), dem Unternehmen
hemmend entgegen. Eine erschöpfende Ausbeutung derselben für die Topographie Wiens bis zum
siebzehnten Jahrhundert wollte bis zur Stunde wenigstens noch nicht gelingen.
GlĂĽcklicherweise hat sich jedoch eine andere bisher unbeachtete Fundgrube erhalten, deren Aus-
beutung zur Behebung der erwähnten Hindernisse von erheblichem Nutzen sein dürfte und eine
sichere Grundlage fĂĽr die chronologische Darstellung des in Wien seit Jahrhunderten rasch wech-
selnden Hausbesitzes abzugeben verspricht. Es sind diess die BĂĽcher und Protokolle der kaiserlichen
Hofquartiermeister, die vom Jahre 1563 bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts reichen und der-
zeit im Archiv des k. k. Finanzministeriums aufbewahrt werden.
Die Auffindung dieser reichen, bisher unbenutzten Quelle gab die Veranlassung zur Zusam-
menstellung voriiegender Materialiensammlung. Sie ist bestimmt das topographisch Wichtige, vorerst
für das sechzehnte Jahrhundert, aus einer Reihe von Bänden herauszuheben, und übersichtlich den
Forschern und Freunden der Geschichte Wien's mitzutheilen.
Ueber das Amt und den Wirkungskreis eines kaiserlichen Hofquartiermeisters dĂĽrften folgende
kurze Angaben genügen, da eine erschöpfende Darstellung hier nicht am Platze wäre, auch bei dem
dermaligen Stande der Forschung noch nicht zu geben ist.
Die Stelle eines Hofquartiermeisters, der dem obersten Hofmarschall untergeordnet war, erscheint
bereits in den ältesten noch erhaltenen Hofzahlmeistersrechnungen. Die zwischen 20 und 50 fl. rheinisch
fĂĽr den Monat wechselnde, in jenen Tagen hohe Besoldung zeigt, dass der kaiserliche Hofquartier-
meister ein ansehnliches und einflussreiches Amt zu verwalten hatte ').
Eine Hauptobliegenheit desselben war dem kaiserlichen Hofgesinde die dem Range eines jeden
entsprechende Unterkunft auf die Dauer des kaiserlichen Hoflagers in Städten wie auf Reisen zu ver-
1) Reihenfolge der k. Hofqnartiermeister im 16. Jahrhundert aus den Hofzahlmeisters-Raitungen auf der kais. Hof-
bibliothek: Hans Khnisler 1542 bis September 1549. — Leonhart Neumair. 1550 bis 1555 (V). — Adam Khirchpüchler.
seit 1. December 1555 f 7. Mfirz. 1556 — Hans Rockhner vom 1. März 1556 bis 1. Juli 1557. — Virich Ferenberger zu
Egenberg, Erbkämmerer in Oesterreich ob der Enns vom 1. October 1557 bis letzten Juli 1559. — Andre Khielman seit
1. Februar 1560. — Hans Georg von Preising, Hitter, Ende 1563 seines Dienstes mit Gnaden entlassen. — Johann
Baptista von Paar vom I.Januar bis Ende März 1564. — Georg Freidenreich vom 1. April 1564 bis 31. October 1565. —
Wolf Frey berger von Geisenhausen zu Obern- Vellebrun vom I.November 1565 an, den 4. Dezember 1566 seines Dienstes ent-
lassen. — Jeremias Boyde vom 1. Dezember 1566 bis 1572. — Hans Jacob Herbrodt seit 1. Juli 1573 f 9. May 1587 etc.
Materialien. g3
schaffen. Die einzelnen Partheien wurden hierauf in die bestimmten Wohnungen durch die dem Hof-
quartiermeister beigeordneten Hoffouriere eingewiesen oder, wie es gemeinhin hiess, einfouriert. Die
Unterbringung des zahlreichen Hofgesindes verursachte nicht selten Schwierigkeiten, selbst in einer
Stadt wie Wien. Da der geistliche Besitz grossentheils und die Freihäuser des Adels in Wien von
jeder Einquartirung befreit waren, so traf die ganze Last nur die Bürgershäuser. Zu entsprechender
Führung seines Amtes benöthigte daher der Hofquartiermeister stets eines genauen Verzeichnisses
aller Häuser und ihrer Eigenthtimer, wie auch einer detaillirten üebersicht der in das Hofquartier bestimm-
ten Wohnungen, Ställe, Keller u. s. w. Zu diesem Behufe wurde von Zeit zu Zeit eine bis in das
Kleinste gehende Beschau und Beschreibung aller Häuser der innern Stadt auf höheren Befehl durch
eine aus Hofleuten und Mitgliedern des Stadtrathes bestehende Commission vorgenommen. Dieselbe
fällte auch das Erkenntniss, welche Bestandtheile eines Hauses in's Hofquartier gehörig seien. Die
Ergebnisse jeder solchen Aufnahme wurden sorgfältig in einem neuen „Hofquartierbuch" zusammenge-
tragen und eine Abschrift dem Rathe der Stadt tibergeben. Auf Grundlage dieser ämtlichen Aufnah-
men wurden auch die zahlreichen Klagen und Beschwerden der BĂĽrger in Hofquartiersachen durch
Spruch des obersten Hofmarschalls entschieden.
Es bedarf nach dem Gesagten wohl kaum einer Hinweisung auf die Wichtigkeit dieser BĂĽcher
flir die ältere Topographie der innern Stadt. Aus umfassenden ämtlichen Erhebungen hervorgegangen,
entrollen sie den späten Nachkommen das treueste Bild des Besitzstandes für genau bestimmte
Zeitabschnitte. Sie enthalten zugleich ĂĽber Umfang und Beschaffenheit jedes einzelnen, nicht befreiten
Hauses der inneren Stadt die seltensten statistischen Notizen, deren Geheimhaltung noch gegen Ende
des siebzehnten Jahrhunderts für nöthig erachtet wurde ').
Aus dem sechzehnten Jahrhundert haben sich noch sieben HofquartierbĂĽcher erhalten, deren
ältestes im Jahre 1563 angelegt wurde. Frühere Aufzeichnungen sind bis jetzt nicht zum Vorschein
gekommen. Es dürfte auch wenig Hoffnung dazu sein, da bereits im März 1740 bei Restaurirung
der älteren Hofquartierbücher durch den kais. Rath und Oberhofquartiermeister Franz Heiligern Raison
von Klöckersfeldt kein höher hinaufreichendes Buch im Amte vorhanden war.
Wir kommen nun zu näherer Beschreibung und Charakterisirung dieser Hofquartierbücher und
zwar in chronologischer Reihenfolge:
A. „Beschreibung der ganczen stat Wienn. Angefangen worden den zwainczigisten Marcy im
1563. jar vnd volendet den ersten Aprilis durch der Rö. khayserlichen vnd khu. mt. etc. quartier-
maister Hans Jörgen von Preising, ritter, vnd Georgen Freidenreich , in beisein zwaier herren des
1) Kaiser Leopold I. befahl im Jahre 1683 seinem Ingenieur, Daniel Suttinger ein hölzernes Modell- der Stadt Wien
für die kais. Kunstkammer anzufertigen. Letzterer eibat sich vom liathe die Angabe aller Häuser und der Namen ihrer
Besitzer. BĂĽrgermeister und Kath erachteten jedoch niclit fĂĽr gut diesem Ansuchen ohne besondern kaiserlichen
Befehl zu willfahren und berichteten hierüber am 26. Juni 1683 an den Kaiser, dass „auss der häuser vnd derer possessoren
tauff- vnd zuenahmen benennung" dem Landeslürsten wie der Stadt „einiges höchst schädliches preiudicium er-
wachsen dörfte", indem dadurch fast jedermann „weillen diss werkch nicht so gehaimb bleiben kann** die Stärke der Bürger-
schaft, die Zahl der freien und bürgerlichen Häuser und der zur Dcfension in Tagen der Gefahr verbleibenden Kräfte zu erkennen
im Stande sey, derlei Nachrichten auch leicht zu Handeii der Feinde des Kaisers kommen könnten. Bezeichnend für den
überaus raschen Wechsel der Hausbesitzer in Wien ist nachfolgende Stelle. Der Kath stellt« vor, dass in dieser Sache auch
nichts Beständiges geschehen könne, „indenie die häusser täglich entweder durch kautf oder erbschafft in andere hend
khomen, der possessorum nomina stäts verändert vnd bis die extradirung der verlangten nahmen der possessorn zur per-
fection eingereicht, vielleicht mehrers dann der vierte theill mutirt werden wiirdt." WĂĽrde der Kaiser eine so speciiicirte Be-
scbreibiing verlangen, wollten sie dieselbe durch die städtischen Stcuerbeamten vornehmen und zu des Kaisers eigenen
Händen überreichen lassen. S. "Berichte des Alterthums- Vereines zu Wien Bd. IL pag« LXIX.
84 Dr. Birk
innem raths, als Thoman SibenbUrger vnd Hansen Fochter, auch baider ir mt etc. hoffhärtschier-
vnd . trabantenfurier sambt den steuerdienem." Papier, Folio, 95. Blätter. Die Aufnahme der Häuser
begannt bei der kaiserlichen Burg und endet im Sauwinkel (nach dem dort befindlichen städtischen
Schweinschlachthaus benannt, jetzt Auwinkel). Zuerst ist aufgezeichnet, was der Hausherr selbst be-
wohnt, dann folgt eine Aufzählung der Mietbpartheien und wie viele Stttcke jede innehat. Daran reiht
sich die Bezeichnung der Lokalitäten, iu die Hofgesind gelegt werden mag, und jener Personen, die
desshalb aus dem Hause zu schaffen sind. Ein paar Proben werden das eben Gesagte belegen. So
heisst es z. B. Fol. 24. „Doctor Lacz fttr sich vnd sein gesindt 3 Stuben, 1 stttbl, 1 camer,
1 kuchl, 1 keller. | Sein muetter 1 Stuben. | Ein leczeltter 1 Stuben, 2 camer, (stall auf) 3 phert,
1 kuchl. I Ein vischerin sambt irem söhn, so ein cannczleisohreiber, 1 Stuben, 1 camer. | Ein form-
schneider 1 stuben, 2 camer, 1 kuchl. | Zuerkanttnuss : Ettwas fĂĽr hoffgesindt.^ | Interessant ist die
Schilderung der „Rosenbursen" Fol. 93. „Der prouisor 1 Stuben, 1 camer, 1 kuchl. | Die stipendiatten vnd
andere studentten 5 stuben, 15 camer, 1 kuchl, 1 keller. | Magister Hiberus 1 stuben, 1 camer. | Mer
haben burgersleutt in bestandt 3 camer. | 1 kuchl brauchen sie ingemain. j Zwen stall auff 4 vnd 4phert.^
B. „Quartier- vnd taxordnung über die statt Wien. Voigt alles in zwayen vndterschiedlichen
pUechern hernach sambt ainem register aller gassen der statt dises ersten puechs zu enndt desselben.^
Papier Folio. Der erste Theil die Quartierbeschreibung ist 274 Blätter stark. Der zweite Theil die
Taxordnung füllt 168 Blätter. Beide Theile sind in einen Schweinslederband zusammengebunden.
Der Titel des ersten Theils besagt: „Das erste puech: Quartierordnung, in welcher begriffen alle
die heuser vnd hofstett der statt Wienn, als vil deren an geystlichen, freyen vnd burgerssheusern in
der ringmawr verbanden. Da alsdann die burgershetlser alle, auch zum thayl die geystlichen, ires
innhalts von zimmern, gemachem, stallung vnd raumb durchaus, vom kheller anzufahen biss vndter
das tach, ordcnlioh verfasst vnd beschriben sein vnd volgendts was hinfttran ainem jeden wierth oder
haussherrn fĂĽr sich vnd die seinen selbst zu bewonen vnd zu gebrauchen beleyben vnd was auch
darnach in das khayserlich quartier gehören sol, mit vleyss distribuiert, ausgetailt vnd ausgezaigt ist,
alles durch die wolgebornnen, edlen, gestrengen, ehmnessten, fiirsichtigen, ersamen vnnd weisen herrn,
Paulen Wilhelmen herrn zu Zelgkhing, Rom. khay. mtt. etc. hofrath vnd haubtman ttber die guardi
der hartschier, herrn Gonraden des heyligen Römischen reychs erbmarschalchen zu Pappenhaimb, irer
khay. mtt. etc. haubtman tlber die guardi der trabannten, herren Ghristoffen von Althaimb, irer mtt.
etc. niederösterreichischen regimentsrath, vnnd Jeremiasen Boyden, irer khay. mtt. etc. hofquartier-
mayster, als hierczu verordnete commissarien vnd dann Ghristoffen Huetstogkher vnd Danieln Lunczer
als zugeordente aus dem indem ratsmittel der statt Wien, dem khayserlichen schrifftlichen commission-
beuelch nach, dessen copey auf der andern seitteu des plats volgt, also abgehanndelt, aufgericht vnd
bis auf weytere irer khay. mtt. etc. ratification vnnd wolgef allen beschlossen, wie hernach volgt." Es
ist auffallend, dass nach der erst im Jahre 1563 erfolgten Aufnahme so rasch eine neue Beschreibung
aller Häuser der Stadt und eine Revision der Hofquartiere noth wendig geworden. Die Veranlassung
dazu zeigt der in der Handschrift folgende Befehl Kaiser Maximilian IL an die Hauptleute der kaiser-
lichen Arcieren- und Trabantengarde und den niederösterreichischen Regimentsrath Ghristoph von Alt-
haimb ddo. Wien, 1. November 1566. Er lautet wörtlich:
^Maximilian etc. Nachdem wir in dieser vnnserer jeczigen alheerkhunfft nicht one befrembdung
vnnd ttber vnnser verboffen befinden vnnd erfareu, wie das sich vnnscre burger in diser vnnserer statt
Wienn vnnser hofgesindt vnnd zuegehörigen bey inen zu beherbergen vnnd einczunemen je lenger je
Materialien. g5
mehr, wo sy nur khönden vnnd mttgen, entschlagen vnDd verwidera VDod derwegen zu entscbtlttniig
desselben nit alain neben den waren, auch allerlay falsche scheinbeständt mit anndem frerobden per-
sonen vmb die bessten zimmer (in vnnser quartier gehörig) «uiricfaten, oder aber solche zimmer sonst
verlangnen vnnd mnder dem schein, als ob sy bestannden weren, versperren, sonnder auch iren vil
die Stallungen muetwilligkhlich abgebrochen vnd noch abbrechen, etliche verlegen vnnd etwa gar
vermaaren vnnd dann verrer iren vil, so die stattlichisten henser gepaath, ehe sy hofgesindt darein
nemmen, die zimmer, deren sy selbst nicht bedörfifen, zu fleyss vnd ftirseczlich nit gar an die stat
aasspawen, die anndem aber sonst öfen vnnd fenster aussprechen solten etc., so haben wir ein notdurfft
geachtet von newem ein gemaine, durchaus gehennde, fUrderliche besichtigung vnnd beschreybung aller
burgerheuser zu uerordfnen vnnd halten zu lassen vnnd derwegen euch zu vnnsem commissarien gene-
digkhlich fttrgenommen. Ist darauf vnnser genediger befelch an euch, das ir euch yeczt alsbaldt mit
vnnserm angeseczten quartiermayster Jheremiasen Boyde vnnd den zwayen des indem rats, so in son-
derhait darczue verordnet werden sollen, aines tags vergleichet vnnd vorangezaigter massen solche
beschreybung an die handt nemet, die gancze burgerschafft von hauss zu hauss besuechet, was fĂĽr
zimmer vnnd Stallungen in yedem haus vorhannden, item wer Stallungen verkheert oder verpauth, wo
auch derselben mer zueczurichten, item bey welchen vnnd wieuil zimmer in den newen oder alten be-
hausungen vnaussgepauth zueczurichten seyen etc. mit allem fleyss besichtiget vnd dann in yedem hauss
etliche zimmer, es seye nun der halbe oder dritte thayl, nach gelegenhait, mit samentlicher erkhannt-
nuss, in vnnser khayserlich quartier benennet vnnd deputieret, also das der wierth vnnd innhaber solcher
behausung wisse, das dieselben zimmer von bemelter zeyt an weyter oder anderwerts nit, als in vnnser
quartier gehörig seyen vnnd da er sy schon in vnnsem abwesen selbst brauchen, oder anndem, vrie
billich, vmb seinen nucz verlassen wolte, das doch solches anders nit, als solcher gestalt beschehe,
das die im fall der noth vnnd da wir wider hieheer khommen, oder der quartiermayster deren wieder
bedörffen, alwegen wider in vnser quartier eingezogen werden mtigen, vnnd solches alles, wie ers
befindet, in zway gleichlauttennde register oder pUecher ordennlich verfassen, das aine dem quartier-
mayster vnd das annder dem bttrgermaysterambt allerseyts zu khunfftiger nachrichtung tiberanntworthen
lasset vnnd solches souil mĂĽglich itlrderet. An dem allen beschiecht vnnser gefeiliger ernstlicher willen
vnnd mainung, in gnaden haben zu erkhennen (sie). Datum zu Wienn den ersten tag Nouembris anno
etc. im sechsvndsechzigisten.
An herm Paul Wilhelmen von Zelgkhing etc. härtschier-, Gonraden des heyligen Römischen reychs
erbmarschalchen zu Pappenhaimb, trabannten haubtman, vnnd Christoffen von Althaimb, irer mt. etc.
nider Ă–ssterreychischen regimentsrath.^
Wenige Tage vor Erlass dieses Befehls war der Kaiser von einem thaten- und ruhmlosen Feld-
zng in Ungem mit einem besonders zahlreichen Gefolge nach Wien zurĂĽckgekehrt. Die Menge des
heimziehenden Hofgesindes ersieht man ans der Sechnung des Hofzahlmeisters David Hag, der fĂĽr
3 Monate, die der Feldzug dauerte, das ist vom 29. Juli als dem Tage der Musterung bis 29. October,
jenem ^ der BUckkehr nach Wien, nicht weniger als 17792 fl. 23 kr. |3 d. verausgabte (Original auf
der kais. Hofbibliothek). Schwere Einquartiemngslast erwuchs dadurch den BĂĽrgern Wien's und miss-
muthig trachteten sie sich derselben möglichst zu entziehen. Das Vorhaben misslang jedoch. Die mit
der neuen Aufnahme betrauten Commissarien schritten in Folge des kaiserlichen Befehles vereint mit
den Abgeordneten des Stadtrathes rasch ans Werk. Jedes Haus wurde von den Kellerräumen bis unter
das Dach in allen einzelnea Bestandthcilen aufs genaueste beschrieben. Ausser den bisher ins Hof-
86 Dr. Birk
quartier gehörigen Zimmern, Kammern u. s. w. wurden durch Erkenntniss in den meisten Fällen noch
einige Stflcke mehr, besonders Stallungen; dazu bestimmt^ nach Gelegenheit bis zum halben oder drit-
ten Theil des Ganzen, wie der kaiserliche Befehl anordnete. Die in solcher Weise vollendete Aufnahme
füllt einen Folioband von 274 Blättern. Als Probe dieser neuen Beschreibung mag die Schilderung des
Lazenhofes dienen zum Vergleich mit der oben mitgetheilten vom Jahre 1563:
„Doctor Laczen haus, yeczt Philipp Person. Bei der erden: 1 kheller, 6 gwelb, 7 camer, zween
stall auf 2 vnnd 12 phert, 1 hof, 1 garten. Mer vnndterm thor 1 stĂĽbl, 1 cammer, 1 press. Mer zur lingk-
hen hinhindter, 1 stUbl, 1 camerl. Im ersten gaden: vorn 1 Stuben, 2 cammer, 1 capell, 1 khuchl, 1 ca-
merl.Eais. quartier: zur rechten aufm gang 1 Stuben, 1 cammer, Ivorhauss, Ikhuchl,
1 camer, 1 poden. Hindten 1 grosse Stuben, 1 stĂĽbl, 1 gwelbel, 1 saal, 1 beert, 1 altana. Kais,
quartier: mer ein grosse Stuben, 2 camer, 1 khuchl, 1 holczcamerl. Im andern gaden:
vorn 2 stĂĽbel, 2 camerl, 1 vorheusl, 1 camer, 1 khuchel, bey der stiegen. Mer aufm ganng im thum 1 stĂĽ-
bel, 1 vorheusl, 1 khuchel, darob 2 cammerl. Kais, quartier: hindten 1 Stuben, Istflbl, Isaal,
1 camer, 1 khuchel, 1 altana. Mer 1 stĂĽbl, 1 grosse camer, 1 camerl, 1 poden. Vnndterm tach
5 vndterschiedliche pöden. Erkhantnus : orth im kheller, zway gwelb vnnd zwo chämmer bey der erden
vnnd auf acht pferdt stallung ins quartier." (Hofquartierbuch 1567, Fol. 69.)
Bei dieser sorgfältigen Aufnahme aller Stadthäuser wurde auch zum ersten mal eine Nume-
rirung derselben eingeführt, und fortan in allen Hofquartierbüchern, wenn auch mit manchen Verän-
derungen in der Folgezeit, festgehalten. Sie begann bei der kaiserlichen Burg mit Nr. 1 und endete mit
Nr. 1205 im Sauwinkel. Die Nummern wurden jedoch keineswegs wirklich an den Häusern angebracht und
sollten nur zur Erleichterung der Uebersicht dienen. Die bleibende EinfĂĽhrung der Hansnummern begann
erst im Jahre 1771 und fünf Jahre waren nöthig um diese schwierige Aufgabe zum Abschluss zu brin-
gen. (Vgl. Schimmer, Häuserchronik der innern Stadt Wien. Wien 1849 8. S. 5.)
Der zweite Theil dieses Hofquartierbuches hat folgenden weitläufigen Titel: „Das annder puech.
Tax-ordnung, darinnen widerumben alle vnd yede heĂĽser vnd hofstett in der ganczen statt Wienn der
Ordnung vnd dem numero nach vnd alsdann in den burgers- auch in ains thayls geystlichen hettsern,
alain diejenigen zimer vnd gemach, sambt auch den Stallungen vnnd andern zuegehörungen, so der
vorigen ersten commission nach in das khayserlich quartier erkhennt vnd gesprochen, mit aus-
drĂĽckhlichen werten verfasst vnd beschriben, da auch verrer, wie sy all vnd ain yedes in sonderhait
taxiert vnd nun hinfĂĽran den wierthen oder haussherrn verzinnst oder daraus bezalt werden sol , mit
roter schrifft vnd auch ganczen worthen gleich darundter, desgleichen vndter dasselb rote widerumben,
was sunst die zuegehörungen zu jedem zimmer sein, die nit mit in dieselbe summa gerechnet, sonder
ire aygne absunderliche tax, wanns der wierth auch gar oder zum thayl dargibt, geseczt ist. Alles in
der andern commission ' durch die wolgeborn, edlen, hochgelert, ehrnuessten, fĂĽrsichtigen, ersamen vnd
weysen herrn, Hanns Vlricheu Freyherrn zu Ludmansdorff, Rom. khay. mtt. etc. regimentsrath der
Niderössterreychischen lannde, herrn Steffan Schwarczen, der rechten doctorn, irer khay. mtt. etc. hof-
rath, herrn Casparn von Mingkhwicz auf Trenaw, irer mtt. etc. truchsessen, Jeremiasen Boyden, irer
khay. mtt. etc. hofquartiermayster vnnd dann in namen gemainer statt Wienn Thomasen SibenbĂĽrger,
Keimunden Strauben, Christoflfen Huetstogkher vnnd Danieln Lunczer als zuegeordente aus dem in-
dem ratsmittel daselbst, innhallt des khayserlichen commissionsbeuelchs , dessen abschrifft auch auf
der andern seitten des plats volgt, verriebt, abgehandelt vnd auch verrer oder anders nit, als biss auf
irer khay. mtt. etc. selbst genedigiste resolution viiud vvorgefallen beschlossen, als hernach zu sehen ist."
Materialien. 87
Hatte Kaiser Maximilian 11.^ den Bedllrfuissen seines zahlreichen Hofstaates entsprechend, bei
Erhebung und Ausmass der unentbehrlichen Hofqaartiere Strenge walten lassen, so zeigte sich doch bald
wieder die milde Seite seines Gemttthes und ein reges Streben begrĂĽndeten Klagen Abhilfe zn schaffen.
Seit der letzten Quartierschau waren Beschwerden der Hausbesitzer wie der einquartierten Hofleute an
der Tagesordnung. Beide Partheien konnten sich nur selten tiber die Höhe der fUr das Hofquartier
zu entrichtenden Miethe einigen. Um diese endlosen Streitigkeiten nach Recht und Billigkeit fftr beide
Theile beizulegen und für die Folge möglichst zu verhüten, ernannte der Kaiser zu Wien am 7. März
1568 abermals eine Gommission mit dem Befehl alle Hofquartiere zu beschauen, die Verpflichtungen
des Vermiethers wie des Miethsmannes zu bestimmen und die Höhe des Miethbetrages festzusetzen. Da
dieser kaiserliche Befehl Aufschluss über die Ursachen des Streites enthält, so dürfte dessen Mitthei-
lang vielleicht nicht unwillkommen sein. Er lautet nach der im Codex folgenden Abschrift:
„Maximilian etc. Edler ynnd lieb getrew. Demnach vnns bisshero von wegen der hausszinnss vnnd
beständt von denen hettsern, zimmern vnd gemachen, so durch vnnser jungst fürüber ganngne vnnd ge-
haltne besichtigung in vnnser quartier abgetaut, gesprochen vnnd beschriben worden, merfeltige vnd vasst
tägliche beschwerungen, sowol von vnnserm hofgesindt, als denen bürgern fürkhummen, also das sich vil
partheyen im zynnss vnnd bestanndt gar nit vergleichen khönnen, so hat vnns zu abschneydung sol-
cher vilfeltiger beschwerungen vnnd anrichtung ainer bestenndigen, gewissen Ordnung vnnd nachrichtung,
ain sonndere notdurfft, auch vasst fĂĽrtreglich genedigkhlich angesehen, alle in das quartier gesprochene
heüser, zymmer, losamenter vnnd gemäch, vom wenigisten zum maysten, ordenlich nach zimblichait vnnd
gleichait taxiem zu lassen, auf das sich forthin sowol der gast als der wierth darnach zu richten vnnd
in allen thaylen billichen clagens oder beschwerens zu entheben habe. Vnnd demnach zu solcher taxie-
rung auch richtigmachung etlicher mengel vnnd gebrechen der jĂĽngst verrichten beschrey bung , daruon
hernach gemeldet, euch zu vnnsern khayserlichen commissarien fĂĽrgenommen vnd verordnet, genedigkh-
lich beuelhendt, das ir euch alssbaldt vnnd one ainichen Verzug mit vnnserm öbristen hofquartiermayster
vnnd getrewen lieben Jheremiasen Boyden vnnd denen personen, so die ersamen weysen, vnnsere be-
sonndere liebe getrewen n. burgermayster vnnd rath vnnserer statt Wienn aus irem innem stattratsmit-
tel hierczue verordnen werden, aines tags vnnd orts eurer zusamenkhunfft vergleichet.
Vnnd anfengkhlich das quartierregisster fĂĽr hannden nemmet, demselben nach alle burgerssheu-
ser der gannczen statt vnnd die darinnen abgetaute vnnd in das quartier gehörige zimmer vnnd gemäch
von hauss zu hauss vleyssig durchgeht, den augenschein nemmet vnnd aygentlich besichtiget, volgundts die-
selben nach gelegenhait irer weythen vnndnuczberkhaitleydenlich, zimblich vnnd dem wierth sowol als dem
gasst vnbeschwerlich, souil die billichait mit sich bringen vnnd zu erkhennen geben wierdet, nach eurem
besten verstehen, wolmainen vnnd guethachten taxieret, in albeeg aber darauf bedacht seyet, solche tax
dahin zu stellen, darbey sich zu uersehen, das es des wierts vnnd gasts halber billich ainen bestanndt
haben vnnd sich dessen mit fueg niemandts beschwären müge. Vnnd allermassen solche taxierung der
zymer beschehen vnnd durch vnnsern hofquartiermayster vnndter ewrer fertigung beschriben wirdet, darob
wellen wir also steyff vnnd vesstigkhlich hanndthaben vnnd darwider yemandts ze thuen one sondere,
fdrtreffliche vnnd bewegliche vrsachen nit gestatten.
Vnnd nachdem auch von nöthen, das in solcher besichtigung der heüser vnnd zymmer sondere
achtung gegeben werde, ob in jĂĽngster beschreybung vnnd ausstaylung des quartiers, an ainem oder mer
orthen, etwa zu uil oder zn wenig beschehen sein mochte vnnd desshalber von denen bĂĽrgern beschwe-
mng fürkhummen wurde, so sollet ir nach ncmbung des augenscheins oder anhörung der beschwerungen
X. Jfthrg. 18«6. 12
88 Dr. Birk.
nothwenndige verbesserang fttraemen vnnd nach ewrem bessten verstehen gaethe gleychait vnnd richtig-
khait machen helffen.
ler sollet auch auf die bnrgersshäuser vleyssige achtnng vnnd nachsehens geben^ welche in jflngster
beschreybung Stallungen gehabt^ dieselben stallangen aber^ zuwider vnnserm beschehnen ver-
both vnnd aufgerichten quartierordnung, verpauth oder niderbrochen worden vnnd vnns dieselben mit
namen specifice verzaichnet neben ettrer relation ĂĽbergeben.
Gleicher massen ist vnnser genediger willen, das ir denienigen burgern, so ire hettser ains thayls
angefangen zu pawen vnnd doch die ausspawung der zymmer eingestelt, da sy änderst so vermttgig, mit
gueter beschaydenhayt vnnd glttmpfen einsaget, dieselben ire zymmer zu orth ausszupawen, damit man
sich deren zur notwenndigkhait vnnd ime demselben burger oder wierth zum nucz gebrauchen möge.
Vnnd nachdem sich offtmals zuetregt, das etwa vnnser hofgesindt mit pethgewanndt vnnd annde-
rer notdurfft selbst nit versehen, gleichsfals in denen zymmern tisch, penngkh vnnd dergleichen manglen
dess sich die burger vnnd wierth darczugeben verwidern, so werdet ir bedacht sein mögen, wie hierinnen,
ein durchgehennde tax auf dieselben notdurfften zu machen vnnd es selbigen falls zu halten, anch ein
yeder burger oder wierth seinem gasst oder inman nach gelegenhait der zymmer zu geben schuldig
sein werde.
Gleychermassen ist ein sonnder notdurfft zu bedengkhen, wie es mit denen zinnsen zu halten,
wann wir vnnd vnnser hofgesindt nicht alhie sein, dann nachdem etliche vnnsers hofgesindts, sonnderlich
die behettrathen, merers thayls ire zymmer, man seye hie oder nit, ainen weeg als den anndern im
jarbestanndt behalten vnnd verzinsen, die anndern aber vnnd vnbehettrathen, sonnderlichen die potschaff*-
ter vnnd anndere extraordinarij vnnserm khayserlichen hofe nachraysennde personen, so von vnnserm
qi^artiermaysster losiert werden, dieselben ire herbergen lenger nit als man alhie bleybt, behalten, alss-
dann iren wierthen lähr stehen lassen, etliche bezalt vnnd wol etliche vnbezalt ires schuldigen zynnss
damon ziehen vnnd doch so offt man wider alheer khumbt, von newem losiert, derselben orthen alss-
dann die vnqehausten burger, so mitler weyl die zymmer auf gewisse verzinnsung eingenommen, mit
weyb vnnd khindt widerumben aussgetrieben werden mttessen, dess an ime selbst nit alain ein grosse
vngleichait, sonnder auch nit geringe beschwärung der burgerschafft abgibt, welche nichts weniger die
belegten vnnd angeschlagnen steurn vnnd mitleyden raychen vnnd tragen mĂĽessen. Derhalber ir disem
allem zum vleyssigisten nachgedengkhen vnnd beratschlagen wellet, was hierinnen zu billicher vnnd vn-
beschwerlicher gleichait flir Ordnung vnnd nachrichtung fĂĽrczunemmen, darbey ein yeder burger oder
wierth seines zinnss auf ainen vnnd anndern weege gewiss sein mĂĽge.
So seyen vnns bisshero merfeltige beschwerungen vber ains thayls vnnsers hofgesindts, auch etwa
die an vunserm khay. hofe wesennde potschaffter, ire diener vnnd anndere frembde personen, so vnnserm
hofe beywonen, fllrkhummen, wie etwa dieselben die hettser vnnd zimmer, darein sy losiert, ttbel vnd
wider die gebĂĽr verwtiesten, tisch, pengkh, fennster, thĂĽeren, Ă–fen, pethgewandt vnnd annders zerbre-
chen, zerreyssen, verlieren vnnd doch iren wierthen fĂĽr dasselb ausser des plossen hausszinnss khain
erstattung thuen, daheer dann entspringt, das sich vnnser burgersehafft des einlosierens so hoch be-
schweren vnnd also das misstrawen sowol gegen dem vnschuldigen als dem schuldigen getragen wierdet.
Derhalben ir auch bedacht sein sollet, ob vnnd was in demselben fĂĽr ordnnng vnnd nachrichtung fĂĽrzu-
nemmen, dardurch diser beschwerde abgeholfen vnnd denen burgern vnnd wi* rthen nach zimblichen
dingen erstattung beschehe.
Muterialien. g9
Sonnsten betten wir gleichwol nit ynzimblich geachtet; das in machang der tax auch dahin gedacht
wurde, wie die zinnsen vnnd haussbestänndt, auch die potschaflFter ynnd personen^ so bey vnns änderst
mit diennsten nit verwant, als das sj blössiich ynnserm khajserlichen hofe nachziehen^ iren baren pfening
zeeren, etwas mer als ynnser hofgesindt^ die sich zum guethen thayl nach iren besoldangen richten mtlessen;
gestaygert werden möchten. Doch haben wir vns hierinnen in nichte entschliessen wellen , sonnder ir
werdet solchem, souil sich ftleglich thuen vnnd bestenndig hanndthaben lesst, nachzugedengkhen vnnd
was die notdarfft erfordert, dasselb also neben anndern ancznordnen vnnd in gemain herbey alles das
m betrachten vnnd zu hanndlen wissen, so disem werckh zu guether bestenndiger richtigkhait vnnd vn-
beschwerlicher gleichait immer dienen khan.
Vnnd wie ir solches alles hanndlen, verrichten vnnd beschliessen werdet, das solle vnnser öbrisster
hofqaartiermayster mit sonnderm vleyss aygentiich beschreyben vnnd ir vnns etlr ausfĂĽerliche relation
vndter eurer aller Fertigung ĂĽbergeben. Daran thuet ir vnnsem genedigen, gefeiligen vnnd angenommen
willen vnnd seind euch mit khayserlichen gnaden wol gewegen. Geben Wienn den sibennden tag Martij
anno etc. im achtvnndsechczigisten.'^
(Adresse.) „Dem edlen, gestrengen vnnd vnnsem lieben getrewen Hanns Vlrichen freyherm von
Ludmansdorfif, vnnserm n. ö. regimentsrath, Ysaac Seydliczen zu Qaussigkh, vnnserm mundtschengk-
hen vnnd Gasparn von Mingkhwicz dem jungem, vnnserm truchsessen, sament vnnd sonderlich.^'
Die Schätzung jeder ins Hofquartier gehörigen Wohnung durch die genannte Commission bildet
den Inhalt des zweiten Theils des Hofquartierbuches vom Jahre 1567, auf den wir hier nicht näher
eingehen können^ da er wohl statistisch interessante Notizen, aber fttr die Topographie Wiens nichts
Neues enthält.
C. Hofqnartierverzeichniss ohne Titelblatt und Jahrzahl. Handschrift auf Papier in Folio, 136 Blätter
stark. Es enthält keine vollständige Beschreibung der Häuser, wie der Codex B. sondem nur die
Aufzählung der ins Hofquartier gehörigen Stflcke, femer jener, die der EigenthUmer des Hauses selbst
benutzt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass es auf Grundlage der Aufnahme vom Jahre 1566 entstan-
den, denn es zählt in derselben Reihenfolge wie B. 1205 Hausnummern auf, denen am Schluss, ausser der
sonst beobachteten Ordnung in der Beschreibung, Veit Huetstockers neu erbauter Stadel in der Tein-
faltstrasse als No. 1206 beigefügt wurde. Die Veränderungen in den Namen der Besitzer weisen
jedoch auf das spätere Entstehen hin und es scheint sich der Abfassungszeit nach unmittelbar an B.
anzuschliessen. Wahrscheinlich stand dieses Verzeichniss beiläufig zwischen den Jahren 1567 und
1577 im Hofquartiermeisteramte in Gebrauch und diente zur Vormerkung, wo die Hofpartheien unter-
gebracht waren. Fär diese Zeitbestimmung dürften einige Angaben desselben entscheidend sein. Unter
No. 488 and 489 erscheinen „herm bischoffs von Gran zwai heuser^ in der Wallnerstrasse. Da der
Erzbischof von Gran, Nicolaus OUh am 14. Januar 1568 starb, so mass das Verzeichniss vor dieser
Zeit entstanden sein. Unter No. 1197 heisst es „Rom. khai. may. newes heusl.'' Kaiser Maximilian IL
gab es am 16. Februar 1568 Hansen Gasteiger als freies erbliches Eigen. Das Quartiorbuch muss
also frĂĽher, etwa 1567, begonnen worden sein. Ueber das Jahr 1577 hinaus scheint es jedoch nicht
mehr in Gebrauch gewesen zu sein, denn unter No. 32 findet sich noch „Thoman Sibenburgers haus,^
während Siebenbürger's Witwe sich schon am 28. September 1578 mit dem kaiserlichen Bibliothekar,
Dr. Hugo Biotins vermählte.
D. Hofquartierverzeichniss ohne Titel und Jahrzahl auf Papier in Folio, 190 Blätter stark. Es
enthält wie C. keine neue Beschreibung der Hofquartiere in den 1219 Häusern Wien's nnd die Erkennt-
12-^
90 Dr. Birk
nisse bierttber sind wörtlich der Aufnahme 1566 entlehnt Nur bei jenen Häusern; wo seither Bauverän-
dernngen statt geFunden hatten, wurde ein neues Erkenntniss gefällt. Manche Veränderungen in den
Namen der Besitzer weisen darauf hin ; dass dieses Verzeichniss später als G. im Hofquartiermeister-
amte geführt worden. Es dürfte beiläufig in den Jahren 1577 bis 1586 im Gebrauche gestanden
haben. Einige urkundlich nachweisbare Daten bestätigen diese Annahme. So finden wir z. B. unter
No. 4 Sigmund Schönauer's Erben nachdem Sigmund Schönauer von Schönpach, Registrator der kaiser-
lichen Beichshofkanzlei; gegen Ende 1575 gestorben. Bei No. 172, 226/576 und 857 wird der kais.
Hofmarschall Weikard Freiherr von Auersberg erwähnt, der dieses oberste Hofamt bis letzten März
1576 verwaltete. Das Haus No. 1211 ist im Besitz der Erben Hans Gasteiger's, der am 27. Decem-
ber 1576 sein Leben endete. Als Besitzer des Häuschens No. 793 findet sich der kaiserliche Medailleur
Antonio Abondio, dem es Kaiser Budolph IL Anfangs 1577 zu lebenslänglichem Nutzgenuss verlieh.
No. 491 und 492 gehören dem königlich ungerischen Hofkanzler und Bischof zu Raab, Johann Listhins^
der zu Prag am 2. Januar 1578 verschied. Bei No. 451 ist Hans Joo als ungarischer Sccretair an-
gefĂĽhrt, der am 1. Juli 1578 zu dieser Stelle berufen wurde. Das Haus No. 32. besitzt bereits Hugo
Blotius, des Kaisers Bibliothekar, an den es durch seine Vermählung mit Thomas Siebenbürgers Witwe
am 28. Sept. 1578 gelangte. No. 92 besitzt schon Doctor Johann Linsmaier, nachdem der frĂĽhere
EigenthĂĽmer Johannes Sambucus am 13. Juni 1584 gestorben. Dr. Georg Oeder, kais. Hofrath, ist
noch Besitzer von No. 964. Im Jahre 1587 war er bereits todt.
E. Hofquartierverzeichniss ohne Titel und Jahr auf Papier in Folio, 191 Blätter. Eine spätere
Oopie von D. von derselben Hand geschrieben, die das weiterhin zu besprechende Quartierbuch
G. schrieb.
F. „Quartierordnung, in welcher begriffen alle die heliser vnd hofstett der stat Wien, alss vil
deren an gaistlichen, freyen vnd burgersheusem in der ringmaur verbanden, da alssdann die burgers-
heuser alle, auch zum thail die gaistliche, ires inhalts von zimern, gemachen, Stallungen vnnd räum
durchauss, vom keller anzuefahn biss vnder das lach, ordenlich verfast vnnd beschriben sein vnnd vol-
gencz was hinftlran ainem jeden wĂĽerdt oder haussherm fĂĽr sich vnnd die seinen selbst zue bewoh-
nen vnnd zue gebrauchen beleiben vnnd was auch hernach in das kajs. quarttier gehören soll, mit
vleiss distribuiert, aussgethailt vnnd aussgezaigt ist, allss durch die wolgebomen, edlen, gestrengen,
ernuesten, fursichtigen, ersamen vnnd weisen herm Allexander freyherrn zue Sprinczenstain, Rom. kay.
may. n. ö. regimentsrath , Christoffen von Gencin, fürstlicher durchlaucht Emnst erczherczogen zue
Oesterreich mundschenckhen , Christoffen von Egg etc. alls hierczue verordnete commissarien vnnd
Hannsen Fridl, ir Rom. kay. may. hoffurier, dann in namen gemainer statt Wien Bartlmee Prandtner,
Paul Steurer, Steffan Harttman vnnd Andree Rieder alls zuegeordneten aus dem Innern vnnd äussern
rathsmittl daselbst, inhalt der fttrsfl. durchlaucht Emnst erczherczog zue Oesterreich etc. commission-
beuelchs, dessen abschrifft auch darnach volgt, verriebt, abgehandlet vnnd auch vemer oder anders
nit alls biss auff irer kay. may. etc. gnedigiste resolution vnnd wolgefallen geschlossen haben, alls
hernach zu sehen isf Handschrift auf Papier in Folio, 494 Blätter stark.
Kaiser Rudolph ĂĽ. hatte im Jahre 1578 Wien verlassen und sein Hoflager zu Prag aufgeschla-
gen. Durch eine kaiserliche Verordnung aus Prag vom 8. August dieses Jahres wurde die Administra-
tion der niederösterreichischen Erblande dem ältesten Bruder des Kaisers, Erzherzog Ernst übertragen.
Wien sah den Kaiser erst im Jahre 1582 und 1583 wieder einige Zeit in seinen Mauern. Bei der
unvermeidlichen Einquartierung des kaiserlichen Hofgesindes in den Häupem der Bürger erneuerten sich
Materialien. 91
aber jedesmal, wie in frĂĽheren Jahren, die Streitigkeiten and Weigerungen von Seite der BĂĽrgerschaft
erfolgten. Zar Hindanhaltang ähnlicher Vorfälle erstattete der kaiserliche Hofqaartiermeister Hans Jacob
Herbrodt am 15. Febraar 1583 einen aasfĂĽhrlicben Bericht nebst einem Gutachten. Da aber der Kai-
ser im October 1583 nach Prag zurückkehrte und in den nächsten Jahren Wien nicht wieder besuchte,
80 verzögerte sich die ganze Angelegenheit bis zum Jahre 1587. Erst am 5. Februar dieses Jahres
ernannte Erzherzog Ernst auf kaiserlichen Befehl eine Commission zur Beschau und neuen Beschrei-
bung aller Häuser der Stadt, dann genauer Revision aller Hofquartiere mit Berücksichtigung der er-
wähnten Vorschläge des kaiserl. Hofquartiermeisters. Der diessfällige Erlass des Erzherzogs lautet:
„Emnst von gottes gnaden erczherczog zu Oesterreicb, herczog zu Burgundt vnnd graue zu
Thyrol etc.
Edle liebe getreue. Nachdem sich bisshero zu vilen vnnderschiedlichen malen, sonderlichen aber
wen die Rom. kay. may. etc., vnser gnedigistef geliebter herr vnd brueder, ein zeit lang ausser lands
vnnd auss disem erczherczogthumb Oesterreich vnnd von der stat Wienn abwesendt gewesen, nicht
one sondere befrembdung vnnd beschwerden zuegetragen, das zue irer kay. may. 'etc. wideralher-
kunfft die burger alhie irer kay. may., vnser vnnd vnser geliebten gebrüder hofgesindt vnnd angehö-
rigen bey ihnen zu beherberigen vnnd einczunemmen je lenger je mer, wo sy nur khönnen vnnd mö-
gen, entschlagen vnnd verwidem vnnd derentwegen zu entschutt- vnnd entladang desselben, nicht
allein neben waren, ordenlichen vnd gewisen richtigen, auch wol allerley falsche scheinbeständt vnder
einander selbst, oder aber mit anderen frembden personen vmb die besten zimer in ir kay. may. etc.
quartier gehörig aufrichten, oder aber sonsten die zimer verlaugnen vnnd vnder dem schein ^Iss ob
sie alberaitt bestanden weren, ires gefallens versperren, sondern auch ire vil die Stallungen muetwil-
ligclichen einreissen, abbrechen, veranderen, verlegen vnnd bissweilen one alle nott vnnd vrsach wol gar
vermauren vnnd dann verrer irer vil der burger, so die stattlichisten heuser gepautt, ehe sie hofgesind
darein, nemen die zimer, deren sie selbst nicht bedurffen, zue vleiss vnnd furseczlich nicht gar an der
statt auspauen, die andern aber sonsten die öfen vnnd fenster aussbrechen, allein dahin angesehen
sich der einnemung des hofgesindts zue entschlagen vnnd mit dergleichen vermainten vngelegenhaiten
zue entschuldigen, daher dann (wie leichtlichen zu erachten) täglich vil beschwerliche confusiones vnd
vnordnungen eruolgen, demselben aber anjeczo bey zeitten furczuekhommen vnnd das kay. etc. quar-
tier in ein bessere vnnd beständige guette Ordnung vnnd gewisshait zu bringen vnnd zu richten, so
haben ire kay. may. etc. fĂĽr ein sonderbare notturfft gehalten, von neuem ein algemeine durchauss
gehunde Visitation, besichtigung vnd beschreibung aller burgerssheuser alhie anzuestellen vnnd halten
zue lassen, zue wölchem ennde dann ir kay. may. etc. gleich anieczo dero hofquarttiermeister Jacoben
Herbrotten herauss verordnet vnnd vnns benebens genedig vnnd brĂĽederlich auferlegt vnnd beuolhen
haben ettliche taugliche commissarios zu uerordnen, durch wölche das beruertte werckh vnnd Visitation
alssbald zue des hofquarttiermaisters alherkhunfft fĂĽrgenommen vnnd in das werckh gericht werden
möge. Zue volcziehung nun irer kay. may. etc. gnedigisten willens vnnd beuelchs haben wir euch zue
commissarien furgenommen vnnd ist darauf inn namen der kay. may. etc. vnser gnedigister beuelch
an euch, das ir euch erstlichen vnd jeczo alssbalden mit ermeltem irer may. etc. hofquartiermaister,
dem Perbrotten vnnd denen von Wien, ("welche auf vnsere besehene absonderliche verordnnng zween
des innem vnnd zween des äussern statraths darczue verordnen werden) aines tags vergleichet, euch zuuor
in beyaerwartten des quartiermaisters berichtlichem gu^tachten, so er noch den 15. February anno
etc. 83 jars vbergeben, mit vleiss vbersehet vnnd jecziger zeit vnnd gelegenhait nach accomodieret^
92 ^r. Birk
ench aller Sachen der nottarfflt nach miteinander vnderredet vnnd darauf alssbalden die beschreibnng
Yorangezaigter massen an die hand nemet; die gancze burgerschaffl von haoss zue hanss besuechet^
was ftlr zimer vnd stallangen in jedem hauss verbanden, item wer Stallungen verkhertt oder verpautt,
wo auch dieselben mer zueczerichten , item bey wölchen vnnd wieuil zimer in den neuen oder altten
behausungen ynaufgepantt, zu erpauen seyen etc. mit allem vleiss besichtiget vnnd dann in jeglichem
hauss ettliche zimer, es seye nun der halbe oder dritte theil, nach gelegenhait mit sonderlicher er-
khantnuss in das kay. quarttier benennet vnnd deputieret, also das der wĂĽerdt vnnd Inhaber solcher
behausung wisse, dass dieselben zimer von bemelter zeitt an weiter oder anderwerts nit alss in der
kay. may. etc. quarttier gehörig seyen, vnd da er sie schonn in irer may. etc. abwesen selbst brauchen
oder andern, wie billich, vmb seinen nucz verlassen wolte, das doch solches änderst nicht alss solcher
gestalt beschehe, das die im faal der noth vnnd da ire kay. may. wider hieher khommen oder irer
may. etc. quarttiermaister deren wider bedorfen wurde, allwegen wider in ir may. etc. quarttier ein-
geczogen werden möge.
Dieweilen auch bisshero wegen der hausszinnss vnd bestand von denen heusem, zimern vnnd
gemachen, so in das kay. quarttier gehörig oder noch darein genommen, abgetheilt vnnd beschriben
werden mochten, vilfaltige vnnd fast tägliche beschwerungen , so wol von dem hofgesindt alls denen
bĂĽrgern furkhommen, also das sich vil partheyen im zinnss vnnd bestand gar nicht vergleichen khtlnden,
so haben wir zue abschneidung solcher beschwerungen vnnd anrichtung ainer gewisen, bestendigen
Ordnung vnnd nachrichtung fĂĽr ain sondere notturfift, auch fast furtreglich angesehen alle in das quarttier
gesprochene heuser, zimer, losamenter vnnd gemach vom wenigisten biss zum maisten, ordenlich nach
zimbligkhait vnnd gleichait taxiren zue lassen, auf das sich forthin sowol der gast allss der wtlerdt
darnach zue richten vnnd in allen thailen billichen clagens oder beschwerens zu entheben haben.
Damit aber solches desto fueglicher beschehen möge, so beuelhen wtir euch gleichsfallss, das ir bey
Verrichtung obangedeuter beschreibung erstlich das quarttierregister fuer banden nemet, demselben
nach alle vnnd jede bĂĽrgersheuser nach gelegenhait irer weitten vnnd nuczbarkhait leidenlich, zimblich
vnnd dem wtlerdt sowol alss dem gast vnbeschwerlich, souil die billigkhait mit sich bringen vnnd zu
erkhennen geben wirdt, nach eurem besten verstehn, wolmainen vnnd guettachten taxieret, in albeeg
aber darauf gedacht seyet solche tax dahin zu stellen, dabey sich zu uersehen, das es des wtterts vnnd
gasts halber billich ainen bestand haben vnd sieb dessen mit fueg niemands beschweren möge vnnd
allermassen solche taxierung der zimer beschehen vnnd durch irer may. etc. hofquartiermaister vnder
eur fertigung beschriben wurden, darob wollen wir hernach im namen der kay. may. etc. steiff vnnd
vestiglich handhaben vnnd darwider jemandts zu thuen one sondere befuegte vnnd bewegliche vrsachen
nicht gestatten.
Ir sollet auch auf die bĂĽrgersheuser vleissige achtung vnnd aufsehens geben, welche ettwo
hienor Stallungen gehabt, dieselben Stallungen aber zuwider irer kay. may. etc. oder dero obristen
hofmarschalchs beschehenen verpott, verpautt oder nidergebrochen worden, denselben wie auch den-
jenigen burgern, so obgehörter massen ire heuser aines thails angefangen zue pauen vnnd doch die
auspauung der zimer eingestelt, da sy änderst so vermttgig, mit gueter beschaidenhait vnnd glimpfen
einsaget, dieselben ire zimer vnnd Stallungen in einem gewissen bestimbten termin widerumb zue ortt
ausczupauen, damit man sich deren zur nottwendigkhait vnnd ime demselben burger oder wĂĽerdt selbs
zue nucz gebrauchen möge. Vnnd nachdem sich offtmals zuetregt, das ettwe irer may. etc« vnud vnser
hofgesind mit pettgewand vnnd anderer notturfft selbst nit verseben, gleichsfalls in denen zimern tisch.
Materialien. 93
penckh ynnd dergleichen^manglen, das sich die barger ynnd wtterdt darczuegeben verwidem^ so werdet
ir bedacht sein, wie hierinnen ein durchgeheende tax anf dieselben nottarfften zae machen vnnd es
selbigen falls zne halten, auch ein yeder barger oder wĂĽerdt seinem gast oder inmann nach gelegen-
hait der zimer zu geben schuldig sein werde.
Gleichermassen ist ain sondere notturfft zu bedenckhen, wie es mit denen zinsen zu halten,
wan die kay. may. etc. vnnd dero hofgesind nicht alhie seind. Dan nachdem ettliche irer may. etc.
ynnd vnsers hofgesindts, sonderlich die behayratten merers theils, ire zimer, man seye hie oder nit,
ainen weeg alls den andern im jarbestand behalten ynnd yerzinsen, die andern aber ynnd ynbehayrat-
ten, sonderlich die pottschafFter ynnd andere extrao dinari dem kay. hofe. naohraysende personen, so
yon dem quartiermaister losiert werden, dieselben ire herbergen lenger nit alls mann alhie bleibt, behal-
ten, alssdann iren wuerdten lar stehen lassen, eettliche beczalt ynnd wol ettliche ynbeczalt ires schul-
digen zinss dauon ziehen ynnd doch so offt man wider alher khumbt, yon neuem losiert, derselben
ortten alssdann die ynbebausten bttrger, so mitlerweil die zimer auf gewisse yerzinsung eingenommen,
mit weib ynnd kind widerumben aussgetriben werden miessen, welches an ime selbst nit allein ain
grosse yngelegenhait sonder auch nicht ringe beschwerung der burgerschafift abgiebt, welche nichts
weniger die belegten ynnd angeschlagnen steuern ynnd mitleiden raichen ynnd tragen miessen. Der-
halben ir disem allem zum yleissigisten nachgedenckhen ynnd berathschlagen wellet, was hierinnen zue
billicher ynnd ynbeschwerlicher gleichait fttr Ordnung ynnd nachrichtung furczunemen, darbey ain
jeder burger oder wĂĽerdt seines zinss auf ainen ynd anderen weeg gewiss sein mOge.
So seyen ynns bishero merfeltige beschwerungen yber ains thailss des hofgesindts, auch ettwe
an die an dem kay. hofe anwesende pottschaffter, ire diener ynnd andere frembde personen, so irer
may. etc. hof beywohnen, flirkhommen, wie ettwe dieselben die heuser ynd zimer, darain sie losiert,
ybel ynnd wider die gebur yerwiesten, tisch, penckh, fenster, thttren, Öfen, pettgewandt, sohlösser,
rigel, schlissel ynnd anders zerbrechen, zerreissen, yerlieren ynnd doch iren wuerdten fttr dasselbe
ausser dess blossen hausszinss khein erstattung thuen. Daher dann entspringt, das sich ynser burger-
schafFt des einlosierens so hoch beschweren ynnd also dass misstrauen sowol gegen dem ynschuldigen
allss dero schuldigen getragen wierdet Derhalben ir auch bedacht sein sollet, ob ynnd wass in dem-
selben fttr Ordnung ynnd nachrichtung fnrzunemmen, dardurch diser beschwerdt abgeholfen ynnd denen
bürgern ynnd wtterdten nach zimblichen dingen erstattung beschehen möge.
Wie ir nun solches alles anstellen, handien, yerrichten ynnd beschli essen werdet, dass solle
durch irer may, etc. hofquarttiermaister mit sonderem yleiss beschriben ynnd ynns ynder eur aller
ferttigung widerumb ĂĽbergeben werden. Daran thuett ihr hoechstgedachter irer kay. may. etc. auch
ynseren gnedigen gefelligen willen ynnd mainung. Geben in der statt Wien den fttnfften February
anno etc. sibenundachczig.
Emnst« m. p. Ad mandatum Serenissimi domini arohiducis proprium.
S. Westemacher."
(Adresse.) „Dem edlen ynd ynsern lieben getreuen AUexander freyherrn zu Sprinczenstain, Rom.
kay. may. etc. n. 0. regimentsratb, Ghristoff yon Goncin, ynsern mundtschenckhen ynd Ghristofifen yon
Egg sament ynd sonders."
Die yon Erzherzog Ernst ernannten Gommissarien schritten nebst dem yon Prag nach Wien gesen-
deten kaiserlichen Hofquartiermeister Jakob Herbrodt ohne Verzug an ihre mĂĽheyoUe Aufgabe. Her-
brodt sollte jedoch die Beendigung der zunächst auf seinen Vorschlag angeordneten Aufnahme nicht
94 ^r. Birk
erleben. Er starb am 9. Mai 1587 und der kaiserliche Hoffonrier Hans Friedel trat an dessen Stelle.
Erst am 20. November 1587 konnte die Aufnahme der 1210 Häuser vollendet werden, deren Ergeb-
nisse den vorliegenden Folianten fllllen. Am Schluss der Häuser - Beschreibung findet sich folgende
Notiz: yjVnnd das dise obuerczaichneten zimer vnnd gemäch mit all irer zuegehOrden alle vnnd jede
durch vuDS obgemelte commissarien also in das kayserliche quarttier erkhentt vnnd gesprochen wor-
den, haben wir vnnss zue glaubwĂĽrdigem schein vnnd vrkhund zae ennde dess buechs mit aigen banden
vnderschreiben. Actum Wien den zwainczigisten Nouembris anno etc. sibeu und achczigisten jars.
Alexander freyher von Sprinzenstain etc. m. p. ChristoflF von Eegk m. p."
Seit dem Jahre 1566, war keine so genaue und umfassende Beschreibung aller Häuser der
inneren Stadt vorgenommen worden. Zum Vergleich mit den frĂĽheren Aufnahmen mag als Probe die
Beschreibung des Laczenhofes hier folgen: „Nr. 250. Philip Person, sonst doctor Laczen hoff. Bey der
erden: 1 Keller, 6 gewelb, 2 camer, 1 kuchl, 1 camer, 1 press, 1 hof, 1 garten, 1 gewelb, 2 stall
auf 4 vnnd 8 pferd. Mehr vnterm thor 1 Stuben, 1 camer. Zur linken hinhinter 1 Stuben, 1 camerl,
1 kuchl. Mehr im garten 1 padtstubl, 1 abziehstubl. Im ersten gaden vorn zur linckhen 1 Stuben,
2 camer, 1 kuchel, 1 vorheussl. Hinten 1 grosse Stuben, 1 camer, 1 vorhaus, 1 kuchl. Mehr mit
besonderm aufgang 1 grosse Stuben, 2 grosse camer, 1 kuchl, 2 tisch, kays. quar-
tier, tax 18 gĂĽlden. Vom znr rechten mit besonderm aufgang 1 Stuben, 1 camer, 1 kuchell, 1 vor-
hauss, 1 camerl, aufm gang 2 camern. Mehr vber etlich staffeln 1 stuben, 1 kuchl, 1 camer. Im
zweyten gaden vorn zur lincken 1 stuben, 2 camer, 1 kuchell, 1 poden. Hinten zur lincken 1 Stu-
ben, 2 camer, 1 kuchell, darob 1 poden^ 1 tisch, kays. quartier, tax 22 gĂĽlden.
Hinten gegen dem garten 1 stuben, 1 camer, 1 vorhauss, 1 kuchell, 1 camer vnterschlagen. Mehr
hinten mit besonderm aufgang 1 stuben, 2 cam'er, 1 kuchl, 1 vorhauss, mehr 1 stu-
ben, 1 stttbl, 3 tisch, kays. quartier, tax 22 gĂĽlden. Im mittern stockh zurrechten 1 stuben,
2 camer, 1 kuchell, 1 vorhauss, 1 pOdenl. Vom zur rechten aufm gang 1 stuben 2 camer, 1 kuchl, 1 vor-
haus, 1 stĂĽbl. Vber ettlich staffeln 1 stuben, 1 camer, 1 kuchl. Erkantnus: zu diesen zimern
gehören 7 peth, 1 gewelb vnd 2. camer bey der erden, ort im keller vnd auf
11 pferdt stallung halb ins quartier.^
Auch die Taxe fĂĽr die Hofquartiere wurde nach dem oben mitgetheilten Befehle Erzherzog
Ernst's der sorgfältigsten Erwägung unterzogen und zu Verhüthung fernerer Streitigkeiten zwischen
Hausherren und Miethern, insbesondere wegen Beistellung der Betten, dann Benützung der Ställe
und Kellerräume entschieden: „es solle in dieser quartierordnung durchauss ein sondere tax gehall-
ten werden von petten, die dan nit zue den zimmern inn die tax eingerait werden sollen, alss von
ainem schlechten zuegerichten pett die wochen acht creuczer, von einem bessern zehen creuczer, von
einem guetten peth dreyzehen creuczer vnnd von einem noch bessern peth mit fĂĽrhengen die wochen
zwanczig creuczer, doch das die bessern vnnd guette peth wöchentlich mitt frischen leilachen vnnd
ziehen vberzogen, allss auch der diener vnnd gemeine peth zue jeden vierzehentag new gewaschen
(vnd) vberczogen werden. AUso auch solle jarlichen von einem orth im keller, da 30 eymer wein liegen
können, beczalt werden drey gülden reinisch vnnd von einem pferdtstandt jarlichen drey gülden reinisch^
doch solle die gelegenhaitt zue hew vnnd strew mit eingerait werden. Wo aber nit gelegenheit vor-
handen, solle allweg auf 4 ständt einer zue legung hew vnnd strew mit eingeraitt werden. Die pöden
vntem dach sollen kein sunder tax haben, sondern in die tax der zimmer verstanden werden.^
(Hofquartierbuch von 1587, Fol. 9.)
Materialien. 95
Dieses am 20. November 1587 mit grOsster Sorgfalt und Mtthe yoUendete Qaartierbuch blieb bis
zur nächsten Aufnahme^ die aber erst im Jahre 1637 begann^ im Hofqnartiermeisteramte in Ge*
brauch. Zahlreiche spätere Eintragungen aas den Jahren 1606 bis 1637 beweisen diess.
G. Hofquartierrerzeichniss mit der darchstrichenen Aufschrift: „Beschreibung aller heuser der
ganczen statt Wien in Oesterreich innerhalb der mauern anno 1587.^ Die Handschrift auf Papier,
673 Blätter in Folio stark, rührt von derselben Hand her, die den Codex E schrieb. Wahrscheinlich
liegt hier eine Vorarbeit fĂĽr die neue Aufnahme vom Jahre 1587 vor, deren Reinschrift im Codex P
erhalten ist. Die Numerirung der Häuser reicht nur bisNo. 151. Fttr alle späteren Nummern ist der Platz
frei gelassen, dessgleichen fĂĽr die Erkenntnisse der Hofcommission. Die Namen der Hausbesitzer
stimmen mit dem Codex F tiberein.
Es erĂĽbrigt nunmehr in KĂĽrze das Verfahren anzugeben, welches bei der ĂĽbersichtlichen Zusam-
menstellung des reichhaltigen topographischen Materials aus diesen bisher unbeachtet gebliebenen Hand-
schriften eingehalten wurde, und die Weise darzustellen, wie das folgende Verzeichniss aller Haus-
eigenthttmer der innem Stadt fĂĽr den Zeitraum vom Jahre 1563 bis zum Jahre 1587 zu Stande gebracht
worden ist.
Als leitender Grundsatz musste gelten jede einzelne dieser Quellen fĂĽr sich getrennt erschei-
nen zu lassen und dennoch den Ueberblick des ganzen Zeitraumes durch Nebeneinanderstellung der
einzelnen Aufnahmen in chronologischer Reihe möglich zu machen. Es liess sich diess beim Abdrucke
leicht ausführen und je zwei gegenüberstehende Seiten des folgenden Häuserverzeichnisses geben dem
Forscher den genauen Ueberblick sämmtlicher Angaben über die wechselnden Eigenthtimer der Häuser
ftlr die Jahre 1563 bis 1587. Die erste Spalte zur Linken enthält die Aufnahme von 1563, die sich
daran anschliessende jene von 1566. In der ersten Columne der gegentlbersteh enden Seite sind dann
die Aufzeichnungen der beiden undatirten Handschriften C und D vereint, die ivach den bei Beschrei-
bung derselben gelieferten näheren Bestimmungen beiläufig aus den Jahren 1567 bis 1586 herrühren.
Die letzte Spalte zur rechten enthält endlich die Ergebnisse der Aufnahme vom Jahre 1587.
Dieses Verfahren bot die grösste Sicherheit dar, da sämmtliohe Aufnahmen von 1566 bis 1587
genau dieselbe Ordnung, sowohl in der Reihenfolge der Strassen und Gassen, wie auch in der Beschrei-
bung der einzelnen Häuser einhielten. Nur die älteste noch erhaltene Beschreibung aller Stadthäuser
vom Jahre 1563 (Codex A) weicht zum Theil davon ab. Es finden sich mehrere Strassen und Gassen,
zuweilen auch einzelne darin gelegene Hänser in veränderter Reihenfolge aufgenommen, die hier mit-
getheilt wird. Zur Erleichterung des Vergleiches wurden die Nummern, welche die Strassen in der
Aufnahme vom Jahre 1566 fĂĽhren, hier zwischen Klammem beigesetzt. (Vgl. das Register aller Gassen
der Stadt an^ Ende des folgenden Häuserverzeichnisses.) Die Beschreibung der Häuser beginnt, wie
später noch, bei der kaiserlichen Burg und geht bis ans Ende der Rosengasse (Nr. 1 — 36) in derselben
Ordnung fort, wie in der Aufnahme von 1566. Es folgen hierauf die Häuser auf der Hohenbrücke (Nr. 41),
Renngasse (Nr. 40), zu den Schotten (Nr. 37) und „am puchel" (Nr. 38, 39). Im Tiefengraben biö ans
Ende des Salzgrieses (Nr. 42—45) ist dieselbe Ordnung wie 1566 eingehalten. Hierauf enthält
die Beschreibung die Häuser beim Rothenthurm (Nr. 49), im Rothgassel (Nr. 46), am Lichtensteg,
Kramer-, Koch- dann Schlossergässchen (Nr. 48, 47, 51), der Flaschner- und Sulzgasse (Nr. 50, 54).
Nach den Häusern auf St. Peters-Freithof (Nr. 52) folgen jene am Bauernmarkt (Nr. 53), im Taschner-
gassel (Nr. 55), hinter dem St. Dorotheenkloster (Nr. 56), am Schweinmarkt (Nr. 57), in der Augustiner-
gasse (Nr. 58;, am Neuenmarkt (Nr. 60) und im Seilergassel (Nr. 59). Vom Beginn der Kämtner-
X. Jahrg. 1866. 13
96
Dr. Bik
BtraBse bis an das Ende der Riemerstrasse (Nr. 61 — 74) ging die Aufnahme in derselben Reihenfolge
vor sich wie im Jahre 1566* Es folgt hierauf die Beschreibung einiger Häuser beim Stubenthor^ spä-
ter zur Wollzeil (Nr. 76) gerechnet, dann jener am Predigerplatz (Nr. 80), am Lugek und beim Rothen-
thurm (Nr. 49), am alten Fleischmarkt (Nr. 81), auf der Muster (Nr. 82) und schliesslich im Sauwinkel
(Nr. 83). Um daher die erforderliche Gleichförmigkeit im Abdrucke zu erreichen, blieb bei dieser Sach-
lage nichts übrig, als die in allen späteren Aufnahmen eingehaltene Reihenfolge auch in dieser älte-
sten Häuserbeschreibung herzustellen. Es war diess ohne besondere Schwierigkeit zu bewerkstelligen.
Nur bei Einreihung einiger, meist kleinerer Häuser konnten Zweifel entstehen und dieselben wurden durch
BeifĂĽgung eines Fragezeichens ersichtlich gemacht.
Die theilweise wechselnde Numerirung der Häuser bei jeder neuen Aufnahme der Hofquartiere,
meist durch Zusammenbau kleinerer Häuschen in eines, und in selteneren Fällen durch Zerstückelung einer
grösseren Baaarea entstanden, wurde genau nach den Angaben der Handschriften beibehalten. Sie findet
sich im Druck am Anfang jeder Zeile. Erscheinen in der „circa 1567 — 1586" überschriebenen Spalte
des Häuserverzeichnisses zwei Nummern neben einander, so ist die erste dem Codex C (circa 1567 bis
1577) entnommen, die letztere dem Codex D (circa 1577—1586). Wo in dieser Columne nur eine Num-
mer erscheint, da findet sich dieselbe in beiden Handschriften in gleicher Weise vor. Selbst Fehler in
der Numerirung, die zuweilen sich ereigneten, mussten beibehalten werden, da sie in den der Zeitfolge
nach sich anschliessenden Hofquartierbttchern des siebzehnten Jahrhunderts fort und fort erscheinen,
um die Uebersicht und den Zusammenhang nicht zu stören. In dem am Schluss des Häuserverzeichnisses
befindlichen alten Register aller Strassen der Stadt wurden die in jeder derselben befindlichen Haus-
nummern nach der Aufnahme von 1566 beigesetzt, während sich im Original nur die Hinweisung auf
die betreffenden Blätter der Handschrift vorfindet.
Sollte sich die vorliegende mühevolle Arbeit freundlicher Aufnahme erfreuen, so könnte in einiger
Zeit für das siebzehnte Jahrhundert ein vollständiges aus gleich sicheren Quellen geschöpftes Schema
aller Häuser der inneren Stadt und ihrer rasch wechselnden Besitzer folgen. Die erhaltenen Hofquar-
tierbĂĽcher bieten hiefĂĽr das trefflichste Material in fast ununterbrochener Folge.
Wien, im August 1866.
VERZEICHNISS
ALLER HĂ„USER DER INNEREN STADT WIEN UND IHRER BESITZER
IN DEN JAHREN 1563 BIS 1587.
13
98
Dr. Birk
1563
Angefangen bei der Bö. khajm ymd kliii. mit. ete.
parokh.
Palati um.
K5. khunigUcher mt. bebausung.
Herr Leoobard von Harracb. FreyhauBS.
Wolff Höller. (durchstrichen) Nota nen haus.
Herr doctor Schober.
Mathes Uueber, Uo. kay. mt. leibbarbierer.
Glockspergera haus.
Gilg Kempttner.
Abraham Thunhofferf cramer.
SchaaffloohgaMen.
Lorencz Leicht, Schneider.
Christoflf von Taxis, hoflfpostmaister. Freyhaass.
Herr Marttin Gusmans haus. Ro. kay. mt etc. hoflfcAnczley ynd herr
doctor Söldt.
Herr Sigmund von Herberstain. Freyhaus.
Zeughaus.
Inner brueder closter.
Hofspital.
Angerers haus. Freyhaus.
1566
Angefangen bei der Bö. kai. mit. bnrgkli vnnd
alssdann die lingkhe seiiien herab.
I. Palatium.
t. Die behausong, darinn der khay. mtt. etc. khuchel.
3. Herrn Leonhardten von Harrach etc. behausang. Freihaas.
4. Sigmundt Schdnawer, registrator bey^der reichshofcancieley.
5. Herr doctor Schober, Rom. khai. mtt. etc. hofrath.
6. Mathes Hueber, khai. mtt. etc. leibbarbier.
7. Wilhelm Voytur, khai. mtt. tappesier.
8. Adam Khembtner.
9. Abraham Tannhofer, cramer.
Sohaniioohgaaaena
10. Lorenncz Leicht, Schneider.
11. Cbristoffen von Taxiss, gewessneu hofposstmeisters behausung.
Freihaus.
12. Kö. khai. mtt. etc. hofcannczlei. Frey.
13. Fraw Sigmundin von Herberstein. Freihaus.
14. Zeughauss. Frey.
15. Hannsen Berchtoldts, irer khay. mtt. etc. chamerdieners be-
hausung. Freihaus.
16. Innern brĂĽeder closter.
17. Hofspital.
18. Anngerers haus. Freihauss.
' Lorencz Sawrer. Freyhaus. Ist darin die n. 5. cammer ynd canczley.
Am Khollmarokit.
19. Lorenncz Sawrer. Freyhaus. Yecst ist die n. ö. chamer sambt
derselben cannczlei vnnd puechhalterey darinnen.
Am Khotanarokhi«
Hans Focter.
20. Hanns Fochter.
Meister Michael Pesspart, goldtschmid.
Albrecht Federmacher, jecz die zwen Panthier, pauen daran.
Augustin Haffner, Schneider.
Niclas Gattermayr.
Paul Wolff, schwertfeger.
Heinrich Pesspard, goltschmidt.
Bey dem schwarczen adler.
Leopoldt Haydn, goltschmidt,
Hanns Till, goldtschmidt.
Mathes Schwarcz, iecz Hess.
Francz, federmacher.
Mägerl, jecz Thomau Siebenburger.
Der bern von Starbemberg haus. Freyhaus.
Sebastian Sadler, jecz Joachim Sturner und im andern haus.
Schrick Schuesters erben haus.
21. Michael Pesspartb, goldtschmidt.
22. Wilhelmb Panthier, hofcramer.
23. Augustin Hafner, Schneider.
24. Niclasen Gattermairs behausung. Christoff Schottner.
25. Paul Wolff, schwertfeger.
26. Hainrich Pesspartb, goldtschmidt.
27. Michael Otterer zum schwarczen adler.
28. Mertt Khessler, goldtschmidt.
29. Hanns Till, goldtschmidt.
30. Mathes Schwarcz.
31. Francz Pannan, federmacher, spĂĽter dessen erben.
32. Thoman SibenbQrgers haus.
33. Der herrn von Starhenberg behausung. Freihaus.
34. Joachim Stierners, Sattlers, suehaus vnd anderes haus dineben.
35. Schrigkh, schuesters, erben.
Hateidalien.
99
c. 156V -1586
Aügeliuigeii bey der Bömlsolieii kl^y. mt. eto«
porokh die Uookhe seitien hinab naoh dem KhoU-
marokht*
1. PtUtiam oder die kaiserliche parckb. Frei.
t. Die behaaaung, darin der Römischen kbaiserin etc. khiichl. Frei.
y Herrn von Harrach behaasang. Freihausa.
4. Sigmandt ScbSnawer, registrator bey der reichshofeanczley.
5. Herr doctor Georg 'Schobers, Rom. kbay. mt. etc. hofraths wittib.
f. Mathea Haeber, leibbarbierer.
7. Wilhalmb Khugel, f. dar. erczherczog Ernst camerdiener, yor*
her Wilh. Voytur.
8. Christof Pirgkhamer, doctor, frĂĽher Adam Khembtners wittib.
9. Michael Gmach, vorher Abraham Tanhofer.
SohaiiilooligaBBeii.
10. Thoman Schaffniczkhi, trabant.
11. Chriatoflfen von Taxis hauss. Freihaas, dann Hannes Wolczo-
gen, hoffpostmaister.
lt. Rom. kay. mt etc. hofcanczley. Frey.
13. Fraw Sigmandin von Herberstain. Freyhaus, später R5m. khay.
mt. etc. n. ö. cannczley.
14. R5m. kay. mt. etc. zeaghaass. Frey.
15. Hanns Berehtoldt, kay. mt. etc. camerdiener. Freihauss.
16. Der indem biĂĽeder doster. Geistlich.
17. R6m. kay. mt. hofspital. Frey.
18. Angerers haas, yczo Virich Weinpurger gewesner secretari.
Freyhaas,
19. Derer von Khrembs behaussung *).
10. Lorencz Sawrers behaasang. Freyhaua.
1587
AngeHuigeiiii bey der Böm. ki^. mit. eto« bnrgkliy
den plaos hemmb, aledann die Uncke aeltten
hinab nach dem Kolmarokt.
1. Palatium, die kaiserliche pargkh.
5. (alt Z) Behausung, darinnen der Rdm. khayaerin khuchell.
6. (alt 3) Herrn Leenbardten von Harrachs behaasang. Freyhauss.
7. (alt 4) Sigmandt SchSnawers, gewesten registrators bey der hotf-
canzlei erben.
8. (alt 5) Herrn doctor Schobers wittib behaasang.
9. (alt 6) Hathes Huebers khay. mt. hochlSbl. ged. gewessnen leib»
barbiers erben.
10. (alt 7) Wilhelm Khagell, erczherczog Ernst zu Oesterreich etc.
camerdiener.
11. (alt 8) Herr doctor Ghristoflf Birckhammer, Rom. kay. mtt. eto.
reichshoffrath etc.
lt. (alt 9) Hicbael Gemahll, fr&her Abrahamb Tanhofer cramer.
Bohanfriooligaaaen.
13. (alt 10) Valten Meigssner, frĂĽher Thoman Schafniozkhi, prooisioner.
14. (alt 1 1) Hanns Wollzogen, kay. mt. etc. hofpostmaister , zuvor
Ghristoflf von Taxis.
4. (alt 12) Rö. khai. mtt. etc. hofcanslei.
3. (alt 13) Römisch kayierl. mtt. etc. n. ö. regierungcanzley.
t. (alt 14) Der FĂĽrst, durchlaocht erczherczog Ernst zue Osterreich
palatium, frĂĽher kays. may. zeughaus.
15. Hans Berchtoldt, kayserl. camerdiener. Frey.
16. Inneren b nieder doster.
17. Rom. kay. mtt. etc. hoflfspital.
18. VUrich Weinburger. gewester reichshoflfsecretarj , ins Angerers
haus.
10. Der Stadt Krombs hauss.
20. Lorencz 8aurer8 erben haus.
Am Kolmarokt.
21. (alt 20, 21) SteflTan Römer, vorher Hannss Fochters hauss vnd
des Michael Pessparts, zuuor zwey heĂĽser, yecz zu einem
erckauflft, zosambgeprochen vnnd erbauet. Behemische hof-
canczley darin.
Am Kollmarokt snr Uncken naoh dem Petterthor
hinab.
21. Qeorg Gurdtner, früher SteflTan Römer.
22. Hannss GeĂśder, cramer, frĂĽher Antoni Sophet, hofcramer.
23. Christoflf Marx, hofschneider.
24. ChristoflT Scbottner ins Gattermeiers haass.
.25. Paul WolflT, schwertfeger.
26. Hainrieb Pespart, goltschmidt.
27. Michael Otterer zum schwarezen adler.
28. Mert Khessler, goldtschmidt.
29. Michael Oheimb oder Obmb, doctor juris.
30. Mathes Schwarcz.
31. Friedrich Seniss.
32. Thoman Sibenburgers hauss, hierauf doctor Hugo Plotius.
33. Der herm von Starhenperg hauss« Freyhauss.
34. Joachim Stierner, satler.
35. Schrickb, schuesters, erben.
22. Hans Gaitter, buchhandler, vormals Antoni Sophet, cramer.
23. Christoph Marx, hofschneider.
24. Thobias Baugker ins Gattermaiers hauss , frĂĽher Christoph
Scbottner.
25. Paul WolflT, schwerdtfeger.
26. Hainrich Pesspart, goldtschmidt.
27« Michael Otterers erben zam schwarezen adler.
28. Martin Khessler, goldtschmidt.
29. Michael Ohamb, n. ö. regimentsrath.
30. Mathes Schwarcz.
31. Francz Barmans erben, frĂĽher Friedrich Seenass.
32. Thoman SiebenbĂĽrgerin hauss, iczo dem doctor Plotio suegehorig.
33. Der herm von Starnbergk behansung. Frey.
34. Joachim Stirners, Sattlers, zuehauss vnd wonhauss.
35. Schrickb, Schusters erben, ist in drey tbaill gethailt ; 1. Stephan
Kronacher, 2. Balth. Kronacher, 3. Andre Schnebergerin wittib.
*) Diu haue Tund des «ecretari Weinbargen haou Miadt zuuor aln
haoM gewett, nnmer 2 vnderschiedliche heoser worden.
100
Dr. Birk
um
Michael Gagelwetd zuebaus.
Joseph Fischer, golttschmidt.
Herr doctor Gundelius.
Valta Kraus, riemer.
Clans Wolfff schwcrtfeger.
Auf der andern seitten.
Thoman Schmid, Schneider.
Hanns Härder, sattler.
Mathes Holczinger.
Mathes Voggels witfrau.
Doctor Gösls erben.
Jörg Vischerin, wittfrau.
Hanns Freydenczweig, inah]er.
Her Cbristoff Zoppl, handtsgraflf.
Hanns Reysinger vnd herr Cristoff Jörger.
Sebaid Mayr, plattners, wittfrau.
Jörg Weuinger.
Läsl Prockh.
Organistenbaus bey s. Michael.
Gatte rmairs zuebans.
Sand Michaels zuebaus.
1566
36. Michael Gugelweitli.
37. Joseph Viseber, gotdtschmidt.
38. H. doctor Gundeli, später doctor Johsnn Ambrosi Brassican.
Ăź9. Valtin Khraiiss, riemer.
40. Claus Wolf, scbirertfeger.
Die ander seitten am Kholmarckt vom Pellerthor
gegen der pnrgkh hinauf.
41. Thoman Schmidt, Schneider.
42. Hann» Härder, sattUr.
43. Mathes Iloicsingerin, wittib.
44. In Mathes Vogels haus Geortr Chamerin, Ledrerin vnd Valtin
Precht, scbwertfcger miteinander.
45. Doctor Gessis erben haos.
46. Marx Stoy, plattner.
47. Hanns Hartman.
48. H. Christoff Zopel, u. 5. chammerrath.
49. Hanns Reisinger vnd herr Cbristoff GeSrger.
50. Scbaldt Mair, hierauf Ortholf Eiseohamer.
51. Francz Parman, Federmacher, später dessen Witwe.
52. Lassla Progkh.
.53. S. Michaels znebauss, darinn der Organist wont. Geistlich.
54. Gattermairs zuebeusel, Christoff Scbottner.
55. S. Michaels annder zuehaus. Geistlich.
Das ander zuebaus.
56. S. Michaels dritt zueheuael. Geistlich.
Am Graben.
Das altt prodthaus, doctor Jacob Walchs erben zugehörig etc.
KbSpls haus.
Enczianers haus vnd zuebaus. «
Oäsal.
Das ander zuehaus im gäslc.
Peter Stroppa, kun. mt. etc. cammerfnrier.
Herr Holczers wittfrau.
Andre Hiersch.
Anf der andern seitten.
Herr Cbristoff von Eiczing. Freyhaus.
Herr Oswald von Eiczing. Freyhaus.
Herr Ironimus Weckh. Freyhaus.
Cuencz von Aurach haus. Freyhaus.
Wieder am Graben.
Leopold Offners erben.
Abraham Sammer, apodegker.
Beckenpain haus,
Am Graben.
57. Das alt brodthaus, d. Jacob Walchs erben zuegehörig.
58. Khoppels haus.
59. Enczianers haus.
Gafsen« so hie die ander Preldenstrasa genant wierdt.
60. Enczianers zuehaus.
61. Nidas Roth, hofcontrolor.
62. Fraw Holczerin.
63. Anndre Hierschen erben. Freihaus.
Die annder seitten der andern Preldenstrass.
64. Herr Christof von Eiczing. Freibaus.
65. Herr Osswaldt von Eiczing. Freihaus.
66. Herr Iberoninius Begkh. Freihaus.
67. Chuencz von Anracb. Freibaus.
Wider am Graben.
68. Abraham Sanger, apodegkher, ins Ofner's haus.
69. Abraham Sangers zuebaus.
70. Daniel Lunczer, des indem raths, das hauss haist sonst beim
regkhenpain.
Materialien.
101
c.
156V -1586
36. Michael Ougelwcits lieĂĽssl.
37. Joseph Yischerf goldtschmidt.
38. Doctor JobAno Ainbrosy BrassicHo.
39. Valtin Khrauss, rieiner.
40. Clanes Wolff, schwcrtfeger.
Die ander seitten am Kolmaroki.
41. Thoman Schmilt, schueider.
4t. Vrban Schwab, riemcr, vorher UaDiias Hardter, sattler.
43. Lorencz Hoebinaier, goldtschmidt.
44. Thoman Vogel, erczh. Ferdinandten gewesner hofcontrolor.
45. Doctor Gosels erben. Ist in 6 theill tbeillt, der 6te tbeil dem
Mascbioger zugehörig *).
46. Marx Stoy, plattner.
47. Hans Hartman.
48. Jobst Croy, handelssman.
49. Hanns Reisinger vnd herr Georger. Alles pawfellig.
50. Ortholf Eysenhamer, hofprocarator.
51. Hanns Jungpauer, goltschmidt
52. Lassla Progkh.
53. Organistenbaus bey s. Michael. Geistlich.
54. 54. Dess Gattermeyers zueheusl, so wol die zwaj zueheasel
geen s. Michael gehörig, sein zu cramerladen verpaut wor-
den, deren 18 sindt.
56. 55. Des alten Vnnerczagt heusslj vorher s. Michaels dritt zuhensl. 54
Am Graben.
57. 56. Das alt brotthaoss, Jacob Wallichs erben zuegehörig, jeczt
Nicolaas Ballewitsch **),
58. 57. Khopels haoss, Wolffgang Facy, mauthner za Ibbss.
59. 58. Wolflf Sinnicb, vorher Enzianers haus.
Cteaten« so die ander Praydensirass genandt wlardi.
60. .^9. Enzianers zuehauss. Andre Jarj, riemer, vnd Jacob Leh-
man, zingiesser.
61. 60. Ferdinandt Henyon.
62. 61. Fmw Holzerin wittib.
63. 6t. Anndre Hirschen erben. Freihauss.
Die annder aeliten.
64. 63. Herr Christoph von Eyczing. Freyhauss.
65. 64. Herr Oswalt von Eyczing. Freyhaass.
66. 65. Herr Georg Tenffel, frfiher Begkh. Freihauss.
67. 66. Leonhardt Tilherr, vorher Ganzin von Aurach. Freihauss.
Am Graben.
68. 67. Abrabamb Sangner, apoteckber, ins Ofners haus.
69. 68. Abrahamb Sangners zuehauss, zur plawen apoteggen.
70. 69. Herr Daniel Lunezer, bei dem riesenpen genandt.
•58?
36. Joachim Scholcz, vorher Michael Gugelweitt.
37. Joseph Viseber, goldtschmidt.
38. Doctor Johan Ambrosi Prassikhan, n. 9. camerrath.
39. Hans Dandtler.
40. Jacob Teitschlendcr, frĂĽher Claus Wolflf, schwertfeger.
IMe annder seltien am Kohlmaroki.
41. Thoman Schmidt, Schneider. Nota ist daz bauss da das zuckh*
Schwert ist vnd gehet darnach das gässl hinein.
4t. Vrban Schwab, riemer.
43. Lorencz Huebmair, goldtschmidt, ycezo zum gĂĽlden birschcn.
44. Mathessen Vogels hauss.G. Chamerin, ledererin, wittib.
45. Dr Gesels erben haus*).
46. Marx Stoy, plnttuer.
47. Abrahamb Laer, frQher Hans Hartman, schuester.
48. Jobst Croy, hofhandelssman.
49. Hansen Reisingers erben vnd Christoph Gorger.
50. Hanns» Branauwer.
51. Hannss Jungbawr, goldtschmidt.
5t. Lasslaw Progks erben.
53. S. Michaels zubauss, darin der Organist wohnet.
. . . Gemainer Stadt erpauete crämerlSden auss dreien heusem, eins
dem Gattermaier die zwey gehn s. Michael gehörig. Derer
sindt vom Progkben an biss zu des alten Vnuerczagt heĂĽsel
nacheinander bei der erden 18 cramerladen.
Des Vnuerczagten heusei an s. Michaels freithof im egg, so
nie beschriben worden, vnd gemainer Stadt neue erpante cra«
merl&den nach s. Michaels freithoflf hinumb , derer sindt
nacheinander bei der Erden t8 cramerladen.
Am Graben sar reohien hinvnier.
55. Mathes Schräg, R3. kay. mt etc. hoffbalbierer.
56. Jacob Teubell, vorher Wolflfgang Faci.
57. Wolflf Sinnich, frflher Encsianer's bauss.
Gassen« so die ander Preltienstraw genandi wlrdt.
58. Andre Jnij, riemer, vnd Jacob Lehman, zingiesser.
59. Ferdinandt Henion.
60. Steflfan Stettner, procnrator, vorher fraw Holezerin wittib.
61. Andre Hirschen erben.
Die ander seltien der annder Prelttenstrassen.
6t. Herr Christoflf von Eyczing. Freyhauss.
63. Herr Osswaldt von Eyczing. Frey.
64. Herr Georg Teufeil. Frey.
65. Leonhardt Tbilherr, hleuor Concz von Aurach.
Wider am Graben.
66. Abrahamb Sangner, apoteckherr.
67. Abrahamb Sangners zuehauss^ zur blähen apotecken.
68. Daniell Lunczer, snnst beim reckhenpein.
*) Ein stak davon hinten gegen der PreldenstraM (von Moachfnger) an
•inen satUer verkauft, daraus ein heniiel gebaut worden, ein anderes dem
Hans Jobsten Croy, der es so seinem haus verbaut
**) Von diesem haus ist dem CbristoAT Hoyer , sattler, ein stockh ver-
khaoA worden.
*) Ist in 4 tail getallt: 1. gegen dem KoUmarekt doctor Mariin Gesell,
t. gegen dem Kholmarokt doctor Rneflin erb«n xngehOrig, 3. gegen dem
Graben Ambrosi Zwecken, 4. dem Mnschinger xugehOrlg gegen der Prelt*
tenstrass, durch Ihn Jobst Groien vnd Ghrlstoffen Hoyer, sattler, verkauft
vnd verpawet.
102
Dr, Birk
Jacob 'PnissoD.
Jdrg Schirnprandt.
Zaehaas.
1563
15tt6
71. Zacbarias Piersacht, apotegkher.
lt. Georg SchQernprandt, Biogicsser.
. . . Sehfiempraodta zaebaus.
Band Dorothea gaan.
Herr Blasy Spiler, n. 5. cammerrath. Freybaas.
Herr von Eicziog zaehaas. Freyhaas.
Herr Andre Pogl. Freyhaas.
fiand Dorothea closster vod znehaos.
Fraw Pachlerin.
Herr von Tsebemaho. Freyhaas.
Herr VU-ich von Eicziag. Freihaas.
Caspar Tauber, iecz Ă–berspergerin.
8. DorotheengaMan.
73. Kbfinigs apotegkherin haas, darinn icsiger zeit b. Blasy Spiller
74. Herrn von Eicsing zuehaas. Freihaas.
76. Herrn Pogels haos. Freibaas.
76. Sanet Dorotheen dosier. Geistlich.
77. Prawen Pfichlerio behaasung. Freihaus.
78. Herrn von Tsehernahor bebausung. Freihaus.
79. Herrn Vlrichen von Eiczing bebausung. Freihaas.
80. Leopoldt Eberspergerin.
Wider am Graben.
Apodegker Kunigs wittfrau.
Doctor Micheln haus.
Doctor Kirchamer, regent.
Andre Feez, apodegker, wittfrau.
Am allien Boeamarolikh.
Hans Schmidt, Schneider. Caspar Prinner, statarezt.
Pemfaes zuehaus.
Paul Pemfues haus.
Beim stockh in eysen. .
Conrad Dorner, cramer.
Hans PĂĽcblerin, cramerin.
Hanns Otbko, dräxler.
Hanns Walckh.
Doctor Leman.
Virich Hain, apodegker.
Benedict Mackl zuehaus.
Wolff Wiesinger.
Pemhard Ziegler.
Gegen sandi Bieffan vber befan Oramergäaall.
Dauit Lang, kauffman.
liichael Turner, iecz Otterers haus.
Christoff Haidn erben.
Hanns Maisteter, kauffman.
Doctor Leopold Himmelreich.
Ghristoff Rapp, apodegker.
Lorenez Schenckerl.
Auf der Pranditat.
Herr Lorenez, priester bey s. Steffan.
Baep Fasebang, cramer.
Wider am Graben.
81. KhĂĽnigs apotegkherin witfraw ander haus.
8t. Hainrich Frey.
83. H. doctor Khirchhamer, n. ö. regimentsratb.
84. Anndre Fecz, apotegkher.
Am alten Bossmarokkt.
85. Hanns Schmidt vnnd Caspar Prinner.
86. Pernfoes zuehaus.
87. Caspar Seyboldt, cramer, ins Pemfaes haus.
88. Beim stogkh inn eysen.
80. Pangracz Scholcz, cramer.
90. Hanns Pfichlerin, anyeczo Nidas Kbreen.
Ol. Hanns Hutgo, dräcbssler.
9Z. Hanns Walckh.
03. H. doctor Lorenez Leheman.
94. Virich Hein, apotegkher.
95. Conradt Dorner, cramer.
96. Wolff Wisinger, Schneider.
07. Bernhardt Ziegler, eissner.
Gegen a. Steffan vber beim Cramergatael.
08. Dauidt Lang, khaufman.
00. Michael Otterers zuehaus.
100. Cbristoff Haydeus erben.
101. Hanns Maistetter, handelssmann.
102. Herr doctor Jacob Himelreich.
103. Christoff Rapp, apotegkher.
104. Lorenez Scbäogkherl, khaufman.
Aof der Prandtatat«
105. H. Lorenez, priester bey s. Steffan, im thfierndl zum Gundla-
bof gehörig.
106. Ruep Faschaiig, cramer.
Materialien.
103
C.
1569-1586
71. 70. Zacharias Pieraacht, appodegkber, hierauf Haoa Khneo.
72. 71. Georg Schieroprandt, ziDgiesser.
Zuehaues, Paal Ehrengast, ziogieser.
8. DorotheagaM«.
73. 72. Khynigs apodeggerin zuehauaa, darin herr Blasy SpiUer,
dann Marcus Spiller.
74. 73. Der herm von Eyczing zuehauss. Freyhauss.
75. 74. Herrn Pögels, spüter fraw Pöglin hausa. Freyhauss.
76. 75. 8. Dorotheacloster. Geistlich.
77. 76. Frau PĂĽblerin be hausung. Freyfaaus.
78. 77 . Der herro Ton Tschemalior behausung, spilter gräfin von
P5sing. Freyfaaus.
79. 78. Herm Vlricben von Eyczing bebausung. Freybaus.
80. 70. Jacob Oxell, vorher Leopoldt Eberspergerin wittib.
Wider am CJ^aben.
81. 80. Jacob Exel, sp&ter dessen erben.
82. 81. Hannss Wolflf, fleiscbagkher, zuvor Haiineran. Frey.
83. 82. H. d. Kbirchamer, n. öst. regimentrath, dann dessen erben.
84. 83. Feczin, apodeglcberin, später Jobst Schülers haus.
Am alten Bosamargklii.
85. 84. Hanns Schmidt vnnd Caspar Prinner, später in des letztern
theil Hannss Lumen, barbirer.
66. 85. Paul Sebönauer, ziogiesser, vorher Bernfuess znebaass.
87. 86. Caspar Seyboldt ins Pernfuess bauss.
88. 87. Beim stockh in eysen, Hanns Herrman, eisslers wittib, dann
Hannss Peutinger, cramer.
89. 88. Pangracz iJcbolcz, cramer.
90. 89. Antbonius Marinus, magister, vorber Hanns Pfiblerin.
91. 90. Hannss Hutgo, träcbsler.
92. 91. Hannss Walckh, dann dessen wittib.
93. 92. Johan Sambucus, dann herr d. Johann Linszmaier.
94. 93. Vlricb Hein, apodeggers, erben.
95. 94. Wolffgang Khaltenhauser.
96. 95. Gall KhoUer, achueider.
97. 96. Hatbes Marthner, eisner.
degen s. 8ieffan vber beim Oramergaaiel.
98. 97. Dauit Lanng.
99. 98. Bartlme Brandtner inns Otterers bauss , hierauf Caspar
Kballenperger, eissier.
lĂśO. 99. Benedict Papier.
101. 100. Herr Adam Altensteig, lateinischer secretaij, vorher Hans
Maystetter.
102« 101. Christof Pirckhamer, dann dessen erben.
103. 102. Caspar Sauner, banndlsman, frĂĽher Christoph Rapp, apo.
deggcr.
104. 103. Lorencz Scbänckberl, handelsman.
Avff der Frandatatt.
105. 104. Herr Lorencz, priester, im tbfiml Biim Qundelhof gehörig.
#
106. 105. Waltbauser Marthner, eyssler, vorber Roep Fasohangi
cramer.
X .Tnbr-. IRr.C.
1589
69. Hans Steboffer, frĂĽher Zacharias Piersacht.
70. Georg FĂĽrst, hievor Georg Schiemprandt, zingiessers , erben.
71. Cunradt Schmidt. Znuor zu G. FĂĽrsten wobnhaus geh5rig, jeczt
abgesondert.
8. Doroiheagaase.
72. Harens Spilers wittib, vorher Kbunigs apodegkherin hanss.
73« Herrn von Eyczings zuebaus. Freyhanss.
74. Ir kuo. mt. etc. der kunigin zu Franckreicb hauss. Freybauss,
vormals Pdgels hanss.
75. S. Dorothea closter. Gaistlicb.
76. Fraw Puchlerin bebausung. Frey.
77. Herm von Tschemabor bebausung. Frey.
78. Fraw gräCfin von PSsing bebausung. Frey.
79. Lorencz Niemberger, Ro. kay. mt. etc. hofcamersecretarius,
vorm. Eberspergerin.
Wider am Chraben.
80. Daniell Walter, zuckerbacber , frĂĽher Kbunigs apodegkherin,
dann Jacob Ă–exl.
81. Hanss Wolffen erben.
82. Herm d. Kirebhammers, n. 5. regtmentsraths, wittib vnd erben
83. Andre Fetzen, apoteckers, wittib vnnd erben.
Am aiien Boaamarokt.
84. Hans Schmidt, Schneider, vnd Hans Lumen, balwierer.
85. Paul Schönawer, ziengiesser.
86. Caspar Seipolt, cramer, ins Bernfuess hauss.
87» Hans Peutinger, eysencramer.
88. Pancratius Scholcz, cramer.
89. Antbonius Idarinus, magister.
90. Hans Hutgo oder Huttgott, drexler.
91. Hanns Walcken, goldtscbmidts, wittib.
92. Doetor Sambnckbus erben, Johan Linssmaiera, erosh. Carls
etc. rath vnd camerprocurator zugehörig.
93. .Hans Hartman, frĂĽher Vlriehen Hain, apodeckhers erben bauss
94. Wolffgang Khaltenhauser, eyssler.
95. Gall KhoUer, Schneider.
96. Mathes Martner, eyssner.
Gegen a. Sieflkn vber beim Cramergaaael.
97. Dauidt Lanng.
98. Caspar Kalenbergerin , vorher Bartlme Brandtner ins Otterers
hauss.
99. Benedict Papier, tuchbandler.
100. Maystetters bauss, iczo Joachim Seholczen zugehörig, früher
Adam Altensteig.
101. Joachim Seholczen wohnhauss, frĂĽher Christof Pirgkbamers
erben haus.
102. Caspar Sobner, bandelssman.
103. Lorencs Schängkberle
Anli der Prandtatatt.
104. Herr Lorencz, priester bey s. Stephan, im thĂĽmdl snm Gun-
delhoff gehörig.
105. Matbes Marttner, eyssler, dann Georg Forst, handelsman.
14
104
Dr. Birk
156S
Jacob Greinerin.
Oemainer Stadt behaasong.
Wider vor eandt Sieffan Tnd am aUten Boaamarokh.
Wolff Schonaaer, ziengieser.
Bartlme Holckermair, eisener.
1566
107. Barbara Khrenerin, cramertn.
108. Geinaioer statt behausuog auf der Praaitstai Frey.
Holder vor s. Sieffan viid am alten Bossmarckhi.
100. Wolff Schdnawer, ziengiaser.
1 10. Christoff Rappen, apotegkhers, saehaus.
Christoph Wanckeri eisener.
Vrbun Meisinger.
Veitt Ă–leDDpecher, eisner.
Pangracz Grienpecken toohter, wittib.
Pudt am Rosmarckh.
Haos Ă–berssdorffer, apodegker.
Sigmund Zwingend örffer, sehuester.
Vrban Mader, kurschner.
Wider am Graben.
Herr doctor Cornax.
Andre Haas, greisler.
Die allt Jftdierin.
Leopold Tanperger, Schneider.
Hans Schlaimhauffen, gQrtler.
Jacob Pauman, greisler.
Hans Färber, landseugcomisaij.
Gilg Grflenmfiller, sadler.
Philip Cramerin.
Paul Gwandtschneider.
PreidnstrasB.
Doctor Jacoben Walch hants, iecz Georg Gnsilchl, Superintendent
im hofspital.
Hans Höhenpergers wittfrau.
Absolou Aspach hoff, (sie)
Herr Ferdinand von Kolonitsch. Freyhaus.
Pfarhoff bey sand Michael.
Aof der andern selitn.
Herr Hanns Trautson. Freyhaus.
Paul Wolcsogen, postmaister.
Herr Hanns Salomon, iecz Michel Jorge, priester.
Der frau Pittichin haus.
111. Herr dootor Lassla, medicns.
112. Vrban Meisinger.
113. Gregor Fleischer, hoffuryer vnnd Hanns A! brecht miteinander.
114. Hanos Christan, flaachner.
115. Padt am alten Rossmarckht. Sebastian Pessler derzeit herr
der padtstuben.
116 Hanns Eberssdorffer, apotegkher.
117. Sigmundt Zwingendorffer, sehuester.
118. Hanns Schnltes, sehuester.
Wider am Graben.
110. Philipp Fabri, apotegkher.
120. Aondre Has, greissler.
121. Bartlme MĂĽller, goldtschmidt.
122. Leopoldt Tannperger, Schneider.
123. Hanns Schlachinhauffen, gfiertler.
124. Jacob Bawmanin, wittib.
123. Johann Färber, zeÜgen-commissarL
126. Gilg Grnebmailer, Sattler.
127. Philip Cramerin.
128. Paul Gewandtschneider.
Preidensiraas.
129. Georg Gmächel.
130. Hanos Höheoperger, vnndtermarscbalch bei der n. Ö. regier ung.
131. Abbts von Agspach hof. Geistlieh.
132. Der Colonitschen behausung. Freyhaus.
133. Pfarrhof zu a. Michael. Geistlich.
Die ander seitien in der Preidenstraas.
134. Herr Hanns Trautson Freyherr etc., der Rdji. khais. mtN ete
gehaimer rath vnnd obrister hofmaister. Frey haus.
135. Paul Wolczogen, hofposstmaister. Freihaus.
136. H. Michael Georg, priester. Geistlich. Das hintere %t5kel lint
der kais. burggraf Veit Schärdinger inne, der es selbst gebaut.
137. Fraw Pittichin, wittib. Freyhaus.
Michel Widmer, pegk.
Paul Reiche!, glaser.
Vnder dem PeiUertkor anf der reohien handt*
Im thurii, hatt Christoff Eociianer inn.
Enezianers hsus
138. Hannsen Lämels haus.
139. Gabriel Reichel, maier.
Vom PelUerthor snr rechten hinab.
140. Peillerthum. Frey. Ist diser seyt der burger gehorsamb.
141. Christoff Enncziaoer der elter.
Materialien.
105
e. 1569-1586
107. 106. Conradt Kbercher, hanndeUmao
108. 107. Gemainer Btadt behausonfr auf der Prandtstadt.
1C9. \
110. J
Wider vor 8. Stephan Tiuid am alten Bosaniarffkht.
1C9. 1 Wolf SehSnaoer , zingiesser, ieczo Christof Kappen, apo-
108. deckhera snehanss.
Christof Rappen, apodeckbers haus. Nota diese 2 hen-
ser (109. 110) sein zasamen gebrochen vnnd noch
nit ausspaat.
III. 109. Doetor Walther, flirstL darchl. leibmedicas.
Ilt. 110. Vrban Meysinger.
113. 111. Georg Hergetshoflfer, khupfferscbmidt.
114. 112. Hanns Christian, flaschner.
115. 113. Bad am alten Rossmargkht. Sebastian Pessler, herr der
padtstttben, hernach Rnedolff HĂĽepf, bader.
116. 114. Antbonj Bobicz, apodegkher, frĂĽher Hanns Eberssdorfer,
apodeckher.
117. 11t. Sigmondt Zwingendorfer, schnester.
118. 116. Hanns Schaidthaiss, schnester.
Wieder am Graben.
119. 117. Wolffgang Chrisens, apoteckher, frĂĽher Hannss Leyb,
apoteckber.
120. 118. Andre Haas, greissler.
121. 119. Marx Khornblumb, goldtscbmidt.
122. 120. Georg Khlele, taschner, frĂĽher Leopoldt Tannperger,
Schneider.
123. 121. Christoff Wehe, barbirer, dann Martin Häriug, schnester.
124. 122. Wolff Khollinger.
125. 1 23. Johann Färber, zeogencommissarj , später dessen erben.
126. 124. Simon Scheibenbardt, vorher Gilg Gruebnifiller, Sattler.
127. 125. Vrban Feiner, goldtscbmidt
128. 126. Paul Vnnger, gwandtschneiders, erben.
Preydenstraas.
129. 127. Christoff Hoyer, sattler. Von den Gosslischen vnd Wal-
chischen beusern erkhaufft vnd neu erpant.
130. 128. Egidi Gattermair, kbriegszalmaisterambtscontrolor.
131. 129. Hanns Hoheoperger.
132. 130. Herrn abts von Agsbach bot Geystlioh. Georg Zipprin-
ger, aecretari.
133. 131. Der Collenitschen behansung. Freyhanss.
134. 132. Pfarrhof zn s. Michael. Geistlich.
Die ander seltten.
135. 133. Herrn Hansen Traut sons etc. behausung. Freybaus.
136. 134. Paul Wolczogen, hofl^ostmaisters erben. Freyhauss.
137. 135. Herr Michael Georg, priester. Im hintern stock Veit Schär-
dinger, kais. burggraf.
I3S. 136. Der fraw Pfitticbin hauss. Freyhauss.
139. 137. Hannss Lämmeis hauss, von neuen erpaut.
140. 138. Andreas Oöbcl, bofcramer, vormals Gabriel Reiebel.
Vom Peilerthor gegen dem Vlaohmargkht zur reolii
ten hinab.
141. 139. Peylerthurn, ist diser zeit der burger geborsamb. Frey.
142. 140. Christof Enozianer der elter.
1589
106. Cnnradt Khärchers wittib.
107. Gemainer Stadt behausung auf der Prandtstatt.
Wider vor s. Btellan vnnd am alten Bosamarckt.
108. Christoff Rapp apoteckhers wittib.
109. Dr. Georg Walters, erczherz. Ernesten leibmedicus, erben.
110. Vrban Meussinger, waldtmaister.
111. Georg Hergersshoffer, kupfferschmidt.
112. Hannss Christian, flaschner.
113. Padt am Rossmarckt, jecso Rndolff Hnpff zagehSrig.
114. Antbonj Robicz, apotecker beim rotten krebs.
115. Hans Wideman» goldtscbmidt, früher Sigmund Zwingendorffer
schnster.
116. Hans Sehultheiss, schnesters wittib.
Wider am Graben.
117. Wolff Chrisens, apoteckher.
118. Andre Haass, canczleischreiber.
119. Marx Khorenbluem, goldtscbmidt.
120. Georg Khlele, taschner.
121. Martin Häring, schnester, vorher Cbristoff Wehe, barbirer.
122. Wolff Kollingers wittib.
123. Johann Ferbers wittib, iczo Ferdinanden Geyern vnndgebrne-
dem zuegehSrig.
124. Cunradt Yele, frĂĽher Simon Scheibenhart.
125. Vrban Feiner, goldsohmidt.
126. Paul Schneiders, thuechler, erben.
BreldtenatraiB.
127. Christoff Hoyer, sattler.
128. Egidins Gattermair, Rom. kay. mtt. etc. kriegsssallmaister.
129. Erhardt Hillern, vorm. Hanns Hohenpergers behausung.
130. Abbts zue Agkssbach hoff. Geistlich. Iczo Georgen Zippin -
ger, gewesten hoffcamer secretari zugehörig.
131. Der Colonitschen behausung. Freyhanss.
132. Pfarrhoff bey s. Michaeli. Geistlich.
Die ander seltten.
133. Herrn Hanss Trauttson freyb. etc. R9. kay. mtt. etc. gehumb.
raths etc. behansung. Frey.
134. Pauli Wolczogen, hoffpostmeisters, erben. Frey.
135. Herr Michael, priester. GaistHcb.
136. Herr Cunradt von Pappenhaimb hauss. Freyhauss, vormals
ft'auen Pittichin , dann Hannsen Hartman , mĂĽnczmelstem
zugehörig.
137. Hannss Lemmel, handelssman.
138. Andre Göbel, hoffcramer.
Vom Peylertkor sar rechten hinab.
139. Peylerthurn, ist dieser zeit der purger geborsamb. Frey.
140. Christoff Enczianer der eher.
14*
106
Dr. liiik
1563
Caspar Kircbmaier, schaester.
Wolfiffl^ang Wolgemnt, goldschmidt.
Leonbard Heystaber, messenchmidt.
Hnebbaua.
Frooleutners oder Lincken bans.
Hanns Vberman, statcamerer.
Hans Nosperger, nestler.
Meister Lacas, scbaester.
Leonbard Rorerin, scbusterin.
Cbristopb Corr, taxgegenschreiber bei der n. S. canozlei.
Oregori Scbansicbselbst sum roten igl.
Jörg Englbard, Schneider.
Hans Kbemnater, kberczler.
Matbes Preii, bucbbalter.
Wolff Perttl, tiemagls bans.
Mfcbael Otterer, kanfman.
Hans Siengmner, puecbdrncker.
Herr Jordan, salczambtman.
1566
142. Hanns Girlach, scbuester.
143. Wolfgang Wolgemaeth, goldtschmldt.
144. Leonbardt Heistaber, messcrschmidi
145. Haebhaas. Frey.
146. Fridericb Ferdinand! Fronleuttner. Zaebeoael bSnndten gegeo
B. Peters freythof berauss.
147. Herr Hanns Vberman.
148. Hanns Nosperger, nesstler.
149. Simon Wielandt, messerschmidt.
150. Lienbardt Rorerin, wIttib.
151. Antoni Castelin.
15t. Gregor! Scbawsicbselber lum roten ygeL
153. Georg Englhart, scbneider.
154. Hanns Kbembnaterin, wittib, bernaoh Abrabam Saher, pegkh.
155. Matbes Prew, n. ö. puecbbalter.
156. Wolff Pertel znm tbQernagaL Der hintere stock gegen dem
Häringmarckbt.
157. Michael Otterers haus, darinn er selbst wont.
158. Michael Otterers zuehans, sonst das Wintterhans genant.
159. Herr Jordan, salczambtman.
160. Wolff Haebmair.
Vnderm Pelllerthor auf der llnoklieii handi.
Andre Walner.
Antboni Scbidrig, scbuester.
Leonbard Acbolczer. Zuehans vnd ander zuehans.
Im Seiczerbof.
Doctor Michael Spitaler.
Doctor Michael Spitalers znebaus.
Daniel Lnnczer.
Christoph PStscfa, bandschichmaister.
Christoff Enczianer. Steffen Kleplatt im hindern stock.
Bei dem gĂĽlden engl.
Bei dem gĂĽlden engl. Zuehaus.
Francisco de Frelj ins Tscherti haus.
Wolffgang Wolgemuet, Stegers bans.
Hans Reuter im snmmerbaus
Niclas Walczperger bey dem schwarczen pockh.
Andre Ernckoffer zuehaus.
Benedict HĂĽfftl, Ro. ku. mt. etc. hoffkOrsner.
Am Vischmarckhi.
Gabriel Zehentner, tuchscberer.
Andre Ernkoffer, seherer.
Jacob Paucker, kanffman.
Vom PelUerthor snr lingklieii herab.
161. Anndre Walner, bandelssman.
162. Anton! Scbidrig, scbuester.
163. Leonbardt Hochbolozer, ynd das hindter suehaoss.
164. Seyczerhof, dem conuent zu Manrbach zuegebSrig. Gkistlich.
165. Doctor Michael Spitaller.
166. Doctor Michael Spitallers zuehaus.
167. H. Daniel Luuczers zuehaus.
168. Christoff Petsch, bandtschuechmaoher.
169. Beim Khleeplaten.
170. Beim gĂĽlden engel.
171. Zuehaus hindterm gĂĽlden engel.
172. Gregor Furtt ins Tscherti haus.
173. Francisco de Frei!.
1
174. Wolfganng Wolgemueth.
175. Hanns Reitter im summerhaus.
176. Georg Merl zum schwarczen pogkh.
177. Caspar Hierscb, kbaiserl. mtt etc. grnndtpueohsbanndler.
178. Benedict Hufitel, khai. mtt. etc. leibkhĂĽrscbner.
Am Vlsohmarokht.
179. Gabriel Zehetner, tueobscherer.
180« Hanns Holczman.
18L Hanns Marb.
Franz Wilpress, scbuester.
182. Griessawers, wierts zum gĂĽlden kbrefiez, haus.
Materialieu.
107
c. f569-lS86
143. 141. Johann Hengspergera znehaass.
144. 14t. Johann Hengspergers ander zuehauss, zuvor Wolfg. Wol-
gemuetb, goltschmidt
146. 143. Leonhardt Heyitaber, messerBchmidt.
146. 144. Khay. mt. etc. hubhanss. Frey.
147. 144. (sie) Fronlentnerischer erben hauss, yczo Ferdinand Pogk.
148. 145. Hanns Vbennan erben hanss, dann Adam Yberman.
149. 146. AdamMarcher,lcinwatter, vorher Hanna Nusperger, nestler.
Simon Wielandt, messersehmidt.
Osswaldt Mangoldt, sehnester, frĂĽher Leonhardt Rorerin
wittib.
Andre StrobI, hofglas er, dann Hannss Oessler, glaser.
Gregor Schausiehselber zum roten ygel.
Georg Engelhardt, Schneider.
Hanns Socher, pegkh, dann Ambrosy Frecher | pro-
enrator«
Mathes Prew, hoffpuchhalter, anwalt
Wolf Berti, spilter dessen erben.
158. 155. Michael Otterers wonhanss, Jeczt Ezechiel Plaw.
159. 166. Michael Otterers erben znehauss, sonnst das winterhaass
genandt. Hannss Klaw, leinbater.
160. 151. Herr Jordan, salczambtman.
161. 158. Hannss Jordan, salczambtman, dann Andre Khetman,
Schneider.
Vom Peilertlior xar Ungklieii herab.
161. (sie) 169. Andre Walther, handlsman, dann Emerich Walner,
handelssman.
162. 160. Niclas Hebenreich, schaester, vordem Antoni Schidricz,
schnester.
163. 161. Leonhardt Hochholcser, dann dessen erben.
150.
141.
151.
148.
15t.
149.
153.
150.
154.
151.
155.
16t.
156.
153.
151.
154.
164. 16t.
165. 163.
166. 164.
161. 165.
168. 166.
169.
161.
110.
168.
111.
....
11t.
113.
114.
170.
115.
111.
116.
11t.
111.
173.
118.
174.
Seyczerhof zum gotsshauss Maarpaeh gehörig. Geistlich.
Doetor Michael. SpiUler.
Doctor Spittalers znehanss.
Hans Pellmayr, dann Wolff Prftmer, handlsman.
Hans Horlemus, taschner, frĂĽher Christoflf PStsch, handt-
schacbmacher.
Beim Kleeplatten vnd Mathes Strauben.
Beim gĂĽlden engel.
Zuehaass zum gĂĽlden engel.
169. Francisco de Frely. Herr doctor Wolffgang Pfidler,
regentrath. Diss hauss hat znnor in zway theill gehSrt,
ist ein einig hauss worden, wie vor alters.
Wolffgang Wolgerouett.
Georg Weingartner bey der n. ö. regierung canczleiver-
wanther, im sommerhanss.
Wolff Heller, tuechhandler, zum schwarczen pogkh.
Maister Steffan Wolff, zinngiesser.
Benedict HQeftel, khay. mt. etc. leibkhirschner.
Am Vlsohmarokht.
179. 176. Wolffen Egerers erben hauss.
180. 176. Hanns Holcsman.
181. 177. Colman Egerers hauss.
.... 178. Conrad Khärchers hauss.
18t Hannss Schludj, befltler, vorher Adam Laxenthaler, bar-
bierer.
1589
140. Zu Christof Enczianer des alten haus verbaut.
141. Johann Hengspergers wittib, iczo Hans Walthauser.
14t. Leonhardt Heystaber, messersehmidt.
143. Kay. mtt. etc. huebhauss. Frey.
144. Bei der schwarczen rosen. Ferdinandt Pogkh vnd Christoffi.
Liogkh zuehaus hinten gegen s. Peters freythof.
145. Adam Vbermann, hierauf Elias Paier.
146. Sebastian Leschenbrandts erben, frĂĽher Adam Marcher, leinba-
ter, beim khĂĽefuess genant.
147. Simon Wielandt, messersehmidt.
148. Mathes Msyer, schuester, vorher Oswaldt Mangoldt, schuster.
149. Pauli Tschalkho, vordem Hanns Gessler, glaser.
150. Jacob Egerer zum rotten i gell, vorher Gregor Schausichselbst.
151. Georg Engelhardt, Schneider.
15t. Blasi Tattner, frĂĽher Ambrosi Treher, procurator.
153. Mathes Prew, R5. kay. mt etc. gewesner bnchhalter, stattanwaldt
1 54. Mathes Ebhart zum thĂĽrnagell, vordem Wolffen Bertis erben hauss.
155. Michaeli Otterers erben wohnhauss.
156. Hannss Klawe, leinwater, zum winterhauss genant, frĂĽher Hannss
Beyer.
157. Herr Jordan, salczambtsman.
158. Andre Khettman, Schneider.
Vom Peilerthor xur Unoken hinab.
159. Emerich Walner, handelssman.
160. Nicolaus Hocbenreich, schnester.
161. Leonhardt Hochholsers erben. Das ander zuehanss gegen den
Jesuitern.
16t. Seüczerhoff, dem conuent zue Mauerbach zugehörig.
163. Doctor Michael Spitalers erben.
164. Doctor Spitalers zuehans.
165. Wolff Prämer, handelssman.
166. Hanns Horrlemuss, taschner.
167. Beim Khleblateu vnd Mathes Strauben.
168. Martin Kenners wittib zum gĂĽlden engeil.
169. Zuehanss hinter dem gĂĽlden engell.
170. Herr d. Wolffgang PĂĽttler oder PĂĽdler.
171. Herr d. PĂĽttlers zuehauss.
17t. Wolffgang WoUgemutts erben.
173. Georg Weingartner im sommerhanss.
174. Wolff Heller, tuchhandler, zum schwarczen pockb.
175. Stephan Wolffs, zingiessers, erben.
176. Benedict UĂĽfftels, kĂĽrschners, erben.
Am Vlsohmaroki.
177. Wolff Egerers erben.
178. Francs Frischeysen, tucbscherer, vormals Hanns Holcsman.
179. Colman Egerers erben, zuvor Hannsen Marben zugehdrig.
180. Georg Pfendler, balwier, zuvor Conradt Kherehers, handelst
man, zu hanss.
181. Msrtin Beinthaler, schuester.
108
Dr. Biik
I5«8
Wolffgang Recser, Schneider.
Am Hokenmarokh.
Burgerscbran.
LeiDwadthaus.
Leopoldt Veidtnuur.
Dionisy Kecken baue.
Mathes Praohoffer.
Ostermairs haus.
Hanns Meiner.
Joseph Vetterl, kauffman.
Stainbeusl haus im Scbmergrflbl.
Herr doctor Schwäres, regent
1566
183. Wolfganng Kecier, Schneider, viind Leonhardt Ooldt, sebue-
ster, miteinander.
Am Bokenmarokht.
184. Bargersebrann. Frey.
185. Leinbathhaoa, gehört geuiainer statt aue. Frey.
186. Leopoldt Veldtmair.
187. Fravr doctor Cornaxin, wittib. Uindten ein besonders stogkbel
im gässel gegen dt r Landtskron vber.
188. Mathes Prnnnhofers erben.
189. Ostermairin wittib, dann Ostermairs erben haus.
IttO. Hanns Männer, cramer.
191. Paul Ernst, cramer.
192. Joseph Vetterle, hand^Issman.
193. Nielasen StainheĂśsels zuebans.
194. Herr doctor Steffan Schwarcz, Rom. kbais. mtt. etc. bofratb.
Doctor Schwarcz en zuebaus.
195. Herr doctor Schwarczen zuebaus.
Steffan Widmer, obstler.
Leopold Qastinger, greisler.
19«. Hanns Widemair, Öbstler.
197. Leopoldt Qastinger, greissler
Im Vlsokhoff.
Paul Garttner, peuttler.
Andre Hleczingers haus.
Im Vischhof.
198. Paul Qartuer, peitler.
199. Andre ^Uczinger, schuester.
Jacob Hager.
Niclas Kftrner.
Hanns Widmer.
Leonbard Sauser, kĂĽrschner.
Wider am Btohenmarohkt.
Sigmund Arminger, gUser. Leopold Plininger.
Mert Siebenburger.
Doctor Pierer.
Zuebaus.
Thoman Siebenburger.
200. Jacob Hager, öler.
201. Niclas Kbärners erben.
tot. Hanns Widmair, cramer.
2U3. Leonbart Sauser, khĂĽerssner.
Wider am Bohenmarokht.
204. Sigmnndt Ă„rminger.
205. Mertt Sibenbarger.
206. Doctor Pierer.
207' Doctor Pierers zuebaus.
208. Herr Thoman SibenbĂĽrger.
Magister Hans Pämpl.
Clement Doppler.
209. Magister Johann Pämpel.
210. Magister Michael Rändtel.
Scbelbarden zuebans.
Hanns Scbelhard.
211. Hannsen Scbelharts zuehaus.
212. Hannsen Schelharts wonhaus. Des Otterers thaii in disem haus
Am Kkttenmarokk.
Christoff Ernreich.
Am Kkttenmarokt.
213. Jacob Anman, Schneider.
Sebastian Streidt, kfirsner.
Petter Krebs, scbuelmaister.
Peter Paris, kĂĽrsners haus. Sterbensbalb verspertt.
214. Sebastian Streitt, tuechscherer.
215. Petter Kbrebs zum plawen kbrebsen.
216. Hanns Schieritz.
Walthaaser Freilingers wittfraa.
217. Michael Schielmair.
Steffel Prager, knraner.
Perokkof.
218. In der khĂĽerssner zech.
Im Perokkof.
219. Lorencz Wiszley.
Materialien.
109
188.
184.
189.
185.
190.
18«.
191.
187.
19«.
188.
193.
189.
194.
190.
195.
191.
196.
19«.
197.
193.
e. 1569-1586
183. 179. HannsB GerUch, scbuester vond Andre Pfleghuri sebu-
8ter, frfiher Recser vnd Goldt.
Am Bohenmarokkt.
184. 180. Bargerschrao. Frey.
185. 181. LeinwathauBs ist Schilmaier, tneebbanndler, zuegehSrig.
186. 182. Andre Wolczogen, vorher Leopoldt Veldtmayr.
187. 183. Fraw doctor Cornazio, wittib.
Matbes Pranboffers erben.
Hanns Reichardt.
Hunnss Manners bauss, ieczt Lorencz Motsch, cramer.
Panll Ernst cramer.
Joseph Vetterl, hiindelssman.
Georg Egkhel, handlsman, dann Simon Khacz, pegkh.
Steffan Schwarez Rö. kbay. mt. etc. hofrath, dann berr
Christoff Schwarez.
Herr d. Steffan Scbwarczen, dann Gbristoff Scbwarczen
zaebanss.
Hanns Wiedmayer, Sbstler.
Leopoldt Gasttngers erben. Carl Schallaaczer, dann Jacob
Hrrbi oehler.
Im Visokkoff.
198. 194. Bernhsrt Georg Khnol, vorher Pauli Gärtner, pefltler.
199. 195. Hannes vom Waldt, cramer, vorher Andre Hinainger,
•chnester.
«00. 196. Gregor Herandt, kbay. mt. yiaebkheftfel.
«Ol. 197. Christof Xesner.
«0«. 198. Hanns Widmair, cramer.
«03. 199. Leonhardt Sanser, kbQerscbner.
Wider am Bokenmarokkt.
«04. «00. Sigmnndt Armingers erben bauss. Hannss Wiedtmaier«
«05. 201. Hanns Saromer, zuvor Mert Siebenburger.
«06. — «08. «0«. Johann Babtista Sibenbnrger. Seinndt zuvor drey
vnnderscbiedlich beuser gewest , zwey dem doctor
Pierer vnnd eins dem Tboman Siebenbnrger zugehörig
gewest, jeczo zu einem bauss ausamm kbommen etc.
«09. «03. Magister Jobann Pämpels erben.
«10. «04. Magister Michael Rl&ntels erben, dann Jacob Tenssenbofer,
tentscher sebnlbalter.
«11. «05. Wolff Jobst, pawschreiber, zaehaus.
«1«. «06. Wolff Jobsten wonbanss. Diss bauss batt zunor im zwey
theill gehört, ein tbeill dem Hannsen Bcbelbardt, der
annder dem Otterer. Ist nn ein bauss worden.
Am KkĂĽnmarokkt.
«13. «07. Jac. Amman, schneidere, erben bauss. Der binder stockb
verkaufft vnd nnmebr ein besnnder bauss worden.
... «08. Wolff Senckhenwaldt, pinter vnd haringer. Ist von des
Amman hauss erkbaufft vnd pautt worden.
«14. «09. Sebastian Streyt, tuechscherer.
«15. «10. Petter Khrebs beim planen khrebsen.
«16. «11. Valtin Prissnegger, leinbater, vorher Hanns Sehieriez,
nadler.
«17. «1«. Leonhardt Hochschaller, bartsehier, vorher Lorencz Lindt-
ner, kbfirschner.
«18. «13. In der khficrschner zech.
Im Perokhof.
«19. «14. Lorencz Wiszley erben.
tS»7
18«. Hans Gerlacb, schnster, vnd Andre Flegbar, sehnster.
Am Bokemaarokt.
183. Burgersehran.
184. Hannss Scbillmar, bandelssman, zuvor leinbatbbausi«
185. Anndre Wolczogen ins Veldmairs bebausung.
186. Fraw d. Comaxin wittib (nebst zabenssl.)
187. Mathe Pmnboffers erben.
188. Hannss Reichart, bandelssman.
189. Hanns Männers zuebauss.
190. Pauli Ernst, cramer.
191. Joseph Vetterle, bandelssman.
19«. Georg Egkhell, bandelssman.
193. Christofi Scbwarczen erben wohnbanss.
194. Christof Scbwarczen erben znehauss.
195. Hanns Widmaier, Spstler.
196. Jacob Herb, öhler, früher Carl Scballaucaer.
Im Vlsokkoff.
107. Colman Sixell, bUringer, früher Paul Gärtner, petttler.
198. Anndre Hinczingers erben, vorher Hanns vom Waldt, cramer«
199. Wolff Heroldts wittib, frOber Gregor Herand, visohkheuffler.
200. Christoff Nessner in der Kilrrnerischen erben bebausung.
201. Hannss Widmaier, cramer, beim plawen Wolff.
202. Leonbard Sauser, kĂĽrschner.
Wider am Bokeamaroki.
203. Sigmnndt Armingers erben.
204. Hannss Summer in Martin Siebenbargers erben hauss.
205. Johann Baptista Siebenburger.
206. Magister Joban PAmpels, Stadtschreibers erben.
207. Jacob Teysenbouers wittib.
208. Wolff Jobsten, pawachreibers zuebauss.
209. Wolff Jobsten wohnbanss.
Am Klenmaroki.
210. Georg Rieder, fr&her Jacob Amman, Schneider.
211. Wolff Senckhenwaldt, pinder vnnd bUringer.
212. Sebastian Streitt, tuchscherer.
213. Peter Krebs zum plawen krepssen.
214. Valentin Prissneckers, leinwaters, erben.
215. Leonhart Hocbschaller, R5. kay. mt. hartschier.
216. In der kflrscbnerzecb.
Im Perokkkoff.
217. Lorencz Wissleische erben.
110
Dr. Uirk
1563
Siebeoburgertt zuhaui.
PfabeoBchwancz, öler.
I&66
t20. Herrn Tbomau SibeubĂĽrgcrs zaehaus.
Xtl. Peter PfabeoschwRiicz.
Im $'ämwl auf der Vltoherstlegen.
Stattz imm erman.
Jörg Schoffers zuebaus, iecz Linhardt MessUo.
Jörg Stegbofifer, bäringer.
Hanfi Pettndorffer, yiacbkeaftler.
GaMel auf der VischerBtiesen.
22t. Hanns Pädendorffer, ▼ischkheäffel ynod Hanns Höhenperger,
der n. ö. regierung vndermarscbalch. Zaebeüsel, so aaeh
dem Höhenperger zuegebörig.
223. Hanna Awer, steĂĽrdiener.
224. Micbael Pambwagners erben.
225. Micbael Scbenndter, yiscbkbeöffel.
Niclas Kuinpl.
Micbael Steller in s. Stefians padt.
Leoubard Angermairi peckb.
Wider am Khuenmarokli.
Kilian 8tixn erben.
Sebastian Widmair bey dem plaben becbt.
Steffan Harttman beim finstem stern.
Valttin Perger, iecz Friesacber.
Matbes Gampp beim roten krebsen.
Eberspergerin, iecz Tboman Siebenbarger bans.
Valtin Uenner.
Colman Scbon.
Freismgerin, ieci her doetor Waltber, n. 5. canoiler etc.
Franz Straub.
226. Hanns Frey.
227. St. StefEsns badtstuben. Frey.
228. Leonbardt Angerer, pegkb.
Wider am KhĂĽenmarokkt.
229. Mertt Pollica, tuecbbändler.
250. Sebastian Weyennairs erben beim plawen hechten.
251. Steffan Hartman, vnndterstattcbamerer, znm finstem stern.
232. Valtin Friesacber, fleiscbbagkber.
235. Matbes Oampp zum roten kbrebss.
254. Herrn Tboman SibenbĂĽrgers zaehaus, yorbia der Ebersperge-
rin baas gebaissen.
255. Valtin Benner, pruggmaister.
256. Cobman Schon.
237. Herr doetor Bernhardt Walter bey den siben gelben Sternen
258. Francs Straub.
Salczambtbaos.
Doetor Joannes Aicbolcz.
239. Salczambtbaus. Frey.
240. Niclas Hanngmantel, scbneider.
Lindauer bey sand Rueprecht.
Khienbergers hauss, ist yerschlossen, soll geöffnet werden.
Gäminger hoff.
Tämpffinger hoff.
241. Michael Lindawer bey s. Rueprecht
242. Leopoldt KbĂĽenbergers zuehaus.
243. Gämmingerhof Oeistlicb.
244. Tämpfingerbof. Georg Parts tbail ynd Peter Weiss, pinndters thail
Leopold Kbienberger.
Walthauser Fischer, wiertt bey der balligen dreyfaltigkeitt.
Zuehaus.
Paul Grau.
Doetor Laca.
Steffan Scher, iecz des jongen Schon behaosung.
Zuebaus.
Bartlme Geisler.
245. Leopoldt; KhĂĽenberger.
246. Baltbasar Viseber zur h. dreifaltigkait.
247. Beneficiatenbaus zur b. dreifaltigkhait.
248. Hanns Prouia, boQäger.
240. Doetor Laczen haus, yeczt Philip Person.
250. Hanns Reicbbardt.
251. Tboman Paumbgartner.
252. Hanns Menczel, Schneider.
Augastin Grapl
255. Augastin Grapler, leinbater.
Mnterialien.
111
C.
1569-1586
ttO. 215. Jobfttm BNbtista Siebenburgers suehausB, vorher Thonian
SibenbĂĽrger.
221. 216. Peter PfMbeoscbwAocz , hiorfluf V>U Oberomller, Verwal-
ter im mĂĽoczbaoas.
Gassel auf der Vlschersilegen.
222. 217. Hannes Riedt, zingiesscr, vnnd Hnnnss Heheoperger.
'it^, 218. Hanns Awer, stewordiener. ^
.£24. 210. Michel Pämbwagers erben, später Wolffcn Bertis erben
hauss.
225. 220. Michael Schenndter, viscbkheuffler
226. 221. Petter Qrueber, hĂĽriuger. Diss hauss ist von des Steg-
hofers hauss, so zuttor ein boden gewest, erkhaufft vnd
gcbautt worden.
226. (sie) 222. Hanns Frey.
227. 22.3. S. Steffans padtstuben, Sigmundt Wolfperger, dann Jaco-
ben Khaoffman zuegehörig. Frey.
228. 224. Leonbar dt Angermayr, pegkh.
220.
230.
231.
232.
233.
234.
235.
236.
237.
238.
230.
240.
241.
242.
U3.
244.
245.
^46.
•i47.
t48.
249.
Wider am Khttenniarckt.
226. Mert Poligkba, tuechhandler
226. AnndreRiederer, teutscherschulhaltter, zum plauen hechten.
227. Stefl'an Hartman, vnnderstatcamerer, zum finstem stem.
228. Valentin Friesacher, fieischhackher.
229. Mathes Oampp zum rotten krebsen.
230. Thoman SiebenbĂĽrgers zuhauss, dann Herr doctor Hago
Plotius.
231. Valentin Renner, pruckhmtister, hierauf des en erben.
232. Colman Scbönss erben, jeczt Wolffen Qebbarten zuege-
hörig.
233. Doctor Bernhardt Walthers hauss zum sieben stern, jeczt
Christoff Wolff in bestanndt.
234. Johann Baptista SiebenbĂĽrger, vormals Frnncz Strauben
gehörig.
235. Salcsambthaus. Frey.
236. Niclas Hangenmantel, Schneider. Zu diesem hauss ist ein
theil von des Reifniczers hauss vber den gsnng gen s.
Rueprecht durch recht khommen.
237. Hannas Ludwig, huetters wittib , bey sant Rueprecht.
238. Hannsen Reifniczers, gewesnen schefmaisters erben hauss.
Von grunndt neu erpautt.
239. Oamminger hof. Geistlich.
240. Tampfingerhof. Eytel Freyer, pinters thail, der zu einem
ganzen hauss gebaut worden gegen dem Rattgassel.
241. Thampfingerhof, ist Jacob Nagel, profiantnieister zu Raab
zuegebörig. Wird von neuem erbaut.
242. Leopoldt Khienberger.
243. Gregor Schrötter, zur heyl. dreifaltigkhait, vorher Balth.
Vischer (ist in drei Theile getheilt worden).
244. Benefieiatenhaus zur heyligen dreyfalttigkhait.
245. Hannas Profia, hofjäger.
246. D. Laczen hauss, yczt Phillip Person.
250. 247. Joachim Pfanner, cramer, vorher Thoman Paumbgartner.
251. 248. Zimprecbt Tobler, gwandtschneyder, früher Hanns Wen«
denstain.
Die annder seitten«
252. 249. Augustin Fellner oder Feldner, goldtscbmidt.
253. 250. Augnstin Grapler, leinwater.
X. Jahrg. 1866.
1589
218. Johann Baptista SiebenbĂĽrgers zuehauss.
219. Veit OberssmĂĽller, Verwalter im mĂĽuczhaus.
Gässell aii£f der Vlsoherailegeii.
220. 221. Christoff Oxell vnnd fraw Rockhnerin, vorher Hans Riedt
vnd Hans Hehenperf^er.
222. Pauli Richter, frĂĽher Hnns Aucr, Steuerdiener.
223. Lorencz Stöckhofers wittib, vorher Wolffen Bertis er! pn hauss.
224. Michael Schendter, vischkaĂĽffler.
225 Michael Fränczell, vormals Peter Grueber, häringer.
226. Hannss Steghofer, vorher Lor. Steghofer vnd Joach. Rot, bucter.
227. S. Steffans padtstuben, Jacob Khaufman zugehörig. Frey.
228. Benedict Herthl, peckh, frĂĽher Leonhardt Angermaier, pegkh.
Wider am Kfienmarckt.
229. Martin Poligkba, tuchhaudlers, erben.
230. Anndre Rieder, teutscber schnelhalter, zum plawen hecht.
231. Steffan Hartman, vnderstadtcamerer, beim finstem stem.
232. Valten Friesacher, fleischhagkhers erben.
233 Mathes Gampen erben, zum rotten krebs.
234. Doctor Hang Plotius, frĂĽher Thoman Siebenbnrgers wittib.
235. Valten Renners, pmgkmaisters, erben.
236. CoUman Schöns erben.
237. Zun sieben Sternen. H. doctor Bernhardt Waltbers erben. Wolff
Gebhart vnd Adam Hueber.
238. Lcopolt Tachawer, vorher Johann Babtista SiebenbĂĽrger.
239. Kay. mtt. etc. salczambthaus. Frey.
240. Kiclass Hangenmantell.
241. Hanss Ludwig, huetters wittib bei sanct Ruprecht.
242. Haus Reifniczers, kayserl. mt. gewes. sehifmaisters, ««rben.
243. Gamminger hoff. Gaistlich.
244. Tampfioger hoff. Eytel Freyers, pinnders haus, gegen dem
Rathgässl.
245. Der ander tail Tampfinger hoffs, Jacob Nagels haus. Woll-
gemuth.
246. Hieronimuss Sanderspiess, vormals Leopoldt Khienberger.
247. Das hauss zur h. dreyfaltigkait, iczo Gregorien Schrötter vnnd
Hansen Schünl , secretarien bei der landtschafft, zugehörig.
248. Beneficiatenheussl zur heil, dreyfaltigkait.
249. Hanss Prouia, bofifjäger.
250. Philip Person, sonst doctor Laczen hoff. •
251. Joachim Pfanner, cramer, vorher Thoman Paumbgartner.
252. Zimprecbt Tobler, tuchhandler.
Die annder seltten am Klenmarokt.
253. Augustin Fellner, goltschmidt
254. Augnstin Grnpler, leinwater.
15
112
Dr. Birk
1563
KAlpaeher, khan. mt. etc. diener.
Had8 FreideDreioh.
Wolff Vogelsin^er, iecs Martin Aigner.
Wolff Satlpogner, Tiscber.
Caspar Brlpegk.
Im gasl beim radthans.
Dootor Zoppl, regennt
Bernhard Haslinger.
Stossinhimmell haus.
Paasauer räotbof.
PasBaoer hoff.
Gasthaus bey saad Christoff.
Graf Steffan haas, iecz Herman Stopffer etc.
1566
254. Leopoldt Khainnacher.
t55. Hanns Khrftmel.
256. Hanns Prcidenreich, relrhspawaalmeister.
257. Martin Aigner, procurator.
25g. Lorenncs Klmmmer, cramer.
250. Leopold Carl, auf der press mauthanndler.
Gaasel beim rathhaua.
260. Mathes Zwegkh.
261. Bernhardt Hasslingers erben.
262. Stossanhimels hans.
263. Passawer rennthof. Geistlich.
264. Passawer hof. Geistlich*
265. Francs Ygelshouers, statsch reibers , haus bey sandt Christoff
Wiertsshanss.
266. Hermann Stopfer ins graff Steffans haus, den Huetstogkheri-
schen erben aoegehSrig.
WUlparger straMs.
Leonhard Praasman, kBrsner.
Martin Mader.
Steffan Prager, kUrsner.
Wolffgang Perlheffterin.
Wolff Meindl.
Pfarhof bey vnserm hern.
Gemainer Stadt raitcamer.
Ratthans.
Steffan H5dl.
Herr doctor Pndler.
Bey dem gĂĽlden esell. Leopold Baroch, wierdt.
Alranners haus.
Steffan Kochendorffer, pegkh.
Sficss, vnderstatteamerer.
Georgen Freidenreichs, Ro. ku. mt. etc. hoffquartiermaisters beh an
snng, nicht auspaut.
Hans Zepperle.
Ghristoff Pachlnger Tnd Michael Maelichio, ferberinbeimweisn straosn.
Gemainer stad hans ob der prugken.
Andre Exel beim gunsnicht.
Wolff Ferber.
Farbergaan eio.
Leopold Auer.
Michael, ziegldecker.
Ghristoff Lang.
Wider In der WUpln^erstrass.
Caspar Mayser
Wllplngeritrasa snr rechten hinab.
267. Lienhardt Prauschman, khfierssner.
268. Hanns Rorer, schnester.
269. Steffan Prageriu, wittib.
270. Ottwein, seidennater.
271. Lambrecht Jenitschflcs.
272. Pfarrhof vnnd kbirch bey vnnserm herm. Geistlich.
273. Gemainer statt raittchamer Frey.
274. Gemainer statt rathans. Frey.
275. Adam Sontag.
276. Doctor Wolfgang PQttlef.
277 Leopoldt Parroeh sum galden eseL
278. Leonhardt Alrauner.
270. Steffan Khogendorfferin wittib.
280. Sebastian Sfless.
281. Gforgen Freidenreichs suehaus.
282. Hannsen Zepperls erben, dann Leonhardt Ge6rg.
283. Michael Mielachin, ferberin, vnd Georg Päwel aam weissen
straussen.
284. Gemainer statt heusei ob der Hohenprugkhen.
Die ander seltien In die WUplngemtraas.
285.' Steffan Ă„xinger zum gfinscnit.
286. Wolff Ferber.
Ferbergaasel.
287. Leopoldt Awer.
288. Michael, ziegeldegkher.
289. Christoff Lang.
Wider In der Wllpln^erstrass.
290. Caspar Maisser, flöczcr.
Matemlieii.
113
c.
1569-1586
t54. 251. Leopold Khainacher.
t55. 25t. Hauns Princz, obstler, dann Hannas Primmissin wittib.
156. 253. Hanns Freydenreich, mastennaisters in Zips, erben.
257. 254. Martin Aygner, procurator, ins Vo^elaingers hauss.
259. 255. Lorencs Kbflmmerer, cramer.
259. 256. Dionisioa Pesoldt.
GSssel beim rathaaM.
260. 257. Ambrosy Zwegckh vnd Zachries Kraus.
261. 258. H. Bayner, suvor Luc. Rosskbopf Regenschreiber am thäber.
262. 259. Stossenhimelsbauss I jeczt den Toblerischen handlsleaten
zuegehörig.
263. 260. Passaner renthof. Qeistlieh.
264. 261. Passauerbof. Geistlich.
265 262. Francz Jgelshofers, Stadtschreibers hauss bey s. Christoff,
Wolff Kbobert. Wiertshaus.
266. 263. Graff Stephans hauss Huetstogkberische erben, jeczo Ba-
cheleb zoegehorig. Dieses hauss ist jeczo getheillt md
au zweien heflsern gemacht worden.
.... 264. Flor. Griesskhiercher im andern theill des graff Steph. hauss.
WUpInger Btrass zar rechten hinab.
267. 265. Leonhardt Braunssman, khfirschner.
268. 266. HannsB Rorer, scbnester, dann Merthin Ret noidt, khĂĽrsch-
ner, sambt den erben.
269. 207. Steffan Bragerin, wittib.
270. 268. Georg Ottweins, seidennaters, erben. Ist verbantt.
271. 269. Lamprecht Janschicz.
272. 270. Pfarhoff vnnd khirch bey voserm berrn. Geistlich
273. 271. Gemainer Stadt raidtcamer. Frey.
274. 272. Gemainer stat rathaus. Frey.
275. 273. Gregor Fleischer.
276. 274. Doctor Wolffgang PĂĽdler, n. 5. regendt.
277. 275. Hanns Sophoy, baumeister bei s. Steffan, zum guld. esel.
278. 276. Leonhardt Alraoner, dann dessen erben.
279. 277. Lorencz NeĂĽssel, pegkh, zuvor Steffan Zeller.
280. 278. Sebastian SĂĽeas.
281. 279. Georg Freudenreich znehauss.
.... 280. Hannas Männer , gegen« des Freidenreichs haus vber von
neuen erpaut.
282. 281. Leonhardt Georg, tuechscberer, hierauf Wenczel Tullin-
ger, tuechscberer.
883. 282. Michael MQlachin, ferberin, vnd Georg Pawel, zum weis-
sen straussen.
284. 283. Gemainer stat heĂĽsel ob der Hohenpruckhen.
Die annder seitten der WIlplDgerBtraBa.
285. 284. Georg vnd Wolff Axinger zum gĂĽenssnit.
286. 285. Mert Pähler, tuechhandler.
Färber^äsael.
287. 286. Georg Paumb, tischler, vorher Leopoldt Auers erben.
288. 287. Michael Modler, ziegldeckher.
289. 288. Christoff Lanng.
Wider in der VUlpln^erBtrasa.
290. 289- Abraharob Lansers zuebauaa, zuvor Caspar, flöcaer, Mays-
aer genandt.
1589
255. Leopolt Kienuachcr.
256. Hanss Primissin wittib, obstlerin.
257. Hanss Freydenreichs erben.
258. Martin Aigner, procurator. Hinterer stok in Berghof hinaua.
259. Lorencz Kfaummerer, cramer.
260. Dionisius Beczoldt, n ö. regiemngssecretaij.
GäBsel beim rathanaa.
261. 262. Mathes Zweckh vnnd Zachurias Kranss.
263. Haonss Scberer, häringer, früher H. Rayner, gewes. härtschier.
264. StosssauhimmellhauBS, iczt den Toblerischen creditorn znege-
hörig.
265. Passawer renthoff. Gaistlich.
266. Passawerhoff. Gaistlich.
267. Wolff Cobert, bey s. Christofl. Wirthshauss. Hinten nach der
Vischerstiegen.
268. Graff Steffaus haus. Der hinder tbail gegen sand Christophorus
ist hern Bacheleb zugehörig.
269. Hannas Huetstockher, derzeitt richter, zuvor Florian Griess*
• khircher im zweiten tail des graf Stephan haus.
WUldtpln^er BtraBs sar rechten hinab.
270. Leonhardt Praunssman, kBrschner.
271. Bartholome Ferberger, kirschner, zuvor Hanns Rorer, scbnster
272. Bemhart Pauman, goldtschmidt, zuvor Stephan Pragerin wittib.
273. Hannss Stern, gewandtschneider, zuvor Georg Ottweins, seiden-
naters, erben.
274. Wolff Christoff Schopper, frQher Lamprecht Janschicz.
275. Pfarrhof vnnd kirch bey vnnserm herm. Gaistlich.
276. Gemainer statt raitcamer. Frey.
277. Gemainer Stadt ratbauss.
277. (Sic) Gregor Flai scher , R8. kay. mt. hoffdiener vnd herr
Ditrich von Buchen, miteinander.
278.- Doctor Wolffgang Pflttlers zuehauss.
279. Hansen Sophia, pawmaisters bey s. Steffan, erben hauss zum
gĂĽlden esell.
280. Leonhardt Allrauner.
281. Lorencz Neässell, pegkh.
282. Sebastian Siessen wittib.
283. Georg Freidenreichs erben.
284. Hannss Männer.
285. Wenczel Tullinger, tuchscherer.
286. Georg Panell, zum weissen strauss.
287. Gemainer Stadt heussl ob der Hohenpruckhen. Frey.
Die ander aeitten der WUlplngeratraaaen.
288. Daniel Lunser, zuvor Steffan Axinger, zum gĂĽnssnieht.
289. Martin PQhler, tuchhandtler.
FerbergSBBel.
290. Georg Paumb, tiscbler.
291. Georg Paumaister, zuvor Michael Modler, aigeldegkher.
292. Hannss Melckhner, frflher Christoff Lang.
Wider In der WUIplnger straaa.
293. Abraham Lanssers zuehauss.
15
114
Dr. Birk
1508
Hans Freyaoger, paascb reiber.
Veit Wildersdorff.
Hanns Weiobaaser, kban. mt. etc. trabant
Der Schneider herberg.
Hehenperges erben bans.
Erhard Preuer bans.
Eberharden haas, iecz Vrban Sieder.
l&O«
201. Hanns Preyungcr, pawschreiber.
t9t. Wolff E^en, zavor Veitt Widersdorffer.
t03. Hanns Wildenhaaser, trabant.
294. Hanns Guetman in der Schneider herberg.
205. Leopoldt Hcypergers erben.
206. Erhard t Prewer, fleischhagkher, anyeczo Philip Pidminger.
207. Niclas Walczperger, tnechhftndler.
Bernhard Tallinger.
Jörg Posch.
Hans Zimmerman.
Hans Toechler
Steffan Praudtstetter.
Steffan Conrad, kQrsner.
Veit Schmid, kttrsner.
Hans Hundert haus.
Caspar Prasser, Schneider.
Vrban Sieder, Schneider.
BohUterffätU.
Christoff Prandl, Schneider.
Cancz, handschaechmacber.
Franz Aichinger, kursner.
Hans Pearl, Schneider.
Michael Feckl, schauflmacher.
Philip Stainauer, kan. mt. etc. camerdiener.
Magister Görg Maschler.
298. Bernhardt Tallinger, anyeczo maister Erhardt UBpfelkhofer.
goldtschmidt.
200. Georg Posch, cramer.
3U(). Hans Zimmerman.
30t. Hans Tiiechler.
302. Wolff Khriczinger, vngelter.
303. Steffan Khuenradt, khĂĽerssner.
304. Veitt Schmidin, kbflerssnerin.
305. Hanns Hundert
300 Jacob Trost, Schneider.
307. Vrban Sieder, Schneider.
Schlltergässel.
308. Christoff PrĂĽndtel, Schneider.
309. Francz Aichinger, khĂĽerssner.
310. Vrban Maders, kliĂĽerssncrs, zuehaas.
311. Vrban Maders selbst wonhaus.
312. Michael Völgkhel.
313. Philip StHinawer, chamerdiener , hindten gegen der Wilpin-
gerstrass.
314. Doctor Georg Maschler.
Hans Gast.
Die ander seitten dee Sohiltergässeli.
315. Wulff GĂĽmpel, pegkh.
316. Hanns Gasst.
317. Tboman Sibenhar, nesstier.
Am JadenplaoB.
Scbachners haus, iecz Klingpeckin.
WolÂŁ^ang Biebersdorffer, iecz Scbosspegkin.
Benedict Kolbl, steinmecz.
Colman Scbiessers baas.
G5rg Ehn.
Des Herzogs, Eeos stieffatter, haus.
Cunrad Sclilachdrein, kfirsner.
Wolffgnng Jegersperger, tiscbler.
Hans Pair, pegk.
Waltbauser Zehenttner, Schneider.
Am Jadenplais»
318. Khlingpcgkhin, vorhin Schachners haus.
319. Caspar Wuller, stainmecz.
320. Benedict Khöibel, stainmecz.
321. Sebastian Wttifings zuehans.
322. Colman Schiessers erben saehaas.
323. Leopoldt Ehnin, wittib.
324. Georg Thailnkhas.
325. Conradt Schlachtwein, khüerssner«
326. Wolff Jägersperger, tiscbler.
327. Hanns Bayr, pegkh.
328. Balthasar Zehetner, Schneider.
Materialien.
Il5
c. 1569-1586
19\. 290. Abrabam LaDScrs, cominiBsari bey der n. o. camer, won-
hausB.
29S. S91. Matbes Moll, snyor Georg Isthofer.
293. S9t. HaDQsa Widenbaaser, geweaner trabant.
294. S»:». Georg Payer, zaror Hannsa Guetman , in der acbneider-
herberg*
295. 294. Victor von MäolnngeD, Carl Heyperger, dann Andre Rohr-
mair, fleiachacker.
296. 295. Pbilipp Pimminger.
297. 296. Andre Landauer , gewandtaehneiders erben j hieraof Zim-
precfat Tobler.
....297. Chriatoflf Vetterl. Zuvor dem d. Mascbler gehörig, aber
ist numebr durch heurath vnnd erbschafft ein abson-
derlich eigen hauss worden.
298. Erhardt KhBpfelkboffer, goldtschmidt
299. Adam Posch, kramer.
300. Leopoldt Haetstockher, vorhin Hannss Zimraermao.
301. HanuB, dann Sebastian Tuchler.
302. Georg Hneber, messerer.
303. Sebastian Heyder, Schneider.
304. Hannss Schubert oder Schober ins Schoberts hauss.
305. Hanns Hundert.
306. Lucas Zehrer, eysler, vorhin Merth Milschiz, kbĂĽrschners
wittib.
307. Georg Pfendler, barbierer.
SchilterffäSBOl.
306. Christuff Bräntl, Schneider.
309. Mathes Stanng, schuester.
310. Jacob Donadt, vorhin Vrban Maders zuehauss.
311. Vrban Haders erben wonhaus.
318. Michael Volckbel, kbäruer.
313. Phillip Stainaners, gewesncn camerdieners, wittib.
314. * Ruep Tauber, vnderstadtcämerer, vorbin doctor Georg
Muschlers erben. Das halb hauss gegen der Wilpinger-
strMdS absonnderlichen, wie obgemelt.
Die ander selUen des Schlltergaasels.
315. Wolff Gninpels wittib.
316. Hanns Gast.
317. Gregor Schnman, täberherr, vorhin Thoman Siebenhaar,
nestler.
Am Jadenplats.
318. Marx Resch, leinwatters, wittib.
319. Caspar Wnller oder WöUer, steinmecz, pildthauer.
320. Georg Haas, tisebler, vorbin Erhardt Hiller, puchfuerer.
321. Sebastian Wnlffiogs luebansa.
322. Sebastian Wulffings ander zuehauss.
323. Thobias Weissen zuehauss.
324. Doctor Georg Aygmair, dann dessen wittib.
325. Conradt Schiachtweio, khĂĽrscbner, spftter dessen wittib.
326. Hanns Schottenhammer, kbreĂĽtler.
327. Hannss Bayer, pegkh.
328. Balthanser Zehendtners erben.
1589
294. Abraham Lanssers wohnhauss.
295. Hans Praun, frĂĽher Mathes Moll.
296. Hieronymus Kunig, procurator, zuvor Hans Wiedenhauser,
trabant.
297. Georg Payer in der Schneider herberg.
298. Andre Rohrmaier, vorher Carl Heyperger.
299. Hans Pimminger.
300. Zimprecbt Tobler, der Landauerischen erben hauss.
301. Christoff Vettert
302. Erhart Kupffelhoffer, goldscbmidt.
303. Georg Fockh, vorhin Adam Posch.
304. Sebaatian Scbwefellmeier, zuvor Hans Zimmerman.
305. Caspar Walch, vorhin Sebastian Tttchlcr.
306. Georg Hneber, messerer.
307. Sebastian Haider, Schneider.
308. Hannss Schobert, kirschner.
309. Hanna Hundtert.
310. Paul Hirsch, leinbater, vorhin Jacob Zehrer, eyssler.
311. Georg Pfendler, halblerer.
BchiltergäMell.
312. Hanss Gestattner, vorhin Christof Präntl, sehneider.
313. Mathes Stang, schuster.
314. Georg Wucherer, nestler, vorhin Vrban Maders erben znehana.
315. Vrban Maders erben wonhAuss.
316. Thoman Schneider, vorhin Michael Volokhel, khärner.
317. Sebastian Westernacber, Ssterreichischer hofsecretari , vorhin
Philip Stainauer. Umgebaut.
318. RupTanbers erben, vorhin doctor Georg Muschlers erben hauss.
Die ander seltten.
319. Wolff Gfimpelss, peckheo, wittib.
320. Hanns Gaat.
321. Thoman Kecken wittib, vorhin Gregor Schuman, taborherr.
Am Judenplats.
322. Marcus Resch, lein water.
323. Hannss vom Stain, schnurmacher , vorhin Caspar Malier,
stainmecz.
324. Georg Haas, boftischler.
325. Hans Awer. schneidere wohnhaoss, vorhin Sebastian Wulffings
zuhaoss.
326. Hannss Awer, schneidere zuehauss, vorhin Sebaatian Wulffings
ander suhauss.
327. Leonhart Polsterer, zuvor Thobias Weissen haus.
328. Doctor Georg Aigmairin wittib.
329. Hannss Perger, vorhin Conradt Schlachtwein, khirschners, wittib.
330. Hanns Schottenhammer, kreutler.
331. Vt'itt Resch, zuvor Hans Beyer, pegkh.
332. Hans G^org Kflnich, tischler, vorhin Balthasar Zehentneri
erben hauss.
116
Dr. Birk
1563
Kellermaisterin haas, darin herr Sigmundt Höldt
1566
329. NicUsen Gattennairs znebaas, aoyecio Bartholome Prandtner.
Leonhard Perger, steinmecz.
Sigmund Aner haoB.
Qangolff Mairhoffer, tacbacberer.
Clans Kärner, federmacher.
Hanns HoffmaOf procnrator.
Lorencz Hatteudorffer.
Oilg Kempttner zuehans.
Jörg Preuer, pegk.
Anthoni Wagner, ieczo Clans, scbuester.
Caspar Wachenscbwancs, Schneider.
Doctor Georg Aigner.
Zuebaus.
Paul Winckler, pader im rörpad.
Hans Haruecker, stadtkocb.
Benedict Papier. Summersbaus. Mathes Froschauer, handtschich-
macher.
Niclas SteinbeuseL
Jordan bans.
Hanns Mair, pegk.
Pognergam.
Christoff Pmmmer, raitratth bey der niederSstarr. camer etc.
Jesuiterdoster.
Hanns KauflQman, Schneider.
Caspar Khunig, Schlosser.
ĂśHclas Badanitsch, Schneider.
Leonhard Schober, scbuester.
Hans Milpauer, Schlosser.
Caspar Buep, cramer. Augustin Haidenhoffar,
330. Leonhardt Perger, stainmecs.
331. Sigmundt Awer.
33t. Wolff Hilsenpegkh, n dster. regimeots-secretari,
333. Clans Cärnners erben.
334. Ferdinandt Soranus.
335. Lorencz HQttendorffers wittib.
336. Gllg Khembtncrs erben zuehefisel.
337. Michael Widmair, pegkh.
338. Claus Präntiin, scbuester.
330. Caspar Wachtensebwancs, Schneider.
340. Doctor Georg Aigmair.
341. Doctor Aigmairs sueheusel.
342. Paul Wingkhler, pader im rorpadt.
343. Hanns Hornigkh, khocb.
344. Mathes Froschawer vnd Benedict Pappler.
345. Niclas StainbeUscI,
346. Jordans haus, yeczt gemainer statt znegebSrig.
347. Hanns Mayer, pegkh.
348. Hanns Maier, pegkhen, zuehans.
PognergasBen.
340. Christoff Pmnner, raitrath bei der n. 5ster. chamer.
350. Jesuiterdoster. Geistlich.
351. Hanns Khaufman, Schneider, vnnd Mertt Friderich , schuester.
352. Mathes KhUnig, simenter.
353. Niclas Rftdowitsch, Schneider.
354. Lienhardt Wideman, trabant.
355. Michael Mäntele.
356. Angnstin Haidenhoner. Zuehefisel gehet ins Naglergässel.
Adam Ringler, Schlosser.
Bartlme Tibll, schuester.
BartIme Haunspann.
Oswald Kolers wittib.
Caspar Prasser, Schneider.
Steffan Mirwold, Schneider.
NoglergaMon.
Gregor Staininger, Schlosser.
Conrad All, Schlosser.
357. Adam Ringler, schlosser.
358. Maister Hanns, Hemer.
350. Bartlme Haunspan.
360. Steffan HĂĽttendorfer.
361. Caspar Prasser, Schneider.
362. Steffan Meiwaldt, Schneider.
Naglergasseii sur reohten hlnabi
363. Hubertus Tripeth, scbuester.
364. Caspar Ă–eler, schlosser.
Blaai Schittnhelm, schlosser.
Cuncs Hoffman, griefflschmidt
Zur Ilngkhen hinab.
365. Leopoldt Walnerin, wittib.
366. Hainrich Cramer, schlosser.
367. Veitt Khragel, griffelscbmidt.
Materialien.
117
330.
• ■• •
331.
330.
33S.
331.
333.
332.
334.
333.
335.
334.
336.
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337.
336.
338.
337.
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338.
330.
(Sic)
340.
341.
342.
343.
344.
345.
346.
347.
348.
e. 1569-1586
3S9. Bartlme Prandtner, Stattrichter.
Andre Pauernfeindts erben heussl bey der erden.
Leonbardt Perger, stainmecs.
Sigmundt Aner, dann dessen wittib.
Halnrich Niekhart , kriegssecretari , vorbin Wolff Hilsen-
pegkb, n. ö. regimeuts aecretarj.
Rnep Tauber oder Tabor , cramer, vnderstadtcamerer
zuvor Claus Carners erben.
Wolff Neydthardt, vorbin Michel Meysel, leinwatter.
Lorencz HĂĽttendorferin wittib, dann deren erben.
Hannss Baumbgartner, grnndtscbreiber im huebbauss, ca-
vor Gilg Kbembters erben znebeĂĽssl.
Bartlme Paumbhammeli pegkb.
Claus Präntlin, schuesters erben.
Caspar Wachtenschwancz.
Doctor Oeorg Aigmair, hierauf dessen wittib.
Doctor Georgen Aigroaiers, dann dessen wittiben zueheussel.
Paul Winckbler, bader im rörpadt. Frey.
Hanns Homigkb, kbocb, hierauf Gilig Gerbeekh, befitler.
Mathes Froschauera vnnd Leopoldt Schneidenwindts
erben.
Georg Scbadner, vorhin Nicias SteinheĂśsel.
Herr Christoff Zoppel vom Hauss , n. S. chamerrath ins
Jordans hauss. '
Caspar Sturmb, prouisioner.
Caspar Sturmbs zuehauss.
340. CbristoffPrunncr, raitrath bey der n. 5ster. cbamer, dann
dessen wittib.
350. Jesuitter dosier. Geystlich.
351. Wolff Pointner, kässstecber vnd Jacob, dann Mert Hen-
gel, messerschmidt.
352. Georg Richter, goldtschmidt, vorhin Mathes Kbnnig , zi-
menter.
353. Andre Herman, khflerschner, vorhin Andre Landaaers
zuehefi^sl.
354. Jacob Bindet, glaser, zuvor H&nnss Leehner, buerger.
355. Michael Mandtele oder Mlinteler.
356. Auguötin Haidenboferin wittib. Zuehensel gegen dem Kag-
lergässel verkauft an Christoph Hoyer, Sattler, so jecziger
zeit ein eigenes hftusel.
357. Leonbardt Mayer, vorhin Adam Ringler, Schlosser.
358. Petter Glaser, sattler.
350. Bartlme Haunspan, dann dessen wittib.
360. Steffan Hfiettendorffer. '
361. Leonbardt Grassenaner, Schneider.
362. Jacob Pnrgkhauser, vorhin Steffan Meerwaldt, Schneider.
Nagler^äBoel rar reohten hinab.
363. Hubertus Tripett, schuester.
364. Caspar Ă–ehler, Schlosser.
364. 365. Cbristoff Hoyer, sattler. Von der Haydenhofferin banas
erkhaufft vnnd ein eigen hauss worden.
Die ander seltten des Na^ler^äseels zur liogkhen
hinab.
365. 366. Leopoldt Walnerin wittib.
366. 367. Wolff Viseber, vorbin Haiurich Cramer, Schlosser.
367. 368. Hannss Maierhoffer, maurer, zuvor Mathes Nidermaier.
1587
333. Bartholome Pranttner, vorn gegen der Jesutter freithof , hin«
ten gegen dem Judenplatz.
334. Leonhart Perger, staiomecz.
335. Sigmundt Awerin, wittib.
336. Hans Hueber, kriegsssecretarj, vorhin Hainrich Nigkhart.
337. Anndre Kettmann, Schneider, frĂĽher Ruep Tauber, cramer.
338. Wolff Neidibart, zuvor Michael Meysel, leinbatcr.
330. Oswaldt HQttendorffer.
340. Hanss Paumgarten, zuvor Adam Khembtners erben hauss.
341. Hannss Andre, cramer, vorhin Bartlme Paumbhämmel, pegkh.
342. Clauss Prantlin, scbusters, erben hauss.
343. Caspar Wachtenschwantz witib.
344. Doctor Georg Aigmaiers wittib.
345. Doctor Georgen Aigmaiers wittiben zueheussl.
346. Paul Winckler im röhrpadt. Frey.
346. (sie) Gilg Gerbeek, pentler.
347. Mathes Froschawer vnndt Leopoldt Schneidenwindts erben.
348. Georg Schadner.
340. Christoff Zopell ins Jordan hauss.
350. Caspar Sturm.
351. Caspar Sturms zuehauss.
Pognergassen.
352. Christoff Prunners, raitraths bei der n. S. oammer, wittib.
353. Jesnittercloster. Gaistlich.
354. Wolff Pointner, kessstecher, vnd Martin Heugl, messerschmidt
365. Georg Richter, goldtschmidt.
356. Andre Herman, kflrssner.
357. Jacob Ringler, vorhin Hanns Lehner.
358. Michaeli Mftnteler der Krafterisch factor.
350. Augustin Haidenhoffers wittib.
360. Michel Glaser, vorbin Peter Glaser satler.
361. Bartholome HaunApans wittib.
362. Hans Fächert, Schneider , vorhin Stephan Hiittendorfers haus«
363. Thoman Reitter , vorhin Leonbardt Grassenauer , Schneider,
dann Hans Krachert.
364. Jacob Purcbhauser, leinbater.
Naglergaaaell zur reohten hinab.
365. Hubertus Triphet, schuster.
366. Caspar Wolff, scbwertfcger , vorhin Caspar Oehler, Schlosser.
367. Hans Hartman, schuester, zuvor Christof Hoyer, satler.
Die ander aeitteni
368. Leopoldt Walnerin wittib.
360. Hainrich Wanner, Schlosser.
370. Hans Miderhoffer, maurer.
118
Dr. Birk
1563
Daniel ObermflUer.
Mertl Schmoll, hauer.
Leonhard Ridl, statschlosaer.
NicUb Hess, kun. mt. etc. hoffschmidt
Michael Schrotter im neupadt.
Im hindern stockh.
Leonhard Hiczpuhler, Schlosser.
Christoff Wolffgang.
Thoman Lumpeckb, nagler.
Jörg Pranauer, g^ttner.
J5rg Lob, mauttner beim roten turn.
Hans Schnagl, singer bey sand Steffao.
Linhard Gilich, greisler.
Im Hoarhoff.
Feter Hammerschmid, arczt.
Leopold Gramer.
Caspar Eibl, kay. mt. etc. trabant.
Wol%aog Schramhaus, gw&ndler.
Steffan Zelleri pinter.
Georg Kugler.
Hans Wemecz, goldeczer.
Paul Wolcsogen zuehaus.
Cnncz VoUin, wittfrau.
1506
368. Georg Kholer, sattler.
S69. Baltbasar Nebel, riemer.
370 Leonhardt Rigl, Schlosser.
371 Niclasen Hanimans, bofschmidts, snebefisel Tud anoder bans.
372. Im nevren padt. Frey.
373. Zuehaas lom newen padt gehörig.
374. Leonhardt HĂśczenpĂĽchler.
375. Christof Wolfan, bäringer.
376. Thoman Limpegkh, nagler.
377. Qtorg Prunnawer, hawer.
378. Hanns Todtschendter, Schneider.
379. Jacob Reitter, messersebmidi
380. Leonhardt Gilg, greissler.
Im HarrholL
381. Peter Hamerstengel, arczt.
38t. Wilhelmb Kbaltenprunner.
383. Caspar Ă„lbel von Zwigkhaw.
384. Wolfgang Sohrambhauserin.
386. StefEan Zeller, pindter.
386. Lorenez LeQtner.
387. Hanns Wemicz, eczer.
388. Paul Wolsogens, hofpostmaisters, heĂĽsel
389. Chnencz VoUin, wittib.
Wider Im BlaglersSsiL
Hans Hair, plattner.
Vrban Pirhinger, hauer.
Hans Bosnecker, heringer.
Joseph Paumwein, maier.
Valttin Eisenstockb, kay. mt. etc. cammerdrabant»
Jörg Aichlers haus.
Haas Haider, pierstenpinder.
Christoph Zurler, kun. mt. etc. fuettermaister.
Jacob Hebenthau, messerer.
Hanns Specker, absamler.
Hans Neuradt, kay. mt. trabant.
Hans Waldhoffer, Zimmermann.
Hanns Palboffer, heringer.
Hans Tämpl, Schneider.
Jörg Pugram, vischmdster.
Peter Stainer, cramer.
Am Hoff.
Walthanser Gerold, des hern ron Pemstein hofoohneider.
Wider im NaglergaeeeL
390. Hanns Maler, plattner.
391. Vrban PĂĽringer, hawer.
392. Hanns Rosenegkber.
393. Hanns Ramminger, Schneider.
394. Valtin Eysenstegkben.
395. Herr secretari Hermann Tgel.
396. Magister Gftssel.
397. Christoff Zurlers erben.
398. Jacob Hebentawin, measererin.
399. Hanns Spegkher ynd Virich Strobel.
400. Vrban Platiner.
401. Hans PoUsigkhouer.
402. Hanns Hölczel.
403. Thoman Alberndorffer.
404. Georg Pugkhramb, vischmalster.
405. Peter Staiuer, cramer.
406. Matbes Zwegkh.
Am WLoL
Vrban Liechner, gwindler.
407. Valtin Lechnerin, fäettererin.
Materialien.
119
c. 1569-1586
568. 369. Georg Kholer, Sattler.
569. 370. Stefian Weinperger, riemer, â–Ľorbin Baltbinser Nebel, riemer.
370. 371. Leonhardt Riegel, scblosser.
371. 37t. Gemainer statt haass, zaror Niclas Hanoiman, hofsohmidt,
luegehörig.
371. 373. Im oeabadt. Frey.
373. 374. Zuebanss snui neuen padt geborig.
374. 375. Wolf Schwayger, n. ö. cbamertbierbätter,
375. 376. Caspar Huethofer, handlsman.
376. 377. Tboman Limpegkb, nagler.
377. 378. Gonradt Pfeiffer, scbneider, dann dessen wittib.
378. 370. Hannss Todtscbendter, schneyder.
379. 380. Leonbardt Gilg, gewesner Stattwachtmeister, zuror Paol
Ă„ppeie, wacbtmeister.
380. 381. Hanns Distibacb, Soldat, zuvor Leonbard Gilg, greissler.
Im Haarhoff.
381. 382. Tboman Martbio, vorhin Peter Hamerstenglin wittib.
382. 383. Hanns Salzaner, gewendler, dann Sebastian Herman,
thorsteber.
383. 384. Wolff Grueber, gwandtler, vorhin Caspar Albe! von
Zwickhaw, dann Paul Jungkherin wittib.
384. 385. Heinrieb Aroch , Schneider , zuvor Hanns Seyfridt.
scbnester.
385. 386. Georg Plato, seidenstigkber, vorhin Adam Leib brecht oder
Leopold, scbuester.
386. 387. Lucas Lansser, tuchler.
387. 388. Marx Stoy, plattner.
388. 389. Paulis Wolczogen, bofpostmaisters, beussel.
389. 390. Adam Biarlat oder Merlagkh, khunigl. mt. auss Frankreich
lichtcamerer.
ITITieder Im NaglergäML
390. 391. Abrabamb Loer, paretlmacher.
391. 392. Georg Lanels, scbuester, vorbin Adam Paner, haftier.
39t. 393. Lorencz Leuthner, baringer, zuvor Hannss Rosennegger,
dann Pangracz Pechen erben.
393. 394. Lorencz Scbaffer, pindter, vorhin Steffan Amman.
394. 395. Valtin Eysenstegkben, dann dessen wittib.
395. 396. Michael Gugelweitb, vorhin Hannss Lerseb, khay. mt.
bncbbaltereydiener, zuvor Hermann Tgels hauss.
396. 397. Magister Gftssl, dann dessen wittib.
397. 398. Christoff Zuerler, hartschier.
398. 399. Leonhardt Schneeperger, pegkh, dann dessen wittib
399. 400. Jacob Prunner, taborberr vnd Sigmundt Geiger, vorhin
Hannss Speckh vnd Virich Strobel.
400. 401. Caspar Behaimb, tiberdiener.
401. 402. Hannss Prenseysen> kbreĂĽtler, zuvor Hannss Polsigkhofer.
402. 403. Sebastian Engelher, zuvor Hannss Hölczlin.
403. 404. Tboman Alberndorffer.
404. 405. Georg Puckhramb, R5m. kayserl. mt. etc. yischmaister in
Oessterreich, dann dessen wittib.
405. 406. Antboni Thurner, cramer vnd zuckherpecher.
Am Hoff»
406. 407. Sebastian Geyssler, cramer, vorhin Hanns Schilling,
tischler.
407. 408. Georg Leehnar, Schneider.
X. Jahr^. 1866.
1589
371. Veit Prandtner, sattler, vorhm Georg Kholer, satlers, wittib.
372. Waltbauser Nebeil, riemer.
373. Leonbart Riegeil, Schlosser.
374. Gemainer Stadthaus Georg Holczhanser, zuvor Niclass Hanoi-
maus, hofschmidts.
375. Neupadt. Frey.
376. Zuehauss zum newen padt gehörig.
377. Wolff Schwaiger, auff der raitcamer.
378. Georg von der Werda, pilttbawer , zuvor Caspar Vtthofer
anbauss.
379. Jacob Leckbner, eisner, vorhin Tboman Ainpegkh, nagler.
380. Cunrath Purere wittib, zuvor Conradt Pfeifferin wittib.
381- Hans Todtscbender, Schneider.
382. Leonbart Gilg, landtprouoss, vordem gewes. stadtwacbtmeister.
383. Hanss Distelbach, soldat.
Im Barhoff.
384. Tboman Martin.
385. Sebastian Hermann, thorsteber.
386. Paul Jungkherin wittib.
387. Hans Seiffridt, schuster.
388. Georg Platho, Seidenstricker, vorhin Adam Leopolds erben.
389. Doctor Stromaiers wittiben zuehauss, zuvor Lucas Lanssers
zuehaus.
390. Marx Stoy, plattner, zum lindtwurm.
391. Hans Kellers erben, vorhin Paul Wolczogen hof^ostmeisters
zuhauss.
392. Adam Märlagkh.
Wider Im Naslersliflael.
393. Hans Hartman, schuster, vorbin Abrabamb Loers hants.
394. Hanns Callater, vormals Adam Paaer, hafiier.
395. Lorencz Leuttner, vorhin Pangracz Pechen erben hauss.
396. Pauli Otto, pindter, zuvor Lorencz Schaffer, pinter.
397. Valten Eisensteckbin wittib.
398. Philip Spicswegkh witib, vormals herm secretaij Herman
Tgels hauss.
399. Magister Gessl.
400. Christoff Zurlers, hartschiers, erben.
401. Leonhart Schnepergerin wittib.
402. Hans Speckher vund Virich Strobl.
403. Vrban Plattner, zuvor Caspar Behaimb, tabordiener.
404. Hanss Prensseisen, kreĂĽtterer.
405. Thoman Vogl, vorhin Hanns Holcslin.
406. Tboman Alberndorffer.
407. Georg Puckbram, vischmaisters wittib.
408. Antbonj Thurner, cramer.
400. Sebastian Gaissler, cramer.
410. Valentin Meiohssner oder Meissner, zuvor Georg Lachner,
scbneider.
16
120
Dr. Birk
1563
Bei sand Pangraczen.
Andre Siedendorffer, schaester.
Thoman Piluaoer, kanftnann.
Sigmund Marberi cramer.
Jörg Kugler, etatgerichta-gegenschreiber.
Hans Focbters baue.
Sigmund Neukircbcr, kunigin mundkocb.
Audre Grundaler, kärsner.
«
Wolfif Kärlinger, hueter.
Micbel Holers erben.
Leopold Eber], vnderkeaffler.
Sebastian Stoll, scbneider.
Jörg Hager, canczleischreiber.
Caspar Nusser.
Steffan Kägerl
Leopold Salczer, bueter.
Hans Schilmair, tuecbler.
Wilbalm von Pellenstras, kay. mt. ernboldt.
Gemainer Stadt zeughaus.
Colman Scbnagl, fuetterer.
Valttin Paur.
Sebastian Pladegk, bueter.
Tboma Seydl.
Alexander Parengl, kay. mt etc. trabant.
Gregor Koppnwaldt, statkoch.
Wiser, gewesner kay. mt. etc. harttscbier.
1566
t08. Bei 8. Pangraci, Desiderins Conradt, nebst drei saebeuseln bei
der erden.
409. Andre Siedendorffar, sohuester.
410. Thomas P&lnawer, khaufinan.
411. Sigmundt Morer, cramer.
412. Sigmundt Morers zuebaus.
413. Hannsen Fochters zuehefisel.
414. Sigmundt Newkhircher, der khaiserin mundtkbocb.
415. Anndre Gnntallerin, wittib.
416. Rueprecbt Carlinger, bueter.
417. Georg Scbrötel.
418. Leopoldt Eberl, ffieUerer.
410. Sebastian Stoll, Schneider.
420. Georg Hager.
421« Caspar Nusser.
422. Steffan Kbägerl, hinten gegen dem tieffen graben.
423. Leopoldt Gugkhenpergerin. wittib.
424. Hanns Schielmair , bandelsman , hinten gegen dem tieffen
graben.
425. Wilhelmb von Pellenstrass, ehrenholdt, hinten gegen dem tie-
fen graben.
426. Gemainer statt cassten vnnd zettghaus. Frey.
42?. Colman Schnäggelin, wittib.
428. Cbriftoff Weninger, prodtsiczer.
429. Sebastian Pladegg, hueter.
430. Virich Kbreen.
431. Allezander Parengl.
432. Hans Wiser.
433. Paul LeĂĽttermair, cramer.
Amandus Lanfelder, scbäbbuetter.
Sixt Labinger.
Virich Khren.
Der Jesuiter haus zum elenndt etc.
Hanns Jägerschi, gwäodler.
Bastian Herman, gwändler.
Bastian Zeller, gwändler.
434. Amandus Langfeldner.
435. Sixt Lftbingers erben.
436. Virich Kbreen.
437. Das haus zum elendt. Frey.
438. Hanns Gauersin, gwäntler.
430- Sebastian Herman, gewäntler.
440. 441. Zway khlaine heüsel an der Jesuiter khireh gebawet, ge«
boren gemainer statt lue. Frey.
Da der halden sohoMt«
Hans Zwickell.
Hans Heckner.
Florian Griesskircher.
Da der halden aoheliaat.
442. Hanns Zwlgkhel, stattkhoch.
443. Hanns Hegkhner.
444. Florian Griesskhircher.
Materbtlien.
121
e. 1669-1586
408. 410. Bey s. Panipraoi her Jberonimua Pegkh, Undtman. Jeczo
nea erpaoet.
400 Lorencs Waal, kbĂĽrsehner, dann dessen wittib.
410. 411. Thoman Pilnaaer, cramer. Ist yon neuen grnndt erpaat
411. 41t. Lorencs Morer oder M&rher, cramer.
41t. 413. Hannss Hegkbner.
413 Gabriel Seiesendorffer.
414. Sigmnndt Newkhircber, der RSm. khayserin mandtkbocb.
415.
416.
417.
418.
410.
4t0.
4t 1.
4tt.
4t3.
4U.
4t5.
4te.
4t7.
4t8.
4t0.
430.
431.
43t.
433.
434.
435.
430.
437.
438.
.439.
440.
441.
.... 44t.
.... a%9.
.... aaa.
Hanss Oadolldt , Schneiders wittib , Yorhin Anndree
Onndtallerin.
Wolff Seebolczer, f. d. ercahercz. Carls hoffarier, dann
Rneprecht Carlinger.
Georg Schrötl, puechbalter bey der n. dster. camer.
Leopoldt Eberl, fBetrer.
Hannss Pommcr oder Panmer, Schneider, vorhin Sebaatian
Stoll, Schneider.
Lorencs Göpp, Schneider.
Georg Penscbele, zuvor Caspar Xusser. "
Jacob Bigmnodt Scheokh, vorhin Steffan Kh&gel.
Leopoldt Quekhenperger , gemainer statt remanencsers
wittib.
Hannss Sehillmair, gwandtschneider.
Michael Sehern owiczen, khay. mt etc. emholdt, wittib,
hierauf Eduarde ProuisionalJ.
Gemainer Stadt khasten vnd zeughauss. Frey.
Georg Pretner, Schneider, vorhin Colman Schnaggelin
wittib.
Lorencz Pladegg, hueter, zuvor Chrietoff Weniger, prodt-
sicaer.
Sebastian Pladegg, hueter.
Vlrichen Khreen sueheussl.
Alexander Parengel.
Christianus Freyhalas, Schneider.
Alexander Springinklee, stadtkhoeh. Dias haus ist dieser
zeit eingemaine stattkhuchen, da Jedem vnnd allen ab-
vnnd angebenden vmb ir gellt die mallcseit geben
wiert.
Micbel Awmiller, gemainer stat sieglschaifer, dann pekb.
Andre Beb, pegkb.
Virich Khreen.
Das hauss zum elendt genandt, jeczo Thoman Eislers
erben, dann h. Wolffen Vnueresagt zugehörig. Frey.
Thomas Tugentlich, cramer, dann Qöblin wittib.
Sebastian Hdrman, gwandtler, hierauf Hannss Hehn,
gwandtler.
Zwai khleine heusl an der Jesuiterkhirch gepaut, gehören
gemeiner statt zu, im ersteren Melchior Bassdorffer,
zimerman.
Jesuitter klain heusl. Geistlich.
Leonhart Pfleger, gwandtler.
Sebastian Zeller, gwandtler.
Vmb die Jesnitterkirchen
seindt lautter gwandtler
laden, die sie ihrem
nucz nach verlassen.
1587
41t. Bey s. Pancraz, icRO herm Jeronymo Peokh zugehörig. Frey.
411. Lorencz Waalss, khĂĽrschner wittib.
413. Hanns Nagl , bandelssman, wo die bannen beyssen, vorhin
Thoman Pilnauer handelsman.
414. Hainrieh Pruch, vorhin Lorenz Morer.
415. Hans Hegkhner.
410. Gabriel Seiczendorflfer.
417. Gabriell SeiczendoHfers suehaus, zuvor Sigmundt Neukircher
zugehörig.
418. Hannss Galdoldt, Schneiders, wittib.
410. Buprecht Carlinger
4t0. Georg Scbröttel, n. Österreich, buchhalter.
4tl. Leopoldt Eberl, ffietrer, wittib vnd erben.
4tt. Hans Pommer, Schneider.
4t3. Lorencs Göpp, Schneider
4t4. Vespasian Durin o. Thurm, vorhin Georg Penchele (sie).
4t5. Hannss Hoffmaist er, f&rstl. dnrchlaucht contralor, zuvor Jacob
Sigmundt Scbenckh, procnrator.
4t0. Leopoldt Guekhenbergerin wittib.
4t7. Zimbrecht Tobler, vorhin Hans Schilmaier, handelsman.
4t8. Eduarde Proutsionali, hoffdiener, zuvor beim Pellenstrass.
4t0. Gemainer Stadt casten vnnd zeughauss. Frey.
430. Sebastian Forster, vorhin CoUman Scbniggelin wittib.
431. Lorencz Pladegk, hutter.
43t. Sebastian Pladegk, hutter.
433. Anthoni Hengell, suvor Vlrichen Khreen sueheĂĽsel.
434. Veit Besch, vorhin Alexander Parengel.
436. Christianus Freyhalss, Schneider.
436. Alexander Springinklee, stadtkhoeh.
437. Michael AumĂĽller, peckh.
438. Leonhart Poden, peckh, vorhin Andre Beb, pegkh.
430. Virich Khreen, doctor.
440. Dass hauss zum elendt, iczt her seeretari Vnuerczagt zuege-
hörig. Frey.
441. Die alte Göblin wittib.
44t. Hannss Hehr, gwandtler.
443. Mathes Wirtb, vorhin Melchior Bassdorffer, stataunmerman
444. Gemainer Stadt heusell.
445. Jesuiter kleinhetLsel. Gaistlich. \ Diesse heussl sein abgebro-
Leonhardt Pfleger, gwandtler. > eben. Vmb die Jesuiterkirchen
Sebastian Zeller, gwandtler. j lauter gwandtler lĂĽden.
Da der haiden scheust.
44t. 445. Hannas Zwickhl, stadtkhoeh.
443. 440. Hannss Hiigkbner.
444. 447. Florian Grieskhircher.
Da der lu^Tden soketissi.
440. Georg Hönicbaw, vorhin Hans Zwigkhl.
447. Hans Hegkhner.
448. Florian Griesskircher.
16*
122
Dr. Birk
tS63
1666
Btraaohgässl.
Prebien haus.
Ghriatoff Pftohmair.
Jörg Perger.
WAsingeriD, bäriogerin.
Herren von Polhaim bebausung. Freybaus.
Wolff Dretczscbaff.
Pernhardt Niederndörffer, pegk.
BtraaobgäMel.
445. Hanns Kbettenperger.
446. Cbriatoff Pachmair.
447. Oeorg Pergerio, vrittib) dann Clement Strenberger.
448. Francisco Medina, BeidenscbnĂĽermacber.
449. Herrn von Polbaimb behaosung. Freybaus.
450. Wolff Tretschaf.
451. Bernhardt Niderndorfferin, wittib.
Christoff Leidnschlag, weber.
452. Augustin Mlinteler.
Berren^aiseii.
Herren Andre von Pnechaim haus. Freybaus.
Herrn von Traun bebausung. Freyhaus.
Mnschinger.
Jörg Luger, Schneider.
Joseph Vischer haus.
Herr Ott von Neiddegk haus. Freyhaus.
Stegers bans. Freybaus.
Qraff Petern von Arch haus. Freybaus.
Der hern von Liechtenstein haus. Freyhaus.
Hans Keiner, vnausgepautt.
Beneficiatenbaus oder Gattermairs bestandthaus.
BermgaMen.
45S. Herrn Aodreen von Pueebhaimb haus. Freybaus.
454. Herrn von Traun haus. Freyhaus.
455. Vicencz Muschinger.
456. Lamprecht von Munia.
457. Sebastian Prnggschlegl, khais. mtt. etc. obrister mundtkbocb.
458. Herr Otto von Neydegg. Freyhaus.
450. Stegers haus. Freybaus.
460. Graf Peterin von Arch haus. Freybaus.
461. Der herrn von Liechtenstain haus. Freybaus.
462. Hanns Khelloers haus.
463. Der herrn von Liechtenstain beneficiaten haoa.
Auf der andern selttn.
Hathes Fuchs, kriegszalmeisters haus. Freybans.
Die ander seltten der Herrengaaaen.
464. Fraw Fnzin, kbriegszalmaisterin haus. Freybaus.
Der hern von Dietriebstain haus. Freybaus.
Der von Dietrichstain znebaus. Freybaus.
Pfarherr bey sand Michael bebausung.
Herren von Rogendorff bebausung. Freybaus.
Lanndthaus.
Hern von FĂĽnffkirchen haus.
Frau .Gillisn, wittfrau.
Herr Caspar von Herberstain.
Herr Hans Hofitaian.
Graffen von Orttenburg.
Herren Manesi bebausung.
Snlespeckiscben erben haus.
Walohatraaa..
Da der Wolff den gensen predigtt.
465. Herrn von Dietrichstain haus. Freyhaus.
466. Herrn von Dietrichstain zuehaus. Freyhaus.
467. Herrn von Uolart haus. Freyhaus.
468. Herrn von Rogendorff haus. Freybaus.
460. Landtbaus. Freybaus.
470. Fflnfkhirobers haus. Freybaus.
471. Der Gllliusen gebrĂĽeder haus. Freybaus.
472. Herrn Caspam von Herberstain haus. Freybau».
473. Herrn Haans Hofmans haus. Freybaus.
474. Der herrn grafen Ortenbnrg bans. Freybaus.
475. Des herrn Manesi bans. Freybaus.
476. Der Sulcspegkbiscben erben haus.
Waldtatrass.
477. M. Hainrich Strobel, hofbarbier, da der wolf den genaacii
predigt.
Materialien
123
e. 1567-1686
1589
445.
448.
446.
449.
447.
450.
U8.
451.
449.
452.
450.
453.
451.
454.
• • * •
455.
45«.
450.
Straaohgassel.
Peter Zioin, siegischaffer, Torhio Hannss Kbrotteoperger,
dee TOD Hoyea pfleger.
ChriBtoff Pachmairs wittib, dann deren erben.
Clement Stremberger, dann
Benedict Behaimb.
Fransiaeo de Medina, kbai.
mt. aeidenachniermacher.
Dieae 2 heflaer an einem ge-
baut, lat der bnngriacbe
aecretarj Hanaa Jo sambt der
bangriacben oanoslej drin.
453.
457.
454.
458.
455.
459.
456.
460.
457.
461.
458.
46t.
459.
463.
Herrn von Polhaimb bebananng. Freibuna.
Leonbardt D5rffner, gegenacbreiber aofm Tabor, vorbin
fraw Bemondns Straobin wittib , dann Hannaa Moaer.
Waltbanaer Hauaer, fttetrer. Von dieaem haaa ein tbeil
verkaoft
Georg Khrottentbaler, pegk. Von negst vermelten erkhanfft,
jecs ein beaonder hana.
Caapar Feybla erben, dann Mertb Reiaacber, vnd Jecst
die Beiaacberin.
Hermgassen.
Herrn Gbriatoff Vnsrtiaden banaa. Freybauaa, vorhin An-
dre en von Pnecbaimb bana.
Herrn von Traon bebananng, dann berrn von Lannda
banaa. Freybauaa.
Vicens, apftter Silueater Maachinger.
Lamprecbt de Munia.
Sebaatian Prngkbacblägela, Böm. kbay. mt. obriat mundt-
kbocba wittib, bieranf Capar Lucs, proenrator.
Herrn Otten von Neudegg bauaa. Freybauaa.
Stegera von Ladendorf bauaa. Freybauaa.
460. 464. Der grautn von Arcb, bierauf berrn Laaala Popela bauaa.
Freybauaa.
461. 465. Der berrn von Liechtenatein bauaa. Freybanaa.
462. 466. Hannaa Kbelnera (von C51n) erben bauaa.
463. 467. Der berrn yon Liecbtenstain beneflciaten banaa, dann
Wolff von Liecbtenatein bauaa. Freubauaa.
Me ander 86111611 dar Bermgaaaan.
Fraw Fuxin, kbriegaaalmaiatera wittib, hierauf Anndre
Sebnatterle, geweanen kbriegasallmeiatera bauaa. Frey-
bauaa.
Herrn von Dietricbatein bauaa. Freybauaa.
Herrn von Dietricbatein suebauaa. Freybauaa.
Herrn Fetter von Molart bauaa. Freybauaa.
Herrn von Bogendorff bauaa. Freybauaa.
Daa lanndtbauaa. Freybanaa.
Ffinilkhirebera bauaa. Freybauaa.
Der Gilliuaen gebrueder hanaa, apäter Wolff Oeorg
Gilliua. Freybauaa.
Caapar von Herberatatn bauaa. Freybanaa, bierauf berrn
GeSrgera.
Herrn Hannaa Hoftnana banaa. Freybauaa.
Dea graven Ematen von Orttenburg bauaa. Freybanaa.
Der Manesiaeben erben bans. Freybauas, apiter grafln
von Arch banaa.
Der Snlcapaekhitcben erben banaa.
Waldtotraaa.
477. 481. Lncaa Warbilan, vorbin maiater Heinrieb Strobl, bofbar-
bierer, da der woIf den genaen predigt, hierauf Lud-
wig Weisa.
464.
468.
465. 469.
466.
470.
467.
471.
468.
47t.
469.
473.
470.
474.
471.
475.
47t.
476.
473.
477.
474.
478.
475. 479.
476.
480.
StraaohgSaaal.
449. Peter Zinin, aiegelaebaffer bei gemainer atadt.
450. Chriatoff Pacbmaiera, goltachlagera, erben.
451. Hana Joo, bungriacher aecretarj.
45t. Herrn von Bolhaimb hausa. Frey.
453. Leonbart Dorffer, suvor Hanaa Moaer.
454. Waltbanaer Hauaer, fbetterer.
455. Georg Khrottenthaler, peckb.
Henmgaaaan.
456. Herrn Chriatoff Vngnaden bauaa. Frey.
457. Herrn von Landaw hanaa.
458. Silueater Muachinger.
459. Lamprecbt de Munia oder Munaw.
460. Magiater Andre Widtman oder Weidman, zuvor Caapar Luczen
procuratora wittib.
458. (aic) Herrn Otto von Neidegk erben bauaa. Freybauaa.
459. (aic) Herrn Ambroai Wiaaandten erben. Frey, vorhin berrn Ste-
gera bauaa.
460. (aic) Herrn Wolff Bumpffen bauaa, suvor Laalaw Popela. Frey.
461. Der berrn von Liecbtenstain bauaa. Frey.
46t. Hanaa Kbelnera erben.
463. Herrn Wolffen von Liechtenatain bauaa. Frey.
Di6 ander selttan.
464. Andre Scbuätterlen, geweaten krieghaaallmeiatera banaa. Frey.
465. Herrn von Dittriebatayn baoaa. Frey.
466. Herrn von Dittrichatain suebauaa. Frey.
467. Herrn von Molarta bauaa. Frey.
468. Herrn von Bogendorffa, landtmaracbaleha hanaa. Frey.
469. Landtbauaa. Frey.
470. FĂśnffkircbiacb baua. Frey.
471. Herrn Wolff Georg Gillua bauaa. Frey.
47t. Herrn Geörgera bauaa. Frey.
473. Herrn Fridrich Hoffmana bauaa. Frey.
474. Herrn gratP Ernaten von Orttenbnrg bana. Frey.
475« Fraw grifin von Ar ob bauaa. Frey.
476. Der Sulcapegkbiacben erben banaa.
IMTalltairaaa.
480. (aic) Ludwig Weiaa.
124
Dr. Birk
I66S
Streibl, pegkeo, hanss.
Lampreebt Perfckman, pUttner.
Jörg Haider, kanigl. mt. etc. soeBchrotter.
Hans Harttmao, schuester.
Doctor Lndwig Khanig.
Herr Hans von Carliogen. Freybaoa.
Lndwig Peer.
Michael Qär im canosleipad.
Michel Main, pancsermacher.
Der von Liecbtenstain zuehaus. Freihaus.
1566
478. Sebastian Trentel, pegkb.
479. Lamprecht Perckhmani plattnar.
480. Gregor Moser, der jungen ercshercsogen khacbeltohreiber.
481. Sigmnndt Holcslaab, bofschneider.
48t. Hannss Scbawsskhowsakbi.
483. Herrn Hannsen von Carling behausung. Freybaas.
484. Lulwig Peer.
485. Das canesleipadt. Frey.
486. Michael Mayer, pannczermacher.
487. Der herm von Liecbtenstain zaebaus. Freybaus.
Herrn Hungriscben cancslers zway heuser. Freyhaas.
Herm Grabners behausung. Freyhaas.
Georg Fierioger, kricgssecretaij.
Lacas Klepffenpmnner.
Herm von Poihaim ander bans. Freyhaus.
Dl6 vorder Sdbenoklisii
Steffian Pegk im Schottnhof.
Hans Reckendorffer, simmerman.
Herr Mang von Egk.
Auf der Indern briieder frelthoff.
Leopoldt Krugldorffer.
488.
48«.
Herrn bieeboffs von Gran zway heĂĽser. FreyheHser.
400. Grabners haus. Freyhaus.
491. Hanns Fieringer, lĂĽiriegs-secretari.
49t. Lucas KhlSpfelprunner.
49S. Herrn von Polhaimb new haus.
Die vorder Sohengkhetrau zur llngkhen hlnaal^
494. Steffan Pegkben im Schottenhof behausung.
495. Hanns BeggendorÂŁfer, simerman.
496. Herrn Manng von Egg behausung. Freybaus.
An der Indem brĂĽder frelthoff y nach der llngkhen
hemmb.
497. Leopoldt KhrĂĽgeldorflfer.
498. Das heusei, so gemaine landtschaflt irem tbfierbfletter an der
indem brQeder kbirob gepaut. Frey.
Gräffin von Pasiog. Freyhaus.
Herr Ludwig von Puecbaim. Freyhauss.
Hans Moser, einnebmer im landtbaus etc.
Gerweckb Auer etc.
Maister Jani, leibschneider.
Herr Carl von Zelcking. Freyhaus.
Wider In der SohenokhstraM»
Ernreich von Kuenach, regent. Freyhauss.
Don Francisco Lasso. Freyhaus.
Herren von Prag behausung. Freyhaus.
Paul Stsininger.
499. Fraw gräfin von Pdsing. Freyhaus.
500. Herr Michael Ludwig von Puechbaimb. Freyhaus.
501. Hanns Moser. Freyhaus.
50t. Gerwegkb Awer. Freyhaus.
503. Maister Jani Perdischän, Schneider.
504. Herrn Joachimen von Schonkbirchen , Statthalters, haus.
Freyhaus.
WId er In der vordem SohengkhstrAse.
50.5. Herrn Helfrich von Khuenach haus. Freyhaus.
506. Don Francisco Lasso de Castilia, R5m. khaiserin etc. 5brister
hofmaister. Freyhaus.
507. Jacob Strada. Das haas bat vor deren von Prag haus gehaissen.
Freyhaus.
508. Paul Staininger.
Materialien.
125
e. 1569-1586
481.
484.
48t.
485.
483.
486.
484.
487.
485.
488.
486.
480.
487.
490.
478. 48t, Pttter Lindelmuf, NiderleDoder. Dibs banst sindt zoTor
479. swey beiiBer (dea Wolffgaog Schacbner) gewest, jetst sn
eintm gemaebt.
480. 483. Hanns Veitlitseb, eeugdienner, dann Caspar Mosner.
Sigmundt Holeslaub, bofsebneider.
Georg Wendelperger, vorhin Hannss Scbanskbowski, dann
Cbristoff Pnsebmann.
Herrn Hansen von Carling bebansung. Freibanss.
Ludwig, später Jaeob Peer.
Das cancsleipadt.
Jacob Kbern, panczermacber.
Herrn Jobst Joseph von Tbuem banss , vorhin der von
Liechtenstein znebaus. Frei.
IHe ander 80111611 in der l^aldtetraM.
488. 491. Herrn Johann Listij erst hauss. Freybaas.
489. 49t. Herrn Johan Listij annder banss. Freybauss.
490. 493. Herrn Grabners hauss. Freybanss.
491. 494. Nidas Wagner, landtman, vorbin Hansa Fieringer, khriegs-
seeretaij.
49t. 495 Sigmnndt Egen, secretarj bey der lanndtscbafift.
493. .... Herrn von Polbaimb newe behausung. Freibauss.
Me vorder Sohennokhsirass zar llnokhen hlnanf.
494. 496. Hannss Artboffer, peckb, leinbaters hauss.
495. 49T. Georg Fux, zehenthendĂĽer (remanenczer) im bischofsbof.
496. 498. Herrn Hangen von Egkh hauss. Freybauss.
Aoff der indem briieder freithof nach der linokhen
hemmb.
496 (sie) 499. Christoff Khugler, bey der bofkriegseanczlei, dann
rentmeister bey der lanndtschaft Der halbe Tbeil davon
dnrcb erbschaft weggekommen.
497. 500. Cbristoff Freudensteiner. Ist von des Kbuglers hauss
kbommen.
498. 501. Das beusel, so gemeiner lanndtscbafft zuegebdrt. Frey.
.... 50t. Christoph Wurmb, der landtscbafft profoss.
.... 503. Caspar Rosch, maurer.
499. 504. Frau grauin von Pösing haus, später berr Veit Albrecbt
von Puchftimb. Freybauss.
500. 505. Herr Michael Ludwig von Pucchhaimb. Freybauss.
501. 506. Hanns Moser. Freyhauss
SOt. 507. Gerwigkh Auer, später der lanndtscbafft hauss. Freybauss.
503. 508. Jani Perdisebans erben, hierauf berr Sigmundt von Pn-
chaimb. Freybauss.
504. 509. Herr Joachim von Sobdnkburchen, hierauf berr Hannss
Christoff von Zelkliing. Freybauss.
IMTider in der vordem Sohenokhatraaaen.
505. 510. Herr Hellfreich von Khfienach, hierauf berr Stadler, zu-
letzt berr Ott von Zinczendorff. Freyhaus. *
606. 511. D. Francisco Lasso de Castilia, hierauf lanndtscbafftbans.
Freybauss.
507. 51t. Jacob Strada, vorhin der von Prag banss. Freybauss.
1569
481. Peter Lindelauff, Niderle nder.
482. Joseph Relssinger, vorbin Haansen Veitlitseb', seugdieners
Wittib.
483. Gall Zollner, zuvor Sigmund Holczlaub, leiobater.
484. Paul Stnbner, vorbin Christof Pnscbman.
485. Herrn Hansen von Karling hauss.
486. Jacob Peer.
487. Das canczleypadt. Frey.
488. Jacob Kbern, panczfrmacher.
489. Herrn Jobst Joseph von Thuern hauss. Frey.
Die ander aeitten in der Waltatraaa.
488. (sie) Herrn Hungrischen canczlers, Johan Lystij erst haus. Frey.
489. (sie) Herrn Hungrischen canczlers J. Listij ander hauss. Frey,
490. Herrn Grabners bauas. Frey.
493. (sio) Doctor Stromaiers erben, vorbin Niclas Wagner.
494. Sigmund Egen, secretarj bei der landtscbafft.
495. Herrn von Polbaimb neu hauss. Frey.
IHe vorder Sohenokairaaa snr lingkhen hinauf.
496. Martin Altman, pfarrer hei sanct Leonhart, vorhin Hanns Art
hofer, leinbaters, zuehauss.
497. Georg Widmair, zuvor Georg Fax, zehendthundler im bt-
schofliof.
498. Herrn Mangen von Egckh erben hauss. Freyhaus.
Auf der indem bmeder flreiiholf nach der linokhen
hemmb.
499. Christoff Khugler, räntmeister bey der landschafft.
500. Christoff FreĂĽdenstainer.
501. Das beussl, so gemeine landsebafft irem tärhüetter an der in-
dem brueder freytboff oder kircben gepautt.
50t. Christoffs Wurmb, der landschafft gewest. prouoss erben.
503. Caspar Resch, maurer.
504. Herrn Veitt Albrecbten von Puechaimb hauss, zuvor der grä«
flu von Pösing. Freyhaus.
.... Herrn Michael Ludwig von Puchaimb. Freyhauss.
505. Hanns Moser. Freybaus.
506. Der landsebafft hauss, zuvor Gerwickb Awer zuegehörig.
Freybaus.
507. Sigmundt von Puechaimb, zuvor Jani Perschan , Schneider
zuegehörig. Freybaus.
508. Herrn Hanns Christoff von Zelckbing haus. Freihaus.
leider in der vordem Sohenokhatraaa.
509. Herrn Stadlers hauss. Freybans.
510. Landtscbafft haus, zuvor Don Francisco Lasso de Castillia
zuegehörig. Freyhauss.
511. Jacob Strada, zuvor denen von Prag zuegehörig. Freybaus.
508. 513. Paul Stainingers erben. Umgebaut vnd ein sttick davon 51t. Don Juan Manrique zubeussl, zuvor Paul Staininger.
an Juan Manrique verkauft«
126
Dr. Birk
1568
MäUCblD hAUB.
Herr voo Tieffeopaoh. Freyhaas.
Jörg Clani, pinder.
Frauen von Khintschperg hana. Freyhaoa.
Hern Hansen von Hoios haus. Freybaas.
Hans OĂĽgnperger, weber.
Colman Weisperger.
Herr Veitt Gftller haas.
1566
6M. Don Joaa Manrique etc. Freybaas.
510. Hern Christoffen tod TeĂĽffenpaeb haas. Freyhaai
511. Qeorg Clane, pindter.
51t. Der herm yon Kbfintsperg hjias. Freybaos.
513. Der frawen von Hoyas bans. Freybaos.
514. Hanns Sooimerawer, hofpegkh.
515. Salomon Weisspergen
516. Herm Gebbardt Welcsers haas. Freyhaoa.
Mo hlnder SohenoklieirMi
Hanns Haidn werger, wittfran.
Marx Oeder, zuvor Wedorn haas.
Hans Eguin.
Herr von Kreitt, knntgl. mt. eto. mandtschsnekh.
Frao Päcbliu.
Herrn Hager bebaasang. Freyhaas.
Herm Adam Scbmetkowicz haas. Freyhaas.
H. ICathes, maarer.
IMe hlndter Sohengkhstrara nach der rechten hemmb.
517. Hanns Haidenpergere wittib.
518. Marx von Ă–edt haus. Frey haas.
519. Hanns Egnin, wittib.
5X0. Herr Christoff von AUbaimb, regent etc. Freyhaas.
521. Georg Päcbels wittib.
m. Herrn Hagers bebausung. Freybaas.
623. Herrn Adam Schwetkhowicses behausong. Freyhaus.
524. Paul Thora.
5t5. Mathes Hager, werckhmaister.
Alnfeldteiraes.
Hans Plaenuiuer bans.
Paal Staininger.
Jörg Langsteger, haringer.
AlnfaltstraM zar llngkheii hlnaiif.
526. Hanns Pluembawer*
527. Paul Staininger.
528. Georg Langsteger, slmmermann.
Michel Ehemaa.
529. Sebastian Schwab.
RoeengfiMll.
Tboman Wftlesl, weber.
Thoman Aichinger.
Hanns Koler, hauer.
Leopoldt Palttinger, hauer.
Sehilnokerl suehaus.
Jörg K51bl.
Nidas Kölblin.
RoeengäMel.
530. Sigmandt Staininger, maurer.
531. Leopoldt Paltinger, hawer.
532. Erasm Westermair.
533. Cbristoff Bapp, apotegkbers znebaus.
Wider In der Ainfaltetrass.
534. Christoff Kappen apotegkbers Stadel.
535. Lorencsen Scbilngkherls suehaus.
536. Georg Rb51bel.
537. Nidas Kbölblin erben
538. In der hawer zech.
Haidenboffer zuebaus.
Hans Pf5sl, kreuttler.
539. Augustin Haidenhouers Stadel vnnd suehaus.
540. Hanns PflSstel, khretttler.
Jacob Kathauser, maurer.
Die annder aeltten der Alnfaltatraaa«
541. Jacob Kbatbauser, maurer.
Waltbauser Englhamer, hiringer.
542. Balthasar Englbdr, b&ringer.
Materialien.
127
c. 1569 - 1586
609. 514. Don Juan Manriqae. FreyhauiB.
510. 516. Herr Christoff von Teuffenbach baaaa. Freybaas.
611. 510. Wenosel Khobenca, kbocb, yorbin Qeorg Clanss, pinders,
Wittib.
61t. 517. Der berm von Kbengsperg, bierauf berm von Eoosers-
dorff banss. Freybauss.
513. 518. Der berm von Hoyos bauss. Freybauss.
514. 519. Hannes Sumerawer, khay. mt. etc. mundtpeekb.
515. 520. Leonbar dt Puecbstogkb, hofportier.
610. 521. Herrn Oebbardt Welezers , dann seiner erben bauss.
Freybauss.
Me hinder Sokenokhstrau nach der reohten hiniimb.
517. 52t. Qeorg Fnxen, zebendtbanndlers im bisoboffbof, auebeusl.
618. 523. Herr Marx von Oedt. Freybauss.
510. 5t4. HansScbrambhauser, Steuerdiener, Torbin Hans Eg^en witib.
5tO. 525. Herr Cbristoff von Altbaimb. Freybauss.
521. 520. Uelcbior Rempff, hardtschier. Freybauss.
5tt. 5t7. Herrn Hagers bebausnng. Freybauss.
6t3. 5t8. Doctor Jobann Babtista Webers bauss. Freybauss, suvor
Adam Scbwetkbowics.
524. 529. Wolffen Bertis erben, vorhin Sebastian Stampp.
525. 530. Conradt Yehle, bofschneider, zuvor Matbes Hager, werckb-
meister.
Ainfaltatrassen zur Uaokhen hlnaaf.
520. 53 t. Wilhalmb Starcb erben, vorbin Hanss Plnmbawer.
527. 532. Paul SUininger.
528. 533. Cassian Prunckhoffer, bierauf Leonbardt Lipp, bafner
1200 . . . Jobann Huettstockhers stadl , zwischen Georgen Lanndt-
steger vnd Sebastian Schwaben.
529. 534. Oeorg Podenstainer, pinter , bey den sieben Schwaben,
vorbin Sebastian Schwab.
Roaengäisl.
530. 535. Oeorg Aicbinger, maurer.
531. 530. Leopoldt Paltinger, hernach Georg Strobells erben.
532. 537. Asmus Westermayers erben.
533. 538. Christoff Rappen, apoteckbers, znehauas.
leider in der AlnCaltatrasaen.
Christoff Rappen, apoteckbers, stadel vnnd garten.
Lorenczen Schftockherls zuhauss.
Caspar Saurer, Schneider.
Caspar Sophia, stainmecs. Diss bauss ist alles von neu
orpaut.
In der hawerzech. Wolffen Höllers, tucbbendlers hauss,
hierauf Niclas Weiss, toechbanndler.
Augustin Haidenhofforin stadel vnd zuehauss, hieraaf
Wolff Placber, eyssler.
Cbristoff Cornblumb , weber , zuvor Andre Grueber,
greissler, später Martin Khrautterers erben hauss.
IHe ander aeltten der AInfidtatraaaen.
541. 540. Hanns Patrich, profoss vber die gefangenen im areional,
vorhin Jacob Kbattauser, später Hanns Parreth. DIss
hanss ist wegen des städtwaals alles versebOet vnd
baufällig.
642. 547. Bartlme Zagler, baringer vnd leatgeb, vorhin Jacob Roth,
t&echler; später Baltbauser Egelhaimer, baringer. Auch
zum theill wegen des waals versehĂĽett.
X. Jahrg. 1866.
534.
539.
635.
540.
630.
541.
537.
542.
638.
543.
539.
544.
540.
545.
1589
513. Herrn don Schwan Mannrlco bans, so er bewont Freyhass.
514. Herrn Christofen von Thiefenbach haus. Freyhaas.
515. Wenczel Khobencz, koch.
510. Herrn von Enczerstorf haus, zuvor denen von Kbilnigsperg.
zugehörig. Freyhaus.
517. Der berm von Hoyos haus. Freyhaus.
518. Hanns Sumeraner, gewesner hofbeckh.
519. Andre Essig, khay. mt. silberdiener, zuvor Leonbardt Puch«
stogkh, gewesener portier.
520. Herr Gebhart Welezers erben haus. Freyhans.
Me hinder Bohenokatras naoh der reohten hinab.
621. Georgen Fuxen, zehendthandlers im bisohofhof^ saeheftsaL
522. Herrn Marxen von Ă–dt bans.
523. Hanns Schrambhauser, stettrdiener.
524. Herrn Christoffen von Altbaimb haus. Freyhaus.
525. Melchior Rempf.
520. Herrn Hagers haus. Frey.
52T. Doctor Johann Babtista Webers erben haus, zuvor des Sobwet«
khowicz vnd graf von Tribnloz.
528. Caspar Rescb vnd Wolfen Bertis erben haus.
529. Conrad! Yehle, gewester hofschneider.
Ainfaltatraaa aar linggen hinauf.
530. N. Burgokbarts wittIb, zuvor Wilhalmb Stareh.
531. Paul SUininger.
532. Leonbart Lipp, bafner, vorbin Cassian Prunckhoffers zuehauss.
533. Georg Podenstainer, pinter, bein sieben Schwaben.
RoaenfiaaL
534. G^org Aicbinger, maurer.
535. Augustin Ha&er, zuvor Leopoldt Paltinger.
530. Assmus Westermair.
537. Christoff Rapp, appodeckher, zuhaus.
leider in der AinfUtairaaaen.
538. Christof Rappen, appodeekliers, stadl vnd garten.
539. Lorencz Schänokherls zuhaus.
540. Caspar Saurer, sabneider.
541. Caspar Sophia, steinmecz.
542. Paul Helmreioh in der hawer zech, zuvor Niclas Weiss, tnch-
handler.
543. Augustin Haidenhoferln wittib zuhaus.
54t. Martin Kranterers erben hauss. Zum Weberiseben Frelbaoa
ganz verbaut.
IHe ander aeiten der AinlUtatraa.
545. Hanns Parreth, weber.
540« Martin Faigl, zuvor Baltbauser Egelhaimer, baringer.
17
128
Dr. Birk
1563
Stefftn Wiloerb.
Doctor Sehwarczen laehaas.
Hnetitaeker snebaoB
Orienpegken Btadell.
Mathefl Plftncker, hftffoer.
1566
543. Michael Sperl.
544. Doctor Stcffan Scbwarczen suehaas.
545. ChriBtoffen Hnetstogkhers zuehaas mnd Stadel.
546. Johann Jordani, aalczambtmanB, stadel.
547. Mathefl Plnemperger, hafner.
Za den Sohotten«
Herr Liohard Pflecbler, boffcamerrath. Freihanss.
Melckerhoff. FrelhaaBS.
Meiater Achacj, Bchmidt
CbriBtoph Stromair.
Thoman Hamer, pegk.
Steffan Landtschueter, pegk.
Otogen dem Sehottenthor.
548. Herrn Leonhardt Pflchlers seligen behaasnng. Freyhans.
549. Melckberbof. Geiitlicb.
550. Acbaczi Leflttner, Schmidt.
551. Michael Wallner.
55t. Thoman Stainer, pegkh.
553. Steffan Irandtsshaeter, pegkh.
(Zu den Schotten) im doster.
Am PĂĽeheL
Bastian Raidl, Schmidt
Oraff von Serin. Freihanss.
Hern Preiners haus. Freihanss.
Caspar Stieters, bargermelster schwehers bans.
554. Das Scfaottenkloster. Qeistlicb.
Am Ptthel bei den Sohoiten snr reohten herab.
555. Sebastian Rädel, Schmidt.
556. Grafen von Serin haus. Freyhans.
557. Der herm Preiner bebansong. Freyhans.
558. Caspar Schmiczperger, Ă–eler.
550. Caspar Stietters erben.
Wolffgang Aaer.
Georg GĂĽrtler, pegk.
Renngaaeen.
Thoman Doczler, Schmidt.
Böm. knniglicher. mt. etc. leibpherdt etc. Veitt Man.
Christoff von Oberhauoa.
Hans Herold, pinter.
Jacob Mnminger, Schneider, im g&sle.
Oegenttber«
560. Wolfgang Awer, öeler.
561. Georg Gttertler, pegkh.
Renngasaen naoh der rechten hlnanf.
562. Thoman Toczer, Schmidt
563. Veit Manin, wittib.
564. Christoff von Oberhaimb. Freyhaus.
565. Michael Paasch, pindter.
566. Jacob Nanninger, Schneider.
Hern Volckra behansiing vnd znehans. Freyhaas.
Hans Vischer, prandweiner.
Im padt
567. Der herren Volckhra bebausnng sambt dem znehaoa« Frey«
haus.
568. Jacob Täfler, zimmerman.
560. Badt auf der Hohenprugkhen, maister Hans Pazeller.
Auf der Hohenpmokheni
M. Leonhard, ziegldegker.
Jörg Schrott, prandweiner,
Wolff Sachs.
Petrus Moscenns, capelnmalster.
Hengsperger, procurator.
Christoff Priglin, wittfrau.
M. Hanns Forster, pinter.
Auf der Hohenprugkhen.
570. Wolfganng Sulczperger, stattzimmerman.
571. Georg Schrötel, prandtweiner.
57t. Wolff Sachsen, wittib.
573. Petri Masseni, gewesnen capelmaisters wittib.
574. Johann Hengssperger, notarias.
575. Hanns Gradtwol, haubtman am Thftber.
576. Georg Holler vnnd Hanns Vorsster, pindter.
Haterialien.
129
6. 1569-1586
54S. 548. Miebael Sperl.
644. 549. Adam DĂśrrwaldt, zimmerman, vorhin d. Cbristoff Scbwar-
csen snehaass.
545. 550. Johann Jordans erat suebauss vnd atadl, vorhin Cristof-
fen Huetfltockhers.
546. 551. Johann Jordans, SRlczambtmans, stadl, dann annder zae-
hauss.
547. 55t. Mathes Plumberger, hafner, hierauf Qothardt Sanier-
lefltner.
Otogen dem Bohotienihor.
548. 553. Herrn Leonhardt PĂĽchlers erben. Freyhanss.
549. 554. Mölckerhof. Geistlich.
550. 555. Wolff Schmidt, peckh, vorhin Georg LeUttner, Schmidt.
551. 550. Jacob Jigempauer, Steuerdiener, zuvor Michael Wallners
erben.
55t. 557. Veit Traunstainer, haffner.
553. 558. Hannss Sebeerrfiebel, pegkh, frĂĽher Steffan Landtshuetter,
dann Paul Mair, peckh, zuletzt Davit Khremmers
zuehauss.
554. 559. Das Schotten doster. Geistlich.
Am Piihel beim Sohoiienthor sar reehten herab.
565. 560. Sebastian Radi, Schmidt.
550. 501. Grafen von Serin hauss. Freyhanss.
657. 50t. Der herrn Preyner behausnng. Freyhanss.
558. 603. Caspar Schmiczperger, öler, hierauf dessen wittib.
569. 504* Angnstin Haffner ins Stietters erben haass, jetzt besitser
Wilpacher, gegenhandler des obersten prouiant-
meisteramts.
GegeiiTber.
660. 506. Wolfgang Awer, 81er, hierauf salczhaadler. Abgebrannt
vnd neu erbaut.
601. 500. Dauit Khremmers, hauers, erben, hierauf Sigmondt Berieb.
Renngassen naoh der reehten htnaulf.
56t. 567. Jacob Rogacz wittib vnd Sebastian Meysinger, Schmidt.
563. 568. Veit Manin wittib, hierauf Cassian Prunkhofler.
664. 569. Herr Christoff von Oberhaimb , lanndtvndermarschalch.
Freybauss.
665. 570. Michael Pausch, pinter.
566. 571. Burgkhardt Pegkh, Schneider, vorhin Jacob Nunninger.
.... 572. Herr Hannss Khufstainer, viczthumb. Freyhanss. Von den
Volckhraischen erkhauft vnd von grundt neu erpaut.
667. 573. Der Volckhraischen erben hauss. Freihauss.
668. 574. Jacob Tafflers, zimermans, erben.
669. 575. Badt auf der Hochenpruckheo. fifaister Georg Zigler.
Aaf der Hohenpraofcen.
670. 570. Hannss Pieringer, vischkheuffl.
671. 577. Hannss Khirein, prandtweiner, zuvor Georg Schröttl.
672. 578. Wolff Sachsin, wittib, hierauf Georg Kbacs, pegkh.
673. 679. Desiderius de Labe.
674. 580. Johann Hengsperger, notarius.
675. 581. Thoman Clauss, raithandler, zuvor Hanss Geradtwol.
576. 58t. Mayster Sebastian ROner, maurer, dann Cassian Prnnk-
hofler vnnd Hannss Forster, pinter.
1587
547. Michl Speerl.
548. Christoff Scbwarozen zuheussl.
540. Johann Jordan, salczambtman, erst zuhaos vnnd stadl.
550. Johann Jordans ander zuhans.
551. Gregor Weinberger, hafner, zuvor Mathes Plumberger, haf
ners wittib.
Otogen dem Sehottenihor.
55t. Herr Leonhart PĂĽchlers seeligen behansung. Frey.
553. MĂ–lckherhoff. Gaistlich.
554. Thoman Gaisperger, beckh, vorhin Wolff Schmidt, pegkh.
555. Hanns Scbendl, secretaij bey der laodscbaflt, zuvor Jacob
Jligempauer, Steuerdiener.
556. Steffan Leuterer, beckh, vorhin Veith Traunstainer, hafner.
557. Hanns Scherriebel, zuvor Dauit Khremmers znhanss.
558. Das Schottencloster. Gaistlich.
Am Pfihely beim 8chotteii(ihor) zar reehten herabi
559. Sebastian Radel, schmid.
560. Grafen von Serinj haus. Freyhaus.
501. Der herrn Preyner behansung. Freyhaus.
50t. Caspar Schmiczpergers, öhlers, wittib.
503. Augustin Hafner.
GegenĂĽber am Sehotienbihl.
504. Wolfgang Awer.
505. Bemhart Lewe, vorhin Danidt Khremmer.
Benngasaen naoh der rechten blnaaff.
500. Jacob Rogacz, hartsehier vnnd Sebastian Meissingers, sohmidy
erben.
507. Cassian Prunkhofler.
508 Herr Christof .von Oberhaimb, landtvndermarscbalch. . . .
569. Michael Pausch, pinter.
570. Dilman Steets, dischler, vorhin Burckhart Pegkh, sohndder.
571. Herrn Kuefstainers, viczthumb, haas. Freyhaus.
57t. Der herren Volkhraen haus. Freyhaus.
. .
573. Jacob Taflers, zimermans, erben.
574. Bad auf der hohen bruggen. Georg Pawel, brandtweiner,
czugehSrig.
» • • • • *
Auf der Hohenbrnggen.
575. Hannss Pieringer, vischkftufler.
576. Hanns Khirein, brantweiner.
577. Georg Khacz, pegkh, in der Sachsin hanss, hierauf Wolff
Ronninger, hofaduocat
578. Desiderius de Labe, doctor.
579. Hannss Hartmann, vorhin Johann Hengsperger, notarius.
580. Thomann Clauss, auf gemainer stat Wien cammer raithandler.
581. Sebastian Bainer, vorhin Cassian Prunkhofler vnd Hans For-
ster, pinter.
17*
130
Dr. Birk
1»63
IM6
Born, kayterl. maieBtat etc. arsohional.
Doctor Sigmund Ă–der, regent etc.
Melchior Stearer bey den dreien hacken.
Im Tieffengrabei
Wolf Pemetetter.
ICathes Baacheisen, aohmidt.
Leonhard Widmair.
Sigmund GreiBpfichler.
Jacob Pomerty, kaya. mt etc. samalier.
M. Jörg Fneha, pegkh.
Wolf Eilinger.
Jacob Panekher.
Walthaaser Pfiecbler.
Wider In der RenngaMen.
577. Khaiserlicber maieatat etc. arcional. Frey.
578. Doctor Sigmandt von Ă–edt Freybaoa.
579. Melchior Steftrer bey den dreyen hagkhen. Hinten gegen dem
Schottengarten.
Im tleffen Graben aar lingkhen hinab.
580. Wolff Pematetter, kbrentler.
581. Mathea Raucheiaen, achmidt
582. Fetter Zwierlmair.
583. Sigmnndt Greisapftchler.
584. Jacob Khlockheri khay mt etc. aammelier.
585. Georg Fncbs, pegkhen, a'nehaaa.
580. Georg FuchBi pegkhen, wonhaus.
587. Jacob Gnetenpacher, leczelter.
588. Gemainer statt haus vnnd gebew der flelschpengkh. Frey.
589. Balthanser Pfichler, stattmaurera zaehaus.
590. Balthanser PĂĽcUera, wonhana.
591. Gemainer statt bans. Frey.
Leonhard Prnmmer, prouisianer.
Paul Seydell.
Im Eilent.
Gdrg Bein, aimmerman.
Wolf Hartmao, remanenaer.
Sigmund Viseher, kreittler.
Walthaaser Steger, maier.
Erhart Bobenberger.
Jörg Leittner, Bimmerman.
Bej dem Wemerlori
Jörg Prenner, Fleisehacker.
Philip Kamerssdorifer.
Florian Hamer, ateinmecB.
Philip, ateinmecB.
IHe ander aelHen des tieffen grabenai
59t. Gemainer statt gebew der Flelschpengkh. Frey.
593. Antoni Preining, Schmidt
594. Michael Angermaur, pindter.
Im Blenndta
595. Gkorg Bein, timmerman.
590. Wolf Hartman.
597. Lorencs Hilttendorfferin, wittiben, atadel.
598. Sigmundt Vischer, khreĂĽtler.
599. Caspar Sopboy.
000. Erfaart Babenperger.
001. Leonhardt Freissmueth.
00t. G^rg Vischer, aimmerman
003. Khaiserlicher mt. etc. beide Balozohämer.
Bei dem Wemerthor vnd daa gSaael b^
frawen an der gaietien hinauf«
004. Georg Preiner, fleischbagkber.
005. Hanns Bainer, bXrtschier.
000. Steffan Hagkhner, staimBces.
007. Philip Bainersdorffer.
Leonhard Primas, ziegldecker.
008. Georg Gross, fleisohhagkfaer.
Materialien.
131
c. 1567-1586
1589
Wider In der RenngaMon.
577. 583. Khaiflerl. mtt. etc. arcional. Frei.
.... 584. Khay. mt. etc. ober oeu zenghaasB. Frey.
578. 585. Doetor Sigmund! Ă–eder von Ă–edt htass. FreyhauBS.
579. 586. Melchior Steyrer ynd Wolff Camerer, Bcbmidt, bei den
drei backheo.
Im TIeffengraben rar linoklien hinab.
580. 587. Wolff Pernetetter, khrenttler.
581. 588. DeBideriuB Conradt, Rom. khais. mt. etc. mundtkhoeh.
58t. 589. Wolff Baacbenpabler, khreutler.
583. 590. Sigmundt GreisspĂĽhlers wittib, hieranf Hansa Mayr.
584. 591. Wolff Plattner, prouisioner, vorbin PanluB LeĂĽttlmair,
procarator.
585. 59t. Hathes Gattenpacber, schmid, zuvor Qeorg Fuxen gehö-
rig, hierauf Jacob Baliscb.
686. 593. Georg Fux, peckhen, wonhauss.
587. 594. Jacob Guttenpacher, leczellter.
588. 595. Gemainer statt hauBS vnnd gepew der fleiscbpenckb.
Frey.
589. 596. Paul Rösch, riemers, znehauss (neu erbaut) vorhin
Balthasar Puchlers suhaus.
590. 597. Paul Röschen , riemers , wonhauas , vorhin Balthasar
Puchlers wonhauss.
59t. 598. Gemainer Stadt hauss vnnd gepeĂĽ der fleischpeanckb.
Frey.
Ma annder aeltten des Tlelfongrabana haraaf.
59t. 599. Gemainer Btadt hauss vnnd gepeä der fleischpeimckli.
Frey.
593. 600. Georg Abel, peckh, zuvor Merth Lust, peckh.
594. 601. Michael Angermair, pindter.
Im Blendt.
595. 60t. Georg Wissman, fleiachagkher, vorhin Wolff Hardtmant
wohnbauBB.
596. 603. Wolff Hardtmans annder hauss.
597. 604. Daniel LunczerB Stadel, vorhin Lorenez Hilttcndorfferin
stadl.
598. 605. Erhardt Engelmair (Engelreicb) , zuvor Michael Wurmb,
greissler.
599. 606. Caspar Saphoj.
600. 607. Erhardt Rabenbergers erben, hierauf Christoff Raben-
berger.
601. 608. Yrban Offenhamer, nacbtflirer, zuvor Leonh. Freismuthi
erben, spftter CasparSophoy, stainmeozen, zuehauss.
60t. 609. Uannss Forster, leinweber, zuvor Georg Vischer, simer-
mann.
603. 610. Rom. kbaiserlicber maiestftt etc. beede salczkhamer.
Beim Wemerthor vnd daa gaasl b^ Tnaer frawen
der gatetten hinauf«
604. 611. Vicencz Nitach, mecxger, vohin Georg Preiners erben.
605. 61t. Hanss Rainer, gewesner bartachier.
606. 613. Veith Bendl, stadtkboch.
607. 614. Georg Gemgrosa, kbiraehner, vorhin Wolff PĂĽringer
Bteinmecz.
608. 615. Georg Groas, fleischackber.
IMTlder in der Renngaaaen.
58t. Rom. khaiserlicher majest&t etc. arcional. Frey.
583. Römisch khaiserlicher m^jestät new Zeughaus. Frey.
584. Doetor Sigmund von Ă–dt haus. Freibaus.
585. Georg Riehter, goldtschmidt, bei den drei haekhen, vorhin
Melchior Steflrer.
Tielfengraben zur ĂĽnokhen hinab.
586. Thoman SehadleĂśtner, zuvor Wolff Bernsteter, khredttler.
587. Desiderins Conradt , kais. mt. etc. hoehaeligister gedeehtnua
mundtkobh.
588. Wolff Zetl, vorh'm Weifgang BanhenpObler, khreutrer.
589. Hanns Maier, kerczenmacher, zuvor Sigmundt GreysspĂĽhlera
wittib.
590. Wolff Plattner, provisioner.
591. Matbeus Guttenpacher, schmid.
592. Georg Fuz, beckh.
593. Jacob Guttenbacher, lecz elter.
594. Gemeiner statt bans vnd gebew der fleischbenckh. Frey.
595. Georg Manbarts erben, zuvor Paul Röschen, riemers, zuhause.
596. Paul Röschen, riemers, wonhaua.
597. Gemeiner etat haus vnd gebew der fleiacbbenckb. Frey.
Me ander aeiiten.
598. Gemeiner statt haus vnd gebew der fleisebbenckb.
599. Georg Abel, beckh.
600. Michel Angermaler.
Im Eilendt.
601. 60t. Georg Wissmair, vorhin Wolffen Hartman, wohnhaois,
vnd zueheussl hinten am wonhans.
603. Mathes Singer, vorhin Wolffen Hartman ander hanas.
604. Daniel Lnnczers stadl.
605. Hanns Partseh, zimerman, zuvor Erhardt Engelreieh.
606. Caspar Sophia.
607. Christof Rabenperger, weber.
608. Vrban Osthaimer, nachtflerer, vorhin Caspar Sophia, stainmecs,
zuhause.
609. Michel Vnterberger, camerbott, zuvor Hanns Forster, weber.
610. Römisch kaiserlicher maiestftt etc. salcscamer. Frey.
Bei dem l^emerthor vnd daa gatal bei ynaer
frawen an der geaĂśHten hinanif.
611. Vicencz Nitsch, meczger.
61t. Wolf Vnhauser, vorhin Hanns Rayner, gewesner bart-
schier.
613. Martin Weiss, zuvor Veit Bernl, stadtkboob.
614. Blasy Landtsperger, vorhin Georg Gerngross, khftrschner.
615. Georg Gross, fleischacker.
132
Dr. Birk
1663
1566
Burckstallers wittib.
Florian Weis, kocaenmaeher.
Andre Prumroeri kreuttler.
BeneficiatenbaaB.
AmbrosiuB Mair, Ă–bstler.
Beneflciaten ander haoa.
SalossrieM«
009. Der Purgkbstallerin erben hau.
610. Fabian Weiss, khocsenmacher.
611. Anndre Prunner, kbrefitler.
612. Wolf Samerg^lter.
613. Hanns Oarth, gewäntler.
614. Beneficiaten laehaos geben s. Steffen gehörig.
Am Saloigfiei.
Georg Geblin, beringerin.
Gregor Antto.
Hans Steftrer.
Hans Krieger.
Scboppers bans. Wlertsbaoss.
Hans Wagner beim weisn rössl. Wiertshaosfl.
Andre Aner. Der salcser herberig*
Friedrich Hann^ yischer.
Philip Tmmel.
Hans Ludwig, h netter.
Hans Puechler suehaos.
Hans Prasser.
Christoff Pollerica.
Tancsmfillerin wittfrau.
Hans Yilnaschn wittib. Wierczhaus.
Marttin Reichl, gemainer Stadt pueehallter»
Leopold Gmmppl, sobmid.
Hans yischer, fechten
Maximilian Kastenbofer.
Im RathgSflsL
Waltanser Yischer, anbaas.
Leopold Eberl, erben.
615. Jacob Paathner.
616. Hanns Sittenhouer.
617. Hanns Stettrer.
618. Hanns Lax.
619. Georg Schopper.
6t0. Znm weissen rössel. Wiertshanss.
6t 1. Anndreen Awers wittib.
6t%. Mathes Brobst, Tischer.
6t3. PhUip Trumel.
6t4. Hanns Ludwig, hnetter.
625. Joseph Nieser.
6t6 Magister Hanns Rechperger.
627. Sebastian Seidel.
62g. Tanncsmmierin, wittib.
629. Mathes Zehetner beim FUlnaschen. Wiertahaaa.
630. Martin Beichel.
631. Silvester Straub.
632. Antoni Preyning, Schmidt
633. Christof ObermaĂĽr.
634. Gemainer statt fachttbaem. Frey.
Im RathgSMol nr reohtan hlnanl^
635. Baltbasar Vischers suebeusel.
636. Hanns Eberle.
637. Wolfganng Schupfner.
Mo ander ■eltten des Rathgäflsels herab*
638. Mertt Gross.
Jacob Gruenwald, kocaenmaeher.
Hanns Mair, kocaenmaeher.
639* Jacob GrĂĽenewaldt, khocaenmaoher.
640. Hanns Mayr, khocsenmacher.
Koohg&itl.
Doctor Schwatcaen, auebaus.
Im Koohgassel die recht eeltien herauCi
641. Doctor Schwarcaen auehans.
Materialien.
133
c.
1569 - 1586
1587
Die ander â– eitten.
eo9 Per PurckhsUUertschen erben haoss zar rechten gegen
dem Wernerthor. (8. unten No. $Z\,)
610. 610. Ruepreoht Scbwarczberger, dhler, vorhin Jacob Pulliicb.
611. 610. Andre Pmnner, khreĂĽtler.
612. 018. Wolff SanjergeltterĂź hausa, jecEO don Viuiani ein pfaffen,
zaegeh5rig.
613. 017. Mert Poligkba, tuchhandler, luvor Hansa Gardt,
gwandler.
614. 610. Benificiaten hanaa gen b. Stephan gehörig.
Am SalosgrleM.
.... «21. Wolff Auer, aalczhanndler. Diaa hauaa hat znvor den Barg-
atalleriachen erben zugehört vnd ist in der gassen bey
vnser frawen an der stiegen im allten regiater beschri-
ben. Jecziger zeit hat es seinen rechten eingang vom
8alczgrieas.
Jacob Pauthner.
Hannaen Syttenhofers erben. Hans Weckhenhan.
Poppo Mflllera, apodeckhers , znehansa, vorhin Hannas
Steyrer. Baufällig.
Poppo Mfillers annder haas, zuvor Hannsen Luxen wittib
zugehörig.
Georg Schopper, hierauf Wolff Christoff Schopper.
Zum weissen rössl. Wiertshaus. Francz Eysenberger,
dann Paul Richter zugehörig.
Anndre Auers erben.
Mathes Probst (wittib), vischerin, hierauf Simon Nitachkha.
Phillip Trummel.
Hannss Ludtwig, huetters, wittib.
Laczarua Staininger.
Magiater Johann Rechperger.
Paul Seidel. Ein Stock diesea hauaea zu der Siebenbur-
gerin haue verkauft
TanczmĂĽllerin erben hausa, Jeczo Albrechten Trlngkhl
zuegehörig.
Matheaen Zehentoers erben beim Filnaachen. Wiertshanaa.
Hana Prostenman. fleischagkher.
Martin Reichl, dann dessen erben.
Chriatoff Hueber.
Anthoni Preyning, achmidt.
Christoff Obermaier. Wiertshauss.
Gemainer statt fächtthurn. Frei.
Im BathgSseel sar reehten hlnanlf*
€35. 64*2. Balthauser Yischers erben zuheüssl , yeczt Gregorien
Schrötter zugehörig.
636. 643. Salomon Brodtkorb, pinter, vorhin Blasy Khnechtl.
637. 644. Georg Scholcz, koozenmacber, vorhin Jacob Herb ,
kherczler.
IMe ander seltten herab.
636. 646. Georg Fridrich , khoczenmacher. Disa hauaa ist zu-
639. vor zwey heoser gewest, Merthen Groaa vnnd Jacob
Gmnwaldt zuegehörig, jeczo nn in ein hanaa zuaammeo
gebrochen.
640. 646. Mathiaa Seruaty, canzleiach reiber bei der lanndachafit,
zuvor Hanaa Mayer.
Im Khoohgaaael, die reehte aeltteii hinauf.
641. 647. Doetor Christoff Sehwarczen znehauaa.
615.
622.
616.
623.
617.
624.
618.
625.
610.
626.
620
627.
621.
628.
622.
620.
623.
630.
624.
631.
625.
632.
626.
633.
627.
634
628.
635
620.
636.
630.
637.
631.
638.
632.
630.
633.
640.
634.
641.
Me ander selten.
620. Ruep Schwarczeoberger, oehler.
610. Andre Prunner, kreutler.
618. Wolf Sumergeltera haua, ainem geiatlichen zugehörig.
6 1 7. Wolf Erdtrich , zuvor Merth Poligkha , tuchhandlera, zuhausa*
616. Beneflciatenhaaa gen s. Steffen gehörig.
Am Salesgrless.
621. Wolf Awer, salczhandler , hinten gegen vnser Frawen an der
geatötten.
622. Jacob Pauthner, aalczhandler.
623. Hanna Sittenhofera erben.
624. Hanna Lechner, zuvor Poppo MflUer, apotegkhera, zuhaua.
625. Poppo Mfillers ander haus, znvor Hanaa Luxen zugehörig.
626. BartIme Scholcz, vorhin Wolff Christof Schopper.
627. Hanns Gast zum weissen rössl, vorhin Paul Richter. Wierta-
haua.
628. Andre Auers erben.
620. Andre Thierenbacher, zuvor Simon Nitachkha.
630. Phillip Trummel.
631. Gabriel Thiernbacher, vorhin Hanss Ludtwig, hnetera wittib.
632. Laczarua Staininger.
633. Magiater Johann Recbperger.
634. Paul Seidl.
635. TanczmĂĽllerin erben haus, iczo Albrechten Tringkho csuege-
hörig.
636. Hannaa Proaamann beim Filnaachen. Wiertahaua, vorher Ma-
thea Zehendtnera erben.
637. Martin Reichela erben.
638. Christoff Hueber.
630. Antho^j Preynning, Schmidt.
640. Christoff Obermayer. Wiertshaus.
641. Gememer statt fAchtthuern.
Im RathgSaal anr reehten hlnaaf.
642. Gregor Schröttera zueheussl.
643. Salomon Brodtkher, pinter.
644. Gregor Scholcz, koczenmacher, zuvor Jacob Herb, kherczler.
Die ander aelten herab.
645. Gregor Friderich, koczenmacher.
646. Mathea Saluaczi, canozleiachreiber bei der landtachaft.
Im Kochgaaal die reehte aelten hinauf.
647. Chriatof Sehwarczen zuehaua.
134
Dr. Birk
15«3
Doctor Schwarezeo ander saehaaB.
Wolff ScbupfiDer, vaaczleher.
Jörg Herb, greisler.
Freidenreichs beide hinderheoser.
GramersSttl.
Paal Voger, doctor Jordan baaB. (?)
Hans Wllpacher, cramer.
Stephan Wolff, panczermacber. (?)
ZaonerB erben zuebaas.
1566
64t. Dootor Schwarczen ander zuehaaB.
643. Doctor Schwarczen dritt«B zuehaaB.
Me annder seltten des KhoohgiĂśMols hinab.
644. StifftheuBel gebo 8. Marx geborig.
645. Georg Hftrb, greissler
646. Georgen Freidenreicba zaeheaael.
647. Georgen Freidenreicba ander heuael.
CramergüMel B«ar reohien hlnanlL
648. Secretari Pengela heĂĽael.
649. Hanna Willpacber.
660. Leopolden Parrocha znebauB.
651. Zaunera erben znebans.
652. DaB annder der ZauneriBchen erben znebeOaol.
Jörg PoBob, cramer.
Leopold Baroob, cramer.
Wolff Stelczer, peutler.
Peter Panmkircber, cramer.
Baep Has, cramer. (?)
Hanns Grasser, cramer.
Michael Bebilmair.
Michael SUrckenboffer. (?)
Beim roten ĂĽmm.
Zum Sebabnrösl, wirczhaaB. Thoman Aigner.
Bchabnrösla anebans, das ander anehana lähr vnd paafeUig.
Wolffgang Halier beim gĂĽlden creucz.
Leopold Tusent beim ele&ntten.
Bei der golden gansB.
Maischpergers haus.
Im padt.
Am Ueohtenates*
Hans Awer, Bcbneider.
Gorg Adler, barbierer.
Jörg Häuser.
Gemainer atat waghaus.
tio. kan. mt. etc. hoffquartiermaister, Georg Freidenreich etc.
Jörg Schadner.
Jörg Wehen son haas.
Znehans.
Der ElBler bans.
Doctor BMhelea haus.
653. Georg Posch, cramer.
654. Leopoldt Parroeh.
Die annder seltten des Cramergiasels hinab.
655. Mathea Stäbler, peitler.
656. Peter Paumbkhircher.
657. Sebastian Graaer.
i658. Haons Gräser.
650. Michael Schielmair.
660. Onophrius S5gkh.
Vom rothen tham nr reohten hinauf gegen dem
Iilechtensteg Ynnd Iingegg«
661. SchabenrQeaaeU , anyeozo der Prunnhoaerisoheii erben haat
â–Ľnd Stadel darneben.
662* Schabenr&esBels oder yacat der Prannhoaeriaehen erben hiad-
ters newes znehans.
663. Wolfganng Halier zum gĂĽlden khreĂĽcz.
664. Leopoldt Tasent zum schwarczen elefanten. Wiertshanaa.
665. Fridericb Han zur golden gannas. Wiertahanas.
666. Sebastian Mätschperger.
667. Das badt im Rothgässel genant.
668. Hanns Awer, Schneider.
669. Georg Adler, barbier.
670. Georg Hauaer, gemainer atatt poeehhalter.
671. Gemainer statt maott- rnnd waghaus. Frey.
672. Georg Freidenreich.
673. Georg Schadner.
674. Georg Ludwig Wehen erben suehaua.
675. Geurg Lodwig Wehen erben hausa.
Die annder seltten vom Ueohtensteeg vnnd liugegg
gegen dem rothen thnem wider hinab.
676. Der Eiseier gebrĂĽeder behausung.
677. Jangkher Lasseis haus, d. Pachelebs erben.
Materialien.
135
c.
1569 - 1586
642. 648. Doctor Cbristoflf Schwarcsea ander zuehauss.
643* 649. Doctor Christoff Schwarcsen dritt zuehauss.
Die annder seltien hinab.
644. 650. Stiflftheosel gen s. Marx, jeczt Josephen Vetterl zuegebörig.
645. 651. Georg Harb, greissler.
646. 652. Georg Freydenreichs zuehauss , Sebastian Tobricbter
tandler.
647. 653. Georg Freydenreichs ander zaebenssl.
Cramergassl sar rechten hinaaff.
648. 654. Georg Pachmaier, bandtschuster.
649. 655. Franz Zuscbj oder Tscbasen, cramer.
650. 656. Sigmundt Demunder, mauthner vnnderm Stubentbor, zuvor
Leopold Parocbs zuehauss.
651. 657. Georg Kbirchhamers zuehauss , zuvor der Zauner
652. erben. Hinach ist noch ein bcusl gewest, welches den
Zauneriscben, anieczo aber dem Kbircbbamer zugehört.
Hata zu seinem selbst wonhauss am FauemmarUit ge-
pautt
653. 658. Georg Poschen , cramers erben , hierauf Adam Posch,
cramer.
654. 659. Leopoldt Parracb.
Die annder aeitten hinab.
655. 660. Mathes Stabler, peutler, hierauf Franncz Tscbusen wobn-
bauss.
656. 661. Georg Lebner, cramer.
657. 662. Sebastian Grasser, hierauf Kuep Schlager.
658. 663. Hannss Ludoldt oder Lundthold, obstlcr.
659. 664. Michael Schillmaier, hierauf Iheronimuss Frosch.
660. 66.7. Onofferus Sockb, dann Adam Forberg.
Vom Bothenthuem zur rechten hinaaf gegen dem
Iiichtensteg vnd Iiagegg.
661. 666. Schabenrüssl , jecz den Prnnhofferiacben erben zuegehö-
rig. Wiertöhaass.
662. 667. Der Pranbofferischtiu erben biuder neues hauss. Neu er-
paut.
663. 668. Leopoldt Huetstogkher zum guldeu creucz. Wiertshauss.
664. 669. Ernst Leberer zum schwarczen elepbanten. Wiertshauss.
665. 670. Friedrich, hierauf Conradt vud Francz Hau, geprĂĽder,
zur gĂĽlden ganss. Wiertshauss.
666. 671. Hannss Khueffer, pinter, ins Matschpergers haus.
667. 672. Das badt im Rotbgässel. Georg Schreibercr. Frey.
1589
648. Christof Schwarczen' ander czahaos.
649. Christof Schwarczen drit czuhaus.
Die ander selten hinab.
650. Stifftheiissi geen s. Marcus, so Joseph Vetterl zugehörig.
651. Georg Härb, greissler.
652. Georg Freydenreichs zueheusael.
653. Georg Freudenreichs ander zuebaus.
CramergSaal snr rechten hinauf.
654. Georg Puchmair, handtschuester.
%655. Francz' Tscbusen, cramer, hierauf ÂŁgidi Widmer.
656. Sigmund Demundt, mauthner vnderm Stabenthor.
657. Georg Kbirchhamers zuehaus.
658. Adam Posch.
659. Leopold Parroch.
Die ander selten wider hinab.
660. Wolff Dierniczl, vorhin Francz Tschnsen , cramers, wonhauss.
661. Simon Hiller, zuvor Georg Lebner, cramer.
662. Ruep Schlager.
663. Hanns Ludoldt, Ă–bstler.
664. Adam Forberg, zuvor Iberonimus Frosch.
Vom Rottenthnrn sar rechten hinauf gegen dem
Iilechtensteg vod Iiagegg.
665. Schabenrfissels haus, icz den Prunhoferischen erben czuge-
hörig.
666. Der Prunhoferiachen erben uew haus, so iecz zwen theil.
667. Leopoldt Huetstocker zum guldin creicz.
668. Ernst Leberer zum schwarczen elepbanten. Wiertsbaus.
669. Friderich Hann zur gĂĽlden ^sns. Wiertshaus.
670. Hanns KhĂĽeffer, pioter.
671. Das padt im Rothgässl, Georgen Schreiberer zuegehörig.
668. 673. Hanss Awer, Schneider.
669. 674. Mathias Stainhcrr od. Steiner.
670. 675. Georg Hausers erben.
671. 676. Gemainer .statt maut- vnnd waghauss. Frei.
672. 677. Georg Freydenreich.
673. 678. Georg Schadner.
674. 679. Georg Ludwig Weben erben zuehauss.
675. 680. Georg Ludwig Wichen erben hauss.
Die ander seltten wider hinab gegen dem Rotten-
thnrn.
676. 681. Der Eysler gcbrĂĽder behausung. Vom grund neu erbaut.
677. 682. Junekher Lasseis hauss, doctor Pachelobs erben.
X. Jahrg. 1866.
672. Hanns Auer, Schneider.
673. Mathes Steinhern wittib.
674. Georgen Hausers erben haus, Mathes Steinhern wittib vnd
Christofen Keller zuegehörig.
675. Gemeiner stat maut- vud waaghaus.
676. Simon Heczenbiichler, zuvor Georg Freydenreich.
677. Georg Schadner.
678. Georg Ludwig Wehen zuhaus.
679. Georg Ludwig Wehen wonhaus.
Die ander selten hinab gegen dem Rothenthnrm.
680. Sebastian vud Andre Eysslers erben.
681. Georg Federle in der Pachelebischen erben haus, zuvor
Hansen Rogkhner vnd Georgen Kheczlern czugehörig.
18
136
Dr. Birk
1568
Hanns KnoUn wittib.
Thomai) Siebnburgers haos.
*
Mathes Pfab.
Wilbalm Wilffing.
Michel Schillert zum gĂĽlden stern.
Leopold Qotschalchk, pegk.
Hans Vetterle beim gĂĽlden wolff.
Beim gĂĽlden hirschen vnd zuhaus.
SteĂĽrerhof. Wirtshauss.
Raidls haus. Wiertshaus.
Philip Spiczweckh.
Mathes Prunhoffers zahaus.
Hans Kaysers haus.
1566
678. Der KlmoUin behausung.
679. Herrn Thoman Sibenbfirgers haus.
680. Mathes Pfab.
681. Wilhelmb Wilfing, dann dessen wittib.
68%. Melchior Schilher, glaser, zum gülden »teru.
683. Lcopoldt Ootachaickb.
684. Hanns Vetterle, Rom. khaiserllcher mtt. etc. leibbarbier, zum
gĂĽlden wolff.
685. Das haus zum gĂĽlden hierschen. Wiertshauss, ausgenommen
Hoflers theil, darinn keine gastung.
686. Steyrerhof, Mertt Hochholczer zncgehorig Wiertsshaus.
687. Zur gĂĽlden sonnen. Georg Frauoberger. Wiertsshaus.
688. Philip Spiczbogkhen erben.
680. Mathes Prunnboucrs erben hcusel.
690. Sebastian Praun vnnd Hanns Khaiser.
Flaschnergatsen.
Seruacj Pöttinger, eisner.
Michel Sperl, weinschenckb.
8ohloM6rgasil.
Nidas Gramer.
Lorencz Almer, Schlosser.
Erhardt Turer, puchsenmacher.
Wolff Teisseoreutter, â–Ľrmacber.
Bastian Mägrl, Schlosser.
Hans Schillers erben.
M. Andre Leber, Schneider.
Michel Teres, Schlosser.
Thoman Strnuss, Schlosser.
Michel Paumgartner, Schlosser.
Hans Nagl, Schlosser.
601 Khais. maicstat etc. mautthaus beim rothen thueru. Frey.
602. Gemainer statt mauthaus. Frey.
FUnohnergässel«
693. Sernaci Pöttinger.
604. Michael Sperl.
SohlouergäMel.
695. Niclas Cramcrs erben.
696. Wolff Vogelsingers erben.
607. Erhardt TbĂĽr, puchsenmacher.
608. Wolff Teissenrieder, vhrmacher.
699. Hieronymus Bärtl, Schlosser.
700. Hannsen Schellers erben zur weissen rueben.
701. Christoff Khriechpaumb.
IHe ander 8011160 des SohlOMergässels.
702. Michael Tares.
703. Thoman Strauss, Schlosser.
704. Michael Priumbgartner, Schlosser.
706. Hanns Nagel, eisner.
Peters Irejthof.
Aaf 8,
Sohalaaczers erben haus.
Anthoni Hordici erben.
Hans Rauhenperger.
Hans Holczperger.
Hans Pacz, kästecher.
Albrecht Albrin, kftstecherin.
Jörg Kirohamer, vnd doctor Pmnner im Etssgrttebel.
Straichers haus.
Seaerus Spilbas, greisler.
Wolff Piewioger.
Auf 8. Peters fk*elthof.
706. Der Schallauczer gebrfleder haus.
707. Beneficiaten haus gehen s. Peter gehörig. Geistlich.
708. Rauhenpergers haus.
709. Holczpergerin wittib.
7i0. Hanns Pacz, khässtecher.
711. Albrecht Albonn wittib.
712. Doctor Prunner im Eissgrfiebel.
713 Georg Khirchhamer vnnd Leonhardt Hayden ius Straichers
haas.
714. Senerin Spillhass, greissler.
715. Wolff Piebinger, öeler.
Materialien.
137
G.
1569-1586
678. 683. Georg Adler, barbirer.
679. 684. Thoman Sibeoborf^ers, hierauf doctor Johann Prnnners,
stadtricbterSi haasa.
660. 685. Anthooj Vttendorffer.
681. 686. D. Melchior Hofmair, khayserl. mt. eto. camerprocurator,
dann n. 5. regimentaratb.
682. 687. Steffan Conradt, khĂĽrschncr, zum );n1dcn stern.
683. 688. Martin Mutschengradt , procurator, vorhin Hanss Holn-
stein, handlsman, hierauf Michael Matsch engra dt.
684. 689. Caspar Scholcz, bandelsmnn , zum gĂĽlden wolf, vorhin
Hans Vetterl etc.
683. 690. Das bauss zum gĂĽlden hirschen. Wiertshaus. Hannss
Feybelman.
686. 691. Der Steyrerhof. Wiertshaus, Christoff Ucinsperger, dann
den Stabeggischen erben zuegehĂĽrii;.
687. 692. Zur galdin sonnen. Geor;? Fraunberger. Wiertshaus.
688. 693. Philip Spiczbeckhen erben, dann Gregor Virich Spicz-
beckh.
689. 694. Mathes Prunhofers erben, hierauf Gregor Virich Spicz-
beckb.
690. 695. Sebastian Praan vnd Hanss Khaisers erben, hierauf
Prauns erben.
691. 696. Kbayserl. mt. manthaas beim Rothenthurn. Frey.
692. 697. Gemainer statt mauthauas. Frey.
FlasohnergaMel.
693. 698. Seruacj, dann Hannss Pdttinger.
694. 699. Michael Sperl.
SohloMergasBel.
695. 700. Nicias Crainers erben.
696. 701. Wolff Voglsingers erben, hierauf Egidi Kassner, schuester.
697. 702. Erbardt Thflrr, pflchsenmacher.
698. 703. Wolff Teisenricder, vrmachcr, hernach Hannss Pfeffer,
â–Ľhrmacher.
699. 704. Iheronimus Bartl, hierauf Christoff Pfening, Schlosser.
700. 705. Hansen Schöllers erben, dann Petter Barbinger zur weis-
sen rueben.
701. 706. Cristoff Khriechpaumb, hierauf Pauli Khrebss, Schlosser.
Die ander seltten des SohloeeergaesU.
702. 707. Michael Tares, Schlosser.
703. 708. Thoman Stranss, hernach Conradt Henner, Schlosser.
704. 709. Michael Paumbgartner, Schlosser.
705. 710. Hanss Nagler, eisner, hierauf Melchior Pauschwang,
Schlosser.
Auf 8. Peters fireiihof.
706. 711. Der Scbalaoczer gebrueder bauss, hernach Gregor Faerth.
707. 712. Beneficiatenbaas gen s. Petter gehörig. Geistlich.
708. 713. Raucheopergerin bauss.
709. 714. Thoman H&ndl, Rom. khay. mt. etc. wardein, sovor Holcz-
pergerin wittib. Von grundt neu erpautt.
710. 715. Mathes Schlag, hierauf Gregor Perger ins Paczen haus.
711. 716. Albrecbt Alberin wittib.
712. 717. Doctor Johann Prunner im Eisigrfibl.
713. 718. Georg Rbirchhamer vnnd Leonhardt Halden.
714. 719. Seuerin Spilhass, greisler, dann dessen wittib.
715. 720. Hanns Pursch, riemer, zuvor Wolff Paebinger, dler.
1589
682. Georg Adler, barbierer.
683. Lorencs Schutter vod doctor Jobann Pruners, Stadtrichters,
erben zum gĂĽlden adler.
684. Lorencz Motsch, zavor Anthonj Vttendorffer.
685. Herrn doctor Melchior Hofmai rs, n. ö. regimentsraths erben.
686. Steffan Conradt, kirscbner, zum gĂĽlden stern, hievor Melchior
Schiller.
687. Michael Mutschengradt.
68S. Caspar Scholcz, handelsman. zam guldiu wolff.
689. Das haus zum gĂĽlden hirschen , Hansen Feygenman czuge-
börig. Wiertshaus. •
690, Steirerhoff, den Stubeggischen erben zugehörig. WUertshaus.
69 t. Zur galdin sonnen, icz Georgen Fraunberger czugehorig.
692. Phillip Spiczbecken erben zu den drcy cronen.
693. Gregor Virich Spiczbeckhen heĂĽsel.
694. Sebastian Prauns erben haas.
695. Komisch kais. mt. etc. mauthaas beim Kotheuthaern. Frey.
696. Gemeiner stat mauthaas.
Flasohnergässl.
697. Hanns Pöttinger.
698. Michel Speerl.
SchlossergSssel.
699. NicIas Cramers erben.
700. Egidi Kassner, schuester, vorhin Wolf Vogelsinger.
701. Erbart Thfirr, pächsenraaister.
702. Hanns Pfeffer, vhrmacher.
703. Christoph Pfenning, Schlosser.
704. Petter Barbinger zur weissen rueben.
705. Paul Krebs, Schlosser.
Die ander selten des Sehlossergassels.
706. Michel MĂĽller, zuvor Michael Tares.
707. Conradt Renner, Schlossers, erben.
708. Michel Paumbgartner, Schlosser.
709. Melchior Pauschwang, Schlosser. «
Auf sant Petters frelthoff.
710. Gregor Fuerth in der Schallauczer haus.
711. Beneficiatenbaas zur s. Petterskirchen gehörig.
712. Raahenbergerin wittib behausung.
713. Thoman Händl, Rom. kaiserlicher mt. mfinczmaister.
714. Gregor Perger ins Paczen haus.
715. Hainrich MĂĽller, stattacbreiber zu Crems, zuvor Albrecht Al<
berin wittib.
716. Doctor Johann Pranner im Eissgriebl.
717. Georg Khirchbamer vnnd ZacharSas Kraus.
718. Severin Spilhasen, greisslers, wittib.
719. Hanns Parsch, riemer.
18*
138
Dr. Birk
1563
Frsncz Glocksp erger.
1566
716. Wennczel Ă–ssterreicberin hefisel.
Am Panrnmarokli«
Am Panrenmaroklit.
Leoob«rd Hohentanner.
717. Leonhardt HohenUnner zuheflsel.
Herr doctor Huetstocker.
718. Doctor Johann Haetstogkher.
Leopold Hattendorffer.
Wolffgang Franckh, Lindnera haua.
Valttin Pluembl.
Michel Starczer, Faim haus.
Menlisch erben oder Täntacben haua.
Ludwig Weias.
Lanndakron.
Sebaatian Weiler.
SalozgaMen«
Sigmund Mosbamer.
Jobat Nagl, ainger bey aand Stefifan.
719. Leopol dt Hfittendorffer.
720. Lucas Lindtner.
721. Valtin Plflcmel.
722. Michael Starczer, hinten gegen dem Häringmarckht.
723. Lorenncz MInndl.
724. Lndwig Weissen erben.
725. Conradt Mayr in der Landtscron.
726. Der Hillprandtiscben erben haua.
Snlosgässel.
727. Sigmundt Mossbaimer.
728. Hanns Räbel.
TaschnergassL
Starckenboffera zuehaus.
Das ander zuebaua.
Aaff der andern seittn.
Matbes Huberin.
Steffan Wolff.
Sebaatian Bogacz.
mrider am
Ludwig Weissen zuebaas.
Leopold Vorsters erben haus.
Zanners erben haua.
Paummaroklii
TasohnergässeL
729. Georg Khottler.
730. Georg Kbottlers zuehaus.
731. Joseph Vctterl als seiner kbinder gerhab.
732. Steffan Wolff, pauczermacber.
733. SebastiRn RogĂĽcz.
l/ITIder am Panranmaroklit.
734. Ludwig Weissen erben zuehaus.
735. Leopoldt Forsters erben.
736. Georg Khirchhamer ins Zauucrs haus.
Francz Straub.
737. Der Strauben gebrĂĽeder Franz vnd Raimund behausnng.
Francz Lackner.
Im Gundelhof, Herbst
Sand Margareten hoff.
Abtts von Zwettl haus.
Christoff Holczpergers wittfrau.
Hana Puechler, cramer.
Bebhain, sailer.
738. Franncz Lagkhner.
739. Im Gundelhof, Leonhardt Herbst
740. S. Margrethenhof, Wolf Lingkh.
741. Abbts von Zwettcl haus. Gaistlicb.
742. Hieremias Husel.
743. Hanns PĂĽchler vnnd Quirinus Wolbekheert.
744. Wolfganng Rebhucn, sailer.
Doctor Caspar.
Freisin gerhoff.
Martin Helpogen.
Benedict Kaloh, rauchfangkercr.
Im zuebeusl.
Binder s« Dorothea oloater etOi
Herren von Schonkirchen haus. Freyhaus.
Herr Wilhalm von Herberatein. Freyhaus.
745. Doctor Caspar Pierpach, medicus.
746. Freisingerhof. Geistlich.
747. Wilhelmb Ellpogen.
748. Benedict Kbalch.
749. Benedict Khalcbs zueheusel.
Hindter 8. Thorotheen oloster.
760. Herrn von Scbönkbirchen haus. Freyhaus.
761. Herrn Wilhelmen von Herberstain haus. Freyhaus.
Brobst von Aldenburg haua.
752. Sebastian Fuchs, hofpuecbhalter, dann dessen erben. FreyhaoB«
Materialien.
139
c. 1569-1586
716. 721. Wolff Glogkbsspergers wittib , zuvor der Ă–sterreicherin
heusl.
Am alten Pauemmarokht, sanat die Mönozergasaan
genanndt, die linokh seltten hlniinder.
717. 722. Doctor Johann Prunner, Stadtrichter, zuvor Leonhard
Hohentanner.
718. 723. Doctor Johann Huetstockhers wittib vnnd erben.
719. 724. Leopoldt Hfittendorffer.
720. 725. Lucas Lindtner, hierauf Martin Puschman.
721. 726. Valentin PlQembl.
722. 727. Michael Starczer.
723. 728. Wolff StubenuoU, zuvor Lorencz Mändl. Neu erpaut.
724. 729. Ludtwig Weissen erben.
725. 730- Caspar PĂĽehler in der Landtscron.
726. 731. D. Leonbardt Hoy in der Uiltenprantischen erben hauss.
Salozgaaael.
727. 732. Paul Steyrer. täeebler, zuvor Sigmundt Mosbaimer.
728. 733. Hanss Robl, hierauf Wolff Albrecbt, der Rom. khayserin
tapesier.
Taaoknergaasel.
729. 734. Christoff Khrämpel wohnhauss.
730. 735. Christoff jChrämpels zaehauss.
1589
720. Wolf Glockhsperger.
Am alten Baummarcklitv die MĂĽnosergaiaen ge-
nant.
r
721. Doctor Johann Prunner, Stadtrichter. ZueheĂĽssl.
722. Doctor Jobann Huetstockhers erben. (Orienberger , Khempter,
und die frauen Faczin, Thamstlin vnd Timpelin.)
723. Cbristoff Weiss, vorhin Leopoldt Höettendorffer.
724. Doctor Martin Puschmann.
725. Valtin PlĂśembls erben.
726. Michael Starczer.
727. Wolff Stnbenuol zuhaus.
728. Wolffen Stubenuols wonhaus, vorhin Ludtwig Weiss.
720. Caspar PĂĽehler, iccz doctor in der Landtscron zuegeborig.
730. Doctor Leonhart Hoy.
SnlozgSaal.
731. Paul Steirer, tuchler.
732. Fux, beckh, zuvor Wolff Albrecbt, der Rom. khayserin etc.
tapesier.
Taaohnergäaal.
733. Christoph Khrempels wonhaus.
734. Christof Khrempels znhaus.
731. 736. Lorencz Maschwanger, zuvor Jos. Vetterl, hierauf Paul
Ernst, cramer, endlich Caspar Sanner, handelsman.
732. 737. Stiffan Wolff, pancsermacber , dann dessen wittib vnd
erben.
733. 738. Sebastian Rogacz.
VITider am PawmmarolLht.
734. 739. Ludwig Weissen erben zuehauss.
735. 740. Georg Khotler in der Försterischen erben haus.
736. 741. Georg Khirchhamer ins Zauners haus.
737. 742. Der Strauben geprĂĽeder behausung, hierauf Beimundus
Strauben wittib.
738. 743. Franncz Lagkhoer, dann dessen erben.
739. 744. Leouhardt Herbst im Gundlhof.
740. 745. 8. Margarethenhoff, Georgen Khirchhamer zuegehorig.
741. 746. Abts von Zwetl haus. Geistlich.
742. 747. Christof Holczperger, vorhin Hieremias Huesels erben.
743. 748. Hanss PQhler vnd Anndre Weissenberger.
744. 749. Thoman Strauss, Schlosser, hierauf Caspar Luczen, pro-
curators wittib ins Rebbun, sailers, hauss.
745. 750. Doctor Caspar Pierpach, medicus.
746. 751. Freysinger hoff. Geistlich.
747. 752. Wilhalm Elnpogen.
748. 753. Anthoni de Bon's wonhauss.
749. 754. Anthoni de Bon's zueheĂĽsl.
Die gasaen hinder s. Dorothea oloster.
750. 755. Herrn Ludwigen von Schönkhirchen hauss. Froyhauss.
751. 756. Herrn Wilhalm, dann Carl von Herberstein haus. Frey-
hauss.
752. 757. Sebastian Fuxen erben, Jeczt Dauit Hagen hauss. Frey-
hauss.
735. Caspar Sanner, handelsmann.
736. Stefan WolfcQ, pancz ermach ers, witib.
737. Petter Fischers erben, zuvor Sebastian Rogacz.
l/ITIder am Banrenmarckht.
738. Ludwig Weissen erben czuehauss , hierauf Vrban Laufenaw.
739. Georg Khotler in der Försterischen erben haus.
740. Georg Khirchhaimer. Zuheusl hinten gegen dem Cram-
mergassl (s. oben No. 657).
741. Lorencz Comerer, vorhin Reimundus Strauben wittib.
742. Francz Lackhuers erben.
743. Lorencz HQttendorfer im Gundlhof.
744. S. Margrethahof, Georgen Khirchhamer, aniecz Hanns Pramer
zugehörig.
745. Abbts von Zwett«! haus. Gaistlicb.
746. Christof Holczberger.
747. Georg Schretl, vorhin Andre Weyasenperger.
748. Hanns Mailinger, secretarj bey der n. o. regierung, vorhin
Caspar Lucz, procurator.
740. Doctor Caspar Pierpachs, medici, erben.
750. Freisingerhof. Gaistlich.
751. Wilhalm Elnpogen.
752. Mathes Schlagen wonhaus, zuvor Anthoni de Bon.
753. Mathes Schlagen zueheĂĽssl, zuvor Anthoni de Bon.
Binder s. Dorotheen oloeter.
754. Herrn von SchSnkirchen haus. Freyhaus.
755. Herrn Carl von Herberstain haus. Freihaus.
756. Herrn Sebastian Fuxen, aniecz herrn Dauid Hagen haus.
Freyhaus.
140
Dr. Birk
1563
1566
Bohweinmarokh.
Schaumberger hoff, darin Rom. kayserl. mt. etc. leibpferdt.
Jörg Elche, pader.
AngnstinergaMen.
Herr Görg Welczer. Freyhaas.
Herr Nadasti. Freyhaas.
Nieder österreichisch canczlei.
Graffeo vou Salm, iecz erczberczog Carl zu Osterreich behaosang.
Hörn, kuniglicher mt. etc. behausung. >
Aagastiner closter.
SallergasBL
Steffan Wagner ander haus.
Dionisi Rogacz, leczelltcr.
Fuchs, peckiu, wittfraa.
Wolff Reicher.
Hern HoÂŁfkircher haus. Freyhaus.
Herr von Altthan. Freyhaus.
Edlman Fleischacker, wiert.
Sohweinmarokhi.
763. Schaamburger hof, yeczt der khaiserl. mtt. etc. hofstall.
Freyhaus.
754. Padt am Schweinmarckht.
AngiisiinergaMea.
766. Herr Qeorg Welczer. Freyhaas.
766. Herrn Nadasti haus. Freyhaus.
767. Nider dssterreichische canczlei. Frey.
768. FĂĽrstl. durchl erczberczog Carls etc. bebausang. Frey.
769. Römisch khaiserl. mtt. etc. newe bebaaaang.
760. Aogustiner closter. Geistlich.
SallergSssel naoh der lingliheii hinab.
761. Thobias Weissen haus.
762. Dionisi Rog&cz, leczelter.
763. Dionisi Rogftcz vnnd Leopoldt Fuchs miteinander.
764. Wolf Reichardt.
766. Herrn von Hofkircben haus. Freyhaus.
766. Herrn von Neidejcg haus. Freyhaus.
767. Mätschacher hof. Wiertshauss.
Kunigsuelder bans.
Hanns Diener, fuetrer.
Cbristoff Pirckhamer.
Nemnarokh«
Steffan Paczman, wagner.
Cbristoff Grosskopff.
Jörg Haulbammer, Schmidt
Cbristoff Landrer, canczleischreiber.
Hanns Grundtner, scbmidt.
Mertt Ehern, scbmidt.
Hanns Laber fragner.
Jörg Khiener, leczeltter,
Hanns Starczer, fuetrer.
Siebenbargers aaebaos.
Beim galden strausn. Wiercabaus.
Hans Haeber, scbmidt.
Melcbard Steaerer, tiscbler.
Herr Antboni Giengers bans.
Caspar Liechtenberger.
Herman Pair, borgermeister.
Wencsl Ă–sterreicherin.
Christoff Voll oder Straasin.
Aaf der andern seitien des Saifergäsaela.
768. Der Kbanigssfeldcr Behausung. Freyhaus.
760. Hanns Dienner, fĂĽetterer.
770. Christof Purckhamer.
Newenmarokht, anfahendt nach der rechten gegen
dem Khärnnerthor hinauf Tmb vnnd vmb.
771. SteĂĽB^n Paczman, wagner.
772. Leonbardt Heim, pawmaister.
773. Georg Haalbamer, scbmidt.
774. Chriatoff Lanndrer.
775. Augustin LeĂĽttner, Schmidt.
776. Mathes Angerer, kbapferscbmidt.
777. Hanns Laber, wagner.
778. Magister Jobannes Albertus.
770. Hanns Starczer.
780. Thoman Sibenbflrger.
781. Zam gĂĽlden straussen. Wiertsshans.
782. Sigmundt Wingkhlerin, wittib.
783. Melchior Stewrer, tiscbler.
784. Francz Ygelssbouers, Stattschreibers, bans.
786. Matbiasen von Taxis erben.
786. Herman Bayrns erben, hierauf doctor Paul Weidner, medicus.
787. Wennczel Ă–ssterreicherin wittib.
788. Sc&nndri, alter khaiseriacher dienner.
Andre DĂĽmpaeher.
780. Anndre Diirrenpacher, hinten gegen der Khämneratrass.
Materialien.
141
c.
1569-1586
1569
Bohweliimarokht. Am Sohweinmarokhi.
753. 158. Schau mberger hoff, jeczo der khsy. mt. etc. hofstall. Frei. 757. Schaumbergerhof, iecz kaiserl. mt. etc. hofstall. Frei.
754. 759. Padt am Schweinmarckbt. Frei.
AngiiBiinergaMeii.
755. 760. Herrn Hiinsen von Heyssenstain. Freihaus.
750. 701. Herrn Kadasti hauss. Freihauss.
757. 762. Niderossterreichiscb canczlej , hierauf herrn Kudolffen
Kbnen hauss. Freihanss.
758. 763. FĂĽr8tl. dnrchl. erczhercsogen Carls etc. pallatium. Frei.
759. 764. Riiin. khays. mt etc. news stalgepeĂĽ. Frei.
760. 765. Augustiner closter. Geistlich.
Sallergassel nach der linokhen hinab.
761. 766. Tobias Weissen hauss zum guldeu ochsen. Wiertsbauss,
jczo Georg Schaller zugehörig.
762. 767. Dionisy Bogacz, leczclter.
703. 768. Dionisy Kogacz vnd Leopoldt Fuz miteinander.
704. 700. Wolff Reicharten wittib, zuvor Hannss Michel ÂŁch.
705. 770. Herrn Wilbnlmb von Hoffkhirchen hauss. Freyhauss.
700. 771. Herrn von NeĂĽdegg hauss. Freyhauss.
707. 772. Matschachcr hof, herrn Bernhardt Georgern zuegchörig,
derzeit wiertshauss.
Die ander seitten dea SallergäaaU.
708. 773. Der Khunigsfelder behausung. Freyhauss, jczo erczherzog
Ernst etc. hofschneidcr Hannss Hess.
709. 774. Magister Andre Geslerin, hierauf Caspar Pernauer, rSm.
khay. mt. etc. camerdiener. Von grund neu erbaut.
770. 775. Christoff PĂĽrckhamers wittib hauss.
Nenmarokht, an&hendi nach der reohten gegen dem
Khärnerthor hinauf Tmb vnnd Tmb.
771. 770. Peter Seyfridt, Schmidt, vorhin Steffan Paczman, wagner.
772. 777. Sigmundt LeynmĂĽller, vngelter gemeiner Stadt
773. 778. Steffan Rayfpegkh , procurator, zuvor Georg HanU
hamer, Schmidt.
774. 779. Christoff Landerer.
775. 780. Augastin LeĂśttner, schmid.
Mathes Angerer, khupferschmidt, hierauf Torwanger zu
Cornewemburg, dann Mathes Ohaimb.
Hannss Zeberer, zuvor Hanns Laher, wagner.
Mag. Johann Albert, dann Georg Khömer, leczeltter vnd
Georg Herczenshofer, hierauf Egidi Feiner.
Michael Ruchenperger, (Buep Perger ?), ins Starcaers haus.
Philip Pcrtoldt, hofschlosser, hierauf Paul Princz bei
gemainer stat seoretaij.
Christoff Poguer zum gĂĽlden straussen. Wiertshauss.
Sigmundt Wingkhlerin erben.
Melchior Steflrer, tischler.
Franncz Jgelsshofers, Stadtschreibers, behausung.
785. 790. Mathias von Taxis erben.
786. 791. Doctor Paulus Weidner, medieua.
787. 792. Wenczel Ă–sterreicherin wittib, dann deren erben.
788. 793. Antboni Abundi, conterfeter, zuvor Juan Scandij, der khai-
serin camerfurier.
789. 794. Andre Dfirnpaoher , hierauf magister Martin Aigner bey
der Diempacherin. Wiertshauss.
770.
781.
777.
782.
778.
783.
779.
784.
780.
785.
781.
780.
782.
787.
783.
788.
784.
789.
758. Bad am Schweinmarckbt
Angasiinergaasen.
759. Herrn Hansen von Heissenstein haus. Freihaus.
700. Herrn Nadasti haus. Frei.
701. Herrn Rudolphen Khuen haus. Freihaus.
702. Rom. kaiserlicher mt. etc. vnsers allergnedigisten herrn ncw
behausung. Frey.
703. Augusteiner closter. Gaistlich,
Sallergaail nach der linokhen hinab.
704. Thobias Weissen haus zum gĂĽlden ochsen. Wiertshaus.
705. Dionisius Rogac7.en, leczelters, eriieii.
700. Dionisius Ro{;aczeu vnd Leopoldt Fuchsen erben.
707. Wolf Reicharten wittib.
708. Herrn Wilhelm von Hofkircheu haus. Freihaus.
709. Herrn von Neidegg haus. Freihaus.
770. Matscbacher hof. Wiertshaus , herrn Bernhardt Görgorn
czuegehörig.
Die ander aeliten dea Sallergäaaela.
771. Der Khunigsfelder haus.
772. Caspar Pernauer, RSm. kais. mt. camerdiener.
773. Christoffen Pirckbamers witib, jecz doctor Canari suegehörig.
Newmarokhi anfahendi nach der reohten gegen dem
Kärnerthor hinauf vmb vnd Tmb.
774. Petter Seifrid, schmidt.
775. Sigmund Lenischl.
770. Virich Murr, kuchlschreiber, vorhin Steffan Rayffpegkh.
777. Cristof Landerer.
778. Tboman Wickba, barbierers wittib, zuvor Augustin Lefith-
ner, Schmidt.
779. Leonhart Gussrigel, vorhin Mathes Ohaimb.
780. Caspar Rueber.
781. Virich Knoll, zuvor Egidius Feiner.
782. Ruep Perger.
783. Philipp Bertholdt, hofschlosser.
784. Zum gĂĽlden straussen. Christof Pogner. Wiertshaus.
785. Osswaldt Zillwasch, zuvor Sigmund Wingkhlerin erben.
786. Melchior Steurer, tischler.
787. Benedict Ebne, gewester camerdiener, zuvor Francz Ygelss-
hofers erben.
788. Mathes von Taxis erben.
789. Doctor Paulen Weidners, medicus, erben.
790. Wenczel Ă–sterreicherin erben.
701. Antboni Abundi, maier.
792. Magister Martin Aigner, procurator. Wiertshauss.
142
Ur. Birk
1568
Mehlgrab.
Sebastian Egershoffer, kupfferecbmidt.
Spittlkeller.
1566
790. Gemainer statt traydthaus, sunst die meelgraeb genannt. Frey.
701. Sebaatian Hergersshoaer, khupferachmidt.
792. Spittelkheller sambt dem zuebaus. Frey.
Hans Lassich, kaiupttner.
Claus Fachs, futrer, ynd Hans Fachs, trabant.
Hanns Miller.
Lienbard Helmb, baubttman am Tabor.
Doctor Pr ammers bans.
Hans Siedendorffer, schaester.
Basti Stäriez, Hemer.
Mang Carpo, sailer.
Valttin Paam haus.
Nicias Coreft, furstl. durchlaucht camerdiener.
OämerstraM.
Caspar Hilperger, schuestcr.
Leonhard Hack, schuester, vnd Hans Schwarczin, greislerin.
Hanns Diemb, leinwader.
Wolffgang Aigner.
Michel Finckh, sailer.
Jörg Laaz, schuester.
Sebastian Schmld, kursner.
Hans Prockhen erben, hasenhaus.
Caspar Hueber, zuvor Behaimb, Wirtshaus.
Wilhalm Fetur, kuniglicher mt. etc. tappesier.
Hanns Zott, cramer.
Augastin Leittner auebaus.
Hanns Steinwasser, flaschner.
Walthauser Asohinger.
Hanns Kolbruner, fueterer.
Christoff Scholcz, barbierer.
Wolff Krebser.
Petter Vischer.
Bargerspital.
Andre Trescher.
Veit KĂśczpfichler, schaester.
Augustin Leittner, Schmidt.
Bö. kuniglicher maiestat plattner.
Erhard Strobl, dler.
Hans Walpurger, maarer.
793. Sigmandt Fättinger.
794. Hanns Fuchs, trabant.
795. Caspar Schindtier.
796. Christof Grosskhopf.
797. Hainrich Stopfer vnnd Wenczel Ossterreicherin wittib mit-
einander.
798. Hanns Sierendorffer, schaester.
799. Caspar Starricz, riemer.
800. Manng Carpach, sailler.
801. Georg PeĂĽerin wittib.
802. Michael Widmair, pegkh, hierauf Anndre Khumpfergkhoupfer.
In der Khämerstrass die reohie seltien gegen dem
thor hinauf.
«803. Mathes Scbretcl, schuester.
804. Leonhardt Hogkh, schaester, vnnd Hanns Schwarczin,
greisslerin.
805. Hanns Tiembs haus.
806. Sigmundt Awerio, wittib.
807. Mertt Pachmau:, sailler.
808. Georg Lucas, schuester.
809. Sebastian Schmidt, kbĂĽerssner.
810. Hasenhaus, den Progkhiscben erben zuegehöriiT'
811. Das wiertsshaus beim Behaimb genannt.
812. Leonhardt Uerczel, Schneider, hinten gegen dem Xew«:umarckbt.
813. CbristofT DrĂĽgkhel, cramer.
814. Wolf Khembnater, schuester.
815. Hanns Stainwasser, flaschner.
816. Burgerspitals suehaus. Frey.
817. Hanns Kboleoprunner, fĂĽetterer.
818. Christof Scholcz, barbierer.
819. Wolf Kbrfpser, khellermaister.
820. Peter Vischer.
821. Gemainer statt burgerspital mit seiner zuegeliöruog. Frey.
822. Anndre Drescher, mĂĽlner.
823. Veitt KhiczpĂĽchler, der schaester herberg.
824. Burgerspitals uewes zuehaus. Frey.
825. Khaiserlicber mtf. etc. plattnerey. Frey.
826. Erhardt Strobel.
827. Hanns Walperger, mawrer.
Ctogenvber.
Caspar Pflueger, Schmidt.
Hans Siegersperger, öeler.
Hans Kern, rattsdiener.
Die annder seliten der Khämerairaas vom thor herab.
828. Wilibaldus Schellenegkher, schmidt.
829. Hanns Segensperger, Ă–eler.
B30. Hanns Khern, ratsdiener.
Hans Puechler zuehaus.
831. Quirin Wolbekheerts zuehaus.
Materialien.
143
C.
1569-1586
190.
19«.
701.
196.
19t.
191.
« • • •
198.
193.
199.
194.
800.
795.
801.
196.
80t.
191.
803.
798.
804.
799.
805.
800.
806.
801.
807.
80t.
808.
In der
Gemainer Stadt traidthauss, sonst die melgrueb genant. Frei.
Sebastian Hergershofers erben.
Gemainer Stadt spittalkheller.
Hannss Haussmckher. Diss hauss hat zuvor zum spitalU
kbeller gebSrt. Ist jeczt eim bnrger verkhaufft worden.
Sigmnndt FĂĽttingens wittib, hierauf Mathias Wagner.
Hneprecht Moser , hierauf Hannss Khaltenprunner ,
Schneider.
Peter Edlinger, leczelter.
Christoff Groskhopf.
Sebastian Otto (zuvor Hainrich Stopfer) vnd Georg
Schdberl.
Mathes Sierendorffer.
Caspar Starics, Hemer, hierauf Caspar Sohlegl, kbay. mt.
etc. sattlkhnecht.
Mang Carpach, sailers, wittib.
Georg Peiirin, wittib, hierauf Hannss Kbileffer, pinter.
Andre Khnupfer» peckh, hierauf Caspar Schmidt, peckh.
XhSmiienirMMii die recht eeltieii gegen
dem ihor hinauf.
Mathes SchrStl, schuester.
Leonhardt H5gkh, schuester vnd Hanss Oberman pro-
oisioners erben, hierauf Hanns Frey» schuester vnd
Conradt Freligk, leinbater.
Hansa J&ger, sayler, hierauf dessen wittib.
Wolff Algner, zuvor Sigmund Awerin wittib.
Hanss Widtman, sayler, dann dessen wittib, zuvor Mert
Fachmairs wittib.
Hannss Stellinger, tischler, zuvor Georg Lucas, schuester.
Hanss Widtman, saylers, dann s. wittib wonhauss, zuvor
Sebastian Schmidt.
Hasenhaus, den Frogkhischen erben zugehörig.
Das wiertshausa zum Behaimb genandt. Wolff Hueber.
Sebastian Sebel, riemer, zuvor Hanss Heindl, cramer.
Hannss Pegkh, zuvor Christoff DrĂĽgkhl, dann Benedict
Wimpassinger, cramer.
BartIme Veytb, schuester, zuvor Caspar Stadler, Schneider.
Feter Fosch, vorhin Paul Schrinner, Schneider
Burgerspitail znehauss, so ein weinschcnnckh. Frey.
Hanss Kholenprunner, fĂĽetterer.
Thomas Witticb, barbierer.
Wolff Khrebser, khellermaister.
Fetter Vischer.
Gemainer Stadt bĂĽrgerspittal mit seiner zngehorung. Frey.
8tt. 8t8. Hannss Göbel, mülner, zuvor Andre Trescher, mfiUner.
8t3. 8t9. Veith KhiczpĂĽhler.
8t4. 830. Burgerspitals neu zuhauss.
8t5. 831. Khais. may. etc. platnerey. Fiatner Vlrich Orteil.
8t6. 83t. Georg, dann Fetter Salczman, 5hler.
8t7. 833. Niclas Nafels oder Nackelss , Schneider , auvor Uans
Walperger.
Dl« ander aeiiten der Khameratraaa vom ihor hinab.
8t8. 834. Hanss Christoff Khiesling, zuvor der Winczerl erben
hauss, hierauf Bernhardt Biedler, landvndermarsclialch.
8t9. 835. Georg Wothianj, zuvor Hanss Segensperger, öhler.
830. 836. Lorencz Kbem, expeditor bei der n. d. regierung, zuvor
Hanss Khern, rathsdiener.
831. 837. Georg Eschenpegkh, schuster, vorhin Quirin Wolbek-
herdta zueheusl.
803.
809.
804.
810.
805.
811.
806.
81t.
801.
813.
808.
814.
809.
815.
810.
816.
811.
817.
81t.
818.
813.
819
814.
8t0.
815.
8tl.
816.
8tt.
817.
8t3.
818.
8t4.
819.
8t5.
8tO.
8t6.
8tl.
8t7.
1589
793. Gemeiner »tat traidhaus, sunst die meelgrueb genant. Frei.
794. Georg Hergershofer, kupferschmidt.
795. Gemeiner statt spittalkeller.
796. Hanns Hausruckher.
797. Mathes Wagner, zuvor Sigmundt F&Uingers wittib.
798. Georg Schaller, zuvor Hanns Khaltenprunner, schneyder.
799. Fetter Edlinger, leczelter
800. Christoff Grosskopf.
801. Sebastian Otto vnd Schöberl.
80t. Mathes Sierndorffer.
803. Caspar Schlegel, khay. mt. satllihnecht vnd hamischmaister.
804. Georg Freiberger, zuvor Mang Carpach, saylers, wittib.
805. Hanns KhĂśefer, pinter.
806. Caspar Schmid, beckb.
In der KKmentraa die rechte aelten gegen dem ihor.
807. Mathes Schrdtls, schuester, wittib.
808. Hanns Frefi, schuster, vnd Conrad Falokh, fr&her Leonh.
Hogkh vnd Hans Oberman.
809- Daniel Schelmair, sailer, zuvor Hannss Jäger, sayler.
810. Wolf Aigner.
811. Hanns Widtman, saylers, anhanss.
81t. Hanns Stellinger, tischler, vorhin Georg Lncass, schuester.
813. Hannss Widtman, saylers, wonhaus.
814. Haasenhaus, den Frosckhischen erben czuegehSrig.
815. Das wfirtshaus beim Behem, Hansen Lorman znegehdrig.
816. Sebastian Rebel, riemer.
817. Hanns Feckb, zuvor Benedict Wimpassinger, cramer.
818. Jacob Gassler, Schneider, vorhin Bartime Veyth, sehnester.
819.'Bemund Sumer, zuvor Peter Posch.
8t0. BĂĽrgerspittal zuhaus, so ein weinschenckfa.
8t 1. Melchior vom Berg, zuvor Hannss Kholenprunner, fiietrer.
8tt. Simon Hofkircher, zuvor Thomas Wiukhe, stadtbarbierer.
8t3. Wolff Khrebser, kellermaister.
8t4. Fetter Vischers erben.
8t5. Gemainer statt bürgerspittal sambt aller desselben zuege«
horung. Frey.
8t6. Hanns Gobel.
8t7. Veit Khttczpfiehler, der schuster herberg.
8t8. BĂĽrgerspittal neues znebeflssl. Frey.
8t9. Römisch kaiserl. maiestet plattnerei. Frey.
830. Georg Salczman, 51er.
831. Niclas Nafels.
Die ander selten â–Ľom thor herab.
83t. Bernhardt Biedler, vndermarschalch bei der regierung.
833. Georg Puduan, zuvor Hannss Segenspergera, Sblers, hanss.
834. Lorenci Kheern.
835. Georg Eschelbeckh, schuester.
X. Jahrg. 1866.
19
144
Dr. Birk
1563
Wolffgaog Tobler.
Hagistor Joan Nenman.
Michel Himmelreicb, mfiller.
Baep Haabt, pegk.
Pilgramhaus.
S. Joannes hoff.
1566
832. Qnirio Wolbekheert.
833. Doetor Johann Newman.
834. 8teflkn Hbnelreich, nebst soheflael.
835. Hanns Newkhlrcher, fiietterer, vnnd Baepp Hanpt, pegkh,
nebst znebeusel.
836. Pilgrambhefisel geben s. Annen gehörig.
837. S. Johannesbof. Geistlich.
Wolff Benncz.
Lucas Ouetenfelder erben.
Znehaas.
838. Wolf Bennczen erben.
838. Christoff Poldricz.
840. Lncas Grädisch, schuester.
Sebastian Peurl, kunigl. mt. etc. hoffpronos.
Georg Nadtrer, schnester.
Hans Pegkinger, Schneider.
Melchiard Glösl, pegk.
Hanns Lehner, fleiscbscker.
Wilhelm Mairhoffer.
Der Ă–der haus. Herr Sigmund Ă–der, regent, Joseph, Marx vnd
Nidas die Ă–ier gebrĂĽder.
Wolff Plfiembl, sailer.
Herward Zoller.
Jörg Pürckl.
Wolff Ganser.
Hanns Schadner, vicztumbs gegenschreiber.
Khmesstrais.
Jacob Honoldts behnusung.
Adam Paur, hafiber.
NicUs Malr, Iccsellter.
Christoff Friedsam erben.
Vcz Renncz, pinter.
841. Sebastian Pefierle.
84%. Georg Natterin, scbuesterin.
843. Hanns Pegkhinger, Schneider.
844. Melchior Kldsel, pegkh, zum plawen esel.
845. Niclas Schnflerer. fleischhagkber.
846. Wilhelmb Majrhofer.
847. Der gebrfieder von Oedt behausang.
848. Wolfgang Pluemb, satler.
849. Bistnmbshaus, bewonts ycezt doetor Beniaaoin.
850. Conradt Paur, cramer.
851. Leonbardt Seelacherin, wittib.
851« Hans Schadner, handsgraf in Össterreich.
KhraegstraN nach der rechten hinab.
853. Achaczi LeĂĽttner, Schmidt.
854. Adam Panr, hafner.
855. Niclas Mair, leczelter.
856. Grnndtschreibers im spital haus.
857. Vlricb Renncz. pindter.
Mertta Kägrl, prandweiner.
Pettey Januss haus. Freyhaus.
Auf der andern seiiien.
Mathes Huberin haus.
Francz Strauben garttn.
Aichpergers behaus ung.
Hanns Leib, secretari.
858. Martin Kh&rgl, prandtweincr.
859. Herrn Pettew Januscb haus. Freyhaus.
Anf der andern aeiiien In der Xhraegatraae.
860. Secretari PeĂĽgels haus.
861. Doetor Aichholczen garton.
862. Francz Strauben garten.
863. Hanns Neichenhouer
864. Secretari Hanns Leib.
Ă–sterreicherin haus.
8. Annagaaaen«
Onophrius Reitters wittfraw.
865. Mertt Wuermbstainer, der kbai serin hofschmidt
8. Annagassen snr rechten hinab,
866. Der Rothen gebrĂĽeder haus. Freyhaus.
Hans Seflss, spittlmeister im burgerspiMal.
867. Hanns Seiss, spitlmaister im burgerspital.
Materialien.
145
C.
1569-1586
833. 838. Caspar Tefibel, kbellermaister im hnebhauss, zavorQttirin
Wolbekberdts bans.
833. 839. Haoas Bischoffarie der, mautbDer sur Schwecbent.
834. 840. Caspar Sturmb, vorhin Steffan Himelreieb. Mit einem
snbaass.
835. 841. Hanss Newkhirchers, fttetterers, wittib vnd Jacob Lachner,
hierauf Ificbael Neakbircher und Rnep Haubt, peckh.
836. 842. PilgrambheQsl geen s. Anna gehörig. Geistlich.
837. 843. S. Johanneshof. Geistlich.
838. 844. Gregor Fnert.
839. 845. Christoff Poldrica.
840. 846. Hannss Ffierbringer, pegkh, hieyor Lucas Gradisch. Ist in
zwei Theile getheilt worden.
840 (sie) 847. Hanss HofmAn, tischler. Hat suvor sum obem hanss
gehört, jeczt ein sunder haus worden.
841. 848. Sebastian Peflrl, dann dessen wittib.
84S. S49. Niclass Geyer, sobuester.
843. 850. Hanss Peckbinger, Schneider.
844. 851. Beim plawen cseÜ. Melohior Glösels erben, hierauf Ge-
org Hiberl.
845. 85t. Niclas ScbnUerer, fleischhackber, WolffHayder vnd Bene-
dict Lehner.
846. 853. Wilhalm Mayerhofers erben.
847. 854. Der geprĂĽeder von Ă–dt hanss.
848. 855. Wolffgang Plumb , sailers, wittib, hierauf doctor Bilrtlme
Haunspan.
849. 856. Bistumbsbauss, Doctor Beniamin.
850. 857. Sebastian Leschenprandt.
851.. 858. Hanss Pausspertl.
852. 859. Hanns Schadner, handtgraf in Ă–ssterreich etc.
Khmegstrass nach der rechten hinab.
863. 860. Iheremias Lenthner, spitelmeister im burgerspital, vorhin
Christoff Muelinger.
854. 861. Michael Widtmaier, peckh.
855. 862. Iherontmnss Widenpeckh, haffner.
856. 863. Salomon Rainer vnd Oswaldt Zilwascb, grundtscbreiber
im spittal.
857. 864. Wolff Raith.
858. 865. Bernhardt Reihen, kbirchmaister bei s. Steffan zueheussi.
Jetzt besonderes haus, früher zu folgendem des Höllers
haus gehörig.
.... 866. Michael Höller. Neu erbaut,
850. 867. Herrn Pettew Januschen hanss. Frey hanss.
Die ander seiiten der Khraegstrataen.
860. 868. Doctor Steinstrasser ins Pögela haus.
861. 869. Doctor Johann Aiehholeaen gartten.
862. 870. Francz Straub, hierauf Christoffen Wittibers gartten.
863. 871. Seboldt Depman, kbayserlicher mt. gewesner kheller.
864. 872. Secretaij Hannas Leib.
865. 873. Mert Wurmbstainer, der khayserin hueftchmidt
8« Annagataen zur rechten hinab.
866. 874. Herr Sigmundt von Lamberg, suvor der Rothen gebrfle-
der. Freihauss.
867. 875. Hanss Seyss, gewesner spitelmaister im burgerspittal.
1589
836. Jacob Teibels zubaus, vorhin Quurm Wolbekherts erben.
837. Hanns Bischofrieder.
838. Caspar Sturm.
839. Michel NeĂĽkircher vnd Ruep Haubt, beckb.
840. Pilgramheussl gen s. Anna gehörig Geistlich.
841. Sant Johanshot Frey. Herrn Georgen Prosskbowsski
zuegehörig.
842. Thoma Wickhen, barbierers, erben, vorhin Gregor Fuerthen
czuehauss.
843. Cristoff Poldericz.
844. Hanns FQerpringer, peckh.
846. Hanns Hofmann, tischler.
846. Sebastiaa Peuerls witib.
847. Niclas Geyer, schuester.
848. Hanns Pöckhinger, öeler.
849. Melchior Glesels erben bei dem plauen esel.
850. Hanns Pawer. vorhin Niclas SchnĂĽerer, Wolf Haider vnd
Benedict Lehner.
851. Wolff Ruetthart vnd Jacob TeĂĽifelder, zuvor Wilhelm Mayer-
hofers erben.
852. Doctor Sigmund von Oedt haus.
853. Doctor Bartlme Haunstein.
864. Bistumbhaus, bewonts jecz doctor Benedict Berger. Gaistlich.
866. Sebastian Leschenprandts erben.
866. Hanns Pausspertl.
857. Hanns Schadner, Rom. kays. mayestat handtsgraff in Ă–ssterreich.
Kragatras nach der rechten hinab.
858. Jeremies LeĂśthner.
869. Michel Widmair, peckh.
860. Jeronimus Widenbeckh, hafner.
861. Salomon Rainer vnd Oswald Zilwascb, grundtschreyber
im spital.
862. Wolff Rayth.
863. Michael HĂĽller, zuvor Bernhart Raythen sneheflsel.
864. MichaeJ HĂ–Uer.
865. Herrn Pettew Januschen erben haus. Freihaoss.
IMe ander selten der Xmgatraa.
866. Doctor Steinstrasser s zubaus.
867. Doctor Johann Aichholczers garten.
868. Christoff Wittibers gartten.
869. Seboldt Depman.
870 Andree Erstenberger, Rom. kaiserl. mt. rath vnd reichsbof-
secretari, zuvor Hanss Leyb.
871. Martin Wurmbsteiners, der Rom. khayserin hoffsohmidt erben.
8. Annagaaaen snr rechten hinab.
872. Herrn Sigmund von Lamberg haus. Freihaus.
873. Hanns Seyss, gewes. spitelmeisters im bflrgerspitall erben.
19*
L
146
Dr. Birk
1563
Miohel Partt, bintter«
Barttime Grossman, pnndtweiner.
Dauit Langen stadel.
Veit ELlein, Schreiber.
1566
868. Michael Port, pindter.
86§. Hanns Eder, prandtweiner.
870. Dauidt Langen stadcK
871. Veitt Khlain.
87t. Michael WarU von Raab.
Auf der andern eeltn.
S. Jacobs zuehaus.
Stencal Plab zaehaus.
Hern Vicin haus. Freyhaus.
Sand Anna closter.
Benedict AIpbarttn erben.
8. ilohans gassen eto.
Mailperger hoff.
Christofif Enezianer.
Mareinzeller hoff.
Doctor Kirchammer zuebans.
Paul Ostermair zuchaqs.
Niclas Artner.
Daait Cremer.
873. Mertt Prandtstetter, bawer.
874. Der KbnoUtn garten,
Anf der anndem aeitten In a« Annagaaaen.
875. S. Jacobs stadel vnnd zueheĂĽsel. Geistlich.
876. St&ncsel Plawen Stadel, daran das sneheĂĽsel.
877. Herrn Viein behausung. Freyhaus.
878. S. Annen closter. Geistlich.
879. Des yon Greiss haus. Freyhaas.
S. ilohannagaaaen lor reckten hinab«
880. S. Annen closters zuehaus.
881. Meilperger hof. Geistlich.
882. Christof Enezianer. Freyhans.
888. Marienzeller hof. Geistlich.
884. Doctor Khirehhamers zuehaus.
885. Francs Ygelsshouer der jAngerCi vorhin Osstermairs erben.
Freyhaas.
880. Niclas Ortner.
887. Dauidt Khremer.
Hans Hierschinger.
Colman Schnackl, barbierers, zuehaus.
888. Michael Sindlinger, prandtweiner.
880. Schn&gkhels erben haus.
Auf der andern aeittn«
Jörg Schenperger.
Hans Leb, pinter.
Mathes Parckstaller.
Christoff Vngeltter, B5m. kay. mt etc. taxator bey der hoffeanezley.
Mathes Richter, gemainer stat castner.
Beneficiatenbaus.
Mathes Mair, gmndsch reiber.
Buep Weiss, stainmecs.
Gregor Daudegl.
Herr Georg Teuffl. Freyhaus.
Hainrich Carlowicz, wiertshaus.
Auf der andern aeitten in a. iloliannagaaaen.
890. Anndre Hofer.
891. Hanns Lebin pindterin wittib.
892. Mathes Purgkhstaller.
893. Christoff Vngelter, taxator bei der hofcanezley.
894. Mathes Richter, gemainer statt castner.
895. Veitt Albrecht, wnndtarczt.
896. Mathes Mair, grundtschreiber.
897. Rueprecht Weisel, stainmecz.
898. Georg Taudigl.
899. Herr Georg Teufel, freyherr etc. Freyhaus.
900. Hainrich Carlewics. Wiertssbaus.
Trabateratraaa.
Das padt beim EDmmelportten.
Martin Gurtners erben.
Bischoff von Wien stadl.
Trabateratraaa snr reoliten
901. Badt bein Himelporten. Frey.
90t. Die GĂĽertnerin wittib.
903. Biscboffsstadel. Frey.
Materialien.
147
c. 1569 - 1586
868. 876. Hanoss Pohl, ploter, Torhin Michael Port.
860. 877. Vrban Lechoer, brandtweiner, frĂĽher H. Oeder. prantweioer.
870. 878. Daoit Lanngeo Stade 1.
871. 870. Niclaa Riegl.
872. 880. Anna Ferenbergerio, gewesnen ir mt. camerdieners wittib,
vorhin Michael Warta von Rab.
873. K5m. khay. mt etc. etc. giesshauBB. Frei. Zuvor zwei heu-
881. ser, des Mert Prandtweiner, hauen, vnd der Khnollin. Ist
874. so ir khayserl. mt. guashauss erpaut.
AĂĽiP der annder seitien.
S75. 88t. 8. Jacob stadl vnnd zaeheusl. Geistlich.
876. 883. Stänczel Plawen stadl vnd zuhaoss.
877. 884. Herrn Vicin behausung. Freyhauss.
878. 885. S. Anua closter. Geistlich.
970. 886. Des von Greiss haus. Freyhauss.
S. iIohansgaMen zur reohian hinab.
880. 887. Sannt Anna klosters suehanss. Geistlich.
881. 888. Meilbergerbof. Geistlich.
882. 880. Christoff Enczianer. Freyhauss.
883. 800. Marienczellerhoff. Geistlich.
884. 801. Georgen Khirchhamers zuehaus.
885. 802. Herr Petter Obernburger, rcichshofsecretari , zuvor d. V.
Schrancaen hanss. Freyhauss.
886. 803. Doctor Andreas Nigrinus, zuvor Walthaoser Weitprecht,
Schneider.
88T. 804. Anndre Kherst, peckhen erben.
888. 805. Marcus Purgkhstaller, brandtweiner, zuv. Mich. Sindlinger.
880. 806. Christoff Nenpauer, pegkh vnnd ' Desiderins Conradt in
der Schnaggelischen erben hauss.
Die ander seitien in s. ^ohannsgaaaen.
890. 807. Mathes Miniczer , zuvor Andre Hofer, dann Sigmund!
Leutherr, prandtweiner.
891. 808. Baphael Banckhier oder Rantier, conterfeter, zuvor Hanss
Lebin, pinderin.
892. 800. Vrban Lauenauer, vorhin Mathes Purgkhstaller,
803. 000. Christoff Vngelter, tazator bey der reidhsfaofcanczlej.
804. 001. Mathes Richters erben, hierauf Michael Pesapart.
805. 902. Michael Stern oder Sterer, vnderkheĂĽffler aufm ochsengriess,
zuvor Veith Albrecht, wundtarczt.
896. 003. Hannss Giesser, gemainer Stadt casstner.
897. 004. Hannss Wolff, fleischhackhers, zuehauas , zuvor Raep
Weisl, steinmecz.
808. OOft. Georg Taudigl, hierauf dessen wittib.
800. 006. Christoff Helffreich, zuvor Georg Teufel freyh. Freibauss.
900. 007. Brauntsche erben vnnd Caspar Vthofer, zuvor Heynrieh
Carlowicz. Wiertshauss.
TSrabaterBtrasoen zur reohten hinab.
001. 008. Conradt KhumpfmQUer im padt beim Himelpartten. Frey.
002. 900. Die Gnertnerin wittib.
903. 010. BiaehoffssUdl. Frei. Nota, ein notturfft, das dieser stadel
weggeschafft werde, möcht gemeiner statt feuersnott
halben zu grossen schaden geraichen, sunnderlioh we-
gen des pulffergewelbs , so beim Himelparten closter
ist vnnd der ymbligenden pachheuser, auch des padts.
1589
874. Hanns Pehl, pinter.
875. Vrban Lehner, prantweiner.
876. Dauid Langen stadl.
877. Niplas Riegel zur blauen kugl.
878. Hainrich Trautman, zuvor Anna Ferrenbergerin wittib.
870. Römisch kaiserlicher maiestet etc. giesshans. Frey.
Auf der andern Seiten.
880. S. Jacob stadl vnnd czuehaus. Gaistlich.
881. Stenczel Plawen stadl, daran das znheussl.
882. Herrn Vicin behausung. Freyhaus.
883. Sant Anna closter. Gaistlich.
884. Der herrn von Greiss behausung. Freyhaus.
Sa ilohantgasaen zn der reohten hinunter.
885. S. Anna closters zuehaus.
886. Meilbergerbof. Gaistlich.
887. Christoph Enczianers erben haus. Freyhaus.
888. Mariazellerhof. Gaistlich.
880. Georgen Kirchamers, handelsmann, zuhaus.
800. PetteriObernburger, R5m. kaiserlicher mt. etc. rath vnd reichs-
hofseeretarj. Freihaus.
801. Doctor Andreas Nigrinus.
802. Hanns Frisch, pegkhen erben, zuvor Andre Kherst, pegkheo
erben hauss.
893. Mjtgister Johannes Rechberger, vorhin Marens Purgkhstaller,
prandtweiner.
804. Cristoff NeĂĽpaur, beckh, vnnd Desiderius Conradt
Avf der andern Seiten.
805. Mathes Minczer, prantweiner.
806. Rafael Rangkhir, conterfeter vnnd maier.
807. Melchior Lerch, secretari, zuvor Vrban Lauenauer. Hinterer stock
Christoph Vngelter zugehörig.
808. Christoff Vngelter, ge wester taxator bey der reichshofcanzley.
800. Stennczl Osstaschoffski, zuvor Mathes Richters, gemainer Stadt
gewesenen castners erben.
000. Michel Sterer, vnderkheĂĽfler aufm ochsengriess.
001 . Gregor Hartinger, vorhin Hannss Giesser, gemainer Stadt castner.
002. Hanns von Siuczendorf, Rom. kais. mt. etc. hofcamerrathi zu-
vor Hans Wolff, fleischhagkhers czuhanss.
003. Christoff Streiteis wittib vnd erben, vorhin Georg Taudigl.
004. Christoff Helfreich. Freihaus.
005. Caspar Vtthofer vnd die Brannisoben erben ia der Carlewieaia
haus. Wiertzhaus.
Trabatterstrassen sor reohten hinab.
006. Badt beim Himelparten. Frey.
007. Die Giiertnerin wittib.
008. Bischoflb zu Wien stadl. Frey.
148
Dr. Birk
1568
Michel TeuBringeriD.
Bneprecht Pfeil], gesebtermaister.
Wolffgang Sandinger.
Oeorg SebDepffi paascbreiber.
Tboman Siebnburgers Baehaua.
Leonbard Begenwortt.
Wolffgang Hasin, iecs Macklin.
Philipp Bartholdt, Schlosser.
Francs Lackner zuehaas.
1566
904. Steffan Scbettchenasebens wittib.
906. Bartlme OlĂĽncz.
000. Georg Braunberger.
907. Georg Sebnepf, prandtweiner.
908. Tboman Aigners heĂĽsel.
909. Caspar Starricz, riemer.
910. Georg Gmftchels bans.
911. Philip Bartoldt, Schlosser.
912. Francs Lagkhners zuebaus.
Auf der andern MÜtn«
Leonbard Sehachner.
Niclss Speyerliog, Schneider.
Herr Steffan Bisanus, tnmbherr bey sand Steffan.
Me annder seiiten der TrabaiersiraM.
913. Bebhuen, sailers, stadel.
914. Leonhardt Schachners bans.
915. Nicias Sperling, Schneider.
916. Herr Steffan Bisanus benefieiatenbans.
Spittlmeister im burgerspittall, pautt daran.
Sebastian Weylers haus.
Zieglhaus.
Hfmmelporten clossters snehaus.
Thumprobsts bans.
Herr Andre Horniczki.
Nicias Hopffner, nacbrichter.
Bey den Himelporlen.
Ambtthans.
Wolff Wilbalm, pegk«
Wolffgang Haner.
Bey der plaben gagl.
G5rg Zenczeder, gegensclireiber am Tabor.
Hanns Artthoffer, pegk.
Angnstin Hiersehyogell.
Hoserin, obstlerin.
Himellportten dosten
Welhenparokh«
Herr Erasm von Gera behansnng. Freyfaans.
Gregor daroch.
Herr Ambrosi Salcier, canonieus.
Elias Freisleben, eisner.
Veitt Geilel, secreUri.
Engelbarden erben bans.
Herr magieter Steffan, kuniglicher mt etc. oaplan.
Christoff Haidn erben.
Nicias Pandaleon erben.
Wolff Schenckwaldt, pinder.
917. Hanns Freyberger, spitelmaister.
918. Sebastian Weiiler.
919. Ziegelbaus, gehört halber thail zum closter bein Himelporten,
die annder helfft der Ehnin wittib.
9ÂŁ0. Himelporten clossters zuebaus.
9t 1. Thaembprobstens bans.
92t. Herr Andre Hemiczky, beneficiaten bans. Geistlich.
9t3. Nicias Hopfoer, nacbrichter.
OSaael bei der Himelporten nach der
hernmb.
924. Geroainer statt ambthaus. Frey.
925 Wolf Wilhelmb, pegkh.
92«. Wolf Zauner, hawer.
927. Gkorg Wilhelmb zur plawen gugel.
928. Georg Zenczöder.
929. Hanns Artbofer, pegkh.
930. Angnstin Hierschyogel.
931. Georg Stadler, manrer.
932. Himelporten closter Geistlich.
In der Weihenpnrgkh zur reohien hinab.
933. Herrn von Gera behansung. Freyhans.
934. Gregor Parroch.
935. Herr Ambrosi Salczer, beneficiatenhaus.
936. Esaias Freiesleben, eyssner.
937. Martin Milnicb, der khaiaerin khnchel Schreiber
938. Antoni Engelhardt.
939. Cornelius (Scelsa), bassisten, beneficiaten haus.
940. Doetor Melchior Hofmair.
941. Magister Caspar Gfietel.
942. Wolf Sengkhenwaldt, pindter.
lingkben
HateriaUen.
149
C.
1569 - 1586
904. 911. Wolff Kholl, handlsman
905. 91t. Cornelins Dengler vnd graf Julius zu Salbm, stalmaister,
frflher Simon Oopperczer, zuletzt Toppiezerin, wtttib.
906. 913. Georg Prannperger. Abgebrannt vnd noch nicht erbaut
907. 914. Sebastian Meindl, expeditor bei der n. d. camer, zuvor
Georg Schnepf.
908. 915. Matheaen Aigners znehauss, zuvor Caspar StarricZf riemer.
909. 910. Blasius Alttersit, schuester.
910. 917. Georg Gmächl, dann dessen wittib.
911. 918. Hannss Floer , mnnczmeister zum Freistettel in Sieben-
bnrgeUf zuvor Philipp Bartoldt, Schlosser.
912. 91 9. Franca Lagkhners znehauss.
Die ander selttn der Trabaiemtrass.
913. 920. Sebastian Englbörs, zuvor Bepbun, sailers, stadl.
914. 921. Georg Angermair.
9 15. 922. Mathes Höflinger, zuvor Nidas Sperling, scbneider, dann
Paul Obermaier.
919 923. Herr Steffan Bisanus, beneficiatenhaus.
.... 924. Thoman Carl, peckh. Diss hauss hat zuvor zum alten Bamb-
hoffindie Weybenburgk gehört« ist dieser zeit ein aigen
absonderlich banss in die Trabatteratrassen geworden.
917. 925. Hannss Baumbgartner , steuerhandler , vorhin Hansa JlU
ger, sailer.
918. 920. Sebastian Weiler.
919. 927. Ziegelhaua, gehört gemainer Stadt zu.
920. 928. Himelparten zuhauss. Geistlich.
921. 929. Thuembprobsten hauss. Geistlich.
922. 930. Herr Andre Heraeczkhi, jeezt Georg des bischofs caplan.
Beneficiaten hauss. Geistlich
923. 931. Niclas Hopfner, nachrichter.
ChMsel beim Hlmelportten nach der (Unken) aeliien
hemmb«
924. 932. Gemainer statt ambtbaus Frey.
925. 933. Wolff Wilhalmb, pegkh.
920. 934. Vieenez Porttendorffer.
927. 935. Georg Wilhalmb zur plaben gugel.
928. 930. Peter Hasslinger, mehlme88er,zuv. Georg ZincBöders erben.
929. 93T. Hannss Arthoffer, pegkh.
930. 938. Augustin Hirschvogl.
931. 939. Georg Stadlers, maurers, wittib, dann Gall Krauth, maurer.
932. 940. Hlmelportten doster. Geistlich.
In der Weihenpnrgkh rar rechten hinab.
933. 941. Herrn von Gera behansung. Freyhauss.
934. 942. Gregor Parroch.
935. 943. Der vniuersitet bcnaeficiatenhauss. Geistlich. Herr Am-
brosy Salczer.
930. 944. Esaias Freyssleben.
937. 945. Martin Munekh, salczambtman zu Presspurg.
938. 940. Christoff Freissleben.
939. 947. Beneficiatenhaus, jeczt Corneli Celso, bassisten, zuege-
hörig. Geistlich.
940. 948. Doctor Steffan Engelmaier, regent rath.
941. 949. liagister Caspar Gfietl.
942. 950. Wolff Sengkbenwaldt, pindter , hierauf Martin Marthner,
eyssner.
1589
909. Wolff Khöll.
910. Die Toppiczerin, hierauf die Hopfnerin wittib.
911. Peter Pfickell, pinter, zuvor Georg Prannberger.
912. Sebastian Meindl, prantweiner.
913. Anndre Schellenberger, fSratl. durchl. sumelier, zuvor Mathes«
sen Aigners czueheĂĽsl.
914. Blas! Altersitt, hofschuester.
915. Georg Gmächls wittib. ^
910. Andre Schueczenhuber, vorhin Philipp Bartoldt, Schlosser.
917. Francs Lagkhners erben zubaus.
918. Römisch kaiserl. maiestet zwey newe seügbeuaer.
Auf der andern aeiien herauf.
919. Sebastian Englhörs stadel.
020. Georg Angermayer.
921. Mathes Höfflinger, zuvor Obermaier.
922. Herrn Stefflan Bisanus beneficiatenhaus. Gaistlich.
923. Thoman Carl, beckh.
924. Hanns Paumgartner.
925. Egidi Gattermair, kriegszalmaister, invor Sebastian Weyler.
920. Hanns Wimmer. Ziegelhans gemainer Stadt osuegeliörig.
927. Himelporten zubaus, aniecz Hansen Schadner, handgraffen
zuegebörig.
928. Thumbprobstenhaus.
929. Herrn Andre Herniczki beneficiatenhaus.
930. Kiclas Hopffner, gewessner nachrichter.
Gaasl beim Hhnmelpfortenclosier nach der linofchen
heromb.
931. Gemeiner statt ambthaus.
932. Wolff Wilhalmb, peckb.
.... Viczenz Portendorffer.
933. Georg Wilhelm czur plaweu gugtl.
934. Petter Hasslinger, mehimesser.
935 Hanns Arthofer, beckh.
930. Hanns Faber, der Rom. kaiserin gewester kellersahreiber.
937. Rupp Maczenreiter, vorbin Qf^W Khraut, maurer.
938. Hlmelportten closter. Gaistlich.
In der VITeihenbnrg snr rechten hinab.
939. Herrn von Gera behausung. Freyhans.
940. Gregor Parroch.
941. Herrn Ambrosi Salczer benefleiathans , lecz der hohen schnei
zuegebörig.
942. Esaias Freysslebeii.
943. Martin MĂĽoich, salczambtman an Presspurg.
944. Christoph Freissleben.
945. Beneficiatenhaus zum steinen lewen, Rom. kayserl. mt. singer
Corneli Celsso zuegebörig. Gaistlich.
940. Doctor Steffan Engelmair, Rom. kayserl mal. etc. regenkrath«
947. Magister Caspar GOatl, jeea gemainer stat zuegehorig.
948. Walthausers Kellers ejrben, vorhin Marthin Marthner, eysler.
150
Dr. Birk
1563
Valttio Sölcser haus.
SoDDendorffer bebauaung, bat jecz herr Adam Gall kbaufft.
Hans Eberzan, tisohler.
Chriatianus Dansteter bebauaung.
Auf der andern seitten.
Danstettera auebaua.
Herr Lorencz Gliogl, tumbdechaDndt bey a. Steffan.
Oawald Summera wittib.
LorencB Waaaicz.
Bernhard Raitn zuebaua.
Doctor Fraiiczen zuebaua.
Frau Panrnkircherin.
Doctor Georg Ă–dera baus.
SinlgentraMi.
M. Joan Hartacfaer.
Herr Tboman Eiaaler.
Kialinga bebauaang.
Spieabamera baua.
Bernhard Raid, prand weiner.
Doctor Franczen zuebaua.
Cbriatoff Moaer, wezlera, baua.
Michael Gotta.
Brobat von Herczogbargk.
Tnmbprobat bei aand Steffan.
Loonhard Hindermair.
Joaef Vettert zuebaua.
8. Jeronimua cloater.
Lilienfelder bof.
Beim acbwarczn' mann.
Lorencz Kiclaaperger, fleiacbacker.
1566
943. Bambhof. Tboman Carl, pegkh. Ist ain durchgang in die Tra-
bateratraaa.
044. Adam Gallen behauanng. Freybana.
945. Colman Egerera atadel.
946. Buelandt Fiechtwanger, tiachler.
941. Cbristiemua Tannatettera wittib.
Me ander aelUen der Weihenpargkli.
948. Cbriatiernna Tannatettera wittib auebefiael.
949. S. Iberonymoa cloatera zuebaua.
950. Herrn thuembtecbanta baua.
951. Oawaldt Summerin, wittib.
962. Larencz Waaaicz.
953. Leopoldt Paumbgartner.
954. Doctor Franczen znebaua.
955. Fraw Paumbkhireberin wittib.
959. Herr doctor Georg Ă–eder, bofratb.
Die Sinlngeretrass rar reohten hinab.
957. Magiater Rupertna »Scbelber beim grflenen lindtwurmb.
958. Herrn Tboman Eiaalera baua.
959. Bartlme Kbiaaling.
960. Lorencz Oatermair.
961. Bernhardt Raith, prandtweiner.
962. Doctor Franczen erben baua. Dea Praasicana md doctor Tan-
nera thail.
963. Herr Cbriatoff Gannabiczer.
964. Benedict Kbalcb md Conradt Domner.
965. Brobata von Herozogburg baua. GkiatUcb.
966. Thuembprobata aelbat wonhanaa. Geistlich.
967. Leonbardt Hindtermair, pegkh.
968. Joaeph Vetterle.^
969. Jungkhfrawen cloaater zu a. Jheronymoa. Geistlich.
970. Lilienfelderhof.
971. Chriatiernus Tannatettera basa zum achwarczen mann.
97t. Erbardt PrĂĽgela erben.
Cbriatoff Offner.
Anguatin Haidnbofera baua.
Jacob Sartory wittfrau.
Hanna Hopffner, pinter.
973. Cbriatof Ofner.
974. Peter Ruedrof, pinndter.
976. Wolf Neidhardt, boffuryer.
976. Hanna Hopfner, pindter.
Auf der andern seitin.
Steffan Preiaa, riemer.
Ludwig Weiaa, weber.
Ferdinand Starchk.
Hanna Marben vnd seiner braeder behaasnng.
Im zuebaua. Ist willens zu panen.
Barfueaaer cloater.
Me ander aeitien in der Siningeratraia herauf.
977. Steffan Preiaa, riemer.
978. Oawaldt Weber.
979. Cbriatoff Wangkher vnnd Albrecht Tringkho miteinander.
980. Der Marben gebrĂĽeder zuebaua.
981. Der Marben gebrtteder aelbat wonhaua.
982. Franciscaner oder parfĂĽeaaer cloater. Geiatlich.
Materialien.
151
c. 1569-1586
943. 951. fiambhoff. Leonbardt Zebinger, siegideekher.
944. 95t. Herr Georg Stadler , vorhin Adam Qalln bebauauDg.
Freyhauaa.
945. 95S. Colmao Egerera atadel.
946. 954. Johann Fiechtwanger, tischlerB, erben. Daa haua ist der
â–Ľnioersit&t angefallen.
947. 955. Cbristoff Tersch, vorhin Crlstian Tanstetterin wittib.
Autt der anndem seliten«
948. 950. Lacaa Lauasera, au v. ChriatiernTanstetters wittib zneheĂĽal.
949. 957. S. Iheroniinaa elostera zuehansa. Geistlich.
950. 958. Herren thaembtechanta bausa.
951. 959. Oswaldt Kholerin wittib.
952. 960. Lorencz Waasicaen wittib ynd erben.
953. 901. Michael Richter, tendier.
954. 902. Doctor Tannera znebanss.
955. 903. Fraw Paumbkircherin wittib.
950. 904. Herr doctor Georg Oeder, bofrath.
Die SlnlngerstraM zur reohien hinab.
957. 905. Magiater Ruepertos Scheller zum griinen lindtwnrmb.
958. 900. Doctor Sigmandt Eysslers haasa.
959. 907. BarĂĽme Kbiesling.
900. 908. Lorencz Ostermaier.
901. 909. Bernhardt Raith, prandtweiner.
902. 970. D. Franczen erben hauss, hierauf doctor Tanners znehanss.
903. 971. Cbristoff Ganawicaer, dann dessen erben.
904. 972. Benedict Kalch ynd Caspar Lasgaller, achneider, hierauf
Georg Hocbolczer vnd Leonbardt Lassgaller, sChmidt.
905. 973. Probsts von Herczogburg hauss. Geistlich. Hierauf
Michat;! Stnczel.
900. 974. Thuembbrobsten selbst wobnhauss. Geistlich.
907. 975. Leonbardt Hiodtermaier, peckhens, erben, hierauf Cbri-
stoff vnd Lorenz Albrecht vnd Augustin Wägkherl.
908. 970. Joseph Vetterl, handlsman.
909. 977. Junckhfrawen clostcr zu s. Jheronimuss. Geistlich.
970. 978. Lilienfelderbof. Geistlich.
971. 979. Christiernus Tanstetters haus zum schwarczen man, hier*
auf Lucaa Lausser.
97t. 980. Bartlme Schindtlcr, fleiscbagkher, vorhin Hanna Wolff,
hörpaugger, hierauf Andreaa Ldbermaier, fleisch-
hackber.
973. 981. Christoffen Offners erben, hierauf Wolff Meozger.
974. 982. Fetter Ruedroff, pinder.
975. 983. Reiehardt Poldricz, zuvor Wolff Neidthart.
970. 984. Hannas Zelber, pegkh, zuvor Hanss Hopfner, pinder.
.... 985. R5m. khayserlicher mt etc. hauss am waal , darinn der
zeftgmaister wohnt.
Die annder seitten der Sininserstraas.
977. 980. Wulff Dener, pegkh, zuvor Steffan Preiss, Hemer.
978. 987. Mathea Haidenrainer, zuvor Oswaldt Weber, dann des-
sen wittib.
979. 988. Hannas Sumer vniid Steffan Humperger.
980. 989. Der Marben gepr&eder zuhanss.
981. 990. Der Marben gtiprĂĽeder selbst wonhausa.
98t. 991. Der Franciacaner oder barfĂśsser closter. Geistlich.
X. Jahr»; 186G.
1689
949. Leonhart Zebinger im Rambboff.
950. Herr Gregor Stadler. Freyhaus.
951. Colman Egerera erben atadel.
95t. Johann Fichtwanger.
963. Christoph Tersch.
Die ander seiten der Weihenbnrg.
954. Lucas Lauasers zuheflssl.
956. S. Iheronimus closter zuhaua.
950. Herrn thuembtechants haus.
957. Osswald Kholerin wittib.
958. Lorencz Wassiczen wittib.
939. Michael Richter.
900. Hanns Mohser, vorhin doctor Tannera czuehaus.
901. Georg Priegell, wagmaister, zuvor fraw Paumbkhiroherin
wittib.
902. Herrn doctor Georg Oeders, hofraths, erben.
Die SiningeratraM mor reohien hinab.
903. Christoff Holczpergers erben beim grienen lindtwurmb, vorhin
magister Rupert Schelher.
904. Doctor Sigmund Eislers erben haus.
905. Bartlme Khiszlings, Thabor hauptmana, erben.
900. Lorencz Ostermairs erben.
907. Bemhart Rayth, prantweiner.
908. Hanns Moser, zuvor doctor Franczen erben hauss.
909. Michael Pittler, fĂĽrstl. durlauoht hofdiener, vorhin Christoffen
Gannabiczers erben.
970. Georg Hocliolczer vnd Gregor Arth, eisaler.
971. Michel Stficzel.
972. Thumbprobstshaus. Gaistlich.
973. Christoff Albrecht, kirsehner, Lorencz Albrecht, pegkh vnd
Augustin Wackherle, Schneider.
974. Joseph Vetterl.
975. Junckhfrawcloster zu s. Jeronimus. Gaiatlieh.
970. Lilienfelderbof. GaistUch.
977. Lucas Lausser.
978. Andreas Lebermair, fieiachackher.
979. Lucas Lauaaers zuhaus, vorhin Chriatoff Offnere erben.
980. Petter Rudroff, pinter.
981. Christoff PoUerics, zuvor Wolff Neydthardt
982. Hanns Hopfner, pinter.
.983. Rom. kaiserlicher mt. etc. haus am waal, darin der obriat seog<
maiater wont. Frey.
Die ander aeit der Sinninserairaaik
984. Wolff Dener, beckh.
985. Wolff Meczger, sailer, vorbin Oswaldt Webers wittib.
980. Hanna Summer vnd Steffan Humperger.
987. Leopoldt Gärtners zobaus, auvor der Marben gebrfider.
988. Vtrich Marbe vnd Leopold Gärtner.
999. Parfuesser closter. Gktistlich.
20
152
Dr. Birk
Beim feodrich. Jac. Seidel, tiaohler, Wolff Windperger erbn, Craa
Stegerin, Lienhard Eickl erbeo, Pangrecs Paechler vnd Ga-
briel Oberspergerin.
Tetttsch haus.
PIttelgaMeL
Hanns Bumpff, tischler. Sigmnndt Riederer, rattadiener.
Auf s. Steffans frelthofi
Hanns Sephot, paumeister bey sand Steffan.
Bargerscbuel.
Cantorey.
Messnerhans.
Bischoffboff.
Zwettlhof.
Beym grĂĽen creucs.
Todngraber bans.
Der Pflecbslin stiefft
Corberrnbans.
Am Anger.
Trientter boÂŁf.
Erbard Waltber
Erbard Waltbers zaebaus.
Peter Krenber, priester.
Herr Micbel Kiffiringer.
Nielas Ruedorffer erben.
Hannsperger, pegk.
Linhard Scbmolin.
Valttin Francs, aimmerman.
Erbard Scbmiokenpergerin.
1566
9B'6. In s. Niclas suebaus, sonst beim fcndricb genannt. Das bans
bat stbenerlay besitser: Maister Jacob Sefirl, tiscbler (vorn
aar recbten, da der fendricb anfremalt), Hanns Staigerin wit-
tib, Hanns Rnepp, tiscbler, doctor Jacob Himelreich, Weigk«
bardt Nagel, tefitscber schuelbalter, vnd N. Schrigk.
•84. Tefttscbe haus. Frey.
PlnetgaiseL
085. Sigmnndt Riederer, ratsdiener.
Auf 1. Steffan« khlrohhof.
980. Gemainer statt pawmaisterambtsbans bei s. Steffan. Frey.
987. Die burgerscbnel. Frey.
988. Canntorey. Frey.
989. HessnerheĂśsel. Frey.
990. Biscboffsbof. Geistlich.
991. Zwettelhof. Geistlich.
99Z. Beim grttenen kbreflcs. Geistlieb.
99S. Todtengraber heĂĽssle.
994. Der Fflcbslin stifft. Geistlich.
995. Der alten Chorherren bans. Geistlich.
Am Anger nach der reohien hinmnb.
996. Trienter bof. Geistlich. t>er kaiser hat ihn dem cardinal
Delphino geschenkt.
997. Trienterhofs suebans. Geistlich.
998. Znr rotbeu rosen. GeystUch.
999. Znm rotben kbrenea, ain beneflciatenbans. Geistlich.
1000. Otto Weissen stifft, sonst am grUnen anger genant, ain bene-
ficiatenbans. Geistlich.
1001. Matbes Spilberger.
100t. Lorencs Albrecht, pegkh.
1003. Leonbardt Schmollin
1004. Valtin Francs, aimmerman.
1005. Der Schingkhenpergerin, sunst das stifithaus genannt
Stainpecken stifft.
Hans Siebenborger, Schmidt.
Me ander seltten am Anger gegenĂĽber.
1006. Simon Stäczers stifft Geistlich.
1007. Hanns Sibenbttrger, scbmidt.
S. Annaboff, darin Micbel Zimmerman, paeobdracker vnd doctor
Fabricins
BohnelstriisB.
Veitt ObersmĂĽller, mĂĽnczer.
Beim griien nuspaumb.
Leonbard Weidner, 'priester.
Znr weisn rosen.
Apfflpegk, geriehtseoretari.
1008. Abbts Yon Newperg bebansung , sunst s. Annenhof genant
Geistlich. Ist in vier tbail getaiU. 1. Oswald Schmancs. t.
Caspar Stainhofer, puechtrugkber. 3. doctor Panlns Pabri-
cios , mathematicus , den vierten tbsil bat im der abbt von
Newperg selbst vorbehalten.
SohnelatraM zur rechten hinab.
1009. Veit EberssmĂĽUer.
1010. Znm grĂĽenen nusspaumb, ain beneficiatenbaus.
1011
1012. Maximilian Peernfues.
1013. Ulrich Apfelpegkhen bans.
Jnristenschnel, darin doctor Petrus a Bodis, doctor Berthne Hang- 1014. Juristenschael. Frey,
stein vnd doctor Milkrenb.
Materialien.
1Ă–3
c.
1569-1586
983. Wi. S.Nidas zuehiiass, sonst beim fenderich genaodt, bat sieben
besitser : Leonbardt KbOnig, tischler, Friderieb Vallen-
berger, Hansa Roep, tiscbler, Colman Frauoberger,
Weickbardt Nagl, Cristoff Prnnner vnd Oeorg Prandt-
stetter.
984. 993. Das Tentscb bauss. Frey.
Plaettgassel.
985. 994. Sigmandt Riederer, dann dessen erben.
Auf â– . Bteffaas khlrchhof.
Oemainer stndt pauraeisterambtsbauss vnd pawseug-
baus. Frey.
Der bnrger scbnel. Frey.
Die cantorey. Frey.
Messnerheusel. Frey,
Ăźiscbofcbof. Oeistlicb.
Zwettelhof. Qeistlicb.
Beim grfienen creucz. Geistlich.
Todtengraberbensel. Frey.
Der Fäcbslin stifft. Geistlich.
Der alten chorberm bauss.
Am Anger naoh der reohten hiniiinb.
Trienterbof, haben die alt Icbay. mt. etc. dem cardinal
Deipbino gesebenclct. Geistlich.
Trieuterhofs zaebans. Geistlich.
Zur rothen rosen, ein beneficiatenbans . Geistlich.
Zum rotten creucz, ein beneficiatenhauss. Geistlich.
Otto Weissen stiflft, sonst am grĂĽenen anger genandt,
ein beneficiatenbauH. Herr SteÂŁfan Bisanns. Geistlich.
Christoff Stredeles erben.
Lorencz Albrecht, pegkb
Leonbardt Schmollin, hierauf Christof Khissling.
Valtin Francz, zimmerman.
Der Schinckhenpergerin, sunst das stiffthauss genandt,
gen 8. Steffan gehörig.
Die ander seltien des Angers gegenttber.
1006. 1015. Simon Stäczers stifft, ein beneficiatenhauss. Sebastian
Haaenperger, priester. Geistlich.
1007. 1016. Ruep Tabor, cramers, zuehaus, zuvor einem Schmidt
gehörig, der halbe Theil davon verkauft.
.... 1017. Doctor Peter Arotis oder Arolis. Vom obem haus er-
kaufft, jeczt ein sonderlicbs.
1008. 1018. Abts von Newberg behausnng, sonst s. Annabof ge-
nant, ist in vier vnderschidlicbe thail getbailt: 1. Os-
waldt Schmaucz. 2. Caspar Stainhofer, 3. doctor Paul
Fabricius, matbematicus vnd 4. abbt selbst.
986.
995.
967.
wo»
988.
997.
989.
998.
990.
999.
991.
1000.
99X.
1001.
993.
1002.
994.
1003.
995.
1004.
996.
A
1005.
997.
1006.
998.
1007.
999.
1008.
1000.
1009.
1001.
1010.
100t.
1011.
1003.
1012.
1604.
1013.
1005.
1014.
1569
990. S. Niclas snebauB, sonst beim feodrich genaot. Hat7 besitaer:
Leonbard Kbunigs wittib vom rar rechten, da der fendrich
gemalet, Frid. Vallenbergers erben, Hanns Ruep, Georg Dit-
mair, Sigmund lUederers erben, Georg Pelbman vnd Chri-
stoff Prunner, cramer.
991. Teutacbe haus. Frey.
992.
993.
994.
995.
996.
997.
998.
999.
1000.
1001.
1002.
Blnttgäaal.
Andre Perger, vorbin Sigmund Riederers, ratbsdieners, erben
Auf aant Steffens freltholL
Gemeiner statt paumeisterambts- vnd panseugfaans bei t. Stef-
fan. Frey.
Die bĂĽrgerschnei. Frey.
Cantoreibebausnog. Frey.
Messnerbeussl. Frey.
Bisch offshof. Gaistlicb.
Zwettlhof Gaistlicb.
Beim grĂĽenen kreĂĽcz. Gaistlicb.
TodtengrebetbeĂĽssl. Frei.
Der Fficbslin stifft. Gaistlicb.
Der alten corherrn haus. Gaistlicb.
Am Anger naoh der rechten hlniunb.
1003. Trienterbof. Gaistlicb.
1004. Trienterbof znbans. Gaistlicb.
1005. Zur roten rosen, ein beneficiatenhaus. Gaistlicb.
1006. Zum rotben creicz, ein beneficiatenbans. Gaistlicb.
1007. Otto Weissen stift am grfienen Anger, ein beneficiatenhaus.
1008. Christoffen Stredeles erben.
1009. Lorencz Albrecht, beckb.
1010. Christoff Kbissling, procurator.
1011. Valtin Francz, Zimmermann.
1012. Der Scbingkhcnpergerin, sonst das stiftbaus genant, geen s.
Steffan gehörig. Gaistlicb.
Die ander selten gegenĂĽber.
1013. Simon Stäczers stifft, Sebastian Hasenberger, priester. Gaistlich.
1014. Andree Gescheitl, zuvor Ruep Tabor, cramers, zuehauss.
1015. Doctor Petter Arotis.
1016. Abts von Neuberg behausnng, sonst s. Annabof genant, ist
in vier thail getbailt: i. doctor Steinstrasser. e. Hanns
Zimsch, burger, 3. doctor Paulus Fabricius, matbematicus
vnd 4. bat ime der abbt von Neuberg vorbehalten.
Sohneletraee sor reohten hinab.
1009. 1019. Veith Ebersmftller.
1010. 1020. Zum grfienen nuspaumb, ein beneficiatenhauss. Hof*
maister im bischofhof Marions. Geistlich.
1011. 1021. Beneficiatenhauss zum bnrgerspital, hierauf geen s.
Steffan gehörig.
1012. 1022. Wolff Placzer, eissler, zur weissen rosen.
1013. 1023. Virieb Apfelpeckhen erben. Jacob Messia, erczbereiog
Maximilians camerdiener.
1014. 1024. Juristenscbucll der vniuersitet zugehörig. Frey.
Sohalatraes mur reohten hinab«
1017. Veit EbersmfiUer.
1018. Zum grĂĽenen nnsspaumb, ein beneficiatenhaus. Gaistlicb.
1019. Beneficiatenbans geen s. Steffan gehörig.
1020. Wolff Placzer, eissler.
1021. Vlricb Apfelbeckhen erben. Beneficiatenhaus. Gaistlick.
1022. Juristenscbuel. Frey.
20*
154
Dr. Birk
IMS
Barttlme Jani sam grfln rSssl.
Michael Batthart, pintter.
Golman Franoberger.
Dr. Himmelreich zuhaiu (?).
Eslom stifft.
Panl Strasaer, iecs Schiller, pvechiiierer.
Purgkardaa vom Pergk.
1666
1015* Bartlmo Jioi stun'gräeneo rdasle.
1016 Michael Boethardt, pindter.
1017. Colman Franoberger.
Die ander seltlea der SohnelstraM herauf.
1018. Doctor Biselers snehauB.
1019. Jnristenscbuel-Bnehaaa.
lOtO. Eaelobren stifft, ain beneficiatenhaua.
10t I. Oeorg Schuber, pnechAerer.
lOtt. Johann Petter Bics, Bom. khaia. mit. etc. Sbrieater trometter.
Khnmpljiaeali
Valttin Pluembl haue, ist nicht auspantt.
Michel Lopanr, tischler.
Herr Hana Fechner, canODicna.
Khvmp^&Mel nach der Hngkhen hianmb.
10t3. Valtin Plaembls soehana.
1024. Valtia PIflemeis sUdel.
10t5. Matbes Mayr.
1026. Ain beneficiaten bettaei.
Doctor Hillingers haus.
Hans Lamperger, Schneider.
1027. Doctor Hillingers beneficiatenbana.
Auf der anndem aeltiea Im Khvmp^&teel gegenTber.
1028. Hanns Lamperger, Schneider.
Hans Ottman erben.
Michel Orflnewald, kocsenmacber.
RlemerstraM.
Hans Bathamer.
Hans Wolff oder Weiss.
Jörg Aigmair, Schneider.
1029. Hanna Ottman. Ain beneficiatenbana.
1030. Caspar Prachvogel, khocsenmacher.
BiemeretraM nach der rechten hfaiiimb.
1031. Wolfgang Manspergers erben.
1032. Hanns Wolf, fleischhagkber.
1033. Doctor Wolfgang Scb&ffler.
Im Bamhoff. Matbes Cranerin thail vnd Stosiimhimels thaiL
Thoman Waczler.
Wencsl Tschekho, ledrer.
Steffen Wen92lmair, cancsleyscbreiber.
Matbes Meyrer, fleiaebaclfer.
Mertt Volckamer,
Mertt GradtwoU, ledrer.
Hanns Harr, tiichler.
Closter bei sand Jacob.
Sand Jacobs snehans.
Doctor Mitkreach haus.
1034. Im newen Bambof. Matbes Crainerin thail vnd Stosaanhi«
mels thail.
1036. Thoman Wacsner.
Anff der anndem «eitlen in der Rlenentraia.
1036. Wencsel Tscbepkho.
1037. Steffan Wencselmair.
1038. Mathes M eurer.
1039. Mertt Volokhnmer. Wiertsshaua.
1040. Mertt Kbradtwol.
1041 Mathes MeĂĽrers sneheĂĽael.
1042. Jangkhfrawenclosster an s. Jacob. Geistlich.
1043. S. Jacobsdossters anehaus. Oeistlicb.
1044. Doctor MitkhreĂĽchs erben.
Beneficiaten bans.
Veitt Zwerchschenckh.
1045. Beneficiatenbefisel.
OSaael bei a. Jacob nach der rechten hinnmb.
1046. Veitt Zwerchschengkh.
Sebastian Venediger erben.
1047. Sigmnndt Hager, n. S. cancsleysehreiber.
Materialien.
156
c. 1569-1586
1015. 10t5. CMpar Steiohofer, pnecfatraekberf sam gnienen resBl,
bieranf ICchael Apfelpegkb.
1016. 1026. Michael Bathardt, pinter, hierauf Georg Khaospegk-
ben svehaius.
1017. 1027. Georg Khacspegkh, zuvor Colman FVannberger.
Die ander 0elti6ii.
1018. lOtS. Mathes Pbaben erben suebauss.
1019. 1029. JnriateDSchueis suhansB, der universitet zngehSrig. Frei.
1020. lOSO. Eselohrenetiflt, ein benefleiateDhanss. H. Conradt Lucs,
priester. Geistlich.
1021. 1031. Georg Sehilher, puechfaerers wittib.
1022. 1032. LorencB Trfibl, mfinczer vnd Michael Aczinger, sobloB-
ser, zuvor Jobann Peter Ricz.
Khnmpfgatael naoh der Ungklieii lilniimb.
1023. 1033. Valtio Pluembls zuehauss.
lOU. 1034. Valtin Pluembls sUdel.
1025. 1035. Andree Gmber.
1026. 1036. Ein benefieiatenhans, sonnst der schreiberzech brueder-
schafft. D. Max Milionperger bei der khirehen Maria
Magdalena. Geistlich.
1027. 1037. Doctor Hillingers beneficiatenhauss. Geistlich.
Aiiir der anndern seltten gegenĂĽber.
1028. 1038. Hanss Lamberger, Schneider, Hannss Leb, Taborherr
vnd ein feehtschulbalter. (in drei theile getheilt.) hier-
auf Leb vnd Lamperger allein.
1020. 1039. Hans Ottman. Beneficiatenhauss. Geistlich.
1030. 1040. Michael Grfienwaldts erben.
BlemeretraM nach der rechten hinnmb.
1031. 1041. Wolffgang Manspergers erben.
1032. 1042. Hanss Wolff, fleiscbhaokher , jecst den Weisischen
erben zugehörig.
1033. 1043. D. Wolffgang Schaffler.
.... 1044. Georg Egkhl , cramer. Vom neuen Rambhof erkhaufft
vnd vom grund neu erbaut. Ist ein läre pranndt-
statt gewest.
1034. 1045. Im newen Ramhof. Ist in zwey teyl geteilt. Stossen-
himels thail, jeczt Merth Egkhl, prantweiner.
1035. 1046. Walthauser Reiser, burger, hierauf Christoph KhissHng
Die annder aeltten.
Wencsel Tschepkho.
Steffan Wenczlmairs erben.
Mathes Mefirer, dann dessen erben.
Merth Volckhamers wittib. Wiertshauss.
Valentin Pacbeyl oder Paehol, sebuster, vorhin
Andree Exl.
Mathes Maurers, dann seiner erben zuehensl.
Junckhfrawcl oster bei s. Jaeob. Geistlieh.
8. Jacobs doBster zuehaus. Geistlich.
Doctor Mitkhreichs erben, hierauf Petter Pogner,
schrannschreiber.
1045. 1056. Aio beneficiatenhauss. Geistlieh.
Oa aael hei a. Jacob nach der rechten hinnmb.
1046. 1057. Hannss Schmidthamer , prandtweiner , anvor Velth
Zwerehschenckh.
104''* 1058. Lorencz Lerch, pfindtler, Torhin Sigmund Hageri erben.
1036.
1047.
1037.
1048.
1038.
1049.
1039.
1050.
1040.
1051.
1041.
1052.
1042.
1053.
1043.
1054.
1044.
1055.
1569
1023. Michael Apfel(pegkh), buehtrncker.
1024. Georg Kaczpecken zuhaus, zuvor Andre Ruethart, pinter.
1026. Georg Kaczpecken wonhaus.
1026. Mathes Pfaben, barbierers, erben.
1027. Juristenschuel znhaus. Frey.
1028. Eselohrenstift, ein benefieiatenhans. Geistlich.
1029. Andre Mair, Schmidt, vnd Michel Kling, wagner, zuvor Georg
Schubers wittib.
1030. Michel Aczinger, scblosser.
Knmpfgäaael nach der lingkhen aeltten hinnmb.
1031. Valentin Plfiembls zuhaus.
1032. Valtin Plfiembls stadl.
1033. Andre Grueber.
1034. Ain beneficiatenheussl , der schreiberzech bruderschaft geb5-
rig. Gaistlich.
.... Doctor Hillingers benefieiatenhans.
Anf der andern aeiten gegenĂĽber.
.... Hannss Lew, Thaborherr vnd Hannss Landperger, sebneyder.
1036. Hanns Othman, beneflciatenbaus. Gaistlioh.
1036. Georg Mittermair, zuvor Michael Grfienwaldts erben.
Riemeratraaa nach der rechten hinnmb«
1037. Wolffgang Mannsp^^gers erben.
1038. Wolff Weyss vnd sein Kobrieder.
1039. Wolff Aigner, vorhin doctor Wolffgang Schäfler.
1040. Im neuen Ramhof in drei theil : 1. Simon Kaczbekhen teil, 2. Mar-
tin Deckhel, prantweiners teil, vnd 3. Jacoben Fifian theil
1041. Christoff KhissHng.
Anf der andern aeiten.
1042. Wenczel Tschepkho, lederer.
1043. Steffan Wenczelmairs erben.
1044. Mathess Maurers erben.
1045. Mert Volckhamers erben. Wiertshaus.
1046. Valentin Pachal, schuester.
1047. Mathesen Maurers erben zueheusl.
1048. Closter zu sanct Jacob. Gaistlieb.
1049. 8. Jacobs zuhaus. Gaistlich.
1050. Petter Pogner. schrannschreiber.
1051. Benefieiatenhans.
Oaaal bei a. Jacob nach der rechten liinnmb.
1052. Hanns Sehmidhamer, prantweiner.
1053. Hanns Meldtner, vorbin Lorencz Lerch, p&dtler.
156
Dr. Birk
IMIS
Andre Farnlentner, lederer.
HanB Eianer.
1566
1048. Michel Sehr5tel Tod Andre Fnrnleattner.
IM9. HAona Eiseier, bandeUBmao.
10A0. Haoneen Eiselera zaehaus.
WolMĂś.
Valtin Pluembl beim schdn thor.
Mflncsbans.
Steffan Staindl
Christoff Pitschalin wittib.
Christoff Huetstooker.
Abraham Lftoser.
In der Wolosell die reoht seltieii hinab btee
Btabenihor.
1051. Valtin Plüemels haas som schönen thor genannt.
105t. Mftncshaos, hindten die khonstcamer. Frey.
1053. Steffan Staindel.
1054. Doctor Johann Aichholcz.
1055. Christoff Huetotogkher.
1056. Abraham Lännser. Ain benefioiatenbaas. Geistlich.
Ludwig Peiss, barbierer.
D«etor Eisler, laror Raidl acbmidt laehaus (ein tbell geht in die
Sohalerstrasse). Mertt Kolwues , sehmidt vnd Lorens Sdsl,
pintter.
Thoman Tngentlieh, cramer.
Eisengrein erben.
Andre ÂŁxl haus.
Hanns Holnperger. Wiercshans.
J5rg Kracsnberger.
Hana Aner.
Jörg Schenperger, schuester.
Jörg Stocker, fnrman.
Wider beim Stnbenthor.
Vrban Knnigs haus. Mertta Raidl, sehmidt (?).
Leopold Paumgarttner, fuetrer.
Jörg Wenig, prandtweiner vnd Christoff Kremp.
Christ off Schadn, procurator (?).
Hanns Englmair, greisler.
Francs Iglshoffer haus.
Hanns Strftesinger, kursnen
Sebastian Lehner, pegk.
Elans Nenkircher.
1057. Lndwig Peiss, barbier.
1058. Doctor Bisclers snehaus, hat drey thail, doetor Biaelers, Lo-
renz RSsels , pindters , vnd Mertt Kholbnicsen , Schmidts.
1059. Thoman Tugentlieh, cramer.
1060. Colman Frannbcrgers haus vnd snehaus daran.
1061. Jacob Ă–xels haus.
1062. Nidas Newmair. Wiertahans.
1063. Georg Gracsensperger.
1064. Hanns Awer.
1065. Georg Schengkhenperger, schuester, vnd Rainhardt Leber.
1066. Hanns Sprennger. sehmidt
Die ander eeltten In der l^olozell herauf.
1067. Ruepp PĂĽrcselhofers haus.
1068. Marx Amman.
1069. Georg Wenig vnd Christof Khrempcl.
1070. Doctor ^igmundt Eiseier.
1071. Christof Schabel vnd Hannsen Engelmairs erben.
107%. Francs Ygelshouers, stattscbreibers, haus.
1073. Hannsen Stränczingers, khüerschners, wittib.
1074. Sebastian Lechner, pegkh.
1075. Hannsen Newkhirchers haus.
Khlerein Puchler.
Hanns Eislerin haus.
Hanns Zeller, kartenmaler.
Pader in der Woleseill.
Michael Mindner, Schneider.
Der Rockner haus.
Jörg Zimmerman, ratsherr.
Andre Hasenperger.
Doctor Lemans haus.
Im Lederhof.
1076. Georg Federl.
1077. Hanns Eisslerin, wittib.
1078. Hanns Zellerin, khartenmalerin.
1079. Padt in der Wolcseil.
1080. Michael Mindtner, Schneider.
1081« Der Rogkhner gebrüeder haus vnd zuehaus.
1082. Georg Zimmerman.
1083. Anndre Hasenperger.
1084. Doetor Lehmaas haus, hinterer stok gegen der P«gkhenttrass.
1085* Magister Rupertns Schelher un Lederhof.
Bans Kueff.
1086. Der Rueffischen erben haus, hierauf Dauidt Marb.
MateriaUen.
167
c. 1669-1686
1048. 1059. Mathes Sohrdttl ynd Andre Farnleuttner, hierauf Walt-
hauter Kbaseley, praodtweioer.
1049. 1060. Hansa Eysaler, handelsman.
1050. 1061. Hansa Eislers snebaoss. (Niedergebrochen, wird neu
•rbant.)
In der WoloseĂĽ die reoht Meltimk hinab blM ans
Stabenthor.
1051. 1062. Valtin Plüemel sum schönen thor.
1052. 1063. Köm. kbaiserl. mayestet etc. mOncBbanss. Frey.
1053. 1064. Steffan Staindl, hierauf Martin Hocholcaer.
1054. 1065. Doctor Jobann Aiebholos.
1055. 1066. Cbristoff vnd Hannes Hnetstogkber.
1056. 1067. Ain beneficinteohaus, jeczt Oeorg Schubers, dann seiner
wittib zuehauss.
1057. 1068. Ludwig Feiss, hierauf Sebastian Jäger, barbierer.
1058. 1069. Mathes Phaben erben suehaus,
.... 1070. Lorencz Rösel, pinter.
.... 1071. Hans Säbel, Schmidt, zuvor Mert Khoibniczer, Schmidt.
1059. 1072. Thoman TugentUch, cramer zum rotten man, dann
dessen wittib.
1060. 1073. Veyth Bernhardt, B5m. khayserin zuschrotter, zuvor ^
Coiman Fraunbergers erben.
1061. 1074. Wunibald Rnebacher, cramer.
1062. 1075. Nicias Newmair, hierauf Paul Khradl. Wiertshauss.
1063. 1076. Georg Oräczenpergers erben, hierauf Michael Mflller.
1064. 1077. Oeorg Puchmaier, beutler, zuvor Hanss Awer.
1065. 1078. Anthoni Schnauss, schnester , und Reinhard Le-
bers erben.
1066. 1079. Hannss Perger. Wiertshauss.
Die annder aeltieii herauf.
1067. 1080. Sebastian Vnger, weissgerber, zuvor Ruep PĂĽrczlhofer,
Hanns Seifridt, schuster, und Anthoni Schrancz.
1068. 1081. Leonhardt Qnssrigel, khupferschmidt, zuvor Marx Aman.
1069. 1082. IheroDimuss Raboldt, zuvor Oeorg Wenig und Cbristoff
Kbrämpl.
1070. 1083. Doctor Sigmundt Eisler, hierauf Sebastian Rädl, Schmidts,
erben.
1071. 1084. Hans Siehenhofer, zuvor Cbristoff Schabel vnd Hansen
Englmairs erben.
1072. 1085. Wolff Schreppel, zuvor Francz Tglshofer, stattschrei-
bers hauss.
1073. 1086. LncasPeerl.wagner, zuvor HannsenStranczingers wittib.
Sebastian Lechner pegkh.
Hansen Newkhirchers wittib , hierauf Michael Neu-
kbircher.
Hauss Hardt, peckb, dann dessen wittib.
Hanss Eislerin wittibj hierauf Oregor Oastgeb.
Hanss Zellerin, kharttenmalerin, dann deren erben.
Padt in der Wolczeil. Frei.
Steffan Mindner, proourator bei der n. d. regiernng,
zuvor Michael Mindner, Schneider.
Der Rogkhner gebrfieder hauss.
1074.
1087.
1075.
1088.
1076.
1089.
1077.
1090.
1078.
1091.
1079.
1092.
1080.
1093.
1081. 1094.
1082. 1095. Oeorg Zimmermanin wittib.
1083. 1096. Marx Lucz, handlsman.
1084. 1097. Doctor Lehmans hauss.
1085. 1098. Lederhof, Georgen Hohenperger vnd Jacob Rothen sn-
gehSrig.
1086. 1099. Dauit Marb, hierauf Christoff Wittiber.
Ii89
1054. Walthauier Khussley, prantweiner vnd kapferschmidt
1055. Hanns Eyssler.
1056. Hanns Eisslers suhaus. Ist jecs ein garttl.
In der l^oloBell die reoht aelien hinab bis
Stnbenihor.
1057. Valtin Plttmbls erben haus sum schönen thor genannt
1058. M&ncshaus, hinten die kunstcammer. Frey.
1059. Martin Hochholczers erben.
1060. Doctor Johann Aicholoz.
1061. Christoff Huetstockher vnnd Christoff von Lindeokh.
1062. Oeorg Schilherin, wittib.
1063. Sebastian Jäger, barbierer.
1064. Lorencz Rdssel, pinter.
1065. Hanns Säbel, Schmidt.
1066. Thoman Thngentlich, cramers wittib, sonst die OSblin ge-
nant.
1067. Veit Bernhardt, Rom. kaiserin sueiehroter.
1068. Wuniwaldt Ruebackher, cramer.
1069. Paul Krädl. Wäertshaus.
1070. Michael MĂĽller.
1071. Georg Puechmaier, zuvor Hannsen Auers erben.
1072. Anthoni Schnans, sehnster, vnnd Reinhart Lebers erben.
1073. Hanns Perger.
Die ander aelien herauf.
1074. Sebastian Vnger, weissgerber.
1075. Leonhart Ouessriegel, kupferschmidt.
1076. Iheronimus Raboldt.
1077. Sebastian Rädls, Schmidts, erben.
1078. Hanns Siehenhofer, handelsmann.
1079. Wolff Schreppels erben.
1080. Donat Solando , zuvor Hansen Strancsingers , khĂĽrsohners
wittib.
1081. Oeorg Huebner, zuvor Sebastian Lebener, pegkh.
1082. Mathes Oottenpacher, Schmidt, zuvor Michael Neukhireher.
1083. Vincencz Pieringer, vorhin Hannss Hardtin, pegkhin wittib.
1084. Oregor Oastgeb.
1085. Hanns Zellerin, khartenmalerin.
1086. Badt in der Wolczeil. Frey.
1087. Wenczel Dullinger, zuvor Michel Mindtner^ Schneider.
1088. Fraw Rockhnerin vnd Tbobias Weiss , zuvor der Rogkhner
gebrfieder hauss.
1089. Georg Kraus, vorhin Georg Zimmermanin wittib.
1090. Marens Lucz.
1091. Doctor Lehmanns haus.
1092. Lederhof, Georgen Hohenperger vnd Jacob Rothen tugehtfrlg.
1093. Hanns Pitschin, zuvor Cbristoff Wittiber.
1Ă–8
Dr. Birk
IMS
1566
Dia Tord^r PaohenstraM.
MilUners hiiua, iees Bandeckbert haue.
Alexander Keicbart.
Sewald Krauas.
Philip Beuttl, leoas Iberonfmoi an der Aw«
Thoman Uorer, flelachaoker«
Caapar Teubel beim gĂĽlden leben.
Jörg Prandatetter, rattober.
Btäncal Plab, handUman.
Tboman Trautaoh, boffkUebler.
Michel Llogl, doctor.
Halden buraa.
Anff der aiidar Mittn.
Unlueraitet lleborey.
Hanna Heffler wiertt.
Mm Torder PegklMiMtraM mar reohten hlaab.
1087. Khleen behanaung.
1088. Alezander Beiebardt.
1089. Sebaldt Khrana.
1090. Iberonymaa an der Aw.
1001. Tboman Rorer, da die khue im pretb apilt
100t. Conradt Praon, vorhin zom galdeo leo.
1093. Georg Pranndtstetter.
1094. Stänncsl PUw.
1095. Magister Cornelias Grfinewaldt.
1096. Doctor Lfingele oder LĂĽngle.
1097. Hayden barsa.
Die ander aeltten dar Tordam Paskhanatraaa haranfl
1098. Voinersitet llberey.
1090. Anndre Ă–zel.
Ambroal FrOlich, lauttnachlager.
Colmau Scbleascr.
Tboman Fuzporgerin.
Haubtman Haubioa.
Wolff Uartleitner, leoa Spics.
Uana von Taw, atatrichter. Frey von ambtta wegen.
Antthonl Stamppen erben baue. lat nit auapautt.
Miohel Bobriokh.
Wolif Ăśremer.
Kegenapurger hoff.
1100. Lasaros Frfillch.
1101. Leopoldt PeĂĽntner.
110t. Sebastian Wfilfing.
1103. Ins Haubiczen haus, doctor Georg Weythmayr.
1104. Baltbasar Spics, hierauf Georg Federl.
1106. Herr Hanns vom Thaw, stattchammerer.
1100. Antooi Stampen erben.
1107. Daniel Newmair.
1108. Fraw Kbremerio wittib.
1109. Regeospurger hof, Carlen Pacbeleb suegehSrig.
Dia hlBdar Paakhanalraaa.
Der Knollin auebaua.
Kttlnnerhof.
Antonl Gleuger haue (?),
Tobiaa Welasn baue, ist nloht aaapaatt.
Wolff Sinloha wittib.
Dootor Comazn baue.
Jörg Wehen haaa.
Albrtoht Nagle erben.
Miobel Gugelweidt.
Sebaatian BnglhĂĽr, flelaobaoker.
LlUnpl bnraehen.
Buna Braokh,
m^j dam haült«B Or mm umih ioL
Mlelaa Wanokber.
Bteffkn Philip vnd Can«a Doorat» iei8«hnek«r.
Miohel Lobnweln.
Thoman Haindl, lUndermaohar.
Valttin Pentl» beneüclatenhana.
Heiligen Creneaerhoff.
WoU^ang Graeber,
Dia hindiar Pagkhanatraas zur Ungkhea lĂĽnab.
1110. Sebaatiau Strall.
1111. Wolf Eglawer im Kbdllnerhof.
111t. Im aaebaus.
1113. Thobias Welaa.
1114. Wolf Sinichin witUb.
1115. Mang Speiser, anyecso Blaay Gilg. bandelsaman.
1110. Magister Georg Sedlmair in der Webeischen erben baoa.
1117. Im snehaus.
1118. Christoff Holcaioger.
1119. Michael Gugelweitb.
lltO. Sebastian Englh5r, flelaobbagker.
lltl. Limpel barsch,
litt. Barsa Brugkh.
Giaaal balm ImIL €?raiioBai^oll
UtS. Mielaa Wangkher.
11t4. Thoman Lang vnd Sebastian Lagkhmair.
Ilt3. Michael Lobmwein vnd Sebaatian Strall.
Uta. Tboman Hlndel, R5m. khais. mtt eto. wardein.
1lt7. Jakob Storvhen stiflt
llt8. Heiligckreucserhof. GeiatUch.
1129. Wolf Gmeberm.
Hana Dietrich, fleiaehaokar.
1130. Sebastian KugelhSr, fleischhagkhers aaehaas.
Materialien.
159
e. 1569-1686
1589
Me Tordar PegUentiraM zur rechten hinab.
1087. ItOO. Khleen behaasung.
1088. 1101. Tobias Weyaseo haoBS, dann Alexander Retcharta wittib.
1089. 1109. Sebaldt Khranain, wittib, hierauf Lorencs Scbangkherle.
1000. 1103. Iheronimns an der Aw.
1001. 1104. Thomas, dann Michael Rorer, da die khue im preth sptUt.
1099. 1105. Conradt Praan.
1093. 1106. Georg Prandtatettcr, hierauf Bacheleb.
1094. 1107. Stancsel Plaw.
1095. 1108. Magister Cornelias Omenwaldt.
1096. 1109. Doetor Michael Lingle.
1097. 1110. Hayden burssa. Frey.
Die ander eeltien der Tordem Pegkheneiraeeen
hereuH
1098. 1111. Der vninersitet liberei. Frey.
1099. 1119. Steffan Haidinger, perlinheffter, suTor' Margaretba
PĂĽrckhin wittib.
1100. 1113. Lacsarus Frölich, dann dessen erben.
1101. 1114. Hanns Saurer, zavor Leopoldt Peuntner, hierauf Adam
Eyssier.
1109. 1115. Sebastian Wulffing,
1103. 1110. D. Georg Weidtroaier, dann dessen wittib.
1104. 1117. Georg Federl, handelsmann.
1105. 1118. Herr Uannss von Thaw.
1106. 1119. 'Anthoni Stampen wittib vnd erben.
1107. 1190. Daniel Kewmair.
1108. 1191. Georg Federl, zuvor fraw Khremerin, wittib.
1109. 1199. Regenspurger hof, Sigmundt Lockhinger zugehörig, lu-
vor Carl Pacbeleb.
Die hindter PegkhenetreM mnr llngkhen hinab.
1110. 1193. Sebastian Strall.
1111. 1194. Wolff Eglawer, dann dessen erben im Khdlnerhoff.
1119. 1195. Im suehanss.
1113. 1196. Thobias Weiss.
1114. 1197. Wolff Sinnichin wittib.
1115. 1198. Blasy Gilgen erben, dann Bartlme Burssa.
1116. 1199. Magister Georg Sedlmairs wittib.
1117. 1130. Im zuehauss Vlrich Flach, satier.
1118. 1131. Conradt Pacbler, hierauf Gregor Gkstgeb.
1119. 1139. Michael Gagel weith.
1120. 1133. Sebastian Englhdr, fleischhagkher.
1191. 1134. Lampelburssen. Frey.
1199. 1135. Bursa Bruckh. Frey.
^ O&aael beim hell. ITrellomerhoir.
1U3. 1136. Niclas Wanokher, hierauf Sebastian Lagmaier.
1124. 1137. Thoman Lang vnd Sebastian Lagkbmair.
1195. 1138. Michael Lobenwein.
1126. 1139. Thoman Händl, Rdm. khaiserl. mt. etc. wardein.
1127. 1140. Jacob Storchen stifft. Geistlich.
1198. 1141. Heiling CreĂĽcser hof Geistlich.
1129. 1149. Wolff Khielman, peckh, hierauf Haonss Spanring beim
basilisco.
1130. 1143. Sebastian EnglhSrs zuehauss.
X. Jahrg. 1866.
Die Torder Beokhenatras sor reohien hinab.
1094. Wilhalm Schmidhamer, zuvor Kleen behausung.
1095. Steffiin Jarsdorffer, vorhin Alezander Reicliarts wittib.
1096. Lorencz Schänckherle, zuvor Colman Egerers hanss, bewohnte
Sebaldt Khrausin wittib.
1097. Georg Vederle, frĂĽher Iberonimus an der Aw.
1098. Michel Rorer.
1099. Conradt Pranns erben, vorhin zum guldin lewen.
1100. Carolas Bacheleben.
1101. Stenczel Plaw.
1109. Magister Cornelius Grflenwaldt.
1103. Wolff Schettl, zuvor doetor Lingle.
1104. Haiden burssa.
Die ander aeiien der Tordem Beokhenatraa heranff.
1105. Der vniuersitet liberei. Frey.
1106. Steffan Haydinger, perlheffter.
1107. Veit Julbeckh, schiffmaister, zuvor Lazarus FrSlichs erben
1108. Adam Eissler, zuvor Saurer.
1109. Hanns Christoff Wolczogen, postmaister, vorhin Sebastian
Wuiffiog.
1110. Doetor Georg Weydtmaiers oder Widmairs wittib.
1111. Georg Federl, handelsmann.
1119. Herr Hanns von Thaw, burgermaister.
1113. Anthoni Stampen wittib vnd erben.
1114. Daniel Neumair.
1115. Georg Federl, zuevor den Kremem zugehörig.
1116. Regenspurger hof, den Bacheleb czuegehSrig.
Die hinter Beokhenatraa an der linokhen hinab.
1117. Sebastian Straal.
1118. Wolffen Eglauers erben im Khelnerhof.
.... Zuehaus.
1119. Thobias Weiss.
1190. Wolff Sinnichin wittib.
1191. Blasy Gilgen erben haus.
1192. Magister Georg Sedelmairs wittib vnd erben.
1193. Magister Vlrich Flach, zuvor magister Georg Sedelmaiers wit-
tib etc. zuehauss.
1194. Gregor Gastgeb.
1196. Mathes Beckh, vorbin Michael Gugelweith.
1196. Georg Herbst, zuvor Sebastian EngelhSr, fleischhagkher.
1197. Lampelburssa. Frey.
1198. Burssa Bruckh. Frey.
Gaaal beim Hailigorencserhof.
1199. Hector Pehmer, zuvor Sebastian Laggmaier, fleischagkher.
1130. Thoman Lang vnd Sebastian Lackhmair.
1131. Caspar Seboldt, vorhin Michael Lobeoweins erben vnd Se-
bastian Strahl.
1139. Onofferus Burckhart, zuvor Thoman Handl., R5m. kbayser-
lioher mt. wardeins csuehauss.
1133. Jacob Storchen Stift, ein beneflciatenhaus.
1134. HeiligencreQczerhof. Gaistlich.
1135. Hanns Spanring beim basilisco.
1136. Sebastian Engelhdrs zuhaus.
21
160
Dr. Birk
1568
Fetter Kobermann, fleisehacker.
ValtiD Ernleittner.
LorencB Grnen, kocienmaoher.
1566
1131. Fetter Khoberman, fleUkhhagkber.
113t. Enodres Ysa.
1133. Lorenocs Grien, klyDesenmaeber.
Am PredlgerpUioi.
CoIman'SpriDgiolaekheii, fleisehacker, suvor der BeohperKerin bans.
WisiogeriD wittfrau.
Vlricb Khaler, eisler.
Lilienburssen.
Hanss Springer.
Carl Mnnster, steiosohneider.
Schlesinger bursn.
Herr Hans Scheybenpflaeg.
Wolff Kremer, koezenmacher.
Hanns Farfiies, barger seelhaus.
Am Predlgerplaoz.
1134. Colman Springindlagkben.
1135. Caspar Pficbler.
1136. Vlricb Kboler.
1137. Lilie nborsa
1138. Hanns Springer.
Die ander eeitten am Predlgerplaom.
1139. Carl MUnsterer, stainschneider.
1140. Schlesinger barsch.
1141. H. Valthin Massios, bencfieiatenbaus.
114%. Wolff Khreen oder Khrener, khoesenmacher.
1143. Hanns Farfoes im seelhaus. Wierdt im fasst alles niderge-
brocheu wegen der stattmaur.
Sigmund Hindperger, faerman.
Jacob Flanckb, oaohtsieher.
Rosenbar sen.
Frediger closter.
Fettein haus.
Collegiam.
Anla vniuersitatis.
Anthoni Oiengers bans.
Am alten Fleiaolimarkh.
Valttin Ffeffer, iecz Waltauser Leb.
Goldtperger schnei.
Faul Eisenwagen, koezenmacher.
Ambrosi Knerczperger.
Michael Runstner, seidennader.
Steffan Aman, pegk,
Hans Harttman.
Wolf Eckhard.
Hans Reiffniczer, sch3ffmeister.
Veit Fuechfiockh, Schneider.
Franz Kestenberger, gutschi.
Wolff Lindnerin, dann Matbes Schonabicz.
Vergilius Sehonperher, wiert.
Zum Gruenwaldt, wiertshaus.
Hanns Strenssdorffer, wiertsbaas.
Colman Egerer.
Colman Egerers zuehaus.
Wolffgang Gmeber.
Doctor Fächle zuehaus (?).
Wider am alten Fleiiohmarokli*
Beim gĂĽlden hirschen zuhaus.
1144. Sigmundt Uimperger, Khrembser fuerman.
1145. Hanns Franckh.
1146. Rosen bursch.
1147. Closster bein Fredigem. Geistlich.
1148. Ortbolff Lederers stifft, beneficiatenhefisel.
1149. Der vninersitet zuehaus.
1150. Der vniuersitet ander zuehaus.
1151. Die Tniuersitet selbst. Frey.
iXSt, Antoni Giengen
1153. Caspar Teubel.
Am alten Flelsolunarokht die Ungkhe aeitten hlnavH
1154. Balthasar Leb, gasstgeb.
1155. Goldtperger schnei. Frey.
1156. Faul Eiseuwagen, khoczenmacher.
1157. Blasi Biscboff.
1158. Michael Runser, seidenuater.
1159. Steffan Amman, pegkh.
1160. Hanns Hartman.
1161. Wolfgang Egkhardt
1162. Hanns Reiffniczer.
1163. Veit Fuechfingkh.
1164. Franncz Kbessten berger, gasstgeb. Wiertsshaus.
1165. Matbes Schönawicz.
1166. Hanns Grossing, gasstgeb.
1167. Wolff Gräenewaldts erben, hierauf Gregor Anthal.
1168. Thoman Aigner vnnd Hanns Leiprecht zum gĂĽlden peern.
1169. Colman Egerer.
1170. Colman Egerers zuehaus.
1171. Georg Dietimair, pindter.
1172. Thobtas Weissen saebaus.
Die ander aeltten am alten Flelaehmarcklit ^egen
0. Lorennosen oloaater hinab.
1173. Gulden hierschen zuehaus.
Hftterialien.
161
c.
1569-1586
1589
1131. 1144. Petter KhobermaDf fleisehhackher.
113X. 1145. Anodreas laac.
1133. 1146. Lorencs Grfien, khoczenmacher, bieraaf Gregor Scbolci,
khocaenmaober.
Am Predigerplaos.
1134. 1147. Elias Qeiger, haDdelsman, Torbin Colman SpringiDtlackheD.
1135. 1148. Marc. Scbwarcz, mantbner beim rotheo tbaero, sam tbaeml.
1136. 1149. Hanns Haimerl oder Hemmerl, eisner.
1137. 1160. Lilienbursa. Frey.
1138. 1151. Hans Springer.
Die annder eeitten am Predigerplaos.
1139. 1152. Carl Mfinsterer, steinscbneider.
1140. 1153. Schlesinger bursa. Frey.
1141. 1154. Herrn Valtin Massins, hierauf herr Steffan Hirscbler,
Beneficiatenbans. Oeistlicb.
1142. 1155. Hannss Wollff, khoczeumacber.
1143. 1156. Hanss Parfuss im seelbaus. Fast alles nidergeprocben
wegen der stattmanr.
.... 1157. Der Predigercloster zubeussel, ist vom seelbauss ver-
kaufTt, ein armseligs wesen.
1144. 1158. Sigmnndt Himperger, Khrembser fnerman.
1145. 1159. Hannss Franckb.
1146. 1160. Roseubursa. Frey.
1147. 1161. Das closter bein Predigern. Oeistlicb.
1148. 1162. Ortbolff Lederers stifft, ein beneficiatenbauss. Oeistlicb.
1149. 1163. Der vniuersitet zubaus. Frey.
1150. 1164. Der vniuersitet ander zuehans.
1151. 1165. Die vniuersitet selbst. Frey.
1152. 1166. Antboni Giengcr, daon dessen wittib.
1153. 1167. Caspar Teubel.
Am alten Flelsohmaroklit die llnokhe aelten hinauf.
1154. 1168. Der Lewin baus, zuvor Caspar Hagmair, bieraof Desi-
derius Conradt.
1155. 1169. Goldtperger scbuell. Frey.
1156. 1170. Sebastian Genstetter.
1157. 1171. Blasy Biscboff.
1158. 1172. Michael Bansner, seidennatter vnd perlbeffter.
1159. 1173. Steffan Amman, pegkh.
1160. 1174. Hanns Hartman.
1161. 1175. CbristoffHennan,bandelsman, zuvor WolffgangEgkbardt.
1162. 1176. Hans Reyfniczers wittib, hierauf Georg Schmldtlapp,
secretari bei der n. ö. camer.
1163. 1177. Veith Puecbfingkb.
1164. 1178. Franz Rhestenberger, hierauf Wolff Weiss. Wiertsbauss.
1165. 1179. Mathes Schönawicz, dann dessen erben.
1166. 1180. Hanns Grossing, wirczbaus, hierauf Caspar Vtboffer.
1167 1181. Gregor Anthal, sonst Schmelczer genandt, dann dessen
wittib.
1168. 1182. Tboman Aigner vnd Hannss Leyprechts erben zum
gĂĽlden peern. Wicrtshaus.
1169. 1183. Colman Egerer.
1170. 1184. Colman Egerers luehanss.
1171. 1185. Georg Dietlmair, pinder.
1172. 1186. Tobias Weissen suehauss.
Die annder aeltten am alten Fletoohmargkht gegen
a. Iiorenosen oloater lilnab.
1173. 1187. Gulden birschen suehauss.
1137. Simon Kbobermann, flelscbackber.
1138. Andreas Tsaae.
1139. Gregor Sebolca, koczenmacher.
Am Predigerplaos.
1140. Elias Baier.
1141. Harens Scbwarcz zum thfiml.
1142. Hanns Sedelmair, gewandler, zuvor Hainnss H&mmerl, eyssler.
1143. Hanns Springers erben haus.
Die ander aelten am Predigerplaos.
1144. Carl MĂĽnsterer vnd Jeronimus Radolt miteinander.
1145. Schlesinger bnrssa. Frey.
1146. Herr Steffan Hirschler, benefioiatenhans. Gaistlich.
1147. Hanns Wolff, koczenmacher.
1148. Hanns Parfuess im seelbaus.
1149. Des Predigercloster zuheĂĽssl.
1150. Sigmundt Himperger, Khrembser faermann.
1151. Georg Schaller, zuvor Hannss Frangkh.
1152. Kosenburssa. Frey.
1153. Closter beim Predigern. Gaistlich.
1154. Ortbolff Lederers stift, ein beneficiatenbaus. Gaistlich.
1155. Der vniuersitet zubaus. Frey.
1156. Der vniuersitet ander zubaus. Frey.
1157. Antboni Gieugers wittib, wo die böckh anainander stossen.
1158. Caspar Teubel.
Am alten Flelachmarokht die Unkhe aelten hinauf.
1159. Desiderius Conradt, vorbin Balthanser Lewen hauss.
1160.
1161.
1162.
1163.
1164.
1165.
1166.
1167.
Goldtberger schuel. Frey.
Sebastian Gennstetter, gemainer sUdt spitalmeister zu s. Marx.
Blasi Biscboff.
Michael Ruossner oder ReĂĽssner, perlbefter.
Steffann Amman, beckh.
Hanns Fillenstain, zuvor Hanns Hartman.
Hanns Fillenstein ander haus, vorhin Christoff Herman.
Hanns Reifuiczers wittib vnd erben haus, anieez zugehörig...
1168. Veitt Puechangkh.
1169. Wolff Weiss ins Kbestenp ergers haus, gastgeb. Wiertshaus,
fĂĽr die Hungern.
1170. Mathes Schönewiczen erben.
1171. Caspar Vtthofer. Wiertsbauss.
1172. Gregor Anthal Scbmelczers wittib.
1173. Thoman Aigner vod Hannsen Leyprechts erben zum guldin
peeren. Wiertshaus.
1174. Colman Egerers erben.
1175. Colman Egerers erben zubaus.
1176. Georg Dietelmaier, pinter.
1177. Thobias Weissen zubaus.
Die ander aelten am alten Flelaohmarokht gegen a.
Lorenosen oloeter lilnab.
1178. Georg Stelders erben,isnvor gĂĽlden birschen ciuebauss.
21*
162
Dr. Birk
tMIS
1S«6
Matbes Sehonobiei.
Jobst SenberlingB erben.
Miehel JKg^era baua.
Hans Liecbtenberg^r, wiertsbaoa.
Albreobt, fleisebaeker.
Oswald Stang, pegk.
Niciaa Eisenfeindt.
Benedict Behamb erben.
S. Lorenosen doster suebans.
8. Loreoezen closter.
Auf der Mutter.
Doctor HaubtmanB wittib.
Haffiaerpadt.
Gregor Weinbarger, haflber.
Hannes Scbrftngeli wiertt.
Im Sauwlnoklil.
Caspar Weidenlich, mantbandler.
Erbard Wnrcsl, haffner.
Thoman Widman, pintter.
Jörg Kerwiseh, bafiber, bans.
Wolff Spanier, maurer.
Hans Stupffler, pintter.
Jobst Moosen erben.
1174. Ifathes SehSnawies.
1175. Jobst Seftberlicb.
1176. Hanns Wilhelmb.
1177. Hanns Liecbtenberger. l^ertshans.
1178 Albrecbt Braldtsohneeb, fleisohbagkcr.
1179 Oswald Stingel, pegkh.
1180. Nielas Eisenfeindt
1181. Benedict Behaimb.
118t. 8. Lorennesen dossters snebensel. Geystlicb.
1183. 8. Lorenneaen closster. Geystliob.
Auf der Muiier.
1184. Cbristof Wideman, magister.
1185. Das hafnerbtdt.
1186. Gregor Weinperger, bafner.
1187. Henns Gliedtkbneebt
Im Benwtngkhel Tom BoUieiithaeni nach der rech«
ten hlnaiif .
1189. Caspar Waidenlicbs wittib.
1189. Clement Passawer, bafner.
1190. Gemainer statt sebweinscblaebtbefisel. Frey.
1191. Philip Feyrer.
119t. Georg Kheerwiseb erben.
1193. Wolf Spaning, mawrer.
1194. Hanns 8täpf, pindter.
1195. Hanns Vncsinger, pegkh.
1196. Gemeiner statt newes bans.
1197. Rom. kbaiserlicber mtt. etc. newes befisel.
Stateastn.
Leopold Siedendorffer, Schmidts, erben.
Valtin Pfeffer snebans.
Gemainer Stadt bans.
Wolff Sepacber, fnerman.
Gregor Wolckinger, fnerman.
Beim scbwarsen bern, Wiertshanss (?j.
Die ander aeltten am Bawwfngkhel liinab.
1199. Gemainer statt cassten.
1199. Hainrieb Pecsoldt, Schmidt.
ItOO. Clement Passawer, hafner.
ItOl. Gemainer statt befisel vnnd stadel.
ItOt. Wolf Seepacher, fnerman.
It03. Gregori Wolckhinger.
It04. Sebaldt Khransen stodel.
It05. Hanns Hartman, prandtweiner.
Materialien.
168
c. 1569 - 158«
1174. 1188. Mathe« Sebönawici, hienaf deMen erben.
1175. 1189. Jobst Seflberllcb, hierauf Fridrich Graf.
1176. 1190. Hansa Wilhalm, hierauf Daniel Neomalera sabaoBS.
1177. 1191. Hanaa Liechtenperger, dann Georg Sohwaiger ins Lieb«
tenbergera hanaa. Wiertahanaa.
1178. 119t. Albrecht Praitoehneeb , hierauf Caspar Kigkhisch,
fleiacbhackher.
1179. 1193. Oswaldt Stengl, peekh, hierauf Hannas de Monte.
1180. 1194. Nidaa Eyaenfeiodt, dann deaaen Erben.
1181. 1195. Benedict Behem, hierauf Michael Khretachmaier.
1182. 1196. Sanet Laureocscloatera suhauaa. Geiatlich.
1185. 1197. S. Laurenczeocloster. Geistlich.
Auf der Mnstier.
1184. 1198. Cristoff Wideman, magister, hierauf Hans vnd Georg
8ehadner.
1185. 1199. Das Hafnerpadt. Frei.
1186. ItOO. Gregor Weinperger, hafber.
1187. ItOl. Hannes Wolff, fleischhagkher.
Im Bauwiiigkhel "wom. Bothenthnem nach der rech*
ten hinauf.
1188. ItOt. Dauit Gnlte, peekh, hierauf Hannes Ferber, hofcamei^
cancsleyscbreiber.
1189. ItOS. Clement Passawer, hafher.
1190. 1X04. Gemeiner statt schweinsehlachthensl. Frey.
1191. It05. Hanss Vischer, fechter, hierauf Georg Kherwiscb,
119t. 1t06. Georg Kheerwisehen erben, hierauf Wolff Schilherr,
halfber.
1193. It07. Wolf Spaninger, maurer, hierauf Melchior Zwirtseh.
1194. It08. Hanse Stapf, pinder.
1195. 1t09. Hanss Vncsinger, peckh.
1196. 1t 10. Gemeiner statt newes heusl. Frei, hierauf Valtin
Pluembls suehauss.
1197. 1t 11. BSmisch kbsiserlicher may. newes heusL Frei, hierauf
Hannsen Gasteigers erben.
Die ennder â– eltteii am Bawwfngkkel hinab.
1198. Itlt. Gemainer sUtt casten. Frei.
1199. ItlS. Heinrieb Peciolt, Schmidt
itOO. Itl4. Jaeob Perttl, halber, dann Georg Pasaauer, haflher.
ItOl. 1tl5. Gemainer statt heusl yod stadl.
Itot. Iti6. Wolif Seepaoher , fuerman, hierauf Georg Stalman,
tisehler.
It03. Itl7. Gregor Wolckhinger, dann dessen erben.
It04. Itl8. Sebaldt Khrausen stadl.
1t05. Itl9. Merth Poden, prfuitweiner.
1589
1179. Mathessen Seb5nawicsen erben, icso Hannsen Scbiodl oder
Schroidl, aeincm vetter sugehdrig.
1180. Friderich Graff.
1181. Lacsarus Henckhel, Daniel Neflmana zuhauss, zuvor Haussen
Wilhalmb czugehörig.
118t. Georg Sohwaiger, anvor beim Hanns Lichtenberger. WierU-
hauss.
1183. Wolff Sinnich der jünger, vorhin Caspar Nickhisch, fleisch«
hagker.
1 184. Veit Ronaer, zuvor Hanna de Monte.
1185. Nielaa Eyaenfeinda erben.
1186. Lorencz Nefimann, zuvor Michael Khretachmayer.
1187. S. Laurenczendoater zuhaue. Geistlich.
1188. S. Laurenczen closter. Gaistlieh.
Atdt der Muster.
1189. Hanna vnd Georg Schadner, zuvor magiater Widmen zue«
gehörig.
1190. Daa Hafherbadt, Vital Jnngenhofer. Frey.
1191. Gregor Weinperger, hafber.
119t. Hanns Wolff, fleischackher.
Im Banwlnokhel Tom Bothenthom nach der reoh*
ten hinauf.
1193. Dauid Guldens erben, zuvor Hannes Ferber etc.
1194. Clement Passaner, hafner.
1195. Gemeiner statt schweinschlachtheissl. Frey.
1196. Georg Kberwisch.
1197. Hanna Stapff, pinter, zuvor Wolff SchUherr, hafher.
1198. Melchior Zwiraakho, khoczenmacher.
1199. Melchior Zwiraakho znehauaa , zuvor Hanna Stapff, pindter«
ItOO. Hanna Renner, beckh, zuvor Hanns Vnczinger, pegkh.
ItOl. Valentin Plflembla erben zubaue , zuvor gemeiner etat su^
gebdrig.
itOt. Hannaen Gaatoigera erben heuaal, zuvor der Bodl kaiserlichen
mij. zugehSrig.
Die annder selten des Banwlnokhehi hinab.
It03. Gemeiner statt casten.
1t04. Hainrich Peezoldt, schmid.
It05. Georg Passauer, hafner.
It06. Gemeiner etat stadl vnd hefissl. Frey.
It07. Georg Opicz, koczenmaoher , zuvor Georg Stalman, tisehler.
It08. Gregor Wolckhingers erben.
lt09. N. Fillenstelns heflssl, zuvor Sebaldt Khrausen Stadel.
itlO. Melchior Schindtier, gewester h&rtochier, zuvor Merthen
Podner, prandtw einer.
164
Dr. Birk Materialien.
Register aller gassen der statt etc.
(Maoh der Aufnahme und ersten Hnmerlning der Häoser Tom Jahre 1566.)
i, Qassen von der khay serlichen burgkh an gegen den Khol-
marckht Tnnd s. Michaels khirch. Ko. l—Q.
t. Schaaflocbgassen. No. 10-19.
3. Kholmarkht No. 20—56.
4. Am Oraben. No. 57—5«, 68—72, 81-84, 119—128.
5. Gassen, so hie die ander Preydenstrass genannt wirdet. No. 60—67.
6. S. Dorotbeengasse. No. 73—80.
7. Am alten Kossmarckht. No. 85—97.
8. Gegen s. Steffan vber beim Cranrergässel ynnd gegen der
Pranndstatt hinauf. No. 98—104.
9. Pranndtstatt. No. 105-108.
10. Wider vor s. Steffan. No. 109—118.
11. Die erste Preydenstrass. No. 129— ISQi
12. Vom Peyllertbor gegen dem Yiscbmarckht. No. 140—178.
13. Am Yiscbmarckht. No. 179—183.
14. Hohenmarckbt. No. 184—197, 204-212.
15. Viscbhof. No. 198—203.
16. Kbüenmarckht. No. 213—218, 229-259.
17. Perckhof. No. 219—221.
18. Gässel auf der Viseberstiegen. No. 222-228.
19. Gässel beim ratbbans. No. 260 — S66.
20. Wülpinger strass. No. 267-286, 290—307.
21. Ferbergässel. No. 287—289.
22. Scbiltergässel. No. 3U8 -317.
23. Judenplacz. No. 318—348.
34. Pognergassen. No. 349—362.
25. Naglergässel. No. 363—380, 390—405.
26. Harrbof. No. 381—389.
27. Am Hof. No. 406—441.
28. Da der bayden scheust No. 442—444.
29. Strancbgässel. No. 445—452.
30. Herrngassen. No. 453—476.
31. Waldtstrass. No. 477-493.
S2. Die vorder Scbeugkbstrass. No. 494—496, 505-516.
33. Indern brtieder kbirchbof. No. 497—504.
34. Die hindter Scbeugkbstrass. No. 517 — 525.
35. Ainfaltstrass. No. 526—529, 534—547.
36. Bosengässel. No. 530—533.
37. Gegen dem Schottentbor. No. 548 — 554.
38. Am pttbel bein Schotten. No. 555—559.
89. Gegenüber. No. 560—561.
40. Benngassen. No. 562—569, 577—579.
41. Hobenprugken. No. 570—576.
42. Tieffengraben. No. 580—594.
43.
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81.
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83.
Im Ellenudt No. 595-603.
Beim Wernnerthor vnnd das gassei bey vnser frawn an der
gstetten hinauf. No. 604 — 614.
Saicsgriess. No. 615—634.
Rotbgässel. No. 635—640.
Khochgässel No. 641—647.
Cramergässel. No. 648—660.
Vom Rotbentbaeru aur rechten gegen dem Liechtensteeg vnnd
Lugegkh hinauf vnnd die annder seytten wider hiuab.
No. 661—692.
Flascbnergftssel. No. 693—694.
Schlossergassel. No. 695—705.
S. Peters freythof. No. 706—716.
Paurenmarckbt. No. 717—726, 734—749.
Sulagässel. No. 727-728.
TaschnergässeL No. 729—733.
Die gassen hindter s. Dorotheen closster. No. 750—752.
Sehweinmarckbt. No. 753—754.
Augustiuergassen. No. 755 — 760.
Saylergässel. No. 761—770.
Newmarckbt. No. 771—802.
KhlLrnnerstrass. No. 803—852.
Khruegstrass. No. 853 — 865.
S. Annengassen. No. 866—879.
S. Johannsgassen. No. 880—900.
Trabatterstrass. No. 901—923.
Gftssel bein Himelporthen. No. 924 - 932.
Weyhenpurgkh. No. 933—956.
Siningerstrass. No. 957—984.
Pluethgässel. No. 985.
S. Steffans kbirchbof. No. 986—995.
Am Annger. No. 996—1008.
Schuelstrass. No. 1009 — 1022.
Khumpfgässel. No. 1023—1030.
Biemerstrass. No. 1031 — 1045.
Gässel bey s. Jacob. No. 1046—1050.
Woldzeyl. No. 1051 — 1086.
Die vorder Pegkbenstrass. No. 1087—1109.
Hindter Pegkhenstrass. No. 1110—1122.
Gässel beym Heyligcbreucserbof. No. 1123—1133.
Predigerplacz. No. 1134-1153.
Am alten Fleyscbmarckht. No. 1 1 54 — 1 1 83.
Auf der Musster. No. 1184 — 1187.
Sauwingkbel. No. 1188—1205. *
DIE
KIRCHLICHEN BAĂśDENKMALE DES MITTELALTERS IM MARKTE MĂ–DLING
VON
JUUĂśS KOCH UND JOHANN KLEIN.
An Alter und Erlebnissen zählt Nieder- Oesterreich wenige Orte, die mit Mödling rivalisiren
können. Einige Geschichtsforscher versetzen die Gründang dieses Ortes in die Zeit der Römerherr-
«
Schaft; jedoch entbehrt diese Angabe bis jetzt des geschichtlichen Hintergrundes völlig, der sich erst
in der Zeit des Beginnes der Babenbergerregierung finden lässt. Hormayr^) nimmt tibereinstimmend
mit anderen Forschern den Beginn des XI. Jahrhunderts (1002) als die Grttndungszeit von Mödling
an. Es ist dieselbe Zeit, in der die Burg Mödling, wie man mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen
kann, vom Markgrafen Heinrich I., dessen Besitzungen Kaiser Heinrich II. durch die Strecke Landes
zwischen der Liesing, Triesting und dem DĂĽrrenbache bedeutend vermehrte, erbaut wurde.
Der Name des Ortes war ursprĂĽnglich M e de li k e, bis in's 15. Jahrhundert vornehmlich M e d e li c h
oder Mediich. Der Umstand, dass das Stift und die frĂĽhere Burg zu Melk an der Donau auch den-
selben Namen fĂĽhrte, hat manchen Geschichtschreiber in's Unklare, ja in Verwirrung gebracht.
Nahezu dieselbe Zeit, in welche mit Wahrscheinlichkeit die Entstehung des Ortes und der
Burg Mödling versetzt wird, oder höchstens das nächstfolgende Jahrhundert, lässt sich mit einiger
Sicherheit auch als die Erbauungszeit der nordwestlich von Mödling liegenden Burg Lichtenstein, oder
eigentlich, weil ursprĂĽnglich, Burg Enzersdorf^) angeben. Es steht zwar dieser Behauptung die Angabe
mancher Historiker entgegen, welche die Gründung dieser Veste in die zweite Hälfte oder gar gegen
das Ende des XIII. Jahrhunderts versetzen ^), allein wir können an den Bauformen derselben den
besten Beweis finden, dass sie schon im XI. oder spätestens im XIL Jahrhundert erbaut worden sein
müsse. Es besteht nämlich in den Ruinen derselben eine ziemlich gut erhaltene romanische Gapelle,
welche mit ihren breiten Gewölbegurten, mit den schmucklosen Würfeloapitälen, und mit jenen in die
Höhe gezogenen attischen Säulenbasen deutlich den Gharacter des vollendeten romanischen Styles
erkennen lässt ^).
1) Taschenbuch fĂĽr vaterl. Geschichte. Jahrg. 1813. 81. s. auch Chronicon Gottw. l. 227.
2) S. FeiTs Mittheilnngen in Schmidrs: Wien*8 Umgebungen. III. 286.
3) Kirchliche Topographie. III. 13.
4) Die Capelle besteht aus einem Travöe und der an dasselbe sich anschliessenden halbrunden Apsis. Das Portal
der Capelle ist einfach, aus zwei Säulen gebildet, die sich über ihren Würfelcapitälen fortgesetzt als im Rundbogen gewendete
Randstäbe mit einander in Verbindung setzen. Das romanische Rundstabprincip lässt sich überhaupt noch an Fenster- und
ThĂĽrgewandungen der Burg vielfach erkennen. An der SĂĽdseite des alten Schlosses tritt die Gapellenwand zu Tage und
characterisirt sich durch einen Rnndbogenfries, welcher in periodischer Folge Halbsänlchen mit Wfirfelcapitälen zur Unter-
stützung hat. Leider hat ein späterer Zubaii einen Theil dieser Capitäle und Halbsänlchen zugedeckt.
X. Jahrg. 1866. 22
166 I^ie kirchlichen Baadenkmale des
Die Burg Lichtenstein ist seit der zweiten Ttlrkenbelagerang Wien's (1683) zerstört und dem
Verfalle ttberlassen* Sie tbeilte seit ihrer Erbauung meist alle Schicksale mit der Burg und dem Orte
Mödling und spielte in der Geschichte eben dieser Orte zeitweise eine hervorragende Rolle.
Die Burg Mödling war öfters der Wohnsitz von Mitgliedern der erlauchten Familie Babenberg
und in Urkunden jener Zeiten ist ihr Name mehrmals genannt« Markgraf Leopold der Sehöne (f 1096)
räumte seinem Bruder Haderich Medling mit ansehnlichen Gütern ein und selbe blieb von nun an
unter dem Namen einer Grafschaft eine fĂĽr die Babenberg'sche Nebenlinie bestimmte Apanage. Nach
Haderich's Tode gingen dessen Besitzungen an seine beiden Söhne Rapoto und Heinrich, die Stifter
der Abtei Elein-Mariazell; ttber^ die jedoch von hier wegzogen und Medling durch Castellane , wie Otto
(1114), Wolfker (1126), verwalten Hessen.
Schon sehr frühzeitig, vielleicht schon bei seiner Gründung, bekam Mödling, in dessen Umge-
bung (urkundlich dargethan) bereits im XXL Jahrhundert Weinbau gepflegt wurde, eine Pfarrkirche,
welche unter dem Namen der St. Martinskirche bis zum Jahre 1787 bestand. Die Geschichte dieser
Kirche, die anfänglich ihre Ffarrherrlichkeit über die umliegenden Ortschaften ausdehnte, und theilweise
dem Stifte Melk seit Einweihung der dortigen Stiftskirche, laut Stiftsbriefes des Markgrafen Leopold IV.
(1113), incorporirt, wenn nicht gar von diesem selbst gestiftet war ^), ist noch mehr inhaltsreich, als die
des Marktes, da sie nicht nur die allgemeinen Schicksale des Ortes mit zu erleiden hatte , sondern auch
oft der Zielpunct von Privatgehässigkeiten war , die namentlich die verschiedenen Patrone derselben
untereinander auszutragen hatten. Bis in die Mitte des XIII. Jahrhunderts war die Pfarre fortwährend
in sehr bedeutende Streitigkeiten verwickelt, die gewiss nicht dazu angethan waren, ihrem Gedeihen
förderlich zu sein. Von welcher Bedeutenheit übrigens die alte Pfarrkirche gewesen sein musste, lässt
die aus dem XIII. Jahrhundert stammende und im Volksmunde cursirende Bezeichnung: „Grosse
Pfarrkirche in Oesterreich,^' vermuthlich ihrer reichen Zehenten wegen (wo dann gross diessmal die
Bedeutung reich gehabt haben dĂĽrfte), oder des ausgedehnten grossen Pfarrbezirkes wegen, einen
Schluss ziehen. Sie stand beiläufig an der Stelle des heutigen Ortsfriedhofes jenseits der Eisenbahn.
Nach Merian's Abbildung war sie eben nicht gross, und hatte an der Stirnseite einen kleinen vier-
eckigen Thurm mit einem Giebeldache. Noch heut zu Tage erinnert die am Thorbogen des Leichen-
hauses angebrachte rothmarmorne Tafel mit der Inschrift:' „Im Jahre 1582 hat Richter und Rath diese
Kirche sammt Thurm renoviren lassen'' an ihr einstiges Dasein.
Der Glanz, den die Hofhaltungen der markgräflichen Familie in der Burg Mödling entwickelten,
strahlte auch auf den Ort zurĂĽck und selber schwang sich zu Ansehen und einer grossen Wohlhaben-
heit empor. Namentlich gilt diess von der Regierungszeit Herzogs Heinrich Jasomirgott (1141 — 1177),
der die Personen der Hofhaltung und Dienerschaft im Orte unterbringen liess. Nachdem Herzog Heinrich
als Nachfolger in der Regierung nach seinem Bruder Herzog Leopold Wien zu seiner Residenz
erkoren, wurde Mödling abermals durch Castellane verwaltet; als solcher erscheint 1161 — 1176 Ra-
poto von Kuenring ^). Nach Jasomirgott's Tode wurde die babenbergische Seitenlinie wieder hergestellt
und fiel Mödling an dessen zweiten Sohn Heinrich (geb. 1158), der in der Geschichte als Heinrich
der ältere von Mödling erscheint. Er starb 1223 und fand seine Ruhestätte im benachbarten Stifte
1) S. Schrambs Chronic, mellic. 63. 125. 127. 146. Ph. Hu eher, Austria ex arch. mel. illustr. 140. Keiblin-
ger*8 Geschichte v. Ifelk. I. 287.
2) S. Fontes II. XVIIL 5. u. 8. Dotationsbriefe Herzogs Heinrich und dessen Bestiumiung ĂĽber seine kĂĽnftige
Ruhestätte ftir das Stift Schotten in Wien: ,,AIbero de Chunringeo, et iilius ejus Hadmarus et frater ejus Rapoto eastel-
HitUlBlters im Harkte HOdliiig. ItJT
Heiligenkrenz. In Fig. 1 und 2 geben wir die Abbildung deĂź von ihm erhaltenen Manzsiegels, du
aaf beiden Seiden die Umschrift ftihrt : f Heinricens . dei . gracia . de medelioco ')â–
Fl«. L Flg. 8.
Ihm folgte sein Sohn Heinrich der Jüngere ant Mödling f c- 1236. Aach dieser führte auf
seinem Mttnzsiegel den Beiuamen wie sein Vater (Fig. 3 und 4). Die Umschrift der Vorder- nnd Rtlck-
â– eite lautet: f Sigillum Henrioi dei graeia duois medeliceoBis ^). Diese beiden MQdlinger FĂĽrsten fĂĽhr-
ten den einfachen Adler (jedoch mit verschieden gewendetem Kopfe) im Siegel, nnd aosserdem noch
uns d« Hedlicb" etc. Es erscheint bis 118T eine Seihe von MiaisterialeD, die sich delmedlice nannten, ein Henricns,
Woltkerus, Haiquardiu, Cunradna cnatellanns de H. (s. anch Fontes IV. 52. XI. 9. 17. etc.)
1) S. Ananihrlicbea darĂĽber In Sava's Beschreibung Osterr. Ftlrsten^egei. H. d. Centr. Coon. IX. 261.
2) Eben da '202.
168 Die kirchlichen Baudenkmale des
zwei Übereinander schreitende Löwen (Leoparden nach Sava), beim Jüngern durch einen Querbalken
von einander getrennt.
In diese Zeit fällt die erste Nachricht von einer MariencapellCy die Otto von Berchtoldsdorf
daselbst um 1216 erbaut haben soll. Auch mag aus diesen Jahren, wenn nicht aus dem letzten Viertel
des XIL Jahrhunderts, die noch stehende St. Pantaleonscapelle (jetzt Unterbau des Glockenthurmes
nächst der Pfarrkirche), stammen, obgleich wir von deren Erbauungszeit keine directen Nachrichten
haben. Es ist die Vermuthung nicht so ungegrttndet, dass diese beiden Baudenkmale identisch seien,
obwohl dagegen scheinbar die Bestimmung der Pantaleonscapelle als Grabcapelle, so wie auch jene
Auslegung spricht, die Freiherr Eduard von Sacken fUr dieselbe gab ^), was wir uns bei der spe-
ciellen Betrachtung dieses Karners zu besprechen vorbehalten.
Der letzte Babenberger, Friedrich der Streitbare (geb. 1211, t 1246;, hielt sich öfter ^) in der
Mödlinger Veste auf und fand auch in dem treu bei ihm ausharrenden Orte eine kräftige Stütze,
während jener Zeit, als fast ganz Oesterreich von ihm abgefallen war.
Unter diesen glücklichen Verhältnissen sollte übrigens Mödling nicht lange fortbestehen. Die
Früchte eines mehr als hundertjährigen Ruheznstandes, des Wohlwollens und der Gnade der Fürsten
gingen für Mödling mit Friedrich's Tode verloren. Obschon Herzogin Gertrud, Tochter Herzogs Heinrich
des Grausamen, und Witwe Wladislaws von Böhmen als Prätendentin der österreichischen Lande den Titel
von der Grafschaft Mödling führte, in dessen Besitz sie sich auch für eine kurze Zeit gesetzt hatte, so
konnte sie sich nicht in derselben behaupten und flüchtete, von da verdrängt, zum König Bela nach Ungarn,
der als ihr BeschĂĽtzer im Jahre 1252 aus diesem Anlasse wiederholt das Land mit seinen Schaaren
überschwemmte und diessmal den friedlichen Ort, trotzdem er zum befreundeten Besitze gehörte, zum
Schauplatze des Gräuels und der Verwüstung machte. Er zerstörte nicht nur die Burg Mödling, son-
dern auch die Wohnhäuser der herrenlosen Ortsbewohner und steckte die Kirche, in welcher sich
anderthalb tausend FlĂĽchtlinge versteckt hielten, in Brand. Ob damit die Martinskirche gemeint sei,
ist nicht zu bestimmen, doch scheint es, dass diese Gräuelscenen in einer anderen im Markte befind-
lichen Kirche, von deren Existenz sich keine weiteren Nachrichten erhalten haben, vor sich gingen,
da die Klosterneuburger Chronik diese Kirche ausdrücklich als ecclesia quae est in foro bezeichnet»
Sollte eine besondere Marienkirche bestanden haben, d. h. dass der Karner frĂĽher nicht der heil. Maria
geweiht gewesen wäre, so ist diese, die wahrscheinlich so ziemlich an der Stelle der späteren Oth-
marskirche gestanden sein mag, als der Schauplatz dieser Mordscenen anzunehmen. Möglich dass
besagte Marienkirche nach diesem Brande nicht mehr aufgebaut wurde. Wenige Jahre später kam die
Burg in den Besitz des Königs Przemysl Ottachar.
Der weitere Verlauf des Zwischenreiches und die Regierung Rudolfs von Habsburg vermochte keine be-
deutende Erholung des so hart mitgenommenen Ortes zu begrĂĽnden, aber schon Albrecht L nahm ihn
wieder in seinen Schutz, besonders gegen die unberechtigte Einhebung von Steuern. Unter der
Regierung seiner Söhne wurde Mödling zum Markte erhoben, mit Privilegien ausgestattet, wie aach
die seit dem Einfalle der Ungarn zur Ruine gewordene Burg wieder hergestellt und wohnlich gemacht,
woselbst die Herzoge Leopold (f 1326) und Albrecht lU. (f 1358) zeitweise wohnten. Es scheint, dass
während der ersten Zeit der Habsburgischen Regierung die Herstellung dieser Burg ausdrücklich
1) S. Mitt. der Centr. Coon. IIL p. 263 u. f.
2) Im Jahre 1236. s. Fontes XI. 93. auch 1240. s. Monumenta boica. III. 136.
Mittelalters im Markte Mödling. 169
verboten gewesen war. Doch blieb die Grafschaft immer im Bestände^ und wir finden zu Anfang
des XIV. Jahrhunderts einen Castellan Namens Bernhard Hanso der ältere ^).
Unter Albrecht IIL erhielt der neu aufblĂĽhende Markt die Erlaubniss ein Rathhaus (Schranne)
zu erbauen (1362), ond die vor demselben sich einfindenden Verkäufer mussten zu Gunsten der Pfan*'
kirche eine Taxe entrichten. Auch gab Albrecht (1378) das Verboth der WeineinAihr in den Markt,
eine Massregel wohl nur zu Gunsten des eigenen Erzeugnisses der Marktbewohner. Unter den Her-
zogen Ernst, Albrecht V. und Ladislaus war Mödling mehr dem schirmenden Arme der Herzoge entrückt
und wurde häufig geschädigt und geplündert. Auch dort fanden leider jene gräuelvollen Judenverfol-
gungen statt, welche die Geschichte von Nieder-Oeterreich nur zu häufig aufzuzeichnen Gelegenheit hatte.
Die Borg, welche früher einen so entscheidenden Einfluss auf Mödlings Wohlstand ausübte,
wurde non zeitweise fĂĽr diesen Ort die Ursache seines UnglĂĽckes. Unter anderen Abenteurern dieser
Zeit ist auch Hermann von Gillj zu nennen, der die Burg Mödling im Jahre 1381 vom Herzoge Albrecht
erkaufte ^), bekannt durch seine RaubzĂĽge, die der Markt wiederholt empfinden musste. Aehnlich ver-
fuhr 1408 auch der Castellan Stükelberg, anfangs ein Anhänger des Herzogs Leopold, später auf
seine Faust aus dem Stegreif als Wegelagerer lebend, mit dem Markte. Er machte die Burg zu einem
für Reisende im Wiener Walde gefährlichen Raubneste.
Trotz air dieser Bedrängnisse waren die Mödlinger Bürger in der Lage, an den Bau zweier
neuer Kirchen zu denken. Sie legten 1454 den Grund zur Erbauung der jetzigen Pfarrkirche, dem
heil. Othmar geweiht, und erbauten in einem kurzen Zeiträume dieses mit einer geräumigen Unter-
kirche versehene Gotteshaus«
Die Zeit des Baubeginnes hat uns genau eine Inschrift an dem sĂĽdlichen Eingange der Kirche
erhalten. Sie lautet: „Nach Christi gepvrd tavsend vier hvndert vnd in dem vier vnd fünfzigisten jare
an mantag nach sand pangratzen tag des heilig martrer ist angelegt worden der erst stain des gegen-
bartig newen pawes f in noine Xti Jesu et marie vgis.^ Die Vollendung des Baues ist wahrscheinlich
in das Jahr 1499 zu verlegen, welche Jahreszahl sich an einem Kirchenpfeiler eingemeisselt findet»
Traditionell soll die Erbauung der St. Othmarskirche, so wie der Pantaleonscapelle dem bei der GrĂĽn-
dungsgeschichte so mancher Kirchen Nieder-Oesterreichs beliebten Tempelherren-Orden zuzuschreiben
sein, deren Conventgebäude man in den Ruinen nächst dem Pfarrgebäude erkennen wollte. Es fehlen
aber zu dieser Vermuthung, abgesehen vom gotbischen Baustyle der grossen Kirche, so ziemlich
alle geschichtlichen Anhaltspuncte. Mit mehr Recht werden die angefĂĽhrten Ruinen einer zu Ende des
XV. Jahrhunderts bestandenen „Bruderschaft edler Priester zur Unterstützung ihrer alten und kranken
Brüder" zugeschrieben werden können. Andere erblicken in denselben die Ueberreste eines alten
Befestigungsgebäudes. Bis zum Jahre 1475 war die Kirche, gleich vielen anderen Pfarren der Umge-
bung, dem Stifte Melk incorporirt, wurde jedoch auf Vermittlung Friedrich's IV. von dem Stifte abge-
trennt und zu einer selbstständigen Pfarrkirche, als Pfründe des Wiener Domdechants, erhoben.
Die zweite Kirche Mödling's, deren Bau beiläufig in dieselbe Zeit fällt, ist die noch jetzt
bestehende und ziemlich gut erhaltene Spitalskirche, dem h. Aegydius geweiht. Von ihrer Entstehungs-
geschichte, die sich wahrscheinlich aus der 1. Hälfte des XV. Jahrhunderts datiren dürfte, ist nichts
auf unsere Tage gekommen.
1) S. Pea. Necrol. der Minoriten in Wien n. Script, rer. austr, 474. Bemardas Hanso senior, Castellanus in Med
lico MCCCIX. ni. Kai. Jan. hie sepultus.
2) S. Wissgrill, Schauplatz des nied. Osterr. Adels U. 84.
]70 ^'^ kirchlichen BaudenkmtĂĽe des
Aoeser den beiden Kirchen besitzt MSdling noch ein Wabrzeioben aae dieser Periode, es istdiess
sein altes Wappen, welches ans der Regiernngezeit K. Friedrich IV. stammt, der auch Mödling'ß Privi-
legien bestätigte'). Das Siegel(Fig. 5) mit der Umschrift: „Sigillnm opidi medling" (zieriiche Uebergangs-
lapidar) zeigt innerhalb eines Oniaments, welches an den Seiten ans zwei
längeren und flacheren, oben und anten aber aus zwei kürzeren aber ge-
krflmmteren Kreisth eilen zusammengesetzt ist, deren schieferhobene Flächen
Sternchen and an den Eingangspnnkten Blitter schmflcken, einen unten ab-
gerundeten Schild , oben Ton einem Engel, der mit halbem Leibe sicht-
bar ist, gehalten. Der Schild ist quer in zwei Hauptfelder getheilt, im obe-
ren zeigt sich damasoirt der Biodenschild, im unteren der fenersprflhende
Panther der Steiermark. Zwei Zweige mit Blättern and Frachten füllen
den Raum zwischen Schild nud Ornament, unten aber zwei Ranken, die
^ ^- sich in einer Agraffe vereinen. Dieses äasserst zierlich und von sicherer
Hand angefertigte Siegel hat eine Grosse von 1" 7'". Bis in das XVII. Jahrhundert bediente sich UCdling
dieses Wappens, welches von da an ein doppeltes M wurde und noch heute in dieser Form im Gebrauche steht.
Die weitere Geschiebte des Markts MSdling zeiehnet sich daroh Treue and nnerschtltterliohe
Anhänglichkeit an das Herrscberhaas während des unseligen Bmderzwistea zwischen Friedrich IV.
und Albrecht VI. aus. Als beinahe ganz Oesterreich gegen den ersteren im Aufstände war, blieb
Hödling treu. 1446 brandschatzte Kttnig Math. Gorvinus den Markt. 1463 ereilte denselben ein weiteres
Missgeschiok. Unbezahlte Süldnerschwärme durchstreiften das Land and suchten sich mit langen Fingern
von den armen Bewohnern bezahlt zu machen, wobei sie zu ihrer Kurzweil auch allerlei Gräael ver-
übten. Diese nngebetbenen Gäste zogen auch in MDdling ein, plünderten und misshandelteo die Ein-
wohner und brannten schliesslich den Markt nieder. Die Burg za Mttdling scheint schon damals ihre
Bedeutung verloren zu haben, wenigstens schätzte sie den Markt nicht mehr gegen die erwähnte
grausame PlQnderang. Nach Albrecht VI. Tode fiel sie an Friedrich IV., doch liess derselbe im Jahre
1477 ans Furcht vor den umherstreifenden Ungarn allen Wein und die übrigen Vorräthe von dort
weg in Sicherheit bringen. Bald darauf fiel sie in Gorvin's Hände, in dessen Gewalt sie mit kurzer
Unterbreohang bis zu Kaiser Max I. Regiening blieb.
Nicht lange hatte der Markt Zeit sich zu erholen, denn schon 1629 treffen wir dort die alles
verheerenden Tärkenborden, die diesen Ort mit nicht weniger Grausamkeit behandelten als die tlbrigeu
Ansiedlungen Nieder-Oesterreichs, die sie auf ihren verwĂĽstenden ZĂĽgen erreichen konnten. M&dling
und dessen Umgebungen fielen ihrer Beatelust and Mordgier in ftlrcbterlicher Weise zum Opfer. Die
nach dem Brande von 1463 kaum erstandenen Hänser, die St. Othmarskirche, deren Gewölbe erst
1525 ausgebessert worden waren, die St. Martinskirche, wie auch mehr oder minder alle Obrigen
Gottffflhänser des Ortes wurden von den Ttlrkenfäusten zerstQrt und alle Urkunden nud Privilegiums-
Bcten, die MiSdIing in seiner Verwahrung hatte, verbrannt. Ans derselben Zeit wird wohl auch der
Verfall jenes Hauses nächst der Othmarskirche stammen, dessen ursprünglicher Zweck schon früher
erörtert wurde. Auch die Barg MSdIing, die inzwischen Georg Rottal, Freiherr von Thalberg (1499)
nnd die Familie DietrichsteiD pfandweise besass, wurde sammt ihrer dem h. Pancraz geweihten Capelle
ein Opfer der allgemeinen ZerstSrungswuth der Anhänger des Islam.
I) Der W&ppenbrief, dem dieaes Siegel seine Entstehung w&hracheinlich verdankt, s. Anhaiig Hellj>'B Stidtenegel
Oesterreicbs im Mittelalter U. 88 — U), aiehe den Schluae.
Mittelalters im Markte Mödling. |7][
Ferdinand I. wendete dem Markte Mödling bald nach dem Abzüge der Türken wieder seine
Aufmerksamkeit zu, er erneuerte 1549 die Marktprivilegien und ertheilte, unter Aufhebung des
bisherigen Verbandes der Pfarre mit der Wiener Domdechantei, der Gemeinde das Recht, den Vorsteher
der Kirche ernennen zu dĂĽrfen, ein Recht, das dieselbe noch heute ausĂĽbt Doch war diess fĂĽr damals
eine höchst zweifelhafte Auszeichnung, da die Kirchen in Trümmern lagen und nun der Markt, als
deren neuer Patron, sie herstellen sollte. Nach den herben Schicksalen und harten Verlusten, die
Mödling eben erlitten hatte, konnte das neue Patronat den Kirchen nicht viel nützen, und das
Ganze, was die Gemeinde fĂĽr dieselben zu thun vermochte, war, allerorts zu bitten, dass Sammlungen fĂĽr
dieselben veranstaltet werden möchten. Ihre Bitte fand auch GehOr und die Resultate der CoUecten
sollten bald sichtbar zu Tage treten« 1582 war die Renovirung der Martinskirche vollendet ^). Doch
die Othmarskirche sollte noch durch lange Zeit als offene Ruine den Zerstörungen der Elemente
preisgegeben bleiben. Wir finden sie in diesem Zustande bei Merian in seinem vortrefflichen Bilde
von Mödling dargestellt.
Neuerdings sollte das Wiederaufbltthen des Bttrgerwohlstandes und das Friedenswerk der
Wiederherstellung der verwĂĽsteten Bauten empfindliche Unterbrechungen erleiden. Abgesehen von den
hindernden Vorgängen des Reformationseifers bothen die Schrecken, die eine zügellose Soldatenhorde
ĂĽber den Markt verbreitete, Anlass genag, das beabsichtigte Restaurationswerk zu unterbrechen. Und
wieder ging das Verderben von der Burg Mödling aus, die König Ferdinand I. um 1550 von der
Familie Dietrichstein eingelöst und dem Sigmund Grafen von Lodron verpfändet hatte. 1557
fiel sie an Freiherrn von Pögel, der sicher kein Freund des Marktes war, sodann an Wilhelm von Hof-
kirchen und endlich au Hanns Freiherrn von KhevenhüUer. Als die Veste eben dieser Familie gehörte,
setzten sich (1607) Botschkay's Soldaten in den Besitz derselben und plĂĽnderten und beraubten von
hier ans die ganze Umgegend, bis endlich Bartholomaeus von KhevenhĂĽUer diesem unholden Treiben
ein Ende machte. Er eroberte die Veste, verwandelte sie aber dabei in einen Steinhaufen. Von diesem
Jahre an befindet sich die Burg im Verfalle, aus dem sie sich nicht mehr erhob. Sie wurde nicht
mehr bewohnbar gemacht und nie mehr verwendet, wäre aber trotz ihrer Vernachlässigung nicht zu
einer so unscheinbaren Ruine herabgesunken, wie sie sich heute präsentirt, wenn nicht, abgesehen von
den Verunglimpfungen durch jene unter dem FĂĽrsteu Johann von Lichtenstein ausgeftthrten Zubauten
und deren böswilligen Zerstörung im Jahre 1848, die Bewohner der Umgegend, besonders der Klausen
im Beginne dieses Jahrhunderts die Reste der alten Babenb erger-Burg als einen höchst willkommenen,
unentgeldlich benutzbaren Steinbruch betrachtet hätten. Viel Gestein davon steckt in den Hütten der umlie-
genden Ortschaften. Noch zu Vi seh er 's Zeiten (1677) eine imposante Ruine, ist jetzt nur mehr eine
einzige freistehende hohe Wand übrig, die in, wer weiss, wie kurzer Zeit, einem mächtigen Sturm-
anprall weichen wird.
Im XVn. Jahrhundert begann man nun wirklich an die Restauration der Othmarskirche Hand
anzulegen, doch ging die Wiederherstellung nur äusserst langsam vorwärts, und selbst die vom Bischof
Klessel eingeleitete Sammlung konnte keine erhebliche Beschleunigung erzielen.
Die östliche Lage des Landes und die Bestimmung desselben gegen die andringenden barbar
rischen Völkerstämme des Südostens einen Schutzwall zu bilden, war auch in der weiteren Folge ftlr
Mödling höchst verhängnissvoll. Kaum war das schauerliche Pestjahr 1679 vorüber, brach neues Unheil
1) S. die Seite 166 mitgetheilte Inschrift.
172 ^i® kirchlichen Baudenkmale des
ĂĽber Nieder-Oesterreich berein. Im Jabre der zweiten Belagerang von Wien darcb die TĂĽrken (1683)
war aach Mödling den Einfällen derselben aasgesetzt and warde dabei bart mitgenommen. Die tapferen
Mödlinger Bürger batten siob binter ibren Maaern zam verzweifelten Kampfe versammelt, anterlagen
aber endlich der angebearen Uebermacbt. Der Markt warde in Brand gesteckt, and die Bevölkerung
80 systematisch vertilgt, dass später Ansiedler aus der Steiermark in die menscbenleere Gegend zogen
und die Wobnstätte der tapferen Gefallenen einnabmen. Trotz all' diesen fnrcbtbaren Scbicksalen, die
Mödling Scblag auf Schlag za erleiden hatte, warde bald nacb dem Abzage der Türken, kaum dass
der Ort seine nenen Bewobner erhalten batte, die Restauration der Kircben aufgenommen. Die Gesebicbte
nennt den Marktrichter Wolfgang Viecbtl, der den Markt ans dem Scbutte emporbob, die Sorge fllr
die Kircben ĂĽbernabm, und 1690, nachdem die Otbmarskircbe anderthalb Jabrbundert Raine gewesen
war, ibre Restauration in seiner Weise und im Style dieser gescbmacksarmen Zeit beendete.
Unter seiner Leitung wurde sie wieder in guten Bauzustand versetzt und mit allerlei Zubauten verseben.
Diesem tbätigen Manne verdankt Mödling leider auch den entstellenden , widernatürlichen Aufbau über
der schönen romanischen Pantaleons-Gapelle, durcb welchen dieselbe zu einem isolirt stehenden Glocken-
thurm umgestaltet und verunstaltet wurde.
Das XVIIL Jahrhundert ging an Mödlings Kircbenbauten, die Abbrecbung der Martinskirche
(1787) abgerecbnet, obne besonderer Bedeutung vorĂĽber und auch im Laufe des XIX. Jabrbunderts
haben sieb die Kircben dieses Ortes ausser unbedeutenden Renovirungen der Fenstermasswerke an
der St. Otbmarskircbe nicbt erbeblicb verändert.
Ebrwürdig steben die nocb auf uns gekommenen Zeugen der Schicksale Mödlings vor unseren
Augen. Die an ibnen bingegangenen Zeiten vermochten zwar nicbt die Schönheit ibrer Bauformen zu
vernichten, aber die Spuren von Gebrecblichkeit, die sobald sie dem Alten entstellend anbaften, dessen
Erbabenbeit gefährden, sind leider zu grell siebtbar. Sie finden sieb an allen kirchlichen Bauwerken
des Mittelalters im Markte, den Beschauer mabnend an seine eigene und seiner Werke Vergänglicbkeit.
Uebel verstandene Renovirungen und ungeschickt verscbwendete AusschmĂĽckungen des Ebrfurcbt ge-
bietbenden Inneren .der alten Kircbenbauten Mödlings bilden eine Art Märtyrertbum dieser Gebäude.
Die Denkmäler des Mittelalters wurden unberufenen barbariscben Händen preisgegeben, die demeinheitlicb
gesobaffenen Werke in plumper Weise tiefe Wunden scblugen, aber es nicht verstanden, diese zur
Heilung zu bringen, und die scbliesslicb nocb ibre Opfer mit buntem in wahrbaft diabolischen Farben
prangendem Flitter umhĂĽllten.
Wir wollen die drei gleicb bart vom Schicksale getroffenen kircblichen Bauten Mödlings einer
aufmerksamen Einzelbetracbtnng unterziehen und dabei mit dem ältesten und zugleicb am meisten
verunstalteten Bauwerke Mödlings, mit der St. Pantaleons-Gapelle beginnen.
Sie ^) ist unweit des südlicben Portals der Otbmarskircbe gelegen, eine spätromanische Rund-
capelle (wabrscbeinlicb aus dem letzten Viertel des XXL oder dem Beginne des XIII. Jabrbunderts), be-
stebend aus einem runden Hauptraume von 26 Schuh im Durcbmesser und 32 Scbuh Höbe, und aus
einer balbrunden mit einer Halbkuppel überwölbten und gegen Osten vorgebauten Apsis von 9' Tiefe
und 14' Breite. (Fig. 6) Der Hauptraum ist mittelst 'eines aus dem Secbsecke construirten
Gewölbes bedeckt und bat dasselbe weder Rippen nocb Gurtbogen. Der Uebergang des Hauptraumes
1) S. Mittb. d. Centr. Comm. III. 263 : Die RundcapeUe zn Mödling und das in derselben aufgedeckte Frescoge-
mälde. Von Eduard Freiherm von Sacken, und archaeol. Wegweiser im V. U. W. W. lö.
HitKl altera im Harkte Modlin;. 173
in die einscliDeidende Apsis ist dnrcli eine Pfeilerrorlaga mit ganz einfachen ans Platte nnd
Scbmiege gebildeten Käinpfergesimgen raarkirt nnd die Mauer
dort in der Breite verstärkt. Ein an der Apeis angebraelites
and zwei endlich in der Wand des Haoptraumes eingefĂĽgte Fen-
ster (10' hoch 10" Lichtweite) erhellen das Innere der Capelle.
Im Innern der Apsiswand sind zwei kleine nnbedentende Ni-
sehen zn erwähnen. Das Portal ist an einem 6' vorsprin-
genden Ansbane der nfirdlicben Seite angebracht und cha-
rakteristisch fUr die Erbannngszeit gegliedert. Der Hauptsache
nach von aussen nach Innen in dreimaligen rechtwin-
keligen Abstufungen sich verengend, dienten die eingefĂĽgten
Qliedernngen am Schlnesbogen (Fig. 7) als Grundform einer
reichen Omamentirnng, wie wir sie in ähnlicher Weise am
Riesenthore des Stephansdomes zu Wien, an der Tnllner
Rnndcapelle, am Portale der ebemaligen Stiftskirche zn
Klein-Mariazell und an anderen romanischen Bauten au-
trefifen (Fig. 8).
An der Anssenwand dos Portalvorbaues wurden in spä*
terer Zeit zwei Pfeiler anfgemauert, an deren Stelle arsprOng-
lich Säulen standen. Der Zustand, in welchem sich die Portal-
omamentirnng befindet, istAberhaupt nicht der beste und iSsst
darauf schlieseen, dasa man mit der alten
Capelle nicht immer mit der zartesten
RnoksichtDahme verfuhr, doch ist der-
selbe noch ein befriedigender zn nen-
X. Jahrg. isee.
174
Die kircblichea Baudenkniale des
nen, wenn man ihn gegen die GeschmackloBigkeit der Capellenzubauten bält, wie sicli diese von
AnsBeo präsentiren.
Der alte Ban ist bis ta seinem Gesimse noch erträglich gat erhalten nnd ist nach Art nnd
Weise der meisten romanisohen Randcapellen gegliedert. Sechs an der Wand der Rotaode ange-
brachte Halbsäolen, deren ungemein zierliche Gapitäle die spätromaniscbe Kelchform zeigen, nnd
deren attisch profilirte Basen mit massiven Eckblättern nnd in einem Beispiele mit einer zierlichen
Bandversohlingang (Fig. 9) versehen sind, stĂĽtzen einen Rnndbogenfries, welcher abwechselnd mnd
geschweift nnd in Lilienblätter ansgehend (ähnlich dem an der Eircbe za Solenaa ') erscheint
(Fig. 10). TJeber diesem zieht sich ein Zahnsohnitt hin, auf welchen unmittelbar das einfache, nach
derbem Profil geschnittene Hauptgesimse folgt. In derselben Weise ist anob die Anssenwand der
Apsis belebt, deren Bogenfries von zwei um das östliche axiale Fenster symmetrisch gestellte Hai b-
sänlen getragen wird. An der Manerverstärkung ober der Apsis nnd an der Stirnseite des Vorbaues
fehlt der Bogenfries und sind bloss Zabnschnitte angebracht. Die Capitäle sind wohl meist schon
arg beschädiget, aber dennoch immer in einem Zustande/ in welchem die Form derselben zu erkennen
oder leicht zu errathen ist. Zwei der Capitäte zeigen scbttoe umgebogene Blätter mit diamantirten
Bändern, in der Mitte eine weibliche BQste nnd einen herumlaufenden Kranz, eines hat die Würfel-
form belegt mit äacbaufliegenden akanthasartigen Blättern, die Obrigen sind mit schönem Blattwerk be-
setzt (Fig. 11, 12, 13, 14, 15). Alle Säulen werden durch erhöhte (Postamente getragen und diese
stossen auf den breit ausgeladenen Capellensokel (Fig. 16).
Flg. U.
lieber dem Portale befindet sieh
noch ein altes Flach - Relief, 2' 8"
breit, 1' 10" hoch, rohe Arbeit und
plnmp ausgeführt, welches einen Jäger zu
Pferde vorstellt, der einen Hirschen und
zwei Hasen jagt. Zwischen diesen Figu-
ren befindet sich noch ein streng stylisirter
Baum. Dieses Relief, symbolisch erklärt,
soll die Verfolgung der Tagend und der
Gläubigen vorstellen (Fig. 17). An der
1) S. Wegweiser des Alt.-Ver. !. Viert, u. d. W. W. 55.
Mittelftltera im Harkte MĂĽdling.
175
SĂĽdseite der Rotunde ftlhrt eine Stiege in den noter derselben befindlichen Banin, welcher mit
einem scfamuckloseD Tonnengewölbe gedeckt, und beinahe vollständig mit Menschengebeinen ange-
mu iBt.
Soweit reicht der alte Bau mit eeioen
erhaltenen Details, der aber in seiner Wir-
kung bedeutend beeinträchtiget wird durch
die mit einer Zwiebelkuppel gedeokte htthere
Etage, die man an die Stelle des alten Daches
gesetzt und als Glockenthurm verwendet hat
und noch verwendet. Bei der fllr Bauwerke
dieser Art geringen Mauerdicke von 3' ist
nicht anzunehmen, dass das Kegeldacb frei
aus Quadern aufgemauert war, sondern es
scheint vielmehr einen Dachstubl mit Ziegeln
oder Schindeln gehabt zu haben. DaB alte
Gesimse trennt diese Narrenmtltze von dem ehr-
wĂĽrdigen Unterbaue und auf das alte GewOlbe
und Gemäuer stellte man die modernenGlocken-
gerttste. Um dem neuen Gebäade einen Zugang
zu verschaffen, masste die au der westlichen
Seite der Gapelle liegende Halbsäule sammt den
unmittelbar aostossenden Tbeilen des Rundbo-
genfrieses durch einen Stiegenbau verdeekt wer-
den, der eich jetzt an die alten Mauern lehnt.
Derlei Kundeapellen kommen im Mit-
telalter sowohl und zwar zahlreicher in der
romanischen als auch, doch in geringer Menge,
in der gothischen Periode vor. Die runde
Form, wie sie romanischen CapeĂĽen dieser
Art eigen ist, leitet man von ähnlichen Formen
in den altchristlichen and endlich in den romanischen Strl Ăśbergingen ').
Ihr Zweck war verschieden. Oft dienten sie
zur Vornahme der Taufe, was besonders von den
italienischen und byzantinischen Rondoapellen gilt,
und dann waren sie mit einer Vertiefung im In- ~
nem versehen, da die Taufe za jener Zeit noch
häufig durch Untertauchen vorgenommen wurde.
Solche Capellen heissen Baptisterien oder Tauf-
capellen, und, wenn in ihnen die Taufe durch ĂĽn-
Flg. U.
die sich an römischen Gritbem finden.
1) Ueber Rundbauten b. Hitth. der Centr. Com. 1. 63. Ueber die Bestimmung romanischer Rundbauten mit Bezug
Ulf die Rnndcapellen m Hartberg von Dr. Gustav Heider und daselbst 251 die Krche und R ndcapelle zu Dentsch-
Altenbori: von Dr. Ed. Freiherm v. Sacken.
178
Die kirchlichen Baudenkmale des
Wie schon erwähnt, war das benachbarte Ber^sohloBs Mfidling während des XII. Jabrhonderts
Besitz der babenberg:isohen Markgrafen. Gegen Ende des XII. Jahrhunderts lebte dort Herzogs Hein-
rich zweitgeborner Sohn Heinrich HI. (der ältere von MtSdling genannt), der mit Riohsa, Tochter
des BOhmenkSnigB Wladislaws, einer „senberliehen nnd guetigen" Fflrstin vermählt war. Sie
starb 1182, Heinrich 1223.
Freiber von Sacken hält nnn die Vermnthnng nabeliegend, dass dieser Heinrich der ältere die
Capelle erbauen and mit dem Freseogemälde ausschmtloken liess , indem er mit seiner Gemalin als
Stifter dargestellt wurde. Diese Vennuthnng erhält dadurch grossere Wahrscheinlichkeit, dass die Fraa
mit einer Krone auf dem Kopfe erscheint, die ihr als Königstochter znkam. Es ist also wahrschein-
lich hier ein gleichzeitiges Bilduiss eines babenbergischen FUrsteo, wodurch das aufgedeckte Fresco-
gemäldc besonders Interesse und Bedeutung erhält.
Ohne an den sehr begrĂĽndeten Aoslegnngen des Freiherrn von Sacken rfltteln zu wollen, kann
man wohl im AnschlĂĽsse noch der Deutung Raum geben, dass die St Pautaleonscapelle dieselbe Capelle
sei, die Otto von Berehtoldsdorf erbaute und die urkundlich im Jahre 1216 vollendet wurde.
Ftlr diese Annahme spricht auch der Umstand, dass diese Capelle zu Ehren Mariens errichtet wurde
und in dem Bilde an der Koppel der St. Pantaleonsoapelle ebenfalls die heil. Jungfrau als Hanpt-
figur erscheint. Diese Zeit der Erbauung steht mit den arehitektoniscben Formen nicht im Wider-
spruche, and eben so auch nicht der Ort, auf welchem sie steht, und der nach der Meinung der
Geschichtsforscher ungefähr derselbe sein kann, wie jener gewesen sein mag, an dem man die besagte
Harieucapelle vermuthen könnte'). Die in den zwei Figaren des alten Gemäldes von Fr. von Sacken
erkannten Porträts können immerhin die angedeuteten Personen aus dem Babenbergischen Stamme
vorstellen, ohne dadurch einen sicheren Schluss ziehen zu kOnnen, dass dieselben auch die Erbaner
der Capelle seien, wie diess auch Freiherr von Sacken nicht als gewiss hinstellt; wohl grössere
Flg. 18.
]) Vielfach finden wir die mit RUckBicht auf die Architektur unhaltbare Behauptung-, dass der Unterkirche der St.
Othmarskirche die erwähnte Hariencapelle sei. Wenn auch diese Tradition sich nicht rechtfertigen l&sst, so ist sie nicht
ganz KU Übersehen, und dürfte aus einer Verwechslung der beiden einander zunächst gelegenen GotteshSuser entstanden
sein. HOgiich wäre es, dass diese Unterkirche der heil. Maria, und dass daftlr der bisher der heil. Jungfrau
gewidmete Camer erst dann dem heil. Fantaleon geweiht wurde. Doch die Nachricht, dass in der ecclesia in foro in der
Mitte des XIII. Jafarhundertes 1500 Menschen von den Ungarn erschlagen wurden , läset sich mit der Pantaleons - Capelle
als frĂĽheren Mariencapelle dann vereinigen, wenn man die Zahl der Hingeschlachteten als etwas Ăśbertrieben anninunt,
und nicht gerade diese Oräuelscenen auf den inneren Raum des Gotteshauses beschränkt.
MitteUlten im Markte HOdling.
179
Wahraeheinliohkeit hat die Annafame, dass sie die Donatoren des Gemäldes io der von Otto von
Berohtoldadorf erbanten Mariencapelle waren. Wäret) sie die Stifter der Capelle selbBt gewesen, so
hätten sie sieberlioh deren Modell aaf deu Hän-
den, nm es der Goltesmatter anznbietben, eine
in der damaligen Zeit schon sehr Abliebe Dar-
stellangsweise. Doch beide Figoren erscheinen
mit leeren Händen.
Ausser der eben beaebriebenen Capelle
besitzt Modling zwei gothische Kirchen. Sie liegen
beide an dem DordwestliohenEnde des langgestreck-
ten Marktee, hart am Fnsse des Gebirges.
Die altere der beiden ist die aus der ersten Hälfte
des XV. Jahrhondertstammende Spitals kirche. Es ist
ein kleiner einscbifiiger Batt, der auf drei Seiten frei, nar
an der West- (der eigentlichen Fa^ade -) Seite mit den
Spitalsränmliohkeiten in Verbindnng steht Diese
kleine zierliche Kirche zerfällt (Fig. 17 nod 18) in
yier Gewölbejoche. Während bis zar FensterbOhe die
Strebepfeiler in das Innere der Kirche mit ein-
I I I I I ll lMll
Fit 90.
Ilt. li.
180
Die kirchlichen Baadenkuude des
bezogen nod dadurch in den ZwiscbenräaineD derselben niecbenarti^e Aoebanten gebildet worden
(Fig. 17), treten diese von der FenBterhtthe angefangen, wieder herans, und sind die Verbindangsw&nde
mit den dazwischen befindlichen spitzbogigen Fenstern daselbst in der gewöhnlichen Weise nach
Innen gerOekt (Fig. 18). Der Cborabschloss ist dreiseitig.
Der jetzige Orgelobor, der das letzte Traväe umfasst, nnd anf einem kleinen, mit einer,
unter einem Baldachin stehenden Figur, geschmĂĽckten Hittelpfeiler raht, war areprUnglicb wahrscheinlich
eine Empore , wetebes , mit dem Spitale in Communication stehend, den Eirchenbesaeh anch den Kran-
ken möglich machen sollte. Derselbe bat vorn eine Brttstnng, die mit btlbschem Blendmasswerke in
Form von Dreipässen gesohmQckt
ist (Fig. 19). Mit der Orgelbtlhne
^ steht anf der linken Seile ein klei-
- nes Oratorium in Verbindung (Fig. 20),
'' das mit einer gleich zierlichen BrĂĽ-
atung versehen ist (Fig. 21).
An der nördlichen Langseite
der Kirche ist an das zweite 6e
wtJlbejoch ein kiemer Ausbau an-
gefĂĽgt, und befindet sich in dem
selben das ziembch einfache, aber
consequeot gothisch dnrcbgefttfarte
Flg. 23. Flg. M.
Portal. Es hat einen Sturz mit reicher VeretĂĽbnng, durOber einen Spitzbogen in Form eines EselsrUckens.
Qegen die Westseite bat die Kirche zwei Eingänge, im Kleeblattbogen gebildet, nnd mit flachem Sturz
Ăśberdeckt Die sĂĽdliche Langseite gegenĂĽber dem Portale ist mit einem sehOnen Kreisfenster geschmĂĽckt,
dessen Masswerk ans drei Kleeblättern besteht (Fig. 22), nnd trägt einen Aufzug auf der Bedachung. Vier
Fenster im Chorschlusse, zweilheilig, und ein dreitheiliges in der rechten Seite des letzten GewSlbejoches
gebender Kirche hinreichendeHelle. DieMasswerkederspitzbogigenFenster sind recht httbsch erfunden und
Hittelaltors im Hwkte HOdlin;.
181
cbarakteristiach fUr deren ErbaaangBzeit. Das vielrippige NetzgewSlbe (Fig. 18) wird von zu drei
gebändelten nicht ganz herablaafenden Halbsäuleo getragen.
Die ADssenseite der Kirche ist höchst einfach. Ein klei-
nes westlich stehendeB kahles ThUrmchen von achteckiger Grund-
form, anf der GiebeUpitze der AbBchlnssmaner thronend (Fig. 23]
bekrönt den ehrwUrdigen Bau. Von der inneren Einrichtung er-
scheint bloss ein Tbttrklopfer vom Eirchenbaue noch herrĂĽh-
rend, einer aufmerksamen Beachtung wĂĽrdig (Fig. 24).
Das dritte und bei weitem gr9&ste Eircbengebäude in Mod-
ling ist die auf einer AnbOhe erbaute ringsum freistehende Pfarr-
kirche, dem heil. Othmar geweiht, ein gewaltiges Gebflude,
.das aussen seine ursprttnglicbe Bauform beinahe vollkommen be-
halleo hat. Die Kirche ist als dreisobifilger Hallenbau angelegt
and besteht aus dem Langhanee, dem Querschiffe und dem Chor.
Das Laogbaos wird ans vier im Mittelschiffe annähernd quadra-
tischen Trav^es gebildet. An das Langhaus schliesst der Quer-
tract an , der im Mitteljoohe fast . eine Vierung bildet , und an
den beiden Seiten mittelst je eines weiteren schmalen Joches,
das in der Anlage als rechteckiger Ausbau von grösserer Län-
gen- als Breitendimension erscheint, die Form des Kreuzes
im Grundrisse der Kirche (Fig. 25) annfihernd herstellt. Diese
mit dem Ăśbrigen Kircbeobau gleichzeitigen Aasbauten sind zwei-
felsohne als ein wirkliebes Kreuzschiff gedacht
Interessant ist auch der Cborsohluss, Er ist auf dieselbe Weise gebildet, wie bei den ein-
schiĂźigen Kirchen, mit polygonalen aus dem Achtecke constrnirten Ecken. Da aber die Eirehe drei'
schiffig ist, 80 entfallen demgemSss auf die Seitenschiffe die scbräggestellten Seiten des Achteckes,
ein dreiseitiges Absehlussjocb bildend, und das Haaptsohiff erscheint mit einem rollwandigen gerad-
linigen AbschlĂĽsse.
Im Ganzen wird die Kirche, die eine L&nge von 27 Klafter hat, durch sechs Pfeilerpaara in
die drei Schiffe getbeilt. Die Pfeilerabstände sind verschieden. In dem gegen Westen gerichteten Lang-
hanse sind sie 3° 2' entfernt, im Ereuzscbiffe 4° 4' und im Chor gegen das Krenzscbiff 5° 2' nnd
gegen den ostlichen Abschluss 3^ 4'. Die Kirche ist ll** breit, wovon auf das Mittelschiff 4" 2', hin-
gegen auf jede Abseite 3° 2' kommen.
Die Pfeiler sind achteckig nnd haben an ihren Kanten HalbsSulehen vorgelegt. Von Capitälen
oder Rippenversohneidungen ist niehts mehr zu sehen. Statt derselben bat man die Pfeiler zur Zeit
der Renovimng mit dicken Palmblättero bekrOnt nnd auf dieselben einen sehmalen vorragenden Abacns
gesetzt Anf diesem ruhet das einfache Kreuzgewölbe mit seinen nackten Grathen ohne Rippen. Diese
später eingesetzten Kreuzgewölbe gehen der Kirche die Hallenform, welche, nach ihrem allgemeinen
Charakter zu sobliessen, auch die ursprĂĽngliche war. Die BogenanlKufe des Musikohores wurden eben-
falls durch die vorerwähnten dicken Blätter nnd den aufgesetzten Abacus ansgezeichnet An den in-
neren Wänden der Seitenschiffe befinden sich Halbsäulen mit noch theilwcise ziemlich erbaltenea
BilderstUhlen und zierlichen Baldachinen , welche in ihrer AnfsteUung jener an den Pfeilern entspre-
X. J>hi^. 1886. 24
l«*-l I I I M I
ng. ».
Die kirchlfehen Btodenkmsle des
chen, die jedocb hier nur durch die aasge-
Bperrten SchmatzenKnr Versetzung der Pedan-
ten, welche aber wahrscheinlicb nie zu Staude
gekomnien ist, angezeigt »nd. An den letzten
Pfeiler im Chore lehnt sieb ein sehr hobsch
errnndenes spätgothieches SacramentghSnechen
(Fig. 26), bestehend ans einem soliden So-
kel, einem daranfstebenden gewundenen SSn-
lenbtlndel nnd dem anf diesem rnfaenden vier-
seitig sieb anfbanendenEätiEchen, deren Thtl-
ren hubsche gleichzeitige Schlosserarbeiten
sind (Fig. 27).
Dieses ist das einzige Ueberbleibsel vom
alten Innenausbau der Kirche. Die Altäre sind
EBmmtlich Kinder einer fieberhaft erhitzten
ĂźenaissaDce-Phantasie, deren VerhSltniss zur
Fic. se.
HfÜBBtät des alten Eirchenbaoes ein viel zu trauriges ist, nm dar-
ĂĽber sprechen zu kSnnen. Mit grosser WillkĂĽhr verfuhr die re-
novirende Hand auch mit den dreipfostigen reichen Fenstermass-
werken, die man meist ganz oder zomTbeile verlegte. Die noch
erhaltenen wurden im laufenden Jahrhunderte mit Gement renovirt
und zeigen bnbsebe Fischblasendetails. An der Nordseite der
Kirche wurde 1690 eine Sacriatei angebaut und die Sttdseite "K- '^'
erhielt an dem einfach verstäbten hubsohen alten Portale einen Vorban, woselbst die schon frttber
S. 169 erwähnte Inschrift sich befindet Die Strebepfeiler der Kirche, die an den nackten Wänden des
Uittclaltera im Markte Hfidllnf.
Schiffes heraDStreten und
TOD denen einer an der
Nordseite die Jahreazabl
1499 zeigt, Bind krxnig,
nicht weit vorstehend and
TerhSltaiasmäBBig sohmal
gehalten, aber bedea-
tend Tflrsehieden von den
mächtigen Eckstreben am
Chore, die, im Gmodrisse
dreiseitig, die Ecken kräf-
tigst armiren and wahr-
scheinlich aocb doppelten
Zweck hatten, nämlich ei-
nerseits den der Befesti-
gung der Kirche gegen
feindliche Angrifle und an-
dererseits den der solide-
ren Constmction, welche
an diesetn Pancte wegen
des stark abfallenden Ter-
rains nm so Dothwendiger
erschien (Fig. 4). Dnrch
diese besondere Form und
Stellnng der Chorstrebe-
pfeiler erscheint der Cbor-
schlnss im Grandriss als
die Hälfte eines achtecki-
gen Sternes.
Unter dem Chor der
Kirche beĂĽndet sich eine
kleine mit dem oberen Ge-
bäude so weit es jetzt er-
FlR. 28.
kennbar ist, nicht in Verbindung stehende [Jnterkirche , die, wenn anch von Geschichtsforschern
Uber ihre Erbanungszeit vielfach hin- nnd hergerathen wnrde, nach ihren Ăźauformen und ihrer orgar-
nischen Verbindang mit der oberen Kirche zo scbĂĽessen, eine von dieser nm kanm ein Viertel Jahr-
handert ältere Bauzeit haben durfte. Einige sachten in derselben die 1216 erbante Marienkirche , andere
geben das XIV. Jahrhundert als ihre GrUndangszeil an. Alle diese Annahmen werden aber grĂĽndlich geschla-
gen durch das spätgotiiischc Portal mit Fialen and Eselsrtlcken, welches in diesen Ranm von aussen ftthrt, dann
dnroh die kleinen, im geschweiften Spitzbogen abgeaehlossenen Fenster nnd dnrch die noch sicht-
baren im Profile langgezogenen Rippen des spitzbogigen Gewölbes. Eigentbflmlioh ist es, dass
dieser Raum mit der darOber befindlichen Kirche nicht ganz die gleiche Axenriehtung hat Die Uster-
24*
184
Diu kirchlichen Baudcoknialc des
kirche bestellt ans zwei und einem halben Jocbe, dem dreiseitig geschlossenen Clior und einem nm
diesen führenden Umgänge. Der Eingang znr Unterkirche ist an der Stidseite der Kirche nnterdem
letzten Joche des Chore. Man betritt znerst einen schmalen oblongen Ranm mit einem hĂĽbsohen
StemgewOlbe, in gerader Richtung fuhrt eine Stiege in die eigentliche Kirche hinab, rechts kann
man den ans vier Abtheilongen gebildeten Umgang,
links drei weitere Ränmltchkeiten betreten, die bis anler
den recbten Flflgel des Kreuzsobiffes föhren. Auch in
diese stillen Rfiame verirrte sieh das VersohöcerangB'
streben des 17. Jahrhunderts nnd pfropfte Renaissance-
CapitUie nnd dergleichen mehr an die harmLosen Wände.
An der Kirche befindet sieh ein gut bemalter Oel-
berg (Gott Vater segnet den betenden Heiland) ans dem
Scblnsse des XV. Jahrhunderts.
Zwei Denksäulen aas alter guter Zeit sind ebenfalls
im Markte erbalten, nämlich die ziemlich schadhafte spät-
gothische, nahe dem Bahnhofe sich befindende Ttlrken-
säule und eine ans der Erbanungszeit der St Othmars-
kirehe stammende mit Bildwerk verzierte Denksänle
Flg. 29. ' uiJrdlich von derselben stehend.
Die Privilegiums -Urkunde, mit welcher MĂźdling von Kaiser Friedrich IV. das Recht eines be-
sonderen Siegels erhielt, lautet:
IPtc /(Itlnld) tun ftult» gnnkni Ainlfdin fialfrr, fu alni Stitm 4UI)rn I» tttii^« 4'^'l )■■Vtlinrdil) i(. Stk|rain Im
Ulli angtft^ni ^obta fnlil) (eic) trbtfktit Vniiitft nat )flttflil|all and) i\t qHtmtn Pitt |Iti|Tlfnt. Illni|l ft taftt irtirsni Iftkni X tn
Kfi^tti KaUr »nl iin|n Smgtt gtraninlgrlid) ju jtlvtliRg an 3d Mt 3g nii 3r Votitcn Unt itn) vnftcn inraain Iftciett ;n aHttnti4
liblldin: ititäiinat veitin uovniieflnlii) gclbnn liabtn ont llnfii Inn fnllcn nnb mügcii Ont Igabtn 3n barNiib unk anQ vi» 3t Rrifign
ßtti nllltn nnl vnn [nnltni Otiolicn Ut nat^gifdidbtn Kaftn gnk kljlrtRdk nll nancn «in Sdillt gltlif irlnilt Ih fait, itt pkti nnl
naitfp« talt mn Huliln anit) m<l ainn fnftc wn finltii, %n v»in Itall V6X iniRt in Sdjills non S^miiragkdi , kaitni» ati ^iinKc Mn
lillitT in R«m|iannl al* tit mll firktn hlnlnB «tgtillld) Mf|r|trld)ni ftfn Vcrlldjtii Snt Irtlgni 3n vil 3un XddikliiimcN Kld|ln: Saltt «nt
»(fl Bni|cn gnnaiRclIdi turtlli* fu jntkllNg mn Ut qt )u StIIca fl^a mh ffiiiilF^n Hatiftxllänt Jtaifl vrii oli <iinlt>(iint t» drfmtl*
Dtjtnillil In ktajft kf^ flrlcjfs Alf« Sa« 3i) ink kitftibtn 3t aii|kl)(roni kit lc|;tfil)ritbrn On»» Doti 34tlt unk fetkoM in ätgtln rok
B(kl(4ak(n mll iiUbtn tDi)4« {a nellnrp ttlrlbtn nnrcr« MatAVt Atkllng tink aid) gn alltn nnkttn ctlitin äai^n nnftn, an|ta4cn
nnk ktc giktani^cn rnk v\tttü TiiUtn nnk mSstn an Jlcnlgclldi» 3Tmng unk ^inkcniM gnininllill. Sansn m9ft\iln Uti allen nnk qcgJlitn
iĂĽrjttn, stl|lli4ra nnk rndtllAcn 4*i>h"ti>"|tn, Sanktnagttn, iStantn, iKi)tn, ^cctn, Killtni unk CncdiUn 3talll|alttni Viftniibrn, <r4>lkl(K
JJmtnanktni )l|lcgnn, Snrggiifni, 3i)tnlt4t<fera, 6nrgirmitl|ltia, Rlitttrn, Itttn, Snrgtrn, fiimalnktn onk al» anbtrti nnftrn ink in Vridit
and) ttnfti (iblldicn Cank», tinktrilianra onk lltbra gilrrm» In mai tDtfn, ßankl akn al»kt kit (lin gtgramltctligtn nnk kknnfllgn,
in kn 6[lt|F gc)i(gl ikn Vnkbnnkcl mitrktt nan ttimlfi^n febaifnrlld)n Atd)l tink tl> ÂŁaBkliflt|l In 9t|l(ntldi nt|iigkl[d) gtblttttnlil ka* Rt kit noi-
gtnanktn llfdittc 331t nnk onftt flnrgti liftlbl )n fltkltng onk 3i flnd)kl)(inutt kit abufittltbni IDnpptn ink Ciaqnak, 3n ma^ al« Voi-
|lcl bttifkUA gikrtni^tn «ik mi)(|ti la|n, 3n and) kb«ln iQInktm» niii| 3miMg komn nlit)t t^nn nodi to« onankl« anktrn ]t (an gr
patttn In knln «ni«, ka« If nnftf tin|lll4t Jtalnnng mil Vrkknnkl M firltf«, VtrSgU mll tinrtrK kn^ftiUittn jBaqt|tal anliangnnkltni
Snjigl. iBtbtn in kn KcmRolt in Ctilig nai Sinnk Itanltlog ktc «tknnng , nad) CbH|]l g(|iitck iot vltt Jtljtnbnnktrt ink ad)I ntk fnnf-
jlglltn Onfttf M9* ix a^ft^tnbtn «nk onfnt Sagfcttlininb« fm ftäfftn 3nt.
(24. Jäoner 1458. Aus der Original-BostüH^iig: >'Brdiiiand IH. Copie l.ii k. k. geb. Archive).
DAS HEIDENTHOR BEI PETRONELL
VON
DB. FBIEDBICH KENNER.
(jegen die Donau hin wirft das Wienerbecken einen erhöhten Uferrand auf. Im Westen,
zwischen der Schwechat and Fischa, sowie im Süden beginnt er allmälig mit unbedeutenden
Erhebungen; die nach verschiedenen Bichtnngen von sanften Thalmulden und Bodensenkungen durch-
zogen sind. Im Norden aber bricht er mit Einem Male ab und fällt ziemlich tief und steil an die
Donau ab. Auch im Osten verflacht er sich nicht allmälig in das ungarische Tiefland, sondern
thttrmt vorher noch einen ansehnlichen Höhenzug, den Hundsheimerberg, auf, dessen Breite die Strecke
zwischen Deutsch- Altenburg und dem Hainburger Schlossberge einnimmt ; der höchste Punct desselben
ist 1512 Fuss über der Meeresfläche. Unterhalb Deutsch-Altenburg tritt ein Vorsprung aus diesem
Höhenzuge, „am Stein^ genannt, heraus; er beherrscht vollkommen den Strom, der schmal und tief
an seinem Fuss vorübergeht, während ober- und unterhalb mannigfache Inseln und Auen seine Breite
unterbrechen. An dieser schmalen Stelle nun kann der Strom mittelst einer SchiffbrĂĽcke vom rechten
Ufer aus sehr gut passirt werden, zumal als jener Bergvorsprung den Uebergang deckt, das jenseitige
Ufer aber, das Marchfeld, niedriger ist als das diesseitige und wie ein durchaus ebener Plan, ohne
Schlupfwinkel und Versteck, vor den Augen desjenigen ausgebreitet liegt, der von den Höhen um
Deutsch-Altenburg darauf hinabsieht ^).
Wie ĂĽberhaupt die Terrainbildung eines Landstriches einen wesentlichen Einfluss auf die.
Gestaltung des Lebens seiner Bewohner ausübt, so ist auch jene Stromstelle mit dem Vorspränge des
Höhenzuges unterhalb Deutsch- Altenburg entscheidend für die Einrichtungen geworden, welche die
Römer einige Zeit nach der Occupation unseres Landes getroffen haben* Dazu hat auch der Umstand
mitgewirkt, dass der Landstrich zwischen Wien und Hainburg vermöge seiner Lage gegenüber dem
Marchfelde auf weit und breit am meisten den Einfällen der jenseitigen Barbaren, der suevischen
Markomannen, ausgesetzt war. Der Defensivkampf zur Behauptung des Stromes als der natĂĽrlichen
Reichsgrenze vmrde jenseits desselben gekämpft; daher war es ftir die Römer von Bedeutung
eine gesicherte Uebergangsstelle über den Strom zu besitzen und sie wählten als solche um so lieber
jenen Punct unterhalb Deutsch- Altenburg, als er der von Italien an der Abendseite des ehemaligen
1) Vgl. Blatt n. der Generalstabskarte „Umgebung von Brück an der Leitha" oder den Sitnationsplan in Dr. Eduard
Freiherm v. Sacken Abhandlung über „die römische Stadt Gamuntum, ihre Geschichte, Ueberreste und die an ihrer
Stelle stehenden Baudenkmale des Mittelalters" mit 10 Tafeln. Im IX. Bande der Sitzungsberichte. (Tafel I.)
X. Jahrg. 1866. 25
Igg Dr. Friedrich Kenner.
NeuBiedlersee's herankommenden Heeresstrasse am nächsten lag '). Unter K. Vespasian (69— 79)i
nachdem knrz vorher die Markomannen einen grossem Einfall nach Pannonien ins Werk gesetzt hatten,
wurde zum erstenmale dieser Ponot dnroh eine Rei\ie von militärischen Werken gesichert. Noch finde
sich die Ueberreste des jenseitigen Brückenkopfes^) im „öden Schloss^ bei Stopfenreut, gegenttbe
von dem mehrmals genannten Bergvorsprung unter Deutsch -Altenburg. Die letztere Höhe selbst'),
sowie der isolirte Schlossberg bei Hainburg ^)y vielleicht auch der Braunsberg unterhalb Hainburg,
dann zum Schutze der rechten Flanke die Höhen von M&szt und Stampfen^) nördlich von Pressburg
ĂĽber Blumenau hinaus waren mit Festungswerken versehen, wovon sich noch mehrfache Spuren finden.
Das Hauptwerk aber war ein grosses befestigtes Standlager, etwas oberhalb Deutsch-Altenburg; noch
jetzt ragt der Rest desselben, ein Mauerviereck, welches man die „alte Burg, das Burgfeld^ nennt,
deutlich unter dem Rasen kennbar, ans dem Boden hervor. Fünfzehn Fuss über dem Niveau erhöht
und von der Donaustrasse durchzogen, umschliesst es eine Fläche von 32.000 Klafter, war aber
ursprünglich noch grösser; denn die Donau, durch die Strombauten am linken Ufer herübergeworfen,
reisst fortwährend beträchtliche Stücke des diesseitigen Uferrandes hinweg. Hier gamisonirten die
XV. und XIV. Legion, deren Tapferkeit von der ersteren bei der Zerstörung Jerusalems unter Titus,
von der letzteren bei Eroberung Britanniens un4 in Oermanien glänzend bewährt worden war. Zu
diesem Legionslager gehören noch ein kleines Militärbad *), das südwärts vom Standlager aufgegraben
wurde, und ein Mithraeum^), eine Cultstelle des Mithras, jener seit dem Ende des II. Jahrhunderts
so enge mit dem römischen Soldatenleben verbundenen persischen Lichtgottheit. Man fand es südöstlich
von Deutsch-Altenburg in der Spalte eines Steinbruchs.
Die militärischen Werke zwischen dem Standlager und Hainburg bilden zusammen die Position
Carnuntum, so genannt von einem alten norischen Orte^) dieses Namens, der schon vor Ankunft
der Römer bestanden und den Knotenpunct des Verkehres im Wienerbecken gebildet hat Es kreuzten
sich hier zwei sehr wichtige Handelswege; der eine brachte auf der Donau selbst nnd neben dieser
hin zu Lande mannigfache Naturprodncte aus den obern Stromgegenden herab, wie Getreide, Salz, das
norische Eisen, wohl auch Producte der dort alteinheimischen Alpenwirtbscbaft ; sie wurden von Carnuntum
ans theils weiter nach Pannonien gebracht oder auf dem Tauschwege an die jenseitigen Germanen
abgegeben. Noch wichtiger namentlich fĂĽr den Handel mit letztem ist der andere Verkehrsweg,
welcher von Italien ĂĽber Oedenburg heraufzog und jenseits des Stromes ĂĽber das Marchfeld weiter
nach Mitteleuropa ging; dies ist die ursprĂĽnglich auf dem BernsteinhandeP) beruhende Verkehrslinie
zwischen dem adriatischen Meere und der Ostsee, welche auch die Erbin von Carnuntum, die Stadt
Wien, durch das ganze Mittelalter hindurch bis zur Auffindung des Handelsweges um das Vorgebirge
der guten Hoffnung zu einem der ersten Handelsplätze Europa« machte. In vorrömischer Zeit gingen
1) . . qui locus Norici regni proximas ab hac parte erat*" Vellej. Paterculas IL 109.
2) Frh. V. Sacken, Bericht über die neuesten Funde zu Carnuntum, besonders über die Best« eines Mithraeum
und ein Militärdiplom von K. Trajan, mit 4 Taf. Im XI. Bande der Sitzungsberichte S 337 ff.
3) Ebenda, S. 337.
4) Ebenda und Band IX., S. 780.
5) Berichte und Mittheilungen des Wiener Alterthums-Vereines. Band IX., S. 154. AusfĂĽhrlicher werden diese
Ueberreste im nächsten Hefte der Fundchronik besprochen werden.
6) Ebenda, im IX. Bande S. 689 ff.
7) Ebenda, Band XI., S. 339.
8) »Locus Norici regni«" Vellejns Patercnlns II. 109.
9) Plinius H. N. XXXVI 1. 11.
Das Heidenthor bei Petronell. Ig7
IftDgs derselben die Bodenfrflchte des Ostens nnd des SĂĽdens, sowie ibre Kanstprodncte, yorzQglich
Glas- und Metallarbeiten, zu den Norikem und den Germanen; letztere brachten dafĂĽr Bernstein,
Leder und kriegsgefangene Sciaven nördlicher Stämme als Gegenwaare. Eine grosse Bedeatang
erlangte dieser Handelsweg dnrch den Umstand, dass er in Sabaria (Steinamanger) sich theilte, nnd
der eine Zweig über Mnrsa (Esseg) nnd dnrch das Saveland in die unteren Donanländer nnd nach
Griechenland, der andere in gerader Linie südwärts an das adriatische Meer ging. In dieser Weise
stand die Welt der alten Galtnr anf zweifachem Wege, sowohl über das adriatiäche als anch über
das schwarze Meer in Verbindung mit der obern Donau, ein Umstand, welcher dem in Carnuntum
concentrirten Handel eine grosse Lebhaftigkeit verleihen musste.
Es ist wohl vorauszusetzen, dass bei der Feindschaft, die erst zwischen Norikem und Germanen,
dann nach Eroberung der rechtseitigen Donauländer zwischen Römern und Germanen bestanden hat,
in Zeiten gegenseitiger Ueberf&lle und Neckereien mancher Waai*enzug, der ins Marchfeld ging, von
den letzteren ĂĽberfallen und geplĂĽndert vnirde; der Ort selbst mag manchen Unbilden ausgesetzt
gewesen sein, bis unter K. Vespasian die gesammte Donaustrecke gegenĂĽber dem Marchfelde mit einer
straff zusammenhängenden Postenkette bestellt wurde, welche das jenseitige Ufer überwachte; auch
dieses wurde nun von Kundschaftern und Streifmannschaften besucht und es ist wahrscheinlich, dass
häufig die Waarenzüge selbst von Abtheilungen römischer Soldaten begleitet wurden. Jedenfalls gewann
seit jener Zeit der Handelsort Carnuntum eine grössere Sicherheit und dadurch musste sein Handel
selbst einen neuen Aufschwung nehmen, neue Ansiedler und Kaufleute aus den römischen Nachbar-
ländern an sich ziehen. Dazu kommen nun noch die Veteranen der Hilfsvölker und auch solche der
Legionen, welche bei dem ehrenvollen Abschied nach vollendeter Dienstzeit das römische Bürgerrecht
nnd anstatt des ursprĂĽnglich ĂĽblichen Geldgeschenks eine Ackeranweisung in den Provinzen erhielten.
Sie bauten sich nach römischer Weise an und bezogen auch den Hausrath durch den Handel aus
Italien. So kamen aus den italienischen Fabriken Thon- und Metallwaaren in unsere Gegend, diese
verbreiteten unter den Einheimischen neue Ansichten über die römische Bildung und machten sie für
ibre Aufnahme empfänglich. Bald zeigen sich die römisch-barbarischen Mischehen, welche die alten
keltischen Personennamen aus der Gewohnheit verdrängen und der überlegenen römischen Cultur
zum Siege verhelfen ^). Wenig mehr als zwei Generationen seit Erbauung des Standlagers in Carnuntum
reichten hin, um neben demselben die neue bĂĽrgerliche Gemeinde, in welcher die Veteranen den bevor-
zugten Stand bildeten, in Flor zu bringen. Schon unter Hadrian's Regierung (117—138) wird sie zn
einem Municipium, einer Landstadt zweiten Ranges mit römischer Verfassung erhoben und erreicht
damit die erste der höheren Stafen des Städtewesens in den Provinzen* In dieser Gestalt mit mannig-
fachen Gewerben ^ und einem blĂĽhenden Landban ^) tritt sie in die hochwichtige Epoche des grossen
Germanenkrieges ein, in welchem die Militärstadt von Carnuntum eine Hauptrolle spielte. Das aufs
höchate gesteigerte militärische Leben in ihrer nächsten Nähe, die Anwesenheit des Kaisers M.
Aurel, die Versorgung des Heeres, die mannigfachen Beschwerden des Ejieges erhöhten auch das
1) Freiherr v. Sacken. Band XI. 344 f.
2) Unter den Gewerben blühten in grösserer Ansdehnong vorzüglich die Ziegelbrennereien (Ursicinas Magister und
L. Valerins Oonstans) nnd Töpfereien z. B. (Atilins Firmes (?) ntesserarii") , beide mit ausgedehntem Vertrieb ihrer
Waaren. (A. a. 0. IX S. 695.)
3) Unter den GelUbdesteinen kommen jene mit Widmungen an Silvanns, vorzĂĽglich an Silvanus domesticus in
weit überwiegender Mehrzahl vor (anter 28 Votivinschriften entfallen 11 auf Silvanus (a. a. 0. S. 724 f. No. XIII— XXHI),
während die übrigen (17) neun verschiedenen Gottheiten gewidmet sind).
25*
Igg Dr. Friedrich Kenner.
innere Leben der Gemeinde; ein Umstand; der scbliesslich um das Jahr 180 ihre Erhebung zu einer
Colonie^); zu einer Landstadt ersten RangeS; im Gefolge hatte. Es war damit die Anwartschaft auf
die höchste Entwicklung des Gemeindewesens verbunden, die im römischen Kaiserreiche denkbar war;
nur Colonien konnten die libertas, die Exemtion von der Bevormundung durch den Statthalter, oder
die immunitaS; die volle Steuerfreiheit; oder das jus italicam erlangen, vermöge dessen Grund und
Boden quiritarisches Eigenthum des Besitzenden und dieser von der Grundsteuer befreit wurde. ^) Zwar
wurden letztere Auszeichnungen nur in äusserst seltenen Fällen; in unseren Ländern gar nicht ver-
liehen; so dass der Colonialtitel ftir eine Gemeinde in Hinsicht auf den Grad ihrer Autonomie nur
eine formelle Auszeichnung war; er wurde aber vielfach angestrebt; weil er den Landstädten ein
grosses Ansehen gab, insofern als er der officielle Ausdruck dafĂĽr war; dass die betreffende Stadt
der Mittelpunct römischen Lebens in der Umgegend geworden ist.
Im Laufe des III. und IV. Jahrhundertes wirkten gleichmässig die strategische und mercantile
Bedeutung der Stadt zusammen; um sie im Vordergrund der pannonischen Städte ; in erster Linie
neben Sirmium (Mitrowitz); Mursa (Esseg) und Sabaria (Steinamanger) zu erhalten. Freilich trat bei
den sich mehrenden Einfällen germanischer Stämme die militärische Wichtigkeit über die mercantile
hervor; und nachdem um das Jahr 375 Camuntum von den Quaden zerstört worden war; wurde zwar
das Standlager von neuem erbaut und mit Garnison versehen ; allein die Bttrgerstadt konnte sich
nicht mehr erholen. Bis dahin aber hat sie in den Pausen der Ruhe und des Friedens; die in beiden
Jahrhunderten eintraten; immer wieder von neuem den Glanz und die RĂĽhrigkeit eines durch seine
Lage ausgezeichneten Handelsplatzes an der Grenze entwickelt.
Nach den Untersuchungen des Freiherm v. Sacken ist kein Zweifel mehr; dass die Bttrgerstadt
von Camuntum an eben dem Platze; wo heute Petronell, gestanden habe. Die in diesem Markte
gefundenen römischen Ziegel enthalten Stämpel von Privatfirmen; während abwärts davon nur Ziegel
mit Legionsstämpeln gefunden werden. ^) Auch stehen in Petronell die Römerspuren ganz dicht beisammen.
Wer sich ttber den Uferrand vorneigt; gewahrt 3 bis 4 Fuss unter sich die Enden von abgerissenen
MauerU; die in die Luft hinausragen; die dazugehörigen Trümmer liegen unten in der DonaU; welche
den Grund unterwühlt und sie dann in ihr Bett gezogen hat. An der Stelle des gräflich Traun'schen
Schlosses müssen die vorzüglichsten Gebäude der Stadt vorausgesetzt werden; man fand hier Theile
von HypocausteU; Bewurfstücke mit Spuren von Wandmalereien, Theile von Mosaiken; Säulentrümmer
und ganze Schichten jener dĂĽnugeschnittenen MamortafelU; mit welchen die Wohnungen der Reichen
ausgelegt waren. Während die grösseren Baustücke aus weissem Marmor bestanden; der am Bacher-
gebirge bei Cilli bricht; zeigten diese Tafeln theils den violettgefleckten Saravezza aus dem Tosca-
nischeu; theils den grĂĽngefleckten CipoUino aus Nordafrica; von denen besonders der letztere wegen
seiner natĂĽrlichen Beschaffenheit und der hohen Transportkosten in grossem Ansehen stand. ^) Ein
Gebäude hinter dem Schlosse; der Schüttkasten ist mit eingemauerten Säulencapitälen , GesimseU;
Inschriftsteinen; Sockelplatten u. s. w. in eigenthĂĽmlicher Weise bedeckt. ^) Auch sonst findet man
1) Im Jahre 178 wird sie noch ein Municipium genannt (vergl. den Inschriftstein a. a. 0. S. 712), im Jahre 180 starb
M. Aurel, und da sehr wahrscheinlich dieser die Erhebung zur Colonie verfügte, muss dies zwischen 178 und 180 geschehen sein«
2) Becker, Handbuch der römischen Alterthümer, Band III, 1. Abtheilung S. 261.
3) Frh. V. Sacken, Sitzgsber. IX. 688 und 695.
4) Ebenda IX. 685 und 697.
5) Ebenda S. 698.
Das Heidenthor bei Petronell. Ig9
ab and zu Canäle and Wasserleitungen in dem Markte; an seinem westlichen Ende stiess man in
einem Weingarten auf die Gräberstatte; man fand dort Sarkophage und Grabsteine ^ die ersteren
selbst noch reihenweise angeordnet und altangebroohen , wie denn ttberhaupt bei den Einfällen der
Barbaren fast regelmässig die Gräber durchwühlt und um die werthvolleren Beigaben geplündert
wurden. ^)
Das vorzüglichste und verhältnissmässig am besten erhaltene Bauwerk des alten Camuntum ist
aber ein Thorbogen^ der noch heute weithin sichtbar zwischen den Feldern steht; er wird von den
Bewohnern des Marktes „Heidenthor^ genannt, und ist der einzige römische Bau in unserer
Gegend; der von neuen Zubauten frei erhalten ist. Er bildet den Gegenstand der folgenden Unter-
suchung; die sich im Thatsächlichen auf die Beschreibung des Freiherrn von Sacken^ und
mannigfache mĂĽndliche Mittheilungen sowohl des eben genannten Herrn als auch des Vereinsmitgliedes
Herrn Anton Widter stĂĽtzt; ich ergreife diesen Anlass, um beiden Herren ftlr die freundliche
Förderung dieser Arbeit meinen yerbindlichsten' Dank zu sagen. Die auf der beiliegenden Tafel
befindlichen Ansichten des Heidenthores stellen dies von der westlichen (obere Ansicht) und östlichen
Seite (untere Ansicht) dar ; sie sind nach den trefflichen photographischen Originalaufnahmen des Herrn
Anton Widter hergestellt worden.
1. Das Heidenthor steht etwa eine Viertelstunde westlich von Petronell und fast ebensoweit,
(566 Klafter) in südlicher Richtung von der heutigen Donaustrasse und der alten Gräberstätte land-
einwärts ; ^) es zeigt einen mächtigen Thorbogen, der auf zwei Pfeilern ruht und einen ziemlich hohen
Aufbau trägt. Letzterer aber ist zum grössten Theile eingestürzt und nur die Stücke über den Pfeilern
sind erhalten geblieben, während über dem Thorbogen eine halbmondförmige Lücke entstand. Der
nördliche Pfeiler hat eine Höhe von 3472 F^^b ^^^ Boden bis zur obersten Spitze der Attika,
soweit sie erhalten ist, der südliche eine Höhe von 40 V2 Fuss; da von dem Letzteren nicht
sehr viel, höchstens 2 Fuss fehlen dürften , so kann man die ursprüngliche Höhe wohl auf 42 bis
43 Fuss annehmen. Bis zum Kämpfergesims, auf welches der Bogen aufsetzt, beträgt die Pfeilerhöhe
14 V3 Fuss. Dagegen reichen die Grundbauten fttr beide Pfeiler V/^ Klafter in der Tiefe. Die Weite
des Thorweges unter den Kämpfergesimsen erreicht 18 V2 Fuss; dabei hat er eine Höhe von 24 Fuss.
Die Breite des ganzen Baues lässt sich mit Bestimmtheit nicht angeben, da die Pfeilerkanten vielfach
ausgebrochen sind; soweit diese einen Anhaltspunct gaben, betrug die Pfeilerbreite 12 Fuss, also
die Breite des ganzen Baues 24 4- 18 V2 d. i. 42 V2 Fuss, er war also ursprĂĽnglich ebenso breit als
hoch. Die Kämpfergesimse laden weit aus, sind aber einfach aus Hohlkehlen und Rundstäben gebildet,
ohne mit Ornamenten verkleidet zu sein; 11 Fuss lOZoU über ihnen läuft ein zweites auf kleinen Kragsteinen
ruhendes Gesims hin, welches das Gebälk über dem Bogen nach Oben von der Attika trennt. Letztere
ist 6V2 Fuss hoch und wurde nach oben von einem dritten Gesimse abgeschlossen, das von grösseren
Kragsteinen getragen wird« Wahrscheinlich war das letztere Gesims sehr massiv und dem entsprechend
1) Ebenda 698 f.
2) A. a. 0. S. 699. Die unten angegebenen Masse, bei welchen Wienermasg zu verstehen ist, berahen auf dem
genauen Messungen des Herrn Anton Widter, der sie freundlichst mitheilte.
3) Vergleiche die schon angeführte (Generalstabskarte von ^Bnick an der Leitha etc." (Massstab: 1 Wr.-Zoll «
iOO Klafter). Es muss hier bemerkt werden, dass auf Blatt Vm der „Generalkarte des österreichischen Kaiserstaates'' von
F. Sc heda, das Heidenthor unrichtig zwischen Petronell und Deutsch- Altenbnrg angegeben ist; allerdings findet sich
dort eine Buine, aber sie gehört einen mitteralterlichen Thurm, dem sogenannten alten Hundsheimer-Thurm an , während
das Heidenthor etwa eine Stunde westlich davon liegt.
jgO Dr. Friedrich Kenner.
hoch und wacbtig; wenigstenB setst noch hente der Bau 5 bis 7 Fuss ttber die Erageteine nach
aufwärts fort und dürfte areprOnglieh 9 Fqsb erreicht haben. Eb wird sieh diess nur bo erklären
laBsen, entweder dass ttber der Attika ein etwa 3 Fubb hohes KransgeBims ^) und ttber diesem ein
Fries von 4^6 Fnss Höhe hinsog oder dass die Pfeiler des Thorbogens thurmartig ttber die Attika
erhobt waren; ftlr die letztere Annahme aber gibt es keine Beispiele an den noch erhaltenen Thoren
nnd Bogen; während die erstere Art der Fortsetsnng des Banes nach oben sieh wohl denken lässt
Von den Kämpfergesimsen sind nnr an den inneren Ecken der Pfeiler noch Theile ersichtlich;
anf der Westseite sind aber auch diese schon ausgefallen, während sie am Beginn des XVIII. Jahr-
hnndertes noch erhalten waren. ^ Auch von den Gesimsen sind nur mehr einzelne Theile an der
Westseite des sttdlichen Pfeilers erhalten und zwar vom unteren ein Theil mit drei der kleinereOi einen
Fuss von einander entfernten Kragsteine und vom oberen ein Theil mit zwei der grösseren Kragsteine,
die in Abständen von 3 Fuss angebracht sind. — * Etwa einen halben Fuss ttber dem Bogen findet
sich noch jetzt nach der Breite seiner Wölbung, zwischen den Ueberresten der beiden Pfeiler, ein
grosses Stttck Estrich, ursprttnglich wohl dem Boden der Attika angehörend.
Im Innern besteht der Bau ans einer Fttllung von Bruchsteinen und Ziegeln, von denen einige
die Stämpel der XIII. und XIV. Legion tragen; auch mitten im Kern fand man an Stellen, die erst
durch den Verfall in neuerer Zeit zu Tage kamen, Ziegel, welche von älteren durch Feuer zerstörten
Gebäuden herrtthren, indem sie vom Brande geschwärzt sind. Selbst Inschriftoteine wurden zur Fttl-
lung verwendet ; das interessanteste Beispid bietet ein Gelttbdestein, den ein Legat der vierten scythi-
schen Legion P. Aurelius Cassianus mit seiner Gemahlin und zwei anderen verwandten Frauen der
Diana gewidmet hatte. Mit der Schriftseite abwärts gekehrt, bildete er die Grundlage ftlr das Kämpfer-
gesims, das auf ihm ruht, ein Beweis, dass er nicht etwa erst bei einer spätem Restauration diese
Verwendung erhielt, sondern gleich anfttngs bei der Erbauung des Bogens'). Von einem andern
Inschrifl^tein hat sich ein nicht mehr lesbarer Abdruck im Mörtel erhalten ; Herr Widter bemerkte
ausserdem noch neun andere profilirte Steine, welche ursprttnglich Votivaltäre gewesen sein dttrften
und späterhin zur Fttllung des Bauwerkes verwendet wurden. Jedenfalls hat man die letztere nicht
aus neuem Materiale hergestdlt, sondern aus schon gebrauchten Bautheilen in bunter Mischung mit
alten Götteraltären zusammengesetzt. Der Mörtel ist sehr fest and mit Kieseln sowie mit gestossenen
Ziegelstttcken gemengt; ein anderes Kennzeichen römischer Bauart sind die häufig zwischen den
Bruchsteinlagen eingebundenen Lagen von Ziegeln.
Von aussen wi^ das Gebäude mit gut behauenen und sorgsam geftigten Quadern verkleidet,
die aber zumeist weggenommen worden sind. -^ Nach unten hin sind die Pfeiler in Folge der Ver-
witterung und durch das Herausbrechen einzelner Steine und Ziegel allmälig so dttnn und gebrechlich
geworden, dass der ganze Bau zusammen zu ftiUen drohte. Dass dies nicht geschah, ist der Vorsorge des
Herrn Anton Widter zu danken, welcher sie aus eigenen Mittel bis nahe an die Kämpfergesimse mit
Sttttzmauem umfing, die ihnen nun auf den ersten Anblick eine nach oben veijttngte Gestalt geben.
1) D. i. dieselbe Höhe, welche anch die Kämpfergesimse haben.
S) Vgl« Die Abbildung bei Freih. v* Saeken, a. a. 0* Bd. IX. Tafel II, zu welcher jene von Lambeek m
Hilfe genommen ist, während auf unserer Tafel, die den gegenwärtigen Zustand repräsentirt, die Ecken der Kämpfer-
geiimse bereits fehlen.
3) A. a. 0. S. 700, wo auch der Text der Inschrift mitgetheilt ist.
Das Heidenthor bei Petronell. 191
Dies ist das heutige Ausseheo des Heidenthores. Neben seinen Pfeilern hat man nun aber aueh
die Grundfesten zweier anderer Pfeiler gefunden, welche mit den erhaltenen ein gleichseitiges Viereok
bilden ^). Auch gewahrt man deutlich auf der östlichen Seite des Heidenthors über den Kämpfergesimsen
die Ansätze von zwei Bogen, welche in einer Bichtung gingen, die senkrecht auf jener des noch
erhaltenen Bogens steht. Es waren also ursprĂĽnglich vier Pfeiler, die unter einander durch vier Bogen
verbunden waren, welche genau nach den vier Weltgegenden standen und sich ttber Thorwegen öffneten,
die sich in dem Gebäude gekreuzt haben. Aus dieser Anlage geht hervor, dass unser Heidenthor der
Theil eines sogenannten Janus quadrifrons oder eines Quadriviums ist, d. h. eines Gebäudes mit vier
Fronten und gekreuzten Thorwegen als Durchlass zweier einander in rechten Winkeln
schneidender Strassen. Wir haben uns die Anlage so zu denken, wie die des ungleich besser
erhaltenen Janus quadrifrons in Born ^ ; vielleicht waren auch beim Heidenthor, wie bei dem letzteren,
im Innern die Bogen in Form eines Kreuzgewölbes verbunden, welches den Boden des obersten
Stockwerkes mit der Attika trug; auf die letztere gelangte man dann ĂĽber eine Treppe, die in einem
der Pfeiler angelegt war.
Nach römischer Sitte wurden solche Gebäude nicht leicht aufgeführt, ohne damit ein Widmung
an einen Kaiser, oder die Erinnerung an ein bedeutsames Ereigniss zu verbinden. Wir haben daher
zu untersuchen, welche die Strassen waren, die sich hier kreuzten, in welcher Zeit und aus
welchem Anlasse etwa der Bogen aufgefĂĽhrt worden ist.
2. Der wichtigste Strassenzug im alten Carnuntum vnirde von den beiden Heeresstrassen
gebildet, die den Zweck hatten, das Standlager theils mit den übrigen Posten längs der Donau, theils
mit den wichtigen Festungen im Innern von Pannonien und mit Italien zu verbinden. Die eine dieser
Heeresstrassen (vgl. die vollausgezogenen Linien auf dem Kärtchen S. 192) lief längs der Donau von
Vindobona auf dem erhöhten Uferrande über Ala nova (Klein-Schwechat) und Aequinoctio (Fischamend),
dann ĂĽber Elend und Regelsbrunn nach Carnuntum und durchschnitt das Standlager als via principalis
(als Hauptstrasse) desselben. Weiter lief sie ĂĽber Deutsch-Altenburg, Hainburg, Wolfsthal und Kittsee
nach Gerulata (Kroatisch-Jahrendorf) und Flexum (Ung. Altenburg). Sie lief also nicht ĂĽber jenen
Punct, wo das Heidenthor steht, und kann daher keine der beiden Strassen sein, die sich unter
demselben kreuzten. Die andere Heeresstrasse kam von SĂĽden ĂĽber Oedenburg an der Abendseite
des ehemaligen Neusiedlersees herauf und fĂĽhrte etwa nach der Richtung der heutigen Poststrasse
gleichfalls nach Kittsee, um sich hier mit der Donaustrasse zu vereinigen. Von ihr zweigte in der
Senkung des Bodens zwischen Edelsthal und Potzneusiedel eine Strasse ab, um in gerader Richtung
etwa über Prellenkirchen und „die Heidenfelder" hin auf die südöstliche, die Rückseite des Standlagers
von Carnuntum zu treffen und in der Mitte derselben durch die porta decumana als via praetoria in die
Militärstadt einzutreten '). Diese Strasse liegt gleichfalls zu weit vom Heidenthor ab, um mit demselben in
irgend eine Verbindung gebracht zu werden. Ausser diesen beiden Heeresstrassen ist noch eine dritte
kleinere, eine Reservenstrasse nachweisbar, welche die Festungen Vindobona und Carnuntum und die
1) Der Grondriss des Gebändes Ifisst sich wohl nicht mehr herstellen, da wir die Ausschmttokung der Fronten mit
Säulen und Pfeilern nicht kennen. Er dürfte ähnUch sein jenem des Bogens von Thevesta Bevne archöolog. 1847, p. 360 ;
in den annali dell' Istit di corr. archeologica 1863 p. 246 pl. F. G. ist der Grundriss des Janus anf dem Forum BomanĂĽtn
mitgetheilt. Jener Tom Janus in AntinoS findet sich in der Description de TEg'ypte IV. pl. 58.
2} Fr. Reber, die Ruinen Rom*s und der Campagn^. S. 344.
3) Der Theil dieser Strasse zwischen dem Standlager und dem alten ^Hundsheimer Thurm," welcher in der Mitte der
geraden Linie zwischen dem erstem und Prellenkirchen steht, ist mit dem Pflaster noch erhalten, v* Sacken a. a. 0. IX. 687.
192
Dr. Friedrich Kenner.
Zwischenposten Ala nova nnd Aequinoctio im Rttcken unter einander verband ; sie lief an der sttdlichen
Abdachung des erhöhten Uferrandes, der sich zwischen der Schwechat und der Leitha erhebt, ttber
Vösendorf; Leopoldsdorf , H. Lanzendorf, Himberg, Schwadorf, Margarethen am Moos nnd Brück an
der Leitha nach Pamdoif nnd traf hier auf die Heeresstrasse. Auch diese Reservenstrasse kann wie die
beiden Hauptstrassen des militärischen Verkehres für unsere Frage nicht in Betracht kommen.
Es folgt daraus , dass die am Hei-
denthor sich kreuzenden Wege keine
militärische Bestimmung hatten ; es kann
also auch der Bau nicht als ein von den
Soldaten aufgefĂĽhrter betrachtet wer-
den ^), sonst wĂĽrde er sicher an einer
der Heeresstrassen gestanden haben.
Wenn nun dies nicht der Fall gewesen
ist, so können nach dem Charakter
der Stadt, in welcher neben dem stra-
tegischen vorzĂĽglich das mercantile Ele-
ment einflnssreich gewesen ist, die am
Heidenthor zusammentreffenden Strassen
nur Handelsstrassen gewesen sein.
Wir haben schon hervorgehoben,
dass die mercantile Bedeutung unserer
Stadt auf dem Zusammentreffen zweier
Handelswege beruht, eines westöstliohen , welchen die Donau bildet, dessen Waaren aber
sicher auch zu Lande auf der Donaustrasse verfllhrt vmrden, und eines nordsĂĽdlichen, der von
Italien , vom adriatischen Heere zur Ostsee | ging. Nach beiden Richtungen mĂĽssen Strassen fllr den
Handel gebaut, gewesen sein. Gewiss aber sind sie mit den Heeresstrassen, soweit diese in den glei-
chen Richtungen das Standlager durchschnitten haben, nicht zusammengefallen. Es wäre überhaupt
etwas Unerhörtes zwei Handelsstrassen mitten durch eine Festung hindurchlaufen zu lassen, zumal hart an
der vielfach bedrohten Grenze des Reiches ; insbesondere aber ist dies nach der Bauart des römischen
Standlagers nicht anzunehmen. Denn die Donaustrasse bildete, sowie sie in die Festung eintrat, die
Hauptstrasse derselben, die via principalis ; an ihr standen die vorzüglichsten Gebäude des Lagers, auf
der einen Seite das praetorium, auf der andern das forum ; es stand dort die TribĂĽne, von welcher aus
der Commandierende Anreden an die versammelten Soldaten hielt und wo er als Richter das Recht sprach.
Es standen dort die Altäre der Götter und die Feldzeichen. Gewiss haben die Römer diesen elegantesten
und wichtigsten Theil des Standlagers nicht dem täglichen Waarenverkehre eröffnet. Längs der andern
Lagerstrasse, der via praetoria, in welche die von Süden kommende Heeresstrasse einmündete, wäre
der Waarenverkehr , auch wenn ihm das Standlager geöffnet gewesen wäre, nicht möglich gewesen, da
sie nicht in Einem das Lager durchzog, sondern durch Gebäude unterbrochen war, welche auf ihr
1) Dass man im Innern des Baues Legionsziegel gefunden hat, entscheidet nicht für den militärischen Charakter
desselben ; denn sein Kern war, wie gesagt, ans den Bestandtheilen verschiedener älterer dnrch Brand zerstörter Gebände
und aus Inschriftsteinen, aber nicht durchweg aus Legionsziegeln gebaut.
Das Heidenthor bei Petronell. 193
hintereinander aufgerichtet waren, zunächst an der porta decumana das quaestorium und hinter diesem
das forum.
Es mttssen also in der Nähe der Civilstadt zwei Strassen bestanden haben, welche für den Waaren-
Tcrkehr erbaut, ihn nach beiden Richtungen hin mit Umgehung des Standlagers ermöglicht
haben. Die westöstliche muss vor dem Standlager von der Donaustrasse abgezweigt, hinter ihm
herumgefĂĽhrt haben, und konnte erst unterhalb desselben wieder mit der Heeresstrasse zusammen.-
getroffen sein. FĂĽr den nordsĂĽdlichen Verkehrsweg musste ebenso eine eigene Strasse angelegt gewesen
sein, welche die Civilstadt von Garnuntum mit der von Oedenburg heranziehenden Heeresstrasse
direct verband.
Ziehen wir nun durch die Thorwege des Heidenthores, wie es in seiner ursprĂĽnglichen Gestalt
bestand, zwei sich kreuzende Linien und verlängern sie nach allen yier Seiten hin, bis sie die beiden
Heeresstrassen treffen, so erhalten wir in der Richtung von West nach Ost eine Linie, die oberhalb
vom Heidenthor bei Regelsbrunn, unterhalb bei Kittsee auf die Donaustrasse trifft. Die Linie in der
Richtung von Nord nach Sttd trifft auf der einen Seite die Donaustrasse nahe an der Stelle der alten
Gräberstätte, ausserhalb von Petronell, auf der andern die sttdliche Heeresstrasse bei Pamdorf (Vgl.
die halbausgezogenen Linien auf dem Kärtchen, S. 192).
Dass nach diesen Richtungen wirklich Strassen gegangen seien, beweisen auf das BĂĽndigste
das Vorhandensein eines Janus quadrifrons an der Stelle des Heidenthores *) und die Spuren einer
Strasse, auf deren Pflaster oder Unterbau wohl die Steine zu beziehen sind, die Hr. A. Widter am
Bogen 1 Fuss tief unter der Erde aufgefunden hat. Wohin sie liefen, wird schon aus dem Voranbemerkten
klar werden; ihre Ziele können nach beiden Seiten nur die Heeresstrassen gewesen sein, die ja
ausserhalb der Festungen und der strategisch besonders wichtigen Stellen der Grenze zugleich dem
Waarenverkehre dienten. Die nach sĂĽdlicher Richtung sich bewegende Strasse fĂĽhrte in gerader Linie
nach Pamdorf, also zu jenem Puncte, wo ihr die Heeresstrasse aus Italien am nächsten lag, und
völlig parallel mit der alten noch erhaltenen Schanze, die von Petronell über Pamdorf bis an das
nördliche Gestade des ehemaligen Neusiedlersees sich hinzieht. Die andere, die westöstliche Handels-
strasse, zweigte oberhalb Petronell, bei Regelsbrnnn von der Donaustrasse ab, ging durch das
Heidenthor hinter Petronell vorĂĽber und passirte weiter das Thal von Edelsthal, um in gerader Richtung
nach Kittsee zu gelangen. Diese Anlage hatte einen zweifachen Vortheil, den der AbkĂĽrzung des
Weges, indem sie in fast gerader Linie Regelsbrunn mit Kittsee verbindet, während die Donaustrasse
die nördlichen Abhänge der Höhen von Deutsch-Altenburg und Hainburg in einem weiten Bogen
umgehen musste, und ĂĽber Wolfsthal her erst nach Kittsee gelangte. Dann hatte sie den Vortheil
der grösseren Ungestörtheit, indem sie durch die vorliegenden Höhen gegen plötzliche UeberfUlle
geschützt war, und zugleich die Umgehung der militärischen Werke, des Standlagers und des Brücken-
kopfes ersparte, selbst wenn der schmale Uferrand diese möglich gemacht hätte.
Auffallend ist bei dieser Anlage der westöstlichen Handelstrasse, dass sie so weit oberhalb
Petronell, der Civilstadt, von der Heeresstrasse abzweigte. FĂĽr den Waarenverkehr, der nach Petronell
1) Wir müssen, wenn dies anch überflüssig erscheinen möchte, ausdrücklich hervorheben, dass nach den praktischen
Grundsätzen der römischen Bauart ein Janus quadrifrons ohne durchlaufende Wege etwas Undenkbares wäre; dass diese
Wege aber Strassen waren , geht aus der Weite des noch erhaltenen Thorbogens hervor , die der durchschnittlichen Weite
der bekanntesten alten Thore und Strassendurchlässe aus verschiedenen Zeiten, wie wir unten sehen werden, ganz nahe
kommt. In der That, was hätte ein Gebäude, das nur aus Thoren und Thorwegen besteht, für einen Sinn, wenn es abseits
von besuchten Strassen in den Feldern, sti'hen oder nur Feldwege durchlassen wĂĽrde !
X. Jahrg. 1866. 26
194 ^1** Friedrich Keuner.
selbst ging, konnte Ton Westen her die Heeresstrasse an der Donau ganz benutzt werden, indem
das zu umgehende Standlager östlich von Petronell liegt; von Süden herauf genügte die vonPamdorf
direet nach Petronell fahrende Handelsstrasse. FĂĽr den Waarenverkehr^ der von Petronell ausging,
genĂĽgte in beiden Richtungen dieselbe nach Pamdorf fĂĽhrende Strasse, indem erst von der Stelle des
Heidenthores der Waarenzug sich theilte und entweder auf der westöstlichen Handelsstrasse nach
Eittsee ging, oder nach Süden über« Pamdorf geführt wurde. Die Verlängerung der westöstlichen
Handelsstrasse vom Heidenthor bis Regelsbrunn war also für die Givilstadt Camuntum nicht nöthig.
Allein die Anlage des Heidenthores spricht fĂĽr ihr Vorhandensein, sei es, dass sie schon vor Erbauung
desselben bestand, oder erst zugleich mit dem Heidenthor aufgefĂĽhrt wurde ; sei es, dass dies geschah
blos der Symmetrie willen, oder am den Reisenden und dem Waarenzage, der die Givilstadt nicht
berĂĽhren wollte, den Weg nach Pannonien weiter hinab zu verkĂĽrzen, oder weil der Donauhafen der
Givilstadt oberhalb Petronell lag, was wir ja nicht wissen. Waren einmal die beiden Handelsstrassen
bis zum Heidenthor fertig, so war es wahrhaftig eine Kleinigkeit, aber fĂĽr die volle Freiheit und
Bequemlichkeit des Verkehres wichtig, die Strasse noch weiter hinauf, ĂĽber das Heidenthor hinaus
zu führen, ob bis nach Wildungsmauer oder Regelsbrunn, oder bis zu einem näheren Pnncte, ist
gleichgiltig ; wir ziehen sie im Plane bis Regelsbrunn, weil die Verlängerung ihrer Richtung, vom
Heidenthor aus, bei diesem Orte auf die Donaustrasse trifft. Noch heute trennt sich unterhalb Regels-
brunn bei Wildungsmauer eine kleine nach Prellenkirchen fĂĽhrende Strasse von der Donaustrasse ab.
Es kann nicht unbemerkt gelassen werden, wie sehr diese Strassen anläge an jene erinnert,
die aus einer fortgesetzten Reihe von Gräberfunden und der Aufgrabang eines Strassentheiles für
Vindobona, das römische Wien, nachgewiesen werden kann. Dieselben Umstände wie in Camuntum
haben auch hier die Erbauung einer speciell fĂĽr den mercantilen Verkehr dienenden Strasse nothwendig
gemacht, welche in der heutigen Währingergasse, also oberhalb von der Givilstadt von der Donaustrasse
abzweigte und in einem Bogen um das Standlager herumfĂĽhrte, der durch die Schotten- und Hermgasse
ĂĽber den Josephsplatz, die Augnstinergasse , die neae Oper, die Handelsakademie, das KĂĽnstlerhaus
und über den Renn weg ging und in St. Marx wieder auf die Donaustrasse traf, während letztere
die gerade Linie durch die hohe BrĂĽcke, die Wipplingerstrasse, ĂĽber den Hohen Markt (via principalis)
und das Lngeck hin nach St Marx und weiter nach Simmering einhielt ^). Nur sind die Dimensionen
durchaus verschieden, indem in Vindobona die Givilstadt hart an die Militärstadt angebaut war, während
in Garauntum zwischen beiden die Entfernung drei Viertelstanden beträgt. Auch war in Vindobona
nur das Standlager, in Gamuntum aber waren mehrere auf einer weiten Strecke ausgedehnte militärische
Werke zu umgehen, daher auch die Handelsstrasse hier viel länger als dort ist Dieses Ergebniss
aber gewinnen wir aus der Vergleichung beider Anlagen, dass, wenn schon in Vindobona eine das
Standlager umgehende Handelsstrasse gebaut wurde, dies um so sicherer in Gamuntum der Fall gewesen
sein muss, wo der Waarenverkehr ein viel lebhafterer und zugleich die strategische Bedeutung der
ausgedehnten Fortificationslinie eine weit intensivere war als dort
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen, so stellt sich das Heidenthor dar als der Ueberrest
eines Janus quadrifrons, der im Ereuzungspuncte der zwei in Garauntum zusammentrefifenden Handels-
wege errichtet und als deren Durchlass mit zwei einander sich schneidenden Thorwegen versehen war.
Es gewinnt diese Ruine dadurch eine nicht abzuläugnende symbolische Bedeutung. Jene Handelswege
1) Berichte und Mittheilungen des Wiener Altei-thumsvereines, IX. Band, S. 192 f. (Separatabdr. S. 42.)
Das Heidenthor bei Petronell. 195
haben neben der Btrategischeo Wichtigkeit der Stadt am meisten zn der raschen Entwickelang ihres
bttrgerliehen Gemeinwesens beigetragen; indem sie die Waarenzttge ans verschiedenen Weltgegenden
in dieselbe leiteten; sowie Camantum schon vor Ankunft der Römer als norisoher Ort den Knoten-
punct des Verkehres im Wien erbecken gebildet hatte, so blieb dies auch unter den Körnern; ja die
Stadt wurde nun der Mittelpunct für die Ausbreitung der römischen Bildung unter die von allen
Richtungen mit ihren Waaren nach Camnntam kommenden Provincialen ; an dieses Zusammentreffen
der Handelswege werden wir durch das auf ihrem Begegnungspnncte stehende Heidenthor, wie an
einen Brennpunct erinnert, in welchem der Verkehr der Römer, Provincialen und Germanen die
Regsamkeit des Lebens steigerte und den Austausch der Anschauungen beschleunigte , von welchem
eine neue, höhere Bildung aut das Land zurückstrahlte. Es ist ein eigenthttmlicher Zufall, dass von den
Bauwerken des alten Camuntum nur das Standlager und der Janus in beträchtlichen Ueberresten erhalten
geblieben sind, zwei Ruinen also, welche die zwei wichtigsten Sttttzen römischen Lebens in Camuntum
noch heute dem Wanderer ins Gedächtniss rufen. Gemahnt uns der Rest des letztem, das Heidenthor,
an die mercantile Bedeutung der Stadt, an die Handelsverbindung zwischen Römem und Germanen , an
die Arbeit des Friedens, so gemahnt uns das trotzige Mauerviereck an ihre strategische Wichtigkeit, an
den Schutz der Reichsgrenze, an die Arbeit des Krieges.
3. Für die Lösung der Frage um die Zeit der Erbauung unseres Janus bietet dieser in seinen
Verhältnissen nur im Allgemeinen einen Anhaltspunct , insofem als sie auf eine späte Zeit der
Entstehung hindeuten.
Ans der Vergleichung unseres Bogens mit anderen bekannten nämlich erfolgt, dass die Weite
seines Thorganges (18 V} Fuss) dem Durchschnitt sehr nahe kommt, der ftlr zwölf verschiedene
Bauten aus verschiedenen aber bestimmten Zeiten, von deren Thorwegen die Weite bekannt ist \
sich gewinnen lässt; dieser Durchschnitt beträgt 18 Ve Foss, also nur um 4 Zoll mehr, als die Weite
des Thorweges am Heidenthor. Ebenso lässt sich aus den bekannten Angaben über die Höhe der
Thorwege an sieben verschiedenen alten Thorbauten ^) ein Durchschnitt von 28 Fuss feststellen. Auch
diesem Masse kommt das Heidenthor ziemlich nahe, da die Höhe seines Thorweges 24 Fuss beträgt;
1 und 2) Diese Bauwerke sind: Titusbogen vom J. 80 n. Chr. Thorweg 26^4 F. h., 17 F. br. Reber, die Rainen
Roni9 und der Campagne, S. 397, (den Metre zu 38 Wr. Zoll); — sog. Drnsnsbogen, jedenfalls vor Caracalla, Tbor-
weg 22% F. h., 17% F. br. Reber, S. 461; — Trajansbogen in Benevent, Thorweg 16y,o F. br., die Höhe nicht
angegeben. Gailhabaud, Monumens ant. et mod. I.-, — Severnsbogen auf dem Forum in Rom, durch den die \ia
Sacra lief, aus der Zeit 193—211; Thorweg 39 F. h., 23 F. br. Reber, S 102; — Severnsbogen von Hydra, südlich
von Carthago, aus derselben Zeit, Thorweg 19 F. br. Höhe nicht angegeben, vgl. Deutsche Ausgabe von Nathan Dawis
Wanderung durch die Ruinenstädte auf numidischem und carthagischem Gebiete, Leipzig 1865. S. 98; — Gallienus-
bogen V. J. 262; Thorweg 28 F. h. , 23 F. br. Reber, S. 481; — Constantinbogen Thorweg 36»/, F.
h., 20y2 F. br. Reber, S. 423; — Porta Tiburtina v. J. 403, Thorweg 17^2 F. h., 17 F. br. Reber, S. 528; —
Arco di Portogallo, wahrscheinlich um dieselbe Zeit, wie die letztere mit BenĂĽtzung von Bestandtheilen und den
Motiven eines älteren zu Ehren des K. Marc Aurel erbauten Bogens hergestellt; Thorweg 28 V2 F. h., 16y6 F. br. Bellori,
tav. 48 (den Palm zu 8 Wr. Zoll 5V2 Linien gerechnet.) Ausser diesen können noch in Betracht gezogen werden: Die
beiden vierthorigen Jani auf dem römisch'en Forum mit 19 F. breiten Thorwegen (Annali 1353, p. 246, pl. F. G.)
und der Janus quadrifrons auf dem forum boarium zu Rom aus der Zeit des K. Sept. Severus (193—211 n.Chr.)
mit 17 y2 F. breiten Thorwegen (Reber, a. a. 0. S. 343); die Höhe ist von den Thorwegen dieser Bauwerke nicht bekannt.
Die betreffenden Dimensionen an den ähnlichen Bauten von Thevesta (214 n. Chr. erbaut, Rev. arch. 1847, p. 360,
13 F. h., 9 F. br.), Antino6 (description de TEgypte aus K. Hadrians Regierungsepoche (117—138) 95% F. h., 70»/! F.
br.), Carpentrasso (Annali 1838, p. 94, 10% F. br.), Orange (ebenda p. 92, 8^/3 F. br.) und Porta nigra in Trier
(23 F. h, 14 F. br. Schmidt, IL Heft, S. 82) können nicht mit in Betracht gezogen werden , da sie mit den andern verglichen
entweder viel zu klein, oder viel zu gross sind und in beiden Beziehungen als Ausnahmen betrachtet werden mĂĽssen.
26*
196 I>r. Friedrich Kenner.
aber die Abweiohong von dem durchBchnittlichen Masse der Höhe ist viel grosser, als jene vom
Darchsohnitt der Weite , sie ist schon ziemlich bemerkbar. Das Heidenthor ist den Dimensionen des
Thorweges nach verhältnissmässig sehr breit und wuchtig angelegt; der Thorweg scheint etwas
gedrĂĽckt; zumal wenn wir uns den ausgefallenen Oberbau vollkommen erhalten denken, er erscheint
uns für seine Breite zu wenig hoch , ja wir wären versucht zu glauben , dass die Pfeiler unten von
Schutt umgeben und nicht ganz sichtbar seien, dass die PfeilerstĂĽhle noch unter der Erde stecken.
Allein Hr. A. W idter ist bei einer diesfäUigen Nachgrabung schon in einer Tiefe von einem Fuss
auf den alten Boden gekommen, so also, dass man die ganze ursprüngliche Höhe des Thorbogeos
auf nicht mehr als 25 Fuss annehmen darf; zu dem durchschnittlichen Höhenmass fehlen noch immer
3 Fuss, ein Mass, das zwar an sich unbedeutend erscheint, aber bei der AusfĂĽhrung eine sehr
empfindliche Entstellung des harmonischen Verhältnisses zwischen Höhe und Breite bewirkt.
Sehr lehrreich ist fbr diese Erscheinung die Vergleichung des Heidenthores mit dem einthorigen
Arco di Portogallo, der im Ganzen wenn nicht dieselben, doch ähnliche Dimensionen aufweist Bei
einer Höhe von 47 V3 F. und einer Breite von 41 Ve F- *»* ^^^^ Thorbogen 28 V^ F. hoch und 16Vß F.
breit; das Gebäude selbst ist also um 6 Fuss höher als es breit ist; der Thorbogen misst fast 12 Fuss,
oder um Dreiviertel mehr in der Höhe als in der Breite. Dagegen beim Heidenthor, das nach Höhe
und Breite 42 Fuss gemessen haben dĂĽrfte, ist der Thorbogen 24 F. hoch und 1872 ^' weit; das
Gebäude selbst ist also ebenso breit als hoch, der Thorbogen nur um öV, F. oder um ein Drittel
höher als breit. Vergleicht man die Unterschiede zwischen Höhe und Breite sowohl der beiden Bauten
im Ganzen, als auch ihrer Thorbogen , so ergibt sich sehr deutlich, um wie viel breiter der Thorbogen
des Heidenthors im Verhältniss zum ganzen Bauwerk angelegt ist, als jener des Arco di Portogallo.
Das Heidenthor gewährt ausser diesen Dimensionen keine Anhaltspuncte architektonischer Ari^
aus denen auf die Zeit der Erbauung zurückgeschlossen werden könnte; denn von der äusseren
Ausstattung, von den Gesimsen und Ornamenten ist nichts erhalten geblieben, als die kleinen Gesims-
leisten und die wenigen Kragsteine ĂĽber dem Bogen und der Attika, aus denen nichts gefolgert
werden kann. Es bleiben also nur die Masse übrig und wie sehr diese von äusserlichen Umständen
abhängen, in ästhetischer Hinsicht aber Sache der persönlichen künstlerischen Empfindung des
Architekten sind, erhellt von selbst. Dennoch können wir aus ihnen so viel entnehmen, dass der Bau
nicht jene schlanken und harmonischen Verhältnisse gezeigt habe, die wir an vielen andern Bauten
bis an das Ende des II. Jahrhunderts, selbst noch im III., wahrnehmen; sei es, dass seine jetzige
Höhe nur wenig von der ursprünglichen abweicht, oder dass er im Gegentheile um vieles höher
gewesen ist — uns scheint das erstere das wahrscheinlichere, — in beiden Fällen zeigen die
Verhältnisse auf den Verfall der Baukunst hin, im ersten die Wucht der Masse und die gedrückte
Gestalt des Thorbogens, im letzteren der unverhältnissmässig hohe und darum schwer lastende Oberbau.
Es läge nach diesem Merkmal am nächsten auf die Zeit Diocletian's und Constantin's des
Gr., auf das Ende des III. und den Beginn des IV. Jahrhunderts zu denken; die in dieser Epoche
aufgeführten Gebäude, der Palast in Spalato und die sog. Basilika Gonstantins d. Gr. in Rom, zeigen,
wenn man Kleines mit Grossem vergleichen darf, eine ähnliche Wucht und Schwere der Anlage.
4. Noch mĂĽssen wir die Frage berĂĽhren, aus welchem Anlass das Heidenthor errichtet worden sein
mag. Aeltere Archäologen haben es fiir ein Stadtthor, andere für einen der beiden Ehrenbogen gehalten,
welche von K. Angustusnach Unterdrückung der grossen pannonischen Revolution (6 — 9 n. Chr.) dem Tiberius
zuerkannt wurden, — Ansichten, die gegenüber einer genaueren Untersuchung des Monuments nicht
Das Heidenthor bei Petronell. 197
haltbar sind, weil aus ihr hervorgeht, dass das Gebäude in einiger Entfernung ausserhalb der alten
Stadt und in einer viel späteren als der augusteischen Zeit anfgeftthrt worden ist^). Gewiss aber
muss man an einen besonderen Anlass denken. In der Regel wurden solche Bauten znr Feier hervor-
ragender Ereignisse und zum Zeichen besonderer Verehrung einem Kaiser gewidmet, sowohl von
einzelnen Personen, als auch von Zttnften und Gemeinden. Fttr das Heidenthor mttssen wir, da es am
Ereuzungspunct der Handelsstrassen lag und, wie schon hervorgehoben wurde, nicht als ein militärischer
Bau betrachtet werden kann, ein Ereigniss annehmen, das der Gemeinde der Stadt und ihrem Handel
zu Gute gekommen ist, wir mttssen an einen Kaiser denken, der eine fttr die Gemeinde in dieser Hinsicht
gttnstige Verfllgang getroffen haben mag.
Es muss der Errichtung des Baues eine fiir die inneren VerhHltnisse der Gemeinde ungttnstige
Zeit vorausgegangen sein, welche sich dann zum Bessern wendete, sei es durch die Befreiung der
Stadt von feindlichen Einfällen in Folge von Siegen eines römischen Kaisers ttber die Barbaren,
und durch Wiederkehr einer im allgemeinen ruhigeren Zeit oder sei es dorch eine die Stadt speciell
betreffende Massregel eines Kaisers.
Aus der zweiten Hälfte des III. Jahrhundertes fehlen uns ttber Carnuntam alle historischen
Nachrichten, ein Mangel, der aber insofern weniger empfindlich ist, als der Zustand der Stadt eben
wegen ihres Handels mehr als jener von andern Orten des Landes durch die allgemeinen Verhält-
nisse Pannoniens in jener Zeit bestimmt worden ist und als wir uns von diesen wenigstens annähernd
ein Bild machen können. Im Jahre 260 trat Kaiser Gallienus einen Theil von Oberpannonien, damals
das Land zwischen dem Kahlenberge und der Raab, an den Markomannenkönig Attalus ab, der ihm
dafĂĽr seine Tochter Pipa zur Frau gab ; wir vnssen nicht, welcher Theil von Oberpannonien dies
gewesen ist, aber die Wahrscheinlichkeit spricht fttr die zwischen dem Kahlenberge und dem Leitha-
gebirge gelegene Strecke^), die dem Gebiete der Markomannen gerade gegenttber lag, so dass auch
Carnantum in demselben mit einbegriffen war. Wann dieser Landstrich wieder römisch geworden,
lässt sich nur annähernd bestimmen; es dttrfte unter und durch den Kaiser Aurelianas (270—275)
geschehen sein. Zu gleicher Zeit und vielleicht noch mehr als durch die Herrschaft der Markomannen
muss der Handel von Garnuntum und den ttbrigen pannonischen Handelsstädten gelitten haben durch
die Lähmung des Waarenverkehrs im Orient, welche die Raubzüge der Gothen unter Kaiser
Claudius II. (268—270) zur Folge hatten. In der folgenden Zeit wiederholten sich die Einfälle der
Sarmaten nach Pannonien und Mösien. Die Kaiser Probus (276—282), Carus (282—283) und wieder-
holt Diocletian (284—305) hatten harte Kämpfe zu bestehen, um ihre Einfälle zurttckzu weisen. Erst
von dieser Zeit an herrscht ziemliche Rahe, bis zum Jahre 322 und 332, als abermals Beutezttge der
Sarmaten und Gothen den Kaiser Constantin d. Gr. und seinen Sohn Crispus auf das Schlacht-
feld riefen.
Durch die lange Zeit von Gallienus bis Constantin's Tod (260 — 337) gab es also nur 17 Jahre
einer leidlichen Ruhe im Land, in welchem der zerrttttete Zustand einer Handelsstadt an der Donau
sich bessern konnte, eine kurze Frist der Erholung von den schweren Folgen, welche die Ereignisse
an der Grenze fttr sie gehabt hatten.
1) Vgl. Frh. V. Sacken Sitzangsberichte IX. 701.
2) Die andere HKlfte von Oberpannonien, die im Norden durch die Schttttinsel begrenzt ist, bestand znm grösseren
Theile in den desertis Bojonun und lag den Markomannen schon zu weit östlich, als dass ihr Besitz den König Attalas
EU dem schmlUüichen Franenhandel hätte verlocken können«
198 ^r. Friedrich Kenner.
Nach einer Notiz des ZoBimns ^) hat sich E. Diocletianas zu jener Zeit (307) in Camnntam
aufgehalten; als er schon von der Begierang zurflokgetreten war. Maximianns Hercalens^ sein frttherer
Hitregent, der zagleieh mit ihm abgedankt hatte, aber bei geänderten Verhältnissen lüstern geworden
war, sich wieder mit dem Purpur zu bekleiden, wollte ihn hier bereden, dasselbe zu thun. Auch
frĂĽher hin scheinen sowohl er selbst, als auch Galerius, dem bei der Theilung des Reichs (805)
lUyricnm zugefallen war, sich in Carnuntum aufgehalten zu haben: auch ist es bekannt, dass Die-
cletian eifrig daran arbeitete, die Festungen an den drei GrenzflĂĽssen Euphrat, Rhein und Donau
wiederherzustellen, was ohne Zweifel auch in Carnuntum geschah und dieser Stadt einen neuen Halt
geben musste. Hält man noch dazu, dass derselbe Kaiser die Sarmaten und Gothen zu verschiedenen
Malen besiegt und über die Reichsgrenze zurückgewiesen hat, so kann nicht geläugnet werden,
dass die allgemeinen Verhältnisse von Pannonien unter seiner Regierung seit langem zum ersten
Male befriedigend waren und einer auf den Frieden angewiesenen Handelsstadt den Anlass bieten«
konnten, die gĂĽnstige Wendung ihrer Geschicke dureh ein entsprechendes Denkmal zu feiern. Allein
i
wir sind weit entfernt, die Regierungsepocbe dieses Kaisers bestimmt als die Zeit der Erbauung des
Heidenthores hinzustellen. Es kann dies auch später unter der Regierung Constantin d. Gr. geschehen
sein, als die Wiederbelebung des Handels von Carnuntum einen stetigen Fortschritt nahm, es kann
ja auch ein specieller Anlass fĂĽr die Gemeinde eingetreten sein, das Denkmal zu errichten ; wir dĂĽrfen
uns an jene VerfĂĽgung Constantin's erinnern, welche ein Denkmal in Toplice verewigt. Er stellte die
OflTentlichen Bäder (Aquae Jasae), die durch Feuer zu Grunde gegangen waren, wieder her und
gestattete dem Orte eine Art von Wochenmarkt alisonntäglich durch das ganze Jahr zu halten^).
Aehnliches konnte auch fĂĽr Carnuntum geschehen sein. Im Jahre 323 hielt Constantin sich zu Sabaria (Stein-
amanger) auf, um die Unternehmung gegen die Sarmaten vorzubereiten und erliess an diesem Orte eine
Verordnung ĂĽber die Ungiltigkeit von Edioten und Constitutionen, die mit keinem Datum (Tag und
Consulat) versehen wären ^). Möglicherweise hat er damals auch die Angelegenheiten der benach-
barten Stadtgemeinden geordnet und ihrem Vermögensstande, der durch vorangegangene Verfügungen,
namentlich die Einziehung der GemeindegĂĽter, sehr gelitten hatte, durch besondere VergĂĽnstigungen
aufgeholfen. Derartige Conjectnren Hessen sich noch mehrere aufstellen, die alle vorzĂĽglich nur die allge-
meine Sachlage jener Zeit ^um Grunde haben, aber zu einer prägnanten Bestimmung aufs Jahr nicht
fitfaren wĂĽrden. Daher mĂĽssen wir uns mit dem Vorgebrachten begnĂĽgen und die Regierungsperiode der
Kaiser Diodetian und Constantin's d. Gr. als jene Zeit angeben, in welche der Bau des Heidenthores
mit der meisten Wahrscheinlichkeit verlegt wird, zumal als auch seine Dimensionen auf sie hinweisen.
Es bleibt nur noch übrig einen Blick auf eine spätere Zeit zu werfen, in der abermals eine
Gonstellation der Verbältnisse für unsere Stadt eintrat, die es wahrscheinlich machen könnte, dass
ihr der Janus von Carnuntum angehöre, was aber .nicht der Fall ist. Im letzten Drittel des IV. Jahr-
hunderts war Carnuntum wieder aufgeblĂĽht, aber nur fĂĽr eine kurze Zeit, da es bei dem grossen
Einfalle der Quaden um 375 mit anderen pannonischen Städten zerstört wurde. K. Valentinian eilte
von Treviri (Trier), wo er die Kunde von den Vorgängen an der Donau erhielt, nach Carnuntum und
stellte die Festung wieder her; ja er hielt sich drei Monate hier auf, um die RĂĽstung zu einem
gewaltigen Krieg gegen die Quaden zu leiten und erliess von hier aus eine im codex Theodosianas
1) II. 10.
2) Orelli 508; Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen XXXI V, 253.
3) Freih. von Sacken a. a. 0. IX. 676 und Codex Thopdos I. lit. 1 1, IP.
Das fieidenthor bei Petronell. 199
erhaltene Verordnung^). Das vorangegangene Faetam der Z^störnng könnte nan auf den Gedanken
bringen, dasB damals and etwa dem genannten Kaiser za Ehren unser Janus errichtet worden sei. Allein
die Sorgfalt Valentinian's bezog sich nur auf Wiederherstellung der militärischen Werke von
Camuntum, die er als Sttttzpunct ftlr die Operationen gegen die Quaden betrachtete. Von einer Wie-
dererbauung der bĂĽrgerlichen Stadt, von einem Wiederaufleben derselben in dem Sinne, dass sie auch
nur annähernd die irtthere mercantile Bedeutung wieder gewonnen hätte, ist fortan keine Rede mehr.
Der kleinen verarmten Ortschaft, die im Umfange der alten Stadt sich um den Beginn des V. Jahr-
honderts mag entwickelt haben, können wir einen solchen Bau, der im Grunde nur ein Luxusban
ist, nicht zutrauen.
Wir können unsere Betrachtung des Heidenthores nicht schliessen, ohne den Wunsch auszu-
sprechen, dass dieses älteste Bauwerk im Lande Oesterreich und in der Nähe Wiens vor dem fort-
schreitenden Verfalle geschützt werden möge. Durch gemeinsame und rühmliche Erinnerungen an die
frĂĽhesten Epochen ihres Bestandes sind Vindobona und Garnuntum verbunden; sie waren die zwei
zusammengehörigen, einander unterstützenden grossen Bollwerke der Cultur des Alterthums, welche
von den Römern den Germanen im Marchfelde entgegengestellt wurden, es waren beide nach Beruf
und Erlebnissen Schwesterstädte im wahren Sinne des Wortes. Haben die geschichtlichen Ereignisse,
hat der Gang des modernen Weltverkehres heutzutage die eine von beiden ĂĽber die andere, ehedem
berĂĽhmtere, so hoch gestellt, wie heute Wien ĂĽber Petronell steht, so stĂĽnde es nach unserer Meinung
der Kaiserstadt gut an, die letzten Ueberreste, die Zeugnisse aus der blĂĽhenden Vergangenheit des
kleinen Marktes Petronell zu beschĂĽtzen und zu ehren, um so mehr, als ja auch sie aus kleinen
Anfängen gross geworden ist und dabei alle baulichen Denkmäler römischer Zeit — den Adelsbrief
ihres alten Bestandes — eingebüsst hat
]) IX. tit. 1. de Hccusat. leg. XII.
ĂśBER DAS RĂ–MISCHE HEERWESEN IN PANNONM
IM ERSTEN CHRISTLICHEN JAHRHUNDERT.
VON
JOSEPH ASCHBACH,
k. k. Profesaor.
im October des Jahres 1864 wurde bei dem Canalban aaf dem Hoben Markt in Wien ein
römischer Ziegelstein ausgegraben mit dem Legionsstempel LEG XIII GERVFIN.
Dieser Stein ^-der jetzt im Besitz des Hm. Anton Widter dahier sieh befindet, liefert einen
nenen Beweis, dass schon im ersten christlichen Jahrhundert zn Vindobona ein römisches Standlager
gewesen und die 13. Legion daselbst zeitweise ihre Station gehabt hat.
Eine nähere Erörterung zu geben über die Zeit, wo die genannte Legion in Vindobona ihr
Standquartier hatte, und ttber die Bedeutung der den Chiffern LEG XIII beigefĂĽgten Buchstaben GERVFIN,
sei zunächst Gegenstand der nachfolgenden Besprechung. Es werden dann noch einige allgemeine
Notizen ttber die Legionen und militärischen Einrichtungen der Römer in der Provinz Pannonien
beigefligt werden.
Die Leg. XIII gehörte zu den stehenden Truppenkörpern, welche Kaiser Aagustus zur Vertheidigung
des römischen Reiches meist in den Grenzländern aufstellte. Ausser fünf Legionen, welchen zur Bewachung
die morgenländischen Provinzen angewiesen waren, errichtete er zwanzig Legionen fUr den Occident, die
in bestimmten Standlagern stationirten. Die abendländischen Legionen waren mit den Nummern I
bis XX bezeichnet und führten gewöhnlich ausser der Zahlbezeichnang noch einen oder den andern
Beinamen. Da manehe von den Augusteischen Legionen aas zwei frĂĽher bestandenen in eine Legion
verschmolzen worden waren, so gab man diesen die Benennung Gemina. Solche Doppellegionen
waren die X., XIII. und XIV.
Es ist wahrscheinlich, dass unsere Legio XIII Gemina einen Theil der alten 13. Legion in sich
aufgenommen, welche in der Schlacht bei Actium fĂĽr Octavianus gegen Antonius stritt und jenem zum
Siege verhalf. Kaiser Augustus bestimmte zuerst der Leg. XIII das^ Standlager zu Mognntiacum in
Obergermanien, in welcher Provinz auch noch die Legionen XIV , XV und XVI lagen. Mit diesen
vier Legionen vornehmlich machte Drusus seine berĂĽhmten Kriegsztfge nach Niederdeutschland, welche
ihn bis ttber die Weser an die Elbe fĂĽhrten.
Als später Varus die grosse Niederlage im Teutoburger Wald erlitt und mit ihm die Legionen
XVĂĽ, XVin und XIX zu Grunde gingen, stand unsere Legio XIII Gemina mit der 14. Legion unter dem
Oberbefehle des Neffen von Varus, des Legaten L. Asprenas, in Moguntiacum und sie hatte die
Rheingrenze gegen die unter des Arminius FĂĽhrung vordringenden Germanen zu schĂĽtzen.
Ueber das rĂĽmische Heerwesen in Pannonieu. 201
Al8 nach des Aagastns Tod die acht rheinischen Legionen sieb gegen dessen Nachfolger Tiberins
in meuterischer Weise erhoben , war die 13. Legion eine der ersten, welche zum Gehorsam zartlck-
kehrte. Es befehligte sie damals G. Silins. Sie verblieb sodann einige Decennien faindarcb bis in die
Zeit Nero's in ihrem alten rheinischen Standlager. Spuren von diesem Aufenthalte unserer Legion in
Moguntiacum haben sich in ihren Steininscbriften und Ziegeln ; welche in und um Mainz in grösserer
Anzahl gefunden wurden , erhalten. Tacitus benennt die Legion nur einmal mit dem Beisatz Gemina,
sonst nur mit der Zahl; die Inschriften und Legionsstempel auf den Ziegeln fUgen gewöhnlich Gemina
bei, manchmal auch noch die Ziffern P F, d. i. Pia Fidelis.
Erst gegen Ende der Regierung Nero's, als dieser Kaiser mehrere Donaulegionen zu einem Kriege
im Oriente verwendete (um 66 n. Chr.), wechselte die 13. Legion ihr Standlager. Sie verliess den Rhein
und kam nach Pannonien, wo sie zuerst in Poetovio (Pettau an der Drau) ihr Standquartier
erhielt, um von hier aus nach allen Richtungen eben sowohl zum Schutz von Pannonien wie auch
zur Vertheidigung Noricums und Dalmatiens verwendet werden zu können. In Pannonien hatten seit
der Zeit des Augustus bis zu des Kaiser Claudius Regierung die beiden Legionen VIII Augusta
und IX Hispanica gestanden; erst als Claudius seine Eroberungen in Brittannien gemacht und dort
einigen Legionen ihre Standquartiere anwies, wurde die Leg. IX Hispanica von der Donau weg auf
die brittische Insel verlegt. Die LĂĽcke, welche dadurch im Exercitus Pannonicus entstand, ersetzte
dieser Kaiser durch die Leg. XV Apollinaris, welche vom Rhein nach Carnuntum kam. Schon
ftOher in der Zeit des grossen pannoniscben Krieges war sie auf einige Zeit nach Pannonien gekommen,
hatte aber unter Tiberius wieder am Rhein ihr Standlager erhalten.
Bei den Kämpfen Otho's mit Vitellius um den Kaiserthron, in welchen letzterer die rheinischen
Legionen auf seiner Seite hatte, ergriff die 13. Leg. mit dem pannonisoh-illyrischen Heere Partei fĂĽr
Otho; sie focht unter ihrem Legaten Vedius Aquila auf das tapferste in Oberitalien in der Schlacht
bei Bedriacum , jedoch ohne gltlcklichen Erfolg. Der Sieger Vitellius erhielt nach dem Tode Otbo's
die Anerkennung der illyrischen Legionen und die Legio XIII wurde, nachdem sie einige Zeit zum
Bau des Amphitheaters in Cremona verwendet worden war, nach Pannonia in ihr Standlager Poetovio
zurflckgesendet. Kaum war sie daselbst angekommen, so entbrannte von neuem der Krieg gegen
Vitellius , der an Vespasianus , welchen die orientalischen Legionen zum Kaiser ausgerufen^
einen mächtigen Rivalen bekommen hatte. Die illjrischen Legionen erklärten sich bald fttr Vespasian
und unsere 13. Legion mit dein pannonisch-illyrischen Heere drang zum zweitenmal in Oberitalien ein.
Die Schmach der frühem Niederlage wurde durch einen glänzenden Sieg ttber die Vitellianer ausgetilgt ;
dem Kaiser Vespasianus war die Herrschaft errungen.
Indem der neue Kaiser bei den Rheinlegionen, welche ihm entgegen gewesen waren, viele
Veränderungen vornahm, manche auflöste, andere in neue Standlager versetzte und ihnen neue Namen
gab , erwies er sich den Donaulegionen fĂĽr die geleisteten Dienste dankbar und zeichnete sie in
mancherlei Weise ans. Unsere Legio XIII Gemina wurde zwar wieder nach Pannonien zurĂĽckgesendet,
aber nicht mehr in ihr altes Winterlager Poetovio; es ward dieses aufgelassen; das frĂĽhere
Sommerlager Vindobona wurde ihr als Standquartier angewiesen ; zugleich mit ihr war anfänglich
die Legio VII Galbiana, welche aber bald nach Spanien verlegt wurde, nach Pannonien gekommen.
Die Leg. VIII Angusta nebst der Leg. XV Apollinaris hatte unter Vespasian Pannonien verlassen
und beide waren anfänglich nach Mösien gekommen, doch blieben sie daselbst nicht lange: die
8. Legion erhielt bald ihr Standlager am Oberrhein zu Argentoratnm (Strassburg), die 15. wurde nach
X. Jahrg. 1866. 27
202 Ueber das römische Heerwesen in Pannonien.
Asien gesendet. Da vom Rhein her erst die Leg. II Adjutrix, dann die Leg. X Gemina in die
pannonischen Standlager Vindobona, Garnantnm und Bregetio vertheilt wurden , so bildeten unter
Vespasianus nnd seinen Söhnen Titas nod Domitianus die drei genannten Legionen den Exereitus
Pannoniae. Es gehörte dazu eine Anzahl Reiterregimenter und Hilfscohorten, welche von verschiedenerlei
Völkerschaften zu den Legionen als Auxiliartruppen gestellt wurden. Indem die Legionen nur
aus römischen Bürgern gebildet waren, bestanden die Hilfstruppen ans einem bunten Völkergemisch,
welche aber von römischen OfGcieren befehligt wurden; zu jeder Legion gehörten zwei Alae oder
Reiter-Regimenter (jedes von 500 Pferden) und 4 bis 6 Cohorten Fussvolk (die meisten zu 500, manche
zu 1000 Mann). In der Zeit als die Legio XIII Gemina inVindobona ihr Standlager hatte, lagen unter
der Regierung des Titas in Pannonien 4 Alae meist spanischer und gallischer Reiter und 13 Gehörten
Fussvolk aus den Alpenländem, aus Noricum, aus Rhätien, Illyrien, Thracien^ ferner aus Spanien und
Britannien, endlich auch aus Palästina.
Wenige Jahre später (85 n. Chr.) unter Domitian, wo eine weitere Legion mit den gewöhnlichen
Hilfstruppen hinzukam, werden auch arabische Reiter nnd gallisches und lusitanisches Fussvolk genannt.
Dagegen dienten die in Pannonien einheimischen Kriegs Völker ausserhalb des Landes in
den römischen Heeren. Wir finden pannonische Reiterschaaren und Cohorten Fussvolk fast in allen
römischen Grenzprovinzen : in Rhätien und in den untern Donauländem, am Rhein und in Britannien,
in Nordafrica, Aegypteu und Armenien. Es war eben römischer Grundsatz, dass die Provinzialen
desto besser in Abhängigkeit erhalten werden könnten, je mehr ihre Eriegsmannschaften in den von
der Heimat entfernten Provinzen stationirten.
Die Legio XIII Gemina verblieb nur bis zum Anfang der Regierung Trajan's (ungefähr bis
100 n. Chr.) in Pannonien: sie wurde von dem genannten Kaiser im dacischen Kriege verwendet.
Sie kehrte nicht mehr in ihr altes Standquartier znrĂĽck, sondern erhielt ein neues in der Provinz
Dacien (im Lande SiebenbĂĽrgen) zu Zarmizegethusa oder Ulpia Trajana (dem heutigen Varheli)
und später zu Ratiaria an der Donau (dem heutigen Arzer Palanka). Erst gegen Ende des 4. Jahrhun-
derts kam ein Theil der Legion nach Aegypten ; wir finden daselbst im 5. Jahrhundert ihr Standlager
in der Nähe von Memphis zu Babylon am Nil. Die Legion verschwindet dann ganz aus der Geschichte.
Aus der gegebenen Ăśbersichtlichen Geschichte unserer 13. Legion wird erhellen, dass, wenn
noch Spuren von ihr in Wien aufgefnuden werden, diese Denkmäler aus dem ersten christlichen Jahr-
hundert, und zwar aus der Zeit von den Jahren 71 — 100 n.Chr. herrühren müssen, da nur in diesem
Zeitraum die Legion ihr Standlager in Vindobona gehabt hat. Es ist somit das Alter des
in Wien ausgegrabenen Ziegelsteins mit dem Legionsstempel LEG. XIII GERVFIN
darnach zu bestimmen.
Was die nähere Bezeichnung der 13. Legion betrifft, so führt sie in Inschriften und Münzen
stets den Beinamen Gemina, der oft nur durch den Buchstaben G, oder die Silbe GE, auch GEM
angedeutet ist. Die Benennung Germanica ist eine falsche Lesung. Sehr häufig hat sie auch die
weiteren Beinamen Pia Fidelis, welche oft nur durch die zwei Buchstaben PF augedeutet werden.
Solange sie in Vindobona lag, konnten ihr die nach spätem Kaisern gegebenen Beinamen Antoniniana
(nach Antoninus Caracalla), Severiana (nach Alexander Severus), Gordia na (nach Gordianus III.)
nicht zukommen. — Aus der unrichtigen Lesung auf einer Steininschrift „Leg. XIII VAL (eria)
VICTR (ix)^ hat man weitere Beinamen der 13. Legion gewinnen wollen; allein es 'muss hier statt
LEG XIII gelesen werden Leg. XX, welche den Beinamen Valeria Victrix fĂĽhrte.
lieber das rOmische Heerwesen in PannoDien. 203
Anerkannt unechte Inschriften legen der 13. Legion auch die Beinamen Angusta; Rapax und
Ulpia bei^ welche keine weitere BerĂĽcksichtigung verdienen.
Das gewöhnliche Zeichen der 13. Legion war ein Adler, das viele Legionen hatten^ aber
sie fĂĽhrte noch als besonderes Emblem auf Mdnzen eine Victoria vor einem liegenden
Löwen. Es bezog sich das Bild des Löwen auf ihren Stifter, den Kaiser Augnstus. Da dieser
seine meisten Siege im Augustmonat erfochten^ so nannte man nicht nur den Monat Sextilis, nach
seinem Namen, sondern bezeichnete den Kaiser auch selbst mit dem Stembilde des Löwen, in welches
zu der heissesten Jahreszeit die Sonne eintritt.
Es erflbrigt noch von dem auf unsern Ziegelstein befindlichen Worte, RVFIN zu sprechen und
seine Erklärung zu geben.
Ein Beiname der Legion kann nicht darin versteckt sein. Das Wort findet einfach seine
Erklärung darin, dass nicht selten die Besitzer von grossen Ziegelbrennereien bei Legionsstandlagem
ihren Namen auf dem Legionsstempel beifUgten, gewöhnlich nur in einem, manchmal auch in zwei
Worten. Hier hiess der Ziegelbrennereibesitzer Kufinus. So kommen am Niederrhean bei dem römi-
schen Legionslager Vetera (Xanten) gefundene Ziegelsteine mit den Legionsstempeln der Legio
sexta Victrix vor, wo sich die Namen der Ziegelbrennereibesitzer Jul (ins), Val (erius) Secund., Ottidius
Severus beigefügt finden. Auch die römischen Töpfer pflegten so auf den Thon-Gefässen ihren Namen
aufzudrucken, manchmal mit BeifĂĽgung des Gonsulatjahres.
Die Legionsstempel waren in der Regel eine Art Stampiglien, aber die Römer gebrauchten
auch nicht selten zum Aufdruck auf die Ziegel, ehe sie gebrannt wurden, einzelne bewegliche Buch-
staben, welche in bestimmten Formen zusammengefügt waren. Dieses Verfahren lässt sich daraus
ersehen, dass öfter auf den Ziegeln einzelne Buchstaben in Wörtern durch Versehen in verkehrter
Stellung vorkommen. Man war bei den Impressuren der Ziegel ziemlieb nahe der Erfindung der Buch-
druckerkunst gekommen, da bewegliche Lettern zum Druck verwendet wurden.
Was die anderen Legionen, welche im ersten Jahrhundert in Pannonien lagen, betrifft,
so haben sich von der VIII Augusta, IX Hispanica und VII G.albiana nur wenig Spuren aus
dieser Zeit erhalten. Auch kamen, wie bereits angegeben ist, diese Legionen bald in andere Länder,
die 8. Legion an den Rhein nach Argentoratum, die 9. nach Britannien, die 7. als Septima Gemina
nach Spanien. Von den Legiones Geminae mit den Nummern X und XIV, und den Legiones
adjutrices mit den Zahlen I und II ist schon anderwärts ausführlich gesprochen worden; auch
sind diese vier Legionen erst um Trajan's Zeit nach Pannonien gekommen.
Es bleiben von den pannonischen Legionen des ersten Jahrhunderts nur noch zwei zu bespre-
chen ĂĽbrig, die Leg. XV ApoUinaris und die Leg. XXX Ulpia Victrix, von welchen bei
Petronell Ziegel mit Legionsstempel gefunden worden sind.
Auch von der Leg. IV Pia soll ein solcher Stempel bei Carnuntum ausgegraben worden sein,
doch ist die richtige Lesung zu bezweifeln. Die Legio IV .Scythica hat allerdings unter des
Tiberius Regierung an der untern Donau gestanden; sie war aber, so viel wir wissen, nie in Panon-
nien stationirt. Auch die Legio IV Fla via, welche von Vespasian an der Stelle der IV Mace-
donica errichtet worden, hatte ihr Standlager in Mösien, aber es ist nicht bekannt, dass sie jemals
in Carnuntum gelegen und den Beinamen Pia geführt habe. Sie wird gewöhnlich Flavia Felix genannt,
auf Mtlnzen erhält sie manchmal den Beinamen Pia, aber nicht ohne den Zusatz Fidelis. Ueberhaupt
bekamen alle Legionen, wenn zum Andenken an ihre treue Anhänglichkeit auf sie Münzen geschlagen
wurden, die Prädicate Pia Fidelis.
27*
204 Ueber das römische Heerwesen in Pannonien.
Was nun die Leg. XV ApoUinari» angeht, so gehörte diese früher za den RheinlegioBen,
zuerst stand sie in Ober-, dann in Niedergermanien. Bei seiner Expedition naeh Britannien, erriohtete
Kaiser Clandins eine zweite 15. Legion und gab ihr den Beinamen Primigenia, seit dieser Zeit wohl
erhielt die alte 15. Legion den Beinamen Apolliuaris, nach dem femhintreffenden Gotte Apollo, der
plötzlich Tod nnd Verderben mit seinen Geschossen verbreitet. Ihre Legionsstempel geben selten das
Wort ApoUinaris aasgeschrieben. Es wird angedeutet durch die AbkĂĽrzungen APOLL, oder APO und
AP, ja selbst durch den einzigen Buchstaben A. Tacitus bezeichnet die Legion einfach mit der Zahl,
nie mit dem Beinamen.
Unsere Leg. XV ApoUinaris war um das Jahr 43 vom Rhein nach Pannonien versetzt worden,
wo sie schon frĂĽher bei des Tiberius Regierungsantritt kurze Zeit gestanden hatte. Unter Kaiser Nero
kämpfte sie in Asien gegen die Parther und im jüdischen Krieg, den Titus führte , war sie bei der
ErstĂĽrmung Jerusalems, worauf sie nach Pannonien zurĂĽckkehrte. Unter Vespasian lag sie in Carnun-
tum und später in Mösien, von wo sie noch vor Trajan's Zeit nach Kappadocien an die armenische
Grenze versetzt wurde. Hier hatte sie Jahrhunderte hindurch ihr bleibendes Standlager. Die Ziegel,
welche von unserer Legion bei Petronell gefunden worden , mĂĽssen demnach aus dem ersten Jahrhun-
dert herrĂĽhren.
Sehr merkwĂĽrdig ist der grosse bei Petronell ausgegrabene Ziegelstein mit dem Legionsstempel
LEG XXX. V. V. (leg. trigesima Ulpia Victrix). Es ist bekannt, dass Kaiser Trajan diese Legion
erst errichtet und ihr das Stationslager Vetera (bei dem heutigen Xanten) am Niederrhein angewiesen
hat, welches sie soviel wir wissen nie mit einem andern Standquartier vertauschte. Von dieser Legion
finden sich. auch zahlreiche Ziegel und Steininsohriften am Niederrhein, welche alle der trajanisohen
oder nachtrajanischen Zeit angehören. Von ihrem Aufenthalt in Pannonien erzählt uns kein Schrift-
steller. Nichts gibt davon Kunde, wenn nicht der eben angefĂĽhrte Ziegelstein, der bei Petronell
gefunden worden ist. Es lässt sich darnach die Behauptung aussprechen, dass Kaiser Trajan, während
der dacischen Kriege, wo er die pannonischen Legionen an die untere Donau zog, der neuerriohteten
30. Legion auf kurze Zeit das Standlager Camuntum anwies , ehe er sie in ihr eigentliches Lager
Vetera an den Niederrhein schickte.
Das Land Pannonien, welches vor Kaiser Trojan eine ungetheilte Provinz war, hatte
ziemlich bestimmte Grenzen: im Norden und Osten war es von der Donau umflossen, Vindobona
war die äusserste Grenzstadt im Nordwesten, nnd im Südosten war es Sirmium (Mitrowitz), die Süd-
grenze bildete die Save, im Westen schieden es von Noricum die norischen Gebirge, von Celcja bis
Vindobona. Durch das Land führten einige grosse Militärstrassen, wodurch die Centralisation der
Miltär-Gewalt und der Verkehr ungemein erleichtert wurde. Diese Heerstrassen waren gemauerte hoch-
gelegene Chausseen von grosser Dauerhaftigkeit, wovon sich hie und da bis auf den heutigen Tag noch
Spuren erhalten haben. Die eine grosse Militärstrasse, welche von Vindobona bis Sirmium am rechten
Donaunfer lief, ging über die Legionsstationslager Carnuntum (Petronell), Bregetio (Neu-Szöny unweit
Gran) und Acinqnum (Ofen); sie bildete einen Theil des grossen Donau-Strassenzugs oder Donau-
Limes, der von Regensburg bis zum schwarzen Meere sich erstreckte.
Die zweite Hauptmilitärstrasse, welche die nächste Verbindung mit Italien unter-
hielt, ging mitten durch das Land. Sie fĂĽhrte vom adriatischen Meere, von Aquileja ĂĽber Aemona
(Laibach) nach Geleja (Gilli) an die Save, den sĂĽdlichen pannonischen Grenzfluss, dann nach Poetovio
(Pettau) an der Drau. Von hier zweigte sich ein Weg östlich nach Sirmium an die Donau ab , durch
Ueber das römische Heerweseu in Pannonien. 205
das von der Drau und der Save elDgeschlossene Mesopotamien. Die Hauptstrasse aber lief in nörd-
licher Richtung mitten durch Pannonien ĂĽber die Mnr, Raab und Leitha zu den Donaulagem.
Knotenpunkte auf dieser Strasse waren: Alicanum (Radkersbnrg an der Mur), von wo ein Weg
nach Acinquum abzweigte^ Sabaria (Steinamanger) ; von wo auch eine directe Verbindung nach
Bregetio führte, endlich Scarabantia (Oedenburg). Von hier aus führte ein nördlicher doppelter
Strassenzug an die Donau, der eine ĂĽber Aquae (Baden) nach Vindobona, der andere ĂĽber
MĂĽden um (unweit dem heutigen BrĂĽck an der Leitha) endigte in dem pannonischen Hauptlager
Garnuutum.
Die Bewegungen der Legionen und ihre leichte Verbindung unter ihnen unterhielt eine Flotte
auf der Donau, deren Hauptstationen bei Vindobona, Garnuntum, Bregetio und Aquincum sich
befanden, sie beherrschte den Fluss und bewachte die Bewegungen der feindlichen Grenzvölker, wenn
sie Miene machten, den Strom zu ĂĽberschreiten.
Ganz Pannonien stand unter einem kaiserlichen Legaten mit Gonsular-Rang, der als
Stellvertreter des Kaisers über die volle Militärgewalt und zwar sowohl über die bürgerlichen Streit-
kräfte der Legionen, wie auch Ober die der Auxiliartruppen und die Flotte verfligte. Ihm anmittelbar
untergeben waren die einzelnen Legionslegaten und die Präfeoten der Bundeskriegsvölker. Der kaiser-
liche Legat stand aber auch zugleich au der Spitze der Givilverwaltung oder Provincial-Administration,
und in dieser Beziehung war ihm der Procurator (frĂĽher Quaestor des Proeonsuls), der das Steuer-
wesen besorgte, untergeordnet.
Hatten die Legions-Legaten ihren Sitz in den grossen befestigten Grenzlagem, so ging die
Leitung der obersten Provincial-Regierung meist von einer im mittleren Lande gelegenen
Goloniestadt aus, früher von Poetovio, später von Sabaria — zuletzt wohl von Garnuntum.
Es gab in Pannonien wie in andern römischen Provinzen zweierlei Arten von Städten, welche den
Römern meist ihre Entstehung, oder doch jedenfalls ihre Vergrössemng und Erweiterung verdankten. Die
Golonien wie die Mnnicipien hatten eine der Hauptstadt Rom analoge städtische Einrichtung
einen Senat oder ordo Decurionum mit Dnoviri oder Quatnorviri als Gonsuln an der Spitze. Im Ganzen
hatten die Golonien eine strengere Militär-Einrichtung und waren auch inniger mit dem römischen
Staatswesen verbunden , indem sie von ausgedienten Legionären (Evoeati oder Veteran
genannt), bewohnt waren: die Municipia befanden sich häufig bei den Quartieren oder den Stationen
der Anxiliartruppen. Wenn diese 25 Kriegsjahre gedient hatten, wurden sie mit dem römischen Bür-
gerrechte beschenkt und die Neubflrger siedelten sich dann gewöhnlich in der Nähe der Station, wo
sie früher gelegen waren, an: anch wnrden ihnen in der Regel zum Anbau Ländereien überwiesen.
Von diesen Ansiedlungen in Golonien und Manioipien wurde die römische Gultnr im Lande verbreitet,
nicht nur wnrden neue Strassen angelegt, Sümpfe ausgetrocknet, Wälder ausgerottet, sondern auch
Aecker bebaut, mancherlei Gewerbe eingefĂĽhrt, Fabriken gegrĂĽndet und der Weinbau cultivirt.
Eine der frühesten Militär-Golonien in Pannonien war Sabaria, welche Kaiser Glaudius angelegt
hatte, später wurden zu diesem Range erhoben : Sirmium , Garnuntum nnd Aquincum. Vindobona,
Bregetio, Scarabantia und andere pannonische Städte waren nur Municipia. Wenn der römische
Geschichtsohreiber Vellejus Paterculus davon Erwähnung macht, dass bei den Pannoniern allgemein
die lateinische Sprache verbreitet gewesen, so kann er unter diesen ohne Zweifel nur die Bewohner
der Golonien und Mnnicipien -Pannoniens gemeint haben, nicht die Bevölkerung der Provinz überhaupt.
BEITRAGE ZUR GESCHICHTE VON SCHWALLENBACH
i. F. KEIBLIITGEB,
Uie intereasantea Bescfareibungen , welche der Herr Gnstoa Eduard Freiherr vod Sacken ia
den Berichten und Mittheilnngen des Alterthuma-Veremes zq Wien, V.Band, Seite 111, nnd ein Unge-
nannter, mit . . . m . . . Unterzeichneter in den Mittheilnngen der k. k. Gentral-CommisBion zur Erfor-
schung und Erhaltung der Bandenkmale , XII. Jahrgang, Januar und Pebrnar, Seite I— III, letztere
mit flinf vortrefflichen Illustrationen '), geliefert haben, durften wohl in manchem Leser das Verlangen
1} Hit Qenehmtgrung der Kedsction der Hitthei Innren der k. k. Central-Commigsioa und des Autors geben wir im
Nachfolgendeu eineD Auszug dieses Auüutzes und sind in der angenehmen Lage auch die erwähnten fUnf lUuBtrattonen
beigeben za kflnnen. Vor allem mUsseo wir für die Bewilligung zur Benützung der bezüglichen Holzstöcke der IGbl.
k. k. CeDtral-Commisaion bestens danken.
Der Baacharsktflr der Kirche dent«t auf die zweite UKUte de« XV. JabrbuDderts. Die Kirche (Fig. 1) ist ein ein-
sofaitlSger Bau ohne Unterscheidung zwtsohea Chor nnd Schiff, ausser dua die drei Seiten des Chorschtnsses nm eine Stufe
erhobt sind. Eine EigentbOmlichkeit des Baues bilden die nach dem Innern der Kirche gestellten Strebepfeiler; sie sind
Prof. J. F. Keiblinger. Beiträgt) zur Oeachichte voo ScbwidleDbach
nach geschiclitlichen Nachrichten Uher das Gut nad den Ort Scbwallenbach erregt haben, welchem
wir, 60 viel es unsere anvollstfindigeD Quellen erlauben, ebenso gerne entsprechen, als wir Berichtigungen
^gen das Schiff zuguspitit und dienen als Gurtenträger des Netzgewölbee, dessea
Rippen uDvennittelt aus den Strebepfeilern heraustreten. Im Chor erscheinen die
Strebepfeiler bedeutend ecbwicher, haben eine dreieckige Grundform mit einem
vorgesetzten DreivicrtelsSulchen, auf dem die Rippen des StorngewOlbes im Cbor-
Bchlusse aufsitzen.
Die Kirche hat eine Länge von 7 Klaftern 4 Schuhen, ist 3 Klafter I Schuh
breit und 4 Klafler 4 Schuh hodi. Das Schiff zorrällt in drei Joche, von denen
das erati', in das der Husikchor eingebaut ist, 1 Klnfter 3 Schah, die beiden an-
deren 2 KJalter 2 Schuh liing sind Drei xweitheilige Fenster im Chor und ein
dreitheiliges an der Evangelienseite im dritten Juche geben dem Baume das noth-
nendige Ucht. Das Masswork ist reich und schOn, tbeilweise erscheint die Fisch-
blase (Fig. 2). Unter der Sohlbank der Fenster zieht sich im Inneren der Kirche
um alle Wände ein kräftiges Katfgesimse. Ein Sanctuarium ist in der rechts-
seitigen Wand des C'horschlusses eingelassen (Fig
HĂĽchst einfach ansgesfaltet ist die Aussenseitc des GebĂśndes. Ein breiter
Sockel und unter den Fenstern ein Kaffgesims umziehen die Kirche. I>en Strebe-
pfeilern entsprechend, erscheinen dreieckige gepaarte Lisenen, die auf dem Kaff-
gesims aufsitzen und, giebclartig zugespitzt, unter dem Dachgesimse abschliessen
An den Aiisscnseilen des Chorschlusses erscheinen jedoch nur einzelne derartige
drcimBĂśg unter! li eilte Lisenen.
»t. 1
208 Pro^'- ^' ^' Keiblinger.
und Ergänzungen hinnehmen; womit besser unterrichtete Geschichtsforscher diesen Aufsatz zu ver-
bessern und zu bereichem veranlasst werden könnten.
Schwallenbach, im Munde des Volkes auch Schwaimbach genannt, am linken Ufer der
Donau zwischen den Märkten Aggsbach und Spitz gelegen, ein nach dem Eine Stunde entfernten
Spitz eingepfarrter ; von ungefähr 230 Seelen in 40 Häusern bewohnter Markt and ein mit der Herr-
schaft Spitz vereinigtes Out, bis zum Jahre 1848 unter der Orts- und Grnndobrigkeit dieser uralten
Herrschaft, zieht vorzĂĽglich durch seine Filialkirche zum heiligen Sigmund die Aufmerksamkeit des
Alterthumsfireundes auf sich, über welche merkwürdige Kirche wir zuerst einige Nachträge zu den
angefĂĽhrten Beschreibungen unsem historischen Mittheilungen voranschicken.
Ihrer Bauart nach im fünfzehnten Jahrhundert entstanden, enthS^lt diese Kirche an der nörd-
lichen Ghorwand, in der Nähe des (einzigen) Altares, ein mit einem eisernen Gitter verschlossenes
Sacrament-Häuschen, dessen Bekrönung durch Zinnen gebildet wird, an derselben Wand eine hölzerne
Statue des heiligen Florian mit der Jahrszahl 1759; der Musikchor wird in der Mitte durch einen
Pfeiler gestützt, wodurch zwei Spitzbogen zu Durchgängen in den hinteren Theil der Kirche
benĂĽtzt sind.
Das schöne Altarbild, den heiligen König und Martyr Sigismund vorstellend, mit der Bezeich-
nung „Mart: Job: Schmid 1767", hat auf einer Tafel die üeberschrift: S. | SIGISMUNDUS | R. VE.
M. D. 0. G. L. XVII. Aus eben dieser Zeit ist die Kanzel und Orgel, welche letztere aber 1864 einem
neuen, guten Werke weichen musste. An der Nordseite des Schiffes hängt das ältere Altarblatt, eine
Arbeit wahrscheinlich des siebenzehnten Jahrhunderts: der heilige Sigmund, ihm zu beiden Seiten die
heiligen Ritter und Blutzeugen Mauritius, Patron des Stiftes Niederaltach in Bayern und der Mutter-
pfarrkirche zu Spitz, und Georg, Patron der Ritterschaft Ein jĂĽngeres Bild ĂĽber der ThĂĽre, St. Flo-
rian, 1722 gemalt, so wie St. Johann von Nepomuk, an der sĂĽdlichen Wand, aus gleicher Zeit, sind
ohne Kunstwerth. St. Mauriz auf dem erwähnten Gemälde trägt eine Fahne und einen schwarzen
Schild, worin ein grosses silbernes Kreuz auf dreifachem goldenem HĂĽgel erscheint. Die gemalten
Consecrations-Kreuze an den Wänden zeigen die durch einen uns unbekannten Bischof geschehene
Weihung der Kirche an.
An der sĂĽdlichen Wand, nicht weit von der Kanzel, liegt auf der ÂŁrde ein grosser rother
Marmorstein mit einer Umschrift an den vier Rändern, wovon aber nur die erste Zeile der oberen
schmalen Seite, und der Anfang der zweiten Zeile auf einer langen Seite zu lesen ist, weil der grösste
Theil des Steines durch die daraufgestellten KirchenstĂĽhle bedeckt, dem Auge des Forschers entzogen
ist: ^nno. bni. m. rccc. Zweite Zeile: ^^tt — — Die Mitte oder Area des Grabsteins nimmt
ein mit Verzierungen umgebenes Wappen ein, von welchem aber nur in der oberen Ecke unter dem
Worte Anno noch etwas von der Helmzierde — Federbusch oder Adlerflug — sichtbar ist Wir
sehen hier ohne Zweifel den Leichenstein des Ritters Gebhard Fritzenstorfer zu Schwallen-
bach, welcher mit seinem Wappen und der Jahreszahl 1422 einst an der Wand der Kirche aufgestellt
Der Eingang in die Kirche befindet sich an der Nordseite. Im Schlussfelde des spitzbogigen Portals sieht man
zwei Wnppenschilde (Fig. 4), das eine roth und weiss gerantet, das andere mit einem männlichen Brostbilde auf zwei
gekreuzten Schwertern. Beide Wappen, die durch Kette und Schloss miteinander verbunden sind, ĂĽberdeckt ein Helm mit
rothweisser Spitzmütze als Zimier. Die Ostseite des Gebäudes ist ganz unregelmSssig, dortselbst ist der Thurm und eine
Wendeltreppe angebaut. Der Thurm ist unten viereckig, geht unter dem mit acht spitzbogigen kleinen Schallöffiiungen
versehenen Glockeiihaus ins Achteck ĂĽber und endiget in einer schlanken Steinpyramide, umgeben von acht niedrigeD
Giebeln (Fig. 5).
Beiträge zar Geschichte von Schwallenbach. 209
war; wie Wissgriire Sohanplatz des landsässigen niederösterreichischen Adels III. Band, Seite
107 mit der Angabe beriehtet, dass dieser Gebhard Fritzenstorfer im Jahre 1419 eine Stiftung zur
Franencapelle in der Pfarrkirche za Schwallenbach, wo er begraben ist, gemacht habe. Es
sollte aber vermuthlich, statt Franencapelle, heissen: zum Frauenaltare; denn die ganze
Banform der Kirche zeigt augenscheinlich, dass nirgends eine besondere Gapelle angebaut seih
konnte, wenn nicht vielleicht die heutige Sacristei am Westende der Kirche unter jener Franencapelle
zu verstehen ist ^). Das Wappen der Familie Fritzenstorfer beschreibt Wissgrill als einen rechtsschräg
getheilten Schild, oben roth, unten weiss, worin mitten ein grosser Ring schwebt. Auf dem Schilde
sieht man einen geschlossenen Flug, schräg getheilt und mit dem Ringe belegt.
Das Aenssere der Kirche zeigt an der Nordseite im Schlussfelde des spitzbogigen Portals zwei
sehr gut erhaU'^ne Wappeuschilde auf blau bemaltem Gmude aus Stein gehauen und mit Farben
bemalt, welche schräg gegen einander gestellt durch vier Kettenglieder verbunden sind, an denen
mitten ein Vorhängeschloss herabhängt (s. Fig. 4). Das Schild heraldisch rechts ist durch rothe und weisse
liegende Wecken oder Rauten zehnmal getheilt; das rothe Schild znr Linken enthält ein männliches
bärtiges Brustbild auf zwei kreuzweise gelegten, mit dem Griffe aufwärts gerichteten Schwertern.
Ueber den Schilden schwebt ein geschlossener oder sogenannter Stechhelm, auf welchem eine mit
rothen und weissen Rauten gezierte hohe SpitzmĂĽtze, unten ĂĽber sich aufgeschlagen oder aufgestĂĽlpt,
oben mit einem Federbusch, sich erhebt. Die Helmdecke ist rechts roth, links weiss. Während wir
das erste Wappen zu deuten bisher vergeblich bemĂĽht waren, belehrt uns hinsichtlich des zweiten
das Siegel an einer Urkunde des Stiftsarchives zu Göttweig, dass dasselbe das Wappen der Ritter
von Schwallenbach gewesen sei. Sollte jenes etwa das Wappenschild des Lehensherm von
Schwallenbach, des Herzogs von Bayern, aber aus Versehen unrichtig tingirt — roth statt blau —
neben dem Wappen des Gutsherrn, respective Vasallen, angebracht sein? —
Die Mauer oberhalb der Kirchenthttre ist mit guten, aber leider sehr verloschenen Fresken
von einer Hand des ftinfzehnten Jahrhunderts bemalt, den heiligen Sigmund (nicht Michael, wie
Freiherr von Sacken angibt), dessen Schild das auf dreifachem Hügel stehende Kreuz, wie auf dem älteren
Altarblatte in der Kirche zeigt, zwischen St. Mauritius und St. Georg vorstellend. Die Wand
rechts vom Eingange hat ein Frescobild des riesiggrossen St. Christoph, wie es das fromme
Mittelalter gerne an den Kirchen anzubringen pflegte. St. Christoph, bekanntlich ĂĽberhaupt Patron der
Reisenden und Pilger, ist daher besonders an viel besuchten Strassen zu Wasser und zu Lande zu
finden, da man den Glauben hegte, dass der Anblick seines Bildes den Tag über vor bösem Tode
und anderem UnglĂĽcke bewahre. Der berĂĽhmte Gelehrte, Bibliothekar Muratori, dessen lesenswerthe,
lehrreiche „Abhandlung von der echten Einrichtung der christlichen Andacht^ (aus dem Italienischen«
Bamberg und WĂĽrzburg 1796; Cap. 20, S. 240) auch diesen Gegenstand bertlhrt, schreibt hierĂĽber
Folgendes: „Berüchtigt und häufig war einmal die Andacht zu dem heiligen Christoph, weil
man vorgab, dass Derjenige, der sein Bildniss ansähe, an selbigem Tage keines bösen Todes sterben
wĂĽrde ; daher jenes Distichon :
Christophori Sancti speciem quicunque tuetur,
Ista namque die non morte mala morietur.
1) Die sehr kleine, offene Capelle nächst der Kirche, auf dem Friedhofe ist von neuerer Bauart. — Die alten
Fresken an der nördlichen Anssenwand der Kirche, welche schon den heiligen Sigmund darstellen, streiten gegen die
Yermuthung, dass die Kirche frĂĽher der heiligen Maria geweiht gewesen sei.
X. Jahrg. 1S66. 28
210 Prof. J. F. Keiblinger.
So auch jener Vers : Christophornm videas : postea tatns eas. Wer daher eeiner Kirche grossen
Znlanf wünschte, liess oben am Eingange derselben den heiligen Christoph in riesenmässiger Gestalt
abmalen; denn so beschreiben die Fabeln jenen Heiligen.^
An der Kirche zn St. Leonhard in der Leonharder- Vorstadt zu Grätz war einst neben dem
Thore der heilige Christoph mit folgender Beischrift gemalt:
Christophore sancte! Virtutes sunt tibi tante:
Qni te mane videt, noctamo tempore ridet.
Nee falsnm cedat, neo mors subitanea laedat.
Tn soIqs in Sanctis, tenesque nomen Gigantis.
Diese alte lächerliche Aufschrift (wir führen unsere Quelle wörtlich an) hat ein besserer Dichter
nachmals verbessert und folgende daruntergesetzt:
Christophorus Christum, fert Christus parvulns orbem:
Die! ubi Christophorus substitit ille pede?
,,Das Gemälde ist nachmals abgethan worden^' ').
Von Heinecke fand in der Karthause Buxheim (in Schwaben) einen illnminirten Holzschnitt des
heiligen Christoph mit dem Kinde Jesus, in Bogengrösse, mit der Unterschrift:
Sriflofert farirm^ bte qitacunqur turris,
3Ua nrmpr bir mortr tnato non morirrie. ^illrflmo (MX,(P ff^ trrrio ^).
Auch im Memorandenbuche des Kaisers Friedrich IV. (HI.) steht auf dem ersten Blatte :
Christofiori faciem quacnnque die tueris
Non confusus erris, nechk mala morte peribis
illo namque die unlla langbore grafebis. (sie!!) ^)
Nach dieser wohl nicht ttberflĂĽssigen Abschweifung bleiben zur Beschreibung der Kirehe in
Schwallenbach die zwei Grabsteine ttbrig, die sich von aussen an derselben befinden. Der ältere, an
der Mauer des Presbyteriums hat die Aufschrift:
HIE RVEHT DER EDEL EHRNVEST | GEORG BOGNER, RATHSBVRGER ZV | SPIZ CVM
VXORE APOLLO: WOLFS I HĂ–RNDLIN, DER IN DER FLVCHT | DER BĂ–HM: VNGE: OSTEREICH:
VNRVHE I AM AGSTEIN 3 APRIL 1620 SEINES | ALTERS 87 IN XRO ENTSCHLAFEN.
unter der Schrift ist sein, den Namen Bogner aussprechendes Wappen: Ein Schild mit einem
rechtsschräg gezogenen Balken ; dieser mit einem aufwärts gerichteten Pfeile belegt; und in den
Feldern ober- und unterhalb ein Bogen. Auf dem geschlossenen Stechhelm eine oben offene Krone
1) Mayer's Versuch über steyermärkische Alterthtimer. Grätz 1782, S. 138—139.
2) Denis, Einleitang in die BĂĽcherkunde. I. Theil, 2 Ausgabe, Wien 1795, S. 96.
3) Chmel's Geschichte K. Friedrich IV. und MaximU. I. I. Bd., S. 576. Ein riesigres Frescobild des heiligen
Christoph bedeckt einen grossen Theil einer Wand des Gteföngnissthurmes, der Faulthurm genannt, im Schlosse Mautern-
dorf im Lungau (Herzogthum Salzburg), welches Leonhard von Keutschach, von 1495 bis 1519 Erzbischof zn Salzburg,
wahrscheinlich 1501 malen liess. (Von der Jahrszahl sind nur die letzten zwei Ziffern CI noch zu lesen.) Ebendieses Bild
kommt an vielen Kirchen und Capellen im Lungau vor. (KĂĽrsinger^s Lungau. Salzburg 1853, S. 115.) Laut der interes-
santen Beschreibung dieses Faulthurms wurden die dort befindlichen vorgeblichen Menschengebeine durch kunstverstän-
dige Untersuchung als Pferdeknochen erkannt. Allein noch bleibt die Frage übrig, zu deren Lösung Ktirsinger nicht
einmal eine Vermuthung angibt, wie Pferdeknochen in den Geföngnissthurm gekommen sein mögen? •- Eine komische
Orabschrift auf den heiligen Christoph mit ungeheuren Sprachfehlern, dergleichen die Epistolae virorum obscuromm
aufweisen, ist in dem bereits seltenen Buche zu finden: Theatrum funebre etc. extructum a Dodone Bichea seu Ottone
Aicher. Salisburgi 1675 P. IV. p. 216. Aicher war Benedictiner zu St. Peter in Salzburg. — Auch im südlichen Chor des
Wiener Domes war ein kolossales Christophbild angebracht, wovon man vor der jĂĽngsten Restauration noch die Spuren
deutlich erkennen konnte.
Beiträge zur Geschichte von Schwallenbach. 211
mit einem Bttgel von Perlen geziert; darĂĽber schweben drei, mit den Spitzen reehts gekehrte Pfeile,
zwischen denselben aber zwei Kronen, zur Seite rechts und links ein Bogen ^)«
Der jĂĽngere Grabstein, an der SĂĽdseite des Thurmes berichtet uns : ^ll)irr ^igt ilegrab | en jier
(El)rfeam ^acob | ^fillnfr BĂĽrger onb | ^onbireman in Wien ( ^fl im 3trn51 in Waffeer | niU}tn omblt^omm
;?liro I 1647 brn 14 ^ril it \ mr ft^t (Sott genäbig.
Der mit einer alten Mauer umgebene Freithof ist noch immer die Ruhestätte der verstorbenen
Bewohner von Schwallenbach. Der Kirche gegenüber steht das uralte Oebäude des ehemaligen Pfarr-
hofes dessen Thor und Mauern noch mit Zinnen versehen sind, welches sonst ohne MerkwĂĽrdigkeit
ist Da Schwallenbach aber niemals eine eigene selbständige Pfarre war, so wurde die Benennung
„Pfarrhof' diesem Hause wohl nur desshalb gegeben, weil entweder von Zeit zu Zeit ein Gaplan oder
Beneficiat hier seine Wohnung aufschlug, wie denn solche Geistliche in alten Urkunden häufig „Pfarrer^'
genannt werden; oder weil die Gesellpriester^ (Cooperatoren) von Spitz, wenn sie zur Verrichtung des
gestifteten Gottesdienstes, der Begräbnisse und anderer Geschäfte der Seelsorge hierher kamen, in dem
gedachten Hause ihre Unterkunft und Verpflegung fanden.
Zwar wird schon im Jahre 1272 in einer Urkunde der Meisterin Gertraud und der Klosterfrauen
von der Himmelporten zu Wien, „Otto plebanusdeSvelbach^ unter den Zeugen gelesen ; allein dieser
Otto war nicht Pfarrer zu Swelbach, sondern zu MĂĽhlbach im Viertel unter dem Manhartsberge, da
ein älterer Abdruck der nämlichen Urkunde richtigMuelbach hat und bei Hormayr selbst, an einem ande-
ren Orte, in einer Urkunde vom Jahre 1271 derselbe Otto plebanus de Mulbach als Zeuge vorkommt ^).
Der Stiftung des Gebhard Fritzenstorfer vom Jahre 1419 ist bereits Erwähnung geschehen.
Später, 1441, stiftete der Bitter Georg Hager eine ewige Messe in der Capelle zu Schwallenbach
mit einer Gülte von siebenzehn Pfund Geldes, wobei der Edle Veste Georg Kälberharder (oder Kölbers-
harter), Pfleger zu Spitz, mitsiegelnder Zeuge war. Aus den uns vorliegenden, mangelhaften Notizen
ist nicht ersichtlich, in welcher Beziehung Hager zum Gute Schwallenbach stand ^).
Im Visitationsbuche der Klöster, Pfarren und Beneficien in Unterösterreich vom Jahre 1544
finden wir ĂĽber diese Kirche folgenden Bericht: Schwalbmpach, ein Filial gen Spitz wird von
der Pfarre Spitz mit allen pfarrlichen Bechten und Gottesdienst versehen. Der Stiftbrief ist uns (den
Visitations-Commissären) durch die Zechleute mit 3 anhangunden Insigl, dess Anfang. „In dem
Namen des almechtigen Gottes Amen.'' Dess Datum: „Nach Ghristy geburt 1442 Jar an sandt Paulis
tag der Verkehrung,'' fttrbracht worden. Dienst von Holden 10 Schilling Pfenning. Weingärten 70 Tag-
werch, sein um den dritten und zum Theil um den vierten Emer verlassen worden. Die Kirche in
ziemlichem Bau. Herr Hanns Truchsäss hat dieser Gapelle vor 12 Jahren (j,mit Gewalt'' — diese zwei
Wörter sind aasgestrichen) 14 Schilling Pfenning Dienst entzogen^).
1) Obige Grabschrift) ohne die Wappenbeschreibung, wurde schon in unserer Monographie Aber die Burg Aggstein
in den Berichten und Mittheilnngen des Alterthums-Vereines VI. Bd. S. 70 aufgenommen.
2) Hormayr *8 Geschichte Wiens L Jahrgang I. Bd. S. Heft. S. XC, verglichen mit dem Abdrucke bei Bern. Pez
Ck>d. diplom. histor. epist. P. II. p 120, und mit Hormayr*8 Wien II. Jahrg. 1. Bd. 3. Heft S. VI.
3) Wissgrill'sSchauplatz des landsSssigen nied.-österr. Adels III. Bd. S. 107 aus? reuen h nebe r 's Handschrift von
abgestorbenen Ritterstandsgeschlechtem. Die Notiz vom J. 1419 und ttber Gebhards Fritzensdorfer Leichenstein Hoheneck,
Historisch-genealogische Beschreibung d. Stände oh derEnna. L Theil. S.242, mit der Jahreszahl 1441. Wiss grill V. Bd.
S. 66, aber mit dem Jahre 1447.
4) Visitationsbuch vom J. 1544 Fol 186 b— 187 a im Archive des k. k. Finanzministeriums, Codex Num. 48 D. Von obigem
Banns TruchsSss ist nichts weiter bekannt. Familien von Adel, des Namens Truchsess, gab es einst mehrere in Oesterreich.
28*
212 Prof. J. F. Keiblinger.
Schwallenbach gehört unBtreitig za den ältesten Orten an der Donaa und war im Umfange des
ansehnlichen Besitzthnms in der Wachan begriffen, womit schon Karl der Grosse die nm Oesterreichs
Cultivimng hochverdiente bayerische Abtei Niederaltach begabte, nnd worttber anch die Bestäti-
gnngsnrkande Lndwigs des Deutschen vom Jahre 830 vorhanden ist ').
Das Stift Niederaltach belehnte in der Folge die Herzoge von Bayern and andere Personen mit
beträchtlichen Theilen dieses Gutes and das alte Lehenbach dieser Abtei sagt ans, dass im Jahre
1312 Herzog Ladwig von Oberbayem, der nachmalige römische König and Gegner Friedrichs des
Schönen von Oesterreich, vom Abte Bemard verschiedene Lehen, anter andern die zwei Festen oder
Schlösser (dao castra) za Spitz empfing; und weiter liest man: „Item Dnces inferioris bavarie habent
in feodo Swallenbach, Wiidendorf, Chrolsbach, Ghefring, et omnia predia et vineta, qnocanqne
nomine censeantur, ad predictas villas pertinentia/' Ebenda ist aufgezeichnet: „Anno Domini
M. CCCG. XXXVn. iliustrissimus Dax Albertus, filias Emesti Ducis Bavarie de Monaco (von MĂĽnchen),
recepit in feodo Swallenpach, Kolpach, Mittemdorf, Chefring, et aiia plura cum attinentcis suis in
nostro monasterio Altaha in die S. Marie Magdalene in prseencia plurimorum Nobilium'^ ^).
Dass die Herzoge von Bayern schon frĂĽher das Gut Schwallenbach als Lehen besassen und
wenigstens theilweise an Adelige als Afterlehen verliehen, beweisen folgende urkundliche Daten:
Im Jahre 1293 belehnt Herzog Otto von Bayern den Ulrich von Capellen mit dem Schlosse
Grnenburg an der (unteren) Krems, mit Drosendorf, Spitz, und andern GĂĽtern, welche Dietmar,
Sieghards von Lobenstein Sohn, innegehabt hat, und im Jahre 1300 beurkundet Poppo von Gruenn-
burch (GrĂĽnberg), alle Lehen um Swelnpach (circa Sw.), die er von dem Herzog von Bayern zu
Lehen trug, Ulrich dem Aelteren von Gapellen und seinem Bruderssohne (fratrneli sao) verkauft za
haben, und gibt bis zur Verwirklichung des Kaufvertrages alle seine GĂĽter zur Schirmsversicherung
desselben. ^)
Um eben diese Zeit war das am Inn, damals in Bayern, jetzt im Innviertel gelegene regulirte
Chorherrenstift Ranshofen im Besitze eines Wirthschaftshofes zu Schwallenbach. Kraft einer Urkunde
dd. Ranshofen 24. April 1301 errichtete der Propst Chunrad ein Krankenhaus fĂĽr kranke und schwache
Ordensbrüder (eine Iniirmaria) in seinem Stifte, wie sie in andern Ordenshänsem gewöhnlich waren.
1) Es wird in dieser Urkunde die Wacbau — nicht der Ort Weissenkirchen , der (wie wir in mehreren unserer
Schriften gelegenheitlich bemerkten) in vielen alten Documenten Wachau beisst, sondern die Gegend um Spitz bis gegen
Tirnstein herab , mit deren Gränzen genannt : Das FlUsschen Mystrica von seiner Quelle bis zur Mündung in die Donau
— der Mieslingbach, der unterhalb Spitz in die Donau fMllt — der Gipfel des Berges Ahomic (Jauerling) und der Ort
Bohbach; auch der Ort Acussabach (Agg6bach) hinzugesetzt. Wir kOnnen der Meinung des gelehrten Kh au tz in seiner prag-
matischen Geschichte des Markgrafenthums Oesterreich (ü. Theil, Wien 1792, S. 36 — 37) nicht beistimmen , welcher das in
einer, dem Stifte Niederaltach von K. Ludwig 863 gegebenen Urkunde vorkommende Scalcobah tili Schwallenbach
annimmt, von der ebendort genannten Bagodeos Marcha die Spuren im heutigen Bachanass hinter der Wachau, der
Herrschaft ArtstStten zum Amte Fritzeisdorf dienstbar, und in Bächadorf an der grossen Krems gefunden zu haben glaubt.
Die betreffende Stelle (Monum. boic. Vol. XI. p. 121) lautet, wie Hormayr versichert, im Original: Scalcobak, sicut
ipse riunlus fluit in occidentalem partem usque in Dagodeos marcha et inde in orientalem plagam usque in ruzaramarcha.
Atque in locum, quem uocant Cidalaribah in saltu enisae fluuii (Enns), qui coniacet inter danubium et ibisam (Ips) atque
humlam (Url) in meridianam partem usque in uerticem montis et ad buigin mansos V (5 Hüben). Nach Rhautz wäre
buigin Persenbeug.
2) Monumenta boica. Vol. XL p. 321 et 324. Die oben genannten Dörfer (villae) in der Nähe von Schwallenbach —
Willendorf, Kroisbach, ROfring, damals in der Pfarre Spitz gelegen, sind jetzt nach Aggsbach eingepfarrt.
3) Beitrfige zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns und Salzburg IIL Lieferung, Regest. Num. 70,
S. 99 und Nummer 99 S. 104. Fratrneles hiessen auch duorum fratrum iilii (du Gange Glossarium.) Urkundenbach
des Landes ob der Enns IV. Bd. S. 366.
BeitrĂĽge zur Geschichte von Schwallenbach. 213
wieB dieser wohlthätigen Anstalt bestimmte jährliche Renten an^ und widmete überdiess einen Wein^
garten zn Swelnpach, genannt an der Leiten, tlber dem Stiftshofe daselbst gelegen, zu folgender
Stiftung: Es soll zur Erinnerung an die VerkĂĽndigung der glorreichen Jungfrau jedes Jahr in der
Nacht des Geburtsfestes des Herrn die Antiphon — ^ Haec ^^est dies'' vom Chor gesungen werden, und
dann das Jahr hindurch an jedem Freitage, in der Fasten aber in der Procession zur Capelle. Damit
aber die Absingung dieser Antiphon und das Gedächtniss des Leidens des Herrn um so andächtiger
geschehe, gibt der Propst den yon seinem Eigenen neu erkauften Weingarten zu Schwallenbach, an der
Leiten super curiam nostram sitam, damit alle Freitage, an welchen eine Pitanz (bessere Mahlzeit)
gereicht zu werden pflegt, den BrĂĽdern und Frauen (es waren damals auch Klosterfrauen zu Ranshofen)
eine halbe PfrĂĽnde (prebenda) Weines yerabreicht und wenn der Ertrag desselben Weingartens das
Erfordemiss fĂĽr die Absingung der Antiphon ĂĽberstiege, der Ueberschuss der Krankenanstalt zur
Tröstung der Schwachen (consolacioni debilium) verwendet werden sollte ^).
Dass auch die reichen, mächtigen und angesehenen H e r r e n yon Meissau hier lehensherrliche
Rechte hatten, geht daraus hervor, weil noch vor dem Jahre 1400 Thoman und Hännsel die
Tan p eck. Vettern, von den Herren von Meissau mit einem Weingarten, genannt der Ghelhel, und
mit einem Baumgarten zu Swelenpach belehnt waren; ebenso um das Jahr 1400, von denselben
Herren, Hanns von Rena (Ranna) mit einem Weingarten zu Swellnbach, die Setz geheissen^).
Während der Jahrhunderte aber, in welchen die Herzoge von Bayern bald in der Eigenschaft
von Lehensherren, bald im wirklichen Besitze der Herrschaften Spitz und Schwallenbach urkundlich
auftreten erscheint nebst andern später anzuftlhrenden Edelherren eine Ritter familie hier ansässig
und begĂĽtert, die von ihrer Behausung den Namen von Schwallenbach oder der Schwallen-
becken annahm, deren Glieder zugleich als Lehensleute der zu Tirnstein blĂĽhenden Linie der
berühmten Herren von Ghunring, öfter auch als ihre Ritter und Diener im Gefolge derselben zu
finden sind und ihren Stammsitz wohl in dem noch bestehenden Schlosse zu Schwallenbach
hatten, welches jetzt einem Privaten gehörig, sich als das grösste und ansehnlichste Gebäude des
Marktes und zwar in der Gestalt unverändert darstellt, welche ihni bei seiner Erneuerung durch Anna
Freiin von Polheim (gestorben 1617) gegeben ward').
Die Reihe der uns bisher bekannt gewordenen Männer dieser Familie eröffnet Haedwinus
de Swelinpach am 4. November 1264 zu Spitz im Hause des Pfarrers Eberhard unter den Zeugen
bei einem Leibgedingsvertrage zwischen Wichard von Spitz, genannt Gausohuch und der Abtei Nieder-
altach. (Monum. boic. Vol. XL p. 70.)
Nach ihm lesen wir den Dominus Heinrious de Swelnpach als Zeugen, da zu Göttweig am
21. Juli 1286 Leutold von Ghunring und Alram von Hertweigstein einen Revers des Heinrich Hnglinger
und seiner Ehefrau Maria, Alrams von Hertweigstein Tochter, an das genannte Stift, einen Mieierhof
zu Engelbreohts betreffend, bestätigten; wie auch in einer zweiten Urkunde vom nämlichen Datum
1) Urkundenbach des Landes ob der Enns IV. Bd. S. 386-- 387. Nebst der Errichtung der Infirm&rie kommen in
dieser Urkunde noch andere gottesdienstliche Anordnungen des Propstes Chunrad, zuletzt die oben erzählte Ver-
fĂĽgung vor.
2) Meissauisches Lehenbuch im Notizenblatt, Beilage zum Archiv fUr Kunde österr* Geschichtsquellen. VIL Jahr-
gang, 1857, S. 128 u. 223. Von Peter Swellenpekch, mit einem halben Hofe und zwei halben Weingfirten zu
Schwallenbach belehnt, wird später die Bede sein.
3) Aggstein — in den Berichten u. Biittheil. d. Alterthums- Vereines VL Bd. ä. 68, wo (3. 67—69) Näheres itber
die Freifrau Anna von Polheim berichtet wird.
,214 Pw>f. J. F. Keiblinger.
über eine Yergabang; des Ritters Alram von Hertweigstein an die Abtei Göttweig. (Fontes rerum an-
Btriacamm. Oesterr. Gesofaichtsquellen. II. Abtheil. VIIL Bd. Seite 336.)
Derselbe Heinrieas de Swelnpach ist Zenge zn Melk am 30. März 1288 in einem Lehen-
reyerse Lentold's von Chanring an die Abtei Melk wegen der ihm verliehenen Zehenten zn Bertholdsdorf.
(Haeber Anstria ex arehivis Mellic. illnstrata, pag. 28, wo aber die, in Weiskem's Topographie von
Niederösterreich nnd von Andern aas dieser Qnelle nachgeschriebene , nnriehtige Jahreszahl 1280
angeben ist, welche Keiblinger's Geschichte des Stiftes Melk I. Bd. S. 373 verbessert.) Wenige Tage
später, 1288 am 4. April (?), zn Timstein, erscheint Herr Hainreioh von Swelnpach als Zeuge bei
einer Vergabung des Leutold von Ghunring an die Abtei Melk. (Haeber p. 30, mit dem Druckfehler
Screlnpach. Eeiblinger a. a. 0.) Wieder za Timstein, am 24. September 1290, wird Dominus
Heinricus de Svellenbach in eioer von Leutold von Ghunring ĂĽber den Verkauf einer Gtllte zu
Straning durch Alram von Jeuching (Joching in der Wachau), genannt Hartweichsteiner, an die Abtei
Altenburg gefertigten Urkunde unter den Zeugen angefĂĽhrt (Fontes cit. II. Abth. XXI. Bd. S. 57.)
Zu Mailberg, einem Ordenshause der Johanniter-Ritter (Maltheser), befand sich am 4. Octo-
ber 1292 auch Henricus de Swelnpach als Zeuge, und zwar unter den Rittern (milites) Leutold's
von Ghunring bei einem Vergleiche zwischen dem Gomthur zu Mailberg, Leupold von Stillefried, und
der Abtei Melk ĂĽber das Schloss Laach unter dem Wienerberge und einen Acker bei dieser Feste.
(Keiblinger's Geschichte von Melk I. Bd. S. 1147.)
„Hainreich der Swellenpecke mein ritt er" wird am 28. Febmar 1295 im Chunringer-
bofe zu Timstein in einer Urkunde des Leutold von Ghunring fĂĽr die Abtei Zwetel als Zeuge genannt.
(Ludewig Reliquiae Manuscriptorum T. IV. p. 60, und aus ihm das grosse Universal-Lexicon unter
dem Artikel: „Swellenpekke Heinrich.^' Link Annales Zwetl. T. I. p. 506. Fontes rer. austr. II. Abth.
ni. Bd. S. 230.)
Alber von Schwellnpach ist am 21. Januar 1298 Zeuge in einer Urkunde des Leutold
und des Alber von Ghunring an die Johanniter zu Mailberg, die Kirchen zu Waikenstein und zu
Spital (im Viertel ob dem Manhartsberge) , diesem Orden gehörig, betreffend. (WissgrilFs Schauplatz
n. Bd. S. 58.)
„Der Heinrich von Zwelnbach der Ritter^' wohnte zu Krems bei der eisernen Thttr
am St. Mathestage 1300 unter den Zeugen einem Gerichtssprache bei, welchen Leutold von Ghunring
ttber streitige vier Joch Weingarten fttr das bayerische Ghorherrenstift St Zeno bei Reicheuhall erliess.
(Monum. boic. Vol. III. p. 568. Statt „datz der Eissnemen Gunr.'' ist zu lesen d. d. E. Tu er. Eisen-
ihtlr, ein Freihof des Stiftes Berchtesgaden in der Stadt Krems, nächst dem Wienerthor.) Ferner wird
Heinricus de Swelnpach am 25. Juli 1300 zu Tirnstein als Zeuge in einer Urkunde Leutold's von
Ghunring ttber einen dem Stifte Göttweig gehörenden Zehent als Zeuge gefunden. (Fontes cit IL Abth.
Vm. Bd. S. 351.)
Herr Hainreich von Swelnpach erscheint als Zeuge im Jahre 1301 zn Weissenkirchen in der
Wachau als Leutold's von Ghunring Richter (in der Wachau), da dieser Herr von Chnnring
dem Albrecht, Dechant des GoUegiatstifts Ardacker und Pfarrer zn St. Michael in der Wachau,
verschiedene Geftllle oder Renten zuspricht (Urkundenbuch d. Landes ob der Enns IV. Bd. S. 404.)
Herr Hatnrich von Swellnpach ist Zeuge am 2. October 1303 in einer Urkunde des Leutold
von Ghunring ttber die Befreiung eines Hofes, dreier Lehen nnd einer Hofi9tatt zu Jeuching, dem Stifte
Beiträge zur Geschichte yon Schwallenbach. 21&
St. Polten gehörig, von aller Steuer u. s. w. (Duellii Miscellan. Lib. L p. 433. Hadema, Histori«
Ganoniae Sandbippolyt P. I. p. 202 und P. II. p. 139.)
,,Meiii (meine) Bitter in der Waehawe. her Heinrich von ^wellnpacb, her Otte
von Pergani; her Euenhart (soll heissen Ruenhart) von rouna (Ranna), her hadmar von spiz^' —
Zeugen in der Urkunde vom 24. April 1304, wodurch Leatold von Chunring den zu Joching gelegenen
Hof der salzburgischen Abtei Michaelbeuern und vier Lehen zu Wachau steierfrei erklärt u. 0. w.
(Filz, Geschichte d. Stiftes Michaelbeuern IL Tb. S. 796.)
Herr Heinrich von Swelnpach, Zeuge zu Wildberg (im Lande ob der Enns) am 16. OctO'
her 1305 da Ruger von Starbemberg seinem Bruder Oundakar alle seine Weingärten zu Spitz und den
Wald überall an dem Jaumik (Jauerling) verkauft« (Urkundenbuch d. Landes ob. d. Enns IV. Bd. S. 493*)
,^Mein Ritter her Hainrich von Sw e 11 eap ach'' ^ Zeuge zu Timstein am 15. März 1306;
da Leutold von Chunring sein Burgrecht auf dem Weingarten Herstell (oberhalb Timstein), welchen
sein Diener Eberhard der Scheck an das Stift St. Florian vergabt hat, diesem Stifte schenkt. (Urkunden-
buch des Landes ob der Enns IV. Bd. S. 501«) Am 11. November 1306 zu Krems, Herr Heinrich von
Schwellenpacb, Zeuge in einer Urkunde Leutold's von Chunring tLber einen zwischen der Abtei Lilien-
feld und Hirzo von Strezing geschlossenen Vergleich. (Hanthaler Recensus diplom. archivii CampiliL
T. II. p. 260, verglichen mit T. L p. 282.)
Herr Hainreich von Schwellenpach, Zeuge, da Leutold von Chunring seinem Oevatter, dem
Propste Ekhafd von St Polten, einen Hof zu Wachau zu bauen erlaubt* (Duellii Excerpta genealogico-
historica p* 44.) Im nämlichen Jahre 1308, ohne Ort und Tag der Ausfertigung, entschädigt Leutold
von Chunring den Dietrich von Spitz fĂĽr dessen Recht auf einen von seinen Aeltem an das Frauen-
kloster zu Timstein verkauften halben Baumgarten an der Herstell. Zeugen: „mein reither (meine
Ritter) her hainreich von swelnpach, her otte von pergarn, fridl der hevnl, fridreich von pach,
heberhart der schech/' (Original im Archive des FrauenUosters zu Tirastein, mitgetheilt von Herrn
Wilh. Biölsky, Stadtpfarrer daselbst.)
Hainrich von Swelnpach, 1322, an sand Nychostachi (etwa Nydostache ?), Zeuge in einer
Urkunde des Leutold von Chunring fĂĽr das Stift St. Polten. (Duellii Exoerpt p. 44.) Ob Heinrich von
Schwallenbaeh vom Jahre 1286 und Heinrich von 1322 eine und dieselbe Person, oder vielleicht der
Vater und der Sohn gewesen seien, lässt sich nicht erforschen; ttbrigens könnte wohl Heinrich, im
Jahre 1286 noch ein ziemlich junger Mann, ein hohes Alter erreicht haben. Jedenfalls ein jttngerer
Heinrich wird uns aus folgenden Urkunden bekannt:
Am St. Niolasabend , 5. December 1346 verkaufen Hanns der Her und Stephan von Parssen-
bmnne von Frauen Petersen (Petrissa) wegen, Paulen des Mern Wittiben, dem Gott genad, und von
Hainreichs des Swelnpechen wegen siebenthalbe und zwanzig Lehen Zehents und ein Drittheil
mit Getreide- und Weinzehent , kleinen und grossen , zu Feld und zu Dorf, wovon eilf Lehen zu
Niederleiss, anderthalb Lehen zu Podendorf und ein Drittheil, und zu dem Hippleins vierzehn Lehen
liegen, dem Chadolt von Eckartsau und verbinden sich zugleieh, ,ydaz wir in (ihnen, dem Käufer und
seinen Erben) die vorgenanten zehent bestanden sohuUen mit Herren Haut zwischen hinne und der Vas-
nacht die schirist chomt." Thäten die Verkäufer das nicht, so soll ihrer jeglicher einen ehrbaren, rittermäs-
sigen Knecht selbandern mit zweien Pferden zu Wien in ein ehrbares Gasthaus inlegen, wo ihnen der
vorgenannte Herr, Herr Chadolt von Eckartsau hinzeiget, oder seine Erben, und sollen die da inne-
liegen und leisten, als Inneliegens und Leistens Recht ist, und sollen nimmer auskommen, ihnen
216 Prof. J. F. Keiblingrer.
>
(dem Käufer und desseii Erben) werden dann die vorgenannten Zehenten eher bestätigt mit Herrn
Hand. (Kaltenegger Collectio chartarum veternm et sigillornm T. I. Kam. 39; pag. 53—54. Mannscript
in der Bibliothek der Serviten zu Wien« Auch in des Domherrn Smitmer Codex dipIomaticuB anstriacus
T. Vni. Num. 37, im k« k. geheimen Hans-, Hof- und Staatsarchive. *).
Heinrich Swelenpech erscheint als mitsiegelnder Zeuge in einem Kaufbriefe Wulfings des
Huglinger vom Jahre 1354 im Stiftsarchive zu Göttweig und ftlhrt im Siegel einen unbärtigen männ-
lichen Kopf, mit einer Art von Wulst^ Mtltze oder niederem Turban bedeckt, hinter demselben zwei
gekreuzte, mit den Griffen aufwärts gerichtete Schwerter. Wir haben dieses Wappenschild schon bei
der Beschreibung der Kirche zu Schwallenbach kennen gelernt, als deren ersten Erbauer wir daher
einen Bitter von Schwallenbach, vielleicht ebendiesen Heinrich oder den sogleich zu nennenden
Peter mit Recht annehmen zu dtlrfen glauben.
Hertel der Snaitpeck (Hartneid der Schneidbeck) und Mendel Swellenpeck fertigen zu
Linz am 24. März 1381 auf die Herzoge Albrecht UI. und Leupold von Oesterreich und auf deren
Hauptmann ob der Enns, Reinprecht von Walsee, eine Urfehde wegen erlittenen Gefängnisses , d. h.
seine Versicherung desshalb nicht feindselig zu verfahren oder sich zu rächen. (Lichnowsky, Geschichte
des Hauses Habsburg IV. Theil, Regesten Num. 1565.) Vielleicht in der bekannten Fehde des Herzogs
Albrecht gegen den Grafen von Schaunberg?
Das älteste Lehen-Register der Abtei Melk ftlhrt den Peter Swelmpeckh unter Denjenigen an
welche vom Abte Gottschalk (er stand dem Stifte von 1382 bis 1387 vor) mit verschiedenen Lehen-
stttoken belehnt worden waren, und zwar hatte er von dem Gotteshause zu Melk zu Lehen alles da,
Gut zu Lach in der Pfarre Weiten (Laaoh am Jauerling, jetzt selbst eine Pfarre) zu Feld und zu
Dorf, 14 Schilling weniger 7 Pfennige Geldes, 28 Käse, 2 Motzen Mohn und 7 Htthner — als Natural
dienst von diesem Gute.
„An dem Sunwendtag^' (24. Juni) 1390 siegelt der Ehrbare Mann Peter der Swallenpekh,
des Edlen Herrn Hanns von Meissau Burggraf zu Emstbrunn, nebst diesem seinem Herrn, einen Kauf-
brief der Kathrei, Chunrats des Richters von Grossmugel Tochter und Gottfrieds des TrugenhofFer
Wittib daselbst, anstatt der, kein eigenes Siegel habenden Verkäuferin, welche dem Prior Hanns und
dem Convente Unser Frauen Porten zu Aggsbach ihren Hof der ein ganzes Lehen -ist, gelegen in dem
Winkel zu Grossmugel, und ihr von ihrem seligen Vater anerstorben, um 25 Pfund Wiener-Pfennige
verkauft. (Keiblinger, Diplomatarium Carthusiae Aggsbacensis. Manuscript Smitmer Codex diplom.
austr. T. IL Num. 562.)
Um das Jahr 1400 hatte Peter Swelienpekch von den Herren von Meissau zu Lehen
einen halben Hof mit seiner Zugehörung zu Swellenpakch in dem Winkel, und einen halben
Weingarten daselbst, heisst die Paewzbek, und einen halben Weingarten, heisst der Munichrewter.
(Notizenblatt Vll. Jahrgang S. 229, aus dem Meissauisehen Lehenbuche*)
Jörg Swelnpekh hat 1457 gelebt, wahrscheinlich als der Letzte seines alten Geschlechtes,
welches schon frĂĽher sein Stanunhaus zu Schwallenbach mit einem andern Wohnorte vertauscht zu
haben scheint Unter den rittermässigen und Beutellehen (Bauemiehen), die vom Fflratentfaum Oesterreich zu
1) NiederMn und Hippies im Viertel unter dem Hsnhartsbeige; Bodendorf in der P&ire Hank oder Badendorf
in der Pfiure Qvafbndorf im Viertal ob dem l'^enerwalde. ^ lieber den Beektagebnnch des Iniiegens nnd Leistens
•ehe man die Abhandhing von Dr. £rhard: „Das Einlager,*" in der Zeitschrift Ar Arcfaivknnde, Diplomatik und
Oeachiehte henaag««eben von UUto, Erhard nnd Medam. L Band. Hambni^ 1884. S. S^— ^16.
Beitrfige zur Geschichte yon Schwallenbach. 217
Aberlehen rĂĽhrten^ dem LandesfUrsten von dem verstorbenen Wnlfing Liechteneger heimgefallen waren und
womit im Jahre 1457 König LadislauB der Nachgebome den Albrecht von Ror belehnte^ kommt vor: n^org
Swelnpekh hat zu Pey garten ein ganzes Lehen^ davon man ihm jährlich dient 9 Schilling 10 Pfenning
Gelts.*' (Notizenblatt, IV. Jahrgang^ 1854^ S. 263^ aus dem Lehenbuche des Königs Ladislaus Posthu-
mus.) Peigarten ist ein nach Thaia eingepfarrtes Schloss und Dorf unweit der deutschen Thaia,
ein gleichnamiges Dorf seitwärts der Poststrasse nach Znaim, zwischen Pernersdorf und Pfaffendorf in
der Pfarre Pfaffendorf^ ersteres im Viertel ob^ das zweite unter dem Manhartsberge gelegen.
Lange Zeit vor dem Erlöschen der von Schwallenbach benannten Familie ; schon 1357 und
1366; erscheinen Märt (Martin) Fritzenstor fer zu Fritzenstorf und Schwallenbach und seine
Hausfrau Anna in Schriften. Gebhard Fritzenstorf er zu Fritzenstorf^ Schwallenbach und Loiss fertigte
zu Schwallenbach am 8. August 1413 einen Bevers an Herrn Bernhard von Streitwiesen (in der Pfarre
Weiten) ĂĽber seine verkauften GĂĽter und Lehen zu Mollendorf, Eisarn u. s. w. (im Viertel ob dem
Manhartsberge); machte^ vne schon erwähnt wurde, 1419 eine Stiftung zur Frauencapelle zu Schwallen-
bach; starb 1422 und wurde in dieser Kirche begraben^). Seinem Beispiele folgend, stiftete im Jahre
1441 (?) Georg Hager eine ewige Messe in derselben ^). Die von uns benĂĽtzten sparsamen Quellen geben
in ihren allzu kurz gefassten Notizen keinen Aufschluss über das Verhältniss der Fritzenstorfer und
des Hager zum Schlosse und Gute Schwallenbach ; doch können sie nicht Eigenthümer desselben
gewesen sein, weil die Herzoge von Bayern 1416 im Besitze desselben gewesen sind. Am 21. Juli
1416, zu MĂĽnchen, verkaufen die Herzoge Ernst und Wilhelm in Bayern an Christoph von
Rat p ach oder Bappach ihrEigen zu Swälnpach, dann die Güter zu Willendorf, Ghrolspach,
Kefring, Talhaim, Leutzldorf, Lawbing, Hof, Grub und Hawshaim^ die alle zu Swälenpach gehören;
welche GĂĽter Christoph von Batpach um 1676 Pfund Wiener-Pfennige von Seyfried dem Ruczen-
dorffer, an welchen die Vorfahren der Herzoge dieselbe versetzt hatten, auslöst und zu denen er
den Herzogen noch 1200 Unger und Ducaten (ungarische Ducaten) bezahlt, mit dem Beding, dass
nach deni Tode der Käufer oder ihrer leiblichen Manneserben diese Güter wieder an die Herzoge fallen
sollen. Auf die Klage seiner Oheime, der Herzoge Ernst und Wilhelm in Bayern, dass Christoph der
Rappacher ihre Leute (Unterthanen) zu Swellenpach vahe (in das Gefängniss setze) und beschwere und
besteuere, setzt Herzog Albrecht V. zu Wien durch eine Urkunde, gegeben zu Wien am 21. April
1418, den nächsten St. Jakobstag (25. Juli) als Entscheidungstag in diesem Streite an %
Pet^r Wagner von Schwallenbach gibt am 3. März 1439 dem Frauenkloster zu Tirnstein drei
Weingärten zu Schwallenbach, an der Sunleiten bei der Wand, wovon man jährlich Albrecht dem Pfalz-
grafen bei dem Rhein und Herzog in Bayern in die Herrschaft daselbst (zu Sohwallenbach) zwei Wiener-
Pfennige dient ^)« In ebendiesem Jahre verkauft Peter Wagner von Swelnpach dem Frauenkloster zu
Timstein einen Weingarten zu Swelnpach bei der Wand ^) .
1) Wiasgrill, UI.Bd., S. 106 u. 107. lieber Fritzelsdorf in der Pfarre Artstätten, das Stammgnt der Fritzenstorfer,
und ĂĽber dieses AdeLsgeschlecht selbst s. auch Beil, Das Donaulfindchen der k. k. Patrimonialherrschaften im V. 0. M. B.
S. 190-196.
2) Hohen eck I., 152. Wiasgrill V. 66.
3) Lang, Regesta sive remm boicarom autographa Vol. XII. oderFreyberg^s Gontinuationis Vol. VUI. Im Itogestum
vom J. 1416 der Lese- oder Dmckfehler S wiibnpach. nNach dem Tode der Käufer** — des Kfinfen nnd seiner Hausfrau?
— Denn im Begestnm wird nur Chi-istoph von Batpach als Käufer angegeben.
4) Original im Archive des Frauenklosters zu Timstein im StĂĽtaarchive daselbst.
5) Urkunden-Bepertorium deaselben Frauenkloatera vom J. 1536.
Z. Jahrg. 1S66. 29
218 Prof. J. F. Keiblinger.
In einer Urkunde des Ghorherrenstiftes zu Timstein vom Jahre 1443 werden der Ort Schwallen-
baeb ein Markt und die Bewohner desselben BĂĽrger genannt ^). Michel Helhaubt, Richter
zu Schwelnbach^ der Rath und die Gemein daselbst stellen des Montags nach des heiligen Ereuztag
als es erhöht ist worden (16. September) 1443 ein Zeagniss aus, wegen der Gerechtigkeit, die sie
haben von Herzog Albrecht in Bayern, Pfalzgraf bei Rhein und Graf zu Seeburg, ihrem gnädigen und
lieben Herrn, dass alle dieselbe Gerechtigkeit auch mit haben ihre lieben Nachbarn, des Propsts
Holden zu Diemstain, die da Inwohner sind in ihres gnädigen Herrn, Herzogs Albrecht in Bayern
obgenannten Herrschaft zu Schweinbach, als das von Alter herkommen ist. Sie besiegeln den offenen
Brief mit der Edlen Jörgen des khelberschorder (Kälbersharder) , Pflegers zu Spitz und Verwesers
der Herrschaft daselbst, und Wolfgangen des Mauritzen, auch gesessner zu Spitz, anhangenden
lusigeln. Das Siegel dieses Marktes auf einer Urkunde vom Jahre 1748 zeigt im Schilde den hei-
ligen Sigmund mit halbem Leibe aus Wolken (oder drei HĂĽgeln?) hervorragend, das Schwert in seiner
Rechten erhebend. Am oberen Schildesrande stehen die Buchstaben SSM — Sanctus Sigismundus
Martyr, ĂĽber dem Schilde M. S. P. =- Markt Schwallenpach '^).
Georg Strasser zu Schwallenbach und seine Hausfrau Katharina verkaufen am 12. März
1450 ihr Recht auf einen Weingarten, gelegen an dem Kholmuntz zu Jauching, wovon man jährlich im
Lösen dem Stifte St. Polten in dessen Hof zu Joching den dritten Eimer Most gibt, dem bescheiden
Hanns Besachsichwol und seiner Hausfrau Katharina um sechzehn Pfund Pfennige. Besiegelt durch
den Edlen Georg Räuber, Hofmeister im St. Pöltnerhofe zu Joching %
Am 16. December 1450 schlössen die Herzoge Albrecht und Ludwig (der Reiche) von
Bayern tlber die Erbschaft der beiden Herzoge Ludwig von Bayern („Mortani und Graispach'') einen
Vertrag, in welchem ein. Artikel enthält, dass Herzog Albrecht seinem Vetter Ludwig die Feste und
Herrschaft Spitz und Swallenpach in der Wachau mit allen Zugehörungen, wie er (Albrecht) das gelöset
hat, auf die künftigen Lichtmessen oder in den nächsten vierzehn Tagen vor oder nach, übergeben
und ĂĽberantworten soll; doch sollen ihm bis dahin alle GĂĽlten zustehen und bleiben, und Herzog
Ludwig dagegen die halbe Summe Geldes bezahlen, darum das vormals versetzt und vom Herzog
Albrecht gelöset worden ist. Aber von Baues, Zehrüng und alles anderen Darlegens (Auslagen) wegen
so Herzog Albrecht dabin oder darum gethan hat und voran bisher geschehen ist, soll Herzog Ludwig
dem Herzog Albrecht nichts schuldig sein, und was dieser zu Spitz von Weingärten oder Gülten
gekauft hat, mitsammt den Briefen und anderer Gerechtigkeit, so Albrecht darum hat, soll er auch
seinen Kaufbrief darüber dem Herzog Ludwig geben. Laut Kaufs Urkunde dd. München 12. März 1451
verkauft Herzog Albrecht von Bayern seinem Vetter Ludwig die Holden zu Spitz (sechs Grund-
holden zu Gelddiensten und zwei öde Häuser in der Lauben, davon man nichts dient), eine Peunt,
unter der Feste Spitz, vier Weingärten u, s. w., ein Haus unter der Feste Spitz und drei Weingärten;
1) Stiftsarchiv zu Tirnstein.
2) Teding und Gerechtigkeit, die des Gotteshauses zu Diernstein Holden zu Wilndorff haben, aus einer Hand-
schrift V. J. 1490 abgedruckt in Kaltenbäck's österr. Rechtsbüchern d. Mittelalters, IL Bd., S. 132—134, die betreffende
Urkunde von 1443 Seite 133. Das oben beschriebene Siegel auf der Urkunde vom J. 1748 im Stiftsarchive zu Melk
Sörin. 50. Fascic. 2.
3) C hm el's Beiträge zur Beleuchtung der kirchlichen Zustände Oesterreichs im 15. Jahrhundert, Seite 50, Num. 35
des Separat- Abdruckes aus den Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften, aus einem Copialbuche des Stiftes
St. Polten im k. k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchive. Ohne die Inhaltsangabe auch in Duellii Excerpt geneal. histor.
pag. 76.
Beiträge zur Geschichte yon Schwallenbach. 219
zwei Höfe mit den dazu gehörenden Weingärten, gelegen neben einander zu Swellenpach in der
Spitzer Pfarre, wovon man jährlich halben Wein dient, die von Jörgen YonEckartsau gekauft
sind; und ein Haus zu Wildendorf, das durch des Herzogs Albrecht Vater, Herzog Ernst, von Jörgen
von Rappach gekauft worden ist ^).
So kam Herzog Ladwig von Bayern zum Besitze der Herrschaften Spitz und Schwallenbaoh.
Das kais. kön. geheime Haas-, Hof- und Staatsarchiv verwahrt noch Rechnungen tlber die Renten,
GĂĽlten und andere Geftllle und ĂĽber die Ausgaben dieser beiden, von dem Pfleger zu Spitz verwal-
teten Ottter von den Jahren 1461, 1462, 1463, 1464, 1472, 1480, 1481, 1490 bis 1499 einschliesslich,
dann von 1501, 1502, 1504. Aus der Rechnung vom Jahre 1464 erfahren wir, dass im Jahre 1463
eine Fenersbrunst zu Schwallenbach Schaden verursachte: ,yltem der waitz. So zw Swälnpach Im
Ijritf jar gefallen vnd gen dem Richter daselbs gedint wird, des jn Snmb (Summe) ist j^ meczn,
derselb waitz ist jn dem jar dacz (bei) dem vorgemelten richter verprunnen als denn der schad zu
swälnpach mit dem fewr beschehen ist, da ist albeg ain meczn angeslagen ftlr |:l dl. (Pfennige) facit
iiij tl. (Ib, Pfund) yl dl."
Wir bemerken zu dieser Aufzeichnung, dass wohl auch die Kirche zu Schwallenbach durch
dieses Feuer bedeutend gelitten haben dĂĽrfte, obwohl in der Rechnung nichts darĂĽber vorkommt. In
dem vermutheten Falle mag ein vollständiger Wiederherstellungsbau der Kirche, vielleicht mit Ausnahme des
Thurmes und des Einganges mit dem Wappenbilde, derselben ihre heutige Gestalt gegeben haben, da
die Banformen auf eine etwas jĂĽngere Zeit hinweisen, als in welcher die angeftihrten Stiftungen (1419
und 1441) gemacht wurden.
In der Rechnung vom Jahre 1480 erscheint unter den Einnahmen in der Herrschaft Swellen-
pach: ,yVom Ggschloss zw achstain rrttj dh — Vom Hauss zu willdndorff, das gehört auf den
achstain ain halben Motzen waytzs.^
Bei der Entscheidung, des Streites wegen der bayerischen Erbfolge durch Vertrag vom 30. Juni
1505 und Spruch auf dem Reichstage zu Constanz vom 2. Juli 1507 erhielt der E^iser Maximi-
lian I. zum Ersätze ftlr die Kriegskosten nebst andern Entschädigungen die Herrschaften Spitz und
Schwallenbach als Pfand ^). Doch wird schon in der Rechnung ĂĽber diese Herrschaften vom LichtmesS'
tage 1503 bis ebendahin 1504, durch Caspar von Volkenstorf, Pfleger zu Spitz, angezeigt, dass der
Hauptmann im Lande ob der Enns Wolfgang von Polheim, ihn vor sich berufen und von ihm die
Abtretung des Schlosses Spitz gefordert habe.
Der neue Herr der Herrschaften und Märkte Spitz und Schwallenbaoh, K. Maximilian I., ver-
kaufte sie bald an Johann Grafen von HohenzoUern, des heiligen römischen Reichs Erbkäm-
merer, und dieser um das Jahr 1518 dem Bernhard Kirchberger von Kirchberg zu Seissenburg
und Viehhöfen nebst einer Behausung in Wien, bei dessen Nachkommen sie längere Zeit blieb '^).
1) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. Philosophisch -histor. Glasse, XVIII. Bd., 1. Heft
Seite 80-82.
2) Fugger 's Ehrenspiegel des Erzhauses Oesterreich, herausgegeben von Sigmund v. Birken. Pölitz, Geschichte des
österr. Kaiserstaates. Leipzig 1817, S.98. Reisser, Gesch. d. Osterr. Monarchie, 11. Bd., II. Abtheil. S. 213—214 mit dem
Datum des Vertrages 30. Juni 1505.
3) Wiss grill, V. Bd., S. 151 gibt 1518 als das Jahr des Kaufes von Spitz, Schwallenbach und der Behausung zu
Wien an, widerspricht sich aber vorher (S. 66) selbst, dass Hanns Kälberharder zu Grafenwerd 1497 und 1504 als Zeuge
gelesen wird, und „um selbige Zeit" Susanna von Kirchberg, die Tochter des Georg von Kirchberg zuEgenberg
und Schwallenbach (Vater des obigen Bernhard), zur Ehe hatte. Nach des Freiherrn von Hoheneck geneajogischem Werke
29*
220 Prof. J. F. Keiblinger.
Nachdem diese Familie zur protestantisoheii Beligion ĂĽbergetreten war, gewann die neue Lehre auch
bei den Bewohnern von Spitz und Schwallenbach zahlreiche und eifrige Anbänger. Im alten Tauf-
protokolle der Pfarre Laach am Jauerling lesen wir bei dem Jahre 1620 den „Georg Ruth,
Burger zu Schwälenpach, diser Zeit Waehtmaister zu Zaissing^ — einem Schlosse in
der Nähe von Laach, damals der Familie Eirchberg gehörig; und später bei dem nämUchen Jahre
wieder: „Der Ehrnuest vnd Manha£ft Görg Ruth, von yssprugckh, diser Zeit Waehtmaister zu Zais-
sing.^ ^) Ebenda im Jahre 1624: „Johannes P6rckh (sie), Schuellmaister vnd Gerichts-
schreiber der Herrschafften (sie) Schwälmpach. Man könnte hieraus auf das Bestehen einer
protestantischen Schule zu Schwallenbach schliessen wollen; allein die unklare Stelle ist wohl so zu
ergänzen, dass nach dem Worte „Schuellmaister^ der dem Schreiber selbstverständliche Beisatz: „zu
Laach^ eingeschaltet wird; denn Laach war damals eine protestantische Pfarre und 1620 Leopold
Prändtl Schullehrer daselbst.
AnnaFreiin von Polheim besass nebst der Burg und Herrschaft Aggstein das Gut Schwallen-
bach, wo sie das Schloss in seiner heutigen Gestalt neu wiederherstellte, und zwar vor dem Jahre
1617^ dem letzten ihres Lebens ; wie bereits aus unserer Monographie tlber Aggstein angefĂĽhrt wurde.
Laut einer in der Stiftsbibliothek zu Melk befindlichen Handschrift: „Genealogische Nachricht von
der uralten freiherrlichen Familia derer Herren von Häckelberg," verfasst von Helm 1702, Fol. 60-61,
hat Karl Freiherr von Hackelberg im Jahre 1675 die Herrschaften Zaissing am Jauerling und
Schwälmbach von Frau Elisabeth Forest in erkauft^). Dieses muss aber früher geschehen sein,
weil, nach des Genealogen Wissgrill Versicherung, Karl Hackelberger von Höchenberg sich schon 1671
(und 1676) „Herr der Herrschaft Schwallenbach und der Feste Zaissing^ schrieb '). Zu Wien , am
22. März 1678 fertigt derselbe als ständischer Obereinnehmer dem Albrecht Herrn von Zinzendorf Über
bezahlte 800 Gulden eine Quittung aus und nennt sich: „Karl Hackelberger von Höhenberg, Herr der
Herrscht Schwöllenbach und der Vesten Zääsing, der röm. kais. Majestät Rath und Regent des
Regiments der niederösterreichischen Landen (niederösterr. Regierungsrath) , auch der löblichen drei
oberen Stände von Prälaten, Herren und Ritterschaft des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns
bestellter Obereinnehmer ^)." Die Herrschaft Spitz und das Gut Schwallenbach, nachher von dem
Grafen Gundakar von Dietrichstein erkauft^), gehören seit dem Jahre 1864 dem Herrn
Grafen von Schönborn.
(I. Theil, S. 37 des Supplements) hat Bernhard von Eirchberg im Jahre 1508 das Schloss Viehhöfen gekauft; „nach-
gehends noch weiter die Herrschaft Spitz und Schwälmbach von Herrn Johann Grafen von Hohenzollem, des heil. röm.
Reichs Erbkämmerem und Hauptmann zu Hohenwart, auch anno 1518 von ihme nebst Herrn Wolfgang Mattseber zu
Jndenau dessen Behausung in Wien erhandlet.** — Von Bernhards Vater Georg kommt in eben diesem Werke
nichts vor, dass er das Gut Schwallenbach besass.
1) Die damaligen kriegerischen Zeitumstände machten stärkere Verwahrung und Bewachung der Schlösser zur
Sicherheit vor feindlichen üeberfäUen nothwendig.
2) Sie war zuerst mit Johann Chrysostomus Wening von Greiffenfels, Herrn zu Viehhöfen und Oberranna, gestorben
1654, dann mit Franz Melchior Forest von Prinnthal und Lemberg vermählt.
3) WissgriU, IV. Bd., S. 10.
4) Kaltenegger, CoUectio etc., T. U., Num. 287, pag. 281—282.
5) Nach Wissgrill, IL Bd., S. 238 hat Gundakar Graf (später Fürst) von Dietrichstein Spitz und Schwallenbach
1674 von Otto Lorenz Grafen von Traun gekauft. Wie lassen sich diese auffallenden WidersprĂĽche desselben
Schriftstellers lösen? Wir begnügten uns bei unseren Arbeiten vorzüglich mit den vorgefundenen Daten aus dem Mittel-
alter und wĂĽnschen, dass die neuere Zeit hinsichtlich der Besitzer von Schwallenbach von solchen Greschichtsfreunden
berücksichtigt werden möge, die mit den uns fehlenden Materialien dazu bestens versehen sind.
Beiträge znr Geschichte yon Schwallenbach. 221
Ausser dem Schlosse hält noch ein anderes Gebäude von alter Bauart, mit einem niederen,
yiereekigen Thurme, der Rannahof genannt, die Aufmerksamkeit des Wanderers fest. Es bildete
mit den dazu gehörigen Grundstücken und andern Renten ein eigenes Amt des Paulinerklosters
zu Ran na, davon die Grundherrlichk€|it diesem Kloster, die Gerichtsbai^keit der Herrschaft Spitz und
die Vogtei der Herrschaft Oberranna zustand ^). Von dem Besitzer der Burg und Herrschaft Ranna,
Hanns von Neydeck und seiner ersten Gemahlin Kunigunde, gebomen von Lassberg, im Jahre 1414 zu
stiften begonnen, 1424 vollendet, besass diese geistliche Genossenschaft den Hof zu Schwallenbach bis zu
ihrer Aufhebung, wahrscheinlich durch Schenkung des Stifters oder eines seiner Nachkommen, obwohl
die Stiftungsbriefe von den Jahren 1424 und 1441 nichts davon enthalten ^. In einem Renten-Ausweise
des Klosters vom Jahre 1529 kommen auch Besitzungen zu Schwalmbach vor, und in einer Einlage vom
11. Februar 1612 (beide im ständischen Archive) zu Schwölmbach und Starkenhof behauster Dienst
(darauf auch weder Steuer noch Robot) 4 Gulden 7 Schilling, 19 Pfenning; Burgrechtdienst 1 fl. 6 Seh.
2 dl. 2 Gänse und 330 Eier. Ein Urbar des Klosters vom Januar 1644 im Archive zu Persenbeug
gibt bei der Aufzählung der Renten vom Amte Schwallenbach noch Folgendes an:- „Auch haben wier
Pauliner ain Hoff zu Schwalnpach, das wier darinen Lesens Zeit Vnser Ruebige Sachen Vnd wein
in ainen aignen gemach Vnd Kheller, das auch ain iegklicher dess hoffs Vnsern Lessmaister zu Essen
geben Vnd ihme mit sauberer Liegerstatt Zuuersechen befugt sey;^ dann: „De vinea que vocatur
Pöckhstall tenemur solvere ad Schweilnpach (zur Herrschaft daselbst) in feste S. Michaelis judici ibidem
census 2 denarios Viennenses.^ Im Jahre 1732 hatte der Prior zu Ranna, Ferdinand StOger, Streit
wegen einiger Halbbau - Weingärten zu Schwällenbach ^). Die Realitäten des zufolge Allerhöchster
EntSchliessung vom 25. October 1783 aufgehobenen Klosters Ranna wurden am 8. August 1792 ver-
steigert und von Joseph Freiherrn von Stiebar um 3200 Gulden erstanden. Unter diesen Reali-
täten waren auch Weingärten zu Weissenkirchen, zu Schwallenbach, zu Spitz und im Spitzergraben, die
Höfe zu Weissenkirchen und zu Schwallenbach ^). Jetzt gehört dieser Hof einem Btlrger von Schwallenbach«
1) Weiskeni^s Topographie v. Niederösterreich, II. Tbl., S. 173.
2) Die StiftuDgBbriefe von 1424 und 1441 , in einer vidimirten Abschrift des Abtes Johann von Melk vom Jahre
1504, und zwar der erste ans der lateinischen Sprache in die deutsche ĂĽbertragen, finden sich in Smitmer*8 Codex
diplomaticus austriacus, Tom. III. , Num. 202. Nachrichten ĂĽber das Kloster Ranna geben WendtenthaTs (oder
des Augustiners Marian Fidler) Geschichte der österreichischen Klerisei, VIII. Bd., S. 21 — 28 und ReiTs Donaul&ndchen
u. s. w., S. 392 — 410. Uebrigens sind die Pauliner zu Banna, Wienerisch-Neustadt, Hemals und Thalheim (im Lande ob
der Enns) mit den vom heiligen Franz von Paula benannten Paulanern (auf derWieden zu Wien) nicht zu verwechseln.
3) Reil, S. 399, 401, 403, 408.
4) FeiFs Aufsatz in Schmidl's österreichischen BISttem für Literatur und Kunst, II. Jahrgang, 1845, Num. 73, Seite
573. Aber nach WendtenthaPs Angabe (S. 23), welchem Reil (S. 410) folgte, kam schon 1786, 30. Juni, die kais. kön.
Cameraladministration , welche alle Weine saromt den dazu gehörigen GterSthschaften , am 1. Juli alles andere daselbst
noch befundene Gerath , endlich am 4. September und an den folgenden Tagen sämmtliche Gebäude , Grundstücke und
Kealitäten, welche diese Pauliner sowohl zu Unterranna als im Spitzergraben, in Spitz, Weissenkirchen und Schwallenbach
besessen hatten, stückweise an den Meistbietenden versteigerte. — Das Klostergebäude kam 1795 von der Crida- Masse
des Grafen von Herberstein durch Kauf an Johann Joseph Grafen von Stiebar. — Wir ziehen die stets gründlich befun-
denen Notizen unseres unvergesslichen Freundes Feil gerne den anderswo gelesenen vor.
Heidenthor bei Petionell .
INHALT
des zweiten Heftes des X. Bandes der Berichte and Mittheiiungen des Alterthums- Vereines.
Protocoll der XIII. General- Veraammlu ng I
Vortrag des Vereins-Prfisidenteu 11
Bechnungs-AbschluBS IV
Materialien zur Topographie der Stadt Wien m den Jahren 1563 bis 1587 von Dr. Ernst Birk 79
Die kirchlichen Baadenkmale des Mittelalters im Markte MĂĽdling von Jul. Koch and Joh. Klein 165
Das Heidenthor bei PetroneU von Dr. Friedrich Kenner 185
lieber das römische Heerwesen in Pannonien von Prof. Aschbach 200
Beiträge zar Geschichte von Schwallenbach von Prof. Keiblinger 206
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BEBIGHTE
UND
MITTHEILĂśNGEN
DES
4 LTERTHUMS- VEREINES
ZĂĽ WIEN.
BAND Z.
WIEN
IN G0IRI88I0N DER BDCHHANDLDNG ADGDST PRANDEL.
â– DCCCLXIX.
DRUCK VON A. PICHLBR'B WITWB k SOHN.
v.lO
niALT DES X. BAEDES.
Protocoll der dreizehnten General-Versammlung
Vortrag Sr. Excellenz des Freiherrn von H eifert, am 15. März 1866
Bechnangs-AbschlasB pr. 1. Jänner bis 31. December 1866
AuBSchuss des Vereines (1867/8) I.
Protocoll der vierzehnten General-Versammlang IL
Vortrag Sr. Excellenz des Freiherm von Helfert am 6. November 1868 V.
Bechnungs-Abschlass pr. 1. Jänner bis 31. December 1867 XII.
Ausschnss des Vereines (186i^) XIII.
Mitglieder- Verzeichniss XIV.
Bericht ĂĽber den Ausflug der Vereins-Mitglieder nach Hainburg, Deutsch- Altenburg und Petronell XVIII.
Verzeichniss der in den ersten zehn Bänden der Vereins-Pnblicationen enthaltenen Aufsätze XXII.
Veränderungen im Stande der Mitglieder während der Drucklegung des Mitglieder-Verzeichnisses XXVI.
Die Herreu und Grafen von Schaumberg, von Jodocus StĂĽlz 1
deren Gräber in der Stiftkirche zu Wilhering, von Dr. Lind (5 Holzschnitte) 17
Aus dem Kreise Ober-Manharts-Berg in Niederösterreich, von Dr. Lind (2 Holzschnitte) 23
Kanzel zu Maria Laach 23
Sacramentshäuschen zu Heiligenblnt 24
Johann Tichtel, ein Wiener Arzt des XV. Jahrhunderts, von Dr. Horawitz 25
Die zweischiflfige Kirche zu Payerbach, von Hanns Petschnig (5 Holzschnitte) 35
Kaiser Karl V. Heerschau am Marchfeld bei Wien, (1532), v. Dr. Lind. (2 Tafeln) 38
Ein Tumterharnisch Kaiser Maximilians I. (4 Tafeln) 45
Die Tafelgemälde auf der Btickseite des Email- Altars zu Klosterneuburg, von Dr. Ed. Freih. v. Sacken (5Taf.) 53
Die Buine Kreuzenstein nächst Korneuburg, v. Dr. Karl Fronner (5 Holzschnitte) G8
Materialien zur Topographie der Stadt Wien von 1563—1587, von Dr. Ernst Birk 79
Die kirchlichen Baudenkmale des Mittelalters im Markte Mödling, von Jul. Koch u. Joh. Klein (29 Holzschn.) 165
Das Heidenthor bei Petronell, von Dr. Friedrich Kenner (1.- Tafel, 1 Holzschnitt) 185
üeber das römische Heerwesen in Pannonien, von Joseph Aschbach 200
Beiträge zur Geschichte von Schwallenbach, von J. Kaiblinger (5 Holzschnitte) 206
Plan der Stadt Wien, aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, von Dr. Lind (1 JTafel) 213
Archäologische Bundschau in Nieder-Oesterreich :
Die Kirche Maria am Gestade in Wien. Baugeschichte von J. Feil , . . . 248
Baubeschreibung nach Dr. Ed. Freih. v. Sacken und Weiss (22 Holzschnitte) 262
Die Kirche zu Sievering, nach Petschnig (6 Holzschnitte) 273
Die Dreikönigscapelle zu Tulln, nach Dr. Lind (11 Holzschnitte) 276
Die Piaristenkirche in Krems, nach Biewel (15 Holzschnitte) 282
Die Spitalscapelle in Krems nach Biewel (5 Holzschnitte) 292
Die Grabcapelle zu Pulkau, nach Dr. Ed. Freih. v. Sacken (6 Holzschnitte) 295
Die Grabcapelle zu Zellerndorf, nach Dr. Ed. Freih. v. Sacken (2 Holzschnitte) 297
lieber die nordischen Museen zu Stockholm, Christiania und Kopenhagen, von Carl Freih. v. Bansonnet-Villez 299
Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Carthause Agsbach, von Dr. Florian Bomer 307
Die ehemaligen Schmiede- oder Wielandssäulen, von Anton B. v. Perger (1 Tafel) 309
Die Sage vom Venusberg und dem Tannhäuser von Jos. Haupt 315
Ueber die Wiener BĂĽrgerfamilie Breiten felder, von Dr. Karl Lind (1 Holzschnitt) 323
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien, von A. B. v. Ca m es in a (3 Holzschnitte) 327
Personen-, Namen- und Orts-Begister 349
Druckfehler- Verbesserungen 352
DB,
.V4-8
V.IĂ–
I -*
AUSSCHUSS
DES
ALTERTHUMS-VEREINES ZU WIEN
IM VEREINSJABKE 18G7/8.
Pra4iident.
Seine Excellenz Dr. Jos. Alex. Freiherr v. Belfert, k. k. wirklich geheimer Rath^ Präsident der
k k. Centr. Com. fttr Baudenkmale (erwählt 1864).
Präses - Stellvertreter.
Karl Freiherr von Ransonnet, k. k. Vice -Präsident (erwählt 1864).
Ausschuss - Mitglieder.
Artaria August, Kunsthändler (erwählt 1865).
Aschbach Joseph, Dr., k. k. Univers.-Professor (erwählt 1864).
Birk Ernst, Dr., k. k. Custos der Hofbibliethek (erwählt 1867).
Camesina Albert, k. k. Rath und Conservator für Wien (erwählt 1864).
Hasenauer Karl, Architekt (erwählt 1865).
Koch Franz, k. k. Bergw.-Producten-Verschleiss-Director (erwählt 1867).
Lind Karl, Dr., k. k. Minist.-Conc.-Adj., Vereins-Geschäftsleiter (erwählt 1864).
Meiler Andreas, von, k. k. Rath und Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv (erwählt 1865).
Sacken Ed., Freih. v., Dr. Ph., k. k. Custos im Münz- und Antiken-Cabinet (erwählt 1864).
Widter Anton, Realitäten-Besitzer (erwählt 1865.)
a
PROTOCOLL
DER
VIERZEHNTEN GENERAL -VERSA91NLI1N6 DES ĂśLTERTHDIIS -VEREINES
Z U W X E V
ABGEHALTEJ^ UNTER DEM VORSITZE DE3 VE HEINS- PRĂ„SIDENTEN SR. EXC. DES HERRN DR. JOSEPH ALEX.
FREIH. V. BELFERT. AM 6. NOVEMBER 1868 IM GRĂśNEN SAALE DER K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEX.
Anwesend 48 Mitglieder.
Der Präsident eröflnet die Versaiomlung und ersucht den Vereins- Geschäftsleiter das Protocoll
zu führen. Nach Bestimmung der Tages-Ordnung schlägt der Herr Präsident zu Verificatoren des
General-Versammliings-Sitzungs-Protocolles vor die Herren Excellenz Graf Franz Creueville, Ex-
cellenz Ritter von Hye und Herrn Landesgerichtsrath Peck, wozu die Versammlung ihre Zustimmung
gibt. Der Herr Präsident erstattet sodann im Namen des Vereinsausschusses den Rechenschaftsbericht
tiber das abgelaufene Vereinsjahr ^), worauf der Vereinscassier , Herr Franz Koch, den Cassabericht
bekannt gibt^). Beide Berichte werden zur Kenntniss genommen, üeber Vorschlag des Herrn Präsi-
denten werden die Herren Hofrath Baron FricdenfelS; k. k. Rath Fiedler und k. k. Rath Praudel
als Rechnungs-Censoren, Sectionsrath Walter und Ministerial-Concipist Dr. Pich 1er als deren
Ersatzmänner für das Vereinsjahr 1869 gewählt. Die genannten fünf Herren nehmen die Wahl an.
Da Se. Excelleuz der Herr Vereinspräsident bezüglich der von dieser General-Versammlung
vorzunehmenden Neuwahl des Vereinspräsideuten seine Absicht bekannt gegeben hat, eine eventuell auf
ihn fallende Wahl nicht annehmen zu können; so ergreift Hofrath Baron Reich das Wort:
Ich erlaube mir im Namen des Vereines an Se. Excelleuz den Herrn Vorsitzenden ein paar
Worte zu richten. Se. Excellenz äusserten in höchst bescheidener Weise, dass alles , was flir den
Verein geschehen ist, nicht ihm, sondern blos den verehrten Herren zuzuschreiben sei, welche ihn
auf so ergiebige und erfolgreiche Weise unterstĂĽtzt haben. Diese Acusserung glaube ich , in Ueber-
einstimmung mit dem verehrten Vereine, als zu bescheiden bezeichnen zu können, da kein Ausschuss-
mitglied ohne Kenntnissnahme des Präsidenten irgend etwas Erspriessliches für den Verein thnn kann,
da er es ja ist, der bei den Berathungen und Beschlüssen des Ausschusses präsidirt und in dessen Hand
alle Fäden der Vereinsthätigkeit zusammenlaufen. Ich glaube daher nicht zu fehlen, wenn ich mir
erlaube, im Namen des Vereines Sr. Excellenz dem Präsidenten, der nach seiner Erklärung dieses
Amt keinesfalls fortzufĂĽhren in der Lage ist, ebenso, wie er sich veranlasst sah , allen denjenigen zu
danken, die ihn unterstützt haben, den wärmsten Dank darbringe.
Hierauf erhebt sich die Versammlung zum Zeichen des besten Dankes von ihren Sitzen.
Der Herr Vereins-Präsident erwidert: Ich kann nur wiederholen, was ich bereits früher gesagt:
Ich bitte, meinen tiefgefĂĽhlten Dank hinzunehmen fĂĽr das Vertrauen, welches Sie mir seit einer
Reihe von Jahren geschenkt haben.
1) S. Beilage I.
2; S. Beilage II.
III
Nächster Gegenstand der Tagesordnung ist die Präsidentenwahl. Nach Einsammlung der Stiiujn-
zettcl erscheint als Wahlergebniss von 43 Stimmen Se. Excellenz Graf Wicken bürg zum Präsidenten
gewählt. Der Herr Vereinspräsident bemerkt, er werde mit möglichster Beschleunigung Se. Excellenz
Grafen Wickonburg von dem Wahlergebniss verständigen lassen.
Sodann wird zur Wahl von sechs Ausschuss-Mitgiiedern geschritten. Das Scrutinir.m ĂĽber-
nehmen Director Koch; k. Eath Prandel und Dr. Lind.
Nachdem mit der General-Versammlung auch der erste Vercinsabend in Verbindung gebracht ist,
hält während des Scrutiniums Dombaumeister Schmidt einen Vortrag über die siebenbürgische
Burg Vaida-Hunyad, von welcher zahlreiche Abbildungen des ganzen Baues und seiner Einzelnheiten
ausgestellt sind.
Das Scrutinium hat folgendes Resultat geliefert: Dr. Karl Lind erhielt 47, Se. Excellenz Graf
Creneville 46, Dr. Ed. Freiherr von Sacken 46, Prof. Jos. Aschbach 40, Excellenz Freih. v.
Ransonnet 38 und k. Rath Camesina 33 Stimmen. Die ĂĽbrigen Stimmen haben sich zersplittert
auf die Herren Dr. Pichler, Schönthaler, Schönbruner, Petschnig und Hlavka*).
Die anwesenden sechs Gewählten nehmen die auf sie gefcillene Wahl an.
Hierauf nimmt Se. Excellenz der Herr Präsident das \Vort: Wir wollen nun zum letzten Gegen-
stand der Tagesordnung schreiten, es sind diess allfällige Anträge der Mitglieder. Nach den Statuten
können bei der General- Versammlung nur solche Anträge berücksichtigt werden, welche zehn Tage
früher überreicht werden. Da Anträge von Mitgliedern nicht eingebracht wurden, bleibt nur der An-
trag des Ausschusses übrig, welcher dahin geht, den §, 46 der Statuten umzuändern.
§. 46 in seiner gegenwärtigen Fassung lautet: „Der Präsident des Alterthums- Vereines zu WMen
wird in der General- Versammlung durch directe Wahl mit absoluter Majorität auf vier Jahre gewählt,
nach deren Ablauf er wieder wählbar ist."
Der Ausschuss beantragt folgende Fassung:
„Der Präsident des Alterthums-Vereines zu Wien wird in der General-Versammlung durch
directe Wahl mit absoluter Majorität auf vier Jahre gewählt, nach deren Abiauf er unmittelbar nicht
wieder wählbar ist."
Diess ist so zu verstehen, w^enn nämlich eine Zeitperiode von neuen vier Jahren verstrichen ist,
dann steht nichts im Wege, zum Präsidenten ein Mitglied zu wählen, welches schon einmal die Präsi-
dentschaft gefĂĽhrt hat; allein eine unmittelbare Wiederwahl soll nicht stattfinden. Da ich glaube, die
Motive, die den Ausschuss zu diesem Autrage bestimmt haben, in meinem Rechenschaftsberichte hin-
reichend auseinandergesetzt zu haben, will ich dieselben hier nicht wiederholen, sondern sofort die
Debatte eröffnen. Wünscht Jemand das Wort zu ergreifen ?
Baron Reich: Ich erlaube mir gegen die Motive des Ausschussantrages Einiges zu bemerken.
Ich kann mir nicht denken, warum es unzulässig sein soll, dass der gewählte Präsident, mOge er
auf unbestimmte Zeit, oder auf die Dauer von vier Jahren gewählt worden sein , unmittelbar darauf
nicht wieder gewählt werden solle. Das Motiv, welches Se. Excellenz anführten, scheint mir nicht
stichhältig. Dem Vereine muss es freistehen, den jeweiligen Präsidenten, falls er es nicht wegen persön-
licher Verhältnisse ablehnt, wieder zu wählen. Wenn aber der Verein einer anderen Persönlichkeit
sein Vertrauen zuwendet, so wird er von seinem statutenmässigen Rechte, den abtretenden Präsidenten
1) S. Beilage III.
a^
IV
nicht wieder zu wählen, ohnediess ganz Bicher Gebrauch machen. Geradezu abträglich fttr die Interessen
des Vereines erscheint es mir, dass, wenn er so glücklich ist, einen äusserst tttchtigen Präsidenten, der
mit Lust und Liebe die Zwecke des Vereines vertritt, zu aquiriren, dem Vereine nicht die Möglichkeit
geboten sein sollte, dasselbe Individuum wieder zu wählen. Ich beantrage desshalb, dass die frühere
Fassung des §. 46 beibehalten werde.
Präsident: Wünscht noch Jemand das Wort?
Excellenz Baron Kraus: Ich stimme dem Antrage des Vorredners bei, weil auch ich der An-
sicht bin, dass sich der Verein die Freiheit wahren soll, denjenigen Präsidenten, dem er einmal das
Vertrauen geschenkt hat und der diesem Vertrauen entspricht, wieder zu wählen.
Präsident: Wenn Niemand mehr das Wort wünscht (Niemand meldet sich), werde ich den
Gegenstand zur Abstimmung bringen. Der gestellte Gegenantrag ist eigentlich nur ein Votum gegen
den Ausschussantrag. Ich brauche also nur den Ausschossantrag zur Abstimmung zu bringen. Falls
derselbe von der Majorität nicht acceptirt werden sollte, versteht es sich von selbst, dass die von Herrn
Baron Reich beantragte Beibehaltung der alten Fassung eintritt Ich erlaube mir daher diejenigen
Herren, welche dem Antrage des Ausschusses auf Abänderung des §. 46 der Statuten in der bean-
tragten Weise beistimmen, zu ersuchen, durch Erheben der Hand sich dafOr auszusprechen. (Es er-
folgt die Abstimmung.) Es sind 17 Stimmen dafĂĽr. Ich bitte um die Gegenprobe. (Geschieht.) Es sind
23 Stimmen dagegen; der Ausschussantrag ist mit 23 gegen 17 abgelehnt, es bleibt also bei der
frĂĽheren Fassung.
Da andere Gegenstände der heutigen General- Versammlung nicht vorliegen, erkläre ich dieselbe
fĂĽr geschlossen.
Helfert.
Anton Ritter von Eye. Franz Oraf Creneville. A. Feck.
Dr. Lind.
Beilage 1.
VOHTRAG
DES VEREINS-PRĂ„SIDENTEN SEINER EXCELLENZ
Dr. JOSEPH ALEXANDER fbeiherbn v. HELFERT,
AN DIE
VERSAMMELTEN MITGLIEDER AM Ăź. NOVEMBER 1868.
Geebrte General- Versammlung!
Wenn die diesmalige General-Versammlung, statt im ersten Monate nach Ablauf des letzten
Vereinsjahres, im vorletzten Monate des laufenden abgehalten werden musS; so ist ein eigenthUmliches
Zusammentreffen von Umständen daran Schuld. Nach Ablauf des letzten Vereinsjahres glaubte Ihr
Ausschuss nicht vor Sie hintreten zu können , ohne Ihnen die letzte Abtheilung des vor drei Jahren
begonnenen achten Bandes, dessen endlicher Abschluss, wie Ihrem AusschĂĽsse bekannt war, von
einem grossen Theile der Vereins-Mitglieder mit bedenklichen Zeichen von Ungeduld herbeigewĂĽnscht
wurde, in die Hände geben zu können. Leider verzögerte sich trotz aller darauf verwendeten Sorg-
falt, oder vielmehr eben wegen der darauf verwendeten grossen Sorgfalt, Druck und Ausstattung
dieses Bandes-Drittels so sehr, dass der Monat Mai herankam, ehe die Zusammenberufung der Ge-
neral-Versammlung eingeleitet werden konnte. Als nun aber der bestimmte Tag, 21. Mai, da war,
fand sich trotz mehr als halbstündigem Warten die zu einer giltigen Beschlussfassung statutenmässig
(§. 21) erforderliche Zahl von 36 Mitgliedern nicht zusammen, so dass nichts Übrig blieb, als die
beabsichtigte General-Versammlung bis auf eine Zeit zu vertagen, wo vorauszusetzen war, dass sich
die meisten der Wien angehörigen Mitglieder unseres Vereines bereits wieder inner den Linien befin-
den und so zahlreich erscheinen würden, dass nicht ein ähnliches Missgeschick wie am 21. Mai zu
besorgen wäre.
Nach dieser Einleitung beginne ich meinen Rechenschaftsbericht sogleich mit jenem Gegen-
stande, der zum unbeabsichtigten Anlasse der so eben geschilderten Verzögerung werden mnsste.
Wenn Sie, geehrte Herren, den Umfang, den Inhalt und die artistische Ausstattung dieses
letzten Drittheils eines Bandes, dessen Zustandekommen wir der reichen Erfahrung und dem schätz-
baren Materiale des Ausschusses A. Gamesina verdanken, auch nur eines flĂĽchtigen Ueberblicks
würdigen, so werden Sie, so darf Ihr Ausschuss hoffen, die etwas verzögerte Herausgabe desselben
freundlich entschuldigen. Denn es bildet diese dritte Abtheilung an Bogenzahl allein schon einen
Band, wie ihn der Alterthums-Verein seinen Mitgliedern hinauszugebeu pflegt; an Reichthum der Ab-
VI
bildnugen aber geht die gegenwärtige Publication allen früher veröffentlichten Bänden voraas ^ so
dass der vollständige achte Band sowohl seiner Stärke, als seinen illustrirten Beigaben nach, mit
vollem Grunde als ein Doppelband gezählt werden kann. Was den Inhalt dieser dritten Abtheilnng
betrifft, werden Sie dieselbe an Reichthura des Gebotenen und Mannigfaltigkeit des Interesses gegen
die erste und zweite Abtheilnng sicher nicht zurĂĽckstehen finden und ich glaube darum nicht zu viel
zn sagen, wenn ich den nunmehr zum AbschlĂĽsse gebrachten VIIL Band als eine wahre Zierde der
Pnblicationen unseres Alterthumsvereines bezeichne.
Es sei mir gestattet, gleich hier eine geschäftliche Angelegenheit kurz zu berühren, weil die-
selbe von Ihrem Ausschusse eben aus Anlass der Gamesina'schen Schrift in Anregung gebracht wurde.
Es wurde nämlich von demselben in dessen Sitzung vom 15. Mai d. J. der Beschluss gefasst, dass in
Hinkunft der mit kleinen Lettern gedruckte Text, wenn er Original-Arbeit enthält, mit 40 fl., wenn er
aber blosser Abdruck von Urkunden ist, mit 15 fl. pr. Bogen honorirt werden solle; fUr den Text mit
grossen Lettern bleibt es bei dem bisherigen Honorare von 30 fl. pr. Bogen.
Ihr Ausschuss hat seit der letzten General- Versammlung sechs Sitzungen gehalten, nnd zwar
am 14. April und 4. October 1867, am 30. April, 15. Mai, 18. September und 30. October 1868.
Se. Excellenz Freiherr von Ran sonnet hat ĂĽber meine Einladung auch in diesem Jahre die Stelle
des Vieepräsidenten unseres Vereines übernommen. Ebenso hat Ihr Ausschuss den Herrn Geschäfts-
leiter Dr. Lind nach Ablauf der zwei Jahre seiner Function von neuem in derselben bestätigt, bezie-
hungsweise nach §. 54 der Statuten auf weitere zwei Jahre gewählt. Auch das Redactions-Gomite der
„Berichte" und „Mittheilungen" unseres Vereines blieb in seiner Zusammensetzung dasselbe, wie im
Vorjahre, indem die Herren: Gamesina, Lind und Baron Sacken ersucht wurden, ihre dankens-
werthen Bemühungen diesem Geschäfte noch fernerhin zu widmen. An die Stelle des aus dem Aus-
schusse geschiedenen Herrn J. N. Passy wurde 15. März 1866 das neue Ausschussmitglied Herr
Franz Koch zum Vcreinscassier gewählt. Die am 15. März d. J. von den von der General-Versamm-
lung hiezu berufenen Herren: Baron Frieden fels, Prandel und Walter im Beisein des Aus-
schussmitgliedes Regierungsraths Birk und des Geschäftsleiters Dr. Lind vorgenommene Cassa-
Scontrirung setzte Ihren Ausschuss in die Lage, dem frĂĽheren Vcreinscassier Herrn J. N. Passy
die vollständige Richtigkeit der von ihm geführten Cassagebahrung zu bestätigen und das diesfällige
Absolutorium auszufertigen. Der Verdienste, die sich Herr Passy durch jahrelange B^ĂĽhrung der Cassa-
geschäfte um unsern Verein erworben, habe ich bereits in meinem Vortrage am 15. März 1866 gezie-
mend gedacht; ich habe hier noch anzufügen, dass Ihr Ausschuss in Anerkennung dieser langjährigen,
nun zum AbschlĂĽsse gebrachten Verdienste, in seiner Sitzung vom 30. October d. J. von seinem
statutenmässigen Rechte (§. 12) Gebrauch machen zu dürfen glaubte, Herrn J. N. Passy zum corrc-
spondirenden Mitgliede unseres Vereines zu ernennen. Ueber unsern dermaligen Cassastand wird der
gegenwärtige Herr Vereins- Cassier Bericht erstatten, und ich erlaube mir nur, was unser den Reserve-
fond des Vereins bildendes Satzcapital betrifft, die Bemerkung zu machen, dass im Laufe des Jahres
einige Karl Bernbrunn'sche Verlassenschafts-Gläubiger befriedigt wurden, ohne dass dadurch die sichere
Priorität unseres Satzcapitals alterirt worden wäre. Von weiteren geschäftlichen Angelegenheiten habe
ich noch zu berĂĽhren, dass Ihr Ausschuss in seiner Sitzung vom 30. April d. J. den Monatgehalt des
Vereinsdieners Hermann Meyer, mit dessen mehr als zwölfjähriger eifriger und verlässlicher Pfliohtt
erfttllung wir alle Ursache haben zufrieden zu sein, von 10 fl. 50 kr. auf 12 fl. Oe. W. zu erhöhen
befunden hat.
VII
Indem ich zur eigentlichen Berufsthätigkeit Ihres Ausschusses übergehe, moss ich der fort-
laufenden Herausgabe des „Atlas kirehlicher Denkmale des Mittelalters im Kaiser-
thum Oesterreich^ gedenken, an welcher sich unser Verein mit seinem Vorrathe frĂĽher verwendeter
Holzstöcke zu betheiligen fortführt; es scheint dieses Unternehmen von Lieferung zu Lieferung weitere
Verbreitung und Anerkennung zu finden, wie es denn im Interesse des archäologischen Wissens, welches
dieser Atlas zu fördern berufen ist, nur gewünscht werden muss.
Leider hat bei einem andern von unserem Vereine unmittelbar ausgegangenen Unternehmen
die Tbeilnahme des Publicums den von Ihrem Ausschusse gehegten Erwartungen bei weitem nicht
entsprochen. Ich meine den archäologischen Wegweiser durch das Viertel unter dem
Wiener Wald, dessen reicher Inhalt und noch reichere Ausstattung wohl geeignet zu sein schien,
eine Betheiligung des fllr die heimischen AlterthUmer und Kunstdenkmale sich interessirenden Publi-
cums in weitern Kreisen hervorzurufen. Leider ist diess, wie schon erwähnt, nicht eingetreten. Von
einer Auflage von 1000 Exemplaren, die von dem archäologischen Wegweiser veranstaltet wurde,
liegt die grössere Hälfte aufgespeichert in den Magazinen der Buchhandlung Prandel und Ihr Aus-
schuss hat darum über Antrag des Geschäftsleiters Dr. Lind geglaubt, durch eine bedeutende Herab-
setzung des Preises, nämlich auf I fl. für Mitglieder und auf 2 fl. für Nichtmitglieder, dem Absatz der
noch vorhandenen Exemplare leichtere Wege zu eröffnen.
Sehr erfreulich ist es, dass unsere V er eins -Abende, die auch in dem vorigen Winter veran-
staltet wurden, einen gedeihlichen Fortgang nahmen. Die Betheiligung daran war von Mitgliedern des
Vereins, sowie von Nichtmitgliedern zwar nicht an Zahl eine übermässige; allein desto sichtlicher war
das Interesse, welches die anwesenden Freunde der Alterthumswissenschaft sowohl an den gehalt-
vollen Vorträgen als au den mannigfachen zur Ausstellung gebrachten Objecten bezeugten. Für das
Zustandekommen dieser Vereins-Abende ist unser Verein eben so sehr dem aus dem Schoosse seines
Ausschusses hiefür gewählten Comitä, bestehend aus den Herren: Artaria, Camesina, Lind,
Baron Sacken und Widter, als jeuen Persönlichkeiten zu grossem Danke verpflichtet, welche
durch Vorträge oder Herleihung von Objecten den Stoff zu den vereinsabeudlichen Unterhaltungen
lieferten. Es wurden in den letzten beiden Monaten des vorigen und in den ersten drei des heurigen
Jahres folgende Abend- Versammlungen gehalten :
Am 29. November 1867 mit einem durch Demonstrationen erläuternden Vortrag des Herrn
Professors Hans Petschnig ĂĽber Restauration mittelalterlicher Kirchenbauten ĂĽberhaupt und jene der
Heiligen-Blut-Kirche in Grätz insbesondere ; zur Ausstellung kam ein Kunstwerk ersten Banges : ein
Porträt der Barbara Blombergerin aus der reichen Sammlung des Herrn Gsell; der fesselnde Vor-
trag, womit Freiherr v. Sacken dieses Kunstobject erläuterte, wurde nebst einer Abbildung des
letzteren in das erste Heft des heurigen Jahrganges der „Mittheilungeu" der k. k. C. C. für Bau-
denkmale aufgenommen.
20. December 1867 Vortrag des Freiherrn v. Sacken über die altösterreichischen Münzen
mit Vorweisung zahlreicher Exemplare aus den Schätzen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets.
2. Jänner 1868. Vorlesung einer wissenschaftlichen Arbeit des Herrn Dr. Friedrich Kenner
^über den Mithras-Cultus in den österreichischen Ländern mit vorzüglicher Berücksichtigung des
Blithräum in Groisbach bei Oedenburg,^ das den Freunden der vaterländischen Alterthumswissenschaft
aus dem betreffenden Aufsatze Dr. Kenn er 's im vorigen Jahrgange der y^Mittheilungen*' der C. C.
bekannt ist, und Vortrag des Ansschugsmitgliedes Herrn Widter „über niederösterreichische Burgen
VIII
im Vergleiche mit den Aufnahmen Vi seh er 's," am Faden einer reichen Auswahl von der Meister-
hand des Herrn Vortragenden aufgenommener Photographien. Zur Ausstellung kam ausserdem eine
Reihe von Werken Albrecht DĂĽrer's aus der Sammlung des Herrn Ausschussmitgliedes Artaria und
Herrn Kunsthändlers Posonyi, von Freiherrn v. Sacken in einem erläuternden Vortrag bespro-
chen; endlich eine reichhaltige Suite von Abbildungen der abgetragenen Stadtthore und Basteien, der
ehemaligen Stadtgräben und anderer verschwundener Oertlichkciten von Wien, gezeichnet und besprochen
von Herrn Emil HĂĽtter.
12. Februar 1868. Vortrag des Herrn Dr. Jul. E. Födisch ,,über die Steinwallburgen in
Mitteleuropa, namentlich in Böhmen," veranschaulicht durch ein Kärtchen und mehrere Handzeich-
nungen des Verfassers, dessen gehaltvoller Vortrag gleichfalls in den „Mittheilungen" der C. C. zur
Veröffentlichung kommen wird ; zur Ausstellung kam eine ungemein reichhaltige Sammlung von Auf-
nahmen von Baudenkmalen der Balearischen Inseln, namentlich der Stadt Palma, gezeichnet und in
sehr anziehender Weise besprochen von dem Architekten Herrn Schulcz Fereuz.
Endlich 6. März 186S Vortrag des Herrn Dr. v. Frauzenshuld über die Regeneration der
Heraldik und den gegenwärtigen Standpunkt dieser Wissenschaft; zur Ausstellung kamen mehrere von
dem Herrn Vortragenden mitgebrachte neuere Werke heraldischen Inhalts, sowie auch einige ältere
damit im Zusammenhange stehende heraldische Darstellungen; ausserdem mehrere Kunstobjecte aus
dem Besitze der Freiherrn von Rothschild und Dräxler und des Herrn Kunsthändlers PI ach,
welche Herrn Dr. Lind den Stoff zu einigen erläuternden Bemerkungen gaben.
Von unsern Vereins-Publicationen wurde zum Theil schon gesprochen, ich muss mir aber er-
lauben, nochmals auf dieses Thema zurückzukommen. Die „Berichte und Mittheilungen des Alter-
thums-Vereines zu Wien", sind nunmehr bis zum zehnten Bande gediehen, dessen dritte beziehungs-
weise letzte Abtheilung in den nächsten Monaten des künftigen Vereinsjahres vor die Oeffentlichkeit
treten dürfte. Wie sich jene geehrten Mitglieder, die unserem Vereine seit dessen Beginn angehören,
erinnern dĂĽrften, hat der damalige Vorstand-Stellvertreter Feil wiederholt darauf hingewiesen, dass
es keineswegs als in den Verpflichtungen des Vereins gelegen betrachtet werden könne, seinen Mit-
gliedern alljährlich einen vollständigen Band in die Hände zu geben. Wenn unser Verein durch eine
Reihe von Jahren dessenungeachtet diess geleistet hat, so war es eben nur durch eine ausserge-
wohnliche Verwendung seiner Mittel möglich, in welcher Beziehung ich namentlich auf den auch pecu-
niär glänzenden Erfolg unserer grossen Ausstellung im Jahre 1860, dann aber auf den Umstand hin-
weise, dass sich durch die verzögerte Abwicklung der Karl Bernbrunn'schen Verlassenschaftsabhand-
lung rückständige Forderungen angehäuft hatten, deren schliessliche Flüssigmachung Ihrem Ausschusse
mit einemmal grössere Geldmittel zur Verfügung stellten und ihm die rasche Hinausgabe reichlich
ausgestatteter Publicationen binnen kürzerer Zeit möglich machten, als diess stattfinden könnte,
wenn ihm bloss die regelmässigen Vereinsmittel zur Verftlgung standen« Ein bloss oberflächlicher
Vergleich dessen, was den Vereinsmitgliedern in den letzten Jahren geliefert wurde, mit dem von
ihnen alljährlich eingezahlten Mitglieder-Beiträge muss jedem, der von den Kosten von Bücherher-
stellung einen Begriff hat, die Ueberzeugung aufdrängen, das letzterer zu ersteren in gar keinem
Verhältnisse steht. Es ist nicht zu viel gesagt, dass jeder der in den letzten Jahren gelieferten Bände
unserer Vereins-Mittheilungen im gewöhnlichen Wege kaum um das doppelte, der achte Band sicher
nicht um das dreifache dessen hergestellt werden könnte, was die jährlichen Mitglieder-Beiträge aus-
machen* Ebenso mass aber aach jedermanQ einsehen , dass sich ein so reiches Mehrleisten nicht auf
die Länge fortführen lässt, beziehungsweise unter Umständen nicht, wo der Verein nach Erschöpfiing
aussergewöhnlicher ihm zu Gunsten kommender Zufltlsse auf seine ordentlichen und regelmässigen
Einnahmsquellen verwiesen ist. Das ist nun in diesem Augenblicke der Fall; und ich hielt mich zu
dieser Auseinandersetzung um so mehr verpflichtet, als sonst die Mitglieder unseres Vereines ein Nach-
lassen in der Thätigkeit Ihres Ausschusses argwohnen dürften, wo vielmehr nur ein Einlenken desselben
in die gewöhnliche Bahn stattgefunden hat Wer sich die Mühe nehmen wird, dasjenige, was der
Alterthoms-Verein zu Wien seinen Mitgliedern gegenüber auch mit seinen gewöhnlichen Einnahms-
quellen zu leisten fortfahren wird, mit dem zu vergleichen, was ähnliche Vereine ausserhalb der
Gränzen unseres Vaterlandes ihren Mitgliedern bieten, der wird gestehen müssen, dass der Alter-
thums-Verein zu Wien von keinem derselben ĂĽberboten, ja auch nur erreicht wird.
Ausser der bisher geschilderten Thätigkeit, ich meine die Publicationen und die Vereins-Abende,
hat Ihr Ausschuss in der letzten Zeit Gelegenheit gefunden, noch in einer andern der ihm statuten-
mässig vorgezeichneten Richtungen (§. 4 <?, 4) seinem Berufe nachzukommen. Den beiden Mitgliedern
Ihres Ausschusses, Freiherm von Sacken und Widter, gebĂĽhrt das besondere Verdienst sich um
das wichtigste Denkmal, das der Oesterreicher diesseits der Alpen ans der Römerzeit besitzt, in einer
so eifrigen und erfolgreichen Weise angenommen zu haben, dass es voraussichtlich fĂĽr lange Zeit vor
weiterem Verfalle gewahrt sein wird« Ich meine das sogenannte Heidenthor bei Petronell, von welchem
in der letzten Zeit einer der geringen und spärlichen Reste seiner ehemaligen ornamentalen Aus-
schmĂĽckung durch Herabsturz zu Grunde zu gehen drohte. Wiederholte Reisen und Besichtigungen
an Ort und Stelle haben die beiden genannten Herren nicht nur von der unaufsohiebliohen Dringlich-
keit einer ausgiebigen Abhilfe gegen den drohenden Absturz ĂĽberzeugt, sondern Beide haben die ein-
dringliohste Fürsprache, persönliche Mühen und pecuniäre Opfer nicht gescheut, um durch Zusammen-
wirken verschiedener Kräfte die rasche Vollendung der nöthigen Arbeiten noch vor Einbruch der
rauhen Jahreszeit herbeizufĂĽhren. Auch Ihr Ausschuss befindet sich unter Jenen, die sich im Namen
des Vereines an diesem patriotischen Werke mit Freuden betheiligten, indem er laut Sitzungsbeschluss
vom 30. October d. J. aus den Vereinsmitteln einen Beitrag von fĂĽnfzig Gulden zu den Herstellungs-
kosten beisteuerte. Ein besonderes Verdienst erwarb sich um diese Angelegenheit Herr Graf Hugo
Traun, als Vormund des Besitzers der Herrschaft Petronell, durch uneigennĂĽtzige Beistellung des zur
gedachten Herstellung nöthigen Materials, der erforderlichen Zufuhren u. dgl.
Wenn in der geschilderten Weise der Alterthums- Verein , wie Ihr Ausschuss sich schmeicheln
zu dürfen glaubt, alle Ursache hat, mit der Entfaltung seiner verschiedenartigen Thätigkeit zufrieden
zn sein, so ist umsomehr zu bedauern, dass theils die Ungunst der Zeitverhältnisse, vorzüglich aber
die Concurrenz mit so vielen neu entstandenen und täglich neu entstehenden Vereinen, deren jeder
seine Ansprüche auf pecuniäre Betheiligung von Seite der gebildeten Kreise erhebt, eine verhältniss-
mässige Erhöhung der Mitgliederzahl unseres Vereines vielfach behindert. Zwar haben sich im abge-
laufenen Jahre die Eintritte und Austritte das Gleichgewicht gehalten — an die Stelle von vier aus-
scheidenden Mitgliedern traten vier neue ein; — allein die bedeutende Zahl von 16 SterbefftUen hat
in den Reihen unserer Mitglieder LĂĽcken gemacht , die vor der Hand unausgefĂśUt geblieben sind , so
dass sich unsere Mitgliederzahl gegen das Vorjahr um diese Summe verringert hat. Ihr Ausschuss
hat es zwar nie ans dem Auge verlorep, Persönlichkeiten, denen er ein regeres Interesse ftir die
Denkmale des einheimischen Alterthums zumuthen zu können glaubte, zum Beitritte in nnsem
b
X
Verein einzuladen und wird diese Thätigkeit auch in der Folge nicht ausser Acht lassen; allein es
wird immer gut sein, wenn wir uns keinen zu rosigen Hoffnungen ĂĽber den Erfolg dieser Mitglieder-
Werbung hingeben.
Mit der gegenwärtigen, beziehungsweise mit der schon auf den 21. Mai einberufenen General- Ver-
sammlung ist wieder eine unserer Präsidiums-Olympiaden abgelaufen und es wird sich , wie die geehrten
Herren aus der in Ihren Händen befindlichen Einladung entnommen haben werden, vor der Ergänzung
der leer gewordenen Ausschussstellen um die Wahl des Präsidenten ftlr das nächste Quadriennium
handeln. Erlauben Sie mir, dass ich zum SchlĂĽsse meines Vortrages aus diesem Anlasse einen Gegen-
stand zur Sprache bringe, ĂĽber welchen die Verhandlung erst^nach Abschluss der vorgenommenen
Wahlen eröffnet werden wird.
Hinsichtlich der Obmaunstellen in Vereinen von ähnlicher Richtung wie der unsere lassen sich
zwei Principe als die entgegengesetzten Endpunkte der diessfalls zulässigen Modalitäten bezeichnen.
Den einen dieser Endpunkte bildet jener Modus, nach welchem die Persönlichkeit des Obmanns von
Jahr zu Jahr wechselt, den anderen jener, nach welchem der Vorsitz auf eine längst mögliche Reihe
von Jahren an dieselbe Persönlichkeit dadurch geknüpft bleiben kann, dass nicht nur das Präsidium
durch eine bestimmte Zeitdauer von mehreren Jahren statutenmässig in derselben Hand bleibt, sondern
dass auch nach Ablauf der jeweiligen Functionsdauer bei der gestatteten Wiederwählbarkeit eine neue
Präsidentschafts-Periode sich an die frühere reiht.
Die erste von mir bezeichnete Modalität fährt so in die Augen springende Unzukömmlichkeiten
mit sich; dass meines Wissens selbst solche Vereine, welche dieses Princip frĂĽher in ihre Statuten
aufgenommen hatten, durch die Erfahrung belehrt, später davon abzugehen sich veranlasst fanden.
Der bloss auf ein Jahr gewählte Vorsitzende hat kaum die Zeit, sich mit der Natur und dem Wirkungs-
kreise seiner Stellung gehörig vertraut zu machen, geschweige denn, dass er es vermöchte, ihm zweck-
dienlich scheinende Massregeln anzuregen und in's Leben zu rufen, von denen er befĂĽrchten mttsste,
dass sie von seinem, etwa andern Ansichten huldigenden Nachfolger, wenn nicht gerade fallen ge-
lassen, doch nicht mit jenem umsichtigen Eifer fortgefĂĽhrt werden dĂĽrften, der ihnen allein gedeih-
lichen Erfolg sichern kann.
Der zweite Modus, das gerade Gegentheil von dem ersten, ist nun allerdings vollkommen ge-
eignet, die so eben auseinandergesetzte Gefahr zu beseitigen; allein er geräth dadurch in den ent-
gegengesetzten Fehler, dass ein nach Ablauf einer mehrjährigen Functionsdauer immer wieder erneutes
Präsidium die Gesellschaft dauernd in einer und derselben Fährte lässt, und hiedurch den mit jedem
Wechsel wohlthuend verbundenen Wetteifer des Nachfolgers, hinter den Bestrebungen seines Vorgängers
nicht zurückzubleiben, dieselben wo möglich zu überbieten, in bedenklicher Weise in die Ferne rückt.
Man kann allerdings einwenden, dass ja der Grundsatz, den Präsidenten nach abgelaufener Functions-
dauer wieder wählen zu können, nicht eins sei damit, ihn wiederwählen zu müssen, allein selbst
die blosse Möglichkeit dieser Wiederwahl wird immer auf einen grossen Theil der Wählenden die
Wirkung äussern, dass sie ans Zartsinn oder persönlichen Rücksichten sich von einer Aenderung in
der Person des Vorsitzenden besonders dann abhalten lassen, wenn sie gegen das Wirken und den
Eifer des bisherigen nichts einzuwenden haben.
Es scheint daher jenes Princip die meisten Vortheile fĂĽr das Gedeihen eines wissenschaftlichen
Vereines zu haben, welches zwischen den beiden genannten Extremen die Mitte hält; d. h. welches
XI
zwar eine mehrjährige FunctionBdaner des jeweilig gewählten Vorsitzenden festhält, zugleich aber
bestimmt, dass nach Ablaaf dieser mehrjährigen Functions dauer eine anmittelbare Wiederwahl nicht
stattfinden könne.
In diesem Sinne habe ich mir erlaubt in der letzten Ausschuss-Sitzung eine Aendernng des
§. 46 unserer Vereins-Statuten zu beantragen, und nachdem die anwesenden Mitglieder des Ausschusses
insgesammt dieser meiner Ansicht beipflichteten, werde ich mir nach Abschluss der ĂĽbrigen Gegen-
stände der Tagesordnung erlauben, die Abänderung als Antrag des Ausschusses der geehrten General-
Versammlung zur Berathung und Schlussfassung vorzulegen.
Warum ich trotzdem diesen Gegenstand jetzt schon zur Sprache gebracht, liegt in Folgendem.
Wie auch immer die Schlussfassung der geehrten General-Versammlung ausfallen möge, d. h. ob sie
in die beantragte Aenderung des §. 46 unserer Vereins-Statuten einzugehen sich bestimmt findet oder
nicht, so kann ich doch begreiflicherweise unter allen Umständen dem von mir verfochtenen Grund-
satze nicht dadurch untreu werden, dass ich eine dessenungeachtet von einer Zahl der geehrten Anwe-
senden mir zugedachte Wiederwahl annähme. Ich muss vielmehr, um eine mögliche Stimmenversplitte-
rung hintan zuhalten, die bestimmte Bitte aussprechen, bei der vorzunehmenden Präsidenten- Wahl von
meiner Person jedenfalls abzusehen.
Ich halte es nicht fQr schicklich, einen wiederholenden RĂĽckblick auf dasjenige zu werfen, was
im Schoosse unseres Vereines in der längeren Reihe von Jahren geschah, durch die mich das ehrende
Vertrauen der Herren Vereinsgenossen auf dem Posten beliess, von welchem ich mit der heutigen
General- Versammlung scheine. Allein das kann ich mir nicht versagen, nicht bloss den geehrten Ver-
einsgenossen fĂĽr dieses mir geschenkte Vertrauen meinen tiefgefĂĽhlten Dank auszusprechen , sondern
dieser Dankespflicht noch insbesondere jenen Herren gegenĂĽber zu genĂĽgen, durch deren die Inter-
essen unseres Vereines förderndes Zusammenwirken mein guter Wille und meine bescheidenen Kräfte
so erfolgreich unterstĂĽtzt wurden. Ich spreche diesen Dank namentlich aus jenen Herren, die in der
Reihe von Jahren, da ich das Präsidium führte, dem Ausschusse angehörten, dann aber auch jenen,
die durch ihre schriftstellerischen Beiträge, durch Vorträge in den Vereins- Abenden, sowie durch Aus-
stellung interessanter Objecte die verschiedenen Richtungen, die unser Verein zu befolgen berufen ist,
zu pflegen und zu fördern befliessen waren. Ihr Verdienst ist es, was von Seite des Vereines durch
diese Reihe von Jahren hindurch für die Verbreitung archäologischer Kenntnisse und Neigungen in der
Hauptstadt unseres Vaterlandes geleistet wurde.
Schliesslich habe ich noch im Namen unseres Vereines der kais. Akademie der Wissenschaften
für die gütige Bereitstellung der Localitäten flir unsere jeweiligen Ausschuss-Sitzungen und Vereins-
abende, so wie dem kais. Rath Herrn August Prandel für mannigfaltige, uneigennützige Förderung
unserer Vereinszwecke, die er uns durch seine Buchhandlung geleistet, den geziemenden Dank abzu-
statten.
b*
(Beflase 0.)
RECHNUNGS-ABSCHLUSS
DES
ALTEBTHĂśMS-VEEEINES
VOM 1. JĂ„NNEB BIS 81. DECEMBEB 1867.
Empf&nge. Osten-. Währ.
1. CassareBt vom 31. December 1866 109 fl. 09 kr.
2. Mitglieder- Beiträge v. J. 1866 49 „ 35 „
3. „ n n 1867 2203 „ 60 „
4. Für verkaufte Wegweiser 25 „ 24 „
5. Interessen des Vereinsvermögens nnd Frnetifieirnng der disponiblen Reste . • . 138 n 79 »
Oesammtempfang . 2526 fl. 07 kr.
Aufgaben.
A. Honorar flir Autoren 89fl. — kr.
B. Illustrationen durch Litho- nnd Xilographie 600 n 85 „
C. Druckkosten ; 1280 » 87 „
D. Geschäfts-Auslagen 212 „ 18 „
E. Vereinsdiener ftlr 13 Monate 141 „ 50 ^
Summe der Ausgaben . 2324 0. 40 kr.
Gassarest mit 31. December 1867 201 „ 67 „
Znsammen . 2526 fl. 07 kr.
VIRIĂ–eiNS-AUSWIIS.
An statutenmässigem Reservefond hypothekarisch angelegt 2100 fl. — kr.
1 Stück 57o Metalliques 100 „ — „ 2200 fl. — kr.
Einlage der Sparcasse 172 fl. 06 kr.
Baarer Gassarest 29 „ 61 „
Somit baarer Gassarest 201 fl. 67 kr.
Wien, am 31. December 1867.
Franz Koch,
als Vereins-Cassier.
Scontrirt, die Docnmente mit den nachgewiesenen Empfängen nnd Ausgaben verglichen, und
diese, sowie den Abschluss nnd obigen Vermögensstand richtig befunden.
Wien, am 15. März 1868.
Eugen Freih. y. Friedenfels m/p. Dr. E. Birk m/p Fh. Walther m/p.
August Frandel m/p. Dr. Karl Lind m/p.
(Beiltgo UI.)
AUSSCHUSS
DES
ALTEBTHĂśMS-VEBEINES Zu WIEN
IM VEREINSJAHRE 1868.
Pr&ddrat
Seine Exoellens Constantin Mathias Graf WickeDburg (erwählt 1868).
Pr&sM - Stellvertreter.
Seine Exoellens Karl Freiherr von Ransonnet (erwählt 1868).
AiiMehiiM - mtglieder.
Artaria Augnst; Kunsthändler (erwählt 1865).
Asch bach Jos., Dr., k. k. Universitäts - Professor (erwählt 1868).
Birk Ernst, Dr., k. k. Regiernngsrath nnd Gnstos der Hofbibliothek (erwählt 1867).
Gamesina Albert, k. k. Rath nnd Gonservator von Wien (erwählt 1868).
Seine Excellenz Franz Graf Greneville-Folliot, k. k. Oberstkämmerer (erwählt 1868).
Hasenaner Karl, Architekt (erwählt 1865).
Koch Franz, k. k. Bergw.-Prodncten-Verschleiss-Director (erwählt 1867).
Lind Karl, Dr., k. k. Minist-Goncipist, Vereins-Geschäftsleiter (erwählt 1868).
Sacken Ed., Freih. y., Dr. Ph., k. k. Vice-Director des k. k. Hof- n. Antiken- Cabinets (erwählt 1868).
Widter Anton, Realitäten-Besitzer (erwählt 1865).
VEBZEICHNISB
DER
MITGLIEDER ou ALTERTHUNS-VEREINES
ZU WIE
8e. k. k. Apostolische llajestät Franz Josef I.,
Kaiser von Oesterreloh.
AdamberQer Heinrich, Realitätenbesitzer.
Adlitzer Caspar, fĂĽrst - erzbisch. Consistorialrath , Dechant
nnd Pfarrer zu Probstdorf.
Algner F. G., Maler.
Apör Victor, Freiherr v. Altorya, k. k. Kämmerer.
Arneth Alfred, Ritter von, k. k. Hofrath und Director des
k. k. g. Haus-, Hof- und Staats- Archivs.
Artaria August, Kunsthändler in Wien.
Aschbaoh Josef, Dr., k. k. Regierungsrath , Universitäts-
Professor in Wien.
Attema Hermann, Graf, k. k. Kämmerer.
Bach Alexander, Dr., Freiherr v., Excellenz.
Bader Fried. Wilhelm, Xylograph.
Bartsch Friedrich, Ritter v., k. k. Regierungsrath.
Bäuerle Adolph in Wien
Baur V. Eyaaeneok Adalbert, Freiherr v., k. k. Feldroarschall-
Lieutenant, Excellenz, in Linz.
Beyer Karl, k. k. Ministerialrath.
Beck Ignaz, Dr., k. k. Statthaltereirath, inf. Propst zu Eisgarn
Berger Adolf, fUrstl. Schwarzenberg'scher Archivar.
Bergmann Hermann, k. k. Ober-Ingenieur.
Bergmann Josef, Ritter von, k. k. Regierungsrath und
Director des k. k. MĂĽnz- und Antikencabinete.
Beroldingen Franz, Graf von, k k. Kämmerer.
Bibliothek, kĂĽnigl. Hof-, zu MĂĽnchen.
Bibliothek, königl., zu Dresden.
Bibliothek Sr. k. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht.
Biegeleben Maximilian Ludwig von, k. k. Hofrath, Excellenz.
Biiimek Dominik, k. k. Custos zu Miramare.
Birk Ernst, Dr., k. k. Regierungsrath, Custos der k k.
Hofbibliothek.
Blaaa Karl , Maler und Professor an der k. k. Akademie
der bildenden KĂĽnste.
Bock Franz, Dr., Canonicus zu Aachen.
Boeheim Wendelin, k. k. Hauptmann im 4. Inf.-Reg.
Bruch Heinrich, k. k. Hauptmann.
Buhl Gustav, k. k. Sectionsrath.
BOhlmayer Conrad, bgl. Vergolder.
BOItemayer Heinrich, Kupferstecher.
Buquoy Georg von, Graf, k. k. Kämmerer.
Burger Honorius, Abt des Benedictiner-Stiftes Altenbarg.
BQrgerepital, das, von Wien.
Butsch Fidelis, Buchhändler zu Augsburg.
Cameeina Albert, Ritter von Sanvittore, k. k. Rath und
Conservator fĂĽr Wien.
Cespa Josef, p. k. k. Beamter.
Ceear Joseph, Realschul-Professor.
Chalaupka Ignaz, Domherr zu St. Polten.
Coudenhove Marie, Gräfin, geb. von Kalergis.
Chotek Aoton, Graf von, k. k. Kämmerer.
Crenevllle - Folliot Franz, Graf, k. k. Oberstkftmmerer, F.Z.M.,
Excellenz.
Czörnig Karl, Dr., Freiherr v. Czernhausen, p. k. k. Sections-
Chef, Excellenz.
Dechant Norbert, P., Professor und Capitular des Stiftes
Schotten.
Dietrich Anton, Bildhauer in Wien.
Dreher Anton, Braumeister zu Schwechat.
Dorfer Alois, Abt des Cisterzienser-Stiftes Wilhering.
Draexler Philipp, Freiherr v. Carin, p. k. k. Hofrath.
DrahotuzkI Franz, Präfect im Knaben-Seminar zu Sillein.
Eder Albert, Dr., Abt des Benedictiner-Stiftes St. Peter in
Salzburg.
Egger Franz, Dr., Hof- und Gerichts- Ad vocat.
Ender Eduard, Maler.
Engeia Franz, Grosshandlungs-Buchhalter.
XV
Enk von der Burg Karl, k. k. Schulrath.
Fanilien-Fideicommiss-Bibliotbek, die k. k.
Felder Cajetau, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat, BĂĽrger-
meister von Wien.
Fellner Michael, Architekt.
FenzI , Dr. Eduard , k. k. Professor und Director des bota-
nischen Gartens der Wiener Universität.
FerstI Heinrich, k. k. Prof., Architekt.
Flohr Friedrich, Architekt.
Franok Alfred, Bitter v., p. k. k. Major, zu Gratz.
Frauenfeld Eduard, Baumeister.
Friedenfeie Eugen, Freiherr v., k. k. Hofrath.
Friedrich Adolph, Dr. der Chemie, Apotheker in FĂĽnfhans.
Frie« Moriz, Graf v.
Fröhlich Jos., Buchhalter.
Fröschl Berthold, Chorherr und Pfarrer zu Sievring.
Gaeeer Vincenz, FĂĽrst-Bischof von Brixen.
Genie-Hanptarchiv, das k. k.
Gericke Ant., Dr. derMedicin, k. k. Regimentsarzt.
Geringer-Oedenberg Karl, Freiherr v., p. k. k. Staatsrath,
Excellenz.
Glani Karl, Fabriksbesitzer.
Gläser Georg, Maler.
GIlubieh Simeon, Custos des Museums zu Agram.
Goldschnidt J. N., k. k. Hauptmann zu Gratz. ^
Goldschmidt Moriz, Kitter v., k. prens. General-Consul.
GSszy Gustav, von, Dr., Hof- und Minist.- Concipist.
Groner Leopold, k. k. Hofbuchbinder in Wien.
Gunkel Josef, Realitäten-Besitzer.
Haan Friedrich, Freiherr von, k. k. Hofrath.
Haardt von Hartenthurn Karl, Edler von, Minist.-Secretär.
Hagn Theodorich, Abt des Benedictiner-Stiftes Lambach.
Haidinger Wilhelm, Ritter von, k. k. Hofrath.
Halbhuber Anton, Freiherr von Festwill, p. k. k. Staatsrath,
Excellenz.
Hantken Engen, Ritter von, k. k. Hofconcipist.
Harrach Franz Ernst, Graf, k. k. Kämmerer, Excellenz.
Hartig Edmund, Graf y., erbl. Reichsrath, Excellenz.
Hasel Franz, Dr., k. k. Hofcaplan und Domherr.
Hasenauer Karl, Architekt.
Hauer Josef, Dr. Med., in Oed.
Haiialab Franz, Ritter von, k. k Feldzeugmeister, Excellenz.
Haydinger Franz, Realitätenbesitzer in Wien.
HeintI Karl, Dr., Ritter von, k. k. Truchsess und Sjmdicus
der Wiener Universität.
HeintI Franz, Dr , Ritter v., p. k. k. Oberfinanzrath.
HeintI Josef, Ritter v.
Heifersdorfer Othmar, Abt des Benedictiner- Stiftes Schotten
in Wien.
Helfert Josef Alexander, Dr., Freiherr von, p. k. k. Unter-
staatssecretär, Präsident der k. k. Centr.-Comm. für Bau-
Denkmale, Excellenz.
Heuaermann Mathias, Maler.
Heydmann Aiberic, Abt des Stittes Lilienfeld.
Hirschler Eduard, Fabriksgesellschafter.
Hissmanseder Joh., Münz- und Antikenhändler.
HIavka Jos., Architekt, Stadt-Baumeister.
Hofer Franz, Abt des Cisterzienser-Stiftes Schlierbach.
Höfelmayr Anton, p. k. k. Staatsbeamter.
Hoffinger Johann, Dr., Ritter v., k. k. Min.-Secretär.
Hof mann Leopold, v. k. k. Sections-Chef, Excellenz.
Hönigl Dominik, Abt zu Seitens tetten.
Hoyos-Sprinzensteln, Graf Ernst, k. k. Kämmerer.
Hradll Ignaz, P., Präfect an der Theresianischen Akademie.
Hiitter Emil, Magistrats- Beamter in Wien.
Hye-Glunek Anton, Dr, Ritter v., Excellenz.
Jähnl Jos , Ingenieur der k. k pr. Theissbahn.
Jaeger Albert, Dr., k. k. Ăśniv.-Prof.
Jeney Eduard.
Jeeovitz Heinrich, Apotheker.
ipolyl-Stummer Arnold, Domherr zu Erlau.
Kaff Abraham, MĂĽnz- und Antikenlieferant.
Kaiser Eduard, Stadt- Baumeister.
Kaliwoda GĂĽnther, Abt des Benedictiner-Stiftes Raigem.
Kanitz F.
Karajan Theodor, v., Dr., Präsident der k. Akademie der
Wissenschaften und Custos der k. k. Hofbibliothek.
Keiblinger Ignaz, Capitnlar und Ai'chivar des Benedictiner-
Stiftes Melk.
Kenner Job., Dr., k. k. Custos im Antiken- Cabinete.
Kerr Louise, in London.
Khevenhiiller Richard, FĂĽrst v., Durchlaucht.
Kiener Michael, Holzhändler
Kirchmayr Vincenz, Handelskammer-Präsident zu Krakau.
Klein Johann, Realschul-Professor.
Klinkosch Jos., Silber- n. Plattirwaaren-Fabrikant.
Klan Vincenz, Dr., k. k. Sectionsrath.
Kluss Johann, Dr., k. k. Ministerial-Secretär.
Knödl Vincenz, Abt zu Rein in Steiermark.
Koch Franz, k. k. Bergwerks-Producten-Verschleiss- Director!
Köchel Ludwig, Ritter von, k. k. Rath.
Koller Aug., Freih. v., k. k. p. Unterstaatssecretär, Excellenz.
Komäromy Edmund, Abt des Cisterzienser-Stiftes Heiligen-
kreuz.
Kranner Joh., Stadtbau- und Steinmetzmeister.
Kraue Karl, Freiherr von, Excellenz.
Kremer-Auenrode Hugo, Ritter v., Dr., k. k. Univ.-Prof.
Kriegsarchiv, das, k. k.
Krumhaar Jos., k. k. Min.-Secretär.
Kuefsteln Franz, Graf, k. k. geh. R., Erlaucht.
Kutschker Johann, Dr., Weihbischof zu Wien.
Langer Karl, Dr., k. k. Professor am Josephinum.
Lanckoronsky Casimir, Graf, k. k. Kämmerer.
Landee-Aueechuss, der, von Nieder-Oesterreich.
Lasser Josef, Dr., Ritter v. Zolihelm , Statthalter fĂĽr Tirol,
Excellenz.
XVI
Latoar Karl v., k. k. Ministerial-SeoretSr.
Lebtehy Dominik, Abt des PrSmocstratenser-Stiftes Schlögel.
Leobner Rndolf, UniversitSta-BuchhSndler.
Leder, Dr. Karl, grSfl. Hoyos'scher Rath.
Leideedorf Franz, Dr., k. k. Notar.
Lettner Qairin, Adjonct der k, k Schatzkammer.
Leeczineky Julian, Pfarrer za Wielowies bei Dzikow in
Galizien.
Leyrer Ernst, Dr., Hof- und Gerichts-Advocat.
Licbtenherger Job., Domherr zu St POlten.
Uebl Vincenz, WeingroBshImdler zu Betz.
Lleohteneteln Johann, Ftlnit von, Herzog zu Troppau und
JSgemdorf, Durchlaucht.
Uad Karl, Dr., k. k. Min.-ConcipiBt, Redacteur der Mit-
theilungen der k. k. Gentr.-Comm.
Linzhauer Franz X., Dr., k. Universitäts-Professor zu Pest.
Lippmann Friedr., Gustos im k. k. Museum fĂĽr Kunst und
Industrie.
Uttrow Karl v., Dr., Director der k. k. Sternwarte.
Locateni Hermann, Graf v.
Lucas Johann, gräfl. Wirthschaftsrath.
Malfatti von Robrenbach Ludwig, k. k. Min.-SecretĂĽr.
Marsohaii August Friedrich, Graf v., k. k. Kämmerer.
Mautbner Wilhelm, Ritter von, Dr. juris.
Mautaer Adolph Ignaz, Realitätenbesitzer.
Mautaer August, Dr. juris, k. k. Gonc.-Adj.
Mayer Johann, Dechant und Stadtpfarrer zu Weitra.
Mayer Karl, Prof. an der k. k. Akademie der bildenden
KĂĽnste zu Wien.
Mayer von Aitd-Riwabaoh, Leopold, Dr. jur., Hof- u. Ge-
richts-Advocat.
Meiller Andreas, von, Dr., k. k. Truchsess, Vice - Director
im k. k. g. Haus-, Hof- und Staatsarchive.
Metternloh, Ftlrst Richard, k. k. Botschafter zu Paris,
Durchlaucht.
Meyer Ferdinand, Buchhändler.
Moatenuovo Wilhelm, FĂĽrst, k. k. Feldmarschall-Lieutenant,
Durchlaucht.
Montoyer Ludwig, k. k. Burghauptmann in Wien.
Moser Clemens, Abt zu Melk.
MĂśRCh-BelllRghausen Eligius, Freiherr v., Excellenz.
Nava Alexander, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat.
Neuhauser J., zu Agram.
Nenwall Albert, Freiherr v., k. k. Sections-Chef.
Newald Job., gräfl. Hoyos'scher Forstrath zu Guttenstein.
Nopcsa Franz , Freiherr v., Obersthofmeister Ihrer Majestät
der Kaiserin, Excellenz.
O'Doanell Heinrich, Graf v., k. k. Kämmerer.
Odorico de Odorloop Johann, Kunstmarmorfabrikant.
Oelzelt Anton, k. k. Hof- und Stadt-Baumeister.
Osuna Herzog v., Grand von Spanien, in Paris.
Ozegovic Metell, Freiherr v., p. k. k. Staatsrath, Excellenz.
Paar Karl, FĂĽrst v., Durchlaucht.
Paterao Friedrich, Kunsthändler.
Pauainger Karl, von, Gutsbesitzer zu Albmegg bei Lambacfa.
PetaohnlQ Hans, Architekt, k. k. Professor.
Perger Anton, Ritter v., k. k. Scriptor der Hofbibiiothek.
Peek Adalbert, k. k. Landesgerichtsrath.
Pflanz! Bartholomäus, Propst des Chorherren-Stiftes Reichen-
berg.
Phillips Georg, Dr., k. k. Hofrath und Univ.-Professor in Wien.
Piohler Franz, Dr., k. k. Min.-Secretär.
Piaallag Wilhelm, Dr. der Medidn, k. k. Professor zu Olmfitz.
Pich Julius, Propst des Prämonstratenser-Stiftes Geras.
PoaoRyl A., Kunsthändler.
Praadel August, k. k. Rath, Buchhändler.
Pratobevera Adolf, Freiherr v., Excellenz, Laadmarschall von
Nieder-Oesterreich.
Prix Emil, Hof-Bronzewaarenfabrikant
Prokeach-Osten , Freiherr v., k. k. FML. u. Internuntius zu
Constantinopel, Excellenz.
Puachl Leopold, P., Superior des Stiftes Seitenstetten,
Gymnasialdirector.
Radaitzky Kari, Prof. an der k. k. Akademie der bildenden
KĂĽnste.
RaddlRsky Stanislaus, Graf von.
Rainana Franz, Ritter von, Dr., k. k. Gerichtsadjnnct.
Ransoanet-Villez, Karl Freiherr v., Excellenz.
Raapi Felix, General -Secretär der Staats -Eisenbahn -Gesell-
schaft.
Raueoher Jos. Othmar, Ritter von, Cardinal, FĂĽrsterzbischof
von Wien, Eminenz.
Reich Karl, Dr., Freiherr v., p. k. k. Ministerial-Rath.
Reiirenatein Gottlob, Fabriksbesitzer.
Reinlein Jacob, Ritter v., k. k. Ministerial-Rath.
Relachaoh Sigmund . Freiherr von , k. k. Feldmarschall-
Lieutenant, Excellenz.
Reslhuber Augustin , Abt des Benedictiner-Stiftes Krems-
mttnster.
Rhode Theodor zu Wieselburg.
Riehl August, Dr., Advocat zu Wr.-Nenstadt.
Riewel Hermann, Architekt.
Roner Florian, Dr., k. Universitäts-Professor zu Pest
Ronzal Ferdinand, k. k. Rechnungsrath.
Roesner Karl, k. k. Oberbaurath, Professor u. Architekt
Rosner Friedrich, Ritter v., k. k. Ministerial-Rath.
Rothachlid Anselm, Freiherr von.
Rothschild Nathaniel, Freiherr von.
Ruhen Christ., Director der k. k. Akademie der bildenden
KĂĽnste.
Rudigier Franz Josef, Bischof von Linz.
Saohsen-Coburg-6otha, August, Prinz von, königl. Hoheit *
Sacken Edi^ird, Freiherr v., Dr., Yice-Director des k. k.
MĂĽnz- und Antikencabinets.
Salm-Relfreraoheldt Robert, Altgraf, p. k. k. Sectionsohef,
k. k. geh. Rath, Erlaucht
XVII
SandbSck Konrad Eduard, Bencdictiner-Capitular zu Seiten-
Btctten, Pfarrer zu Ohling.
Sohailhammer Johann, Ritter v., k. k. p. Postcontrolor
in Salzburg.
Sohey Friedrich, Bitter v. Koromla, Grosshändler.
Schledt Josef, Architekt.
SchloiaaniQQ Joh., Freiherr von, Excelleuz.
Schloaa Moriz, BĂĽrgermeister zu Uainburg.
SchmeriinQ Josef, Bitter v., p. k. k. F.Z.ftt., Excellenz.
Schmidt Friedrieh, Ober-Baurath, Prof. an der k. k. Akademie
der bildenden KĂĽnste, Dombaumeister.
Scholl H., Freiherr v., k. k. General -Major.
Schdnbacli Josef, k. k. Mtnist.-Hilfsamts-Director.
SchoBbrunner Josef, erzh. Bibliotheks-Official.
SchSnburQ Eduard, FĂĽrst, Durchlaucht.
Schönthaler Franz, Bildhauer.
SchoaberQ Wilhelm, Director der Vereinsbank.
Schreck Adam, Propst des Chorherren-Stiftes Klosterncuburg.
SohrotiberQ Franz, Maler.
SchQtz Ludwig, Pfarrer in Pulkau.
Schuch Karl, k. k. Bechnungs-Official.
Schwarzenherg Friedrich, FĂĽrst zu, Durchlaucht, k. k. G. M.
Sehwerdfeger Engelbert, AbtdesBenedictiner-StiftesGOttweig.
SedKtzky Wenzel Adalbert, Dr., Apotheker.
Seback Yincenz, Dr., k. k. Prof. u. Klosterneubnrger Chorherr.
Seeburgar Joh. X., Freiherr v., Dr., k. k. Hofrath.
Seiller Joh. Caspar, Freiherr v., Dr., Hof- u. Gerichts- Advocat.
Seiigmann Franz Bomeo, Dr., k. k. Univ.-Prof.
Selzer Josef, BĂĽrgermeister in Budolphsheim.
Setznagel Alexander , Abt zu St. Lambrecht in Steiermark.
Simör Johann, Erzbischof von Gran.
Spangen Philipp, Graf v., k. k. Kämmerer.
Spann Anton, Bitter v., Dr. jur. in Scheibbs.
Staats- Arohiv, k. k. g. Haus-, Hof- und.
Stadler Bei-thold, Bealitäten-Besitzer.
Standthartner Josef, Dr. d. Med. ^
Stegner Karl, von, k. k. BOrsesensal.
Stelger Johann, Bitter v. Amateln, p. k. k. Minist.-Secretär.
Steinbauaer Anton, k. k. Bath.
Stelninger Augustin , Abt des Cisterzienser- Stiftes Zwctl.
Stillfried Karl, Graf von.
Strantz Josef, in Pressburg.
Stiilz Jodocus, Propst des Chorherren-Stiftes St. Florian.
Suttner Gustav, Freiherr v.
Suttner Karl, Freiherr v.
Swoboda Karl, Maler, k. k. Professor.
Thomneier Anton, Lithograph.
Thun-Hobensteln Leo Leop., Graf v., Excellenz.
Tloha Dominik, Abt zu St. Paul in KĂĽrnthen.
Todesco Eduard, Bitter v., k. k. pr. Grosshändler.
Todesco Moriz, Bitter v., k. k. pr. Grosshändler.
Tcdesco Sophie, Edle v.
Trapp Moriz, Gustos im mährischen L;indesmuseum zu Brilon.
Trenck Isabelle. Freiin v. Tonder.
ThIII Franz.
TĂĽrk Jos., Hof-Juwelier.
Ubell Anton, Stadt-Baumeister.
Ungar Johann, Stadtbauamts-Ober-Ingenieur.
Varady Josef, k. Hofrath in Pest.
Waldbott - Baasenheim, Freiherr v., k. k. Ofticial.
Wahlberg Wilhelm Emil, Dr., k. k. Univ.-Prof.
Walderdorf Hugo, Graf auf Hantzenstein.
Waidhelm Budolf, Edler von, Buchdnickerei-Besitzer.
Waldsteln Johann, Graf, k. k. KĂĽmmerer.
Walther Friedrich, p. k. k. Sectiona-Bath.
Waaaerhurger Paul, Stadt-Baumeister.
Wehli August, Edler von, Dr., k. k. Sectiona-Chef.
Well Wilhelm, Edler v., M. Dr., k. k. Minis terial-Bath.
Welzei Ferdinand.
Werner Josef, Freiherr v, k. k. Gesandter an den säch-
sischen HOfen, Excellenz.
Wertheim Franz, Bitter von, Fabriks-Besitzer.
Werthheimatein Leopold, Bitter v., k. k. priv. Grosshändler.
Wickenburg Mathias Constantin, Graf, Excellenz.
Wickenburg Albrecht, Graf von.
Wickenburg Wilhclmine, Gräfin von, geb. Gräfin Almtfay.
Widter Anton.
Wien, die Commune von.
Wildgans Anton, k. k. Ministerial-Secretär.
Wlmmer Florian, Pfarrer zu Bohr.
Wimmer Josef.
Winter Moriz, Dr., k. k. Min.-Concipist.
Winterhalter Josef, k. k. Ober-Ingenieur.
Wratialaw Jos., Graf, k. k. Oberst-KĂĽchenmeister, Excellens.
WGrtemberg Philipp, Herzog von, königl. Hoheit.
Zach Norbert, Propst des Chorherren-Stiftes Herzogenburg.
Zahoni Hector, Freiherr von, Fabriksbesitzer.
Zang August, Vice-Präsident der Vereinsbank.
Zimmert Josef, Pfarrer zu Burgschleinitz.
Gorrespondirende litglieder.
Paaay Joh. N., in Wien.
Seheiger Jos., pens. k. k. Postdirector in Graz.
(Die Ergänzung des Mitglieder- Verseichnisses fol^t weiter rückwärts.)
BERICHT DER GESGHAFTSLEITĂśNG
ĂśBEB DIE
EXCURSION NACH HAINBURG, DEUTSCH- ALTENBĂśRG UND PETRONEL L
Treiherr von Sacken machte in der AaBSchasssitznng am 9. April d. J, den Vorschlag^ dass von
Seite des AasBclinsses die Veranlassang getroffen werde^ eine Ezcnrsion in die obbenannten Orte za
machen/ um die dortselbst befindlichen Denkmale der classischen Zeit nod des Mittelalters zu be-
sichtigen. Gerne acceptirte derAusschass diesen durch Anträge des Herrn Widter modificirten Vorschlag
und beschlosS; diese Excnrsion auf den9. Mai^ eventuell der Witterungsverhältnisse auf den 17. Mai 1869
zu verlegen und die Mitglieder zur Betheiligung theils gelegentlich der Einladung zur General -Ver-
sammlung, theils bei dieser selbst aufzufordern ; zugleich erklärte sich Freiherr von Sacken bereit, das
Excursions-Programm in ausflihrlicher Weise bei dieser Versammlung zu erörtern.
Freiherr von Sacken hatte sich auch am 3. Mai dieser ttbernommenea Aufgabe unter Beifall
der anwesenden Vereiosmitglieder entledigt. Er erörterte den Zweck dieses Ausfluges , hob dabei
hervor, dass wohl der Verein flir ein hinreichendes Mittagsmahl und genĂĽgende Fuhrgelegenheiten
sorgen' werde, dass jedoch damit auch alles geleistet sei, was der Verein als solcher den Mitgliedern
zu bieten im Stande sei.
Die bei der General - Versammlung angemeldete Anzahl der Theilnehmer bezifferte sich auf
einige zwanzig, wuchs jedoch bis zum Beginne des Ausfluges auf 29; jene Herren ungerechnet, die
8icli> obschon nicht dem Vereine angehörig, in Wien und Hainburg angeschlossen hatten.
Die Stunde und der Ort der Zusammenkunft war Zeit und Platz der Abfahrt der die Stadt
Hainburg auf der Fahrt nach Pest passirenden Donaudampfschiffe.
Obwohl das Wetter sich Morgens das Unternehmen bedrohend gestaltete, so konnte es doch
nicht vom Beginne der Excursion abhalten und mit Recht, denn wenige Stunden später lichtete sich
das trübe Gewölk und ein schöner nicht übermässig warmer Tag begünstigte das Unternehmen.
Um 7 Uhr Morgens verliess das Dampfschiff die Ufer zunächst des Weissgärber Landungs-
platzes und brachte die Gesellschaft um 9 Uhr nach Hainburg, wo am Landungsorte Herr Widter und
mehrere Vereinsmitglieder, die schon Tags vorher in Hainburg anlangten, die Ankömmlinge erwarteten.
Nun begann die archaeologische Excursion. Das erste Object, das der näheren Besichtigung
würdig erschien, war das Ungarthor, ein mächtiger oblong viereckiger Thurm, dessen Untertheil aus
Buckelqnadern, das Thor selbst im Rundbogen erbaut ist. Das Gestein ist theils mit Steinmetzzeichen
versehen, theils erkennt man an noch erhaltenen Scalpturresten, dass ein Theil römischen Denkmalen
entnommen wurde. Vom Ungarthor an zieht sich allmälig ansteigend und die Stadt abgrenzend die
alte Ringmauer, die in ihren unteren Theilen wahrseheinlich noch in das XIII. Jabrhnndert reiöhead^
im XVL mit Grenellirnngen versehen wurde, und an einzelnen Stellen mit mächtigen viereckigen
Thttrmen verstärkt ist, deren einige jedoch so gestellt sind, dass sie mit zwei Seiten und einer Spitze
vorne nach Aussen sehen. Eigenthümlich ist die Art der Mauerung. Wir sehen nämlich nicht bloss an
den sicherlich alten Bautheilen das ährenförmige Mauerwerk (opus spicatum), auch an den bedeutend
jtingcren Stellen kommt dasselbe vor und beweist, wie gerne die Baumeister des XVI. Jahrhunderts
die alten Vorbilder nachahmten.
Einer der ThĂĽrme in dieser Mauerlinie ist besonders dadurch interessant, dass mit demselben
ein langer viereckiger Raum in Verbindung steht, dessen ebenes Geschoss frtiher einen einzigeii saal-
artigen Raum bildete. Höchst beachtenswerth erscheinen dort die vier romanischen Doppelfenster.
Nun ging es den Schlossberg hinan. Bald war er erklommen, das Thor durchschritten und.
schon um 10 Uhr stand die Gesellschaft in Mitte des grossen Schlosshofes, der von festen, ziemlich,
erhaltenen und eine doppelte Reihe bildenden Mauern umfangen wird und in seiner Mitte ^e Hoch-
burg, den ältesten Bau, enthält. Links steht die romanische Capelle, deren Gewölbe so wie die halb-
runde Apsis bereits eingestĂĽrzt ist, rechts der grosse viereckige Thurm mit seiner in die Mauerdicke
eingebauten Stiege und dem grossen mit einem gut erhaltenen Kreuzgewölbe überdeckten unteren.
Räume. Auch hier sehen wir wieder schöne romanische Doppelfenster in Kleeblattform und ein schönes,
mndbogiges Portale in der Höhe des ersten Stockwerkes. Zunächst des Thurmes der verschüttete
Schlossbrunnen.
Reizend ist die Aussicht, die sich aus den Fenstern und von den Mauern dieser Ruine eröffnet.
Hart am Bergesfuss die Stadt Hainburg mit ihren Befestigungen, die in Einklang und Verbindung mit
jenen der Burg stehen, so dass das Ganze ein Dreieck mit der Basis die Wasserfront der Stadt und
mit der Spitze das Hochschloss auf dem sonst von allen Seiten freien, steil abfallenden Schlossberg
bildet, dann etwas weiter die an beiden Ufern der sich in grossen KrĂĽmmungen windenden inselreichen
Donau sich ausbreitenden Ebenen begrenzt, vom Leithagebirge an im weiten Bogen bis zum Kahlen-
gebirge und wieder vom Bisamberge bis jenseits der March zu den Ausläufern der Karpathen im
abwechselnden Höhenzuge. Auf der einen Seite zeigt sich in der Entfernung Wien, auf der anderen
das naheliegende Pressburg zu Füssen des dortigen Schlossberges, gekrönt mit der mächtigen vier-
thürmigen Ruine. Allein da endigt das Rundbild, denn hier drängen sich die naheliegenden Berge in
den Vordergrund und beschränken die Femsicht.
Doch die Zeit drängte und nach kurzer Rast verliess die Gesellschaft die verfallene Burg, von
der Baron Sacken an Ort und Stelle erzählte, dass sie schon im Nibelungenliede genannt wurde,
dass Margaretha, die Witwe des römischen Königs Heinrich VH., Herzoges Leopold des Glorreichen
älteste Tochter, hier von 1250 bis 1252 wohnte, bis sie zur zweiten Ehe mit dem jungen König Premisl
Ottokar schritt, dass hier Theodora, Friedrich des Streitbaren Mutter, und später Elisabeth, die Mutter
des Königs Ladislaus, einige Zeit durchlebte, dass sie unter Eitzinger (1452) und Mathias Corvin (1477)
belagert, von ihm 1483 eingenommen und auch von den TĂĽrken (1529) erstĂĽrmt, aber von diesen
auch grösstentheils zerstört wurde. Was noch übrig blieb, vernichtete ein Blitzschlag und in dessen
Folge eine -Pulver- Explosion im Jahre 1569.
Das nächste Ziel der Wanderung war das Rathhaus, dahin man nach Besichtigung der beim
Pfarrhofe befindlichen zierlichen gothischen Lichtsäule und des nun als Schmelzhans für die Nadel-
fabrik benutzten romanischen Karners gegen halb eilf Uhr gelangte. Ina Uathhanse wurde der
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uin Andenken der seinem Sohne ertheilten Angarswlirde errichtete Votivaltar des T. FL Probus, (ars
bainbnrgensis) besichtigt, der 1818 am Schlossberge gefunden warde. Die auf demselben befindliche
Inschrift wnrde vom Freiberrn von Sacken gelesen; sowie dessen Scalpturen; vorstellend den Genios
der Stadt Carnantum nnd Fortnna^ erklärt nnd damit einige Mittheilnngen über die BedeutuDg desselben
fitr die classische Geschichte dieser Gegend in kurzen^ aber höchst anregenden Umrissen verbunden.
Das letste besichtigenswerthe Object war das Wienerthor^ dessen unterer Theil ans dem XIL
oder XIII.; der obere ans dem XVI. Jahrhundert stammt. Das spitzbogige Hauptthor wird nach Aussen
von zwei halbrunden Vorbauten flankirt^ die in ihrem unteren Theile Buckelquadern zeigen. Oben sind
diese Anbauten durch einen Spitzbogen mit einander verbunden. Bekannt sind jene beiden Figuren,
die zu beiden Seiten des Thores in der Höhe des älteren Mauerwerks angebracht sind und verschie-
denartige Deutungen fanden, von denen jene, es sei die Vorstellung eines Ritters nnd Schildträgers,
die wahrscheinlichste ist.
Nach 11 Uhr wurde die Stadt verlassen und gegen 12 Uhr das interessante Deutsch-Altenburg
erreicht. Zuerst besichtigte man die Pfarrkirche, deren dreischiffiges Langhaus mit seinen viereckigen
Pfeilern noch dem von den Brüdern Alban und Johann von Dörr im Jahre 1213 ausgeführten Bau
angehört. Freilich wohl hatte dieser Theil manche Veränderung erlitten, namentlich verschwand im
XV. Jahrhundert die Sache Decke. Der Chor ist im reinsten gothischen Style erbaut, ein Werk
des XV. Jahrhunderts; mit Bewunderung betrachtet man die zierlichen Strebepfeiler, das reizend
gebildete TreppenthĂĽrmchen und das herrliche Weinlaub mit Reben in der AusfĂĽllung der Gesims-
höhlkehle. Befremdend ist die Gestaltung des achteckigen aus Quadern erbauten Thurmes an der
Westseite mit seinen Giebeln und Wappenschmack, der unläugbar in seinem gothischen Bau roma-
nische Formreminiscenzen zur Schau trägt. Die ganze Kirche ist ein Bauwerk, das jeder Freund der
mittelalterlichen Baukunst zu besehen nicht verabsäumen soll.
Natürlich wurde nicht unterlassen, auch dem der Kirche zunächst liegenden zierlichen nnd dem
beginnenden XIII. Jahrhundert entstammenden Karner einige Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist wohl
eine der schöneren Rundkapellen unter den zahlreichen derartigen Bauten^ die in Nieder-Oesterreich
erhalten sind, insbesondere verdient das reich gegliederte Portal mit seinen Säalchen und phantasie-
vollen Gapitälen volle Berücksichtigung. Es ist wohl recht zu bedauern, dass bei der im Jahre 1823
vorgenommenen sachkundigen Restauration der Gapelle der Eingangsbogen seinen gebĂĽhrenden
Schmuck, den er früher sicherlich auch besessen hatte, ähnlich anderen romanischen Portalen, nicht
mehr wieder erlangt hat.
Mit diesem Objecto schloss der Vormittag der Excursion ab.
Das Mittagmahl, dessen Besorgung Herr Widter ĂĽbernommen hatte, wurde im Gasthanse der
Badeanstalt zu Deutsch- Altenburg eingenommen. KĂĽche und Keller lieferten befriedigend Speise nnd
Trank, die Preise waren massig, Wirth und Gäste konnten zufrieden sein. Während des Speisens
herrschte volle Ungezwungenheit und Frohsinn wĂĽrzte allenthalben die Speisen. Ein Hoch auf die
Anwesenden, auf den Verein und die beiden Arrangeurs des Ausfluges wurde allseitig herzlich ausge-
bracht. Nach anderthalb Stunden endete das Mahl und erhob sich die Versammlung zu neuer Wanderung.
Das nächste aber auch letzte Ziel der Excursion war Petronell, wohin man auf dem' schattigen
Wege durch die Au nächst des Donauufers in beinahe drei Viertelstunden gelangte. An der roma-
nischen Kirche mit ihrem geraden Chorschlusse vorüber kam man zur Rundcapelle, einer der grössten
und schönsten ihrer Art in Oesterreich, die ihren Bauformen nach aus der ersten Hälfte des XIL Jahr-
XXI
hnnderts stammen dttrfte, und da ihr das Beinhaus fehlt, wahrscheinlich eine Pfarrkirche, vielleicht
auch nur ein Baptisterium war. Die Capelle ist eben in Restaurirung, und wird diese auf Kosten des
Patrons, des Grafen Traun, unter der Leitung eines Land-Maurermeisters ganz stylgemäss und in höchst
befriedigender Weise ausgeführt. Es ist diess eine Musterrestauration, die bei manchen ähnlichen
Arbeiten in und ausser Wien als Vorbild genommen zu werden yerdieut.
Nun wandte sich die Gesellschaft gegen das gräflich Traun'sche Schloss, bekannt durch seine
365 Fenster, woselbst in einem Gartensaale eine Menge grösserer FnndstOcke, einem Hypocaustum im
verschwundenen Municipium Carnuntum angehörig, aufbewahrt werden, denen Freiherr von Sacken
einige erklärende Worte widmete.
Nach einer kurzen Rast, die aber durch eine auf Kosten der gräflich Traun'schen Gutsinhabung
und des Herrn Widter gereichten Jause um so krUftigender auf die Gesellschaft wirkte, begann der
letzte Theil der Excursion. An dem aus Römersteineu erbauten Schuttkasten und dem aufgedeckten-
Hypocaustum vorbei, wo sich fast jedes Gesellschafts-Mitglied als Andenken einen Ziegelstein oder
ein StĂĽck Marmor mitnahm, erreichte man endlich das ausser Petronell in Mitten eines Ackers
stehende und weithin sichtbare sogenannte Heidenthor, einen mächtigen Bogen, dem Reste von einem
mit sich durchkreuzenden Durchgängen versehenen Thore, das dem Ende des III. oder Anfang des
IV. Jahrhunderts angehören mag ^).
Das Heidenthor ist der einzige römische Bau in unserer Gegend , der von neuen Zubauten
frei erhalten blieb. Auch ihm drohte der Untergang, denn die Pfeiler verloren von Jahr zu Jahr an
ihrem Umfange und die Fröste zerrissen das Gewölbe immer mehr. Erst die neueste Zeit hatte sich die
dankenswerthe Pflicht auferlegt, fttr die Erhaltung dieses wichtigen Denkmals etwas zu thun. Auf
Kosten der gräflich Traun'schen Gutsinhabung, der k. k. Central-Commission, des Alterthums-Vereines
und des Herrn Widter wurde das Thor einer Restauration unterzogen, die von demselben Maurermeister,
der jetzt die Restauration der Petroneller Rundcapelle besorgt, in höchst scharfsinniger, gewissen-
hafter und zufriedenstellender Weise und ohne grosse Auslagen eben beendet wurde.
Mit der Besichtigung dieses Objects hatte der Zweck des Ausfluges sein Ende erreicht. Um
halb 6 Uhr fuhr die Gesellschaft auf höchst primitiven Transportmitteln nach Brück an der Leitha
und von da mittelst Eisenbahn nach Wien. Der herzliche Abschied aller Theilnehmer des Ausfluges
von einander und der dabei allseitig an den Vereinsausschuss gerichtete Wunsch, recht bald einen
ähnlichen Ausflug in die an Denkmalen der Vergangenheit so reiche Umgebung Wiens zu veranstalten,
sind BĂĽrge der allgemeinen Befriedigung an dem Erfolge der ersten Excursion.
1) S. Sitzungsberichte der kais. Akademie, 1B52, IX. Band 3. Heft und Mitth. des Wr. Alterthums-Vereins X. Bd.
VEBZEIGHNIS8
DER IN DEN BISHER ERSCHIENENEN 10 BĂ„NDEN DER VEREINSPĂśBLICATIONEN ENTHALTENEN AĂśFSiTZE.
L NAGH ORTEN GEORDNET.
Aegyden St. am Steinfelde, Kirche. (Sacken.) IX. 54.
Aggsbach, Carthauae, Grabdenkmale. (Lind.) ni. 330. Kirche.
(Sacken.) Y. 111. Urkunden. (Romer.) X. 307.
Aggatein, Schlossmine. (Keiblinger.) YII. 99.
Aichbttchel, Schloaarnine. ([^eber.) I. 40. 136.
Aichhof, Rnine eines festen Hauses. (Leber.) I. 44.
Altenburg (Deutsch-)» Kirche, Kamer. (Sacken.) IX. 54.
Altenmarkt, Kirche. (Sacken.) IX. 54.
Amstein, Burgtrttmmer. (Leber.) I. 47.
Aspang (Ober-), Kirche, Kamer. (Sacken). IX. 54.
„ (Unter-), Kirche. (Sacken.) IX. 54.
Baden, Das Herzogsbad. (Denhart) HI. 60. Grabdenkmale,
(lind.) HI. 318. Pfarrkirche, Magdalenac^ielle, Aagostiner-
kirche. (Sacken.) IX. 55.
Baumgarten, Kirche. (Sacken.) IX. 55.
Berchtoldsdorf, die Schlossruine zu. (v. Perger.) II. 163.
Kirche, Kirchthurm, Martinscapelle, Spitalkirche, Schloss-
ruine. (Sacken.) IX. 55.
Beraitz, Kirche. (Sacken.) IX. 57.
Bromberg, Kirche. (Sacken.) IX. 57.
BrĂĽck a. L., Schlossthnrm (Sacken.) IX 57.
Brunn a. G., Kirche. (Sacken.) IX. 57.
Buchberg, Kirche. (Sacken.) IX. 57.
Burgschleinitz, Karaer. (Sacken.) V. 81.
Ohristiania, das Museum zu. (Bansonnet.) X. 302.
Christoph St., Capelle. (Sacken.) IX. 57.
Döilersheim, Kirche. (Sacken.) V., 124.
Donau- Wirbel, Fund r()mischer Mttnzen. I. 93.
Dreistätten, Kirche. (Sacken.) IX. 57.
Drosendorf, Kirche, Sanctuarium. (Sacken.) V. 121.
DĂĽrrenstein, die Nonnenklosterkirche. (Bielsky.) IH. 162.
„ der Stifter der Canonie und sein Grabstein.
(Bielsky.) III. 180.
Bbenfurt, Kirche, Messkleider, Gemälde. (Sacken.) IX. 58.
Ebergassing, Grabdenkmale. I. 290. Scblosscapelle. (Sacken).
IX. 58.
Ebreichsdorf, Kirche. (Sacken.) IX. 58.
Edlitz, Kirche. (Sacken.) IX. 58.
Egenbnrg. (Feil.) U. 88.
Emerberg, Burgruine. (Sacken.) IX. 58.
Emersdorf, Kirche. (Sacken.) V. 112.
Enns, die Bömerstrasse bei. I. 94.
Enzesfeld, Kirche. (Sacken.) IX. 59.
Erlach, Capelle. (Sacken.) IX. 59.
Falkenstein, Ruine im Mtthlviertel. I. 94.
Feistritz, Kirche. (Sacken.) IX 59. Das restaurirte Sehlo4|.
(Leber.) I. 50.
Friedersbach, Kirche, Glasmalereien. (Sacken.) V. 103.
FUrthof, Kirche. (Sacken.) V. 108.
FĂĽrth, Thurm. (Sacken.) IX. 59.
Oars, Kirche. (Sacken.) V. 90.
Gastein, zwei alte Serpentinsäulen. I. 94.
Globnitz (Gross-), Kirche, Rundcapelle. (Sacken.) V. 81.
Glocknitz, Marktkirche. (Sacken.) IX. 59.
Gmttnd, Kirche. (Sacken.) V. 80.
Gmunden, der heil. Bronnen. (Lechner.) HI. 101. Pappen«
heim's Schwert. (Lechner.) HI. 202.
Grimmenstein, Burgruine. (Leber.) I. 62. 136.
Grinzing, Kirche. (Sacken.) IX. 59.
Grossrussbach, Monstranze. (Lind.) IX. 150.
Gumpoldskirchen, Kirche. (Sacken.) IX. 59.
Gutenstein, Kirche, Grabsteine, Schnitzwerke. (Sacken.)
IX. 59.
Kainburg, Rundcapelle, ewiges licht, Wiener Thor, Unger-
thor, Burgruine. (Sacken.) IX 60.
Hardegg, Karoer. (Sacken.) V. 104.
Heiligenblut, Kirche, Flflgelaltar. (Sacken.) V. 118. Sacraments-
bauschen. (Lind.) X. 23.
Heiligenkreuz, Kirche, Kreuzgang, Caipitelhaus, Dormitorien,
Brannenhaus, Glasgemälde, Tapete, Bildwerke. (Sacken.)
IX. 61.
Heiligenstadt, zwei Kirchen. (Sacken.) IX. 62.
St. Helena, Töpferaltar. (Sacken.) IX. 62.
Henersdorf, Kirche. (Sacken.) IX. 62.
Himberg, Kirche, Martersäule. (Sacken.) IX. 62.
Hitzing, Kirche. (Sacken.) IX. 62.
Hoheneich, die alte Wunderthttre an der Kirche. (Zelenka.)
m. 100.
HoUabronn (Ober-), Grabdenkmale. I. 93.
Horo, Stadt- und Friedhofkirche. (Sacken.) V. 125.
Htttteldorf, Kirche. (Sacken.) IX 68.
xxiir
Ibbs, Qrsbdenkmale. (Liad.) III. 3)2. Monsti'aiise. (Lind.)
IX. 148.
Imbach, Katharinencapelle. (Sacken.) V. 95.
Jedenspeogen, Grabdenkmale. I. 293.
St. Johann, Kirche mit Fresken. (Sacken.) IX. 63.
Kammerstein, Burgruine, (v. Perger.) II. 163.
Kirchau, Kirche. (Sacken.) IX. 63.
Kirchberg a. Wechsel, St Wolfgangskirche. I. 291. (Sacken.)
IX. 63.
Kirchberg a. Walde, Grabdenkmale. I. 298. Die alte Burg.
(Ghalaupka.) III. 126.
Kirchschlag, Kirche u. Todtencapelle. (Sacken.) IX. 64.
Kirling, Kirche. (Sacken.) IX. 64.
Klamm, Burgruine. (Sacken.) IX. C5.
Klosterneuburg, Stiftskirche, Kreuzgang, Agncscapelle, Ca-
pitelsaal, Siebenarmiger Leuchter, Schatzkammer,
Bildersammlung, Bibliothek. (Sacken.) IX. 65. Yerduner
Altar. (Heider.) IV. 1. (Sacken.) IX. 65. X. 53.
Thomascapelle. IX. 70.
Gertrudscapelle. IX. 71.
Ewiges Licht. IX. 70.
Martinscapelle. IX. 72.
Käferkreuz. I. 290.
Bruderschaften. (Horawitz.) IX. 33.
Capella speciosa. (Essenwein.) V. 1.
Koppenhagen, das Museum zu. (liansonnet.) X. 304.
Krems, Piaristcnkirche. (Sacken.) V. 105. X. 282.
Spitalscapelle. „ V. 106. X. 292.
Passanerhof. „ V. 107.
Dominikanerkirche. „ V. 107.
Kreuzenstein, Buine. (Lind.) X. 69.
Kritzendorf, Kirche. (Sacken.) IX. 72.
Kuenring, Kirche und Karner. (Sacken.) V. 75.
Xiaach am Jaucrling, Grabmale. (Lichtenberger.) III. 111.
Kirche, FlĂĽgelaltar. (Sacken.) V. 116.
Kanzel. (Lind.) X. 23.
Laxenburg, die Franzensburg. (Essenwein.) V. I.
Leiben, Kirche. (Sacken.) V. 126.
Lengenfeld, Kirche. (Sacken.) V. 126
Lichtenwörth, Kirche. (Sacken.) IX. 72.
Liechtenstein, Burgruine. (Sacken.) IX. 72.
Loosdorf, Grabdenkmale. (Lind.) II. 234.
St. Lorenzen, Kirche, Steinfigur. (Sacken.) IX. 73.
Xannswörth, Kirche. (Sacken.) IX. 73.
Margarethcn a. M., Kirche, Johannescapelle. (Sacken.) IX. 73.
Mariazell (Klein-), Kirche. (Sacken.) IX. 73.
Matzen, Monstianze. (Lind.) IV. 140.
Mauer, Kirche. (Sacken.) IX. 74.
Meisling, Kirche, f Sacken.) V. 12;").
Melk, Grabdenkmale in der Pfarrkirche. (Lhid.) II. 239.
Merkenstein, Burgruine. (Leber.) I. 138. (Sacken.) IX. 74.
St. Michatl, Kirche. (Sacken.) V. 110.
Micscnbach. (Sacken.) IX. 74.
Mtklling, Pfankirclie, Spitalskirche, Uuudcapelle. Denksäule.
'Sacken.) IX. 74. (Koch u. Klein.) X. 165.
Moosbrunn, Thurm. (Sacken.) IX. 74.
Muthmannsdorf, Kirche. (Sacken.) IX. 75.
Veankirehen, Kirche. (Sacken.) IX. 75*
Neustadt (Wiener-), Burg. (Sacken.) IX. 77. (Lind.) IX. 1 .
(BOheim.) IX. 110.
Capuzinerkirche. (Sacken.) IX 77.
Denksäule. (Sacken.) IX. 79.
Grabdenkmale daselbst. (Und.) 111.317.
Jüdische Grabdenkmale I« 90.
Kamer. (Sacken.) IX. 76.
Liebfraueukirche. (Sacken.) IX. 75.
Neukloster. (Sacken.) IX. 76.
Neunkirchnerthor. (Sacken.) IX. 79.
Peterskirche. (Lind.) IL 228. (Sacken.)
IX. 78.
PrivathSuser. (Sacken.) IX. 78.
Kathhaus und die Sammlung. (Sacken.)
IX. 78.
Wienerthor (Sacken.) IX. 79.
Nöstach, Kirche. (Sacken.) IX. 79.
Offenbach, Kirche. (Sacken.) IX. 79.
Pankrazberg, Kirchenruine. (Sacken.) IX. 79.
Payerbach, Kirche. (Sacken.) IX. 79. (Petschnig.) X. 35.
Pechlam (Gros8-),Geschichte d.Pfarre. (Weigelsberger.) III. 194.
„ (Klein-), Kirche. (Sacken.) V. 112.
Peuzing, Kirche, ewiges Licht. (Sacken.) IX. 79.
Petronell, Rundbau, Kirche. (Sacken.) IX. 80. Heidenthor
(Kenner.) X. 185.
Pfaffenschlag, Kirche. (Sacken) V. 112.
Pichl, MĂĽnzenfund zu. III. 198.
Pöckstall, Kirche, Flügelaltar. (Sacken.) V. 122.
Pölla (Alt-), Kirche. (Sacken.) V. 80.
Polten (St.), Grabmale im Dom. (Lind.) m. 109.
Pottendorf, Schloss. (Sacken.) IX. 80.
Pottenstein, Denksäule, Kirche. (Sacken.) IX. 80.
Pottschach, Kirche. (Sacken.) IX. 81.
Priglitz, Kirche. Monstranze. (Sacken.) IX. 81. Monstranze.
(Lind.) IX. 143.
Putten, Burg. (Feil und Leber.) IX. 33.
Pulkau, Karner. X. 295.
Baabs, die Grabdenkmale. (Renk.) III. 115. Kirche. (Sacken.)
V. 80.
Raach, Kirche. Grabdenkmal und Schlussstein. 1. 293. (Sacken.)
IX. 81.
Rabenstein, Monstranze. (Lind.) IX. 144.
Ranna (Ober-), Schloss. (Sacken.) V. 74.
Rauheneck, Burgruine. (Sacken.) IX. 82.
Balingstatt, Kirche, Taufstein. (Sacken.) V. 81.
Salzburg, Restauration der Franziskanerkirche. I. 307.
Scheiblingkirchen, Kirche. (Sacken.) IX. 82.
Scheuchenstein, Kirche. (Sacken.) IX. 82.
Schöubach, Kirche. (Sacken.) V. 117.
Scliottwien, Kirche. (Sacken.) IX. 82.
Sohwadorf, Kirche. (Sacken.) IX. 83.
Schwallenbach. Capelle. (Sacken.) V. 111. (Keiblinger. —
Lind.) X. 207.
Schweigers, Kirche, Taufstein. (Sacken.) V. 113.
Sebenstein, Bni-g. (Leber.) I. 159. (Sacken.) IX. 83. Kirche.
(Sacken.) IX. 83. Grabsteine. IX. 83.
XXIV-
Seitenstetten, Monstraiizc. (Lind.) IX. 146. Rauchfass. (Lind.)
IX. ISO.
Sieding, Kirche. (Sacken.) IX 84.
Sievering, Kirche. (Sacken.) IX. 84. — X. 273.
Solenan, Kirche. (Sacken.) IX. 84.
Spital, Kirche. (Sacken.) V. 125.
Spitz, Kirche. (Sacken.) V. 110.
Stahremberg, Burgruine. (Sacken.) IX. 84.
Steier, die Pfarrkirche. (Riewel.) IX. 97.
„ die Margarethencapelle. (Riewel.) IX. 102.
Stein, Minoritenkircho. (Sacken.) V. 91. Stadtkirche. (Sacken.)
V. 108.
Steinbruch im MĂĽhl viertel, die Kirche. I. 93.
Stillfried, Grabsteine. I. 297. Die Rochiis-Capelle. I. 297.
Stockholm, das Museum zu. (Ransonnet.) X. 299.
Stratzing, Kirche. (Sacken.) V. 93.
Stlichsenstein, Die Höhle bi i. (Fernkorn.) III. 97. Schloss.
(Sacken.) IX. 84.
Tallcrn, Kirche. (Sacken.) IX. 84.
Themberg, Kirche. I. 286. (Sacken.) IX. 84. Grabmale. 1. 286.
Thomasberg, Ruine. (Leber.) I. 156.
Traunkirchen, die Zauberin am Stein. (Lechner.) III. 105.
Trautmannsdorf, Capelle. (Sacken ) IX. 84.
Tnlln, Kamer. X. 276.
Unserfrauen, Kirche. (Sacken.) V. 125.
Urschendorf, Friedhofportal. (Sacken.) IX. 84.
St. Valentin a. F., Kirche. (Sacken.) IX. 84.
St. Veit a. d. Wien, Kirche. (Sacken.) IX. 85.
St Veit a. d. T., Kirche. (Sacken.) IX. 85.
Viehofen, die Capelle. (Lind.) IIL 190.
Waldeck, Kirche. (Sacken.) IX. 85.
Waidhofen a. d. J., Monstranze. (Lind.) IX. 146.
Wcidmannsfeld, Kirche. (Sacken.) IX. 85.
Weigelsdorf, Kirche. (Sacken.) IX. 85.
Weissenkirchen, Kirche. (Sacken.) V. 109.
Weiten, Kirche. L303. Glasgemälde. (Sacken.) V. 98.
Weitra, Kirche. (Sacken.) V. 80.
Wels, Grabdenkmale in der Pfarrkirche. I. 306.
Wenzersdorf, Monstranze. (Lind.) IX. 151.
Wien. Das römische Wien. (Kenner.) IX. 150.
Die legio X. gemiua zu. (Aschbach.) V. 245.
St. Stephanskirche, Restauration der Giebel. I. 308.
„ des Thurmes nach
der zweiten Tttrkenbelagemug.
(Camcsina.) VIII. p. XXXIV.
Ansicht der Stadt Wien ans d. J. 1493. (Camesina.) X. 43.
Wien. Ansicht der Stadt Wien aus d. J. 1532. (Camesina.) X. 38
„ „ „ „ ansd.J. 1558. (Camesina.) 1. 1.
„ nach Suttinger 1683. (Camesina.) VIU. GL VI.
Augustinerkirche. (Lind.) V. 157.
Bedrängniss der Staidt im J. 1683. (Camesina.) VIILl.
Carmelitenkirche. (Lind.) V. 169.
Fortificatorische Anlagen der Stadt VIII. CLV.
Häuscrverzeichniss aus dem Jahre 1683. (Camesina.)
Vlll. p. LXllI.
Kaiserburg, die alte, bis zum Jahre 1500. (Karajan.)
VI. 1.
Kunst- und Gewerbethätigkeit Wiens, Beiträge zur
älteren. (Feil.) III. 204.
Maria-Stiegen kirche. X. 248.
Marktsäule vor dem Burgthore. (Motloch.) III. 118
Materialien zur Topographie der Stadt Wien bis 1587.*
(Birk.) X. 82.
St. Michaelskirche. (Lind.) III. 1.
Minoritenkirche. (Lind.) V. 129. IX. 98.
Neudeggerhof, der. (Motloch.) III. 123.
Obrigkeiten im J. 1683. (Camesina.) VIII. p. LX.
Ordnung der Schlosser, Uhr- und BĂĽchsenmacher vom
J. 1451. (Denhart.) I. 90.
Passionsspiel zu Wien, das. (Camesina.) X. 327.
Plan der Stadt, aus der Mitte des XV. Jahrhunderts.
(Lind.) X. 223.
„ „ „ nach Suttinger. VIII. p. CLVI. n. 102.
Plan der Stadt und des tĂĽrkischen Lagers (1683)
aufgenommen in letzterem. (Camesina.) VHI. 99.
Plan der Belagerangsarbeiten gegen die Löwelbastei
nach Suttinger. (Camesina) VIII. 102.
Pland. Wiener Entsatzschlacht n. Anguissola. VIII. 132.
Salvatorcapelle. (Lind.) II. 187.
Universität^ Älteste Ansicht des Gebäudes. (Birk.) 1. 95.
Vorstädte. VIII. p. CLXV.
Wienerherberge, Grabdenkmale. I. 289.
Wildungsmaucr, Kirche. (Sacken.) IX. 85.
Wilhering, Grabdenkmale. (StUlz.) X. 1.
Winkel, MĂĽnzenfond. III. 198.
Winzendorf, Kirche, Grabmale. (Sacken.) IX. 85.
Wirflach, Kirche, Capelle. (Sacken.) IX. 85.
St Wolfgang (Sacken.) V. 112.
Zeiselmauer, Fund röm. Münzen. I. 93.
Zellerndorf, Karner. X. 297.
Zistersdorf, Grabsteine. I. 297.
Zwettl, Kirche, Kreuzgang, Capitelhaus, Schatz.
V. 83.
(Sacken.)
n. NACH PERSONEN UND aEGENSTĂ„NDEN.
Albrecht IIL Bildniss. (Birk.) I. 95.
Alraun, Ueber den. (Perger.) V. 258.
Beatrix y. Nürnberg, österr. Herzogin, Bildniss. (Birk.) 1. 95.
Bildnisse österr. Herzoge aus dem XIV. Jahrh. (Birk.) I. 95.
Biographien und Nekrologe :
Chanovsky Franz, Freiherr von. III. 136.
Embel Franz H. I. 257.
Feil Joseph. VII. p. XV.
Leber Otto, Edler von. I. 268.
Tschischka Franz. I. 311.
Brassican, die Familie von. IH. 46.
Breitenfelder, die Familie. (Lind.) X. 323.
Burgen in Nied.-Oesterreich, allg. Betrachtung. (Feil.) 1. 24.
Edelknaben, die des Prinzen Max I. (Bergmann.) I. 65.
XXV
Egianer's Entwurf fĂĽr die Befestignng von Wien. (Camesina.)
vra. p. CXXXIII.
Eiserne Jnngfrau, Richtmaschine. L 59.
Funde, s. Ortsverzeichniss.
Gera, die Herren von, III. 38.
Grabdenkmale des Mittelalters und ihr Zostand. (Widter.)
n. 242.
Grabsteine, s. Ortsverzeichniss.
Gundel Philipp. III. 39.
Harnisch von Max. I. (Widter.) V. 45.
„ von K. Ferdinand II. im Arsenal. (Widter.) IX. 87.
Herberstein, Georg V. Freiherr von. III. 38,
Johanna von Dnrazzo, österr. Herzogin, ihr Bildniss. I. 95.
Eara Mostapha. (Camesina.) VIII. p. XLIX u. LIII.
Karl y. Heerschau ĂĽber die Keichstruppen am Marchtelde.
(Lind.) X. 38.
Karte der mittelalterlichen Knnstdenkmale v. Xied.-Oesterr.
(Sacken.) K. ĂĽ. W. W.
Kreidenfeaer. (Camesina.) VIII. p. XV.
Koltschitzky's Thaten (Camesina ) VIH. XXXI.
Knefstein, die Herren von. III. 112. (Freih. v. Sacken.) IX. 49.
Lautensack's Ansicht von Wien. (1558.) I. 1.
Laz Wolfgang nnd sein Grabmal. (Camesina.) I. 7*
Maria von Burgund, ältestes Porträt. (Birk.) I. 65.
Mathias, des Königs Einzng in Wien. (Camesina.) IX. 123.
Max I. ältestes Porträt. (Bergmann.) I. 65.
Medaillen auf die zweite TĂĽrkenbelagerung. (Camesina.)
VIII. p. CCXXII.
Monstranzen, s. Ortsverzeichniss.
Mollart, die Grafen von. III. 34.
MĂĽnzenfund, s. Ortsverzeichniss. I. 93.
Neudegg, die Herren von. (Motloch.) IH. 119.
Orden des goldenen Vliesses unter K. Max I. (Bergmann.)
I. 65.
Orden der Massigkeit. (Bergmann.) I. 65.
Pannonien unter den Hömern. (Aschbach.) X. 200.
Pappenheim'a Schwert in Gmunden. (Lechner.) IE. 202.
Passionsspiel zu Wien, das. (Camesina.) X.
Porträt, ältestes, Kaisers Max I. und der Maria von Burgund.
(Bergmann.) I. 65.
Primisser's Familie. (Bergmann.) V. 179.
Bauchfass im Stifte Seitenstetten. (Lind.) IX. 199.
Bömerstrasse, die bei Enns. I. 94.
Römisches Heerwesen in Pannonien. (Aschbach.) X. 200.
Ruinen die, und ihre Zerstörung durch Pflanzenwuchs.
(Scheiger.) II. 1.
Schmiedesäulen, die. (Perger.) X. 308.
Siegel der österr. Fürstinnen im Mittelalter. (Sava.) II. 99.
der Landeserbämter im Mittelalter, (äava.) V. 47.
der Stadt Wien. (Camesina.) VIII. 136.
der Wiener Universität. (Sava.) III. 140.
der St. Michaelskirche. (Lind.) III. 50.
der Pfarre von S. Salvator. (Lind.) II. 194. 198.
der Familie Otto-Haymo. (Lind.) IL 217.
Sonderndorf, die Herren von. I. 300.
Stahremberg RĂĽdiger, Graf von. (Camesina.) VHI. XXXIV.
Schwarzemberg Adolph, Graf. (Berger.) VII. 169.
Schaunberg, die Herren von. (StĂĽlz.) X. 1.
Tannhäuser, der Ritter. (Haupt.) X. 315.
Thonradl, die Familie. I. 282.
Tichtel Joh., ein Wiener Arzt im XV. Jahrh. (Horawitz.) X. 25.
Trautson, die FĂĽrsten, Grafen und Freiherm von. III. 29.
Venus, Frau. (Haupt.) X. 315.
Vischer Georg Matthäus, Geograph, dessen Leben. (Feil.) II. 7.
Wielandssäulen, die. (Perger.) X. 308.
Wilhelm von Oesterreich, dessen Bildniss. f 1406. (Birk.) I. 95.
Zoppel von Haus, die Familie. III. 48.
XXVI
VeräDderoDgen Im Stande der Hltglleder während der Drocklegong: des Verzeichnisses.
Eingetreten :
Se. k. Hoheit der durch]. Herr Erzherzog Johann von Toscana.
Contze, Dr. Alex., k. k. Universitäts-Professor.
Fromme Karl, Bucharuckerei -Besitzer.
Lang Kobert, k. k. Post-Directions-Secretär.
Piers Alexander, Freiherr v., k. k. Oberst-Lieutenant, Eammer-
vorsteher Sr. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Johann.
Rosner Karl, n. ö. Landes-Ingenieur zu Krems.
Traun Hugo, Graf von, k. k. Kämmerer n. Herrenhausmitglied.
Ausgetreten :
HeIntI, Dr. Franz Ritter v., k. k. Oberfinanzrath.
6festorben :
Peck Albert, k. k. Landesgerichtsrath.
Steiger, Johann v. Amstein, k. k. p. Ministerial-Secretär.
PLAN DER STADT WIEN
AUS DER ERSTEN HĂ„LFTE DES XV. JAHRHUNDERTS
BE8FKOCHEN VON
k&.
KARL LIND.
(lilT EINER TAFEL).
1/ie Eenntniss der alten Stadt-Anlagen wird bekanntlich wegen des Mangels darauf bezĂĽg-
licher Denkmale, auf je ältere Zeit sie sich bezieht, desto ungenttgender. Das wenige Materiale in Zeich-
nung und Schrift, das sich darüber findet, mnss daher mit möglichster Sorgfalt bewahrt und mit
grosser Anfmerksamkeit durchforscht werden.
Oesterreichs Hauptstadt bot dem Historiker und Topographen noch bis vor wenigen Decennien,
beztiglieh seiner alten Anlagen, ein ziemlich lĂĽckenhaftes Materiale, aus dem man nur fttr gewisse
Zeiträume hatte die Entwicklung der Stadt mit Sicherheit stndiren und feststellen können, und selbst
jener damals vorhandene Schatz an derartigen Denkmalen war nur einer ganz unbedeutenden Anzahl
von Persönlichkeiten bekannt und zugänglich. Erst in jüngster Zeit gestaltete sich diess zum Besseren.
Besonders waren unsere Gescbichtsfreunde und Forscher in der Auffindung von alten bisher unbe-
kannten Wiener Stadtplänen vom Glücke sehr begünstigt. Die neueren Funde von alten Sitnations-
pläoen boten der Kunde von Wien's Vorzeit wahrhaft überraschende StofifÜlle '), so dass wir gegenwärtig
keine Stadt kennen, die ein so reiches geschichtliches Material fĂĽr das Studium der topographischen
Entwicklung bietet Während z. B. die Stadt Paris nur jenes graphische Denkmal hat, das durch
eine mehr typische Perspectiv-Darstellung seiner Situation auf einer Tapete von 1540 geboten wird ^)
aod seine älteste geometrische Orundzeichnung, so viel bekannt ist, aus der Mitte des XVIL Jahrhun-
derts stammt, hat jetzt Wien einen zahlreichen Schatz von Grundrissen und alten Ansichten , die es
gestatten, selbst bis in die Zeit der Babenberger Herrschaft zurĂĽck, ĂĽber ihren Umfang und ihre
1) Ausser dem hier in Rede stehenden Plane, und dem später noch zu erwähnenden Zappert'schen Plan müssen wir
anf jenen derartigen Fand weisen, den Scheiger im Jahre 1827 machte. Er fand nämlich bei einem Ausflage in das Stift
Heiligenkreuz in der dortigen Stiftsbibliothek einen vom kurflirstlichen sächsischen Artillerie -Hauptmann und Ingenieur
Dan. Sattinger gezeichneten Wiener Plan aus dem Jahre 1664. Derselbe, bereits mit den Mitteln verbesserter geometrischer
Vermessung aufgenommen, ist mit besonderer Grenauigkeit ausgeführt und zeigt die topographischen Verhältnisse Wien's
unmittelbar nach der 2. Tttrkenbelagemng.
2) S. Repertoire des Cartes de Timpire Francais publiö par Tinstitut royal des Ingenieurs Neerlandais; La Haye
1856. D. 405.
I
224 PJan der Sfndt Wien.
Anlagen ; so wie über ihr allmähliges Anwachsen bestimmte Angaben und Mittheiiangen machen zo
können.
Allein nicht bloss das Materiale fand sich, auch die geeigneten kenntnissreichen Personen,
welche diesem Gebiethe der Localgeschichte die verdiente Beachtung schenkten und nnermtldet tbätig
waren, den Einblick in diese interessante culturgescbiclitliche Seite des Städteiebens allgemeiner zu
machen, lebendiger und sicherer zu gestalten, wozu aach noch das bereitwillige Entgegenkommen der
Besitzer solcher Pläne und Grundrisse kommt — sie im Gegensatze von der früheren ängstlichen
Geheimhaltung durch VerOffentlicbimg denjenigen zugänglich zu machen, die sich dafHr interessiren.
Die Arbeiten des bekannten Malers Augustin Hirschvogl ĂĽber Wien (1547) *) waren vor wenigen
Decennien fast gar nicht, jene gleichzeitigen Wolmuet's bis zur Herausgabe dessen Planes in den Jahren
1S57 und 1858^) nur wenig bekannt und benutzt, und hiermit war noch bis zu Hormayr's Zeiten alles
Authentische erschöpft, was uns über Wien's Anlagen und topographische Metamorphose in bildlicher
Weise Aufklärung biethen konnte. Und doch sind derlei bildliche Wiedergaben höchst wttnschenswerth,
weil sie mit der in ibnen liegenden Macht und FĂĽlle eigenthttmlicber Darstellungen einen raschen
Ueberblick der Situation gestatten und mit Leichtigkeit das versinnlichen, was die glänzendste und
lebhafteste Schilderung nicht zu Stande bringen. Ein anderes ist es freilich mit den betreffenden Urkun-
den ; dieselben wurden bereits in früheren Jahren häufig, wenn auch nicht immer gewissenhaft benutzt.
Die schriftlichen Aufzeichnungen geben uns zwar vielerlei Nachrichten ĂĽber Wien's Topographie, welche
auch in der nicht unbedeutenden Literatur ĂĽber die Geschichte dieser Stadt verarbeitet und ausge-
beutet wurden, allein dass diese Andeutungen nicht genĂĽgten, und zu manchen Verwechslungen und
Irrthümern führten, wird jedem bekannt sein, der sich mit Wien's Geschichte etwas näher vertraut
gemacht hat.
Obgleich schon zu wiederholten Malen das alte Wien Veranlassung gegeben hat, dasselbe in
seinen Gesammt-Ansichten und in seiner ganzen Form und Gestaltung, in seinen einzelnen Gebäuden
und Denkmalen zu besprechen, so dĂĽrfte es diessmal der geehrte Leser nicht ĂĽbel nehmen, wenn wir
neuerdings seine Aufmerksamkeit auf einen Plan dieser Stadt lenken. Es ist diess ein Plan, welcher
bisher in seinem ganzen Umfange noch nicht der Oeffentlichkeit ĂĽbergeben wurde und von dessen
Vorhandensein nur in wenige Kreise Kunde gedrungen ist. Es kann dieser Plan, bei dessen Zusam-
menstellung natĂĽrlich von einer geometrischen Aufnahme keine Rede sein kann, sicherlich nicht nur
als der älteste bisher bekannte von Oesterreich's Hauptstadt, sondern so viel bis jetzt bekannt ist, auch
als der älteste mittelalterliche Plan einer Stadt überhaupt bezeichnet werden.
Das durch den Geschieh tsprofessor an der Hochschule zu Innsbruck, Herrn Heinrich Glax im
Jahre 1849 in der Kartensammlung des Herrn J. M. von Reider zu Bamberg aufgefundene und von
dort nach Wien gebrachte Original dieses Planes, wovon hier ein getreues Facsimile vorgewiesen ist,
trägt augenfällig das innere und äussere Gepräge voller Authenticität an sich und befindet sich der-
malen im Besitze des Herrn Dr. Theodor Georg von Karajan in Wien').
1) Herausgegeben im Jahre 1863 durch A. Camesina.
2) Herausgegeben unter Mitwirkung A. Camesina^s durch den Alterthums-Verein in zwei Lieferungen in den Jahren
1857 und 1858.
3) Die Geschäftsleitung fUhlt sich verpflichtet im Namen des Vereines dem Herrn Präsidenten der k. Akademie
der Wissenschaften Herrn Dr. Georg von Karajan bestens dafĂĽr zu danken, dass er es gestattete, dass nach dem in seinem
Besitze befindlichen Original, bis jetzt ein Unicnm, die hier beigegebene Abbildung zu Yereinszwecken gemacht werden dĂĽrfe.
Plan der Stadt Wien. 225
Die VeranlassDDg, dieses Deokmal in eine nähere Betrachtung zu ziehen^ liegt nicht allein
im Alter desselben; sondern anch und zwar insbesondere in seiner Wichtigkeit fĂĽr die Topographie
des alten Wien. Wenn auch dieser Plan weit hinter dem Begriffe eines Stadtplanes, wie derselbe
heut zu Tage den wissenschaftlichen Anforderungen gemäss ausgeführt werden mttsste, zurück bleibt,
so mĂĽssen wir uns darĂĽber wohl beruhigen , weil die damaligen Mittel zum EntwĂĽrfe von Situations-
zeichnungen noch ĂĽberhaupt keine sicheren Grundlagen geboten hatten und weil uns dieser Plan trotz
seiner UnvoUkommenheit über die Lage mancher Oertlichkeit und so manchen Gebäudes, besonders
in den Vorstädten, eine sichere Erklärung bietet, die aus anderen Quellen kaum mehr zu finden sein
dĂĽrfte. Hinsichtlich der Zeit des Entstehens dieses Planes, der mit keinem bestimmten Datum
bezeichnet ist, sei vorläufig bemerkt, dass Gründe, die uns als völlig überzeugend erscheinen, die
Jahre von* 1438 bis 1455, also beiläufig die Mitte des XV. Jahrhunderts als den Zeitpunkt bezeichnen,
aus welchem uns die in Rede stehende Aufnahme das Wiederbild Wien's gibt.
Der bisher älteste Plan oder ein vielmehr skizzirtes Plan-Fragment der Stadt Wien wurde im
Jahre 1856 von Georg Zappert, einem sehr fleissigen Geschichtsforscher, aufgefunden. In einem Quart-
Sammelbande, gebildet aus vier Handschriften des XV. Jahrhunderts, fand Georg Zappert ein zum
Vorblatt verwendetes, beschriebenes und mit einigen Zeichnungen verwendetes Pergament. Dasselbe
erwies sich durch die darauf befindlichen Zeilen „elineatio brevis hortorum, vinearum, domorum ac
arearum unde habemus redditus'^ als Fragment eines GĂĽlten-Buches, und zwar mit RĂĽcksicht auf die
Bezeichnung eines Gebäudes mit curia nostra, welches in der Nähe des alten Passauerhofes erscheint
— eines Gültenbnches, das für den Gebrauch eines passau'schen Hub- oder Hofmeisters oder dessen
Schreibers behufs der übersichtlichen Vormerkung, in welchen Gassen und von welchen Weingärten
Wien's das Bisthum Passau Gülten bezieht, daher auch auf der Zeichnung alle gültpflichtigen Häuser
und GrĂĽnde mit einem besonderen Zeichen bemerkbar gemacht sind. Ferner ergibt sich aus den
Benennungen der einzelnen Strassen und Oertlichkeiten rĂĽcksichtlich der Zeitbestimmung dieser Zeich-
nung mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass dieselbe aus den ersten Tagen des vor 700 Jahren begonnenen
EmporblOhens unserer Hauptstadt aus den Trümmern des Römer-Castells Vindobona, nämlich aus der
ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts stammt. Aus der Bestimmung dieses nichts weniger als geome-
trischen Planes flir Gültenbezugs-Vormerkungsz wecke ist es auch erklärlich, dass auf demselben nur
einzelne Theile Wien's ersichtlich sind, indem mehr einzuzeichnen dem Zeichner unnöthig schien.
Da sich Zappert nicht darĂĽber ausspricht, wie ihm Eenntniss von diesem Quartanten wurde^
so regten sich anfänglich gar mancherlei Zweifel gegen die Echtheit dieses kostbaren Denkmales, das
unter den Wiener Gelehrten mit Recht grosses Aufsehen machte. Doch wurden die Zweifel theils
nicht begründet, theils später nahezu aufgeklärt und es besteht somit der Werth dieser Zeichnung bis
zur Gegenwart durch die Anerkennung der Authenticität desselben von Seite der meisten Gelehrten
in ungeschmälertem Zustande ^).
1) Betrachtet man diese Plan-Skizze (Sitz.-Berichte der ph.-hist. Classe d. k. Ak. XXI. p. 399) , so erkennt man
in der ohne irgend einem genauen Massverhältnisse, sondern bloss nach dem Gedächtnisse gemachten Zeichnung bereits
unzweifelhaft die noch bestehende Stadtanlage. Man kann daraus, dass die Strassen schon benannt sind, annehmen, dass
die Stadt einige Ausdehnung hatte, und der Verkehr einigermassen lebhaft war. Um auf die Einzelnheiten Ăśberzugehen,
finden wir ein Gebäude als Castellum bezeichnet, und sind nicht abgeneigt, in demselben eine der vielen Eriegsbauten
der Römer zu erkennen, die sie zum Schutze ihrer Beichsgrenzen fast aller Orts errichteten. Die Stelle dieses Castellum
mag beiläufig die des noch gegenwärtig bestehenden Garmeliternonnenkloster-Grebäudes sein, das für die nächste Zukunft der
Demolirung Preis gegeben werden soll. Die Bezeichnung Castellum und vallum vetus lassen vermuthen, dass die neuen
30*
226 ^l»n der Stadt Wien.
An diese bis jetzt älteste Grandriss-Skizze Wien's reiht sich dem Alter nach jener schon frtther
erwähnte Wiener Stadtplan aus Bamberg an, der uns Anlass zur nachfolgenden Betrachtung ^) gibt
Dieser Plan bietet ans nahezu genaue AufschlĂĽsse ĂĽber den Umfang und die Befestigung der
Stadt^ über die um und in derselben befindlichen Gewässer^ über die zahlreichen in and zunächst der
Stadt befindlichen Stätten kirchlichen Trostes und kirchlicher Erbauung und über die vielen Anstalten,
die schon damals zur Pflege der Armeu und Kranken errichtet waren. Noch sei zur näheren Bezeich-
nung unseres Planes bemerkt, dass das Innere der Stadt leider weder die Strassen noch die Häuser-
reihen zeigt, dass nur gewisse Punkte der Stadt durch Einzeichnung einzelner besonderer Gebäude
markirt sind. Dasselbe ist auch mit den Vorstädten der Fall.
Wir sehen Wien als eine mit fast kreisrunden Umfang sich ausdehnende und von einem mäch-
tigen MauergĂĽrtel umschlossene Stadt auf jenem spitzen Winkel liegend, der durch die Vereinigung
des Wienflusses mit dem Donauarme gebildet wird.
Wenn wir die Einzelheiten dieses Planes näher betrachten, so fällt uns sicherlich darauf zuerst
in's Auge, dass ein in die Donau mündendes Gewässer in starken Krümmungen einen nicht unerheb-
lichen Theil der heutigen inneren Stadt durchzieht. Dass der gegenwärtig bestehende „Tiefe Graben^,
durch welchen schon zu Anfang des XV. Jahrhunderts urkundlich festgestellt, Wasser ablief, wie z. B.
jenes, das vom Hof herabkam, mit der über ihn hinwegführenden, bereits 1405 urkundlich erwähnten
hohen Brücke, sich unzweifelhaft als das Rinnsal dieses auf unserem Plane eingezeichneten Gewässers
darstellet, ist ausser Zweifel. Nicht so klar lässt sich in der Gegenwart jener weiter oben befindliche
Theil dieses Rinnsals verfolgen, denn die damals bestandenen Niederungen sind durch die seither ein-
getretenen zahlreichen Terrain-Veränderungen und Neubauten verschwunden.
Immerhin kann man annehmen, dass dieses Gewässer, wie es auch der Plan zeigt, zunächst
des Scbottenklosters in die Stadt gelangte, seine Richtung längs der Herrengasse bis zum Landhause
Ansiedlungen innerhalb der Ausdehnung des römischen Municipiums geschehen und vielleicht die alten Befestigungen auch
noch der jungen Gemeinde als Schutzbauten dienen mussten.
Den Mittelpunkt der ganzen sichtbaren Stadtanlage bildet das forum pini (der heutige Kienmarkt), dem zunächst
einerseits das forum altum (hoher Markt), schon in jener frühen Zeit ein von vier Häuserfronten gebildeter Platz und
anderseits die Gassen in semita sutorum (Schuster-)) tunnariorum (KĂĽfer-) und aurifabrorum (Goldschmiedgasse) liegen.
Die Gassen wurden in alten Zeiten einer sich noch lauge in die Neuzeit erhaltenen Gewohnheit gemäss, nach den von
deren Bewohnern getriebenen Beschäftigungen benannt, haben daher auch mit Verlegung dieser Beschäftigungen an andere
Orte ihre Namen gewechselt. DafĂĽr wurden wieder jene Gassen nach den Gewerben neu benannt, welche in dieselben
übertragen wurden. Damit erklärt sich auch, dass fast alle nächst des Kienmarkts befindlichen Strassen die oben bezeich-
neten Namen schon längst nicht mehr führen. In weiterer Entfernung vom forum pini finden wir in der einen Richtung
die Strassen strata nemoris paganorum und inter balneatores, in der anderen die noch gegenwärtig den gleichen Namen
führende und von den dort getriebenen Beschäftigungen so genannte Gasse inter arcadores (Bognergasse) mit der curia
marchionis, das forum lignorum (der Holzmarkt) an der Stelle des heutigen Kohlmarkts und zu Aeusserst daselbst das
Valium vetus mit einigen Gebäuden.
Die Curia marchionis, obgleich sie sicher an der Stelle der bald darauf errichteten Burg Herzogs Heinrichs
gezeichnet ist, scheint uns fĂĽr diese Zeit noch nicht den eigentlichen und bleibenden Sitz des Markgrafen zu bedeuten,
sondern vielmehr dessen zeitweise Residenz und dessen Gerichtshaus.
Von kirchlichen Gebäuden finden wir nur zwei verzeichnet, nämlich die ecclessia S. Ruodperti nächst dem forum
pini und altum, und die Capelle S. Stephani zunächst der strata nemoris paganorum. Da bereits 1147 die Capelle
S. Stephani zur ecclessia erhoben und S. Ruprecht zur Capelle zurĂĽckgesetzt war, so finden wir hierin einen sicheren
Anhaltspunkt fĂĽr die obige Zeitbestimmung dieser Plan-Skizze.
1) Nachdem von anderer Seite auch eine Ausgabe dieses Planes unter Mitwirkung des k. Rathes A. Camesina
bevorsteht und damit sicherlich reichhaltige quellengemässe urkundliche Nachrichten verbunden werden dürften, so werden
wir uns hier auf eine kurze Erläuterung des Planes beschränken, indem es nur unser alleiniger Zweck ist, von diesem histo-
rischen Doeument den Yereins-Mitgliedern Kenntniss zu geben.
Plan der Stadt Wiea 227
nahm und von da durch die yielleicht von den nach der Austrocknung des alten Bachbettes zurĂĽck-
gebliebenen Weiden und Gesträuchen sobenannte Strauchgasse in den tiefen Graben gelangte.
Fragen wir nun über den Namen dieses Gewässers und woher es kam, so geben uns einige
bisher von vielen Geschichtschreibern Wien's theils unbeachtet gebliebene; theils leichthin in Zweifel
gezogene oder fälschlich ausgelegte urkundliche Stellen vollkommen sichere Anhaltspunkte zur Beant-
wortung dieser Frage.
Vor Allem massgebend erscheint der Stiftsbrief der Wiener Universität, ausgestellt von Herzog
Rudolph IV. vom 12. März 1365. Es spricht sich in demselben der Herzog dahin aus, dass er einen
gewissen der Herzogsburg zunächst gelegenen Bezirk der Stadt zum Aufenthalt der Studenten und
Lehrer bestimmt wissen will; derselbe soll als ein besonderer Stadttheil ^Pfaffenstadt^ genannt,
ummauert sein. Es werden ferner die Grenzen dieses Stadttheiles näher bezeichnet, wobei als eine
der Grenzlinien jene Häuserreihe benannt wird, welche vom Schottenthor gegen die Hochstrasse
(d. i. Herrengasse) hin versus dictum rivolum Als bis zur Schaufellucke liegt und womit jene Gassen
und Gässchen eingeschlossen werden, welche zur Hochstrasse versus memoratum rivolum Als führen
und mit Mauern umschlossen werden sollen ^). Um das Jahr 1426 finden sich schon mehrere Nach-
richten, welche auf eine wirksame Regelung des Weges durch den tiefen Graben, dann auf AnschĂĽt-
tungen und andere Mittel zur Beseitigung der bösen Wege daselbst deuten.
Im Buch der Käufe finden wir in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts Aufschreibungen,
welche sich auf den Lauf der Als ausser dem Schottenthore beziehen, und denselben von der alten
Aiserstrasse gegen die Stadt her unzweifelhaft machen. Noch im Jahre 143Ă–, also nahe jener Zeit, der
unser Plan angehört, wird ein Haus urkundlich erwähnt, welches an einer Seite der Hochstrasse
liegend, an die Als stosset. (Hormayr's Wien IV. 208.) 1438 findet sich eine Hinweisung auf die
Benützung der Als zur Bewässerung des Stadtgrabens und 1547 erscheint sie noch auf Wolmuets und
Hirschvogers Plänen in den Stadtgraben geleitet und zum Trieb einer Mtthle benutzt.
Es ist somit kein Zweifel, dass wir es hier mit dem Alserbache, und zwar nur mit einem Arme
desselben zu thuen haben, welcher zur Deckung des Wasserbedarfs der Stadt, insbesondere wegen
der mannigfaltigen in ihrem Betriebe an ein fliessendes Wasser gebundenen Beschäftigungen innerhalb
der Mauern des damaligen Wien beiläufig seit der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts künstlich
in das alte Rinnsal des nicht reichlich und stettig genug Wasser fĂĽhrenden Ottakringerbaches ^) geleitet
wurde, der von dem gleichnamigen Orte in fast gerader Linie in die Stadt herein und durch sie der
Donau zufloss. Es ist somit ein Unterschied zu machen zwischen jenem hier in Rede stehenden Arm
der Als, welcher durch die alte Alsersträsse (zwischen dem Abhänge der heutigen Aisergasse und der
Währingergasse) offenbar künstlich in die Stadt geleitet war und zwischen der träge dahinfiiessenden
und desshaib siechen Als, die weiter nördlich in die Donau mündet. Das Rinnsal der siechen Als
ist ohne Zweifel das ursprĂĽngliche Bett der Als, wie es noch jetzt das Rinnsal dieses an Wasser-
reichthum sehr herabgekommenen Baches ist ^). Der besprochene durch die Stadt laufende Aisarm
1) S. die Abdrücke der deutschen Urkunde bei Schlickenrieder p. 14, 38, 39, Honnayr*» Wien V. 4. Kink's
Geschichte der Wiener Universitär, Anhang.
2) DerOttakringer Bach wnrde nach Erbauung der neuen Festungswerke behufs der Bewässerung des Stadtgrabens in
seinem ursprünglichen Laufe abgeschnitten, erst 1771 in den Wienfluss künstlich geleitet und 1843 mangelhaft überwölbt, daher
er neuestens durch Einsturz des Gewölbes in Folge abnormer Anschwellung in der Vorstadt Neubau grossen Schaden anrichtete.
3) Nachdem die Donau früher ohne Zweifel unmittelbar am Fusse des Steilrandes, d. i. längs der Lichtenthaler
Haupt8traB;}e und der langen Gasse (Lichtensteinstrasse) hinfloss , so muss der Alserbach damals seine Mündung ungefähr
228 ^^^^ ^^^ ^^^^ Wien.
ergoss siob^ nachdem er unterhalb der Kirche Maria am Gestade die Stadt verliess^ nächst St. Johannes
im oberen Werd in die Donau.
Wir wollen unsere Betrachtung der auf dem Plane eingezeichneten Gebäude damit beginnen^
dass wir vor dem Betreten der eigentlichen Stadt uns mit den auf unseren Plan markirten Vorstädten
beschäftigen.
Die Ansiedelung im unteren Werd, der heutigen Leopoldstadt^ welche damals sicherlich schon,
wenn auch nur mit ganz geringer Einwohnerzahl bestand, weil auf dem Plane nicht vorhanden, ĂĽber-
gehend, sehen wir dem Stabenthore zunächst hart ausserhalb der Ringmauer eine Capelle, die, was
sonst auf dem Plane nicht vorkommt, unbenannt ist. Es ist diess die St. Wolfgangs cape 11 e in der
Scheffstrasse, worüber in der Wiener Geschichte fast keine Erwähnung geschieht. Wolfgang Laz ^) und
nach ihm der Jesuit Leop. Fischer erwähnen derselben vorübergehend bei der Erzählung der ersten
Tttrkenbelagerung als damals abgebrochen. Sie wussten jedoch ausser dem, dass sie ausser der Stadt
gelegen war, über ihre Oertlicbkeit nichts Näheres anzugeben. Sichere Anhaltspunkte geben darüber
die städtischen Geschäft8-(Te8tament-)Bücher, welche mit dem Jahre 1396 beginnen und mit 1429
sohliessen. In denselben wird von 1417 bis 1428 der Bau dieser Gapelle öfter erwähnt und zugleich
erscheint häufig beigefügt „gelegen auf dem Stadtgraben in der Scheffstrasse vor dem Stubenthor.'' Dass
diese Capelle, bei welcher sich seit 1427 eine eigene Bruderschaft befand, ausgebaut wurde, beweiset
eine Urkunde vom Jahre 1455, laut welcher bereits eine FrĂĽhmesse auf dem Frauenaltar zu St. Wolf-
gang gestiftet wurde.
Der Bestand dieser Capelle hat kaum über hundert Jahre gedauert, da selbe, wie erwähnt, 1529
zerstört wurde. Es liegt kein Grund vor in diesem Falle den Angaben Laz's zu misstrauen, da dessen
Vater, der Medicinae Doctor Simon Laz, bereits im Jahre 1514 in Wien ansässig war, somit Wolfgang
Laz, geboren in diesem Jahre, im Jahre 1529 schon das 15. Lebensjahr erreicht und seine Jugend in
Wien zugebracht hatte ^).
Die Scheff- oder Schifferstrasse, in welcher die St. Wolfgangskirche lag, bildete eine
eigene Gemeinde, welche sowie das nahe Erdberg (Erdburg) nach altem Herkommen der jeweiligen
Gemalin des ältesten Herzogs von Oesterreich unterstand. Die Privilegien dieser Gemeinde bestätigte
Herzog Albrecht IL am 21. März 1379^). In der Scheffstrasse wohnten die Flötzer (Holzhändlcr) und
Jroher (Weissgärber). Auch die Soheffstrasse wurde 1529 zerstört. Auf Wolmuets Stadtplan von 1547
zeigen sich zwar an dieser Stelle wieder längere Häuserreihen, allein die dort wohnenden Lederer und
Weissgärber warden durch Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1561 in die heutige Vorstadt Weissgärber
verlegt, die Scheffstrasse aber abgebrochen. Schon 1555 begann das VerschĂĽtten dieser Vorstadt^).
Die auf unserem Plane vor dem Stubenthor und von der dortigen WienbrĂĽcke zur Donau hinablan-
fenden einfachen Linien bezeichnen ohne Zweifel StrassenzĂĽge , die zum Donangestade fĂĽhrten.
unterhalb des Einflusses des Währinger-Baches gehabt haben. Es steht diess vollkommen mit dem Stiftsbriefe des Schotten*^
klosters vom Jahre 1158 im Einklänge, welcher die S. Johanneskirche an der Als an jene Stelle setzt, wo sich der Ais-
bach in die Donau ergiesst (nsque ad ecclesiam S. Johannis in Als, Simul usque ad locnm ubi se rivus qui nominatus
Als, recipere videtur in fluvium Danubii. S. darĂĽber Suess's der Boden der Stadt Wien.
1) Laz. Commentar. rer. vien. Basel, 1546. p. 128; Fischer brev. Not. Vindob. Suppl. in. 14.
2) AusfĂĽhrlich und mit urkundlichen Angaben versehen berichtet darĂĽber Camesina in dessen BedrSngniss der Stadt
Wien im J. 1683. (Mitth. d. Alt. Ver. VIII. p. CLXVIII.
3) Senkenberg : Selecta Juris IV. 475. vergl. mit IV. 312 und Rauch S. S. Ber. Aust. III. 246.
4) S. Ausführliches in Camesina's Bedrängniss der Stadt Wien im J. ,1683. Mitth. d. Alt. Ver. VIII. p. CLXVI.
Plan der Stadt Wien. 229
Die sogenannte steinerne Wie n brücke nächst dem Stubenthore ist aaf dem Plane eben-
falls ersichtlich. Der Baa dieser Brücke von Stein wurde 1397 begonnen , es flössen dazu sehr viele
Privat-Beiträge , insbesondere durch letztwillige Verfügungen. 1404 erscheint die letzte Aufzeichnung
einer Gabe zum BrĂĽckenbau^ es kann daher fĂĽr diese Zeit deren damalige Vollendung angenommen
werden ^). Die Brücke besteht noch gegenwärtig, hatte früher ein mächtiges Steingeländer und war
in der Mitte mit einer Säule geziert ^).
Jenseits der hier eine Insel bildenden Wien sehen wir auf unserem Plane die Kirche zn St
Nicolaus und eine grössere Gebäudegruppe ; das Kloster zu unsere Frauen, zwei Oertlich-
keiten, welche in den bisherigen Wiener Geschichten nur nebenbei erwähnt erscheinen. Doch ist man
gegenwärtig mit Hilfe der magistratischen Grundbücher in der Lage, die Situation beider dieser völlig
von einander getrennt bestandenen kirchlichen GebStude genau zu bestimmen. Das alleinige Verdienst
dieser zu einem feststehenden Resultate gelangten Forschung gebĂĽhrt dem k. Rath Albert Game-
sina, welcher ĂĽber diese beiden Wiener Oertlichkeiten, gleich wie ĂĽber den Scheffgrund und die St
Wolfgangskirche im VIII. Bande dieser Berichte pag. CLXIX quellensichere Mittheilungen machte.
Die einzigen bisher etwas ausfĂĽhrlicheren historischen Mittheilungen ĂĽber St. Nicolaus finden
wir in Hormayr's Wien IX. a. 10 — 12 und im XIII. Bande der kirchlichen Topographie von Oester-
reich 207 — 226. Allein in beiden Werken sind die urkundlichen Angaben über die St Nicolauskirche
und das Frauenkloster in deren Nähe so vermengt, dass man irrigerweise zur Meinung verleitet wird,
die gedachte Kirche und das Kloster zu unserer Frau seien in unmittelbarer Verbindung gestanden,
ja als wäre die Nicolauskirche zugleich die Klosterkirche gewesen. Meldemann's Rundbild^) von Wien
aus dem Jahre 1530 zeigt das Franenkloster als abgeschlossenen Complex und in einiger Entfernung
davon die Kirche zu St. Nicolaus.
Der Bestand dieses von Frauen, die nach der Regel des Gistersienser-Ordens lebten, bewohnten
und der Muttes Gottes geweihten Klosters reicht in sehr frĂĽhe Zeit zurĂĽck. Man kann auf Grund vor-
handener urkundlicher Mittbeilungen annehmen, dass es noch vor 1200 gegrĂĽndet wurde. Auch der
Umstand, dass in der inneren Stadt ein gleichbenanntes und mit Nonnen gleichen Ordens besetztes
Kloster bestand, hat vielfach zu Verwechslnngen und zur irrigen Auffassung beider Klöster, als einen
Convent, Anlass gegeben, und doch haben die Forschungen der neueren Zeit die gleichzeitige getrennte
Existenz beider Klöster ausser Zweifel gestellt. Das Kloster in der Stadt hiess zum heil. Nicolaas,
jenes ausser der Stadt in der St Nicolaus-Vorstadt gelegene, zu unserer lieben Frau.
Das Kloster lag an jener Stelle auf der heutigen Vorstadt Landstrasse, nächst dem ehemaligen
Rasumoffsk/schen Palais, welche heut zu Tage die von der Rauchfangkehrer- und Gemeindegasse
umschlossenen und durch die ehemalige Siegelgasse geschiedenen zwei Häuserinseln einnehmen^). 1529
1) Hormayr (dessen Wien IX. a. 13—14) nimmt wahrscheinlich irrig die VoUendung derselben schon im Jahre
1402 an.
2) Diese Säule sehen wir auf den Wiener Aufnahmen von Meldeman, Lautensack und Suttinger.
3) Diese planartige Vogelperspektive Wien*s aus dem Jahre 1530, aufgenommen durch einen ungenannten berĂĽhmten
Maler von der Spitze des Stephansthurmes während der ersten türkischen Belagerung und ein Jahr später herausgegeben
in einem trefflichen Holzschnitte durch den NĂĽrnberger Brief maier N. Meldemann wurde im Jahre 1863 auf Kosten der
Conunane Wien's veröffentlicht. Die Abbildung besorgte k. Bath A. Camesina, den erläuternden Text der Archivar der
Commune Wien, Herr Karl Weiss.
4) Die Reihenfolge der Aebtissinnen dieses Klosters, wie sie im XIII. Bande der kirchl. Topographie mitgethellt
ist, ist nicht vollständig, und muss ergänzt werden durch die Einschaltung von drei bisher unbekannt Gebliebenen : Qer^
trand Setzerin von Passau 1360, Barbara Kholstainer 1424 und Magdalena Ennhuber 1512.
230 Pl*° ^^' 3^^^ ^^0"-
wurde das Kloster durch die Türken zerstört, doch scheint es, dass sich der Convent schon früher in
ktlmmerlichen Verhältnissen befand« Die Grundarea wurde im Jahre 1540 vom Kaiser Ferdinand I. der
Stadt Wien nebst anderen durch die Tttrkenbelagerung verödeten Gründen freiverfügbar geschenkt. Dieses
Areale wurde sodann parcellirt und jede einzelne Parodie vom BĂĽrgermeister und Rath nnentgeldlich;
jedoch mit der Verpflichtung hintangegeben, dass binnen Jahresfrist der Grund verbaut sei. 15Ă–8
erscheint das erste Haus auf diesen Parcellen grundbüoherlioh eingetragen. Nach der erwähnten Zer-
störung des Klosters verordnete Kaiser Ferdinand I. unterm 24. November 1535, dass die Verwaltung
über die Güter des Klosters die Universität und der Probst von St. Dorothea führen sollen, und dass
die Hälfte des jährlichen Einkommens an die Universität falle. 1563 verzichtete jedoch die Universität
förmlich und Kaiser Ferdinand verschrieb ihr für die ihm aus dem Erlöse der Nicolai - Güter dar-
geliehenen 4000 fl. jährlich 4C0 fl. aus dem Salzamte in Wien ^).
Die Kirche zu St. Nicolaus, offenbar älter als das Kloster, war die Pfarrkirche einer mit dem
Namen dieses Heiligen benannten Vorstadt^ die später sammt dem Frauenkloster mit einer gemeinschaft-
lichen Mauer umgeben wurde. Anbelangend die Lage, deuten mannigfaltige GrĂĽnde mit Sicherheit darauf
hin, dass dieselbe auf der Stelle der 1782 abgebrochenen auf der Anhöhe^) befindlich gewesenen
Gottesacker-Kirche auf jenem nunmehr freien Platze lag; zu welchem sich heut zu Tage die Hanptstrasse
der Vorstadt Landstrasse gerade vor der Fa^ade der Pfarrkirche zu St. Sebastian und Rochus verbreitet
Verfolgen wir auf unserem Plane das jenseitige Wienufer, so treffen wir zunächst auf zwei Kirchen-
gruppen, dabei sich die Worte Set. anthoni und zo heiligS geist befinden. Wenn bei den bis-
herigen Geschichtschreibem ĂĽber die einstige Lage dieser beiden Oertliohkeiten noch allenthalben
Zweifel herrschten, so sind diese durch unseren Plan nunmehr gelöset. Das St Antonskloster lag rechts
vor dem Freihause, das heil. Geistkloster am Naschmarkte nahe der sogenannten Bärenmühle hart am
Wienufer ^), zunächst der von der St. Antonskirche zur steinernen Wienbrücke führenden Strasse. Das
heil. Geistkloster sammt Hospital war eine, und zwar die älteste von Wien bekannte und in den
Jahren 1208 bis 1211 gleichzeitig mit der St Antonskirche entstandene Stiftung Herzog Leopold
des Glorreichen und seines Arztes Gerard ^), die den Zweck hatte, als Pilgrimhaus und zur Pflege
der Kranken und Gebrechlichen zu dienen. Geistliche^) und Laien des Ordens vom heil. Geiste, der
zu Ende des XXL Jahrhunderts in Frankreich entstanden war, vollführten dieses fromme Geschäft
Mit dem Kloster war die naheliegende St Antonskirche vereint und es ftlhrten die Meister der Prae-
1) Kink's Geschichte der Wiener Universität I. 148—153.
2) In dem von Goldhann herausgegebenen Gttltenboche des Schottenklosters in Wien v. J. 1314 wird diese Kirche
in monte geuannt. S. Quellen und Forschungen zur väterl. Geschichte Wien's 1849. 78.
3) Mittheilungen hierüber finden sich bei Baluzius II. 219, nach diesem bei Fischer br. not. Yind. Supl. I. 4— 5 und
hl Hormayr's Wien n. c. 183, IX. a. 52—63 und im Archiv 1823 S. 547, 572 und 707. Die dort mitgetheilten Urkunden
sind für die älteste Topographie der Oertlichkeiten ausserhalb der Stadt Wien am Wienufer von hoher Wichtigkeit. Sehr
werthvolle Mittheilungen über diese Stiftung im erwähnten WeisB*schen Buche p. 5—7.
4) Im Stiftbriefe (Hormayr II. 3. 184) heisst es: Leopold d. aust. — de propria nostra substantia nee non etiam
substantia dilecti capellani nostri- dom Gerhardi Plebani in Vallua, quem pro aedificatore et secundo fundatore ad hoc
opus specialiter deputavimus ac loco nostri constituimus, fundavimus et dotavimus et de novo plantavimus Domum s. spir. cum
capella et Eccl. s. antonii pro perpetua mansione et inoffitiatione religiosorum et devotorum fratrum sacerdotum ord. s.
spir. pro roceptando pauperum infirmorum. Donamns Domum hospitalem s. spir. cum. eccles. s. antonii in suburbio Wienn
circa flumen Wienn nuncupatam, situatam cum limitibus istis videlicet incipiendo occidentaliter extra dictae domus hortum
deputatam a finibus et terminis eccles. S. Stephani circa arenam migoris cursus fluminis etc.
5) Die Kleidung schwarz, das Doppelkreuz an der linken Schulter und die Capuze weiss und ankerförmig, in
späteren Zeiten an den Enden eingeschnitten.
Plan der Stadt Wien. 231
ceptorie den Titel von beiden Stiftungen gemeinschaftlich ^). Mit der ersten TĂĽrkenbelagerung erreichten
beide fromme Stiftungen ihr Ende. Da man damals alle der Stadt naheliegenden und dem Feinde
Hinterhalt und Schutz bietenden Gebäude niederreissen liess, so traf dies harte Loos auch das
Hospital und Ordenshaus mit der heil. Geistcapelie und der St. Antonskirche. Die Kranken wurden
zu den Himmelspförtnerinnen in die Stadt gebracht und was von den Gebäuden noch Obrig blieb; zer-
störte der Feindes-Wuth. Werfen wir einen Blick auf Meldemann's Rundbild, so sehen wir einige kirch-
liche Gebäude, davon drei bereits Ruinen, eines aber noch unverletzt ist. Die eine Kirche mag, so weit
man Meldeman's Zeichnung trauen kann, ein schöner gothischer Bau gewesen sein. Das Spital wurde
nicht mehr aufgerichtet. Das Wieuer Bisthum erhielt die Besitzungen des heil. Geistspitals.
Nach der ersten Belagerung erhoben sich zwar an der Stelle dieser ehemaligen frommen Stiftungen
wohl wieder Gebäude, doch dauerte deren Existenz nur bis zum Wiedererscheinen der Türken vor
Wien, denn 1683 wurden auch diese aus demselben Grunde, wie frĂĽher abgebrochen. Bis dahin haben
sich Spuren ĂĽber die einstige Lage unserer beiden Oertlichkeiten erhalten, alsdann versiegen sie, da
mit dem Abbrechen der Gebäude auch die grundbttcherlichen Gewähren aufhören.
Oberhalb des heil. Geistklosters zeigt sich auf unserem Plane ein viereckiger Raum mit der
Bezeichnung Paradeyss, dessen schon 1373, sowie später in Bürgerspitals-Akten von den Jahren
1544 und 1586 als Paradeis vor dem Kärnthnerthore erwähnt wird. Vielleicht ein Erholungsort, ein
Lustgarten für Klostergeistliche. Wenigstens benannten die Franciscaner eines ihrer Klösterlein im
Wiener Walde nächst Lengbach nach der Annehmlichkeit der Gegend „Unser Frau im Paradeis'' und
oblagen gerne dort ihrem geistlichen Studium^. Es scheint, dass ausserhalb der Mauern Wien's meh-
rere derlei Oertlichkeiten sich befanden, da sich Nachrichten auch über eine solche in der Nähe der
Scheffstrasse erhalten haben, die sicherlich als VergnĂĽgungsort diente ^). Dieses Paradeis nahm nach
den Andeutungen unseres Planes unzweifelhaft einen grossen Theil des heutigen Naschmarktes und
der Wien aufwärts liegenden Grundfläche ein. Die grundbücherlichen Aufzeichnungen, welche dieser
Oertlichkeit Erwähnung thuen , brechen plötzlich 1655 ab , es scheint, dass damals dieselbe ver-
schwand.
Zunächst des heil. Geistklosters befindet sich, wie wir schon erwähnten, die grosse Brücke,
die vom Kärnthnerthor her über die Wien führte. Diese Brücke ist auf dem Plane ganz gleich mit jener
steinernen Wienbrüeke ausserhalb des Stubenthores gezeichnet, welche noch heut zu Tage steht, während
jene seit 1851 abgebrochen ist. Das Jahr ihrer Erbauung, an deren Stelle schon 1211 und 1290 eine BrĂĽcke
stand, derer in Hormayr's Urkunden von Wien (IX. 55 und 61) gedacht wird, ist unbekannt, dĂĽrfte
aber in den Anfang des XV. Jahrhunderts zu setzen sein. Sie ruhte auf zwei Land- und acht, später
fbnf Mitteipfeilern, war ein schwerfälliges aber sehr festes Bauwerk. Zur Zeit unseres Planes war sie
schon mit einer Säule geziert, einem sogenannten Bäckerkreuz, das um 1414 aufgestellt wurde'*).
1) In Folge ihrer Lage waren beide Gebäude häufigen Ueberschwemmungen durch die Wien ausgesetzt. Eine solche
fand 1295 statt. Eodem anuo tanta inundatio aquarum facta est, ut aqua Wienna hospitale civium transcenderet,
ita ut iniurmi in lectulia natare et vix nfifugere viderentur. (C. Vindob bei Pertz, Mon. Germ. bist. XI. 718.) Im Jahre
1405 in der Frohnleichnams-Octav wurde, wie die Chronik sagt, Wien von so bedeutenden RegengĂĽssen heimgesucht,
dass die Wien hoch anschwoll, austrat ynd ze Wienn in das Spital vnd auf der Wieden hinder Sant Antoni vnd hinder
dem heil. Geist in ped Kirchen floss.
2) Herzog: Gosmo^r. Fiancisc. I. 63. s. f.
3) Satzbuch der Studt Wien p. 302. b. 1515 im Glirewt gegen den Garten das Paradeis genannt oben gelegen.
4) S. Mitth. d. Alt Ver. VllI . p. CLXXVIl, Karl Hofbauer's Monographie ĂĽber die Vorstadt Wieden p. 27 etc.
X. Jahrg. 31
232 Pl&i^ <^er Stadt Wien.
Weiter abwärts am linken Wienufer treffen wir eine Hänsergnippe samnit Kirche als „zum
Spital'' bezeichnet. Es war dieses das alte Bttrgerspital znm heil. Oeist vor dem Eämthnerthor, geweiht
za Ehren der heil. Jangfrau und aller Heiligen; eine Stiftung^ deren schon 1257 urkundlich erwShnt
wird. Die Entstehung desselben, wahrscheinlich in der ersten Hälfte oder Mitte des XIII. Jahrhunderts
und die Namen der Grtlnder sind nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Doch ist es mit Wahrscheinlichkeit
anzunehmen, dass nicht einzelne Btlrger, sondern die Gemeinde selbst die Orttnder waren. Es wurde
gegründet ftlr Einheimische und Fremde, fUr Arme und Kranke. Die erwähnten Ordensbrüder vom heil.
Geiste versahen lange die inneren Dienste, die eigentliche Leitung hatte die Gemeinde. Es stand an
jenem Platze, der sich zwischen der Elisabeth- und Schwarz enbergbrĂĽcke ausdehnt. Nachdem es durch
die Türkenbelagerung im Jahre 1529 zerstört und darauf die Ruine niedergerissen worden war, verord-
nete Kaiser Ferdinand I. unterm 20. December 1539, dass das Kloster zu St. Clara innerhalb der
Stadt nächst dem Kämthnerthor zu einem neuem Bürgerspital verwendet werde ^).
Dem alten Bürgerspitale vor dem Kämthnerthore diesseits der Wien gegenüber und der Brücke
zunächst, aber mehr rechts gelegen, finden wir die Kirche zu St. Coloman mit ihrem Friedhofe.
Geusau's Geschichte Wien's (II. 206) und nach ihm die kirchliche Topographie (III. 266) erwähnen mit
Berufung auf die Akten des Wiener BĂĽrgerspitals, dass, laut einer Gutheissungs-Urkunde des Passauer
Bischofs Albert vom Jahre 1338, der Pfarrer zu Himberg, Magister Jacob (Medicus von Wien)
diese Capelle vor dem Kämthnerthor dem Bürgerspitale gegenüber erbaut und demselben geschenkt
habe ^. Nicht völlig im Einklänge damit, wird in der kirchlichen Topographie erwähnt, dass der
gedachte Meister Jacob die 1268 erbaute (sie) kleine Colomanskirche 1330 (von neuem?) erbaut
habe, und dass ihr zur Seite ein Gottesacker angelegt wurde. Im Jahre 1391 erscheint der Colomans-
Friedhof als „im heiligen Feld'' genannt (Bürg.-Sp.-Arch.). Auf Meldemann's Plane vom Jahre 1530
erblicken wir, wie schon erwähnt, die Colomanskirche bereits als Ruine, nebenan den Gottesacker und
ganz nahe dabei eine kleine Capelle noch unter Dach, vielleicht war diese die angeblich 1268 erbaute
kleine Golomans-Capelle? Somit war daselbst eine Kirche, die 1444 urkundlich erscheint, und eine
Capelle am Friedhofe (Kamer?), beide dem heil. Coloman geweiht, welche letztere wir 1476 ausdrĂĽck-
lich erwähnt finden als Capella in Gotzacker ad sanctum Colomannum« 1500 bestand bereits eine eigene
Bruderschaft ad S. Colomannum auf dem Gottsacker (Fischer 1. c. Suppl. I. 17 — 38). Aelterer Be-
gräbnisse auf dem S. Colomans - Friedhofe aus dem XV. Jahrhundert wird bei Fischer I. c. I. 102
und Suppl. I. b, dann in der kirchlichen Topographie XI. 384 und 385 gedacht. Auf Wolmuth's
Stadtplan und auf Hirschvogers Ansicht von Wien, beide aus dem Jahre 1547, erblicken wir den
Colomans • Friedhof bereits umzäunt ohne Kirche, ohne der Friedhofmauer, welche 1531 umgestossen
worden war.
Im Jahre 1456 waren bereits ein Pfarrer und fĂĽnf Caplane bei S. Coloman; fUr die Herrichtung
ordentlicher Wohnungen musste von ihnen alle Montag eine Messe in der S. Colomans - Capelle auf
den Gottsacker am Frauen-Altar gelesen werden '). Das Andenken an den Colomans-Friedhof bewahrte
lange eine gothische Steinsäule. Sie stand noch zu Anfang dieses Jahrhunderts (1813) und hatte folgende
1) S. Fischer'a brev. not. Vind. I. 100, Suplem. I. 39, Kirchl. Topog. XL 358, 384, 386, 387, Hormayr's Wien
VI. C. XXXVIII, Altmann's Wiener BUrgerspital, Weiss 1. c. 8., ferner IV. und IX.
2) Weiss 1. c. 6.
8) S. Notizenblatt der k. Akademie IV. p. 14.
Plan der Stadt Wien. 233
Inschrift: Dass paw ist volpraoht Zu lob Gots und in den Eren Mariam and za Trost aller Gelaabigen
Seelen Hail nnd ist volpraoht in die Sancti jacobi Apostoli Anno Domini MCGCXXXU ^).
Vor der Burg sehen wir aacb ein kirobliohes Gebäude eingezeichnet , benannt ,,Sant mertein''
St. Martin mit dem Spitale. 1330 bis 1339 vom Herzog Otto dem Fröhlichen gestiftet ^) wurde mit dem-
selben durch Herzog Albrecht II. unterm 26. August 1343 das von König Friedrich gestiftete Spital vor dem
Werderthore auf kurze Zeit vereint, und zugleich erhielt dieses durch Vereinigung neugeschaffene Institut
eine neue Hausordnung'). 1468 wurde das Hospitale Sancti martini Viennense monasterium dem von Kaiser
Friedrich IV. gestifteten Georgsordeu einverleibt ^) , welcher bis zur Zerstörung des Spitals (1529) in
dessen Besitz blieb. Später wurde der Platz aus fortifieatorischen ROcksichten geebnet^). Hinsichtlich
dieses ehemaligen Spitals glauben wir annehmen zu können , dass es sich links ausserhalb des Burg-
thors in der Nähe der Ringstrasse befand.
Als nächste Oertlichkeit zeigt sich auf dieser Seite noch eine kleine Häusergruppe mit einer Kirche
zu Sanct Theobald genannt ®). Laut Stiftsbrief vom 17. August 1349^) wurde die Capelle zum heil.
Theobald und das Spital daselbst von Herzog Albrecht II. und seiner Gemahlin Jobanna von Pfirt
zu Ehren GotteS; der heil. Katharina und des heil. Theobald gestiftet. Im Spitale sollten 12 ehrbare
adelige FraueU; dĂĽrftige, alte oder krankhafte Witwen und Jungfrauen verpflegt werden. Das Recht der
Pfrtlndenverleibung stand nur der ältesten Herzogin oder in deren Abgang dem ältesten Herzog in
Oesterreioh zu. Da im Stiftbriefe immer nur von der UnterstĂĽtzung Dtlrftiger die Rede ist, nirgends
aber weder der Ausdruck Seelenhaus noch auch eine besondere Verpflichtung der Pfr'lndnerinnen vor-
kommt, fbr das Seelenheil der Stifter und ihrer Vorfahren gewisse Gebete etc. zu verrichten, so ist
es mehr als zweifelhaft, ob dieses Spital wirklich, wie Schlager annimmt, ein sogenanntes Seelhaus
war, da in diesem Falle eine derlei Verpflichtung als wesentliches Merkmal hätte bestimmt ausge-
sprochen sein mĂĽssen.
Die ursprüngliche Bestimmung des St. Theobald- Armenhauses wurde kurz nach der Stiftung geändert,
indem eben der Stifter Herzog Albreoht unterm 18. Mai 1354 verordnet hatte, dass die 12 Frauen von nun
au dem Büsserorden S. Francisci (d. i. dem dritten Orden als Tertiarierinnen) angehören sollten,
welcher Orden 1221 gegründet, vom Papst Nicolaus IV. mit Bulle vom Jahre 1289 bestätigt und
vom Papst Innocenz XXII. (1319) ausdrücklich von der gegen ähnliche Institutionen erlassenen
Verordnung ausgenommen worden war, wenn die Schwestern nur der wahrhaften Regel Profess
thäten und unter der Führung eines geistlichen Prälaten oder Ordensmannes erbaulich leben würden ^).
Daher erklärt sich auch, dass in der Urkunde von 1354 ausdrücklich ihrer Unterordnung unter die
Minoriten als ihre Meister gedacht wird. Gleichwie die Schwestern des 3. Ordens zu St. Theobald frĂĽher
1) Eine Abbildung dieser S&ule findet sich im VIII. Bande dieser Mittheilungen p. CLXXVIII.
2) Fischer 1. c. I 236, Spl. III. 108—109, Hormayr's Wien VII, C. CCXXII. und IX. p. 69—90.
3) Ogesser: St. Stephanskirche. Anh. 53—59, Schlager*8 Wiener Skizzen IL 274—279.
4) Hormayr 1. c. V. C. CXCIV.
5) Kirchl. Topographie XIII. 320—341 und Schlager's Wiener Skizzen II. 244—310, Weiss 1. c.
6) Die kirchliche Topographie XIII. 320 erwähnt des Jahres 1327 als jenes der Stiftung der Theobald-Capelle mit
Berufung auf Hormayr's Urkundenbuch; da sich jedoch im letzteren eine hierauf bezĂĽgliche Urkunde nicht findet, so
muBS diese Angabe fĂĽr jetzt noch in Frage gestellt werden.
7) 1428 den erbam frawn Jos Seihaus neben dem dritten orden in der Schenkenstrass (ibid. 302). 1428 in das
Seihaus bey den Minnerbruedem (ibid. 266.)
8) Helyot: Geschichte der geistlichen Klöster und liitterorden, deutsche Ausgabe VII. 151—265.
31*
234 Plan der Stadt Wien.
ein Haus in der SchenkenĂźtrasse besessen hatten, welches sie 1378 verkauften *), ebenso finden wir sie bereits
wieder 1428 in der Schenkenstrasse hausbesessen und neben diesem Hanse bestand ein Seelhanf^^).
Im Jahre 1451 mussten die Franciscanerinnen ihren bisherigen Anfenthalt zu St. Theobald zu
Gunsten der Ordensbrüder des heil. Capistran räumen und bezogen non ihr auf städtische Kosten
neuhergestelltes Haus nächst den mindern Brüdern'), jetzt Nr. 10 in der Bankgasse. Auf Suttinger's
Plan vom Jahre 1684 erscheint das Plätzchen nächst Nr. 17 als zum dritten Orden bezeichnet. Auch
in die Stadt verlegt, nannten sie sich fortan nach ihrem frĂĽheren Aufenthaltsorte and zwar 1472:
„der dritte Orden ad s. Tyvoldnm or. S. Francisci^).
Das Kloster St. Theobald wurde mit Bewilligung Kaiser Friedrichs IV. unterm 22. Juli 1451
dem heil. Capistran für 50 Ordensbrüder eingeräumt ^) , welcher es zu Ehren des heil. Theobald und
Bernard einweihte. Damit entstand nicht bloss das erste Franciscaner-Ordenshaus in ganz Deutschland,
sondern auch der Kern fUr die österreichische Provinz dieses Ordens. 1454 kehrte Capistran wieder in
dieses Kloster zurĂĽck und vermehrte die Anzahl der BrĂĽder, aus deren Mitte die Pest ein Jahr frĂĽher
viele Opfer gefordert hatte. 1458 besetzte das Kriegs volk Herzogs Albrech t's das feste St. Thiboltskloster
und wurde von dort aus der Ueberfall des Widmerthors geleitet ^). Zur Zeit des unglĂĽckseligen
Bruderzwistes zwischen Kaiser Friedrich und Herzog Albrecht wurden bei einer Zusammenkunft von
Wiener BĂĽrgern in diesem Kloster am 15. Juli 1462 die Klagen zu Gunsten Albrechts gegen den
Kaiser durch den berĂĽchtigten Holzer vorgebracht. Im Jahre 1529 wurde das Kloster beim Herannahen
des Glaubensfeindes durch die Wiener selbst zerstört, ausgeplündert und von den Türken sodann in
Brand gesteckt. Mehr als hundert OrdensbrĂĽder verbluteten unter dem Schwerte der Barbaren^).
Ueber die Lage des Klosters und der Kirche zu St. Theobald in der Nähe des heutigen soge-
nannten Carmelitenklosters auf der Laimgrube oberhalb der Bettlerstiege (dem schon 1400 erwähnten
PetlpĂĽchel vor Widmerthor) gibt ebenso Meldemann's Rundbild von Wien vom Jahre 1530, als auch
die gleichzeitig gedruckte Erklärung hierzu nähere Anhaltspunkte und zwar insbesondere zur Be-
kämpfung der öfter auftauchenden Ansicht, dass es in der Tiefe des heutigen Getreidemarktes am
Platze des magistratischen Getreidekastens gelegen gewesen wäre. In der Erklärung heisst es nämlich :
,,hinter S. Diebolt, welchs ein gross Closter Bernhardiner-Ordens auff einen hohen Berg isf Auch auf
jenem Plane sehen wir St. Theobald auf der Höhe jenes Hügels, dessen besonders bezeichneten
lehmreiche Abhänge ohne Zweifel der heutigen Kothgasse ihren unwirthlichen Namen Hessen ^).
1) Schlager 1. c. II. 257.
2) 1424 in das Selhaua bey den Mynnerpridem jeder Fraw ein weissen rockh vnd ij ff ze pesserung desselben
haus. W. Geschäftsbuch 166, — der erbem Frawn jm Seihaus neben dem dritten Orden in der Schenkherstrass (ibid. 302)
Die frawn Capell des drytten Ordens in den swarzen Menttln daselbs bey des Minerbrueder Freytthof 1503. Stadt Wien
Satzbuch 173.
3) Schlager L c II. 269, s. auch Wolmuth's Plan.
4) Hormayi*s Wien I. c, LXV.
5) Im neubezogenen Kloster wurde ein grosses Bild des heil. Bemard aufgestellt, das „Meuster Hannsen'* von
Zttnch fĂĽr Vin fl. gemalt hatte.
6) Copeybuch der Stadt Wien, Fontes VII. 160.
7) Herzog: Cosmogr. Francisc. I. 22, 28, 36, 43, 182, II. 2, 4, 10, 12, 44.
8) Vollkommen sichere Richtschnur bietet folgende Zusammenstellung aus dem Wiener Stadtarchiv. Kaiser Ferdi-
nand I. überlfisst unterm 23. März 1562 seinem Ehreuhold Hans von Francolin (Verfasser der für jenen Zeitabschnitt
der Wiener Geschichte in mehrfacher Beziehung anziehenden Schilderung des Turniers zu Wien im Jahre 1560, welche
in lateinischer und deutscher Sprache mit vielen Abbildungen erschienen ist) einen Ă–den Grund vor dem Widmerthor,
worauf vor Jahren St. Theo baldsk loster gestanden ist, zur Errichtung mehrerer WindmĂĽhlengegen
Entrichtung von jährlich einem Gulden Bheinisch an das Vice-Domamt
Plan der Stadt Wien. 235
Zum SchlĂĽsse kann die Bemerkung nicht umgan^^en werden, dass Papst Urban V. dto. Ayignon
14. Februar 1363 dem Herzog Rudolph IV. die Bewilligung ertheilt hatte ; ausserhalb der Mauern
Wien's zunächst St. Theobald ein Jungfrauenkloster des St. Ciarenordens zu stiften und zu erbauen ^).
Ob diese Stiftung wirklich zu Stande kam und wenn dieses der Fall, wo das Kloster gestanden;
darĂĽber ist dem Schreiber dieser Zeilen nichts bekannt. Jedenfalls irrig ist, was Hormayr (Wien VI.
c. 87 — 88) darüber vorbringt, indem er dasselbe mit dem Theobaldskloster vermengt.
Vor dem Schottenthor , zunächst der Als, treffen wir auf unserem Plane das Kloster zu St.
Maria-Magdalena, dessen bereits unterm 19. Februar 1234 urkundlich erwähnt wird^, indem der
Salzburger Erzbischof Eberhard IL den Cistercienser-Nonnen zu St. Maria-Magdalena ausserhalb der
Mauern Wien's einen jährlichen Salzbezug aus der Saline zu Hallein zusichert. Dieser Urkunde erwähnte
zuerst Fischer 1. c. Suppl. 103 als bei den Laurenzerinnen befindlich. Dermal findet sich im k. k. g.
Staatsarchiv hiervon nur mehr eine Abschrift aus dem 16. Jahrhundert; der Stiftsbrief, nach Fischer
angeblich von 1239 , ist seither verloren gegangen. 1494 erscheiut Helena Heustin als Meisterin des
St. Augustins-Nonnen-Ordens. Das Kloster ging 1529 zu Grunde^). Bei Beginn der ersten TĂĽrken-
belagerung zogen die Nonnen nach St. Nicolai in die Singerstrasse und vereinigten sich 1533 mit den
Nonnen zu St. Laurenz. Fischer (1. c. I. 128) erwähnt, dass eine kurz vor 1767 verschwundene Denksäule
mit der Statue der heil. Magdalena in der Gegend vor dem Schottenthor den Platz bezeichnete, wo dieses
Kloster einst gestanden. Wir finden in der That auf Auguisola's Plan von Wien mit den Vorstädten
vom Jahre 1706 auf der Höhe der vor dem Schottenthor zur Währingergasse fahrenden Glacisstrasse
eine solche Säule. Mit dieser Lage scheinen auch die übrigen kärglichen Andeutungen über die einstige
Lage dieses Klosters übereinzustimmen, nämlich zunächst der Als, des Georgsthurmes und des Neu-
Ferner ertheilte Ferdinand I. laut Gabbriefes vom 28. December 1562 dem Francolin in Anerkennung seiner aus-
gezeichneten Treue um den Kaiser, das Reich, und um das Kaiserhaus in Bezug auf alle seine Besitzungen das Recht
der salva quardia und, um solches kennbar zu machen, auch das Recht seine Gebäude u. s. w. mit dem Reichsadler zu
versehen, wodurch er perpetuo salvus protectus et securus ab omni gravamine et oppressione wurde, und sich deinceps
Omnibus ac sing^lis immnnitatibus, gratiis et praerogativis zu erfreuen konnte, wie alle jene, qui sub hnjusmodi nostra et
sacri. Rom. Imperii. salva quardia et protectione constituti sunt.
Der Kaiser verlieh ihm zugleich als Grnadenbezeugung fĂĽr seine langen und treuen Dienste laut des noch im Ori-
ginale vorhandenen „Bantheidungs-Buechel des Grundts zum St. Theohaldt auf der Windmühl negst bei Wienn" mehrere
grundherrliche Vorrechte und Satzungen flir die dortigen Inwohner u. s. w.
Nach Francalin'H Tod ist mit kaiserlichem Consens der ganze Gmnd St. Theobald, insgemein die WindmĂĽhl oder
auf der WindmĂĽhl genannt, an den Steuer-Einnehmer Hans Zeitelhueber (und zwar nach kirchl. Topogr. XIII. 321, im
Jahre 1585 mit Uebernahme der Francolischen Schuldenlast gegen Abfindung mit den Gläubigem) und von diesem an
Jacob Mager 1, n. ĂĽ. Landschaftsflihndrich, gelangt, welcher diesen damals das Herrschaftshaus mit Garten und 41 baus-
dissigen Unterthanen umfassenden Grund laut Kaufbriefs vom 10. Mfirz 1B20 dem Wiener BĂĽrgermeister Daniel Moser
im Namen der Gemeinde um 6000 fl. Rheinisch und 100 Dukaten „Leuthkhauff^^ verkaufte.
Heut zu Tage besteht der Grund Windmühle 1. aus dem ehemaligen Theobaldigrund wie er durch Mägerl an
den Magistrat gelangte, 2. aus dem 1787 vom Wiener Erzbisthume erkauften Gründen nächst der SchOnbrunnerlinie mit
den Häusern in der kleinen Steingasse u. s. w. und 3. aus dem 1783 von der n. 0. Staatsgüter-Administration eingelösten
ehemaligen Königsklosterhause, später in Bauparzellen aufgelöst, welche zwischen der Rosengasse und dem unteren Theile
der sogenannten Bettlerstiege liegen.
Eben dieser Theobaldigrund liegt aber nicht in der Tiefe des Getreidemarkts, sondern auf der Höhe zunächst der
Bettlerstiege, (s. Notizeublatt der kais. Akademie IV. 134, 219 woselbst das Pantheiding - BĂĽchel dieses Grundes mit-
getheilt wird.
1) Stejerer: Comment. pro. hist. Alberti II. 976.
2) Allem Anscheine nach dürfte es nach dem St. Jacobskloster auf der Hülben das älteste Nonnenkloster Wien's
gewesen sein.
S) Hormayr's Wien VI. c. 36. Ul.
236 ^^° ^^^ ^^^^ ^^^>^*
bnrgerhofes^ welche Oertlichkeiten sämmtiicb aas furtificatorischen KttckBichten geschleift, in das
Bereich des nun auch yerschwnndenen Olacis sanken.
Die letzte noch za erwähnende und ausserhalb der Stadt anf unserem Plane eingezeichnete
Oertlichkeit ist die Gap eile za St. Johann genannt , vor dem Werderthor (porta insularum). Hier
stiftete König Friedrich der Schöne laut Stiftsbrief vom 3. Juli 1327 ein Siechenspital für 13 Kranke ')•
Diese Spitalsstiftung wurde , wie bereits oben erwähnt^ im Jahre 1343 mit dem St. Martinsspital vor
dem Widmerthor vereinigt. 1377 heisst es bereits ante portam insolarum prope antiquam hospitale
(Buch der Käufe). Die Capelle blieb jedoch aufrecht und scheint zu Anfang des XV. Jahrhunderts um-
gebaut oder wiederhergestellt worden zu sein^ auch wurde dabei ein Haus fĂĽr den Caplan gebaut. 1417
wurde diese Capelle die Pfarrkirche für das Fischerdörfchen (in angea piscatorum) ^). 1436 wird
die Einweihung des Friedhofes neben dieser Capelle urkundlich erwähnt. Weitere Notizen darüber
finden sich in Hormajr's Wien IX. a 145 und in der kirchlichen Topographie XV. 321 — 322. Was
jedoch ebenda XIII. 343—344 mit Berufung auf Fischer I. 235 über die einstige Lage dieser Capelle
als im unterem Werd gesagt wird, ist völlig irrige und beruht auf einer Vermengung des oberen
und unteren Werds. Seit Mitte des XIII. Jahrhunderts bis 1327 war zunächst dieser Kirche das
erste Augustinerkloster in Wien, von da zogen sie nach der Stadt. Im verlassenen Kloster stiftete
König Friedrich II. ein Spital, das um 1343 mit dem St. Mertenspital vereint wurde. 1360 bezogen
es die Carmeliten, weiche daselbst eine Kirche zu Ehren Gottsleichnams errichteten. 1386 wurde das
Kloster durch Brand zerstört, worauf die Carmeliten ihr grosses Kloster am Hof erhielten. Die
St. Johanniskirche bestand sicherlich noch einige Zeit nach der ersten TĂĽrkenbelagerung.
Und somit hätten wir unsere Besprechung der ausserhalb der Stadt gelegenen und auf unserem
Plane eingezeichneten Oertlichkeiten beendet. Doch erĂĽbrigen uns noch zwei Bemerkungen. Es sind
nämlich noch einige ausserhalb der Stadt gelegene Oertlichkeiten, theils Humanitäts- theils kirchliche
Anlagen, auf diesem Plane nicht eingezeichnet, obgleich sie damals schon bestanden haben und ihrer
richtigen Entfernung nach noch auf dem Plane hätten erscheinen sollen. Dahin gehören die Spitäler beim
Klagbaum ^), zu St. Lazar und St. Max ^) (c. 1300) und am Siechenais ^), die St. Ulrichskirche zu
Zeismannsbrunn (1211) etc. Dass diese Gebäude auf unserer Planskizze nicht erscheinen, hat sicherlich
ganz einfach darin seinen Grund, dass dem Zeichner die Entfernung dieser Orte von Wien so gross
schien, dass er sich nicht mehr erlaubte, sie auf dem Plane einzuzeichnen.
Die zweite Bemerkung betrifft jene einfachen und doppelten Linien, die wir ausserhalb der
Stadt in oft wunderlichen Windungen und langen Ausdehnungen wahrnehmen. Dafttr eine stichhältige
Erklärung zu geben, sind wir bis jetzt nicht in der Lage. Es ist möglich, dass sie Wege bezeichnen,
1) Fischer 1. c. I. 235.
2) Hormayr's Wien IX. a. löO, Kirchl. Topographie XUI. 343.
3) Im Jahre 1266 grĂĽndete Gebhard, Pfarrer bei St. Stefan bei dem Klagbaum auf der Wieden ein Spital ffir Aus-
Bfitzige, die Spitals-Capelle wurde 1267 zu Ehren des heil. Job geweiht.
4) Das Spital zu St. Marx erscheint urkundlich 1372, frĂĽher (^bis 1369) hiess dieses Spital zu St. Lazar vor dem
Stubenthor. Die Entstehung dĂĽrfte gegen Ende des XUI. oder Anfang des XIV. Jahrhunderts zu setzen sein. Es war
ebenfalls ein Spital für Aussätzige. Die dabei erbaute Kirche war dem heil. Johannes dem Evangelisten und dem Täufer
Christi geweiht. Näheres s. in d. Mitth. d.Alt. Ver. VIII. p. CLXXVI und in dem Buche (s. 17) des verdienstvollen städt
Archivars Karl Weiss über die Armenversorgung Wiens, welches wir als ein für die Geschiebte Wiens höchst werth-
volles Werk bezeichnen mĂĽssen.
5) Wann dieses Spital entstand, ist nicht bekannt; erst 1298 erscheint dasselbe in Urkunden erwähnt, obwohl wir
wissen, dass bereits im XII. Jahrhundert die Kirche zum heil. Johannes dem Vorbothen Christi an der siechen Als bestand.
Plan der Stadt Wien. 237
wie bei St. Tbeobald; wo die eine Doppellinie dem unteren Strassenzuge (Kotbgasse); die andere der
heutigen Mariabilferstrasse entspricht, die sieh dann weiter oben tbeilt und einerseits gerade fort, auder^
seits abwärts gegen Gumpendorf führt, möglich, dass sie Pfahllinien oder die theilweise um 1447 auf-
geführten UmwalluDgen ^) bezeichnen, die zum Schutze der Vorstädte errichtet und erst später all-
mähg, das ist um die zweite Hälfte des XV. Jahrhunderts, in Mauern umgewandelt wurden, viel-
leicht auch sollen diese Zeichnungen, besonders die Doppellinien, den Umfang des Wiener Burgfriedens
darstellen.
Nachdem wir unsere Umschau in den auf unserer Karte ausserhalb Wien sitnirten Orten
gebalten haben, wollen wir nun die Stadt selbst betreten. Ihr Umfang war damals schon fast demjenigen
gleich, den Wien hatte, als vor fast einem Decennium der enge SteingĂĽrtel der befestigten Stadt sich
erschloss. Auf unserer Zeichnung bildet sie in ihrem Umfange einen elliptischen Kreis, markirt durch
eine niedrige Mauer, die stellenweise durch Thürme verstärkt ist. In Wirklichkeit war es nicht eine
einfache Mauer, sondern vielmehr ein doppelter von einem Wallgraben geschĂĽtzter MauergĂĽrtel. Die
ThĂĽrme, welche mit BĂĽcksicht auf die allgemeine ĂĽbliche Bauart und auf die Abbildung Wiens am
Klosterneuburger Stammbaum (1483) und auf die Zeichnungen bei Meldemann, Hirschvogel und Wol-
muth meistens von rechteckiger Grundform, hohe massive Gebäude mit steilen Pultdächern waren,
dienten theils als Vertheidignngs werke, theils führte durch sie die Strasse in die zunächst der Stadt
gelegenen Vorstädte und weiter hinaus. Bisweilen waren diese Thürme noch durch Eckthürme flankirt
und zur ausgiebigen Vertheidigung eingerichtet.
Im Plane sind fünf Stadtthore, der Salzthurm und der „rotten turn^ benannt. Die Stadtthore
waren meist massive thurmartige Gebäude (Schottenthor, Werderthor), oder sie wurden durch einen
an ihrer Seite aufgepflanzten Thurm vertheidigt, wie das Kärnthnerthor. Als Stadtthore, vor denen
hölzerne Brücken über den Stadtgraben führten, finden wir das Schottenthor, dann das Widmerthor,
das Kerntnerthor, das Stubenthor, das am rothen Thurm und das Werderthor benannt.
Die Vertheilung der ThĂĽrme nach den einzelnen Seiten der Stadt ist sehr ungleich, dasselbe ist
mit ihren Abständen der Fall. Die meisten derartigen Vertheidigungswerke befinden sich an der Wasser-
seite. Leider wissen wir gegenwärtig nicht mehr ganz sicher, wie die einzelnen Thürme hiessen, obwohl
sich manche schriftliche Aufzeichnungen darĂĽber erhalten haben ^). Vergleicht man unsere Zeichnung
mit denen Meldemann's, Hirschvogers und Wolmuth's, zieht man ferner die wenigen urkundlichen Nach-
richten zu Rathe, so ergibt sich, dass unser Plan hinsichtlich Situation und Zahl der StadtthĂĽrme
1) Not. Blatt d. Ak. 1854, Nr. 6.
2) S. Mitth. d. Alt. Ver. V. 158, 159, 169.
In einem im Wiener Stadt-Archive befindlichen VerzeichniBse aller der Stadt Wien gehörigen Dienst-Gilten etc.
aus dem Jahre 1418 finden wir auch eine namentliche Aufzählung der Stadtthürme. Diesse Stelle lautet: Uie sind
vermerkcht der Stat Turn mit irSn zlnsen. It. von dem Hafnerturn da ist jnne Hensel vberlegen der geyt
nichts propter servitium« It. darnach des Angelpekchen turn den hat jnne der Strasser. It. Peter Lawtenmacher hat
jnne das Angelpekchen turn vnd gibt alle jar do von j Pfd. den. It. den PyberstĂĽm hat jnne Niclas der Smid der geit
Tj Pfd. den. vnd vj Ăź den. pro stabulo. It. den Stubenturn hatte jnne der Mawter. It den kemerturn hat jnne der
Purgermaister. It. den Widmertnm hat jnne der Herzog. It. Schottenturn ist hin lassen ainen parhanter umb j Pd. den«
It. Judentum darjnn der ander uberleden ix Ăź den. It in des Hawnolts garten ain tum. It des wurffels turn Beiny-
scher parchanter vj Ăź den. It. den Durichgang turn vj Ăź den. It. der Tum auff der goldsmyd vj Ăź den. It werder tum
bat jnne ain Mawter. It. Maister petreins Tum hat bestanden hans wild Staynmetz vnd geit da von ĂĽj Pfd. den. all iar
ibidem maister wenzla Zimmermann. It ain Turn gen das Flekchshauws vber am Salzgriezz darjnn ist Thoman spenngler.
It. den Salztum hat jnne. It Maister Stephann zymermann hat bestanden den l\im zu nagst dem vischer tĂĽrlein vnd
gibt da von das kunfiftig jar iij Pfd. den vnd schol darzu pessern Deckcher vnd andrew notdurft.
238 ^^^ der Stadt Wien.
nicht vollkommen verlässlicb ist. Vom Scbottenthor bis zum Widmerthor Beben wir die Maaer darch
zwei Tbttrme verstärkt, von diesem bis zum Eämthnerthor, das zwar niebt benannt, aber anffalleod
eingezeichnet ist; einen, sodann zwei, jenseits des Stubenthors fĂĽnf, zwischen dem rothen Thnrmthor
und dem Salzthurm zwei, von da bis zam Werdertbor ftlnf und zwischen diesem und dem Schotten-
thore einen Thurm angegeben. Die wahrscheinliche Reihenfolge der Stadtthttrme dĂĽrfte folgende sein :
zwischen dem Schotten- und Widmerthore stand kein grösseres Werk, zwischen dem Widmer- und
Ettrntbnerthore ein Thurm, zwischen diesem und dem Stubentbore schien ausser dem unmittelbar
neben dem Thore befindlichen mächtigen Thurm keine besondere Anlage bestanden zu haben, vom
Stubentbore angefangen reihten sich aneinander der Piberthurm, der Angelbekenthurm, der Hafner-
oder Erottenthurm, sodann folgte der rothe Thurm sammt Thor, der Fachthurm, der Salzthurm mit
seiner Durchfahrt, ein Thurm gegen das Fleokhhaus, der Meister Petreimsthurm, der Werderthorthurm,
der Thurm auf der Goldschmieden, der Durchgang-, der Verber- oder WĂĽrfels th arm, der Thurm im
Haunoldsgarten, der Elendtfaurm an der Ecke und der Judenthnrm, welcher nahe dem, ebenfalls einen
Thurm bildenden Schottenthore stand.
Leider sind auch alle Details unseres Planes so sehr schablonenmässig gezeichnet, dass sie
gar keinen Anhaltspunkt bieten fQr eine Vorstellung, wie diese Bauten damals wirklich aussahen, so
z. B. der rothe Thurm und das dabei befindliche Stadtthor. Wir sehen hier einen Stadfthorthurm
eingezeichnet, gleich jenem beim Schottenthor oder sonst wo, und doch wissen wir, dass dieses Thor
ganz eigenthümlich gebaut war, wie uns vornehmlich jene als ältest bekannte Ansicht der Stadt Wien
mit seinem mächtigen Thurme daneben vom Jahre 1483 auf dem Babenberger Stammbaum zu Eloster-
neuburg lehrt ^).
Wie schon erwähnt, kann von unserer Zeichnung nur im uneigentlichsten Sinne als Plan
gesprochen werden, denn nicht ganze Gebändereihen und Häusercomplexe, sondern nur einzelne für die
damalige Zeit hervorragende Gebäude sind darauf nach ihrer Oertlichkeit verzeichnet. Von diesen
Gebäuden sind nur zwei von profaner Bestimmung, die übrigen alle sind Eirchen und Elöster. Die
Troststätten, bestimmt für kirchliche Erbauung, waren damals innerhalb des engen Mauerrahmens weit
zahlreicher, denn jetzt, hatten aber noch lange nicht jene namhafte Zahl erreicht, die Wien im XVII.
und XVIII. Jahrhundert aufzuweisen vermochte.
Unsere Wanderungen durch die Stadt bei dem Schottenthore (zu den Schotten) beginnend, ftthrt
uns der Weg anfänglich den Alserbach links lassend, zu dem auf einer kleinen Anhöhe gelegenen Bene-
dictinerkloster: die Schotten genannt* Im Jahre 1156 verliessen auf Geheiss Herzogs Heinrich II.
schottische Mönche ihr berühmtes Eloster zu St. Jacob in Regensburg und bezogen zwei Jahre später
das in Rede stehende Eloster zu Wien, mit welchem der fĂĽrstliche Stifter ein Spital fĂĽr Pilgrime in
Verbindung gebracht hatte ^). Es ist wahrscheinlich, dass anfänglich nur eine Capelle bestand, da wir
wissen, dass erst im Jahre 1200 die Eirche feierlich eingeweiht wurde. Die in Wien so häufig wieder-
kehrenden Feuersbrünste schonten der Abtei nicht, doch scheint es, dass die Brände von 1296 und
1410 die Eirche nicht wesentlich beschädigten.
Unter Herzog Albrecht V. trat eine theilweise Aenderung in den Verhältnissen des in Verfall
gekommenen Elosters ein, indem von päpstlicher Seite (1418) gestattet wurde, von nun an nicht bloss
1) Ueber das Rothentharmthor, so wie über alle älteren Stadtthore b. Mitth. des Alt Ver. I. p. 238 n. VIII p. GLXI.
2) S. Hormayr*s Geschichte Wiens, Urkb. I. p. XVI, ferner Hanswirth's Geschichte der Schottenabtei.
Plan der Stadt Wien. 239
Bchottisehe Mönche; sonderu auch andere canonisch geeignete Personen daselbst anfzanehmen. ^n Folge
dessen verliessen die schottischen Mönche die Abtei. Obgleich die Kirche die Feaersbninst im Jahre
1488 nngefĂĽhrdet ĂĽberstanden hatte, wurde dieselbe 1638 neu gebaut So weit die wenigen Ansichten
von Wien ^) und der Grundriss der Kirche auf Wolmuth's Plan es erkenntlich machen , hatte die alte
Abteikirche ein breites Mittelschiff, zwei schmale Seitenschiffe, Kreuzvorlage und Vierungsthurm. Der
Neubau dauerte bis 1643. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der alte romanische Orundriss beibehalten
wurde, ja selbst, dass mehrere Mauern der alten Kirche stehen blieben, indem man noch jetzt in der
Halle zur Linken des Presbjteriums manche Reste romanischer Halbsäulen mit den gedrückten attischen
Basen und Eckknollen erkennen kann.
Unser Weg ftthrt uns nun, den Alserbach an seiner Krümmung nächst dem Landhause Ober-
schreitend, zum Kloster der minderen BrĂĽder (M i n o r i t e n , zw den mjn brĂĽdern). lieber das erste
Erscheinen dieses Ordens herrscht noch einiges Dunkel, doch ist es wahrs.cheinlich, dass er sich unter Her-
zog Leopold VL schon in Wien und zwar nächst der damals noch ausserhalb der Stadt gelegenen Burg
ansiedelte. Bereits unter Friedrich dem Streitbaren erscheint der Orden, sowie der Bau seines ersten
Kirchleins, wahrscheinlich die Katharinencapelle (1251) urkundlich. König Ottakar war ein besonderer
Freund dieses Klosters und gewährte die Mittel das durch die Feuersbrünste 1262 und 1276 zerstörte
Kloster- und Kirchengebäude wieder aufbauen zu können. Auch soll unter ihm der Bau der neuen Kirche mit
dem sogenannten alten Chor (jetzt Zinshaus) begonnen worden sein. Die Habsburgischen Regenten
entzogen dem Orden nicht ihren fĂĽrstlichen Schutz. Bianca, Oemalin Rudolphs IIL und Isabella von
Arragonien, Gattin Friedrich III. gaben reiche Spenden zur Kirche. Erst damals wurde der Bau des alten
Chors (Ludwigscapelle) yoUendet. Der eigentliche Kirchenban (nämlich der der noch bestehenden Kirche)
mag aber erst gegen die Mitte des XIV. Jahrhunderts begonnen haben. Nicht immer flössen aus from-
men Händen hinreichende Gaben, um rüstig den im gothischen Stjle als Hallenkirche ausgeführten
Bau fördern zu können, daher er erst gegen Beginn des XV. Jahrhunderts vollendet wurde. Besonders
erwäbnenswerth ist das sehr schöne, figurenreiche Hanptportal an der Kirchenfa^ade, das von dem
Ordensbruder Jacob, mit dem Beinamen Parisiensis, Herzogs Alberts IL Beichtvater, erbaut, aus der
Mitte des XIV. Jahrhunderts stammt Als 1784 die Minoriten Kirche uod Kloster verliessen, erlitt erstere
bedeutende Umgestaltungen, die ihr nicht zum Vortheile gereichten^), ja ein Theil der Kirche wurde
in ein Wohnhaus verwandelt. FĂĽr die Aussenseite der Kirche, die noch zum Ueberfluss stark verbaut,
geschieht jetzt fast gar nichts, daher die Kirche einen sehr ungĂĽnstigen Eindruck macht.
Die Burg, auf unserem Plane mit den Worten: „Das ist die purgk^ bezeichnet, erscheint hart
an der Stadtmauer und dem Widmerthore gelegen, als viereckiges mit EckthĂĽrmen versehenes
Gebäude, das nicht im Grundrisse, sondern im Aufrisse dargestellt ist. Ein fünfter höherer Thurm ist
in Mitte der Front gegen die Stadt erbaut. Sie ist mit einem Graben umgebeo, ĂĽber welchen auf zwei
entgegengesetzten Seiten je eine Brücke führt. Ungeachtet dieser ungewöhnlichen Darstellungsweise
gewährt diese Zeichnung gar keinen Anhaltspunkt für die Wirklichkeit des Gebäudes. Die Burgcapelle
ist nicht zu erkennen, was bei dem Bestreben des Zeichners, fast nur äasschliesslich die Lage der Gottes-
häuser in der Stadt anzugeben, vermuthen lässt, dass die neue Burgcapelle noch nicht bestand. Da
dieselbe in ihrer jetzigen Grösse und Gestalt erst nach Albrecht II. erbaut und am 29. April 1449
1) S. Ilirschvogers Ansichten von Wien, Lautensack's Wiener Ansicht.
2) S. Mitth. des Alt. Vereines. V. 130. a. f. IX. 93, femer Feil's Aufsatz in Schmidrs Blättern für Literatur und
Kunst: die Fürstinen- Gräber bei den Minoriten. H. 713.
X. Jahrg. 32
240 PI&° ^^^ S^clt Wien.
durch den Bischof von Gurk geweiht wurde, so bietet sieb damit uns ein ausgiebiger Behelf zur
Zeitbestimmung unseres Planes.
Was die Burg selbst betriflft; so haben Karajan's und Montojer's Forschungen hinlänglich dar-
gethan, dass von dem alten durch Herzog Leopold den Glorreichen zu Anfang des XIII. Jahrhunderts
aufgeftthi*ten Bau, dem jetzigen Schweizerhof, noch die Mauern der Thflrme und Hauptgebäude, wenn
auch versteckt und unkennbar, unter den wiederholten Um- und Zubauten späterer Zeiten sich erhielten.
Die Burg hatte ursprünglich die Gestalt eines Vierecks, war an den Ecken mit je einem mäciitigen^
wahrscheinlich vorspringenden Thurme versehen und mit einem Graben umzogen. Die ThĂĽrme hatten
wohl gleiche Höhe, doch nicht gleiche Stärke, so war jener gegen Stiden schwächer. Die vier Mittel-
tracte hatten zwei Stockwerke. Der Eingang im nordwestlichen Tracte fĂĽhrte durch einen Thurm, was
wahrscheinlich auf unserem Plane mit Ausserachtlassung der Richtung dargestellt sein dttrfte. Gegen
den südöstlichen Flügel lag der Hofgarten. Obwohl schon in Mitte des XV. Jahrhunderts manche
Umgestaltungen geschahen, so nahmen doch erst unter Kaiser Friedrich IV. die eigentlichen Umbauten
ihren Anfang, durch welche die Burg allmählig ihre heutige Gestalt und Ausdehnung erlangte ^).
Von der St. Michaelskirche (zw sant Michaeli) dem zweiten der drei um die Burg herum
erbauten kirchlichen Gebäude und einem der ältesten Wien's wissen wir, dass Herzog Leopold der
Glorreiche sie zwischen 1219 — 1221 zunächst seiner neuen Burg erbaute und ihren Pfarrsprengel über
alle seine Diener und das Gesinde, das in der Burg wohnte, so wie ĂĽber alle BĂĽrger, die sich dort
herum ansiedelten, ausgedehnt hatte. Die Kirche ist auf unserem Plane einthĂĽrmig dargestellt, wie sie
damals bereits wirklich war, als sie nämlich nach mehrmaligem Brandnnglücke (1275, 1319, 1327)
durch die UnterstĂĽtzung Herzog Albrecht V. in ihrer Wiederherstellung vollendet und 1416 neuerlich
geweiht wurde, bei welchen Umbauten das in spätromanischem Style gebaute Langhaus und Quer
schiff der Kirche ein im gothischen Style gebautes Presbyterium erhielt; ein halbes Jahrhundert
früher wurde jene Capelle, welche das rechte Seitenschiff abschliesst, erbaut. Gegenwärtig ist diese
Kirche die einzige Wien's, deren Haupttheile im romanischen Style erbaut sind. Auch die Michaels-
kirche war gleich der Schotten- nnd Minoritenkirche von einem Friedhofe nmgeben; derselbe stand
bis zu Zeiten Kaisers Max I. in Benützung. Gegenwärtig stehen auf dieser Stelle die beiden soge-
nannten Michaeler Zinshäuser^).
Die dritte und gegen Süden der Burg gelegene kirchliche Stätte ist das Kloster sammt Kirche der
Augustiner (zw den augustine r). Dieser Orden, der, wie erwähnt, schon längere Zeit sich in Wien
ausserhalb der Stadt niedergelassen hatte, erlangte erst unter Friedrich dem Schönen (1327) das
Hecht, sein Kloster und die damit zu vereinende Kirche an jene Stelle der Hochstrasse zu verlegen,
die noch heute von dieser Ordensgemeinde ihren Namen trägt, obschon dieselbe längst nicht mehr im
Besitze des Klosters und der Kirche ist. 1330 wurde der Grundstein zur Kirche (einem gothischen
Hallenbau) gelegt, 1349 wurde das Langhaus geweiht; der Chor jedoch scheint erst gegen Ende des XIV.
Jahrhnndeii» vollendet worden zu sein. An der rechten Aussenseite des Presbyteriums, jenseits eines
dazwischen laufenden Ganges befindet sich die zweischiffige St. Georgscapelle, welche, wie es scheint,
der von dem Herzoge Otto dem Fröhlichen im Vereine mit mehreren in- und ausländischen Grafen
1) S. Mittb. des Alt. Vereines VI.
2) S. Mittheil, des Alt. Vereines III. I. u. f.
Plan der Stadt Wien. 241
und Baronen gestifteten Gesellschaft der Tempelaise (Temploiser) bei gewissen Feierlichkeiten als
Versammlungsort diente und von dieser Gesellschaft anch gestiftet warde ^).
In weiterer Verfolgung unserer Betrachtung der Baulichkeiten Wien's treffen wir das Franen-
kloster zu Sanct Clara (zw sant clarSn). Es war diess eine Stiftung der Herzogin Bianca, Gattin Her-
zogs Rudolph III. und befand sich unfern des Eärnthnerthores an jener Stelle des heutigen sogenannten
BĂĽrgerspitals, die die Front gegen das Operntheater bildet. Einige wenige Mauerreste der Kirche
haben sich noch im Gebäude erhalten und sind von einem kleinen Hofe aus sichtbar. Obwohl 1303 fttr
Witwen und Jungfrauen des Landadels gegrĂĽndet, stellte, nachdem Herzogin Bianca in EindesnOthen
zu frĂĽh starb, erst ihr Gatte Rudolph am 28. September 1305 den Stiftbrief aus. Gegen Ende des
XV. Jahrhunderts wurde die Kirche neu gebaut. Während der ersten Belagerung Wien's durch die
TĂĽrken verliessen die Nonnen ihr Kloster und zogen nach Villach, von wo sie erst nach Abzug des
Feindes zurückkehrten, doch ohne mehr ihre frühere beschauliche Stätte beziehen zu können. Das
Klostergebäude, so wie die Kirche waren für die Vertheidiger ein wichtiger Platz , sowohl um hier
Munitions- und Waffenvorräthe anzusammeln, als auch um yon hieraus die feindlichen Bewegungen und
Arbeiten übersehen zu können. Ausserdem befanden sich in demselben die Armen und Kranken des
BĂĽrgerspitals, die beim Herannahen der TĂĽrken aus dem vor der Stadt gelegenen Spitale hingebracht
wurden. Natürlich hatten diese Gebäude nicht wenig von den türkischen Geschossen gelitten. Ein
Jahr später, als die türkischen Horden die geängstigte Stadt verliessen, bestimmte Kaiser Ferdinand I.
in Anerkennung der Verdienste, die sich die Bevölkerung der Stadt bei Abwehrung des Feindes er-
erworben hatte, das Gebäude zum Bürgerspital statt des unfern des Wienufers ausserhalb der Stadt
gelegenen und gänzlich zerstörten früheren Bürgerspitals. Die Nonnen bezogen 1531 das verödete
Pilgrimhaus bei St Anna. Doch konnten sie seit dem muthlosen Verlassen ihres Klosters kein bleiben-
des Obdach in Wien mehr finden. Zehn Jahre später hatte die Pest ihr neues Asjl ganz entvölkert und
bald darauf bezogen Jesuiten die ausgestorbenen Räume. Das St. Glarakloster blieb fortan den armen
BĂĽrgern gewidmet und wurde auch Spital zum heil. Geist, zu Allerheiligen und bei St Clara genannt ^).
Zw sant Johanns in derKärnthnerstrasse. DieZeit des ersten Erscheinens der Ritter
vom Sanct Johannisspital in Jerusalem zu Wien ist ungevnss ; die historischen Schriften bezeichnen die
Zeit der Regierung Leopold des Tugendhaften, Friedrich des Katholischen oder Leopold des Glorreichen,
als diejenige, in denen die schon frĂĽher in Ungarn sesshaften Ritter auch nach Wien gelangten. So viel
ist jedoch gewiss, dass Haus und Kirche dieser Ritter in der Kärnthnerstrasse bereits zu Anfang des
XUL Jahrhunderts bestanden, durch die grossen Fenersbrünste unter König Przemisl Ottachar gelitten,
aber auch bald durch Unterstützung dieses Königs aus der Asche wieder entstanden sind. Die gegen-
wärtige Kirche ist ein Bau des XV. Jahrhunderts, der leider in der Neuzeit an der Fagade in
schwulstiger Weise modernisirt wurde. 1415 entstand durch die reichlichen Spenden der Elise Wartenauer
eine grosse Pilger-Herberge in der Kärnthnerstrasse zunächst St Johannes, die später dem Ordens-
hause incorporirt wurde ^).
dj himelportt Dieses Kloster soll schon um 1230 von Constantia, Tochter König Bela's
von Ungarn, gegrĂĽndet worden sein. Bestimmte Nachrichten finden wir aber erst ein halbes Jahr-
1) S. Mitth. des Alt Vereines V. 157 und Schmidl's Blätter für Kunst und Literatur. I. 217.
2) S. Altmann's Wiener Burgerspital, p. 25.
3) S. Notizenblatt 1854, p. 40.
32
242 Plan der Stadt Wien.
hundert später. Gerard, Pfarrer bei St. Stephan, war ein grosser Wohlthäter des Himmelpfort-Klosters,
er gab demselben sein eigenes Haus und mehrere Weingärten (1267 und 1272) mit der Bedingung, dass
die Nonnen von nun an St. Augnstins Regel zu beobachten haben. Gerard's Beispiele folgten viele Wiener
BĂĽrger und vermehrten den Besitzstand dieses frommen Hauses. Besondere UnterstĂĽtzung fand das
Kloster in Agnes, der Tochter Albrecht I. Es scheint, als hätten damals die Nonnen die Ordensregeln
des heil. Norbert befolgt. Dnrch die 1586 herrschende Pest wurde das Kloster ganz entvölkert, bis
eine neue Colonie aus dem Jacobskloster wieder einzog, die auch bald unter dem Protectorate des Bischofs
Khlesel von der Mutterkirche unabhängig gemacht wurde. 1783 traf die HimmelspfOrtnerinnen das
Loos der Aufhebung. Noch gegenwärtig erinnert an den Umfang des Klosters der ßebäude-Complex
zwischen der Kauhenstein-, Himmelpfort- und Bailgasse.
Das geistliche Haus bei St Hieronjmus (Sant Jeronimus) war eine gegen Ende des XIV.
Jahrhunderts entstandene Stiftung frommer und reicher BĂĽrger aus bedeutenderen Wiener Oeschlech-
tem, die 1455 durch den Bürgermeister Conrad Hölzler bedeutend erweitert wurde und die Be-
stimmung hatte, weibliche Wesen, die sich aus den offenen Frauenhäusern oder sonst aus dem sündigen
Leben zur Busse wenden wollten, aufzunehmen. Herzog Albrecht III. befreite 1384 das Haus von
allen Auflagen und wollte dessen Schirmvogt sein, Diese Frauen lebten zwar in der Clausur, doch war
ihnen fast jegliche sittsame Beschäftigung und das Heirathen gestattet. Die Kirche zum heil. Hieronymns
wurde 1387 geweiht, gleichzeitig erhielt der Caplan einige pfarrherrliche Rechte. Friedrich IV. und
Mathias Corvinus bestätigten die Stiftung, doch scheint schon damals das Leben daselbst etwas gelockert
gewesen zu sein, da den nahen Himmelspförtnerinnen die Aufsicht über die genaue Einhaltung mehrerer
dortiger Stiftungen übertragen wurde. Die Reformation löste diesen geistlichen Verein auf. Die letzte
Oberin starb 1563. Im Jahre 1589 nahmen die Franciscaner von dem verlassenen Gebäude und von
der Kirche Besitz und sind in demselben bis zur Gegenwart verblieben. Seit dem Brande von 1525
war die Kirche ohne Dach. Erst zu Anfang des XVII. Jahrhunderts wurde sie mit theilweiser BenĂĽtzung
der Reste der ft*tlheren gothischen Kirche wieder hergestellt ^).
Nahe der Stadtmauer gegen das Stnbentfaor sehen wir das Frauenkloster Sanct Jacob, genannt
auf der HĂĽlben, dessen Ursprung uns nicht bekannt ist, denn, da alle Schriften desselben wiederholt
ausgebrochene Feuersbrünste vertilgt haben, beruht alles, was man von seinem ersten Bestände weiss,
auf unverbĂĽrgten Sagen. Das vom angeschwollenen Wienflusse an's Ufer gespĂĽlte Standbild des Apostel
Jacob soll Herzog Leopold den Freigebigen, bewogen haben, unfern jener Uferstelle eine diesem Hei-
ligen geweihte Capelle zu bauen. Der fromme Sinn mehrerer Frauen soll bald diesem Bethkirchlein ein
kleines Kloster hinzugefĂĽgt und diese Stiftung mit reichlichen Gaben ausgestattet haben. Wenn gleich
durch die Stadtmauern geschĂĽtzt und durch wiederholte feindliche Belagerung der Stadt nicht in seiner
Existenz bedroht, hatte das Kloster dennoch manche Drangsale zu erdulden. Schon 1256 beschädigte
es ein grosser Brand, dem 1452 ein zweiter folgte, 1627 wurde es durch eine grosse Feuersbrunst
ganz zerstört, 1783 erfolgte die Aufüebung.
Den Dominicaner- Orden, dessen ältere Geschichte in Folge Zugrundegehens des Klosterarchivs
sehr in's Dunkel gehĂĽllt ist, soll Leopold der Glorreiche nach Wien gefĂĽhrt haben, und zwar sollen
die ersten Mönche um 1225 aus Ungarn hieher bemfen und um 1237 die Bauten am Kloster und an
der Kirche beendet gewesen sein. Als Wien im Jahre 1258 so arg durch eine Feuersbrunst beschädigt
1) S. Schlager's Wiener-Skizzen IV. 179.
Plan der Stadt Wien. 243
warde, wird erzShlt, sei auch das Kloster zerstört worden und erst 1302 der Neubau wieder voll-
endet gewesen. Das Schicksal spielte diesem Kloster hart mit, denn durch seine Lage, unmittelbar an
den Stadtmauern, hatte es bei all den wiederholten Belagerungen der Stadt arg zu leiden. 1530 wurde
es nothdürftig wieder hergestellt. Erst 1631 war ein neues Kirchengebäude entstanden. Kirche und
Kloster bestehen noch bis zur Gegenwart ^).
Eine ziemlich grosse Häusergruppe von viereckiger Form, in eigenthttmlicher Weise gleichsam wie
in eiuem yiereokigen Rahmen dargestellt; bildet die zunächst des Dominicanerklosters gelegene Univer-
sität (das ist dy hoch sc hui), das zweite auf unserem Plane eingezeichnete Gebäude yon nicht
kirchlicher Bestimmung. Sie ist ihrem Alter nach die vierte in der Reihe der im Mittelalter gegrtlndeten
Hochschulen und wurde vom Herzog Rudolph IV. gestiftet. Es sollte damit eine Lehranstalt, ganz nach
dem Moster der Pariser Hochschule geschaffen werden. Sie sollte eine der Kirche dienende und einverleibte
Körperschaft zur Verbreitung des wahren christlichen Glaubens und zur Pflege und Förderung der Wissen-
schaften werden« Zur Ausarbeitung des Entwurfes fär den Stiftnngsbrief war Albert von Sachsen, ein ge-
lehrter Geistlicher von Avigon, nach Wien gekommen. Er entwarf ihn im Vereine mit dem herzoglichen
Kanzler, dem Bischof Johann von Brixen, mit dem Diöcesan-Bischof Albrecht von Passau und dem damals
gerade in Oesterreich weilenden päpstlichen Legaten Agapetus von Colonnia. Als man an das Werk ging,
setzte man als sicher voraus, dass eine ganz vollständige Universität errichtet werden solle und dass
dafĂĽr die Zustimmung von Seite des Papstes Urban gesichert sei. Es sollten Theologie, die freien KĂĽnste,
die geistlichen und bĂĽrgerlichen Rechte , die Arzneikunde und andere erlaubte and gestattete Wissen-
schaften gelehrt werden. Die Gemeinde der Lehrer und Lernenden sollte zur ruhigeren und bequemeren
Betreibung der Studien neben der herzoglichen Burg gegen die Ringmauer, gegen das Schottenthor
und gegen die Herrengasse hin , einen abgesonderten Stadttheil mit gewissen Vorrechten einnehmen
(12. März 1365). Obgleich man in Wien glaubte, dass die neue Stiftung baldigst die päpstliche
Genehmigung erhalten werde, so sollte dennoch das Lieblings-Project des österreichischen Herzogs nicht
so schnell in seinem ganzen Umfange zur AusfĂĽhrung gelangen.
Kaiser Karl IV., der gerade damals am päpstlichen Hofe weilte, setzte viele Hebel in Bewe-
gung, den Papst dahin zu bringen, der österreichischen Unterrichts-Anstalt die Bestätigung zu verwei-
gern. Es war diess aus Sorge des Kaisers um seine eigene, gleiche Stiftung in der Hauptstadt seines
Lieblingslandes, in Prag, indem er befĂĽrchtete, dass die in grossartigerem Massstabe angelegte Hoch-
schule zu Wien seine dortige mit weniger Freiheiten in's Leben gerufene junge Stiftung in Schatten stellen
könne. Um den Wünschen des Kaisers za genügen, aber auch um seine dem Herzog Rudolph schon
frĂĽher gegebene Zusage zu erftillen, schlug Urban V. einen Mittelweg ein. Er versagte der Stiftung
nicht die Bestätigung, wohl aber die theologische Facultät (18. Juni 1365). Es ist ungewiss, ob Her-
zog Rudolph IV. von dieser nur theilweisen Bestätigung noch Kenntniss erhalten hat, denn schon am
27. Juli 1365 hatte ihn ein plötzlicher Tod zu Mailand dahingerafft.
Rudolph's und vom Papste nicht in ihrer Vollständigkeit anerkannte Stiftung fristete anfangs
nur ein kärgliches Dasein; denn Albrecht III. und Leopold III. hatten bei ihrer Jagend weder das
Verständniss für diese von ihrem Bruder übernommene Angelegenheit noch hinreichende Zeit sich ihr
aufmerksamer zu widmen. Viele SchĂĽler und Lehrer verliessen die junge Lehranstalt, die Errichtung
1) S. Schmidl's Blätter von Kunst und Literatur Jahrg. 1848, wo selbst Feil bei Besprechung der Ablagerung des dort
bestandenen und hart an die Kirche anstosscnden Cavaliers mehrere Nachrichten ĂĽber die alte Dominicanerkirche biingt.
244 Plan <ler Stadt Wien.
eines beBonderen Stodeuten-Qnartiers erschien der BĂĽrgerschaft unaasfĂĽhrbar, ja endlich entschioss man
sich sogar einen Zeitpunkt zur Revision der Stiftangsurkande festzustellen.
Erst nachdem die Theilung der Erblande zwischen beiden Brtidern eingetreten war^ verwen-
dete Herzog Albrecht III. mehrNachdruck^ das gesunkene Ansehen der Universität wieder herzasteilen
und ihr die theologische Facultät zu verschaffen, was bei der Geneigtheit Papst Urban VI. und da
der eigentliche Widersacher der herzoglichen Stiftung Kaiser Karl IV. nicht mehr am Leben war,
keine Schwierigkeit mehr hatte. Im Jahre 1384 hatte Wiens Universität auch die theologische Facnltät
und zugleich damit ihre Reorganisirung erlangt. Damals erhielt sie auch vom Herzog als unwiderrufliches
Geschenk ein von ihm erkauftes und von seinen Einkünften wohl ausgestattetes Haus nächst dem Domini-
canerkloster. Es ist diess jenes Gebäude, das wir auf unserem Plane abgebildet sehen und das sich bei-
läufig an jener Stelle befand, die jetzt die Universitäts-Bibliothek und das Jesuitenkloster (gegenwärtig
die Universität) einnehmen. Unser Plan ist ein neuerlicher Behelf gegen die Behauptung von Laz und
anderen, dass die Localitäten der Universität neben den Minoriten zwischen der Burg und dem
Schottenkloster sich wirklich befunden hätten ^).
Nahe der hohen Schule lag das Frauenkloster zu St. Laurenz (zu Sant Lorenzen). Auch von
dieser ascetischen weiblichen Gemeinde hat sich weder der Name des Stifters noch die Zeit der Stiftung
erhalten. Jedenfalls datirt sie wenigstens aus dem zweiten Viertel des XIV. Jahrhunderts, zu welcher
Zeit das Kloster schon urkundlich mit Geschenken und Vermächtnissen bedacht erscheint. Anfänglich
befolgten die dortigen Nonnen die Regel des Prediger-Ordens, im XV. Jahrhundert finden wir jedoch
daselbst Augustinerinnen. Das Kloster bestand in keineswegs gesegneten Verhältnissen und erlangte erst
durch die Vereinigung mit dem Maria-Magdalenenkloster ausser der Stadt, in Folge dessen Zerstörung
bei der ersten Tfirkenbelagerung, einigen Besitz und Bedeutung. Zweimal litt das Kloster durch Brand-
unglĂĽck (1690 und 1627), 1630 begann der Neubau von Kirche und Kloster, 1783 wurde die Cor-
poration aufgelöst.
Das Cistercienser - Nonnenkloster St« Nicolaus, zum Unterschiede von jenem ausserhalb des
Stubenthors gelegenen Nonnenklosters benannt : innerhalb der Stadtmauern, dĂĽrfte in dem ersten Viertel
des XIII. Jahrhunderts und zwar als eine Tochtergemeinde jener älteren ausser der Stadt gelegenen und
schon frĂĽher besprochenen entstanden sein. Schon 1396 verliessen die Nonnen dieses Ordenshaus, zogen
nach dem Mutterkloster zurück und überliessen das Gebäude dem Cistercienser-Orden, der daselbst eine
Art Seminar zur Ausbildung von Priestern des eigenen Ordens errichtete. Dieses CoUegium hatte viele
ausgezeichnete Männer zu Vorständen, so wie auch dort durch lange Zeit ein grosser Zusammenfluss von
SchĂĽlern stattfand. Gegen Ende des XIV. Jahrhunderts nahm die Frequenz wesentlich ab, und bewirkte,
dass 1481 Kaiser Friedrich IV. im Einverständnisse mit dem Abte von Heiligeukreuz , dem die
Obsorge anvertraut war, das Kloster dem Georgs-Ritter-Orden, den er in Wien eingeftlhrt wissen wollte,
einräumte.
Das nächste Object, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist die D eutsch- Ordens-
Cape lle (das deutsche Haus, auf dem Plane: deugsch). Die Zeit der ersten Niederlassung des
1) In einem Wiener-Codex der Hofbibliothek (Denis libb. MSS. theob. I. 2875 Cod. DCCXCV), worin eine ans dem
XIV. Jahrhundert herrĂĽhrende deutsche Uebersetzung von Duranti's Rationale enthalten ist, kommt ausser anderen bild-
lichen Darstellungen auch ein Medaillon vor, worauf sich eine Abbildung der vorderen Seite des im Jahre 1384 errich-
tenden Universitäts-Gebäudes befindet. Der rückwärtige Theil zeigt die noch unvollendete Dachbedeckung. VergL Dr.
Birk's Abhandlung in den Berichten des Alterthums-Vereines zu Wien I. 101. u. Aschbachs 1. c. Tafel V.
Plane der Stadt Wien. 245
deutseben Ordeos in Wien ist nnbekannt, doeh bestand im XIII. Jahrhundert bereits daselbst eine
Commende. Die gegenwärtig der heil. Elisabeth geweihte Kirche stammt aus dem Jahre 1326.
Hart am deutschen Hause ist in unsermPlan die in einem grossen ein Viereck bildenden Friedhof
erbaute zweithttrmige Stephan skirche eingezeichnet. Es ist ein Resultat der neuesten Forschung, dass
nicht unter dem Markgrafen Heinrich, sondern schon unter einem seiner Vorgänger an der Stelle eioer
Capelle der Grund fdr die Kirche gelegt wurde und dass 1137 schon das Passauer Bisthum dort-
selbst pfarrherrliche Rechte ausĂĽbte. Die Einweihung der Kirche jedoch geschah unter Heinrich Jasomir-
gott. Die alte romanische Kirche musste aber unter Herzog Rnpolph IV. einem neuen gothiscben Baue
Platz machen. Zur Zeit, als unser Plan angefertigt wurde, war der grösste Tbeil des Umbauprocesses der
frtlheren Kirche, durch den unser jetziger schöner gothischer Dom entstand, vorüber. Nur der Mitteltheil
der FaQade erinnert an das erhabene Werk, das der römische Baustyl geschaffen hatte.
Auf unserem Plane sehen wir zunächst der Kirche ebenfalls auf dem Friedhofe, der bekannt-
lich durch vier Thore abgeschlossen wurde, ein kleines Capelichen, nach der Zeichnung vielleicht einen
Rundbau. Es ist diess die gothische Maria-Magdalenen-Capelle, welche 1338 auf eine andere viel ältere
dem heil. Virgilius geweihte Capelle (sie bestand wahrscheinlich schon als Karner im XIII. Jahrhundert)
aufgesetzt wurde. Einst der Versammlungsort der Scheiberzeche, wurde diese Capelle 1781, nachdem
sie am 12. September abgebrannt war, abgetragen.
Der nächstfolgend eingezeichnete Bau ist das Kirchlein SantJörgam Graben, der einzigen
am Plane benannten Situation der inneren Stadt, oder besser gesagt, jener allgemein als Platz angenom-
menen breiten Strasse, die ihren Namen von dem unter Jasomirgott dort befindlichen Stadtgraben des
alten Wien beibehalten hat.
Die St. Georgskirche befand sich im sogenannten Freisinger-Hofe, der vermuthiich vom Bischöfe,
Otto von Freisingen, dem Sohne Leopold des Heiligen gegrĂĽndet wurde. Mit dem Umbau dieses Hofes,
als nunmehrigen Trattnerhof (1773), verschwand die Capelle.
Zunächst dem Graben sehen wir die St. Peterskirche. Sie gehört zu den ältesten Kirchen
Wiens, und wird von einigen Chroniken als Stiftung Karl des Grossen bezeichnet. Urkundlich erscheint sie
schon in den Jahren 1137 und 1158. Sie war anfänglich vom Schottenstifte abhängig. Die alte Kirche
mit ihrem mächtigen Thurme wurde 1702 entfernt und an ihrer Stelle der jetzt bestehende Bau aufgeführt.
Die Kirche zu St. Ruprecht, nach Enenkels Reimchronik wahrscheinlich die Pfarrkirche von
Wien im XI. Jahrb., steht auf dem von einem Hügel gebildeten ältesten Theile der Stadt und erscheint
auf dem erwähnten Zappert'schen Plane und urkundlich zuerst im Schottner-Stiftbriefe (1158). Hinsichtlich
des noch bestehenden Baues ist anzunehmen, dass er aus dem XV. Jahrb. stamme. Wiederholte Restau-
rationen haben dem Gebäude fast jede Erinnerung an ihre ursprüngliche Gestalt genommen. Die
Kirche stand ebenfalls unter der Jurisdiction des Stiftes Schotten, ging 1545 an die Franciscaner ĂĽber,
und sollte unter Kaiser Joseph gesperrt werden, was aber unterblieb, indem sie den nachmalig aus-
gestorbenen Hieronimitanem eingeräumt wurde. Bei diesem Gotteshause befand sich die Salzer-Zeche,
von welcher sie, gleichwie von dem Salz-Oberamte, wiederholt reichliche Gaben erhielt.
Die Capelle im Ratbhause, zu santOtte und hayman, so genannt, weil sie ursprĂĽnglich eine
HauBcapelle der Bürgerfamilie Haimo war und zuletzt den beiden Brüdern Otto und Haimo gehörte,
wurde 1316 als das Herrenhaus der Familie in den Besitz des Wiener Stadtrathes kam, ein öffentliches
Gotteshaus. 1360 wurde sie als frĂĽher im ersten Stockwerke gelegen, durch Herablassung des Bodens
auf die ebene Erde umgeändert, theilweise auch vergrössert und in Folge dessen 1361 neu geweiht.
246 Plan der Stadt Wien.
Der 1540 vollzogene Zuban der linksseitigen Capelle fällt nicht mehr in die Zeit unseres Planes ').
Seit 1515 führt diese ursprünglich zu Ehren Marien« geweihte Capelle den Namen zu St Salvator.
Hart an der Stadtmauer sehen wir die Kirche zu unser lieben Frawe (Maria Stiegen)
und etwas tiefer unter ihr eine grössere Häusergruppe, den Passauerhof vorstellend. Dass auf dem
dortigen, vom ehemaligen Rinnsal des Alserbacharmes bespĂĽlten und dahin und gegen die Donau
schroff abfallenden HĂĽgel schon eine Marienkirche stand , berichtet uns eine Urkunde ans dem Jahre
1158 und wir wissen, dass dieser Bau 1262 ein Raub der Flammen wurde. Die gegenwärtige, keines-
wegs einen einheitlichen Bau bildende Kirche stammt aus drei Bauzeiten, der Chor aus der Mitte des
XIV., das Langhaus aus dem Anfange und der Thurm aus dem 2. Viertel des XV. Jahrhunderts^.
Die weissen BrĂĽder vom Berge Carmel hatten sich schon im Jahre 1360 in Wien angesie-
delt. Ihre erste Stätte war das von den Augustinern aufgegebene und später eine Filiale des St Mer-
tenspitals bildende Spital vor dem Werderthore, erst 1386, als ihr Kloster im Werd durch Brand
zerstört wurde, erhielten sie den Münzhof sammt Capelle in der Stadt am Hof. lieber den Kirchenbau ist
nichts bestimmtes bekannt, doch dĂĽrfte er im I.Viertel des XV. Jahrhunderts vor sich gegangen sein.
Im Sturme der Reformation ging das Kloster zu Grunde. In Mitte des XVL Jahrhunderts zogen dort die
Jesuiten ein, deren erste Aufgabe es war, die gothische Hallenkirche in ihrer Lieblingsweise umzu-
gestalten. Die Umänderungen waren so eingehend, dass ausser dem Grundrisse, dem GewOlbe und
der Aussenseite des Chors nichts mehr an den gothisohen Bau erinnert').
Das letzte Gebäude, das auf unserem Plane eingezeichnet ist, und bei welchem wir unsere
Wanderung endigen, ist die uralte Capelle bei St Pancraz (zw sant pangracz). Sie stand an der
Stelle der heutigen Nuntiatur und gehörte zu jenen Gotteshäusern Wien's, deren erste Erwähnung schon
im Stiftungsbriefe der Schottenabtei gemacht wird. Sie dĂĽrfte um 1570 abgetragen worden sein.
Wir haben schon eingangs vorläufig Erwähnung gethan der Zeit, in welche die Entstehung dieses
Planes mit Zuversicht zu setzen ist. Die GrĂĽnde, die uns zu dieser Annahme bewogen/ sind vornehm-
lich die Vereinigung der Pläne zweier Städte, nämlich jenes von Wien und jenes von Pressburg, fer-
ner die Zeitgrenze selbst, die sich durch das urkundliche Verschwinden des Laufes des Alserbaches
durch die Stadt bietet^ ferner auch der Umstand, dass die neue Burgcapelle im Bnrgbaue gar nicht
ersichtlich gemacht ist, was doch bei diesem Plane, der fast nur Kirchen verzeichnet, sicherlich
geschehen wäre, wenn sie schon bestanden hätte. Allein erst nach der Zeit Albrechts II. wurde die-
selbe in der jetzigen Form und Grösse erbaut Ein weiteres Kriterium ist die auf dem Plane befind-
liche Schrift, die vollkommen der von uns angegebenen Zeit entspricht
Was die kirchlichen Gebäude betrifft, so ist der durch ihr allmähliges Entstehen sich bietende
Behelf in einem Punkte unsicher. Mag man es auch ĂĽbersehen, dass die Dreifaltigkeitscapelle, die
schon zu Anfang des XIII. Jahrhunderts bestand, auf dem Plane nicht existirt, was vielleicht in der
geringen Bedeutung dieser Capelle seinen Grund hat, mag es auch nicht gestattet sein aus dem
Nichtvorhandensein der in der 2. Hälfte des XV. Jahrhunderts entstandenen Phillips- und Jakobs-
Capelle im Kölnerhofe einen Schluss zu ziehen, so ist es doch bei dem Umstände, als die Carmeliten
als die jĂĽngste kirchliche Stiftung erscheinen, befremdend, dass die Kirche zu St. Dorothea auf dem
1) S. Karl Weiss Geschichte und Beschreibung der Rathhauscapelle u. Mitth. des Alt. Ver. II.
2) S. Mittheilungen der k. k. Cent. Com. I. 149. U, 10. u. Springer's Oesterreich^s kirchliche Kunstschätze der Vor-
zeit. II. Heft.
3) S. Mitth. des Alt. Ver. V. 169.
Plan der Stadt Wien. 247
Plane nicht vorhanden ist; indem die St. Dorothea -Capellenstiftang schon ans der Mitte des XIV.,
die erweiterte vom Rector Andreas Piank aus dem J. 1406 and endlich die der Abtei ans dem J. 1416
stammt. Die Annahme der Unbedentendheit dieses Convents kann hier nicht platzgreifen, da doch der
Herzog selbst diese Kirche häufig besachte und dort die klösterlichen Andachten mitmachte. So lange
sicli ans nicht sichere ErklärnngsgrUnde für das Weglassen der Dorotheenkircbe aus dem Plane bieten,
mĂĽssen wir dafĂĽr ein einfaches Uebersehen des Zeichners vermnthen, ohne ans desshalb in der
erwähnten Zeitannahme des Planes beirren zn lassen. Denn noch weiter als höchstens in die Jahre
1438 oder 1439 die Entstehang unseres Planes znrĂĽckzaschieben , wagen wir nicht, da sonst der
Hauptgrund für unsere Annahme, nämlich der, den uns die Darstellung beider Stadtpläne auf dem-
selben Blatte gewährt, abgeschwächt würde. Wir halten den Umstand, dass Pressbarg ^) mit seiner
vierthĂĽrmigen Barg auch auf unserem Plane abgebildet ist, als den wesentlichsten Fingerzeig ftlr die
Zeitbestimmung unseres Denkmals. Wir mĂĽssen demnach bei unserer Ansicht bleiben und das Ent-
stehen des Planes in die Zeit Königs Albrecht IL bis höchstens Milte des XV. Jahrhunderts ^) setzen.
Als am 11. December 1437 mit Kaiser Sigmund sich das Auge des letzten Luxemburgers schloss,
fiel laut des luxemburg-habsburgischen Erb Vertrages vom 6. Februar 1364, schon im nächsten Jahre
die deutsche Königskrone und die Böhmens an des verstorbenen Königs Eidam, an den österreichischen
Herzog Albrecht V., das Haupt der einen Linie dieses Hauses, geboren 1397, volljährig erklärt 1411,
der auch im Jahre 1438 bereits König von Ungarn geworden war.
Doch waren es nur wenige Jahre, dass Deutschlands und Ungarns Kronen zum ersten Male vereint
mit dem österreichischen Herzogshute auf einem Herrscherhaupte, auf jenem des nunmehrigen Königs
Albrecht II. ruhten. Denn schon 1439 (27. October) starb dieser Fürst, der seit 130jähriger Unterbrechung
die WĂĽrde des deutschen Keichsoberhauptes von nun an bleibend an das Haus Habsburg brachte.
Wien begann in jener Epoche sich zu der ihr von der Vorsehung beschiedenen Machtstufe der
wichtigsten Stadt und des Hauptes von Oesterreich auf einer abwechselnd vom GlĂĽcke und Drang-
salen schwer heimgesuchten Bahn emporzuschwingen, trotzdem, dass ihr bereits durch die letztwillige
Bestimmung Königs Albrecht II. die Gefahr drohte, dieses Ziel nicht zu erreichen, indem derselbe so
sehr fĂĽr seine neue Residenz zu Pressburg eingenommen war, dass er letztwillig anordnete, seine
Söhne sollten dort, weil sie allen ihren Ländern gleich nahe wären, ihren Wohnsitz nehmen.
Schliesslich haben wir noch zu erwähnen, dass der colorirten und 20" breiten und 15" hohen
Originalzeichnung des Planes ein Massstab beigegeben ist, ĂĽber dessen bei seiner Anfertigung be-
absichtigten Zweck uns keine Aufklärung sich darbietet-, dass jedoch die heutigen Distanzen der
beschriebenen Gebäude von einander denen, welche sich mit Hilfe dieses Massstabes ergeben würden,
nur sehr wenig cutsprechen, daher dadurch unsere Eingangs ausgesprochene Ansicht, es liege dem
Plane gar keine Messung zu Grunde, fast nicht erschĂĽttert wird.
1) Die an der Donau gelegene Stadt Pressburg ist von einem ovalen, mit 9 Thürmen verstärkten Mauergtirtel
eingeschloBsen und sind deren Baulichkeiten, gleichwie es bei der Zeichnung des Innern der Stadt Wien der Fall ist,
nur durch drei Kirch engebäu de (die Dom-, Clarrisser- und Franciscaner-Kirche) markirt.
2) FĂĽr die Bestimmung der Zeit der Anfertigung dieses Planes ist auch eine Aufachreibung in den Stadtrech-
nnngen vom Jahre 1455 wichtig. Daselbst heiast es, dass der Stadtrath zur Herstellung der neuen Rinne fllr die Als
beim Alserthor mehrere Arbeiter aufnahm und dass 1456 bereits die Als in einer neuen Rinn; in den Graben rann.
Anmerkung der Redaction. Von Seite des k. Rathes Albert v. Camesina wurde die Mittheilung
gemacht, dass von der Stadt Venedig ein Plan aus dem XIV. Jahrhundert existire, ĂĽber welchen nebst dessen Abbildung
in den neuesten Publicationen der k. k. Central-Commission das Nähere zu finden sein wird.
X. Jihrg.
33
AĂźCHAEOLOGISCHE RUNDSCHAU IN NIEDER -OESTERREICH.
Nachdem in den XIV Bänden der Mittheilungen und in den fünf Jahrbüchern der k. k. Central-
Commission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale sich zahlreiche Aufsätze vorfinden, welche
ältere Kunstdenkmale in Nieder- Oesterreich besprechen, so glauben wir den Wünschen der meisten
Vereinsmitglieder gerecht zu werden, wenn wir zur möglichsten Vervollständigung des in unseren
Vereinsschriften gesammelten archaeologischen Materials ĂĽber Nieder - Oesterreich in dieselben von
Zeit zu Zeit einige mit Illustrationen ^) ausgestattete Auszüge derlei grösserer Aufsätze aufnehmen. Für
jetzt wollen wir uns beschränken auf die Kirche Maria am Gestade in Wien, die Kirche zu
Sievering, den Karner zu Tulln, die Piaristenkirche und die Spitalscapelle zu Krems und die
Karner zu Pulkau und Zellerndorf.
I. Die Kirche Maria am Gestade zu Wien^).
Ein gründliches Studium der älteren Architcctur kann der geschichtlichen Forschung über die Zeit der Aus-
führung der ehen in Betracht gezogenen einzelnen Werke nicht entrathen ; nur bei probehäl tigern Nachweise auf letzterem
Wege und unter Zurückführung auf durchaus gleichzeitige Belegstellen wird es möglich sein, die, gewisse Zeitabschnitte
beherrschenden EigenthĂĽmlichkeiten der Bauweisen, die doch nicht wie mit einem Schlage nach allen Richtungen hin
sich verbreiteten, nach den einzelnen Stadien der Entwicklung und Verbreitung zu grösseren Gruppen auszusondern, wie
dieses Aufgabe der wissenschaftlichen Behandlung einer Geschichte der Baukunst, vorerst in den einzelnen Ländern, dann
erst ihrer Gesammtheit sein muss.
Die sich wechselseitig unterstĂĽtzenden historischen und architectonischen Studien ĂĽber die einzelnen Denkmale
der Baukunst mĂĽssen daher festen Schrittes Hand in Hand gehen , und dĂĽrfen sich nicht eher ĂĽber den Abschluss der
Forschungen beruhigen, bis ihre Ergebnisse aus beiden Richtungen mit einander völlig in Einklang gebracht sind.
Ob an der Stelle der heutigen Kirche zu , Maria-Stiegen" schon damals eine Capelle errichtet war, als der Platz,
auf dem sie sich nun erhebt, noch nicht in den vom engsten Mauerringe umschlossenen bescheidenen Kaum des ältesten
Wien einbezogen war, darüber fehlt es an sicherer Kunde. Was aber bisher auch von dem Bestände eines Betkirchleins
an jener Stelle schon in den Tagen der Karolinger gefabelt wurde, hielt der ernsten Forschung durchaus nicht die Probe.
Das älteste bisher bekannte Document, welches eine für die Topographie Wien*s aus seiner Wiegenzeit bestimmte Kunde
bringt, nämlich der älteste, wenn wir so sagen dürfen, Plan von Wien, in neuerer Zeit von einem kenntnissreichen Forscher ^)
ans langer Vergessenheit ans Licht gebracht, nennt uns im Bereiche des damaligen Wien nur die ecclesia S. Roudperti,
gewiss die älteste Pfarrkirche, und die capella S. Stephani als gottesdienstliche Gebäude. Das mit Curia nostra
bezeichnete Gebäude, wohl ohne Zweifel der älteste Hof des Passauer Domstiftes, hai't an dem erhöhten Platze, wo heute
sich das Gotteshaus Maria am Gestade erhebt, zeigt in seiner Nähe keine Capelle, gibt also keinen Haltpunkt für die
etwaige Annahme des Bestandes einer solchen Stelle der heutigen Kirche schon zu jener Zeit.
1} Die k. k. Cent. Comm. hat mit dankenswerthem EDtgegenkommen die BonQtzang der bez. HolzstScke gestattet.
2) Der gedrängten Beschreibung der Maria-Stiegen Kirche wollen wir die Ton dem nm den Verein so sehr verdienten Gescbichts*
forscher Joseph Feil verfassto Baugeschicbte voraussenden , welche im II. Bunde der Mittbeilungen der k. k. Central- Commission
veröffentlicht wurde.
3) Die von Dr. Zappert der k. Akad. d. Wissenschaften in der Sitzung vom 9. Juli 1856 aammt einer geschichtlichen Einbe-
gleitung vorgelegte, wahrscheinlich den ersten Decennien d^s XII. Jahrhunderts angehSrige DELIKEATIO breuU horiomm uifuarum
domorum ae artarum unde habemus reditus, worunter wohl ohne Zweifel die Liegenschaften in Wien gemeint sind, von denen das Stift
Paisau Renten besog. Diese äusserst interessante Grundzeichnung wurde von der k. k. Uofbibliothek angekauft, und in treuer Copiu
durch die k. Akademie der Wissenschaften sammt Zappert's Aufsätze dazu in den Sitzungsberichten veröffentlicht.
Die Kirche Maria am Gestade zu Wien. 249
Die älteste Ui künde, die udb Wien bereits als Stadt (eivitasj erkennen lässt, vom Jahre 1137 <) nennt aber
schon die Kirche zu St. Peter (eccUsiam heati Petri}, welche Markfi^raf Leopold IV. damals dem Bisthum Passau im
Wege des Tausches ftlr einen Weinberg am Wartberg und fUr den halben Theil des Kirchengutes nächst der Stadt
(dotis juata eivitatenij, mit Ausnahme des Platzes, auf dem die Ställe erbaut wurden (exeeptis eurtilocia tibi 8tab%da sunt
constructa), gegen dem übergab, dass von nun an diese Kirche und die übrigen Bethäuser in demselben Sprengel
dem Wiener Pfarrer untergeordnet seien fut supradieta eecUsia et cetera oratoria ') in eadem barroehia eonseerata
deinceps in ivinnensis plebani sint regimine).
Ob unter diesen ĂĽbrigen Oratorien auch schon die Mariencapelle auf dem hier erh()hten Gestade des alten
Donaubettes, welches einst den heutigen Salzgries tiberfluthete, mit einbegriiTen war, ist zwar nicht ylSlWg gewiss, aber
doch wahrscheinlich, denn kurz darauf finden wir ihrer schon urkundlich erwähnt, nämlich im Stift briefe Herzog Hein-
rieh's H., genannt Jasomirgott, fĂĽr das von schottischen MĂĽnchen gegrĂĽndete Kloster vom Jahre 1158 \ wo, gleichwie in
einer späteren Urkunde vom 22. April 1161 *), der Marieneapelle am Gestade (eapella Sancte Marie in littore) unter
jenen innerhalb der Kingmauer Wien's befindlichen Capelien ausdrücklich erwähnt wird, welche, gleich jenen zu St.
Pancraz, St. Peter und St. Ăźudbert, dem neugestifteten Schottenkloster geschenkt wurden, das der Herzog, nachdem er
quosdam exulea et simplicea Scotos in frommer Absicht Hiifgeeammelt, diesen gewidmet hatte ^).
Ohne Zweifel klein und unansehlich war jene älteste Capelle auf dem Hügel hart am Ufer des alten Donaubettes,
und wahrscheinlich zunächst den nahean wohnenden Fischern als Bctkirchlein bestimmt, die auch hier, auf der damals
noch ringsum freien Erhöhung, den zwischen breitgestreckten Auen die Fülle eines Gewässers vertheilenden Donaustrom,
ihres Erwerbes unsicheren Bereich, bald besorgt, bald hoffnungsvoll ĂĽberschaut, und vor dem Bilde der Mutter des
Erlösers oft in brünstigen Gebeten um Schutz für sich und die Ihrigen gefleht haben mochten, wenn die aufgeregten
Wogen oder das vom ersten FrĂĽhlingshauche gebrochene Eis ringsum Tod und Verderben drohten.
Die Capelle wird immer zu unser Frauen am Gestade, auf der Stetten oder Gestatten (in litorej , genannt.
Der heutigen Bezeichnung als Maria - Stiegen liegt aber ohne Zweifel die Beziehung zu einer Stiege zu Grunde, die
nächst der Kirche vom alten Donauufer zur Erhöhung hinanflihrte, auf der die Capelle lag. So wird schon in einer Urkunde
vom 20. December 1381 eines ChĂĽrsners Haus ausdrĂĽcklich als an der Stieg pey unser Vrowe stetten ze wienn ge-
legen erwähnt ^).
Allmählich hatten sich um diese Marieneapelle herum, so weit das hier gegen Norden zu steil abfallende Ufer nach
den anderen Kichtungen hin Kaum gewährte, die Ansiedlungen und dadurch auch der Besuch des Kirchleins vermehrt.
Dieses aber war eben durch jene Umbauten mit den nahen Stadttheilen in unterbrochene Verbindung gebracht, und hatte
mit diesen auch das Loos des Verderbens zu theilen, als am 28. April 1262 eine furchtbare Fenersbrunst das eben
I) Wiener Jahrb. d Lit XL, A. El. 23-24j Man. boiea, 28, b, 102—3.
2} Unter Oratorium wnrde in den älteren Zeiten jedes zum dffenHichen und Privat- Gottesdienste mit Genehmigung des Bischofes
eingeweihte Gebäude, auch Capelle genannt, verstanden, welches sich mich illteren canonischen Satzungen von der Kirche (eeelesia)
insbesondere dadurch unterschied, dans das Oratorium der Gemeinde gegenĂĽber in keiner bindenden kirchenrechtlichen Beziehung stand,
und nicht lu einem regelmässigen Gottesdienste, nicht zur Ausübung der Seelsorge in einem gewissen Bezirke bestimmt war, nicht ein-
mal die bleibende Bestellung eines Beneflciaten (eapellanus) nothwendig machte, und dass in demselben zu bestimmten Pestzeiten
kein Gottesdienst abgehalten werden durfte, wie namentlich zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Epiphanie, Himmelfahrt Christi, Johannes
Bapt. Geburtsfeicr und an sonstigen Hanptfesten, zu welchen Zeiten nämlich alle Gläubigen den Pfarrgottesdienst besuchen
mussten. In Oratorien der Villen durften übrigens h. Reliquien nur dann aufgestellt werden, wenn sich ein CMeriker in der Nähe be-
findet, um bei den h. Gebeinen häufig zu psalliren. Eigene Cleriker durften aber nur dann für Oratorien ordinirt werden, wenn für den
Unterhalt derselben hinlänglich gesorgt war. Ein solcher gehörte nicht zum Canon (Cleriker-Katalog) der Stadt- oder Landpfarreien und musste
die oben erwähnten Uauptfeste in der Stadt feiern. Vergl. die Beweisstellen hiefür in D uc ange-He n sehe 1, Glost. med. et in/. Latin II,
125 — 6 IV, 122; Buss im FreihvLrger Kirchen- Lexieonl, 878— 8*^4, VIII, 361, u. H e f e 1 e Coneiliengesehichte 11, 636. 646, 665, 740, 758.
3) Hcrmayr, Wien I, c. IT. B. 15—21. Die Echtheit dieser Urkunde, verglichen mit Afon. boiea , 29, b, 436, und den in
Meiller 's Babenberger Regesten S. 227, n. 221 angeregten gegründeten Bedenken, vorausgesetzt. Worauf sich die in Reiffe nstuel'«
Vienna Gloriota , Wien noo, Tit III, S. 4 vorkommende Angabe des Jahres 1154 als jenes der Erbauung dieser Capelle grĂĽndet, isr
dort nicht angegeben,
4} Hormayr a. a. O. S. 25—27. Diese Schenkungen wurden am 27. Febr. von Herzog Leopold, im Febr. und Mai 1?57 von
K. Friedrich IL bestätiget. Ebenda S. 45, 75, 77.
5) Ueber die Schottener Mouche in Deutschland ist zu vergleichen W^attenbach's eben so grĂĽndliche als anziehende Ab-
bandlang über die Congregation der Schottenklöster in Deutschland, in Quast undOtte's Zeitschrift für christliche Archüologie und
Kunst, Leipzig 1856, I, 21 s. f.
6) Mon. boica, 30, b, 359 — 60.
33*
250 ^ic Kirche Maria am Gestade zu Wien.
aufblühende Wien in so grüsslichem Umfange eingeäschert hatte, dass kaum der zehnte Theil der Stadt vom verheerenden
Elemente verschont geblieben war. Nur das Schottenkloster blieb unversehrt; die ĂĽbrigen Kirchen und Capellen sammt
der Pfarrkirche , insbesondere auch das Marienkirchlein am Gestade (ecelesia Aancte Marie in littore) wurden ein
Raub der Flammen *).
Zufällig wurde eben zu jener Zeit, als das Kirchlein in seinen verödeten Trtlmmom dalag, ein heftiger Streit
zwischen dem berĂĽhmten Wiener Pfarrer Gerhart und dem leidenschaftlichen Schottenabte Philipp ĂĽber die AusĂĽbang der
pfarrlicheu Rechte, über die Zuständigkeit der Kirchen (eccUHae) der heil. Maria am Gestade, St. Peter, St. Rupert
und St. Pancraz in Wien, über Zehente, Opfergaben und Sterbegelder geftlhrt, wobei aber der Abt die änssersten Gränzen
der Mässigung weit überschritten hatte. Dieser schon ans der Zeit vor 1258 angesponnene Streit ward unter ärgi*rlichem
Verlaufe erst nach dem Jahre 1269 ausgetragen ^).
Der Endspruch ĂĽber diese Angelegenheit wurde bis jetzt noch nicht bekannt, im Verlaufe der Verhandlung aber,
freilich nur laut einer etwas verdächtigen Urkunde vom 28. August 1265 '), dem Schottenkloster insbesondere die Marien-
capelle am Gestade zugesprochen.
Zu welcher Zeit das Kirchlein eigene Priester mit bleibendem Wohnsitze erhielt, darĂĽber gibt eine Urkunde vom
27. Februar 1276 bestimmte Auskunft. Otto, Haymons von NeuenbĂĽrg Sohn, gewesener Stadtrichter von Wien, hatte in
seiner letztwilligen Anordnung der Mariencapelle am Gestade (Capelle nancte Marie super Htus) ein Hans pro sacrietia
prefate capelle facienda gewidmet, damit die Priester dieser Capelle, nämlich die dort den Gottesdienst verrichtenden
und Psalmen singenden Capläne und Cleriker, daselbst ihren bleibenden Wohnsitz (residentia) haben. Dieses Haus,
später des Pfarrhofes Zuhaue genannt, wurde denn auch von seinen SOhnen und Erben, Heymo und Otto, nach der
mildthätigen Widmung (elemosina) und zum Seelenheile des verstorbenen Vaters ftir jene Bestimmung von dem, wegen
Schulden zur Hindangabe der Realität genöthigten Wiener Bürger Wiernto angekauft, und darüber die bemerkte Ur-
kunde vom Jahre 127G ausgestellt «). Gegenüber allfälligen Ansprüchen des Schott«nabtes auf dieses Haus sollten aber
Heymo und Otto Gewähr leisten.
Dennoch muss die Marienkirche selbst als damals noch dem Schotten kloster zuständig angenommen werden, denn
am 20. August 1302 vertauschte der Wiener BĂĽrger Griffo (GreifF), mit Zustimmung des Passauer Bischofes Wemherr
und des Herzogs Rudolph , die St. Ulrichscapelle in Zaismannsprunn ausserhalb den Ringmauern Wien's (die heutige
Kirche zu Maria-Trost in der Vorstadt St. Ulrich), dessen Patronatsrecht ihm und seinen Erben zustand, an den Schot-
tener Abt Wilhelm fĂĽr die Capelle zu Maria am Gestade innerhalb der Mauern Wien*s mit allem dem Abte auf die-
selbe zugestandenen Rechte ^), welchen Tausch der Salzburger Erzbischof Chunrad am 25. October 1303 insbeson-
dere bestätigte. Als Patron dieser Capelle hatte dieselbe Ritter (miles) Griffo unterm 2. December 1302 zu seinem
und seiner Vorfahren Seelenheil mit ergiebigen Einkünften ausgestattet, so mit einem Weingarten nächst der Kirche
zu Ottakring, mit Gülten von einem Hause des Jägers Richer, von jenem des Schnitters (atipulatoris) Dietrich vor
dem Werder- Burgthor, endlich von dem der Chomerin, damit der Caplan davon auch einem zweiten Priester, einem
Subdiacon und Scholaren den Unterhalt darreichen kOnne, wogegen jedoch unter bindenden Verwahningen ftir den
Unterlassungsfall gewisse näher bezeichnete gottesdienstliche Verrichtungen abgehalten und feierlich begangen werden
mussten. Weiters gestiftete EinkĂĽnfte hatten die Bestimmung vor dem Marien - Altare in dieser Capelle ein ewiges Licht
zu unterhalten *).
Elspet, die Laubeobergerin, ohne Zweifel des Ritters Greiff Schwester, hatte zv vnser vrawen ChappeUen auf
der Stetten ze Wien eine BurgrechtsgĂĽlte von Geislitzer s Hause, pei der Ooltsmid gelegen , zur frommen Erinnening an
ihre Eltern und Vorvordern gegeben. Elspet's damals noch minderjähriger oder wenigstens zur eigenen Vermögens -Ver-
waltung nicht reifer Sohn, Jans der Laubenberger, war aber mit seinem Oheime, dem Ritter Greiff, ĂĽber den Nachlass
t) Pcrtz, Mon. Germ. hist. SS. IX, 645, 44—47; vgl. mit 7«fl.
2) Vergl. Fei 1*8 aus den Documenten der Man. boiea. und Hormayr's Wien fifelieforte ĂĽebersicht des VerUofes dieser Ver-
handlungen in Sclimidl's österr. Bl, /. Lit. u. Kunst, 1S44, U, f.V).
3) Horinayr a. a. O. I, U. B. 25, y^\. mit Feil a. a. O.
4) Hormayr a. a O. VI, U. B. 6— S, nach dem noch vorhandenen Originale im Wiener Stadt-Archive abgedmckt.
5) Hormayr's Wien H, U. B. 89-91.
6) Mon. boiea, 30, b, 13—14, 18—19. Auch die Nachfolger des Ritters Oreiff wurden nach dieser Capelle zubenannt, so Ritter
Jans der Oreyf pey vnser vrowen auf der Stetten zu Wienne, 23. M»i 1839. Hormayr's Tasehenhueh 1844, 416.
Die Kirche Maria am Gestade zu Wien. . 2Ă–1
seinur Mutter in einen Streit gerathen, welcher unterm 6. Juni 1*^09 dahin ausgetragen wurde , dass Jans auf die eigene
Gebarung mit dem Vermögen so lange verzichtet, bis seine Verwandten sehen werden, öclz ich ao sinnich vnd so witMich
worden sei, dckz ich ez selb verwesen mckg ^).
Ein weiterer Streit hatte sich nach dem Ableben des Kitters Greiff zwischen Dietrich und Jakob Chrannest
sammt ihren Hausfrauen, gegenĂĽber Ofmeyen Kern Greyfen wythwen bey vnser vrowen auf der Steten und ihren ÂŁrben,
die das Lehen undKccht der Verleihung an dieser Marieneu pelle besitzen, wegen der Mauer zwischen dem Chrannester und
dem Beneficiaten - Hause (widern - Hause) der gedachten Capelle entsponnen, der unterm 6. December 1321 dahin ent-
schieden wurde, dass auf dieser Mauer, so weit sie vom hinteren Garten aus an das Thorgewölbe im Hofe reicht, die
Besitzer des Chrannester Hauses und der jeweilige Inhaber des Widemhauses ^ nach Belieben, doch ohne Schaden des
Nachbars, an- und aufmauern und Balken einlegen (ze trämen) dürfen ; soweit jedoch die Mauer vom Thorgewölbe bis an
die Strasse reicht, wurde keinem Theile eine Fenster- oder Rinnen-Servitut zu Gunsten des Nachbars auferlegt *).
Da derFrauencapelle am Gestade fast ununterbrochen urkundlich erwähnt wird, so darf mit Sicherheit angenommen
werden, dass sie nach dem Brande im Jahre 1272 bald wieder hergestellt worden sei. Sichere Angaben fĂĽr die Zeit der
Ausfuhrung dieses Emeuerungsbaues sind bishf-r nicht zum Vorschein gekommen 3).
Es wurde zwar in neuerer Zeit die Hypothese aufgestellt, die älteste Mariencapelle sei nicht auf der Höhe der
heutigen Kirche, sondern am Fusse des HĂĽgels, an der Stelle eines Theiles des frĂĽheren Passauer Hofes am Salzgries ge-
legen gewesen ; allein die hiefUr vorgebrachten GrĂĽnde sind keineswegs Ăśberzeugend ^).
1) Mon. boica, 30, b, 41—43.
Z) Dieae, fĂĽr das Verfol|?en der allmĂĽhlichen EinbĂĽrgerang des rdraischen Rechtes in die alten germanischen Satzangen ansiehende
Urkunde ist Mon, boiea, 30, b, 94—97 abgedruckt. Nachbarliche Zugeständnisse zu Gunsten des gedachten Widemhauses, und zwar be-
zĂĽglich auf die Servitut der Einlegung von Balken in die Nachbarmauer, vom 11. Nov. 1334, und zur Wasserableitung auf den fremden
Boden, vom 15. Aug. 1335, befinden sich ebenda, S. 148 — 150. Für die ältere Topographie der nächsten Umgebung der MarieucMpellc
anziehend ist aber die Erwähnung des Otto - Haimischen Hauses, daz da leit an vnser vrowen ChappelUn Chor auf der Steten ze
Wienne, 12. März 1343 (ebenda 170-177). Die Urkunde vom 19. Febr. 13^7 (S. 223-«25), laut deren Jans der Greyff seiu Hans gelegen
ze Wienn, Niderhalb vnserr Vrawn Chappell auf derStetten vnd pet niden autz vnz an den Saltzgrie zz, sammt Zu-
gehör, als : das Kirchlehen der gedachten Capelle und das Gwelih , daz vnder dem vorgenanten Hau$ stet mit dem Oärtlein vor dem
seihen öwelih vntz für das läuhel hin gegen der Padstuben über, endlich der Stadel bei der Tunaw vor der Rinehmawr
nnder den Holtzzern als er von alter her ehömen int. dazu den sogenannten Tum - Garten vor dem Werderthor oberhalb den
Ledraeren sammt den zwei Herbergen vor demselben u s. w. dem Passauer Bischof Gottfried verkauft hat, aus welchen Entitäten
<ier nachmalige Fassauer-Hof am Salzgries entstanden ist .
3) Der Ablnssbrief des Baseler Bischofs Peter vom S.Juni 1305 zu Gunsten der Capella beate virginis Maria noue e truet ure
in eiuitate winensi (Hormayr'a Taschenbuch 1843, 378) könnte vielleicht, bei oberflächlicher Betrachtung, auf unsere Capelle, somit
auf einen zu jener Zeit vorgenommenen Umbau derselben, bezogen werden wollen. Allein diese Indulgenz nimmt ofifenbar auf den ersten
Bau der Salvator-Capelle im heutigen Wiener Ratbhause Bezug, die um 1300 erbaut, wohl urkundlich, wie z. B. 5. Jänner 1356 (a. a.
O. 382) als: Chappelle vnser Vrowen, in der Purger Rathaws ze wienne herrn Otten Hayn Stiftung sälig bezeichnet, später aber
im Volksmunde allgemein die Ottenhaifu - Capelle genannt wurde, welche Benennung aber, da sie von Unwissenden auf einen Heiligen-
namen bezogen wurde, in Folge eines Breves des Papstes Leo X vom 10. Juni 1515. zum Unterschiede von andern Marien-Capellen in
Wien, in jene : Capella saneti Salvatoris umgeändert wurde (Fischer, Br. not. urb. Vindob. I, 174 — 180). Uebcr die Geschichte
dieser Capelle ist zu vgl. BMscher a. a. O. I, 172—180, mit Berichtiguncren und Nachträgen im Snppl. I, 29; (Bergenstamm)
Ürspntng und Geschichte der Kirehe St. Salvator nächst dem Rathhause der k. k. H. u. R. St. Wien. 1812; Schlager, das Wiener
Stadt' Rathhaus (Wiener Zeitung vom 7. Nov. 1844), ferner Mittheilungeii des Alt. Ver. IT. und Karl Weiss's Rathhauscappelle.
4) Von FürstLi ch no wsky in eewen Denkmalen der Baukunst undBildnerei des Mittelalters in dem österreichischen Kaiser-
fAum/, 1, 13, und von Bökh, der in seiner, im J. 1821 in 2 Auflagen erschienenen Gesch. der Kirche Maria -Stiegen in Wien (I, 4; II, 8 — 9)
Folgendes anfährt: Am Zuhause dieser Herberge (das an einer Aue gegen den Schottenberg gelegene Einkehrwirtshaus, genannt zum
Wolfe in der Aue) lag die Marien 'Capelle hart am Fusse der Gestalt en (heute noch ein Theil des Passauer Hofes).
Von ihr steht noch ein Pfeiler aus Quadersteinen mit mehreren gespannten, heute in den Passauer Hof eingemauerten, gothi-
sehen Spitzgew ölben, von welchen noch einige in der Zugangsstiege über eine Statue des heil. Johannes von Nepomuk zu sehen
sind. Allein absehend davon, dass die Anführung von Pfeilern und gothischen Spitzgewölben jedenfalls auf einen Baustyl hindeutet, in
welchem das älteste Gebäude dieser Capelle , nämlich zum mindesten aus der Zeit der Mitte des XIL Jahrhonderts herrührend , gewiss
nicht ausgefĂĽhrt sein konnte , so ist die Bemerkung, dass die obige Annahme von der Lage der ursprĂĽnglichen Capelle am Fusse des
HĂĽgels aus dem Schottener Stfftbrief zu folgern sei, durchaus irrig, indem dort nicht eine Stelle enthalten ist, welche zu dieser Folge
berechtigte. Es könnte etwa auch die Vermuthung angeregt werden, dass die erwähnten, 1821 beim Abbruche des alten Passauer Hofes gc
falleneo Reste von einer früheren Capelle, etwa der Kirche San et Pauls herrührten, welcher im XIV. Jahrhundert öfter, und zwar
1333, als in der Nähe des Teuffen Graben gelegen (Hormayr's Wienj VII, U. B. 219, vgl. 231) erwähnt wird. Allein hierunter
ist nicht der heutige tiefe Graben im Innern der Stadt Wien , sondern eine Oertlichkeit in der beutigen Vorstadt Erdberg zu verstehen;
denn 1394 wird dieser sand Pawls kirichen ausdrĂĽcklich als gelegen bey Erdpurkch gedacht. ^Ogesser, St. Stephanskirehe, Anh. 97;
vgl. ancb Hormayr 1. c. IX, a, 24.) — Gegen die Annahme, dass die älteste Mariencapelle nicht auf der Höhe, sondern am Fusse
jenes Hügels gelegen sei, auf dem sich das dermalige Kirchengebäude erhebt, muss jedenfalls in Erwägung kommen, dass die Marien-
252 ^^^ Kirche Mari» am Gestade zu Wieo.
Von wichtigem Belange dagegen ist das im Testamente Jansens des Obristen Chapplana der ChappMtn unser vrowen
gelegen auf der Stetten ze wienn vom 9. August 1369 enthaltene Legat der Widmung gewisser EinkĂĽnfte zur Stiftung
einer ewigen Messe auf sand Andres altar gelegen hin den in der alten Chirehen der obgenanten ChapptUen, welcher
er überdiess auch ein Messbuch, zwei Messgewänder, einen Kelch und ein Mettenbuch vermachte *).
Da hier von einer hiuteren alten Kirche die Rede ist, so setzt dieses offenbar bereits den Bestand einer vor-
deren neueren Kirche voraus, und die Wahrscheinlichkeit spricht dafĂĽr, dass diese sogenannte alte Kirche, zumal wenn
deren innerer Raum mit jenem des neueren Gebäudes in unmittelbarer Verbindung stand, in der dem Hauptaltare der
letzteren entgegengesetzten Richtung sich befand; denn man pflegt in einer Kirche zum Hanptaltare hinvor zu gehen, und
was diesem entgegcnliegt, als mit rUckwärts (hinten) zu bezeichnen.
Dass um die Mitte des XIV. Jahrhunderts an dieser Kirche wirklich ein Neubau vorgenommen wurde, ist gewiss.
Im Testamente des Grafen Chunrat von Schaunberg. ddo. Ort, 12. Mai 1353 wird nämlich ausdrücklich ein Legat von
30 Pfund zum Bau von unser Frau auf der Stätten ausgesetzt >). Im Zusammenhalte mit anderweitigen gleich-
zeitigen Belegstellen dĂĽrfte sich aber unzweifelhaft herausstellen, dass unter diesem neuen Aufbau der hohe Chor mit dem,
in der Bauanlage damit ĂĽbereinstimmenden Theile des Langhauses gemeint war. Zahlreiche Belege spreche a dafĂĽr, dass,
wenn irgend ein Kirchenbau eben im Werke begriffen war, in den ietztwilligen Anordnungen (Testamenten, damals
Geschäfte genannt) einzelne Legate namentlich zur inneren Ausschmückung, zur Verzierung der Fensterräume mit far-
bigen Gläsern u. s. w. vorkommen. Nun finden wir im Testamente des reichen Wiener Bürgers Perchtold, des Schützen-
meisters gleichen Namens Sohn, vom 9. August 1340 insbesondere folgendes Legat ausgesetzt: Um ein Glas in da»
erst grozte Fenster in Unser Frauen Chor auf der Stetten ze Wienn an der Zeil (Gasse) gefegen gegen des Maeser-
leins Haus über dreizzig Pfund Pfen. ^). Dürfen wir wohl annehmen, dass damals in einem älteren Kirchengebäude, be-
reits hohe Chorfenster vorhanden waren, ftir deren AusschmĂĽckung noch ein, nach den damaligen Werthsver-
hältnissen so ansehnliches Legat gemacht wurde; würde mit der Annahme eines älteren, als des noch heut zu Tage
vorhandenen Chores, also ohne Zweifel noch romanischer Bauweise mit halbrundem AbschlĂĽsse und kleineren rundbogigen
Fensterräumen, die Erwähnung von grossen (d. i. hohen) Fenstern am Chore wohl überhaupt in Einklang gebracht
werden können ? — Betrachten wir nun insbesondere die herrlichen Glasschildereien ^), mit denen die drei hohen Fenster
am Chore unserer Marienkirche ausgefĂĽllt sind, so gewahren wir insbesondere in einer unteren Reihe des an der Epistel-
seite des Altares befindlichen Fensters die gerüstete Gestalt des Osterreichischen Herzogs Rudolph IV. (1358—1365) mit
zum Gebete aufrecht gehaltenen Händen, darunter die Worte:
Mcti I Ă–olf 8 I Ă–nr . a I tiPr(ie).
Wenn nun gleich keine einzige der die Regiernngsperiode dieses Herzogs beleuchtenden zahlreichen Urkunden
eine Andeutung enthält, dass er, der in Wien so manche grossartige Stiftung gemacht, auch das neue Kirchengebände
zu Maria am Gestade selbst ausführen Hess, so dürfte doch das erwähnte Glasgemälde den, wohl kaum mit Grund anzu-
greifenden Beweis liefern, dass dieser Chor wenigstens während seiner Regierungszeit ausgeführt worden sei.
capelle in einer Urkunde von 1276 ausdrücklich als super litus, sowie späterhin immer als auf der Stätten gelegen, beieichnet wird
(I. c. VI, U. H. 7). Sollte dagegen das Bedenken eingewendet werden, dass es in den ältesten, oben berufenen Documenten stets in
litore, also so riel als: hart am U/er gelegen bedeute, so weisen wir darauf hin, dass auch nach U76 die Lage der Capelle wieder
in litore, bezeichnet wird, so z. B. 1302 (1. c. II, U. B. 90) u. s. w. } wonach also jenem, eben einmal zur völlig genauen Angabe der
Lage gewählten super, nicht etwa eine, auf den Eintritt einer Aenderung in der Lage unserer Capelle hinweisende Bedeotang beigelegt
werden kann. 1482 wird diese Kirche auch ad Beatam Virginem in Portu genannt (Pez, S. S. %, 440).
1) Mon. hoica, 30, b, 293— 285.
2) Staiz, im Not, Bl. /. Kunde österr. Oeteh. Quell. I, 345.
3) Hormayr's Wiwi, ĂĽ B. 231.
4) Der am 20. August 1855 der Cholera - Epidemie als Opfer gefallene Wiener Bildbauer Thomaa Mariik (geb. lu Pisek in
Böhmen 10. Decembcr 1807), welcher als früherer Frater der Redemtoristen-Congrcgation (1826 -1847) den damaligen Hauptaltar in der
Kirche zu Maria-Stiegen 1843 entworfen und 1845 in Angriff genommen, zu Weihnachten 1846 vollendet hatte, fand sich, durch die eben
bei jenem Altarbaue gebotene gute Gelegenheit zu genauer und naher Beschauung veranlasst , diese Glasmalereien, die ohne Frage aU
ganz bedeutend bezeichnet worden können, in der Grösse des Originals getreu zu copiren.
Die Kirche Maria am Gestade zu Wien. 268
Weiterhin finden wir in der urkundlichen Erwähnung von der Gründung neuer Altäre in dieser Kirche, und nament-
lich im Chore derselben, nicht minder gewichtigte GrĂĽnde zur Annahme, dass dieser Chor vor Ende des XIV. Jahrhunderts
bereits vollendet war, und dass die Erbauung desselben noch in die Zeiten Herzog liudolph's IV. zurĂĽckreichen dĂĽrfte.
So stiftete der Wiener BĂĽrger Niclas der Drohtiauf laut Urkunde vom 18. Juli 1363 in der CapeĂĽe vnser wowen avf der
Stetten ze wienn in dem chor ainen altar in den em der heiligen aindief Taweent Mayde, und dazu eine ewige Messe,
deren beider Lehensherr (Patron) er selbst, nach seinem Tode aber der Wiener Stadtrath sein sollte 0. Femer wurde
kurz vor dem Jahre 1394, wo der Grundstein zu einem Neubau an dieser Capelle gelegt wurde, ein anderer neuer
Altar in dieser Kirche gebaut und reichlich bestiftet, was wolil ebenfalls schwerlich in einem eben der Demolirung
bestimmten Gebäude stattgefunden haben düifte. Die Gründung dieses Altares fand in folgender Weise Statt. Der reiche
und mächtige herzogliche Hofmeister Johann von Liechtenstein hatte snmmt seinen Brüdern das Patronatsrecht auf die
Mariencapelle auf der 8tette>i vom Passauer Bischöfe gegen dus, bis dahin dem Hause Liechtenstein zuständige Patronats-
recht auf die Pfarre zu Altliechtenwarth (V. U. M. B.) eingetauscht, so dass von nun an das Patronat der Frauencapelle
ausschliesslich denen von Liechtenstein-Nicolsburg zustand. Johann von Liechtenstein hatte sich eben auch vorgenommen,
'ia ainen Tum zu stiften % also die Capelle zu einer Dom- oder Kathedralkirche zu erheben. Am 29. November 1391
stiftete er nun unter Widmung von 30 Pf. 38 Pfen., welche von GĂĽtern zu Altliechtenwarth, Poisdorf, Helma in der Pil-
lichsdorfer Pfarre und Wendung dienstbar waren, ein gesungenes FrĂĽhamt mit zwei Steckkerzen zu jenem AltMre in der
gedachten Capelle, den er von Newen dingen gepawt vnd gestiftet hatte, zu Ehren unserer Frauen, St. Johannes und
St. Hieronymus '). Es ist doch wohl kaum anzunehmen, Johann von Liechtenstein werde einen neuen Altar zu so be-
sonders solenner Feier in einer Kirche errichtet haben, deren Gebäude damals, entweder der BaufÜlIigkeit oder der be-
schränkten Räumlichkeit wegen, bereits der gänzlichen Abbrechung nahe war, was doch der Fall gewesen sein mtlsste,
wenn die Grundsteinlegung im Jahre 1394 sich auf das ganze Kirchengebäude, also auch auf jenen Theil, in dem sich
der neue Altar befand, bezog, während alle Bedenken entfallen, wenn angenommen wird, der neue Altar sei in dem
damals bereits ausgefĂĽhrten neuen Chore gebaut worden.
Des bereits erwähnten Andreas- Altares in der hinteren alten Kirche, die also damals noch immer bestanden haben
muss, finden wir noch gedacht, als der Passauer Bischof Johann unterm 28. August 1386 die, vom seither verstorbenen
Johann Gnemhartel ^), wahrscheinlich einem Wiener BĂĽrger , zum Andreas - Altare gestiftete , und damals eben vacante
ewige Messe (ex certis causis et motiuis racionabĂĽibus) mit der Capelle (heate marie virginis in litorej fĂĽr immer vereinigte
(annectimus et vnimus) '). Selbst diese Unirung könnte etwa ihren Grund darin gehabt haben , dass der Altar , zu dem
die Messe gestiftet war, sich in einem damals vielleicht bereits baufälligen und der baldigen Abbrechung entgegen-
sehenden Gebäude befand, welches Beneficium nunmehr auf die Capelle überhaupt übertragen wurde.
Wie erwähnt, wurde im Jahre 1348 derCaplan an der Mariencapelle Otto Gnämhartel (1321—1348) zugleich auch
Pfarrer genannt, also eben um die Zeit, wo das oben erwähnte bemerkte Vermächtniss für ein (gemaltes) Glas in eines
der hohen Chorfenster gemacht wurde. Wir werden sogleich eine Beweisstelle vorbringen , der zu Folge vor dem
Jahre 1394 die Wohnung des obersten Caplans und der ihm beigegebenen zwei Priester, welchen seit 1391 fĂĽr das
Liechtensteinische FrĂĽhamt ein vierter Priester beigestellt war, auch schon als Pfarrhof bezeichnet wurde. Dennoch darf
aus diesen Bemerkungen nicht gefolgert werden, dass die Mariencapelle am Gestade schon damals im eigentlichen Sinne
zur Pfarrkirche erhoben worden war, sondern der oberste Caplan und Verweser muss bis dahin nur als Pfarr-Rector
betrachtet werden, der, nicht bleibend als Pfarrer bestellt, den Gottesdienst anzuordnen und zu ĂĽberwachen hatte, keines-
I) Orif^inal • Urkunde im Wiener Stadt • Archiv. Dieser Metsestiftung wird noch 1531, aU mm 8t Urs a la- Altar e ge-
macht, erwähnt.
t) Mon. boiea, 31, b, 81.
3) Mon. boiea, SO, 4137-418. In diesem Stiftbriefe, von dem sieh ein mit jenem Abdrucke völlig flbereinstimmendes gleichseitiges
Pare auf Pergament mit daraohängenden Siegeln im Wiener Stadtarchive befindet, sind zugleich sehr umständliche Cautelen sur
Aafrecbthaltung der Stiftung sowohl als fUr die unversehrte Erhaltung demjenigen enthalten, was er und seine Brflder, ihre Gattinnen
und Erben der gedachten Capelle an Monstranzen, Eeiltüm oder Clainat gehen wärden.
4) Im J. 1333 finden wir nämlich einen Wiener Barger Friedrich Onaemhaertletn erwühni (Hormayr's Wien, VII, U. B. i\9)
und ein Otto Onämhertel, auch Onämhärtlein genannt, war 13-21 — 1348 Caplan hey vnser vrowen auf der Steten (Mon. boiea, .30,
b, 94— M, 177) Horroayr 1. c. 131 { Fontes Her. Aust [Dipl et aeta] VI, 298, 299, 302) und wird insbesondere 1348 pharrer vnd
Chapplan vnser vrowen auf der Stetten genannt (a. a. O. 299).
5) Mon. hoiea^ 30, b, 376.
2Ă–4 ^>6 Kirche Maria am Gestade zu Wien.
wegs aber das eigentliche Seelsorgeramt in einem angewiesenen bestimmten Sprengel im ganzen Umfange ausĂĽben durfte i).
Johann von Liechtenstein (Boro Baronie de Lyehtenstein Olomucensis diocesU) hatte sich daher, als Patron der gedachten
Mariencapelle, an Papst Bonifaz IX. mit der Bitte um dsis Zugeständniss gewendet, dass der Rector dieser Capelle, fiir
dessen anständigen Unterhalt durch zureichende Austattung gesorgt sei, persönlich nfichst der Capelle wohne, und damit
irgend eine höhere geistliche Würde, ein Kirchenamt, oder ein Curatbenciicium >) erlange. Der Papst, geneigt diese Bittt'
zu willfahren, delegirte unterm 20. Jänner 1393 den Schottener Abt in Wien zur Erhebung des Sachverhaltes und er-
mächtigte ihn zugleich, wenn sich die angeführten Umstände bewähren, das diesem Zugeständnisse Entsprechende auszu-
führen (statuere et ordinäre). Und in der That finden wir bereits unterm 28. Juli 1393 des Gerhart Salman alsPfarrer
der Chappellen dacz vnaer fraivn auf der Stetten erwähnt, welchem damals Johann von Liechtenstein das, zwischen
seinem grossen Hause ^) und dem zur Capelle gehörigen pharrhoff gelegene, vordere Haus mit dem Hofe und allen Ge-
mächern (mit Ausnahme der gegen der Twenaw gelegenen hinteren Gemächer, die sich Liechtenstein vorbehalten hatte
ausdrĂĽcklich zu einem pharrhoff vnd wonung iiberliess, wofĂĽr Pfarrer Gerhart dem Liechtensteiner den im Pfanhof)
der Capelle Twenaw halber gelegenen Keller mit allen auf demselben befindlichen Gemächern vnd denselben stokch mit
allen gemechen auf vnd auf mit dach, sammt dem hinter tiemselben Stokch gelegenen Garten abtrat *j.
Sollen nun derartige Zugeständnisse und Begünstigungen, sollte die Beigabe von vier Priestern wohl erkläriich
sein, wenn das Gebäude der Capelle, auf welches sich dieses alles bezog, noch ranmbeschränkt und bereits baufällig war,
so dass eben zu derselben Zeit ein, die gänzliche Abbrechnng des bisherigen Bauwerkes bedingender, völliger Umbau
vorgenommen werden mussteV — Denn es ist durch ein gleichzeitiges Zeugniss beglaubiget, dass am 2. Juni 1394 ') der
erste Stein zur Marienkirche am Gestade durch eben jenen Bau- und Steinmetzmeister Michael gelegt wurde, den wir
aus anderen gleichzeitigen Aufzeichnungen mit dem Zunamen W ein wurm als HauseigenthĂĽmer in Wien, dann als Herzog
Albrecht's III. Baumeister kennen, der das herzogliche Schloss zu Laxenburg, die gothische Deuksäuie nächst Wiener- Neu-
stadt, die Spinnerin am Kreuz genannt , und vielleicht die schöne St. Wolfgangscapelle zu Kirchberg am Wechsel erbaut
hatte, und der 1418 bereits gestorben war. Aus der allgemeinen Abfassung der , die Grundsteinlegung bei Maria am
Gestade im Jahre 1394 bezeugenden Stelle könnte ohnehin gefolgert werden, dass damals ein gänzlicher Neubau der
Kirche stattgefunden habe. Allein wenn das oben AngefĂĽhrte in seiner Zusammenfassung wirklich die Annahme
zu festigen vermag, dass der noch jetzt vorhandene Chor sammt dem, der Anlage desselben entsprechenden Schiffe
mit seinen von Kreuzgurten geschlossenen Gewölbjochen schon der Mitte des XIV. Jahrhunderts entspreche, so muss
der Neubau, mit welchem 1394 begonnen wurde, offenbar auf die Fortsetzung des heutigen Kirchenschiffes vom Thurme
angefangen bis zur Stirnseite mit der von einem Stein baldachin gekrönten Eingangshalle bezogen werden. Um dieser
D'AIs beftchteniwerthes Unicum fĂĽhren wir an, dass zu jener Zeit (1389) der gelehrte Theologe Heinrich Langenstein von
Hessen, der loerst den neu gegrĂĽndeten Katheder der Qottesgelehrsamkeit an der Wiener Hochschnle bestiegen hatte, in der Kirche zu
Maria-Stiegen einen Sermo de eoneeptione B. Virginis hielt. {Scriptores Uni versitatis Vienn. I, 52.)
t) Äliquam dignitatem , u«2 aliquem personatum (?) ieu aliquod ofßcium aut bene/icium euratum paei/iee asaequi coniingat ;
Hormayr, Wien, II, U. B. 85—86. Unter Curatbeneßeien werden bekanntlich Kirchenämter verstanden, mit denen in Folge besonderer
bischöflicher Ermächtigung, die Ausübung der Seelsorge, jedoch unter gewissen Beschränkungen verbunden ist
3) Wahrscheinlich an der Stelle des heut zu Tage mit Nr. .^08 bezeichneten Hauses, zum h. Chrittoph benannt.
4) Mon. boiea, 30, b, 424 — 425.
5) Auf den Deckeln eines noch vorhandenen alten Rent- und Gültenbuches der Wiener Stadtgemeinde finden sich nämlich von
gleichzeitigen Händen folgende beachtenswerthe Angaben niedergeschrieben : Die 10 mtn${\)$ julij (leider ohne Jahresangabe jnehoatu(Bi
pont(ui) a(nte portam) stubarium}.
Die 2 junij Mgr (magister) lapieida miehahel posuit p{ri)mam lapidem eere (ecclesie) tee (sancte) t;(ir)^mw marie in litore I39>s
(1394). Ueber diesen Meister Michel ist zu vergleichen die Zusammenstellung der auf ihn bezĂĽglichen urkundlichen Beweisstellen in den:
Ber. und Miith. des Wien. Älierth. Ver, I, 291—292.
Die 8 (4) octobr do itekch man die frown Vi9A (1397). Wahrscheinlich wurde damals die 5fter bei Frauen in Anwendung ge-
kommene Todesstrafe des Erträiikens oder Erstickens auch in Wien an einigen straffHlligt n Weibern vollsogen. (Vgl. Grimm, Rechte'
alterth. 696-099; Wilda, Strafrecht der Germanen I« 506—7; Schlager, Wimer Skizzen, IV, 14—19; Ziemann, WB. 428;
Graff VI, 636 vgl. mit 627; Diefenbach II, 325; Seh melier III, 610.
Sbbo (Sabbato) an(te) qsi (quasi-) modo peniti |i. April) Riten aw8 ze wienn indaz gerawn h(erT) vir (ich) t;o(n) daeh8p(er)eh
di ezeit ^n^mar(schalch) in 08ter(re\ch) h(err) friedr(\ch) vo(n) waltse h(err) h{ei)nr(\ch) voin) zelkking vnd d(er) ottensteiner vnd t'o(nt
d(er) stat (Wien) wegen zwen cAn(a)p(pen) dier) Vorlauf vnd nielat d{er) phanzagel 1H02 (1402). Ueber das Strafgericht des Gcrännes
z. V. Kurz, Älbreeht /F., 128—137; Lichnowski V, 43—45.
6. Äugueti do zoeh h(er)zog vber m«(er) zu dem Heiligen (grab) Anno etc. 1398. — chom hinn 2. die januarii. Ueber
diese Pilgerreise Herzog Albrecht's IV. ist zu vergl. Kurz a. a. O. I, .33- .'^6; Lichnowski V, 22—23; die Zeitangabe wird aber
hier näher bestimmt.
Die Kirche Maria am Gestade zu Wien. 2öÖ
Erweiterung JEUum zu Terschaffen, musste dann, die Grundhfiltigkeit unserer Annahme vorausgesetzt, die alte hintere
Kirohe mit dem Andreas-Altare abgebrochen worden sein. Diese mit der Anlage des Chores und älteren Schiffes keines-
wegs übereinstimmende und in gebrochener Mittellinie auslaufende Verlängerung, welche beim ersten Blicke das Gepräge
eines jĂĽngeren, als des am Chore wahrnehmbaren Baustyles kundgibt, beweiset jedenfalls, dass nicht schon beim ursprĂĽng-
lichen Baue auf diese Verlängerung Bücksicht genommen wurde, die sich nunmehr nach Norden dem dahin in senkrechter
Linie abschĂĽssigen Terrain fĂĽgen, an der entgegengesetzten Seite aber ohne Zweifel desswegen nach innen sich verengem
musste , weil zugleich für den Thurm fiaum gewonnen werden sollte, der, wenn er in regelrichtiger Verlängerung des
älteren Schiffes an dieser Seite angebracht worden wäre, durch seinen Vorsprung die Gasse viel zu sehr beengt hätte,
welche hier die Aussenseite des Langhauses mit der gegenüberstehenden Häuserreihe bildet, deren Hineinrücknng bei
widerstreitenden Besitzverhältnissen gewiss nicht in der Macht des Bauführes der Kirche lag. Eben aus dieser Rücksicht
für die ungeschmälerte Gassenpassage wurden an dem unteren, neueren Theile des Langhauses auch keine nach aussen
vorspringende Strebepfeiler angebracht.
Dieser Erweiterungsbau wurde gewiss noch durch Johann von Liechtenstein unternommen.
Als der herzogliche Hofmeister Johann von Liechtenstein wegen eines, noch nicht völlig aufgehellten Vergehens
zu Ende des Jahres 1394 plötzlich seiner Würden entsetzt und durch Schiedsspruch vom 6. Februar 1395 mit dem Ver«
luste der Freiheit und des bei weitem grOesten l'heiles eines reichen GĂĽterbesitzes in Oesterreich bestraft wurde, fielen
auch dessen Häuser in und vor der Stadt Wien ^^^ herzoglichen Fiscus anheim, so namentlich auch das grosse Liech-
tensteinische Haus nächst der Kirche zu Maria am Gestade.
Als aber im J. 1394 der Grundstein zum neuen Baue an der Mariencapelle gelegt wurde, war Johann von Liechten-
stein noch im vollen Glänze seines Ansehens und Reichthums. Da er Patron der Kirche gewesen ist, die er, wie erwähnt,
zu einem 2\«m erheben wollte, so unterliegt es keinem Zweifel, dass dieser Bau noch durch ihn unternommen worden ist.
An eine Fortsetzung des begonnenen Werkes durch das Haus Liechtenstein, als frĂĽheren Patron der Kirche >), war nach
den erlittenen grossen GĂĽterverlusten nun nicht mehr zu denken. DafĂĽr scheint sich Herzog Albrecht III. mit seinen
Nachkommen von nun an als Patron der Kirche zu Maria-Stiegen betrachtet zu haben. Da er seine Kammer durch die am
1) Knri: AWreeht III., II, 301. Die bisher ausfabrUehste und grflodlichste DArstellunf? Jenes flberrsschenden Vorfranfpes hat
Licbnowsky's Oeich. de$ H, Babiburg TV, t00-t73 geliefert. Herzog Albreoht IV., welcher sich unterm 15. Juni 1398 aasdriicklioh
als vogt vnd her des Caplans an dieser Capelle, so wie namentlich der vom gewesenen Wiener Bflrgermeister Michel dem Oewkramct&r
in derselben Capelle gestifteten ewigen Messe, erklärte, um sie gegen Gewalt und unrecht au vogten vnd sehitfMm {Mon. B. 30, b,
477 — 478), gab laut Urkunde vom tt. Mftri (nicht Mai) 140t seiner Gemahlin Johanna au Leibgedlng : vmer Baui gelegen betf vnßerer
F\rawn Kapelln auf der Stetien hie ge Wienn, dcu vormaln Bamen v on Liechtenstein de» alten Bo fmaister ist
gew e sen; nach deren Tod soll es aber wieder an den Herzog und seine Erben surfiekfallen. (Hormayr: Wien, II. U. B. 87). Da
hier das Bethaus Maria am Gestade, ungeachtet es bereits frĂĽher als eeelesia beaeichnet erscheint, dennoch Capelle genannt wird, so
aeigt sich, dass die bei strengerer Sondernng sich ergebenden Unterschiede swischen Capelle und Kirohe im diplomatischen Ge-
braaehe damals eben nicht geläufig waren. In einer Urkunde des Wiener StadtarchiTea vom 19. Nov. 1397, laut deren Nielaa der
Oriosinger von Nussdorf in diese Mariencapelle eine ewige Messe stiftete, heisst es wieder: der Caplan soll einem igUiehen pharrer
dacM vnser tfrawn gehorsam vnd vndertenig sein als ander CapsUen daselbens,
t) In der erwähnten Urkunde vom Z9. November 1391 (Mon. boica 30, b.) bemerkt Johann von Liechtenstein (8.413—414) aus-
drficklieb , dass die Cappelle vnserer Frawn auf der Stetten ge wienn von mir (J. v. Liechtenstein) mein lebtag vnd darnach van
m e i ne n Mwain pruedem Bertneiden vnd Jürgen vnd vnseren Uüf Serben gelehen ist, Vnd «rams wir vnd vnsere leiberben nicht mer
sein darnach albeg von dem eltisten von lieehtenstain ge lehen sein schal. Fast seheint aber mit der wider den ireweaenen
hersogliohen Hofineister verhängten Gflterconfiscation , namentlich mit der Einsiehnng der Liechtenstein'schen Häuser in Wien, auch der
Verliiat des Patronatsrechtes Ăśber die ICariastiegen - Kirche f&r das ganse Hans Liechtenstein verbunden gewesen an sein. Denn als der
Fassaner Bischof die erledigte Pfarre au Altlichtenwarth, in Folge des bereits erwähnten mit Johann von Liechtenstein eingegangenen
Tutsohea verleihen wollte, hatten, laut Urkunde vom 9. Mai 1409 , der heraogliche Hoftneister Heiorioh von Lieehtenstain , sein Bruder
und seine Vettern dagegen Einsprache erhoben und sprachen die Lehensebalt (Patronatsreeht) ĂĽber die Altlichtenwarther Kirohe als ihr
rittcrliebes Erbe an; denn es hätten der benant Bo/maister vnd sein Brüder Ir Vettern nicht macht noch gewalt gehöht dieselben
Lehanschafi vbergegeben (Mon. boica 31, b, 82), welche, wenn auch von den Hersogen Leopold IV. und Ernst nicht anerkannte Ein-
sprache gewisa nicht erhoben worden wäre, wenn dem Hause Liechtenstein in dem Patronatsrechte Aber die Kirche an Maria - Stiegen
der Ersats für die Anfgebung des Patronatsrechtes auf die Pfarre au Alt - Lieebtenwarth geblieben wäre. In der That finden wir auch
von da ab awar keine weiteren Aafaeichnungen mehr, welche auf die Ansttbnng des Patronatsrechtes Aber die Kirche au Maria - Stiegen
TOD Seite des Hauses Liechtenstein hindeuten. Laut der im Wiener Stadt- Archive noch vorhandenen Verhandlungen erhob späterhin der,
wenige Jahre frOher zum katbolischfn Glaubensbekenntnisse aurflckgekehrte , regierende Fflrst Karl v. Liechtenstein -Nieolsbnrg in den
Jahren 1007 und 1908 den Antrag auf Backtausch des Patronatsreehtes auf die Kirohe au Maria-Stiegen gegen Abtretung des PatronaU
anf Ali-Lieehtenwarth bei dem Passauer Bischöfe Brahersog Leopold, weil in dieser, wie er sagte, van seinen Voreliem gestifteten tmd
erbauUn Kirche, wo sie bis snr Zeit des Ausbruches der Glaubensspaltung ihr Begräbniss hatten, aueh er und seine Naohkommen an
liebaicn ihre Grabstätte wählen möchten. Allein sein Ansinnen blieb ohne Erfolg.
X. Jahrg. 34
256 ^>® Kirche Maria am Gestade zu Wien.
G. Febr. 1895 verfĂĽgte Einziehung zahl- und ertragsreicher Liechtensteinischer GĂĽter namhaft bereichert hatte, so hielt er es
in seinem frommen Sinne auch fĂĽr Gewissenspflicht, sich noch auf seinem Sterbebette der Fortsetzung und Vollendung
des bereits 1394 begonnenen Neubaues an dieser Kirche zu yersichem. In seiner letztwilligen Anordnung, die wenn auch
nicht datirt, doch nach dem Inhalte zu urtheilen gewiss kurz vor seinem am 29. August 1395 erfolgten Ableben, wfihrend
der schweren Krankheit abgefasst wurde, von der er zu Anfang desselben Monats befallen worden war, ist nSmlich ins-
besondere folgende Bestimmung enthalten: Ă„tich scheren wir daz vnaer vettern tmd vnser Sun das paw vnser frawn
Capellen auf der Stetten ze Wienn vollbringen als d€u ist angehebt i); nicht also: das wir haben angehebt^ wie
es gewiss lauten wĂĽrde, wenn der Herzog selbst den Bau unternommen hStte. Die Herzoge Wilhelm und Albrecht IV.
erklärten sofort in der wichtigen Einigungsurknnde vom 22. November 1395 ddo. HoHenburg ausdrücklich: Auch suüen vnd
wellen wir das paw vnser frawn kirchen auf der Stetten ze Wienn volbringen als das ist aufgehaben ungeuerUch >).
Dass aber während des 1394 begonnenen Neubaues ein Theil des KirchengebSudes in dem für gottesdienstliche
Verrichtungen geeigneten Stande noch aufrecht geblieben, also gewiss nicht etwa das ganze ältere Kirchengebäude nieder-
gebrochen worden war, ist ebenfalls urkundlich erwiesen. Denn unterm 2. October 1396 bekennt Ulrich von Wallsee,
zur Capelle Zu Vnser vrawen auf der Stetten ze JVtenn vmb ain Eigs Selampt alle woehen an dem Montag und um eine
Vigil an den vier Quatembern des Jahres u. s. w. 4 Pfund Geld auf seinem Hause, gelegen gegen dem Rathhaus vber dof
vormaln des benikein gewesen ist, gegeben zu haben ').
Von dem erwähnten Meister Michel rührt unzweifelhaft der Entwurf zu diesem Erweiterungsbaue her; allein
vollendet wurde der Bau unter seiner unmittelbaren Leitung gewiss nicht«, denn am 22. December 1403, also zu einer
Zeit, wo derselbe noch am Leben war^), wird bereits Conrad der Rampersdorfer ausdrĂĽcklich als Baumeister des
neuen Baues an der Frauencapelle auf derStetten genannt »), ohne Zweifel derselbe Kunz (Conrad) Rampersdorfer,
welcher am 11. Juli 1408 mit dem BĂĽrgermeister Conrad Vorlauf und dem Rathsmann Johann Rock, im traurigen
Bruderzwiste zwischen den Herzogen Ernst und Leopold, ein Opfer seiner Treue fttr den rechtmässigen Erbherrn dem
Schwerte des Nachrichters verfiel*). Nach Rampersdorfer*s blutigem Ausgange, wenigstens noch im Jahre (1417 (I^IA)
wird Dietreieh Etzenfelder, dieczeit Pawmaister vnser Frawn Capell auf der Stetten zu Wien genannt '').
Der Bau scheint jedenfalls langsamer fortgeschritten zu sein, als Herzog Albrecht III. (f 1395) noch auf seinem
Todenbette gewĂĽnscht, und die Herzoge Wilhelm (f 1406) und Albrecht IV. (1404) zugesichert hatten.
Auf die allmähliche Vollendung der neuen Bauführung deuten auch die* wieder vorkommenden Legate für die
Glasgemälde in den Fensterräumen. Ein solches setzte der Wiener Bürger Christian Kendler in seinem Testamente vom
Jahre 1412 aus: item ich schaff zu vnser fr awen auf derStetten^ daz man ein glas sol machen vnd mein zeichen
darein^ daz man ainen merbelstixin vber mein Grab sol kaufen; woraus gefolgert werden mOchte, dass wenigstens der
Bau des Langhauses zu jener Zeit bereits der Vollendung nahe war. Noch 1427 im Testamente des Ritters Weikhard
1) Raaeh: Script. Rer. Auttr, III, 409.
t) Eben daselbst 412.
3) Not, BlaU f. Kunde öeterr. Oeech. Quellen. I., 380.
4) 140S erscheint nkmlich Michel der Weinburm noch als Haasbesitser in der Johannesgmsse , 1418 war er aber gewiss sehon
â–Ľerstorben (Feil in den Ber, und Mittheilungen des Wiener Ă„Ăśerthwnt- Ver, I, t92).
5) Das Wiener SUdt- Geschäften- (TesUmenten-) Bach I, 156 eothftit n&rolieh sam Jahre 1403 folgende Aafseiehnnnft : det
nachtten Sambetage vor dem heglign weinnachUag (22. Dee.) kam fĂĽr den Rat Chunrat der Ramper sdorffi die zegt des
(inssem) jRal« derStai ze wienn vndPawmaist: des newen pawee vnns :Frawn Kappeinauf der Stettn ze toienmvnd
hat da vor o/em rat bechant das In FVaw Ann Vlreichs seligen dee preit'feld: witib aĂĽee dat gar vnd genczleich verrichtet vnd
bezahU hat vnd ausgegebn^ hat, et sey vil oder wenig, ehlayn od. gross das der vorgencmt Ir wirt ze de egen paw gesekaft hcU vnd
hat auch sev vnd Ir erbn fĂĽr sich vnd fĂĽr all sein nachkomme die desselben paws nach Im pawmaist: werdent aUes das
daz der egenant vlreych preyt*felder zu demselben paw geschafft (Termacht) hat, vor dem Rat ledig vnd los gesagt
vor air ansprach mit vrkuni dicz gegenwurtign puchs, (Nach dem Originale.) Fast scheint es hiemaeh , dass Ulrich der Breitenfelder
selbst eine Zeit lang Baumeister dieses neuen Baues war.
e) Ebendorf er bei Pei SS. II, 835, der den Rampersdorfer ais: Vir canus uiroque capite corporis d fĂźumtis beselchnet.
Die Grabschrift der drei Hingerichteten am Boden nftchst dem herrlichen Grabmonnmente Kaiser Friedrioh*s IV. im St. Stephansmanstrr
Wien's findet sieh in Tscbisehka's Metr, K. zu St. Steph. in Wien, 1843, 105.
7) Im Buche der Käufe C (Fol. 201), welches sammt den fibrigen GewShr-Sats-K&ufe- und Gmndbttchem vom Wiener Ma^strate
gelegenheitlioh der neuen Organisirnng der Gerichtsbehörden an das Grundbnehsamt des Wiener Landesgerichtes abgegeben worden,
seitdem aber verloren gegangen ist. Die obige Anf abrang â–Ľ. J. 1417 konnte daher nieht nach dem Originale, sondern nach einer Auf-
seiehnung im handschriftlichen Nachlasse des fleissigen Forschers um die Voraeit Wien's, J.Schlager, mitgetheilt werden.
Die Kirche Maria am Gestade su Wien. 257
Salczperger kOmmt ein älmliches Legat vor, nfimlich er sehaft^ das aein Schwigerson ain Ola$a mcichtn Iclsb mu %m8tr
lieben Fratu hie auf der Stetten^ vnd darein gemalt die liehen Herrn Sand JEraeem vnd Sand Sd>€utian vnd
Feihian vnd vnden meine Hausfrawn vnd mich vnd vnser beider äehilt darzu geeaet *}. Schade, da88 diese
GlasgemĂĽlde nun nicht mehr vorhanden sind , um mit Sicherheit zu erkennen , an welchem damals also gewiss bereits
ausgefĂĽhrten Theile des KirchengeMudes dieselben angebracht wurden.
Wenn alle Verhfiltnisse zusammengefasst werden, so ergibt sich, dass der neue Bau der Verlängerung des Lang-
hauses im Jahre 1394 begonnen und ungefähr zwischen den Jahren 1412—1427 zu Stande gebracht wurde, und dass sich
vielleicht die 1417 vorkommende Betheilignng des Baumeisters Etzenfelder etwa zumeist auf den Aufbau desThurmes
beschränkt habe. Leider ist bis jetzt über die Zeit der Vollendung des letzteren noch kein ptobehältiges Datum zum
Vorschein gekommen; denn die von einer Seite vorgebrachte AnfĂĽhrung, dass der Thurm 1437 ausgebaut worden sei,
beruht, wie weiter unten angeführt wird, auf einem offenbaren Irrthum. Wenn vielleicht schon die erwähnten Legate
zur Beischafftmg von Glasgemälden für die Mariencapelle 1412—1427 zu Gunsten unserer Annahme über die Zeit der
Vollendung des 1394 angefangenen Baues des erweiterten Langhauses sprechen möchten, so könnten etwa auch folgende
Stiftungen darauf bezogen werden. Der Verweser und Caplan dieser Capelle, Andre von Grillenberg, an welchem Orte
er vordem Pfarrer gewesen, hat in diese Capelle 1411 ein FrĂĽhamt zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit gestiftet >), und in
einer Urkunde vom 23. Febr. 1414 ') wird eines ewigen Lichtes fĂĽr das heilig Chrewtx vcn luek <) gedacht, zu dessen Be-
leuchtung weiland Niclas Borklob hincz vnzer frawn auf der Stetten ze vnenn 2 Pfund Burgrechtsgeld geschafft hatte >).
1) Schlager Wiener Skizzen V, 417—418, 4tl.
t) Andre, Chorherr des Doms und derseit Offioial des Hofes lu Pasaan, Pfarrer su Qrilleuberg , dann Verweser und Caplan
vnser Frawn Kappelln auf der Stetten hie ze Wimn, hatte in dieselbe Capelle ein Amt von der heiligen driualtigkeit aU tag
zu Primzeit ze singen gestiftet, und cur volpringvng soliehs gotsdienstet mehrere ans seinem Eigenthume angekaufte Gflter gewidmet.
Hersog Alhrecbt IV. als Landesfflrst bestätigte diese Stiftung unterm 10. August 1411 nicht nur, sondern gab auch, damit dieedb Stift
dester beUibleieher Bei, lu seinem, dann lu seiner Vorrordern und Nachkommen Seelenheil, dam dieOemeeh in dem Stokch die ettwenn
zu dem Fharrhof dertelhen KappeUen gehlfret habent, mit dem garten, als der vor male bei demselben Pharrhof ist gewesen
vnd als dieselben Oeme^ daselbs berĂĽrent, cum bleibenden Nutsgennsse des jeweiligen Caplans und Verwesers dieser Capelle gegen
dem, dass man tftglicb, wenn man dastetb ampt finget, seiner Vorfahren und Nachkommen mii einem ofenn pet gen dem volk andeeh-
Hkleieh gedenk. (Notiz, Bl f, Kunde österr. Oeeeh. Quellen, III, 304.) Derselbe Caplan Andre kaufte unterm 20. April 1412 su dem-
selben Frfthamt der heiligen Dreifaltigkeit von den BrĂĽdern Hanns und Ulrich Wttrffel noch weitere GĂĽlten und Gflter su Gnmpen-
dorf, worunter auch ain Safran Oarten erwähnt wird. {Mon. boiea, 31, b, 108 — 110.) Während nun hier stets von einem Frfihamt der
h. Dreifaltigkeit ^ie Rede ist, welches Andre von Orillenberg in der Wiener Franencapelle am Gestade gestiftet hatte , seigt es sich nach
einem anderen Documente, dass er eine ähnliche Stiftung auch in dem Passauer Dom gemacht habe; den unterm 3. April 1415 erklären
sich der Dompropst Wensel und das Dömcapitel su Fassau verbindlich, die Hietory der heiligen Triualtiehait die ihr kor^
bruder her Andre von Orillenperg diezeit vnzer $ genedigen herm von Passaw Ofieial ze Wienn geetifi hat, auf vnserm Tum zu
Pazsaw an naeheten montag vor gotsleiehnamstag lohUieh vnd hoehezeitleieh mit aller tagzeit geläwtt vnd ander zugehOrung cUt
dann e^ther gestifter hietori daselbt gewohnhait vnd tit ist^ Järleieh begeen vnd aufrichten su wollen für z Pfd. Wien. Pf.
ewige Oeltt die vns oder vnserm Obristen Kelhier in Oetterreieh ein yeder Kapplan vnseren Frawen Kappellen ze Wienn Järleiehen
SU der vorbenanten hystory vnd tag vnuerezogenlieh raiehen sol von dem gut vnd holden zu Ă–umppendo rff daez s an d
Öiligen, daz er vmb sein aigen gut von Hans und Ulrich Würfel gekauft hat (I.e. 132—3). Die hier mehrmals erwähnte Historie
der h, Dreifaltigkeit gehörte sofort unter jene , auf der Passauer Synode 1437 erwähnten: historiae, quas KathedraUe Eeelesia PeUa-
vierisis ex singulorum inatitutione observat, deeantat ant eolemnizat (H a n s i s , Oerm. Saer. I, 304, b.) , und dĂĽrfte hier das Wort
historia im Sinne pro ipso festi ofieio genommen sein. (Ducange — Henschel, Öloss.med. ed. et in f. Lot. III, 672.) So wurden für
den Passauer Dom 1447 otn ewige Bystori Plaeeho vnd gedeehtnisse , und 1473 drey ewig hy storien vnd fĂĽnf Jerteg vnd
gedeehtnusse gestiftet (Mon. boiea, 31, b, 384, 526). Demnach mĂĽssen beide Dreifaltigkeits - Stiftungen des Andreas von Grillenberg,
nämlich Jene für die Mariencapelle und die für Passau, genau unterschieden werden. Derselbe Andre von Grillenberg, Passauer Domherr
und Official, oberster Caplan und Verweser der Franencapelle in Wien, kaufte au dieser Capelle noch unterm 19. Juni 1415 weitere
Güter und Gülten (1. c. 136 — 141). Dass Andreas im Jahre 1415 gestorben ist, bewies die Inschrift auf seinem Grabsteine, der einst in
dieser Kirche vorbanden war.
3) Original auf Pergament im Wiener Stadtarchiv.
4) Luck heisst eine Stadt im damaligen Polen, heotsutage in Russisch- Volhinien gelegen. Sollte dieses Krens etwa von dort
hierher gelangt sein? Bei den damaligen Besiehungen des österreichischen sum polnischen FQrstenhause wäre eine solche Annahme
immerhin möglich. — r Oder ist vielleicht das Kreus vom bestandenen Prämonstratenser-Kloster Brück im Znaimer Kreise hieher über-
tragen worden; denn Klosterbruck hiess im Lateinischen Luca, mährisch Lanka (Schwoy: Top. v. J/d^. III, 246, Wo In y III 106;
vgl. auch Archiv /. K. Oest. O. QueĂĽ. II, 14.)
5) Einzelner Altäre in dieser Kirche geschieht in den Urkunden des Wiener Stadtarchives öfter Erwähnung, so 1380 des St. Andre-
nnd Magdalenen Altars; 1400, 1434, 1444 des St. Anuen-Altars; 1438—1439, 1481 des Hieronymus- Altars, noch 1474 des bereiU er-
wähnten Eilftausent Jungfrauen-Altars n. s. w.
34*
258 ^>® Kirche HariA am Oestode zn Wien.
Und somit wilren nach dem dermaligen Standpunkte der Foracbung' die Daten erschöpft, ans welchen illr die
ältere Baugeschichte unserer Kirche Folgeningen abgeleitet werden konnten. Was insbesondere unsere Annahme betrifft
welche die AusfĂĽhrung des noch vorhandenen hohen Chores, sammt dem in der Bauanlage mit diesem ĂĽbereinstimmenden
oberen Theile des Langhauses, der zum Jahre 1353 urkundlich erwiesenen BaufUhrung, deren Vollendung aber der Zeit
Herzog Rudolph^s IV. (1858—1365) zuweiset, — die Erweiterung des KirchengebSudes durch die Verlängerung des
Langhauses bis zur beutigen Stirnseite in die Zeit von 1394—1427, endlich den Aufbau des Thurmes ins Ende des
zweiten Decenniums des XV. Jahrhunderts verlegt, so kann nur eine eingehende sachkundige Wttrdigung der Bauweisen
an diesem in keinem Falle nach einem gemeinschaftlicheu Plane und gleichzeitig ausgeführten (>ebändetheilen jene An-
nahme festigen oder entkräften. Der zur Aufhellung der Baugeschichte dieser Kirche dermal zu Gebote stehende probe-
hältige Stoff dürfte wohl zunächst nur zu den von uns vertretenen Folgerungen berechtigen. Anderweitige Annahmen
aber, welche etwa den 1394 begonnenen Neubau auf den dermaligfen Chor beziehen und den Bau des verlängerten
Schiffes sammt dem Thurme einer spätem Zeit zuweisen möchten, würden aber den urkundlich sichergestellten Beweis,
dass im Jahre 1353 wirklich ein Bau dteses Kirchengebäudes im Werke war, negiren, oder auf ein nun iJcht mehr
vorhandenes Gebäude sich beziehen müssen, und würden sofort schwerlich jene Klippen zu umschiffen vermögen, die
solcher Annahme nach den voran geschickten gleichzeitigen Beweisstellen entgegentreten; denn es mQsste dabei noth-
wendigerweise vom XIV. Jahrhunderte ab noch eine dritte Bauperiode unterschieden werden, fĂĽr deren Aussonderung
es aber an jedem urkundlichen Haltpunkte gebricht Denn wollte der Bau von 1353 nicht dem dermaligen Chore zuer-
kannt, sondern angenommen werden, aus jener Zeit sei dennal nichts mehr vorhanden, so dass die Grundsteinlegung vom
Jahre 1394 auf den Bau des heutigen hohen Chores bezogen worden müsste, so hätten wir keinen einzigen urkund-
lichen Beweis für die Zeit der Ausführung der, offenbar ist später vorgenommenen Verlängerung des Langhauses
zur Hand.
Die Annahme, dass wohl gar der untere Theil des heutigen Langhauses, vom Thurme bis zur dermaligen
Stirnseite, jünger sei als der Chor mit dem ihm zunächst liegenden Theile des Schiffes, bedarf aber bei dem zweifellosen
älteren Grepräge in der Bauweise des letzteren Gebäudetheiles , schon vom Standpunkte architektonischer Wttrdigung
keiner Widerlegung.
Auf die Baugeschichte uns beschränkend, haben wir noch der wesentiichsten Beschädigungen, welche die Kirche
im Laufe der Jahrhunderte erlitt, dann der Versuche zur Wiederherstellung und inneren Ausstattung zu erwähnen.
Die auf dem Weihwasserkessel nächst der Sacristei eing«hauene Jahrzahl 1X90 (1490) und das Jahr 1515
am steinernen Geländer des Musikchores liefern monumentale Beweise für die Zeit der Ausführung einiger neuerer
Herstellungen.
Die hohe Lage der Kirche hart am Rande der Stadtbegränzung nach Norden hin, setzten sie während der bei-
den Türkenbelagerungen zunächst den Zerstörungsgeschossen der Barbaren aus. Namentlich hatte der hochaufstrebende,
die umliegenden Gebäude weit überragende Kirchthurm mit seiner zierlichen Blumenkrone wesentliche Beschädigungen
erlitten, obgleich der Feind seine Hauptangriffe nicht von dieser Stadtseite versucht hatte, indem schon wegen des nahen
Donauarmes und des steil ansteigenden Terrains diese begreiflich bei einer Belagerung nicht als Operationsbasis gewählt
werden konnte. Während der ersten Türkenbelagerung 1529 befand sich in der Umgegend unserer Kirche das sechste
Quartier Ernstes von Brandenstein , und auf der Höhe nächst der Kirche waren einige Grobgeschütze aufgeführt ^ . Erst
nach Verlauf einiger Jahre wurde zur Wiederherstellung des arg beschädigten Thurmgebäudes geschritten und die Aus-
führung dem Steinmetzmeister Benedict Kölbl übertragen, der die mühevolle Arbeit ia den Jahren 1534— 1536 zu Stande
gebracht hat Die hierauf bezĂĽglichen Documente, welche sich im Wiener Stadtarchive befinden, theilen >)* wir
Vergl. die gross« Randansicht Wien'«, 1630 su Nttroberg durch Haos Meldemann herausgegeben, nen« Aasgabe 1S6S.
Sonderbarer Weise ist dort das Gebäude der Kirehe an Maria -Stiegen in solcher Art verkehrt geseichnet, dass der Chorabschluss dort
angebracht ist, wo sich eben die Stirnseite der Kirehe befindet} dagegen ist der Thunn mit seinem knppelartigen Anfsatse von sierlich
gegliedertem Gestein hier ebenso deutlieh an erkennen, als auch auf der ältesten bisher bekannten Ansicht Wien*s vom Jahre 1483
(in den Ber. und MUUieUungm det Wim AU&rth.^ Ver, I, %yi durch Games ina mitgetheilt) und auf jener von 1493 in SohedTs
Bach der Chroniken (I. c. 3).
t) Supplieation Maiattr Benedietn Sta%niness€n.
Far$ichti{f Hoehweit gmädige B&rm. Ah ieh in dem 3, Jar van Nidoeen Spiethawßr vnd seiner ffauifrau «uin Be-
hausung erehauft vnnd Er 300 P. P. gu Vnnser Frauen Khirchen auf d* geetetten cUhie schuldig gewest, Ist mir das
ainhundert P. von E. gn, gegen emp/ahung der gwer samht dem Zins also satwweis auf Mwai jar hewilUgt vnnd vergint worden.
Die Kirche Maria am Gestade xtt Wien. 269
ebenso ihres bezeichnenden Inhaltes we^en als insbesondere desswegen mit, weil in jĂĽngster Zeit ein arges Versehen
Anlass gegeben hat <), beide Docnmente dem Jahre 1437 zuzuweisen, nnd auf die Vollendang des ersten Baues dieses
Thurmes zu beziehen.
Allerdings sind beide auf Papier geschriebenen Docnmente nur mit den beiden letzten Zahlen der Jahresbe-
zeichnung (37) versehen; wenn aber schon die ganze Form des Inhaltes, und vor allem die Schriftzttge selbst nicht dem
leisesten Zweifel Baum lassen , dass 1537 das Jahr ihrer Ausfertigung war, so bemerken wir, zumal fĂĽr jene, wcAche
nicht Gelegenheit haben, durch die unmittelbare Einsichtnahme sich von der Form der Schriftzttge zu ĂĽberzeugen , noch
insbesondere, dass der im letzteren Docnmente erwähnte Oberkämmerer Schrantz wirklich in den Jahren 1532, 1537,
1538, 1548 und 1549 die Würde eines Stadt -Oberkämmerers bekleidete. Zum Ueberflusse wird zur Entkräftung des
In solcher mütUr ZeU hat n^ mu vfMMtff Frawen obgemeli das ge/ärlieh vnnd sehwär sorplish thurmh gepew Mue-
tragsny des ich mich auf beder herm Siat Camerer vnd des Hern Sehaehtner Khirehmaister anlangen vnnd hegem vnd*wundeny wUwol
anfenngkhUch durch die heedi Siat Khamrer vnnd S^irehmaitter mit mir vmh mein hesoldung ain Red besehehen aber nichts entUchs
besehloss : worden, dorm mir nit muglieh gu wissen gewest, w€u vnnd wie sieh die saeh in dem wer eh vnnd in was Zeit die ZuuoU
enden sich gutragen wirt, derhM Iche bis Zuuolendung angesteU daraiuf niehs begert noeh bisher ainicherlay entp/angen. So leh
aher drei Jar daran gearbaii vnnd als ain Mai st er Staynmess Banndwereh alle sorg sehwäm lasst Muhe vnd arbait auf
mich genomm&n den getragen vnnd soleh thurmb gepew mit dem gefährlichen Russten au/w erf/ung der Mass Im
Staynwereh, Zurichtung vnnd au/sfiehung des Zewg s vnnd gehauttn st ain, Versetgung vnnd v erpin dĂĽng
der selben, mit meinen gesellen nach höchsten meinen Vleis mit aUer notturft das Ey senwereh vnd andren versehen vnnd Ich
also mit d* Hilf vnnd aus genad Oottes solch gepew vollendet, des beed Herm Stal Camrer vnnd herr Khirchmeister sambt
den verständige werchlewtte alhie besichtigt vnnd besehawt vnd als Ich hojf vnterdenlich befunden, bin Ich wol Innen worden was
sich Zutragen mir begegnet %mnd in was gefärliekhait vnnd veranntwortung leh mit dem Thurmb gestandn vnnd was
ich fĂĽr arbait gethvn hab, das ich mit Wahrheit wol sprechen khanvndmag: das Irh meer als ain werkhmaister gu sandt
Sie// an alhicr so wöchentlich 2 P. P. geh<ibt verdient hab. weUchs sich vber die 180 P laufen wurde; damit aber E. gn. vnnd
menighhlieh rpwr vnnd einsehen möge, das ih E. gn. noch die khirehen nit besehwärcy sunder noch in vil weniger dann Ich was ver-
dient hab Nemben wil. So ist mein vnthertänig bitt cm E, gn. die ¥toüen mich vmh solch mein vorangegaigten ge/ärliehhait sorglieh
dienst Muhe vnnd arbait vmb solchen langen meinen vergug meine solid der dreier Jar hie bey d^geweer in E:g: grundtpueh der
schuld so ich guthuen muessig vnnd ledig gellen, den satg so ich derhalb gethan widerumb aufthuen lassen; das wil ich vmb E. gn.
als meinen genädigen Herm %fnnd vmb gemaine Stat gu khunftigen Zeiten verdienen ete,
E. gn.
williger
Benedict Khöbl
Stainmess.
Von anssen Aufschrift:
Dem khirehmaist* auf d* Ostett'n gugvsteUen Burgermaister vnd Rat
dieser seichen halben /urderUeh seinen bericht gethun.
PĂźnegtags 29. Feb. Ă„o. 37.
Supplieation Jor g Sehaehtner kire hmaister bey vnnser fraven.
Edel hochgeUrt fursiehtig hochweiss genedig herm nachdem Eur gen. aufs wenedickht kolbl des Stainmegen.
SupUrenn mier beuolchen Euer gen. vnndericht gu thtien. Nun gen. Herm der herr Schrantg als oberisten kamrer vnnd Ich haben
mit dem wenediel^t kolbl des Turn pauss halben vmb sein belonung beschlossen, nemlieh cUs vmb Achtgig P gĂĽlden, wiewol sich
wenedickht kolbl der achegig gĂĽlden gewidert h<U diess ge/erliehen gepawss halben. Nun hat mir doch der herr Schrantg
Auen gewallt mit dem wenedickht kOlbl guhanndln Geben, So hab ich als kirchmaister mit dem wenedickht kOlbl gehandelt dcu er sich
das paw soU vnnd*winden vnd sein kunst vnd fleiss daran nit spam, das Im ein Err sey vnd dem Turn vnnd gemainer Stat
nutg, souerhoß ich gegen ainen Ersamen Rat vnd meinen gen, Herm als die oberisten kirchmaister Ime ein Böserung guerberwenf So
Nun disess gepaw gum beschluss Erraicht, ist Herr Sewcutian Schrantg auch der vnderkamrer vnd leh mit sambt den
werichtmaistem, so disen Tum Inwendig vnd auswendig besichtigt und bestigen, so ist ainiger mangel oder vnjteiss
dieses Turn gepew ss nit befunden worden, wie den Eur. gen. Als die hochuerstendigen nit annderst pefnden werdt Nun Secg Ichs
Ewm gen, haimb, wellet soliehs alss die hochverstendigen die weil wenedickht kölbl pissJnnss dritJar disses g ef erliehen
gepew SS an seiner besoldung nichts emphangen das selbig woUe Eur gen. auch Erwegen,
E. Oen.
^ Vwnd'ihanig*
Prang Schachtner
kirehmaisĂĽsr bey vnnser /rcms
auf d* Ostetten.
Voo «nsseo: Burgermaist* vnd Rat bewilligen Maister Benedictn K9lbl Stainmessen in
ansehen seins vleiss vnd mue, die ain hundt Pf. wie Er begert verfolgen
gd€U8en vnd den satg dargegen aufgetun,
Sasnbstc^ den 10. Marey Ao 37,
1) Tschiska: OesehichU der Stadt Wien, Stuttg. 1841, 8. ISO— I3t.
260 ^^^ Kirche Maria am Gestade zn Wien.
des letzten Zweifels nnr noch bemerkt, dass auch die Datirung dieser beiden Documente eben nnr dem Jahre 1537 ent-
spricht. Dieses Jahr war ein gemeines , and kein Schaltjahr. Sonderbarer Weise ist aber das erste Docoment vom
29. Febmar datirt: der 28. Februar fiel damals auf einen Mittwoch, also der (offenbar nur durch ein Versehen der Gon-
cipienten statt des 1. Mars angenommene) 29. Februar anf einen Donnerstag (Pfincgtag). Aach der 10. MSn des Jahres
1589 fiel richtig auf einen Samstag, wie solchen das zweite Doonment ansetzt. Im Jahre 1487 aber fiel der 29. Februar
(rectios 1. März) auf einen Freitag, der 10. MSrz auf einen Sonntag.
Wir wollen vorübergehend nur erwähnen, dass der berühmte Melchior Khlesl bei seinem ersten Aoftreten in
Wien passauischer Ofificial gewesen ist, und dadurch mit der Kirche zu Maria-Stiegen in nnmittelbarer Beziehung gebracht
wurde. Es ist bekannt, dass der durch KhlesTs Einfluss zum Abte des Cistercienserstiftes Zwetl erhobene Ulrich
Hackl (1586—1607) das neben dem Passauer Hofe gelegene Haus als neuen Stiftshof ankaufte, und eine Thttre unmittelbar
in die Zimmer des nebenan wohnenden Khlesl durchbrechen Hess, um mit seinem Freunde den unmittelbanten Verkehr
erleichtert zu haben 0-
Auch bei der zweiten Belagerung Wiens durch die osmanischen Barbaren im Jahre 1688, während welcher der
Passauer Hof als Spital fttr die an der Ruhr Erkrankten verwendet wurde , erlitten Kirche und Thurm neuerdings be-
deutende Beschädigungen.
Wegen Abganges eines eigenen Kirchenvermtfgens blieb aber die Wiederherstellung der ruinirten Gebfiudetheile
durch zwei Jahre aufgeschoben. Erst am 9. Juli 1685 beauftragte der Stadtrath, ĂĽber Ansuchen des Passauer Officials:
die Erforderrente Repctrirung des Kirchen Thurm allda neben andern VnumbgengUehen notturfften in Angriff nehmen zu
lassen, den Unterkämmerer, den Augenschein vorzunehmen, und ttber das Ergebniss unter Vorlage des Kostenttberschlages
zu berichten. Endlich wurde ĂĽber die dringende Vorstellung des Kirchenmeisters bei unserer lieben Frau an derGkitOtten
wegen baldiger Vollendung der am 14. August 1685 bewilligten Reparirung dieses Gotteshauses, damit diaes lang differirte
werkh nunmehr Ihr endt erreichen vnd dem Oottshaus nit mehres etwa achaden anerwaehsen möge , und^ ttber die Frage,
wie sich namentlich in Betreff der von der Kirchen ahgestembten Stain die bereitha mcUatens vertragen werden, zu be-
nehmen sei, vom Stadtrathe unterm 15. September 1685 beschlossen, dass gu reparirung besagten^ in verwichener TĂĽrkhen
Belagerung ruinirten Chttahauaea in Ermanglung eigener Kirchengelder aus den vorhandenen Pupillengeldem ein Vor-
schuss von 400 fl. gegen Ersatz dargeliehen werde.
Im Jahre 1696 finden sich weiterhin Verhandlungen wegen Herstellung der Canzel und Uebertragung des Gna-
denbildes so wie in Betreff der Begrabung der Verstorbenen, 1697 hinsichtlich der Reparatur der Orgel >).
Der Glockenstuhl wurde 1698 hergestellt, die grOsste der Glocken 1706 aufgehangen '). Nachdem unter Kaiser
Joseph D. unter anderem auch alle bis dahin der geistlichen Gerichtsbarkeit des Passauer Bischofes unterstandenen
Pfarren vom Domstifte zu Passau losgerissen worden waren, wurde namentlich die Kirche zu Maria -Stiegen 1785 der
Pfarre bei den Schotten incorporirt ^). Im nächsten Jahre Hess der Kaiser dem Wiener Magistrate bekannt machen, er
wĂĽnsche dass dieser es ĂĽbernehme, den sogenannten alten Passauer Hof nebst der Kirche von Maiia-Stiegen nieder-
zureissen, und ein neues Gebäude aufzuführen, welches zum Versatzamte dienen sollte, wogegen das Haus, in dem
sich dieses bis jetzt befand, dem Magistrate zum Geschenke gemacht werden sollte; welches Anerbieten der aber
Magistrat ablehnte, da er ohnehin mit den Kosten zur Herstellung des Gebäudes fUr die Criminaljustiz und des Bürger-
spitals allzusehr bebürdet sei ^). So wurde denn dieses ehrwürdige Gebäude lediglich aus Rücksichten der Oeconomie
gerettet! Bei der, namentlich in jener Abolirungsperiode hinlänglich bekundeten Consistenz des, den feindseligen Ab-
brechungsversuchen mit oft kaum zu bändigender Hartnäckigkeit widerstrebenden Bauwerkes an alten Kirchen, deren
viele damals um den Material wert h an den Meistbietenden losgeschlagen wurden, hätte der Wiener Magistrat durch die
1) Kirchl. Top. v. Osttrr. XVI, 120; Bergmann: Medaillen H, 39; Hamm er 's Khlesl I, 50 u. s. w.
t) Wieuer Stadtarchiv.
3} BSckb -a. a. O. 25, wo fiberbaapt mehrere, weil inn&chst nicht auf die Baugeschichte besfiglich , hier nicht weiter benOtzte
Anfahrungen in finden sind, und namentlich auch (S. tl) das Zeichen der Lilie in einem Wappen im „fünften lichten Olcufenetar** ab-
gebildet ist. Auch wird daselbst (S. 17 und 45) erwähnt, dass sieb am alten Credenstische an der linken Seite des HocbalUrs das Wiener
Stadtwappen mit der Aufschrift: Loreng Richter (das andere Mal wird er Reidter genannt) de$ äusseren Rathes Kirehenmeister bey
unserer Frauen auf der Oestättm A. D. 1644 befand.
4) A. a. O. Xn, 147 — 148.
5) Q eis 1er: Skiazen aus dem Charakttr und Bandlungen Joseph* s //, VII, 68.
Die Kirche Maria am Gestade za Wien. 261
Uebemahme der Yetpflichtimg' die Kirche abzubrechen, gewias ein sehr unökonomisches GeschKft gemacht, wie dafür
nach anderweitigen Erfahrungen zahlreiche Beweise vorliegen i).
Doch blieb das Stift Passan in dem, bis zum Friedensschlnss von LttneviUe (1801) selbststSndigen, 1803 aber
mit der Stadt im Umkreise von öOO Toisen u. s. w. an Baiem abgetretenen Fttrstenthume gleichen Namens noch im
Besitze der Kirche und des alten Stiftshofes in Wien, bis 1805 durch den Pressburger Frieden alle passauischen GĂĽter in
Gestenreich fĂĽr den Osterreichischen, und die in Baiem gelegenen GĂĽter dieses Stiftes fĂĽr den bairischen Beligionsfond
eingezogen wurden. Doch ward noch mit Hilfe der vorhandenen Hessstiftungen der Gottesdienst bis zum Jahre 1809
fortgesetzt, wo aber das verlassene Kirchengebäude dem siegreichen Feinde als Fruchtmagazin überlassen, und theilweise
als Pferdestall benützt wurde! Altäre mit ihren Statuen und ihrer alten Bilderzier wurden verwüstet, die alten
Statuetten unter den zierlichen Baldachinen an den Pfeilern verschleppt und zertrĂĽmmert; Grabsteine versanken unter
der Last, welche eine rücksichtslose Magazinirung ihnen aufgebürdet hatte. Schon früher waren schöne Einzelheiten der
alten Kirchenzier zur AusschmĂĽckung des neuen Ritterschlosses zu Laxenburg verwendet worden; so wurde das eine der
hohen Fenster des sogenannten Empfangsnales im runden Thiirm mit Glasschildereien aus dieser Kirche ausgefĂĽllt, wo
sie noch heut zu Tage in ihrer ganzen Schönheit wohl erhalten prangen; ebendort sind auch die an den Wänden ange-
brachten Sitze, Beste des alten Chorgesttthls von Maria-Stiegen >).
In diesem Zustande der VerwĂĽstung wurde das entweihte Gotteshaus der Redemtoristen - C!ongregation ĂĽber-
lassen, und, nachdem dasselbe eine durchgreifende Restauration und neuerliche AusschmĂĽckung erhalten hatte, am
24.December 1820 feierlich eingeweiht'). Die Kirche verdankt der Congregation eine Reihe wesentlicher Verschönerungen,
und wenn auch den alten Grabdenkmälern«) in diesem Gotteshanse leider jene Sorgfalt nicht zu Theil wurde, welche
das Benedictinerstift Schotten beim Umbau des alten Kreuzganges den dort befindlichen Grabsteinen gewidmet hat, wenn
femer auch G. Mohn 's Glasschildereien, die damals hier angebracht wurden, und ĂĽber welche man seinerzeit etwas zu
viel RĂĽhmens gemacht hat &) , in Bezug auf die Dauerhaftigkeit des Farbenschmelzes die Probe nicht bestanden haben,
so gehört doch die, allmählich von richtigerem Tacte geleitete schöne Ausstattung des Gotteshauses, vor allem aber der,
durch den Architekten Thomas Marzik entworfene und 1845/6 ausgeführte, schöne Hauptaltar, an dem das Zierwerk
soviel als möglich mit dem architektonischen Schmucke des Gebäudes in Harmonie gebracht wurde, zu den dankens-
wertheren Versuchen der Restaurationen alter Kirchen. •
1) ErinnerD wir uns nnr be{l&ufi§r an die Schwierigkeiten, mit denen s. B. die Abtrafping der Frauenkirche in Baden
yerbanden war (Mayer: MucsOen ĂĽber dm Curort Baden I, (1819) 64), dann dass die alte La dwigaeapelle an der Minoriten-
kirohe au Wien nur dadurch in ein Wohnhaus umgestaltet werden konnte, indem man die alten Streben stehen Hess und sie untermauerte
(Feil: in SehmidTs Oetterr, BläU. f. Lit, u. Kunst, 1845, S. 7S); daas die sehr schOne St Wolfgan gs eapelle lu Kirch-
berg am Wechsel nur deswegen noch besteht, weil sich, als das 1782 entweihte ehrwflrdige Gebäude lieitatorlsch ausgeboten war, wegen
der mit der Abbrechung verbundenen Kosten kein Kauflustiger gefunden hatte ! (Feil a. a. O. 54t) n. s. w.
t) Weidmann in den BeUrägen Mur Litndeik, v. Oetterr, u. d. Enn$ ü, tSO, t87.
3) Das Nihere hierflber bei BSekh a. a. O. 27—32.
4) Bei der 1820 Tolleodeten Erneuerung dieses Gotteshauses sind die Grabsteine ieider als Baumaterial Terkauft worden (Kirchl.
Top. T. Oesterreich V., 109), um einer regelrechten Ăśeberkleidung des Bodens mit KeUheimer Platten Banm su geben. Der Verlust
dieser für die Kunde der Voraeit in mannigfaltigen Riehtungen anaiehenden Denkmale wftre aber noch weit empflndlicher, hätten nicht
einige fleissige Sammler, wie Vischer, Wissgrill und BOckh, wenigstens einige Insohriflen auf den damals noch Torhandenen
Grabsteinen, wenn auch nicht durchwegs richtig, â–Ľerseicbnet. (S. Aber diese Grabdenkmale Feil, in den Mitth. d. k. k. Cent. Comm.
II. «9 u. f.)
5) Hormayr's ^re^tv. 1821, S. 44—47 von Primisser.
Die Kirche Marin un QesUde zu Wien.
- Banbeiohreibnng.
Wie schon in der historischen Einleitung erwähnt
wurde, liegt das ganze Kirch engebäade, das aas
einem nnTerbUtniBsroässig langen und sehmalen Sehiffe
ohne Abseiten (112' lang, 22' breit) nnd ans einem
etwas breiteren (33') Chor von 88' L&nge besteht,
nicht in der gleichen Längenaxe, sondern es bildet
die Ă„xe des Schiffes nnd jene des Presbjteriams
bei ihrer Vereinigang einen stumpfen Winkel. An
der Nordseite des Schiffes und zwar gegen den Chor
hin befinden sich bei zwei Travöen capellenartige
Ansbanten, desgleichen an der SĂĽdseite eine, welche
jedoch wahrscheinlich mit RĂĽcksicht anf das Terrain
nnd den dort eingebauten Thurm im schiefen Winkel
verscbnitteD ist und das Unregelmässige des Baues
noch mehr hervorhebt '), (S. Grundriss Pig. 1.)
Tritt man dnrch das an der Stirnseite befindliche
Hauptportal in das Innere der Kirche, so flberrascbt
die herrliche perspective Wirkung, welche den go-
thischen Bauten Ăśberhaupt in so hohem Grade eigen
ist, das Gemtlth fUhlt sich gehoben, die Schönheit des
gothi^chen Stiles, wo Alles belebt ist und zur Er-
zielung eines Gesammteindruckes in einander greift,
zeigt sich auch hier in ihrer vollen Kraft.
Das 60* hohe Schiff ist mit fĂĽnf (einem kleineren,
drei grosseren und wieder einem kleineren) sternför-
mig zusammengesetzten EreuzgewĂźlben im gedruckten
Spitzbogen tiberspannt, die gratigen, lief herab-
hängenden Rippen laufen an den 7 Wandpfeiler-
paaren , die weder Capital noch Gesimse haben,
herab, ohne jedoch den Boden zu berĂĽhren, indem
sie in der HĂĽbe des untersten Viertels des Pfeilers
abgekrHpft sind, so dass die flbrigeus reich geglie-
derten Wandpfeiler unten als starke, kräftige Halb-
Säulen eracheinen. Nur an den Eckgewölben nnd in
den ebeofalls mit Stemgewölben Hberdeckten drei
2) iĂĽOM Unragelm&ssigkeit der Anlage beraht nnr auf den
durch den plötzlichen Abfall des BOgels gegen das ehemalige
Donan- nnd OtUkHnger {Alser-} Bocbbett gebildeten hOohst
nngflnstigen Teirun-VerhĂĽltnjisen nnd lEsst aniveifethaft er-
kennen, dass der Bau nicht ans ein nnd demselben Plane her-
vorging.
Die Kirche KUria im Gestade zn Wien.
Seitencapellen laufen die Garten schon in der oberen Hälfte anf ornameatal
behandelte TbierkOpfe (Fig. 2). Die Wandpfeiler aelbat sind ongleich stark,
ftlnf Paare sind stärker, zwei Paare, nnd zwar die in die Mitte des zweiten
nnd dritten GewOlbejocbes eiogetbeilten, sind schwäcber (Fig. 3). Es hat diese
Verschiedenheit darin ihren Grund, daas die Gewttibe io den beiden ersteren
grossen Trav^eii gegen die Doppelfenster hin zwei Schildbogen mit einer
zwischen denselben eingeschlossenen Tonne bildeu, in Folge dessen und durch
die im gedrĂĽckten Spitzbogen construirten Doppelfenster der Aufbau eines
Mittelpfeilers daselbst nothwendig wurde. Diese schwächeren Wandpfeiler sind
einem StabbDndel ähnlich nnd ruhen anf cannelirten Sockeln. Niir im dritten
grSsseren Joche, wo eben der Capellen - Ausbau auf beiden Seiten besteht,
entfiel die Nothwendigkeit eines solchen Mittelpfeilers.
An den Hauptpfeilern jedes Joches sind in der Hohe, wo die Oewölbe-
gnrten absetzen, zu beiden Seiten capitälartige Consolen angebracht, deren
Unterlage in einem scharfen Wiukel ans dem Säalenschaft heransspringt und
anf denen Figuren unter den mit Fialen gekrönten Baldachinen stehen, (Fig. 4).
Derselbe Schmack befindet
sich im Miltelpfeiler jedes
TrsT^es, nnr ist hier bloss
eine Figur anfgestellt. Die
Statnen sind fast alle neu,
wie sich uberhanpt nur 6
von den nrsprUnglicheu
Bildsäulen erhalten haben. Ansgezeietinet schön sind die Baldachine. Der Untertheil ist
ähnlich einer sechseckigen Krone, die Seitenflächen mit geschweiften Spitzbögen von
Kleeblatthögen durchbrochen, an den Ecken Fialen, die sich durch kleine Strebebögen
an die vierseitige Ăśber Eck gestellte knorrige Pyramide anschliessen, welch letztere in
gleicher Weise an den Kanten Fialen hat und mit der tlbliehen Kreuzblume bekrSnt ist.
Unmittelbar an die Wandpfeiler scbliesst sich die reiche Gliederung der tiefen
nnd breiten Fenstergewände (Fig. 5) an, deren änsserste Umrahmnng ein sich herum-
ziehender Dreiviertelstab auf cannelirtem Sockel bildet.
f^A A -, Solche Fenster waren je eines ftlr
^^^ft A ^K die dchmalen, nnd je zwei fUr die
^^^tm_ W_ w . grösseren Joche bestimmt. Der Ranm
fl9^ FiD 5 ^^^ Glaslenster ist gegenwärtig grössten-
^ theils vermauert. Nur die zwei an den
AbschlDsa desLanghanaesauf der Westseite anstoBscndenTraväenbesitzen noch die ursprüng-
lichen Fensteröffnungen, woraus an ersehen ist, dass die FenFter durch zwei oder drei ge-
gliederte Pfosten in drei oder vier Theile geschieden, das Masswerk der Spitzbogen imDrei-
nndVierpass constrnirt und dessen Fllllung mit Glasgemälden ansgcstattet war. ZurBelench-
tnng des Schiffes wurde ttbrigens an der Nordseite noch eine zweite Fensteröffnung belassen, die jedoch
nur bis zu den Schenkeln des eigentlichen Rogens reicht und jedes omamentalen Schmucks entbehrt
X Jahrs. 35
Fi|. 4.
hlc Kirelie Murin um Qostadu zu Wisn.
Die nnler den Fenstern befind-
lichen Ftllluogsmaaera zwischen den
Preilern sind , damit keine leere
Fläche bleibe, mit doppelter, über-
einander^eetellter, Epilzbogrger Ar-
kadeagatlerie geschnitickt Die Fen-
stereintheilnng setzt sich hier fort,
jede der drei oder vier Abtheiliing:en
ist mit einem KIceblattbogen bedeckt,
dartlber in der unteren Reibe Drei-
und VierpHsse. Zu nnterst sehen
wir Sitzbänke mit Vierpassscbmuck
(Fig. 6).
Aaegezeichnel scbnn istder rĂĽck-
wärts im RcbifTe eingebaute MuBik-
chor; er ruhet auf drei freitragenden
Gewölben, deren Rippen an der hin-
teren Wand znsammenlanfen und
gegen das Schiff drei runde Bogen
mit herabhängendeti Anlaufspnnk-
ten bilden. An den beiden Enden
sind Engel als Consolen ange-
bracht. Die Zackenverziemngen,
welche die Brustwehr schmĂĽcken,
haben LilieDeoden. Besonders zier-
lich ist die schön durchbrochene
Brustwehr und der kleine Aasbau
fUr den Dirigenten (Fig. 7). Zu
beiden Seiten unterhalb dieser Em-
pore gelangt man durch spitz-
bogige Thttren Ăśber eine Wendel-
treppe auf dieselbe. Der obere
Trepp enansgang ist sehr bemer-
kenswerth (Fig, 8).
Die schon erwähnten Anbaue
' gegen das Presbyterinm hin ge-
I hQren gleichfalls der Periode an,
■' *• in der das Schiff erbaut wurde.
Sie Überdeckt ein Netzgewölbe mit flinf lief herabbängenden und sobmal gegliederten Gurten, welche
an den Pfeilern auf ornamental behandelten Thierköpfen (Fig. 9) aufsitzen. Der gröflsere Capellen-
anbau an der Nordseite des Schiffes hat an der Hauptwand und an den beiden Seitenw&ndeu kleine
schmale FensteröfTnungen mit stabartigen Einrahmungen, von denen das Fenster der Ersteren gegen-
Die Kirche HAiift am CuBt:ide z
wirtig mit fUrbigen Gläsern ansgefllllt iBt. Auf der
SĂĽdseite aud zwar im Winkel, welcher durch den Aii-
ban des ScbifTeB sammt der Capelle an das breit<^rc
Presbyteriam enlBtamlen ist, befindet Bich die Anlage
des Thnrmes,
Uaterbalb des Miisikchors nnd zwar zu beiden
Seilen des Haupt-Eingangs siud zwei scbmale, die
ganze Manerdicke ohne einer Profilimng durch-
brechende Fenster angebracht. Die Stirnwand des
Langhauses bat in der Mi(te oberhalb des Cliores ein
sehr breitcB Fenster, das noch seine ursprĂĽngliche
Gestalt besitzt, es ist durch zwei gegliederte Pfosten
in drei TUeile geschieden und im Spitzbogen mil
Drei- and Vlerpassmasswerk geschmĂĽckt.
Flfl. 7.
Ein ziemlicli sclilankei-, jedoch nicht bis an das Gewölbe hinauf reichender
liogen, der wieder aus einem System von Halbsäiilen und Stäben im Wechsel
mit Hohlkehlen besteht, fllhrt in das Innere des etwas erhöhten (72' hohen)
Chores; den ältesten Theil des ganzen Gebäudes. Er ist dreiseitig aus dem
Achteck geschlossen, zerrällt ohne Einrechnung der Apsis in drei gleich grosse
Trav6eB mit eiotachen, im Charakter der frllligotbischen Periode gebauten
Kreuzgewölben und Scblusseteinen, worauf die Symbole der vier Evaugelisten
in Stein (Fig. 10)
w^[2
gehauen sind. Die
Gewölbgurten, brei-
IfZ
1 ter und flacher als
''■i jene im Gewölbe des
Langhauses, sind
birnenförmig (Fig.
11) proiilirtand enl-
f'll- *â– springen unmittelbar
aus den auf eckigen Sockeln ruhenden Wand-
plcilern. Die Pfeiler treten ziemlich stark
vor und sind bliudelfilrmig mit einer vorge-
legten Hauptsäule (Fig. 12), gebildet, ohne
Capital und Gesimse. In der Mitte der Pfeiler
siod die Bippen abgesetzt und in der da-
durch entstandenen Einsenkung freistehende
Sänlen mit capitälartigen Consolen aufgerichtet,
auf denen Figuren unter Baldachinen mit
Spitzsäulen stehen, deren Kreuzblume als
Träger der Gewölberippen erscheint, die auf
ihr aufsitzen. Aus der Art und Weise jedoch.
Die Kirche Maria am GeaUde z
Fig. 10.
wie die Säulen uad Figuren, abweicbeod von jenen im Langhanse, an den Pfeilern eingeecboben und
die Garten abgesetzt wurden, unterliegt es keinem Zweifel, dass die Oewölbgurtea als Dienste
eich an den Pfeilern bis aaf den Sockel der letzteren fortsetzten, die Garten mithin in der Mitte
der Pfeiler und zwar wabrscbeinlich zur Zeit der
Erbaanng des LaoghauBee abgeschlageD und in
die dadurch entstandene Einsobragnng die Säulen
Eammt den Figuren und Baldacbinen eingestellt
wurden. Die Form der Baldacbine ist der des
ScbilTee Sbnlicb, nur finden wir bier geradlinige
Giebel an den Seiten tiber den Spitzbogen, die mit
feinem Masswerk aasgeftillt sind, der Körper 'st
massenhafter, die Krenzblnme breit und ausladend
Noeb sind aus dem Mittelalter zwei aehteokige
Opferslöcke , einer mit schönen Masswerkverzie-
rungen an der Seite und ein gleiohfalls acbteokiges
Weibwasserbecken aaf schlankem Fusse erbalten.
Fig. 12.
Zu den interessantesten Details der ganzen Kirche dĂĽrften
die 11 breiten und im schlanken Spitzbogen gebauten Cborfenster
gehören, deren Umrabmungen wieder mit den Gliederungen der
Wandpfeiler zusammenhängen. Die ersten drei sind vierlichtig, die
übrigen dreitheilig. Das Masswerk derselben ist grösstentheils edel
und verständig aus dem Vier und Dreipass eonstruirt, und die
einander gegenĂĽber befindlichen zeigen immer gleiche Muster
(Fig. 13). Es sind nur vier verschiedene Motive vorbanden. Die
Fenster des Chors sind dnrchgehends geötTnet, die Pfosten sitzen |
auf breiten, in Bchräger Abdachung hervorspringenden Mauer-
leisten auf.
An den Mauern unter den Fenstern setzt sich wieder die
Ranmeintlieilung derselben fort, ähnlich wie im Scliiffe, nur finden
wir hier geschweifte Spitzbogen mit Krappen und Kreuzblumen
besetzt, über kleeblattfärmigeu Zackenbogen von Fialen eingefasst
und von zierlichen Sänlchen mit Laabcapitälen getragen. Unten
Die Kirche Hariit am Geslado
207
sind wieder SitzbSnke angebraobt mit kleinen Bpitzbogigcn Blenden (Fig. 14). An der linken Seite
des Pres byteriu ins schlieEet eich eine Bohmale Zubaute an, und zwar auf der Mordseite die neue Sa-
cristei mit den Nebengemäcbern, dann gegen das ScbiST zu die alte Sacristei mit dem Aufgange za der
an der RogenOffnnng des Chores errichteten sieinerneu Kanzel, die jedoch neu ist.
An der linken Wandseite dflfl
Hochaltars befindet sich ein Sacra-
mentshäuscheu mit der Aafsofarift:
Ccce panis Angelornm factus oibna
Viatorum vere. ÂŁ8 hat die Gestalt
einer geschlossenen spitzbogigen
Pforte, die ThUre selbst ist ans
Metall, reich durchbrochen and
der besondern Beachtung wUrdig,
mag mit dem Ghorhau gleichzĂĽitig
(sein {Fig Ibj
Emen besonderen Sohmaok
bat die Kirche au den alten Qlas-
gemalden, welche theils in den
rensterii des Chorabscblnsses,
tbeils in einigen Seilenfenstern
des Presbytenums, dann auch auf
der \\ estseite des SchiSes ange-
bracht Bind und noch im schönsten
2QS ^'*^ Kirche Hftri& un Ceatade zu Wieu.
Farbensohmncke prangen. Das dreilicbtige Fenster an der ETaogelienseite des Cfaorschlusses enthĂĽlt
Bilder aas der Pasaionsgeecfaichte, das Mitlelfeneter ans dem Leben Mariae, nnd jenes der Epistelseite
Darstellangen ans dem Leben der Heilfgen.
Fig. 16.
Von der Ausseneeite dieses von Westen gegen Osten gerichteten Banes zieht die West- oder
Stirnseite vor Altem die Aufmerksamkeit auf eich (Fig. 16 *). Den unteren Theil derselben nimmt das
Hanptportal ein. Der Kireheneingang liegt om fast 6' höher als das Niyean des Platzes vor der Kirche.
1) Der HiilsEtock stammt ans dem Buche: „Alt und Neu-Wien" und warde dem Alterth ums -Vereine vom fiBteir.
mr- und Architekten- Vereine eu Wien llberlaasen, wolUr jener beateDs dankt.
Die Kirche Haria am Gestalte z
Im obereu Theile iBt in der Mitte das scboa erwäbnte eebr bobe Fenster angebracht, dessen Verglasong
bei der bedeutenden Dicke der Mauer sehr tief liegt. Die Anssengewandang bilden vier gratige
Randsläbe mit dazwischen liegenden Hohlkehlen, das Masswerk im Bogenfelde ist ans dem Dreipass
constrnirt, ziemlich einfach. Die Mauerflächen zn beiden Seiten des Fensters werden durch herab-
laufende Stäbe, die durch spitze Kleeblattbögen mit einander verbunden sind, belebt. Das Dach ist
wie bei allen gothiscben Banten sehr hoch und steil, was einen hoch ansteigenden Giebel gegen
vorne znr Folge hat; doch tritt er etwas zurück und lässt Hanm für eine Gallcrie, deren durchbrochene
BrilBtnng Vierpässe und Kreissegmente enthält. Der Wasserschlag unter derselben hat zur Ableitung
des Regens vier phantastisch gebildete Wasserspeier in Form von Hunden. Die Giebelwand ist durch
iiufsteigende Spitzbogenblenden Ăśber Statuen (doch sind nur mehr die CouEolen dafUr vorhanden) nnd
durch eine runde Fensteröffnung belebt. Interessant sind die hohen fialenartigen Aufbaue za beiden
Seiten, welche die vertical aufEleigende Bcwegnng des Fa^ade-Abschlusses aufuehmen nnd verlaufen
lassen.
Ganz eigeutbttnilich ist das Portal,
welches von der Ăśblichen Form, nach
der die Portale eine Vorballe haben,
abweicht (Fig. 17). In den Anschlag-
manern sind hier hohe zusammen-
hängende Sockel fUr drei Statuen auf
Jeder Seite, darĂĽber fortlaufende Bal-
dachine, deren jeder einzelne ein acht-
eckiges kleines Gewölbe hat. Vorne ist
auf jeder Seite ein ähnlicher Sockel,
darĂĽber ein hoher, ans einem Systeme
schlanker Strebepfeiler und Spitzsänien
bestehender Baldachin, alle Theile sind mit Masswerk schön verziert Ueber dem Portal ist ein weit
heraustretender freitragender kuppelartiger Baldachin von sechseckiger Grundform angebracht, von
jener geschweiften Form, wie sie den Bögen dieser Zeit eigentbUmlich ist; er hat an den drei
freien Seiten ebensolche Bögen mit herabhängenden Ansätzen bildend, darauf Spitzsäniehen stehen,
an den Kanten Krappen und auf der Spitze die doppelte Krenzblnmej sein Inneres bildet ein Stern-
gewölbe, dessen Scblnssstein ein Cbristns-
kopf sohmĂĽckt. Die EingaogsthUre selbst
ist im Kleeblattbogen gefĂĽhrt, darĂĽber
eine geradlinige Umrafamung. In ersterem
siebt man vier gebĂĽckt tragende Figuren
mit Schriftbänden in den Händen (die
grossen Propheten). Die beiden Haupt-
figuren im Relief stellen Johannes den
Täufer und Johannes den Evangelisten
vor, vortreffliche Arbeiten, sohwnngvoll
mit reichen Gewändern, sehr charakte*
ristiscfa nnd von edlem Gesiohteausdrucke.
Fig. 17.
Die Kirche HMia sm Oratade «i Wien.
Von ähnlicher Form, nur
kleiner, ist jenes Seitenportal,
du ebenfalls Jn den jĂĽn-
geren Theil des Langhauses
(Uhrt. Gleich dem Hanpl-
portal erweitert es sich nach
anssen. In den Anschlage-
manem sind hier bloss sehr
zierliche Spitzbogenhlenden
mit einem fortlaafenden oben
crenelirten Baldachin ange-
bracht, der zwei fUnfeckigi;
nad zwei quadratische Ge-
wOlbchen eothälL Der vor-
tretende Sleinbaldachin ist
von fĂĽnfeckiger Grnndfomi
and wieder mit reichem Blatt-
Bchmock bedeckt. Im Klee-
blaftbogen der Thtlre sind
vier Engel angebracht, deren
einer eine Orgel in den
Händen hält, die anderen
einen Notenband, das As-
perges nnd ein offenes Bacli.
In derUmrahmong siebt man
den tisterr. Binden- und den
Adlerscfaild (Fig. 18 a. 19).
Das Aenssere der Seiten-
wände der Kirche besilzt
manches Anffallende. Der
SĂĽdseite des SchifFes fehlen
die Ansladnogen der das
Gewölbe stUlzencfen Strebe-
pfeiler. Die Wandfläcben, an
denen, wie schon bemerkt,
jede FenslerOfinnng mangelt,
sind an der Stelle der innereo
Pfeiler onr durch lisenen-
artige Streifen anterbrochen,
zwischen denen eich Profile
von Fenstereinrahmnngen
sammt Pfosten befinden.
Dl6 Kirche H&rik un OesUde m Wien.
271
Zwei dieeer Hanerstreifea besitzen feroer nnter dem GeBimse gothische Verzierungen ans dem Tndor-
bogen und einem Wimperge. An der Nordseite treten die Strebepfeiler, wenn anob schwach und
rob hervor. Es ist wahrscbeinlieb, dass dii Strebebaaten an der SĂĽdseite nar wegen der beengten
RanrnTerbältniBse wegbleiben rnnssten. Das Dachgesimse besteht einfach ans Wnlstea and Einkehlnngeo,
ebenso Bind die hohen Mauersookel ohne besonderer Ansetattnng.
In einem besseren Gesohmacke ist das Aenssere des Chorea ausgestattet. Abgesehen davon,
dasB die breiten BchOn gegliederten Fenster durchgehends geöffnet sind, treten anch die Strebepfeiler
kr&ftiger und breiter ans den Wänden hervor und die Giebel sammt der dreifachen AbsehrSgang
weisen anf einen edleren Charakter des Styles hin. (Toter dem Dachgesimse sind noch za beiden
Seiten des Spitzbogens eines jeden Fensters kleine rnnde Oefhangen mit dem Vierpass als Masswerk
bemerkbar (es ist der dritte Eingang in die Kirche, der von der nrsprtlngliofaen Anlage erhalten ist ').
Sehr sehen ist der Eingang an der
SĂĽdseite des Chors mit seiner kleinen
zierlichen Vorhalle. Diese besteht ans
zwei KrenzgewUlbeo, die von Bflndeln
Sohlanker Sänieben mit reichen Capi-
tälen, ans einem Kranze von Blnmen
and Blättern bestehend, getragen werden,
lieber der Vorhalle ist eine Gallerie
mit durchbrochener Brtlstung und drei
Spitzsänlohen, welche als der organische
Abschlnss der Eckpfeiler und des Mittel-
pfeilers erseheioen. Letzterer ist mit 4
Stäben and eben so vielen HalbsBalen
gegliedert, die mit hohen, oannelirten
Sockeln versehen, auf gemeinsohaft-
lichem Postamente stehen. Die vier Sänlcheo in jeder der Ansoblagroauem des Doppeleinganges auf
fortlaufendem Sockel fassend, werden immer dfloner, ebenso die Hohlkehlen schmäler, wodurch eine gute
perspectiviBcbe Wirkung erzielt vrird. Die EingangstbUren sind im flachen Kleeblattbogen bedeckt, im
spitzbogigen Tympanon darilber Beliefs: die KrOnung Mariens durch Christum und Maria Schatz,
tflehtige Arbeiten. Dieses Portal gefaOrt wegen seiner reichen Gliederung und biflbenden Ornamentik
zn den schönsten Theilen der Kirche (Fig. 20 u. 21).
Von origineller Form ist der Thurm, welcher auf der SOdseite im Wiokel zwischen dem Schiffe
und dem Chore angelegt wurde. Schon die siebenekige Grandform ist anssergewOhnlicb. Derselbe steigt bei
einem Durchmesser von 20 Fnss zn einer Htihe von 180* in fOnf durch Wassersobläge getrennten
Stockwerken empor. Die Ecken sind durch schmale dreiseitige Vorlagen, die im 4. Stockwerk in Fialen
ihren orgnnisohen Abschlnss finden, sobfirfer markirt Die beiden untersten Geschosse sind glatt,
das erste hat drei schmale Spitzbogenfenster auf einer Seite ĂĽbereinander, das zweite drei etwas
breitere auf verschiedenen Seiten, im dritten sind die drei Fenster zweiliohtig mit einem Vierpass
Fig. 20.
1) Wir erwĂĽhneii dies aiudrtlcklich, weil tn nenester Zeit noch ein Eingang in den Chor ii
und jedes uchitektoDische OefQhl wahrhaft verletuoder Weise hergestellt wurde.
Jahrg. X.
höchst geschmackloser
Die Kirche HarU tm GesUde lu Wien.
Die Kirdie Harik am Qeatade xn Wien.
im Bogenfelde, das vierte ist naob allen Seiten tod sehr scliöiieii Fenstern
in reich gegliederter Unirahmnng durchbrochen, die Snsseren Spitzbogen
des Rahmens sohmUokt Lanbwerk. Unter jedem Simse, aueser unter dem
untersten, länfl ein Zaokenbogenfries mit bini- oder HlienfOrmigen Bogen-
Bchenkel-Enden. Ober dem 4. Stockwerke ist eine Gallerie angebracht
mit im VierpassmuBter herrlich durchbrochener Balustrade, mit Wasser-
Bpeiem und Fialen. ZarOcktretend steigt der ganz durobbroobene Helm
noch zn bedeutender HBfae hinan. Sein Absoliliiss bat nicht die Ăśbliche
Form der Pyramide, sondern bildet eine schlanke Krone, deren 7 Rippen
sieh endlich zn oberst in der Kreuzblume vereinen '). (Fig. 22.)
Flg. 22.
II. Die Kirche za Sieverii^.
Die Pfarrkirche^ ist, wie uns der Ornndriss (Fig. 23) zeigt, ein an-
gleich dreischiffiger Bau. Das etwas weitere MittelschifT misst 16' 7", das
südliche Seitenschiff 15' 4'/j" nnd das nördliche 13' und 8". Die ganze
Länge der Schiffe beträgt 48' 9". Sechs Pfeiler (Fig. 24) tragen die
Sclieidebltgen , welche
zwar im Profil ver-
echieden, aber in der
Höhe so ziemlich gleich
sind, so äass man die
Kirche zu den Hallenkirchen ztlhlen könnte, nur
ist sie zn niedrig, denn ihre HObe beträgt im
Mittelschiffe bis zum GcwRIbescheitel nur 25' 9".
Der Chor tritt geradlinig geschlosseii vor
das Mittelschiff, jedoch f^llt die rundbogige ge-
schlossene porla trinmphalis nicht in die Ver-
iäiigernng des Mittelschiffes, sondern ist in das
linksseitige Seitenschiff gertlckt, welche Unregel-
mässigkeit eben keinen guten Eindruck macht; das
rechtsseitige Seitenschiff ist polygon abgeschloRsen,
während das linksseitige den Thnrni anriiimint.
Der Orgelehor wölbt sich dnroh die ganze Breite
der Kirche und wird durch drei Bögen, welche
sich an die Joche anlehnen, gebildet. Zu demselben
ftihrt eine schmale Wendeltreppe von innen, welche
1) Diese Baal)eachreibuii8r ist Ibeilweise entnommen dem Aufsätze des H. Carl Weiss (Hittb. d. C. C. I. 149) und
dem Aufsätze des Baron von Sacken in Springer u. Waldheim's Oaterr. kirchl. KuustdeDkmalon. Ancb die hier bei-
;e;et>enen lUnstnttioDen sind diesen beiden Werken entnommen, und wnrden die beiUglichen HolistOcke dem Vereine
zur BenĂĽtzang ttberlMaen, woftir von Seite des Atisschusses bestens gedankt wird.
2) Auszug aus dem gleicbnamigen Aufsatze Hanns Petschnig's im XIII. Bande der Uitth. der k. k. Centr.-Com.
36*
Die Kirche sn SieTflring.
in den fĂĽr das Fortal beatiminten Ansban eingreift Eine kleine epitsbo^g
gesohloBsene Tbtlr, kanin 6' 6" hoeb, fllhrt von der Westseite in das Hittel-
sehifF, den Hanpteingang bildet das grossere reich profilirta (Fig. 26) und
mit einem Tympagnon versebene Portal am stldlicben Seitensehiffe.
FĂĽnf spilzbogige Fenster grOestentbeils mit Fisehblaaen-Hasswerk
an der Sttdseite and twai an der Nordseite belenebten den Kirchen-
ranm. Im Chor ist das rUckseitige Hasswerkfenster Tcrmaaert and dnreb
den grossen nnscbOnen Altarkaaten rerdeekt; ein der neneren Zeit an-
gehöriges Fenster dieot znr Belencbtnng des Chors. Unter dem Orgelohor
sehen wir ein kleines Haaswerkfenster snoächst des Portales.
Fflnf Strebepfeiler, stark vorspringend, oben mit Giebelabscblnss,
stttlzea die sfldliche Maner, an der Nordseite sind nnr zwei Pfeiler von
auffallend kleinen Oimeneionen angebracht, and zwar beide nnter einem
Winkel von 45 Graden abgesehrägt Die Giebelmanem sind ohne alle Durch-
bildung einfach in Bruchstein ausgefĂĽhrt und an den Giebelseiten stehen
gababfallende Schöpfe. Sie mSgen dem Ende des XV. Jahrhunderts an-
geboren. An der linken Seite des Gebäudes sind zwei Strebepfeiler nnr
angedentet (Fig. 26). Ein sehr steiles Schindeldach deckt gemeinsam die
drei KirchenschiCre.
Der Thnrm (Fig. 27) von vierekiger
Grundform steht im nördlichen Seiten-
schiffe, erbebt sieb geradlinig bis binanf,
nnd hat von der ersten Etage an eine ob-
longe Form. Lang gesogene Feosterlacken
beleuchten spärlich den Innenranm ; in
der obersten Etage sind jedoch vier grosse
Schallfenster angebracht,
Ton welchen das sĂĽdliche
und nördliche noch alt
ist, der Ostliehe und west-
liche Fensterbogen ist ans
Ziegeln hergestellt and
neu. Das Schindeldach
des Thurmes hat jene
Zeltform, welche wir in
Oesterreieb und Steier-
mark häufig an alten
""• 2*' KirchtbUrmen angewendet
finden, die beiden Ecken schmücken verzierte Bleiknäafe.
Dass diese Kirche erst nach und naob durch Za- und Umhaaten
ihre heutige Gestalt erlangte, zeigt der erste Blick, desshalbist es lohnend, das Entstehen derselben
nachzuweisen, was wir, da Anhaltspunkte genug vorbanden sind, ziemlich genau zu thnn im Stande sind.
Die Kirche lu SteTeriDg.
275
Der Slteste Tbeil des
BaneB dĂĽrfte onzweifelhafl
der Tbarm sein, aber gewies
war denelbe niebt schon
nrsprtlnglieb fUr die Eircbe
bestimmt, sondern wurde erst
bei einer weiteren Ver-
grOsaernng dazu verwendet.
Er durfte nrsprttngliob ein
freistehender Lag- oderWart-
thnrm eines befestigten Pnnk-
les, vielleicht des jetzigen
Pfarrbofes gewesen sein.
Deatlich sind zwei Bau-
Perioden am Thnrme selbst
zu nnterscbeideii. Die erste,
nngefthr zwei Dnttbeile des-
Belben umfassend, cfaarak
terisirt eich durch die mäch
tigen Buckelqnadern an den
Ecken, weiter hinauf finden
wir als Zeichen des jtingeren
Baues glatte EckstĂĽcke aus
rStblicbem Sandsteine Ls
mag demnach der untere
Tbeil gleichzeitig sein mit
den Tbttrmen zn Hamburg
und Potleudorf.
Die ursprüngliche Kirche war nicht viel grösser als das jetzige Mittelschiff, denn das ganze
Dacbprofil ist an der östlichen und westlichen Stirnwand ober dem Gew6lbe genau ersichtlich. Rechts
an der ttstliehen Stimmaner ist die aufgebende Wand mit den abgebrochenen Ansätzen der Seitenmanem
zn sehen, welche zn einem ßloekenthUrmcben gehört haben mag; es ist darin noch' ein kleines Fenster,
dass sich nach innen erweitert, sichtbar, sowie die im Kleeblattbogen mit geradem Sturz geschlossene
Thtlr, welche aus der Wendeltreppe in den Thnrm gefĂĽhrt hat. Diese Wendeltreppe ist im anteren
Tbeil noch jetzt vorhanden und fuhrt aus der Sacristei auf die Kanzel. Das TbUrmclien hatte 2' dicke
Mauern mit 5'/," lichter Breite und, wie man aus einem Absätze deutlich sieht, einer Tiefe von 3'.
Diese oblonge Grundform wurde zumal im XV. Jahrhniidert häufig augewendet Das TbUrmchen
dĂĽrfte auf der SĂĽdseite etwas vorgebaut gewesen sein. An der Bstlicben Seite hat sich wabrscheinlieh
die polygono Apsis befunden. Diese Anlage des ersten Baues ist ausser Zweifel. Später mag das
sttdliohe SeitenBchiGF dazu gebaut worden sein, denn die Frofilirnngen der Scheidebogeii, sowie des
Unterbogeos für den Orgelchor sind älter als jene des nördlichen Seitenschiffes, ebenso gebOren die
FenatermaSBwerke, sowie die Strebepfeiler einer frĂĽheren Zeit an.
Fl|. 27.
276 ^10 Kirche za Sievering.
Später dürfte das nördliche SeiteDSchiff dazu gekommen sein, wodurch der Thurm mit der
Kirche verbanden worden ist. Als letzter Za- and Umbaa dttrfte das Presbyteriam and die Sacristei
betrachtet werden^ es sind dies eigentlich nor Bedttrfhissanlagen ohne jeglicher architectonischer
Darchbildong.
Nach dem Brande der Kirche in Folge der Ttlrkeninvasion vom Jahre 1683 and dem damit
verbandcDcn Einstarze der Decke wurden gegen Ende des XYII. Jahrhanderts die letzte Hand angelegt;
aber leider wurden in dieser and der nachfolgenden Zeit, sowie allgemein die schönen Banten der
Gothik; so auch hier in bedaaerlicher Weise veranstaltet. Die schlanken Joche im Innern, welche die
Rippenprofile an den Sockel ansetzten, wie es anter dem Orgelchor noch za sehen ist, wurden mit
einer Ziegellage umpanzert und scheinbar verstärkt, und hiermit jene soliden Pfeiler geschaffen, welche
gegen die zierlich gegliederten Scheidebögen ib einer das Auge beleidigenden Weise abstechen. Die
Scheidebögen versinken förmlich in die stark ausladenden und unschönen Renaissance - Gesimse, die
diese unnöthig verstärkten Pfeiler am Bogenanlauf umziehen. Ohne eine Stütze zu geben, welche hier
ganz unöthig ist, verengen diese umpanzerten Joche den ohnehin beschränkten Innenraum. Das
Kirchengewölbe selbst wurde als Tonnengewölbe mit Schildern in der unregelmässigsten Weise, am
Scheitel mit etwas vertieften Vierpässen in Putz ausgeführt Im Presbyterium und Mittelschiffe wurde
noch eine Art gratiges Kreuzgewölbe in Anwendung gebracht.
in. Die Dreikönigscapelle zu Tullxi«
Die den heiligen drei Königen geweihte Gapelle zu Tolln ^) steht gleich den meisten Rond-
capellen zunächst der Pfarrkirche und zwar rechts vom Presbyterium am ehemaligen Friedhofe,
lieber ihre ursprĂĽngliche Bestimmung kann wohl kein Zweifel sein, da sie mit einer Gruft versehen
ist und urkandlich im Jahre 1357 als Karner bezeichnet wird.
Trotz des Mangels an schriftlichen Aufzeichnangen ĂĽber die Entstehongszeit dieser mit Ausnahme
der Bedachung noch unversehrt erhaltenen Gapelle kann man doch mit BerĂĽcksichtigung des Bau-
charakters und der Art der Omamentation als deren Bauzeit das zu Ende gehende XII., oder was
wahrscheinlicher ist, das beginnende XIII. Jahrhundert annehmen, jene Zeit, in der sich das allmälige
Verschwinden des romanischen Styles und ein Uebergehen in den am Rheine schon aufblĂĽhenden
gothischen Styl bemerkbar machte.
Das Gebäude aus Qaadem, jedoch in sehr ungleichen Schichten aufgebaut, hat im Haaptraume
eine Manerdicke von 5', in jenem der Apsis von mehr als 3' und besteht gleich allen Karnem aus
zwei über einander gelagerten Räumlichkeiten, wovon die untere grösstentheils unterirdisch angelegt
ist. Nach aussen hat die Gapelle, wie der Grundriss (Fig. 28) zeigt, die Gestalt eines fast ganz
gleichseitig construirtCQ Eilfecks. Vier Seiten desselben sind jedoch verbaut, nämlich je zwei darch
die halbrunde Apsis an der Ostseite und durch den Portalbau an der Nordseite. An den Ecken des
Hauptgebäudes steigen von der Erde an, da am ganzen Gebäude der Sockel fehlt, Halbsäolen empor,
die, an einem Pilaster gelehnt, mit ihren aus gerollten Blättern gebildeten Gapitälen den unter dem
gegliederten und mit Zahnschnitt verzierten Hauptgesimse ununterbrochen herumlaufenden Rundbogen-
1) Abdruck aus den Mitth. d. Cent.-C Xn., p. 161 u. t.
Die DräkOiiigsctpelle sn Tulln.
fries tragen (Fig. 29). Jede Wand
wird ttberdiea dnrch einen den
oberen Theil derselben gliedern-
den Spitzbogen belebt, der durch
Vermittlung betionders zierlicher
Capitfile auf niedrigen Viertel-
sänlohen rnhl, die sieb zanSchet
deB Wandpfeilers beiderseits an-
Bclili essen.
Ais weiteren Sohninck der
Wandflächen nnd zwar des nnteren
Theiles derselben erscheint in
jeder derselben eine Gruppe von
vier kleinen kleeblattfltrinig Ăśber-
deckten and durch drei kleine
Abtbeilungssäulchen von einander
getrennten Blenden. Die Capitäle
sind jenen der EcksSnlen ziemlich
gleich, aber bereits stark beschä-
digt. In einigen dieser Blend-
bogen sieht man als Verzierung
theils Lilien-, theile BlĂĽthensclimuck, in den Kehlungen derselben das bekannte Ornament von anein-
ander gereihten Kngeln und unter den Über die Mauerfläclie hervorragenden SfinlenfSsschen Tragsteine,
mitunter mit Darstellungen verzerrter Menschen- oder ThierkĂźpfe, Nur in einer, in ihrem Hinlergrunde
gemnsterten Nische steht eine Figur, die zwar stark beschädigt, doch das Bild des GrOnders <ter
Oxpelle vermuthen lässt. Dieses FigUrchen trügt ein enges, langes, einem WafTenrocfce ähnliches
Kleid, das um die Mitte durch einen breiten GUrtel zusammengeh alten wird. Die FUsse sind mit
ziemlich spitzen Schuhen, der stehtbiire Tlieil des Unterschenkels mit Panzerzeag bekleidet, das Antlitz
bartlos, das mit langherab wallen den Haaren geschmlickte Haupt ist unbedeckt. In der rechten Hand
hält die Figur einen stark verstümmelten Gegenstand, der mit groscer Wahrschcinliehkeit fitr das
Capellenuiodell genommen werden kann. In der anderen Hand dĂĽrfte sie, ihrer Stellung nach, ent-
weder ein Scepter aufrecht, oder ein Schwert gesenkt als StĂĽtze gehalten haben (Fig. 30).
0er Hanptraum wird durch vier grossere, rnndbogige Fenster beleuchtet, die sich nach innen
und anssen erweitem. Die KehUing der Fensterrahmen ist stellenweise gleichfalls mit Kugelohen oder
Sternchen besetzt. Die Fenster befinden sich in der von der rechten Seite des Eingangs au gezählten
zweiten, vierten, sechsten nnd neunten Wand. Nocli ist eines eigenthUmlichen Ornaments zu erwähnen,
das sich an der ersten Wand in der Mitte des Spitzbogens befindet. Es nind dies drei kleine Trag-
sleine mit verzerrten Menschenanttitzcn. die ohne allen weiteren Zweck aus der Wand heraustreten.
Die Aiissenseite der halbrunden, nur durch zwei rnndbogige nach innen und nussen erweiterte
Fenster beienchteten Apsis ist ziemlich einfach. Auch hier fehlt der Sockel und wird die ganze
.Manerfläehe durch vier auf Pilaster gelegte HüUisäoIehen in drei Felder getheilt. Die Pilaster tragen
den gegliederten ßundbogenfrics sammt der darüber angebriichten Zalinscbnittventiernng, die Halbsäulen
Die Dreiklhiigseifwlle in Tnlln.
mitibranBIftttaaptt&len,
deBBandbogenfrieB and
Zahnschnitt nntert>re-
obend, bloa du Daob-
geBinifl. An jener Stelle
derApsiB, wo der Fries
uBd du Gesimse Hieb
an den Hanptbaa an-
Bchliessen , iBt eine
phantaatisebe Tbier •
gestalt *) als deren
Absoblnes angebraebt
Wie aobon erwihnt,
befindet sieh der zwi-
schen der L&ngen- nnd
Breitenaxe der Capelle
angebracbte Eingang in
einem grossen, die Por-
talballe entbaltenden
nnd mit der Capelle
gleich hohen Vorbaue,
welcher mit demselben
Rnndbogenfriea und
Zabnscbnitt wie die
Gapelle, aber ohne Ver-
bindnng mit derselben
and mit dem gleichen Daobgesimse
versehen ist. An den Ecken deaVor-
banes stntzt sich der Fries anf kleine,
ganz kurze DreiTiertelsftnlchen, die
anf Gonaolen aofaitzen.
Zum Capelleneingang ftlhrt eine
qner vorgelegte Doppelstiege von
sieben nnd nenn Stufen empor, doch
dBrfte dieselbe ein neuerer Bau sein.
Die Portalhalle verengt sieb in fttnf
reofatwinkeligen Abstufungea, in deren
einspringenden Eoken je eine Sfinle
Btebt. Die Sftnlen, deren Sch&fte ohne
alle VerjDngnng theils glatt, tbeila
ng. so,
1) IHe dne gldcht einem Vogel, die indero iwei Lindwttnnera mit gemeinMhsftlichem Kopfe (■. Dom tu K«rlB-
bnrg. J«brb. d. k. k. C. C. III, 169, und die Michael erUrehe bd Wien in den Mitth. d. Alt Ver. UI, Taf. VI, Fi«. 1).
Fl|.29.
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#iJ^;:l
Die DreikttniKMKpelle za TdHu.
gemostert, Ibeila in der Mitte mit dem
bekannten RingoroameDt geziert sind,
ruhen auf gedrBckten attischen FttsBen,
deren nnterer Wolat gegen den oberen
weit vorspringt, auf hoher, rnndbogig
omamentirter, würfelförmiger Unterlage,
Die Capit&le sind nntereinaoder gleich
and haben die einfache Kelchform mit
dem üblichen schönen Schmncke von
In zwei Reihen angebrachten gerollten
Blättern, die jedoch in ihrem Detail
etwas verschieden sind. Die zwischen
den SSnien herrordriagenden Ecken der
Portalabstnfiingen sind ebeoblls reich
verziert. Die hoben Deckplatten der
CapitlĂśe sind breit gekehlt and haben
in der Eehinng ein rankenfUrmig ge-
wundenes Ornament mit Blättern besetzt ond mit Raulen belegt
(Fig. 31), welches sich längs beider Innenseiten des Vorbaues,
um die Pfeilereoken , Ober den geraden Thttrslurz nnd nach
anssen ĂĽber den Vorbau als bandartiger Sims fortsetzt. Am
Thttrsturz wird dieses Band durch je eine Figur unterbrochen.
Die eine rechts hält in der linken Hand einen Zweig, in der
rechten ein vogelähnliehes Thier, nnd hat die FUbbc gegen anf-
wärt» gekehrt, die Figur zur Linken stellt eine Sirene vor,
deren getheilten fischähnlichen und aufwärts gebogenen Unterleib
sie mit den Händen hält. Das Thflrgewäude ist ebenfalls orna-
meniirt. Fig. 32 zeigt jenes der rechten Seite.
Die Ausseneckeu des Portals sind abgeschrägt und mit
einer sehr schlanken Säule geschmückt, deren attischer Fuss
viel tiefer steht als jener der Innensäulen.
Die l'ortaihalle ist rundbogig, ebenfalls sich nach innen
verengend DberwQlht. Die Säulen setzen sich im GewOlbe als
mndstabf1)rmige, nngeschmĂĽckte Rippen fort, in deren Zwischen-
ränmen jenes Ornament fortgeführt erscheint, das die an den
Seitenwäuden zwischen den Säulen bervurtreteoden Ecken
schmĂĽckt (Fig. 33). Wir sehen zuerst ein ovalfUrmig gewun-
denes Band, sodann mit den backen aneinander gereihte Vierecke,
ein auf einer Seite abgesiampttes Zickzackomameut und endlich
ein solches auf beiden zugespitztes; Motive, wie wir sie am
Portal zu St. Stephan in Wien'), an der Kirche zu Klein-
1) Siehe Hittb der k. k. Centr.-Comm. IX, 2ĂĽU.
Jkhrg. X.
Die DraikSniirscBpelle su l'ulln.
Flg. 33.
Maria-Zeil') und Wie-
ner-Nenstadt '), an dem
Karner zu UOdling ^
a. 8. w. ebeofalU fin-
den. Im TjuipanoD ist
ein Kleeblattbogen und
darin ein Frescoge -
mSlde angebracht, docb
ist dieses bereits fast
ganz nnkenntlich and
durfte dieHnldigangdei
göttlichen Kindes dareb
die drei Weisen ans
dem Morgenlande vor-
gestelU haben. Ueber-
haupt scheint das ganze
Portal bcDialen ge-
wesen va sein, wie dies
noch einig'e Spuren andeuten. Der Eingang in die Grnft befindet sich nnterhalb der Arcatnr in der
vierten Wand. Er ist reich ond kräftig gegliedert, vereDgt sieh etwas, ist bereits hinsichtlich der
Omamentation in Folge der Steinverwitterang fast unkenntlich, im Ganzen aber klein und enge. Die
Gruft dehnt sich nnr anter dem Mittelraam der Gapelle, nicht aber unter die Apeis ane. Ihre H&he
läset sieb nicht bestimmen, da sie in beträchtlicher Weiee verschüttet ist*). Breite, eich dnrchkreuzende
Qnadergurten tragen die in Bruchsteinen ausgeführte Wölbung (Fig. 34), die mit sogenanntem Schindel-
anwnrf Ăśberzogen ist
Wenn wir das Innere dieses Baues betreten (Fig. 35), so fällt vor
allem auf, dass die äussere polygone Form des Hauptranmes im Innern niobt
wieder erscheint. Derselbe bildet vielmehr bei einer Höhe von 33' eine voll-
kommene Rundung und wird die Mauerfläche durch seohe an Pilastem auf-
steigenite Dreiviertelsäulen in sechs Felder getheilt. Fünf dieser Wandeänlen
steigen vom Fussboden an empor, die eecbete tritt erst ober dem Scbeide-
bogen der Apsis aus der Wand heraus und ruhet auf einem mit reichem
Figurenscbmnoke (Fig. 36) versehenen Console. Alle sechs Sänlea haben
einen niedrigen attischen Fnes mit Bckblatt, sind aber im Ăśbrigen mit jenen
an der Ansseneeite gleich.
Auf den Oapitälen i-nhet eine wnlstige nnd gekehlte Deckplatte, die zurückspringend sich als
glcichbebandettes, um die ganze Innenseite laufondes Gesims fortsetzt. Ein liolics Kuppelgewölbe
tiberdeckt den Raam. Die dasselbe tragenden Gurten (Fig. 37 im Profil) stĂĽtzen sich durch Vermittlung
Flg. 34.
1) Siehe itrch. Wegweiaer 39.
3) Beider und Eitelbcr^r; Hittelalt. Kiinstil. II, ilfi.
3) Siehe Mitth. d. k. k. C«ntr. Comm. III, 2G3, des Alt. Ver. X, 173 und arch. Wegw.
4) Sie dient gcgenwfirlig aIs RequisIteDina^'aiiiii.
Die DreikOnigflcapelle zu TuIId. 281
einer Scbildplatte »nf die Deckplatte der WandsSnlen nnd vereinigen sich in der Mitte in einem mit
zwei gegen einandersteh enden KOpfen gezierten SchluBBeteine.
Einen beflonderen Sehniaok des Hanptranmee, dessen Längenaxe inclusire der Apsis 36' betrSgt,
bilden die doppelten, kleeblattförmigen Blenden, welche paarweise in den vier Wandfläohen eingefügt
aind (Fig. 38).
Flg. 3S. Flg. 36.
Die Kleebtattbogen sind in ihrer Kebinng gleich den Fenstern mit Halbkageln geschmOckt Das
SHolcben hat ein hflbscbes Blftttercapitäl und einen attischen Fdbb, dessen breiter, unterer Wulst ant
einem mit Bogennischen versierten Untersatze ruhet
Rechts vom Eingänge der Gapelle ftihrt eine in die Mauer eingeftigte Wendelstiege auf den
Dachranm empor.
Ein kräftiger Rundbogen, der sich auf zwei mächtige, gleich den Wandsäaleu behandelte nnd
mit besonders zierlichen Laobeapitfilen aasgestattete Halbsänlcn stützt, vermittelt den Eingang in die
lĂĽ' liehe, lO* lange und 11' breite Apsis, die um eine Stafe haher liegt nnd beim Beginne der Altar-
nische selbst sich anf 9' verengt. In der Hohe der Deckplatten der Halbsänien am Seheidebogen
läuft ein einfacher Sims um die ganze Nische, als deren einsiger Schmuck.
37*
Die DrcikĂĽnigscApelle lu Tulln.
Die Capelle war ehedem bemalt, wovon aich hie nnd da Spuren zeigen. So
â–Ľ fioden wir jii der Halbknppel der Apsis etliche UmrUee einer die heilige Haria vor*
stellendeD Fignr, eo wie eines der heiligen drei KSnige, ferner eines verbleichten
Bandornaments. Auch an den Wandflächen des Bauptraumes zeigen sich hie nnd da
Spnren von Malerei. Bei behntsamer AblOenng der UQrtelschichten wäre es wohl
mitglicb, einen bedeutenden Tbeil der arsprUnglioben Frescomalerei biosiegen nnd er-
^'"- ^- halten zu können.
Werfen wir endlich noch einen Blick anf den heutigen Znstand dieser werthvollen Capelle,
dieses interessanten Denkmales ans einer so alten Zeit, von der sich bei nos nnr mehr hKohst wenige
Zeugen erhalten haben, so kennen wir denselben nicht als befriedigend bezeichnen. Wohl bat mau
— ijji in neuester Zeit in pietätvollem Eifer eine
Art Restanration an der Auesenseite vor-
genommen , allein mit einfacher Tflnche
werden weder SprUnge, die Jahrhunderte
gemacht, verschlossen, noch beschädigte
Omamente und abgestossene Capitäle wieder
hergestellt, noch dicke Krusten von Kalk-
tflnche entfernt , die gegenwärtig , wie in
neidischer Weise , den schönsten Schinnck
des inneren Raames verhĂĽllen. Noch wartet
dieser anf Reinigung und Anebessernng, je-
doch anf eine solche, welche die kunstgeObte
Hand des denkenden Fachmannes, nicht aber
die plnmpe Panst des Handwerkers an ihr
^''' ^' vornimmt, damit sodann dieses Gotteshaus
seiner nrsprilnglieheD Bestimmung zurĂĽckgegeben nnd der Begehnng des Todten- Gottesdienstes ge-
widmet werden könne.
IV. Die PiaiiBtenkiiohe an Eremi.
Das natltrliche Terrain der Stadt Krems, welches von der Donan an allmälig gegen Norden
aufsteigt, erreicht am nördlichen Ende bereits eine ziemlich steile Höhe, anf welcher die in Rede
stehende schöne Kirche erbaut ist.
Eine grosse Oberdeckte Holztreppe fuhrt von der Stadtsette ans zu dem Plateau des Kirohen-
platzes. Von hier aus Ăśberblickt man die Stadt, das herrliche Donauthal, das frischgrUne HUgelland
der benachbarten Wachan, und anf dem einrahmenden Gebirge gegen Sdden das wahrhaft majestätisch
Hegende Stift GOttweig. Alles dieses macht auf den Beschauer einen so zur Andacht erhebenden
Eindruck, dass es die schönste Vorbereitung zum Eintritt in das sich hier erhebende Gotteshans
ist, und man sich daher keinen würdigeren Pktz für eine Kirche denken kann, als anf der Höhe
dieses Berges.
Die Piviatenkircbe tu Krema.
Wahrscheinlich ist, dasB auf der
.Stelle der ietzigen Kirche eine ältere,
wohl kleinere Kirche gestanden hat,
WMiltber nrknndlicbe Daten vorliegen '),
aus welchen ancb hervorgeht, dasB die
frBhere Kirche desgleichen dem heiligen
Stepban geweiht war.
Im Jahre 1616 wnrde zu Krem
aaf derselben Stelle der ehemaligen
gothiscben St. Veitskirebe (von welcher
ein Tbeil des Tbnrmes noch steht) die
neoe jetzt bestehende Veitskirche im
Renaissanceetyl erbaut, welche znr Pfarr-
kirche bestimmt wnrde. Zn dieser Zeit
wurde die Stephanekirche den Jesuiten
and 1770 den Piaristen Ăśbergeben.
Betrachten wir nun den Ornudriss
dieser Kirche (Fig. 39), so sehen wir
in der Hanptform die einfachste Anlage
einer dreisebifĂźgen Hallenkirehe , so-
wobl in Bezng anf die Chor- and Schiff-
wie ancb aafTbnrmanlagen. Das Mittel-
schifT hat die doppelte Breite der Seiten-
schiffe, was fĂĽr die einfache Choranlage
1) Ea flxiatirt eine Urkonde, gelben zn
Salsa im Jafare 1139, vermOge welcher Kftiaer
Conntd III. zu aeineiu und seioer Familie
SeeleDheil die Kirche zu Krems auf dem Berge
dem Stifte KloatemeubuTg schenkte, welche
Kirche nach Hantbaler schon im Jiihre IUI
durch Uukgnt Leopold III. (dem Heiligen)
der Pfarre HeisUng im Viertel Obermanbarts-
ber; sammt den daraustoasendeo Hilhen zur
Dotation gegeben wurde. (Hsx Fischer,
MerkwĂĽrdige Schicksale von Kloatemenbarg
III, 141.) Doch scheint dies keioeswegs die
dem heiligen Stephan geweihte Capolie gewesen
sn sein, da in der bezeichneten Urkunde der
einen viel grösseren Umfang kirch lieber Rechte in Fis. 39.
â– ich fassende Ausdruck : ecclcHia in altn monte
gebraucht wurde. Ein dem heiligen Stephan geweilites Gotbahaus, airer nur mit capeĂśA bezeichnet, tindet sich zum
ersten Haie urkundlich erwShnt im Stiftangsbriefe der Schottenabtei Wiens. Wenn nun dieses frĂĽher mit eccieeia benannte
Qotteshaus das nttmliche ist, das später mit capella bezeichnet wird, was sehr zweifelhaft ist, so kann diese Kirobe nicht
lange dem Stifte Klosternenbnrg gehört haben, weil sie, wie erwähnt, Herzog Heinrich Jasomirgott seiner Stiftung, der
Abtei bei den Schotten in Wien im Jahre 1158 bestimmte mit dem Ausdrucke: capellamque sancti Stepbani in Chrems
(Fontes II, Bd. XVIII, 8). Doch schon 1210 verlor das Stift diese Capelle fĂĽr immer, indem sie von dem Herzog Leopold
zu dem in Krems gegrĂĽndeten Spitale gesogen wurde (Uanswirth, Oesohichte der Abtei bei den Schotten in Wien 7).
I I I!
284
Die PiariBtenkirche zn KremB.
ein sehr gtInBtiges VerfaKltniss ergibt Die geaammte liebte Breit« aller drei Schiffe betraf 62 Fubb
9 Zoll bei einer Länge von 71 Pubs. Dazu die Länge des Chores mit 47 Fhbs, ergibt eine GeBatnmt-
länge der Kircbe von 128 Fobb. Die lichte Hfibe der Kirche bis zam OewOlbBcbluss betragt 60 Fiibb.
Das GewOlbByBtem bildet ein reicbcB NetzgewOlbe, indem Bich die Rippen dea Mittelscbiffes bei ihrem
ZuBammeutreffen ttberkrenzen nnd dann stumpf abschneiden. Im nördlichen Seitenschiff, bei dem
Dnrchdringen der Rippen, sind beeonderB kleine Rippentheile krenzweise eingefĂĽgt.
Fl| 40
Die weBtliohen drei Trar^es deB Schiffes werden von der eingebauten OrgelbQhne ontertbeilt
(Fig. 40). Da im Grundrisse (Fig. 39) die stiditcbe Hälfte der Kirche oberhalb der Fenster, die
Qtirdliche aber nnterhalb derselben geschnitten ist, bo zeigen die zwei nördlichen GewSlbfelder das
GewOlb der OrgelbUhne.
Das GewDIb des Chores zeigt eine edle Form, welches seinen Grand darin findet, weil der
Chor der älteste Theil der Kirche ist; hier finden wir aacb den grOssten Reioblhnoi nnd die schOnsteD
Verhältnisse entfaltet. Die Fenster nehmen die ganze Mauerbreite zwischen den Strebepfeilern in
Ansprach, und es eracbeinen im achteckigen Chorschluss dreitheilige nnd in den zwei Feldern gegen
das Schiff sogar viertheilige Fenster, welehe schlank emporsteigen and durch reiche Mass werkform en
ihren AbBohlnss finden.
Die reich profilirten Fenstergewände, welche mit den drei GewSlbdiensten im Innern zu einem
reichen Pfeiler zuBammen verbunden Bind, setzen sich unter dem PenstergohlbankgesimB fort nnd
endigen in einen gemeinschaftlichen Sockel mit den drei GewfllbdieuBten. Die nördlichen drei Fläcbea
der Chormaner haben keine Fenster, sondern sind nur mit Blendmasswerk geziert (Fig. 40), dessen
Constraotion genau den ihnen gegenttberliegenden Fenstern entspriobt Die sechs Scbiflbpfeiler sind
sogenannte BĂĽndelpfeiler, deren Entstehung sich dadurch ergab, dasB man von der nrsprflnglieh an-
Die PiariBtenkircLe zu Krema.
mm-
gewandten Saale, welcher gewöhnlich vier oder aoht
Dienete fttr die Aufnahme der Rippen nnd Gurten
angelegt und unter dem OewSlbanfang dnroh einen
gemeinschaftlichen Gapilälkrans verbunden wurden,
abging , statt dessen die Hauptgnrten , welche die
Pfeiler in der Längenrichtnng der Kirche miteinander
verbinden, sehr breit profitirte, nnd dieses Profil mit
Hinweglassnng des Capitäls bis auf dem Pfeilersookel
herabfflhrte (Fig. 41 nnd 42). Die Gewttlbdienste
schlössen aicb zu beiden Seiten an ; sie allein sind
mit Capitälen versehen nnd vermitteln - den Ueber-
gang zu den Gewtilbrippen. Eine eigenthUmliche
Form derartiger Pfeiler, nämlich mit Beibehaltung
des alten Rundpfeilers nnd mit zagleicher Anwendung
des BĂĽndelpfeilers sehen vrir in der Minoritenkirche
KU Wien '), indem dort in einer Höhe von 18' durch
ein reiches Gesims der Uebergang von der älteren
in die neuere Form stattfindet, und auch die GewSlb-
rippen ohne Capitälvermittlung in die beiderseitigen Dienste ein-
schneiden.
Betrachten wir nun das Querprofil a, b (Fig. 43), so sehen
wir den Gewölbschluss der drei Schiffe in gleicher HUhe. Da nun
das Mittelschiff die grĂźgste Spannweite hat, bedingt es auch eine
grossere Pfeilerhbhe des GewOlbes als jene der Seitenschiffe. Um
nun die GewSlbbögen nicht übermässig steil zn machen, half man
sieh dadurch, dass man die Capitäle der Wandpfeiler und die ent-
sprechenden des Hauptpfeilers um ein Bedeutendes höher legte.
In der ilbulichen Marburger Elisabeth kirche, wo die Spannweite des
Mittelschiffes auch das Doppelte der Seitenschiffe beträgt, aber der
CapitBlkranz den ganzen runden Pfeiler umschliesst, war eine
Trennung der einzelnen Dienstcapitäle nicht gut mOglich. Um nun
daselbst die drei Schifle doch gleich hoch zu machen, fĂĽhrte
man die Rippen der Seitenschiffe ober dem Capitälkranz so weit
senkrecht in die Bühe, bis sich das hier einfache Kreuzgewölbe
bis zur verlangten Hohe entwickeln konnte.
Da das Mittelschiff mir etwas breiter ist als die Seitenschiffe,
80 kommt der GewOlbschluss des ersteren bOber zu liegen als der
der Seitenschiffe, was oberhalb der Hauptgnrten grosse Scliildfelder
entstehen macht, wodnrch aber die Hallenkirche an Vollkommenheit
verliert.
^ — \ — ^
1) Mitlliciliiiigvn ĂĽuH Altcrthi
{<!. V, Jalirgang 18(11, Tafel 1, Fig. :
E ĂĽaristeDkirche m Krama.
I I I I I
rrn. 43.
Die Sockel der Pfeiler (Fig. 41)
zeigen eine UeberUdung, dnrcb die den
einzelnen kleinen Sockeln eingearbei-
teten Hohlkehlen, welche in verschiede-
nen Richtangeo sich krenzeu nod Ăśber-
schneiden. Am Wandpfeiler , welcher
ausser den drei Diensten noch das
Profil der Scbildbögen in sich vereint,
ist der untere Theil des Sockels etwas
niederer als beim Hanptpfeiier; doch
sind hier die kleinen Socke) der ein-
zelnen Dienste nur mit senkrechten
Canelllrungen rerseheu.
Ein besonderer Reichthnm ist dem
Innern der Kirche verliehen dnroh die
Anordnung der Fignrennischen, weiche
mit reichen Baldachinen aberdeckt sind.
Dieser Schmack ziert sowohl die Wand-
pfeiler im Chor, als auch die Waud-
nnd Hanptpfeiler des Schiffes. Die
Figaren, welche jetzt die Nischen sohmBcken, gehören freilich der Neaxeit an. Die Baldachine im
Schiff zeigen zwar grosse Abwechslung, doch maoht sich hier das phantastische Durchdringen der
nach allen Richtungen geschweiften Wimberge breit und an einzelnen föngt schon das Astwcrk an,
seine Rolle zu spielen. Dasselbe ist mit den Ornamenten der CapifSle im Schiff der Fall; cp zeigt
sich auch hier eine Ans
artung niid das Verschlingen
der Blätter nntercin ander
trägt mehr den Charakter
des gothisL-heu Holzorna
mcntes an sich. Anders ist
es im älteren Chor. Hier
haben die Baldachine noch
strenge nnd einfacho Details
und die Ornamentik der un
teren PigurencaiiitSie trägt
j Bchtlnes, nach der Natur
; stylisirtes Laubwerk (Fig. 44
' and 45), welches den besten
Motiven des XIV. Jahibun
derts zur Seite gestellt
Flg. 44.
FIs 45
werden kann. Desgloieben ist auch die Profilirung der Deckplatte über dem Capitälkeloh den Uteren
Formen entsprechend. Die scbOiien Details und Verhältnisse des Chores sind leider dnrcb einen
Die I^oriBteDkirche zu Krems.
Fig. 46.
riesigen sopfigen Altar, welcher bis anter das Gewfilb reicht, theils
rainirt, theils ansichtbar gemacht.
Der TnamphbogeD, welcher das Schiff vom Chor trenot, ist
reich profiiirt and besonders stark, da er die obere Gibelmaaer zn
tragen hat. Die Hanptgorten des Schiffes sind an den glatten Flächen
der Satlichen und westlichen Abschlnssmaaer ausgekragt, wfihrend
die Diagonal- und Schildbogenrippen des Gewölbes anf mit fignralem
Schmack Tersehenen Consolen rnhen. So zeigt sich an der Nordost-
seile eine Mutter Gottes mit dem Gbristnekind als einfache Arbeit \\
(Fig. 46). An der westlichen Wand steht an einer Seite eine männ-
liche Gestalt mit einem Sprachband ; anderseits Beben wir fratzenhafte
Kttpfe.
Die Orgelbtthne (Fig. 47), welche durch zwei Stiegenbäuser
vom Innern der Kircbe zugänglich ist, wird gegen das Schiff durch
einen Segmentbogen nud zn beiden Seiten durch gedrĂĽckte Spitz-
bogen getragen. An das Profil dieser BOgen scbliesst sich ein beson-
deres Wimbergenprofil an, welches oben, in eine Spitze zusammen-
gezogen, mit einer Kreuzblume abscbliesst, während der Waseerschlag
des Wimbergenprofils mit scbOn ansgenihrten Kantenbiumen geschmtlckt ist. Die verschiedeneu Hass-
werke der Brtlstung zeigen Combinationen, welche ans Halb- und Viertelkreisen entwickelt sind ; davon
ein Muster Fig. 48.
Die Fenster im Schiff sind nur dreitbeilig,
nehmen daher nicbt die ganze Manerääche m An
Spruch wie die Cborfenster. Ihre Masswerke zeigen
ausser der späten Fisch blasen form bei dem letzten
wesllichen Fenster dieselbe Abnormität wie die t
Gallerie der OrgelbĂĽhne; es sind Halb- und Viertel
kreise, schuppenartig Ăśbereinander gestellt, wie in
Fig. 49 ersichtlich.
Als ein besonderer Znbau erscheint die im
GrundrisB (Fig. 1) ersiohtĂĽche, gegen Norden ein-
gebaute Vorhalle, welche aus dem Achtecke eonstrnipt, durch ein SterngewĂĽlbe gedeckt iet. Diese
Vorhalle dient jetzt als Capelle, zn welchem Zwecke man die äussere Thllro vermauert hat, bei welcher
Gelegenheit auch die alten Fenster in kleine Ruiidbogenfenster verwandelt wurden. Das Innere dieser
Capelle ist in dem Geschmack der Neuzeit angestrichen und das Gewändeprofil des sich nach der
Kirche' zn öffnenden Einganges roth marmorirt. Dass dieser Ginhau urttprllnglich nicht Capelle, sondern
Vorhalle war, beweist das am Aensseren noch vorhandene ThUrgewändeprotil, ja es sind sogar, wie
beim Hanpteingang, vorgelegte Sfiulchen mit besonderen Sockeln sichtbar, was nach oben anf einen
WimbergeuBohlnss hinweist. Die Sockel dtcBer Säulchen, welche jetzt theilweise in der Erde stecken,
lassen bestimmt annehmen, dasB hier das Terrain (jetzt Garten) bedeutend angeschĂĽttet wurde; daBB
mithin die vier Stufen, um welche jetzt der Capellenfussboden hoher liegt als der der Kirche, frtlher
nicht exiBtirt haben.
FiB 47
Die Piiiriatctikirche la Krems.
Bei den beiden kleinen Strebepfeilern dieser Vorhalle ist der
obere Theil nach vorn spitz zugeschragt, welcher Form auch der
obere Giebel folgt. Unter dem Dachgeeima ist nocb folgende an-
gemalte Inachrift erkennbar: „Rex glorie veni cnm pace."
Die jetzige Saeriatei anf der Nordaeite dea Chorea iat auch ein
späterer Anbau; daes aber die araprttßgliche Lage der Saeriatei
dieselbe war, beweist die noch alte EingangatbUro in den Chor.
Das Hauptportal an der Stidaeite ist eine besonders schöne
Arbeit, ein vorzĂĽglicher Schmuck der Kirche (Fig. 50). Die reiche
Gewändegliedernng zieht sich nach oben in geschweifter Wimbergen-
Flg. 48. form zusammen, deren Wasaerschlag mit schSn gearbeiteten Kanten-
blnmea und zum Schlnas mit einer Kreuzblume geziert ist. Ueber den von Säalcben getragenen
Postamenten, welche dem Wimberge zum Anschluss dienen, entwickeln sich kleiae Nischen fBr Figaren,
welche mit Baldachinen bedeckt sind. Daa Bogenfeld Ăśber dem TbBraturz ist mit Blendmaaawerk
Flg. 49.
geziert, zwischen welchem Wappenschilder angebracht sind, auf denen die Leidenswerkzenge Christi
erscheinen. Unter dem Bogenfeld ist eine besondere FĂĽllung mit folgender gothischen Minuskelschrift:
„ora pro nobis mater misericordie 1477" angebracht. Aus dieser beigefügten Jahreszahl ersieht man
die Zeit der Vollendung des Baues.
Die PiuiHienkirche z
Eine besondere Verschttne-
ruog erhält das Portal dnrch
die ThĂĽre selbst, welche
ein KanRtwerk miltelaUerlicber
Scblosserarbeit genannt werden
kann. Die ganze HolzthUre ist
durcb eiserne Schienea in
rantenförmige Felder getheilt,
welcbe in der oberen Thttr-
bftlfte etwas kleiner als in
der unteren Hälfte erscheinen
and durch eine horizontale
Schiene getrennt sind. Die
Schienen sind mittelst reich
und verschieden geformten Nä-
geln auf die Tbttre befestigt,
und zwischen die einzelnen
Felder eingefĂĽgt. Diese Felder
zeigen vier verschiedene, aus
Eisenblech gestanzten Dar-
etellnngen, welche mittelst eines
Rnndstabes, um welcbe sich
Blätter winden, eingerahmt er-
scheinen.
In der unteren Abtbeilnng,
wovon ein Theil in Fig. 51
ersichtlich, sehen wir linke den
österreichischen Adler, anf der
Brust den Bindenscliild , die
gekrönten Köpfe mit einem
Nimbus umgeben und darĂĽber
die unausgesprochene Form
einer Mitra, welcbe wohl eine
Mitrakrone vorstellen soll, wie
Flg. 80.
sie Kaiser Friedrich IV. in seinem Wappen und Siegel gefuhrt hat. Die Verleihung von Adler-Wappen
und Titel durch Kaiser Friedrich an die Städte Krems und Stein, von welcher Zeit an Krems den
gekrönten kaiserlichen Adler in ihrem Stadtwappen fuhrt, scheint Ursache zur Anbringung des Adlers anf
besagtem Tbttrbeschläg gewesen zu sein. Im rechten Feld (Fig. 51) befindet sich ein gekrönter Löwe,
ein Schwert und Scepter haltend. In der oberen Thtlrhälfte wechseln in den Feldern ein Greif und
ein Wappen (Fig. 52), welcher ersterer hier wobl nur eine rein decorative Anwendung gefunden hat.
Das Wappen, auf dessen Schild drei Schilfkolben liegen, welche sich als Helmzier wiederholen, ist
jedenfalls ein Privatwappen, wonach sich vermuthcn läBSt, daes dieThUre mit Beschlag eine Widmung
38*
290
Die Finristcnkii'che zu Krems.
fUr die Kirche war, and das Wappen das Familienwappen des Donators vorstellL Dasselbe Motiv mit
Greif und Wappen kommt ancb als Beschläge der Thttre des Stiegenliauses dir den Aufgang znr
Orgelbfthne vor '}.
Znr BesolireibnDg der
Anssenseiten Ăśbergehend^ sei
erwähnt, dass itlnf Strebe-
pfeiler an jeder Seite des
Langhauses nnd acht am
Chor hervortreten. Sie sind
zweimal abgesetzt and am
GiebelaehluBse mit einer
Krenzblnme yersehen. Unter
dem Hanptgesims der Kirche
smd zu beiden Seiten der
Pfeile rendignng die beson-
ders an Ă–sterreichischen
Kirchen vorkommenden klei-
nen Oefinnngen , hier in
Dreipasslorm angewendet.
(Fig- 49.)
Das Dach des Schiffes ist gegen den Thnrm in der Hälfte der Hohe abgewalmt, während ei
ge^'en Osten durch einen Giebel, auf dessen Spitze ein kleines steinernes Kreuz prangt, abgeschloEsen
ist; an diesen Giebel schliesst sich das selbstständige Dach des Chores an, dessen Neigung etwas
steiler ist als jene dea.Schiffsdaohes. Auf das Chordach ist ein kleines SanotuslhUrmchen in späterer
Zeit aufgesetzt. Der grosse Thnrm steigt in seiner Hauptform als einfache viereckige Masse bis zar
Hohe des Kircbendachtirstes aus Stein empor. Hier sind an den vier Ecken kleine sechseckige
ThUrmchen, Ibeilweise ausgekragt, angebracht, welche mit schlanken Hnlzhelmen in Metalldeckung
schliessen. Der Helm des grossen Thnrmes, auch von Holz, geht aus dem Viereck ins Achteck Aber;
doch hat er nun, statt dass er (wie es in Fig. 49 erscheint) in eine Spitze ausläuft, einen latemen-
artigen Aufsatz ans späterer Zeit zn tragen. Die grossen Manerflächen des Thurmes sind mit einzelnen
kleinen, in golliischer Kleeblattform schliesBenden Fenstern unterbrochen. Es kommen in den unteren
Stockwerken zwar kleine Rundbogenfenster vor, welche man fUr romanische halten könnte; doch ist
deren Echtheit nicht wahrscheinlich , da der gotbische Kirchensockel um den Thnrm bernmlSuft, mitbin
auch der untere Thurmtheil aus der Bauzeit der jetzigen Kirche zu etamraen scheint. Der Aufgang
zum Thurme ist durch ein an der SĂĽdseite angebantes TreppcntbUrmchen vermittelt, welches jedoch
in einer Hohe von 30 Fnss schon abschliesst nnd von wo an der weitere Aufgang in den Hauptthurm
selbst verlegt ist.
Neben dem Treppenlbtlrmohen in der Schiffsmaner ist ein interessanter Grabstein mit hebräischer
Inschrift, aus dem Mittelalter stammend, eingemauert.
Fif. 51.
1) Bin Kbnlicbes Beschliii^e kommt «ich an der SacriBteilhüre in der Pfarrkirche zu -Stadr Steyt t
Diu Fiarisleiikircho
291
Unter dem Chor der Kirche befindet sich die Gruft, welche mit einem einfachen Tonnengewölbe
ge^ehlofsen ist. In diesen Kaam führen zwei Eingänge, einer vom Innern der Kirche, ans den man
durch eine Fallttillre zu der in die Grnft fĂĽhrenden Treppe gelangt (siehe Fig. 40), nnd eiser von
-^ — \ — ^ — f'
aussen, welcher durch eine besondere Vorhalle an jener Stelle der SĂĽdseite, wo sich Clior und Schilf
verbinden, aosgeKeichnet ist. Diese Vorhalle, aus dem Achteck constrnirt, ist, nach der Constrnction
ihres reichen Netzgewölbes zu schliessen, der letzte Bantheil der Kirche. Die drei sich zum Eingang
öffnenden Bögen ruhen auf 2 Säulchen, deren Capitäle in der Zopfzeit durch sogenannte Verschönerung
derart verunstaltet worden sind, dass sich deren arsprĂĽnglicbe Formen nicht mehr erkennen lassen.
Ober den BogenOffnangen zieht sich das Fenstersohlhankgesims der Kirche herum, anf welcher eine
darchbrocheoe Masswerkgallerie ruht, welche dieselben Motive trägt wie jene der Orgelbflhne. Von
dieser Vorhalle nun ftihrt eine zweite Treppe in die Gmft, in die man durch eine besondere Thtirc in
der Chormauer eintritt. Diese Thtlre (Fig. 53), in Kleeblaltform geschlossen, zeigt ein reich profilirtes
Gewände, dessen Rundstäbe mit besonders kleinen Sockeln versehen sind. Die Thfire selbst ist eine
eiserne Gitlerthllre, durch deren Oeffnungen zugleich Licht und Luft in die Graft dringen. In der
Graft sind beiderseits besonders gemauerte Nischen aufgeführt, welche mit Särgen und Gebeinen gefitllt
sind. Diese Gebeine scheinen- ans der Zeit, wo die Kirche im itesitz der Jesuiten war, herzurĂĽhren.
292 I^i^ Piaristenkirobe bd Kremi.
Die einzige Zierde der Gruft ist ein bier befindlichea Relief älterer Zeit. Es zeigt Christas als Welt-
riohler in Wolken, mit einer Engelglorie nmgebeo, zn den Seiten die Apostel Petras nod Paalns,
darunter die Orablegnng in kleineren Figuren.
T. Die Spitalcapelle sa Krenu.
Nach der schönea Piaristenkircfae nimmt diese den näofastea Kang unter den kirchlichen Bauten
ans dem Mittelalter dieser Stadt ein; sie liegt in der Hauptstrasse, mit ihren Schmalseiten zwischen
Häasera eingebaut.
Die GrtlnduDg des BUrgerspitals geschah durch Herzog Leopold den Glorreichen im Jahre 1210.
Die bestellende Capellc stammt aber erst aas jener Zeit, wo die Stadt Krems durch Kaiser Friedrich IV.
wiederholt ieoe bedeutenden Begflastigongeu nnd grossen Aaszeicbuangen
erhielt, welche es jedenfalla errailglichfen, die Spitalcapelle zu gleicher
Zeit mit der sehOnen Piarieteukirche zu erbauen. Zwischen der Voll-
endung beider Bauwerke liegt nur die kur7.e Spanne von 7 Jahren. Bei
Iteträchtung heider Bauwerke iällt auch die Analogie der cinKclnen Details
so auttallend in's Auge, dass man mit Gewi^slieit annehmen kano, es mttgen
beide Werlie von einem Meister herrllbreu.
Die Capelle ist ein-
schiffig (Fig 64 GrundnsB '}
mit nacb Innen verlegten
Strebepfeilern, was hier da-
dnrch mobvirt wird, dass die
Enge der Strasse einen Aus-
bau derselben nicht gestattete.
Man hat sich daher begnDgt,
nach Aussen durch geringe
Pfeilcrrorlagen, die nur de-
coratiT sind, die inneren Con-
structionspfeiler anzndenlen.
Das Capellenschiff ist
in vier gleichgrosse Felder
getbeilt, wovon das Ă–stliche,
an welchem sich eine schOne
Fig. H.
gerftumige Sacristei anscbliesst, das Presbyterinm bildet, dessen einfach geradliniger Anschloss, wie
erwähnt, darch den Einbau des Kircbengebäades m die Häasergrnppe motivirt ist Die Ueberwfilbnng
ist durch ein reiches Netzgewttlbe hergestellt, dessen reichprofilirte Kippen ans den weit vorspringenden
nach vorne zugespitzten Strebepfeilern direct berauBwachsen.
} Fuss lang, 3ä% Fiua breit und JO Fun hoch bis £nm Gewfflbescheitel.
Die SpltjĂĽcapelle zu Kreme.
Das letzte wcslliplie Fe!d Jaf noch ein-
mal nntertheilt nnd dtiiiurch eine Orgelbflline
(Fig. 55) geschaffen, welche ein besonderB
reiches Gewiilbe hat (Fig. 54). Diese BUhne
ttffnet sich nach vorne mittelst eines profilirten
Stichbogens, welcher sich an die beiderseitigen
Strebepfeiler anschliesst.
In der Milte der westliehen Abechluss-
nianer befindet sich die Anhigc eines kleini
Tharmes , in welchem die Treppe fttr die
Orgelbnhne und weiter hinauf auf das Dach
bis zum oberen ThurmgeBchoss angelegt ist.
Der ganz aus Slein erbanle Thurm, unten
viereckig, geht oben in's Sechseck ĂĽber, wie
man diesB in Fig. 56 (Aussenfieite) von der
Fig 55.
Schmalseite sieht Die 6
Flächen sind oberhalb
des Dachfirstes mit reich
proSlirlen Fenstern durch-
brochen, Ăśber denen sich
Giebel erheben, die den
Uebergang in den spitzen
Thurmhelm vermitteln.
Die Strebepfeiler der
Fa^ade sind wie bereits
erwähnt, rein decoraliv,
bilden daher nnr schwache
Vorlagen, welche analog
der inneren nach dem Itber
Eck gestellten Quadrat zu-
gespitzt sind, unten aber
auf den geradestehenden
Sockel aufschneiden. Die
Pfeiler sind mit Fignren-
niBchen nnd reichen Figu-
ren geziert. Am Eck des
Chores ist die Capellc
etwas abgeschrägt. Ee
befinden sich aa den bei-
den Ecken jedenfalls dicBelben Pfeileranlagen gleich den ĂĽbrigen vier; doch ist durch das angebaute
HauB der obere Theil des Pfeilers verdeckt nnd nur der untere in Folge eines Durchganges siclitbar.
294
Diu äpitaluitpelle zu Kreus.
Von den Fenstero der Nordseite aitid drei zweitheilig: und das vierte aus der Mitte gerOckte,
dreitheilig. In der Churmaaer sind zwei jetzt bllade Fenster vorhanden. Da« Portal der Capelle bat
die gröBste. Aehnlicbkeit mit jenem der Piariatenkircfae, nur ist ea etwas einfacher. Im ThUrstnrz be-
findet sich die Jahreszahl 1470 nnd das A. G. I. 0. U. eingemeieselt.
Im Innern der Capelle befindet sich an dem sĂĽdlichen Cborpfeller ein hĂĽbsches Sacraments-
hanschen (Fig. ö7), welches die ganze Pfeilerbreite einnimmt. Die Hanptzierde desselben bilden zwei
eiserne ThUrohen, die man zn den schönereD Werken der mittelalterlichen Scblosserarbeit rechnen kann.
F(b. 57.
Jede dieser, aber in ihrer Auaschmflckung
angleichen ThUren, davon eine in Fig. 58 abge-
bildet, ist durch verticale und horizonlale Schie-
nen in 18 Felder getheilt, welche theils mit pig. 58.
Figuren biblischen oder profanen Inhalts, theils
mit ornamentalen Schmuck ansgefhllt sind. Was nun die DarBtellungen selbst betrifR, so haben wir
es einfach mit Prodaoten eines simplen Schlossenneisters oder Gesellen des XV. Jahrhunderts zu
tbun, der die Zeichnung selbst entworfen, sie sodann aus Eisenblech geschnitten und mittelst des
Hammers etwas reliefartig gebildet hat').
I) Auszug a
I U. Hit
9 g'leichnamijfeii Aiifsutz iui XIII. ItiiiiĂĽu der M. d. C, C.
395
Fig. 59.
Vn. Die Orabcapelle zu Folkau.
Die Orabcapelle za Pulkaa am Manharteberge, ein Ruiidban von auffallend thnrmartiger Form
nnd zugleich einer der gr^ssten derartigen Bauten, hat 31' Höhe und ausserdem ein 46' hohes Dach.
Der untere Theil ist rund (Fig. 59) ^ geht in der Höhe von 2V in ein reguläres Zwölfeck über, dessen
einzelne Seiten von 12^ hohen Gibein bekrönt werden, die das zwischen ihnen
aufsteigende pyramidale Dach wie ein Kranz umgeben (Fig. 60). Bei dem
runden Unterbau findet die EigenthĂĽmlichkeit statt, dass er im Grundrisse
keinen vollkommenen Kreis bildet, sondern der Durchmesser nach der Län-
genaxe des Baues (24') ist um 6" grösser als der nach der Quere. Die
Apsis an der Ostseite von 12' 6" Durchmesser bildet ein grösseres Kreis-
segment als einen Halbkreis, ihre Länge beträgt 9' 8".
Aussen hat das Bauwerk einen oben
nach der attischen Basis profilirten Sockel
(Fig. 61); 6 Bändel von je 3 Halbsäulen
steigen in regelmässigen Abständen die
Mauer des Hauptraumes hinan, auf atti-
schen Basen ruhend, alle ohne Capital, einige dafĂĽr mit plumpen
Ringen darĂĽber, ein kleines zugespitztes Dach, welches zugleich
das Ende des runden Aufbaues bezeichnet Das zweite Geschoss
tritt etwas zurttck und es wurden ĂĽber den dadurch entstehenden
Kreissegmenten kleine dreieckige ManerstĂĽcke angebracht, durch
welche gewissermassen der Uebergang aus Bundung in das Po-
lygon vermittelt wird.
Die Giebel über den Seiten des Zwölfecks geben dem Baue
ein schönes Ansehen; ihre Einfassung ist aus Wulst und Hohlkehle
gegliedert, an den Enden der Gibelschenkei als ZwischenstĂĽcke
der Giebel weit vorspringende Wasserspeier. Die Spitzen der Gibel
zieren, gleichwie am Thurme za Deutsch-Altenburg, verschiedene
freigearbeitete Pigurjcn, wie Maria mit dem Kinde, der Pelikan etc.
Die Dachpyramide war ursprĂĽnglich ganz aus Quadern, jetzt
ist der obere Theil erneuert und mit glasirten Ziegeln ĂĽberdeckt.
Der Eingang (Fig. 62 u. 63) ist an der Nord-
seite in der Richtung gegen die Kirche; die äusserste
Einfassung bildet ein rundbogiger, mit Rauten besetzter Fries, dann folgt eine Hohlkehle
und ein ohne Unterbrechung sich herumziehender Rundstab. Die Anschlagemauem sind
zweimal rechtwinkelig abgestuft, in den Ecken stehen je zwei Dreiviertelsäulchrn mit
attischen Basen, die wulstigen Eckblätter haben mit den kelchförmig ausladenden Knospen-
capitälen als gemeinschaftlichen Decksims einen keilförmigen Aufsatz. Die gegenüber- p|g ß|^
stehenden Säulen sind durch wulstige Rundbogen verbunden, an der Mauerecke zwischen ihnen
zieht sich ein Rundstab mit feinen Nebengliedern herum. Der Bogen des Einganges erscheint also
durch zwei Wulste und zwei durch Hohlkehlen getrennte Rundstäbe gegliedert; der Thürsturz selbst
ist geradlinig. Auffallend ist es, dass der Hauptiaum ein einziges Fenster besitzt, das im Rundbogen
Jahrg X 39
Fig. 60.
Die Onbekpelle lu Pnlbto.
flberdeckt, von starkem Einschlage and von einem derben
RondBlabe eingefasst eraoheint.
Die ApBis ist am 9' hoher als der runde Anfban, anssen
janfen 4 Btlndel von je drei Halbs&alen hinauf, die Btnmpf an
das nrsprttngliobe KranKgesimse snstossen, ohne CapitSi; in
der Ecke der Apsis and des Hanptranmes ist anf jeder Seite
eine Halbs&ale angebracht Das Kransgesimse besteht bloss
aas einer Kehlleiste and einer Sehrigplatte.
Im Inneren ist die Capelle (Fig. 64); im Hanpbwnme
Iftaft ein 6" hoher, 1' tiefer Sookel herum; ein achttheiliges
Spitzbogeogewölbe von 39' SoheitelbShe bildet die Bedeckong
des Raumes; die acht Rippen rahen an der Wand in einer
BĂźhe von 9* Ober dem Boden anf Consolen, die Gliedemng
derselben besteht ans einem weitrortretenden gratigen Stabe
zwischen zwei Hohlkehlen, die Kauten sind abgesohtlgt. Im
SchlassBteine sieht man die Bttste einer Heiligen im Relief.
Dieses Gewtilbe ist spä-.
ter, allen Merkmalen
nach im XV. Jahrhan-
dert eingesetzt ; dos
ursprOngliobe scheint
aber anch achttheilig
gewesen zu sein, da
die Haibsftnlenbttndel
anderADSBenseiteobne
Zweifel die Kippenan
^'>- ^- Iftnfe markirten. Ans
dem spätem Mittelalter ist anoh ein
Rnndbogenfenster mit einem zierliehen
Zackenhogeo alB Masswerk.
Die Apsis, deren Fusebodeo nm
2 Stnfen erhöht ist, hat ein einfaches
Krenzgewtilbe, dessen Rippen ohne Ver
mittinng aus der Wand Tortretcn, im
Seblosssteine Laahwerk. Das Gewölbe,
sowie das hohe gothiscbe Fenster, welches einen gebrochenen
Vierpass im Bogenfelde enthtllt and dnroh einen gratigen Pfosten
in zwei mit spitzen Eleeblattbogen bedeckte Felder getbeilt er- Fl|. 84.
scheint, gehören wieder dem XV. Jahrbnndert an.
Unter der Capelle befindet sich eine mit Gebeinen angefullle Qruft; der nach der Gliedemng
der attischen Basis umrahmte Eingang mit geradem Stnrz befindet sich neben der Apsis, ist jedoch
gemaaert Der Ban ist mit Ausnahme der GewOlbe and des oberen Theiles des Daches ans einen
*«!S«t
10.
Fig. 63.
Die OnbCftpelle mm Zellerndoif.
907
Gnue, d«r polygne Aufbau wie anob die ApsiB, welche keine Spnr einer Bpftteren Erfaßbong zeigt,
Bind mit dem Bnndbaa gleiehseitig. Höglieb wSre e«, dau der polygone Anfbaa eioe wftbrend du
BansB eingetreteoe AblDdening des nraprUDgliobeD PlaaeB itt Allen Banformen naeb itt als Zeit der
Erbauung der Anfang des XIII. JabrhnndertB anzunehmen.
Die Capelle war Bohon in alter Zeit in Qebranob tu SeelenmeBsen, wie noch gegenwärtig.
Es befindet sieb noch dar alte Altarstein in derselben, an der Epiatelseite in der Wand eine kleine
viereokige Nische fllr HeBsgef^se, aber an der EvangelieoBeite eine Vertiefung mit gegliederter Um-
rabmnng.
TU. Die Grabcapelle ta Zellemdorf.
Die Grabcapelle (Fig. 66 u. 66) daselbst erscheint als ein achteckiger Bau aas Bmcbsteinen
aufgeftlhrt, nur die Ecken und der Sockel sind ans Quadern. Die Formen des gothiscben Styles
zeigen sieh hier rollkommen ausgebildet Die acht Seiten sind von Gibein gekriSnt, deren Spitzen
Kreuzblumen zieren, an den Vereinigangspunkten WaBSerBpeier; das pyramidale Dach ist ganz ge-
mauert. An den Ecken steigen Strebepfeiler als Wiederlagen des SpitzbogengewiJlbeB in zwei dnrcb
Fl|. 6S.
einen Wasserseblag von ansgesproohen gothischer Profilirung getrennten OeschosBen auf, bis zu zwei
Drittheil der HSbe des Banes. Die nrsprtinglicbe, jetzt vermauerte Tbtire wird von Stäben, die auf
Sockelcben stehen, umrahmt
298 ^1® GrabCHpelle zu Zellerndorf.
Die Rippen des Spitzbogengewölbes von einfacher Gliederung, voran mit gradigeni RnndstabC;
mhen in den Ecken auf einzelnen Halbsäulchen mit zierlich gearbeiteten Gapitftlen von Ephealaab,
welche auch über die Stäbe laufen^ die die Schildbogen umrahmen. Das einzige Fenster ist zwei-
theilig, mit einem Vierpass im Bogenfelde.
Auch die Apsis hat die ĂĽbliche halbrunde Form verlassen und ist mit drei Seiten des Achteckes
abgeschlossen, auch von fast gleicher Höhe mit dem HauptraumC; ebeufalls von einem Spitzbogen
gewölbe bedeckt Das zweitheilige Fenster hat sehr einfaches Masswerk, das gemauerte Dach schmückt
ein Steinkreuz.
" f
Diese Capelle, unter der sich eine mit Gebeinen angefUlte Gruft befindet, die zwei einander
entgegengesetzt angebrachte Eingänge hat, stammt den Bauformen nach aus dem Ende des XIV. oder
des XV. Jahrhunderts.
ĂśBER DIE
NOfiDISCHEN MUSEEN zu STOCKHOLM, CHRISTIANIA und KOPPENHAGEN,
VON
CASL BASON SANSONNET-VILLEZ.
VORTRAG, GEHALTEN IM ALTERTHUMS -VEREINE ZU WIEN, AM 15. JĂ„NNER 1869.
im verflossenen Sommer habe ich einen Ausflug nach Skandinavien unternommen, der fĂĽr mich
in hohem Orade genussreich war und während dessen ich nur ttber ein Ungemach zu klagen hatte,
auf das ich durchaus nicht vorbereitet war — nämlich über zu grosse Hitze.
Viele Menschen schwärmen für eine Reise nach Schweden und Norwegen; aber der heisse
Wunsch bleibt meistens unerfüllt: denn das baltische Meer und das stttrmisohe Kattegat bilden Gränxen,
die dem deutschen Binnenländer eine gewisse Scheu einflössen. Irregeleitet durch die Berichte über
frĂĽhere Reisen, hegt man auch falsche Vorstellungen von dem Zustande der Gommunicationen im In^
neren beider Länder, während insbesondere Schweden in neuester Zeit mit einem ausgedehnten Eisen-
bahnnetze ĂĽberzogen wurde, an dessen Vervollkommnung noch stets gearbeitet wird. Manche Touristen
schreckt wieder das strenge Klima, und so begibt es sich denn, dass man in Alexandria und Gairo
mehr Oesterreichem begegnet als in Stockholm oder Christiania.
Die natürliche Folge davon ist, dass nicht bloss Land und Leute, sondern die archäologischen
Sammlungen der drei nordischen Königreiche bei uns weit weniger bekannt sind als sie es verdienen.
Ich glaube demnach nicht zu fehlen, wenn ich eine Uebersicht Desjenigen biete, was der Alterthums-
freund in den nordischen Museen zu Stockholm, Christiania und Koppenhagen reichhaltig findet.
Gewöhnlich beginnt man den Ausflug nach der skandinavischen Halbinsel mit Schweden, und
verschiebt wohlweislich den Genuss der grossartigeren Natursohönheiten von Norwegen, um sich die
Freuden an den reizenden schwedischen Landschaften nicht zu schmälern. Andererseits ist der Ein-
tritt in Schweden wegen des äusserst gefälligen Entgegenkommens seiner Bewohner ganz geeignet,
um den Fremden in jene angenehme Stimmung zu versetzen, welche die Empfänglichkeit für äossere
EindrĂĽcke vermehrt
In England — so meinte ein Spötter — wäre es viel angenehmer zu leben, wenn es nur dort
keine Engländer gilbe! In Schweden dagegen beruht die Annehmlichkeit des Aufenthaltes für den
Fremden wesentlich auf den sozialen Tugenden der Schweden.
Der Spanier ist allerdings von musterhafter Artigkeit gegen den fremden Reisenden; wie oft
hörte ich nicht die Höflichkeitsphrase: „A disposicion de Usted^', d.h. wörtlich: „Zur Verfügung Eurer
Gnaden!^ — aber, beim Licht betrachtet, beschränkt sich dieses Dispositionsreoht des Fremden auf
eine Papiercigarrette oder höchstens einTässchen Chocolade; während die uneigennützige Dienstfertigkeit
des Schweden einen reelleren, praktischen Charakter hat. — Ich habe mich davon im Umgange init
Professoren und Studenten, Aristokraten und Bureaukraten, wohlhabenden BĂĽrgern und Personen aus
der Arbeiterklasse ĂĽberzeugt, und werde hievon die wohlthuende Erinnerung zeitlebens bewahren.
SOO Ueber die nordischen Mneeen«
Doch rar Sache! Folgen 8ie mir in das groesartige neue Museum so Stockholm, an einem
Arme des Mälarsees, gegenflber dem königlichen Schlosse, welches sich auf einem Httgel inmitten der
„Eönigsinsel^ erhebt
Nach dem Eotwnrfe des dentschen Architekten Stiller im Randbogenstyl gebaut, bildet das
Masenmgebäade die schönste Zierde der schönen Hauptstadt Schwedens. In seinen weiten, lichtvollen
Bäumen vereinigt es werthvoUe Sammlungen von Mttuzen, Kupferstichen und HandzeichnungeUi dann
eine von Gustav III. herrtthrende Sammlung antiker Bildwerke, worunter besonders ein reizender
Endymion aus Marmor die Aufmerksamkeit der Kenner auf sich zieht
FĂĽr keine der bildenden KĂĽnste scheint im Laufe dieses Jahrhundertes von Seite des Hofes so
viel geschehen zu sein, als fär die schwedische Skulptur, wie die vielen im Museum aufgestellten,
meist preiswttrdigen Marmorstatuen und Gruppen von Sergl, Byström, Vogel berg und SOder-
mann beweisen.
Die Malerei hatte sich bis nunzu keiner gleichen Aufinunterung zu erfreuen, obgleich der jetzt
regierende König Karl XV. selbst Maler ist In der Bildergallerie des Museums und in den könig-
liehen Schlössern sieht man mehrere Oelhindschaften von des Königs Hand, welche durch Geschmack
in der Anordnung und leichte gefällige Ausftlhrung einen angenehmen Eindruck machen^).
Das historische Museum, Norske-Museum genannt, serfUlt in die bekannten Abtheiluugcn der
Steinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit, dann in die Sektion der christlichen Alterthttmer. Dasselbe
steht unter der Leitung des gelehrten Reichs- Antiquars Herrn Hildebrand,
Unerreicht in Beziehung auf Zahl und Mannigfaltigkeit, sind hier die Ueberreste der vorhisto^
«sehen „Steinzeit^, wo die Einwohner des heutigen Schwedens den Gebrauch der Metalle noch nicht
kannten, und statt derselben Kiesel oder Feuerstein zu Waffen und Werkzeugen verwendeten.
Man durchschreitet eine Reihe von Sälen, wo, wie in efaiem Arsenal, zahllose Spiess- und Pfeil-
spitzen, Streitäxte, Hauen, Sägen, Meissl, sämmtlich ans Stein, an den Wänden in schönster Ordnung
aufgeschichtet sind, von den rohesten Anfängen bis zu einer solchen beinahe eleganten Form und
glatten Politur, dass es räthselhaft bleibt, wie man dieselbe bloss mit Anwendung von steinernen
Werkzeugen in Stein hervorbringen konnte.
Reichhaltig, wenn gleich nicht im selben Grade, sind die Sammlungen aus der tiBronze^ und
Eisenzeit'^, den zwei späteren Culturperioden, wo bekanntlich auch schon Gold und Silber, und siwar
oft sehr zierlich verarbeitet wurde. Dec Form und dem Material nach sind sehr viele Geschmeide,
Waffen und andere Geräthe, die ich hier fand, ganz identisch mit den gleichen Objecteq, welche in
Ungarn, Siebenbürgen, Niederösterreich und in den Gräbern auf dem Salzberge bei Hallstadt gefunden
wurden. Die Griffe der Bronze-Schwerter z.B. sind alle für dieselben auffallend kleinen Bände bemessen;
die eingeschnittenen oder gegossenen Ornamente gleichen sich, als ob sie in derselben Werkstätte
entstanden wären.
Die Vermnthung, dass ein cnltivirtes Volk auf siegreichen Zttgen durch Europa, in den gedachten
Ländern seine Bronze-Erzeugnisse und zugleich die Kunst des Erzgusses, dann der Arbeiten in ediw
Metallen verbreitet habe, liegt nahe; man glaubt, dass dieses Volk dem keltischen Stamme angehört
habe. Die Chemiker aber haben gefunden, dass das Gold in den skandinavischen Museen vom Ural,
und das Kupfer aus Ostasien henĂĽhre.
1) Der König ist auch ein begabter Dichter; eine deutsche Uebersetznng seiner Gedichte durch 6. v. Leinbnrg
erschien in Pressburg 1866.
Ueber die nordisehen Mnieen. 901
Begreiflich fehlt es in eineni sehwedischen Mnaenm nicht an Inschriften in ronischen Schrift-
zttgen. Meistens aber sind die sogenannten Ranensteine so gross nnd schwer, dass man sie an ihrem
Fundorte zn lassen gen()thigt ist Die längste Inschrift in der Welt dürfte wohl eine ranische bei
Kallenbek nSchst Oothenbnrg sein, wo die in Felsen gehanenen Rnnen eine Zeile von 100 Ellen bilden.
Leider sind dieselben durch den Verlauf vieler Jahrhunderte fast ganz unleseriich geworden ^).
Die christlichen Alterthttmer des Museums scheinen mir von geringerer Bedentang als jene der
vorhistorischen Heidenzeit und es dĂĽrfte davon noch sehr Vieles im Lande zerstreut sein. Daftlr spricht
unter Anderem auch der Umstand, dass Schweden, das protestantische Schweden, auf der letzten
Pariser Weltausstellung mehr und schönere mittelalterliche Messgewänder nach katholischem Ritus zur
Anschauung brachte, als irgend ein katholischer Staat ^).
Der Grund dieses auffallenden Verhältnisses dürfte zum Theil darin liegen, dass in Schweden,
bei der Eircbenreformation unter Gustav Wasa, viele Formen des katholischen Cultus beibehalten
wurden und sich dort nicht, wie in andern Ländern, eine fanatische Zerstörangswuth gegen Bilder,
Paramente etc. richtete. Die kräftige Reaktion des Protestantismus wurde erst später durch die Be-
strebungen des Königs Sigismund zu Gunsten der katholischen Religion hervorgerafen und fand sofort
unter Karl IX. in den Religionsgesetzen ihren Ausdruck. Die schwedischen Pastoren und Bischöfe
behielten aber selbst dann noch ftir gewisse kirchliche Feierlichkeiten die althergebrachten Formen der
Gewänder, Casula und Pallium, beL
Ein Saal des ersten Stockwerkes enthält in Glasschränken eine grosse Menge von Kleidern
schwedischer Könige und Königinnen bis znm XV. Jahrhundert zurück. Diese wohlconservirten^ Gewänder
bieten ein reiches Feld zn Costttmstudien.
Dort sah ich auch das Kleid, welches Gustav Wasa bei seiner dritten Hochzeit trug. Als der
König seine zweite Gemahlin Margaretha, die ihm 10 Kinder gesohenkt hatte, verlor, war er schon
60 Jahre alt. Je glĂĽcklicher er sich in dieser Ehe gefunden hatte, je mehr mochte er jetzt fĂĽhlen,
dass es nicht gut sei, wenn der Mensch allein ist . . . . und schon nach etwa 10 Monaten warb er daher
um die Hand der schönen Katharina Stenbok, Tochter des Reichsmarschalls Gustav Otsson. Katharina
war bereits Braut des jungen Gustav Roos; sie liebten sich zärtlich, aber der König liess sich dadurch
von der Werbung nicht abhalten, so wie er auch bei seiner zweiten Gemahlin Margaretha einen Bräu-
tigam verdrängt hatte. Gustav Wasa, nach der Schilderung seines Zeitgenossen Peter Brahe, war ein
schöner Mann, von edler Haltung, dem männliche, starke, königliche Kleider wohlstanden ; obgleich ein
Sechziger, war er gewandt in ritterlichen Uebnngen ; er wusste auch — so drückt sich Brahe ans —
anständig Umgang zu pflegen mit hübschen und einnehmenden Weibsleuten und so gelang es
ihm denn, zugleich mit der Hand, auch die Liebe der erst 18 Jahre zählenden Katharina zu erwerben,
die sie ihm in vierzehnjähriger Ehe treu bewahrte. Doch musste er einmal in schlafloser Nacht hören,
wie seine schlummernde Frau neben ihm leise lispelte: „Meinen König Gustav habe ich sehr lieb, aber
den Roos kann ich doch nimmer vergessen^' *). Bald darauf verheirathete Gustav denselben jnngen
Roos an eine Schwester der Königin. Der König war eben ein schlauer Politiker, der anständig
Umgang zu pflegen wusste mit einnehmenden Weibsleuten.
Doch kehren wir von diesem Excurse in das Museum zurĂĽck!
1) 6 ei j er, Geschichte Schweden*B.
2) Charles de Linas, rHistoiro da Travail k TExposition de 1867.
3) Laube, Drei nordische Königstädte.
302 Ueber die nordischen Museen.
Im Waffensaale trägt ein Schrank die InBchrift: Minnen af SverigeB tappre Erigar. Dieser
Schrank enthält nichts als die Schwerter der Wrangel^ Bann6r, Torstensohn nnd anderer Feldherren.
Minne bedeutet nämlioh auf schwedisofa nicht Liebe, sondern Erinnerung; Gedächtniss. Also „Andenken
von Schwedens tapferen Kriegemi'' Auch im Altdeutschen hatte das Wort Minne ursprttnglieh diese
Bedeutung; und erst seit dem XI. Jahrhunderte, als die mitteldeutsche Poesie erbltfhte^ wurde derselbe
Ausdruck von den Dichtern zur Bezeichnung der geistigen sowie der Sinnenliebe gebraucht, und sich
selbst nannten sie ^^Minnesänger.''
Die vorhandenen Erinnerungen an Schweden's berfihmte Männer reichen tibrigens bis m die
neueste Zeit Man sieht hier Reliquien von Linnö, Swedenborg, Berzelius und endlich auch die Man-
doline des schwedischen Anakreon Bellman, vielfach gefeiert wegen seiner poetischen und musika-
lischen Improvisationen.
Wenden wir uns jetzt zum historischen Museum in Ghristiania, einer wohlhabenden, ganz mo-
dernen und sehr reinlich gehaltenen Stadt, in wundervoller Lage an einem schönen, zehn Meilen
langen Fiorde, dessen landschaftliche Reize allein schon die Reise hieher lohnen wĂĽrden.
Die Earlsstrasse durchschneidet die ganze Stadt in gerader Linie, vom Hafen bis zum k<}nig-
lichen Schlosse, welches im eigentlichen Sinne des Wortes auf einem Httgel thront nnd von dessen
Zinnen sich eine entzfickend schöne Rundsicht auf Land and Meer, Stadt und Gebirge, Wald und
Wiesengrün eröffnet.
Die Noi-weger bewilligen ihrem Könige nur eine sehr geringe Givilliste, aber sie bauten ihm
dieses reizende Schloss nnd erklärten, der König mit seinen Ministem und Schreibern wHrden, so lange
er in Norwegen residirt, als Gäste des Volkes völlig frei gehalten werden. In der That kommt der
König alljährlich, um die Gastfreundschaft scinttr biederen Norweger in Anspruch zu nehmen.
An der Karlsstrasse liegt die Kathedrale, der prächtige Palast des Storthing und die Universität.
Letztere ein schöner dorischer Steinbau, welcher auch das historische Museum enthält.
Mein Führer in demselben war der Sccretär der Universität, Herr von Holst, dessen Gefällig-
keit ich nicht genug rfihmen kann: Sein Wissen, seine Zeit und - was nicht zu unterschätzen ist —
seine Equipage stellte er mir bereitwilligst zur VerfĂĽgung.
Ist gleich das Museum zu Christiania minder reich als jenes zu Stockholm und Koppenhagen,
so besitzt es doch manches ganz Eigenthtimliche. Dahin gehören insbesonders die Ueberreste uralter
norwegischer Holzkirchen aus dem XL und XII. Jahrhundert.
So unwahrscheinliob es auch klingt, dass ein Gebäude aus Holz unter den wechselvollen Ein-
flüssen des nordischen Klimas sich 7 bis 800 Jahre lang erhalten könne, so ist die Thatsache der
langen Daner doch vollkommen erwiesen, und zwar unter andern auch durch die in Eichenholz ge-
schnittene runische Inschrift neben der Kirchenpforte zu Tind in Ober Tellemarken. Der Inhalt der-
selben wörtlich ftbersetkt lautet: „Bischof Rainar weihete diese Kirche. Da folgten ihm folgende Herren:
Thord Kapellan (des Bischofs) und Einar Naf und Tbrond Mok nnd Thorstein Rand und Thrond Kin
und er (Letzterer) schnitt diese Runen.''
Da nun Rainar oder Raynar vom Jahre 1180 bis 1196 den bischöflichen Stuhl von Hammer
inne hatte, so ist diese Kirche jetzt ungefUhr 780 Jahre alt.
Schon die äusseren Umrisse der norwegischen Holzkirchen, an denen sich Giebel über Giebel —
wie an den orientalischen Kirchen Kuppel über Kuppel — erhebt, sind seltsam, aber auch die dem
Styl nach beinahe byzantinischen Säulen an den Portalen erregen hohes Interesse durch ihre zierlichen
^m
Ueber die nordischen Mnseen. 303
Ornamente aus Arabesken, welche mit Schlangen and Drachenfignren verschlungen sind. Sehr möglich
ist's, dass diese Schnitzwerke, deren technische AusfUhrung alles Lob verdient, noch fon heidnischen
Tempeln herstammen. In wenig Jahren wird wohl die letzte Kirche dieser Art verschwunden sein; aber
es ist dafür gesorgt, dass die erwähnten Skulpturen im Museum vor Zerstörung gerettet werden und Pro-
fessor Dahl hat die schönsten Holzkirchen noch rechtzeitig architektonisch aufgenommen und in seinen
Werken beschrieben ^). Der Baustyl der Holzkirchen hat in Norwegen auf die kirchliche Kleinkunst,
z.B. bei Raachftlssern, denselben Einfluss geĂĽbt, wie die Oothik und der romanische Styl in Mitteleuropa.
Ein besonderes Interesse flössen femer die alten, aus Holz in den verschiedensten Formen von
Reifen, EUypsen, Stäben u. s. f. geschnitzten, sogenannten ewigen Kalender ein. Selbe sind ganz mit
Runenschriften bedeckt und sehen beinahe spuckig aus. Sie waren seit den ältesten Zeiten allgemein
in Norwegen üblich, wurden aber im XVII. Jahrhunderte, selbst in den abseitigen Thälern, durch die
gewöhnlichen gedruckten Kalender verdrängt.
Eine speoifische Gattung altnorwegischen Frauenschmuckes sind die Broches und GĂĽrtel aus Silber,
welche auch heute noch, und zwar meistens von Bäuerinnen verfertigt und mit Filigran geziert werden.
So wie einst im Leben der Nordländer das Trinken, so spielen jetzt in den nordischen Museen
Trinkhörner, Becher und Schalen aus Metall, Bergkristall, Glas und Holz, eine grosse Rolle. Prächtige
Trinkgefässe galten als die würdigsten Monumente grosser Thaten oder wichtiger Ereignisse, gingen
bei Festmahlen mit Wein oder Meth gefüllt von Hand zu Hand und dienten, die Gäste auf zweifache
Weise zu begeistern. Ich sah hier auch eine Trinkschale aus Holz von eigenthttmlicher Form mit
folgender norwegischer Inschrift:
Drik tili m&de
En la diu Husfrn sichseif r&de!
d. h. „Trink nach Lust, und lass deine Hausfrau sich selbst rathen.'^ Ein Spruch voll hoher Weisheit
und edlen Vertrauens — so dachte ich; allein mein Begleiter machte mich darauf aufmerksam, wie
an dieser Schale eine Art Fenster im Boden dergestalt angebracht ist, dass der Ehemann, während
er nach Lust trinkt, durchschauen, ein wachsames Auge auf seine schöne Gattin haben und sich über-
zeugen konnte, ob und von wem sich seine Husfru rathen lasse.
Mittelalterliche Thür- und Vorhängschlösser suchte ich hier vergebens, aus dem einfachen Grunde,
dass in diesem glücklichen Norwegen der Gebrauch der Schlösser Jahrhunderte lang unbekannt —
weil nicht nothwendig — war. In manchen Bauernhöfen werden auch heute noch die Thttren bei Tag
und Nacht nicht gesperrt.
Das Stadium der alten Volkssitten ist ĂĽberall, insbesondere aber im Norden sehr anziehend.
Gestatten Sie mir hier nur der althergebrachten Weise zu erwähnen, wie der norwegische Bauer das
Weihnachtsfest feiert. Durch volle dreizehn Tage wird nicht gearbeitet und während dieser ganzen Zeit
biegt sich bei den Wohlhabenden der Tisch unter der Last der Speisen. Der erste Tag wird in der
Familie gefeiert. Vom zweiten Weihnachtstage an sind aber täglich alle Bekannten dazu geladen und
müssen bei jedem Besuch häufig Libationen vom starken Jul- (Weihnachts-) Bier bringen. Auch die
Armen werden gastfreundlich bewirthet, ja das Wohlwollen der Bauern geht noch weiter: Die KĂĽhe
und Pferde erhalten zu Weihnachten reichlicheres und besseres Futter, dem Hauskobold wird ein Gefäss
mit GrĂĽUe geopfert, um ihn bei guter Laune zu erhalten und an der Scheune wird eine Stange auf-
gerichtet, an deren Spitze eine Garbe unausgedrosohenen Getreides gebunden ist, damit auch die Vögel
des Himmels, die jetzt auf den beschneiten Feldern kein Futter finden, ihren Hunger stillen können.
1) Dahl, Denkmale der norwegischen Holzbanknnst. Dresden 1837, u. A.
Jahrg. X. 40
304 Ueber die nordischen Museen.
Von hohem Interesse ist das historische Museum in der Hauptstadt Dänemarks, wo schon im
Jahre 1807 eltie Commission fttr Nordiske Oldsager's Ophevaming, d. h. „(Hr Aufbewahrung der
Alterthttmer'^ gebildet wurde^ zu einer Zeit, wo die Eroberungskriege Napoleons den übrigen Ländern
Europa's den Kampf um die Existenz in der Gegenwart so schwer machten, dass man nicht Zeit
hatte für die Erhaltung von Denkmälern der Vergangenheit zu sorgen.
Die iil einem königlichen Palaste zu Kopenhagen aufbewahrten Sammlungen sind dem Publi-
kum täglich eröffnet, welches seine Theilnahme dadurch bekundet, dass sich Personen aus allen
Ständen dahin drängen. Die zweckmässige Aufstellung und der schön illustrirte Katalog machen den
Besuch dieses Museums ebenso lehrreich als angenehm. Es umfasst die Periode von der Steinzeit
Dänemarks bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts, nachdem die Gegenstände der Kunst und des
Kunsthandwerkes von 1660 bis in die neueste Zeit im Schlosse Bosenborg zusammengestellt sind.
Selbst nur eine kurze Erwähnung der vielen merkwürdigen Gegenstände, welche man im Mu-
seum findet, würde mich zu weit führen, und ich beschränke mich daher auf zwei Glassen von Alter-
thUmern, welche man spezifisch dänische nennen kann : dies sind erstens die „Kiökenmöddings'S d. h.
die Kttchenreste, und zweitens: die „Mosefunde^^ d. i. antike Gegenstände, die in Torfmooren aus-
gegraben wurden. Die Ktlcheureste sind massenhafte Anhäufungen von Austern- und anderen Muschel-
schalen mit Thierknochen gemengt, an -welch' letzteren häufig noch deutlich zu erkennen ist, wie sie
gespalten wurden, um das Mark herauszuziehen. Man hat darunter Knochen von Hirschen, Wildschweinen,
Bären, Wölfen und Auerhähnen erkannt, wie auch Ueberreste von Kabeljaus und Häringen, endlich auch
Geräthe aus Stein. Diese Anhäufungen, welche meist am Ufer des Kattegat und der beiden Belte,
selten aber landeinwärts vorkommen, betragen Millionen Kubikschuh, und man fragt sich, wann und
aus welchen Anlässen sie entstanden sind. Dass deren Entstehung sehr weit in die vorhistorische Zeit
zurfickreichen muss, lässt sich aus den Thiertiberresten selbst unwiderleglich nachweisen. So kommt der
Auerhahn seit Menschengedenken in Dänemark gar nicht vor, weil es dort keine Fichtenwälder mehr gibt,
in denen er seine Nahrung finden könnte. Der Vegetationswechsel aber, in Folge dessen die Fichte in
Dänemark durch Laubholz verdrängt wurde, muss nach Berechnung der Naturforscher vor mindestens
.1000 Jahren stattgefunden haben.
Das Vorhandensein riesiger Quantitäten von Austemschalen an den Ufern der Ostsee, setzt ferner,
nach der Meinung des grossen englischen Geologen Lyell, eine ganz andere Gestaltung der jĂĽtischen
Halbinsel voraus, als die jetzige. Dermal findet man nämlich in der Ostsee gar keine Austern wegen
des viel zu geringen Salzgehaltes im dortigen Seewasser; wenn also in der Vorzeit dort Austern gefischt
wurden, so muss die Verbindung zwischen der salzigen Nordsee und dem sfisseren baltischen Meere
nicht bloss wie jetzt durch den Sund allein, sondern noch durch grosse andere natürliche Kanäle in
der Art stattgefunden haben, dass dicFluthen beider Meere sich vielfach mischten, und der Salzgehalt
der Ostsee daher wesentlich höher war als jetzt. Nach diesen Prämissen glaubt der geschätzte deutsche
Naturforscher Schieiden ^) annehmen zu dĂĽrfen, dass die sogenannten KĂĽchenreste vor nicht
weniger als 11.000 Jahren entstanden sind, weil die geologischen Veränderungen und die Alluvionen,
welche JĂĽtland und Schleswig - Holstein zu einem ununterbrochenen Damme zwischen beiden Meeren
erhoben, mindestens 10.000 Jahre gebraucht haben werden! Unter solchen Umständen ist es heutzu-
tage wohl nicht mehr zu ermitteln, welches Volk es war, das sich am baltischen Meerufer — wie
wenigstens S c h 1 ei d e n behauptet — schon 9000 Jahre vor Christi Geburt die Austern so wohl schmecken
1) Das Alter des Menschengeschlechtes. Leipzig 1863.
Ueber die nordischen Museen. 305
liess! Ebenso schwer ist's zu errathen, warnm gerade nur an gewissen Stellen so erstaunlich viel
Austern und Wild verzehrt wurden; doch vermuthen die Archäologen^ dass religiöse Feierlichkeiten
mit Festmahlen verbunden, dort regelmässig abgehalten worden seien.
Eine weitere^ erst seit zwölf Jahren in Dänemark entdeckte reichhaltige Fundgrube von Alter-
tbĂĽmern sind die Mose^ d. b. die Torfmoore auf Ftinen und Seeland, dann Jtttland und Schleswig.
Bekanntlich entsteht der Torf in feuchten GrĂĽnden durch Vegetationsschichten, welche sich eine ĂĽber
die andere, oft bis zu bedeutender Höhe erheben. Der Zufall führte nun 1856 zur Entdeckung, dass in
den tieferen Schichten der dänischen Torfmoore sehr alte Waffen, Geräthe, Kleider, Gewebe etc. zu
finden sind. Bei dem lebhaften Interesse, welches der letztverstorbene König von Dänemark dem Gegen-
stand widmete, wurden die Ausgrabungen sofort wissenschaftlich und zwar mit glänzenden Resultaten
betrieben. Im Museum sind die in jedem Moore beisammen gefundenen Objecte auch besonders zusammen-
gestellt, wodurch man einen Begriff von der jeweiligen Giilturstufe erhält. Besondere Aufmerksamkeit
verdient ein Fund im Kragehul-Mose, wo man grosse Massen von Waffen und Geräthe aller Art entdeckte,
woran deutlich zu erkennen, dass Alles absichtlich unbrauchbar gemacht und zerhackt worden war. Die
Archäologen erkennen darin eine Kriegsbeute, welche den Göttern — insbesondere Othin — zu Ehren
vollständig vernichtet und in den Moor versenkt worden ist, ohne dass sich die Sieger irgend etwas
davon zueigneten. Es stimmt auch diese Hypothese mit den Berichten Julius Cäsars, Gregors von Tours
und Paul Orosius über die Gewohnheiten der Nordländer tiberein ^).
Wenn man von weiteren Moorfunden noch sehr viel fĂĽr die Wissenschaft erwarten kann, so scheint
dagegen in Dänemark ebensowenig als in Schweden und Norwegen zu hoffen, dass man Ueberreste von
eigentlichen Pfahlbauten (habitations lucustres) — gleich jenen in den schweizerischen Seen und im Garda-
see — finden werde, obgleich die Seen in den drei nordischen Königreichen zu Tausenden zählen und
man dort wohl mehr Seen findet, als in allen tibrigen europäischen Staaten zusammengenommen.
Das Museum enthält aus dem Mittelalter und der Kenaissance-Zeit viele merkwürdige und werth-
voUe Gegenstände, unter welchen jedoch nur wenige einen spezifisch nordischen Charakter an sich
tragen. Ich will von den letzteren bloss der zierlichen Kronen aus Edelmetall mit Steinen übersäet
erwähnen, welche früher von den Bräuten am Hochzeitstage allgemein getragen wurden. Gegenwärtig
hat-sich diese Sitte noch am meisten beim Bauernstande in Norwegen erhalten, und in reichen Bauern-
familien vererbt sich dort ein solcher Hocbzeitsschmuck seit Jahrhunderten fort.
Was dem Fremden im Museum wesentlich das Verständniss, ich möchte sagen, den Gennss
desselben erleichtert, ist die äusserst zuvorkommende Weise, in welcher der Direktor desselben, Herr
Etatsrath Wärsää, ein gelehrter Archäolog von europäischem Kufe, die Sammlungen den Besuchern
aus allen Ständen erläutert. Er wartet nicht erst ab, dass man sich mit einer Anfrage an ihn wende,
sondern wenn er Personen bemerkt, an denen er ein regeres Interesse fĂĽr die Sache zu erkennen glaubt,
nähert er sich denselben unaufgefordert, gibt ihnen umständliche Aufschlüsse mit einer Liebenswürdigkeit,
als ob er sich selbst nur ein Vergnügen damit machen wollte, und ist stets bereit, die Gegenstände
zur genaueren Besichtigung aus den Glasschränken herauszunehmen. Ohne mich zu kennen, war er
eine halbe Stunde lang mein gefälliger Führer im Museum, verlor mich aber auch später nicht aus
den Augen, sondern kam öfter herbei, um meine Aufmerksamkeit auf gewisse Gegenstände zu lenken.
Diese Gefälligkeit muss um so höher angeschlagen werden, als die Deutschen seit dem letzten Kriege
in Dänemark keineswegs populär sind. Herr Wärsää sprach mit hoher Achtung von den öster-
1) Engelhard, le Danemarc k TExposition universelle de 1867.
40
30(5 lieber die nordiacheu Museen.
reichisohen Archäologen und erwähnte, dass er zu den eifrigsten Lesern der Mittheilungen unserer
Gentral-Gommission fttr Erhaltung der Baudenkmale gehOrt.
Die Sammlungen des Museums reichen^ wie gesagt, nar bis zum Jahre 1660, denn alle Kunst-
und Industrie-Erzeugnisse aus dem Besitze des Hofes, welche einer späteren Zeit angehören, sind im
königlichen Schlosse Bosenborg vereinigt. Dieses Schloss, das innerhalb der Wälle Kopenhagens,
mitten in einem schattigen Parke steht, wurde im XVII. Jahrhundert im Gesohmacke der holländisohen
Benaissance erbaut und diente seit Christian V. einer Beihe von Königen zum Aufenthalt, welche darin
verschiedene Appartements bezogen und dieselben im Geschmacke ihrer Zeit möblirten. Man hat nun
in die zum Theil prächtig getäfelten Gemächer dieser Könige und ihrer Gemahlinnen, die aus jener
Periode noch vorhandenen Bildnisse, Gegenstände der Kleinkunst, Schmuck, Kleider, Waffen und kost-
bare Möbel aller Art zusammengestellt, so dass der Gang durch die Bäume dieses Schlosses einen in
seiner Art einzigen Ueberblick der Begentenfamilien, der Kunst und des Kunsthandwerks während der
letzten zwei Jahrhunderte gewährt.
Im Zimmer Christians VII. sieht man die Porträts der Hauptpersonen der Tragödie Struensee
um den im Krönungs-Omat auf den Thron sitzenden, geistesschwachen Schattenkönig gereiht. Die Blicke
fallen zuerst auf zwei Bildnisse des Grafen Struensee, die ihn als einen schönen Mann mit blondem
Haar in prächtiger Uniform darstellen. Nebenan das Porträt seiner Todfeindin, des Königs Stief-
mutter, Juliane Marie von Braunschweig, welche der Hinrichtung des von ihr gestĂĽrzten Ministers
aus der Entfernung mit grausiger Lust zusah und sich vergnügt die Hände rieb, als nach dem Grafen
Brandt die Beihe zum Abhauen von Kopf und Hand an Struensee gekommen war.
Das Bildniss der bedauernswerthen jungen Königin Karoline Mathilde, Schwester Georgs III.
von England, welche ebenfalls das Opfer der gegen ihren Schtitzling Struensee gerichteten Ver-
schwörung wurde, zeigt ein volles, im zartesten Weiss und Both prangendes Gesicht, schwellende
Lippen, reiches lichtblondes Haar und einen reizenden Wuchs. Ihre von dunklen Brauen ttberwölbten
grossen, blauen Augen strahlen von Wohlwollen und Heiterkeit. So furchtbar auch die Schläge waren,
von denen die zarte Frau getroffen wurde, litt weder ihre Gesundheit noch ihre Schönheit dadurch,
sondern sie wurde im 24. Lebensjahre durch ein Scharlachfieber weggeraflft. Ihre letzten Worte an
den Prediger der reformirten Gemeinde im Orte ihres Exils, zu Celle, waren: „Bald werde ich vor
Gott stehen! Ich versichere, dass ich unschuldig an dem Vergehen bin, dessen man mich beschuldigt
hat, und dass ich meinem Gemahl nie untreu war ^)/*
Besondere Aufmerksamkeit verdient eine im Schlosse Bosenborg aufgestellte, sehr reiche Sammlung
venezianischer Gläser. Sie füllt ein ganzes Kabinet und ist ein wttrdiges Geschenk der Bepublik Venedig.
Ich habe nun Ihre Geduld wohl schon zu lange in Anspruch genommen; es wttrde mich sehr
freuen, wenn sich ein gelehrter Alterthumsfreund aus unserer Mitte durch meinen Vortrag bestimmt
fände die drei nordischen Königsstädte zu besuchen. Sie wttrden dann von demselben einen weit
grttndlicheren Bericht vernehmen können, als die anspruchslose Mittheilung, die ich heute dieser hoch-
ansehnlichen Versammlung zu machen mir erlaubt habe.
1) V. Janssen Tusch, Die Verschwörung gegen die Königin Karoline Mathilde und die Grafen Struensee und
Brandt Leipzig 1864.
ZUR GESCHICHTE DER CARTHAĂśSE ZU AGSBACH.
MITOETHEILT VON
Hn. FLORIAN SOMES.
in der Handschriftensammlung der ungarischen Akademie der Wissenschaften sind zwei Bände der
Werke des Nicolaus de Lira (Fol. Cod. 5 u. 6); in deren ersten als Golophon zu lesen ist:
Finitus liber est iste per Bartbolomeum dictum Kiper in Stain feria septa post gcory
martiris anno domini Millesimo qaadringentesimo tricesimo primo: laudctnr deus.
Iste liber est fratrum Carthusiensium domus Porte beate virginis Marie in Axpach fnndacionis
generosornm baronum dominornm de Meyssau in Austria quorum amine requiescant in pace. Amen.
Die folgenden zwei Urkunden befinden sich vorne und hinten als freie Blätter angebunden.
I. Ich prueder Hanns die czeyt Prior unser Frawen Parten cze Axpach . vod der gantz Convent gemain daselbs
dez Ordens von Gharthus'. verczeyn offenleich mit >) dem Prief fdr vns vnd all vnser Nachkömen. vnd tun chund allen
den . die diseu prief sehent . hörnt . oder leaent . daz wir mit gUctem willen . mit wol bedachten ') möt vnd mit veraytem
rat . vnd mit verlawb vnsers öbristens . Des Prior von Charthus . alz der Prief läwtt den wir vber daz selb vrlaab
haben . vnd do *) mit wtr ez mit recht wol getun machten . recht vnd redlich cze chawfTcn haben gegeben . dem erbern
mann mayster Smylo dem puecharczt von Peh§m . von ^) vns vnd vnserra goczhaws . ein Leyb^eding czw seiner natdürfift
awf sein lebteg . als sew hernach verschriben vnd bcnant sein | Czw dem ersten allteg teglich ^) czwo pfrwnt weins .
ayne herenpfrĂĽnt die ander gesintpfrwnt . als man sew den heren . awz irem vazz vnd dem gesind geyt . auch awz
irem vazz angeuet . "0 Darnach all tag vtr prot . czway hercnprot alz man sew den heren in dem refent geyt . vnd
czway gesindprot anch angewer . alz man sew all wochen ^) newpachen geyt den heren vnd dem gesind . vnd all tag
acht ayr wenn man die ezzen schol | Wir lĂĽben ym auch czegeben . Salcz czw seinen natdurfft . vnd >) in den vasten
all tag czwey häring . vnd auch holcz genueg czw sein natdürfift in sein haws . Dowider er vns gegeben hat czway-
hnndert guidein . der ^^) wtr gancz vnd gar gericht vnd gewert sein . Denan wir ym schöllen anlegen vYrczk guidein .
an ein haws . ez mach mynner oder mer . so sey wir ym ^ >) gepunden . awsczarichten . vnd czepawn . in dem chĂśnftigeu
iar nach Ostern . genzleich czepawn . vnd awsczeiichten in dem selben iar vunczogcleich . Daz allez . *>) Daz do var-
benant ist . vnd geschriben an dem prief daz gelub w ir ym gancz vnd gar . awsczerichten . fQr vns vnd all vnser nach-
kömen I Ez ist auch hye mer ^^) cze merckhen . Wenn daz ist . daz er vnd sein angewalt . nicht pey dem chlaster
sind . alz lang daz ist . vnd sew der vorgenanten pfiwnt nicht enphahent ^*) vnd wenn er dann czw dem chlaster
widerchumpt . so hat er vollen gewalt . ob er wil allez daz versezzen vnd ym nicht geraycht ist . gdnczleich inczenemen
1^) vnd geben wenn er wil . alz lang teg vnd ym versezzen ist . dew selben pfrwnt cze ainczigen . wider . innnemen .
ob er wil . vnd darinn wir ym nyndert schĂĽllen ^^) widersein . Wer aber daz wir ym genczleich nicht volfĂĽrten . allez
daz . daz wtr ym versprochen vnd gehayzzen haben . alz varbenant vnd geschriben ist an dem ^'^) prief, so mag er sich
dez erchlagen . vnserm Ă–bristen . dem prior von charthus . oder vnserm stiflFter vnd vogt des chlasters . die vns darczw
halden mit geystleichen ^^) vnd mit weltleichem gewalt . daz wir in allez dez awfrichten vnd genczleich raychen vnd
geben . alz wir ym versprochen haben vnd gehayzzen . vnd waz ym dar i>) an abget . daz schĂĽll wir ym genczleich
widerchern vnd ablegen . an alle widerred vnd daz alles schol er haben czw vns . vnd darczw auf aller vnserr • vnd ^^) dez
308 ^^ Geschichte der Garthause zu Agsbach.
obgenanten vnsers chlasters hab vnd guetern . wo wir dew haben . oder wo die gelegen sind in dem lannd cze Osterreich .
• w
an geĂĽer . vnd sein schaden ^^) davon bechomen wie ym daz aller fuegleich ist mit ganczem vnserm willen . Swenn aber
der selb mayster Smylo mit dem tod abget . oder Stirbet >>) so ist vns vnd vnserm got | haws . das vorgeschriben
leybgeding widerhend ledig vnd laz . vnd auch daz haws so wTr ym gepawt haben . vnd schol auch ^^) denn . der
gegenwärtig prief . cze hant ab . vnd tod sein . vnd fnrbas chain chraft vnd macht haben . an geuer . vnd daz allez
luben wir ym stSt czehalten ^*) für vns vnd all vnser nachkömen an geüer . Mit nrchnnd dez priefFs . versigelt vnd mit
vnsers gotzhawss . anhangenden Insigel . vnd mit dez erbern ^^) manns Stephans dez Gulher die czeyt phleger . cze
Spylberkch . auch anhangendem Insigel . ym an schaden . Der prief ist gegeben cze Axpach nach ^6) Christi gepĂĽrd .
drewczehen hundert iar . Damach in dem syben vnd newuczkistem iar an sand Jacobstag . dez heytigen czwelifpsten in
dem snyt.
II. Ich Lewpold PĂĽrkchstaler vnd ich Kathrei sein Hawsfraw vnd all vnsre Erben Wir .... >) brif | allen lauten
gegenwärtigen vnd chünftigen , das wir mit göetem willen , mit w . . . . ') mit recht wol getün machten | vnd mit
hannden des Erbern Maritzen der zeit Ambtm . . . . ^) von Meissaw , Recht vnd redlich verlazzen haben vnser MĂĽl , die
da haisst die obrist Mul . . . . ^) Yrer Zügehörung Syman dem chumer daselbs ze Achspach vnd margareten sein hausf
^) Järlich von dint au Sand michels tag Sechczigk phening der herschaft zu Spitzz ....'') Lewpolten Purkstaler vnd
frawn Kathrein meiner hausfraw vud vnsern Erben , von de ... . ^) sollen Sybeuczehen Schilling phening wienner mii-
nizzen vnd czehen Phenning | den selben d . . . . ^; Sannd mertteins tag vnd halben auf aller mann vaschang tag vnuer-
czogenlich | . . . . ^^) mir Lewpolden Purkstaler vnd Kathrein meiner hausfrawn vnd meinen Erben verwandeln als solches
Dinsts vud czynns recht ist in dem L . . . . <>) ewigen sterkchung habent Sew vns zĂĽ ewentewr gesftczet | in czwen
Weingärten , . . . . i^) sind cze nächst Neytleiiis Weingarten dem Gcschüch da man Järlich von dint , an . . . . >') Spitzz
fĂĽnfthalbcn phenning vnd habent das getan, mit hannden des Erbern lĂĽanns . . (ausgestrichen, darĂĽber egenannten) ....
^*) Sy stillen auch Mül vnd Weingärten pawlich legen, als es Jn vnd vns nüczlich sey, . . . . ^^) aber das Sy es nicht
also hielden , als der brief lawtt , den wir von Jn darüber haben | . . . . i^) oder Weingärten , als man das mit frttineu
Lawten erczewgen mag, So ist mir e . . . . *^) vnser baiden Eiiben die egcnant MĂĽl vnd Weiogerten veruallen , an alle
gnad, vnd sĂśllen da .... i^; Es mag auch der egenant Syman chumer vud margaret sein hausfraw | vnd all JrEr
>0) allen iren irumen schaffen , nuzzen vnd nyezzen | oder mit verkauffen geben wem Sy wellen . . . . ^o) egenantcn
dinst icht abgee | vnd ob das weren j das Sy das egenant Gut wolden verkauffen oder . . . . 2*} verkauffen oder ver-
sezzen , nicht zeainczigen | Wir verbinden vns auch | Ich vorgenauter Lewpol . . . . ^2) aU vns Erben den dinst von
MĂĽl vnd von Weingerten | als oben geschriben stet | all Ja ... . ^^) ze Spiczz vnd des cze ain ewigen st^tigung
Darüber So geben wir Jn den brif besig . . , • ^*) Purkstaler anhangundem inSygil | Der sachh ist auch Zewg der oft-
genante Mar icz .... 3^) in Sigel den ich darumb vieizziklichen gebeten hab | Jm vnd seinen erben an schaden | D....
26y Vierczehen hundert Jar | Darnach in dem Newnten Jar | an Sand Margareten tag ....
lieber der Urkunde steht mit einer schwärzeren Tintq kopfüber: quam bonuni esset ut ist
duo libri legereutnr in refectorio.
Codex 12. Folio, ist ein Brevier mit de nt sehen Rubriken. Fol. 8 unten steht: Das pöch
gehört czu band Maria magdalen eloster vor Schotten tor czu Wienn. Dieselben Zeilen kommen
ohne dem Worte eloster Fol. 149, und v^iedcr ganz Fol. 281 b, vor.
Die Handschrift mag dem XV. Jahrhundert angehören.
SCHMIEDE SAUIEN
DIE EHEMALIGEN SCHMIEDE- ODER WIELANDSĂ„ĂśLEN.
VON
ANTON BITTEB VON FEBOEB.
VORTRAG, GEHALTEN IN DER VERSAMMLUNG DES ALTERTHĂśMS- VEREINES AM 4. DECEMBER 1869.
(MIT EINER TAFEL.)
In früheren Zeiten fand man bei vielen Schmiedewerkstätten^ sowie aach bei den Werkstätten
der Wagner; ganz eigenthttmliche, aus Holz geschnitzte Säulen^ deren Obertheil gewöhnlich schrauben-
förmig gedreht war and an dessen Spitze sich meist der Kopf eines bärtigen Mannes mit einer Krone,
einem Helm oder Haube befand. An der Säule selbst waren meist ein Rad und verschiedene eigen-
thttmliche Ausschnitte angebracht , welche die Maasse anzeigten , nach denen gewisse Bestandtheile
eines Wagens u. s. w. kunstgemäss verfertigt werden mnssten. Diese Säulen waren stets grün oder
grĂĽn und weiss angestrichen und es befanden sich deren bis in die dreissiger Jahre nnseres Jahrhunderts
sogar noch viele in den Vorstädten Wiens. Sie wurden dann auf Befehl des Magistrats als ^^im Wege
stehend und die Passagen hemmend'^ abgeschafft und ausgegraben.
So stand eine derartige Sänle auf der Wiedner Hauptstrasse nächst der alten Schmiede ;,zam
SchlĂĽssel/' Eine andere befand sich in der Rossan au der Donauschmiede, eine auf der Strasse zur
HundsthĂĽrmer Linie, eine in Erdberg, mehrere in der Leopoldstadt, in Mariahilf u. s. w. und wo in
den Dörfern der Umgebungen Wien's eine grössere Schmiede oder Wagnerei war, fand man sicher
auch eine solche Säule, die aber alle in nenerer Zeit verschwanden und vielleicht aus keinem anderen
Grunde als weil sie auch in Wien weggeräumt worden waren.
Diese Säulen, von denen eine auf der beigegebenen Tafel (Fig. 1) abgebildet ist, haben nun eine
weit ältere und wichtigere Bedeutung, als sich irgend einer jener Beamten träumen Hess, der zu ihrer
Abschaffung beitrug, denn sie sind keineswegs neueren Ursprungs, sondern stammen aus dem Alterthum,
ja ursprünglich aus der ältesten heidnischen Zeit und aus der Sage.
Ihre Schraubenwindnngen und das gekrönte oder behelmte Haupt beziehen sich auf niemand
-anderen als auf Wieland oder Weland den Schmied, der in der germanischen Sage und in den
beiden Edden eine so bedeutende Rolle spielt, wie Hephästos und Valkan bei den Griechen und Römern,
and Tnbalkain bei den Juden ').
Doch vorerst noch ein Wort ĂĽber die Schmiede selbst.
1) 1 Moses IV. 22.
310 ^6 ehemaligen Schmiede- oder Wielandsäulen.
Dass zur Zeit; als Männerkampf und Waffengang zu den höchsten Ehren führten; als es das
einzige and höchste Streben der männlichen Jagend war, sich mit dem Schwerte Rahm za erwerben,
dass damals die Schmiede die bedeutendsten and gesuchtesten Kttnstler waren, versteht sich von selbst.
Zahlreiche Stellen in den Sagen und Gesängen erwähnen der kostbaren Schwerter and der
undurchdringlichen Waffen; die oft wie Heiligthttmer vererbt und bei deren Verfertigung Zauber gettbt
und geheimnissvolle Lieder gesungen wurden.
Auch das Wort „schmieden^ hatte eine andere Bedeutung als heutzutage, denn es wies nicht
auf ein einfaches Hämmern, sondern auf ein eigentliches Gestalten, auf Bilden und Schaffen, und daher
auch auf das Dichten, wie denn auch Odin von seinen Gesängen den Beinamen Liod - smider ftthrt
Im Schwedischen heisst husa - smid ein Baumeister, vat-smid ein Weber, skipa-smid ein Schiff-
bauer, mura-smid ein Maurer u. s. w. Auch wir haben noch den „Reimschmied^ und immer noch
pflegt man „Pläne zu schmieden^, ohne eben den Hammer dazu zu gebrauchen. Ferner gab es neben
dem faber ferrarius auch den faber carpentarius oder tignarius (Wagner und Zimmermann), den faber
aerarius (Kupferschmied), den faber eburarius, welcher Schnitz werke machte, ja sogar einen faber ocu-
lariarius, der die silbernen Augen fertigte, welche man den Statuen einzusetzen pflegte. Ebenso waren
die Goldschmiede des Mittelalters ausgesuchte Zeichner und Modellirer, kurz der heutige etwas plumpe
Begriff von Hammerschmied, Hufschmied, Sensenschmied, Ankerschmied, Grobschmied u. s. f. hat mit
dem alten „smidan^ fast nichts gemein als den Wortklang.
Der Schmied der alten Zeit war zugleich auch HeilkĂĽnstler und unser Seidelbast (Daphne Me-
zereum und Laureola) wurden nach Wieland dem Schmied „Wielandsbeere^^ genannt, sowie im Däni-
schen der Baldrian (Valeriana) noch jetzt „Velandsurt^ (Wielandswurz) heisst. Auch hatten die Schmiede
bis selbst noch nach dem Mittelalter eine eigenthttmliche Weise ihr MeisterstĂĽck zu machen. Es wurde
nämlich demjenigen, der Meister werden wollte, ein unbeschlagenes Pferd vorgeritten und er masste,
ohne die Hufe messen, ja nur mit der Hand berĂĽhren zu dĂĽrfen, die vier Eisen schmieden, dass sie
vollkommen passten. Gelang ihm diese Aufgabe nicht vollkommen, so wurde ihm das Meisterreoht
verweigert und ihm höchstens ein Termin angesetzt, nach welchem er noch ^einmal zur Probe zuge-
lassen werden konnte. Des weiteren mussten die Schmiede stets freie Leute sein, das heisst sie
durften nicht zu den Leibeigenen gehören und in manchen grösseren und berühmteren Werkstätten
war es Sitte, den Schmiedegesellen, die sich dort fllr Lebenszeit verdingten, ein Stigma oder Brand-
zeichen auf den linken Arm zu brennen, damit man sie genau erkannte und sie nicht zu einem an-
deren Meister laufen und Kunst-Geheimnisse verrathen oder verkaufen konnten. Daher heisst es auch
in einem Volksliede, welches man auf dem Lande noch zuweilen singen hört:
„Mein Schatz ist ein Schmied,
Aber 'brennt ist er nid,
Jetzt lass' ich mir'n brennen,
Dass ihn alle Leut' kennen."
Um nun einen Ueberblick ĂĽber das Leben des Schmiedes Wieland (Veland, Voelund und Vau-
Innd) zu gewinnen, mĂĽssen wir einen kurzen Auszug aus dem Welandsliede geben, das dem sechsten Jahr-
hundert angehört und seinen Ursprung im höchsten Alterthum findet. Es ist schon desshalb interessant,
weil sich in demselben der Grundgedanke ausspricht, dass sich die innere Natur des Wieland, trotm
anangenehmer Geschicke und Misshandlangen, in immer wundervolleren Knnstschöpfungen offenbart *)•
1) Rassmann, die deutsche Heldensage. U. 212 (F.
Die ehemaligen Schmiede- oder Wielandsänlen. 3 1 1
König Vilkin von Schweden begegnete am Strande des Meeres eine Meerfrau (haffru), die ihm
tVLT Zeit einen riesenhaften Sohn gebar, welcher Vate genannt wurde. Vate bekam später ebenfalls
einen Sohn, welcher Veland hiess, den er, als derselbe acht Jahre vorttber war, zudem berĂĽhmten
Schmied Mimer in die Lehre gab. Veland blieb bei diesem durch drei Winter, dann nahm ihn Vate
wieder weg und brachte ihn zu zwei Zwergen, die in dem Berge Kallova die wunderbarsten Waffen
schmiedeten, wo er abermals zweimal zwölf Monate lernte, und zwar so vorzüglich, dass die Zwerge
auf ihn eifersĂĽchtig wurden und ihn nicht frei lassen wollten. Da war er gezwungen sie mit dem
Schwerte seines Vaters zu erschlagen. Hierauf ging er nach Dänemark. Bei dieser Reise kam er
an den Fluss Viser -aa. Da fällte er einen Baum, höhlte ihn aus und bildete auf diese Weise das
erste Fahrzeug.
Er kam nach Jütland zu König Nidung (dem neidischen) und bot ihm seine Dienste an. Er
schmiedete fĂĽr diesen ein Messer, welches so scharf war, dass es nicht nur durch das Brot, sondern
auch in das Holz des Tisches drang; wessbalb ihn der ältere Schmied des Königs aus Kunstneid zu
einer Wettarbeit aufforderte. Veland sollte nämlich ein Schwert und des Königs Schmied Amilias
eine RĂĽstung vollenden. Zerschnitt das Schwert die RĂĽstung, so war Amilias dem Veland verfallen,
drang das Schwert aber nicht durch, so war das Leben Velands in die Hände des Ersteren gegeben.
Amilias arbeitete mit seinen Gehilfen zwölf Monate lang an der Rüstung. Veland jedoch
schmiedete sein Schwert in sieben Tagen und dieses war so scharf, dass es ein Kissen von Wolle,
welches den Fluss herabschwamm, bei ganz ruhigem Hinhalten zerschnitt. ^)
An dem anberaumten Tage erschien Amilias in seiner neuen von Allen bewunderten RĂĽstung,
allein Veland spaltete ihn mit seinem Schwerte bis zum Gürtel. König Nidung begehrte nun diese
ausserordentliche Klinge, aber Veland versteckte sie hinter den Blasebälgen und gab ihm eine andere.
Hierauf geriethen beide in Streit und Nidung war grausam genug, ihm die Sehnen der beiden Knie-
kehlen abschneiden zu lassen, damit er nicht mehr fortkönne. Er hinkte nun wie Hephästos.
Diese Schmach konnte Veland nicht auf sich ruhen lassen und musste sie auf alle Weise zu
rächen suchen. Er lockte durch Goldgeschmeide die beiden Söhne des Königs in seine Schmiede-
stätte, erschlug sie und bildete ans ihren Schädeln Trinkbecher, die er aus Hass dem König zum Ge-
schenke machte. Ebenso wusste er die Tochter Nidung's, welche einen Goldring zerbrochen hatte, in
seine Werkstätte zn ziehen, wo er sie umarmte. Seiner Rache war jetzt Genüge gethan, und als nun
sein Bruder Egill kam, der der beste von allen Schützen war, bat er ihn, grosse und kleine Vögel
zu Bchiessen und sie ihm zu bringen. Dieser Egill ist das Urbild des weit späteren Wilhelm Teil,
denn König Nidung, eifersüchtig auf EgilKs Berühmtheit als Schütze, befahl ihm, einen Apfel von dem
Haupte seines eigenen (Egiirs) Sohnes herab zu schiessen. Egill legte zwei Pfeile auf und sagte dann,
wie Teil, dass der zweite für den König bestimmt war, wenn der erste des Kindes Haupt getroffen
hätte. ^) Egill genügte dem Wunsche seines Bruders, brachte ihm viele Vögel und Veland fertigte
sich aus denselben ein Flügelkleid. Dann stieg er auf einen Thurm, erzählte dem König die Thaten
seiner Rache und flog fort. ^)
1) Wer erinnert sich hier nicht an die Proben von dem Schwert des Richard LĂĽwenherz und der Damaszenerklinge
Saladin's in des vielgelcsenen Sir Walter Scott's „Kreuzfalirer".
2) Vgl. Schiller's „Teil" III. Act, III. Scene.
3) Ueber die Aehnlichkeit zwischen Wieland und Dädalus s. Kuhn in der Zeitschr. f. Sprache. IV. 95 ff.
Jahrg. X. 41
312 ^16 ehemaligen Schmiede- oder Wielandsäulen.
Die Tochter des Königs Nidnng gebar später eineu Sohn^ welcher Wittich hiess und mit dem Schwerte
Mimnng, das sein Vater geschmiedet und versteckt hatte^ und einem Schlangenhelm an den Hof des
Dietrich von Berne kam und in seinem Wappen den Hammer und die Zange seines Vaters trug. ^)
Die spätere Voelundar - quida erzählt Wielands Leben auf eine ähnliche Weise, nur etwas anders
ausgeschmückt und auf eine mehr mythische Art. Schweden und Dänemark streiten sich um Wieland
den Schmied. Die Schweden zeigen auf einer Insel im Bezirk von Kimevald die Höhle Velehall, in
welcher Wieland gearbeitet haben soll und sein aus grossen Steinen zusammengestelltes Grab bei
Sisebek in Scanien. ^)
Die Dänen hingegen behaupten; dass sich das Grabmal Wielands in Jtitland bei Vellerby im
Bezirk von Aarhuus befinde. ^)
Ist nun Wieland so sehr dem Norden angehörig, auf welche Weise konnte sich seine Geschichte,
oder wenn man so sagen will; die Mythe von ihm, so weit, bis zu unseren sĂĽdlicheren Gegenden
verbreiten und so tief einwurzeln, dass man so viele Wielandsäulen setzte?
Wohl auf einen ähnlichen Weg, wie sich die Mythe des Hephästos oder des Vulcan nach dem
Norden hinauf zog: durch allmälige Verbreitung, durch Tradition, die Schritt für Schritt weiter ging,
und nicht nur die Sage von Wieland dem Schmied, sondern alle Ur- Sagen des arischen Volks-
stammes verbreiteten sich auf diese Weise, wahrscheinlich von Asien her ĂĽber ganz Europa. Wir
wollen in Betreff der Wielandsage nur einige der mannigfachen Ueberliefernngen in verschiedenen
Ländern anfuhren.^)
Im Nibelungenlied kommt Wieland zwar selbst nicht vor, wohl aber sein Sohn Wittich:
„do gedahte sin vil tiure an Nidunges tot,
den het erschlagen Wittege."*)
DafĂĽr finden sich aber Wielands Abenteuer in dem Roman von Dietrich von Berne ganz aus-
führlich. ®) Wieland's Vater heisst hier Wade und seine Mutter Wachitt, kurz die Erzählung folgt ganz
der Vilkina-Saga. In einem anderen deutschen Gedicht '') wird Wieland als ein FĂĽrst vorgefĂĽhrt, der
von zwei Riesen aus seinem Lande vertrieben wurde und gezwungen war, bei dem König Alberich
Schmied zu werden, worauf er nach Gloggensachszen, oder wie es Andere auslegten, nach dem Kau-
kasus zog. Der Name Glockensachsen ist aber nur ein sprachliches Missverständniss, denn Wieland
zog nach dem „Gauckel - sahs" oder dem Zanberfelsen, von wo er zum König Hertnit ging, dessen
Tochter ihm zwei Söhne gebar, welche beide Wittich hiessen.
In dem Gedicht ĂĽber Friedrich von Schwaben^ sucht Wieland seine geliebte Angelburga. Er
findet an einer Quelle drei Tauben, die sich, sobald sie die Erde berĂĽhren, in Jungfrauen verwandeln
und sich baden. Da er eine unsichtbar machende Wurzel bei sich trägt, raubt er ihnen die Flügel-
kleider und gibt sie nur unter dem Bedingniss zurĂĽck, dass er eine von ihnen zur Frau nehmen
dĂĽrfe und reicht der Angelburga die Hand.
1) V. Depping et Fr. Michel, Völand le Forgero n. Paris 1833. S«.
2) Bring, Mon. Scan 1598. p. 36, 302.
3) Erich Pontopp, Danske Atlas. Kiobenh. 1763. T. IV, p. 857.
4) Vgl. Depping, a. a. 0. Chap. III. et IV.
5) Vers 6811, 6812. Ausg. v. Hagen.
6) Heldenbuch, T. I. Ausg. v. Hagen.
7) Ein Fragment, im Supplem. zum Heldenbach.
8) Aus dem XIV. Jahrh. In Gräter's „Bragur" T. IV.
Die ehemaligen Schmiede- oder Wielandsäalen. 313
König Alfred paraphrasirte bei seiner Uebersetzung des Boetius eine Stelle mit den Worten:
„hwaer sint nu thaes wisan
Welandes ban,
thaes goldsmithcs/' *)
Die Waffen und Goldschmiedarbeiten Wieland's wurden in allen Landen besprochen. Im Gedicht
von Boewulf vermacht ein Held seinem Freund die schönste seiner Rüstungen, welche ein Werk Wle-
land's war. In einer englischen Romanze verschenkt Riemenilde das Schwert Bitter - fer, welches von
Wieland geschmiedet wurde. In der Chronik Adhemar's von Angouleme^ aus dem XII. Jahrhundert wird
das Schwert Taille-fer genannt, welches ebenfalls ein Werk des „Forgeron Walander" war. Godefroy
Plantagenet; Herzog der Normandie, bekam im Jahre 1126 gleichfalls ein Schwert, welches Walander
schmiedete. Kurz sein Ruhm war ĂĽber den ganzen Nordosten von Europa verbreitet und konnte sich
also, wie am Rhein, auch an der Donau fortpflanzen. Und ebenso wie sich die BauhĂĽtten ausbreiteten,
so wanderten auch die Werkstätten der Waffenschmiede immer weiter gegen Osten, sie wurden noch
bis spät herein Wielandshäuser genannt und das Bild Wieland's war vor ihnen aufgestellt oder
angemalt. ^)
Das eigentliche Wappen der Wielandschmiede zeigt eine gekrönte Schlange, welche Hammer
und Zange umschlingt^). (S. beigegebene Taf., Fig. 2.)
In dem späteren Wappen der Schmiedezunft fehlt die Schlange. In dem Wappen der Schmiede-
gilden von Gent und Liöge steht in der Mitte ein Hammer mit goldenem Stiele, ober demselben
eine Krone und zu jeder Seite eine Zange. ^) Im Wappen der Schmiede zu BrĂĽssel sind Hammer
und Zange ins Schrägkreuz gestellt nnd in jedem der vier Winkel ist ein Hufeisen angebracht. Die
Einwohner von Sylleborg, sowie der Distrikt Vaetland f&bren in ihren Fahnen noch immer Wieland's
Hammer und Zange. ,y
Abgesehen von unserem deutschen Dichter, der den Namen Wieland wieder allgemein bekannt
machte, bekamen auch viele Orte den Namen von dem berĂĽhmten Schmied: Welandesgruoba, Wilan-
tesheim, Wielandisdorf, Wielandisbrunne, Wielantistanna; manche Felsen und Schlösser heissen noch
Wieland steine, nnd allenthalben in Deutschland und England findet man Schmiedsagen, die sich in
letzter Quelle durchgehends auf Wieland zurĂĽckfĂĽhren lassen. ^)
Dnrch diese ungemeine, Jahrhunderte lang fortgeführte Verbreitung, wird es nun leicht erklärlich,
dasB solche Säulen auch bei uns aufgestellt wurden, nur vergass man bei der allgemeinen Vernach-
lässignng, besonders während und nach dem dreissigjährigen Krieg, nicht nnr überhaupt alles Wissen,
sondern noch ganz insbesondere jede Tradition, so dass die Wielandsäulen zuletzt zu einem ganz
gewöhnlichen Handwerkszeichen herabsanken, wie deren eines noch im Jahre 1810 in der innern
Stadt, am sogenannten Katzensteige bei dem Wagnerhause No. 499 stand, welches wir, nach einer
Handzeichnung, die sich in der k. k. Hofbibliothek befindet, in Fig. 3 wiedergeben.
Aber nicht genug, dass vor den Wielandshäusern und später auch vor der Werkstätte des faber
carpentarius, ein Erinnerungsbild oder Symbol des grossen Meisters aufgestellt war, der Wieland
1) „Wo sind nun die Gebeine Wielands, des weisen Goldschmiedes?" — lUustrations of Angle-Saxon poetry.
Lond. 1826. p. 210.
2) Rassmann, Heldensage. I. p. 267.
3) Aus Menkenii: Scriptores rer. germ. Lips. 1728. Tab. VI.
4) y. Felix de la Vigne, Recherches bist, sur les costumes etc. des Gildes Gand. 1847. S^,
5) Auch Walter Scott führt in seinem Roman „Kenilworth*' Cap. 9, 10 u. 11 den Schmied Wayland an. Die
Steine, hinter welchen er arbeitet, sind ein noch jetzt stehender Dolmen am Fass des White-horse-hill in Berkshire.
41*
314 ^16 ehemaligen Schmiede- oder Wielandsäulen.
wurde; als derjenige, der das erste Fahrzeug fertigte, auch auf Sehiffen angebracht und zwar am
Vordertheil; als ein dem ganzen Schiffe gewissermassen vorangehendes Bugbild ^ das die Wellen
zerschneidet und dem Angreifer droht. MerkwĂĽrdiger Weise fand ich noch im Jahre 1866 zwei solcher
Wielandsköpfe; die man, da die Schiffe selbst längst zertrümmert waren^ sorgfaltig aufstellte. Sie
befanden sich am Donauufer an der Strecke von dem Prater Eettensteg abwärts nach Erdberg,
waren beiläufig doppelt lebensgross und ursprünglich bemalt. Sie sind in Fig. 4 u. 5 abgebildet.
Der Eine, von der Hand eines deutschen SchnitzkUnstlers, trägt einen Helm mit einer Feder, die
Augen und die Augenbrauen sind starr, und zeigen fast etwas Dämonisches. Der Zweite — und
hier wieder ein Beweis der grossen Verbreitung des Wielandcultus ~ stammt, wie der ganze Habitus
zeigt; mehr aus dem Osten, es ist nämlich ein Wieland nach ungarischem Schnitt mit grossem Schnurr-
bart, kurz abgeschornem Haar und dem runden HĂĽtlein, wie er in frĂĽheren Zeiten auf allen grossen
Schiffen angebracht war, welche Getreide von Raab u. s. w. stromauf nach Wien brachten.
Zum Schluss nur noch einige Worte über das Hauptwerkzeug Wieland's, nämlich über den
Hammer, welcher merkwĂĽrdigerweise im alten Testament nicht vorkommt. Auch im Buch der
Könige (VI. 7) heisst es, dass beim Tempelbau kein Hammer gehört wurde, nur im Buch der Richter
(IV. 21) ist vom Hammer die Rede. Bei den Griechen hingegen wurde er schon bei manchen Opfern ge-
braucht. Thor's Hammer, Mj ö Inir, ist ein Symbol des Donners, wo er hintrifft, krachen die Felsen, heulen
die KlĂĽfte und zittert die Erde. Zugleich bezeichnet der Hammer, mit welchen den Metallen Formen
gegeben werden, die gestaltende Kraft und so wie er zwei EisenstĂĽcke fest aneinander schmiedet, so
dient er auch als ein Zeichen der Befestigung und Bestätigung. Desshalb wurde durch einen Wurf
mit dem Hammer das Besitzrecht auf Grund und Boden bestimmt, daher wurde auch die Braut mit
dem Hammer geweiht, daher gab der Hammer bei Versammlungen das Zeichen der Ordnung, dess-
halb wurde der GĂĽterverkauf mittelst des Hammers kundgegeben, desshalb wurde bei dem Gantkaaf
(Licitation) das höchste Anbot mit dem Hammer bestätigt und aus diesem letzten Gebrauch stammt
auch der noch heute gebräuchliche Ausdruck „unter den Hammer kommen''.
Je mehr wir überhaupt in die früheren Tage zurücktreten, desto mehr klärt sich manches auf,
was sonst im Dunkel bliebe, Vermuthungen werden bestätigt oder erweitern sich und man wird un-
willkürlich aufgefordert über Dinge nachzuforschen, die sonst ganz fern geblieben wären, wie denn
ĂĽberhaupt die Kenntniss der deutschen Mythe und Sage noch immer viel zu wenig in das Publikam
drang, während sich jeder rühmt, mit den „Verwandlungen" des Ovid Bekanntschaft gemacht
zu haben. —
DIE SAGE YOM VENĂśSBERG UND DEM TANNHĂ„ĂśSER.
VON
JOSEPH HAUPT.
VORTRAG, GEHALTEN IM ALTERTHĂśMS- VE REINE AM 4. DECEMBER 1868.
Uarch die Oper Richard Wagner's^ die bereits auf allen grösseren Bühnen Deatschlands
gespielt und gesehen wurde^ ist die Sage von der Fran VennS; wenn auch nur in einem einzigen
Punkte; den höheren Schichten der Gesellschaft wieder nahe gebracht worden^ in den unteren Kreisen
des VolkeS; das heisst in dem Archive des Alterthums^ wie der berĂĽhmte Sprachforscher Fulda im
vorigen Jahrhundert das Volk genannt hat, war dieselbe^ wenn auch vielfach zerrissen und zerbröckelt,
immer lebendig geblieben. Wie wäre ein vollständiges Vergessen auch möglich gewesen? Erinnerten
doch zahlreiche örtliche Namen durch ganz Deutschland an die Teufelinne und klingen Trtimmer des
Volksliedes vom Tannhäuser noch heute von den Lippen ländlicher Mädchen in den abgelegenen
Weilern des FrankenlandeS; auf der Rhön und inHessen, in den Hochalpen der Schweiz und
Scandinaviens. Wie die Sage aber in älteren Zeiten sich gestaltet hatte, davon hatte Niemand
eine Ahnung; selbst J. Grimm hat noch gefragt, an welcher heidnischen Göttin Stelle die Frau Venus
oder Venussin oder Frau Frene, wie sie eigentlich in den alten Quellen heisst, getreten sei.
Eine zweite Frage ist nach dem Tannhäuser. Gewöhnlich nimmt man an, der Tann-
häuser sei eben der Tannhäuser, nämlich der salzburgische Freiherr von Tannhausen, der
Minnesänger am Hofe Friedrichs des Streitbaren von Oesterreich, Otto des Erlauchten von
Baiern, Ottokars von Böhmen, Ottos von Meran und Heinrichs von Breslau, der
vor 1270 gestorben ist *).
Nun ist zwar dieser lustige Tannhäuser im Andenken der späteren Sänger bis ins sech-
zehnte Jahrhundert stehen geblieben, wie auch die Meister auf seinen Namen Lieder dichteten und
seine echten Gesäuge mit unechten Zutbaten erweiterten, was alles aus dem Co 1 mar er Codex zu
Tage gekommen ist, wovon man sich leicht in der von Bartsch besorgten Auswahl aus dieser Hand-
schrift tiberzeugen kann '^), Nirgends jedoch findet sich eine Hindeutung, dass man ihn fĂĽr den Gemahl
der Frau Venus genommen hätte. Wenn das bei den zttnftigen Meistern und Dichtern nicht geschah,
wodurch wäre die rastlos dichtende Sage des Volkes veranlasst worden, gerade diesen österreichi-
schen Sänger, der ganz unbedeutend ist durch eigene Gaben, ja der die hergebrachten Grenzen
seiner Kunst auch nicht einmal erreicht hat, gerade ihn mit der Frau Venus in eine so bedeutende
Verbindung zu bringen? Dieser Sänger, dessen Spässe sehr nach der Schablone schmecken, die sich
die „gute Gesellschaft^ von anno damals zugerichtet hatte, soll ein so ungeheures Aufsehen gemacht
1) Die Dichtungen stehen gesammelt in Hagen, Minnesinger n. 81—97 mit Nachtrag UI. 48. Alles, was mau
Aber Tannhäasers Leben gewiss weiss, ist gesammelt in Bd. IV. 421—434.
2) S. Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart Bd. LXVIU. S. 162—163.
316 I^^^ ^^S^ "^om Venusberg und dem TannbäuBer.
haben, dasB er auf beiden Gestaden der Ost- und Nordsee durch so viele Jahrhunderte besungen ward
und wird? Seines Gleichen hat es damals^ so wie auch noch heut zu Tage genug gegeben. Nun gilt
aber ein Tannbauser schon seit dem Anfang des XV. Jahrhunderts als der Frau Venus Gemahl,
während sie im XIV. mit zwei anderen verheirathet war — doch ich will Schritt für Schritt vorgehen.
Der Name der Frau Venus war den mittelalterlichen Dichtern sehr geläufig, ja, dass Ulrich
von Liechtenstein aus dem steirischen Hause derer von MuraU; als Frau Venus vom adria-
tischen Meere bis Mähren turnierte, was er selbst aufs langweiligste in den eintönigsten Reimen
erzählt; deutet auf eine ganz allgemeine Bekanntschaft mit der Göttin hin ^).
In dem neuesten und ausfĂĽhrlichsten geographischen Lexiconvon Deutschland, in jenem von
H. Rudo Iph (ZĂĽrich 1868) werden folgende Venusberge verzeichnet: Venu sberg Einschichte Nieder-
Bayern Ldg. Vilsbiburg 12 E. — Dorf 0. U. d. E. Bez. Herzogenburg, Pfarre Traismauer 180 E. —
Bad, Tirol, Bez. Innsbruck — Dorf, Sachsen, Zwickau; — Hof, Wtirtemberg 0. A. Waldsee, 16 E. —
Femer Venus h aide n Haus 0. A. Tettnang und VenusmĂĽhle 0. A. Biberach. Die berĂĽhmtesten
aber sind der Venusberg bei Freiburg im Breisgau and der Hörselberg in Thüringen^.
Da meist kleine Dörfer und Weiler diesen Namen führen, ist es wohl erlaubt, das Verzeich-
niss noch lange nicht für vollständig zu halten. Es werden wohl noch hie und da einzelne Berge
nach der Frau Venus genannt sein, die aber in unseren chorograp bischen Verzeichnissen deswegen
nicht angeführt sind, weil sich keine gleichnamigen selbständigen Ortschaften an oder bei denselben
erbaut haben. Wer wOsste zum Beispiel etwas von dem Venusberg in der Nähe Wiens, wenn
nicht an seinem westlichen Abhänge das Dörfchen Venusberg sich fände? Mir haben wenigstens
Leute, die mit den Umgebungen Wiens sehr vertraut sind, aufrichtig gestanden, nichts davon gewusst
zu haben, und waren sehr erstaunt von diesem Berg sammt seinem Dorf zu erfahren. Beide sind auch
auf der Karte Oesterreichs vom k. k. Generalstabe verzeichnet.
Uebrigens geht auch aus dem mitgetheilten Verzeichnisse hervor, dass die Sage vorzĂĽglich in
Schwaben feste Sitze genommen hat, und das ist nicht ohne wichtige Ursachen geschehen, so wenig
als es Zufall ist, dass gerade ein schwäbischer Dichter des XV. Jahrhunderts beinahe in jedem
seiner Gedichte der Frau Venus oder Venussin gedenkt Es ist Hermann von Sachsenheim,
der zu Co n stanz lebte und in sehr hohem Alter 1458 starb. Gödeke verzeichnet in seinem
„Grundriss^ (Hannover 1859, 8^.) die Dichtungen, ich hebe daraus hervor. In dem „Schatz^ wird der spa-
zierende Dichter von einem Martinsvogel (? Gans oder Eisvogel) zu einem Zwerge geleitet und in
den Venusberg geführt, wo ihm Frau Venus eine von ihren zwölf Frauen gearbeitete zwölfzackige
Krone für seine Geliebte schenkt. Im „Altswert^ unterrichtet ihn Frau Venus, wie alte Schwerter
den neuen vorgezogen würden, soll man auch die Männer in mittleren Jahren nicht gegen die jungen
zurücksetzen. Im „Kittel^ hat ihn Frau Venus rufen lassen, der er die neue Minne des Elsasses
beschreiben muss.
Am ausfĂĽhrlichsten geht Hermann von Sachsenheim aber in seinem Gedichte von der
„Mörin" auf die Sage ein. Er schildert in diesem Gedichte die Hofhaltung der Frau Venus, als
1) Wer sich recht genau über diese Albernheit unterrichten will, nehme zur Hand : „Ulrich von Liechtenstein",
herausg. von K. Lachmann. Berlin 1841. 8^., wo die Ritter, die sich zu diesem Turnier herbeiliessen (hat Ulrich doch
307 Speere dabei verstochen) von H. Dr. Th. G. von Karajan urkundlich erläutert werden.
2) Ueber den sehe man Graesse, die Sage vom Kitter TannhSuser. Dresden und Leipzig. 1846. 8^., wo man
auch die Volkslieder und einen Ballast von gehörigen und ungehörigen Dingen über die Sage beisammen findet.
Die Sage vom Vennsberge und dem Tannhäuser. 317
deren erste Dame die Frau BrĂĽDhilde erscheint, Hofmarschall ist der getreue Eckart und Gemahl
der Frau Venus ist auch hier der Tann h aus er. Dieses Gedieht war das bei weitem beliebteste
unter allen Werken des Verfassers, wie wir schon daraus schliessen können, dass es in Handschriften
sehr oft erscheint, während die anderen einmal oder zweimal in solchen ttberliefert sind. Es findet
sich auch frĂĽhzeitig gedruckt und L es sing bemerkte bereits vor bald hundert Jahren, dass die
ersten und ältesten Drucker ihre Pressen, wenn auch nicht immer mit den besten, so doch gewiss
immer mit den am meisten gesuchten Werken beschäftigt haben *).
Der Dichter wird auf einem Spaziergange von einem Alten und einem Zwerge gewaltsam entfĂĽhrt und
von Frau Venu s, deren Ftirsprecherin eine Mohrin ist, vor König Dan haus er wegen seiner Unbeständig-
keit in der Minne angeklagt. Der Mohrin ist dabei die Rolle der Plumpheit zugewiesen. Mehrfache An-
spielungen auf die Heldensage und eingewebte ZĂĽge der Sittengeschichte machen die processaalische
Allegorie interessant Geschrieben im dritten Jahr nach dem Jubeljahr des Papstes Nicolaus. Schil-
derung des Venusberges auf Bl. 26. Der Papst Nico laus, dessen hier gedacht wird, kann nur
Nicolans V. sein, der vom 6. März 1447 bis zum 24. März 1455 auf dem apostolischen Stuhle sass.
S. Potthast Bibliotheca historica etc, Supplem. Berlin 1868. 8^ pag. 266.
Nun werden es schwerlich die minniglichen Fragen und Antworten gewesen sein, welche die
Leser des XV. und XVI. Jahrhunderts so erpicht auf die „Mörin" gemacht haben, offenbar ist dies
den Personen und Charakteren zuzuschreiben, die der Dichter darin auftreten lässt. Sie waren den
Lesern jener Tage noch alle geläufig, denn die deutsche Sage in einem sehr weiten Umfange war
damals noch lebendige Ueberlieferung.
Von allen Gestalten, die in der deutschen Sage auftreten, hat aber keine so fest in dem Herzen
des deutschen Volkes gehaftet, als der „getreue Eckart^ der Hofmarschalk der Frau Venus, der ge-
treue Warner aller derjenigen, die sich in ihr Reich verirren wollen. Solche Treue ĂĽbt er auch in der
„Mörin" an dem angeklagten Dichter. War doch der „getreue Eckart" sogar in den Sagenkreis
der Hohenstaufen aufgenommen worden, indem er darin als der „getreue Eckart der Bund-
schuh" einen Platz gefunden hat!^)
Dass eine so unverwĂĽstliche Dauer im Andenken der Jahrhunderte auf festen GrĂĽnden beruhen
muss, versteht sich von selbst, und man hat auch desshalb nie daran gezweifelt, dass der „getreue
Eckart" vor oder in dem Venusberge niemand anderer ist, als der in der deutschen Sage so
faochberühmte Herzog oder Markgraf Eckehart der Pfleger der Harlunge, der als der „getriuwe
Eckehart" schon im XHL Jahrhundert formelhaft genannt wird z. B. im Rosengarten*
Als nämlich D i e t h e r, der Bruder Ermenreichs, starb, hinterliess er zwei oder drei Söhne noch
unmĂĽndig, und setzte ihnen desshalb zum Pfleger und Vormund den Eckehart. Als nun Ermenreich,
ihr väterlicher Oheim, sich ihres Reiches und Schatzes bemächtigen wollte, Hess er sie belagern auf ihrer
1) Die Drucke, so weit sie bis jetzt bekannt sind: Strassburg bei Job. Grttninger 1512. fol. — Wonnbs bei Seb.
Wagner 1538. fol. 1539. fol. — Frankfurt bei Weygand Hauen Erben um 1560. 8». .
2) Das Volksbuch ĂĽber Friedrich Barbarossa den Staufer hat Fr. Pfeiffer in der Zeitschrift fĂĽr
deutsches Alterthum, Bd. V. S. 258 — 267 wieder herausgegeben. Die Kapitel, die sich darin über den getreuen Eckart
den Bundschuh den Herzog in Baiern befinden, lassen sich in einer anderen und älteren Fassung nachweisen, nämlich
in der Handschrift 3447 (früher Salisb. 412) der k. k. Hof bibliothek, auf Blatt 123— 129. Wenn einmal einer über den Ursprung
der eigentlich nationalen Volksbücher Untersuchungen anstellen wird, der wird nicht versäumen, sich diese Blätter aus
dem XV. Jahrhunderte anzusehen.
3X8 ^10 Stige vom Venosberg and dem TanniiSaser.
Burg, und endlich die gefangenen Neffen henken. Diese Unthat und die Bachekriege darum nehmen
eine bedeutende Stelle in der deutschen Heldendichtung ein.
Der Sitz Eckehartes und seiner MĂĽndel wird nun in den Liedern und sonstigen Nachrichten in
zwei verschiedene Gegenden verlegt. Alle SĂĽddeutschen sind darin einig, dass Breisach im Breis-
gau der Sitz war, wogegen die Norddeutschen ebenso einstimmig den Sitz derselben in Bran-
denburg an der Havel behaupten. ')
Nach der gewöhnlichen Weise der deutschen Sagenforscher mttsste man annehmen, dass dieser Wider-
spruch nichts als Willkür sei. Allein, es ist schon auffallend, dass der nördliche Sitz der Harlunge
sich gerade in dem alten Schwabenlande vor der Völkerwanderung befindet. Denn von der Nieder-
lausitz bis ĂĽber die Havel und von der Elbe gegen die Oder und Warthe sassen die Sem-
nonen mit dem grössten Heiligthum aller sue vischen Völker nach den einstimmigen Zeugnissen
des gesammten classischen Alterthums.
Es kommen aber noch ganz andere Thatsachen zu erwägen. Die eine davon ist, dass die Städte, die
zu deutsch Brandenburg, Nen-Brandenburg heissen, von den Latinisten durch alle Jahr-
hunderte mit dem Namen Brisia, Brysia, Brusia, Nova Brisia etc. bezeichnet werden, mit einem
Namen also, der an Breisach im Breisgau oder vielmehr in alter Form an Brisach im Brise*
göu sehr nahe herantritt. Dass aber dieser bei den Latinisten so beliebte Name Brisia für Bran-
denburg nicht eine willkĂĽrliche Erfindung sei, sehen wir aus Urkunden des XIL und XUL Jahr-
hunderts, in denen alle jene Gegenden, die wir heutzutage mit theilweiso verengerten, theilweise erweiterten
Grenzen als Mark Brandenburg bezeichnen, die terra Briseorum, terra Brisia genannt wird.
Wir sehen also, dass es nicht willkĂĽrliche Erfindung der Norddeutschen ist, wenn ihnen
die Harlunge in Brandenburg an der Havel hausen. Schon der Anonymus Pegaviensis imXU.
Jahrhundert in der Genealogia Viperti comitis Groicensis (ed B. Kein eccius 1580) weiss
nicht anders. Im Adam von Bremen und im Ghronicon Slavicum ^) hat man in der Stelle
(Heveldi oder Havelani vel Heruli) die Heruli als unecht getilgt, die aber schon in den ältesten
Handschriften stehen. Selbst wenn sie unecht sind, so beweisen sie fUr die stätige Ueberlieferung und
die allgemeine Ueberzeugung, dass die Harlunge in Brandenburg zu Hause seien. Doch es
stand ĂĽber den Thoren der Stadt klar und deutlich zu lesen: Rex Harlungorum quondam tua moenia
cinxit, Te rex conuertit Garolus et magnifioanit, Otto fundanit, dotanit, pontificanit, Poutificem primum
statuit tibi Caesar üdonem (Abel, Sächsische Alterthümer etc. Braunschweig 1730. Bd. IL 377 — 390)
und der Harlungeberg, wo die BrĂĽder von ihrem ruchlosen Oheime gehenkt wurden, der liegt
heutzutage noch vor den Thoren Brandenburgs an der Havel. ^)
Dass aber der südliche und nördliche Sitz der Harlunge nur in den historischen Mythen,
das heisst in den Heldenliedern eigentlich erst gemacht wurde, geht aus Folgendem mit Gewiss-
heit hervor.
1) Wenn Rassmann, Die deutsche Ueldcnsage II. 580, behauptet, in allen deutschen Denkmälern sei Breisach
der Sitz der Harlunge, so ist das falsch. ÂŁr fĂĽhrt selbst auf der vorausgehenden Seite 579 einen an, der es nicht sagt,
und anderes werden wir unten sehen.
2) Chronicon Slavicum quod vulgo dicitur parochi Suselensis, ed. Dr. E. A. Th. Laspeyres. LĂĽbeck 1865. S^.
cap. III. (pag. 9.) „Inter Oderam et Albiam degunt Heruli vel Eueldi, qui sunt iuxta Habolam fluvium." Helmold I. cap. 2,
§. 5. Adam Brem. Lib. IL cap. 18.
3) Uebrigens gab es der Harlungeberge noch mehrere in Deutschland. In Oesterreich kannte man einen nebst
einem Harlungenfelde. S. W. Grimm, Deutsche Heldensage S. 47. Der wichtigste aber ist der Harlungeberg, heut-
zutage Herlingsberg genannt, ein festes Schloss auf einem hohen Berge nahe bei Goslar an der Ocker, gegenĂĽber
Die Sage vom Venusberge und dem Tannhäuser. 319
Brtsach und Brtsia sahen wir als den vermittelnden Namen auftreten. Wie^ wenn ein äbn-
lieber Name in der angelsäebsiscben und altnordiseben Dichtung und Ueberliefemng uns den Namen
erklärte and den ganzen Mythus der „Frau Venus" mit einem Schlage beleuchtete?
Heime der treue Helfer Ermenreichs bei allen seinen UntbateU; auch bei der gegen die
Harlunge, hat den Schatz seinem Lehensberren genommen; und derselbe wird im Beovulf^ einem
angelsächsischen Gedichte des VHI. Jahrhunderts, Brosin ge mene^ der Bro singe S ch atz, eigent-
lich Halsband, genannt. Derselbe Schatz heisst im altnordischen und zwar in der Thrymsq. 13.
„men Brtsinga" und wird als ein StUck aus dem Schmucke der Freya erklärt. Nun heisst aber
der Schatz Ermenreichs gerade zu der Harlunge Gold im Gedichte von der Flucht (7832), wor-
aus allein schon folgt, dass zwischen den Harlnngen und Brtsingen ein sehr straffer Zusammen-
bang obwaltet. Wen aber das Heidenthum eigentlich unter den Brtsingen oder Brosingen
verstanden hat, das vermögen wir nicht mit Sicherheit zu sagen. Jedoch da nach Egilsson unter
Brisingar m. ignis in seinem Lexicon poeticum (Hafnae 1860) noch heute ein Fest in Norwegen am
24. Juni gefeiert wird, das Brtsing — heisst^ so können wir nur schliessen, dass unter den Brt-
singen Gottheiten oder Mächte des Lichtes und Feuers zu verstehen sein dürften und nun begreifen
wir auch, wie Brandenburg Brtsia genannt werden konnte, wie es auch Brennenburg heisst,
und die Brandenburger bei Freund und Feind und ihren eigenen Dichtern den Namen der
„Brennen" föhren. ^)
Die Fria besitzt das Halsband der Breisinge. Die Frta aber ist Eckehartes Gemahlin.
So erzählt die altnordische Vilcina saga, die nach ihrem eigenen Zeugnisse nichts anderes ist, als
eine encyclische Bearbeitung eines Theils der deutschen Sage, nach Liedern und mündlichen Erzäh-
lungen deutscher Männer in Bremen, Münster, Soest u. s. w.
Dieselbe Saga sagt, Bolfrtana habe die GemahlinEckehartes geheissen. Dieser Name steht
fĂĽr Bolfrta wie Berhtana fĂĽr Berhta, Huldana fĂĽrHulda nachdem bekannten Sprachgesetze.
Bolfrta selbst ist weiter aufzulösen in B61 und Frta. Was auch in bol stecken mag, ob das alt-
nordische böl » malus oder das altsächsisohe böl — buol, Frta wird damit als die böse oder buhlende
Freia bezeichnet. Wenn die Burg der Harlunge ferner Fritila heisst, so ist diess eben Frt-
t i 1 a ein Name mit thilja wie Kämpatille, Eampendiele^) in der Gudrun gebildet und die erste
Hälfte gleich dem in Freitag-Frttac dies Veneris. Wenn der altnordische Verfasser zu Frttila
bemerkt, dass die Wäringer diese Burg Fridsaela nennen, so hat er nur einen mit Frttila
synonymen Namen gebraucht. Die deutschen Sagenforscher haben freilich aus Frttila ein Fried-
berg-und Fritzlar gemacht, ja aus Fridsaela gar Vercelli! Quousque tandem? Schon dass
den Schlössern Widela und Fineburg. Widela heisst Wittichs Höhe und Fineburg ist eben eine Venusburg.
Wie wichtig diese drei Namen sind, werden wir weiter unten sehen. Ich will hier bemerken, dass man nicht Wenusberg,
sondern Fenusburg sprechen muss, da denlsohes V — F ist. Ueber diese brannschweigiscbe Burg s. Heineccii
Antiquitates Goslar. III. pag. 810.
1) Egilson's Worte lauten: Brising Norvegis est ignis die 24. Jonii accensus, hodie apud Islandos brisheitr est idem.
Das Fest also des neuen Feuers zur Zeit der Sonnenwende am Johannistage. Die Wurzel brtsan — ardere hat sieh in
verschiedenen deutschen Mundarten erhalten; verbreiteter ist die andere Form, nämlich brösan, woher bras, brassein, brast
u. 8« w. Zu den technischen Ausdrücken für Sonnwendfeuer gehört auch brando = fax, cerea, das als brandon auch
in's Altfranzösische eingegangen ist Stellen über die Brandons zum Mittwinter- und Mittsommerfeste Hessen sich häufen
aus den altfranzösischen Gedichten. S. übrigens Boguefor, Ducange, Littrö unter „Brandon.«
2) S. meine Untersuchungen zur deutschen Sage. Wien 1866. 8». Bd. I, S. 105—107.
Jahrg. X. ^2
320 ^^6 3*ÂŁro ^oon Venusberge and dem Tannh&aser.
4
der eine der Harlunge seit jeher Fridilo — amasias heisst, lässt im Zusammenhang mit allen diesen
Namen das Sinnlose aller dieser Erklärungen in die Augen springen. ^)
Also in der Frau Venus steokt die germanische Oöttin Frla; die Göttin der Liebe, identisch
mit der slavischen Prija. Ob der lateinisohe Name wirklich lateinisch ist? Ich wage nicht mich zu
entscheiden, nur will ich zu bedenken geben, dass in der Edda die Burg der Frta Fensali genannt
wird, was man mit Sumpfsaal erklärt hat, mit dem Gedanken an die norddeutschen Vennen. Woher
die Vennen aber den Namen haben, hat man nicht bedacht. Venne bezeichnet Brandmoor und so
muss in Fen ein Fani liegen, dass zur Wurzel finan, fan, funun gehört, welcher gothische und alt-
nordische Worte mit der Bedeutung Funke, Brand, Feuer entsprungen sind, wodurch Fensali jsu
Brtsing sich stellt. ^)
Somit wäre der erste Th eil gelöst, wer Frau Venus in der deutschen Volkssage eigentlich ist.
Wir sehen eine göttliche Frau, deren göttliche Burgen und Leute in der Göttersage vollständigen Sinn
und Verhältniss zu einander hatten, zur Heroine in den Heldenliedern werden, die auf der Erde sich feste
Sitze suchen und in ähnlich genannten finden.
Wer möchte nach allen diesen Darlegungen, wodurch scheinbar unlösbare Schwierigkeiten auf-
gelöst werden und Widersprüche einander nicht mehr aufreiben, sondern bestätigen müssen, wer
möchte nach dem allen noch glauben, dass der lustige Bruder und fahrende Ritter aus der zweiten Hälfte
des XUL Jahrhunderts mit der alten Göttin sei verbunden worden? Ein anderer Tannhauser wird
es sein, muss es sein.
Die böse oder buhlerische Freia vermählt sich nach der Vilcinasaga wieder und zwar mit
Wittich dem Sohne Wieland's, nachdem Eckehart gestorben war. Wittich steht bekanntlich
für althochdeutsches W i t i g o u w o oder altsächsisch W i d g a, angelsächsich W n d g a, alle drei Formen
sagen genau der im Walde hausende, wohnende, was auch Tannhauser bedeutet, da Tann
zwar zuerst den Tannenwald, dann aber jeden Wald bezeichnet, eine Erweiterung des Begriffs, die auch
im Worte Forst oder Foreht stattgefunden hat, womit man zuerst auch nur einen Forchen- oder Fören-
wald kann gemeint haben. Es muss einem glĂĽcklichen Zufalle ĂĽberlassen werden, diese Hypothese
zu erweisen. Sinn und Verstand in die Sage kommt nur, wenn wir diesen Tannhauser annehmen. Zudem
heisst Wittich's Burg in der Vilcinasaga geradezu Treborg — Holzburg, Waldburg mit der Les-
art Turn borg, das ist Thornborg «- Dornburg, nämlich eine durch Verhaue geschützte Wohnung
im Walde. Als eine solche schildert auch Herman von Sachsenheim den Venusberg.
Bdlfrta heisst des Königs Drasian auf Drekanfil (Drachenstein) Tochter. Ihre
Burg heisst nun Tresinburg. In den Handschriften der Vilcinasaga steht Trelinburg, was man
mit Trechlinburg am Rhein erklärt hat. Allein es kann nur Tresinburg das Richtige sein,
nämlich Burg des Drasian oder mit niederdeutschem Anlaut und Umlaut Tresian, wie er denn
auch so im Gedichte von Wolfdieterich genannt wird. Diese Burg heisst auch Treisenmdre und
1) Wenn der zweite Harlange angelsächsisch Emerca alt und mittelhochdeutsch: Imbrecke heisst, so gehört dieser
Name zu ammer f. scintilla ahd. eimurrä eimuria Gra£f I 253. alte, eimyrja dän. emmer nenhochd. emmer und eimer. Der
Name Emerka sagt also nur wieder aus, was Brtsing Fenus u. s. w. S. die Note unten.
2) funi m. scintilla. Funafeng-r «» Funken-, Feuerf&nger, ein Knecht Oegis. Auch das süddeutsche FOn fttr Sei-
rocco wird zu dieser Wurzel gehören und nicht aus Favonius entstanden sein. Seit wann wäre der Fön ein Favonias?
Wie wenn Fön nichts als die bekannte Regel bestätigte, dass in dem schwäbisch-allemanischen Mundarten ö ■• e sei und
Fön also Fen wäre, eben das Fen in Fensalir? Auch die zwei Jungfrauen Fanja ut^d Manja kommen in Betracht, da
Manja zur Wurzel roinan gehört so gut wie minnen.
Die Sage vom Venusberge und dem TannhSuser. 321
befindet sich immer in der Gewalt von GeschlechtsgenoBsen Wittich% wie z. B. seines Neffen Knodwin.
Uass dem so sei; kann daraas erschlossen werden: fttrTrasenmfire spreehen im Wolfdieterich
865, 3. verschiedene Handschriften Griene, Grtime, Gri-mttre, wie auch in der Viloinasaga
Tresinburg und Grims Gerims wechseln. Der synonyme Gebrauch dieser Namen in dem alt-
nordischen Bnche, das von der Geographie nur sehr verworrene Vorstellungen hat, und in dem sttd-
dentschen Gedichte beweist, dass nur Tresinburg «- Tresenmflre das Richtige sein kann. Ich
brauche wohl nickt zu bemerken, dass an Traismauer in Niederösterreich nicht zu denken ist.
Wenigstens einem grossen Theile der hier vorgetragenen Erklärungen tiber die Sage vom
getreuen Ecke hart und der buhlerischen Freia gereicht eine andere Geschichte, deren in unsern sĂĽd-
deutschen Liedern nirgends gedacht wird, nämlich die Liebschaft der Bölfrta mit dem Markgrafen Iron
von Brandenburg. Dieser war nämlich Markgraf von Brandenburg geworden, nachdem er seine
Heimat vor seinen Feinden hatte räumen müssen. Da knüpft er ein Liebesverhältniss mit Eckehart's
Gemahlin an, wodurch er schliesslich den Tod findet, und zwar von den Händen des beleidigten Gatten.
Diese einfache Begebenheit würde wohl nicht ausgereicht haben, im Gedächtnisse der Menschen
zu haften, wenn sie nicht in der ursprünglichen Sage einen andern Platz gehabt hätte. Schon dass
der um seine Treue so gepriesene Ecke hart mit einem ungetreuen Weibe verheirathet ist, deutet
auf eine grosse Dichtung zurĂĽck, merkwĂĽrdigerweise hat aber der buhlerische Markgraf von Bran-
denburg eine Frau, die nicht weniger berühmt ist wegen ihrer Treue und heute noch im Gesänge
lebt. Es ist nämlich die getreue Isolde von Brandenburg, die ihren Mann als Sänger verkleidet
aus der Gefangenschaft des Königs Salomon befreit, und dafUr von ihrem Gatten nach seiner Heim-
kehr der Untreue angeklagt wird. Die Composition dieser Sagen gehört ohne Zweifel zu den feinsten,
Treue und Untreue gegen einander zu stellen, ist eine glĂĽckliche Idee, und es ist einer der zartesten
Züge, dass eigentlich eine Göttin das ungetreue Weib zu spielen ausersehen ist.
Als Ergebnisse stellen sich somit heraus:
1. Die Frau Venus der deutschen Sage ist Fria.
2. Frta erscheint als Bölfria in der Heldensage und ist Eckehartes treulose Gemahlin,
wie in der Volkssage der getreue Eckart alle vor der Frau Venus und dem Eintritt in ihr
Gebiet warnt. Statt Frau Venus heisst sie auch Frau Frede = Freine im Volksliede.
3. Der Sitz in Breisach oder Brandenburg ist nur in der Heldensage giltig, da man den
göttlichen Namen der Brtsinge auf Brtsigöu und terra Brisia anwandte.
4. In Folge dieser Anwendung ward Freiburg alt Frtburg im Breisgau dem göttlichen
Frttila oder Fridisal gleichgestellt.
5. Die Sage ist eine vorzüglich schwäbische, in Schwaben finden sich die meisten
Venusberge, ein schwäbischer Dichter weiss um die Frau Venussin am besten Bescheid.
6. In der ursprünglichen Sage, nämlich in der göttlichen wie in der heroischen, muss unter dem
Tann häuser eben so gut ein göttliches Wesen stecken, wie schon .1. Gr im m im Eckeh art Myth.
(887; 888} ein solches vermuthet hat. Nach den Erzählungen der Vilcinasaga kann dieses Wesen nur
Wittich sein, dessen Name mit Tann h aus er synonym ist.
7. Ist Wittich gleich dem Tannhäuser, so ist der Auftritt mit dem Papsto nur umgebildet
aus einem ähnlichen der Sage. In der Rabenschlacht, so erzählt die Vilcinasaga c. (336),
sehoss Dietrich den Speersohaft nach Wittich, und der Schaft stehe noch heut zu Tage, dass jeder
ihn sehen könne, der dahin kommt.
42»
322 1^10 ^Age vom Venusberge und dem Tannhäiuer.
Hiebe! kommt in Betracht, dass Wittich mehr als einmal sich mit Dietrich zu versöhnen
sncht^ was ihm immer gelingt, aber nicht mehr in der Babenschlacht, nachdem er den Bmder Diether
und die Söhne Etzels erschlagen hat.
8. Witt ich besitzt die Burgen Tresinbarg, nämlich die Burg Drasian's seines Schwieger-
vaters, ferner Frttila, die Burg der Frta (Vilcinasaga c. 323), Treborg nnd Thornborg.
Ich zweifle keinen Augenblick, dass sich eine ganze Reihe von Erklärungen jetzt f&r verschie-
dene Pnncte der Sage herausstellen wird, nachdem der richtige Punct im Brtsinge Halsband
gefunden ist. Von WillkĂĽr in den geographischen Bestimmungen dieser Sage kann keine Rede mehr
sein. Wo die göttlichen Wesen sich niederliessen, wie anders sollten die irdischen Sitze benannt
werden als nach den himmlischen?
Sollte aber jemanden der Text in Richard Wagner' s Oper unter diesen Betrachtungen nicht
mehr tiefsinnig genug erscheinen, so ist das nicht die Schuld des Dichters und Componisten, sondern
der Gelehrten. Haben diese vielleicht nicht schon lange die Pflicht gehabt, nachzuforschen, wie die
Namen der Sage unter sieh zusammenhängen ? Hätte sich ein einziger an denselben versucht, so hätte
er bald auf das Riehtige gerathen mtlssen, denn gar eine so verzweifelte Aufgabe war es just nicht^ von
Frttila, Bdlfrta, Fridila, Fridisal, men Brisinga, Brlsigön, Brisia, Brandenburg,
Havelani, Heruli, Harlungi auf den rechten und wahren Zusammenhang mit dem getreuen
Eckart und der Frau Venussin zu kommen.
UEBER DIE
WIENER BÜßGEß-FAMILIE BßEITENFELDER
IM XIII. BIS XV. JAHRHUNDERT.
MITGBTHEILT VON
B^ EABL LIND.
Diese Familie fertigt Laz in dem IV, Buche seiner Chronica der weitbertthmtem kayserlichen
Hauptstadt Wienn in Oesterreieh mit ganz dĂĽrren Worten ab, und bemerkt, er habe dieses Stammes
nur einen einzigen gefunden.
In wie weit diese Angabe mit Rücksicht auf den gegenwärtig zu Gebote stehenden Urkunden -
schätz richtig sei, wollen wir in den nächsten Zeilen darzuthun versuchen.
Dieses Wiener B Orgergeschlecht, dessen Namen in abwechselnder Schreibweise*) vorkommt, er-
scheint urkundlich nur in zwei ziemlich weit von einander abstehenden Zeiträumen, und zwar zuerst
gegen Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts^) und zum zweiten Male gegen Ende eben
dieses und Beginn des 15. Säculums.
I. Im ersteren Zeiträume finden wir mit dem Namen Breitenfelder zwei Personen bezeichnet,
die Conrad und Heinrich heissen und sich Brüder nennen. Beide Brüder erscheinen urkundlich häufig
gemeinschaftlich und zwar vom Jahre 1285 an; doch erscheint Heinrich allein schon im Jahre 1280.
Da Conrad immer zuerst genannt wird, so dürfte mit Grund angenommen werden können, dass der-
selbe auch der ältere Bruder ist.
Beide Brüder scheinen anfänglich in des Herzogs Albrecht Gunst gestanden zu sein, da sie beide
urkundlich zu wiederholten Malen den Beinamen „Ritter, ehrbare Ritter, miles" führen; doch mag
diese Gunst nicht von langer Daner gewesen sein, da bekanntlich Conrad an den Bewegungen der
Stadt Wien gegen Herzog Albrecht Theil genommen, ja selbst das Volk in seinem Widerstände gegen
denselben bestärkt hatte. Als Herzog Albrecht in seinem Schlosse am Kablenberge von den reu-
1) Die Varianten des Namens „Breitenfelder** sind: Praitenvelde, Preitenvelde, Praytenveld, Preitenfeld, Praiten-
felder, Preit'feld etc.
2) Das Stiftungenbuch Klosterneuburg (Fisch er's Codex tradit. pag. 20) enthält bereits in den Jahren zwischen
1141 und 1177 den Namen der Breitenfelder, wie Christina, Tiemo und seine Söhne Conrad und Gottfried ; allein es scheinen
diese Personen in keinem Zusammenhange mit jener Wiener Bttrgerfamilie zu stehen, da deren Benennung von dem Dorfe
Breitenfeld im Marchfelde hergeleitet wird, obwohl die Annahme nicht ausgeschlossen ist, dass diese Familie erst später
in Wien ihren Wohnsitz aufschlug.
324 . Ueber die Wiener Btir^r-Funilie Breitenfelder.
nUthig hinangezogeoen Wienern die Herausgabe eammtlicher von seinen Vorfahren der Stadt gewährten
Privilegien forderte und den Tornehmsten BĂĽrgern die Auastellnng jener demdthigenden Gehoream-
briefe vom 19. und 27. Februar 1288 anflrug, musBte sich ancb Conrad Breitenfelder fHgen, diese Docu-
mente zu unterfertigen. Wir finden dessen Unterschrift im Vereine mit den Namen so vieler anderer
bedeutender MSnner der Studt Wien auf jenen Docnmenten, die von so grossem und bedeutendem
EinfloBBe anf die kĂĽnftige MachtBtellnng Wiens wurden, indem von da an diese Stadt mit Aufgebung
ihrer Privilegien als einer freien Reicbesladt in die Keihe der Landstädte zurllck verselzt wurde.
Obwohl Conrad im Jahre 1288 nrkundlicli BĂĽrger genannl wird, so scheint es doch, dass keiner
der BrĂĽder eine obrigkeitliche WĂĽrde in der Gemeinde Wien bekleidet habe; ihr urkundliches Erscheinen
beschränkt sich meistens am Zeugenscbafien. Ausserdem finden wir beide BrUder im Jahre 1290
bei Schlichtung eines Streites zwischen den Kindern des verstorbenen Ulrichs von Ruchendorf wegen
Theilung der Verlassen schall mit gutem Erfolge mitwirkend. Conrad Breitenfelder erscheint 1308 als
Schiedsrichter im Namen der Abtei Heiligenkrenz, bei einem Streite dieses Klosters mit Albero von
Baden, wegen eines Holden zn Baden, welcher Streit zu Gunsten der Abtei beigelegt wurde.
Als im Jahre 1298 Kaiser Albrecbt zu Nürnberg seine SHhne mit den österreichischen Ländern
belehnte, war bei dieser Feierlichkeit der wieder zu Gnaden gekommene Conrad Breitenfeider zu-
gegen nncT trug das Scepler. Im Jahre 1299 entscheidet Conrad als Spruchrichter einen Streit
zwischen Bernhard von Dreskirchen und seinen Kindern '). Das Vermfigen und Ansehen der beiden
BrUder mag damals sehr bedeutend gewesen sein, da sogar ein Schreiber derselben im Jahre 1307
nrknndlich erscheint.
So wie über die Äscendenz beider Brüder nichts bekannt ist, ebenso wenig lässt sieh angeben,
ob Heinrich verehelicht war und Nachkommen hatte. Von Conrad weiss man, dass dessen Gattin
Margaretha hiess und seine Tochter Gertrud mit Otto, Haimens Enkel, verehelicht war. Betreffend die
VermOgensverhältnisse der beiden Brüder, ist nur bekannt, dass Conrad ein ansehnliclies Haus zunächst
der Marienkirche anf der Stetten besass, das nach seinem Tode auf seine Tochter Gertrud Ăśberging.
Heinrich Breitenfelder verschwindet bereits im Jahre 1301 aus den Urkunden, worauf dann
Conrad bis 1309 nur mehr allein vorkommt. Des erstereu Todesjahr ist nicht bekannt, wohl aber
jenes des Conrad, der bei den Minoriten in Wien ruhet. Im Gräber Verzeichnisse dieses Klosters
heisst es: Juxta mnmm sacristiae sepnltus est in linea seounda: Dominus Cunradus Praitentelder
miles anno dm. M. CCCXVIIl et uxor sua dna Margareta cum filia domina Gertrndis
quae fnit uxor Ottonis Haymonis civis wienn. III. kl. Maji S. M, CCC. XI.
Das Breitenfelder'sche Wappen bestand aus einem schwarzen ausgezackten
Schrägbalken von rechts oben nach links unten im goldnen Felde (s. die bei-
gegebene Abbildung).
11. Zum zweiten Male erseheint der Name Breitenfeider mit dem Vornamen
Conrad in den Jahren 1386, 1387, 1390—1392, 1394, 1396, nnd zwar finden wir
die damit bezeichnete Persönlichkeit mit dem Beinamen „Baumeister, murator" (j^
auch im Jahre 1396), Parlir des Baues zw St. Stephan, ausgezeichnet. Dieser Conrad Breitenfelder hatte
ein Haus in der Jobannesgasse ').
1) Hanthnler, rec. dipl. 1. 290, IL 296.
2> Bor. u. ttitth. d. Alterth. V«r. zu Wien, 111. 228 (Fell): iUiMer Chunrmt (Pr*itenfelder) die Zeit Parlyr des
l'aw8 daci Band Steffun 1396.
Ueber die Wioner BĂĽrger-Familie Breiten felder. 325
Eodlich treffen wir im Wiener Stadt-Geschäftenbuche I. 156 die Witwe eines Ulrich Preit'feld >),
der in seinen letztwilligen Anordnuugen die Marienkirche auf der Stetten oinigermassen bedenkt, und
dessen Witwe Anna diesen Anforderungen nachgekommen ist^).
BEGESTEN.
1280. 13. October bezeugt Heinricus de Breitenvelde den Verkauf eines Zehc^ts zu Hadmarsdorf von den
BrĂĽdern Hennann und Otachar von Rechperg an Magister Chonrad den Schreiber. Fontes I. 204.
1285. 16. September. Chunradus miles dictus de Praytenveld und Hainricus de Preytenveld
bezeugen den Verkauf eines Mausen in Wetzleinsdorf von Albert von Weiden an die Abtei Heiligenkreuz. Fontes XI. 245.
1286. 12. Juli. Chunradus de Praytenveld miles und Hainricus de praytenveld bezeugen, dass
Otto und Heimo eine Wiese zu Rietzendorf leibgedingweise vom Stifte Klosterneuburg besitzen. Fontes XIV. 35.
1288. 19. Febr. Conrad Breitenfelder, der Ritter und BĂĽrger, fertigt den Unterwerfungsbrief an
Herzog Albrecht I. Hormayr, Geschichte d. Stadt Wien. H. 39.
c. 1290. Hainreich von Praitenvelde beurkundet, dass Agnes, des Ulrich von Ruchendoi-fs Tochter, ihr väter-
liches Erbe in das gänzliche Eigenthura ihres Gemahls Haimo, Herrn Ottens Sohnes, übergeben habe. Font. XI. 267.
1291. 11. Nowember. Heinrich von Breittenvelden bezeugt die Erklärung des Gottfried von Klingenfels,
Meisters der Johanniter-Ordens-Häuser in Deutschland, dass Heinrich Currich mehrere Lehen zu Egenburg und Stinken-
brunn gekauft und dem Ordenshause zu Mauerperg geschenkt habe. Fontes I. 246.
1296. 24. Februar, der chuarat vnd der hainrich praitenvelder bestättigen die Schenkung eines
Hauses vom Meister Ditrich dem Pfarrer von Pölan an des Himmelpfortkloster in Wien. Hormayr 1. c. V. CXXX.
1296. 7. Mai. her Chunrat von preitenvelde, her Hainreich sein prĂĽder bezeugen die Beilegung
eines Streites um einen Meierhof zu Meidling im Wege des Comproroisses. Fontes XIV. 53.
1297. 21. Jänner. Conrad und Heinrich die Brüder Praitenfelder bezeugen, dass Ulrich von Grünt
von dem Kaufe eines Theiles eines Hauses zu Gunthartsdorf absteht, und den Kaufschilling von Eberhard von Wallsee
zurĂĽck erhalten habe. Fontes I. 105. 275.
1297. 24. April. Richardis von Tribuswinkel verkauft dem Kloster Heiligenkreuz mehrere GĂĽlten zu Gerars-
dorf und Seyring, was Chunrat von Praitenvelde und Heinrich sein Bruder bezeugen. Fontes XVIII. 95.
1299. 19. August. Elisabeth von Rauhenstein überlässt im Wege des Tausches ein halbes Praedium in
Zellerndorf dem Schottenkloster fĂĽr ein halbes Praedium in Sebam, was bezeugen dominus Chunradus et Hainricus fratres
de Praitenfelde. Fontes XVHI. 100. Hormayr 1. c. VI. ĂĽrk. CC.
1300. In die s. Benedicti. Dominus Hainricus miles de Paitenveld (sie) bestätiget als Zeuge einen
Vergleich, den das Stift Zwetl mit mehreren Personen ĂĽber die GĂĽter in Haypach und Vogtslage abgeschlossen hat.
Fontes IH. 283.
1) Feil hat sich der Ansicht hingeneigt, als wäre Ulrich eine Zeitlang Baumeister des neuen Baues der Maria-
Stiegenkirche gewesen. (Mitth. der k. k. Centr. Comm. H. 30.) Doch scheint mir die urkundliche BegrĂĽndung etwas zu
grewagt. Die betreffende Stelle des Testamenten-Buches lautet: Am 22. December 1403 kam Chunrat der Rampersdorff,
Baumeister bei unser Frauen -Capelle auf der Stetten vor den Rath und het da bekannt „das In Fraw Ann Ulreichs seligen
des preiffeld r^witib alles das gar und genczleich verrichtet vnd bezalt hat vnd ansgegSbn hat, das der vorgenannt Ir
Wirt ze dB egen paw geschafft hat, vnd hat auch sev vnd Ir erbn fĂĽr sich vnd fttr all sein nachkomme die desselben
paws nach Im pawmaist: werdent alles das, daz der egenant olvegch preyt'felder zu demselben paw geschafft hat, vor
dem Rath ledig vnd los gesagt." Nach meiner Ansicht würden sich die Worte von „für sich*' bis ,, werdent" nicht wie
Feil meint auf den Ulrich Breitenfelder und seine Nachkommen, so auf den Baumeister Rampersdorfer und seine Nach-
folger als Baumeister an der neuen Frauenkirche beziehen, die gewissermassen als Vertreter der auf den Bau dieser Kirche
bezĂĽglichen Rechte, die Witwo Ulrichs auf Grund ihrer Leistungen von weiteren Verpflichtungen in Folge des Testaments
ihres verstorbenen Gatten lossprechen.
2) Im Jahre 1404 (1 Freitag in den Vasten) erscheinen noch die GebrĂĽder Hans und Erhard Raitenfelder (?), die
die Erklärung abgeben, dem Sigmund Würfel 48 ungarische Gulden schuldig zu sein. (Ihr Wappen: ein T.) (Geschäfts-
buch der Stadt Wien. I. 166.)
326 Regesten.
1300. 29. JuQi. Margarethe von Hakking vermacht der Abtei Heiligenkreuz ihre Besitzung zu Thomasl, woflir
her Chunrnt von Preiten velde, her Hainrich sein p rader als Zeugen erscheinen. Fontes XVL 2.
1300. 19. Nowember. Dominus Ghunradus de Praitenveld et dominus Hainricus frater ejus be-
zeugen, dass die Söhne Heinrichs von Brunn zu Gunsten der Abtei Heiligenkreuz Verzicht leisten auf ihre Ansprttche auf
ein halbes Pfund Gttlten zu Enzersdorf. Fontes XVI. 3.
1301. 18. Februar. Chunrat von Preitenfeld und H. Heinrich sein Bruder bezeugen die Schenkang
des Ulrich Grafen von Pfannenberg bezüglich eines Gutes zu Symoninge an die Bartholomäuskirche zu Als. Hormayr VH.
ĂĽrk. 268.
1301. 2. Juni. Bischof Peter von Basel verspricht dem Ritter Otto seine Capelle von St Stefan befreien zu
wollen, wobei Chunrat von Preiten velde und Heinrich sein Bruder als Zeugen erscheinen. Hormayr 1. c
Urk. 269.
1301. Der erber ritter, her Hainrich von preitenvelde bekundet einen Vergleich zwischen dem
Caplan von St. Pankraz und der Frau Geissei. Fontes XVIH. 104.
1303. S. Agnestag. her Chunrat derPraitenvelder bezeugt den Verkauf eines Weingartens am Nnss-
berge an das Stift Zwetl von Seite des Ritter Conrad v. Valchenstain. Fontes HI. 455.
1305. 25. Juli. Der Chunrat von Praitenveld bezeugt, dass Albrecht der Forstmeister sich zu Heiligen-
kreuz einen Jahrtag und Begräbniss gestiftet hat. Fontes XVI. 17.
1306. Mittwoch ante S. Georg. Conrad der Praitenvelder bezeugt den Verkauf von jährlichen 1 Vs U ph.,
gelegen auf fĂĽnf Baumgarten zu Erdberg. Eirchl. Topogr. XI. 302.
1306. 21. December. Revers Friedrichs des Maurers wegen eines Burgrechtzinses an St. Pankraz. Zeuge: her
Chunrat von Praitenveld und Otte sein aidem. Fontes XVIII. 119.
1307. 22. Februar. Heinrich des Praitenvelder Schreiber und Gertraud seine Hausfrau verkaufen an M.
Conrad von Linz, Caplan bei St. Pankraz in Wien, 1 ff Ph. jährl. Burgrechtszinses von ihrem Hause hinter dieser Capelle.
Fontes XVIU. 121.
1308. 7. Nowember. Albero von Baden verzichtet zu Gunsten der Abtei Heiligenkreuz auf einen Holden zu
Baden. Schiedsmann: Chunrat von Praitenvaelde. Fontes XVI. 24.
1309. 24. März. Weichart Toppel gibt sein zu Breitensee von Ulrich von Krumbach erkauftes Lehengnt dem
Ubich Puks zu Lehen. Zeoge: Chunrat der Praitenfelder. Kirchl. Topogr. v. St. Dorothea (X.) 13ö.
DAS PASSIONSSPIEL BEI ST. STEPHAN IN WIEN.
MITGETHEILT UND BESPROCHEN
VON
ALBEBT BITTEB v. CAMESINA.
I. ORIGINALTEXT NACH CODEX Nr. 8227 DER K. K. HOFBIBLIOTHEK.
Ea werden auch in dieser Kirchen von uralter Zeit her bis an heutigen Tag in der Charwochen gewisse Ceremonien
observiret, und zwar an dem Palm-Tag die Procession mit dem Palm-Esel (welcher das gantze Jahr hindurch in einem
Gewölb UDter der Cantorey aulbehalten wird, ist laut der beygesetzten Jahrzahl A. 1435 verfertigt worden) vor dero
Aussgang die Palm -Zweig geweyhet, und aussgetheilet werden, unter welcher vor der Kirchen auf dem Palm -BĂĽhel
genannt (welcher damahl mit Palm-Bänmen und Fahnen umbstecket, und in der Mitten ein grosser Tepicht aufgebreitet
ist, auf deme rechter band ein grosses Höltzernes Crucüix (welches sonsten das Jahr hindurch in der untern Sacristey zu
hencken pflegt) mit einem blauen Messgewand umbhenget liget-, zur Lincken aber unter dem Tepich ein langer Polster,
dahin sich der FĂĽrst sambt den Dom-Herren, Clero und Stadt-Rath verfĂĽgen, allwo erstens die Discantisten , welche in
schwartzen Röcke, und darüber habenden weissen Chor- Röcken bekleydet seynd, in der Hand Palm-Zweig haltend, wie
nicht weniger auch alle Dom-Herrn, sambt dem Clero, so der Procession beywohnen, grosse Palm-Zweig in den Händen
tragen; wann die Procession in den obbeschriebenen Orth komet, fangen an die Discantisten zu singen; Pueri Hae-
braeorum etc. Unter wehrenden Singen thun sie die Palm-Zweig ausstreuen, und die weisse Chor-Rock abziehen, nach
diesem Knyen die Leviten zu dem da ligenden Crucifix nieder, und heben solches zu dreymahlen auf, jedesmahl etwas
höher darzu singend: Ecce lignum crucis etc., welches die Musicanten völlig ausssingen. Hiemechst legt sich der Ftlrst,
oder wer diesem Actus vorstehet, aut dem langen Polster, und zwischen ihm und dem Cruciiix das Pastoral, darauf der
Bisoff, Thumprobst, Thumbdechant, oder ältister Thumbherr, der da ist, mit dem Palm-Rohr ihne dreymal auf den Rucken
schlägt, und allzeit darzu spricht: Scriptum est enim, percutiam pastorem etc., welches die Musicanten gar ausssingen,
und letztlichen der FĂĽrst, Bischoff ligend singet: Postquam autem surrexero etc., alsdann wann der FĂĽrst, Bischoff oder
Pontificirende wieder aufgestanden ist, wird die Procession fortgesetzet und vollendt, nach welcher der Dom-Cantor das
hohe Ambt singet.
Es werden auch in der Charwochen, als am Mittwochen, Donnerstag, und Freytag, drey also genannte Pomper-
Metten gehalten; zu dieser Metten pflegt man soDSten einen Leuchter in Form eines Triangels mit 15 Kertzen vor dem
Altar zu stellen, und wirxl allezeit eine, wann ein Psalm vollendet ist, aussgelöscht, welche bedeuten die Gedächtnuss der
12 Aposteln und der 3 Heil Marien; bey St. Stephan aber werden 31 aufgesteckt, auss folgender Ursach, weilen bey
jedwederes Psalmes Endung, nicht wie anderwärtig eine, sondern zwey zugleich aussgelöschet werden, die letzte und
obere aber löschet man nicht auss, welche Christum den Herrn bedeuten, der nicht als Gott, sondern nur seinen H. Mensch-
lichen Leib nach gestorben, durch Krafft aber seiner heiligsten Gottheit nach dreyen Tagen wieder gantz glor- und trost-
reich erstanden , nach welchen jedesmahl umb den Freythof und in der Kirchen herumb eine Procession erfolget , unter
welcher allzeit ein Teutsches uraltes Gesang gesungen wird wie folget:
Christo audi nos, Christo erhöre Vnss. Maria Stella lucida, Maria lichter Morgenstern.
Maria sis propitia, Maria sey gnädig Vnss. Maria, rosa, lilium Maria Lilien, rosenroth,
Christo salva nos, Christe Mach Seelig Vnss. Maria nos ad te voca, Maria bey dir warn wir gern,
Maria dele vitia, Maria Bitt dein Kind fĂĽr Vnss. Maria placa filium. Maria hilff Vnss auss dernoth.
Gelobet seystu Christe in deiner Martter gross, Annas vndt Caiphas, vndt die Juden all.
An dem CreĂĽz gehangen ganz nackendt vnd auch bloss, Komen fUr Pilatum, mit einem grossen schall,
Der du auff Ewig herschest in deines Vatters reich, Pilate lieber herre, reicht Vnss disen Mann
Mach Vnss alle Seelig hie auff Erdenreich, Er hatt Vnss widersezet, vndt viel Ăśbels gethan.
Kyrie eleison, Christe Kyrie. Kyrie etc.
Jahrg X. ^3
328
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
PilatttB vnd sein Knechte, Judas der falsche Mann,
Die haben ^ar Vnrechte, An Vnsern herrn gethan,
Es blieb nicht Vngerahen, Sie wurden gefangen,
Pilatus war erstochen, vndt Judas erbangen.
Kyrie etc.
Da Christ sein JĂĽnger hat gespeist mit seinemFleisch vnd blut.
Femer Er ihm sein lieb beweist, vnd sein grosse demuth,
Ein SchĂĽrz gĂĽrtete er umb sich, vndt wusch Ihnn allzugleich
Auss einen Beckhen die fUess, die demuth zu lehren Sie.
Kyrie etc.
König SchöpfFer Lobesamb der reinen Jungfraw Kindt,
Wie Bitterlich die Juden auf Dich gefallen sindt,
Da sie dich haben gefangen, alss einen bösen mann,
mit spiessen vndt mit Stangen, sie dich gegriffen an.
Kyrie etc.
Pilatus hat vnrechte an vnsern Herrn gothan,
Herodes vndt seine Knechte, die ihn Verspottet han.
In einen weissen Kleide, dass Sie ihm legten an,
gross schandt vnd auch spote empfieng er daruon.
Kyrie etc.
du Armer Judas, wass hast du getlian,
Das du Vnssern Herrn, also verrathen hast,
Darumb so mustu leiden, die höllische Pein,
Lucifers geselle mustu Ewig sein.
Kyrie etc.
Die Juden kommen gegangen, mit einer grossen schaar.
Die JĂĽnger all entrunnen, St. Peter der blieb stahn,
Er zucket wohl in grimmen, vndt schlug in hauffen dar.
Da gab er eim ein schwinderling, vndt traif ihn an ein ohr.
Kyrie etc.
Sie trungen all den gartten zu, ein Jeder wolt hinein.
Da fielen etich Juden mit laithern über die Zäun,
Es brach einer schier den halss ab, es fahit kaum umb ein haar,
Da Kam S. Peter auch darzu, vndt schlag ihm ab dass ohr.
Kyrie etc.
Petrus kam ins Caiphas hauss vnter ein hauffen dickh
Begegnet ihm ein Hauss-Magd zu seinem VnglĂĽckh
Sprach bistu der rechte geselle, der im gartten war,
Der meines herrn dien er hatt abgeschlagen das ohr.
Kyrie etc.
Petrus der that leugnen er hette es nicht gethan
Wohl zu derselben stunde, da krfthet gleich der haan,
Petrus dacht an Herrn wortt, die er zu ihme sprach.
Er trollet sich zur thĂĽre, vndt machet sich daruon.
Kyrie etc.
0, du armer Judas, wie dein Vatter hiess.
Er hatt ein staubigs HUtel auff, darzu ein rostigen spiess,
Er thet sich ritterlich wehren, er stundt wohl hinter der Thtir
Alss baldt die Schlacht fUrĂĽber, da tratt er wider herfur.
Kyrie etc.
Von disem Uhralten gesang werden jeziger Zeit unter obgesagten Procession nur die ersten 7. gesungen.
An dem Antlass Pfingstag oder GrĂĽnen Donnerstag wird ein Hochambt von Ihro FĂĽrstl. Gnaden Bischoffen zu
Wienn , oder von einem andern Bischoffen gehalten : vor dem hohen An:bt ein Procession mit dem HochwĂĽrdigen Gut
umb den Freythof und in der Kirchen henimb gehalten wird, auch der hohe Altar, die Stuhl in dem obem und untern
Chor, die 2 grosse Messingene Leuchter, so ausserhalb dess Chors in der Kirchen hencken, iu die 300. Kertzen versetzet
und geziert werden. Unter wehrenden Ambt wird auch die gewöhnliche Jahrliche H. Oel-Weyhung vorgenommen. Zu
End dises Hochambts werden alle Dom-Herren sambt dem Stadt-Magistrat von dem Bischoffen communiciret; darauf wird
umb 12 Uhr die Fusswaschung mitten in der Kirchen in einem darzu aufgerichten Schrancken gehalten, welche Ihro
Fürstl. Gnaden Selbsten, oder so er verhiudert wäre, der Thumbprobst oder Thumbdechant, verichten thut.
Nachdem der FĂĽrst, oder der diso Caeremonien verrichtet, denen Dom- Herren die Fuss gewaschen hat, und ehe
«r das Schurtz-Tuch ab und das Pluvial umthut, einen jeden Dom-Herrn einen von Holtz gedrächsleten , inwendig von
weissen Wachs ĂĽberzogenen Becher voll Spanischen-Wein, mit darauf ligenden 2 Oblaten (welche mitten in der Kirchen
in vorbesagten Schrancken auf einer langen Taffei zugerichtet stehen) ausstheilet: wann aber einige von dem Stadt
Magistrat (welche sonsten pflegen diesen Actui beyzuwohnen) und Damessen vorhanden wSren, wird ihnen ebenfalls von
dem FĂĽrsten dergleichen Becher dargereichet.
Sobald die Fusswaschung vollendet, fanget an die Predig, so von dem ordinari Dom-Prediger gehalten wird;
wann nun die Predig vorüber, so wird eine Bühn, welche schön zugerichter mit kleinen Rädeln unter der Baar-Kirchen
stehet, an dass orth gerucket, all wo vorhero (dass ist gleich bey der Canzel) der Palm-Esel gestanden, vndt auff die
BĂĽhn gesezet wird der Ă–hlberg vnsers Herren samb seinen JĂĽngern, Ihne dardurch zu verehren. Umb 4 Uhr haltet man
die also genannte Pumper-Metten , nach voUendter Pumpermetten die procession , unter welcher anstatt des Ă–hlberg ein
Cruxifix auf obgedachte BĂĽhne gesetzt wird.
Am Charfreitag wird Vormittag nach gehaltener Predig der Gottes-Dienst in dem Chor von dem FĂĽrsten oder
Dom-Cantore (dessen Ambt es sonsten ist) neben andern alten gebrauchlichen Caeremonien gehalte. Vnter wehrenden
Gottesdienst wirdt hcrunten in der Kirchen auff der BĂĽhn, da dass Crucifix den vorigen tag darauff gestellt wordten, von
den Stewerdienern der Stadt Wienn, das Bittere Leyden, oder passion Vnsers Lieben Herren, durch die von Uhralten
Zeiten hero verfasste reymen dem Volck vorgetragen.
Porsohnon sur Passion.
Serms.
ClaudL
Magdalena«
Geistlich: Weltlich: allzugleich,
gross, klein arm, und auch reich,
hört zu, und schweigt ein wenig still.
Simeon.
Erste Maria«
Prologus.
StKngel Trager.
Nicodemus.
Sehutzengel.
Prologus.
Ich bitt euch lieben Christen LeĂĽht,
alle die Ihr hie versamblet seyd,
Zweite Maria. Pilatus.
Joseph. Joannes!
Longinus. Dritte Maria«
merckt wass ich euch jetzt anzeigen will,
von Christi bitter leyden und todt,
von seiner Marter und grossen noht.
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
329
die Er fĂĽr Unssere Missethat,
anff diesser Weit erlitten hat
Dan alas lang Er auff erden war
biss in die drey und dreyasttig jähr,
war sein gantzes leben biss in den todt,
nichts den nur Marter, angst und Spott,
Ja von stund t an in des gebulirt,
sein leyden angefangen wurd,
den sehet auff diessem jammerthal,
wird Er gebobren in dem Stahl,
in höchster armueth das betracht,
in grosser Kelten zu Mitternacht,
hunger, durst, und grossen frost,
leydet Er gedultig Unss zum Trost,
alsso fort biss ins letzte JHhr,
sein leben nur ein leyden war.
biss Er endlich den bittern Todt,
am Creutz erleyden muss mit spott,
durch diesen spott und leyden sein,
Erlöst Er Unss von der holten Peyn,
In stinden darin wir weren verdorben,
hat Er Unss wieder zu gnadt erworben,
vom Todt wider zum leben gebracht.
Und Unss zu Kindern Gottes gemacht,
darumb sollen wir ihme fĂĽr solche gnadtf
danken allzeit frĂĽh undt spath,
sein bitters leyden alle stundt,
fleissig betrachten auss hertzen grundt
daran gedenken offt und dickh,
alle tag, alle stund, alle augenblickb,
Nun bitt ich euch durchs jĂĽngst gericht,
halt diess nicht fĂĽr ein schlechtes gedieht,
last Euchs einmahl zu hertzen gähn,
hebt alsso zu gedencken an.
Erstlich wie Er zu Tische sasss,
mit seinen JĂĽngern das abendtmahl asss,
stehet einer von den zwölffen auff,
gehet hin macht mit den Juden ein Kauff,
umb dreyssig silberling behendt,
Jessum zu geben in Ihre hfindt;
Alss nun das abendtmahl vollendet war,
und Christus bettet in dem gartt,
Siehe da kompt der falsche Judas gar,
mit ihm ein gross Juden Schaar,
giebt dem Herrn baldt unverdrusss,
ein falschen bössen Judas Kusss,
baldt mit waffen, spiesssen und Stangen,
thaten Sie Jessum im garten fangen,
binden Ihn hart mit strickh und schnĂĽren,
thäten Ihn stracks für Annam führen,
Seine JĂĽnger verliessen Ihnc all,
Petrus verlaugnet Ihn zum drittenmall,
da ward Er von seiner lehr gefragt,
darauff Er andtworttet unverzagt,
baldt stehet darbey ein TeĂĽffelskindt,
schlägt Ihn in sein heylig angesicht ge-
schwindt,
Alss Ihn Annas hat wohl geplagt,
Von seinen JĂĽngern und Lehr gefragt,
thuet Er Ihn mit gebundenen bänden,
zu dem Gottlossen Caiphas senden,
da ward Er fälschlich angeklagt,
die gantze nacht durchauss geplagt,
Sie spĂĽrtzten Ihm in sein angesicht klar,
rauffen ihm auss sein bahrt und haar,
verbinden ihm die äugen sein,
und schluegeu ihm mit fausten drein,
sprachen biss du Ein Prophet,
so sag wer dich jetz schlagen thät,
die gantze nacht hott Jessus kein ruhe,
biss an den liechteu morgen frĂĽhe,
Da fĂĽhrten Sie Ihn von Caipha auss,
gebunden ins Pilati hanss.
klagen Ihn widcrumb falschlich an,
alss einen auffrUhrischen Mann,
dass Er dass Volckh alles hett verthört
wider Gott und wider das gesetz gelehrt,
Pilatus machet wohl nicht viel wortt,
schikht Ihn zum König Herodes forth,
da ward Er auff ein newes geplagt,
von wegen seiner Lehr gefragt,
da Er aber nicht andtwortt gab,
ward Er daselbst auch baldt schabab,
Herodes und sein hoffgesindt
hielten Ihn fĂĽr ein Thoren blindt,
thäten ihm an viel spott und schandt,
machten Ihn zu einem Narren Tandt,
legten Ihm an ein lang weisses Kleydt,
alss wan Er nicht recht war gescheidt,
schlaiffen Ihn dahin durchs Koht,
zum Pilato mit grossen Spott
da hebt sich erstlich widerumb an,
die Marter an dem heyligen Mann,
der schlag waren so viel und gross,
dass Ihm sein hcyliges blueth herflosss.
Von einer grossen Judenschaar,
Er an der saul gegeisslet war,
Sein blntt fiosss durch den gantzen saal,
dass maus kont sehen ĂĽberall,
dem noch wolt sein Niemand verschonen,
sondern manfiecht von dörnern ein Crohne,
Truckte die ihm auff sein heyliges haupt,
Menschlicher hĂĽlff ward Er beraubt *,
darnach auss grossem hasss und Neydt
legten Sie Ihm an ein Purperkleydt,
geben Ihm zu mehrern spott und schandt
ein höltzernes röhr in seine handt.
Knien auff einem fuesss vor Ihm,
sprechen gegrüst seyst König, nimb hin
den Zepter deines Königreich,
schlagen darmit sein haupt zugleich,
Letzlichen noch viel Marter und Peyn,
die nicht alle zu erzehlen seyn,
wurd der Unschuldig Herr und Gott
veruhrtheilet zu dem bittern Todt.
Sie bunden ihm an sein ruckhen bloss,
Ein Creutz von holtz, war schwehr und
gross,
Dass muest Er durch die lange Stadt
geschleifft tragen durch stein und katt.
Biss auff den hohen berg Calvaria hinauss,
da zogen Sie ihn widerumb auss,
werffen ihn anff die Erden nieder,
zerStrecken ihm all seine glieder,
schlagen Nägel durch sein fUesss und
händt,
ziehen ihn auff das Creutz behendt.
heben das Creutz auff in die lufft,
stosssens mit gewaldt in der Erden Clnfft,
dass sich erschĂĽtrt sein gantzer leib,
Nicht ein gliedt un verzehret bleib,
da hienge der liebe Herr und Gott,
in höchster Marter, angst, und spott.
Sein heyliges Rosenfarbes blutt,
ĂĽber das Creutz abfliesssen thuet.
In diesser seiner höchsten noht
die Juden Scharr ihn noch verspott.
sprachen so du bist wahrer Gott,
Erlösse dich selber von dem Todt.
Da der Liebe Herr war Tödtlich kranckh
war Esssig und gallen sein getiannckh.
Sein Mutter die da weinet von hertzen,
macht ihm noch grösser seine schmertzen.
Letzlich ward zu seinen wunden mehr
sein seithen durchstochen mit dem Speer,
darauss fiosss unss SĂĽndern zu guet,
Wasser und rossenfarbes bluet
Gedenkh ö Mensch in deinem hertzen,
wass dass muss gewest seyn fĂĽr ein
schmertzen,
gedenckh, gedenckh ö frommer Christ,
wer doch an diessem allem schuldig ist,
deine Sündt, deine Sündt und bösses leben,
hat Christum in den todt gegeben.
fUr dich und deine misssethat.
Er diesses alles erlitten hatt.
Nun bitt ich euch auss hertzen grundt,
schweigt still, habtgedult, mit unss ein
stundt,
so werdet ihr hören und recht verstehn
den gantzen heyligen Passion,
glaubt mir fĂĽr wahr es ist kein schertz,
drumb hört zu mit obren, mundt, und hertz,
dan diesses ist nicht ein fastnacht spiel,
wie die weit jetzunder hören will,
sondern es ist ein heyliges werckh,
Gott verleyhe Unss darzu sein stärckh.
Magdalena spricht vomittag zu
anfaug vor dem Crucifix:
Jesu du wirst gecreütziget jämmerlich,
Viell bessser verdienet hette ichs,
Mein weltliche freĂĽdt im rosen gartt,
scharff gaissel, spitz und dörner hart,
43*
330
Das Pasdonsspiei bei St Stephan in Wien.
Mein ttbennuht bringt solchen lohn,
Mein hoffart flecht dir diesse Crohn.
Mein stoUzer Kopff, mein hartes hertz,
bringt dich ans Creutz, macht bluet und
schmertz,
das verursachet mich zum wainen und
klagen,
weiss nicht wass ich vor leydt soll sagen,
darumb wend ich zu dir mein h&ndt
und bleib am Creutz biss an das Endt.
(Setzet also die bĂĽchsen nider,
umb dass Creutz mit beeden
armben zu umpfangen.)
Umbfange dich mit höchstem schmertz
dein heyliges bluth erquickh mein hertz.
ach kSmen doch die glĂĽckseh ligen stunden,
dass ich ktint salben dein heylige wunden.
Die Erste Maria spricht vor
dem Creutz stchendt:
Liebe Christenheit ins gemein
Unssers lieben herm Todt bewein,
Er war weissser den die Sonn,
an Ihm lag Unssers hertzen freĂĽd und
wohn.
(und sagt im herumbgeh en:)
Weinet Ihr Christen all von hertzen
der Mannigfaltigen schmertzen,
beklaget inniglichen mit uoht
Unsers lieben herrn Todt,
den Er fUr Unss erlitten hat,
umb aller SĂĽnder misssethat,
besettfzet das leyden hie auff erdt,
dass sein Marter an Unss nicht ver-
lohren werdt.
Die andere Maria vor dem Creutz
stehend spricht:
Weine du viel liebe Christenheit,
Unsers grossen hertzen leydt
Umb Unssern herm Jesu Christ
der nun also gemartert ist, von der bösen
Juden list.
(und sagt im herumbgehen :)
Ihr Lieben Christen allgemein,
beyde gross und auch klein,
helffet heĂĽt klagen Jesum Christ,
der umb Unschuldt gemartert ist,
lasset euch sein leyden erbarmen,
Ihr reichen und Ihr armen.
Die dritte Persohn spricht auch
vor dem Creutz stehendt:
Liebe Kinder der Christenheit,
helfft mir tragen mein gross hertzen leydt,
anff klieb sich die Erdt und die stein,
darzu die gräber ins gemein.
(und sagt im herumbgehen:)
Ach wehe Jammer und leydt,
dass du Mannichem bist bereith,
dass mag Man wohl anschawen
an Unss betrĂĽbten Frawen,
heith dass wir den haben verlohren,
der Unss war zu trost gebohren.
Johannes zu Maria spricht:
Ach Maria du reine Maydt,
wie gross ist dein hertzen laydt,
du solst nicht so gar verzagen,
sondern gednlt in deinem hertzen tragen,
und soltest dich deines weinen masssen,
dan Er sprach Er wolt Unss nit ver-
lassen
drumb lass dir dein leydt entweichen,
dann Er sprach sicherleichen,
Er wolle am dritten tag aufferstehen,
und in Gallilaeum geben.
Da gehen die beyde zum Creutz,
und spricht die dritte Maria
stehend darvor:
Ihr Frawen klagt den Jammer mein,
wie ist erzogen das Kindte Mein,
mit ruthen und mit geisslen sehr,
Ich weiss nicht wo Ich mich von mein
lieben Kindl hin kehr,
(und sagt im herumbgehen:)
Jesu allerliebster Sohne Mein,
wie ist das heylige angesicht dein,
so gar verwandelt und verblichen,
alle gestählt seind dir entwichen,
deine händt seind dir mit Näglen behafft,
die offt mit deiner Göttlichen Krafft
gesegneten und machten gesundt
viel Kranke menschen zu aller stundt,
Ich hab oflft viel Tröstliche wortt
anss deinem heyligen Mundt gehört,
wer tröst mich jetzt nun in meiner noht,
ach wäre ich doch für dich Todt.
Darnach gehet Simeon zu
Maria und spricht:
Maria Liebe frawe Mein,
Nun lass dein grosses Klagen seyn,
nimb dir selber einen Trost,
zu dem schmertzen den du hast.
Simeon bin ich genandt
und bin dir auch gantz wohl bekandt,
Seith ich das liebe Kinde dein
Ich namb in die armbe Mein,
in dem Tempi das geschach,
vor weissheit ich zu dir sprach :
du magst es nicht vermeiden,
Ein schwerdt Er durch dich wird schneiden
dein Seel und auch dein hertz,
darvon kompt dir solcher schmertz,
dass kein zung nicht aussspreehen mag,
noch verstandt bringen an den tag,
noch gedächtnus mag empfahen,
dass wird dir heĂĽt zuenahen,
und werden an dir voilebracht,
alss es vorlengst war gedacht
Simeon ziehet au ss da sSchwerdt
und giebts Maria ins Hertz
sp r echendt:
Maria nlmb hin das schwerdt,
dass die Juden haben längst begehrt,
und wisss dass gar ohn allen hasss,
dass ich es dir reiche umb dass,
dass die SchrifTt werdt erfĂĽllet gar,
alss die Propheten vor Mannichem jähr
haben weissgesagt und offenbahret
dasselbe wird dir jetzund wahr,
von deinem Lieben Sohn Jesu Christ,
der aller weit ein Tröster ist,
den wollen wir bitten fleissiglich,
dass Er Unss helff ins Ewig himmel reich.
darauff andt worttet Maria
stehe ndt:
Ein schärffes schwerdt Mir geheissen war
aus Simeonis Munde,
Jesu Christ, da ich deiner genasss.
das schneidt mich heĂĽt zur stunde.
und sagt weiter stehendt:
Mich schneidt heüt ein schärffes schwerdt,
dass ich mir nie hab begehrt,
So mir zuvor Simeonis Mundte,
geheissen hat vor Manniger stunde.
Es durchschneidt die betrĂĽbte Seele Mein,
wegen der so grossen bittem Peyn,
die mein Liebes Kindt erlitten hat,
ach ich wolt ich were an seiner statt
Joseph zu Nicodemo spricht:
Nicodeme schawe an das wunder,
wie ein jede Creatur besonder
mit Jesu ein Mittleyden hat.
Er hat allzeit erfĂĽllt gottes gebott,
darumb thäten wir wohl daran,
dass wir abnemmen seinen heyligen
Leichnamb,
und legten Ihn in das grab,
alss ich mir selbsten bereitet hab.
Nicodemus andtworttet:
Joseph du guter getrewer Mann
dein raht gehet mich auch an,
dan ich Ihn liebe auch so sehr,
von wegen seiner göttlichen Lehr.
Darumben Joseph sag ich dir,
geh zu Pilato und Thue das schier,
Bitt ihn dass wir Jesum vom Creutz ab-
nemmen mit seinem willen
Damit wir Mariae jammer und schmert-
zen mögten stillen.
Das Passionsspiel bei St Stephan in Wien.
331
Joseph und Nicodemus gehen
zugleich zu Pilato und Joseph
s priclit:
Pilate Gnädiger herre Mein,
ich bitt dich durch die Ehre dein,
du wollest dich doch erbarmen,
ĂĽber Jesu Leicbnamb den viel armen
und mich Ihn lasssen nemmen herab,
dass ich ihn bestatte zu dem grab,
den Mir erbarmet die Mutter sein,
Ihr hertz steckht v611 Jammer und grosser
peyn.
Ihr weinen und klagen hat kein Endt,
dieweil sein leichnam am Creutze hängt.
Pilatus spricht zu Joseph:
Joseph Lieber Freunde Meio,
wie mag Er sobaldt gestorben seyn,
auss grossem wunder glaubich das nicht,
Ich werdt der sach dan besser bericht.
gehet vorhin schauet, sehet ihn wohl
und frey,
ob Er schou gestorben sey,
alssdann so kompt und zeigts mir wider-
umb an :
Longinus sey du ein guter Bott,
Ich hör dass Christus sey schon Todt,
du bist zwar blind t und siebest nit recht,
so nimb zu dir noch meine Knecht,
komm baldt und bring die rechte Post,
auff dass man Ihn begraben last.
Damit das MĂĽtterliche hertz.
Ein linderung hat ihrer schmertz.
Longinus geh et zum Creutz
und spricht dazuor:
Jesus der du bist der Juden König zwar,
lebest noch am Creutz zum zeichen dar,
dieweil ich dich aber nicht kan sehen,
so will ich die lantzen in dein seithen
stechen.
Er sticht demHerrn in die sei-
then mit der Lantzen und
spricht:
Diesses ist der wahre Gottes Sohn,
dem die Juden unrecht haben gethan,
dan ich das bezeug und ist geschehen,
mit meinen äugen hab ichs gesehen,
Er glantzet alss der wahre Gott,
Ihr Juden halt es fĂĽr keinen spott.
Ich willss dem Pilato sagen,
dass Er ihn last zum grabe tragen.
Jetzt sprichtderS chu tz-Engel
zu Longino:
Ach weh Longinus wer hat dir erlaubt,
dass du Jessu sein hertz beraubt,
darinnen Er das höchste guth hat,
wan dich nach diessem verlanget hat.
So thue auff dein äugen und sieh Ihn an,
du hast verwundet Gottes Sohn,
zeig solches an deiner Obrigkeit,
dass man Ihme ein grab bereith.
Longinus gehet an sein ohrt,
und Magdalena sprich vordem
Creut z knien dt:
Nach deinem Todt ein scharffen spiesss
Man dir Jessu durch dein hertz stiesss
darinnen findet der SĂĽnder sein Passs,
zum himmelreich ein offne strasss.
Traure Liebe Sonn, weich baldt hindan,
Ess ist gestorben Gottes Sohn,
sĂĽndige weit zerschnicltz, ach ihr Fels-
sen zerspalt,
sein leib ist verstarrt, sein bluet erkalt,
Ihr Engel kommt und höret mein klag,
und lass mir meinen Meister herab,
da stehet die betrĂĽbte Mutter sein,
mit höchstem schmertzen und grösster
Peyn.
Sie gab bluet : zacher, und alles her
für das leben sein, wans möglich war.
Schutz-Engel spricht umb dass
Creutz:
Ach weinet Ihr SĂĽnder ohne verdruss,
nembt Ewere händt, klopfft an die Brust,
diesse wundten habt ihr selbsten gemacht,
SĂĽnder diesses wohl betracht.
sehet beklaget das hertz Jesu Christ,
das mit dem sperr durchstochen ist,
dass ist der rechte Brunnen quell,
der Euch waschet an leib und Seel.
SĂĽnder schrey mit Lob und preisss,
Ess ist eröffnet das Paradeyss.
Der Schacher ist heĂĽt kommen dahin,
wird euch allzeit offen sehen,
wass Adam hat so lang verschlossen,
dar umb hat Jessus sein bluet vergosssen.
Das hat gemacht Longini Speer,
darauff ĂĽuss bluet und wassser her,
aus seiner heyligen seithen,
jetz ist vollen dt sein gantzes leyden,
dass Er fUr Euch gelitten hat,
Ihr sollt Ihm dancken frĂĽh und spatt,
habt mit dem Schacher rew und leydt,
so kommt ihr hin in die ewige freudt.
Longin US gehet zu Pilato und
spricht:
Pilate ich verkundige dir fĂĽr gewisss,
Das Christus am Creutz schon gestor-
ben ist,
hab eröffnet Ihm die seithen sein,
kein zeichen des leben kont ich finden
darein,
das bluet flosss reichlich ans seiner wnndt,
von solchem wurden mir mein äugen
gesundt,
darumb dancke ich ihme zu aller zeit,
wass frag ich nach der Juden Neydt,
Ich geh zum Creutz der weit nicht acht,
weil ich Ihme die wunden hab gemacht,
und Ihn vorhero sehr verspott,
Ich siehe dass Er ist Mensch und Gott.
Herr Jesu Christ verzeyhe mir,
dass ich den stich hab geben dir.
mach mich von meinen SĂĽnden rein.
Ewiglich will ich dein diener seyn.
Nun will ich zu deinen JĂĽngern lauffen,
mich lassen zu einem Christen tauffen,
weil ich erlangt hab grosse gnadt,
will ich dir dienen frĂĽh und spatt.
Joseph zu Pilato spricht:
Er ist schon hin der heylige Mann,
glaubt Unss fĂĽr wahr ohn allen spott,
Er ist schon längst gewessen todt,
drumb darff es nicht viel schauens mehr.
Pilatus antworttet:
Ey dass mĂĽest mich doch gerewen sehr,
dass Er sobaldt gestorben war,
und ich Ihn nicht vor seinem Endt,
noch ein mahl hett gesehen behendt,
auch ein worth gehört auss seinem mundt
Joseph andtworttet:
Es seind jetzunder schon drey stundt,
dass Er seinen Geist auffgeben hat.
Pilatus sp rieht:
Warumb sagt Ihr mir das so spath,
Ich meiu lebtag niemahl gedacht
dass Er so baldt hett Endt gemacht;
Er ist doch noch Jung starckh und fein,
wie mag Er dan sobaldt gestorben seyn.
Joseph andtworttet:
Mich wundert nicht zu dieser frist,
dass Er sobaldt gestorben ist,
dan Er hat erlitten so viel grosser Peyn,
dass Er solt längst gestorben seyn.
Pilatus sagt:
Ess ist wahr dem gerechten Mann,
hat man doch gar zu viel gethan,
Ich hett Ihn gern lassen frey,
wan so gross nicht ge wessen wer das
geschrey,
die Juden Ihn mit schandl und Spott,
haben gebracht bis in den Todt.
Joseph thuest du seins leibs begehren
so sag ich ihn dir zu und thue dich ge-
wehren,
den Er ist gewessen Ein gerechter Mann,
Ich habe nie gern wider ihn gethan,
sondern die Juden wollten Ihn nur haben
todt,
332
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
dass brachte Ihn in schwehre noht,
Nun weil ess den alsso geschehen ist,
so ncmbt Ihn vom Crentz wie ihr wist,
und bestattet ihn zur Erden gar schön,
gleich wie man mit einem todten leich-
narob soll umbgehn.
Joseph sagt Pilato danckh.
Herr Pilate dir sey gross danckh gesagt,
dass du Unss also hast begabt,
und Unss geben den Sähligen Mann,
der allhie henckt mit einer döruem Cron.
Claudi fangt jetz an zu reden.
Ich hab nun hefit seith morgens frĂĽhe
diessem handel gehöret zue,
die SchrifFtgelehrten und Phariseer,
und andre mehr dess Volckhs Vorsteher-
die Herrn Jessum verklagten,
und meinen Vatter mit Ihm plagten,
aber Jessus war gantz gedultig,
Mein Vatter erkennt Ihn unschuldig,
auch Mein Mutter stundt in der mitten,
thät meinen Vatter für Ihm bitten,
hab nichts zu schaffen mit Ihm,
aber die Juden schrien mit grossem
grimm :
auss sonderm bittern hasss und Neydt,
last ihn Crentzigen zu dieser Zeit,
bezĂĽchtigung viele rley laster,
da sasss mein Vatter auf dem höchsten
pflaster,
und Ăśbergab Ihn, an dem Endt,
stundt auff und wusch baldt seine händt.
Nun lob Ich meinen Vatter frumb,
dass Er diessen Mann Jessum,
darumb Sie allzeit haben gebetten,
last Ihn Ehrlich zur Erdten bestatten,
mich gehet gleichwohl die sach nicht an.
mein Vatter ist nicht schuldig daran,
dan er tracht nur allermassen,
dass Er Ihn mögt frey und ledig lasssen.
Die dritte Maria spricht zu
J o han ne :
Johannes wir sollen eylendts gehen.
Mich dĂĽncht ich sehe dort leĂĽhte stehen,
die mein liebes Kindt wollen nemmen ab,
und Ihn bestatten zu dem grab,
solt Ich darbey nicht seyn,
vor gross leydt mögt zerspringen das
hertze mein.
Johannes zu Maria spricht:
Maria Liebe Mutter mein,
Nun lasss dein bitters weinen seyn.
Ich will gern bey dir verbleiben,
biss unss der todt wird scheiden,
doch sollen wir nicht länger hie stehen,
wir sollen hin zum Crentze gehen.
Maria undJohannes gehenznm
Crentz, und Maria spricht
stehend darvor:
wehe, o wehe der jämmerlichen noht!
Jessus ist von blut so roth, dass hat
gemacht der Juden rott,
die seinen Leib unbarmhertziglichen,
mit ruthen und geisslen haben gestrichen
sein haupt mit scharffen dömem gekrönnt,
dass Er fllr keinen Menschen wird erkennt
(Spricht weitersumbdassCreutz)
Jessu du einigs liebes Kindte mein,
dess Ewigen Vatters klahrer schein.
Mein trost und Mein Zuflucht,
Von dir kompt mir mein weibliche zucht
Mein einzige freĂĽdt und mein Trost,
das leben du mir gegeben hast.
Ich arme Mutter hab dich gebohren,
lass mir den todt auch widerfahren,
in diessem fall zimbt es sich wohl,
dass ein Kindt sein Mutter gewehren
soll,
lass mich mm heĂĽt dass erwerben,
dass ich mit dir möge sterben.
Joseph redet Mariam an:
Mein Liebe fraw Maria,
Ich haiss Josseph von Arimathi&,
du weist dass ich mit dir trag,
dein Jammer und auch grosse klag,
umb deiner grossen noht,
so du hast umb deines Kindes Todt,
den Er erlitten hat von den Juden kĂĽhn,
reine Frau Maria mir das vergĂĽnn,
dass Ich Ihn zum grab bestatten kundt,
drumben bitt ich dich auss hertzen grundt,
den ich will Ihn also begraben,
dass du seiner ein Ehr solst haben.
Maria sagt zu Joseph:
Josseph du guter getrewer herr,
ich bitt dich durch aller frawen Ehr,
du wöllst mein Kind begraben hab ich
vernommen,
darumben bin Ich zu dir kommen,
und will dich demUhtiglich bitten,
durch die Marter die Er hat gelitten,
du wollest Ihn begraben lasssen mir,
darumb wĂĽnsch ich viel heyles dir.
Maria schweigt still, und Jo-
hannes redet an statt Maria zu
Joseph.
Josseph du guter getrewer Mann,
du solst mir nicht vor ĂĽbel han,
den Mein frau vor grosser klag,
dir jetzt nicht mehr andtwortten mag,
be statt Jessum zum grab nach Ehren,
dass will Ich dich fĂĽr Sie gewehren.
Josseph sagt Johannes dankh.
Ich danckh dir Lieber herr Johann
umb Jessum diessen heyligen Mann,
Ich will ihn begraben mit höchsten Ehren,
Maria und deiner bitt gewehren.
(darnach gehet Joseph umbs
Creutz und spricht:)
Merckht wie der gerecht« stirbt,
und Niemandt umb Ihme wirbt,
umb Jessum den heyligen Mann,
den die Juden getödtet hann,
umb unschnldt das geschach
von den Juden Jessu zu raach,
Nun komm ich Mariam zu bewegen,
dass Sie mir gab sein leichnamb zu ver>
ehren,
dass Er zur Erden bestattet wurd,
nach seiner Göttlichen gebührt,
alss die reine nicht mehr thät sprechen,
Ihr hertz mögt Ihr vor leydt zerbrechen,
so vor jämmerlicher noht,
dan Er hat erlitten den bittern todt,
Johannes mir erlaubnus gab,
dass ich Ihn bestatte zu dem grab.
(Nicodemus umb dass Crentz
spricht :)
du Christliche Seel betracht
wie Er zugleich mit Ewiger macht
mit Gott dem Vatter und Heyligen Geist,
in gleichen Ehren wird gepreisst,
etz ist Er zwischen zween Mördern auff-
gehangen,
alss hett Er die grössten Sündten begangen
Pilatus hat gar recht bekennt,
hat Ihn ein König der Juden genennt,
wan du dan Ein König bist,
sag an wass jetz dein Königlich Cron ist.
wass ist dein Zepter und dein Thron,
ach herr ess ist ein dömere Cron,
Eyssene Nägl, ein sperr, das Creutz darzu,
an welchem jetz da thuest hangen du,
so geschehen von der falschen Juden list,
dass du herr ans Creutz genaglet bist,
die du doch so tugendlich hast gelehrt,
und zu dem rechten glauben bekehrt,
ach wehe wass haben Sie sich ergetzet
dass Sie Ihn so bitterlich haben verletzet
mit Ihrem bittern grimmen.
Jessum den Edlen Gönner,
den ich bin auch deren Ein,
der dess nachts kämm zu Ihm allein,
und bin Nicodemus genandt,
dass saget Er mir zur handt,
wir wären alle sampt verlohren,
so wir nicht wĂĽrden auffs new gebohren,
mit der TaufT ich dass meine,
alsso lehret mich der reime.
Das Fassionsspie] bei St Stephan in Wien.
333
der den todt fĂĽr Unss hat gelitten,
dmmb will ich Josephum bitten,
dass ich ihn helff zum grab bestatten
Josseph wilt da mir darzu rähten.
Joseph spricht zu Nicodemo:
Ja wohl mein Lieber Nicodem,
es dĂĽnckt mir gantz gut und bequemb,
dass du Ihn helffest mit mir begraben,
weil wir von Pilato erlaubnus haben.
Nicodemus sagt zu Joseph:
Josseph du lieber getrewer Manu,
du hast dich genommen an,
Jessum zu begraben hab ich gedacht,
darumb hab ich alles hergebracht,
wass man bedarff und ist noht,
von seyden ein weissse Leinwaht,
hundert pfundt mynhen und A15es,
Ich bitte dich vergunn mir dass
dass ich Ihn mit dir begrab,
dan ich Ihn von hertzen lieb hab.
Joseph andtworttet und sagt:
Nicodeme ich gehe dahin mit dir,
dass du Ihn helffest begraben mir.
Joseph umb dassCreutz spricht:
Nun siehe du arme Christenheit,
dein groses Jammer und auch leydt,
den der herr Jesu Christ gelitten hat,
nur umb der Stinder misssetbat,
auch merckh die grossen schmertzen,
die Maria tragt in Ihrem hertzen,
darumb lieber Knechte mein,
lass dir die sach befohlen seyn,
schaun Unss umb hammer und zangen,
damit wir Jessum vom Creutz herab-
nemmen.
Des Josephs Knecht spricht:
Hammer und Zangen nimnie hin,
und folg nach deinem guten Sinn,
auch Nicodeme du getrewer Mann,
du wollst Unss auch hĂĽlff und beystandt
thuen.
Richten dicLaither zum Creutz,
und spricht Nicodemus vor
dem hinauffsteigen:
Josseph steig du vom hinan,
dass wir abnemmen den Unschuldigen Man,
und Mariae in Ihr Schosss geben,
dass Sie Unss erwerb dass ewige leben.
Sie steigen hinauff, undnemmen
denHerrn herab, Joseph spricht:
Komm her meines hertzen heyl und trost,
du hast nun die gantze weit erlöst,
Von der bittern Marter und höllen Peyn,
dess sollen wir alle danckbahr seyn.
Nicodemus spricht:
Josseph lieber bruder mein,
wir wollen Ihn geben der Mutter sein,
dass Sie Ihn kĂĽsss an seine wang,
und sehe an seinen heyligen Leichnamb.
Maria sagt zu Nicodemo:
Nicodeme ich will dich begrtisssen,
und falle dir zu deinen fUsssen,
dass du mir last den Leichnamb,
der von meinem leib herkamb,
oder begab mich mit dem Kinde mein,
und wan dan dass nicht könte seyn,
so muss trawren mein Eilender leib,
wehe mir armen betrĂĽbten weib.
Magdalena spricht knient bey
der wunden dess Herrn:
Jessu wie bist du so sehr verwundt,
ach dass ich fĂĽr dich sterben kunt,
Jessu ich fall zu deinen fĂĽssseu
mit zähren will ich dieselbe begiesssen,
ach bringt mir Beckh und wasser dar,
Mein Meister will ich waschen ab,
und will Ihm salben seinen leib,
auff dass Er unverwessen bleib,
nun wiklet Ihn in leinwath klahr,
und legt Ihn hinunter auff die Baahr.
Joseph spricht:
Maria schmertzen ist so gross,
l&g Er länger in Ihrem schosss.
vor Laydt Sie möcht sterben darvon,
wir wollen die sach änderst greiffen an,
Jessum wollen wir begraben schier,
auff dass erfĂĽllt werdt Unsser begiehr.
darumb lieber Knecht nimb wahr,
gehe hin und schaue Unss umb ein baahr,
dass wir Jessum zu grab tragen,
wie wir Unss vorgenommen haben.
Josephs Knecht andtworttet:
Ja herr dass will Ich euch baldt ge-
wehren,
und solches thuen von hertzen gem.
Maria spricht:
Ess ist nun zeit dass Ich mich scheidt,
Gott warumb nimbst Unss nicht beydt,
Ich bitt dich mit inniglichen Sinnen,
lass mich deines zorns werden innen,
ö wehe dass ich erlebt den Tag,
daran mein Kindt gestorben ist,
todt nimb mich hin zu diesser frist.
Johannes andtworttet:
Maria du solst auch stehen,
und mit mir nach hausse gehen,
wir könnens doch nicht änderst machen^
sondern wollen Gott befehlen alle Sachen.
Maria spricht:
wehe wo solt ich hingehen,
oder solt ich bleiben da stehen.
Ich weiss nicht wo ich mich hinkehren
soll,
Mein hertz ist jammer und schmertzen
voll.
(Die Grab tragung.)
Vormittag umb dasa grab sagt
die erste Mari a:
Ein scharffer Pfeil verwundet mich,
weil ich meinen Meister nicht mehr sich,
und soll mich scheiden von dem grab,
viel lieber wolt ich sterben dar,
gedenckh aller Mutter hertzen,
leydt ich eiu Kindt so grossen schmertzen,
möcht ich vor angst gleich sterben hie,
sein nicht vergesssen spath und fiiih.
die heisssen zacher brennen mich sehr,
bey Ihm zu seyn ist mein begehr,
wan ich gleich an sein wortt gedenckh
weil Er ist an dem Creutz gehenckt
Jessu Meiner Schwester Liebes Kindt
gesegne Unss wir gehen dahin,
verlasssen von dem grabe dein,
dann du bist all hier geschlossen ein.
die andere Maria sagt:
Jessu weil ich dich soll verlassen hier,
mein hertz leydt schmertzen verschmach-
tet schier,
Ich will betrachten frĂĽhe und spath,
wie du am Cretitz gestorben warst,
wie man dich hat herab gelegt,
war mein betrĂĽbtes hertz getrost.
Ich hab die scharffe Cron bekommen,
von seinem verwundten haupt genommen,
die will ich zeigen ins gemein
allen Creaturen gross und klein,
dass Sie beweinen sein schmertzen und
wunden,
die Er durch diese Cron hat empfunden.
Taussend wunden hat sie gemacht,
SĂĽnder diesses wohl betracht,
Kein Mensch bezahlt es nimmermehr
Jessu dir sey lob, preiss und Ehr,
umb deiner schmertzen und seh wehre
peyn,
ach wehe es muss geschieden seyn,
so gehe ich gleich darvon und dahin,
weil ich also verlassen bin.
334 ^^ Passionsapiel bei 8t. Stephan in Wien.
MagdalenaBpricht umbdas grab: wir Beynd vom ewigen todt erlöst, Ich klag es dem Yatter im hOcttften thron.
Ach Maria wartt ein kleine Zeit danckht Ihm nmb sein barmhertzigkeit, ach wehe ich wolt auch gern gestorben
lassmich kUgen mein gross hertzenley dt, ^as ewig leben ist euch berelth. seyn,
Sonn, Mond, haben heüt verlohren ihren ^^^ geschehe, ö Gott der wille dein,
schein. ^^^ dritte Maria spricht umbs
wie starb Jessns der Meister Mein. grab: Johannes zu Maria spricht:
warnmb soll ich nicht mit euch klagen, Ach wehe dess schmertzen ach wehe der Ach liebe Mutter ich bitt dich umb gnadt,
dieweil jetzund ligt hie begraben, P^y^t ^^ wollest folgen meinen raht.
und Ich Ihn nicht mehr sehen kan, So mein hertz hat heilt genommen ein, gehe mit mir anff den Berg Sion,
so nimb ich zum pfandt die NSgl au, ach wehe, ach wehe, ach immer ach und da ist der haussvatter ein frommer Mann,
und truckh sie an mein betrĂĽbtes hertz. wehe, bewahrt Unss alle ins gemein,
zu beweinen die angst und grosse vor angst und schmertzen ich vergehe, dass wir vor den Juden sicher seyn.
schmertz, Mein hertz will mir von schmcitzen ver- Ich fĂĽhr dich Selber bey meiner bfindt,
die Er an seinen heyligeu wanden, sinken, wan nur der. Sabbath hett ein Endt.
durch diesse NĂĽgl hat empfunden, mein Seel will mir in blut ertrincken. so wollen wir wiederkommen her,
ach liebe Christen seydt getrost, hie ligt begraben Mein lieber Sohn, Ich thue alls wass dein hertz begehrt.
Diese obgemelte Reimen, oder Comaedi von dem Bittern leyden Christi vndt der Gottes-dien^t sambt dennen gebrSnch-
lichen Ceremonien werden also eingerichtet, dass Sie zu einiger Zeit interrupirt vnd auffgehebt werdten , worauif dan die
Procession mit dem Hochwtirdigen zu dem Heil. Grab erfolget, so von denen Dom -Herren, vnterschiedlichen Cavalliren,
Damen vndt den ganzen Stadt-Magistrat , und hohen Adel, samt allen der Bruderschafft Corporis Christi einverleibten
Brüdern und Schwestern, welche alle brennende Fackel und Kertzen in den Händen tragen, begleitet wird. Eis wird auch
nach dem Hochwürdigen nuf einer Trag von vier Priestern mit schwartzen Leviten-Röcken bekleydet, vndt von Nicodemo
und Servo unser lieber Herr, So von dem auf der BĂĽhn stehenden CreĂĽtz abgenommen wordten, getragen ; beyder Seithen
der Trag gehen viel Knaben, welche mit schwartzen Röcken vndt vmb den Kopff mit schwartzen tuch bedeckt, deren
etliche Windlichtern, etliche aber mit hohen vergoldten Stangen, darauf brennende Kertzen gesteckt tragen. Ob-
gedachter Baar oder Trag folgen nach die Personen der erstgemelten Comaedi, disen gehen nach 24 mit weissen Schleyer
gantz bedeckte Frauen, deren jede in Form einer Ampel vermachte Kertzen in der Handt traget, unter wehrender Zeit,
da die Procession vmb den Freythoff herumb gehet, wirdt die BĂĽhn hinweg gerucket, und das von Vhralter Zeit gemachtes
Heilige-Grab auff Radern stehendt, welches dass Jahr hindurch gegen der grosen KirchthĂĽr ĂĽber auff dem Freythoff in einem
gewölb verwahret wirdt, in die Kirchen in den Schrannckhen allwo vorigen tag die Fusswaschung beschehen gebracht, auff
deme folgende wortt mit Altvätterischen Buchstaben geschriben stehen : Com pletum est hoc Sepulchrum D. N. J. C.A<^ 183. A. ^)
Unterdessen kommet die Procession in die Kirchen , darinnen man auch einmahl herumb gehet , und wann man
zum Heil. Grab kombt, so unter der Procession, wie obgedacht, hinein gefĂĽhrt worden, legt man hinein unsern lieben
Herrn , den man auf der Baar getragen , vornhcr aber an dem Spitz dess H. Grabs wird gesetzt das HochwĂĽrdige , wo
dasselbe stehet, wird ein vergoldtes ĂĽĂĽltzcrnes Gatter vorgemacht, welches sambt mehrgedachten H. Grab umbfasset, und
mit roth-Carmesin-Seydenen Schnur auf allen Ecken mit zween, als nemblich dessen der diese Function verrichtet, vndt
dess selbigen Zeit regierenden Burgermeisters Wappen und Petschafft eigenhändig versiglet. Es wird auch dises H. Grab
mit etlichen Statuen und vilen versilberten Höltzemen Leuchtern, darauff brennende Kerzen, vmbsezet, umb besagten
Schrancken herumb werden gesezet 26 grosse Höltzerne Leuchter, und auf jedem Leuchter ein sechspfundige weisse
Wachs-Kertzen, die man die Zech-Kertzen nennet, an jeder Kertzen ist ein Schrifft vndt Nahm selbiger zunfft oder Zech?
so diese Kertzen hergeben , zu lesen. Diese Kertzen mĂĽssen von den jenigen Zunfften vndt Zechen verschafft werden.
1) Ausgeben auf das new Grab zu sanct Steffan, jtem Maister Vireichen dem Maler nach Geschefft des Rats, Ixj. U, i^.
Kamerambt Rechnung. (Dieses Heilige - Grab , so die Fronleichnambs Bruderschafft wie schon oben gedacht , im
Jahr 1437 hatt machen lassen, ist wegen ihres Elters, indem es dritthalbhundert Jahr gedawret, gantz Unbrauchbar
wordten. Dass also ein Löbl. Stadt Magistrat den Kirchen-Meister Herrn Ferdinand von Rudeck 1685. anbefohlen, ein
neues Grab verfertigen zu lassen, welcher auch solches werkstellig gemacht, und darfUr dem Tischler Hannss Michael
Rammas Burger allhier fĂĽr seine Arbeit 300. fl. dem Bildhauer Mathias Roth auch Burger 1200. fl. dem Mathias TĂĽrkh
BĂĽrgerlichen Mahler, welcher es mit guten Gold gantz vergoldt und planiret 1330 fl. dem Schlosser 100. fl. dem Zimmer-
man fĂĽr den Schrancken, dem Draechsler fĂĽr die 20 Leuchter worauf die Zunfft-Kertzen gesteckt werden, und dem
Klampfferer der die Plech darauff gemacht hat 75. fl. mehr fĂĽr 6 Leichter dem Bildhauer 150 fl. dem Mahler so sie zu
vergolden mit gutem Gold 150. fl. gegeben. Worzu auch Herr Kirchen-Meister 4 Silberne Lampen fĂĽr 300. fl. gekaufft,
seyndt also die Unkosten auf dises Grab (an welchen man über 2 Jahr gearbeitet) beyläuffig gekommen mit sonst anddem
darzu benöthigten Sachen über 3600. fl. Dieses sehr Künstliche Majestätische vnd herliche Grab ist zum erstenmabl
1687. am Charfreytag an sein gewöhnliches Orth mitten in die Thumb-Kirchen gesetzt, das alte aber hinauss in die
Pfarr in die Leopoldtstatt gegeben worden, vndt weilen dass gewölb, wo dass vorige Grab durch dass Jahr gestanden ftir
das Newe zue nider war, hatt man einen Laden darauss, vndt herentgegen in die Kirchen unter der Paar-Kirchen, unden
bey dem grossen Thor einen Verschlag gemacht, damit das ncwe Grab durch das Jahr darinen verwahrt werden kan.)
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
335
welche ihre Fahnen, and alle Qnatember Ihren Gottesdienst
Nachfolgende :
Die erste Zunfft die BĂĽrgerlichen Handels-Leuthe.
Die 2^« Die Strumpffstricker. Haben Jesum, den guten
Hurten, auf ander Seits Christi Freindschafft.
Ach ! gftbet euch in dessen Sehuts, Der, all-sa-ifate, Selen-HĂĽrt'
Den ihr im Fsne fflret! Euch, seine SchäfiHein, treiben:
Er ist zum Himmels. Wege nuts, Und seiner Freindschafft ewig wird
Dass ihr danron nicht irret, Im Himmel einverleiben ').
in hiesiger Kirchen haben, vnd halten lassen, vndt seindt
Eliam fahret Jbr im Schild',
Der mit dem Feaer-Wagen
Hat in das Paradeyss gesil't,
Word' auch dahin getragen.
Efich gibet noch das 5te Rad,
(Dass ihr nicht bleibet stocken)
S. Catharinae Bath, nnd That,
Wan nicht die 4» klöeken?
Die 3^« der Handschuhmacher und Taschner. Führen
einerseits die H. Dreifaltigkeit: auf der anderen die wainede
Mutter Jesu von Bötsch, und den H. Uldaricum.
Die 9^« von den Goldtschmidt. Tragen auf Stangen die H.
Barbaram, den H. ÂŁnlogium, wie auch 2 Kunst: und kost-
bare Kelch, samt ihren Patenen.
Weil ans die Kraflt ermangelt hat,
Die Laster absubĂĽesen;
Maria selbst, an unser stat,
Die Tbrftnen Hesse flassen,
Zu saigen, dass wir ohne Buss:
Und Zäher nicht gelangen
Zum Himmel, wohin ailen muss
Der Selen ihr Verlangen.
AllZanfften hab'icb nun betracbt;
Doch keine eures gleichen,
Zumal der KelcbAnmohnnng macht'
Auf Friesterlicbe Zaicben,
Der gröste Schats sich fttndt darinn
Dess Himmels, nnd der Erden,
Das Jede krancke 8ele kĂĽnn*
Von ihm gelabet werden.
Die 4^ Der KĂĽrschner. Haben einer Seits die Mutter
Gottes: auf der anderen den H. Rochum.
Die lO^e Der Bierbrauer. Haben Maria-HĂĽlff, auf der
andern den H. Florianum.
Uns schneller ihr, Hfilfi'-reiche,Hand
Die Fell der alten Sinden-Schuld'
Mit denen Qott bedecket
Die ersten Aeltem; voller Huld
Dich, Jungfrau! nicht beflecket.
Hfilff; Roche ! thu die SelQesohw&r
Mit deiner Vor-Bitt heylen!
Dass nicht das Sinden-Gifft verser',
Ein Mittel woUst mit-theilen!
Die Himmels- FĂĽrstin bringet;
Als da der durstig Hirsch' ein Rannt
Zum frischen Bronnen sprfinget.
In Ennser-Fluss wurd Florian
Mit einem Stein gestfirtaet;
SeinLieb suGott doch immer braun'.
Und blibe nnverkfirtset.
Die 11^ Der Schneider. Haben den H. Michaelem.
Die 5*« Der Weissgerber vndt Lederer, die Weissgerber
haben die H. Catharinäm.
Die 60 der Gelerten hat
Mit Klugheit Ăśberwisen,
In Schulen annoch heut ihr That
Sich in dem Himmel hat ein Streit
Im 'Anfang lu getragen ;
Weil Michaelis Dapferkeit
Den Lueifcr geschlagen,
SeinSt&rck': u.Macht dieHöUen-Rott
Genugsam hat empfunden {
Haiff! dass wir in der Todes-Noth
Nicht werden fiber wunden.
Wurd ia nicht fällen, wan Ich euch
Soll weiss: und kluge nennen?
Dan dises Catharina gleich
Gibt Jedem anerkennen.
Der Weissheit wird geprisen.
Die 12^ Der Schlosser und Uhr-Macher, auf einer Seite
Maria auf der anderen den H. Leonardum.
Die Lederer. Haben Mariam auf einer: und den St. Ste-
phannm auf der anderen Seite.
Ein halber Circul-Silber-Mon :
Ein Uhr die falsch nie gehet,
Ist efich Maria in dem Fan',
So ofift jhr sie ansehet.
Auch Leonard! Hfilffes-Hand,
Nicht pflöget zu verweilen,
Eröffnet Schlosser, Ketten, Band',
Die Freyheit au ertheilen.
Dia's ist das Gedeonis Fell,
Mit Himmels-Tau befeuchtet.
Vom Aller- Höchsten Wunder-hell
Mit Gnaden-Glanta beleuchtet.
Der Himmel in der Marter steh't
St Stephano schon offen;
Dem es auf solche Weiss' ergeh't,
Das rechte Zil getroffen.
Die 13^ Der Riemer. Haben einer Seits den H. Paulum
auf der anderen dessen Bekerung.
Die 6t« Der Haffner. Haben auf einer den H. Florianum :
auf der anderen Seite die H. Mariam.
Der vor die Kirch verfolget hat;
Thät sie hernach vermeren,
Indem seinFleiss durchGottesGnad'
Vil Völcker th&t bekeren.
Unweit Damasco von dem Pferd
Wurd' er sum Glfiek geschlagen
Und wurd gewĂĽrdigt: und beehr't
Dess Herrens Nam su tragen.
Es will, dass sie vor allen geh't,
Der Hafner-Zunfft gebfirent
WeilGott den ersten Menschen th&t>
Auss Erde selbst formiren.
Ein Wasser-Guss zu eflrem Werck'
Mit-tbeilet Florianus ;
Der Liebe Gottes FeĂĽer-StHrck'
Reicht dar Sebastiannus.
Die 14^ Der Binder. Haben den H. Urbannm einer
anderer Seits wie sie FassbĂĽnden.
Die 7te Der Bader. Haben einer Seits die H. H. Bar-
tholomaeum und Catharina: auf der andern aber den Sa-
maritan.
Urbanum ihr auf aller-best',
Als ein Patron, verehret,
Besonders, wan sein Namens-Fest
Eine schöne Zeit bescheret!
Ihr schlaget dapfer um das Fass,
Das's in den Ohren klfinget,
Und wĂĽnschet ohne unterlass,
Das's Lösen wohl gelunget!
Bartholomaei Leib thät seyn
(Der Haut beraubt) ein Wunden}
Auch Catharina hat die Peyn'
De8sBad:undSch werde empfunden.
Der Himmlische Samaritan
WoU' nosre Wunden heylen!
Der Artat Gsundheits-Oele kan
Der krancktn Seel mit*theilen.
Die 15*« Der Leinwater. Füren die Mutter €k)ttes.
Die 8*« Der Wagner. Haben einer Seits den H. Eliam
auf der anderen die H. Catharinäm.
EinLeinwat,welchemicht8 gebrficht,
Die frey von aller Mackel;
Ohn' alle Finstemus ein Lieht,
Ein helle Himmels-Fackel
Maria ist, sie hat von Gott
Das ewig Wort empfangen,
An dem dasHeyl' in grösterNotb
Der Erb-Sind thäte hangen.
1) Die Verse sind entnommen der Schrift: Erinnerung von HerrOhrung, Erbau- und Benamsung der Stadt Wien. 8. 170t. p. 57.
Jahrg. X. 44
336
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
Die 16*« Der Tandler.
Die 17te Der Fleischhacker. Haben einer Seits die 4
Evangelisten und in der Höhe das Lamb Gottes: auf der
anderen Abraham, wie er seinen Sohn Isaac schlachten will.
Die 22^ Der Schuester. Prangen einer Seits mit der
Mutter Gottes auf der anderen mit dem H. Leopoldo.
L0Wy Adler, Eogel, Ocbs susam
Ein Jeder wol betrachtet:
Wie Ootti und Meoscli, das Va-
schuld -Lamb,
Von Juden ward geschlachtet?
Im alten Testament von Qott
Schon wurde angesaiget,
Als Isaac wurd gefĂĽrt luro Tod\
Zum Streich sein Haubt hernetget'.
Von ihren Schaben Salomon
Vor-lingst sein Braat geprisen.
Als er der Welt Mariam schon,
Der Gleiches nach, erwisen,
Sie Ist mit unbefleclctem Sohrit
Den Himmel eingegangen;
Aach Leopoldns ohne Strit
Wird ewig Glor-eich prangen.
Die 23^ Der ZimmerleĂĽth. Haben auf einer Seite den
H. Joseph, auf der anderen Seits die Archen-Noe.
Die ist« Der Tischler. Fnren die H. GebSrerin Gottes
auf einer: anderer Seits die Archen dess Bundes.
Harjara recht die Tischler -Schar'
Auf jbren Fan' erkoren,
Aass welcher Qottes-Sohne war'
Zum Heyl der Welt geboren
und, weil das wahre Himmels-Brod
In ihrem Leib gelegen,
Ist sie ervillet noch von Oott
Mit lauter Gnaden-Seegen.
Weil Joseph war* ein Zimmer-Mann
Auf diser Wanekel-Erden,
Kant niemand besser lum Patron
Von efieb erwälet werden.
Die Archen Noe bauet hat.
Vom Sind-Fluss unverletset.
Der MenschenUnter-Gango. Scbad'
Sie wider hat ersiltiet.
Die 19te Hoffbefreyte Lustgarttner. Haben einer Seits
Adam und Eva: auf der anderen den Welt-Heyland, wie
er der H. Magdalenae in Gestalt eines Gärtners erscheinet.
Die 24to Der Brandtweiner. Haben Maria-HOlff auf einer:
auf der anderen den H. Florianum.
Auf Florianum wir nach Gott
Stftts nnsre Hoffnung baaen.
Dies war das erste Gartner-Par'
Dem Gott der Herr vertrauet
Das Paradeyss auf ihr Gefar*,
Damit es wurd gebauet.
Es war geschätzt, und hätte Gunst,
Dass Christus selbst erschinen
In solcher Form, geliebt die Kunst,
Eh dass er fuhr von hinnen.
Wan sich bey uns eiuNoth befönd't?
Maria nicht verweilet.
Und, mittelst dero Jesu-Kind',
Uns HSlff Btt schaffen, eylet.
Dass er abwend die Feners-Notb,
Ihm Hab: und Gut vertrauen.
Die 20^ Ziegeldeckher. Haben einer Seits den H. Schutz-
Engel, auf der anderen aber das Genaden Haus zu Loreto.
Die 25^ Der K&ssstecher, Öhler, Häringer undt Greiss-
1er, Auf einer Seite den H. Oswald auf der anderen den H.
Eustachium fUrend.
Den Engel -Schute Jlir ohne Klag'
Erwält SU einer Stützen;
Weil ihr offt manchen Sommer-Tag'
Mflst hoch-geffthrlich schwitzen.
Von einem in das ander Land'
Maria-Hauss ward tragen.
Auf sie wer hofft, und braucht
Verstand',
Kan sich auf Gipfel wagen.
Von Königlicher Stammen-Quell',
Oswald geboren worden,
Sein Tugend-Wandel, wie ein Oel',
Zerflösse aller Orten.
Eustachras wird, angefragt
Von eflch auch Lob-verehret:
Dieweil der Höchste auf der Jagd'
Ihn wundersam belehret.
Die 21te Steinmetz vndt Maurer. Die H. H. Nicostratnm,
und Siniphorianum auf einer: andererseits hingegen die 2
H. H. Castorium und Claudium habend.
Die 2Bte der SchnĂĽrmacher. Fuhren auf einer Seite die
Mutter- Jesu mit dem H. Johanne Tauffer: auf der anderen
den H. Paulum.
Durch Mflh': und Schweiss im An-
gesicht'
Thun sie ihr Brod gewĂĽnneo :
Wer bauen will; und aalen nicht.
Der bleibe weit von jhnen
Die Zunfft gar billich mit dem Fan,
Vor anderen stoltziret;
Weil er swey-hundert Jahre schon
Den Um-Gang bald gesieret.
Mariae Demut in ihr Schoss
Hat Himmel-ab gesogen
Den Reichesten, so arm, und bloss,
Ihr Lilgen-Brast gesogen.
Mit Christo, seiner Kirch losam
War Paulus so verbunden,
Dass ihn kein Zeichen, Schwerd,
noch Flamm*
Von ihm' abtrennen knoten.
Wann nun dass HochwĂĽrdige in das H. Grab gesezet, vndt versieglet wordten, So kommen obgedachte Steyer-
diener die vorhin angefangene Comaedi zu vollziehen, in den Schranken des heiligen Grabes wie folgt:
Haohmittas: dlo Ponoluieii iimb dass Hoyllsro grab.
Joseph,
Dritte Maria,
Joliannes,
StKngel Trager, Prologns,
Erste Maria, Zweite Maria,
Nicodemiis, Simeon,
BUssender Sttnder, Judas,
Prologus redet vor dem Grab, mit so gar weinenden äugen,
Höret Ihr Christen all zu gleich, die werden Klagen jämmerlich,
beyde arm und reich, den solt ihr helffen allzugleich,
Ihr Frawen und auch Mann beklagen Unssem herm Jesu Christ,
alle die hier bey dem grabe stahn. der von den Juden gemartert ist.
Nun schweigt und morckht mich eben, auch wird herauss gehen St. Johannes derselb wird auch allhier stahn,
was ich euch zu verstehen will geben. Junglich, auch Simeon der alt und gerecht,
Es werden kommen drey Frawen, der wird auch klagen öffentlich, und Magdalena von Edlem gschlecht.
Claudi,
Magdalena,
Seliatzengel«
mit Maria der Jungfraw rein.
So Ihr Kind hertzlich thuet bewein,
dan Josseph von Arimathia
der wird auch kommen da,
und Nicodemus der fromme Mann,
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
337
wie aach der heilige Schutzengel rein,
mit Ihm der btissendt SĂĽnder seyn,
diesse Persohnen besonderlich,
die werden klagen jämmerlich,
wohl nmb den Herrn Jesu Christ,
den von den falschen Juden gemartert ist,
Liebe Christen last Euchs zu hertzen
gähn,
und hebt alsso zu gedencken an,
wie Er Unser blueth hat getragen,
Unssert wegen gegeisselt und geschlagen,
ans Creutz gehefit und da verspott,
Endlich gelitten den bittern todt,
umb Unssem herm Jesu Christ,
der nun allhier begraben ist,
darumb solt Ihr andachtig seyn,
diese alles schliessen ins hertz hinein,
jetz will ich nach meiner zusag,
obbemelte Persohnen bringen zum grab.
Magdalena spricht beidemgrab
zum anfangim herumbgehen:
Wo bist Mein Meister, wo bist mein
freĂĽdt,
verlast mich jetz zu diesser zeit,
dein verscheiden thuet mein hertz durch-
tringen,
die zacher von meinen angen springen.
Ich gehe dahin oder komme daher,
So find ich doch kein hoffnung mehr,
gestern hat man dich grimmiglich ge-
fangen,
heĂĽt hat man schmertzlich anss Creutz
gehangen,
in höchster peyn mit schmach undpott,
unter der falschen mörder rott,
Ich beklag dein händt so hoch geacht,
die hinmiel und Erden haben gemacht,
deine fttess die ich mit zSchern thue
beklagen,
sind heĂĽt fUr mich ans Creutz geschlagen
bleibt bey dem Venerabile ste-
hen, und sagt gegen Judas:
Judas, Judas du falsches Bluth,
du hast Jessum verkaufft umb ein schlech-
tes guth,
dardurch hast du verlohren das ewige
leben,
es wird dir jetz kein anders gegeben,
bettest mirs vertrawet du falscher stumb,
Ich gäbe dir all mein guter darumb,
vor schmertzen und betrĂĽbnus ich nit
mehr reden,
Jessu stehe mir bey in meinen nöthen.
die erste Maria bey dem grab
stehen d spricht:
Meine händt mit jamer Ich umb wind,
umb Meiner lieben Schwester Kindt
dass allhier begraben leĂĽth,
ach wehe der jämmerlichen zeit,
So die Maria umb Ihn hat,
und der ligt rein und der ligt todt.
der nie thät ein misssethat,
den wollen wir klagen frĂĽh und spatt.
Sagt weiter im herumbgehen:
Alle MĂĽtter Ihr sollet weinen
umb Jessum den viel reinen,
Klaget mit hertzlicher noht,
seinen unschuldigen todt,
den Er fĂĽr Unss hat erlitten,
und Unss darmit erstritten,
und erworben das ewig reich,
sein gnadt Unss dass verleich
du wehrte Christenheit
hab heĂĽt mit mir ein grosses leydt,
und gedenckh die grosse Marter sein,
und klag mit der reinen Marien,
alles dass Ihr leydt ist,
umb Ihr Kind Jessu Christ,
Klopfft an Ewer hertz und rufft Ihn an,
dass Er Unss fĂĽhre in seinen Thron,
wan wir alibier ausgehen,
dort ewig mögen bei Ihm stehen.
die andere Maria spricht vor
dem Heyligen grab stehendt:
Vor Jammer ist mir kalt und heiss,
Jessus der schwitzete blutigen schweiss,
dass er auf die Erden ronn,
armer SĂĽnder gedenckh daran.
spricht weiter im herumbgehen.
wie hart jammert es mich,
dass ich nicht meinen Meister siech,
im hertzen und in sinnen,
ö wehe wo soll ich gewinnen,
wo gehe ich hin zu dieser stundt,
dass Ich meinen Meister fundt,
Ich hab nach Ihm ein gross verlangen,
wo ist Er doch hingegangen,
ach wo soll ich Ihn suchen nun
Jessum Christum Maria Sohn.
oder wo soll ich finden Ihn,
Meiner Schwester Liebes Kindt,
Nun gehet und laufft ohne ruhe,
Jessum zu suchen spath und frĂĽhe.
die d.Persohn spricht stehendt
vor dem Grab:
Liebe Christen arm und reich,
habt Ihr gesehen meinem schmertzen
gleich,
diesse schmertzen die ich hab,
Ich will nun gehen zu meins Kindes
grab,
will allda sitzen und klagen.
ach wehe den ausserwöhlten hab ich
getragen,
o allein willss seinen leĂĽthen sagen.
undsagt weiter im herumbgehen:
Wer giebt meinem hauptden wassserflusss
und meinen äugen den zacher gusss,
damit ich nun beweinen mag,
Meines Kindts Todt, nacht und tag,
Lieber und auch einziger Sohne Mein,
wie hast verlasssen die Mutter dein
so gar Ellendt und armb,
dass lass dich hertzlich erbarmen,
ziehe mich mit dir in der noht,
damit du nicht allein leydest den todt
Johannes redet zu Maria :
Maria Liebe Mutter Mein,
nun lass dein jämmerlichs klagen seyn,
dein Kind wolt es alsso haben,
dass man Ihn Tödten solt und begraben,
solchen trost hat Er Unss verlassen,
dan Er sprach allermasssen,
dass Er am dritten tag wolle aufferstehen,
und glorificirt gen himmel gehen,
und sagt zum Judas:
Judas, du ungetrewer leib,
dass du hast Mariae dem reinen weib,
gethan viel grossen ĂĽberlast,
Jessum den du verrathen hast,
Ihr ausserwöhltes einiges Kindt,
imd wie auss der masssen blind
war dein sinn und auch dein muth,
dass du das unschuldige bluth
hast verkaufft umb dreysssig silberling,
Es lehret die thnen gute ding,
dass hast du alles in Ăśbel verkehrt,
und darmit deinen Jammer gemehrt,
bettest du nun buess darĂĽber begangen,
so bettest du es von dem herm em-
pfangen,
alss must du nun geschieden seyn,
von Ihm, und leyden die ewige peyn.
Spricht weiter nun Judas umb-
das Grab gehendt:
Ach wehe, ach wehe wass hab ich gethan,.
dass ich den wohl gerechten Mann
So fälschlichen verrathen hab,
von wegen einer so schlechten gab
den falschen Juden ĂĽbergeben,
die Ihn gebracht haben umb sein leben,.
Es thuet mir hoch zu hertzen gehen,
dass solches Ăśbel durch mich ist ge-
schehen.
Ich will mich nicht lang bedencken,
sondern will mich alssobaldt selbsteik
erhencken.
44*
338
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
Ich fahr gleich gen himxnel oder htfll,
Es wird mir doch kein andere stöU,
sondern ich muss leyden den bittem todt,
dieweil ich Meinen herrn und Gott
nicht genommen habe bessser in acht,
welches mich jetzt in gross Ellendt hat
gebracht,
wass hilfft mich nnn das schnöde geldt,
dieweil ich muss scheiden vondergantzen
weit,
leyden quall und grosse peyn,
und ewiglich in der hölle seyn.
behüett dich doch du schnöde weit,
Ich fahre dahin mit sambt dem geldt.
Jetzt redet Claudi den vormit-
tSgigen Spruch darnach die
erste Maria:
Ach wehe, ach wehe liebe Schwester
Mein
deines lieben Kindts grosse Peyn,
und die grossen Klagen dein,
thuen mir in Meinem hertzen wehe,
dieweil wir anjetzo alsso sehr,
klagen und trawren immermehr.
Sagt weiter umb das grab:
Wainet wainet MĂĽtterliche leib,
wegen der zacher dess reinen weib,
die sich alsso sehr betrĂĽbt,
und stfits in dem Jammer ĂĽbt.
die änderte Maria spricht:
Ach wehe , ach wehe der jämmerlichen
zeit,
Jessus allhier begraben leydt,
dass hat gemacht der Juden Neydt.
und sagt umb das grab:
Ach wehe dass man Sie leben last,
wegen so grosser misssethat,
ach Waffen ĂĽber der Juden zohm,
dardurch wir haben Jessum verlohrn,
ach wehe der Jammer und sorgen,
darumb ist mein leib begraben verborgen,
angst und schmertzen bin ich aller voll.
Ich weiss nicht wass ich thuen soll,
wan ich gleich bey dem grabe bleib,
so find ich doch nicht meines Meisters
• leib,
gehe ich dan von dem grab, ist mein
todt,
darbey bleiben ist schmertzens noht.
Lieber ist mir meines herrn,
das grab hueten von hertzen gern,
gehe ich dan nun hinab,
so wird vielleicht zerrĂĽtt das grab,
Ich will bleiben allhier stehen,
und sehen, wie es wird ergehen.
die dritte Maria spricht stehen dt:
Ach wehe ach wehe mir zudiessen stunden,
an die Säulen war Er gebunden,
und empfing da viel manniche wunden.
Spricht umb das grab weiter:
du wehrte Christenheit
lass dir erbarmen mein gross hertzen leydt,
Mein Eilend und mein schmertzen,
die ich tragen thue in meinem hertzen,
umb mein einiges liebes Kindt so hart,
alss von den Juden gefangen ward,
verspott, gekrönt, mit geisslen geschlagen,
das schwehre CreĂĽtz must Er zur Marter
tragen,
darauff ward Er geworffen und gelegt,
und unbarmhertzlich ausseinander ge-
streckht.
gedultig Er diesess erlitten hat,
nur umb der SĂĽnder misssethat,
dass klag ich euch frawen und Man,
last euch sein Marter zu hertzen gähn,
umb seinen unschuldigen todt,
den Er fĂĽr Unss alle erlitten hat.
Johannes zu Maria stehend
spricht:
Ach wehe, ach wehe, Maria dein gross
hertzen leydt
bringt mir manniche traurigkeit,
dass du hast umb deinen lieben Sohn,
du bist mir jeder zeit befohln,
ach wehrte Mutter im himmelreich
dein leyd thue von dir. Er ist begraben
liebreich,
Maria Mutter reine Maydt,
Mir ist dein grosses Klagen laydt,
dass du hast umb deines Kindes todt,
für wahr es wäre der weit noht,
dan die bittere Marter sein,
hat Unss erlöst auss der höllen Peyn,
hett Er die Marter nicht gelitten,
fĂĽr wahr der teĂĽffel hett Uns erstritten,
darumb solst du still hingehen,
und solst nicht so fast klagend da stehen.
Simeon spricht zu Maria:
Maria Liebe frawe Mein,
lass dein grosses Klagen seyn,
dieweil der Herr begraben schön,
Er wird am dritten tag wider aufferstehn,
Inmasssen Er selbst hat gesprochen,
ehe sich die Gottlossen haben gerochen,
dass Er wolt am dritten tag aufferstehen,
und glorificiert in den himmel gehen,
darumb nimb dir selbst einen trost
zu dem schmertzen den du hast,
dan diesses alles hat geschehen mĂĽssen,
dass solst du auss den Propheten wisssen.
welche solches alles vorhero haben be-
tracht,
ehe diesses ist worden vollnbracht
Maria sagt zu Simeon:
Ach wehe, lieber Simeon Mein
wie kan ich es unter wegen lasssen seyn^
dass ich nicht solt trauren und klagen,
und laydt in meinem hertzen tragen,
umb Mein einigen lieben Sohn so zahrt,
welcher von den Juden getödtet ward.
Maria spricht weiter umb dass
grab:
Liebe Christen ins gemein,
alle die hie zugegen seyn,
helfft mir klagen von hertzen,
und betrachten mein grosse schmertzen,
die Ich jetzt muss erleyden,
wegen der verstockten Juden unbe-
scheiden,
die mein liebes Kind haben ermördt,
und all meine freĂĽden in Trauren ver-
kehrt,
Er durchschneidet mir das hertze mein,
wolt Gott ich mögt für Ihm todt seyn.
Nicodemus spricht zu Josseph:
Josseph du mein Lieber JĂĽnger
seith die Juden und Gleissner
Jessum also ermordet haben,
so lass Unss zu Maria sagen,
und Sie trösten alsso sehr,
dass Sie ihre Schmertzen in freĂĽden
verkehr.
Joseph andtworttet Nicodemo:
Nicodeme dein raht dunckht mir gantz gut,
gefalt mir auch wohl in meinem muht.
Nicodemus gehet zu Maria und
spricht:
Maria Mutter reine Maydt
Ich weiss wohl dass du grosses laydt,
umb deinen lieben Sohn nun hast,
darumb bitt ich dich gar fast,
du wollest dir solches leydt ĂĽbertragen,
dieweil du Ihn je nicht mehr kanst haben,
dan dass soll man schlagen ab,
dass niemand widerbringen mag,
darumb lass dein gross trauren seyn,
betrĂĽb nicht so sehr das hertze dein.
hiernach redet Joseph zu Maria :
Maria alss Nicodemus hat gesprochen,
und die gottlossen Juden vermeinte Sie
hctten sich gerochen,
du aber wollest dich wohl gehaben,
dan ich hab gehört vor wenig tagen,
dass er werde am dritten tag aufferstehen,
und glorificirt in Gallilae umgehen.
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
339
Maria sagt Joseph undNicodemo
danckh.
Gott danckh euch Ihr herrn alle hcUt,
dass ihr mich trOst in meinem leydt,
nmb mein einigen lieben Sohn,
den die Juden getödtet haben,
und sucht mich in dieser traurigen noht,
dass danckh euch der Allmächtige Gott,
und weil es muss geschieden seyn,
so klag ich es Gott mit schmei-tzen und
Peyn.
zu dir Mein trost hindurch die Stadt,
darauss man dich heiit geftihret hat,
so klag ich es Gott in seinem reich,
ach grab wie hart ich von dir weich.
hartes scheiden, ö scharffes schwerdt,
du trugst mich wider zu der Er dt,
Lieber Sohn, thue auff das grab,
lass meinen leib zu dir hinab.
Mein Seel die weicht von Jesu nit
mehr hin,
Sie bleibt bei dir im grab darin.
So gehe ich nun mit trawrigen hertzen
heimb,
mit sambt den lieben Schwestern Mein,
Magdalena kniet bey dem grab
nieder.
Mein grosse klag kan ich noch nicht
endten,
dammb thue ich mich zu meinem Jessu
wenden,
den hat man trawrlichen gelegt hinab,
von hartem stein in ein newes grab,
wie gern gSb ich dass hertze mein,
O Jessu du ligest viel härter alss ein stein,
O Jessu ohne endt und ohn anfang,
diess alles ist jetzund dein aussgang,
Gott sey gelobt ich siehe durch deinen
todt.
Ich hab das leben und komm auss noht
und spricht Magdalena weiter
im herumbgehen:
Hie kan ich doch nicht länger stehen,
Mein bertz will mir vor schmertzen ver-
gehen
behuet dich Gott du gekröntes haupt,
O wie bist du deiner Schönheit beraubt,
behĂĽet dich Gott du angesicht klar,
das von den Juden verspiehen war,
behĂĽet euch Gott ihr glieder und fleckhen,
Ihr seyd geschlagen mit kolben und
steckhen,
behĂĽet dich Gott du zerschlagener
rttckhen,
dass schwehre Creütz thät dich zur Erde
truckhen,
behĂĽet euch Gott ihr bluets Tropffelein,
die fliesssen auss den wunden sein,
behĂĽet euch Gott alle seine heyllge
wunden,
die wir alle nicht zehlen kundten,
Behüet dich Gott du schöne Menschheit,
dir sey lob Ehr und danckh in Ewigkeit.
jetzt redet der Schutz Engel.
Der Schutz Engel bin ich genandt,
und bin allherr von Gott gesandt,
dem TeĂĽffel zereiss ich seine strickh,
die arme SĂĽnder ich erquickh.
Kommt her thuet buess bey guter zeit
so erlanget ihr die Ewige Seeligkeit.
Nach diessem nimbt der Engel
den bUsssendenSĂĽnder der ihme
nachgehet, und fanget an zu
red en also:
Ach Gott wie viel seind meiner SĂĽndt,
kein Mensch es nie erzählen kündt,
kein Mund kan es nicht sprechen auss,
kein Engel schreibt nicht ihre zahl.
Es seind viel hundert tjiussend mahl,
die machen mir mein gewissen schwehr,
kein bössserer Mensch lebt hie auffErdt,
kein Sünder ist so böss verkehrt,
der mir doch möchte gleichen,
wan ich mich schon seh umb und umb
Meines gleichen ich gar nirgendts fund
Bey armen und bey reichen,
in SĂĽnden war mein anbeginn,
in SĂĽnden ich empfangen bin,
in gottes zom gebohren,
von meinen Jungen tagen an,
und so lang biss ich worden bin ein Mann,
thuen mir die SĂĽnden anhengen.
ach wehe, ach wehe mir immer wehe,
wo ich sitz, lig, gehe, oder stehe,
wehe meiner armen Seelen,
dieweil ich Gott beleydiget hab,
find ich kein ruhe biss in mein grab,
mein leydt kan ich nicht erzehlen,
von wegen viele meiner SĂĽndt,
ich welchen ich mich jetzund find,
gehen mir die stich zu meinem hertzen,
der Todt gehet mir vor den augea herumb.
Ich hab kein ruhe wo ich hinkumb,
mit SĂĽnden ist nicht gut schertzen.
der Schutz-Engel redet jetzt.
Die heylige seithen händ und füesss,
fünff Brunnquellen hönig suesss
die thäten reichlich fliesssen,
Sie nemen hin die Sundt der weit,
wer hat dan ihren lauff eingestelt,
wer hat sie dir verschlossen.
der bĂĽsssendte SĂĽnder redet
g ehendt:
Herr Jessu Christ mein höchstes guth
Ich bitt dich durch dein fleisch und bluth
und durch deine tieffe fĂśnff wunden,
die du am CreĂĽtz empfangen hast,
erlöss mich auss meinem sünden last,
darauflf mein Seel ist gebunden,
ich bekenne frey und öffentlich,
vor Sonn und Mond verbirg ich mich,
vor himmel und vor Erdten,
dass ich verschuldt hab den gäben todt,
und soll erleyden feuers noht,
auch nicht erlediget werden.
der Engel 2um Sunder spricht:
Wan schon die Sund der gantzen weit,
dir alle wurden zugezehlt,
und du sie alle bettest begangen,
so solst du nicht verzagen doch,
den dein Erlösser lebet noch,
du kanst noch gnadt erlangen.
der SĂĽnder sagt:
darumb von diesem augenblickh,
will stäts weinen bitterlich,
mit heulen und mit klagen,
ich will mit trauriger gebehrd
mich nider neigen zu der Erdt,
mein kummer niemandt sagen,
herr straff mich nicht in meiner Sund,
Ich bin%ein armes adams Rind,
mit fleisch und bein gebunden.
Verfolgst mich herr alss ein stinckendts
koht,
und willst mich sturtzen in den ewigen
Todt,
herr Jessu sieh an dein heylige wunden.
Kein Mensch soll mich verfĂĽhren nicht,
Ich will bedeckhen mein angesicht,
und mich zur orden wenden,
ich bin nicht wehrt dass weiss Gott wohl,
dass ich gen himmel fahren soll,
will alle freĂĽd forth senden,
fahr hin du schnöde bösse weit,
hab dir dein freüd wie dirs gefält,
ich hab dich schon erfahren,
dein verstand ist blind, deine list seind
lehr,
solst mich verfĂĽhren nimmermehr,
in meinen jungen jähren
der Schutz-Enge 1 andtworttet:
Kein SĂĽnder ist so gross auff erdt,
wan Er sein hertz zu Jessu kehrt,
will Er ihm alles schencken,
zu welcher zeit, zu welcher stundt.
Er seuffzen wird auss hertzens grund,
will Er nicht mehr daran gedencken.
340
Das Paasionsspiel bei St. Stephan in Wien«
Hierauff beschlieBst es Pro-
logus
Hört zu Ihr lieben Christenleüht,
wass ich euch diessmahl hab angedeĂĽt,
der Paasion hat jetzt ein Endt,
hebt anff yon hertzen ewre händt,
und nembt euch wohl zu hertzen,
die grossen jammerlichen schmertzen,
welche Maria und Ihr Kindt hat,
dass allda ligt an diesser statt,
all sambtlich habt gesehen,
und ein Jeder Mensch mag wohl
dass er nie hab gesehen seine tag,
von einem weib so grosse klag,
und so bitterliches weinen,
alss Maria die Ketisch und reine
umb Ihr liebes Kind hat verbracht
gestern und heĂĽt die gantze nacht.
So bitt ich euch mit guten sitten,
Dass ihr mir helfft Mariam bitten,
damit Sie bitt fĂĽr Unss zu aller frist,
umb ihr viel liebes Kindt Jessum Christ,
auff dass wan Wir hie auff erden,
widerumb mĂĽssen geschieden werden.
Er Unser Seel und Geist bewahr,
und fĂĽhre Sie zu der Engel Schaar,
Dass wir ihn sehen in seinem Beich,
ohne endt immer und ewigleich.
jetzt beschliess ich es gar in Gottes
Nahmen,
wer dass begehrt Sprech mit mir. Amen.
Hierauff gehen Sie alle zu-
gleich in der Ordnung still-
schweigend dreymahl umb dass
grab, und spricht Prologus
kniendt folgendes gebett:
Herr Jessu Christ Gottes Sohn,
der du allhier begraben nun,
und bist durch die Juden blindt
getödtet worden so geschwindt,
Wir arme SĂĽnder Bitten dich,
dass du Unss also gnädiglich,
wollest erhören also gleich,
dass wir mit dir in deinem Beich
ewiglich mögen seyn und bleiben.
In masssen du dem Schacher beneben
so freĂĽndtlich hast versprochen,
wi« dan auch dein heylige seithen ward
durchstochen,
dass Er bey dir im Paradeyss
seyn wurde, weilen Er mit fleiss
sich zu dir hat gewendet,
und mit gedult sein leben geendet,
durch diesse deine lieb so gross,
mach du Unss auch zu Mittgenosss,
und thue Dein hĂĽlff erzeigen,
wan wir Unss werden zu dir neigen,
fĂĽrnemblich an Unsserm letzten Endt,
wan wir von hinnen sollen behendt,
auch alles zeitliches mĂĽssen lasssen,
und der grimmig todt wird Unss zumassen,
wollest durch die heylige fUnff wunden
dein,
Unss armen SĂĽnder gnSdig seyn,
Dass Wir auss diessem jammerthal
eingehen in dess himmels Saal,
zu Ehren dess AUerheyligsten Nahmen,
Darauff sprechen wir von hertzen Amen.
II. EBLĂ„UTEBUNGEN.
Das mit Vorausgehendem veröffentlichte Passionsspiel ist, wie erwähnt, dem Codex Nr. 8227 der k. k. Hof-
bibliothek entnommen, der den Titel führt: „Kurze Beschreibung auf was Weise die kais. Besidenz und Hauptstatt Wienn
in Oesterreich anfänglich zum christliche Glauben bekehrt, wie die geistliche Obrigkeit bis 1685 Item was für Kirchen,
Cappel, Clöster daselbst bevindlich, alles mit sonderbarem Fleiss aus vielen alten Archiven etc. zusammengetragen durch
Joannem Mathiam Testarelle della Massa ^) Bohemiae regis equitem Prothouotarium Apostolicum und des Hohen Thnmb-
StĂĽffts zu Wienn Canonicum capitularem et Seniorem."
Dieses Passionsgodicht , das in der Mitte des XYI. Jahrhunderts entstanden sein mag, blieb bis zur Gegenwart
unbeachtet und wird hiermit zum ersten Male durch den Druck veröffentlicht. In- demselben Codex und mit diesem
Gedichte im Zusammenhang steht eine ausfĂĽhrliche Beschreibung der St. Stephanskirche, welche bereits im Krakauer
Kalender vom Jahre 1722 bis 1729 in acht zusammen 105 Quartseiten umfassenden Abtheilungen, jedoch mit Hinweg-
lassuDg des Passionsspieles erschienen war >).
Kirchlich-dramatische Darstellungen waren zum Zwecke der religiösen Erbauung und als Mittel zur Verdeutlichung
der Kirchenfeste schon lange vor dem XYI., aber besonders während eben dieses Jahrhunderts in der katholischen Kirche
ziemlich allgemein verbreitet. Ein weiterer Zweck dieser Aufführungen war früher das Verdrängen der aus alt-heidnischer
Zeit stammenden weltlich-mimischen Spiele und später die Befestigung des katholischen Glaubens gegenüber den prote-
stantischen Eiferern. Derlei Spiele bekamen in Frankreich die Bezeichnung Mysterien und behielten diese Benennung auch
1) Ex catalogo Canonicornm ad S. Stephanam: Joannes Mathiaa Teatarella de la massa. Protonotarina apostolicas»
Batisbonnensis, installatusque Cannonicus 23 JunĂĽ 166 1, obiit 18 Februarii 1693 aeUtis suae anno 57. Er wohnte im Zwettelhofe, und
Brand am Fnss war die Ursache seines Todes, laut Zengniss des Dr. Deimbl. (S. TodtenprotocoU der Stadt Wien.) In seinem Testa-
mente vom 13. Jänner 1603, in welchem er seine Schwester zur Universalerbin einsetzte, stiftete er bei St. Stephan ein Anniversarlam
mit 1000 fl. fiir sich und seine Verwandten. Es muss nftmlich an seinem Sterbetage ein Choralamt und von jedem Domherrn eine beil.
Messe ftir ihn und seine Verwandten gelesen werden. (Ex libro Fundationu m).
2) ĂĽeber den Autor dieser Beschreibung herrschte durch einige Zeit eine unrichtige Ansicht, denn Feil schreibt in der von
ihm verfassten und im Jahre 1844 in SchmidPs Blätter für Kunst und Literatur erschienenen höchst interessanten und eine selbstständig
historische Untersuchung ĂĽber diese Kirche bildenden Recension des von Tschischka ĂĽber den Wiener Dom herausgegebenen Buches
diese „Beschreibung der ansehnlichen und berühmten St. Stephans-Domkirchen, dero Ursprung und Stiffter sammt allen sich darin befind-
lichen Altären, wie auch allen anderen denkwürdigen Sachen, so in und ausser derselben zu finden oder zu sehen seynd** (welche
Beschreibung in keinem österreichischen Literatur- oder Geschichtswerke erwähnt wird, ja fast ganz unbekannt blieb) irrigerweise dem in
der Literatur über dieses Gotteshaus öfter benannten Jesuiten Wöbern (ibid. 1%. 38 ) zu.
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien. 341
in Deutschland dann bei, wenn sie die Leidensgeschichte Christi zum Stoffe hatten. Denn die Themata fĂĽr derlei geist-
liche Spiele waren verschiedenerlei. Bald behandelten sie eine Episode aus der Bibel, oder aus der Heiligengeschichte, bald
die Geburt oder Taufe Christi, bald bloss seinen Einzug in Jerusalem oder die Himmelfahrt. Nicht immer wurden sie
dramatisch bearbeitet, oft bloss in lebenden Bildern mit erklärenden Worten, bald in beider Welse vereint aufgeführt.
Das am meisten und liebsten behandelte Thema war die Passion selbst; derlei Dramen gehörten zu den umfangreichsten»
und wurde daher auch ihre AuffĂĽhrung auf mehrere Tage vertheilt , wie man auch gerne die AuffĂĽhrung zur Zeit der
Charwoche und den einzelnen Tagen derselben gemäss einrichtete.
Mit dem Namen seines Autors ist fast keines der Passionsspiele auf uns gekommen. Die meisten sehen in der An-
lage einander sehr ähnlich, was sich durch das völlig feststehende Thema des Leidens Christi, an dem nicht viele Aenderungen
zulässig sind, erklärt. Die Verfasser mussten sich demnach begnügen, das wahrscheinlich sehr alte Scenarium zu erweitern
oder zu kĂĽrzen, Prologe und Epiloge hinzuzufĂĽgen, die handelnden Personen zu vermehren oder zu verringern.
Als in besonderer Vollständigkeit überliefert muss man das dem XV. Jahrhundert angehörige und in Haupt's
Zeitschrift fĂĽr deutsches Alterthnm (IIL 478) abgedruckte s. g. alsfelder Passionsspiel (von seinem Fundort in Hessen so
benannt) bezeichnen. Andere , zum Tbeile weit ältere Passionsspiele sind uns nur in Bruchstücken oder bloss in der
bühnenmässigen Anordnung der aufeinanderfolgenden Scenen und Bilder, aber mit Verlust des Textes erhalten.
Fast alte Passionsspiele wurden melodramatisch behandelt, sind abwechselnd aus Reden und Gesängen zusammen-
gestellt, meistens in deutscher Sprache und in Versen oder Beimen geschrieben, doch finden sich mitunter auch lateinische
Stellen eingeschoben. Oft sind sie mit possenhaften Episoden ausgestattet, dahin gehören das Leben der Maria Mag-
dalena vor ihrer Bekehrung, die Höllenfahrt Christi, die Verzweiflung des Judas, der Einkauf von Salben und Specereien
durch die drei Marien vor dem Grabbesuche etc. ; in diesen Fällen mussten dann die Teufel, Judas Ischariot, ein Kaufmann
oder Marktschreier sammt Weib und Kind die bezĂĽglichen drastischen Hauptfiguren abgeben.
Der Schauplatz fĂĽr die Passionsspiele war, wie fĂĽr die geistlichen Spiele ĂĽberhaupt in frĂĽhester Zeit die Kirche
oder der sie umgebende Friedhof, auch waren meistens Geistliche die ausschliesslichen Darsteller, obwohl diese später überall
Personen aus dem Laienstande, Platz machten, wie man auch dann den Schauplatz ausser die Kirche, meistens auf Markt-
plätze verlegte. Vorzüglich gewogen waren diesen dramatischen Aufführungen die Jesuiten, sie thaten sehr viel Hir ihre
Verbreitung, doch verloren die Spiele unter ihrer Leitung natĂĽrlich den streng kirchlichen und volksthĂĽmlichen und
erhielten einen mehr mystischen Charakter. Die Jesuiten waren es, welche diese Mysterien in vielen Landgemeinden
Oberbayems und Schwabens, in Tirol und der Steiermark, sowie in der Schweiz in Uebung brachten und erhielten. Von
den Domkirchen herab bis zu Pfarrkirchen der oft unbedeutendsten Gemeinden finden sich viele Gotteshäuser, wo derlei
geistliche Spiele an der Tagesordnung waren s), und fast allsonntäglich wurden heilige Comödien aufgeführt.
Die Abnahme des religiösen Sinnes im Volke hatte gegen Ende des XVIIL Jahrhunderts auch den allmäligen
Verfall der religiösen Spiele in Deutschland zur Folge *), Am längsten hielt sich dieser Gebrauch in den Alpengegenden, bis
auch hier die Aufhebung der Klöster gegen den Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts den geistlichen Spielen ein
Ende machte. Erst im Laufe dieses Jahrhunderts ist die Sitte ganz verschwunden. Nur das Dorf Oberammergau im
bairischen Gebirge war durch lange Zeit der einzige Ort in Deutschland, wo in einem zehnjährigen Turnus (die nächste
Aufführung 1870) das Passionsspiel zur Aufführung gebracht wird. Man könnte dieses immerhin einige Bedeutung bean-
spruchende Passionsspiel als das vermittelnde Glied von der Vergangenheit in die neueste Zeit nennen, denn eben jetzt
tauchen wieder mehrere solche Darstellungen auf, wie z. B. zu Brixlegg in Tirol, wo man 1868 ein Passionsspiel auffĂĽhrte.
Wenn wir auch nicht die Wirkung der damaligen geistlichen Spiele auf Hebung des GemĂĽthes und zur EmpfHnglich-
machung der Zuseher fĂĽr die damit in Verbindung gebrachte kirchliche Feierlichkeit verkennen, so ist es doch keineswegs
eine Institution, die unserer Zeit angemessen ist, deren Wiederbelebung daher nicht wĂĽnschenswerth erscheint, denn weder
Dichtung noch Aufführung können einen ästhetischen Werth beanspruchen. Das Wort des Priesters von der Kanzel und
der katholische Kirchengesang bewirken jetzt viel eher und mehr das, was durch diese Schauspiele oft nur in sehr zwei-
felhafter Weise ehemals erreicht wurde und auch jetzt in grösseren Städten erreicht würde.
Um welche Zeit bei St. Stephan in Wien kirchliche Spiele zur AuffĂĽhrung kamen, ist nicht bekannt, doch wissen
wir schon aus dem Jahre 1481, dass eine Stiftung zur Sicherung der dort am Gotsleichnamstage vorzunehmenden Auf-
führung eines die Kreuzigung darstellenden Schauspieles gemacht wurde'). Fünf Jahre später wird uns ausser der
8) Dass SU Klostemeubarg Osterspiele aufgefĂĽhrt wurden, berichtet uns Kurz in seinem Boche ĂĽber Albrecht IV. pag. 28, wo
er in BeUage 1 ein solches Passionsspiel mittheilt und ausserdem wegen eines anderen aufPez in dissertatione isagogica p. 4111 verweist.
4) Auch in den protestantischen Ländern hatte man die Auffiihrang geistl. Spiele benfitzt, um in Bildern und Darstellungen
die religiösen Lehren der Kirche den Zusehern einzuprägen. So gab es in Quedlinburg gegen Mitte des XIX. Jahrhunderts noch Passionen
und Vorstellungen der Lebensläufe der Patriarchen. Auf yielen Schulen in Sachsen und Schlesien spielten damals die Schüler noch die
ihrem Stoffe nach aus der heiligen Geschichte entnommenen Schauspiele des Schuldirectors Christian Weise (1642—1700).
6} Oilig Fem die zeit des Rats vnd Kirch maister aller heiligen Tumbkirchen zu sand Steffan hie hat zu hanndn der bemeltn
Kirchen emphanngen nuz vnd gwer ains Haws gelegn bey den Predigen hie zunagst der Newen Hochnschulf als das Halbs von Kathrein
Mathesen Awer seligen witib nach lautt ains Aufsandbriefs zum Pnch Erligt ynd halbs von Kathrein Ludweigs Ladndorffer hansfrauen
mit gescheft an die egenant Kirchen komen ist nach lautt derselbn Ladndorfferin gescheft daz jm Statpuch hie geschribn stet doch also
das man der egnanten Awerin jr lebtag jerlich dauon geben sol viij IT d. ynd ain Zymer in dem halbn tail Hawss das jr gewesen ist
342 I^ PassionBspiel bei St Stephan in Wien.
früheren Darstellung Nachricht von der „Proceas-AuafÜhrung unsers lieben Herrn Jesu Christ zu seiner Marter, die man
jährlich an dem heiligen Charfreytag auf dem Freithof zu St. Stephan umb die Kirchen aufführte >}.
Was nun die besondem Schau -Ceremonien in der Charwoche und das damit verbundene Passionsspiel betrifft,
so fallt uns zuerst der sogenannte Palmesel auf. Derselbe, während des Jahres in einem Grewölbe unter der Cantorei auf-
bewahrt und wahrscheinlich im Jahre 1435 angefertigt, wird nach vorausgegangener Palmweihe am Palmbttbel ^ von seiner
Aufstellung bei der Kanzel weggenommen, im feierlichen Umzüge vor dem pontificirenden Priester®) herumgeführt. Am
grünen Donnerstag wurde an seiner Stelle ein anderes Schaustück aufgestellt, nämlich ein sogenannter Oehlberg, eine auf
Bädern stehende Bühne, darauf der betende Heiland mit den schlafenden Jüngern, vor welchen man während der Pumper-
metten betete. Nach derselben wurde der Oehlberg weggeräumt und dafür ein Kreuz auf diese Bühne gesetzt Vor diesem
Kreuze wurde nun am Charfreitag während des Gottesdienstes im Chor ^herunten in der Kirche** von den städtischen
Steuerdienem die Passio Christi aufgefĂĽhrt. Nachdem dieses Spiel nicht eigentlich das Leiden und Sterben Christi veran-
schaulicht, sondern schon mit dem Kreuzestode des Herrn beginnt und die Abnahme vom Kreuze und die Grablegung
behandelt, so wird es unrichtig ein Passionsspiel genannt. Eine EigenthĂĽmlichkeit bei diesem geistlichen Theater ist auch,
dass die Steuerdiener die Schauspieler abgaben >).
Von Wichtigkeit ist der Platz der AuffĂĽhrung. Sie geschah in dem vorderen Theile der Kirche, d. i. im drei-
schiffigen Langhause, welcher Theil die Laien- oder Pfarr- Kirche zu St Stephan genannt wurde, während der jenseits
des Lettners gelegene dreischiffige Chor, wo die Sitze des Domclerus sich befanden, die Dom- oder Kathedral-Kirche
zu allen Heiligen bildete. Der wichtigste Altar der eigentlichen St. Stephanskiiche war der Marcusaltar *<>), er stand im
Mittelschiff zwischen dem vom Hauptthore an gerechneten vierten Pfeilerpaare.
laasn boI das Sy jr wonang darinen hat nach lantt ainer sundem Terschreibang Sy vor dem obgeniuitn Kirchmaister bat, ynd ain yeder
Kirchmaister sol von den Zyna des obgenaLten Hawsa jelicb und ewigclich an goczleichnamstag der loblich Process der anfiamng vnaers
lieben Herrn Jesaa Cristus als man jn mit den zwain Schachern an dem heĂĽigen Korfreitag au Krewczigung aufgefurt bat hegen lassn
wie dann das in der bemeltn Kirchen puch geschriben stet ynd was die surichtuog derselbn Process vnd auffurung ffiran jerlich mit zn-
beraitunng ymb gwant ven vnd ander notdnrf gesten wirdet sol man von der Kirchen gut verlegen ausrichten vnd geben vnd auch der
person so dieselb process gestifft hat, jerlich vnd ewicieich an dem nagstn Freitag nach goczleichnamstag hegen lassen ain Jartag alspald
nach dem vmbgang daselbs zu sand Steffan Tnd wann man das egenant Haws lasn wil daa mag man thun vmb v C. C d. doch also das die
selbn â–Ľ C. s: d. widerumb angelegt werden suUn damit die beganng Process ynd Selgret ausgericht werde in Maynung als uor gescbribn
stet Tt litera sonat actom an Montag nach Martinj (K. November.) Anno 1481. (Grundbuch der SUdt Wien. E. Itl.) (1521 wurde dieses
Haus von Wolfgang Hanngold des jnem Rats zu Wienn und Hanns Kleplat beysizer auf der Burger schrann daselbs bed diser Zeit Ooti-
leichnambs Bruderschaft Verwalter um 350 fT phenig verkauft an Georg Ebersperg bĂĽrg zu Wienn und Margaretha uxor.) (Oilign Paum
war Kirchmaister und des Rats von 1478 bis 1482. Wien. Stadt- Archiv.) (Dieses Haus kauften die Jesuiten, von Susanna Elias Prascheu,
des Kunig. Schlosser zu Wolckerstorff Verwalters uxor, welche 1600 in Lib. K. p 75 an der Gewehr steht und verbauten selbes in Nr. 757.)
6) Monntag nach dem Sonntng S. Katbrein tag (26. November 1486) Wilbalm Rollioger Pildsniser mitburger zu Wien und
Kathrey sein Hausfraw haben vcrchauft, vier gĂĽlden hunngerisch, jerlicher nucz vnnd gult, auf jrm Haws im Visehhof (Nr. 520) , vmb
hundert hunngrtsehe gĂĽlden, die ain Ersam person auf aincn yednn Regierer der process aussfurnng vnsers lieben Herrn Jesu Christ zu
seiner Marter die man jerlich an dem heiligen Karfreytag auf dem Freithof zu St. Steffan vmb die Kirchen souer es stat mag haben vod
an goczleiehnambstag nach der process voligund an dem Vmbgang in der Stat hie begenn sol, geordent, furgenomen vnd gebenn hat,
Dem vorgnanten Wilhalm Rollinger yecz Regierer der vorgemelttnn Stift vnd process vnd seinen naehkomen. (Satzbuch E. p. 74.)
7) Der PalmbĂĽhel ist jener Theil des St. Stephansfreithofes gewesen, der vom unausgebauten Thurm an ein Dreieck bildend,
bis zum Abscbluss des Frauenchores sich hinzog, wo jetzt die Todtenkammer und die Capistranskanzel steht.
8) Der pontificirende Priester wird im vorausgesendeten Texte öfter der Fürst genannt. Es hat dies darin seinen Grund, dass
die Wiener Bischöfe seit Anton Wolfarth, f 1630, die Fdrstenwfirde des h. rom. Reiches erhalten haben.
9) Schlager erwähnt in seinen Wiener Skizzen (IL Band) aach der besondern geistlichen Umzüge und dieses Passionsspieles
bei St. Stephan, doch bringt er nicht dessen Text, sondern begnĂĽgt sich mit AnfQhrnng der Titel der einzelnen Abschnitte. Es ist
möglich, dass derselbe die Kenntniss davon nicht aus dem Testarella'schen Codex erlangt hatte, denn er bezeichnet als Quelle einen im
J. 1580 geschriebenen Codex leider ohne irgend weiterer Angaben. In dem Falle, als ein solcher Codex existirte, was bei den manchmal
nnveriftsslichen Angaben Scblager's jedoch nicht sicher anzunehmen ist, hätte Testnrella in seine Beschreibung der Stephanskirche
diese ältere Beschreibung der Ceremonien aufgenommen; doch spricht die grosate Wahrscheinlichkeit, dass bei Schlager eine falsche
Lesung der Jahreszahl unterlaufen ist und er den Testarella'schen in die Hand bekommen hatte.
10) Gedachte Kirche ist bis auff das Jahr 1630 in ihren Stand verblieben, zu welcher Zeit Ihro Hochfnrstl. Gnaden Friderich
Philipp Preiner als Biscboff allda, den damahls in Mitte der Kirchen gestandenen hohen Altar St. Marci auff die Seithen, wie auch den
dabey gestandenen Tauff-Stein in St Catharinae Capellen ĂĽbersetzet, alsdann ist auch auff gedachten FĂĽrsten Anordnung das selbiger
Zeit vor unterschiedlichen Sfatuen und spitzigen Ziratben gezierte Höltzerne Gatter (Letner) mit einen schoenen eysernen, so 060 fl. ge-
kostet, veraendert worden. In gemeldten Verschlag, oder höltzcrner Gatter, (Letter. Niclas der Wurffei der elter stiftet ein ewiges Lieht
in S. Sigmund und Wolfgang Capelle unter dem letter 1308. 1428 wurde sie die WĂĽrfel Kapelle genannt, 1480 wurde selbe abgebrochen
und in Vnser lieber Frauen Abseiten neu gepaut. 1402. Stiftet Drothe Jörgen des Pallnhaymer wittib eine Messe an dem Frawn Altar
zu der besuechung auf dem Lector 1507. erscheint Wolfgang Platzer, Caplan dieses Altars.) Seynd an den Chor hinein auff beyden
Seitben zwey kleine Thuern gewesen, zwischen welchen vor Altera Ruckwerts gegen dem Altar der Probst seinen Sitz gehabt hatte, und
in dem Hineingehen gleich an den Chor- Stuhlen rechter Hand war der Dechant auf der linken Hand aber Custos, und sofortan alle
Chorherrn, Capellänen, und Schüler.
Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien. 3^3
In seiner Nähe wurde zur Fastenzeit das Fastentuch 1*) aufgehängt. Unmittelbar hinter ihm stand der Taufstein.
Vor dem Marcusaltar, also nahe der Kanzel, war der Platz, wo alljährlich der Palmesel und die Bühne fUr den Oehlberg
aufgestellt und das s. g. Passionsspiel gehalten wurden. Der Magistrat hatte seinen Platz in jenen noch heute vorhandenen
StĂĽhlen an der Seite des rechten Seitenschiffes. Die Lage des Marcusaltares war demnach derartig, dass man von den
StĂĽhlen des Magistrats gleich wie von den beiden kleinen Orgel- und MusikbĂĽhnen in den Seitenschiffen auf denselben
vollkommen ungehindert sehen konnte.
Schliesslich glauben wir noch den wiederholt vorkommenden Ausdruck Paarkirchen erklären zu müssen. Darunter
ist nämlich die Emporkirche zu verstehen, indem der jetzige grosse Musikchor anfanglich nicht die gegenwärtige Be-
stimmung hatte, sondern dem Gottesdienst gewidmet war. Es standen daselbst im Mittelschiff der St. Niclas- Altar, links
der Margarethen-, rechts der ColomanS'AItar, ein jeder in der Ausbaute der Brtlstung aufgestellt. Die jetzige Orgel
wurde erst um 1720 erbaut, und damals hörte die frühere Bestimmung der Empore auf. Als Herzog Rudolph bei St. Ste-
phan eine Propstei stiftete, wurde ein Theil der Emporkirche den Chorherren als Capitelhaus angewiesen *2).
So wie am Charfreitag Vormittag das geistliche Schauspiel nur den Zweck hatte, den Akt der Grablegung flir
die Gläubigen zu versinnbildlichen, daher wir auch finden, dass nach vollzogener Grablegung noch einige Worte beim Grabe
gesprochen werden und mit welchem Schauspiele auch unzweifelhaft der feierliche Akt der Versiegelung des heiligen Grabes
durch den Magistrat in Verbindung gebracht wurde, so hat das Nachmittags ebenfalls von den Stenei*dienern aufgefĂĽhrte
geistliche Spiel den Zweck, das Volk zur Andacht vor dem heiligen Grabe anzueifern ^3).
Wie schon erwähnt, wurde auch eine Art Passionsspiel am Gottsleichnamstage gehalten. Dieses veranstaltete die
Gottsleichnams brnderschaft 1^). Im Jahre 1505 wurde diese . AusfĂĽhrung** der vielen anderen kirchlichen Feierlichkeiten am
11) S. Ogesser's St. Stephanskirche p. 130, nach welchem dieses Tach auch Huogertach hieas.
12) Hormayr, Wien'« Geschichte V. p. LXXXIX: ^ydRB Capitel soll aein anff der alten Parehirchen daz Wir ze aioem Ca-
pitelhavs mainen nod sein soll.** (Stiftbrief Rud. IV. ddto. 16. März 1365, s. auch Steyerer, Albertos II. duz Aastr. p. 513). Auf
der Emporkirehe links stand aoch das kaisrrl. Oratorinm. (Krakauer Kalender XlZt,)
13) Es dĂĽrfte nicht unwahrscheinlich sein, dass damals das heil. Grab jene schreinartige Gestalt hatte, wie wir noch jetzt in der
Salzbnrger Spitalskirche unter der fftlachlichen Bezeichnung eines Reliquieuschreines ein solches heil. Grab wissen. (Heider-Eitelberger,
Kunstdenkmale des 5sterr. Kaiserstaates. I. p. 136.) In den grossen gothisch durchbrochenen sargähnlichen Schrein wurde der vom Kreuze
genommene Leichnam Christi gelegt, das Sanctissimum jedoch in den tabernakelartigen Vorsprung gestellt, dessen ThĂĽrchen sodann
geschlossen wurden und auch obrigkeitlich versiegelt werden konnten.
14) Regel der Brnderschafift, des Fronleichnambs Jesu Christi Allen derselben BrĂĽdern zue halten.
1. Einn jeder Bruder der jnn diese Brflderschafft begehet, solle nit zuegelasaen werden, es sey dann Menigklich bewusst, dass er
einen Erbam Wandel vnnd Vnergerliches Lebenn ffire, sich auch zuuor beim herrn Stattpfarrer Anmelde, vonn Welcher er Neben dem
Rector examinierter vnd approbierter aufgenohmmen vnnd nachmaln Was jme zuethun, solle unterwiesen werden, das ober solle jme
Nemblicb fürgehalten, Waas ffir vnsegUche Indulgens, dieser löblichen vnd jnn der ganezen Weldt Schwebenden Brfiderschafft vom Pabst
Pauli« denn driten dis Namensa erthailt, welche Tolkumblicb erlanngen die jennige, so jnn diese Brflderschaflft sich zubegeben vorhabent,
zuuor gebeicht Tund des hoehw. Sacrament sich Tailhafftig gemacht haben.
2. Einn ieder Bruder, aolle Alle Monat einmall vor dem hochwĂĽrdigen Sacrament, zoe ehren vnd gedachtous des hailligen bitter
leidena vnnd Sterbens vnnsers Herrn Jesu Christj, fSnf Vatter Vnser vnnd ftinf Ave Karie Khiender betten vnnd alle Wochen fĂĽnf
Vatter Vnnser vnnd Englische Gruss einmahl wo es jm gefeilig ist vnnd am beaten gelegen vnnd imfall era vnderlassen bette, soll ers
vor der heilligen Comunion erstatten.
3. Es seinn auch Alle Brfider dahinne xuuermahnnen, dass sie nitt allein zue Ossterlicherseit sonder alle Monat, am eraten
Sontag oder auif Wenngist am heilligen Pfiogstag, Fronleichnambs Taag, vnser Frauen Himelfarth, aller Heilligen Taag, vnnd Weinnachten,
beichtenn vnnd das hochwĂĽrdig Sacrament empfahen.
4. Die BrĂĽder sollen sich dahin befltissen, dass sie alle Taag dem Ambt der heilligen Mess beiwohnen, jnfall es aber auss er-
hiblichen Vhrsachen nit seinn kundte , solle sie aufs wenigst ein Khirhe beauchen, vnnd aldort daas hochw. Sacrament jrer andacht
noch anbeten. •
5. Ein jeder, so nit mit Notwendigen geschafften beladen , aolle den Kirchgengen oder Prooessionen , so alle Monat gehalten
werden beiwohnen , jn Sonderheit aber der selben so an Sontag nach Vnnsers herrn Fronleichnambs Taag gehalten wĂĽrdet , an welchen
Taag, Nach Mittag, die Raittung vono dem Rectore vnnd allen dieser BrĂĽderschafft Offlciem, solen getbaon, vnnd andere ann jbr statt
erwSlt werden.
6. Wann dass hoehw. Sacrament zue dem Kranckhen getragen wirt , so sollen solches die Brfider beglaiden, so ferrn sie aber
obliegender geschftfift weegen nit kĂĽnden mĂĽgen sie anndere an jr statt verordnen , werden dardurch allzeit ein hundert Jahr Jndulgenz
erlanngen. Die Frauen aber oder welche von haus nit kumen mĂĽgen , wann sie die glockheo boren , fĂĽnf Vatter Vnser vnd fĂĽnf aue
Maria beten, werden sie derselben Ablass gleichfalls tailhaflftig.
7. Wann Ainner auss dieser BrĂĽderschafft mit Todt abgehet, wirt der Pfarrer Verschaffen dass das Aue Maria geleĂĽtet werde,
vnnd werden auch die Rectores desselben erindert, damit alle BrĂĽder fĂĽr sie fĂĽnf Vatter Vnser vnd fĂĽnf Aue Maria beten , vnnd sie
alleaamentlich Ehrlich zur begrebnus belaiden. So ferer arm vnnd zue begrebnus oder besungnns vnnd anderer dergleichen Christlichen
werckhen Nothwendige Aussgaben nit verliesst, solle es vmb Gottes Willenn alles Verriebt, aueh fĂĽr des verstorben Seel die gewonlichen
Ambter gehaltenn werden, vnnd alle BrĂĽder die Priesster seinn, vnnd sieh darbej befinden, ein Mess lassen, die anndem aber alle Jahr
der Verstorbnen sollen verstendiget werden, damit sie aueh aolches volziehen , Jnngemein aber fĂĽr alle abgestorbne wirdt am driten
oder vierten Nouembri« järliohen ein Vigilien vnnd Selambt jnn der alhieigen Pharrkirchen, gehalten, daran alle Brüder vnnd Schwester
Jahrg. X. 45
344 ^^ Passionsspiel bei St. Stephan in Wien.
Gottsleichnamstag wegen anf den Dreifaltigkeitssonntag verlegt <») , endlich kam sie ganz ab and trat dafür die von der-
selben Bruderschaft eingefĂĽhrte Mariazeller Procession an ihre Stelle >>).
erscheinen , denn Gottsdiennst beiwohnnrn , vnd fĂĽnf Vatter Vnnser and fSnf Aue Maria f&r sie betenn , vnnd die Prieaater ein Hess
leaaen aoHen.
8. Die Brfider ao VermQ^lich aein snaermanen, das sie alle Jahr ein windlicht , am beilligen Fronleichnamstaa^ , oder wann ea
jnnen gelegen, hergeben, die Anndern aber, mfigen nach jrer gelegenheit oder andaeht einn Allmuasen daratreckhen.
9. So ea aich begebe , dasa einn Haua , Ackher , geldt oder wie ea Kamen haben möchte , sue dieser Löblichen Brnderschafft
gescbenckht oder geschafft wĂĽrde. Dasa vber die fĂĽnf rnnd swancsig Ducaten Jn goldt wert were solle gedachter Pfarrer ynd Bector,
dem Bischoff dasselbig ancaaigen , der Verordnung thun wirdt , dacs solches Legat oder Sehanckhnng aae der Brfiderschafft , oder der
Armen Naca angewendet werde, were auch von Nöten dass ein Zimer oder Orth, nahet bej der Pfarr verordnet würde, da die Rectorea
vnnd Admioistratores Jre zaesMmeo kunfft halten, vnnd fĂĽrfallende geschafften verrichten, die Lad Kftatlein vnnd andere Nottarfft behalten.
10. Wass die Aassgaben betriefft, wirt ea dem Pfarrer Beetor vnnd Administrator) haimb gestelt, mit dieser beschaidenhait,
daz ohne vorwiessen der ganncaen BrĂĽderschafft, oder mit Baichung der andern BrĂĽder nicht ansehenlichs solle aassgegeben werden.
11. Dass HochwĂĽrdig Sacrament solle auff den hoben Altar Ehrlich vnnd Herrlich geaecst werden, weill bewuast, dass jbr jn
mehr vnd grösserer Reuerenncz dasselbig gehalten. Je hoher Ehr vnnd Gloria vnaerm Gott erzaigt wirdet, solle auch alczeit ein Lieht
darbej brinen.
12. Die Brüderschafft wirt auch fannen halten, glockhen vnnd vmbrell oder himmel nach jhren vermögen, zne belaitang des
Hochw. Sacrament zue dem Kranckhen.
13* Diese vnnd dergleichen Sachen so zae der Brüderschafft gehören, mögen aintweder zue der Andern Pfarraachen gelegt, oder
es solle derselbenn ainn Inuentarium gemacht werden , dns man aie absonderlieh mögen auffbebalten , oder aber daa der M^asner die-
sebbig in acht neme vnnd wann mans begehre von demselben Rechnungschafft geben möge.
14. In Allen fĂĽrnehmen Festen soll der Pfarrer die Indulgencz verkĂĽnden, die dieser Loblichen BrĂĽderschafft geben worden,
vnd jn Bnlln dea Pabst Paulj des driten seligister gcdechtnus begriffen sein, Welche sue endt dieser Kegel angehengt wirt, er solle
auch das Volck zue dieser BrĂĽderschafft anraiczen, vnd andere die da achon darin sein, dacs Sie dass jhrig laisten vermanen.
15. Ob gleichwoll einer diesse Abgeschribne Regel nit hüte, so sündigt er doch nit Tödlich, sonder wirdet allein der jenigen
genaden vnnd jndulgencz beraubt so die haltenden erlanngen vnnd damit kainer ainichen vnwissenheit fĂĽrwende soll einn Buch diesser
Regel inn der BrĂĽderschafft oratoria, an einem Orth da Alle dacz lessenn mĂĽgen , behalten werden, auch ein jeder einn bfichel dieser
Regel bei haus babeUf dasselbig täglich lessen.
16. Damit aber Alczeit ein gewiesse Anzall der BrĂĽder aey die dacz hochw. Sacrament des Altars belaiden, so sollen alle
Monat vonn der gannczen Brüderschafft sehen Mann vnd sehen Weiber mehr oder wenniger erwölt werden die nachdem ay dacs
Zaichen der Comunion (daas der Pfarrer zugeben verorden wirt) hören, aoUen sie mit jren lichter zur Kirchen kommen, vnnd so ainer
verhinndert wirdet, eion andere Erbare Peraon ann sein statt stellen.
17. Zur Comunion der Kranckhen soll der Mösner alczeit ein K&stlein vonn einer gewiessen anczall mit Kerczen vnd Wind-
licht haben, damit der Priesster mit dem hochw. Sacrament dem Kranckhen zue speissen nit verhindert werde.
18. Am heilligen Pfingstag in der Charwochen solle alle BrĂĽder zum ambt der heilligen Hess komen gleichfalls auch am Kbor-
freytaag (jnn fall sie nit Verhindert) vnnd dacz hochw. Sacrament mit brienden Lichter zum grab belaiden , es wirt auch alle Pfingstag
ein Ambt vor den Hochw. Sacrament gehalten werden , sue welchem alle die nii erhebliche Yrsach haben ausszubleiben , erscheinen
sollen, weill sie durch solches grose Indulgencz vnd Ablass erlangen. (c. 1425. Hofkammer-Archiv.)
15) Anno domini Quingentesimo Quinto (1505). Des Phinztage nach sand Larennzentag (7. August) komen fĂĽr den Rate, der
Stat Wienn die Ersamen, Erbern vnd Weisen Mathews Hewpperger, Hsnns Rogkner, Marx Heybeinsgruber vnd Wilhalm HoUinger
Pildsnizer all vier Zechmaister Gotsleicbnams , Bruderschaft , vnd gsben zuerkennen , Nachdem vormals die Ausfuruog vnnsers lieben
beren Jhesu Christi, za gedecbtnuss seines heiligen leydens und pittern Martter, an dem helligen Gotsleichnambstag ain zeit her, sy
auch an dem negsten Gotsleicbnams tag, zu grosserer vnnd merer Ermonung vnd andaeht der frummen Cristeumenschen, Ettliche Stukb
des Passion aufgericht, vnd gehalten daran on zweifl ain Ersamer Rate vnnd menigclich geuallen gehabt biete Nachdem aber an Gots-
leicbnambs tag, Ain Ersame Briesterschaft , der Rate, vnd sunst vil volgkhs mit der Procession beladen weren, deshalben sy nit bey
solhem Passion sein mochten , Wern sy des willens, solben Passion an dem Suntag daruor das ist sn der heiligen Driualtigkatt tag
zuhalten bis zu der Auffurung vnnd dann tin Gotaleichnambstag , das man es mit der Auffurung hielte , wie von alter herkomen iat, das
auch ain Pun, auf sannd Stephans Freithof aufgericht vnnd der Saluator an das Crewtz geslagen, widerumb herab genomen vnd auf
einer Par schon gezieret in des von Tiruaw Cappellen getragen vnnd also die Procession damit beslossen wurde. (Buch der Handwerke
p. 190. Wiener Stadtarchiv. Notizen-Blatt p. 303. 1854.)
16) Georgen Stapffers von Stapfenberg Rom. Kay. Mt. Rath vnd Johann Nicolaen Claa beede Doc. Miteis dienstgehorsambe
Relation. Die bey allhisiger St. Stephans Thumb Khierchen vnd Hochlöblicheu Gottsleichnambs Brüderschafft respectiue aufgerichte vnd
einuerleibte Procession nach Vnnser Frauen Zell Betreffent.
Edler Hochweiser Statt Rath. Gnedig vnd Gunstige Herrn. Bey Euer Gnad und gestr. hat Herr Mathias Gr&tinger alas Verwalter
der Hocblöbl. Corporis Christi Bruederscbafft , uud Herr Carl Krüner hiebey Sub A. angezeigt, wass gesulten Ihr Hochwürdten Herr
Laurentius Haberell Canonicus vnd Cantor bey St. Stephan Tbumb KhĂĽerchen albier nach vor et! ich vnd dreyssigen Jahren auss aon-
derbahrer Andacht gegen der Muetter Gottes aine Gesellscbafts Peregrination nacher Maria Zell in Steyermarckh angestellet und Bissbern
ieder Zeit Perschöulich mit exemplarischer vorgeheung nit allein Continuiret, sondern auch in ain sonderbahres aufuehmben gebracht vnd
Vermehrt. Nachdem aber Er Herr Haberei solcher Deuotion sowohl seines bochen Alters , alas vnderscbiedenlicber Leibs Indispositionen
halber nit mehr PerschĂ–Dlich verrichten kennen , habe Er mit ConsenS vnd einwilligung ihrer FĂĽerstlichen Gnaden des vorigen Wien-
nerischen Herrn Biscboffs alas ordinary, dan auch mit der fĂĽememben Herrn vnd anderer Confratrum der Hochlobl. Corporis Christi
Bruederscbafft guethaissen vad Consens B. vnd C. solche Andacht vnd Procession der vorgedachten Hochlobl. Corporis Christi Brueder-
Das PassioDBspiel bei St. Stephan in Wien. 345
Allmälig erloschen auch manche andere sinnbildliche Darstellungen bei St. Stephan. Dahin gehört der Zug der
Priester am Weihnachtstage zur Statue des die Geburt des Jesukindes oder dessen Bedrohung durch Herodes verkĂĽn-
denden Engels ")y die Auffahrt Christi u. s. w. '^).
schaflTt in St. Stephans ThambkhQerehcn einsanerleiben ffebetten, die Versehenng aber vnd fĂĽehrnng gedachter Proceseion an die Herrn
Geistlichen aaf der Bischoffliehen Cor vberlassen.
Nun wäre swar die snsambenkhanfft der Woblfahrter vnd aussgang der Procession von denen Patribus Paulinis auf der Widten
bescheehen, weilen aber anieso mehrern thails solche Wohlfahrt aas denen Membris vorgedachter Hochlobl. Brncderschnfft bestehet. Alss
wären Sye gedacht hinfoeran die Zaesambenknnfift vnd Aassgang der Procession in vorgedaehter Hochlobl. St. Stepbans Thombkhflercben
ynder dem Zeichen der Glokhen mit vorgehender kuerser Ezhortation zuhalten , mit angeheffter bitt, das solche Procession sowohl in
^n alss ausssog mit den erforderten Khiercben Ornaten vnd Fahnen zue mehrerer Ehr Gottes mächte Condecorirt werden. Damit aber
solches alles ohne weitern Entseelt, sowohl der ThumbkbĂĽerchen alss der Hochlobl. BraedersdiAfft alss auch Meniglich bescheheo, wolte
Sye sue dem Bereiths sue diesem endt gestufftct: vnd in dero Ober Cammer-Ambt anligenden 1600 f. vnd nach absonderlich durch
Fraa Margarethan Richterin zue dieser Procession verschafften 100 fl noch 600 fl. Capital zuesamben schlössen biss aber solche 600 fl.
wucrcklich angelegt werden , woll Er Herr Grätinger vnd Herr Carl Krüner fuer sich vnd deren Erben die ertragente 30 fl. Interessen
darschiesseu , vnd zamahlen nun hiedarch die Processions Vncosten, dem machenden ausswarff nach gar wohl bestriten, die Andacht
Lobl. Propagirt vnd Stabilirt werden kundte. Alss haben Sye Euer Gl. vnd Gate, gehorsamblieh gebetteoi die selbige Gerueheten, zae
dises werckhs Bestendiger einrichtang mit zueziehung ob wohlgedacbtes Herrn Canonici alss diser Andacht Authoris vnd Vhrheber, wie
auch des Herrn Khierchenmaister aine Comission anzuordnen, so Euer gl vnns mit diser auflag zoe Decretirt, das wfler alle Interessierte
vernemben, mit denselben die gehörige Nottuerfft bedeookhen vnd volgents mit Guetachten Relationirn sollen.
Zu dienst Gehorsamber Volziecbung haben wĂĽer vnns mit ihrer Hochw. Herrn Laurentio Haberell Canonico Viennensi, Herrn
Oeorgio Mfincser S. Tbeologiae Dr. vnd Cormaister auf der Bischoffliehen Cur, Herrn Mathia Grätioger der Hochloblich Bruederschafft
Verwaltern, vnd Herrn Ferdinandt von Badegg Khierchmaistem vnd beedten des aasern Ratbs, vnd Herrn Carl KrĂĽner vnderredung
gepflogen.
Da dan wohlgedachte Ihr Hochwflerden Herr Laurentius Haberell sovil vermeldet, wie dass Er noch Anno 1632 vnd also
bereiths vor 40 Jahren mit Zuethven gueter Christen aSn geselschafll nach vnnser Frauen Zell angestellet, welche uumehr durch die
Gnadt Gottes also sich vermehrt, dass es numehr zu ainer formal Procession erwachsen, dahero zue rechter Stabil ierung solches werckehs
Er nach den 31. Marty des verwichenen 1664 Jahrs bey damahligen Fflerstl. Bischoffliehen gl. Philippo Friderico Breuncr nunmehr seel.
gedechtnuss die einuerleibnng seiner Zeller Procession in die Hochlobl. Gottsleichnambs Bruederschafil vnd der verrlchtnng dnerch die
Bischoffliche Cur Lanth Conflrmations Brieff D. erhalten , vnd darbey gewisse zu deren Verrichtung gehörige Puucta an die Hand ge-
geben , vnder andern aber disen, dass alle zu damahligen Processiooen erforderente Noltwenigkheit duerch den Priester gegen einen
gewisen gelt bestelt werden sollen. Demnach aber seithero der remm Status sich in deme geendert das anss solcher prinat Procession
ain algemeine Andacht erwachsen, dass auch hinf&erau der Ein: vnd Aussgang nit priuatim sondern Pnblice et Solenniter vnder dem
Geleidt mit denen Khlerchfahnen vnd Musica bescheehen, aach duerch den ganzen Procession weg an allen duerchraisenden Ortben mit
dem Geleit bewilkomet werden sollen, welches dan ainen Geistlichen schwerfahlen, vnd an desen Andacht vnd von denen Khierchfahrtern
nembenden exempl allerhandt Verhinderung veruhrsachen möchten » alss hat Er solchen puncten dahin gesteh wie derselbige auf einen
besem Modum eingerichtet werden möchte.
Im vberigen aberes bey der Hochlobl Bruederschafft besohecheneB Incorporation seiner Procession und deren f&ehrung von der
Bischoffliehen Cur allerdings bewendien lassen.
Nochmahls hat wohlgedachter herr Cormaister sovil erindert dass nachdeme Er Herr Haberell in faehrung solcher Procession
nnpäslichkbeit halber nit mehr fortkbomen könnet, Er ihme alssdan Snccedirt, vnd der ersten Veranlassung nach auss denen verhandenen
Geltem die Bestellung allerley Nottwendigkbeiten gethan habe, aber darbey Befundten allerley distractionen, und Verhinderungen. Wann
nun aber solche Procession aniezo sich vergrösert vnd mit mehrern Solenniteten vortgesetzt werden solle, wuerde solche Bestellung noch
vil mfiehesamber fahlen, hat sich also fuer sich vnd seine P. T. Geistlichen dahin Erdert, dass Sye Lieber ein Jährliches gewisses
quantum verlangten vnd mächte gleich wohl die Bruederschafft die Bestellung thuen, vnd die uncosten fUehren. Haben also wuer mi
wohigedachten Herrn Cormaister dahin tractirt, dass der Bischofilicben Cur gegen dargebung zweyer Priester welch nit allein solche Pro-
cession fflehren , sonder auch ihre tägliche Messen neben denen gewöhnlichen exhortationen verrichten sollen tk fl. in gelt neben der
gebflehrlichen Cost, vnd gelegenheit des ohne dess bestelten Wagens gereicht vnd wie sonsten bey allen Processiooen gebreuchig 10 fl.
zur dispenair vnd aussthaillung des Allmusen eingehendigt werden sollen. Vnd damit solcher Schluss desto Bestendiger seye, hat vor
wohlgedachter Herr Cormaister nomine der Cur von dem Herrn Grätinger alss Jezigen Gottsleucimambs Bruederschafft Verwaltern solches
alles zuhalten fuer sich vnd kunfftige Bruederscbaffts Verwalter ainen reuers verlanget, hingegen auch Herr Cormaister fuer sich vnd
kfinfitige H. Cormaister, auch fuer die gegenwertige vnd kĂĽoStige Geistlichkeit, deme also naehzokhomb^ einen gegen reoers an die
Hochlobl. Corporis Christi Braederschafft za extradiren erboten.
Nachdem es also mit der Geistlichkheit verglichen worden, haben wfler weiters mit dem Herrn Khierchmaister wegen dess Glockhen-
zaichen, auch dargebung der Fahnen, vnd ander KhQerchen Ornaten vnnss vnderredet, der vnns sovil erindert vnd Informirt, dass vast
von allen Religiösen in vnd zum thail vor der Stadt vnderschiedliche Processionen dass Jahr hinduerch zu St. Stephan gefuehrt,' vnd mit
dem Glaidt, ohne ainzigen entgelt, oder Bezahlung eingeholt vnd wider hinweeg Beglaitet werden, Vermainte also dass auch dissfahs
etwass von dieser Prosession, alss welche der Hochlobl. in diser ThumbkbĂĽerchen aufgerichten Corporis Christi Bruederschafft einner-
leibt ist, nit wohl etwass begehet werden könne. Die Fahnen vnd Khüerchen Ornat Betrefend geschehe solches im Jahr ainmahl, vnd
weillen duerch solche Procession die andacht in disem Lobl. Thumbstflfit mehrers gepflanset wnrdt, wären solche gar wohl nmb sonsten
dargeben, bei welcher des Herrn Kfirchmaister Information wĂĽer es aach bewendt lassen.
Nach disem haben wuer vons auch mit Herrn Grätinger alss Verwaltern sowohl der anerdnung der Procession alss der darzue
erforderenten Uncosten halber vnderredet, der dan sovil vermeltet, dass weillen dise Procession numehr Solenniter gehalten, vnd von
hiesiger Haubt-Statt, vnd dessen Hochen Thambstfifft aassgehet, solche anderen Solennen Procesionen in allweeg vnd vnder anderen
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346 ^^ PassioDSspiel bei St. Stephan in Wien.
Wann das Passionsspiel am Charfreitag^ aufgegeben wurde, ist nicht bekannt, doch dĂĽrfte es gegen die Mitte des
X VIII. Jahrhunderts geschehen sein.
Gerade gegen Ende des XVII. Jahrhunderts suchte man sich von diesen geistlichen Schauspielen zu emancipiren
und das Erscheinen der Encyclopädisten brachte mit hochmüthiger Verachtung des Volkes an deren Stelle gewisse geistlich-
philosophische Darstellungen, die statt dem Volke verständlich zu sein und die Beligion mit ihm in Verbindung zu bringen
und zu erhalten, zu geheimnissvollen, ihm unverständlichen Bildern herabsanken, die das Gemtith des Zusehers nicht
berĂĽhrten, und anstatt ihn zu belehren, ihn kalt Hessen, gleichgĂĽltig machten, die nur einen geistigen Druck auf ihn
ausĂĽbten und statt aus inniger Ueberzeugung nur aus Angst und Scheu ihn zum blinden und zum verderblichen Gehorsam
mit deme gleich sahalten sein, daes Sye alhier ihren Solennen aoes vnd ein Zag neben den gleit vnd mit der Muaica, vnd wo mdglich
mit oiner Prieaterachafft halten auch aller Orthen wo Sye hingelangen absonderlich zue vnser Frauen Zell gebrefiehiger maaaen mit dem
Glait vnd Mnsica eingehollet werden solle, wass aber solche einhollung vnd andere aussgaben (Tlr vncosten erfordern, hat Er vuns bey-
ligente Speeification E eingehendiget so sich in allem auf 112 fl. erstreckhet.
Nun habe diso Procession derzeit wuerckhlich 1700 fl. angelegtes Capital von welchen 1700 fl. zoerhaltnng des Cmcifiz auf den
Josephsberg 100 fl. gestĂĽfTt seint, so w&ren auch andere 600 fl. vnder der Handt im werckh, derentwegen wolle Er Herr Grfttinger vnd
Herr Carl Krünner fQer sich vnd ihre Erben biss solche wfiercklich angelegt werden , sooil Jährlich daran schiesen als die 600 fl. jähr-
lichen Interesse nemblich 30 fl. ausstragen, also dass in effectu diese Procession 2300 fl. Capital, darnau Jarliches Interesse 115 fl. zue
Empfangen hat.
Wan nun solche Interessen der 115 fl. gegen den Uncosten der 112 fl. darunter nun die Jährliche 5 fl. Interesse zu Tnderhal-
tnng gedachten Crucifiz mit begriffen, gelegt werden, so befindet sich, dass man mit solchen Interesse garwohl gefolgen kann, massen
sich Herr Grätinger zu Ordentlicher Verraittnng solches neuen Empfangs, vnd wass ins kfinfffcig durch treuherzige Christen darsue ge-
widtmet werden möchte, vnder ainer neaen rubric in seiner Gottsleichnambs Baittung erboten hat vnd ohne diess schuldig ist.
Wan wQer dan wider ains vnd anders nichts bedenkhliches bey zubringen wissen, massen alles zu der Ehr Gottes dessen Glor-
wUerdigisten Muetter, vnd des negsten Heil gereicht, auch in den Zeitlichen niemandt mit ainiger Samblung, welches sonst alle guete
werkh Odios macht, grauirt wflerd. Alss wBren wQr zu abgeforderten gnetachten diser vnmassgebigen Mainung, es möchte Euer Ge. ihrer
seiths in dises Gottseilige werckh verwilligen vnd volgents Ihre FuerstLGe. ieziger Ordinarius vmb seinen Consens nomine der Brueder-
schafft Corporis Christi ersuecht werden, vnns befehlendt
Euer Gnade vnd Gest. !>»«»■* gehorsambe
Georg Stapffers von Stapfenberg. Joh. Niclas Clae.
Bnrgermaister vnd Rath wollen dise Relation hiemit allerdings ratificirt haben, welche bey der Canzley auffbehalten, vnd dauon
dem Herr Verwalter der Hochl. Bruederschaft ein vidimirte AbschrĂśfft ertheilt werden solle. 1 7. April 1673. (Orig. i. Wiener Stadt-Arch.)
17) Neben S. Udalrici Altar, ist die untere Sacrfstey. Es werden von Alters hero in den H. H. Weyhnacht-Feyertftgen einig
Ceremonien gehalten, iodeme man von jetzt-gedachter Sacristey vor der änderten Vesper S. Stephani oder Vigilia S. Joannis Evangelistae
einen von Bildhauer-Arbeit geschnitzelten Engel, und vor demselben eine brionende Kertzen setzet. Dieser Engel bleibet stehen biss
zu der änderten Vesper dess änderten Tags, und wird nach der änderten Vesper oder Magnificat S. Stephani eine Procession der Dom-
Herren biss zu diesem Engel gehalten, alsdann sich die Dom-Herren auff beeden Seithen des Engels zertheilen , worauff dann auff der
Orgel ober der Sacristey ein absonderliches Magniflcat gesungen wird, unter solchem der Dom-Cantor alle Dom-Herren incensirt, welche
alldort so lang verbleiben, biss einiges Weyh nacht. Lied auff dieser Orgel nach gedachtem Magniflcat geschlagen worden.
Dieser Engel aber bildet vor, wie er dem H. Joseph im Schlaff ersohinen , ihme andeutend, dass er mit dem Christ-Kindlein
vnd vnser Lieben Frauen, wegen der Verfolgung Herodis , in Aegypten fliehen solte ; oder wie Cuspinianus meldet in Hist de Austria
Francfurt 1601 fol. 66 zur Gedachtnuss des H. Joannis Evangelisten, welcher lebendig in das Grab, in der Insel Padmos getretten zu
seyu geglaubet wird. Anno 1686 haben Ihro FĂĽrst. Gnaden Ernestus Btschoff zu Wienn (Graf Trautaon) durch seinen Offieialem diese
Ceremonien abschaffen lassen. (Krakauer Kalender 1723.)
18) MĂĽllern Johann Joaeh, Staats Cabinet. Jena 1714, Tom IL p. 196 (1660) Nachmitags den 6 May 1660 in die Stephanakireheu
gangen und den recht Comoedischen Actum der sichtbare Auffarth Christi genehen , anfangs hiengen mitten in der Kirchen von der
Decken herab an Stricken sechs kleine Engel, in den Händen brenende Krantz - Kertzen habend, so oben über dem Gewölbe auf und
nieder gezogen wurden, hierauf kamen etliche Tbumherren, mit vorgehenden singenden SchĂĽlern, Kreutz-Fahnen und brennenden Wachs-
Kertzen an den Ort, da der Herr Christus aufgezogen werden solte, nach geendigten Singen wurde der Herr Christus, in rechter Lebens-
Grösse aus Holz gehauen , und angekleidet , nebst obgedachten herumbschwebeudcn Engel in die Höhe und au einen Loch hinein
gezogen. Im Hinaufziehen, welches fast eine Viertelstunde währete, hüben die Kinder ein laut Geschrey und Jauchzen an, mit suaanmien
geklopften Händen, so bald nun die Ascensio geschehen, ward aus bemeldten Loch eine grosse Menge kleiner gemahlter Bilderleio ond
Hostien-StĂĽcke herab geworffen, welche von Jung und Alt, Gross und Kleinen, certatim aufgerappet, und unter solchem Nappen Wasser
herunter gegossen, welches den Vorgeben nach der böse Feind thun soll , und werden diese Bilder und Hostien von den Pilbstlern zu
«in und den andern Aberglauben gar heilig aufgehoben.
MĂĽllern Joh. Joach. Tom II p. 210. Sontag den 16. Mi^ (1660) waren Pfingsten, FrĂĽhe in der S. Stephana Kirchen abermahls
P. Kngelmannen, so Freyherren Standes, ans der Steyermarok bfirtig, predigte. Im Anfang der Predigt wurde das erste Gesetz : Komm
Heiliger Geist , Herre Gott etc. panlum immutatis verbis , sed cadem nostra melodia, und dann noch gesprochenen Vater Unser ; Nun
bitten wir in den Heil. Geist etc. aber an statt: Um den rechten etc. rechten Glauben etc. gesungen, und als Jenes zu singen ange-
fangen, der Heil. Geist in Gestalt einer Tauben oben herab, wie auch eine weisse lebendige Taube in der Kirchen herum fliegend
lossgelassen.
In der Frauenkirchen zu MĂĽnchen war an Christi Himmelfahrtstag ein alter Brauch , Nachmittags vor der Vesper in der Kirche
ein BiLdniss des Heilandes mit der Osterfahne in das Gewölbe durch ein angebrachte Oeffnung hinanfauziehen. Darnach aber warf
man Oblaten vnd brennendes Werg auf das Volk in der Kirche , ja zuletzt noch einen graulichen Teufel herab , der war auageatopft
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Das Passionsspiel bei St. Stephan in Wien. 347
seiner Glaubensgebote drängten. Vieles von diesen Umwandlungen fKllt den Jesuiten und ihren Einflüssen zur Last, die
auszuüben ihnen bei dem allerhöchsten Hofe und dem zahlreichen Adel leicht möglich war >>).
mit Heo und Stroh mit Hörnern und einem Pferdefüsse versehen , scbwars bemalt, mit fenrigen Augen und heraasbangender rothen
Zange , Um dise gräsaliche Puppe balgten und schlugen aich die Buben , die sich schon lange auf disen Spass freuten , und trugen
selben vor die Stadt auf den Qasteig, wo sie sehen unter Hslloh und Geschrei verbranten. MQnchner Stadtbuch von Jos. Maria Mayer,
8 Munche 186S. p. 581.
10) Wie weltlich und nĂĽchtern sind zum Beispiele jene Darstellungen des h. Grabes, deren Beschreibung vom Jahre 1695 an
durch viele Jahre der Codex Kr. 12473 der Hofbibliothek (Chronik der Augustiner- BarfQsser in der Stadt) erhalten hat, sie lautet:
1693. Das H. Grab repraesentirte bey unss einen Gartten in der mitte stunde die geistliche Brauth auf Romanisch gekleidet,
hielte auf dem Armb die Passions Instrumenta in mitte der Brust wäre ein rundes Loch, durch welches man dass Santisimun sähe, von
deme 6. schöne stralen bcrfür gangen, ober dem Haubten %, Engl mit einer fliegenden Zetl vnd diser sohriflft: Dilectus mens fasciculus
myrrhae, inter ubera mea commorabitur. Cantici. C. I. 12.
1696. das H. Grab stundte in mitte eines schonen Waldts der Evangelische Samaritan, dem verwundeten Frembdling Ă–hl in die
Wunden giessendt von der Brust des Samaritans strallete herfOr das Hochwürdigste Sacrament, an einem Baum wäre dass pferdt gebunden.
1697. das H. Grab repraesentirte einen Garthen mit Cederbanmen gesiehret, unter welchem Knpfermetallene Maykrug mit unter-
schidlicben Blumen auf xrfinen spalliren stundten : vor denen 4. Geny auf einem KnUe, auch dergleichen MaykrĂĽg mit einer Lilien, vnd
in der einen handt ein dornerne Cron haltende knieten, In mitten dos garten wäre ein anderer Genius dessen Maykrug mit Lilien geziehrt,
vnd mit einer dorneren Cron vmbwunten, hinter welcher dass hochwĂĽrdige stunde, vnd 2 Engel in LĂĽfften schwebten mit einem Zettl,
vnd inschrifft: Lilium inter spinas dass concept fĂĽr dass H. Grab, vnd 15 Mysterys hat P. Abraham gemacht.
1698. Das H. Grab stunde in Mitten eines schonen waldts, welche R. P. Abraham Definitor gegen erleguog 3 fl. Trinnkgeldt
von Hofif entlehnet , ein grosser schöner Hirsch , zwischen dessen geweyhe, oder Hornerestehete anstatt des Crucifix das hochwurdige,
neben disen knuhete der H. Eustachius in einem Jagerkleid, dessen pferd beyseyths ein diener neben etlichen Hunden hielte auf denen
Bäumen waren allerley Sorten der Vögel, vnd zwischen denen Scenen , vnd auf dem theatro unterschidliche wilde Thier zusehen. Vid.
Karajan. Abraham a St. Clara, p. 303.
1699. das H. Grab praesentirte eine Königliche Schatzkammer, dero Scenae durchaus mit Silber vnd gold geplickt , vnd mit
allerley Kleinodien, kunstlichen Yhrwercken, silberne vnd goldenen schallen, vnd wass in einer Königlicher Schatzkammer gehörig auf
das prächtigst ausstaffiret, in der mitte dises theatri stunde auf einem Tischel ein Schatz -Kästl mit 2 offenen Thürlen, inwendig mit
hochrother Färb angestrichen, alwohin die Monstrantzen mit dem hochwürdigen gesetzt worden, auf ieder Seiten knieten 2. Engel auf
der erden in ihren bänden die rauch-vässer und schiffel haltend, damit Sie das Hochwflrdie beraucheteo, ausserhalb dises wercks in der
höehe in einem schild wäre die überschrifft. Ubi est thessurus tuus, ibi et cor tuum. Math. C. 6. 21.
1700. das H. Grab bestĂĽnde in ein^m kostbabrcn Saal desse Scenas R. P. Abraham, p. t. Definitor Provincalis von hoff auf
widerrestituiruUg entlehnet, vnd dem Comaedi Zimmerman 2 fl. trinkgeld geben, in mitten dises Saals stunde ein blosses aufgerichtes
Creutz, am fuess desselben lagen alle Passions Instrumenten das HochwĂĽrdige aber ist in der mitte vor dem Creutz auf der gaisslungs
Säulen gestandten, zu beeden seythen knneten 6. Engel mit schildteln, in welchen vnterschidliche Ordens Creutz zu sehen waren, ob des
Portall wäre in einem schildt folgende schrifft zu lessen Nos autem glori oportet in cruce Domini nostri Jesu Christi. AdGalat. C. VL 14.
1701. das H. Grab die Archen des Bundes auf einem schönen Postament stehend, worüber dass Hochwurdige, vor-
gestellet worden: vor diser Archen läge der Abgott Dagon ohne Kopf, band und füesse auf der erden, mit diser vberschriff in schidt:
Dagon jacebat pronus. I. Reg. C. V. 3. Die Scenas, welche einen schönen von Architectur mit vilen gewundenen blawen Säulen
wohl ausgemachten Saal praesentirten, haben wĂĽr von Hoff entlehnet , zu hinterst dises Saals waren lauter kostbahre pallatia zu sehen.
1702. Das H. Grab, praesentirt einen schönen Lustgartten mit lauter springbrünen , in mitten dises Gartten stunde ein
grosser springbrnn mit 2 muschen, oder schallen, worinnen sich dass wasser in der höohe in 3 thail spaltet, vnd in die muschel fallete,
ob disem wssser läge ein rotber Reichs Apfel mit einem golden Creützel, in mitte unter der zerthaillung des wassers stunde dass Hoch-
wĂĽrdige zu beeden seythen dises Brunens knĂĽeten 5. unterschidliche standts Persohnen Mann- und Weiblichen geschlechts mit goldenen
schallen in Händen, welche von disem Brunen zu trinnken verlangen, neben disen Persohnen seind auch 5. weisse Lampel, welche
Thails zu disen Brunen cileten vnd thails ans der untersten schallen wasser truncken , zu sehen gewest. Dises Concepts ĂĽberschrifft
wäre auswendig an der faccada in dem schild zu lessen : Haurietis aquas de fontibus Salvatoris Isaias. C. XII. 3.
1703. das H. Grab einen schönen kostparen Saal repraesentiret , in dessen mitte der König David auf einem Thron von
3. Staffel hoch sitzend die Härpfen schlüge, in mitte diser Härpfen stunde das Hochwürdige, vor den füssen Davidis läge der Teuffei
auf der erden mit feurigen Augen, zu beeden seyten stunden Amor et Sapientia, wie auch 2 Engel mit Musicalischen Instrumenten.
1704. Das H. Grab welches einen Felssen mit einem springenden wasser, ober welchen dass HochwĂĽrdige stunde, ziehrlicb
repraesentirte. Nit welth dauon sähe man die in einem Wald , vmb ihren von Durst verEchmachenden Sohn Ismäel weinende Agar,
welcher ein Engel die lebendige Brunquell wise.
1705. das H. Grab wäre Adam vnd Eva im Paradeys darus Sie .von dem Engel mit einem fewrrigen schwert getriben, neben
dess Adams Füssen kröche die schlang, in mitte des Paradeys stunde dem Baum dess Lebens , vnd in selben, das Hochwurdige Sacra-
ment neben zue knüeten 2 Engel mit schildern, in einem «ipsc Lignum notavit" jm andern „damna ligni ut solveret* geschriben.
1706. das H. Grab wie Moyses auf das Crents mit einer Ahrenen Schlang vmbwunden dem Volckh deutete , zn beeden setthen
lagen Todte, von sehlangen gebissenen Menschen ober dem Creutz stunden das HochwĂĽrdige.
1707. In den H. Grab stände der Tapfere Held Gedeon vnd etliche Stoldaten, wie er von Himmel ein seichen erwarthet vber
das anf der erden ligende widderfell. In den Ififlften hielten 2 hendt dass güldene Fell oder Fluss an dem ein güldenes Lämbl hungete,
ober disen stunde das Hochwurdige, von welchen der tau auff das vntero feil Gedeonis fiollen , nechst bey dem HochwĂĽrdigen , waren
In lĂĽfften 3 fliegende Engel.
1708. das H. Grab wäre wie 2 Bruder Joseph! den blutigen rockh , auf den das Hochwurdige stunde hielten mit den in Ififiten
«cbwebenden zetl. Fera pessims devoravit cum, die anderen Bruder stunden etwas von denen anderen.
S48
Dh Paadonsspiel bei St. Stephan in Wien.
EbeniO mitt lind jtae geiiUlclitii SpUta gewaien, die im 18. JahrhtindBrt b*i den CapOBiDarn, den Fh1llp(H-KeH*neni B. i. *.
u^aAlul mrdan. Die Titel von elni|ren lenten: ^i« roo Meid ermordele Unicbald, da« iit; UMtr onacbDldig aniKeid geiüdler HeiliBd
BDd BriOisr tn den DDwbnidiir enehligcoen Abel vorgebildel." (Oeiungta bei den Pbilippi -Nematm am Charfrfitae S tibr N. H. IlSO)
oder „DoloroH dtfimlio in Hnveotl et (^lorioio iaintifene eruria ViKaa aDlii »Ivatoiia Jein GhrUli eipoiita d. 1. ftUHgelesle adunerti-
bifte Bcwaianng dei aiiRthlfflen Heftanda J. Ch. : an dem glocwürdifr- blähend- nnd heiltamaleii Holta dei Kreutiea Bei dem gnadea-
ralohen Qtsbe Ch." (OeannRea am Cbarfreitig um 7 Ubr FrBb 1104 bei den Capaeinera am nene n Harkt) oder „Sehaeraiiebe BeweiaBag
dta Angebefflen Heylandci Jetu Cbriiti an dem Sehmertareicb und bejiaamtteu Hola des Krentaea." Bfj dem Heiligen Grabe in der
Klrcbe aur Hlmmelaporlen am heiligen CbarlVeitag Maebmittag om â– /, 1 Dbr 1130. etr.
Uittelalteriiche Siegel des Wiener Domcapitela.
Personen-, Orts- und Namen - Register.
Verfasst Yon Dr. K. L.
A. Allgemeine B.
Abensberg, Elisabeth von. 20.
Agibach, Carthaofle. 307.
Albreeht, Herzog von Baiem. 218.
Albreeht n., Herzog in Oesterreich. 2S3 ,
230, 323.
Albreeht III., Herzog in Oeeterreich. 8.
Alferbaeh, der. 226, 227. 247.
Altenberg a d. L. Gemälde zu. 65.
Alten-KfUildori^ Tafelgemälde za. 66.
Altheim Christoph, Regimentsrath. 84, 85.
Altnuuin. 232, 241.
Ameieer, Joh.» Burggraf zu Kreutzenstein 70.
Ammergan. 341.
Antipendinm in LĂĽneburg. 64.
Ameth, J. von. 53.
Aschaoh, Benedicta von. 1.
Anenberg, Weinhard Freiherr von. 90.
Bemmelaberg, Conrad von. 40.
Berehtoldadorf, Otto von. 168.
Bern, Dltrich von. 312.
Biotina, Hugo. 00.
Bogner, Georg von Spiz. 210.
Bolfria. 310.
Boyden, Jeremias, k. Hofqnartiermeister. 84, 89.
Brannaehweig, Juliane Marie von 306.
Breisack. 310, 321.
Breitenfelder, Ulrich. 250. 256. 325.
Breitenfelder, Conrad & Heinrich. 2)23,324, 325.
Brizlegg. 341.
Bnndrennen, das. 47.
Bnndachnh. 317.
Bnrkmaier*! Tamierbuch. 47.
Bftaserinnen, die, in Wien. 242.
Cameaina, Albr. von. 39, 53, 54, 62, 81, 224,
226, 220, 247.
Capellen, Ulrich von. 212.
Capistran, Job. 13.
Camnntnm. 186, 187, 101, 201, 205.
Camnntom von den Quaden zerstört. 180.
Camnntnm, römische Ziegelbrennereien. 187.
Celtea, Konrad. 26, 34.
ChmeL 218.
Chriatiania, Museum zu. 302.
Chriatoph'i Inschriften. (8t) 210.
Cilli, Hermann von. 11, 160.
Conein, Christoph von. 90, 03.
Danhanaer, König. 317.
Diocletian, Kaiser. 108.
Ditriohatein, Gundacker Graf von. 220.
Dentaeh-Altenbnrg. 185.
Donan-XTfer bei Petronell, dessen Gestaltung.
185.
Drotlanf, Nicias. 253.
BreiUrehin, Bernhard von 324.
Eokhart, der getreue. 317, 321.
Eckhartaan, Jörg von. 210.
Egg, Christoph von. 03, 04.
Enaeadorf, Burg. 165.
Enieafeld, Gefecht bei, mit den TĂĽrken. 40.
Ematbmnn, Berthold von. 60.
Ematbmnn, Margaretha von. 60.
Ernst von Oesterreich. Ol, 04.
Etaenfelder, Ditreich. 256, 257.
Eytiinger, Georg. 30.
Fanlthnrm in Mauterndorf. 210.
Feil, Jos. 165, 248. 340.
Ferdinand I., röm. K. 228, 230, 233.
Ferdinand I., röm. K. kömmt nach Wien. 40.
Fischer, Leop., Jesuit. 228.
Flenghans, Mariin, k. Zeugwart. 30.
Formachneider, Hieronimus. 38.
Francolin, Hans von. 234.
Freibnrg im Breisgau. 321.
Freidal*! Tournierbuch. 48.
Freidenreich, Jörg von, Quartiermeister. 83.
Freising, Diöcesan-Museum, Gemälde im. 66.
Freake im Mödlinger Kamer. 176,
Friedrieh der Schöne. 236.
Friedrich lY. 12. 203.
Fritienadorfer, Martin. 217.
Fritaenidorfer, Ritter Gebhard. 208.
Fnastonmier, das 48.
Oeorgaorden, der. 244.
Oertmd, Herzogin von Oesterreich. 168.
Oeitech, das alte. 4S*
Oeitech, das neue. 48.
— das, über das Dill. 47, 48.
— das deutsche. 48, 50.
— das wälsche. 47, 48.
Olaagemilde bei Maria Stiegen in Wien.
261. 267.
Olaagemilde in Laxenburg. 261.
Onemhärtel, Johann. 253.
Onemhftrtel, Otto. 253.
Oödel, Job. David. 38.
Goldemnnd, Hans, dessen Wiener Ansicht 44.
Goldhann. 230.
Oothiache Kirohen: Krems, Piaristenkirehe.
282.
— Mödling, Pfarrkirch. 165.
— Mödling , Spitalacapelle.
178.
— Payerbach. 35.
— Schwallenbach. 206.
— Sievering. 273.
— Spitalscapelle. 292.
— Wien, Maria-Stiegen. 248.
Oottaleichnama-Bmderaehaft. 343.
Orabmal der Schaunberge in Wilhering. 11.
Orabmal des Grafen Heinrich von Schaun-
berg. 1 1.
Oraa, Dominicanerkloster. 14.
— St. Leonhardskirche. 210*
OreĂĽfenfels, Chrysostomus von. 220.
Oriffo, Wiener BĂĽrgerfamilie. 250.
OriUenberg, Andr. von. 257.
Orisbaeh, Wemher von. 1.
OĂĽna, dessen Vertheidig. geg. die TĂĽrken 30.
Eackelberg, Karl Freiherr von. 220.
Hag, David, Hofzahlmeister. 85.
Eanao, Bernhard, Castellan von Mödling. 160.
Eamiach, Kaiser Max I. 45.
Eamiach, König Franz I. von Frankreich im
Arsenal. 51.
Earlnngenbnrg, die. 318.
Hardeek, Cbunrat Otto von. 2.
Eeidenthor bei Petronell. 185.
Eeidenthor, dessen wahrscheinliche Entste-
hnngszeit. 106.
350
Heider, Dr. Oastav. 53, 63.
Heilebroim bei NĂĽrnberg. 64.
Eeiligenblnt, ein Sacramentshftnschen zu. 24.
Heiligenkreui, das Stift. 167, 244, 324.
Heinrich IL, deutscher Kaiser. 165.
Helhanpt, Mch., Richter zu Scbwallenbach. 218.
Herbrott, Jacob, Hofqaartiermeister. Ol.
Hernals. 326.
Hintberg, Veste. II.
HirtchTOgel's Plan. 224, 233.
Hofbaner, Karl. 231.
HohenioUem, Joh. Graf von. 210.
Holller, Conrad, BĂĽrgermeister von Wien. 242.
Holzkirehen in Norwegen, die. 302, 303.
Hormayr, I6ft.
HĂ–raelberg. 316.
Hangertach, das. 343.
Hntstocker, Christoph, Wiener BĂĽrger. 86, 80.
Janas, qnadrifrons. 101.
Jalbach, die Burg. 1.
Jariichis, Niclas. 30.
Kansel in der Kirche zu Maria Laach. 23.
Kamer in Modling. 168, 172.
— in Pulkau. 205.
— in TuUn. 276.
— in Zellerndorf. 208.
Karqjan, Dr., Th. O. von. 224.
Karl lY. 60, 243.
Karl V., seine Kleidung. 43.
Karl V., dessen Herrschau ĂĽber die Reichs-
truppen bei Wien. 38.
Karlatein, Wandgemälde zu. 66.
Katiianer, Hans, österreichischer oberster
Feldhauptmann. 30.
Kentsehaoh Leonhard t. , Erzbischof von
Salzburg. 210.
Kink. 230.
Kirohberg am Wechsel. 254.
Kirchberg, Georg von. 210.
Klesl, Melchior, Bischof. 260.
Kloetemeaborg , Charakter der Bilder des
Verduner Altars. 62.
— das Ciborium zu. 62.
— Glasgemälde. 57.
— Passionsspiele. 341.
— Propst Hadmar. 62.
— Propst Werner. 53.
— Propst Adam Schreck. 54.
— die Rückseite des Verduner Altars. 53.
~ das Stift. 52, 53.
Kölbl, Benedict. 258.
Köln, Meister Wilhelm von. 65.
Köln, Wandmalereien im Dom. 64.
Koppenhagen, Museum zu. 304.
Komenbarg. 70, 71.
Kreicier, Pankraz, Meister. 26, 20.
Krenu, Piaristenkirche. 283*
Krenu, Spitalscapelle. 204.
Krenienstein, Joh. Ameiser, Burggraf von. 70.
— die Herren von. 68.
— Ruine. 30, 68.
— Alter der Burg. 77.
— Ansicht der Burg. 73.
— Grundriss der Burg. 74.
Kreaienatein, Thor der Burg. 75.
— Capelle der Burg. 76.
Kreyg, Margaretha von. 14.
Krieg von Hochfelden. 72.
Krambach, Ulrich von. 326.
Kftchenreitfande an der Ostsee. 304.
Laach am Jauerling. 23-
Lambach, Kloster. 8.
Lamberg, Jos. von. 30.
Langenstein, Heinrich von. 254.
Laxenburg. 261.
Lai, Dr. 84, 86, 228.
Leber, Fr. von. 46, 50.
LegiO IV. 100. -- XIII, 200, 201, 202. —
XIV. 18«. — XV. 186, 201, 203, «04.
Legionsstempel. 203.
Leopold der Glorreiche. 231, 230, 240.
Leopold IV., Markgraf. 240.
Leopold Wilhelm, Erzherzog. 71.
Leyser, Ulrich, oberster Zeugmeister. 30.
Lichtenstein, Johann von. 253, 255.
Lichtenstein, Johann FĂĽrst von. 170.
Lichtenstein, die Burg. 165, 166.
Lichtenwarth. (Alt-) 253.
Lilienfeld, Kloster 8.
Lin, Nicolaus de. 307.
Lndmannsdorf, Hanns Ulrich Freih. v. 86, 80.
Lndwig, Herzog von Baiem. 218, 210.,
LĂĽne bei LĂĽneburg, ein Antipendium. 64.
Maler-Schale, Prager. 65.
Margaretha Maaltasche. 5.
Maria-Laach, die Kanzel. 23.
Mariaieller-Proceasion. 344.
Manik, Thomas. 2.52, 261.
Mathias Corrin, Kunig von Ungarn. 28, 170.
Max I. Tournierharnisch. 45.
Max n., Kaiser. 84, 87.
Mantemdorf, der Faultburm zu. 210.
Meldemann's Rundbild von Wien. 258.
Melk, Stift. 160.
Meseritoch, Heinrich 40, 220, 231.
Michelbaiem, Stift. 16.
Minkwiti, Caspar von. 86.
Mitterien. 240.
Mödling, die Burg. 166, 168-171.
— Hanso, Castellan von. 160.
— die Herren von und deren Siegel 166.
— der Karner. 168, 172.
— der Markt. 165.
— die Othmarskirche. 169, 170, 172, 180.
— Spitalscapelle. 168—178.
— Thürbeschläge daselbst ISO.
— die Türken zerstören. 172.
— Wappen und Siegel. 170.
Moorfande. 305.
MĂĽhlan bei Innsbruck. 51.
Moria. 187, 188.
Matina, Thomas von. 66.
Neohaas, Wandgemälde im Schlosse. 64.
Nidong, König von Jütland. 311.
Niederalteich, Stift. 212.
Norwegen, Holzkirchen io. 302, 303.
Obemberg, die Burg. 2.
Oberwesel, Tafelgemälde zu. 65.
Oehsenstein, Elisabeth von. 5.
Oeder, Dr. Georg. 00.
Oratorien, deren Bedeutung 249.
Ostendorfer, M., Holzschneider. 38.
Ottakringerbach. 227.
Otto der Fröhliche. 233.
Ottenheim. 250, 325.
Ottingen, Ludwig Graf von. 8.
Palmesel, der. 327. 328. 342. 343.
Pannoniens Militärstrassen. 204.
Pannonien, das romische Heerwesen in. 200.
Paisionstpiele. 340. ^
Pappenheim, Conrad von. 84, 85.
Paria, alte Ansicht von. 223.
Payerbach, die gothische Kirche. 35.
Petronell, das Heidenthor. 185, 180-193,
201, 204.
Petronell, römisches Lager. 193.
Petronell, das Schloss. 188.
Petronell, der SchĂĽttkasten. 188.
PetUn. 201, 204.
Pettaa, Anna von. 11.
Pfannberg, Ulrich von. 7.
Pfannenrennen, das. 47.
Pillichsdorf, Ditrich von. 60.
Plan von Venedig. 247.
Piain, Hedwig von. 2.
Piain, Luitpold von. 2.
Plank, Andreas. 247.
Plattenhamische. 46.
Plattneneichen von Augsburg. 51.
Polheim, Mina Freifrau von. 220.
Potenbarg, die Burg. 3.
Pottensteiner, Augustin. 31.
Prag, Theodorich v. 66.
Prager Malerschule. 65.
Preising, Jörg von, k. Quartiermeister. 83.
Preitfeld, Ulrich. 325.
Presibnrg. 247.
Protokolle der Wiener Hofqnartiermeister. 82.
Papping, Franciscanerkloster zu. 13.
Qaartiermeister, kais. in Wien. 83, Ol.
Bameredorf, Wandmalereien in d. Kirche. 64
Bampersdorfer, Conrad. 256.
Banna, PauUnerkloster. 221.
Banshofen, Stift. 212.
Kappach, Christoph von. 217.
Bappach, Gebhard von. 217.
Bappach, Jörg von. 21 9.
Baohenstein, Etis. v. 325.
Beider, J. M. von. 224.
Beitienstein, Christoph von. 40
Bingelrennen. 40.
Bietiendorf, 325.
Römische Bauten in Nieder-Oesterreich. 105.
Bomiiches Lager bei Petronell. 193.
Boos, Gustav. 301.
Bossek, Heinrich von. 70.
Bottal. Georg von. 170.
Bncaendorfer, Seyfried. 217.
Bachendorf, Ulrich von. 324.
Badolph lY., Herzog. 7, 227, 235, 243, 245, 253.
Badolph n., Kaiser. 90.
Bnneniteine zu Stockholm. 301.
351
Babaria. 187, 188, t05.
Baehtenheini, Hermann â–Ľ. 316.
Sacken, Dr. Ed. Freiherr von. 168, 178,185,
180. 191, t06.
BaoramentihäiuelLexi zu Heiligenblot. 24.
— SQ Krems. 204.
— SU Mödling. 182.
— zu Wien, Maria Stfegen. 267.
Salm, Kiclas Oräf. 70.
Balibiirg, Nonnberg, GomUde. 66.
Baya, Karl ron. 167.
Sehannberg, Albrecht Graf von. 19.
— Albrecht, Probet in Wien. 14.
— Bernhard, Probst in Wien. 12.
— Chunrat von. 252.
— Friedrich Graf von. 16.
— Georg II. Graf von. 15.
— Georg III. Graf von 16.
— Heinrich Graf von. 9.
<^ Heinrich von. 1.
— Heinrich HI. Graf von. S.
— Johann Graf von. 11.
— Lentold von. 5.
— Sigmund Graf von. 1 5.
— Ulrich I. von. 6.
— Ulrich II. 10.
— Ulrich III. Graf von. 13.
— Wemhard von. 1.
— Wemhard v. 3.
— Wolfgang Graf. 15.
~ die Grabmale zu Wilhering. 21.
•— die Veste. 1, 10.
Behaxfrennen, das. 46.
BehedeFs Chronik. 43.
Boheibenrennen, das. 47.
Boheiger, J. 223.
Behmiedesänlen. 309.
BehSnbnmiier, Jos. 54.
Bchdnbom, Graf von. 220.
SehwaUenbaeh. 206.
Bohwallenbaoh, die Ritter von. 213.
Behweden an Krenzenstein, die. 70.
Soysenhöfer, Conrad, Hofplattner. 51.
Bejsenhofer, Jörg, Hofplattner. 51.
Beligenatadt, Jobannes von. 33.
Biebenborger, Thomas von. 86, 89.
Biege! von Mödling. 170.
Siegel der Herren von Mddling. 166.
Biemdorf, Stephan von. 53, 57, 62.
Sievering, die Kirche zu. 273.
Sigmund, römischer Kaiser. 247.
Bilberprenner, Margaretha. 26.
Bmylo, Meister, Bncharzt. 307.
Bpiti a. d. Denan. 21 1.
Sprinsenatein, Alex. Freiherr von 93, 94.
Steinpeiss, Med. Dr. 32.
Steinbook, Kntherina. 301.
Stiebar, Jos. Freiherr von. 221.
Stopfenreuth, das ode Schloss. 186.
Btoekholm, das Museum zu. 300.
Stoy, Engelbert P. 54*.
Strasebnrg, Wurmser von. 66.
Btrneniee. 306.
Bnttinger'8 Wiener Plan. 223.
— Wiener Modell. 83.
Tannhäoier. 315, 320.
Tannhaoier, Freiherr von. 315.
Tartflchenrennen. 47.
Terai. 3.
Thaler, Florian P. 54.
Theophllni, Presbyter. 63.
Teitarella, Joh. 340.
Ttchtel, Bartholom. 27.
Tichtel, Johannes, Arzt. 25.
Tind in Norwegen. 302.
Timatein, das Nonnenkloster. 217, 218.
Tontensohn. 70.
Tonmler, das. 45.
Toumierordnnngen. 46.
Tonmierbneh, Burkmaiers. 47.
Tonmierbnch, Freidals. 48.
Tonmierharniicli, Kaiser Max I. 45.
— alter. 51.
— zum Scharfrennen. 47.
Traaenmnre. 321.
Trann, Lorenz Otto Graf von. 220.
Treiienbnrg. 320, 322.
Trohedingen, Anna von. 4.
Trohediogen, Friedrich von. 5.
Teohiachka, Franz. 340.
Tnlln, Karner. 276.
TĂĽrken bei Enzesfeld. 40.
Tfirken vor GĂĽns. 40.
Yalentinianoi, römischer Kaiser. 198.
Yasto, Alphonso del. 39.
Yeipaaian, römischer Kaiser. 186, 187.
Yenedig, Plan von. 247.
Yenni, Frau. 320.
Yennaberg. 315.
Yennsmfihle. 316.
Yllkina-Saga. 312.
Yindobona, römisches Standlager zu. 200.
Yiaeher, G. M. 71.
Yorlanf, Conrad. 256.
Waehan, die. 218.
Waehsenberg, Kolo von. 1.
Waehaenberg, Hedwig von. 2.
Wagnersänlen 309.
Wallsee, Barbara von. 14.
Wandelaltar, iltestes Beispiel. 67.
Wappen der Ritter von Scbwallenbach. 209
des Markts Mödling. 170.
der Schaunberge. 21.
des Ritter Gebhart Fritzendorfer. 209.
der Familie Breiteofelder. 324.
Waaa, Gustav. 301.
Weildorf, FlQgelalUr, 66.
Weihnachtsfeier in Norwegen. 304.
Weinwnrm, Meister. 254.
WeiH, Karl. 236, 246.
Wemher, Probst von Klostemeuburg. 53.
Wetileinsdorf. 325.
Wiener-Nenstadt, der Glaser der Kirche zu.
24, 31.
Widter, Ant. 54, 189, 190, 193.
Wieland, der Schmied. 309.
Wieland-Sänlen. 309.
Wieland-Sage. 312.
Wilhering, Stift. 12, 17.
Wilhering, Kolo von. 1.
Wilhering, Ulrich von. 1.
Wilhering, Grabmale der Schaunberge. 17. 21.
WSbem, Jesuit 340.
Wolmneth, Wiener Plan. 224, 233.
WĂĽrfel, Ulrioh. 257.
Zappert*! Plan von VTien. 225. 248.
Zarmigethnsa. 202.
Zaismanabninn. 250.
ZeUdng, Paul Wilh. von. 84, 85.
Zellemdorf, Karner. 298.
Ziegelbrennereien zu Carnuntum. 187.
Zwinger der Burg Kreuzenatein. 32.
Jahrg. X.
46
352
B. Wien insbeBondere.
Ambraser-Banunlimg. 47, 50.
AnĂĽehten aus SchedPs Chronik. 43.
aus dem Jahre 1532. 38, 39.
Meldemann's RundbUd. 229, 232» 234, 237.
nach Hans Goldemund. 44.
ArtUlerie-AraenaL 45.
Bognergaiie. 226.
Burg, die. 41, 240.
BrĂĽeken ĂĽber die Wien. 229, 231.
Burgfrieden. 237.
BĂśMerinnen, die. 242.
Forum altnm. 226.
Freiaingerhof. 245.
Fustwaichnng bei St Stephan, die. 328.
Ooldichmiedgaase. 226.
Hochitraase. 227.
Hof, ain. 226.
Eolsmarkt. 226.
Kirchen, Capellen und KlĂ–ater:
Annakloster. 240.
Antonskirche. 230.
AuguatiDerkloater in der Stadt. 236,240,
241, 346.
Augustinerkloster ausser der Stadt. 236.
Capucinerkloster. 347.
Carmeliten auf der Laimgrnbe. 234.
Carmeliten am Hof. 236, 246.
Clarenkloster. 232, 240.
Colomanskirche. 232.
Deutscher Ritterorden. 244.
Dominicaoerkloster. 41, 242.
Dorotheenkirche. 247.
Franciscanerkloster. 233.
Fusswaschung bei St. Stephan. 228.
Geistkirche, h. 220, 231, 232.
Georgsorden. 233.
Georgscapelle im Freisingerbofe am Gra«
ben. 239.
Hieronimuskloster. 242.
Himmelpfortkloster. 241, 325.
Jacobskloster. 242.
Jobann S. am Als. 228.
Johann S. im Werd. 42, 228, 236.
Johann S. in der Kämtnerstrasse. 241.
Maria-Stiegenkirche. 4, 41, 246,248,251,
262, 325.
Maria-Magdalenenkloster. 42, 236, 244,
308.
Martinskirche. 233, 246.
Michaelskirche. 240.
Minoriteukloster. 4, 239.
Nicolaikloster in der StadL 235, 244.
Kicolaikloster ausser der Stadt. 229.
Pankrazcapelle. 246, 249, 326.
Peterskirche. 41, 245, 249, 250.
Ruprechtskirche. 226, 245, 248.
Salvator S. (Ottenheim). 245, 246, 251.
Schottenkloster, das. 4 1 , 238, 245, 249, 261.
Stephanskirche. 41, 226, 245, 248, 328, 342.
Theobaldkirche. 233.
Wolfgan gscapelle. 228.
Klagbanm. 237.
Lager der deutschen Hilfstrnppen, bei. 39.
Maronialtar bei St. Stephan. 343.
Modell der Stadt von Suttinger. 83.
MĂĽllner Jacob, Handelsmann. 211.
ITnmerinmg der Häuser. 86.
Paarkirche bei St. Stephan. 343.
PalmbĂĽhel, der, bei St. Stephan. 327.
ParadeiB, das. 231.
Paasanerhof. 246. 260.
Paaaioniipiel bei St Stephan. 327, 340, 343.
Pelm Jilg, Kirchenmeister â–Ľ. St Stephan. 342.
Pläne von Wien von : Anguissola. 235.
Hirschvogel. 82, 224, 233.
aus der Mitte des XV. Jahrhunderts. 223.
Suttinger. 223.
Wolmuetb. 81, 224, 225, 233, 2S9.
Zappert 225, 248.
Bedemtoriitett-CottgTegation. 26 1.
Bömiache Strassenanlagen in. 194.
Stadtthore :
Kärntnerthor. 237, 238.
Rotbenthnrmthor. 41, 237.
Salzthor. 41, 237.
Schottenthor. 41, 235.
Werderthor. 41, 237.
Wiednerthor. 237, 238.
Stillen:
Bäckerkreuz 231.
Colomans-Sättle. 232.
Schmiede-Säule. 309.
Spinnerin am Kreuze. 42.
SchĂ–fEBtraeae. 228.
Stephaxiffreithol 342.
Tiefer Graben. 226.
ThĂĽrme:
Biberthurm. 41, 237, 238.
Elend thurm. 41, 238.
Fachthurm. 41.
Hafnerthnrm. 237, 238*
Judenthnrm. 41, 238.
Rothenthurm. 237, 238.
SalztburnL 237, 238.
Topographie der Stadt 81.
Universität, die. 227, 243.
Yoratädte :
Erdberg. 228.
Gumpendorf. 237.
Landstraase. 226, 229.
Werdervorstadt. 42, 228.
WindmĂĽhle. 235, 236.
Werderinael, die. 42.
-»ooigoo-ö-
DRUCKFEHLER -TERBESSERUNef EN.
S. XXI, Z. 15 statt: „dem Beste*' soll heissen: „den Resf — S. 8, Zeile 8 von unten statt: „Landes flneiheit*' soll heiaaen:
„Landeshoheit' '. — S. II, Zeile 3 7on unten ist beizusetzen nach : Verwandtschaft „mit diesem.'* ^ S. 14, Zeile 5 von unten atatt
„Kaiser" soll heissen: „König." -* S. 52, Zeile 14 von oben statt: „bei dem berühmten Helm" etc. soll heissen: „bei dem berühmten
Helmachmied Coloman einen silbernen Harniscb bestellen, welch Letzterer auf ehrbare Rechnung 60 Gulden Vorschusa begehrte." —
S. 223, Anmerkung 1. Z. 4 statt: „1664" soll heissen: „1684" und Anmerkung 2, atatt: „francais" soll heissen: „fran^ais." — S. 238,
Z. 10 statt: „angea" soll heissen: „augea." — 8. 318, Zeile 29 von oben statt: magnificanit, Otto fundanit, dotanit pontificanit soll
heisseo: magniflcavit, Otto fundavit, dotavit, pontifieavit
/
â– 1